;
Tiefsee-Radiolarien
Valentin Haecker
'
WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE
OER
DEUTSCHEN TIEFSEE - EXPEDITION
AUF DEM DAMPFER „VALDIVIA“ 1898-1899
IH AUFTRAGE DES REICHSAHTES DES INNERN
HERAUSGEGEBEN VON
CARL CHUN
PROFESSOR DER ZOOLOGIE IN LEIPZIG
LEITER DER EXPEDITION.
VIERZEHNTER BAND.
Mit b; Tafeln, 2 Karten und 225 Abbildungen im Text.
JENA
VERLAG VON GUSTAV FISCHER
1908
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LIBRARY
ECOlPPS INSTITUTION
OF OCEANOGRAPMV
U-Mi/CRSITY OT CALIFORNIA
LA JOLLA CALIFORNIA
Uebcrsetzungsrecht Vorbehalten.
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Inhalt des vierzehnten Bandes.
Ml«
Tiefaee-Radiolarlen. Spezieller Teil. Die Tripvleen, Collodarien und Mikroradiolarien der
Tiefsee. Von Valentin Haecker. Mit Tafel I — LXXXV und 102 Abbildungen im
Text 1
Tiefaee-Radiolarlen. Allgemeiner TeiL Form und Formbildung bei den Radiolarien. Von
Valentin Haecker. Mit Tafel LXXXVI— LXXXVII, 2 Karten und 123 Abbildungen
im Text 477
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Tiefsee-Radiolarien
Spezieller Teil.
Erste Lieferung.
Aulaeanthidae-Coneharidae.
Bearbeitet von
Valentin Haeeker.
Mit Tafel I — LXI1 und 40 Abbildungen im Text
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LIB^A W-Vk
SCRIPTS I N ST I T U T M> N»
Of OCEA MOGRA PH Y
UNIveRSITY OF CALIFORNIA
LA JOLLA CALIFORNIA
Erster Teil des Manuskriptes eingegangen März 1906.
C Chun.
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August Gruber
freundschaftlich zugeeignet
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<"09
ht„f s
Vorwort zum speciellen Teil.
Im Herbst 1902 machte mir der Leiter der deutschen Tiefsee- Expedition, Herr Professor
Chun, den Vorschlag; die Radiolarien der „Valdi via“- Ausbeute zu bearbeiten. Es war schon seit
Jahren mein Wunsch gewesen, mich mit den Kern- und Fortpflanzungsverhällnissen einer Protozoen-
gruppe genauer bekannt zu machen, und da nach früheren, an verschiedenen Radiolarien-Abteilungen
gemachten Beobachtungen von R. Hertwig, Brandt, Borgert u. a. zu erwarten war, daß gerade
die großen tiefen lebenden Formen günstige Untersuchungsbedingungen gewähren würden, so
mußte ich es als einen besonderen Glücksfall begrüßen, daß mir das überaus reiche und mit
größter Sorgfalt konservierte, in seiner Art wohl einzig dastehende Material der „Valdivia“-Aus-
beute zur Verfügung gestellt wurde.
An die Ueberlassung des Materials hatte Prof. Chun den Wunsch geknüpft, daß die
Arbeit unmittelbar aufgenommen und möglichst ohne Unterbrechung gefördert werden möge.
Bei meiner vielseitigen dienstlichen Beanspruchung an den drei Stuttgarter Hochschulen wäre es
mir nicht möglich gewesen, diesem Wunsche nachzukommen, wenn ich nicht in Fräulein Marian
H. MClberüer eine vortreffliche zeichnerische Beihilfe und Mitarbeiterin gefunden hätte, welche
ebenso mit künstlerischem wie mit wissenschaftlichem Interesse und mit unermüdlicher, auf-
opfernder Hingabe ihre Arl>eit in den Dienst der Sache gestellt hat •
An eine systematische Durcharbeitung sämtlicher im Material enthaltener Radiolarien-
formen konnte, wenn die Arbeit in abseh!>arer Zeit vollendet werden sollte, nicht gedacht werden.
Auch wäre es von nebensächlichem Interesse gewesen, eine möglichst große Zahl von neuen
Formen nur nach dem Skelette zu l)eschreiben und den 4000 Arten des monumentalen „Challengers-
Reports hinzuzufügen. Vielmehr galt es vor allem, hinsichtlich der zu behandelnden Formen-
gruppen eine angemessene Einschränkung vorzunehmen und ferner war das Hauptaugenmerk auf
die Weich körperst ru kt u re n zu richten, um, wie Prof. Chun betonte, „die verschiedenen
Kntwickelungszustände, welche Haeckel als besondere Arten beschrieb, «in der Hand der Struktur
des Weichkörpers als zusammengehörig zu erweisen*4.
Die Abgrenzung des Gebietes in der zuerst genannten Richtung ergab sich aus dem
Charakter der „Yäldivia“- Reise als einer Tiefsee-Expedition von selber: es kamen in Betracht die
eigentlich tiefenbewohnenden Formen, nämlich die Ordnung der Tri pyl een oder Phäodaricn
(einschließlich der verhältnismäßig wenigen Oberflächenbewohner), ferner die großen skelettführenden
Collodarien und von den Mikroradiolarien (Sphärellarien und Nassellarien) diejenigen,
welche auf Grund der Schließnetzfänge als regelmäßige oder mehr gelegentliche Bewohner der
größeren Meerestiefen zu betrachten sind.
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VI
Vorwort nun •ptcMlefl T«il.
Im Gegensatz zu dieser quantitativen Beschränkung des Stoffes stellte sich sehr bald die
Notwendigkeit heraus über das vorläufige, von Prof. Cnux gesteckte Ziel nach verschiedenen
Richtungen hinauszugehen.
Schon bei der ersten Sortierung des Materials konnte ich bei einigen Tripyleen die Beob-
achtung machen, daß die radialen Skelettelemente nicht über den Weichkörper hinausragen,
sondern im lebenden Zustand vollkommen von ihm eingeschlossen sind und mit ihren vielfach
scheibenförmigen Terminalbildungen das Oberflächenhäutchen der Gallerte wie ein Zelttuch oder
einen Baldachin ausgespannt halten (Taf. I, Fig. i). In Ergänzung der allgemeinen Vorstellungen,
die man sich bisher bezüglich der schützenden und stützenden Funktion des Radiolarienskelettcs
gemacht hatte, und im Gegensatz zu Haetkels Anschauung, daß die Radiär- und Endbildungen
die Bedeutung von Fangapparaten Italien, ergab sich aus den Beobachtungen die Auffassung,
daß das Radiolarienskelett ein von mechanischen Bauprinzipien beherrschtes Gerüst darstellt,
welches, ähnlich dem „mechanischen System“ eines Pfianzeastengels oder den wunderbaren
Strukturen der Hexactinelliden, bei möglichster Materialersparnis und Leichtigkeit
in erster Linie den Forderungen der Druck-, ^ iegungs- und Zugfestigkeit
zu genügen hat (1904, 1904a).
Bei weiterer Verfolgung dieser Verhältnisse stellten sich alsbald engere Beziehungen zwischen
der Struktur und der Beschaffenheit des äußeren Mediums heraus, in ähnlicher Weise, wie dies
kurz vorher von Schütt und Schimper für die Peridineen des Oceans nachgewiesen worden war.
Insbesondere konnten zwischen Warm- und Kaltwasserformen, zwischen Oberflächen- und Tiefen-
bewohnem strukturelle Unterschiede von allgemeinerer Giltigkeit nachgewiesen werden und in nahem
Zusammenhang damit waren andere Probleme ökologischer und tiergeographischer
Art, die Bipolarität vieler Formen, die Tiefengliederung des Oceans in „Radiolarien-Horizonte**,
sowie die Vertikalrassenbildung und Vertikalwanderung zu berühren (1904 a, 1905, 1906).
Die Feststellung der Skelettbild ungen als komplizierter An jxassu ngsstru ktu ren drängte
ferner zu neuen Versuchen, die Entwickelungsgeschichte des Radiolarienskelettes auf-
zuklären. Bei der liekannten Sprödigkeit, welche unser Objekt infolge des raschen Verlaufes der
Skelettbild ungsvorgänge in entwickelungsgeschichtlicher Hinsicht zeigt, war eine vollkommene
Klarlegung aller einschlägigen Prozesse nicht zu erreichen. Indessen konnte doch so viel erwiesen
werden, daß weder Haeckel’s Grundformenlchre und Biokrystallisationsthcorie, noch Dreyfr’s
mechanische Gerüstbildungshypothese ganz auf dem richtigen Wege waren, daß vielmehr die
Entstehung speciell des Tripy leenskelettes auf einem komplizierten Zusammenwirken
von mehreren physiologischen Vorgängen (Sekretions-, Wachstums-, Sprossungs- und
Umschmelzungsprozessen) beruht (1905 a, 1906, 1906 a). Ein besonders wertvolles Material haben
bei diesen Untersuchungen die zahlreich vorkommenden Abnormitäten und Monstro-
sitäten geliefert (Taf. XL, XIJV, XLV u. a.).
Vielfach, z. B. liei den hochspecialisiertcn Skeletten der Cölodendridcn und Cölographiden
(Taf. LX III), waren freilich nur spärliche Anhaltspunkte für die ontogenetische Untersuchung zu
gewinnen. Hier mußte ich mich mit dem Versuche liegnügen, die stammesgeschichtliche
Entwickelung des Skelettes verständlich zu machen (1907).
Schwieriger vielleicht als die Behandlung aller dieser Fragen gestaltete sich der Weg zum
ursprünglichen Arljeitsziel, zur Untersuchung der Weich kör perstrukturen, insbesondere
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Vorwort mm spcctetlcn Tdl.
vu
der Kern- und Fortpflanzungsverhältnisse. Dank der Sorgfalt, mit der an Bord der
„Valdivia“ die Konservierung des Materials vorgenommen worden war, fanden sich namentlich im
(’hromosmiu messigsäure- und Sublimatmaterial zahlreiche vorzüglich fixierte Objekte
vor, aber cs liegt in der Natur der Sache, daß die „Valdivia“-Ausbeute keine so vollständigen
Reihen liefern konnte, wie sie bei Benutzung von lebendem und von einzelfixiertem Material zur
Verfügung stehen und beispielsweise A. Borger! bei seinen schönen Untersuchungen über die
Entwickelung von Aulacantha Vorgelegen haben. Immerhin gelang es aller wenigstens bei einer
der großen Collodarienformen, bei Orosuna regalis, eine Entwickelungsreihe aufzustellen und
einiges Licht auf die Struktur der ( ieschlechtskeme und der vielgenannten „Chromidien“ zu
werfen (1907 b), und auch sonst waren manche Einzelheiten von größerem Interesse zu ermitteln,
so die weite Verbreitung des „dicystinen“ (zweikapseligen) Zustandes bei Aulacanthiden und
Tuscaroren, der Kemteilungsprozeß bei Castanidium (Taf. XLI) und manches andere.
Was endlich die Auffindung neuer Formen und überhaupt die systematische Seite
der Untersuchung anbelangt, so dürften die kolonienbildenden Tuscaroren (Taf. XXIX) und die
neue Tripyleengruppe der Astracanthfden (Taf. LXXII) zu den schönsten Kadiolarienfunden der
„Valdivia“ gehören. Auch die riesenhaften Formen, welche O. Schröder (1906) nach einigen
von der Südpol - Expedition gefischten Exemplaren unter der fiattungsbezeichnung Cytocladus
beschrieben hat (vergl. Taf. LXXV), waren schon vorher von den Zoologen der „Valdivia“ beachtet
und gezeichnet worden, und an der Hand eines reichlichen Materials konnte ich nachträglich ihre
Zugehörigkeit zu den Collodarien feststellen, also zu derselben Gruppe, zu welcher auch die von
Haeckel als Tripyleen betrachteten Orosphäriden zu rechnen sind (1906 c). Auch im Tripyleen-
svstem waren mannigfache Aenderungen gegenüber der HA&CKEL’schen Einteilung vorrzunehmen,
indessen fand ich auch hier auf Schritt und Tritt Veranlassung, der systematischen Arbeit meiner
Vorgänger und insbesondere Ernst Haeckels organisatorischem Riesenwerke meine Bewunderung
zu zollen.
Alles in allem sind, wie ich wohl aussprechen darf, nicht wenige der Erwartungen, welche
ich bei Uebemahme der Arbeit hegte, in Erfüllung gegangen, und wenn Räuber') von den
Radiolarien und insbesondere ihren SkelctLstrukturen sagt, daß hier noch viele verborgene Schätze
ruhen, welche des Lichtes des Tages harren, so darf ich wohl hinzufügen, daß für mich die
1 lehung einiger dieser Schätze eine unaasgesetzte Quelle der Anregung, Belehrung und ästhetischen
Befriedigung gewesen ist
Einige spezielle Punkte mögen hier noch Erwähnung finden.
Anfang 1904 hatte ich mich mit der Anfrage an Herrn Kollegen Van Höffen gewandt,
ob er mir das Tripyleen-Material der deutschen Südpol- Expedition zur Verfügung stellen
wolle. I >a ich erst seit einem starken Jahre mit dem Material der „Valdivia“ beschäftigt war, so
schien es mir im Interesse der Sache und insbesondere eines ruhigen Fortganges der Arbeit zu
liegen, daß das Material der beiden Expeditionen in eine und dieselbe Hand gelangte. Herr
Kollege Van hoffen hatte denn auch die Liebenswürdigkeit, mir das Südpol material, soweit es
liereits ausgesucht war, ungesäumt zuzustellen, und ich glaubte allen Interessen am besten dienen
zu können, wenn ich sowohl in den vorläufigen Veröffentlichungen, als auch in der definitiven
Lehrbuch der Anatomie de« Memcheu. 5. Auf!.. Bd. 1. S. 301.
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VIII
Vorwort »im sprdellrn Teil.
Bearbeitung des „Valdivia“- Materials gleichzeitig auch die der Südpol-Expedition entnommenen
Daten verwertete, um dann nach Abschluß des Tiefsee- Werkes die Befunde der $üdpol-Ex|>edition
nochmals besonders zusammenzustellen. Infolgedessen wurden sowohl in meinen ersten Mit-
teilungen (1904, 1904a), als auch in den zunächst fertiggestellten Tafeln des „Valdivia“- Werkes
Beobachtungen bezw. Zeichnungen, welche der „Gauß“- Ausbeute entstammten, aufgenommen. Als
sich dann aber aus einer späteren Korrespondenz mit Herrn Kollegen Van hoffen ergab, daß
diese Behandlung des Gegenstandes nicht ganz den Intentionen der Leitung der Südpol-Expediton
entsprach, und ich es im weiteren Verlauf der Verhandlungen als zweckmäßig betrachten mußte,
wenn ich meinerseits auf die Bearbeitung des Südpol-Materials verzichtete, war die Aufnahme ver-
schiedener Zeichnungen in die Tafeln des „V aldi via“- Werkes hereits eine vollzogene Sache und nicht
mehr rückgängig zu machen. So finden sich denn auf den ersten Tafeln der vorliegenden Arl»eit
Abbildungen von verschiedenen Formen, welche von beiden Expeditionen heimgebracht
worden waren, deren Wiedergabe alier aus technischen, größtenteils aber aus rein zufälligen
Gründen nicht auf einem Tiefsee-, sondern auf einem Südpol- Präparate Ijeruhte. Zweitens habe
ich der Vollständigkeit halber einige schon von Haeckel und Borgert beschriebenen und
größtenteils abgebildeten Formen, die sich nur im „Gauß“-, nicht aber im „V aldi via“-Material vor-
fanden, nach Südpol- Präparaten nochmals wiedergegeben, und drittens sind auch vereinzelte neue,
ausschließlich im „Gauß“-Materia! enthaltene Formen in die Tafeln aufgenommen worden, nach-
dem sie bereits in den ersten vorläufigen Mitteilungen beschrieben worden waren.
Die Abbildungen der ersten Gruppe besonders aufzuzählen, dürfte keinen Zweck haben. Der
zukünftige Bearbeiter des Südpol-Materials wird die entsprechenden Hinweise in der Tafderklärung finden.
Die Abbildungen der zweiten Kategorie sind diejenigen von Aulosphaera elegantissima HAECKEL
(Taf. XII. Fig. 123 und 124; frühere Abbildungen bei HAECKEL und R. HeRTWIg). Auloscena pyrami-
dalis Haeckel (Taf. XIII, Fig. 133), Aulastrum spinosum Borgert (Taf. XIV, Fig. 139 140; schon
von Borgert abgebildet) und Sagoscena castra Haeckel (Taf. XV. Fig. 147; Abbildungen bei
Haeckel und Borgert).
Ausschließliches Eigentum der Südpol-Expedition sind: eine besonders interessante Abnormität
von Aitlospathis triodon (Taf. VII, Fig. 81 und 82, S. 82), die stachellose Abnormität von Cannosphaera
(Taf. XIV, Fig. 143) und die neue Art Sagenoarium antarcticum (Taf. XIX, Fig. 168). Auch die
Spannhaut zwischen den Oralstacheln der Tuscaroriden war bei einem „Gauß -Exemplar“ (Taf. XXVI,
Fig. 199—200) besonders schön erhalten.
Der unter der Bezeichnung von Aulodendron heteracanthum beschriebene einzelne Stachel des
„Gauß“- Materials (Taf. X, Fig. 92. S. 90) wurde auf Grund von späteren, der „Valdivia“- Ausbeute ent-
stammenden Funden als Bruchstück eines zls/rac<i»///<i-Skelettes erkannt
Bezüglich der Farbengebung auf den Tafeln Ist folgendes zu bemerken. Bei der
Herstellung der ersten Tafeln lagen uns noch nicht die an Bord der „Valdivia“ von R. Woltereck
nach dem frischen Material angefertigten Farbenskizzen vor, und wir haben uns daher bei den
Ganzfiguren (Taf. I, Fig. 1, Taf. II — IV) im wesentlichen an die Fig. 1 auf Taf. CII des „Chal-
lengers-Reports gehalten, welche ein bei Ceylon lebend beobachtetes Exemplar von Aulao'ros elegans,
und zwar das Phäodium in lebhaft grünem, die Centralkapsel und den Kern in rosa-
farbigem Tone, wiedergicbL Statt des letzteren wählten wir eine auf unseren Präparaten häufig
angetroffene rötlich-braune Farbe. Eine nachträglich erhaltene Farbenskizze, welche Wolter eck
an Bord der „Valdivia“ nach einem in T.-Sl 44 (Guineastrom) gefischten Exemplare von Aubctros
angefertigt hatte, belehrte uns später, daß es richtiger gewesen wäre, wenigstens bei den atlantischen
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Vorwort /um «.pcciellrn Teil.
IX
Aulacanthiden das Phäodium d u n kel-grün brau, die Centralkapscl und den Kern hellgelb-
braun wiederzugeben. Damit soll keineswegs in Abrede gestellt werden, daß die Centralkapsel
und der Kern bei einigen Formen einen rosafarbigen Ton besitzen können, zumal bei anderen
Radiolarien, insbesondere hei Nassellarien, Formen mit rosafarbiger bis leuchtend-
karminroter Centralkapsel keine Seltenheit sind.
Bei der Wiedergabe der Tuscaroren (Taf. XXII ff.) haben wir, in Anlehnung an eine
Skizze Wolterecks, das im lebenden Zustand dunkel-grünbraune bis schwarzbraune
Phäodium (vergL Taf. XXIV', Fig. 187) im Interesse der Deutlichkeit der .Schalenstrukturen im
allgemeinen nur dunkel schattiert, während die im lelienden Zustande gelblichweiße bis gelbbraune
Centralkapsel, zwecks besserer Hervorhebung, eine rosafarbene „Kunstfarbe“ erhielt. Die Schalen
sellier stellen sich nach einer Notiz Wolterecks im durchgehenden Licht gelblichweiß, auf
dunklem Grunde bläulichweiß dar, sie zeigen also ähnlich den blauen Vogelfeldem eine Färbung
„trüber Medien“.
Bei der Wiedergabe von Cotlodendrum ßabellatum (Taf. LXI1I, Fig. 489), sowie von
Chaiknotron annatum (Taf. LI, Fig. 419 — 4 20) haben wir uns möglichst genau an die Wolter eck-
schen Farbenskizzen gehalten, während wir für andere Formen, für welche keine Originale Vor-
lagen (Mcdusettiden, Conchariden, Cölodendriden), ähnliche Töne in Verwendung brachten.
Bei den Tiefenangaben ist die im „Allgemeinen Teil“ genauer begründete Ein-
teilung des Oceans in 4 Horizonte: Collidenschicht (o — 50 m), Challengeridenschicht
(50 — 350 oder 400 m), Tuscarorensch i cht (350 oder 400 bis 1000 oder 1500. m), Pha-
ryngcllenschicht (1000 oder 1500 bis 4000 oder 5000 m) überall in Gebrauch gekommen
(vergL auch 1 906). Innerhalb der Tuscarorenschicht wurden eine Pandorastufe (400
bis iooo m) und eine Aulo$p<ithis- Stufe (1000 — 1500 m) unterschieden. Die ersten
3 Schichten decken sich annähernd mit den von Lobianco (1903) für das Mittelmeer aufgestellten
„Zonen“ des Phaoplanktons (Lichtzone), Knephoplanktons (Schattenzone) und Sk o to-
plan kt ons (Dunkelzone). Für die Pharyngellenschicht habe ich die Bezeichnung: Nachtzone
oder Zone des Ny ktoplanktons in Vorschlag gebracht (1906). Formen, welche in mehreren
oder allen Schichten normalerweise Vorkommen, sollen in Anlehnung an Loblanco als
pamplanktonisch bezeichnet werden.
Bei der Feststellung der Zugehörigkeit der einzelnen Gruppen zu den verschiedenen Zonen
war ich fast ausschließlich auf die den Plankton- und Schließnetzfängen der „Valdivia“ ent-
nommenen Daten, sowie auf mehr vereinzelte Angaben von Borgert, Fowler, Jörgensen und
Lobianco angewiesen. Dagegen waren leider die Tiefenangaben im „Chal!enger“-Report nur zum
Teil zu verwenden. Auf meine Anfrage hin hatte Herr Professor Haetjcel die Freundlichkeit
die Auskunft zu geben, daß er die im „Challenger“- Report angegebnen Tiefen Verhältnisse
(„surface“ und „various depths“) nicht durchgehend für sicher halte. „Die große Mehrzahl der
Phäodarien halte ich für Tiefsee- Bewohner; manche sind offenbar gelegentlich in Surface-Plankton
hineingeraten. Die Methoden des „Challenger“ für Planktonfang (vor 30 Jahren f) waren noch
sehr unvollkommen, Schließnetze schon unbekannt. Manche Tiefenangaben (unter vielen tausend
Präparaten!) waren wohl verwechselt.“
Auch die Angaben von Borgert über die Tripyleen aus den Schließnetzfängen der
Plankton- Expedition (1903) waren bedauerlicherweise nicht durchweg verwertbar, da bei den
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X
Vorwort xum »prciellrn Teil.
einzelnen Formen nicht angegeben ist, ob bloß Skelette und Skelettteile oder auch der Weich*
köqx»r erhalten war.
Am Schlüsse dieses Vorwortes sei es mir noch gestattet, Herrn Professor Chux meinen
herzlichen Dank auszusprechen für das große Entgegenkommen, welches er jederzeit gegenüber
meinen zahlreichen Anfragen und Wünschen gezeigt, und insbesondere dafür, daß er mir in
liberalster Welse die Mittel dos Expeditionsfonds zur Verfügung gestellt hat Auch seinem
Mitarbeiter, Herrn Kollegen Wolteheck, bin ich für manche Auskunft und Beihilfe zu Dank ver-
pflichtet, vor allem aber auch dem Herrn Verleger, der bei der Herstellung der Tafeln und
l>ei der Drucklegung alle meine Wünsche in weitgehendem Maße berücksichtigt und sich zu
großen Opfern bereit gefunden hat. Wie viel ich der unermüdlichen und gewissenhaften Beihilfe
meiner Mitarbeiterin, Fräulein Marian H. MOlbergkr, verdanke, halie ich schon im Eingang
erwähnt Auch ihr möge an dieser Stelle nochmals mein Dank ausgesprochen werden.
Im Frühjahr 1905 hatte ich Gelegenheit, an der zoologischen Station in Neapel
lebendes Material zu untersuchen. Ich bin der Teilung der Station zu großem Danke ver-
pflichtet für das Entgegenkommen, welches sie mir auch während dieses Aufenthaltes erwies, und
ebenst) Herrn Kollegen Rhumbler, der ebenda im Jahre vorher für mich eine kleine Nach-
untersuchung angestellt hat und dem zu diesem Zwecke der Stationsdampfer in liberalster Weise
zur Verfügung gestellt wurde. Endlich hatten «auch die Herren Kollegen Nordgaarp und
Jörgensen in Bergen die große Freundlichkeit, mir zum Vergleiche Challengeriden- Material zu-
zusenden. .Auch ihnen sei hier nochmals mein Dank algestattet
Stuttgart, Dezember 1907.
Allgemein gütige Abkürzungen und Zeichen.
T.-St Station der Deutschen Tiefsee-Expedition.
Ch.-SL „Challengers-Station.
SehL-N. oder S. Schließnetzfang.
V. Vertikalnetzfang.
P. Planktonfang.
C leere Schalen.
• Individuen mit Centralkapsel und Weichkörper, vereinzelt (1 — 3 Exemplare).
• • „ „ „ „ „ mehrere (4 — 10) Exemplare.
• •• „ „ „ „ „ zahlreiche Exemplare.
Tb. Notiz aus dem an Bord der „Valdivia“ geführten Tagebuch.
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iS.-n.
I. Die Radiolarien-Ordnung der Tripyleen
(Phäodarien).
Die Tripyleen oder Phäodarien sind verhältnismäßig große (vielfach
einen Durchmesser von 0,5— o,8 cm erreichende), vorwiegend tiefen bewohnende (knepho,
skoto- und nyktoplanktonische) Radiolarien, deren Centralkapsel in der Regel mit
direi Oeffnungen, einer Hauptöffnung (Astropyle) und zwei Nebenöffnungen
( Parapylen), versehen und an der Ast ropy lensci te meist von einem Phäodiu m
um h ft 11t ist, d. h. einer dichten Masse von verschieden großen und verschieden stark färb-
baren, vielfach pigmentierten Sekrettropfen, in welchen in der Regel Nah m ngskörper (Diatomeen,
Algensporen) eingeschlossen sind. Der Kern ist verhältnismäßig sehr groß, teilt sich
bei der gewöhnlichen Vermehrung nach einem modifizierten mitotischen
I'ypus und entwickelt dabei sehr zahlreiche (bis gegen 1600) fadenförmige
Chromosomen. Das Skelett zeigt sehr man n igfaltige (für jede der 12 Familien
eigentümliche) Anpassungsstrukturen, welche teleologisch in erster Linie als stützende
Gerüste für den Weich körper und speciell für die ext rakaly in male Sarkode-
haut aufzufassen sind, in zweiter Linie der Erhöhung des Sch webvermögens und der
F r leichterung der Vert ikäl beweg u ng dienen, und welche entwickelungsgcschicht-
l»ch auf ein kompliziertes Zusammenwirken sehr verschiedenartiger form-
bildender Faktoren (Abscheidungs-, Verkieselungs-, Quellungs- und Sprossungsvorgänge) zu-
rückzuführen sind.
Je nach der Rangstufe, welche man der Gesamtheit der Radiolarien innerhalb des Tier-
kreises der Protozoen zu weist, wird die Gruppe der Tripyleen oder Phäodarien bald als
l.egion oder Unterklasse (IIaeckeu 1887), bald als Ordnung (Bötschli, 1880—82, Lang 1901),
l»ald als Unterordnung (R. Hertwig, Lehrbuch der Zoologie) bezeichnet.
Ich möchte, indem ich den Radiolarien den Rang einer Klasse oder mindestens Unter-
klasse einräumc, im Anschluß an Böischli und Lang bis auf weiteres die Tripyleen als eine
1
Drrtifb* Ticfacc-fcapnditiuQ IM XIV. I
r
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2
Valekti* Ha ecke*.
Ordnung und demgemäß die größeren, ül>cr den Familien stehenden Unterabteilungen (Phaeo-
cystina, Phaeosphaeria etc.) als Unterordnungen l>ehandeln. F.ine endgültige Fntscheidung in
dieser Richtung wird erst möglich sein, wenn einmal das gesamte provisorische Radiolariensystem
Haeckel’s einer vollständigen Revision unterzogen werden kann.
Was die Benennung unserer Gruppe anbelangt, so möchte ich der von R. Hertwig (187g)
vorgeschlagenen Bezeichnung: „Tripylea“ den Vorzug gel>en gegenul>er dem HAHCKKl.’schen
Namen: „Phaeodaria“ (Sitzungstar. d. Jenaischen Ges. f. Med. u. NaL, Sitzung vom 12. I>ez.
1879). Abgesehen von der Priorität, welche der I Ieri wio’schen Bezeichnung zukommt, nimmt
dieseli>e auf ein Merkm;il Bezug, welches, wie auch durch die vorliegenden Untersuchungen be-
stätigt werden kann, nahezu allen Familien dieser Gruppe zukommt. So konnte z. B. an dem
Material der „Valdivia“ auch für die Gistanelliden, Circoporiden und Tuscaroriden die typische
Dreizahl der Oeffnungen der Central kapsel nachgewiesen werden, aLso für solche Abteilungen
l»ei welchen die Parapylen nach Haeckel teils fehlen, teils eine wechselnde Zahl auf-
weisen sollen. Freilich kommen innerhalb unserer Ordnung einzelne Ausnahmen vor: so habe
auch ich Ivei den Phäodiniden keine Parapylen nachweiscn können; ferner l>esitzt die Central-
kapsel von Challcngeria Wärest regelmäßig zwei Astropylen und zwei Parapylen, also im
ganzen 4 Oeffnungen, und endlich finden sich nach den Untersuchungen von Fowlrk und
Borger 1 innerhalb des Formenkreises der Medusettiden eine Reihe von besonderen Modifikationen
vor. Indessen muß gesagt werden, daß die Phäodiniden höchstwahrscheinlich skelettlose Jugend-
formen von Aulacanthiden darstellen, daß ferner die Verhältnisse lx?i ChaUtngcria sich sehr leicht
auf den tripyleen Typus zurückführen lassen und daß es sich liei den von Fowler und Borger!
untersuchten Arten um hochspeciallsierte Formen handelt, welche ihre Wurzel sicher in den einfacher
getauten Nbxlusettiden und Challengeriden haben. So läßt sich denn in der That zeigen, daß die
Dreizahl der Cent ralkapselöf fnu ngen einen der konstantesten und auffälligsten Charaktere bildet,
welche unsere Ordnung aufweist, und daß derselbe hinsichtlich der Regelmäßigkeit seines Auf-
tretens mindestens nicht zurücksteht hinter dem von Haetkrl in den Vordergrund gestellten
Merkmale. Es Ist hier daran zu erinnern, daß das Phäodium als eine komjiakte, den Astropylen-
teil der Centralkapsel umschließende Masse von Phäodellen keineswegs sämtlichen Familien zu-
kommt, daß vielmehr zahlreiche Cölodendriden eine im ganzen Weichkörper zerstreute Anordnung
der Phäodellen aufwdsen.
Fs sei hier kurz noch auf einen die Charakteristik der Tripyleen betreffenden Punkt hin-
gewiesen. Im Anschluß an die Beschreibung, welche R. Her i wir, von der Centralkapsel der
Aulacanthen und Aulosphärcn gegeben hat, pflegt als eines der wichtigsten Merkmale der Tripyleen
die doppelte Kapsel me m bran angegelien zu werden. Sogar in einer so kurz gefaßten
Charakteristik, wie sie Lang in seinem Lehrbuch (1901) giebt, figuriert die doppelte Kapsel-
membran an erster Stelle. Fs ist nun allerdings zuzugeben, daß sich die innere sehr dünn«'
Hülle, die Endocajisa, speciell bei den Aulacanthiden mühelos auf jedem Schnittpräparat nach-
weisen läßt, aber andererseits möchte ich tatonen, daß ich bei den Centnilkapseln zahlreicher
anderer Formen, welche ich auf Schnitten zu untersuchen Gelegenheit hatte, entweder die Fndo-
capsa überhaupt nicht mit Sicherheit feststellen konnte, oder daß ich (z. B. bei den Challengeriden)
in verschiedenen Fntwickelungsphasen der Centralkapsel eine verschiedene Beschaffenheit ihrer
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T K .ul iola ric n
3
Umhüllung fand. Ich glaube also nicht, daß der doppelten Kapselmembran eine so hervor-
ragende systematische Bedeutung zukommt, daß sie neben der Dreizahl der Kapselöffnungen
und der Ausbildung des Phäodiums als allgemeines Attribut des Tripyleenkörpers gen;uint
werden darf.
Was die Systematik der Tripyleen anbelangt, so weiche ich in verschiedenen
Punkten von Haeckel ab. Haetkel unterscheidet 4 Ordnungen und 15 Familien, welche in
folgender Reihenfolge angeordnet sind:
1. Ordnung: P h aeocysti n a.
1. Familie: Pheaodinida.
2. „ Cannorrhaphida.
3» „ Aulacanthida.
2. Ordnung: Phaeosphaeria.
4. Familie: Orosphaerida.
5. „ Sagosphaerida.
6. „ Aulosphaerida.
7. „ Cannosphaerida.
3. Ordnung: Phaeogromia.
8. Familie: Challengerida.
9. „ Medusettida.
10. „ Castancllida.
11. „ Circoporida.
1 2. „ Tuscarorida.
4. Ordnung: Phaeoconc hia.
13. Familie: Concharida.
14. w Coelodendrida.
1 5. „ Coeiographida.
Im Laufe meiner Untersuchungen bin ich dazu geführt worden, in dem von Haetkei.
aufgestelltcn System folgende, in der spcciellen Darstellung näher zu l>egründende AUänderungen
vorzu nehmen :
Mit Bokgert möchte ich die Phäodiniden aLs skelettlose Jugend formen der Aulacanthiden
l>ctrachten, und ebenso möchte ich mich vorläufig der von demselben Forscher ausgesprochenen
Anschauung anschließcn, daß es sich auch bei den Cannorrhaphiden vorwiegend um skelett-
lose, vermutlich zu den Aulacanthiden gehörige Individuen handelt, deren Weichkörper sich in
regelmäßiger oder mehr zufälliger Weise mit kieseligen Fremdkörpern verschiedener I lerkunft
Ijedeckt hat Ich lasse also in dem revidierten System die beiden Familien als unsichere Gruppen
bis auf weiteres beiseite und beginne mit der Familie der Aulacanthiden.
Was die Gruppe der Phäosphärien an belangt, so sind die Gros ph ariden aus dieser
Unterordnung und ülxrhaupt aus dem Vcrlxind der Tripyleen auszuschalten und den Thalasso-
3
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4
Valentin llu« km,
sphäriden anzureihen. Ferner ist die Reihenfolge der 3 übrig bleibenden Familien, mit Rück-
sicht auf die relative Differcnzieningshöhc der Skelette und im Hinblick auf die engen Beziehungen
zwischen Sagosph ariden und Tuscaroriden, umzuändem: cs empfiehlt sich, die Aul osphäriden
voranzustellen und die Sagosphäriden an die dritte Stelle zu setzen.
Die Unterordnung der Phaeogromia Ist zu spalten, und zwar sind die Castane lüden,
Circoporiden und Tuscaroriden in einer besonderen Gruppe, welche den bereits von
Haeckel vorgeschlagenen Namen: „Phaeocalpia“ führen soll, zu vereinigen und wegen ihrer zahl-
reichen Beziehungen zu den einzelnen Familien der Phacosphaeria diesen letzteren unmittelbar
anzureihen. Provisorisch soll dann mit den Phaeocalpia auch die neue von Borgert aufgcstellte
Familie der Po rospa th i de n vereinigt werden. In der Unterordnung der Phaoogromia s. str.
verbleiben die Challengeriden und M cd u settiden. Fine Teilung der letzteren Familie
vorzunehmen, wie dies Borgert vorschlägt, halte ich nicht für notwendig.
Auch die Gruppe der Phaeoconchia mochte ich wegen der außerordentlich weitgehenden
Verschiedenheit der von Habckel hierher gerechneten Familien in 2 Unterordnungen spalten.
In der Unterordnung der Phaeoconchia verbleiben nur die Conchariden, welche engere
Beziehungen zu den Castanclliden und Challengeriden zeigen, wahrend die hochspecialisierten
und eine sehr isolierte Stellung einnehmenden, untereinander aber durch alle Uebeigänge ver-
bundenen Familien der Cölodendriden und Cölographiden in eine Familie (Coelo-
dendridae) zu vereinigen sind und für dieselbe unter der Bezeichnung: „Phaeodendria“ eine neue
Unterordnung aufzusteilen ist
Im ganzen würden also statt der 4 von Haeckki. vorgeschlagenen Ordnungen sechs
Unterordnungen aufzusteilen sein. Ferner würden 4 Familien in Wegfall kommen, während eine
neue (Porospathidae) hinzuzufügen ist: das Tripyloen System würde also statt 15 nur noch
zwölf Familien enthalten.
Revidiertes System der Tripyleen.
I. Unterordnung. Phaeocystina Skelett aus zahlreichen isolierten, nicht zusammen-
hängenden Stücken Ixstrhend.
r. Familie. Aulacanthidae. Skelett aus hohlen Radialstacheln und einem Mantel
von feinen rangen tial röhren bestehend.
II. Unterordnung P h a e o s p h a e r i a Skelett aus einer oder 2 konzentrischen Schalen
liestehcnd. Pylomöffnung, wenn vorhanden, auf die innere Schale lx'schränkt.
2. Familie. Aulosphaeridae. Einfache Gitterschalc aus hohlen, von ei nein Achsen-
faden durchsetzten Tangcntialbalken bestehend. Keine Pylomöffnung.
3. Familie. Cannosphaeridae. 2 konzentrische, durch Radiulbalkcn verbundene
Schalen. Innere Schale mit Pylomöffnung.
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Tic f«c«> K •'MUoljuko.
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4. Familie. Sagosphaeridae. Eine oder 2 konzentrische Schalen, deren Maschen- i- M\
werk aus dünnen, biegsamen, soliden Balken besteht Keine Pylomöffnung.
III. Unterordnung. Phaeocalpia. Skelett aus einer monaxonen oder pol yedrisch en
Schale bestehend, welche eine Pylomöffnung und allseitig oder kranzförmig ange-
ordnete Radialstacheln besitzt
5. Familie. Castanellidae. Schale meist kugelig, monaxon, mit gleichmäßig ver- /-* ■' 1
teilten, rundlichen, weiten Poren und mit meist zahlreichen, allseitig verteilten Radial-
stacheln.
6. Familie. Circoporidae. Schale kugelig oder polycdrisch, mit Porenkränzen an r f
der Basis der Radialstacheln. Radialstacheln meist in beschränkter Zahl und
geometrischer Anordnung, mit Terminalästen.
7. Familie. Tuscaroridae. Schale meist flaschen förmig, mit engen Porenkanälen
und wenigen, langen, in 1 — 2 Kränzen um die Hauptachse gruppierten Radial-
stacheln. Radialsticheln ohne Terminaläste.
8. Familie. Porospathidae. Schale mit papillenartigen Erhebungen oder mit einem ; : F
trigonalen Balkensystem bedeckt, mit allseitig angeordneten Radialstacheln und
cylindrischem Peristom.
IV. Unterordnung. Phaeogromia. Skelett in der Regel bilateral-symmetrisch,
mit Pylomöffnung und bestimmt lokalisierten Radialstacheln.
0. Familie. Challengeridae. Schale mit „Diatomeenstruktur“. Pylomöffnung mit '*
einseitiger Pcristombildung. Radialstacheln, wenn vorhanden, nur in der Medianebene,
seltener um den aboralen Pol gruppiert
10. Familie. Medusettidae. Schale vielfach mit Wabenstruktur, glatt oder mit
kleinen Domen besetzt Radialstacheln ausschließlich den Pylomrand besetzend, ge-
kammert
V. Unterordnung. Phaeoconchia. Schale aus 2 meist dickwandigen, von rundlichen,
ampullen- oder schlitzförmigen Poren durchsetzten Klappen bestehend.
11. Familie. Concharidae.
VI. Unterordnung. Phaeodendria. Schale aus 2 dünnwandigen Klapjien bestehend,
jede mit einem konischen Helm- oder Kuppelaufsatz, von welchem divergierende, verzweigte
Röhren ausgehen.
12. Familie. Coelodendridae.
In der beifolgenden Horizontalprojektion eines provisorischen Stammbaumes sollen die
näheren und entfernteren Beziehungen der einzelnen Gruppen zu einander versinnbildlicht werden.
In erster Linie soll die verhältnismäßig isolierte Stellung der Aulacanthidae (Phaeocystina),
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Valentin Haeckek.
Coclodendridae (Phaeodcndria) und Concharidae (Phaeoconchia) zum Ausdruck kommen. Erstere
zeigen entfernte Anklänge an die Aulosphäridcn, die Cölodendriden können allenfalls mit den
Aulacanthiden und Conchariden, die letzteren mit den Cölodendriden, Castanellklcn und
Challengeriden in einen losen Zusammenhang gebracht werden.
Einen engeren Verband bilden die beiden Unterordnungen der Phaeosphaeria und
Phaeocalpia. Unter den ersteren sind die Aulosphäridcn als direkter Ausgangspunkt einerseits
für die Sagosphäriden, andererseits für die Cannosphäridcn zu betrachten, unter den letzteren
stellen die Castanelliden das Anfangsglied für eine natürliche Reihe (Castanellidcn — Circoporiden
— Tuscaroriden) dar. Gleichzeitig zeigen die Castanelliden entfernte Beziehungen zu den Aulo-
sphäridcn, die Circoporiden gewisse Berührungspunkte mit den Cannosphäriden und die Tuscaro-
riden solche mit den Sagosphäriden. Eine isolierte, im Schema durchaus provisorische Stellung
nehmen die Porosj»athiden ein, wahrend die Challengeriden, welche gleichzeitig den Ausgangs-
punkt für die zum Teil hochspecialisierten Medusettiden bilden, einerseits An klänge an die
Castanelliden, andererseits an die Conchariden zeigen:
i. Unterordnung Phaeocystino.
Die erste Unterordnung der Phiiocystinen Ist nach Haeckel dadurch gekennzeichnet,
daß das Skelett, wenn überhaupt ein solches vorhanden ist, aus zahlreichen isolierten,
nicht zusammenhängenden Stücken besteht
Haeckel unterscheidet drei Familien: die Phäodiniden, Cannorrhaphiden und Aula-
canthiden.
Die Phäodiniden, gekennzeichnet durch das gänzliche Fehlen eines Skelettes, sind im
Haeckel sehen „Challenger“- Report durch 2 Gattungen, Phaeocola und Phaeodina, mit zu-
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Tie/see-Rsdiobrien.
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sammen 3 Arten vertreten. Die Gattung Phaeocoila ist durch das Fehlen der beiden Parapylen
von der Gattung Phaeodina unterschieden.
In der „Valdivia“-Ausbeute habe ich ein einziges Mal (T.-Sl 170, Schl-N. 1700 — 1 000)
zahlreiche Exemplare einer Form gefunden, welche, was das Fehlen eines Skelettes anl>elangt,
mit den Haeckei .'sehen Phäodiniden und, da an der Central kapsel keine Parapylen nachgewiesen
werden konnten, speciell mit seiner Gattung Phaeocoila Qbereinstimmt Da ich aus den unten
angeführten Gründen der Ansicht zu neige, daß es sich bei dieser Form um ein Entwickelungs-
stadium einer dicystiden, d. h. normalerweise mit 2 Ccntralkapscln ausgestatteten Aulacanthide
handelt, so möchte ich derselben nur einen vorläufigen Namen geben und den provisorischen
Charakter der Bezeichnung durch ein besonderes Schriftzeichen > < andeuten <).
> Phaeocoila valdiviae< nov. stad.
Taf. XLII, Fig. 30 2.
Die Größe des Weichkörpers ist eine wechselnde. Bei den kleinsten Exemplaren beträgt
der Durchmesser 0,9, bei den größten 1,3 mm.
Die Form des Weichkörpers ist bei sämtlichen Individuen die nämliche: sie ist stark
abgeflacht, ausgesprochen zweilappig und erinnert so in Flächenansicht am ehesten an ein
Veilchen blatt
Jede Hälfte beherbergt eine ellipsoidische Centralkapsel, deren Astropyle gegen den nicht-
gelappten Pol des Weichkörpers und meist etwas nach außen gerichtet ist. Parapylen konnte
ich auf 4 nahezu lückenlosen, von verschieden großen Individuen angefertigten Schnittserien
nicht auffinden. Da speciell bei den Aulacanthiden die Parapylen sich stets durch mehrere
10 j -Schnitte durch verfolgen und sich daher auf einigermaßen vollständigen Schnittserien jederzeit
anstandslos nachweisen lassen, so muß ich annehmen, daß die mir vorliegenden Phäodiniden
thaLsächlich keine Parapylen besitzen, so wie dies von Haeckel für seine Gattung Phaeocoila
angegeben wird. Bei einem größeren Exemplar waren an den Stellen der Centralkapseln, welche
die Parapylen einzunehmen pflegen, alveolenfreie Plasmahöfc zu erkennen, wie man sie sonst
unterhalb der Parapylen findet Es Ist zu vermuten, daß bei weiterem Wachstum an diesen
Stellen thatsächlich Parapylen zur Ausbildung gelangt wären.
Die Kerne zeigen eine dichtschollige Beschaffenheit ähnlich den „ruhenden“ Kernen
dicystider Aulacanthiden.
Von besonderem Interesse ist die Beschaffenheit des Weichkörpers und namentlich des
Phäodiums, da sich hier eine stufenweise Umbildung der „Phäodellen“ nachweisen läßt
Haeckei, welcher ein lebendes Exemplar von Phaeodina fri/y/ea zu lieoliochten Gelegenheit
hatte, giebt an, daß die Gallertkugel zahlreiche rundliche Alveolen von verschiedener Größe und
zwischen denselben ein Sarkodcnetz enthalten habe, welch letzteres sich von der äußeren Calymma-
flächc in zahlreiche, strahlenförmig angeordnete, zum Teil verzweigte und an asto monierende Pseudo-
l) Wie ich di« in meiner Beaibeiiunu der FolychStcn- und AchStenlarven drr Plankton-Expedition (Kiel u- Leidig 1898} vor-
t'e*JiLi|'en habe.
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Valentin Haecker,
podien fortsetzte. Die Gallcrtkugd habe ferner in ihrer Mitte ein körniges, schwärzlich-braunes
Phäodium enthalten, welches die orale Hälfte der Centralkapsel vollkommen einhüllte und durchaus
den nämlichen Charakter wie bei anderen Phäodarien zeigte. Auch von Phaeocolla primordia/is
gibt Haeckel an, daß das extrakapsuläre Calymma eine alveolendurchsetzte Kugel bilde, deren
Innenteile ein unregelmäßiges, schwärzliches Phäodium enthalten, welches die orale Hälfte der
Centralkapsel umgelie und verberge.
Die mir vorliegenden Exemplare zeigen durchweg ein von der HAECKEL*schen Be-
schreibung abweichendes Verhalten. Vor allem ist zu bemerken, daß die größeren Bestandteile
des Phäodiums, insbesondere die bekannten, unregelmäßigen lkillen und „gefalteten Membranen**
nicht im Centrum des Weichkörpers, sondern vorwiegend an der Peripherie desselben gelegen
sind, und zwar läßt sich hier, wie ich dies bei keiner anderen Tripyleen-Art gesehen habe, eine
örtlich, nämlich vom oralen zum aboralen Pol fortschreitende Umwandlung dieser Gebilde er-
kennen.
In der Mitte des scheibenförmigen Weichkörpers, nämlich zwischen den oralen Hälften
der l »eklen Centralkapseln, finden sich fast ausschließlich freie, d. h. nicht von Phäodellensub-
stanz umhüllte Nahrungskörper, und zwar vorwiegend Diatomeenskelette und Algensporcn vor.
Gegen den oralen Pol des Weichkörpers zu sieht man, zwischen den Nahrungskörpern und
dieselben einschließend, kleinere, dunkel tingierbare Phäodellcn auftreten, und speciell der
ganze vordere Rand des Weichkörpers Ist von dunkel tingierbaren, verschieden großen Phäo-
dellen eingenommen, welche in der Regel einen oder mehrere Nahrungskörper umhüllen. An
den seitlichen Rändern des Weichkörpers nehmen diese Phäodellcn mehr und mehr an Größe
zu und an Färbbarkeit ab, und am hinteren Rand sieht man hauptsächlich ganz große,
sehr schwach fingierte, großenteils gefaltete und geschichtete Phäodellcn. innerhalb deren in
der Regel einzelne Diatomccnschalen nachgewiesen werden können. Dazwischen liegen die
von anderen Autoren beschriebenen „gefalteten Membranen“, welche alter durch alle möglichen
Zwischenstufen mit den großen blassen Phäodcllen verbunden und daher zweifellos als Gebilde
gleicher Natur zu betrachten sind. Während also bei anderen Tripyleen, insbesondere bei
den Aulacanthiden, die verschiedenen Bestandteile des Phäodiums unregelmäßig durcheinander
gewürfelt erscheinen, sieht man bei Phaeocolla valdh'iac eine bei allen Individuen wieder-
kehrende, regelmäßige örtliche Anordnung, welche zweifellos einer natürlichen Reihenfolge von
Umwandlungen entspricht Offen l>ar werden die vom Weichkörper mit Hilfe der Pseudo-
podien aufgenommenen Nahrungskörper zunächst in den centralen Partien des Weichkörpers
angehäuft hier von der Phäodcllensubstanz umhüllt und, während die Phäodellcn vom oralen
Pol des Weichkörpers längs der seitlichen Ränder in die al »oralen läppen wandern, verdaut.
Während des Verdauungsprozesses erfahren die Phäodellcn selber, die anfänglich als dunkel
tingierbare schleimartige Tropfen erscheinen, eine stufenweise Umwandlung zu großen, schwach
tingierlxircn Ballen, welche im konservierten Material das charakteristisch gefaltete und ge-
schichtete Ansehen zeigen.
Was nun die eigentliche Natur der Phaaxolla va/diviac an belangt, so scheinen mir ver-
schiedene Gründe dafür zu sprechen, daß es sich um ein Jugendstadium einer dicystiden
Aulacant hi de handelt:
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Tieface-Radiobrien.
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1) Die verschiedenen Größenabstuf ungen, welche die einzelnen Individuen in einem und
demsell>en Schließnetzfange zeigen, weisen darauf hin, daß wir es mit einer im Wachstum
und in der Entwickelung begriffenen Form zu tun haben.
2) Das Fehlen der Parapylen, bezw. das Vorhandensein von Plasmahöfen an Stelle
der Parapylen, weist darauf hin, daß die Centralkapseln ebenfalls noch in der Entwickelung
liegriflen sind. Nun spricht aber dagegen, daß sie eben durch Teilung einer mütterlichen
Centralkapsel entstanden sind, der Umstand, daß die Astropylen, im Gegensatz zu dem von
Borc.ert ( 1 goo, S. 23g, Fig. Y u. a.) für die Teilung von Aulacautha beschriebenen Verhalten,
voneinander abgekehrt sind, und der fernere Umstand, daß, soviel der Konservierungszustand
erkennen läßt, die Kerne sich stets im großscholligen Ruhezustand befinden. Man wird daher
zu der Ansicht geführt, daß es sich nicht um ein Teilungsstadium handelt, sondern daß
die verschiedenen vorliegenden Größenabstufungen durch allmähliches Wachstum aus einem
winzigen, bereits zweikernigen Jugendstadium hervorgegangen sind.
3) Bei einzelnen Exemplaren ließen sich, namentlich auf Schnitten, an einigen Stellen der
Weichkörjierperipherie Andeutungen eines Nadelfilzes erkennen, welcher als erste Anlage eines
Mantels von Tangentialnadeln betrachtet werden kann.
4) Die beträchtliche liefe, in der diese skelettlosen Formen gefischt wurden, spricht
ebenfalls dafür, daß es sich um ein Jugendstadium handelt Denn einerseits findet man bei
versc hiedenen anderen Tripyleen, insbesondere bei Castanelliden und Challengerklen, die früheren
Entwickelungsstadien mit häutiger Skelettanlage clxen falls in bedeutender l iefe, andererseits sind
alle diejenigen Aulacanthiden, welche im ausgebildeten Zustand die großen Tiefen, namentlich
die „s\u/os/*af/ih- Stufe*4 bewohnen, durch liesonders derbe und massige Skelettelemente aus-
gezeichnet Es wäre sehr auffallend, wenn neben ihnen Aulacanthiden-ähnliche Formen Vor-
kommen würden, welche im ausgcbildetcn Zustand ganz oder nahezu skelettlos sind.
Alles in allem möchte ich also glaulnm, daß PhatotoUa vaJdiviae das skelettlose Jugend-
stadium einer deijenigen dicystiden Aulacanthiden - Arten darstellt welche auch i m
ausgebildeten Zustand vielfach eine ausgesprochen zwcilappigc Form besitzen. Oh spcciell
eine der größeren Auhgraphis- Arten oder die Gattungen Aulocems und AutokUptes in Be-
tracht kommen, darüber läßt sich an der Hand des vorliegenden Materials keine Vermutung
aussprechen.
Es sei hier nur hinzugefügt daß schon Haeckel (1887, S. 1543) den Gedanken erwogen
hat es möchten die Phäodiniden Jugendformen von skelettbildenden Tripyleen sein, und daß
auch Borgert (igoia, S. 3) die Ansicht ausspricht »daß die von I Iaeckel als Phaeodinida lx>
zeichneten skelettlosen Tripyleen augenscheinlich nur jugendliche Individuen skelcttführender
Arten, die noch kein eigenes Gehäuse gebildet haben, in anderen Fällen vielleicht auch Tiere
sind, die dasselbe durch irgend einen Zufall eingebüßt halxin“.
Die zweite Phäocystinen-Familie wird durch die Cannorrhaphiden gebildet Es sind
dies diejenigen Formen, deren Sklclctt sich aus zahlreichen isolierten, nicht radial
angeordneten Stücken (hohlen Tangentialnadeln, mützenförmigen Schei!)en oder gegitterten
I) Siebe die Einleitung zu den AuUcanthiden.
Dtsbtbt Taefare'Eipediliua iSyS — tR*| UdL XIV.
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IO
Valentin Haecker.
Ringen) besteht Die Familie zerfällt in drei Unterfamilien, die Cannobeliden, Catinuliden und
Dictyochiden.
Nach Borger! muß zunächst die Unterfamilie der Dictyochiden gestrichen werden,
da nach seinen Untersuchungen (1891) die für diese Unterfamilie charakteristischen Kieselteile,
insbesondere die gefensterten Ringe der Gattung Dictyocha, nicht Erzeugnisse des Tripyleen-
körpers selbst, sondern die von außen aufgenommenen Gehäuse kleiner Flagellaten (Silicoflagellaten)
sind. Ich darf hinzufügen, daß sich auch in meinem Material sehr häufig Dictyochiden-Skelette
im Weichkörper und l>csonders im Phäodium der Aulacanthiden vorfanden. Hauptsächlich bei
den Arten der Gattung AulokUpUs, welche ja in Bezug auf die Aufnahme fremder Kicselskelette
unter allen Aulacanthiden am weitesten gehen, sind eingeschlossene Dictyochiden-Skelette eine
nicht seltene Erscheinung. So schließe ich mich denn auch der Ansicht Borgert’s an, welcher
die von I Deckel heschri ebenen, mit Dictyochiden-Skdetten beladenen Formen als jugendliche
skelettlose Tripyleen betrachtet, welche die betreffenden Silicoflagellaten sei es als Nahrung, sei
es behufs Kieselsäuregcwinnung, sei es zum Schutze aufgenommen haben.
Aehnliches, wie für die Dictyochiden, dürfte vielleicht für die Unterfamilie der
Catinuliden gelten, deren Skelett nach Haeckej. sich aus soliden, mützenförmigen oder
hemisphärischen, nicht gefensterten Stücken zusammensetzt (1887, Tat CXVII, Fig. 8, 8 a). Da
ich keine Gelegenheit gehabt hatte, Können dieser Art zu untersuchen, so darf ich mir kein
weiteres Urteil über diese Gruppe erlauben. Eine Wiederauffindung der als Catinuliden
bezeichnten Formen wäre im übrigen deswegen von größtem Interesse, weil Haeckel in sämt-
lichen vollständigen Exemplaren 4 Centralkapseln vorfand.
Es bleibt die Unterfamilie der Cannobeliden, bei welcher das Skelett aus cylindrischen
oder spindelförmigen, hohlen Tangentialnadeln btisteht. Haeckel führt 2 Gattungen an, von
welchen die eine, Cannobehs , einfache glatte, die andere, Cannorrhaphis , dornige oder verzweigte
Tangentialnadeln besitzt
In der „ Valdi vi u w- A usbeutc fand ich nur ein einziges Mal (T.-St 228, I*. 100) hierher
gehöriges Material. Es waren dies kleine, einen Durchmesser von 1 — 1,5 mm besitzende, ein*
kapselige Formen, deren Skelett sich auf einen lockeren Mantel von feinen Tangential nadeln
beschränkte und welche im ganzen mit dem HAFncEL’schen Cannobelos cavhpicuia (Messina, Ober-
fläche) Übereinstimmten. Da ich speciell von der „Valdiviaa-Station 228 neben den fraglichen
Organismen sehr kleine Individuen von Aulospaihis triodon mit nur wenigen Radialstacheln
erhielt, so legte sich mir die Vermutung nahe, es möchten jene Cannobelos- Exemplare sehr junge
Individuen von Aulospaihis darstellen.
Formen, die zur Gattung Cannorrhaphis gehören, halx.» ich in der n V akl i via“- A usbeu te,
nicht gefunden. Da 3 von den 4 im Report aufgezähltcn Cannorrhaphis-httea dem Pacifik
entstammen, so wird wohl erst bei einer weiteren Durchforschung der }>aei fischen Gebiete die
Frage nach der Stellung der Gattung Cannorrhaphis endgiltig entschieden werden können.
Ich schließe damit die leider nur spärlichen Angaben ab, die ich über die Phäodiniden
und Cannorrhapiden zu machen im stände bin, und wende mich zur Besprechung der Familie
der Aulacanthiden, welche ich bis auf weiteres in Anbetracht der Unsicherheiten, die
bezüglich der beiden erstgenannten Familien bestehen, als erste Tripyleenfamilie bezeichne.
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Tief**e- Rndittbirien.
I
i. Familie Aulacanthidae.
Die Aulacanthiden sind gegenüber allen anderen Tripyleen-Familien charakterisiert durch
den Besitz von isolierten, hohlen, am distalen Ende mit verschiedenartigen
End bi ldungen ausgestatteten R adiärstachel n und durch einen Mantel von
gleichfalls isolierten, hohlen und sehr feinen Tangen tial röh ren.
Die Aulacanthiden sind die am längsten und in vieler Hinsicht auch am besten bekannten
Tripyleen •). Es soll daher, um zu große Wiederholungen zu vermeiden, im Gegensatz zu den
folgenden Tripyleen-Familien, bezüglich der bekannten Thatsachen und der strittigen Fragen viel-
fach auf die früheren Autoren hingewiesen und es sollen nur solche Funkte ausführlicher
Ixrhandelt werden, Ix-’züglich welcher ich in der Lage war, neue Ergebnisse und Gesichtspunkte
zu gewinnen.
Die Größe der verschiedenen Arten schwankt innerhalb weiter Grenzen. Während
z. B. der Durchmesser des Weichkörpers der typischen, auch im Mittelmeer vorkommenden
Form von Aulacantha scolymantha (Taf. X Fig. ioi) nur 0,5 — 0,8 mm beträgt kommen z. B.
Exemplare von Atdospalhis variabilis auloilendroides mit 8 und 16 Centralkapscln vor, deren
längster Durchmesser 7 — 8 mm erreicht (Taf. IX Fig. 89). Im ganzen kann man bei den
Aulacanthiden, ähnlich wie bei den meisten anderen Tripyleen-Familien, zwei hauptsächliche
Größenklassen unterscheiden.
Zu der einen, deren bekanntester Repräsentant die oben erwähnte typische Aulacantha
scolymantha ist, gehören Formen von 0,5 — i,2 mm Durchmesser, die andere Gruppe, welche in
- tulacanlha scolymantha hathybia und Aulograpkis pandora ihre häufigsten Repräsentanten besitzt
enthält Formen, deren Weichkörper im konservierten (meist etwas geschrumpften) Zustand in
der Regel einen Durchmesser von 2,5 — 4,5 mm besitzt
Wenn man speciell die Verhältnisse der beiden Unterarten von Aulacantha scolymantha ins
Auge faßt und berücksichtigt daß die Zwergform, Au. sc. typten, sowohl in den oberflächlichen
Schichten zwischen 50 — too m als auch in lieträchtlicheren Tiefen bis herab zu 1700 m vor-
kommt während die Riesenform, Au. sc. hathybia, ausschließlich eine Bewohnerin der tieferen,
zwischen 400 und 1000 m gelegenen Schichten ist so wird man zu der Vermutung geführt,
daß !x?i den Aulacanthiden Oberhaupt die Verschiedenheit der beiden Größenklassen mit der
verschiedenen Lebensweise, bezw. Vertikalverbreitung im Zusammenhang steht
Die Gestalt des Körpers ist bei den kleineren Können annähernd kugelig (z. B. Aul-
acantha scolymantha typica , Taf. X, Fig. 101; Atdoceros arborescens birameus, Taf. III, Fig. 21), bei
den größeren Arten ellipsoidlsch oder nierenförmig (z. B. Auloceros arborescens dichodcndrum,
Taf. III, Fig. 22). Bei den Au/ohhp/cs-Formen mit ungleich starken Radialstacheln ist wenigstens
beim konservierten Material, der Weichkörper entsprechend der Anordnung der Hauptstacheln
polyed risch ausgezogen (z. B. Au/okJcplcs ramosus angulaius, Taf. IV, Fig. 37).
Das Skelett setzt sich zusammen aus den hohlen Radialstacheln und zahlreichen
feinen, gleichfalls hohlen Nadeln.
I) lluiorärhea sitrbc bei Haeckel, 1887, S. 1570, and IMMERMANN, 1904. S. 5.
I I
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Valentin II af-ockk.
Letztere sind zum großen Teil in der äußeren Schicht des Weichkörpers in tangentialer
Anordnung gelagert und bilden darin als Tangentialnadeln ein dichtes Geflecht, welches
einen den ganzen Weichkörper gleichmäßig umgebenden Tangentialmantel darsteüt Der-
selbe zeigt bei den einzelnen Arten und Individuen eine verschiedene Dichtigkeit (vergl. Immer-
mann, 1904, S. 16), doch werden Unterschiede in der Dichtigkeit zum Teil auch dadurch vor-
getäuscht, daß die Tangentialnadeln am konservierten Material bald größtenteils, bald nur
vereinzelt mit Gas gefüllt sind *). In ersterem Falle tritt der Mantel schon Ihm schwächerer
Vergrößerung sehr deutlich hervor, in letzterem Falle dagegen ist das feine, durchsichtige, spinn-
weliartige Geflecht erst bei genauerer Beol>achtung zu erkennen.
Bei der Gattung Auhkfeptes treten, wie zuerst Immermann nachgewiesen hat, an Stelle
der Tangentialnadeln die Gehäuse von Diatomeen, namentlich von Rhizoso/enia und Thalasxothrix.
Wie aus Taf. IV, Hg. 37 namentlich an den in Aufsicht sich darbietenden Radialstacheln zu
ersehen ist, sind diese Diatomeengehäuse im Umkreis der Radialstacheln ausgesprochen strahlen-
förmig gruppiert.
Eiei verschiedenen 'riefenformen (vergl. Aulographis pandora , Taf. II, Fig. 19; Auhspathix
pinusy Taf. VIII, Fig. 87) fand ich außer den feinen, den Tangentialmantel zusammensetzenden
Nadeln zahlreiche andere, welche im Innern des Weichkörpers und zwar in radiärer Anordnung
um die Schäfte der Radialstacheln herum gelagert sind und auf diese Weise futteralartige Hüllen
um die letzteren bilden. Dieselben sollen als Stachelhülsen Ixjzeichnet worden.
Die Radialstachcln sind, wie ich im Gegensatz zu Haeckel und im Anschluß an
R. Heriw'ig, Immermann u. a. fcsLstellen möchte, an beiden Enden geschlossene Röhren,
welche bald eine nahezu cylindrische (vergl. Aulacanlha faevissitua, Taf. X, Fig. 98), bald eine
spindelförmige (vergl. Aulospathh variabilis au/odtrultvidts, Taf. IX, Fig. 89), bald eine keulen-
förmige Gestalt hal>en (vergl Aulatantha c/avaia, Taf. X, Fig. 96). Sie stecken bei ausgewachsenen
Individuen mit ihren inneren, mitunter bläschenförmig erweiterten F.nden in dem vom Phäodium
eingenommenen Teile des Weichkörpers, wo sie sich meist in verschiedener Richtung durch-
kreuzen (vergl. Aulospathis pinus, Taf. IX, Fig. 88), vielfach dringen sie auch mit ihren proxi-
malen F.nden, wie man auf Schnitten feststellen kann, in die Centralkapsel und sogar in den
Kern ein. Mit ihren äußeren Enden ragen sie entweder über die Hauptmasse des Weichkörpers
hervor und sind dann, wie man an der lebenden . UtUuanlha uolymantha häufig mit Hilfe von
Methylenblau feststellen kann 2), von einer feinen Plasmascheide umhüllt, oder sie sind samt ihren
Apophysen von der Hauptmasse des Wcichkorpcrs umschlossen (vergl. Aulographonium bicome ,
Taf. I. Fig. 1).
Die Wandung der Stacheln ist von sehr verschiedener Dicke und zeigt vielfach eine aus
konzentrischen Lamellen l>estehende Struktur (vergl. Aulospathis variabilix bi/urca, Taf. VII,
Fig. 72). Abgesehen von den sjiäter zu l>esprechenden Kntwickelungszuständen bemerkt man
zuweilen, daß die Innenfläche der Stichelwandung mit kleinen warzenähnlichen Vorsprüngen ver-
sehen ist (vergl. Taf. VI, Fig. 64), oder daß der Außenfläche unregelmäßig gelappte Blättchen
l) Haeckel glaubt au« <ler Tbatsadte. daß die Tengcotudnadeln am getrockneten Skelette mit l.nft gefüllt sind, «len Schluß
riehen in müssen, daß dieselben an beiden Enden offen sind. Diese Annahme, deren Richtigkeit im übrigen nicht direkt geprüft werden
kann, scheint mir init Rücksicht auf die Ixd den KadialstachclD ru besprechenden Verhältnisse nicht notwendig tu »rin.
I) Vergl- HaKi kkk, 1905, S.
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Ticfsee-Radtolarien.
3
aufgelagert sind (Taf. VI, Fig. 68 und 6g). Dur Ilohl raum der Stacheln ist im lebenden Zustand
mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, wahrscheinlich einer sehr wäßrigen Gallerte, angefüllt >).
Auf Kanadabalsampräparaten zeigen viele Stacheln, insbesondere die vollständig intakten,
eine Luftfüllung, die zweifellos darauf beruht, daß die Stachel wandung für Kanadabalsam nur
schwer durchlässig, dagegen für Wasser, Alkohol und Xylol diosmotisch passierbar Ist Auf
diese Weise kommt es, daß beim Finschließen der Präparate in Kanadahalsam das in die
Stacheln eingedrungene Xylol durch die im Kanadabalsam gelöste Luft ersetzt wird. In
ähnlicher Weise erklärt sich die Luftfüllung der Stacheln bei getrockneten Präparaten (vcrgl.
hierzu auch die Bemerkungen über das Skelett der Aulosphäriden).
Die Aeste oder Apophysen der Radtalstacheln stellen hohle oder solide Anhänge
dar. In ersterem Fall bildet der Hohlraum eine Fortsetzung der Höhle des Stachclschaftes
(vcrgl. die Figuren auf Taf. VII), in letzterem Fall ist mitunter noch ein sehr feiner Centralkanal
zu erkennen, welcher ebenfalls mit dem Hohlraum des Stachels in Verbindung steht (vergl.
Taf. III, Fig. 34 und 35). Das Ende der Aeste ist bei einigen Formen mehr oder weniger
zugespitzt (Taf. I, Fig. 2 und 3), bei den meisten ist es dagegen mit einem gezähneltcn End-
stück, einer Spathille ($rd!ty, Quirl) versehen. Dieselbe kann verschiedene Formen besitzen
in der Regel stellt sie eine kleine Scheibe dar, deren Rand mit einer Anzahl radiär gerichteter
Zähnchen versehen ist (vergl. die Figuren der Taf. VII), in anderen Fällen begegnet man dagegen
einem zweilappigen Gebilde, dessen beide Lappen ihrerseits mit Endzähnchen ausgestattet sind
(vergl. Au/ogra/'his f'cnfastyla und deren Verwandte, Taf. I, Fig. 8 — 10).
Was die Anordnung der Aeste anbelangt, so hat Haeckel Terminal- und
Lateral äste unterschieden. Erstere umstellen in Form eines regelmäßigen Kranzes das distale
Stachelende (Taf. I, Fig. 1), letztere sind in nahezu regelmäßigen Abständen längs des äußeren
Stachelabschnittes verteilt (Taf. X, Fig. 92, 99 il a.). Wir wollen diese beiden Typen von
Radialstacheln als Dolden- und Aehrcnform bezeichnen. Letztere kann, indem sich die
Seitenäste verzweigen, zur Rispen form hinüberführen 2).
Die Anordnung der Stacheläste in diesen beiden extremen Fällen, sowie in den zahlreichen
Lebergangsstufen ist nun, wie gezeigt werden kann, Ixdingt durch die wechselnde Funktion
der Kadialstacheln und ihrer Anhänge. In dieser Richtung ist zunächst daran zu erinnern, daß
Haeckel in seinen Darstellungen, z. B. in der Abbildung von Aulogmf'his candclabrum (1887,
Taf. CHI, Fig. 1), die Stachelenden mit ihren Appendikularorganen nackt über die Oberfläche
des Weichkörpers hervortreten läßt und dementsprechend die Auffassung vertritt, daß die außer-
9 H.vxckel gkbt an, daß dk Kadiabtaeheln von Sarkodcnstriiugen durchzogen und. welche von dem die Cenlndkapsel
umhüllenden plasmatiscbcn M Ultet boden entspringen, durch dk an den inneren Starhelenden befindlichen Ocffnungen in dk Stacheln ein*
treten, dieselben durchlaufen und durch die äußeren Ocffuungen als freie Pfcudopodien wieder austreten. Die Richtigkeit dieser Anschauung
tat schon von R. Hkrtiviü in Zweifel gc/c^en worden, welcher den Stachelhohlraum von einer homogenen organischen, vermutlich als
liallene ar./usprrchenden Substanz erfüllt fand.
Auf meine Bitte hat im Frühjahr K/O4 Herr Kollege Khvuhixr in Neapel die Stacheln von Aulantntka nochmals auf ihren
Inhalt untersucht. Rhumuleh stellte aufs neue fest, «laß dk Stacheln Lin lebenden Zustand „nicht mit einer liasart gefüllt sind, sondern
irgend welche Flüssigkeit oder Gallerte, kurzum irgend, eine Substanz von geringem Lichtbrechung» vermögen enthalten , welch«
k ha tzung* weise demjenigen des Plasmas einer Tradescantia* Zelle entspricht".
Im Frühjahr 1905 habe ich selbst in Neajrcl an der Hand ein« »ehr reichen Aufm Material* diese Befunde bntiitigen
können und will nur hinzufugen, daß man l>ci Behandlung der Stacheln mit Kssigkormui in einzelnen derselben einen körnigen Nieder*
»chlag heTvorrufen kann.
2) Vergl. die Kadialstacheln von Anlod*nJr<>n induum und fwtjicttm. Haeckel, |88;, Taf. CV, Fig. t und 2.
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VAI.RNT1N KaRCKRU,
ordentlich mannigfaltig gestalteten „Appendikularorgane** der Aulacanthidenstacheln Fang
apparatc darstellen (1887, S. 1572). Thatsächlich trifft man im konservierten Tiefsee* Material
häufig Exemplare, insbesondere von Auloceros (Taf. III, Flg. 21 — 23), an, welche das von Haeckel
dargestellte Verhalten der Stachelenden aufweisen, und im Hinblick auf diese Vorkommnisse ist
man in der That zunächst geneigt, den verschiedenartigen Verzweigungen die Rolle von Fang-
apparalcn zuzuschreil>en. Indessen lehren zahlreiche andere Funde, daß es sich l>ei diesen
Bildern um Kunstprodukte, hervorgerufen durch Schrumpfung des Weich körpere, handelt
und daß im natürlichen Zustand spccicll die doldenförmigen Stacheln mitsamt ihren Aesten
vollkommen im Weich körper eingeschlossen sind (Taf. 1, Fig. 1). An gut konser-
vierten Exemplaren ist ferner zu erkennen, daß der Weichkörper von einer verhältnismäßig
resistenten, membranartigen Hülle umgeben ist, welche sich über sämtliche Spathillen wie ein
Baldachin oder Zelttuch herüberspannt '). Die Radialstacheln mit ihren Aesten und Spathillen
haben danach eine rein mechanische Funktion, sie stellen einen Stützapparat für
das die Gallerte umhüllende und zusammenhaltende Sarkodehäu tchen dar.
Es läßt sich auch leicht zeigen, daß die besondere Form und Anordnung der Aestc, ihre
Abgangswinkel und Krümmungsverhältnisse durchaus mit mechanischen Bauprinzipien im Ein-
klang stehen.
Eine etwas abweichende Bedeutung hatien nun die Uhrenförmigen Stachel Bildungen.
Speciell bei der im Mittelmeer heimischen, alllxrkannten Zweigform von Aulacant ha scolymantha
erhält man thatsächlich den Anschein, als ob die äußeren, zähnchentragenden Abschnitte der Radial-
stacheln nackt über den Weich köqx*r hinausragen. Indessen fand ich an frisch gefangenen
Aulacanthen sowohl bei Einwirkung von SciiXEiDEft’schem Essigkarmin als auch bei Behandlung
des lebenden Tieres mit Methylenblau nicht selten einzelne Stacheln von einer durchsichtigen,
kömehenführenden Plasmascheide umhüllt Man wird daraus entnehmen dürfen, daß die
hervorragenden Abschnitte der Radialstacheln unter natürlichen Lebensbedingungen entweder
stets von einer auch die Domen einhüllenden Plasmaschicht bedeckt sind, oder daß sie besonders
kräftigen Pseudopodien als Leitbahn dienen, wobei die domenähnlichen Lateraläste die Adhäsion
der Sarkode an den Stacheln unterstützen und ihr gewissermaßen als „Griffe“ dienen. In beiden
Fällen würden also die äußeren Stachelabschnitte indirekt bei der Ernährung beteiligt sein,
ohne daß man sie jedoch als eigentliche Fang apparatc bezeichnen kann. Eine andere, mindestens
ebenso wichtige Bedeutung Ijesitzen sie aber insofern, als sie zweifellos als Schwelleeinrichtungen
in der für andere planktonische Organismen liekannten Weise aufzufassen sind.
Alles in allem würden also die doldenförmigen Stacheln in erster IJnic als Stütz-
apparate oder Träger für das cxtrakalymmalc Sarkodehäutchen dienen, die ährenförmigen
dagegen als Stützen für das Emährungsplasma und gleichzeitig als Schwebeeinrichtungen.
Es mag hier hinzugefügt werden, daß el>enso, wie die Dornen der .lulacan/ha- Sticheln
einer verstärkten Adhäsion des Weichkörpers dienen, dasselbe auch für die sekundären Domen
gelten dürfte, welche man «an den Terminalästen der doldenförmigen Atüogt af>hon tum- Stachel n
findet (Taf. V, Fig. 49; Taf. VI, Fig. 57 u. a.).
I) Vergl. V. Haei KtK, 1901, S. 12R; 1901a, S. 588. In der Abbildung Tat. I, Fig. 1 bt die*«* extrakalymnudc Sarkode-
hAu tchen durch eine vcihiütnismällig <u fein« Linie angedeutet.
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TiefKt>Ridiolina.
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Zwischen den doldenförmigen und ähren förmigen Radialstacheln giebt es alle möglichen
Uebergänge. Eine besonders reichhaltige Mannigfaltigkeit von solchen Zwischenstufen bieten die
verschiedenen Formen von Aulosf>athis dar (Taf. VII), lx?i welchen die lateralen Aeste bald über
das ganze äußere Drittel des Stachelschaftes auseinandergezogen (Fig. 71), bald mehr oder weniger
auf einen zweiten subterminalen Quirl zusammengedrängt sein können (Fig. 70, 75, 78).
Besondere Verhältnisse liegen l>ei denjenigen Formen vor, bei welchen die Terminaläste
der Radialstacheln entweder unter rechtem Winkel abgehen und auf diese Weise eine im Ver-
hältnis zur Weich körperol>erfläche tangentiale Anordnung zeigen ( Aulographis triangiilum, Taf. 1,
Fig. 13, und Taf. IX, Fig. 91; Au/occ/vs arboresetm sitbc/tgam, Taf. III, Fig. 23 u. a.) oder nach
hinten zurückgebogen erscheinen (Aufograf>kis arcuata, Taf. I, Fig. 11, und Taf. IX, Fig. 90;
luhgraf'his Iriglochin , Taf. XLI1, Hg. 303). In diesen Fallen wird, wie wenigstens einige
Exemplare mit Deutlichkeit erkennen ließen (Taf. IX, Fig. 90 und 91), das extrakalym male
Surk odehäutchen nicht bloß von den Enden der Terminaläste bezw. deren .Spathillen getragen,
sondern es schmiegt sich offenbar den Terminalästen in ihrer ganzen Ausdehnung an. Die Ge-
samtheit der Terminaläste bildet auf diese Weise ein in die äußerste Weichkörperschicht ein-
gelagertes und deren Relief bestimmendes netzartiges Gerüstwerk, welches funktionell wohl mit
der Gitterschale der Aulosphäriden und Sagosphäriden verglichen werden kann.
Eine Eigentümlichkeit in anderer Richtung bieten die RadiaLstacheln von Aulocorync Zc/cstos
(Taf. V, Fig. 46) dar. Hier trägt das keulenförmig aufgetriebene distale Stachelende einen
Büschel von 100 — 150 dünnen, wellenförmig verlaufenden Terminalästen, welche mit verhältnis-
mäßig großen Sj)athillen enden. Die Bedeutung dieser Anordnungsverhältnisse sehe ich darin,
daß durch dieselben ein polsterartiges Gerüs twerk von außerordentlicher Elasti-
cität gebildet wird.
Eine besondere Stellung nehmen schließlich die Gattungen Aulokleptcs und Aniodcndron
ein. Immermann hat zuerst (1903, 1904) gezeigt, daß bei den Formen der Gattung Aulok/c/>/cs
ganz allgemein Diatomeengehäuse, und zwar inslxssondere die Schalen von /dz/zoso/enia, als Unter-
lage für die Skelettbildung lienutzt werden (vergl. Taf. IV, Fig. 40 u. a.). Ich selbst konnte diese
Befunde durchweg bestätigen und hinzufügen, daß bei AuIokIef*te$ auch Skelettteile von anderen
Aulacanthidcn, z. B. die Radialstachcln von Au/acant/ta (Taf. lyij Fig. 44) und Aulographonium
(Taf. IV, Fig. 45), Verwendung finden, und ferner daß auch von Aniodcndron antarctiaun (Taf. X,
Fig. 94 und 95) und vaiicillatum (Taf. XLIII, Fig. 319) Diatomeengehäuse als FYemdkörjierunter-
lage für die Nadelbildung l>enutzt werden. Endlich konnte ich zeigen (1905, S. 372), daß mehrere
Aulacanthidcn die Radialstacheln anderer Familienangehöriger, namentlich von Aulacantha scoly*-
mantha , in der Weise ihrem eigenen Skelette einverleiben, daß sie dieselljen in radiäre Stellung
bringen, so daß sie genau die nämliche Anordnung und zweifellos auch die nämliche Funktion,
wie die eigenen Stacheln, erhalten. „Insbesondere sind es zwei Arten, welche sich in dieser Weise
mit fremden Federn schmücken, nämlich Aubgraphis fnindora und Au/occtvs arborcsccns. So ent-
hielten die in wärmeren Gebieten des Atlantik und Indik gefischten Exemplare von Aulograf>his
ftindoni zu einem großen Teil Nadeln von Aulacantha scolymantha , und zwar manchmal gleich-
zeitig bis zu 4 oder 6, und in noch höherem Maße Ixdäd sich Au lote ros arborcsccns mit der-
artigen Beutestücken. Etwa ein Viertel aller mir vorliegenden Exemplare dieser Art hatte sich
Fremdkörper einverleibt, und zwar verhältnismäßig selten die großen, schreibfederähnlichen Rki:o-
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V AIX\"T(K‘ HaECKEK.
säten /ia-Gehäuse, welche hei den örtlich benachbarten / u loklep/es- Form en die gewöhnliche Grund-
lage bilden. In der Regel waren es die Radialstacheln der verschiedensten Aulacanthiden, nämlich
von Aulaeantha scoiywanfha typica und bathybia, Aulaeantha spinosa (Taf. X, Fig. 99), Aulaeantha
ctavata (Taf. X< Fig. 96), Auhtantha eannula/a (Taf. XI. II, Fig. 304), Aulographis pandora (Taf. I,
Fig. 2), Aufok/eptcs ßoscutus pistillum (Taf. IV, Fig. 42) und Aulokleptes ranwsus (Taf. IV*, Fig. 36)“
(1905, S. 372).
I.vi.mkkmann hat die Ansicht ausgesprochen, daß die Gattung Aulokleptcs in Bezug auf
die Skclcttbildung das ursprünglichste Verhältnis unter den Aulacanthiden zeige, daß sich also
die Stachelbildung der Aulacanthiden ursprünglich stets an eine Kremdkörpergnindlage anschloß
und die Aulacanthiden erst im Laufe der Stammesentwickelung allmählich dazu gelangt sind,
sich von einer solchen zu emancipieren und die durch die Gestalt der Fremdköqjer und der
Pseudopodien kausal I bestimmte Stachelform nunmehr auch ohne Zuhilfenahme von Fremdkörpern
herzustellen. Danach müßten sich also aus . ähnlichen Formen zunächst . ////^mv-ühnliche
(vergL Taf. III) gebildet halten.
Auf Grund meiner Beobachtungen über die Stachelbildung der Aulacanthiden, von welchen
im „Allgemeinen Teil44 genauer l jerichtet werden soll, bin ich zu einer entgegengesetzten Auf-
fassung gekommen. Nach meiner Ansicht weisen die Aulacanthiden mit reinem Kigenskelett das
normale oder ursprüngliche Verhalten auf ( Auhuantha u. a.), an diese schließen sich solche
Formen an, welche sich mehr gelegentlich die Nadeln anderer Aulacanthiden einverleiben
und sie unter die eigenen einrangieren, z. B. Aulographis pandora, und die am weitesten dif-
ferenzierte Stufe bilden endlich diejenigen Formen, welche Aulacanthidennadeln oder ganz heterogene
Skelettteile, wie die Diatomeengehäuse, in regelmäßiger Weise aufnehmen und sie als
Unterlage für die Stachelbildung benutzen, nämlich Au/ck/epies und Aulodcndnm (1905, S. 372).
Die Bedeutung dieses eigentümlichen Vorganges mag einerseits in einer Verfestigung der
Skeletttcile, andererseits in inner Abkürzung des Umwandlungs- und Amalgamicrungsprüzesses
liegen, auf Grund dessen die Mehrzahl der Tripyleen aus der Kieselsäure der aufgenommenen
N ah rungskörper (Diatomeen, Dictyochiden) die eigene Hartsubstanz zu gewinnen scheint
Es sei hier nochmals auf die hier in Betracht kommenden Abbildungen hingewiesen. Die
in den Figg. 38 — 43 der Taf. IV abgebildetcn /ftt/eMyVrv-Stacheln zeigen zum Teil noch deutlich
die Form des Vorderendes der aufgenommenen Diatomeengehäusc, welche großenteils der Gattung
Rhhoso/enia angehören. Fig. 44 und 45 lassen innerhalb der . / ulokleptes- Stich el n eine Aulaeantha -
bezw. A u log raphon ium- N adel erkennen. Die Fig. 94 auf Taf. X zeigt das Vorderende und die
handschuhfingerartige „Teilungsnarbe“, die Fig. 95 das I linterende eines Rh/zosolen /0-Gehäuscs
innerhalb einer Nadel von Aulodendnm anfarctieum eingeschlossen. Endlich sind auf Taf. XU II,
Fig. 3 20 ein Aulokleptcs- Stachel mit drei aneinander gereihten ÄV//coWc//«7-Gehäusen, welche deutlich
die Schalenstruktur erkennen lassen, abgebildet, sowie in Fig. 319 ein Stachel von Au/odcndron
wrticillatum , welcher eine ganze Kette von Corethron- Gehäusen einschlicßt. In letzteren beiden
Stacheln sind die auf Kan adabalsam- Präparaten häufig vorkommenden Luftblasen in verschiedener
Ausdehnung sichtbar.
In Bezug auf die Zahl der Radialstacheln halxm schon Haetkel, Im.wehmann u. a.
hervorgehoben, daß dieselbe bei den Individuen einer Species sehr verschieden ist und von den
nämlichen Autoren ist auch darauf hingewiesen worden, daß offenbar die Zahl mit dem Lebens-
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Tiefsee-Radiobrirn.
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alter zunimmt- Mir sind speciell von Aulospaihis sehr kleine Exemplare mit nur 3 und 6 Radial-
stacheln begegnet (Tal. X, Fig. 103, und Taf. IX, Fig. 88), und ich trage elienfalls kein [Be-
denken, dieselben als sehr jugendliche Stadien zu betrachten. Als neu möchte ich die Beoliochtung
hinzufügen, daß liei diesen jugendlichen / u/ospathis- Indi vid uen und ebenso bei mehreren Exemplaren
von Auitxcros mit nur wenigen Radialstacheln (Taf. X, Fig. 102) die Radialstacheln eine dia-
metrale Eagc zeigen. Danach werden also bei ganz jugendlichen Aulacanthiden die ersten
Radialstacheln diametral angelegt, und erst Ixji weiterem Wachstum der Tiere erhalten sie ihn;
radiäre Anordnung. Jugendliche Aulacanthiden mit diametral gelagerten Stacheln zeigen, wie
hinzugefügt werden soll, hinsichtlich der Anordnung ihres Skelettes eine weitgehende Uebcrein-
stimmung mit gewissen Acanthometriden aus der Gattung Acanthodiiasma Krohn (vergl. Popofsky,
1904, Taf. IV).
Hinsichtlich der Entstehung der Stacheln sei auf die einzelnen Formen, insbesondere
auf die Gattung Auloceros hingewiesen. Es sei hier nur erwähnt, daß ich in Uebereinstimmung
mit Borgert (1900, S. 258) fand, daß die Entwickelung der Radialstacheln von einer häutigen
Grundlage ihren Ausgang nimmt, und ferner daß ich bei verschiedenen Formen von Auhgraphis*
An/otyros und Aulokhptes, im Gegensatz zu der von Immkrmakn (1904) vertretenen Auffassung,
eine von außen nach innen fortschreitende Verkieselung feststellen konnte.
Im extrakapsulären Teil des Weichkörpers kann man unterscheiden die äußere
plasmatische Grenzschicht, einen äußeren, nicht-alveolären, die Tangentialnadeln ein-
schließenden Gallertmantcl, den eigentlichen Al veolenkörper und den Pseudopodien-
mutterboden. Erstere wird bei der lebenden Au/acanlha, wie ich in Uebereinstimmung mit
der Darstellung Hahckel’s fand, von einem plasmatischen Maschenwerk, dem Sarcod ictyon,
gebildet, welches namentlich an den Stellen, wo die Radialstacheln aastreten, größere Inseln von
körnigem Plasma aufweist 1). Bei den größeren Tiefenformen ließ sich dagegen eine verhältnis-
mäßig derbe äußerste Hüllmembran (äußeres oder extrakalymmatisches Sarkodehäutchen, 1904,
1904 a) fcststellen, welche, wie erwähnt, von den Spathillen der Stacheläste getragen wird 2).
Es folgt der äußere, die Tangentialnadeln einschließende, wenigstens bei AnfacaulJia alveolen-
freie Gallertmantel, welcher mit dem äußeren, nicht-alveolären Calymma von Thalassicolla 3)
verglichen w'erden kann, und unter demsell)en der A 1 veo le n körper. Bei der lelxmden Aul-
acantha erscheinen die einzelnen Alveolen bald als abgerundete kugelige oder eiförmige Gebilde,
zwischen welchen die Sarkode ein anastomosierendes Netzwerk, das Sarcoplegma Haetkel's
bildet, bald sind sie gegeneinander gepreßt und polyedrisch abgeplattet, so daß eine schaum-
artige Struktur entsteht Man wird wohl der zuerst von Drevek (1892, S. 362) geäußerten An-
sicht beipflichten dürfen, wonach der Alveolenkörper ein nach den Gesetzen der Blasen mcchanik
aufgelmutes Schaumgebilde ist, welches aus der Sarkode als Grund Substanz und den in die-
1 1 Ob auch bei Auiarantha der ganze Weichkörpe» von einer »ehr dünnen pUsmatischen Haut Ixxk-ckt ist und ob da» Somxliclyuin
nur deren dichtere Partien darstellt, konnte ich am flächen Material nicht entscheiden. Ebensowenig vermochte ich darüber in» klare zu
k’.miocn, inwieweit die von DkKYKR (189a. S- 3(12) grgrlnne Knetung das Richtige trifft, wonach das Sareodictyum durch das in
• rberf I ich ena nsi ch t »ich dartnetende Neu der Kanten und optisch verkürzten Radial wäudo der äußersten BLsetuchichl (d. h. der
pl asm a tischen Umhüllungen der Jiußrrcn Alveolen) gebildet wird.
l) Auch Immexmann ( 1904, S. 14) konnte bei Färbung des konservierten Materials mit Berlinerblau eine dünne, memlmn*
ähnliche Schicht nachueivn.
J) Wie R. Hektwic. (1879, S. 35) zuerst für Tkalasiicolta mu frattt gezeigt lut, kollabieren bei nM-chanbeher Reizung die
großen Vakuolen der Süßeren Zone von außen nach innen, so daß schließlich eine vakuolcnfr eic äußere Gallertzone resultiert.
tV-i Auf hören der Heizung findet eine Neubildung der Alveolen in der äußeren '/, une Statt.
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.vi-.v. iw xiv. 3
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Vautktin Hafckm,
sei 1h.* eingebetteten Alveolen oder Gallertvakuolen besteht Danach würde das Sarcoplegma
Haeckel’s im wesentlichen den Komplex der im optischen Durchschnitt getroffenen Kanten und
Wände des Blasengerüstes darstellen.
Beim konservierten Material konnte ich von diesen Strukturverhältnissen nichts wiederfinden.
Der Pseudopodien m utterboden oder die Sarcomatrix Haeckel’s, d. h. die die
Centnilkapsel direkt umhüllende plasmatische Zone, mit welcher das Sarcoplegma in Zusammen-
hang steht, ist in der Umgegend der Astropyle zur Grundsuitstanz des Phäodiums erweitert
Ucber die Zusammensetzung des letzteren haben namentlich Karawajew und Borgert genauere
Angaben gemacht In wesentlicher Uebercinstimmung mit diesen beiden Forschem finde ich das
Phäodium bei den Aulacanthidcn hauptsächlich aus vier Bestandteilen zusammengesetzt : i) aus
freien, d. h. nicht in Phäodellen eingeschlosscncn Diatomeen-, Dictyochiden- und Radio-
laricnskeletten; 2) aus kernhaltigen Bildungen, welche auf Schnitten nicht selten wohl-
erhaltene Kemteilungsstadien erkennen lassen; 3) aus den eigentlichen Phäodellen, d. h. un-
gleich großen Ballen, welche bei demselben Individuum eine verschiedene natürliche Färbung und ‘
ebenso eine verschiedene Tingierbarkeit Itesitzcn, bald pigmenthaltig, bald pigmentfrei sind, bald
vollkommen homogen erscheinen, bald KieseLskelette oder kernhaltige Bildungen in verschiedener
Mengt? einschließen; 4) aus verschieden tingierbaren Körpern, welche bald als Ballen mit faltiger
< Mterfläche, bald aLs zusammengcfaltete, leere Membranen erscheinen.
In Bezug auf die dem Phäodium eingelagerten, mit Kieselskeletten ausgestatteten Orga-
nismen ist es als zweifellos zu betrachten, daß dieselben Itehufs Gewinnung von organischer Sult-
stanz bew. Kieselsäure dienen. Hinsichtlich der kernhaltigen Teile, welche wohl der Haupt-
sache nach als Algen- und Acanthariensporen zu deuten sind, mag es dahingestellt bleiben,
ob es sich gleichfalls um Nahrungsteile oder um Parasiten oder Svmbionten handelt (vergi
Borgkrt, 1900^ S. 262). Der Annahme, daß diese kernhaltigen Gebilde der zweiten Kategorie
ausschließlich die Rolle von Nahrungsteilen haben, steht, wie ich glaube, das Vorhandensein von
wohlerhaltenen Kemteilungsfiguren nicht im Wege. Denn ich erinnere mich, einmal bei meinem
verstorbenen Arbeitsgenossen O. vom Rath Schnittpräparatc von marinen Copopodcn gesehen zu
halben, welche im Darm Algenzellen mit prächtig erhaltenen Kernteilungsfiguren enthielten, und in
diesem Fall kann es sich ja sicher nur um Nahrungsteile handeln. Was drittens die eigentlichen
Phäodellen anltclangt, so glaube ich, daß sich die so außerordentlich mannigfaltigen Bilder,
welche dieselben darbieten, am 1 testen von der Annahme aus verstehen lassen, daß hier Suitstanzen
vorliegen, die von dem Radiolaricnkörper zunächst um die aufgenommenen
Nahrungsteile abgeschieden werden und, während der Verdauung der organi-
schen Substanzen der Nahrung und der Auflösung der Kieselsäure, ihrer-
seits eine allmähliche Umbildung erfahren. Aus Versuchen, welche Borgert ^1900,
S. 265) angestellt hat, geht unzweifelhaft hervor, daß die Grundsuitstanz der Phäodellen nicht
protoplasmatischer Natur ist, vielmehr erinnern die verschiedenen Grade von Tingierbarkeit, die
man bei den Phäodellen der Aulacanthidcn*), insbesondere alter bei denjenigen von Phatocolla
(Taf. XLII, Fig. 302) und der Tuscaroridcn findet, sehr an das Verhalten schleim artiger Substanzen,
wie sie z. B. in den Hautdrüsen der pelagischen Polychätcnlarven bcobachet werden. Auch
l) Di« Angnlx1 von Bomc.F.RT, daß bei Aulacantha die Phäodellen »ich fast vollkommen indifferent (jr^r-n Farbatoff« verhalten,
kann ich für ander« Formen nicht bcslftti^n.
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Ticfvcc-KadioUrien.
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an die Reaktionen, welche die Nukleolarsubstanzcn der tierischen Zellkerne gegenüber den Färbungs-
mitteln zeigen, wird man erinnert
Speciell die Befunde liei den Phäocollen und Tuscaroren lehren nun weiterhin, da II
zwischen den eigentlichen Phäodellcn und den „gefalteten Membranen“ alle möglichen Uel>er-
gänge liestfehen. Ich halte daher die letzteren, wenigstens der Mehrzahl nach, nicht für Fremd*
körper, sondern für die aufgequollenen, unter der Wirkung der Fixierungsmittel in geschrumpfter,
gefalteter und geschichteter Form sich darbietenden Endstadien der Phäodellen.
Aehnlich wie dies bei den Tuscaroren der Fall ist, fand ich bei den antarktischen Aul-
aranthiden im allgemeinen in der Regel mehr Diatomeenschalcn und andere Kieselgehäuse, als
bei den Formen der wärmeren Meere. Bei den letzteren überwiegen meistens die nackten
Zellen (Algen- und Acanthariensporen) gegenüber den Kieselskeletten. Erwähnt sei im speciellen
noch, daß bei einem in der antarktischen Station 14g erbeuteten Exemplar von Aulacaniha
Mrancistra das Phäodium fast ausschließlich aus dichtgehäuften Kieselskeletten von Diatomeen
(namentlich jFragtlaria\ Dictyochiden und Cyrtoideen bestand.
Bezüglich der Beschaffenheit der Cent ral kap sei, ihrer Wandung und ihrer Öff-
nungen liegen sehr genaue Angaben von R. Hertwig (1879), Karawajexv (1895) und Borgert
(1900) vor. Der letztere hat auch die Neubildung der Öffnungen bei der Teilung der Central-
kapsel eingehend untersucht (1900, S. 252). ln Bezug auf das Operculum, d. h. den kreis-
förmigen, mit strahlig angeordneten, nach innen vorspringenden Lamellen ausgestatteten Hof der
Astropyle will ich nur noch erwähnen, daß bei Vitalfärbung der Aulacanthen mit Methylenblau
dieser Hof sich im Gegensatz zu der übrigen Centralkapselwandung hellblau färbt Man
wird zu der Ansicht geführt daß das ganze Operculum eine für flüssige Substanzen durchlässige
osmotische Membran darstellt daß die Lamellen als Versteifungseinrichtungen dienen und gleich-
zeitig vielleicht auch dem einlretenden Nahrungsstrom die Richtung weisen.
Was ferner die intrakapsuläre Sarkode oder das Endoplasma anbelangt so kann ich
den Beobachtungen der drei eben genannten Forscher nichts wesentlich Neues hinzufügen. Die
i n t rak a ps u 1 ä re n Vakuolen, welche, wie schon R. I Ikrtwig bemerkte, vielfach gerinnselartige
Körnchen („ Fettkömchen“) einschließen, die plasmatischcn, vielfach fein radiär ge-
streiften Höfe in der Umgebung der Parapylen, die von Karawajew entdeckten endo-
plasmatischen Kanäle, sowie die von Borgert (L c. S. 248) ausführlich erörterten „bläschen-
förmigen Einschlüsse des End oplasmas“, alle diese Teile finden sich bei sämtlichen
auf Schnitten untersuchten, den verschiedensten Gattungen zugehörigen Formen wieder, ohne daß
ich im Stande wäre, bezüglich der physiologischen Bedeutung dieser Teile bestimmter lautende
Angalien als meine Vorgänger zu machen. Erwähnt sei nur, daß die endoplasmatischen Vakuolen
sich gegenülx.T den Farbstoffen anders verhalten, als die extrakapsulären Alveolen. Speciell bei
Färbung der leljenden AuJacantha mit einer Seewasserlösung von Neutralrot ') fingieren sich
nämlich die ersteren, ähnlich wie die vom Weichkörjjer aufgenommenen Algenzellen, lebhaft
karminrot während die letzteren eine verschieden starke ziegelrote Farbe annehmen.
In Bezug auf die Zahl der Centralkapseln kann ich die Angaben von R. Hertwig,
I Iaeckel, Borgert und Immermann, welche das häufige Vorkommen zweikerniger Aulacanthidbn
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Valentin 1 ! ae< ~k k k ,
erwähnen, durch die Feststellung ergänzen, daß l>ei einer Reihe von Formen der Besitz von
zwei Centralkapseln mit je einem Kern den normalen Zustand darstellt. Es
können diese dicentrischen Aulacanthiden zu anderen zweikernigen Protozoen {Amoeba bimidcata
Gruhek) in Homologie gebracht werden, eine specielle Parallele finden sie aber in den Tuscaroren,
welche, wie unten nachgewiesen werden soll, ebenfalls regelmäßig 2 Centralkapseln besitzen.
Ich will diese mit 2 Central kapseln versehenen Formen als dievstine den mono-
c y s t i n e n gegenß bersteilen.
Meinem Material zufolge können folgende? Formen bestimmt als dicystin bezeichnet werden:
Aubgrapkis pandora Haextkel,
Aulographis slellata Haeckel,
A ulog raphis s/rtta/a asleriscoidts n. subsp.,
Auto» raphis pentastyta n. sp.,
Auto» raphi* tetrastyta n. sp.,
AuJoccros arborescens dichodend nun .(Immermann),
Antoceros arborescens subetegans n. subsp.,
AuloUcptcs ramosus Immermann.
Wahrscheinlich sind die oben erwähnten Aulacanthiden schon im stachellosen Jugend-
zustand mit 2 Centralkapseln ausgestattet Wenigstens weisen die früher l>eschriebenen Phäo-
coila-Stadicn (Taf. XLI1, Fig. 302) auf ein derartiges Verhalten hin.
Der ruhende Kern speciell von Autacantha ist von Karawajew und Borgert
genauer beschrieben worden. Er hat entweder eine der Gestalt der Centralkapsel entsprechende,
annähernd kugelige Form
mehr
pherie zu unregelmäßig ver-
Fis. f. Kern «ner Mw/.,. « wM*. ,,ig 2. Kcfn VOh iMiata im zweigten Strängen, welche von
^".RaTLcT 4 ' CDlr*: „Ruhwitttand“, mit Scholien und stringen. ei ner centralen, dichteren Masse,
wie die Speichen von der
Nabt? eines Rades, ihren Ausgang nehmen (Textfig. 1, sowie Karawajew, 1895, Fig. 2;
Borgert, 1900, Taf. XIV, Fig. 1). Kerne mit Radstruktur fand ich nicht bloß bei Au/acantha
in den Stadien mit 1, 2 und 4 Centralkapseln wieder (vergl. Taf. VIII, Fig. 85), sondern auch
bei allen auf Schnitten untersuchten Exemplaren der Gattung Antospathis.
Im Gegensatz dazu beobachtete ich l»ei Auto» raphis paudora und stet/ata, sowie bei ver-
schiedenen Formen von Antoreros und Auloklcptes auf sämtlichen Schnittpräparaten andere Kem-
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T iefaee-RadinUricn.
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formen. Der ruhende» in der Rege! ellipsoid Ische oder wurstförmige, nicht selten auch gegen
die Astropyle ausgezogene Kern zeigt sich hier dicht erfüllt von ungleich grölten, zum Teil
vakuolisierten Schollen einer färbbaren Substanz, welche in eine meist als körniges Gerinnsel,
seltener feinwabig erscheinende Grundsubstanz eingebettet sind (Textflg. 2). Von einer Radiär-
oder Radstruktur ist nichts zu erkennen, eher zeigt die Peripherie des Kernes eine dichtere
Anhäufung von Schollen.
Auf allen Schnitten sieht man neben den isolierten Schollen faden- oder strangförmige
Aneinanderreihungen von vakuolisierten Schollen, und cs erscheint mir, namentlich mit Rücksicht
auf die zu den Prophasen führenden Uebergangsbilder, wahrscheinlich, daß thatsächlich sämt-
liche Schollen in Reihen angeordnet sind und die scheinbar isolierten Schollen vielfach nur
die Querschnitte durch strangartige Bildungen darstellen. Zwischen den Schollen liegen da um!
dort traul>enförmige Häufchen von schwächer färbbaren Tröpfchen, welche wohl mit den von
Borger r (1900, S. 217) für AuJacantha beschriel>enen wurstförmigen Haufen „minimaler Kügelchen“
zu vergleichen sind.
Soweit ich sehen konnte, findet sich die Radstruktur der Kerne bei den Formen, welche
nur eine Centralkapscl besitzen {/luiacantha, Aulosfmthis\ die Schollenstruktur dagegen bei
solchen, welche normalerweise zwei Centralkapseln lxjherhergen (Au/ographis, AuJoccros,
Au/ok/cptcs).
Bemerkenswert scheint mir noch zu sein, daß bei Au/ographis pandora die Kerne der
beiden Centralkapseln sehr häufig einen ungleichen Entwickelung»* bezw. Erhaltungszustand
aufweisen.
Fortpflanzung. Für Au/dcan/ha giebt Borger r (1900) an, daß die Fortpflanzung auf
drei verschiedene Weisen erfolge, durch Zweiteilung auf mitotischem Wege, durch Zweiteilung
auf amitotischem Wege und durch Schwärmerbildung. In eingehender Welse hat Borgert
sodann, in Ergänzung der früheren Angaben Karawajew’s, den Verlauf der mitotischen Teilung
l>eschrieben.
Ich hatie darauf verzichten müssen, die Beobachtungen Borgert’s an AuJacantha nach-
zuprüfen, da es natürlich nicht möglich war, auch nur annähernd die erforderliche Zahl 1 ) von
gut konservierten Exemplaren meinem Material zu entnehmen. Dagegen habe ich nahezu alle
verfügbaren Exemplare von Au/ographis pandora und ste/iata, sowie von AuJoccros und Au/ok/cptcs,
welche sich in den mit Elkmm ing 'scher Flüssigkeit oder Sublimat konservierten Proben fanden, auf
Schnittserien untersucht und bin dadurch in die Lage gekommen, wenigstens in einigen Punkten
die Borger 1 sehen Angaben zu ergänzen.
Es sei zunächst im kurzen auf diejenigen Phasen hingewiesen, welche im wesentlichen
mit den von Borger 1 für AuJacantha beschriebenen Stadien übereinslimmen und daher wohl
zur mitotischen Teilung in Beziehung gebracht werden dürfen.
Gehen wir aus von dem olien beschriebenen, die Schollenstruktur aufweisenden „ruhenden“
Kerne von Aulographis, AuJoccros und Au/ok/eptcs (Textfig. 2), so nehmen beim Ucbergang
zu den Prophasen der Peilung die Schollenreihen mehr und mehr die Form geschlängelter,
homogener Stränge an, welche vollkommen gleichmäßig den Kemraum durchsetzen und an ver-
l) BoNGKkT hat »aber 20 lausend Tiere auf TeilungUUttände durcfcgcnehcn und hatte doch in Re*ug auf einzelne Stadien noch
eine tatteret geringe Ausbeute zu verzeichnen'*.
21
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V.MJtNTl.N IlAKCKtK,
schiedenen Stellen desselben zu knäuel- oder rosettenförmigen dichteren 1 1 erden zusam mengedrängt
sind (Textfig. 3). Dieses Stadium wird man als feinfädiges Knäuelstadium, die Fäden
als Chromatinfädcn zu bezeichnen haben.
Sehr häufig trat mir lx?i allen hier aufgczählten Formen auch das Stadium der Län gs-
spaltung der Chromatinfäden in den Weg. Namentlich von Aulokltflts erhielt ich sehr schöne
Bilder, und zwar zeigten sich vielfach die Spalt hälften
in ähnlicher Weise umeinander gedreht, wie die Tochtcr-
schleifen in den Prophasen der heterotypischen Teilung
(Textfig. 4).
Die späteren Phasen der mitotischen Teilun g
sind mir bei den Aulacanthiden nie IwgegneL Dagegen
schließen sich an das feinfädige Knäuelstadium einerseits
Bilder an, welche vielleicht auf einen am itoti sehen
Teilungsprozeß Hinweisen, andererseits solche, welche
mit der Sc h wä r m e r bi 1 d u n g Zusammenhängen dürften,
►ig. y von Auhffrrtphu ittUata bn „lein- Was die ersteren Bilder anbelangt, so fand ich von
. luiograf'his stellata Kerne, welche im feinfädigen Knäuel-
Stadium standen und in der Mitte eine tiefe, schmale
Rin schnürung zeigten (Textfig. 5V Ich vermag nicht
zu entscheiden, ob hier ein Fragmenticrungsprozeß vor-
liegt, der die Bildung der bekannten Doppel kerne
ein leitet, welche man liei . \ulo«raf>his, . lu/occros und
Auloklcptes in den Stadien mit 2 und mehr Centralkapseln
außerordentlich häufig antrifft (Textfig. 6) oder ob es
sich um eine Telophase der Teilung handelt
Den zweiten oben erwähnten nicht mitotischen
Fjg. 4. 1-ingsgn.jwiltcfic CbromatinfArfen van Aulo-
kitptrs ramaxui.
Prozeß fand ich lx:i antarktischen Kxemplaren von Auto-
graf'his st A lata in 3 Fallen vor (Textfig. 7). Die 1 je-
treffenden Kerne weisen ein scholliges bis feinfädige»
Stadium auf. Zwischen den Schollen und Strängen
finden sich nun , untereinander durch alle möglichen
L’eliergänge verbunden, wurstförmige bis kugelige Ge-
bilde, welche, ähnlich kleinen Metazoen kernen, alle
Phasen der Chromat in-Metamorphose vom Knäuel- bis
zum Asterstadium aufweisen (Textfig. 7 a\ Rinzeine
dieser „Binnen kerne“ erinnerten hinsichtlich des Aussehens
der Chromatineleinente an die diakinetischen Phasen der
Keimbläschen. Nel>cn diesen prophasenartigen Stidien
fanden sich großenteils innerhalb des Kernes, zum Teil
al>er aueh außerhalb dessellten, doppelkernartige (iebilde,
welche je aus zwei von einer gemeinschaftlichen Hülle
umgelx*ncn, dicht aneinander gelagerten und einzelne
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Tief*«- K .-uliolnrien .
23
Oimm.'Uinkömchen oinschließenden Bläschen bestehen (Textfig. 7 b). Man wird ln*i diesen Gebilden
wohl nur an zwei Möglichkeiten denken können: an parasitische Organismen oder an eine Sjjoren-
bildung *). Mit Rücksicht darauf, daß diese „Doppclkeme“ in allen 3 beobachteten Fällen gleich-
zeitig mit den die Prophasen der Teilung zeigenden „Binnenkemen“ Vorkommen, und mit
Rücksicht darauf, daß letztere verschiedene Uebcrgangsstufen zu den gewöhnlichen
Chromatinfäden und -strängen zeigen,
A«lr»»jiyle geführt und trifft zwei von den vier kreuzweive gestellten 1'jira- a Hmncnkrrn in der Prophjwc der Teilung, b ,.Du]>|iH-
(•vlenl. Kndo|dasmati(die Kanüle. kern** (? Sjxuenj. c bettträubeken.
Stadien mit mehreren Centralkapseln. Fast von allen größeren Aulaeanthiden
liegen mir Stadien mit mehr als 2 Centralkapseln vor. So fand ich insl>csondcrc auch von der
kleinen Aulatantha scolymantha typica Stadien mit 4 Centralkapseln, deren Kerne die von
Kakawajew und Boroert Iteschrieliene Radstruklur aufweisen (Taf. VIII, Fig. 85). Die größte
Zahl von Ccntralkajjseln — nämlich 16 — traf ich bei den Warm wasserformen Autospathis
variabilis letnxion und auloticndrouics an, wie denn ülierhaupt bei diesen beiden Formen Individuen
mit einer größeren Anzahl von Centralkapseln verhältnismäßig häufig aufgefunden werden. Speciell
die Fxemplare mit 8 und 16 Centnilkajjseln (Taf. IX, Fig. 89) erinnern im übrigen außerordentlich
an die encystierten Muttertiere von A (iinosphaerrum EicMtomi mit ihren 5 — 12 Primärcysten 2).
Was nun die Bedeutung der Stadien mit 4 und mehr Centralkapseln anbelangt so sind,
soviel ich sehe, zwei verschiedene Dinge zu unterscheiden, nämlich die Zweiteilung der
dicystinen und die Koloniebildung der mono- und dicystinen Formen.
1) Mit dem von Borgkrt und Iuuermank iiqoo, S. 13, 15) kurz bevchrietwnen, aber nicht durch Abbildungen illustrierten
Mi ■du* der Schwärmerin! Jung lassen »ich meine Bilder kaum in Einklang bringen.
71 V«|l. Taf. IX, Kig. &y mit den Abhildungrn hei K. IlEKTWin, Heber Kernteilung, KichtnngskJlrperluldung und Be-
t ruihtung von Attmotphaerium Eichamt , München 1898, Taf. I.
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Vauentin Haktkkr,
2-1
In ersterer Hinsicht ist zu sagen, daß bei den dicystinen Formen durch die Teilung
der beiden Centralkap&eln die normale Zweiteilung cingeleitet und daß also schon bei diesem
einfachsten Fortpflanzungsvorgange ein Durchgangsstadium mit vier Centralkapseln durch-
laufen wird. Ebenso wie z. B. bei der zweikemigcn Amotba binudeata zunächst eine Teilung
der beiden Kerne erfolgt, so daß vorübergehend ein vierkerniges Stadium auftritt (Schaum nn*),
so findet auch bei den dicystinen Aulacanthiden, speciell bei Auhgraphis pandora und !>ei dem
Aufok/tptes ramosus der wärmeren Meere, beim gewöhnlichen Zweiteilungsprozeß zunächst eine
Teilung der beiden Centralkapseln und dann erst eine Durchteilung des Weichkörpers statt, so
daß wiederum 2 dicystine Tochterindividuen entstehen. Ich habe wenigstens nicht bloß zahlreiche
Individuen mit 4 Centralkapseln, sondern wiederholt auch dicystine Exemplare gefunden, welche,
wie die einseitige Anordnung der Phäodien und Radialstacheln deutlich erkennen ließ, eben erst
durch Zweiteilung eines mit 4 Central kapseln ausgestatteten Mutterindividuums ihre Entstehung
genommen haben mußten.
Von diesen einfachen Zweiteilungsvorgängen der dicystinen Formen sind diejenigen Teilungs-
prozesse zu trennen, welche bei zahlreichen Formen, und zwar sowohl liei dicystinen als l»ei
monocystinen, zur Koloniebildung führen und welche in ihren ersten Etappen selbstver-
ständlich eine große Uebereinstimmung mit den erstgenannten Phasen zeigen.
Besonders häufig fanden sich hieher gehörige Stadien mit mehr als 2 Centralkapseln bei
der antarktischen Form von Aulokkptes ramosus , und hier konnte auch eine Reihe interessanter
Zwischenstadien beobachtet werden, aus denen hervorgeht, daß, ähnlich wie dies Kakawajkw
(1895, S. 301) für die Teilung von Aulacantha nachgewiesen hat die Centralkapseln l>ezw. Kerne
ungleichzeitig die Teilung durchführen.
Es zeigte sich hier, daß bei den Exemplaren mit 2 Centralkapseln zunächst die eine
und dann erst die zweite Centralkapsel die Kern- und Kapselteilung durchführt so daß zunächst
Stadien mit 3 Centralkapseln entstehen '). ln ähnlicher Weise vollzieht sich auch der Uebergang
von 4 zu 8 Centralkapseln stufenweise: hier schreiten 2 von den 4 Centralkapseln bezüglich der
Kernteilung und ebenso der Kapselteilung den anderen beiden voran (Taf. II, Fig. 20), so daß
Zwischenstadien mit 6 Kapseln zu Stande kommen, und ähnliche Verschiebungen sind bei dem
folgenden und wahrscheinlich letzten Teilungsschritt zu beobachten, woraus sich das häufige Vor-
kommen von Stadien mit 9 oder io Centralkapseln erklärt
Durch die mangelnde Synchronic der Teilung erklärt sich die Thatsache, daß namentlich
bei Aulographis- Arten auf dem Stadium mit 2 Centralkapseln die beiden Kerne häufig einen
verschiedenen Entwickelungszustand zeigen. Auffallender ist die Erscheinung, daß in Central-
kapseln mit 2 durch Teilung eines Mutterkemes entstandenen Tochterkemen dieselben vielfach
einen ungleichen Entwickelungs- bezw. Erhaltungszustand zeigen (Tcxtfig. 7).
Wils die Bedeutung der Koloniebildung anbelangt, so möchte ich angesichts des
Umstandes, daß ich bei Aulographis nur die Stadien der Sporenbildung, bei anderen Gattungen
nur die Koloniebildung vorfand, mit aller Reserve die Vermutung aussprechen, daß beide Vor-
gänge in eine gewisse Beziehung zu einander zu setzen sind.
Horizontal- und Vertikal Verbreitung. In ausführlicher Weise hat Immermann
(1904, S. 67 ff.) die Horizontal- und Vertikal Verbreitung der Aulacanthiden an der Hand des
1) Aulticunümkn mit J Ontnükajwdn sind schon von Kakawajkw und IMMKKMANN gefunden worden.
24
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Tiefsce-Radiolarien-
*5
„National “Materials diskutiert. Das Gesamtbild, zu welchem dieser Forscher gelangt ist, wird
indessen durch die von der „Valdivia“ in der Antarktis und im Indik gemachten Fänge in
wesentlichen Funkten verändert, so daß es vielleicht angezeigt erscheinen mag, hier ab ovo zu
beginnen.
Für eine Reihe von Formen läßt sich schon jetzt angclxm, daß sie in zahlreichen, sowohl
wärmeren als auch kälteren Meeresgebieten verbreitet sind und daher als mehr oder weniger
kosmopolitisch bezeichnet werden können. Solche Formen sind: Aulacantha seolymantha
typiea und balhybia, Aulacautha spinosa, Aulodcndron an/arcticum, Au/ographis pattdora, Au/o -
graphis tetraneixtra, A uhgmpkonium pulvinatum *), Aulospathis variabi/is triodon , Au/ospathis
lariabi/is bi/urea, Au/okltples ramosus.
Für einige dieser Formen ( Aulaeantha seolymantha typiea und Aulographis tetramist ra )
haben die Plankton- und Schließnetzfänge der Plankton- und Tiefsee-Expedition mit Sicherheit
eigeben, daß sie sowohl in den Ol>crflächenschichten oberhalb des 400 m- Horizontes, als
auch in den Regionen zwischen 400 und etwa 1500 m Vorkommen, daß sie also sehr ver-
schiedene Temperaturen auszuhalten im stände sind und daher als eurytherm bezeichnet
werden können.
Für eine zweite Kategorie der kosmopolitischen Formen läßt sich dagegen zeigen, daß
die betreffenden Arten und Unterarten ganz bestimmte, und zwar in den warmen und kalten
Meeren ungefähr die nämlichen Horizonte bevölkern. So wurde Aulographis pandora sowohl in
Tiefsee-Station 66 (Golf von Guinea) als auch in der antarktischen Tiefsee-Station 136 in den
Schichten zwischen 400 und 700 m erbeutet. Ebenso fand sich Aulospathis variabi/is triodon im
Golfstrom (Tiefsee-Station 16), in der Sargasso See (Im.mkr.mann) und in der Antarktis jeweils
in l iefen zwischen qoo und 1 500 m. Da nun die Temperatur innerhalb der einzelnen zwischen
400 und 1 500 m gelegenen Horizonte, je nach dem Stromgebiet und der geographischen Breite,
l>eträchtlichen Schwankungen unterworfen Ist, so ergiebt sich für die kosmopolitischen Formen
der zweiten Kategorie, daß sie mehr bestimmten Tiefen, als bestimmten Temperaturen
angepaßt sind, daß also auch sie mehr oder weniger eurytherm sind.
Wir werden also im ganzen die kosmopolitischen Formen gleichzeitig als eury-
therm bezeichnen dürfen.
Ihnen stehen mehrere Gruppen von Auktcanthiden gegenüber, welche eine enger
umschriebene Verbreitung l)esitzen und offenbar an Ijestimmte Temperaturverhältnisse angepaßt,
also verhrdtnismäßig stenotherm sind.
Hiehcr gehören zunächst die äquatorialen oder cirk umtropischen2) Formen,
welche im ganzen zwischen dem 400 N. Br. und 40° S. Br_ bezw. in den warmen Strom-
gebieten und deren nördlichen und südlichen Ausstrahlungen angetroffen werden. Zu diesen
Formen möchte ich vorläufig rechnen: A u logt aphon ium mediterran tu tu bicorne und indicum,
1) Nach I M ufKM.WN ((<>04, S. *0 und 85) wurde Aukgraphonium puh'inatum I Aulocorynr puh-inot») al* eine Form der
kjhrn Regionen anru*prerbrti »rin. Im Gc^maüt «Lum wurde die«! Alt von der „Vuldivia** fast auoddiefllich in « Artm r>-n Meere».
IfvtrieU-n und nur «creiiuclt io der Antarktis angeiroffen.
2) Den Ausdruck „drkumtropisch“ finde ich in Mf.IsENHEimekV PterojiodeniirlM-it.
2 5
Dmt*cke T»fw*-E»n»4i«ion iM— XIV. 4
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Valentin Haecker,
2f)
Au/opetasus cha/vidcs, Aulocoryttc setesios% Aulospathis variabiUs Utrodon, aulodendroides und ntonodon,
Auloceros arbortscens bimtueus2) und dichodtndmm.
Als Bewohner des antarktischen Kaltwassers und der nach Norden sich ausbreitenden
kühleren Meeresströmungen, «also «als stenotherme Kalt- und Kühlwasserformen können
wohl bezeichnet werden: Aulospathis variabilis diodon , Auloceros arborescens sube/egans und
inegularisy und vielleicht auch A ulographonium antardicum und anthoides 3). I lieher gehört auch
Aulospathis pinus, welche im Benguelastrom und in der Antarktis sehr zahlreich auftritt und
außerdem vereinzelt «an einigen weit nördlich gelegenen Punkten des Indik und Atlantik ange-
troffen wurde. An zweien dieser Fundorte (Tiefsee-Station 16, Golfstrom, und Tiefsee-St«ation 170,
südlicher Indik) handelt es sich um Schließnetzfänge aus sehr großen Tiefen (1850 — 1550, l>ezw.
1700 — 1000), so daß man Aulospathis pinus als eine („unipolar-submergente“) Form l jezeichnen
kann, welche ihr Hauptverbreitungsgebiet im südlichen Eismeer l>esitzt und sich von hier aus
längs der kalten Tiefenströmungen in nördliche Gebiete ausgebreitet hat Freilich liegt auch die
Vermutung nahe, daß wir es in Wirklichkeit mit einer jener bipolaren Kaltw«asscrformen zu thun
h«al>en, welche auch in gem.äßigten und tropischen Gebieten und zwar hier als Bestandteile des
Tiefseeplanktons auftreten (CilUN, 1904, S. 124).
Eine ähnliche Verbreitung, wie Aulospathis pinus, ljcsitzt auch Aulographis strllata.
Dieselbe wurde von der „Valdivia“ in den antarktischen Stationen regelmäßig und in großer
Individuenzahl .aufgefunden, «außerdem kommt sie, sowohl in typischer Form als in einer Variante
[astcriscoidcs), auch im nördlichen Indik, sowie mach den Befunden dos „Gauß“ vereinzelt im
tropischen Atlantik vor. Bezüglich der Tiefen, welche sie in diesen warmen Meeresteilen bewohnt,
ist nichts Genaues Ijckannt. Für die eigentümliche Beschränkung dieser Form «auf die südliche
Hemisphäre kann man daher nur vermutungsweise die Erklärung aufstellen, daß «auch sie ihr
ursprüngliches Verbreitungsgebiet im südlichen Eismeer besitzt und von hier aus den kalten
Tiefeaströmungen nach Norden gefolgt ist.
ALs einzige eigentlich bipolare Aulacanthide ist mich dem bisherigen Material Aulacantha
lacvissitua anzuführen.
Eine lxisonderc Stellung nimmt endlich der von Immermann (1904, S. 85) zu den Kalt-
wasserformen gerechnete Anlokhptes jlosculus ein. Diese Form wurde bisher einerseits im nörd-
lichen Atlantik, andererseits im südlichen Atlantik und Indik aufgefunden. Dagegen fehlt sie in
der Antarktis, und auch aus den Tropen ist nur ein Fundort tjekannt (Tiefsee-Station 236). Sie
scheint also eine ähnliche Verbreitung zu Ijesitzen, wie einige Pteropodenarten, welche mach
Meisenheimer 4) rin einem Zonengürtcl von rund 150 — 400 nördlicher wie südlicher Breite zu
beiden Seiten des Aetjuators häufig sind, in den unmittelbar an den Acxjuator angrenzenden
Gebieten dagegen eine nur seltene Erscheinung bilden“.
i) Autoorynr trtnws wird von Immkhmann (l'ftiq, S. "o und Äfjl aU eine Form bezeichnet, die für lullere Strömungen
churaktcrätiscti tot. Von den bisher In kannten 0 Fundorten liefen i »dessen ntindoien* 3 (Ti.'fseo-Niation 29, 44, 21R) in uusgesinorheti
warmen Stmmgctriclen, die 3 anderen (Ticfwc-SUitinn 66. Inningrrscc und FHmekanjtl in Misdnicbictcn, Man wird ab«> wohl dir
eigentlich äquatorialen Gebiete als ihre urqwCin^liibe Heimat annelunen dürfen.
2| Autor ros arforrurm tnmmrut t Au. ipalhifhtsUr bt'rawnti Immkkmann) ist nach Immirmann (1904. S. 70I mit V.uliebo
in kälteren Ktrömunjjen heimisch, während die zahlreichen atlantischen und indischen Itcfundc in der „VukfivU“* Ausbeute sie eher als
eine vorwiegend äquatoriale und /tun Teil in die nördlichen Mbchgebictc ausstrahlen.lv Form kenn/. 1 Ulmen.
3) Diese Liste weirht wvsenllieli ab von dem von IMMER MANN S. Rjf gcyel lenen Verzeichnis der Kallwrasverfomieti.
Verjjl. auch ilir Anmerkungen auf dm mwungehnulen Seiten.
41 J. AIeisemieimeh. l'iero|>u<Lt. Wtw Kiplm. il. deutschen Tiefw-Elp., IUI. IX., 1905. S. RR.
2b
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T iefset- R *dkhrim .
27
Von den im Vorstehenden innerhalb der einzelnen Kategorien aufgezählten Formen sind
viele untereinander durch Uebergärgc verbunden, stellen also nur Unterarten oder Rassen weit-
verbreiteter Arten dar. Es sei hier speciell darauf hingewiesen, daß für Auhsfrthis variabi/is,
Auloccros arboraetns und An fohle/* tes ramosus eine Reihe von geographischen Unterarten
oder Lokalrassen unterschieden werden können, wie bei den lietreffenden Formen genauer
ausgeführt werden solL
Es sollen zum Schluß noch einige Bemerkungen bezüglich der Vertikal Verbreitung
hinzugefügt werden. Schon bei Besprechung der kosmopolitischen oder eurvthermen Formen
mußte auf gewisse, hierher gehörige Verhältnisse Bezug genommen werden, und es wurde l>ereils
h«rvorgehol>cn, daß man, hinsichtlich der Vertikalverbreitung, zwei Hauptgrupjxm von Formen
unterscheiden kann, nämlich Formen, welche sowohl oberhalb des 400 m - Horizontes, also in
der Dämmerungszone, als auch in größeren Tiefen bis zu etwa 1000 oder 1500 m Vorkommen,
und solche, welche auf die tieferen Regionen unterhalb 350 — 400 m beschränkt zu sein scheinen.
Beispiele für die erstere Gruppe bilden Aulacantha scolymantha ly fr ca und Aulografrtis
Mrancislra* zur letzteren dagegen gehören Aulacantha sco/yniantha bathybia , Au/ografr/is pandora,
sowie die Autoceros Auloh/cfrcs- und Aulos/*athis- Arien.
Schon oben (S. 1 1) wurde ferner darauf hingewiesen, daß speciell bei Aulacantha scoly-
man (ha tyfrea und bathybia die Zugehörigkeit zu den l>eiden wichtigsten Größenklassen, welche
man innerhalb der Familie der Aulacanthider. vorfindet, mit der verschiedenen Vertikalverbreitung
parallel geht und daß wahrscheinlich die angedeuteten Beziehungen zwischen Größe und V ertikal-
verbreitung für die Aulacanthiden ülxjrhaupt Giltigkeit haben, in der Art, daß die Angehörigen
der Zwergklasse die Fähigkeit hal>en, sich auch in die höheren Schichten zu erheben, während
die zur Riesenklasse gehörigen Formen auf die tieferen Schichten beschränkt sind.
Einige weitere Ergebnisse bezüglich der Vertikal verbreitung der Aulacanthiden lassen sich aus
der folgenden Tabelle ablesen, welche sämtliche Formen enthält, die von der „Val di via“ mit dem
Schließnetz und mit dem nur wenig (bis 700 m) tiefgehenden Verti kal netz erbeutet wurden :
Tiefsce-Statloo
16
Golfstrom
S. 1850—1550
Autoipathis varinMii triodon
AuUapathu pinnt (einzelne Nadeln)
4*
Guineastrom
s. 550-250
AulakUpUs ramosus
$$
Guineas trom
V. 600
Auiographis pandora
AulokUptes ramosut
Aulatantha udymantha bathybia
66
Indifferentes Wasser {Golf von
Guinea)
S. 700— <100
S. 500 — 300
V. 700
Aulographis pandora
I Anlocorynr teUtiot
. lulaspathis ranabiiu nsonodon
Autograpkü pandora
\ Aulographonium mduum
Aulokltptti ramosus
.luJaiantha wolymantha bathybia
1 Aulographis pandora
AulokUptes rumoius
Aulruantha noiymantha bathybia
170
VVestwimUrifl
S. 1500—1000
Aulographis ttlrandstra
Aufotpa/hn vanabilis dudon
j AuUuaniha udymantha typua
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28
Valentin Haeckfk,
T ielsee-Staliun
»35
Antarktische Trift
* S. b8o — 480
Aulucrrcs arborrutm •ubtUg-xns
Antarktische Trift
s. 700—470
AuLgraphis ptmdora
Au/ograpAü ttrJJata
1 Aulotrros arborncem mbeUgans
»43
Antarktische Trift
S. 400—300
. iuUu unlAa lannuma
•49
Antarktische Trift
S. 1500-900
Atilocrrt 11 arboreumt utbrUgant
Amlospathis variabili$ triadon
»5»
Antarktische Trift
S. 1600—1000
Anb’grapbis itrlhlta
AuL'graphn IrtgiocAirt
AuUdtlrpiti ramo imi
AuU<\f*ithn t'itriitbt/is triodan
1 Auhiifnthu vari'tb/ht d toden
AuL'ipxtihts pmui
AuUuantha uolytmamtbn hathybM
170
Südlicher Indik
S. 1700—1000
Autoipalhn ptnut
Auhu anthti uolymantha typna
173
Südlicher Indik
S. 1850—1000
An/cgruph-inium bu t>rnr
»;j
Südlicher Indik
S. 3300 — 2700
Auhgrafdur arcuata vollständig)
23t
Nördlicher Indik
S. 1600—1000
S. 320— 185
S. 180 — 145
Auh'grapAii bicurvata
Amlocantha uo/yimntAa typica
AntitiOM/ha uolymantha typna
Aus dieser Tabelle crgiebt sieh zunächst das negative Resultat, daß in sehr tiefgehenden,
die Schichten unterhalb 1800 m durch fischenden Schließnetzztigen (T.-St. 27, S. 2250—1950:
T.-St 42, S. 1950 — 1650; T.-St 48, S. 2700 — 2400; T.-St 88, S. 3600 3000; T.-St 121,
S. 2500 — 1900; T.-St 132, S. 2500 — 1900; T.-St 133, S. 3300— 2700; T.-St 147. S. 5000—4000;
T. -St 218, S. 2040 — 1800; T.-St 220, S. 2800 — 2200; T.-St 236, S. 2600 — 2300; T.-St 237,
S, 4900 — 4600; T.-St 268, S. 4890 — 4200) im allgemeinen keine Aulacanthiden erbeutet
wurden. Eine Ausnahme bildet ein unvollständiges Exemplar von Auhgraf'his anuata , welches in
T. -St 173 in einer Tiefe von 3300 — 2700 m angetroffen wurde. Es scheint also, daß die
vierte, von mir als Pharyngellenschicht hezeichnete Zone, welche von 1500 — 5000 m
reicht, sehr arm oder frei von Aulacanthiden ist •).
Was die dritte Zone, die Tüscarorenschicht (400 — 1500 m) anbelangt, so geht aus
den {Übereinstimmenden Befunden der Plankton- und „Valdivia“-Ex|K*Jition hervor, daß vorzugs-
weise diese Schichten von Aulacanthiden lievölkert sind. Insbesondere handelt cs sich um die
großen Formen der zweiten Größenklasse, also um die An/ographis- Arten der pa ndoraA iruppe,
um . luioct'ros, AulokhpUs und Auhsf*athis. Alle diese Aulacanthiden bilden gewissermaßen den
eisernen Bestand jedes in größere Tiefen reichenden Vertikalnetzzuges, man findet sogar, wie ich
früher hervorgehoben halie (1904, S. 1 32), die häufigeren Arten in ziemlich regelmäßigen Zahlen-
verhällnissen vertreten. So überwiegt, wenigstens in den wärmeren Meeren, die Aulacanlha
scolymantha (mthybia fast regelmäßig an Individuenzahl, ihr am nächsten kommt meistens Au/o-
graphis pan dom, und außerdem finden sich fast stets in ungefähr gleicher Anzahl einige Exem-
plare von Aulographonium, Au/occros, Au/ok/eptes und AulosfHithis.
I) In den l*rotokn||cti der Planktofi-Rxprdition werden Schliei' wt/fingc bin *ü m vcrareichnet, welche ..Aultgraphn“ und
.„■fufaipatAn" enthielten (Immi kmaxn, 1904, S. 8o>. Doch wird nicht angegeben, ub es skh um vollständige Krcmplare oder um Hnich-
sttlcke handelt.
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Tiefsee-Radiolarien
20
Vergleicht man nun weiter die in dieser Tahelle enthaltenen Schließnetzfunde mit den
zahlreichen Ringen, welche die Plankton-Expedition mittelst des Schließnetzes und namentlich
mittelst weniger tiefgehender Vertikalnetzzüge gemacht hat, so gelangt man zu dem eindeutigen
Ergebnis, daß sich innerhalb der Tuscarorenschicht zwei Horizonte unterscheiden lassen,
von denen der obere das Gros der großen Aulacanthiden, der untere vorzugsweise die AuAh
a/W/A/It- Arten l>eherl>ergt
Zur Bestätigung dieses Satzes soll, in der folgenden Tabelle für diejenigen Arten, welche
in der „National44- und „ Vald i via44- Ausbeute in größerer Menge vertreten sind *), die Zahl der
Schüeßnctz- und weniger tiefgehenden Vertikal netz fange angegelien werden :
SddkiVnctz- und Vcrtikalnelc-
fHngc innerhalb 1000 m
Schlicßnctzfilngr jenseits
rooo m
„National“
„Valdivia“
„National4*
„Valdivia“
Aulographit pamdora
4
5
_
_
Aulagraph) 1 i tri lata
—
1
—
1
AuUurras arboreuetu ( spathilltutrr )
10
3
—
—
AulakUptet jUtu ului
7
—
—
—
AuiakUptrs ramatus
7
4
—
1
Aulagraphonium hieamt -f indtcum
f Aulocarynr aindtiabrum IMMRRMANS)
3
■
1
Aulatorynt utettat
a*)
1 *1
—
Au/aspathis vanabilis trtedon
—
—
2
3
AuU'iputhn rartabi/ü dtadan
—
—
—
2
Autaipathn variabi/tt ntanedan
'
1
—
—
Aulaipathis pinus
—
3
AuliKantka scedymanfha bathybia
?*)
5
—
3
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, daß thatsächlich Aulograf>his pandora , Au/oceros,
AulokLptes und Aulographonium nahezu vollständig oberhalb des 1000 m- Horizontes gefunden
wenden, während umgekehrt die Formen der Gattung Au/ospa/kts hauptsächlich unterhalb des-
selben vorzukommen scheinen. Ausnahmen dürften nach den üliereinstimmenden Befunden
beider Expeditionen einerseits die Formen A u/ogra/dtonium bicome +- indirum bilden, welche
vereinzelt auch in der unteren Etage Vorkommen, andererseits Au/osfwJhis ntonotion , welche im
Gegensatz zu den übrigen A «/<w/W/m- Arten in den oberhalb des 1000 m - Horizontes gelegenen
Schichten heimisch zu sein scheint.
Es mag hier auf die besondere lanzenförmige Gestalt der wwWow-Stacheln hingewiesen
werden (Taf. VII, Fig. 80). Denkt man sich die Umrisse des Weichkörpers durch die End-
spathillen und die Spathillen der Seitenäste festgelegt, so ergiebt sich für ersteren eine sehr
unebene Oberfläche und damit auch ccteris paribus eine bedeutendere SchwebfÜhigkeit als beispiels-
weise für die Weichkörper von Aulosßaihis diodon und triodon 5).
Endlich sei erwähnt, daß auch AuUuantha sco/ymaniha bathybia , welche vorzugsweise die
Schichten zwischen 400 und 1 000 m zu bewohnen scheint, nicht selten unterhalb des 1000 m-
1} Ausgenommen sind AuUuantha uoiymantha typita und stuhgrophn trtramistra, welche weiter unten nochmals Erwähnung
finden werden.
2) Einschließlich des von Immer« aas eiferten FoWLrK'schen Kumtes.
Tiefsee- Station 66, S. 700—600. Alle anderen Funde stammen aus sehr tiefgehenden Vertikalnet//.iqjen.
4I Immer mann unterscheidet nicht zwischen den !>cidcn Unterarten.
5) Die Beschaffenheit der Stacheln und damit der Weichkör [iei ober flache ents|>itcht iiei Autaipathn rarrabi/n manodon im
wesentlichen den Verhältnissen, welche eine Varietät des Aulographtmtum mtdtUrnmeum zeigt (Taf. VI, Fig. 55).
29
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30
Valent» Hakckkk,
Horizontes vorkommt Vermutlich hat diese Form, ähnlich wie die typische Aul scolymantha,
ein beträchtliches Steig- und Sinkvermögen, worauf, wie später gezeigt werden soll, auch die
Beschaffenheit der Stacheln hinweist.
Die zweite, von mir als Challcngcridenschicht bczeichnete Tiefenregion, welche von
50—400 m reicht, enthält verhältnismäßig wenig Aulacanthiden. Sicher kommen in derselUn
vor Aulacantha scolymantha typica (Taf. X, Hg. 101) und Aulographis tetramist ra (Taf. I,
Hg. 14, 15), beides Formen, welche auch in 1 beträchtlichen Tiefen angetroffen werden und offen*
Itar ein ganz I bedeutendes Steig- und Sinkvermögen besitzen.
Bezüglich der typischen Aulacantha scolymantha mag darauf hingewiesen werden, daß
dieselbe speciell im (iolf von Neapel gewöhnlich in der „Tiefe“, d. h. 100 rn unterhalb der
Oberfläche gefischt wird (1905, S. 340, Anm.) und daß sie übereinstimmend damit von der
„Valdivia“ wiederholt in Planktonfängen aus o — 200 m liefe erbeutet wurde. Andererseits
fanden sich aber auch Exemplare in Schließnetzfängen vor, welche die Schichten zwischen tooo
und 1700 m deckten. Aehnliche Verhältnisse gelten auch nach den Ergebnissen des „National“
und der „Valdivia“ für Auiographis tet rundst ra. , und es darf wohl die Vermutung hinzugefügt
werden, daß alle Zwergformen in Bezug auf ihre vertikale Verbreitung mit den beiden genannten
Formen übereinstimmen.
Die vierte, oberste Schicht, welche von mir als Collidenschicht bezeichnet wird,
scheint normalerweise frei von Aulacanthiden zu sein. Nach mündlichen Angaben von Herrn
Dr. S. Lobjanco kommt die typische Aulacantha scolymantha im (iolf von Neapel bei stürmischem
Wetter ausnahmsweise auch an der Oberfläche vor.
Zusammenfassend kann man die vertikale Verbreitung der Aulacanthiden durch folgendes
Schema zur Darstellung bringen:
i) Collidensehieht
Normjlctwdw keine Aulacanthiden
fo— 50 in)
2) ChalicngeridcRftebicht
Auhuautha st olymanthti typka
<30—400 m')
Aulcgraphis trtrancutra
3) T u * t a roirnnch ich t
.11 Pa m/o ra- Stufe
Au logr a phi ,f pauJora
I400 — 1500 m|
<400 — IOOO hi!
Aulogruphit t tri lata
Auioceros arborcsccus
AulokUptct ßosiulut
Autak/eptes ramosus
.lulagraphonium, mehrere Forme«
Anlocoryne vtesita
1 Aulospaths's xariataiit maaoJoa
Aulacantha tcoly mant ha hat hyhia
b| Aulatpalhis- Horizont
Autospathit variabiljt dioJon
<1001» — 1300 m|
Aulotp*tthis variabilit trutlon
Autospathii pinsn
41 Pharyngc 1 lentc h ich t
(1500 — 5000 m)
Nur vereinzelte Aulacanthiden de» oberen Horizonte
Zur Systematik der Aulacanthiden. Bezüglich der verwandtschaftlichen Beziehungen
der Aulacanthiden zu anderen Tripyleengruppen sei nur hervorgehoben, daß die Beschaffenheit
l) Auf die in den ciuzelnen Mecrergebieten wnhminebmm<kn Unteitchiede bezüglich der (irenzniveaus *>11 hier nicht eln-
gegaogen werden. Vergl. den Allgemeinen Teil.
3°
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Tiefst«. R adiolarirn.
3 1
der I Iohlstacheln am meisten Anklänge an das Skelett der Aulosphäriden zeigt Insl»esondere
kann auf zahlreiche Uel>ereinstimmungen hingewiesen werden, welche die Radialstacheln der
Aulacanthiden, namentlich hinsichtlich der dolden- und ähren förmigen Anordnung der Stacheläste
und der Beschaffenheit der Spathillen, mit den entsprechenden Bildungen der Aulosphäriden
zeigen. Ich bin geneigt schon aus diesem Grunde innerhalb der Unterordnung der Phäosphärien
die Familie der Aulosphäriden voranzustcllen und so direkt den Aulacanthiden anzuglicdcm. Wie
später gezeigt werden soll, sprechen auch andere Gründe für eine derartige Reihenfolge.
Da sich bei zahlreichen jugendlichen Exemplaren aus den Gattungen Auhceros und
Aulospafhis eine diametrale Anordnung der erst in geringer Zahl vorhandenen Radialstacheln
vorfand (Taf. IX, Fig. 88; Taf. X, Fig. io? und 103), so ist es vielleicht angezeigt nochmals
auf die äußere Aehnlichkeit hinzuweisen, welche diese jugendlichen Aulacanthiden mit diametral
gelagerten Stacheln mit gewissen Acanthometriden aus der Gattung Acanlhochiasma Krohn auf-
weisen. Bei der Verschiedenheit der Centralkapseln kann es sich selljstvcrständlich nur um eine
Konvergenzerscheinung handeln.
Innerhalb der Familie der Aulacanthiden hat Haeckel 3 Gruppen von Gattungen Unter-
schüßen, von denen die erste weder End- noch Seitenäste, die zweite ausschließlich Endäste und
die dritte sowohl End- als Seitenäste aufweist
Die erste Gruppe enthält die Gattungen Aulact in nun und Au/acantha, Erstere ist von
der letzteren durch den Mangel eines Mantels von Tangentialnadeln unterschieden.
Die zweite Gruppe umfaßt die Gattungen Aulographis mit einfachen und Aufoccros mit
gegabelten oder mehrfach verästelten Endästen.
Zur dritten Gruppe gehören die Gattung Aufospa/his , bei welcher die Seitenäste quirlförmig
angeordnet sind, und Au lodend ron mit unregelmäßig zerstreuten Seitenästen.
Zu diesen Gattungen fügte zunächst Fowler (1898) die Gattung AuJocoryne hinzu, bei
welcher die Radialstachdn am Distalende keulenförmig aufgeblasen sind und zahlreiche feine,
zickzackförmige Endäste tragen (Taf. V, Fig. 46).
Während Boro kr t (Nord. TripyL, 1901) die HAECKEL’sche Einteilung beibehalt, hat
Immermann, der Bearbeiter der „National“- Ausbeute, eine Revision des I lAECKEL’schen Systems
versucht, indem er einerseits eine Spaltung der offenbar zu wett gefaßten Gattung Aulographis
vernimmt, andererseits» auf Grund von neu gewonnenen phylogenetischen Vorstellungen, zu einer
anderen Gruppierung der Formen gelangt
Was zunächst die Spaltung der Gattung Aulographis Ixjtrifft, so scheidet Immermann
mit vollkommenem Recht diejenigen Formen aus, welche Fremdkörper, insbesondere Diatomeen
Gehäuse, als Unterlage für die Stachelbildung verwenden. Diese Formen werden in der neuen
Gattung Aulok Uftes zusammengefaßt
Ferner macht Immermann auf den ziemlich konstanten Unterschied aufmerksam, welcher
zwischen den Aulographis- Arten mit massiven und denjenigen mit hohlen Endästen besteht
Immermann zieht aus diesem Verhältnis eine weitgehende Konsequenz, indem er 2 weitere
Gattungen von der alten HAECKEt’schen Gattung Aulographis abtrennt, welche sich dadurch von
der Stimmgattung unterscheiden, daß sich der llohlraum des Stachclschaftes in die Endäste
fortsetzt nämlich 1) die Gattung Aulographoniuni , in welcher die Arten der Habtkki Aschen
Untergattung Aulographoniuni mit der FowLEu’schen Au/ocorync zetesios vereinigt werden, und
3i
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32
Valentin Haecker,
2) die Gattung Aulophyton mit einer Art, Aulophyton t ttronyx , welche sich von Aulographis
uncinata Immer mann nur dadurch unterscheiden würde, daß bei ersterer die Terminaläste hohl,
bei letzterer solid sind.
Ich möchte zunächst zu diesen von Immicrmann vorgenommenen systematischen
Aenderungen Stellung nehmen. Bezüglich der Abtrennung der Gattung Aulokhptcs schließe ich
mich vollkommen Immermann an. Ebenso halte ich cs für richtig, daß von der Gattung Aulo-
graphis die HAECKEL’sche Untergattung Anlographomum al gespalten wird, jedoch möchte ich
die hieher gehörigen Formen lieber nicht in eine so enge Verbindung mit Aulocoryne zetesios
Fowler bringen, wie es I.wmf.rmann gethan hat, vielmehr glaube ich, daß die beträchtlichen
Habitusunterschiede die Aufstellung zweier l>esonderer Gattungen, nämlich Au/ographontum
(Maeckei.) und Aulocoryne Fowler (nec Imm human n) nötig machen. Was endlich die Immmek-
MANNsche Gattung Aulophyton anbelangt, so haben mich meine Beobachtungen, speciell bei
Auloceros, zu der Ansicht geführt, daß allerdings die hohle, bezw. massive Beschaffenheit der
Endäste in vielen Fällen ein konstantes und systematisch wohl verwertbares Merkmal dar-
stellt, daß aber doch auch, wie vom entwickelungsgeschichtlichen und ockologischen Standpunkt
aus von vornherein zu erwarten ist, alle möglichen Uebergänge bestehen. Einerseits durch-
laufen ja alle massiven Aeste eine hohle ontogenetische Vorstufe, andererseits hängt die Beschaffen-
heit der Aeste nur davon ab, ob mehr das Prinzip der Materialersparnis oder das Bedürfnis
einer vermehrten Festigkeit zur Geltung kommt. Ich kann daher Immermann hinsichtlich der
Abtrennung der Gattung Aulophyton nicht folgen, möchte vielmehr sein Aulophyton tehvnyx in
der Gattung Aulographis und zwar in der Tetrastyla- Gruppe unterbringen.
Was nun fernerhin die von Immermann vorgenommene Gruppierung der Gattungen
anbelangt, so bin ich zunächst mit der Auffassung nicht einverstanden, daß die Entstehung der
Stacheln lx*i Au/ohleptes unter Zuhilfenahme einer Fremdkörpergrundlage einen primitiven
Modus darstellt und daß demgemäß diese Gattung an die Spitze der Aulacanthidcn zu setzen
ist Wie ich bereits auseinandergesetzt habe, bin ich im Gegensatz zu Immermann, auf Grund
entwickelungsgeschichtlicher Thatsachen, zu der Ansicht gelangt, daß der an eine Fremdkörper-
grundlage sich anknüpfende Bildungsmodus ein durchaus sekundärer ist daß er bei einer Reihe
von anderen Aulacanthidcn {Aulographis pandom , Auloceros, Aulode tuirvti) in verschiedenen Al>
Stufungen vorbereitet bei der Gattung Auloklcptes aber als einer Gruppe von hochspezialisierten
Tiefenformen zur vollkommensten Entfaltung gelangt ist Ich glaube daher, die Gattung Auto-
kleptcs nicht an den Anfang stellen, sondern der Gattung Auloceros anreihen zu sollen.
Ganz allgemein wird man bei der systematischen Bewertung der verschiedenen Giaraktcre
nur da auf einigermaßen sicherem Boden stehen, wo die Entwickelungsgeschichte mit eindeutigen
Thatsachen zu Hilfe kommt So wird man z. B. auf Grund des ontogenetischen Verhaltens der
Radialstacheln den Satz aussprechen dürfen, daß im allgemeinen Formen mit massiven Primär-
und Sekundärästen eine fortgeschrittenere Entwickelungsstufe gegenüber den Formen mit hohlen
Endbildungen darstellen, und man wird demgemäß berechtigt sein, wenigstens innerhalb
engerer Verwandtschaftskreise eine Gruppierung von diesem Gesichtspunkt aus vorzunehmen.
Wo aber die Entwickclungsgeschichte versagt, wird es vielfach mehr oder weniger will-
kürlich bleiben, ob man diesem oder jenem Stacheltypus einen primitiven oder einen hoch-
specialisierten Charakter zuschreilx*n soll. Beispielsweise spricht Haeckel der Gattung Aulacantha ,
32
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Ti«fsec*RadiolarietJ.
33
abgesehen von Anladinium , den einfachsten Skeletthau unter allen Aulacanthiden zu und
stellt sie demnach an den Anfang der Familie. Geht man indessen davon aus, daß die Domen
der Stacheln von Au/acantha scolymantha , worauf namentlich ein Vergleich mit Auiacantha spinosa
iTaf. X, Fig. 99) und Au lodend ron hctcracan/hum (Taf. X, Fig. 92) hinweist, vermutlich nichts
anderes als zuröckgebildete Stacheläste sind, so kommt man dazu, die Gattung Auiacantha zu
Auhdendron und damit zu der hochspecialisierten Gattung Aulospathis in nähere Beziehung zu
bringen und sie demnach nicht an den Anfang, sondern an das Ende der Aulacanthiden* Reihe
zu stellen.
Im ganzen ist es ja gar nicht die olierste Aufgabe der Systematik, die zunehmende
Differenzierung zum alleinigen Ausgangspunkt zu nehmen und bei der linearen Aneinanderreihung
der Formen die relative Zahl der primitiven und der spccialisiertercn Charaktere um jeden Preis
in den Vordergrund zu rücken. Ein solches Verfahren würde überall da zu künstlichen
Zusammenstellungen führen, wo es sich um Formengruppen handelt, in welchen mehrere
divergierende Entwickelungsrichtungen vorliegen. In solchen Fällen handelt es sich in erster
Linie darum, diese Hauptdifferenzierungsrichtungen gewissermaßen als Kerne des Systems
fcstzulegen. zweitens ist eine Horizontalprojektion, ein „Grundriß“ des Stammbaumes in der
Weise zu entwerfen, daß die verschiedenen Formen in natürlicher Weise um die Kerne gruppiert
werden, und endlich ist die Verknüpfung der einzelnen Formen mit diesen Kernen, sowie der
Kerne unter sich in der einfachst möglichen Weise durch eine lineare Reihen-
folge zu veranschaulichen.
Innerhalb der Familie der Aulacanthiden treten nun, was die Ausbildung des Skelettes an-
1k- langt, als Hauptdifferenzierungsrichtungen ohne weiteres diejenigen hervor, die einerseits zur
Doldenform, andererseits zur A ehrenform der Stacheln führen. Es wurde schon früher darauf
hingewiesen, daß die Ausbildung der beiden extremen Formen mit der Uebemahme von wesent-
lich verschiedenen Funktionen Hand in Hand geht, insofern die doldenförmigen Stacheln in
erster Linie als Träger für das extrakalymmale Sarkodehäutchen dienen, während die ähren-
förmigen als Stützen für das Ernährungsplasma und gleichzeitig als Schwebeeinrichtungen zu
l )etrachten sind.
Den einfachsten Typen einer Doldenform begegnen wir bei der Pandora* Gruppe der
Gattung Autographis (Textfig. 8, links). Insbesondere dürften die typischen Exemplare von
-■ lu/ographis paudora mit 3 Terminalzinken den eigentlichen Kern bilden, um welchen sich
alle übrigen hieher gehörigen Formen zwanglos gruppieren lassen, und zwar nicht nur vom
morphologischen, sondern auch vom physiologischen Gesichtspunkte aus. Bedenkt man nämlich,
• laß jede Ebene durch 3 Punkte eindeutig bestimmt werden kann, so stellt doch offenbar die
dreizinkige Gabel denjenigen Träger dar, der Ixii geringstem Materialaufwand eben noch die
Aufgabe erfüllt, die Olxirflächenhaut des Weichkörpers zu stützen. Noch vollkommener ist dies
lx:*i der ebenfalls zur Pandora- Gruppe gehörigen Aulographis stcllata asteriscoidcs der Fall, Ixii
welcher die in vermehrter Zahl vorhandenen Terminaläste an ihren Enden mit den als Haft-
organe dienenden Spathillen ausgestattet sind.
Mit der Pandora- Gruppe steht die Tctrastyla - Gruppe der Gattung Aulographis in enger
Verbindung, also diejenige Formenreihe, bei welcher die Terminaläste an Stelle der Spathillen
33
Ümhrt» Expniitioa ilkrfl- tfcw. Bd. XIV. j
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rirfw^- H adioUn^n .
35
fine deutliche Endgablung aufweisen (Textfig. 8, links), und von hier gelangen wir ohne weiteres
herüber zu den Gattungen Auloccros und Au/oklcptes (Tcxtfig. 8, oben).
Weiterhin hängen sich an die Pandorad'* ru j >pe einerseits die Triangtdum - (Textfig. 8, links),
andererseits die Tctrancistra-Gruppc (Textfig. 8, links unten) der Gattung Au/ographis an. Mit
letzterer steht die Gattung Aulographonium in engster Verbindung, insbesondere erinnert das
antarktische A ulographonium anfhoides, al>gesehen von der hohlen Beschaffenheit und der feinen
Bedomung der Terminaläste, im ganzen Habitus außerordentlich an Anlographis hcxancistra. .
Sowohl die Candclabrum- als die Puh dnatum-G ruppe der Gattung Aulographonium bilden
mit verschiedenen Formen (Au. antarcticum , po/ystylum) eine Brücke zu der etwas weiter ab-
stehenden Aulocorynt zt'tesios (Textfig. 8, unten), und an die Cande/abrttm- Gruppe lehnt sich außer-
dem die neue Gattung Aulofielasus an (Textfig. 8, Mitte).
In dieser (»egend ist auch der Uebergang zur Gattung Aulospathis, insbesondere zu der
Kollektivart Aulospathis variabilis zu suchen, also zu denjenigen Formen, welche außer einem
Terminalquirl noch einen zweiten Quirl von I^ateralästen l>esitzen. Am einfachsten läßt sich wohl
die Verbindung zwischen Auto/wtasus und der Aulospathis variabilis monotion (Textfig. 8, Mitte)
hcrstellen, mindestens haben wir es hier mit einer außerordentlich weitgehenden Konvergenz-
entwickelung zu thun.
Durch Aulospathis variabilis , insbesondere durch die Unterart A ulodend roides, bei welcher
die Aestc des proximalen Quirles auscinandergezogen und auf einen größeren Teil des distalen
Stachel abschnittes verteilt sind (Textfig. 8. rechts), nähern wir uns dem zweiten „Kern44, nämlich
denjenigen Formen, t>ei welchen die Radialstacheln mit zahlreichen, auf den distalen Abschnitt
mehr oder weniger gleichmäßig verteilten Aesten ausgestattet sind und bei welchen sich in der
Regel ein besonderer Endquirl nicht mehr deutlich hervorhebt Hierher gehört einerseits Auto-
s pathis pinus mit seinen nach Größe und Allgangswinkel ganz allmählich gegen das Stachelende zu
sich verändernden Aesten (Textfig. 8, rechts, unten). Das eigentliche Centrum des Kernes bilden
aber Formen, wie das neue A ulodend fort helcracanthum (Textfig. 8, rechts), welches eine ziemlich
gleichmäßige Verteilung der Aeste zeigt al>er hinsichtlich der Beschaffenheit dersellien zwei ver-
schiedene Entwickelungsrichtungen zum Ausdruck bringt Die proximalen, spathillentragenden Aeste
sind den Lateralästen von Aulospathis, insbesondere von Aulospathis variabilis au lodend roides
ähnlich, während die äußeren sich als hohle, schwach gekrümmte Zinken darstellen, welche unmittelbar
mit den distalen Domen von Aulacautha spinosa verglichen werden können (Textfig. 8, rechts).
Durch die massive Beschaffenheit der Seitenäste oder besser Seitendomen Ist von Au lo-
dend ron helcracanthum das Aulodendron antarcticum unterschieden (Textfig. 8, rechts olxm), welches
hinsichtlich der Benützung einer Fremdkörpergrundlage und der Art des Dicken wachstu ms
Anklänge an Aulokleptes zeigt Auf der anderen Seite schließt sich an die Aulacautha spinosa,
namentlich wenn man deren mehr proximal gelegenen domenähnlichen Seilenäste ins Auge faßt,
ohne weiteres die Scolymantha-(\ rupjx? der Gattung Aulacautha an (Textfig. 8, rechts oben). Die
sjvathillen tragenden proximalen Aeste und die spitzigen Kndäste von Aulodendron helcracanthum
und ferner die spitzen Hohläste und die Domen von Aulacautha spinosa stellen eine so kontinuier-
liche Brücke von den spathillentragenden, hohlen Seitenästen von Aulospathis zu den kurzen
Dornen von Aulacautha scolymantha dar, daß an einer eigentlichen Homologie aller dieser Gebilde
nicht gezweifelt werden kann.
35
5*
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Valextin Haecker.
$6
So schließt denn die ganze Formengnippe mit deijenigen Art, deren Stacheln bisher als
die einfachsten gegolten haben, und welche daher von Haeckfx an den Anfang der Familie
gestellt worden ist Man wird hier die Frage erheben, ob sich diese Vorstellung wirklich
begründen läßt und ob von den beiden I laupttypen der Aulacanthidenstacheln nicht die Achren-
form als die ursprünglichere der Doldenform voranzustellen wäre. Ich halte diese Frage für
eine derjenigen, die ohne paläontologisches Material überhaupt nicht entschieden werden kann und
deren Beantwortung stets einer gewissen Willkür unterliegt Persönlich möchte ich mich für die
hier gewählte Reihenfolge, also für die Voranstellung des Pandora- Typus deshalb entscheiden,
weil das, was bisher aus der Entwicklungsgeschichte der Aulacanthidenstacheln bekannt ist die
Entstehung der Pa ndora - N ad el als einen einfacheren Vorgang erscheinen läßt gegenüber der
Bildung des stu/acan//taS\achc\a, und vor allem, weil die stützende Funktion der Stacheln
vermutlich ein ursprünglicheres Attribut derselben darstellt als ihre Beziehungen zur Schwebe-
fähigkeit
Eine gewisse Bestätigung für die annähernde Richtigkeit unseres phylogenetischen Grund-
risses wird dann vorliegen, wenn auch solche Eigenschaften und Entwicklungstendenzen, welche
l>ei der Anlage des Grundrisses zunächst nicht in Betracht gezogen worden sind, auf bestimmte
Stellen des horizontalen Feldes lokalisiert erscheinen. Dies trifft nun thatsächlich für mehrere
Merkmale zu. Eine Reihe von Aulacanthiden zeigt z. B. die Neigung, am distalen Ende der
Radialstacheln keulen- oder polsterlörmige Auftreibungen zu bilden. Teleologisch betrachtet, sind
diese Auftreibungen als Postamente für die durch die Terminaläste repräsentierten sekundären
Träger zu betrachten, vom ontogenetischen Standpunkt aus handelt es sich, wie die Entstehungs-
geschichte der Stacheln lehrt, um eine Art von Hemmungsbildungen. Wir finden nun solche
blasen förmige Auftreibungen vorwiegend in den unteren und mittleren Partien des Feldes
konzentriert, nämlich in den Gattungen A uJografdion ium ( Pufvinatum- und Candelabrum- Gruppe),
Aulocoryru und Aulosfmthis {Aulosfiathis vanabiiis bifurca-trifund). Mehr vereinzelt treten diese
Bildungen allerdings auch an anderen Stellen des Feldes, nämlich in der Gattung Aufoceros
(A u/oceros arborcscens trigtminus) und in etwas anderer Form auch bei einer Auiodcndron- Art,
nämlich liei Aufodendron ftui/icuni Haktkel (Rep, Taf. CV, Kig. 2), auf.
Auch die Neigung zur Einverleibung von fremden K ieselskelettstüc ken sehen wir in einer
zusammenhängenden, von Au/ograf'his ga ndora Uber Auloceros und Aulokleßtcs zu Au lodend ron
anlarcticum sich erstreckende Zone hervortreten.
Endlich scheint auch die Zweikemigkcit, soweit das bisher vorliegende Material ein Urteil
erlaubt, auf die nebeneinander liegenden Gruppen: Pandora-G ruppe, Telrasiy/a-Ct nippe, Au/ocavs
und Autoklef>tes beschränkt zu sein, so daß also auch lx:i Heranziehung dieses Merkmales eine
ähnliche Verteilung der Gruppen sich ergeben würde, wie bei Berücksichtigung der verschiedenen
Stacheltyj>en.
Von unserem Grundriß aus gelangen wir zu folgender, als Schlüssel verwendbaren linearen
Anordnung der Genera1).
I) Nicht enthalt« »» nind in dir*rm SchkiKnl die Gattung ll\»< KKI.. von welch«'* mir Itrin Muli ti.il vorgilqjen hat,
and Autof/hvfum Immekmann, welches luch meiner Ansicht in di«’ 7W#vw/j/o-Oruppc cinruhc/K-hm ist.
36
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T icfscp-Radiolsritn .
37
TcrminallUte ein f. ich zinken-
förmig oder mit End-
»jvthilli'n versehen. höch-
stens am Ende geg;d<cll
Utrastylu
etc)
Kadialstachcln mit einer
Krone von Tcnninakblcii,
ohne 1-atcraUstc
Terminaläste meist massiv, ohne
Scitenzäknchcn: I. Aulographis HART RBL (sensu strkt-l
TcrminaUstc hohl, mit Seilenzähn-
chcn, astfümug, in licschrinkter
Zahl (höchstens »5—30. meist
beträchtlich weniger;: 4. Aulographcn/um fflAK.CKKI.)
TemunaUstc hohl, mit Seitcnrfhn-
chen, fadenförmig, in sehr großer
Zahl lioo — 150): 5. AtsloeorytK Fowt.HR
Stacheln ohne FrcmdkArpcrgrund-
läge i TcrminaUstc massiv, mehr
oder weniger regelmäßig ge-
gabelt: 2. Autoceros llAECKFL (sensu stritt. |
Kadi.iist.trh> In mit Terminal-
und loitcralästrn
TerminalAMc regelmäßig ge-
gattclt oder unregelmäßig
verzweigt
Eine terminale Krone bl
von den meist quirlfömiig
angeordnete« l.alendästen
deutlich abgesetzt ; Acstc
hohl, spaihUlcntragend :
Es Im steht in der Kegel kein
ausgeprägter Unterschied
zwischen Terminal- und
Laternlästcn. Die Aeste
sind ziemlich gleichmäßig
Uber den distalen Stachel-
alischnitt verteilt und
tragen in der Kegel keine
Spnlhillrn
Stacheln mit Fremdkfirpergnind-
läge; Tcrmin.dSste massiv, deut-
lich geschichtet, mit unregel-
mäßigen Scitenzinkcn und
Dornen :
Stacheln ohne FrcmdkArpcfgrund-
lnge ; Terminaläsle hohl, am
Ende mit regelmäßig angeord-
neten kurzen Kndäatchen : fi.
7-
Die Amte sind massive, der
Stacbt-Iwandung gleichsam auf-
gesetzte, zum Teil spathillen-
tr.igende Zinken oder Domen: 8.
Die Aeste stellen sich bald als
hohle Zinken, hold als kleine,
mit dem SUrhcltumen sielfach
durch einen feinen Kanal in
Verbindung stehende Dornen
dar: 9.
Fl .<!»*>, aber ahne Tangential-
nadeln : 10.
AutokUpUs IMMEKMANN
Anlof*-htSUJ V. HaRCKKM
Aulospathts IlAFCKRI. ’)
AutoJrnJron II AECKFX ') (partim)
Auiacantha HAECKEL ■>
AutiKtinium IIaeckfi.
1. Gattung Aulographis Haeckel (partim).
Die in der 'sehen Gattung Aulographis zusammengefaßten Formen sind dadurch
gekennzeichnet, daß die RadiaLstachcln am distalen Ende einen Quirl oder eine Krone von ein-
fachen (d. h. nicht gegabelten oder verästelten) Terminalästen tragen. Haeckel unterschied
26 Species, welche auf folgende 4 Untergattungen verteilt wurden:
1. Aulographantha : Terminal äste ohne Endsjiathillen und ohne Seitenzahne. Typus:
Aulographis patu/ora (vergL Taf. I, Fig. 2 und 3).
2. Aulographella : Terminaläste ohne Endspathillen» aber mit seitlichen Zähnen oder Domen.
Typus: Aulographis flosculus (Taf. IV, Kig. 38 und 39).
I) Bnr genauen- Align-nrung der Gattungen Au/osfalhn, AuloilrttJrou um! Auta.antha ist auf Giund «lcs vot liegenden Materials
nicht durchführbar. Einsdoe «Fr von HaixtkEI. bochricluncn Au Luten Jro n - A rt i-n |;Wi< um und itilontnum) zeigen sehr nahe lU-zirlmngcn
/u .-lu/otpathn, andere weisen einen ansgrspruch' m n duön a«M.-j-llal»ilu» auf. I'j muß ■quitercn Untersuchungen vorlwhaltcn blnl» n. hier
du- definitive Ordnung zu «chaffcn.
37
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VAiJtttrw Habtksk.
3«
3. Aulographidium : Terminaläste mit Endspathillen, aber ohne seitliche Zähnchen oder
Ironien. Typus: Aulographis tctrancisfra (Taf. 1, Fig. 14 und 15).
4. Aulographonium : Terminaläste mit Endspathillen und mit zahlreichen seitlichen Zähnchen.
Typus: Aulographis candelabntm (Haeckki, 1887, I nf. CI II, Fig. 1; vcrgl. hierzu Aulo-
graphonhim biconte, Taf. 1, Fig. 1).
Borger r (Nord. Trip., 1 901 ) fügte der Gattung Aulographis auch noch die Fowi.er sehe
Species Aulocoryru zetesios ein (Taf. V, Fig. 46).
Immermann (1904) nahm verschiedene einschneidende Veränderungen der H AECKJEL’schen
Gattung Aulographis vor. Zuerst wurden alle diejenigen S|>ecies aus dersellxm herausgenommen,
welche Diatomeengehäuse als Grundlagen Ihm der Stachelbildung verwenden (vcrgl. Taf. IV). Es
sind dies vor allem die 5 zur Untergattung Aulographella gehörigen Species, zu welchen wahr-
scheinlich noch die in der Untergattung Aulog raphau tha untergebrachte Species Aulographis
pistU/um IIaeckel kommt Immermann fallt alle diese Formen unter der neuen Gattungs-
bezeichnung Auloklepks zusammen.
Ich schließe mich diesem Vorgehen Immermanns an, da ich elxmfalls die eigentümliche
Art der Nadelbildung unter Benützung eines Fremdkörpers für einen so hervorstechenden
Charakter halte, daß mir die Abspaltung der betreffenden Arten und ihre Zusammenfassung in
einer besonderen Gattung durchaus gerechtfertigt erscheint. In einem Punkte freilich vermag
ich, wie bereits früher hervorgehoben wurde, Immermann nicht zu folgen, wenn er nämlich die
Benützung von Diatomeengehäusen l>ei der Skelettbildung als ein primäres Verhältnis l>etrachtot
und demgemäß die Gattung AttloklepUs allen anderen Aulacanthiden und insbesondere auch der
revidierten Gattung Aulographis voranstelll.
Ein zweiter Eingriff Immermanns in das HAECKEL'sche System l>esteht darin, daß er die
verschiedenen Formen der Untergattung Aulog raphon tu m (Taf. VI, Fig. 50 — 59) ebenfalls von der
Gattung Aulographis abspaltet und sie zusammen mit der Fowi.er sehen Species . Itilocoryne setc&ios
in der somit erweiterten Gattung: Aulocotynt vereinigt Diese Gattung . [ulotoryne würde gegen-
über der Gattung Aulographis dadurch gekennzeichnet sein, daß sich 1) der innere Hohl-
raum der Stacheln, ähnlich wie l>ei der Gattung Aufospa/his , in die Terminaläste fortsetzt und
daß 2) der Stachel am distalen, die Terminaläste tragenden Ende kolben- oder polster-
förmig aufgebläht ist in ähnlicher Weise, wie dies auch bei einzelnen Formen von Aub-
spa/his der Fall Ist Dazu käme noch als weiteres charakteristisches Merkmal die doppelte
Bewehrung der Terminaläste sowohl mit Endspathillen, als auch mit rückwärts gebogenen
Scitendorncn oder Seitenzäh neben.
Ich bin mit Immekmann der Ansicht daß die Gesamtheit der hier angeführten Unter-
scheidungsmerkmale thatsächlich die AI »Spaltung der von Habckel in seiner Untergattung Aulo-
graphonium vereinigten Formen notwendig macht dagegen halte ich es, wie ich hier nochmals
hervorheben will, nicht für angezeigt, dieselben mit der von Fowlek entdeckten Aulocoryut' u/tsios
zu vereinigen. Denn wenn auch eine Reihe von Merkmalen, so die kolbenförmige Aufblähung
der Stachelendcn und die Bewehrung der Terminaläste mit Endspathillen und winzigen Seiten-
zähnchen, allen diesen Formen gemeinsam sind und thatsächlich auch einige Formen von Aulo-
graphon iu m, so namentlich . lulographnnium polystylum (Taf. XLIIl, Fig. 3 1 H), An klänge an . tulocorync
zelesios (Taf. V’, Fig. 46, und Taf. XLIIl, Fig. 316) zeigen, so giebt doch die außerordentlich große
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T iefiee* R .ul i oLarien .
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Zahl der blumenstraußartig angeordneten Terminaläste oder besser Terminalfäden und ihr fein-
welliger Verlauf der von Kowlkk entdeckten Form ein solch eigentümliches Gepräge, daß eine
engere Verbindung aller dieser Formen innerhalb einer und derselben Gattung nicht gut mit den
sonst in der Radiolaricnsystcmalik befolgten Normen im Einklang stehen würde.
Alles in allem halte ich es also für geboten, mit Immermann die Arten der Camiefobrnm-
G nippe von der Gattung Aulograf'his abzutrennen, dieselben aber, im Gegensatz zu Immkkmakn,
nicht mit der Fowler sehen Gattung Aulocoryne zu vereinigen, sondern eine eigene Gattung für
diesellxm aufzustellen, für w'elche die HAECKEL'sche Subgenus Bezeichnung A ulograpkonium anzu-
wenden ist.
Was schließlich die beiden in der Gattung Auhgraphis verbleibenden Untergattungen
. lulographantha und Aulographidium anbelangt so gleiten dieselben insofern ineiminder ül>er, als
zwischen der mit zugespitzten Terminalästen versehenen Auiographis ( Auhgraphantha) sief/ata
(Taf. I, Hg, 4) und der mit Kndspathillen bewehrten Auiographis (Aubgraphidhtm) astcrUats alle
denkbaren Ueliergänge nachzuweisen sind (Taf. I, Fig. 5—6). Ein zwingender Grund, die
nunmehr enger umschriebene Gattung Auiographis in 2 Untergattungen zu zerlegen, liegt also
nicht vor, vielmehr genügt es, eine Anzahl von „Formengruppen“ innerhalb derselben abzugrenzen.
Kür die Gattung Auiographis sensu strictiori ergieht sich nach dem Obigen folgende
Diagnose:
„ Radialstacheln mit einer Krone von Terminalästen, ohne I-ateraläste. Terminalaste ein-
fach zinkenförmig oder mit Endspathillen versehen (selten am äußersten Ende gegabelt),
im ausgebildeten Zustand meist massiv, ohne Seitenzäh neben.“
a) Pandora- Gruppe. Verhältnismäßig große Formen mit 2 Central kapseln. Radialstacheln
mit kurzen, wenig gelegenen Terminalästen, welche entweder spitz auslaufen oder mit kleinen
Zackenkronen oder auch mit kleinen Spathillen enden.
Auiographis pandora Haeckei.
Taf. I, Fig. 2 und 3; Taf. II, Fig. 18; Taf. XLII, Fig. 310—312, 315.
Anlographis pandora Ham: KE!., 1887, S. 1577, Taf. CIII, Fig. 2- Q ; Immer mann. IQ04, S. 53, Taf. V, Fig. 6.
Rad ialstachcln im allgemeinen cylindrisch, gegen das distale Ende allmählich verjüngt
Die Stachel wandung gingen das Ende sich verdickend, so daß der Stachelhohlraum spitz-kuppen-
förmig abschüeßt. Terminaläste von wechselnder Größe und Zahl, 2 — 6, gewöhnlich 3 oder 4
schlank -konisch (zinkenförmig), wenig divergierend.
Weich körper meist ausgesprochen ellipsoidisch, mit regelmäßig zwei Central kapseln
und mehr oder weniger geteiltem Phäodium (Taf. II, Fig. 18).
Länge 2,8 — 4,2 mm, Breite 2,0 — 34 mm.
V arianten:
Nicht selten sind einzelne Terminalzinken gegabelt (vergl Haeckel, 1887, Taf. CHI,
Fig. 4). Die betreffenden Radialsticheln erinnern darin einigermaßen an Au/oatvs- Nadeln.
In den südlichen Teilen des Atlantischen Oceans wurden wiederholt Exemplare gefischt
welche eine spindelförmige Auftreibung des distalen Stachdcndcs aufweisen. Diese besonderen
Stachel formen sind so charakteristisch, daß man fast von einer geographischen Unterart sprechen
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Valcwtim Hakcxkh.
darf. Auch die in der Antarktis gefundenen /aWosa-Exemplare zeigen Anklänge an diesen
Stacheltypus.
Bei einer sehr großen Zahl der in den wärmeren Gebieten des Atlantik und Indik
gefischten Exemplare fanden sich zwischen den echten pandora-^ adeln vereinzelte, manchmal
4 — 6 Nadeln von AuUuantha scolymantha vor. In den meisten Fällen zeigten diese Nadeln eine
radiäre Anordnung und steckten, wrie die /tfWora- Nadeln, mit ihrem proximalen Ende im
Phäodium. Vereinzelt fanden sich auch Aulacantha- Nadeln, welche tangential, bezw. in der Lage
von Kreisschnen, im Weichkörper der Aulograpkis steckten. In einem Fall befand sich neben
einer Aulacantha- Nadel auch ein Stachel von AubkUpU's ramosus zwischen den /w Wen/- N adeln
und zwar in radiärer Lage. Schon dieser Befund beweist, daß wir bei dem Vorkommen von
A ulaca nt ha- N adeln im Weichkörper von Aufographis pandora weder an einen Atavismus, noch
an Entwickelungsstadien denken dürfen, daß vielmehr die einzig mögliche Erklärung die ist, daß
die betreffenden Nadeln von der lebenden Autographis aufgenommen und dem eigenen Skelett
ein verleibt worden sind. Aehnlichc Erscheinungen sind auch bei anderen Aulacanthiden zu
l>eohachten und bilden eine gewisse Analogie zu der Assimilation von Diatomeen-Gehäusen durch
die Au/okUptes- Arten.
Entwickelung der Stacheln. Als normale Entwickelungsstadien betrachte ich
diejenigen Stachclformcn, bei denen sich der Ilohlraum des Stachelschaftes am distalen Ende
erweitert und sich von hier aus in Form eines weiten Kanals auch in die Terminaläste fortsetzt
(Taf. XLII, Fig. 3 1 1 — 312). Es entsprechen die betreffenden Bilder vollkommen denjenigen, welche
bei Autoetros eine genauere Berücksichtigung finden werden. Nicht selten ist auch noch l>ei
ausgebildeten Stacheln innerhalb der Terminalaste ein sehr feiner Achsenkanal wahrzunehmen
(Taf. XLII, Fig.310).
Zu den Entwickelungsstörungen sind zu rechnen die recht häufig beobachteten
Knickungen des Stachelschaftes (Taf. XLII, Fig. 315), sowie das Auftreten sehr kurzer Terminal-
ästc, wie sie in ähnlicher Weise auch bei Au/ographis stcUaia (vergl Taf. I, Fig. 7) u. a.
beobachtet werden. Auf Grund der bei anderen Aulacanthiden, namentlich 1/ei Aulospathis
gemachten Beolxichtungen bin ich der Ansicht, daß es sich hier nicht um normale Entwickelungs-
zustände, sondern um eine Art von Entwickelungshemmungen handelt, d. h. um eine rudimentäre
Ausbildung der häutigen Anlagen der Terminaläste, verbunden mit einer verfrühten Verkieselung.
Fortpflanzung. Da Aulographis pandora normalerweise 2 Central kapseln besitzt, also
zu den dicystinen Aulacanthiden gehört, verläuft der Zweiteilungsprozeß in der Weise, daß
zunächst eine Vermehrung der Centnilkapseln von 2 auf 4 stattfindet, worauf die Durchteilung
des Weichkörpers vor sich geht Eine Reihe von Präparaten ließen die verschiedenen Phasen
dieses Vorganges erkennen. Neben der gewöhnlichen Zweiteilung findet auch die als „Kolonie-
bildung44 bezeichnete Vermehrungsweise statt. Es wurden Stadien mit 6 bis zu 10 Centralkapscln
gefunden.
Fundorte: Mittelmeer, Atlantik, Indik, Pacifik (Haeckel); Nordäquatorial- und Süd-
äquatorialstrom (Schl.-N. 1000 — o m, Schl.-N. 800 — 600 m und V. 600 — o m; Immermann);
T.-St 22, 32 (canarische Strömung, V.), 39, 41, 42, 43, 44 (Guineastrom, V.), 46, 49, 50
(Südäquatorialstrom, V.), 54, 55 (Guineastrom, V.), 64, 66 (Golf von Guinea, Schl.-N. 700 — 600,
500 — 300), 73, 74 (Benguelastrom, V.), 89 (Benguelastrom, V.: spindelförmige Stacheln), 112
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Tiefsce-Radiolnricii.
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(Agulhasbank, V.), 136 (Antarktis, Schl.-N. 700 — 470), 139 (Antarktis, V.), 172, 1 74, 175, 182
(südlicher Indik, V.^ 218, 228, 237, 239 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung. Aulographis pandora Ist, wie bereits Haeckel angiebt, eine kosmo-
politische (eurytherme) Form und neben Aulacantha sco/ymantha wohl die verbreitetste Aul-
acanthide. Sic zeigt zahlreiche individuelle Schwankungen in Bezug auf die Ausbildung der
Tangentialnadeln und die Größe, Zahl und Divergenz der Terminaläste der Radialstacheln.
Abgesehen davon, daß, wie oben erwähnt, im südlichen Teil des Atlantischen Oceans eine wohl-
charakterisierte geographische Form vorkommt, welche mit der typischen pandora durch ver-
schiedene, in der Antarktis aufgefundene Zwischenstufen verbunden ist habe ich Unterschiede
zwischen den aus den verschiedenen Medresgebieten stammenden Exemplaren nicht nach-
weisen können.
Die Vertikalverbreitung von Aulographis pandora erstreckt sich, wie ein Vergleich der
Ergebnisse der deutschen Plankton- und deutschen Tiefsee-Expedition unter Berücksichtigung der
negativen Befunde ergiebt auf die Schichten zwischen 400 und 1000 m. Sic gehört also der
pandoraStuie der Tuscarorenschicht an.
Aulographis stellata Haeckel.
Taf. I, Fig. 4 — 7; Taf. H» F'g- i<>; Taf- XLII, Fig. 313-314-
Aukgraf>his itellata Haeckel, Rep., S. 1578, Taf. CIII, Fig. 23, a — c
■ .\ulograf»hU tn/eriuus HAECKEL, Rep., S. 1581, Taf. CIII, Fig. 24.
Die typische Aulographis stellata ist nach Haeckel charakterisiert durch die keulen-
förmigen, gegen das distale Ende allmählich verdickten Radialstacheln und die zahlreichen
(5 — 10 oder mehr), sternförmig angeordneten, geraden oder leicht gebogenem Terminaläste,
welche 3- oder 4 mal so lang sind, als die Breite des Stachels Ixrträgt
Mit dieser Beschreibung stimmt im wesentlichen eine Form ülierein, welche von der
„Valdivia“ namentlich in der Antarktis, aber auch in wärmeren Gebieten gefischt wurde. In Bezug
auf die Form des Stachelschaf tes ist indessen zu bemerken, daß dersellie bei allen mir vor-
liegenden Exemplaren in der distalen Hälfte nahezu cylindrisch und nur unterhalb der Krone
haLsartig eingeschnürt ist, so daß das Stachelende eine für diese Form sehr charakteristische
kupjx-n förmige Gestalt besitzt im Gegensatz zu den nach außen ganz allmählich verjüngten
StacheLschäften von Aulographis pandora (vcrgl. z. B. Taf. I, Fig. 4 mit Taf. I, Fig. 3). Zu
erwähnen ist ferner, daß infolge der gegen das distale Ende zunehmenden Verdickung der
Stachelwandung der Stachelhohlraum in charakteristischer Weise das Aussehen eines gotischen
Bogens erhält (Taf. I, Fig. 5 u. a.).
Eigentliche Uebergänge zu Au. pandora konnten nicht festgcstellt werden, es sei denn,
daß man patidoi vi- Exe m plare mit stark divergierenden Terminalästen als solche gelten lassen will.
Die Zahl der Radialstacheln ist, namentlich bei den antarktischen Exemplaren, im Ver-
gleich mit den meisten Exemplaren von Aulographis pandora eine außerordentlich große und
kann weit über 100 betragen (vergl. Taf. II, Fig. 19 mit Fig. 18).
In Bezug auf die Form des Weichkörpers ist ebenfalls ein Unterschied gegenüber
Aulographis pandora zu beobachten, insofern derselbe bei Au. ste/la/a meist annähernd kugelig,
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ütdwb 1 i*faw-fcgp«ditioa itK* — it^ ÜJ. XIV. Cj
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Valentin Haecxex,
bei Au. /Hindora gewöhnlich ellipsoidiseh ist (vergl Taf. II, Fi#, 19 mit Fig. iS). Der Weich-
körper enthält regelmäßig zwei Centralkapseln.
Der Durchmesser des ganzen Tieres (von Stachelkrone zu Stachelkrone gemessen)
1 beträgt 2,5 — 3,3 mm.
Varianten.
Während Au. sie! lala von Au. [andora, mit der sie vielfach den gleichen Aufenthalt teilt,
stets ohne weiteres zu unterscheiden ist kommen, namentlich im nördlichen Indik, Individuen vor,
welche einen allmählichen Ueliergang zu Aulogra[his asftrincm Haeckel erkennen lassen. Letztere
Form (vergl. Rep„ S. 1581, Taf. CI II, Fig. 24) ist nach Haeckel charakterisiert durch die in der
ganzen Lange gleich breiten Radialstacheln, durch die Anordnung der (6 — 9) um einen Cenlralast
gruppierten, stark divergierenden Terminaläste und durch die sternförmigen, aus 10—20 Zähnchon
bestehenden Endspathilten. Nun fischte die „Valdivia“ im nördlichen Indik nel»endnandiT einer-
seits typische s/d/a/a- Individuen, welche auf den Torminalästen winzige Zackenkronrn tragen,
ferner Hxemplarc, welche immer noch in Bezug auf die Form des Staehelschaftos und die Zahl
und Divergenz der Terminalästc das sfc/tafad 1 q iräge zeigen, dabei aller mit ziemlich kräftigen
Fndspathillen bewehrt sind (Taf. I, Fig. 5), und endlich Exemplare, welche mit winzigen Zacken-
krönen oder mit Kndspathillcn versehen sind, daliei aller hinsichtlich der Form des allmählich
sich verjüngenden Stachelschaftes sich mehr dem Typus von Au. [Hindern nähern (Taf. I, Fig. 6).
Ich möchte für alle diese, hinsichtlich der Beschaffenheit der Terminalästc mit Au. as/niuns
Haeckel übereinstimmenden, aller mit , In. sUl/ata durch alle Ueliergänge verbundenen Formen
die Bezeichnung . In . st e! lala asteriscotdes Vorschlägen.
Normale Rntwickelungsstadien von ;/<7fo/<i-Stacheln wurden nicht gefunden, dagegen ver-
schiedene Abnormitäten, unter anderem die schon von Haeckel (1887, Taf. CIII, Mg. 23) ab-
gebildeten Stachelformen mit rudimentären Aesten, welche schon ol»en bei Au/o"ra[/iis [andern
Erwähnung gefunden haben.
Ein liesonderes Interesse bot ein im nördlichen Indik (T.-St. 218) gefischtes Exemplar,
welches nelien vollkommen typischen A/c//«7/VcStachcln (Taf. XI. II, Fig. 313) mehrere kronenlose,
zu mächtigen Keulen aufgetriel >ene und mit geschichteter Wandung versehene Sticheln enthielt
(Taf. XL1I, Mg. 314).
Fortpflanzung. Von Aulo«ra[his slcl/ala stand mir ein sehr reichliches gut konser-
viertes Material zur Verfügung. Namentlich in der Antarktis fanden sich zahlreiche Teilungs-
stadien, insbesondere auch Stadien mit 4 Ccntralkapscln. . \ufogra[his std/a/a hat mir auch das
Material für diejenigen Bilder geliefert, welche ich als Phasen der amitotischen Kernfragmentierung
(S. 22, Textfig. 5) und der Sporen bildung (S. 23, Textfig. 7) gedeutet habe.
Fundorte: Die bisher liekannten Fundorte der typischen Form sind: Indik, Madagaskar,
Oberfläche (Haeckel) ; T.-St 8g (Benguelastrom, \T.\ 136 (Antarktis Schl.-N. 700 — 470), 135.
• 39. >42, 145 (Antarktis, V.), 151 (Antarktis, Schl.-N. 1600— 1 000), 218, 239 (nördlicher Indik).
Speciell die Unterart Au. sUUata aslrr/sco/des fand sich, zum Teil nclien typischen \//7/<//tf-Exem-
plaren und durch Ueliergänge mit denselben verbunden, in T.-St. 13g (Antarktis V.), 215, 218,
237. 239 (nördlicher Indik, V.).
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Ticher^Radinlaricn
43
Verbreitung. Aulographfc stet lata ist vorwiegend in der Antarktis verbreitet und tritt
hier teilweise an Stelle der Aulographis pandora. Verhältnismäßig häufig tritt Auhgrapftis sfe/tata ,
namentlich in ihrer Unterart as/eriscoides , auch im nördlichen Indik auf. Einzelne Exemplare
dieser letzteren Form wurden übrigens auch in der Antarktis (T.-St 139) angetroffen, so daß
man nicht von einer geographischen Unterart sprechen kann.
In Bezug auf die Vertikalverbreitung zeigt Au. sfe/tata offenbar ähnliche Verhältnisse wie
Au. pandorUy d. h. sie dürfte im wesentlichen der pandora- Stufe der Tuscarorenschicht (.joo
bis 1000 m) angehören. Vereinzelt wurden indessen auch Exemplare in größeren Tiefen
(T.-St. 151, SchL-N. 1600 — 1000) erbeutet
b) Tetrasfyla-G ruppe. Große Formen mit meist 2 Ccntralkapseln. Radialstacheln
mit verhältnismäßig langen, mehr oder weniger gelegenen Terminalästen, welche am Ende
gegabelt sind und an den Spitzen der Sekundäräste 2 — 4 Zähnchcn tragen.
Au. pentastyla n. sp.
Tal. I, Fig. 8 und 9.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, am distalen Ende rasch sich vetjüngend, mit
allmählich sich verdickender Wandung, im ganzen den Stacheln von Au. sfel/ata astenseoides
(Taf. I, Fig. 3) ähnlich. Ein centraler, in der Richtung des Schaftes gelegener, und vier
periphere, unter dem Winkel von 1200 vom Schaft abgehende, gerade oder leicht nach
rückwärts gebogene Terminaläste. Sämtliche Terminaläste sind am äußersten Ende gegabelt
und tragen an den Spitzen der kurzen sekundären /Veste je 2 — 4 nach rückwärts gekrümmte
Zähne (Taf. I, Fig. 9).
Bei einem Exemplar (Taf. I, Fig. 8) waren die Terminaläste sehr kurz, in der Mitte
gegalxrlt, und die Enden der sekundären Aeste trugen eine ähnliche Bewehrung, wie die primären
Aeste der gewöhnlichen Form.
Weichkörper nierenförmig, mit zwei Ccntralkapseln.
Länge 3,5 mm, Breite 2,5 mm.
Fundorte: T.-St 49 (atlantischer Südi» j uatorialstrom), 223 (nördlicher Indik).
Au. tetraslyla n. sp.
Tal. I, Fig. 10.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, gegen das distale Ende allmählich sich verjüngend, mit
3 oder 4, meist vier ziemlich geraden, unter dem Winkel von 120° abgehenden Terminal-
ästen. Dieselben sind, wie bei Aulogmphis pentastyla , am äußersten Ende gcgal»elt und tragen
an den Spitzen der kurzen Sekundärästchen gewöhnlich nur 2 Zähnchcn.
Weichkörper nierenförmig, mit zwei Centralkapseln.
Länge 3 — 3,5, Breite 2,5 mm.
Fundorte: T.-St 44 (Guineastrom, V.), 64 (Golf von Guinea, V.).
In T.-St 139 (Antarktis) wurde eine kleine, der Au. tetraslyla sehr ähnliche Form gefunden,
welche nur 1 mm im Durchmesser hatte und an den Enden der Terminaläste statt der beiden
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Vaumtin Hakckek,
zweizähnigen Sekundärästchen eine eigentliche Spathille mit 4 kräftigen Zähnen Iwsaß (. In.
Mrasty/a antardkä). Die Stacheln des betreffenden Exemplarcs zeigten eine noch unvollständige
Verkieselung.
Au. arcuata n. sp.
Taf. I, Fig. 1 1 ; Taf. IX, Fig. 90.
Radialstacheln cylindrisch mit distad stark verdickter Wandung. 3 Terminaläste, sehr
kräftig, im Bau den Terminalästen der beiden vorigen Arten gleichend, aber nach Art der Arme
eines Ankers bogenförmig zu rück ge krümmt, an ihrem distalen Ende mit 2 sekundären
Aestcn, welche je 2 kräftige Zahne tragen.
Weichkörper rundlich, im Durchmesser t mm l>etragend. (?) Eine Centralkapscl.
Fundort: T.-St 173 (südlicher Indik, SchL-N. 3300 — 2700. ein unvollständiges Exemplar).
c) Triangulutn- Gruppe. Kleine Form mit zurückgebogenen , nicht gegabelten
Terminalästen.
Au. bicurvata n. sp.
Taf. I, Fig. 12.
Radial stacheln wesentlich derber als bei Au. triangnluw, distad allmählich verjüngt’
mit 3 oder 4 Terminalästen. Die letzteren gehen unter annähernd rechtem Winkel ab, zeigen in
den 3 ersten Vierteln eine leichte, gleichmäßige, nach außen konvexe Krümmung und biegen
mit dem letzten Viertel unvermittelt nach einwärts ab.
Weichkörper sphärisch bis ellipsoidisch. Es wurden Exemplare mit 1, 3 und 8 Central-
kapseln gefunden.
Größter Durchmesser 1,6 — 2,5 mm.
Fundorte: T.-St 91 (Benguelastrom, V.) 1 Exemplar mit 3 Centnilkapseln, 1 39 (Antarktis
V, i Exemplar mit 8 Centralkapcln), 145 (Antarktis V, 1 Exemplar mit 1 Centralkapsel), 229
(nördlicher Indik, SchL-N. 1600 — 1000).
Au. triglochin Haeckel.
Taf. XLII, Fig. 303.
Aulogrtipkis Iriglochm HAECKEL, 1887, S. 1578, Taf. CII1, Fig. 17.
„Radialstacheln kräftig, am distalen Ende keulenförmig [oder cylindrisch]. Terminaläste,
zu dreien (seltener zu zweien oder vieren), weit divergierend, knieförmig gebogen (geniculated)
und zurückgekrümmt, ohne seitliche Zähne und ohne Endspathillen.“
Weichkörper rundlich, mit einem Durchmesser von 1,2 mm. ? 1 Centralkapsel.
Fundorte: Ch.-St 271 — 274 (centraler l’acifik, Haktkki.), T.-St 151 (Antarktis,
Schl.-N. 1 600 — 1000).
Au. triangulum Haeckei..
Tat. I. Fig. 13.
Anlngraffhii triangttlum HaBCKRL, Rep., S. 1880, Taf. CIII, Fig. 13.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, von zarter Beschaffenheit, mit 3 oder 4 (nach
Hauckki. konstant 3, bei meinen Exemplaren meistens 4) schlanken, leicht gekrümmten, nahezu
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Tiefeee- Radin larirn
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tangential ahgehenden Termmalästen, welche am linde eine Spalhille von 3 oder (nach Hafckkl)
4 zurQckgeltogenen Zahnen tragen.
Weichkörper kugelig. Die mir vorliegenden Exemplare besitzen teils eine, teils
2 Central kapseln.
Durchmesser 1 — 1 ,2 mm.
Fundorte: Ch.-St 289 (sOdlicher Pacifik); T.St. 22, 32 (eanarische Strömung, V.),
43 (Guineaslrom, V.), 218 (nördlicher Pacifik, V, 1 vollständiges Exemplar mit 1 Ccntralkapsel),
221 (nördlicher Indik, V.), 228 (nördlicher Indik, Schl.-N. 420 — 350).
Verbreitung. Anscheinend in den wärmeren Meeresgebieten verbreitet und der
Challengeridenschicht (50 — 400 m) angehörend.
d) Tel raneist ra-G ru ppe. Kleine Formen mit korbförmig angeordneten, mehr oder
weniger gelegenen, mit Endspathillen versehenen Terminalasten.
Au. tetrandstra Haeckel.
Taf. 1, Fig. 14 und 15.
Aklographü Mrantisira Haeckel. Rep., S. 1581, Taf. CM, Fig. 22; Borgert, Nord. Trip., 1901, S. 6, Fig. 3;
Immmuiaxx, 1904, S. 56, Taf. V, Fig. 7.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, mit 3 — 6, meist vier leicht gebogenen, korb-
formig ungeordneten Terminalasten. Dieselben tragen eine Sjwthille von meistens 4 kräftigen
hakenartig nach rückwärts gekrümmten Zahnen.
Bei einem in der Antarktis (T.-St 149) erlxmteten Exemplar, dessen Phäodiuin aus-
schließlich aus dicht gedrängten Diatomeengehäusen l»estand, waren die Spathillen besonders
kräftig entwickelt und trugen 6 — 8 starke Zähne (Taf. I, Fig. 14). Auch sonst wurden in der
Antarktis vielfach Uh an eis tra- N adeln mit besonders großen polsterförmigen Spathillen und kräftigen
Zahnen gefunden.
Weichkörper kugelig. Die mir vorliegenden Exemplare enthielten teils eine, teils
2 Centralkapseln.
Durchmesser 1.2 — 1,5 mm.
Fundorte: Ch.-St. 285 (südlicher Pacifik); Irmingersee, Labradorstrom, Sargassosee,
Nordäquatorialstrom, Guineastrom, Golfstrom (sowohl in Vertikal netzfängen aus den Schichten
olx*rhalb des 400 m- Horizontes, als auch in Schließnetzfängen aus 900 — 1000 m Tiefe; Immkr-
xianx); T.-St. 22 (eanarische Strömung. V.), 44 (Guineastrom, V.), 49, 50 (Südäquatorialstrom
V.), 120 (Westwindtrift, SchL-N. 1500 — 1000), 135, 149 (Antarktis, V.), 218, 230 (nördlicher
Indik, V.).
Verbreitung. Weitverbreitete, eurytherme Form, welche vom „National“ nach den
Angalien Immermann’s namentlich im Labradorstrom in großer Menge gefunden wurde (so
einmal 122 Exemplare, und zwar mit dem Vertikalnctz aus 500 m Tiefe). In vertikaler Richtung
scheint sich diese Form, ähnlich wie Auiacantha uolymanlha fyf>ica, gleichfalls innerhall» weiter
Grenzen bewegen zu können. Jedenfalls kommt sie noch oberhalb des 400 m- Horizontes vor
und wurde andererseits auch mit dem Schließnetz aus großen l iefen heraufgeholt sc» daß sie
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Valbktin Haickfk,
als pamplanktonische, sowohl die Challengeridenschicht (50 — 400 m), als auch die fandora- Stufe
der Tuscarorcnschicht bewohnende Form bezeichnet werden kann.
ln der Antarktis kommt eine Varietät mit besonders kräftigen* stark bewehrten Spathillen
vor. Die vom „National“ im Labradorstrom und in benachbarten Meeresgebieten gefischten
Exemplare scheinen dagegen der gewöhnlichen, mit zierlicheren Stacheln ausgestatteten Form
anzugehören.
Au. hexancistra Haeckel
Autographis hexancistra Haeckel, Rep., S. 1581, Taf. CIII, Fip. |8, 19.
Der vorigen ähnlich, jedoch durch den Besitz von 4 — 8, gewöhnlich sechs stark
divergierenden, nahezu geraden Terminalästen unterschieden, welch letztere Spathillen von 6,
seltener 5 Zähnen tragen.
Das mir vorliegende Exemplar unterscheidet sich von der HAECKEL’schen Form dadurch,
daß die Radialstacheln sich gegen das distale Ende nicht verbreitern, sondern sich allmählich
veijüngen. Die Spathillcn dieses Excmplarcs tragen meist 5 periphere und noch 1 oder 2 nach
außen gerichtete Zähnchcn.
Das einzige Exemplar der „Valdivia“-Ausbeute hat einen Durchmesser von 1,6 mm
und enthält eine Centralkapsel.
Fundorte: Ch.-St 244 — 253 (nördlicher Pacifik); T.-St 182 (indischer Südä«|uatorial-
strom, V.).
Au. furcula Haeckel.
Taf. I, Fig. 17.
Aulngraphu furcula Haeckel, Rep., S. 1580, Taf. CIII, Fig. 10, 11. •
Radialstacheln nahezu cylindrisch, mit 2 oder 3 I »ei nahe rechtwinklig gelegenen,
im proximalen Abschnitt tangential, im distalen radial verlaufenden Terminalästen, welche eine
Endspathille mit meist 4 kräftigen, kreuzweise angeordneten Zähnen tragen.
Zwei mir vorliegende vollständige Exemplare halx*n einen kugeligen Weichkörper mit einem
Durchmesser von 1,2 mm und enthalten eine Centralkapsel.
Fundorte: Ch.-SL 231 (nordwestlicher Pacifik); T.-St. >82 (indischer Südäijuatorialstrom,
V.), 218, 223 (Nördlicher Indik, V.).
2. Gattung Auloceros Haeckel
Die Ciattung Auloceros ist gekennzeichnet durch den Besitz von wenigen, meist zwei
oder drei (seltener 4 bis 6) massiven, meist ziemlich regelmäßig dichotomisch
verzweigten Terminalästen (Taf. 111).
Die Ciattung Aufoceros schließt am nächsten an die /wz/rtb/u-Gruppe der Gattung Au/o-
graf/tis an. Es ist vor allem daran zu erinnern, daß bei Au/ogmfhis fandora nicht selten einzelne
Terminaläste gegabelt sind (vergl. auch Hak« kku Rep., Taf. ('III, Mg. 1). Auch die Gestalt des
Stachelschaftes erinnert an den von . {u/ogmfhis fsutdora. Die Stachelwandung erfährt nämlich
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Ticfwe-KadtoUnrn.
47
auch bei Auloceros eine allmählich zunehmende, sehr betleutende Verdickung gegen das distale
Stachelende hin, und demgemäß läuft der Stachelhohlraum spitz-kuppenförmig gegen das distale
linde aus (Taf. III, Fig. 24 ff.).
Auch mit der Gattung Aulokkptes Immekmann zeigt die Gattung Aufocetvs eine große
Aehnlichkeit. Wie indessen schon Immermann hervorgehoben hat, besteht ein prinzipieller Unter-
schied zwischen den beiden Gattungen insofern, als liei Aulokleptes die Stacheln Diatomeenschalen
einschließen, während bei Auloceros eine fremde Stachelgrundlage fehlt
Man findet übrigens das Verhalten von Aulokleptes bei der Gattung Auloceros insofern
schon angebahnt als sjieciell Auloceros arboresetns in noch ausgedehnterem Maße als Aulograpltts
pandora Fremdkörper, und zwar insbesondere Aulacanthiden -Stacheln, dem eigenen Skelette ein-
verleibt. Man sieht die betreffenden Skclettstücke zwischen den A w/öovxv-Stachel n und in der
gleichen Anordnung wie diese im Weichkörper stecken: das proximale Ende befindet sich inner-
halb des Phäodiums, die Richtung des Schaftes ist eine streng radiäre, und das distale Ende
ragt beim konservierten, geschrumpften Tiere mehr oder weniger über die Oberfläche hervor.
Nicht selten finden sich neben diesen radiär gerichteten Fremdstachcln auch einzelne, welche
innerhalb der peripheren Weichkörperschichten eine tangentiale Lage einnehmen und wohl erst im
Begriff stehen, dem Kigenskelett einverleibt zu werden.
Etwa ein Viertel aller von mir genauer untersuchten Exemplare von Auloceros hatte Fremd-
körper dem Skelett ein verleibt Verhältnismäßig selten fanden sich die großen, schreibfedcr-
ähnlichen Rh izosolen /«-Gehäuse, welche l>ei den örtlich benachbarten Auloklcpits-Form en die ge-
wöhnliche Grundlage der Nadeln bilden. In einem Fall wurde ein Coe /ödend / u m -Skelett gefunden,
welches ganz im Weichkörper von Auloceros eingeschlossen war, von welchem ich al>cr nicht
ohne weiteres annehmen möchte, daß ihm die Rolle eines Hilfeskelettes zugedacht war. Letzteres
möchte ich dagegen mit Bestimmtheit annehmen für die Stacheln anderer Aulacanthiden, welche
in der oben Ijeschriebensn Weise zwischen den Auloceros- Nadeln stecken. Es fanden sich bei
verschiedenen A Individuen die Stacheln folgender Aulacanthiden: Aulacantha scolymantha
bathybia (diese am häufigsten) und fypica , Aulacantha spinosa , Aulacantha clavaJa, Aulacantha
cannu/a/a, Aulographis pandora, Aulokleptes floscu/us pistillum und Aulokleptcs ramosus.
In Bezug auf die übrige Organisation von Auloceros ist zu erwähnen, daß außer den dem
Tangcntialmantel bildendem feinen Hohlnadeln vielfach noch zahlreiche andere zu finden sind,
welche in radiärer Anordnung um die Stacheln herum g< “lagert sind und auf diese Weise futteral-
artige Stachelhülsen bilden (Taf. III, Mg. 22 und 23).
Der Weichkörper selbst ist bei den einzelnen Unterarten von verschiedener Gestalt Die
kleineren Formen sind kugelig und enthalten ein rundliches Phaodium mit einer oder mit zwei
dicht nebeneinander gelagerten Centralkapscln (Fig. 21 und 23), die größeren Formen dagegen
sind ellipsoidlsch und weisen meist ein zweiteiliges Phäodium auf, dessen beide Hälften je eine
Centnilkapsel umschließen (Fig. 22).
Entwickelungsgeschichtliches. Wie ich an anderer Stelle (1905, S. 364 ff.)
mitgeteilt habe, hat mir die Gattung Auloceros eine verhältnismäßig vollständige, die Entwickelung
der Radialstacheln betreffende Reihe geliefert Die betreffenden Bilder stammen von einer
größeren Anzahl von Individuen, welche in Tiefsee-Station 86 und 182 gefischt wurden.
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Vaixhtin Haecker,
Das jüngste Vorgefundene Stadium, das Stadium der Sprossung der häutigen
Stachelanlage, ist in Taf. XLIV, Fig. 330 abgebildet Der Schaft des Stachels zeigt
bereits eine beträchtliche Wand Verdickung und Verkieselung, dagegen sind die Terminaläste mit
ihren eben hervorknosj »enden Sprossen noch von einer dünnen Maut bedeckt, welche an ihrer
Innenfläche eine feine Kömclung, offenbar die erste Andeutung des Verkieselungsprozesses,
aufweist
Frühere Stadien als das eben beschriebene wurden nicht gefunden, sei es, weil sie bei
ihrer außerordentlichen Zartheit die mannigfachen Veränderungen, welche die Tiere beim Herauf-
holen und Konservieren durchmachen, nicht ül »erstehen, sei es, weil die ersten Bildungsprozesse
einen sehr raschen Verlauf nehmen. Man ist daher bezüglich der allerfrühesten Stadien auf Ver-
mutungen und Kombinationen angewiesen, und ich schließe mich, namentlich im Hinblick auf
die bei den Castanelliden und Challengcriden gemachten Erfahrungen, der Auffassung von Borgkkt
(igoo, S. 238) «an, nach welchem die Aul.ac.anthidenstacheln als häutige Ausscheidungen
des Protoplasmas «angelegt werden. Ich möchte* im speciellen als Ausgangspunkt eine
längsgestreckte, dünnhäutige, wahrscheinlich mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllte
Blase «annehmen, und vielleicht hat Immer mann (1904. S. 28) recht wenn er sich eine solche
erste Anlage als eine in die Länge gezogene „Vakuole“ vorstellt Das oben beschriebene
und in Fig. 330 abgcbildete Stadium würde d«ann speciell bei Auloteras in der Weise seine Ent-
stehung nehmen, daß das distale Ende der häutigen Anlage noch vor Beginn der Verkieselung
in regelmäßiger Weise zu sprossen und sich zu verzweigen Ix’ginnt.
Bezüglich der folgenden Stadien ist vorauszuschicken, d.aß bei weiterem Wachstum der
Sprossen die letzten End Verzweigungen eine außerordentlich zarte und zerbrechliche Beschaffen-
heit haben und daß m«an daher in den zunächst folgenden Stadien die Spitzen der Zweige
nahezu stets abgebrochen findet. Ferner ist zu erwähnen, daß die einzelnen Prozesse nicht immer
eine ganz bestimmte Reihenfolge einhalten, sondern gegeneinander Verschiebungen erleitlen, so
daß sich die Bilder nicht ohne weiteres aneinander reihen Lassen.
Als allgemein gütiger Vorgang ist in erster Linie hervorzuheben, daß der Verkieselungs-
prozeß nicht, wie nach Fig. 330 zu erwarten wäre, gleichmäßig vom Schaft in die Hauptäste
und von hier in die sekundären und tertiären Verzweigungen fortschreitet, vielmehr bleiben
ganz allgemein die Spitze des Schaftes und die G«ibelungsstellen der Termi-
naläste hinsichtlich der Wa nd Verdickung und Verkieselung zurück. So sieht
man denn das distale Stachelende noch mit einem weiten Hohlraum versehen und von der
ursprünglich dünnen I laut umgel»en, während in den I lauptästen bereits eine körnige Masse, als
Vorstufe der sekundären Verkieselung, den ganzen Hohlraum bis auf einen feinen, an der Basis
erweiterten Centralkanal ausfüllt (Fig. 331), und clxmso bleiben an den Cial»clungsstcllcn der
Tcrminalästc überall noch weite Hohlräume ausgespart, während die Verästelungen im übrigen
großenteils schon homogen verkieselt sind (Fig. 332 — 334).
Zweitens ist allgemein zu bemerken, daß wenigstens bei den stärkeren und reichlicher ver-
zweigten Radialstacheln der Verkicselungsprozeß sich im ganzen in zwei Etap|»en abspiclt. Wie
sj»eciell in Fig. 333 zu sehen ist, scheidet sich zunächst auf Grund einer primären Verkieselung
eine äußere primäre Rinde «ab (/>), sodann werden die Spitze des Schaftes und die weiten
Kanäle der Terminaläste (<■/*) von einer körnigen Masse, der Vorstufe der sekundären Verkieselung,
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Tiefsce-Raillolarifn.
40
ausgeföllt Diese sekundäre Füllmasse wölbt sich Uber das Stachellumen in Form eines
gotischen Spitzbogens herüber und lädt in der Achse der Haupt* und Nebenäste zunächst noch
einen feinen Centralkanal frei (Fig. 333 ck‘). Schließlich findet dann die I Iomogenisierung der
sekundären Füllmasse statt, wobei jedoch immer noch der Centralkanal der Terminaläste eine
Strecke weit erhalten bleiben kann (Fig. 334 — 335), um sich erst später vollständig zu schließen.
Während sich diese Prozesse in der Gegend der Stachelspitze und der ersten Galielung
abspielen und während an den sekundären und tertiären Gal>elungsstellen immer noch die erwähnten
Höhlungen und die Centralkanäle der feineren Verästelungen offen stehen (Fig. 333 und 334),
findet auch die Bildung der Spathillen statt.
Im Prinzip sind hier die nämlichen Erscheinungen wie an den Galxiungsstellen der Ter-
minaläste wahrzunehmen, wie denn auch die Häkchen der Spathillen gewissermaßen als äußerste
End Verzweigungen des Stachels aufzufassen sind, was ja schon aus der vergleichenden
Betrachtung anderer Aulacanthidcnstaehcln, insbesondere derjenigen von Atdograpkis prn/as/y/a
und ttlraslyla (Taf. 1, Fig. 8 — 10), hervorgeht Die erste Anlage der Spathillen erscheint als ein
dünnhäutiges Bläschen, dessen Hohlraum mit dem Achsenkanal des Endzweiges im Zusammen-
hang steht (Fig. 333) und welches als Homologon der an den unteren Gabdungsstellen aus-
gesparten Hohlräume erscheint In etwas späteren Stadien sind dann bereits die Häkchen der
Spathillen, und zwar zweifellos als Ausstülpungen jenes Endbläschens, zur Anlage gelangt und
da ihre Verkieselung früher erfolgt als die des Endbläschens — ebenso wie ja z. B. die Ver-
kieselung der Hauptäste derjenigen des Schaftendes vorangeht (Fig. 333) — , und da ferner die
Membran des Endbläschens außerordentlich dünn und infolge ihrer Durchsichtigkeit nur schwer
erkennbar ist so stellen sich die Häkchen gewöhnlich als keilförmige Körnchen dar, welche
scheinbar zusammenhanglos um die Spitzen der Endverzweigungen gruppiert sind (Fig. 334).
fn manchen Fällen erscheint das Endbläschen nicht kugelförmig, sondern mehr wie eine weit-
klaffende kraterförmige Spalte, deren Rande die Häkchenanlagen aufsitzen (Fig. 335).
Alles in allem stellt also die Stachelbildung speciell von Au/oteros keinen einfachen
.Abscheidungsprozeß dar, wie dies z. B. nach der bekannten DREYF.R’schen Hypothese anzunehmen
wäre, sondern wir halben es mit einem komplizierten Lel>ensvorgang zu thun, welcher sich aus
einer ganzen Reihe von Wachstums-, Sprossungs- und Sekretionsprozessen zusammensetzt, und
bei welchem insl>esondere die Verkieselung als ein stufenweise von außen nach innen fort-
schreitender Vorgang erscheint
Uel>er die Gesamtentwickelung und Fortpflanzu ng der Auloceros- Arten kann
ich nur wenige Aussagen machen. Wiederholt halie ich kleine, einen Durchmesser von etwa
1 mm besitzende Individuen von Aufoceros arboresems biramem aufgefunden, welche einige wenige
diametral gelagerte Stacheln aufweisen, wie dies in ähnlicher Weise l>ei jugendlichen Auhspathis-
Individuen der Fall ist (Taf. X, Fig. 102). Wie l»ereits Ijcmerkt wurde, enthalten die größeren
Formen von Auloceros normalerweise zwei Centralkapscln (Taf. II, Fig. 22 und 23), sind also
clxmso W'ic Au/ograp/m pandora u. a. di cystin. Nach den mir vorliegenden, allerdings nur
wenigen Präparaten scheinen sich auch die Vermehrungsvorgänge 1mm diesen dicystinen Anlorr/vs-
Formen in ähnlicher Welse wie lx?i AuJografkis pandora abzuspielen, wie denn überhaupt zwischen
Auloteros und Atüographis pandora bezüglich des ganzen Habitus und der I .e1>ensvcrhältnisse
eine weitgehende Uebereinstimmung besteht
1 ipfw* ■ Kxp*4ition i B4. MV.
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1
I
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Valentin Haeckek.
Was die; Systematik der zur Gattung Au/oerros gehörenden Formen anlielangt, so hat
Ha eckel 2 Untergattungen unterschieden. Die eine Untergattung, Au/oceraea, umfaßt die
Formen, deren Endäste spitz verlaufen und also nicht mit einer Endspathille, d. h. einem Kranz
von radiär gestellten Zahnchen, enden, die andere, Aiüoceratium , begreift diejenigen Formen in
sich, deren End Verzweigungen eine Spathillc tragen. Die erste Untergattung enthält 5, die
zweite 3 Arten.
Immermann läßt es dahingestellt sein, ob eine Spaltung der Gattung in die beiden
Untergattungen in der von Hakckel angenommenen Weise durchführbar Ist, denn die Spathillen
können, wie Immermann fand und wie ich vollkommen bestätigen kann, an den Stacheln desselben
Individuums einen sehr verschiedenen Ausbildungsgrad zeigen. Es können nel aneinander Stacheln
mit unverkennbaren Hakenkränzen auftreten und solche, an denen die letzteren nur durch wenige
winzige Zähnchcn angedeutet sind. Auch in Bezug auf die Zahl der Verzweigungen lassen,
wie schon Immermann gezeigt hat, die einzelnen Stacheln eines und desselben Individuums
weitgehende Verschiedenheiten erkennen, so daß auch dieses Moment nicht zur Trennung und
Charakterisierung der Form benützt werden kann. So ist Immermann schließlich dazu gelangt
die Art und Weise, wie die Teilung der Aeste erfolgt als systematisches Kriterium zu 1 «nutzen.
Er unterscheidet demnach, auf Eirund seines nicht sehr reichlichen Materials, 2 auch geographisch
getrennte Species bezw. Formen, von denen die eine, Auloceros s/>a//iillaslcr (Haeckel) var.
birameus Immer mann, schlank gebaute Aeste l«sitzt, deren tertiäre und sekundäre Verzweigungen
jederseits annähernd in der gleichen Ebene liegen (vergl. Taf. III, Fig. 24 — 25), während die
andere, Auloceros arborescens (Hakckel) var. dnfuxitndntm Immermann, durch etwas derbere und
kürzere Aeste ausgezeichnet ist und ferner dadurch, daß die aufeinander folgenden Astteilungen
nicht in derselben Ebene liegen (Taf. III, Fig. 26). Ersten.* Art fand sich in der Irmingersee,
im Lahradorstrom, im nördlichen Aequatorialstrom und Golfstrom, also im ganzen mehr in den
nördlichen Gebieten des Atlantik, letztere im nördlichen und südlichen Aequatorialstrom, also in
den tropischen Teilen des Atlantik.
Auf Grund des außerordentlich reichen Auloceros- Materials, welches die „Valdivia“ Station
für Station gefischt hat, möchte ich in erster Linie feststellen, daß eine wirklich scharfe Art-
abgrenzung innerhalb dieser Gattung undurchführbar ist, daß sich vielmehr zwischen sämt-
lichen geographischen Formen Uebergänge nachweisen lassen. Immerhin läßt sich zeigen, daß
die zahlreichen Varietäten um eine Anzahl gut charakterisierter Typen oder Kerne gruppiert
werden können, und daß sich diese Haupttypen besonders deutlich hervorheben, wenn man nicht
bloß die Beschaffenheit der Radialstacheln, sondern auch andere Merkmale, insbesondere Größe
und Beschaffenheit des Weich körpers, Ausbildung der Tangcntialnadeln,
Zahl und Lage der Centralkapseln und Anordnung des Phäodiums in Betracht
zieht. Von diesen, am besten als Unterarten einer einzigen Großart zu bezeichnenden
Typen entsprechen zwei, sowohl Ixizüglich der Verzweigungsweise der Sticheln, als auch hin-
sichtlich der geographischen Verbreitung, sehr gut den beiden I m m ermann 'sehen Sjxxnes.
Verfolgt man die Route der „Valdivia“, so findet sich nördlich des Acquator, im
Golfstrom, canarischen Strom, Guincastrom und Südäquatorialstrom, vereinzelt eine Form, welche
hinsichtlich der Stachelform recht gut dem I m m er m a n Nischen Aufoccros s/nxthillaster var. birameus
entspricht, und die ich als Aulocaos arborescens birameus (Immermann, emend.) bezeichnen möchte.
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TiefsM'-Rmllolarien.
5*
Die Stacheln besitzen fast durchweg 2 gestreckte» in fast tangentialer Richtung ausladende
Terminaläste, welche sich gewöhnlich 2 mal dichotomisch teilen und deren Verzweigungen keine
oder nur sehr schwach ausgebildete Zackenkronen, seltener eigentliche Spathillen tragen (Taf. III,
Hg. 24). Daneben kommen auch vereinzelte Stacheln mit 2 oder 3 steileren, ein- oder zweimal
gegabelten Aesten vor (Taf. III, Fig. 25), also Stachcllypen, wie sie ljei den HAECKEt'schen
Formen furcosus und cervinus (Rep., Taf. CII. Mg. 2 — 6 und 9 — 10) zu finden sind. Der
Weichkörj>er dieser hauptsächlich nördlich des Aequators verbreiteten Form hat eine rundliche
Gestalt, besitzt einen Durchmesser von nur etwa 2 mm, einen spärlich entwickelten Tangential-
mantel und eine einzige Centralkapsel (Taf. III, Fig. 21).
Vom Gebiet der canarischen Strömung an bis in dasjenige des Südäquatorialstromes,
namentlich häufig im Guineastrom, findet sich eine zweite Form, deren Radialstacheln mit den-
jenigen des hiMERMANNschen Au/oceros arborescens dichodendrum übcrcinstiminen dürften (vergl.
I. \im ermann, 1904, Taf. V, Fig. 1 1). Die Stacheln tragen 2 oder 3 Terminaläste, welche unter
etwas mehr als einem rechten Winkel divergieren, verhältnismäßig kurz und stämmig sind
und sich mehrmals gabeln. Die Endäste sind mit Sjjathillen von sehr verschiedener Stärke und
Ausbildung ausgestattet (Taf. III, Fig. 26 und 27). Der Weichkörper ist cllipsoidisch oder
nierenförmig, besitzt einen größten Durchmesser von 4 — 4,5 mm, einen sehr dichten Mantel von
Tangentialnadeln, regelmäßig zwrei Centralkapseln und fast stets 2 deutlich getrennte Phüodien
(Taf. III, Fig. 22).
Vom Benguelastrom an stieß die „Yaldivia“ auf eine dritte Form, welche in vieler Hinsicht
mit dem HABCKEL’schen Au/oceros e/egans üliereinstimmt (vergl. Rep., Taf. CII, Fig. 1) und als
slu/oceros arborescens sube/egans bezeichnet werden soll Die Radialstacheln tragen drei oder
vier, seltener 2, sehr flach abgehende Terminaläste, welche keine reichliche Verzweigung
aufweisen (Taf. III, Fig. 29 — 30). Der Weichkörper nähert sich der Kugelform, hat einen
Durchmesser von etwa 2,5 mm, besitzt einen ziemlich dichten Mantel von Tangentialnadeln und
meistens ein einziges Phäodium mit 2 dicht nebeneinander gelagerten Centralkapseln (Taf. III,
fig- 23)-
Das Verbreitungsgebiet dieser Form erstreckt sich bis in die Antarktis. Neben ihr findet
sich al>er in der Antarktis eine vierte Form, deren Radiaistacheln meist drei derbe und kurze
Terminaläste mit besonders reichlicher Verzweigung aufweisen (Taf. III. Fig. 31). Der Wcich-
körper ist verhältnismäßig zart und arm an Tangentialstacheln und war in den meisten Fällen
zerrissen, so daß die Zahl und Anordnung der Centralkapseln nicht mit Sicherheit festgcstellt
werden konnte. Ich will diese Form Au/oceros arborescens irregularis nennen.
Beim Eintritt in den Indik stieß die „Valdivia“ ungefähr vom indischen Südäquatorialstrom
an aufs neue auf Au/oceros arboresams dichodendrum (Taf. III, Fig. 33), und diese Varietät über-
ragte namentlich in den äquatorialen Gebieten des Indik die anderen Typen ebenso an Individuen-
zahl, wie in den entsprechenden Gebieten des Atlantik. Im indischen Nordäquatorialstrom trat
dann wieder Au/oceros arborescens birameus in typischen Exemplaren hinzu (Taf. III, Fig. 34
und 35).
Eine fünfte Form, welche keine deutliche geographische Begrenzung aufweist muß noch
erwähnt werden. An zwei Stellen der Antarktis und einmal im nördlichen Indik wurden Exem-
plare einer Varietät erbeutet, welche durch das aufgeblasene distale Stachelende ausgezeichnet
5»
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Valbntin Habchen,
ist und in dieser Hinsicht an manche Au/os/>af Ais-Formen erinnert (Taf. III, Fig. 28 und 32:
Taf. XLII, Fig. 301). Auch I>e/OgIich der außerordentlichen Mächtigkeit der Stachelwandung
zeigen sich Anklänge an Aulospathis bifttrau Wahrscheinlich haben wir es hier mit derselben
Form zu thun, welche Haeckel als Au/oretvs /rigeminus beschrieben hat. Ich möchte ihr daher
die Bezeichnung Au/oceros arborcscens t rigeminus beilegen.
Es sei hier noch hinzugefügt, daß die Figuren der Taf. III so angeordnet sind, daß
die auf der Route der „Valdivia“ hintereinander gefundenen Formen eine zusammenhängende
Figurenreihe (Fig. 24 — 35) bilden. Die im Atlantik beobachteten Formen sind links (Fig. 24
bis 27), die Formen der Antarktis unten (Fig. 28 — 31) und die des Indik rechts abgebildet
(Fig. 32—35)-
Die Habitusbilder der mittleren Kolonne (Mg. 21 — 23) entsprechen jeweils den unmittelbar
benachbarten Stacheltypen: Mg. 21 entspricht den Mgg. 24, 25, 34, 35; Figg. 22 den Fig. 26,
27. 33; F*g- 23 den Figg. 29 und 30.
Au. arborescens (Haeckel).
Taf. III; Taf. X, Fig. 102; Taf. XLII, Fig. 301.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, gegen das distale Ende hin meistens etwas ver-
jüngt Die Stichelwandung zeigt im distalen Stachclabschnittt eine allmählich zunehmende, sehr
bedeutende Verdickung, so daß der Stachel hohl raum gegen das Ende spitz -kuppenförmig
ausläuft
Meist zwei oder drei, seltener 4 — 6 kompakte, gewöhnlich ziemlich regel-
mäßig dichoto misch verzweigte 'Ferm inalästc, welche bald mehr tangential, bald
steiler vom Stachelende ausgehen. End Verzweigungen bald zugespitzt (Taf. III, Fig. 24), l>a!d
mit kleinen Zackenkronen (Fig. 29) oder mit wohlausgebildetcn Spathällen (Fig. 31) aus-
gestattet
Die Tangentialnadcln zeigen ein sehr verschiedenes Ansehen. Bei vielen Exemplaren sind
außer einem dichten Filz von Tangentialnadeln Stachelhülsen ausgebildet (Fig. 22 und 23).
Der Weich körper zeigt eine ellipsoidische, nierenförmige oder kugelige Form und
eine sehr verschiedene Größe. Der längste Durchmesser des (konservierten) Weich körpers
schwankt, al gesehen von einigen sehr kleinen, als Jugendformen anzusehenden Exemplaren,
zwischen 1,8 und 4,5 mm.
Die Zahl der Centralkapseln beträgt bei einer Unterart regelmäßig eine, bei anderen zwei.
In letzterem Fall sind entweder beide Centralkajxseln dicht nebeneinander in einem einzigen
Phäodium eingebettet (Mg. 23), oder es sind 2 mehr oder weniger getrennte Phäodien vorhanden
(Fig. 22). Da die letztgenannten Anordnungsweisen der Centralkapseln und Phäodien mit
Ixstimmten Modifikationen des Skelettes und des ganzen Habitus regelmäßig Hand in Hand
gehen, so handelt es sich nicht um Teilungsphasen, sondern um dicystine Zustände bestimmter
Varietäten und Unterarten.
Es sind in der „Valdivia“-Ausbcute 5 durch Uebcrgänge verbundene Unterarten zu
unterscheiden :
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Ticf*ee>KadiolAri«n
53
a) Au. arborescens birameus (Immermann).
Taf. III, Fig. 21, 24—25, 34—35; Taf. Dg- ><>*•
Akloutoi ifkttk illuster (Haeckel) var. biramemt IllMERUAN'N, 1904, S. 51, Taf. V, Fig. 10.
Meist zwei (selten 3) stark tangential abgehende, verhältnismäßig lange, in
der Regel zweimal gegabelte Terminaläste. Spathillen fehlen (Fig. 24 — 25) oder sind
schwach entwickelt (Fig. 34 — 35).
Einzelne Radialstacheln tragen auch 2 oder 3 steilere, ein- oder zweimal gegalxjlte Aesto
(Hg. 25), welche an die Stacheln der Haeck ei. sehen Formen Junosus und ecrvimts (Rep.,
S. 1583^ Taf. C1I, Fig. 2 — 6, 9 — 10) erinnern,
Der Weich kör per zeigt nur spärliche Tangentialnadeln, ist von rundlicher Form
und liesitzt einen Durchmesser von 1,8 — 2,2 mm. Eine Centralkapsel (Fig. 2t). Einzelne
jugendliche Individuen mit diametral gelagerten Radialstacheln liesaßen einen Durchmesser von
nur 1 mm.
Fundorte: Irmingcrsee, Labradorstrom, Sargassoscc, Golfstrom, nördlicher Aequatorial-
strom (V. und SchL-N. aus verschiedenen Tiefen; Immermann); T.-St 14 (Golfstrom, V.), 22
32 (canarische Strömung, V.), 40 (Guineastrom, V.), 49 (Südäquatorialstrom, V., Jugendformen,
Taf. X, Fig. 102), 90 (Benguelastrom, V., Jugend formen), 218, 239, 240, 268 (nördlicher Indik).
Verbreitung. Die Ansicht Immermann’s (1904, S. 70), daß die vorliegende Form
mit Vorliel>e in kälteren Strömungen heimisch ist, wird durch die Befunde der „Val di via“ nicht
Ijestätigt Vielmehr scheinen ihr eigentliches Wohngebiet die wärmeren Meeresteile zu sein, und
von hier aus dürften auch die im Norden des Atlantik gelegenen Mischgebiete Ixsiedelt sein.
Bezüglich der Vertikalverbreitung läßt sich wohl nach den Ergebnissen der Plankton-Expedition
sagen, daß Au. arborescens birameus vorwiegend in der fwndora- Stufe der Tuscarorenschicht
(400 — 1000) vorkommt, al)er nicht selten auch noch olxirhalb des 400 m ‘Horizontes ange-
troffen wird
Da gerade bei dieser Form wiederholt eine mehr oder weniger diametrale Lagerung
der Radialstacheln zu beobachten ist (Taf. X, Fig. 102), in ähnlicher Welse, wie bei zweifellos
jugendlichen Aulos foith /jr- 1 nd i vid uen, da ferner nur wenig Radialstacheln und stets nur eine Central-
kapsel vorhanden sind, so könnte man zur Annahme gelangen, daß cs sich bei dieser Variante
um ein jüngeres Entwickelungsstadium eines anderen Typus handelt Indessen scheint mir ihre
‘mmerhin recht charakteristische geographische Verbreitung mit dieser Annahme nicht im Ein-
klang zu stehen, vielmehr bin ich überzeugt daß auch diese Form den Wert einer ziemlich
selbständigen Unterart liesitzt
b) All. arborescens dichodendrum (Immermaxx).
Taf. III, Fig. 22, 26— 27, 33.
Auloteros arborescens Haeck ki.. Rep., S. 1585, Taf. CII, Fig. 11, 13.
A u/oeeros arborescens var. dichodendrum Im.mek.ma NN, 1904, S. 51, Taf. V, Fig. II, 12.
Zwei oder drei kurze, stämmige Terminaläste, welche miteinander einen Winkel
von etwas mehr als einem Rechten bilden und sich ein- bis dreimal galjeln. Spathillen von ver-
schiedener Ausbildung, doch meist kräftiger als bei voriger Form entwickelt (Fig. 26 und 27).
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Valentin Haböcks,
Der Weichkörper besitzt einen sehr dichten Mantel von Tangentialnadeln und meist
wohlausgebildete Stachelscheiden. Kr hat eine ellipsoidische oder nierenförmige Ge-
stalt, besitzt eine Lange von 4 — 4,5 und eine Breite von 3 — 3,5 mm und enthält zwei Central-
kapseln in zwei deutlich getrennten Phäodien.
Fundorte: Nördlicher und südlicher Aequatorialstrom (V., Immermann); T.-St 22
(canarischcr Strom, V.), 40, 55 (Guineastrom, V.), 49 (Südäquatorialstrom, V.), 64 (Golf von
Guinea, V.), 182 (ind. Südäquatorialstrom, V.), 190, 207, 214, 215, 218, 231, 239 (nftrdl. Indik, V.)
Verbreitung: Ausgesprochene Warm wasserform und nach den Befunden der
Plankton-Expedition (o — 1000, 600 — 700, o — 600 m) offenbar, wie die vorige, Bewohnerin der
pandora* Stufe (400 — 1000 m).
c) Aii. arborescens subelegans n. subsp.
Taf. III, Fig. 23, 29—30.
? Aulwervs eUgans Haeckel, Rep., p. 1584, Taf. CII, Fig. i.
Meist drei oder vier, seltener 2, gestreckte, mehr oder weniger tangen-
tial abgehende Terminalästc, welche sich meist zweimal gabeln und an den Endästcn kleine
Spathillen tragen (Fig. 29 — 30). Sie stimmen im wesentlichen mit den Radialstacheln von
A. e/egans Haec kel ül>erein, auch darin, daß sie, infolge starker Schrumpfung des meist kugeligen
Weichkörpers, sehr stark über die Weichkörperoberfläche hervorragen. Unter-
schieden sind sie von den Stacheln des typischen Au. elegant hauptsächlich durch ihre größere
Länge und Schmächtigkeit und den Besitz von Spathillen.
Der Weich kör per besitzt einen dichten Mantel von Tangentialnadeln, heat eine
kugelige oder schwach kugelige Gestalt und (im geschrumpften Zustand) einen durchschnittlichen
Durchmesser von 2,5 mm. In den meisten Exemplaren ließen sich zwei, dicht neben-
einander in einem winzigen Phäodium gelegene Centralkapseln nachweiscn.
Das von Haeckel bei Ceylon lebend beobachtete Exemplar von Au. e/egans besaß eine
rote Centralkapsel und ein grünes Phäodium.
Fundorte: ? Nördlicher Indik (bei Ceylon, Oberfläche; Haeckel); T.-Sl 66 (Golf von
Guinea, V.), 74, 89 (Benguelastrom, V.), 135 (Antarktis, Schl.-N. 680 — 480), 136 (Antarktis, SchL-N.
700 — 470), 145, 149 (Antarktis V. und Schl.-N. 400 — 1500 m),
Verbreitung; Nach den Befunden der „Valdivia“ hauptsächlich in kühleren und
kalten Mecrcsgebicten, wo diese Form allmählich an Stelle des Au. arborescens dkhodeiuirum
tritt (isoliert steht der HAECKELSche Befund 1km Ceylon da).
Nach den Schließnetzbefunden der „Valdivia“ Bewohnerin der /ta/wbra-Stufe der Tus-
carorcnschicht (400 — 1000 m).
d) An. arborescens irregularis n. subsp.
Taf. III, Fig. 31.
Meist drei kurze, derbe, stark divergierende und sehr reichlich ver-
zweigte Terminaläste mit zum Teil kräftigen, zum Teil reduzierten Spathillen (Fig. 31).
Ist von Au. arborescens dichodendrum, dem diese Form, abgesehen von der reichlicheren
Verzweigung der Terminaläste, hinsichtlich des Skelettbaues sehr ähnlich sicht, unterschieden
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Tief»e<t* Rad» ilarien .
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durch den viel zarteren, nur mit spärlichen Tangential nadeln ausgestatteten Weichkörper und
durch den Besitz eines ungeteilten Phäodiums. Bei mehreren Exemplaren ließen sich innerhalb
des Phäodiums 2 dicht nebeneinander gelagerte ( cntralkapseln nachweisen.
Der zarte Weichkörper war meist zerrissen. Das einzige annähernd vollständige Exemplar
hatte einen Weichkörpcrdurchmesscr von 2 mm.
Fundorte: T.-St 132, 135, 136, 139 (Antarktis, V. und Schl.-N. 400 — 1600).
Verbreitung: Bisher ausschließlich im Kaltwasser gefunden, wo diese Varietät die
Form biramtus zu ersetzen und in der jxtndora- Stufe (400 — 1000) vorzukommen scheint
e) Au. arborescens trigeminus (Haeckel).
Taf. III, Fig. 28, 32; Taf. XLII, Fig. 301.
Auloettm trigeminm Hakckkl, Rep., p. 1548, Taf. CII, Fig 7.
? Auloterot trigeminus Fowlkr, 1808, p. 1027, und Borgekt, Nord. Trip., S. 8.
Radialstachcln am distalen Ende keulenförmig angeschwollen (auf der I Iai-:< KKi.’schen
Abbildung befindet sich diese Anschwellung etwas unterhalb des Stachelendes) und sehr dick*
w a n d i g.
Zwei oder drei kurze, einmal oder zweimal gegabelte Terminaläste, deren Endäste bald
nur mit winzigen Zackenkronen, kild mit eigentlichen Spathillcn enden (das Hak» KKi.’sche Exemplar
besaß keine Spathillcn). Bei mehreren Exemplaren haben sämtliche Radialsticheln nur zwei
Terminaläste, welche nicht, wie dies sonst lx.*i zweizinkigen Sticheln der Fall zu sein pflegt,
in einer Ebene mit dem Stichelschaft liegen und mit demselben eine Art Gabel bilden, sondern
windschief abgebogen sind, wie wenn der dritte Terminalast auch noch vorhanden wäre (Taf. XLII,
Fig- 301).
Der Weich kör per besitzt einen ziemlich dichten Mantel von Tangentialnadeln, hat eine
rundliche Gestalt und (im geschrumpften Zustand) einen durchschnittlichen Durchmesser von 2 bis
2.5 mm. In 2 Exemplaren fand sich eine Centralkapsel.
Fundorte: Ch.-St 353 (nördlicher Atlantik); T.-St 132 (Antarktis, V.), 218, 239 (nörd-
licher Indik, V.).
Verbreitung: Nach dem bisherigen Material kommt diese Form sowohl in wärmeren
als in kaltem Meeresteilcn vor. Uel>er ihre Vertikalverbreitung ist nichts Bestimmtes auszusagen.
3. Gattung. Aulokleptes Immermann.
In einer besonderen Gattung Auloklef>Us faßt Im m ermann (1903, 1904), wie ich glaube,
mit Recht, alle diejenigen der Gattung Auloccivs nahestehenden Aulacanthiden zusammen, bei
welchen die Grundlage der Sticheln aus Fremdkörpern, und zwar spcciell aus Diatomeen-
gehäusen (hauptsächlich aus Schalen von Rhizosolcnia und Thalassothrix , vielleicht auch Syncdra)
Ix-steht und bei welchen außerdem wenigstens die stärkeren Sticheln eine deutlich geschichtete
Struktur in ihrer Wandung zeigen. Die hierher gehörigen Formen waren von Haeckel zur
Gattung Aulograf>his% und zwar größtenteils zu der Untergattung Aulographclla gestellt worden.
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56
Valentin Haeckrk.
Ich hat« sämtliche von Immermann beschrielienen thatsächliehen Verhältnisse an dem mir
vorliegenden Material wiedergefunden, nicht bloß die in den Außenschichten des Weichkörpers
abgelagerten freien Diatomeenschalen, welche hier die Rolle der Tangentialnadcln spielen (Taf. IV,
Fig. 37), sondern auch die in die Stacheln eingeschlossenen Gehäuse mit ihren Spiralen, Felde-
rungen und anderen charakteristischen Zeichnungen (vergL besonders Taf. XU II und XIJV).
Ebenso konnten Teilungsstellen, Teilungsnarben und besondere Spitzenmodifikationen in zahl-
reichen Fällen deutlich unterschieden werden Taf. XLIV, Fig. 326 — 329). Außer den von Immer-
maan gefundenen Fremdkörpern fand ich noch als Einschlüsse Stacheln von Aulacaniha und
Aulographoninm vor (Taf. IV, Fig. 44 und 45).
Außer der Benutzung der Fremdkörpergrundlagen und außer der deutlich lamcllösen
Struktur der Stachelwandung ist für die hierher gehörigen Arten besonders charakteristisch der
große Formenreichtum, welchen, wie schon I.mm ermann hervorgehoben hat, in vielen I ‘Tillen
die Stacheln eines und desselben Individuums zeigen. Es sei z. B. auf die Fig. 37 der Taf. IV
verwiesen, in welcher namentlich die beiden nach links und rechts gerichteten Radialstacheln
eine außerordentliche Verschiedenheit erkennen lassen.
Vielfach sind die verschiedenen Stacheln eines und desselben Individuums durch alle
möglichen Ueliergänge miteinander verbunden, wie denn z. B. die 5 in Taf. XLIII, Fig. 321
bis 325 abgebildeten Radialstacheln sämtlich von dem nämlichen Individuum stimmen. Beim
Anblick derartiger Reihen wird man zunächst zu der Vermutung geführt, daß die einfacheren
Stachelformen die ontogene tischen Vorstufen der komplizierteren darstellen, und in der
That ist denn auch Immekmaxx im Hinblick auf diese Verhältnisse und auf die lamellösc Struktur
der derlieren Stachelformen zu der Auffassung gelangt, daß die einfacheren und schwächeren
Stachelbildungen auf Grund einer oberflächlichen Apposition von immer neuen Kiesel-
lamellen sich in solche mit komplizierteren und kräftigeren Verzweigungen umwandeln, daß also
ein von innen nach außen gerichtetes Dicken Wachstum der Stacheln stattfinde. Im speciellcn
stellte Immermann folgende Hypothese auf: nach erfolgter Einstellung des Diatomeengehäuses
in die Richtung eines Pseudopodiums soll die Bildung des Radialstachels in der Weise erfolgen,
daß das vor- und zurückfließende Pseudopodium jedesmal, wenn es ci «gezogen wird, sich mit
seinem Olwrflächenhäutchen an das distale Ende der Fremdkörperunterlage anschmicgt und,
indem die letztere die Rolle eines Katalysators spielt, jeweils eine neue Kiesellamelle entstehen
läßt. Die Entstehung der terminalen Verzweigungen erklärt dann Immkkmann dadurch, daß
beim Einziehen der Pseudopodien unregelmäßige Faltungen des Oberflächenhautchens entstehen,
welche, indem sie erhärten, die Grundlagen für die Astbildungen abgeben.
Unter Zuhilfenahme dieser Hyjiothesen könnte man in der That geneigt sein, die ein-
facheren Stachelformen als o ntogen et i sc he Vorstufen der komplizierteren aufzufassen. I>er
in Fig. 42 (Taf. IV) abgebildete Stachel würde danach ein jüngeres Stadium des dem gleichen
Individuum entnommenen, in Fig. 43 wiedergegebenen Typus darstellcn, und ebenso würde man
sich zu denken haben, daß die Figurenreihe 40, 38 und 39 drei aufeinander folgenden Ent-
wickelungsstufen entspricht
Nun finden sich aller bei AulokUptes nelien den verschicken großen, ganz verkieselten
Stacheltypen nicht selten halb- oder teilweise verkieselte Stacheln, welche zweifellos als eigent-
liche Entwickelungsstadien zu betrachten sind.
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T icf se« ■ R ad icilarien.
57
Diese Jugend Stadien beweisen in erster Linie, daß bei Auloklcf'tes der Prozeß der Nadel-
bildung, abgesehen von der Benützung der Fremd kör] »ergründ läge, in ganz ähnlicher Weise vor
sieh geht, wie bei Autocetvs , und daß insbesondere, wenigstens bei den kleineren Nadelformen,
die srhichtenweise Ablagerung der Hartsubstanz von außen nach innen und nicht, wie
Immkkmann angiebt, von innen nach außen vor sich geht Ferner geht aber auch aus diesen
Befunden mit größter Wahrscheinlichkeit hervor, daß die sehr einfach gebauten, aber ganz ver-
kitschen Stachelformen, die man in demselben Individuum neben hoch komplizierten Tyjien
antrifft (Taf. IV, Fig. 40, 42), nicht den Wert von ontqgcnctischen Vorstufen haben, sondern
gleichfalls endgiltige Bildungen und demnach nichts weiteres als schwach verkieselte, zum I » il
durch die Größe der Fremd kö q >erg r u nd läge beeinflußte Stachelvarianten darstellen.
Die betreffenden als Entwickelungsstadien auf zu fassenden Bilder sind folgende:
Verhältnismäßig sehr häufig finden sich Stacheln. liei welchen die Verkieselung sich
zunächst nur auf die beiden Stachelenden oder noch häufiger nur auf das vordere Stachelende
erstreckt während die Mitte des Schaftes allerdings l>ereiLs den endgiltigen Kontur, aber noch
ein vollkommen durchsichtiges Ansehen hat So sehen wir in Fig. 326 (Taf. XLIV) die Achse
der Nadelanlage von einem Diatomeengehäuse eingenommen. Um dasselhe herum befindet sich
zunächst eine helle Schicht welche am äußeren Schaftende sehr feinkörnig erscheint, also bereits
die l«ei A ///<v<v w-Stachel n nachgewiesene körnige* Vorstufe der sekundären Verkieselung erkennen
läßt Diese das Diatomeengehäuse unmittelbar umgebende helle Schicht erstreckt sich einerseits
in die axialen Partien der Terminaläste herein, andererseits setzt sie sich als eine vollkommen
durchsichtige Scheide von der Dicke der künftigen Stachelwandung über die Schaftmitte fort
Am distalen Stachelende endlich ist diese helle Schicht futteralartig von einer äußeren, liereits
vollkommen verkieselten Schicht umhüllt die mit den schon verhärteten Teilen der Terminaläste
in Zusammenhang steht
Dieses Bild deckt sich, abgesehen von dem Vorhandensein der Fremdkörperunterlage,
vollkommen mit den jüngsten F.ntwickelungsstadien, welche von den A/t/oat vs- Stachel n vorlicgcn
(Taf. XLIV, Fig. 330, 331). In beiden Fällen geht die definitive Verkieselung zunächst nur in
«len äußeren Schichten der .Stachelanlage vor sich, und speciell liei Aiihkkf'lcs Ijesteht daher
zwischen der verkieselten primären Kinde und dem axial gelegenen Diatomeengehäuse zunächst
n<»ch ein Spaltraum, in welchem in unserem speciellen Fall (Taf. XLIV, Fig. 326) der sekundäre
Verkieselungsprozeß el>en erst seinen Anfang genommen hat.
Im folgenden Stadium (Taf. XLIV, Fig. 327) ist nun auch der Zwischenraum zwischen
der primären Kinde und dem Diatomeengehäuse wenigstens im distalen Stachelabschnitt voll-
kommen ausgefüllt (sekundäre Verkieselung), und in einer weiteren Phase (Taf. XLIV, Fig. 328V
hat sich der Prozeß auch auf die Schaftmitte ausgedehnt, so daß der ganze Stachel nunmehr
von einem homogenen Kicselmantel umgeben ist, welcher auch die Diatomeenschale mit sich
amalgamicrt hat.
Die Figur 326 läßt ferner erkennen, daß auch in den Verzweigungen der Terminaläste
der Verkieselungsprozeß einen ähnlichen Verlauf nimmt, wie wir ihn bei Att/otnvs kennen gelernt
haben (vergL Fig. 33*— 335)-
Auf Grund aller dieser, im übrigen sehr häufig auftretenden Bilder bin ich zu folgender
Auffassung liezüglich der Stachelbildung liei Aulok/r/>tn geführt worden:
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l>«iteck* I >•(•««• EspciiltlO« t&y»-lSyy. Ud. XIV. H
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Valentin Haeikek.
5«
Die vom Weichkörper aufgenommene Diatomeenschale wird zunächst von einer Alveole
umschlossen, welche samt der sie umhüllenden dünnen I’lasmaschicht die „häutige Stachelanlage“
darstellt. I )i< selbe treibt in ähnlicher Weise, wie di«rs btt Aufacros der Fall ist, am distalen
Hnde Sprossen, und nun geht, ebenfalls wie l)ci Au/orr ros, der Verkieselungsprozeß im wesentlichen
in zwei Etappen von außen nach innen vor sich, so daß schließlich das in der Achse
gelegene Diatomeengehau.se von demsell>en erreicht und mit der abgeschiedenen Hartsul>stanz
amalgamiert wird.
Diese entwickelungsgeschichtlichen Beol «ichtungen führen nun weiterhin, wie liereits
angedeutet wurde, Ijczüglich des gegenseitigen Verhältnisses der nebeneinander in demselben
Individuum auftretenden ganz verkieselten Stachcltypen zu der Auffassung, daß die ein-
facheren Stachelformen nicht im eigentlichen Sinne des Wortes die ontogenetischen Vorstufen
der komplizierteren bilden. Vielmehr stellt jeder einzelne gan zverkiesdte Stachel eine endgiltige
Bildung dar, und zwar ist seine Form im voraus l>edingt durch die Ausdehnung, das Wachstutns-
und Sprohsungsvermögcn der betreffenden „häutigen Slachelanlage“. Ist die Sprossung der
Stachclanlage auf Grund irgend welcher Einflüsse, vielleicht infolge der geringeren Grüße der
Fremdkörperunterlage, frühzeitig sistiert worden, so entstehen die einfacheren Stachcltypen ; hat
dagegen die häutige Stachelanlage vor dem Einsetzen des Verkieselungsproz«*sses Zeit gehabt,
sich reichlicher zu entfalten und zu verzweigen, so kommen die komplizierteren Typen zu Stande,
Vorausgesetzt wird dabei, daß, wenn einmal die Bildung der primären Kinde abgeschlossen ist,
ein weiteres Wachstum und eine weitere Sprossung nicht mehr stattfindet. So möchte ich denn
auch vermuten, daß solche Stacheln, liei denen wohl ein dickwandiger Schaft, aber keine Aeste
vorhanden sind, keine Anfangsstadien, sondern Verkümmerungsformen tlarslellen (Taf. XLIV,
Fig* 329).
Der Annahme, daß auch die bizarrsten und mächtigsten Stacheln, insl>esondere die
knospen- oder artischockenähnlichen Formen (Taf. IV, Fig. 43 und 45), von vornherein in ihrer
Gestalt durch die Verzweigungsweise der „häutigen Stachelanlage“ liedingt seien, stehen, wie ich
glaulie, keine erheblichen Schwierigkeiten im Wege, und es scheint mir kaum nötig zu sein, zu
der Zusatzhypothese zu greifen, daß bei jenen extremen Stachelformen nachträglich noch ein
Dicken Wachstum auf Grund einer successiven, von innen nach außen gerichteten Apposition von
Kiesellamellen stattgefunden hat.
Augenblicklich fehlen mir freilich noch spcciell von den derberen Knospen- und
Artischockenformen entwickelungsgcschichtliche Bilder. Es muß daher einigen glücklichen
Befunden die endgiltige Entscheidung der Frage ül)erlassen bleil)en, ob Immermann’s oder
meine Hypothese mehr das Richtige trifft, oder ob die Wahrheit in einer anderen Richtung
gelegen ist
Indem ich l>ezüglich der Beschaffenheit des Weichkörpers und der Vermehrungsvor-
gänge specicll auf die einzelnen Formen hinweise, gehe ich hier gleich zur Systematik der
Gattung über.
Hahkh hat in seiner Untergattung A u log m/t/t cl/a, welche sich im wesentlichen mit der
iMMKHMANN'schen Gattung AufokUf>tes deckt, 5 Arten unterschieden. Außerdem käme noch die
von Haeckel zur Untergattung A ulographantha gestellte Form Aulograf>his pistill um hinzu. Wie
schon Immermann (1904. S. 4 2 f.) gezeigt hat, sind jedenfalls einige der H aec KELschen Arten
5»
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Tiefsec-Radiolaricn.
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miteinander zu vereinigen, insofern die lietreffendcn Stacheltypen nur verschiedene Ausbildungs-
Stufen oder Individualvarianten dersellien Grundform darstellen.
Immermann selber unterscheidet sodann 4 Arten, von denen 2, Aulokirftes ramosus und
//ouu/us, mit Bestimmtheit auseinandergehalten werden können, während die Definition der beiden
anderen, An. corona und grmmaserns, weniger sicher zu sein scheint. In dem Schlüssel, welchen
Immermann für die Bestimmung der Arten giebt, bildet das hypothetische Verhalten der
I’seudopodien bei der ontogenetischen Entstehung der Stacheläste den Ausgangspunkt Es dürfte
indessen kaum zu empfehlen sein, hypothetische entwickelungsgeschichtliche oder physiologische
Verhältnisse als Grundlage für ein System zu wählen, vielmehr wird es bei einer Gruppe von so
außerordentlicher Formenmannigfaltigkeit zweckmäßig sein, gewisse? extreme, aber bei einer
größeren Anzahl von Individuen konstant wiederkehrende morphologische Verhältnisse als
Stützpunkte für die Einteilung zu benützen.
Das gesamte, sehr reichliche A uhkkptes-üi aterial der „Valdivia“-Ausbeute läßt sich, wie
ich glaube, in den beiden Arten AulokUptes ramosus Immermann und /losat/us Hagckel unter-
bringen. Innerhalb jeder dieser beiden Arten sind zwei extreme, durch Uebergängc miteinander
verbundene Haupttypen von Stacheln zu unterscheiden, ein einfacherer (Typus A) und ein kompli-
zierterer (Typus B), und Ihm beiden Arten kehrt das nämliche Verhältnis wieder, daß die einzelnen
Individuen oder Lokalformen entweder nur den einfacheren Typus A, oder danel»en zum Teil
auch den komplizierteren Typus B, bezw. die verschiedenen Uebergangsstufen aufweisen
können.
Die eine Art AuiokUf>tcs ramosus Immermann Q—Anlograflkis triaena Haeckei.), ist da-
durch gekennzeichnet, daß die gewöhnlich in der Zwei- oder Dreizahl vorhandenen Terminaläste
sich ausgesprochen bäum förmig verästeln und in dieser Hinsicht an die Gattung Auloceros
erinnern, von welcher sie aller durch den Besitz einer Fremdkörpergrundlage, durch die niehr
unregelmäßige Art der Verästelung und den Mangel von Spathillen unterschieden ist (Taf. II,
Fig. 20; Taf. IV, Fig. 36 und 37).
Der einfachere Stacheltypus A, dem wir bei dieser Art begegnen, besitzt 2 — 5, meist 3,
schlanke, mit unregelmäßigen Seitcndornen versehene oder dichotomisch verästelte Terminal-
äste, die in ihrer Gesamtheit .an ein Domgestrüpp erinnern (vergl. Taf. II, Fig. 20, und Taf. IV,
l‘ig. 3b, sowie liei Immermann, Taf. III, Fig. 4 und 5; Taf. VI, big. 2 und 3). [Dornenform.]
Der Stacheltypus B besitzt derbe, in der distalen Hälfte in einen dichten Büschel
von fingerförmigen Zacken sich verzweigende Terminaläste (vergl. Taf. IV, Fig. 37, links,
und Immermann, Taf. IV, big. ia). [Büschelform.]
Die zweite Art, Auloh/eftcs floseuhts (Haeckel), besitzt schuppen- oder z a p fe n för m i ge
Terminaläste, welche eine quirlförmige Anordnung zeigen.
Bei Typus A besitzen die schuppenförmigen Terminaläste keine sekundären Zacken
und! Bilden zusammen eine mehr oder weniger regelmäßige Krone (vergl. Taf. IV, Fig. 40
und 4 2), [Kronenform.]
Der Typus B Ist dadurch gekennzeichnet, daß die schuppen- oder zapfen förmigen Terminal-
äste mit sekundären Zacken versehen, vielfach auch an der Basis durch s|»ann hautartige
Lamellen verbunden sind (vergl. Taf. IV, Fig. 43). [K nospen for ni.]
59
8 *
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6o
Valentin Haecker.
Auloklcptes ramosiis Imm ermann.
Taf. II, Fig. jo; Taf. IV, Fig. .56 uml 37 ; Taf. XLIII, Fig. jjo; Taf. XLIV, Fig 326—320.
ntuunus Immkrmann, 1904, S. 45. Wahrscheinlich auch: Atäograpkis (Autograpktllo) tnatna Hamkm.,
S. 1579. Taf. CV# Fig. 8.
Das distale Stachelcnde läuft in mehrere Endäste aus die an Zahl verschieden sind (2 — 5).
und welche die Tendenz zeigen, sich weiter zu verzweigen. Die ganze Terminalbildung erhält
hierdurch — wenigstens hei den jüngeren Stacheln — ein bäum förmiges oder domgestrüppartiges
Aussehen (Typus A, „Domenform“) und erinnert an die Aufoceros- Arten, welch letztere sich in-
dessen durch das hehlen einer Fremdköqxfrgrundlage, durch geringere Derbheit der einzelnen
Stachelteile und durch regelmäßigere Dichotomie, sowie meistens durch den Besitz von End-
spathillen unterscheiden.
Bei einer Unterart folgen einzelne Stacheln dem Typus B („Büschelform“), sie licsitzen derbe
Tcrminaläste, deren distale Enden sich in ein Büschel fingerförmiger Zacken verzweigen (Taf. IV,
Eig. 37, links, um! Immermann, Taf. IV, Fig. 1a).
Die aus Diatomeengehäusen bestehenden tangentialen Skelettelemente sind locker in der
äußersten hautartigen Schicht des Weichkörpers verteilt und zeigen vielfach im Umkreis der
Radialstacheln eine strahl ige Anordnung (Taf. IV. Hg. 37, Mitte).
Der Weichkörper hat eine sphärische (Taf. IV, Fig. 36), ellij^soidische (Taf. II, Eig. 20),
zweilappige oder, wenigstens im konservierten Zustand, unregelmäßig polyedrische Gestalt (Taf. IV,
Fig. 37)* Er ist außerordentlich hinfällig und zerreißt iar, jedoch bildet die äußerste, die Tangen-
tialelementc einschließende Weichkörperschicht einen verhältnismäßig resistenten haulartigen Mantel,
welcher auch l>ei deformierten Individuen stets auf größere Strecken unzerstört bleibt und die
Stachelenden miteinander im Zusammenhang hält Normalerweise sind stets zwei Centralkapseln
vorhanden, Au. ramosus gehört also zu den dicystinen Formen.
Der längste Durchmesser beträgt 3 — 4,8, die Breite 2,5 — 3,5 mm.
Varianten.
In dem mir vorliegenden Material macht sich eine Neigung zur Trennung in geographische
Unterarten bemerklich. In wärmeren Meeren kommen in den nämlichen Vertikalnetzzügen zweierlei
Formen .vor, nämlich Exemplare mit zahlreichen, gleichartigen Stacheln, deren Ter-
minaläste verhältnismäßig dünn und stark divergierend sind, im ganzen aber dem Typus A ent-
sprechen (Taf. IV, Fig. 36), und daneben Exemplare mit unregelmäßig geformtem Weichkörper
und wenigen, aber sehr verschiedenen Stacheln, welche zum Teil dem Typus B ent-
sprechen (Taf. IV, Fig. 37).
In der Antarktis tritt hauptsächlich eine dritte Form auf, welche in Bezug auf die Zahl
und Gleichartigkeit der Stacheln im wesentlichen mit der ersten Form übereinstimmt, jedoch sind
die Stacheln derber und mit weniger langen und weniger divergierenden Aesten
versehen als die Stacheln der Warm wasserform ('Taf. II, Fig. 20).
Die erste der beiden Warmwasserformen entspricht einem Teil der von Immermann unter
der Bezeichnung: Au. ramosus /ongisftina zusammengefaßten Formen (vergl. Immf.rmann, 1. c.
'Taf. IV, Fig. 2, a e). Die zweite Warm wasserform mit den ungleichartigen Stacheln, welche
Immuk mann gleichfalls in die Formengruppe: An. ramosus hnghpina cinliegreifl (vergl. Immkr-
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TiefMcsRndioiarien. g j
maxx I. c. Taf. IV, Fig. ia), ist meinem Material zufolge in der überwiegenden Mehrzahl der
Fälle von der ersten zu trennen und soll mit Rücksicht auf die unregelmäßige Form des Weich-
körpers als Au. ramosus angulatus bezeichnet werden. Endlich möge die dritte Form als Au.
ramosus antareticus unterschieden werden.
Die Immer MANx’sche Unterart Au. ramosus m ultitu bereu latus (I. c. Taf. III, Fig. 3) fand
sich, wenigstens in ihrer typischen Ausbildung, in meinem Material nicht vor.
Zu Auloklepfcs ramosus gehört vielleicht auch: Au/ograf>/tis triacua IIalckf.l („Terminal
branches constantly three, divergent, very stout, each studded with three to six irregulär, conical,
secondary spines. Sometimes the branches become forked, the species passing over into Au fo-
rt ros cervmuf*).
Vermehrung. Abgesehen von Au/os/wfhis varuxbilts aufodendroides , fanden sich bei
keiner Aulacanthiden-Art so zahlreiche Exemplare mit mehr als zwei Centralkapseln vor,
wie Ix'i AulokU fites ramosus, und zwar wurden spccicll in der Antarktis viele Exemplare mit
4, 6, 8 und 10 Centralkapseln angetroffen. Au. ramosus anlarcticus befand sich also in der
fraglichen Jahreszeit (Dezember) in der Antarktis im Zustand der „Koloniebildung-.
Bei den aus den wärmeren Meeren stammenden Individuen fand ich nur Stadien mit
2, 3 und 4 Centralkapseln, insbesondere auch Exemplare mit 2 Centralkapseln, welche, nach der
eiförmigen Form und der einseitigen Anordnung der Kadialstucheln, als Tochterindividuen auf-
zufassen sind, welche durch Teilung eines Individuums mit 4 Centnilkapseln eben ihre Entstehung
genommen halien.
Daß cs sich bei diesem Gegensatz zwischen antarktischen und atlantischen Formen nicht
etwa um eine örtliche, sondern wahrscheinlich nur um eine jahreszeitliche Verschiedenheit handelt,
scheint mir unter anderem daraus hervorzugehen, daß umgekehrt von den verschiedenen Formen
von Auiosfiathis Individuen mit zahlreichen (8 — 16) Centralkapseln sich ausschließlich in den
tropischen Gebieten fanden, während in der Antarktis nur Exemplare mit 1 oder 2 Centralkapseln
angetroffen wurden.
In Bezug auf die Kernteilungsvorgänge zeigt Au/ok/e fites ramosus große Uebereinstim mutig
mit Au/ografik/s fiandora, wie bereits in der Einleitung hervorgehoben wurde. Insliesondcre
fanden sich ebenso wie bei letzterer Form nicht selten prachtvoll erhaltene längsgespallcne
Chromatinfäden mit umeinander gedrehten Spalthälften (S. 22, Textfig. 4).
Hervorzuheben ist ferner, daß die Kernteilungsvorgänge in den einzelnen Centralkapseln
nicht synchron verlaufen. Im Stadium mit 2 Centralkapseln geht der Kern der einen Central-
ka[iset und im Stadium mit 4 Centralkajiseln schreiten 2 von den 4 Kernen in der Teilung
voraus (Taf. II, Fig. 20). In letzterem Falle kann auch die Durchschnürung der Centralkapseln
der I »eii len vorauseilenden Kerne vor sich gehen, ehe die beiden übrigen Kerne zur Teilung
schreiten. Es entstehen auf diese Weise Stadien mit 6 Centralkapseln.
Fundorte: Irmingersce, Labradorstrom, nördlicher und südlicher Acquatorialstrom, zum
Teil in l iefen olterhalb des 400 m - Horizontes (Borger 1); ? Ch.-SL 291) (A ulografihella inaena ,
südlicher Pacifik); T.-St 14 (Golfstrom, V.), 32 (canarische Strömung, V.), 40, 41, 42, 44 (Guinea-
strom, V„ auf Station 42 auch in SchLN. 550—250), 46, 49, 50 (Südärjuatorialstrom, V.),
54 (Guineaslrom, V.), 64 (Golf von Guinea, V.), 66 (Golf von Guinea, Schl. N. 500 -300), 73,
74, 89 (Benguelastrom, V.), 139, 142, 145, 149 (antarktische Triftströmung, V.), 151 (Antarktis,
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Valentin Hafxker.
SchL-N. 1600 — 1000), 175 (indischer Südäcjuatorialstrom, V.), 190 (indischer Gegenstrom, V.),
214, 215, 218, 228, 239 (nördlicher Indik, V.).
Exemplare mit mehr als 2 Centralkapseln fanden sich insltcsondere in den Stationen 139,
142, 145, 214.
Verbreitung. Nach der obigen Zusammenstellung ist Auloklfies ramosus eine weit-
verbreitete Form, welche, wenn wir Auhgwf'hh triania IIakckkj. hinzurechnen dürfen, in allen
( Jceanen gefunden wurde. Bei dieser weiten Verbreitung darf es nicht wunder nehmen, daß sich
eine deutlich ausgesprochene Neigung zur Bildung von Rassen und geographischen Unterarten
zeigt, von denen 2, Au. ramosus tongispma und angu/a/us*), den wärmeren Gebieten, eine. Au.
ramosus anfarcficus, dem südlichen Eismeer angehört
Die Befunde der Plankton- und deutschen Tiefsee- Expedition ergeben das übereinstimmende
Resultat, daß Auiokteptes ramosus iin wesentlichen wohl der pam/oraSlufv der Tuscarorenschicht
angehört (400 — 1000 m).
Au. flosculus (IIaeckel).
Tal. IV, Fig. J8-«; Tal. XI.II, Fi*. Tal. XUII, Fig jji -415.
Anlo£iaphi$ {Aulo^aphtlh) floss ufui IIaecKKI, Rep, p, 1589, Tat. CV, Fig. 1; UoKOKKt, Nord. Trip, S. 5, Fig. ;
Imiiikmann, 1904, 8. 42. ? Hierher ferner: Aohgruf hu (AuIrgtapheUa) Huirlaga» H akckki, Rep, p. 1570,
Taf. CV, Fig. 7, und A uhgraphis (A nfagniphdht) pixtiUum Hakckki, Rep, [). 157«), Taf. CV, Fig. 6.
Die Radialstacheln dieser Art sind charakterisiert durch den Besitz einer größeren Zahl
(6 — 12) von zapfen- oder schuppenförmigen Terminalästen, welche sich in Form eines
Kranzes von dem vielfach postamentartig verbreiterten Stachelrande erholten.
Die Terminaläste der schwächsten Stacheln halten die Form von einfachen Zinken ohne
sekundäre Zacken und bilden eine mehr oder weniger regelmäßige Krone (Typus A, „Kronen-
form“, Taf. IV, Fig. 40 und 42).
Die Terminuläste der stärksten Stacheln haben dagegen die Form von kegelförmigen
Zapfen oder dcrlten Schuppen, welche entweder an ihrer Spitze (Taf. IV, Fig. 43) oder unter-
halb derscllten (Mg. 38 und 39) mit sekundären Zacken versehen sind, in anderen Fällen an ihrer
Basis durch spannhautartige Lamellen („a solid, cap-shajted, flinty lamella“) Verbunden sind
(Haupttypus B, „Knospen form“). Diese Stachel formen, welche unter allen anderen Aulok/tptes-
Stacheln am deutlichsten die lamellöse Struktur erkennen lassen, stellen wohl die mächtigsten,
bei den Radiolarien vorkommenden Kieselgebilde dar (Taf. IV, Fig. 43, 45;
Taf. XUII, Mg. 321).
Im einzelnen halte ich sehr zahlreiche Varianten bool »achtet, von denen wenigstens einige
häufiger wiederkehren und zum Teil mit den von Hakckel beschriebenen Arten und den
l.MMERMANN’schen Varietäten in gutem Einklang stehen. Da sie aber vielfach nebeneinander an
demselben Individuum zur Beobachtung kommen, so können wir wohl kaum von Arten oder
Varianten reden, sondern müssen diese verschiedenen Formen einfach als Stachel Varianten
bezeichnen. Ausgeschlossen ist cs natürlich nicht, daß in einzelnen Gegenden die eine oder
andere der Stachel Varianten vorherrschend zur Ausbildung kommt, in welchem Falle wir
II Ein Teil «Ic* /irf/wi&yVcs-Aliitmab. war luiHU x,-*4hniiivn worilrn. i-h«' ich /in Unici>rhci«Iunj> ilcr Ih-mIi ji W.imi-
w.iwrfomten war. InfnlgwIeMtu hin ich mehl iin *liimJr, für <Ui-»e Ik-hIi 11 Formen «pe/ilici*it<- !• unilortsan^alMn m machen.
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Ticf*ec-K.ailitilaricn.
vielleicht sjüter, nach Gewinnung eines reichlicheren Materials, zur Unterscheidung von Rassen
«»der Unterarten gelangen können.
Die häufigsten der mir vorliegenden Stachel Varianten sind folgende:
a) P is t i I ht m - I y pus (Typus A. „Kronen form“, Taf. IV, Fig. 40 und 4 2). Kleine, gegen
das distale Knde hin meist allmählich verdickte Stacheln mit 6 — 12 einfachen Zinken, welche
keine sekundären Zacken Ixsitzen und eine mehr oder weniger regelmäßige Krone bilden. Dieser
Typus entspricht wahrscheinlich der Aufografi/iis fiistülum Haeckki. (Rep„ p. 1579, I'af. CV, Fig. 6),
vielleicht auch dem Aulok/rfifes floscutus var. fiistillum Immermann (1904« S. 42, Taf. V, Fig. ik
Dieser Typus kommt an denselben Individuen vor wie die Typen b, c, d, e, f, g.
b) Tridentatus- Typus (Taf. IV, Fig. 38; Taf. XLII1, Fig. 323). Mittelstarke Stachelformen.
Termin.Uastc in geringer Zahl (5 — 6), ohne oder nur mit schwach entwickelter I-amellenbildung,
mit sekundären Zacken, welche sich meist nur in der Zwei zahl und in der Nähe der
Astspitzen vorfinden. Stimmt gut mit Autok/efites /toseu/us tridentatus Immermann ülx-rein
fi 904, s- 43. Taf. VI, Fig. 3).
Dieser Typus kommt «an densellxm Individuen wie a, c, d, e und f vor.
c) M et rtago w-T ypu s (Taf. IV, Fig. 39). Dem vorigen ähnlich, alx*r Terminaläste
mit einer größeren Anzahl von sekundären Zacken, welche hauptsächlich auf
die Außenseite der Aeste verteilt sind. Stimmt im wesentlichen überein mit Aufografihis
nuftlaonn Haeckel (Rep., p. 1579, Taf. CV, Fig. 7).
Findet sich an densell>en Individuen wie Typus a und b.
d) Gemmasee wr- Typus (Taf. XLIII, Fig. 322). Gewissermaßen Weiterbildung der
vorigen Typen, insofern die Terminaläste mit zahlreichen dichtgedrängten, sekundären Zacken
versehen sind, welche die Aeste allseitig („like the leaves in a bud“), zum Teil in quirl-
förmiger Anordnung umgeben. Im ganzen übereinstimmend mit Aubgrafihix gemmascens
I Iae<kel Aulokle fites gemmaseens Immermann (vergL Rep, Taf. CV, Fig. 11, und Immhrmann,
1 904, Taf. VI, Fig. 3 und 4), sowie mit Aulografihis flammabunda Haeckrl (Rep., Taf. CV, Fig. 9).
Kommt gleichzeitig vor mit a b und f.
e) Floseulus- Typus (Taf. IV, Fig. 45). Mächtige Stachel form en, deren Krone
aus 8 — 12 zapfen förmigen Terminalästen besteht, die an ihrer Basis mehr oder weniger durch
Lamellen verbunden und mit einigen sekundären Zacken ausgestattet sind. „Das
Ganze macht den Eindruck eines Blumenkelches“ (Immhrmann). Stimmt zweifellos ül>erein mit
. luhgrafihis floseuhts Haeckel (Rep., I’af. CV, Fig. 10) und Aulokle fites ßosatlus tyfiicus Immermann
{1904, Taf. V, Fig. 2, und Taf. VI, Fig. 2).
Kommt an denselben Individuen vor wie a und b.
f) Seefitr u m -Ty p us, Artischocken -Typus (Taf. XLIII, Fig. 321). Mächtige
Stachelformen, deren Krone aus zahlreichen kurzen, schuppenartigen Terminalästen besteht,
welche sich von dem blütenbodenähnlich verbreiterten Stachelende in dichter und unregelmäßiger
Anordnung erheben. Vielleicht übereinstimmend mit Aulokhfitcs gemmascens seefitr um Immermann
(1904. Taf. V, Fig. 5).
Kommt gleichzeitig vor mit a. b und d.
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Valentin Haeckbr.
g) Scabiosen-Typus (Taf. XLII, Fig. 305 — 309). Verschieden mächtige Stacheln mit
5—8, mehr oder weniger tangential abgehenden Seitenästen, welche 1 »ei den kleinsten
Stacheln einfache Zinken darstellen (Fig. 309), l*-i etwas größeren mit sternförmigen Spathillen
ausgestattet sind (Fig. 307, 308) und bei den größten büschelförmig verzweigt sind, wobei die
Zähne der Spathillen mehr oder weniger zu dornenförmigen Endzweigen Auswachsen (Hg. 305, 306).
Ich kenne diese Form nur von einem Fundort (T.-Sl 236) und schließe sie, wegen der
zum PistiMum-X ypus gehörigen kleinsten Stachelformen, vorläufig der Kollektivart Aulokhßtcs
flostu/ns mit der Bezeichnung Auhkfeptes flosculus scabrosa an. Die größten Stacheln erinnern
einigermaßen an den Gcmmascens^X ypus, von dem sie sich durch die mehr tangentiale Anordnung
und die Verkürzung und Verbreiterung der Terminaläste unterscheiden.
Das Auftreten von Stachelformen mit mehr oder weniger tangential al^gehenden Terminal-
ästen, welches im übrigen an ähnliche Vorkommnisse innerhalb der Gattung Au/off ros {Av. arbortsrrtis
biramrus u. a.) erinnert, scheint mir insofern von besonderem Interesse zu sein, weil es sich kaum
in Einklang bringen läßt mit der von Immermann vertretenen Hypothese-, wonach die Terminal-
äste und ihre Verzweigungen durch die zurückfl ießendc und sich in Falten legende Pseudopodien-
Sarkode gebildet werden. Vielmehr legt schon das Vorkommen von spathillenähnlichen Knd-
bildungen (Taf. XLII, Irig. 307) den Gedanken nahe, daß die F.ntwickelung der Terminaläste In.i
Auiokkftcs im wesentlichen nicht verschieden sein kann von den Vorgängen, auf welchen tx*i
. If/loirtvs die Entstehung der Radialstacheln beruht, eine Annahme, welche ja, wie wir gesehen
halten, auch durch einige entwickelungsgeschichtliche Bilder direkt gestützt wird.
Wie bereits bei den einzelnen Formen hervorgehoben wurde, hängen alle aufgezählten
Typen durch den Pi stil/um- und großenteils auch durch den Tndcufatus- Typus zusammen, wie
dies in folgendem Schema noch einmal zum Ausdruck kommen soll :
* V.
Kleine Slachelfi innen.
piitiltum
(Tat IV, Fig. 411
Miltleie Stachel formen.
t rufen tat us
(TW. IV, Kig }K>
managen
(Taf. IV, Fig. 3<H
/
grmmaserm + flammntntmia
(Tat X LI II, Fig. 3**)
Zwiftchenformen mit »lern-
förmigen SjMihillen
scatnasti
(Taf. XLII, Fig. 30$)
Größte Stachelformen. serptrum
(Taf. XLIII, Fig. 3*1)
ßoint/ux
(Taf. IV, Kig. 431
Es wurde bereits angedeutet, daß bis jetzt eine Beschränkung einzelner Können auf be-
stimmte Meeresteile nicht ermittelt werden konnte. Es erhebt sich nun die Krage, ob vielleicht
das Auftreten der verschiedenen Typen durch die Beschaffenheit des fremden Substrates bedingt
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Twfsee- Rjulinlaricn .
65
ist In dieser Richtung ist zu Umerken, daß die Gestalt des Diatomeen gehäuses allerdings auf
die Form des Stach elsehaft cs einen gewissen Rinfluß hat, insofern die /.ugespitzten Knden
dif sehr häufig (Taf. IV, Fig. 40; Taf. XLIV, Mg. 327 und 328) eine hals-
artige Einschnürung des Stachelendes hervorrufen, was bei den gerade abgeschnittenen Tha/asso-
tkrix -Schalen nicht der Fall Ist
Dagegen konnte eine Beeinflussung der Fonn der Terminaläste durch die Beschaffenheit
der Diatomeenschale nirgends wahrgenominen werden, vielmehr wurden speciell die Rhizosolcnia-
< iehäuse als Grundlage der verschiedensten Stachel formen angetroffen. Etwas anders verhält sich
die Sache, wenn nicht Diatomeengehäuse, sondern Aularanthidenstachcln als Sulistrat Benützung
finden. Allem Anschein nach ist es eine Wirkung der besonderen Gestalt der fremden Stacheln,
wenn der eine A ulogi af>//ov in w- N adel entschließende A u/ok/c/>tt'sSXJxc h el (Taf. IV, Fig. 45) eine
mehr strahlige Anordnung der Terminaläste aufweist, während diejenigen Stacheln, welche Au-
acautlui- Nadeln als Unterlage benützt haben, eine eigentümliche dornige Oberfläche Im ritzen und in der
unregelmäßigen Anordnung der Terminaläste an Aulotlmciron- Stacheln erinnern (Taf. IV, Fig. 44).
Nicht selten wurden Krüppelformen aufgefunden. Es wurde bereits ol>en erwähnt, daß
mitunter Stacheln mit winzigen Terminalästen gefunden wurden und daß ich solche Vor-
kommnisse nicht für Entwickelungsstadien, sondern für fertige Verkümmerungsformen halten
mochte, weil die Verkieselung des Stachelschaftes bereits vollendet ist und ein weiteres Wachstum
bereits verkieselter Skelettstücke nicht angenommen werden kann. Andere nicht seltene Bilder
kommen dadurch zu stände, daß bei mittelstarken oder großen Stacheln nur einige Terminaläste
zur vollkommenen Ausbildung gelangen, die übrigen al>er verkümmert sind, wie dies z. B. der
in Taf. IV, Fig. 4 1 abgebildete //<»r«//«-Stachel zeigt
Der Mantel von tangentialen Skelettelementen ist liei Auloklcfttes flosculus sehr dicht und
ln-steht zum großen Teil aus Diatomeengehäusen. Ob freilich alle stal>* und hohl roh ren form ig< n
Gebilde, die man im Mantel findet, Fremdkör|M;r sind, und ob nicht vielmehr ein Teil derselben
den feinen, filzartig verbundenen I Iohlnadeln entspricht, die man luji anderen Aulacanthiden findet,
wage ich nicht mit vollkommener Sicherheit zu entscheiden, wenn mir auch das letztere wahr-
scheinlicher zu sein scheint
Der Weich kör per l>esitzt bei den wenigen vollständigen Exemplaren eine annähernd
kugelige bis ellijxsoidische Gestalt ist außerordentlich hinfällig und schließt, wie ich l*?i ein jxiar
Exemplaren feststellcn konnte, zwei Centralkapscln ein. Anhkfcftcs flosculus gehört also höchst
wahrscheinlich, wie Aulokltftes ramosit s, bei dem dies mit vollkommener Sicherheit gezeigt werden
konnte, zu den dicystinen Aulacanthiden.
Der Durchmesser des Weichkörpers l>etrug bei einem nicht deformierten, annähernd
kugeligen Exemplare 3,5 mm.
Fundorte sämtlicher vermutlich hierher gehörigen Formen:
Ch.-St 354 (nördlicher Atlantik; Au. / 'istHIum H.); Ch.-St. 318 (südlicher Atlantik; An.
ntartagnn H.); Ch.-St 302 (südlicher Pacifik; Au. /hwiniobunda H.); Ch.-St 347 (tropischer Atlantik,
Au. jiemmasctns H .) ; Färöer kanal (John Mur ra y ; A. flosculus II.);
Irmingersee (0- -400 und o — boo m; die verschiedenen von Immermann unter seinen
Arten Au. flosculus und gcm/nasaus eingereihten Formen), nördlicher Ast des Golfstromes
(< > - 400 m, .ln. flosculus con/lucns Immkkmaxn und Au. gcmmasccns fvf'iats Immi-rmann);
^5
Ltmocba Iwte»-lti|sil4>aD tM — 1^99- Bd. XIV.
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Valentin Hakcker,
T.-St 14 (Golfstrom, V* 3 Exemplare: a -+* b, a f h f e, a + b-f-c; das letztere Exemplar
wies als Stac hei ei 11. s< h 1 üsse außer I Jiatomeengehäusen 1 A ulograf>hon ium- und 2 Aulacaulha- Nadeln
auf), 8t) (Benguelastrom, V.; einzelne Stacheln vom Typus a und b), 175 (indischer Südäquatorial-
strom, V.; 1 Exemplar: a 4- 1> -f- d -f- fy 23^ (nördlicher Indik, V,, 1 Exemplar: a |g).
Verbreitung. Immermann (1904, S. 85) führt seine Arten Au, f/oscu/us und gctnmascem
unter denjenigen A ulacanthiden an, welche für kältere Strömungen charakteristisch
sind. Es ist nicht zu verkennen, daß die hierher gehörigen Formen bis jetzt vorzugsweise in
den nördlichen und südlichen Gebieten des Atlantik, Indik und Pacifik gefunden wurden, mit
nur zwei Ausnahmen, nämlich Au. gtmmasocns Haeckel, welche vom „Challenger“ im tropischen
Atlantik gefischt wurde, und der verhältnismäßig am meisten abweichenden Varietät Auloklcf'tes
f/osatfus scabiosa n. subsp., welche die „Valdivia“ im nördlichen Indik erbeutete. In der Antarktis
wurden bisher keine Kunde gemacht, und in Anl>etracht dieses letzteren Umstandes wird man zu
der Auffassung geführt, das Au. / Toscuhis , ähnlich wie gewisse Pteropodenarten, für welche dies
von Meisen heimek •) nachgewiesen wurde, seine Hauptverbreitung in zwei zu beiden Seiten
des Acquators gelegenen Zonengürteln 2) liesitzt.
In Bezug auf die Vertikalverbreitung lassen insbesondere die weniger tief gehenden Verti-
kalnetzzüge der Plankton- Expedition deutlich erkennen, daß wir auch . lu. flosnt/us als einen Be-
wohner der /</w//<w</-Stufe der Tuscarorenschicht (400 — 1000 m) zu betrachten haben.
4. Gattung. Auloiiraphonium (Haeckel).
Wie ich bereits ol>en erwähnt habe, glaulx* ich, in Uebereinstimmung mit Immer mann,
die HAECKEt.’sche Untergattung Aulograf>houium als sdl ständige Gattung von . lubgraf'his alv
zweigen zu müssen. Ich weiche nur darin von Immermann ab, daß ich dieser neuen Gattung
die Hak< KKi.'sche Bezeichnung Au log ra/>koti ium l»elasse und den von Immermann Ixmützten
FowLKu'schen Gattungsnamen Aukxorync für die Au/ocorytur zttesios reserviere.
L>ie neue Gattung A nlog raf>honiutn ist nach dem früher Gesagten charakterisiert durch
den Besitz von höchstens 30 hohlen, mit Spathillen und seitlichen Fähnchen
bewehrten, meist bogig verlaufenden und nach Art der Arme eines Kande-
labers angeordneten Endästen.
Innerhalb der Gattung Aulographonium lassen sich zwei Kormengrup])en unterscheiden,
für welche die HAEcKEL’schcn Arten Aulogr. candclabruw und fmhinala als Typen l»ctrachtet
werden können.
Zur fanrlt'labnnn-l »ruppe gehören diejenigen Formen, deren Terminaiäste verhältnismäßig
lang (die Stachel breite 8 — lonial flbertreffend), stark gebogen und mit unregelmäßig
ungeordneten, meist kräftigen Zahnchen bewehrt sind. Das Distalende der Stacheln ist meist
kolbenförmig aufgebläht
Haeckei. unterscheidet eine ganze Reihe von Hierher gehörigen Arten, von denen 2,
nämlich Au. denlata und camlclahntm, auch von Immermann ül>emommcn worden sind. An.
dentata (Rep., Taf. CI II, Fig. 20) besitzt nach Haeckel einen schwach entwickelten Endknopf
1) J. MF.isrNnriMF.ii, Vcrpl. ilinc* Werk, IUI. IX.
2) Meisknhfimek nimmt ab* Im-uxin «lieber ZuacDgürU-l nun) den 15. um] 40. (jr.nl ntodlM'lH-T br/vr. airilidicr Brtitc ,«n.
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Tiefiee- Rwfiolvtal .
67
und f> — 8 gekrümmte, kronenförmig um einen geraden Centralast gruppierte Termi-
naläste, welche mit zahlreichen kräftigen, zurückgebogenen Seiten/ ähnchen aus-
gestattet sind. Erlieulet wurde diese Form im nördlichen Atlantik (Ch.-St. 354), Die zweite
Art, Au, candelabrum Haeckel (Rep., Taf. CI1I, Fig. 1), trügt auf dem eiförmig aufgeblasenen
Endknopf der Radialstacheln 6 — 9 stark gebogene, kandelaberartig angeordnete Terminaläste,
welche unregelmäßig mit Seitenzähnchen bedeckt sind. Diese Form wurde einmal im südöstlichen
1‘acifik (Ch.-St 300) gefunden.
Der HAECKEL’schen Art Au. den/a/a hat Immbrmank einige Formen eingcreiht, deren
Stacheln vier kreuzweise, fast tangential gerichtete, um einen Centralast gruppierte
Terminaläste tragen (1904, Taf. VI, Fig. 8; vergl. hier Taf. VI, Fig. 53 — 55). Die Terminaläste
sind bald mit zahlreichen kleinen zuriickgel>ogenen Zähnchen Ijesetzt, bald sind nur einige wenige,
oft kaum bemerkbare vorhanden. Gefischt wurde diese Form, welche von der IIaeck 1:1. sehen
Au. den/a/a durch die geringere Zahl der Terminaläste und die schwächere Bezahnung unter-
schieden ist, einmal im Guineastrom (Schl.-N, 450 — 650) und ein anderes Mal im südlichen
Aequatorialstrom (V, o — 400 m).
Mit der zweiten der oben erwähnten Hae» KEL’schen Arten, Au. candelabrum , stellt da-
gegen Immermann mehrere Formen zusammen, welche sich von der deuta/a dadurch unter-
scheiden, daß statt dt« einen mittleren Astes zwei schräg nach außen divergierende
vorhanden sind und die Terminalaste an ihrem äußeren Ende eine kleine Biegung nach innen
zeigen (1904, Taf. VI, Fig. 5 - - 7 ; vergl. hier Taf. VI, Fig. 57). Gefischt wurde diese Form vom
„National“ im Nordätpiatorial.strom (Schl.-N. o — 1000 m), Guineastrom (Schl.-N. 1000 — 1200 m),
Südäquatorialstrom (Schl.-N. 600 — 800 m), Golfstrom (V, o — 350 m).
f>ie „Valdivia“-Ausbeute enthält von sehr zahlreichen Stationen ein reichliches Material
an hierher gehörigen A ulog taf! ton mw-Form en. Es war daher möglich, eine Reihe gut charakte-
risierter, zum feil auf bestimmte geographische Gebiete lokalisierter Formen auszuscheiden und
ihre Identität mit den Haet KEL’schen und Im merm an n sehen Arten genauer zu prüfen. Danach
glaube ich nun mit Bestimmtheit sagen zu können, daß die erste von Immermann beschriebene
Form nicht mit der 1 lAECKELschen Aulogra/>his dentala überein stimmt, sondern einer sehr gut
chanikterisierten Form angehört, welche schon von Borger 1 im Mittelmeer gefunden und als
Auiosraphis mediUrranea beschrieben worden ist und welche, wie gezeigt werden soll, der echten
I lAFTKELSchen Aitlogtaf'his candelabrum (vergl. hier Taf. VI, Hg. 56) nahe steht Ebenso sind
diejenigen Formen, welche Immermann mit der echten HAECKEi-’schen Art Au. candelabrum
zusammenbringt, sicher nicht identisch mit derselben. Vielmehr gehören sie einer im Atlantik
und südlichen Indik weitverbreiteten, gleichfalls gut charakterisierten und gut umgrenzten Form
an, für welche ich den Namen A ulographon ium bicorne Vorschlägen möchte.
Der cande/abn/m-('irup[)*‘ steht die f>u!vi nata- Gruppe gegenülier. Diesellx.* enthält
diejenigen Formen, deren Terminaläste verhältnismäßig kurz (etwa zwei- oder dreimal so king
als die Stachel breite) sind, einen nur wenig gebogenen Verlauf zeigen und in ihrer ganzen Dinge
mit zwei regelmäßigen Reihen von winzigen Zähnchen 1 jesetzt sind. Bei dem typischen Aulo-
prafihonium f'ukinatum Ist das distale Ende der Radialstacheln linsen- oder kissenförmig auf-
gebläht (vergl. Taf. VI, Fig. 50).
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Valkmtij« Hjuhiu,
Ueljer die artlicht’ Identität der FI aiocic Einsehen Aulogmf'his f>uh'hiata mit der von
Immfr mann beschriebenen Aulocoryne f*ukinata, ferner mit der FowLEK’schen Aulographis
wootrnsis und mit zahlreichen von der „Valdivia“ gefundenen Exemplaren kann kein Zweifel
bestehen. In dem mir vorliegenden Material lassen sich übrigens wie unten gezeigt werden soll,
noch einige andere Formen von charakteristischem Gepräge unterscheiden, von welchen eine mit
der typischen Au. f>uhinata durch Uebergänge verbunden ist (Fig. 51), die andere eine mehr
seil ständige Stellung einnimmt (Taf. V, Fig. 49).
a) Candc lab r/////-Gruppc. Terminaläste verhältnismäßig lang, stark gelegen, mit
unregelmäßig angeordneten Seitenzähnchen. Endknopf der Radialstacheln, wenn vorhanden,
kugelig bis eiförmig.
Aulographonium mediterraneum (Li< ikgekt).
1 Tat. VI, Fig. 53—55-
Au/ograptm mtdiUrranett Boroi kt, Trip. Mitteln»., i«r»i, .S. 440, Taf. XI, l‘iy. 1. wahrst licinln lt . XttfncHryue -imhua
I.YlMfcKMANN, 1904, S. 59, Taf. VI, Fig. 8.
Eine sehr zierliche, dem Aufografdtoniuiu ainde/ahrum (Haktkkl) nahestehende Form,
welche nach Bokgkrt durch folgende Merkmale charakterisiert ist:
„Die Radialstacheln sind gerade, nahezu cylindrisch, nur wenig nach dem distalen Ende
zu verdickt, unterhalb des schwach erweiterten Endknopfes etwas verjüngt. Der Endknopf trägt
drei bis fünf, meist vier dünne, glatte, zuweilen wellenförmig gebogene, nach dem
distalen Ende gekrümmte Terminaläste, die um einen geraden, meist etwas
dickeren Endast quirlig ungeordnet sind. Sämtliche Terminaläste weisen an ihrer Spitze
eine geringe Zahl (3 — 5) kleiner, aufwärts gerichteter Zähnchen auf. I Jtnge der Radialstacheln
0,6 mm, Dicke derselben 0,1 — 0,14 mm, Länge der Terminaläste 0,05 — 0,09 mm.“
Mit der Borger rischen Beschreibung und Abbildung stimmen zahlreiche, von der „Valdivia“
in wärmeren Meeresgebieten gefischte Formen gut überein. Nur finde ich meistens, daß die
Aeste mehr oder weniger bczahnt sind und eine echte Spalhille tragen (Hg. 54), und ferner ist
hervorzuheben, daß in vielen Hillen der Ccntralast die peripheren Aeste an Dicke und Hinge
1 «-deutend überragt (Fig. 54 und 55), so daß auf diese Weise ein eigentümlicher, an Aulopctasus
tharoidi-s (Taf. V, Fig. 47 und 48) erinnernder Habitus entsteht.
Mit der Borge arischen tncdiUrranra ist. höchst wahrscheinlich auch Auloa>rync dtniatu
Immkkmann (nee Haetkel) zu identifizieren. Bezüglich der Immer man irischen Hgur (1904,
Taf. VI, Fig. 8) ist dal>ei zu beachcn, daß der betreffende Stachel in einer doppelt so starken
Vergrößerung dargestellt ist, als die übrigen A //A»vr)7/c-Stacht In, und daher viel derber um!
größer zu sein scheint, als dies 1>ei den Stacheln der vorliegenden Art in Wirklichkeit der hall ist.
Vollständige Exemplare sind von mir nicht gefunden worden. Ich kann daher keine;
Angaben über den Durchmesser des Weichkörpers und die Zahl der Ccntralkapscln machen.
Fundorte: Capri (Borger r); Guineastrom und Südäquatorialstrom (450 -650 m und
o — 4<x'> m liefe, Immkrmann); T.-St. 22, 32 (canarischer Strom, 44 (Guineastrom, V.y,
66 (Golf von Guinea, V.), 91 (Benguelastrom, V.), 207, 218 (nördlicher Indik, V.), 228 (nördlicher
Indik, Schl.-N. 220 — 150), 236, 237 (nördlicher Indik, V.).
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Tlete»' K.-ulioUrien.
6<)
Verb Teilung. Im ganzen offenbar Warm wasserform. Ucljer die vertikale Ver-
breitung läßt sich nichts Sicheres sagen, doch scheint diese Art sowohl der Challengeridenschicht
(50— 400 m), als der /tf«dWc?-Stufe der Tuscarorenschicht (400 — 1000 m) anzugehören.
Au. candelabrum (Haeckel).
Tal. VI, Fig. 56.
Atth^Tttphn (AHl"gtuf>hi>niuntJ t^tuitlabrum Ha eck kl, Rep., p. 1583, Taf. CIII, Fijj. 1: dagegen nicht: Anloonxue
fatuMabrum Immikmann, 1904, S. 59, Taf. VI, Fig. 5, 6, 7.
Radial stacheln in der äußeren Hälfte keulen- oder spindelförmig aufgctricben und
unterhalb des eiförmig aufgeblasenen Endknopfes merklich eingeschnürt Der Endknopf trügt
eine kandelaberartige Krone von 6 — 9 stark gekrümmten, im letzten Viertel stark alv
gelegenen, mit Seitenzähnchen und einer Endspathille versehenen Terminalästen, welche (bei den
mir vorliegenden Exemplaren) einen äußeren Kranz von 4 — 5 und eine centrale Gruppe von
3—4 Aesten bilden.
Ein mir vorliegendes, bis auf die Centralkapsel nahezu vollständiges Exemplar besitzt
einen Durchmesser von 1,5 — 1,8 mm und ist durch einen sehr zarten Weichkörper und den
Mangel der Tangentialnadeln von den übrigen, in vollständigen Exemplaren vorhandenen Au/o-
g» af’hou turn- Exemplaren unterschieden.
Fundorte: Ch.-St. 300 (südöstlicher Pacifik, Höhe von Juan Femandcz); T.-St 236, 239
{nördlicher Indik).
Verbreitung. Die bisherigen Fundorte, die Größe und Beschaffenheit der Stacheln
würden darauf hinweisen, daß Au. candc/abrum, wie die vorige, eine Warm wasserform und Be-
wohnerin nicht allzu tiefer Schichten ist
Au. bicome n. sp.
Taf. I, Fig. 1 ; Taf. VI, Fig. 37.
Arifaonne omdtlabrum I MV ERMANN, 1904, S. 39, Taf. VI, Fig. 5, 6, 7.
Radial stäche ln cylindrisch, nur im distalen Viertel allmählich sich gegen den ovalen
Kndknopf veijüngend. 6 — 7, meist mit kräftigen, unregelmäßig angeorcl neten
/ahnen und mit kleinen Ends|>athillcn versehene Terminaläste. Von diesen sind 4 oder 5 in
einem Kranze angeordnet und gehen in schwach welligem Verlaufe, etwa unter dem Winkel von
1200 schräg nach außen; die zwei übrigen sind stets gerade und bilden eine auf
dem Scheitel des Endknopfes sich erhebende Gabel.
Vereinzelt wurden im Atlantik Stacheln gefunden, welche bezüglich der Größe, Stärke und
kräftigen Bezahnung der Terminaläste durchaus den Habitus von Aulograf>honium bicome auf-
weisen, jedoch durch den Besitz von drei apikalen Aesten und die kugelige Auftreibung des
distalen Stachelendes an das zierlichere Aulograf>ltonium indicum erinnern (St. 40, 66).
Ich zweifle nicht daran, daß auch die von Immermann als Aulocoryuc candelabrum be-
zoichneten Formen hierher gehören. Als Unterschied wäre nur hervorzuhelien, daß nach Immer-
mann die Zähnchen der Terminaläste mitunter nur ganz schwach oder auch gar nicht ausgebildet
sind, ein Verhältnis, auf welches ahtnr auch von seiten Immkkmanns kein großer systematischer
Wert gelegt wird.
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Valentin Hafikek,
Längster Durchmesser 3,5 mm. kürzester 3 mm.
Mehrere mir vorliegende vollständige Exemplare besitzen nur eine Centralkapsel.
Fundorte: Nordäquatorialstrom, Guincastrom, Südäquatorialstrom, Golfstrom (Schl.-N.
o — 1000 m, 1000 — 1200 m, 600 — 800 m, V. o — 350 m; Immermann); T.-St 40, 41, 44, 55
(Guineastrom, V.), 49 (Südäquatorialstrom, V.), t>6 (Golf von Guinea, V.), 89 ( Beng uelastrom, V.),
172, 174 (südlicher Indik, Schl.-N. 1000 — 1850 u. V.), 240 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung (nach meinen Befunden und denen von Immkkmann [vergl. auch 1904,
S. 87]). Verhältnismäßig häufig in den wärmeren Gebieten des Atlantik und im südlichen Indik.
Im nördlichen Indik nur ganz vereinzelt. Hier tritt an Stelle dieser Form die ihr nahe verwandte,
aber im vorliegenden Material nicht durch eigentliche Uebcrgänge verbundene folgende Art
Wahrscheinlich Bewohnerin der ftandora-Slufc der Tuscarorenschicht (400 — 1000 m).
Au. indicum n. sp.
Tat. VI, Fig. 58.
Radial stacheln zierlicher als bei voriger Form, mit annähernd kugeligem Kndknopf,
mit 9 — 10 nahezu geraden, schwach bezahnten Terminalästen. Diesellien bilden einen äußeren
Kranz von 4 — 6 und eine kronenförmige Scheitelgruppe von 3 — 5 Acsten.
Ihre Anordnung und ihr schwach welliger Verlauf erinnert an die Verhältnisse bei Au. bicornt \
jedoch sind sie wesentlich kürzer und zarter und halx.n eine spärlichere und schwächere
Bezahnung. Trotzdem einzelne Exemplare von Au. bicorne Anklänge an die vorliegende Form
zeigen (siche olxm), ist der ganze Habitus der Stacheln der l>eiden Formen doch so verschieden,
daß vorläufig zwei besondere Arten angenommen werden müssen.
Vollständige Exemplare wurden nicht gefunden.
Fundorte: T.-St. 22 (canarische Strömung, V.), 66 (Golf von Guinea, Schl.-N. 500 bis
300), 207, 218, 230, 236, 237,240 (nördlicher Indik, V.). Au. indicum bildet im nördlichen Indik
eine vikarierende Form zu dem in den wärmeren Gebieten des Atlantik und im südlichen Indik
verbreiteten Au. bicornc. Außerhalb des Indik wurde An. hulicum nur einmal im canarischen
Strom gefunden. Wahrscheinlich Ijewohnt auch diese Form die /Ww/fwi-Stufe der Tuscaroren-
schicht (400 — 1000 m).
Aii. antarcticum n. sp.
Tat. VI. Fig. 59-
Den vorigen Ix.’iden Formen sehr nahestehend, aller durch die flache Form tler Krone,
sowie die größere Zahl der Terminaläste, ihren gleichmäßiger gebogenen Verlauf und die fitst
ganz reduzierte Bezahnung unterschieden. In vieler Hinsicht zeigt diese Form Anklänge an
Au. /V u/vinafum .
Die Radialstacheln sind, wie l>ei Au. indicum, in Form einer kugeligen Beere aufgetriel *en.
Die Zahl der Terminaläste l>eträgl elf bis fünfzehn. Dieselben bilden in der R«gel zwei
Kränze und eine centrale Gruppe von ein bis drei Aestcn. Die Aeste des äußeren
Kranzes sind l>einahe 3 mal so lang als die centralen Aeste, sie hallen einen stark tangentialen,
schwach gebogenen Verlauf und sind in ihrer proximalen Hälfte fast vollkommen
glatt und nur in der distalen Hälfte mit winzigen Zähnchen bewaffnet Die Aeste des inneren
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Tiefaee» KadioUrien .
7 1
Kränzt*» sind etwa 1 1/2 mal so lang aLs die centralen und nehmen bezüglich ihres Verlaufes und
ihrer Bezahnung eine Mittelstellung zwischen den äußeren und centralen ein. Die centralen
Aeste sind gerade und mit zahlreichen winzigen Zähnchen unregelmäßig bedeckt
Die wenigen mir vorliegenden Exemplare sind unvollständig.
Fundort: T.-St 139, 149 (Antarktis V.).
Au. polystylum n. sp.
Taf. XUII. Fig. 318, 318a.
Dem vorigen hinsichtlich der doldenförmigen Anordnung der Terminaläste ähnlich, jedoch
ist der F.ndknopf der RadiaLstacheln mehr keulenförmig in die Dinge gezogen, die Terminaläste
sind zahlreicher (20 — 25). sic sind nicht in 2 — 3, sondern in 4 — 5 unregelmäßigen Kränzen an-
geordnet, und die (irfißenunterschiede zwischen den peripheren und centralen Acsten sind geringer,
insofern die ersteren höchstens 2 mal so lang als die letzteren sind. Im ganzen Habitus zeigen
die Stacheln eint.* entfernte Athnlichkeit mit denen von Anlocorynt zcltsios (vergL Taf. XIJII,
Fig. 317 mit der bei gleicher Vergrößerung wiedergegebenen Fig. 316).
b) Pulvinatum- Gruppe. Terminaläste verhältnismäßig kurz, weniger gebogen, mit
meistens reihenartig angeordneten Zähnchen. Endknopf der Radialstacheln meist kissenförmig.
Au. pulvinatum Haeckfx
Taf. VI, Fig. 50 und 51.
Aulogntphis ( A ulogr,if>h<>niumt fmhinaUi HaMKF.L, Rep, p. 158 2, Tab CI II, Fig. 26; Aubgrapkü motwemit FoWLER,
1898; ftuhintUa Boroert, Nord Trip.. S. 6, Fig. 4, 4a; Imm ermahn, 1904, S. 60, Taf. VI,
Fig. 9.
Radialstacheln am distalen Ende mit einer linsen- oder kolbenförmigen
Auftreibung und mit einem doppelten Kranze von doldenförmig angeordneten, geraden
oder leicht gebogenen Endästen, von denen die einen in den Zwischenräumen zwischen
den anderen stehen. Die Endästc sind 2 — 3 mal so lang, als der Stachel dick ist, und an den
einander zugekehrten Seiten mit je einer Reihe kleiner, sägenartig angeordneter
Zähnchen besetzt.
In dem mir vorliegenden Material fanden sich zwei extreme Typen, zwischen welchen
all«? Abstufungen existieren:
a) Au. pulvinatum typicum (Taf. VI, Fig. 50). Die Endauftreibung der Radialstacheln
bildet eine bikonvexe Linse (*a broad, circular, biconvex cushion“, Hakckel). Die Terminaläste
des äußeren Kranzes verlaufen mehr tangential und bilden zusammen eine flache Schale. Die
Zahl der Terminaläste beträgt im äußeren Kranze durrhnittlich 8, im inneren 6.
$) Au. pulvinatum coronatu m (Taf. VI, Fig. 51). Die Endauftreibung der Radialstacheln
ist wenig stark ausgebildet und hat eine mehr kolbenförmige Gestalt Die Terminaläste des
äußeren Kranzes sind schlanker, halx.-n einen mehr radialen, steileren Verlauf und bilden zu-
sammen einen Korb. Die Zahl der Terminaläste des äußeren Kranzes beträgt durchschnittlich 5
bis 6, die des inneren gewöhnlich 3.
Bei einem in T.-St 135 gefischten Exemplar mit vielfach verbildeten Stacheln fanden sich
auch gegabelte Terminaläste vor (Taf. XI.III, Fig. 317, 317a).
7»
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Valentin Hakckke,
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Trotz des häufigen Vorkommens fanden sich niemals vollständige F.xcmplare vor, was
auf eine große Zartheit des Weichkörpers schließen läßt
Fundorte: Ch.-St 298 (südöstlicher Pacifik); Färöe-Kanal, nördlicher Ast des Golfstromes
(Schl.-N. 640 — 880 m, Fowlkr); Irmingersee» südlicher Aequatorialstrom (0—600 und o 500 m
Tiefe, Immermann); T.-Sl 14 (Golfstrom, V, typ.), 32 (canarische Strömung, V, var. ^), 41, 44
(Guineastrom, V., var. ?), 50 (Südäjuatorialstrom, V., var. 66 (Golf von Guinea, V.), 135 (Ant-
arktis, V., verkrüppeltes Exemplar, Taf. XLIII, Fig. 31 7, 317a), 174 (indischer Südä< j uatori alstrom,
V., typ.), 214, 218 (nördlicher Indik, V., var. ,}), 237, 240 (nördlicher Indik, V., typ.) u. a.
Verbreitung. Während Immermann (1904, S. 70) geneigt Ist unsere Art als eine
Form der kalten Regionen anzusprechen, zeigt die Fundortliste der „Valdivia“ umgekehrt daß
ihr Verbreitungsgebiet sich hauptsächlich auf die wärmeren, ja eigentlich tropischen Meeresgebiete
erstreckt Ihr Vorkommen in den MLschgebieten (Färöe-Kanal, Irmingersee) ist eher als ein
ausnahmsweises, sekundäres zu bezeichnen. Mit dieser Auffassung ist auch im F.inklang, daß
das einzige in der Antarktis gefundene Fxemplar (Taf. XLIII, Fig. 317, 317a) alle möglichen
Verbildungen und Abnormitäten der Terminaläste aufweist
Nach den bisher vorliegenden Daten dürfte Au. puivinatum der patu/oirt- Stuf«; der Tus-
carorenschicht angehören (400 — 1000 m).
Au. anthoides n. sp.
Taf. V, Fig. 49; Taf. VI, Fig. 5 2.
I linsichtlich der Anordnung der Terminaläste dem Au. puivinatum cowtuüum ähnlich, aller
von ihm unterschieden durch die geringe Zahl der Terminaläste, deren schlankere Form und
korbförmige Anordnung, sowie vor allem durch die gleichmäßige, nicht zweireihige An-
ordnung der winzigen Domen. Die Auftreibung des DLstalendes der Stacheln ist viel weniger
als l>ei A. pulvinatnm entwickelt und kann sogar ganz fehlen.
Sehr charakteristisch ist vor allem die Anordnung der leicht nach innen gebogenen Ter-
minaläste: fünf oder sechs periphere Acste sind um einen oder zwei centrale ungeordnet
wie die Antheren einer Blüte um das Pistill.
Hin vollständiges Exemplar hatte einen Durchmesser von 1,8 — 2 mm und enthielt eine
Centralkapsel.
Fundort: T.-St 135 (Antarktis, V.).
5. Gattung. Aulocoryne Fowler.
Im Jahre 1898 hat G. Herbert Fowler in der Ausbeute des „Research“ ein Exemplar
einer Aulacanthiden-Art gefunden, welche sich durch die eigentümliche Beschaffenheit der „Appcn-
dikular-Organc“ der Radialstacheln von allen anderen Angehörigen der Familie unterscheidet und
in dieser Hinsicht höchstens mit einigen entfernter stehenden Formen, insbesondere mit Co*'h>-
ihynrus attcora/us (Hak« k„ Rep., p. 1738, Taf. CXXI, big. 10) verglichen werden kann. Auf
dem kolbig aufgetrielienen Distalende der Radialstacheln erhebt sich eine große Zahl (100 — 150)
von sehr dünnen, hohlen, korkzieherartig gewundenen, fein gezähnelten und mit Kndspathillen
abschließenden Terminalästen. Charakteristisch Ist ferner, wie später Immermann hervorgehoben
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Ticfae*. Radiolarlen.
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hat, die außerordentliche Menge der Radialstacheln, welche einen dichten Wald bilden und jedenfalls
enger nebeneinander stehen, als dies lx*i irgend einer anderen Aulacanthiden-Art der Fall ist. Fowler
hat der neu gefundenen Form den Gattungsnamen Aulocoryne (ol-jM;, Röhre; /v/u r;, Keule) und zu
Khren des Expeditionsschiffes „Research“ die Artbezeichnung zetesios (Zr^-yp’.; =■ research) gegolten.
Borgert und nach ihm Im.mermann haben dieselbe Art in der Ausbeute des „National“
wiedergefunden. Hrsterer hat sie der Haf.< KKi-’schen Gattung Anlographis einverleibt, letzterer
mit den Formen der I lAEtKEL’schen Untergattung Aulogmphoniunt in der Gattung Aulocoryne
Fowler vereinigt.
Ich muß zugelien, daß unsere Art, was den Aufbau der Stachelaste anlndangt, den Gliedern
der canddabrvm- und puh 7//tf /// w-G rupj *• unter allen Aulacanthiden am nächsten steht Ins-
besondere zeigt sie gewisse Anklänge an Aulographh (Aulographoniutn) vcrtici/la/a Haeckkl
(Rep„ p. 1 58 2, Taf. CV, Fig. 12) und ebenso an Aulographoniutn polyslyhtm n. sp. (Taf. XI. III,
Fig. 3 18, 3 18a). Alier die außerordentlich zarte Beschaffenheit und die grolk? Zahl der Terminal-
äste, ihre blumenstraußähnlicho Gruppierung und die dichte Anordnung der Radialstacheln sellier
gclien der Form ein so charakteristisches Gepräge und weisen insl>esondere auf ein so eigentüm-
liches Oberflächenrelief des lebenden Weichkörpers hin, daß die Vereinigung unserer Art beispiels-
weise mit Aulog nipl/om um rnediterraneum (Taf. VI, Fig. 55 u. a.) und deren nächsten Verwandten
in einer und derselben Gattung nicht thunlich erscheint. Ich ziehe es daher vor, die Fowler sehe
Gattung Au/ocotyne nicht mit den Formen der Ha eck 1:1. 'sehen Untergattung // ufographon ium zu
vereinigen, sondern «als selbständige Gattung fortzuführen.
Die Gattungsdiagnose würde danach lauten :
Aulocoryne Fowi.hr (nec Immermaxn).
Dem kolbenförmig aufgeblasenen Distalende der Radialstacheln sitzen sehr zahlreiche
(100 — 150) fadenförmige, zickzackförmig verlaufende, mit feinsten Zähnchen und mit Endspathillen
ausgestattete Terminaläste auf.
Au. zetesios Fowi.er.
Taf. V, Fig. 46; Taf. XI.III, Fig. 316, 310a.
Ait/oeorvne zetesios Fowi.er, p. 102“, Taf. I.XVI, Fig. 5. 6.
Attln^tophis zetesios (Fowler) Rorokkt, Xonl. Trip., S. 7, Fig. 5.
Anheoryne zetesios Immermakk, hhm, S. 61, Taf. VII, Fig. l.
Radialstacheln dichtgedrängt, nahezu cy lind risch, am distalen Ende mit einer kolbigen
Auftreibung, unterhalb welcher sich mitunter eine leichte halsartige Einschnürung findet Das
proximale Ende ist gleichfalls etwas verdünnt und schließt mit einer runden Kuppe ab.
Die sehr zahlreichen (100 — 150) Terminaläste haben die Gestalt von feinen, korkzicher-
artig gewundenen Fäden und strahlen nach «allen Richtungen, mit Ausnahme eines den Stachel-
schaft umgebenden, kegelförmigen Raumes, aus. Die distalen haben einen mehr gestreckten, die
proximalen, etwas kürzeren, einen stärker gebogenen Verlauf. Sie sind in ihrer ganzen I Tinge
mit feinsten lernen und am Distalende mit einer gezähnelten, linsenförmigen Spathille versehen •).
II Auf «lic Ähnlichkeit der TrirnianlfiLlcn mit «len Spicult» von (aHnorrafitns if>olhitlola IIaecrei. |Rrp.. Taf. CI, fig. 51
un«l mit «len Anketf.^dcrt «on Ceelodrymut aMeorotut Hak ui. iRi-p., T.»f. CXXI. Fig. i<» hat >«'l»«*it Fotti M .iufmrrkv«ni giin.iiht
is
Dm«. ... Bd. XIV. 10
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VAUtNTIN HaI'i'KFH,
Bemerkenswert ist die außerordentliche Länge der Radialstacheln. Sic sind vier Milli-
meter lang, also doppelt so lang als die Radialstacheln der größeren tiefenbewohnenden Aul-
acanthiden (1,5 — 2 mm) und 6 — 7 mal so lang als die Nadeln der kleinen Avlaavitha scolymantha
lyfiica (0,6 — o,7 mm).
Schon den früheren Beobachtern ist ferner die große Zahl und die dichte, büschelförmige
Anordnung der Radialstacheln aufgefallen. Immermann vergleicht sie mit einem dichten Wald,
und in der That gewahren diese bündelweise zusammengchäuften Nadeln, die gewöhnlich das
einzige Uebcrbleibscl des Tieres bilden, einen ganz eigenartigen Anblick, von welchem die in
Hg. 316 (Taf. XI. 111) allgebildete (irupj>e vielleicht einigermaßen eine Vorstellung zu geben
vermag. Genaueres ülx?r Zahl und Anordnung der Stacheln kann ich so wenig wie meine Vor-
gänger aussagen, da mir elienfalLs keine vollständig erhaltenen Exemplare Vorlagen. Immerhin
ließ ein mit 3 Central kapseln versehenes, wenigstens teilweise gut erhaltenes, obschon durch Druck
stark deformiertes Exemplar einige Einzelheiten erkennen, deren Erwähnung vielleicht nicht ohne
Interesse ist. Der erhalten gebliebene Weich körperrest war plattgedrückl und hatte ungefähr die
Korm eines Ovals mit einem längsten Durchmesser von 4,5 mm. Er war der Ulnge nach
durchsetzt von einem fächerförmigen Büschel von <jo — 100 Kadialstacheln, deren Köpfe sämtlich
nach dem breiteren Pole gerichtet waren und ungefähr ein Drittel der Peripherie des Ovales
ein nah men. Da, wo sich die distalen Enden der etwa 4 mm langen Stacheln durchkreuzten,
lagen die 3 Centralkapseln, umgeben von einem sjxärlichen Phäodium, und elx;ndasell>st war auch
ein lockerer Filz von Ta n gen tia Inadel n zu erkennen. Ich war zuerst auf die Ver-
mutung gekommen, daß hier thatsächlich ein ganzes Tier vorliege, und daß also die Radial-
slacheln von Aulocoryue ze/csios nicht allseitig angeordnet sind, wie diejenigen aller anderen Aul-
acanthiden, sondern einen kegelförmigen Büschel bilden, wie ich dies in den Teilhälften von
Anfokleftcs beobachten konnte und wie das von den /.//Wey^/.v-Zuständen gewisser Acantharien
her bekannt ist1). Die vollkommen einseitige Lagerung aller Nadelköpfe bei dem vorliegenden
und die regelmäßig büschelförmige Anordnung der Stacheln 1x4 allen anderen . luhxotync- Resten
würde für dies«? Annahm«? sprechen. Indessen ist es selbstverständlich «?lx?nsogut möglich, daß
auch das hier näher beschriel>ene Exemplar nur ein Bruchstück darstellt.
Bei einem anderen, nur eine Centralkapscl enthaltenden Bruchstück fanden sich im
Phäodium eine größere Anzahl von Globigerinenschalen vor, welche ihrer Hage nach nicht wohl
als künstliche Beimengung gedeutet werden können. Da ich l>ei keiner anderen Aulat anthide
im Phäodium Foraminiferengehäuse gefunden halx\ so würde es sich hier um ein sehr auffälliges
Vorkommnis handeln.
Es seien zum Schluß einige Worte über die mutmaßliche Bedeutung der eigenartigen
Stachelform von Auiocotyne hinzugefügt. Wenn auch auf sämtlichen meinen Präparaten die
Köpf«? mit ihren Endbüscheln keinen Calymma- oder Sa rk«xl eü I >erzug zeigten, so scheint cs mir
doch, im Hinblick auf die zahlreichen sichergestellten Fälle l>ei ;indercn Tripylecn, zweifellos zu
sein, daß von den Spathillen der Terminalästc auch hier eine äußerste, häutchenartig differenzierte
Sarkfxleschicht getragen wird. Danach ist anzunehmen, daß. wenigstens unter bestimmten Um-
ständen, der Weich k«>qx?r ebensoviel knopfförmige Ausstülpungen zeigt, wie Nadelköpfc vorhanden
sind, und weiter darf man wohl die Vermutung hinzufügen, «laß die einzelnem Büschel von
I) Vcrgl. 1\jw>Kj>kv, 1904, Tat. UI. Fijj. 8 u. a.
. 74
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Ti*fs«-R(idiolitriwi .
75
l'erminalästcn gewissermaßen elastische Polster darstellen, welche, wie zahlreiche andere Hin-
richtungen im T ripy leenskelett die Aufgabe haben, von außen kommende Druckwirkungen ab-
zuschwächen und zu verteilen.
Fundorte: Färöe-Kanal, nördlicher Ast des Golfstromes (SchL-N. 335 — 465 m; Fowler);
Irmingersee (V. o — 600 m; Immermann); T.-Sl 20 (canarische Strömung, V., Reste), 44 (Guinea-
strom, V., 1 Exemplar mit 3 Centralka|>seln); 66 (Golf von Guinea, Schl.-N. 700—600 in,
1 Exemplar mit 1 Centralkapsel), 218 (nördlicher Indik, V, Reste).
Verbreitung. Immermann (1904, S. 85) rechnet Aulocoryne zetesios unter diejenigen
Formen, welche für kältere Strömungen charakteristisch sind. Aus dem durch die Ausbeute der
„Valdivia“ etwas vervollständigten Fundortsverzeichnis geht hervor, daß unsere Form auch in
eigentlich tropischen Gebieten zu Hause ist, also offenbar eine sehr weite Verbreitung besitzt
Nach den bisherigen Beolachtungen ist Au/ocoryne zt/es/os eine Bewohnerin der pandora-
Stufe der Tuscarorenschicht (400 — 1000 m).
6. Gattung. Aulopetasus nov. gen.
(a'j/.o:, Röhre; r.l-.OLZZz, Dolde.)
Diese neu aufzustellende Gattung Ist charakterisiert durch den Besitz von wenigen ver-
zweigten Terminalästen, von denen einer aufrecht steht und die Fortsetzung des Stachel-
schaftes bildet, während die anderen von der Basis des Centralastes annähernd horizontal
abgehen und einen regelmäßigen Quirl bilden (Taf. V, F'ig. 47 und 48).
Aulopetasus zeigt so im allgemeinen Aufbau der Stacheln eine gewisse Konvergenz mit
den einfacher gebauten Aulographonium-A.vi&n% insl>esondere mit Auloy mplwnium mediterra neu m
(Taf. VI, Fig. 53 — 55), andererseits mit der später zu besprechenden Aulospathis monodon
(Taf. VII, Fig. 80). Von beiden Formen ist; sie aber durch den Mangel von scheibenförmigen
Hndspathillen und durch die End Verzweigung sämtlicher Aeste unterschieden, von ersterer
außerdem durch die Derbheit, die Glätte und den mehr geraden Verlauf der Terminaläste. Von
der Gattung Auloeeros , mit welcher Aulopetasus die regelmäßige Verzweigung der Aeste gemein
hat unterscheidet sich die neue Gattung durch die Abgangsrichtung und die hohle Beschaffen-
heit der Terminaläste.
Aulopetasus charoides nov. spec.
( Clara, die typische Gattung der Armleuchtergewächse oder Characcen.)
Taf. V, Fig. 47 und 48.
Radialstachel n schwach spindelförmig aufgetrieben, am proximalen Ende eiförmig abge-
rundet, gegen das distale Ende zu beträchtlich verjüngt.
Fünf bis sechs hohle Terminaläste, von denen einer die Fortsetzung des Stachel-
sohaftes bildet die 4 oder 5 anderen einen regelmäßigen Quirl bilden. Der centndc Ast ist
gerade, anderthalbmal so flick als die Quirläste und in der Mitte vielfach schwach spindelförmig
aufgetrieben. Die seitlichen Quirläste gehen unter rechtem Winkel vom Stachelschafte ab,
zeigen eine gleichmäßige schwache Aufwärtsbiegung und sind um ein Drittel länger, etwas
75
IO*
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Valentin Hafckek,
dünner und dünnwandiger als <lc-r Centralast. Sämtliche Aeste sind an ihrem Ende verzweigt
und tragen 2 — 4 kurze, stark divergierende, mit bedomten Endknöpfen versehene Sekundäräste
Im ganzen sind hauptsächlich 2 Stacheltypen gefunden worden: Stacheln mit einem
Central-, vier peripheren Terminal- und jeweils vier sekundären Aesten (Fig. 47) und Stacheln
mit einenn centralen, fünf peripheren Terminal- und je drei sekundären Aesten. Einmal fand
sich neben Stacheln des zweiten Typus auch einer mit 4 peripheren Terminal- und 2, 3 oder
4 sekundären Aesten.
Es wurelen stets nur Reste mit einzelnen Stacheln vorgefunden, so daß iilter die Größe
des Weichkörpers und die Zahl der Centralkapseln keine Aussagen gemacht werden können.
Fundorte: T.-St 40, 41, 43, 44 (Guineastrom, V.), 73 (lienguelastrom, V.), 215 (nörd-
licher Indik, V.).
Verbreitung. Die eigentliche Heimat dieser Form scheinen die wärmeren Meeres-
gebiete zu sein. Uel>er die Vertikalverbreitung lädt sich nichts sagen, da sie nur in Vertikalnetz-
zügen gefunden wurde.
7. Gattung. Aulospathis Haeckel
Diese Gattung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Radialsticheln sowohl mit
terminalen, als mit lateralen Aesten versehen sind. Die Terminaläste erheben sich von
der Spitze des Stachels, die lateralen sind entweder zu einem Quirl vereinigt oder auf eine kleinen’
oder größere Strecke des Stachels verteilt. Sämtliche Aeste sind mit Spathillen ausgestattet
Haeckel unterscheidet 2 Untergattungen. Die durch eine blasige oder eiförmige Auf-
treibung des Stachelendes ausgezeichnete Untergattung Auhspaikessa (vergl. hier Taf. VII, Fig. 72
bis 75) umfaßt 4 Arten:
Au . bifurca mit gewöhnlich 2 Terminal ästen,
Au. infurca mit gewöhnlich 3 Terminalästen,
Au. quadrifurca mit 4 Terminalästen,
Au. fwlymorpha mit einer wechselnden Zahl von Torminalästen (die meisten Stacheln
hal>en 3, andere 2 oder 4, zuweilen auch 5 oder 6 Terminaläste).
Die Untergattung AuIosfxithiUa setzt sich aus denjenigen Arten zusammen, bei welchen
die Radialstacheln gleichmäßig cylindrisch geformt sind oder sich gegen das distale Ende hin
verjüngen. Es gehören hierher 6 Arten:
Au. diodon mit 2 Terminalästen,
Au. triodon mit 3 Terminal ästen.
Au. Mrodon mit 4 Terminalästen,
Au. iu'xodou mit 3 gegalxTten Terminalästen (einzelne Stacheln tragen nur 3 einfache
oder einige wenige unregelmäßig verzweigte Aeste).
Au. furcata mit einer wechselnden Zahl von ungleichen Tcrminalästrn, welche zum
Teil einfach, zum Teil unregelmäßig gegalxTt oder verzweigt sind (die Zahl der
T erminaläste beträgt gewöhnlich 3 oder 4, seltener 2 oder 5 oder 6; der Proximal-
quirl ist sehr unregelmäßig),
7b
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Tiefiee- RmlioUrira
77
. I/t. variabi/is mit einer wechselnden Zahl von ungleichen Terminalästen, welche durchweg
einfach, niemals gegabelt sind (ihre Zahl beträgt meistens 3 oder 4, oft auch 2 ,
selten 5 — 8).
Sämtliche Formen wurden im Pan fischen Ocean gefischt. Haeckei. giebt noch an, daß
die Zahl der Aesle der beiden Ouirlc sehr variabel ist, so daß die 10 Ixschriebenen Arten
J)ak\vi Nische Arten“ sind, welche entweder von Au/o$f>at/iis polymorfha oder von Au. variabi/is
abstammen.
Wie ich bereits früher*) mitgeteilt halx% gehen thatsäch lieh wenigstens die IIaeck Ersehen
AufosfuithLs- Arten und einige andere Formen sämtlich ineinander ül>er und halben daher nur den
Rang von nebeneinander vorkommenden Rassen, bezw. geographischen Unterarten.
„Welche dieser Unterarten die eigentliche Stammform darstellt, mag zunächst dahingestellt
sein. In der Gegenwart ist jedenfalls Au. triodon (Taf. VII, Fig. 78) die verbreitetste Form, und
mit ihr sind fast alle übrigen direkt oder indirekt durch Zwischenstufen verbunden. So finden
wir auf der Route der „Valdivia“ nördlich des Aequators neljen Au. triodon , und mit ihr durch
Uelxrgänge verbunden, Au. tetrodon (Fig. 77), in den äquatorialen Gegenden des Indik schließt
sich an triodon und tetrodon die Form aulodcndroides (n. suhsp.) mit zerstreut stehenden Proximal-
ästen und spindelartig aufgetriebenem Schafte an (Fig. 70, 71, 76), südlich des Aequators geht
triodon ganz allmählich in diodon (Fig. 79) ülier und steht mittelbar durch diese Form mit monodon
(Mg. 80) in Verbindung. Die wärmeren Gegenden der Oceane scheinen auch den Mutterboden
für die Formen trifurca und bi/nrea (Fig. 7 2 — 75) zu bilden. In diesen Gebieten finden sich
nämlich zwischen trifurca-bifurca einerseits und triodon-diodon andererseits alle Uel>ergangsstufen,
während in den kälteren Meeren eine stärkere Emancipation wenigstens der Unterart bifurca
(Fig. 75) eingetreten zu sein scheint
„Im Gegensatz zu den meisten bisher genannten Formen, welche in ausgeprägter Weise
den Charakter von geographischen Untenirten tragen, scheinen die Haei KKt.’schen Arten hexodon
und furcata keine lokal begrenzte Verbreitung zu haben, wenigstens zeigt triodon in nahezu allen
Meeresteilen hier und da die Neigung zu einfacher oder dopjx-lter Gabelung der Terminal- und
Proximaläste und führt auf diese Weise zu den beiden gal >el ästigen Typen hinüber (Fig. 82 — 84.)
„Wir hätten also das Beispiel einer wahrhaft kosmopolitischen Großart vor
uns, welche die Tendenz hat in den einzelnen Meeresgel »ictcn Rassen und lokal l>egrenzte Nelien-
arten zu bilden, und alle hier aufgezählten Formen würden folgerichtig trinär zu l>encnncn sein,
z. B. Aulosf'athis variabi/is triodon , An. variabi/is tetrodon u. s. w. Eine Ausnahmestellung nimmt
nach dem bisher vorliegenden Material die in der antarktischen Trift verbreitete * tu. pinus n. sp.
( Taf. VI, Fig. 68 u. a.) ein, für welche Uelxrgänge zu triotion und zu einer der anderen Formen
fehlen und welche daher bis auf weiteres als eine zweite sei bstä nd i ge A rt zu betrachten Ist“
Ich möchte zu dem Gesagten zunächst noch einige Ergänzungen und Erläuterungen
hinzufügen.
Typische triodon- Exemplare (Fig. 78) w urden vom „Challenger* im nördlichen Pacifik, vom
„National“ in der Sargassosee, von der „Valdivia“ im Guinea-, Südäquatorial- und Benguelastrom,
im indischen Gegenstrom und in der Antarktis gefischt Die f orm triodon ist danach die einzige,
I) Betidtt. 1904, S. 125.
77
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7»
Valentin Haeocer,
welche in fast allen größeren Meeresgebieten gleichmäßig vorkommt, und ist insbesondere sowohl
im Kalt- wie im Warm wasser verbreitet
In einer Reihenfolge von Stationen des wärmeren Atlantik fanden sich teils im Stelle; teils
neben der Form iriodott typische tetrodon- Exemplare (Fig. 77), so in den Stationen 22 (canarische
Strömung), 39, 40, 41 (Guineastrom), 64, 66 (Golf von Guinea). Außerdem wurden tetrodon -
Exemplare vom „Challenger** im nördlichen Pacifik, in der „Strömung der westlichen Winde“, also
ungefähr auf der Breite von Yokohama und San Francisco gefischt. Im ganzen darf man daher
nach dem bisher vorliegenden Material sagen, daß die Varietät triodon hauptsächlich in wärmeren
Meeresgebieten die Neigung hat, in tetrodon überzugehen.
Damit steht im Einklang, daß die Form aulodendroides (Fig. 70, 71, 76), welche die schon
von tetrodon angebahnte Vermehrung der Terminaläste fortsetzt, eine ausgesprochene Be-
wohnerin wärmerer Meeresgebiete ist. Diese Varietät leitet sich in der Weise von
triodon und tetrodon ab, daß entweder eine Vermehrung der Zahl der Terminaläste bis auf acht
erfolgt, oder daß die gleichfalls vermehrten Seitenäste die Quirlstellung aufgeben und sich auf
eine größere Strecke verteilen, oder daß beide Entwickelungsrichtungen gleichzeitig eingeschlagen
werden. So zeigt die Fig. 76, welche von einem Exemplar von Station 190 (indischer Gegen-
strom; stammt, eine beträchtliche Vermehrung der Zahl der Terminaläste und erinnert darin, so-
wie hinsichtlich der polsterartigen Verbreiterung des Stachelendes an Au. pulvinalum und andere
Aulograf'honium- Arten ; andere Exemplare aus den äquatorialen Gebieten des Indik weisen, wie
Mg. 71 zeigt, eine außerordentliche Tendenz zur Vermehrung und zum Auseinanderrücken der
Proximaläste auf, so daß 20 — 25 kurze Aeste ül>er das distale Viertel der Radialstacheln zerstreut
sind, und wieder andere Exemplare kombinieren die beiden Modifikationen des tetrodon- Typus
(Fig. 70). Alle hierher gehörigen Formen sind noch dadurch ausgezeichnet, daß die Radial-
stacheln eine mehr oder weniger starke spindelförmige Auftreibung des Schaftes aufweisen.
Beinahe alle Exemplare der Varietät aulodendroides zeigten im „Valdivia**-Material eine ver-
hältnismäßig große Zahl von Centralkapseln. In den Fällen, in welchen die Zahl mit Sicherheit
festgestcllt werden konnte, wurden gewöhnlich acht oder sechzehn vorgefunden (Taf. IX,
(Fig. 89). Hs steht also die Varietät aulodendroides in dieser Hinsicht an der Spitze sämtlicher
Aulacanthidcn und damit überhaupt aller Tripyleen, und nur Aubktefdes nur/osus kommt ihr
einigermaßen nahe. Es lag daher der Gedanke nahe, daß vielleicht die Form aulodend/vides ülier-
haupt nur ein Altersstufe von triodon und tetrodon darstelle, und daß sie also aus der letzteren
unter Vermehrung der Zahl der Centralkapseln und unter Substitution der triodon - und telrvdon-
durch au/odendroides-Sv\che\nt möglicherweise auch unter Streckung der Stacheln, insliesondcro
in der Region des Proximalquirls, hervorgehe.
Indessen ist gegenülxrr der Auffassung, daß die Form aulodendroides ausschließlich eine
Altersstufe darstelle, hervorzuhelxm, daß sich vereinzelt (St. 207) auch typische aulodendroides -
Exemplare mit wenigen Radialstacheln und mit einer einzigen Centralkapsel und andererseits
(St. 64) echte /<7m/<?«-Kxemplare mit der größten l»col »achteten Kapselzahl, nämlich mit 16 Central-
kapseln, vorfanden.
Zusammen fassend wird man also sagen können, daß vorwiegend in den wärmeren Gebieten
des Atlantik und Indik die Form tetrodon nicht nur die Tendenz zur Vermehrung der Zahl der
Centralkaj>seln und damit also zur Koloniebildung zeigt, sondern auch die Neigung hat, in
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Tielsfe-Kudiohirim
79
die Form ttubxtrndroides überzugehen. Etwas Aehnliches scheint auch für den Pacifik zu gelten.
Nach Haeckel fanden sich in den „Challenger“-Stationen 271 — 274, also im centralen Teil des
Pacifik, zwischen dem Aequator und dem 10. südlichen Breitengrad, die als Anlos/mthis variabi/is
Ixveichneton Exemplare vor, deren Stacheln zum Teil 5 — 8 Terminaläste trugen und durch einen
unregelmäßigen Proximalquirl ausgezeichnet waren. Offenbar besteht also hier eine; ganz ähnliche
Kntwickelungstcndenz, wie bei den atlantischen und indischen a u lodend roides- Exem plaren.
In den südlicheren Teilen des Atlantik zeigt die Form triodon die Neigung, in die Form
diodon (Fig. 79) überzugehen. Schon in dem verhältnismäßig kühlen Benguelastrom und in den
angrenzenden indifferenten Meeresgebieten treten neben triodon teils Mischformen von triodon und
diodon , teils reine diodon- Exemplare auf (St 66, 74, 91, 120). Besonders zahlreich finden sich
aber diodon- Exe m plare in den antarktischen Stationen (St. 135» 142, 145, 149) neben triodon und
f'inus, so daß wir also von einer ausgesprochenen Kalt wasser form reden können. Mit anderen
im Kaltwasser lebenden Aulacanthiden hat die Varietät diodon die verhältnismäßig große Zahl
von Radialstacheln gemeinsam. Während» nämlich in den wärmeren Meeren die Zahl der Stacheln
von tetrodon und triodon im Durchschnitt 20—30 toträgt, steigt diese Zahl liei den eigentlich
antarktischen diodon Exemplaren (St 145, 149) auf 70 oder 8a
Vom „Challenger“ wurde die Form diodon in Station 231 des nördlichen Pacifik, im Ge-
biet des Kuro-Siwo, in größeren l iefen gefischt. Da der Kuro-Siwo weiter nördlich von polaren
Gegenströmungen gekreuzt wird, so wird man dieses Vorkommen in dem Sinne deuten dürfen,
daß Au. diodon auch in den kälteren Teilen und in tlen Mischgebieten des nördlichen Pacifik
heimisch ist Unsere Form dürfte sich also bei weiterer Untersuchung als eine bipolare
heraussteilen.
Mit der Varietät diotion ist die Form monodon durch Uebcrgänge verbunden. Dasjenige
Meeresgebiet in welchem sich Exemplare mit gemischten diodon- und wew«/<rw-Staehcln finden,
ist der Benguelastrom, also derselbe Meeresteil, welcher auch die Uel>ergangsformen zwischen
trkxlon und diodon 1 »eherbergt. Hier fanden sich an verschiedenen Stationen (St 66, 74, 90)
Exemplare, deren Stacheln zur Hälfte dem diodon -, zur Hälfte dem man <xio n -Ty j > u s folgen.
Während nun aller von diesem Uebergangsgebiet aus die Varietät diodon sich ausschließlich in
die eigentlich antarktischen Regionen ausbreitet, ist monodon umgekehrt als eine Warmwasser-
form zu betrachten, insofern sie sich besonders zahlreich und in reinen Exemplaren im Golf
von Guinea (St 74, 73, 66) und namentlich im Guineastrom (St 54, 44, 43, 42, 41) vorfand.
Auch vom „National“ wurde die Form monodon in einem benachbarten Meeresgebiete, nämlich
im südlichen Aequatorialstrom, gefischt.
In den wärmeren Gebieten hängen auch, wie wir sahen, diejenigen Autos/xiti/is- Formen
mit der Gruppe triodon-diodon zusammen, welche von Haeckel in die Untergattung Autos fwthessa
eingereiht worden sind und welche durch blasig aufgetriebene Stachelenden charakterisiert sind,
insl>esondere die Formen bifnrta und trifuna. Dieser allmähliche Uel>ergang kommt in ver-
schiedener Weise zum Ausdruck. Einerseits fanden sich nämlich an verschiedenen, in wärmeren
und gemischten Gebieten gelegenen Stationen (St 54, 174) nelien typischen ^//w/rtf-Exemplaren
U< 1 HTgangsformen zwischen triodon und tn/urca-bi/urca vor, lici welchen die Stachelenden nur
wenig anfgeblasen waren (Mg. 73 und 74). Andererseits wurden frio</on-tt'(n)iioir-T.\Qm plare mit
vereinzelten ausgesprochenen £//wroi-Stacheln (St 41; Taf. VI, Mg. 61) und umgekehrt hifurca-
79
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8o
Valentin Haeckeh,
Exemplare mit Anklängen an auiodendroides, nämlich mit spindelförmig aufgetriebenem Schaft
und weit auseinandergezogenem Proxi mahjuirl (St 88; Taf. VI, Fig. 60), beobachtet In höheren
Breiten, sowohl nach Norden, als nach Süden au, scheint sich bißt read rißt rca mehr und mehr
von tetrodon zu emancipiercn, und so fanden sich denn einerseits im Golfstrom (St. 14), anderer-
seits im südlichen Atlantik und Indik (St 8b, 88, 174, 175) ^//wrra-Exemplare mit überwiegend
zweizinkigen, außerordentlich dickwandigen, an den Enden mit mächtiger blasiger Auftreibung
versehenen Stacheln (Taf. VII, Fig. 7 2 und 75), also Formen, die, für sich allein Ijetrachtet,
keinerlei Beziehungen zu triodon oder diodon zeigen würden. Erwähnt soll noch werden, daß
vom „National“ die Form bißtrea in der Irmingersee, vom „Challenger“ die verschiedenen Attfo-
sfat/iessa- Formen in zahlreichen aufeinander folgenden Stationen des südlichen Pacifik, also gleich-
falls in kälteren, bezw. gemischten Meeresgebieten angetroffen wurden. Man wird danach wohl
sagen dürfen, daß die Varietäten irißtrea und inslx*sondere bißtrea hauptsächlich in zwei zu
l>eiden Seiten des Aequators gelegenen Gürteln mit kühlerem Wasser verbreitet sind, also eine
ähnliche Verbreitung besitzen, wie wir sic für Au /olde fites //ose u ins angenommen hal>cn und wie
sie von Meisen heim er für einige Ptcrojjodcn nachgewiesen worden ist (siehe olnrn S. 66).
Uelx?rgänge zu den Hab kel sehen Typen hexodon und funata , also eine Neigung zur
Gabelung der Terminal- und Proximaläste (Taf. VII, Fig. 83 und 84), wurden in den ver-
schiedensten Meeresgebieten und bei den verschiedensten Formen gefunden , so bei triodon
(St 16), auiodendroides (St 190), triodon -diodon (St. 149), diodon (St 91, 14 5, 149), diodon-ntouodon
(St 66, 74). Es scheint mir die Annahme kaum abzuweisen zu sein, daß auch die Habtkel-
schcn Arten An. hexodon und ßtreaia nur gelegentliche Abweichungen der Stammformen dar-
stellen, also Varietäten, wie sie ah und an bei den verschiedensten Aulacanthiden (Att/ografAis
fandoia, Aulografltonium fuhinatnm u. a.) Vorkommen, und für deren Zustandekommen wir
zur Zeit die speziellen Bedingungen noch nicht angelien können.
Die einzige mir vorliegende Aulosfathis- Form, welche trotz sehr häufigen Vorkommens
keinerlei Uehergänge zu den anderen Typen zeigt und daher bis auf weiteres als selbständige
Art bezeichnet werden muß, Ist Auiosfa litis finus n. sp. (Taf. VIII, Fig. 87), eine Art die auch
durch ihre besondere Verbreitungsweise ein gewisses Interesse beansprucht Diese Form wurde
nämlich einerseits im kühlen Benguelastrom und in benachbarten Mischgebieten sowie vor allem
an zahlreichen antarktischen Stationen, also im Kaltwasscr erbeutet, andererseits fand sie sich je
einmal im Golfstrom, und zwar in einem Schließnetzfang aus der Tiefe von 1850 — 1550 m, und
im südlichen Indik in einem Schließnetzzug aus 1700 1000 m. Während also Au/osfatiiis finus
in den kalten und kühlen Meeresteilen eine allgemein«? Verbreitung besitzt und hier*) bis über
den 400 m-Horizont heraufgeht ist sie in wärmeren Gebieten nur an einzelnen Stellen und hier
ausschließlich in beträchtlichen l iefen gefunden worden. Sie schließt sich also einer Gruppe
von Organismen an, welche ihre Hauptverbreitung in der Antarktis, zum Peil auch in beiden
Eismeeren haben und außerdem in den sehr großen Tiefen der wärmeren Meere verbreitet sind 2).
In Bezug auf die vertikale Verbreitung der Gattung . tn/os fa/itis haben, wie im Anschluß
hieran nochmals hervorgehoben werden soll, die Schließnetzfänge sowohl der Plankton- als auch
der Tiefsee- Expedition das bestimmte Ergebnis zu 'Page gefördert, daß wohl die meisten hierher
1) Nach den bereit» 1904, 5. ijj verwetteten Befunden der deutschen Südpol- ExjjedUloti
VeijL Chun, 1897, S. 6l; 1904, S- 1*4.
80
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Tief«** Radiolar ien.
81
gehörigen Formen im allgemeinen liefere Schichten bewohnen als die Mehrzahl der Übrigen
Aulacanthiden. Man kommt auf diese Weise dazu, innerhalb der Tusca rorensch ich t
(400 — 1 500 111) die unteren 500 m als einen I besonderen Horizont, die Aulosfmtlm- Stufe, zu
unterscheiden.
Von Interesse mag in dieser Richtung auch die Beobachtung sein, daß bei 2 in den
antarktischen Stationen 145 und 149 gefischten triodon-diodon- Exemplaren, wie auf Schnittserien
nachgewiesen werden konnte, das Phäodium nur vereinzelte Phüodellen enthielt, dagegen fast
ausschließlich aus dicht gehäuften Fragt/a ria - und Cwf/W/irw-Gdöuscn bestand, während die
den gleichen Stationen entstammenden Exemplare von Aulo°mf>his stelh/a, Auloklef'Us ntmosus
und Auiocrros arborcsft'ns in ihrem Phäodium eine große Menge von Phäodellen und Algen-
sporen, dagegen viel weniger Diatomeengehäuse enthielten. Auch diese Beobachtung ist wohl
dahin zu deuten, daß die verschiedenen Formen von AuIos/>af/iis in größeren Tiefen leben,
in welchen mit Ausnahme der am meisten resistenten Diatomeengehäuse alles zu Boden sinkende
1 )etritusmaterial Ibereits eine vollkommene Zersetzung erfahren hat Die große Menge cler
aufgenommenen Diatomeen dürfte mit dem geringen Nährwert Zusammenhängen, welchen die nur
noch dürftige Plasmareste einschließenden Kieselpanzer repräsentieren.
Eine Ausnahme macht Au. variabiiis monadon (Fig. 8a), welche wiederholt auch in den
höheren Horizonten, also innerhalb der /VjWtfra-Stufe, gefischt worden ist Mit diesem Auftreten
in etwas mehr durchwärmten Schichten steht die besondere Form und Funktion ihrer Stacheln im
Einklang: mit ihrem langen, spießförmig ausgezogenen distalen Ende buchten sie mehr, als dies
hoi anderen Aulosfathis- Formen der Fall ist, das cxtrakalvmmale Sarkodehäutchcn aus und
1k -dingen auf diese Weise, entsprechend der dünneren Beschaffenheit des Wassers, eine bedeutende
< >berflächenvergrößerung.
Was überhaupt den Zusammenhang zwischen Stachelform und Medium anbelangt so ist
l*ci den Formen der Gattung AuZos/wfhis, welche ihrer Mehrzahl nach sehr liefe I lorizonte
Im* wohnen und sich demgemäß unter ziemlich ähnlichen Temperaturverhältnissen 1 befinden, nicht
zu erwarten, daß derartige Beziehungen besonders deutlich hervortreten. Immerhin zeigt es sich,
wie ich hier zusammen fassend erwähnen will, daß die von anderen Aulacanthiden bekannte, von den
wärmeren nach den kälteren Gebieten hin stattfindende Zunahme der Stachelzahl auch bei Au/o-
s/wfftis zu verfolgen ist: so besitzt z. B. die mächtige Varietät au/odt'ndivides der tropischen
Meere (Taf. IX, Fig. 89) eine verhältnismäßig sehr spärliche Zahl von Stacheln gegenüber den
viel kleineren, aus der Antarktis stammenden Exemplaren von triodon und diodon (Taf. VIII, Fig. 86),
lK-i welchen die Radialstacheln einen dichten Wald mit eng zusammengedrängten Kronen
bilden. Mit den bei anderen Tripyleen gemachten Erfahrungen stimmt auch überein, daß bei
der ausgesprochen tropischen Form aulodsndroides die Stacheln sieh am meisten der Achrenform
nähern und dadurch eine bedeutende 01x,-rflächen Vergrößerung des Weichkörpers bedingen.
Die Tangential nadeln bilden meist einen ziemlich dichten Mantel. In einzelnen
Fällen, so Uri Aulosf*athi& />inus (Taf. VIII, Fig. 87), wurden auch „Stachelhülsen“ I beobachtet
Der Weich kör per hat im geschrumpften Zustand eine kugelige oder ellipsoidische
Form (Taf. VIII, Fig. 86, und Taf. IX, Fig. 89). Unter natürlichen Verhältnissen ist zweifellos
seine Gestalt durch die Verteilung der Spnthillen bedingt, wie in einzelnen Fällen an dem Verlauf
des wohlcrhaltcncn äußeren Sarkodehäutchens deutlich zu erkennen war (Taf. VII, F’ig. 84).
81
D«>i3«cb* T'Mtat-Eipolitioe Dil. XIV. (I
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82
Vai.kktjn Haeckke.
Normalerweise Ist nur eine einzige Centralkapsel vorhanden. Der Kern zeigt im
ruhenden Zustand die von AuLuantha her Ix ‘kannte Radstruktur.
Entwickelung. Teilungsstadien wurden seltener als bei anderen Aulacanthiden Ih.-
obachtct Nur bei den tropischen Varietäten tdrodon und aulodtndraidr* fanden sich sehr häufig
die einzelnen Phasen der „Koloniebildung“ mit 8 oder 16 Centralkapseln (Taf. IX, Fig. 89).
Nicht selten wurden jugendliche Exemplare mit einer Centralkajiscl und sehr wenigen,
diametral gelagerten Radialstacheln angetroffen. So stellt Fig. 88 (Taf. IX) ein Jugendstadium
von Au/os/kt/Ztts f>inus mit 6 Radialstacheln aus der Antarktis, Fig. 103 (Taf. X) ein Exemplar
von var. triodon mit nur 3 Radialstacheln aus dem tropischen Indik dar.
Die einzelnen Phasen der Stachel l»i klung sind bei Au/osfathit nicht, wie bei Anloctros
und Auloklepte. v, zur Beobachtung gelangt, dagegen halx*n sich häufig Zustände gefunden, die in
gewissem Sinne als „Entwickelungshemmungen“ bezeichnet werden können und die so zu erklären
sind, daß die Wachstums- und Sprossungsvorgänge der häutigen Stnchelanlage nicht zur Durch-
führung gelangt, bezw. durch verfrühten Eintritt des* Verkii’selungsprozt'sses sistiert worden sind.
So wurden nicht selten Radialstacheln von Anlosfwlhis angi troffen, welche statt a ungebildeter,
spathillentragender Terminaläste 4 knos|ien förmige Ausstülpungen der Stachel wandung trugen
(Taf. VI, Eig. 62). Ferner wurden namentlich l»ei mouodon • und diodon- Exe m plaren ne! * n den
gewöhnlichen Stacheln kuppenförmig abgeschlossene, eines Terminal«) ui rls entlx-hrcnde Nadeln
gefunden. Die Kup|x*n dieser Nadeln sind IviUl vollkommen glatt (Eig. 65), bald tragen sie an
ihrem Scheitel eine Krone von winzigen Dornen (big. 66) oder einen einzelnen rudimentären
Ast (Fig. 67).
Bemerkenswert ist, daß die Individuen mit derart verkümmerten Stachelästen in der
Rigel auch andere Abnormitäten teils an densellx*n, teils an anderen Stacheln aufwiesen. So
zeigt der in Eig. 62 abg« bildete Radialstachel nicht bloß verkümmerte Terminaläste, sondern
es weisen auch die I .ateraläste unregelmäßige Verbiegungen auf. Auch bei den mouodon • und
</«w/<w-Exeniplarcn mit den beschnei >enen „Kuppennadeln“ kommen häufig Abweichungen anderer
Art, insbesondere Stacheln mit einzelnen gegal »eiten Aesten vom ^//r<?Äj-Typus (Taf. VII, big. 84)
vor. Es scheint also, daß das Auftreten der oben beschriebenen Entwicklungshemmungen
weniger auf zufälligen Störungen im Entwickelungsgang des einzelnen
Stachels, als auf einer abnormen Konstitution der ganzen Zelle beruht.
baue ganze Kollektion von Abnormitäten fand sich bei einem Exemplar von Au/asfla/Ais
variabitis triodon , welches von der deutschen Südpol-Expedition 1) im Gebiet der Winterstation
gefischt wurde und welches vor allem darin vom eigentlichen /; iodon -T ypUS abwich, daß einzelne
Radialstacheln eine beträchtliche Vermehrung der Terminal- und Proximaläste und also eine
starke Annäherung an die im übrigen als ausgesprochene Warm wasserform zu lietrachtende
Varietät auhdmdroidcs zeigten. Etwa die Hälfte der Radialslacheln dieses Exemplars sind typische
triodon- und /r//rv/w-Stacheln mit 3 — 4 Terminal- und 4 — 6, manchmal auch bis zu io Proximal-
ästen. Daneben kommen aller Abweichungen nach den verschiedensten Richtungen vor: bei
einigen Stacheln sind die Terminaläste stark verkürzt und tragen kaum bemerkbare Enddornen
l| Die bclrrffetiden AMtiUlungen waren Iwrrits in den Tafeln aufgennnmren wotdi-n and befanden »ich «clurn im l»i»irk. ehr
ich duuli einen Wtu»ch »nn lli-rrn Ki>llcg«,n VamiAucn U-«imimih wurde. «Ln. M.ii«ri.il »In dcutschi n Sud|KtM\*|ii«Inii'n weiterhin voll-
kuiuiiirn jjrin nnt von dem der dcutschi-it TirfM-i--K\i»,liii.»n jii lH-h.iiuk'ln-
82
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T iefsee- R ad lolarien .
*3
l'I'af. VII, Fig. 82), l>ei anderen sind sie etwas stärker entwickelt und mit deutlichen Spathillen
versehen, und ihre Zahl ist bedeutend, bis auf 9, vermehrt (Fig. 81), ferner ist l>ci einigen Stacheln
die Gegend des Proximalquirls spindelförmig verdickt und mit zahlreichen (8 — 1 2) winzigen,
knospenartigen, kräftig 1 «-dornten Seitenästen besetzt (Fig. 81), oder aber es besteht der Proximal-
quirl aus zahlreichen, teilweise gegal »eiten Acstcn von halber oder ganzer normaler Iüngc
(Fig. 82). Es können dabei verschiedene Kombinationen vorliegen, indem bald nur die terminalen,
bald nur die proximalen Aeste, bald beide Gruppen die erwähnten Abnormitäten aufweisen, kurz,
die Störung des normalen Zustandes des Organismus kann an den Radialstacheln in den ver-
schiedenartigsten Teilerscheinungen zur Aeußcrung kommen.
Aehnlich wie l>ei den früher erwähnten Exemplaren von Auloceros arborrsetns trige minus
(Taf. XLII, Eig. 301) die asymmetrische Anordnung der Terminalaste, „auf eine im ganzen Weich -
körper gleichmäßig zur Herrschaft gelangte, an allen Punkten dcsseltxm wirksame konstitutionelle
Abweichung der formbildenden Sarkode“ zurückzuführen ist (1905, S. 360), so dürften auch
l>ei den A u/ospa/Ais- Individuen mit abweichenden Stachelformen die verschiedenen Abnormitäten
auf einer, in diesem Falle mehr pathologischen Störung in der Konstitution des Gesamtplasmas
1 «ruhen.
Noch sei einiger Vorkommnisse kurz gedacht, welche mit der Stachelbildung im Zu-
sammenhang stehen. Zuweilen wurden Reste von organischer Substanz in Form von kleinen,
mit Alaunkarmin färbbaren Tröpfchen an der Innenfläche der Stachelwandung angetroffen
(Taf. VI, Fig. 63), in anderen Fällen war der Verkieselungsprozcß noch nicht ganz zum Abschluß
gelangt vielleicht auch in unregelmäßiger Weise verlaufen: dies gilt z. B. für die Stacheln, lx*i
welchen die Innenfläche der Wandung zahlreiche kleine warzenförmige Erhebungen trägt (Eig. 64),
und für solche, bei denen umgekehrt die Außenfläche zierliche scheibenförmige Auflagerungen
aufweist welche in ihrer Gestüt am besten mit gewissen Flechten ( Marchantia ) verglichen werden
können und, wenigstens stellenweise, in eine gemeinsame, membranartige Stachelscheitle ein-
geschlossen erscheinen (Fig. 68 und 69).
Syste matik.
Wie liereits ol>en ausgeführt wurde, sind alle bisher aufgefundenen . / nlospathis- F< > r men,
mit Ausnahme von . lu/ospa/Ais p intts , durch IJcbergiinge miteinander verbunden, bald in der
Weise, daß sämtliche Stacheln eines Exemplars eine Mittelstellung zwischen zwei bestimmten
Kassentypen einnehmen — ein Beispiel hicfUr bilden diejenigen Uebergangsformen zwischen
hituion und iri/urca, bei welchen die terminale Anschwellung des Schaftes noch verhältnismäßig
wenig ausgeprägt ist (Taf. VII, Fig. 73 und 74) , bald in der Welse, daß sich zwischen die
Stacheln eines im übrigen typischen Exemplars Stacheln eines anderen Typus mengen, ein Ver-
hältnis welches namentlich die Formen Iriodon , diodon und monodon miteinander verbindet
Die Unmöglichkeit, die einzelnen Formen scharf voneinander zu trennen, führt nun dazu,
neben der neuen Art Aulospaihis pinus nur eine einzige Art anzuerkennen und dieser wenigstens
die Mehrzahl der bisher liekannten Formen als Unterarten, und zwar großenteils als geo-
graphische Unterarten, einzufügen. Als Artbezeichnung dürfte am besten Auhspathis
variabilis gewählt werden, wie ja auch Haeckel seine Aufospalhis variabi/is als eine der ver
mutlichen Stammformen der 10 „DauwiNischen SjKrcies44 betrachtet
83
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r4
V ALEMTIN HaECKKR,
Die Groß- oder Kollektivart . In/ns/Hit/iis twriabifis würde demnach alle diejenigen Formen
umfassen, bei welchen die Lateraläste eines und desselben Stachels untereinander keine erheblichen
Größenunterschiede aufweisen (vergl. z. B. Taf. VII, Fig. 70 und 71), während dieselben !>ei
Au/aspathis pinus innen am längsten sind und nach außen zu allmählich abnehmen, so daß der
von den Spathillen 'umschriebene Raum die Form eines Kegels hat (Taf. VI, Fig. 68; Taf. VIII,
Fig- 87).
Aulospathis variabilis n. sp.
Taf. VII.
Anloifxitkis twiabtlis HaKCKEL, Rep., p. 1588, Taf. CIV, Fig. 14 — 17; V. H.MCCKKR. I904, S. 127.
Radial stacheln cylindrisch, seltener in der Mitte des Schaftes spindelförmig aufge-
trielien; am distalen Ende entweder allmählich sich verjüngend oder blasenförmig aufgctriclien.
Zahl der Terminaläste gewöhnlich 3 oder 4, seltener 1 oder 2 oder 5 — 10.
I.ateraläste in wechselnder Zahl, gewöhnlich 4 — 6, seltener bis ül>er 20, liald in einem
regelmäßigen Quirl ungeordnet, bald mehr oder weniger auseinandergezogen, sämtlich von
annähernd gleicher Größe.
a) Au. variabilis triodon.
Taf. VII, Fig. 78; Taf. VI II, Fig. 86; Taf. X, Fig. 103.
Anlosfxuhis triodon Hakckel, Rep., p. 1587, Taf. CIV, Fig. 8; Im M ERMANN, IQ04, S. 64, Taf. V'II, Fig. 4 a und b.
Radial stach ein am distalen Ende nicht blasig aufgetrieben.
Mehrzahl der Radialstacheln mit drei Terminalästen.
Fundorte: Ch.-St 250 — 253 (nördlicher Pacifik); Sargassosee (SchL-N. 1 100 900 und
1500 — 1300, Immermann); T.-St 16 (Golfstrom, SchL-N. 1850 — 1550 m), 43 (Guineastrom, V.),
46 (Südäquatorialstrom, V.), 66 (Golf von Guinea, V.), 86, 8g (Bcnguelastrom, V.). 135, 136,
14g (Antarktis, V. und Schl.-N. 1500 — 900), 151 (Antarktis, Schl.-N. 1600 — 1000), 174 (indischer
Südäquatorialstrom, V.), 228 (indischer Gegenstrom, V.).
Verbreitung. Aulospathis var. triodon ist die verbreitetste Form und als solche schon
jetzt in den meisten M ceresgebieten aufgefunden worden ; sie ist durch Uebergänge direkt ver-
bunden mit fetrodon, diodon, bifnrea, trifurca, indirekt steht sie durch Utrodon mit a ulodcndroidcs,
durch diodon mit monodon in Zusammenhang.
Eine Reihe von Schließnetzfängen weist übereinstimmend darauf hin, daß Au. var. triodon
vorzugsweise die Ait/ospaihis$X\ite der Tuscarorenschicht (1000 — 1500) bewohnt.
b) Au. variabilis (etrodon.
Taf. VII, Fig. 77.
Aulosfuiihis tri Union Haeckel, Rep., p. 1588, Taf. CIV, Fig. 9.
Radialstacheln am distalen Ende nicht bkisig aufgetrieben.
Mehrzahl der Radialstacheln mit vier Terminalästen.
Fundorte: Ch.-St 244—245 (nördlicher Pacifik); T.-St 22 (can arische Strömung, V.), 39,
40, 41 (Guineastrom, V.), 64, 66 (Golf von Guinea« V.), 73 (Bcnguelastrom, V.), 174 (indischer
Südäi piatorialstrom, V.).
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Tieftee- RaclinUriMi.
Verbreitung, Au. var. Mrodon ist anscheinend vorzugsweise in wärmeren Meeres-
gebieten heimisch, sie fehlt specicll in der Antarktis.
c) Au. variabilis aulodendroides n. subsp.
Taf. VII, Fig. 70, 71, 76; Taf. IX, Fig. 8<>.
An/ns/ntthn nah ilt% atdodtndtoidts V. HaEcKER, 1904, S. 1 26,
Radialst ach ein am distalen Knde nicht blasig aufgetrieben, dagegen in der Mitte
des Schaftes mehr oder weniger spindelartig erweitert (Taf. IX, Mg. «()).
Zahl der Terminaläste vielfach l>eträchtlich vermehrt, bis auf 9.
Die Proximal äste zeigen Neigung zur Vermehrung und sind gewöhnlich nicht in einem
Ouirl angeordnet, sondern auf eine größere Strecke des Schaftes verteilt
Zahl der Centralkapseln: 1 — 16.
Fundorte: T.-St 64, 66 (Golf von Guinea, V.), 73 (Benguelastrom, V.; Uclxrgang zu
t<t um io h), 74 (Benguelastrom, \T.\ 190 (indischer Gegenstrom, V.), 214, 215, 218, 228, 268 (nörd-
licher Indik, V.).
V e r b r e i t u n g. .In. var. aulodendroides ist eine Bewohnerin der wärmeren Meeres-
gebiete, In der Antarktis wurde nur imal ein Exemplar von .In. var. Iriodon gefunden, welches
eine In trächtliche Vermehrung der Zahl der Terminal- und Proximaläste und in dieser Hinsicht
Anklänge an aulodendroides zeigt (vcrgl. oben S. 82).
d) Au. variabilis diodon.
Taf. VII, Fig. 79.
Aulos/ntlkis diodon ÜAECKEL, Rep., p. 1587.
Radialstacheln am distalen Ende nicht blasig aufgetriel>en.
Mehrzahl der Radialstacheln mit zwrei Terminalästen.
Fundorte: Ch.-St. 231 (nördlicher Pacifik); T.-St 66, 74 (Atlantik, indifferentes Wasser
und Benguelastrom, kühl; Uebergänge zu monodon) 91 (Benguelastrom, V.), 120 (Westwindtrift.
Schl.-N. 1500 — 1000 135, 139, 142, 145, 149 (Antarktis, V.), 151 (Antarktis Schl-N.
1600 — 1000 m).
Verbreitung. Au. var. diodon ist eine ausgesprochene K a 1 1 vv a s s er f o r m und als solche
auch schon durch die starke Vermehrung der Zahl der Radialstacheln gekennzeichnet Ihr Ver-
breitungsgebiet erstreckt sich von der Antarktis in den Benguelastrom hinein. Andererseits deutet
ihr Vorkommen im Kuro-Si wostrom (Ch.-St 231) darauf hin, daß sie sich möglicherweise liei
späterer Untersuchung aLs eine bipolare Form herausstellen wird (s. oben S. 79). Aus zwei
Schließnetzfängen ergiebt sich ihr Vorkommen in der . f«/<w/W/m-.Stufe der Tuscarorenschicht
(1000 — 1500 m).
e) Au. variabilis monodon.
Taf. VII, Fig. 80.
Anlosfuithis r>ina/n/i( montoian, V. ! i \lt KIK 1904, S. I2Ö; A uioffmthis monodon Imm IRMAS' S’, 1904 , S. f\>. Taf VII.
Fig. 3 a und b.
Radialstacheln ohne distale Anschwellung, mit einem einzigen Terminalast welcher
dem Stachelende ein pipettenförmiges Ansehen verleiht (Immkkmann). Der Terminalast ist (was
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Vauemtin Maecke»,
Immermann an seinem Exemplar nicht feststellen konnte), el>cnso wie die Terminal- und Proximal*
äste der übrigen Au/osfa/tus-Vormcn mit einer Spathille versehen.
Fundorte: Südäquatorialstrom (V. o — 400 m, Immkkmann); T.-St. 41, 42, 43, 44, 54
(Guineastrom, V.), 66 (Golf von Guinea, V. und Schl.-N. 700 — 600 m), 73, 74, 85, 90 (ßenguela-
strom, kühl, V.), 217 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung, Au. variabilis monodon bewohnt sowohl die eigentlich äquatoriale, als auch
die kühleren Gebiete des Atlantik, fehlt aber in der Antarktis. Sie scheint sich unter allen Au/o-
v/W/z/v- Formen am häufigsten in die fandon i-Stufe der Tuscarorenschicht (400 — 1000 m)zu erheben.
f) Au. variabilis bifurca .
Taf. VI, Fig. 63—67: Taf VII, Fig, 7 2 — 75.
Anfosfiatkis bifurca, Haeckel, Rep., j>. 1586, Taf. CIV, Fig. 1 — 5; Borgert, Nord. Trip., S. M, Fig. 6; Immek-
IIAKK, 1904, S. 62, Taf VII, Fig. 2a und b.
Radialstacheln am distalen Ende eiförmig aufgeblasen und größtenteils mit
zwei, einige mit 3, vereinzelte mit 1 Terminalast ausgestattet. Sehr häufig kommen bei dieser
Form Stacheln mit kuppenförmig abschließendem distalem Ende, ohne oder nur mit einem rudi-
mentären Terminalast vor (Taf. VI, Fig. 65 — 67).
Lateraläste meist in einem Quirl angeordnet Gewöhnlich sind deren 4 — 5, nicht selten
auch 2 — 3 oder 6 — 7 vorhanden. Ist eine größere Zahl von Lateralüston vorhanden, so sind
dieselben nicht selten längs des Schaftes etwas auseinandergezogen, nach Art der Lateraläste von
An. var. au lodend roid es (Taf. VI, Fig. 60).
Die Wandung der Radialstacheln ist außerordentlich dick und läßt eine deutliche
Schichtung erkennen (Taf. VII, Fig. 72).
Fundorte: Ch.-St 293 — 295 (südlicher Pacifik); lrmingersee (V. o — 600 m; Immer*
mann), T.-St. 14 (Golfstrom), 49 (Südäquatorialstrom, V.), 86, 88 (Benguelastrom, V.), 174, 175
(indischer Südäquatorialstrom, V.).
L’ebcrgangsformen : T.-St 41 (Guineastrom; .tu. var. tetrodon mit einzelnen bifurta -
Nadeln, Taf. VI, Fig. 61), 49 (Südäquatorialstrom ; nel>en typischen Exemplaren fanden
sich solche mit nur schwacher Auftreibung des Stachelcndes, Taf. VII. Fig. 73—74), 174 (indischer
Südäquatorialstrom ; elienso).
Fundorte der anderen, von Haeckel beschriebenen Formen mit blasig aufgetriel »encin
distalen Stachelende : Ch.-St. 298—300 (südlicher Pacifik, auf der Höhe von Valparaiso: An.
Irifurca), 29t (südlicher Pacifik: Au. quadrifutra\ 289 (südlicher Pacifik: Au. fo/ymorfhd).
Verbreitung. Nach den bisherigen Befunden sind . ln. var. bifurca und die ihr
nah«? stehenden Formen, namentlich . tu. var. trifurca, vorzugsweise in den mäßig warmen
Meeren und in den kühleren und Mischgebieten des nördlichen und südlichen Atlantik
und Pacifik allgemein verbreitet Wenigstens finden sich die typischen Exemplare mit
mächtig aufgeblähtem Stachelcnde und mit 2 Terminaläsicn (Taf. VII, Fig. 75) vorzugsweise in
den kühleren Gebieten, während an der einzigen tropischen Fundstelle (T.-St 49) nelx-n einzelnen
typischen ^z/wzra-Exemplaren vorzugsweise l/el>ergangsformcn (Taf. VII, Fig. 73 — 74) gefischt
wurden. Andererseits wurden al>er in der Antarktis keine M/z/oi Exemplare angetroffen, so daß
man zu der vorläufigen Ansicht gelangt, daß . tu. var. bifurca zu denjenigen Formen gehört,
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Ti<?fMre-R*dinljmcn -
«7
welche hauptsächlich zu beiden Seiten des Aequators in zwei Misch- oder Kühl wassergü rtel n Vor-
kommen (vergl. Aulokleptes flosculus). Im Schließnetz wurde die vorliegende Form nicht ge-
funden, so daß genauere Angalien über ihre Tiefenverbreitung nicht gemacht werden können.
Indessen dürfte die außerordentliche Dick wand igkeit der Stacheln darauf hin weisen, daß An. var.
bi tu na eine uusg«*sprochene Tiefenliewohncrin ist und also, ähnlich den meisten anderen Formen
von Auiosf>athis variabifis , in der Tiefe zwischen 1000 und 1500 m heimisch ist.
g) Aii. variabilis furcata.
Taf. VII, Fig. 83 und 84.
Antospal/in futcala HaBCKKI., Rep., p. 1588,-} \- ? Anlospathis he.xot/on, IIaeckel, Rep., p. 1588.
Von fast allen lariabi/is-Yormcn finden sich Exemplare, bei welchen vereinzelte Nadeln
eine Galx:lung einzelner Terminal- und Proximaläste aufweisen. Namentlich zeigen triodon und
d union die Neigung zu dieser Differenzierung, und damit hängt zusammen, daß die letztere ver-
hältnismäßig häufig in kühleren Meerestcilen und spcciell in der Antarktis dem eigentlichen
Wohngebiet von diodon , angetroffen wird. Nach den Befunden der „Valdivia“ handelt es sich
also Ixrim furcata- Typus schwerlich um eine geographisch lokalisierte Unterart, wie LhjS den
übrigen Formen der Au. variabilis, sondern um gelegentliche Aberrationen, wie sie sich auch
lx*i anderen Aulacanthiden, z. B. bei An/o» tvfdtis fnindora, Anlograf>honium pubinatum, zuweilen
vorfinden. Ob das nämliche für die vom „Challenger44 im tropischen Pacifik (Ch.-St. 224, 265
bis 268) gefischten Formen hexodon und Junata gilt muß durch spätere Untersuchungen ent-
schieden werden.
Fundorte: T.-St. 16 (Golfstrom; triodon funata), 66 (Golf von Guinea; diodon furcata),
71, 91 (Benguelastrom ; diodon funata), 145, 149 (Antarktis; diodon funata), 190 (indischer Gegen-
strom ; aulodcndroidcs-fu na/a).
All. pinus n. sp.
Taf. VI. Fig. 64, 08, 69; Taf. VIII, Fig. 87; Taf. IX, Fig. 88.
. luiutfHtlhtS pinnt V, HaECKFK, KJO-l, S. 127 f., Fig. 3.
Diese Art ist gekennzeichnet durch die außerordentlich charakteristischen Größen- und
Anordnungsverhältnisse der Stacheläste, vor allem durch die bedeutende Ungleichheit derselben.
Die Radialstacheln selber veijflngcn sich gegen das distale Ende gleichmäßig und
sind leicht wellen- oder zickzackförmig gekrümmt indem sie ähnlich, wie manche junge Baum-
stämme, jeweils an den Umbiegungsstellen die Seitenäste abgeben (Taf. VI, Fig. 08).
Die Terminaläste, gewöhnlich 3 an der Zahl, weichen nur wenig von der Achsen richtung
des Stammes ab und zeigen eine korbförmige Anordnung (Taf. VIII, Fig. 87).
Die Unteraläste zeigen gegen das distale Ende hin eine abnehmende Größe und
einen abnehmenden Abgangswinkel: die innersten sind am längsten, indem sie den
größten Durchmesser des Schaftes um das Vierfache übertreffen, und gehen unter rechtem
Winkel vom Schafte ab, die nach außen zu folgenden werden immer kleiner und gehen unter
immer spitzer werdendem Winkel ab, so daß die äußersten, die Endkrone bildenden Aeste nur
noch so lang sind, wie der größte Schaftdurchmesser breit ist, und, wie bereits erwähnt eine
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Vaikhtin Hakckrr,
nahezu radiäre Stellung einnehmen. Der ganze Stachel erinnert so an gewisse Wuchsformen
unserer gewöhnlichem Kiefer (Pi uns sylvestris).
Die Wandung der Hohlstacheln ist verhältnismäßig dünn, erreicht jedenfalls nicht die
Wanddicke der diodon- Nadeln. Die Zahl der Stacheln beträgt 20 — 40, ist also wesentlich geringer
als die bei einzelnen diodon- Exem plaren gefundene. Vereinzelt wurden jüngere Exemplare mit
wenigen, etwa V* des Durchmessers einnehmenden Sticheln gefischt (Taf. IX, log. 88).
Fundorte: T.-St 16 (Golfstrom, Schl.-N. 1850 — 1550; einzelne Nadeln), 86, 88, 89
(Benguelastrom, V.), 112 (Agulhashank, V.), 136, 145, 149 (Antarktis. V.), 151 (Antarktis,
Schl.-N. 1600 — 1000), 170 (südlicher Indik, Schl.-N. 1700 — 1000), 218 (nördlicher Indik, V,
einzelne Nadeln).
Verbreitung. Au. pinus ist in den kühleren Meeresgebieten des südlichen Atlantik
(Benguelastrom und benachbarte Meeresteile) und in der Antarktis Begleiterin von An. variabilis
d union, also im wesentlichen Kühl- und Kal t wasser form. In wärmeren Meeren kommt
eine Form mit etwas zarteren Stacheln in größeren 'liefen vor, wie sich aus den Schl ieß-
netzfangen der Stationen 16 und 170, sowie aus einem Vertikalnetzzug der nordindischen Station 218
ergiebt. Alle bisherigen Schließnetzfänge weisen im übrigen darauf hin, daß Aubspaihis pinus
eine der Leitformen der Au/ospa/hüSluic der Tuscarorenschicht (tooo — 1500 m) darstellt
8. Gattung. Aulodcndron Haeckel
In der Gattung Aulodcndron faßt Haeckel (1887) diejenigen Aulacanthiden zusammen,
deren Radialstacheln zahlreiche, unregelmäßig zerstreute Seiten- und Endäste
tragen. In ähnlicher Weise ist die Gattung auch von den folgenden Autoren (Borgert, Immer-
mann) charakterisiert worden. Eine Revision konnte nicht vorgenommen werden, da weder die
„National“- Ausbeute noch die Befunde anderer Expeditionen hierher gehöriges Material erhielten.
Nur Cleve (1899) hat aus der Grönlandsee westlich Spitzbergen einige Stacheln erhalten, welche
vollkommen mit der von Haeckel für Aulodcndtvn antarctiann (Rep., Taf. V, Fig. 5) gegebnen
Abbildung übereinstimmten.
Nach dem mir vorliegenden Material sind innerhalb der Gattung . in lodend ron 2 Gruppen
zu unterscheiden, von denen die eine sich an die Gattung Aulospathis anschließt, die andere zur
Gattung Aulacant ha hinübcrführL
Die erste umfaßt solche Formen, deren RadiaLstacheln keine F r e m d k ö rperunt e r-
lagc benützen und zahlreiche hohle, spathillenbesetzte Seiten- und Endäste tragen.
Die Seitenäste sind unregelmäßig ül>er den Schaft verteilt, und die Differenzierung eines besonderen
Büschels von Terminalästen tritt weniger scharf als l>ei den meisten Aulospa/hix- Formen oder gar
nicht hervor. Die betreffenden Formen unterscheiden sich also von denjenigen Au/ospafhis- Arten,
deren Lateraläste ebenfalls nicht (juirlartig angeordnet, sondern über die distalen Partien des
Schaftes verteilt sind, und l>ei welchen ein Endbüschel in vielen Rillen auch nicht zu einer
deutlichen Differenzierung gelangt (Au. var. au lodend /vides , Taf, VII, Fig. 70, 71; Au. pinus ,
Taf. VI, Mg. 68), hauptsächlich durch ihre größere Neigung zur Gabelung der Acste (vergL
Haeckel, Rep., Taf. CV, Fig. 1 und 2), ein Unterscheidungsmerkmal, dem aller im Hinblick auf
den //// <y//<i-T vpus der . lulospa/his variabilis keine besondere systematische Bedeutung beigemessen
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Tiefsec- Radiobriri».
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werden kann. Man wird also bei weiterer Untersuchung wohl dazu gelangen, diese Gruppe zur
Gattung Aulos/uühis oder mindestens zu Auhs/alhis />intts in nähere Beziehung zu bringen.
Es würden hierher gehören: An/odrndron fmafieum Hab kee (Rep., p. 1589, Taf. CV,
Hg. 2), gefischt im südlichen Pacifik (Ch.-St 293); Au. aUanticum Haeckel (Rep, p. 1589), von
. \u!os/athis /'in t/s hauptsächlich wohl nur durch die Gabelung der unteren Seitenäste unter-
schieden, gefischt im südlichen Atlantik (Ch.-St 332); sowie Au. indirutn Haeckfj. (Rep, p. 1590,
Taf. CV, Fig. 1), erbeutet im Indischen Ocean.
Die zweite Gruppe umfaßt solche Formen, welche großenteils eine Fremdkörper-Unterlage
benützen und massive, bald zugespitzte, bald spathillentragende, meist ziemlich
gleich lange Terminal- und Uateraläste auf weisen. In Bezug auf die Differenzierung einer
i «sonderen Tcrminalkrone zeigen sich auch innerhalb dieser zweiten Gruppe erhebliche Unter-
schiede. bald finden wir eine deutliche Krone ausgebildet (Taf. X, Fig. 94; Taf. XLIII, Fig. 319),
bald sind die Lateral- und Terminaläste weniger scharf gegeneinander abgegrenzt (Taf. X, Fig. 92).
Diese Grup|>e würde umfassen: Aulodendran antanticum Haeckel, die beiden neuen
Formen Au. heteracanthum und vetiicillaium, sowie wahrscheinlich Alt. aus Irak Haeckel (Rep,
p. 1589, Taf. CV, Fig. 3).
Zufolge dieser Trennung, die bei dem immerhin noch etwas spärlichen Material nur
als vorläufige zu betrachten ist, würde sich für die enger Ixgrenzte, ausschließlich die zweite
Gruppe umfassende Gattung Au/odendron folgende Diagnose ergeben:
Radialstacheln mit zahlreichen, längs der distalen Stachelpartie zerstreut
stehenden, massiven Aesten. Dieselben sind zum Teil zugespitzt, zum Teil spathillentragend.
Fine Terminalkrone ist bald mehr, bald weniger deutlich differenziert Bei mehreren Formen
wurden Fremdkörperunterlagen (Diatom<*engehäuse) festgestellt
Au/odendron antarticum Haeckei-
Taf. X, Fig. 93 95.
AuItH/endrun tinUirctiaim H AETKFL, Rep., p 1389, Taf. CV, Fig. 5: Cl-KVK, 1890; BoRGftRT, Nord. Trip, S. H, Fig- 7.
Radialstacheln nahezu cylindrisch (nach Haeckel mehr cxler weniger gekrümmt),
in der proximalen Hälfte glatt, in der distalen Hälfte mit kurzen, unregelmäßig gekrümmten
(nach Haeckel zum Teil verzweigten) Dornen lx*setzt welche gewöhnlich senkrecht von dem
Stachel abgehen und in den distalen Partien sich vielfach hakenförmig nach außen krümmen
(Fig. 93). Vielfach ist deutlich ein Büschel von Terminalästen differenziert Die sämtlichen
A«*ste sind lx:i den mir vorliegenden Exemplaren massiv und tragen keine Spathillen.
Bei den mir vorliegenden Exemplaren waren deutlich Fremd körpergrund-
lagen, nämlich Gehäuse der D i a t o m e c Rhizosoknia, zu erkennen (Fig. 94 und 95).
1 )ie Stacheln stimmen also in dieser Hinsicht mit denjenig<m von . Ittiokk/Us ülx?rein.
In der M V ald i via“- A usbeu te fanden sich stets nur vereinzelte Stacheln vor. Ich kann
daher keine Angaben über die Größe und Beschaffenheit des Weichkörpers und ülx.*r die Zahl
der Centralkapscln machen.
Fundorte: Ch.-St 156 -159 (Antarktis Kerguelen); Grönlandsee westlich SpitzU*rgen
(Cleve); T.-St 55 (Guineaslrom, V.), 66 (Golf von Guinea, V.), 135 (Antarktis. V.), 190 (indischer
< iegenstrom, V.).
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Untxkr T»l«-t»jinlitio« — 1I9Q. IM- XI V. 12
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yo
VAtJ.NTJN lf.\»'»'KVR,
Verbreitung. Diese Form wurde sowohl in den beiden Eismeeren, als in den wärmeren
Gebieten l>eo buchtet Da sie in den kälteren Gebieten häufiger als in den wärmeren gefischt
wurde, so darf wohl angenommen werden, daß sie, ähnlich wie Aulos/w/ltis fr/ws, in ersteren in
höheren Schichten vorkommt als in letzteren.
Au. heteracanthum n. sp. ').
Taf. X, Fig. 92.
AuMrwinm heltratanlhum V. Haeckek. 1905, S. 347, Tcxlfig. 8.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, gegen das distale Ende nur mäßig veijüngt, an der
Spitzt? und im distalen Abschnitt mit außerordentlich kräftigen, nach außen ge-
krümmten, spitzigen Dornen, in den mittleren Teilen mit kürzeren Aestchen,
welche mit unregelmäßigen, geteilten Spathillen versehen sind. Keine Fremd-
körperunterlage.
Dem Aulodtndrmi fwcificinn Maetkkl (Rep., p. 15*9, Taf. CV, Fig. 2) in mancher Hin-
sicht ähnlich, jedoch durch den Mangel der knopfförmigrn Endbildung und die massive Be-
schaffenheit der Dornen und Aestc wesentlich unterschieden.
Fundort: Atlantik, bei Ascension (V., einzelne Nadeln; nGauß**).
Au. verticillatum n. sp.
Taf. XU II, Fig. 319.
Radialstacheln nach außen dicker werdend, schwach gekrümmt, am Distalende mit
einer Krone von 8 leicht gebogenen, zugespitzten, massiven Terminalästen, welche an die
Krone einiger Auhacena- Arten erinnert; darunter eine Anzahl zerstreut stehender, spathillen-
tragender, massiver Lateraläste.
Bei dem einzigen in der „\raldiviaM- Ausbeute gefundenen Stachel bildet c*ine Cor f thron-
Kette die Fremdkörperunterlage.
Fundort: Antarktis (Station infolge einer Verwechslung unsicher).
9. Gattung. Aulacantha Haeckei.
Das Skelett 1 «steht aus einem Mantel von feinen, hohlen Tangenlialnadeln und cylindrischen
oder im distalen Abschnitt keulenförmig angesch wollenen Radialstacheln, welche keine spathillen
tragenden Diteral* und Tcrminalästc tragen, dagegen im distiden Drittel mit hohlen, zinken-
förmigen Domen oder mit kleinen, nach außen gerichteten Fähnchen versehen sind.
Aulacantha spinosa Haeckel
Taf. X, Fig. 00-
A nfatan/hu spinoia Haeckel, Rep., p. 1575, Taf. CV, Fig. 4.
Radialstacheln nahezu cylindrisch, nach außen zu mit schlanken, konischen, nach außen
gekrümmten Hohlzähnen, nach innen mit kurzen Domen versehen.
I) Ik'/üglkh üct Aufnahme «lieurr vorn „<i;»uU** geflehten Farm in »len »orli»ger»ilen „KrgehnisM'n“ vclgl ol>en S. 82, Anrn. I.
90
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Titfore-Radialarira
9*
Fundorte: Ch.-St 241—253 (nördlicher Pacifik); T.-St 22 (canarischer Strom, V.), 50
iSihUi^uatorialstrom, V.), 190 (indischer Gegenstrom, V.), 214, 218, 237 (Indik, V.),
Verbreitung: Anscheinend vorwiegend in den wärmeren Meeren verbreitet Uel>er
<lie Vertikalverbreitung gelien die Befunde keinen Aufschluß, wie denn fllierhaupt nur einzelne,
großenteils in anderen Aulacanthiden steckende Stacheln gefunden wurden.
All. scolymantha Haeckel.
Taf. X, Fig. 100 und IO! ; Tcxtfig. I (S. 20).
Atdacauika scolymantha Ham.kkl, Mon. 1862, S. 263, Taf. II, Fig. 1 — 2, Taf. IV, Fig. 1 —5: R IIf.rtwig 1879:
Haeckel 1887; Hessen 1887; Momus 1887; Vanhöffen 1807; Jorgexsex iqoo; Borokrt 1901; Ln
Hi anco 1903; Ihm ERMANN u. ft. 1904. Auiacantka Ituvissimo Fowler, 1898.
Diese bekannteste aller Tri pyleen formen ist stets dadurch ausgezeichnet, daß die nahezu
cylindrisch geformten Radialstacheln in ihrem distalen Drittel mit einer größeren Zahl von kurzen,
nach außen gerichteten Zähnchen versehen sind. Diese Zähnchon hissten l>ei größeren Exemplaren
vielfach einen feinen Centralkanal erkennen, welcher mit dem Stichellumen in Verbindung steht
in ähnlicher Weise, wie dies z. B. bei den Stacheln von Aulacantha clavata (Taf. X, Fig. 97)
zu beobachten ist Im übrigen weisen die Radialstacheln hinsichtlich ihrer Breite, ihrer Wand-
dicke und der Zahl und Größe der Zähnchen zahlreiche Schwankungen auf. Nicht selten fand
ich auch Individuen, welche bezüglich der Derb wand igkeit der Radialstacheln und einer Neigung
derselben zu keulenförmiger Anschwellung Anklänge an An.cannu/afa zeigen. Auch die Zahl der
Sticheln ist sehr verschieden. Während dieselix? in der Regel nur 30 — 40 beträgt fanden sich
wiederholt und an verschiedenen Fundorten Exemplare, t>ei welchen sich 200 — 300 Radial-
sticheln nachweisen ließen.
Bezüglich der Beschaffenheit des Mantels von Tangentialnadeln, des Weichkörpers und
der Centralkapsel habe ich den Angaben von Haeckel, R. Hkrtwio und Borgert nur wenig
hinzuzufftgen. Die Mehrzahl der mir vorliegenden Exemplare, und zwar sowohl von der kleinen
pamplanktonischen, als von der großen Tiefenrasse, zeigte die äußeren zähnchentragenden Ab-
schnitte der Radialsticheln nackt über die Oberfläche des Weichkörpers hervorragend, in der
Art wie dies in den Abbildungen der Mittelmeer-. lulacantha dargestellt zu werden pflegt (Taf. X,
Hg. 101). Es fanden sich indessen von beiden Rassen auch einzelne Individuen vor, bei denen
die äußeren Abschnitte der Radialsticheln vollkommen im Weichkörj>er eingeschlossen waren und
ein deutliches extrakalymmales Surkodehäutchen baldachinartig von den Spitzen der Stacheln
getragen wurde (Taf. VI II, Fig. 85, und Taf. X. Fig. 100).
Bezüglich der Frage, wie sich diese beiden Zustände zu einander verhalten, und ob sic
lieitle natürlichen Verhältnissen entsprechen, scheint mir eine Beobachtung von Interesse zu sein,
welche ich l>ei der Neapler Auiacantha wiederholt am lel>enden Tiere machen konnte (1905,
S. 339). Es lassen sich an dcmscll>en bei Färbung mit Methylenblau oder Neutralrot zuweilen
zarte, kömehenführende, plasmatische Stachelschciden nachweisen, welche eben noch die Dornen
Ixilecken, in ähnlicher Weise, wie dies bei den mächtigen Stacheln der Tuscaroriden in einzelnen
ballen beobachtet werden konnte, und so wird man, mit Rücksicht auf die Befunde bei anderen
Tripyleen, zu der Vermutung geführt, daß auch l>ei Auhuantha unter natürlichen Ixdiens-
l*rdingungen die Stacheln niemals ganz nackt, sondern stets von Sarkode bedeckt sind.
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ii*
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g2 Valentin Hael'km.
ICs würden demnach normalerweise hinsichtlich des Weichkörpers zwei Zustände aus-
einanderzuhalten sein: entweder erhebt sich die Sarkode nur längs der distalen, zähnchen-
t ratenden Stachelabschnittc in Form von zarten Plasmaschcidcn, oder der Weichkörper hat eine
größere Ausdehnung und wird von einem plasmatischen Häutchen umhüllt, welches durch die
Spitzen der Stacheln Ixaldach inartig getragen wird. Es liegt die Annahme nahe, daß es sich hier
um wechselnde, l »ei demsellDcn Individuum aufeinander folgende Zustände handelt, welche mit der
vertikalen Orts Veränderung Zusammenhängen. Vorläufig kann indessen nur so viel gesagt werden,
daß Ix i den in den Olx?rflächenschichten erbeuteten Exemplaren der pamplanktonischen Zwerg-
form der erste, bei den Tiefenformen mit dichtem Stachelwald der zweite Zustand die Regel zu
sein scheint
Weitaus die meisten Exemplare enthalten nur eine CentralkapscL Die Vermehrung
scheint in der Regel in der Weise zu erfolgen, daß unmittelbar nach Bildung der beiden Tochter-
centralkapseln die Zweiteilung auch des Weichkörpers erfolgt. Daher finden sich Stadien mit
2 einkernigen Centralkapsoln, wie sie bei Auloyraf'his fmmlora und anderen dicystincn Formen
die Regel sind, bei Auiacaniha scolymantha verhältnismäßig selten. Vereinzelt Finden sich zur
Zwergrasse gehörige Individuen mit 4 einkernigen Centralkapsoln vor (T,-St 14, Golfstrom,
Quant 200; Taf. VIII, Fig. 85). Von der großen Tiefen rasse wurden Individuen mit mehr als
2 Centnilkapseln im „Valdivia“-Material nicht beobachtet
Der Kern zeigt im ruhenden Zustand, so viel ich sehen konnte, stets die von den
früheren Autoren beschriebene „Radstruktur“ (vergl. S. 20, Tcxtfig. 1). In Bezug auf die Kern-
teilung* Vorgänge sei auf die Arbeiten von Kakawajkw und Bokoekt verwiesen.
Varianten. Eine Gliederung der Art in Rassen und Unterarten nach der Beschaffen-
heit der R ad ial stäche ln erwies sich bisher als unmöglich. Insbesondere war es nicht an-
gängig, besondere geographische Unterarten zu unterscheiden, da liei den aus denselben Vertikal-
netzfängen stammenden Individuen die Zahl und Beschaffenheit der Stacheln die größte Mannig-
faltigkeit zeigte.
Dagegen ergab sich unter Berücksichtigung der Körpergröße und des ganzen
Habitus die Notwendigkeit, zwei in Bezug auf die Vertikalverbreitung sich unter-
scheidende Rassen voneinander zu trennen. Wie dies bei zahlreichen anderen Tripylecn, z. B.
bei den Aulosphäriden, Sagosphäridcn, Challengeriden , der Kall Ist. lassen sich auch innerhalb
der Kormengruppe Auiacaniha scolymantha zwei G rößenkateg orien unterscheiden, eine
„Zwergrasse“ und eine „Riesenform“. Bei der Zwergnisse von Auiacaniha scolymantha beträgt
der Durchmesser des Weichkörpers 0,6 bis höchstens 1,8 mm. Zweifellos gehört die in Messina
häufig vorkommende Form, welche der Originalbeschreibung Haeckel's (Mon„ 1862, S. 263) zu
Grunde liegt, dieser Zwergrasse an, da Ha eck kl als Durchmesser des ganzen Tieres 1 — 2, als
Durchmesser des „Alveolenkörpers“ 0,5 0,8 mm angiebt. Auch die Neapler Form ist, wie ich
mich sellist ülicrzeugen konnte, hierher zu rechnen.
Was nun die Vertikalverbreitung dieser kleineren Rasse anbelangt, so kommt diescllie in
Neapel, wie Lo Bianco (1903) aus einer Anzahl von .Schließnetzfängen entnehmen konnte, sowohl
in den Schichten zwischen 50 — 100 m, als auch in l>ct rächt lieh größeren liefen vor. Sj>ociell
das in der zoologischen Station von Neajiel zur Beobachtung kommende A ulaca niha- M ate ri al
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Tirf*r*-Rad»oL»rien,
93
stammt nach der an der Station üblichen Bezeichnungsweise aus der „Tiefe“, d. h. aus etwa
100 m. Nur bei stürmischem Wetter werden Aulacanthen auch an der Oberfläche erbeutet.
U übereinstimmend mit den in Neapel gemachten Ermittelungen fand sich die Zwergform
von . Iulacantha scolymantha auch im „Valdi via“- Material sowohl in Planktonfängen aus den
inehr olicrflächlichcn Schichten zwischen 100 und 400 m *), als auch in Schließnetzfängen aus
sehr Inxleutenden Tiefen vor (z. B. T.-St 120, S. 1500 — 1000; T.-St 170, S. 1700—1000). Wir
haben also .dies in allem diese Form als eine pamplanktonische zu liezeichnen.
Der kleinen Form steht eine große gegenüber, bei welcher der Durchmesser des ganzen
Tieres 3 — 4, der Durchmesser des durch die Konservierung geschrumpften Weichkörpers 2,5 bis
3 mm beträgt, und welche bisher nur mittelst tiefer gehender Vertikal- und Schließnetzzüge er-
I >eutet wurde (T.-St 66, S. 500 — 300; T.-St 151, S. 1600 — 1000). Diese Form stimmt hinsicht-
lich ihrer Grüße und ihres Habitus mit Au/ografhis pandora und Atdoceros arbonsccns ülicrein
und dürfte, wie diese vorzugsweise die pamlora- Stufe der Tuscarorenschicht (400— 1000 m) be-
wohnen, also zu den skotoplanktonischen Tripyleen zu rechnen sein.
Man könnte nun noch die Annahme machen, daß die „Zwerg formen“ nur Jugendstadien
der großen Exemplare darstellen. Gegen diese Annahme sprechen folgende Gründe:
1 ) Bei der kleinen Aulacattfha liegen die Stacheln nicht diametral, sondern radial (Taf. X,
Fig. 101), während sie bei den unzweifelhaften J ugend formen anderer Aulacanthiden eine dia-
metrale Lage hal>en (vergl. z. B. Taf. X, Fig. 102 — 103).
2) Bei der kleinen Aulacantha kommen sehr zahlreiche Stacheln vor, nach Hafckki. 30
bis 40, bei den größten Exemplaren 120 und mehr; dagegen finden sich lx.*i gleich großen
Jugendformen amlerer Aulacanthiden stets nur wenige, 3, 6 und mehr Stacheln vor.
3) Bei der kleinen Aulacantha fanden sich l»ereits Stadien mit 4 Centralkapseln vor, also
eine Vermehrung der Kapselzahl, welche, soviel ich meinem Material entnehmen kann, bei den
vorwiegend einkernigen Formen erst gegen Schluß der vegetativen Vermehrungsperiode au ft ritt.
4) Es sind auch mehrere andere Aulacanthiden bekannt, welche das Größenmaß der
kleinen Aulacantha nicht überschreiten, z. B. Aulografhis fcfrancistra, trianguium, und welche mit
Sicherheit ausgewachsene Formen darstellen.
Alle diese Umstände bestimmen mich, zwei Formen, und zwar „vertikale Unterrasscn“
von Aulacantha scolytnan/ha zu unterscheiden, und zwar :
a ) Aulacant ha sco ly m an t ha typ i c a. Kleine, pamplanktonische Form. Durch-
messer des Weichkörpers 0,6 — 1,8 mm. Weichkörper, Radial- und Tangenlialnadeln von zarter
Beschaffenheit. In den meisten Meeresgebieten und in allen Tiefen, von ca. 50 bis zu 1700 m
vorgefunden. In Neapel besonders im März und April (Bokgert, 1900).
I») y Iulacantha scoly man/ha bathybia , Große, skotoplanktonische Form.
Durchmesser des ganzen Tieres 3 — 4, des (l>ei der Konservierung geschrumpften) Weichkörpers
2,5 — 3 mm. Weichkörper, Radial- und Tangential nadeln von derberer Beschaffenheit ln den
meisten Mecresgebieten und wohl vorwiegend in der /V/Wo/tf-Stufe der Tuscarorenschicht (41x1
bis 1000 m).
I , N-tch drin nn Mord der „Valdivia" geführten Tagetinrti wurden Aulac.wthen wiederholt in dieser» Horizonten getischt, während
■je in den /w neben o und iw in autgtfühitcti Stufcnlängen stets fehlten (i. IV St. i<*>, 218. 22»», 2ji>). Eine eingehendere Verwertung
X«x»zct» »st detluill' nicht möglich, weil «whcher» »len l>ei<lcn Formen kein l*nter*chieil gemacht wird.
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Valentin Haickki,
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Bezüglich anderer Variationen wurde schon oben erwähnt, daß an verschiedenen Stellen
(z, B. T.-St 1 3o, 175) .Wv///rt«///tf-Exemplare gefunden wurden, welche hinsichtlich der derben
Beschaffenheit und der leicht keulenartig aufgetriebenen Form der Stacheln an Auhuanlha
cannulata erinnern.
Verbreitung. Wie schon Ha eckel angegel)en hat, darf Au/acaniha scolymantha als
eine wahrhaft kosmopolitische (eurytherme) Form betrachtet wei.den. Ich kann daher auf
eine Aufzählung der einzelnen Fundorte verzichten und mich auf die Bemerkung l>eschränken,
daß in beinahe allen Vertikalnetzfängen der „Valdivia“ Aulacanthen enthalten sind. In der Regel
til>ertreffen dieselben an Zahl die übrigen Aulacanthiden. Nur in einzelnen Fängen fanden sich
mehr Exemplare von Aulograf'his fuxndora und AulokU’f>tes rawosus vor.
Au. cannulata Haeckei..
Taf. XLI1, Fig. 304-
Auhifnnlha tannufoln HaBCKEL, Rep., p. 1576, Taf. CV, Fig. 16.
R a d i a 1 s t a c h e 1 n in der proximalen Hälfte cylindrich, in der distalen keulenförmig,
mit 3 — 6 tlicken, parallelen, durch Furchen getrennten Leisten, welche mit kurzen Zähnen
versehen sind. Tangential man toi sehr dicht. Eine Centralkapsel.
Weichkörper- Durchmesser 2 1/2 — 3, Gesamtdurchmesser 3 — 4V2 mm.
Fundorte: Ch.-St 291 — 293 (südlicher Pacifik); T.-St 49 (Südä^uatorialstrom, V.),
89 (Benguelastrom, V.), 174, 175 (südlicher Indik).
Au. clavata Haeckei..
Taf. X, Fig. 96 97.
AuLtcantha ciavata Haeckei,, Rep., p. 1576.
Radial. stäche In in der proximalen Hälfte schlank- konisch, in clor distalen keulen-
förmig (club-shaped), mit wenigen (5 — 20) kurzem, konischen Zähnen ausgestattet Bei den
„Challengers-Exemplaren waren die Radialstacheln mehr oder weniger unregelmäßig gekrümmt
Von der „Valdivia** wurden nur einzelne Stacheln gefischt
Fundorte: Ch.-St 318 (südlicher Atlantik): T,-St 89 ( Benguelastrom, V.), 174 (indischer
Südäc | uatorialstrom, V.).
Au. laevissima Haeckei.
Taf. X, Fig. 98.
Auhuanikn faevissima Ha eck el. Rep., p. 1576; Cleve, 1899, S. 27, Taf. I, Fig. 7; Bokc.ert, N«*nl. Trip., S. 5.
„Radialröhren cylindrisch, gerade, von nahezu gleicher Breite in der ganzen Länge; das
innere proximale Ende abgerundet das äußere distale zugespitzt Oberfläche der Röhren voll-
kommen glatt, ohne alle Zähne. Die Dicke und Ulnge der einfachen Spicula und ebenso
die Dicke ihrer Wandung ist in dieser S]>ecics sehr varialxd“ (Ha eckel).
Die Abbildung von CtEVE zeigt dasselbe charakteristische fingerförmige Stachelende, wie
die mir vorliegenden Bruchstücke. Fs scheint mir zweifellos zu sein, daß die CLKVis’schen und
meine Fxemplare artlich übereinstimmen. Ob diesellxjn wirklich der I Iak« KELschcn Species
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Tieftet. RadioUricn.
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- ///. fatviaima einzufügen sind, ist, da Haeckel keine Abbildung giebt, nicht vollkommen sicher,
wenn auch sehr wahrscheinlich.
Kin in T.-St 143 (SchL-N. 400—300) gefischtes, nicht ganz vollständiges Exemplar hatte
nur eine Central kajisel. Sein Phäodium war besonders reich an Diatomeengehäusen.
Fundorte: Ch.-St 253 (nördlicher Ast des Golfstroms, Färöe- Kanal) ; Grönlandseo,
westlich Spitzbergen (Cleve); T.-St. 143, 149 (Antarktis Schl.-N. 400 — 300 und V.).
Verbreitung. Bisher nur aus kälteren Meeresgebieten l>ekannL Vielleicht bipolare Form.
10. Gattung. Aulactinium Haeckel.
Raüialstacheln ohne I-ateral- und Terminaläste, glatt oder mit kleinen Zähnen oder
Domen. Kein Mantel von Tangential nadeln.
Von Hakckei. werden 3 Arten aus der Antarktis und dem südlichen Pacifik beschrielien.
In der „Valdivia^-Ausbeute wurde keine hierher gehörige Form gefunden.
2. Unterordnung Phaeosphaeria, Haeckel, 1879.
Die von Haeckel in der Gruppe der Phäosphärien zusammengefaßten Formen sind
durch eine aus drei- oder viereckigen Maschen gebildete, seltener spongiöse,
einfache oder doppelte Gitterschale ausgezeichnet, welche nicht zweiklappig Ist, wie
die der Phaeoconchia und Phaeodendria, und keine besondere Mundöffnung besitzt, wie die
Schale der Phaeocalpia und Phaeogromia. Die Centralkapsel soll nach Haeckel im .Schalen-
centrum liegen. I Iervorgchol>en wird von I Iaeckel ferner die l>eträchtliche Größe der meisten
hierher gehörigem Formen.
Innerhalb der Gruppe der Phäosphärien unterscheidet Haeckel 4 Familien, die Oro-
sphäriden, Sagosphäridcn, Aulosphäriden und Cannosphäriden. Vron diesen 4 Familien sind, wie
ich schon früher (1904, S. 123; 1904 a. S. 632) hervorgehoben habe, die Orosphäriden aus dem
Yerlxmde der Tripylcen auszuschalten und den Thalassosphäriden anzureihen, so daß also nur die
3 letztgenannten Familien in unserer Unterordnung verbleiben.
Diese 3 Familien sind scharf gegeneinander abgegrenzt Bei den Sagosphäriden werden
die regelmäßig dreieckigen Maschen der Gitterschale aiLs dünnen, soliden, in den Knotenpunkten
verschmolzenen Stäben gebildet (Taf. XIX, Fig. 167), bei den Aulosphäriden setzen sich die
gleichfalls meistens dreieckigen, seltener viereckigen oder unregelmäßig vieleckigen Maschen aus
1 1« >hl röhren zusammen, welche von einem axialen K ieselfuden durchzogen, in den Knotenpunkten
gelenkig miteinander verbunden und durch Scheidewände („astral septa“) gegeneinander abgegrenzt
sind (Taf. XI V, Fig. 139). Bei den Cannosphäriden endlich sind 2 Schalen vorhanden, eine
äußere Gitterschalc, welche ihrer Zusammensetzung nach im wesentlichen mit der Aulosphäridcn-
schalc übereinstimmt und ein inneres, einfaches, mit einer Hauptöffnung versehenes Gehäuse
(Taf. XIV, Fig. 143).
Was die Beziehungen der 3 Phäosphärien-Familien untereinander anbelangt so Ist in
erster Linie auf die genetische Ueljerrinstimmung einerseits der Tangentialröhren der Aulosphäriden
und Cannosphäriden, andererseits der Skelettbalken der Sagosphäriden hinzuweisen. Wie ein in der
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Valentin Haecker,
Antarktis gefundenes, unfertiges Skelett von Sagenoariuin <vithof>hontm (Taf. XLVIII, Fig. 3Ö8) in
unzweideutiger Weise erkennen läßt, durchlaufen die massiven Skeletthalken dieser Form und
wohl auch aller anderen Sagosphäriden ein Stadium, in welchem sie die Form einer von einem
Achsenfaden durchzogenen Röhre besitzen und demnach in allen wesentlichen Punkten mit «len
Tangentialbalken der Aulosphäriden übereinstimmen. Es ergiebt sich aus diesem Befunde, daß
das fertige Sagosphäridenskclett, cntwickelungs^eschichtlich betrachtet, gegenüber dem Aulo-
sphäridenskelett eine fortgeschrittenere Stufe darstellt, und daß es sich von dem letzteren einmal
dadurch unterscheidet, daß der von flüssiger Gallerte gefüllte Hohlraum der Skelettröhren nach-
träglich von einer sekundären, auch die Achsennadcln sich einverlcibenden Kieselsul>stanz aus-
gefüllt wird, und zweitens dadurch, daß die einzelnen Skelettbalken in den Knotenpunkten innig
miteinander verschmelzen, während die Röhren der Aulosphäriden sowohl in der Anlage als
im fertigen Zustande eine größere Selbständigkeit l>e\vahren. Wenn man diesen entwiekelungs-
geschichtlichen Ergebnissen auch im System Rechnung trägt, so wird man die Aulosphäriden
und die ihnen nahestehenden Cannosphäriden den Sagosphäriden voranzustellen haben, eine
Anordnung, welche auch durch die Beziehungen der einzelnen Phäosphärien-Familien zu der
folgenden Gruppe der Phaeocalpia nahegclegt wird.
Bei diesen genetischen Uebereinstimmungen, welche die Skelette aller Phäosphärien zeigen,
kann es nicht wunder nehmen, wenn diesell)en, und zwar sj>eciell die Aulosphäriden und Sago-
sphäriden, untereinander zahlreiche Ko n ve r ge n z e rsc h e i n 11 n g en hinsichtlich der Größe, Form
und Struktur der Gitterschale aufweisen.
Es ist zunächst zu sagen, daß in den beiden Familien die gleichen Größcn-
schwankungen und G roßen kategor ien Vorkommen. So zeigen die kleinsten Arten,
die aus den beiden Familien bekannt sind, nämlich die phaoplanktonischen Warmwasserformen
Anhsf'haera fr/agica (Taf. XL VII, Fig. 35 2) und Sagoscena c/tgans (Taf. XLV1I, Fig. 361)» den
nämlichen Durchmesser von 1,2 — 1,5 mm, und ihnen stehen als Riesenformen von 6,5 — 7 mm
iJinge die spindelförmigen Gitterschalen von Au/a/rac/ns fust/ormis (Taf. XI. VII, Fig. 358) und
Scigi/toarrum Chuni (Taf. XLVJI, Fig. 364) gegenüber.
Auch bezüglich der äußeren Form der Gitterschale weisen die Aulosphäriden und
Sagosphäriden, und zwar insbesondere die nebeneinander an den nämlichen Oertlichkeiten vor-
kommenden Formen, eine weitgehende Uehereinstimmung auf. So besitzen die winzigen, zu den
Gattungen Au/oscena und Sagoscena gehörigen Arten, welche die OlM'riTächenschichten warmer
Meeresgebiete bewohnen, eine regelmäßige Kugelgestalt (Taf. XLVII, Hg. 352, 361), in den
etwas tieferen Schichten verschiedener Meeresgebicle treten dagegen birn- oder ballon-
förmige Formen auf, welche verschiedenen Arten einerseits von Aulosf>haera flnf. XI AMI,
Fig. 359), andererseits von Sagcnoarium (Fig. 363, 365) und Sageimccna (Fig. 367) angehören.
Ganz besonders charakteristisch ist das an verschiedenen Stationen konstatierte Nebeneinander-
vorkommen der ungleichpoligen Spindelformen von Anfa/ractus /usi/ormis und
Sagcnoariam Chuni, 2 Arten, welche, wie schon oben bemerkt wurde, auch hinsichtlich der Größe
aufs genaueste übereinstimmen (Fig. 358 und 364).
Ein weiterer Punkt, bezüglich dessen eine Konvergenz zwischen dem Aulosphäriden- und
Sagosphäridenskclett hervortritt, ist die Bevorzugung der dreieckigen und zwar der gleichseitig
dreieckigen Maschenform. Der Grund, weshalb in lieiden Familien die Dreiecksstellung der
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T iefsee-R adiaLirien.
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Knotenpunkte gegenülxT der Viereck»- und Vielecksstellung in den Vordergrund tritt, ist darin
zu suchen, daß, wie bekannt, drei durch starre Stäl>e verbundene Funkte gegeneinander nicht
verschoben werden können, so daß also ein dreieckiges Maschenwerk tangentialen Druckwirkungen
gegenüber ein festeres Gefüge darstellt als eine quadranguläre «xlcr polygonale Bindung.
Auf einer Konvergenz lieruht endlich auch die große Ucbereinstimmung. welche die
Terminaläste und sonstigen Verzweigungen der Radialstacheln in den beiden Gruppen aufweisen.
Sowohl bei den Aulosphäriden als auch bei den Sagosphäriden treten nämlich, ähnlich wie bei
den Aulacanthiden, nelieneinander dolden- und ährenförmige Radialstacheln auf, und zwar stellen
die Stacheln mit einfacher Terminalkrone und diejenigen mit mehrfach ülxxeinander gelagert« n
Ijuirlen von kleinen Acsten zwei Grenzfälle dar, zwischen denen alle möglichen Uelxrigänge nach-
zuweisen sind. Terminalkronen finden sich beispielsweise Ix'i Anloseena vertieiltus (Taf. XIII,
Fig. 156) und Sagenoseena irntingenana (Taf. XVI, Fig. 154), mehrfache Astquirle bei Anloseena
f'clagica (Taf. XIII, Fig. 137) und Sagoseena elegant (Taf. XV, Fig. 151). Hin besonders schönes
Beispiel von weitgehender Konvergenz weisen vor allem die Radialstacheln von .inJoseena a/lantiea
(Taf. XIII, Fig. 132) und Sagenoseena lamf*adof*hora (Taf. XVIII, Fig. 163) auf, bei welchen nicht
nur die Beschaffenheit der Terminalkrone, sondern auch die keulenförmige Form des Stachel-
schaftes in der nämlichen Weise wiederkehrt
Neben den bisher besprochenen, als Konvergenzen zu bezeichnenden Uebcreinstimmungen
finden sich l>ei den Aulosphäriden und Sagosphäriden auch interessante Analogien vor, und
zwar in Gestalt der zeit- oder pyramidenförmigen Sockel bi Id ungen, auf welchen sich die Radial
stacheln erheben und welche dazu dienen, einen von den Kndbildungen der Radialstacheln aufge-
fangenen Druck möglichst gleichmäßig auf einen größeren Bezirk der Gitterschale zu verteilen. Bei
. iuloscena handelt es sich um einfache Erhebungen einzelner fünf-, sechs- oder siebenstrahliger Felder
der Gitterschale (T'af. XIII, Fig. 135, 137), bei Sagenoseena dagegen um besondere zeltförmige
Bildungen, welche der eigentlichen Gitterschale aufgesetzt sind (T'af. XVII, Fig. 1 59 u. a.). Die äußere
Aehnlirhkeit der ganzen Struktur kann dadurch noch erhöht werden, daß sowohl bei Anloseena
felagiea als auch Ix'i Sagenoseena und anderen Sagosphäriden die Spitzen einzelner bezw. aller
/'eite miteinander durch Tangential 1 xd ken in Verbindung treten können (vergl. Taf. XIII, Fig. 137;
Taf. XVII, Fig. 159 u. a.).
Gehen wir nun zu den Bez ichungen der Phäosphärien zu anderen Tripylcen-
Gr uppen über, so ist zunächst die Aehnlichkeit hervorzuhchen, welche die Radialstacheln der
Aulosphäriden hinsichtlich ihrer Verzwcigungsweisc mit denjenigen der Aulacanthiden aufweisen.
So zeigt der Radialstachel von Anfos/>ltaera labradoneusis (T af. XII, Fig. 120 und 127) eine olxir-
flächliche Aehnlichkeit mit einer Aulaeanlha- Nadel, der Radialstachel von Aulosf»hacm triodon
(Taf. XI, Fig. 106) erinnert an Aulogmf'his ftandora (Taf. I, Fig. 3), und derjenige von Aulosf>haera
bisiemana (Taf. XII, Fig. 113 und 114) an Anlosfntthis Iriodon (Taf. VII, Fig. 78). Auch die
Kronen von Anloseena (T'af. XIII, Fig. 132) finden in den Hndbildungen von Aulodendron rer/i-
ei Hat um (Taf. XLIII, Hg. 319) ihr Gegenstück u. s. w. Bei der Einfachheit aller dieser Struktur-
Verhältnisse soll mit dem Hinweise auf diese Uebereinstimmungen zunächst nicht mehr g»*sagt
werden, als daß es sich hier um sehr weitgehende Konvergenzbildungcn handelt Ein engeres
v« -rwancltsrhaftlichcs Verhältnis zwischen Aulosphäriden und Aulacanthiden wird dadurch nicht
Ix wiesen und scheint mir überhaupt nicht anzunehmen sein.
97
L'eutadkr Iv*U**-Eip*<ii«io« ilqft-iS*,. hd XIV. 1J
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Valbmtik Naickkr.
Viel nähere Beziehungen bestehen zwischen den Phäosphärien und der folgenden Unter-
ordnung der Phaeocalpia (Castanelliden, Circoporiden, Tuscaroriden). Zunächst ist auf die schon
von Haeekel betonte Uebereinstimmung hinzuweisen, welche einerseits die Radialstacheln der
Aulosphäriden und Cannosphäriden, andererseits diejenigen der Tuscaroridcn und Circoporiden
hinsichtlich ihrer feineren Struktur zeigen. Bei allen diesen Formen wird nämlich der Radial*
stnchcl von einem Achsenstrang durchzogen, welcher aus feinsten Kieselrfthrchen zusammengedreht
erscheint und mit der Stachelwandung, inslicsonilere mit den Basen der Seitenäste, durch feine
Querbrücken verbunden ist. Auch in der dritten Hauptgruppe der Phaeosphacria, bei den
Sagosphäriden, finden sich wenigstens im unentwickelten Skelett entsprechende Bildungen, und
elienso kann man bei den Castanelliden, wie schon Haeckkl angegelien hat, nicht selten inner-
halb der Radialstacheln Achsenstränge Ixohachtcn, nur daß hier, im Zusammenhang mit der
glatten, lustlosen Beschaffenheit der Radialstacheln, keine Querbrücken vorhanden sind.
Bei allen hier aufgezählten Familien stehen die Achsenstränge der Radialstacheln im Zu-
sammenhang mit einem System von feinen, hohlen, der Schale eingelagerton Tangentialnadeln,
welches im übrigen, je nach der Beschaffenheit der Schale, in den einzelnem firupjxin eine sehr
verschiedene Anordnung aufweisen kann. Fügt man hinzu, daß auch die Radialbalken der
Cannosphäriden einen centralen Kiesel faden l»esitzcn {Textfig. 16), so wird man sagen dürfen, daß
d;us eigentliche Formelement der Skelette einerseits der Phäosphärien, andererseits der Phäocalpien
durchweg die von einem axialen, kieseligen Faden oder Strang durchsetzte,
von flüssiger Gallerte erfüllte Kieselröhre ist
Auch bei denjenigen Formen, bei welchen das als ursprünglich zu betrachtende Verhalten
infolge ausgedehnterer Verschmelzung der Balken und Abrundung der Maschenl Ockern großen-
teils verwischt ist nämlich bei den Castanelliden, kann dassellien unter gewissen Umständen, sei
es während der normalen Entwickelung, sei es abnormer weise, in einer auffällig geradlinigen,
schienengeleisähnlichen Struktur der Balken der Gitterschale zum Vorschein kommen (Taf. XXXVIII,
Fig. 292 ; Taf. XL Mg. 2 99, 299a, 299 b). Solche Castanellidenskelette erinnern dann ganz außer-
ordentlich an gewiss«* Monstrositäten von Au/osphacra- und y/w/wov/tf-$keletten (Taf. XU V,
Kg- 33«)-
Von weiteren Beziehungen zwischen den Phäosphärien und Phäocalpien ist hervorzuheben,
«laß die (»itterschalen der Sagosphäriden, speciell von Sagfnoariuw, in außerordentlich weitgehender
Weis».* mit den gemeinsamen Gitterschalen der koloniebildenden Tuscaroren übereinstimmen (vergl.
Taf. XIX). Die Aehnlichkeit zwischen den beiden Skelettbildungen ist hier eine so große, daß
meine ersten Mitteilungen ülier die Gittergehäuse der Tuscaroren (1904) auf Mißtrauen und Un-
glauben stießen und die Ansicht vielfach ausgesprochen wurde, «’s möchten die Einzeltiere «1er
Tuscaroren zufällig in die Schalen von Sagosphäriden hineingeraten sein.
Was die Familie der Cannosphäriden anlielangt, so weisen auch sie engten? Beziehungen
zu den Phäocalpien auf, insofern als ihre innere Gitterschale eine Oeffnung l>esitzt und hinsicht-
lich ihres ganzen Baues, namentlich was die Basalpyramiden der Radialbalken anbelangt, eine
große Uebereinstimmung speciell mit den Circoporidenschalen aufweist *).
I) Die von mir frittier «1901a, S. «»34t gr-marhte Anjratx', dali «Im «'anno^ph-iriiUn mit den TaftcainrMcn auch «Urin iHx-rt-in-
Mimincn, (Ul) da* Lunten «kt KailulhaJkcn direkt mit dem l.i»m<n der Schalt- kommun i/iitl, ist. wie ick nm-h «i-ithci «•■»••hl hin*u!>lhch
dci C*niK*j'biiriden al*. (kr Tuscaroiidro ttbermigl hübe, unrichtig.
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Tief*ee- Rad Marien.
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Von allen hier aufgezählten Beziehungen zwischen den einzelnen Familien der Phäosphärien
und Phaocalpien sind diejenigen zwischen den Sagenoarien und Tuscaroren die cngslen und
auffälligsten, und so wird man durch die Betrachtung der morphologischen Uel>ereinslimmungen
zu demsellien Ergebnis geführt, wie durch die Entwickelungsgeschichte, nämlich zu einer Um-
änderung der von Haeckel vorgeschlagenen Reihenfolge der Familien. Man gelangt damit zu
folgender Gruppierung:
2. Familie. A ulosphacridae.
3. Familie. Cannosphaeridae.
4 . Familie. S a g o s p h a e r i d a e.
2. Familie Aulosphaeridae
Aulusptiaerida Haeckel, 1862, 1887.
Tripyleen mit grober, meist sphärischer, ovaler, ballon- oder spindelförmiger Gitterschale,
deren Maschen durch hohle, von einem Achsenfaden durchsetzte Tangential-
balken gebildet werden.
Historisches über die Erforschung der Aulosphäridcn findet sich bei Haeckel, 18X7,
S. 1616.
Die Aulosphäridcn sind verhältnismäßig große und formenreiche Tripyleen. Am kleinsten
ist die kugelige, oberflächenl>ewohnende . lulosicna peiagica (Taf. XLV1I, Fig. 352) mit einem
Schalendurchmesser von 1,2 — 1,4 mm. Ihr kommen am nächsten die kleinsten, gleichfalls
kugeligen Individuen von Aulosphaera iabradoriensis {Taf- XLVII. Fig. 351), bei welchen die Gitter-
schale ohne die Radialstacheln einen Durchmesser von 1,5 mm besitzt. Das Gegenstück bildet
der ausgesprochen monaxone. ungleichförmig-spindelförmige Auhiractus /tisi/ormis, dessen Länge
7,5 — 8 mm l>elragen kann (Taf. XLVII, Fig. 358).
In vielen Fällen ist die Gestalt der Aulosphäridenschale kugelig, indessen trifft man sehr
häufig auch ellipsoidische, ovale, bim- oder hallonförmige Schalen an. Ellipsoidische Gehäuse
fand ich 1 >ei . / uiosphatra biskmaria ovn/um (Taf. XLVII, Fig. 355), ausgesprochene Eiformen bei
. ln. biskmaria sipkntionalis (Fig. 354), bimförmige Schalen, bei welchen die spitzigere Schalen-
partie nur durch eine schwache Einziehung von der stumpfen al>getrennt ist, finden sich z. B.
|jei Aidosphaera coronata (Taf. XLVII, Fig. 3^7), während ausgesprochene Ballonformen mit scharf
abgesetztem, kegelförmigem, spitzem Pole bei tropischen Exemplaren von Anhsphaera biskmaria
zur Beolxichtung kamen (Taf. XLVII, Fig. 359). In Berücksichtigung der Verhältnisse bei
anderen Tripyleen, sowie nach meinen Erfahrungen an lebenden Collozoen (1905, S. 353) möchte
ich annehmen, daß l>ei allen diesen ungleichpoligen Formen der spitze Pol nach unten ge-
richtet ist
Die zur 1 J a HCKEL*$chen Gattung Auhphaats gehörenden Arten mit linsenförmiger Schale
sind mir nicht zu Gesicht gekommen.
Das Maschenwerk der Gi tt er schale wird meistens gebildet von annähernd gleich langen,
hohlen, von Achsenladen durchsetzten Tangentialbalken, welche mit ihren Enden miteinander
verbunden sind. In der Regel treten in einem Knotenpunkte sechs Tangentialbalken zusammen.
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IOO
Vauewtiw HaFi KES,
in welchem Falle das Gitterwerk von lauter regelmäßigen gleichseitigen Dreiecken gebildet wird.
Bei den von der Kugelgestalt abweichenden Formen können Unregelmäßigkeiten insofern
auftreten, als in einzelnen Knotenpunkten die Spitzen von fünf oder sielten, selten von vier oder
acht Dreiecken Zusammenstößen. Während so die meisten Formen im ganzen die sechsstrahl ige
Anordnung der Balken, liezw. die Dreiecksstellung der Knotenpunkte als Grundtypus festhalten,
fand ich bei einzelnen Individuen von Aulosphaera triodon und trigouopa vorwiegend vierstrahlige
Knotenpunkte und dementsprechend ülwirwiegend quadratische Maschen vor (Taf. XI, Fig. 105;
Taf. XLIV, Fig. 337 a). Einen dritten Typus repräsentieren die zur HAßcKKL’schen Unterfamilie
der Aulonida gehörigen Formen, l»ei welchen in den Knotenpunkten meist nur drei Tangential-
balken Zusammenstößen und dementsprechend unregelmäßig polygonale-, meist fünf- und sechs-
seitige Maschen entstehen (Taf. XIV, Hg. 139), ähnlich wie sie bei den Cannosphäriden wieder-
kehren (Taf. XI V, Fig. 1 -i 3). Auf die funktionelle und entwickelungsgeschichtliche Bedeutung
der Verschiedenheiten, welche diese drei Haupttypen zeigen, werde ich weiter unten nochmals
zurückkommen.
Bei den 2 Gattungen Auhplegma und Aulodidyum fand Haetkel kein regelmäßiges
Gitter, sondern ein spongiöses Netzwerk. Es sind mir keine Formen zu Gesicht gekommen, lx?i
welchen die ganze Schale eine derartige Struktur zeigte, dagegen fand ich bei antarktischen,
bimförmigen Exemplaren der . !u/ospharra bisternaria am spitzen Pole ein unregelmäßiges Maschen-
werk, welches wohl dem spongiösen Netzwerk von Au/op/cgma und Aulodtclyum entsprechen
dürfte (Taf. XLV, Fig. 339).
Die Tangentialbalken selbst stellen in den meisten Fällen gleichmäßig cy lind rische,
glatte Röhren dar. Nur l>ei einzelnen Formen, so namentlich lx*i Autwphaera saptrophora
Haeckel (Rep., Taf. CIX, Fig. 3 und 4), sind sie in der Mitte mehr oder
weniger eingeschnürt, und bei einigen Arten, z. B. Autos phatra ßtigtra
(Taf. XI, Fig. 108) und Aulastrum spinosum (Taf. XIV, Hg. 139), sind
sie mit einigen wenigen regelmäßig verteilten und nach außen gerichteten
Anfängen versehen, welche die Gestalt von Fädchen haben und kleine
Endknöpfe oder Endscheiben tragen.
In Bezug auf die gegenseitige Verbindung der Tangentiall >al ken
in den Knotenpunkten gingen die Ansichten der früheren f orscher aus-
einander. Hakckei. erwähnt speciell von An/a rin, daß die al>geslumpften
Spitzen der Tangential röhren in der Weise zusammengestemmt sind, daß
die letzteren einen regelmäßig-sechsstrahligen Stern bilden (vergl. Tcxtfig. 9).
„Das konische Ende jeder Tangcntialröhre ist von den konischen Enden
der 2 Ixmachbarten Röhren getrennt und gleichzeitig mit ihnen eng verbunden durch ein dünnes
Septum, das Astral* oder Suturalseptum. Die 6 Astralsepta setzen miteinander einen scchs-
strahligen Stern zusammen, und im Centrum dieses Sternes sind die Achsenfäden der Röhren
miteinander verbunden. Ihre centrale Verbindung ist umgelien von einem kleinen, dopjxd-kon-
turierten Kreis, welcher eine kleine, flache, an der Innenseite des Sternes gelegene Höhlung, die
,nodal cavity*, zu umgeton scheint Die letztere besitzt l>ei An/a na wahrscheinlich eine centrale
Oeffnung an ihrer Innenseite und 6 kleine i»eriphere Poren, w'elche in die 6 anstoßenden Tan-
gential röhren hereinführen.“ Bei den mit Radialstacheln versehenen Gattungen Au/osphaera und
100
Fig. 9. Spitze einer Hielten-
Heiligen l*yrninidc von Aufas, /hu
spretabitit nach HaKCKEL.
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Tiefsee- RadSoUrien.
lOl
Aulmcena erhebt sich der Achsenfaden des Rad ialstachels vom Centrum des Sternes und ist
nach einwärts zu in einen freien centripclalen Fortsatz (beam) verlängert letzterer stellt eine
sehr dünne, konische Röhre dar, welche oft mit einer sechsseitig-pyramidalen Basis beginnt und
ebenfalls einen Achsenfaden enthält Haeckel vergleicht diese centripetalen Fortsätze mit den
R adialbalken des Cannosphärcnskcletles.
Die Endporen der Tangentialbalken lassen sich, wie Haeckei. angiebt, sehr schwer
beobachten. Indessen glaubt er die Anwesenheit solcher Poren mit Notwendigkeit der Thatsache
entnehmen zu müssen, daß bei Aulosphäridenskdetten, welche durch Erhitzen gereinigt oder mit
heißen Mineralsäuren behandelt und dann getrocknet werden, die hohlen Röhren sich stets mit
je einer Luftblase füllen. Haeckel glaubt das Auftreten dieser Luftfüllung nur durch die
Annahme erklären zu können, daß jede Tangential röhre an
ihren Enden je einen Porus besitzt welcher sich in die „nodal
cavity“ öffnet
R. Hertwkj bestreitet die Anwesenheit solcher Oeff-
nungen, und in der That ist am konservierten Material von
«•iner Durchbohrung der Röhren wandung, wenigstens direkt
nichts zu erkennen.
Auf firund von einigen einfachen, an getrockneten
.Skeletten ungeteilten Versuchen bin ich selbst (1904 a, S. 6 1 4)
zu einer Anschauung gelangt welche sich derjenigen Haeckel’s
nähert
„Setzt man zu dem ül>er der Flamme getrockneten
Skelett eine dickflüssige Substanz, z. B. Kanadabalsam, hinzu,
so sieht man, daß die Massigkeit zunächst nur in abgebrochenen
oder sonstwie verletzten Skelettröhren eindringt, während die
vollständig intakten Röhren in ihrer ganzen Länge luftgefüllt
Meißen (Tcxtfig. 10). In den abgebrochenen Röhren sieht man fsj*. 10. Geuocknc-t» Zn^roi’/w-Skclelt,
den Luftinhalt innerhalb weniger Minuten vor der vordringenden "“\Zu“Y ", U"J *
Hüssigkeit zurückweichen und sich zu einer kleinen Perle zu- sicrteit teilen,
sam menziehen, die sich in den letzten Phasen des Prozesses
außerordentlich rasch verkleinert und zum Schluß plötzlich verschwindet (Textfig. 10 a und />).
Inwieweit es sich liei diesen Vorgängen um eine Verdrängung der Luft oder um eine Zusammen-
ziehung der durch die Erhitzung anfänglich ausgedehnten Luftblasen oder endlich um eine Re-
sorption derselben im Ijösungsmittcl des Kanadabalsams handelt, konnte ich nicht mit Sicherheit
ermitteln. Möglicherweise wirken alle 3 Faktoren zusammen: daß speciell der letztgenannte eine
IxnJeutende Rolle spielt, scheint mir daraus hervorzugehen, daß auf älteren Kanadabalsam-
präpaniten auch die nicht verletzten Skelettröhren zum großen Teil luftleer sind, eine Erscheinung,
die wohl nur durch eine allmähliche Aufsaugung der Luft im Lösungsmittel des KnnadaLtlsams
erklärt werden kann.
Ein anderes Bild erhält man bei Anwendung dünnflüssiger Zusätze, z. B. von Wasser,
Alkohol oder Xylol, ln den verletzten Röhren spielen sich die Vorgänge in ähnlicher Weise,
wie bei Kanadal»alsam, ab, dagegen sieht man, namentlich bei Anwendung von Alkohol und
IO!
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102
VaUntin Hauke*.
Kig. 1 1 Getrocknetes Avfatrai tus-
Skelett, nach ZunU von Alkohol oder
Xylol Veidtünguog der Luft vom
Knotenpunkte an«.
Xylol, daß auch in den intakten Skelett röhren unter dem Auge des Beobachters eine allmähliche
Verdrängung der Luft erfolgen kann. Bezeichnend ist nun, daß diese Verdrängung ausschließ-
lich von den Knotenpunkten aus vor sich geht (Textfig. 11), und ferner ist hervor-
zuheljen, daß die Flüssigkeit bald in allen, Itald nur in einzelnen Köhren eines Sternes vordringt
und daß in beiden Fällen ihr Verrüc ken in lx*nach barte Köhren mit sehr ungleicher Geschwindig-
keit vor sich geht. IX-r Versuch zeigt, daß die Flüssigkeit nicht
von allen Seiten gleichmäßig durch die Wandung der Köhren
diffundiert, sondern daß sie nur von den Enden der Röhren aas
in dieselben hineingelangt mag dies nun durch die an den Röhren-
enden zu konstatierende geringere Wanddicke, cxler durch das Vor-
handensein von porenartigen Oeffnungen bedingt sein. Daß die
Flüssigkeit nicht in allen Köhren eines Sternes gleichzeitig und
gleich rasch eindringt dürfte wohl damit Zusammenhängen, daß beim
Eintrocknen des Röhreninhaltes einzelne Oeffnungen mehr oder
weniger verstopft werden und dadurch ein rasches Vordringen der
Flüssigkeit verhindert wird.“
Ueber die Art der Verbindung der in einem Knotenpunkt zu-
sammenstoßenden Tangentialröhren sei noch folgendes mitgeteilt Nach
der Darstellung von R. Hertwio und Haeckei. sind, wie wir sahen,
die Skelcltröhren der Aulosphäriden in dem Knotenpunkten mit ihren
Enden gegeneinander gestemmt und die betreffenden Wandpartien von
je 2 benachbarten Röhren miteinander zu einem „Astralseptum“ ver-
lötet (Textfig. <>). Wie ich indessen l*i Au/osccna vetiieiihts und bei
verschiedenen anderen Aulosphäriden feststellen konnte, ist die Ver-
bindung der Skelettröhren eine etwas kompliziertere (Textfig. 12): eine
kurze Strecke, lievor je 2 Ixnachbarte Skelettröhren Zusammenstößen,
spaltet sich die Wand derselben (Textfig. 1 2 <7), und während die
inneren, dünneren Lamellen miteinander eines der vorhin erwähnten
Astralsepten bildern, schlägt sich die.1 äußere, dickere Lamelle von einer
Röhre zur anderen herüber und bildet auf diese Weise eine Ver-
bindung, welche am 1 besten mit einer Gelenkkapsel zu vergleichen
ist. Da nun, wie gezeigt werden kann, das Skelettmaterial als solches
eine elastische Beschaffenheit aufweist, so werden ins! besondere auch die
durch Spaltung der Röhrenwandung entstandenen , verhältnismäßig
dünnen 1 .ameile» eine solche besitzen, und die ganze Einrichtung stellt
sich demnach thntsächlich als eine Gelenkverbindung von einfacher,
al>er allseitig wirksamer Struktur dar, als eine Verl »indungsweise, welche man vielleicht als
Radgelenk bezeichnen kann.
Im Gegensatz zu den Tangentialbalken sind die Radialstacheln, im Zusammenhang
mit ihrer wechselnden Funktion, von außerordentlicher Mannigfaltigkeit. Aehnlich wie l>ei den
Nadeln der Aulacanthiden, treten nämlich auch hier zwei Haupttypen auf, je nachdem die
Radialstacheln mehr die Funktion von Stützapparaten oder von Schwehceinrichtungen
102
l' ig. 12. Stern au« der Gillci-
scbalc von .-InioSi rna vrrhiiiini.
I<ci a spaltet »irli die Rühren-
wamlun^ in rwcl Lamellen, von
denen «ich die äulW-re ab Gelenk-
kapsel auf die bcAachtafte Rühre
«il>cfM:hlJsi't, die innere in die Hildung
de» A»tnil*eptum* idrergeht.
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T if f»ee-R adiolarico .
103
halben. Erste res ist im allgemeinen mehr bei den größeren tiefenliewohnenden, von einer
derhen Sarkodehaut umhüllten, letzteres liei den kleineren phao* und knephoplanktonischen Formen
der Fall.
Das einfachste Beispiel eines zur Stütze der Sa rk odehaut dienenden Radialstachels
findet sich bei Aulastrum monweros (Taf. XIII, Fig. 138). Die sehr dichtstehenden Stacheln
sind von konischer Gestalt gleichmäßig gegen die Spitze hin verjüngt und lassen außer einem
fein bedornten, als Haftapparat dienenden Endknopf in der Regel keine Differenzierung erkennen.
Einen etwas vollkom inneren Typus stellen die zwei-, drei- und vierzinkigen Gabeln von
. tufosfikaera triodon (Taf. XI, Fig. 105 — 107) und toronaia (Taf. XI, Fig. 109) dar. Speciell die
dreizinkigen Gal»eln vierslrahliger Radialstacheln repräsentieren denjenigen Stützapparat der bei
möglichster Materialersparnis in vollkommenster Weise seine Aufgabe erfüllt, der über die Ge-
samtheit der Sticheln ausgesjxinnten Sarkodehaut als Unterlage zu dienen.
Auf einer noch höheren Organisationsstufe stehen diejenigen Formen der Gattung Au/o-
sccrn 7, bei denen die Radialstacheln die Spitze von pyramidenähnlichen Erhebungen der Gitter-
schale einnehmen und daliei eine mächtig entwickelte, viclarmige Endkrone tragen. Sjieciell lx*i
Aufourna wrf/ciHus (Taf, XIII, Fig. 136), erhebt sich auf dem pyramidenförmigen Sockel, den
wir als F u ß l>ezeichnen wollen, ein konischer, mit zahlreichen Seitenästen und Seitendomen
versehener Schaft, welcher seinerseits eine Krone von langen, zugespitzten, nach außen kon-
vexen Terminalästen oder Armen tragt „F.s leuchtet ein, daß die Gliederung der Stacheln in
Krone, Schaft und Fuß durch ihre sjiecifische Leistung bedingt ist, nämlich durch den
Widerstand, welchen die Stacheln bei Anstößen irgend welcher Art dem auf die Sarkodehaut
ausgeübten Radiär- oder 'Tangentialdruck entgegenzusetzen haben. Wirkt nämlich ein von
irgend einer Seite her kommender Druck auf einen Punkt der Weichkörperolierfläche ein, so
wird er zunächst von den elastischen Armen der Krone aufgenommen. Daliei bringt es die
große Anzahl und regelmäßige Anordnung der Arme mit sich, daß ein von außen kommender
Druck auf größere Bezirke der Oberfläche* verteilt und dadurch die Haut vor einseitiger
Dcrangicmng oder Durchlxihrung bewahrt wird. Indem ferner der von den Armen aufgenommene'
Druck auf den Schaft und Fuß weitergeleitet wird, erfolgt aliermals eine Verteilung seiner
Wirkung, wobei die nachgiebige Beschaffenheit der Skcletttcile sich in zweierlei Richtung geltend
machen dürfte. Kinmal sind — bei den Aulosphäriden allerdings in weit geringerem Grade als
I x-i den Sagosphäriden — sämtliche Skelettteile biegsam, so daß z. B. bei schräg wirkendem
I >ruck, etwa bei einseitiger Pressung des Deckglases, die Streiten der einen Seite sich gegen das
CY-ntrum der Pyramide ausbiegen können. Zweitens spielen bei der Aufnahme und Verteilung
des Druckes zweifellos die gelenkartigen Verbindungen der Hohlstäln.* eine wichtige Rolle. Aller-
dings lassen sich die minimalen Drehungen der Skelelttcile in den Verbindungsstellen nicht direkt
U*' »buchten und messen, da bei der Kleinheit und Elastizität des Objektes und bei der Schwierig-
keit, die Winkelebcnen in der Brennweite der Linse fistzuhalten, eine genaue Kontrolle der
Winkelveränderungen nicht möglich ist“ Indessen kann wohl kaum bezweifelt werden, daß die
ol>en l>eschriel >enen Radgelenke wirklich wechselseitige Verschiebungen und Drehungen der
Skelettelemente gestatten.
Sehr naheliegend ist hei diesen Bildungen der Vergleich mit der Wirbdtkrglied maße
mit ihrem Stützskelett und ihrer in distaler Richtung zunehmenden Gliederung, sowie vor allem
»03
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104
Vauhtuc Haeckkk,
der Hinweis auf die Stützwurzeln vieler Pflanzen, insbesondere die bekannten Stelzenwurzeln der
M a ngrovebäu me ( K h izophora).
Im einzelnen kommen l>ei den verschiedenen - luloseena- Arten mehrere Modifikationen vor,
unter welchen die mannigfaltige Ausbildung der Terminalkronen Ixri einigen von IIaeckrl be-
schriebenen Formen (vergl. Rejx, Taf. CX), sowie die mechanisch W'ohl verständliche keulenförmig1
Verdickung des distalen Stachelendes bei Au/oseeua a/lantiea (Taf. XIII, Fig. 132) hervorzuhelien
ist, letztere auch als Konvergenzbildung zum RadiaUtachel von Sagenoseena lampadopltora
(Taf. XVIII, Fig. 163).
Das andere Extrem hinsichtlich der Verzweigungsweise der Stacheln bilden diejenigen
Aulosphäriden, bei welchen die Radialstacheln gleichzeitig der Vergrößerung der Oberfläche und
demgemäß in erster Linie als Schwebeeinrichtungen dienen. Da mit der Vergrößerung
der Oberfläche des Weichkörpers auch die Nahrungsaufnahme erleichtert wird, so verdienen die
Radialstacheln in diesem Falle bis zu einem gewissen Grade auch die Hak« KEL’sche Bezeichnung
„captu ring tentacles“. Charakterisiert ist dieser zweite Typus dadurch, daß die Radialstacheln
mit mehreren etagenförmig übereinander gelegenen, meist ziemlich regelmäßigen Quirlen von
kurzen, geknöpften Arsten versehen sind. Ueber jedem Radialstachel ist der Weichkörper scheiden-
förmig ausgezogen, und zwar derart, daß die Oberfläche der Scheiden von den Endknöpfchen
rl **n noch berührt und getragen wird. Besonders schöne Beispiele sind Aubsphaera elegant 'issima
(Taf. XII, Fig. 123 und 124; vergl. auch die nach einer Abbildung
von R. Hkktw ig kopierte Textfig. 13), Aulastrum mirabiie (Taf. XIV,
Fig. 141 und 142) und .luloseena peiagica (Taf. XIII, Fig. 137)-
Letztere Art ist eine ausgesprochene Bewohnerin der Olierflächen-
schichten der tropischen Meere, für die Weiden anderen steht die
Verbreitung noch nicht fest, indessen weist ihre Kleinheit und die
Zierlichkeit des Skelettes darauf hin, daß auch sie vorzugsweise den
wärmeren Olierflächenschichten angehören, womit die besondere Ent-
faltung des Schwebeapparates in Zusammenhang gebracht werden kann.
Bei einer Form, An/osp/utera bisteniaria , konnte ein allmählicher
Uehcrgang von dem einen Haupttypus zum anderen festgestcllt
werden. Während liei der Kaltwasserform die beiden Astquirle eng
zusammen rücken und so unter Vermehrung der Aestezahl eine aus-
f»r. 13. Radiakudid von Auio- gesprochene „Doldenform“ zu stände kommt (Taf. XII, Fig. 1 16
tfkoera dtjwtfäniM mit Smltods. . . _ , ,,
Nwh r. iiBKTwic, Taf. x. und 1 1 7), sind bei der tropischen Ol>erflachenform die l>ciden, nur
k*k- *5- von je 3 Aesten gebildeten Quirle sehr weit voneinander entfernt,
so daß eine etwas modifizierte „Aehrenform“ resultiert (Taf. XII.
Fig. 113), ein Uebeigang, der in ähnlicher Weist; auch in tlen Gattungen Aubgraphonium
(Taf. VI, Fig. 53 — 55) und Au/ospaJ/tis (Taf. VII, Fig. 77 — 80) zu verfolgen ist
Eine Art Mittelstellung nehmen diejenigen Formen ein, bei welchen die Radialstacheln in
ihrer ganzen Länge und in mehr unregelmäßiger Weise mit zahlreichen, schwach gekrümmten,
knöpfehentragenden Seiten ästen Ix -setzt sind, wie dies z. ö. bei Aulastrum spinosum (Taf. XIV,
Fig. 139 und 140) der Fall ist Hier sind die Aeste nur am obersten Ende des Stichels quirl
artig zusammengeordnet (Fig. 140) und auch hier nie in so regelmäßiger Weise, wie z. B. liei
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T iefsee- Radiolarien .
105
Aulast nt vt mirabile (Fig. 141 und 142). Weiter unten sind sie dagegen zerstreut angeordnet oder
höchstens paarweise gruppiert, ein Verhalten, welches auch bei einigen anderen Aulosphäriden
wiederkehrt I Von dieser bipolaren Kaltwasserform sind mir nun, was die Ausdehnung des
Weichkörpers und das Verhalten der extrakalym malen Sarkodehaut an belangt, zweierlei Exemplare
zu Gesicht gekommen. Bei einigen Individuen spannt sich die Sarkodehaut in ziemlich gleich-
mäßiger Fläche über die Enden der Radialstacheln hinweg, wie wir dies in ähnlicher Weise bei
Aulosttna veriidlhis gefunden haben und wie es in der Figur 139 (Taf. XIV) durch die
punktierte Linie angedeutet worden ist Bei anderen Exemplaren legt sich dagegen die Maut
den Endknöpfchcn der 2 oder 3 Astquirle an, so daß scheidenförmige Weichkörperbildungen
entstehen (Fig. 139, untere Linie, und Fig. 140).
Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß es sich hier nicht um individuelle Varia-
tionen handelt, sondern daß das Volumen und die Oberfläche des Weichkörpers von Auladrum
spinosum zeitlichen Schwankungen unterworfen ist, und man wird mit der Annahme nicht fehl-
gehen, daß diese Veränderungen mit einer Fähigkeit, im Wasser zu steigen und zu sinken, im
Zusammenhang stehen (vergl. 1904 a, S. 61 7 ff.).
In Bezug auf die Beschaffenheit der Stachel wand u ng sei noch hervorgeholxm, daß
einzelne Aulosphäriden außerordentlich derbe Stacheln mit sehr dicker, körnig-undurchsichtiger
Wandung von gelblicher oder braungelber Farbe besitzen. Hierher gehören Aulosphaera robus/a ,
bei welcher namentlich die mächtigen, pfostenartigen Stacheln des stumpfen Poles (Taf. XI, Fig. 1 10)
durch eine außerordentlich dicke Wandung ausgezeichnet sind, ferner Auloscrna robustissima
(Taf. XIII, Fig. 134) und Au loser na atlantica (Taf. XIII, Fig. 132), welch letztere wegen ihres
keulenförmig verdickten Stachelendes bereits Erwähnung gefunden hat
Die Radialstacheln aller Aulosphäriden sind, wie schon Haeckel und R. Hertwig lie-
obachtet haben, ebenso wie die Tangentialröhren, von einem Achsenfaden durchzogen, der mit
der Wandung durch einzelne feine Querfäden verbunden ist Gewöhnlich treten diese Querfäden
an die Basen der Seitenäste und Seitendomen heran (Taf. XI, Fig. 108 u. a.), indessen sind auch
bei solchen Radialstacheln, welche keine seitlichen Anhänge besitzen, nicht selten Querbrücken zu
konstatieren (Taf. XI, Fig. 106 und 109). Eigentliche Querwände, wie sie von Haeckel erwähnt
werden, habe ich bei den mir vorliegenden Formen nicht gefunden.
E n t Wickelung des Skelettes. In cntwickelungsgeschichtlicher Hinsicht, namentlich
was die Entstehung des Skelettes anbelangt, erweisen sich die Aulosphäriden fast noch spröder
als die Aulacanthiden. Thatsächlich wurden nur ein einziges Mal eigentliche Entwickelungsstadien
angetroffen, d. h. Skelette, bei welchen die Verkieselung noch nicht ganz beendet war (Taf. XLVI,
Fig. 347). Dagegen fanden sich auch bei den Aulosphäriden sehr häufig Abnormitäten und
Monstrositäten, deren vergleichende Betrachtung allmählich zu einigen Anschauungen über die
Entstehung des Skelettes führte1).
Wie ich glaulje, lassen sich der Gesamtheit der teratologischen Daten wenigstens zwei
Punkte mit Sicherheit entnehmen. In erster Linie ergiebt die Betrachtung zahlreicher Vorkomm-
nisse mit Bestimmtheit den Satz, daß die einzelnen Tangentialröhren der Aulosphäriden
in ähnlicher Weise, wie die Radialstacheln der Aulacanthiden, von selbständigen Anlagen
aus ihre Entstehung nehmen. Dafür sprechen vor allem die zahlreichen Falle, in welchen
1) Aul das AuftnMcn solcher Abnormitäten bei Aulatphotra hat schon R. Hkutwhj (1879, S. 91.I hingewiesen.
[VuutSr TwItM-Eipaditum itjA-ilqg, Bd, XIV.
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io6
Valentin Haecker,
einzelne Tangentialröhren nicht in regelmäßiger Weise zwischen je zwei Knotenpunkten gelagert
sind, sondern entweder 2 andere Tangentialröhren miteinander verbinden (Taf. XI. V, Hg. 343 ;
Taf. XII, Fig. 1 24 K oder nur mit einem Ende an eine Dreiecksseitc stoßen, bezw. dieselbe
schneiden, mit dem anderen Ende aber frei in die Masche vorspringen (Taf. XLV, Fig. 342).
Alle diese Bilder können wohl nur in dem Sinne gedeutet werden, tlaß es sich um selbständig
entstandene, überzählige oder versprengte Skelettelemente handelt, welche bei der Bildung des
Gesamtskelettes keinen Platz gefunden hal>en. Hier sind auch diejenigen Fälle anzureihen, in
welchen die Tangentialröhren allerdings zu sternförmigen Knotenpunkten zusammen treten, jedoch
mit ihren Enden nicht sämtlich an die „nodal cavity* stoßen, sondern zum Teil aus dem Centrum
hcrausgedrängt und auf eine Nachbarröhre heraufgeschoben erscheinen (Taf. XLIV, Fig. 336).
Auch diese Vorkommnisse sind kaum anders als in der Weise zu erklären, daß die Tangential-
röhren wenigstens in der ersten Anlage eine selbständige Entstehung nehmen. Erwähnt mag
hier noch die Bemerkung Hakckki.’s sein, daß es sehr selten, al>er nur bei bestimmten Species
gelingt, vollständige Tangentialröhren zu isolieren (Rep„ p. 1619).
Ein zweiter Satz, dessen Richtigkeit mir elienfalls mit Sicherheit aus den teratologischen
Vorkommnissen hervorzugehen scheint, besagt, daß während der Entstehung des
Skelettes vielfach mehrere Centren miteinander in Konkurrenz treten. Eine
ganze Reihe von komplizierten Konstellationen wird wenigstens ohne weiteres verständlich, wenn
wir uns denken, daß in den ersten Phasen der Skclettbildung an Stelle der Knotenpunkte orien-
tierende und richtende Centren irgend welcher Art l»estehen, daß diese im allgemeinen gleiche
Abstände voneinander cinhalten. daß aber unter Umständen eine Störung des Gleichgewichts-
zustandes stattfindet, so daß zwei oder mehr Centren in schärfere Konkurrenz miteinander treten.
So wird man z. B. annehmen dürfen, daß in dem in Eig. 338 (Taf. XLIV) abgebifdeten Skelett-
stück mindestens die lieiden Punkte a und b miteinander in Wettbewerb um die Herstellung
eines Sternes und die Orientierung der benachbarten Tangentialröhren getreten waren. Der Punkt a
unterlag dabei, jedoch machte sich sein Einfluß nicht bloß in der Verdoppelung des Stranges r,
sondern auch in der Ausbildung eines rudimentären Balkens in dem benachbarten Felde (bei d)
benierklich *).
Auch die in Fig. 344 (Taf. XLV) dargestellten Unregelmäßigkeiten lassen sich am 1 »osten
von der Annahme aus verstehen, daß in der Nachl»arschaft des zum stacheltragcnden Knoten-
punkt werdenden Centrums eine Zeitlang ein zweites l»estand, auf dessen Wirksamkeit das Auf-
treten des nach abwärts gerichteten Stachelfortsatzes und der 3 divergierenden, gleichfalls rudi-
mentären Tangentialröhren zu rückzu führen ist.
Es mag gleich hier auf ähnliche Vorkommnisse bei den Sagosphäriden hingewiesen
werden, so auf die scheinbar gespaltenen Pyramiden von Sagenosccna irmingeriana (Taf. XVI,
Fig. 15g), bei welchen, wie deutlich zu sehen ist, die Orientierung der Balkenanlagen von zwei
dicht nebeneinander gelegenen, miteinander konkurrierenden Centren ausging.
So weit die unzweideutigen Ergebnisse, zu welchen man. wie ich glaube, bei Betrachtung
der abnormen und monströsen Bildungen gelangt. Als eine Hypothese von einiger apriorischer
M Bezeichnend bl die auch bei anderen abnormen Tri|iyleetiikektlen, x. B. Iiei Aulosf*ithii <s. oben S. immer wieder*
kehrende Erscheinung, <L»Ü das Auftreten irgend einer UnregelmAfligkeit fast immer von Abnormitäten anderer Art begleitet ut. So sehen
wir t. B. in Fig. 338 im Bereich der beiden konkurrierenden Centren die bei Aulourna sonst nur an den Kadulstacheln entwickelten
Nebendomen auch an den Tangentialbnlken auf treten.
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Ticlact-Radio fernen.
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Wahrscheinlichkeit darf man dann wohl noch den weiteren Satz hinzufügen, daß die Fntstchung
der Tangential röhren von der Bildung der Achsenfäden oder, wenn ich sic nennen mfkrhte, der
Primitivnadeln ihren Ausgang nimmt, in ähnlicher Weise, wie sich 2. B. die Radialstacheln von
Aulokleptes im Anschluß an eine Fremdkörpergrundlage entwickeln, Zu Gunsten dieser Hypo-
these läßt sich auch der Umstand anführen, daß bei monströsen Verbildungen die Achsenladen
in ununterbrochenem und ungestörtem Verlauf die Ucberkreuzungsstellen durchqueren (Taf. XLIV,
Fig. 338), und daß sie sich auch in die kleinsten Rudimente von Tangentialröhren hineinerstrecken
(Taf. XLV, Fig. 342), so daß sie augenscheinlich Länge und Richtung der Tangentialröhren be-
stimmen. Besonders bemerkenswert ist in dieser Hinsicht das in Fig. 338 (Taf. XLIV) ab-
gebildete Skelettstück, an welchem eine ganze Anzahl von höckerartigen, augenscheinlich durch
die vorstehenden Enden der Primitivnadeln bedingten Vorsprüngen und Auswüchsen zu erkennen
sind (bei c).
Von diesen Beobachtungen und Hypothesen aus gelangt man schließlich zu folgender
vorläufigen Anschauung hinsichtlich der Entwickelung des Aulosphäridenskelettes.
ln einer oberflächlichen Schicht des Weichkörpers scheidet sich zunächst ein Mantel von
feinen, hohlen Primitivnadeln ab, welche den Tangentialnadeln der Aulacanthiden entsprechen und
zunächst noch eine unregelmäßig zerstreute Anordnung l>esitzen, ähnlich dem „spongiösen“
Flechtwerk, welches man z. B. am spitzigen Pole der birnenförmigen Individuen von Aulospharra
bistemaria antrifft (Taf. XLV, Fig. 339k
Fast gleichzeitig mit der Abscheidung der Primitivnadeln treten ordnende Centren in
Wirksamkeit, welche sich auf Grund einer gegenseitigen Abstoßung in der Oberflächenschicht
des Weichkörpers gleichmäßig zu verteilen suchen. Theoretisch sind zwei vollkommene
Gleichgewichtslagen der Centren denkbar, die Dreiecks- und die Vierecksstcl lung, und
beide finden sich in der Thal verwirklicht, letztere allerdings nur in einzelnen Fällen, nämlich bei
Au/osphaera Iriodon (Taf. XI, Fig. 105) und trigonopa (Taf. XLIV, Fig. 337a). Daß die Dreiecks-
stellung bei weitem bevorzugt wird, mag damit Zusammenhängen, daß die durch diese An-
ordnung der Centren bedingte gleichseitig-dreieckige Maschenstruktur des fertigen
Skelettes ein durchaus festes, nicht verschiebbares Gefüge darstellt was natürlich für das
aus Rhomben und Quadraten bestehende Vicreckssystem nicht ohne weiteres gilt. Noch eine
dritte, freilich mathematisch nicht ganz vollkommene Gleichgewichtsstellung findet sich innerhalb
der Familie der Aulosphäriden, und zwar !>ei der Gattung Aulast rum (Taf. XIV, Fig. 139) vor,
Hier nehmen die richtenden Centren, aus welchen nach unserer Auffassung die Knotenpunkte
des fertigen Skelettes hervorgehen, die Ecken von Polygonen, hauptsächlich von Sechs- und
Fünfecken ein, so daß man von einer Polygon- oder Wabenstellung sprechen kann.
Nach unserer Hypothese würden nun die gleichmäßig verteilten Centren die zunächst
unregelmäßig durcheinander liegenden Primitivnadeln orientieren, so wie die Plasmateilchen der
Zelle durch die Wirkung der Centrosomen in bestimmten Linien orientiert werden. Da die
Primitivnadeln starre Gebilde von beträchtlicher Länge sind, so ordnen sie sich nicht in Kurven,
sondern in geraden Reihen oder Bündeln an und bilden auf diese Weise die Achsenstränge.
Nachdem dies geschehen ist erfolgt um die Achsenfäden herum die Abscheidung einer „Vakuole“,
worauf von seiten der „Vakuolenhaut“ die Wandung der Tangcntialbalken gebildet wird.
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Valsntw Harcke»,
Wie ich glaube» giebt diese Hypothese, welche unter gleichzeitiger Berücksichtigung der
bei den Castanelliden (s. unten) beobachteten entwickelungsgeschichtlichen Verhältnisse gewonnen
wurde, für alle Einzelheiten im normalen und namentlich im abnormen Skelett eine befriedigende
und einfache Erklärung. Isolierte Tangentialröhren z. B., welche entweder als Transversalen eines
regelmäßigen Dreiecks auftreten (Taf. XLV, Fig. 343) oder nur mit einer Dreiecksscite in Ver-
bindung stehen und frei in den Maschenraum hineinragen (Fig. 34 2), würden zurückzuführen sein
auf solche Primitivnadeln, welche auf Grund irgend welcher Störungen bei der Centrierung zurück-
geblieben sind. Spaltungserscheinungen (Taf. XLIV, Fig. 338, und Taf. XVI, 1* ig. 158) würden
dagegen in der Weise zu stände kommen, daß
zwei zu nahe aneinander gelagerte Centren mit-
einander in Konkurrenz treten und so die in
ihrem Bereich liegenden Primitivnadeln verhindern,
sich zu einem einheitlichen Achsenstrang zu-
sammenzuordnen.
Welcher Natur die hypothetischen Centren
sind, darüber möchte ich keine bestimmte An-
sicht aufstellen. Man könnte etwa an die Durch-
schnitLspunktc der Pseudopodien mit der äußeren
Sarkodeschicht, oder auch, unter Hinweis auf das
sich teilende Centralkom der Heliozoen (Schau-
dinn), an eine multiple Centralkörperbildung
denken i).
Wie oben erwähnt, habe ich nur ein einziges
Mal (T.-Sl 239) ein paar Exemplare von Au/o-
Fif. 14. GiiteticUaic von Auiaifrum, scheniAtaieit. scriia prfagka gefunden, welche ein noch färb-
bares Skelett aufwiesen und demnach als eigent-
liche Entwickelungsstadien 1 Jetrachtet werden können (Taf. XI. VI, Fig. 347). Diese Skelette
waren übrigens nicht, wie dies bei entsprechenden Stadien der Castanelliden, Tuscaroriden und
Challengeriden der Fall ist, gleichmäßig färbbar, sondern der Mehrzahl der Radialstachcln und
Tangentialröhren lagerten dunkel tingierbarc, scheibenförmige Suljstanzportionen auf, und ebenso
waren die langen, fadenartigen Bildungen, welche hier die Stelle der „centripetal beams* ver-
traten, mit einigen Klumpen färhbarer Substanz bedeckt
Ueber den Weichkörper der Aulosphäriden lassen sich zur Zeit nur sehr dürftige
Angalien machen, und s|x?dell das konservierte Material gewährt in dieser I Iinsicht nur spärliche
Anhaltspunkte. Offenbar infolge der sehr weichflüssigen Beschaffenheit des Kalymmas ist von
l) Daß die polygonale Anordnung der Centren keine vollkommene Gleichgewichtslage darurllt, gehl au* einer einfachen geo-
metrischen Betrachtung hervor. Nehmen wir der Kinfachbeit hall>er ein rein hexagonales System an. so hat hier jeder Punkt drei un-
mittelbare. gleich weit von ihm entfernte Nachbarn, deren abstoßende Wirkung ihn an und für sich im Gleichgewicht halten wütde.
Denn es vrird, wie di« Textfig. 14 zeigt, die Wirkung des Punktes b auf das Centrom a aufgehoben durch di« Summe der in die
gleiche Richtung fallenden KonijxMienten der Wirkungen von c und J. Nun wirken aber auch, abgesehen von den seitlich gelegenen,
durchaus symmet nach verteilten Punkten, die beiden in der Fo rtse t« u ng von ab befindlichen Punkte t und /auf unser Centrum a ein.
Von diesen beiden Punkten ist f um die Strecke a b weiter entfernt als so dali also an und fur sich a von f weniger als von e ab-
gesloßcn weiden müßte, sich also nicht ganz im Gleichgewicht befinden kann. Man sieht also, daß die reine Hexagonalstellung keine
vollkommene Gleicbgewichlsstcllung ist. und es dürfte damit Zusammenhängen, daß t>ei der Gattung Aulmtrum regelmäßig Hexagone
und Pentagunc miteinander gemischt sind.
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Tiefsee- RadioUric-n.
109
der extrakapsulären Sarkode fast nie mehr etwas zu erkennen, und die „Centralkapsel sitzt frei
und lose innerhalb der G itterschale, wie ein Vogel im Käfig“ (1904, S. 133). Nur bei einigen
größeren Formen werden im konservierten Material Reste der baldachinartig über die Stachel-
spitzen gespannten extrakaly mmalen Sarkodehaut angetroffen (Taf. XI* Fig. 104 u. a),
und bei denjenigen Arten, deren Radialstacheln zahlreiche übereinander geordnete Astquirle
tragen, sind diesell>en nicht selten von sehr schön erhaltenen Sarkodcscheiden überzogen (Taf. XII,
Fig. 124), ein Verhältnis welches sich übrigens auch auf einer Abbildung von R. Hektwig
(1879, Taf. X* Fig. 15; vergL Tcxtfig. 13) angedeutet findet.
Aus den Beobachtungen Haeckel’s (1862, 1887) und R. Hertwig's (1879), sowie aus
dem Wenigen, was ich selbst in Neapel an unvollständigen, frischen Kxcmplarcn sehen konnte,
geht so viel wohl mit Sicherheit hervor, daß das Kalymma der Aulosphäriden nicht, wie bei
den Aulacanthiden, aus zwei Schichten, einer homogenen Außenschicht und dem Alveolenkörper,
besteht, sondern eine einförmige, von dichten Sarkodenctzen durchsetzte Gallertmasse darstellt
(vergL Haeckel, 1862, Taf. XI, Fig. 5). Ob sich die Sarkodestränge durch die „centripetal
bcams“ der Gitterschale hindurch in die Radialstacheln hinein erstrecken, wie Haeckel angiebt,
oder ob sie die Kieselröhren ausschließlich äußerlich umhüllen, wie es nach R. Hertwig’s Dar-
stellung der Fall sein würde, vermag ich am konservierten Material nicht zu entscheiden.
Ein Punkt, der einigermaßen feststehen dürfte. Ist die verhältnismäßig schwache Ent-
wickelung des Phäodiums. Jedenfalls findet man beim konservierten Material nur in einzelnen
Fällen kleinere Reste desselben im Umkreis der Astropyle
(vergL hierzu Haeckel, 1862, S. 359).
In Bezug auf die ellipsoidische, an der Parapylenseitc
meist abgeflachte C e n t r a 1 k a p s c 1 verdanken wir R. H er t wir,
den Nachweis ihrer tripyleen Natur. Hinzufügen will ich noch,
daß sich im intrakapsulären Protoplasma die nämlichen kanal-
artigen Bildungen finden, welche von den Aulacanthiden her
bekannt sind (Taf. XLVI, Fig. 346).
Der Kern enthält nach der Beschreibung und nach
den Abbildungen von R. Hektwig (1879, Taf. X, Fig. 2) und
. . kapsel von Autotphtura tltgauttsstma. Nach
Haeckel (1887, Taf. CXI, rig. 2) eine wechselnde Anzahl r. hektwio, 1879. T*f. x. Fig. 1.
von „Nucleoli“, welche in eine Grundmasse eingebettet sind.
R. Hektwig hat ferner eine Centralkapsel mit zwei Parapylen und geteilter Astropyle abgebildet,
in welcher zwei Kerne in der für die dicystinen Aulacanthiden bekannten Weise nel aneinander
gelagert sind (Text fig. 15).
Es ist mir gelungen, in meinem Material mehrere gut erhaltene, mit Fi.EMMixr,’scher
Flüssigkeit oder Sublimat konservierte Exemplare von verschiedenen Auhsf'lnura-, Auhsccna-
. In /atmet tis- und Aulastrum- Arten zu finden, welche für das genauere Studium der Kernver-
hältnisse geeignet waren. Wie l)ei den Aulacanthiden, so machte ich übrigens auch hier die
Erfahrung, daß im ganzen nur ein kleiner feil des mit Flemming oder Sublimat konservierten
Materials einen wirklich guten Erhaltungszustand aufwies, vielfach war die färbbare Kemsul>stanz
ausgeflossen und nur die Grundmasse zurückgeblieben, in anderen Fällen wies der Kern eine
homogene oder unregelmäßig spongiöse Beschaffenheit auf, so daß kein Zweifel darüber bestehen
109
Fig. IJ. ln Trihmg begriffen« Central-
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1 IO
Valentin Haecui.
konnte, daß es sich um Kunstprodukte handelte. Einige wenige, insbesondere ein paar Chrom-
osmiumcssigsäure-Präparatc ließen aber die Kernstruktur in ausgezeichneter Schönheit erkennen,
und hier fand sich dann in der Regel die von dievstinen Aulacanthiden (Au/ographis pandorn ,
Auloceros, AulohApfcs) her bekannte Schollen- und Strang Struktur vor.
Die Fig. 346 (Taf. XLVI) giebt einen Kern von Aulatractus pisiformis wieder. Der ganze
Kemraum ist gleichmäßig ausgefüllt von unregelmäßig geformten, vakuolisierten innen-
körpern“ und großenteils homogenen, leicht geschlängelten „Ch rom ati nsträ ngen“. Eine
eigentliche Längsspaltung ist an letzteren nicht zu erkennen, jedoch zeigen viele in ihrer Achse
reihenförmig angeordnete kleinste Vakuolen, welche vielleicht die erste Andeutung des Iiings-
spaltungsprozesses darstellen. Eine so regelmäßige parallel gerichtete Anordnung, wie sie sich
in manchen Aulacanthidenkemen findet, zeigen die Chromalinstränge nicht, man kann nur so viel
sagen, daß die in den peripheren Teilen des Kernraumes gelegenen Stränge großenteils eine
radiäre Stellung aufweisen, und daß die centralen im ganzen von der Astropvlcn- gegen die
Parapvlcnseite gerichtet sind. Auch die vermutlich als Fettträubchen zu deutenden Körnchen-
haufen, die sich im Aulacanthidenkem in gewissen Stadien finden, treten, wenn auch in spär-
licherer Ausbildung, im Aulafmeti/s-K.em auf. Die Grundsubstanz des Kernes endlich erscheint,
wie dies bei den konservierten Tripvleenkernen in der Regel der Fall ist, in Form eines flockigen
Gerinnsels.
Einer anderen Kemstruktur begegnete ich l>ei einigen . /w/Wzw.7- Exemplaren . Die nicht
sehr gut konservierten, aus Sublimatmaterial stimmenden Kerne zeigten eine der Radstruktur von
Au/acantha ähnliche Anordnung der färbl>aren Elemente, nur war im Innern der centralen Ver-
dichtung ein blasser Hof von unregelmäßig schaumiger Struktur vorhanden, so daß der Kern
eine eigentümliche konzentrische Schichtung aufwies. Auch bei einem (ebenfalls mit Sublimat
konservierten) Kern von Aulatractus 1 begegnete ich einmal im Innern des mit scholligen Strängen
ausgefüllten Kernes einem centralen, vollkommen chromatinfreien Raum, der an den bei den
Orosphäriflen beobachteten Centralhof erinnert.
Horizontal Verbreitung. Mehrere Aulosphäriden scheinen eurytherme Kosmo-
politen zu sein, insbesondere Aulosphaera triodon und labradoriensis. Für eine ganze
Reihe läßt sich a!>er jetzt schon eine Beschränkung auf bestimmte Meeresgebiete angelien.
Auf die eigentlich tropischen Meeresgebiete beschränkt, also eigentliche Warmwasser-
formen dürften sein : Aulosphaera trigouopa , corona/a , filigera , trispa/his, Auloscena pelagica ,
Aulastrum monoceros. Einige Formen kommen vorzugsweise in den wärmeren Meeresteilen,
danelien aller auch in den Mischgebieten des nördlichen Atlantik vor, so Aulatractus fusiformis
und Aulasfrum mirabiU , ersterer anscheinend in einer kleineren Varietät.
Bipolare Kalt wasserformen sind Aulosphaera bisternaria sep/e n triona/is, Auloscena
verticillus hamata und Aulastrum sphwsum.
Vertikal Verbreitung. In den Schließnetzfängen wurden fast gar keine Aulosphäriden
erbeutet, weshalb über die Vertikalverbreitung dersellien nur wenig Bestimmtes ausgesagt werden
kann. Auch die Angalien von Borgert (1903) gewähren in dieser Hinsicht keine sicheren An-
haltspunkte, weil bei den einzelnen Funden nicht erwähnt wird, ob es sich um vollständige
Exemplare oder nur um Bruchstücke handelt. Ebensowenig sind aus den schon früher an-
geführten Gründen die Tiefenangaben im „Oiallengcr“- Report vollkommen zuverlässig.
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Ticfsce-Kndiolulico.
I 1 I
Im ganzen darf aber wohl gesagt werden, daß auch die größeren Formen, namentlich in
der Antarktis, den 400 m-Horizont nach oben zu erheblich überschreiten, so daß sie wohl am
ehesten in die Kategorie der k nephoplanktonischen und pamplanktonisc hen Formen
gerechnet werden können. Specieli Auloscena ptlagica wurde im tropischen Indik wiederholt
oberhalb des 50 und 20 m-Horizontes angetroffen, so daß wir es hier mit einer der wenigen
Tripyleen- Arten zu tun haben, die noch der Zone des Fhaoplanktons angehören.
Systematik. Haeckel unterscheidet g Gattungen, welche in zwei Unterfamilien, die
Aularida und Aulonida, eingeteilt werden. Festere Unterfamilie ist durch die vorwiegend drei*
eckige, letztere durch die polygonale Maschenstruktur der Gittcrschale gekennzeichnet.
Drei von den HAECKEL’schen Gattungen, die zu den Aulariden gehörige Gattung Aularia
und die Auloniden-Gattungen Aufonia und Auhdktyunt , besitzen keine Radialstacheln. Specieli
Aula na wird von Haeckel als die wahrscheinliche ^ancestral form“ der ganzen Familie be-
zeichnet Es ist nun sehr auffallend, daß weder Boköert, noch ich diejenigen zu den Familien
der Aulosphüridcn und Sagosphäriclen gehörigen Formen wiederfinden konnten, welche durch das
Fehlen der Radialstacheln charakterisiert sind. Hs sind dies die oben genannten 3 Aulosphäridcn-
Gattungen mit im ganzen 8 und außerdem Sagtna mit 4 und Sagmarhtm mit 3 Arten. Insbesondere
konnte ich weder die antarktische Au/ouia Mragonia, noch die tropisch-atlantische Alt. hexagonia,
noch die kosmopolitische Alt. polygon ia auffinden, trotzdem dieselben in Gebieten Vorkommen
müssen, welche von der „Valdivia“ sehr genau untersucht worden sind. Worauf diese merk-
würdige Inkongruenz zwischen Hai* kkl’s und meinen Befunden lieruht, ob vielleicht jahreszeit-
liche Verhältnisse in Betracht kommen, oder ob etwa die stachellosen Formen Abnormitäten dar-
stellen, darüber vermag ich nichts auszusagen. Erwähnen will ich nur gleich hier, daß ich auf
der anderen Seite von Cannosphaera antardita neben gewöhnlichen, mit Radialstacheln aus-
gestatteten Individuen vereinzelte Exemplare vorfand, welche, abgesehen von einer etwas beträcht-
licheren Größe, durch das Fehlen der Radialstacheln ausgezeichnet sind (Taf. XIV, Fig. 143).
Auch ein stachelloscs Exemplar von Custanidium vanahi/c, welches ich von einer antarktischen
Station erhielt, mag in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
Von den übrigen 6 H aeck EL’schen Aulosphäriden-Gattungen fehlen mir noch 2 weitere,
nämlich Auloplegma mit unregelmäßig-spongiösem Maschenwerk (2 nordpacifische Arten) und
Aulophatus mit linsenförmiger Schale (2 indische Arten).
Es bleiben demnach 4 Gattungen zur Besprechung übrig, für welche folgender .Schlüssel gilt:
I Schale kugelig, cUipwulifcch, bim* oder hiilk>nfÖrmig, ohne
pyraiiiHlenfotniige Erhebungen: I. Auh'tfJiatra
Schale spindelförmig, meist ungleiclupobg. ohne pyramiden-
Mer eckig (Aulanmac) . I innige Erhebungen: 2. Avlotratfui.
I Schale mit pyramidenförmigen Erhebungen : 3. Auloscena.
Matchen polygonal, meist fünf- und >t-chs eckig Schale kugelig, mit Radüdstacheln: Anlatftum.
lAuloniinae) :
1. Gattung. Aulosphaera Haeckei.
Gittcrschale kugelig, ellipsoidisch, oval, bim- oder ballonförmig, mit meist regel-
mäßig dreieckigen, seltener vorwiegend viereckigen Maschen, mit Radialstacheln,
aber ohne pyramidenförmige Erhebungen.
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I 12
Valrktin HaKi'KIIM.
Eine scharfe Abgrenzung gegen die Hae' KEl’scIic Gattung Au/atracfus , welche durch
die elliptische oder spindelförmige Schalenform gekennzeichnet ist, ist angesichts der individuellen
Schwankungen der Schalenform einzelner . lufospJtatra- Arten nicht zu ziehen. Ich rechne die
kugeligen, ovalen, bim- und haiionähnlichen Formen zu Aulospkaera, , die ausgesprochen spindel-
förmigen zu Au/atractus.
Haeckel zählt 2i Species auf, die er nach der Verzweigungsweise der Radialstacheln in
4 Untergattungen einteilt Natürlicher scheint mir eine Einteilung nach der Beschaffenheit des
Schalengitters zu sein. Danach würden A uhsphatra trigonopa und triodon mit ihrer Neigung
zur Bildung von viereckigen Schalenmaschen als eine l»esondere Gruppe oder Untergattung
[.-/ uiosphacrantha (Haeckel)] den übrigen Formen mit regelmäßig dreieckigen Maschen
[A u/osphacrissa (Haeckel)] gegenüberzustellen sein. Die letzteren dürften insofern einen voll-
kommneren Typus repräsentieren, als die dreieckigen Maschen bei tangential wirkendem Druck
oder Zug nicht verschoben werden können und demnach ein festeres Gefüge bilden.
i. Gruppe: Maschen vielfach viereckig \y\ufosphaerantha (Haeckel)}
Aulosphaera trigonopa I Iaeckel.
Tal. XUV, Fig. 337, 337 a.
Aulosphaent trigonopa Ha ECK KL, 1862, S. 359, Taf. X, Fig. 4; 1887, S. l6zz.
„Radial röhren der sphärischen Schale cy 1 i nd risch-kon isch , gerade, glatt, von der
nämlichen Länge wie die Tangentialröhren des Netzwerkes, welche ebenfalls glatt gerade oder
cylindrisch sind“ (Haeckel).
Die Maschen der Gitter schale werden von Haeckel als regelmäßige Dreiecke ge-
zeichnet. Bei dem mir vorliegenden Exemplar haben sie vorwiegend die Gestalt von Vierecken.
Durchmesser der Gitterschale nach Hakckki. 1,0 — 2,0 mm.
Fundorte: Mittelmeer, Atlantik, Indik, Pacifik („Oberfläche“, Haeckel); T.-St 43
(Guineastrom, V., 1 unvollständiges Exemplar).
Verbreitung. Anscheinend Warm wasserform.
Au. triodon Haeckel.
Tiif. XI, Fig. 105 — 107; Taf. XLVII, Fi#. 356.
Aulosphaeta diodon Hakckel, Rep., p. i<>J3, -f- Aulosphaera triodon HAECKEL, Rep,, p. 1623, Taf. CIX, Fig. 8.
Radialstacheln glatt, ungefähr so lang wie die Tangentialbalken, mit 2 — 3, seltener
4 Endzähnen, seltener mit vereinzelten Seilendomen.
Bei den mir vorliegenden Exemplaren finden sich sowohl zwei- als dreizinkige Radial-
stacheln. Je nachdem die ersteren oder die letzteren überwiegen, soll die betreffende Form als
var. diodon oder triodon bezeichnet werden.
Gitterschale nahezu kugelig, großmaschig, l>ei beiden dem „Valdi via“- -Material ent-
stammenden Exemplaren vorwiegend aus viereckigen Maschen bestehend.
Durchmesser nach Haeckel 1,2 (triodon) und 2,5 {diodon mm); Durchmesser der mir
vorliegenden Exemplare 2,5 — 4 mm (antarktische Form 2,5 — 3, tropisch-indische Form 4 mm).
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Tief«?«- R adinloricn.
113
Fundorte: Ch.-St 332 (südlicher Atlantik, „Tiefe 2200 Faden“, var. diodon\ Ch.-St. 231
(nordöstlicher Pacifik, „01x*rflächeM, var. triodon); T.-St. 139 (Antarktis, \,f„ var. triodon-diodon), 239
(nördlicher Indik, V, var. diodon).
Verbreitung. Anscheinend kosmopolitische (eurytherme) Form. Vertikalverbreitung
unbekannt
2. Gruppe. Maschen großenteils gleichseitig-dreieckig \Aulosf>haerissa (Haeckel)].
Au. coronata n. sp.
Taf. XI, Fig. 109; Tal. XLVI1. Fig. 357-
Aulcnpkarra coronata V. HaECKER, 1004 a. S. 637, Fig. 23.
Radialstacheln glatt, in der Regel etwas kleiner als die Tangen tialhalken, mit 4,
seltener 5 geknöpften F.ndzähnen.
Gitterschale bimförmig, kleinmaschig, regelmäßig sechsstrahl ig.
Durchmesser 3 — 4 mm.
F'undorte: T.-St 39, 43. 44 (Guineastrom, V.), 214, 217, 268 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung. Anscheinend stenotherme W armwasserform. Vertikalverbreitung un-
bekannt
Ali. filigera n. sp.
Taf. XI, Fig. 108.
Aulosphatra feHgtnt V. Hak kkk. 1004 a, S. 637, Fig. 24.
Radialstacheln so lang wie die Tangentiallxalken, unregelmäßig bedomt, am Ende mit
3 oder 4 geknöpften Terminalästen. An der Außenseite der TangentialUilken erheben sich drei
(seltener 2 oder 4) geschlängelte, spathillentragende Fädchen, von denen das
mittlere die Mitte des Balkens einnimmt, während die beiden äußeren die Balkenlängc dreiteilen.
(jitterschale ellipsoidisch, regelmäßig sechsstrahlig.
Länge der Schale 4 — 4,5 mm. Breite 3,5 — 4 mm.
Fundort: T.-St. 55 (Guineastrom, V. 1200). Außerdem vom „Gauß“ mehrfach im
tropischen Atlantik «angetroffen (vergl. 1904 a, S. 637).
Au. bisternaria Haeckel.
Taf. XII, Fig. HJ— 119; Taf. XLVII, Fig. 354, 35J, 359.
Atilotpkaera bnfemana HAECKEL, Rep., p. 1624, PI. CIX, Fig. II — 12; Anlatractus 01 ul um BoRGKRT, Nord. Trip.,
S. 20. Fig. i«), 19 a, 1 9 b, septentnonalis Bokoekt, ebenda, S. 16, Fig. 20, 20a, 2o b.
Unter der 1 1 aeck tauschen Bezeichnung Autosfthaera bisternaria fasse ich alle diejenigen
Formen zusammen, deren Radialstacheln durch zwei Astquirle ausgezeichnet sind und bei
welchen die Aeste des proximalen Quirles länger, vielfach 2 mal so lang als die des distalen
sind (vergl. Taf. XII, Hg. 113).
Allerdings fügt 1 Iaixkei. der Artbeschreibung von An. bisternaria als weiteres Kenn-
zeichen hinzu, daß die 3 proximalen Aeste mit den 3 distalen so regelmäßig «alternieren, daß die
6 Aeste in 6 verschiedenen Meridionalcbcnen liegen. Nach dem mir vorliegenden Material ist
* 13
OndacK« Ttvfwv-ExpedrtMW ifcA— iV» IM. XIV'. je
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Valent ix Haecker.
114
aber weder die Zahl, noch die Anordnung der Aeste einer derartigen Beschränkung unterworfen,
und ich glaube daher nicht fehlzugehen, wenn ich das HaeckelscIic Original nur als eine t>e-
sondere Varietät einem gröberen Formenkreise etnordne, für welche ich die H.\ECKELSche Art-
l>ezt*ichnung Jiistemaria* trotz des enger begrenzten Wortsinnes in Vorschlag bringen möchte.
Mit dieser Großart würden auch die Borgert sehen Arten - tulatractus ot'uium und
schient rkmahi zusammenfallen, welche wegen der meist ellipsoidischen oder eiförmigen Schale nicht
der Gattung Aufasf*haeru% sondern der Gattung Aulatractm einverleibt wurden.
Danach würde sich folgende Artdefinition ergeben:
Radialstacheln so lang oder etwas länger als die glatten Tangentialbalken, mit ver-
einzelten Seitenilsten oder Domen und zwei Quirlen von je 2 — 6, meist 3 spat hillen-
tragenden Aesten. Die kurzen Aeste des distalen Quirles sind kronenförmig, die längeren
Aeste des proximalen Quirlas im ganzen schalenförmig angeordnet.
Form der Gitterschale kugelig, ellipsoidisch oder oval ( Aulatractm ovulum Borgert),
bim- oder ballonförmig, seltener der Spindelform genähert (. tu. septcntrioualis Borger!). In
letzteren Fallen sind die Radialstacheln des stumpfen oder auch diejenigen beider Pole beträchtlich»
bis zu 1 i/2mal länger als die übrigen. Maschen weite der Schale sehr variabel im ganzen
aber wohl etwas geringer als lx*i . tu. la brado rien sis.
Größter Durchmesser der Gitterschale 2,5 — 5,5 mm.
Varianten. Die Art zerfällt meinem Material zufolge in verschiedene Untertassen,
unter welchen sich zwei extreme Formen l>esonders hervorheben, eine vorzugsweise die ober-
oberflächliche Schicht der wärmeren Meere bewohnende Warmwasserform, . tulasf'hacra bisfrmaria
ovulum , und eine ausgesprochene Kaltwasserform, Au. bistcruaria schient rionalk (. lulatractus sc/'-
tcutrionafis Borgert, partim). Bei ersterer sind die Quirle verhältnismäßig weit auseinander-
gerückt (Distanz ’/s — */« der Stachellänge), die Zahl der Aeste der beiden Quirle ist gering
<2 — 4), und die» Knclen der Aeste sind nur mit undeutlichen Knöpfchen versehen ; lx*i letzterer
stehen die beiden Quirle dicht lx.*i einander (Distanz = 1/12 — >/i6 der Stachellänge), die Zahl der
Aeste ist größer (3— 6), und ihre Enden sind mit kräftigen, vielfach geteilten Endpolstcm aus-
gestattet.
Die Figurenreihe, Taf. XII, Fig. 113 — 119, läßt den allmählichen Uebergang der Warm-
wasserform in die Kaltwasscrform erkennen.
Pig. 113 stammt von einem Schalenbruchstück aus den Ol »erflächenschichten des
tropischen Indik (T.-St 215, qu. 200), bei welchem die Quirle sehr weit voneinander stehen und
von nur je 3 geknöpften Aesten gebildet werden. Die Sarkodc ist zwischen den beiden Quirlen
zu einer sanduhrförmigen Stachelscheide eingezogen, so daß die Oberfläche des Weichkörpers
eine Ijedeutende Vergrößerung erfährt.
Aehnliche Stachelformen mit weit auseinandergerückten Astquirlen fanden sich auch bei
zahlreichen, mit dem Vcrtikalnctz in den tropischen Meeren gefischten Exemplaren, z. B bei
einem ausgesprochen ballonförmigen, welches in T.-St. 217 (nördlicher Indik) erl>eutet wurde und
in Fig. 359 (Taf. XLVII) abgebildct ist. Auch eine nahezu kugelige Form aus dem tropischen
Indik (Taf. XLVII, Fig. 355), sowie der ellipsoidische. bisweilen ebenfalls der Kugelform stark
genäherte Aulatractm ovulum Borgert aus der Irmingersee, dem Libradorstrom und Süd-
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l'ieftee* K.-uhoUncn.
1 1 5
äquatorialstrom (Borgert, 1901a, S. 20, und 1903, S. 736) dürfte hierher gehören. Ueberhaupt
scheint die Schalengestalt l>ei dieser Form, die als Aulosphacra bistemaria <n<ulum bezeichnet
werden mag, eine sehr variable zu sein. Leider liegen infolge der großen Zerbrechlichkeit und
Zerreißbarkeit der Gitterschale in der Regel nur Bruchstücke vor, so daß Genaueres darüber
nicht angegeben werden kann.
Die Fig. 114 giebt weiter einen Stachel der häufigsten Form wieder, welche von der
„Valdivia* in verschiedenen Meeresgebieten, namentlich aber im tropischen Indik gefischt wurde.
Diese Varietät entspricht im wesentlichen der vorigen, jedoch sind die Stacheln kräftiger, und
die Quirle stehen etwas weniger weit auseinander, so daß also der Habitus des Stachels im ganzen
der echten, in der Antarktis gefischten Aulosphacra bistemaria Haeckel entspricht Von dieser
Zwischen form, welche die Bezeichnung Aulosphaera bistemaria bistemaria führen möge, liegen
mir trotz ihrer außerordentlichen Häufigkeit keine vollständigen Gehäuse vor, so daß ich über
die Gestalt der Schale nichts aussagen kann.
Die Figg. 1 1 5 — 1 1 9 stellen sodann die Stacheln einiger antarktischer Exemplare dar,
welche zur eigentlichen Kalt wasserform (Taf. XLVII, Fig. 354) zu stellen sind. Hier sieht man
die Stacheln mehr und mehr zur „Dolden“- oder Kandelaberform übergehen. Beim ersten,
Fig. 1 1 5, sind die Astquirle einander sehr stark genähert die Zahl der Aeste ist vermehrt (oben
4, unten 0\ und die Endpolster sind bereits vergrößert; der zweite, Mg. 116 und 119, weist
doppelte Fnd|>olster auf, und beim dritten, Fig. 117 und 118, ist eine Spaltung der oberen und
eine aliermalige Vermehrung der unteren Aeste zu erkennen, so daß ol>en 6, unten 8 Aeste
vorhanden sind. Es tritt also auch hier die bei so vielen Kaltwasser-Tripyleen zu beobachtende
Tendenz hervor, die Zahl der Stützpunkte für die ex t rakaly m m ale Sarkodehaut
zu vermehren. Die mir vorliegenden vollständigen Exemplare zeigen meist eine ausgesprochene
Eiform und tragen am stumpfen Pol bedeutend längere Stacheln als am spitzen (Taf. XLVII,
Fig. 354), eine polare Differenzierung, die in dieser ausgeprägten Form nur noch bei Aulosphaera
robustn (Taf. XI, Fig. 110 und 1 1 1) auftritt Als Wohngebiet dieser Form sind in erster Linie
die Antarktis und die angrenzenden Meeresteile bis zum 40° S. Br. zu nennen (ein typisches
Exemplar stammt von T.-St 1 1 5). Sicher ist aller hierher auch die Borger rische Art Aula-
traetus septentrionalis zu rechnen, und zwar mit Rücksicht auf ihre cllipsoidische oder eiförmige,
seltener der Spindelform genäherte Gestalt und das Auftreten von Varianten mit gegabelten
Stachelästen (Borgert, 1901a, S. 22, Fig. 20b). Da diese Form in der Irmingersee und im
Labradorstrom erbeutet wurde, so stellt also unsere Kaltwasserform offenbar eine ausgesprochene
bipolare Unterart der Aulosphaera bistemaria dar, für welche die Bezeichnung Aulosphaera
bistemaria septentrionalis eingeführt werden möge.
In Bezug auf die Vertikalverbrcitung der Kaltwasserform lassen sich dem „Valdivia“-
Material keine genaueren Daten entnehmen.
Im ganzen dürfen wir die Aulosphaera bistemaria als eine kosmopolitische, vorzugs-
weise wohl in den Oberflächenschichten lebende Art betrachten, welche in den W'ärmeren Meeren
hauptsächlich durch die Unterarten Au. b. omtlum und bistemaria , in den kälteren Gebieten
durch die bipolare Au. b. septentrionalis vertreten ist
Der zu Aulosphaera bistemaria gehörigen Formengruppe schließen sich sehr eng folgend*-
3, bis auf weiteres als gesonderte Species zu betrachtende Formen an:
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Au. robusta n. sp.
Taf. XI, Fig. no — m.
Aulosphtura robusta V. Haecker, 1904 a, S. 610, 639, Fig. I 2.
Bei dieser nur in einigen Exemplaren vorliegenden Form ist die Anordnung der l)eiden
Quirle die nämliche wie bei Au. bistemaria bisternariay jedoch ist sie von Au. bistcmaria ver-
schieden durch die außerordentlichen Größen unterschiede der Stacheln an den beiden
Polen der eiförmigen Schale (Fig. i io stellt einen Stachel des stumpfen, Fig. i 1 1 einen solchen
des spitzen Poles dar), sowie durch die pfostige, ungemein dickwandige Beschaffenheit
der RadiaLstacheln des stumpfen Poles.
Länge der Schale 3,5 mm, Breite 3 mm.
Fundort: T.-St 86 (am Außenrand des Benguelastromes, V. 2000); außerdem vom
„Gauß“ in der Antarktis gefischt (vergL 1904 a, S. 639).
Au. spatliillata Haeckel.
Taf. XI, Fig. l!2.
Autosphuera tpathiUata Hakckki., Rep., p. 1624, Fl. CIX, Fig. 7, 7a.
Diese Form schließt sich gleichfalls in Bezug auf die Anordnung der Astquirle an Au.
bistemaria , und zwar an Au. b. uftentrioua/is an, ist jedoch hauptsächlich dadurch von der-
selben unterschieden, daß der Terminalquirl nicht aus Aesten mit Endknöpfchen, sondern aus
tangential abstehenden Haken besteht und daß die sehr schlanken RadiaLstacheln 1 1/2 — 2 mal
nach Haeckel 2 — 3 mal so lang wie die Tangential bal ken sind.
Mein an einer Stelle des tropischen Indik gefischtes, unvollständiges Exemplar unterscheidet
sich von dem Hakckij. 'sehen dadurch, daß die Radialstacheln unterhalb der Quirle nicht glatt,
sondern mit Seitendomen versehen sind, wetche pantoffelähnliche Endplättchen tragen. Es läßt
diese Struktur darauf schließen, daß die WeichkÖrperolierfläche in der durch die punktierte
Linie angedeuteten Weise zu Stachelscheiden ausgezogen isL Auch auf den Tangentialbalken
erheben sich, ähnlich wie bei Au. fiiigem, fadenförmige Anhänge, deren Spitzen bei meinem
Exemplar sämtlich abgebrochen waren.
Als Durchmesser der kugeligen Schale giebt Haeckel 3,2 mm an.
Fundorte: Ch.-SL 298 (südöstlicher Pacifik); T.-St. 237 (nördlicher Indik, V.).
Die letzte, dem Formenkreis der Aulosf>haera bistemaria anzuglicdemde Art ist:
Au. trispathis n. sp.
Taf. XII, Fig. 121 un<l 1 22.
Aulosphaera trispathis V. HAECKER, 1904a, S. 639, Fig. 25.
Radialstacheln ungefähr so lang wie die Tangentialbalken, mit drei Quirlen von
4 — 6 speichen artig abstehenden, spathillentragenden Aesten, sowie mit mehreren proximalen,
zum Teil zu zwreien gruppierten Aesten.
Gitterschale kugelig bis ellipsoidisch, kleinmaschig, regelmäßig sechsstrahlig.
Längerer Durchmesser 3,5 mm, Breite 3 mm.
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Tief*ce- RadioUricn .
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Der Aulosphaera bi&ternaria sehr nahestehend, jedoch durch die ziemlich konstante Drei-
zahl der spathillentragenden Quirle von ihr unterschieden und in dieser Richtung an die
pacifischc Au. dendrophora Habckel erinnernd. Sie unterscheidet sich von dieser durch die
geringere Zahl und die speichenartige Anordnung der Aestc und durch das Vorhandensein von
proximalen, zerstreut stehenden Aesten.
Fundorte: T.-St 55 (Guineastrom, qu. 200), T.-St 64 (Golf von Guinea, V. 2000),
T.-St 2 1 8 (Indik, V. 2 500).
Verbreitung: Anscheinend Ol>erflächen bewohnen n und Warmwasserform.
All . labradoriensis Borgert.
Taf. XI, Fig. 104; Tat. XII, Fig. 120, 125—127; Taf. XL VII, Fig. 351.
Auluphuera labradorienstt Borulk 1, Nord. Trip., S. 16, Fig. 15, 15 a, 15 b.
Radial. stacheln ungefähr so lang wie die glatten Tangentialbalken, mit zahlreichen,
kurzen, nach dem distalen Ende gerichteten Seitenästen, welche im oberen Teil des Stachels 2 — 3,
seltener 4 — 5 Quirle bilden, während sie im übrigen Teil des Stachels einzeln oder paarig
stehen. Stacheläste spitzig, höchstens mit winzigen Kndknöpfchen.
Gitterschale kugelig, großmaschig, regelmäßig sechsstrahlig; seltener (bei einer lang-
strahligen Varietät des Atlantischen Oceans) leicht ellipsoidisch und in diesem Fall an den Polen
mit besonders langen und dichtstehenden Stacheln IjesetzL
Durchmesser gewöhnlich nur 1,3 — 2 mm (nach Borgert 14 — 1,6 mm), seltener bis
zu 4 mm.
Fundorte: Weitverbreitete Form; Atlantik, Indik, Antarktis, nach Borgert auch
Irmingersee, Westgrönlandstrom, Dibradorstrom (hier sehr zahlreich).
Vertikalverbreitung. Im tropisch-atlantischen und tropisch-indischen Ocean sind
hierher gehörige Formen stets nur in tiefer gehenden Vertikalnetzzügen gefischt worden. Ins-
besondere dürfte die langstachelige Varietät (Fig. 127) des tropisch-atlantischen Oceans (T.-St 43,
46, 54, 55) sehr beträchtlichen Tiefen entstammen. Al>er auch die kleinen, kugeligen und sehr
großmaschigen Formen (Fig. 104) sind niemals, wie ihrer geringen Größe nach zu erwarten
wäre, in Planktonfängen erbeutet worden. Man wird daher bis auf weiteres anzunchmen haben,
daß die vorliegende Art keine Oberflächen form, sondern eine Bewohnerin der Tuscarorenschicht
400 — 1000 m) ist eine Ansicht welche wenigstens durch einen Schließnetzfang (T.-St 66,
S. 500 — 300) bestätigt zu werden scheint
All. elegantissima IIaeciced
Taf. XII, Fig. 123 — 124.
Aulosphaera elegantissima HaeCKEC, Mon., 1802, S. 359, Taf. X, Fig. 5; Taf. XI, Fig. 5, 6; Rep., p. 1624;
R. Hkrtwiu, 1879, S. 90, Taf. X, Fig. 2, 4, 5, 8, 14, 15.
Rad ial stacheln bis zu zweimal so lang als die glatten Tangential balken, im oberen
Drittel mit 10 — 12 regelmäßigen Astquirlen, in den unteren Abschnitten mit unregelmäßig zer-
streuten einfachen oder gegabelten Terminalästen. Die Quirle bestehen ziemlich regelmäßig aus
8, oder, genauer, aus 4 gleich an der Basis gegabelten, spathillentragenden Aesten (Fig. 123).
1 *7
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1 18
VALKiCTtN IlAECXER.
Sehr häufig war an den meist abgebrochenen Stacheln eine plasmatische Stachelscheide
zu erkennen (Fig. 1 24).
Gitterschale nahezu kugelig, ziemlich grobmaschig, im ganzen regelmäßig sechsstrahlig.
Sehr häufig sind lienachlwrte Tangen tialbalken durch Zwischenbalken verbunden (Fig. 124).
Durchmesser 2,5—3 mm.
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen recht gut mit der Haeckel sehen Auto&phaera
e/egantissima überein, nur weist letztere eint* geringere Zahl von Quirlen (4 — 8), dagegen eine
größere Zahl von Quirlästen (8 — 12) auf.
Fundort: Messina (Oberfläche^ Haeckel). Im NValdivta*-Matcria1 fanden sich keine mit
vollkommener Sicherheit hierher gehörige Exemplare, dagegen wurden vom „Gauß“ verschiedene
Exemplare in der Antarktis gefischt (vcrgl. 1 904 a, S. 640) •).
Au. verticillata Haeckel.
Taf. XII, Fig. 128— izy.
Aitlosfi/itiera lerthtllata Ha ECK CI-, Rc]>., p. IO24.
Radialstacheln schlank, ungefähr so lang wie die glatten Tangentialbalken, mit etwa
10 (nach Haeckel 8 — 12) Quirlen von 3 — 4 gekrümmten , einfachen Seitenästen, ohne Spa-
thillen (Fig. 1 29).
Gitterschale kugelig, sehr zartmaschig, regelmäßig scchsstrahlig.
Durchmesser der „Challengers-Exemplare 1,6 mm, der tropischen „Valdivia**-Exemplare
1 mm, der antarktischen 2 mm.
Varianten. Die in der Antarktis gefundenen Exemplare sind derber und größer als
die tropischen, ihre Radialstacheln sind länger und weisen eine geringere Zahl von Astquirien
auf (Fig. 128). Sie zeigen Anklängc an gewisse Formen von Aulosphacra tabradoriensis (Mg. 125
und 126), von denen sie aber durch die schlankere Form der Stacheln und die zahlreicheren
und kleineren Stacheläste unterschieden sind.
Fundorte: Südlicher Pacifik (Oberfläche, Haeckel); T.-St. 41 (Guineastrom, P. 200),
143 (Antarktis S. 300 — 200).
2. Gattung. Aulatractus Haeckel
In der Gattung Aufatractus faßt Haeckel diejenigen Formen zusammen, welche eine
ellipsoidische oder spindelförmige Gitterschale mit regelmäßig dreieckigen Maschen
besitzen. Auch Borger r hat diese Einteilung vorläufig (1901 a) angenommen und demgemäß
zwei seiner neuen Aulosphäridcn-Artcn, ovulum und septentrumalis , der HAECKKL’schen Gattung
_ lulatrac/us eingereiht
Schon die Bemerkung Borgert’s, daß Aulatractus ovulum sich bisweilen der Kugelform
stark nähere, zeigt, daß eine Unterscheidung der Gattungen Aulosphacra und Aulatractus aus-
schließlich nach der Gestalt der Schale nicht gut durchzuführen ist Vielmehr bilden, wie sich
aus dem „Valdivia“- Material ergab, mindestens die Formen Aulosphaera bislcniaria, Aulatractus
I) S. oben S. 82. Anm. 1.
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Tief »er* K nclioUrien.
119
ovulum und Aulatradus sefitentrionalis eine zusammenhängende Reihe und sind daher auch als
l’nterarten oder Rassen einer Großart aufzufassen. Auch sonst sind lx?i verschiedenen Aulo-
sphäriden Schwankungen zwischen der Kugel- und Eiform zu beobachten, in ähnlicher Weise,
wie dies z. B. auch für einige Castancllidcn gezeigt werden kann.
Eine sell>ständige Stellung nehmen allerdings diejenigen .- 1 itlah m tus- A rten ein, welche meist
eine ausgesprochene spindelförmige Schale mit zwei gewöhnlich ungleich geformten Polen besitzen.
Speciell der im tropischen Atlantik und Indik außerordentlich häufige und hier in den meisten
Vertikalnetzfängen erbeutete Aulairadus /usi/ormis (Taf. XL VII, big. 358) ist von allen Aulosfihaera-
Arten durch seine spindelförmige, ungleichpolige Gestalt und ebenso durch die charakteristische
Yerzweigungswcise der Radialstacheln so scharf unterschieden, daß man wohl l>erechtigt ist,
die Gattung Aulatradus in einem engeren Sinne festzuhalten. Diese enger umgrenzte
Gattung Aulatradus. welcher wahrscheinlich auch die HAKCKEL’schen Arten Au. difi/oconus und
t usulus einzureihen sind, würde dann charakterisiert sein durch die in der Regel spindel-
förmige, ungleichpolige Schalengestalt
Aulatractus fusi/ormis Haeckel.
Taf. XIII, Fig. 130 — 131 ; Taf. XLV1I, Fig. 338,
Auhituutui / usi/ormis Haeckel, Kc]>., p. 1632, PI. CXI, Fig. 6, <>a, 6li; Borgert, Nord. Trip., S. 22, Fig. 2 1 a, 2 1 b.
Radial stach ein mit zerstreut stehenden Seitenästen und 2 am Ende befindlichen
Quirlen. Der terminale Quirl besteht aus 2 3, der zweite aus 3 — 5 Aesten. Seltener treten
noch 1 — 2 weitere Quirle hinzu. Jeder Ast trägt ein z we i t e i 1 i ge s, deutlich gez äh ncltcs
F. nd polst er. Die Zweiteilung der Endpolster kann sich auf die Aeste selber erstrecken, so
daß diese gegabelt erscheinen (Fig. 131).
Schale spindelförmig, in der Regel mit einem stumpfen und einem spitzigen Pole.
Maschenwerk im ganzen regelmäßig sechsstrahlig, die Tangentialbalken des stumpfen Endes
außerordentlich d i c k w a n d i g.
Länge der Gitterschale 5,5 — 7,5 mm (nach Haeckel 7,5 — 10, nach Borgert 3,0 — 6,3 mm).
Fundorte: Ch.-St 348, 349 (tropischer Atlantik, „surface and in various depths“):
Irmingersee, Labradorstrom (Bokgert, Nord. Trip, „häufig**); T.-St. 14 (Golfstrom, V. 1000), 39,
41, 43, 44 (Guineastrom, V. 1300 — 3070), 55 (Guineastrom, V. 600, besonders zahlreich), 174
(Südäquatorialstrom, V, mit 3 — 4 Astquirlen), 175 (indischer .Südäquatorialstrom, V. 2200), 215,
218, 237, 239, 240 (tropischer Indik, V. 2otx> — 2500).
Verbreitung. Diese Art scheint eine ausgesprochene War m wasser form zu
sein, wie ihr besondere zahlreiches Vorkommen im Guineastrom erkennen läßt Nach den An-
gaben von Borgkrt kommt die Art in einer verhältnismäßig kleinen Varietät auch in den
nördlichen Misch ge bieten des Atlantischen Oceans vor (Irmingersee. Dibradorstrom), dagegen
ist sie niemals in den Gebieten südlich von 20" S. Br. gefunden worden. An ihre Stelle tritt
in der Antarktis die in Bezug auf die Beschaffenheit der Stacheläste sehr nahestehende Aulo-
sfihaera bisternaria se fiten triona/is , durch welche sie ül>erhaupt mit dem Formenkreis der Auhsfihaera
bisternana aufs engste verbunden ist. Konstante Unterschiede zwischen Aulatradus /usi/ormis
und Auhsfihaera bistentana sefitentrionalis sind folgende: 1} l)i<? Radialstacheln sind bei Au.
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VALfcMTIH ÜACCKU.
fusiformis länger und .schlanker, und die Endpolster der Aestc sind bedeutend größer und
deutlicher gczähnelt als bei Au. bistcrnaria ; 2) die Gitterschale ist bei Au. fusiformis ausgesprochen
spindelförmig, bei Au. bistcrnaria eiförmig mit verlängerten Radialstacheln am stumpfen Pole;
3) das Balkenwerk der Gitterschale ist bei Au. fusiformis, zumal am stumpfen Pole, gröber und
dickwandiger; 4) die Schale ist speciell bei den tropisch-atlantischen Formen nahezu doppelt so
lang wie bei Au. bistcrnaria.
Ueber die Vertikalverbreitung vermag ich nichts Bestimmtes anzugelien, da ich die Art nur
in Vertikalnetzzügen (V. 600 — 3000) vorfand. Die Notiz von Haeckel: „surface, and in various
depths“ hat bisher durch keinen anderen Fund eine Bestätigung gefunden. Zieht man auf der
einen Seite die naturgemäße Unsicherheit der Tief see- Angaben im „Challenger“-Rq>ort in Betracht,
und berücksichtigt man auf der anderen Seile die außerordentliche Größe und die derbe Be-
schaffenheit des Skelettes, so wird man wohl mit der Annahme nicht fehlgehen, das Au. fusiformis
eher den tieferen Horizonten der Challengeridenschicht (50 — 400) und der Tuscarorcnschicht
(400 — 1500) als den Oberflächenregionen angehört
3. Gattung. Auloscena Haeckel.
Aulosphäridcn mit ziemlich regelmäßig -dreieckigem Maschenwerk und mit pyramiden-
förmigen Erhebungen, deren Spitzen von den Radialstacheln eingenommen werden.
Auch diese Gattung läßt sich, ähnlich wie Aulatractus , nicht vollkommen scharf gegen
die Gattung Au/osf/taera abgrenzen. Wenigstens sind bei den einzelnen Individuen von Aulo-
scena fe/agica (Taf. XIII, Fig. 137) die Pyramiden sehr verschieden stark entwickelt so daß alle
möglichen Abstufungen bis zu nahezu glatten, Au/osfbai’ra-lihnlichcn Schalen Vorkommen.
Bemerkenswert ist die weitgehende Konvergenz, welche verschiedene Autosccna- Arten mit
einigen Formen von Sagcnoscena zeigen. Diese Konvergenz erstreckt sich nicht nur auf die
Biltlung von pyramidenförmigen Stachelsockeln, sondern auch auf die Beschaffenheit der End-
kronen und des Schaftes (vergl. z. B. Taf. XIII, Hg. 132 mit Taf. XVIII, Fig. 163). In mor-
phologischer Hinsicht stellen speciell die Pyramiden verschiedenartige Bildungen dar, funktionell
stimmen sie als Druckverteilcr überein.
Auloscena pyramidalis Haeckel.
Taf. XIII, Fig. 133.
Aulouena [tymmidalii Haeckel, Rep., p. 1628.
Radialstacheln mit sehr wenigen Seitendomen (bei der Hafz KEt’schcn Form glatt),
ungefähr so lang wie die Pyramidenstäbe, am distalen F.nde mit 3- -5 (bei der HAECKEL'schen
Form mit 6) divergierenden, nahezu geraden, spitzigen Terminalästen.
Gitterschale 2,5 mm (bei der Haec kf.l sehen Form 3 — 4 mm).
Fundorte: Ch.-St 347 — 349 (tropischer Atlantik, OI>erfläche).
Vom „Gauß“ wurde diese Form einmal in der Antarktis gefischt (vergl. 1904 a, S. 64 1)1).
1) S. oben S. 83. Anm. i.
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TicftM-RadinUiricn.
12 I
An. robustissima n. sp.
Taf. XI n, Fig. 134
Aulouena robustnuma V. Haeckek, 1004 a, S, <>41, Fig. 13.
Radialstacheln außerordentlich stämmig und dickwandig, nahezu cylindrisch, mit
3 — 8 zinkenförmigen Terminalästen und unregelmäßig zerstreuten Scitendorncn.
Gitterschalc ziemlich regelmäßig scchsstrahlig.
Durchmesser 4 mm.
Fundort: T.-St 174 (südlicher Indik, V.)
Aii. atlantica n. sp.
Taf. XIII, Fig. 132.
Aulouena atlantua V. Haecker, 1004a, S. 64 1, Fig. 14.
Diese, der folgenden sehr nahestehende Form unterscheidet sich von derselben dadurch,
daß die Radialstacheln nicht einfach cylindrisch oder besser konisch sind und eine gleichmäßig
dünne Wandung aufweisen, daß vielmehr der distale Teil blasig auf getrieben und
mit stark verdickter Wandung versehen ist Ferner fehlen die subcoronalen Seiten-
äste, während der proximale Teil der Radialsticheln mit einigen wenigen Domen besetzt Ist Zahl
der Terminaläste 12 — 15.
Fundorte: T.-St. 14 (Golfstrom, V* Reste), 90 (Benguelastrom, V., Reste).
Aii. vertidllus Haeckel.
Taf. XV:.Fig. 130; Taf. XLIV, Fig. 336, 338; Taf. XI.V, Fig. 344; Taf. XLVII, Fig. 353.
Aulouena verticillm Haeckel, Rep., p. 1620, Taf. CX, Fig. io, -f Au. penicillus Haeckel, Rep., p. 1620, Taf. CX,
Fig. 3-
Aulouena itrtuillus Borgert, Nord. Trip., S. 10, Fig. 18.
Unter der Speciesbezeichnung : Au. verticillm wird man wohl alle diejenigen Formen zu-
sammenfassen dürfen, deren Radialstacheln am Ende einen Kranz (Corona) von zugespitzten,
mehr oder weniger gebogenen (nach außen konvexen) Terminalästen besitzen und unter dem-
selben in der Regel eine Anzahl dicht gedrängter, dornen- oder hakenartiger Seitenäste tragen,
im übrigen aber nur mit einzelnen, unregelmäßig angeordneten Seitendomen versehen sind. Auch
die HAW KKi.’sche Form Att/oscena fxnicillus aus der Antarktis welche sich durch die unregel-
mäßige (nicht quirlartige) Anordnung der sehr zahlreichen sul>coronalcn Seitenäste und die
größere Zahl von Terminalästen von Au. verticillus unterscheidet, dürfte nur als Lokalform der
Species Au. verficillus anzureihen sein. Im ganzen zeigt sich nämlich auch bei diesem Formen-
kreis daß beim Uebergang von den wärmeren zu den kälteren Meeresgebieten eine Vermehrung
der Verzweigungen der Radialstacheln, und zwar in diesem Fall nicht bloß der Terminaläste,
sondern auch der subcoronalen Seitenäste stattfindet
Danach würde die Artdefinition lauten :
Radialstacheln ein- bis zweimal so lang als die Pyramidenstäbe, unregelmäßig
bedornt, im distalen Abschnitt meistens mit dichter gedrängten, dornen- oder hakenartigen
(subcoronalen) Seiten ästen in unregelmäßiger oder nahezu quirlförmiger Anordnung, am Ende
mit einer Krone von 1 2 — 30 zugespitzten, mehr oder weniger gel>ogenen (nach außen konvexen)
121
liabR-Eipdilii» I*)*— »Sg» Bd. XIV, It,
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Valestin Haeckee.
Terminalästen. Letztere entspringen meistens paarweise, seltener zu dreien oder vieren ver-
einigt, dem Ende der Stacheln.
Ct itterschale kugelig oder breit-oval In letzterem Fall (var. 7) ist der spitzige Pol
durch längere, dichter gestellte Radialstacheln ausgezeichnet Gitter im ganzen regelmäßig sechs-
slrahlig, jedoch kommen zahlreiche Monstrositäten vor (vergl. Taf. XLIV und XLV).
Durchmesser der Gitterschale 1,85 (Borger r) — 3,75 mm.
Unterarten und Rassen:
a) Au. ve rticiUu s typica (Rep., Taf. CX. Fig. 10). Subcoronale Seitenäste senk-
recht abstehend, in 2 — 3 unregelmäßigen tjuirlen angeordnet. Zahl der Terminaläste 12—18.
Durchmesser 3,2 mm.
Fundort: Ch.-St 318 (südlicher Atlantik).
ß) Au. verticittus penicilhts ( Rep., Taf. CX, Fig. 3). Subcoronale Seitenäste senk-
recht abstehend, dicht gedrängt, ohne quirlförmige Anordnung. Zahl der Terminaläste 20 — 30
oder mehr. Durchmesser: 2 — 2,5 mm.
Fundorte: Ch.-St 156, 157 (Antarktis Oberfläche).
7) Au. verticiUus hamata (Taf. XIII, Fig. 136, sowie Borgert, Nord. Trip., S. 19,
Fig. 18). Subcoronale Scitenäste in geringerer Zahl (6 — 8), vielfach hakenförmig abwärts
gekrümmt, darunter zuweilen unregelmäßige, aufwärts gekrümmte Dornen. Zahl der Terminal-
äste 12 — 25. Durchmesser 1,85 (Borger r) — 3,75 mm.
Fundorte: Irmingersec, l-abradorstrom (Borgeri), T.-Sl 149 (Antarktis, V.). Außer-
dem vom „Gauß“ an mehreren Stationen der Antarktis gefischt (vergl. 1904 a, S. 642).
h) Au. veriiciUtts faevis. Subcoronale Aeste in geringer Zahl (3—8), von ver-
schiedener Beschaffenheit Unterhalb dersellien sind die Radialstacheln glatt. Zahl der
Terminaläste 12 — 1 6, seltener 18—22. Durchmesser 2,5 mm.
Fundorte: T.-St 55 (Guineastrom, V. 3000), T.-St 149 (Antarktis, ncl>en var. 7, V. 1500),
T.-St 190, 231 (tropischer Imlik, V. 1100 und 2500).
') Au. i'ertif ifhts laevissima. Eine dem ganzen Habitus nach hierher gehörige
Form mit nur 6 — 8 Terminalästen, ohne subcoronale Seitenäste und mit nur wenigen
Seitendornen, der Auiouena a Mantua (Taf. XIII, Fig. 132) sehr ähnlich, jedoch von ihr durch
die gleichmäßige Verjüngung und Dünnwandigkeit der Radialstacheln unterschieden. Durch-
me_sser 3,5 mm.
Fundort: T.-Sl 215 (tropischer Indik, V.). Außerdem vom „Gauß“ im Guineastrom
gefischt (vergl. 1904 a, S. 643).
Verbreitung. AuJounia vtrtkiUm in der hier vorgenommenen Umgrenzung stellt
eine kosmopolitische, eury t her me Form dar, welche jedoch in den kälteren Gebieten eine
Anzahl von Varietäten bildet, welche durch die größere Zahl der Terminal- und
Seitenäste von der Mehrzahl der in den Warmwassergebicten gefundenen Formen unter-
schieden sind. SjK?ciell die sehr stark ausgebildeten Kronen mit 20 — 30 TerminaliLsten finden
sich fast ausschließlich in der Antarktis, nur ein Exemplar von Au. rntkiUus lacvis aus dem
tropischen Indik (T.-Sl 231) mit 18 — 22, und die nahestehende Form Autosiena tentonum
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TiefM!«v Ra<ii< 4ori«n.
123
Haeckel aus dem nordwestlichen Pacifik (Ch.-St 231) mit 20 — 30 Terminalstacheln kommen
in dieser Hinsicht den antarktischen Exemplaren nahe. Auch di«? Zahl der subcoronalcn Seiten-
iste ist hei den antarktischen Varietäten fast durchweg beträchtlicher als bei den Warmwasser-
formen.
Andererseits fand sich die Varietät laevissima mit ganz wenigen (6 — 10) Terminalästen
und vollständig fehlenden Subcoronalisten ausschließlich an zwei tropischen Stationen, während
die Formen mit einer mittleren Astzahl, nämlich mit to -20 Terminalästen, in ungefähr gleicher
Weise in den wärmeren und kalten Meeresgebieten verbreitet zu sein scheinen.
Speciell die Au. verliciHus hamata scheint eine bipolare Form zu sein. Bemerkenswert
ist dabei, daß diese Unterart in der Antarktis nahezu die doppelte Größe erreicht gegenüber
der nordischen, im Labradorstrom und in der Irmingersee gefundenen Form.
In Bezug auf die Vertikalverbreitung geben die Fänge der „Valdivia“ keinen genaueren
Aufschluß.
All. pelagica n. sp.
Taf. XIII, Fig. 137; Taf. XLVII, Fig. 352.
Auloucna prlngica V. HaEcKEK, 1904 a, S. 643, Fig. 6.
Eine der Auhsphatra vertu i Hat a Haeckel ähnliche Form, jedoch von dersell>en dadurch
scharf unterschieden, daß nur etwa die Hälfte der Knotenpunkte Radialstacheln trägt und daß
sich die stacheltragenden Polygone zu einem pyramidenförmigen oder, falls zwei Stacheln
unmittelbar benachbart sind, miteinander zu einem dachförmigen Zelte erhel>en. Auch sind
die Radialstacheln kürzer, und die Zahl der deutlich ausgeprägten Quirle ist geringer.
Radialstacheln unregelmäßig bedomt, in der distalen Hälfte mit 4 — 5, aus je drei
leicht gelegenen, geknöpften Aasten l>estchenden Quirlen.
Gitter schale im ganzen regelmäßig sechsstrahl ig, mit pyramiden- oder dachförmigen
Zelten. Durchmesser 1,2 — 14 mm.
Fundorte: Von der „Valclivia“ wurde diese Form ausschließlich in den Stationen des
tropischen Indik (St. 220, 221, 226, 227, 231, 237, 239, 240, 269) in Planktonfängen
(qu. 200, 100, 50, 20) gefischt
Verbreitung. Offenbar ausgesprochene Warmwasser- und Ol)erflächenform, welche,
als eine der wenigen phaoplanktonisch en Tripyleen, sogar in die oberflächlichsten
Regionen zwischen o — 50 m emporsteigt
4. Gattung. Aulastrum Haeckel
Aulosphäriden mit polygonalen, meist fünf- oder sechseckigen Maschen und mit Radial-
stacheln.
Aulastrum monoceros I Iaf.ckkl
Taf. XIII, Fig. 138; Taf. XLVII, Fig. 360.
Auloterot monottnt HAECKEL, Rep., p. 1653.
R ad i alstac h ein 3 — 4 mal so lang als die Tangentialbalken, sehr dicht stehend (die
Mehrzahl der Knotenpunkte träjft Stacheln), j^roßentcils glatt, mit fein bodomteni Endknopfe.
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Valentin Haeckeh,
Maschen werk der kugeligen Gitter schale regelmäßig pcntagonal und hexagonal.
Durchmesser 3,5 — 4 mm.
Die mir vorliegende Form ist durch die iJlnge der Stacheln {Radialstacheln nach Haeckel
ungefähr so lang wie die Tangentialbalken oder etwas länger) und durch den Besitz eines be-
domtcn Endknopfes von der H aex.k EL’schen Form unterschieden.
F'undorte: Ch.-St. 347, 348 (tropischer Atlantik), T.-St 43, 55 (Guineastrom, V.),
T.-St 218, 237 (tropischer Indik, V.).
Verbreitung. Offenbar Warm wasser form. Vertikalverbreitung unbekannt
Au. spinosum Borgert.
Taf. XIV, Fig. 13g — 140.
Aulastrum spinosum BOKCKRT, Nord. Trip., S. 24, Fig. 23.
? Aulastrum tnchocems H AECKKL, Rep., p. 1636.
Radialstacheln 2 — 3 mal so lang als die mit einzelnen feinen, geknöpften Fädchen
l>esetzten Tangentialbalken ; mit gewöhnlich 3 kurzen, vielfach nur höckerartigen Endästen und
mit zahlreichen , schwach gekrümmten , geknöpften , häufig paarweise angeordneten
Scitenästcn. Letztere bilden am distalen Ende unterhalb der Terminaläste zwei bis drei
Quirle.
Gitterschale kugelig, ziemlich regelmäßig pentagonal.
Durchmesser 1,5 — 1,7 mm.
Fundorte: Labradorstrom (zahlreich, Bokgert); vom „Gauß“ in zahlreichen Stationen
der Antarktis erbeutet (vergl. 1904 a, S. 641).
Verbrei tung. Ausgesprochen bipolare Form.
Wahrscheinlich gehört hierher auch die HAECKKi.’sche Form Au. trichocrros , welche
6 — 8 Quirle von je 3 Seitenästen besitzt und einmal im südlichen Pacifik, Ch.-St. 289, also eben-
falls in einem kalten Stromgebiet, gefischt wurde.
Au. mirabile Borgert.
Taf. XIV', Fig. 141 — 142.
Aulastrum mirabilt Bokgert, Nord. Trip., S. 24, Fig. 24,
Radial stach ein etwa 3 mal so lang als die glatten Tangential balken, in der distalen
Hälfte mit etwa 10 Quirlen von meist 8 knöpfchentragenden Aesten, in der proximalen Hälfte
mit unregelmäßig angeordneten, zugespitzlen Domen.
Gitterschale kugelig, mit nahezu regelmäßigen pentagonalen und hexagonalen Maschen.
Durchmesser 1,8 — 2,8 mm (nach Borgert 2,1 — 2,3 min).
Die Beschreibung deckt sich nahezu vollständig mit der Borger l’schen, nur daß bei den
Bokgert ‘sehen Exemplaren kein Terminalquirl vorhanden war, während mein Material gewöhnlich
einen solchen von 3 — 4 kurzen, rechtwinklig abstehenden Aestchen erkennen läßt Erwähnt sei
noch, daß die Aeste der Quirle gewöhnlich gepaart sind und vielfach doppelte Köpfchen tragen,
ferner daß, wie an einzelnen Exemplaren deutlich zu erkennen war, die Sarkode scheidenförinig
den quirltragenden Abschnitt der Stacheln einhüllt.
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Tie ftee- Radiolarien.
»25
Fundorte: Irmingersee (Borgert), T.-St 44, 218, 239, 2 68 (tropischer Atlantik und
Indik, V.). Wahrscheinlich gehören noch zahlreiche andere Funde, bei welchen die distalen,
quirltragenden Abschnitte durchweg abgebrochen waren, hierher.
Verbreitung. Diese Form wurde bisher einerseits in den wärmeren Gebieten des
Atlantik und Indik, andererseits in der Irmingersee gefunden, besitzt also eine ähnliche Hori-
zontalverbreitung, wie Aulatnutus fusi/onnis. Ueber ihre Vertikalverbreitung liegen keine Daten vor.
3. Familie. Cannosphacridae.
Cannospliaerida IIaeckel, 1879, 1887.
Tripylcen mit zwei konzentrischen, durch Radialbalken verbundenen
Schalen, von denen die äußere im wesentlichen das Gepräge der Aulo-
sphäriden-, die innere das der Circoporidenschalen zeigt. Die Tangentialbalken
der äußeren Schale sind mit Radialstacheln und mit gruppenweise angeordneten, nach außen
gerichteten Ankerfädchen, die Kadiall ulken mit quirlförmig gestellten Ankerfädchen l>esetzt Die
Tangentialbalken und Radialstacheln sind hohl und von Achsenfäden durchzogen.
In Bezug auf den Bau des Cannosphäriden-Skelettes kann ich bis auf einen Punkt auf
die Beschreibung Haeckel’s verweisen. Dieser eine Punkt betrifft die Beschaffenheit der die
beiden Schalen verbindenden Radialbalken und die Art, wie dieselben mit der inneren Schale
im Zusammenhang stehen. Nach IIaeckfj. stellen nämlich die Radialbalken dünne und gerade
cylindrische Kapillaren dar, deren basales Ende mehr oder weniger ausgeweitet, oft trichter-
förmig (funnel-shaped) Ist, so daß die Oberfläche der inneren Schale „mammillatcd“ erscheint. Der
Hohlraum der inneren Schale scheine unmittel-
bar in die Hohlräume der Radialbalken über-
zugehen.
Zu diesen Ausführungen ist vor allem
zu bemerken, daß man speciell bei Canno-
sf'haoa antarctica bei Anwendung stärkerer Ver-
größerungen auch in den Radialbalken einen
Achsenfaden findet (Textfig. 1 6), und ferner,
daß die Radialbalken, mindestens in der Mehr-
zahl der Fälle, nicht hohl, d. h. im Inneren un-
verkieselt sind, sondern zwischen Außcnhülle
und Achsenfaden eine körnige Füllmasse
enthalten , die mit den sekundären Kiescl-
schichten anderer Tripyleenskelette zu ver-
gleichen ist Daß die Radialbalken keinen
I Iohlraum enthalten, ist übrigens schon daraus zu entnehmen, daß man in den Radialbalken, im
Gegensatz zu den äußeren RadiaLstacheln, den Tangentialbalken der äußeren Gitterschale und
den Ankerfädchen, niemals Luftblasen findet
Bezüglich des Zusammenhanges zwischen Radialbalken und innerer Schale ist zu erwähnen,
daß die Radiall>alken in ähnlicher Weise, wie die Radialstacheln der Circoporiden und Tuscaro-
,25
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Valestin Hasckfr,
I 26
riden, pyramidenförmigen, von fensterartigen Ocffnungcn durchbrochenen
Erhebungen der inneren Schale auf sitzen (Textfig. 16). Eine eigentliche Nahtlinie oder
Scheidewand, wie sie bei den Circoporiden und Tuscaroriden zwischen Radialstachel und Basal-
pyramide meist deutlich zu erkennen ist, und wie sie nach R. Hektwig auch bei den Radial-
Ijalken der Cannosphäridengattung Coelacantka vorzukommen scheint, ist allerdings bei Canuo-
spkatra nur in seltenen Fällen nachzuweisen (Textfig. 16a links), vielmehr geht die vorhin erwähnte
körnige Füllmasse der Radiall >alkcn fast immer unmittelbar in die feinporöse Substanz der
Schalen wandung über, so daß die genetische $ell>ständigkeit der Radialbalken verwischt ist
(Textfig. 16a rechts). Die Zahl der fensterartigen Poren ist geringer als bei den Cinco-
poriden und den meisten Tuscaroriden. In der Regel halte ich nur eine oder zwei Basalporen
gefunden (Textfig. 16a links), sehr selten kompliziertere Durchbrechungen (Textfig. 16a rechts*,
ähnlich denen, die man bei manchen Tuscarorcn findet. Im optischen Längsschnitt sieht man
häufig, daß sich der Achsenfaden in einen stäbchenförmigen Anhang fortsetzt, welcher von der
Basis der Radialbalken gegen das Lumen der inneren Schale vorspringt und mit den centri-
petalcn Balken des Aulosphäridenskelettes verglichen werden kann (Textfig. 16b).
Die Anker fädchcn der Radinlltalken von Cannosphaera sind meist in kreuzförmigen
Quirlen zu vieren angeordnet (Taf. XV, Fig. 44) und der Oberfläche der Radialbalken mit
ihrem leicht aufgetriebenen basalen Fnde eingepflanzt Dieses letztere und ebenso die meist in
der Dreizahl vorhandenen Ankerhäkchen zeigen im Kanadabalsampräparat häufig eine Luftfüllung.
Von entwickelungsgeschichtlichem Interesse ist der Umstand, daß nach R. Hertwtg bei Coelo-
cantha amhorata die Radialbalken auf der Höhe jedes Quirles von einem Septum unterbrochen
sind. Es scheint diese Beobachtung darauf hinzu weisen, daß die genetische Selbständigkeit welche
nach dem früher Mitgeteilten (S. 105, untern) für die einzelnen Tangentialbalken der Aulosphäriden
und damit wohl auch der Cannosphäriden anzunehmen ist, ursprünglich auch für die einzelnen
Abschnitte der Radialbalken von Canuosphaera besteht
Hinsichtlich des Skclettl ttues sei noch als eine neue Beobachtung hinzugefügt daß neben
den gewöhnlichen , mit Kadialstacheln ausgestatteten Exemplaren von Cannosphaera antarctica
vereinzelte Exemplare auftreten, welche, abgesehen von einer etwas lteträehtlicheren Größe*, durch
das Fehlen der Radialstacheln ausgezeichnet sind (Taf. XIV, Fig. 143). L>ie genaue
Prüfung der Knotenpunkte der Gitterschale macht es unzweifelhaft, daß die Stacheln nicht etwa
beim Fange ausgefallen sind, sondern daß die Skelette wirklich keine solchen besaßen. Man
könnte zunächst daran denken, daß diese stachellosen Exemplare besondere Entwickelungsstadien
darstcllen. Da ich jedoch bei einem Exemplar in einem Knotenpunkte einen offenbar rudimen-
tären Stachel antraf (Fig. 145, rechts unten), so halte ich cs für wahrscheinlicher, daß es sich
um stacheüose Individualvarianten handelt, wie solche z. B. auch bei den Gistanelliden Vor-
kommen. Möglicherweise stellen auch einige der von Haetkki. beschrielienen stachellosen Aulo-
sphäriden solche Individual Varianten dar.
Ueber die Funktion der einzelnen Skelettteilc gelten diejenigen Exemplare Aufschluß,
welche den Weichkörper in gutem Erhaltungszustand zeigen. Fs handelt sich hier freilich um
sehr seltene Vorkommnisse, denn bei den meisten Individuen sind nur die in der inneren Schale
eingeschlossenen Teile des Weichkörpers, Phäodium und Centralkapsel, erhalten, während das
Kalymma ausgeflossen ist. Der ganze zwischen den Iteiden Schalen enthaltene Raum ist dann
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Ttefsee-Riiiitolarien.
127
gewöhnlich angefüllt von großen Mengen von Diatomeen, insbesondere den mächtigen Cy lindern
von Corethron, welche aller zweifellos nur zufällig nach dem Ausfließen des Kalymmas hinein-
geraten sind. Denn die Untersuchung des Phäodiums zeigt, daß die Nahrung der Cannosphaera
nicht aus diesen großen Charakterformen des antarktischen Planktons, sondern, wie bei den
meisten Tripyleen, hauptsächlich aus kleineren, zum Teil stark vcrkieselten Formen, Fragifaria
u. a-, besteht
In den seltenen Fallen nun, in welchen der Weichkörper gut erhalten ist, kann fest-
gestellt werden, daß auch bei Cannosphaera das ganze Skelett in den Weichkörper ein-
geschlosscn und das letzterer von einer verhältnismäßig derlien Sarkodehaut umschlossen ist
welche sich in Form eines Baldachins über die Spitzen der Radialstacheln ausspannt (Taf. XV,
Fig. 144). Die Radialsticheln dienen .also auch hier als „äußere Druckfänger" und zeigen
dementsprechend hinsichtlich der Anordnung der Terminaläste eine weitgehende Konvergenz mit
den Radialstacheln der Aulosphäriden. Schon die wenigen bisher bekannten Formen der Canno-
sphäriden weisen alle auch bei den Aulosphäridep und anderen Tripyleen vorkommenden Ilaupt-
verz weigungstypen auf, die „A ehrenform*4 ( Coclacantha anchorata, R. Hertwig, 1879, Taf. IX,
Fig. 2), die zwei- und dreizinkige G a b e 1 ( Cannosphaera gcometrUa, Borger r, 1901a, Fig. 25)
und die „Do Iden form14 ( Cannosphaera paei/iea, Haetkel, Rep., Taf. CXII, Fig. 4).
Die übrigen Teile des Cannosphäridenskelettes bilden, abgesehen von den Ankerfädchen,
ein Fach werk, welches allerdings in erster Linie die Bedeutung hat den Weichkörper zusammen-
zuhalten und zu schützen, dessen specifische Strukturverhältnisse aber dem Zwecke dienen, einen
von außen kommenden , durch die äußeren Druckfänger aufgenommenen Stoß in wirksamer
Weise zu verteilen und abzuschwächen. Speciell die äußere Gitterschale mit ihren zu pentigonalen
und hexagonalen Maschen zusam mengefügten, gelenkig verbundenen Tangentiall Kalken bildet die
äußere Gürtung, die Radialbalken stellen die Füllungsglieder und die circoporoide
Innenschale die innere Gürtung dar. Wir finden also die nämlichen Anordnungsverhält-
nisse vor, die z. B. das mechanische oder Stützgcwelx; in den oberirdischen Organen der Pflanzen,
in den Halmen, Blütenstengeln u. s. w. aufweist. Noch größer ist die Aehnlichkeit der Canno-
sphäridenschale mit den Skelettstnikturen der Kieselschwämme (1904a, S. 626 ff.).
Was schließlich die A nkerchen anbclangt die man auf den ersten Blick als Fangappa-
rate anzusehen geneigt ist, so wird man zunächst zu unterscheiden haben zwischen den äußeren,
den Außenflächen der Tangentialbalken gruppenweise aufsitzenden und den inneren, die Radial-
l>alken umstellenden Ankerfädchen. F.inige meiner Bilder zeigen nun, daß die extrakalymmale
Sarkodehaut, wenigstens bei vermindertem Weichkörjx?rvolumen, zwischen den einzelnen Radial-
stacheln tiefe Einbuchtungen bildet und so das Niveau der äußeren Anker erreicht, von
welchen sie in ähnlicher Weise gestützt wird, wie die Haut anderer Formen von den Spathillen
und hedornten Endpolstem der Radialstacheläste (Taf. XV, Fig. 144). Danach dienen also auch
die äußeren Ankerfädchen in jedem Falle als stützende Elemente, dagegen können sie eine direkte
Rolle als Fangapparate schon deshalb nicht spielen, weil sie zweifellos, wie alle anderen Skelett-
teile, vollständig im Weichkörper eingeschlossen sind.
Die inneren Anker endlich haben nach meiner Ansicht keine andere Bedeutung als
diejenige von „intermediären Stützelementen“ oder „inneren Druckfängem“. Sie sind in dieser
Hinsicht durchaus mit den intermediären Stützelementen der Kieselschwämme, z. B. den Mikro-
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V.VLEJfTlN HaECKER,
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Oxyhexaktinen der Hyaloncmatidcn, in Parallele zu setzen, nur daß sie mit den übrigen Skelett-
teilen, speciell mit den „Füllungsgliedem“ in fester Verbindung stehen, was ja bei den inter-
mediären Stützelementen der Schwämme nicht der Fall ist Dieser Unterschied ist zweifellos
in der verschiedenen Beschaffenheit des Weichköq>ers begründet: bei den Schwämmen ist letzterer
ein konsistentes zeitiges Gewelx? mit eigenem, innerem Zusammenhang, weshalb eine feste Ver-
bindung der Skelettteile untereinander nicht notwendig ist. bei den Cannosphäriden wird dagpgen
der Weichkörper durch einen Komplex von Gallerte und zarten Plasmasträngen gebildet, welche
ohne ein in sich zusam men hängendes Skelett keine genügende Kohäsion besitzen würden.
Uebcr den Weichkörper der Cannosphäriden ist noch folgendes hinzuzufügen: Kinen
sehr guten Begriff von der Art, wie die extrakapsulären Sarkodefäden die Gallerte durchsetzen
und ein zartes spinnwebartiges Netzwerk bilden, giebt die Abbildung, welche R. Hertwig von
Coelacantha anchorata gegeben hat (1879, Taf. IX, Flg. 2). Auch die eigentlichen Pseudopodien,
d. h. die frei ins Wasser ragenden Teile sind daselbst wiedergegeben.
Die von der Inneaschale umschlossene Ce n tral kapsel ist von verhältnismäßig zarter
Beschaffenheit. Dieser Eigentümlichkeit, sowie dem Umstand, daß mir von Cannosphaera fast
nur Alkoholmaterial zur Verfügung stand, ist es zuzuschreilien, daß es mir nicht gelang, mit
Hilfe von Schnitten etwas Genaueres über die Kapsel- und Kemstrukturen zu ermitteln. Alle
meine Schnittserien sind unvollständig und insbesondere gelang es mir nicht, die auch von
Haeckel und R. Hertwig bei ihren (Direkten vermißten Parapylcn aufzufinden.
Verhältnismäßig häufig fand ich in meinem Material Centralkapseln mit zwei Kernen,
wie auch die von R. Hkrtwk; al »gebildete Coelacantha zweikernig ist. Soweit die Konservierung
des Materials eine Beurteilung der natürlichen Kemstruktur erlaubt, schließen sich die Kerne
von Cannosphaera hinsichtlich ihres dichtscholligen Baues an diejenigen der Aulosphäriden an.
I n Bezug auf die Horizontal Verbreitung der Cannosj »häriden ist hervorzuheben,
daß sich Cannosphaera antarctica schon durch die früheren Untersuchungen von Hae« kel, Van-
höffen und Jörgensen als eine bipolare Kalt wasserform herausgcstellt hat. Die bisher
nur von der norwegischen Westküste her l>ekannte Cannosphaera hpta Jörgensen wurde von
der „Valdivia“ im Indischen Ocean (T.-St 190) erlieuteL Alle anderen Formen sind nur von
isolierten Fundstellen bekannt.
Soweit genauere Daten hinsichtlich der Vertikal Verbreitung voriiegen, stimmen
dieselben alle darin überein, daß die Cannosphäriden die höheren Schichten, also mindestens
diejenigen des Knephoplanktons (50 — 400 m) bewohnen. Speciell Cannosphaera antarctica geht
in der Antarktis noch über den 50 m-Horizont, also in die Schicht des Phaoplanktons, herauf.
Für C. gcomc/rica und lepta giebt Jörc.kxskx (1905. S. 14 1) ebenfalls die Schichten des Knepho-
planktons als Wohnort an, doch weist ihr äußerst zierlicher Bau und ihre zerbrechliche Be-
schaffenheit darauf hin, daß sie mindestens die höheren Lagen dieser Region liewohnen, und
ebenso wurde Coetoeantha anchorata bei Messina an der Oberfläche erbeutet (JIaeckkl, Rep.,
p. 1641),
Systematik. Im ganzen sind bisher nur 7 Arten bekannt. Speciell die 5 von Haeckel
beschriebenen werden in 2 Gattungen untergebracht, von welchen die eine, Cannosphaera Haeckel,
eine solide, nicht von Poren durchsetzte, die andere, Coe/acantha R. Hertwig, eine von zahl-
reichen Forenöffnungen durchbrochene Innenschale besitzt Ganz streng ist dieser Unterschied
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Ticfecc-Radiolnricn.
nicht durchzuführen, da, wie wir gesehen haben, specicll bei Cannosphaera antarctica die Basal-
pyramiden der Radialbalken eine allerdings geringe Anzahl von Fensteröffnungen besitzen. Dem-
entsprechend ist eine kleine Abänderung der Gattungsdiagnose vorzunehmen, und es sind alle
diejenigen Formen in der Gattung Cannosphaera einzubegreifen, bei welchen die Innenschale
entweder keine oder höchstens an den Basalpyramiden der Radialbalken
Poren besitzt
In der *Valdivia“-Ausbeute befanden sich nur 2 Formen, welche beide der Gattung
Cannosphaera angehören.
Gattung Cannosphaera Haeckel.
Innenschale ohne Poren, höchstens an den Basalpyramiden der Radialbalken mit einigen
wenigen fensterartigen Oeffnungen versehen.
Cannosphaera antarctica Haeckei.
Tal. XIV, Fig. 143: Tal XV, Fig. 144; Tal. XL VII, Fig. 350.
Cannotpkatra antamica Haeckel, Rep., p. 1640, Tal. CXII, Fig. I — 3; VAXlir.FFEX, 1897; ?Jörgf:nsex, K ick >;
Borgert, Xord Trip., S. 26, Fig. 2O, 2 6 a.
Aeußere Gitterschale kugelig, mit unregelmäßigen, meist fünfeckigen Maschen.
Radialstacheln mit 3 oder 4, seltener 5 kurzen gebogenen Endästen.
Tangential balken an ihrer Außenfläche mit Gruppen von dreizähnigen Ankerfädchen.
Radialbalken in ihren .äußeren Abschnitten mit Quirlen von meist 4 ebensolchen Anker-
fädchen besetzt
Innere Schale in trichterförmige Basalpyramiden ausgezogen („mammillate“, FIaeckel),
welche zum Teil von einer oder einigen wenigen Poren durchsetzt sind.
Durchmesser der äußeren Schale 1,2 — 2 mm.
Varianten. In der Antarktis fanden sich neben den gewöhnlichen, nur 1,2 — 1,3 mm
messenden Stachel trag enden Exemplaren (Taf. XV, Fig. 144) an einzelnen Fundorten größere,
einen Durchmesser von 2 — 2,2 mm erreichende Exemplare, welche keine Randstacheln be-
sitzen (Taf. XIV, Fig. 143). Die Tangentialbalken derselben stoßen in den Knotenpunkten voll-
kommen lückenlos aneinander, so daß die Möglichkeit ausgeschlossen erscheint, daß etwa die
Radialstacheln zufällig oder im normalen Entwickclungs verlauf ausgefallen wären. Bei einem
Exemplar war an einem Knotenpunkte ein rudimentärer, stumpf endender Radialstachel vorhanden
(Fig. 143, rechts unten). Allem nach handelt es sich um eine individuelle Abweichung, welche
vorläufig als C. antarctica mermis l>ezeichnet werden möge.
Fundorte: Ch.-St. 154 — 157 (Antarktis, 1300 — 1975 Faden); ?norwegische Westküste
(Jörgensen); Irmingersee und Labradorstrom (Borgert); Westküste Grönlands (Karajakfjord,
Van h offen ) ; T.-St 135, 136, 143, 149 (Antarktis, V. und Schl.-N. 300 — 200 m). Auch vom
„Gauß* in großen Mengen in den oberen Wasserschichten der Antarktis, bis oberhalb des
50 m-Horizontes erbeutet (vergl. 1904 a, S. 643).
Verbreitung. Anscheinend bipolare Kaltwasserform und Bewohnerin der
knephoplanktonischen, zum Teil auch noch der phaoplanktonischen Region.
129
DrcJ-ch* Tifbr»-Ktp«lilwii iKog IM. XIV. | -
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130
Valentin Haecker,
Cannosphaera lepta Jörgensen.
Taf. XL VIII, Fig. 369a und b.
Cannosphaera lepta JftRGKXSEV, 1900; BoRGkRT, 1901a; JftRGENSEN, 1905, S. 14 1, Taf. XVTII, Fig. HO.
Ein mir vorliegendes unvollständiges Exemplar mit wohlerhaltener innerer Schale, Central
kapsel und Kern, welches in einer .Sh^w/a-Schale eingeschlossen und daher vor der die kleinen
Cinnosphäriden in der Regel treffenden vollständigen Zertrümmerung bewahrt geblieben war, zeigt
folgende Verhältnisse ;
Aeußere Gitterschale wahrscheinlich kugelig.
Radialstacheln schlank, glatt, nach außen allmählich veijüngt, mit 3 ziemlich stark
divergierenden Terminalästen.
Tangentialbalken mit je zwei Gruppen von 2 oder 3 stachelartigen, verschieden
langen Anhängen besetzt, welche höchst wahrscheinlich die Basalstücke abgebrochenen Anker-
fädchen darstcllen.
Radialbalken in ihrem äußeren Abschnitt mit 3 Quirlen von (3 oder 4) langen,
außerordentlich feinen, dreizähnigen Ankerfädchon Ixsetzt.
Innere Schale sehr dünnwandig, durchsichtig, leicht polyedrisch, ohne mam millenartige
Basalpyramiden (die Radialbalken sind der inneren Schale mit etwas verbreitertem Fuße aufgesetzt).
Zahl der erhaltenen Radialstacheln 12. Zahl der an der inneren Schale gezählten Radial-
balken 19 — 20. Also wahrscheinlich im ganzen je 20 Radialstacheln und Radialbalken.
Durchmesser höchstens 1 mm. (Die Fig. 369 a auf Taf. XLVIII Ist bei gleicher Ver-
größerung wie z. B. Fig. 143 auf Taf. XIV dargestellt, die Fig. 369 b liei gleicher Vergrößerung
wie Fig. 340—344 auf Taf. XLV und Fig. 347 — 349 auf Taf. XLVI.)
Diese im indischen Gegenstrom gefischte Form stimmt im allgemeinen gut mit der von
Jörgensen an der norwegischen Westküste gefischten Cannosphaera fepta überein, nur scheinen
die Endäste der RadiaLstacheln bei der norwegischen Form eine aufrechtere Stellung zu haben.
Die norwegische Form wurde „general ly only in deep water, yet up to 50 m“ gefischt
Nahe verwandt sind Cannosphaera atiantica Haeckel (Rep., p. 1640, Taf. CXII, Fig. 5, 6)
und C. geometrira Borger r (1892; 1901a, S. 25, Fig. 25).
Erstere scheint derber als die C. lepta zu sein, insbesondere zeigen auch die mit 3 — 5
kräftigen Terminalästen versehenen Radialsticheln eine derbere, stämmigere Beschaffenheit Die
Tangentialbalken sind nach der Beschreibung Haeckel’s mit zahlreichen, zerstreut stehenden
Gabeln von paarigen divergierenden Dornen versehen, und ebenso sind die Radialbalken mit
einzelnen Domen ausgestattet Möglicherweise handelt es sich in lieiden Fällen um abgebrochene
Ankerfädchen. C. atiantica w'urde im tropischen Atlantik (Ch.-St 347 — 349) gefischt
Die zweite der mit C. lepta nahe verwandten Formen, C. geometriea Borgert. ist aus-
gezeichnet durch die würfelförmige Gestalt Uelxjr die Bewaffnung der Tangentialbalken
und Radialbalken liegen keine genaueren Angaben vor. Im ganzen soll nach Jörgensen (1905,
S. 140) diese Form kleiner, aber stärker gebaut als C, lepta sein.
Fundorte: Irmingersee (Borgert); norwegische Westküste ( Jörgen sen).
130
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T iefvoe-Radiolarien.
>3
4. Familie. Sagosphaeridae.
Sagosphaerida Haeckel, «887.
Tripyleen mit großer, sphärischer, ballon- oder spindelförmiger einfacher oder
doppelter Gitterschale, deren in der Regel dreieckige Maschen aus dünnen,
soliden, in den Knotenpunkten miteinander verschmolzenen Balken bestehen.
Historisches über der Erforschung der Sagosphäriden findet sich bei Haeckel, 1887,
S. 1602.
Die Sagosphäriden zeigen die nämlichen Schwankungen nach Größe und Gestalt wie die
Aulosphäriden. Die kleinsten Formen sind einige kugelige, teilweise phaoplanktonischc Sagoscena-
Arten mit einem Durchmesser von nur 1,2 — 1,5 mm, als die größten sind einige Formen von
Sagntoarium, insbesondere die spindel- und herzförmigen Exemplare von Sagenoarivm Chuni mit
einem größten Durchmesser von 6 — 7 mm zu bezeichnen. Eine Vorstellung von der that-
sächlichen Größe der mittleren, einen Durchmesser von 4 — 5 mm erreichenden Formen giebt
ein Vergleich der Abbildung von Sagtnoscena irmingeriana (Taf. XVI, Fig. 152) mit einem bei
gleicher Vergrößerung gezeichneten, zur Gattung Oilhona gehörigen Copepoden (Taf. XVI, Fig. 1 53).
Auf die großen L* ebereinstim m ungen, welche die Sagosphäriden hinsichtlich der Form der
G itterschale mit den Aulosphäriden zeigen, wurde bereits früher hingewiesen.
Der 1 lauptbestandteil des Skelettes wird, wie bei den Aulosphäriden, in der Mehrzahl der
Fälle durch eine Gitterschale gebildet. Während aber bei den Aulosphäriden die Maschen
der letzteren aus hohlen, verhältnismäßig starren, genetisch und morphologisch selbständigen, durch
Gelenke miteinander verbundenen Elementen bestehen, werden sie bei den Sagosphäriden durch
massive, sehr biegsame, in den Knotenpunkten miteinander verschmolzene Balken gebildet Und
während bei den ersteren sehr verschiedene Fachwerksysteme — das dreieckige, viereckige,
polygonal wabige und unregelmäßig-spongiöse — Verwendung finden, setzt sich die Gitterschale
liei den Sagosphäriden in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle aus gleichseitig drei-
eckigen Maschen zusammen. Allerdings führt Haeckel in seiner Subfamilie der Sagmarida
3 Gattungen auf, liei denen die Wandung der Gitterschale spongiös ist und aus einem unregel-
mäßig komplizierten Flechtwerk (wicker-work) l>esteht Aber eine der hierzu gerechneten Formen,
Sagmarium trigonizon , zeigt wenigstens auf der HAECKEL’schen Figur (1861, Taf. XXVI, Fig. 4)
ein ziemlich regelmäßig-dreieckiges Netzwerk, und bei anderen, zur Gattung Sagmidi um ge-
stellten Formen (z, B. X crucicome , 1887, Taf. CVIIl, Fig. 9) liegt der Verdacht nahe, sie möchten
zu einer der weit verbreiteten Sagenoariunt- Arten mit ihrer doppelten, aus dreieckigen Maschen
l>estehenden Gitterschale gehören. Es würden also nur verhältnismäßig wenig Formen übrig
bleiben, bei welchen die Gitterschale wirklich ein unregelmäßig-spongiöses Maschenwerk auf weist.
Trotz der gleichseitig-dreieckigen (an und für sich eine tangentiale Verschiebung der
Knotenpunkte ausschließenden) Maschenstruktur und trotz des Umstandes, daß die Stäbe in den
Knotenpunkten miteinander innig verschmolzen sind, stellt nun aller das Sagosphäridcnskelett
keineswegs ein vollkommen starres System vor. Vielmehr wird durch die Biegsamkeit der Stäbe
dasjenige Maß von Elasticität hergestellt welches im Interesse der Abschwächung und Aus-
gleichung von Stoß- und Druckwirkungen nötig ist Im ganzen läßt sich jedenfalls sagen, daß
die Gitterschale der Sagosphäriden ein System darstellt in welchem Leichtigkeit (Material-
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Valentin Haetker,
*32
ersparnis), Festigkeit gegenüber tangentialen (scherenden) Wirkungen und Elastizität in
vollkommenster Welse miteinander vereinigt sind.
Von weiteren Differenzierungen des Sagosphäridenskelettes sind zunächst die Radial-
stacheln und die zeltartigcn Sockel derselben zu erwähnen. Bei einer der HAECKFx’schen
Gattungen, Sagena, von welcher 4 Arten aufgezählt werden, fehlen die Radialstachcln vollständig
Mir selbst sind solche Formen nicht zu Gesicht gekommen, und ebenso scheinen dieselben im
Material der Plankton-Expedition zu fehlen. Das Gleiche gilt für die Gattung Sagosphmra, bei
welcher sich die Radialstacheln nicht auf zellförmigen Sockeln, sondern direkt in den Knoten-
punkten der Gitterschale erheben. Auch bezüglich dieser Gattung, von welcher im Report
5 Arten aufgezählt sind, stehen mir keine eigenen Erfahrungen zu Gebot, vielmehr sind bei allen
mir vorliegenden Sagosphäriden die Radialstacheln auf der Spitze pyramiden- oder zeltförmiger
Aufsätze angebracht Diese zeltförmigen Bildungen, welche zuerst von R. Hkrtwic. (1879, S. 91,
Taf. IX, Fig. 4) bei seiner Aulosphaera gracilis (im HAECKEL’schen System: Sagosccna grati/ti)
aufgefunden worden sind, sind nun keineswegs, wie Haeckel angiebt, von der gleichen charakte-
ristischen Gestalt wie diejenigen von Aufostena , vielmehr haben wir es, wie ich schon früher
(1904 a, S. 605) hervorgehol>en habe, nur mit Konvergenzbildungen zu thun. Während nämlich
die Pyramiden von Au/oscena einfache Erhebungen einzelner Polygone des Gitterwerks darstellen,
handelt es sich bei den Sagosphäriden um zeltartige, der Gitterschale aufgesetzte
Sonderbildungen, ln funktioneller Hinsicht sind allerdings beide Bildungen ziemlich gleich-
wertig, insofern beide die Aufgabe haben, einen von den Radialstacheln aufgenommenen Druck
möglichst gleichmäßig in der Schale zu verteilen.
Innerhalb der Familie der Sagosphäriden tritt nun ein schon von Haeckel systematisch
verwerteter Unterschied insofern hervor, als lx,*i den einen Formen (Sagostena, Sagenoan'um) die
Zelte keinen inneren Achsenstab besitzen (Taf. XV, Fig. 151)» während bei anderen (Sagenoscaiä)
ein Achsenstab vorhanden ist, der sich gewöhnlich durch seine Stämmigkeit gegenüber den
äußeren Zeltstäben auszeichnet und dessen Verlängerung durch den Radialstachel gebildet wird
(Taf. XVI, Fig. 154 und 155). Eine scharfe Abgrenzung Ist allerdings in dieser Richtung nicht
durchzuführen. Vielmehr finden sich z. B. bei Sagcnoscma irmmgeriana nicht selten Pyramiden,
welche keinen Achsenstab besitzen, bei welchen aber 2 oder 3 der äußeren Stäbe verdickt sind
und sich in kronentragende Radialstacheln fortsetzen (Taf. XVI, Hg. 157). Auch bei den
Formen, welche keinen inneren Achsenstab besitzen, läßt sich übrigens nachweisen, daß die
Radialstacheln (Apikalstacheln), mögen sie in der Ein- oder Mehrzahl vorhanden sein, in der
Regel direkte Fortsetzungen von Zcltstäbcn bilden.
Was die Ausstattung der Radialstacheln mit Seiten- und End ästen anbelangt, so
treten auch l>ei den Sagosphäriden die nämlichen Gegensätze hervor, wie bei den Aulosphäriden
und Aulacanthiden. Das eine Extrem bilden die Radialstacheln von Sagenoscena inningeriana
und anderen Arten mit doldenförmig angeordneten, mächtig entwickelten Terminalästen und
schwächer ausgebildeten Seitendornen (Taf. XVII, Hg. 139 u. a.). Diese an gewisse composite
Blütenköpfchen erinnernden Radialstacheln haben in erster JJnie die Aufgalw, die extrakalvmmale
Sarkodehaut ausgespannt zu halten (Taf. XVI, Hg. 152) und Stoßwirkungen, welche dieselbe
treffen, aufzufangen. Es ist klar, daß, je reicher die Stachelkronen ausgebildet und je zahlreicher
und gleichmäßiger verteilt die durch sie geschaffenen Stützpunkte sind, um so eher schon eine
*32
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1 lefftcc-Kadiotaricn.
*33
verhältnismäßig dünne Sarkodehaut einen ausreichenden Schutz gegen Verletzungen des Weich-
körpers zu gewähren vermag. Am anderen Ende der Reihe stehen die ährenförmigen Radial-
stacheln von Sagoseena e/egans (Taf. XV, Fig. 151) mit mehreren ül)ereinander gelegenen Quirlen
von kleinen Aestchen, also Bildungen, welche, wie die Befunde bei ähnlich gebauten Aulosphäriden
vermuten lassen, wenigstens bei kontrahiertem Weichkörper, nur von einer scheiden förmigen
Sarkodehülle umgeben sind und demgemäß der Oberflächen vergrößern ng und der Erhöhung des
Schwebevermögens dienen. Eine Mittelstellung nimmt unter anderen Sagenoarium die ra non
(Taf. XIX, Hg. 167) ein, bei welchem die Weichkörperoberfläche durch die gabelförmig ange-
ordneten Apikalstacheln nur in mäßiger Weise ausgebuchtet wird.
Während die Stachelkronen der Sagen oscenen und die Astquirie des ährenförmigen Typus
mit den Spitzen ihrer Aeste direkt in der äußeren Sarkodehaut haften, giebt cs bei verschiedenen
Formen ast- und domartige Bildungen, welche vollkommen im Innern des Weichkörpers ein-
geschlossen sind und wohl keine weitere Bedeutung haben dürften als die, die Adhäsion zwischen
den Weichkörpersubstanzen und dem Skelett zu verstärken. Dahin gehören die untersten Aeste der
Stachelkroncn von Sagcnoscena , die von Haeckel für einige Formen beschriebene Bedomung der
Tangentialbalken, die eigentümlichen Zähnchen an den gleich zu erwähnenden Versteifungsbalken
von Sagenosctna irmingeriana (Taf. XVI, Hg. 1 57) u. a. Es sei hier auch auf die Fig. 349
(Taf. XLV1) hingewiesen, welche einen Teil einer Sagoscena praetorium zeigt und erkennen läßt,
daß wenigstens bei diesem Kontraktionszustand des Weichkörpers nicht alle Astenden mit der
Weich körpcroberfläche in Berührung treten.
Bei mehreren Formen können die Spitzen benachbarter Pyramiden miteinander durch
tangentiale Balken verbunden sein (Taf. XV, Fig. 151; Taf. XVII, Fig. 159 und 160V Daß es
sich hier um Organisationen von ganz bestimmter Bedeutung, nämlich um Versteifungs-
einrichtungen handelt, darauf weisen die ballonförmigen Exemplare von Sagenosccna irmin-
ge na na (Taf. XVI, Hg. 152) hin. Wie ich an anderer Stelle (1905, S. 351) hervorgehoben habe.
Ist lx.*i dieser Form ein charakteristischer Unterschied zwischen den seitlichen und polaren Par-
tien des Skelettes zu erkennen: während in den Seitenteilen der Schale die benachbarten Radial-
stacheln vollkommen freistehen und eine regelmäßige Anordnung zeigen, sind dieselben am
stumpfen Pole großenteils paarweise, manchmal auch zu dreien miteinander verkoppelt, und zwar
durch tangentiale Balken, welche die Spitzen der Pyramiden miteinander verbinden (Taf. XVII,
Fig. 159; Taf. XVIII, Fig. 161). Gleichzeitig ist am stumpfen Pole eine Vermehrung der Stachel-
kronen eingetreten, insofern an zahlreichen Pyramiden außer dem axialen Stab auch noch ein
oder zwei andere Pyramidenstäbe sich über die Spitzen hinaus verlängern und vollständige oder
nid imentäre Kronen tragen (Taf. XVI, Fig. 156 und 157). Noch ausgeprägter treten die Differen-
zierungen am spitzen Pole hervor (Taf. XVII, Fig. 160): hier sind alle Pyramidenspitzen mit-
einander verbunden und mit drei, in der Regel ziemlich gleichmäßig ausgebildeten Kronen
ausgestattet Beide Differenzierungen, sowohl die Verbindung der Pyramidenspitzen, als auch die
Vermehrung der Kronen, und ebenso die Beschränkung dieser Bildungen auf die Pole des
Ballons werden verständlich, wenn man der Sagenoste na irmingeriana ein vertikales Bewegungs-
vermögen zuschreibt wie ein solches für andere Radiolarien direkt nachgewiesen worden ist
Offenbar haben beim Steigen und Sinken die vorausgehenden Pole einen größeren Druck zu
überwinden als die seitlichen Partien der Wandung, und so sehen wir an den Stellen, wo sich
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VALEXTMf HaECKEX,
l>ei anderen Formen kiel- und wasserbrecherähnliche Einrichtungen finden, eine bedeutende
Verstärkung des Stützskelettes zur Anwendung gelangen.
Die Einrichtungen, denen wir soeben am spitzen Pole von Sagenosctna begegnet sind,
führen hinüber zur Ausbildung einer doppelten Gitterschale, wie sie für die Arten
der Gattung Sagenoarium charakteristisch ist (Taf. XIX, Fig. 167, 168 u. a.). Indem nämlich
die Spitzen sämtlicher Zelte durch Tangentialbalken mit «Ulen Nachbarzelten in Verbindung treten,
entsteht eine äußere Gitterschale, welche hinsichtlich ihrer Struktur durchaus mit der inneren
Schale übereinstimmt, nur daß naturgemäß die gleichseitig-dreieckigen Maschen in der ersteren
weiter als in der letzteren sind. Es entsteht auf diese Weise ein „räumliches Fachwerksystem
höherer Art**, in welchem die Gitterschalen die Gurtungen, die Zeltstäbe die Fttllungsglieder dar-
stellen. Daß eine derartige Schalenstruktur durchaas mit den Bauprinzipien der Ingenieur-
mechanik im Einklang steht und, was die Verbindung von Leichtigkeit Festigkeit und Elasticität
anbelangt die einfachen Gitterschalen noch bei weitem ül)ertrifft braucht nicht näher ausgeführt
zu werden.
Ganz ähnlichen Schalenstrukturen werden wir bei den koloniebildenden Tuscaroren begegnen
(Taf. XIX, Fig. 169). Dasellwt werden auch gewisse Unterschiede, welche bei aller Ueber-
einstimmung zwischen den Schalen von Sagenoarium und Timarrfta bestehen, Erwähnung finden.
Was die Skelettentwickelung anbelangt, so weisen schon die kleinen Unregelmäßig-
keiten, die man bei zahlreichen Sagosphäridenskelctten antrifft darauf hin. daß bei der Bildung
derselben die nämlichen Einzelprozesse Zusammenwirken müssen, wie bei der Entstehung der Aulo-
sphäridenskelette. Zu diesen abnormen Vorkommnissen gehören z. B. die schon von R. IIkrtwig
erwähnten Fälle, in welchen die Stäbchen durch Querbrücken untereinander Zusammenhängen
oder anstatt von einem Knotenpunkt von einem anderen Stäbchen entspringen, Befunde, die,
wie die entsprechenden bei den Aulosphäriden, auf eine gewisse genetische Selbständigkeit der
Einzelstäbchen hinweisen. Ferner kommen bei Sagcnourna irmingcriana nicht selten Doppel-
bildungen vor, welche eine „Konkurrenz richtender Centren“ wahrscheinlich machen. So ist
z. B. in Fig. 158 (Taf. XVI) ein Zelt von einem .Stf^/NMrzwtf-Skelett mit mehrfachen Doppel-
bildungen dargeslellt, welch letztere offenbar dadurch entstanden sind, daß das die Zeltbasis
darstellende Maschenpolygon in statu nascendi statt von einem von zwrei richtenden Centren
bestimmt worden ist
Lange halte ich vergeblich nach Bildern gesucht, welche mit den vveichhäutigen und halb-
verkieselten Stadien anderer Tripyleen verglichen werden und damit eine Bestätigung der Ansicht
liefern könnten, daß die Sagosphäriden- und Aaslosphäridenskelelte in en twickcl ungsgeschich t 1 ichcr
und morphologischer Hinsicht nicht fundamental voneinander verschieden sind. Eines der aller-
letzten Präparate, welche ich zu systematisch-morphologischen Zwecken anfertigte, gab endlich
den gewünschten Aufschluß. Dasselbe (Taf. XLVIll, Fig. 368) stammt von einer neuen ant-
arktischen Form von Sagenoarium (S anihopkomm ) und läßt nicht bloß «an zahlreichen Knoten-
punkten des Skelettes die einander durchkreuzenden Achsenfäden deutlich erkennen, sondern weist
«auch eine Menge von Skelettbalken und Radialstacheln auf, welche wenigstens streckenweise hohl
und mit Luft gefüllt sind und, da sie eltenfalls einen Achsenfaden besitzen, durchaas die Be-
schaffenheit der Skelettelemente der Aulosphäridenschale zeigen. Es muß dahingestellt bleiben,
ob man cs hier mit eigentlichen Entwickelt» ngsstadien oder mit Entwickelungshemmungen zu
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Tsefsw-Radtolarien
*35
thun hat, jedenfalls beweist der Befund mit Sicherheit die prinzipielle entwickelungs-
geschichtlich-morphologische Uebereinstimmung des Sagosphäriden - und
Aulosphäridenskelettes. Die Hauptunterschiede zwischen beiden bestehen darin, daß bei
letzterem die einzelnen Elemente eine größere Selbständigkeit bewahren, während bei ersterem
während der Skelettentwickelung eine Verschmelzung der Balken in den Knoten-
punkten stattfindet, und ferner darin, daß beim Sagosphäridenskelette ein sekundärer Ver-
kieselungsprozeß und damit eine Ausfüllung des Hohlraumes der Balken und eine Amal-
gamierung der Achsenfäden Platz greift.
Der Weichkörper hüllt, wie aus mehreren Befunden mit Sicherheit hervorgeht, auch
bei den Sagosphäriden das ganze Skelett ein und ist bei den größeren Formen von einer extra-
kalym malen Sarkodehaut umgeben, welche von den Stachelkronen und sonstigen Terminalbildungen
gestützt und ausgespannt gehalten wird (Taf. XVI, Fig. 152; Taf. XIX, Fig. 167). Mit einiger
Wahrscheinlichkeit wird man, wie dies bereits oben angedeutet wurde, die Vermutung aussprechen
dürfen, daß bei denjenigen Formen, deren Radialstacheln mehrere übereinander gelagerte Quirle
von kleinen Aesten tragen (Taf. XV, Fig. 151), die Sarkode scheiden artig die äußeren Abschnitte
der Radialstacheln überzieht, in ähnlicher Weise, wie dies bei vielen Aulosphärklen direkt beob-
achtet werden konnte.
Ein Phäodi um war bei keiner meiner Formen erhalten.
Die tripylee Natur der Centralkapsel ist schon von R. Hertwig l>ei Sagoscena (Au/o-
sphatra) gracifis nachgewiesen worden. Dasselbe konnte auch ich, und zwar ebenfalls für eine
Sagoscena-Axt, auf einer Schnittserie feststellen.
Der Kern zeigte in dem eben erwähnten Fall eine „schollige“ Struktur: zwischen zahl-
reichen Binnenkörpem waren eine Anzahl von ausgeprägten „Doppelstäbchen*4 eingestreut
Ein Individuum von Sagenoarium die ran 011 enthielt 4 Centralkapseln. Leider erwies sich
auf der angefertigten Schnittserie die Konservierung als ungenügend, so daß über die Kem-
vcrhältnisse nichts ausgesagt werden kann.
Bei mehreren antarktischen Exemplaren von Sagenosccna irmingeriana fand ich an Stelle
einer Centralkapsel zahlreiche tief tingierbare, kapsel- oder kemartige Gebilde von verschiedener
Größe, welche großenteils die Knotenpunkte der Gitterschale und die Spitzen der Pyramiden ein-
nahmen (Taf. XLVI, Fig. 348). Da mir kein genügend konserviertes Material für Schnittzwecke
zur Verfügung stand, so mußte ich zu meinem Bedauern auf eine Entscheidung der Frage ver-
zichten, ob es sich wirklich um die Kerne von Sagenoseena oder um Fremdkörper handelt.
Hör izontal Verbreitung. Für einige Formen kann jetzt schon angegelnm werden,
daß sie vorzugsweise die warmen Meeresteile und danel>en auch die Misch wassergebietc, ins-
Ixssondere die des nördlichen Atlantik bewohnen, so z. B. für Sagoseena tentonum und elegans,
Sagenoarium Chuni und dicranon , eine Verbreitungsweise, die ja auch für viele andere Tripyleen
nachgewiesen werden kann. Eine einzige Form, Sagenoseena irmingeriana , kann nach den bis-
herigen Beobachtungen mit Bestimmtheit den bipolaren Kaltwasserformen zugerechnet
werden; für eine andere, Sagoscena eastra, gilt vermutlich das nämliche. Eine Kaltwasserform
ist vermutlich auch die außerordentlich zierliche, zweimal in der Antarktis gefundene Sagoscena
ßoribunda (Taf. XV, Fig. 1 50), welche hinsichtlich der reichen Verzweigung ihrer Apikalstacheln
mit so vielen Charakterformen des südlichen Eismeeres übereinstimmt.
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Valentin Ha ecker.
136
Vertikal Verbreitung. Wie schon die Zierlichkeit und Leichtigkeit der Skelett-
strukturen der Sagosphäriden vermuten läßt, sind dieselben Bewohnerinnen der oberen Meeres-
schichten, mindestens der Region des Knephoplanktons (50 — 400 m). Auch für die großen
Sa gm oa / in m - A rten . insbesondere für 51 CA uni, konnte ein Vorkommen oberhalb des 200 m-Hori-
zontes nachgewiesen werden. Es dürften diese Formen überhaupt die größten Tripyleen sein,
welche in diese höherem Regionen heraufsteigen.
Von einer Form, Sagoscena e/sgatis, steht fest, daß sie auch noch oberhalb des 50 m-
Horizontes, also in der Schicht des Phaoplanklons, vorkommt.
Systematik. Haeckel unterscheidet zwei Unterfamilien, dieSagcnida und Sagmarida.
Erstere besitzen eine einfache, aus meist gleichseitig-dreiseitigen Maschen bestehende Gitterschalc,
letztere eine spongiöse, aus einem unregelmäßigen Flechtwerk Ixjstehende Schalenwandung. Von
den 3 zu der zweiten Unterfamilie gehörigen Gattungen ( Sagmarhtm , Sagmidium, Sagofdegma) sind
mir keine Formen zu Ciesicht gekommen, ebensowenig von den beiden anscheinend primitivsten
Gattungen, Sagena und Sagosphaera, bei denen die Gitterschale keine zeltartigen Aufsätze trägt
Alle mir vorliegenden Formen gehören teils zu den beiden Haeckel sehen Sageniden-
Gattungen Sagena und Sagosf>/iatra% teils zu der in ihre nächste Nähe gehörigen BoRGERi’schen
Gattung Sagenoarium. Diese 3 Gattungen sind durch folgende Merkmale charakterisiert (vergL
auch Borger r, 1 qo 1 a) :
Gitterschalc au» meist rrgel-
mJiljcgMj. glrlch*«itig-dfei*
eckigen Maschen bestehend
Oberfläche der (Vitter*chale mit zeit-
förmigen Erhebungen twdeckl.
deren Spitzen meist frei (d. h.
nicht durch TiuigcntiaJhalkcn mit.
einander verbunden) sind
Oberfläche der Gittmdude mit
zrltft>rmigen Erhebungen bedeckt,
deren Gipfel durch TappMüik
tulki n miteinander verbunden
sind; Gitterschale daher
doppelt
Zelte nhnc inneren
Achse nstjb :
Zelte mit innerem
Achsen»tab:
Zelle ohne inneren
Achsenvlab :
Sagvuma Haeckel
Sagt nasi-rna ttAETKEL
Sagmearmm RoRGERT
1. Gattung. Sagoseena I Iaeckel
Gitterschale kugelig, aus meist gleichseitig-dreieckigen Maschen bestehend; mit zeltförmigen
Erhebungen bedeckt; kein innerer Achsen stab; mehrere, meist 3, Zeltstäbe setzen sich in
Apikalstachcln fort.
Sagoscena castra Haeckel
Taf. XV, Fig. 147.
StigoscfNa cas/nt Haeckkl, Rep., p. i0o8, Taf. CVIII, Fig. 1 ; Bokgert, Nord, Trip., S. 11, Fig. 9, 90, qb.
Zelte ziemlich regelmäßig, meist drei- oder vierseitig, mit 3 oder 4, als Fortsetzungen
von Zeltstäben erscheinenden Gipfelstacheln, welche am Ende einen kleinen höckerigen Knopf
tragen. Bei dem mir vorliegenden Exemplar (Taf. XV, Hg. 147) zeigen einzelne GipfeLstacheln
eine Gabelung in 2 oder 3 kleine Zinken, was an Sagosetna tmtorium erinnert (vergl. Borger 1,
1901 a, S. 12, Anm.).
Gitterschale kugelig, Durchmesser 1,7 — 2.3 mm,
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Tipfeec- Radiolar itti ,
137
F undortc: Ch.-St 295, 296 (südöstlicher Pacifik, Oberfläche); Irmingersee, Labradorstrom
(Bobgert); vom „Gauß“ auch in der Antarktis erbeutet (vergL 1904 a, S. 644).
Verbreitung. Möglicherweise bipolare Kaltwasserform.
S. digitata n. sp.
Tal. XV, Fig. 148
Sagoutntj digilala V. Hatckek, 1904a, S. 644, Fig. 26f.
V'on Sagoscena castra durch die korbförmige Anordnung der derben, nicht in der
Fortsetzung von Zeltstäbchen gelegenen Apikalstacheln und durch das Fehlen
bedomter Endknöpfe unterschieden.
Fundort: T.-Sl 237 (tropischer Indik, V.).
S. tentorium Haeckel.
Taf. XV, Fig. 149.
Sagoicena tentorium Haeckel, Rep., p. 1608, Taf. CVIII, Fig, 6; Sagosetna militant Borgert, Nord. Trip., S. 1 2,
Ffg. io, 10a, lob.
Zelte ziemlich regelmäßig, meist drei- oder vierseitig; mit gewöhnlich 3 oder 4 Gipfel-
stacheln. Letztere gabeln sich in 2 — 4 Terminaläste, welche mit einem winzigen bedomten Knopf
endigen, zuweilen auch ihrerseits wieder gegabelt sind.
Gitterschale kugelig. Durchmesser 1,5 — 3,0 mm.
Vermutlich gehören 61 tentorium Haeckel und 51 militaris Borgert zusammen. An-
klänge dieser Form an 51 castra Haeckel scheinen nicht selten zu sein (vergL Borger r, 1901a,
S. 12), und ebenso finden sich umgekehrt Exemplare von 51 castra, welche an 51 tentorium
erinnern. Auch die Verbreitung beider Formen ist die nämliche.
Fundorte: Ch.-St. 291 (südlicher Pacifik, Oberfläche); Irmingersee, Labradorstrom
(Borgert); T. 190, 215, 218, 237, 239 (tropischer Indik, qu. 200 und Vertikalnetzfänge).
Verbreitung. Knephoplanktonische Form, in wärmeren Meeren, sowie in Misch-
gebieten (Irmingersee, Labradorstrom, südlicher Pacifik) vorkommend.
5. floribunda n. sp.
Taf. XV, Fig. 150.
Sagotema floribunda V. Ha HK kr, 1904 a, S. 645, Fig. 26 c.
Zelte regelmäßig, meist dreiseitig, seltener bis zu sechsseitig. GipfeLstacheln der Zahl
der Zeltstäbchen entsprechend, mit regelmäßig drei Terminalästen, welche mit zwei
bedornten Endpolstern versehen sind.
Fundorte: T.-St, 139, 149 (Antarktis, V.).
Verbreitung. Den bisherigen Fundorten und der reichlichen Verästelung der Apikal-
stacheln nach Kalt wasser form.
5. praetorium Haeckel.
Taf. XV, Fig. 145 — 14b; Taf. XLVI, Fig. 349.
Sagout na praetorium IiAECKEL, Rep., p. 1609, Taf. CVIII, Fig. 7.
Zelte ziemlich regelmäßig, drei- bis vierseitig, mit 3 oder 4 Gipfelstacheln, welche
einzelne unregelmäßige Quirle von Seiten- und Endästen tragen.
1 37
DfmCMfce Tiehcfe-feipolition 1S9Ö — IÖ99. BH. XIV. lg
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Vaixrtix IIasckrk,
138
Gitterschale kugelig. Durchmesser 2,6 mm.
Diese Form ist von Sagoscena e/egans Börgert durch die größere Dicke der Balken und
durch die gedrungenere, knorrige Beschaffenheit der Apikalstacheln unterschieden (Dicke der
Balken hei X praetorium nach Haeckel 0,006, lxn X e/egans nach Borgert 0,0028 — 0,0035 mmV
Fundorte: Ch.-St 271 — 274 (centraler Pacifik, Oberfläche) ; T.-St 135 (Antarktis,
Schl.-N. 250 — 50), 145 (Antarktis Schl.-N. 200 — 100). Außerdem vom „Gauß“ wiederholt in
der Antarktis gefischt (vergl. 1 <>04 a, S. 645).
Verbreitu ng. Abgesehen von den Funden des „Challenger4* ausschließlich in der Antarktis
gefischt und anscheinend hier für die folgende Art vikarierend.
6'. elegans Borgert.
Taf. XV, Fig. 151: Tat. XLVII, Fig. 361.
Sagvut*a tUgans Boroert, Nord. Trip., S. 12, Fig. II; Trip. Scldießnctzf., S. 735.
Zelte ziemlich regelmäßig, ineist drei- oder vierseitig, mit gewöhnlich 3 oder 4 Gipfel-
stacheln, „die am distalen Ende einen Quirl von 3, 4 oder 5 kurzen Terminalästen tragen.
Außer diesen ist noch eine wechselnde Zahl von Seitenästen vorhanden, die teils zu regulären
drei- bis vierstrahligen Quirlen zusammengruppiert sind, teils paarig oder einzeln unregelmäßig
zerstreut stehen“.
Bei den mir vorliegenden Exemplaren sind häufig die Spitzen von einzelnen benachbarten
Zelten miteinander durch unregelmäßig !x*domte T;uigentiall>alken verbunden (Uebergang zur
Gattung Sagcnoarinm).
Gitterschale kugelig. Durchmesser 1,2 — 1,5 mm.
Von Sagoscena praetorium durch die geringere Dicke des Balkenwerks und die außer-
ordentlich zierliche Beschaffenheit der ApikaLstacheln und ihrer Quirle unterschieden.
Fundorte: Irmingersee, Labradorstrom (Borgert): Süd.'i« [uatorialstrom (Borgert, Schl.-N.
500 — 700 m); T.-St 4 1, 43, 55 (Guineastrom, qu. 200), 227, 231 (tropischer Indik, qu. 50, 100 u. 200t
Verbreitung. Knepho- bis phaoplanktonische Form mit vorwiegend äquatorialer Ver-
breitung, in der Irmingersee und im Labradorstrom auch nach Norden ausstrahlend, in der
Antarktis durch N praetorium vertreten.
2. Gattung. Saijenoscena Haeckel.
Gitterschale kugelig oder bimförmig, aus meist gleichseitig-dreieckigen Maschen bestehend,
mit zeltförmigen Erhebungen bedeckt welche einen inneren Achsenstab besitzen; meist
ist nur der letztere in einen Apikalstachcl verlängert; jedoch können sich auch
ein oder zwei seitliche Zeltstäbe in rudimentäre Apikalsticheln fortsetzen; nicht selten sind die
Spitzen einzelner benachbarter Zelte durch Tangentiall>alken verbunden (Uelxjrgänge zu Sagcnoarinm).
Sagenoscena irmingeriana Borgerl
Taf. XVI, Fig. 152, 154— 158; Taf. XVII, Fig. 150 — 160; Taf. XVIII, Fig. l6i; Taf. XLVT, Fig. 348.
StigenosceHti irmin^en'aru Börgert, Nord. Trip., S. 13, Fig. 13, 13 a.
Radialstacheln mit einer palmenähnlirhen Krone von io — 20. meist paarweise ent-
springenden, vielfach auch gegabelten Terminalästen. Meist erhebt sich auf der Spitze der
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Tieftce-Radioiarien. j
Pyramide nur ein einziger Radialstachel, als Fortsetzung des derben Axialstabes (Taf. XVI,
Fig. 154); nicht selten setzen sich aber außerdem 2 oder 3 Pyramidenstäbe über die Spitze
hinaus fort Diesell>en stellen entweder einfache, an der Spitze abgerundete Fortsätze dar (Fig. 155)
oder sie tragen kleine, unregelmäßige Nelienkronen (Fig. 156). In seltenen Fällen erreicht ein
solcher Pyramidenstab auch die Länge und Dicke des Achsenstabes und trägt an der Spitze
eine vollständige Krone (Fig. 157).
Bei den liallonförmigen Exemplaren aus der Antarktis (Taf. XVI, Fig. 1 52) finde ich am
stumpfen Pole vielfach je 2 oder 3 benachbarte Zelte durch Tangential Balken ver-
bunden (Taf. XVI 1, Fig. 15g; Taf. XVIII, Fig. 161), während am spitzen Pole sämtliche Zelt-
spitzen verbunden sind, so daß hier eine zweite äußere Gitterschale, entsprechend der von
Sagmoarmw* zustande kommt (Fig. 160). Auch Borger 1 hat wie aus seiner Abbildung (1901 a,
S. 1 3) hervorgeht bei den nordatlantischen Exemplaren eine teilweise Verbindung der Zeltspitzen
angetroffen. Wahrscheinlich ist auch das von Brock (1906) beschriebene Sagtnoarittm notvegicum
n. sp. nur eine Abart von Sagcnosccna irmingeriana mit stärker ausgebildeter zweiter Gittcrschale.
Gitterschale kugelig oder bimförmig, mit ziemlich regelmäßig gleichseitig-dreieckigem
Maschen werk. Dementsprechend sind auch die Zelte in der Regel sechsseitig. Bei einigen
antarktischen Exemplaren fand ich in der Gitterschale und in den Zelten zahlreiche Abnormitäten
und Unregelmäßigkeiten (Taf. XVI, Fig. 158).
Durchmesser der kugeligen Exemplare 3,5 mm, Länge der bimförmigen Schale 4,5 mm,
größte Breite 3,5 mm. Um die Größenverhältnisse der bimförmigen Individuen zu veranschau-
lichen, ist in Taf. XVI, Fig. 153 ein Copepode ( Oilhona sp.) bei gleicher Vergrößerung allgebildet.
Vermehrung. In der Antarktis wurden wiederholt Individuen gefunden, welche an
Stelle einer Centralkapsel zahlreiche kapsel- oder kernhaltige Gebilde enthielten, welche grol An-
teils den Knotenpunkten anliegen und vielleicht Sporen darstellen (Taf. XLVI, Fig. 348).
Fundorte: Irmingcrsee (Borgert); T.-St. 142, 149 (Antarktis, V.). Auch vom „Gauß“
wurde die Form mehrfach in der Antarktis gefunden (1904 a, S. 648).
Verbreitung. Die X irmingeriana ist nach den bisherigen Befunden eine ausgesprochene
Kaltwasserform, ebenso wie auch die PLvECKEi.’schen Arten X steHata, oniata , peniciüata, corona/a
und spathillata den kalten Meeresgebieten und Strömungen angehören. Im speciellen ist X irtnin-
geriana eine bipolare Form. Uebcr ihre Vertikalverbreitung läßt sich nur sagen, daß sie in
der Antarktis oberhalb des 400 m-Horizontes vorkommt.
S. tetracantha n. sp.
Tal". XVIII, Fig. 162; Taf. XLVII, Fig. 367.
Sagenouena Ulrmantha V. IlAECKER, 1904 a, S. 648, Fig. 28.
Radialstacheln mit 3 — 6, häufig 4 leicht gebogenen, korbförmig angeordneten
Terminalästen. Nebenstacheln meist nur durch höckerartige Auswüchse angedeutet, selten ver-
kümmerte Nebenkronen tragend.
Gitterschale bimförmig, mit regelmäßig sechsstrahligem Maschenwerk.
Länge 5,5 mm, Breite 4 mm.
Fundort: T.-St. 190 (tropischer Indik. V. 1100. 4 — 6 derbe TerminalästeV Fine ähnliche
Form wurde vom „Gauß“ in der Antarktis gefischt (vergl. 1904 a. S. 6481
149
iS*
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140
Valentin Haecker.
5. lampadophora n. sp.
Taf. XVIII, Fig. 163; Taf. XLV, Fig. 345.
Sagtnouena lam/mJophom V. Haecker, 1905, S. 344, Text fig. 6.
Radial stacheln gegen das distale Ende keulen- oder fackelförmig verdickt, mit einer
Krone von 1 2 — 15 leicht gel)Ogenen, zugespitzten Terminalästen.
Diese Form, von welcher nur einmal (T.-Sl i 79, südlicher Indik) eine Radialstachcl gefunden
wurde, ist bemerkenswert wegen der weitgehenden Konvergenz mit Aulosccna atiantica (Taf. XIII,
Hg. 132).
3. Gattung. Sagcnoarium Borgf.rt (1891).
Gitterschale verschiedengestaltig, durchweg doppelt, aus gleichseitig-dreieckigen Maschen
bestehend; Zelte ohne inneren Achsen stab; die Zeltstäbe setzen sich großenteils über die
Zeltspitze hinaus in Gipfelstacheln fort.
Sagenoarium dicranon n. sp. *).
Taf. XIX, Fig. 167; Taf. XLVII, Fig. 363 u. 365.
Sxgtnmirium ditrttnon V. HaECKKR, 1904a, S. 647, Fig. 27c.
Gipfelstacheln derb, unverästelt, am Ende mit einer schwachen bedornten
Auftreibung versehen.
Gitterschale kugelig, oval oder ballonförmig, 4 — 5,5 mm lang, 3 — 3,5 mm breit
Bei ballon förmigen Individuen sind die Zelte am stumpfen Pole höher und ihre Apikalstacheln
länger als am spitzen Pole.
Varianten. Bei einem (unvollständigen) Exemplar (T.-St 74) war ein Teil der Zelte
nicht durch Tangentialbalken verbunden und daher die äußere Gitterschale unvollständig.
Fundorte: T.-St 44 (Guineastrom, V.), 73, 74 (Bcnguelastrom, kühl, V.), 215, 217, 218,
232, 237, 238 (nördlicher Indik, V.). Außerdem vom „Gauß“ im Guineastrom gefischt (vergl. 1904 a,
S. 648).
Verbreitung. Im ganzen offenbar Warm wasserform.
5. furcatum n. sp.
Taf. XVIII, Fig. 166.
Sagenoarium furcatum V. Ha ECKER, 1904 a. S. <>4 5, Fig. 27 a.
G ipf eistach ein mit wenigen (3 — 4), dornige Endknöpfchen tragenden
Aesten. Meist sind 3 Aeste zu einer Endgabel vereinigt und ein vierter steht für sich allein
weiter unten (vergl. Fig. 166, rechts oben).
Gitterschale nahezu kugelig, 4,5 mm lang.
Fundort: T.-St 43 (Guineastrom, <jil 200).
Hierher gehört vielleicht das von Jökgensen im Bvfjord (Norwegen) aus einer l iefe von
o — 400 m gefischte Bruchstück, welches der Sagoscena tentorium Haeckel ähnlich sein soll
1) tVxymw, IU-ugiit>cl.
140
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Tiefaee-Raiolarlen.
141
S. Chuni Borgert.
Taf. XVIII, Kig. 165; Taf. XLVII, Fig. 362, 364, 366.
Sugenotirium Chuni Borqert, 1891, S. 672; derselbe, Nord. Trip., kk» n, S. 14, Fig. 14, 14a.
Spitze der Zelte mit 2 — 5, gewöhnlich drei divergierenden Gipfelstacheln
besetzt, welche gewöhnlich zwei Quirle von drei oder vier Aesten tragen (Taf. XVIII,
Fig. 165). Die Aeste des Endquirles tragen eine zweiteilige Spathille oder sind deutlich ge-
gabelt, die Aeste des zweiten Quirles sind meist mit einer einfachen Spathille versehen.
Gestalt der Gitterschale breit, oval, bimen-, Spindel- oder herzförmig.
Länge der Schale 4 — 6,8 mm, Breite 3 — 3,5 mm (nach Borger r: Länge 3,0 — 5,2 mm,
Breite 2,7 — 34 mm).
Fundorte: Irmingersee, Labradorstrom (Borger 1), T.-St 43, 44, 54 (Guineastrom), 91 (Ben-
guelastrom), 239 (tropischer Indik). Auch vom „Gauß“ im Guineastrom gefischt (vergl. 1904 a, S. 646).
Verbreitung. Diese Form ist nach dem bisher vorliegenden Material hauptsächlich
in den wärmeren Gebieten des Indik und namentlich des Atlantik verbreitet und kommt in
einer etwas kleineren Varietät auch in den nördlichen Mischgebieten des Atlantik vor. Es liegen
also ähnliche Verhältnisse wie bei Aiüatractus fusiformis vor. In der Antarktis tritt an Stelle
dieser Art die folgende, zarter gebaute Form. In Bezug auf die Tiefen Verbreitung ist hervor-
zuheben, daß die Exemplare der Station 43 mit dem Planktonnetz (qu. 200) gefischt wurden, so
daß also die Art, wie schon ihr zartes Gitterwerk und die Beschaffenheit der Gipfelstacheln ver-
muten läßt, als knep hoplanktonisch betrachtet werden darf.
5. antarcücum n. sp.
Taf. XIX, Fig. 168.
Sitgenoariutn antarrticum V. HAECKER. 1904 a, S. 646, Fig. 27 d.
Von X Chuni durch die zarte Beschaffenheit des Gitterwerkes, namentlich der unteren
Tangentialbalken, sowie durch die längeren, zarteren Gipfelstacheln und deren Be-
wehrung unterschieden. Dieselben trägem an ihrem Ende einen Quirl von 3 oder 4
kleinen, mit nierenförmigen EndpoLstem versehenen Terminalästen und außerdem mehrere un-
regelmäßig verteilte, häufig paarig angeordnete Seitendornen.
Gitterschalc eiförmig, 3,5 mm lang, 2,5 mm breit
Möglicherweise gehört hierher eine von Borgert (1903, S. 735, Fig. A) beschriebene,
aus der Sargassosee stammende Form (Sagenoarmtn sp.).
Fundorte: Diese Form wurde vom „Gauß“ mehrfach in der Antarktis zum Teil noch
oberhalb des 100 m- Horizontes angetroffen [vergl. 1904 a, S. 647]').
5. veriicillatum n. sp.
Taf. XVIII, Kig. 164.
Sagtnoarium vertirillatum V. Haeckkk, 1904 a, S. 647, Fig. 27 b.
Gipfelstacheln mit 2 — 4 regelmäßigen Quirlen von 4 — 5 senkrecht abstehenden, leicht
abwärts gekrümmten Aesten, welche keine Endpolster oder Spathillen besitzen.
Fundorte: T.-St. 46, 66 (Atlantik, Vertikal netz).
I) Dk VMÜcpwk Zeichnung halte in der Tafel Aufnahme gefunden, ehe rin«- genauen* Vereinlurong betreffend die Ver*
Wertung de» Material« der deutschen Südpol- Expedition getroffen war. Vergl. S. 82. Anw.
M 1
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142
Valentj« Haeoulk,
5. anthophomm n. sp.
Taf. XL VI II, Fig. ,568 a— d
Gipfelstacheln mit einer pal menähnlichen Krone von 6 — 10 Terminalästen
(Fig. ,>68 a), daneben kürzere GipfeLstacheln mit 2 — 4 kurzen, horizontal abstehenden Haken
(Fig. 368b).
Nur in einem, nicht ganz vollständigen Exemplar in T.-St 135 (Antarktis, Schl.-N. 680
bis 480) gefunden. Dasselbe zeigte die oben (S. 134) beschriebenen, in entwickelungsgeschicht-
licher Hinsicht bemerkenswerten Strukturverhältnisse (Röhrenform der RadiaLstacheln und Balken,
allgemeine Verbreitung von Achsenfäden).
III. Unterordnung. Phaeocalpia.
Innerhalb der Unterordnung der Phaeogromia, d. h. der Phäodarien mit einfacher, eine
besondere Schalenmündung aufweisender Schale, hat Haetkel unter der Bezeichnung „Phaeo-
calpia44 (/,a).7?.r, Urne) eine kleinere Gruppe abgegrenzt, die sich durch die besondere porzellan-
artige Struktur der Schale von den übrigen Phäogromien und überhaupt von sämtlichen
anderen Phäodarien unterscheiden soll. Diese Gruppe würde nach Haetkel ausschließlich die
Circoporiden und Tuscaroriden umfassen (Rep, p. 1693, 1702).
Nach meinen Befunden zeigen nun aber auch die Castanelliden, sei es nur in einem
vorüljergeh enden Entwickelungsstadium, sei es als dauernde Struktur, die porzellanartige Be-
schaffenheit der Schale, wie sie denn überhaupt mit den beiden genannten Familien nicht bloß
hinsichtlich der Strukturelemente der Schale (primäre Kieselhülle, porzellan artige Füllsubstanz,
tangentiale Achsenfäden), sondern auch bezüglich des Baues und der Insertion der Radialstacheln,
der Neigung zu polyedrischer Schalenform und mancher anderer Verhältnisse übereinstimmen.
Sie stellen alles in allem in ihrer Mehrzahl verhältnismäßig primitive Typen dar, bei welchen die
Gestalt der Schale, die Zahl und Beschaffenheit der Radialstacheln und nicht minder auch die
Verbreitungsweise noch nicht diejenige Special isierung erfahren haben, die wir bei den Circoporiden
und Tuscaroriden finden.
Ich glaube daher, daß es keinem Zweifel unterliegen kann, 'daß die Castanelliden, Circo-
poriden und Tuscaroriden zusammen eine engere, ziemlich gut abgeschlossene Gruppe bilden,
für welche die I lAECKELsche Bezeichnung: Phaeocalpia in erweitertem Sinne angewandt werden
kann. Ich halle es ferner für sicher, daß diese Gruppe dem Rest der Phaeogromia (Challenge-
riden, Medusettiden und verwandte Formen) viel ferner steht als den Phäosphärien, ja, man könnte
sogar die Frage erheben, ob sie nicht überhaupt mit letzteren zu vereinigen sind. Es sei hier
nur nochmals auf die feinere Struktur der Radialstacheln, auf die in allen Familien der beiden
Unterordnungen nachweisbaren Tangentialnadeln, auf die Aehnlichkcit der gemeinsamen Gitter-
schale der koloniebildenden T uscaroren mit dem Fachwerk von Sagruoarium, auf die Uebercin-
stimmung der Circoporidenschalen mit der inneren Schale von Cannosphaera hingewiesen.
Nach meiner Ueberzeugung Ist also die Gruppierung und Reihenfolge der Unterabteilungen
der Tripyleen, wie sie von Haetkel vorgeschlagen worden ist, dahin abzuändem, daß die ur-
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Tiefsce-Radiohrien.
«43
sprilngliche Unterordnung (nach Haeckel: Ordnung) der Phäogromien in zwei Unterordnungen
zu spalten ist, welchen die Bezeichnungen „Phaeocalpia“ und „Phaeogromia s. str.u zu geben sind,
und daß die Phäocalpien direkt den Phäosphärien anzuschließen, also den Phäogromien voran-
zustellen sind.
Es ist noch die Frage zu entscheiden, ob der neuen Unterordnung der Phäocalpien viel-
leicht auch die Familie der Porospathiden (Taf. XLVI1I) einzureihen ist. In Bezug auf die
feinere Schalenstruktur weichen die Porospathiden zweifellos ebenso von den Phäocalpien, wie
von den Phäogromien, insbesondere den Challengeriden, ab. Nur mit Circoportts odahcdrus
Habckel (Textfig. 1 7, c) zeigt die Gattung Porospaikh hinsichtlich der Schalenstruktur eine ge-
wisse Uebereinstimmung. Auch könnte man vielleicht die sechsstrahlige Anordnung der Ober-
flächenleisten von Pomspathis mit dem sechsstrahligen Skelettbau vieler Aulosphäriden und der
meisten Sagosphäriden vergleichen und also wenigstens eine indirekte Verwandtschaft der
Porospathiden mit den Phäocalpien aus der Schalenstruktur ableiten, da ja die Aulosphäriden und
Sagosphäriden sicherlich den Phäocalpien sehr nahestehen. Freilich kann diese Uebereinstimmung
nicht als entscheidend für die systematische Unterbringung der Porospathiden betrachtet werden,
da es sich hier um Strukturverhältnisse handelt, welche eine einfache mechanische Bedeutung
haben und daher sehr wohl das Ergebnis einer Parallelentwickelung sein können.
Etwas bedeutungsvoller ist vielleicht der monaxone Bau, hinsichtlich dessen die Poro-
sj>athiden mit dem meisten Phäocalpien übereinstimmen, dagegen von den der Mehrzahl nach
bilateral-symmetrischen Phäogromien unterschieden sind ; sowie die allseitige Anordnung
der Radialstacheln, ein Charakter, welcher sich ebenfalls bei den Phäocalpien, dagegen bei
keiner zu den Phäogromien gehörenden Form findet
Will man also nicht für die Porospathiden eine besondere Unterordnung aufstellen, so
kommt man dazu, die Porospathiden den Phäocalpien einzureihen und ihnen einen Platz in der
Nähe der primitiveren Castanelliden und Circoporiden anzuweisen. Eis sei hier hinzugefügt, daß
schon Haeckel (Rep, p. 1677) seine Polypetta ( Potvspathis ) mammillata vermutungsweise in
die Nähe der Castanelliden gestellt hat, während nach Boroer r (1901a, S. 48) engere Be-
ziehungen zu der Circoporiden-Gattung Haetktlinia und möglicherweise auch zu den Ginnosphäriden
bestehen.
Alles in allem würde also die Unterordnung der Phäocalpia alle diejenigen Tripyleen
umfassen, welche eine monaxone oder polyedrische Schale mit besonderer
Schalenmündung und allseitig angeordneten Radialstacheln besitzen. Zu
dieser sind zu rechnen 4 Familien, von welchen die 3 ersteren näher zusam mengehören und
zahlreiche Beziehungen zu den Phäosphärien zeigen, während die vierte eine selbständigere
Stellung einnimmt:
5. Familie Castanellidae«), 7. Familie Tuscaroridae,
6. Familie Circoporidae, 8. Familie Porospath idae.
O ln ein« früheren Arbeit 114044. S. 6341 ich. ohne d.inul« eine genauere Kenntnis von der Sdulerotruktut dci C-rsta*
n«-|lidc-n ni haben, vorläufig die Tustar» fielen neangCMtllL
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144
Vauentix Haeckkk,
5. Familie. Castanellidae.
Castandlida, Haeckel, 1887.
Phäocalpien mit meist kugeliger, monaxoner Schale, welche von rundlichen
Poren und einer größeren Pylomöffnung durchbrochen und in den Knotenpunkten
mit kürzeren Dornen, meist auch mit einer Anzahl von kräftigeren Radial-
stacheln besetzt ist
Die Castanelliden gehören zu den gemeinsten Tripyleen und treten in allen Größen-
abstufungen von 0,2 — 1,25 mm auf. Letztere Größengrenze wird von den beiden, im „Valdivia“-
Material zum ersten Male gefundenen Arten Castanea amphora und g/obosa (Taf. XXXVI, Fig. 278
und 280) erreicht.
Die Form der Schale ist in der überwiegenden Anzahl der Fälle eine Kugel Jedoch
kommen sowohl normale wie abnorme Abweichungen von der sphärischen Gestalt vor. Zu den
ersteren sind zu rechnen die eiförmigen Schalen mit polständiger, und zwar normalerweise
am spitzen Pol gelegener Pylomöffnung, wie sie bei Casianidium variabile antardicum (Taf. XXXVII,
Fig. 283) und CastaneUa S/oggel/i (Taf. XXXIV, Fig. 260) eine sehr häufige Erscheinung sind,
sowie die zur Polyeder form übergehenden Schalen, bei welchen die Basen der Radialstacheln
zu kegelförmigen Sockeln ausgezogen sind. Ist in diesem Fall die Zahl der Radialstacheln eine
l>eschränkte, wie dies z. B. für Casianidium Moseleyi circoporoidcs (Taf. XXXIX, Fig. 293) zutrifft
so ergiebt sich eine weitgehende Konvergenz mit den Circoporiden-Schalen (vcrgL Taf. XXI).
An den antarktischen Stationen wurden von der „Valdivia“, neben anderen unten zu be-
sprechenden Monstrositäten, vielfach auch Gistanelliden mit abnormen Schalenformen angetroffen,
unter .anderem bimförmige Schalen mit seitlicher Pylomöffnung (Taf. XL, Fig. 295) und ebenso
solche mit mehreren Pylomöffnungen (Taf. XL, Fig. 295a), Vorkommnisse, die in entwickelungs-
physiologischer Hinsicht von einiger Bedeutung sind, weil sie zeigen, daß Polarität der Schale
und Pylombildung nicht notwendig miteinander verbunden sind.
Die Poren weisen hinsichtlich der Größe beträchtliche Unterschiede bei den verschiedenen
Arten, innerhalb derselben Art und an einem und demselben Individuum auf. ln letzterer Hin-
sicht sind namentlich Casianidium variabile feilest ralum und antanticum (Taf. XXXVII, Fig. 282
und 283) zu erwähnen, während bei anderen Formen, z. B. Casianidium so/ (Taf. XXXVI, Fig. 273),
eine größere Gleichmäßigkeit der Poren Regel ist Bei einigen Arten sind die Poren von poly-
gonalen Rahmen umgel>en (z. B. Castanarium favosum , Taf. XXXIV, Fig. 258), in ganz ähnlicher
Weise, wie dies bei einer Reihe von Peripyleen, namentlich bei den Gattungen Acanihosphaera
und Heliosphaera der Fall ist.
Bei einer einzigen Form, Circocaslanca margarita (Taf. XXXV, Fig. 266), fanden sich
außer den gewöhnlichen Poren im Umkreis der Dornen kranzförmig gestellte Porenräume, welche,
wie ihr I.uftgehalt im Kanadabalsam präparat beweist, nach außen und innen vollkommen ab-
geschlossen sind.
Die Substanz dcrSchale ist nach Haeckel in den meisten Fällen hyalin transparent,
nur bei einigen größeren Formen wurde von Haeckel im Innern der Gitterschale ein Netzwerk
von feineren Achsenfäden beobachtet und zuweilen erschienen die Balken des Gitterwerkes von
kanalförmigen Hohlräumen durchzogen. Jedenfalls zeige, wie Haeckel bemerkt die Castanclliden-
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Tiefsfr-Ratliolaricn.
*45
schale niemals die für die Circoporiden charakteristischen Strukturverhältnisse: eine cementartige
Grundsubstanz mit eingebetteten Tangentialnadeln.
Im Gegensatz hierzu fand ich liei zahlreichen, frisch in Kanadabalsam eingeschlossenen
Exemplaren verschiedener Arten eine Struktur, welche in allen wesentlichen Punkten mit derjenigen
der Circoporiden- und Tuscaroridenschale übereinstimmt (Taf. XXXVIII, Fig. 290). Unmittelbar
nach dem Einschließen in Balsam erscheint bei solchen Exemplaren das Balkenwerk homogen,
und innerhalb desselben sind zahlreiche gerade Achsennadeln zu erkennen, welche sich viel-
fach auf Grund ihres Luftgehaltes als Hohlgebilde ausweisen und den Tangentialnadeln der Circo-
poriden und Tuscaroriden und wohl auch denen der Aulacanthiden homolog zu setzen sind.
Nach einiger Zeit sieht man dann, in ähnlicher Weise wie bei den „porzcllanartigen“ Circoporus -
und Tuscarorengehäusen, von verschiedenen Stellen aus innerhalb des Balkenwerkes, und zwar in
einer die Achsennadeln umgebenden Mantelzone, Luftbläschen anschießen, so daß nach und
nach die ganze Schale bis auf schmale hyaline Porensäume eine undurchsichtig-körnige
Beschaffenheit bekommt, was auf eine poröse Beschaffenheit der Schale schließen läßt (Fig. 290,
rechts unten). Nach bängerem Verweilen im KanadabaLsam dringt nun derselbe in vielen Fällen,
elienso wie dies bei den Circoporus - und Tuscarorenschalen in der Regel zu beobachten ist, in die
Schalensubstanz ein und resorbiert die in den feinsten Porenräumchen enthaltene Luft. Häufig
kann man selbst dann noch sowohl die poröse Beschaffenheit der Balkenmitte als die feinen
"I angential nadeln erkennen, in den meisten Fällen freilich nimmt die ganze* Schale nach und
nach eine „hyaline, transparente“ Beschaffenheit ein.
Wie gesagt, habe ich die erwähnte Struktur bei Exemplaren sehr verschiedener Arten als
eine vorübergehende oder dauernde kennen gelernt und ich bezweifle daher nicht, daß sich die
Schalen aller Castanelliden wenigstens während ihrer Entwickelung aus den gleichen drei Bestand-
teilen zusammensetzen, wie die der Circoporiden und Tuscaroriden: nämlich aus den beiden
homogenen, durch die Porensäumc miteinander in Verbindung stehenden G renzl am eilen, aus
der porzellanartigen Füllsubstanz und endlich aus einem System von feinsten, hohlen
Tangential n ad el n. Schon aus diesen Gründen halte ich, wie schon oben (S. 42) hervor-
gehoben wurde, die Beziehungen zwischen den Castanelliden einerseits und den Circoporiden und
Tuscaroriden andererseits für sehr enge, was durch die Zusammenstellung dieser Familien in der
Unterordnung der Phäocalpia und durch ihre Abtrennung von dem Formenkreis der Challenge-
riden und Medusettiden zum Ausdruck kommen soll.
Weitere strukturelle Eigentümlichkeiten der Schale, wie sie während ihrer Entwickelung
hervortreten, werden weiter unten !>esprochen werden, vor allem auch gewisse Vorkommnisse,
welche die von Haetkel (Rep., p. 1678) gezogene Grenze zwischen den Castanelliden und Aulo-
sphäriden als keineswegs sehr scharf erscheinen lassen.
In den Knotenpunkten des Gitterwerkes erheben sich kürzere Nebendornen und
längere Radialstacheln (Hauptstacheln). Erstere sind stets vorhanden und besetzen ent-
weder nahezu alle, oder nur etwa die Hälfte oder ein Drittel der Knotenpunkte. Bei einer Form,
Castanarium Hookeri (Taf. XXXIV', Fig. 257), sind die Knotenpunkte von je 2 oder 3 Neben-
domen eingenommen. Die Radialstacheln treten im Gegensatz zu den Neliendomen meist
in l>eschränkterer Anzahl auf, nur bei Castanidium Apsteini (Taf. XXXV, Fig. 272) verdrängen
sie die Nebendornen fast vollständig und bilden einen dichten, die ganze Kugelschale umhüllenden
*45
Druucbc riefaee-Eipediuoo 1*48—1699. Bd. XIV. [9
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Valentin Ha»« ker.
Wald. Im allgemeinen scheint die Zahl der Radialstacheln nicht konstant zu sein, nur in einigen
Hillen, z. B. bei Castanidium Most/eyi circoporoides (Taf. XXXIX, Fig. 293) und Castanidium sol
(Taf. XXXVI, Fig. 273), lieträgt diesellie fast immer ungefähr 20 und stimmt also im ganzen
mit der Stachelzahl dodekaedrischer Circoporiden ül>erein.
Gewöhnlich sind die Radialstacheln ungefähr gleichmäßig über die ganze Schalenober-
fläche verteilt, indessen finden sich auch, ähnlich wie bei den Circoporiden, Formen, bei welchen
die Stacheln auf der Pylomseite dichter als auf der aboralen zusam mengedrangt erscheinen. Dies
gilt namentlich für einige Individuen des vorhin erwähnten Castanidium so/. Auch in Bezug auf
die Größe der Radialstacheln können, wie hinzugefügt werden soll, polare Differenzierungen auf-
trcten: insbesondere bei dem elxmfalls schon erwähnten Castanidium Apsteini (Taf- XXXV, Fig. 272)
sind die RadiaLstacheln in der Umgebung der IVlomöffnung im allgemeinen länger und derber
als am aboralen Pole, ein Verhältnis, welches auch bei den Nebendornen von Castanrl/a häufig
zu beobachten ist
Was die Form und Struktur der Stacheln anbelangt, so sind dieselben meist
glatt, gerade, cylindrisch und am Ende zugespitzt Bei einigen Formen zeigen die Stacheln ins-
gesamt oder zum Teil eine deutliche Oberflächenskulptur, „the surface being covered with small
dimples and spinules between them“ (vergl. Rep., Taf. CX1II, Fig. i). Meist Ist diese Skulptur
weniger hervortretend und erscheint mehr in Form von zwei unter spitzen Winkeln sich kreuz-
weise schneidenden Systemen von feinen Leisten oder Fibrillen, welche rhombische tüpfelartige
Felder einschließen (z. B. Castanidium Murrayu Taf. XXXVI, Fig. 274).
Zuweilen sind die Stacheln schlangenartig gekrümmt so l»ei einigen Individuen von Casia-
nidium MoseUyi (Taf. XXXIX Fig. 294). Da solche Exemplare stets neben zahlreichen anderen
Vorkommen, welche gerade Stacheln besitzen, so bezweifle ich nicht daß man es hier nicht mit
besonderen Arten, sondern nur mit abnormen, wenn auch allerdings durchaus lebensfähigen In-
dividuen zu thun hat In anderen Fallen sind die Stacheln mehr oder weniger verästelt
(Taf. XXXV', Fig. 268 — 271), wobei, wie schon Haeckel liemerkt h;it eine eigentümliche Neigung
zur Konkrescenz der Aeste hervortritt. Einige dieser können dürften sicher den Rang von Arten
oder Unterarten haben.
Sehr häufig, und zwar bei den verschiedensten Arten, erscheinen, wie auch Ha BCK£L er-
wähnt die Radialstacheln hohl und von einem Achsenstrang durchzogen (Taf. XXXV,
Fig. 269; Taf. XXXVIII, Fig. 291a, u. a.). Sie stimmen dann im Bau im wesentlichen mit den
RadiaLstacheln der Aulosphäriden, Circoporiden und Tuscaroriden überein, mit welchen sie
übrigens auch die Art und Weise, wie sie in die Gitterschale eingelassen sind, gemeinsam haben.
Man kann nämlich sehr häufig, namentlich bei Castanidium hn^ispinum und Mosefeyi \ beobachten,
daß der in diesem Fall meist hohle und von einem Achsenfaden durchzogene Stachel durch eine
.scharfe Linie gegen die Schale, bezw. gegen den pyramidenförmig sich erhebenden Stachel-
sockel abgegrenzt Ist (Taf. XXXVIII, Fig. 291a, u. a.), genau wie dies bei den Tuscarorenstacheln
der Fall ist Die Stacheln stellen also morphologisch selbständige Bildungen dar, ähnlich
wie dies für die RadiaLstacheln der genannten drei Familien mit Sicherheit ausgesagt werden
kann. Im Zusammenhang damit mag noch eine andere Beolxichtung Erwähnung finden. Bei
einem noch ganz weichhäutigen Exemplar von Castanidium /ongispinum aus der Antarktis
(Taf. XU Fig. 296) waren keine Nelicndornen vorhanden, dagegen zeigten alle diejenigen Knoten-
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Ti«(aee>Radiolarieu.
>47
punkte» welche nicht von Hauptstacheln besetzt waren, an ihrer Außenfläche kleine, scharf al>
gegrenzte, linsenförmige Einlagerungen von besonderem Färbungs- und Lichtbrechungsvercnögen.
Auch an diesen Gebilden, welche zweifellos die rudimentär gebliebenen Anlagen der Nebendornen
darstellen, ist die scharfe, auf eine relativ unabhängige Entstehung hinweisende Abgrenzung gegen
die G itterschale bemerkenswert
In seltenen Fällen bleiben sämtliche oder nahezu alle Sticheln rudimentär. So wies
7 . B. ein gleichfalls der Antarktis entstammendes Exemplar von Castanidium variable (Taf. XXXVI,
Fig. 277) mit Ausnahme einiger Pylomsticheln .und verkümmerter Nebendomen an Stelle der
Hauptstacheln und Nebendornen nur schwache höckerartige Erhebungen auf und Aehnliches war
auch bei dem in Fig. 291 (Taf. XXXVIII) abgebildeten Exemplar von Castanidium longispinum
zu beobachten. Derartige Abnormitäten bilden ein vollkommenes Seitenstück zu den gleichfalls
stachellosen Aberrationen von Cannosphaera antarctica (Taf. XIV, Fig. 143).
Das durch seine Größe gegenüber den Schalenjioren ausgezeichnete Pylom stellt in den
meisten Fällen eine einfache, kreisförmige, am Rande von 1 — 3 Radialsticheln besetzte Durch-
brechung der Schalen wandung dar. Nicht selten ist einer der dem Pylomrand aufsitzenden oder
benachbarten Radialstacheln durch die oben erwähnte netzartige Oberflächenstruktur vor allen
anderen Radialstacheln ausgezeichnet, so bei Castanopsis cidaris (Taf. XXXV, Fig. 270), Costa •
nissa va/diviae (Taf. XXXV, Fig. 267), Castanea g/obosa (Taf. XXXVI, Fig. 280).
Bei Castanissa vaidiviae (Taf. XXXV, Fig, 267) und ähnlich bei Castanura echinus (Taf. XXXV,
Fig. 271) tritt zu dem in der Einzahl vorhandenen Pylomstichel noch ein Kranz von kürzeren,
konischen Pylomzähnen hinzu, und Ixii der Gattung Castanella finden wir überhaupt keine
Radialstacheln, sondern nur noch eine die Schalenöffnung umgebende Krone von meist mächtig
entwickelten Pylomzähnen (Taf. XXXIV, Fig. 260 — 262).
Seltener ist der Pylomrand in anderer Weise differenziert, so findet sich z. B. bei Castanissa
Henseni (Taf. XXXVI, Fig. 279) das Pylom von einer Anzahl abgerundeter Höcker umstellt,
bei Castanea atnphora (Taf. XXXVI, Fig. 278) dagegen erhebt sich der Pylomrand zu einem
kragen- oder kraterförmigen Peristom über die Schalenoberfläche.
Entwickelung der Schale. An mehreren antarktischen Stationen (T.-St 121, 135,
13b, 142) wurden von der „Valdivia“ jeweils einige Exemplare von Castanidium variabile und
longispinum mit W'eichhäutiger, stark färbbarer Schale erbeutet Bei einigen waren
Radtalstacheln und Nebendomen in den normalen Zahlen- und Grölten Verhältnissen als gleichfalls
weichhäutige Fortsätze der Schalenwandung zur Ausbildung gelangt in anderen Fällen waren
die Nebendomen nur durch stumpfe Höcker (Taf. XXXVIII, Fig. 291) oder, wie bereits oben
erwähnt wurde, durch linsenartige Auflagerungen der Knotenpunkte (Taf. XL, Fig. 296) ver-
treten. Bei einzelnen Exemplaren waren Tangentialnadeln deutlich zu erkennen (Taf. XXXVIII,
Fig. 291), bei anderen waren nur in den Radialstacheln Spuren von Achsenfäden zu beobachten.
Man darf wohl in erster Linie daran denken, alle diese weichhäutigen Schalen als normale
Entwickelung s Stadien aufzufassen. Indessen liegt im Hinblick auf den später genauer zu
l>esprechenden Umstand, daß neben denselben in den nämlichen Stationen allerlei Monstrositäten
gefunden wurden, noch eine zw'eitc Möglichkeit nahe, nämlich daß es sich hier um Skelette
handelt welche abnormenveise auf einem unter normalen Verhältnissen sehr rasch passierten Ent-
>47
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Valentin Haeckek,
Wickelungsstadium stehen geblieben waren, daß aLso sogenannte Entwickelungshemmungen
vorliegen.
Neben diesen weichhäutigen Stadien fand sich eine zweite Gruppe von Individuen vor, bei
welchen die Schale ebenfalls zum Teil eine weichhäutige, stark färbbare Beschaffenheit, daneben
aber bereits auch kieselige Einlagerungen aufwies.
Im einfachsten Fall (Taf. XXXVIII, Fig. 292) tritt innerhalb jedes Balkens der Gitterschale
ein hohler, ojxik und porös erscheinender, rötlichgelb sich färl>ender Kieselcylinder scharf hervor,
dessen Achse mit deijenigen des Balkens zusammenfällt In den Knotenpunkten der Schale ist
die Wandung der 3 miteinander zusammenstoßenden Kieselcylinder beträchtlich verdickt, so
daß der einzelne Kieselcylinder im optischen Durchschnitt ein sanduhrförmiges Aussehen lxsitzt
Jeder Balken der Kieselschale besteht demnach aus 3 konzentrischen Schichten: aus einer homo-
genen, nicht oder nur schwach färbbaren, mehr oder weniger verkieselten Grenzlame Ile,
welche im Umkreis der Boren als schmaler Saum erscheint aus dem sanduhrförmigen, porösen
Kieselcylinder und der färbbaren, noch nicht verkieselten Achsen Substanz, in welcher
die axial gelegenen Tangentialnadeln gewöhnlich deutlich zu erkennen sind.
Die Substanz der Grenzlamelle und diejenige der Kieselcylinder weisen in optischer und
tinktorischer Hinsicht einen ähnlichen Gegensatz auf. wie die zwei verschiedenen Kieselschichten
bei unfertigen Aulocerw- und Anlokleptes- Stacheln (vergl. Taf. XI -IV), und es mag daher angezeigt
sein, auch l>ei derartigen Castanellidenschalen von einer primären (hyalinen und wenig oder nicht
färbbaren) Kieselrinde und einer sekundären (mehr oder weniger opaken oder porösen, fär1>
baren) Füllsubstanz zu sprechen, welch letztere in dem vorliegenden Fall zunächst in Gestalt
von Hohlcylindem auftritt und erst später auch die Balkenachse ausfüllt
Wiederholt fand ich dann auch Exemplare, lx?i welchen die sekundäre Füllmasse die
centrale Achsensubstanz bereits nahezu vollständig verdrängt hatte (Taf. XL, Fig. 298), und anderer-
seits solche, bei denen die Ablagerung der sekundären FülLsubstanz in mehr unregelmäßiger
Weise vor sich gegangen war (Taf. XL, Fig. 299). Einige Fälle, in welchen sich die noch
unverkieselte Achsensubstanz wie eine gerade Wagenspur durch einzelne Knotenpunkte hindurch
erstreckt (Fig. 299 a und b), sind besonders bemerkenswert, und zw'ar namentlich im Hinblick auf die
große Aehnlichkeit welche alle diese Bilder mit manchen abnormen, an Schienengeleise erinnernden
Aulosphäridenskeletten zeigen (vergl. namentlich Taf. XIJV, Fig. 338). Man wird zu der Ver-
mutung geführt, daß auch beim Aufbau der Castanelliden-Schale die Entwickelung der Balken
ihren ersten Ausgangspunkt von geradlinigen F o r m c 1 e menten, nämlich von den (in
unserem speciellen Fall bereits unsichtbar gewordenen) Achsen- oder Primitivnadeln nimmt
Wie bei den anderen Tripyleen ist auch bei den Castanelliden das Material für eine voll-
ständige entwickelungsgeschichtliche Untersuchung des Skelettes nicht ganz ausreichend. W ie
schon oben angedeutet wurde, bin ich sogar im Zweifel, ob die hier beschrielienen Stadien
wirklich als echte Entwickelungsstadien zu betrachten sind und ob sie nicht sämtlich mehr oder
weniger in die Kategorie der „Entwickelungshemmungen* in dem mehrfach hervor-
gehobenen Sinne einzureihen sind. Zu Gunsten dieser Auffassung wird, wie bereits angedeutet
wurde, vor allem das gleichzeitige Vorkommen von Monstrositäten aller Art «angeführt werden
können. Mehrere derselben haben bereits Erwähnung gefunden, so vor allem die stachellosen
Formen (Taf. XXXVI, Fig. 2 77k sowie die unregelmäßig bimförmigen Exemplare mit seitlicher
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Tiefsct-Riuliolaftcn.
149
Pylomöffnung (Taf. XL, Fig. 295) und solch?: mit mehreren Pylomöffnungen (Taf. XL, Fig. 395 a).
Hier sei noch einiger anderer, nicht seltener Vorkommnisse Erwähnung gethan, welche ebenfalls
an mehreren antarktischen Stationen angetroffen wurden : in erster Linie Exemplare von Castanidium
variabi/e mit eigentümlich verbildeten und verkrüppelten Radialstacheln, von welchen einige eben-
falls deutliche Hinweise auf die relativ selbständige Entstehung der radialen Skelettelemente
liefern (Taf. XXXVI, Fig. 275 u. 276), und ferner Exemplare derselben Art, welche, unterhalb
der eigentlichen Gitterschale und mit derselben in mehrfachem Zusammenhang stehend, ein unregel-
mäßiges Flechtwerk, gleichsam eine zweite Gitterschale, aufweisen (Taf. XXXVIII, Fig. 289, und
Taf. XL, Fig. 295a). Das gleichzeitige Vorkommen aller dieser Verbildungen läßt den Verdacht
aufkommen, daß auch die weichhäutigen und unvollständig verkieselten Castanellidenschalen nicht
ganz normaler Natur sind.
Wie dem aber auch sei, jedenfalls lassen sich aus allen diesen Vorkommnissen die
wichtigsten Etappen im Entwickelungsverlauf der Castanellidenschalen mit Sicherheit entnehmen,
und man wird, mag es sich hier um wirkliche Entwickelungsstadien oder um die verfrühte
Sistierung eines komplexen, normalerweise stürmisch verlaufenden Entwickelungsprozesses handeln,
als kaum zweifelhaftes Ergebnis hervorheben dürfen, daß auch die Schale der Castanel-
liden auf häutiger Grundlage entsteht Durch die große Aehnlichkcit, welche einer-
seits die fertigen Strukturen, andererseits gewisse entwickelungsgeschichtlichen Bilder mit den bei
den Aulosphäriden beobachteten Verhältnissen zeigen, sowie durch die verhältnismäßige Selb-
ständigkeit der radialen Skelettelemente wird ferner wahrscheinlich gemacht daß bei der Ent-
stehung der Castanellenschale die nämlichen formbildenden Faktoren wirksam sind, wie bei der
Bildung der Aulosphäridcnschale, wenn es sich auch vielleicht bei ersterer noch mehr um ein
Nebeneinander als um ein Nacheinander der einzelnen Prozesse (Abscheidung der
Achsennadeln, Auftreten richtender Centren, Vakuolenbildung, successive Kieselablagerung) handelt
Weichkörper. Der im Innern der Gitterschale gelegene Teil des Weichkörpers ist
nahezu vollständig durch die große, aboral gelegene Centralkapsel und das Phäodium ausgefüllt
(Taf. XXXVI, Fig. 274). Im lebenden Zustand ist, mindestens periodisch, auch außerhalb der
Gitterschale eine ansehnliche Calymma-Schicht vorhanden, wenigstens habe ich in vielen Fällen
größere oder kleinere Abschnitte einer über die Stachelspitzen ausgespannten extrakalym malen
Sarkodehaut in vorzüglichem Erhaltungszustand angetroffen, so z. B. bei Castanidium Murray i
(Taf. XXXVI, Fig. 274). Es zeigen diese Befunde, daß auch bei den Castanelliden die Radiai-
stacheln in erster Linie die Funktion von Trägern oder Stützapparaten
haben.
Das Phäodium zeigt die nämliche Zusammensetzung, wie dasjenige der Aulacanthiden.
In verhältnismäßig geringer Zahl fanden sich die Kieselgehäuse der Diatomeen. Bezüglich der
Färbung der Phäodellen im lebenden Material stehen mir keine Notizen oder Zeichnungen zur
Verfügung.
Die Central kapsel ist außerhalb der Teilungsperioden in der Einzahl vorhanden.
Sie hat im allgemeinen eine ellipsoidische Gestalt, nur die der Schalenwandung angelagerte
Parapylarseite zeigt vielfach, ähnlich wie bei den Tuscaroren und anderen Tripyleen, eine leichte
Abplattung oder wenigstens eine andere Wölbung als die Astropylenseite. Außer der schon
von Haeckel beschriebenen Astropyle fanden sich auf Schnitten bei mehreren Exemplaren von
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VAIKWTIN H AIXKF.lt,
150
Castamdium variabiU regelmäßig zwei Parapylen in der gewöhnlichen Form und Anordnung
vor. Die Angaben Haeckel’s, welcher keine Parapylen vorfand, bedürfen also einer Eigänzung
in der Richtung, daß auch die Castanelliden echte Tripyleen sind.
Der Kern hat im ganzen eine ellipsoidische Gestalt Diejenigen Kerne, welche auf
Grund der bei anderen Objekten gemachten Erfahrungen als die „am besten“ konservierten zu
bezeichnen sind, entstammen dem mit Sublimat- Alkohol oder Chromosmium-Essigsaure fixierten
Material und weisen ungefähr die Struktur der „feinfädigen“ Aulacanthidenkeme auf (vcrgl
S. 22, Textfig. 3); Der ganze Kemraum erscheint auf Schnitten nahezu gleichmäßig von dunkel
färbbaren Fäden von cylindri scher Gestalt durchzogen, welche in einzelnen Kernen mehr den
Eindruck von kürzeren Stäbchen oder Schleifen machen, in anderen wenigstens in der Mehrzahl
Teilstücke von längeren Strängen darstellen. Im ersteren Falle läßt sich in der Längsachse der
Fäden eine hellere Linie beobachten, welche wohl als erste Andeutung einer Längsspaltung
anzusehen ist Ausgesprochene Doppelstäbchen oder Doppelfäden mit umeinander gedrehten
Spalthälften halie ich in keinem der Kerne getroffen. Zwischen den Stäbchen oder Strängen
fanden sich auch gröbere, unregelmäßig geformte, vakuolisierte Schollen vor, welche den „Binnen-
körpem“ der Aulacanthidenkeme entsprechen, jedoch war in den meisten Fällen schwer zu
entscheiden, ob nicht Verwechslungen mit Fadenquerschnitten Vorlagen. Auch die als „Fett-
träubchen“ vorläufig gedeuteten Ansammlungen kleinster Kügelchen wurden regelmäßig an-
getroffen.
Im Sublimatmaterial zeigten die Kerne meist eine weniger gute Konservierung, Gewöhnlich
war die färbbare Substanz zu einem spongiösen Gerüstwerk verschmolzen.
Nicht selten wurden innerhalb einer Centralkapsel zwei meist dicht nel>eneinader gelagerte
Kerne in der für die dicystinen Aulacanthiden beschriebenen Weise angetroffen. Einige von
solchen Centralkapseln angefertigte Schnittserien wiesen leider einen ungenügenden Erhaltungs-
zustand der Kerne auf. In einem Falle konnten an einer solchen zweikemigen Centralkapscl
2 Parapylen festgestellt werden.
Verhältnismäßig selten wurden Individuen mit zwei Centralkapseln angetroffen.
In dem in Tal. XLI, Fig. 300 dargestellten Falle sind die Kerne der beiden Centralkapseln
bereits wieder in mitotischer Teilung begriffen, und zwar befinden sic sich beide in dem von
Borgert (1900, Taf. XV, Hg. 12; Taf. XVI, Fig. 26; Taf. XVIII, Fig. 35 und 36) beschriebenen
und abgebildeten Dyasterstadium.
Ohne mich an dieser Stelle auf die genaueren Verhältnisse der Mitose der Radiolarien
einzulassen, will ich nur darauf hin weisen, daß die Teilung in beiden Centralkapseln (im Gegen-
satz zu der l>ei den Aulacanthiden beobachteten Regel) synchron verläuft, daß auch hier,
wie bei AuJacantha, die Aequatorialebene die Fläche der Astropyle unter einem spitzen Winkel
schneidet, und endlich daß, ebenfalls wie bei Au/acantJm , die Chromosomen überwiegend die
Gestalt von gestreckten, am polaren Ende vielfach hakenförmige gekrümmten Fäden haben.
Borger 1 (I. c. S. 241) giebt l)ezüglich der Zahl der Chromosomen von Aulacantha an,
daß „die Zahl 1000 auf jeden Kall noch bedeutend zu niedrig gegriffen sein dürfte“. Auf dem
hier beschriebenen Präparate von Castanidium war in einer der beiden Centralkapseln die eine
Tochterplatte nahezu vollkommen quer getroffen, und die vorzügliche Konservierung erlaubte
eine genaue Zeichnung und Zählung der Chromosomen. Die Zahl lietrug etwa 1500, dürfte
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Tiefsct-KndinUricn.
1 5 1
aber, da möglicherweise doch kleinere Randpartien fehlen und da in zweifelhaften Fällen bei
dichter Aneinanderlagerung einzelner Chromosomen eher zu wenig als zu viel gerechnet wurden,
in Wirklichkeit ebenfalls höher, also auf 1500 — 1600, anzuschlagen sein.
Nach Ansicht von Borgert stellen bei Aulacanika die im Dyasterstadium auseinander-
weichenden Chromosomen nicht die durch den ersten Längsspaltungsprozeß gebildeten Spalt-
hälften dar. Ich halte indessen, wie ich an dieser Stelle nur kurz andeuten will, die von Borger]'
angeführten Gründe nicht für zwingend und möchte auf Grund eines Vergleiches mit allen mir
bekannten tierischen und pflanzlichen Objekten mich doch der Ansicht zuneigen, daß es sich liei
den beschrielienen Teilungen um eine Verteilung nach dem ersten Längsspalt handle.
Auf mehreren Schnitten sah ich zwischen den auseinanderweichenden Tochtergruppen, also in der
Aequatorialebene der Teilungsfigur, Doppclstäbchen ähnlich denjenigen, welche man in den Pro-
phasen der Aulacanthidenkeme beobachtet (Fig. 300, unterer Kern, unteres Drittel). Ich glaube,
daß diese Dopj^elstäbchen Elemente darstellen, welche in ähnlicher Weise, wie dies l>ei zahlreichen
anderen Objekten hie und da zu sehen ist, bezüglich der Metaphase, d. h. der diccntrischen
Wanderung der Tochterchromosomen, zurückgeblieben sind. Nicht selten sieht man an den
Tochterstäbchen oder „primären“ Spalthälften dieser zurückgebliebenen Chromosomen selbst wieder
eine feine helle Linie oder Vakuolen reihe, welche offenbar der von Borgert beschrielienen „zweiten
Längsspaltung" entspricht und wahrscheinlich dieselbe Erscheinung ist, die man auch an den
Chromosomen der Tochterplatten, und zwar l>esonders in den Randjiartien der letzteren, nicht selten
l>eobachten kann.
Besondere Vorkommnisse. An mehreren Stationen des Atlantik (T.-St 22, 4t, 49,
85 u. a.) wurden zahlreiche Individuen von verschiedenen Castanelliden gefunden, bei welchen
an einem oder mehreren Radialstacheln ein Paket von Copepoden-Eiem, meist 2 — 5 Stück, an-
geklebt waren (vergL Taf. XXXVI, Fig. 273). Es handelte sich um Individuen von Ca* tauen
amphora , Castanidium variabiie, longispinum und so/ und Cas/anissa valdiviae. Diese Funde sind
so häufig, und die Eier stimmen hinsichtlich ihrer Größe so genau miteinander überein, daß ich
der Annahme zuneige, es möchte sich weniger um eine zufällige, während des Heraufziehens
des Netzes entstandene Verbindung, als um ein regelmäßiges Vorkommnis handeln. Man könnte
sich wenigstens denken, daß gewisse Copepoden ihre Eier an die Radialstacheln der Castanelliden
anheften, um dieselben auf diese Weise vor dem Herabsinken in Schichten mit ungünstigen Lebens-
bedingungen zu schützen. Gegen diese Vermutung kann allerdings der Umstand angeführt
werden, daß in einigen der lietreffenden Stationen die Castanellidenschalen vielfach auch mit
anderen Fremdkörpern, inslxisondere mit Teilstücken von Cottosp/iaei o- Kolonien, behaftet waren,
also mit Organismen, mit welchen sie doch wohl nur in einem künstlichen Zusammenhang
stehen,
Horizontalverbreitung. Mehrere Arten dürfen als kosmopolitisch und eury-
therm bezeichnet werden, so die beiden Kollektivarten Castanidium variabiie und l 'ongispinum ,
sowie Castane/fa S/ogge//i. Festere beiden lassen allerdings gewisse regionale Verschiedenheiten
erkennen, insbesondere weichen die meisten antarktischen Exemplare in mehreren Punkten vom
Typus ab.
Als atlantisch-indische, ausgesprochene Warm wasserformen sind zu be-
trachten: Castanea g/obosa, C. Hensmi und vielleichtauch C. amphora, ferner Castanidium variabiie
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*52
Valejttin Haeckt.r,
vufgatissimum, Castanidium so f, Castanidium Murray i ', Castanidium Moseleyi, Cas/anissa valdiviae,
Costa nella Thomson i, Castanarium Hookeri.
Der durch eine Reihe besonderer Formen ausgezeichnete südöstliche Abschnitt
des Indik (T.-St 172 — 175) beherbergt auch eine Reihe markanter Erscheinungen aus der
Familie der Castanelliden, so Castanella Wyviflei (Taf. XXXIV, Fig. 263; sonst nur aus dem
nördlichen Pacifik bekannt), Castanarium favosum (Taf. XXXIV, Fig. 258), Circoeastanea mar-
garita (Taf. XXXIV, Fig. 265).
Bipolare Kalt wasserformen sind Castanidium Aps feint und wahrscheinlich Costa-
nid mm varia bi fe antarcticum. Bisher nur in der Antarktis wurden gefunden: Castanopsh
fragilis und Castanarium antarcticum. Als bemerkenswert möge auch hier nochmals hervor-
gehoben werden, daß specieU von Castanidium variabile und fongispinum in der Antarktis zahl-
reiche Abnormitäten und Monstrositäten angetroffen wurden, in ähnlicher Weise, wie dies für
andere Tripyleen (Sagenoseena, Aitlospathis) gilt
Verti kal verbreitu ng. Die obersten Schichten (Zone des Phaoplanktons, o — 50 m)
dürften nach den bisherigen Ergebnissen keine Castanelliden beherbergen. Dagegen kommen die
Castanelliden in sehr beträchtlicher Anzahl in der Schicht des Knephoplanktons (50 — 400 in)
und Skotoplanktons (400 — 1500 m\ zum Teil auch noch in der Schicht des Ny k to-
plan ktons (1500 — 5000 m) vor.
Vorwiegend knephoplank tonisch dürften nach dem vorliegenden Materiale sein:
Castanea globosa und ampltora, Castanidium fongispinum, sol und Murrayi, Castanopsis fragilis.
Während das Vorkommen der mit verhältnismäßig langen Radialstacheln bewehrten Können
Castanidium fongispinum und sof in den höheren Schichten mit den bei anderen Tripyleen be-
stehenden Beziehungen zwischen Organisation und Medium in gutem Einklang steht ist es auf-
fallend. daß auch die zu den größten Castanelliden gehörenden Formen der Gattung Castanea
allem Anschein nach die Schicht des Knephoplanktons oder wenigstens deren tiefere Etagen be-
wohnen, und daß sie also nicht wie nach ihrer Größe vermutet werden könnte, ausgesprochene
riefenformen sind.
Knepho-skotoplanktonisch scheinen zu sein: Cas/anissa valdiviae und Castanella
Thomsoni.
Als skotoplanktonisch sind zu betrachten: Castanea Heusern , Castanidium Apsteini,
Castanelfa Sfoggetti, Castanarium Hookeri und antarcticum, vielleicht auch Castanidium Moseleyi.
Skoto-nyktoplanktonisch ist offenbar Castanidium variabile (niest ratum, während
Castanidium variabi/e vufgatissimum als nahezu pamplanktonisch bezeichnet werden kann.
Systematik. IIaeckf.l hat folgende Gattungen unterschieden:
ll.iufUst.icheln fehlt- n
Sou «»hl Xibcndornci» als Hnupt-
»lacheln sind vorhanden
\ Mund glatt
I Mund gr/ilhndt
I „ . . . , . I Mund glatt
| Ha-imucM» «.!«* j UunJ
I .. , , I Mund gUtt
| Hiupuudwln v„,.c8. , pI|U„dI
Caitamirium
Catfanella
Castamdmm
CastanuM
Caitanopui
Caitanura
Mit Bezug auf das von Haeckel vorgeschlagene System ist zu bemerken, daß der Gegen-
satz zwischen den Formen ohne und mit Hauptstacheln [in der That einen natürlichen Ausgangs-
punkt für die Einteilung der Castanelliden bildet. Wenigstens lassen sich alle Formen zwanglos
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Titf«*-K»diobrien.
1 53
in einer Reihe anordnen, in welcher die Gattungen Castanarium und CastancHa (Taf. XXXIV)
mit einem gleichmäßigen Besatz von Nebendomen das eine, die Arten Caslanidium .«?/, Ion gi-
spinuni, Moscleyi u. a. (Taf. XXXIX u. a.) mit mächtigen Hauptstacheln und vielfach großenteils
reduzierten Nebendornen das andere Ende bilden. Bei ersteren haben die radiären Skelettelemente
vorwiegend die Bedeutung eines Stützapparates, bei letzteren gleichzeitig die eines Schwebe-
apparates, und es tritt also auch hier die von anderen Tripylcen, insbesondere den Aulacanthiden
und Aulosphäriden her bekannte doppelte Funktion der Skelettstrukturen zu Tage. In morpho-
logischer und funktioneller Hinsicht ist der erstere Typus als der primitivere zu l>et rächten. Ob
durch Voranstellung desselben auch das stammesgeschichtliche Verhältnis in richtiger Weise zum
Ausdruck kommt, mag dahingestellt bleiben.
Was die anteren Hauptkriterien des Haeckel. sehen Systems, die Beschaffenheit des Pyloms
und die Verzweigung bezw. einfache Gestaltung der Radialstacheln anbelangt, so können dieselben
nur mit Vorsicht eine systematische Verwertung finden. Denn sowohl die Ausstattung mit be-
sonders differenzierten Pylomzähnen, als auch die Verästelung der Radialstacheln tritt bei Formen
von recht verschiedenem Gesamthabitus auf. Es mag hier nur darauf hingewiesen
werden, daß eine Bezahnung des Pyloms ebejisogut bei der stachellosen Gattung Castandla
(Taf. XXXIV, Fig. 260 — 262), als bei einigen mit wohldifferenzierten, mächtigen Hauptstacheln
ausgestatteten Formen der Gattungen Castanissa (Taf. XXXV, Fig. 267, sowie Haeckel, Rep.,
Taf. CXII1, Fig. 1) und Cas/anura (Taf. XXXV, Fig. 271) vorkommt, und daß andererseits eine
Verzweigung der Stacheln nicht bloß bei zarten, weitmaschigen (Taf. XXXV, Hg. 268), sondern
auch bei derbschal igen, kleinporigen Formen (Taf. XXXV, Fig. 270 u. 271) beobachtet werden
kann. Im ganzen möchte ich glauben, daß die Bewaffnung des Pylomrandes allerdings einen
mehr konstanten , die Beschaffenheit der Stachelenden dagegen einen mehr fluktuierenden
Charakter besitzt, und daß also das erstere Merkmal und nicht, wie dies in der Hab KKi-’schen
Einteilung zum Ausdruck kommt, das letztere in systematischer Hinsicht in den Vordergrund zu
treten hat
Ebenso wie diese Merkmale, so treten auch manche andere bei Formen von sehr ver-
schiedenem Habitus als Konvergenzbildungen auf, wie denn überhaupt die der Familie der
Castanelliden zur Verfügung stehenden Charaktere in fast allen nur denk-
baren Kombinationen miteinander verbunden sein können, in ähnlicher Weise,
wie dies z. B. für die Gattung Aulospathis und für die Tuscaroren gilt (vergL 1904, S. 142
u. a. a O.). Es sei z. B. hier nochmals an das erinnert, was über das Vorkommen von skulp-
turierten Radialstacheln, insbesondere eines strukturell ausgezeichneten Pylomstachds bei sehr
verschiedenartigen Formen gesagt worden ist, und ebenso an die mehrfach auftretende Neigung
zu jjolarer Differenzierung der Schale.
Wenn man mit Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse den Versuch macht unter I Ieran-
ziehung nicht bloß einzelner Merkmale, sondern des ganzen Habitus die Castanelliden zu klassi-
fizieren, so gelangt man schließlich zu einer Einteilung, welche in einigen Punkten, namentlich
was die Definition der Gattungen anbelangt, von der HAECKEi/schen abweicht
An den Anfang würde nach dem Obigen die Gattung Castanarium zu stellen sein, und
zwar bilden diejenigen Formen, bei welchen in den Knotenpunkten nicht bloß ein, sondern
'5.5
Deetedb. Tie late- Expedition .*>*— Bd. XIV. JO
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>54
Val** tin 1 Im*"ke»i,
mehrere Nebendomen stehen (Taf. XXXIV, Mg. 2 56), und andererseits diejenigen, bei welchen
die Poren von mächtig hervortretenden jxdygonalen Rahmen umfaßt sind (Taf. XXXIV, Mg. 2 58),
besonders specialisierte Gruppen.
An die Gattung Castananum ist nach dem Vorgang Haetkel’s die Gattung Castanc/la
anzuschlicßen, bei welcher ebenfalls noch keine Differenzierung von Hauptstacheln vorliegt, da-
gegen die den Pylomrand besetzenden Radialelemente zu kräftigen, konischen Zähnen umgewandelt
sind (Tat XXXIV, Fig. 260—262).
Die mir vorliegenden Formen der Gattung Cas/anissa mit Pylomzähnen und wohl-
ausgebildeten Hauptslachein (Taf. XXXV, Fig. 267) bilden eine natürliche Brücke, welche einer-
seits zur Gattung Castanura mit Pylomzähnen und verzweigten IlaupLstacheln (Taf. XXXV,
Fig. 274), andererseits zur Gattung Castanidium ohne Pylomzähnc und mit einfachen Haupt-
stacheln (Taf. XXXVI u. a.) herüberführt Für letztere Gattung ist als charakteristisches und
konstantes Merkmal noch hervorzuhet»en, daß der Pylomrand mit 1 — 3, seltener mehr Haupt-
stacheln besetzt ist
Eine, wie ich glaul>e, künstliche Grupf>e bildet die Gattung Castanopsis, in welcher vor-
läufig mehrere Formen ohne Ijesondere Pylomhewaffnung und mit verzweigten Hauptstacheln
zusammengefaßt sind. Einige dieser Formen, wie Castanopsis cidam (Taf. XXXV’, Mg. 270)
und wahrscheinlich C. macleari Haeckfj., zeigen sehr enge Beziehungen zu Cas/anissa raldiviat
(Fig. 267) und namentlich zu Castanura echinus (Fig. 271), lindere, wie Castanopsis fragilis
(Fig. 268) schließen sich unmittelbar an Castanidium iongispinum (Taf. XXXVII, Fig. 285) an.
Eine genauere Kenntnis aller dieser Formen wird wohl zu einer Aufteilung, bezw. schärferen
Umgrenzung dieser Gattung führen.
Als eine besondere Gruppe grenze ich noch einige kugelige, einen ganz charakteristischen
Habitus aufweisende Riesenformen ohne Pylomzähne und mit meist schwach entwickelten Haupt-
stacheln unter der Gattungsbezeichnung Castanca (Taf. XXXVI, Fig. 278 — 280) ab, und endlich
sehe ich mich veranlaßt, für eine südindische, leider nur in einem Exemplar vorliegende Form
eine neue Gattung Circocastanea (Taf. XXXIV, Fig. 265) aufzustellen. Ich kann mir nach den
Thatsachen, die bezüglich der Ontogenese des Castanellidenskelettes vorliegen, nicht denken, daß
es sich bei dieser letzteren Form nur um eine individuelle Abnormität handelt, vielmehr weist
schon die regelmäßige Gruppierung der gewöhnlichen Poren und der eigentümlichen, die Nelxm-
domen umgebenden Porenkränze darauf hin, daß man cs mit einem 1>esondercn, allen anderen
Castanelliden selljständig gegenüberstehenden Typus zu thun hat Ich halte cs für angezeigt,
diesen Verschiedenheiten durch Aufstellung einer besonderen Unterfamilie (Circ<x:astaneUinae)
Rechnung zu tragen.
Aus tlem Vorstehenden ergiebt sich folgende revidierte Besti m 111 u ngstabeüe:
A. Scluile rnn gewöhnlichen IWn und du** IMomöffnung durchbrochen (Kucafttunrllinae).
Besonders differenzierte H.uipttUtchcln | Pylnrnnffnung ohne besonder* dif-
frhlen. Die radialen Skrlctti-lementc | (erttwierte l’\lo«n/iUinr 1. Gattung Cattnnarium HAEOCEI.
haben Ober* iegend die- Bedeutung | Hyl.wnf.ffnung „dl Pykunzähnen ».Gallun* C.utwfla Hajlckei.
eines Slütiappmln I
'54
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T iefs«c-Kaa]iulari«i.
1 55
Didcmuiening der radialen Skelett»
demente in Ncbcndonu-n und Haupt-
«tach'-In. Leuten übernehmen die
Funktion eine* Schwebeappa-
rates
Pylomöffnung mit Pylom/ähnen,
xuvretlen auBcnkm mit einem
M mipt» Liehe l auSKtitalUl
Pylomöffnung ohne Pylointihno.
meist mit i — 3 Haupts lächeln
besetzt
Frlotnöffnunj: anders gestaltet : ohne
R.indgebildc oder mit stumpfen
Höckern oder mit kratcrförniigeiti
FeriMofl)
Hauptslacbeln einfarli : 3. Gattung Ca\taiussa IIaETKF.I.
ILiuptsiaehefu verzweigt: 4. Gattung ( ’astauura llARTKF.I.
HaupULicheln einfadt : 5. Gattung CntamdiuM HAECKEL
Haupt* lächeln 1 er zweigt : 6. Gattung Castmnoptis 1 1 AF.CKF.L
7. Gattung Cqstanea n. g.
B- Schale, von gewrihnlichen Poren und einer l*ylom Öffnung durchbrochen ; im Uinlcn-is der Netn-n-
domefi je ein Kranz von 4—7 PurenHlunien f CirctuasianrHinae ). 8. Gattung Ci rcocas tonen n. g.
1. Unterfamilie: Eucastanelli n ae. Castanelliden mit gewöhnlichen Foren.
1. Gattung. Castanarium Haeckel.
„Castanelliden ohne radiale HaupLstachcln, mit einem einfachen glatten Munde“ (Haeckel).
3 von den 5 H.vECKEL’schen Arten, sowie sämüiche mir vorliegenden Exemplare sind
durch den Besitz von mehr oder weniger, zum Teil mächtig entwickelten fünf- und sechs-
eckigen Poren rahmen ausgezeichnet
In Bezug auf die Stacheln giebt Haeckel an, daß dieseli>en ein Drittel oder halb so
lang als der Schalenradius, bezw. zweimal so Lang als der Durchmesser einer Pore seien.
Borgert erwähnt, daß bei C. Sc/nltti die Radialstacheln etwa so lang wie der Durchmesser der
Poren seien. An sämtlichen mir vorliegenden Exemplaren waren alle oder wenigstens die
größeren Stacheln allgebrochen, so daß ich nur so viel sagen kann, daß dieselben sämtlich
ungefähr die nämliche Dicke haben und daß, im Gegensatz zu allen anderen Castanelliden,
die Stacheln vielfach zu mehreren in einem Knotenpunkt stehen.
Die Pylomöffnung ist meist von einer Anzahl von Stacheln umstellt, welche die Knoten-
punkte der angrenzenden Poren einnehmen und sich von den übrigen Sticheln nicht unter-
scheiden.
Die zahlreichen mir vorliegenden Exemplare gehören drei Formenkreisen an, die vorläufig,
da sic in verschiedenen Meeresgebieten vorgefunden wurden, als besondere Arten zu betrachten sind.
Castanarium Mookcri Haeckel.
Taf. XXXIV, Fig. 256 u. 257.
( '.istannrium kfivkeri Ha ECKEL, 1887, S. 1682 ; ? Castatuinum schütti BoKGKKT, 19OJ, S. 750.
Schale kugelig, derbwandig, gelblich.
Poren rund, von ziemlich ungleicher Größe, im Durchschnitt etwa zweimal so groß
als die Balkenbreite, von gratartig zugeschärften, fünf- oder sechseckigen
R a h in e n umgeben.
Pylomöffnung kaum zweimal so weit als die größeren Poren, von zahlreichen
gewöhnlichen Stacheln umstellt.
Radialstacheln (nach Haeckel ein Drittel so lang als der Radius nach Borgert so
lang wie der Porendurchmesser) vielfach zu zweien und dreien den Knotenpunkten
aufsitzend.
«55
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VAMtXTIN II.MI'kkm,
15b
Durchmesser 0,75 — 0,9 mm, nach Haeckel 0,55, nach Borgekt 0,8 mm.
Fundorte: Indischer Ocean, Cocos-Inseln (Haeckel) ; Guineastrom (700 — 900 m,
Borgert); T.-St 49 (Südäquatorialstrom, V.), 214 (nördlicher Indik, V.), 227 (nördlicher Indik,
Schl.-N. 1000 — 800), 22 9 (nördlicher Indik, Schl.-N. 1000 — 800).
Verbreitung. Anscheinend Warmwasserform und Bewohnerin der Tuscaroren-
schicht (400— 1000).
C. favosum n. sp.
( favorns wabig.)
Ta/ XXXIV, Fig. 258.
Schale kugelig, sehr dcrbwandig und gelblich.
Poren rundlich, von ungleicher Größe, so groß oder kleiner als die Balken-
breite, von mächtig entwickelten, fünf- oder sechseckigen Rahmen umgeben. Die
Poren erscheinen so als Locher am Grunde eines tiefen Trichters.
Stacheln bei sämtlichen Exemplaren abgebrochen, in der Einzahl die Knoten-
punkte besetzend, seltener auch die Mitte der Leisten.
Durchmesser 0,65 — 0,7 mm.
Fundorte: T.-St 174 u. 175 (indischer Südäquatorialstrom, Vn mehrere Exemplare).
Verbreitung. Anscheinend auf das auch durch andere Eigentümlichkeiten charakte-
risierte Gebiet des indischen Südäquatorialstromes beschränkt.
C. antarcticum n. sp.
Taf. XXXIV, Fig. 259.
Von der zuerst erwähnten Form durch die sehr verschiedene und durchschnittlich
viel beträchtlichere Porenweite (Poren 2 4 mal so groß als die Balkenbreite), durch die geringere
Zahl der Stacheln (in jedem Knotenpunkt nur ein Stachel) und die flachere Beschaffenheit der
Rahmen gekennzeichnet.
Durchmesser 0,55 — 0,85 mm.
Fundorte: T.-St 117 (Benguelastrom, V.), 121 (Antarktis, Schl.-N. 500 — 300), 136 (Ant-
arktis, Schl.-N. 700 — 400).
2. Gattung. Castanella Haeckel.
„Castanclliden ohne radiale I lauptstacheln, mit gezähneltem Mund“ (Haeckel).
In dieser Gattung können in Anlehnung an Haeckel alle diejenigen Formen zusammen-
gefaßt werden, bei welchen die Pvlomöffnung von einem Kranze von besonders differenzierten
Zähnen umgel>cn, also nicht in der für die < iattung Castanidium gütigen Weise mit einem oder
mehreren Hauptstacheln besetzt ist
In der Regel ist die ganze Schale von einem gleichmäßigen Mantel von Nebendomen
bedeckt („ohne radiale I lauptstacheln“). Zuweilen tritt eine polare Differenzierung insofern hervor,
als die Nebendomen gegen die Pylomöffnung zu etwas größer werden.
Mit den folgenden Gattungen Castanidium und Castanissa Ist die Gattung Castanella
durch Castanissa /'seudocasta ne Ha verbunden, welche noch die charakteristische Pylombezahnung
i56
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Tlefore-Rjuiiolarien.
>57
von Castanella aufweist, aber bereits einige Hanptstacheln besitzt Andererseits weist die südindische
Form von Castanella WyvilUi (raf. XXXIV, Fig. 263) hinsichtlich der deutlichen Umrahmung der
Poren und der derben Beschaffenheit der Nebendomen auch auf die Gattung Cas/anarmm hin.
Castanella Thomsoni Haeckel.
Tat. XXXIV, Fig. 2(22.
Castanetla thomsoni Haeckei-, 1887, S. 1683.
Schale kugelig, meist derb und gelblich.
Poren rundlich, ziemlich gleichmäßig, meist nur etwa 1 — 1 i/2tnal, seltener .2 mal so weit,
als die glatten oder nur mit schwachen Leisten versehenen Balken breit sind (cs
kommen nrlieneinander lx?ide Formen vor).
Pylom öffnuttg verhältnismäßig klein, bei den atlantischen Formen meist von vier
kräftigen, kreuzweise gestellten Zähnen besetzt Nicht selten treten auch, namentlich bei indischen
Exemplaren, 5 oder 6 große Zähne auf, wozu noch ein rudimentärer kommen kann.
Nebendornen zahlreich, einen dichten, gleichmäßigen Mantel bildend, 2 — 3 mal so lang,
als die Poren weit sind (nach Haeckel ungefähr so lang als der Porendurchmesscr), gegen die
Pylomöffnung zu vielfach merklich verlängert
Durchmesser der Schale 0,8 — 1,05 mm (nach Haeckel 0,7-— 0,8 mm)
Die vorliegende Form stimmt abgesehen von der Länge der (bei den HAECKEL'schen
Originalexemplaren vielleicht abgebrochenen) Nebendomen sehr gut mit Castanella Thomsoni
überein.
Fundorte: Ch.-St 295—298 (südlicher Pacifik, Haeckel)» T.-St 41 (Guineastrom, V.),
49 (Südäquatorialstrom, V.), 55 (Guineastrom, V. 600), 66 (Golf von Guinea, V.), 1 1 2 (Agulhas-
bank, V.), 182 (indischer Südäquatorialstrom, V.), 217 (nördlicher Indik, V.), 229 (nördlicher Indik,
SchL-N. 600 — 400, 400 — 200), 236 (nördlicher Indik, SchL-N. 2600 — 2300, leere Schalen).
Verbreitung. Anscheinend Warmwasserform und Bewohnerin der zwischen 200
und 600 gelegenen Schichten (Challengeriden- und Tuscarorenschicht).
C. Sloggetti Haeckel
Tat XXXIV, Fig. 260, 261.
Castanella sloggetti Haeckel, 1887, S. 1683; BoRGERT, 1903, S. 750.
Schale kugelig, sehr derb, gelblich (Typ. A, Fig. 261) bis bimförmig, dünnwandig,
farblos (Typ. B, Fig. 260).
Poren rundlich, ziemlich gleichmäßig, ungefähr zweimal so breit als die Balken, nicht
von Rahmen umgeben.
Pylomöffnung verhältnismäßig groß, von einem Kranz von fünf bis elf Ixild kräftigen,
bald schlanken Pylomzähnen umgeben.
Nebendornen ziemlich gleichmäßig, verhältnismäßig derb, ungefähr 3mal so lang als
die Poren weite.
Schalendurchmesser 045 — 0,6 mm (nach Haeckel 0,3 — 0,36, nach Boruert 0,5 mm).
Diese Form stimmt mit Haeckel’s Castanella sloggetti sehr gut überein. Sie tritt in
verschiedenen Varianten auf, von denen eine in den wärmeren Gebieten heimische durch die
»57
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>5»
Valentin IIakikkr,
kugelige derbwandige und gelbliche Schale und die vielfach unverhältnismäßig derben
und kräftigen Pylom zähne ausgezeichnet ist (Typ. At C. S/oggetti ailantica, Fig. 261),
während das andere Extrem eine in der Antarktis vorkommende Form bildet (Typ. B,
C. S/oggetti aniardica, Fig. 260). Dieselbe besitzt eine meist größere, zur Birnenform neigende,
dünnwandige, farblose Schale — lauter Eigenschaften, in welchen sich eine auffällige Konvergenz
zu Castanidium variabile aniarrticum (Taf. XXXVII, Mg. 283) zu erkennen giebt — und die ver-
hältnismäßig langen dünnen Pylomzähne sind vielfach an ihrer Basis durch Anastomosen ver-
bunden und besitzen höcker- oder dornenförmige Apophysen.
Fundorte: Ch.-St 347 — 349 (tropischer Atlantik, Haeckel); Guineastom (Borgert);
Typ. A: T.-St 44, 54, 55 (Guineastrom, V.), 66 (Golf von Guinea, V.), 90 (Benguela-
strom, V.), 174 (südlicher Indik, V.):
Typ. B: T.-St 117 (Bcnguelastrom, V.), 120 (Westwindtrift, Schl.-N. 1500 — 1000, zahl-
reich), 136 (Antarktis, Schl.-N. 1500 — 900), 139 (Antarktis, V.).
Verbreitung. Weit verbreitete, offenbar skotoplankton Ische Kühlwasserform .
C. Wyvillei Haeckf.l.
Taf. XXXIV, Fig. 263.
Catiatuüa tvyvilUi Haeckel, 1887, S. 1O83, Taf. CXJII, Fig. 6.
Schale kugelig, derbwandig, gelblich.
Poren rundlich, 1V2-— 3 so weit als die Balkenbreile, von kräftig ausgcbil deten
penta- und hexagonalen Rahmen umgeben.
Pylomöffnung von 5 — 6 Pylomzähnen umgeben, welche 1V2 — 2inal so lang als die
längsten Nebendomen sind.
Nebendornen sehr zahlreich, von ungleicher Größe, im ganzen polar differenziert,
diejenigen der Pylomgegend bis viermal so lang als die Porenweite.
Schalendurchmesser 0,7 — 0,9 mm (nach Hakckki. 0,5 — 0,7 mm).
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen bezüglich der meisten Charaktere recht gut mit
der HAEOKELschcn Beschreibung überein. Nur die polare Differenzierung der Nebendornen ist
bei Haeckel nicht erwähnt
Sehr deutlich treten ferner hei meinen Exemplaren die in den Balken gelegenen, sowie
die in die Domen eintretenden Achsenfäden hervor.
Fundorte: Ch.-St. 252 — 256 (nördlicher Pacifik, Haeckel); T.-St 172 (südlicher Indik,
V. 1850 — 1000), 179 (südlicher Indik, V.). -
3. Gattung. Castanissa I Iaeckel.
„Castanelliden mit einfachen radialen Hauptstacheln und einem gezähnelten Mund“
(Haeckel).
Haeckel beschreibt 6 hierher gehörige Formen, von welchen 3 aus dem Atlantik,
3 aus dem Pacifik stammen. Bei allen trägt der Mund eine Krone von kräftigen oder
schlanken Zähnen, deren Zahl mindestens 5, bei C. c hall engen sogar 12 — 16 beträgt Bei der
158
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Tietse*. RadioLuten.
59
einen mir vorliegenden, namentlich im tropischen Atlantik sehr häufig vorkommenden Form
(Taf. XXXV, Fig. 267) ist die Zahl der Zähne meist eine geringere und beträgt in der Regel
nur 3 — 5. Neben diesen eigentlichen Pylomzähnen ist aber der Mundrand stets mit 1 — 3 Haupt-
stacheln besetzt, so daß die hier beschriebene Form, was die Bewaffnung des Pyloms an belangt,
einen Ucbergang zwischen den Gattungen Castanidium und Cas/atirl/a bildet
Castanissa valdiviae n. sp.
Taf. XXXV, Fig. 267.
Castart Um valdivitu V. HaECKER, 1906 a, Fig. I.
Schale kugelig, derb und gelblich.
Poren rundlich, von ziemlich gleicher Größe, iVa — 2mal so groß als die Balkenbreite,
nicht von Leisten umrahmt
Pylom verhältnismäßig klein; sein Rand von 3 — 5 derl>en Zähnen und 1 — 3 Haupt-
stacheln besetzt
Radialstacheln gerade, glatt ziemlich stämmig, etwas länger als der Radius. Zu-
weilen zeigt einer der Mundstacheln eine netzartige Skulptur.
Nebendornen gleichförmig, fein, 2 — 3tnal so lang als die Porenweite, nahezu alle
Knotenpunkte besetzend.
Schalendurchmesser 0,65 — 1,00 mm.
Diese Form ist durch die kugelige Gestalt durch die doppelte Bewaffnung des Pylom-
randes und die verhältnismäßig derben Stacheln gut charakterisiert, namentlich gegeniil>er dem
an den nämlichen Orten verbreiteten Castanidium variabilc vu/gatissimum (Taf. XXXVII, Fig. 284).
Bemerkenswert ist daß auch bei dieser Form, wie bei manchen anderen Castanelliden, einer der
Mundstacheln eine netzartige Skulptur besitzt
Fundorte: T.-St. 32 (Canarischc Strömung, V.), 41 (Guineastrom, V.), 49 (Südäquatorial-
ström, V, häufig), 55 (Guineastrom, V. Coo, häufig), 66 (Golf von Guinea, Schl-N. 500 — 250,
häufig), 227 (nördlicher Indik, Schl-N. 800 — 600).
Verbreitung. In den wärmeren Meeresgebieten verbreitete, knepho* und skotoplank-
tonischc Warm- bis Kühlwasserform.
C. pseudocastanella n. sp.
Taf. XXXIV, Fig. 264.
Schale kugelig, dorbwandig, gelblich.
Poren rundlich, ziemlich gleichmäßig, im Durchschnitt anderthalb so weit als die Balken-
breite, nicht von Rahmen umgelien.
Pylom Öffnung ziemlich weit, von einer Krone von 8 — 10 derben, an der Basis
verschmolzenen Pylomzähnen umstellt.
Hauptstacheln wenig zahlreich, schlank, kürzer als der Radius, etwa 2mal so
lang als die längsten Nebendomen.
Nebendornen zahlreich, 4 — 6m al so lang als die Porenweite.
Schalendurchmesser 0,65 mm.
Fundort: T.-St 55 (Guincastrom, V. 600).
«59
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i6o
VALKNTIK Ha£CK£R,
4. Gattung. Castanura Haeckel
„Castanelliden mit verzweigten radialen Hauptstacheln und gezähntem Mund“ (Haeckel).
Haeckel beschreibt 4 Arten, von denen Castanura tizardi der im folgenden beschriebenen
Form am nächsten steht
Castanura echinus n. sp.
Taf. XXXV, Fig. 271.
Cutanum echinus V. Haecker, I qo6 a, Fig. 2.
Schale nahezu kugelig bis leicht polyedrisch, derbwandig.
Poren unregelmäßig, 2 — 4 mal so weit als die Balkenbreite, nicht von polygonalen
Rahmen umgeben.
Pylomöffnung verhältnismäßig klein, ihr Rand von 4 — 5 schlanken, isolierten Zähnen,
welche etwas derber als die Nebendornen sind, sowie von einem Hauptstachel besetzt
Hauptstach ein sehr derb, gelblich, etwas länger als der Radius, am distalen Ende
mehr oder weniger unregelmäßig verzweigt vielfach auch mit gegabelten Seitenästen versehen,
welche jedoch nicht anastomosieren.
Nebendornen verhältnismäßig kräftig, 2 — 3mal so lang als die Porenweite, nahezu
alle Knotenpunkte l>csetzend.
Schalendurch messer 0,8 mm.
Diese Form erinnert an die gleichfalls im tropischen Atlantik erbeutete Castanura tizardi
Haeckel (1887, S. 1689, Taf. CXIII, Fig. 4, 4 a), von der sie sich jedoch durch die verhältnis-
mäßig kürzeren, stämmigeren Radialstacheln und deren geringere Verzweigung, durch das hehlen
der von Haeckel abgebildeten Anastomosen der Seitenäste und wahrscheinlich durch die schwächere
Ausbildung der Mundzähne unterscheidet.
Sehr nahe berührt sich die vorliegende Form mit Cas/auopsis cidaris (Taf. XXXV', Fig. 270),
von welcher sie sich hauptsächlich durch die Bezahnung des Mundes und die stärkere Ver-
ästelung der Radialstacheln unterscheidet Vermutlich werden sich bei weiterer Untersuchung
die Arten Castanopsis cidaris n. sp, Castanura echinus n. sp. und Castanura tizardi Haeckel
als Glieder einer zusammenhängenden Formenreihe Herausstellen.
Fundorte: T.-St 55 (Guineastrom, V.), 66 (Golf von Guinea, V.).
5. Gattung. Castanidium Haeckel
„Castanelliden mit einfachen radialen Hauptsticheln und einem einfachen, glatten Mund“
(Haeckel, 1887, S. 1684).
Für die von Haeckel in seine Gattung Castanidium gestellten Formen und ihre Ver-
wandten scheint mir als besonders charakteristisches und nahezu konstantes Merkmal die
Besetzung des Pylomrandes mit ein bis drei, seltener mehr Hauptstacheln
zu sein (Taf. XXXVI, XXXVII u. a.), so daß also streng genommen von einem „einfachen,
glatten Mund“ nicht die Rede sein kann. Auch bei allen 3 von Haeckel abgebildeten Formen
(Taf. CXIII, Fig. 2, 5 und 7) ist dieses Verhältnis deutlich zu erkennen, ebenso wie bei der von
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TiofMC-Riu!iol.irien- j f) j
Borger i (1901a, S. 40) für Castanidium variabile gehobenen Figur. Ich glaube daher, die
Gattung Castanidium in folgender Welse umgrenzen zu sollen:
Formen von sehr verschiedener Größe. Pylomöffnung meist weit, ohne besonders
differenzierte Zahnbildungen, am Rande mit ein bis drei, selten m eh r H au ptstacheln
besetzt. Hauptstacheln meist deutlich gegenüber den Nebendornen hervorgehoben, seltener
(bei C. Apsteini) mit den Nebendomen durch Uebergiinge verbunden.
Castanidium Apsteini Borgert.
Taf. XXXV, Fig. 272.
Cas/aniJium ApsUmi Borgert, 1901a, S. 41, Fig. 49.
Schale kugelig, sehr derb und ausgesprochen gelblich bis gelbbraun.
Poren rundlich bis polygonal, ungleich groß, im Mittel 3 — 6mal sc» groß als die Balken-
breite, manchmal mit Andeutung einer Rahmenbildung.
Pylomöffnung verhältnismäßig weit, am Rande von mehreren Stacheln besetzt
Hauptstacheln gerade, dünn, glatt ungefähr von Radiuslänge, sehr zahlreich, bei
den antarktischen Formen einen dichten Wald bildend und mit den Nebendornen durch
Uebergänge verbunden. Bei einzelnen Exemplaren zeigt sich insofern eine deutliche polare Dif-
ferenzierung, als die Stacheln des oralen Poles im ganzen stärker und derber als die des gegen-
überliegenden Poles sind
Durchmesser der Schale bei den arktischen Formen 045 — 0,54 ( Borger]), l>ei den
antarktischen 0,75 — 0,9 nim.
Die mir vorliegenden antarktischen Exemplare stimmen mit der von Borgert für C.
Apsteini gegebenen Beschreibung gut Uberein, nur sind sie beträchtlich größer, derber und
stacheliger als die nordischen Formen. Ich möchte sie daher den letzteren als Unterart C. Apsteini
erinaceus gegenüberstellen.
Fundorte: Inningersee, Labradorstrom (Borger 1); T.-St. 120 (Antarktis, Schl.-N. 1500 —
1000), 136 (Antarktis, Schl.-N. 1500—900), 142 (Antarktis V), 149 (Antarktis, V.), 151 (Ant-
arktis Schl.-N. 1600 — 1000), 174 (südlicher Indik, V.).
Verbreitung. Bipolare Kaltwasscrf orm, mit Ausbreitung in den südlichen Indik;
in der Antarktis hauptsächlich in größeren Tiefen, speziell in der A nlospat/nsSin fe der Tuscaroren-
schicht (1000 — 1500 m) verbreitet
C. variabile Borgert.
Taf. XXXVI, Fig. 277; Taf. XXXVII, Fig. 282— 284 ; Taf. XXXVIII, Fig. 289 und 292; Taf. XL, Fig. 295,
295 a, 297, 298, 299, 299 a, 299 b; Taf. XU, Fig. 4ixk
Caslanütittm variabile BoRGEKT, 1901 ; 1901a, S. 40, Fig. 48.
? CuUinidium Iituhanam Hafx.kfj., 1887, S. 1685, Taf. CXIII, Fig. 7.
Schale regelmäßig kugelig, seltener bimförmig, an den Stachel basen niemals
ausgezogen, meist derb erscheinend, häufig von gelblicher oder gelbbrauner Farbe.
Poren meist ziemlich gleich groß, 21/ 2 >mal so weit als die Balkenbrcitc, nicht
von erhöhten Leisten umrahmt.
Pylomöffnung weit, am Rande mit i — 2, seltener 3 — 4 Hauptstacheln liesetzt
161
Dfolict« Tithw- Eapcditäon 1896— , fr/). W, XIV, j,
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VaLKXTIK HaECKER.
Hauptstacheln dünn, an der Basis ohne Fensteröffnungen, meist kurzer als der
Radius der Schale, seltener länger als derselbe, ziemlich zahlreich.
Nebendornen etwa ih — */6 so lang als die Hauptstacheln, i — 3 mal so lang als der Poren-
durchmesser, mitunter auf Basalhöckem aufgesetzt, sehr dicht gedrängt (im Umkreis
jeder Pore 4 — 6 Nebendornen).
Schalcndurchmesser 0,3 — 0,9 mm.
Die hier gegebene Beschreibung deckt sich ziemlich gut mit der von Borgert (1901a)
für Castanidium variabiU gegebenen Definition: „Poren kreisrund bis rundlich, in der Nähe der
Schalenmündung nicht selten polygonal, nicht von 6-eckigen erhöhten Rändern umgeben, nahezu
gleich bis ungleich groß, oft von besonderer Größe in der Umgebung der Schalenmündung,
durchschnittlich größer, bis 4 oder 5 mal so groß als die Balken zwischen den Poren breit sind.
Radiäre Hauptstacheln zwischen 30 und 50, dünn, mit glatter Oberfläche, gerade oder leicht ge-
bogen, bald etwas kürzer, Iwkl länger als der Radius, aber kürzer als der Durchmesser der
Schale. Die feinen Nebenstacheln meist länger bis etwa 3mal so lang als der 1 )unchmesser der
Poren. Durchmesser der Schale 04 — 0,65 mm. Größe der Poren meist zwischen 0,016 und
0,035 mm*
Von den Haeck Einsehen Arten stimmt Castanidium Buchanani (1887, S. 1685, Taf. CX III,
Hg- 7) mit unserer Form annähernd überein, doch sind sowohl Hauptstacheln als Nel>endomen
länger, als dies meistens bei Castanidium variabi/e der Fall ist. Fundort: Tropischer Atlantik
(Ch.-St 346—349).
Wie schon Bokgert angiebt, kommen in Bezug auf die Schalengröße, die Iünge und
Zahl der Stacheln, die Porenweite und Balkenbreite beträchtliche, durch Uel>ergänge verbundene
Verschiedenheiten vor. Ich bin dazu gekommen, drei durch Uebergänge verbundene und teil-
weise geographisch begrenzte Typen bezw. Unterarten zu unterscheiden:
Typus A. Castanidium variabile vulgatissimum (Taf. XXXVII, Fig. 284). Cickenn-
zcichnet durch die kugelige, meist derb und gelblich erscheinende Schale, durch die ziemlich
gleich mäßigen, kleinen Poren, deren Durchmesser nur 2 1/2 3mal so groß als die
Balkenbreite ist und durch die geringe Zahl (t — 2) der den Pylomrand besetzenden Haupt-
stacheln.
Schalendurchmcsscr meist 04 — 0,5 mm, selten nur 0,3 mm.
Fundorte (nur die Fundorte ganz typischer Exemplare sind eingetragen): T.-St 22,
29, 34 (canarische Strömung, V.), 39 (Guine-astrom, qu. 200, 0,35 0,5 mm), 4 1 (Guineastrom,
qu. 200, 3 mm), 42 (Guineastrom, SchL-N. 550 — 250, 045- 0,65 mm), 66 (Golf von Guinea,
Schl.-N. 700 — 600), 67 (Golf von Guinea, V.), 85 (Benguelastrom, V.), 1 1 2 (Agulhasbank, V.),
117, 118 (Wurzel des Bcnguelastromes, V.), 120 (Westwindtrift, Schl.-N. 1000 — 1 500, 0,5 mm),
i2i (Westwindtrift, Schl.-N. 1900 — 2500, 0,4 — 0,55 mm, darunter häutige Exemplare), 173 (süd-
licher Indik, V.), 218 (nördlicher Indik, V.), 227 (nördlicher Indik, S. 600 800, 042 mm), 229
(nördl. Indik, V.).
Verbreitung. Anscheinend Bewohner vorwiegend der wärmeren Meeresteile und aller
'l iefen. In den obersten 200 m wurden besonders kleine (0,3 — 0,35 mm große) Exemplare ge-
fischt; in einem tiefgehenden Schließnetzfang (T.-St 121) fanden sich häutige Exemplare. Auf-
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TiefftttsKiutiolnrien. j fo ^
fallend war, daß im Gegensatz zu anderen tiefenlchenden Tripyleen die in großen Tiefen ge-
fangenen Individuen gewöhnlich nur ein spärliches Phäodium aufwiesen.
Typus B. Castanidium variabUe antardii tun (Taf. XXXVII, F5g. 283). Vom Typus A
unterschieden durch die häufig bimförmige oder sonst von der Kugelform abweichende,
weniger derb erscheinende Schale, durch die größere Poren weite (Poren weite 3 — 5 mal so
groß als die Balkenbreite), das ungleichmäßigere Maschen werk und die größere Zahl der den
Pylornrand besetzenden Hauptstacheln (meist 4).
Schalendurchmesser 0,5 — 0,85 mm.
Diese Form zeigt bezüglich der Beschaffenheit der Poren eine große Uebereinstimmung
mit dem folgenden Typus C, unterscheidet sich aber von ihm durch bedeutendere Größe, durch die
häufigen Abweichungen von der Kugelform und die größere Zahl der Pylomstacheln. Sie deckt
sich im ganzen recht gut mit der von Borgert aligebildcten Form, namentlich was das Größen-
verhältnls von Porenweite und Balkenbreite anbelangt
Fundorte: St. 136 (Antarktis, SchL-N. 1500—900, zahlreiche zum Teil bimförmige
und monströse Exemplare), 139 (Antarktis, V, zahlreiche Exemplare, darunter Uebergänge
zum Typus A und Q, 142 (Antarktis, V., zahlreiche zum Teil bimförmige Exemplare).
Verbreitung. Typische Exemplare wurden nur in der Antarktis gefunden. Da die
wahrscheinlich hierher gehörige BoRiaiRi’sche Form in der Irmingersee und im Labradorstrom
angetroffen wurde, so handelt es sich vielleicht um eine bipolare, dem Kaltwasser angq>aßte
Abweichung des gewöhnlichen Typus.
Typus G Castanidium variabile fenestrafum (Taf. XXXVII, Fig. 282). Vom Typus A
durch die unregelmäßigen, verhältnismäßig großen Poren (der Durchmesser der größeren Poren
beträgt das Vier- bis Fünffache der Balkcnbreite), vom Typus B, mit welchem er in Bezug auf die
Anordnung und Größe der Poren mehr übereinstimmt, durch die geringere Größe (0,35 bis
045 mm), die regelmäßige Kugelform und die geringere Anzahl der vom Pvlomrand sich er-
hebenden Hauptstacheln (1 — 2) unterschieden. Von beiden anderen Typen durch die mehr dünn-
wandige, im ganzen mehr feinmaschige Beschaffenheit der Schale unterschieden.
Fundorte: T.-St 32 (Canarischer Strom, V.), 41, 55 (Guineastrom, V.), 170 (südlicher
Indik, SchL-N. 1700 — 1000), 172 (südlicher Indik, Schl.-N. 1850 — 1000), 173 (südlicher Indik, V.),
220 (nördlicher Indik, Schl.-N. 2800 — 2000), 227 (nördlicher Indik, Schl.-N. 1600 — 1000, 1000
bis 800), 229 (nördlicher Indik, SchL-N. 1600—1000, 800 — 600).
Verbreitung. Anscheinend in den wärmeren Gebieten verbreitete skoto- und
nyktoplanktonische Tiefenform, mit dem wahrscheinlich bipolaren C. v. antarcticum eng zu-
sam mengehörig.
C. longispinum n. sp.
Taf. XXXVII, Fig. 285 u. 28Ö; Taf. XXXVIII. Fig, 290, 291, 291 a; Taf. XL, Fig. 296.
Schale nicht ganz sphärisch, leicht polyed risch.
Poren rundlich oder polygonal, von ungleicher Größe, die größeren vier bis
siebenmal so weit als die Balkenbreite, nicht von erhöhten Leisten umrahmt.
Pylom Öffnung sehr weit, am Rande mit 1 — 2 Hauptstachcln besetzt.
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Valentin Haei kf.ic.
Hauptstacheln dünn, an der Basis meist ziemlich erweitert, zuweilen die Schalen-
wandung etwas ausziehend, stets länger als der Schalenradius, aber den Schalendurch-
messer höchstens um weniges Übertreffend.
Nebendornen sehr fein, kaum länger, als die Porenweite beträgt, nur die Hälfte oder
ein Drittel der Knotenpunkte liesetzcnd, im Umkreis der Pylomöffnung noch spärlicher.
Schal endurchmesscr der atlantischen Exemplare 0,5 — 0,65 mm, der indischen meist
nur 04 mm.
Diese Form unterscheidet sich von Castanidhtm variabife hauptsächlich durch die meist
nicht ganz sphärische Schale, durch die längeren Hauptstacheln und die geringere Zahl der
Nel>endomen. Sie zeigt gewisse U eberei n sti m m ungen mit den 1 lAECKEt’schen Arten C. buchanam
(1887, S. 1685, Tab. CX III, Fig. 7) und bromleyi (1887, S. 1685), namentlich was die Länge und
schlanke Beschaffenheit der Hauptstacheln anbclangt. Jedoch unterscheidet sie sich von erstcrcr
durch die größere Porenweite und von beiden Arten durch die kürzeren Nebendomen und den
größeren Schalendurchmesser.
Man kann eine Anzahl von Varianten unterscheiden, welche zum Teil eine 'örtliche Ab-
grenzung aufweisen. Die atlantischen Exemplare besitzen großenteils eine leicht polyedrische Schale
mit rundlichen Poren und ihre Hauptstacheln sind gewöhnlich kürzer als der Schalendurchmesser
(Typus A, Taf. XXXVII, Fig, 285). Einzelne Exemplare aus dem Atlantik sind durch 1 besonders
weite, polygonale Poren und etwas gefensterte Stachelbasen altsgezeichnet (Typus B, Taf. XXXVI 1,
Fig. 286). In der Antarktis fanden sich einzelne Exemplare mit l>esonders zahlreichen Haupt-
stacheln (Typus C), während in den nördlichen Gebieten des Indik nel>en dem gewöhnlichen
Typus A kleine (nur 0,4 mm große), ausgesprochen kugelige Exemplare Vorkommen, deren Haupt-
stacheln den Schalendurchmcsscr um einiges übertreffen und welche in ihrem Habitus einiger-
maßen an die Gattung Porospaf/tis erinnern (Typus D).
Die Form A zeigt vielfach Anklänge an C. Afosrbyt, von der sie sich indessen schon
durch ihre bedeutend geringere Größe unterscheidet
Fundorte: T.-St 22, 32, 34 (canarisehe Strömung, V., Typus A), 36, 39 (Guincastraße,
V, TypusA), 48 (Südäquatorialstrom), Schl.-N. 280—130, Typus A), 49 (Südäquatorialstrom, V.
Typus A), 55 (Guineastrom, V. 600, Typus B), 06 (Golf von Guinea, V, Typus A — D); T.-St 135
(Antarktis, V„ Typus A und C), 142 (Antarktis, Schl.-N. 600 — 500, Typus C); T.-St 217 (nörd-
licher Indik, Vn Typus D), 221 (nördlicher Indik, Schl.-N. 180 — 145, 140 — 105, Typus D),
227 (N. L Schl.-N. 600 — 400, Typus A), 228 (N. L Schl-N. 320 — 250, 220 — 150), 229 (N. I.
Schl.-N, 400 — 200, Typus A), 236 (N. I, Schl.-N. 120 — 100, Typus A. sehr kleines Exemplar
von 3,5 mm Durchmesser), 259 (N. I., qu. 200, Typus A).
Verbreitung, ln allen drei untersuchten Meeren verbreitete, neben Caslanidium wtriabik
häufigste Form; anscheinend hauptsächlich Bewohnerin der Challengeridenschicht (50 — 400 m).
C. sol n. sp.
Taf. XXXVI, Fig. 273.
Castanidium sol V. IJa ECK LR, hkV>;i. Fig. 3.
Schale nicht ganz sphärisch, leicht polyedrisch, dickwandig und daher derb
erscheinend.
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Tirfwe-Kaxliolanrn . j ^ ^
Poren rundlich, ungleich groß, im Durchschnitt dreimal so weit als die Balkenbreite
betrügt
Pylomöffnung verhältnismäßig kleiner als bei voriger Art; meist mit i, höchstens mit
3 Hauptstacheln besetzt
Hauptstacheln sehr kräftig, mit den Umrissen eines geraden Schwertes, länger
als der Schalendurchmesser, meist auffallend gelblich durchscheinend. Zahl
der Hauptstacheln 20 — 40. Nicht selten ist namentlich bei höherer Stachelzahl, eine dichtere
Häufung der Stacheln an der Pylomseite nachzuweisen.
Nebendornen kurz, fein, etwa zweimal so lang als die Porenweite.
Sehalendurchmcsser 04 — 0,5 mm.
Fundorte: T.-St 32 (canarische Strömung, V.), 34 (canarische Strömung, Qu. 200), 39
(Guineastrom, Qu. 200, 4 Exemplare), 41, 44 (Guineastrom, V.), 49 (SüdätjuatoriaLstrom, Qu. 200,
4 Exemplare), 55 (Guineastrom, V. 600, Mundslachel mit fibrillärer Struktur), 66 (Golf von
Guifiea, V.), 227 (nördlicher Indik, Sch.-N. 800 — 600).
Verbreitung. Offenbar VV armwasserform und hauptsächlich Bewohnerin der
Challengeridenschicht
C. Murrayi Haeckel.
Taf. XXXVI, Fig. 274.
CaUanidtum Murrayi ÜAKCKEL, S. 1685, Taf. CX1II, Fig. 3, 5 a.
Schale annähernd kugelig oder leicht polyediisch, dickwandig und derb erscheinend.
Poren rundlich, ziemlich gleichmäßig, im Durchschnitt 3mal so groß als die Balken-
breite beträgt nicht von erhöhten Leisten umrahmt.
Pylomöffnung verhältnismäßig klein, von einem Hauptstachel überragt
Hauptstacheln gerade oder leicht gekrümmt bei den atlantischen Formen schlank und
häufig gegabelt, bei den indischen Formen derb und stämmig, an ihrer Oberfläche
netzartig skulpturiert („covered with longish hexagonal dimples, which arc separated by a
network of prominent crests“), bei meinen Exemplaren etwas kürzer als der Schalendurchmesser,
nach Haeckel länger als dersell».
Neben dornen ziemlich zahlreich (etwa die Hälfte der Knotenpunkte besetzend), von un-
gleicher Größe, im Durchschnitt etwa 3mal so lang als die Porenbreite.
Schalendurchmesser 0,4 — 0,6 mm.
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen bis auf die I Jinge der Stacheln recht gut mit
der von Haeckel für C. Murrayi gegebenen Beschreibung und Abbildung überein, so (Laß ich
die Zusammengehörigkeit der Formen nicht bezweifle. Meine Exemplare zeigen, wie oben
erwähnt insofern Verschiedenheiten untereinander, als die atlantischen schlankere, vielfach gegabelte
(Typus A), die indischen derbere, einfache Radialstacheln aufweisen (Typus B). Diesen beiden
Typen würde die HAECKEL’sche Form mit sehr langen, den Schalendurchmesser übertreffenden
Radialstachcln als dritter Typus gegenüberzustellen sein (Typus Q.
Fundorte: Ch.-St 352 — 354 (nördlicher Atlantik, „Ol >er fläche“, Haeckel, Typus C),
T.-St 32 (canarische Strömung, V., Typus A), 36 (Guineastrom, V, Typus A), 229 (nördlicher
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66
Valbktin Haeckek,
Indik, Schl.-N. 400—200, Typus B), 236 (nördlicher Indik, Schl.-N. 180 — 130, 120 100
Typus B; Schl.-N. 2600 — 2300, Typus B, leere Schale).
Verbreitung. Anscheinend in wärmeren Meeresgebieten verbreitet und Bewohnerin
der Challengeridenschicht (50 — 400 m).
C. Moseleyi Haeckel.
Taf. XXXVII, Fig. 281; Taf. XXXVIII, Fig. 288; Taf. XXXIX, Fig. 293 u. 294.
Castanidium moselt^i Haeckel, 1887, S. 1686, Taf. CXIII, Fig. 2; Cnstanidium Mostievi V. Haecker, 1906 a, Fig. 4.
Schale mehr oder weniger pol yed risch, an den Stachelbasen mehr oder /weniger
pyramidenförmig ausgezogen, bei geringerer Stachelzahl an Circoporidenschalen erinnernd.
Poren bald klein (3— 4mal so breit als die Balken), rundlich und ziemlich gleichmäßig
(Typas A und B; Taf. XXXIX, Hg. 294 und Taf. XXXVIII, Fig. 288), bald groß (3— 8mal
so breit als die Balken), rundlich oder polygonal, von sehr verschiedener Größe (Typus C;
Taf. XXXIX, Fig. 293).
Pylomöffnung weit, von 1—3 Hauptstacheln umstellt
Hauptstacheln so lang, etwas kurzer oder etwas länger als der Schalcndurchmcsser,
bald breit, leicht gewellt, mit schwach entwickelten Basalpyramiden (Typus A), bald dünn, gerade,
mit stark entwickelten Basalpyramiden (Typus B und C), selten schlangenartig gebogen (Taf. XXXVII,
Kg. 281).
Nebendornen meist spärlich (kaum 1/3 der Knotenpunkte besetzend), 1 — 2 mal solang
als die Porenweite.
Schalendurchmesser 0,7 (Typus C; bis 0,9 mm (Typus A und B).
Diese prachtvolle Form, welche zweifellos mit der IlAECKEL’schen C. moseleyi übereinstimmt,
findet sich im „Valdivia“-Matcrial in großer Zahl und in einer ganzen Reihe von Varianten.
Letztere lassen sich um 3 Typen gruppieren, welche durch Uebergänge miteinander ver-
bunden sind.
Typus A (C. M Gorgonta, Taf. XXXIX, Fig. 294 und Taf. XXXVII, Fig. 281). Große
Formen mit kleinen dichtgedrängten Poren, breiten, vielfach leichtgewellten, seltener schlangen-
artig gewundenen Stacheln und schwach oder kaum entwickelten Basalpyramiden.
Typus B (C. M. micropomm , Taf. XXXVIII, Fig. 288). Große Formen mit kleinen,
dichtgedrängten Poren, mit dünnen, geraden Stacheln und kräftig entwickelten Basalpyramiden.
Typus C (C M. circoporoides, Taf. XXXIX, Fig. 293). Kleinere Formen mit größeren,
ein unregelmäßiges Maschenwerk bildenden Poren, mit dünnen geraden Stacheln und kräftig
entwickelten Basalpyramiden. Hierher wohl die Haetkel sehen Originale.
Auch zu Casfanidium longispinum n. sp. führen einige Funde hinüber: es sind dies
kleinere, weit- und unregelmäßig-maschige Formen mit nur sehr schwach entwickelten Basal*
Pyramiden. Im ganzen reihen sich aber diese Formen doch mehr der vorliegenden Species ein
und bei der außerordentlichen Verschiixlenheit, welche einerseits die Tyj>en A und B von Casta-
nidium Moseleyi .andererseits z. B. die indischen Exemplare von C. longispinum aufweisen,
scheint eine Aufrechterhaltung der hier vorgenommenen Artabgrenzung bis auf weiteres geboten
zu sein.
166
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Tic f*<-e- Radiularien.
Fundorte: Ch.-St 346 — 349 (tropischer Atlantik. Haeckel; Typus C); T.-St. 39 (Guinea-
Strom, V, Typus A und B), 44 (Guineastrom, V„ Typus B — C), 49 (Südäquatorialstrom, V,
Typus B), 55 (Guineastrom, V, Typus A und B), 66 (Golf von Guinea, V, Typus A und B),
8s (Bengualastrom, V, Typus B mit Anklängen an C. bngisphtum), 1 1 2 (Agulhasbank, V,
Typus B und B— C), 182 (indischer Südäquatorialstrom, V, Typus A — B), 215 (nördlicher Indik,
V, Typus C), 217 (nördlicher Indik, V., Typus B — C), 227 (nördlicher Indik, Schl.-N. 600 — 400,
Typus C mit Anklängen an Cas/. /ongispinvm.
Verbreitung. Anscheinend in wärmeren Meeresgebieten verbreitet Vertikal-
verbreitung nach dem vorliegenden Material nicht fcst2ustellen, da die Form nur in einem Falle
in einem Schließnetzfange (T.-St 227, SchL-N. 600 — 400) erbeutet wurde.
6. Gattung. Castanopsis Hafxkel.
„Castaneiliden mit verzweigten radialen Hauptstacheln und einem einfachen glatten Mund“
(Haeckel).
Zu dieser Gattung werden von Haeckel 3 Arten gestellt welche sich in der „Valdivia“-
Ausbeute nicht vorgefunden haben. Die beiden mir vorliegenden neuen Formen schließen sich
bezüglich ihres ganzen Habitus, insbesondere bezüglich der Ausstattung des Pylomrandes
mit 1 — 3 Hauptstacheln so eng an einzelne Arten der Gattung Castamdium an, daß, wenn
es bloß auf diese beiden Formen ankäme, die Gattung Castanopsis als Untergattung unter die
Gattung Castanidium subsumiert werden müßte.
Speciell Castanopsis cidaris n. sp. zeigt außerdem starke Anklänge einerseits an Castanissa
vaJdiviae, andererseits «an Castanura exhinus.
Castanopsis fragilis n. sp.
Tat XXXV, Fig. 268 und 269.
Schale nicht ganz kugelig, leicht polyedrisch, an der Basis einzelner Stacheln pyramiden-
förmig ausgezogen, dünnwandig.
Poren rundlich bis polygonal, von sehr ungleicher Größe, 2 — 6 mal so groß als die
Balkenbreite.
Pylomöffnung verhältnismäßig weit, von 1 — 3 Hauptstacheln besetzt
Hauptstacheln gerade, am distalen Ende einfach gegabelt oder mehrfach verästelt,
länger als der Radius der Schale.
Nebendornen fein, so lang wie die durchschnittliche Breite der Poren, nahezu alle
Knotenpunkte besetzend.
Schalendurchmesscr 0,6— 0,7 mm.
Fundorte: T.-St 135 (Antarktis, Schl.-N. 250 — 50), 145 (Antarktis, V.).
C. cidaris n. sp.
Tal. XXXV, Fig. 27a
Schale nahezu kugelig, derbwandig.
Poren rundlich, von ziemlich gleicher Größe, im Durchschnitt so weit wie die Balkenbreite.
167
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i68
VaLIM'N Haeckkr,
Pylomöffnung ziemlich klein, von einem glalten Randwulst umgeben, welchem ein
netzartig skulpturierter Hauptstachel aufsitzt.
Hauptstacheln sehr stämmig, etwas länger als der Schalenradius, oberhalb der Basis
etwas eingeschnürt, am distalen Ende zugespitzt und vielfach zwei lappig. Der dem Pylom-
rand aufsitzende Hauptstachel netzartig skulpturiert
Nebendornen fein, etwa zweimal so lang als die Porenweite.
Schalendurchmesser 0,7 mm.
Diese Form dürfte der HAü'KLL'schen Art Caslanofisis madeari (Rep, p. 1688) aus dem
südlichen Atlantik (Ch.-St 332) sehr nahe stehen, von welcher sie sich aber durch die kleineren
Poren und den skulpturierten l’ylomstachel zu unterscheiden scheint
Fundort: T.-St 40 (Südäquatorialstrom. V.)
7. Gattung. Castanea ') n. gen.
Große Formen mit meist unbcwchrtem, d. h. weder von Hauptstacheln, noch
von konischen Mundzähnen besetztem Pylom. Dasselbe ist entweder von mehreren stumpfen
Höckern besetzt (C. liensevi, Taf. XXXVI, Fig. 27g) oder hat die Gestalt eines Kraters (C. am-
phora , Fig. 278) oder eines vollkommen glatten Wulstes (C. g/obosa , Taf. XXXVIII, Fig. 288).
In letzterem Fall kann ausnahmsweise ein randständiger I Iauptstachcl vorhanden sein. Haupt-
stacheln entweder von der Länge des Radius und in diesem Falle deutlich gegenüber den kurzen
unter sich gleichmäßigen Nebendomen differenziert oder weniger deutlich hervortretend und
durch alle Uebergänge mit den in diesem Fall verschieden langen Nebendomen verbunden.
Die hierher gehörigen Formen bilden eine gut abgegrenzte, dem ganzen Habitus nach
zusammengehörige Gruppe. Nur die Formen mit stumpfen Höckern zeigen gewisse Anklänge
an die Formen der Gattungen Casiamdta und Castanissa , wie denn auch die hierher gehörige
Art Castanea Henseni von Borgert (1903, S. 751) in die Gattung Castanissa eingereiht wurde.
Castanea Henseni (Bürgert).
Taf. XXXVI, Fig. 279.
Castanea Iltnuni Borgfrt, 1 903, S. 75 1, Fig. F.
Schale kugelig, derbwandig, gelblich durchscheinend.
„Poren meist kreisrund, bis rundlich, von annähernd gleicher Größe, nicht von sechs-
eckigen erhöhten Rändern umgeben, 1 1/1 — 3inal so groß, wie die Balken zwischen ihnen breit sind
Schalen mündung mit einer Anzahl (5 oder 6) niedriger, breiter abgerundeter Höcker
umstellt“
Radialstacheln entweder „zahlreich (ül>er 50), gerade und mit glatter Oberfläche, etwa
>/3 bis reichlich halb so lang wie der Radius der Schale“ (Typus A, C. H. typica) oder von ver-
schiedener Länge und Stärke, weniger deutlich gegen die ungleich entwickelten Nebendomen
al>gehoben (Typus B, C. //. valdiviae).
I) Mehr al* für die ülmgen CastanelUden stimmt für dir Angehörigen dirser Gattung der Vergleich der Schale mit der Frucht
der zahmen oder Edelkastanie I Coitanra
IÖ8
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Tiefste- R adiol Arien.
l6g
Nebendornen entweder gleichmäßig, 2 — 3mal so lang wie der Durchmesser der Poren,
oder von ungleicher lünge und Stärke, durch Uebergänge mit den Hauptstacheln verbunden.
Durchmesser 0,95 — 1,07 mm (Borgert), bei meinen Exemplaren 0,7 — 1,1 mm.
Diese Form zeigt in ihrem ganzen Habitus eine große Uebereinstimmung mit den beiden
folgenden. Speeiell mit denjenigen Exemplaren von C. globosa , deren Pylom einen etwas
höckerigen Innenrand besitzt (Taf. XXXVI, Fig. 280), besteht eine gewisse Uebereinstimmung
und andererseits fand ich ein Exemplar von C. Henseni, bei welchem die Höcker zu einem un-
vollkommenen höckerigen Krater verschmolzen waren, so daß eine größere Aehnlichkeit mit C.
amphom hervortrat.
Innerhalb der Species C. Henseni Finden sich, wie oben angedeutet wurde, 2 durch
Uebergänge verbundene Haupttypen : nämlich Individuen mit deutlich hervortretenden Haupt-
stacheln (Typus A, C. Henseni tyfiea) und solche, bei welchen sich dieselben weniger stark
gegenüber den Nebendomen hervorhel>en (Typus B, C. Henseni vah/ivüu). Auch bei dem
einen der beiden Exemplare, welche Borgert Vorgelegen hal>en, zeigen die Hauptstacheln in
ihrer Größe vielfach Uebergänge zu den Nebendomen.
Fundorte: Guineastrom (1000—1200 m, Borgert, Typus A); T.-St 32 (canarische
Strömung, V„ Typus B), 55 (Guineastrom, V„ Typus A), 174, 175 (indischer Südäquatorialstrom,
V* Typus B), 227 (nördlicher Indik, SchL-N. 600—400, Typus B).
Verbreitung. Anscheinend in den wärmeren Meeresgebieten verbreitet und Be-
wohnerin der Tuscarorenschicht (400 — 1000 m).
C. globosa n. sp.
Taf. XXXVI, Fig. 280; Taf. XXXVIII. Fig. 287.
Schale ausgesprochen kugelig, derb und von gelblicher Farbe-
Poren rundlich, ziemlich gleichmäßig, etwra dreimal so weit als die Balkenbreite, nicht
von Rahmen umgeben.
Pylomöffnung verhältnismäßig klein, meist von einem glatten Randwulst umgeben
(Fig. 287), seltener am Innenrami unregelmäßig höckerig (Fig. 280).
Hauptstacheln 20 — 30 an Zahl, gerade, zugespitzt, glatt von Radiuslänge, deutlich
gegenül)er den kurzen Nebendomen hervorgehoben. In einzelnen Fällen zeigt der dem Pylom
am nächsten stehende Hauptstachel eine netzartige Skulptur (Fig. 280).
Nebendornen sehr zahlreich, fast alle Knotenpunkte besetzend, zart, alle von gleich-
mäßiger Größe, etwa dreimal so lang als die Porenweite, auf kleinen Höckern aufsitzend.
Schalendurchmesser 1,15 — 1,25 mm.
Fundorte: T.-St 41 (Guineastrom, V.), 42 (Guineastrom, SchL-N. 550 — 250), 44 (Guinea-
strom, V.), 49 (Südä<|uatorialstrom, V.), 182 (indischer SüdäijuatoriaLstrom, V.), 229 (nördlicher
Indik, SchL-N. 400 — 200).
Verbreitung. In warmen Meeresgebieten verbreitet Auffallend ist das Herauf-
steigen dieser großen, nicht mit ausgesprochenen Schwebeeinrichtungen versehenen Form in die
Challengeridenschicht oberhalb 400 m.
169
DcvtatJi* Ttcfiee- Eipedition iM — J*9Q. Bd. XIV, ZZ
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ijo
Valenti» Haecker,
C. amphora n. sp.
Taf. XXXVI, Fig. 2 78.
Ca sta km amphora V. Haecker, 1906a, Fig. 5.
Der vorigen ähnlich, aber mit ausgesprochen kragen- oder krater ähnlicher Pylom-
öffnung.
Haupt stach ein deutlich hervorgehoben, kürzer als der Radius.
Durchmesser 1,0 — 1,25 mm.
Fundorte: T.-St 49 (Südäc j u atonalst rom , V.), 85 (Benguelastrom, V, mehrere Exem-
plare), 228 (nördlicher Indik, SchL-N. 420 — 350, 320 — 250).
Verbreitung. Offenbar wie die vorige Bewohnerin der wärmeren Meeresteile und
der Challengeridenschicht (50 — 400 m).
2. Unterfamilie. Circocastanellinae. CastaneUiden mit einfachen Poren und mit
Porenkränzen im Umkreis der Nebendomen.
8. Gattung, Circocastanea n. gen.
CastaneUiden ohne radiale Hauptstacheln, mit gezähneltem Mund, Basis der Neben-
dornen von einem Kranz von 4—7, meist fünf oder sechs geschlossenen Hohl-
räumen umgeben (Taf. XXXV, Fig. 266).
Die einzige in der wValdivia“-Ausbeute gefundene Form, welche in ihrem ganzen Habitus
an die kleineren Castane/fa-A rten erinnert, ist von allen anderen CastaneUiden dadurch unter-
schieden, daß die kurzen, derben, in spärlicher Anzahl vorhandenen Nebendomen an ihrer Basis
von einem Kranz von Poren umgeben sind, welche auf Canadabalsamprüparaten großenteils mit
I.uft gefüllt sind und sich dadurch als geschlossene Hohl räume erweisen. Der ganze
Porenkranz hat ungefähr die Größe einer der gewöhnlichen, die Schale durchsetzenden Scheden-
poren und die Anordnung der Nebendomen und damit also der basalen Porenkränze ist eine
derartige, daß im allgemeinen ein Porenkranz von 6 gewöhnlichen Poren umgeben ist
Auch unter den übrigen Tripyleen finden sich nirgends Formen mit ähnlichen Struktur-
verhältnissen, vielmehr ist diese Struktur eine so l>esondere und das Aussehen der zierlichen,
regelmäßig verteilten Luftperlenkränze ein so eigentümliches, daß cs mir angezeigt erschien, eine
eigene Unterfamilie aufzustellen.
Circocastanea margarita n. sp.
Taf. XXXIV, Fig. 265; Taf. XXXV, Fig. 266.
Cireotaslanta margarita V. llAEtKEk, 1906a, Fig. 9.
Schale kugelig, derbwandig.
Poren unregelmäßig rundlich, stellenweise von ziemlich gleicher Größe, an anderen Stellen
sehr ungleich groß, im Durchschnitt 2 — 3 mal so weit als die Balkenbreite.
Pylomöffnung weit, von zahlreichen (bei meinem Exemplare n) kräftigen Pylom-
zähnen umgeben.
Keine Hauptstacheln.
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Ticface-Rsdiolarici.
>7'
Nebendornen kurz, derb, etwa 3mal so lang als die Porenweite, an der Basis von
einem Kranz geschlossener Hohlräume umgehen. Die Zahl der Nebendomen verhält
sich zu der der Schalenporen wie 1:3. Je ein Nebendom samt basalem Kranze ist im all-
gemeinen von sechs Schalenporen umgeben.
Schalendurch m esser 048 mm.
Fundort: T.-St 172 (südlicher Indik, Schl-N. 1850 — 1000).
6. Familie. Circoporidae,
Citxoftorida Haeckel, S. 1887.
Phäocalpien mit kugeliger oder polyedrischer Schale, mit Porenkränzen
an der Basis der Radialstacheln und mit besonderer Py lom öffn u ng.
Die Circoporiden stimmen hinsichdich der Gestalt der Schale im allgemeinen mit
den Castanelliden überein, unter welchen ebenfalls sowohl kugelige als polyedrische Formen Vor-
kommen. Sie weichen von ihnen hauptsächlich in der Lokalisation der Poren auf den Umkreis
der Stachelhasen ab. Auch mit den Tuscaroriden zeigen sie, namentlich was das deutliche und
regelmäßige Hervortreten der porzellanartigen Schalenstruktur und die Beschaffenheit der Radial-
slacheln anlielangt, eine sehr weitgehende Uebereinstimmung. Indessen ist auf der anderen Seite,
wie schon Haeckel betont hat, hinsichtlich der .Schalengestalt, sowie der Anordnung und Länge
der Radialstacheln eine ziemlich weitgehende Divergenz zwischen beiden Gruppen zu beobachten.
Entfernte Beziehungen bestehen noch einerseits zu den Aulosphäriden und Cannosphäriden, anderer-
seits, wie wir sehen werden, zu den Porospathiden und Challengeriden.
Im ganzen gehören die Circoporiden zu den kleineren Tripyleen im Gegensatz zu ihren
nächsten Verwandten, den Tuscaroriden. Immerhin finden sich innerhalb der Familie recht er-
hebliche Größenunterschiede und zwar scheint auch bei den Circoporiden die Größe sehr
wesentlich durch die Vertikalverbreitung beeinflußt zu sein. So habe ich schon früher (1905,
S. 342) darauf bingewiesen, daß der kleine Cinoporus sexfmeinus (Taf. XX, Fig. 174) von der
„Valdivia“ in einer ganzen Anzahl von Planktonfängen in Tiefen von o — 200 m gefischt wurde,
während der große Circoporus sexßtrtus Haeckel (Taf. XX, Hg. 171), welcher mit ersterem hin-
sichtlich der Stachelzahl und der Beschaffenheit der Terminaläste ziemlich weitgehende Konver-
genzen zeigt, offenbar eine Tiefenform ist. Wenigstens wurden einige zweifellos lelrensfrische, mit
reichlichem Phaeodium ausgestattete Exemplare in der südatlantischcn Station 1 20 in Tiefen von
1000 — 1500 m erbeutet.
Der Mannigfaltigkeit der Schalenform der Circoporiden hat schon Haeckel eine ganz
besondere Aufmerksamkeit geschenkt Insl>esonriere mußte ihm für seine promorphologischen
Anschauungen die Thatsache von großer Bedeutung erscheinen, daß innerhalb dieser einen Familie
nebeneinander reguläre Ikosaeder, Dodekaeder und Oktaeder*) auftreten, also Grundformen, von
denen die ersteren aus der übrigen organischen Natur ülierhaupt nicht bekannt sind, die beiden
anderen sich nur vereinzelt im Pflanzenreich nachweisen lassen und hier durch verschiedene
Pollenkömer, bezw. durch die Antheridien von Chara repräsentiert werden.
I) Die Schalen kennen nach Haeckel all „endosphiULschc Polyeder“ betrachtet werden, insofern ihre licken, d. h. die Basen
der Radial« Liebeln auf einer sphärischen Oberfläche liegen. Die Radulsuehdn geben die Kühlung der Poljrederachsen an.
171
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172
Vaustis Hajecker,
Bei einem Vergleich der Circoporiden mit anderen Tripyleen drängt sich indessen die
Vorstellung auf, daß diese Mannigfaltigkeit der Schalengestalt nicht durch das Vorhandensein
bestimmter „Stereo metrischer Grundformen“ bedingt ist, sondern daß man es auch hier mit bio-
logisch zu deutenden Strukturverhältnissen, also mit A n passungen zu tun hat. Hin Vergleich
der Circoporiden mit den Castanellidcn führt nämlich ohne weiteres zu der Auffassung, daß
auch bei crstcren die kugeligen Formen mit zahlreichen, die ganze Schalenfläche be-
deckenden Radialstacheln ( Haeckelia n «-Arten, Taf. XX, Fig. 176 u. 177) die primitiveren Verhält-
nisse repräsentieren, während die polyedrischen Formen mit wenigen, streng geometrisch
angeordneten Radialstacheln (Taf. XX, Hg. 171 — 1 74) als die spezialisierteren zu betrachten sind.
Das Bedürfnis der Gewichtsverringerung und Materialersparnis und gleichzeitig der Vorteil eines
erhöhten Schwebevermögens sind es zweifellos gewesen, welche in beiden Familien eine Ver-
ringerung der Zahl und zugleich eine Längenzunahme der Radialstachcln herbeigeführt haben.
Da aber andererseits durch statische Anforderungen, durch die gleichzeitige Bedeutung der
Stacheln als Druckfänger und als Schwebeapparate, eine möglichst gleichmäßige Ver-
teilung dieser Gebilde auf der Schalenoberfläche bedingt wird, so ist die Zahl der möglichen
Formen von vornherein eine begrenzte. Denn l>ekanntlich giebt cs nur fünf regelmäßige Körper,
die sogenannten platonischen Polyeder, Ixii welchen die licken eine vollkommen gleich-
mäßige, mathematisch genaue Verteilung zeigen, cs sind dies der Tetraeder, Würfel,
Oktaeder, Ikosaeder und Dodekaeder. Frstere l>eiden Grundformen sind unter den Circoporiden
nicht vertreten, sie kommen auch sonst bei den Tripyleen nur ausnahmsweise vor — annähernd
tetraedrisch ist z. B. Tuscarit/a national is (Taf. XXII, Fig. 180) gebaut, würfelförmig Cannospftaera
geomehica (Borgeht, 1901a, Fig. 25) — , dagegen sehen wir die Formen der Oktaeder, Ikosaeder
und Dodekaeder in den HAECKEL’schen Gattungen Circoporus, Circogonia und Circorrhegma voll-
ständig oder annähernd verwirklicht In keiner anderen Tripylccngruppc findet sich, wie gesagt
eine derartige Anhäufung von regulären Form Verhältnissen, und cs sind eigentlich nur noch
Castanidium Moseleyi (ircopotvides (Taf. XXXIX, Fig. 293) und Cannosphaem lepta (Taf. XLVIII,
Fig. 369), welche mit ihren 20 regelmäßig verteilten Stacheln im ganzen die Gestalt eines
Dodekaeders aufweisen.
Nach dem hier Gesagten würde man sich also denken können, daß, ebenso wie bei den
Castanellidcn aus sphärischen Formen mit zahlreichen Radialstacheln allmählich unter Verringerung
d<*s Gewichts und Erhöhung des Schwebevermögens polyedrisehe Formen mit wenigen Radial-
sticheln ( Castanidium Moseltyi circoporoides) hervorgegangen sind, auch bei den Circoporiden
gleichzeitig eine Verminderung der Stachelzahl und ein Ucbcrgang zur Polycdergcstalt Platz ge-
griffen hat Die sphärischen Haeckelianen mit bis zu 55 Radialstacheln, sowie die Gattung Circo-
Stephanus mit 24 — 40 Stacheln würden danach die einfacheren Formen darstellen, während
die dodekaed rischen, ikosaedrischen und oktaedrischen Typen eine stufenweise Differenzierung in
der Richtung der Gewichtsverminderung und der Erhöhung der Schwebefähigkeit aufweisen.
Es muß gleich hier hinzugefügt werden, daß auch da, wo die Zahl der Radialstacheln
der F.ckenzahl der regulären Polyeder entspricht, die Schalenform keineswegs eine mathe-
matisch vollkommene zu sein braucht. So fand ich z. B., daß bei Circogonia valdiviae,
welche wahrscheinlich 20 RadiaLstacheln besitzt die Radialstacheln, ähnlich wie liei manchen
Castanelliden, um die Pylomöffnung herum dichter gruppiert sind, als in der aboralen Schalen-
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Tief4<€-R*diobrirn.
73
hälfte (Taf. XXI, Fit;. 171), so daß also hier die stereometrische Grundform keineswegs strenge ein-
gchalten ist Noch lehrreicher sind die Verhältnisse innerhalb der alten HAECKEL'schen Gattung Cirto-
porus. Während Circoporus octaheJrus (Haeckel, 1887, Taf. CXVII, Fig. 6) einen anscheinend voll-
kommen regulären Oktaeder darstellt ist bei Circoporus scxfuntis (Taf. XX, Fig. 171) und noch
mehr bei C. htxapoäius (Taf. XX, Fig. 172) eine der 3 Achsen verlängert, so daß die Schale die
Gestalt einer tetragonalen Doppelpyramide annimmt Unter Berücksichtigung der bei anderen
Tripyleen (»stehenden Orientierungsverhältnisse wird man annehmen müssen, daß diese verlängerte
Achse, die „Hauptachse“, in die Vertikale fällt und daß diejenige Pyramide, deren eine Seiten-
fläche die Pylomöffnung enthält nach unten gerichtet ist Man erkennt leicht daß die vor-
liegenden Formen, wenn man von der Pylomöffnung airsicht 5 Symmetrieebenen besitzen, von
denen 4 die Hauptachse, eine die 4 Nebenachsen enthält Zieht man dagegen das Pylom in Be-
tracht so kann nur eine einzige, das Pylom und die Hauptachse enthaltende Symmetrieebene
durch das Tier gelegt werden.
Noch mehr weichen Circoporus sexfiminus (Taf. XX, Fig. 1 74, 1 75) und C. oxyacanthvs
(Taf. XX, Fig. 173) von der Gestalt der regulären Oktaeder ab.
Soviel ich sehe, läßt sich die Schalengestalt dieser beiden Formen in der Weise aus der
von C. /uxapodius (Taf. XX, Fig. 1 72) ableiten, daß man die die beiden Nebenachsen enthaltende,
senkrecht zur Symmetrieebene gelegene Horizontalebene um etwa 30° gegen das Pylom herab-
dreht 1 lier wird also auf den Vorteil verzichtet welchen eine gleichmäßige Verteilung der Radial-
stacheln in statischer Hinsicht darbictet und es wird eine Schalenform erreicht welche, abgesehen
von der Sechszahl der Ecken, keine Aehnlichkeit mit einem regulären Oktaeder besitzt.
In diesem Zusammenhang ist noch darauf hinzuweisen, daß bei den Circoporiden auch
Eckenzahlcn auftreten, welche bei regulären Polyedern nicht Vorkommen. So finden sich nach
Borueri (1902, S. 571) Exemplare von C. oxyacanthus mit 7 Radialstacheln und in der I Iaeckel-
schen Gattung Circospai/ds beträgt die Stachelzahl 9. Auf diese Verhältnisse wird weiter unten
zurückgekommen werden.
Bezüglich der Struktur der Schale habe ich der HAECKEL'schen Beschreibung noch
einiges hinzuzufügen. Zunächst möchte ich bemerken, daß es mir nicht ganz zutreffend zu sein
scheint wenn Haeckel speciell der Unterfamilie der Circogoniinae „a panclled shell with polygonales
plates“ zuschreibt (vergl. Taf. XX, Fig. 171). Die Panellierung oder Täfelung kommt nämlich
nicht etwa, wie man vielleicht dem Wortlaut bei Haeckel entnehmen könnte, dadurch zu Stande^
daß polygonale Platten mosaik- oder parkettartig zusammengefügt sind, sondern nur dadurch,
daß sich auf der Oberfläche der Schale ein auch von Haeckel beschriebenes und dargestelltes
Netzwerk von vorspringenden Balken erhebt, welches der Schalenoberfläche ein gefeldertes Aus-
sehen verleiht. Es handelt sich im wesentlichen um ganz die nämliche Struktur, wie bei der
Unterfamilie der Haeckclianinen, nur daß bei letzteren die als flache Grübchen erscheinenden
Felder in der Regel wesentlich kleiner sind, als bei den meisten Circogoniinen (Taf. XX, Fig, 177;
Textfig. 20). Im übrigen zeigt die Schale, wrie namentlich aus einem Querschnitt durch Circo-
porus scxturcus deutlich zu sehen ist (Textfig. 18), genau dieselben Bestandteile wie die Tuscaroren-
schale: eine deutliche äußere und innere Grenzlamelle, eine porzellanartige Füllmasse und eine
einfache Schicht von feinen Tangentialnadeln, welche näher der inneren, als der äußeren Grenz-
lamelle gelagert ist. Die Grenzlamellen haben eine vollkommen glatte Oberfläche, so daß die
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1 74
VAIXNTIM HaE' KEK,
Bemerkung Habckel’s, die Schalenohe rfläche sei „minutely roughened“, jedenfalls für Cüxoporus.
sexfurcus keine Gültigkeit hat
Bei einigen Formen mit getäfelter Schale können dann noch die benachbarten Poren-
kränze durch besondere Leisten verbunden sein, wie dies z. B. bei Cinopathis novena Haeckel
Fig. «?. Typen der Sdulrnstniktur der Circoporiden. a feinvrabiger Typus: Cm^tte/haimi sp., b watdg gefelderter Typu:
Circvspathis furmta, c trigonal gefelderter Typus: Circofiortlla o, tahfJra (CVn«/tor«r Hakckei.', d grolrgefclderter Typus:
CtrsotUphanux corenarius , e doppelt gefelderter Typus: Cirxetpathü no,rtut.
(Textfig. 17 c) der Fall ist Die ganze Schale ist hior in gröbere dreieckige Felder zerlegt
welche ihrerseits von dem vorhin beschriebenen vval>enförmigen Balkenwerk bedeckt sind. Ich
will solche Schalen im Gegensatz zu der wabig-gefelderten Schale von C/rcoporus sr.xfutxus
(Taf. XX, Fig. 171) oder Circospathis furcaia (Textfig. 17 b) als doppelt-gefeldert bezeichnen.
Damit ist nun aber die Zahl der Möglichkeiten noch lange
nicht erschöpft Zunächst führt wie bereits angedeutet wurde,
die wabig-gefeldcrte Struktur, die sich auch bei Ilatckeliana
Fig. 18. Durchschnitt durch die Schale imegufaris (Textfig. 19) findet, hinüber zu der wabenförmigen
Ciry«M, «.für« (Gm*™ Reli, Struktur von Hattktliaiia fiom/fma, bei welcher die von
fureui llAKCKKI.). 1 *
den Balken umschlossenen Facetten mehr wie unregelmäßige
flache Grübchen erscheinen (Textfig. 20). Die Schale ist wie Haeckel sagt „dimpled, with
numerous circular, roundish or polygonal dimples“. Es erinnert die Schalenoberfläche dieser
Formen an das Relief eines gestanzten Kupfergefäßes, weshalb ich eine solche Struktur als
gestanzt bezeichnen möchte.
»74
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Ticftcc- HadioUneo.
*75
Eine besondere Stellung nimmt Circoporus odahedrus Hakckici. (Textfig. 17 c) ein, bei
welchem das Balkenwerk in drei unter Winkeln von 6o° sich schneidenden Systemen angeordnet
ist, so daß die Facetten die Form von gleichseitigen Dreiecken haben. Wie schon Haeckel
bemerkt hat, erinnert diese trigonal-gefelderte Struktur durchaus an die Schalenstruktur
der Gattung Porospathis und gewährt damit einen gewissen Anhaltspunkt für die Beurteilung der
systematischen Stellung dieser isoliert stehenden Gruppe.
Bei einer ganzen Reihe von anderen Formen zeigt die Schale in Oberflächenansicht eine
außerordentlich feinwabige Struktur, „an extremely delicate network of small square dimples“
(Taf. XX, Fig. 175; Textfig. 17a). Man ist auf den ersten Anblick geneigt, dieses Netzwerk
als Homologon der wabig-gefelderten Struktur des Circoporu s sexfttreus oder der Chxospathis
furcata (Textfig. 17 b) u. «x, gewissermaßen «als Miniaturausgabe dersellxm zu l>etrachten. In-
dessen zeigt sich bei Betrachtung des optischen Durchschnittes, daß die Schale eine vollkommen
glatte Oberfläche, also kein versteifendes Trabekelsystem besitzt und ferner, daß sie
nicht die bei anderen Circojjoriden nachweisbare Porzellanstruktur, sondern nur eine einzige
Schicht von Poren aufweist Sie besteht aus zwei Grenzlamellen, welche durch ein System
von senkrechten, wabig angeordneten Scheidewänden voneinander getrennt sind. Wir haben es
also hier mit einer Art von Diatomeenstruktur zu tun, welche, namentlich in der Nachbarschaft
der Radialstacheln, im wesentlichen mit der Schalenstruktur vieler Challengeriden üliereinstimmt,
nur daß die einzelnen Poren nicht die regelmäßige Form und Anordnung, wie bei den letzeren
l)csitzen. Speciell dann, wenn ein größerer Teil der Poren von Luftperlen gefüllt Ist erinnert
die schwarzpunktierte Schale auch bei Oberflächenansicht durchaus an diejenigen von sehr fein-
porigen Challengeriden, insbesondere von Heliochallengcron C hantiert. Während man also sonst
vergebens nach näheren Beziehungen zwischen den Phäocalpien und Phäogromien sucht zeigt
sich hier auf einmal eine weitgehende Uel»ereinstimmung speziell zwischen einigen Circoporiden
und Challengeriden, eine Uel>ereinstimmung, die freilich zunächst nur als Konvergenzerscheinung
gedeutet zu werden braucht. Erwähnt mag nur noch werden, daß auch bei dieser Gruppe von
Fig. 19. Schalen Struktur von Harckrhana irrrgularix.
Fig. 20. SoUolrnstroktur von HouktUana fiorttUana.
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Valentin Haeckek,
Circoporiden, zu welcher 5 von den mir vorliegenden Arten gehören (< Chxoporus oxyataniku* ,
hexapodius und sex/uscinus, Taf. XX, Fig. 172 — 174; CircosUphanus langispinus und valdiviae. ,
Taf. XXI, Fig. 178 und 1 79), in die Schale Tangentialnadeln eingestreut sind, lieber deren
genauere Lage habe ich indessen nichts ermitteln können.
Vermutlich Ixsitzen auch mehrere andere, von Habkh. beschriebene Formen diese
Schalenstruktur. Bei einigen derselben, z. B. Circostep/ianus coronarius (Haeckel, Rep., Taf. CXVI,
Fig. 3; Textfig. I7d), kommt noch eine weitere Struktur hinzu, indem die Radialstacheln in
ähnlicher Weise, wie bei den doppelt-gefelderten Formen, durch Leisten verbunden sind. Es
mögen diese Formen als grob-gefeldert bezeichnet werden.
In Bezug auf die Beschaffenheit der Pylomöffnung1), der Porcnfelder und Radial,
stacheln kann ich die Beschreibung Haeckel’s im wesentlichen bestätigen. Nur auf zwei Punkte
will ich in kurzem noch besonders hinweisen, weil dieselben, wie unten ausgeführt werden soll,
bei einer natürlichen Gruppierung der Formen wesentlich ins Gewicht fallen. In erster Linie
ist hervorzuheben, daß hinsichtlich der morphologischen Beschaffenheit des Pyloms zwei Grenzfälle
bestehen. Entweder besitzt dasselbe im Vergleich zur Schalengröße einen verhältnismäßig
geringen Durchmesser und ist von derben, kömig-lxxlomten Zähnen umgeben, welche die Ocffnung
großenteils ütxjrwölben, so daß die eigentliche .Schalenmündung die Gestalt eines slem- oder
rosettenförmigen Spaltes besitzt (sternförmiges Pylom, Textfig. 17b u. e), oder es stellt sich
bei Oberflächenansicht als eine verhältnismäßig sehr weite Ocffnung dar, welche an ihrem Rande
nur mit einigem isoliert stehenden, dünnen, bedornten Zähnen besetzt ist (weitklaffendes Pylom,
Textfig. 17 a).
Der andere Punkt betrifft die von den Poren durchbrochene Basis der Radialstacheln.
Bei einigen Formen bilden die Porenfelder flache, wenig oder gar nicht ftlx?r die Schalenober-
fläche erhabene, von zahlreichen (8—16) Poren durchbrochene Scheiben (siebförmige Stachel-
hasen, Textfig. 1 7 b), l>ei anderen Arten dagegen sind die Stachell>asen, ähnlich wie bei manchen
Castanelliden und den meisten Tuscaroren, kegel- oder pyramidenförmig ausgezogen und in
diesem Fall von nur wenigen (3 — 5, höchstens 8) fensterartigen Oeffnungen durchbrochen (kegel-
förmige Stachelbasen, Textfig. 17 a).
lieber den Weich körper vermag ich keine l>estimmtcn Angaben zu machen. Im
Hinblick auf die bei anderen Tripyleen gemachten Beol>achtungcn wird man wohl mit Bestimmt-
heit sagen dürfen, daß die Radialstacheln vollkommen vom Kalymma eingeschlossen sind und
mit ihren Terminalästen die extrakalymniale Sark odehaut ausgespannt halten. Die Form des
Weichkörpers wird also im ganzen die eines Polyeders mit stark konkaven Hachen sein.
Das l’häodium zeigt, soviel ich an (tanz- und Schnittpräparatcn sehen konnte, keine
Besonderheiten.
Die Central kapsel ist, wie schon Haeckel angiebt, von beträchtlicher Größe und liegt
im aboralen 'Feil des Schalenraumes (Taf. XX, Fig. 1 73). Die vom Phaeodium umhüllte Astro-
pyle ist daher gegen das Pylom gerichtet Nach Haeckel sind 1>ei den Circoporiden gewöhnlich
I) Daß «lfm 1‘ylnm bei den einzelnen Circoporirfen eine verschiedene phylogenetische Em*tehung*weiac iqgnchriehai weiden
muß, lut DkKYF-H (Jen. ZeiUchr., Bd. XXIII, tftSQ, S. 140 und t^K) ndumrdm venudll. Bei /fanht/jana lei e» durch Vcr-
schniclxuiig von i«ci einander gcj;> miU ihcgi'ruB n Poren zweier hciuchluitlr r R.idiaWl.uliiln, l*ei den übrigen Ciwopneiden durch Um*
Bildung ein» ganx>-n Pormkinnze« cnlsbuwU-n.
.76
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Ii?fw-RadRilatifn
177
mehr aLs zwei Parapylen vorhanden, die Gattung Circoporus scheine 6, die Gattung Circospaihis
9 Parapylen zu besitzen, so daß wahrscheinlich jeder die Basis eines Radialstachels umgebende
Porenkranz einer Parapyle gegenüberliegt. Bei Haeckcliana konnte Haeckel keine Parapylen
beobachten. Gegenüber diesen Angaben, die übrigens von Haeckel selbst als unbefriedigend
und der Bestätigung bedürftig bezeichnet werden, möchte ich hervorheben, daß ich bei einem Exem-
plar von Circospaihis sexfurca auf Schnitten die Zweizahl der Parapylen mit Sicherheit
feststellen konnte (Taf. XXXIII, Fig. 255). Bei der Spärlichkeit meines Circoporidenmaterials
war ich nicht in der Lage, weitere Schnittserien anzufertigen, bezw. diese Beobachtung auf andere
Formen auszudehnen. Es scheint mir aber im Hinblick darauf, daß auch bei den nahe verwandten
Tuscaroren die Parapylenzahl konstant, d. h. nicht von der Stachelzahl abhängig ist, wahrscheinlich
zu sein, daß auch bei anderen Circoporiden nur 2 Parapylen vorhanden sind.
Das elien erwähnte Exemplar von Circosfaihis sexfurca enthielt in seiner Centralkapsel
2 dicht nebeneinander gelegene Kerne (Taf. XXXIII, Fig. 255). Soweit die mangelhafte Konser-
vierung ein Urteil zuläßt, scheinen die Kerne eine grobschollige Struktur nach Art vieler Aula-
canthidenkeme zu besitzen. Bemerkenswert ist jedenfalls, daß bei den Circoporiden, ebenso wie
bei den Castanelliden, ein zweikerniges Stadium beobachtet werden konnte, während ein
solches bei den den Circoporiden nächstverwandten Tuscaroriden stets zu fehlen scheint
In Bezug auf die Horizontal- und Vertikal Verbreitung der Circoporiden läßt
sich nur wenig Allgemeines sagen. Die kleinen Circoporus-Arten ( C. oxyacanthus , hexapodius , sex-
fuscinus) sind nach den Befunden der „Valdivia“ Warm wasserformen, für C. sexfusemus läßt sich
außerdem zeigen, daß diese Art häufig oberhalb des 200 m-Horizontes vorkommt Es würde
also die Angabe Haeckel’s, daß alle Circoporiden Bewohner der großen Tiefen sind, in dieser
Richtung zu korrigieren sein.
Im Gegensatz zu den kleineren Circoporus- Arten kommt Circospaihis sexfurca offenbar
mehr in kühleren Meeresgebieten vor und wurde, wenigstens einmal, in mehreren offenbar lebens-
frischen Exemplaren in sehr beträchtlichen Tiefen {AulospathisA lorizont der Tuscarorenschicht
1 500 — 1 000 m) gefischt
Tiefenl>ewohner sind offenbar auch die Haeckelianen. Das Schließnetz der „Valdivia“
brachte an verschiedenen Stellen des nördlichen und südlichen Indik, sowie der Antarktis Haecke-
lianen aus sehr bedeutenden Tiefen (800 — 1700 m) herauf.
Systematik. Haeckel teilt die Familie der Circoporiden in zwei Unterfamilien, die
Circogonida und Haeckelinida, ein. Erstere besitzen eine sphärische oder polyedrische, getäfelte
Schale mit einer bestimmten Anzahl von geometrisch angeordneten, mit Terminalästen versehenen
Radialstacheln, letztere eine sphärische, mit rundlichen Grübchen bedeckte (gestanzte) Schale mit
einer variabeln Zahl von einfachen Radialstacheln. Haeckel läßt es dahingestellt sein, ob man
die beiden Gruppen nicht besser als l>esondere Familien zu betrachten habe.
Ich halte eine derartige Spaltung der Familie nicht für notwendig, da ja auch innerhalb
der Familie der Castanelliden einerseits polyedrische, mit einer begrenzten Zahl von Stacheln aus-
gestattete, andererseits sphärische, mit zahlreichen Radialstacheln gleichmäßig besetzte Formen
Vorkommen, und da ferner, wie wir sahen, zwischen der getäfelten Schale der Circogoniinen und
der gestanzten von Haeckeliana kein tiefgreifender Unterschied besteht
177
Dcwtacb« TitfiW'EipMlilioi iBqI— 1899. B4. XIV.
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178
Vaimtik Hakckck,
Ich möchte also die ursprünglich von Haeckel vorgeschlagene Klassifikation beibehalten,
jedoch die Haeckelinida oder besser Haeckelianinen als die augenscheinlich primitiveren, mit den
Castaneliiden in engerer Berührung stehenden Formen den spedalisierteren Circogoniinen voranstellen.
Innerhalb der Circogoniinen unterscheidet Haeckel nach der Schalengestalt und Stachel-
zahl 5 Gattungen:
Cinoporus Schale oktaedrisch oder sphärisch 6 Radialstacheln.
Circospathis „ tetradekaed risch •) g „
Circogmia * ikosaedrisch 1 2 „
Circorrhegma „ dodekaedrisch 20 M
Ci reo step/ian us „ polyedrisch 24 — 40 oder mehr Radial-
stacheln.
Innerhalb dieser 5 Gattungen werden von Haeckel im ganzen 15 Arten aüfgezählt
Borgert (1902) hat sodann dem Material der Plankton-Expedition zwei weitere Arten
entnommen und außerdem eine der HAECKKt/schen Arten in zwei gespalten.
Das Circogoniinenmaterial der wValdivia“-Ausbeute ist, was Formenreichtum an belangt,
nicht besonders reichhaltig. Es fanden sich im ganzen nur 6 Arten, von welchen nach der
HAECKEL’schen Gattungsdiagnose 4 zur Gattung Cinoporus und je eine zu Circogpnia und
Circorrhegma gestellt werden müssen. Neu ist nur eine einzige Form ( Circostephanus vahiiviae).
Trotz dieser verhältnismäßigen Spärlichkeit des mir zur Verfügung stehenden Vergleichs-
materials glaulie ich nun doch den Versuch machen zu dürfen, an Stelle des provisorischen, von
Haeckel vorgeschlagenen Systems eine die natürlichen Beziehungen der Formen zum Ausdruck
bringende Einteilung zu setzen.
Zunächst habe ich die Anschauung gewonnen, daß cs bei den Circoporiden nicht an-
gängig ist, die Stachelzahl und die ihr entsprechende Grundform der Schale als eigentlichen
Ausgangspunkt für die Einteilung heranzuziehen.
In erster Linie ist nämlich zu sagen, daß, wie bei den Tuscaroren, so auch bei den
Circoporiden die Stachelzahl innerhalb gewisser Grenzen variabel ist So hat schon Borger 1
angegeben, daß von Cinoporus oxyacanthus Individuen Vorkommen, welche statt 6 7 Stacheln
besitzen, und ebenso scheint bei einigen der mir vorliegenden Formen, soweit dies an nicht ganz
vollständigen Exemplaren festgestellt werden kann, die Stachelzahl nicht immer genau der Ecken-
zahl regulärer Polyeder zu entsprechen.
Sodann kann gezeigt werden, daß viele Formen, die in ihrem ganzen Habitus und hin-
sichtlich einer Reihe von Einzel merk malen miteinander genay übereinstimmen, bezüglich der
Stachclzahl bedeutend differieren, und daß umgekehrt Formen mit gleicher Stachelzahl einen
sehr verschiedenen Habitus aufweisen können. So stimmen z. B. Circoporus sexfunus Haeckel
(Taf. XX, Fig. 171) und Circospaihis furcata Haeckel (Rep» Taf. CXV, Fig. 4), was die End-
verzweigung der Radialstacheln, die Beschaffenheit der Porenkränze, die Täfelung und die Mund-
bewaffnung anbelangt, aufs genaueste überein, während sie ihrer verschiedenen Stachelzahl zu
Liebe im HAECKEL’schen System zwei verschiedenen Gattungen zuzuweisen sind. Andererseits
zeigen z. B. Cinoporus sexfurcus Haeckel (Taf. XX, Hg. 171) und C. oxyacanthus Borgert
l) Als „Tetradekaedci“ bezeichnet HaSCKKL ein wibregulire* Polyeder mit 14 dreieckigen blichen und 9 Ecken, welche in
drei unter rechten Winkeln «ich kreuzenden Meridinnalebenen liegen.
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TU'fsee-Rodiolanwi.
179
(Taf. XX, Fig. 173), welche die gleiche Stachelzahl aufweisen, in keinem einzigen der übrigen
Charaktere Uebereinstimmung.
Auch einige allgemeine Betrachtungen führen dazu, der Zahl der Stacheln kein zu großes
Gewicht beizulegen. Es wurde oben gezeigt, daß auch innerhalb der Gattung Castanidium sehr
variable, zum Teil mit der Eckenzahl regulärer Polyeder übereinstimmende Zahlenverhältnisse
Vorkommen und ebenso, wie man hier in der Verminderung der Stachelzahl und in der regel-
mäßigeren Gruppierung der Stacheln nur Anpassungen zu sehen hat, welche dem Streben nach
Materialersparnis und den statischen Anforderungen Rechnung tragen, so dürfte auch bei den
Circoporiden die Stachelzahl weniger durch eine immanente stereometrische Grundform,
als durch die Funktion bedingt sein. In diesem Falle wird man aber auch die Möglichkeit
zugeben müssen, daß gewisse bestimmte Stachelzahlen von recht verschiedenen Formen in selb-
ständiger Weise erworben worden sind, daß also in vielen Fällen die Uebereinstimmung in der
Stachelzahl nicht auf einer näheren Verwandtschaft, sondern auf Konvergenz beruht
Während so aus verschiedenen Gründen die Stachelzahl und die Grundform der Schale
nicht als Grundlage für die natürliche Einteilung der Circojx>riden festgehalten werden können,
scheinen mir andere Merkmalsgruppen von größerer systematischer Bedeutung zu sein. Insbesondere
dürfte auf den Gegensatz, der einerseits zwischen wabig-gefelderten und dopj>elt-gefelderten (Text-
fig. 17b und e), andererseits zwischen glatten, feinwabigen Schalen (Textfig. 17a) besteht, ein größeres
Gewicht zu legen sein, um so mehr, als andere Merkmale mit den verschiedenen Typen der
Schalenstruktur korrelativ verbunden zu sein scheinen. So finden sich, soweit ich sehe, das
sternförmige Pylom und die siebförmigen Stachelbasen fast durchweg nur bei wabig-
gefelderten und doppelt-gefelderten Schalen (Textf. 17b und e), während das weit-
klaffende Pylom und die kegelför migen Stachelbasen mehr oder weniger an die fein-
wabige Schalenstruktur gebunden zu sein scheinen (Textfig. 17a). In dieser Verkuppelung ver-
schiedener Charaktere scheint mir ein Moment zu liegen, welches bei jedem Einteilungsversuch
in erster Linie zu berücksichtigen ist
Mit wenigen Worten ist noch der Zahl der Terminaläste und der terminalen und basalen
Anschwellungen der Radialstacheln zu gedenken. Daß alle diese Bildungen, die mit der größeren
oder geringeren Beanspruchung der Radialstacheln als Stützen und Druckfänger Zusammenhängen,
außerordentlich schwankende Verhältnisse zeigen, ist aus einem Vergleich mit anderen Tripyleen
( Aulospaihts , Aulosphaera u. a.) ohne weiteres ersichtlich. Eine höhere systematische Bedeutung
kommt also denselben in keinem Falle zu.
Auf Grund aller dieser Betrachtungen bin ich dazu gelangt, in der Familie der Circo-
poriden die Karten nochmaLs durcheinanderzumischen und eine vollständige Umordnung des
HAECKEL’schen Systems vorzunehmen. Spociell die Unterfamilie der Circogoniincn würde danach
in folgende Gattungen zerfallen:
I. C/rcospathis Haeckel, partim. Schale sphärisch oder polyedrisch, w a b i g ge-
feldert, mit sternförmigem Pylom und siebförmigen Stachelbasen (vergl Taf. XX,
Fig. 171 und Textfig. 17 b).
Große, wahrscheinlich tiefenbewohnende Formen mit einem Durchmesser von 0,5 — 0,6 mm.
Hierher gehören:
•79
»3*
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i8o
V AUSTIN ÜAECKKR,
1) Circogonia dadecacantha Haeckel (12 Radialstacheln, 2 Terminaläste).
2) Circospathis tetrodonia Haeckel {9 Radialstacheln, 4 Terminaläste).
3) Circospathis tctradeca Haeckel (9 Radialstacheln, meist 3 Terminaläste).
4) Circospathis furcata Haeckel (9 Radialstacheln, 2 Terminaläste).
5) Circoponts stxfurcus Haeckel (6 Radialstacheln, 2 Terminal äste).
II. Circogonia Haeckel, partim. Schale polyedrisch, doppeltgefeldert mit stern-
förmigem Pylom und sieb form igen Stachelbasen (2. B. Text fig. 17 c). Große, wahrscheinlich
tiefenbewohnende Formen mit einem Durchmesser von 0.6 — 0,8 mm. Hierher:
6) Circorrhegma dodecahedra Haeckel (20 Radialstacheln, 5 Terminaläste).
7) Circogonia icosaedra Haeckel (12 Radialstacheln, 5 Terminalaste).
8) Circospathis novena Haeckel (9 Radialstachcln, 3 Terminaläste).
III. Circoporetta n. g. Schale polyedrisch, trigonal-gefeldert (ähnlich der Schale
von Porospathis [ Polypettä^ mit sternförmigem Pylom und kegelförmigen Stachelbasen
(Textfig. 17 c). Kleine, 0,16 mm im Durchmesser betragende Formen. Hierher:
9) Circoporus octaiiedrus Haeckel (6 Radialstachcln, 4 Terminaläste).
IV. Circostephanus Habckel, partim. Schale polyedrisch oder nahezu sphärisch,
glatt, feinwabig (Textfig. 17a) oder glatt, grob gefeldert1) (Textfig. 1 7 d), mit kegel-
förmigen Stachelbasen. Pvlom entweder in der Mitte zwischen dem sternförmigen und weit-
klaffenden Typus stehend, oder ausgesprochen weitklaffend (Tai. XXI, Fig. 178 u. 179,
Textfig. 1 7 d und 17a). Meist größere Formen mit einem Durchmesser von 0,35 — 0,8 mm.
10) Circostephanus poiygotiarius Haeckel (30 — 40 Radialstachcln, 8 — 9 Terminaläste).
1 1) Circostephanus sexagenarius Haeckel (32 Radialstacheln, 5 Terminaläste).
12) Circostephanus corona rius HaeckHL (24 — 30 Radialstacheln, 5 Terminaläste).
13) Circostephanus valdiviae n. sp. (20 RadiaLstacheln, 5 Terminaläste).
14) Circogonia longispnia Borger r (12 Radialstacheln, 4 Terminaläste).
V. Circoporus Haeckel, partim. Schale sechsstrah 1 ig, sphärisch oder von der
Gestalt eines regulären Oktaeders oder einer lelragonalen Doppelpyramide, glatt, feinwabig, Pylom
weitklaffend, Stachelbasen kegelförmig (Taf. XX, Fig. 172 — 174). Kleine, 0,14 — 0,25 mm
im Durchmesser l>et ragende, wahrscheinlich kncphoplanktonischc oder pamplanktonische Formen.
Hierher gehören:
1 5) Circoporus oxyacanthus Borgert.
16) Circoporus hexapodius Borgert.
1 7) Circoporus scxfuscinus Haeckel
Wahrscheinlich «auch:
18) Circoporus hexasfy/us Haeckel.
19) Circoponts characeus Haeckei-
i) „by hijtl» prominent crkttH {HaY-CKBI).
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Ticfsee-Radiolarien.
1 8 1
i. Unterfamilie. Haeckelianinne.
Mit sphärischer Schale, welche mit einem unregelmäßigen Trabekelsystem oder mit rund-
lichen Grübchen bedeckt (gestanzt) ist und eine ausgesprochene Porzellanstruktur besitzt, sowie
mit einer variabeln Zahl von einfachen, der Terminaläste entlwhrenden Radialstacheln.
Gattung Haeckeliana John Murray.
Schale sphärisch, mit einem unregelmäßigen Trabekelsystem (Taf. XIX, Fig. 170; Textfig. 19)
oder mit rundlichen Grübchen (Textfig. 20) bedeckt, mit einer wechselnden Zahl von Radialstacheln,
deren Basen je von einem Kranze von 4 — 6, meist 5 Poren umgeben sind.
Haeckel unterschied 6 Arten, welche „einander sehr nahe verwandt sind, und, obgleich
die extremen Formen nach Gestalt und Struktur sehr verschieden erscheinen, durch eine kon-
tinuierliche Reihe von intermediären Formen miteinander verbunden sind, so daß sie als Varietäten
einer einzigen Species betrachtet werden können, welche zuerst von John Murrav beobachtet
und von ihm als Haeckeliana ponellana bezeichnet worden ist“ Die abändemden Charaktere
sind, wie Haeckel angiebt, die Zahl der Radialstacheln (16 — 55), ihre Länge, die Länge der
Nebendomen, der Durchmesser der Porenkränze im Verhältnis zur Breite der Intervalle, der
Umriß der flachen Grübchen.
Borgert (1901a) hat eine weitere Form unter der Bezeichnung Haeckeliana labradoriana
hinzugefügt, welche sich ebenfalls nur unwesentlich von Haeckeliana ponellana J. Murray unter-
scheidet
Ich hal>e ein ziemlich großes Material vor mir liegen und habe nach längeren Versuchen
darauf verzichten müssen, die einzelnen Individuen mit den I I aeckkj -’schen Arten zu identifizieren.
Die Exemplare, welche an der nämlichen Station oder an benachbarten Stationen gefunden
wurden, zeigten eine außerordentliche Variabilität hinsichtlich der oben aufgezählten Charaktere:
nebeneinander kamen Individuen mit vorzugsweise fünfporigen und solche mit fast ausschließlich
vierporigen Kränzen vor, und ebenso fanden sich nelieneinander große und kleine, lang- und
kurzstachelige Exemplare. Kurz, ich glaube nicht, daß eine weitergehende Special isierung durch-
führbar ist, und so sehe ich mich denn veranlaßt den überwiegend größten Teil meiner Exemplare
unter der MuRRAY’schen Bezeichnung H ponellana zu.sammenzufa.ssen.
Nur einige wenige, vorzugsweise in der Antarktis und im südlichen Indik erbeutete Formen
ließen auf den ersten Blick einen erheblich verschiedenen Habitus erkennen. Während nämlich bei
den von Haeckel und Borgert beschriebenen Formen, sowie bei den meisten mir vorliegenden
Exemplaren die flachen Grübchen der Schale einen rundlichen Umriß*) haben, und während die-
selben höchstens so groß wie die Poren und von niedrigen breiten Balken umgeben sind
(Textfig. 20), sind dieselben bei der antarktisch-südindischen Form, die ich als //. imgu/aris
bezeichnen will ausgesprochen polygonal zum Teil viel größer als die Poren und von schmalen,
scharfkantigen, vielfach bogig verlaufenden Leisten umgeben (Textfig. 19)2). Als weiterer Unter-
I) Auch dir beiden Arten //. maxi mit und Lamaretiimti, bei welchen die Grübchen tin Text als unregelmäßig |x>lygonal be-
schrieben werden, weisen den HAECKSI/schen Abbildungen zufolge Poren mit mehr oder weniger abgerundetem Umriß auf.
j) In unserer Tafelfigur (Taf. XIX, Fig. 170) ist uns die Wiedergabe der Oberflächenstruktur von //. irregulär ti insofern
nicht ganz gelungen, als die Leisten verhältnismäßig zu breit ausgefallen sind. Ich gebe dabei noch eine Textfigur, in welcher die Be-
schaffenheit der Leisten eine naturgetreuere Darstellung gefunden hat.
l8l
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I 8 2
Vauntdi Haxckrr.
schied zwischen II. gom/lana und irrcgularis kommt hinzu, daß bei ersterer die Knotenpunkte
des Balkenwerks — abgesehen von den Rändern der Porenkränze — nur ganz vereinzelt von
Nebendomen besetzt sind, während bei letzterer ein großer Teil der Knotenpunkte Nebendomen
trägt Im ganzen kann man sagen, daß die Oberflächenstruktur der II. gone Ha na mehr einen
wabigen Charakter hat und mit der Struktur der Schale von Cireogorus sex/urcus (Taf. XX
Fig. 171) direkt vergleichbar ist während die Schale von II. irrtgularh ein mehr netzartiges
Relief besitzt
Haeckeliana porcellana John Murray (sens. lat.).
Taf. XX, Fig. 177; Textfig. 20.
Ihwktlümn pontüana John Murray, 1879 ; Haeckel 1887, S. 1701, Taf. CXIV, Fig. 6.
Sc h a 1 e kugelig, mit 16 — 55, meist 30 — 40 Radialstacheln, welche länger oder kürzer
ab der Schalcnradius sind. Porenkränze mit 4 — 6, meist mit 5 Poren (bei einzelnen Individuen,
so auch bei der Var. Goetheana (Haeckel), herrscht die Vierzahl vor, Ixn der Var. maxima (Haeckel)
die Sechszahl). Poren wand in der Regel mit zwei Wärzchen oder Zähnchen besetzt Rand der
Porcnfelder von Nebendomen umstanden.
Die Zwischenräume zwischen den Porenfeldem sind mit flachen Grübchen von
rundlichem Umriß bedeckt Dieselben sind voneinander getrennt durch flache, ziemlich
gleichmäßig breite Balken, deren Breite ungefähr ein Drittel oder Viertel des Durch-
messers der Grübchen beträgt Die Oberflächenstruktur der Schale hat also im ganzen ein
wabiges (gestanztes) Aussehen. Nur vereinzelte der Knotenpunkte des Balkenwerks
tragen Neljendomen.
Pylom von einem Kranz von kleinen Zähnchen oder Nebendornen umgeben.
Durchmesser der Schale: 0,35 — 0,58 mm. Die kleinsten Individuen mit einem Durch-
messer von 0,32 — 0,35 mm fanden sich im nördlichen Indik (die nur 0.25 — 0,3 mm große Var.
Goetheana (Haeckel) stammt aus dem nördlichen Pacifik). Die größten Individuen mit einem
Durchmesser von 5,8 mm erhielt ich aus dem südlichen Indik (T.-St 174).
Fundorte: T.-St 91, 1 1 7 (Benguelastrom, V.), 1 20 (Westwindtrift, Schl.-N. 1 500 — 1 000,
2 Exemplare mit Weichkörper), 173, 174 (südlicher Indik, V., mehrere, zum Teil sehr große
Exemplare mit Weichkörper) 227 (nördlicher Indik, Schl.-N. 1000 — 800), 229 (nördlicher Indik,
Schl.-N. 1600 — 1000 und 800 — 600, mehrere sehr kleine Exemplare mit Weichkörper).
Verbreitung. Zum gleichen Formenkreis gehören zweifellos die 6 Haeckel sehen
Arten (porcellana, maxima , fjtmarckiana, Murray ana, Goetheana , Danviniana) sowie H. labradoriana
Borgert. Diese Formen stammen aus dem äquatorialen Atlantik (maxima), südlichen Atlantik
(Lamarektana), nördlichen Pacifik ( Goetheana, Danviniana), centralen Pacifik ( Murraya na ), süd-
lichen Pacifik ( Lamarckiana ) und Labradorstrom ( labradoriana ). Danach würde die // por-
cellana (sensu lat) im allgemeinen in warmen und kü hleren Meeresgebieten und zwar, wie
die Schließnetzfänge der T.-St 120, 227 und 229 zeigen, in der Tuscarorenschicht (400 — 1500 m)
verbreitet also als eine skotoplanktonische Form zu betrachten sein. In der eigentlichen
Antarktis wurde diese Form nicht aufgefunden.
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T itfie e- R adioUrien .
I8J
H. irregularis n. sp.
(Taf. XIX, Fig. 170; Ta L XX, Fig. 176; Textfig. 19,
Schale kugelig, mit 30 — 40 Radialstachel n, welche länger als der Schalcnradius
sind Porenkränze mit 4 oder 5 Poren. Rand der Poren fast durchweg mit 4 Zähnchen
besetzt, von welchen kurze Querleisten zu den benachbarten Leisten gehen.
Die Zwischenräume zwischen den Porenkränzen sind mit flachen Grübchen von
unregelmäßig polygonalem Umriß bedeckt Dieselben sind voneinander getrennt
durch schmale, scharfkantige, vielfach bogig verlaufende, zum Teil auch unter-
brochene Leisten. Die Oberflächenstruktur der Schale hat demnach im ganzen einen netz-
artigen Charakter. Der größere Teil der Knotenpunkte trägt Nebendomen.
Pylom von einem Kranz kleiner Zähnchen umgeben.
Durchmesser der Schale 0,33 — 0,6 mm.
Fundorte: T.-St. 117 (Benguelastrom, V, neben //. porcellana\ T.-St 120 (Antarktis
Schl.-N. 1 soo — 1000, 3 Exemplare), 170, 174 (südlicher Indik, Schl.-N. 1700 — 1000), 214 (nörd-
licher Indik, V.).
Verbreitung. In warmen und kalten Meeresteilen weit verbreitete, skotop lank-
tonische Tiefenform.
z Unterfamilie. Circogoniinae.
Schale sphärisch oder polyedrisch, wabig-gefeldert (panelled) oder glatt. Radialstacheln
in bestimmter Anzahl mehr oder weniger geometrisch über die Schalenoberfläche verteilt,
mit wenigen, meist 2 oder 3, eine Gabel bildenden Endästen und mit dünnen, langen Seiten-
domen.
1. Gattung. Circospathis Haeckel, partim.
Schale sphärisch oder ^polyedrisch, wabig-gef eldert, mit sternförmigem Pylom
und sieb förmigen Stachelbasen. Große, wahrscheinlich tiefenbewohnende Formen mit
einem Durchmesser von 0,5 — 0,6 mm.
Circospathis sexfurca Haeckei..
Taf. XX, Fig. 173; Taf. XXX, Fig. 255; Textfig. 18.
ChalUngtria sp. Johs Murrav. 1876, Proc. Roy. Soc., V. 24, Taf. XXIV, Fig. 5; Cirtopona sex/unus Haf.ckbl,
1887, S. 1694, Taf. CXVII, Fig. 5.
Schale sphärisch (nach Haeckei.) oder in der Richtung einer Hauptachse etwas aus-
gezogen, wabig-gefeldert 6 Radialstacheln, welche kürzer oder so lang wie der
Schalendurchmesser, mit dünnen, gebogenen Borsten und am Ende mit 2 gebogenen, gabel-
förmig angeordneten Terminalästen versehen sind. Stachelbasis siebförmig mit 12 — 16 Poren,
welche von einem Kram von langen, gebogenen Borsten umgeben sind. Pylom sternförmig,
mit 4 dreiseitigen, über die Oeffnung sich wölbenden Zähnen.
Längster Schalendurchmesser 0,55 — 0,75 mm.
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1 84
VAtENTIJi HAECKEK,
Fundorte: Ch.-St 289 (südlicher Pacifik); T.-SL 1 20 (Westwindtrift, Schl.-N. 1500 — 1000,
zwei vollständige, dicht mit Phäodium gefüllte Exemplare), 174 (indischer Südäquatorialstrom,
V’, ein gut erhaltenes Exemplar).
2. Gattung. Circogonia Haeckel, partim.
3. Gattung. Circoporetta n. gen.
4. Gattung. Circostephanus Haeckel, partim.
Schale nahezu sphärisch, poly cd risch, entweder glatt und grobgefeldert(C. coronanus
Haeckel, Textfig. 17 b, u. a.) oder glatt, fein wa big, mit kegelförmigen Stachelbasen. Pylom
mehr oder weniger ausgeprägt weitklaffend. Meist größere Formen mit einem Durchmesser
von 0,35 — 0,8 mm.
Circostephanus valdiviae n. sp.
Taf. XXI, Fig. 179.
Schale annähernd von der Gestalt eines Dodekaeders mit ausgezogenen Ecken und
konkaven Hachen, mit glatter Oberfläche, feinwabig. Von den zu kräftigen, gefensterten Basal-
pyramiden ausgezogenen Ecken der Schale erheben sich die 20 schlanken Radialstacheln, welche
etw^a so lang wie der Schalendurchmesser, am Ende mit 5 dünnen, doldenförmig angeordneten
Terminalästen und in ihrer ganzen Länge mit feinen, gebogenen Seitendomen ausgestattet sind
(in der Fig. 179 sind diese, im Präparat großenteils abgebrochenen Seitendomen aus Versehen
weggelassen). Pylomöffnung mit einem Kranz von etwa 8 langen, zugespitzten Zähnen.
Durchmesser der Schale 0,5, Durchmesser des ganzen Tieres (von Stachelspitze zu
Stachelspitze gemessen) 1,5 mm.
Circostephanus valdiviae hat eine große Aehnlichkeit mit dem südpacifischcn C. cotvnarius
Haeckel (Rep., S. 1699, Taf. CXVI, Fig. 3) welcher jedoch durch die größere Zahl (24 — 30)
und geringere Länge der Stacheln, durch die stärkere Konkavität der Polyederflächen durch
kürzere Pylomzähne und vor allem durch die grobe Fclderung unterschieden ist
Auch mit der folgenden Art, C. longispinus , stimmt C. valdiviae in vielen Punkten ül>erein.
Man wird im ganzen sagen dürfen, daß die 3 Arten C. coronarius, valdiviae und longispinus
eine zusammenhängende Reihe von glattsehaligcn, polyedrischcn Formen bilden, in welcher die
Stachelzahl al> und die Stachellänge zunimmt
Fundorte: T.-St 239 (nördL Indik, V, Reste), 268 (nördlicher Indik, ziemlich voll-
ständiges Exemplar).
C. longispinus Borgert.
Ta I. XXI, Fig. 178.
Cinogonia (?) iongispina Borgert, 1902, S. 574, Fig 10.
Schale annähernd von der Gestalt eines Ikosaeders mit ausgezogenen Ecken und
ziemlich ebenen Flächen, mit glatter Oberfläche und feinwabig. Von den zu hohen, schlanken,
gefensterten Basalpyramiden ausgezogenen Ecken erheben sich die 12 sehr schlanken Radial-
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Tiefste- Radiular len.
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stacheln, welche mehr als andcrthalbmal so lang als der Schalendurchmesser sind, am Ende
4 (seltener 5) spitzige, doldenförmig angcordnctc Terminaläste tragen und an ihrer Oberfläche
mit zahlreichen, kleinen, zerstreut angeordneten, nach dem distalen Stachelende gekrümmten
Domen besetzt sind. Pylom Öffnung verhältnismäßig weit, mit 4 — 8 kurzen, weit vonein-
ander abstehenden, gezähnelten Dornen.
Durchmesser der Schale 0,35, des ganzen Tieres 1,8 mm.
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen sehr gut mit der Beschreibung überein, welche
Borgeht an der Hand einiger Bruchstücke gegeben hat
Fundorte: Nordäquatorialstrom, Südäquatorialstrom (Borger r); T.-St 190 (indischer
Gegenstrom, V, 3 Exemplare).
5. Gattung. Circoporus Haeckel, partim.
Schale sec hsstrah lig, sphärisch oder von der Gestalt eines regulären Oktaeders oder
einer tetragonalen Doppelpyramide. Pylom weitklaffend, Stachelbasen kegelförmig.
Kleine, 0,14 — 0,25 im Durchmesser betragende, wahrscheinlich knephoplanktonische oder pam-
planktonische Formen.
Circoporus oxyacantluis Borgert.
Taf. XX, Fig. 173.
Circoporus oxyacanthus Borgf.RT, 190 2, S. 57 1 ; Fig. 8; 1903, S. 753.
Schale annähernd kugelig, mit 6 (seltener 7) Radialstacheln, deren Länge gleich oder
etwas größer als der Schalendurchmesser ist. Die spitzig auslaufenden Radialstacheln mit
kegelförmigen Basen, welche 3 — 5, meist 4 länglich runde Poren und einen Quirl von meist 8
dünnen, gebogenen Seitenstacheln tragen. Etwa in der Mitte der Radialstacheln ein zweiter
Quirl von gewöhnlich 3, seltener 4 kürzeren, dickeren, nach außen geljogenen Scitenstacheln.
Pylom groß, dreieckig oder rundlich, mit 4 dünnen, bedornten Mundstacheln.
Durchmesser der Schale 0,14—0*2 mm.
Fundorte: Guineastrom, Südäquatorialstrom (Borgert); T.-St. 43, 54, 55 (Guineastrom,
V„ häufig), 64 (Golf von Guinea, V.), 74 (Benguclastrom, V.), 228 (nördlicher Indik, Schl.-N.
420 — 350), 236, 240, 268 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung. Anscheinend knephoplanktonische oder pamplanktonische Warm-
wasserform.
C. hexapodius Borgert.
Taf. XX, Fig. 17 2.
Circoporus sex/uuinus HaecKU, partim, 1887, S. 1695, Taf. CXV, Fig. 2; Circoporus hexopoditn Borgert, 190z,
S- 57-2. ^g- 9, >903. P- 753-
Schale subregulär oktaedrisch mit verlängerter Hauptachse und mit konvexen Flächen,
der Gestalt einer tetragonalen Doppelpyramide sich nähernd (im ganzen in der Gestalt mit
der Schale von Circosf>aihis sex/urca übereinstimmend), feinwabig. Radialstacheln mit
kegelförmigen Basen, welche einen Kranz von 4 (seltener 3) eiförmigen Poren, sowie einen
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IW*E. Tiat»M-Eipc<li*kM 13d. XIV. 2 4
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Valentin Haeckmi,
Quirl von 4 langen, dünnen, gebogenen Seitenstacheln tragen. Unterhalb der Stachelmitte steht
ein zweiter Quirl von meist 4 ähnlichen, aber etwas kürzeren Seiteastachein. Stachelende blasig
aufgetrieben, mit einem Quirl von 3 (selten 2) spitzigen Terminalästen. Pylom groß, drei-
eckig, eine der Oktaederflächen beinahe vollständig einnehmend, mit 3 langen, bedomten, der
Mitte der Dreiecksseiten aufsitzenden Mundstacheln.
Durchmesser 0,2 — 0,25 mm.
Fundorte: Guineastrom (200 — 400 m, 450 — 650 m), Sudäquatorialstrom (Borgert).
T.-St. 48 (Südäquatorialstrom, Schl.-N. 2700 — 2000, leere Schale), 49 (Südäquatorialstrom,
V.), 55 (Guineastrom, V. 600), 214 (nördlicher Indik, V.),
Verbreitung. Anscheinend Warm wasserform.
C. sexfuscinus Haeckel (partim).
Taf. XX, Fig. 174, 175.
Cirtoftotus sexfustimts. (partim) Haeckel, 1887, S. 1695, Taf. CXV, Fig. 1—3; Borc.krt, 1901 (Trip. MiUelm.),
S. 243, Taf. XI, Fig. 7.
Schale subregulär oktaedrisch, feinwabig. Radialstachcln mit kegelförmigen Basen,
welche einen Quirl von 3 — 5 langen Seitendomen tragen, ohne zweiten Quirl und ohne
terminale Auftreibung, mit drei spitzigen Terminalästen. Pylom kleeblattförmig, mit drei
(nach Haeckki. 4) spitzigen Mundzähnen.
Schalendurchmcsser 0,2 — 0,25 mm.
Fundorte: Ch.-St. 348 (tropischer Atlantik); Mittelmeer (Borger r); T.-St 55 (Guinea-
strom, P. 200), 220, 226, 231 (nördlicher Indik, P. 200). Nach Skizzen von Apstein auch in
T.-St 221 (nördlicher Indik, Schl.-N. 200 — 160, 160 — 120) gefunden.
Verbreitung. Offenbar knephoplanktonische Warm wasserform.
7. Familie. Tuscaroridae.
Tuscarorida, HAECKEL 1887.
Große Tri pyl een mit einachsiger, im allgemeinen flaschenförmiger Schale.
Schalenwandung porös, porzellanartig, mit engen Porenkanälen. Die hohlen,
von Achsen fäden durchzogenen und an der Basis von wenigen (meist drei oder
vier) Poren umgebenen Schalenstacheln sind in Kreisen um die Hauptachse
gruppiert und besitzen keine Terminaläste.
Die Familie der Tuscaroridcn *) setzt sich zusammen aus einer nicht sehr beträchtlichen
Anzahl von Arten, welche mit der Größe der Dimensionen ein außerordentliches Ebenmaß der
Formen vereinigen. Bei keiner anderen Gruppe der Tripylecn und wohl der Radiolarien über-
haupt wird durch die Linien des Umrisses, durch die Maße der Teile und durch die natürlichen
Farbtöne ein so harmonisches Gesamtbild erzeugt und bei keiner drängen sich in so unwillkür-
licher Weise Vergleiche mit anderen Schönheitstypen der organischen Natur auf, wie bei den
Tuscarorcn. Es sind dies nicht rein persönliche Empfindungen, die sich dem Bearbeiter einer
l) Iin cinlrit(-ii«len Text wll sinnlichen Arten, ohne Rücksicht auf ihre GuUuugsnigehöngkeit «kr Einfachheit halber ein „T.“
< Tuuarora) heigefügt werden.
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Ticfscc-Radiolaricn.
18?
solchen Gruppe allmählich während der liebgewordenen Beschäftigung ergeben, ich würde auch
schwerlich mich veranlaßt gefühlt halien, diese Eindrücke hervorzuheben, wenn ich nicht die Er-
fahrung gemacht hätte, daß alle, denen unter anderen Tripyleen auch die Tuscaroren vorgeführt
werden, Künstler und Laien, Gelehrte und Ungelehrte, gerade diese Formen in übereinstimmen-
der Welse für die schönsten erklären.
Ein hervorstechender Charakter der Tuscaroriden Ist zunächst ihre erhebliche Größe.
Die Schalenhöhe, gemessen vom Scheitel bis zum Peristomrand, beträgt bei der Mehrzahl der
Arten 1,5 — 1,6 mm und erreicht bei T. Luciae, cygnca und Beflcnapi (Taf. XXVI, XXVII, XXXI)
die Länge von 3 mm. Formen von diesen Dimensionen finden sich freilich auch in anderen
Tripyleen familien vor, ja einige Aulacanthiden, Aulosphäriden und Sagosphäriden weisen noch
l>eträchtlich größere Maße auf. Indessen ist für die Tuscaroriden im Gegensatz zu den meisten
anderen Tripyleengruppen charakteristisch, daß nahezu sämtliche Glieder der Familie annähernd
der nämlichen Größenklasse angehören, eine Erscheinung, die zweifellos mit ihrer Beschränkung
auf größere Meerestiefen und auf bestimmte Lebensverhältnisse, mit ihrem Charakter als hoch-
specialisierter Tiefenformen in Zusammenhang zu bringen ist.
Sehen wir nämlich ab von der extrem kleinen T. globosa Chuni \ so ist die Schalenhöhe
der größten Formen nur doppelt so groß als die Höhe der kleineren Arten, während bei den
Aulacanthiden und Circoporiden dieses Verhältnis etwa 4:1, bei den Challengeriden 6:1 oder 7:1,
bei den Medusettiden ganz bedeutend mehr Ijeträgt.
Eine ganz ungewöhnliche Länge l>esitzen die Stacheln der Tuscaroren. Sie übertreffen
um ein Mehrfaches die Länge der Radialstacheln anderer Tripyleen, so daß die Tuscaroren, von
Stachelende zu Stachelende gemessen, wohl an der Spitze aller eigentlich einzelligen Organis-
men stehen. So beträgt bei dem größten und vollständigsten der mir vorliegenden Exemplare
von T. Luciae (Taf. XXVII, Fig. 207) die Länge des ApikalstacheLs ohne die abgebrochene Spitze
6 mm, der Schalendurchmesser, gemessen von den Basalporen des Aboralstachels bis zur Basis
der OraLstacheln, 3 und die Länge der Oralstacheln 6 mm, so daß die Gesamtlänge sich auf
mindestens i */2 cm beläuft Ein Vergleich dieser Form mit einem bei gleicher Vergrößerung
al»gebildeten Copepoden ( Corycacus sp.) (Taf. XXVII, Fig. 208), sowie mit dem winzigen, dem
einen Oralstachel anhängenden Chalfongeron anna/um giebt ein Bild von diesen außerordentlichen
Größenverhältnissen. Bei einem prachtvoll erhaltenen Exemplar von T tubufosa (Taf. XXIII,
Fig. 181) erreichen die Aboralstacheln, gemessen von der Um biegungsstelle bis zur Spitze, sogar
eine Iünge von 1 cm und, gestreckt gedacht eine solche von 1,2 cm.
Die Form der Schale kann im allgemeinen als flaschenförmig bezeichnet werden. Im
einzelnen begegnen wir aber zahlreichen specifischen und individuellen Verschiedenheiten. Am
häufigsten tritt die Birnen- oder Ballonform auf {T. tubufosa, Taf. XXX, Fig. 234, und T. 1kl-
knapi, 'Taf. XXXIX, Eig. 239). Ihnen reihen sich auf der einen Seite unter Verlängerung der Haupt-
achse ellipsoidische cxler pflaumenförmige (7! tubufosa var. medusa, Taf. XXXI, Fig. 234),
auf der anderen Seite, unter Verkürzung der Hauptachse, kugelförmige Gehäuse an, denen
am oralen Pol ein kurzcylindrisches (T. globosa , Taf. XXVIII, Eig. 215) oder schlauchförmig ver-
längertes ( T. amputla , Textfig. 24) oder vogelkopfähnlich umgebogenes „Peristom“ ( T. passnrula,
Taf. 28, Fig. 220) aufsitzt Bei noch stärkerer Verkürzung entstehen m ü tzen f örm ige ( T. globosa
var. Chuni, Taf. 28, Fig. 217) oder oben und unten abgeplattete, geoi de Typen (T. bistemaria,
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a4*
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Valentin Haeckkr,
Taf. XXV, Fig. 191). Ferner schließen sich der Birnen- und Ballon form prismatische,
speciell pyramidenförmige Schalen mit abgeplatteter Aboralfläche und schwach gewölbten,
mehr oder weniger kantig abgegrenzten Seitenflächen an ( T. Brautri , Taf. XXVII, Fig. 209;
T. na/iona/isy Taf. XXII, Fig. 180; 7. cam/tanel/a , Taf. XXV, Fig. 194 — 195; T.ga/eafa , Taf. XXVIII,
Fig. 214), wobei auch wieder der aborale Pol, je nach der Beschaffenheit der Peristombildung,
verschiedene Gestaltungen aufweisen kann. Einen Grenzfall bilden schildförmige Schalen mit
einer aboralen und zwei seitlichen Kanten und nur zwei gewölbten Seitenflächen ( T. seulel/um,
Taf. XXVI, Fig. 203; T. Brauen var. triangula, Taf. XXVII, lug. 210). Einen letzten von der
Ballonform abzuleitcnden Haupttypus bilden endlich die spi ndel f örm i gen Gehäuse (7. cygttecL,
Taf. XXVI, Fig. 204).
Was die Orientierung der Schale anbelangt, so verlegten Ml'rkay (1876, 1885) und
Haeckel (1887) in ihren Zeichnungen den oralen Pol nach oben. Wie ich schon früher (1904,
S. 150) ausgeführt habe, neige ich der entgegengesetzten Ansicht zu. Einerseits wird beim An-
blick verschiedener Formen, insbesondere von T. Luciae (Taf. XXVII, Fig. 207), unmittelbar die
Vorstellung eines schwellenden oder steigenden Luftballons geweckt, und zwar vermag sich dieses
statische Empfinden nicht bloß auf die äußere Aehnlichkeit der betreffenden Tuscaroren mit den
Metatrochophoren der Polychäten und mit manchen Ctenophoren stützen, sondern auch auf die
Beobachtung, daß bimförmige Individuen von Collozoen sich im Aquarium auf die Dauer stets
mit dem stumpfen Pol nach oben einstellen (1905, S. 353). Auf denselben Weg wird man auch
durch eine zweite Betrachtung gewiesen. Wenn wir für die Tuscaroren die Annahme machen
dürfen, daß die Vakuolenflüssigkeit specifisch leichter ist als das umgebende Wasser, so wie dies
Brandt für die Thalassicollen und Colliden nachgewiesen hat, so würde der große Reichtum an
dichtgedrängten Vakuolen, welchen die intracapsuläre Sarkodc der Tuscaroren aufweist, dafür
sprechen, daß der ab orale, die Centralkapseln enthaltende Schalenraum ein verhältnismäßig ge-
ringes specifisches Gewicht besitzt Auf der anderen Seite findet man !>ei gut konservierten
Exemplaren die orale Schalenhälfte vollgepackt mit Phäodellen und Xahrungsteilen. Eis ist also
hier kein Platz für die specifisch leichteren Vakuolen vorhanden, im Gegenteil, die Sinkstoffe, aus
denen sich die Nahrung vorwiegend oder ausschließlich zusammensetzt, haben ein verhältnismäßig
großes Gewicht Alles in allem, würde also die aborale Schalenhälfte leichter, die orale schwerer
sein, was zu Gunsten der von mir angenommenen Orientierung sprechen würde. Es darf hier
auch darauf hingewiesen werden, daß bei einigen Medusettiden ( Planklonelta , Xationa/rita , Al laut i-
ce/lä) die Centralkapsel thatsächlich zu einer mächtigen Schwimmblase umgebildet ist
Da es wohl ausgeschlossen ist, daß jemals lebende Tuscaroren in natürlicher Verfassung
zur Beobachtung gelangen, und da wir uns daher niemals über die Gewichtsverhältnisse der
einzelnen Teile genau unterrichten werden, so wird eine ganz sichere Entscheidung der Frage
unmöglich sein. Vielleicht wird einmal durch Beobachtungen an den Challengcriden, welche
höchstwahrscheinlich die gleiche Orientierung im Wasser aufweisen, neues Licht auf diese Ver-
hältnisse geworfen.
Es muß im übrigen gleich hier hinzugefügt werden, daß die Fragestellung in dieser Form
nur für die solitären Tuscaroren Gültigkeit hat daß dagegen l>ei den koloniebildenden Arten
andere Momente in Betracht kommen.
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Tief«c<sRodioUricn.
189
Bezüglich der Schalenstruktur haben schon Hakckkl (1887) und Borgert (1905)
hervorgeholjen, daß die Schale im trockenen Zustand ein undurchsichtiges, milchweißes oder
gelblichweißes Aussehen bekommt und daß diese porzellanartige Beschaffenheit ihre Ursache
in unzähligen feinen Boren hat, „welche überall die dicke, offenbar solide C, rundsul >s tanz der
Schalenwandung durchsetzen“. Neben diesen feinen Boren treten besondere weite Borenkanäle
auf, welche die Schalenwandung durchbrechen und nach Borgert an der äußeren Olierfläche der
Schalenwandung mittelst kraterartiger Erhebungen ausmünden, „indem der Rand der Oeffnung ein
wenig verdickt ist“. In der Wandung liegen endlich zahlreiche feine Nadeln, welche den
Tangentialnadeln der Aulacanthiden ähnlich und in tangentialer Richtung und unregelmäßiger
kreuzweiser Anordnung in die firundsulistanz eingebettet sind.
Eine genaue Orientierung über diese Verhältnisse läßt sich nur mit Hilfe von Schnitt-
präparaten gewinnen (Taf. XXIV, Fig. 184 — 186). Man erkennt, daß alle Tuscaroren insofern
üliereinstimmen, als ihre Schalen sich aus drei Schichten zusammensetzen, der äußeren homogenen
Lamelle, der Spongiosa und der inneren homogenen Lamelle. Die Spongiosaschicht ist nach
außen in der Regel feinmaschiger als nach innen und ist außerdem durch die in einer
einzigen Ebene kreuzweise gelagerten Tangen tial nadeln in 2 Etagen zerlegt
Der Horizont der Tangentialnadeln befindet sich etwa auf der ( irenze zwischen dem mittleren und
inneren Drittel der Schalendicke. Die Borenkanäle durchsetzen die Schalen in radiärer Richtung
und sind mit einer homogenen Schicht ausgekleidet, welche die äußere und innere Schalenlamelle,
gewissermaßen als deren Fortsetzung, miteinander verbindet Im allgemeinen ist zu sagen, daß
die Borenkanäle an ihrer äußeren und inneren Oeffnung trichterförmig ausgeweitet sind, im ein-
zelnen bestehen aber, was das Brofil der Kanäle anlxiangt, erhebliche spezifische Unterschiede.
So sind sie z, B. bei 71 scu/t/htm (Fig. 184) an ihrer äußeren und inneren Oeffnung ziemlich
symmetrisch gestaltet. Dasselbe ist bei 71 g/obosa attantica der Fall, nur befindet sich bei einzelnen
Exemplaren die äußere Oeffnung an der Spitze einer buckelförmigen Erhebung der Schale; hei
71 tububsa (Fig. 185) besitzt die äußere Ausweitung des Kanals nicht die F'orm eines nach
außen konvexen Trichters, sondern eines flachen Napfes, und bei 71 gassercu/a (Fig. 186)
erreicht die l>ei 71 /nbn/osa angedeutete Gliederung des Borenkanals eine weitere Altsbildungs-
stufe, indem sich ein äußerer becherförmiger Abschnitt von dem inneren, etwas ausgebauchten
Teile sondert
Von einer Form, 71 na/iona/is, erwähnt Borgert, daß die Schalenwand feiner und zer-
brechlicher ist als bei den anderen Arten und, „was wesentlicher ist, es fehlen die die Wandung
der Schale durchsetzenden Forenkanäle; dagegen zeigt im vorliegenden Fälle die ganze Schalen-
wandung eine deutliche polygonale Felderung". Bei den mir vorliegenden Exemplaren von
71 na/iona/is, welche im übrigen vollkommen mit der BoRGERT’schen Beschreibung übereinstimmen,
fand ich zunächst daß auch hier Borenkanäle Vorkommen, allerdings in geringerer Zahl und von
geringerer Weite als bei den meisten anderen Tuscaroren. Mine polygonale Felderung, etwa in
Gestalt einer olierflächlichen Trabckclbildung, wie sie bei manchen Circoporiden vorkommt wurde
hei den betreffenden Exemplaren nicht beobachtet dagegen fand sich vielfach eine wesentlich
gröliere Schwammstruktur, als liei anderen Tuscaroren, und dadurch kann liei Oberflächenansicht
eine Art Felderung vorgetäuscht werden. Daß die Schalenstruktur der 71 na/iona/is nicht
wesentlich von der der übrigen Tuscaroren abweicht geht übrigens schon daraus hervor, daß,
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Vauesttw Haecker,
igo
wenn man Exemplare von T. national is in Xylol und Canadabalsam bringt; in den Forenräumen
die 1 aiftbläschen vielfach genau in derselben Weise, wie bei den übrigen Tuscaroren, anschießen,
und schließlich sei auch auf den in Fig. 184 (Taf. XXIV) abgebildeten Schnitt hingewiesen, welcher
von einem Exemplar von T. scuielltttn stammt, also von einer der T. nationalis sehr nahestehenden,
vielleicht sogar nur als Variante zu betrachtenden Form. Wie man sieht, stimmt dieses Schnitt-
bild im wesentlichen mit den von anderen Formen stammenden Bildern überein.
Die Dicke der Schalen Wandung zeigt beträchdiche $|iecifische und individuelle Schwank-
ungen. Sie beträgt im Mittel o/)l 5 mm, Ist mit 0,025 mm am mächtigsten bei der atlantischen
Form von P g/obosa (Taf. XXVIII, Fig. 215) entwickelt und nur 0,01 — 0,0125 nim dick bei
T. fasst nu/a (Fig. 220) und bei der nordindischen T. <rfa (Fig. 22 1), bei welch letzterer Form
die Messung allerdings nicht an Schnitten, sondern nur am optischen Durchschnitt der ganzen
Schale ausgeführt werden konnte.
Bei T. tubutosa (Taf. XXX) fand ich individuelle Schwankungen der Schalendicke zwischen
0,018 und etwa 0,022 mm. Ich habe schon früher (1904a, S. 150) die Ansicht ausgesprochen,
daß diese Unterschiede, ebenso wie die specifischen Schwankungen, vielleicht mit einer ver-
schiedenen Vertikalverbreitung im Zusammenhang stehen, wie ja auch l>ei anderen Tripyleen eine
Zunahme der Skcietlstärke bei zunehmender Wassertiefe beobachtet werden konnte. Borgert
(1905, S. 97) meint dagegen, daß dabei wohl Alters- und Entwickelungsunterschiede in Frage
kommen. Ich kann diese Ansicht nicht ohne weiteres widerlegen, wenn ich aber alles Zusammen-
halte, was mir bei den Tripyleen einerseits bezüglich des Vorkommens l>esonders dicker und
dünner Gehäuse, andererseits hinsichtlich der .Skelettentwickelung bekannt ist, so möchte ich doch
vorläufig bei meiner ersten Ansicht stehen bleil>en ,).
Die Schalenmündung stellt nicht, wie bei anderen Tripyleen, z. B. den nahever-
wandten Circoporiden, eine einfache Oeffnung der Schalen wandung dar, vielmehr ist letztere im
Umkreis des Mundes stets zu einem „Peristom“ differenziert Dasselbe hat im einfachsten
Fall die Gestalt eines Ring Wulstes: Die Basen der Oralstacheln sind dann entweder mit dem-
selben verschmolzen (T. bisUrnaria) (Taf. XXV, Fig. 192), oder sie sind durch einen schmalen
Spaltraum von ihm getrennt ( 1 \ Wyvillci Taf. XXIV, Fig. 190). In anderen Fällen hat das
Peristom die Form eines kurzen Cylinders (7! g/obosa, Taf. XXVIII, Fig. 215, T. adatkoides,
Taf. XXXI, Fig. 237) oder eines mehr oder weniger verlängerten Kelches, von dessen trichter-
förmig erweitertem Rande die Oralstacheln in strahliger Anordnung ausgehen (T. nationalis,
Taf. XXII, Mg. 180; I. Be/knafi, Taf. XXXI, Mg. 238 u. 239 u a.). Bei einer dritten Gruppe
ist das Peristom seitlich zusammengedrückt so daß eine scheidenartige Bildung entsteht
deren Kanten mit je einem Oralstachel besetzt sind (7! tubulosa , Taf. XXX). Von Ix’sonderem
Interesse sind endlich diejenigen Fälle, in welchen das Peristom nach einer Seite umgebogen ist
so daß cs, von der Seite gesehen, in der Form eines Vogel k opfcs ( T. fasscrcu/a, Taf. XXVI II,
Fig. 218 — 220; T. cygma, Taf. XXVI, Mg. 204) oder Helmes ( T. ga/sata, Taf. XXVIII, Fig. 218)
erscheint
Bei einer Reihe von Formen erfährt die Peristombildung sekundär eine Erweiterung,
indem die verbreiterten und von großen Fensteröffnungen durchbrochenen Basen der Oralstacheln
l) Midieres üIxt diese Verhältnisse findet sich in der Ik-sctiu'ibunjg der Challenger iden, sowie im allgemeinen Teil.
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Tief»«*- Radiolanen.
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einen korbförmigen Aufsatz bilden. In geringerem Maße ist dies bei T. g/obosa , in !>esonders
ausgeprägtem Grade bei T. Luciae und Brauen der Fall (Taf. XXVII, Fig. 207, 209, 210).
Ueber die Bedeutung der Perlstombildungen der Tuscaroriden läßt sich zur Zeit nichts
Sicheres sagen. Wahrscheinlich dient das Peristom, ebenso wie dasjenige der Challengeriden, dazu,
die Saricode, welche bei der Nahrungsaufnahme, bei der mit dem Aufsteigen verbundenen Volumver-
größerung und bei den Fortpflanzungsvorgängen überquillt, aufzunehmen und ihr als Basis zu
dienen. Dafür würden namentlich die korbförmigen, heim- und vogelkopfartigen Bildungen sprechen.
Die Apophysen oder, wie wir sie gleich den homologen Bildungen anderer Tripyleen
bezeichnen wollen, die Radialstacheln, sind in der Regel in Kreisen um die Hauptachse
angeordnet und zwar können wir bei den meisten Formen 2 Kreise unterscheiden, einen, der die
Mundöffnung umgibt und dessen Stacheln wir Oralstacheln nennen wollen („circoral teeth44
bei Haeckel), und einen, dessen Stacheln in der Regel in einem oberhalb oder unterhalb des
Aequators gelegenen Parallelkreis eingepflanzt sind und kurz als Aboralstacheln bezeichnest
werden mögen („aboral feer* bei Haeckel). Letztere können entweder ganz in der Nähe des
Peristoms ihren Ursprung nehmen und biegen in diesem Fall nach kurzem, annähernd radial
gerichtetem Verlauf in elegantem Bogen nach der Aboralseite ab (T. tubuhsa, Taf. XXX u. a.),
oder sie gehen ungefähr in der Aequatorgegend ab und haben dann einen nahezu gestreckten
Verlauf (T. bistemaria , Taf. XXV', Fig. 191) oder sie umsäumen als lange gerade Stäbe die ab-
geflachte Aboralseite der Schale {T. nationales , Taf. XXII; ga/ca/a, Taf. XXVIII, Fig. 214 u. a.).
Es mögen diese drei Stellungen im folgenden als circorale, äquatoriale und aborale
bezeichnet werden.
Es mag gleich hier erwähnt werden, daß die Ahoralstaeheln bei den hier aufgezählten
Gruppen offenbar eine verschiedene Bedeutung haben. Bei den zur ersten Gruppe gehörenden
koloniebildenden Formen ( T. fubulosa u. a.) dienen sie, wie wir sehen werden, wenigstens mit
ihrem proximalen Abschnitt, zur Verankerung der Einzelnere in der gemeinsamen Gitterschale
(Taf. XXIII), bei den beiden anderen Gruppen dagegen spannt sich wahrscheinlich zwischen den
basalen Abschnitten der Aboralstacheln eine fallschirmartige Haut aus, in ähnlicher Weise, wie
eine solche an den Oralstacheln von T. nationalis direkt beobachtet werden konnte (Taf. XXII).
In einigen wenigen Fällen weicht die Anordnung der Stacheln von der oben angegebenen
Regel ab. Bei der ballonförmigen T. Luciae (Taf. XXVII, Fig. 207) und bei den spindelförmigen
Schalen von /. Hydra (Text fig. 26) und T cygnea (Taf. XXVI, Fig. 204) ist nur ein einziger
AboraLstachel vorhanden, der am aboralcn Pole sich befindet und in der Richtung der Haupt-
achse verläuft (apikale Stellung).
Was die Oralstachcln anbelangt, so besetzen dieselben in der Regel den Peristomrand,
doch kommen auch hier verschiedene abweichende Verhältnisse zur Beobachtung: bei I\ galeata
(Taf. XXVI II, Fig. 214) und cygnea (Taf. XXVI, Fig. 204) entspringen die 4 Oralstacheln nicht
im Umkreis der Mundöffnung, sondern paarweise an der Seitenfläche des hclmförmigon Peri-
stoms, und l>ei T. passercula (Taf. XXVIII, Fig. 220) ist an dem vogelkopfähnlichen Peristom
ül>erhaupt kein Oralstachel vorhanden.
In Bezug auf die gegenseitige Anordnung der Oral- und A boralstachel n
giebt Haeckel an, daß bei den Formen, welche eine gleiche Zahl von Oral- und Aboralstacheln
aufweisen, die beiden Stachelkrcisc eine alternierende Anordnung zeigen. Von dem Grund-
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Valentin Habcker,
gedanken aas, welchen Haetkei. in Bezug auf die promorphologischen Verhältnisse des Radio-
larienkorpers in seinem ganzen Werke festgehalten hat, werden die Oralstacheln z. B. bei T. bistcr •
nana als „interradial“, die Aboralstacheln als „perradial“ bezeichnet
Ich habe gefunden, daß bei den meisten in Betracht kommenden Formen die Stacheln
thatsächlich eine alternierende Anordnung zeigen, so z. B. bei Exemplaren von T Bdknapi mit
den Stachelformeln (^) und (*) (Taf. XXXI, Fig. 238 u. 239), bei T. bistemaria (^) (Taf. XXV,
Fig. 191) und Wyvi/lei (~ ) (Taf. XXIV, Fig. 190). Auch bei T Brauen ( ^ ) (Taf. XXVII, Fig. 20«))
zeigten einzelne Exemplare eine regelmäßige alternierende Anordnung, jedoch kamen mir auch
Individuen dieser Species zu (»esicht, bei welchen die AboraLstacheln genau über den Oral-
stacheln, bezw. über dem mittleren Pilaster ihres Basalstückes standen. Angesichts dieser Un-
regelmäßigkeiten und angesichts der Thatsache, daß ja bei zahlreichen Formen die Zahl der Oral-
und Aboralstacheln durchaus nicht übereinstimmt kann ich mir nicht denken, daß das Alternieren
der Stacheln irgendwie mit einer Art „Grundform“ oder Promorphologie das Radiolarienkörpers
in Zusammenhang steht wie man leicht bei Anwendung der Aasdrücke „interradial“ und „per-
radial“ denken könnte. Vielmehr scheint mir in dem häufigen Vorkommen der alternierenden
Stellung auch wieder ein finales Verhältnis zum Ausdruck zu kommen, indem durch diese An-
ordnungsweise die Erhaltung und leichten? Wiederherstellung des stabilen Gleichgewichts bei
irgend welchen Kollisionen gesichert wird. Stößt beispielsweise irgend ein Fremdkörper an einen
Aboralstichel einer doppelt-dreistrahligen T Braueri, so wird der Druck am besten kompensiert,
wenn ein Oralstachel gerade gegenüber in derselben Ebene gelagert ist Der Oralstachel wirkt
dann in ähnlicher Weise, wie der Kiel oder das „Schwert“ eines Bootes gegenüber dem das
Segel treffenden Winddruck.
Die Zahl der Radialstacheln verdient in mancher Hinsicht ein besonderes Interesse.
Haeckel neigte der Ansicht zu, daß die Zahl der Aboralstacheln für jede Species konstant ist
und begründete daher auf eben diese Zahlenverhältnisse sein System. Die Gattung Tuscarora
sollte danach durch drei Aboralstacheln („comparable to the three cortinar feet of the tripodal
Nassellaria“), die Gattung Tuscarusa durch 4 und Tmcaridium durch einen Radialstachel aus-
gezeichnet sein.
Ich halie bereits früher (1904, S. 143) gezeigt daß die Zahl der Stacheln, namentlich die
der aboralen, liei den meisten Arten individuellen Altänderungen unterworfen ist und ferner, daß
die betreffenden Varianten in der Regel eine einfache, aas 2 — 3 aufeinanderfolgenden Zahlen
bestehende Reihe bilden: so finden sich z. B. von 7'. tttbu/osa nebeneinander Individuen mit
2, 3, 4, 5 Stacheln (Taf. XXX, Fig. 228, 234, 227, 225), T. pas&ercula und globosa weisen Schalen-
formen mit 4, 5, 6 (Taf. XXVIII, Fig. 220, 219, 218 bezw. 215, 217, 216), T. Braturi solche
mit 2, 3, 4 Stacheln auf. Daltei sind die mittleren Zahlen stets am häufigsten vertreten, während
die Extreme seltenere Abweichungen darstellen. So befanden sich unter 219 mir vorliegenden
Exemplaren von T. lubu/osa nur eines mit 2 und zwei mit 5 Oralstacheln, während sich die
anderen ungefähr in gleichen Hälften auf die Varianten mit 3 und 4 Stacheln verteilten; unter
14 1 Exemplaren von T. fassereu/a liefand sich nur eines mit 6 AboraLstacheln, alle anderen hatten
4 oder 5; unter 39 Exemplaren von T Brauen lx;saßen 9 zwei AboraLstacheln (Taf. XXVII,
Fig. 210), eines hatte 3 Aboralecken, aber nur 2 Stacheln (Taf. XXV, Fig. 196 u. 197), 28 hatten
3 und eines 4 Aboralstacheln. Bei 7'. g/obosa verschieben sich die Grenzen der individuellen
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Tiefsee-Radiolaricn.
193
Variabilität und das Maximum der Häufigkeit l>eim U ebergang von einem Meeresteil zum anderen:
während bei der in den l iefen des Atlantik lebenden echten T. g/obosa (Taf. XXVIII, Fig. 215)
die Zahl der Aboralstacheln gewöhnlich 4, seltener 5 beträgt, besitzen die meisten Individuen
der antarktischen T. glofma Omni (Fig, 217, 2 t 6) 5, seltener 4 oder 6 Stacheln, und zwar
kommt die Zahl 4 sogar seltener vor als die Sechszahl (unter 93 antarktischen Individuen liesaß
nur ein einziges 4, dagegen hatten drei 6 Stacheln). Es entspricht diese Vermehrung der Zahl
der Radialstacheln beim Uebergang aus den wärmeren in die kälteren Mccresteile durchaus
den bei anderen Tripyteen beobachteten Verhältnissen.
Wie ich schon früher (1904, S. 130, 143) hervorgehoben habe, liegt hier eine besondere
Form der Variabilität, nämlich ein sprungweiser Wechsel zwischen zwei oder mehreren Typen
vor. „Fs kommen, wenigstens bei den Tuscaroren, niemals Individuen vor, welche unausgebildete
Stacheln auf weisen und also eine Art Uebcrgangsstufe repräsentieren, d. h. es finden keine gleiten-
den Ueliergänge zwischen den einzelnen Typen statt. Vielmehr haben wir hier ein besonders
Mares zoologisches Beispiel vor uns in welchem die Individuen gewissermaßen eine Auswahl
Halxjn zwischen wenigen, sprungweise ineinander ül vergehenden, der Art zur Verfügung stehen-
den Anlagen, und man wird lebhaft an die Anschauungen erinnert, welche dk Vriks vom Stand-
punkt seiner Mutationstheorie aus lx!zflglich der „I lal brassen“ und „Mittelrassen“ entwickelt hat,
insbesondere an seine Auseinandersetzungen über den mehrblättrigen Klee und die tricotylen
Keimpflanzen.“ Derartige Varianten halte ich daher im Gegensatz zu den geographischen Unter-
arten als Stachel- Mutanten bezeichnet Ich möchte indessen hier hinzufügen, daß diese Be-
zeichnung offenbar nicht ganz korrekt Ist Denn zum Begriff einer Mutation gehört bekanntlich,
daß die Itetreffenden Merkmale konstant vererbt werden. Nun weist alter ein Befund darauf hin,
daß diese Forderung nicht immer erfüllt ist In einer unvollständigen Kolonie von T. g/okosa Omni,
in welcher statt der normalen 8 Individuen nur noch 5 von der zerfetzten Gitterschale zusammen-
gehalten wurden, befanden sich nämlich 4 Individuen mit 5 und eines mit 6 Stacheln. Da es
sich hier zweifellos um Abkömmlinge eines einzigen Mutter-Individuums handelt so ist dieser Fall
offenbar nur mit Hilfe besonderer Annahmen mit der Mutationslehre in Finklang zu bringen.
Bau der R a d i a 1 stac h e 1 n. Die Radialstacheln sind unverästelte, cylindrische, gegen
die Spitze sich ganz allmählich verjüngende Röhren, deren Hohlraum von einem Achsenstrang
durchzogen ist Dieser Achsenstrang setzt sich aus einer Anzahl von feinen Kieselfäden zu-
sammen, welche wie die Stränge eines Taus zusammengedreht sind, und ist mit der Innenwand des
Stachel rohres, insbesondere mit den warzenförmigen, unterhalb der Dornen gelegenen Vorsprüngen
durch dünne Querbrücken verbunden. An der Basis der Stacheln zerfasert sich der Achsen-
strang in eine Anzahl feinerer Nadelbündel, welche in die Achse der die Stachelbasis bildenden
Pilaster eintreten und mit den Tangentialnadeln der Schale sell>er in Verbindung treten (Taf. XXX,
Fig. 233). Im ganzen stimmt also der Bau des Tuscaroren-Stachels durchaus mit dem der
Cuncoporiden- und Aulosphäriden-Stacheln überein.
Die Oberfläche der Stacheln ist bedeckt mit zahlreichen, meist gekrümmten, nach der
Stachelspitze gerichteten Dornen, welche in sehr vielen Fällen der lange nach von einem
feinen Kanal durchzogen sind. Bei den koloniebildenden Formen besitzen dieselben im stark
gekrümmten Anfangsabschnitt der Aboral-, sowie im basalen Teil der Oralstacheln die Form von
Häkchen und dienen hier offenbar dazu, die Einzelgehäuse in der gemeinsamen Gitterschale
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DfvUchf 1*98—1899. IM. XIV.
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Vaijntin Haetkku,
zu verankern (Taf. XXIII, Fig. 1 8 1 ; Taf. XXX, Fig. 234 u. a.). Bei einer Varietät von T. tulubna
(var. dcndrof'hord) haben die an der Basis der Stacheln gelegenen Domen die Gestalt von ver-
zweigten Bäumchen, deren Stamm und Aeste von einem sich gabelnden Kanal durchzogen
sind (Taf. XXX, Fig. 233). Aehnliche, aber mehr lappige Bildungen treten «auch bei T. bistcmark
auf, und zwar am Sockel der Oralstacheln, welche auf diese Weise geradezu ornamental wirkende,
an gewisse Motive der Kunstschlosserei erinnernde Verzierungen erhalten (Taf. XXIV, Fig. 188).
Die Basis der Aboral- und Oralstacheln ist, wie schon Borgert angedeutet hat, etwas
verschieden gebaut Bei den Aboralstacheln bildet, wie Borgert angiebt, die Basis meistens
einen kegelförmigen Fortsatz der Schale, dessen Innenraum einerseits mit der Schalenhöhlung
kommuniziert andererseits durch die fensterförmigen Basalporen mit der Außenwelt in Verbindung
steht Eine Kommunikation der Höhlung dieses latenten förmigen Basalkegels und damit des
Schalenraumes mit dem Hohlraum der Stacheln selber, wie sie von IIaeckel angegeben wird,
existiert nicht vielmehr sitzt wie dies namentlich l>ei T. bisteniaha und Wyvillei zu sehen ist
der Stachel mit abgerundeter Basis den Pilastern der Laterne auf (Textfig. 21b). Es handelt sich
im übrigen um die nämliche Organisation, die wir lx.*i Cino/>orus finden und welche sich in rin-
facher Weise von den Verhältnissen bei Hacckcliana ableiten läßt Bei letzterer Gattung sind die
Radialstacheln in die Schale eingepflanzt so wie die Radialstacheln von Aulosf>haera in den Stern
der Tangentialröhren, und sind von einem Kranze von Schalenporen umgelxm (Textfig. 21a). Denkt
man sich nun die Schalensul »stanz als plastische Masse und den Radialstachel mit samt dem
Feld von Basal|x>ren in die Höhe gezogen, so entsteht der von Borgekt beschriebene latemen-
artige Hohlkegel (Textfig. 21b).
Bei zwei Arten, nämlich bei F WyvilUi und histemaria sind auch die Oral stacheln
in der eben beschriebenen Welse der Schale eingefügt Es hängt dies damit zusammen, daß
l»ei ersterer Art wie bereits erwähnt wurde, auch die Oralstacheln vollkommen isoliert stehen,
d. h. nicht dem Peristomrande aufsitzen (Taf. XXIV, Fig. 190) und daß bei letzterer nur eine teil-
weise Verbindung der Stachelbasen mit dem PcristomwuLst besteht (Taf. XXV, Fig. 192). Geht
man nun von diesen Fällen aus und denkt sich, daß einerseits das Pcristom rohrartig ausgezogen
wird, andererseits die Oralstacheln an dessen Außenwandung bis zum Rande hcraufrücken, so
gelangt man zunächst zu dem von T. campanella vertretenen Typus mit noch vollständig aus-
gebildeter Laterne und gesondertem, durch eine schlitzförmige Oeffnung mit der Peristomhöhle
kommunizierenden I-atemenraum (Taf. XXV, Fig. 193; schematisiert in Textfig. 2id). Viel
häufiger sind aber die Fälle, in welchen die gegen die Schalenöffnung zu gelegene Wandung
der Laterne in Wegfall kommt und so der Laternenhohlraum mit dem der Peristomhöhle voll-
kommen zusammenfällt: der Oralstichel sitzt nunmehr mit einem abgeplatteten, von wenigen
Fensteröffnungen durchbrochenen Basalstück, d. h. mit der äußeren Wandung der Laterne, dem
Peristomrande auf (Textfig. 2ie). Die wenigen Fenster, von welchen das Basalstück gewöhnlich
noch durchbohrt ist, stellen jetzt einfache Durchbrechungen dar, durch welche die aus der Schalen-
öffnung hervorquellende Sarkode direkt an die Außenfläche der Oralstacheln gelangen kann. Bei
einigen Formen, so namentlich bei T. Luciac und Brauch \ kommt es schließlich zu den schon
früher erwähnten korbförmigen Bildungen, welche als sekundäre Ansatzstücke des eigentlichen
Perlstoms zu betrachten sind: die Basalstücke der drei Oralstacheln stellen gotische Bogen dar,
welche jeweils aus 3 oder 4 leicht gebogenen, mit Zacken besetzten Pilastern bestehen und, dicht
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Tlcbee-KadiuLrieti.
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aneinanderschließend, je den dritten Teil des Peristom umfanges umfassen (Taf. XXVI, Fig. 205;
Taf. XXVII, Fig. 207 u. a.).
Es ist eine verhältnismäßig einfache Reihe von Differenzierungen, die uns in dem Uebcr-
gang von den selbständigen Radialstacheln von 1 laeckdiaua mit ihren regelmäßig strahligen,
gefensterten Basalfeldem zu den „Grcoralzähnen“ von T. Lucia e mit ihren spitzl>ogenähnlichen
Sockeln entgegentritt. Aber sie weist in besonders eindringlicher Weise darauf hin, welche Fülle
von verschiedenartigen, aller kontinuierlich miteinander zusammenhängenden Gestaltungsmöglich-
keiten schon dem einzelligen Organismus zur Verfügung steht, und wie im Verlauf einer solchen
d
Differenzierungsreihe nicht bloß die Form und Funktion eines einzelnen KnrjjerteiLs, sondern
auch die entwickelungsgeschichtlichen Mittel für den Aufbau desselben eine all-
mähliche, aber durchgreifende Umwandlung erfahren können. Denn so wenig wir auch ülier
die Skelett bildung der in Frage kommenden Formen wissen, so viel darf wohl angenommen
werden, daß beim Aufkiu eines dem Peristomrande aufsitzenden Oralstachels einer Tuscaroride
andere Mittel der Formbildung zu Hilfe genommen werden müssen, wie IxHm Zustandekommen
eines Stachels von I/acckdiana mit seinem basalen Porenkranze,
Es sei nun noch mit wenigen Worten gewisser besonderer Differenzierungen gedacht, welche
spcciell die Oralstacheln einiger Tuscaroridcn zeigen. Während bei den meisten übrigen
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V AUSTIN Hücker,
Formen die Oralstacheln vom Peristomrand aus nach außen diverseren, oder wenigstens einen
parallelen Verlauf nehmen (Taf. XXVI, Fig. 206 und 205), finden wir speciell Ihm T. tubulosa
in vielen Fällen, daß die beiden Oralstacheln gegeneinander konvergieren und sich sogar über-
kreuzen können (Taf. XXXI, Fig. 234 — 235). Speciell bei der indischen Varietät P tubulosa
dmdtvf'hora sind die beiden Stacheln stark verkürzt und legen sich wie Schlagbäume der
Schalenmündung vor (Fig. 23b). Individuen mit einer derartigen .Stachelstellung erinnern dann
sehr an manche Exemplare von /'. passfrcula (Taf. XXVIII, Mg. 220). so daß man zur Annahme
geführt wird, daß die vogcl ko pf artige Pcristombildung dieser Form, beziehungsweise der
lange, stark bedomte Schnabel nichts anderes als ein umgewandelter Oralstachel ist. In manchen
Fällen ist auch ein zweiter kleinerer, dem Unterschnalxl des Vogelkopfes entsprechender und
parallel zum eigentlichen Schnabel verlaufender Fortsatz vorhanden, welcher dem zweiten Oral-
stachel homolog sein dürfte (Fig. 219). Während also bei der der T. tubulosa nahestehenden
f passertnla der Vogelkopf vermutlich durch Modifikation der Oralstacheln entstanden ist, haben
wir es bei T. galeata und T. cygnca mit ganz anderen morphologischen Verhältnissen zu thun.
Der heim artige Aufsatz dieser Formen (Taf. XXV III, Mg. 214 und Taf. XXVI, Mg. 204) stellt
danach nicht eine dem passe reu la-'^Ci nabel homologe, sondern nur eine Analogiebildung dar: es
handelt sich hier um ein stark verlängertes und zweimal geknicktes Peristomrohr, längs dessen
Seitenflächen die ursprünglich (vergl. P Wyvillfi, Taf. XXIV, Mg. 190) neben dem Perlstom
sitzenden Oralstarheln heraufgerückt sind. Während aber Ihm der Mehrzahl der Tuscaroriden
die Oralstacheln bis an den Rand des Pcristoms heraufgerückt sind und im Zusammenhang
damit eine eigentümliche Umbildung erfahren halx*n (Textfig. 21c), sind sie bei den beiden ge-
nannten Formen nur bis zur Seitenwandung des bedeutend verlängerten Peristomrohres gelangt
und haben hier eine kreuzweise Stellung und horizontale I^igerung angenommen (Textfig. 21c).
Im Zusammenhang damit haben auch ihre Basalk eg el die ursprüngliche Laternenform Ixn-
behalten und ihre Fenster führen daher zunächst in den I lohlrautn der Laterne und erst durch
denselben hindurch in das Innere des Peristomrohres hinein.
Bezüglich der Funktion der Stacheln ist nochmals kurz zusam menzu fassen, daß ent-
weder nur die Aboralstachcln ( T. /ubu/osa, Taf. XXI II, Fig. 181 u. s. w.) oder sowohl Aboral-
wie OraLstacheln (T. nationalis , Taf. XXII u. ;l) zweifellos die Bedeutung von Schwebe- und
gleichzeitig von Fangapparaten besitzen. S| ►eciell für T. nationalis konnte gezeigt werden,
daß sich zwischen den basalen Abschnitten der Oralstacheln eine verhältnismäßig widerstands-
fähige Membran nach Art einer Spann haut oder eines Fallschirmes befindet ( 1 904,
S. 150; Taf. XXVI, Fig. 199 200), mit dessen Hilfe das Tier sich schwellend erhalten kann.
Die Wirkung der Stacheln als Fangapparate hat man sich in der Weise zu denken, daß die an
die Stacheln anstoßenden Nahrungsteile, insl jesondere absterljcndc oder bereits abgcstorliene
Diatomeen und Oljerflächen-Radiolarien, von der die Stacheln umgebenden Sarkodescheide fest-
gehalten und nach der Schalenöffnung befördert werden. Die Domen, mit welchen die Stacheln
in ihrer ganzen Länge besetzt sind, sind, wie an einzelnen Exemplaren firstgestellt werden konnte,
von der Sarkodescheide vollkommen umhüllt und dienen in erster Linie wohl dazu, der letzteren eine
weitere Stütze zu gewähren. Sehr nahe scheint zunächst auch der Gedanke zu liegen, es möchten
die Achsenkanäle der Dornen, die feinen (Ja er brücken und der aus zarten Kiesel faden gedrehte
Achsenstrang der Stacheln die Bahn für ein besonders differenziertes, reizleitendes Plasma dar-
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T jefwc- Radiotuicn.
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stellen, durch dessen Vermittelung das Ausströmen der Sarkode längs des Stachels reguliert wird.
Indessen spricht dagegen vor allem der Umstand, daß der Achsenstrang der Stacheln, wie wir
gesehen haben, nicht im Weichkörper des Tieres, sondern in der Schale ausstrahlt (Taf. XXXI,
Fig. 233).
Es ist hier nochmals zusammenfassend einiger besonderer Funktionen speciell der Oral-
stacheln zu gedenken. Wie bereits erwähnt wurde, bilden die Basalstücke der Oralstacheln
von T. Luciae und Brauen ein korbartiges Ansatzstück des Peristomrohrcs und dienen so, wie
letzteres, zur Festhaltung der vorquellenden Sarkode, und eine ähnliche Bedeutung dürften auch
die kurzen Oralstacheln der tubuhsa- und globosa- Gruppe l>esitzcn, insbesondere die sehr kurzen,
X-förmig sich kreuzenden Stacheln von T. tubuhsa dendtvpbora (Taf. XXXI, Fig. 236), welche
wir bereits als Homologa der bei T. passercula auftretenden Schnal>elbildung bezeichnet haben.
Bei den nämlichen Formen übernehmen auch die Aboralstachcln, und zwar deren gebogene, mit
Haken besetzte basale Abschnitte eine neue Funktion, nämlich die Verankerung der Einzelgehäuse
in der gemeinsamen Gittcrschale (Taf. XXIII, Fig. 181).
Sk elettelcm en te des Weich körpers. Bei verschiedenen Formen, insbesondere
bei T. tubuhsa, bisternaria und Lwiae , finden sich im Phäodium zahlreiche feine Nadeln, welche
mit den in der Schale eingebetteten Tangentialnadeln übereinstimmen und wohl als organische
Bestandteile der Tuscaroren und nicht etwa als Fremdkörper betrachtet worden müssen. Bei
zwei miteinander (T.-St 88) erbeuteten Exemplaren von T. tubn/osa zeigten diese Nadeln eine
IxÄonders starke Entwickelung und waren in ausgesprochener Weise um 2 Punkte des Phäodiums
strahlenförmig gruppiert
Skelettteile der koloniebildenden Formen. In der antarktischen Station 142
fand sich in einem Vertikalnetzzuge eine größere Anzahl von Exemplaren einer mit 7! globosa
Borger r nahe verwandten Form, welche gruppenweise durch Gitterschalen miteinander verbunden
waren (Taf. XXIX, Fig. 222). Es waren darunter zwei vollständige, stark erbsengroße, kugelige
Kolonien von je 8 Exemplaren und außerdem fanden sich in dieser und in verschiedenen be-
nachbarten Stationen mehrere zerrissene Gitterschalen, in welchen je 5 — 7 Exemplare vereinigt
waren. An den vollständigen Kolonien war zu sehen, daß die Einzeltiere mit ihrer oralen Hälfte,
sowie mit den Oralstachcln und dem gebogenen Abschnitt der Aboralstachcln in fensterartigen
Oeffnungen der Gittcrschale stecken und die Oralstacheln nach rückwärts durch die Schale heraus-
treten lassen. Was die Struktur des gemeinsamen Skelettes anlxilangt, so weicht dasselbe merk-
würdigerweise von den gewöhnlichen Skelettbildungen der Tuscaroren wesentlich ab und zeigt
andererseits eine fast vollkommene Ucbereinstimmung mit dem Gehäuse der bisher an einer
ganz anderen Stelle des Tripyleensystems untergebrachten Sagosphäriden, insbesondere der Gattung
Sagcnoarium Borgert. Das Skelett stellt ein Fachwerk dar, d. h. es liesteht aus 2 konzentrischen
(iitterschalen, deren Maschen durch lauter gleichseitige Dreiecke gebildet werden, sowie aus
einer „Füllung“, welche aus zeltförmigen Nadelbündeln besteht, die mit ihrer Basis in der inneren,
mit ihrer Spitze in der äußeren Schale liegen und mit den verlängerten Zeltstälien über die
letztere noch eine Strecke hinausragen (Taf. XXIX, Fig. 22 2; Taf. XIX, Fig. 169). In allen
diesen Punkten stimmt das gemeinsame Skelett der Tuscaroren-Kolonie vollkommen mit einigen
Sagcnoarittni- Arten überein, jedoch sind auch einige konstante Unterschiede vorhanden (vergl
Taf. XVIII und XIX). Das Skelett von Tuscantsa ghbosa, speciell seine innere I .ameile, ist weit-
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Valentin Haeckkk,
masehiger1) als die Skelette der 6 mir bekannten Sagmoarium-Artcn ; in den Knotenpunkten der
äußeren Schale treffen sich die einzelnen Balken in regelmäßigen Winkeln und sind nicht, wie
bei Sagenoarium, ganglienartig miteinander verschmolzen; die ül)er die äußere Schale hervor-
ragenden Stücke der Zeltstäbe sind bei Tuscarusa immer glatt, während dieselben liei den mir
bekannten Sagsnoarium* Arten Endbäumchen oder wenigstens bedomte Endköpfchen tragen.
Als ich gelegentlich des Tübinger Zoologenkongresses diese Kolonien beschrieb und vor-
zeigte, wurde in der Diskussion zu meinem Vortrag das Bedenken laut, es möchten die Tus-
caroren und die Gitterschale nicht organisch zusammengehören, vielmehr möchte es sich um ein
zufälliges Hineingeraten der Tuscaroren in die letztere handeln. Gegenüber diesen Bedenken
konnte ich schon damals (1904, S. 157) verschiedene Momente geltend machen: die Art der
Einfügung der Einzelgehäuse in die Gitterschale; die (l>ei zwei vollständigen Kolonien gefundene)
Achtzahl der Einzeltiere; die konstanten, allerdings nur geringen Verschiedenheiten im Bau
der Gitterschale von dem der bekannten nV/w-Schalen ; die G leie hh eit der Struktur
der Gitterschale bei allen Kolonien und Kolonieresten, sowie bei den zahlreichen solitären
Exemplaren, welchen Schalenfetzen anhaften.
Diese Gründe, unter welchen mir die Beschaffenheit der Schalenstruktur schon für sich
allein beweisend zu sein scheint, haben offenbar nicht überall einen überzeugenden Eindruck ge-
macht Wenigstens bekennt Borgert (1905, S. 101), daß ihm die von mir angeführten Gründe
nicht zwingend genug erscheinen. „Es bleibt eben doch noch die Möglichkeit bestehen, daß in
den beobachteten Fällen die Tuscaroridcn in die Gitterschalen eines Sagenoanum zufällig hinein-
geraten waren, wobei ich zugestehe, daß in der Regelmäßigkeit der Zahl und der Einfügung
der Tuscaroridcn in die Gitterschale sehr überraschende Verhältnisse vorliegen.14
Inzwischen bin ich bei weiterer Untersuchung auf eine Reihe von Thatsachen gestoßen,
welche in verschiedener Richtung das bisher Bekannte ergänzen und den, wie ich glaulx?, end-
giltigen Beweis für die organische Zusammengehörigkeit der Tuscaroren und der gemeinsamen
Gitterschale liefern. Nicht bloß die antarktische T. globosa var. Omni, sondern eine ganze
Reihe von anderen Tuscaroridcn besitzen koloniebildende Entwickelungs-
zustände. Insbesondere wurden von T. tubulosa (Taf. XXIII, Fig. 181), ßdknafr (Taf. XXXI,
Fig. 238) und passcnnla (Taf. XXVIII, Mg. 220) nicht bloß zahlreiche Individuen mit anhaftenden
Gitterresten gefunden, sondern vielfach waren auch noch 2 — 3 Individuen durch fetzenartige
Partien der zertrümmerten Gitterschale verbunden. Von Interesse ist nun vor allem, daß bei
den genannten Formen nicht bloß die feine Struktur der Gitterschale, sondern auch die Art der
Verankerung der Einzelgehäuse gewisse spccifische Eigentümlichkeiten aufweist, was mir für
die hier vertretene Auffassung der Verhältnisse von entscheidender Bedeutung zu sein scheint
So sind z. B. bei T. tubulosa die Maschen der Gitterschale gewöhnlich beträchtlich kleiner als
bei T. globosa 2), und während bei letzterer die Einzelgehäuse gleichsam in fensterartige (Hoffnungen
der Gitterschale eingelassen sind (Taf. XXIX, Fig. 223)2), befinden sich l>ei T. tubulosa die
Schalen der Einzeltiere außerhalb der Gitterschale und die Verbindung der letzteren mit der
t) Die von mir früher (1904. S. 1541 gemachte Angabe, daß c* dcr1»cT und gnibma*chiger ist. ist Irrtümlich. Es logen mir
damals noch nicht olle neuen &i^r«Mrwin-Artrn vor.
2) Bei T. tubuhm wurden Maschcnlrutgcn von 0,20 — 23, seltener von 0,30 mm. bei T. gbbota dagegen solche von 0.28 — 0,34 mm
gefunden.
3) Genaueres unten in der Artbeschrcibung.
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T ief«c- RjwtioUricn.
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ersteren kommt dadurch zu stände, daß die Oral- und Al>oralstacheln mit ihrem hakentragenden
Basalabschnitt durch die Gitterschale hindurchtreten (Taf. XXIII, Fig. 181; vergl 1905, S. 355).
Bemerkenswert ist nun weiterhin, daß alle Formen, bei welchen bisher Reste von Gitter-
schalen gefunden wurden, hinsichtlich der Anordnung der Aboralstacheln durchaus
miteinander übereinstimmen und sich in dieser Hinsicht von der Mehrzahl der übrigen Tus-
caroriden unterscheiden. Bei allen entspringen nämlich die Aboralstachcln im oralen Drittel der
Schale, gewöhnlich in nächster Nähe des Peristoms, und verlaufen von hier aus in stark ge-
schwungenem Bogen zunächst in oraler und dann in aboraler Richtung. Speciell T. tubulosa
und ßdknapi haben ferner mit T. g/obosa die Eigentümlichkeit gemein, daß die stark gebogenen
basalen Partien der Al>oral- und die Anfangsabschnitte der Oralstacheln nicht mit den gewöhn-
lichen, nach auswärts gerichteten Domen, sondern mit stark gekrümmten Häkchen l>ewehrt
sind, welche, den Häkchen der Vogelfedem vergleichbar, in die Maschen der Gitterschale ein-
greifen und so bei der Befestigung der Einzelgehäusc eine wichtige Rolle spielen (vergl nament-
lich Taf. XXVIII, Fig. 217; Taf. XXX, Fig. 234; Taf. XXXI, Fig. 239). Bei der außerordent-
lichen Zartheit und Zerbrechlichkeit der Gitterschale ist es klar, daß eine solche lockere, nach
Art der Thürangeln wirkende Befestigung bei irgend welchen Kollisionen der Kolonie bessere
Dienste leistet, als dies eine starre Verbindung zwischen Einzeltieren und Gitterschale thun würde.
Bau des Weich körpers. Bei der Betrachtung des Weichkörpers tritt uns die bei so
vielen Tripyleen wiederkehrende leidige Erfahrung entgegen, daß der Erhaltungszustand in der
Regel ein durchaus mangelhafter ist Weitaus die meisten Exemplare zeigen die beiden Central-
kapseln, die, wie ich gleich vorausschicken will, in der überwiegenden Mehrheit der Fälle in der
Zweizahl auftreten, irgendwo im Schalcnraum gelagert (vergl. z. B. die Figuren der Taf. XXVIII).
Ihnen schmiegt sich gewöhnlich ein größerer oder kleinerer klumj>enartiger Rest des Phäodiums
an, so daß im ganzen Bilder entstehen, welche man l>ei den Aulosphäriden und den in den
Oberflächenschichten heimischen Challengeriden-Artcn antrifft, al>gesehen natürlich davon, daß sich
hier in der Regel nur eine Ccntralkapsel vorfindet. Auf Schnitten kann man sich dann über-
zeugen, daß zwischen Centralkapseln und Phäodium einerseits und dem größten Teil der Schale
andererseits keine anderen Gebilde liegen, jedenfalls gelang es mir nicht, an solchen Exemplaren
die von Haeckel beschriebenen Differenzierungen, das von „zahlreichen verzweigten und netz-
förmig anastomosierenden Pseudopodien durchzogene“ Kalvmma, sowie die zarte, der Innen-
fläche der Schale anliegende Sarkodeschicht zu erkennen. Vielmehr habe ich die feste Ueber-
zeugung, daß in unserem Falle, ähnlich wie bei den genannten Aulosphäriden und Challengeriden,
der eigentliche, unter großer Spannung stehende Weichkörper beim Heraufholen der Tiere zum
großen Teil ausgeflossen Ist
Nun trifft man aber auch vielfach Individuen, bei welchen der Erhaltungszustand ein
wesentlich besserer Ist Dieselben kennzeichnen sich dadurch, daß die Centralkapseln regelmäßig
der Af>oraifläche der Schale angelagert sind und der ganze übrige Schalenraum vom Phäodium
ausgefüllt ist, welches sich sogar, wie schon Borgkkt angegel>en hat, in die Ixisalen Hohlräume
der Radialstacheln hinein erstrecken kann (Taf. XXIII, Fig. 181), Solche Exemplare lassen
offenbar, namentlich auf Schnitten, die natürlichen Verhältnisse besser hervortreten.
Betrachten wir zunächst das Phäodium. Dasselbe erscheint am konservierten Material
nach Haeckel dunkel olivengrün, nach Borgert grünlichbraun, braun oder schwarzbraun bis
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VaIJlN TIN II AV-CKER,
nahezu schwarz. Speciell T nationalis weist nach Roruert eine hellere, schmutzig grünbraune,
T. g/obosa eine braune oder schwarzbraune Färbung auf.
Im leidenden Zustand erscheinen die Tuscaroren, wie einige von Woltereck an Bord
der „Valdivia“ gezeichnete Skizzen erkennen lassen, im oberen, die Ccntralkapscln enthaltenden
Schalen teil gelblichbraun oder hellbraun, während das Phäodium bei allen von Woltereck alv
gebildeten Formen (71 cygnea, bisternaria und einigen nicht näher zu l>estimmenden Arten der
-G ruppe) eine dunkel grünbraune bis schwarzbraune Färbung aufwelsen (vergL Taf. XXIV,
Fig. 187). Von einem „Kalymma“ ist auf den Skizzen so wenig wie am konservierten Material
etwas zu erkennen.
Innerhalb des Phäodiums fand Bokgert l>ei Tuscarusa g/obosa zwischen den „I’häod eilen“
eine Menge von Diktyochen-Skeletten, sowie bei einem Stücke zahlreiche Greifhaken der Sagitta.
Bei der Untersuchung der Schnittpräparate ergaben sich mir hinsichtlich des Phäodium-Inhalts
gewisse Unterschiede zwischen den Kühlwasserformen der wärmeren Meere und den Kaltwasser-
formen der Antarktis.
Bei ersteren ( T tubu/osa, g/obasta tyf>ica, Brauen, Be/knapi u. a.) setzt sich der Phäodium-
Inhalt aus folgenden Bestandteilen zusammen: die Hauptmasse bilden gewöllartige Ballen von
grünbraunen Körperchen, welch letztere ich als abgestorbene Algcnzcllen betrachten möchte. Die
Ballen waren durch eine mit Hämatoxylin mehr oder weniger färbbare Substanz zusammen-
gekittet und enthielten vielfach Pigmente, und zwar bei den meisten Formen schwärzliche
Körnchen, l»ei T. cygnea dunkel rotbraune Stäl>chen. Nel>en diesen gewöllartigen Ballen kommen
folgende Gebilde vor: Ballen, welche statt der grunbraunen Köq>erchen oder neben ihnen
mehrere Diatomeenschalen enthalten ; kleinere, tief violett sich tingierende Tropfen, welche je eine
oder einige wenige Diatomeenschalen umschließen ; violett sich färbende Tröpfchen von ver-
schiedener Größe und Tingierbarkeit, an Schlei mtröpfchen erinnernd; isolierte grünbraune
Körperchen; isolierte Diatomeengehäuse; gefaltete, membranartige Bildungen verschiedener Art;
Chitingebilde unbekannter Provenienz, zum Ieil wohl als Eihüllen von Crustaceen, zum Teil als
Wurmkiefer zu deuten; seltener Bruchstücke von Aulacantha- Nadeln und Coe/odendntm- Skeletten.
Während also bei den Kühlwasserformen der wannen Meere als Hauptbestandteile des
Phäodiums die in verschiedenen Xuständen der Zusammenballung und Verdauung befindlichen
Algen überwiegen, findet man l>ei antarktischen Formen {T. passertula, g/obosa Chuni) ein viel
stärkeres Hervortreten der größeren Diatomeen schalen. In der Regel stehen der Zahl und dem
Erhaltungszustand nach die Gehäuse von Fragilaria mit ihren charakteristischen Doppelreihen
von Poren im Vordergrund. Nächst ihnen findet man besonders die Gehäuse von verschiedenen
Coscinodiscus- Arten und .SjvW/vz-Schalen. Es Ist bezeichnend, daß es sich hier um diejenigen
drei Gattungen handelt, deren Reste die hauptsächlichsten Bestandteile des Tiefseeschlammes der
Antarktis bilden, dagegen fehlen, soweit ich sehen konnte, vollständig die Schalen der an der
Oberfläche massenhaft vorkommenden und für das antarktische Oberflächenplankton charakte-
ristischen Rhizosolenia -, CAae/aeents- und Corethron- Arten. Es findet diese Erscheinung darin ihre
Erklärung, daß, wie CilUN auseinandergesetzt hat, die wenig widerstandsfähigen Schalen der drei
letztgenannten Formengruppen schon während des Herabsinkens der Zersetzung anheimfallen
und also die von den Tuscaroren bewohnten Horizonte überhaupt nicht
erreic hen.
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T iefsee* Kadiolanen.
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Abgesehen von den Kieselschalen der Diatomeen fand ich bei den antarktischen Formen
nicht selten auch grobschollige, dickschalige Eier, die höchst wahrscheinlich von Copepoden stammen.
Auffallenderweise fehlen dagegen fast vollständig die Schalen der in den Oberflächenschichten
massenhaft vorkommenden Challengeriden, wenigstens habe ich nur in einem einzigen Falle, bei
einer T. globosa Chuni \ im Phäodium eine Schale von Protocystis Shv’m gefunden.
Außer den vom Phäodium eingenommenen Abschnitten des Weichkörpers sind am kon-
servierten Material nur wenige andere Bestandteile des letzteren zu erkennen. In seltenen Fällen
sind die Radialstacheln von scheidenartigen Plasmahüllen überzogen, innerhalb deren man dann
die nämlichen grün- oder gelbbraunen Körperchen findet, welche einen Hauptbestandteil des
Phäodiums bilden und als Algenzellen zu deuten sind (Taf. XXII), und endlich konnte bei T.
nalionalis und spurenwcisc auch bei anderen Formen eine die Basen der Oralstacheln verbindende
Spannhaut bcoliachtct werden (Taf. XXVI, Fig. 199 — 200).
Die Zahl derCentral kapseln beträgt, wie oben angedeutet, bei weitaus den meisten
Individuen zwei. Schon Murray (1885) hatte ein Exemplar von 7* Peiknapi mit 2 Central-
kapseln abgebildet, und Boruert (1905) bezeichnet cs als eine sehr auffallende Thatsache, daß
sämtliche 12 Tuscaroriden der Plankton- Expedition, bei denen der Weichkörper erhalten war, je
zwei Centralkapseln besaßen. Ich kann hinzufügen, daß alle Exemplare, bei denen die Schale
vollständig von Centralkapseln und Phäodium ausgefüllt ist, bei denen also ein vollkommener
Erhaltungszustand vorliegt, ausnahmslos zwei Central kapseln einschließen und daß auch die übrigen
nur in ganz vereinzelten Fällen bloß eine einzige Centralkapsel aufweisen. Ich bin ülierzeugt, daß
es sich in diesen wenigen Fällen um einen künstlichen Zustand handelt, und daß die andere
Centralkapsel l)eim Heraufholen der Tiere mitsamt der Masse des Weichkörpers ausge-
flossen ist1).
Nach meiner Meinung gehören also die Tuscaroren zu den mit regelmäßig 2 Central-
kapseln versehenen, dicystinen Formen und Lassen sich in dieser Richtung mit den zwei-
kapseligen Aulacanthiden vergleichen.
In einem einzigen Falle habe ich ein Exemplar von T. tubulosa mit vier Central kapseln
aufgefunden (Taf. XXX, Fig. 22 9 u. 230). Dasselbe wird im entwickelungsgeschichtlichen Ab-
schnitt eine nähere Besprechung erfahren.
Die Form der Centralkapseln ist nach IIaeckel nierenförmig oder sphäroidal. Borgert
beschreibt diejenigen von 7. nalionalis als „länglich-drehrund, bisweilen etwas abgeflacht und dann
nicht selten zugleich gekrümmt“, während sich bei T. globosa die Centralkapseln als ganz flache,
konvex-konkave Gebilde erweisen, die mit ihrer konvexen Seite der Innenwand der Schale an-
liegen. Ich habe gleichfalls sehr verschiedene Formen der Centralkapsel angetroffen, am häufigsten
nieren- oder bohnenförmige, so bei T. globosa Chuni (Taf. XXIX. Fig. 222), und ellipsoidische.
Bei solchen Exemplaren, bei welchen sich die Central kapseln in ihrer natürlichen Lage befanden
(z. B. Ixi der in Taf. XXII, Fig. 180 allgebildeten T. nalionalis und bei dem Individuum von
T. passe rtula* von welchem in Taf. XXIII, Fig. 182 ein Frontalschnitt dargestellt ist), erwiesen
sich dieselben als wurst- oder walzenförmige Gebilde, an welchen die der Schale anliegende Seite
eine starke Abflachung zeigte.
i) Bei den Challen^criden sind mir wiederholt Exemplare begegnet, 1>ei welchen die C"entralk.ij«sci s»cb mm Teil aus der
Schalecnuindung beraitsgedrlrigt hatte.
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EVatacb« Ticbee-Eipedition iV,»— tfc». Bd. XIV. j(>
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Valentin Hafckf.r.
Die Centralkapseln passen sich demnach im natürlichen Zustande in ihrer Form einiger-
maßen dem ihnen zur Verfügung stehenden Raum, nämlich der aboralen Hälfte der Schalen-
höhlung, an. Hier sind sie annähernd symmetrisch gelagert: in der kugeligen Schale, beispiels-
weise einer fünfstrahligen I. passe re uh y sind die Centralkapseln, wie die Hg. 182 auf Taf. XXI II zeigt,
symmetrisch zu einer Ebene gelegen, welche durch die Schalenachse und den einen Aboralstachel
geht. Der abgebildete Schnitt, welcher die Mitte der Ixriden Centralkapseln getroffen hat, ent-
hält daher keine der 5 Stachelbasen. Die Parapylenseiten sind nach oben, die Astropylen
schräg nach unten und gegen die Hauptachse gerichtet, so daß sie, vom Phäodium umschlossen,
einander spiegelbildlich gegenüber liegen. Auch bei der dreiseitig-pyramidenförmigen T. nationalst
(Taf. XXII) ist eine regelmäßige Anordnung der Centralkapseln nachzuweisen: die Hauptachse
der einen (rechten) liegt parallel zu einer Kante der dreieckigen Aboralfläche, die Hauptachse
der anderen (linken) steht senkrecht zu ihr, sie verhalten sich also zu einander wie Basis und Höhe
eines gleichseitigen Dreieckes. Auch hier haben die Parapylen und Astropylen die bei T. passenula
beschnei x-ne Lage.
Die Centralkajxseln erfahren im zwei kernigen Zustand l>ei manchen Arten ein sehr beträcht-
liches G rößen wac hstu m. Namentlich bei T passercu/a treten neben Individuen, bei denen
die Länge der Centralkapseln nur etwa ein Viertel oder Drittel der Schalenhöhe beträgt, solche
auf, bei denen sie mindestens doppelt so lang sind (Taf. XXVIII, Hg. 218 — 219). Auch von T
atnmauta liegt mir ein Exemplar vor, bei welchem die beiden mächtig angeschwollenen Central-
kapseln nahezu den ganzen Schalenraum ausfüllen (Taf- XXVII, Fig. 213).
Die Zahl der Oeffn ungen der Centralkapseln beträgt bei den Tuscaroriden, wie bei
den meisten übrigen Tripyleen, drei. Haeckel glaubte, daß die Zahl der Parapylen bei den
Tuscaroren variabel ist und der Zahl der Aboralstacheln entspreche. Daher besitze die Gattung
Tuscandium eine einzige, unter dem einen Apikalstachel gelegene Parapyle, die Gattung Tmcarora
scheine, entsprechend der Dreizahl der Aboralstacheln, drei zu besitzen, und von der Gattung
Tuscantsa , welche durch 4 Aboralstacheln ausgezeichnet ist, glaubt Haeckel, daß ihr 4 Para-
pylen zukommen. Allerdings war letzteres nicht nachweisbar, da das einzige vorliegende Gehäuse
leer war. „ln the other Tuscarorida this important and difficult anatomical ijuestion must be
solved by further accuratc examinations.“
Nach meinen Erfahrungen ist die Zahl der Parapylen an den in der Schale eingeschlosscnen
Centralkapseln wegen der geringen Durchsichtigkeit der Schalensul>stanz nur in den seltensten
Fällen ■) festzustellen, vielmehr ist dies im allgemeinen nur an isolierten Kapseln und auf Schnitt-
präparaten möglich. Mit Hilfe solcher ließ sich der Nachweis führen, daß die Annahme von
Haeckel nicht das Richtige trifft, und daß alle Tuscaroren, von welchen genügend Exemplare
für die genauere Untersuchung zu Gebote standen, thatsächlich zwei Parapylen besitzen. Schon
Boroert hat diesen Nachweis für T. nationaiis geführt Ich selbst habe bei fünfstrahligen
Exemplaren von T. gfobosa und passeren/a (Taf. XXIV', Fig. 183), bei dreistrahligen von T. tubulosa
(Taf. XXXII, Fig. 245 — 246), Bcfknapi (Taf. XXXIII, Fig. 253), bistc marin und Brauen und bei
den mit nur einem Apikalstachel ausgestatteten Formen T. Luc uv und T eygnea (Taf. XXXII,
Fig. 243) das nämliche gefunden, so daß an der Allgemeingiltigkeit dieses Zahlenverhältnisses
kaum mehr gczweifelt werden kann.
I) Hei einem Exemplare *<>n T. goUata konnten t-ehr schön durch die Schale hindurch die Einzelheiten wihljtiiOTOTten werden.
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TiefMC-Radiolarirn.
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In Bezug auf den Bau der Astropyle und der Parapylen gelten die für andere Tripyleen
bekannten Verhältnisse. Hervorheben möchte ich nur, daß, wie auch aus Borgert’s Textfiguren
hervoigeht, die Proboscis der Astropyle und der „Oeffnungskegel“ der Parapylen (die Paraboscis
Haeckel’s), ähnlich wie bei den Aulosphäriden und Sagosphäriden, in einen Kamin von sehr be-
deutender Länge ausgezogen ist (Taf. XXIV, Fig. 183) und daß die Basis des Oeffnungskegels
vielfach von einem Kranz von dunkeln Körperchen gebildet wird, von welchen die Streifung des
Oeffnungskegels ihren Ausgang zu nehmen scheint
Die intrakapsuläre Sarkode ist von zahlreichen, verhältnismäßig großen Vakuolen
durchsetzt von welchen nur die hofartigen Plasmainseln unterhalb der Astropyle und der Para-
pylen frei sind (Taf. XXIV, Fig. 183). Die verschiedenen von den Aulacanthiden her bekannten
Einschlüsse («bläschenförmige Einschlüsse“ Borgert’s, verzweigte Röhren) habe ich bei den Tus-
caroren nicht aufgefunden.
Der Kern hat nach Haeckel eine ellipsoidische Gestalt und enthält zahlreiche NudeolL
Nach Borgert l>esitzt er dagegen sowohl bei T. nationalis , als bei T globosa „eine merkwürdige
etwa 8-förmige Gestalt indem das Chromatin in einem dicken Strang angehäuft ist der, in sich
zurücklaufend, zwei Oesen oder Schleifen bildet“ (vergL Borgert, 1905, Taf. IX, Fig. 2 und S. 99
Textfig. A). „Bei allen diesen Kernen sah es so aus, als ob es sich um Teilungsstadien handle, bei
denen eine Durchtrennung der Chromatinmasse in der Mitte zwischen den beiden Oesen Ix; vorstehe.“
Die Bilder, welche Borgert im Auge gehabt hat sind auch mir wiederholt zu Gesicht
gekommen (z. B. Taf. XXII, Fig. 243), jedoch handelt es sich hier, wie gezeigt werden soll, nur
um eine besondere Kemphase, die sich in größeren, also älteren Centralkapseln vorfindet
ln der überwiegenden Mehrzahl der Fälle, und zwar namentlich bei T. globosa und passcr-
(ulay von welchen beiden Formen mir ein reiches, zum Teil vorzüglich konserviertes Material für
Schnittzwecke zu Gebote stand, hatte der Kem im allgemeinen die Form eines gegen die Astropyle
zu konkaven, windschiefen Bügels, dessen beide Schenkel in einer die drei Centralkapselöffnungen
treffenden „Frontalebene“ gelegen sind (vergl. Taf. XXXII, Fig. 240, sowie den Frontalschnitt
Taf. XXIV, Fig. 183), während der veijüngte mittlere Abschnitt des Bügels derart al>gcbogen
ist daß eine centrale, von der Astropyle sich erhebende Säule intrakapsulärer Sarkode von Kern-
substanz frei bleibt. Im ganzen scheint mir die windschiefe Bttgelform der Centralkapseln den
Zweck zu halien, daß möglichst große Partien der Kernoberfläche der als Nahrungspforte dienen-
den Astropyle direkt gegenüberliegen können.
Eine etwas abweichende Gestalt zeigen einerseits die Kerne sehr junger, andererseits die-
jenigen sehr alter Centralkapseln.
Erstere haben im ganzen die Gestalt einer zur Astropyle parallel gelagerten Platte von
ovalem Umriß, deren Längsränder gewöhnlich nach hinten umgekrempt sind (Taf. XXXII,
Fig. 248; Taf. XXXIII, Fig. 251). Bei sehr alten Centralkapseln dagegen erfahren die Schenkel
des BügeLs eine bedeutende Volumzunahme, so daß sie sich, von oben oder unten gesehen, wie breite
Lappen darstellen, während der mittlere Teil des Bügels nur noch den Charakter einer schmalen
Brücke hat Man vergleiche Taf. XXXII, Fig. 241, 242 und 243, welche ältere Ccntralkapseln
von T. Belknapi, globosa und cygnea von der Astropylen- bezw. Parapylenseite aus darstellen.
Sehr komplizierte Kemformen fand ich endlich bei einem Exemplar von T. tubulosa mit
4 Centralkapseln. Wie die Figg. 244 — 246 (Taf. XXXII) zeigen, hatten auch hier die Kerne
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Valentin Hakcxek,
im ganzen die Gestalt eines Bügels, jedoch waren namentlich lx;i einer der Centralkapseln (Fig. 246)
die Schenkel der Bügel in eigentümlicher Welse eingerollt, so daß sich je nach der Ansicht ein
sehr verschiedenes Bild ergab.
Was ferner den histologischen Bau der Kerne der Tuscaroren anbelangt, so ist
das Bild, welches dieselben bei Fixierung mit Sublimat oder Fu:MMiNr,’scher Mischung und
Schnittfärbung mit Hämatoxylin zeigen, in der Regel folgendes (Taf. XXIV, Fig. 183):
Die Achse des Kernes wird von einer bandförmigen, intensiv tingierbaren (stark chroma-
tischen) Masse, dem „Achsenband** eingenommen, der periphere Teil dagegen von einem fein-
körnigen oder feinwabigen, schwach färbbaren „Grundplasma“, in welches fadenförmige Aus-
läufer des Achsenbandes ausstrahlen.
Das Achsenband erscheint in der Regel aus unregelmäßig geformten, tiefblau tingierten
Brocken und Schollen zusammengesetzt, zwischen welchen kleinere oder größere, inselartig al>-
gegrenzte Haufen von blaß gefärbten Körnern eingesprengt sind. Bei den am besten konservierten
Stücken lösen sich die Brocken und Schollen in dichte Knäuel von cy lind rischen, tief
blau tingierten Fäden oder Strängen auf, ähnlich denen, welche man Ixn Aulacanthiden
findet, während man in den Körnerhaufen die in den Aulacanthidenkemen l>eobachteten
trauben förmigen Kömehenaggregate (?Fetträul>chen) wiedererkennt. Die periphere Grundsubstanz
erscheint Ixild als ein gleichmäßiges Gerinnsel, Ixild läßt sich mit einiger Sicherheit eine fein-
wabige Struktur erkennen. Auf Sublim atpräj>araten nimmt sie l>ei 1 Iämatoxylinfärbung eine rosa
Färbung ähnlich deijenigen der intraknpsulären Sarkode, auf Flem m iw, -Präparaten einen hellen
bräunlichen Ton an. Gewöhnlich sieht man innerhalb der Grundsubstanz dunklere Schatten
oder Wolken, welche l»ei geeigneter Schnittrichtung eine radiäre, vom Achsenband gegen die
Kemmembran gerichtete Anordnung zeigen. Innerhalb dieser Streifen liegen meist reihenweise
angeordnete Chromatinkömchen oder auch größere oder kleinere Fadenstücke, welch letztere mit
den fädigen Gebilden des Achsenbandes übereinstimmen und als die freien Enden derselben zu
betrachten sind (vergl auch Taf. XXXI I, Fig. 249).
Alles in allem kommt man beim Vergleich der verschiedenen Bilder zu der Vorstellung,
daß längs der Achse des Kernes ein dichter Knäuel von Chromatinfäden zusammengedrängt ist,
von welchem einzelne mehr oder weniger stark zurückgebildete Fadenenden nach der Peripherie
ausstrahlen. Die Struktur des Tusearorenkemes entspricht also im wesentlichen der bei Aul-
acanthiden beobachteten „Radstruktur“, welche eine grob-spongiöse, häufig auch dicht-knäuelig er-
scheinende Central masse und strahlig nach der Kernperipherie hinziehende C h r o m a t i n -
fadenzüge unterscheiden läßt (s. S. 20, Textfig. 1).
Es sind noch die besonderen Modifikationen der Kernstruktur zu besprechen, welche einer-
seits in sehr jungen, anderseits in sehr alten Centralkapseln auftreten. Bei Individuen von
T. passercula mit sehr kleinen Centralkapseln (Taf. XXXII, Fig. 248) fand ich das
Achsenband in Form einer dichten Ansammlung von chromatischen Massen der Parapylenseile der
Kemwandung angelagert. Die fädige Struktur sowohl des „Achenbandes“, als auch der nach der
Astropylenseite ausstrahlenden Chromatinzüge war viel deutlicher als sonst ausgeprägt, so daß das
Bild des Kernes an die von Borger 1 für Aulacantha angegebenen Tclophasen der Kernteilung
erinnert (Borgert, 1900, Taf. XV', Hg. 16 — 17). Zweifellos haben wir es in unserem Falle
ebenfalls mit einer Tel ophase zu thun, und die Bilderlassen somit deutlich erkennen, daß das
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Ticfaee-Radlokrien.
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dicvstine Stadium der Tuscaroren durch Teilung einer monocystinen Jugendform seine Entstehung
nimmt. Ganz ähnliche Verhältnisse wurden auch in sehr jungen Centralkapseln von 7! Belknapi
beobachtet (Taf. XXXIII, Fig. 251).
In sehr alten Centralkapseln verschiedener Formen fand ich sowohl auf Sublimat- als
auf Flemmi xg- Präparaten folgende Verhältnisse. An Stelle eines tief tingierbaren Achsenbandes
waren die centralen Partien des Kernes von einem „Binnenkern“ eingenommen, der bald
eine unregelmäßig gelappte Gestalt besaß (7! tubulosa , bisternaria ), bald aus einer Reihe
von dichtgedrängten, zum Teil miteinander verschmolzenen Bläschen bestand ( T. Jie/inafu\
Taf. XXXIII, Fig. 252, Quer-, und Fig. 253, Längsschnitt) und im Innern meist eine spongiöse
Struktur und außerdem eine größere Anzahl der ol>en erwähnten traubigen Körnchenhaufen auf-
wies. Der in diesen Fällen verhältnismäßig schmale Saum von „Grundplasma“ ist von zahlreichen
sehr kleinen hellen Bläschen durchsetzt, welche in ihrem Innern einzelne Chromatinkömchen und
-fädchen erkennen lassen. Sowohl die einzelnen Segmente des Binnenkerns, als auch die kleinen,
in die Grundsubstanz eingebetteten Bläschen erinnern sehr an das Bild, welches die aus den
Chromosomen hervorgehenden Teilkeme oder „Karyomeren“ in den ersten Furchungsstadien
vieler tierischer Eier zeigen. Offenbar halx?n wir es auch in unseren Fällen mit einem Stadium
zu thun, welches durch bläschenförmige Umbildung der Chromatinfäden und -stränge des Achsen-
bandes und seiner radiär verlaufenden Ausläufer entstanden ist also mit einer späteren Phase,
welche den Ruhestadien der Metazoenkeme entsprechen dürfte.
Nicht bei allen Formen fand sich in älteren Centralkapscln dieses Teilbläschenstadium.
Vielmehr traf ich bei T glohosa (Taf. XXXII, Fig. 249) und T. cygnea (Fig. 243) Bilder an,
welche an die von Bougert beschrielienen achterförmigen Schleifen erinnern. Diesellxm sind,
wie sowohl Oljerflächenansichten (Fig. 243) als .Schnittpräparate (Taf. XXXII, Fig. 249; Taf. XXXIII,
Ftg. 254) erkennen lassen, so aufzufassen, daß innerhalb des „Grundplasmas“ das „Achsenband“
sich großenteils in zwei Bänder gespalten hat Ich glaul)e dabei weniger, daß man es mit einem
eigentlichen, etwa infolge mangelhafter Konservierung undeutlichen Teilungsstadium zu tun hat
vielmehr möchte ich zum Vergleich diejenigen, an die „Radslruktur“ sich anschließenden Kem-
bilder der Aulosphäriden und anderer Formen heranziehen, bei welchen sich im Innern der
centralen Chromatmmasse eine hofartige Ansammlung chromatinfreier Substanz ausgebildet hat
(s. oben S. 1 10).
An diese Verhältnisse erinnerten auch die Kerne der mehrfach erwähnten vierkapseligen
T. tubulosa (Taf. XXXII, Fig. 250). Leider war aber der Konservicrungszustand nicht genügend,
um einen genaueren Einblick in ihre Struktur zu gestatten.
Ueber die Fortpf lanzung und Entwickelung der Tuscaroridcn liegen zur Zeit nur
ganz wenige und zum Teil unsichere Beobachtungen vor. Haeckel giebt an, daß er bei einem
Exemplar von T. ßelknapi innerhalb der Centralkapsel 2 Kerne angetroffen und daß Murrav bei
einem anderen Individuum denselben Art 2 Centralkapscln gefunden habe. Borger! fand, wie oben
erwähnt bei sämtlichen 1 2 Tuscaroridcn der Plankton-Expedition je 2 Centralkapscln und
wirft, unter Hinblick auf das von mir (1904, S. 155) beschriebene, mit 4 Centralkapscln aus-
gestattete Individuum, die Frage auf, „ob immer oder doch meistens erst das Stadium von vier
Centralkapscln erreicht sein muß, ehe eine Durchteilung des Skelettes erfolgt“. Diese Frage er-
ledigt sich dadurch, daß, wie bereits erwähnt auf Grund des gegen 700 Exemplare enthaltenden
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Valentin Haecker,
„Valdivia“-Materials mit Bestimmtheit gesagt werden kann, daß die Tuscaroren zu den
normalerweise zweikernigen fdicystinen) Tripylecn gehören, daß also eine etwaige
Teilung der Individuen steLs von einem zweikemigen Stadium ausgehen und mit der Vermehruug
der 2 Centralkapseln auf die Vierzahl beginnen muß.
Was nun die in der „Valdivia“-Ausbeute beobachteten Fortpflanzungs- und Entwickelungs-
stadien anbelangt, so sind folgende Funde aufzuzählen :
An einer Stelle (T.-St 73) wurde ein sehr kleines kugeliges /nbulosa-Excm pl ar erbeutet,
welches ein weit klaffendes Peristom mit einem Oralstachel und außerdem die abgebrochenen
Stümpfe von zwei Aboralstacheln und zwei eigentümliche warzenförmige Vorsprünge aufwies
(Taf. XXX, Fig. 232; Taf. XXXII, Fig. 247). Da die Schale sich bei diesem Exemplar sehr leb-
haft tingieren ließ, so könnte man der Ansicht zuncigen, daß es sich hier thatsächlich um ein
sehr jugendliches Entwickelungsstadium handelt, daß also ein nackter, Phäodiniden-ähnlicher r),
mit 2 Centralkapseln ausgestatteter Keim vorliegt, der eben im Begriff ist, sein Skelett auf
häutiger Grundlage auszubilden. Indessen scheint mir doch die unregelmäßige Anordnung der
ausgebildeten Radialstacheln und der als rudimentäre Basalkegcl anzusehenden Warzen und
Höcker darauf hinzuweisen, daß man cs hier nicht mit einem normalen weichhäutigen Durch-
gangsstadium zu thun hat, sondern mit einer Abnormität, welche auf Grund einer Entwickelungs-
hemmung nicht zur vollständigen Verkieselung der Schale vorgeschritten ist Unterstützt wird
diese Ansicht dadurch, daß ich bei einem anderen weichhäutigen, im übrigen aber normal ge-
bildeten Exemplar die Kerne nicht wie ich erwartet hatte, in einer sehr frühen Phase, sondern
im Gegenteil auf einem sehr alten Entwickelungsstadium fand. Auf alle Fälle beweisen aber
diese Befunde, daß auch das Skelett der Tuscaroriden von einer weichhäutigen Grundlage aas
seine Entstehung nimmt, wenn auch wahrscheinlich normalerweise dieses Stadium nur eine sehr
kurze, vielleicht nur eine momentane Dauer hat
Von größerem Interesse ist der folgende Befund:
In St 74 wurde ein zweifellos ebenfalls zu T. tubu/oui gehöriges, höhnen- oder nieren-
förmiges Individuum gefunden, welches eine Reihe von Eigentümlichkeiten aufwies (Taf. XXX,
Mg. 229, Ansicht von unten ; Mg. 230, Seitenansicht). Dasselbe Ix’saß ein spaltförmiges Peristom
mit 2 sich kreuzenden OraLsticheln (Fig. 231), die Stümpfe von 5 Aboralstacheln und, was
besonders von Interesse ist 1 gleichartige, ellipsoidische Centralkapscln, die im Phäodium wie
Vogeleier in einem Nest zusammenlagen. Dieselben wiesen die normale Zahl von zwei Parapylen
auf (Taf. XXXII, Fig. 245 — 246), ihr Kern zeigte die vorhin schon erwähnte eigentümlich auf-
gerollte Gestalt (Fig. 244 — 246) und eine Struktur, von welcher wegen ungenügender Erhaltung
nicht mit Sicherheit gesagt werden konnte, ob es sich um eine Telophase oder um ein späteres,
den Achterschleifen Borokrts entsprechendes Stadium handelt (Mg. 250).
Ich hatte früher (1904, S. 155) die Anschauung vertreten, daß es sich hier um eine in
Zweiteilung befindliche T. iubu/osa handle, trotz der Schwierigkeit sich die Durchschnürung
eines so hochdifferenzierten Gebildes, wie es die Tuscaroridenschale ist und die Regeneration der
Teilstücke zu vollständigen Gehäusen vorzustellen. Da jedoch die Schale der Tuscaroren ver-
hältnismäßig sehr reich an organischer Substanz Ist so glaubte ich, daß ein derartiger Teilungs-
modus immerhin denkbar sei.
1) Vergl. olwn S.
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T iefw-K n J inUricn .
207
Indessen bin ich mehr und mehr zur Annahme gelangt, daß es sich hier nicht um ein
normales E nt wickelungsstad i um, sondern um eine Abnormität handle. Man wird
sich wohl zu denken haben, daß ein nacktes, Phäodiniden-ähnliches, in Teilung befindliches Stadium
gewissermaßen durch eine verfrühte Skelet tbildung überrascht worden ist
Unter die entwickelungsgeschichtlichen Zustände sind auch die olien beschrielxmen Tus-
carorenkolonien zu rechnen. Wie diese Kolonien mit den solitären Formen Zusammenhängen
und aus ihnen hervorgehen, ob überhaupt bei den betreffenden Arten solitäre Formen mit voll-
kommen ausgebildeter Schale Vorkommen und ob nicht vielmehr die vielfach aufgefundenen Finzel-
individuen nur gewaltsam aus ihren Verbänden losgelöst sind, auf diese Fragen läßt sich leider
zur Zeit keine Antwort geben.
Immerhin Ist es vielleicht angängig, sich eine vorläufige Vorstellung von dein Weg zu
machen, der möglicherweise vom solitären Individuum zum Kolonieverband führt Im Hinblick
auf den eigentümlichen morphologischen Zusammenhang zwischen den Finzelgchäuscn und der
Gitterschale dürfen wir es jedenfalls als zweifellos betrachten, daß die Gitterschale nicht vor der
Bildung der Einzelgehäuse ihre Entstehung nimmt, daß sie vielmehr höchstens gleichzeitig, wahr-
scheinlich aber erst nach der vollkommenen Ausbildung der Einzeltiere zur Abscheidung gelangt
(1904, S. 155). Man wird dann unter Berücksichtigung der Beobachtungen an anderen Tripyleen
entweder anzunehmen haben, daß in einem zunächst nackten Keime eine Vermehrung der
Centralkapscln auf 8 oder 16 und dann die Bildung des gesamten Skelettes erfolgt, oder daß
die Einzeltiere von einem bereits beschälten Muttertiere mehr successive ihre Entstehung nehmen.
In diesem Fall wäre zu denken, daß innerhalb der Schale des letzteren eine Vermehrung der
t entral kapseln von zwei auf vier erfolgt, daß dann zwei derselben durch die Schalenöffnung her-
ausireten und so innerhalb der gemeinschaftlichen Gallerte die Grundlage für ein Tochterindividuum
geben, und daß in ähnlicher Weise, unter Teilung der Tochter- und Enkeltiere, die Zahl der
Einzelindividuen auf acht erhöht wird, bis schließlich die gemeinsame Gitterschale zur Ab-
scheidung gelangt.
Für die erstere der beiden Möglichkeiten würde das Auftreten von nackten Tripyleen-
keiinen mit 2 oder 4 Centralkapscln sprechen, so die früher beschrielienen Phäocollen (s. oben
S. 7) und der von Haeckel (1887, Tat CXVII, Fig. 8) abgebildete Catinulus quadrißdus.
Einer anderen Phase der Entwickelung, als die sozialen Zustände, gehören wahrscheinlich
die früher beschriebenen Stadien von T. acronauta und fassetrula an, welche durch die un-
geheure Größe der Central kapseln ausgezeichnet sind (Taf. XXVII, Fig. 213; Taf. XXVIII,
Fig. 218 — 219). Leider gewährten aber die Schnittserien, welche durch derartige Centralkapseln
angefertigt wurden, keinen weiteren Aufschluß, da die Kerne auch der größten Centralkapscln
keine Andeutung einer Teilung oder Sporenbildung aufwiesen.
In Bezug auf die horizontale Verbreitung der Tuscaroren habe ich schon früher
(1904, S. 149) erwähnt, daß die für die übrigen Tripyleen geltenden Verhältnisse auch hier
nachgewiesen werden können, insbesondere ein Gegensatz zwischen ausgesprochenen „Warm-
wasscr“- und „Kaltwasserformen“. Erstere sind, soweit das „Challenger4 Material Aufschlüsse bc-
züglich des Stillen Oceans gewährt, in der Regel trioccanisch, d. h. sic kommen gleichzeitig in
den wärmeren Gebieten der drei großen Weltmeere vor, so z. B. T. tubuhui und bisUmaria.
207
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208
Valentin Haecker,
Als antarktische Kaltwasserformen zählte ich unter anderen T. passercula und die koloniebildende
T. g/obosa var. Chuni auf.
Demgegenüber hält es Borgert (1905, S. 110) für noch nicht vollkommen sicher,
„ob eine Unterscheidung ausgesprochener Kalt- und Warmwasserformen unter den Tuscaroriden
wirklich durchführbar ist. Diese Formen sind alle Bewohner der tieferen Meeresschichten, so
daß man eher annehmen sollte, daß sic allgemein das kalte oder doch kühle Wasser be-
vorzugen“.
Hinsichtlich des zweiten Satzes hat Borger» vollkommen recht Trotzdem muß aber
auf Grund der Ergebnisse der „Valdivia“-Expedition an einer Unterscheidung zwischen den beiden
Gruppen von Formen festgehalten werden, wenn auch vielleicht die Bezeichnungen „Warm- und
Kaltwasserformen“ besser durch andere Aasdrücke ersetzt werden müssen, etwa durch die all-
gemeinen Bezeichnungen : äquatoriale und polare Formen oder Kühl- und Kaltwasser-
formen.
Folgende Gründe sprechen zu Gunsten einer solchen Unterscheidung:
Erstens ergiebt eine Zusammenstellung des gesamten Materials, daß thatsächlich einige
Formen, und zwar gerade solche, von welchen sehr zahlreiche Fundorte bekannt sind, nur inner-
halb des zwischen dem 40° N. Br. und 40° S. Br. gelegenen Gürtels Vorkommen und daß
andere in der Antarktis ihr Hauptverbreitungscentrum hal>en.
Zu den ersteren gehören offenbar die schon in meinem ersten Bericht (1904 a) als „Warm-
wasserformen“ bezeichneten Arten T. tubu/osa und bis/ernaria. Spccicll T. tubu/osa (Taf. XXX)
ist an einer großen Anzahl von Stationen des tropischen Atlantik und Indik in beträchtlicher
Individuenzahl angetroffen worden, im südöstlichen Atlantik reicht ihr Verbreitungsgebiet außer-
dem bis an die Südspitzc Afrikas, im südöstlichen Indik scheint sie dagegen durch eine nahe-
stehende Form (T. ca/athoides) vertreten zu werden. Audi die nordpacifischen Stationen des
„Challenger“, an welchen T. tubu/osa und die mit ihr zu vereinigende T. medusa gefunden wurden,
liegen noch innerhalb jenes Gürtels (ca. 38° N. Br.), dagegen wurden sie niemals an den ant-
arktischen Stationen aufgefunden.
Einen noch ausgesprochener tropischen Charakter hat T. bistemaria (Taf. XXV, F»g. 1 9 1 \
indem ihre Fundorte mit zwei Aasnahmen (T.-Sl 88 und 1 73, beide ca. 30° S. Br.) zwischen dem
20° N. Br. und 20° S. Br. liegen. Auch diese Art ist im südöstlichen Indik großenteils durch
eine nahe Verwandte, T. I Vyvi/ki, vertreten, welche außerdem nur aus »lern südlichen Pacifik
(ca. 400 S. Br.) bekannt ist.
Auch T. Lmitu und Brauen schließen sich der T. tubu/osa in Bezug auf ihre Horizontal-
verbreitung an, und von einer Reihe von anderen l;or men, von welchen nur wenige Exemplare
vorliegen, sind gleichfalls nur tropische Fundorte bekannt
Während von den genannten Formen der 40. Grad als südliche Grenze des Verbreitungs-
gebietes eingehalten wird, sind diejenigen Tuscaroren, welche in den antarktischen Stationen aLs
regelmäßige und sehr häufige Vorkommnisse erlieutet wurden, nicht vollständig auf das ant-
arktische Gebiet l>eschränkt So ist die antarktische T. g/o/tosa Chuni in den südlichen Teilen
des Atlantik durch eine sehr nahestehende Form, T. g/obosa typica, vertreten, und von T. passe r-
cula , welche gleichfalls eine I.eitform der Antarktis zu sein scheint, wurden ganz unvermittelt
einige wenige Exemplare an zwei Stationen des Indik angetroffen. Es deckt sich letzterer Befund
208
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Tief&ce-R adiolarveo.
209
mit der auch bei anderen Tripyfeen, namentlich bei Challengeriden, gemachten Erfahrung, daß
verschiedene Formen in der Antarktis zu den häufigen und überall vorkommenden
Formen gehören, während sie in den nördlich davon gelegenen Gebieten eine sparsame und
ungleichmäßige Verbreitung zeigen. Da die Erscheinung einen zu regelmäßigen Cha-
rakter besitzt, als daß sie ausschließlich auf lückenhafter Beobachtung l>eruhen könnte, so möchte
ich der Annahme zuneigen, daß es sich hier um echte polare Kaltwasserformen handelt,
welche sich längs der unterseeischen polaren Strömungen auch in die wärmeren Oceane aus-
gebreitet haben, hier aber in etwas ungünstigeren Ixbenslxxlingungen sich l>efinden und daher
nicht zu großer Individuenzahl gelangen können. Möglicherweise stellen sich diese „unipolar-
submergenten“ Formen bei späteren Untersuchungen als echte „amphipolc“ Arten heraus,
welche in der Tiefe der wärmeren Oceane durch sparsamer verteilte Bindeglieder oder aber
durch nahestehende Varietäten vertreten sind.
Die Notwendigkeit, die Tuscaroriden nach ihrem Aufenthalt in zwei Kategorien zu scheiden,
ergiebt sich noch aus einer weiteren Betrachtung. Wie wir sehen werden, liegen bezüglich der
Vertikalvcrbreitung der Tuscarorcn nur einige wenige ganz genaue, d. h. mittelst des Schließ-
netzes ermittelte Beobachtungen vor. Indessen scheint doch so viel aus denselben hervorzugehen,
daß die Temperaturverhältnisse, unter denen die einzelnen Tuscaroridenarten leben, an
den verschiedenen Fundorten ziemlich voneinander ab weichen. So wurde z. B. die
atlantische T. g/ofma typica vom „National“ im Nordäquatorialstrom in einer Tiefe von höchstens
500 m bei einer Temperatur von mindestens 8,9° C und demnach also in nicht allzu kühlem
Wasser angetroffen. Aehnliches gilt auch für T. national is. Diese Art, im ganzen eine Be-
wohnerin der wärmeren Meeresteile und der nordatlantischen Mischgebiete, wurde vom „National“
in der Irmingersee in einer Tiefe von 400 — 600 tu gefunden, und da an der betreffenden Stelle
in der Tiefe von 400 m immer noch 6,9° gemessen wurden, so scheint T. national is ähnlichen
Temperaturverhältnissen angepaßt zu sein wie T. globosa typica , d. h. es ist nicht eigentlich
kaltes, sondern nur kühles Tiefen wasser, welches sie beherbergt. Anders verhallen sich die
Dinge bei T. passercula. Dieselbe wurde an zwei benachbarten Stellen der Antarktis (T.-St 135
und 136) in Tiefen von etwa 480 — 680 tu mittelst des Schließnetzes erbeutet In Station 135
wurde in einer Tiefe von 400 m eine Temperatur von nur 0,6“, bei 800 m eine solche von o,8°
gemessen. Das sind erheblich niedrigere Temperaturen als in den vorhin erwähnten Fällen, so
daß man jedenfalls die T. passenu/a im Gegensatz zu den oben genannten Kühl wasserformen
als eigentliche Kaltwasserform bezeichnen kann.
Daß die geographische Breite und damit die allgemeinen Temperaturverhältnisse auf die
Verbreitung der Formen von Einfluß sind, geht noch aus einem weiteren Umstand hervor,
nämlich aus dem bei T. globosa nachweisbaren Vorkommen von deutlich unterschiedenen Lok'al-
formen. Die atlantische T. globosa fypica (Taf. XXVIII, Flg. 215), welche nach dem Obigen
als tiefenlebende Kühlwasserform zu bezeichnen ist unterscheidet sich durch die Form und
sonstige Beschaffenheit der Schale, möglicherweise auch durch ihr solitäres Vorkommen von der
koloniebildenden, antarktischen T. globosa Chuni (Fig. 217). Daß nun bei der Verschiedenheit
der beiden Formen wirklich auch Mediumeinflüsse im Spiel sind, dürfte daraus hervor-
gehen, daß bei der atlantischen Varietät eine geringere Stachel zahl die Regel ist als bei der ant-
arktischen. Es läßt sich nämlich bei den verschiedensten Tripylecn nachweisen, daß die Stachel-
209
[InriatlM TieW-Ktpdiiwü — iS»» Bd. XIV. jjr
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210
Valentin Haecker,
zahl vom Aequator gegen den Südpol eine Zunahme erfährt, und dieses übereinstimmende Ver-
halten wird wohl kaum anders denn als eine direkte oder indirekte Wirkung der Temperatur
oder eines anderen äußeren Faktors gedeutet werden können.
Aus der Gesamtheit des hier Mitgeteilten scheint mir hervorzugehen, daß wir uns nicht mit
der Feststellung zu begnügen brauchen, daß die Tuscaroriden als Tiefenformen Bewohnerinnen
des kühlen oder kalten Wassers sind, sondern daß wir schon auf Grund des jetzt vorliegenden
Materials einen Schritt weiter gehen und eine Unterscheidung von zwei Gruppen vornehmen
dürfen. Auf der einen Seite stehen danach die äquatorialen Kühl wasserformen, welche
vorwiegend die wärmeren Meeresteile zwischen 40° N. Br. und 40° S. Br., und zwar die kühlen
Tiefenregionen bewohnen, auf der anderen Seite die polaren Kalt wasserformen, welche
ihr I Iaupt Verbreitungsgebiet in der Antarktis hal>en und von hier aus längs der unterseeischen
Kaltwasserströmungen in die wärmeren Meeresteile aasstrahlen.
Ich möchte noch besonders hervorhelxjn, daß diese Ausführungen selbstverständlich nur
als provisorische Hypothese gelten sollen. Insbesondere ist zu erwarten, daß durch weitere Unter-
suchungen, namentlich durch Befunde aus dem Nördlichen Fismeer und dem Pacifik, das ganze
Bild noch in mancher Hinsicht verändert wird. Speciell aas dem Nördlichen Fismeer liegen
überhaupt noch keine Beobachtungen vor, denn der früher erwähnte Befund aus der Irminger-
sce liegt noch südlich des Polarkreises in dem von Ausläufern des Golfstromes gebildeten Strom-
wirbel, und das, was aus dem ungeheuren Gebiet des Pacifik bekannt ist, ist außerordentlich
dürftig gegenüber dem reichen atlantischen, indischen und antarktischen Material.
Von besonderem Interesse ist schließlich noch die von Borgert aufgeworfene Frage, ob
man im Mittelmeer die Auffindung von Tuscaroren zu erwarten habe. Da in diesem, durch
eine Barre1) gegen den Atlantik abgegrenzten Becken von etwa 550 m abwärts bis in die
größten Tiefen hinab eine gleichförmige Temperatur von etwa 130 besteht, so mag es nach
Borgert zweifelhaft erscheinen, ob hier die Tuscaroriden als Kühl- und Kaltwasserformen die
für ihr Gedeihen nötigen Existenzbedingungen finden. Indessen haben, wie Borgert bemerkt,
gerade die neueren Untersuchungen Lo Bianco's für die tieferen Schichten des Mittelmeeres
eine Menge von Formen erwiesen, die bislang nur als Tiefenl>ewohner bekannt waren, so daß
es fraglich erscheint, ob die Temj>eratur „es vermag, diese Tripyleenfamilie als einzige von dem
in Rede stehenden Meeresgebiete auszuschließen“.
Vertikale Verbreitung. Die genaueren Daten, welche uns bis jetzt bezüglich der
vertikalen Verbreitung der Tuscaroriden zur Verfügung stehen, sind großenteils bereits im vor-
hergehenden Abschnitte angeführt worden. Es sollen dieselben zunächst noch einmal übersichtlich
zusammengestellt werden :
Fundort
Tiefe
Temperatur
Specie*
Individuenrahl
Plankton-Expedition, Station 23. VII (Irmingerxee)
400- 600 m
6.9® (bei 400 cii)
T- uatismalis
8
Plankton- Expedition. Station 13. X (N ortUu |uaU>rial»trtwtii
oberhalb 500 1»
8,9® (bei 500 m)
T. gtafrasa
S
Tiefsce-Expedition, Station 85 (BenguelaslrOfn)
oberhalb 700 ni
—
T. tu früh' ui
>
Tiefsee-Expedition, Station 90 (Benguelastrom)
oberhalb 1000 m f
—
\ T. tufruh'M
4
Tiefsce-Expedilion. Station 135 (Antarktis)
480 — f»8o IT)
1+0,6" bei 400 tn
1 T. paar reu la
S
Tiefsce-Expcdition, Station 136 1 Antarktis)
470—700 m
i-+ 0,8* bei 800 m
T. pasvrrt ula
1
Ticfsee-Expcdition, Station 142 (Antarktis)
oberhalb 1000 nt |
-
\ T. gUfrasa Chuni i
| T. pas serrula
39
4
l) Diese Bane verläuft außerhalb <ks Mitteinte« res etwa /wischen Cap Spaitel und Trafalgar. Ihre beulen stärksten Ein-
senkungen halten die Tiefe von nur 278 und 352 m.
2 IO
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Ticfscc-Radiobricn.
21 I
In dieser Tabelle wurden alle diejenigen Fänge aufgenommen, welche oberhalb des 1000 m-
Horizontes mit dem Schließnetz und Vertikalnetz gemacht wurden. Bedauerlicherweise haben die
im Atlantik und Indik veranstalteten Stufenfänge, welche in Bezug auf die Aulacanthiden,
Challengeriden und anderen Gruppen interessante Ergebnisse zu Tage gefördert haben, in Bezug
auf die Tuscaroriden versagt, so daß wir hinsichtlich der olderen Grenzen der Vertikalverbreitung
der äquatorialen Kühlwasserformen, was positive Ergebnisse anbelangt, bis jetzt im wesentlichen
auf die Befunde der Plankton-Expedition angewiesen sind.
Halten wir aber alles bisher Bekannte zusammen und berücksichtigen wir insbesondere
auch, daß in den oberen 200 — 400 m niemals Tuscaroriden gefischt worden sind, so gelangen wir
zu dem schon früher (1904, S. 150) von mir und ebenso von Borgert (1905,8. 1 1 1) erlangten
Resultat, daß die obere Grenze der Tuscaroren, wenigstens in den wärmeren
Meeresteilen, kaum über 400 m heraufgeht
Vielleicht Ist es jetzt schon erlaubt, noch einen weiteren Satz hinzuzufügen. Sowohl bei den
Aulacanthiden und Challengeriden, den beiden bestbekannten Tripyleengruppen, als auch bei den
den Tuscaroren am nächsten stehenden Circoporiden hat sich als Regel herausgestellt daß die
einzelnen Formen mit zunehmender Tiefe an Größe zunehmen. Nun sehen wir aber bei den
Tuscaroriden, daß die bisher bekannten Arten im großen ganzen einer und derselben Größen-
klasse angehören, jedenfalls finden wir keine so erheblichen Größenunterschiede, wie sie beispiels-
weise zwischen den beiden Typen von Aulacaniha scolymatifka, zwischen thalkngeria xiphodon
und Narrst oder zwischen Circoporus sexfuscinus und Circospathis sex/urca bestehen. Man wird
also wohl die Vermutung aussprechen dürfen, daß die sämtlichen Tuscaroriden im ganzen
dieselben Tiefen bewohnen und derselben Lebensgemeinschaft angehören.
Alles in allem dürfen wir wohl sagen, daß die Tuscaroren nicht bloß bezüglich des ganzen
Habitus, sondern auch bezüglich ihrer ökologischen Verhältnisse eine Einheitlichkeit zeigen, wie
wir sie l>ei keiner der größeren Tripyleengruppen kennen, und so dürfte es denn auch gerecht-
fertigt sein, wenn wir sie als „Leitformen“ der von ihnen bewohnten Tiefenregionen charakteri-
sieren und daher die unterhalb des 400 m-Horizontes gelegenen Schichten im Gegensatz zu den
Colliden- und Challengeridenschichten als die Tuscarorenschichten bezeichnen.
Systematik. Wie bereits früher erwähnt wurde, hat Haeckki. bei der Einteilung der
Tuscaroriden die Stachelzahl als Ausgangspunkt genommen und danach zunächst 3 Gattungen
unterschieden :
Tttscarora mit 3 Aboralstacheln,
Tuscarusa mit 4 AI>oralstacheln,
Tmcaridium mit einem Apikalstachel
Innerhalb der Gattung Tttscarora werden sodann drei Untergattungen unterschieden:
Tuscarantha mit 3 Oralstacheln,
Tuscaretta mit 2 Oralstacheln,
TustariUa mit 4 Oralstacheln.
Wie ich schon früher (1904, S. 143) ausgeführt habe. Ist nun aber gerade die Zahl der
Stacheln dasjenige Merkmal, welches am wenigsten konstant ist, und namentlich die Zahl der
aboralen Stacheln zeigt bei den meisten Arten individuelle Abänderungen. Im Hinblick auf
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2X2
Valentin Haccker,
diesen Umstand hat denn auch Borgert (1905, S. 102) ein anderes Merkmal herausgegriffen
und die Schalenform als Grundlage för die Einteilung der Tuscaroriden vorgeschlagen.
Borgert grenzt demnach die HAECKELSchen Gattungen in folgender Weise ab:
Tuscarora: Schale dreieckig-schildförmig, dreiseitig oder vielseitig
pyramidal, mit 2 — 7 Aboralstacheln und 3 oder mehr, bis 6, Oralstacheln;
Tuscarma : Schale kugelig, ei- oder bimförmig, mit 3 — 6 Aboralstacheln und
2, 3 oder 4 Oralstacheln, bezw. einem schnabelförmig ausgezogenen Peristom;
Tuscaridium : Schale spindelförmig, mit einem Stachel am aboralen Pole
und 3 oder 4 Oralstacheln.
Borgert giebt als möglich zu, daß das mit einem Apikalstachel versehene „ Tuscaridium
Luciat f in einer engeren Beziehung zu „ Tuscatvrat* Brauen stehe, und räumt ein, daß durch eine
solche Vereinigung die Fortexistenz der Gattung Tuscaridium — wenigstens unter der bis-
herigen Definition — in Frage gestellt werde.
Der Versuch einer natürlichen Gruppierung der Tuscaroriden begegnet zunächst
einer scheinbaren Schwierigkeit Wenn man nämlich die lieiden Kriterien, welche man in erster
Linie zur Speciesunterscheidung zu 1 )enutzen geneigt ist einerseits die Schalenform und anderer-
seits die Art der Peristombildung, ins Auge faßt und wenn man beachtet wie die verschiedenen
Schalen- und Peristom formen auf die einzelnen Formen verteilt sind, so stößt man auf ein über-
raschendes Ergebnis. Es zeigt sich nämlich, daß die drei am häufigsten auftretenden Typen der
Schalenform, nämlich der kugelige oder bimförmige (mit cirkoral angeordneten, stark abgebogenen
Aboralstacheln), der pyramidenförmige und der spindelförmige Typus in jeder nur denkbaren
Weise mit drei Haupttypen des Peristoms, dem strahligen (mit sehr stark divergierenden Oral-
stacheln), dem korbförmigen und dem vogelkopf- oder helmförmigen kombiniert sein können.
So existieren, wie die Taljellc (Textfig. 22) zeigt kugelige oder bimförmige Schalen mit strahligem,
korbförmigem und vogelkopfartigem Peristom (T. Belknapi , globosa, /'asscrcufa), und ebenso findet
man sowohl die Pyramiden- als die Spindelform der Schale jeweils mit Modifikationen des
strahligen, korbförmigen und vogelkopf- oder helmartigcn Peiistomtypus kombiniert (T national ts,
Brauen, galea/a — /tydra, Luciae, cygnca).
Auch die Zwiebelform der Schale (d.h. Bimform mit abgeplatteter Aboralfläche, Taf. XXVIII,
Fig. 221 und Taf. XXXI, Fig. 238) und der dreieckig-schildförmige Schalentypus (Taf. XXVI,
Fig. 203 und Taf. XXVII, Fig. 210) können mit verschiedenen Peristomtypen kombiniert sein,
und in ähnlicher Weise lassen sich auch bei der Wahl anderer Merkmalspaare die verschiedensten
kaleidoskopischen Verschiebungen vornehmen. Und so wird man unter Berücksichtigung dieser
Verhältnisse zunächst zu der Vorstellung geführt daß der Gruppe der Tuscaroriden eine nicht
sehr große Anzahl von Differenzierungen (in letzter Linie von de VRiEs’schen Elementareigen-
schaften) zu Gebote steht und daß durch deren Kombination eine Reihe von gut charakterisierten
Artbildem zu stände kommt (vergl. auch 1904, S. 142). Die systematische Gruppierung der
Formen wird sich dann im wesentlichen nach der Zahl der Eigenschaften zu richten haben,
welche die einzelnen Formen miteinander gemeinsam hal>en. Dabei Ist freilich in Betracht zu
212
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Tiefsee- Radiolarien .
213
b
c
e
Fig. 22. KnmliinaUonen der Schalen- und Peri»lun>ty|>en. I., 2., 3. Vertlkalrcihe: stinhlig'.r. knrhförnilger. vogelkopf- oder
heim förmiger Pctmomlypu». !.. a., 3. Hotuonulrelhc : kugelige Schale mit cirkoral angeordneten AIxMalstachcln, pyramidenförmige
Schal«' mit jtmralen AboralsLicheln , spindelförmige Schale mit apikalem Al>oralstachel, Die gr wählten Itrispicle sind: 7‘. Itrlknuyi,
gU>ba*a* /toiirrttila (l. HuruunUlreihe), nattonalu , Braurri, galrata (2. H urizontolreihe), hydra . Lunar, rygnta (3. HitfUontulreihe).
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VaIJENTIN Haecker,
214
ziehen, daß in vielen Fällen das wiederholte Auftreten einzelner Merkmale nicht auf wahrer Homo-
logie, sondern auf Konvergenzbildung beruht Wenn z. B. das „gebogene“ Peristom in dem
einen Fall durch schnabelartige Umbildung eines Oralstachels ( T passtrcula* Taf. XXVIII, Fig. 22 o),
in anderen Fällen durch Verlängerung und Umbiegung des Peristomhalses (71 cygnta, Taf. XXVI,
Fig. 204; T galeata, Taf. XXVIII, Hg. 214) seine Entstehung nimmt, so liegen hier offenbare
Konvergenzen vor, und die betreffenden Bildungen sind nicht der Ausdruck der nämlichen Ele-
mentarcigcnschaft, also auch systematisch nicht ohne weiteres verwertbar.
Unter Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse wird man zunächst die allgemeine Schalcn-
form als ein systematisch verwertbares Merkmal l>etrachten dürfen.
Ein besonders wichtiger Charakter ist dann vor allem die zum Teil mit der Schalen form
zusammenhängende Stellung der Ab oralstacheln. Von den vier Möglichkeiten, welche
hier in Betracht kommen — cirkorale, äquatoriale, aborale, apikale Stellung — spielt die cirkorale
Anordnung insofern eine systematisch sehr bedeutsame Rolle, als dieselbe morphologisch und
funktionell aufs engste verknüpft ist mit dem dauernden oder zeitweilig bestehenden Kolonie-
verband. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß alle Formen, welche cirkoral angeordnete und
stark gebogene Aboralstacheln und wenigstens zeitweise eine gemeinsame, Sagatoarhtm^x n 1 i c h e
Gitterschale besitzen, miteinander einen natürlichen Verband bilden. In ähnlicher Weise sind auch,
wie wir sehen werden, die äquatoriale und aborale Stachclstellung auf bestimmte Gruppen be-
schränkt, während die apikale Anordnung offenbar verschiedene Male zur Ausbildung gelangt ist
Mit dem oben erwähnten Vorbehalt wird man dann ferner der Form des Pcristoms
einen größeren systematischen Wert l>eilegen dürfen, insbesondere sind diejenigen Fälle von
Interesse, in welchen das Peristom noch den einfachen (circoporoidcn), ringwulstartigen Charakter
trägt und die Oralstacheln gegenüber dem Peristom noch eine verhältnismäßig selbständige An-
ordnung aufweisen (Taf. XXIV, Fig. 190).
Nach diesen Vorbemerkungen gehe ich zu der neuen Einteilung über, welche, wie ich
glaube, den natürlichen Beziehungen in befriedigender Weise Rechnung trägt Ich unterscheide
fünf Gruppen, welche wohl den Rang von ziemlich gleichwertigen Gattungen haben.
Eine erste Gattung umfaßt diejenigen Formen, bei welchen dieOralstachcln in ihren
basalen Abschnitten den Bau der Aboralstacheln haben, d. h. einem glocken-
förmigen, allseitig von Fensteröffnungen durchbrochenen Basalkegel aufsitzen, welcher vom ring-
wulstartigen Peristom durch einen schmalen Zwischenraum getrennt oder nur unvollständig
mit ihm verschmolzen ist (Taf. XXIV, Hg. 190; Taf. XXV, Hg. 192). Die Aboralstacheln
haben eine mehr oder weniger äquatoriale Lage, die Oralstarheln und Aboralstacheln sind
in der überwiegenden Zahl der Fälle in der Dreizahl vorhanden (Taf. XXIV’, Fig. 190; Taf. XXV,
Fig. 191). Die Form der Schale ist annähernd kugelig oder breit-bimförmig. In Bezug
auf die Bildung des Peristoms, den Bau und die Selbständigkeit der Oralstachcln und die Zahlen-
verhältnisse der Stacheln treten noch starke Anklänge an die Circoporiden, insl>esondere die
Gattung Circoporus , hervor. Für diese Gattung, zu welcher unter anderen 2 Arten der Haeckel-
schenGattung Tusauvra (Untergattung Tmcaranlha) gehören, ist entweder die Gattungsbezeichnung
Tusearom oder der Subgenusname Tuscarantha anzuwenden. Da die hierher gehörigen Formen
in vieler 1 Iinsieht am wenigsten weit differenziert erscheinen und die Gattung daher an die Spitze
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Tiefsec- Radiularien.
215
der Tuscaroridcn zu stellen ist, so ziehe ich die ursprüngliche MuRRAY’sche Bezeichnung 77/5-
carora als Gattungsnamen vor.
1) Tuscarora Wyvillei Haeckel ( j)1) (Taf. XXIV, Fig. 190).
2) Tuscarora bistemaria John Murkay (Taf. XXV, Fig. 191).
3) Tuscarora porceüana John Murray (^) (Textfig. 23).
In einer zweiten Gruppe schließen sich in vollkommen natürlicher Weise alle diejenigen
Formen zusammen, welche ein strahliges Peristom mit wandständigen, einfach ge-
bauten, meist ziemlich stark divergierenden Oralstacheln besitzen und bei denen
die Aboralstacheln die gewölbte oder abgeflachte Aboralfläche umsäumen (aborale
Stachelstellung). Die Form der Schale ist meist pyramidenförmig, seltener abgeflacht-schild-
förmig oder kugelig. Die Zahl der Stacheln, namentlich der Oralstacheln, zeigt individuelle
Schwankungen. Für diese Gattung, welche keine der HAECKEL’schen Arten enthält, dagegen einen
Teil der Borger r’schen Gattung Tuscarora umfaßt, schlage ich die frei werdende HAECKELSche
Subgenusbezeichnung Tuscarilla vor. Arten:
1) Tuscarilla ampulla V. Haecker ( J) (Textfig. 24).
2) Tuscarilla nalionalis (Borgert) (Taf. XXVI, Fig. 198).
3) 'Tuscarilla scutellum V. Haecker (^) (Taf. XXVI, Fig. 203).
4) 'Tuscarilla campanella V. Haecker (Taf. XXV, Fig. 194).
Der Gattung 'Tuscarilla schließt sich, was das ganze Aeußere einzelner Formen «anbelangt,
sehr eng eine andere Gruppe an, welche durch den Besitz eines woh lausgebildeten korb-
förmigen Peristom au fsatzes und die aborale oder apikale Stellung der Aboral-
stacheln ausgezeichnet ist [In einem Fall ( T. hydra , Textfig. 26) besitzen die Oralstacheln die
nämliche charakteristische Differenzierung, wie sie sonst bei den Formen mit korbförmigem
Peristom auftritt, sie sind aber horizontal abgelegen und zeigen also eine strahligc Anordnung.)
Die Schale ist je nach der Zahl der Al »oralstacheln dreiseitig-pyramidal, schildförmig,
ballon- oder spindelförmig. Die Oralstacheln sind fast stets in der Dreizahl vorhanden,
die Zahl der Aboralstacheln schwankt zwischen dreien und einem. Für diese Gattung, zu welcher
die MuRRAYsche Art Tuscarora (Tuscarantha) tetrahedra gehört, mag die IlAF>KEi.’sche Be-
zeichnung Tuscarantha als Gattungsname in Anwendung kommen. Arten:
1) Tuscarantha tetrahedra (John Murray) (Textfig. 25).
2) Tuscarantha Braueri V. Haecker (Taf. XXVII, Fig. 209).
3) Tuscarantha Luciae V. Haecker (T) (Taf. XXVII, Fig. 207).
4) Tuscarantha hydra V. Haecker (j) (Textfig. 26).
Mit den letztgenannten Species h*aben eine flüchtige Aehnlichkeit die zwei Formen, die zum
ursprünglichen 1 1 AECKEL*schen Genus Tuscaridium gehören ( Tuscaridiutn cygneuni und tithornithium ).
l| IM* den einzelnen Sj>ede» l>etge*chne!>en<-n „Stncbrlforcneln“ gehen im Zahler die Zahl »Irr Aborst-, im Nenner »lie Zahl
der Oralstacheln an.
2,5
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2 l6
Vauextin Haeckkr,
Indessen beschränkt sich bei näherer Betrachtung die Aehnlichkeit auf die Anwesenheit von einem
einzigen Apikalstachel. In allen anderen Punkten sind die beiden Formen, die übrigens in eine
Art ( T. tygneum, Taf. XXVI, Fig. 204) zusammenzuziehen sind, wesentlich von Tuscarantha Tuciae
und hydra unterschieden, vor allem auch !>ezüglich der eigenartigen Beschaffenheit des Peristoms.
In dieser letzteren Hinsicht stimmen sie mit einer neuen Art der „Valdi via“- Ausbeute, T ga/eatum
(Taf. XXVIII, Fig. 214), so vollkommen überein, daß sie trotz der abweichenden Schalengestalt
mit derselben in einer Gattung vereinigt werden dürfen.
Die Arten dieser Gattung sind demnach dadurch gekennzeichnet, daß sie ein verlängertes,
umgebogenes, heim förmiges Peristom besitzen, dessen Seitenflächen zwei Paar hori-
zontaler Stacheln in kreuzweiser Anordnung tragen. Die Schale ist spindelförmig
oder umgekehrt glockenförmig mit ebener Schcitelfläche und trägt im ersteren Fall einen Apikal-,
im letzteren Fall 5 — 6 die Schcitelfläche umsäumende Aboralstacheln. Diese Gattung, welcher
die Hae< KFJ.’sche Genusbezeichnung Tuscaridium verbleibt, enthält 2 Arten : T. cygneum ,
mit welchem dem „Valdi via**- Material zufolge T. lithoniithium Haeckel zu vereinigen ist, und
T. ga/eatum .
1) Tuscaridium cygneum (John Murray) (Taf. XXVrI, Fig. 204).
2) Tuscaridium ga/eatum V. HaECKER (5 4') (Taf. XXVIII, Fig. 214).
Die letzte und größte (truppe bilden die koloniebildenden Formen, welche mit einem
trichter-, korb- oder schnabelförmigen Peristom, mit randständigen Oralstaehcln und cirkoral
gelagerten, stark gebogenen, an der Biegungsstelle mit kräftigen Häkchen
versehenen Aboralstachcln ausgestattet sind. Die Form der Schale ist kugelig, bimen-
förmig, pflaumenförmig oder von der Gestalt einer Birne mit abgeflachter Aboralfläche (zwiebel-
förmig). Die Zahl der Stacheln, namentlich der Alioralstacheln ist beträchtlichen individuellen
Schwankungen unterworfen. Zu dieser Gruppe gehören von den Arten des „Challenger“- Reports
Tuscarora (Tuscaretta) tubuiosa John Murray, mit welcher Tusearusa medusa Haeckel zu ver-
einigen ist, und Tuscarora (TtiscarWa) Belknapii John Murray, von welcher Tuscarora ( Tus -
carantha) Murrayi Haeckel zweifellos nur eine „Stachel- Mutante“ ist. Dazu kommen die
BoRGER'r’sche Tusearusa globosa und 3 neue Arten. Ich möchte für diese letzte Gattung die
HAECKELsche Subgenusbezeichnung Tuscaretta in Anwendung bringen.
1) Tuscaretta Belknapi (John Murray) (Taf. XXII, Fig. 239).
2) Tuscaretta aeronauta V. HaECKER (j^r) (Taf. XXVII, Fig. 211).
3) Tuscaretta globosa (Borgkrt) (Taf. XXVIII, Fig. 215).
4) Tuscaretta cepa V. Haecker (|) (Taf. XXVIII, Fig. 221).
5) Tuscaretta tubuiosa (John Murray) (' * **) (Taf. XXX, Fig. 234).
6) Tuscaretta calathoides V. Haecker (^) (Taf. XXXI, Fig. 237).
7) Tuscaretta passereu/a V. Haecker — ) (Taf. XXVIII, Fig. 220).
Ich lasse zunächst noch eine kurze Zusammenstellung der Gattungen und ihrer Diagnose
folgen :
216
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Tic!***-Radiol»neu.
217
Gattung: Tuscarora. Peristom ringwulstartig. Aboralstacheln äquatorial bis aboral
Gattung: Tuscari/Ia. Peristom strahlig. Aboralstacheln aboral
Gattung: Tuscarantha. Peristom korbförmig oder strahlig, mit an der Basis ge-
fensterten Oralstacheln. Aboralstacheln aboral oder apikal.
Gattung: Tuscaridium. Peristom helmförmig. Aboralstacheln aboral oder apikal.
Gattung: Tuscaretta. Peristom verschiedenartig. Aboralstacheln cirkoral stark gebogen.
1. Gattung. Tuscarora (Haeckel).
Tuiearvra John Murray, 1885, partim ; HAECKEL, 1887, partim.
Schale kugelig oder breit-bimförmig. Peristom ringwulstartig. Die Oralstach ein
haben in ihren basalen Abschnitten den Bau der Aboralstacheln, d. h. sie sitzen einem glocken-
förmigen Basalkegel auf und sind von dem Peristom durch einen schmalen Zwischenraum ge-
trennt oder nur unvollständig mit ihm verschmolzen (Taf. XXIV, Fig. 190; Taf. XXV, Fig. 192).
Die Aboralstacheln haben eine mehr oder weniger äquatoriale Lage. Oral- und Aboral-
stacheln gewöhnlich in der Dreizahl vorhanden.
In dieser Gattung sind diejenigen Formen vereinigt, welche noch zahlreiche Anklänge an
die Grcoporiden zeigen.
Tuscarora Wyvillei Haeckel.
Taf. XXIV', Fig. 190.
Tuscarora wyriVti HAECKEL, 1887, p. 1707, Taf. C, Fig. 3, 3 a — 3 c.
Schale subsphärisch. Peristom ring wulstförmig. Die 3 geraden, divergierenden,
schwach bedomten, „interradialen*4 Oralstacheln sind an der Basis durch einen kleinen Zwischen-
raum vom Peristom getrennt. Die 3 clxrnfalls geraden und schwach bedomten „perradialen**
AboraLstacheln entspringen an der Grenze zwischen oralem und äquatorialem Schalendrittel.
Stachelformel ( j ).
Haeckel fügt der Diagnose seiner T. wyvilfti, mit welcher meine südindischen Exemplare
im übrigen gut übereinstimmen, die Bemerkung hinzu, daß die Schale dünner und zerbrechlicher
als bei den anderen Species seines Genus Tuscarora sei. Ferner giebt Hakckee an, daß die Ab-
oralstacheln kürzer als die Schale seien, daß dieselben an ihrer aufgetriebenen Basis 4 kleine,
eiförmige, die Oralstacheln dagegen an ihrer Basis 4 herzförmige Poren besitzen.
In Bezug auf diese Punkte ist zu bemerken, daß von den beiden mir vorliegenden
Exemplaren das eine (T.-St 175) eine sehr kräftige, 0,02 mm dicke, das andere {T.-St 173) da-
gegen eine sehr dünne Schale besitzt daß also offen bar hier, wie bei manchen anderen Tuscaroren,
individuelle Verschiedenheiten auftreten. Ferner sind l)ei meinen Exemplaren die Aboralstacheln
beträchtlich länger als der Durchmesser, weshalb ich annehmen möchte, daß dieselben bei den
I 1a DK ei .'sehen Exemplaren abgebrochen waren. Endlich Ist in Bezug auf die BasaLstücke der
Stacheln zu erwähnen, daß bei dem dickschaligen Exemplare (T.-St 175) die Oral- und Aboral-
stacheln 8 — 10, bei dem dünnschaligen (T.-St 173) nur 4 — 6 eiförmige Basalporen besaßen. Bei
ersterem zeigten die Aboralstacheln an der Basis die von Haeckel erwähnte leichte Auftreibung.
217
Drataclw TiefaM-EtpoiitMMi 189B — IU. XlV.
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2 l8
Valentin Haeckfr.
Schalenhöhc nach Haeckel 1,5, Breite 14 mm; Durchmesser der Schale bei meinen
südindischen Exemplaren 1,58 mm,
Fundorte; Ch.-St 291, südlicher Pacifik (Haeckel); T.-St 173 (südlicher Indik, V. 2500,
1 Ex.), 175 (südlicher Indik, V. 2200, 1 Ex.).
Tuscarora bistemaria John Murray.
Taf. XXIV, Fig. 187 — 189; Taf. XXV, Fig. 191 — 192.
Ttucarvra bisltmaria Johk Murray, Narr. CKali. Exp., 1885, p. 22U, Taf. A, Fig. 16, 16 a; Haeckel, 1887,
p. 1706, Taf. C, Fig. 1, 1 a.
Schale meist breit - bimförmig; seltener mit etwas abgeplatteter Aboralfläche. Peristom
ring willst förmig. Die 3 geraden, divergierenden, „interradialen“ Oralstacheln sind an der
aufgetriel)enen, von 8 — 10 großen Poren durchbrochenen Basis mit kräftigen, zum Teil
verästelten Dornen versehen (Taf. XXIV, Fig. 188) und mit ihrer Basis zum Teil mit
dem Peristom verschmolzen (Taf. XXV, Fig. 192). Die 3 (selten 4) geraden, nur an der Basis
etwas abgeknickten, schwächer liedomten, „perradialen“ AlioraLstacheln haben meist eine aus-
gesprochen äquatoriale Anordnung. Stachelformel (~).
Für die meisten Exemplare ist, abgesehen von der Schalenform und der äquatorialen
Stellung der Aboralstacheln, die sehr reiche Bedornung der aufgetriebenen Basen der
Abomlstacheln (Fig. 188) charakteristisch. Die verhältnismäßig schmalen, zwischen den großen
Basalfenstem l>efindlichen Pilaster tragen an ihrer äußeren Kante ül>ereinander 2 oder 3 kegel-
förmige, vielfach mehrfach gelappte und von feinen, wellenförmig verlaufenden Centralkanälen
durchzogene Apophvsen (Fig. 192), so daß geradezu „ornamentale, an gewisse Motive der Kunst-
schlosserei erinnernde Verzierungen“ entstehen (1904, S. 141).
Schalenhöhc* nach Haeckel 2,0, bei meinen Exemplaren 1,5 mm.
Die individuellen Abweichungen dieser Art erstrecken sich auf die Schalenform, Wand-
dicke, Zahl der Poren und Bedornung der Aboralstacheln. Selten treten Varianten mit vier
Aboralstacheln auf (Taf. XXIV, Fig. 189; unter den 32 Exemplaren der „Vatdivia“-Ausbeute ein
einziges). Bestimmte Lokalrassen konnten nicht unterschieden werden.
Fun d o rte:
Station
Tiefe
Sti&mgebfet
Indivulucnrabl
Bemerkungen
Ch.-St. >64
3000 Faulen
Centraler Pacifik
T.-St 44
V. 3070
Guinea* trom
.. .. 46
V. 3000
|
1
Amgraprochcn birnförrnig
h « 49
V. 3500
. NiidJKjunt« 'riaUt roni
1
Ausgesprochen bimförmig
« « 5°
V. 2000
1
1
« .. 73
„ „ 88
V. 2000
V. 2000
1 Bengurlaitroni
2
- .. <73
V. 2500
Südlich«' r Indik
I
Mit blutiger Schale
„ 182
V'. 2400
Ind. Sit<Ui|iutorü]>trom
'
„ « 214
V. 2000
Nördlicher Indik
2
AhoraUeite altgeflrwht
« « 2«5
V. 2UOO
Nördlicher Indik
20
Alaorahcite al geflacht (vetgl. Taf, XXV, F^j. 191, 10m
Teil dünnschalig; 1 Exemplar (’ j (Taf. XXIV,
Fig. 189I
.. « *37
V. 2000
Nördlicher Indik
1
Grolle derbe Form, hhnlich der von Station 49
218
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fi«f»e**K*dioUrien.
219
Verbreitung. Ausgesprochen äquatoriale trioceanische Form, nur vereinzelt
außerhalb der 20. Breitengrade vorkommend (Station 88 und 173).
Tuscarora porcellana John Murray.
Textfig. 2}.
Tuscarvra fwrttlfona John Murray, 1885, Ta f. A, Fig. 1 8 ; Haeckel, 1887, P- *708, Taf. C, Fig. 6 a, 6 b.
Schale bimförmig, mit 2 parallelen vertikalen Oralstacheln am
stacheln in der aboralen Schalenhälfte. Die l>eiden Oralstacheln sind
gerade, kürzer als die Schalenhälfte und liegen einander in den zwei Ecken
des schmalen Mundes gegenüber. Ihre Basis weist 4 herzförmige Foren
auf. Die 3 Aboralstacheln entspringen zwischen dem mittleren und
aboralen Drittel der Schale, sind gerade, cylindrisch, bedomt, ungefähr
so lang wie die Schale und divergieren aboralwärts; ihre Basis ist von
4 eiförmigen Poren durchsetzt Stachelformel (■*•).
Schalenhöhe nach Haeckel 1,5, Breite 1,3 mm.
Mund und 3 Aboral-
Fig. 2 J. Ttucarora por-
cfllana. Nach John MURRAY,
1K85. Taf. A.Hg. (8.
Diese Form, von welcher mir keine Exemplare vorliegen, scheint T WyvilUi sehr nahe-
zustehen und unterscheidet sich von dersellxin im wesentlichen wohl nur durch die Zahl der
Oralstacheln.
Fundort: Ch.-St 325, südlicher Atlantik, 2650 Faden.
2. Gattung. TuseariUa (Haeckel).
Schale kugelig, pyramiden- oder schildförmig. Perlstom mehr oder weniger rohrartig
verlängert am Ende etwas erweitert an seinem Rande 3 — 6 in gleichen Abständen angeordnete,
lange, gerade, meist stark divergierende Oralstacheln mit
wenigen, eiförmigen Basalporen (strahliger Pcristomtypus).
Die Aboralstacheln sind stets aboral gelagert und um-
säumen die gewölbte oder abgeplattete Scheitel fläche. Die Zahl
der Stacheln, insbesondere der Oralstacheln ist großen Schwan-
kungen unterworfen.
TuseariUa ampulla V. Haecker.
Textfig. 24.
Tuuarusa ampulla V. Haeckek, 1904, S. 145, Fig. 15.
Schale kugelig, mit rohrartig verlängertem Peristom.
3 Oralstacheln, 3 die gewölbte Scheitel flache umsäumende
Aboralstacheln. Stachelformel ( ~ ).
Schalenhöhe (einschließlich des Peristoms) 145 mm.
Fundort: Vom „Gauß“ in der Antarktis erbeutet (vergl.
1904, S. 146).
219
Fig. 24. Tmcariila ampulla.
V. 11a». M I», 1904,' Fig. 15.
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220
Valextin Haxckex,
T. nationalis (Borgert).
Taf. XXII, Fig. 180; Taf. XXVI, Fig. 198—202.
Ttutarora nationnlis Borgert, 1892, S. 1 80, Ta/. VI, Fig. 7; 1901b, S. 44, Fig. 52; 1902, S. 575: 1905, S. 106,
Tal. IX, Fig. 1 — 4; V. Haecker, 1904, S. 151, Fig. 18.
Schale dreiseitig-pyramidal mit abgerundeten Kanten, am oralen Ende in ein
Rohr auslaufend, das, trichterförmig erweitert, an seinem Rande vier bis sec hs in gleichen
Abständen angeordnete lange, gerade oder nur schwach gebogene, stark divergierende
Oral stacheln trägt. letztere dreimal so lang wie die Schale oder noch länger, an ihrer Basis
von 1 — 3 länglich - runden Poren durchbrochen. An den aboralen Ecken der Schale drei
gerade, ebenfalls stark divergierende, aber kürzere Aboralstacheln, die etwa
ebenso lang oder wenig länger als die Schale sind und in ihrer kegelförmig erweiterten Basis
einen Kranz von 3 — 5 länglich-runden Poren aufweisen. Oral- und Aboralstacheln in einfache
Spitzen auslaufend, mit zahlreichen, nach dem distalen Ende zu gekrümmten Domen besetzt.
Stachelformel ( ) .
Höhe der Schale nach Borgert 1,2 — 1,35, Breite 1,1 — 1,15 mm.
Mit obiger, nahezu wörtlich von Borgert (1905, S. 106) übernommenen Diagnose stimmen
die von der „Valdivia“ im nördlichen Indik erbeuteten Exemplare fast durchweg überein. Wenn
dagegen Borgert an anderen Stellen (1892, S. 180; 1905, S. 97) sagt, daß bei 7. national is
die Porenkanälc fehlen und daß die Schalen wandung nicht jene poröse, „porzellanartige“ Be-
schaffenheit besitze, wie sie sich sonst in der Familie der Tuscaroriden vorfinde, sondern wegen
ihrer polygonalen Felderung an die Circoporidenschale erinnere (vergl. 1905, Taf. IX, Fig. 4),
so habe ich bei meinen indischen Exemplaren nichts Derartiges finden können. Vielmehr unter-
scheiden sich die mir vorliegenden Schalen nur durch die geringere Zahl und die geringere
Weite der Porenkanäle, durch etwas derbere Tangential nadeln und vor allem durch eine gröbere
Spongiosastruktur von anderen Tuscaroren, beispielsweise von T. tubulosa.
Die Art variiert sehr bezüglich der Zahl der oralen Stacheln. Borger r fand bei seinen
nordatlantischen Exemplaren gewöhnlich 6, seltener 5 Oralstacheln, während l>ei den indischen
Exemplaren die Zahlen 4 und 5 gleich häufig vorkamen.
Fundorte:
Station
Tiefe
Stromgebiet
Indlveduenraht
Bemerkungen
Pl.-Exp.
23- VII.
400 — 600 m
(Temp. bei
400 m 6,9°)
Irmingerwe (pftrdl. Atlantik)
8
(!> *elM" Cf)
T.-Sl 173
V. 2500
Südlicher Indik
(7)
.. » 3>4
V. 2000
Nördlicher Indik
Cf)
» n 231
V. 2000
Cf) - Cf)
.. „ «3
V. 1900
Cf)
„ „ 228
V. 2500
0
.» h »35
V'. 2000
220
Cf)
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TiefK'C'K «dloLiien.
221
Verbreitung. Nach den bisherigen Ergebnissen gehört T. nationale dem Atlantik und
Indik an und bewohnt das Kühlwasser der skotoplanktonischen Schichten.
T. scutellum (V. Haecker).
Taf. XXIV, Fig. 184; Taf. XXVI, Fig. 203.
Tuscarvni tcuttUum V. HaECKER, 1904, S. 143, Fig. IO.
Schale dreieckig-schildförmig. Peristom kelchartig mit vier oralen Stacheln.
An den aboralen Ecken der Schale zwei Aboral stach ein. Stachelformel (*).
Höhe der Schale (einschließlich des Peristoms) 1,5 mm.
Diese der Tuscarilla national is nahestehende Form ist anscheinend auf den südlichen Indik
lokalisiert, weshalb ich sie vorläufig noch als selbständige Art festhaltc.
Fundorte: T.-St 173 (südlicher Indik, V. 2500, 5 Exemplare), 175 (südlicher Indik,
V. 2200, 1 Exemplar).
T. ccimpanella (V. Haecker).
Taf. XXV, Fig. 193— *95-
Tuscarora camfxnutla V. H A ECKER, 1904, S. 143, Fig. 13: Borokrt, 1905, S. 106.
Schale umgekehrt glockenförmig mit annähernd ebener Aboral fläche;
Peristom sehr kurz und weit, kclchförmig, mit vier bis sechs nahezu horizontal ab-
gehenden Oral st ach ein, welche an der leicht aufgetriebenen Basis 3 — 4 Basalporen besitzen.
Der Rand der Aboralfläche ist von fünf bis sieben stark divergierenden Aboralstacheln um-
säumt Stachelformel
Durchmesser der Aboralfläche 1,6 — 1,7 mm; Schalcnhöhc (berechnet) 1,2 mm.
Diese der Tmcarilla nationale nahestehende Form ist von ihr durch die gedrückte Schalen-
form und die größere Anzahl der AI>oralstache!n unterschieden. Bemerkenswert ist vor allem
die regelmäßige Architektonik des Peristoms und die ursprüngliche Beschaffenheit der Basal-
kegel der OraLstacheln, welche noch vollkommen den Typus der Aboralstacheln zeigen (Taf. XXV,
Fig. 193; s. oben S. 194).
Fundorte:
Station
TU-fe
Stmmgelwt
| Imlividucnxahl
Benwkungcn
T.-St. 49
V. 4500
Sü«Li qua ttwialsuom
i
O
„ „ 88
V. *000
Bengutlastrom
1
(!)
„ „ 112
V. 7000 !
AgulbaUunk
1
(7)
3. Gattung. Tuscarantha (Haeckei.).
Tuscarantha, HAECKEL, 1887, S. 1706, partim.
Große Formen mit dreiseitig-pyramidaler, schildförmiger oder ballonförmiger Schale. Das
Peristom hat die Gestalt eines kurzen, breiten Rohres und trägt einen von den Basalstücken der
Oralstacheln gebildeten korbförmigen Peristom au fsatz. Die Basalstflcke der Oralstachdn
* * 221
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2 22
Valentin Hakckek.
sind spitzbogenartige Bildungen, welche aus 3 oder 4 schlanken, leicht gebogenen und kräftig
bedomtcn Pilastern bestehen, zwischen denen verhältnismäßig große, herz- oder lanzettförmige
Basalporen ausgespart bleiben. Die sehr langen Oralstacheln sind meist in der Dreizahl vor-
handen, mäßig divergierend, ausnahmsweise auch parallel gerichtet (Taf. XXVI, Fig. 205),
nur l)ei einer Art ( T. hydrd) gehen sie in nahezu horizontaler Richtung ab. Die Aboralstacheln
haben eine aborale oder apikale Lage und sind in der Zahl von einem bis dreien vorhanden.
Tuscarantha tetraedra (John Murray).
Text fig, 25.
Tuscarora tetraedra John Murray, 1885, Taf. A, Fig. iq; Borgert, 1905, S. 105.
Tutcarora tetrahedra H aeckki., 1887, P- 1 7°7> Taf. C, Fig. 4, 4 a.
Schale tctraedrisch oder dreiseitig-pyramidal mit al »gerundeten Kanten, mit
3 Oralstacheln und 3 mit diesen alternierenden Aboralstacheln. Peristom von der Gestalt eines
kurzen breiten Rohres mit korbförmigem Aufsatz, welcher von den Basal-
stücken der mäßig divergierenden Oralstacheln gebildet wird. Die Aboral-
stacheln sind nach Haeckel kegelförmige Fortsätze der Schale,
die an den drei aboralcn Ecken derselben stehen und
kaum ein Viertel so lang wie die Schale sind.
Schalen höhe 2,5, Breite 2jo mm.
Es liegt selbstverständlich die Annahme nahe, daß
Haeckel Exemplare mit abgebrochenen Aboralstacheln vor
sich gehabt habe, wie denn auch die letzteren in der
MuRRAv’schen Abbildung als abgebrochene Stümpfe er-
scheinen. In diesem Fall würde Tuscarantha Braue ri mit
T tetraedra zu vereinigen sein (vergL auch Borc.ert, 1905,
S. 104). Da indessen auch sonst, nämlich l»ei Varianten
von Tuscaretta tubu/osa, Verkürzungen und Umbildungen
wenigstens der Oralstacheln Vorkommen, so muß die Mög-
lichkeit der artlichen Selbständigkeit beider Formen aufrecht erhalten werden.
Fundort: Ch.-St. 348, tropischer Atlantik (Haeckel).
Fig. 15. Tusearautha tetraedra ( Tuuarora tetra -
krdra IiAECKEL). a nadj HaktkEL, 1887. Tal. C,
Fig. 4, b nach John Mokka r, 1885, Taf. A. Fig. 19.
T. Brauen V. Haf.cker.
Taf. XXV, Fig. iq6 und 197; Taf. XXVII, Fig. 209 und 210.
Tusearora krauen V. Haecker, 1904, S. 142, Fig. 11; Borüert, 1905, S. 105.
Schale dreiseitig-pyramidal mit abgerundeten Kanten oder selten vierseitig-pyra-
midal oder dreieckigschildförmig (var. tnangu/a , Taf. XXVII, Fig. 210). Peristom von der Ge-
stalt eines kurzen, breiten, an der Oeffnung etwas erweiterten Rohres mit typisch entwickeltem
korbförmigem Peristom aufsatz. Die drei langen Oralstacheln mäßig divergierend.
Drei, seltener 2 oder 4 sehr lange, mäßig divergierende Aboral stacheln. Stachelformel
£ \
Höhe der Schale (bis zum Peristomrand) 1,8 — 2,3 mm.
222
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Tiefsct-Radiolarien.
223
T. Brauen unterscheidet sich von T. Mraedra durch die außerordentlich langen Stacheln
(s. die Beschreibung von T. Mraedra). Weitaus die meisten der mir vorliegenden Exemplare
sind dreiseitig-pyramidal und besitzen drei Al>oralstacheln. Nur ein Exemplar aus dem Atlantik
hatte 4 Aboralstacheln. An verschiedenen Stationen des Indik wurden dreieckig-schildförmige
Formen mit zwei Aboralstacheln gefunden. Da in Station 215 dreiseitig-pyramidale und drei-
eckig-schildförmige Exemplare nebeneinander vorkamen und außerdem an derselben Station ein
etwas verkrüppeltes Exemplar angetroffen wurde, welches eine annähernd dreiseitige Schale, aber
nur 2 Aboralstacheln besaß (Taf. XXV, Fig. 196 u. 197), so möchte ich an der artlichen Zu-
sammengehörigkeit der dreiseitigen T. Brauen und der zweiseitigen T Brauen triangula keinen
Zweifel hegen.
Fundorte:
Stau
m
Tiefe
Stromgebiet
[uüoiducnzjtlil
ßemcikungrn
T.-St.
4'
V. 1300
2
43
V. 2500
Guincastrom
*
1 j, 1 Bruchstück
n »
44
V. 3070
1
„ „
46
v. 3000
»
(f)
H H
49
V JSOO
SiidtijuatoriaUtrom
4
3 (D- • (D
" »
50
V. 4000
(f)
" »
54
V. 2000
Ciuine.LUrnm
(;!)
- »
V. 3000
Golf von Gcmia
(7)
-
»9
V. 30c»
Benguebstrom
I
(7)
«75
V. 2200
Südlicher Indik
1
C)
» ..
182
V. 1400
lud. SüdüqtuturbiUtrnni
1
f ) (var. Iriirngnla)
- "
al4
V. 2000
Nördlicher Indik
C ,var- tr,a*JT"/a)
Kf)
•f »
»«5
V. 2500
Nördlicher Indik
9
{t UelierRaitgsfoim
I? ( * ) Ivar. triangula)
221
V. 2000
1
Cf)
" »
228
V. 2500
Nördlicher Indik
7
(i)
268
V. 1500
4
(f)
Verbreitung. T. Brauen ist vorzugsweise eine Bewohnerin der äquatorialen Gebiete
des Atlantik und Indik. Nur im Benguelastrom und im südlichen Indik wurde sie südlich des
Wendekreises, jedoch noch innerhalb des 40. Graders angetroffen. In den nordöstlichen Gebieten
des Indik tritt die Varietät triangula als Lokalrasse auf.
223
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Valentin Haecker,
224
T. Luciae V. Haecker.
Taf. XXVI, Fig. 205 und 206; Taf. XXVII, Fig. 207.
Tuscaridtum Luciae V. Haecker, 1904, S. 149, Fig. 140; BORGERT, 1905, S. 108.
Schale ballon förmig mit stark gewölbter Aboral- und allmählich sich veijüngender Oral-
hälfte. Aboralfläche in allmählicher Krümmung in den sehr kräftigen Basalkegel des Apikal-
stachels ausgezogen. Peristom von der Gestalt eines kurzen, breiten, an der Oeffnung etwas er-
weiterten Rohres, mit wohlausgebildetem, korb förmigem Peristom aufsatz. Drei sehr
hinge, die doppelte Schalenlänge erreichende Oralstac he 1 n. Ein einziger Apikalstachel
von doppelter Schalenlängc. Stachelformel (-J).
Höhe der Schale von den Basalporen des Aboralstachels bis zum Peristom rand (Basis
der Oralstacheln) 3 mm; Länge der Oralstacheln 6 mm; I .finge der Aboralstacheln 6 mm.
ln Bezug auf die Schalenform treten verschiedene Varietäten auf, insofern nicht sämtliche
Exemplare die außerordentlich elegante Form des in Taf. XXVII, Fig. 207 abgebildeten Exemplar»
aufweisen. Auch sonst sind Individualvarianten nicht selten. So zeigt das in Taf. XXVI, Fig. 205
abgebildete Exemplar einen schräg aufsitzenden Aboralstachel (ähnlich manchen Exemplaren von
Euf'hysetla efegans), einen sehr stark eingeschnürten Peristomhals und parallel gerichtete Oral-
stacheln, das Exemplar der Fig. 206 eine plumpe, sehr stark verbreiterte Schale und stark diver-
gierende Oralstacheln.
Borgert (1905, S. 104, 108) hat im Hinblick auf die Uebereinstimmung, welche die
Pcristombildung von T. Lucia* mit derjenigen von T Brauen zeigt, und mit Rücksicht darauf,
daß von T. Brauen eine Varietät (var. friaugu/a) mit nur 2 Aboralstacheln bekannt ist, die
Vermutung ausgesprochen, daß auch T. Luciae nur eine Varietät von 7\ Braue ri sei, bei welcher
die Reduktion der Aboralstacheln bis zur Einzahl gegangen ist. ..Die drei in Rede stehenden
Formen würden eine völlig geschlossene Reihe bilden.“
Wenn nun thatsächlich auch eine weitgehende Uebereinstimmung bezüglich der Peristom-
bildung, der Schalengröße und des Aufenthaltsortes zwischen T. Luciae und Brauen besteht und die
Unterbringung beider Arten innerhalb einer Gattung notwendig zu sein scheint, so möchte ich doch
der Annahme von Borgf.rt zwei Umstände entgegenhalten. Erstens würde eine Vereinigung
der beiden Arten nur dann Ijegründet werden können, wenn sich Uebergangsformen zwischen
den beiden nachweisen lassen, so etwa, wie der ol)en beschrieliene Krüppel eine Zwischenstufe
zwischen T. Brauen und T. Brauen var. triangula darstellt Beweist doch eine solche monströse
Zwischenform, daß in dem betreffenden Organismus zwei verschiedene Anlagen stecken, welche
miteinander einen zuweilen unentschieden bleibenden Konkurrenzkampf zu bestehen haben. Zweitens
muß gesagt werden, daß ja die Unterschiede zwischen T. Luciae und Braueri nicht bloß in der
ungleichen Stachelzahl Ixstehen, daß vielmehr durch die Stellung der Stacheln eine ganz ver-
schiedene Funktion derselben und damit erheblich verschiedene statische Verhältnisse bedingt
sind. Während l>ei T. Brauen dje schräg nach außen gerichteten Aboralstacheln sicherlich die
Bedeutung von Schwebeapparaten haben — eine Funktion, in welcher sie möglicherweise, ähnlich
wie die Oralstacheln von T. naiionalis, durch eine Art Spannhaut unterstützt werden — , kann
eine solche Bedeutung für den Apikalstachel von 7\ Luciae nicht in Frage kommen, vielmehr
muß hier das statische Gleichgewicht und die Sehwebfähigkeit im wesentlichen schon durch die
224
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T ief *ee-Radiolaricn.
225
Schale selbst und durch die Oralstacheln ljedingt sein. T. Brauen und T. Lutiae verhalten sich
daher nicht zu einander wie die „Stachel-Mutanten“ der anderen Tuscaroren, sondern wie die beiden
nahe verwandten antarktischen Challengeriden Protoeystis bicornis und Swirti.
Fundorte:
Station
Tiefe
Stromgebiet
Individuenuhl
Bemerkungen
T.-St. 66
« m 74
- *8
- 214
« .. 215
.. .. aj»
V. 3000
V. 3000
V. 2000
V. 2000
V. 2500
V. 1 300
1 Golf tob Guinea
| Henguclastnim
r
jNOntlirher IndOc
I
J
t
s
1
3
i Exemplar mit parallelen Oralstacheln
T. hydra n. sp.
Tcxtfig. 26.
Schale spindelförmig, derbwandig, mit einem Apikalstachel. Peristom von der
Gestalt eines kurzen, breiten, an der Oeffnung erweiterten Rohres. Fünf Oral stacheln,
welche, ähnlich denen von T Braturi und Luc tat, stark
entwickelte, von mehreren großen Fensteröffnungen durch-
brochene Basalstücke besitzen, aber horizontal ab-
gebogen sind. Stachelformel ( ' ).
Höhe der Schale (vom Peristomrand bis zu den
Poren des ApikalstacheLs) 2,8 mm.
Fundort: T.-St 115 (Wurzel des Benguelastroms,
V, 1 Ex.).
4. Gattung. Tuscaridium Haeckel.
Tutctiridium Ha ECK EI, 1887, p. 1709; BORGKRT, 1905, S. 108, partim.
Große Formen mit spindelförmiger oder
vielseitig-pyram idaler Schale. Peristom verlängert,
halbkreisförmig umgebogen, so daß die Schalenmündung
aboraUvärts zu liegen kommt, im ganzen heim förmig
(nach Haeckel vogelkopfähnlich). Vier Oralstacheln,
welche an den Seitenflächen des Peristoms paarweise, im
ganzen in kreuzweiser Anordnung hervortreten und
eine nahezu horizontale Lage haben. Ein einziger
Apikalstachel oder 5 — 6 Aboralstacheln.
Die Gattung Tuscaridium Ist von Haeckel für die
beiden einander nahestehenden Formen T. cygneum (John
Mi'rray) und lithomithium Haeckel aufgestellt worden Fig. 26. Tmcarantka hydra n. *p.
mit der Diagnose: „Tuscaroriden ohne radiale Alxtralfüße,
dagegen mit einem terminalen, axialen Kaudalfuß und einer variabel« Zahl von Grkoralzähnen“.
Dieser Diagnose fügte sich auch Tuscarantha Luciae ein, weshalb ich (1904, S. 149) und
225
Dmtarll« Hebte- Expedition liq*— l fc». Hd. XIV. 2e)
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226
Valentin Harckkk,
Borgert (1905, S. 108) diese Art mit der Hakte ei.’ sehen Gattung Tuscaridium vereinigt haben.
Die genauere Untersuchung der Familie hat nun aber erkennen lassen, daß die Schalenform
als systematisches Kriterium eine wesentlich geringere Bedeutung hat als die Beschaffenheit des
Peristoms. In letzterer Hinsicht ist nochmals daran zu erinnern, daß das Pcristom bei T. Luciae,
morphologisch betrachtet, eine durchaus andere Bildung ist als bei Tuscaridium cygneum.
In dem einen Fall hat es die Gestalt eines kurzen breiten Rohres, welches einen von den Basal-
stöcken der Oralstacheln gebildeten korbförmigen Aufsatz trägt, im anderen Fall ist es nahezu
halbkreisförmig umgebogen, und die Oralstachcln sind nicht seinem Rande, sondern seinen Seiten-
flächen eingepflanzt (S. 195, Textfig. 2 1 c). Sie besitzen demnach noch vollständige Basalkegel deren
Fenster durch einen basalen Hohlraum ins Innere des Peristom rohres führen und welche also in
dieser Hinsicht, gegenülxjr den Oralstacheln von T. Luciat \ ursprünglichere Verhältnisse aufweisen.
Während also Tuscarantha Luciat in Bezug auf die Peristombildung in jeder Hinsicht mit
T. Braueri ftbereinstimmt, steht T. cygneum bis auf kleine Einzelheiten des Peristoms mit einer
neuen „Valdivia“-Art, Tga/eaium , im Kinklang. In lieiden Fällen zeigt das Peristom eine doppelte
Umknickung, nämlich am Abgangsort des „dorsalen“ OraLstachelpaarcs und am unteren Ende der
Schalenachse, in beiden Fällen weisen die Oralstacheln genau die nämlichen Anordnungsverhältnisse
auf, in beiden Fällen ist das Peristom mit Domen bewehrt, von kleinen fensterartigen Oeffnungen
(buccal holes, Haeckel) durchbrochen und mit einem unregelmäßig zackigen Mündungsrande
versehen.
Gegenül>er dieser vollkommenen Uebereinstimmung bezüglich der Peristombildung ist,
wie ich glaul)e, die verschiedene Schalenform von Tuscaridium cygneum und galeatum kein ge-
nügender Grund, um die beiden Formen so weit voneinander zu trennen, wie dies Borgert in
seinem System gethan hat Vielmehr entspricht es wohl den natürlichen Beziehungen, wenn sie
in einer Gattung miteinander vereinigt werden.
Tuscaridium cygneum (John Murray).
Taf. XXVI, Fig. 204 ; Taf. XXXII, Fig. 243 ; Taf. XXXIII, Fig. 254.
Tuscarora ergneo John Murray, 1885, p. 226, Taf. A, Fig. 20.
Tuscaridium cvgneum Haf.CK.EL, 1887, p. 1709, -j- Tuscaridium lithomithium IlAECKEL, 1887, p. 1710, Taf. C,
Fig. 8, 8 a, 8 b.
Schale spindelförmig, etwa zweimal so lang als breit Peristom helmförmig;
jederseits mit einigen unregelmäßigen fensterförmigen Oeffnungen („buccal holes“), mit bedomter
Außenfläche und unregelmäßig zackigem Schalcnmund. An den Seitenflächen des Peristoms ent-
springen jederseits zwei horizontale, kreuzweise angeordnctc Oralstacheln.
Am aboralen Schalenendc ein langer Apikalstachel. Stachelformel (').
Schalenhöhe nach Haeckel 3,2 mm (T. cygneum) bis 3,6 mm (T. lithomithium)
Schalenhöhe der atlantischen Exemplare '2,9 — 3 mm.
Varianten: Haeckel hat eine zweite, gleichfaLs nordpacifische Art, Tuscaridium tith-
omithium , unterschieden, welche sich durch folgende Merkmale von T. cygneum unterscheiden soll:
Die gekrümmte Proboscis des Peristoms ist breiter und dorniger; die 4 Aboralstacheln
und der Apikalstachel sind sehr dornig (bei T, cygneum nahezu glatt); die Zahl der „buccal
holes“ l)cträgt jederseits 6 — 8 (bei T. cygneum 3 — 4); jeder Oralstachel ist an der Basis von
226
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Tiefaee-Radiolarien.
2*7
6 oder 8 Poren durchsetzt (bei T. cygneum von 4); die Basis des ApikaLstacheLs weist 4 kreuz-
weise gestellte Poren auf (bei T. cygneum nur 2); die Lange der Schale beträgt 3,6 mm (bei
71 cygneum 3,2).
Die mir vorliegenden tropisch-atlantischen Exemplare stimmen in Bezug auf die außerordent-
lich dornige Beschaffenheit des Peristoms und der Stacheln mit T. lilhorniihium Oberein, dagegen
stehen sie hinsichtlich der geringen Zahl (2 — 3) der Basalporen, der Oral- und Aboralstacheln,
sowie hinsichtlich des Schalendurchmessers mit /. cygneum im Einklang. Sie stellen also eine
natürliche Zwischenstufe zwischen den lieidcn 1 Iaki kll' sehen Formen dar, so daß deren Ver-
einigung in einer Spccics geboten erscheint, um so mehr als die nordpaciflschen Fundorte der
beiden H.vECKB.’schen Formen einander sehr naheliegen.
Fundorte: Ch.-St 250, nördlicher Pacifik (Haeckel, T. cygneum)-, Ch.-St 264, nörd-
licher Pacifik (Haeckei, T. lilhorniihium)-, T.-St 49 (atlantischer Südäquatorialstrom, V. 3500,
Zwischenform, 9 Exemplare).
T. galeatum V. Haecker.
Tat. XXVIII, Fig. 214.
Tmstarvra gaUata V. HaECKER, 1 004, S. 145, Fig. 12; BoRGERT, 1905, S. 106.
Schale umgekehrt glockenförmig oder vielseitig-pyramidal mit ebener Aboralfläche. I’eri-
stom helmförmig mit 4 horizontalen, kreuzweise angeordneten OraLstacheln. Fünf bis
sechs Abo ralstachcln. Stachelformel
Schalenhöhe (von der Aboralfläche bis zur unteren Knickung des Peristoms gemessen)
2 — 2,3 mm.
Fundorte:
Stall* in
Tiefe Meeresgebiet
Individuenmhl
Bemerkungen
T.-St. 9»
V. 3000 1 Benguelastram
1
(7)
« v, 175
V. 2200 Südlicher Indik
1
(7)
218
V. 2000 | Nördlicher Indik
4
*(f>*(7)
5. Gattung. Tuscaretta (Haeckel.),
TuscareUa subgen.» Haeckel, 1887» p. 1707 (partim).
Schale nahezu kugelig, bim- cxler pflaumenförmig, zuweilen auch von der Gestalt einer
Birne mit abgeplatteter Aboralfläche (zwiebelförmig). Peristom kelch-, korb- oder schnabelförmig.
Oralstacheln dem Rande des Peristoms aufsitzend, parallel gerichtet, divergierend oder konver-
gierend, in letzterem Falle sich zuweilen kreuzend. Aboralstacheln cirkoral (d. h. im
oralen Schalendrittel in der Nähe des Peristoms) ein gefügt, stark aboralwärts um-
gebogen, von bedeutender Länge und an der Umbiegungsstelle meist mit
kräftigen Häkchen versehen (z. B. Taf. XXVIII, Fig. 217). Zahl der Stacheln, namentlich
der AboraLstacheln stark variabel
Von Tuscaretta gbbosa Ckuni fanden sich einzelne Kolonien von je 8 Individuen, welche
durch eine Sagetwariu m -ähnliche gemeinsame Gitterschale verbunden waren (Taf. XXIX, Fig. 222).
22 7
*9*
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228
VAUKTIN llAXCKt»,
Auch bei anderen Formen von Tmcaretla (T. lubt/osa, passercu/a, Br/knapi) wurden häufig Reste
von Gitterwerk angetroffen. Insbesondere wurden nicht selten mehrere, 2 oder 3 Individuen
von Tuscarusa /ubt/osa (Varietät B und Q gefunden, welche durch Teile einer gemeinsamen
Gitterschale miteinander verbunden waren. Es darf wohl die Vermutung ausgesprochen werden,
daß alle hierher gehörigen Formen ein kolonicbildendes Stadium durchlaufen und daß
die cirkorale Anordnung, der geschwungene Verlauf und die besondere Bewehrung der Aboral-
stacheln Einrichtungen sind, welche sjieciell mit der Verankerung der Einzelindividuen im
gemeinsamen Gehäuse im Zusammenhang stehen.
Tuscaretta Belknapi (John Murray).
Taf. XXXI, Fig. 238 und 239; Taf. XXXII, Fig. 241; Taf. XXXIII, Fig. 231— 253.
Tutcarom Mknapii John Murray, 1885, p. 226, Taf. A, Fig. 15, 15a — « 5 d ; Haeckel, 1887, p. 1708.
Tuscarom murrayi Haeckel, p. 1706, Taf. C, Fig. 2.
Schale bimförmig oder zwiebelförmig (bimförmig mit abgeplatteter Aboralfläche).
Peristom rohrförmig verlängert, in der Mitte meist leicht sanduhrartig eingeschnürt, seltener
(Haeckel, Taf. C, Fig. 2) leicht aufgetrieben. Drei oder vier Oralstacheln dem Peristom*
rand aufsitzend, leicht divergierend, mit abgeplatteter, von wenigen, bei den indischen Exem-
plaren meist nur von einer Pore durchbrochen. Die drei oder vier Aboralstacheln ent-
springen cirkoral, um die Basis des Peristoms herum, verlaufen zunächst oralwärts bis etwa auf
die Höhe des Schalenmundes und biegen dann in weitem Bogen aboral wärts ab. Sic besitzen
meist einen stark verlängerten, auf der Höhe ihrer Basalporen deutlich aufgetriebenen Basalkegel
und sind längs ihrer Krümmung mit kräftigen Häkchen bewehrt Bei den Exemplaren der
nordindischen T.-St 2 1 5 wurden häufig Reste einer gemeinsamen Gitterschale gefunden. Schalen-
formel (*=*).
Schalenhöhe nach Haeckei. 2,5 mm (T. htlknapi und murrayi) ; Schalenlänge der
indischen Exemplare (einschließlich des Peristoms) 2,8 — 2,9 mm.
Varianten: Auch diese Form weist bezüglich der Zahl der Oral- und Aboralstacheln
individuelle Variationen auf, wenigstens fand ich im nördlichen Indik an nicht sehr weit vonein-
ander getrennten Stellen Exemplare von der Stachelformel ( j ) und ( ^ ), von denen die ersteren
der HAECKEL’schen Art Tusearora murrayi entsprechen. Die ursprüngliche MrttRAv'sche Art
Tusearora Mknapii mit der Stachelformel ( ' ) stellt offenbar eine Zwischenform dar, weshalb
ich für die Vereinigung der beiden Arten eintreten möchte, um so mehr als dieselben vom
„Challenger“ an zwei benachbarten Stationen erbeutet wurden.
Fundorte:
Station
Tiefe
Mmngcbict
Individuenrubl
Bemerkungen
Ch.-Sc. 295
1500 Faden
Südlichet Paciiiif
„T murray: “ ( y)
- . 193
2025 Faden
Südlicher Paciftk
! -r. ( y)
T.-St 215
V. 2500
Nördlicher Indik
So
1(7)
* .. >35
V. 2000
Nördlicher Indik
2
j<*>
„ .. »37
V. 2000
Nördlicher Indik
5
;o
228
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Tiefaec-Radiularien
229
T. aeronauta n. sp.
Taf. XXVII, Fig. 211— 213.
Tuuanua a+ronauta V. IIalckek, 1904, S. 146, Fig. 16.
Schale ballon- oder eiförmig, verhältnismäßig dünnschalig. Das Peristom bildet
einen kurzen, eingeschnürten Hohlcylinder und erinnert an das Manubrium mancher Medusen.
Drei1) oder vier Oralstacheln, welche der Basalporen cntlx'hren, schwach bedornt sind,
meist mit einer löffelartigen Verbreiterung beginnen und mehr oder weniger stark divergieren.
Vier bis sechs, im oralen Drittel der Schale abgehende Aboralstacheln. An sämtlichen
Exemplaren waren sowohl die Oral- als die Aboralstacheln abgebrochen, so daß über ihre Länge
und ihren weiteren Verlauf nichts gesagt werden kann.
Gitterreste wurden bei den wenigen vorliegenden Exemplaren nicht gefunden, doch weist
die Anordnung der Aboralstacheln mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß ein kolonie-
bildendes Stadium durchlaufen wird.
Stachelformel (jz* ) *)•
Schalen höhe 1,6 mm.
Fundorte:
Station
Tiefe
Meeresgebiet
Individuenrahi
Bemerkungen
T.-St. 91
V. 2000
Kenguelastnmi
I
(7)
» » '35
V. 1500
Antarktis
2
G)-Ct)
Verbreitung. Diese Form gehört nach den Befunden der „Valdivia“ und einem damit
übereinstimmenden Funde des „Gauß“ den kalten und kühlen Meeresgebieten der südlichen
Hemisphäre an. Sie 'scheint hier die mehr in wärmeren Meeresteilen verbreitete T ßclknapi
zu vertreten.
T. cepa n. sp.
Taf. XXVIII, Fig. 221.
Schale bimförmig, mit abgeplatteter Aboralfläche (zwiebelförmig; cepa, Zwiebel),
bei dem vorliegenden Exemplar von außerordentlich geringer Wanddicke. Eine eigentliche
Peristom bildung fehlt; die Schale verjüngt sich ganz allmählich vom aboralen Drittel
gegen die weite Schalenöffnung hin. Drei Oral stacheln, welche mit verbreiterten, spitz-
bogenartigen Basalstücken der Schalenöffnung ansitzen. An dem vorliegenden Exemplar
waren nur 2 Aboralstacheln erhalten, jedoch ließ die Bruchstelle der Schale deutlich erkennen,
daß im ganzen 3 vorhanden waren. Die Aboralstacheln entspringen sehr nahe der Schalen-
öffnung mit breitem Basalkegel und sind in ihrem Anfangsabschnitt mit Häkchen versehen (bei dem
vorliegenden Exemplar sind sie an der Krümmungsstelle abgebrochen). Schalenformel ( J ).
Schalenhöhe 1,58 mm.
1) Vom „GauBM wurden in der Antarktis 2 Ksemplare mit drei Oral* und 5 Altorabtacbeln gefLucht. VergU hierzu
V. Haeckea, 1904, S. 146.
229
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230
Vaumt» H.veckex,
Diese Form vereinigt in eigentümlicher Weise die Merkmale von 7\ Belknapi und gfobosa
in sich, indem sie von ersterer die zwiebelförmige Schalenform, von letzterer die spitzbogen-
artigen Basalstücke der Oralstacheln aufweist.
Fundort: T.-St 215 (nördlicher Indik, V. 2500, 1 Exemplar, zwischen zahlreichen Exem-
plaren von 1. Jn/knapi gefunden).
T. g/obosa (Borgert).
Taf. XIX, Fig. |6^; Taf. XXVIII, Fig. 215 — 217: Taf. XXIX, Fig. 222 — 223; Tal. XXXII, Fig. 242, 249.
Tuuanua g/oboui Borgert, 1902, S. 575, Fig. L; 1905, S. 107, Taf, IX, Fig. 5 und 6.
„Tuscamra“ CH LN, Aus «len Tiefen «les Weltmeeres, 1. Auf]., Jena 1900, S. 208, Fig. 1.
Tuuanua Chuni V. Haecker, 1904, S. 148, Fig. 17.
Schale von annähernd kugeliger Gestalt (var. atlaulica ) oder mützenförmig mit ver-
kürzter Hauptachse und etwas abgeplatteter Aboral- und Oralfläche (var. Chuni). Peristom von
der Gestalt eines kurzen, breiten, von der Schale gut abgesetzten Rohres. Drei kurze, dünne,
leicht divergierende Oralstacheln, welche mit spitzbogenartigen, von i oder 2 großen
dreieckigen Fenstern durchbrochenen Basalstücken dem Peristomrandc aufsitzen. Die vier bis
sechs schlanken, sehr langen Ab oralstacheln umsäumen in mäßigem Abstande die Oral-
flächc und krümmen sich in weitem Bogen nach der Aboralseite um. An der Krümmungs-
fläche sind sie mit zahlreichen Häkchen besetzt
Die gemeinsame Gitterschale der antarktischen Form (Taf. XIX, Fig. 169) hat
im ganzen die Struktur der Schale von Sagrnoarium. Sie besteht aus 2 konzentrischen Gitter-
schalen, deren Maschen durch lauter gleichseitige Dreiecke gebildet werden. Die beiden Schalen
sind durch zeltförmigc Nadelbündel miteinander verbunden, welche mit ihrer Basis in der inneren,
mit ihrer Spitze in der äußeren Schale liegen und mit den verlängerten Zeltstäben ülier die
letztere noch eine Strecke hinausragen •).
Die Einzelindividuen sind mit ihren Schalen in fensterförmige Oeffnungen der gemein-
samen Gitterschale eingelassen, so daß das Peristom und die Oralstacheln innerhalb der Gitter
schale gelagert sind. Die Zeichnung Taf. XXIX, Fig. 222 wurde nach den l»eidcn vollständigen
Kolonien angefertigt welche von der „Valdivia“ in Station 142 erbeutet worden sind. Die beiden
Kolonien waren damals noch vollständig intakt und ertrugen eine Zeitlang ein vorsichtiges
Rollen zum Zweck der Orientierung. In diesem Zustand bot sich uns bei der verhältnismäßig
schwachen (23-faehen) Vergrößerung immer wieder das hier dargestellte Verhältnis zwischen den
Einzelgehäusen um! der (jitterschale, ohne daß wir zunächst in der I-age waren, über die Art
der Einlassung etwas Genaueres zu ermitteln, da die Anwendung von stärkeren Vergrößerungen
wegen der die Gitterschale überragenden Aboralstacheln nicht möglich war. Inzwischen haben
aber die Kolonien bei dem mehrfachen Transport und bei den übrigen mit der Untersuchung
verbundenen Manipulationen Schaden gelitten und mehrere Einzelgehäuse sind in die Tiefe ein-
gebrochen, so daß die Fensteröffnungen wenigstens zum Teil freigelegt worden sind. An diesen
Stellen Ist folgendes zu erkennen:
1) Die Begrenzung der Fensteröffnungen wird ausschließlich durch Knotenpunkte und
durch vollständige, von je 2 Knotenpunkten eingeschlossene, den Einzelgehäusen tangential
I) UcLiex di« Unlcnchiede ton der Sagrnoariu iw-Sclt.il« vcrgl. ulien S. I'j7 unten.
230
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Tieficc-Rndiolarwfi.
23'
anliegende Stäbe gebildet (Taf. XXIX, Fig. 223, konkave Seite). Frei hervorragende, d. h. nur
von einem Knotenpunkt gestützte, vollständige oder unvollständige Stäbe kommen, im Gegen-
satz zu künstlich erzeugten Rissen und Brüchen, nicht vor.
2) Die Hexagone der unteren Schalenlamelle, auf welchen die Pyramiden sich erheben,
weisen in der Nähe der Fensteröffnungen vielfache Umbildungen und Reduktionen auf, so daß
Vierecke, Hexagone mit ausgefallenen Radialstälien u. s. w. entstehen. Dementsprechend zeigen
auch die Zelte, sowie die Maschen der oberen Lamelle Modifikationen aller Art, insbesondere
Reduktionen (big. 223). Im ganzen Findet man ähnliche Unregelmäßigkeiten das Maschen Werkes,
wie an den spitzigen Polen der Schalen von Sagenoarhtm » Autalractus u. s. w.
3) Der Rand der Fensteröffnungen bildet großenteils, entsprechend der Form der oralen
Hälfte der Finzelgehäuse eine Art Böschung, insofern der Rand der unteren Lamelle über den
der oberen hervorragt (Fig. 223, rechts oben). Doch kann an einzelnen Stellen auch die obere
Lamelle über die untere Überhängen (Fig. 222, links olien).
4) An den Durchtrittsstellen der Aboralstacheln sind keine besonderen Modifikationen des
Maschenwerkes zu erkennen.
Schalendurchmesser der atlantischen Form nach Borgert 1,1 — 1,2 mm; Schalen-
höhe (einschließlich des Peristoms) bei den atlantischen Exemplaren der „Valdivia“ 1,35, bei den
antarktischen Exemplaren t,i mm.
Varianten: Nach dem vorliegenden Material sind 2 geographische Unterarten zu
unterscheiden :
a) Tuscaretta globosa atlantica (Taf. XXVIII, Hg. 215) mit den von Borgert
angegebenen Merkmalen. Gekennzeichnet durch die annähernd kugelige Schalenform,
durch die außerordentliche Wanddicke (dieselbe ülxirtrifft mit 0,025 mm die Wanddickc aller
anderen Tuscaroridcn), durch die geringere Zahl der Aboralstachcln (meist 4, selten 5).
Bei einzelnen südatlantischcn Individuen fand ich sehr stark hervortretende Porenhöcker, infolge-
dessen die Schalenwandung ein auffallend buckliges Aussehen hatte. G itterschalen reste wurden
bisher bei dieser Form nicht gefunden.
Verbreitung. Atlantik.
b) Tuscaretta globosa Chuni (Taf* XXVIII, Hg. 216 — 217; Taf. XXIX, Hg. 222).
Gekennzeichnet durch die abgeflachte, mützenförmige Schale, durch die geringere Wand-
dicke derselben und durch die größere Zahl von Aboralstacheln (meist 5, seltener 4
oder 6). Die betreffenden Individuen sind teils zu 8 durch eine gemeinsame Gittcrschalc ver-
bunden, teils mit mehr oder weniger reichlichen Gitterwerkresten versehen.
Verbreitung. Antarktis.
Die letztere Unterart hatte ich früher (1904, S. 148) unter der Bezeichnung Tuscarusa
Chuni als eigene Art beschrieben, da eigentliche Zwischenstufen zwischen ihr und der atlantischen
Form fehlen. Indessen möchte ich doch die Unterschiede zwischen beiden Können, wenigstens
was die Einzelgehäuse anbelangt, für zu geringfügig halten, um die artliche Trennung der ljeiden
Formen zu rechtfertigen, es sei denn, daß spätere Untersuchungen hcrausstcllen sollten, daß die
atlantische Form thatsächlich keinen koloniebildenden Zustand durchläuft. In diesem Fall müßte
wohl die Species Tuscaretta Chuni wiederhergestellt werden.
231
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Valentin Harckka,
232
Fundorte:
Station
Tiefe
Meereagetiiet
Individuen zahl
Bemerkungen
Pl.-E. 13. X.
Oberhalb 500 ni
N ord Äquatorialst# om
5
T. globcsa atlantica , großenteils ^ ^ seltener ( * )
T.-Sc- 88
V. 2000
Hengudastrom
5
T. globout at taut na mit außerordentlich dicken,
kugeligen Schalen; 4 ( ^ 1
S. P.-E. 1*. XI. 01 *)
V. 3000
i Südlicher Atlantik
’
(7)
T.-St. 135
V. 1500
Antarktis
21
*(f> " (f > ' (f)
„ „ «3^
V. 2000
Antarktis
10
jedenfalls großenteils ( * ^
„ 139
V. 2000
Antarktis
10
jedenfalls großenteils (y)
.. „ «42
V. 1000
Antarktis
39
'großenteils nur J® 1 Un<i
gestellt; darunter 2 vollständige Kolonien von je
8 Exemplaren ; ferner 5 durch Gittenrerk ftuamincD-
hängende Exemplare (l ( y ) und 4 auch
die übrigen Individuen großenteils durch Gitterwerk
tusammenhängrnd
M w «45
V. 1500
Antarktis
4
(f)
.. « «49
V. 1500
Antarktis
12
Cf)
Verbreitung. Anscheinend unipolar-submcrgente Art mit dem Haupt Verbreitungs-
gebiet in der Antarktis und in den Tiefen des Atlantik. Deutliche Gliederung in 2 geo-
graphische Unterarten, eine atlantische (atiantica) und eine antarktische ( Chuni). Von ersterer
wurden durch die Plankton-Expedition einige Exemplare den Tiefen oberhalb des 500 m-IIorizontes
entnommen. Es ist indessen zu vermuten, daß die Vertikalverbreitung der atlantischen Unterart
verhältnismäßig tief geht, da die im südlichen Atlantik von der „Valdivia“ und vom „Gauß“ ge-
fischten Exemplare ganz außerordentlich dicke Schalen besitzen und in dieser Hinsicht alle
anderen Tuscaroriden übertreffen. Da nun aber bei den Tripyleen ganz allgemein die Schalen-
dicke mit zunehmender Tiefe zu wachsen scheint, so wird man dazu geführt, für die atlantische
Unterart eine besonders weitgehende Tiefenverbreitung anzunehmen. Ueber die Vertikalverbreitung
der antarktischen Unterart fehlen genaue Angaben. Bemerkt sei nur, daß sie in den Vertikal-
netzfängen fast regelmäßig mit T. passcrcula vergesellschaftet war, für welche Form durch zwei
Schließnetzflinge das Vorkommen zwischen 470 und 700 m nachgewiesen wurde.
In Anbetracht des sporadischen Fundes der T. ghbosa atfantica im Nordäquatorialstrom
ist zu vermuten, daß die Horizontalverbreitung der T. ghbosa eine sehr ausgedehnte ist, ins-
besondere kann von der T globosa noch am ehesten unter allen bekannten Tuscaroriden erwartet
werden, daß sie einmal im nördlichen Eismeer aufgefunden wird.
Bemerkt sei schließlich noch, daß die Exemplare von T. ghbosa anütreika , welche im
Benguelastrom (T.-St 88) gefunden wurden, eine ganz auffällige Konvergenz mit den
1) Vergl V. IIakcrer, 1904, S. 148.
232
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T lef**e- Radiobr ien .
233
gleichzeitig gefischten Exemplaren von T. tubulosa (var. sphaeridiutn ) zeigten, was Größe, kugelige
Schalenform, Schalendicke und die Vierzahl der Aboralstacheln anbelangt
T. tubulosa (John Murray).
Taf. XXIII, Fig. 181; Taf. XXIV, Fig. 185; Taf. XXX, Fig. 224-233; Taf. XXXI, Fig. 234— 236;
Taf. XXXII, Fig. 244— 247, 250.
Tuuarora tubulosa John Murray, Narr. Chali.-Rxp., Vol. I, p. 226, Taf. A, Fig. 17.
Tust tir <>r<i (Tuscantta) tubulosa Ha ECK KL, Rep., p. 1707, Taf. C, Fig. 5, 5 a, 5 b -f- Tuscarusa medusa IIaECKEI., Rep.,
p. 1 709, Taf. C, Fig. 7, 7 a.
Schale bimförmig, ei - oder kuppelförmig. Peristom seitlich zusammen-
gedrückt, mit spaltförmiger Oeffnung. Zwei Oralstacheln, den Winkeln des
Peristoms eingepflanzt, bald leicht divergierend, bald parallel verlaufend, bald konvergierend oder
sich kreuzend. Drei oder vier, selten 2 oder 5 Aboralstacheln, welche im oralen
Drittel der Schale zunächst in radialer Richtung abgehen und dann in starker Krümmung in
aboraler Richtung umbiegen.
Von weiteren Merkmalen ist hervorzuheben, daß die verhältnismäßig dicke, meist bräunlich
gefärbte Schale von zahlreichen, einfach verlaufenden Poren durchsetzt ist (Taf. XXIV, Fig. 185),
daß die Aboral- und Oralstacheln in ihren Anfangsabschnitten mit mehr oder weniger zahlreichen,
vielfach stark hakenförmig gekrümmten Domen besetzt sind (siehe namentlich Taf. XXX, Fig. 234),
daß sie an ihrer Basis 4 — 5 in das Schalenlumen führende Fensteröffnungen (pedal und dental
porcs) besitzen, und endlich daß an ihnen häufig Reste eines 5/Jj>v//<w/7>/w-ähnlichcn Gitterwerkes
hängen.
Schalenhöhe 1,2 — 14 mm.
Varianten: Unter der ArtbczeichiTUng Tuscaretta tubulosa sind zweifellos die lieiden
Haeckel sehen Arten Tuscarora tubulosa und Tustarusa Medusa zu vereinigen, welche sich
nach Haeckel fast nur durch die verschiedene Zahl der AI>onilstacheln — tubulosa besitzt 3,
Medusa 4 — unterscheiden. Wenn schon l>ei den Tuscaroriden überhaupt die Zahl der Stacheln
beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, so ist dies, wie ich auf Grund des „Valdivia“-
MatcriaLs mit Sicherheit behaupten kann, speciell auch bei Tuscaretta tubulosa der Fall, so daß
eine Unterscheidung verschiedener Arten nach der Zahl der Stacheln nicht angängig Ist Aller-
dings Ist einer der drei hauptsächlichen Schalentypen, nämlich der charakteristisch bimförmige
(Taf. XXX, Fig. 234), vorwiegend mit der Dreizahl der Al>oral.stacheln kombiniert, indessen
kommen vereinzelt auch bimförmige Schalen mit 4 Aboralstacheln vor, und auf der anderen
Seite ist die Bimenform durch alle möglichen Ucbergängc mit der sul>sphärischen Kugelform
(Fig. 225) und mit der Ei- und Pflaumenform (Fig. 226 und 227) kombiniert, so daß von
einer scharfen At>grenzung speciell der bimenförmigen, mit 3 Aboralsticheln ausgestatteten
Varietät der typischen Haeckk [.'sehen Tuscarora tubulosa, nicht die Rede sein kann, und Aehn-
liches hat auch für die übrigen hierher gehörigen Eormen Giltigkeit
Im ganzen läßt sich sagen, daß sich sämtliche zu Tuscaretta tubulosa gehörige Formen
um 4 Typen gruppieren lassen:
A. Tu scaretta tubulosa typica (Taf. XXX, Hg. 228, 234). Schale birnen-
förmig, d. h. sie besitzt ihre größte Breite etwa an der Grenze zwischen aboralem und
233
Dratarfc* TMtftm-EiiwditMUi lM — >E>> M. XIV. jo
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234
Valentin IIaeckjcr,
mittlerem Drittel und ist zwischen der Basis der AboraLstacheln und dem Peristom kegelförmig
verjüngt. Zwei leicht divergierende oder parallel verlaufende Oralstacheln, welche den
größten Schalendurchmesser (von der Peristomspalte bis zum aboralen Pol gemessen) um nicht
ganz ein Viertel übertreffen. Drei, seltener zwei oder vier Aboralstacheln. Die
Oralstachcln sind in den zwei proximalen Fünfteln ihrer länge, die Aboralstacheln in ihrem
ganzen gekrümmten Anfangsallschnitt mit zahlreichen, stark hakenförmig gebogenen Dornen
besetzt
Stachelformeln (y), (*), (*).
Schalenhöhe (einschließlich des Peristoms) M mm.
Diese größte Varietät findet sich vorzugsweise in den wärmsten Teilen des Atlantischen
und Indischen Oceams neben Tuscaivra bjstcrnana und Tuscaretta Bctknapi, mit welchen sie auch
in Bezug auf die Schalenform eine gewisse Konvergenz zeigt So wurden insbesondere
typische Exemplare gefunden: T.-St 39 (Guineastrom), 49 (Südäquatorialstrom), 217, 218, 221,
235, 268 (nördlicher Indik).
B. Tuscaretta tubu/osa sphaeridium [symipftiov, kleine Kugel] (Taf. XXX, Fig. 225).
Schale nahezu kugelig oder kuppelförmig (ihr größter Querschnitt ist in der mittleren
Zone gelegen). Der untere Peristomrand ist vielfach stumpfwinklig ausgeschnitten. Zwei meist
leicht konvergierende, mit verhältnismäßig wenig Dornen ausgestattete Oralstacheln. Meist
vier, seltener drei oder fünf Aboralstacheln.
Stachelformeln (y), (A), (y).
Schalenhöhe 1,35 mm.
Diese Varietät ist in allen wärmeren Meeresgebieten des Atlantik und Indik verbreitet
und zeigt hinsichtlich der Schalenform speciell im südlichen Atlantik eine auffallende Konver-
genz mit der ebendaselbst verbreiteten Tuscaretta g/obosa.
C Tuscaretta tubulosa medusa (Haeckel) [Taf. XXX, Fig. 226 und 227; Taf. XXXI,
Fig. 234 — 235} Schale eiförmig oder pf lau m en f ör m ig. Zwei häufig mehr oder
weniger verkürzte, gewöhnlich konvergierende oder sich kreuzende Oral-
stacheln. Drei, seltener vier Aboralstacheln.
Stachelformeln (y ), (A).
Schalenhöhe nach Habckel 1,2 mm (71 medusa), bei meinen Exemplaren 1,3 — 1,32 mm.
Diese Varietät findet sich in allen wärmeren Meeresgebieten neben der vorigen, mit der
sie durch sämtliche Zwischenstufen verbunden ist, vor, insbesondere fanden sich im nördlichen
Indik nebeneinander zahlreiche ausgesprochen pflaumenförmige Exemplare mit langen und kurzen,
mit stark und wenig konvergierenden Oralstacheln. Diese führen herüber zu der 4. Varietät:
D. Tuscaretta tubu/osa dendrophora( Taf. XXX, Fig. 233; Taf. XXXI, Fig. 236).
Schale eiförmig. Zwei kurze, zugespitzte und X-förmig sich kreuzende
Oralstacheln. Vier Aboralstacheln. An den Basen der Aboral- und Oralstacheln
finden sich zwischen den hakenförmigen, soliden Domen kräftige, bäumchenförmig verzweigte
Anhänge, welche von einem entsprechend verästelten Kanal durchzogen sind.
Stachclformel (y).
Schalenhöhe 1,3 mm.
234
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Tiefxee*RadiuUrien.
235
Diese Form wurde in mehreren gleichförmigen Exemplaren in einer Station des nörd-
Indilt gefunden (St 215).
Fundorte von Tuscaretta tubulosa. ln der folgenden Tabelle sind durch die
Buchstaben A, B, C, D die 4 oben skizzierten Varietäten und durch den beigefügten
iic Zahl der Aboralstacheln (im Zähler) und Oralstacheln (im Nenner) angegeben.
0
Tiefe
Stromgebiet
lndivi.luenz.thl
Bernet kungen
3 1050—3050 Faden
Nördlicher Paeifik
A A
2
»53
3115 Faden
Nördlicher Padfik
B — — c A
2 2
39
V. *500
1
4
A A
; Guineasuom
W
V. J070
1
l
Schalen reste
V. 3000
1
1
B A
2
19
V. 3500
> SOdhqaatorialstTom
3
A A
2
,0
V. 4000
1
3
c A
2
4
V. *000
| Gulneaatrorn
3
je 1 B -J-, B — , B —
‘ 222
s
V. 1100
|
8
1 A A, 5 B A, , C A
V. 1000
\
2
c A
J
J Golf von Guinea
5
V. 3000
1
%
t
V. 2000
) Benguelastrotn, kühl
• 7
großenteils C -y, einzelne C — , 1 A —
V. 3000
1
18
zum Teil C — , zum Teil C — ; ein Exemplar
1
mit 4 Centralkapseln
V. 700
■
B A
2
V. 2000
3
b A_ C A
2 2
V. 3000
BengueUstrom
3
i C A , c A
2 2
V. 1000
B — — C i B -
2 2 3
V. 3000
7
B A_c A
3 2
V. 2000
Agulhasbank
l
1 A A
2
V. 3400
Indischer Südlquatorial-
8
n A — c A
atrom
V. 2000
7
C 3 Exemplare durch Reste einer Gitterxdule
verbunden
V. 3500
Indischer Nord&quatorial-
37
| großenteils C , mehrere D ^
ström
V. 2000
7
2 2
V. 2500
12
einzelne A — , sonst B — und C —
2 3 2
V. 2000
J Indischer Gegenstrom
IO
einzelne A — , sonst C —
2 2
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Vauentin Haeckkr,
Station
Tief«
Stromgebiet
Individueozabl
Bcnntkungin
T.-Sc 228
V- *500
5
A B i, C i
2 2 1
» - *30
V. 1500
I Indischer Gpgenslrtwn
11
B — und C -
2 2
.. « *3*
V. 1500
20
B i, C — wnl C J
2 2 2
.. « *35
V. 2000
5
A ^ und B 4
2 1
.. « *36
V. 2000
veränderliche Strömung
6
B 4-
1
« * *37
V. 2000
4
A — , B 4 , C —
2 2 2
„ „ *39
V. 1500
S
B i-
2
V. 1500
Indischer Nt>rthi|u*tr>ri,d-
atruni
1
A »
2
S. 30. IX. 03
V. 1500
Guineasirotn
3
* B — , 1 C —
2 2
Verbreitung. Aus der obigen Tal>elle Lst ersichtlich, daß TuscartUa tubu/osa vor-
wiegend eine Bewohnerin der wärmeren Meeresgebiete des Atlantik, Indik und Pacifik ist.
Namentlich im nördlichen Indik wurde diese Form in verhältnismäßig großer Individuenzahl
von der „Valdivia“ angetroffen. Das einzige kühlere Meeresgebiet, welches die TuscartUa tubu-
losa beherbergt, ist der Benguciastrom, dagegen fehlt dieselbe vollständig in der Antarktis. Schon
im Benguelastrom begegnet sich unsere Form mit der TuscartUa g/obosa , welche dann in der
Antarktis vollkommen an ihre Stelle tritt
Während sich so die TuscartUa tubuhsa als ausgesprochene Warmwasserform
charakterisiert, läßt sich über ihre Vertikalverbreitung leider nichts Sicheres aussagen, da die
Schließnetzfänge keine Exemplare enthielten. Bei der Dicke der Schale, welche namenüich die
Varietäten B, C und D (vergL z. B. Taf. XXXI, Fig. 234) zeigen, darf aber mit großer Wahr-
scheinlichkeit angenommen werden, daß die TuscartUa tubuhsa , wie wohl die Mehrzahl der übrigen
Tuscaroriden, eine ausgesprochene Tiefenbewohnerin ist
Bezüglich der Verbreitung der einzelnen Varietäten ist nur hervorzuheben , daß die
Varietät A anscheinend die eigentlich äquatorialen Gebiete bevorzugt daß die Varietäten B und
C ziemlich gleichmäßig nebeneinander Vorkommen und daß endlich die Varietät D nur im nörd-
lichen Teil des Indik angetroffen wurde. Irgendwelche Beziehungen der einzelnen Schalcnformen
zu den besonderen Verhältnissen des Mediums ließen sich nicht feststellen.
Auch in Bezug auf die Zahl der Stacheln liegen keine Regelmäßigkeiten vor. Immerhin
ist nicht zu verkennen, daß im Atlantik beim Uebergang aus den eigentlich tropischen Gebieten
in die kühleren Meercsteilo an Stelle von 3 allmählich 4 Aboralstacheln zur Regel werden,
eine Zunahme der Stachclzahl, welche in ähnlicher Weise auch bei TuscartUa g/obosa zu er-
kennen ist
Bemerkt soll nur noch werden, daß von den insgesamt 213 Exemplaren, welche die
„Valdivia"- Ausbeute enthielt etwa gleich viel 3 und 4 Alwiralstacheln aufweisen. Nur ein einziges
Exemplar hatte 2 (Taf. XXX, Fig. 228) und zwei andere 5 Aboralstacheln (Fig. 225).
236
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rirfi^-RadioUncn
237
T. calathoides') n. sp.
Taf. XXXI, Fig. 2.) 7.
Schale dickwandig, kuppelförmig, im wesentlichen mit der Schale der T tubufosa
sphaeridium übereinstimmend. Peristom cylindrisch, mit zwei längeren und zwei
kürzeren bedornten Oralstacheln. Erstere sind X-förmig übereinander gelegt, letztere
bilden kurze Fortsätze, welche den zwischen der Peristomöffnung und den längeren Oralstacheln
gelegenen Kaum seitlich abschließen. Drei Aboral st ach ein im oralen Drittel der Schale.
Stachelformel
Schalenhöhe (einschließlich des Peristoms) 145 — 1*58 mm.
Diese Form schließt sich eng an T tubufosa an und unterscheidet sich von ihr nur
durch ihre bedeutende Größe und durch die Beschaffenheit des Peristoms und der Oralstacheln.
Da sic auch örtlich von T tubufosa getrennt ist, so ist sie bis auf weiteres artlich von dieser
letzteren Form abzuspalten.
Fundort: T.-St 175 (südlicher Indik, V„ mehrere Exemplare).
T. passercula V. Hakcker.
Taf. XXIII, Fig. 18 2; Taf. XXIV, Fig. 183, 186, Taf. XXVIII, Fig. 218— 220, Taf. XXXII, Fig. 248.
Tuscamsa ftautnula V. Ha eck kr, IQ04, S. 145, Fig. 15.
Schale annähernd sphärisch, verhältnismäßig dünnwandig (Fig. 2 1 8 — 220). Peristom
von der Gestalt eines Rohres mit seitlich gerichteter, schräg gestellter Oeffnung, welche von einer
zugespitzten, schnabelförmigen, außerordentlich dicht bedornten Lippeüber-
ragt wird. Wahrscheinlich hat man es mit einem umgebildeten Oralstachel zu thun, worauf
einige Varianten von 7. tubufosa* insbesondere T. tubufosa dendrophora (Taf. XXXI, Fig. 236),
hinweisen. Keine typischen Oralstacheln. Vier bis fünf, selten 6 cirkoral gestellte
Aboralstacheln, welche an der Umbiegungsstellc sehr häufig mit Resten von Gitterwerk
behängt sind Stachelformel ).
Schalenhöhe (einschließlich des Peristoms) 1,6 mm.
Fundorte:
Station
Tiefe
Mrerectril
Individueiuahl 1
Bemerkungen
T.sSl 132
V. 2000
Antarktis
3
ft)
« - I3S
S. 680— 480
V. 1500
Antarktis
Antarktis
5
62
ft)
ft) -ft). -ft)
. 136
S. 700—470
V. JOOO
Antarktis
Antarktis
t
S
mit sehr großen Cenlralkapaeln
0
„ .. 136
V. Jooo
Antarktis
1
ft)
.. .. >39
V. 2000
Antarktis
4*
^ und ( j-)« <um Teil mit Gitlerwerk
«4*
V. 1000
Antarktis
4
J mit spül liebem Gitterwerk
I) Haiwlkorb. Der Name bericht sich auf die korbfGrmige Anordnung der ÜralsUcheln.
237
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238 Valehtin Haeceee,
Station
Tiefe
Meeresteil | Individueruabl |
Bemerkungen
T.-SL |4S
V. 1500
Antarktis 6
<*)-(*)
H « 149
V. 1500
Antarktis 4
(0
H *17
V. 3000 ,
Nördlicher Indik I
(>)
„ „ 128
V. a$oo
Nördlicher Indik 4
l<*>
Verbreitung. Diese Form fand sich in der Antarktis in großer Zahl, und zwar regel-
mäßig mit T. g/okosa Cliuni vergesellschaftet Außerdem fanden sich einzelne Exemplare an
2 Stationen des nördlichen Indik. Es ergiebt sich also ein «ähnliches Verbreitungsbild, wie bei
T. g/obosa Chuni, nur daß die nach Norden ausstrahlenden Ausläufer nicht im Atlantik, sondern
bisher nur im Indik gefunden wurden.
Ueber die Vcrtikalverbreitung geben 2 Schließnetzfänge, welche an den antarktischen
Stationen 135 und 136 gemacht wurden, Auskunft Danach kommt T. flasscrcuia in den Tiefen
zwischen 470 und 700 m vor, sie gehört also der /aed'onj-Stufe der Tuscarorenschicht an.
Auffallend sind die Exemplare mit 2 mächtigen, fast den ganzen Schalenraum erfüllenden
Centralkapseln (Taf. XXVIII, Fig. 218 und 21g), wie sie in dieser Größe bisher nur bei der gleich-
falls antarktischen T. turonaiUa gefunden wurden.
8. Familie. Porospathidae.
Porospathida, Borgert, 1901 «t.
Tripyleen mit sphärischer oder eiförmiger, monaxoner Schale, welche mit papillen-
artigen Erhebungen oder mit einem trigonalen Balkensystcm bedeckt ist, mit all-
seitig angeordneten, hohlen Radialstacheln und cy lindrischem Peristom.
In der Familie der Porospathida hat Borgert die HAECKELsche Gattung Porospathis
untergebracht Diese Gattung war von Habckel anfangs (187g) den Circoporiden eingereiht,
später (1887) mit der neu aufgestellten Gattung Potypetta vereinigt und in der Familie der
Medusettiden untergebracht worden.
Schon Haeckel selbst hatte aber gegen diese Zusammenstellung Bedenken ausgesprochen
und insbesondere die eigentümliche Schalenstruktur und das Fehlen der für die Medusettiden charak-
teristischen Stachelkam merung hervorgeholien. Borgert schloß sich diesen Bedenken an und sprach
sich auch gegen die weitere Vermutung Habckel’s aus, es möchten vielleicht Beziehungen zu
den Castanelliden l)estehen. Seinerseits giebt er dann dem Gedanken Raum, daß die Poro-
spathiden in die Nähe der I laeckeliniden oder vielleicht auch der Cannosphäriden zu stellen sind.
Diese verschiedene Beurteilung, welche die systematische Stellung der Porospathiden er-
fahren hat, erklärt sich daraus, daß man es mit einer verhältnismäßig isoliert stehenden Gruppe
zu thun hat. Man wird daher entweder für diese Familie eine liesondere Unterordnung auf-
stellen oder sie aus praktischen Gründen, gewissermaßen als Anhang, einer der größeren Tripyleen-
gruppen angliedem müssen. In diesem Fall glaube ich aber, daß es sich nur um die Phäo-
calpia handeln kann. Zunächst spricht dafür der ausgeprägt monaxone, ungleich-
238
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Tief*«e-Radiol*rien.
*39
c Bau, welchen die Porospathiden im Gegensatz zu den meist bilateral-symmetrischen
omien und in Uebereinstimmung mit den Phäocalpien aufweisen. Es kommt hinzu die
fenheit der hohlen Radialstacheln, deren Lumen nicht mit dem Schalenraum in
lung steht, sondern welche der Schale in ähnlicher Weise eingepflanzt sind, wie die
n der Phäocalpicn. Endlich mag daran erinnert werden, daß sich ein ähnliches t ri-
es Balkenwerk, wie bei Porospathis tabulata und holosloma, auch bei einer Cirroponis-
noporus orfaAedrus Haeckel) vorfindet und daß dasselbe auch an die Skelette der Aulo-
•n und Sagosphäriden erinnert, welche ja ihrerseits wieder sehr enge Beziehungen zu den
Ipien aufweisen.
Indem ich also die Porospathiden den Phäocalpien angliedere, nähere ich mich gleich-
en Anschauungen Borgert’s, welcher engere Beziehungen der ersteren einerseits zu den
lianinen, andererseits zu den den Circoporiden nahestehenden Cannosphäriden annimmt.
Die Porospathiden gehören zu den kleinsten Tripyleen, insofern ihr Schalendurch-
0,12 mm nicht übersteigt Die Schale hat meist eine kugelige Gestalt (Taf. X L VI 1 1,
i\ doch sind individuelle Abweichungen von dieser Form nicht selten, namentlich fand
t selten Exemplare von Pomspa/Ais Aolostoma, welche eine beträchtliche Streckung in der
g der Längsachse und also eine eiförmige oder ellipsoidische Schalengestalt aufwiesen
.VIII, Fig. 375).
Die Schalen der 3 bisher bekannten Formen bilden hinsichtlich ihrer Struktur eine
enhängende Reihe. Bei P. mammillata ist die Schale nach Haeckel (Rep, Taf. CXVI,
dicht bedeckt von mam millenartigen hohlen Papillen, zwischen welchen zahlreiche kreis-
oren oder vielleicht auch nur Grübchen gelagert sind. Die hohlen Papillen öffnen sich
eines kleinen Porus in den Schalenraum (Rep, Taf. CXVI, Fig. 1 a).
Cine ähnliche Struktur weist nach meinen Erfahrungen Porospathis, holostoma auf, nur daß
in regelmäßiger Dreiecksstellung angeordneten Papillen je mit 6 lienachharten durch eine
e Leiste verbunden sind, so daß in Oberflächenansicht die einzelnen Papillen zusammen
■n Leisten regelmäßig sechsst rah 1 ige, opak erscheinende Sternfiguren
vischen welchen dreieckige, hell erscheinende Einsenkungen liegen (Taf. XLIX,
und 393). Die Spitzen der mit einem axialen Kanal versehenen Papillen tragen viel-
ze, teilweise homförmig umgebogene Röhrchen, deren Hohlraum wahrscheinlich eine
ng des Achsenkanals bildet (Taf. XLVIII, Fig. 374). Auf nähere Einzelheiten wird
\rtl>eschreibung zurückzukommen sein.
n P. holostoma scheint sich P. tabulata Haeckel (Rep, Taf. CXVI, Fig. 2) anzuschließen,
tiale von einem regelmäßig trigonalen Trabekelwerk bedeckt ist, in der gleichen Weise,
bei Cirtoporus octahedrus Haeckel (Rep, Taf. CXVII, Fig. 6; siehe oben Textfig. 17c)
ist. Hier treten die Papillen (vergl. Rep, Taf, CXVI, Fig. 2 b) offenbar im Vergleich
der beiden anderen Formen l>etrüchtlich hinter den Leisten zurück, so daß statt des
gen Maschenwerkes ein gleichmäßig netzförmiges zu stände kommt.
•meinsam ist ferner allen 3 Arten der Besitz von langen, z ugespitzten, hohlen
tacheln, welche in der oralen Region ziemlich geradegestreckt und oralwärts ge-
ld und das Peristom büschelförmig umgeben, in der Acquatorgegend einen ge-
nen Verlauf in annähernd radiärer Richtung nehmen und am aboralen Pol großenteils
239
240
Vaixntis Hajxkek,
oder sämtlich durch kürzere Stacheln ersetzt sind (Taf. XLVIII, Fig. 373). Bei P. holostoma
konnte ich feststellen, daß das Lumen der Radialstachcln nicht mit dem Schalenraum kommuni-
ziert, sondern daß dieselben in ähnlicher Weise wie die Stacheln der übrigen Phäocalpien, ins-
besondere der Castanelliden, der Schalenwandung eingepflanzt sind.
Die Schalenmündung befindet sich bei allen 3 Formen am Ende eines langen,
cylindrischen oder sanduhrförmigen Peristom fortsatzes. Bei P. tabulala und mammillata ist die
Schalen mündung von einem Kranz schlanker, domenartiger Zähne umgeben, bei P. holostoma ist
das Pcristomende trompetenartig erweitert (Taf. XLVIII, Fig. 371). Bei letzterer Form läßt sich
zeigen, daß das centrale Ende des Peristoms nicht einfach in die Schalenwand übergeht, sondern
in dieselbe ähnlich, wie ein Ofenrohr in die Zimmenvand, eingelassen ist, jedoch so, daß das
Peristom mit einer wulstförmigen Verdickung gleichzeitig der Schalenolnerfläche aufsitzt (Fig. 371).
Verhältnismäßig zahlreiche der mir vorliegenden Schalen von P. holostoma sind leer. Bei
einer ganzen Anzahl fand sich aber im aboralen Schalenteil eine ellipsoidische oder subsphärische
Centralkaj>sel, während der ganze übrige Schalenraum vom Phäodium erfüllt war. lieber die
Struktur der Centralkapsel, insbesondere über die Beschaffenheit der Kapsel Öffnungen, konnte
ich weder am ganzen Objekt, noch auf den allerdings unvollständigen Schnittserien etwas Sicheres
entnehmen. Trotzdem scheint mir durch die ganze Form der Centralkapsel und das Vorhanden-
sein des Phäodiums erwiesen zu sein, daß die Gattung Porospathis wirklich der Ordnung der
Tripyleen angehört.
Horizontal- und Vertikal Verbreitung. Während P. tabulala und mammillata
dem centralen, bezw. nördlichen Pacifik (Ch.-.St 271, bezw. 251) entstammen, wurde P. holostoma
sowohl in der Arktis und Antarktis, als im Atlantik und Intlik gefunden, so daß man es hier
mit einer sehr weitverbreiteten Form zu thun hat Wie unten gezeigt werden soll, gehört
dieselbe ausschließlich den Schichten des Skoto- und Nyktoplanktons an.
Gattung Porospathis Haeckel.
Mit den Merkmalen der Familie.
Porospathis holostoma (Cleve).
Taf. XLVIII, Fig. 371-376; Taf. XLIX, Fig. 36-f-.t9.l-
Pöbpttta holostoma Cleve, 1899, Taf. III, Fig. 4 a und 4 b.
Porospathis holostoma Borgert, 1901a, S. 48, Fig. 56 und 56a; 1903, S. 752.
Schale kugelig (Fig. 373) oder eiförmig (Fig. 375). Schalenwandung aus einer doppelten
Kiesellamelle (Fig. 374 kl) bestehend, auf welcher sich zapfenförmige Papillen erheben,
die ihrerseits aus einem inneren Kern (X*) und einer äußeren Grenzlamelle (gl) bestehen.
Die Papillen sind meist ziemlich streng in Dreiecksstellung angeordnet und sind dann je mit
den 6 benachbarten durch gratartige Leisten verbunden, in welche die äußere Grenzlamelle über-
geht (<i). In Oberflächenansicht bieten sich daher die einzelnen Papillen zusammen mit den grat-
artigen Leisten als regelmäßig-sechsstrahlige, opak erscheinende Stemfiguren dar, zwischen welchen
dreieckige, hell erscheinende Einsenkungen liegen (Hg. 393). Im wirklichen oder optischen
Durchschnitt durch die Schale stellen sich die Leisten, je nach der Ansicht, als Brücken zwischen
240
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Ticf>cc*HadioUii«n.
241
fen (Fig. 374 a, Flächenansicht) oder als stachelartige Erhebungen (Fig. 374 b, optischer
litt) dar. Nur in der Umgegend der Radialstachdn erfährt die regelmäßig-sechsstrahlige
:ng gewisse Störungen, die dadurch entstehen, daß von den Stachelbasen nicht 6, sondern
ch 8 Leisten ausstrahlen (Fig. 392).
ln der Spitze der Papillen befinden sich häufig, jedoch nicht immer röhrchenartige
ingen, welche nicht selten, namendich am aboralen Pol, hornförmig gekrümmt
ie Gestalt der Röhrchen tritt besonders deuüich hervor, wenn sie mit Luftblasen gefüllt
f* 374 An dem Vorhandensein von Luftblasen Ist auch zu erkennen, daß der Kern
ilen in seiner Achse ebenfalls einen Hohlraum enthält Nicht selten (Fig. 3 74 </) ist mit
t festzustellen, daß dieser Centralkanal auch die äußere der beiden Kiesellamellen durch-
Ob auch die innere durchbohrt Ist, habe ich nicht mit Bestimmtheit ermitteln können,
treten außerdem luftgefüllte Spalträume zwischen der äußeren Grenzlamelle und den
men auf (Fig. 3 74 r). Möglicherweise handelt es sich dabei um Kunstprodukte,
ndlich ist zu erwähnen, daß die Spitzen der Zapfen untereinander durch eine färbbare
ilymmale Außenmembran (Fig. 374 am) verbunden sind, welche durch die horn-
Röhrchen durchbrochen ist.
ie hier geschilderte Schalenstruktur stimmt im ganzen mit der Darstellung überein,
1a eck el von der Schale seiner beiden Arten gegeben hat (Rep, Taf. CXVI, Fig, la
Auch die CLEVE’sche, auf P. holostoma bezügliche Abbildung ist im wresentlichen richtig,
ie Schalenmündung befindet sich am Ende eines langen, cylindrischen Peristom-
Das äußere Ende desselben ist etwas erweitert und zurückgeschlagen, so daß das Rohr,
1 Borgert hervorgehoben hat, die Form einer Tromj>ete hat (Fig. 371). Das innere
Rohres Ist in die Oeffnung der eigentlichen Schale hineingeschol>en, wie ein Ofenrohr
immerwand. Dasselbe weist außerdem eine ringförmige Verdickung auf, welche dem
1 Rande der eigentlichen Schalenöffnung aufsitzt.
e Radialstacheln sind lange, zugespitzte Röhren, welche der Schalenwandung in
Welse eingepflanzt sind, wie die Radialstachdn der übrigen Phaeocalpia. Ihr Lumen
:iert nicht mit der Schalenhöhlung. In den seltenen Fällen, wenn die dünnen Spitzen
.Lstacheln nicht abgebrochen sind, weisen dieselben im Kanada! »alsam-Präparat die von
•ormen her bekannte Luftfüllung auf.
e in der Umgegend des Peristoms inserierten Radialstacheln sind meist ziemlich gerade
\ im allgemeinen einen zum Perlstomrohr parallelen Verlauf, so daß sie um dasselbe
e büschelförmige Gruppe bilden (Fig. 373). Die in der Aequatorgegend der Schale
Stacheln haben eine Länge, welche das Drei- oder Vierfache des Schalendurchmessers
nd einen mehr oder weniger geschwungenen, im ganzen radiär gerichteten Verlauf. Am
>ol sind nur wenige oder gar keine Hauptstacheln vorhanden, vielmehr ist derselbe
ren kurzen, vielfach leicht gebogenen Apikalstacheln besetzt,
einem Falle war einer der oralen Radialstacheln schlcifenartig zurückgekrümmt, so
e Gestalt einer Peitsche hatte (Fig. 372). Bei einem anderen Exemplar Ixifand sich
en Pol ein kurzes, derbwandiges Rohr, welches unmittelbar über der Basis scharf
abgeknickt war, ähnlich den Oeffnungskegeln der Parapvlen, und dessen Hohlraum
mit dem Schalenraum in Verbindung stand (Fig. 376).
241
E *|m)rtiua ifcA-tfcj* Bd XIV. J,
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242
Valbkti» Hauckxk,
Schalendurchmesser 0437 — 0,15 mm.
Unterarten: Die zahlreichen, mir vorliegenden Exemplare von Porosfmthh hohstoma
lassen sich um zwei Typen gruppieren. Den einen Typus (A) bilden große, 1,1 — 1,3 mm im
Durchmesser betragende, annähernd sphärische Formen mit sehr feiner Schalenskulptur und zahl-
reichen (25 — 30) Hauptstacheln: P. hohstoma polystyla (Fig. 373), den anderen (B) kleine, nur
0437 — 0,1 mm messende, vielfach ausgesprochen ovale Formen mit derber Schalenstruktur und
wenigen (13 — 15), ausschließlich auf die orale Hälfte konzentrierten Hauptslachein: P. hohstoma
o/igosfy/a (Fig. 375). Neben letzterer Form kamen im südlichen Indik einige besonders große
(1,5 mm erreichende) Exemplare mit sehr derber, grolinetziger Schalenstruktur vor (Typus Q.
Die Figg. 373 und 37s geben den Gegensatz wieder, welchen die beiden ersten Formen im
ganzen Habitus zeigen, die bei gleicher Vergrößerung gezeichneten F’igg. 393 und 392 den
Unterschied in der Schalenstruktur.
F'undorte (durch die Bezeichnung A, B und C sollen diejenigen Funde gekennzeichnet
werden, welche die verschiedenen Typen in besonders deutlicher Weise hervortreten lassen. Das
Zeichen • bedeutet: Exemplare mit Centralkapsel und Phäodium, das Zeichen O: leere Schalen;
die Wiederholung der Zeichen bedeutet: mehrere Exemplare):
Grönlandsce, westlich Spitzbergen (Cleve); Sargassosee (1700 — 1500, 700 — 300 m),
Guineastrom (1500 — 1300, 1000 — 800, 650 — 450 m), Südäquatorialstrom (700 — 500m) [Borgert];
T.-Sl 16 (Golfstrom, Schl.-N. 1850 — 1550, • •. A), 27 (Canarischer Strom, SchL-N.
2250 — 1950, • •, A), 43 (Guineastrom, V, O, A), 44 (Guineastrom, V, O, A), 48 (Südäquatorial-
strom, V, •, Typ.?), 66 (Golf von Guinea, Schl.-N. 700—600, 500—350, «O, B), 90 (Benguela-
strom, V, Q B), 136 (Antarktis, SchL-N. 2500—1900, •, B), 170 (südlicher Indik, Schl.-N.
1700 — 1000, • •, Typ.?), 172 (südlicher Indik, Schl.-N. 1850—1600,00. Q, 173 (südlicher
Indik, SchL-N. 3300 — 2700, •, C), 174 (südlicher Indik, V, o. B), 190 (indischer Gegenstrom,
V, O). 217 (nördlicher Indik, V, O B), 220 (nördlicher Indik, SchL-N. 2800 — 2200, •. B), 227
(nördlicher Indik, SchL-N. 600 — 400, •, Typ.?), 236 (nördlicher Indik, V, •. B).
Verbreitung. Die F'undortliste zeigt daß P. hohstoma sowohl in der Arktis und Ant-
arktis, als auch im Atlantik und Indik ziemlich gleichmäßig verbreitet ist Eine geographische
Lokalisation der einzelnen Typen ist nicht festzustellen, es sei denn, daß vielleicht im Indik die
derberen Formen (Typus B und C) vorherrschen. Aus dem Vorkommen in zahlreichen tief-
gehenden Schlicßnetzfängcn und aus dem Fehlen der Art in oberflächlichen Planktonfängen geht
mit Deutlichkeit hervor, daß unsere Form ausschließlich die Schichten des Skotoplanktons
(400 — 1500 m) und Nyktoplanktons (1500—5000 mt, und zwar in ziemlich gleichmäßiger Ver-
teilung, bewohnt daß sie also zu den ausgesprochenen Tiefenformen gehört Dies mag bei
ihrer geringen Schalengröße auf den ersten Anblick auffällig erscheinen, jedoch Lst ihr wirk-
liches Volumen offenbar viel größer, da wohl kein Zweifel darüber bestehen kann, daß die dicht-
gedrängten Kadialstacheln vom Weichkörper vollkommen umschlossen sind.
IV. Unterordnung. Phaeogromia
Die ursprüngliche, von Haeckel aufgestellte Abteilung der Phaeogromia umfaßte alle
Tripylccn, welche eine einfache Schale mit besonderer Schalenmündung Iresitzen. Wie wir aber
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Tkfsee- RjuJioUjicn,
243
sahen, bilden innerhalb dieser Abteilung die Familien der Castanelliden, Circoporiden und Tus-
caroriden einerseits die Challcngeriden uud Medusettiden andererseits engere, gut abgegrenzte
Verbände, und es dürfte daher den natürlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Familien
mehr entsprechen, wenn die Abteilung der Phaeogromia in 2 Unterordnungen, die Phacocalpia
und die Phaeogromia sens. strict, ges|ialten wird.
Die Unterordnung der Phaeogromia, in welcher also die Familien der Challcngeriden
und Medusettiden verbleiben, würde charakterisiert sein durch den Besitz einer in der Regel
bilateral-symmetrischen Schale, einer besonderen Pylomöffnung und bestimmt
lokalisierter Radialstacheln.
Engere Beziehungen zu anderen Tripyleen-Gruppen sind nicht nachzuweisen, abgesehen
vielleicht davon, daß gewisse Stnikturverhältnissse der Schale der Challcngeriden in ähnlicher
Form bei den Conchariden wiederk ehren. Erwähnt mag auch werden, daß speciell die Schalen
von CkalUngeria Narcsi, wenigstens im weich häutigen Zustand, eine Art Porzellanstruktur, ähnlich
derjenigen der Phäocalpien, aufweisen.
9. Familie. Challengeridae.
CbaDaogerida John Murray, 1870; Ha eck et., 1887.
Ueberwiegend bilateral-symmetrisch gebaute Tripyleen mit gewöhnlich ei- oder
linsenförmiger Schale und meist mit feiner „Diatomeenstruktu r“. Schalenöffnung
meist mit einseitigem kragen- oder halbröhrenförmigem, in einen oder mehrere Zähne auslaufendem
„Peristom“. Radialstacheln, wenn vorhanden, nur in der Medianebene,
seltener um den aboralen Pol gruppiert.
Die Challcngeriden gehören im allgemeinen zu den kleinsten Tripyleen, wie denn z. B.
auch die winzigste aller Tripyleenformen, Catiium marinum (Taf. LJ, Fig. 416), welche einen
längsten Schalendurchmesser von nur 0,0b mm besitzt, hierher gehört
Nichtsdestoweniger weisen aber die verschiedenen Arten ganz bedeutende Größen-
unterschiede auf, wie sich solche sonst nur in wenigen Tripyleen -Familien vorfinden. Ins-
besondere ist bei einem Blick auf die Tafeln XLIX — LI, auf welchen sämtliche Ganzfiguren bei
gleicher Vergrößerung angelegt sind, leicht zu erkennen, wie gerade Formen von ähnlicher
Schalengestalt hinsichdich ihrer Größe ganz gewaltige Unterschiede aufweisen können. So
werden z. B. die kleinsten Exemplare von ChalUngctia xiphodon ') mit einem Schalendurchmesser
von q^>9 mm (Taf. XLIX Fig. 379) um das Siebenfache von den Riesenformen der ähnlich ge-
stalteten Ch . Narcsi (Fig. 377) übertroffen.
Es zeigt sich nun, urie zu erwarten ist, daß die Größenuntorschiede im allgemeinen be-
dingt sind durch die verschiedene Vertikalverhreriung, bezw. durch die Verschiedenheiten des
sped fischen Gewichtes und der spccifischcn Zähigkeit des umgebenden Mediums. Wenn man
nämlich, wie dies in umstehender Tabelle geschehen ist, alle diejenigen Arten, welche nach dem
vorliegenden Material in ausgesprochener Weise bestimmte Schichten bevorzugen und so als
JLeitformen* derselben betrachtet werden können, zusammenstellt, so ergiebt steh auf den ersten
I) Der Bcunemlichknt halli*r »oll ln 4ll**rm dnkitwideri Abschnitt* fili jII« Sp«iei du HAKntKLVh« Gainui^n ChnHtngrrm
und C^iUmgrrcn dl* alt» MdrraV'*cH« (»»Uunipd^ejchnijng Lkallfiti*rrta provisorisch «rigtvaiKlt «rertkn
243
3«*
k
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VaLCNTIM IlAFXKEJt,
Blick ein regelmäßiges Verhältnis, in der Art, daß die „Leitformen“ der einzelnen Stufen jeweils
verschiedenen Größenklassen zugehören:
Lange des
Durchschnittliche
Schalendurchme«sers
1 jtngc
11. Stufe I
Ch. xiphtxlan
0,09-0,13
0,11
Ch. Swirei
006—0,15
0,105
Ch. Hantoni
0,13—0,18
«>.»55
UI. Stnfe f
Ch. Pethelli
0.18— 0,25
0,215
400—1500 nt I
Ch. Sloggrtti
Ch. TitarJi
£>,* —0.3
0,22— 0,33
o.*5
o,m
IV. Stnfe (
l'btryngtlki yaifru/a
».} —0.36
0,33
Ch. 77tnmso»i ’)
o,3 —0.4
0.35
Ch. Akroi
o.S — °.<>5
0.575
Es geht aus dieser Tabelle ohne weiteres hervor, daß mit zunehmender l iefe im großen
ganzen auch der Schalendurchmesser wächst, ein Verhältnis, welches ja auch für die meisten
anderen Tripyleen nachweisbar Ist Dieser Zusammenhang zwischen Tiefe und Schalengröße ist
offenbar darin begründet, daß im wärmeren und folglich dünneren und weniger zähen Ober-
flächenwasser das Volumen im Interesse des Schwebevermögens eingeschränkt werden muß,
während im kühleren Tiefenwasser der Volumvergrößerung keine derartige Grenze gesetzt ist
Es wird im Gegenteil, in Anbetracht der spärlichen Nahrung und des größeren Schutzbedürf-
nisscs, welches die Tiefenformen infolge ihrer geringeren Individuenzahl Ixisitzen, in den tieferen
Regionen eine Volumzunahmc von Vorteil sein.
Aehnliche Unterschiede, wie die Größe, zeigt auch die Gestalt der Schale. In der
Regel ist dieselbe sphärisch, eiförmig oder linsenförmig. Die sphärische Gestalt findet sich z. B.
bei vielen Exemplaren von Ch. Swirti (Taf. XLIX, Fig. 384 und 386), sowie bei Ch. Murrayi
(Taf. L, Fig. 409 und 41 1) und tkyroma (Taf. L, Fig. 407) in besonders aasgeprägter Weise vor,
die eiförmige bei Ch. arrnata (Taf. LI, Fig. 418 und 419), die linsenförmige bei Ch. Channeri
(Taf. LI, Fig. 413 und 414).
Bei einer Gruppe ( f/arslon /-Gruppe der Gattung Protocystis) geht die Linscngestalt der
Schale in eine leicht spiralig aufgerollte Form über, indem die Schalenkante auf der einen Seite
die Mundöffnung dachfensterartig überragt (Taf. L, Fig. 397 und 398). So entstehen zunächst
Schalenformen, welche an diejenigen gewisser Ammoniten (Amaltkeus margaritatw) erinnern.
Indem dann der Hauptteil der Schale unter Bildung von stumpfen Winkeln statt des cirkulären
einen polygonalen Umriß annimmt, entstehen ausgesprochen drei- und viereckige Schalenformen
(Ch. Sloggctti, Taf. L, Fig. 401 und 402; Ch. microfxUcus , Hg. 403). Ganz ähnliche Umbildungen
sind auch in der M acltari-i Gruppe der Gattung Protocystis zu verfolgen, wo nebeneinander linsen-
förmige (Taf. L, Fig. 405 und 412), spiralige (Fig. 410) und dreieckige (Fig. 406) Schalen-
formen auftreten.
Hinsichtlich der Frage, inwieweit die Schalengestalt durch die Beschaffenheit des äußeren
Mediums Ixxlingt Ist, ist die Thatsache beachtenswert, daß, wenn man ähnliche, im System
einander näher stehende Formen miteinander vergleicht, die Oberflächenformen die Kugelgestalt
11 Ch. Thomumi i*t kein« eigentliche Leitfonm der IV. Stufe, da sie in sämtlichen Schichten «cmlich gleichmäßig verteilt tu
sein scheint. Immerhin kommen die derbwandigen Exemplare hauptsächlich in der IV. Stufe vor.
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Titfsee-Radiolariea ,
245
rügen, während die entsprechenden Tiefenformen in der Regel eine linsenförmige Schale
n. So zeigen z. B. namentlich die kleineren Exemplare von CA. xiphodon (Taf. XLIX,
80) eine ausgesprochene Kugelgestalt, unter Umständen sogar die Form einer olien und
al>geplatteten Kugel, während die entsprechende, tiefen liewohnende Riesenform, CA. Naresi.
arke seitliche Abplattung und eine kielförmige Verjüngung des Schalenrandes (Textfig. 27)
it Aehnliches finden wir bei 2 anderen Arten, welche ihrer äußeren Erscheinung nach
1s ein zusammengehöriges Paar bilden, nämlich bei
dens (Fig. 382), welche höchst wahrscheinlich, ebenso
h. xiphodon , vorzugsweise die II. Stufe bewohnt,
a CA. TAomsoni (Fig. 389), welche nicht bloß in
eren Stufen, sondern namentlich auch in sehr be-
len Tiefen vorkommt.
Offenbar findet nun dieser Gegensatz, welchen die
eben- und Tiefenformen hinsichtlich der Schalen-
aufweisen, darin seine Erklärung, daß die Kugcl-
an und für sich ein erhöhtes Schwebvermögen
während die Linsenform ausgedehntere Sink- und
wegungen ermöglicht Es würde also danach speciell
1 sphärischen und eiförmigen Schalenformen mit
migem Querschnitt die Erhöhung des Schwebc-
2ns, bei den linsenförmigen und überhaupt bei den
tteten Formen die Erleichterung der Vcrtikal-
ig auf Cirund der Verringerung des Wasserwider-
als das maßgebende Bauprinzip zu betrachten sein,
in gelten, wie hier nochmals l>esonders zu betonen
rtige Vergleiche nur, wenn man näher zusammen-
• Formen ins Auge faßt, die Beziehungen werden
natürlicherweise undeutlicher, wenn man entfernter
Arten auf diesen Punkt hin untersucht. Es zeigt
in, daß auch einzelne Bewohner der II. Stufe
lieh abgeplattete, linsenförmige Gestalt besitzen,
Channeri (Taf. LI, Fig. 413), und daß umgekehrt
die in sehr großen Tiefen angetroffen werden, eine geradezu vollendete Kugelform
1 können, z. B. CA. Murray i und deren nächste Verwandte (Taf. L, Fig. 407, 408, 41 1).
»er Verringerung des VVasserwiderstandes bei vertikalen Ortsveränderungen dienen ver-
loch verschiedene andere Einrichtungen. Bei CA. Naresi (Textfig. 27) z. B. ist, ähnlich
nanchen Conchariden, der Schalenrand kielförmig veijüngt, bei einer Reihe von anderen
CA. armata Taf. LI, Fig. 419; Channeri \ Taf. LI, Fig. 413, 414 ; Bel fall i Taf. LI, Fig. 428)
en der Rand der im ganzen linsenförmigen Schale mit einem Kranze radiär gerichteter
liesetzt, welche zusammen mit der von ihnen getragenen Sarkodefalte gleichfalls die
es Kieles spielen dürften, welcher bei den vertikalen Ortsveränderungen zur Uel>er-
des Wasserwiderstandes dient Speciell bei CA, armata (Fig. 419), bei welcher Form
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246
Valentin Haeckle,
die Stacheln am aboralen Pol am größten sind und von hier aus beiderseits rasch an Länge
abnehmen, wird der Gedanke an einen wasserbrechenden Schiffsbug nahegelegt Die Annahme,
daß die Randstacheln zur Vergrößerung der Reibung dienen und, wie die Stacheln vieler anderer
Tripyleen, die Bedeutung von Schwebeapparaten haben, ist deshalb auszuschließen, weil darüber
wohl kein Zweifel bestehen kann, daß die Schale mit ihrer Hauptachse senkrecht im Wasser
steht und demnach wenigstens die aboral gelegenen Sticheln in die Richtung der Schwerkraft
selber fallen.
Bei 67/. Channeri (Taf. LI, Fig. 413 und 414) kommt eine mechanisch ohne weiteres
verständliche Einrichtung hinzu, indem die peripheren Schalenteile einen scharf begrenzten, be-
sonders grobwabigen Gürtel bilden, welcher den Randstacheln als Unterlage dient eine Ver-
festigungseinrichtung, welche äußerlich an den Schwimmgürtel der Statoblasten erinnert.
Es soll gleich an dieser Stelle auch der Verschiedenheiten gedacht werden, welche die
Challengeriden bezüglich der Dicke der Schalen wandung aufweisen, und zwar deshalh,
weil sich auch hier gewisse Beziehungen zwischen Organisation und Medium erkennen lassen.
Die dicksten Schalen finden sich bei den in großen 'liefen er lauteten Riesenformen Ch.
Naresi und Thomson i (Taf. XL1X, Mg. 377 und 389), sowie bei den antarktischen Arten Ch.
micropeUcus und Swirei (Taf. L, Mg. 403, und Taf. XLIX, Mg. 384). Die dünnsten Schalen
weisen einige pamplanktonische Arten auf ( Ch . saccu/us, tridens, Balfouri, Channeri).
Bei einer ganzen Reihe von Formen zeigt die Schalendicke am gleichen Ort lieträchtliche
individuelle Verschiedenheiten, und zwar häufig in Korrelation mit anderen Merkmalen. So fanden
sich z. B. von der mächtigen Ch. Na res i und dienso von Ch. Thomson/ in den gleichen Schließ
netzfängen nebeneinander kreisförmige, dünnwandige und eiförmige, dickwandige Exemplare (vergl.
z. B. Taf. XLIX, Mg. 388 und 389). Aehnliche Verhältnisse gelten auch für Ch. Su'irei* Tizardi
und andere Formen. Für eine Art Ch. anna/a , konnte für mehrere Stationen gezeigt werden,
daß die dünnwandige, mit zahlreichen Randstacheln ausgestattete Unterart (Taf. LI, Mg. 419)
mehr die olieren, die dickwandige, mit wenigen Stacheln bewehrte Form (Mg. 420) die tieferen
Wasserschichten bewohnt so daß man hier von vertikalen Unterrassen reden kann (vergl.
1904, S. 136). Bei den übrigem genannten Arten war dagegen von einer derartigen Verteilung der
beiden extremen Schalenformen auf die verschiedenen Horizonte nichts zu erkennen, vielmehr
kommen, wie gesagt, sowohl in hängen aus den oberen, als in solchen aus den unteren riefen-
stufen nebeneinander die beiden Typen, bezw. ihre Zwischenformen vor. Vielleicht läßt sich
durch spätere L’ntersuch ungen erweisen, daß es sich hier nicht um örtliche, sondern um zeitliche
Verschiedenheiten, um den Gegensatz von Sommer- und Winterformen, handelt
Charakteristisch für die Mehrzahl der Challengeriden ist die feine „Diatomeenstruktur**
der Schale: bei Oberflächenansicht erscheint die Schalenwandung durchsetzt von dicht ge-
drängten, gewöhnlich <|uinkuncial angeordneten, kreisförmigen Poren, welche durch ein regel-
mäßig hexagonal angeordnetes Balkenwerk voneinander getrennt sind (vergl. namentlich Ch. Siciret ,
(Taf. XLIX, Fig. 384 und 391). Im optischen Durchschnitt ist zu erkennen, daß die Poren
nicht cylindrische Kanäle darstellcn, welche in gleicher Weise die Schale durchsetzen, sondern
daß es sich um verschieden geformte Kämmerchen handelt, welche, wie wenigstens liei einigen
Formen mit Sicherheit zu erkennen ist, durch je eine winzige Oeffnung mit dem äußeren Medium
und mit dem Innenraum der Schale in Kommunikation stehen. Ganz besonders deutlich tritt
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Tiefsee- RadioUriee.
247
Verhältnis auf Schnitten durch weichhäutige Schalen von Ch. Naresi (Textfig. 28a und b)
vor allem auch die Thatsache, daß die Kämmerchen sehr verschiedenartige, individuell
mde Formen besitzen, derart, daß sie im Längsschnitt bald spindelförmig, bald flaschen-
erscheinen. Auf derartigen Schnitten ist ferner deutlich zu erkennen, daß die Schalen-
n weichhäutigen Zustand aus zwei stärker färbbaren d renzlamellen und einer das Balken-
cr Schale bildenden Fallsubstanz besteht; welche, namentlich in der Nähe der Lamellen,
, mit Luft gefüllte Porenraume liesitzt, welche an die Maschen-
der „porzellanartigen“ T uscarorenschale erinnern.
Im ganzen kann man, mechanisch betrachtet, die Challengeriden-
ils ein Fachwerk anschcn, bei welchem die Gurtungen durch eine
äußere und innere Lamelle, die Füllungsgiieder durch die zwischen
renkämmcrchen befindlichen Scheidewände gebildet werden.
Die äußere Lamelle ist an ihrer Außenseite in vielen Fällen glatt, in
erheben sich über den Scheidewänden, behufs weiterer Verstärkung,
ifürmige Vorsprünge, welche über der Schale fein hexa-
Balkenwcrk bilden und namentlich über den Knotenpunkten
ider entwickelt zu sein scheinen (Taf. XLIX, Fig. 384 — 387,
)»)•
MF
Fiß 28 a und b. Durchschnitt
durch junge Schufen von Chal-
Ungeria Narrsi.
}ei Oberflächenansicht sieht man, wenn man auf die größte Breite der Porcnkämmerchcn
nicht selten die hexagonal angeordneten Scheidewände durch feine Linien scheinl>ar in
nellen zerlegt, so daß jedes Porenkämmerchen als Hohlraum eines besonderen sechsscitig-
fdien Kästchens erscheint Ich möchte es für das Wahrscheinlichste halten, daß es sich
en Zwischen linien um eine specielle, durch die oberflächlichen Lebten bewirkte Inter-
cheinung handelt
)ie hier beschrieliene Struktur, welche schon von Murray (vcrgl. Narr. Chall-Exp^
und Hennen* (1887, S. 107) richtig erkannt worden ist, darf als charakteristisch für die
•riden bezeichnet werden. Anklänge an dieselbe finden sich allerdings auch bei anderen
Insbesondere treten Poren mit verengten Oeffnungskanälen und erweitertem Innenraum
Gattung Conchopsis (Taf. LXI, Fig. 475) auf, und das hexagonale Balkennetz an der
berfläche Finden wir in gröberer Ausgestaltung unter anderen bei einigen Castanelliden-
Taf. XXXIV, Fig. 258) wieder.
ic Schalenöffnung, welche je nach der Gestalt der Schale bald kreisförmig, bald ellipso-
, führt bei einigen Formen in eine nach innen gerichtete hohlcylindrbche oder hohl-
ige Röhre, welche ab Pharynx bezeichnet wird (Taf. LI, Fig. 427). In den meisten
sie aber überragt von einem „Peristom“, welches bald die Form eines schräg abgestutzten
bald die einer Halbröhre besitzt und sich in ein oder mehrere Zähne fortsetzt Bei
ien der .Savm-Gruppe und lx’i Ch. Indens ist der basale Teil, der Peristomkragen,
distalen, die Zähne tragenden „Peristomf ortsatz“ durch eine Nahtlinie getrennt
X» Fig. 384 u. a.)» Häufig finden sich im Material leere Schalen, bei welchen der
ortsatz abgetrennt und nur der schräg abgeschnittene Kragen vorhanden ist
ich das Peristom liesteht aus zwei Lamellen, zwischen welchen eine Lage cylindrbcher,
»ten getrennter Porenkammem sich befindet welche indessen, soviel ich sehen konnte,
247
Valektct I Lasche«,
248
hier keine Oeffnungen besitzen (Taf. XLIX, Fig. 377 u, a.). Im optischen Iängsschnitt erinnert
dann die Struktur lebhaft an zelliges Gewebe, insbesondere an die sogenannten Palissadenzellen
des Laubblattes. Ich will daher für diese Lage von cylindrischen Porenkämmerchen die Be-
zeichnung „Palissadenkörper“ in Anwendung bringen. Häufig erscheint der Palissaden-
körper im optischen Längsschnitt scharf gegen die Porenschicht der eigentlichen Schalenwandung
abgesetzt, so z. B. bei C/i. Naresi (Fig. 377). ln distaler Richtung verstreicht entweder die
charakteristische Waltenstruktur allmählich, indem die Kämmerchen sich immer mehr verkleinern
und schließlich die Form von winzigen Poren annehmen (z. B. Ch. Naresi), oder es kann eine
scharfe Abgrenzung gegen die nahezu homogene Suhstanz der Zähne vorhanden sein (z. B. bei
Ch. rarians, Taf. L, Fig. 394).
Die Peristomzähne erscheinen in der Regel als mehr oder weniger zugespitzte Lappen,
an welchen außer einer feinen Kömelung nichts von einer Struktur zu erkennen ist. Ihre Zahl
ist bei einigen Formen, z. B. bei Ch. Thomsoni, individuell variabel
Infolge der Lage und Beschaffenheit des Peristoms und Peristomaufsalzes besitzt die
Challengeridenschale in den meisten Hillen eine bilateral-symmetrische Form, und wir können
daher, aus rein praktischen Gründen und ohne damit den Ausdrücken eine tiefere Bedeutung
gelten zu wollen, mit Haeckel eine dorsale und eine ventrale .Schalenseite unterscheiden.
Die dorsale Seite ist durch die Lage des Peristomfortsatzes gekennzeichnet, die ventrale durch
den freien Mundrand.
Was im übrigen die Orientierung der Challengeridenschale anhelangt, so sei gleich hier
erwähnt, daß ich, im Gegensatz zu Haeckel, die Mundseite für die untere ansehe. Ich kann
allerdings keine direkten Beobachtungen zu Gunsten dieser Annahme anführen, aber einerseits
folge ich bei dieser Meinung einem gewissen statischen Empfinden, andererseits scheint mir
dafür die Homologie mit den Schalen anderer Tripyleen, insbesondere der Tuscaroriden , zu
sprechen, bei welchen sich gewichtigere Gründe zu Gunsten einer derartigen Orientierung an-
führen lassen.
Was die Funktion der Peristombildungen anbelangt, so sind, soviel ich sehe, in dieser
Richtung noch keine Ansichten ausgesprochen worden. Man könnte sich zweierlei denken. Da
wie wir sehen werden, für die Challengeriden die Fähigkeit einer vertikalen Ortsbewegung anzu-
nehmen ist, und da, nach den Beoliachtungen bei anderen Radiolarien, solche Ortsveränderungen
mit Volumschwankungen des Weichkörpers verbunden sein müssen, so könnte man die Peristom-
bildungen als Stützapparate für die bei der Volumvergröllerung überquellende Sarkode betrachten.
Ebenso nahe liegt es wohl, dem Peristom eine Rolle bei der Fortpflanzung durch Zweiteilung
zuzuschreiben. Es würde danach dem Tochterteil der Sarkode als vorläufige Basis dienen, eine
Annahme, von welcher aus die si>angenförmige Anordnung der Zähne von Ch. arnta/a (Taf. LI,
Fig. 4 1 9) und anderen Formen eine einfache Deutung finden würde.
Die Randstachcln der Schale, die bei einer Reihe sehr verschiedenartiger Formen
auftreten, haben bereits oben Erwähnung gefunden. Es sei nur hinzugefügt, daß in einigen
Fällen (Ch. Sw/rei, Taf. XLIX, Fig. 384) die Randstachcln eine massive, in anderen (Ch. Channcri
Taf. LI, Fig. 414) eine hohle Beschaffenheit halten, und daß ihre Zahl sehr großen Schwankungen
unterworfen ist. Bei den offenbar sehr nahe verwandten, in Bezug auf die Schalenstruktur und
das zweiteilige Peristom vollkommen miteinander übereinstimmenden Formen der Äiy>roGruppe
248
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Tiefsee* Radi olarien.
249
ald keine, bald ein. bald 2 Randstacheln vorhanden (Taf. XLIX, Fig. 385, 386, 387). Nicht
sind auch Individuen, bei welchen noch das Rudiment eines dritten Zahnes hinzukommt,
ron Ck. Tizardi finden sich Varianten mit o, 1 und 2 Randstacheln in denselben Fängen vor
, fig. 406, 4 1 2), und bei Ch. BetkeUi trifft man alle Uebergängc an zwischen Formen
landstacheln und solchen, bei welchen nahezu der ganze Schalenrand mit solchen besetzt
:. LI, Fig. 423, 424, 428). Es ist daher nicht zu empfehlen, die Zahl der Randstacheln,
Habckel gethan hat, als systematischen Ausgangspunkt zu nehmen, weil auf diese Weise
ch nahestehende Formen in unnatürlicher Weise voneinander getrennt werden und viele
tigen Merkmalen weit divergierende Arten nebeneinander Platz finden müssen.
In Bezug auf die Funktion der Randstacheln will ich nochmals erwähnen, daß
ens bei den Formen mit zahlreichen Randstacheln ( Ch. amuzia, Bethe/li, Channeri)
•n die Bedeutung eines „Kieles“ haben dürften.
Was den Weichkörper an belangt, so ist am konservierten Material nur sehr wenig
tteln. Im allgemeinen gilt auch für die Challengeriden, wie für manche andere Tripyleen,
idere die Conchariden, der Satz, daß bei den aus den oberflächlichen Schichten erbeuteten
vom Weichkörper, vermutlich infolge seiner zarteren Konsistenz, viel weniger zu er-
ist als bei den eigentlichen Tiefenformen. Meist finden sich bei ersteren im Umkreis
tralkapsel nur geringe Reste des Phäodiums zusammengeballt, während bei den Tiefen*
insbesondere bei Ch. Naresi und Thomson 4 der ganze Binnenraum der Schale, abgesehen
aboral gelegenen Centralkapsel, dicht von den Ballen des Phäodiums erfüllt ist Wie
zen, die an Bord der „Valdivia“ nach dem lebenden Material angefertigt worden sind,
einstimmung mit der Darstellung früherer Autoren erkennen lassen, besitzt das Phäodium
•enden, frisch dem Wasser entnommenen Tiere eine schmutziggelbe oder gelbgrünliche
(Taf. LI, Fig. 419). Für eine Form, Ch. Madcarh giebt eine von Woi.tereck an-
1 Skizze einen graugelben Grund ton und schwärzliche, kugelige Inhaltskörper von ver-
nr Größe an.
uf Schnittserien läßt sich fcststellen, daß die Bestandteile des Phäodiums die nämlichen
l>ei anderen Tripyleen, insl jesondere Ijei den Aulacanthiden und Tuscaroriden. Von
i sind fast ausschließlich Diatomeenschalen im Phäodium zu finden, namentlich spielen
in den antarktischen Gebieten gefischten Tiefenform , Ch. Naresi, wohlerhaltene Cos-
-Gehäuse eine große Rolle.
Bezug auf die Centralkapsel giebt Haeocel an, daß sie sphärisch oder leicht
igedrückt, sphäroidal oder zuweilen linsenförmig sei. Der große Kern habe die nämliche
ungefähr halb so breit als die Kapsel und enthalte zahlreiche Nucleoli. Zuweilen ent*
Centralkapsel 2 Kerne von gleicher Größe, und bei einigen wenigen Exemplaren habe
e 2 Centralkapseln, jede mit einem Kern, enthalten, was auf eine Vermehrung der
iden durch Selbstteilung hinweise. Ferner erwähnt Haeckel, daß die Astropyle
mliche strahlige Operculum der Tripyleen und die lange röhrenförmige Proboscis auf-
arapylen konnten niemals gefunden werden, es scheine daher, daß die Challengeriden
»yleen, sondern Monopyleen seien.
1 bin in der Lage gewesen, eine größere Anzahl von gut erhaltenen, mit Sublimat
ten Exemplaren der größten Challengeride, Ch. Naresi, zu schneiden, und habe auf
249
Tiefaeo- Expedition Bd. XIV.
3*
*5°
Valentin Haecxer.
diese Weise einen guten Einblick in die feinere Struktur von Centralkapsel und Kern erhalten.
Bemerkt sei nur, daß zum Teil frei präparierte Centralkapseln, großenteils aber die ganzen Tiere
geschnitten wurden, wobei in mehreren Fällen die noch weiche, wenig Kieselsäure enthaltende
Schale dem Messer fast gar keinen Widerstand bot und die Herstellung nahezu lückenloser
Serien gestattete. Aeltere, harte Schalen zersplitterten freilich und führten den Ausfall von
manchen Schnitten herbei.
Die Centralkapsel (Taf. LII, Fig. 429) zeigt bei Ch. Naresi eine ellipsoidische Gestalt
mit meist abgeplatteter Parapvlenseite. Sie ist von den Centralkaj>seln der übrigen Tripyleen
unterschieden durch den Besitz von zwei symmetrisch gelegenen Astropylen (a).
Die Parapylen (/>) sind gleichfalls in der Zweizahl vorhanden und sind einander verhältnis-
mäßig sehr genähert Das Endopl asma zeigt auf den Schnitten einen eigentümlich zer-
klüfteten Bau fk/)t die Alveolen schließen vielfach ein dunkel färbbares Gerinnsel ein. Der
Kern ist ellipsoidisch und zeigt auf den meisten Präparaten schaumige Stränge, welche vom
Centrum nach der Peripherie in regelmäßig strahliger Anordnung verlaufen, ohne jedoch, wie
dies bei anderen Tripyleenkernen häufig der Fall ist im Kerncentrum eine dichte knäuelige An-
sammlung zu bilden. Vielmehr ist hier auf den Schnitten ein chromatinfreier Hof zu erkennen,
eine Anordnung, welche an gewisse Kemformen, denen man bei den Aulosphäriden begegnet
erinnert Zwischen den Strängen finden sich die bei den meisten Tripyleen beobachteten, viel-
leicht als Fettträubchen zu deutenden Kömchenhaufen.
Fortpflanzung. Unter den von mir geschnittenen Exemplaren fand sich eines vor,
welches ein noch ganz jugendliches Ent wickelungs Stadium auf wies (Taf. LII,
Fig. 430). Die Schale ($) war noch vollständig weichhäutig und färbbar. Der extrakapsuläre
Weichkörper wies eine fast rein plasmatische Beschaffenheit auf und enthielt erst einige wenige
Phäodellen (ph) ; die Centralkapsel war außer von der dünnen Endocapsa von einer derben Ekto-
capsa umgeben, welche auf dem Schnittbild eine quergebänderte, offenbar auf Einlagerung von
Kieselplättchen beruhende Struktur zeigte und, ähnlich den Hüllen der jungen Centralkapseln
von Planktondta (Taf. LIX, Fig. 459), als „provisorische Kieselhülle“ (ps) bezeichnet
werden darf; die Astropylen (a) waren bereits vollständig ausgebildet, von den Parapylen fp)
sind nur die scheibenförmigen Anlagen der Bulbi zu sehen, ähnlich wie dies Borgert für die
jungen Centralkapseln von Aulacantha beschrieben hat; im Kern waren die Chromatinelemente
einseitig zusammengedrängt und zeigten teils die Beschaffenheit von dicken, homogenen, wurst-
artigen Strängen, teils die Form von quergegliederten Fäden, welche an die gegliederten Chromo-
somen von Ascaris und manche Wirbeltier-Keimbläschen erinnern.
Stellt man diesen Befund mit der Thatsache zusammen, daß bei verschiedenen Formen
nicht selten Individuen mit einer zweikernigen Centralkapscl oder mit 2 Centralkapseln gefunden
wurden, so gelangt man ungefähr zu folgender Anschauung bezüglich des „vegetativen“ Ver-
mehrungsmodus der Challengeridcn : Innerhalb einer Mutterschale teilt sich die Centralkapsel.
Die eine der Tochterkapseln tritt aus der Schale heraus, teilt sich hier nochmals (wie bei Plank -
lonctta ) und die Enkelkapseln bilden, noch während sich ihr Kern im Stadium der Telophase
befindet und während sie von einer derlien, als provisorische Kieselhülle dienenden Ektocapsa
umgeben sind, einen neuen extrakapsulären Weichkörper und eine neue Schale aus.
250
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Tiefiee-Radiolarkn.
25*
In Bezug auf die Entwickelung der Schale sei erwähnt, daß mir speciell von den großen
Ticfsecformcn CA. Narrst und TAomsoni zahlreiche Exemplare zu Gesicht gekommen sind, deren
Schale sich mit Alaunkarmin noch lebhaft tingierte und bei welchen namentlich das Peristom
eine weiche, faltige Beschaffenheit l)esaß. Es nimmt also die Skelettbildung auch bei den Chal-
lengeriden in ähnlicher Weise, wie ich es für die Aulacanthiden nachweisen konnte, ihren Aus-
gang von einer häutigen Anlage, welche in allen Einzelheiten bereits die Form des fertigen
Kieselskelettes besitzt Auch Borger r (1900, S. 259) hat Challengeriden mit häutiger Schale
in seinem Material gefunden und sie ebenfalls als jugendliche Entwickelungsstadien betrachtet
Nach den mir vorliegenden Daten scheint sich die vegetative Vermehrung der Challenge-
riden vorwiegend in größeren Tiefen abzuspielen. Wenigstens sind zweikemige Indi-
viduen oder solche mit 2 Centralkapscln von der „Vaklivia“ stets nur in verhältnismäßig
großen Tiefen erbeutet worden. Ich führe zum Beweise sämtliche Funde von Challengeriden
mit 2 Kernen oder 2 Centralkapseln an:
Von CA. Stvirti, welche in großen Massen die Dämmerungszone der Antarktis, also ver-
hältnismäßig hoch gelegene Schichten bewohnt wurden nur ein einziges Mal (St 147), und zwar
in einer Tiefe von 4000 — 5000 m, mehrere Exemplare mit 2 Centralkapseln gefischt
Von der pamplanktonischen CA. armala wurden an zwei Stationen des Indischen Oceans
(St 227 und 229), und zwar in Tiefen von 1000 — 800 bezw. 1600 — 1400 und 1000—800 m,
zweikemige Individuen angetroffen. An beiden Stationen wurden in den aus geringeren Tiefen
stammenden Schließnetzfängen nur einkernige Individuen erbeutet
CA. Hars/oni ist eine bipolare, ausgesprochen knephoplanktonischc Form, d. h. weitaus die
meisten Funde stammen aus den über dem 400 m-Horizont gelegenen Schichten. Das einzige
Exemplar mit 2 Centralkapseln wurde dagegen in der Tiefe von 600 — 500 m angetroffen
(St 142).
CA. Balfouri ist ebenfalls eine vorwiegend knephoplanktonische Form. Auch von dieser
Art wurde ein Exemplar mit 2 Centralkapseln in der Tiefe von 700 — 600 m gefunden, während
eine größere Anzahl von Individuen, die an der gleichen Station (St 66) in der zwischen 500
und 350 m gelegenen Schicht gefischt wurden, sämtlich einkernig waren.
Im ganzen sind cs vielleicht ein Dutzend in Fortpflanzung befindliche Exemplare von
Challengeriden, welche in verhältnismäßig großen, zum Teil für die Species ungewöhnlichen Tiefen
erbeutet wurden, eine Anzahl, welche doch wohl zu groß ist als daß man Zufälligkeiten annehmen
könnte. Danach halte ich die Ansicht wenn auch nicht für hinlänglich gestützt so doch für
diskutierbar, wonach die Challengeriden behufs Vermehrung in größere 'Tiefen herabsinken.
Horizontale Verbreitung. Unter den Challengeriden finden sich alle verschiedenen
Formen der Verbreitung vor, denen wir bei den Tripvleen überhaupt begegnen.
Fine Anzahl von Arten sind ausgesprochen Warmwasserformen bezw. Bewohnerinnen
der wannen Meeresgebiete zwischen 40 0 N. und 40 0 S„ so nach dem bisherigen Material Ch.
J/ac/eari, t rufen t ata , 7'izardi , varians , Balfouri , S/oggetti, Murray i, BetAe/li, CAanncri \ sowie
Porcupinia, PAaryngelia und Entotannula. Von diesen kann jetzt schon CA. CAanncri als tri-
occanisch bezeichnet werden.
Andere Formen sind in ausgeprägter Weise bipolar, z. B. CA. tridms und I larston A
wieder andere rein antarktisch, z. B. CA. Stvirei, acontis, bkornis, mkropfecus.
25*
3*’
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VALÄMTI!» Hakckkr,
252
Im Ganzen übertrifft, soweit die bisherigen Befunde ein Urteil erlauben, die Antarktis die
arktischen Gebiete an Artenzahl.
Eine eigentümliche Verbreitung zeigen einige Formen, deren Wohngebiet die großen
Oceanc umfaßt und außerdem noch weit hinauf bis in die Mischgebiete zwischen Atlantik und
nördlichem Eismeer reicht, welche aber nach den bisherigen Befunden in der Antarktis fehlen.
Es sind dies die beiden atlantisch-indisch-arktischen Formen Ch. xifhodon und armatum und die
trioccanisch-arktischc Art Ch. diodon.
Während diese Formen ihr eigentliches Verbreitungsgebiet in den wärmeren Meeren be-
sitzen und von hier aus entlang den warmen Strömungen in die nördlichen Mischgebiete aus-
strahlen, kommt eine Anzahl von Formen nach den bisherigen Befunden vorzugsweise in der
Antarktis und zwar in allen Tiefen vor und sind außerdem auch in den größeren Tiefen
der angrenzenden wärmeren Mecresteile verbreitet Sollte sich diese Art der Verbreitung that-
sächlich bestätigen, so hätten wir es mit eigentlichen „Leitformen“ zu tun, welche die Ausdehnung
der von der Antarktis nach Norden ausstrahlenden unterseeischen Kaltwasseretrömungen angeben.
Zu diesen un ipo la r-sub m ergen ten Arten, wie ich sie nennen möchte, gehören die beiden
Riesenformen: Ch. Naresi und in zweiter Linie Thomson/.
Vertikale Verbreitung. Ueber einen vermutlichen Zusammenhang zwischen der
Vermehrung der Giallengeriden und ihrem Auftreten in größeren Tiefen wurde schon vorhin
berichtet Hier ist allgemein noch folgendes hinzuzufügen. Eine Reihe von Challengeriden
zeigt eine sehr ausgedehnte Vertikalverbreitung und findet sich mit Ausnahme der oberfläch-
lichsten Schichten in sämtlichen Horizonten bis herab zu sehr großen Tiefen. Zu diesen p a m -
planktonischen Formen ist z. B. Ch. tarians, Balfoitri und armata zu zählen, letztere aller-
dings mit der Einschränkung, daß eine Varietät mehr der Stufe des Knephoplankto ns, eine
andere der des Skotoplanktons angehört
Die Mehrzahl der Arten bevorzugt gewisse Horizonte, und insbesondere ist die zweite
Stufe, die Schicht des Knephoplanktons (50 — 400 m), besonders reich an Challengeriden,
weshalb ich diese Stufe als Challengeridenschicht bezeichnet habe (1906. S. 271). Solche
Formen, welche allerdings auch in noch tieferen Schichten angetroffen werden, aber ihrer Haupt-
masse nach sich doch in den Horizonten zwischen 50 und 400 m zusammendrängen, sind:
Ch. Indem, xifhodon, Channeri, Su’/rei. Ganz liesonders charakteristisch scheint für diese zweite
Schicht auch die bipolare Ch. Harstoni zu sein, welche von der „Valdivia“ nur ganz ausnahms-
weise unterhalb des 400 m-I iorizontes erlieutet wurde.
Es wurde oben schon hervorgeholten, daß speciell von Ch. Stvirei, Batfouri und Harstoni
Exemplare mit zweikerniger Centralkapsel, bezw. mit 2 Centralkapseln ausschließlich in tieferen
Regionen vorgefunden wurden. Es liegt also die Annahme nahe, daß die genannten Formen
vorzugsweise während der vegetativen Vermehrung die Schicht des Knephoplanktons verlassen
und in tiefere Schichten herabsinken.
Auch in der dritten Tiefeustufe (Schicht des Skotoplanktons, Tuscarorcn-
schicht, 400 bis 1000 oder 1500 m) sind einige Challengeridenarten als Charakter- oder Leit-
formen zu Hause. Dazu gehören Ch. Tisardi und Bethelli, sowie die in den wärmeren Gebieten
dos Atlantik und Indik heimische Ch. S/oggetti (Taf. L, Fig. 40t u. 402). Letztere Form ist
deswegen von besonderem Interesse, weil sie in der dritten Schicht der warmen Meere
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Tie fice> Radio Urien.
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ereod eintritt für die bipolare, in der zweiten Schicht der kalten Meere lebende Ch.
oni (Taf. L, Fig. 397 u. 398). Sic ist von letzterer, mit welcher sie die leichtspiralige
mform, die Dickwandigkeit und die zweizähnige Beschaffenheit des Peristoms gemeinsam
urch einige Merkmale konstant unterschieden, so durch die Ixiträchtlichc Größe, durch den
dreieckigen Schalenumriß und durch die mehr oder weniger deutlich hervortretende backen-
lügdartige Verbreiterung der Peristomränder. Im ganzen stehen sich aber die beiden Formen
lologisch sehr nahe, und offenbar stimmen sie auch darin überein, daß sie kalten oder
itens kühlen Temperaturen angepaßt sind, ebenso wie auch eine dritte nahe verwandte Art,
liovpdtcus , eine ausgesprochene Kaltwasserform zu sein scheint Mit diesem überein-
?nden physiologischen Verhalten von Ch. Sloggdti und I larston i hängt wohl zusammen, daß
als Bewohnerin der wärmeren Meeresteile in tieferen Schichten vorkommt als die letztere.
Was die vierte Stufe (Schicht des Nyktoplanktons, Pharyngellensc hicht,
-5000 m) anbelangt, so beweisen die Schließnetzfänge, daß die Tiefengründe unterhalb
oder 1500 m mindestens noch bis in die Tiefe von 4000 und 5000 m normalerweise
hochspezialisierte Formen beherbergen. Es handelt sich in erster Linie um die Riesen
den Challengeriden, Ch. Naresi und Thomsoni (Taf. XLIX, Fig. 377, 388, 389). Dazu
•n Ch. Murrayi und die ihr nahestehenden Formen Porcupinia cordiformis, Pharyngelta
1, Entocannula m/undibuhim und möglicherweise Cadiu/n tne/o. Von den meisten dieser
1 wurden auch in höheren I^agen da und dort Exemplare gefunden, so trat z. B. Ch.
mi in der antarktischen Station 121 noch in den Schichten 500 — 350 und 300 — 50 m in
geringer Individuenzahl auf. Indessen wurden doch die betreffenden Formen in so zahl-
Fällen in der vierten Schicht angetroffen, daß man sie mindestens als regelmäßige Be-
diescr von anderen Organismen und insbesondere Radiolarien nur spärlich liewohnten
bezeichnen darf. Da speciell von Phatyngclla gas/ru/a mit dem Schließnetz in nicht
* als 6 Fällen lebende Exemplare und in einigen anderen Fällen leere Schalen aus diesen
hcraufgebracht wurden (abgesehen von zahlreichen tiefgehenden Vertikalnetzfängen), so
h diese Stufe als Pharyngellenschicht bezeichnet (1906, S. 273).
Systematik. Die Familie der Challengeriden umfaßt nach Haeckel alle diejenigen
*n, welche eine monaxone, gewöhnlich ei- oder linsenförmige Schale mit feiner Diatomeen-
besitzen und am Mund gewöhnlich mit „Zähnen“ versehen sind. In ähnlicher Weise
zt auch Borc.ert (1901) die Familie der Challengeriden. Die einzige Aenderung, welche
chlägt, besteht in der Wiedereinführung der alten WALUcn’schcn Gattungsbezeichnung
tis an Stelle von ChaUengeria. Als eine besondere Familie werden den Challengeriden
iiden gegenül>ergesteIlL
ch glaube nicht, daß wir in letzterer Hinsicht Borger» folgen sollen. Allerdings sind
nen der Gattung Cadiu/n (Taf. IJ, big. 415 u. 416) von den Challengeriden durch den
einer ausgeprägten Diatomeenstruktur und durch den Besitz von meridional verlaufenden
unterschieden. Indessen ist wenigstens der erste Unterschied nicht von tiefgreifender
ng. Denn einerseits ist bei einzelnen Challengeriden, nämlich bei den Formen der Sivirti-
nicht selten die Diatomeenstruktur, offenbar auf Grund sekundärer Verkieselungsprozesse,
h oder ganz verwischt, andererseits spricht Borger» selbst davon, daß bei Cadiu/n die
Landung aus zwei durch einen Z.wischenraum voneinander getrennten und an der
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V AI -ESTIN Hakoczk,
Mündung ineinander übergehenden Schichten besteht, so daß man sehr an die Challengeriden-
schale mit ihren zwei Grenzlamellen erinnert wird
Es bleiben also als wesentlicher Unterschied die meridionalen Rippen an der Schalen-
Oberfläche von Cadium übrig. Diesem Unterschied stehen aber so zahlreiche Uebereinstim-
mungen im ganzen Habitus, in der Größe, in der einseitigen Peristombildung, im Fehlen von
allseitig angeordneten Radialstacheln und im Auftreten von Apikalstacheln gegenüber, daß ich
mich nicht entschließen kann, die Borg krt sehe Familie Ijeizubchalten. Ich möchte vielmehr
diesen weitgehenden Uebereinstimmungen, zu welchen noch eine ähnliche Verbreitungsweise hinzu-
kommt, Rechnung tragen und die Cadiiden als eine besondere Unterfamilie der Familie der
Challengeriden einverleiben. In diesem Fall verliert freilich die Diatomeenstruktur ihren wichtigen
Rang in der Diagnose der Challengeriden, vielmehr haben wir als den in systematischer Hinsicht
bedeutungsvollsten, allen Challengeriden sensu latiori gemeinsamen Charakter hervorzuheben, daß
die Radialstacheln nicht gleichmäßig über die Schale verteilt (wie bei den Castanelliden, Circo-
poriden und Porospathiden), sondern, wenn ül>erhaupt vorhanden, nur in der Medianebene
inseriert, seltener um den aboralen Pol gruppiert sind.
Die ursprüngliche Familie der Challengeriden ist von Haeckei. in zwei Unterfamilien
zerlegt worden: in die Lithogromida, bei welchen der Schalenmund eine einfache Oeffnung ohne
Pharynxbildung darstellt, und in die Pharvngellida, bei welchen von der Mundöffnung aus
in das Innere der Schale eine hohlcylindrische oder hohlkegelförmige Röhre, der Pharynx,
vorspringt
Man wird diese Gruppierung ohne weiteres als eine natürliche annehmen dürfen und
diesen beiden Unterfamilien, die besser als Lith ogromiinae und Pharyngellinae zu be-
zeichnen sind, als dritte die der Cadiinae anschließen.
Innerhalb der Lithogromiinae unterscheidet IIaeckel 3 Gattungen:
Lithogtvmidy Schale mit glattem Mund, ohne Adoralzähne und ohne Randdornen ;
Chal/engeria, Schale mit Adoralzähnen, aber ohne Randdomen;
CkaUengavn , Schale mit Adoralzähnen und mit Randdomen.
Innerhalb der beiden letzteren Gattungen werden dann je nach der Beschaffenheit des
Peristomfortsalzes mehrere Untergattungen unterschieden.
Von der erstgenannten Gattung sind mir keine sicheren Belegstücke in die Hand ge-
kommen, dagegen hal»e ich die Mehrzahl der zu den Gattungen Challcngcria und Challettgavn
gerechneten Formen untersuchen können. Ich bin dabei, wie schon ol>en angedeutet wurde, zu
dem Ergebnis gelangt, daß das Vorhandensein und Fehlen der Randstacheln nicht als Kriterium
für die Unterscheidung der natürlichen Hauptgruppen herangezogen werden kann, da es sich hier
nicht um ein konstantes, sondern um ein individuell und spccifisch wechselndes Merkmal handelt
So l>esitzen die zweifellos einander sehr nahestehenden Formen der .Shv/v/'-Gruppe bald keinen,
bald einen oder zwei Randstacheln, und in ähnlicher Weise finden wir l>ei Ch. Tizardi und Bcthcllt
eine weitgehende individuelle Variabilität.
Um zu einer natürlichen Einteilung der Challengeriden zu gelangen, sind daher nicht
bloß die Zahl und Anordnung der Randstachcln, sondern auch, wie dies IIaeckel bei der Auf-
stellung seiner Untergattungen gethan hat die Beschaffenheit des Peristomfortsatzes, ferner die
allgemeine Schalenform (Neigung zur Einrollung etc.) und die feinere Schalenstruktur heranzuziehen.
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Valentin HaEOCRR,
Wenn man sich nach denjenigen Formen umsieht, welche nach den meisten Richtungen
hin Anknüpfungspunkte gewähren und so als vorläufiger Kern für die systematische Gruppierung
benutzt werden können, so stößt man auf diejenigen Arten, bei welchen die Schale eine regel-
mäßige sphärische, eiförmige oder linsenförmige Gestalt hat und die Zähne des Peristomfortsatzcs
eine individuell wechselnde Zahl und Beschaffenheit aufweisen. Es sind dies die Arten Ck
Thomsoni und trultns (Textfig. 29!)).
Speciell von Ch. Thomsoni finden wir nebeneinander Individuen, welche sowohl den un-
paaren, als auch die paarigen Zähne des Peristomfortsatzes kräftig ausgebildet haben (Textfig. 29 b),
ferner solche, bei welchen der unpaare Zahn ganz oder nahezu unterdrückt ist und dafür die
paarigen eine l>eträchtliche Verlängerung erfahren hal>en (Textfig. 30 a), und endlich solche, hei
welchen umgekehrt der unpaare Zahn die rudimentären paarigen l>edeutend ül>erragt (Textfig. 30b).
An die erste Gruppe von Individuen schließt sich das Gros der dreizähnigen Formen an, an
die zweite Gruppe können ungezwungen die zweizähnigen Arten, z. B. Ch. vanans-Havtr-
galii mit ihren vereinzelt vorkommenden drei-
f ^ zähnigen Varianten, an die letzte Gruppe endlich
die e>nz^hn>geni nämlich Ch. Narcsi und
n\. xiphodon, angeschlossen werden.
. I“1 Zunächst sind wohl die letzteren als eine
b - besondere Gattung abzutrennen, da eigentliche
... . . . , , «. Zwischenstufen zwischen ihnen und den zwei-
pig. 30 a und b. \amntt--n von I'roiotvitis Ihonuont.
und dreizähnigen Formen, mit Ausnahme der
Thomson i- 1 ndi viduen mit stark reduzierten paarigen Zahnen, fehlen. Für diese Gattung, welche
also die Arten Ä Taresi (Textfig. 29 a) und xiphodon enthält und durch den Besitz eines einzähnigen
Peristomfortsatzes scharf charakterisiert ist, ist der Murray sehe Name Challengeria bei*
zubehalten.
Die große Mehrzahl der dreizähnigen und zweizähnigen Formen bildet dann um die
Thomson i-iridetis-G ruppe als Kern einen zusammenhängenden Komplex, für welchen, da zweifellos
die alte WAiJJcn’sche Art Protocystis aurita dazu gehört, gemäß den Prioritätsgesetzen der Gattungs-
name Protocystis in Vorschlag zu bringen ist und welcher sich zweckmäßigerweise in eine
Anzahl von „Gruppen“ gliedern läßt Hin natürliches Centrum bildet, wie angedeutet , die
Thomson /-tfr/7/e/iS- Gruppe (Textfig. 29 b), und an diese schließen sich zunächst zwei Gruppen
mit dreizähnigem Peristomfortsatz an, von denen die eine, die Swirei- Gruppe (Textfig. 29c),
durch die deutliche Nahtlinie zwischen Peristom und Peristomfortsatz, durch die meist derbe
Schalenstruktur und die wechselnde Zahl der Randstacheln gekennzeichnet ist, während die zweite,
die M a cleari- Gruppe (Textfig. 29 d) durch den verkürzten und verbreiterten, in drei lappen-
förmige Zähne ausgezogenen Peristomfortsatz , durch Ansätze zur Randstachelbildung und
durch eine gewisse Neigung zur spiraligen Aufrollung, l>ezw. durch den Uebergang zur Drei-
ecksform, unterschieden lsL
Eine weitere, an die Thomsonidridens-G nippe sich anschließende Gruppe, bei welcher noch
ein Schwanken zwischen Zwei- und Dreizähnigkeit wahrzunehmen ist und deren eine Art, Ch. Bai/ouri ,
ebenfalls zwei hohle Randsbicheln aufweist, ist die durch kreisrunde, stark komprimierte Schalen
ausgezeichnete varians- Gruppe (Textfig. 29 c).
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Tief««- R .ixliaUrien.
An Thomson E xe m j »lare mit zweizähnigem Peristom erinnern die Formen der Harstoni-
Gruppe (Textfig. 29 f), bei welcher bald <lic Neigung zur Einrollung, bald der Uebergang zu
erkigen Umrissen in besonders ausgeprägter Weise zu Tage tritt, und welche daher in die Nähe
der Afa;fcari-( « ruppe (Textfig. 29 d) gestellt werden muß.
An die Ifarstoni • Gruppe knüpfen unmittelbar die zunächst allerdings fremdartig aus-
sehenden Formen der Murrayi- Gruppe (Textfig. 29g) an. Denkt man sich die Seitenteile
des Peristom for tsatzes, welche lx?i der zur ffarstoni- Gruppe gehörenden CA. Sfogget/i eine backen-
förmige Verbreiterung erfahren halten, noch stärker flügelartig ausgezogen und schließlich in
zwei Lappen zerlegt, so entstehen die sechszähnigen Peristombildungen, welchen wir bei CA.
Murrayi begegnen.
F.s bleiben noch einige Formen, welche sich nicht durch eigentliche U ebergangsstufen mit
der bisher besprochenen Gruppe verknüpfen lassen und für welche daher eigene Gattungs-
bezeichnungen aufgestellt werden müssen.
Zunächst CA. Btt he Ui (Textfig. 29 h) und avicularia , welche durch die 2 kurzen, kräf-
tigen, unmittelbar an die Schale ansetzenden Peristomzähne, die tiefe labiale Einschnürung und
meist durch den Besitz einer größeren Zahl von Randstacheln gekennzeichnet sind. Sie erinnern
mit ihren in der Seitenansicht klauenartigen Peristomzähnen lind auch in Bezug auf die übrigen
Merkmale an die Gattung Pomtpitiia , welche jedoch nach I Iaeckkl durch den Besitz eines
Pharynx unterschieden sein würde. Ich schlage für die hierher gehörigen Formen die Haki KEL’sche
Subgenus-Bezeichnung Chal/engerosium als Gattungsnamen vor.
Einen durchaus eigenartigen Charakter zeigt weiterhin CA. Channeri (Textfig. 29 i) mit
ihrer mehr dosenförmigen Schale, der zweifachen Schalenstruktur, den gleichmäßig, den ganzen
Schalenumfang besetzenden Randstacheln und den aufrechten Peristomzähnen. Entfernte Be-
ziehungen bestehen wohl nur zu CA. Bethelii und deren Verwandten. Wegen der Aehnlichkeit
von CA. Channeri mit einer stilisierten Sonne schlage ich die Gattungsbezeichnung Helio-
cha/lengeron vor.
Ferner stehen auch CA. armata (Textfig. 29k) und verschiedene nahe verwandte Formen
etwas abseits und zwar wegen dos regelmäßig vierlappigen Peristomfortsatzes und der in größerer
Anzahl vorhandenen, vielfach gegen den Scheitelpol an Größe zunehmenden und mit Neben-
domen versehenen Randstarhein. Für diese Formen sei die H.\KCKFx’sche Gattungsbezeichnung
Chattengeron reserviert
Noch mehr isoliert steht endlich CA. diodon (Textfig. 29 1) mit seinem durch zwei fenster-
artige Oeffnungen durehl>ohrtcn Peristom und mit den den Apikalstachel umgel>endcn, also nicht
marginal angeordneten Nebenstacheln. In letzterer Hinsieht zeigt die Art einige Anklänge an die
Gattung Ponrupinio, in der Anordnung der Peristomzähne eine entfernte Aehnlichkeit mit einer
Doppel mißbi klung von CA. Swirei (Taf. XLIX, Fig. 391). Ich werde für den Formenkreis von
CA. diodon die Haec kt, Esche Subgenus-Bczeichnung Cha/Iengeranium verwenden.
Nach dem Obigen ergiebt sich für die Challengoriden in ihrer Gesamtheit folgende
Einteilung :
1. Unterfamilie. Lithogromiinae. Schale mit ausgesprochener Diatomeenstruktur,
ohne Pharynxbildung.
1. Gattung Lithogromia Hab kel. Schale ohne Peristom und ohne Randstacheln.
257
Dnhclw 1 isf«ra-K>iN<c)itma 1 r Ky, Bd XIV. JJ
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5»
Valentin Haeckhk,
2. Gattung Cha/lengeria Haeckel (sens. stricL). Peristom einzähnig. Randstacheln
fehlen.
3. Gattung Protocystis Waluch. Peristom zwei- bis dreizähnig. Höchstens
2 Randstacheln.
a) Thomsmi - iridens - Gruppe. Schale ei- oder linsenförmig. Peristom
schlank, meist drei-, bei einzelnen Individuen zweizähnig. Kein
Randstachel.
b) Äi'/m-Gruppe. Schale sphärisch oder eiförmig, meist sehr dickwandig.
Peristom schlank, durch eine deutliche Nahtlinie in Kragen und
Fortsatz geschieden, dreizähnig, o. 1 oder 2 Randstacheln.
c) Maclcari- Gruppe. Schale kreisförmig oder leicht spiralig eingerollt
oder nahezu dreieckig, ziemlich stark zusammengedrückt. Peristom-
fortsatz kurz, gedrungen, dreilappig, o, 1 oder 2 Randstacheln.
d) variam-Gmppe. Schale stark zusammengedrückt; in Flächenansicht
kreisförmig. Peristom schlank, zwei-, bei einzelnen Individuen drei-
zähnig. o oder 2 Randstacheln.
e) Harsloni* Gruppe. Schale spiralig eingerollt, mit rundlichem oder drei-
bis viereckigem Umriß. Peristom zweizähnig. Kein Randstachel.
f) Murray i- Gruppe. Schale wenig zusammengedrückt, in Flächenansicht an-
nähernd kreisförmig. Peristom fortsatz mit 2 Hauptzähnen und
mit 2 seitlichen Flügeln, an deren Stelle je 2 Seitenzähne treten
können. Kein Randstachel.
4. Gattung Ch allen gerosium (Haeckel). Peristom mit 2 kurzen, breiten, klauen-
artigen Zähnen. Mehr als 3 Randstacheln.
5. Gattung Heliocha/Iengeron n. g. Peristom mit 2 aufrechten Zähnen. Der
ganze Schalen u m fang mit Randstacheln besetzt, welche
einer scharf differenzierten, grobwabigen Gürtelzone aufsitzen.
6. Gattung Challengeron Haeckel (sen& strict). Peristom vierzäh nig. Rand-
stacheln in wechselnder Zahl, vielfach gegen den Apikalpol an Größe zu-
nehmend.
7. Gattung Cha l/engera nium (Haeckel). Peristom mit fensterartigen Durch-
bohrungen. Hin Apikalstachel, nicht selten von Nebendornen
umgeben.
2. Unterfamilie. Pharyngcllinae. Schale mit ausgesprochener Diatomeenstruktur,
mit Pharynxbildung.
8. Gattung Entocannu/a Haeckel. Schale ohne Adoralzähne und ohne Randstacheln.
9. Gattung Pharyngel/a Haeckel. Schale mit 2 Adoralzähnen, ohne Randstacheln.
10. Gattung Porcupinia Haeckel. Schale mit 2 Adoralzähnen und mit Apikal-
stacheln.
3. Unterfamilie. Cadiinae. Schale mit meridional verlaufenden Rippen.
1 1 . Gattung Cadium Baiij-y.
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TiefM«< Kadiobirir n .
2.SQ
I. Unterfamilie. Uthogromiinae.
Schale mit ausgesprochener Diatomeenstruktur, ohne Pharynxbildung.
i. Gattung. Challengeria Haeckel (sens. strict).
Peristom einzahnig. Randstacheh fehlen.
Challengeria Naresi (John Murray).
Tat XLVIII, Fig. 370; Tat XLIX, Fig. 377; Tat LII, Fig. 420 u- 430; Textfig. 27 u. 28.
< 'halUngrna nartsii John Murray, 1876, Pruc. Roy. Soc. Lotut, Vol. XXIV, Tat XXIV, Fig. 1; 1885, Narr. ChalL
Exp., Vol. I, p. 226, Tat A, Fig. 1, la-it
ChalUngeria nartsii Haeckel, 1887, Chall. Rep., p. 1648.
Schale stark seitlich zusammengepreßt linsenförmig mit kielartig veijüngtem Rande?,
entweder mit kreisförmigem oder länglich-ovalem Umriß. Peristom am dorsalen Winkel m i t
einem einzigen einfachen vertikalen Zahn, welcher nahezu gestreckt ist, eine konische
Gestalt und an der Basis zwei scharfrandige seitliche Flügel liesitzt und etwa halb
so lang als die Schale ist
Charakteristisch für unsere Art ist ferner die verhältnismäßige Dicke der Schale und die
schon von Murrav (Taf. A, Fig. 1 d) im allgemeinen richtig wiedergegeliene Spindel- oder
flaschenähnliche Form der Porenkämmerchen (Textfig. 28a u. b; Fig. 377 bei <j).
Schalen höhe nach Haeckel 0,5 — 0,6, bei den „Valdivia“-Exemplaren 0,55 — 0,65 mm;
Länge des Peristomzahncs 0,25 — 0,35 mm.
Varianten. Es kommen nebeneinander fast regelmäßig 2 Varietäten vor, eine mit
nahezu kreisförmigem Umriß und verhältnismäßig geringerer Wanddicke (var. circularü , Taf. XLVIII,
Fig. 370) und eine mit eiförmigem Umriß und mächtiger Wanddicke (var. ova/is, Taf. XLIX,
Fig. 377)- Fine Verschiedenheit in der vertikalen Verbreitung dieser beiden Varietäten konnte nicht
festgestellt werden, vielmehr fanden sich in den gleichen Tiefen nebeneinander beide Formen.
Gewöhnlich treten die l>eiden Varietäten unvermittelt nebeneinander auf (z. ß. St 1 21, S. 50 — 300
und S. 1900 — 2500), jedoch fanden sich an anderen Stellen auch Zwischenformen, so z. B. ei-
förmige, dünnschalige (St 4«)) oder kreisrunde von mittlerer Schalendicke (St 139).
Fundorte: „Kosmopolitisch ; Atlantik, Indik, Pacifik, in Tiefen von 1000 und 3000
Faden“ (Haeckj-x, Chall. Rep.); T.-St 48 und 49 (Südäfjuatorialstrom, S. 2400 — 2700, •, bezw.
V. 3500, •), 88 (Benguelastrom, V., •). 120 und 121 (Westwindtrift, S. 1500 — 900, • bezw.
Sb 14)00—2500» • •, und 300 — 50, • •), 132, 133, 136, 139 (antarktische Trift bezw. S. 2500
bis 1900, S. 3300—2700, •, S. 1500—900, •. und V., •).
Verbreitung: Nach den Ergebnissen der „Valdivia“ Ist Challengeria Naresi eine vor-
wiegend in der Antarktis heimische Form, welche sich aller von hier aus bis weit in
die tropischen Gegenden des Atlantik und nach den Befunden des „Challenger“ auch in den
Indik ur.d Pacifik erstreckt Sie wurde mit Ausnahme eines Falles (l’.-St 121, S. 300 50) von
der „Valdivia“ ausschließlich in Tiefenfängen erlieutet, und zwar meistens zusammen mit Prato-
cystis Thomsoni und Conchopsis und dürfte daher als nyktoplanktonische Tiefenform
liezeichnct werden. Falls sich das Bild, welches die Befunde der „Valdivia“ von der horizontalen
259
33*
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Valentin Hakckek,
260
Verbreitung unserer Form liefern, bestätigen würde, hätten wir dieselbe vielleicht der Kategorie
der unipolar-submergenten Arten anzureihen, d. h. deijenigen Formen, deren Verbreitungscentrum
in den kalten Gebieten der einen Hemisphäre liegt und deren Wohngebiet sich von hieraus
in die Tiefen der benachbarten warmen Meeresteile erstreckt
CA. xiphodon Haeckel.
Taf. XLIX, Fig. 378—381.
Challengtria xiphodon Haf.ckel, ('hall. Rep., p. 1648; vcrgl. auch H ensen, 1887, Möbius, 1887, Loli mann, 1899,
JÖROENSEN, 1900.
Protocystis xiphodon Borcert, Nord. Trip., S. 27 ; N ordg a a rd-J öro ensen 1905.
Abbildungen bei MObius, 1887, Taf. VIU, Fig. 41, und Borgert, Nord. Trip., S. 28, Fig. 28.
Schale nahezu sphärisch, seltener an der aboralcn Seite abgeplattet oder seitlich zu-
sammengepreßt. Peristom am dorsalen Winkel mit einem einfachen Zahn, welcher gerade,
dreiseitig-prismatisch und so lang oder etwas kürzer als die Schale ist
Die Poren stellen kubische Räume dar.
Hohe der Schale 0,09 — 0,13 mm.
Es kommen je nach der Größe und Dicke der Schale verschiedene Varietäten vor. Eine
örtliche Abgrenzung dersellien ließ sich nicht feststellen.
Fundorte: Ch.-St 349 — 352, (tropischer Atlantik, Oberfläche, Hakckel); nördlicher Ast des
Golfstroms zwischen Hebriden und Rockall (vorwiegend ol »erhall» 200 m, häufig, Hensen); norwegische
Küste (Hjeltefjord, o — 100 m, einzeln, Jökgenskn 1X99; norwegische Fjorde, „rather frequent, but al-
ways sparse, always in deep water samples, Jörgensen 1905); Irmingersee, Ost- und Westgrönlandstrom
Labradorstrom (Borgert, 1901): Messina (o — 360 m, Sept. bis Dez., häufig, IjOiimann); Floridastrom,
Saigasso-Scc, Canarienstrom, Guineastrom (Borgert, 1903); T.-St 32 (canarische Strömung,
P. 200, O), 41, 42, 43 (Guineastrom, l>ezw. P. 200, Q, S. 550 — 250, •, P. 200, •), 48 (Süd-
äquatorialstom, S. 2700 — 2400, Q), 66 (Golf von Guinea, S. 700 — 600, # • ); S. 500 — 350, •),
72 (Benguelastrom, P. 200, •), 117 (Wurzel des Benguelastroms, P. 200, Q), 168 (südlicher Indik,
P. 200, O), 169 (südlicher Indik, S. 400 — 300, • •), 170 (südlicher Indik, S. 1700 — 1000, •:
S. 300 — 200, S. 200—100, #), 172 (südlicher Indik, S. 1850 — 1600, •; P. 200, • •). 173
(südlicher Indik, S. 3500 — 2700, •: V., •). 174 (südlicher Indik, V, o), 175 (südlicher Indik,
S. 500 — 400, •, sehr großes F.xemplar; S. 350—320,#), 221 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1000 )),
226 (nördlicher Indik, P. 200, O)» 227 (nördlicher Indik, S. 1000 — 800, ); S. 800 — 600 •), 228
(nördlicher Indik, S. 420 — 350, • •>, 229 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1400, •; S. 1000 — 800, •;
S. 600 — 400, • •: S. 400 — 200, # #; S. 200 — 20, • •). 236 (nördlicher Indik, S. 2600 — 2300, •).
Verbreitung. Es geht aus den obigen Angaben zunächst die eigentümliche horizontale
Verbreitungsweise von Ch. xiphodon hervor. Wir finden dieselbe im ganzen Atlantik und Indik,
sowie in den kühleren und Mischwassergebieten im Norden des Atlantik. Dagegen fehlt die
Form vollständig im antarktischen Gebiet. Im ganzen darf wohl Ch. xiphodon als Warm-
wasserform im weiteren Sinne des Wortes bezeichnet werden, wie sie denn auch von
Jörgensen (1005) als „a temperate oceanic species, dislributed from the tropical part of the
Atlantik to the north coost of Iceland“ bezeichnet wird. Im ganzen scheint Ch. xiphodon die
Olierflächenschichten des Oceans, speciell die Zone des Knephoplanktons, zu bevorzugen.
260
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Ttcfsct-KadiolAricn.
2ÖI
So erbeutete sie der „Challenger4* im tropischen Atlantik an der Oberfläche, Hessen fand sie
in großer Zahl im nördlichen Ast des Golfstromes in den obersten 200 m, Lohmann bei Messina
in Tiefen bis 360 m, und ebenso wurde sie von der „Valdivia“ in zahlreichen Plankton fängen
den Oberflächenschichten des Atlantik und Indik entnommen. Daneben fanden sich aber auch
zahlreiche Individuen in lebensfrischem Zustand in tiefen und sehr tiefen Schichten, so daß wir
nicht von einer reinen Oberflächenform sprechen können, es vielmehr dahingestellt sein lassen müssen,
ob sich die Form periodisch und regelmäßig, etwa während der vegetativen Vermehrung, oder mehr
vereinzelt in die Tiefenschichten herabbegiebt
Alles in allem würde also Ch. xiphodon als eine knephop lanktonische Warm-
wasserform zu Ijezeichncn sein, deren Verbreitungsgebiet sich aber sehr weit nach dem Norden
des Atlantik ausdehnt
2. Gattung. Protocystis.
Peristom zwei- bis dreizähnig. Höchstens 2 Randstacheln.
a) Tfiomsoni-tridens-Gruppe.
Schale ei- oder linsenförmig. Peristom schlank, meist drei-, bei einzelnen Individuen zwei-
zähnig. Kein Randstachel.
Protocystis Thomsoni (John Murray).
Ta/. XLIX, Fig. 388 u. 389; Textfig. 30a u. b.
Challengeria Thomsoni John Murrav, 1885, Narr. Chall. Exp., Vol. I, Taf. A, Fig. 2.
Challengeria Thomsoni H aeckel, Chall. Rep., p, 1650, -j- (' hallt ngtria trifida Haeckel, Chall Rep., p. 1652.
Schale stark seitlich zusammengedrückt, linsenfömig, mit kreisförmigem oder ovalem
Umriß. Peristom halbröhrenförmig, schräg absteigend, in der basalen Hälfte einen offenen Halb-
cylinder darstellend, in der distalen Hälfte mit einem unpaaren dorsalen und zwei
ventralen Zähnen.
Porenräume hei der ovalen Form palissadenförmig, bei der kreisförmigen kubisch.
Höhe der Schale 0,35—04 mm (nach Haeckel 0,3 — 0,35), Länge des Peristoms o,t
bis 0,15 mm (nach Haeckej. 0,08—0,12).
Varianten. P. Thomsoni ist in ähnlicher Weise wie Ch. Narrst in Bezug auf die Form
der Schale und ihre Wanddicke sehr variabel. Im gleichen Fang kommen nebeneinander kreis-
runde, dünnschalige und ovale, dickschalige Individuen vor. Außerdem ist auch die Beschaffen-
heit des Peristoms zahlreichen Variationen unterworfen; insbesondere ist der dritte unpaare Zahn,
in welchen sich der Palissadenkörper fortsetzt, von sehr verschiedener Ausbildung und kann auch
vollständig fehlen (Textfig. 30 a). Bei den ovalen, dickschaligen Formen ist der Palissadenkörper
mächtig entwickelt und zwei- bis dreimal so breit als die Dicke der Schalenwand beträgt, bei
den runden, dünnwandigen Formen stellt er einen verhältnismäßig dünnen Stab dar, und bei den
zweizähnigen Exemplaren pflegt er eine beträchtliche Längenreduktion zu erfahren (Textfig. 30 a).
Mit Rücksicht auf diese große Variabilität des Peristoms, wie sie schon an den von einer und
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Valentin IUktei,
dersellien Fundstätte kommenden Exemplaren beobachtet werden kann, glaube ich die dreizähnige
Challengeria tri/ida Haeckel (Chall. Rep., p. 1652) mit P. Thomsoni vereinigen zu müssen.
Fundorte: Ch.-St 318 — 330 (südwestlicher Atlantik, Oberfläche und Tiefen von 1900
bis 2900 Faden, Challengeria Thomsoni Haeckel); Ch.-St 289 (südlicher Pacifik, ChaJJengeria
bifida Haeckel); T.-Sl 48 (Südäquatorialstrom, S. 2700 — 2400, • •, sehr derbwandige Form),
120, 121 (Westwindtrift, S. 600—450, •, Ijczw. S. 500—350, •, und S. 300 — 50, • •, in letzterem
Fang nebeneinander runde, dünnschalige und ovale, dickschalige Formen), 132, 136 (antarktische
Trift, S. 2500 — 1900, •> bezw. S. 1500 — 900, ••.in letzterem Fang besonders dickwandige
Exemplare), 169 (südlicher Indik, S. 400—300, • •. runde, dünnschalige Form), 228 (nördlicher
Indik, S. 220 — 150, •, klein, dünnschalig).
Verbreitung. In Bezug auf die horizontale Verbreitung stimmt P. Thomsoni im all-
gemeinen mit CA. Naresi überein, wie sie denn sehr häufig mit dieser Art zusammen in den
gleichen Fängen erbeutet wurde. Ihr Hauptverbreitungsgebiet scheint die Antarktis zu sein
und von hier aus erstreckt sich ihre Verbreitung auch in die nördlicher gelegenen wärmeren
Meeresgebiete, ln der Antarktis wurde sie l>esonders zahlreich, wenn auch nicht ausschließlich
in den tieferen Regionen (Schichten des Skoto- und Nyktoplanktons) angetroffen. Auch
in einer tropischen Station (T.-Sl 48) wurden mittelst eines sehr tief gehenden Schließnetzzuges
verschiedene Individuen erbeutet Es waren dies außerordentlich derbwandige Exemplare (darunter
das in Fig. 389 abgebildete), dagegen wurden in den otierflächlichen Schichten des Indik nicht
die typischen Formen, sondern kleinere, dünnschalige Exemplare gefischt. Weitere Untersuchungen
werden eigeben, ob in Bezug auf die Verbreitung der verschiedenen Varietäten Regelmäßig-
keiten Ix'stehen.
P. tridens (Haeckel).
Taf. XLIX, Fig. 382 und 383.
Challengeria tridens Haeckel, Chall. Rep., p. 1651; Möiues, 1887, S. 122, Taf. VIII, Fig. 43, 44: Cleve, 1899,
AURIVILLIUS, 1809; JÖRGKNSm, 1900.
Challengtrui tridens H ENSEN, 1887.
Prvtocystis tridens Bokurrt, Nord. Trip., S. 29, Fig. 33; Nordgaard-JAkgexsen, 1905, S. 14 1.
Schale eiförmig, leicht zusammengepreßt, sehr dünnwandig, mit sehr kleinen Poren-
räumen, in Oberflächenansicht Feinwabig. Peristom kragenförmig, schräg abgestuft; Peristom-
fortsatz durch eine Nahtlinie getrennt, mit 3 divergierenden Zähnen ; der mittlere, unpaare Zahn
ist meistens länger als die seitlichen paarigen.
Schalenhöhe 0,07 — 0,14 mm (nach Haeckel 0,08 — 0,12). Die kleinsten Exemplare
befanden sich auf den vom Byfjord (Norwegen) stammenden Präparaten, welche mir Herr
Dr. Jörgensen gütigst zum Vergleich zur Verfügung gestellt hat.
P. tridens kommt in der Antarktis neben den Formen der .Siiv/vv- Gruppe vor, mit welchen
sie in Bezug auf die Beschaffenheit des Pcristoms eine große Aehnlichkeit hat. Inslxsonderc
legt sich der Gedanke nahe, die Ptvtoeystis tridens mit der P. acomis artlich zu vereinigen, da
sie zu letzterer etwa in ähnlichem Verhältnis steht, wie die extremen, dünnschaligen, großen
Exemplare von P. Stvirei zu den dickschaligen, kleinen Individuen dersell>en Art Indessen
ließen sich in dem mir vorliegenden Material keine U ebergangsformen zwischen der großen,
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Tiffw-RidioJirica. 263
dünnschaligen Protocystis Indem und der meist viel kleineren, dickschaligen P. aeomis feststellen,
so daß ich bis auf weiteres an der artlichen Trennung beider Formen festhalte.
Fundorte: Nördlicher Atlantik, Färöer-Kanal (Haetkee nach John Murray, Aurimluus);
Skagerak (sehr zahlreich, Hensek); Spitzl»ergen („sparinglv**, Cleve); norwegische Fjorde (ziemlich
häufig in allen Monaten, außer Januar und März, jedoch selten in größerer Individuenzahl,
Jörgensen, 1899); norwegische Westküste (im August in großer Zahl im Tiefenwasser, d. h. unter
50 m, auf. der Höhe von Bergen, Knupsen); Ostgrönlandstrom, Westgrönlandstrom, Labrador-
strom, Nördliches Eismeer (Borgert).
Diesen nordischen Fundorten stehen gegenüber einige von der „Val di via“ in der Antarktis
und im südlichen Indik gemachte Befunde: T.-St. 132 (S. 200—50, •), 135 (S. 200 — 50, • •)
143 (S. 400 — 300, •), 145 (S. 200 — 100, •), 147 (S. 5000 — 4000, •), 175 (südlicher Indik, S. 500
bis 400, •).
Verbreitung. Nach der obigen Zusammenstellung Ist P. tridens eine ausgesprochene
bipolare Form, welche sich mit Ausnahme der eigentlichen Oberflächenschicht (Schicht des
Phaoplanktons. o —50 m) in allen Tiefen vorfindet. Auch Jörgensen (1905) sagt, daß die Art wahr-
scheinlich „a northem temperate oceanic form“ sei, und daß sie „frequent, though never
numerous, as a rule only in deep water, up to 50 mM vorkomme.
b) Suvra-Gruppe.
Schale sphärisch oder eiförmig, höchstens mit leichter seitlicher Zusammenpressung, meist
sehr dickwandig; Peristom schlank, durch eine deutliche Nahtlinie in Kragen und Fortsatz
geschieden, dreizähnig, o, 1 oder 2 Randstacheln.
P. aeomis n. sp.
Taf. XUX, Fig. 385.
JPm/oiys/is luarnis V. Hakckkr, 1906, S. 292, Taf. XI, Fig. 3.
Schale kugelig bis eiförmig, ohne Randstacheln, dickwandig mit leistenförmig
vorspringenden, hexagonalen Porenumrahm ungen. Peristom mit schräg abgestutztem Kragen
und drei spitzigem , durch eine Nahtlinie deutlich abgegrenztem Fortsatz.
Schalenhöhe 0,7 — 0,8 mm.
P. aeomis gehört höchst wahrscheinlich als kleinere dickschalige Varietät ebenso zu
P. tridens , wie die beiden Varietäten von P. Stvirei um! die dick- und dünnschaligen Formen
von Ch. Naresi und P. Thomsoni zu einander gehören. Da jedoch im antarktischen Material der
„Valdivia“ keine Zwischenformen vorgefunden wurden, so Ist zunächst noch eine artliche Trennung
geboten.
Fundorte: T.-St 123 (Westwindtrift, ol »erhall» 200 m, 127 (antarktische Trift, ober-
halb 200 m, 135 (antarktische Trift, S. 680 — 480, •).
Verbreitung. Antarktische, vorwiegend kncphoplanktonische Form.
P. Swirei (John Murray).
Taf. XLIX, Fig. 384, 386, 390 — 391.
( kaUengtna nvini John Murray, 1885, Narr. ('hall. Exp., p. 226, Taf. A, Fig. 11 ; Hafckel, Chall. Rep., p. 1654.
Hierzu vielleicht: CJtatUngervn [xaireyi Hafckki., Chall. Rep., p. 1654, Taf. XCIX, Fig. 7.
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Valentin Haecker,
264
Schale nahezu sphärisch oder leicht eiförmig, mit einem einzigen gestreckten,
konischen Stachel am Scheitel, entweder dünnwandig, nahezu glatt mit deutlicher wabiger
Schalenstruktur, oder dickwandig, mit leistenförmigen, hexagonalen Porenrahmen und undeutlicher
Schalenstruktur. Peristom aus einem schräg abgestutzten Kragen und einem durch eine Naht-
linie begrenztem Fortsatz bestehend. letzterer mit 3 spitzigen Zähnen, einem hingen, unpaaren,
terminalen und 2 paarigen, kürzeren, lateralen.
Größenmaße je eines aus dem gleichen Fange stammenden dünnschaligen und dick-
schaligen Exemplares:
duriiutchnlige Form dickschalige Form
GeumtlSnge 0,37 mm 0,33 mm
ApiknlsUchel 0,1 „ 0,1 „
Schalen lange ohne Perötornkragen 0,15 „ 0,13 „
Periatomkragen und PemtomfortsaU 0,12 o.t „
(Die HAECKEt’schen Exemplare waren noch wesentlich kleiner als die dickschaligen Formen
der „Valdivia“-Ausbeute.)
Varianten. P. Suirei tritt in einer dickschaligen und dünnschaligen Varietät auf. Die
beiden Varietäten kommen im gleichen Gebiete vor und sind durch Zwischenformen miteinander
verbunden, so daß hier an der artlichen Zusammengehörigkeit nicht gezweifolt werden kann. Da
die beiden Formen überdies in den nämlichen Stufenfängen, und zwar sowohl in mehr ober-
flächlichen Schichten, als auch in bedeutenden 'liefen (S. 600 — 500), nebeneinander erbeutet
wurden, so konnte nicht, wie bei Cliallmgcron anno tum, der Nachweis geführt werden, daß es
sich um Vertikalrassen handelt Möglicherweise kommt hier, wie bei manchen anderen Challen-
geriden, in der verschiedenen Größe und Struktur der Schale ein Saison-Dimorphismus zum
Ausdruck.
Fundorte: Ch.-St 157 (Antarktis Oberfläche, gemein), T.-St 123 (Antarktis S. 400
bis 250, • dickschalig, einzelne dünnschalig; P. 200, • •, dickschalig), 135 (Antarktis S. 200
bis 50, Antarktis S. 680— 480, OOX *4 2 (Antarktis S. 700—600, S. 600 — 500, •
dickschalig und dünnschalig), 143 (Antarktis S. 400 — 300, • •. zahlreiche dickschalige, einzelne
große dünnschalige ; S. 300—200, • •, dickschalig und dünnschalig; S. 200—100, • •; S. 100
bis o, •), 145 (Antarktis S. 200 — 100, •••; S. 60 — 40, • •. „häufig4* nach Tb.*); S. 40 — 20.
fehlend nach Tb.), 147 (Antarktis S. 5000 — 4000, • •. zum Teil mit 2 Centnilkapseln), 149 (Ant-
arktis P. 200, • •>, 151 (Antarktis S. 200-100, •; S. 100 — 10, fehlend nach Tlx), 169 (süd-
licher Indik, S. 100 — 40, fehlend nach Tb.; S. 40 — 20, •, nach Tlx; S. 20— o> fehlend nach Tlx),
172 (südlicher Indik, P. 200, •), 175 (südlicher Indik, S. 500 — 400, • •).
Verbreitung. Ausgesprochen antarktische und vorwiegend k nephoplaktonische
Form, welche aber auch in Ijedeutenden Tiefen in lebenden Exemplaren gefunden wurde. Mög-
licherweise trifft das Herabsinken in tiefere Horizonte mit der vegetativen Vermehrung zu-
sammen (s oben S. 2 51).
Protocystis bicomis n. sp.
Taf. XUX, Fig. 387.
? Ckatttngtmn rickarJsii Ha eck EL, Chall. Rep., p. 1655, Taf. XCIX, Fig. 8.
Protocystis bicomis V. IIaecker, 11)06, S. 293, Taf. XI, Fig. 4.
1) „Th.“ <la* an fUiril geführte Tagebuch.
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Tiefsre-RadioUriefl.
265
Schale nahezu sphärisch, wenig zusammengepreßt, am aboralen Rande mit zwei diver-
gierenden, kräftigen, geraden Stacheln, welche ungefähr die Länge des Schalen-
halbmessers besitzen. Schalenwandung dick, mit verhältnismäßig großen Porenräumen und leisten-
förmig vorspringenden, hexagonalen Porenrahmen. Peristom mit schräg abgestutztem Kragen
und kurzem, dreispitzigem, durch eine deutliche Nahtlinie begrenztem Aufsatz.
Höhe der Schale o,i mm; Länge des Peristo m fortsatzes 0,03 mm.
Diese Form stimmt in Bezug auf ihr Vorkommen, sowie den allgemeinen Habitus und
die Struktur der Schale vollkommen mit P. acomis und Swirei überein, mit letzterer auch hin-
sichtlich der massiven Beschaffenheit der Apikalstacheln. Unterschieden ist sie von letzterer,
al)gesehcn von der Zweizahl der Apikalstacheln, durch die geringere Größe und die Kürze des
Peristom au fsatzes. Man könnte geneigt sein, P. bicomis mit dem in der Antarktis (Ch.-St 157,
Oberfläche) gefischten Challcngeron Rkhards.ii Hakckfj. zu vereinigen, jedoch ist die Schale bei
P bicomis nicht zusammengedrückt, der Peristo maufsatz ist kürzer und die Schale ganz wesentlich
kleiner (bei Ch. Richards ii 0,2 — 0,25 mm)
Fundorte: T.-St 127 (Antarktis, P. 200, •), 133 (Antarktis, S, 3300 — 2700, • 135
(Antarktis, S. 680 — 480, O), 142 (Antarktis, S. 700 — 600, • •), 143 (Antarktis, S. 300 — 200, •
S. 200 — 100, fehlend; S. 100 — o, fehlend), 145 (Antarktis, S. 200 — 100, •; S. 60 — 40 und
40 — 20, fehlend), 147 (Antarktis, S. 5000 — 4000, • •), 149 (Antarktis, P. 200, • •), 151 (Ant-
arktis S. 300 — 200, •, vereinzelt nach Tb.; S. 200 — 100, •. selten nach Tb.; S. ioo — 10, fehlend
nach Tb.), 220 (nördlicher Indik, P. 200, •, 1 Exemplar).
Verbreitung. Im ganzen antarktische Form, mit ähnlicher Horizontal- und Vertikal-
verbreitung wie P. Su'irch jedoch seltener und anscheinend mehr in der Tiefe verbreitet, also
sk o topl an k tonisch. Ein tauffälliger Befund im nördlichen Indik (T.-St 220, P. 200) steht
vorläufig isoliert da.
c) M acleari- Gru ppe.
Schale ziemlich stark zusammengedrückt, mit nahezu kreisförmigem oder dreieckigem
Umriß oder leicht spiralig eingerollt mit k u rze tn, gedrungenem, d reilappigcm Peristo m-
fortsatz, welcher einen mächtig entwickelten Palissadcnkörpcr erhält, o, t oder 2 Rand-
stacheln.
Protocystis M acleari John Murray.
Tat. L, Fig. 410.
(Tta/Un^eria macUari Johx MURRAY, 1885 (partim), Narr Cliall. Exp., Vol. I, p. 22(1, Taf. A, Fig. 3; HAECKEL, 1887,
Chall. Rep-, p. 1651.
Protocysiis gravida Borgert, IQ03, S. 741, Fig. Ga um! Gb.
Schale in Mächenansicht annähernd kreisförmig (^Challengers-Original) oder leicht
spiralig eingerollt, der Dreiecksform sich nähernd („National“- und *Valdivia“-Excmplare),
in der Regel dickwandig, grobwabig, seltener außerordentlich dünnwandig und feinporig.
Peristomfortsatz kräftig und kürzer als die halbe Schalenlänge, schräg über die Oeffnung
geneigt, mit 3 dicken, lappenförmigen Zähnen, einem mittleren, nach derselben Seite um-
gebogenen und 2 seitlichen, etwa elxmso großen, nach vom oder etwas nach außen gerichteten.
265
DmtarHc Tifhfr-Elpnlitin in,* — B.I XIV.
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266
Valentin Haetkxr,
Schalen höhe ohne den Peristomfortsatz (parallel zur dorsalen Kante gerechnet) 0,25 mm
(,,Valdivia“-Exemplare) ; nach Haeckel 0,25 — 0,35, nach Borgert 0,20 — 0,23 mm.
Ich vereinige die MuRRAv’sche (nahezu kreisförmige) ChaUengeria Machart mit der
Borger' rischen (fast dreieckigen) Protocyüis gravida , weil mir bei der sonstigen großen Ueber-
einstimmung in der Struktur und Größe, sowie in der geographischen Verbreitung die Unter-
schiede im Schalenumriß zu geringfügig erscheinen, um eine artliche Trennung zu rechtfertigen.
Von der folgenden Borger rischen Art Protocystis tridentata ist C/t. Machart durch die bedeu-
tendere Größe, die derbere Beschaffenheit des Peristom fortsatzes und seiner Zähne, sowie meistens
durch die derbere Schalenstruktur unterschieden. Von einzelnen stachellosen Exemplaren von
von ChaUengeria Tizardi ist C/t. Machart nur durch die wesentlich verschiedene Schalenform
und die Richtung der Zähne unterschieden. Vielleicht machen spätere Befunde eine Vereinigung
«aller dieser Formen nötig.
Fundorte: Ch.-St 325 — 332 (südlicher Atlantik, C/t. Macleart)\ Sargassosee, Guinea-
strom (Borgert, P. gravida) ; T.-St 48 (Südäquatorialstrom, S. 2700 — 2400, • •, mehrere grob-
wabige und ein feinporiges Exemplar); 173 (südlicher lndik, V, •. 1 feinporiges Exemplar).
Verbreitung. Nach dem bisherigen Material Warm wasserform.
P. tridentata Borger r.
Taf. L, Fig. 404.
Protocystis tridentata BORGERT, 1903, S. 742, Fig. H.
Schale stark zusammengedrückt, in der Flächenansicht dreieckig mit stark abgerundeten
Ecken, dünnwandig und außerordentlich feinwabig. Pcristomfortsatz schräg über die
Schalenöffnung geneigt, rinnenförmig, ein Drittel bis halb so lang wie die Schale, mit 3 schlanken,
spitzigen Zähnen, einem mittleren, nahezu aufrecht stehenden und 2 seitlichen, fast horizontal
oder ein wrenig nach außen gerichteten.
Schalenhöhe ohne den oralen Fortsatz 0,11 mm (nach fioRGERT 0,10 — 0,18). Schalen-
inhalt (nach einer Skizze von Woltereck) grüngelb mit schwärzlichen Ballen.
F'undorte: Sargassosee (1 100 — 900 und 3000 — 2800, ? •, Borgert); T.-Sl 27 (canarische
Strömung, S. 2300 — 2000, •, nach einer Zeichnung von Woltereck), 220 (nördlicher lndik,
S. 2200—2800, •).
Verbreitung. Nach den bisherigen Fundorten Warmwasser- und Tiefenform.
P. Tizardi John Murray.
Taf. L, Fig. 405, 406, 412.
ChaUengeria tizardi Jo llN Murray, 1885, Narr. Chall. Exp., Vol. I, p. 226, Taf. A, Fig. 7, 7a — b.
t'haliengeron tizardi Haeckel, 1887, Chall. Rep., p. 1656.
Hierher wahrscheinlich : ('hallengeria trigona Haeckel, Chatl. Rep., p. 1652.
Schale stark zusam mengedrückt nahezu gleichseitig- dreieckig, mit leicht konvexer
Aboralseite, konvexer oder gestreckter Dorsal- und konvexer, gestreckter oder sogar 1 eicht
konkaver Ventralseite. Schalendicke wechselnd, Schalenstruktur ziemlich grobwabig. Die
beiden Aboralecken mit je einem Randstachel. Es können aber auch einer oder beide
266
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Tief*<*-K*diciLarieu. 267
fehlen. Peristo m fortsatz kurz und kräftig, mit 3 spitzigen, UippenfOrmigcn Zähnen, deren
äußere Ränder nahezu horizontal gerichtet sind.
Schalendurchmesser (als Senkrechte auf der Aboralseite gemessen) 0,25 — 0,33 mm
(nach Haeckel 0,22 — 0,3 na)
V'arianten. Im „Valdiva“ Material fanden sich in den gleichen Fängen nebeneinander
sehr verschieden gestaltete Schalenformen, und ebenso Exemplare mit 2, t und o Randstacheln,
welch letztere mit Challtngtria trig&na Haeckel durchaus Ohereinstimmen. Da sich auch im
„Challenger"- Material Ci. Irjirdi und higona an den gleichen Stationen vorfanden, 50 zweifle
ich nicht an der Artübereinstimmung.
Fundorte: Ch.-SL 332 — 335 (südlicher Atlantik. Ci. Tizardi und Ci. Irigtmä)\ T.-St 66
(Golf von Guinea, S. 500 — 350, •>. 121 (Westwindtrift, S. 2500— tgoo, •>: 220 (nördlicher Indik,
S. 2800 — 2200, • •). 221 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1000, • •), 227 (nördlicher Indik, S. tooo
bis 800, •, S. 800 — 600, •. S. 600 — 400, • •. mit und ohne Randstacheln), 228 (nördlicher
Indik, S. 320 — 250, •), 22g (nördlicher Indik, S. 1600 — 1400, • O, S. 1000 — 800, • •. mit
und ohne Randstacheln, S. 800 — 600, •, mit 1 Randslachel, S. 600 — 400, • ohne Randstachel).
Verbreitung. P. TizanU wurde bisher vorwiegend im südlichen Atlantik und im
nördlichen Indik gefunden. Nur ein einziges Mal (T.-St. 121) wurde sie südlich des 40. Grades süd-
licher Breite angetroffen. Sie hat also im allgemeinen den Charakter einer Warmwasser-
f o r m. Sehr nahe verwandte Formen wurden im Pacifik erbeutet : Challengcron Fcrguwni
Haeckel (Chall. Rep., p. 1656, Taf. XCIX, F'ig. g) und Ci. triangu/um Haeckel (Chall. Rep.,
p. 1656, Taf. XCIX, Hg. 10), erelere in Ch.-SL 224 (westlicher tropischer Pacifik), letztere in
Ch.-St 244 — 253 (nördlicher Pacifik). Was die Vertikalverbreitung anbelangt, so ist P. Tizardi
als eine vorwiegend skotoplanktonischc, teilweise aber noch nyktoplanktonische
Form zu betrachten.
d) iwräns-Gruppe.
Schale in Hächenansicht kreisförmig, stark zusammengedrückt Peristom schlank, zwei-,
bei einzelnen Exemplaren dreizähnig, o oder 2 Randstacheln.
Protocystis varians Borgert.
Tat. L, Fig. 394.
? ChalUngtria kavtrgalli Joiik Mukrav, 1885, Narr. Chall. Kxp.( VoL I, Taf. A. Fig. 13 ; Haeckel, Chall. Rep.,
p. 1651.
Protocystis variams Borgert. 1903, S. 740, Fig. F.
Schale nahezu kreisförmig oder eiförmig, linsenartig zusani mengedrückt. Peristom-
fortsatz schlank, etwa so lang wie der Schalenradius (nach Haeckel bei Ch. HavtrgaUi bei-
nahe so lang wie die Schale), unter einem Winkel von 60 — 70° über die Schalenöffnung geneigt,
bei den „Valdi via“- Exemplaren mit zwei, seltener mit drei (einem unpaaren mittleren
und 2 seitlichen) Zahnen.
Charakteristisch Ist für die mir vorliegenden Kxemplare die außerordentlich feine
Wabenstruktur der Schale, welcher unter den Challengcriden nur diejenige von He/iochattengfron
Channeri annähernd gleichkommt. Da beim konservierten Material ein größerer oder kleinerer
267
J4*
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Vaijlntin Haeckek,
Teil der Poren räume mit Luft gefüllt ist, so erscheint die Schale, el>enso wie die von II. Channert, ,
in charakteristischer Weise mit winzigen schwarzen Pünktchen l>esät
Höhe der Schale ohne den Peristomf ortsatz l>ei den indischen Exemplaren 0,175 — mm
(nach Haeckel bei C/i. Havergalli 0,1 — 0,15, nach Borger 1 ljei ProUxystis tnirians 0,155 hb
0,175 mm); Länge des Peristomfortsatzes 0,05 5 — 0,065 mm (nach Haeckel 0,08 — 0,12 mm).
Die zahlreichen mir vorliegenden Exemplare stimmen bezüglich der Form und Größe
der Schale, sowie hinsichtlich der Beschaffenheit des Peristomaufsatzes und der Variabilität seiner
Zähne recht gut mit Protocystis varians Borgert überein. Entscheidend würde die Beschaffen-
heit der Schalcnstruktur sein, worüber sich bei Borgkrt keine Angaben finden. Ob auch die
MuRRAY’sche ChaUengeria Havergalli hierher gehört, erscheint angesichts der Verschiedenheiten
in Bezug auf die absoluten und relativen Größenmaße von Schale und Peristomaufsatz nicht
ganz sicher.
Fundorte: Guineastrom (Tiefe 200 — 400 m, Borgert); ? Ch.-St 300 (südlicher Pacifik,
ChaUengeria Havergalli ); T.-St 170 (südlicher Indik, S. 1700 — 1000, •; S. 300 — 200, S.
200 — 100, •}, 171 (südlicher Indik, P. 200, •. i Exemplar), 172 (südlicher Indik, S. 1850 — 1600,
•. nach Tb»); P. 200, • 175 (südlicher Indik, S. 500—400, •. nach Tb.; S. 400 — 300, •,
nach Tb.).
Verbreitung. Anscheinend pamplanktonische War m wasserform.
P. Balfouri (John Murray).
Taf. L, Fig. 395.
ChalUngeria balfouri JoilN MüRRAY, Narr. Cliall. Exp , Vol. I, p. 226, Taf. A, Fig. IO.
( ‘JialUngeron balfouri Haeckel, Cliall. Rep., p. 1655: Möbius, 1887, S. 122, Taf. VIII, Fig. 45; Bokgekt, Nord.
Trip., 1901, S. 31, Fig. 37; der»., 1903, S. 743.
Schale annähernd kreisrund, stark seitlich komprimiert, mit zwei kurzen, weit von-
einander abstehenden Stacheln am aboralen Schalenrande, von mittlerer Wand-
dicke und Porenweite. Peristo m fortsat z schlank, rinnenförmig, etwas über die Schalen-
öffnung geneigt, mit zwei schlanken Zähnen.
Schalendurchmesser (vom aboralcn zum oralen Pol) 0,2 — 0,21 mm (nach Haeckel
0,08 — 0,16).
Fundorte: Ch.-St 353 — 354 (nördlicher Atlantik, Hebriden, Oberfläche); Guineastrom
(S. 450 — 650, ? •, Bokgekt); T.-St 41, 43 (Guineastrom, P. 200, •). 48 (Südäquatorialstrom,
S. 280 — 130, •; S. 2700 — 2400, 0\ 66 (Golf von Guinea, S. 700 — 600, • CX » Exemplar mit
2 Centralkapseln; S. 500 — 350, • •), 120 (Antarktis S. 600 — 450, •), 168 (südlicher Indik, P. 200,
•), 172 (südlicher Indik, S. 1850—1600, •}, 173 (südlicher Indik, S. 3300 — 2700, O). 175 (süd-
licher Indik, S. 500 — 400, •) 229 (nördlicher Indik, S. 600 — 400, •>.
Verbreitung. Im ganzen wohl pamplanktonische Warm wasserform.
e) Harstoni- Gruppe.
Schale spiralig eingerollt, mit rundlichem oder drei- bis viereckigem Umriß. Peristom
zweizähnig. Kein Randstachel.
I) „Th.“ das an Bord geführte Tagebuch.
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1' ief»ee- Radiolarien .
269
In der Hatstoni-C* ruppe sind alle diejenigen Formen zusammcnzustellen, bei welchen erstens
die dorsale Schalen wandung die ventrale dermaßen überragt, daß die Schale ein mehr oder
weniger spiraliges Aussehen bekommt, und zweitens unabänderlich zwei Peristom-
zähne vorhanden sind
In Bezug auf die Abgrenzung und die Nomenklatur der hierher gehörigen Formen herrscht
in der Litteratur eine ziemliche Verwirrung, so daß bisher auch hinsichtlich der horizontalen und
vertikalen Verbreitung derselben keine bestimmten Anhaltspunkte gewonnen werden konnten. Ich
sah mich daher genötigt, auch hier eine stückweise Untersuchung und insbesondere Zeichnung
der in der „Valdi via“* Ausbeute Vorgefundenen Exemplare vorzunehmen, und bin auf Grund eines
Vergleichs mit norwegischen, von Herrn Kollegen Jörgensen mir gütigst zugestellten Exemplaren
zu einer bestimmten Abgrenzung der einzelnen Formen und zur Feststellung ihrer geographischen
Verbreitung gelangt Historisch ist zunächst folgendes vorauszuschicken :
Zum ersten Mal ist von Waluch (1869) eine höchst wahrscheinlich hierher gehörige, in
nordatlantischen Bodenablagerungen aufgefundene Form beschrieben und mit der Bezeichnung
Protocystis au/ita belegt worden. Welche der heute genauer bekannten Arten Waluch Vor-
gelegen hat, laßt sich nicht feststellen, jedenfalls Ist aber Borgert (1901, 1903) im Recht, wenn
er dafür eintritt, daß diejenige Abteilung der Challengeriden, zu welcher die Ifarstoni- Gruppe zu
stellen ist, den Gattungsnamen Protocystis zu führen hat
Sodann hat John Murrav im Challenger Narrative unter der Bezeichnung Chaliengcria
harstoni zwei Formen zusammengefaßt, von welchen wenigstens die eine durch die MuRRAYSche
Zeichnung (Taf. A, Fig. 14) gut charakterisiert ist und auch die andere (Taf. A, F'ig. 14 a)
mit einiger Wahrscheinlichkeit bestimmt werden kann. Haeckel (ChalL Rep., p. 1649 f.) hat
dann die beiden Formen getrennt und die tropisch -atlantische, größere, dreieckige F'orm als
Chat! enge na sloggettii, die nord-pacifische, kleinere, rundliche Form als CA. harstoni bezeichnet
Beide Formen fanden sich auch im „Valdi via“- Material wieder und waren gut auseinander-
zuhalten sowohl nach geographischer Verbreitung als nach den Größenverhältnissen und der
Gesamtform der Schale. Auf Grund dieses Materials glaube ich nun bezüglich der Angaben
der übrigen Autoren folgendes sagen zu können:
Mit Chaltengeria harstoni Haeckel fallen ziemlich sicher zusammen: die von Hensen (1887)
und MÖRirs (1887) als Chaltengeria Thomsonii beschriebenen und von ersterem photographisch dar-
gestellten, ferner die von Cleve (1899) und Jörgensen (1899) als CAatlengeria harstoni und die von
Borger r (1901) als Protocystis harstoni l>ezeichneten Formen, welche sämtlich den nördlichsten
Teilen des Atlantik und dem Nördlichen Eismeer entstammen. Wahrscheinlich
gehört hierher auch die Borgert* sehe Protocystis nautiloides aus der Sargassosee (Borgert, 1903).
Mit der tropisch-atlantischen Chaltengeria sloggettii Haeckel dagegen ist vermutlich die
Borgert sehe Art Protocystis a/ata (Borgert, 1903) zu vereinigen, welche dem Guineastrom ent-
stammt und durch die flügelartigen Verbreiterungen des Peristomfortsatzes gekennzeichnet Ist
Bei den mir vorliegenden *^&'c///-Exemplaren war wenigstens in vielen Fällen eine solche flügel-
artige Verbreitung auch in Flächenansicht deutlich zu erkennen.
Auf Grund des „Valdi via“- N I aterials läßt sich nun ferner eine genauere geographische Ab-
grenzung der t>eiden Formen vornehmen. Typische Exemplare von Chat/engeria Sioggetti wurden
nämlich von der „Valdi via“ ausschließlich in tropisch-atlantischen und namentlich tropisch-indischen
269
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Valentin l Uecker,
Stationen, typische Exemplare von C/i. Harstoni ausschließlich in antarktischen Stationen gefischt
Daraus ergiebt sich ohne weiteres, daß C/i. Sloggeiii im wesentlichen eine Warm wasser form,
C/i. Harstoni eine bipolare Kaltwasserform ist Eine dritte im „Val di via“- Material auf-
gefundene, der Antarktis entstammende Art ist neu {P. mutvpdecus).
P. Harstoni John Murray.
Tal. L, Fig. 397 u. 398.
Challengern harstoni John Murray, 1885, Narr. CKall. Exp., Vol. I, p. 226, Taf. A, Fig. 14a; Haeckel, 1887,
Chall. Rep., p. 1650.
ChotUngtries Thomson i H ENSEN', 1887, Taf. VI, Fig. 70—72 (3 sehr charakteristische Photographien); Möbius,
1887, S. 121.
Choitengtrio harshmii Cleve, 1899; Jörgensex, 1899.
Prv/oeystis harstoni Borgeht, 1901, S. 28, Fig, 30; Jörgensen, 1905.
? Pntocvstis nausitmi/a Borgert, 1903, S. 738, Fig. Da und Db.
Schale in Seitenansicht annähernd kreisrund, seltener dreieckig, etwas abgeplattet Die
dorsale Schalenwand überragt dachfensterförmig die ventrale, so daß die Schale ein spiraliges
Aussehen besitzt und an den bekannten Lias-Ammoniten Ama/thrus margari/alus mit seinem
„Rückenfortsatz“ erinnert Schalenmündung von zwei parallelen oder gabelschwanzartig
angeordneten Zähnen überragt
Schale ziemlich grobwabig, Ireinahe glatt (vergl. die Hi:NSK.v’schen Photogramme, 1887,
Taf. VI, Fig. 71 u. 72).
Höhe der Schale mit den Zähnen Irei den antarktischen Exemplaren 0,13 — 0,18 mm
(bei nordpacifischen Exemplaren beträgt nach Haeckel der Schalendurchmesser 0,15— 0,18 mm,
die Länge der Zähne 0,04 — 0335 ; bei norwegischen Exemplaren beträgt die Gesamtschalenlänge
einschließlich der Zähne nach Jörgensen 0,133, bei Protocystis tmu/i/ois/es nach Borgert 0,098
bis 0,15 mm).
Varianten. Nahezu sämtliche in der Antarktis gefundenen Exemplare zeigen einen ziem-
lich einheitlichen Typus, für welchen die rundliche Form und die stark spiralige Aufrollung der
Schale, sowie die gabelschwanzartige Beschaffenheit des Peristomfortsatzes charakteristisch ist
Nur selten (St 139, PL 200) fanden sich dazwischen Exemplare (var. irianguld) mit dreieckigem
Schalcnumriß, ähnlich dem von Ci. S/oggetti. Mit den mir von Herrn Kollegen Jörgensen
übersandten norwegischen Exemplaren stimmen die antarktischen in Bezug auf Größe, Form und
Struktur der Schale, sowie Beschaffenheit der Peristomflügel vollkommen überein, so daß an der
artlichen Uebereinstimmung nicht gezwcifelt werden kann.
Fundorte; Ch.-St 231 (nördlicher Pacifik, Haeikki.); nördlicher Teil des Atlantischen
Oceans, insbesondere norwegische Fjorde (seltener als Ci. Indras , immer einzeln, Jörgensen);
Nördliches Eismeer bei Spitzbergen (Cleve); Sargassosee (Proloeyslis nautiloides , Borgert);
T.-St 123 (Antarktis, S. 300—250, •; P. 200, •), 127 (Antarktis, P. 200, •), 132 (Antarktis,
S. 200 — 50, •), 135 (Antarktis, S. 200 — 50, S. 680 — .480, •. sehr dickschalig), 139 (Ant-
arktis, P. 200, •. 3 Exemplare, darunter 1 var. Irianguld), 142 (Antarktis, S. 600 — 500, •.
1 Exemplar mit 2 Centralkapseln), 143 (Antarktis, S. 300 — 100, •; S. 100 — o, •), 145 (Antarktis,
S. 200 — 100, •), 147 (Antarktis, S. 5000 — 4000, • .)), 149 (Antarktis, P. 200,»), 151 (Ant-
arktis, S. 400—300, •, nach Tb.; S. 200 — 100 • nach Tb.).
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Tief*«*- Rudiolarien.
27>
Verbreitung. P. Narstoni ist allem Anschein nach eine ausgesprochen bipolare
Kalt wasserform. In den wärmeren Meeren wird sie vertreten durch die ihr sehr nahestehende
C/i. S/ogggfti.
Die Vertikalverbreitung ist wie bei den meisten Kaltwasscrformen eine sehr ausgedehnte,
indem Ch. //arstmi vorzugsweise in den Oberflächenschichten, außerdem aber auch in allen
tieferen Horizonten bis herab zur Zone 5000 — 4000 m in einzelnen lebenden Exemplaren ange-
troffen wurde. Im ganzen dürfen wir sie allerdings als knephoplantonisch Ixizeichnen.
P. Sloggetti Haeckel.
Taf. L, Fig. 401 u. 402.
ChalUngtria hantoni John Murrav (partim), 1885, Narr. Chall. Exp., Vol. I, p. 226, Taf. A, Fig. 14.
ChalUngeria sloggrttri Haeckel, 1887, Chall. Rep., p. 1649, Taf. XC1X, Fig. 4.
Prototxtiis alata Bokoert, 1 903, S. 739, Fig. Ea u. Eb.
Schale meist ausgesprochen dreieckig, mit abgerundeten aboralen Ecken, seltener der
Kreisform sich nähernd; stark zusammengepreßt.
Die dorsale Schalenwandung überragt die ventrale und bildet einen dachfenster-
förmigen Peristomaufsatz, welcher in zwei kurze Zähne ausläuft, die in der Richtung der
Schalen wandung stehen. Die Seitenränder des Aufsatzes sind vielfach flügel- oder backen-
artig verbreitert {Protocystis alataf).
Schale ziemlich dickwandig, außen glatt, mit verhältnismäßig feiner Wabenstruktur.
Schalenhöhe einschließlich der Zähne (parallel zur dorsalen Schalenkante gemessen)
meist 0,21 — 0,22 mm, bei den kleinsten atlantischen Exemplaren 0,2, bei den größten indischen
°»33 (nach Haeckel beträgt der Schalendurchmesser 0,2 — 0,3 mm; nach Borger r beträgt die
Schalenlänge der Protocystis ala/a einschließlich der Zähne nur 0,1 7— 0,185 mm); Länge des
Peristomfortsatzes (vom proximalen Ende des Palissadenkörpers bis zur Spitze) 0/35 — 0,06 mm.
Kund orte: Ch.-St 347, 348 (tropischer Atlantik, Haeckel); Guineastrom (. Protocystis a/a/a.
sehr kleine Exemplare, Borgert); T.-St 48 (SüdäquatoriaLstrom, S. 2700 — 2400, (\ 1 großes,
rundliches Exemplar), 66 (Golf von Guinea, S. 500 — 350, •, kleine Exemplare), 218 (nördlicher
fndik, S. 2040 — 1800, O), 220 (nördlicher Indik, S. 2800 — 2400, O)» 221 (nördlicher Indik,
S. 1600 — 1000, •, sehr große, rundliche Exemplare; S. 180 — 145, 0), 227 (nördlicher Indik, S. 800
bis 600,«, S. 600 — 400. •, große, rundliche Exemplare), 229 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1400,0,
nach Tb.; S. 1000 — 800, •; S. 800 — 600, •, nach Tb.; S. 600 — 400, •. vereinzelt nach Tb.),
236 (nördlicher Indik, S. 180 — 130,0; S. 120 — 100,0), 237 (nördlicher Indik, 8.4900—4600,0
1 sehr großes, rundliches Exemplar mit etwas Phäodium).
Verbreitung. Nach der Gesamtheit der Fundstellen darf P. Sfoggetti, im Gegensatz
zu P. Harstoni, als eine Bewohnerin der wärmeren Gebiete des Atlantik und Indik, und demnach
als typische Warm wasser form bezeichnet werden.
Sie kommt sowohl in der Zone des Knephoplanktons (St 221, 236) als auch in größeren
Tiefen vor. Indessen weist die beträchtliche Diekwandigkeit ihrer Schalt! und ebenso ihr ver-
hältnismäßig häufiges Vorkommen in den Stufen 1000 — 800, 800 -600, 600 — 400 darauf hin,
daß es sich um eine wesentliche skotop lanktonische Form handelt und daß wir sie dem-
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Vauxt» Hajxakb,
nach aLs eine in den wärmeren Meeren in größere Tiefen herabgestiegene und demnach zu be-
deutenderen Dimensionen und erheblicherer Schalendicke gelangte vikarierende Form von
Ch. Harstoni zu betrachten haben.
P. micropelecus n. sp.
(n&sxv;, Beil, Axt)
Taf. L, Fig. 403.
Pnlcnystii micraptUcta V. Haecker, IQ06, S. 298, Taf. XI, Fig. 3.
Schale in Flächenansicht drei- bis vierseitig, mit sehr langem, häufig leicht geschwungenem,
zweizähnigem Peristomfortsatz.
Schale sehr dickwandig, grobporig. .
Höhe der Schal«?, einschließlich des Peristomfortsatzes (parallel zur dorsalen Wandung
gemessen) 0,27 — 0,32 mm; Dinge des Peristomfortsatzes (vom proximalen Ende des Palissaden-
körpers bis zur Spitze) 0,11 — 0,12 mm.
Ch. micropelecus unterscheidet sich von der gleichseitig-dreieckigen oder rundlichen Ch.
Sloggeüi zunächst durch die ausgeprägte Beilform. Die dorsale und aborale Seite sind ungefähr
gleichlang und meist ausgesprochen geradlinig, die ventral-aborale Ecke ist meist abgestumpft
und bildet so eine vierte Seite, die Schneide des Beiles. Einen weiteren Unterschied bildet die
Länge des Peristomfortsatzes, der den Peristomfortsatz gleichgroßer S/ogge/ti- Exemplare um das
Doppelte übertrifft, sowie die vielfach leicht geschwungene Form desselben. Endlich ist Ch.
micropelecus beträchtlich dickwandiger als Ch. SloggettL Ucbergänge zwischen beiden Formen
wurden nicht gefunden, dagegen erinnern einzelne kleine, dreieckige Exemplare der Ch. Iiarstoni
entfernt an die neue Art Während also Ch. Harstoni und S/oggelti zusammen einen die warmen
und kalten Gebiete deckenden Formenkreis darstellen, Ist Ch. micropelecus als eine hochspeciali-
sierte und örtlich Ixschränkte, antarktische Seitenform zu f>etrachten.
Fundorte: T.-St 123 (S. 400 — 250, •), 133 (S. 3300— 2700, •), 135 (S. 680 — 480,
• 139 (P. 200, • •), 142 (S. 500 — 600, • V. 1000, Q), 147 (S. 5000 — 4000, •, 1 sehr
dickschaliges Exemplar), 149 (P. 200, •>. Sämtliche Fundorte in der Antarktis.
Verbreitung. Antarktische, pamplanktonlsche Form.
f) Murrayi-Gruppe.
(Sul)g. Challengeromma IIaeckfx.)
Schale sul »sphärisch, in Flächenansicht kreisförmig. Peristom in die Breite gezogen, mit
mehreren, in zwei Gruppen angeordneten, zahn- oder flügelförmigen Anhängen. Im ganzen Habitus
schließen sich die hierher gehörigen Formen an die I/arstoniCi ruppe, insl»esondere an die mit
seitlichen Perlstombacken oder -flügeln versehene Ch. Sloggetli an.
Protocystis Murrayi Haeckel.
Taf. I, Fig. 409, 411.
Ckatlengervi murravi HaFCKKL, Chalt. Rep.. |x 1653, Taf. XCIX, Fig. I.
Schale subsphärisch, in Flächenansicht nahezu kreisrund, zuweilen leicht spiralig ein-
gerollt; sehr dickwandig, grobwabig, zuweilen mit kleinen, den Porenkammem entsprechenden
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TlefwM'Kadtoliuicn.
273
Vorwölbungen. Peristo m fo rtsatz in die Breite gezogen, mit zwei dreizähnigen
Fl ügeln.
Schalendurchmesser 0,19 — 0,22 mm (nach Haeckel (X15 mm).
Fundorte: Ch.-St 23 1 (nordwestlicher Pacifik, südliches Japan); T.-St 16 (Golfstrom,
S. 1850 — 1550, • 48 (Südäquatorialstrom, S. 2700 — 2400, • •).
Verbreitung: ? Warmwasser- und Tiefenform.
P. thyroma n. sp.
Klügelthür.)
Ta/. L, Fig. 407.
ProloeytHt thvroma V. H AECKER, 1906, S. 2<K), Tnf. XI, Fig. 6.
Schale nahezu sphärisch, dickwandig, grohwabig, glatt Peristomfortsatz in die
Breite gezogen, jederseits mit einem dorsalen, schlanken Zahn und einem lateralen,
viereckigen Flügel versehen.
Schalendurchmesser 0,22 mm.
Einziger Fundort: T.-St 221 (nördlicher Imlik, S. 1600 — 1000, •).
P. tuba n. sp.
Tat. I, Fig. 40S.
Prototystis tuba V. Haecker, 190O, S. 209, Taf. XI, Fig. 7.
Schale sulvsphärisch. Peristom trompetenförmig erweitert, mit 2 der ventralen
Fläche des Pcristomsaumes aufsitzenden Zähnchen.
Schale sehr dic kwandig, grobwabig.
Schalendurchmesser ohne Peristom 1,3 mm, mit Peristom 1,9 mm.
Einziger Fundort: T.-St 220 (nördlicher Indik, S. 2800 — 2200, X 1 Exemplar).
4. Gattung. Challcihjerosium (Haeckel).
Schale linsenförmig, mit tiefer labialer Einschnürung und zwei kurzen, breiten,
klauenartigen Zähnen. Zahl der Randstacheln wechselnd, jedoch meist mehr als 3 betragend.
Challengerosium Bethelli John Mukrav.
Tat. 1.1, Fig. 423, 424, 42S.
ChaiUngervn brtkelU John Mlkrav, 1885, Narr, ( hall., V« A. I, p. z*(>, Taf. A, Fig. 6; Haeckel, Chall. Rep.,
p. 1658.
Schale annähernd kreisförmig, stark linsenartig zusammengedrückt, am Rande mit
12 — 26 (nach Haeckel 20 — 30) kurzen, konischen Radialstacheln, welche vorzugsweise an der
ventralen Hälfte der Sc hale sitzen, seltener auf den aboralen Abschnitt der dorsalen Hälfte über-
greifen. Peristom mit einer tiefen labialen Einschnürung und zwei parallelen, breiten,
dreieckigen Zähnen, deren äußerer Rand nahezu tangential gerichtet ist
Schalendicke und Schalenstruktur wechselnd.
27.)
IbuticW 1 itniuit^ IM. XIV. jj
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Valentir Haeckbr,
274
Schalcndurchmesser (ohne Peristomfortsatz) 1,8 — 24 mm (nach Haeckel 0,2
bis 0,25 mm).
Varianten. In einem Fall (St 237) wurde ein ziemlich dickschaliges Exemplar mit nur
5 Randstacheln (Fig. 423), und ferner in St 218 zwischen typischen Ä-Air/ZeExemplaren die
gleichfalls ziemlich dickwandige Schale eines nur 1,6 mm großen Exemplares gefunden, welches
gar keine Randsticheln besaß (Fig. 424).
Fundorte: Ch.-St 238, 241 (nördlicher Pacifik, Höhe von Japan): T.-St 182 (indischer
Südäquatorialstrom, S. 800 — 500, •>. 2 1 8 (nördlicher Indik, S. 2040— 1 800, 0), 221 (nördlicher
Indik, S. 1600 — 1000, ••), 227 (nördlicher Indik, S. 1000 — 800, •; S. 800—600, • •), 229
(nördlicher Indik, S. 1600 — 1400, S. 1000—800, •: S. 800 — 600, S. 600—400, •;
S. 400 — 200, •; S. 200 — 20, fehlt), 236 (nördlicher Indik, S. 2600 — 2300, •), 237 (nördlicher
Indik, S. 4900 — 4600, •).
Verbreitung: In wärmeren Gebieten des Indik und Pacifik verbreitet, ausgesprochene
skoto- und nyktoplanktonische Tiefenform.
Ch. avicularia n. sp.
Taf. LI, Fig. 4 22.
Challengerorium avicularia V. II A ECK ER, 1906, S. 300, Taf. XI, Fig. 8.
Schale in Seitenansicht breit, ellipsoidisch , leicht spiralig eingerollt, wenig zusammen-
gedrückt, an die Form der Avicularien der Bryozoen erinnernd. Pcristom mit 2 kurzen,
klauenartigen Zähnen. Bei den beiden vorliegenden Exemplaren 5, auf die ventrale und dorsale
Seite verteilte Zähne.
Schale ziemlich dickwandig, grobwahig.
Schalenhöhe 1,8, Schalenbreite 2 mm.
Einziger Fundort: T.-St 200 (nördlicher Indik, S. 2800—2200, •, 2 Exemplare).
5. Gattung. Heliochallengcron n. g.
Schale linsen- oder dosenförmig. Peristom mit 2 aufrechten Zähnen. Der ganze
Schalenumfang mit Randstacheln besetzt welche einer scharf differenzierten, grobwabigen Gürtel-
zone aufsitzen.
Heliochallengeron Channeri John Murrav.
Taf. LI, Fig. 413, 414.
Challengtron channeri John Murrav, 1885, Narr. Chall. Exp-, VoL I, p. 226, Taf. A, Fig. 12; Hakckei.» Giail.
Rep., p. 1658; Boroert, Nord. Trip., S. 32, Fig. 38.
Schale annähernd kreisrund, linsenförmig oder besser dosenförmig abgeplattet, mit 14
bis 25 schlanken, geraden, hohlen Randstacheln. Die Stacheln sind so lang oder Länger als der
Schalenradius. Peristomfortsatz kragenförmig, mit 2 parallelen, radiär gerichteten, drei-
eckigen Zähnen.
Schalcnstruktur außerordentlich feinwahig. Nur in der peripheren, die Randsticheln
tragenden, scharf abgegrenzten Zone grobwahig (Verstärkungseinrichtung).
274
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Tiefsee- Rjuliolarieu.
275
Schalendurchmesser (ohne Peristom) o,i — 0,18 mm, nach Haeckel 0,14 — 0,17 mm,
nach Borgert 0,14—0,18 mm.
Fundorte: Ch.-St 231 (nördlicher Pacifik); nördlicher Ast des Golfstromes (Borgert);
T.-Sl 14 (Golfstrom, V’, •), 27 (canarische Strömung, S. 2250 — 1950, ■), 41 (Guineastrom,
P. 200, 42 (Guincastrom, S. 550—250, O: S. 2000 — 1700, •), 44 Guineastrom, V, Q), 48
(Südäquatorialstrom, S. 280 — 130, •), 55 (Guineastrom, P. 200, •). 66 (Golf von Guinea, S. 700
bis 600; S. 500 — 350, «X ■7° (südlicher Indik, S, 200—100, •; V. 1700 — 1000, }), 172 (süd-
licher Indik, P. 200, •>. 175 (südlicher Indik, S. 500 — 400, •; S. 400 — 350, •; S. 350 — 300, #),
191 (indischer Gegenstrom, S. 210 — 190, •). 227 (nördlicher Indik, S. 1000 — 800, • : S. 600
bis 400, •), 228 (nördlicher Indik, S. 200 — 100, •), 236 (nördlicher Indik, S. 2600 — 2300, •;
S. 120 — 100, •).
Verbreitung: Vorwiegend kn ephoplank tonisch e Wa rm wasserform.
6. Gattung. Challengeron Haeckel (sens. strict).
In der Gattung Challengeron sensu strictiori fasse ich diejenigen Formen zusammen, welche
am Rande der seitlich zusammengedrückten Schale eine größere Zahl von hohlen, meist
bedornten Stacheln und einen vierzähnigen Per istom Fortsatz besitzen.
Hierher gehören demnach:
Challengeron willemoesii Haeckel, Chall. Rep., p. 1659, Taf. XCIX, Fig. 13;
(haUengtron wyviUei Haeckel, ChalL Rep., p. 1660, Taf. XCIX, Fig. 15;
Challengeron aha/um MöBIUS (nec HaecKF.L), 1887, Taf. VIII, Fig. 47;
Challengeron trinacriae Lo II MANN, 1899, Fig. i;
Challengeron armatum Borgekt, Nord. Trip., iqoi, S. 33, Fig. 39; Jörgensen, 1905, S. 14 1, Taf. XVIII, Fig. 1 1 2 ;
? Challengeron sp., BORGERT, 1903, S. 744, Fig. K.
Das mir vorliegende, sehr reichliche Material enthalt zahlreiche hierher gehörige, durch
Uebergflnge miteinander verbundene Formen, welche am besten mit dem BoRGERpschen Ch.
armatum übereinstimmen. Eine zweite Gruppe von Exemplaren dürfte wohl mit Ch. trinacriae
Lohmann zu vereinigen sein, während ich für eine winzige Form des südöstlichen Indik bis auf
weiteres eine neue Artbczeichnung {Ch. sacculus) einzuführen genötigt bin.
Challengeron armatum Borgert.
Taf. LI, Fig. 418 — 420.
f'hallengeron armatum BORGERT. 1901, Nord. Trip., S. 33, Fig. 39; JÖRG ENS EN, 1905, S. 141, Taf. XVIII, Fig. II2.
? ('Jialiengenm etliatum MöBIUS, 1887, Taf. VIII, Fig. 47.
„Schale oval, seitlich zusammengedrückt, mit kurzen, dicken, radialen Stacheln am Rande,
die am aboralen Pole am größten, an der oralen Schalenhälfte vielfach stark reduziert
sind oder fast ganz fehlen. Zwischen den Radialstacheln, die selbst bedomt sein können, oft
noch kurze domenartige Stacheln. M ündung der Schale von einem schrägabgeschnittenen,
röhrenförmigen Fortsatz überragt, der am Ende in zwei aufrechte, divergierende
Zähne ausläuft und außerdem zwei parallele, fast horizontal gerichtete Zähne
trägst. Die 4 Zähne gelegentlich gleichfalls am Rande mit feinen, kurzen Stacheln besetzt.
Schalenfortsatz mit den terminalen Zähnen länger als der Schalenradius“ (Borgert),
275
35*
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VaI-KNTIN Haeckkh.
276
Schale von verschiedener Wanddicke und dementsprechend mit sehr verschiedener
Wabenstruktur.
Längster Schal endurchmesscr (bis zum Absatz zwischen Schale und Peristom-
kragen) 1.5 — 1,8 mm (nach Borgert 0,1 — 0,12 mm).
Varianten. CA. arm ata ist, wie schon aus der Borger rischen Beschreibung hervor-
geht, äußerst variabel in Bezug auf die Zahl der Randstacheln und die Bedornung der Sch;ile.
Auch in Bezug auf die Dicke und Struktur der Schale bestehen erhebliche Verschiedenheiten,
welche, wie unten gezeigt werden soll, wenigstens zum Teil den Wert von Rassenunterschieden
hal)en.
Fundorte1): Nördlicher Ast des Golfstromes, nordöstlich Rockall und westlich der
Hebriden (Borgert); nördliches Eismeer lx?i Vesteraalen (einmal gefunden, Jörgensen); T.-St 14
(Golfstrom, W •), 16 (Golfstrom, S. 1850 — 1550, •), 27 (canarische Strömung, S. 2250 — 1950,
* dickschalig), 41 (Guineastrom, P. 200, • •, dünnschalig), 42 (Guineastrom, S. 550 — 250, •.
dickschalig), 44 (Guineastrom, V., •), 46 (Guineastrom, P. 2oo„ x dünnschalig), 48 (Südäquatorial-
strom, S. 2700 — 2400, Q, dickschalig; S. 300 — 200, •) 49 (Südäquatorialstrom, V., •) 54
(Guineastrom, Vn •), 66 (Golf von Guinea, S. 700 — 800, • •. dickschalig und kugelig-mittelschalig;
S. 500 — 350, • • #, dickschalig und dünnschalig), 175 (indischer Südäquatorialstrom, S 350 — 300,
•), 181 (ebenda, S. 560 — 410, •), 182 (ebenda, S. 500 — 400, ): S. 200 — 100, •; S. 20 — o,
fehlt), 215 (nördlicher Indik, V., 2 18 (nördlicher Indik, S. 2040 — 1800, •- dickschalig; 100
bis 20, fehlt), 220 (nördlicher Indik, S. 2800 — 2200, • dickschalig: P. 200, •), 221 (nördlicher
Indik, S. 1600 — 1000, • •. dickschalig; S. 220 — 185, • dünnschalig; S. 180 — 145, •. dünn-
schalig; S. 140 — 105, fehlt), 226 (nördlicher Indik, P. 200, •), 227 (nördlicher Indik, S. 1000
bis 800, • •, dick- und dünnschalig ; S. 800 — 600, • •. dickschalig ; S. 600 — 400, • •, dick- und
dünnschalig), 228 (nördlicher Indik, S. 400 — 300, •; S. 420 — 350, dick- und dünnschalig; S. 320,
bis 250, • •. dünnschalig; S. 220 — 150, • dünnschalig), 229 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1400,
• •, dickschalig; S. 1000 — 800, • •, dickschalig; S, 800 — 600, • •. dick- und dünnschalig;
S. 600 — 400, • #. hauptsächlich dünnschalig, einzelne dickschalig), 231 (nördlicher Indik, P. 200,
•), 236 (nördlicher Indik, S. 2600 — 2300, dickschalig), 268 (nördlicher Indik, P. 200, •, dick-
schalig).
Verbreitung. CA, armatum ist nach der großen Mehrzahl der Befunde eine aus-
gesprochene Warm wasserform. Nur ein einziges Mal, und zwar in einem Exemplar (? leere
Schale), wurde diese Form jenseits des nördlichen Polarkreises, bei der in der Nähe der Lofoten
gelegenen, als Vesteraalen bezcichnctcn Inselgruppe, gefunden.
CA. armatum fehlt, wie die übrigen Challengeridcn, in den obersten Schichten bis herab
zu 50 oder 100 m, tritt dagegen in allen größeren Tiefen in ziemlich gleichmäßiger Verteilung
und in teilweise lieträchtlicher Individuenzahl auf.
Im großen ganzen scheinen die dünnwandigen Formen mehr die 01>erflächenschichten,
die dickwandigen die Tiefenschichten zu l>ewohnen. Wenigstens fanden sich in den Stufenfängen
der St 229, welche in den Tiefen 1600 1400 und 1000 — 800 m gemacht wurden, nahezu
ausschließlich dickschalige, mit wenig Randstacheln versehene Individuen, deren Weichkörper
l) Wo nichts -lusdhicklich bemerkt Lai, handelt es sich um Formen mit mittlerer |d. h. weder ausgesprochen dicker und derb«,
□och dünner und xarterj Schale.
276
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T tefccc- Kaditriaricn.
277
dicht mit Nahrungsköqiem erfüllt war und vielfach zweikemige Centralkapseln erhielt (Fig. 418,
420)- In der zwischen 8<x> — 600 m befindlichen Schicht kam zu den dickschaligen Individuen
eine dünnschalige, mit zahlreicheren Randstacheln versehene Form hinzu (Fig. 419), und zwar
fanden sich von derselben sowohl lebende Exemplare als leere Schalen vor; in der folgenden,
zwischen (xx> und 400 m gelegenen Schicht trat dann die dickschalige Form stark zurück, während
sich hier umgekehrt zahlreiche Individuen der dünnschaligen Form vorfanden. Es handelt sich
also hier offenbar um vertikale Unterarten, von denen die dünnschalige sich bei ihren vertikalen
Wandeningen vorzugsweise innerhalb der oberen, bis etwa 400 m reichenden Schichten, die
dickschalige in den tieferen Regionen bewegt Die erste würde nach der LOBlANCO*sche Bezeich-
nungsweise eine knephoplanktonische, die letztere eine skotoplan ktonische Form
darstellen. Auch die Befunde in den Stationen 221 und 227 hassen ein ähnliches Verhältnis
erkennen, und zahlreiche vereinzelte Plankton- und Schließnetzfänge bestätigen die Regel.
Ch. trinacriae Lohmann.
Tat LI, Fig. 421.
ChalUngentn trinnrriae Loh mann, 1899, Fig. 1.
Von der vorigen dadurch unterschieden, daß die zahlreich vorhandenen Randstacheln (bei
den mir vorliegenden Exemplaren 36 — 40) den ganzen Schalenrand gleichmäßig besetzen und
fast sämtlich von gleicher Größe sind. Mit dem Loh man raschen Ch. trinacria r stimmt ferner
meine Form darin ülxrein, daß wenigstens die aboralen Stacheln nahe ihrer Basis je 2 kleine
Zähnchen tragen und daß zwischen je 2 Stacheln ein kurzes feines Dörnchen emporragt, eine
Art der Bewehrung, welche übrigens auch bei einzelnen Exemplaren von Ch. armatum vorkommt
Schale verhältnismäßig dünnwandig und feinwabig.
Schalen du rch messe r ohne den Peristomfortsatz 0,17, mit Peristomfortsatz 0,27 mm
(nach Lohmann 0,2655 mm).
Fundorte: Messina (360 — o m, September bis Januar, Lohmann); T.-St 41 und 43
(Guineastrom, P. 200, •).
Ch. sacculus n. sp.
Taf. LI, Fig. 417.
CkalUngtron sactulus V. H AECKF.R, 1906, S. 302, Taf. XI, Fig. io.
Von Ch. armatum durch die eigentümliche Beutelform der Schale (Querdurchmesser
viel kleiner aLs Längsdurchmesser, Ventralkante nahezu gestreckt Peristomkragen scharf abgesetzt),
die geringe Größe und die Art der Bewehrung unterschieden. Außer einem kräftigen
aboralen Randstachel sind nämlich zahlreiche (15 — 20) kurze, dicke Domen vorhanden, welche
namentlich auf der Dorsalseite eine gleichmäßige Verteilung zeigen. Zuweilen sind die dem
Aboralstachel zunächst gelegenen Domen etwas länger als die Übrigen.
Schale dünnwandig, feinwabig.
Schalen höhe (ohne den Peristomkragen) ifi — 1,2 mm.
Fundort: T.-St 172 (stromlose Zone des südlichen Indik, P. 200, • zahlreich).
Verbreitung. ? knephoplanktonische Lokalform des südlichen Indik.
•277
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Valentin Hajelker,
7. Gattung. Challengeranium (Haeckel).
Schale eiförmig. Peristom mit zwei fensterartigen Durchbohrungen. Zwei Peristom-
stacheln. Ein Apikalstachel, nicht selten von Nebendornen umgeben.
Challengeranium diodon (Haeckel).
Taf. L, Fig. 399 und 400.
ChaJUngemn diodon Haeckel, Chall Rep., p. 1654, Taf. XCIX, Fig. 6; I.ohmann, 1899; Borgert, 1901, S. 30,
Fig. 38; Jörgensen, 1905, S. 141.
Quillengtton natkonti Cleve, 1899, Taf. I, Fig. 9 a, 9 b.
ChaUengeron hetcracanthum JöRGENSEN, 1900, Taf. II, Fig. 1 5, Taf. III, Fig. 16, 17.
Schale eiförmig, wenig oder gar nicht seitlich komprimiert, am aboralen Pol mit einem
geraden konischen Apikalstachel, der häufig von mehreren (2 — 9) schwächer entwickelten
geraden Stacheln umstellt ist Schalenmündung an der dorsalen Seite mit einem kragen-
artigen Peristom, das von zwei divergierenden, geraden, konischen Zähnen
ül>erragt ist, welche etwa halb so lang als der Schalendurchmesser sind. Olferhalb jedes Zahnes
befindet sich im Peristom ein großes rundliches Loch. Der Rand des Peristoms ist
häufig vor und hinter den beiden großen Hauptzähnen mit kleinen Domen und Stacheln besetzt
Schale verhältnismäßig dickwandig, grobwabig.
Schalen höhe ohne Peristom 0,08 — 0,11 mm (nach Haeckel 0,08 — 0,1, nach Borgert
0,07 — 0,1).
Fundorte: Oi.-St 298 (südöstlicher Pacifik) ; Nördliches Eismeer (Cleve); norwegische
Westküste (in Tiefenproben ziemlich häufig, immer nur in geringer Individuenzahl, in allen
Monaten, außer Januar, Jörgensen): Labradorstrom (Borgert); Messina (September und Oktober,
zahlreich, Lohmann); Sargassosee, Guineastrom, Südäquatorialstrom (Borgert); T.-St 55 (Guinea-
strom, V., •), 66 (Golf von Guinea, S. 700 — 600, •; S. 500 — 350, •), 22 1 (nördlicher Indik,
1600 — 1000, •), 227 (nördlicher Indik, S. 1000 — 800, • ; S. 600 — 400, •), 229 (nördlicher Indik,
S. 1600 — 1400, fehlt; S. 1000 — 800, •; S. 800 — 600, •: S. 600 — 400, •; S. 400 — 200, •;
S. 200 — 20, •), 236 (nördlicher Indik, S. 2600 — 2300, •).
Verbreitung. In den nordischen Meeren, sowie im nördlichen Atlantik, Mittel meer
und tropischen Indik verbreitete, anscheinend pamplanktonische Form. Bisher weder in den süd-
lichen Teilen des Atlantik und Indik, noch in der Antarktis gefunden, dagegen «aus den südöst-
lichen Teilen des Pacifik bekannt Mit Rücksicht auf den letzteren Befund ist anzunehmen, daß
die Verbreitung der Art eine sehr allgemeine ist und daß sie wohl auch in anderen Meeresgebieten,
vielleicht zu bestimmten Jahreszeiten, entdeckt werden wird.
2. Unterfamilie. Pharyngellinae.
Schale mit ausgesprochener Diatomeenstruktur, mit Pharynxbildung.
8. Gattung. Entocannula Haeckel.
Entoeannula Haeckel, 1879, Sitz.-Bcr. MecL-Nat. Ges. Jena.
„Challengeriden mit Pharynx, ohne Mundzähne und ohne Randdomen.“
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Ticftce- R «dioUricn.
*79
Entocannula infundibulum Haeckel
Taf. LI, Fig. 425.
ChaUengeria hromkyi John Murray, 1885, Narr. Chall. Exp., Vol. I, p. 226, Taf. A, Fig. 5.
Eniotannula infundibulum Haeckel, Chall. Rep., p. 1161, Taf. XCIX, Fig. 19; Borger r, 1903, S. 745, Kig. M.
Schale eiförmig, am Mund abgestutzt, leicht zusam mengedrückt Pharynx trichter-
förmig, seine äußere Oeffnung 1 V* — 3 mal so breit als die innere.
Schale dünnwandig, feinporig, mit glatter Außenfläche.
Schalenhöhe 0,22 — 0,28 mm.
Fundorte: Ch.-St 318 (südlicher Atlantik); Guineastrom (Borgert); T.-St 66 (Golf von
Guinea, S. 700 — 600, • S. 500 — 350, • •), 170 (südlicher Indik, S. 1700— 1000, •). 173 (süd-
licher Indik, S. 3300 — 2700, •). 221 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1000, •), 237 (nördlicher Indik,
S. 4900 — 4600, •).
Verbreitung. Anscheinend skoto- und nyktoplanktonische Form der warmen Meere.
9. Gattung. Pharyngella Hakckf.l.
PkaryngtÜa Haeckel, 1887, Chall. Rep., p. 1661.
„Challengeriden mit einem Pharynx, mit einem oder mehreren Zähnen am Mund, aber
ohne Randdomen .“
Pharyngella gastrala Haf.ckel
Taf. LI, Fig. 427.
Pharyngella gustrula Haeckel, Chall. Rep., p. 1662, Taf. XCIX, Fig. 18; Borgert, 1901, Nord. Trip., S. 34;
Borgert, 1903, S. 746, Fig. N.
Pharyngella gastraea IIaeckf.L, Chall. Rep., p. 1662, Taf. XCIX, Fig. 17.
Schale eiförmig, nicht zusammengedrückt. Schalenmund mit 2 parallelen, geraden,
spitzigen Zähnen, welche bald senkrecht zur Mundöffnung stehen, bald mehr oder weniger über
dieselbe geneigt und so lang oder kürzer als der Schalenradius sind. Pharynx kurz-cylindrisch
oder trichterförmig (die Außenöffnung etwas weiter als die Innenöffnung).
Schale meist ziemlich derbwandig, aber fein- und dichtporig.
Schalcnhöhe: 0,3 — 0,36 mm.
Varianten. In dem mir vorliegenden sehr zahlreichen Material variieren die Exemplare
innerhalb dersell»en Fänge ganz außerordentlich, was die Richtung der Zähne und die Form, Dicke
und Struktur der Schale anbelangt Es war mir nicht möglich, Lokalformen zu unterscheiden.
F undorte: Nördlicher Atlantik, Färöekanal (Golfstrom, John Murray); Südäquatorial-
strom (Borgert); T.-Sl 15 (Golfstrom, S. 1900 — 1800, •), 16 (Golfstrom, S. 1850 — 1550, • •),
2 6 (canarische Strömung, V, •), 32 (canarische Strömung, V, • •), 34 (canarische Strömung, V,,
•h 36 (canarische Strömung, V., •). 39 (Guineastrom, V, •), 41 (Guineastrom, V., • •), 44 (Guinea-
strom, V., • •), 48 (Südäquatorialstrom, S. 2700 — 2400, OO)* 49 (Südäquatorialstrom, V., • •),
50 (Södäquatorialstrom, V., •), 54 (Guineastrom, V„ j), 55 (Guineastrom, V. 600, • •), 66 (Golf
von Guinea, S. 700 — 600, )), 117 (Benguelastrom, V., • •). 1 70 (südlicher Indik, S. 1700—1000,
• •), 172 (südlicher Indik, S. 1850— 1600, • •), 173 (südlicher Indik, S. 3300 — 2700, • •), 174
279
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280
Valimtin Haktkek,
(südlicher Indik, V., • •}, 175 (südlicher Indik, V., • S. 500 — 400, •), 229 (nördlicher Indik,
S. 1600 — 1400, O), 232 (nördlicher Indik, Vn •), 237 (nördlicher Indik, S. 4900 — 4600, •).
Verbreitung: Pharyngella gast nt la ist eine ausgesprochene Bewohnerin der wärmeren
Meeresgebiete, und zwar wurde sie mittelst des Schließnetzes ausschließlich aas der Schicht
des Skotoplanktons und ganz liesonders des Nyktoplanktons heraufbefördert Von keiner
anderen Tripyleen-Art liegen so viele Fänge aus Tiefen von unterhalb 1 500 m bis herab zu
5000 in vor, wie von Pharyngella gast nt/a. Sie stellt «also eine eigentliche „Ijeitform“ speciell
der vierten Stufe des Nyktoplanktons dar, weshalb ich diese Schicht (iooo oder 1500 m bis
5000 m) als Pharyn gellen schiebt bezeichnet habe (1906, S. 273). Daß eine derartige,
ausschließlich in sehr großen Tiefen lebende Form trotzdem in Bezug auf ihre horizontale Ver-
breitung beschränkt ist und speciell nur in wärmeren Meeresteilen vorkommt kann wohl nur
darin eine Erklärung finden, daß sie an ganz bestimmte kühle Temperaturen oder an eine
bestimmte Nahrung ange^aßt ist
10. Gattung. Porcupinia Haeckel.
Porcupinia IIaeckei., 1879, Sitz.-lier. Med.-Nat. Ges. Jena, S. 5; 1887, Ghali. Rep., p. 1662.
Challengeriden mit einem Pharynx, mit 2 Zähnen an der Schalcnöffnung und mit Apikal-
stacheln (durch letzteres Merkmal von Pharyngella unterschieden).
Porcupinia cordiformis I Iahckki.
Tat. LI, Fig. 426.
Porcupinia cordiformis HaKCKKL, 1887, Ghali. Rep., p. 1663, Taf. XCIX, Fig. 16.
„Schale [etwas zusammengedrückt, im Umriß] herzförmig, nahezu dreieckig, an der
breiten oralen Basis mit einer tiefen, konkaven Bucht am stumpfen aboralen Scheitel mit einem
Bündel von fünf bis neun divergierenden Dornen, von welchen der mittlere, in der Haupt-
achse gelegene größer als die übrigen ist Schalen m und mit zwei parallelen, kurzen,
dreiekigen Zähnen, welche schräg über die Mundöffnung geneigt sind, und deren konvexer
Außenrand nahezu horizontal gelagert ist Pharynx cylindrisch, kurz, gekrümmt und schräg alv
steigend.“ (H aeckel.) Bei den mir vorliegenden Exemplaren war der Weichkörper dicht mit
Phäodium gefüllt so daß von dem Pharynx nichts zu erkennen war.
Schale außerordentlich dünnwandig und feinwabig.
Schal eil höhe 0,23 — 0,25 mm (nach Hakckel 0,24 mm).
Fundorte: Ch.-St 332 (südlicher Atlantik): T.-St 16 ((iolfstrom, S. 1850 — 1550, • •).
48 (Südäquatorialstrom, S. 2700 — 2400, •).
Verbreitung. Nach den bisherigen Funden nyktoplanktonischc, in warmen Meeresteilen
verbreitete Form.
3. Unterfamilie. Cadiinae,
Schale mit meridional verlaufenden Rippen.
In der Familie der Cadiidae hat Bokokrt (1901, Nord. Trip., S. 49) eine Anzahl von
Formen vereinigt welche in ihrem ganzen Habitus (Schalenform, Apikalstachel, einseitige Peristom-
280
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Tiefte«- RodioLaricn.
281
bildung) an die Challengeriden erinnern, aber von denselben durch den Mangel einer ausgeprägt
wabigen Schalenstruktur und durch den Besitz von meridional verlaufenden Rippen
unterschieden sind.
Da bei den Challengeriden der Aivra-Gruppe, insbesondere l>ei C hallenge ron Swirei, nicht
selten (wahrscheinlich auf Grund nachträglicher Verkieselungsprozesse) die wabige Schalenstruktur
gleichfalls vollständig zurücktritt, so habe ich Bedenken, die „Cadiida“ als besondere Familie an-
7.\ierkennen, und möchte sie als Unterfamilie der Familie der Challengeriden einreihen, mit welchen
sie in Größe, Schalenform, in der Beschaffenheit der Peristom bildung und dem Fehlen extra-
marginaler Stacheln übereinstimmen.
Die nur wenig bekannte Gruppe der Cadiinae würde demnach durch folgende Merkmale
charakterisiert sein :
Schale ellipsoidisch, ei- oder citronen förmig. Mündung am oralen Pole der Hauptachse
oder etwas seitlich davon, im letzteren Fall am Ende einer gebogenen, röhrenförmigen oder
trompetenförmig erweiterten Peristom bildung. Der aborale Schalenpol trägt meist einen kleinen
knopfförmigen oder stachelförmigen Anhang, welcher liei einer Form (C. inauris, Textfig. 31)
in Gestalt eines vollkommenen, vom aboralen Pol nach dem äußeren Rand der Schalenmündung
verlaufenden Ringes entwickelt sein kann.
Die Schale zeigt an ihrer Oberfläche eine wechselnde Zahl meridional verlaufender Rippen.
Die Schalenwandung besteht nach Borgert aus zwei durch einen Zwischenraum voneinander
getrennten und an der Mündung ineinander übergehenden Schichten. An den mir vorliegenden
Schalen, insbesondere an den Gehäusen von Cadium melo , habe ich indessen von letzterer Struktur
nichts Sicheres erkennen können.
Die Cadiiden gehören zu den kleinsten, bisher bekannten Tripyleen. Sie scheinen eine
sehr weite horizontale Verbreitung zu besitzen und kommen, dem mir vorliegenden Material und
den von der „Valdivia“-Expedition stammenden lagebuch notizen zufolge, sowohl in den ober-
flächlichen Schichten als in sehr bedeutenden Tiefen vor.
11. Gattung. Cadium Bailey.
Cadium marinum Bailey.
Taf. 1,1, Fig. 416.
(adium marinum Baii.EY, 1856'); Ehren BERG, 1860; Wallicii, 1862, l86q (partim) ‘).
? Cadium /uchni Certes, 1 889 *).
Cadium marinum Borgert, 1901, Nord. Trip., S. 50, Fig. 57.
Schale ellipsoidisch, am aboralen Pole abgerundet oder mit einer kleinen knöpf- oder
stachelartigen Erhebung. Schalenmündung am Ende eines kurzen, gebogenen Rohres ge-
legen. Oberfläche der Schale mit zahlreichen (20, 30 oder mehr) meridionalen Rippen.
Höhe der Schale nach Borgert 0,05 — 0,053 mm, bei meinem Exemplare 0,06—0,08 mm.
Nächst C. inauris kleinste Tripyleen- Art
l> Die hier angeführten Angaben von BaILEY, WalUCH «ml Certes sind mir unzugänglich gewesen,
nach BoRORRT, 1901.
tWMcb« rUfass-Eipsdltion i«9fr-ilw. B4. XIV.
28t
Ich citiere die Literatur
36
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282
Valentin Haeckek,
Fundorte: In Bodenproben aus dem Golfstrom, dem arktischen Meere und der Kam-
tschatka-See (Bailky, Waluch); Labradorstrom (Borgert); T.-St. 64 (Golf von Guinea, P. 200, Q),
226 (nördlicher Indik, 200, •).
In den Tagebuchnotizen der „Valdivia“-Expedition findet sich wiederholt bei indischen
Stationen die Bemerkung „ Cadium , leliend“ ohne beistehende Skizze. Es ist daher nicht l>estimmt
zu erkennen, um welche Species es sich handelt, um so weniger, als spcciell im Indik nebeneinander
alle 3 bekannten Formen Vorkommen. Die l>etreffenden Fundorte sind folgende:
T.-St 227 (nördlicher Indik, S. 1000 — 800, •), 228 (nördlicher Indik, S. 200—100, •),
229 (nördlicher Indik, S. 1000 — 800, •; S. 800 — 600, •; S. 600 — 400, •; S. 400 — 200, •), 236
(nördlicher Indik, S. 2600 — 2300, •).
Verbreitung. Schon aus den wenigen sicheren Befunden geht hervor, daß Cadium
marinum eine sehr weit verbreitete Form ist und spcciell in der Schicht des Knephoplank-
tons vorkommt
C. melo (Cleve).
Taf. U, Fig. 415.
Cadium marinum Waluch, 1862, 1869, partim; Borc.kkt, 1892; JÖRG kn SEN, 1900.
Cadium marinum var. c, CERTES *), 1889.
ßtrotiia melo Cleve, 1899, Taf. I, Fig. 8.
Cadium melo Bokgert, 1901, Nord. Trip., S. 50, Fig. 58; 1903, S. 747.
Schale ellipsoidisch, am aboralen Pole eine kleine knopfartige Erhebung oder einen
kurzen zugespitzten Apikalstachel tragend. Schalenmündung am Ende einer kurzen, kragen-
förmigen, senkrecht zur Hauptachse abgestutzten Peristombildung. Oberfläche der Schale mit
einer wechselnden Zahl (25 — 40) meridionaler, seitlich eingekerbter Rippen.
Höhe der Schale 0,085 — 0,138 mm (bei den aus T.-St 14 stammenden Exemplaren
0,13 mm).
Fundorte: Grönlandsee westlich Spitzbergen (Cleve); norwegische Westküste, Byfjord
(Jörgensen); Sargassosee, Guineastrom, SüdäquatoriaLstrom (Borgkrt); T.-St 14 (Golfstrom,
V, %), 16 (Golfstrom, S. 1850 bis 1550, •), 237 (nördlicher Atlantik, S. 4950 bis 4600, •).
Verbreitung. Bisher aus dem Nördlichen Eismeer, den nördlichen und tropischen
Gebieten des Atlantik und aas dem tropischen Indik Ix-kannt, also offenlw sehr weit verbreitete
Form, welche wiederholt in sehr großen Tiefen (Schicht des Nyktoplanktons) gefischt wurde.
C. inauris Borgert.
Tcxtfig. 31 (nach Borgkkt).
? Cadium eaudatum Waluch, 1862, Taf. IV, Fig. 11 ; 1869, Taf. III, Fig. 7 — 10.
Cadium inauris Borgert, 1903, S. 747, Fig. O.
„Schale eiförmig, am aboralen Pole zugespitzt. Orales Schalenende röhrenförmig verlängert
und im stumpfen Winkel zur Hauptachse umgebogen. Schalen mündung seitlich, atn Ende des
Rohres gelegen. Oberfläche der Schale mit zahlreichen, dicht nebeneinander verlaufenden
I) S. üben S. 281, Awu.
282
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Ticf»re»Radiolarini.
283
meridionalen Rippen. Der al>orale Schalen-
pol ist durch einen haarfeinen Fortsatz mit der
Schalen mündung verbunden, der in weitem
Bogen nach dem äußeren Rande der Mün-
dung verläuft und einen ringförmigen
Anhang der Schale bildet“ (Borger r).
Schalen höhe 0,037 — 0,048 mm.
Fundorte: Guineastrom, Südäquatorial-
strom (Borgert). Diese Art habe ich einmal
auf einem von T.-St 215 (nördlicher Indik)
stammenden Präparat gefunden. Nach der
damals angefertigten Skizze stimmt das be-
treffende Exemplar mit der BoRGERrschen
Beschreibung gut ül>erein. Leider ist mir
das Präparat zu Grunde gegangen.
10. Familie. Medusettidae.
Medusettida Haeckel, 1887.
Ueberwiegend bilateral-symmetrisch gelmute Tripyleen mit verschieden gestalteter,
bald glatter, bald bedomter, alveolär gebauterSchale und geka m merten Radialstacheln,
welche ausschließlich den Pylomrand l>esetzen.
Die Medusettiden sind, abgesehen von der kleinen Gruppe der Porospathiden, infolge der
Zerbrechlichkeit ihres Skelettes und der Zartheit ihres Weichkörpers die am unvollständigsten
bekannten Tripyleen. Von verhältnismäßig sehr vielen Formen lagen bei der ersten Beschreibung
überhaupt nur unvollständige Skelette vor, und so kommt es, daß bezüglich der Identität und
systematischen Stellung einzelner Arten von den verschiedenen Autoren teils w idersprechende, teils
unbestimmte Ansichten geäußert worden sind. Es wird daher zur ersten Orientierung am Platze
sein, der eingehenden Beschreibung dieser Familie eine historische Uebersicht über die Entwicke-
lung unserer Kenntnisse vorauszuschicken.
Die Familie der Medusettiden ist von Haeckel (1887) in folgender Weise definiert worden:
„Phäodarien mit einer einfachen, eiförmigen, hemisphärischen oder mützenförmigen Gitter-
schale von besonderer alveolärer Struktur, und mit hohlen, gegliederten, den weitgeöffneten Mund
umgebenden Füßen. Centralkapsel excentrisch, in der aboralen Hälfte des Schalenraumes gelegen.“
Haeckel unterscheidet innerhalb der Medusettiden 2 Unterfamilien: die Euphysettida,
deren Peristom einen Kranz von 3 oder 4 Füßen trägt, und die Gazellettida mit einem Kranz
von 6, 1 2 oder mehr Füßen. Erstere sollen am aboralen Schalenpol gewöhnlich ein Apikalhom
Ixsitzen, während bei den letzteren ein solches in der Regel fehlt Zu den Euphysettiden gehören
die Gattungen CoriinrfUu Medmctia und Euphyselta mit zusammen 1 2 Arten, zu den Gazellettiden
die Gattungen GazelUtta , Gorgonelta und Polypetia mit 23 Arten. In der Gattung Polypdta sind
2 Arten inbegriffen, welche, wie Haeckel selbst vermutungsweise hinzufügt gar nicht in die
283
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Valentin Haecuk.
Familie der Mcdusettiden gehören. Es handelt sich um 2 Formen der Gattung Porosfathis,
für welche späterhin von Borger r (1901a) eine eigene Familie (Porospathidae) aufgcstcllt worden
ist, ein Vorgehen, dem auch ich mich angeschlossen habe.
Im gleichen Jahre, in welchem der Report erschien, machte Hensen (1887, S. 78) einige
Angaben über „ Gaze/let/a “ (Planktonetta J, welche deswegen von größerem Interesse sind, weil es
sich um nahezu die einzigen bis jetzt vorliegenden Mitteilungen ül)er lebende oder wenigstens frisch
gefangene Medusettiden handelt Auch G. 1 1. Fowler, welcher die Fahrt der „Research“ mitmachte,
hatte „in the hurry of the work at sea“ keine Gelegenheit leljende Gazelletten zu untersuchen,
und in den an Bord der „Valdivia“ angefertigten Tagebüchern fand ich nur eine einzige, die
Farbe des Phäodiums von Eufhysetta elegans betreffende Notiz. Die fraglichen, wahrscheinlich
auf Planktonetta atlantka zu beziehenden Sätze von Hensen sind folgende: „Es hängen außer-
ordentlich dünnwandige fettigglänzende, klare und protoplasmafreie Kugeln von der Größe eines
Fischeies (1 mm) entweder an einer sie überziehenden grobhöckerigen Scheibe von Protoplasma,
oder es haben sich in letzterer zierliche durchbrochene Kieselstangen gebildet die wie die Spangen
eines Regenschirms von der Protoplasmascheibe auslaufen. In einem Fall waren an einzelnen
Stangen wieder neue Kugeln gebildet“ Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß unter
den klaren, dünnwandigen Kugeln die großenteils von den Gallertmassen der Centralkapsel aus-
gefüllte Schale und unter der grobhöckerigen Protoplasmascheibe das vom Phäodium bedeckte
Peristom der Planktonetta atlantka zu verstehen ist während unter den durchbrochenen Kiesel-
stangen unverkennbar die gekammerten Radialsticheln oder Füße gemeint sind (vcrgl. Tat LV,
Fig. 446). Möglicherweise ist unter den den Stangen anhängenden Kugeln das „Floß“ zu ver-
stehen.
ln den folgenden Jahren wurde von verschiedenen Autoren eine ganze Reihe neuer Arten
und Varietäten beschrieben, so von Borgert (1892, 1901, 1901a, 1902), Lohmann (1899J,
Cleve (1899, 1900), Jörgensen (1900, 1905). Aus diesen Mitteilungen sei an dieser Stelle nur
soviel hervorgehoben, daß, wie oben erwähnt Borgert (1901 a) die Porospathiden als besondere
Familie aufstellte und gleichzeitig eine erste genauere Beschreibung der zu den wunderbarsten
und am höchsten specialisierten Tripyleen gehörigen Gazelletta atlantka gab, und ferner daß
derselbe Forscher (1902) für diese Form eine neue Gattung: Planktonetta gründete.
Von besonderer Bedeutung sind dann die Arbeiten von Fowler (1903, 1904) über die
Planktonetta atlantka und über eine vorläufig als Gazelletta fragil is bezeichnete Form, für welche
Borgert später (1905) die neue Gattung Nationalctta schuf, sowie die ausführlichen Mitteilungen
von Borgert (1905) über die Gruppe der Atlanticelliden. Fowler beschrieb zum ersten Mal
das „Floß“, das „Diaphragma“ und das außerordentlich komplizierte Hechtwerk von Kicsclfäden,
welche bei Planktonetta atlantka Schale, Floß und Phäodium miteinander verbinden, und Borgert
verdanken wir die Entdeckung, daß bei AttantkeUa die blasig aufgetriebene Centralkapsel außer-
halb der klöppel förmig aufgetriebenen „Schale“ gelegen ist Zu ganz unerwarteten Ergebnissen
führte auch die Untersuchung der Centralkapselöffnungen der beiden zuletzt genannten Formen,
und so stellten sich denn bei näherer Kenntnis der einzelnen Arten immer mehr trennende
Momente heraas während die verbindenden Merkmale mehr in den Hintergrund traten, ein
Verhältnis welches namentlich in der von Borgert vorgeschlagenen Aufstellung einer neuen
Familie, der Atlanticelliden, zum Aasdruck kam.
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Titfiet-Radtolftrien.
285
Die „Valdivia“-Ausbeute enthielt ein in mancher Hinsicht sehr reichhaltiges Medusettiden-
material, wenn auch entfernt nicht alle HAECKEL’schen Typen zur Beobachtung kamen. Als ganz
besonders ausgiebig und gut konserviert erwies sich das Material bezüglich einiger zu Flank -
tonetta atlantica und in deren nächste Nachbarschaft gehöriger Formen, und es war mir immer
wieder unlxgrei flieh, wie vollständig einige Exemplare trotz der zarten Beschaffenheit von Schale,
Floß und Radialstacheln sich erhalten hatten und den Zusammenhang der einzelnen Teile
erkennen ließen. Auch sonst konnten einige Funde von Interesse gemacht werden, vor allem
war es möglich, zwischen einigen anscheinend sehr divergenten Formen die Verbindung her-
zustellen und so einige neue Gesichtspunkte für die Errichtung eines natürlichen Systems zu
gewinnen.
Innerhalb keiner anderen Tripyleenfamilie treten so enorme Größenunterschiede
zwischen den einzelnen Formen hervor, wie bei den Medusettiden. Auf der einen Seite
stehen winzige, meist den oberflächlichen Schichten der warmen Meeresgebiete angehörige
Formen von c\o6 — 0,1 mm Schalenhöhe, auf der anderen die großen Planktonetten mit einem
längsten Schalendurchmesser von 1,3 — 1,7 mm. Stellt man speciell die kleinsten Exemplare von
Euphysetta elegans und Medusetta inflata (Taf. LIII, Fig. 438 und 437) den größten Varietäten
von Planktonetta atlantica (Taf. LV) gegenüber, so ergibt sich, daß der Schalendurchmcsser der
letzteren das 20 bis 30-fachc der Schalenhöhe der ersteren beträgt, während z. B. bei den
Challengeriden die größten Formen nur etwa 6 — 7 mal so hoch als die kleinsten sind.
Auch die Form der Schale ist eine sehr wechselnde. Bei den kleineren, zu den Gat-
tungen Euphysetta und Medusetta gehörigen Arten finden sich vielfach nahezu kugelige Schalen
{Euphysetta /*ucant\ Taf. LIII, Fig. 436), bei einigen derselben { Euphysetta elegans , Fig. 438) ist
die Schale in der Richtung der Hauptachse in die Iünge gezogen, bei anderen {Euphysetta
amphicodon, Fig. 440) stark verkürzt, so daß die Schale ungefähr die Gestalt eines regulären
Seeigels besitzt Eine der mir vorliegenden Varietäten von Euphysetta Lucani (Fig, 439) weist
eine mehr bilateral-symmetrische, einseitig verzogene Schalengestalt auf und erinnert so einerseits
an einige Challengeriden ( Pwtocyslis Maeleari \ Taf. L, Fig. 410, und P. micropelecus , Taf. L,
Fig. 403), andererseits an die derbschalige Varietät von Planktonetta atlantica (Taf. LV, Fig. 446).
Noch bedeutendere Unterschiede in der Gestalt der Schale weisen die größeren Medusettiden
auf : so finden sich bei Atlanticella spindel-, klöppel- und beutelförmige Schalenformen (vergL
Borgert, 1905, Taf. X, Fig. 4 — 7, sowie hier Taf. LIII, Ftg. 433 u. 434), bei Planktonetta
kugelige und umgekehrt bimförmige (Taf. LV), bei Gazelletta flach-mützen förmige Schalen
(Taf. LIII, Fig. 432).
Bei einer Reihe von Arten aus sehr verschiedenen Formenkreisen trägt der Schcitelpol
der Schale einen in der Richtung der Hauptachse gelegenen oder schräg gestellten Apikalstachcl
(. Euphysetta elegans , Taf. LIII, Fig. 435, und andere Euphysetta- Arten; mehrere Formen von
Gazelletta), in welchem Fall die Schale an die Form eines Helmes, speciell einer Pickelhaube
erinnert.
Die weite Pylomöffnung ist vielfach von einem kragen- oder hutrand förmigen
Peristom umgeben, dessen Rand von den Radialstucheln oder „Füßen“ liesetzt ist. Eine
velumartige, dem Randsaum der Hydromeduscn vergleichbare Bildung, wie sie Haeckel für
einige Arten der Gattung Medusetta beschreibt, habe ich bei den mir vorliegenden Formen nicht
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Valentin Haecker,
beobachtet, dagegen konnte ich in vollem Umfang die Angaben bestätigen, welche Fowler über
das die Pylomöffnung verschließende „Diaphragma“ von Gazclletta atlantica gemacht hat.
Eine genauere Beschreibung dieses merkwürdigen Gebildes wird wreiter unten folgen.
Die Struktur der Schale ist von Haeckel als „alveolate“ bezeichnet und im ganzen
richtig beschrieben worden: „Die dünne Schalenwandung ist doppelt und besteht aus 2 parallelen,
sehr dünnen Kiesellamellen, welche nur einen geringen Abstand voneinander halien und durch
ein Netzwerk von kleinen Stäben oder Septen verbunden sind. . . . Die Größe der Maschen
oder Alveolen ist gewöhnlich am geringsten am aboralen Scheitelpole und nimmt allmählich
gegen die Mundöffnung zu. Die größten Alveolen sind rings um den Mund gelegen ....
und hier gehen die Alveolen des Schalcnrandes direkt über in die voneinander getrennten
Alveolen oder hohlen Kammern der gegliederten Füße. Wahrscheinlich stellt jede Alveole ein
abgeschlossenes, von Gallerte gefülltes Kämmerchen dar. . . .“ Haeckel fügt noch hinzu,
daß er zuweilen an der Innenseite der Alveolen des Schalenrandes eine kleine porenförmige
Oeffnung angetroffen habe, eine Angabe, die ich, wie gleich hier bemerkt werden soll, nirgends
bestätigen konnte. Eine der Formen, auf welche Haeckel an der betreffenden Stelle Bezug
nimmt, Pofypetta ( Porospathis) ntammillala, ist übrigens, wie gezeigt wurde, nicht bei den Medu-
settiden unterzubringen, sondern gehört der wahrscheinlich sehr entfernt stehenden Formengruppe
der Porospathidae an.
In meinem Material bin ich bezüglich der feineren Schalenstruktur auf eine Anzahl
interessanter Modifikationen gestoßen. Speciell die kleinen dünnwandigen Euphysetten und
Medusetten {Euphysefta Lucani, Taf. LI II, Fig. 436 und Fig. 439, und Medusetta inflata , Fig. 437)
weisen in der ganzen Schale eine einfache Lage von winzigen, sphärischen, dicht aneinander
gedrängten Hohlräumen auf, welche im Kanadabalsam-Präparat zu einem großen Teil mit Luft-
perlen gefüllt sind, so daß die ganze Schale mit schwarzen Punkten besät erscheint Die Schalen
zeigen auf diese Weise durchaus das Ansehen feinporiger Challengeridenschalen, insliesonderc
derjenigen von Protocystis varians (Taf. L, Fig. 394) und Jfefioc/ta/Jengtron Channeri (Taf. LI,
Fig. 414), nur daß bei den Euphysetten und Medusetten die Porenräume noch viel feiner sind
und der für die Challcngeriden so charakteristischen Anordnung in longitudinalen oder cirkulären
Reihen zu entbehren scheinen.
Eine wesentlich verschiedene Beschaffenheit der Schalenwandung zeigen die ebenfalls sehr
kleinen, aber dickwandigen Euphysettenformen, insbesondere Euphyselta efegans (Taf. IJII,
Fig. 435) und amphicodon (Fig. 440, 441)* Das regelmäßige quadratische Netzwerk, welches die
Schalen dieser Formen liei Oberflächenansicht aufweisen, wurde von
UllllINNtfirW Haeckel (S. 1664) so gedeutet, daß die Maschenlücken des Netz-
werks (vergl. Fig. 441) den Alveolen der übrigen Formen entsprechen.
Fig. 32. Sch*iendurci»chniii Etwas anders stellt Borgert (1902, S. 569) die Schalenstruktur speciell von
von Euphysftta ompknoJvn. „ . , .. .. .
Euphysefta e/egans dar: dieselbe soll an ihrer Uberfläche zahlreiche Längs-
und Querrippen besitzen, die eine mehr oder minder regelmäßige quadratische Felderung hervor-
rufen. An einigen mir vorliegenden Schalen, welche zweifellos zu Eu. amphicodon Haeckel und
Eu. cltgans Borgert gehören, fand ich in Olierflächenansicht das von Borgert beschriebene,
in Form eines quadratischen Netzes angeordnete Balkenwerk (Fig. 441). Wie der optische
Durchschnitt (Textfig. 32) durch die Schale zeigt, ist dasselbe der eigentlichen Schalen wand auf-
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Tieftee- Kndiolanto.
287
gesetzt, und diese letztere ist durchbrochen von dichtgedrängten, feinen Porenkanälen, welche an
diejenigen von ChalUngtria Narcsi erinnern. Speciell die unter den Leisten gelegenen Poren sind
jedenfalls nach außen zu geschlossen. Ob sie es auch nach innen zu sind und ob dies auch
für die unter den Maschenlücken gelegenen „Poren“ gilt, vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu
entscheiden, jedoch scheint es mir mit Rücksicht auf die „Alveolen“ der übrigen Medusettiden
wahrscheinlich zu sein.
Es ist bemerkenswert, daß, während die dünnschaligen Formen (Euphysetta Lusani,
Mfduutta inf/ata) großenteils in oberflächlichen Planktonfängen gefischt wurden, die dickschaligen,
mit quadratischem leisten werk ausgestatteten Formen, Euphysdta elcgans und ampkkodon, aas
sehr großen Tiefen stammen. Es wiederholt sich hier der Gegensatz, der zwischen den Challen-
geriden der Oberfläche und der Tiefe im ganzen zu verfolgen ist
Für die Mehrzahl der übrigen Medusettiden gilt hinsichtlich der Schalenstruktur im ganzen
die von Haeckel gegebene Beschreibung, d. h. die Schale zeigt eine ausgesprochen alveoläre
Struktur, insofern sie aus zwei parallelen, von einem polygonalen Septensystem getrennten Lamellen
besteht Bei einigen Formen, so bei den kleinen Gazelletten (Taf. LI II, Fig. 432), hat das Waben-
werk auf der ganzen Schale eine ziemlich gleichmäßige Beschaffenheit bei anderen dagegen,
vor allem hei Planktonctta, zeigen die einzelnen Schalenteile sehr abweichende Strukturen. Speciell
bei P. fragil is (Taf. LVI, Hg. 454) ist nur der krempenartige Peristomrand grobwabig strukturiert
Unmittelbar dahinter befindet sich eine außerordentlich fein-vakuolisierte Zone, welche einen
Kranz rundlicher fensterartiger Poren enthält während der Hauptteil der Schale selbst wieder
eine etwas gröbere Wabenstruktur aufweist, deren Porenräumchen jedoch entfernt nicht das
Kalil>er der Kämmerchen des Peristomrandes besitzen. Eine noch weitergehende Differenzierung
zeigt die Schale von P. atlantica (Taf. LV, Fig. 447; Taf. LVI1, Fig. 455). Hier hat das Peristom
die Ciestalt eines Kragens, welcher jedoch nicht die Form eines einfachen Hohlcylinders hat
sondern oberhalb des Randes eine ringfurchenartige Einziehung und darüber eine wulstförmige
Aasbiegung aufweist Außerdem ist zu erwähnen, daß das Peristom an der „Vorderseite“ (an
den Abgangsstellen der beiden „ersten“ horizontal divergierenden Oralstacheln) am höchsten, an
der „Hinterseite“ (an welcher das Floß befestigt ist) am niedrigsten Ist. Was nun die feinere
Struktur des Perlstoms anbelangt so ist der Rand selber grobwrabig („Randzone“, Taf. LVII,
Fig. 455 rz), die eingeschnürte, dünnwandige Zone außerordentlich feinwabig („helle Zone“, hz) ;
ferner liegt auf der Höhe des Ringwulstes eine Reihe von fensterartigen rundlichen Poren
(Poren zone“, /c), und darüber folgt bis zur halsartigen Einschnürung zwischen Peristom und
eigentlicher Schale eine zweite wabige Zone, deren wabiges Aussehen, wie schon Fowlek richtig
erkannt hat, darauf beruht, daß an der Innenfläche dieser Zone sich kleine Grübchen befinden,
in welche „zapfenförmige“ Anhänge des Diaphragmarandes eingreifen („Grübchen zone“, gz).
Die Schale selbst ist wie auch aus Schnittbildem hervorgeht vollkommen strukturlos, abgesehen
von den gleich zu besprechenden Dornen und den polsterförmigen Unterlagen.
Bei den Atlanticellen ist die W'abige Struktur gleichfalls auf das Peristom beschränkt, die
Schale selber ist, abgesehen von zahlreichen Iüngsrunzeln, anscheinend strukturlos (Taf. LI 11,
F*g- 433. 434k
Die Außenfläche der Medusettidenschale ist in vielen Fällen glatt Bei Eu. t/tgarn
und amphicodon ist der Schale, wie bereits erwähnt wurde, ein netzförmiges Trabekelwerk auf-
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Valentin Haecui,
gesetzt, während bei mehreren Formen von GazeUetta und Planktonctta die ganze Schale von
zahlreichen kleinen Stacheln oder Dornen bedeckt ist (Taf. LHI, Fig. 432 u. a). Speciell bei
der antarktischen Planktonctta atlantica verrucosa (Taf. LV, Fig. 447) sitzen diese Domen je
einer flachen, scheiben- oder polsterförmigen Erhebung auf.
Bei einer Reihe von Formen trägt der aborale Schalenpol einen in der Richtung der
Hauptachse gelegenen oder schräg gestellten Apikalstachel. Dieser Stachel erinnert nicht
nur hinsichtlich seiner Struktur und Stellung an den Apikalstachel von Protocystis Swirct
(Taf. XLIX, Fig. 386), sondern auch darin, daß er bei nahe verwandten Formen bald fehlen,
bald vorhanden sein kann. Es sei hier nur an die zweifellos einander nahestehenden Arten Eufi/ty-
setta Lutani (Taf. LIII, Fig. 436) und c/cgans (Fig. 435) erinnert, von denen die erstere keine,
die letztere einen typischen Apikalstachel besitzt. Aehnliches gilt auch für einige Medusetten
und Gazelletten.
Als Radialstachela im engeren Sinne möchte ich die den Pylomrand besetzenden Apo-
physen, die „Füße“ Haeckel's, bezeichnen. Während nun der Apikalstachel als ein besonders
mächtiger Schalendom zu betrachten ist und, wie erwähnt, mit den Schalenstacheln der Challen-
geriden, insbesondere von Protocystis Swirci, verglichen werden kann, sind die Radialstacheln im
engeren Sinne hochspecialisierte Bildungen, welche in Bezug auf ihren „gegliederten“ oder, besser
gesagt, gekammerten Bau mit dem Peristomaufsatz vieler Challcngeriden eine entfernte
Aehnlichkeit zeigen. So weist z. B. der kurze, mit wenigen Seitenzähnen ausgestattete Haupt-
stachel von Euphysetla amphicodon (Taf. LIII, Fig. 440) eine große Uebereinstimmung mit dem
Feristomfortsatz von Protocystis Stioirti (Taf. XLIX, Fig. 386) oder Cliallcngcron armatum (Taf. LI,
Fig. 419) auf, während allerdings die langen, schlangenförmig gewundenen, am Ende verzweigten
und mit Büscheln von Ankerfäden bedeckten „Füße* von Planktonctta atlantica und anderen Formen,
für sich allein betrachtet, eine Homologie mit dem Peristomfortsatz der Challengeriden kaum
mehr erkennen lassen.
Der feinere Bau der Stacheln, insbesondere die Natur der Kammerung ist am besten
an den mächtigen Radialstacheln der Plaktonetlen zu studieren, obwohl auch hier wegen der kom-
plizierten Lichtbrechungsverhältnisse eine erschöpfende Kenntnis, wenigstens am fertigen, voll-
ständig verkieselten Skelett, nicht gewonnen werden kann. So viel darf jedenfalls gesagt werden,
daß man am einzelnen Stachel (Textfig. 33 h) eine äußere, mehrschichtige Hülle, deren äußere,
wenig lichtbrechende Lage sich in die Wandung der hohlen Seitenäste fortsetzt, und einen
inneren dünnwandigen Cylinder unterscheiden kann, dessen Hohlraum durch parallele Scheide-
wände in cylindrische, einreihig angeordnete Kammern geteilt Ist Im basalen Teil der Radial-
stacheln tritt wie schon Haeckel für die Gazelletten angegeben hat an Stelle der einfachen
Reihe eine doppelte, und die zunächst noch regelmäßig angeordneten Kämmerchen der Doppel-
reihe gehen allmählich in das unregelmäßig-polyödrische Wabenwerk des Peristoms über (Taf. LV,
Fig. 447). Speciell bei Planktonctta atlantica und, wie aus der Beschreibung Haeckel’s hervor-
geht bei verschiedenen GazclIc/ta-Arten Ist besondere in den distalen Abschnitten der Stacheln
noch eine besondere Bildung zu beobachten. Haeckel giebt unter Bezugnahme auf die von
ihm beschriebenen Gasetletta-Anen an, daß die Septen der Kämmerchen stets von einer kleinen
Oeffnung durchbohrt seien und daß diese Oeffnung gewöhnlich in ein kürzeres oder längeres
Röhrchen verlängert sei. Die einzelnen Röhrchen, welche von Haeckel mit den Septal- oder
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Ticfiee- RjulioLuieo. 289
Siphonaldüten der Cephalopoden verglichen werden, seien in einer kontinuierlichen Reihe an-
geordnet, welche entweder in der Achse des Fußes oder parallel zu ihr gelagert sind.
Die Bildungen, welche Haeckel bei seiner Beschreibung im Auge gehabt hat, habe ich
spedell bei Planktonelia atlantica genauer untersuchen können. Ich will vorausschicken, daß der
Anblick der betreffenden Strukturen angesichts der starken Lichtbrechung naturgemäß ein sehr
verschiedener ist, je nachdem man die Reihe der „Düten“ im optischen Längsschnitt, von der
Fig. 33- Radialst schein von PUmktonetta atiantuu. Richtung der Stuchclspiue in sämtlichen Figuren nach oben. * und b
Schema ein« Kämmerebene mit Zahn, in Totalansicht und optischem Längsschnitt, c b;i&ak-* Stachclstüdc, d Mittelslück. Ansicht von
innen, e Spuren stuck, Scfartgansicht, I SpiUrnstuck, Ansicht von schrflg-innen, g Spitxrnsttick mit seitlich gelegenen Daten, h Mittelstadt
mit seitlich gelegenen Daten. LSngsleisten (ij und Dütenrcihe (4).
Innen- oder Außenseite des Stachels von der Stachelspitze oder von der Stachelbasis aus be-
trachtet, und daß es daher nicht ganz leicht ist, die so verschieden erscheinenden Bilder auf-
einander zu beziehen. Thatsächlich hat es mir bei keiner anderen feineren Skelettstruktur so viel
Mühe gekostet zu einem vollen Verständnis der räumlichen Verhältnisse zu gelangen.
Es ist in erster Linie zu bemerken, daß am Planktonelta - Stachel zwei längsgerichtete
Strukturen Vorkommen, welche allerdings in der Regel einander unmittelbar benachbart sind, in
vielen Fällen aller, wenigstens streckenweise, weit voneinander rücken können, nämlich erstens
eine der Stachelwandung auf- oder eingelagerte „Längsleiste“ und zweitens die „Dütenrcihe**
(Textfig. 33 h, bei / und d).
289
Dnbckt Kipnlilim iM-i% Bä. XIV. j-
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Vaumtdi Hazcxz*,
290
Die erstere Bildung findet sich meistens nur in den distalen Teilen des Stachels (Taf. LVI,
Fig. 452), seltener erstreckt sie sich bis nahe zur Basis. Ob diese Leiste der Stachel wandung
auf- oder eingelagert ist, habe ich nicht mit voller Sicherheit entscheiden können, auch vermag ich
über ihre Natur und Bedeutung nichts Näheres auszusagen. Vielleicht ist es erlaubt, an die
Achscnfädcn der Phäosphärien und Phäocalpien zu erinnern und demgemäß den Längsleisten der
Planktonetten die Rolle von Primitivnadeln zuzuschreiben, welche den komplizierten Radialstacheln
in statu nascendi als Grundlage gedient haben (vergl. oben S. 107).
Was die „Düten reihe*4 anbelangt, so wird man am ehesten bei derjenigen Ansicht des
Radialstachels, bei welcher die Düten im optischen Längsschnitt erscheinen, zu der von Haeckel
vertretenen Auffassung geführt. In der That erhält man bei Betrachtung der mittleren Stachel
partien zunächst durchaus den Eindruck, als ob sich von jedem Kämmerchen ein der Wand ein-
seitig angeschmiegter, an seiner Spitze offener Trichter in die folgende Kammer hineinerstreckt
(Textfig. 33h). Nähert man sich indessen der Spitze des Stachels, so stellt es sich mit immer
größerer Deutlichkeit heraus, daß es sich nicht um eine offene Verbindung zwischen je zwei
Kämmerchen handelt, daß sich vielmehr jedes Kämmerchen mit einem platten, taschenförmigen
Fortsatz in das folgende, distal gelegene vorstülpt (Textfig. 33 g). Auch alle übrigen Ansichten
von der Längs- und Querseite her bestätigen die Auffassung, daß die Kämmerchen nicht, nach
Art der Dunstkammern der Cephalopoden, durch offene Röhrchen miteinander in Verbindung
stehen, sondern durch taschcnartigc Ausstülpungen gewissermaßen miteinander verzahnt sind,
in der Weise, wie dies schematisch in Textfig. 33 a (körperliche Ansicht) und b (optischer Längs-
schnitt) dargestellt und außerdem in Textfig. 33 d (Ansicht der Düten von innen, d. h. von der
Achse des Stachels aus) zu sehen ist. Einige dieser Ansichten seien hier noch besonders be-
sprochen, weil sie auf den ersten Anblick auf ganz andere Strukturen hinzuweisen scheinen.
Textfig. 33e stellt einen Stachel in Schrägansicht dar. Dicht neben der „Längsleiste“ zeigt
hier jede der Kammerscheidewände einen regelmäßigen Einschnitt, und es wird so zunächst der
Eindruck erweckt, als ob der Stachel mit einer äußeren IiLngsfurche versehen sei. Dies ist in-
dessen keineswegs der Fall, vielmehr zeigt der Stachel in der Regel einen gleichmäßig kreis-
runden oder elliptischen Querschnitt, und an der betreffenden Stelle höchstens eine leichte Ab-
plattung, und wir haben es bei den genannten Einschnitten nur zu thun mit den Einbiegungen,
welche der Rand jeder Kammerscheidewand an der Basis der Düten zeigt (vergl. Textfig. 33 a).
Die Düten oder Taschen selber stellen sich im übrigen bei dieser Stachelstellung nur als leichte
Rauhigkeiten dar. Auch bei schräger Ansicht von innen (Textfig. 33 f) bieten sich nicht die
ganzen Düten dar, vielmehr ist nur ihre Kommunikation mit der zugehörigen Kammer in Ge-
stalt eines schmalen Schlitzes zu sehen.
Ein wesentlich anderes Bild bieten die Basen der Radialstachcln dar. Hier haben die
Düten die Form von dünnwandigen, nahezu hemisphärischen Auftreibungen der Kammerscheide-
wände, welche aber nicht gegen die Stachelspitze, sondern gegen das Peristom zu gerichtet sind
(Textfig. 33 c). Die Längsleiste pflegt hier, wie bereits erwähnt wurde, zu verstreichen.
Alles in allem bin ich also zu dem Ergebnis gelangt, daß speciell bei Planktotutta atJantica
die einzelnen Kämmerchen nicht durch offene Röhrchen in gegenseitiger Verbindung stehen,
sondern mittelst flacher, taschenförmiger Ausstülpungen miteinander verzahnt sind. Es liegen
also Bildungen vor, welche ohne weiteres hinüberführen zu den komplizierteren Verhältnissen bei
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T iefae«* Rjullutmrien.
Atlantkella, welche schon von Borger r (1905, S. 119, Taf. X, Fig. 8 a u. b) studiert worden
sind. Borgeri fand speciell bei Atlantkella planhtonka, daß man bei einer bestimmten Ansicht
des Stachels die Scheidewände in Kurven verlaufen sieht, deren Anordnung entfernt an das Bild
eines geflochtenen Zopfes erinnert. „Wo die gebogene Innenwand sich der Außenwand des
Stachels nähert, springt die letztere ein wenig zurück, so daß alternierend an den einander
gegenüber liegenden Seiten kleine schupj>enartige Vorsprünge sichtbar sind.“ Mit dieser im
übrigen nur von schematischen Abbildungen begleiteten Beschreibung stimmen im wesentlichen
die Verhältnisse überein, welche ich bei den mir vorliegenden Formen gefunden habe. Bei der
kleineren Form, Atlantkella bkomis (Taf. LIII, Fig. 433; Textfig. 34 a), haben die Kämmerchen
der Stacheln die Gestalt von Flaschen und sind in den . {
mittleren Partien des Stichels in zwei Reihen angeordnet, \ j |j f i / 1
wie mit Sicherheit namentlich an denjenigen Stellen zu X jj / | I
ersehen ist, wo die Kammern je eine kleine längliche Luft- \J jj / V '/,
blase entfalten. Die Hälse der Flaschen sind gegen die y 11/ J
Spitze des Stachels gerichtet, sie liegen der Innenfläche y> 1 , j
der Stachelhülle an und endigen je auf der Höhe eines * ■) \ J
domenartigen Stachclanhangs. Von diesen Dornen aus er- i \ jj l
streckt sich, wie gleich hier hinzugefügt werden soll, jeweils \ | \ X J I I
eine Querreihe kleinster Zähnchen etwa über ein Drittel des ' 1 . 11 / \j|
Stachelumfangs. An der Spitze des StacheLs ziehen sich \ Vi / ‘ y \\
die flaschen förmigen Kämmerchen zu langen keulenförmigen i \ \yj \ A
Gebilden aus, während nahe der Stachelbasis an Stelle V \\/ \\
der Doppelreihe eine einzige Reihe von scheibenförmigen 1 r / \ */\\\
Kämmerchen tritt, welche je mit einem kurzen taschen- \, ||
förmigen Fortsatz mit dem distalen Nachbar verzahnt sind. \ \ / ''jj
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei dem einzigen mir ^ b
vorliegenden Exemplar von AtlantUeUa morchclla (Taf. L1U, Flg. J4 Suchrl„ von A„^,u,lh «>
Fig. 434; Textfig. 34 b), von welchem allerdings nur die und tmmrckeiia fc).
basalen Abschnitte der Stacheln erhalten sind. Ganz an
der Basis Ist auch hier nur eine Reihe von scheibenförmigen Kämmerchen vorhanden, etwas
weiter distalwärts nehmen diese die Form von flachen Flaschen an, welche sich schuppen- oder
dachziegelartig decken und zunächst wenigstens in 3 — 4 Reihen angeordnet sind. Die Hälse
endigen auch hier an je einer Querreihe von kleinsten Zähnchen, welche aber nicht mit einem
größeren Dom, sondern nur mit einer höckerartigen Erhebung der Stachelrinde beginnen. Es
ist klar, daß die bei Atlant kella auftretenden Strukturen sich ohne weiteres an die Verhältnisse
bei Planktonetta aaschließen lassen, und daß es sich auch hier in erster Linie wohl um eine Ver-
zahnung, also um eine Verfestigung des Stachels bei möglichster Materialersparnis
handelt
Die RadiaLstacheln der Medusettiden sind fast stets mitAesten oder sonstigen An-
hängen versehen. Bei den kleinen Formen sind meist einige wenige stachelartigc Seitenäste in
bestimmter Zahl vorhanden (Taf. LIII), bei Atlantkella handelt es sich, wie bereits oben erwähnt
wurde, um kürzere, in zwei Längsreihen angeordnete Domen, an welche sich je eine Querreihe
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Vaumtii« Hakckk«,
von kurzen Zähnchen anschließt Komplizierter ist clie Verzweigung bei den Planktonetten,
speciell bei Planktoneita aUantica (Taf. LVI, Fig. 452). Hier sind einerseits gegabelte, spitzig
endende Terminaläste vorhanden, andererseits baumförmige Seitenäste, welche in 3 iJLngsreihen
angeordnet sind und, wie schon Borgert beobachtet hat, an ihren zahlreichen langen, faden-
förmigen Verzweigungen einen terminalen Kranz von 4 — 6 kurzen Zähnen und einen subterminalen
Quirl von meistens 4 kräftigen Haken tragen. Wenn auch bei keinem Exemplar von Plankto-
nctta aUantica die Weichkörjjerteile der Radialstacheln erhalten waren, so hege ich im Hinblick
auf die Verhältnisse bei anderen Tripyleen nicht den geringsten Zweifel, daß auch im lebenden
Zustand die ganzen Radialsticheln mit ihren gesamten Anhängen vom Calymma d. h. von einer
teils plasmatischen, teils gallertigen Hülle eingeschlossen sind (Taf. LV, Fig. 446), so wie dies zuerst
von Börsen u (1882, S. 493) an der Cölodendride Coelothamnus Davidoffi direkt l)eolxichtet
worden ist Vermutlich giebt die Gesamtheit der Hakenkränze das Niveau an, bis zu welchem
sich bei minimalem Volumen das Calymma zusammenzieht
Es sei nur noch kurz auf Gorgonetta mirabilis hingewiesen, bei welcher nach Haeckel
(Rep., p. 1666, Taf. CXIX) die Hälfte der Radialstacheln sich in zahlreiche gegabelte Aeste fort-
setzt, von denen jeder eine typische Spathille, d. h. eine gezähnclte Endscheibe trägt Hier treten
also wieder die männlichen Bildungen auf, welche einerseits bei den Aulacanthiden und Aulo-
sphäriden, andererseits bei den Cölographiden eine häufige Erscheinung sind.
Von weiteren Skelettbildungen seien zunächst noch das intraphäodiale Stützgerüst,
das Floß und das Diaphragma der Planktonetten, sj>eciell von Planktoneita aUantica genauer
besprochen.
Bei P. aUantica (Taf. LV, Fig. 446) ist die ganze Schale von der Centralkapsel ausgefüllt
deren Endoplasma, soweit am konservierten Material zu ersehen ist*), größtenteils durch wäßrige
Gallerte verdrängt ist und welche daher die Funktion eines Schwebeapparates Übernommen hat.
Im Zusammenhang damit ist bei P. aUantica der das Phäodium einschließende extrakapsuläre
Weichkörper außerhalb der Schale und speciell außerhalb des gleich zu besprechenden
Diaphragmas gelagert und zwar wird er hier gestützt einerseits durch ein das Phäodium durch-
ziehendes und die Phäodellen gruppenweise umspinnendes Gerüstwerk von verzweigten und
anastomosierenden Stützfäden (intraphäodiales Stütz gerü st), andererseits dient ihm eine
mit der Schale und speciell mit dem Peristom verbundene, schräg zur Schalenachse gestellte,
ellipsoidische Blase, das „Floß“, als Unterlage.
Schon Fowler (1903) hat eine sehr genaue und im wesentlichen richtige Darstellung
dieser Verhältnisse gebracht Bei dem großen Interesse, welches Planktoneita aUantica als das
zweifellos am höchsten differenzierte Radiolar beansprucht, dürfte es indessen
lohnend sein, an der Hand einiger genauerer Abbildungen und unter Hinzufügung einer Anzahl
von wissenswerten Einzelheiten nochmals eine eingehende Schilderung der fraglichen Strukturen
zu geben.
Was zunächst das intraphäodiale Stützskelett an belangt so wird dasselbe im wesent-
lichen gebildet durch die reich verzweigten und miteinander anastomosierenden fadenförmigen
Aeste von stiftförmigen Bildungen, welche an der Innenfläche des Peristom randes, vereinzelt auch
1) Siehe oben S. 2H4 die Beachreitmng, welche Hessen vom leitenden Tlet gegeben hat.
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TirfftM-Rftdioliritn.
293
an der Basis der Radialstacheln entspringen und annähernd horizontal über das Diaphragma aus-
laden, bezw. sich über dasselbe herüberwölben (Taf. LVI, Fig. 451 bei a ; Taf. LVI1, Fig. 455 rst\
s/>. I bei Fonvler). Zweifellos sind diese Randstifte homolog den Seitenästen der Rand-
stacheln, und ihre fadenförmigen Verzweigungen entsprechen den Ankerfädchen. Bei 2 von mir
geschnittenen Exemplaren erwies sich das Maschenwerk der Stützfäden als stark färbbar (Taf. LVI!,
Fig. 455), bei einem dritten, mit 3 Centralkapseln ausgestatteten Exemplar fehlte dasselbe
(Taf. LVI II, Fig, 456). Es geht daraus hervor, daß diese Stützfäden aus oiganischer Substanz
bestehen, bezw. nur schwach verkieselt sind und einer Auflösung und wahrscheinlich einer Neu-
bildung unterliegen können. Zum Teil treten diese Stützfäden auch mit der Innenfläche des
Flosse» in Verbindung (sp. IV bei Fowler^ insbesondere sah ich bei einem Exemplar etwa über
der Mitte des Diaphragmas ein Büschel von konvergierenden Fäden, welche nahe der Innen-
fläche des Flosses sich zu einem Strang vereinigten, welcher seinerseits mit einigen wurzelartigen
Ausläufern am Flosse ansetzte (Taf. LVI, Fig. 451 bei c\ vergl auch Taf. LVII, Fig. 455 cs/).
Fowler erwähnt außer diesen Stützfäden noch weitere, welche von der Innenfläche der
Grübchenzone des Peristomrandes entspringen, insbesondere ein liesonders starkes Bündel, welches
zwischen den beiden vordersten Stacheln in der liefe des Peristoms entspringt und über das
Diaphragma ragt (sp. V bei Fowler). Ich habe dieses letztere Bündel, welches zweifellos mit
den übrigen Fäden anastomosiert, ebenfalls gefunden (Taf. LVI, Fig. 451 b\ dagegen sonst an
der Innenfläche der Grübchenzone keine Anhänge entdecken können.
Das Floss selber stellt eine Blase von der Gestalt eines abgeflachten Ellipsoides dar,
deren Rand namentlich bei Betrachtung in Alkohol eine lebhaft irisierende, meist purpurrote oder
grüne Färbung zeigt (Taf. LV). Auf .Schnittpräparaten ist zu erkennen, daß die Platte aus zwei
dicht Übereinander gelagerten kieseligen Lamellen besteht und an ihrer Außen- und Innenfläche
von einer dünnen Sarkodeschicht überzogen ist (Taf. LVII, Fig. 455/). I^ie Iridescenz ist dem-
gemäß als Interferenzerscheinung nach Art der Farben dünner Plättchen aufzufassen.
Der Zusammenhalt des Flosses mit der Schale wird vermittelt 1) durch Teile des oben
beschriebenen intraphäodialen Stützskelettes (Fig. 455 cst: sp. IV bei Fowler); 2) durch eine Reihe
von etwa 1 2 häkchenförmigen
Stiften, welche nebeneinander
am „hinteren“ Rande des Peri-
stoms stehen und mit ihren
häkchenförmig umgebogenen
Enden in Löcher oder Grüb-
chen der Floßwandung eingreifen
( I'af I V Fie , , 6 ■ ’paf J yjj Kiie- 35- Hikchmfönnig* Stilte an HintmaJidi de* IVnttoma v<«n PtanktonrU*
' * »’ '♦‘4 » ’ ’ atUmlua < Ftoll kalter).
Fig- 455 is/- Textfig. 35; sp. II
tiei Fowler); 3) durch Stützfäden, welche teils an der Außenfläche der Porenzone des Peristoms,
teils an der hinteren Fläche der Schale, also außerhalb des Peristoms an einem kurzen Stift
oder mit einem Wurzelgeflecht entspringen und mit einem ebensolchen am Flosse ansetzen
(Taf. LV, Fig. 446, 449; Taf. LVII, Fig. 455 sst\ sp. III bei Fowler).
Die Bedeutung des Flosses von Planktonctta sehe ich, wie bereits oben angedeutet wurde,
einerseits darin, daß es dem aus der Schale verlagerten Phäodium als Unterlage dient,
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Valextin Haeckkr,
andererseits dürfte es als sekundärer Sch webeapparat, sowie auf Grund seiner glatten
Außenfläche bei der vertikalen Orts verän de r u ng des Tieres als Gleitfläche bezw. als
Fallschirm funktionieren.
Das Diaphragma von P. atlaniica stellt eine nahezu kreisninde Platte dar, deren Rand
verdickt und mit zapfenartigen Fortsätzen versehen ist, welch letztere in die Einsenkungen der
„Grübchenzone“ des Peristomrandes umgreifen (Taf. LV1, Fig. 450: Taf. LVrlI, Fig. 455). Fowler
schreibt dem Diaphragma einen fibrösen Charakter zu und betrachtet dasselbe als eine lokale
komplementäre Verdickung der Centralkapsel. Die eigentliche Centralkapsel ist
nach Fowler einschichtig und mit dem Diaphragma durch lamellöse Fortsätze verbunden,
welche „penetrate through the thin refractile central capsule“ und „nppear to have been inserted
into the diaphragm, ser\ring to hold the central mass of protoplasm in place“. Ferner ist das
Diaphragma und die Centralkapsel nach Fowler nahe dem vordersten Teil ihrer Cirkumferenz
von einem Bündel von 17 — 25 feinen Röhren durchbohrt, welche als „c 0111 m u n icating tubes44
bezeichnet werden und den Poren feldem, Astropylen ils.w. entsprechen sollen, insofern sie das
intrakapsuläre und extrakapsuläre Protoplasma miteinander verbinden.
Nach meinen eigenen Befunden vermag ich mich zunächst der Ansicht Fowler’s durch-
aus anzuschließen, wonach das Diaphragma der Planktoncttcn morphologisch eine lokale Ver-
dickung der äußeren Centralkapselhülle oder Ektocapsa Ist Speciell l>ei Planktonttta atlantica
setzt sich das Diaphragma regelmäßig aus vier parallelen, stark färbbaren Lamellen
zusammen (Fig. 455). An dem verdickten Rande treten die Lamellen durch Quereepten mit-
einander in Verbindung, so daß der Rand im Schnitt ein spongiöses Aussehen mit radiär ge-
richteten Waben erhält Die zapfenförmigen Fortsätze des Diaphragmarandes stellen sich im
Schnitt als blasige, von einer einfachen färbbaren Membran umhüllte Knöpfe dar, deren Hohl-
raum von der nämlichen färbbaren, im lebenden Zustand offenbar gallertigen Substanz ausgefüllt
ist welche sich auch zwischen den Lamellen befindet Wiederholt sah ich, daß am konservierten
Tier das Diaphragma an der vorderen (der Floßseite gegenüberliegenden) Seite des Peristoms mit
seinen Zapfen nicht in die Grübchen eingriff, sondern sich etwas zusammengezogen hatte und so
einen halbmondförmigen Spaltraum frei ließ (Taf. LVI, Fig. 450). Gleichzeitig war das Diaphragma
ein wenig in den Schalenraum hereingedreht (Taf. LV, Fig. 447). Man wird mit der Möglichkeit
rechnen dürfen, daß auch im lebenden Zustand eine ähnliche Beweglichkeit des Apparates be-
steht und daß also das Diaphragma, unter Volumverminderung der zwischen seinen Lamellen be-
findlichen Gallerte, seine Zäpfchen aus den Grübchen herausziehen und der sich zusammen-
ziehenden Centralkapsel durch eine kleine Drehung folgen kann. Demnach möchte ich also in
den Zäpfchen und Grübchen einen Verschluß- und Oeffnungsmechanismus sehen,
welcher bei der vertikalen Ortsveränderung das Tieres in Wirksamkeit tritt und im wesentlichen
dazu dient, eine Volum Veränderung der die Schale ausfüllenden Centralkapsel zu ermöglichen.
Was die von Fowler beschriebenen „laminated projections“ (1903) oder „suspensory pro-
cesses44 (1904) anbelangt, so sind dieselben, wie ich hier gleich erwähnen will, sicher nichts anderes
als vervielfachte Astropylen. Dieselben stellen sich an Schnittpräparaten als polsterförmige
Erhebungen des durch Wirkung der Reagenzien vom Diaphragma zurückgezogenen Endoplasmas
dar und zeigen radiär geordnete, von der Oberfläche nach innen vorspringende Lamellen, ganz
wie die Astropylen aller anderen Tripyleen (Fig. 455). Wiederholt glaubte ich auf Schnitten
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Ti«f »ee- Rad tolariea.
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feststellen zu können, daß die Astropylen nur von der dünnen Centralkapselhülle (Endocapsa) be-
deckt sind (I-'ig. 455, Mitte), während das Diaphragma (Ektocapsa) über der betreffenden Stelle
eine Durchbrechung oder wenigstens eine Verdünnung zeigte. Zwischen Endocapsa und Ecto-
capsa sah ich regelmäßig einzelne schwach färbbare Suitstanzballen liegen (Fig. 455, Mitte).
Ueber die Zahl der Astropylen kann ich keine ganz Ixstimmten Angaben machen, doch beträgt
dieselbe mindestens 15 — zo. ,
Während so die „laminated projections“ als Astropylen zu bezeichnen sind, stellen die „com-
municating tubes“, wie ich ebenso sicher zu behaupten vermag, die Parapylen dar. Auf
Schnittpräparaten habe ich mit vollkommener Deutlichkeit die dunkel gefärbten, napfförmigen
„Bulbi“ erkennen können (Kig. 455, rechts), und auch die S-förmig geschweifte Form der „com-
municating tubes“ steht ja keineswegs als isoliertes Vorkommnis da, vielmehr zeigen die „Oeffnungs-
kegel“ der Tuscaroren und mancher anderen T ripyleen nahezu die nämliche Verlaufsrichtung. Die
Zahl der Parapylen ist so wenig wie die der Astropylen sicher festzustellen gewesen, da ich sie
nur auf Schnitten mit Deutlichkeit voneinander unterscheiden konnte. Doch möchte ich auch
für sie die Zahl 15 — 20 als wahrscheinlich richtig annehmen. Auf diese Verhältnisse wird später,
bei Besprechung der Centralkapsel, nochmals zurückzukommen sein.
Bei den engen Beziehungen, welche das Diaphragma der Planktonctten zu dem Peristom
aufweist, wurde das erstere schon im Zusammenhang mit den kieseügen Skelettbildungen der
Medusettiden besprochen, obwohl es wie bereits erwähnt wurde, als eine Bildung der Central-
kapsel aufzufassen ist und daher erst später, bei der Schilderung des Weichkörpers, hätte Er-
wähnung finden sollen. Wir kehren jetzt zu den kicscligen Skelettbildungen der Medusettiden
zurück und haben hier noch einiger ganz specialisierter Vorkommnisse zu gedenken, welche schon
von Fowler und Borgert beschrieben worden sind und im folgenden mit den einfacheren Ver-
hältnissen der übrigen Medusettiden in Zusammenhang gebracht werden sollen.
ln seinen „Notes on the anatomy of GazelUUtP (1904) beschreibt Fowler 2 einander
nahestehende Medusettiden, die er vorläufig mit Ga^lletta / ragi/is Borgert zu vereinigen geneigt
ist Bei den beiden von Fowler untersuchten Formen ist zu unterscheiden der „Körper“ und
der „Kopf“. Ersterer (Textfig. 36 u. 37 cc) stellt eine sphärische oder ovoide Blase dar mit tief
färbbarer Wandung und dürfte nach Fowler als Centralkapsel anzusprechen sein. Dieselbe
ist wie bei P. atfantica, durch „suspensory processes“ und communicating tubes“ mit einem
Diaphragma (Textfig. 37 d) verbunden, welches aller mit dem eigentlichen Skelett nicht im Zu-
sammenhang steht Der „Kopf“ besieht aus einem „Schalenmund“ und aus 10 — 13 längs der
Außenseite der Centralka]>sel zurückgebogenen Armen (Textfig. 36). Der Schalenmund ist gegen
das Phäodium zu überwölbt von einer haubenförmigen Kicselschale, welche in der Nähe des
Peristoms ziemlich dick und wabig strukturiert an ihrem Scheitel aber zu einem zarten Häutchen
(film, Textfig. 36», 37 sh) verdünnt ist Wie gesagt vereinigt Fowler seine Formen mit der
BoRGERT’schen Gazel/ella fragilis (Taf. I.VI, Fig. 4 54) und glaubt demnach, daß jene zarte, im
Phäodium gelegene Kieselhaube der Schale der G. /ragi/is entspricht
Neuerdings hat auch Borgert (1905) die von Fowler beschriebenen Formen diskutiert
Borgert hält an den von Fowler angenommenen Beziehungen zu Gazelhtla fragilis fest erstellt
ferner für die F'owtER’sche Form und für seine Gazelltlla / ragi/is die neue Gattung Nationa/dta
auf und sucht einen Vergleich mit Allanticclla zu ziehen, ohne jedoch zu einem abschließenden
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Valentin Haecjcee.
Ergebnis bezüglich des gegenseitigen Verhältnisses aller dieser specialisierten Formen zu
gelangen.
Im Material der deutschen Tiefsee-Expedition fanden sich nun einerseits Bruchstücke einer
Form, welche zweifellos mit der von Borger r (1902, S. 570, Fig. G) aufgestellten Gazelktta
fragUis identisch ist, im übrigen aber, was die Beschaffenheit der RadiaLstacheln und ihrer An-
hänge, das Vorhandensein einer Porenzonc in der Schale und den Besitz eines typischen „Flosses“
betrifft, eine weitgehende Uebereinstimmung mit Planktonetta atlantua zeigt (Taf. LVI, Fig. 454);
andererseits enthielt die „Valdivia“-Ausbeute, wie ich schon früher (1904, S. 151, Fig. ig) mit-
Fig. 36. Nationalttta sp. nach Fowuuu
cc Centtalkapscl, m innere HQilenmrnibran. p
Porenrdhc, c ? SduleoftCfnung.
Fig. 37. Medianschnitt durch NationaUtta sp- nach FoWLCft. sh Außcn-
»chale, d Diaphragma, m Maschen werk /wischen den Armen, ce Centndkapael,
it Durchschnitt durch die Anne.
geteilt habe, ein prachtvoll erhaltenes Exemplar einer koloniebildenden, aus 4 Individuen zu-
sammengesetzten Form, deren Einzeltiere in jeder Hinsicht mit den Fowler sehen Formen über-
einstimmen (Taf. L1V). Ich zweifle auf Grund dieser Befunde nicht daran, daß die Gazelletia
fragilis Borgert und die von Fowler beschriebenen Formen verschiedenen Gruppen an-
gehören, und daß speciell die erstere der Gattung Planktonetta einzureihen ist, letztere dagegen
mit der kolonicbildenden Form der „ Val d i via- Ausbeute“ zu vereinigen sind und für diese Gruppe
die BoRGERrsche Gattungsbezeichnung NaÜonaleUa in Anwendung zu bringen ist.
Die mir vorliegende Nationaletfa-Axt, (Taf. LIV, Fig. 443 — 445), welche ich als Nationalctta
valdiviae bezeichnen möchte, stimmt, wie namentlich die Untersuchung von Schnittpräparaten
(Taf. LVIH, Fig. 456) lehrte, in allen wesentlichen Punkten mit der Fowler’. sehen Form überein.
Es konnte mit Sicherheit festgestellt werden, daß die den Kern enthaltende Blase (Fig. 443 u.
456z) wirklich, wie Fowler vermutet, der zur Schwimmblase? umgebildeten Centralkapsel und
nicht der Schale (Primärschale) der Planktonetten entspricht, daß also die Primärschale selber
hier mit Ausnahme des Peristoms vollkommen in Wegfall gekommen ist und daß als einziger
Schutz für die als Schwebeapparat dienende Centralkapsel die nach hinten zurückgebogenen
Radialstacheln dienen. Weiterhin war auch das Diaphragma (Fig. 4 56 </) als eine der Endocapsa
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Tiefm-RtdiolirHii.
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aufgelagerte, mit dem Peristom offenbar nicht in Verbindung stehende und von zahlreichen Astro-
pvlen und Parapylen (den „suspensory processes“ und „communicating tubes“ Fowler’s) durch-
brochene Differenzierung der Ektocapsa zu erkennen, und Ober dem Peristom wölbte sich eine
das Phäodium durchsetzende, haubenförmige Sekundär- oder „Außenschale“ (Fig. 443, 444,
4561»), welche möglicherweise durch Differenzierung eines Teiles des intraphäodialen Stütz-
gerüstes von PlanklontUa atlantica entstanden ist An ihrer Kuppe war diese Außenschale in
ähnlicher Weise, wie dies Fowi.fk für seine Form als möglich hinstellt (Textfig. 36), von einer
weiten Oeffnung durchbrochen, dagegen konnte ich den von Fowler auf seiner Skizze an-
gegebenen Porenkranz nicht erkennen. Zu erwähnen ist hier noch, daß, wie ich bereits früher
(1901) hervorgehoben hals.*, die Radialstacheln mit der (damals als Spannhaut beschriebenen)
Centnilkapsel durch besonders differenzierte Seitendomen verbunden sind, „welche von den
spitzigen Seitendomen der freien Stachelabschnitte durch den Besitz kleiner Spathillen unter-
schieden sind“ (Fig. 443). Untereinander sind die 4 Exemplare der Kolonie einmal dadurch ver-
bunden, daß von jedem Einzelindividuum 3 Radialstacheln gegen das Centrum gerichtet sind
und daß diese centralen Stacheln in der Mitte der Kolonie ein Flcchtwerk bilden, ähnlich den
Radialstacheln der Aulacanthiden (Fig. 445); und zweitens da-
durch, daß sich zwischen je 2 benachbarten Individuen eine die
gemeinschaftliche Weichkörpermasse umhüllende Sarkodehaut bal-
dachinartig ausspannt. Die Phäodien der 4 Individuen sind zu
einer kranzartigen Masse vereinigt
Es ist unschwer zu erkennen, daß man in der Natumahtta
Valdiviae und in den ihr zweifellos sehr nahestehenden Fowler-
schen Formen eine über die Organisation von PlankbnuUa hin-
ausgehende Weiterdifferenzierung vor sich hat: die eigentliche
Schale oder Primärschalc ist vollkommen in Weg-
fall gek om men, die durch die zurückgebogenen Radialstacheln
gestützte Centralkapsel hat sich noch mehr in der Richtung einer
Schwebeeinrichtung weiterentwickelt, ohne dabei die auf
der Organisationshöhe von Planktonetia. erworbenen Sonderdiffe-
renzierungen (Diaphragma» vermehrte Zahl der Astropylen und
Parapylen) aufzugeben, und endlich ist neben das intraphäo-
diale Stützskelett und zum Teil an Stelle desselben
eine sekundäre Außenschale getreten, welche wohl dazu
dienen soll, dem phäodialen Teil des Weich körpere einen festeren
Halt zu gewähren.
Von hier aus ist aber nur ein Schritt bis zu den höchst merkwürdigen Verhältnissen,
welche zuerst von Borgert für Atlanticei/a beschrieben worden sind : die Centralkapsel (Textfig. 38 c)
ist hier in excessiver Weise zu einer mächtigen Blase umgebildet, an deren Unterseite der
phäodiale Weichkörperteil das Peristom mit den an Zahl reduzierten Radialstacheln und die
beutel- oder klöppelartige Außenschale als unscheinbarer Appendix hängt
Alles in allem ergiebt sich also, was die Differenzierung lieziehungs weise Reduktion der
einzelnen Skelettteile anljelangt, innerhalb der Familie der Medusettiden eine kontinuierliche
297
Dnbcha T •ettte-Kapedilion >*■}»»■ U«l. XIV. 38
Fig. 38. AtlantiCfUa fraiftdfita nach
Boiout.
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Valentin H.vecker,
298
Reihenfolge: dieselbe beginnt mit den kleinen, Challengeriden-ähnlichen Mcdusetten und Euphy-
setten, deren Schale noch vollständig die Centralkapscl und das Phäodium beherbergt; es folgen
die kleinen Gazelletten mit haubenförmiger Schale, mit weiter Schalenöffnung und mächtigen
Radialstacheln, bei welchen Centralkapsel und Phäodium ebenfalls noch innerhalb der Schale
selber gelegen sind; daran schließen sich die großen, tiefenl xiwohnenden Planktonetten an, bei
denen die durch eingelagerte Gallertmassen vergrößerte und als Schwebeapparat dienende Central-
kapsel die Primärschale vollständig ausfOllt und das Phäodium infolgedessen aus der Schale
herausgedrängt ist; endlich folgen die Nationaletten und Atlanticellen mit zurückgebildeter Schale,
mit noch mehr vergrößerter Centralkapsel und mit einer sekundären, teilweise dem intraphäodialen
Stützskelett der Planktonetten entsprechenden Außenschale.
Auch bezüglich des Weich kör per s der Meduscttidcn vermag ich die Angaben der
früheren Autoren in einigen Punkten zu ergänzen. Vom extrakapsulären Teil des Weichkörpers
ist allerdings am konservierten Material, aljgesehen vom Phäodium, in der Regel nichts zu er-
kennen, und es liegt eigentlich nur eine einzige direkte Beobachtung vor, nämlich die Fest-
stellung einer verhältnismäßig derben Außenmembran, welche bei der koloniebildenden Nationa-
Utta Valdiviae (Taf. LIV, Fig. 445) die im Cent mm der Kolonie gelegenen Weichkörperteile
umschließt und sich baldachinartig zwischen den nach außen gerichteten RadiaLstacheln je zweier
benachbarter Einzeltiere ausspannt Im Hinblick auf die Beobachtungen liei anderen Tripyleen
läßt sich ferner, wie bereits erwähnt wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit die Vermutung aus-
sprechen, daß speciell die Radialstacheln der Planktonetten in ihrer gesamten Länge in einen
die Ankerfädchcn einhüllenden Gallertmantel eingeschlossen sind (Taf. LV, Fig. 446), und ich
zweifle nicht daran, daß auch die langen Radialstacheln der Gazelletten, Nationaletten und
Atlanticellen nicht nackt in das Wasser ragen, sondern von einer großenteils wohl plasmatischen
Hülle bedeckt sind, in ähnlicher Welse, wie dies z. B. für die Tuscaroren festgestellt werden
konnte (vergl. Taf. XXII, Fig. 180).
Das Phäodium zeigt die nämliche Zusammensetzung, wie bei allen anderen Tripyleen.
Speciell bei den Planktonetten und Nationaletten vermochte ich auf Schnitten eine ganz ähnliche
Beschaffenheit der Phäodellen und die nämlichen Nahrungslxjstandteile — darunter viele Cos-
cmodiseus-Sc halen — wie bei den größeren Aulacanthiden und bei den Tuscaroren festzustellen
(Taf. LVII, Fig. 455: Taf. LVIII, Fig. 456; Tafel LIX, Fig. 459).
Eine eigentümliche Wandlung erfährt, wie bereits zu wiederholten Malen berührt wurde,
die Centralkapscl der Meduscttidcn. Bei den kleineren Formen aus den Gattungen Medu-.
setia und Huphysetta, sowie bei den ebenfalls sehr zierlichen Gazelletten zeigt die Centralkapscl
noch die nämliche Lage und Form wie beispielsweise bei den Challengeriden. Im aboralen
Schalenraum gelegen, weist die Kapsel im allgemeinen eint; ellipsoidlsche Gestalt auf. Was die
Zahl der Oeffnungen anlielangt, so vermochte ich an den vorliegenden Präparaten die Frage
nicht zu entscheiden, ob, wie Haeckel angiebt, in der That nur eine Astropyle, dagegen keine
Parapylen vorhanden sind. Zu Gunsten dieser Ansicht könnten die Verhältnisse bei AtJantialla
angeführt werden, deren Centralkapsel nach Borc.ert nur einen, offenbar der Astropyle entsprechen-
den „Strahlendeckel“, aber keine Parapylen besitzt Indessen ist darauf hinzuweisen, daß Atlanli-
cella eine sehr hoch specialisierte Form darstellt und daher nicht ohne weiteres zum Vergleich
herangezogen werden kann. Im Gegenteil ist wohl zu erwarten, daß, ähnlich wie bei den nächst -
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Tief*ee* RadioUrien.
29Q
verwandten Challengeriden, auch bei den primitiveren Medusettiden bei weiteren Untersuchungen
Parapvlen nachgewiesen werden, um so mehr, da ja solche auch bei den Planktonetten und
Nationalctten zu finden sind.
Bei den Planktonetten weist die Centralkapsel eine Reihe besonderer Modifikationen
auf: sie schwillt zu einer mächtigen, die Schale vollständig ausfüllenden Blase auf, und zwar,
soweit am konservierten Material festgestellt werden kann, höchst wahrscheinlich unter Abschei-
dung großer Massen wäßriger Gallerte innerhalb der intrakapsulüren Sarkode, ferner hat sich
die Ektocapsa der Centralkapsel zu einem den Schalenmund verschließenden Diaphragma
differenziert, und endlich ist die ebenfalls schon hervorgehobene außerordentliche Proliferation
der Astropylen und Parapylen eingetreten.
Was zunächst die Aufblähung der Centralkapsel anbelangt, so ist dieselbe offenbar so
zu deuten, daß die Centralkapsel, allgesehen von ihrer Bedeutung als einer den Kern beher-
bergenden Schutzhülle, in erhöhtem Maße die Funktion eines Schwebeapparates übernimmt
Etwas ganz Neues ist ja damit nicht geschaffen: denn wiederholt insbesondere bei Besprechung
der Tuscaroren, wurde darauf hingewiesen, daß das Auftreten sehr großer und dichtgedrängter
„Alveolen* in der intrakapsularen Sarkode vermutlich dazu dient das spccifischc Gewicht der aLs
hydrostatischer Apparat funktionierenden Centralkapsel zu verringern. In keiner anderen Tripylcen-
gruppe tritt aber diese Funktion der Centralkapsel in so ausgeprägter Weise hervor, wie bei den
großen Medusettiden, wie denn überhaupt bei diesen Formen durch das Bedürfnis einer Steige-
rung des Schwebevermögens eine ganze Reihe interessanter Differenzierungen bedingt sind.
Auf die Umbildung des astropylären Teiles der Centralkapselhülle, speciell der Ektocapsa,
zum Diaphragma wurde schon früher, bei Besprechung der Skelettbildungen, eingegangen. Hier
sei noch hinzugefügt daß der der Innenfläche der Schale anliegende Teil der Centralkapselhülle,
wie auch Fowler gesehen hat nur aus einer einzigen Schicht besteht welche die Fortsetzung
der Endocapsa bildet (Taf. LVU, Fig. 455). Sehr häufig sieht man diesen Teil der Wandung
infolge der plasmolytischen Wirkung der Reagenzien auf den Centnilkapselinhalt stark geschrumpft
und zusammengefaltet (Taf. LV, Fig. 448 u. 449, obere Schalenhälfte; Taf. LVII, Hg. 455).
Was speciell noch die Vermehrung der Astropylen und Parapylen bei Planktonetta an-
belangt so mag hier zunächst darauf hingewiesen werden, daß dieses Verhältnis offenbar schon
bei den nächsten Verwandten der Medusettiden, den Challengeriden, und zwar speciell bei
ChalUngeria Naresi mit ihren 2 Astropylen angebahnt ist Weshalb nun aber gerade bei
Planktonetta diese außerordentliche Proliferation der Centralkapselöffnungen eingetreten ist läßt
sich schwer sagen. Daß nicht schon durch die Vergrößerung der Centralkapsel allein eine Ver-
mehrung der Oeffnungen bedingt ist geht aus der Betrachtung von Atlantkella hervor, bei
welcher trotz der enormen Ausdehnung der Centralkapsel nur eine Astropyle entwickelt Ist Man
wird aLso am ehesten noch zu der Annahme geführt, daß durch die mit der Diaphragmabildung
zusammenhängende Abflachung der Astropylenseite der Centralkapsel und durch das Bedürfnis,
eine festere Verbindung zwischen Centralkapsel und Diaphragma herzustellen, die Vermehrung
der Astropylen und korrelativ auch die Proliferation der Parapylen hervorgerufen wurde.
Die Strukturverhältnisse, welche die Centralkapsel der Planktonetten aufweist gelangen bei
den Nationaietten und Atlanticellen zur höchsten Vollendung, insofern hier die ursprüng-
liche Schale in Wegfall kommt und die Centralkapscl zu einem riesigen, die Dimensionen des
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Valentin Hakcker,
Phäodiums und der sekundären Außenschale bei weitem Ubertreffenden Gebilde anschwillt (Taf. UV,
Fig. 443). Speciell l)ei Atlantkella zeigt diese Blase an der Oralseite 4 große, rundliche, kreuz-
weise gestellte Vorwölbungen, so daß sie, wie Borgert sagt, das Aussehen einer Tomatenfrucht
erhält (Text fig- 38).
Die Nationaletten zeugen hinsichtlich des Baues der Centralkapsel insofern noch eine
größere Uebereinstimmung mit den Planktonetten, als der astropyläre Teil der Ektocapsa zu
einem Diaphragma umgebildet ist, welches, ganz wie bei Planktonetta atlantka , durch eine größere
Anzahl von Astropylen und Parapylen mit der intrakapsulären Sarkode verbunden Ist Auf dem
Schnittbild (Taf. LV'III, Fig. 456) erscheinen Central kapsel-Sarkode und Diaphragma infolge der
Wirkung der Reagenzien voneinander getrennt An der Außenfläche der ersteren sind (links)
die Bulbi einiger Parapylen und außerdem 4 etwas deformierte Astropylen zu erkennen. In dem
aus 4 — 5 parallelen Lamellen bestehenden Diaphragma stecken die „Oeffnungskegel“ (Hier Kamine
der Parapylen. Während das Diaphragma der Centralkapsel kappenförmig aufzulagern scheint
(Textfig. 37; Taf. LVIII, Fig. 456), setzt sich die Endocapsa in die aborale, sehr derbe Central*
kapselholle fort Auf Schnitten (Fig. 456) stellt sich dieser fUr die Schale vikarierende Teil an
einigen Stellen als eine dicke Wandung dar, welche aus zwei dunkel färbbaren Grenzlamellen
und einer homogen gefärbten Zwischenschicht zu bestehen scheint Doch konnte ich über die
Struktur nicht vollkommen ins klare kommen.
Was die letzte der hoch specialisierten Gattungen, Atlantkella , anbelangt so muß ich mich,
da mir keine Exemplare mit Weichkörpern zur Verfügung stehen, bezüglich des Baues der
Centralkapsel auf die Beschreibung Borgert’s beziehen. Borgert giebt an, daß die Central-
kapsclwandung aus einem inneren, der Endocapsa entsprechenden Häutchen und einer äußeren
Hüllschicht besteht, welch letztere in manchen Pallen durch eingelagerte Kieselsubstanz verstärkt,
in anderen P'ällen aber so dehnbar und elastisch ist «daß, wenn eine Verkieselung überhaupt
bestand, diese jedenfalls nur äußerst geringfügig sein kann“. Während l>ei Planktonetta und
Natwnaletta eine vermehrte Anzahl von Astropylen und Parapylen festgestellt werden konnte, ist
an der Centralkapsel von AÜatUktUa nur eine einzige, vermutlich der Astropyle der übrigen
Tripylcen entsprechende Differenzierung zu erkennen. Borgert beschreibt dieselbe als eine
rundliche, deckclartige Bildung, welche am oralen Pole der Centralkapsel in der Mitte der von
den vier Buckeln umstellten eingesenkten Fläche gelegen ist eine mittlere, rundliche Oeffnung
besitzt und von radiären Streifen durchzogen ist Letztere stellen sich auf Schnittpräparaten als
leistenförmige Verdickungen der Centralkapselmembran dar.
In Bezug auf die Lage des Kernes innerhalb der Centralkapsel ist hervorzuheben, daß
derselbe bei den kleinen Medusettiden ungefähr die Mitte der Centralkapsel einnimmt wie dies
bei den meisten übrigen Tripyleen der Fall ist Bei den großen Tiefenformen ist er dagegen
exzentrisch gegen die Oralseite verschoben und von einer scheibenförmigen Ansammlung dichteren,
von kleineren Vakuolen durchsetzten intrakapsulären Protoplasmas umgeben (Taf. LVII, Fig. 455;
Taf. LVIII, Fig. 456). Der ganze übrige Raum der Centralkapsel erscheint auf den Präparaten
leer, ist aber im lebenden Zustand zweifellos von dünnflüssiger Gallerte, d. h. von zusammen-
geflossener Alveolensubstanz, erfüllt Auf der Aboralseite des Kernes, und zwar unmittelbar hinter
demselben, ist das intrakapsulärc Protoplasma ziemlich scharf, beinahe membranartig, gegen diese
Gallertmassen abgegrenzt so daß der Kern speciell bei Planktonetta und Nationaletta am Toto-
300
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TicfMe-RidMaiten.
301
präparat wie von einer derbwandigen Kapsel umhüllt erscheint (Taf. LTV, Fig. 443 u. 445). In
den seitlichen Partien dagegen zeigt das intrakapsuläre Protoplasma ein gröber vakuolisiertes
Aussehen und eine zerrissene Beschaffenheit, welche daher rührt, daß hier die Protoplasmalamellen
und -stränge allmählich in die al>orale Gallertmasse verstreichen und auslaufen (Taf. LVII,
Fig. 455; Taf. LV1II, Fig. 458).
Der Kern zeigt bei den kleinen Formen im wesentlichen die ellipsoidische Gestalt der
CentralkapseL Bei den Planktonetten und Nationalsten besitzt er, wenigstens im konservierten
Material, eine mehr scheiben- oder kuchenförmige Form (Fig. 455 u. 458), während er bei
Atlanlicella nach Borger r einen kugeligen oder ovalen Körper darstellt
Ueber die feineren Kcmstrukturen haben die bisherigen Autoren aus Mangel an gut
konserviertem Material keine genaueren Angaben machen können. Nach Haixkei. enthält der
Kern der Medusettiden zahlreiche Nuldeolen, Fowler findet im Kern der mit Formalin fixierten
Planktonetten zahlreiche große runde Chromatinkörner und außerdem Mecken von einem schwächer
gefärbten Plasma, und Borgert beschreibt l»ei Atlanliolla eine Verteilung des Chromatins in
Gestalt unregelmäßiger Klümpchen und Brocken. Ich habe an mehreren mit FtEMMiNGscher
Flüssigkeit konservierten Exemplaren von PlanktontUa atlantica und zu meiner Ueberraschung
auch an Alkohol material von Plan klon etta und Nalionaletta die von manchen Aulacanthiden her
bekannten Kernstrukturen zum Teil in ausgezeichneter Weise erhalten gefunden. Bei ersteren
(Taf. LVII, Fig. 435) waren innerhalb des zerfetzten, in Form eines körnigen Gerinnsels nieder-
geschlagenen Grundplasmas dunkel färbbare, gleichmäßig verteilte Chromatinstränge und eine
1 besonders große Menge der von anderen Tripyleen her Ijekannten trauben förmigen Kömchcn-
einlagerungen (? Fettträubchcn) zu beobachten, bei der in Alkohol konservierten Nationalelia da-
gegen (Taf. LV1II, Ftg. 456) fanden sich, wie allerdings auf der zu kleinen Figur nicht deutlich
zu erkennen ist, grolx», teilweise strangförmig aneinander gereihte und vielfach vakuolisierte
Schollen und dazwischen körnige Chromatinfäden, welche an die bekannten „Limpencylinder-
putzer- im Keimbläschen der Selachier und Copepoden und andererseits an die gegliederten
Chromatin faden bei C hallen geria Ararcsi (Taf. LH, Fig. 430) erinnern. Hier haben wir offenbar
die Prophase einer Teilung vor uns.
Fortpf lanzung. Ueber die Fortpflanzung der kleineren Medusettiden läßt sich nur
ganz wenig sagen. Borgert (1901, Taf. XI, Fig. 4) bildet eine En/>hysetta Ltuani mit 2 Central-
kapseln ab. Es darf daraus wohl geschlossen werden, daß sich die kleinen
Medusettiden bei der gewöhnlichen Zweiteilung in ähnlicher Weise ver-
mehren, wie dies für die Challengeriden aus verschiedenen Bildern ent-
nommen werden kann: Zweiteilung von Kern und Centnilkapsel, Austritt
der einen Centralkapsel und Neubildung einer Tochterschale.
Bei einem Exemplar von Euf>hysctta amf>hicodon (Taf. LIil, Fig. 440;
Textfig. 39) fand ich im nächsten Umkreis der Schale, insbesondere in einer dem Pylom vor-
gelagerten färbbaren Sulistanz eine größere Zahl (20—30) sehr kleiner, kugeliger, dünnschaliger,
mit Pylom und niedrigem Pcristomkragen ausgestatteter Körper, welche einen körnigen, sehr
schwach gefärbten Inhalt aufwiesen. Die betreffende Eufhysetta war nel>en zahlreichen Challenge-
riden, Porospathidcn und anderen kleineren Radiolarien einem Exemplar von Aulospathis auf-
gelagert, d. h. wohl im Netze mit demselben verklebt worden. Da nun jene kleinen kugeligen
301
Fig. 39. ? Sj*>ie tob £t»phr-
irtta omphuoJt* t.
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Valentin Haeckek,
Gebilde sich ausschließlich in der unmittelbaren Nachbarschaft der Euphysetta vorfanden, so
möchte ich es für sehr wahrscheinlich halten, daß dieselben zu letzterer gehören, also als Sporen
von Euphysetta amphicodon zu betrachten sind.
Einem besonderen Glücksfall habe ich es zu verdanken, daß sich unter den vollständig
erhaltenen Ptanktoneita - Exemplaren eines befand , welches einen Vermehrungszustand aufwies,
und daß bei demselben die Kemstrukturen in schönster Weise erhalten waren, trotzdem auf der
Etikette als Konservierungsmittel der sonst nicht sehr günstige Formolalkohol angegeben war.
Schon bei Betrachtung des Tieres im Alkohol waren außer der im Schalenraum gelegenen
Centralkapsel 2 weitere Centralkapseln deutlich zu erkennen, welche nebeneinander aus dem
Phäodium hervorragten und je von einer derben Membran umgeben waren (Taf. LVI, Fig. 453).
Nach Zerlegung des Tieres in eine Serie von frontalen, d. h. senkrecht zur Symmetrieebene ge-
führten I ängsschnitten ergaben sich folgende Verhältnisse (Taf. LIX, Fig. 459): Die in der Schale
gelegene Centralkapsel (tk) zeigte im ganzen den nämlichen Zustand wie bei anderen Flank to-
netten. Der Kern war in der oralen scheibenförmigen Anhäufung des intrakapsulären Proto-
plasmas gelegen und zeigte die gewöhnliche kuchenförmige, auf der Diaphragmaseite abgeplattete,
auf der Schalenseite gewölbte Form. Die Kemsubstanzen wiesen denjenigen Zustand auf, der
speciell bei den Aulacanthiden wegen seines überwiegenden Vorkommens als Ruhezustand zu
betrachten ist, d. h. cs fanden sich gleichmäßig im Kernraum verteilte, teilweise vakuolisierte,
dicke Schollen, Schollenreihen und Stränge und dazwischen eine große Anzahl der trauben-
förmigen Kömerhaufen. Das Diaphragma war nur stellenweise zu sehen und zeigte
auch hier eine weniger ausgeprägte lamellöse Struktur und ein schwächeres Färbungsvermögen
.als bei anderen Exemplaren von Planktonetta. Offenl»ar liefand sich das Diaphragma in einem
Neubildungsprozesse. Die Astropylen waren an der Oralseite des intrakapsulären Proto-
plasmas in größerer Anzahl und in der gewöhnlichen Form zu erkennen, dagegen konnte ich an
meiner leider nicht ganz vollständigen Schnittserie keine Parapylen erkennen. Von einem
intraphäodialen Stützskelett war nichts zu sehen. An der Unterseite des Phäodiu ms
und teilweise von demselben eingcschlosscn lagen die 2 anderen Centralkapseln (tk). Sie hatten
eine annähernd kugelige Gestalt, waren gegeneinander etwas abgeplattet und so orientiert daß
eine durch alle 3 Centralkapseln gelegte Ebene eine Frontalebene darstellte, d. h. senkrecht zur
Symmetrieebene des l'eristom Skelettes und damit des ganzen Tieres gelegen war. Man kann dem-
nach auch sagen, die beiden unteren Ccntralkapseln seien nebeneinander vor dem Floß gelagert
gewesen. Jede Centralkapsel besaß eine dicke Hülle, welche aus einer schaumigen, färbbaren
Grundsubstanz und eingelagerten Kicselkömchcn bestand. An der Oralseite enthielt jede Kapsel
eine ellipsoidische Masse sehr dichten, nur sehr wenig vakuolisierten intrakajjsulären Protoplasmas,
in welcher der ebenfalls ellipsoidische Kern konzentrisch gelagert war, an der entgegengesetzten
Seite zeigte das intrakapsuläre Protoplasma eine schaumige Beschaffenheit Jede Centralkapsel
wries an dem im Phäodium steckenden Pole mehrere Astropylen auf. Parapylen habe ich keine
bemerkt. Die beiden Kerne zeigten schon bei schwacher Vergrößerung eine dichtere Struktur
als der Kern der in der Schale gelegenen Centralkapsel und erschienen daher dunkler gefärbt
Sic waren erfüllt von ziemlich homogenen, in dichtem Knäuel durcheinander geflochtenen
Chromatinfäden, welche bei der gewählten Schnittrichtung keine bestimmte Orientierung zeigten.
„Fettträubchcn“ waren in äußerst spärlicher Zahl und in geringer Größe entwickelt Nach den
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Tiefsee-Radiolarien.
303
Erfahrungen bei anderen Tripylcen möchte ich den Teilungszustand der leiden Kerne als eine
Telophase betrachten [vergl die Teilungsfigur von Auhgraphis stel/a/a, S. 22, Textfig. 5, bei
welcher ich es allerdings im Texte dahingestellt sein ließ, ob es sich um eine Telophase oder
um ein Stadium der Kemfragmentierung handelte1); sowie die Telophase von Challengetia
Naresi mit der Synapsis-ähnlichen, einseitigen Anhäufung der Chromatinfäden, Taf. Ul, Fig. 430}
Bei Betrachtung aller hier geschilderten Verhältnisse gelangt man, wie ich glaube, mit
Notwendigkeit zu folgender Deutung des vorliegenden dreikemigen Stadiums von P/anktondta:
Auf Grund eines ersten Teilungsprozesses hat sich die ursprüngliche Mutter-
kapsel in eine in der Schale verbleibende Tochterkapsel ( tk) und in eine an die entgegengesetzte
Seite des Phäodiums tretende Tochterkapsel ( tk' ) geteilt Letztere hat sich dann alsbald einem
zweiten Teilungs prozesse unterzogen, durch welchen 2 nebeneinander gelagerte Enkel-
kapseln (ek, ek) entstanden, die sich sofort mit einer provisorischen Kieselhüllc umgaben. Bei
der ersten Teilung war eine Resorption des Diaph rag mas und des in traphäodialen
Stützskelettes eingetreten. Ersteres ist bereits wieder im Begriff, sich zu regenerieren. Der
Kern der Tochterkapsel {tk) ist bereits in das grobschollige Ruhestadium eingetreten, die Kerne
der Enkelkapseln {ek) befinden sich noch in der Telophase der Teilung.
Bezüglich des Auftretens eines dreikemigen Stadiums sind noch die Befunde bei den
Aulacanthiden zu vergleichen (siehe olien S. 24), hinsichtlich der kieseligen Hülle der Enkel-
kapseln die Ergebnisse bei ChaUcngeria Naresi (S. 250; Taf. LII, Fig. 430). Nach Analogie der
bei letzterer Form beobachteten Verhältnisse ist anzunehmen, daß der hier beschriebenen drei-
kemigen Phase von Plaktonetta ein Stadium folgt, in welchem sich die von provisorischen
Kieselhüllen umgebenen Enkelkapseln vom Muttertiere loslösen und sich unter Abscheidung des
Skelettes zu jugendlichen Organismen ausbilden.
In ähnlicher Weise hat man sich auch die Entstehung einer Kolonie von Nationaletta
Valdtviae zu denken, nur daß hier durch Teilung einer Mutterkapsel 4 Enkelkapseln entstehen
und die Abscheidung der Skelette vor sich geht, ehe sich die Enkelkapseln voneinander
trennen.
Horizontal- und Vertikalverbreitung. Ueber die geographische Verbreitung
der meisten Meduscttiden läßt sich bei der verhältnismäßig geringen Zahl von Fundorten, welche
für die einzelnen Formen bekannt sind, nur wenig Sicheres angeben.
Die kleinen, dünnschaligen Formen {Medusetta inflafa, Eufhysetta Lue an i, Gazeltetta
SchUinitzi) scheinen im allgemeinen die wärmeren Meeresteile und zum Teil noch {Euphysetta
Ltteanf) die Mischgebiete des nördlichen Atlantik zu bewohnen, und zwar treten dieselben offen-
bar besonders häufig noch oberhalb des 200 m-Horizontes auf, nur vereinzelt wurden lebende
Exemplare von Eupteysetta Lucani auch in tieferen Schichten (400 — 600 m) gefunden. Man
wird also diese kleinen , dünnschaligen Formen als knephoplanktonische bezw. pam-
planktonische Warm- und M isch wasserformen bezeichnen dürfen.
Die dickschaligen Verwandten von Euphysetta Lucani scheinen zum Teil eine ähnliche
Horizontalverbreitung zu besitzen. Wenigstens wurde Euf'hysetta clegans sowohl vom „National“
wie von der „Valdivia“ ausschließlich in wärmeren Gebieten gefunden. Eine etwas weitere
Horizontal Verbreitung dürfte dem Formenkreis von Eu, amphicodoti zuzusprechen sein. Wenigstens
1) Aul Grand erweiterter Erfahrungen machte ich midi nunmehr in bestimmterer Weise ftlr die ersten* AUrnutive auxxprechen.
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Vaxxntij» Haecxxk.
liegt für Eu. ampkicodon selbst eine Beobachtung aas dem Golfstrom und eine aus dem süd-
lichen Atlantik westlich von Tristan da Cunha vor, und die nahe verwandte Form Eupkysetta
N at hörst i Cleve wurde sogar in der Grönlandsee westlich von Spitzbergen erbeutet (Cleve, 1899).
Sicherer als die Horizontalverbreitung läßt sich für die dickschaligen Zwergformen die Vertikal-
verbreitung umgrenzen. Wenigstens dürfte man im Hinblick auf die Ergebnisse der Schließnetz-
fänge der „Valdivia“ mit der Behauptung nicht fehlgehcn, daß diese kleinen, dickschaligen Arten
im wesentlichen Bestandteile des Skoto- und Nyktoplanktons sind.
Für die größeren, zu den Gattungen Planktonctta , Nationaictta und AtlanticeUa gehörigen
Formen dürfte nach den bisherigen Befunden mit einer Ausnahme {Planktonctta atlantica verrucosa )
eine Verbreitung in wärmeren Mecrestcilen anzunehmen sein. In Bezug auf die Vertikal'
Verbreitung kann aus einigen Befunden geschlossen werden, daß speciell Planktonctta a/ lau/ na,
sowie die Atlanticellen ungefähr die Verbreitung der dünnschaligen Euphysetten besitzen, d. h.
im allgemeinen die Challengeridenschicht (50 — 400 m), zum Teil wohl auch etwas tiefer gelegene
Horizonte bevölkern, so daß man wenigstens diese Formen etwas genauer als knepho- bis
skotoplan ktonische W arm wasserform en charakterisieren kann.
Planktonctta atlantica verrucosa wurde bisher nur in der Antarktis gefunden. Bipolare Kalt-
wasserformen sind aus der Familie der Medusettiden nicht bekannt
Systematik. Die von Haeckel vorgeschlagene systematische Einteilung der Medusettiden
ist im wesentlichen auf die Zahl der Füße (Radialstacheln) begründet Danach unterscheidet
Haeckel 6 Gattungen, welche in 2 Unterfamilien eingeteilt werden:
1. Unterfamilie : Kuphyarttida. j 3 gleiche Füße C'rtinrtta
Pcristom mit 3 oder 4 Fußen. Scheitel «let { 4 gleiche Füße Meduutta
Schale gewöhnlich mit einem Apiluilhorn. I l großer und 3 kleine Füße Enf/hyutta
2. Unterfamilie: Gaarllettida. 1 6 absteigende Füße . GauUfita
Pcrutoni mit 6, 12 oder mehr Füßen. Scheite) { 6 absteigende und 6 mifstctgcndc Fflßc Gcrgoneita
der SdMic gew Ähnlich ohne Apüuühnrn. I »hln-iche 410—20 oder mehr) absteigende Fuße . Polyfirtla
Dieses System ist von den folgendem Autoren in einigen Punkten verändert und ergänzt
worden: Borgert (1901a) hat aas der Gattung Polypctta die Untergattung Porospathis% welche
schon von Haeckel nur mit Bedenken hier eingereiht worden war, heraasgenommen und für
dieselbe eine neue Familie (Porospathida) aufgestellt. Ferner stellte Borgert für einige hoch
specialisierte, von ihm und Fowler beschriebene Formen die neuen Gattungen Planktonctta
(1902), Nationaictta (1905) und AUanticella (1905) auf und begründete für die letztgenannte
Gattung die neue Familie der Atlanticelliden (1905).
Bezüglich der Aufstellung der Familie der Porospathiden schließe ich mich Borgert an,
dagegen weist das mir vorliegende Material auf einen so engen und kontinuierlichen Zusammen-
hang zwischen den kleineren Medusettiden und den großen Planktonetten, Nationaletten und
Atlanticellen hin, daß ich von der Aufstellung besonderer Familien für eine oder für mehrere
dieser Gruppen Abstand nehme. Allenfalls würde cs sich empfehlen, die Familie der Medusettiden
in zwei oder mehrere Unterfamilien zu zerlegen, allein dem steht die Schwierigkeit im Wege,
daß eine genaue Abgrenzung zwischen Gazcllc/ta einerseits und Planktonctta andererseits infolge
unserer lückenhaften Kenntnisse der Gazeltt-/fa-.\v\on nicht möglich ist, so daß diejenige Gliederung,
welche wohl zunächst in Betracht käme, nämlich die Scheidung zwischen den kleinen, einfach
gebauten und den großen, hoch specialisierten Formen, zur Zeit nicht möglich ist
304
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Tiefst«- RjtdioUrien.
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Es ergiebt sich demnach folgende Einteilung der Medusettiden :
I. Gattung:
3. Gattung:
3. Gattung:
4. Gattung:
Kleine <in der Kcgrl den Durchmesser von 0,1 mm
nicht ülierschreitcnde Form») roit Primär» chale
und wenigen (in der Regel nicht mehr als 6)
Radialst achtln
, 3 gleicht KadiahUicheln :
4 gleicht Kadialstachcln:
I grnfler und 3 kleine Radial* tackeln :
1 in der Regel 6 lange Kadialstachcln :
Cortinetta HaRCEEI.
Medusetta HaeCKEI.
F.uphysetta Ha ECKEL
GoielUtta Haeckel
? hierher: zahlreiche (16 — 18) Radialstacheln
S- Gattung: Polyfxtta IIaeceel
Große (einen Schalendurchmesser von •/» — *'/» mm
aufwetsendc) Formen mit sehr langen, mit zahl-
reichen 1 Jörnen oder Ankerftdchen versehenen
Radialstacheln
Print ärscha le vorhanden, von
der Centnilkapsel vollständig ausge-
füllt ; mit Diaphragma , Kloß und
inuaphäudialem Außenskelett : 6. Gattung: Plankttsnetta Borgf.KT
Primärschale zurückgebildet;
mit Diaphragma und haubenförmiger
Auflenscfa.ile : 7. Gattung: Xotianaletta Borger T
Prim&rschale zurückgebildet;
mit spindcl-, klOppel- oder beutel-
förmiger Außcnsrhale : 8. Gattung: Atlant nt Ha Borgest
1. Gattung. Medusetta Haeckel.
Medusettiden mit vier gleichartigen, gekammerten Oralstacheln.
Medusetta inf/ata Borgert.
Tat. UU, Fig. 437.
Medusetta inflata Borge kt, 1902, S. 563, Fig. A.
Schale annähernd kugelig, an der Aboralseite etwas abgeplattet, ohne Apikalstachel,
glatt. Schalenwandung von winzigen, dichtgedrängten, in einer Schicht gelegenen Porenräumen
durchsetzt Peristom großwabig, kragenartig, an der Innenfläche mit leistenartigen, gegen den
Schalenraum verstreichenden, hauptsächlich von den Stachelbasen ausgehenden Rippen.
Vier gleichmäßig angeordnete, gekammerte, schwach divergierende Oralstacheln, welche
an ihrer Außenseite einen spitzigen Seitenstachel tragen. Außerdem trägt der Peristomrand zu-
weilen noch einige kleinere Domen.
Schalenhöhe nach Borgert 0,064 — 0,082, bei meinen Exemplaren 0,08 mm.
Fundorte: Floridastrom, Sargassosee, Canaricnstrom, Südäquatorialstrom, Guineastrom;
T.-St 267 (nördlicher Indik, P. 200, • •).
Verbreitung. Knepho- oder pamplanktonische Warm wasserform.
Medusetta sp.
Tat. MI, Fig. 431.
ln T.-St 190 (indischer Gegenstrom) wurde mit dem Vertikalnetz ein Bruchstück einer
Medusetta- Art gefischt von welcher das Peristom mit einem großenteils erhaltenen Oralstachel
und den Stümpfen von .5 anderen Oralstacheln vorliegt Der erhaltene, wellenförmig gewundene
Stachel trägt außer einer Anzahl sehr dünner, senkrecht abstehender Ankerfäden 4 gleichfalls mit
Ankerfäden besetzte, schräg nach außen gerichtete, divergierende Aeste, von welchen der vierte,
kürzeste mit 4 dünnen, weit ausladenden Temiinalästen versehen ist. Die Ankerfäden tragen einen
terminalen und einen subterminalcn Quirl von je 4 zurückgekrümmten Zähnrhen.
3°S
DmtadM li«4s— Ejpetübon 1898 — 1803. Bd. XIV. jg
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Jo6
VaU.NTIN ItAECXn,
Die Spitze des Stachels war abgebrochen. Es läßt sich also nicht erkennen, ob er mit
einem Nachbarstachel verbunden ist. Auch die aboralen Partien der Schale fehlen, so daß über
das Vorhandensein eines Apikalstachels nichts gesagt werden kann.
Durchmesser des Peristoms 0,45 mm.
Die vorliegende Form zeigt, abgesehen davon, daß von einer Einschnürung des Pyloms
nichts zu erkennen ist, eine gewisse Aehnlichkeit mit Mtdusttta Mrantma Haeckel (Rep, 1887,
p. 1669, Taf. CXX, Fig. 3). Wahrscheinlich ist sie aller mit MrdustUa arcifmi Jörgensen (1900),
AI. patlhenofata Borgert (1901) oder AI rohus/a Borgert (1902) zu vereinigen, also mit den-
jenigen Formen, bei welchen die 4 Oralstacheln paarweise miteinander verbunden sind und auf
diese Weise an den Seiten der Schalenmündung 2 länglich-runde Bügel bilden.
2. Gattung. Euphysetta Haeckel.
Schale mit einem kräftiger ausgebildeten und meist 3 schwächer ausgebildeten Oralstacheln.
Euphysetta Lucani Borgert.
Taf. LDI, Fig. 436, 439, 442.
Euphysetta Lucani BORGERT, 1892, S. l8l, Taf. VI, Fig. 8.
Euphysetta mediterranta Lohmann, 1899, Fig. 3*
Euphysetta Lucani BORGERT, 1901, S. 242, Taf. XI, Fig. 4; 1901a, S. 37, Fig. 45; 1902, S. 568; 1903, S. 749.
? ChaUengeria havergaUi, Murray, 1885, Taf. A, Fig. 13 a.
? Euphysetta rara Borgert, 1902, S. 567, Fig. E; 1903, S. 749.
Schale annähernd kugelig (Fig. 436) oder eiförmig, einseitig verzogen (Fig. 439), ohne
Stachel am aboralen Pole, mit glatter Außenfläche. .Schalenwandung mit einer Lage
winziger runder Kämmerchen, welche anscheinend nicht in Reihen angeordnet sind.
Peristom kragenförmig, an der Innenfläche mit 20 — 30 vorspringenden Leisten,
welche an der Innenfläche der Schale verstreichen (Fig. 442).
Oral Stachel in der Einzahl vorhanden, gekammert, stark vcntralwärts gekrümmt und
in eine Spitze auslaufend, an der konvexen Seite mit einem längeren proximalen, horizontal ab-
stehenden und einem kürzeren, distalen Aste. Außerdem befinden sich am Peristomrande drei
Nebenstacheln, welche nahe der Basis scharf horizontal abbiegen, und einige kürzere Dornen.
Schalenhöhe 0,1 — 0,16 mm.
Varianten. Nach Borgert zeigen sowohl die Aeste des Oralstachels, als auch die 3
Nebenstacheln bedeutende individuelle Verschiedenheiten hinsichtlich ihrer Länge (vcrgL Borgert,
1892, Taf. VI, Fig. 8, und 1901, Taf. XI, Fig. 4).
Fundorte: Mittelmeer bei Messina (Lohmann, o — 200, o — 270 und o — 360 m, April,
Juni, September bis November, sehr zahlreich am 18. September);
Labradorstrom, MLschgebict des Labrador- und Floridastroms, Floridastrom, Sargassosee, Nord-
äquatorialstrom, Südäquatorialstrom, südlicher Ast des Golfstroms (Borgert, i 902 ; in der Sargasso-
sec in Tiefen von 400 — 600 und 1300 — 1500 m erbeutet; 'lebende Exemplare, Borgert, 1903);
T.-Sl 26 (canarische Strömung, V, •), 32 (canarische Strömung, P. 200, ••), 41 (Guinea-
strom, P. 200, •). 46, 48 (Südäquatorialslrom, P. 200, •), 227 (nördlicher Indik, Schl.-N. 600
bis 400, nach Tb.), 228 (nördlicher Indik, Schl-N. 200 — 100, nach Tb.).
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Tie(»ee>R»dioUrien.
307
Verbreitung. Knepho- oder vielleicht pamplanktonische, im Atlantik und in den nörd-
lichen Mischgebieten verbreitete Wannwasserform.
Eu. elegans Borgf.rt.
Taf. LIII, Fig. 435, 438.
Euphyutta elegant Bobgert. 1902, S. 562, Fig. F; 1903, S. 749.
? Challengeeon tdzvanlsi Certes, 1889, p. 37, Taf. V, Fig. 2.
Schale kugelig oder eiförmig, mit kräftigem, in der Richtung der Hauptachse gelegenem
oder sehnig nach der Ventralseite gerichtetem Apikal Stachel. Schalenolxrfläehe mit zahl-
reichen Längs- und Querrippen, »eiche eine ziemlich regelmäßige quadratische Felderung
hervorrufen ; zahlreiche, die Schalenwandung senkrecht durchsetzende, wahrscheinlich geschlossene
Porenkanäle (im optischen Durchschnitt je 3 oder 4 auf ein Intervall).
Pylom ohne Peristombildung, mit einem kräftigen, geraden oder schwach ge-
bogenen, gekammerten Oralstachel, weichereinen nach der Ventralseite gerichteten, distalen
Nebenast und ein Paar kurzer, proximaler Seitendomen trägt. Außerdem befinden sich am
Pylomrand drei kurze Nebenstachel n, welche an der Spitze je ein Paar kurzer Domen
und (nach der Beschreibung Borgert’s) „an der Außenseite nahe ihrer Basis je 2 schräg auf-
wärts nach dem aboralen Schalenpol gerichtete lange, feine Stacheln tragen“ (bei meinen, von
St. 27 stammenden Exemplaren fehlend, aber nach einer Tagebuchnotiz am frischen Material
beobachtet).
Schalenhöhe nach Borgert 0,085 — 0,095, hei meinen Exemplaren 0,06 — 0428 mm.
Phäodium hellgelblich (nach einer Tagebuchnotiz).
Fundorte: Sargassosee (1300 — 1500 und 1500 — 1700 m, Borgert);
T.-Sl 27 (canarische Strömung, Schl.-N. 2250—1950, »O; Taf. LIII, Fig. 435: Tage-
buchnotiz: „lebend in großer Zahl"), 48 (Südäquatorialslrom, Schl.-N. 2700 — 2400,01 Fig. 438).
Auf Eu. elegans. oder eine sehr nahestehende Form beziehen sich 'höchst wahrscheinlich,
wie den beigegebenen Skizzen zu entnehmen ist, folgende von A. Brauer gemachte Tagebuch-
notizen: T.-Sl 221 (nördlicher Indik), 1600 — 1000 in: .viele lcliende Euphysetten“ ; 200 — 160 m:
.keine Euphysetten“; T.-St. 227 (nördlicher Indik), 1000 — 800 m: „Euphysetten vereinzelt“; 800
bis 600 und 600—400 m: „nicht gesehen“; T.-Sl 229 (nördlicher Indik), 1600 — 1400 m: „Euphy-
setten mit Inhalt“, ebenso 1000—800 m, dagegen nicht 800 — 600, 600 — 400, 400 — 200 und
200 — 20 m; T.-St 236 (nördlicher Indik), 2600 — 2300 m: „Euphysetten lebend“, dagegen nicht
gesehen in 160 — 100, 100 — 80, 80 — 40 m.
Verbreitung. Falls, was mir außerordentlich wahrscheinlich erscheint die in den Tage-
buchnotizen aufgezählten Funde sich wirklich auf Eu. elegans lieziehen, würde diese Form als
skoto- bis ny ktoplanktonisch und als Bewohnerin der wärmeren Gebiete des Atlantik
und Indik anzusprechen sein.
Eu. amphicodon Haeckel
Taf. LIII, Fig. 440, 441; Tcxtfig. 3 2 , 39.
Schale subpharisch, an den Polen etwas abgeplattet (im ganzen von der Gestalt eines
regulären Seeigels), mit einem schrägen (nach der Ventralseite gerichteten) Apikalhorn.
307
39*
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3o8
Valentin Harcker,
Schalcnoberfläche mit zwei rechtwinklig sich schneidenden Systemen von Längs- und Quer-
rippen. Die dicke Schalenwandung von dichtgedrängten, feinen, wahrscheinlich geschlossenen
Porenkanälen durchsetzt (Textfig. 32).
Haupt-Oralstachel kräftig, wenig gebogen, am Ende gegabelt, oberhalb des Endes
mit einem Paar kurzer Seitendornen. Außerdem trägt der Pylomrand 3 gleichmäßig verteilte
Nebeastacheln oder eine Anzahl kürzerer Domen.
Schalenhöhe nach Hafxkel 0,11, bei meinem Exemplar 0,09 mm.
Das mir vorliegende Exemplar zeigt große Uebereinstimmung mit der HAECKEi.’schen
Eu. amfiliieodon, nur daß die Schalenoberfläche im optischen Durchschnitt nicht glatt, sondern
gerippt erscheint Von der sehr nahestehenden Eu. eltgatu ist wenigstens mein Exemplar -durch
die Schalenform, die beträchtlichere Schalendicke und Größe, sowie durch den relativ kürzeren
Haupt-Oralstachel unterschieden.
Sowohl innerhalb wie außerhalb der Schale befanden sich eine größere Anzahl dünn-
wandiger, nahezu sphärischer, mit Pvlom und Peristomrand versehener Schalen, welche einen
körnigen Inhalt enthielten und welche ich als Sporen deuten möchte (Taf. LIH, Fig. 440;
Textfig. 39).
Fundorte: Ch.-St 332 (südlicher Atlantik); T.-St 16 (Golfstrom, SchL-N. 1850 — 1550,»).
Verbreitung anscheinend ähnlich wie bei Eu. c/egatis.
3. Gattung. Gazelletta John Murray.
Kleine, meist nur 0,08 — 0,3 mm im Durchmesser betragende Formen mit hauben förmiger,
meist grobwabiger Schale. Rand des weiten Pyloms mit 5 — 8, meist 6 sehr langen, gekammerten,
mehr oder weniger horizontal abgehenden Stacheln 1 xisetzt
Haeckel unterschied je nach dem Vorhandensein und der Beschaffenheit der Stachel-
anhänge 15, zum Teil schwer zu unterscheidende Arten. Jörc.ensen (1900) fügte eine weitere
Form, G. pentapodi um , hinzu, und Borgert lieschrieb als hierher gehörig G. atlantica (1901a)
und G. fragil is (1902). Später (1902, 1905) stellte Borgert für diese beiden Formen die neuen
Gattungen Planktomtta und Nationahlta auf.
Im „Valdivia^-Material fand sich außer den beiden zuletzt genannten Arten nur eine einzige
Form, welche wohl mit der HAECKKL’schen Art G. Schlcinitzi zusammenfällt.
Gazelletta Schlcinitzi Haeckel.
Taf. LIII, Fig. 432.
GaztlleUa schUimtzii Haeckel, 1887, p. 1673, Taf. CXX, Fig. 11, 12.
Schale hutförmig, bedornt, ziemlich gleichmäßig grobwabig. Sechs oder acht
Radialstacheln, welche nach Haeckel „cylindrisch, nahezu gerade und horizontal ausgebreitet
sind und 4 Iilngsreihen von gleichlangen Seitendomen tragen, welche sich senkrecht vom Radial-
stachel erheben und am Ende 3 kurze divergierende Zähne tragen. Das Ende der Radialstacheln
trägt 3 gegabelte Domen.*4
Schalendurchmesser nach Haeckel 0,12, bei meinen Exemplaren 0,1 und 0,13 mm.
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Ticfser-RadioUrira.
309
Varianten. Die HAECKEL’sche Form hat 6 Radialstacheln. Eines meiner Exemplare
besitzt sicher 8, am anderen ist die Zahl nicht genau festzustellen.
Fundorte: Ch.-St 347 (tropischer Atlantik);
T.-St 55 (Guineastrom, V, 600, •), 64 Golf von Guinea, P. 200, •).
4- Gattung. Planktonetta Borgert (1902).
Große Formen mit umgekehrt-bimförmiger, subsphärischer oder hemisphärischer Primär-
schale, mit stark entwickeltem, grobwabigem Peristom, sowie mit 8 — 10 langen, gekammerten,
am Ende mit gegabelten Terminalästen versehenen Radialstacheln. Beiden unten beschriebenen
Formen Ist außerdem gemeinsam das Vorhandensein einer Porenzone oberhalb des grobwabigen
Peristoms, sowie eines Floßes. Bei P. atlanlica ist ein Diaphragma und intraphäod iales
Stützskelett vorhanden.
Planktonetta fragilis Borgert.
Taf. LVI, Fig. 454.
GazelUtta fragilis Borgert, 1902, S. 570, Fig. G.
Nationalttta fragilis Borgert, 1905, S. 123.
Wahrscheinlich nicht: Gazellttta fragilis FOWLER, 1904.
Schale kappenförmig, mit krempenartig nach außen gebogenem, grobwabigem
Peristomrande. Oberhalb des letzteren eine außerordentlich feinwabige Zone, welche einen
Kranz größerer und kleinerer Poren enthält Rest der Schale etwas gröber strukturiert, jedoch
Lange nicht SO grobwabig wie der Peristom rand.
Acht bis zehn den Peristomrand besetzende, fast gerade oder leicht gebogene Radi al-
st ach ein, welche am Ende 3 oder 4 mehrfach gegal>elte, weit ausladende Terminaläste tragen
und ihrer Iiinge nach mit baumförmig verästelten Seitenästen besetzt sind, deren fadenförmige
Verzweigungen je mit 2 Quirlen von 4 Haken versehen sind. Floß ähnlich wie bei P. atlanlica.
Schalendurchmesser, am äußeren Rande gemessen, nach Borgert 04 — 0,6 mm.
Die mir vorliegenden, unvollständigen Exemplare stimmen vollständig mit der Beschreibung
überein, welche Borgert von seiner P. fragilis gegeben hat (1902). Nur konnte ich einerseits
nicht entscheiden, ob die Schale am apikalen Pol die von Borgert beschriebene große runde
Oeffnung besitzt, andererseits war eines der Schalenbruchstücke so eng mit einem typischen „Floß“
verbunden, daß ich nicht bezweifle, daß auch dieser Art ein solches zukommt. Von P. atlanlica
würde sich meinem Material zufolge P. fragilis hauptsächlich in folgenden Punkten unterscheiden :
1) Das Peristom ist krempenartig nach außen gebogen, während cs bei P. atlanlica mehr kragen-
förmig ist; 2) bei P. fragilis ist die Porenzone breiter, während die Grübchenzone fehlt; 3) die
Stacheln sind relativ länger, schlanker und gestreckter; 4) die Terminaläste der Radialstacheln
zeigen eine etwas verschiedene Verzweigung; 5) die Ankerfädchen sind kürzer und die Haken-
kränze kleiner.
Fundorte; Irmingersee , Mischgebiet des Labrador- und Floridastroms, Sargassosee,
Canarienstrom, Guineastrom, Südaquatorialstrom, südlicher Ast des Golfstroms (Borgert, 1902);
309
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3io
Vaixwtik Uaeckfr,
T.-St 32 (canarische Strömung, V.), 112 (Agulhasbank, V), 174 (indischer Södäquatorial-
strom, V.). Außerdem mehrere nicht ganz sichere Funde aus den wärmeren Meeresgebicten.
Verbreitung. Anscheinend Warmwasserform.
P. atlantica Borgert.
Taf. LV, Fig. 446—449; Taf. LVI, Fig. 450—453; Taf. LVTI, Fig. 455; Taf. UX, Fig. 459; Textfig. 33.
? Gazelle tta HESSEN', 1887, S. 77.
GattlUUa atlantica Borgert, 1901a, S. 39, Fig. 47 und 47 a.
Planktonctta atlantica Borgert, 1902, S. 571; 1903, S. 750.
Planktonctta atlantica FoWLER, 1903, Taf. XI.
Schale „breit -eiförmig, am aboralen Pole zugespitzt, mit ungleicher Krümmung der
Flächen*4 (Borgert) oder umgekehrt-bimenförmig, an der Ol>erfläche mit kleinen Dornen lx»setzt,
welche (bei var. verrucosa) je einer flachen Scheibe aufsitzen können. Schalenwandung im übrigem
strukturlos.
Peristom kragenförmig, halsartig von der Schale abgeschnürt, mit wulstförmiger Aus-
biegung und darunter mit ringförmiger Rinziehung, an der „Vorderseite*4 der Schale am höchsten,
an der „Hinterseite“ am niedrigsten, an der wulstförmigen Ausbiegung von fensterartigen Poren
durchsetzt (Fig. 447. 450).
Acht Radialstacheln, welche symmetrisch in 4 Paaren angeordnet sind. Die Stacheln
des vordersten (d. h. der Floßscite gegenülx?rliegenden) Paares entspringen dicht neben-
einander, sind nahezu horizontal und stark divergierend (in der Seitenansicht F'ig. 446 links; vergl
auch die Vorderansicht Fig. 447 und Untenansicht Fig. 450, sowie F'ig. 451); die des zweiten
Paares sind sehr stark nach unten abgebogen ; die des dritten sind weniger stark nach abwärts
und außerdem nach rückwärts gebogen, die des vierten endlich divergieren ebenfalls stark und
sind mehr oder weniger nach oben gebogen (Fig. 446 u. &).
Am distalen Ende laufen die RadiaLstacheln in zwei bis vier, meist unregelmäßig
gegabelte Terminaläste aus (Fig. 452). 01>erfläche der Stacheln mit baumförmigen,
ziemlich genau in 3 Längsreihen angeordneten Seitenstacheln besetzt, deren fadenförmige
Verzweigungen je einen terminalen und einen subterminalen Quirl von drei bis
sechs zurückgebogenen Haken tragen.
Schalenmündung von mehr oder weniger horizontalen, den Peristomrand und die
Basis der Radialstacheln besetzenden Seitenstacheln überwölbt (Fig. 451), deren fadenförmige,
stark färbbare Verzweigungen ein das Phäodium durchsetzendes intraph äodiales Stütz-
skelett bilden. An der Hinterseite der Schale ein das Phäodium schräg von unten her be-
deckendes „Floß“ von der Gestalt eines abgeplatteten Ellipsoides, welches eine verkieselte
Wandung besitzt und durch verästelte Stützfaden, bezw. Stifte mit der Hinterfläche der Schale,
dem hinteren Peristomrand und dem intraphäodialen Stützskelett verbunden ist (F'ig. 446, 448, 449)1
Schalenmund durch ein Diaphragma (F'ig. 450) verschlossen, welches aus 4 Lamellen
besteht und von den Astropylen und Parapylcn durchbohrt ist (Fig. 455).
Die Centralkapsel füllt die Schalenhöhlung vollständig aus, im aboralen Teil großen-
teils mit Gallerte angefüllt, im oralen Teil in einer |K>lsterförmigen Ansammlung dichteren,
weniger vakuolisierten Protoplasmas den scheibenförmigen Kern einschließend (Fig. 455). Zahl-
3io
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Tiefsee- RadioUrien.
3*1
reiche (15 — 20) über die ganze orale Wandung der Centnilkapsel zerstreute Astropylen und
etwa ebensoviele auf die vordere Partie des Schalen mundes zusammengedrängte Parapylen.
Schalenhöhe nach Borgert 1,2 — 1,5 mm, bei meinen Exemplaren 1,35 — 1,7 mm.
Stachellänge nach Borgert 1,5 — 5 mm, bei meinen Exemplaren meist 2 mm. Längster
Durchmesser des Flosses etwa 1,65 mm.
Varianten. In meinem Material fanden sich 3 Varianten vor:
n) Planktonetta atlantica pyrijonttis (Fig. 448, Seitenansicht; Fig. 449, Vorderansicht). Schale
umgekehrt -bimenförmig, mit stark veijüngter Al>oraLseite, mit zahlreichen dünnen Domen.
Schalenhöhe 1,7 mm. Fundorte: T.-St 14, 86, 174.
$ Planktonetta atlantica robusta (Fig. 446). Schale breit-eiförmig, mit ungleicher Krüm-
mung der Fläche, sehr dickwandig, mit wenigen Domen. Schalenhöhe 1,35 — 1,6 mm.
Fundorte: T.-St 55, 228 (hier 3 gleichartige Exemplare von verschiedener Größe).
7) Planktonetta atlantica verrucosa (Fig. 447, Vorderansicht). Schale nahezu sphärisch,
mit zahlreichen Domen, welche warzcn- oder scheibenförmigen Erhebungen aufsitzen. Schalen-
höhe 1,3 mm. Fundort: T.-St 149 (Antarktis).
Bei zahlreichen Exemplaren war wegen Un Vollständigkeit der Schale die Zugehörigkeit
zu einer bestimmten Varietät nicht festzustellen.
Sehr bedeutenden Schwankungen ist die Länge und Form der Stacheln unterworfen. Bei
der Variation a fand ich sehr lange, schlangen förmig gekrümmte, bei den anderen Varietäten in
der Regel kürzere, schwächere und mehr gerade RadiaLsticheln.
Fortpflanzung. Die Teilung vollzieht sich vermutlich in der folgenden Reihenfolge:
Teilung der Mutterkapsel unter Resorption des Diaphragmas und intraphäodialen Stützskelettes;
Teilung der äußeren Tochtcrkapsel in 2 Enkclkapseln, welche die Grundlage je eines neuen
Oiganismus bilden.
Fundorte: Nördlicher Ast des Golfstroms, Irmingersee (Borger r, 1901), Sargassosee
(700 — 900 m, Borgert, 1903), Golf von Biscaya (Fowler, 1903);
T.-St. 14 (Golfstrom, V., 3 Exemplare, var. <1), 32 (canarische Strömung, V, Schale unvoll-
ständig), 42 (Guineastrom, SchL-N. 550 — 250, unvollständig), 55 (Guineastrom , V„ var. £ in
Teilung), 88 (Benguelastrom, V., unvollständig), 142 (Antarktis, V, 5 Exemplare, unvollständig),
149 (Antarktis, V, var. 7), 1 73 (südlicher Indik, V., unvollständig), 1 74 (südlicher Indik, V, var. a),
215 (nördlicher Indik, V, unvollständig), 217 (nördlicher Indik, Schale unvollständig), 228 (nörd-
licher Indik, 3 Exemplare, var. $.
Außerdem wurden in sehr zahlreichen Proben RadiaLstacheln gefunden, welche höchst
wahrscheinlich zur vorliegenden Art gehören, so T.-St 16 (Golfstrom), 39, 46, 49, 54 (Guinea-
und Südäquatorialstrom), 66 (Golf von Guinea), 85, 86, 89 (Gebiet des Benguelastroms) 145 (Ant-
arktis), 175, 182 (indischer Südäquatorialstrom), 221, 236, 268 (nördlicher Indik).
Verbreitung. Weitverbreitete (eurythertne) Form, welche die Challengeridenschicht
(50 — 400 m) und wohl auch tiefer gelegene Horizonte bevölkert, also als knephoplanktonisch
und möglicherweise auch als skotoplanktonisch zu bezeichnen ist Vermutlich werden sich bei
weiteren Untersuchungen die oben aufgezähltcn Varianten wenigstens zum Teil als geographische
Unterarten aussondern lassen.
3 1*
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Valentth Ha ECKER,
312
5. Gattung, Nationaletta Borgert (1905).
Primärschale mit Ausnahme des Peristoms z u rückgebidet Centralkapsel, zu einer
großen, derbwandigen Schwimmblase umgebildet, am oralen Teil von einem Diaphragma
bedeckt Peristom auf der der Centralkapsel abgewandten Seite von einer haubenförmigen
Sekundär- oder Außenschale bedeckt Zehn bis dreizehn zum Teil gegen die Außen-
fläche der Centralkapsel zurückgebogene, zum Teil nach der entgegengesetzten Richtung orien-
tierte, gekammerte, mit Terminalästen versehene Radialstacheln.
Nationaletta valdiviae n. sp.
Tal. LIV, Fig. 443—445; Tat- LVIII, Fig. 456 (? Texlfig 36 u. 37).
? GaxtUtlla frogilis Fowler, 1904, p. 483, Fig. 1—3.
Primäre Schale mit Ausnahme des Peristoms zurückgebildet Centralkapsel von
Gestalt eines ovalen, derbwandigen Sackes, an der Oralseite von einem lamellösen, von den zahl-
reichen Astropvlen und Parapylen durchsetzten Diaphragma kappenartig liedeckt Der größte
Teil der Centralkapsel ist von wäßriger Gallerte ausgefüllt an der dem Diaphragma zugewandten
Seite liegt der linsenförmige Kern, von einer scheibenförmigen Ansammlung dichteren, intra-
kapsulären Protoplasmas umgeben. Die Centralkapsel dient zweifellos als Schwimmblase
und nimmt daher vermutlich den oberen Pol des Tieres ein.
Peristom großwabig, symmetrisch, mit elf Rad ial Stachel n (10 paarigen und einem
unpaaren) besetzt am Vorderrande1) nach unten ausgeschweift Das vorderste Paar der Radial-
stacheln ist nach unten gerichtet (in der Seitenansicht Fig. 443, links unten ; in der Rückenansicht
Fig. 444, hinten durchschimmernd), die 4 folgenden sind nach oben, gegen die Außenfläche der
Schwimmblase gerichtet der „hinterste“ unpaare Stachel ist wieder nach unten gekehrt Radialstacheln
gekammert mit 3 Reihen nach außen gerichteten Domen besetzt Die Domen der basalen
Stachelhälfte sind mit kleinen rauhen Endknöpfchen oder spathillenartigcn Bildungen versehen
und berühren damit großenteils die Centralkapsel (Fig. 443; vergl. 1901, S. 151); diejenigen des
distalen, die Centralkapsel üherragenden Stachelabschnittes sind kürzer, stärker nach außen ge-
richtet und zugespitzt Am Stachelende eine korbförmige Gruppe von 3 oder 4 Domen
(Fig. 443, mittlerer Stachel).
An der von der Centralkapsel abgekehrten Seite wölbt sich über das Peristom eine
sekundäre Außenschalc (Fig. 443, 444 as), durch welche das Phäodium in einen inneren und
äußeren Teil zerlegt wird. Nahe der Kuppe der Außenschale befindet sich eine weite, excentrisch
gelegene Oeffnung (Fig. 443).
Durchmesser des Einzeltieres, gemessen vom aboralen Pole der Schwimmblase bis zur
Kupp- der Außenschale, 1,8 mm, Länge eines oberen Radialstachels 1,6 mm. Durchmesser
der ganzen Kolonie, gemessen zwischen den aboralen Polen zweier gegenüberliegender Individuen,
etwa 4,2 mm.
Das einzige mir vorliegende Exemplar besteht aus vier in einer Ebene radiär an-
geordneten Einzel in d ivid uen , welche mit ihren Schwimmblasen und den dieselben korb-
I) Wie bei der Beschreibung von Ptanktonetta atlantita sind mich hier die Bezeichnungen „vom“ und „hinten“ au» prak-
tischen Gründen eingeführt und sollen keine besonderen morphologischen Beziehungen zum Ausdruck bringen.
312
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TicfMe-RadkilaHen.
313
förmig umgebenden oberen Radialstacheln nach außen gerichtet, mit ihren unteren Radialstacheln
innerhalb einer gemeinschaftlichen Weichkörpermasse miteinander verflochten sind. Die gemein-
schaftliche Weichkörpermasse ist nach außen durch eine extrakalymmale Sarkodehaut al>gegrenzt,
welche sich zwischen den Radialstacheln je zweier benachbarter Individuen !>aldachinartig aus-
span nL Die Phäodien der 4 Einzeltiere sind zu einer kranzartigen Masse vereinigt
Mit den Einzeltieren der vorliegenden Art stimmt fast vollständig die von Fowler (1904)
unter der Bezeichnung Gazeiletta fragilis Borgert beschriebene Form (Textfig. 36) überein. Als
Zahl der Radialstacheln wird von Fowler io — 13 angegeben. Bezüglich der Oeffnung der
Außenschale konnte Fowler nicht vollkommen ins klare kommen, jedoch neigt er zu der An-
sicht daß dieselbe im lebenden Zustand durch ein dünnes Häutchen verschlossen ist
Als einziger Unterschied zwischen der FowLER’schen Form und der mir vorliegenden Art
wäre, aljgesehen von der etwas verschiedenen Stellung der Radialstacheln, vielleicht zu erwähnen,
daß sich nach Fowler zwischen den basalen Abschnitten der Radialstacheln ein Maschenwerk
von Skelettfäden ausspannt mit welchem das Diaphragma verbunden zu sein scheint An meinem
Objekt habe ich nichts derartiges entdecken können, doch zeigen ja die Befunde l>ei Ptanktonetta
atlantica, daß die Stützfäden vergängliche Gebilde sind und in bestimmten Entwickelungsstadien
resorbiert bezw. neugebildet werden können. Es würde demnach der Mangel eines solchen
Maschenwerkes der Annahme nicht im Wege stehen, daß die FowLER’schen Formen Solitär-
zustände der von mir beschriebenen koloniebildenden NationaUtla valdiviae darstellen und zur
letzteren etwa in dem gleichen Verhältnis stehen, wie die solitären zu den koloniebildenden Tus-
caroriden, sei es, daß es sich um Individualvarianten oder um normale Entwickelungsphasen
handelt Auf alle Fälle sind die Fowj.ERschen Formen und NationaUtla valdiviae in unmittelbare
Nachbarschaft zu stellen, während, wie bereits oben angedeutet wurde, die Borger r’sche Gaztlletta
fragiUs mit denselben in keiner näheren Berührung steht
Fundort: T.-St 239 (nördlicher Indik, V.).
Die FowLER’schen Formen wurden im Golf von Biscaya gefunden. Sie fehlten in Vertikal-
netzzügen aus Tiefen bis zu 25 Faden und in Schließnetzzügen aus l iefen von mehr als 200
Faden, dagegen traten sie besonders zahlreich in den Horizonten zwischen 100 und 200 Faden
(180 und 360 m) auf, sind also dem tieferen Knephoplankton beizuzählen.
6. Gattung. Allanticella Borgert (1905).
Schale fehlt mit Ausnahme des Pcristoms. Ccntralkapsel zu einer großen
Schwimmblase umgewandelt welche an der oralen Seite 4 kreuzweise gestellte runde Vor-
wölbungen und zwischen ihnen eine große Astropyle aufweist ‘ Pcristom großwabig, mit
mehreren, teils nach der Seite der Centralkapsel, teils nach der entgegengesetzten Seite gerichteten,
symmetrisch angeordneten Radialstacheln, an der Phäodiumseitc von einer klöppel- oder
sackförmigen Außen schale überwölbt
Borgeri zählt 3 Arten auf:
A, anacantha. Ohne jedes Skelett (Skelett in Verlust geraten?). Fundorte: Nord- und
Südäquatorialstrom.
313
Dwrtxch« TV*f*ce-Rii*JjUoi» «&•«. DJ. XIV.
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3*4
Valentin Haeckek,
A. craspedota (Textfig. 38). Peristom mit 4 kreuzweise gestellten, schräg aufwärts (nach
der Ccntralkapselseite) gerichteten Armen, deren jeder einen abwärts weisenden, dünnen, zuge-
spitzten Stachel trägt Außenschale Spindel* oder keulenförmig. Höhe der Außenschale 0,37
bis 0,50 mm. Fundorte: Floridastrom, Sargassosee, Guineastrom.
A. plankionica, . Peristom mit 4 divergierenden, schräg aufwärts gerichteten Armen, welche
je zwei abwärts weisende, lange, zugespitzte Stacheln tragen. Außenschale spindelförmig oder
am freien Ende kolbig aufgetrieben. Höhe der Außenschale 0,32-040 mm. Fundorte: Süd-
äquatorialstrom.
Im Material der „Valdivia“ fanden sich die Skelette von 2 einander sehr nahestehenden
Atlanticellen, und zwar in je einem Exemplar, vor. Gemeinsam ist beiden die bcutelförmige
Außenschale, die 4 kreuzweise gestellten, nach aufwärts gelegenen und gegabelten Arme und
vor allem der Besitz von jederseits einem nach abwärts gekrümmten Stachel, welcher mit
seinem gegabelten Basalteil je zwei benachbarten Armen aufsitzt (Taf. LIII,
Fig. 433, 434; Taf. LX, Fig. 461). Die doppelten Endstümpfe, die sich bei meinen Exemplaren
an den Armen fanden, weisen darauf hin, daß die vorliegenden Formern an jedem Arm noch
einem zweiten Stachel, also im ganzen deren sechs besaßen. Dadurch unterscheiden sie sich
von den BoROKfu’schen Formen, welche an jedem Arm mit 2, also zusammen acht Stacheln
versehen waren.
Untereinander sind die beiden Exemplare der „Valdivia?- Ausbeute verschieden vor allem
hinsichtlich ihrer Größe: bei dem einen (Fig. 433) beträgt die Höhe der Außenschale 0,355, l*1*
dem anderen (Fig. 434) 0,555 mm. Auch die basalen Enden der Radialstacheln haben eine ver-
schiedene Struktur: l>ei der kleineren Form (Textfig. 34 a) sind die Kämmerchen an der Stachel-
basis einreihig angeordnet und gehen bald in eine regelmäßige zweireihige Anordnung ül>er,
während sie liei dem größeren Exemplar (Textfig. 34 b) an der Basis mehrreihig angeordnet sind
und mit ihren nach außen gerichteten Fortsätzen an die Schuppen eines Con i feren Zapfens erinnern.
Endlich zeigt die Form der Außenschale und die Beschaffenheit ihrer Oberfläche einige Ver-
schiedenheiten, weshalb ich vorläufig 2 verschiedene Species aufstellen will.
Atlanticella bicomis n. sp.
Taf. LIII. Fig. 433; Taf. LX, F'ig. 461 ; Textfig. 34 a.
Peristom großwabig, mit 4 kreuzweise gestellten, schräg aufwärts gerichteten Armen,
welche sich in einen äußeren dickeren und einen inneren dünneren Ast gabeln. Ersterer stellt
wahrscheinlich den Stumpf eines allgebrochenen Stachels dar.
Zwei nach abwärts gerichtete Stacheln, welche je mit einem gegabelten An-
fangsstück den Basen von je 2 benachbarten Armen aufsitzen. Ihre Länge — 2 mm — beträgt das
Fünf- bis Sechsfache der Höhe der Außenschale, sie sind leierartig geschweift, am Ende zugespitzt
und mit zweizeilig angeordneten Dornen versehen, welche je am Ende einer Querreihe winziger
Zähnchen stehen. Die Kämmerchen sind an der Basis einreihig, weiterhin regelmäßig zwei-
reihig angeordnet, sie sind von flaschen förmiger Gestalt und berühren mit ihrem verjüngten,
distalen Ende jeweils einen der Domen ( Textfig. 34 a).
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Tiefwe-R adiolarien.
3 « 5
Außenschale beutelförmig mit kolbig angeschwollenem Distal- und halsartig cinge-
schnürtem Proximalabschnitt, sehr dünnwandig, mit glatter Außenfläche, mit Phä-
odium gefüllt
H Ahe der Außenschale 0,355 ntm. Länge der Stacheln 2,0 mm.
Fundort: T.-St. 55 (Guincastrom, V. 600).
Atlanti ce/la morchella n. sp.
Taf. LIII. Hg. 434, Textfig. 34 b.
Beschaffenheit des Peristoms und Insertion der beiden Stacheln wie olx?n. Sticheln an
der Basis mit mehrreihig angeordneten, flach-taschcnförmigen , schuppenartig sich deckenden
Kämmerchen (Textfig. 34 b).
Außen schale beutelförmig (an eine Morchel erinnernd), derbwandig, an der Außen-
fläche dicht mit feinen Längsrunzeln lxxlcckt.
Höhe der Außenschale 0,555 mm.
Fundort: T.-St. 215 (nördlicher Indik, V. 2500).
5. Unterordnung. Phaeoconchia.
Unter der Bezeichnung Phaeoconchia faßt Haeckel diejenigen Tripyleen zusammen, bei
welchen die Centralkapsel von einer zweik lappigen Schale eingeschlossen ist Es handelt
sich also um die Familien der Conchariden, Cölodcndriden und Cölographiden. Indem Haeckel
die homartigen Apophysen, die man bei den Gattungen Conchasma , Ca tu Indium und Conchoceras
findet und insbesondere die an der Basis gefensterten Apikalhömer von Conchonia als Ausgangs-
punkt für die Bildung der I Iohlstacheln und der Galea der Cölodcndriden und Cölographiden
betrachtet, kommt er zu dem Ergebnis, daß die 3 Familien der Phäoconchien eine phylo-
genetische Reihe bilden, in welcher die Conchariden die primitivsten, die Cölographiden die am
höchsten differenzierten Formen darstellen.
Ich werde auf die von Haeckel angenommenen Beziehungen zwischen den 3 Gruppen
in der Einleitung zu den Cölodcndriden ausführlich zurückkommen und hier nur so viel voraus-
schicken, daß nach meiner Meinung einerseits die Conchariden, andererseits die in einer Familie
zu vereinigenden Cölodcndriden und Cölographiden, abgesehen von der zweiteiligen Beschaffen-
heit des Skelettes in keinem wesentlichen Strukturverhältnis übereinstimmen und daher wohl
kaum in einer und derselben Unterordnung zusammengestellt werden dürfen, wenn man sich nach
den systematischen Normen richtet, die in den übrigen Abteilungen der Tripyleen Anwendung
gefunden haben. Ich möchte daher in der Unterordnung der Phaeoconchia nur die
Familie der Conchariden belassen und für die erweiterte Familie der Cölodcndriden
eine neue Unterordnung, die der Phaeodendria, aufstellen.
Was die Beziehungen anbelangt, welche die Phäoconchien in der von mir vorgeschlagenen
Abgrenzung zu anderen Tripyleen zeigen, so dürften diesell>en hinsichtlich der Schalenstruktur
zum Teil den Castanelliden, zum Teil den Challcngeriden am nächsten kommen. Insbesondere
weist, wie unten ausgeführt werden soll, auf der einen Seite Conchcfiium tridaena eine große
Uel>ereinstimmung mit der Gattung CasUtnidium auf. andererseits zeigt die Schale von Concho-
3*5
40«
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3i6
Valbntij« Haecker,
cystis hnlicula eine große Aehnlichkeit mit manchen Challcngeridenschalen, und ebenso können
die ampullenförmigen Poren von Conchofun und die flaschenförmigen Porenräume in der Schale
von Concharium asymmelricum mit denjenigen von ChaUrngtria Narrst verglichen werden. Frei-
lich kann weder aus diesen Konvergenzbildungen, noch aus den Uebereinstimmungen, welche die
Centralkapscln der Conchariden und Challengeriden in einigen Punkten aufweisen, ein Schluß
auf eine nähere Verwandtschaft der genannten Familien gezogen werden.
ii. Familie. Concharidae.
Tripyleen mit zweiklappiger Gitter schale, deren Hälften in der Regel durch in-
einander greifende Zahn reihen verbunden sind.
Größe. Die Conchariden gehören zu denjenigen Tripyleen, bei welchen die Größe in
einer deutlichen Abhängkeit von der Vertikalverbreitung steht Es geht dies ohne weiteres aus
der beifolgenden Tabelle hervor, in welcher die Schalenhöhe oder der größte Durchmesser des
durch die Schalennaht gelegten Schnittes (nach Hawtcel die Länge der Haupt- oder Longi-
tudinalachse) als Maßstab genommen wurde. Den von mir gefundenen Zahlen sind in Klammem
die von Ha eck kl und Borokrt angegebenen Maße beigefügt Es zeigt sich, daß speciell die
von den pacifischen Exemplaren herrührenden Maße fast durchweg etwas größer als die dem
„Valdivia“-Material entnommenen sind.
Kne|>hnplanktoni«die Formen
i Conchoivstit tfnticvla 0,17 (B. 0.18 — 0,21)
| Om, hutium rhywhr>n<Ua 0,15 |H. 0,3)
j Conckofthncus dtatomrus 0,18 UI- 0.22)
| CotuhiKrrat tftuJutum 0,22 — 0,25 (H. 0,24—0,26; B. 0,24—0,29)
PjunplanktooUcb? Form Conehidium trrtkratuh 0,20—0,23 <H. 0,24—0,28)
Skoto.
und njrk(»|)Unktimiiiche
Formen
I
1
Ceruhrlltum tndacmi 0.33 — 0,4 (H- 0,34 — Oj8j
Canftii'psii orbuularu 0,55 0,57 (H. 0,53)
Comkcpm navicuto 0,75—0,95 (II. 0,8)
In Bezug auf die Gestalt der Doppelschale sind zu unterscheiden die Formen mit ge
wölbter und diejenigen mit stark abgeflachter, linsenförmiger Schale. Bei ersteren
ist die Schale nur in seltenen Fallen, nämlich bei einigen Fxemplarcn von Comheüium tridaena
(Taf. LX, Hg. 470), nahezu sphärisch. In der Regel zeigt sich vielmehr längs der Naht eine
Einschnürung, so daß die Schale in Elächenansicht aprikosenartig erscheint (Taf. LX, Eig. 462).
Dazu kommt dann meist noch eine Abplattung senkrecht zu der die Nahtlinie enthaltenden
Durchmesserebene; so daß die Schale in Polansicht einen achterförmigen, in Kantenansicht einen
schmal-ovalen Umriß besitzt (Taf. LX, Fig. 465).
Weitere Abweichungen von der sphärischen Form entstehen, abgesehen von dem Vor-
handensein homförmiger Anhänge, noch dadurch, daß die 1 »ei den Halbschalen speciell verschiedener
G»w<7//<//>/ ///-Arten sehr häufig von ungleicher Größe und Form sind. Auf diese Unregelmäßig-
keiten, welche, wie wir sehen werden, Hand in Hand gehen mit Ungleichheiten in der Struktur
der beiden Halbschalen, wird weiter unten mehrfach zurückgekommen werden.
Unter den linsenförmigen Schalen sind zwei Typen zu unterscheiden, nämlich die
Schale von Conchophaats diatomeus (Taf. LX1, Fig. 47 2), bei welchem die Nahtlinie mit dem
Aequator der Linse zusammenfällt, und die Conc/iopsis- ArUm (Hg. 474, 475), bei welchen die
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Ticfwc-Riuliolarien.
3*7
Trennungsei >ene der beiden Halbschalen senkrecht zur Aequatorel>ene der I.inse steht Bei den
Cotuhopsh* Arten ist, wie schon Haeckel hervorgeholien hat, der Schalenrand häufig kielförmig
verjüngt, so daß ähnliche Schalenformen zu Stande kommen, wie sie von den im Aufenthalt über-
einstimmenden Riesenformen der Challengeriden ( Ckailtngeria Naresi) bekannt sind (Taf. LX,
Fig. 4^9; Taf. IAH. Fi g, 482). Es scheint mir zweifellos zu sein, daß diese kielfürmigcn
Bildungen in der früher (S. 245) angegebenen Weise mit der vertikalen Ortsveränderung im Zu-
sammenhang stehen.
Es wurde bei den bisherigen Angaben auf die Orientierung der Schale im Raum
keine Rücksicht genommen. Was nun diese anbelangt, so hat Haeckel die Ansicht vertreten,
daß die beiden Halbschalen, ähnlich wie die der Brachiopoden, als eine dorsale und eine
ventrale zu betrachten sind (vergl.
Textfig. 40). Wie Haeckel zu | ^
diesen Anschauungen gekommen
ist, geht aas folgenden Sätzen «)
(Rep, p. 1 7 1 1) hervor: „Die Central-
kapsel ist so zwischen den zwei
gefensterten Schalen eingeschlossen,
daß ihre 3 Oeffnungen in dem
horizontalen (frontalen) offenen
Spalt zwischen den beiden Schalen
liegen, die Astropvlen am oralen
Pole der Hauptachse, die beiden
Parapylen zu beiden Seiten des
aboralen Poles, zur Linken und zur
Rechten. Die Ebene, in welcher
die 3 Oeffnungen liegen, ist also
die Frontalebene, durch welche Fig. 40. Orientierung deT Conchariden nach Haeckel. e.P onder Pol, ab.P
der ganze Körper in eine dorsale »boraler Fol, H.A Homonlalacbso, Sag.A Sugittalachsc. FrUk KronUlnchsc.
und in eine ventrale Hälfte zerlegt
wird. Folglich müssen die beiden Schalen, wie bei den Brachiopoden, als dorsale und ventrale
Klappt? betrachtet werden, und die symmetrischen Hälften jeder Klapp; als rechte und linke Hälfte.
Das voluminöse Phäodium liegt stets in der oralen, die Centralkapsel in der aboralen Hälfte der
Schalenhöhle.** Weshalb nun Haeckel gerade die die Schalennaht und die Kapselöffnungen ent-
haltende Ebene als die Horizotalebene betrachtet, geht aus einer Bemerkung hervor, welche
er weiter unten (L c. p. 1712) beim Vergleich der Conchariden mit den Cölodendriden und Cölo-
graphiden macht Hier sagt Haeckel, daß, während bei letzteren beiden Familien die Haupt-
oder Längsachse des Körpers beim lullenden und frei flottierenden Tier normalerweise vertikal
zu sein scheine, diesellie bei den lelienden Conchariden wahrscheinlich horizontal sei, so daß „die
größere und schwerere ventrale Klappe unter die kleinere und leichtere
dorsale Klappe zu liegen kommt“. F.s ist also offenbar die l>ei manchen Formen auf-
l) ln» Original sind keine Worte durch den Drude l»ervorgehol>en.
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Valentin Haeockr,
3>«
tretende Ungleichheit der Schalenklapjien gewesen, welche Haeckel auf seine Ansicht ge-
bracht hat.
Das Ergebnis seiner Betrachtungen faßt dann Haeckel nochmals (1. c. p. 1712) in
folgenden Worten zusammen: „Die geometrische Grundform des Körpers Ist also bei den Con-
chariden diplcural oder bilateral-symmetrisch, und wir unterscheiden an demselben die gleichen
drei Dimensiv- Achsen, wie bei anderen dipleuren Formen. Am vorderen oder oralen Pol (Text-
fig. 40 H.A) der Haupt- oder Längsachse ( HA ) liegt der Schalenmund und hinter ihm
das Phäodium; am gegcnül>erliegenden hinteren oder aboralen Pole (ab.P) liegt das Schalen-
Schamier (vergleichbar dem Sehalen-Schamicr der Brach iopoden) und vor demsellien die Central-
kapsel Die Sagittal- oder Dorsovcntralachsc (SagAJ, welche die Schalenhöhe be-
stimmt, enthält an ihrem dorsalen oder olieren Pol den Apex oder höchsten Punkt der dorsalen
Klap|>e, an ihrem ventralen oder unteren Pol den Apex oder untersten Punkt der ventralen
Klappe. Die beiden Pole der Frontal-, Lateral- oder Transversalachse (Fr.A) sind
gleich und durch die beiden Parapylen der Centralkapsel und die entsprechenden Punkte des
zwischen den beiden Klappen gelegenen Schalenspaltes bestimmt. Gewöhnlich ist die Hauptachse
die längste, die Frontalachse die kürzeste, und zwischen ihnen steht die Sagittalachse." Im folgenden
werden dann noch l>esonders die drei wichtigsten Schnittelicnen bezw. Umfänge als sagittal,
einet ural (äquatorial) und frontal (lateral) unterschieden.
Entsprechend dieser Darstellung sind auf Taf. CXX1V des Reports eine Reihe von Formen
so gezeichnet, daß die Schalennaht horizontal liegt Auf den beiden anderen Tafeln (CXXIII und
CXXV) ist dagegen spcciell bei den Arten der Gattung Conchopis die Nahtebene senk-
recht orientiert
Ich halte diese letztere Orientierung für die natürliche, denn offenbar sprechen eine ganze
Reihe von Momenten gegen die von H akckel vertretene Auffassung. Zunächst widerspricht es
durchaus dem statischen Empfinden, wenn man die geschwänzten Formen, wie namentlich Concho-
ctras (Taf. LX, Hg. 467), horizontal orientiert so wie dies im Report (Taf. CXXIV, Fig. 16 u. a.)
und auch von Seiten Borc.krTs (1903, S. 756) geschehen ist Zweitens widerspricht die von
IIaeckel angenommene Lage der Centralkapseln allen Anschauungen, zu welchen man sonst
bezüglich der Orientierung der Central kapseln der Tripylccn gelangt Drittens würden, bei der
von Haeckel angenommenen Orientierung, die linsenförmigen Formen eine ganz verschiedene
Stellung einnehmen: Conchophacus düitomcm (Taf. I.XI, Fig. 472) würde als eine dorso-vcntral,
die Cot:c/tof>sis-A rten (Fig. 474, 475) als seitlich abgeplattete Formen erscheinen. Man wird sich
aber ungern dazu entschließen können, von nahe verwandten und gleichgestalteten Formen
anzunehmen, daß die einen flach im Wasser liegen, die anderen • in aufrechter Stellung
schweben.
Aus allen diesen Gründen möchte ich die Ansicht vertreten, daß a 1 1 e Conchariden in der
Weise im Wasser orientiert sind, daß die die Schalennaht enthaltende Ebene oder, wie ich sie
kurz nennen möchte, die Nah lebe ne eine senkrechte Lage einnimmt. In diesem Falle würde
die Centralkapsel die auch l>ei anderen Tripyleen übliche Orientierung zeigen, cs würde ferner
der Gegensatz zwischen Conchof>hams dia/omtus einerseits und der Gattung Cnn<hopüs anderer-
seits in Wegfall kommen, und vor allem würde die kielförmige Verjüngung des Schalenrandes
von CoHtliops/s eine einfache Erklärung finden. Wie Ixji Challcngcria Hartes/, so würde auch
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Ticfaer-Radioturien.
3*9
hei Conchopsis diese kielförmige Bildung mit der Vertikalbewegung in Zusammenhang gebracht
werden können.
Wenn wir also die Nahtebene als Vertikalebene und damit die „I Iaupt- oder Längsachse**
Habckkls als eine senkrechte betrachten, so fragt es sich, welcher „Pol“ der Hauptachse
als der obere anzusehen ist Die Betrachtung monaxoner, unglcich-poliger Tripyleen, ins-
besondere der Tuscaroren, Challengeriden und Medusettidcn, hat zu der Auffassung geführt daß
hei denselben die die Centralkapsel enthaltende Schalenhälfte oben, das Phäodium sowie die
Pylomöffnung unten liegt und daß also die Centralkapsel oberhalb des Phäodiums gelagert
und also mit ihrer Astropyle nach unten gerichtet isL Ist diese Auffassung richtig, so wird man
sie wohl auch auf die Conchariden übertragen dürfen und man wird also den von Hakckkl als
alwral bezeichnten Pol (Textfig. 40 ah.P) als den Scheitelpunkt, den oralen (o.P) als den
untersten Punkt der Schale zu l>etrachten haben. Bei denjenigen Körnten, deren Schale keine
hornförmigen Fortsätze l^esitzt z. B. bei Conchopsis (Taf. LXI), bereitet diese Auffassung in der
That keine weiteren Schwierigkeiten. Etwas anders liegt die Sache bei Conchidium und Concho-
« ras (Taf. LX, Kig. 462, 467). Hier lassen diejenigen Exemplare, Inn welchen das Phäodium
vollständig erhalten und daher eine künstliche Verlagerung der Centralkaj>sel nicht anzunehmen
ist, erkennen, daß die Central kapsel sich an dem geschwänzten Pole befindet, und man wird
also, wenn man an der angenommenen Orientierung festhäli, zu der Ansicht geführt, daß bei
Conchidium und Couchoctras die Hörner nach oben gerichtet sind, im Gegensatz zu den
Challengeriden, bei welchen anzunehmen ist, daß die markantesten Schalenfortsätze, nämlich
die Peristombildungen, nach unten gerichtet sind. Indessen scheint mir die in diesem Wider-
spruch gelegene Schwierigkeit keine unüberwindliche zu sein, zumal wir bei den Cölodendriden
vor ähnliche Verhältnisse geführt werden.
Eine weitere Schwierigkeit, welche sich bei der hier angenommenen Orientierung ergiebt,
liegt vielleicht darin, daß in vielen Fällen, wie bereits erwähnt wurde, die Schalenhälften von un-
gleicher Größe und Form sind. Es scheint mir alx?r diese verhältnismäßig geringe Asymmetrie
für die Frage nach der Gleichgewichtslage des Conc hari den körpers viel weniger ins Gewicht zu
fallen als beispielsweise die schwallxmschwanzförmigen Anhänge von Conchoccms, für welche im
Falle der Richtigkeit der Hakckkl sehen Orientierung eine horizontale Lagerung angenommen
werden müßte.
In Bezug auf die Struktur der Schale hat schon Hakckkl hervorgehoben, daß die
häufig hexagonal umrahmten Poren die Schalenwandung entweder senkrecht oder schief durch-
bohren, daß sie in einzelnen Fällen (Ixi Conchopsis ) in der Mitte ampullenartig erweitert und !>ei
der Mehrzahl der Arten in regelmäßig gekrümmten, gegen die Pole der Hauptachse konver-
gierenden und durch vorstehende C risten voneinander getrennter Reihen angeordnet sind. Ferner
erwähnt Hakckkl in kurzem, daß die Seitenränder der Schalenklappen gewöhnlich mit je einer
Reihe von kräftigen, konischen Zähnen ausgestattet sind, welche ineinander greifen, ähnlich den
Schloßzähnen der Lamellibranchiaten ; daß bei einigen Formen (Conchopsis) der Rand der Schale
nach innen zu wie das Deck eines Bootes oder das Velum der Medusen vorspringt und daß,
ebenfalls bei Conchopsis , die Schalen klappen mitunter am aboralen Pol durch ein schwarzbraunes
Ligament miteinander verbunden seien
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Vauctim Hakcker,
In Bezug auf die genannten Strukturverhaltnisse sei hier folgendes zur Ergänzung
hinzugefügt :
In seltenen Rillen, so bei Cotukocytiis Unticula (Taf. LXI, Fig. 473) ist die „Schalen-
wandung dicht von kleinen Poren durchsetzt, so daß ein feines Netzwerk ähnlich wie bei den
Challengeriden entsteht, doch sind die Poren nicht in Reihen regelmäßig angeordnet“ (Borgebt).
An die Schalenstruktur der Challengeriden, insbesondere an manche Vorkommnisse bei Challcn^eria
Naresi erinnern auch die thränen- oder flaschenförmigen Poren von Concharhtm a&ymmetricum
(Taf. LXI, Fig. 478). Dieselben sind zum Teil nur unvollständig oder gar nicht nach außen
durchgebrochen, so daß sie im Kanadabalsam mit Luftperlen gefüllt sind.
Die häufigste Form, welche die Poren zeigen, ist die von einfachen, rundlichen oder rund-
lich-oblongen, fensterartigen Durchbrechungen der Schalen wandung. Diesen an die Struktur der
Castanellidenschale erinnernden Typus trifft man bei den verschiedenen Formen von Conchidium
und Conchoceras an (Taf. LX, Fig. 462 u. a.). Auch bei ConcheUium tridaena (Taf. LX, Fig. 470,
471) liegen ähnliche Verhältnisse vor, nur ist hier die äußere Oeffnung meist etwas weiter als
die innere, so daß die Poren dann eine trichter- oder l>esser napfförmige Gestalt haben. Auch
ist ihre Wandung je mit 6 kleinen Zähnchen besetzt (vergl. auch Taf. LX1I, Fig. 483).
Besondere Modifikationen finden sich noch bei Conchophacus diatometis und bei der
Gattung Conchopsh. Bei ersterem (Taf. LX1I, Fig. 481, 487) haben die Poren im allgemeinen
eine länglich-ovale Gestalt, ihre äußeren Oeffnungen stellen sich als schmale Schlitze dar, während
sich nach innen zu ihr Querdurchmesser beträchtlich vergrößert Sie sind umgeben von einem
dicken, hyalin erscheinenden Porensaum, welcher an den Enden der Schlitze eine lamcllüse
Schichtung aufweist Die Zwischenräume zwischen den l>enachbarten Porensäumen, also die
axialen Partien der Balken der Gitterschale, weisen bei einigen Exemplaren im Kanadabalsam eine
rötlichgelbe, glänzende Beschaffenheit auf (Fig. 487), eine Verschiedenheit, die an den Unterschied
zwischen der primären und sekundären Verkieselung bei anderen Tripylecn erinnert und, soviel
ich sehe, auf einer Durchtränkung allerfeinster Porenräume mit Luft Ijeruht. Nicht selten sind
einzelne Porenschlitze durch einen Querbalken halbiert (Fig. 481).
Bei der Gattung Conckof>sis treten nicht selten, wenigstens an der einen Halbschale, ein-
fache, fensterartige Durchbrechungen auf, wie bei Conchidium und Conchoceras (vergl. Taf. LXII,
Fig. 486, linke Schalenhälfte). In der Regel finden sich al>er l>esondere Modifikationen, und zwar
entweder ampullenförmige Poren mit enger Außen- und Innenöffnung und erweiterter Mitte,
also Bildungen, welche an die Poren der Challengeriden erinnern (Taf. LXII, Fig. 486, rechte
Schalenhälfte), oder schlitzförmige Oeffnungen. mit sehr schmaler Außenöffnung und mit
weiterer, aber kürzerer Innenöffnung (Taf. LXII, Fig. 480), wie sie sich in ähnlicher Weise bei
Conchophacus diatomeus finden. In der Mehrzahl der Fälle treten beide Typen an der näm-
lichen Schale auf, und zwar die ampullenförmigcn Poren an den flach gewölbten, mittleren
Schalenabschnitten , die schlitzförmigen in der Nähe der Kante. Bei Conchopsis pi/idium
(Taf. LXI, Fig. 475) überwiegen die ersteren, l>ei C. orbiculans (Taf. LXI, Fig. 474) finden sich
schon wenige Reihen von der Schalennaht entfernt die schlitzförmigen Poren, so daß diese die
Ueberzahl bilden. Der Ucbergang zwischen beiden Typen vollzieht sich in der Weise (Taf. LXII
F'ig. 486, rechts), daß zunächst die schmale Innenöffnung in Wegfall kommt, so daß die Pore
mit ihrem erweiterten Teil direkt in den Schalenraurn mündet Sodann zieht sich die äußere
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Ticfarc-RadioUritn.
32t
Oeffnung zu einem langen Schlitz aus so daß sie mit ihrem Uingendurchmesser den Durch-
messer des breiteren Innenteils lx?iderseits überragt (Fig. 480). Nicht selten sieht man zwischen
den ampullenförmigen Poren Doppelbildungen mit doppelter Außen- und einfacher Innenöffnung
(Fig. 484, unten).
Von einer Anzahl von Formen giebt Haeckel an, daß die Poren von einem hexagonalen
Rahmen umgeben seien, so z. B. von Comheltium tridaena und von mehreren Conehopsis- Arten.
Es scheint, daß Haeckel dabei verschiedene Dinge im Auge gehabt hat Wenigstens finde ich
einerseits bei Conche/liutn tridaena in sämtlichen Knotenpunkten der sehr derbwandigen Schale
rundliche Höcker, so daß wenigstens einigermaßen eine Aehnlichkeit mit dem charakteristischen
wabigen Rahmenwerk von Castanarium und anderen Gistanclliden zu stände kommt (Taf. LX,
Fig. 470); andererseits läßt sich bei mehreren Formen von Cone/topsis bei Anwendung von Oel-
immersion erkennen, daß die hexagonalen Rahmen, welche die Poren umgeben, nicht durch
leisten förmige Erhebungen der Schalenoberfläche, sondern durch die körnige, zuweilen auch filzig-
fibrilläre Struktur der axialen Teile des Balkenwerks gebildet werden (Taf. LXII, Fig. 480). Bei
einzelnen Exemplaren von Conehopsis und ebenso von Conehophaeus diatomeus zeigen, wie dies
für letztere Form bereits erwähnt wurde, diese axialen Teile gegenüber der hyalinen, transparenten
Beschaffenheit der Porensäume ein gelblich glänzendes Aussehen. Sowohl die körnige oder filzige
Innenschicht bei Conehopsis als das gelbliche Rahmenwerk bei Conehopsis und bei Conehophacus
diatomeus dürfte der sekundären, vielfach mehr oder weniger porösen Kieselsubstanz oder „Füll-
substanz“ anderen Tripyleen homolog zu setzen sein, und zwar scheint mir speciell das gelbliche,
fettig - glänzende Aussehen darauf zu beruhen, daß die außerordentlich feinen Poren der Füll-
substanz im Kanadabalsam mit Luft gefüllt sind.
Während ich so in keinem Falle ein eigentliches hexagonales Trabekelsystem beobachten
konnte, ließen sich bei mehreren Formen die auch von Haeckel erwähnten und abgebildeten
leistenförmigen Säume oder Cristen nach weisen, durch welche die in diesen Fällen sehr regelmäßig
verlaufenden Porenreihen voneinander getrennt werden. Namentlich deutlich zeigen sich diese
Strukturen bei Conchidiwn rhynehone/la , l>ei welcher Form man namentlich in Polansicht (Taf. LX,
Fig. 465) die Cristen am äußeren Kontur deutlich hervorspringen sieht Auch bei Conchoceras
und in den peripheren Schalenpartien von Conehopsis orbieuiaris sind diese Cristen meist deutlich
zu erkennen.
Ein besonderes Interesse verdient die Thatsache, daß bei fast allen Formen Individuen
auftreten, deren Halbschalcn bei gleicher oder ungleicher Größe und Gestalt eine sehr verschieden-
artige Beschaffenheit der Poren aufweisen. Eine Reihe solcher Fälle ist auf den Tafeln zur Dar-
stellung gebracht worden. Schon das große in Taf. LXI, Fig. 475 abgebildete Exemplar von
Conehopsis pHuiium zeigt an den beiden Halbschalen einen merklichen Unterschied in der Poren-
größe. Noch augenfälliger Ist die Verschiedenheit der Poren l>ei dem verkrüppelten, in Taf. LXII,
Mg. 486 dargestellten Exemplar der nämlichen Art: die eine Halbschale besitzt einfache, weite
Oeffnungen nach Art von Conchidium terebra/u/a, die andere Halbschale dagegen die für unsere
Art charakteristischen ampullen- und schlitzförmigen Poren. Auch von den verschiedenen
Conchidium- Arten finden sich häufig Individuen mit doppelter Schalenstruktur; so zeigte eine
kleine, wahrscheinlich zu C. terebratula thccidium zu stellende Form (Taf. I-X, Fig. 463) an der
einen Halt>schale die reihenweise Anordnung der Poren und die Cristen bildungen, wie sie sich bei
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Deutsche Ttdscs-Üspoditic-n 1*9!-'% Kd. XIV. 41
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3JJ
Valentin Hakckek,
C. rhynchonella finden, während die andere Schale eine gleichmäßigere Porenverteilung und eine
glatte Oberfläche aufwies. Auf die vermutliche Bedeutung aller dieser Strukturverschiedenheiten
wird später zurückgekommen werden.
In Bezug auf die Schalenzähne vermag ich die Darstellung Haeckel’s in verschiedenen
Punkten zu ergänzen.
Was zunächst die Unterfamilie der Conchasmida anbelangt, deren Schalen keine Zähne
besitzen, so liegen mir außer zwei unvollständigen Stücken von Concharium asymmetricum
(Taf. LXI, Fig. 479) keine hierher gehörigen Formen vor. Die HAECKELsche Art Concharium
dtatomeum ist mir allerdings in zahlreichen Exemplaren zu Gesicht gekommen, indessen konnte
ich bei derselben eine ganz ähnliche Bezahnung feststellen wie bei Conchidium und Conchoccras
(Taf. LXII, Fig. 485), so daß man diese Art aus der Unterfamilie der Conchasmida herausnehmen
und in die Nähe der beiden eben genannten Gattungen stellen muß.
Unter den übrigen Conchariden, welche zusammen die HAECKECsche Unterfamilie der
Conchopsiden bilden, sind zwei Haupttypen zu unterscheiden, von welchen der in den Gattungen
Conchc/lium, Conchidium und Conchoccras verbreitete der ursprünglichere zu sein scheint Be-
sonders schön treten die Verhältnisse bei den Schalen von Conchoccras eaudaium hervor (Taf. LVII1,
Fig. 457, Innenansicht): die Zähne der beiden Einzclschalen greifen ineinander, wie die Finger
einer gefalteten Hand, und zwar so, daß die Zähne der einen Halbschale auf die Innenseite der
anderen Hallischale zu liegen kommen und hier mit derselben durch zwei Führungen ver-
bunden sind. Betrachtet man die Schalen von der Innenseite, so stellt sich die erste Führung
als eine Reihe von breiten Schleifen oder Laschen dar, welche die Wurzeln von je 2 Zähnen
miteinander verbinden und den von ihnen umschlossenen Zähnen der anderen Schale nur einen
geringen Spielraum gewähren. Die zweite Führung, welche die Spitzen der Zähne aufnimmt I ge-
steht entweder aus paarweise angeordneten Höckern oder Pfeilern, oder aber aus dünnen Spangen,
welche vielfach auch in den Zwischenräumen zwischen 2 Zahnspitzen zur Ausbildung gelangt
sind und dann häufig nach Art von Brückenbögen die hier gelagerten Poren filiersetzen. Die
ganze Verbindung der lieiden Schalen ist eine derartige, daß die beiden Halbschalen bei einer
Volumvergrößerung des Weichkörpers um eine ziemliche Strecke auseinanderweichen können,
ohne ihren Zusammenhalt zu verlieren. Eine Verschiebung der Schalen ist dabei nur in der
Richtung der Zähne, also in horizontaler Richtung (nach Haeckel in der Richtung der dorso-
ventralen oder sagittalen Achse) möglich, dagegen sind Drehungen der 1 lalbschalen gegeneinander,
sei es um die (nach meiner Auffassung senkrechte) Hauptachse, sei cs um die Querachse, ausge-
schlossen. In dieser Hinsicht ist der Verschlußmechanismus der Conchariden von demjenigen
der Lamellibranchier wesentlich verschieden, ganz allgesehen davon, daß cs sich bei den Con-
chariden um eine bedeutend kompliziertere Einrichtung handelt Allenfalls könnte das Schloß
der Hippuritiden (Rudisten) zum Vergleiche herangezogen werden.
Ganz ähnliche Schloßcinrichtungcn wie bei Conchoccras eaudaium finden sich bei einer
ganzen Reihe von anderen Formen. Insliesondere konnte ich l*ei Conchidium rhynchonella
(Taf. LVIII, Fig. 458) und Conchellium tridaena (Taf. LXI, Fig. 476; Taf. LXII, Fig. 483) el>en*
falLs zwei Führungen nachweisen, von denen die erste in der Regel aus bandförmigen, die Zahn-
wurzeln verbindenden Irischen, die zweite aus dünnen Spangen (Fig. 483) oder aus doppelten
Pfeilern (Fig. 476) besteht Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der vorhin genannten, von
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lief »ee. R adiolaric n.
323
Haeckel als Conchidium diafamntm beschriebenen Form ( Conckophacus d infamem, Taf. LXII,
Fig. 485), nur daß hier die zweite Führung sehr nahe an die erste herangerückt ist.
Unregelmäßigkeiten in der Anordnung der Zähne sind nicht selten. Von einem gewissen
entwickelungsgeschichtlichen Interesse sind namentlich die Falle, in welchen an einer Hall)schale
statt eines normalen Zahnes 2 etwas kleinere auftreten (Taf. I .XI I, Fig. 483, 485). Da man anzu-
nehmen hat, daß bei der Teilung der Conchariden jedes mit einer Halbschale versehene Tochter-
individuum die andere Halbschale regeneriert, und da man feststellen kann, daß derartigen
Doppelzähnen auch doppelte Führungen entsprechen, so ist ersichtlich, daß die besondere Ge-
staltung der regenerierten Halbschale durch die der alten Schale beeinflußt wird.
Eine besondere Stellung nimmt unter den bezahnten Conchariden die Gattung Conchopsis
ein. Hier wird die erste Führung nicht durch einzelne, die Zahnwurzeln paarweise verbindende
Laschen gebildet, sondern sie stellt sich in Form einer kontinuierlichen „Deckleiste“ dar, welche
über die an der Innenfläche der Schale leistenförmig vorspringenden Zahnwurzeln gelegt Ist (siehe
namentlich Taf. I.X1I, Fig. 484, untere Halbschale). Vielfach kann man dann die Zahnwurzeln
auch noch jenseits der Deckleisten eine Strecke weit verfolgen, bis sie gegen die zweite Führung
hin verstreichen. Was die zweite Führung anbelangt, so stellt sie sich bei Conchopsis häufig
ebenfalls in Gestalt einer Deckleiste dar, welche mit einem Rande und zum Teil auch mit ihrer
Fläche mit der Innenfläche der Schale verwachsen ist, mit ihrem freien Rande dagegen in der
Richtung gegen die erste Führung vorspringt (Fig. 484, obere Hall>schale). Diese zweite Leiste
stellt dann eine Art zweite Etage dar und kann von größeren Poren durchbrochen sein, durch
welche man vom Innenraum der Schale aus die ampullenförmigen Poren der ersten Etage,
nämlich der eigentlichen Schalenwandung, erblickt (Fig. 484, ol>ere Schalcnhälfte). Im Gegensatz
zu der hier l>eschrielxmen Anordnungsweise fand ich l>ei einzelnen Exemplaren von Cottchopsis
orbicularu (Taf. LXI, Fig. 477) an Stelle der zweiten Führung eine Reihe schön geschwungener
Ijeisten, welche, ohne Oesen zu bilden, gegen den Innenraum der Schale vorspringen. Zeigt sich
schon darin ein rudimentärer Charakter der zweiten Führung, so tritt derselbe auch in anderer
Richtung deutlich hervor. Wie nämlich schon aus einigen Hakckki /sehen Figuren (Rep„
Taf. CXXV) ersichtlich ist, weichen an einer oder zwei Stellen diese spangenförmigen Bildungen
so weit auseinander, daß sie von den verhältnismäßig sehr kurzen Zähnen entfernt nicht berührt
werden (Fig. 477). Es liegt also der gewiß nicht häufige Fall vor, daß man bei einem
Protozoon rudimentäre Organe nach weisen kann, denn die Annahme, es möchte
sich hier nicht um zurückgebildete, sondern um primitive Verhältnisse handeln, wird dcidurch
unwahrscheinlich, daß die ausgesprochen tiefenbewohnenden Arten der Gattung Conchopsis sich
auch in Bezug auf die meisten anderen Merkmale als hoch specialisierte Formen ausweisen. Es
sei nur an die linsenförmige, gekielte Beschaffenheit der Schale, an die merkwürdigen ampullen-
und schlitzförmigen Poren und an den Besitz eines „Velums“ erinnert.
Eine Bildung ganz besonderer Art ist das bei der Gattung Conchopsis auftretendc
„Velum“. Wie bereits oben erwähnt wurde, beschreibt Haeckel dasselbe als einen durch die
verbreiterten Innenränder der Schale gebildeten, gefensterten Sims (inner shelf), welcher einem
Bootsdeck oder auch dem Velum der crasjjedoten Medusen vergleichbar ist. In Wirklichkeit ist
das Velum nicht als eine Verbreiterung dos Schalenrandes selber, sondern als eine Fortsetzung
der inneren Führung zu betrachten. Wie wir nämlich gesehen hal>en, stellt letztere speciell l»ci
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Valentin Hazcur,
Conchopsts orbicularis bald eine bordartig von der Innenfläche der Schale abstehende Deckleiste
(Taf. LX1I, Hg. 484), bald eine Kette von spangenförmigen Trabekeln (Taf. LXI, Fig. 477) dar.
In Ixjiden Fällen konvergiert diese zweite (rudimentäre) Führung in der Nähe der Schalenpole
gegen den Rand der Halbschale, wobei sie breiter wird und in der Nähe der Schalenkante mit
ihrem Gegenüber zu einer deckartigen Bildung zusammenfließt (Taf. LX, Fig. 469, und Taf. LXII,
Fig. 482). Die ganze Struktur erinnert in jeder Hinsicht an ein Boot, welches an seinen Längs-
seiten mit Sitzbänken, am Stern und Bug mit einem Halbdeck versehen Ist
Ganz regelmäßig ragt bei Conchopsts die zweite Führung jederseits an einer oder zwei
Stellen mit einem Stachel- oder höckerartigen Fortsatz gegen das Schalenlumen vor (Taf. LX,
Fig. 469, und Taf. LXII, Fig. 482), eine Bildung, die sich auch bei Conchellium tridacna (Taf. LX,
Fig. 471) und, wie schon Borgert (1903, S. 754, Fig. Q a) angegel>en hat, bei Conckocystis lenticula
(Taf. LXI, Fig. 473) findet Ueber die Bedeutung dieser Fortsätze kann ich keine Angaben
machen, ebensowenig wie über die Funktion einer feinporösen, schleierartigen Kiesellamclle, welche,
ein- oder zweiseitig, in der Nähe jener Fortsätze, manchmal auch in Verbindung mit denselben,
der Innenfläche der Schalenwandung aufgelagert ist (Taf. LX, Fig. 469, und Taf. LXII, Fig. 482,
rechts unten).
Das von Haeckel beschriebene Ligament ist mir nicht zu Gesicht gekommen. Nach
Haeckel soll es die Verbindung der aboralen Teile der beiden Schalen aufrecht erhalten, wenn
ihre oralen Teile voneinander entfernt werden, „just as in the Brach iopoda“. Ich kann mir nicht
denken, daß dieses Ligament, wenn es wirklich ein natürliches Vorkommnis ist eine derartige
Bedeutung hat da, wie wir gesehen haben, durch die doppelte Führung eine Drehung der beiden
Halbschalen gegeneinander verhindert wird.
Vom Weichkörper pflegt nur die Centralkapsel und ein größerer oder geringerer Teil
des Phäodiums erhalten zu sein. In der Regel ist bei den mehr oberflächlichen Formen aus
den Gattungen Conckidtum und Conchellium das Phäodium nur in Gestalt eines kleinen, der
Centralkapsel angelagerten Ballens zu sehen, während l>ei den tiefenlebenden Conchopsts- A rten
dasselbe entweder den ganzen die Centralkapsel umgebenden Schalenraum ausfüllt oder, infolge
der Wirkung der Reagenzien, zu einer sichel- oder halbmondförmigen Masse zusammengezogen
erscheint (Taf. LI, Fig. 474 u. 475). Ob diese Unterschiede zwischen den oberflächlichen und
tiefenbew'ohnenden Formen darauf beruhen, daß bei ersteren überhaupt eine geringere Menge
von Phäodellen zur Ausbildung gelangt oder ob, was mir wahrscheinlicher erscheint (1904, 1,
S. 133), bei den 01>erflächenformen infolge der zarten Beschaffenheit der Weichköqierteile ein
größerer Peil des Phäodiums ausgeflossen ist darüber möchte ich mich nicht entscheiden. Er-
wähnt sei hier nur noch einmal, daß die nämlichen Verhältnisse auch bei den Challengeriden
wiederkehren.
Innerhalb des Schalenraumcs nimmt die Centralkapsel im natürlichen Zustand eine
ganz» bestimmte Lage ein. Bei den Formen, deren Schalen an einem Pole mit homförmigen
Anhängen versehen sind ( Conchidium , Conehoceras) , kann an gut erhaltenen Exemplaren mit
Regelmäßigkeit festgestellt werden, daß die Centralkapsel dem hömertragenden Pole naheliegt
und mit ihrer Astropyle gegen das Innere der Schale gerichtet ist wie dies schon von Haeckel
richtig dargestellt wurde (Rep., Taf. CXXIV, Fig. 6 u. 10). Bei der Gattung Conchopsts lassen
sich die lieiden Schalenj>ole dadurch unterscheiden, daß die Zahnreihe von dem einen Pol einen
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Ticfsw-Rariiolarien.
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geringeren Abstand besit2t als von dem anderen. Ersterer ist ferner bei vielen Individuen, aber
nicht immer, dadurch gekennzeichnet, daß die Kanten der Halbschalen in eine knöpfchenförmige
Verdickung enden, wahrend am anderen Pol die zahnlosen Strecken der Schalenränder vielfach
die Form von glatten „Lippen*4 haben (Taf. LXI, Fig. 475). Die Central kapsel ist nun, wie eben-
falls schon aus den Abbildungen HaeCKKl’s hervorgeht (Rep., Taf. CXXV, Fig. 4 u. 7), dem ersteren
Pole stark genähert, und da sie ihre Astropylenseite von diesem Pole weg gegen das Innere des
Schalenraumes kehrt, so wird man mit Haeckel den knöpfchentragenden Pol von Conchopsis,
ebenso wie den gehörnten Schalenpol von Conehidium und Conchtxcras , als den aboralen, den
entgegengesetzten als den oralen bezeichnen dürfen. Die beiden Parapylen liegen, um dies
zur Ergänzung hinzuzufügen, an der aboralen Fläche der Centralkapsel, und zwar in der Trennungs-
ebene der beiden Halbschalen, wie dies Haeckel ebenfalls schon richtig erkannt hat Speciell
bei Conchopsis sind sie einander näher gerückt als bei allen anderen Tripylcen (Taf. L1X, Fig. 460).
Die Gestalt der Centralkapsel ist ellipsoidisch oder, z. B. bei Conchopsis , breit-
bimenförmig mit flacherer Parapylenseite und zugespitzterem Astropylenpole (Taf. LIX, Fig. 460).
Bei zahlreichen Exemplaren von Conchellium und Conehidium zeigt die Ccntralkapsel infolge der
Wirkung der Reagenzien eine nicrenförmige oder, noch öfter, eine ausgesprochen becherförmige
Gestalt Die äußere Centralkapselmembran ist verhältnismäßig sehr derb und erscheint
vielfach im konservierten Material stark gefaltet eine innere Membran ist, wie dies auch bei vielen
anderen Tripyleen der Fall ist, nicht oder nur sehr undeutlich zu unterscheiden. Von der
Astropyle ist in der Regel nur das radiär gestreifte Operculum zu erkennen. Nur in ver-
einzelten Fällen konnte ich l>ei Conchopsis die nach Art eines Schweineschwanzes aufgerollte Pro-
boscis beobachten. Die Parapylen zeigen, wie ich in Ergänzung und Berichtigung der Dar-
stellung Haeckel’s hervorzuheben habe und wie ich sowohl auf Ganzpräparaten wie auf Schnitten
feststellen konnte, genau die Beschaffenheit der Parapylen anderer Tripyleen, nur daß vielleicht
ihr Bulbus gedrungener und mehr töpfchcn förmig erscheint als dies in der Regel der Fall ist
(Fig. 460). Nur in einem Falle sah ich bei Conchopsis an der Parapylenseite einen siphonen-
artigen, zwischen den beiden Schatenkiappen nach außen gerichteten Fortsatz, welcher an die
bildlichen Darstellungen erinnert welche Haeckel von den Parapylen der Conchopsis- Arien ge-
geben hat (Rep., Taf. CXXIII, Fig 8 a und 9). In welchem Zusammenhang die typisch aus-
sehenden Parapylen mit diesen siphonenartigen Bildungen stehen, konnte ich an meinem Material
nicht entscheiden.
Das intrakapsuläre Protoplasma hat eine feinkörnige Struktur und ist nur von
verhältnismäßig wenigen und kleinen Alveolen durchsetzt Bei Conchopsis (Fig. 460) findet sich
in den seitlichen Teilen der Centralkapsel regelmäßig ein Spaltraum, durch welchen eine dünnere
Rindenschicht von einer breiteren Markschicht getrennt ist ähnlich wie dies bei der Challenge-
ridenschale der Fall ist Die Rindenschicht ist auf allen Schnittpräparaten in Falten und Pro-
tuberanzen ausgezogen, was auf eine Wirkung der Reagenzien zurückzuführen ist
Der Kern ist je nach der Gestalt der Centralkapsel, ellipsoidisch oder breit-bimenförmig
und zeigte bei mehreren auf Schnitten untersuchten Exemplaren von Conchopsis die typische
„Radstruktur“ des Chromatins (Fig. 460). Haeckel hat bei mehreren, zu verschiedenen Gattungen
gehörenden Exemplaren 2 symmetrisch zur Trennungsebene der Schale gelegene Kerne gefunden
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Valentin Harcke*.
(Rep., Taf. CXXIV, Fig. 6). Fs kommt also auch l>ei den Conchariden das von so vielen anderen
Tripyleen bekannte doppelkemige Stadium der Central kapse! vor.
In Bezug auf die Vermehrung der Conchariden vermag ich nur Weniges zu berichten.
Wiederholt wurden färbbare, d. h. unvollkommen verkieselte Schalen lieolxichtet, und in einem
Fall, bei einem Exemplar von Conchidium rhynchonel/a, wies die eine Halbschale nur bis zur
zweiten Führung das opake, schwach bräunlich-gelbe Aussehen der fertigen Concharidenschalen
auf, während der die erste Führung und die Zähne tragende Schalenrand ein vollkommen hyalines,
farbloses Ansehen zeigte (Taf. LVIII, Fig. 458, linke Schalen hälfte). Es scheint dieser Befund
darauf hinzuweisen, daß bei der Schalenbildung der Hauptteil der Halbschalen und der zahn-
tragende Schalenrand nicht auf einmal, sondern successive ihre Entstehung nehmen.
Dieses Vorkommnis, sowie der schon oben besprochene Umstand, daß l>ei sehr vielen,
zu verschiedenen Arten gehörigen Individuen die beiden Hallwchalen eine ungleichartige Struktur
besitzen, sind gleichzeitig Hinweise darauf, daß die beiden Halbschalen zu verschiedenen Zeiten
ihre Entstehung nehmen, und daß also, ähnlich wie bei den Diatomeen, die Vermehrung begleitet
ist von einer Zerlegung der Doppelschalen in ihre Halbschalen und einer Regeneration der
fehlenden Halbschalen.
Horizontal- und Vertikal Verbreitung. Innerhalb der Familie der Conchariden
lassen sich bezüglich der Verbreitung zwei Haupttypen unterscheiden, auf der einen Seite kleine,
mehr dünnwandige, knephoplank tonische Warm wasserformen, auf der anderen Seite
große, derbwandige, nyktoplanktonische Kühlw'asserformen, welche in gleicher Weise
die großen Tiefen der wärmeren und kälteren Meerestcilc bewohnen. Zu ersteren gehören:
Conchidium rhynchoneUa, Conchoceras caudatum , Conchocysiis lenticula , Conchophacus diaiomeus,
zu letzteren Conche/Jium tridaena , Conchof>sis orbicularis und pi/idium. Conchidium terebratula
bewohnt gleichfalls die wärmeren Meeresteile, zeigt aber einen p am p lanktonischen Charakter,
insofern diese Form allerdings vorzugsweise in den Schichten des Knophoplanktons, zum Teil
aber auch in lebensfrischen Exemplaren in sehr großen Tiefen erlieutet wurde.
Systematik. Wie schon oben erwähnt wurde, unterscheidet Haeckel innerhalb der
Familie der Conchariden 2 Unterfamilien, die Conchasmida und Conchopsida. Die ersteren be-
sitzen glatte, die letzteren l>ezahnte Schalenränder. Es erscheint mir durchaus gerechtfertigt zu
sein, die Conchasmida, oder besser Conchasminae, als eigene Unterfamilie den übrigen Con-
chariden voranzustellen, da in den erwähnten Unterschieden ein sehr tiefgreifender Gegensatz zum
Ausdruck kommt Was die Unterfamilie der Conchojjsida anhelangt, so sind innerhalb derselben,
wie bereits oben hervorgehoben wurde, hinsichtlich der Beschaffenheit der Bezahnung zunächst
zwei Hauptgruppen zu unterscheiden. Die eine umfaßt diejenigen Formen, bei welchen sowohl
die erste, als auch die zweite Führung aus einzelnen Laschen, Spangen oder Doppdhöckem be-
steht, also im wesentlichen die Gattungen Conchcllium, Conchidium und Conchoceras , zur zweiten
Gruppe gehört die Gattung Conchopsis, bei welcher die beiden Führungen mehr die Gestalt zu-
sammenhängender Deckleisten haben und in vielen Fällen die zweite Führung, wenigstens strecken-
weise, einen rudimentären Charakter aufweist, bezw. von den Zähnen der anderen I laibschale
nicht erreicht wird. Auch sonst zeigen die beiden Gruppen wesentliche Unterschiede: bei der
ersten finden sich einfache l’oren, und die Schale ist senkrecht zur Nahtei Jene in der Regel nur
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Tiefsec- Hndiolancn.
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wenig abgeplattet» so daß ihre Schmalseiten gewölbt erscheinen *), die Gattung Conchopsis dagegen
ist durch das Vorkommen ampullen- und schlitzförmiger Poren, durch eine sehr starke Abplattung
und die kielartige Veijüngung der Schale, sowie durch das Auftreten eines „Velums“ ausgezeichnet
Es scheinen mir diese Unterschiede groß genug zu sein, um die Trennung der Conchopsida in
zwei l)esondere Unterfamilien, die als Conchidiinae und Conchopsinae bezeichnet werden
mögen, zu rechtfertigen.
Von den übrigen mir aus eigener Anschauung bekannten Formen nehmen sowohl Con-
chcUium lenticula Borgert (Taf. LXI, Fig. 473) als auch Concharium diatomeum Haeckel
(Fig. 472) eine Sonderstellung ein. Beide Formen sind zunächst von allen anderen mir vor-
liegenden Arten durch die linsenförmige Schale ausgezeichnet, welche, im Gegensatz zu den
Schalen der übrigen Formen, nicht senkrecht sondern parallel zur Nahtebene abgeplattet
ist so daß also der größte Durchmesser der Linse in die letztere fällt. Conchellium lenticula ist
außerdem durch die Feinheit der Poren von allen übrigen bekannten Formen unterschieden,
während Concharium diatomeum einige Merkmale der Conchidiinen und Conchopsinen in sich ver-
einigt insofern sie hinsichtlich der Beschaffenheit der Bezahnung mit ersteren, in Bezug auf die
schlitzförmigen Poren mit einigen Formen von Conchopsis übereinstimmt Im Hinblick auf alle
diese Besonderheiten halte ich es für geboten, für die beiden genannten Formen zwei neue Genera
aufzustellen, und möchte für dieselben die Bezeichnungen Conchocystis und Conchophacus (tpouco;,
linse) vorschlagen.
Es ergiebt sich demnach unter Einziehung der beiden HAKCKEi.’schen Gattungen Con-
chasma und Conchonia , von welchen mir keine Formen vorliegen, folgendes System der Conchariden :
1. Unter!* mille. Conchasminae.
Alu Taler Pol ohne Hörner :
Aboraler Pol mit Hörnern:
3. Unterfamilie. Conchidiinae.
Schalen nahezu kugelig oder senk*
recht rar Nahtebene abgeplattet
Schale linsenförmig, parallel rar
Nahtebene abgeplattet
3. Unterfamilie. Conchopsinae.
Haltachalcn ohne Be/abouog.
Halbschalen mit Bezahnung, ohne Vctum.
Abnraler Pol ohne Hörner:
Aboraler Pol mit kurzen, meist ungleichen
Hörnern:
Aboraler Pol mit langen Hörnern:
Aboraler Pol mit längeren oder kürzeren
Hörnern; eine der Halbschalcn oder
beide mit seitlichem Horn:
| Poren sehr klein, dichtgedrängt (Challenge-
J riden-Slrukturi :
1 Poren schlitzförmig (ConrA^/im-Struklur) :
Halbschalen mit Bezahnung, mit Vdum:
1. Gattung: Concharium
2. Gattung: Comhasma
3. Gattung: ('oneheltium
4. Gattung : ConchiJium
5. Gattung : Carwhoctras
6. Gattung: Conchonia
7. Gattung : Conchocystis
8. Gattung : Conchofihai-ui
9. Gattung : Conchcftsis
1. Unterfamilie. Conchasminae.
Hallwchalen ohne Bezahnung.
1. Gattung. Concharium Haeckel.
Halhschalen ohne Bezahnung. Aboraler Pol ohne Hörner.
Haeckel beschreibt 5 Arten. Mit einer derselben, C. diatomeum , stimmt zweifellos eine
l| Innerhalb der Gattung Conchocrras trifft dies wenigstens ftlr C. cauJatum zu, während die Schalen vun C. comutum nach
Haeckel gekielt sind.
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Valentin Haeckee,
Form überein, welche mir in mehreren wohlerhaltenen Exemplaren vorliegt Da sich aber bei
Kantenansicht feststellen läßt, daß diese Form eine Bezahnung besitzt welche deijenigen der
meisten Conchidiinen ziemlich genau entspricht so sehe ich mich veranlaßt die fragliche Art aus
der Gattung Concharium herauszunehmen und unter Aufstellung eines neuen Genus (Concho-
phacus) in der Unterfamilie der Conchidiinen unterzubringen.
Im übrigen habe ich von Formen, welche der Gattung Concharium beizuzählen sind, nur
ein einziges Vorkommnis zu verzeichnen:
Concharium asymmetricum n. sp.
Taf. LXI, Fig. 478, 479.
In einem mir zugesandten fertigen Präparate (T.-St 182, P. 200) fanden sich 2 offenbar
zusammengehörige Halbschalen einer Concharide, von welchen die eine (Fig. 479a) flach*
muschelförmig, die andere (Fig. 479 b) mützen förmig ist Die erstere paßt gewissermaßen als
Deckel in die zweite. Eine besondere Eigentümlichkeit zeigen die flaschenförmigen Poren, inso-
fern sie im Präparat zum Teil mit Luftperlen gefüllt sind, was darauf schließen läßt daß sie
mindestens zum Teil der Außen- und Innenöffnung entbehren. Da irgendwelche Zahnbildungen
nicht zu erkennen sind, so dürfte die Form der Gattung Concharium zuzuweisen sein.
Länge der Hall)schalen 1,8 mm; Breite 0,11 mm.
Fundort: T.-St 182 (indischer Südäquatorialstrom, P. 200).
2. Gattung. Conchasma Haeckel
Halbschale ohne Bezahnung. Aboraler Pol mit 2 Hörnern.
Von Haeckel werden 3 antarktische Formen aufgezählt
2. Unterfamilie Conchidiinae
Halbschalen mit Bezahnung. Ohne Velum.
3. Gattung. Conchellium Haeckel
Schale nahezu kugelig, mit Bezahnung; aboraler Pol ohne Hörner.
Von Haeckel werden 2 Arten, C. tridaena und kippopus, aufgeführt
Conchellium tridaena Haeckei.
Taf. LX, Fig. 470, 471; Taf. LXI, Fig. 476; Taf. LXII, Fig. 483.
Conchellium tridaena HAECKEL, 1887, p. 1720, Taf. CXXIII, Fig. 7 u. 7 a.
Schale nahezu sphärisch oder apri kosen förmig, derb wand ig, in den Knoten-
punkten mit höckerartigen Erhebungen („finely tuberculatcd“). I Ialbschalen jederseits mit
12 — 16 (nach Haeckei, 14 — 16) Zähnen. Erste Führung aus breiten Bändern, zweite aus dünnen
Spangen bestehend, welche letztere großenteils brückenbogenartig die Poren übersetzen (Fig. 476,
483). Poren kreisförmig, mit weiter Außen- und engerer Innenöffnung, 1I/2 — 2 mal so breit als
die Balken, an ihrer Böschung je sechs kleine Zähnchen.
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Tief*ee-Radu»larien.
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Durchmesser in der Richtung der Hauptachse 0,33 — 04 mm (nach Haeckel 0,34
bis 0,38 mm).
Fundorte: Ch.-St 250 — 253 (nördlicher Pacifik);
T.-St 36 (Guineastrom, V, •). 88 (Benguelastrom, V, •). 120 (Westwindtrift, S. 1500
bis 100a, • • •), 121 (Westwindtrift, S. 2500 — 1900, • 172 (südlicher Indik, S. 1850 — 1600,
•)> ■ 73. 1 74. 1 75 (südlicher Indik, V., •), 2 1 5 (nördlicher Indik, V, •).
Verbreitung. Nyk toplan kt on i sehe, in den wärmeren Meeresgebieten und in der
Antarktis verbreitete Kühlwasserform. Bemerkenswert ist die Konvergenz, welche die in T.-St 1 20
gefangenen Exemplare mit den im gleichen Schließnetzzug erbeuteten Castanidien hinsichtlich der
Größe, der Beschaffenheit der Schalenwandung und der Poren zeigten.
4. Gattung. Conehidium Haeckeu
Schalen subsphärisch oder senkrecht zur Nahtebene leicht abgeplattet. A1>oraler Pol mit
2 kurzen, meist ungleichen Hörnern.
Haeckel unterscheidet 8 verschiedene Formen, deren Charaktere aber wirklich ineinander
Oberzugehen scheinen. Die mir vorliegenden zahlreichen Exemplare lassen sich in 2 Gruppen
teilen, welche sich, abgesehen von einem meist beträchtlichen Größenunterschiede, dadurch von-
einander unterscheiden lassen, daß bei der einen, die größeren Exemplare enthaltenden Gruppe
die Poren mehr kreisförmig und nicht in ausgesprochenen Längs- und Querreihen angeordnet
sind, während bei der anderen, die kleineren Exemplare umfassenden Gruppe die Poren eine
mehr ovale Form haben und in regelmäßigen, durch schwache Cristen voneinander getrennten
und im ganzen senkrecht zur Naht orientierten Reihe n angeordnet sind. Die Formen der ersten
Gruppe stimmen im allgemeinen mit Conehidium terebratula Haeckel, die der zweiten mit C.
rhynchouclla Haeckel ül>erein. Der erste ren scheint auch C. arghpe Haeckel und Borger t
sehr nahezustehen.
Conehidium terebratula Haeckel.
Taf. LX, Fig. 462, 462 a, 463.
Conehidium terebratula HAECKEL, Rep., p. I?2I, Taf. CXXIY', Fig. I — 3.
Schale kugelig oder aprikosenförmig, nahezu glatt (in den Knotenpunkten finden sich
nicht selten schwache, höckerartige Erhebungen und darunter dreieckige, poröse und daher im
Präparat mit Luft gefüllte Räume). Halbschalen meist von ziemlich gleicher Größe und Form,
hemisphärisch. Am aboralen Pole 2 kurze, vielfach ungleich lange Hörner, welche, senkrecht
zur Nahtebene betrachtet, mitunter ein mam millenförmiges Ansehen haben (Taf. LX, Fig. 462 a).
Halbschalen jederseits m i t sechs bis zwölf (nach Haeckel u — 12) Zähnen. Führungen
wie bei folgender Art. Poren annähernd rund, zwei- bis viermal so breit als die Balken, in
den beiden Schalen vielfach von ungleicher Größe, nicht in ausgesprochenen, senkrecht zur Naht
verlaufenden Reihen angeordnet.
Durch m es ser in der Richtung der Hauptachse 0.2 — 0,3 (nach Haeckel 0,24 — 0,28) mm.
Wie schon oben erwähnt, ist die vorliegende Form von der folgenden fast ausnahmslos
durch die bedeutendere Größe, durch die rundliche Gestalt und die mehr gleichmäßige Verteilung
329
LteuUcfc« Tiabet- Expedition 1898—1897. IW. XIV.
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Vaiextin HaFiKER,
330
der Poren ohne weiteres zu unterscheiden. Es kommt weiter hinzu, daß bei C. terebratuia die
Halbschalen meist ziemlich gleich groß und gewöhnlich ausgesprochen hemisphärisch sind,
während sie bei C. rhynchoneüa vielfach eine sehr ungleiche Höhe und eine unregelmäßige
(buckelige) Form besitzen.
Von Conchellium tndaena , mit welcher Couch id tu m terebratuia namentlich in Polansicht
hinsichtlich der allgemeinen Form übereinstimmt, ist diese Art durch die geringere Größe, die
dünnere Schalenwandung und die glatte (nicht gezähnelte) Porenwandung ohne weiteres mit Sicher-
heit zu unterscheiden.
Im nördlichen Indik wurden vielfach kleinere (nur 0,15 mm messende) Formen mit sehr
dünnwandiger Schale und mehr hexagonalen Poren erbeutet Abgesehen von ihrer geringen
Größe stimmen diese Exemplare im wesentlichen mit der I iAECKEL’schen Form C. theeidium
(Durchmesser in der Richtung der Hauptachse 0,28 — 0,33 mm) überein. Ich will diese Form
C. terebratuia theeidium nennen.
Fundorte: Ch.-St 2 70 — 274 (centraler Pacifik, Oberfläche und verschiedene Tiefen);
T.-St 43 (Guineastrom, P. 200, •>, 55 (Guineastrom, P. 200 und V. 600, • Q), 182
(indischer Sudäquatorialstrom, P. 200, •). igo (indischer Gegenstrom, P. 200,#), 220 (nördlicher
Indik, P. 200, •>, 221 (nördlicher Indik, SchL-N. 22 o — 185, • SchL-N. 180— 145, • Schl.-N.
140 — 100, • #>, 226 (nördlicher Indik, P. 200, • •), 228 (nördlicher Indik, Schl.-N. 420 — 350
und 320— 350, • 231 (nördlicher Indik, P. 200), 237 (nördlicher Indik, Schl.-N. 4950 — 4600,
• •. nach einer Notiz auf der Etikette lebend gefangen).
Var. C. terebratuia theeidium: T.-St 221 (nördlicher Indik, Schl.-N. 140 — 100, • •). 236
(nördlicher Indik, Schl.-N. 120 — 100, #).
Verbreitung. In den wärmeren *Sleeresgebieten, namentlich iin nördlichen Indik weit-
verbreitete und häufige Form. Bewohnt vorzugsweise die Schichten des Knephoplanktons (50
bis 400 m), gehl alnr auch, wie die Befunde von T.-St 237 lehren, in sehr große l iefen herunter
und dürfte also als pamplanktonischc Warm wasserform Ixjzeichnet werden.
C. rhynchonella Hakckki..
Taf. LV’HI, Kig. 458; Taf. 1.X, Fjg. 4O4- 466.
Conthidium rh\ nchonella II A ECK EL, 1887, j». 17 Z2, Taf. CXXIV, Fig. 3.
Schale senkrecht zur Nahtebene leicht abgeplattet, mit regelmäßig ungleichen
Schalenhälften. Die kleinere Schale meist mit unregelmäßigem Umriß („humplxicked“). Am
aboralen Pole mit zwei ungleichen Hörnern. Halbschalen jcxlerseits mit 12 — 13 Zähnen.
Beide Führungen aus Reihen von dünnen Spangen l>estehend, die zweite der ersten stark ge-
nähert (Taf. LVIU, Fig. 458, wo die Zähne und die erste Führung der einen Halbschale nicht
zur vollständigen Ausbildung gelangt sind). Poren rundlich, in der Richtung senkrecht zur
Schalennaht etwas in die Iilnge gestreckt, in regelmäßigen, durch schwache Leisten voneinander
getrennten Reihen angeordnet Die Porenreihen halsrn die Form von Hufeisen, welche mit ihren
Schenkeln senkrecht zur Naht stehen und deren l>ogiger Teil an der Schmalseite der Schale
gelegen ist (die Anordnung der Porenreihen ergiebt sich ohne weiteres aus den 3 Figuren, von
welchen Fig. 464 die Flächenansicht Fig. 465 die Schmalseite und Fig. 466 die Ansicht vom
oralen Pole darstellt).
330
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Ticfscr-RadioUri«‘n.
33*
Durchmesser in der Richtung der Hauptachse 0,15 mm (nach Haeckel 0,3 mm),
Breite 0,1 1 (nach Hafj kel 0,2 mm).
Uelser die Unterschiede zwischen C. rhynchontHa und Icrtbraivla vergleiche die vorige
Artbeschreilrung.
Fundorte: Ch.-St 244—253 (nördlicher Pacifik);
T.-St 39 (Guineastrom, P. 200, •), 46 (Südäi|uatorialstrom, P. 200, ai. 226 (nördlicher
Indik, P. 200. IM), 231 (nördlicher Indik, P. 200, a).
Verbreitung. Anscheinend k nephopl ankt o n isc he Warmwasserform.
5. Gattung. Conchoceras Haeckel.
Schalen senkrecht zur Nahtetane abgeplattet. Am aboralen Pole 2 lange, divergierende
Hörner.
Haeckel erwähnt 2 tropisch-atlantische Formen, darunter:
Conchoceras caudatum Haeckei..
Taf. LVII1, Fig. 457 ; Taf. LX, Fig. 467, 468.
CoHfhoceras camiatum Hakckkl, 1887, p. 1727, Taf. CXXIV, Fig. 15.
< 'onchi'itum cumfatum Bo KOK KT, 1903, S. 756, Fig. S.
Schale seitlich komprimiert, meist in der Richtung der Hauptachse in die Länge ge-
streckt Die beiden Schalenhälften vielfach von verschiedener Größe. Am aboralen Pole zwei
lange, spitzige, an der Basis fensterartig durchbrochene Hörner, welche mehr
oder weniger stark divergieren. I laibschalen jederseits mit 11 — 15 langen Zähnen, welche,
besonders am aboralen Teil, bis in die Nähe des Schalenpoles herantreten. Erste Führung aus
breiten loschen oder dünnen Spangen, zweite Führung aus Spangen oder Doppelhöckern be-
stehend (Taf. LVIII, Fig. 457). Poren großenteils länglich -rund oder rechteckig (ihr längster
Durchmesser senkrecht zur Schalennaht). Porenreihen annähernd parallel zur Schalennaht
verlaufend.
Durchmesser in der Richtung der Hauptachse 0,22 — 0,25 (nach Haeckel 0,24 — 0,26,
nach Borger r 0,24 — 0,29) mm.
Varianten. Ueher die vermutliche Identität der von Haeckel und Borger r unter-
suchten Formen vergleiche Borgeri, 1903, S. 757. Ich zweifle nicht daran, daß auch alle mir
vorliegenden Exemplare derselben Art angehören.
Nicht selten findet man, wie schon Borgeri hervorgehoben hat, Unregelmäßigkeiten in
der Ausbildung der Hörner. So kamen mir Exemplare zu Gesicht, welche an Stelle des einen
Homes 2 oder 3 dornenförmige Fortsätze trugen (Taf. LX, Fig. 468).
In T.-St 19 1 fanden sich einige Exemplare, welche infolge der starken Verkürzung der
Hörner und der mehr kreisrunden Form der Poren Anklänge an Conchuiium terebrahtla zeigen.
Fundorte: Ch.-St 348 (östlicher Teil des tropischen Atlantik); Südäquatorialstrom
(Borger r);
T.-St 32 (canarischcr Strom, P. 200, •), 43 (Guineastrom, P. 200, •>, 46 (Südäquatorial-
strom, P. 200, •), 54, 55 (Guineastrom, P. 200, •), 191 (indischer Gegenstrom, Schl.-N. 180
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332
Valentin HArrKra,
bis 1 4 5, • •, Uebergänge zu Contkiiium Irrtbratuldy 221 (nördlicher lndik, Schl.- N. 220 — 185, •).
226 (nördlicher lndik, P. 200, • •), 231 (nördlicher lndik, P. 200, •>. 236 (nördlicher lndik,
Schl.-N. 120 — 100, • •), 237 (nördlicher lndik, Schl.-N. 3950 — 4600, Ö). 240 (nördlicher lndik,
P. 200, •).
Verbreitung. Offenbar k n ephoplankt onisch e War m wasserf o r m.
6. Gattung. Conchonia Haeckel
Schale subsphärisch oder leicht zusammen gepreßt. Alx>raler Pol mit längeren oder kürzeren
Hörnern ; eine der Halbschalen oder beide mit seitlichem Hom.
Von Haeckel werden 3 Arten, davon je eine aus dem tropischen Atlantik, centralen
Pacifik und lndik stammt, aufgeführt
7. Gattung. Conchocystis n. g.
Schale linsenförmig, der Linsenäquator mit der Schalennaht zusam menfallend. Poren
sehr klein, dichtgedrängt (die Schalenstruklur an diejenige mancher Challengeriden erinnernd).
Conchocystis lenticuta (Borgert).
Tal. LXI, Fig. 473.
Conthelliutn Unticufo Borgert, 1003, S. 753, Fig. Q, a — c.
Schale linsenförmig, parallel zur Schalennaht stark abgeplattet. Ränder der uhrglas-
förmigen Schalenhälftcn annähernd kreisrund, im aboralen T ‘eil verbreitert und jederseits gegen
das Schalenlumen mit 2 dnmförmigen Fortsätzen auslaufend, welche an ähnliche Bildungen
bei Concheilium tndaata und liei Concho/>sis erinnern. Zähne der Halhschalen nach Bor«. kr t l)
breit abgerundet, „einen vollständigen Kranz bildend, der am alwralen Schalenende durch die
dort vorhandene spaltförmige Oeffnung nur auf eine kurze Strecke unterbrochen ist“. „Schalen-
wandung dicht von kleinen Poren durchsetzt s° daß ein feines Netzwerk, ähnlich wie bei den
Challengeriden, entsteht doch sind die Poren nicht in Reihen regelmäßig angeordnet“ (Borgert).
Schalend urch messer 0,17 mm (nach Borgert 0,18 — 0,22 mm).
Fundorte: Südäquatorialstrom (Borgert) ;
T.-St 221 (nördlicher lndik, Schl.-N. 180 — 145, •), 236 (nördlicher lndik, Schl.-N. 180
bis 1 30, • •).
Verbreitung. Anscheinend kncphoplanktonische War m wasserfo rm.
8. Gattung. Conchophacus n. g. ’)■
Schale linsenförmig, der Linscnäquator mit der Schalennaht zusam mcnfallcnd. Poren
schlitzförmig, ähnlich wie bei manchen Formen von Conchof'sn.
1) An den mir
zu c-rkcnnen.
2) vaxdf, Linse
Verfügung »lebenden, in Glycerin eingexchlosv'ncti Exemplaren waren die Zahne nicht mit Sicherheit
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T ieftee-Radiolari*n.
333
Conchophacus diatomeus (Haeckel).
Taf. LXI, Fig. 47 2: Taf. LXII, Fig. 481, 485, 487.
Corukarium diatomeum Ha ECKEL, 188", p. 1 7 1 7, Taf. CXX1II, Fig. I.
Schale linsenförmig, parallel zur Schalennaht abgeplattet Die Ränder der Halbschalen
nahezu kreisförmig, am aboralcn (?) Pol in einen porenfreien, hyalinen Saum ausgezogen. Zähne
und Fahrungen ähnlich wie bei Conchidium rhynchotulla (Taf. LXII, Fig. 458). Poren läng-
lich, ihre äußeren Oeffnungen schlitzförmig, ihre inneren breiter, von elliptischem Umriß (Fig. 481,
487). Die Poren sind in queren Reihen angeordnet welche senkrecht zu der (durch die Mitte
des hyalinen Saumes gelegten) Hauptachse verlaufen, manchmal auch eine leichte Ausbiegung
gegen den oralen (dem hyalinen Saum gegenüberliegenden) Pol zeigen.
Schalendurchmesser 0,18 (nach Haeckel 0,22) mm.
Fundorte: Ch.-St 348 (tropischer Atlantik, nahe Sierra Leone);
T.-St 4 1 (Guineastrom, P. 200, • •), 46 (Südäquatorialstrom, P. 200, •), 1 72 (südlicher Indik,
P. 200, • •).
Verbreitung. Anscheinend k neph opl ank t on ische Warmwasserform.
3. Unterfamilie. Conchopsinae.
Halbschalen mit Bezahnung, mit Velum.
9. Gattung. Conchopsis Haeckel.
Schale stark zusammengedruckt, mit nahezu kreisförmigem bis oralem Umriß, am Rande
ausgesprochen gekielt Schalennaht mit dem größten Meridian zusammenfallend. Zahnreihen
näher an den alxmilen als an den oralen Pol heranreichend. Erste und vielfach auch zweite
Führung durch zusammenhängende, innere Deckleisten gebildet Die zweite Führung verläuft
niemals parallel zur Schalennaht, sondern ist entweder in der Mitte der Schale oder gegen die
beiden Enden zu mehr oder weniger ausgebogen, sie wird daher nur zum Teil von den ver-
hältnismäßig kurzen Zähnen erreicht Zweite Führung an den Schalenpolen in ein deckartiges
Velum fortgesetzt
Haeckel unterscheidet 7 südatlantische und pacifische Arten. Als systematische Merk-
male werden dabei verwandt der Umriß der Schale, das Vorhandensein eines hyalinen Schalen-
saumes die Zahl der Zähne, der relativer Abstand der Zahnreihen von den beiden Polen, das Vor-
handensein eines hexagonalen Porenrahmens (s oben S. 319). In dem mir vorliegenden reich-
lichen Material ließen sich zwei Typen unterscheiden, von denen der eine irn wesentlichen die
Charaktere der südatlantischen Conchopsis orbicu/aris aufweist, der andere ungefähr der süd-
atlantischen Conchopsis pilidium , bezw. der südpacifischen C. navicula entspricht Die zum
ersten Haupttypus (Taf. LXI, Fig. 474) gehörenden Formen zeigen einen nahezu kreis-
runden Schalenumriß, eine verhältnismäßig düanwandige Schale und nur in einem kleineren
centralen Bezirk am pullen förmige, in einer breiten peripheren Zone dagegen schlitzförmige
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Valentin HaecKER,
Poren. Bei einigen Exemplaren waren die zum Schalenumfang konzentrischen Porenreihen durch
zackige, parallel zum Rande verlaufende I-inien voneinander getrennt, welche an die „high denti-
culate crests“ der HAECKEL’schen C. cahnata (Rep„ Taf. CXXIII, Fig. 8) erinnern. Eine genauere
Untersuchung zeigte indessen, daß es sich hei meinen Exemplaren sicher nur um eine optische
Erscheinung handelt. Bei Conchopsis sind nämlich, ähnlich wie bei Conchophacus diatomeus
(Taf. LXII, Fig. 480, 481, 487) und ebenso wie bei den Castanelliden, die Grenzlamellen und die
FülLsul)stanz der Gitterbalken ihrer Struktur und ihrem optischen Verhalten nach fast immer
scharf voneinander geschieden. Die Grenzlamellen, bezw. die von ihnen gebildeten Porensäume
haben meist ein hyalines Ansehen, die Füllsubstanz dagegen zeigt entweder eine körnige oder
filzig-fibrilläre Struktur (Fig. 480) oder eine eigentümlich fettig -glänzende, gelbliche Beschaffen-
heit (Fig. 481). Im letzteren Fall sind je nach der Beleuchtung nur die konzentrischen,
nicht aber die radiären Teile des von der FülLsubstanz gebildeten Maschen Werks zu sehen, wo-
durch das Vorhandensein von konzentrischen, zackig verlaufenden, die Porenreihen voneinander
trennenden Cristen vorgetäuscht wird.
Nelien diesem ersten Haupttypus, den ich mit der Haeck ei .'sehen Art Conchopsis orbi-
cularis identifizieren möchte, treten fast stets Conchopsis - Exemplare (Taf. LXI, Fig. 475) auf,
welche durch den ovalen oder bimförmigen Schalenumriß, durch die außerordentliche
Derb wand igkeit der Schale und dadurch ausgezeichnet sind, daß vorzugsweise die ampullen-
förmigen Poren entwickelt sind, während die schlitzförmigen Poren in der Regel nur in der
Nähe des aboralen Poles angetroffen werden. Diese Form entspricht, wie erwähnt, ziemlich
gut der Haf.« KEt’schen Conchopsis pilidium , weshalb ich sie mit diesem Artnamen be-
zeichnen möchte.
Bezüglich des gegenseitigen Verhältnisses lieider Formen ist hervorzuheben, daß dieselben
an mehreren Fundorten der Antarktis und des südlichen Indik im gleichen Schließnetzfang neben-
einander erbeutet wairden, und ferner, daß sich in den südindischen Stationen 172 — 174 ausge-
sprochene Uebergangsformcn vorfanden, d. h. neben typischen Exemplaren von C. orbicularis
und pilidium solche, bei welchen die Schalenform, die Wandstärke und die Verteilung’ der am-
pullcn- und schlitzförmigen Poren eine Reihe von Zwischenstufen zeigten. Im ganzen habe ich
den Eindruck gewonnen, daß die beiden Haupttypen streng, genommen, nur tals Rassen einer
und derselben Art zu betrachten sind und daß sie also in einem ganz analogen Ver-
hältnisse zu einander stehen, wie die kreisförmig-dünnwandigen und ellip-
tisch-derb wand igen Formen von Ckatfengeria Na res i und Prolocystis Thomsoni (vergl.
S. 246).
Immerhin haben, wenigstens in meinem Materiale, die Uebergangsformcn stets mehr den
Charakter der Conchopsis orbicularis, und so möchte ich, zumal die Uel>ergänge nur auf einem
enger l>egrenzten Raum vorkamen, vorläufig noch die artliche Trennung der beiden Hauptformen
aufrecht erhalten. Es wird sich bei späteren Untersuchungen heraussteilen, ob diese Trennung
durchzuführen ist, oder ob vielleicht in ähnlicher Weise, wie dies bei der Gattung Aulaspathis
(vergl. S. 80, oben) der Fall ist, in bestimmten Gegenden die beiden Hauptformen ineinander
übergehen, während sie sich in anderen Meeresteilen bereits vollständig voneinander emanzi-
piert hahen.
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Titf»«- K adiolartcn.
MS
Conchopsis orbicularis Haeckel.
Taf. LXI, Fig. 474, 47"; Taf. LXII, Fig. 480, 482, 484.
ConeAopsit orbit ularis Haf.ckf.1-, 1887, p. 1 725, Taf. C'XXV, Fig. 3.
Schale meist nahezu kreisförmig, stark zusammengedrückt, mit kielförmig verjüngtem
Rande. Ränder der Halbschalen in 4 Zehnteln des oralen und 1 bis 2 Zehnteln des aboralen
Teiles glatt, im mittleren Abschnitt je mit etwa 25, verhältnismäßig kurzen Zähnen,
welche bald gleichlang, l»ald in der Mitte am längsten sind, bald gegen den oralen Pol hin an
Größe zunehmen. Innere Führung (in Oberflächenansicht als dunkle Linie durchscheinend)
von unregelmäßigem Verlauf, bald im Schalencentrum. bald in der Nähe der beiden Pole stark
auseinanderweichend und daher von den Zähnen nicht in ihrer ganzen Länge oder überhaupt
nicht erreicht Poren in den centralen Schalenpartien ampullenförmig, in den peripheren schlitz-
förmig, in regelmäßig, konzentrisch zum Schalenrand verlaufenden Reihen ungeordnet
Schalendurchmesser in der Richtung der Hauptachse 0,55 — 0,75 (nach Haeckel
0,53) mm.
Fundorte: Gi.-St 333 (südlicher Adantik, wesdich von Tristan da Cunha);
T.-St 120 (Westwindtrift Schl.-N. 1500 — 1000. • • •}, 121 (Westwindtrift, Schl-N. 2500
bis 19c», • 170 (südlicher Indik, Schl.-N. 1700 — 1000, • 172 (südlicher Indik, Schl.-N.
1850 — 1600, • 173 (südlicher Indik, V, • •), 174 (südlicher Indik, Vn • 175 (südlicher
Indik, V, •:<, 215 (nördlicher Indik, \L •).
Verbreitung. Anscheinend nyktoplanktonische K ü h 1 wasserform , in den
Tiefen des südlichen Atlantik und Indik und der Antarktis weit verbreitet
C. pilidium Haeckel.
Taf. I.X, Fig. 4<»9; Taf. LXI, Fig. 475; Taf LXII, Fig. 486.
Conrhofuis piluiium Haeckpi., 1887, p. 172^, Taf. CXXV, Fig. 9 (? -+- Conchofms Unticula HaCCKRL, 1887, p. 1727,
Taf. CXXV, Fig. 4— 0).
Schale von elliptischem, eiförmigem oder bimförmigem Umriß, stark zusammengedrückt
mit kielförmig veijüngtem Rande, meist sehr derb wand ig. Ränder der Halbschalen in 1,5
bis 3 Zehnteln des oralen, in 1,5 bis 2 Zehnteln des aboralen Teiles glatt in der Mitte je mit 28
bis 30 kräftigen, gegen den oralen Pol an Länge zunehmenden Zähnen besetzt Innere Führung
von meist unregelmäßigem Verlauf, nur zum Teil von den Zähnen erreicht Poren großenteils
ausgesprochen am pullen förmig, nur in der Nähe des aboralen Poles in den schlitzförmigen
Typus ül »ergehend.
Schalendurchmesser in der Richtung der Hauptachse 0,78 — 0,95 (nach Haeckel
0,78—0,8) mm.
Fundorte: Ch.-St. 324 — 334 (südlicher Atlantik, zwischen Buenos Ayres und Tristan
da Cunha) ;
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VAUtmN Hacckxk,
336
T.-St 88 (Benguelastrom, V, • •). 120 (Westwindtrift, Schl.-N. 1500 — 1000, Q), 133 (Ant-
arktis, Schl.-N. 3300— 2700, ••), 136, 142 (Antarktis, V, •), 172 (südlicher Indik, Schl.-N. 1850
bis 1600,»), 173 (südlicher Indik, Schl.-N. 3300— 2700, V, • •). 174 (südlicher Indik,
V, •), 1 75 (südlicher Indik, V, • •).
Verbreitung. Anscheinend nyktop lanktonische, im kühlen Tiefenwasser des süd-
lichen Atlantik und Indik, sowie der Antarktis verbreitete Form.
6. Unterordnunjr. Phaeodendria.
Wie schon oben erwähnt wurde, hatte Haeckel die beiden Familien der Cölodendriden
und Cölographiden mit den Conchariden in der Abteilung der Phaeoconchia vereinigt Ausschlag-
gebend war für ihn bei dieser Anordnung in erster Linie die zweiteilige Beschaffenheit des
Skelettes, al>er auch in anderer Hinsicht glaubte Haeckel Uebcreinstimmungen zwischen den
Conchariden einerseits und den Cölodendriden und Cölographiden andererseits nachwcisen zu
können, so daß er zu dem Ergebnis kam, daß die drei Familien eine natürliche phylogenetische
Reihe bilden.
Als diejenigen Formen, welche die Verbindung speciell zwischen den Conchariden und
Cölodendriden herstellen, werden von Haeckel einerseits die Conchariden-Gattung Conchonia ,
andererseits die Cölodendriden-Gattung Cnelodoras bezeichnet Erstere ist nach Haeckel von
der ihr sehr nahestehenden Gattung Conchidium dadurch unterschieden, daß eine oder l*?ide
Schalen hälften an ihrer Kuppe mit einem Horn versehen sind. Die Basis dieses Homes sei
zuweilen aufgetrieben und gefenstert und dürfte nach Haeckel den Ausgangspunkt für die Ent-
wickelung der Galea der Cölodendriden gebilldet haben (Rep, p. 1714), während das Horn
sell>er wahrscheinlich den „Sagittal röhren“ der letzteren entspreche. Speciell von Conchonia tetrodon
erwähnt Haeckel außerdem, daß die Seitenränder der Schalenklappen mit zahlreichen unregel-
mäßigen, dünnen, borstenartigen Zähnen besetzt seien, welche an diejenigen der Cölographiden
erinnern. „Diese bemerkenswerte Species ist vielleicht besser in eine besondere Gattung, Conchura ,
einzureihen, welche einen direkten Uebergang zu der Stammform (ancestral form) der Cölo-
dendriden, Coclodorasy bildet; sie unterscheidet sich von der letzteren durch den Mangel einer
Galea, d. h. eines hohlen, becherförmigen Scheitelaufsatzes der Halbschalen, und durch die solide,
nicht hohle Beschaffenheit der Homer“
Was nun die hier genannte Cölodendriden-Gattung Coelodoras anbelangt, so unter-
scheidet sich dieselbe nach Haeckel von allen anderen Cölodendriden und elxjnso von den
Cölographiden durch die einfache, unverzweigte Beschaffenheit der hohlen Radialstacheln,
welche von den drei Ecken der sehr kleinen, flachen, dreieckigen Galea entspringen. Bd
Coelodoras hexagraphis sind nur 3 Hohlstäbe vorhanden, welche an ihrem distalen Ende
einen dornigen Knopf tragen, bei C. oc/ographts dagegen entspringen von der hinteren Ecke
der Galea 2 Stäbe, so daß im Ganzen 4, nämlich 2 paarige und 2 unpaare vorhanden
sind. Alle 4 Stäbe Ixssitzen eine knopfförmige Endbildung, welche mit 4 kreuzweise gestellten,
zurttckgekrümmten Haken bewehrt ist Beide Arten entstammen dem Pacifik (Ch.-St 266
bezw. 272).
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Tafel I.
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Tafel I.
Aulacanthidae.
Fig. i. A u fog raphon in m bicome n. sp. T.-St 4g. Vergr. 9a Bezüglich der Farbengebung vergl.
Vorwort S. VIII.
„ 2. Au/ogmphis pandora Haeckel. T.-St 218. Vergr. 1 10.
„ 3. „ „ n T.-St 218. Vergr. 1 10.
„4. „ stdlata „ T.-St 229. Vergr. 110.
„ 5. „ „ asteriscoides n. subsp. T.-St 218. Vergr. 110.
„ 6. „ „ * n. subsp. T.-St 237. Vergr. 1 10.
„7. „ xtellata Haeckel. Stachel mit rudimentären Terminalästen. S. P. 30. Sept.
1903. Vergr. 1 ia
„ 8. „ pcntastyla n. sp. Seltene Stachelform. T.-St 223. Vergr. 1 10.
„ 9. * n. sp. Gewöhnliche* Stachelform. T.-St 223. Vergr. 1 10.
„ 10. „ Mrastyla n. sp. T.-St 44. Vergr. 1 10.
„ii. „ a rata Ui n. sp. T.-St 173. Vergr. 1 10.
ni2. „ bicurvata n. sp. T.-St 91. Vergr. 110.
„13. „ trianguium Haeckel. T.-St 43. Vergr. 1 10.
„14. „ tehancistra Haeckel. Antarktische Form. T.-St 149. Vergr. 110.
„15. „ „ „ Gewöhnliche Form. T.-St 50. Vergr. 1 1 o.
„ 1 6. „ kexancistra „ T.-St 182. Vergr. 1 ia
„17. „ furcula „ T.-St 230. Vergr. 1 10.
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v M u < M i:
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Tafel II.
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Tafel II.
Aulacanthidae.
Fig. 18. Auhgrapkis pandora Habckkl. (Optischer Durchschnitt.) T.-St. 39. Vergr. 44.
„19. „ stellata M Antarktische Form. Diesellje zeigt, verglichen mit der
aus dem Warmwasser stammenden Aulograpkis pandora , eine sehr be-
deutende Vermehrung der Stutzpunkte für die Außenhaut (Vermehrung
der Radialstacheln und gleichzeitig Vermehrung der Terminaläste).
T.-St 149. Vergr. 44.
„ 20. Aulokltpics ramosus antarclicus n. subsp. T.-St 139. Vergr. 44. In Teilung befind-
liches F.xemplar. ln zweien von den 4 Centralkajweln hal)en sich die Kerne
schon geteilt
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I'H IN Hl*
hi i;sm: j.x: : i »n i< >n maw b i.xiv v.mai-c’kkh: iikisü radiolvkh x
/«V Aulographii pandora.
Ta/. //. AuUuanthidae.
iq Aa/ographis sti'Uata Auloklcptts ran/ssm antmtu t,s M a,
■ n.i
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Tafel III.
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Tafel III.
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Tafel III.
Aulacanthidae.
Die Figurenreihe der Tafel ist entsprechend der Reiseroute der „Valdivia“ angeordnet
Die 4 Stachelformen links (Fig. 24— 27) entstammen dem Atlantik. Ihnen entsprechen die 4 Formen
rechts (Fig. 32 — 35), welche von tropisch-indischen Exemplaren herrühren. Unten sind 4 ant-
arktische Formen (Fig. 28 — 31) abgebildet Das Habitusbild Fig. 21 gehört zu den Stacheln
Fig. 24 — 25 und 34 — 35, das Bild Fig. 22 zu Fig. 26 — 27 und Fig. 33, das Bild Fig. 23 zu
Fig. 29— 3a
Fig. 21. Auloceros arborescens birameus (Immkkmann). T.-St 14. Vergr. 26.
„2 2. „ „ dichodcndrum Immkkmann. T.-St 44. Vergr. 26.
„ 23. ,, „ subefegans n. subsp. T.-St 145. Vergr. 26.
„ 24 — 25. Auloceros arborescens birameus (Immkkmann). Von demselben Exemplare stammend.
T.-St 14. Vergr. 210.
„ 26 — 27. Auloceros arborescetis dichodcndrum Immkkmann. T.-St 40 und 64. Vergr. 210.
„ 28. Auloceros arborescens trigeminus (Hafx;kel). T.-St 132. Vergr. 210.
„ 29 — 30. Auloceros arborescens subelegans n. suhsp. T.-St 145 und 74. Vergr. 210.
„ 31. Auloceros arborescens ir regulär is n. subsp. T.-St 136. Vergr. 210.
„32. „ „ trigeminus (Haeckek). T.-St 239. Vergr. 210.
„33. „ „ dichodcndrum Immermann. T.-St 182. Vergr. 210.
„ 34 — 35. Auloceros arborescens birameus (Immkkmann). T.-St 239. Vergr. 210.
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: 1 . v . :.i i
H
\ H\l i M
Tafel IV.
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Tafel IV.
Aulacanthidae.
Fig. 36. AulokUptcs mmosus longisptna Immermann. T.-St 50. Vergr. 44.
n 37. „ * anguiatus n. subsp. T.-St. 46. Vergr. 44.
38—40. Auloklep/cs ßoscuius (Haeckel). T.-St 175. Drei Stacheln von einem Exemplar.
Ein Stachel (Fig. 40) entspricht dem pisfU/um-T y pus, ein zweiter (Fig. 38) dem
Aulokltptes ßoscuius tndenlatus Immermann und der dritte (Fig. 39) dem AuIokUptes
gcnnuasccns Immkkmann, bezw. der Aubgraphis flammabunda Haeckel. Vergr. 1 io.
„ 41. Aulokhptcs ßoscuius (Haeckel). T.-Sl 89. Stachel mit sehr ungleich ausgebildeten
Terminalästen. Die größeren folgen dem tridadatus-Yy pus. Vergr. 1 io.
„ 42 — 43. Aulokltptes ßoscuius (Haeckel). T.-St 14. Zwei Stacheln von einem Exemplar.
Der eine (Fig. 42) folgt den pistillum-T ypus,
der andere (Fig. 43) entspricht Aubkleptes
ßoscuius typicus Immermann. Vergr. 1 io.
„ 44 — 45. „ „ „ T.-St 14. Zwei Stacheln von einem Exemplar.
Der eine (Fig. 44) hat als Grundlage eine
Nadel von Aulacantha sto/ymantha, der andere
(Fig. 45) eine solche einer Aulographonium-
Species, wahrscheinlich bicome oder indicum ,
ljenutzt Vergr. 37a
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M-.i rsnil-: TlFf’SKK ÜXl'KÜtTION Ifio« <)Q Bd XIV
Taf. IV. Attlacqnthidac.
jö. AulokUptes ramosus httgispittus. .?/. Au. ramosus attgulatus n. utfisf Aitlostitpfcs
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Tafel V.
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Tafel V.
Aulacanthidae.
Fig. 46. Au loco ry ne zetesios Fovvler. T.-St 21g. Vergr. 370.
„ 47 — 48. Aulopetasus charoides n. gen. n. sp. T.-St 41. Vergr. 1 10. Zwei Nadel typen
mit 4 Quirlästen und 4 Sekundärästen (Fig. 47) und mit 5 Quirlästen und 3
Sekundärästen (Fig. 48).
„ 49. Aulographonium anthoides n. sp. T.-St 135. Vergr. 37a Stärkere Vergrößerung zu
Taf. VI, Fig. 52.
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Tafel VI.
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Tafel VI.
Aulacanthidae.
Fig. 5a A ulographontum pufvinafum typicum n. subsp. T.-St 14. Veigr. iio.
»51. „ n coronatum n. subsp. T.-St 74. Vergr. 110.
«52. „ anthoiiics n. sp. T.-St 135. (Dieselbe stärker vergrößert auf Taf. V,
Fig. 49.) Vergr. 1 10.
* 53. „ mcditerrancum (Borgert). T.-St 22. Vergr. 1 10.
, 54. „ „ * T.-St 44. Vergr. 1 10.
„55. * „ * aberratio. T.-St 66. Veigr. 1 10.
„ 56. h cattdelabrum Hakckei- T.-St 236. Vergr. 1 10.
„57. „ bicome n. sp. T.-St 49. Vergr. 110.
„ 58. n indicutn n. sp. T.-St 207. Vergr. 1 10.
„ 59. „ antardicum n. sp. T.-St 149. Vergr. 1 ia
„ 60. Aulospatiris variabilis bi/urca (Haeckkl) mit auseinandergezogenem Proximalquirl. Ueber-
, gang zu Au. vor, aulodcndroidcs. T.-St 88. Vergr. 1 10.
„ 61. „ „ tetrodon (Haeckkl). Stachel vom bi/urca- Typus. T.-St 4 1. Vergr. 1 10.
„ 62. n „ „ „ Stachel mit unvollständig ausgebildcten Terminal-
ästen. T.-St 64. Vergr. na
„ 63. » .. bifurca (Hakckel). Stachel mit zahlreichen stark färbbaren
Körnchen an der Innenfläche der Stachel-
wandung. T.-St 14. Vergr. 210.
„ 64. „ „ „ „ Stachel mit warziger Wandung. T.-Sl 49.
Vergr. 210.
„ 65 — 67. Aulospalhis variabi/is diodon (Habckel). Stacheln mit verkümmerten Terminalquirl,
sämtliche von einem Exemplar. T.-St 149. Vergr. 1 10.
„ 68 — 69. „ pinus n. sp. Stachel mit unvollständiger Wandung. T.-St 89. Vergr. 110.
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Tafel VI 1.
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Tafel VII.
Aulacanthidae.
Bemerkung. Die Figuren dieser Tafel sind so angeordnet, dall suhsp. triodon (Fig. 78)
gewissermaßen als der Kern des Formenkreises Au/ospat/m variabilis erscheint Nach links sind
die Uehergänge zu subsp. tetrodon und au/odendroides (Fig. 77. 76, 71, 70), nach rechts zu subsp.
diodon und monodon (Fig. 79, 80), nach oben zu bifurca und trifurca (Fig. 74, 75 und 73, 72)1
nach rechts unten zu furcata (Fig. 84) zu verfolgen. Links unten (Fig. 81 — 83) findet sich eine
antarktische Abnormität mit sehr verschieden gestalteten Stacheln vom au/odendroides- und furcata-
Typus.
Sämtliche Figuren sind bei Vergr. 1 1 o abgebildeL
Fig. 70 — -71. Au/ospathis variabilis au/odendroides n. subsp. T.-St 268 und 215.
„ 72—75. „ „ bifurca. Stacheln mit 3 und 2 Zinken und Uebergänge zu
Au. var. triodon. T.-St 14, 49, 49, 14.
„ 76. Aulospa/his variabilis au/odendroides n. subsp. T.-St. 190.
» 77-
„
»
tetrodon (Haeckel). T.-St 40.
* 78-
„
triodon (Haeckel). T.-St 149.
- 79-
„
n
diodon (Haeckel). T.-St 145.
» 80.
«
n
monodon n. subsp. T.-St. 41.
. 81 — 83. Au/ospathis variabilis triodon. Aberrante Stacheln. S. P. 10. März 1903.
84. Au/ospa/his variabilis triodon. Stachel vom furcata- Typus. T.-Sl 16.
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7-7
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V. tV/..Vy . i// rdf/iiW.’i ln-il.<H jcj Au. vn/zuf'/in liunl.m -S-> . in
w Digitized by Google
Tafel VIII.
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Tafel VIII.
Aulacanthidae.
Fig. 85. Aulatanlha aofymantka tyfita n. subsp. mit 4 Centralkapseln. T.-Sl 14. Vergr. 44.
„ 86. Aulotpalhis variaii/is triodon (Haf.ckei.). Antarktische Form mit sehr zahlreichen
Stacheln. T.-Sl 145. Vergr. 44.
„87. „ finus n. sp. S. P. 10. März 1903. Vergr. 44.
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AK VIII
7"ii f Vt/l. Auixcanthui.it'
•Vf. Aulacanthß iCvlymantha tyfua. S6. Aulasf'tithis rariahi/is triotbu. Anlospatius f>n\us « 5P
- r, . Digitized by Google
V ll.\l-:< KKIt: m:isKH RU)I(>I.\U!I:N
Dl;ITSi'HI: TIFHS1 I' I Xl’l I iITInN i,. :: -.n li.l \IV
Tafel IX.
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Tafel IX.
Aulacanthidae.
Fig. 88. AuksjxUhis pinus. Jugendliches Exemplar mit 6 beinahe diametral gelagerten Stacheln.
S. P. 23. Febr. 1903. Vergr. 44.
„ 89. „ variabüis aubtdendroides n. subsp. T.-St 218. Vergr. 32.
„ 90. Auiogmphis arcuata n. sp. T.-St 173. Vergr. 44. (Hierzu eine Nadel in stärkerer
Vergrößerung: tab. 1, fig. 11.)
* 91. „ irianguium Haeckel. T.-St 32. Vergr. 44. (Hierzu eine Nadel in stärkerer
Vergrößerung: tab. i, fig. 13.)
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Jif-ns. HK '! 1H;SFK !,.X»*H>m"\ Öd. MV V.HAWKHU: Tlhl’SKH RADlOUKIhX
TAF. IX
Taf. IX Aulacauthiiiae
SS. Aulosf>>Uhis /tu us n. sf>. Sg. Au/os ft /bis i<sti,tbihs nnlhL ndroules n. subsf>.
y; Aulographix nutngulum.
go. Aulographis amt ata u s/>.
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Tafel X.
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Tafel X.
Aulacanthidae.
Fig. 92. Auiodendron hrtcreua n (Ji ti m n. sp. S. 10. Scpt. 1903. Vergr. 210. Verjjl. Taf. LXXII,
Fig- 531—532-
„ 93. „ antarcticnm H aeckel. T.-St 55. Vergr. 210.
„94. „ „ „ Vorderes Ende eines Stachels mit eingeschlossenem
R it iztn o/rn «i-Cl e h aus* *. Man sieht die handschuh-
fingerartige Teilungsnarl>e. T.-St 55. Vergr. 810.
* 95. „ Stück aus der proximalen Hälfte eines Stachels.
Man sieht das hintere Ende eines eingeschlossenen
Rh izosolcn ia- ( ) eh ä uscs. I .-St. 135. VFergr. 320.
„ 96. Aulacantha clavala 11 AECKEL. T.-St 89. Vergr. 1 10.
„97. „ „ „ Vorderes Ende eines Stachels. Man sieht die Central-
kanäle der Seitendomen. T.-St. 89. Vergr. unbe-
stimmt
„ 98. „ lanissima Haeckiü- T.-St. 143 (Schl.-N. 200 — 400). Vergr. 110.
„ 99. * spinosa H aeckel. T.-St 237. Vergr. 21a
„ 1 00. „ sco/ymaniha balhybia n. subsp. S. P. 12. Nov. 1901. Vergr. 44.
„ 101. „ „ typtia n. subsp. T.-St 172. Vergr. 44.
« 102. Au/ocrrvs arborcxens biranuus (Immermann). Jugendliches Exemplar mit diametral ge-
lagerten Stacheln und an- bez\v. cingelagerten Chal/cngcron- und Porospathisd ie-
häusen. T.-St. 49. Vergr. 44.
„ 103. Aulospathix variabi/is triodon (H aeckel). Jugendliches Exemplar mit 3 Radial -
stacheln. T.-St 228. Vergr. 44.
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I<xt X. AtiLttiiufhnLti
Aulodtndron hetcracauthum «..♦/> v.f’OS- -f«. auturcttaim. v* </7 Auiamntka dav.ita. i?,<’ Au. latvh>lfUCt"
An. spin osa iuo. Au. sivlymauthu btUhybiu n. subsf. n/i. Au st olymuHtha tyfica. 102. Au/oct'ros arks* •
t/rawtHS. i'tj.'l ul y.xfhis triod'H.
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Tafel XI.
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Tafel XL
Aulosphaeridae.
Fig. 104. Aulosgliaem labradoriensis Borgert. S. P. 17. März 1903. Vergr. 26.
.. 105. „ tnodon vor. diodon (I Iaeckel). T.-St. 239. Vergr. 26.
»106. „ _ „ „ T.-Sl 239. VergT. 210.
„ 107. „ „ Haeckel T.-Sl 239. Vergr. 21a
»108. „ fi/igna n. sp. T.-SL 55. Vergr. 210.
,, 109. ,. rornnata n. sp. T.-Sl 39. Vcigr.' 210.
„ 110 — 111. Aulosghaera robusta n. sp. Radialslacheln vom stumpfen (Fig. 110) und spitzen
Pol (Fig. in). T.-Sl 86. Vergr. 21a
„ 112. Au/osghatra sgalhillala Haeckel T.-Sl 237. Vergr. 210.
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aal
Tafel XII.
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Tafel XII.
Aulosphaeridae.
Hg. 113 — nq. Aulosphuera bistcmaria I 1 AKI K 1:1.. Hg. 113 und 114: Warm wasserfor men
aus T.-St 215 (P. 200 m) und S. P. 30. Sept 1903. Hg. 115 — 117: Kalt-
wasserformen aus T.-St 149, S. P. 23. Febr. 1903 und S. P. 14. Nov. 1902.
Fig. 118 gehört als Oberflächenansicht zu F'ig. 117, Fig. 119 zu Fig. 116.
Vergr. 210.
120. Aulos/iliaera labradoriensis Borc.ert. S. P. 18. Febr. 1903. Vergr. 21a
„ 121 — 122. Aulospltati-a trispathis n. sp. T.-St 55. Vergr. 210.
„ 123 — 124. > eUgantisiima Haeckfx. S. P. 18. Febr. 1903. Vergr. 210.
„ 125 — 127. ,. labrationrniis Boroer r. Verschiedene Varietäten. Kurzstachlige
Form aus dem Indik, T.-St 216 (F’ig. 125 und 126), und langstachlige
Varietät aus dem Atlantik, T.-St 43 (Hg. 127). Vergr. 21a
„ 128. Au/osphaera vertiril/ala Haeckel. Derliere antarktische Form. S. P. 18. Jan. 1903
(Oberfläche). Vergr. 2 1 o.
„129. „ „ „ Typische Form. T.-St 41 (P. 200 m). Veigr. 210.
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Tafel XIII.
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Tafel XIII.
Aulosphaeridae.
Fig. 130 — 131. Auhtradns /usi/ormh Haeckel Fig. 131: Oberflächenansicht eines Kadial-
stachels. T.-St 14. Vergr. 210.
„ 132. Au loste na allan/ita n. sp. T.-St 14. Vergr. 210.
„ 133. „ pyramidalis Haeckel S. P. io. März 1903. Vergr. 210.
.134. „ tviuslissima n. sp. S. P. 3. Sept. 1903. Vergr. 210.
- 135. „ - „ „ S. P. 3. Sept. 1903. Vergr. 90.
>136. „ vertkillus hamata n. suhsp. S. P. 18. Febr. 1903. Vergr. 210.
„ 137. „ pe/agita n. sp. Tropischer Indik. Vergr. 210.
„ 138. Aulastrum monoceros Haeckel S. P. 26. März 1903. Vergr. 21a
“S
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Tafel XIV.
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Tafel XIV.
Aulosphaeridae. Cannosphaeridae.
Kis.
139 — 140. Aulastrum spinosum Borger t. Die gestrichelten und die ausgezogenen Linien
geben das äußere Relief des Weichkörpers in seinen Schwankungen
wieder, S. P. 23. März 1903. Vergr. 210.
141 — 142. * mirabilt Boroert. T.-St 44. Vergr. 210.
143. Cannosphaera an tatet na Hahckkl. Stachellose Varietät Rechts unten ein rudimen-
tärer Radialstachel S. P. 23. Febr. 1903. Vergr. 44.
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DEUTSCHE TIEFSI-F. EXPEDITION 1: «k* fci.MV
V. HAH'KKK: TIKI SKI- KADIOURIKN.
TAF.XIV
Taf. XIV. AHlospliat'riJae Cauuospkarriilat'.
t j tj i f > Aulastrum spmosum i./t l f t Au. mirabiU / 4 ; Cannasphaera autarctica.
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Tafel XV.
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Tafel XV.
Cannosphaeridae. Sagosphaeridae.
Hg. 144. Cannosphaera antarctua Haeckei. S. P. i 8./ 1 9. Jan. 1903. Vergr. 1 io.
„ 145 — 146. Sagosctna praetorium Haeckf.l. S. P. 20./21. Nov. 1902. Vergr. 21a
„ 147. Sagoscena castra Haetkel. S. P. 23. Mürz 1903. Vergr. 210.
„148. „ digitata n. sp. T.-St 237. Vergr. 210.
„ 149. „ tentorium Haeckel. T.-St. 190. Vergr. 210.
150. H floribunda n. sp. T.-St 149. Vergr. 210.
„ 151. „ clcgans Borger r. T.-St 43. Vergr. 210.
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IWTSTH!' TIEFShE EXPEDITION imicio Bd XIV
V. HAKCKKR : TIEFSEE KAUIOLARIHN
. TAK. XV
Taf. XV. Cannosphaeridae . Sagospkaeridae.
1 44- Cannosphaera autarctica. 145. 146. Sagoseena praetorium. 147. S.eastra. 148. S. digitata n. sp 144. S.
tentorium. t}o. S floribunda n sp. 15t. S. elegant.
Tafel XVI.
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Tafel XVI.
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Fig- <52-
- • 53-
- ' 54-
- « 55-
- 156.
- 157-
- '58.
Tafel XVI.
Sagosphaeridae.
Sagetioseena irmingeriana Borgert. T.-St. 149. Vergr. 26.
Oiihona sp. Dient dem Vergleich der Gröfienverhältnisse einerseits der mächtigen
einzelligen Sagenoseena irmingeriana , andererseits eines Copepoden. T.-St. 139.
Vergr. 26.
Sagenoseena irmingeriana. Einzelner Radialstnchel. Vergr. 210.
Knotenpunkt von Sagenoseena irmingeriana mit verlängerten Zellstäben. Vergr. 210.
Knotenpunkt von Sagenoseena irmingeriana mit verkümmerten Nebenkronen. Vergr. 210.
Pyramide vom stumpfen Pole einer Sagenoseena irmingeriana mit zwei Hauptkronen,
einer Nebenkrone und dem nach einem benachbarten Knotenpunkt führenden
Tangentialhalken. Vergr. 210.
Pyramide vom stumpfen Pole von Sagenoseena irmingeriana , aus einer zweiteiligen
Anlage hervorgegangen. Vergr. 210.
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Di riN ÜI TII'IM ! I'XH'IH :!<•%' W« •••> IV - V
V HAI ••Kl H: 111'.'
7,i/ XI 7.
Sagosphatridae.
154. 154-151 7. Stigenoscnia irmiHgtriawi . Oithcua
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Tafel XVII.
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Tafel XVII.
Sagosphaeridae.
füg. 159. Partie vom stumpfen Pole einer Sageuostena irmingtriaua mit paarweise verbundenen
Pyramiden. Vergr. 152.
„ 160. Partie vom stumpfen Pole einer Sagenosctna trmingeriana. Die Spit/en sämtlicher
Pyramiden sind untereinander durch Tangentialbalken verbunden, so daß ein mit
der Schale von Sagenoarittm übereinstimmendes Fachwerk entstanden ist Pyra-
midenspitzen sämtlich mit mehreren Kronen besetzt Vergr. 152.
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Tafel XVIII.
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Tafel XVIII.
Sagosphaeridae.
Fig. 1 6 1. Drei miteinander durch Tangentialbalken verbundene Pyramiden vom stumpfen Pole
von Sagenoscena irmingcriana. Die mittlere Pyramide mit 3 Kronen. Vergr. 152.
„ 162. Sagenoscena tethraeantha n. sp. Radialstachel. T.-St 190. Vergr. 21a
„ 163. n lampadophora n. sp. Radialstachel. T.-St, 174. Vergr. 210.
„ 164. Sagenoarium vertu tllat um n. sp. von olxm. T.-St 46. Vergr. 210.
„165. „ Chuni Borgert von oben. T.-St ?. Vergr. 210.
„ 1 66. „ / urcatum n. sp. von oben. T.-St 43. Vergr. 210.
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Tafel XIX
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Tafel XIX.
Sagosphaeridae. Circoporidac. Tuscaroridae.
Fig. 167. Sagenoarium dicranon n. sp. von der Seite. S. P. 30. Sept 1903. Vergr. 21a
„ 168. antarctkum n. sp. von olx.*n. S. P. 18. Jan. 1903. Vergr. 210.
„ 169. Tuscaretta g/obosa {Borc.kkt). Gitterschalc, zum Vergleich mit den Gitterschalen der
Sagenoarium- Arten. Vergr. 210.
„ 1 70. Ilacckeliana irregularis n. sp. Schalenstück. Porenfelder mit 4, 5 und 6 Poren. T.-St. ?.
Vergr. 320.
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DKlTSCHi: TIEFSEE EXPEDITION l«»8 n<) Bit. XIV.
v.iiahcki:k; tu i m.i kabiolariex.
TAI'. XIX.
7 ,1/ XIX.
Sagosphaeridae. Tuscaroridac. Circoporidat .
töp. SagtHoarium duraHon «. sp. ifiS. S. antantiaiin ». sp. iöq. Tuscarelta gtobosa. , v 1 ,
rjo. Hacckiliana irrsgularis h. sp.
Tafel XX
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Tafel XX.
Circoporidae.
Fig. 1 7 1. Cinosftathix sexfurta (Haeckel). T.-St. 174 und S. P. 12. Nov. 1901. Vergr.
„ 172. Circoflorus hcxafwUus Borgert. T.-St. 214. Vergr. 107.
„ 173. „ oxyacanthus Borg i:r 1. T.-St. 55. Vergr. 107.
„174. „ sexfu&cinus Haeckel (partim). T.-St. 220. Vergr. 107.
„175. .. „ Oraler Abschnitt von der Mundseite. T.-St
Vergr. 258.
„ 176. Haeckeliana irregularis n. sp. T.-St ?. Vergr. 107.
^ 177* » äarwmiana Haeckel T.-St 173. Vergr. 107.
107.
220.
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iH'iTsnu riKi'Si i' i::o’i’DrnoN i8“8'c> Biixiv.
V. HAHCKI’K: Tll-'l SKI- lUIIHIIAKII N
I M Vi.
r.»/ xv
£ /r. i'/'nmi/it-.
tyi Circo/>i>nis uxfurtni ’ C krxapihtins. ijj. C. oxtacanlkus. iyy ly^
työ Ihiiittt’/intta im^nLiris // / y y //. fKinptuiit»,i
(. SCXfHi. '«tfjgjjjzed by GOOgk
Tafel
XXI.
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Tafel XXI.
Circoporidae.
Fig. 178. Circostephatms longispinus (Borgert). T.-St 190. Vergr. 107.
„179. „ Valdiviae n. sp. T.-St 268. Vergr. 107.
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Tafel XXII.
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Tafel XXII.
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Tafel XX LI.
Tuscaroridae.
Fig. 180. TuscarUfa naiionaHs (Borgerl). Rekonstruiert. Die Färbung des Phäodiums und
der Grundton der Schale entspricht im ganzen den Farben, welche sich auf den
von Woltereck an Bord der „Yaldivia“ nach verschiedenen lebenden Tuscaroriden
angefertigten Skizzen vorfinden. Die Centralkapseln mit ihren Parapylen sind
in Fig. 180 der Uebersicht halber zu dunkel wiedergegel**n. Auf den erwähnten
Skizzen ist von ihnen nichts zu sehen. 1 )ie Stachelscheiden mit den kleinen gelben
Körnchen, sowie die Spannhaut zwischen dem OraLstacheln sind nach gut erhaltenen
Resten ergänzt Die Pseudopodien sind am konservierten Material nicht zu sehen.
Vergr. 26.
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ÜKITSaiE T1HFSEE EXPEDITION I8l>« <*> Bd XIV V.HAKCKHU: HEFSEI: KADIOLXKIUX TAI XXII.
1MO
7*/ XXII.
7'uscarorit/iit‘.
tSo. Tust.trifia natbnalis.
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Tafel XXIII.
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Tafel XXIII.
T uscaroridae.
Fig. 1 8 1 . Tuscardta fubuJosa (HaeckelV Einzelticr und Gitterschale. Ergänzt wurden die
Sarkode der Gitterschale, die Stachelscheidcn, die äußere Sarkodehülle
der Schale und die Pseudopodien. Zu sehen ist vor allem der durch
die Häkchen vermittelte Zusammenhang /wischen den Oral- und Aboral-
stacheln einerseits und dem Fachwerk der Gitterschale andererseits.
Färbung nach einem mit Alaunkarmin tingierten Exemplar, um die
Sarkodeteile besser hervortreten zu lassen. T.-St 55. Vergr. 26.
„ 182. „ pmscrcula. Längsschnitt durch die Schale. Konservierung mit Sublimat,
Färbung mit Eosin und Hämatoxylin. Starke Schrumpfung des Centrat-
körperinhaltes innerhalb der Centralkapselmembran, sowie des Weich-
körpers. Der in das Peristom ragende Fortsatz des Weichkörpers
zeigt eine feinkörnige Beschaffenheit und ist durch Hämatoxylin schwach
gefärbt T.-St 139. Vergr. 110.
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Tafel XXIV.
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Tafel XXIV.
Tuscaroridae.
Fig. 183. Tuscaretta fmsurcula. Längsschnitt durch eine Centralkapsel, aus einigen benachbarten
Schnitten kombiniert Konservierung mit Sublimat Färbung mit Eosin
und Hämatoxylin. T.-St 139. Vergr. 210.
„184. „ icnUlhtm, Durchschnitt durch eine Schalenpore. T.-St 173. Vergr. 930.
1 85. „ fubu/osa (3/2). Durchschnitt durch eine Schalenpore; T.-St 230, Vergr. 930.
„ 186. „ passercttla. Durchschnitt durch eine Schalenpore. T.-St 139. Vergr. 930.
187. Tttscarom bistemana , nach dem lebenden Tier gezeichnet von Wolterbck. Vergl.
auch Vorwort S. IX.
„ 188. „ „ Basen der Onilstacheln. T.-St 215. Vergr. 64.
„ 189. „ „ Variante mit 4 Aboralstacheln von unten. S. P. 12. Nov.
1901. Vergr. 38.
h 190- h WyvUlei Haeckel. T.-St 173. Vergr. 38.
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Tafel XXV.
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Tafel XXV.
T uscaroridae.
Fig. 191. Tuscarora bisltmaria Joux Mi’kkay. T.-St. 215. Vergr. 38.
„ 192. „ Ansicht der Oralgegend. Die Pilaster der Oralstacheln (weiß
gehalten) im optischen Querschnitt. Vorgr. uni jestimmt
„ 193. TuscarUla campantUa n. sp. Oralgegend. Vergr. unbestimmt.
„194. „ „ n. sp. Stachelformel (V4). T.-St 49. Vergr. 2 6.
* 195. „ „ n. sp. Stachelformel (Vft). T.-St 8H. Vrergr. 26.
„ 196. Monstrosität von Tuscarantka Braut ri n. sp. Zwischenform zwischen der typischen
Form mit 3 Al>oralstacheln und der Var. triangufa mit 2 Aboralstacheln. Im
allgemeinen dreiseitig-prismatisch, aber nur mit 2 Aboralstachdn. T.-St 215.
Vergr. 3R.
„ 197. Diesellxe von der Omiseite. Vergr. 38.
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Tafel XXVI.
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Tafel XXVI.
Tuscaroridae.
Hg. 198. TuscariHa national is (Borger r). Stachel formel (Va). T.-St 228. Vrergr. 26.
„ 199. „ „ „ Mit Resten der Spannhaut. Vergr. 26. S. P. 12. Nov.
1901.
„ 200. Dasselbe vergrößert Vergr. 45.
„ 201. TuscariHa nationa/is (Borgert). Stachelformel (Vs). T.-St 214. Vergr. 26.
„ 202. „ „ „ Gestreckt-prismatische Form. T.-St 221. Vergr. 26.
„ 203. „ satt >-1/ um n. sp. T.-St 1 73. Vergr. 26.
„ 204. Tuscaridium cygncum (John Murray). T.-St 49. Vergr. 26.
„ 205. luscaranf/ta Luciac n. sp. T.-St 215. Vergr. 26. Variante mit schräg gestelltem
Aboralstachel, eingeschnürtem Peristom und parallel stehenden
Oralstacheln.
„ 206. „ « n. sp. T.-St 230. Vergr. 26. Variante mit stark divergierenden
Oralstacheln.
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Tafel XXVII.
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Tafel XXVII.
Tuscaroridae.
207. Tusairantha I.uaae n. sp. Typische Form. T.-St 214. VergT. 26. An einem Oral-
Stachel haftet eine Challengerkle (Cltalfengtron annatuni).
208. Cotyeaetts sp. zum Vergleich der GrdHen Verhältnisse, Vergr. 26.
209. Tusatrautha Brauen n. sp. Typische Form. T.-St. 228. VergT. 26.
210. ,. „ triangu/a n. sp. n. sul>sp. T.-St. 215. Vergr. 26.
21 1. TmcareUa acronauta n. sp. Stachelformel (*/«). T.-St 91. Vergr. 34.
212. „ „ n. sp. Stachclformcl (Wa). T.-St 91. Vergr. 34.
213. „ „ n. sp. Stachelformel (*/*). T.-St 135. Vergr. 34.
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Tafel XXVIII.
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Fig. 214
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„ 216
- 217
„ 218
. 2'9
220
„ 221
Tafel XXVIII.
Tuscaroridae.
Tuscaridium galralum n. sp. T.-Sl 91. Vergr. .9).
Tuuarrtta g/obosa (Borgert). T.-St 88. Vergr. 38.
„ Ckuni n. subsp. Stachelformel (*/j). T.-St. 135. Vergr. 38.
,. „ .. „ n. subsp. Stachelformel (Va). T.-Sl 135. Vergr. 38.
., passerat/a n. sp. Stachelformel (6/o). T.-St 135. Vergr. 38.
„ „ n. sp. Stachelformel \ Vo}. T.-St 135. Vergr. 38.
„ „ n. sp. Stachclformel {*/»). T.-St. 135. Vergr. 38.
crpa n. sp. Stachclformel (Va). T.-Sl 215. Vergr. 38.
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Tafel XXIX.
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Tafel XXIX.
T uscaroridae.
Fig. 222. Tuscarrtta g/obosa (Borger r) Ckimi n. subsp. Kolonie mit 8 Individuen. T.-St 142.
Ungefähr 25-fach vergrößert
„ 223. „ „ Ckuni. Stück vom Rand einer Fensteröffnung der Gitterschale.
Die obere I.age und die schrägen Stäbe sind dunkel gehalten.
Stärker vergrößert
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Tafel XXX
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Tafel XXX
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Tafel XXX.
Tuscaroridae.
Berichtigung. Auf der Taf. XXX würde statt „254“ 224 zu lesen sein. Im Text Ist
teilweise die unrichtige Zahl „244“ zitiert
Fig. 224. Tusearetta tubu/osa (John Murrav) typica. Slachelformel (Vi). T.-St 218. Vergr. 38.
225. „ „ var. sp/ueridium. Stachelformel (V2). T.-St 91. Vergr. 38.
,. 226. „ ., Stachelformel ( V2). Zwischenform zwischen var. sphaeridium und
var. meduut. & I’. 12. Nov. 1901. Vergr. 38.
„ 227. „ „ var. tutdusn. Stichelformel (V2). T.-St 91. Veigr. 38.
„ 228. „ „ „ „ Stachelformel (V2). T.-St 73. Vetgr. 38.
„229. „ in Teilung (i). Oralansicht T.-St 74. Vergr. 38.
„ 230. „ „in Seitenansicht Vergr. 38.
„231. „ Peristom und Oralstacheln. Vergr. unbestimmt
„ 232. „ „ Jüngeres Entwickelungsstidium mit runder Schalenöffnung und
warzenförmigen Stachelanlagen. T.-St 73. Vergr. 38.
„ 233. „ „ var. dendrophora. Aboralstachel. T.-St 215. Vetgr. 270.
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Tafel XXXI.
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Tafel XXXI.
Tuscaroridae.
Kg. 2 J4- Tusuuftta Iii/ihIom var. medusa. Stachelformel (>/a). T.-St 2 1 5. Vergr. 38.
n 235. * „ Ueltergang zwischen var. sphatridtum und var. medusa. Stachel-
formel (V2). T.-St. 215. Vergr. 38.
„ 236. . „ var. dendn/’hora. Stachelformel (*h\ T.-St 215. Vergr. 38.
„ 237. „ c afothoidcs n. sp. Stachelformel (Vt). T.-St 175. Vergr. 38.
„ 238. „ ]}elkna[>< (Jons Mukrav). Stachelformel (Vs). T.-St 215. Yergr. 38.
„ 23g. „ „ „ Stachelformcl («/*). T.-St 235. Vergr. 38.
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Tafel XXXII.
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Tafel XXXII.
Tuscaroridae.
Fig. 240. Tiucaretta sp. (Jwsercu/a oder glohosa). Centralkapsel in Seitenansicht T.-St 139.
Vergr. 45.
„241. „ BclknapL Centralkapsel von der Astropylenscite. T.-St 215. Vergr. 45.
Ein Längsschnitt durch die Schwester-Centralkapsel ist in Taf. XXXI! I,
Fig. 253 abgebildet
„ 242. Centralkajjsel von Tuscaretta giobosa, von der Astropylenscite aus. T.-St 142. Vergr. 45.
„ 243. Centralkapsel von Tuscaridium cygneum, von der Parapylenseite aus. T.-St 45.
Vergr. 45.
„ 244 — 246. Centralkapseln einer vierkapsdigen Tuscardia tubulosa (hierzu Taf. XXX, Fig. 229
und 230, und Taf. XXXII, Fig. 250). Die Figg. 244 und 245 stellen eine der
Centralkapseln in zwei verschiedenen Ansichten, Mg. 246 eine zweite Centralkapsel
dar. T.-St 74. Vergr. 45.
„ 247. Weichhäutiges Exemplar von Tuscaretta tubulosa (andere Ansicht des in Taf. XXX,
Fig. 232 abgebildeten Exemplars). T.-St 73. Vergr. 45.
„ 248. Schnitte durch die Centralka|>seln einer Tuscaretta passtrcula. , Sehr junges Stadium.
T.-St 139. Vergr. 210.
„ 249. Längsschnitt durch einen Kern von Tuscaretta globosa. S. P. 12. Sept 1901.
Vergr. 210.
„ 250. Schnitt durch eine Centralkapsel einer vierkapsdigen Tuscaretta tubulosa (hierzu
Taf. XXX Fig. 229 — 230, und Taf. XXXII, Fig. 244 — 246). T.-St 74. Vergr. 210.
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Tafel XXXIII.
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Tafel XXX III.
T uscaroridae. Circoporidae.
Hg. 251. Querschnitt durch die Centralkapseln einer Tuscarctta (in der Tafelbesehriftung fälschlich:
Tuscaridium) Belknapi. Sehr junges Stadium. T.-St 215. Vergr. 21a
„ 2 52. TustartUa Belknapi. Aelteres Stadium. Querschnitt durch eine Centralkapsel T.-St 2 1 5.
Vergr. 210.
* 253. „ „ Aelteres Stadium. Ulngsschnitt durch eine CentralkapseL Die
Schwester-Centralkapsel ist in Taf. XXXII, Hg. 241 abgcbildet
T.-St 215. Vergr. 21a
„ 254. Tuscaridium cygncum. Aelteres Stadium. I üngsschnitt durch eine CentralkapseL T.-St 4 5.
Vergr. 210.
„ 255. Schnitt durch die Ccntralkapsel eines Chroportts stxfunus mit 2 Kernen. T.-St 154.
Vergr. 210.
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Tafel XXXIV.
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Tafel XXXIV.
Castanellidae.
256. Castanarium Hookcri HaeCKEL. T.-St 49. Vergr. 107.
257. „ „ „ Flächenansicht T.-St 49. Vergr. 21a
258. „ /avosum n. sp. Flächenansicht T.-St 175. Vergr. 210.
259. , antarcticum n. sp. Flächenansicht T.-St 136. Vergr. 210.
26a Castant'lla Sloggelti Haeckel, Typ. B. T.-St 120. Vergr. 107.
261. * „ „ Typ. A. T.-St 55. Vergr. 107.
262. ,. Thonnoni Haeckel. T.-St 49. Vergr. 107.
263. „ WyvUUi Haeckel. T.-S. 172. Vergr. 107.
264. Cas/anissa />seudocastane//a n. sp. T.-St 55. Vergr. 107.
265. Circocastauea Margarita n. sp. T.-St 172- Vergr. 107.
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TA K XXXIV.
Tafel XXXV.
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Tafel XXXV.
Castanellidae.
Fig. 266. Cinocasfatua margarita n. sp. Flächenansicht T.-St 172. Vergr. 410.
„ 267. Cas/an/ssa Valdiviat n. sp. T.-St 41. Vergr. 107.
» 268 — 269. Castanopsis Jragilis n. sp. T.-St 135. Fig. 268: Vergr. 107, Fig. 269: Vergr.
unbestimmt
„ 270. Castanopsis cidaris n. sp. T.-St 49. Vergr. 107.
„ 271. Castamira ecJtinus n. sp. T.-St 66. Vergr. 107.
„ 272. Castanidium Apsteini Bohnert. T.-St 120. Vergr. 107.
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772 tit.\tnuifhnm A/tstrnn .
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Tafel XXXVI.
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Tafel XXXVI.
Castanellidae.
Fig. 273. Castauiiiium so/ n. sp., mit Copepodeneiem. T.-St. 49. Vergr. 107.
n 2 74* « Murray i Haeckel, mit Weichkörper. T.-St 32. Vergr. 107.
„ 275 — 276. Castanidium Apsttini Borger r. Stachel Verbildungen. T.-St 151. Vergr. 140.
* 277. Castanidium variabiU Borgert. Stachellase Varietät T.-St 135. Vergr. 107.
„ 278. Casfatna amphora n. sp. T.-St 85. Vergr. 107.
* 279. „ Hemcni Borgert. T.-.St 227. Vergr. 107.
„ 28a „ globosa n. sp. T.-St 49. Vergr. 107.
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Tafel XXXVII.
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Tafel XXXVII.
Castanellidae.
Fig. 281. Castanidium Mostleyi Gorgonia n. suhsp. T.-St 39. Vergr. 45.
„ 282. w variabilt fenestratum n. suhsp. T.-St 227. Vergr. 107.
„283. „ antarciicum n. suhsp. T.-St 136. Vergr. 107.
„ 284. „ „ vulgatissimum n. suhsp. T.-St. 39. Vergr. 107.
„ 285. „ tongispinum n. sp. Typ. A. T.-St 39. Vergr. 107.
„ 286. M „ n. sp. Typ. B. T.-St 55. Vergr. 107.
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Tafel XXXVIII.
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Tafel XXXVIII.
Castanellidae.
287. Castanca globosa n. sp. T.-St. 41. Vergr. 107.
288. Castanidium Mose/cyi mictvponim n, subsp. T.-St 39. Vergr. 107.
289. „ variabi/c Boro. Monstrosität mit doppeltem Schalengeflccht T.-St. 136.
Vergr. 210. Bei a Verbindung beider Schalen.
290. „ /ongispittum n. sp., mit Achsenfäden und Porzellanstruktur. T.-St 149
Vergr. 460.
291. „ „ n. sp. Häutige Schale mit höckerförmigen Stachelanlagen
oder -rudimenten. T.-Sl 136. Vergr. 460.
291a. Radialstachel dessell>en Exemplars mit Achsenstrang. Vergr. 460.
292. Castanidium variabi/c Boro. Sekundäre Verkieselung. T.-St 121. Vergr. 460.
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r»KUSr||KTIKI>KK EXPEDITION i6'»n*.o H<1 XI\: V. HA KP K KR II Kl- SEK KAhlOLVKJEX
TAK XXXVIII
Tafel XXXIX.
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Tafel XXXIX.
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Tafel XXXIX.
Castanellidae.
Fig. 293. Caslanidium Mae/eyt cinofwroidss n. subsp. T.-Sl 268. Vergr. 107.
„ 294. „ * Gorgonta n. subsp. T.-St. 49. Vergr. 107.
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TAP. XXXIX.
DM'TSt'HK TIKI’SKK I- XPKOITWX !»•»«<»*, |;,| \|\\ V IIAK KKk» .TIKFSKK k.\IHO|.\k*IKX
7(7/ A.V. \ /.\ CaxlatiHlidtU’
'J0~> (hsianidmni . Va\r/r\ / aicufxHvulrs 'JUJ. (ust Musrlni Oorjotttrt .
293
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Tafel XL.
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Tafel XL
Castanellidae.
Fig. 295. Bimförmige Monstrosität von Cast an ui tum variabile mit seitlich gelegenem Pylom.
T.-Sl 136. Vergr. 107.
„ 295 a- Monstrosität von Castanidium variabile mit dreifacher Pylomöffnung und doppeltem
Schalengeflccht T.-St 136. Vergr. 107.
„ 296. Weichhäutiges Hxemplar von Casianidium iongispinum mit rudimentären Nebendomen.
T.-St 135. Vergr. 460.
„ 297. Schnitt durch eine weichhäutige Schale von Castanidium rariabi/e. Gezeichnet sind
ein Radialstachel und zwei Tangentiall»alken. • Die weichen Innenteile sind plasmo-
lytisch geschrumpft T.-St 32. Vergr. 460.
„ 298. Weichhäutige Schale von Castanidium variabile. Sekundäre Verkieselung noch nicht
abgeschlossen. T.-St 135. Vergr. 460.
„ 299, 299a. 299 b. Weichhäutige Schale von Castanidium variabile. Sekundäre Verkieselung
hat begonnen. Die Achsenfäden nur stellenweise und undeutlich erkennbar.
T.-St 142. Vergr. 460.
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At
I'f.rrs( IIETIEFSEE EXPEDITION* R.l XIV V HAEFkKK TIEKSKK K ADIOIAKIEX
TAF XI.
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Tafel XLI.
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Tafel XLI.
Castanellidae.
Fig. 300. Schnitt durch ein Cas/antdium variabih mit 2 Centralkapseln. Konservierung: Chrom-
osm i u m essigsä u re, Färbung : Hämatoxylin. Beide Kerne sind in synchroner
Teilung begriffen. Unten Seitenansicht des Dyasterstadiums, oben Durchschnitt
durch eine Tochterplatte des Dyasterstadiums. Zahl der Chromosomen: 1500 — 1600.
Hechts (Mitte) ein Stück des geschrumpften Phäodiums. T.-Sl 66. Vergr. 930.
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Taf XLI. CastaueUidae
300 lastan idiunt vanabilt
TAF. M l
DEUTSCHE TIFFSFE EXPEDITION IB98 oo Bd XIV V HAKCKF.R TIEESEE RAD 10! ARIEN
V
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Tafel XLII.
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Tafel XLII.
Aulacanthidae (Nachtrag).
301. Auloetros arborescens trigcminus (Hakckel), Variante. Sämtliche Radialstacheln mit
2 windschief angeordneten Terminalästen. T.-St. 218. Vergr. 57.
302. Phatoca/la sp. Regelmäßige Anordnung der Phäodellen. T.-Sl 170. Vergr. 150.
303. AulographU trig/ochin Haeckel. T.-Sl 151. Vergr. 1 10.
304. Au /am nt ha tan /tu /ata HaKTKEL. T.-St 40. Vergr. 1 10.
305 — 309. Fünf Stacheln eines Auloklrptes flasculus. Scabiosen-Typus. T.-Sl 236. Vergr. 109.
310 — 312. Drei Stacheln von Au/ographh pamfo/a. Sekundäre Verkieselung nicht abge-
schlossen. T.-St. 182. Vergr. 460.
313 — 314. Zwei Stacheln von Au/ographis ste/lata. Fig. 313 normaler, Fig. 314 keulen-
förmiger StachcL T.-Sl 218. Vergr. 210.
315. Stachel von Aulographis pandora mit Einknickung. T.-St 182. Vergr. 210.
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Ta/ XU Aulaeanthidot
i/)J Aulocrras arborrarrns Inge minus 102 Thacoral/a j/» )0* Aulogntpltis Irifjorliin . W Atunganlha rannaltda
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Tafel XLIII.
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Tafel XU II.
Aulacanthidae (Nachtrag).
316. 316a. Au loco ty ne zetcsios Fowler. Radialstacheln. Bei gleicher Vergrößerung wie
Fig. 317 und 318 gezeichnet T.-St 44. Vergr. 1 10.
3 1 7. A u/og raphon tu m pubinatum coronatun /, verkrüppelt und mit teilweise verzweigten Aesten.
T.-Sl 135. Vergrößerung wie in Fig. 316.
317a. Dasselbe, stärker vergrößert
318. Autographonium polysty/um n. sp. T.-St 268. Vergrößerung wie in Fig. 316.
318a. „ „ Stärker vergrößert.
319. Au lodend ron veriibUntunt n. sp. Fremdkörjieigrundlage : eine Kette von Corr/hron.
Oben eine Luftblase. Antarktische T.-St Vergr. 210.
320. Auhkltptes ramosus. Radialstichel. Fremdkörpergrundlage: eine Kette von Rhizo-
sofenia. T.-St 66. Vergr. 1 10.
321 — 325. Fünf Radialstacheln eines Fxemplares von AulokUptcs Jlosculns. Hg. 325 zeigt den
piitil/um-, 323 den tridentatus 322 den gcmtmisccns-, 321 den irr///7/w-(Artischocken-)
Typus. T.-St 175. Vergr. 110.
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141 I S« II» TIM St l F.XJ’KnmoN •»'» IJd.Xtf V IIAK< KKR = hkksi i. kadiimakii-n
TAK Xf III
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Jlo AuliVi’nne /.desivs U? Anfojfraf>f)i*niitnt pulviuo'um . IW .1 ulo^rafhnmum polvsty/um .
UV AulodcndrttN antardirum 1J(J Aukrfitfpfrs rampsu* K’/ ij » Anlaklrpies flosittius ,
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Tafel XL IV.
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Tafel XLIV.
Aulacanthidae. Aulosphaeridae. (Nachtrag.)
326 — 329. Anhkleptes ramosm . Vier Radialstrahlen. T.-St 149 und 182. Vergr. 37a
Fremdkörperunterlagen : Gehäuse von Rhizosolenia. Fig. 326 und 327 zeigt die
sekundäre Verkieselung noch unvollendet.
330—335. Radialstacheln von Auloceros arhoresccns in verschiedenen Stadien der Ver-
kieselung. T.-St. 86 und 182. Vergr. 460.
336. Auloscena vertu i/lus. Zwei Knotenpunkte. Vergr. 410.
337 und 337a. Au/osphaera trigonopa. Radialstachel und Gitterschale. T.-St 43. Ver-
größerung (210 und 26) wie in Taf. XI, Fig. 106 und 105.
338. Monströses Gitterwerk von Auloscena ver/icilfus. Vergr. 210.
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TAK XI. IV
DF.rTS(*IIK TIPPSE E EXPEDITION IH08 <t't B.i XIV. V. HAKPKKK : TIFKSKK RADIOLARIEX
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7k >6 AulosceiM iHiitnlltis . .33“ .\nh\pfttirm trrJfwafit/ . .ÄiV . \wascrutt sp
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Tafel XLV.
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Tafel XLV.
Aulosphaeridae. Sagosphaeridae (Nachtrage.)
Fig. 339. Spitzer Pol einer Attlmphatm bis/,' mann mit unregel milbigem Flechtwerk. Vergr. 102.
„ 340. Aulosf>hacra rh'gantissima. Gittermasche. Vergr. 210.
„ 341. r sp. Gittermasche mit N'ebenknotenpunkt T.-Sl 215. Vergr. 210.
„342. * „ Gittermasche mit versprengtem Tangentiallttlken. T.-Sl 215.
Vergr. 210.
„34 3. „ r/i-gantissima. Gitterwerk mit Abnormitäten. Vergr. 210.
„ 344. Au /qm? na verticillus. Gitterwerk mit Abnormitäten. Vergr. 210.
„ 345. Sagenosccna lamfuidophora n. sp. T.-Sl 174. Vergr. 210.
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Tafel XLVI.
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Tafel XLVI.
Aulosphacridae. Sagosphaeridac. (Nachtrag.)
Fig. 346. Schniu durch eine Centralkapsel von Autatraetm pusiformis. Die l’arapylen sind nicht
getroffen. Kanäle im Endoplasma. T.-St 44. Vergr. 450.
„ 347. Autoseena petagiea. .''Entwickelungsstadium. T.-St. 239. Vergr. 210.
„ 348. Sagenoseena irmingeriana mit Teilkernen. T.-St 149. Vergr. 90.
„ 34g. Sagoseena praetorium mit Weichkörper. T.-St 135. Vergr. 210.
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Taf AI 17 . \tttosphafridae Sogosphamtias .(Nttchtmß)
>10 Aulatraftus fmttforMu. i *7 7 .\ufa$cen« pelagiai */<v Stt^ettosrena trmiuöcrmntt .
t-t*> A/i gftstTtta fuut'/omitii
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Tafel XLVII.
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Tafel XLVII.
Aulosphaeridae. Cannosphaeridae Sagosphacridae. (Nachtrag.)
Diese Tafel soll hauptsächlich die Größenverhältnisse der Warm- und Kaltwasserformen,
sowie der Oberflächen- und Tiefenbewohner zur Darstellung bringen. Vergrößerung sämtlicher
Figuren: 13.
Fig. 35a Cannosfharra antaretka Hau kkl Antarktis noch oberhalb des 200 m-Horizontes.
„ 351. Aulosphaera labradorkmk Borger 1. ? Knephoplanktonisch.
n 352. Auhscena fr/agka n. sp. Tropischer Indik. Noch oberhalb 20 m, also phao*
planktonisch.
„ 353. „ sp. (wahrscheinlich verticUlus Haeckel). Südlicher Indik.
„ 354. Aulosphaera bistemaria septentrionalis (Borg.). Antarktis. Vertikale Verbreitung un-
bekannt
„355. „ „ avulum (Borg.). Atlantik.
356. „ triixion Haeckel. Tropischer Indik.
„ 357. „ ( oronata n. sp. Tropischer Atlantik und Indik.
„ 358. Au/afractus fusifonuis Haeckel. Größere Warmwasserform.
„ 359. Aulosphaera bistemaria .ovulum (Borg.). Warmwasserform.
3f*>.
Aulastrum
monoccros 1 Iakckki- Wurmwasserform.
361.
Sagoscetia
e/egaus Borgert. In den tropischen Meeresgebieten
noch
oberhalb des
50 m-Horizontes.
„
3(>2-
Sagenoarium Chuni Borgert. In den wärmeren Meeresgebieten
noch
oberhalb des
200 m-Horizontes. T.-St 91.
„
363-
„
dicranon n. sp. T.-St. 237.
364-
„
Chuni Borgeri. T.-St. 44.
n
365-
„
dicranon n. sp. T.-St 268.
1
n
366.
n
Chuni Borgkrt. T.-St 54.
*
367.
Sagenosccna tetracantha n. sp. T.-St 190.
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DEUTSCHE TIEFSEE EXI'LDITHIX is»8 -« Bd XIV. V, HAEi'KF.R> TIEFSKK RAPIOI ARIKX TAK..VLVII
Taf.XLW Aulosptwtridar Cannospharritlae Stiposp/ian td it r
JßO (annosplutnti antarrtua 35/ Att/ospharm labradoritnsis 152 A*tosfe*M prfagint . 333 Attlnscena sp
l.W Aulaspkaera bisfernttrin (tpftnlnonalis 355 Anhsphufta bistertraria mufurn *5t> Auiosphtiem irtodon 1*7 Akto*pfta#i y
Jjfi AnlatrurtHS /'usi/aftnis . 350 Aitfosphttcra btslrr/iaric uvtdnnt 3t>0 Ai t last r uw Momxrros Jo/ Suguscrm »ts
Jo2. 4 loo SfttftnnarintH fhuni. J oJ.Joi Sagnwtrriuin dura non . 3o7 Sugrnostntii Mraranthn
Tafel XLVIII.
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Tafel XLVIII.
Cannosphaeridae Sagosphaeridae. Porospathidae. Challengeridae.
Fig. 368. Sagenoarium anthophorum n. sp. T.-St 135. Vergr. 460.
„ 36g. Cannorfhaera lef'ta Joekgensen. a Vergrößerung (110) wie Taf. XIV, Fig. 143.
b Gleiche Vergrößerung (210) wie die Figuren der Taf. XII und XIII.
* 370. Challcngeria Nartsi (John Mukkay) var. dratlatis mit nahezu kreisförmigem Schalen-
umriß und mäßig geringer Wanddicke. T.-St 121. VergT. 210.
„ 371, Porosfxühis holostoma (Cleve). Peristom. T.-St 27. Vergr. 460.
„372. „ „ Peitschenförmiger Radialstachcl. T.-St 372. Vergr. 210.
„ 373. „ „ Große, kugelige Varietät T.-St 236. Vergr. 210.
„374. „ „ Schalendurchschnitt kl doppelte Kiesellamelle, k Kern der
Papillen, c S|>altraum, gl äußere Grenzlamelle, a, b Leisten,
am Außenmembran, r Röhrchen. T.-St 66. VergT. 930.
„ 375. „ „ Kleine eiförmige Varietät. T.-St 66. Vergr. 210.
„376. „ „ Kaminförmiger Stachel. T.-St 27. Vergr. 930.
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T.U M.YIII
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Tafel XLIX.
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Tafel XLIX.
Porospathidae. Challengeridae.
Sämtliche Ganzfiguren bei gleicher Vergrößerung gezeichnet
Fig. 377. Cha/lengcria Naresi (John Murray) var. ovaJis. Derbwandige Form mit eiförmigem
Schalen um riß. T.-St. 121. Vergr. 210. Bei a ist die Schalenwand
im optischen Durchschnitt gezeichnet.
„378. „ xiphodon Haeckel T.-St 229. Vergr. 210. Kantenansicht
» 379- n .. „ T.-St 32. Vergr. 210.
» 380. „ „ „ T.-St 227. Vergr. 210.
„381. * * „ T.-St 228. Vergr. 21a
„ 382. Protocystis tridens (I Ia eckel). T.-St 147. Vrergr. 210.
„ 383. „ n „ T.-St 147. Vergr. 21a
„384. „ Suirci (John Murkay). T.-St 147. Vergr. 21a
„ 385. „ acornis n. sp. T.-St 127. Vergr. 210.
99 386. „ Su'irei (John Murray). T.-St 143. Vergr. 21a Große dünnschalige Abart
99 387. „ bicornis n. sp. T.-St 133. Vergr. 210.
„ 388. „ Thomsoni (John Murray) var. circuiaris. T.-St 121. Vergr. 210.
* 389. „ „ var. ova/is. T.-St 48. Vergr. 210.
„ 390. 99 Sw i tri (John Murray). T.-St 143. Vergr. 210. Kleine dickschalige Abart.
* 39t* „ „ „ „ T.-St 143. Vergr. 21a Doppel mißbildung.
.. 392. Porospaifiis hoiosioma (Cleve). Schalenstruktur der großwabigen Varietät Vergr. 930.
„ 393. „ „ Schaleastruktur der kleinwabigen Varietät Vergr. 930.
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Tafel L.
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Tafel L.
Challengeridae.
Sämtliche Ganzfiguren sind bei gleicher Vergrößerung (210) gezeichnet
Kig. 394. Protocystis variam (Borgert). T.-St 172.
„ 395. „ Bal/ouri (John Murray). T.-St 43.
„ 396. Harstoni „ „ T.-St 149. Kantenansicht
- 397- n » T.-St 123.
* 398. n » T.-St 123.
„ 399. Chailengera n in m diodon (Haeckel). T.-St 268. Frontalansicht
400. „ ., T.-St 66. Seitenansicht
„ 401. Protocystis Sioggctti (Haeckel). T.-St 227. Größere Varietät
„ 402. w T.-St 218. Kleinere Varietät
„ 403. „ microfxlecus n. sp, T.-St 142.
„ 404. „ tridentata Borger r. T.-St 220.
„ 405. „ Tizardi (John Murray). T.-St 221. Kantenansicht Stachellose Varietät
„ 406. „ w«., T.-St 121. Varietät mit 2 Randstacheln.
„ 407. „ thyroma n. sp. T.-St 221.
„ 408. „ tuba n. sp. T.-St 220.
„ 409. „ Murray i (Haetkel). T.-St 48. Seitenansicht
„41a .. Madtari (John Murray). 'I'.-St 48.
„411. „ Murray i (Haicckel). 'I'.-St 22 1. Frontalansicht
„412. „ Tizardi (John Murray). T.-St 227. Varietät ohne Randstacheln.
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Tafel LI.
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Tafel LI.
Challengeridae.
Sämtliche Figuren sind bei gleicher Vergrößerung (210) angelegt
Fig. 413. Ht/iochalltngtron Channeri (John Murray). T.-St 170. Kantenansicht
n 414* ♦, „ „ „ T.-St 172.
„ 415. Cadium mt/o (Cleve). T.-St 14.
* 416. „ marinum Bailey. T.-St 226.
„ 417. Cha/lcngetrm saccu/tis n. sp. T.-St. 172.
„418. „ anna/um (Borger 1). T.-St 22g, Dickwandige Form in Frontalanricht
„41g. „ „ „ T.-St 229, Dünnwandige Form mit zweikemiger
Centralkapsel. Farben nach einer Woltereck-
schcn Skizze.
„420. „ „ T.-St. 22g. Dickschalige Form. Farben wie in
Fig. 4 iq.
„ 421. „ trinacriat (Loh mann). T.-St 43.
„ 422. Chal/engerosium avicufaria n. sp. T.-St 220.
«423. „ Bethtlli (John Murray). T.-St 237. Varietät mit wenigen Randstacheln.
„424. „ „ „ „ T.-St 218. Stachellose Varietät
„ 425. Eutwanuu/a infundibulum Haeckel T.-St 237.
426. Ponupinia cord i form is Haeckel. T.-St. 98. Peristom zähne nach Haeckel ergänzt
„ 427. PharyngtUa gasirula Haeckel T.-St 41.
„ 428. Cha/lcngcrosium Bcthelli (John Murray). T.-St 227.
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Tafel LI 1.
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Tafel LII.
Challengeridae.
Fig. 42g. Chailengeria Nartsi (John Murray). T.-St. 121. Vergr. 450. Centralkapsel mit zwei
Astropylcn und zwei Parapylen.
„ 43a „ . var. oval is. T.-St ist. Vergr.450. Junge Central-
kapsel mit provisorischer Centralkapselhülle,
Kern in der Telophase. Darüber ein Stück
der noch häutigen Schale.
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Tafel LI II.
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Tafel LI II.
Medusettidae.
Sämtliche Figuren, außer 441 und 442, sind bei gleicher Vergrößerung (210) gezeichnet.
431.
Medusetfa sp. T.-St 190.
- 432.
Gazelldia Schient itzi Hakckel. T.-St. 55
. 433-
Atlanticella bicomis n. sp. T.-St 55.
- 434-
„ motchella n. sp. T.-St 215.
» 435-
Euphysetta elegant Borger r. T.-St 27.
Größere, kugelige Varietät
- 43&-
„ Lucani Borgert* T.-St 32.
Kugelige Varietät
» 437'
Medusetta in/lata Borgert. T.-St 217.
- 43«.
Euphyse/ta elegant Borger r. T.-St 48.
Kleinere, eiförmige Varietät
.. 439.
„ En ca nt Borc.eri. T.-St 26.
Eiförmige, ungleich-gekrümmte Varietät
. 44°-
M amphicodon Haeckel. T.-St
16. ? Mit Sporen.
» 44
„ „ * T.-St
1 6. Schalenstück.
- 442.
M Lucani Borgert. Peristom.
T.-St 46. Vergr. unbestimmt
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Tafel LIV.
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Fig. 443.
» 444-
- 445-
Tafel LIV.
Medusettidae.
Nationalelia VaUiviat n, sp. T.-St. 239. Vergr. 45. Centralkapsel (r) und Peristom mit
Außenschale (as) in Seitenansicht.
„ „ n. sp. T.-St 239. Vergr. 4 1. Das sattelförmige Peristom mit
Außenschale in Frontalansicht Unten (in der Figur) der
unpaarc Radialstachel.
„ „ n. sp. T.-St 239. Vergr. 41.
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DMTSfHF .nra: KXPKIMTIO.V >«**R *»9 Ha XfV. V.HAWKKR TIKKSKK RADIOLAKIKX
TA K. UV
7?//'. /7I Hntnscttiihir .
441 441 Xa hona irlUt YaUhtwir .
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Tafel LV.
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Tafel LV.
Medusettidae.
Fig. 446. Planktonetta atfantiea roAus/a n. subsp. mit ergänztem Weichkörper. Seitenansicht
An der *1 Unterseite** das Floß. T.-Sl 228. Vergr. 41.
„447. * „ verrucosa n. subsp. schräg von vom. Das Diaphragma ist
etwas geöffnet. T.-St 149. Vergr. 41.
„ 448. w „ f>yri/ormis n. subsp. Von vom. T.-Sl 174. Vergr. 41.
„ 449. Dasselbe Exemplar in Seitenansicht. Vergr. 41.
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T.U I.V
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Tafel LVI.
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Tafel LVI.
Mcdusettidae.
Fig. 450. Planklmetla allanlica verrucosa n. subsp. T.-St 149. Vergr. 41. Dasselbe Exemplar
wie in Fig. 447 (Taf. LV), von unten. Diaphragma etwas
geöffnet
„ 451. „ „ robusta n. subsp. T.-St 215. Vergr. 50. Ansicht von unten.
Das Phäodium vom Floß überlagert Unter demselben ist
d.is intraphäodiale .Stützskelett sichtbar. Bei a die Randstifte,
deren Verzweigungen das intraphäodiale Stützskelelt bilden
(sp. I Fowler's). Bei b das von der Innenfläche des Peristoms.
Itczw. dessen rirühchenzone zwischen den Stacheln des vordersten
Paares entspringende Büschel von Fäden (sp. V Fowler's).
Bei c das Bündel von Stützfäden, mittelst dessen der mittlere
Teil des Flosses mit dem intraphändialen Stützskelett in Ver-
bindung steht (sp. IV Fowler’s).
„ 452. „ „ pyriformis n. subsp. T.-St 14. Vergr. 420. Ende eines
Radialstachels.
„ 453. „ „ robusta n. subsp. mit 3 Centralkapseln. T.-St 55. Vergr. 41.
Hierzu der Frontalschnitt Fig. 459 (Taf. I.IX).
„ 454. GazeUetta /ragt/is Borgert. T.-St 174. Vergr. 4t.
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Tafel LVII.
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Tafel LVII.
Meduse ttidae.
Fig. 455. Planktonetia atfantica Borgert. T.-St 86. Vergr. 240. Medianschnitt, uni 90 0 gedreht
Konservierung mit Ch ro m osm i u messigsäu re. c Centralkapsel (geschrumpft) mit Kern
und zahlreichen Astropylen (in der Figur oben) und Parapylen (unten), s Schale.
gz, />s, hzx rz Grülxrhenzone, Porenzone, helle Zone, Randzone an der Vorderseite
des Peristoms (vergi S. 287). rst Randstifte, von denen die Fäden des intra-
phäodialen Stützskelettes ausgehen (sp. I Fowler’s). csl centrales Bündel von
Stützfäden, durch welche die Mitte des Floßes (/) mit dem intraphäodialen Stütz-
skelett verbunden ist (sp. IV Fowler’s). kst häkchen förmige Stifte, welche den
Hinterrand des Peristoms mit dem Floß verbinden (sp. II Fowler’s). sst Stütz fäden,
welche teils von der Hinterfläche der Schale, teils von der Porenzone des Peristoms
entspringen und am Floß ausstrahlen (sp. III Fowler’s).
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TAK. IAH.
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Tafel LVIII.
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Tafel LVIII.
Medusettidae. Concharidae.
Fig. 456. Nationale tta Valdiviae n. sp. T.-St 239. Vergr. 240. Medianschnitt durch ein Einzel-
individuum. Alkoholkonservierung. c Centralkapsel, d Diaphragma; in demselben
stecken (rechts) die Astropylen und (links) die röhrenförmigen „Oeffnungskegel“
der Parapylen, während die „ßulbi“ noch in der Sarkode der Centralkapsel haften.
p Stück des Peristomrandes. as Stück der Außenschale.
„ 457. Verzahnung der Halbschalen von Conehoee.ras t audatum , von innen. <*/ äußere (zweite),
if innere (erste) Führung. Vergr. 1 1 70.
„ 458. Verzahnung der Halbschalen von Conchidium rkynckonella , von außen. Die linke Halb-
schale ist nur bis zur zweiten, äußeren Führung (af) vollständig verkieselt, während
ihre Zähne noch ein vollkommen hyalines Aussehen zeigen. Vergr. 1 1 70.
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Tafel LIX.
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Tafel LIX.
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Tafel LIX.
Medusettidae. Concharidae.
Hg. 45g. Teilungsstadium von Planktonetta aUantica Borgert. T.-St 55. Vergr. 240. (Frontal-
schnitt durch das in Taf. LVI, Hg. 4 53 abgebildete Exemplar.) Formolkonservierung.
ik innere Tochterkapsel, et, et die durch Teilung der äußeren Tochterkapsel ent-
standenen Enkelkapseln, von provisorischen Kicselhüllen umschlossen (vergl. Taf. LII,
Fig. 430). Ihre Kerne liefinden sich in der Telophase. An der linken Enkel-
kapsel sind 2 junge Astropylen zu bemerken. Das Diaphragma ist in Neu-
bildung begriffen, ein intraphäodiales Stützskelett fehlt.
„ 460. Schnitt durch die Centralkapsel von Cemchopis sp. Vergr. 450. Sublimatkonservierung.
Der Schnitt ist senkrecht zur Trennungsebene der beiden Halbschalen geführt und
hat eine der nahe bei einander gelegenen I’arapylen getroffen. Die andere ist nach
einem benachbarten Schnitt ergänzt Der Kem zeigt die Radstruktur.
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Tafel LX.
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Tafel LX.
Medusettidae. Concharidae.
Sämtliche Figuren, außer 461, sind mit gleicher Vcr^ößcrunj' (176) anKelejjt
461. AtlanticeUa Suomis n. sp. Dasselbe Exemplar wie in Taf. L1U, Fig. 433. T.-St 55.
Veiyr. 102.
462.
Couch idium terebratuia Haeckel.
T.-St 55.
462 a.
„
„ „
Schalcnhom von der Schmalseite der Schale.
46.V
„
„ thecidium .
T.-St 236.
464.
„
rhymhonella Haeckel.
Flächenansicht T.-St 226.
465.
„
„
Ansicht vom oralen Pol. T.-St 22 6.
466.
„
„ „
Ansicht von der Schmalseite. T.-St 226.
467.
Conchocvras caudatum Haeckel.
T.-St 54.
468.
„
h n
Al>erratio. T.-St 46.
46g.
Conchopsis
pi! idium Haeckel. Hall>schale von innen. T.-St 120.
470.
ConchcUium tridaena Haeckel.
T.-St 120.
471.
„
„ „
Halbschale von innen. T.-St 173.
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Tafel LXI.
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Tafel LXI.
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Tafel LXI.
Concharidae.
Fig. 47 2. Conchophacus diatomcus (Haeckkl). T.-St. 41. Vergr. 176.
„ 473. Conchocysin Intticula (Borgert). T.-Sl 236. Vergr. 176.
„ 474. Conchopsis orbicu/aris Haei'KEL. T.-Sl 173. Vergr. 176.
„475. „ piiidium IIaetkel. T.-Sl 174. Vergr. 176.
„ 476. Schalenverzahnung von Conchclhum tridacna Haeikel, von außen gesehen (die
Führungen sind durchschimmemd zu denken). Veigr. 460.
„ 477. Schalenverzahnung von Conchopsis orbicu/aris Haei kel. Die Zähne erreichen die
rudimentäre äußere Verzahnung der anderen Halbschale nicht Vergr. 670.
„ 4 78. Foren von Concharium asymmc/ricum n. sp. Vergr. 1 1 70.
„ 479. Concharium asymmc/ricum n. sp. T.-St 182. Vergr. 176.
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WrrseilK TIKISKK KXI’KMTIOX i ««m •*«, IM XIV. V II.UTKKH : TIFKSKK KAIMOIARIKX
TAK I.XI
Ta(\ I.XI tondta ruhte .
17'J f ouriinpharuA dialomrus ID loMthofj/slis Icnlirultt 171, 177 (ottfhopsis oriictiltths
J7> C. fululhttu \76 totukrUtum tndaena (7&. t7?) ('oitthätiitm ttsjuttint’lncum
.'.r r - . Digitized by Google
Tafel LXI1.
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Kig. 480.
„ 481.
„ 482.
» 483.
- 484-
» 485.
„ 486.
. 487-
Tafel LXII.
Concharidae.
Conchopsis orbicularis Haeckel. Poren, von außen gesehen. Vergr. 930.
Conchophacus diatomcus (Haeckel). Poren, von innen gesehen. Darunter 2 Doppelporen.
Vergr. 930.
Conchopsis orbicularis Haeckel. Halbschale von innen. Vergr. 176.
ConcheUium tridacna Haeckel. Schalenverzahnung mit Doppelzahn. Von außen.
Vergr. 460.
Conchopsis orbicularis Haeckel. Schalenverzahnung von innen. Vergr. 930.
Conchophacus diatomcus (Haeckel). Schalen Verzahnung von innen. Vergr. 1170.
Conchopsis pilidium Haeckel, Monstrosität T.-St 88. Vergr. 1 76. In der linken,
normal ausgebildeten Halbschale sind einfache rundliche Poren, in der rechten,
abnorm entwickelten vorzugsweise ampullenförmige Poren.
Conchophacus diatomcus (Haeckel). Schlitzförmige Poren, von innen gesehen. Vergr. 930.
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Tief see- Rad iolarien.
Spezieller Teil.
Die Tripyleen, Collodarien und Mikroradiolarien
der Tiefsee.
Bearbeitet von
Valentin Haeeker.
Mit Tafel I — LXXXV und 102 Abbildungen im Text
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Tieluc«» H ntiiolaricn .
337
Mir selbst kamen weder Exemplare von Conchonia noch solche von Cododoras zu Gesicht.
Leider giebt auch Haeckel gerade von den wichtigsten Formen, nämlich von Conchonia ( Conchura)
tetrodon , Cododoras hexagraphis und odographis, keine Abbildungen, so daß es nicht leicht Ist,
sich Ober ihre gegenseitigen Beziehungen ein klares Urteil zu bilden. Ich kann nur so viel
sagen, daß die homartigen Schalenanhänge der Conchariden, insbesondere die Grudalhömer von
Cmchoccras, Bildungen sind, die weder nach ihrer ganzen Struktur, noch nach der Art ihrer
Insertion irgendwelche Uebereinstimmung mit den Radialstacheln der Cölodendriden und Cölo-
graphiden zeigen. Erstere sind solide, stachelartige Schalcnfortsätze, welche nach Haeckel
die Gestalt von vierseitigen Pyramiden haben oder, wie ich an meinen Conthoccras - Exemplaren
(Tal. LX, Fig. 467) finde, in der Regel dreikantig oder besser dreiflöglig sind und welche also
am ehesten noch mit den Radialstacheln mancher Acantharien zu vergleichen sind. Die Kanten
oder Flügel setzen sich direkt in die Pfeiler der laternenartigen Stachelbascn fort, welch’ letztere
eine gewisse: Aehnlichkeit mit den Basalkegeln der Radialstacheln anderer Tripyleen, z. B. von
Cas/anidiicm Mosdtyi circoporoidcs (Taf. XXXIX Fig. 293) haben; ein Hohlraum ist im Innern
der Stacheln nicht zu erkennen. Im Gegensatz dazu sind nun die Radialstacheln der Cöloden-
driden und Cölographiden hohle Röhren, welche in ihrem ganzen Bau und in der Art ihrer
Verzweigung eine weitgehende Uebereinstimmung mit den Radialstacheln der Aulacanthiden und
der später zu besprechenden Astracnnthiden haben, und in ähnlicher Weise in die Galea ein-
gepflanzt sind, wie die Radialstacheln der Aulosphäriden in die Knotenpunkte der Gitterschale.
Es besteht also in keiner einzigen Hinsicht eine Uebereinstimmung zwischen den „Hörnern“ der
Conchariden und den Radialröhren der beiden anderen Gruppen, so daß es zunächst wohl kaum
angängig erscheint, die letzteren von den ersteren genetisch abzuleiten.
Ein weiterer Punkt, in welchem nach Haeckel wenigstens die Species Conchonia Mcvdon
mit den Cölodendriden und Cölographiden übereinstimmt, betrifft die bereits erwähnte feine, un-
regelmäßige Bezahnung der Schalenränder. Es sollen diese Zähnchen gewissermaßen herüber-
leiten von den regelmäßig angeordneten Schloßzähnen der Conchariden zu den unregelmäßigen
Dornenreihen, welche sich speciell l>ei einigen Cölographiden finden (vergl Rep., Taf.CXXYII, Fig. 8).
Ich habe bei einer ganzen Reihe von Cölodendriden und Cölographiden, und zwar stets am
aboralen Schalenrande, diesen unregelmäßigen Domenbesatz aufgefunden (vergl. z. B. Taf. LXX
Fig. 520; Taf. LXXI, Fig. 526, 527) und möchte nicht in Abrede stellen, daß ein Vergleich
zwischen den Schloßzähnen der Conchariden und diesen Dornen naheliegt Indessen glaube ich,
daß auch diese Uebereinstimmung nicht schwerwiegend genug ist um eine engere Zusammen-
stellung der beiden, in wesentlichen Punkten so verschieden gestalteten Formengrup|>en zu recht-
fertigen.
Viel nähere Beziehungen, als zu den Conchariden, bestehen, namentlich was den Bau, die
Verzweigungsweise und die radiäre Anordnung der Hauptskelettelemente anbelangt, zu den
Aulacanthiden und den später zu besprechenden Astracanthiden. Man könnte wohl am
besten ein Cododendrum oder eine Codographis mit einer Au/acantha oder Asiracantha ver-
gleichen, bei welcher die inneren Enden der Radialstacheln durch die Centralkapsel aus dem
Centrum des Weichkörpers verdrängt worden sind und nachträglich in Gestalt der inneren
Schalen und ihrer Helmaufsätze feste Stützpunkte erhalten haben. Dabei ist nicht einmal anzu-
nehmen, daß die inneren, die Centralkapsel eng umschließenden Schalen innerhalb des Formen-
337
De-iiGch« Turfsee- Kiprddiof» 1 — itw. IW, XIV
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33«
Valentin Hai:« kek.
kreises der Tripyleen ein vollständiges Novum darstellen, vielmehr möchte ich es für wahrscheinlich
halten, daß sie als Homologa der provisorischen (embryonalen) Kieselhüllen der Centralkapsel
der Challengeriden und Medusettiden, speciell von CkalUngeria Narcsi (Taf. LII, Fig. 430/j) und
Planktondta aHantica (Taf. LI X, Fig. 45g ek) anzusehen sind.
Bei den Cölodendriden und Cölographiden finden wir also in eigenartiger Weise das
statische und ernährungsphysiologische Problem gelöst, welches darin liegt, daß einerseits die
Centralkapsel, andererseits die radiären Skelettstrukturen das Bestreben haben, die Weichkörpermitte
cinzunehmen. Es ist bekannt, daß in den verschiedenen Radiolariengruppcn dieser Konkurrenz
in verschiedener Weise Rechnung getragen wird: so sehen wir bei vielen Spumellarien, sowie lx.*i
den Acantharien die central gelegene Centralkapsel von den Radialstacheln durchbohrt; bei den
Astracanthiden behaupten die radialen Skelettelemente das Centrum. und das Gleichgewicht wird
durch Verdoppelung der Centralkapsel einigermaßen hergestellt (Taf. I .XXII, Fig. 530); bei vielen
dicystinen Aulacanthiden ist nicht nur die Centralkapsel dauernd in der Zweizahl vorhanden,
sondern auch die RadiaLstacheln weisen eine ausgeprägt dicentrische Anordnung auf (Taf. III,
Fig. 22); und bei Cytocladus lehnt sich die baumförmig verästelte Centralkapsel mit ihren Ver-
zweigungen allseitig so eng an die radiären Skclettstrukturen an, daß beide Bildungen, abgesehen
von dem centralen, den Kern einschließenden Teil der Centnilkapsel, eine vollkommen gleich-
mäßige Verteilung innerhalb des Weichkörpers zeigen (Taf. I-XXV, Fig. 539).
Bei den besprochenen engen Beziehungen, welche die Skelettstrukturen einerseits der
Cölodendriden und Cölographiden, andererseits der Astracanthiden und Aulacanthiden zu einander
zeigen, kann es nicht wunder nehmen, wenn sich sehr weitgehende Konvergenzen zwischen den
beiden Gruppen herausgebildet haben. So erinnert z. B. Coelanthcmum avJoeeroiefex (Taf. LXVI1I,
Fig. 507) im ganzen Aufbau sehr an die Aulacanthiden-Gattungen Au hx c ros (Taf. III, Fig. 22)
und Aulokleptcs, oder, wenn man die äußere Gitterschale mit den subterminalen Astquirlen der
Radialstacheln vergleichen will, an manche Formen der Gattung Aulospathis.
Wenn ich so eine nähere Zusammengehörigkeit der Conchariden mit den Cölodendriden
und Cölographiden in Abrede stellen und für eine Spaltung der HAECKFx’schen Abteilung der
Phäoconchicn in die Unterordnungen Phaeoconchia sens. strict und Phaeodendria eintreten
möchte, so bin ich umgekehrt dazu geführt worden , die beiden von HäJSCKEL aufgestellten
Familien der Cölodendriden und Cölographiden in eine einzige zu vereinigen.
Nach Haeckel würden nämlich die beiden Familien dadurch unterschieden sein, daß bei
den Cölodendriden die Galea, d. h. der helmförmige Aufsatz der einzelnen Gitterschale, keine
Rhinocanna oder „Nasenröhre“ besitzt, und daß demnach auch die „Frenula“, d. h. die
Kieselbrücken, welche den ol>eren Rand der Nasenöffnung mit der Spitze der Galea verbinden,
fehlen, während bei den Cölodendriden Nasenröhre und Frenula jederzeit vorhanden sind. Ein
weiterer bedeutsamer Unterschied zwischen den beiden HAECKEL’schen Familien l)esteht darin,
daß bei den Cölodendriden die radialen Skelettelemente niemals zu „Griffel röhren“ (styles),
d. h. zu geraden, stark verlängerten, mit gegenständigen oder wirtelständigen Seitenästen ver-
sehenen Hohlstacheln umgebildet sind, wie dies liei einzelnen Radialstacheln der Cölographiden
der Fall ist (Taf. LXVI, Fig. 496), sondern stets die Gestalt von reich verzweigten, meist dicho-
tomisch verästelten Bäumen haben (Taf. I^XIII, Fig. 488). Nach Haeckel würde also die Aus*
33«
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T itftt» Radn 'laiien.
339
bildunjf der Rhinocanna, der Frenula und der Griffelröhren 1 fand in Hand gehen, und das korrelative
Auftreten dieser drei Differenzierungen wilrde für die Familie der Cölographiden charakteristisch sein.
Ich will gleich hier hinzufögen, daß Hab: an. in jeder der beiden Familien 2 Unter-
familien unterscheidet. Die Familie der Cölodendriden zerfällt danach in die beiden Gruppen
der Cölodoriden und Cölodrymtdcn, von denen die ersteren Radialstacheln mit freien
Endverzweigungen besitzen, während bei letzteren die Verästelungen der Radialstacheln mitein-
ander anastomosieren und so eine äußere Gitterschale bilden. Die beiden Unterfamilien der
Cölographiden, die Cölotholiden und Cöloplegmiden, lassen den gleichen Gegensatz er-
kennen, nur kommt als weiterer Unterschied noch hinzu, daß bei ersteren 2, bei letzteren nur
ein Frenulum vorhanden ist.
Die eingehendere Untersuchung der verschiedenen bei den Cölodendriden vorkommenden
Helmtypen einerseits und die Auffindung einiger neuer, intermediärer Formen andererseits haben
mich nun zu dem Ergebnisse geführt1), daß erstens zwischen der einfachen Galea der Cölo-
dendriden und dem kompliziert gebauten Helmaufsatz der Cölographiden eine ganze Reihe von
Zwischenformen existiert, und zweitens, daß Rhinocanna und Griffelröhren keineswegs in einem
strengen korrelativen Verhältnis zu einander stehen. In ersterer Hinsicht verweise ich auf die
ausführliche Beschreibung weiter unten, in Bezug auf den zweiten Punkt sei gleich hier erwähnt,
daß z. B. der schon in meiner ersten vorläufigen Mitteilung (1904, Fig. 1; vergl. Taf. EX IV,
Fig. 492) abgebildete Cotlethinus wapilieomis wohl eine typische Rhinocanna und 2 Frenula,
dagegen keine Griffelröhre besitzt (Taf. LXX, Fig. 518 — 521) und demnach die Charaktere der
Cölotholiden und der Cölodoriden, also einer zu den Cölographiden und einer zu den Cölodendriden
gehörigen Gruppe, in sich vereinigt Aus diesen Gründen sehe ich mich veranlaßt die beiden
Haec KEL'schen Familien der Cölodendriden und Cölographiden in einer einzigen zu vereinigen, da
sich zwischen ihnen keine scharfe Abgrenzung vornehmen läßt
12. Familie. Coelodcndridae (sens. lat).
('ot/odendrida, HaECKBL 1862, -j- ('oelographida, H.MCKBL 1887.
Tripyleen mit zwei klappiger. dünnwandiger, unregelmäßig gegitterter
Schale. Jede Schalcnklappe mit einem bügel- oder heim förmigen Aufsatz (Galea),
welcher als Postament für die Radialstacheln dient (Taf. I -XIII, Fig. 488, und Taf. LXIV, Fig. 402).
Letztere sind entweder als reich verzweigte, dichotomisch verästelte „Dendriten“ oder als stark
verlängerte, mit gegen- oder wirtelständigen Seitenästen versehene „Griffelröhren“ ausgebildet
(Taf. LXVI, Fig. 496). Die Enden der Dendriten sind entweder frei (Fig. 492) oder anastomo-
sieren miteinander und bilden in diesem Fall eine zweite, äußere Gitterschale (Taf. LXV,
Fig. 494). Die Centralkapsel füllt fast vollkommen den Raum zwischen den Schalenklappen
aus, das Phäodium zeigt entweder die gewöhnliche Anordnung in der Umgebung der Astropyle
(Taf. LXVI II, Fig. 507), oder ist mehr oder weniger im ganzen Weichkörper zerstreut (Tat LXIII,
Fig. 488, 489), oder vorzugsweise im Inneren der Galeae enthalten (Taf. LXXI, Fig. 528).
In Bezug auf die Größe begegnen wir auch l>ei den Cölodendriden sens. lat beträcht-
lichen Unterschieden. Die kleinsten Formen sind Coelodcndrum ratrwsissimum mit einem Durch-
I) Vw|jL V. Hakckek, 1907.
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34°
Valentin Haeckea,
messer von 0,5 bis 1,8 mm (Taf. LXIII, Fig. 488), C. sp/nosiss/mum mit einem solchen von 1,5
bis 2,2 mm, sowie eine kleine Coehgraphis-krX. (C. pusiUa, Taf. LXIX, Fig. 515), deren Gitter-
schale einen längsten Durchmesser von nur 1 mm besitzt, wozu dann noch die Länge der über-
ragenden .Teile der Nasalgriffel mit 0,7 mm hinzukommt. Auf der anderen Seite haben die
größten mir vorliegenden Exemplare von Coelographis reg i na eine Länge von 5,5 mm, gemessen
von der Spitze der Nasalstacheln bis zur Mitte des aboralen Schalen randes, und noch liedeutend
größere Dimensionen werden von den Cölotholinen mit ihren extrem verlängerten Griffelröhren
erreicht So besitzt der Körper von Coelothyrsus cypripedium (Taf. LXV, Fig. 494) allerdings
nur eine Höhe von 3 und eine Breite von 3,5 mm, aber die abgebrochenen Griffelröhren sind
auf den am besten erhaltenen Präparaten 7 mm lang und dürften diese Länge in Wirklichkeit
wohl bedeutend überschreiten. Haeckel giebt wenigstens für andere Cölotholinen aus den Gattungen
CoclothohtSy Coelotkauma und Coelothamnus als Distanz zwischen den gegen ü Inliegenden Stachel-
spitzen 20 — 32 mm an, also Längen, die auch von den Stacheln der größten Tuscaroriden nicht
erreicht werden.
Hinsichtlich des Zusam m menhanges zwischen Größe und Vertikal ver-
breitung ist nur so viel zu erwähnen, daß die kleineren Coelodcndrum- Arten, insbesondere
C. ramostssimum und spinosisshnum , sehr häufig in den Schichten des Knephoplanktons noch
oberhalb des 200 m-Horizontes angetroffen wurden, während das 2 — 2,5 mm große C. fitrea -
tissimum erst in Tiefen von 250 m an gefischt wurde. Es decken sich diese Befunde mit der
l)d den Tripyleen allgemein gemachten Erfahrung, daß innerhalb engerer Verwandtschaftsgruppen
die kleinsten Formen am höchsten gehen, die größeren dagegen tiefere Horizonte bevorzugen.
Daß derartige Verhältnisse übrigens nur innerhalb engerer Formenkreise Gültigkeit hal>en, scheint
auch durch die Cölodendriden bestätigt zu werden. So wurde von Bötschu der einen Durch-
messer von 1V2 cm aufweisendc Coelothamnus Davidoffii in der Bucht von Villafranca an der
01>erfläche geschöpft, und ebenso giebt Haeckel von einer Reihe von größeren Formen ein ober-
flächliches Vorkommen an. Da es sich wenigstens im ersteren Falle um einen ganz sporadischen
Fund in einem gut durchforschten Meeresteile handelt, so Ist es freilich nicht ganz ausgeschlossen,
daß das betreffende Exemplar nur zufällig an die Oberfläche emporgetrieben war und daß die
Specics normalerweise, wie nach ihrer Größe zu erwarten ist, in bedeutenderen l iefen vorkommt
Die Gestalt des Skelettes und des durch die Endbildungen desselben gestützten Weich-
körpers ist bei den kleineren, mehr oberflächlich vorkommenden Coe/odendrum-Arten kugelig
oder leicht ellipsoidisch (Taf. LXIII, Fig. 488), während in den übrigen Gattungen, welche
mindestens zum großen Teil in l>eträchtlicheren Tiefen zu Hause sind, sehr verschiedengestaltige,
entweder mehr oder weniger seitlich zusam menged rückte, bilateral-symmetrische
oder ausgesprochen sternförmige Skelcttformen sich vorfinden (Taf. LXIII, Hg. 489; Taf. LXVI1I,
Fig. 507, u. a).
Speciell bei den seitlich zusammengedrückten, bilateral-symmetrischen Formen erhebt sich
die Frage, wie dieselben im Raume orientiert sind. Haeckel (Rep., p. 1747) nimmt speciell
für Coelographis und ähnliche Formen an, daß die Hauptachse und damit der Spalt zwischen
den beiden Skeletthälften eine senkrechte läge einnehmen und daß die Astropylen, die Rhino-
cannen und die unpaaren Hauptgriffel (Nascngriffel) nach oben gerichtet seien. Ich möchte
im Gegensatz hiezu die Auffassung vertreten, daß, ebenso wie dies für die Tuscaroriden und
340
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Tiff»ee^ K adioUrien .
34'
Chailengeriden mit großer Wahrscheinlichkeit, für die Medusettiden nahezu sicher anzunehmen
ist, die Centralkapsel im oberen Teile des Tieres gelegen und demnach die Astropyle
nach unten gerichtet ist (s. unten Textfig. 47). Danach ergiebt sich also speziell für die
Gattungen Coe/ographh, Coelodetas und Coe/oplegma die auch in Fig. 496 (Taf. LXVI) für Coe/o-
plegma murrayanuM angegebene Orientierung: d. h. der breitere, die Centralkapseln enthaltende
und hauptsächlich von den paarigen „Hauptseitengriffeln“ gestützte Teil des Tieres liegt oben,
die schmälere, vom un|>aaren „Nasengriffel“ getragene Partie unten. Ich bin allerdings nur durch
Analogieschlüsse auf diese Orientierung geführt worden und, da über die relativen Gewichts-
Verhältnisse der einzelnen Teile nichts bekannt ist, außer stände, zwingende Gründe anzuführen,
es mag aber nicht unerwähnt bleiben, daß eine Reihe von technisch gebildeten Persönlichkeiten,
denen ich die Formen vorlegte, ausnahmslos und ohne Besinnen die Zeichnung in die angegebene
Lage brachten. Ist die hier angenommene Orientierung richtig, so würden die genannten Cölo-
graphiden nach ihrer ganzen Gestalt und ihren statischen Verhältnissen mit einigen schildförmigen
Tuscaroriden, Tuscaran/ha Brauen /riemgu/a (Taf. XXVII, Fig. 210) und Tuuarilla scu/el/um
(Taf. XXVI, Fig. 203), zu vergleichen sein.
Von der Voraussetzung aus, daß die Ccntralkapsel im oberen Teile des Tieres gelegen
und mit ihrer .Astropyle nach unten gerichtet ist, würde man auch bezüglich der Orientierung
der übrigen bilateral-symmetrischen Formen zu übereinstimmenden Vorstellungen gelangen. Ins-
besondere würde das beilffirmige Coe/odendrum flabeUatum (Taf. LXIII, Fig. 489) und die ver-
schiedenen Coe/odieeras-Arlen (Taf. I.XIV, Fig. 493) auf der einen Seite und Coelo/hyrsus (Taf. I .X V,
Hg- 494) auf der anderen Seite so zu orientieren sein, daß die langen Griffel nach unten ge-
richtet sind. Es mag gleich hierbei bemerkt werden, daß die eben genannten Formen hinsichtlich
ihrer al lge m ei nen Gestalt interessante Kon verge n zbild ungen darstellen, während aller-
dings hinsichtlich der Anordnung der einzelnen Skeletteile tiefgreifende Unterschiede bestehen.
Bei Coe/odendrum /label/a/um und bei den Coe/odieeras- Arten schneidet nämlich die den Schalen-
spalt enthaltende Spaltebene den Körper des Tieres in einem kleinsten Schnitt, der spcciell
n der Fig. 489 (Taf. LXIII) senkrecht zur Zeichnungsebene liegt, und die beiden schräg nach
abwärts gerichteten Flügel des Körpers werden je durch einen unpaaren Nasengriffel
gebildet Bei Coe/o/hyrsus (Taf. LXV, Fig. 494) dagegen schneidet die Spaltebene den Körper
in einem größsten Schnitt und fällt also in unserer Figur in die Zeichnungseirene. Die schräg
nach unten gerichteten Flügel werden je durch ein Paar Hauptseitengri ffel gebildet Man
wird angesichts dieser Gegensätze an den verschiedenen Bau erinnert, welche die linsenförmigen
Conchariden zeigen: bei ConcAopsis (Taf. LX1, Fig. 474, 475) enthält die Spaltelrene den kleinsten
Linsendurchmesser, bei Cmchophaeus (Fig. 472) und ConcAoeystis (Fig. 473) dagegen fällt sie mit
der Aequatoreliene der Linse zusammen.
Oie Gegenüberstellung von Coe/odendrum flabe/laium und Coe/odieera s einerseits und von
Coe/o/Ayrsus andererseits zeigt beiläufig, daß die Anwendung der von Hakckel vorgcschlagcnen
promorphologischen Bezeichnungen bei unserer Gruppe auf Schwierigkeiten stößL Haki kej.
(Rep, p. 1747) nennt spcciell bei Coc/ographis und ähnlichen „amphitekten“ Formen (Rep, p. XVII ;
vergL Taf. LXVI, Fig. 496), wie bereits oben angedeutet wurde, den längsten, ungleichpoligen,
durch die Astropyle und den aboralen Scheitel der Centralkapsel gelegten Durchmesser: Längs-
oder Hauptachse, den gleichpoligen, die Scheitel der Galeae verbindenden : Sagitlalach.se
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Vaiju»tiw Hakcckr,
342
und den senkrecht zu beiden, im Schalenspalt gelegenen: Frontalachse. Die vertikale Spalt-
ebene wird als Frontalebcne, die gleichfalls vertikale, durch die unpaaren Nasalgriffel gelegte
Ebene als Sagittalebene und die dritte oder Horizontalebene als Aequatorialebene bezeichnet.
Die Schalenklappen werden als dorsal und ventral unterschieden. Es ist nun klar, daß diese der
Wirbeltier-Morphologie entstammenden Bezeichnungsweisen bei ihrer Anwendung auf die viel-
gestaltigen Cölodendriden (sens. lat) zu allerlei unliebsamen Konsequenzen führen würden, ins-
besondere würde die „Frontalebcne“ bei Cod odendrum flabellalum (Taf. LXIII, Fig. 489) und
Cododiceras in einen kleinsten, bei den Cöloplegminen in den größten Durchmesser fallen. Ich ziehe
es daher vor, von einer Spaltebcne, Apikalebenc und Astropylenebene zu sprechen.
Die Spaltebene enthält den Schalenspalt in die Apikalebene fallen die Apices der Galeae und die
beiden Rhinocannen, und die Astropylenebene liegt parallel zum Operculum der Hauptöffnung
der Centralkapsel.
Die .Schalenklappen oder inneren Schalen der Cölodendriden sens. strict und Cölo-
graphiden sind, wie schon Haeckel angiebt hemisphärisch oder etwas abgeflacht und voneinander
durch einen Spaltraum getrennt in welchem die Astropyle und die Parapylen gelegen sind. Für
die Cölodendriden giebt Haeckel an, daß die dünne, zerbrechliche Schalenwand von unregel-
mäßigen Poren durchsetzt oder aber von einem Netzwerk von Leisten l>edeckt ist in welch'
letzterem Fall die zwischen den Leisten gelegenen Tüpfel (dimples) der Schale ein gefenstertes
Aussehen verleihen. Bei den Cölographiden ist nach Haeckel die Schale unregelmäßig gefenstert
und am Rande häufig gezähnelt zuweilen auch mit längeren Dornen ausgestattet.
Ich bin bei den Cölodendriden sens. strict zu etwas abweichenden Ergebnisssen gelangt.
Speciell bei Cododendrum ( ramosissimum, spinosissimum und fiircalissimum) finden sich in den Schalen
winzige Poren, welche im Kanadabalsam vielfach mit Luft gefüllt sind und sich so großenteils als
geschlossene Räume erweisen, und dazwischen unregelmäßige, die Schalenwandung vollkommen
durchbrechende Fensteröffnungen. Manchmal überwiegen die letzteren und bilden dann innerhalb
größerer Schalenpartien ein förmliches Gitterwerk, welches durchaus an die Schalenstruktur der
Conchariden und Castanelliden erinnert Zuweilen finden sich, wie schon Haeckel bemerkt, die
gröberen Strukturen hauptsächlich in den peripheren Schalenpartien, während die centralen eine
sehr dichte Punktierung zeigen. Nicht selten ist al^er auch umgekehrt gerade der von der Galca
bedeckte centrale Schalenteil besonders grob gefenstert so daß keine Regel aufgestellt werden
kann. Ganz ähnliche Strukturen fand ich in Uebereinstimmung mit der Beschreibung Haetkrl’s
bei den Cölographiden. Speciell bei den Gattungen Cododendrum (Taf. LXXI, Fig. 527), Codo-
diceras (Taf. LXIV, Fig. 493; Taf. LXXI, Fig. 526), Codec hi nus (Taf. LXIV, Fig. 492: Taf. LXX,
Mg. 520), Codografhis (Taf. LXIX, Mg. 514, 515; Taf. LXXI, Fig. 525), Codop/egma (Taf. LXVI,
Mg. 496) und Coetanthemum (Taf. LXVIII, Fig. 507) konnte ich auch die von Haetkkl erwähnten
Randzähnchen feststellen. Jedoch besetzen dieselben nicht wie dies Haeckel bei CodopUgma
murrayanum (Rep., Taf. CXXVII, Mg. 8) abgebildet hat die seitlichen Ränder der Halbschalen, viel-
mehr fand ich bei sämtlichen genannten Gattungen, einschließlich einiger Exemplare von Codoplegma
murrayanum , die Zähnchen stets nur am aboralem Schalenrand. Im Gegensatz zu den
Conchariden, bei welchen die seitliche Anordnung der Zähnchen nur ein Auseinandenveichcn der
Schalenklappen in der Richtung der Apikalachsc gewährt scheinen demnach die Schloßzähnchen
der Cölodendriden auch ein Aufklappcn der Schalen am oralen Pole zu gestatten.
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Tle/tec- Rad Lolarien.
343
Ueber die Möglichkeit, daß die inneren Schalenklappen der Cölodendriden den pro-
visorischen (embryonalen) Kieselhüllen anderer Tripyleen homolog sind, wurde schon oben (S. 338)
gesprochen.
Der helmförmige Schalenaufsatz oder die G&lea zeigt im ganzen die nämliche Schalen-
struktur, wie die Halbschalen selber, ln der Regel finden sich nebeneinander kleine, im Kanada-
balsam mit Luftperlen gefüllte Porenräume und größere fensterartige Durchbrechungen. Bei
einigen Formen, z. B. bei Cotlodendrum spinosissimum (Taf. LXX, Fig. 523) und ßaUUatum, weist
die Galea, abgesehen von einigen Porenfenstem, längliche oberflächliche Grübchen auf, dieselben
sind in Längs reihen angeordnet, welche von der Basis der Galea gegen den Nasalgriffel
konvergieren und der Galea ein eigentümlich borkiges oder auch „gemasertes“ Aussehen
verleihen.
Außer den fensterartigen Durchbrechungen, welche teils die Wandung der Galea selber
durchsetzen, teils in dem die Galea tragenden centralen Schalenteil gelegen sind, besitzt nun die
Galea in der überwiegenden Zahl der Fälle eine besondere, gegen die Astropyle gerichtete
Oeffnung, welche speciell bei den Cölographiden in eine kürzere oder längere, vielfach den oralen
Schalenrand erreichende Röhre ausgezogen ist (Taf. LXXI, Fig. 525). Diese als Nasenrohr
oder Rhinocanna bezeichnete Bildung spielt im HAECKEL’schen System eine sehr wichtige
Rolle, insofern sie das Unterscheidungsmerkmal der Familie der Cölographiden gegenüber den
einer solchen Röhre entfahrenden Cölodendriden bildet
Nun findet sich aller, wie bei der sonstigen großen Uebereinstimmung der Cölodendriden
sens. strict und der Cölographiden vorauszusehen war, schon innerhalb der ersteren Gruppe eine
ganze Reihe von Vorstufen, welche Schritt für Schritt zu den Rhinocanna- Bildungen von Coelo-
graphis und anderer hochspecialisierter Gattungen hinüberführen, so daß von einer einigermaßen
scharfen Abgrenzung 1 >eider Gruppen keine Rede sein kann. Die einfachsten Verhältnisse fand
ich !>ei sehr kleinen Exemplaren von Coeiodendrum ramosissimu/n (Taf. LXVIII, Fig. 508; Taf. IJCIX,
Fig. 512). Hier bildet die Galea einen schmalen, quer zur Hauptachse gelegenen Wulst oder
Bügel, welcher in der Mitte am höchsten ist und dessen Basis an der aboralen Seite vielfach eine
kleine Einbuchtung aufweist An der Aboralseite des Bügels fand ich bei solchen Exemplaren stets
eine Reihe kleiner, dicht Über der Schalenklappe gelegener Fensteröffnungen, welche durch schmale
Pfeiler voneinander getrennt sind und so eine arkadenähnliche Anordnung zeigen. Auch an der
Basis der Oralfläche können einzelne größere oder kleinere Oeffnungen auftreten (vergL R. Hertwig,
Taf. X, Fig. 1 2 a), dagegen ist bei diesen kleinsten Individuen eine eigentliche Hauptöffnung an
der Onüseile des Bügels nicht wahrzunehmen. Bei allen größeren Individuen von Corfodendmm
ramosissimutn , ferner t>ei C. spinös issimum, furcalisstmum, lappaceum und J Iahe lla turn ist die Galea an
der Oralseite in der Regel steiler, nicht selten sogar überhängend, ihre aborale Abdachung da-
gegen ist flacher und an der Basis vielfach eingebuchtet Auch hier findet man, speciell bei den
3 erstgenannten Arten, an der Basis der in solchen Fällen eingebuchteten Aboralseite in der
Regel die vorhin erwähnten Arkaden, welche bald eine regelmäßigere Form haben (Taf. LXIX,
Fig. 5 1 1 \ bald unregelmäßiger angeordnet sind und in diesem Fall gruppenweise von bogen-
förmigen Verstärkungsleisten überwölbt sein können (Taf. LXVIII, Eig. 509). An der Üralseite
befindet sich dagegen bei allen genannten Formen eine große, weite Thorbildung, welche schon
hier als Nasenöffnung bezeichnet werden mag (Taf. LXVIII, Fig. 510).
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VAunnw tbuKin,
Bei einigen Exemplaren von Coelodendrum spinostssimum (Taf. LXX, Fig. 523) und fiabellatum
(Tab. LXI1I, Fig. 489) kann man ferner bei Seitenansicht des Bügels am oberen Rande der
Nasenöffnung einen wulstartigen Vorsprung der GaJeawandung erkennen, die erste Andeutung
einer Nasenröhre. Weitere Ucbergangsstufen habe ich t>ei Coelodiceras macropytum (Taf. LXXI,
Fig. 526) und Coelotetraceras xanlhacanthum (Taf. I -XVII , Fig. 499), sowie bei einer kleinen
Coe/odecas-Art, C. pumi/io (Taf. LX1X, Fig. 514) angetroffen. Bei allen diesen Formen ist die
Wandung der Galea an der verhältnismäßig .sehr weiten und hohen Nasenöffnung krempenartig
vorgezogen, so daß eine Art Thorbogen zu stände kommt Speciell bei Coelo/elraceras ist der
Rand der Rhinocanna mit der Außenfläche der Galea durch ein paar unregelmäßige, gefensterte
Kieselbrücken verbunden , welche als Vorstufen der gleich zu besprechenden Frenula gelten
können, und etwas stärker finden wir diese Bildungen bei Coelodiceras macropylum entwickelt
Etwas abweichende Verhältnisse fand ich bei einer Coelodrymus- Art, bei welcher die Oral-
oder Stirnfläche der im ganzen pyramidenförmigen Galea großenteils von einem dreieckigen,
gefensterten Vorbau eingenommen wird, welcher der Rhinocanna anderer Formen entspricht und
an seiner Basis die kraterförmige Nasenöffnung trägt (Taf. LXX, Fig. 522).
Innerhalb der Gattungen Coelodecas und Coelodiceras sehen wir sodann die Umbildung
des Thorbogens zur rohrförmigen Rhinocanna fortschreiten, insbesondere ist schon bei dem nächsten
Verwandten von Coelodiceras macropylum . t>ei Coelodiceras spinosum eine eigentliche, wenn
auch nur kurze, schnauzenartige Rhinocanna ausgebildet (Taf. I -XIV, Fig. 493). Auch bei
einigen anderen Formen, z. B. Coelanihemutn aulocetvidcs (Taf. LXVIII, Fig. 507), ist an der noch
sehr steilen Galea eine verhältnismäßig kurze und weite, schnauzenartige Rhinocanna angebracht
In dem Maße aber, als die orale Partie der Galea mehr und mehr amboßartig vorgezogen wird,
zieht sich auch die Nasenöffnung zu einer echten Nasen röhre oder Rhinocanna aus, d. h.
zu einer engen, cylindrischen oder dreiseitig- prismatischen Röhre, welche sich an den Außen-
flächen der Schalenklappe bis an ihren oralen Rand oder bis in die Nähe desselben erstreckt
Bei allen genannten Formen ist ferner die Oeffnung des Nasenrohres mit der Vorderfläche der
Galea durch dünne Kicsclbrücken verbunden, welche von Haeckki. als Frenula bezeichnet
worden sind. Ich kann die Angabe Haeckels bestätigen, daß die Zahl dieser Frenula bestimmt
ist durch die Anordnung der von der Galea entspringenden Griffelröhren. In allen Fallen, in
welchen ein unpaarer Nasengriffel zur Ausbildung gelangt ist also bei der Haeckki. sehen Unter-
familie der Cöloplegmiden und etienso bei der neuen Gattung Coelodiceras, ist nur ein einziges
Frenulum vorhanden, welches den o!>eren Rand der Nasenöffnung mit der Basis des Nasengriffels
verbindet (z. B. Taf. LXIX, F'ig. 5 1 5). In den Fällen dagegen, in welchen ein Nasengriffel fehlt
und die paarigen Hauptseitenröhren als Hauptskelettelemente entwickelt sind, sind 2 F'renula
festzustellcn, welche sich vom oberen Rand der Nasenöffnung gegen die Basen der Hauptseiten-
röhren hinziehen. Dies ist der Fall bei der HAECKFx’schen Unterfamilie der Cölotholiden, sowie
bei der neuen Gattung Coclechintis (Taf. LXX, F'ig. 519, 520).
Uel>er die Bedeutung der Rhinocanna und ihrer F'renula wird weiter unten Näheres zu
Ijerichten sein. Was die Funktion der Galea selber anbelangt, so dient sie in erster Linie
zweifellos als Postament für alle oder wenigstens für die meisten und wichtigsten radiären
Sk eiet tele mente. Es muß daher, um Genaueres über die Funktion der Galea und über
ihre mit der Funktion zusammenhängenden Gestaltsveränderungen ermitteln zu können, zunächst
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Tirf»<T-kiii!iuUricn,
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eint* kurze Uebersicht über die radiären Skelettteile vorausgeschickt werden. Dieselben
hal>en durchweg die Gestalt von beiderseits geschlossenen, meist reich verzweigten Röhren,
welche mit ihrem inneren, weiten Ende der Wandung der Galea oder der Sc ha len klappe selber
eingepflanzt sind. Es erinnern diese Gebilde, was den ganzen Bau, sowie die Art ihrer Ver-
zweigung und Insertion anbelangt, am meisten an die Radialröhren der Aulacanthiden und Astr-
acanthiden. Auch mit den radiären Skelettelementen der Medusettiden hatien sie manche Aehnlich-
keit, namentlich was die Beschaffenheit der Terminaläste und der mit Ankerfadchen ausgestatteten
Seitenlwumchen anbelangt (vergl. z. B. Taf. LXVI, Fig. 497 mit Taf. LVI, Fig. 452), dagegen
sind sie, wie bereits früher bemerkt wurde, mit den „Hörnern“ der Conchariden wohl schwerlich
zu vergleichen.
Schon Hak« kel hat nun weiter darauf aufmerksam gemacht, daß die radiären Skelett-
teile zwei verschiedene Haupttypen zeigen. Auf der einen Seite stehen l»aumförmige, meist
ziemlich regelmäßig dichotomisch verzweigte Röhren, deren Stamm sich in der Regel kurz olier-
halb der Basis vollkommen in seine Verzweigungen auflöst, und deren End Verzweigungen sämtlich
in einer gleichmäßig sphärischen oder ellipsoidischen Hache endigen (Taf. LXIII, Fig. 488): es
sind dies die „brushes“ bei Haeckel, die dichotomcn Röhren bei Lang oder, wie ich sie
kurz nennen möchte, die baumförmigen Radialstacheln oder Dendriten. Solche Dendriten
finden sich bei sämtli«;hen Formen entwickelt, und zwar kommen sie bald ausschließlich, bald neben
dem zweiten Haupttypus vor. Letzterer wird repräsentiert durch stark verlängerte, das allgemeine
Niveau des Weichkörpers mehr oder weniger überragende „Griffelröhren“ („stylcs“ bei Haeckel),
welche in ihrem basalen A!>schnitt gewöhnlich mit dendritenartigen Seilenästen, in ihrem distalen
Teil mit zierlichen, Ankerfadchen tragenden Bäumchen besetzt und am Ende mit besonderen
Tertninalbildungen ausgestattet sind (Taf. LXVI, Fig. 496). Diese Griffelröhren sollen nach
Haeckel ausschließlich bei den Cölographiden , und zwar mit Dendriten vergesellschaftet,
Vorkommen. Dies trifft indessen nicht vollkommen zu, vielmehr treten, wie wir sehen
werden, die nämlichen Gebilde auch bei den die beiden Hae« KEL’schen Familien verbindenden,
intermediären Gattungen Coelodiceras und Coelotet reu e ras auf (Taf. IAIV, Fig. 493; Taf. LXVII,
% 499)-
Eine Zwischenstellung zwischen den Dendriten und den Griffelröhren nehmen die stark
verlängerten Postnasalgriffel von Coe lodend rum ßabel/atum (Taf. LXIII, Fig. 489/«) ein, insofern
sie bezüglich der Verzweigungsweise mit den ersteren, hinsichtlich der Verlängerung des Stammes
mit letzteren ül>e rein stimmen. Auch sonst sicht man zuw'eilen, daß bei den verschiedenen In-
dividuen derselben Art an der nämlichen Stelle bald Dendriten, bald Griffclröhren auftreten
können. So fand ich bei Cociographis antaretica neben zahlreichen Individuen, welche die typischen
6 Griffel von Coelographis aufwiesen (Textfig. 4 2 », As), an den nämlichen Stationen vereinzelte
Exemplare von vollkommen übereinstimmendem Gesamthabitus, bei denen jeweils der erste Haupt-
ast (hs') der paarigen aboralwärts gerichteten Hauptseitengriffel in mehr oder weniger ausgeprägter
Weise seinerseits zum Griffelcharakter überging, so daß die betreffenden Exemplare «len Habitus
von Cododecas zeigten (Textfig. 4 1). Umgekehrt findet man, wie wenigstens aus einer Abbildung
Ha eckiil's (Rep„ Taf. CXXVII, Fig. 1) hervorgeht, Exemplare von CoehpUgma murrayauum , l>ei
denen an Stelle der sekundären Nasalgriffel (Taf. LXVI, Fig. 496 //') nur Dendriten stehen, so
daß also auch CoehpUgma durch Zwischenformen mit Coelodecas verbunden isL
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fttuttthe T !•<*«*• Expedition 1I9&— 189». Hd. XIV. 41
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VaI-KNTIN Hakckkr,
346
Auch lx_*i einem Exemplar von Coelotctraceras xanthacanthum konnte ich eine hierher ge-
hörige, in diesem Falle mehr monströse Abweichung feststellen, insofern einer der Tertiäräste des
alxiralen Dendriten zu einem schwachen Griffel umgebildet war.
Fig. 41. Coetognpkü nntorctüa n. *p. ITclicigivng iura Cor lode«»- Fig. 41. Corlographis antar, tiea o. sp. GtwChn-
Typu«. n Kasengriffcl, p*t PostnasaWcndrii. ap Apikaldcndrit, ab Abonil- lieber Typ«*. Beretdinungen wie in Fig. 41. T.-St. 14a.
drmlnt- ht und At* primärer und nekundirer Seitengriflel. T.-St. 14a.
Was ferner die Zahl und Stellung der Radialröhren anbelangt, so seien zunächst
die Angaben Haeckel’s in kurzem wiederholt Nach Haeckel weisen die Radialröhren der
Cölodendriden (sens. strict) im Verhältnis zu denen der Cölographiden l)eträchtliche Unregel-
mäßigkeiten nach Anzahl, Ursprungsstelle und Anordnung auf, und ihre gegenseitige Stellung ist
infolge des Mangels eines Nasenrohres sehr schwer zu bestimmen. In den meisten Fällen hat
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T te(se*-Rj»il iulimcn .
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Haeckel 3 oder 4 Radialröhren, seltener 5 oder 6 und sehr selten 7 oder 8 gefunden. Als
einfachstes und wahrscheinlich ursprünglichstes Verhältnis betrachtet er die Entwickelung von
drei Röhren, von welchen er unter Hinweis auf die Nassellarien die beiden paarigen, vorderen
als pectorale, die unpaare, hintere als Caudalröhrc bezeichnet In den meisten Fällen sei
diese unpaare Röhre vom Ursprung an gegabelt so daß 2 divergierende Röhren, eine vordere
und eine hintere, vom Scheitel der Galea entspringen. Seltener sind nach Haecicel auch die
2 paarigen oder pectoralen Röhren an der Basis gegabelt so daß dann 3 Paare von Röhren
von jeder Galea ausgehen, und noch seltener sind an jeder Galea 4 gesonderte Röhren oder
4 Paare von Röhren vorhanden, wobei außer den drei Ecken der dreieckigen Galea auch deren
Scheitelpunkt als Insertionspunkt dient.
Bei den Cölographiden findet Haeckel im Minimum ebenfalls 3 Röhren, welche er den
3 primären Röhren der Cölodendriden (sensu str.) und den 3 primären Stacheln der Nassellarien
homolog setzt und demgemäß als Pectoral- und Caudalröhren bezeichnet Die paarigen Pcetoral-
rühren sind gewöhnlich in Griffel verlängert und entspringen stets von der Galea (vergl z. B.
l>ei Coelographis aniarctica. , Textfig. 4 2 As), dagegen ist die Caudalröhre stets als Dendrit (brush)
ausgebildet und kann auch hinter der Galea von der Schalenklappe selbst seinen Ursprung
nehmen (vergl. Textfig. 4 2 a/>). Während diese 3 primären Röhren konstant auftreten und nach
Haeckel wegen ihrer vermutlichen Beziehungen zu den 3 primären Skelettelcmenten der Cölo-
dendriden und Nassellarien eine große morphologische Bedeutung haben, müssen alle anderen,
speciell in der Unterfamilie der Cöloplegmiden vorkommenden Röhren als sekundäre Apophysen
betrachtet werden, weil sie nur l>ei einzelnen Gliedern der Familien auftreten. Im Maximum
können nach Haeckel jederseits 1 1 Röhren entwickelt sein, wovon die 5 unpaaren hintereinander
in der Mittellinie der Galea bezw. der Schalenklappe selbst inseriert sind: A. die primäre
Caudalröhre (Textfig. 42 ab)\ B. eine procaudale Röhre; G eine Sagittalröh re (Text-
fig. 4 2af>)\ D. eine Postnasalröhre (Textfig. 4 2 f>n)\ E. eine Nasalröhre, welche gegen
den oralen Schalenjxd gerichtet ist und ganz vom am Scheitel der Galea ihren Ursprung
nimmt (Textfig. 42«). Als paarige Elemente können auftreten; F. die nach vom, d. h. oral-
wärts gerichteten Pectoralröhren (Taf. LXVI, Fig. 496«'); G. die in der „Frontalachse (vergl.
S. 342) oder nahe derselben gelegenen Frontal- oder Lateralröhren (Fig. 496^; Text-
fig. 41 //P): H. die nach hinten gerichteten (bei allen Cöloplegmiden konstant auftretenden) Tergal-
röhren (Fig. 496//*; Textfig. 41 und 42 hs\ Die Anordnung der verschiedenen Röhren ist eine
sehr wechselnde, insofern sie bei nahe verwandten Species sich als ganz selbständige Bildungen
darstellen oder (paarweise) von einer gemeinschaftlichen Basis entspringen können. „Ein näherer
Vergleich derselben in den verschiedenen Species wird ihre, durch konstante Vererbung bedingte
Homologie erkennen lassen.“
Im Gegensatz zu der Darstellung Haeckel’s habe ich auch bei den Cölodendriden
sens. strict., abgesehen von kleineren individuellen Unregelmäßigkeiten, wie sie übrigens auch bei
den Cölographiden Vorkommen, ziemlich konstante Zahlen- und Anordnungsver-
hältnisse gefunden, und da, wie oben liereits hervorgehoben wurde, die große Mehrzahl der
Formen regelmäßig eine der Rhinocanna homologe Nasenöffnung besitzt, so war es auch möglich,
die Frage nach der Homologie der einzelnen Radialröhren in befriedigender Weise zu lösen.
Es läßt sich vor allem zeigen, daß die beiden vom Scheitel der Galea dicht nebeneinander ent-
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VAUtKTIN IIaFj KEk,
springenden, unklaren Röhren meist eine ungleich starke Aasbildung aufweisen, und daB die
stärkere in der Regel oral, also in den Fällen, in welchen eine Nasenöffnung vorhanden ist, über
der letzteren gelagert ist (Taf. LXIII, Fig. 488 «). Nur bei Coclixiend > um flabellaium (Taf. LXII1,
Fig. 489) zeigt nicht die direkt ül>er der Nasenöffnung gelegene, sondern die nächstfolgende
Röhre eine besonders starke Entwickelung. Aus einem Vergleich dieser Verhältnisse mit der
Anordnung der Radialröhren bei den Cölographiden ergiebt sich nun in unzweideutiger Weise,
daß die orale, unpaare Radialröhre (Fig. 488, 489«) der Cölodendr iden sens.
strict der Nasalröhre, die aborale (Fig. 488, 489/0) dagegen der Postnasal-
röhre der Cölographiden homolog zu setzen ist, daß sie also nicht, wie Haeckkl
angiebt, der Caudalröhrc der Cölographiden entsprechen. Sie sollen daher im folgenden el»en-
falls als Nasal- und Postnasalröhre l>ezeichnet werden. Ferner ergiebt sich aus einem
Vergleich aller verschiedenen Vorkommnisse, insbesondere unter Berücksichtigung einiger neuer
Formen der „Valdivia“- Ausbeute, daß die paarigen pectoralen Röhren (Fig. 488, 4 89 hs)
der Cölodend riden sens. strict. den Tergalröhren der Cölographiden homo-
log sind. Um Mißverständnisse zu vermeiden, sollen diese einander entsprechenden Gebilde
als Hauptseitenröhren, beziehungsweise da, wo sie zu Griffeln umgebildet sind, als Haupt-
seitengriffel bezeichnet werden.
Schon innerhalb der Gattung Coflodendrum und ebenso lx;i einigen zwischen den Colo-
dendriden sens. strict und den Cölographiden stehenden Gattungen kommen zu den eben ge-
nannten Radialröhren noch einige weitere hinzu, welche offenbar zum Teil den übrigen, von
Haeokel (s. olien S. 348) bei den Cölographiden aufgefundenen Skelcttelementen homolog sind.
So sind z. B. bei Coelodcndrum flabcllatum (Taf. LXIII, Fig. 489; Taf. LXXI, Fig. 527, 529),
bei welchem die Postnasal röhre eine bedeutende Verlängerung erfahren hat und so eine erste
Vorstufe zur Griffelbildung darstellt, außer der Nasal- und Postnasalröhre noch 2 weitere un-
paare Röhren entwickelt: ein kurzer, unverzweigter, wellenförmig gekrümmter Fortsatz, welcher
sich auf der Aboralfläche der Galea zwischen den beiden Hauptseitenröhren erhebt und durch-
aus den Charakter eines rudimentären Gebildes trägt (Fig. 527, 5290/), und ein etwa doppelt
so langer, die Weichkörperoberfläche ebenfalls nicht erreichender, wenig verzweigter Dendrit
welcher am aboralen Rande der Galea auf der Schalenklappe entspringt und, die Verlaufsrichtung
des NasaLstacheLs ungefähr fortsetzend, direkt aboralwärts gerichtet ist (ab). Der vordere dieser
beiden Fortsätze dürfte den Sagittal röhren in der I Ia kok Krischen Terminologie entsprechen und
mag, um eine unzweideutige Bezeichnung einzuföhren, als Apikalröhre (Apikaldendrit) be-
zeichnet werden; der hintere ist zweifellos homolog der Caudalröhrc Haeckel’s (vergi Rep,
Taf. CXXVII, Fig. 8^b) und soll die Bezeichnung Aboralröhre (Aboraldendrit) führen.
Ein Aboraldendrit findet sich auch bei Coelodiccras spinosum (Taf. LX1V, Fig. 493^) und
C. macropylum (Taf. LXXI, Fig. 526 ab), bei welchen im übrigen nur eine der beiden nasalen
Röhren entwickelt ist (n). Bei einem Exemplar von C. tmuropy/um (Fig. 526) fand ich außer-
dem in der Nähe des Aboraldendriten ein einzelnes, asymmetrisch gelegenes Stäbchen, welches
mit der Procaudal röhre Haec kel’s verglichen werden kann und wohl am besten als Präaboral-
röhre (Präaboraldendrit) zu bezeichnen ist.
Auch in der Gattung Coe/oi/tyrsus (Taf. LXV, Fig. 495; Taf. LXXI, Fig. 524) sind hinter-
einander Präaboraldendrit und Aboraldendrit (Fig. 524 pab, ab) zur Entwickelung gelangt während
ä4«
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Ti*f»cr- R «liolaricn.
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sich bei der neuen Gattung Codechinus (Taf. LXIV, Fig. 492; Taf. LXX, Fig. 520) nur ein einziger,
at>er sehr mäßig entwickelter um! den Hauptseitendendriten an Stärke nahezu gleichkommender
Alxmildendrit vorfindeL
Die größte Zahl von radiären Skelettelementen findet sich, wie schon Haeckel gezeigt
hat, in der Unterfamilie der Cöloplegminen, Hier tritt zu den Nasal-, Postnasal-, Hauptseiten-
und Aboralröhren regelmäßig noch eine dem Scheitel der Galea eingepflanzte Apikalröhre
(Apikaldendrit, Taf. LXIX, Fig. 515; Taf. IJCXI, Fig. 525 <?/) hinzu, und außer den bisher auf-
gezählten radiären Skelettteilen, welche direkt der Galea oder dem aboralen Abschnitt der Schalen-
klapjie selber eingepflanzt sind, können noch die stärkeren Seitenäste der Nasal- und Hauptseiten-
griffel unter entsprechender Veränderung ihrer Verlaufsrichtung und Uel>ergang zur Griffelbildung
mehr oder weniger den Charakter und die Funktion der primären Radialröhren annehmen. Die
einfachsten Verhältnisse weist die Gattung Coe/ogmphis auf, bc\ welcher die ganze Garnitur an
Radialröhren aus Nasalgriffel, Postnasaldendrit, Apikaldendrit, Aboraldendrit und 2 Hauptseiten-
griffeln liesteht (Textfig. 42; Taf. LXXI, Fig. 5 2 5). An Codogra/>his reiht sich die Gattung
Cot/adccas an, bei welcher je der erste /Vst der Hauptseitengriffel, sowie die Gattung Cwhplegma^
bei welcher auch die beiden ersten Aeste des Nasalgriffels zu Griffel röhren umgewandelt sind
(Taf. LXVI, Fig. 496 /is1, n‘). Ich möchte für diese Bildungen an Stelle der Hawk Ersehen Be-
zeichnungen: Pectoral- und Frontalröhren (s. oben S. 347) die Ausdrücke sekundäre Nasal-
griffel und sekundäre Seitengriffel in Vorschlag bringen.
Indem auch andere Sekundär* und Tertiäräste sich zu Griffeln differenzieren, kommen die
prachtvollen Skelettformen der übrigen Cöloplegmiden zu stände. Die höchste bisher Ixjkannte
Zahl von Griffeln wird von dem in der „Valdivia--Ausbeute erstmals gefundenen Codanthemum
auloceroides (Taf. LXVI II, Hg. 507) erreicht, bei welchem die Nasalröhre in vier, jede der
Hauptseitenröhren in fünf Griffel gesellten ist, so daß der Weichkörper von im ganzen acht-
undzwanzig radial gerichteten und regelmäßig verteilten Griffelröhren durchsetzt ist Mit
dieser Vermehrung der radiären Skelettelemente ist eine Rückkehr zur sphärischen Körperform
vollzogen, und die Gattung Cwlanthemum ist demnach auf Umwegen schließlich zu dem näm-
lichen Ziele gelangt welches die mit ihr konvergenten Formen aus den Gattungen Auloccros und
Aulosfxühis (Taf. II, Fig. 20; Taf. VIII, Hg. 87, u. a.) auf direkte Weise erreicht haben.
Nach diesen vorlxjreitenden Bemerkungen über Form, Zahl und Anordnung der Radial-
röhren mögen nunmehr die mit der Funktion zusammenhängenden Gestaltsveränderungen
der Galea genauer l)esprochen werden. Die einfachsten Verhältnisse finden sich l>ei den kleineren,
sphärischen Formen der Gattung Cododendrum (Taf. LXIII, Fig. 488; 'l'af. LXV11I, Fig. 508 — 510;
Taf. LXIX, Fig. 5 1 1 — 5 1 2). Hier bildet die Galea, wie erwähnt einen schmalen, quer zur Haupt-
achse gelegenen Wulst oder Bügel, der in seiner Mitte am höchsten und an der Basis seiner
aboralen Abdachung vielfach etwas eingebuchtet Ist An der Basis der Aboralfläche des Bügels
sind die früher Inrschrielienen arkadenähnlichen Fensteröffnungen gelegen, an der Basis der Oral-
fläche dagegen findet sich, wenigstens bei den größeren Formen, regelmäßig eine weite, halbmond-
förmige Nasenöffnung (z. B. Fig. 510). Die so gestaltete Galea trägt nun bei allen von mir
genau untersuchten Exemplaren speciell von Cododendmtn ramosissimum , sßinosissimum und fur-
catissimum vier Dendriten, von denen zwei in den Seitenecken, die lieiden anderen dicht hinter-
einander in der erhöhten Mitte der Galea eingepflanzt sind. Erstere sind der oben vorgeschlagenen
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350
Valentin Kakcekk.
Terminologie zufolge als Haupt seitenröhren (Hauptseitendendriten, hs) zu bezeichnen, von
den letzteren ist der oralwärts, dicht über der Nasenöffnung gelegene, welcher sich näher der
Basis zu gabeln beginnt und meist etwas reichlicher gegabelt Ist, als Nasal röhre (Nasaldendrit, n\
der aborale, schwächer entwickelte als Post nasal röh re (Postnasaldendrit, pn) zu unterscheiden.
Es mag zunächst dahingestellt bleiben, ob wir das Recht haben, diese Anordnung von Galea
und Radialröhren descendenztheoretisch als besonders primitiv und somit als Ausgangspunkt für
die übrigen Typen anzusehen, jedenfalls kann bei diesen sphärischen Formen über die Funktion
der Galea, sowie über die Bedeutung, welche den besonderen Anordnungsverhältnissen der Radial-
röhren zukommt, kein Zweifel bestehen. Erstere dient hier wohl noch ausschließlich als Postament
für die Radialröhren, und zwar besteht ihre specielle Aufgabe in einer bestimmten Direktion der
von den Radialröhren auf die Schalenklappe ausgehenden Druckwirkungen. Was nämlich zunächst
die Zahl und Gesamtanordnung der 4 Radialröhren von Cotlodendrutn anlxilangt, so sehen wir
hier offenbar das Ziel verwirklicht, eine möglichst geringe Anzahl von Hauptstreben so zu
verteilen, daß die von ihnen ausstrahlenden Endverzweigungen möglichst gleichmäßig das
Oberflächenhäutchen des sphärischen oder schwach ellipsoidischen Weichkörpers unterstützen. Es
ist sodann ohne weiteres zu erkennen, daß der Bau der Galea selbst und die Einpflanzung der
radialen Skelettelcmcntc eine solche ist, daß sämtliche von letzteren auf die Schalenklappe aus-
geübten Druckwirkungen, mit Ausnahme der in die Apikal achse fallenden, sich gegen-
seitig aufhel>en. Die Druckverteilung ist also eine derartige, daß bei einer wechselnden Ver-
größerung und Verkleinerung des Centralkapselvolumens, wie sie nach den Ergebnissen bei anderen
Formen auch für die Cölodendriden, speciell bei der vertikalen Wanderung, angenommen werden
muß, das Auseinanderweichen und Zusammentreten der inneren Schalenklappcn im allgemeinen
nur in der Richtung der Apikalachse vor sich geht und daß also eine unregelmäßige Ver-
schiebung der Schalenklappen auf der Oberfläche der Centralkapsel vermieden wird.
Bei der Weiterentwickelung des einfachen wulst- oder bügelförmigen Galeatvpus, wie er
sich l»ei den kleineren, sphärischen Coetodendrum- Arten findet, haben nun offenbar zwei Faktoren
die Hauptrolle gespielt, nämlich 1) die Gestaltveränderungen des Gesamtkörpers und
2) die Uebcrnahmc einer Nebenfunktion ernährungsphysiologischer Art durch
die Galea.
Schon früher wurde darauf hingewiesen, daß ebenso wie bei anderen Tripyleen, so auch
hei den Cölodendriden und Cölographiden im Gegensatz zu den kleineren, meist sphärisch ge-
stalteten Oberflächenbewohnem die in größeren Tiefen vorkommenden Formen zugleich mit der
Zunahme des Volumens verschiedenartige Abweichungen von der Kugelgestalt erfahren. Ins-
besondere findet sich, offenbar im Interesse eines erhöhten Steig- und Sinkvermögens, l>ei zahl-
reichen Formen eine mehr oder weniger seitlich abgeplattete Gestalt, so besitzen z. B. Coetodendrum
flabeUatum (Taf. LXI1I, Fig. 489) und Coelodiecras sp/nosum (Taf. LXIV, Fig. 493) einen beil-
oder schmetterlingsförmigen Weichkörperumriß , bei Coe/ographis und einigen nächstverwandten
Gattungen herrscht die Gestalt einer seitlich zusammengedrückten Pyramide vor u.s,w.
Diese Veränderungen in der Gestalt des ( iesamtkörpers werden ihrerseits durch eine ungleich
starke Ausbildung einzelner radiärer Skelcttclcmente hervorgerufen. So kommt der schmetterlings-
förmige Umriß des Weichkörpers von Coetodendrum flabeUatum mit seinen flügelartigen Anhängen
dadurch zu stände, daß der Stamm der Postnasaldendriten außerordentlich verlängert ist und
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Tief»«- Radiularien .
35*
ihre zunächst dichotomische Verzweigung erst nahe der Peripherie ihren Anfang nimmt (Fig. 4 89 pn).
Aehnliche Verhältnisse liegen l>ei der Gattung Cododicerm vor, bei welcher die Verlängerung des
Nasalstachels bereits mit einem Uebergang zum Griffeltypus verbunden ist (Fig. 493 n\ und am
weitesten ist die Umgestaltung des Weichkörpers auf Grund einseitiger Entwickelung einzelner
Radialclcmente bei der Unterfamilie der Cöloplegminen gediehen, innerhalb welcher, je nach der
Zahl der griffelartig differenzierten Skelettelemente, alle Uebergänge von der Pyramidenform zur
Sternform angetroffen werden.
Mit der einseitigen Entwickelung einzelner Radialröhren hängt nun
die Umgestaltung der Galea aufs innigste zusammen. In zahlreichen anderen
Tripyleengrupjjen sind, wie wir sahen, die RadiaLstacheln nicht direkt der Gitterschale eingepflanzt,
vielmehr erheben sie sich entweder auf zeltförmigen Schalenaufsätzen oder auf kegelförmigen, meist
von fensterartigen Poren durchbrochenen Ausstülpungen der Schalenwandung. Die Bedeutung
aller dieser Bildungen, für welche einerseits die Sagosphäriden (Taf. XVI 1, Fig. 159), andererseits
die Castanelliden (Taf. XXXIX, Fig. 293), Circoporiden (Taf. XXI, Fig. 178) und Tuscaroriden
(Taf. XXX, Fig. 224) zahlreiche Beispiele liefern, liegt offenbar darin, daß ein von den Terminal-
bildungen des Radialstachels aufgenommener und durch seinen Schaft weitergeleiteter Druck
oder Stoß durch die Basalzelte und Basalkcgcl möglichst gleichmäßig nach allen Seiten auf die
Gitterschale verteilt wird. Ganz das nämliche findet sich aber IxH den Cölodendriden und Cölo-
graphiden. Es zeigt sich, daß immer diejenigen Teile der Galea, welchen die am
stärksten entwickelten Radialelemente aufsitzen, eine meist kegelförmige
Erweiterung aufweisen, so daß die Gestalt der Galea im wesentlichen durch
die Zahl und das gegenseitige Größenverhältnis der besonders differen-
zierten Radial. stacheln bestimmt wird. Bei Coelodendrum flabdlatum z. B. (Taf. LXIII,
Fig. 489; Taf. LXXI, Fig. 527), l)ei welchem speciell der Postnasaldendrit eine bedeutende Ver-
längerung aufweist, ist die Galea nach der Oralseite schuppenförmig ausgezogen ; bei Codolhyrsns
(Taf. LXXI, Fig. 524) ist entsprechend der starken Entwickelung der paarigen Hauptseitengriffel
der orale Teil der Galea amboßfönnig vorgezogen und in der Mittellinie vielfach eingekerbt, so
daß jeder der Griffel auf einer besonderen Wölbung aufsitzt; bei Coelodrymus fanceotatm (Taf. LXX,
Fig. 522) finden wnr die Galea ungefähr in gleichem Maße nach der Basis der Nasal- und der
Hauptseitendendriten ausgezogen, während Codechinus insofern ein interessantes Gegenstück hierzu
bildet als, entsprechend der gleichmäßigen Entwickelung der Hauptseiten- und des Aboral-
dendriten, die Galea eine breit abgestutzte, amboßartig vorgezogene Stimkante und eine kegel-
förmig von der Schalenklappe abgehobene und durch einen oder mehrere besondere Pfeiler ge-
stützte Aboralecke besitzt (Taf. LXX, Fig. 520). Bei den Cöloplegminen schließlich macht sich
die ungleiche Entwickelung der einzelnen Radialelemente in ganz besonders charakteristischer
Weise geltend (Textfig. 41, 42; Taf. LXIX, Fig. 515; Taf. LXXI, Fig. 525): der mächtig ent-
wickelte Nasalgriffel (n), unterstützt durch den schwächeren Postnasaldendriten (/V/), bewirkt eine
sehr starke kegelförmige Verlängerung der Galea gegen die OraLseite, die weniger kräftig aus-
gebildetcn HaupLseitendendriten (hs) sitzen ihrerseits etwas flacheren Erhebungen der Galea auf,
und selbst der schwache Apikaldendrit ( a/> ) scheint nicht ohne Einfluß auf die Bildung der
Galea zu sein, so daß diese in Oberflächenansicht einen sehr charakteristischen, rautenartigen
Umriß erhält (Textfig. 41, 42). Besondere Verhältnisse liegen schließlich bei Cododiceras macropylum
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VaUCWTIW HaEI KFk.
(Taf. LXXI, Fig. 526) vor, bei welchem die im Vergleich zur Schalenklappe ungeheure Ent-
wickelung der ganzen Galea das kegelförmige Auswachsen einzelner Stachelbasen überflüssig zu
machen scheint
Noch ein weiterer Punkt ist gleich hier zu !>esprechen, nämlich die augenscheinlich sehr
engen statischen Beziehungen, welche zwischen der am bo Bärtigen Vorwölbung der Galea und
der Ausbildung der Rhinocanna bestehen. Einerseits wird nämlich offenbar durch die Ver-
größerung der Nasenöffnung die Oral- oder Stirnfläche der Galea erheblich geschwächt, so daß
eine kegelförmige Ausbildung der Stachelbasen um so notwendiger erscheint, andererseits dienen
umgekehrt der umgekrempte Rand der Nasenöffnung und die von ihm nach der Stirnfläche der
Galea ziehenden Kieselbrücken dazu, den vorgeschobenen Teil der Galea abzustützen und einen
Teil des von den Griffeln aufgenommenen Druckes abzuleiten (Taf. LXXI, Fig. 524, 525).
Damit kommen wir auf den zweiten Faktor zusprechen, welcher liei der Weiterentwickelung
der Galea aus dem einfachen, bügelförmigen zu dem ausgesprochen amboßförmigen Zustand
eine Rolle spielt, nämlich die Uebernahme einer ernährungsphysiologischen
A ufgabe.
Es ist hier in erster Linie auf die eigentümliche Verteilung der Phäodellen, d. h. der die
Nahrungsteile einschließenden und verdauenden Sekrettropfen, im Weichkörper der Cölodendriden
und Cölographiden hinzuweisen. In beiden Gruppen findet man, wie gleich hier vorausgeschickt
werden soll, im Gegensatz zu den meisten übrigen Tripyleen, eine außerordentlich wechselnde
Anordnung der Phäodellen. Sjieciell bei den Formen mit wohl ausgebildeter Galea und Rhinocanna
ist das Phäodium fast stets auf den Innenraum der Galea und auf die Oberflächen-
schicht des Weich kör pers (Taf. LXXI, Fig. 528) konzentriert, die Galea dient hier also
offenbar als vorül>ergehendes Depot für die Phäodellen, und zwar weist das Vorhandensein einer
Rhinocanna, also einer Verbindungsröhre zwischen Astropylcngcgend und Galeahöhle darauf hin,
daß es sich bei der Aufbewahrung der Phäodellen in der Galeahöhle nicht um ein mehr zu-
fälliges, sondern um ein durchaus regelmäßiges Verhältnis handeln muß, daß also hier eine be-
stimmte, mit der Verdauung im Zusammenhang stehende Cirkulation vorliegt, wie sie in
ähnlicher Weise früher für Phacocolia valdiviat (S. 8) l)esch rieben worden Ist
Die Galea hat demnach neben ihrer statischen Aufgal>e noch eine zweite Funktion er-
halten, nämlich die eines Depots für die Phäodellen, und man kann sich auch leicht eine Vor-
stellung betreffs des Weges machen, auf welchem die Galea zur Ueljemahme dieser Funktion
gelangt ist
Wie die Radialstacheln der Cölodendriden und Cölographiden selber, so ist auch die ihnen
als Postament dienende Galea im Interesse der Material- und Gewichtserspamls nicht als massiver,
sondern als hohler, dünnwandiger Körper zur Ausbildung gelangt Das nämliche Interesse der
Material- und Gewichtserspamls erfordert es al>er, daß der von der Galea eingenommene, mit der
weiteigehenden S|)ecialisierung des Skelettes immer größer werdende Raum nicht unausgenützt
bleibt und so wird mehr und mehr, unter Ausbildung einer einzigen großen Nasenöffnung an
Stelle der zahlreichen unregelmäßigen Fensterporen, dieser Raum den Phäodellen zugänglich ge-
macht Die damit verbundene Schwächung der oralen Galeawandung wird nun kompensiert,
zum Teil, wie wir gesehen haben, durch kegelförmiges Vorwachsen der Stachelbasen, zum Teil
aber durch Ausbildung eines wulst- oder krempenartigen Thorbogens. Mehr und mehr wird
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T leise*- Kadiolarien .
353
dann, ähnlich wie bei Phaeocolla , der Säftestrom in bestimmte Bahnen geleitet: die zunächst als
Postament dienende Galea erhält neben ihrer ursprünglichen Bedeutung diejenige einer Verdauungs-
höhle, und um die Zuleitung des Säftestromes auf direktem Wege und in bestimmt gerichteter Weise
zu regulieren, wird sie durch die stärker auswachsende Rhinocanna direkt mit der Astropylen-
gegend, d. h. mit der Stelle, wo Nahrungspartikel und Kernsekrete zusammen stoben, verbunden.
Es bleibt zum Schluß noch eine Besprechung der peripheren Bestandteile des
Skelettes übrig.
Die Verzweigung der Radialröhren ist, wie schon früher erwähnt wurde, ver-
schieden, je nachdem dieselben als Dendriten oder als Griffel ausgebildet sind. Die Dendriten
sind fast stets dichotomisch verzweigt, und zwar bilden
die Schwesteräste bei den einzelnen Species und an
den einzelnen Gabelungsstellen sehr verschiedene Winkel,
deren Betrag zwischen 30 und 1200 schwanken kann.
In der Gattung Coe kniend rum \ «trägt die Zahl der
Gablungen in der Regel 4 — 9, die centralen sind
streng dichotomisch, die peripherischen dagegen zeigen
eine geringere Regelmäßigkeit (Textfig. 43; Taf. LXIII,
Fig. 488). Auch bei Coelodrymus scheint die dichotome
Verzweigung fast durchweg Regel zu sein, ebenso bei
den Dendriten der mit Griffeln ausgestatteten Formen.
Dagegen fand ich bei dem in der Antarktis für Coclo-
dendrum fiircatissimum vikarierenden Coelechinus iva/>i/i-
comis sehr häufig schon an der ersten Gabelung der
Hauptseitendendriten statt der Dichotomie eine Drei-
teilung, wodurch eine derbere Beschaffenheit des
gesamten Skelettes im Vergleich zu demjenigen von
Coelodendntm fureatissimum bedingt ist (Taf. LXX,
Fig- 518. 519. 5*>)-
Die Griffelröhren tragen in ihrem basalen
Abschnitt gewöhnlich dendritenförmige Scitenäste,
welche einzeln oder paarweise angeordnet sind und
ihrerseits zu Griffelröhren umgebildet sein können
(Textfig. 4t, 42; Taf. I -XVI, Fig. 496). Gegen (fas
distale Ende hin, welches mit besonders gestalteten
Terminalästen ausgestattet ist, treten an Stelle der
Dendriten bezw. Seitengriffel Seitenbäumchen auf, welche je einen BDschel von Anker-
fädchen tragen (Fig. 496).
Die Endverzweigungen sowohl der primären, direkt der Galea aufsitzenden Dendriten, als
auch der dendritischen Seitenäste der Griffelröhren enden in der einen Reihe von Formen, nämlich
in den HAEcKEL’schcn Unterfamilien der Cölodorincn und Cölotholinen, mit Spathillen oder
winzigen Endkronen, welche in dem Oberflächenhäutchen der Calymma haften (Taf. LXIII,
Fig. 488 — 491); in der anderen Formenreihe, nämlich in den Unterfamilien der Cölodryminen,
353
Drabchr TiHtee Expedition 1898 — 189g. Bd. XIV. ^ *
Fig. 43. Coriodfndrum furcatisiimum HaECXEL.
Mit zweischichtigem W'elchkurper.
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Valentin Hakckxr.
Cölothyrsinen und Cöloplegminen, stehen sie durch tangential verlaufende Anastomosen mitein-
ander in Verbindung und bilden auf diese Weise eine äußere, aus unregelmäßigen
polygonalen Maschen bestehende Gitterschale, welche ihrerseits mit ankertragenden
Bäumchen besetzt ist (Taf. LXV, Fig. 494 ; Taf. LXVI, Fig. 496).
Während man die inneren Schalen klappen, wie früher ausgeführt wurde, am ehesten wohl
mit den provisorischen (embryonalen) Kieselhüllen der Centralkapseln mancher Tripyleen vergleichen
kann, stellen die äußeren Gitterschalen der Cölodendriden und Cölographiden anscheinend
Bildungen dar, welche sich erst sekundär aus den radiären Skelettstrukturen herausentwickelt
haben und am ehesten mit den sublerminalen Astquirlen der Aulacanthidengattung Au/ospaJhis
(Taf. VII) oder mit den tangential oder rückwärts al>gebogenen Terminal ästen anderer Aulacan-
thiden, z. B. Aukgraphis telrastyla und arcuata (laf. I, Fig. 10 und 1 1) verglichen werden
können.
Die äußere Gitterschale wird bei den Formen, welche Griffelröhren besitzen, von ihren
mit Ankerklumchen und Terminalbildungen versehenen distalen Knden überragt An der Stelle,
an welcher die Griffelröhren aus der äußeren Gitterschale hervortreten, finden sich dann in den
meisten Fällen außerordentlich zierliche, glocken- oder domartige Bildungen, welche, morphologisch
betrachtet, dadurch zu stände kommen, daß einzelne Verzweigungen der ersten Ankerbäumchen
sich zurückbiegen und mit dem Maschenwerk der Schale in Verbindung treten (laf- LXVI,
Fig. 496; Taf. LX1X, Fig. 514 und 5 1 6), in funktioneller Hinsicht dagegen in die Kategorie
der „Druckverteiler“ zu rechnen sind. Ganz besonders schön tritt der morphologische und
funktionelle Charakter dieser Dombildungen bei Codanthemum aulocetvide. c (Taf. LXVIII, Fig. 507 ;
Taf. LX1X, Fig. 516) hervor. Hier werden sie nur durch je ein einziges Paar Seitenbäumchen
gebildet elxmso wie auch die tangentiale Verbindung der Radialstacheln mit dem Maschen werk
der äußeren Gitterschale, sowie das von den inneren Stachelabschnitten an die Gitterschale heran-
tretende Strel)ensystem nur durch je ein Paar gegenständiger Spangen gebildet wird.
Die ankertragenden Bäumchen sowohl der distalen Griffelabschnitte, als der Gitter-
schale zeigen in der Regel einen dichotomischen Aufbau und erinnern sehr an die l)ei den großen
Medusettiden, insbesondere den Planktonetten, beschriebenen Ankerbäumchen. Die Anker-
fäden selber weisen eine Reihe von specifischen Verschiedenheiten auf: bei Coe/odkeras,
Coelotetraceras , Caekdrymus und Coclothyrsus trägt das gerade oder wellig verlaufende Fädchen
an seinem Ende 2 seitlich abgeplattete, schwach sichelförmig gekrümmte Haken, welche jederseits
mit einer Reihe feinster Dornen ausgestattet sind (laf. LXVII, Fig. 503). Speciell bei Cofro-
diceras spinosum ist unterhalb des Ankers noch eine Gruppe kurzer Zähnchen vorhanden, welche
in dersellxm Ebene wie die Ankerhaken gelegen sind (Taf. LXVI, Fig. 497), während bei Cotlo-
thyrsus das wellig verlaufende Fädchen mit zahlreichen winzigen Domen besetzt ist. Im Gegen-
satz zu den bisher genanntem Formen finden sich bei manchen Cöloplegminen Ankerfäden mit
mehr als 2 Endhäkchen, welche im ganzen an die entsprechenden Bildungen der Medusettiden
erinnern.
Was den genetischen Zusammenhang zwischen den Ankerbäumchon und den ge-
wöhnlichen Dendriten mit spathillentragcnden End Verzweigungen anlxdangt, so gelten uns hier-
über die Griffel röhren von Cododiccras macropylum (Textfig. 44) Aufschluß. Hier sieht man
nebeneinander kurze Dendriten mit Endspathillen (a\ ferner solche, l>ei denen die Endzweige
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Tkfscc- Rad iukirien .
I bereits verlängert und verdünnt sind und am Ende einen Kran2 von mehreren Endhaken tragen (b),
und endlich typische Endbäumchen mit zweihakigen Ankerchen (c).
Was die Bedeutung der Ankerfäden bei den Cölodendriden betrifft, so sind dieselben,
ebenso wie die entsprechenden Bildungen anderer Tripyleen, da sie im Calymma vollkommen
eingeschlossen sind, sicherlich nicht als Fangapparate, sondern als federnde Stützapparate haupt-
sächlich der oljerflächlichen Weichkörperschichten anzusehen.
Die Terminalbildungen der Griffel zeigen ebenfalls in der Regel einen ausge-
sprochenen dichotomischen Charakter. Ganz besonders ausgeprägt tritt derselbe lx?i Coclodiccras
spinasum (Taf. LXIV, Fig. 493) und bei Coe/odccas ambulacrum (Taf. LXVII, Fig. 503) hervor.
Seltener zeigen die Endäste
eine kronenartige Anordnung, , i .
so bei Coelographis coronata N. . /
(Taf- LXVII, Fig. 504) und ^SS/ ' ^ ^ v
vielen Exemplaren von Coe- ^ ^ |
lodecas antantica (Taf. LXVII, t '
Fig. 500). Bei Coelodeti- 'i ;
drum flabellatum (Taf. LXIII,
Fig. 469) geht die dichoto- ^
mische Verzweigungsart in I
eine einzellige, fächerförmige /
ül>er: die 4 paarweise ange- a i
ordneten Hauptäste der Post- \
nasalröhren tragen je 8 — 10
in einer Reihe angeordneter * '
T»*rmin^1:5stp und /war lifwn F* 44 C^hJu,rm ”**”&!**• "• g«-. *P- Ucbergang van den sprthullen-
’ ' Irrenden Seitendendntcn *u Anker liiutn eben-
die Terminaläste aller 4 Haupt-
äste (mit alleiniger Ausnahme der 2 letzten, leicht nach außen gekrümmten Aeste) in einer und
dersellxm Ebene, wie man an abgeschnittenen Röhrenenden bei Ansicht von oben leicht feststellen
kann (Taf. LX1X, Fig, 517).
Die Gestalt der Endäste ist in der Regel fingerförmig, sie sind vielfach mit feinen Domen
besetzt und stützen mit ihren Endspathillen oder Endkronen, wie namentlich an gut konservierten
Exemplaren von Coelodcndrum flabellatum (Fig. 469) und verschiedener Cöloplegminen (Taf. LXVII,
Fig. 503) mit Sicherheit erwiesen werden konnte, das Oberflächenhäutchen des Calymmas.
Bezüglich der Entwickelung des Skelettes weisen einige Funde mit Bestimmtheit
darauf hin, daß die Vorgänge sich im wesentlichen ähnlich abspielen wie l>ei den Aulacanthiden.
Es wurden mehrere Exemplare z. B. von Coe/ographis reg i na gefunden, welche noch ein vollkommen
weiches, färbbares Skelett besaßen. Auch fanden sich Exemplare, bei welchen die Terminal-
bildungcn die Form von kleinen, knospenartigen Ausstülpungen des Röhrenendes Ixjsaßen, in
ähnlicher Weise, wie dies bei den Radialstacheln einiger Aulospathis- Exemplare (Taf. VI, Fig. 62)
beobachtet wurde. Es weisen diese als erste F.ntwickelungsstadien oder auch als Entwickelungs-
hetnmungen zu deutenden Vorkommnisse darauf hin, daß die Terminalverzweigungen durch
Sprossung der noch weichhäutigen Stachelanlagen ihre Entstehung nehmen.
Fig. 44. Coeiodutrat nuu ropytum n, gen., n. sp. a— i Ucbergang von den spithüllcn-
Iragcnden SeitemJendntcn *u Anker Laumcbcn-
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35^
Valentin Hat« kkk,
Abnormitäten verschiedener Art finden sich auch bei den Cölographiden nicht selten vor.
Schon früher wurde ein Exemplar von Coefotetrcueras xanthacanihum mit überzähligem Griffel er-
wähnt Hervorgehoben seien noch mehrere Individuen von Coelodendrum lapfxueum mit ge-
knickten und verbogenen Stachelästen, sowie eine Doppelbildung des Griffelendes bei einem
Exemplar von Coelographis rtgina (Tai LXVI, Fig. 4 98 </).
In Bezug auf den Weichkörper hat zuerst BCrscuu (1882) für Coclothamnus Davidoffii
festgestellt, daß die ungemein ansehnlich entwickelte, ganz wasserklare Gallerte das gesamte
Skelett bis zu den äußersten Spitzen der Strahlen umhüllt und sich mit jedem Strahl etwas über
das Niveau der gemeinsamen Gallertkugel erhebt, so daß sie gleichfalls einen strahligen Bau zeigt,
„Ihre Durchsichtigkeit Ist so groß, daß bei der Untersuchung im Seewasser nichts von ihr zu
bemerken war; sehr deutlich trat sie jedoch sofort hervor, als das Objekt in Karminlösung ein-
gelegt wurde, da diese nun bis zu ihrer Oberfläche dringen konnte; bei längerem Aufenthalt in
Karmin färbte sie sich lebhaft rot.“ ln einem gewissen Widerspruch hiezu nimmt Haeckel für
die Cölodendriden sens. strict an, daß die äußeren Terminaläste, sowie die Ankerfädchen frei
über die Oberfläche der Gallerte hervorragen, und zu derselben Ansicht ist er Ixizüglich der
Griffelendkronen und der Ankerfädchen der Cölographiden gelangt
Im Einklang mit Bütschli und im Gegensatz zu Hafckel kann ich für eine ganze Reihe
von Cölodendriden sens. strict, ferner für mehrere Cöloplegmiden nachweisen, daß thatsächlich
das ganze Skelett vom Weichkörper eingeschlossen ist und daß das Oberflächenhäutchen des
Calymmas von den Endverzweigungen der radialen Skelettelemente getragen und ausgespannt
erhalten wird. Insbesondere konnte ich auch l>ei einem vorzüglich erhaltenen Exemplar von
CotlofUgma murrayanum feststellen, daß auch die Ankerfädchen im Inneren der Gallerte gelagert
sind. Denn der Abstand des extracalymmalen Sarkodehäutchens von der äußeren Gitterschale
ist hier genau der Länge der Ankerfädchen gleich. Man kann daraus schließen, daß die
Ankerchen selber in gewissen Kontraktionszuständen der Gallerte, und zwar wahrscheinlich bei
minimaler Ausdehnung derselben, im Oberflächenhäutchen haften.
Bei mehreren Exemplaren von Coelodendrum furcatissimum fand ich innerhalb der Gallerte
zwei konzentrische Schichten. Spcciell bei dem in Tcxtfig. 43 abgebildeten Exemplar reichte die
äußere, vom extracalymmalen Oberflächenhäutchen umhüllte, nahezu wasserklare Schicht nach
innen bis zur viertletzten Gabelungsstelle und ist hier im optischen Durchschnitt durch eine voll-
kommen scharfe Linie von der inneren, mit Karmin außerordentlich schwach färbbaren Schicht
geschieden. Dicht unterhalb des die beiden Schichten trennenden Horizontes sind die Phäodellen
locker verteilt. Ob es sich hier um künstliche oder natürliche Strukturverhältnissc handelt, wage
ich an meinem Material nicht zu entscheiden.
Was im übrigen die Beschaffenheit des Calymmas an belangt, so vermag ich. da mir
selbst in Neapel keine lebenden Cölodendren zu Gesicht gekommen sind, keine eigenen Er-
fahrungen mitzuteilen. Nach R. Hertwig (1879, S. 99) sind t>ei den Cölodendren die Vakuolen
weniger zahlreich als l>ei den Aulacanthen. Bei 2 lebenden Exemplaren von Coelodetuimm ramo-
sissimum l>eobachtete R. Hertwig ferner, daß die extrakapsuläre Sarkode auf der aboralen Seite
in der Mitte zwischen den zwei Nelxmöffnungen eine besondere Anordnung annahm, indem sie
einen langgestreckten zuckerhutartigen Fortsatz erzeugte, welcher fein gestreift war, als sei er aus
blassen Fibrillen zusammengesetzt (Textfig. 45). „Der Fortsatz bewegte sich sehr langsam, wie
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Tiefwc-Radiolmricn.
357
tastend, verlängerte und verkürzte sich, während zugleich auf ihm zahlreiche farblose Körnchen
auf und ab stiegen, wie sie in großen Mengen in der extrakapsulären Sarkode zirkulierten. Das
Ende des Fortsatzes war abgerundet, von ihm entsprangen zuweilen feine pseudopodienartige
Fädchen, die nach kurzer Zeit wieder eingezogen wurden.“ Das ganze Gebilde hält R. Hertwig
seiner Struktur nach für eine, mit der „Sarkode-
geißel“ der Disciden vergleichbare Ansamm-
lung feinster Protoplasmafäden. Es wird auf
zukünftigen Expeditionen speciell bei lebenden
Exemplaren der großen Tiefenformen das
Augenmerk auf diese Dinge zu richten sein.
Das Phäodium ist nach Haeckel
bei den Cölodendriden sens. strict sehr groß,
drei- bis viermal so breit wie die Central-
kapsel, welche von ihm gewöhnlich in ihrer
vorderer Hälfte, häufig aber vollständig um-
hüllt wird. Haeckel giebt ferner an, daß
häufig zahlreiche grüne, braune oder schwärz-
liche Phäodellen durch das ganze Calymma
zerstreut sind und sich zuweilen in einer
oberflächlichen Schicht anhäufen. Auch die
Galeae seien gewöhnlich mit Phäodium angc- N^R'^X™T — •—
füllt. Bezüglich der Cölographiden berichtet
Haeckel ferner, daß das Phäodium nur einen kleinen Teil des Calymmas ausfüllt und gewöhn-
lich nur in den beiden Galeae und ihren Rhinocannen eingeschlossen sei.
Ich hal>e sowohl bei Cölodendriden sens. strict als bei Cölographiden eine außerordentlich
wechselnde Anordnung der Phäodellen beobachtet Speciell bei Cotlodendrum /unatissimum, von
welchem mir die zahlreichsten Exemplare zur Verfügung stehen, fand ich bald die ganze Central-
kapscl von einer dichten Masse von Phäodium umhüllt bald waren die Phäodellen hauptsächlich
in der Astropylengegend , sowie in den loljenartigen , von den Dendritenpaaren überwölbten
centralen Weichkörperliezirken angehäuft Wieder bei anderen Exemplaren wraren die Phäodellen
fast ausschließlich in der äußeren Weichkörperschicht unterhalb des Oberflächenhäutchens, l>ezw.
(Textfig. 43) in der äußersten Schicht der inneren Weichkörperzone in lockerer Anordnung ver-
teilt Im Hinblick auf die verschiedene Quantität und Anordnung des Phäodiums, speciell
bei den Oberflächen- und tiefen bewohnenden Challengeriden, lag es nahe, zu untersuchen, ob
vielleicht diese verschiedene Verteilungsweise der Phäodellen mit den Vertikalbewegungen der
Tiere im Zusammenhang steht jedoch war mein Sc.hließnetzmaterial für die Entscheidung
dieser Frage ungenügend , da die betreffenden Fänge sich auf zu große Intervalle er-
streckten. Auch bei Coelodendnim ßabel/atum fand ich das Phäodium bald auf die Astropylen-
gegend konzentriert bald nahezu ausschließlich in der Oberflächenschicht verteilt (Taf. LX1II,
Fig. 48g).
Bei den Cölographiden fand ich die Phäodellen meist auf den fnnenraum der Galea und
auf die Obcrflächenschicht des Weichkörpers konzentriert. Seltener fanden sich Anhäufungen
357
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358
Valkwtw Hakckkr,
von Phäodellen in der Astropylengegend vor. lieber die vermutliche Bedeutung der Galea aLs
eines Verdauungsraumes wurde bereits oben gesprochen.
Was die Zusammensetzung des Phäodiums anlxiangl, so wurden von l>emerkens\verten
Vorkommnissen bei einem Exemplar von Cochplcgma mnrrayanum im Inneren des Phäodiums ein
paar leere Schalen einer Challengeride ( Protocysiis Indern) gefunden, bei einem Exemplar von
Coeiodecas ein Gw'/w/w -Gehäuse, ferner bei mehreren Exemplaren von Coefodendnim funatissimum
und Coelcchinus neben den gewöhnlichen Nahrungskörpern (Diatomeen, Spumellarien) einzelne
kleinere, von einem färbbaren Substanztropfen umhüllte Globigerinen. Challengeriden sowohl wie
Cilobigerincn werden sonst nur in sehr seltenen Fällen als Einschlüsse des Phäodiums der
Tripyleen angetroffen.
Die Centralkapsel der CölodCndriden besitzt, wie zuerst R. Hertwig (187Q) fest-
gestellt hat und wie ich auf Grund von Schnittserien bestätigen kann, die gewöhnliche Beschaffenheit
und die typischen drei Oeffn ungen der Tripyleen (Textfig. 45). Für die Hauptöffnung
(von Coeiodendrum ramosissimum ) giebt R. Hertwig noch an, daß sie die Gestalt einer Brust-
warze besitze und durch eine Ix'sonders lange Proboseis ausgezeichnet sei Von den Neben-
öffnungen wird gesagt, daß sie einen sehr schmalen und im Verhältnis ziemlich langen Oeffnungs-
haLs besitzen und die darunter befindliche homogene Stelle (der Bulbus) klein und wenig
tingierbar sei. Meine Schnittpräparate zeigen, daß speciell bei Coeiodendrum furcaiissimum die
Parapylen keine wesentlichen Unterschiede gegenüber den Nebenöffnungen anderer Tripyleen
aufweisen.
Im übrigen hal>e ich, wie ich in Ergänzung der Angaben von R. Hkrtwig und Haeckei.
anführen möchte, auf Schnitten durch die Centralkapsel von Coeiodendrum fureatissimum nach
Konservierung mit Chromosmiumessigsäure folgende Verhältnisse gefunden:
Die Centralkapselmembran erschien mir im Gegensatz zu der Darstellung Habcxel’s stets
einfach. In der intrakapsulären Sarkode können drei Schichten unterschieden werden: eine
äußerste dünne Schicht, welche mitunter durch einen Spaltraum von der folgenden getrennt
ist und in den seitlichen Partien der Centralkapsel eine einfache, in der Astropylengegend eine
mehrfache I .age von dunkel färbbaren Substanztröpfchen einschließt; eine mittlere, am stärksten
entwickelte Schicht mit sehr dichtgedrängten, großen Vakuolen, welche nur in dem Zwischenraum
zwischen Astropyle und Kern fehlen; und eine innerste Lage, welche eine filzige Beschaffenheit
aufwies. Manchmal erinnerten die tangential zur Kemoberfläche verlaufenden Streifen dieser
Schicht einigermaßen an die intrakapsulären „Kanäle“ der Aulacanthiden und anderer Tripyleen.
Die von Haeickei. beschriebenen Kristalle, welche den Raum zwischen Astropyle und Kern ein-
nehmen, habe ich nicht gefunden.
Der Kern zeigte l>ei keinem der von mir geschnittenen Exemplare einen ausreichenden
Konservierungszustand. Das Centrum war von der grob -spongiösen, stark färbbaren C’hromatin-
substanz ausgefüllt, die peripherischen Teile enthielten ein unregelmäßiges körniges, gelbbraunes
Gerinnsel. Manchmal waren innerhalb des letzteren einige Schollen färbbarer Substanz erhalten :
in diesen Fällen erinnerte das Aussehen der Kerne einigermaßen an die „Radstruktur* im Kerne
von Aulacantha .
Aehnliche Verhältnisse wie bei Coeiodendrum furcaitssimum fand ich auch auf Schnitt-
präparaten von einigen Exemplaren von Cociographis regituu
35«
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Tipf*w-Radic>Iari«-n.
359
Vermehrung, ln Bezug auf die Vermehrung liegt mir nur eine Beobachtung vor,
nämlich ein zwei kerniges Stadium von Coclodendrum lappaceum . Man wird wohl die Annahme
machen dürfen, daß l>ei den Cölodendriden der Zweiteilung des Kernes eine Teilung der Central-
kapsel und des ganzen Tieres und eine Regeneration des Halbskelettes in jedem Halbtier folgt
Horizontalverbreitung. Als eigentlich kosmopolitisch oder eurytherm im
weitesten Sinne des Worte« kann wohl nur Coclodendrum ramosissimum angesehen werden. Warm-
wasserformen oder besser äquatoriale, auf die Meeresteile zwischen 40° N. und 40° S.
beschränkte Formen sind : Coelodcndrum spinosissimum, ßtrealissimum (von diesem wurde nur ein
Exemplar in der Antarktis gefunden), lappaceum . ßabcllatum, Coclotetraceras xanlhacanthum, Coc/o-
thyrsus cypripcdium , Coclographis reg i na, Coclodecas dccastyla und pentagona. Von diesen können
jetzt schon Coclodendrum Jurcatissimum. lappaceum und flabellatum, sowie Coclographis reg i na und
Coclodecas; decastyta als trioceanisch bezeichnet werden, die Übrigen sind nur aus dem Atlantik
und Indik liekannt Speciell Corlodendn/m ßabeUatum scheint, wenigstens im Atlantik und Indik,
die eigentlich tropischen Gebiete zu Ixivorzugen, während umgekehrt Coelothyrsus cypripcdium
häufiger in den gemäßigteren Breiten aufgefunden wurde.
Von begrenzteren Vorkommnissen sind ferner zu erwähnen Coclodiccras spinosum, welches
bisher nur in den südlichen Gebieten des Atlantik erbeutet wurde, und Coe/oplegma murrayanum,
welches auf den nordöstlichen Atlantik konzentriert zu sein scheint
Als antarktische Kalt wasserformen sind bisher nur bekannt geworden : Coc/echinus
wapiticomts und Coclographis antarctica.
Ueber die Vertikalverbreitung der Cölodendriden ist leider zur Zeit nur wenig
Sicheres bekannt Coclodendrum ramosissimum , spinosissimum und furcatissimum konnten auf
Grund verschiedener Plankton* und Schließnetzfänge als knephoplanktonisch festgcstellt werden,
und zwar scheint letztere Art in etwas tieferen Schichten als die beiden ersteren vorzukommen.
Inwieweit sie sich in die Schichten des Phao- und Skotoplanktons erstrecken, läßt sich zur Zeit
nicht bestimmen. Hinsichtlich der Vertikalverbreitung der Cölotholinen und Cöloplegminen wissen
wir bis jetzt nur, daß Coelotholus Davidofßi l>ei Villafranca an der Oberfläche gefischt wurde,
möglicherweise als zufälliges Vorkommnis, und daß Cocloplcgma murrayanum nach den Unter-
suchungen Fowler’s offenbar eine pam plan k tonische, sogar noch in den Schichten des Phao-
planktons verbreitete Form ist. Auch Haeckel gibt für eine Reihe von Cöloplegminen ein ober-
flächliches Vorkommen an.
Systematik. Nach Haeckel sind die beiden Familien der Cölodendriden und Cölo-
graphiden dadurch unterschieden, daß die ersteren keine Rhinocanna und keine Frenula l>esitzcn
und daß bei ihnen keine Radialröhren zu Griffeln ausgebildet sind. Es wurde Ixureits in der
Einleitung zu der Unterordnung der Phäodendria hervorgehoben, daß sich in Bezug auf die
genannten Merkmale keine scharfe Grenze zwischen beiden Familien ziehen läßt und daß also
beide Familien am besten in eine einzige zusammengezogen werden.
Was die IlAECKFx’schen Unterfamilien anbelangt, so bilden diese im ganzen sehr gut
charakterisierte, großenteils selbständig neljeneinander verlaufende Formenreihen. Man wird daher
dieselben als wohlberechtigte Kategorien beil>ehalten dürfen, nur ist Inn ihrer Kennzeichnung in
erster Linie auf die primären Charaktere, nämlich auf die Anordnung und den relativen Aus-
bildungsgrad der einzelnen Radialröhren, und erst in zweiter Linie auf die durch die letzteren
359
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3bo
Valentin Haecker,
bedingte Ausbildung von Galea, Rhinocanna und Frenulis Wert zu legen. Außerdem ist den
4 Hae«:k Ei/schen Unterfamilien noch eine fünfte, die der Coelothyrsinae, hinzuzufügen.
Die erste Unterfamilie der Cöl odorinen umfaßt diejenigen Formen, bei welchen sowohl
Nasal- als auch Hauptseitenröhren und außerdem meistens eine Postnasalröhre aasgebildet ist,
bei welchen aber im Gegensatz zu den Cöloplegminen keine äußere Gitterschale vorhanden ist
Abgesehen von der Gattung Coelodoras, bei welcher sich nach Haeckel in den drei Ecken der
Galea 3 oder 4 gerade, un verästelte Radialröhren erheben, weisen die sphärisch -gestalteten
Formen der Gattung Coelodendrum die einfachsten Verhältnisse auf, insofern sich von der bügel-
oder schuppen förmigen, einer eigentlichen Rhinocanna stets entbehrenden Galea 4 als Dendriten
ausgebildete, ziemlich gleichmäßige entwickelte Radialröhren erheben (Taf. I-XIII, Fig. 488). Bei
otlodaidrum jiabcllatum (Taf. I.XII1, Fig. 489) zeigt der Postnasaldendrit eine überwiegende
Entwickelung, womit ein Uel>ergang der sphärischen Gestalt in eine abgeplattete, schmetterlings-
förmige verbunden ist, eine Entwickelungsrichtung, die in anscheinend selbständiger Weise von
der Gattung Cotiodiceras (Taf, LXIV, Fig. 493) eingeschlagen wird. Bei letzterer ist der erste
Anlauf zur Griffelbild ung wahrzunehmen (Fig. 493 «).
In der zweiten Unterfamilie, bei den Cölotholincn sind die Nasalröhren in Wegfall
gekommen. Im übrigen erinnern diese Formen infolge der Abwesenheit einer äußeren Gitter-
schale noch sehr an die Cölodorinen.
Unter den Formen mit äußerer Gitterschale schließen sich die noch nicht genügend be-
kannten, griffellosen Cölodryminen hinsichtlich der Anordnung der Radialröhren und des
primitiveren Baues der Galea sehr eng an die Cölodorinen an, während die mit Griffeln aus-
gestatteten Gruppen der Cölothyrsinen und Cöloplegminen von hier aus in zwei ver-
schiedenen Richtungen divergieren : bei den ersteren fehlen die Nasalröhren, bei den letzteren
sind dieselben neben den Hauptseitenröhren zu besonderer Entfaltung gelangt
Es ergibt sich danach folgendes System der Cölodendriden sens. lat:
Keine Äußere
Giltendude
Mit Nassbohren :
1. Unterfamilie. Coelodorinac.
Ohne Na-salröljren :
2. Unterfamilie. Coelotholinae.
Rühren unverzweigt:
Rühien als Dendriten aus-
gebildet :
Niuwl rühre als Griffel aua-
gebildet :
Rühren «Amtlich als Den-
driten »ungebildet :
Die 4 HaupUcilenrühren ata
Griffel ausgebildet:
8 Griffel:
12 Griffel:
ib Griffel:
Keine Griffel, Rhinocanna verschieden stark AeuliercGiUrrschale einfach :
entwickelt: Acußcre Gittcmhale *pon-
3. Unterfamilie. Coelodrytninae. giA*:
(. Gattung: (,*vloJortu Ha ECK KL
2. Gattung: CorlodenJ rum Haeckel
3. Gattung: Coflcdneras n. gen.
4. Gattung: CWbeknms n- gen.
5. Gattung:
6. Gattung:
7. Gattung:
8. Gattung:
9. Gattung:
CofbUtracrrtu n. gen.
Coefoikolus Haeckel
Coricthauma Ha EC KZI
C<*eU<thamnui HaeCKKL
Corlodrymus Ha ECKEL
10. Gattung: Cotlcdasta Haeckel
AeuBcrc
Gl tierschal«'
vorhanden
Kadialriihren zum
Teil als Griffel aus-
gebildet ;
Rhinocanna meist
wnhlentwickell
Galea ohne Naaalgriffel:
4- Unterfamilie. Coelothyrsinae.
Galea mit Nasal-
griffel und Seiten-
griffein :
5. Unterfamilie.
Cor l<> p leg m in a c.
6 Griffel:
lt> Griffel:
14 Griffel;
8 Griffel:
12 Griffel:
ib Griffel:
28 Griffel:
11. Gattung:
12. Gattung:
13. Gattung:
14. Gattung:
15. Gattung:
16. Gattung:
17. Gattung:
18. Gattung:
Coelothyma Haeckel
Corbgrttphit Haeckel
Ctxlodtcat Haeckel
CtxbpUgma Haeckel
Cotlotpathü Haeckel
Cotlentylui Haeckel
Coflagalma Ha ECKEL
Coelanthcruum n. gen.
360
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Ti«* l*ce- RudinUrien .
3^1
1. Unterfamilie Coelodorinae.
Cotlodorida HAECKEL, 1887.
Cölodendridcn mit Nasal- und mit Hauptscitenstacheln, meist ohne eigentliche Rhinocanna.
Ohne äußere Gitterschale.
1. Gattung. Coelodoras Haeckei,
Röhren un verzweigt Haeckel beschreibt 2 Formen aus dem Pacifischen Ocean. Im
»Valdivia^Material ist die Gattung nicht vertreten.
2. Gattung. Coelodendrum Haeckel.
Galea bügel- oder schuppenförmig, an der Oralfläche meist mit weiter Nasenöffnung, ohne
Rhinocanna. 4 Radialröhren (Nasal-, Postnasal- und 2 Hauptseitenröhren) stets als Dendriten aus-
gebildet Keine äußere Gitterschale.
Coelodendrum ramosissimum Haeckel.
Ta/. LXIII, Fig. 488; Tal. LXVIII, Fig. 508—510; Tcxt/ig. 45.
Cotlodmdrvm ramoiiisimum [ I A ICKU, 1862, S. 363, Tat. XIII, Fig. 1 — 3; R. ItERTWIG, 1879, S. 93, Tat X,
Fig. 3, 12; Haeckel, Rep. 1887, p. 1735; Fowler, 1898, p. 1027; Borger!, 1901a, S. 45, Fig. 53;
1903, S. 7J7; Lu Bianco, 1903, S. 226.
Gestalt im ganzen sphärisch oder leicht ellipsoidisch.
Galea bügel- oder schuppenförmig (an der Oralscile leicht flberhängend), an der Basis der
Hinterfläche mit einer Reihe von kleinen fensterförmigen Öffnungen, an der Oralseite mit weiter
Nasenöffnung, welche bei sehr kleinen Exemplaren fehlen kann (Tat LXVIII, Fig. 508 —310).
Die 4 Dendriten 4 — 6mal gegabelt, die Postnasalröhre meist schwächer als die Nasal-
röhre ausgebildet (bei erstcrer ist die erste Gabelung weiter von der Basis entfernt als bei letzterer).
Endäste mit scheibenförmiger, einen Kranz von 4 — 7 rückwärts ge-
krümmten, kräftigen Zähnen tragender Spathilla.
Durchmesser: 0,55 — 1,2 mm (nach Haeckel 1,2 — 1,8, nach Borger! 1,0 — 1,8 mm).
Fundorte: Mittelmcer, Atlantik, Indik, Pacifik (Haeckel), Eärör-Kanal (Fowler),
Irmingersee, Labradorstrom, Guineastrom (200 — 400 m), Südäquatorialstrom (500 — 700 m,
Borgert), Mittelmeer (Lo Bianco);
T.-St 22, 29, 32 (canarische Strömung, V.), 4 t (Guincastrom, V.), 49, 50 (Südäquatorial-
strom, V.), 65 (Golf von Guinea, V.\ 90 (Benguelastrom, P. 200), 1 1 5 (Benguelastrom, V.), 132
(Antarktis, S. 220 — 140), 135, 136 (Antarktis, V.), 173 (südlicher Indik, V.), 217, 218, 223, 231),
268 (nördlicher Indik, V), 228 (nördlicher Indik, S. 320 — 250).
Verbreitung: Anscheinend kosmopolitische (eurytherme), vorwiegend knephoplank-
tonische Form.
3b 1
Drabri» TMm-Lipfditi9ii 1898— tfk» Bd. XIV. ^
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V AUtNTIN Ha ECKER,
362
Coelodendrum spinosissimum Haeckel.
Tat. LXX, Fig. 523.
Coelodendrum tfiinosissimum Haeckel, Rep., p. 1735, Taf. CXXI, Fig. 7.
Von voriger Art, mit welcher sie nach Größe, Gestalt und Verzweigung des Skelettes
im wesentlichen übereinstimmt, ist die vorliegende Form dadurch unterschieden, daß die End-
verzweigungen einen bedornten (echinoidal, subspherical or club-shaped) End knöpf besitzen.
In der Regel sind an demselben ein apikaler Enddom und 2 ü Voreinander befindliche Kranze
von Seitendomen zu unterscheiden.
Bemerkt sei noch, daß ich bei meinen Exemplaren die Galeae und Schalenklappen häufig
von besonders großen Poren durchlöchert fand und daß der obere Rand der Nasenöffnung nicht
selten, ähnlich wie bei C. flabcUatum , eine wulstartige Verdickung zeigte — die erste Andeutung
einer Rhinocanna (Taf. LXX, Fig. 523). Einmal (T.-St 54) fand ich 4 gleich große Individuen,
welche infolge Verschmelzung der Calymmen zu einer Kette verbunden waren (natürliche Kolonie-
bildung oder zufällige Verklebung?).
Durchmesser: 1,8 — 2,2 mm.
Fundorte: Ch.-St. 346—349 (tropischer Atlantik, Haeckel);
T.-St. 22, 32, 34 (canarische Strömung, V.), 41, 44 (Guineastrom, V.), 49 (Südäquatorial-
strom, V.), 54, 55 (Guineastrom, V. und P. 200), 64, 65, 66 (Golf von Guinea, P. 200 und V.),
1 1 2 (Agulhasbank, V.), 182 (indischer Südäquatorialstrom, V.), 215, 217, 218, 223, 229, 236, 239,
259, 268 (nördlicher Indik, V., P. 200 und S. 200—20).
Verbreitung: Im Gegensatz zu voriger offenbar nur in wärmeren Meeresgebieten ver-
breitete, knephoplanktonische Form.
Coelodendrum furcatissimum Haeckel.
Taf. l.XIX, Fig. 511, 512; Texlfig. 43.
Cor/oiiftti/nm fumitiwmum Haeckel, Rep., p. 1735, Taf. CXXI, Fig. I — 4.
Gestalt kugelig.
Galea bügelförmig, mit eingebuchteter AboraLseite (Taf. LX1X, Fig. 511, 512), an der
Basis der Aboralseite meist mit einer arkadenartigen Reihe von Poren (Fig. 311), an der Oral-
seite mit verschieden weiter, meist niedriger (.schlitzförmiger) Nasenöffnung.
Die 4 Dendriten sind 6 — 9 mal regelmäßig dichotomisch gegahelt; die langen, dünnen
Endäsle divergieren unter spitzem Winkel und tragen Endkronen mit 3 oder 4 winzigen, auf-
rechten Zähnen.
Durchmesser 2 — 2,5 mm.
Varianten: Es treten in densellien Fängen gröbere Formen mit weniger zahlreichen
Endästen und feinere mit reichlicherer Gabelung auf. Auch die Ausbildung der Endkronen ist
individuell verschieden.
Fundorte: Atlantik, Indik, Pacifik (Haeckel):
362
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Ticfsec-RadioUrkn.
363
T.-St 26, 32, 34 (canarische Strömung, V.), 4t, 42, 43, 44, 54 (Guineastrom, V. und S.
550 — 250), 49 (Südäquatorialslrom, V.), 64, 65, 66 (Golf von Guinea, S. 500 — 300), 85 (Benguela-
strom, V.X 142 (Antarktis, V, nur ein großes Exemplar), 175, 182 (indischer Acquatorial-
strom, V.), 213, 214, 215, 217, 218, 221, 223, 226, 228, 231, 235, 236, 239, 268, 271 (nörd-
licher Atlantik, V. und einmal S. 320 — 250, überall zahlreich, zum Teil massenhaft).
Verbreitung: Offenbar überwiegend knephoplanktonische Form der wärmeren Meeres-
teile In der Antarktis wurde nur ein einziges Exemplar neben zahlreichen Exemplaren der
vikarierenden Form (Cotkchinus wapi/icornis) gefunden.
Coelodendrum lappaceum Haeckel.
Tal. LXIII, Fig. 490; Tcxtfig. 46.
Ctulotiendntm laftpattum Hau km , Rep., p. 1736.
Gestalt kugelig bis leicht ellipsoidisch.
Galea bügel- bis .schuppenförmig, mit „gemaserter“ Wandung, an der Oralseite mit halb-
mondförmiger Nasenöffnung.
Die Nasal- und Hauptseiten röhren 7mal,
die Postnasalröhre 5 — 6mal regelmäßig dichoto-
misch gegabelt Die beiden fingerförmigen
Endäste bilden eine schmale Gabel, sind
mit meist kräftigen, rückwärts gekrümmten
Häkchen besetzt und besitzen einen be-
dornten Endknopf, welcher 1 — 3 Apikal-
dornen und einen Kranz von 6 — to zu-
rückgebogenen Seitenzähnen trägt
(Fig. 490).
Durchmesser: 3 — 3,2 mm (nach Haeckel
1,5— 1,8 mm).
Die mir vorliegenden Exemplare stim-
men, abgesehen von der Größe, recht gut mit
der Beschreibung überein , welche Haeckel
von seinem südpacifischen C. /appaceum ge-
geben hat Bei einigen Exemplaren waren
die Endäste verbogen, eines besaß eine zwei-
kernige Centralkapsel.
Fundorte: Ch.-St 285 — 295 (süd-
licher Pacifik, Haeckel);
T.-St 49 (Südäquatorialstrom, V.), 73,
74, 86 (Benguelastrom, V„ mehrere Exemplare),
218 (nördlicher Indik, V„ mehrere Exemplare).
Verbreitung: Trioceanische, in warmen und kühleren Gebieten verbreitete Form.
Vertikalverbreitung unliekannt
3^3
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3*4
Valkntin Hakckek,
Coelodendrum (Coelodendronium) flabellatum Haeckel
Taf. LXIII, Fig. 489; Taf. LXIX. Fig. 517; Taf. LXXI, Fig. 527, 529.
Coelodendrum ( CoeUxUmironium) ßuUUatum Haeckel, p. 1737, Taf. CXXI, Fig. 6.
Gestalt abgeplattet, beil- oder schmetterlingförmig; die Spaltebene schneidet den Körper
in einem kleinsten Schnitt
Galea schuppenförmig, mit „gemaserter“ Wandung, an der Oralfläche mit halbmondförmiger
Nasenöffnung, deren olierer Rand zuweilen wulstartig verdickt ist (Fig. 527, 529).
Außer den Nasal- und Postnasaldendriten, sowie den Hauptseitendendriten sind jederseits
eine kurze, unverzweigte, vielfach wellenförmig gekrümmte Apikalröhre und eine wenig ver-
zweigte, dem aboralen Helmrande aufsitzende, aboralwärts gerichtete Aboralröhre vorhanden
(Fig. 489 u. a.). Von den 4 erst genannten Röhren sind die Postnasaldendriten am stärksten
entwickelt: sie besitzen einen verlängerten, ungegabelten Stiel und dehnen mit ihren vier fächer-
oder besser geweihähnlichen Endbildungen den Weichkörper flügelartig aus. Die Ge-
weihe (Fig. 517) l>estehcn aus 8 — 10 fingerförmigen, einreihig angeordneten Endästen, von welchen
die am meisten basal gelegenen paarweise vereinigt sind, die distalen einzeln stehen. Die Endäste
liegen mit Ausnahme der letzten (nach außen gebogenen) in einer EIhmic, zuweilen sind sämtliche
4 Geweihe (mit Ausnahme der letzten Endäste) nahezu in einer und dersellien Ebene ausgebreitet
(Fig. 517). Die Endäste stimmen im wesentlichen mit den Endästen von C. lappaceum überein:
sie sind fein bedomt und schließen mit einem Endknopf al>, welcher einen aufrechten Apikaldom
und einen Kranz von Seitenzähnchen trägt.
Nächst den Postnasaldendriten sind die direkt orahvärts gerichteten Nasaldendriten
am stärksten entwickelt: sie beginnen mit der Bifurkation ebenfalls ziemlich weit von ihrer Basis
und sind 4 — 5 mal gegabelt (Fig. 489«). Die beiden schräg nach der Aboralseite gerichteten
Ilauptseitendendriten sind 5mal gegabelt Die Endäste der 3 zuletzt genannten Dendriten
weisen die nämliche Beschaffenheit wie die der Postnasaldendriten auf.
Jüngster Durchmesser (zwischen den Spitzen der Postnasaldendriten gemessen) 4,5 — 5,
Querdurchmesser 2,5 mm.
Die mir vorliegenden Exemplare stimmen sehr gut mit der Beschreibung überein, welche
Hakckki. von seinem aus dem nördlichen Pacifik stammenden C. flabellatum gegeben hat Haeckel
erwähnt noch 2 andere, offenbar sehr nahestehende Formen: C. digitatum aus dem Indischen
Ocean, hei welchem die Terminalbildungen nur aus je 5 fingerförmigen Aesten l Jestehen, und
C. serratum aus dem centralen Pacifik, welches sich von C. flabellatum durch die starke Zu-
sammenpressung der breiten, sägeartigen Endzw'eige unterscheidet. Bei meinen Exemplaren zeigen
die Endäste hinsichtlich ihrer Zahl, sowie der Ausbildung der Endknöpfe und der Bedomung
(letztere kann auch ganz fehlen) eine Reihe von kleineren Unterschieden, im ganzen weist aber
C, flabellatum einen sehr konstanten Arttypus auf.
Fundorte: Ch.-St 235 — 240 (nördlicher Pacifik, Haeckel);
T.-St 32 (canarische Strömung, V.), 43, 44, 54, 55 (Guineastrom, V.), 49, 50 (Süd-
äquatorialstrom, V.), 64, 65, 66 (Golf von Guinea, V.), 214, 215, 217, 218, 223, 235, 236, 239,
268 (nördlicher Indik, V.).
364
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riefuM-RatUoUrien. 3&S
Verbreitung: Trioceanische Bewohnerin warmer Meeresteile. Vertikalverbreitung un-
bekannt I
3. Gattung. Coelodiceras n. gen.
(r.'.O.'.z, Xi-, y.ipa;, mit zwei hohlen Hörnern.)
Galea sehr groß im Verhältnis zur Schalenklappe, amboßförmig, mit weiter Rhinocanna
und mit einem oder mehreren Frenulis. Nasalröhrc als Griffel ausgcbildet, die 2 Haupt-
seitendendriten stark verzweigt und stark ausladend; ein schwach ausgebildeter Aboraldendrit,
Keine Gittcrschale.
Coelodiceras macropylum n. sp.
Tat. LXXI, Fig. 526; Tcxtfig. 44.
Onhdicertu macmfylum V. Haeckzr, 1907, S. 162, Fig. 10.
Gestalt zusammengedrückt, wahrscheinlich beilförmig.
Galea amboßförmig (im ganzen von der Form einer auf einer Seite liegenden tetragonalen
Doppelpyramide), mit gewölbter, wenig überhängender Stirnfläche, mit dreiseitiger Apikal- und
dreiseitiger Aboralfläche, an Volumen die sehr kleine Schalenklappe bei weitem übertreffend.
Rhinocanna weit und sehr kurz, mit der Stirnfläche durch mehrere (2 oder 3?) breite, ge-
fensterte Kieselbrücken verbunden.
Nasalröhre als Griffel entwickelt, im basalen Viertel mit 2 größeren, dendritisch ver-
zweigten Acsten, in der distalen Hälfte mit 10 — 12, größtenteils paarweise angeordneten, anker-
tragenden Seitenbäumchen und mit dichotomisch verzweigter Terminalbildung. Die Ankerfädchen
(bei meinem Exemplar nur ganz vereinzelt erhalten) besitzen einen aus 2 sichelförmigen, liedomten
Haken bestehenden Terminalanker und anscheinend keine Subterminalzähne (Textfig. 44). Am
distalen Ende ist der Griffel 4 mal gegabelt: die Verzweigungen tragen von der zweiten Gabel-
stelle an vereinzelte zurückgekrümmte Dornen, die Endäste sind fingerförmig, mit
wenigen kurzen Domen bedeckt und tragen am Ende einen bedomten Endknopf.
Die beiden Hauptseitendendriten sind wesentlich kürzer aLs der Nasalgriffel und 8mal
gegabelt. Die letzten Verzweigungen sind mit einzelnen zurückgekrümmten Dornen versehen,
die Endäste sind kürzer als die des Nasalgriffels. Hinter der Galea erhebt sich von der Schalen-
klappe ein schwach entwickelter, wenig verzweigter Aboraldendrit, daneben bei meinem Exemplar
ein weiterer rudimentärer, stabförmiger Präaboraldendrit (Fig. 526«^ und /vh).
Länge der Nasalgriffel: 3 mm.
Die vorliegende Art, von welcher mir nur ein Exemplar zur Verfügung steht, unterscheidet
sich von der folgenden, häufigeren vor allem durch den Bau der Rhinocanna, sowie durch die
längeren Nasalgriffel durch die etwas verschiedene Bedomung der Terminalbildungcn und wahr-
scheinlich durch den einfacheren Bau der Ankerfädchen.
Fundort: T.-St 218 (nördlicher Indik, V.).
Jö.S
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366
Valentin Haeckkb,
Coelodiceras spinosum n. sp.
Taf. LX1I1, Fig. 491; Taf. LXIV, Fig. 493; Taf. LXVI, Fig. 497-
Coelodiceras spinosum V. IiA£CKER, 1907, S. 162, Fig. 4.
Gestalt seitlich zusam mengedrückt, im ganzen lx?il- oder schmetterlingförmig.
Galea amboßförmig, mit gewölbter Stirnfläche, dreiseitiger Apikal- und dreiseitiger, steil
abfallender Aboralfläche, an Umfang die sehr kleine Schalenklappe bedeutend ül>ertreffend
(Fig. 493). Rhinocanna schnauzenartig, länger und niedriger als bei voriger Art, beinahe
bis an den oralen Schalenrand reichend, mit umgekremptem Oeffnungsrande und mit einem
Frenulum.
Nasal röhre stumpfwinklig abgebogen, kürzer und gedrungener, aber im übrigen ähnlich
gebaut wie bei voriger Art, nur besitzen die Ankerfädchen eine subterminale Gruppe von
kurzen Zähnchen, welche in derselben Ebene wie die Ankerhäkchen in zwei Reihen angeordnet
sind (Fig. 497). Auch sind die Domen der Terminal Verzweigungen stärker entwickelt (Fig. 491).
Das Gleiche gilt für die Bedomung der Endäste der sämtlichen Dendriten.
iJinge der Nasalgriffel: 2 — 2,2 mm.
Fundorte: T.-St 85, 86 (im Stromstrich des Benguelastromes, V.), 112 (Agulhasbank,
V.), 174 (indischer Südäquatorialstrom, Vn mehrere Exemplare).
Verbreitung: In den südlichen Teilen des Atlantik und Indik verbreitete Kühlwasser*
form (?).
2. Unterfamilie. Coelotholinae.
Cotlotholida HAECKEL, 1887.
Cölodendriden ohne Nasalröhren, mit Hauptseiten* und Aboralröhren, mit meist gut ent-
wickelter Rhinocanna und 2 Frenulis. Keine äußere Gitterschale.
4. Gattung. Coelechinus n. gen.
Coelechinus Haecker, 1904.
Galea amljoßförmig mit breiter Stimkante, mit typischer Rhinocanna und 2 Frenulis.
Jederseits drei Radialröhren (2 Hauptseiten röhren und eine Aboralröhre). Dieselben sind stets
als Dendriten ausgebildet. Keine äußere Gitterschale.
Coelechinus wapiticornis n. sp.
Taf. LXIV, Fig. 492; Taf. LXX, Fig. 518—521.
Coelechinus xvapitkomis V. Haetker, 1904, S. 123, Fig. I; 1907, S. 162, Fig. 8.
Gestalt sphärisch.
Galea amboßförmig, mit ziemlich steiler, dreiseitiger Oral- oder Stirnfläche, deren obere
(horizontale) Kante (Stimkante) an ihren Ecken die 1 Iauptseitenröhren trägt (Fig. 518), sowie mit
366
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Tiefsct-R adi« •laricn.
367
elienfalls steil abfallender, dreiseitiger Aboralfläche (Hg. 521). Die Aboralfläche berührt mit ihrer
aboralen Ecke die Schalenklappe nicht direkt, sondern sitzt einem (mitunter gefensterten) Pfeiler
auf, so daß die Galea gegen den alxiralen Pol zu durch einen Spaltraum von der Schalenklappe
getrennt ist (Fig. 520). Die Rhinocanna reicht bis nahe an den oralen Rand der betreffenden
Schalenklappe, besitzt einen umgeschlagenen Rand und ist mit den Seitenteilen der Stirnfläche
der Galea durch zwei Frenula verbunden (Hg. 518 u. 519).
Die 3 Dendriten (2 Hauptseitenröhren und eine Aboralröhre) sind ziemlich gleich
stark entwickelt und 5 — 7 mal gegabelt. Die Gablung ist im allgemeinen dichotomisch, doch
gehen von der ersten Gablungsstelle in der Regel drei Hauptäste ab (Fig. 519, 521). Die
weiteren Nebenäste der Dendriten sind so angeordnet, daß jeweils die einander entsprechenden
Dendriten der beiden Schalenklappen ein laubenartiges Gewölbe bilden, durch welches ein hemi-
sphärischer. skclettfreier Lobus des Weichkörpers ülrerdacht wird (Hg. 492). Die Endäste bilden
eine ziemlich schmale Gabel, sie sind zugespitzt und mit feinen Dornen besetzt.
Durchmesser: 2,2— 2,8 mm.
Fundorte: T.-St 135, 136, 139, 149 (Antarktis, V.; überall zahlreich). Auch vom „Gauß“
in der Antarktis gefischt
Verbreitung: Antarktische Kaltwasserform, welche im südlichen Eismeer für das hier
fast vollständig fehlende Coe/odendrum funatissimum vikarierend eintritt. Da die Form in keinem
der zahlreichen antarktischen Schließnetzfänge erbeutet wurde, so läßt sich über ihre Vertikal-
verbreitung nichts angeben.
5. Gattung. Coelotetraceras n. gen.
(xcCXo;, T£Tpa , xif 05, mit vier hohlen Hörnern.)
Galea amboßförmig, an der Oralseite mit sehr hoher und weiter, von einem wulstigen
Rande umgebener Nasenöffnung, keine eigentliche Rhinocanna und keine Frenula. Jederseits
drei Radialröhren: die Hauptseitenröhren sind als Griffel (im ganzen also vier Griffel), die
Aboralröhre als Dendrit entwickelt
Coelotetraceras xanthacanthum n. sp.
Taf. LXVII, Fig. 499.
CotloUlracetas xanthacanthum V. Ha ECK FR, 1907, S- 163, Fig. 12.
Gestalt wahrscheinlich heil- oder schmetterlingsförmig.
Galea amboßförmig, mit steiler, vierseitiger Oral flächt:, deren obere Kante an ihren Ecken
die Hauptseitengriffel trägt, sowie mit dreiseitiger, schräg abfallender Alioral fläche. Nasen-
öffnung hoch und weit, mit wulstigem Rande, von welchem mitunter gegen die Basen der
Hauptseitengriffel jederseits eine oder zwei dünne Spangen hinziehen.
Die beiden Hauptseitenröhren sind nahezu gestreckt und tragen zwei größere, dendritisch
verzweigte, in Ankerfadehen auslaufende und 8 — 20 kleinere, als ankertragende Seitenbäumchen
entwickelte Aeste. Die Spitzen sind stets gelb und laufen wahrscheinlich in ankertragende
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J68
Valehtim Haecker,
EndbQschel aus. Der Aboralröhre ist als ein Dendrit entwickelt, der sich unmittelbar ül>er seiner
Basis in zwei breit ausladende, quer zur Hauptachse gestellte Sekundäräste teilt (Fig. 499 ab).
Die letzten Verzweigungen werden ebenfalls durch Ankerfädchen gebildet Bei einem Exemplar
war ein tertiärer Ast des Aboraldendriten als asymmetrischer, schwach entwickelter Griffel aus-
gebildet
Länge der Hauptseitenröhren 0,8 — 24 mm.
Varianten. Es fanden sich zum Teil nebeneinander (T.-St 218) zwei Größenvarianten
vor, eine größere (n), deren Griffel 1,7 — 24 mm lang sind und etwa 20 Aeste und Seiten-
bäumchen tragen, und eine kleinere (ß) mit 0,8 — 1,1 mm langen Griffeln und etwa 10 Aesten und
.Seiten bau mchen.
Fundorte: T.-St 54 (Guineastrom, Vn var. a), 112 (Agulhasbank, Vn var. fl), 218 (nörd-
licher Indik, V., var. a und ß, mehrere Exemplare), 239, 268 (nördlicher Indik, var. <*).
Verbreitung. Anscheinend in wärmeren Mccresteilen verbreitete Form, welche, wie aus
der verschiedenen Größe zu schließen ist wahrscheinlich in verschiedenen Tiefenregionen zu
Hause ist
6. — 8. Gattung. Coelotholus Haeckel, Coelothauma Haeckel
und Coelothamnus Haeckel.
Diese drei Gattungen, welche sich ungezwungen an Coe/echinus und weniger eng an
Coe/otetraeeras anschließen, sind im „Valdivia“- Material durch keine Arten vertreten. Bei der
Gattung Coelotholus (mit 2 pacifischen und einer indischen Art) stimmen Galea und Rhinocanna
in ihrem Bau nahezu vollkommen mit den entsprechenden Bildungen von Coe/eehinus überein
(vergl. Rep., Tat. CXXII, Fig. 2, mit Tat. 1 .XX, Fig. 519^ dagegen haben sich die Hauptseiten-
griffel je in einen oralen und aboralen, als Griffel ausgebildeten Ast gespalten, so daß im ganzen
acht Griffel vorhanden sind.
Bei der Gattung Coelothauma (mit einer südwestpacifischen Art) erinnern ebenfalls Galea
und Rhinocanna sehr an Coe/echinus (vergl Rep, Taf. CXXII, Fig. 4 und 5). Von Coe/otho/us
ist Coelothauma dadurch unterschieden, daß der aborale Ast der Hauptseitenröhre seinerseits in
zwei außerordentlich verlängerte Griffel gespalten ist, so daß im ganzen zwölf Griffel vor-
handen sind.
Bei der Gattung Coelothamnus endlich (1 nordatlantische, 1 mediterrane und 2 pacifische
Arten), bei welcher Galea und Rhinocanna ähnliche Verhältnisse wie bei den beiden anderen
Gattungen aufweisen, ist auch der orale Ast der Hauptseitenröhren in zwei Griffel gespalten, so
daß im ganzen sechzehn Griffel vorhanden sind. Hierher gehört der früher (S. 356) erwähnte
C. Davidoffii BCtschu.
3. Unterfamilie. Coelodryminae.
Cölodendriden mit Nasal- und Hauptseitendendriten und mit verschieden stark entwickelter
Rhinocanna. Aeußere Gitterschale vorhanden.
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Ticfxti'-K.idiolnrirn.
36g
9. Gattung. Coelodrymus Haeckel.
Galea nach Haeckel mit der der Cölodorinen übereinstimmend, ohne Rhinocanna (die
Galea von Coelodrymus amoratus würde nach der HAECKEL’schen Abbildung, Rep, Taf. CXXI,
Fig. 9 ungefähr deijenigen von Coelodendrum ramosissimum und Jurca/tsstmum , Taf. I -XV III,
Fig. 508 — 5 10; Taf. LXJX, Fig. 51 1, entsprechen), bei einer mir vorliegenden Form, C. lanceolatus
(Taf. LXX, Fig. 522), erinnert sie, abgesehen von der nur schwach entwickelten Rhinocanna, mehr
an die Galea der Cöloplegminen. HaupLseitenröhren und Nasalröhren als Dendriten entwickelt.
Keine Griffel
Haeckel beschreibt drei pacifische Formen, von welchen der südostpacifische C. ancoratus
der Abbildung zufolge (Rep, Taf. CXXI, Fig. 9) eine sphärische Gestalt, schuppenförmige Galeae
und jederseits 2 Hauptseitendendriten und 2 Nasaldendriten besitzt Von letzteren ist der
orale ungefähr gleich stark wie die Hauptseitendendriten entwickelt, der aborale (Postnasaldendrit)
ist ähnlich wie bei Coe/odendrum erst fern von der Basis gegabelt Im ganzen dürfte Coelodrymus
amoratus, abgesehen von dem Besitz der äußeren Gitterschale und der Ankerfädchen, eine sehr
weitgehende Uebereinstimmung mit den sphärischen Coetodctidrum-A rten zeigen.
Hierher gehört vielleicht auch:
Coelodrymus lanceolatus n. sp.
Taf. LXX, Fig. 522.
Coelodrymus lanceolatus V. Haecker, 1907, S. 163, Fig. 7.
Gestalt sphärisch.
Galea im ganzen pyramidenförmig, mit den seitlichen, die Hauptseitendendriten tragenden
Ecken die Schalenklappen ülierragend, von der Oralseite aus gesehen lanzettförmig. Die Spitze
der Pyramide wird von dem Nasaldendrit, die im ganzen dreieckige Oral- oder Stirnfläche
großenteils von einem dreieckigen, gefensterten Vorbau eingenommen, welcher der Rhinocanna
anderer Formen entspricht und an seiner Basis die kraterförmige Nasenöffnung trägt Die Spitze
dieses Vorbaues zieht sich in Form eines gefensterten, allmählich sich verschmälemden Wulstes
gegen die Spitze der Galea hin. Die Aboralfläche der Galea ist pentagonal und trägt an ihrer
Basis den Aboralstachel.
Nasal röhre, Hauptseitenröhren, sowie die schwächer entwickelte Aboral röhre sind sämtlich
als Dendriten entwickelt. Ueber die Verzweigungsweise und die gegenseitigen Größen Verhältnisse
von Nasalröhre und Hauptseiten röhren vermag ich, da dieselben bei meinem Exemplar vielfach
zertrümmert sind, keine genauen Angaben zu machen.
Die dem feinbedomten Maschenwerk der äußeren Gitterschale aufsitzenden Ankerfädchen
haben einen welligen Verlauf, verbreitern sich nach dem Ende zu und tragen 2 etwas zurück-
gekrümmte, am konkaven proximalen Rande bedomte Haken. Sie gleichen also denen von
Coelodrymus amoratus Haeckel.
Durchmesser: 4 mm.
Fundort: T.-St 54 (Guineastrom, V.).
369
DnilvKi Tieftee. Espeditioa iM — lfg». BJ. XIV.
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37°
Valentin Ha.eckf.ic,
io. Gattung. Coelodasea Haeckel.
Von dieser durch die mehrschichtige, spongiöse Beschaffenheit der äußeren Gitterschale
gekennzeichneten Gattung liegen im „Valdi via“- Material keine Arten vor. Haec kel erwähnt eine
mediterrane und eine tropisch-atlantische Form.
4. Unterfamilie. Coelothyrsinae.
Cölodendriden ohne Nasalgriffel, mit Hauptseitenröhren und kürzeren Apikal- und
Aboralröhren. Mit gut entwickelter Rhinocanna und mit 2 Frenulis. Aeußere Gitterschale
vorhanden.
ii. Gattung. Coelothyrsus n. gen.
(ö-JfGc;. der mit Epheu und Weinreben umwundene Stab der Bacchantinnen.)
Mit den Merkmalen der Unterfamilie. Nur eine, in warmen und kühleren Meeresteilen
weitverbreitete Art.
Coelothyrsus cypripedium n. sp.
Tat LXV, Fig. 4Q4, 495; Tat. LXXI, Fig. 524.
Coelothyrsus cypripedium V. HAECKER, 1907, S. 164.
Gestalt sphärisch bis ellipsoidisch.
Galea (Fig. 524) amboßförmig, stark nach der Oralseite überhängend, in Seitenansicht sehr
an die Blüten mancher Labiaten oder Orchideen (Cypripedium) erinnernd, mit eingebuchteter
Stirnkante und im ganzen dreieckiger, gleichmäßig gewölbter Apikal- und Aboralfläche (big. 495).
Rhinocanna rohrförmig, mit aufgekremptem Ocffnungsrande und mit 2 Frenulis.
Die 2 Hauptseitenröhren entspringen von den Stirnecken der Galea und sind als außer-
ordentlich lange Griffel entwickelt (Hg. 494). Sie geben innerhalb der äußeren Gitterschale 10
bis 15 Seitendendriten ab und tragen außerhalb derselben zahlreiche, in drei Längsreihen ange-
ordnete, ankertragende Seitenbäumchen. Die Spitzen der Griffel waren l>ei sämtlichen Exemplaren
abgebrochen. Die schwach entwickelte Apikalröhre ist einmal gegaljelt und erreicht mit ihren
fadenförmigen Aesten nicht die äußere Gitterschale (Fig. 524 ap ). Die beiden Aboralröhren
(Fig. 495) sind als Dendriten ausgebildet, der vordere ist schwächer entwickelt und giebt seine
Aeste unter spitzigen Winkeln ab, der hintere lädt viel breiter aus und zeigt zuweilen noch einige
rudimentäre Anhänge. Mitunter (Fig. 494) ist nur ein Aboraldendrit entwickelt
Die äußere Gitterschale trägt paarweise angeordnete Ankerfädchen, welche einen welligen
Verlauf haben, in ihrer ganzen Länge mit feinen Domen und am Ende mit 2 schwach ge-
krümmten, am proximalen, konkaven Rande liedomten Ankerhäkchen l>esetzt sind.
Durchmesser eines vollständig erhaltenen sphärischen Exemplares (Fig. 495) 3, längster
und kürzester Durchmesser eines ellipsoidischen Exemplares (Fig. 494) 3,5 und 3 mm. Länge
der Hauptseitengriffel über 7 mm.
370
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Tii-fv < ■Urk-n,
37i
Fundorte: T.-St 14 (Golfstrom, 430 N., V., mehrere Exemplare), 32 (canarischc Strömung,
V, 2 Exemplare), 88, 91 (Benguelastrom, V., jeweils mehrere Exemplare), 102, 112 (südlich
Kapland, innerhalb 400 S., mehrere Exemplare), 174, 175 (indischer Südäquatorialstrom, V.), 215,
218 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung. In wärmeren und kühleren Meeresteilen, vielleicht in letzteren stärker
verbreitete Form. Geht im Nonien ein wenig, im Süden anscheinend nicht Ül>er den 40. Breiten-
grad hinaus, fehlt in der Antarktis. Vertikal Verbreitung unbekannt Vielleicht gehört hierher eine
von Lobianco (1903, p. 226) im Mittdmeer erbeutete Form mit „aculei enormamente allungati“.
> Unterfamilie. Coeloplegminae.
CotloftUgmida IIa ECKEL, 1887.
Cölodendriden mit Nasal röhren, welche wie die Hauptseitenröhren stets als Griffel aus-
gebildet sind, mit aml»oßförmiger Galea und meist gut entwickelter Rhinocanna, mit einem
Frenulum und mit äußerer Gitterschale.
Die 6 von Haeckel hierher gerechneten Gattungen stimmen in allen wesentlichen Punkten,
insbesondere was den Bau der Galea anbelangt, ül>erein und unterscheiden sich nur durch die
Zahl der zu Griffeln umgebildeten Radialröhren. Sie lassen sich auf diese Weise in einer ziemlich
kontinuierlichen Reihe anordnen, deren Schlußstein durch eine neue, in der „Valdivia“-Ausbeute
gefundene Gattung ( Codanthcmum ) gebildet wird.
Die Galea (Taf. LXX1, Fig. 525) ist l>ei sämtlichen Formen amboßffirmig, mit stark ver-
zogenem Oralteil und gut entwickelter Rhinocanna. Die von den Nasal röhren, den Hauptseiten-
röhren und der Apikalröhrc umstellte Apikalfläche ist meist viereckig-lanzettförmig, aus zwei mit den
Basen aneinander stoßenden, gleichschenkligen Dreiecken bestehend, von welchen das orale sehr
gestreckt, das aboralc niedrig und mit abgestumpfter Spitze versehen ist (Textfig. 41, 42). In
der Regel ist die Apikal fläche ziemlich gleichmäßig gewölbt jedoch kann sie auch an der Grenze
zwischen beiden Dreiecken etwas abgeknickt sein (Fig. 515). Seltener (vergl. Haeckel, Rep.,
Taf. CXXVI, Fig. 1 a) fällt die Apikalröhre ganz oder nahezu in die Verbindungslinie der beiden
Hauptseitenröhren, so daß die Apikalfläche im Ganzen dreieckig erscheint Die Aboralfläche fällt
steil gegen die aboralen Partien der Schalenklappe ab. Zwischen der Galea und dem bezahnten
Hinterrand der Schalenklappe ist der letzteren stets eine Al>oralröhre eingepflanzt Die Rhinocanna
ist röhrenförmig, sie reicht bis an den oralen Rand der Schalenklappe, besitzt eine umgekrempte
Nasenöffnung und ist durch ein vielfach sehr stark entwickeltes Frenulum mit der Stirnfläche der
Galea verbunden (Fig. 525).
Nur in einem einzigen Falle, bei Cotlodecax />umi/io, fand ich abweichende Verhältnisse,
insofern hier die Rhinocanna sehr kurz und weit ist ähnlich deijcnigen von Coelodiceras und
Coclotetraccras (Taf. LXXI, Fig. 528).
In Bezug auf die Anordnung und Ausbildung der Radialröhren weist die Gattung Coelo-
graphis die einfachsten Verhältnisse auf (Textfig. 42). Hier findet sich ein mäßig entwickelter
Nasalgriffel (n), unmittelbar dahinter ein kurzer Postnasaldendrit (pn)% ferner an der
hinteren Ecke der Apikalfläche ein Apikaldendrit (ap) und auf der Schalenklappe zwischen
der Galea und den Randzähnen ein Aboraldendrit (ab). Von paarigen Radialröhren sind nur
371
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372
Valentin Haecker.
die in den Seitenecken der Apikalfläche eingepflanzten Hauptseitenröhren (As) vorhanden.
Im ganzen sind also nur sechs Griffel zur Ausbildung gelangt
An Coelographis schließt sich einerseits Coelodeeas , andererseits Coehspathis an. Bei ersterer
Gattung erscheinen die Hauptseiten röhren in 2 Griffel gespalten, insofern je die ersten, auf der
Oralseite der Hauptseiten röhren gelegenen Seitenäste als Griffelröhren aasgebildet sind (vergl.
Textfig. 41 hs*). Demnach sind bei Coelodeeas im ganzen zehn Griffel zu zählen. Speciell bei
Coelographis antarctiea lassen sich innerhalb der nämlichen Fänge alle Uebergänge vom Coelo-
graphis- zum Coefodecas’\'y\i\is verfolgen (Textfig. 42, 41). Bei der Gattung Coehspathis dagegen,
welche in Lang’s Protozoen als Typus Aufnahme gefunden hat ist auch die Apikalröhrc als
Griffel entwickelt so daß im ganzen acht Griffel vorhanden sind (Rep-, Taf. CXXVIII, Fig. i).
Eine Reihe von anderen Typen entsteht dadurch, daß auch der Nasaldendrit zu proli-
ferieren beginnt So kann einerseits an Coelodeeas die Gattung Cwloplegma direkt angeschlossen
# werden, bei welcher außer der Nasalröhre und den ihrerseits in 2 Griffel gespaltenen Haupt-
seitenrühren auch die ersten Seitenäste der Nasalröhre zu Griffelröhren entwickelt sind, so daß
man im ganzen vierzehn Griffel zählt (Taf. LXVI, Fig. 496). Andererseits schließt sich an
Coehspathis die Gattung Coetos/ylus an, 1>ei welcher von der Basis des Nasalgriffels ein Paar
oralwärts gerichteter Griffel abgeht die man mit Rücksicht auf die Verhältnisse bei Coehplegma
und anderen Formen wrohl als abgcspaltene Seitenäste des Nasalgriffels zu betrachten hat Da
bei Coelostylus außerdem jede Galea einen Apikalgriffel und 2 einfache Hauptseitenröhren trägt
so sind im ganzen zwrölf Griffelröhren vorhanden (Rep., Taf. CXXVI, Fig. 3).
Als der am höchsten differenzierte Typus unter den Cöloplegminen und damit als eine
der „vollkommensten“ Formen unter den Phäodarien und Radiolarien überhaupt ist nach
Haeckel die Gattung Coelagalma anzusehen, bei welcher jederzeit» ein Nasalgriffel, 2 nahe der
Nasalröhre hervorwachsende und vermutlich als abgespaltene Seitenäste der letzteren zu be-
trachtende Griffel, ferner ein unpaarer, hinter dem Nasalgriffel entspringender Griffel (Postnasal-
griffel?) und endlich die nahe der Basis je in 2 Griffel gespaltenen Hauptseitenröhren vorhanden
sind (Rep., Taf. CXXVI, Fig. 4). Im ganzen sind demnach sechzehn Griffel zu zählen.
Auf Grund der Befunde der Deutschen Tiefsee-Expedition hat die Gattung Coelagalma
ihren Platz an der Spitze der Cöloplegminen an die neue Gattung Coe/anthemum abzutreten
(Taf. LXVIII, Fig. 507). Hier sind Postnasal-, Apikal- und Aboralröhre als einfache Dendriten
ausgcbildct, dagegen spaltet sich die Nasalröhre in 4, jede der Hauptseitenröhren in 5 Griffel,
so daß im ganzen achtundzwanzig Griffel vorhanden sind.
Mit der zunehmenden Zahl der Griffel verändert sich in der Reihe der Cöloplegminen
nach und nach die Gestalt des ganzen Tieres. Während bei Coelographis, Coelodeeas und anderen
einfacheren Formen das Tier zwei Symmetrieebenen (Spaltelxme und Apikalebene) und also im
wesentlichen, ähnlich den Ctenophoren, die Form einer amphitekten Pyramide mit recht-
eckigem Grundriß besitzt (vergl. Haeckel, Rep., p. XXIV, und Mon., 1887, 2. Teil, S. 20), kehrt
die Gestalt mit Zunahme der Griffelzahl allmählich in die den einfacheren Cölodendriden eigen-
tümliche sphärische Grundform zurück, und insbesondere bei Coelanthemum besitzt das
ganze Tier eine regelmäßige Stemform.
Mit der Zunahme der Griffelzahl ist eine Abnahme der Zahl der Verzweigungen verbunden,
und dieser Umstand, sowie der eben besprochene Uebergang zur Kugel- oder Stemform be-
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Tiefsee- R a«!iolarien.
373
wirken eine weitgehende Konvergenz mit den Aulacanthiden, insbesondere mit den Gattungen
Au/oinvs und Aulospathis. So wird schließlich von Coe laut hem um aufoceroides , welches die Höchst-
zahl von Griffeln, aber an jedem Griffel nur 3 Paare von Seitenästen aufweist, gewissermaßen
auf phylogenetischen Umwegen ein
Skeletttypus erreicht, zu welchem
die Gattung Auloeeras und Aulo-
sfuthis auf einfacherem Wege ge-
langt sind (vergl. Taf. VIII, Fig. 87).
Die I Ialbschalen der «äußeren
Gitterschale besitzen bei den ein-
facheren Formen ( Coetogmphis,
Coelodtcas , Coeloplegma) im ganzen
die Form eines kiellosen Bootes
mit flachem, von den Seitenwänden
durch eine Längskante getrenntem
Boden, mit spitzem Bug und ab-
gestutztem Heck (Textfig. 47). Die
Nasalröhre ist nach dem Bug,
die Hauptseitenröhren nach den
zwischen Seitenwand, Heckwand
und Boden gelegenen Ecken ge-
richtet Bei Coe/oplegma ist auch
das mittlere Griffelpaar (Taf. LXVI,
Fig. 496 hd) nach den Kanten, da-
gegen sind die sekundären N.xsal-
griffel (n*) nach dem freien Rand
der Halbschalen gerichtet Im
übrigen ist der Schalen rand bei
allen 3 genannten Gattungen in sehr
genau übereinstimmender Weise
durch einige kräftige Seitenden-
driten gestützt, welche von den
Nasal- und Seitengriffeln ausgehen.
Während die beiden Halb-
schalen, soviel ich sehen konnte,
in ihrem ganzen Aufbau stets eine
weitgehende Symmetrie auf weisen,
zeigen die Skelettteile in Bezug
auf die zweite Symmetrieebene, die
Apikalebene, keine Spiegelgleichhcit vielmehr besteht hier, namentlich was die Verteilung der
kürzeren Seitenäste der Nasalröhren (z. B. von Coelographis) anlielangt, nur eine allgemeine, das
statische Gleichgewicht bedingende Gleichförmigkeit.
Fig. 47. Coftogrnphis antarctiea n. *p. Ansicht vom Schal itispall aus.
nb Aboraldcndrit. is innere Schale. Ai Hauptscitrngriffrl. <t p Apikaldendrit.
g Galea. rh Rhimxanna. f>n Pnstnaiwildrodrit- pH l’hAodellrn. at äußere Gitter-
schale. n Nasalgriffel.
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374
Valkmtin Hakuk,
Die Ränder jeder der äußeren Halbschalcn sind, wie ich in Bestätigung der Angaben
Hakckel’s (Rep., p. 1746, oben) hinzufügen kann, mit tangential gerichteten freien Bäumchen
1 jesetzt, welche zwischen diejenigen der anderen Halbschalen greifen (Textfig. 47). Ob die
Endfäden dieser Randhäumchen Ankerchen tragen, habe ich nirgends mit Sicherheit entscheiden
können, wenn es mir auch nach der sonstigen Uebereinstimmung dieser Bäumchen mit den die
Außenfläche der Gitterschale besetzenden Bäumchen sehr wahrscheinlich ist.
Die Ankcrfädchen der Cöloplegm inen sind gestreckt und tragen 2 ( Coelographis), 3 (Coelo-
plegma) oder 4 f Coelospathis) zurückgebogenc Ankerhäkchen. An den am meisten proximalen
Bäumchen der freien (über die Gitterschale hervorragenden) Griffelabschnitte sind einige
Fädchen zurückgebogen und bilden, indem sie mit der Gitterschale anastomosieren, die bereits
früher beschriebenen, charakteristischen dom- oder glockenartigen Bildungen, welche dem Skelett
der Cöloplegminen ein ganz besonders reizvolles Aeußeres geben und speciell bei den Gattungen
Coelographis, Coelodecas und Coeloplegma in durchaus übereinstimmender Weise ausgebildet sind
(Taf. LXVI, Fig. 496; Taf. LXIX, Fig. 514, 516).
12. Gattung. Coelographis Haeckei.
Auller dem Nasalgriffel sind nur die beiden Hauptseitenröhrcn als Griffel entwickelt Es
sind also im ganzen sechs Griffel vorhanden. Haükki. erwähnt 4 pacifische und eine
mediterrane Form.
Coelographis acuta n. sp.
Taf. LXIX, Fig. 514.
Coelographis acuta V. Ha ECKER, 1907, S. 164.
Umriß der Gitterschalc lanzettförmig, Höhe 1,5 mm.
Nasalgriffel stark verlängert, 2,15 mm lang, wovon 0,65 mm auf den in die
Gitterschale eingeschlossenen Teil, 0,25 auf den verhältnismäßig hohen „Dom“, 1,25 auf den
«äußeren Spieß fallen. Innerhalb der Gitterschale trägt der Nasalgriffel nur 4 — 5 Paar Seiten-
äste, außerhalb 3 Längsreihen von 4 — 5 Seitenbäumchen. Der Endabschnitt ist nackt, sehr
derbwandig, spieß artig verjüngt Da die Spitzen bei meinen Exemplaren abgebrochen
sind, so kann ich nicht entscheiden, ob Terminal bi Idungen vorhanden sind. Bei der sehr starken
Verjüngung des Spießes ist dies umvahrscheinlich.
Außer der geringen Größe und der spießartigen Verlängerung des Nasal-
griffels ist für unsere Art noch charakteristisch die lockere Beschaffenheit des vorzugsweise
aus oblongen Maschen zusammengesetzten Gitterwerks.
Fundorte: T.-St 32 (canarische Strömung, V.), 85 (Benguelastrom, V.).
Coelographis pusilla n. sp.
Taf. LXIX, Fig. 515-
Coelographis pusilla V. Ha ECKER, 1907, S. 165.
Umriß der Gitterschale ovaL Höhe derselben i mm. Länge des die Gitterschalc über-
ragenden Teiles des Nasalgriffels 0,7 mm.
374
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Tfofse*- R adinlarien.
375
Nasalgriffel an der Basis abgebogen, infolgedessen stark divergierend (ähnlich wie
bei Coelodiceras X innerhalb der Gitterschale mit 3 Paaren Seitenästen, außerhalb des flachen Domes
mit 5 Paaren Scitenbäumchen. Endstück nackt, mit zwei dichotomisch gegabelten
Aesten, deren fingerförmige Endglieder mit feinen Domen bedeckt sind.
Maschen der Gitterschale im Gegensatz zu C. acuta polygonal.
Fundort: T.-St 236 (nördlicher Indik, V.).
Wiederholt wurden auch sonst (z. B. in der Antarktis) unvollständige, zwerghafte, zur
Gattung Cotiographis gehörende Formen gefunden, deren Terminalbildungen abgebrochen waren,
die aber ihrem ganzen Habitus nach hierher gehören dürften.
Coelographis regina Haeckel.
Taf. LXVI, Fig. 4Q8; Textfig. 48.
Coflograpkis ngina Haeckel, Rep., p. 175 2, Taf. CXXVI, Fig. 1 a— id; V. Haeckkr, 1907, S. 165.
Gestalt sehr wechselnd: in Flächenansicht nahezu gleichseitig-dreieckig mit schwach ein-
gebuchteter Aboralseite, gestreckt-gleichschenklig-dreieckig mit tieferem aboralem Ausschnitt oder
pfeilförmig mit gewölbten Langseiten und mit mehr oder weniger tiefem alxjralcm Ausschnitt
(Textfig. 48). In den nämlichen Fängen fanden sich nebeneinander sämtliche Typen mit allen
Uebergangsstufen, so daß ich an der artlichen Zusammengehörigkeit nicht zweifeln möchte.
Nasalgriffel 1U2 — 2mal so lang, wie die Hauptseitengriffel, innerhalb der äußeren Gitter-
schale mit 12 — 30 Seitenästen, welche, namentlich gegen die Spitze zu, großenteils paarig ange-
ordnet sind; am freien Ende mit 4 — 14 kurzen Endbäumchen. Terminalbildungen der Nasal- und
IlaupLseitengriffel dichotomisch verzweigt, mit 10 — 12, seltener 4 — 10 finger-
förmigen, bedornten Endästen. Maschenwerk der äußeren Gitterschale nicht bedornt
Längster Durchmesser der äußeren Schale (Schalenhöhe) 3 — 5,5 mm.
Varianten. Nicht bloß die Größe und der Umriß der Schale, sondern auch die Zahl
der Seitenäste und die Länge der freien Griffelabschnitte sind bei dieser Form außerordentlichen
.Schwankungen unterworfen (Textfig. 48). Von den nebeneinander gefangenen Exemplaren
stimmen nur wenige miteinander überein, und es .ist unmöglich, irgendwo einen Einschnitt zu
machen und besondere Unterarten oder Varietäten abzugrenzen. So möchte ich denn «auch die
Annahme machen, daß mindestens die Mehrzahl der übrigen von Haeckel aufgestellten Coelographis-
Arten in den Formenkreis der CocJographis regina einzubeziehen sind, insbesondere C. sagittel/a,
welche hauptsächlich durch den tiefen Ausschnitt an der Schalenbasis gekennzeichnet ist; C. hexa~
styla, deren Terminalbildungen aus 4 kreuzweise gestellten Gabeln mit je zwei fingerförmigen End-
ästen bestehen ; wahrscheinlich auch C. triangu/um mit gleichseitig-dreieckigem Schalenumriß und
schirmartigen Terminalkronen, welche aus 8 gleichen, einfach gegabelten Aesten bestehen. Ob
auch C. gracillima aus dem Mittelmeer hierher gehört, mag zweifelhaft erscheinen, da nach
Haec kel das Maschenwerk der Gitterschale liedomt Ist (vergl. hierzu Borohrt, 1903, S. 758).
Lokale Verschiedenheiten sind mir in meinem Material nicht aufgefallen. Höchstens kann
man sagen, daß die gleichseitig-dreieckigen Typen mit flachem Basalausschnitt (Textfig. 48 a, b)
hauptsächlich im tropischen Atlantik (T.-St 49, 55) gefischt wurden, während die sehr lang-
gestrecktem Formen (c) mehr im tropischen Indik (T.-St. 182, 215, 232, 268) auftraten, ohne daß
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VAUttTtV HaBCKBR,
376
jedoch eine scharfe geographische Abgrenzung nachzuweisen war. Im nördlichen Indik waren
einzelne kleinere Exemplare durch sehr stark verlängerte Nasalgriffel und durch die geringe Zahl
der Terminaläste ausgezeichnet. Da aber die Hauplseitengriffel die für die typischen regina -
Exemplare charakteristische Beschaffenheit aufweisen, so dürfte es sich auch hierbei nicht um selb-
ständige Formen, sondern nur um zufällige Varianten handeln.
Als eine Deformität ist ein Fall von Doppelbildung zu betrachten, welcher den einen
Hauptseitengriffel eines Individuums betraf (Fig. 4 0^ a). Endlich wurden vereinzelt Entwickelungs-
stadien (? Entwickelungshemmungen), und zwar Individuen mit weichhäutigen, färbbaren Skeletten,
vorgefunden.
Fundorte; Ch.-St. 297 (südöstlicher Pacifik, C. regitia\ 271 (centraler Pacifik, C. sagi//f//a\
25g (nördlicher Pacifik, C. kexastyfa );
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T »cfscr- Radiobricn.
377
T.-Sl 20, 32 (canarische Strömung, 36" 40' N. und 24° 43' N, V.), 39, 41,44, 55 (Golf-
strom, V.), 49 (Südä<|uatorialstrom, V.), 64 (Golf von Guinea, V.), 73, 74 (Benguelastrom, V.), 182
(indischer Gegenstrom, V.), 215,217,218, 221, 232, 236, 239, 268 (nördlicher Indik, V, zum Teil
zahlreich).
Verbreitung. Offenbar trioceanische (cirkumtropische) Bewohnerin der warmen Meercs-
teile. Vertikalverbreitung unbekannt.
Coelographis palmata n. sp.
Taf. LXVII, Fig. 506.
Gxlografrkis palmata V, Hawkp.r, 1907, S. 165, Fig. 15 a un<l l>.
? Coelograftkis gnitUlima BoRGSRT, «<>03, S. 758.
Von voriger Art unterschieden durch die glatte Beschaffenheit und mehr fliichenhafte An-
ordnung der Terminaläste. Da sich das einzige vorliegende Exemplar in einem Meeresgebiet
(T.-Sl 86, Außenrand des Benguelastroms) vorfand, wo die typische Coelographis regina nicht
angetroffen wurde, so handelt es sich möglicherweise um eine gesonderte Art oder um eine
geographische Unterart ( C. regina lacvis). Vermutlich ist übrigens C. palmata identisch mit der
von Burc.ert unter der Ha kok ki. sehen Bezeichnung Coelographis graciUima l>eschriel jenen, aus
dem Südäquatorialstrom stammenden Form, „bei welcher die 7 — 12 kurzbedornten Endästc der
Griffel nicht ülxjrall aus einer dichotom Ischen Verzweigung hervorgehen, sondern in einzelnen
Fallen nebeneinander stehen, wie die Finger einer Hand“.
Coelographis (?) coronata n. sp.
Taf. LXVII, Fig. 504.
Coelographis coronata V. Haeckek, 1907, S. 165, Fig. 16.
Ein in T.-St. 44 (Guineastrom, V.) Vorgefundenes Bruchstück einer Cöloplegmidc wies
einen Griffel auf, welcher in außerordentlich regelmäßiger, flach -kronenförmiger Anordnung 4
je zweimal gegal>elte Aeste, also im ganzen 16 Endästc trug. Letztere sind entweder glatt und
einfach zugespitzt, oder unterhalb der Spitze mit einem Kranz von 4 Domen versehen (in
letzterem Fall an die End Verzweigungen von AulohAples flosculus tridentatus. Taf. IV, Hg. 38,
erinnernd). Ob die Form zur Gattung Coelographis oder etwa zu Coehnlecas gehört, ließ sich
nicht entscheiden.
Coelographis antarctica n. sp.
Taf. LXVII, Fig. 500; Taf. LXXI, Fig. 525; Tcxtfig. 41, 42, 47.
Coelographis antarctica V. Haeckf.R, 1907, S. 165, Fig. I, 9, 17.
Von Coelographis regina hauptsächlich unterschieden durch den breit-lanzettförmigen oder
nahezu pentagonalen ( Cht7<?r/ror.v-älinlichen) Schalenumriß, durch die meist ausgesprochen kronen-
artige Ausbreitung und in der Regel glatte Beschaffenheit der gewöhnlich sehr kurzen Terminal-
äste des ISasalgriffels, und durch die Neigung der ersten Seitenäste der Haupt-
seitengriffel zur Griffelbildung (Uebcrgang zum Coe/odecasAi y pu s).
Im einzelnen ist folgendes zu bemerken: Der Nasalgriffel besitzt, wie ich mit großer
Regelmäßigkeit bei meinen Exemplaren finde, fünf Paar parallel zur Spaltebene gelegener und
377
Dcatpch' Ti«f«w*-Eip*dit»on 189Ä— 1Ä99. IW XIV. ^X
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37«
Valentin Hakckeh,
gegen den Rand der Halbschalcn gerichteter Seiten fiste (Textfig. 41, 42). Zwischen den einzelnen
Paaren erhebt sich meist je ein unpaarer, in der Apikalelxme liegender und in der Mitte der
Halbschale sich ausbreitender SeitenasL Der Nasalgriffel überragt in der Regel nur wenig
die äußere Gitterschale und trägt» abgesehen von der Terminalkrone, meist nur 1 oder 2, seltener
bis zu 4 Seitenbäumchen. Die Terminalkrone besteht in der Regel aus drei oder vier
zweimal dichotomisch sich gabelnden und flach ausgebreiteten Aesten, deren
Kndsprossc meist sehr kurz und glatt sind und eine regelmäßige Krone bilden (Fig. 500).
Nur vereinzelt traf ich eine sehr feine Bedomung der Endsprosse an.
Die Hauptseitengriffel tragen 8 — 12, zum Teil paarweise angeordnete Seitenäsle, von
welchen der erste, gegen die Oral Seite gerichtete mitunter als Griffel ent-
wickelt sein kann (Uel>ergang zum Coelodccas^L ypus, Textfig. 41). Außerhalb der Gitter-
schale tragen die Hauptseitengriffel in der Regel nur 2 Seitenbäumchen und eine Terminal-
bildung, welche meist aus 2 zweimal gegabelten Aesten Ixsteht
Höhe der Gitterschale 2 — 2,3, größte Breite 1,6 — 1,9 mm.
Fundorte: T.-St. 135, 136, 139, 142, 149 (Antarktis, V.).
Verbreitung. Antarktische Kaltwasserform, welche in der Antarktis vikariierend für die
ihr nahestehende C. regina eintritt und mit ihr möglicherweise durch C. pahrntn verbunden ist
13. Gattung. Coclodecas Haeckel.
Außer der Nasalröhre und den Hauptseitenröhren sind auch die ersten Seitenäste der
letzteren als Griffel entwickelt Es sind also im ganzen zehn Griffel vorhanden. Haeckel
führt eine pacifisehe und 2 atlantische Formen an, von welchen zwei in der nVraldi via 44 -Aus-
beute wiedergefunden wurden. Von den im ganzen 5 Formen, welche von der Tiefsee-Expedition
erbeutet wurden, steht eine mit Rücksicht auf die weite und kurze thorbogenartige Rhinocanna
isoliert, die übrigen bilden einen engeren Formenkreis welcher sich bei späteren Untersuchungen
vermutlich als eine einzige Großart erweisen wird.
a) Rhinocanna weit und kurz, thorbogenartig.
Coclodecas pumilio n. sp.
(ptoni/io, Zwerg.)
Taf. LXXI, Fig. 528.
Caelodecas pumilio V. Haeckkr, 1907, S. 166, Fig. II.
Umriß breit-eiförmig.
Griffel stark verlängert, mit 2 stark divergierenden Terminalästen , welche sich nahe
ihrem Ende zweimal dichotomisch gabeln. Endverzweigungen fein bedomt, letzte Endsprosse
kurz, knospen förmig.
Höhe der Gittcrschale 1,3 mm.
Fundort: T.-St 268 (nördlicher Indik» V.).
b) Rhinocanna niedrig und lang, halbröhrenförmig.
37«
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Tief »ec- K arli* <Urim .
379
Coelodecas furcata n. sp.
Taf. LXV1I, Fiß. 502.
Coelodecas fureata V. IIaecker, S. 166, Fig. 18.
Ci itterschale gleichschenklig-dreieckig, mit schwachem dreieckigen Ausschnitt an der
Aboralseite.
Die Terminalbildungen der I Iauptscitenröhrcn mit 4 oder 5 fingerförmigen , glatten
Endästen, welche eine Krone, ähnlich derjenigen der Radialstacheln von Coelographh fKindora,
bilden und an ihrem Ende einen Kranz von 4 kurzen, nach außen gerichteten Domen tragen
(Die Endbildungen der Nasalgriffel waren an meinem Exemplar abgebrochen.)
Höhe der Gitterschale 3,2 mm.
Fundort: T.-St 86 (Bengualastrom, V.).
Coelodecas decastyla IIaf.ckei.
Tal. tXVJI, Fis. 505.
Coelodecas decastyla HaECKEL, Rep., p. 1755.
Aeußere Gitterschale mit gleichschenklig-dreieckigem Umriß, mit etwas ausgebogenen
Seitenkanten und flachem Ausschnitt an der Aboralseite, im ganzen mit den gewöhnlichen Schalen-
formen von Coclographis regt na übereinstimmend.
Nasalgriffel mit 12 — 18 Seitenasten, von welchen die nach den Kanten der I laibschalen
abgehenden meist genau gegenständig sind, und mit 5 — 8 freien Seitenl&umchen. Terminal-
bildung meist aus zwei dreimal gegabelten Aestcn bestehend, deren Endsprosse finger-
förmig, fein bedornt und mit einer kleinen Zackenkrone versehen sind. Letztere
besteht aus 3 oder 4 nach außen gerichteten Dornen. Verzweigung der Seitengriffel weniger
reichlich, ihre Endbildung meist schwächer entwickelt
Schalenhöhe 2,5 — 2,8, größte Breite 2 mm (nach Haeckel 3,6 liezw. 2,7 mm).
Die vorliegende Form stimmt, abgesehen von der geringeren Größe, recht gut mit
C. decastyla Haeckel überein, nur daß der Schalenumriß für letztere Art als pentagonal ange-
geben wird. Indessen ist «auf diesen Unterschied kein großer Wert zu legen, da auch bei anderen
f ormen der Schalenumriß großen individuellen Schwankungen unterworfen ist (vergl besonders
Coeloft/egma murray anuni).
Bezüglich der Zahl, Länge und Bedomung der Terminalsprosse sind mir sehr beträcht-
liche individuelle Verschiedenheiten zu Gesicht gekommen. Die reichlichste Verzweigung fand
ich bei einem Exemplar aus T.-St 1 1 2, dessen Nasalgriffel etwa 36 Terminalsprosse aufwies.
Fundorte: Ch.-St 272 (centraler Pacifik, Haeckel);
T.-St. 32 (canarische Strömung, V.), 30 (Guineastrom, V.), 102 (Agulhasstrom, warm, V.),
174 (indischer Südäquatorialstrom, V.), 214, 217, 218, 23t» (nördlicher Indik).
Verbreitung. Offenbar cirkumtropische Bewohnerin warmer Meeres teile.
Coelodecas pentagona Haeckel.
Taf. LXIX, Fig. 5*3-
Coelodecas pentagona II .\ ECKEL, p. 1756.
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Valentin Haeckea,
380
Nach Haeckel von voriger unterschieden durch den regelmäßig j>entngonalen Schalen-
umriß, in welchem Höhe und Breite ungefähr gleich sind, und durch die unregelmäßige Ver-
zweigung der Terminalkronen, welche 12 — 16 schlanke, gekrümmte, mit einem bedomten End-
knopf versehene Finger tragen. Höhe nach Haeckel 2,6, Breite 24 mm.
Fundort: Ch.-St. 332 (südlicher Atlantik).
Mit dieser Form gehören wahrscheinlich zusammen verschiedene im Atlantik und Indik
gefischte Codb&av-Exemplare, welche ihrerseits als zusammengehörig gekennzeichnet sind durch
die geringe Größe (Höhe 2 mm), den ovalen bis pentagonalen Schalenumriß, den
sehr stark verlängerten Nasalgriffel und die besondere Form der Terminalkronen.
Letztere bestehen aus zwei Aesten, welche sich i n zwei weitausladende, unregelmäßig
(nicht dichotomisch) verzweigte Sekundäräste gabeln, deren Endsprosse mit einem bedomten
Knopf versehen sind.
Hierher gehört wahrscheinlich auch eine in T.-St 218 gefischte monströse Form, deren
eine Hauptseitenröhre nicht in zwei Griffel gesellten, sondern dendritisch verzweigt war. Die
betreffende Galea trug 2 ülierzählige , verkümmerte Dendriten (Koincidenz von Ab-
normitäten!).
Fundorte: Ch.-St. 332 (südlicher Atlantik, Haeckel);
T.-St 20 (canarischc Strömung, 36° 40' N, V.), 65 (Golf von Guinea, V.), 85 (Benguela-
strom, V.), 1 1 2 (Agulhasljank, V.), 2 1 5 (nördlicher Indik).
Coelodecas pymaea n. sp.
Taf. LXV1I, Fi«. 501.
Coflodrau pygmaen V. HAECKER. 1907, S. 167, Fig. 19.
Schalcnumriß breit-eiförmig, mit gerader Aboralkante.
Nasalgriffel mit 5 Paar Seitenästen, von welchen 3 nach den Seitenkanten der Schalen-
hälften gerichtet sind, 2 in der Apikalebene liegen. Derselbe ist nur wenig über die Gitterschale
verlängert und trägt ebenso wie die Scitcngriffel, eine regelmäßig gebaute Terminalbildung,
welche aus 2 zwei-, seltener dreimal gegalielten Terminalästen besteht Die 8 oder mehr End-
sprosse sind sehr lang und schlank, meist wellig gebogen, in ihrer ganzen Länge mit
kräftigen zurückgekrümmten Haken und am Ende mit einer stempelförmigen Ver-
breiterung versehen, welche drei bis fünf kräftige, nach auswärts gerichtete Zähne trägt
(Fig. 501, rechts). Bei einem Exemplar waren die Endsprosse gerade und trugen nur wenige
Haken (Fig. 502, links).
Höhe der Gitterschale 1,3 — 1,5 mm.
Fundorte: T.-St 32 (canarische Strömung, V.), 49 (Südäquatorialstrom, V.), 115 (Wurzel
des Benguelastromcs, 36° 23' S., V.), 218 (nördlicher Indik, V.).
Coelodecas ambulacram n. sp.
Taf. LXVII, Fig. 503.
Cnetwfeais ambutaemm V. IIalcklr, 1907, S. 167, Fig. 20.
Diese in 2 nicht ganz vollständigen Exemplaren vorliegende Form ist gekennzeichnet
durch die außerordentlich reichliche Verzweigung und die zierliche Form der Terminalkrone.
3**o
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Tief«*- KadiuUrien .
38i
Diese besteht sowohl bei den Nasal- als bei den Seitengriffdn aus 2 Terminalästen, welche
sich ihrerseits in der Kegel 4 mal dichotomisch gabeln. Die zweiunddreißig Endsprosse
sind verhältnismäßig lang und schlank, mitunter etwas wellig gebogen, und tragen einige
wenige kräftige, zurückgekrümmte Seitenhaken und eine flache Endspathille mit 5 bis
6 kurzen, rückwärts gekrümmten Zähnchen.
Schalenhöhe etwa 1,8 mm.
Fundorte: T.-St 142, 149 (Antarktis, V.).
Verbreitung. C. anthulacrum scheint in der Antarktis an Stelle der nahe verwandten
C fygtnata zu treten, von welcher sie sich vorzugsweise durch die reichlichere Verzweigung und
die derbere Beschaffenheit der Endbildung unterscheidet Sie würde sich damit den schon äußer-
lich durch die derberen Skelettstrukturen gekennzeichneten Charakterformen der Antarktis anreihen.
14. Gattung. Cocloplerjma Haeckel.
Außer der Nasalröhre und den Hauptseitenröhren sind in der Regel sowohl das erste
Seiten astpaar der Nasalröhre, als der erste unpaare Seitenast der Hauptseitenröhren zu Griffeln
entwickelt. Es sind also im ganzen vierzehn Griffel vorhanden.
Haeckel beschreibt 2 Formen, C. murrayanum und / ritonis , welche sich im wesentlichen
durch die Schalengestalt unterscheiden — die erste hat einen subcirkulären oder leicht pentagonalen
Umriß und schwache „Dombildungen“, die letztere einen heptagonalen Umriß und stark ent-
wickelte Dombildungen — . Haeckel giebt jedoch selber an, daß beide Formen durch zahlreiche
U ebergangsstufen verbunden sind und so nur die extremen Pole einer langen Reihe von
„Darwinian metamorphic forms“ bilden, und auch meinem Material zufolge sind beide Formen
zweifellos in einer Art zu vereinigen.
Cocloplegma murrayanum Haeckei..
Taf. LXV1, Fig. 496.
CorloffUgnta murrayanum -|- C. Iritonii Haeckei., Rep., p. 1757 — 1 758, Taf. CXXVII, Fig. 1 und Fig. 2 — 1 3 ;
Borgert, 1901a, S. 47, Fig. 54 und 55.
CotlopUgma murrayanum MöBJUS, 1887, S. 123; FoWLER, 1898; ?Lo Bl ANCO, I903.
Schalenumriß annähernd kreisförmig, breit-oval, fünfeckig oder siebeneckig. „Dombildungen“
bald mehr, bald weniger stark entwickelt.
Nasalgriffel nur mit einem Paar stärkerer, nach der Schalenkante abgehender Scitenäste,
welche in der Regel ihrerseits zu Griffeln entwickelt sind, zuweilen aber auch nur als Dendriten
ausgebildet sein können (vergl. die Fig. i liei Haeckei.). Freier Teil des Nasalgriffels verschieden
lang (vergl. Fig. i und 2 bei Haeckel), bei meinen Exemplaren meist mit 3 oder 4 Paaren
freier Eridbäumchen. Die Terminalbildiingen aller Griffel bestehen aus 2 dünnen, 2 — 3 mal ge
gabelten Aesten, deren Endsprosse einen feinbedomten Endknopf tragen.
Höhe der Gitterschale (ohne den freien Abschnitt der Nasalgriffel) bei meinen Exemplaren
1,5 — 1,6 mm. Nach Haeckei. beträgt die „Thinge“ der Schale 1,6 — 2,5 mm.
Varianten : C. murrayanum weist, wie I bereits erwähnt, hinsichtlich der Schalengestalt, sowie
bezüglich der Entwickelung der Dombildungen und der freien Griffelabschnitte und offenbar auch
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Valentin Haeckek,
in Bezug auf die Zahl der zu Griffeln entwickelten Radialröhren zahlreiche Verschiedenheiten auf.
Allem nach haben die Uebergänge einen gleitenden, nicht einen sprungweisen Charakter.
Fundorte: Nördlicher Atlantik, Golfstrom, lieim Färöer-Kanal (Haeckel); Golfstrom,
östlich Rockall (Möbius); Färöer-Kanal (wiederholt im „Epiplankton“, in Tiefen oberhalb 2, 10
und 30 Faden, außerdem im „Mesoplankton“ in den l iefen von 465 — 335 und 480 — 350 Faden
gefischt, Fowler); 'Mittelmeer (Lo Bianco);
T.-Sl io, 11 (Golfstrom, V„ mehrere Exemplare), 20 (canarische Strömung).
Verbreitung. Diese bisher nur in den nordöstlichen Gebieten des Atlantik gefundene
Form scheint, den Angaben Fowler’s zufolge, pam plan klonisch zu sein und sogar in den
oberflächlichen Schichten des Phaoplanktons vorzukommen.
15. — 17. Gattung. Coelospathis Haeckel Coelostylus Haeckel
und Coelagalma Haeckel
Von den 6 zu diesen Gattungen gehörenden, von Haeckel l»eschriebcnen Formen sind
5 pacifisch, eine (Coelostylus bisenarius ) indisch. Coelospathis ancorata Ist von Lang (Lehrb. d.
vergl. Anat, Protozoa, S. 47) aLs Beispiel eines besonders kompliziert gebauten einzelligen Wesens
herangezogen worden.
18. Gattung. Coelanthemum n. gen.
Nasalröhre in 4, jede der Hauptseitenröhren in 5 Griffel gespalten. Im ganzen acht-
undzwanzig Griffel.
Coelanthemum auloceroides n. sp.
Taf. LXVIII, Fig. 507; Taf. LXIX, F»g. 516.
('orhintlumum autoferoititi V. H AECKKR, lyO", S. lf*8, Kig. 13.
Gestalt der äußeren Gitterschale annähernd sphärisch, Gesamtköqier sternförmig.
Galea steil-aml>oßfÖrmig, vollständig in der oralen Hälfte der Schalen klapp.1 gelegen, mit
kurzer und ziemlich weiter Rhinocanna, deren aufgekrempter Rand durch ein Frenulum mit der
Stirnfläche der Galea verbunden ist
Nasalröhre dicht über der Basis zweimal gegabelt und in 4 Griffel gespalten, Haupt-
seiten röhren ebenfalls dicht ül>er der Basis in 5 büschelförmig ausstrahlendc Griffel gespalten.
Außerdem sind ein Postnasal- und ein stark aboralwärts gerichteter Apikaldendrit vorhanden.
Einen Aboraldendriten konnte ich nicht nachwcisen, vielmehr werden die aboralen Teile der
Gitterschalenhälften durch 2 .Seitengriffel der Hauptseitenröhren gestützt Die Verästelung der
sämtlichen Griffel ist eine sehr regelmäßige und sehr einfache (Fig. 516): innerhalb der äußeren
Gitterschale, und zwar dicht unterhalb derselben, geht nur ein einziges Paar gegenständiger, größerer
Spangen von den Griffeln ab, auf der Höhe der Gitterschale tritt in einer senkrecht zum ersten
Paar gelegenen Eigene ein zweites Paar gegenständiger Spangen in das Maschen werk ein, und
außerhalb der Gitterschale Ist nur ein Paar Seiten bäumchen vorhanden, welche mit ihren zurück-
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Ticf*ce-Rfl<lir4»rien.
3»3
gebotenen fadenförmigen Verzweigungen in das Gitterwerk eintreten und so einen flachen „Dom“
bilden. Die Terminalbildungen bestehen aus 2 ein- oder zweimal gegabelten A osten, deren fein-
lx?domte Endsprosse 2 oder 3 kleine Terminalknöpfe tragen. Im ganzen erinnert der Hau des
Skelettes und specicll die Anordnung und Endverzweigung der Radialelemente sehr an manche
Aulacanthiden, insbesondere an Au/ocrros » Aulokltplcs und Au/os/>a////s, wdxä die äußere Gitter-
schale von Coda n ihcm it m mit dem tangentialen N adelmantel, bezw. mit den proximalen Quirlen
von Aulospathis verglichen werden könnte.
Durchmesser der äußeren Gitterschale 1,3, des ganzen Skelettes 1,9 mm.
Fundort: T.-St 268 (nördlicher Indik, 2 Exemplare).
Nachtrag zu den Tripyleen.
Familie Astracanthidae.
Tat. LXXII.
Dicystine (d. h. mit 2 Centralkapseln ausgestatteto) Tripyleen mit radiär ange-
ordneten, hohlen, am distalen Ende mit verschiedenartigen Endbildungen
ausgestatteten Radialstacheln, deren innere Enden an der Oberfläche einer
centralen Hohlkugel zusam men stoßen.
Heim ersten Sortieren des „ Vald i via“- N I aterials hatte ich eine Anzahl von großen Radiolaricn,
die an Bord zum Teil mit der Etikette „Riesenacantharien“ versehen waren, bis auf weiteres,
ohne sie genauer zu untersuchen, zurückgestellt. Die Bearbeitung der Tripyleen war schon ihrem
Ende nahcgerQckt, als ich bei der Durchsicht einer kleineren, nachträglich mir zugegangenen
Sendung abermals auf diese? Formen stieß und nunmehr erkannte, daß die betreffenden stern-
förmigen Skelette nicht zu den Acantharien, sondern zu den Tripyleen zu stellen sind. So kommt
es, daß ich die „Astracanthiden“, wie ich die neuen Formen nennen möchte, im Text und auf
den Tafeln nicht an ihrem richtigen Platze, sondern in einem Nachtrag zu den Tripyleen unter-
bringen muß. 13er Fehler ist deshalb kein sehr großer, weil, wie gezeigt werden soll, die
Astracanthiden nicht bloß eine nahe Verwandtschaft zu den Aulacanthiden, sondern auch gewisse
Beziehungen zu den Cölodendriden erkennen lassen. Sie schließen gewissermaßen die linear an-
geordnete Reihe der Tripylccnfamilien zu einem Ring zusammen.
Die Skelette der Astracanthiden sind ungemein zierliche Sterne von einem Durchm esser
von 3,6 — 4,5 mm. Die Astracanthiden gehören also zu den größeren Tripyleen.
Ueber die Gesamtform der Tiere kann ich keine sicheren Angaben machen, da l)ei
allen meinen Exemplaren ein großer Teil der Stacheln abgebrochen war und so nicht entschieden
werden konnte, ob sie alle von gleicher Größe sind. Da wenigstens einige Skelette deutlich
eine Anordnung der Radialstacheln in mehreren Kränzen aufwiesen, so ist es nicht ausgeschlossen,
daß die Astracanthiden eine von der Kugel abweichende, specicll eine linsenförmige Gestalt
besitzen, ähnlich wie viele Acantharien.
Die Radialstacheln sind hohl, wie die der Aulacanthiden, Aulosphäriden und Cölo-
dendriden. Ein Achsenstrang, wie er in den Tangentialbalken und RadiaLstacheln der Aulo-
sphäriden vorkommt, fehlt. Auch sind die Radialstacheln nicht, wie die Balken und Stacheln
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Valentin Haecker,
der Aulosphäridcn, im Centrum des Sternes mit keilförmig veijöngten Enden gegeneinander
gestemmt, vielmehr ruhen sie auf einer centralen Kugel, welche, wie die Stacheln selbst, aus
einer kieseligen Schale und einer gallertigen Innenmasse besteht (Textfig. 49).
Die Bewaffnung der Radialstacheln ist bei den einzelnen Formen eine sehr ver-
schiedenartige. Bei A. />aradoxa (Taf. LXXII, Fig. 530, 534 — 536) sind die äußeren Abschnitte
der Radialstacheln mit kurzen, nach außen gekrümmten Dornen l>eselzt welche großenteils solid
sind und höchstens in ihrem basalen Abschnitt einen Achsenkanal erkennen lassen. Die Domen sind
meist zugespitzt und tragen nur vereinzelt Andeutungen von Spathillen, gegen das proximale
Ende des Stachels hin verkürzen sie sich zu kurzen Knöpfchen. Im ganzen ist ihre Verteilung
eine unregelmäßige, doch kann auch, wenigstens in den distalen Stachelabschnitten, eine Tendenz
zu Quirlbildung hervortreten.
Bei A. ht'tcracaiüha , mit welcher Form wahrscheinlich das früher (S. 90) l>eschriebcnc
Aulodendron heieracanthum (Taf- X, Fig. 92) identisch ist, sind die «äußersten Abschnitte der
RadiaLstachcln, abgesehen von der aus 3 oder 4 kräftigen Zähnen
bestehenden Terminalkrone, mit auswärts gekrümmten, massiven
Domen besetzt Die inneren Stachelabschnitte tragen ebenfalls
massive, mit spathillcnähnlichcn Endbildungen versehene Domen,
welche großenteils wohl als verstümmelte Dendriten zu deuten sind,
deren dichotomische Verzweigungen unmittelbar an ihrer Abgangs-
stelle abgebrochen sind (vergl. Taf. X, Fig. 92). Bei A. hctcracanthoidcs
(Taf. LXXII, Fig. 531 — 532) fand ich hohle Aeste von im übrigen
ähnlicher Beschaffenheit, wie diejenigen der vorigen Art während
bei A. umbeUifera (Fig. 533) die unregelmäßig gekrümmten Radial-
stachcln in ihren äußeren Abschnitten mit einer Anzahl längerer,
dichotomisch verzweigter Aeste besetzt sind und sehr an die Radial-
stacheln von Au/odcndron indicutn (Haeckel, Rep., p. 1590, Taf. CV,
Fig. 1) erinnern, nur daß sie keine deutlichen Spathillen tragen.
Die Wandung der Radialstacheln der Astracanthiden Ix'steht, wie die der übrigen
Tripylecn, «aus einer Kieselverbindung. Längeres Glühen auf dem 1’lat in blech und 24-stündige
Behandlung der Skelette mit konzentrierter Schwefelsäure oder rauchender Salpetersäure läßt
dieselben vollkommen unversehrt
Mehrere Exemplare boten Verhältnisse dar, welche in entwickelungsgeschichtlicher Hin-
sicht von einigem Interesse sind. Bei einem Individuum von A. Paradoxa (Textfig. 49) waren
die Stacheln noch weichhäutig und enthielten in ihrem Innern eine färblxire, wahrscheinlich
gallertige Flüssigkeit bei einem Exemplar von A. hetnacanthoidn d«agegcn war der Hohlraum
der äußeren Staehelabschnitte großenteils durch eine körnige M«isse verdrängt welche durchaus
an die sekundäre Verkieselung von Auloceros und anderen Aukicanthiden erinnert (vergl. Taf. LXXII,
Fig. 532, mit Taf. XLIV, Fig. 335). Es ist anzunehmen, daß cs sich in beiden Fällen um
Entwickelungsstadien handelt und ferner ist aus der Beschaffenheit der offenbar noch jungen
Stacheln von A. hetcracanthoidcs zu schließen, daß die fertigen Radialstacheln in ihren äußeren
Abschnitten eine starke Wandverdickung aufweisen, im Gegensatz zu den proximalen Teilen,
welche gerade bei dieser Form sehr dünnwandig sind.
3*4
Fig. 49. Durchschnitt durch den
Stern einer jungen Atframntha mit
noch hiliifigcr SkrlettanLage. Die Rn-
dmlxUcbeln sind mit dunkel fArbharer,
die centrale Skclcttkugel mit etwa*
hellerrr Gallerte gefüllt. T.-St. 32.
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TMte-RidlflhikB.
385
Eine andere Beobachtung l>ezieht sich auf ein Exemplar von A. f*aradoxa (Taf. LXXII,
Fig. 534 — 536). Hier waren nahezu alle Radialstacheln auf gleicher Höhe, nämlich ungefähr
an der Grenze zwischen dein äußeren und mittleren Drittel in eigentümlicher Weise durch eine
Naht unterbrochen, zum Teil auch eingesehnürt oder sonstwie unregelmäßig ausgebildet In der
Umgebung dieser Stelle waren die Dornen mit besonders breiten Basen versehen, welche eine
oder mehrere, im Präparat zum Teil mit Luft gefüllte Kammern aufwiesen, und an ihrer Spitze
unregelmäßig gczähnelt Man könnte bei dieser Deformation in erster Linie an Regeneration
denken, indessen spricht dagegen der Umstand, daß alle Stacheln die; l>etreffende Verbildung
an der nämlichen Stelle zeigen, und ich möchte daher die Erscheinung eher als eine Ent-
wickclungsstörung deuten: man wird anzunehmen haben, daß während des Auswachsens
der häutigen Stachelanlagcn eine den ganzen Weich körp er l^etrcffcnde , vorübergehende
Störung eingetreten ist durch welche das gleichmäßige Auswachsen eine Unterbrechung erlitt
Erst nachdem diese Störung überwunden und das Wachstum der Stachelanlage vollendet war,
trat die Verkieselung ein, und nun kam jene Wachstumsstockung in dem Auftreten einer Naht
und in der Deformation der Seitendomen zum Ausdruck. Ich m<»chte unter anderem an die
früher (S. 55, Taf. XLII, Fig. 301) beschriebene Al>erration von Att/oceros trige minus erinnern,
welche clxmfalls nicht auf lokale Störungen, sondern nur auf eine im ganzen Weichkörper gleich-
mäßig zur Herrschaft gehängte, an allen Punkten desselben wirksame konstitutionelle Abweichung
der formbildenden Sarkodc zurückgeführt werden kann.
Alle Exemplare von Astracantha , welche überhaupt etwas vom Weichkörper erkennen
ließen, besaßen zwei Centralkapseln, Ich möchte daher mit Bestimmtheit annehmen, daß
die Astracanthidcn, ähnlich wie Phaco<olla valdiviat , wie die dicystinen Aulacanthidcn und die
Tuscaroren, normalerweise zwei Centralkapscln l>esitzen. Die beiden Centralkapseln liegen ein-
ander mehr oder weniger diametral gegenüber und sind mit ihrer, durch eine lange Proboscis
ausgezeichneten Astropyle gegen das Centrum des Skelettes gerichtet Im übrigen halben sie
eine bimförmige Gestalt und sind mit einer außerordentlich derben Membran ausgestattet
Parapylen konnte ich weder an den ganzen Centralkapseln, noch an den (infolge vielfacher Zer-
reißung der derben Kapsel meml »ran allerdings unvollständigen) Schnittserien mit Sicherheit fest-
stellen. Die in trakapsuläre Sarkode ist auf der Astropylenscitc sehr dicht und vakuolcn-
arm, dagegen befindet sich im Rücken des Kernes eine große linsenförmige Vakuole, welche sehr
an die große Gallertmasse im parapylären Al>schnitt der Centralkajxseln mancher großen Medu-
settiden (Taf. LVII, Fig. 455) erinnert und wie diese als hydrostatischer Apparat funktionieren
mag. Der Kern hat eine ellipsoidische Gestalt und zeigt eine grobscholligc Struktur, ähnlich
den Kernen der dicystinen Aulacanthiden. Im übrigen war der Konservierungszustand meiner
Präparate für die Untersuchung der kemgeschichtlichen Verhältnisse nicht ausreichend, was
vielleicht ebenfalls mit der Derbheit und Undurchlässigkeit tler Centralkapselmembran Zusammen-
hängen mag.
Der Astropyle der Centralkapseln ist ein kleines Phäodium vorgelagert
Ueber die Horizontalverbreitung der Astracanthidcn läßt sich zur Zeit nur soviel
sagen, daß sie sowohl im tropischen Atlantik und Indik, als auch im Benguelastrom und in der
Antarktis Vorkommen. Noch weniger bestimmte Angal>en hassen sich ülier die Vertikal-
verb Teilung machen. Die bedeutende Größe der Tiere und ihr Fehlen in den Plankton-
38.S
Deotoche Twf^“F*peditkn» ify* — i*w Bd. XIV. 44)
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Valentin Haeckkr,
zögen lassen cs als wahrscheinlich erscheinen, daß man es mindestens mit knephoplanktonischen
Formen zu thun hat, wofern sie nicht noch größeren Tiefen angehören.
Was die systematische Stellung der Astracanthiden anbelangt, so kann es keinem
Zweifel unterliegen, daß sie als nächste Verwandte der Aulacanthiden anzusprechen und
zusammen mit diesen der Unter-
ordnung der Phaeosphaeria cinzu-
reihen sind. Die Diagnose dieser
Unterordnung muß demnach lauten :
„Tripyleen ohne Skelett
oder mit zahlreichen, hohlen
Radialstacheln, welche mit
ihren proximalen Enden frei
im Weichkörper stecken oder
zu einem Stern verbunden sind.“
Auch zu den Aulosphäriden
und zu den Cölodendriden zeigen
die Astracanthiden nähere Beziehun-
gen, insbesondere stimmen sie mit
letzteren hinsichtlich der Gestalt der
Hohlstacheln und deren Verzweigungs-
weise (A. umbif Ufern t) in weitgehen-
der Weise überein.
Alles in allem werden sie im
horizontalen Stammbaum am Ixjsten
ihren Platz zwischen den Aulacan-
thiden, Aulosphäriden und Cöloden-
driden finden, so daß sie die Lücke
zwischen den Aulacanthiden und
Cölodendriden einigermaßen ausfüllen
(Textfig. 50).
Bei einem Vergleich der Astra-
canthiden mit den Aulacanthiden und
bjwm. .
Cölodendriden ergiebt sich übrigens
noch ein interessanter Gegensatz hinsichtlich der Art und Weise, in welcher in den genannten
drei Familien der Uel>ergang aus der sphärischen in die bilateralsymmetrische Form vollzogen,
bezw. der Versuch gemacht wird, der Konkurrenz, welche zwischen Centralkapsel und radiären
Skelettstrukturen bezüglich des Weichkörpercentrums besteht, gerecht zu werden (1907, S. 159):
„Bekanntlich wird bei vielen Spumdlarien, sowie bei den Acantharien dieser Gegensatz
in der Welse ausgeglichen, daß die central gelegene Centralkapsel von den RadiaLstacheln
durchbohrt wird. Dagegen schlagen die genannten Tripylcenfamilicn sehr verschiedene Wege
ein, und zwar zeigen speziell die Astracanthiden und die Gruppe der Cölodendriden und Cölo-
graphiden extreme Verhältnisse. Während nämlich bei den ersteren die hohlen Radialstacheln
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Fig. jo. Horixontalprojektinn des Stammbaums der Tripyleen nach Ein-
fügung der Astracanthiden. Verbessert gegenüber dem S. 6 abgebildctcn Stamm-
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T iefsoc Radiolannt .
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im Centrum des Tieres Zusammenstößen und hier miteinander zu einem Stern verkittet sind und
»ährend bei ihnen durch die Verdoppelung der aus dem Centrum verdrängten Centralkapsel ein
Gleichgewichtszustand wiederhergestellt wird, sehen wir l>ei den Cölodendriden und Cölo
graphiden ein umgekehrtes Verhältnis: die Centralkapsel behauptet ihren Platz in der Mitte des
Weichkörpers, und dafür sind die radialen Skelettelemente auf zwei Ccntren konzentriert Eine
dritte Abweichung von der monocentrischen Anordnung, und zwar, rein morphologisch
betrachtet, eine Art Zwischenstufe zwischen dem Verhalten der Astracnnthiden und der Cölo-
dcndridcn-Cölographiden, findet sich liei den dicystinen, d. h. regelmäßig mit zwei Centralkapseln
ausgestatteten Aulacanthiden ( Aulographis pandora u. a.). Hier findet man vielfach, wenn auch
nicht immer, daß neben der Duplicität der Centralkapseln auch die Radiaistacheln eine ausgeprägt
dicentrische Anordnung aufweisen."
Astracantha paradoxa n. sp.
Tat. LXX1I, Fig. 530, 534—536; Texlfig. 49.
Astracantha fiaraJoxa V. HAECKER, 1906 c, S. 890, Fig. 1 2.
Mit 20 — 30 2,2 mm langen Radialstacheln, welche in ihren äußeren Abschnitten mit
kurzen, massiven, nach außen gekrümmten Domen, gegen das proximale Ende hin mit kurzen
Knöpfchcn in meist unregelmäßiger, seltener annähernd quirlförmiger Anordnung besetzt sind.
Vereinzelte Domen tragen Andeutungen von Spathillen.
Zwei Centralkapseln.
Fundorte: St. 44 (Guineastrom, V.), 182 (indischer Südäquatorialstrom, V.), 218, 236
268 (nördlicher Indik, V.).
Offenbar Warmwasserform.
Astracantha heteracantha n. sp.
? Autoc/enttnm hctcrucanthum V. Haeckek, 1905, S. 347, Fig. 8 (s. oben S. (JO, Tat. X, Fig. 9 2).
Astracantha heteracantha V. IIaecker, 1906c, S. 891, Fig. 13.
Mit 30—40 1,8 mm langen Radialstacheln, welche im distalen Teil mit nach außen
gekrümmten Zähnen, im proximalen mit reich verzweigten Dendriten ausgestattet sind. Außerdem
trägt das Stachelende eine Terminalkrone von 3 oder 4 kräftigen, massiven, nach außen
gerichteten Zähnen.
Mit dieser Form, von welcher mir ein centraler Stern mit mehren vollständigen Radial-
stacheln vorliegt zeigt eine große Uebereinstimmung das oben (S. 90) lieschrieljene Autadendron
hetcracanthum , dessen Diagnose auf einem im „Gauß“-Material isoliert gefundenen Radialstachc!
begründet war. Die proximalen Stachelanhänge des letzteren tragen meiner früheren Beschreibung
zufolge ausgeprägte Spathillen, indessen handelt cs sich hier höchst wahrscheinlich um abgebrochene
Dendriten (vergl. auch die Bemerkungen üt>er den heterogenen Charakter der in der Gattung
Au/odcndron zusammengestellten Formen, S. 88f.).
Fundort der Astracantha heteracantha-. T.-St 149 (Antarktis, V). des An/odendron heter-
acanthunr. tropischer Atlantik liei Ascension („Gauß“).
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Valentin Halcuk,
Astracantha heteracanthoides n. sp.
Taf. LXXn, Fig. 531—532.
Von voriger Form dadurch unterschieden, daß die distalen Abschnitte der Radialstachcln
eine sekundäre Verkieselung zeigen (ähnlich den Radialstachcln von Aultxnos u. x) und daß
die Seitenäste der Radialstacheln hohl sind und sämtlich senkrecht abstehen; die proximalen
Seitenäste sind dendritisch verzweigt, die distalen Seitenästc und die Terminaläste tragen wahr-
scheinlich spathillenähnlichc Endbildungen.
Fundort: T.-Sl 85 (Benguelastrom, V.).
Astracantha urnbellifera n. sp.
Taf. LXX1I, Fig. 533.
Aitraaintha HmUtti/era V. HaecKFR, 1906c, S. 891, Fig. 14.
Mit 14 — 15 1,8 — 2,2 mm langen, mehr oder weniger gekrümmten Radialstacheln, welche
eine Anzahl längerer, hohler, senkrecht abstehender, dichotomisch verzweigter Aeste tragen.
Die letzten Enden der Verzweigungen sind spitzig oder mit winzigen , schwach bedomten,
Knöpfchen versehen.
Die vorliegende Form erinnert sehr an AulodmHron tndicvnt Haeckel (Rep, p. 1 590,
Taf. CV, Fig. 1), nur daß bei letzterer Form die Verzweigungen mit ausgesprochenen
Spathillcn enden.
Fundorte: 'l'.-St. 217, 218 (nördlicher Indik, V.),
II. Die skelettführenden Collodarien als Trabanten
der Tripyleen.
Die Spumellarien („Schau mstemchen“, Ehrenberg, 1875, S. 156) oder Peripyleen
(R. Hkrtwig, 1879, S. 133) bilden bekanntlich die erste Legion im HAECKEL'schen Radiolarien-
system. Sie werden definiert als Radiolarien, welche eine einfache und von zahllosen
Poren gleichmäßig durchbohrte Membran besitzen.
An diese Definition lassen sich gewisse sachlich«; Bedenken knüpfen. Denn in Wirklich-
keit sind die Poren nur bei sehr wenigen Formen thatsächlich zur Beobachtung gelangt. Haeckel
(1862, p. 71) fand bei T/iaJassicol/a , daß die dicke Membran „auf dem Querschnitt (auf Falten)
sehr dicht von feinen parallelen Strichen durchsetzt erscheint Diese sind wahrscheinlich auf feine
Porenkanäle zu Ijeziehcn*4. R. Hkrtwig (1879, S. ioö), der Schöpfer der Bezeichnung „Peripyleen*,
bemerkt, daß der Nachweis der Poren durch direkte Beobachtung nur bei Formen mit außer-
gewöhnlich dicker Membran gelingt, nämlich bei den Thalassicollen und manchen Sphäre »zoiden,
und Brandt (1885, S. 33) teilt mit, daß er die Porenkanäle nur bei einer jugendlichen Kolonie
von Collospltaera Huxleyi nach Behandlung mit Jodspiritus gesehen habe.
Weitere Angaben sind mir nicht bekannt geworden. Für die Sphärellarien fehlen solche
ganz, und ich selbst habe weder bei den Orosphäriden noch ljei den Thalassothamniden, welche
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T icfa«c- R41I1 olanen
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beide Familien ebenfalls zu den Spumellarien gehören, am konservierten Material Porenkanäle
wahrnehmen können. Allerdings ist bei den Oroscenen die Centralkapselmembran (im Gegensatz
zur Membran älterer Kerne) von nur mäßiger Dicke, und Ixn der Thalassothamnidcngattung Cyclo-
dadus ist sie, wie auch O. Schröder angiebt, sogar als sehr fein zu bezeichnen, und es wäre aLso
nach Obigem denkbar, daß damit die Schwierigkeit des Nachweises zusammenhängt, jedenfalls
ist es aber nicht wohl angängig, das Vorhandensein von solchen Poren jetzt schon als allgemeinen
Charakter der Peripyleen zu bezeichnen (Haeckel, Rep., p. XXIX; Mon* VoL II, p. 25).
Trotzdem nun aber die olienerwuhnte r>efinition auf der Verallgemeinerung einiger weniger
Befunde beruht und demnach noch nicht als eine durchweg gültige bezeichnet werden kann,
dürfte cs doch sehr wahrscheinlich sein, daß thatsächlich die von Haeckel vorgeschlagenc Um-
grenzung der „Legion“ der Spumellarien natürliche Verwandtschaftsverhältnisse zum Ausdruck
bringt, und daß die verschiedenen hierher zu rechnenden I laupttypen, nämlich die außerordentlich
zierlichen, vielfach durch komplizierte Skelette ausgezeichneten Sphäre Uari cn, die kolonie-
bildenden Polycyttarien und die großen, zum Teil mit einem mächtigen hydrostatischen Apparat,
zum Teil mit kräftigen Skelettbildungen ausgestatteten Collodarien (sens. stricL), drei diver-
girende, besonderen Lebensbedingungen angepaßte Entwickelungsrichtungen darstellen, welche von
einem gemeinschaftlichen Centn» m ausgegangen sind. Als Grundplan in der Organisation ist
wohl die sphärisch-konzentrische Anordnung der Körj>erteile zu betrachten (Haeckel, Rep., p. 6).
Damit kommen wir bereits auf die Systematik der Spumellarien zu sprechen. Haeckel
(1883, 1887) hat die Legion der Spumellarien ausschließlich nach der Beschaffenheit des Skelettes
in zwei Sublegionen, in die der Collodarien und Sphärellarien, eingeteilL Erstere ent-
behren entweder des Skelettes ( ThalasskoUa u. s. w.) oder ihr Skelett besteht aus unzusammen-
hängenden Spiculis { Thafassoxan/hium u. s. w,), letztere besitzen
schale. Daraus ergiebt sich die Einteilung in 6 Ordnungen:
I Skelett fehlt l
eine zusammenhängende Gitter-
I. Sublcgion: Cullodaria.
Skelett fehlend «xler unvoll-
ständig.
t. SuMcgion : SphUrcIlaria.
Skelett eine vollständig ge-
schlossene Giucmtlv.dc
Skelett besteht aas cinrclnen Spiculis
| Gittervchalc kugelig
| GittcrHchnle cllipstmüsch
IGitterachalc scheiben- oder linsenförmig
Gittcnduie drchritsig-eUipsi >idi»ch
1. < »tdnung Colloida.
a) Monuiua (ThalauicnlürU).
b) l’oljrjtuu (ColloaouU).
2. Ordiwug Belaidex
a) Monotoa iTlvalassctvphscrida)-
b) Poly/.x» (Sphaerustiida).
3. Ordnung Sphaeroidra-
4. Ordnung Prunoidea.
5. Ordnung Diacoidea.
b. Ordnung Larcoidca.
In diesem System sind die kolonie bilden den Formen an d r ei verschiedenen Stellen
unterzubringen: die skelettlosen Collozocn bei den Colloideen, die mit Spiculis ausgestatteten Sphäro-
zoen bei den Beloideen und die mit Gitterschalen versehenen Collosphären Ix-i der Sphaeroideen.
Was dann die beiden, den Spumellarien neu cinzurcihcnden Gruppen anlielangt, so würden die
Thalassothamniden mit einem großen Riesenspiculum eventuell l>ei den Beloideen, die Orosphäritlen
(welche von Ham kel noch zu den Tripylecn gestellt worden waren) bei den Spharoidccn unter-
zubringen sein.
Gegen die ausschließliche Berücksichtigung des Skelettes bei der Ein-
teilung der Spumellarien und insl vesondere gegen die dadurch lxdingte Außeinanderreißung der
koloniebildcndcn Formen hat sich Bkandi (1885, 1902) gewandt Brandt (1902) halt es, vor
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Vaixntin Haeckek,
allem mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der Kerne und die von ihm seihst beschriebenen
Fortpflanzungsvorgänge, für unbedingt nötig, die koloniebildenden Formen (einschließlich
der von Habckel zu den Sphärellarien gestellten Collosphären) von den monozoen skelettlosen
oder nur mit Spiculis bewaffneten Spumellarien, den „Colli den“, abzutrennen und sie einer
besonderen Gruppe (Sphaerozoea, Polyzoa) zusammenzufassen. Immerhin hält er die Verwandt-
schaft zwischen den Colliden und den Polyzoen für eine engere als diejenige zwischen diesen
l>eiden Grupi>en und den übrigen Spumellarien, und er bringt dies dadurch zum Ausdruck, daß er
die beiden Gruppen in einer besonderen Unterlegion (Sphaerocollida) zusammenfaßt und diese der
Unterlegion der Sphärellarien gegenüberstellt. Demnach gelangt Brandt zu folgender Einteilung
(1902, S. 83):
1. Legion: Spumellaria.
1. Unterlegion: Sphaerocollida.
1. Ordnung: Collida.
1. Familie: Thalassicollidae.
2. Familie: Thalassophysidac.
3. Familie: Physematidae.
2. Ordnung: Sphaerozoea (Polyzoa).
1. Familie: Sphaerozoidae.
2. Familie: Collosphaeridae.
2. Unterlegion: Sphaerellaria
u. s. w.
Ich halte die Anschauung von Brandt für durchaus richtig, wonach eine verlxsserte
Klassifikation der Radiolarien und insl>esondere der Spumellarien nicht ausschließlich auf das
Skelett, sondern auch auf die Verhältnisse des Calymmas, der Centralkapsel und des Kernes, sowie
auf die Fortpflanzungsgeschichte Rücksicht zu nehmen hat. Dabei ist freilich zu beachten, daß
ein Einteilungsversuch auf dieser breiteren Basis deswegen zurzeit noch undurchführbar ist, weil
erstens die eigenen kcmgeschichtlichen Studien BrandTs wegen der damals noch unvollkommenen
Technik nicht allen Anforderungen genügen, die wir heute an derartige Untersuchungen stellen,
und weil ferner ül>er die kern- und fortpflanzungsgeschichtlichen Verhältnisse der großen Gruppe
der Sphärellarien noch so gut wie gar nichts bekannt ist Erst wenn einmal in dieser Richtung
mehr geschehen ist, wird man zu einem natürlichen System der Spumellarien gelangen können,
und der Forscher, dem es zum ersten Mal vergönnt sein wird, ein gut konserviertes Material
von Sphärellarien, etwa von den größeren Astrosphäriden, in die Hand zu bekommen, wird
zweifellos berufen sein, einen großen Schritt in der Systematik und Fortpflanzungsgeschichte der
Radiolarien vorwärts zu tun.
Einigen Punkten darf man aber vielleicht jetzt schon näher treten, und man wird ins-
l>esondcre die Frage erheben müssen, ob die Anschauung Haeckel’s richtig ist, wonach die als
Colloidea monozoa oder Thalassocollida (Rep., p. 10) bezeichnten großen, skelett losen
monozoen Formen an den Anfang der ganzen Reihe der Spumellarien und
damit der Radiolarien überhaupt zu stellen sind.
Man wird zunächst unter diesen Formen zwei Gruppen unterscheiden und die kleinen
(zum Teil nur 0,2 — 0,4 mm großen), der Alveolen entbehrenden Actissen der Gesamtheit
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Tiefsce- RadinLarirn.
39'
der großen, mit Alveolen ausgestatteten Formen ( Thalassoiampc , Tha/assopi/a, 735a-
lassieof/a, Thalassophysa) gegenüberstellen müssen.
Was die erstere Gruppe anbelangt, so ist der schon von R. Hertwig (1879, S. 33) aus-
gesprochene Verdacht, daß die Actissen Entwickelungszustände von größeren Thalassolampe- und
Thalass icoila- Arten darstellen, aus verschiedenen, namentlich von Brandt (1902, S. 81) hervor-
gehobenen Gründen sehr naheliegend, und man wird sogar noch weiter gehen dürfen und unter
den Actissen nicht bloß die Jugendstadien der skelettlosen, sondern auch die der nadelführenden
und gepanzerten Formen zu suchen haben. Wenigstens glaube ich für Orosccna regalts ganz
bestimmt annehmen zu dürfen, daß den Ausgangspunkt der Entwickelung ein Actissa-ähnlichcs
Stadium bildet
Was dann die zweite Gruppe der skelettlosen monozoen Arten anbelangt, so steht der
Auffassung, daß man es mit besonders primitiven Formen zu thun hat schon ihre be-
deutende Größe im Wege. Der Durchmesser der hierher gehörenden Formen beträgt im
Mittel 3 — 5 mm, einige, wie Thalassoiampc maxima, erreichen eine Größe von über 12 mm.
Nun wird man aber doch kaum eine so bedeutende Entfaltung der Weichkörperdimensionen als
einen ursprünglichen Charakter betrachten wollen, vielmehr hat man zweifellos in dieser Größen-
entwickelung eine weitgehende, von den typischen Verhältnissen der meisten übrigen Protozoen
stark divergierende Spec i ali s i er u ng zu suchen, welche mit der Entwickelung eines l>esonderen
hydrostatischen Apparates in Gestalt der Calymmahülle und des intra- und extrakapsulären
Alveolenmantels zusammenhängt
Wenn wir uns dann daran erinnern, daß z. B. l>ei den größeren Medusettiden ( P/an klone t/a,
A/lanticclla ) mit der Ausbildung eines besonderen hydrostatischen Apparates
eine Rückbildung des Skelettes Hand in Hand gehen kann, so wird man zu der
weiteren Vermutung geführt, daß bei unseren großen Spumellarien auch dieSkelettlosigkeit
einen sekundären Zustand darstellt, welcher sich gleichzeitig mit der Entwickelung von
Calymma und Alveolenmantel hcrausgcbildet hat, und daß also die monozoen Colloidcen von
skelettfahrenden, monozoen Formen, also von den Beloidea tnonozoa abzuleiten sind. Jedenfalls
dürfte diese Auffassung zur Zeit ebensoviel für sich haben, wie die gegenteilige, von Haeckel
vertretene Ansicht Es sei zum Ueberfluß noch an die zahlreichen Fälle erinnert, in welchen
speciell bei pelagischen Tierformen eine Rückbildung des Skelettes stufenweise zu verfolgen ist
so an die fortschreitende „Rudimentation“ der Schale bei den 1 Ietcropoden und Pteropoden ')
und an die Skelettlosigkeit der Pelagothuricn 2).
Wir werden also zu der Auffassung geführt, daß speziell die monozoen Colloidcen (Thalassi-
collida) wohl schwerlich an die Wurzel des Radiolarienstammes zu stellen sind, und es könnte
sich also nach dem eben Gesagten vielleicht noch darum handeln, ob vielleicht ihren skelett-
führenden Verwandten, den monozoen Beloideen Haeckel’s (Thalassosphaerida), diese Stelle
einzuräumen ist Zunächst ist hier zu sagen, daß keinerlei Hinweis darauf besteht, daß die
Spikula dieser Formen irgendwie nähere Beziehung zu den komplizierten Skeletten der Sphärellarien
haben, daß sie insbesondere den Ausgangspunkt für diese letzteren Skelettbildungen gebildet
haben, und so hat denn auch schon Haeckel (Rep., p. CVI ; Mott, 2. Teil, p. 89) die Vermutung
1) Vetjjl. Lang- H£SCh£LZ.R, Lchxb. d. vcrgl. An., iqou, S- #4,
2) Vergl. C. Chl'.n, Au den Tiefen de« Wehmccro, 2. Aufi, 1905, S. 5^6.
39'
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39?
VAUOITIH HaJCKER,
ausgesprochen, daß die Skelettbildung der Beloidoen und die der Sphäroideen unabhängig von-
einander eingetreten ist
Berücksichtigt man noch den Umstand, daß zu den Beloidccn auch die mächtigen, mit
einem hochspecialisierten Skelett ausgestatteten Formen der Thalassothamniden ( Tha/assofJiamnus,
Cytociadus ) und Orosphäriden gehören (vcrgl. Taf. LXXIII — LXXVI), so gewinnt man, wie ich
glaube, den Gesamteindruck, daß ebenso wie die Gruppe der monozoen Colloideen auch die-
jenige der monozoen Beloideen gegenüber den Sphärellarien im ganzen eher einen jüngeren und
differenzierteren Charakter besitzt. Ob zu Gunsten dieser Auffassung auch das Fehlen von fossili-
fizierten Beloideen und die eigentümliche Fortpflanzungsgeschichte von Otvsccna angeführt werden
kann, darüber wird erst zu entscheiden sein, wenn einerseits bezüglich der Widerstandskraft und
Erhaltungsfähigkeit der Beloideenskelette im Mecresschlamm genauere Angalx?n vorliegen, anderer-
seits auch die Fortpflanzungsgeschichte linderer Spumellarien genauer bekannt ist
Alles in allem bin ich also der Ansicht daß die skelettlosen monozoen Colloideen und die
skelettführenden monozoen Beloideen zusammen eine gut abgegrenzte Gruppe bilden, welche, im
Vergleich mit der großen Masse der kleinen skelettführcnden Spumellarien, eher einen ein-
seitig specialisicrten, als einen primitiven Charakter liesitzt und welche also im
System nicht vor, sondern hinter die Sphärellarien zu stellen wäre. Man würde diese Gruppe
als Collida («>.Xo, Gallerte; Haetkel, 1862, S. 244; R. H krtwig, 1879, S. 32; Brandt, 1902)
oder, vielleicht besser, um Namen mit gleichen Endungen zu gewinnen, als Collodaria (sensu
strict) zu l)ezeichnen haben.
Nach Brandt (1902, S. 81) würde diese Abteilung in die drei Familien der Physe-
matiden (mit kugeligem Kern und mit intrakapsulären Vakuolen). Thalassico lüden (mit
kugeligem Kern und mit extrakapsulären Vakuolen) und Thalass osp häriden (Kern meist mit
radialen Aussackungen, Kemsubstanz in Innen- und Außenmasse gesondert) zerfallen. In jeder
dieser drei Familien würden nach Brandt sowohl skelettlose als skelettführende Formen unter-
zubringen sein, so daß also die BRANDr’schen Familien der Thalassicolliden und Thalassosphäriden
einen anderen Umfang haben, als die gleichbenannten Familien im HAECKEt’schen System.
Diesen drei Familien würden dann die neue Familie derThalassotham n iden ( ThaJassothamn m,
Cytociadus) und die von Haeckel zu den Tripyleen gestellte Familie der Orosphäriden anzu-
schließen sein.
Was nun ferner die kolonicbildenden Formen (Polyzoen, PoJycyttaricn, Haetkel,
1862, S. 116; Sphärozoiden, R. Hertwio, 1879, S. 29; Sphärozoeen, Brandt, 1885) anbelangt,
so werden wir sie zur Zeit wohl am besten, nach dem Vorgang von Brandt und im Gegensatz
zu I Iaeckel, als eine einheitliche, gegen die Collodaria s. str, aber auch gegen das Gros der
Spumellarien abgeschlossene Gruppe betrachten. Die Gründe, welche Brandt (1885, S. 270;
1902, S. 85) zu Gunsten dieser Auffassung angeführt hat, insbesondere sein Hinweis auf den
viel kernigen Charakter der koloniebildenden Formen, können auch heute noch als stichhaltig be-
trachtet werden. Angesichts unserer unvollständigen Kenntnisse von den Kern Verhältnissen der
Spumellarien ist es freilich nicht ausgeschlossen, daß sich späterhin die Notwendigkeit einer
systematischen Umstellung heraussteilen wird. Vorläufig möchte ich indessen, wie gesagt, mit
Brandt eine engere Zusammengehörigkeit aller koloniebildenden Formen annehmen und sie als
eine specialisicrte, aber gegenüber den Collodaricn wreniger hochentwickelte
392
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Ticfacc-Radinlarien.
393
Gruppe (Brandt, 1902, S. 87) betrachten. Ich schlage für sie die alte HAEEKEL’sche Bezeichnung
Polycyttaria (xurrdpiov, Diminutiv von »j-rrafc;, Kapsel) vor.
Danach ergiebt sich folgende Einteilung:
Ordnung: Spumcllaria.
1. Unterordnung: Sphaerellaria,
2. Unterordnung: Polycyttaria.
1. Familie: Sphaerozoidae.
2. Familie: Collosphaeridae.
3. Unterordnung: Collodaria (s. str.) [Collida].
1. Familie: Physematidae.
2. Familie: Thalassicollidae.
3. Familie: Thalassophysidae.
4. Familie: Thalassothamnidae.
5. Familie: Orosphaeridae.
Welche von den hier aufgezähltcn Gruppen sind nun in den größeren Meerestiefen,
speciell in den skoto- und nyktoplanktonischen Schichten vertreten und fallen daher in den
Rahmen dieser Arbeit?
Was zunächst die Sphärellarien antjelangt, so hat das Schließnetzmaterial der „Valdivia“
eine ganze Anzahl von Formen geliefert, welche, nach dem Erhaltungszustand des Weichkörpers
zu schließen, als regelmäßige Bewohner der größeren Tiefen zu betrachten sind. Dieselben
sollen, zusammen mit einigen tiefcnlebenden Nassellarien, im dritten Kapitel dieser Arbeit be-
schrieben werden.
Unter den Polycyttarien sind die Collozocn und Sphärozoen sicher phao-
planktonisch (vergl. Lo Bianto, 1903, S. 223). Auch die Collosphären scheinen nach
den Angaben von Brandt (1885) und Haeckel (1887) mindestens sehr häufig in den Ober-
flächenschichten vorzukommen, so daß auch sie zu den phaoplanktonischen Formen gerechnet
werden dürfen.
Unter den Collodarien sind wenigstens die Thalassicollen und Thalassophysen
ebenfalls als phaoplanktonische Formen (d. h. als Bewohner der Oberflächenschichten von
o bis 30 oder 50 m) zu bezeichnen (vetgl Lo Bianco, 1903, S. 223). Nicht ganz sicher ist die
Vertikalverbreitung der skelettführenden Collodarien aus den 3 Familien der Physema-
tiden, Thalassicolliden und Thalassophysiden, also derjenigen Formen, welche von Haeckel in der
Familie der Thalassosphäriden zusammengefaßt worden waren. Haeckel selbst giebt für die
meisten der hierher gehörigen Formen ein oberflächliches Vorkommen an, aber aus den wieder-
holt angedeuteten Gründen sind die Tiefenangaben im Challenger-Report nicht so genau, wie
die der späteren Expeditionen, und es ist daher schwer zu entscheiden, inwieweit die betreffenden
Notizen für unsere Frage herangezogen werden können. Auch aus den Mitteilungen von Brandt
(1902, S. 64 ff.) lassen sich keine sicheren Anhaltspunkte gewinnen, und ebenso versagt in dieser
Richtung das „Valdivia“-Material, da sich die Thalassoxanthien und verwandte Formen stets nur
in offenen Vertikalnetzzügen vorfanden. Ich möchte es als wahrscheinlich betrachten, daß, je
nach der Stärke der Skelettteile, die einzelnen Formen verschiedene Meerestiefen bewohnen, daß
393
Deutsch« T iefnee- Expedilsoa 1896—1899. Bd. XIV. co
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394
Valentin Haecker,
sie aber nicht zu den eigentlichen Tiefenbewohnem zu zählen sind, wie denn auch Haeckel die
von ihm beschrielienen Arten fast sämtlich aLs Oberflächen formen bezeichnet
Anders steht es mit den beiden anderen Familien der Collodarien, mit den Thalassotham-
niden und Orosphäriden. Für die letzteren wird durch einige Schließnetzfänge direkt bewiesen,
daß sie thatsächlich zur skoto- und nvktoplanktonischen Fauna gehören ; für die Thalassothamniden
fehlen allerdings ganz bestimmte Angaben, und eine Form, Cytodadus spinosus , ist von Don. ein,
eine andere, Cytodadus sp., von der „Valdivia“ sogar oberhalb 200 m gefunden worden, aber
die starke Ausbildung des Skelettes vieler hierher gehörigen Formen und ihre bedeutende Größe
dürfte darauf hinweisen, daß mindestens ein Teil von ihnen bis in tiefere Schichten herabsteigt
wie denn auch bisher keine der hierher gehörigen Formen mit Bestimmtheit in den eigentlichen
Oberflächenschichten gefunden wurde.
Im ganzen würden also unter den Spumellarien für die vorliegende Arbeit abgesehen von
den im dritten Kapitel zu besprechenden Sphärellarien , in erster Linie die Thalassothamniden
und Orosphäriden als Begleiter der tiefenlebenden Tripyleen in Betracht kommen.
4. Familie. Thalassothamnidae n. fam.
Thatassothatnnidae V. Haecker, 1906 c, S. 879.
Collodarien mit einem einzigen Riescn-Doppelspikulu m.
In der neuen Familie der Thalassothamniden fasse ich eine Anzahl von teilweise sehr
großen Radiolarien zusammen, deren Skelett als eine Specialisicrung des Collodarienskelettes er-
scheint und welche sich auch hinsichtlich des Baues des Kernes und der Centralkapsel, insbesondere
auch in Bezug auf die Beschaffenheit der Konkretionen und der Kemmembran, aufs engste an
die skelettführenden Collodarien, namentlich an die Gattung Thalassoxanthium anschließen.
Alle hierher gehörigen Arten sind von kugeliger oder ellipsoidischer Form und von be-
deutender Größe. Der Durchmesser der kleinsten Formen beträgt 6 — 8, der der größten 1 2 bis
14 mm. Letztere lassen also, was die Masse des eigentlichen Weichkörpers an belangt, alle anderen
bekannten Radiolarien hinter sich zurück. Nur die größten vielkapseligen Exemplare von Au/o-
spathis variabiUs aulodmdroidts (Taf. IX, Fig. 89) kommen mit einem Maximaldurchmesser von
etwa 8 mm im nicht kontrahierten Zustand den kleineren Exemplaren von Tkalassothamnus und
Cytodadus gleich. Was die Gesamtgröße einschließlich des ganzen Schvvcbcapparates anbelangt,
so weisen allerdings einige Tuscaroriden ( Tuscarora Luaao, Taf. XXVII, Fig. 207) und Cöloden-
driden wesentlich größere Maße auf.
Gehen wir über zur vergleichenden Betrachtung der Skelettbildungen, so bereitet es
keine Schwierigkeiten, das Skelett von Thalassothamnus und Cytodadus von den bekannten Doppel-
spikulis von Thalassoxanthium und Sphaerosoum abzuleiten. Schon bei Thalassoxanthium finden
sich nicht selten beträchtliche Größenunterschiede zwischen den einzelnen Spikulis. So fand ich
z. B. l>ei einer Form ( Thalassoxanthium mixtum n. sp.), welche in T.-St 1 20 gefischt wurde und in
die Nähe von Th. ovodimare Haeckel (Rep., p. 34) zu stellen ist, nebeneinander Spikula, deren
Einzelstrahlen zwischen wenigen Hunderstelmillimetem und 0,5 — 0,6 mm schwankten (Textfig. 51).
Man könnte die Ansicht vertreten, daß etwa die kleinen Spikula die Rolle von Fremdkörpern
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Tief ««- KadioUr ieu.
395
spielen, wie man ja auch bei Tripyleen nicht selten innerhalb des Weichkörpers fremde Skclett-
elemente antrifft. Indessen zeigt die Abbildung, daß zwischen den kleinsten und größten Typen
alle Uebergänge existieren, so daß an ihrem homogenen Ursprung nicht gezweifdt werden kann.
Diesen Vorkommnissen reiht sich sodann das von Haeckel (Rep, p. 43, Taf. IV, Fig. 3) beschrie-
bene Sphaerawum alveolalum an, bei welchem jede einzelne Centralkapsel von einem sehr großen
und einer Anzahl sehr viel kleinerer Spikula umlagert ist Hier ist also schon eine extreme
Differenzierung eines einzelnen Spikulums eingetreten, und es ist eigentlich nur noch ein Schritt
bis zu denjenigen Formen der neuen Gattung Thalassothanmus, bei welchen sich das ganze Skelett
in Gestalt eines mächtigen Riesen-Doppelspikulums darstellt Besonders klar tritt dieser
Charakter des Skelettes bei Thalassothamnus tenerrimus (Textfig. 53) und bei einigen Exemplaren von
Th. ramosus (Textfig. 54) zu Tage, während bei anderen Exemplaren der letzteren Art (Textfig. 55),
sowie bei Th. genista (Textfig. 56) die langen Radialstacheln, unter Verkürzung des kurzen Achsen-
stabes des Doppelspikulums, aus der dicentrischen in die monocentrische Anordnung über-
gegangen sind.
Ein liesonderes Interesse gewährt der in der Antarktis gefundene Th. spermatophorus
(Textfig. 57), insofern bei ihm neben dem großen Riesen-Doppelspikulum eine Anzahl teils freier,
teils mit dem Hauptskelett verschmolzener Nebenspikula auftreten. Dieselben besitzen einen kuge-
395
5<>*
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39*
Valentin Hakcxxb,
F«- 57-
Fig. JZ. Dnppelspikutum von Thalaswthammu tenrrrimus n. sp. T.*St. 39.
Fig. 53. Centrale Partie de» Doppelspikulums von Thalastc-thamnus Untrrimus n. »p. T.-St. 39.
Fig. 54 — 55. Centrale Partien der Doppekpikula zweier Exemplare von Thalasiothamnui ramosus n. sp. T.-SL 135. ln
Fig. 54 i»t der Aduenbalken f’aj stark entwickelt, in Fig. 53 reduziert.
Fig. 56. Doppelspikutum von TTMfauothitmnus grnuta n. *p. T.-St- 190.
Fig- 57- DoppeUpikulum, Nebenspikula und Centralkapsel von Tiwlauotkammu ifxrmntophcna n. sp. T.-St. 1 35.
396
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Ti«<9ce-Radiolarien.
397
ligen Centralteil und 1 — 4 stachelförmige Anhänge und machen infolge der Unregelmäßigkeit
ihrer Form den Eindruck von rudimentären Gebilden. Man darf daher vielleicht Th.spennaio-
phorus, was den Differenzierungsgrad des Skelettes anbelangt, in eine Linie mit dem oben er-
wähnten Sphacrozoum alveolatum bringen.
Noch mehr als in der Gattung Thalassothamnus ist bei Cytocladus (Taf. LXXV, Fig. 53g) die
ursprüngliche Form des Doppelspikulums verwischt, insofern der Achsenstab meist vollkommen
zurückgebildet ist und die Knotenpunkte der beiden Stachelkränze dicht aufeinander gerückt er-
erscheinen. Schon Schröder hat erkannt, daß die Radialstacheln in zwei Gruppen geordnet sind,
und er fügt hinzu, daß zwei der Stacheln eine Art Längsachse bilden und um jeden dieser beiden
Stacheln je 5 der übrigen Radialstacheln kranzförmig angeordnet sind. Soviel ich sehe, trifft
diese Beschreibung für alle mir vorliegenden Formen von Cytocladus, so weit sie mit 1 2 Radial-
stacheln ausgestattet sind, zu, nur möchte ich, wie gesagt, die ganze Anordnung in der Weis«.*
deuten, daß es sich um ein umgebildetes Doppelspikulum mit reduziertem Achsenstab handelt.
Speciell bei Cytocladus tricladus und gracdlimus kann man deutlich eine ringförmige Einschnürung
zwischen den beiden Knoten erkennen.
Alles in allem möchte ich es also aLs feststehend lx;trachten, daß die Skelettbildungen der
Thalassothamniden den Doppelspikulis von Thalassoxanthium und Sphacrozoum morphologisch
gleichwertig sind und ihnen gegenüber eine höhere Differenzierungsstufe darstellen. In phy-
siologischer Hinsicht Ist allerdings, und dies scheint mir von besonderem Interesse zu sein, ein
Fun kt ions Wechsel eingetreten. Während nämlich die kleine Doppelspikula von Thalassoxan-
thium und Spluurozoum im Innern des Weichkörpers gelagert sind und also funktionell beispiels-
weise mit den inneren Ankerfädchen von Cannosphacra (S. 127) oder mit den intermediären Stütz-
elementen der Spongien zu vergleichen sind, d. h. als innere Druckfänger oder Druck Verteiler
dienen, bildet das Skelett von Thalassothamnus und Cytocladus ein einheitliches Stützgerilst, dessen
äußerste, annähernd auf einer kugeligen oder ellipsoidischen Fläche gelegene Spitzen auch hier die
Aufgal>e halien, das Oberflächenhäutchen („extrakalymmales Sarkodehäutchen“) abzustützen und
ausgespannt zu halten. Schon Schröder (1906, S. 590) hat nämlich die Ansicht ausgesprochen,
daß speciell bei Cytocladus spinosus die Gallerte das gesamte Skelett einschließt, so daß höchstens
die Spitzen der Stacheln hervorragen, und ich selbst kann diese Angabe im Hinblick auf ein
besonders gut konserviertes Exemplar dahin ergänzen daß mindestens in bestimmten physio-
logischen Zuständen auch die Spitzen der Stacheln von der Gallerte eingeschlossen und in der vorhin
erwähnten Weise von dem Oberflächenhäutchen Überdacht bleiben. Das Skelett der Thalasso-
thamniden zeigt demnach auch funktionell eine weitgehende Konvergenz mit demjenigen der Cölo-
dendriden, und es ist hier insbesondere auf die überraschende Uebcreinstimmung hinzuweisen,
welche die dreiästigen Hauptseitendendriten von Cocltckinus wapiticomis (Taf. LXX, Fig. 518) mit
der Verzweigungsweise von Cytocladus tricladus (Textfig. 63 b) zeigen.
Der extrakapsuläre Weichkörper setzt sich, wenigstens bei Cytocladus , aus einer dünnen
extrakapsulären Plasmalage, aus der von einem Netzwerk feinster Plasmafädchen durchzogenen
GaUcrthülle (Calymma) und einem äußersten, stärker färbbaren Häutchen, dem extrakalym malen
Sarkodehäutchen, zusammen. Schröder (1906 b, S. 590) fand bei Cytocladus spinosus innerhalb
der extrakapsulären Plasmaschicht zahlreiche, am ungefärbten Objekt gelbbraun gefärbte, teils
kugelige, teils kommaförmige Körnchen, die der Centralkapsel membran meist dicht anliegen und
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39»
Vaixntin H-vkckeb,
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der ganzen Centralkapsel ein bräunliches Aussehen verleihen*4. Auch in der Gallerthülle wurden
vereinzelt diese Körnchen angetroffen. Bei einem mir vorliegenden, ziemlich vollständig erhaltenen
Exemplar von C. gracilis konnte ich diese Gebilde nicht wiederfinden, dagegen ließen sich inner-
halb des Calymmas vereinzelte Kieselgehäuse von Diatomeen und Mikroradiolarien feststellen.
Ueber den extrakapsulären Weichkörper von Thalassothamnus
vermag ich keine Angaben zu machen.
Von besonderem Interesse ist der Bau der Central kapsel
und des Kernes der Thalassothamniden, weil sich aus der Be-
trachtung ihrer histologischen Verhältnisse mit noch größerer
Sicherheit als aus der Untersuchung des Skelettes, die Zugehörig-
keit der Thalassothamniden zu den Collodarien sens. strict. ergiebl
Um diese Beziehungen klarzulegen, muß zunächst in
kurzem auf die bisher Ixikannten skelettführenden Collodarien
(Beloideen Haeckel’s) zurückgegriffen werden, und zwar seien zu-
nächst einige Worte über die Centralkapsel einer Collodarie vor-
ausgeschickt welche ich im Hinblick auf das Fehlen der extra-
„ kapsulären Alveolen und nach der Beschaffenheit der Spikula als
\ ^ ' i 'v ■ r/ta/assoxanihium oc lote ras Haeckel (Rep, p. 34) bestimmt habe.
Ihr Fundort war T.-St 66 (Golf von Guinea), als Farbe der
Centralkapsel war auf der Etikette „orangerot** angegeben.
Der Durchmesser der Centralkapsel (Textfig. 58) beträgt
0,85, derjenige des Kernes 0,3 mm Die Centralkapselmembran (ck)
ist außerordentlich dünn und auf ihrer Oberfläche mit sehr kleinen
Vorsprüngen versehen, welche sich auf dem Durchschnitt als
Stäbchen oder Leisten darstellen. Die sehr kleinen (höchstens
0,03 mm großen) Alveolen der Intrasarkodc sind sehr dicht ge-
drängt und ziemlich gleichmäßig in dem Raum zwischen Central-
kapsel- und Kemmetnbran verteilt „Große** Alveolen, von mehr
«als o,i mm Durchmesser, wie sie bei zahlreichen anderen Collo-
darien konstant in der intrakapsulären Sarkode Vorkommen,
finden sich nicht. Innerhalb der Alveolen liegen die bekannten
geschichteten Konkretionen, welche schon von A. Schneider,
Haeckel und R. Hertwig für Thalassicolla beschriel>en worden
sind, und zwar kommen bei der vorliegenden Species hauptsächlich
kugelige und biskuit- und hantelförmige Typen vor. Seltener
sind mehrlappige. Die Kcmmembran (Textfig. 58 ci\ 58 a) weist
dünnwandige?, mehrfach gelappte, zottenförmige Ausstülpungen auf, das (offenber ungenügend
konservierte) Kernplasma besitzt eine grob spongiöse Struktur mit grobschaumigem Maschen-
werk und feinwabigen Alveolen.
Mit den hier vorgeführten Verhältnissen, welche ihrerseits mit der von Haeckel und
R. Hertwig für ThalassicoUa gegebenen Beschreibung im guten Einklang stehen, stimmt nun in allen
wesentlichen Punkten die Centralkajiselstruktur von Thalassothamnus und Cytocladus Überein, so
398
km
Fig. 58. Teil eines Durchschnittes
durch die Centralkapscl von Thalasso-
xanihmm i toter as Haf.ckel. rk Central-
IcafMehnembraiu km Kenunetnbran.
Hg. 58*. Krmraembran von Tha-
husoxuHlkium (ftoceras.
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Ticfwc-RadinUrien.
399
daß schon aus diesen Gründen an der nahen Verwandtschaft aller dieser Formen nicht bezweifelt
werden kann.
Bei einem genauer untersuchten Exemplar von Thalassothamnm gcnista (Taf.LXXVlI, Fig. 54.3)
besitzt die Centralkapsel einen Durchmesser von 0,8, der Kern einen solchen von 0,15 mm.
Die Centralkapselwandung stellt sich hier als eine einfache Membran dar. In der intrakapsulären
Sarkode sind die höchstens 0,03 — 0,05 mm großen Alveolen weniger dicht gedrängt, als bei
Tka/assoxanthium, und die von ihnen eingeschlossenen, geschichteten Konkretionen sind größten-
teils stäbchenförmig in die Länge gezogen und in ihrer Mitte meist von einem Kranz von gelblichen
Körnchen umgeben (Taf. LXXVII, Fig. 544). Die peripheren Teile der intrakapsulären Sarkode
enthalten zahlreiche, halbmondförmige, dunkler tingierte Verdichtungen, deren konvexe Seite nach
dem Innern der Centralkapsel gerichtet ist (Fig. 543 a); etwas weiter innen folgen dann kugelige
Ballen von der nämlichen Beschaffenheit, die ich wegen ihres deutlich alveolisierten Baues früher
(1906c, p. 884) als „schaumige Ballen“ beschrieben habe (F'ig. 543b). Die größeren von
diesen Ballen schließen eine Alveole ein, welche ihrerseits sehr häufig eine der vorhin erwähnten
stäbchenförmigen Konkretionen enthält Nicht selten (Fig. 543 c) ist die Alveole exzentrisch ge-
lagert, derart, daß sie auf dem Schnitt von einem unregelmäßigen Ring oder einem Halbmond
umgeben erscheint („schaumige Ringe“). Man kann wohl die Bilder nur so deuten, daß in den
peripherischen Schichten der Centralkapsel Verdichtungen der Sarkode entstehen, welche allmählich
in cenlripetaler Richtung weitergeschoben werden und in ihrem Innern eine immer größer werdende
Vakuole entwickeln. Innerhalb dieser Vakuole kann dann eine Konkretion zur Abscheidung
kommen.
Die Kernmembran ist, wie diejenige von Tia/assoxanl/iium , von zahlreichen kleinen
Zotten bedeckt, welche jedoch auf dem von mir untersuchten Stadium nicht als dünnhäutige,
von heller Sarkode erfüllte Ausstülpungen der Kemmembran erscheinen, sondern als homogene
dunkel gefärbte Zäpfchen, welche der stark verdickten Membran aufsitzen. Aus den gleich zu
beschreilienden Beobachtungen bei Cylocladus geht hervor, daß die Strukturverhältnisse bei Thalasso-
llmmnus (Fig. 543) gegenüber den l>ei Thalassoxanthium Vorgefundenen (Textfig. 58a) ein etwas
älteres Stadium darstellen. Das Kernplasma war bei den untersuchten Exemplaren von
Tha/assolhamnus schlecht erhalten: an der Kemperipherie waren einige scheibenförmige Gebilde
zu erkennen, welche innerhalb einer alveolisierten Grundsubstanz dunkel tingierte Ballen und
Stränge erkennen lassen und den „Chromosomenbläschen“ von Oivscma (s. unten) entsprechen.
Nach dem Gesagten kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Thalassothamnus in die
nächste Nachbarschaft von Thalassoxantliium und anderen skelettführenden Collodarien gehört,
und das gleiche gilt für die Gattung Cylocladus. Der Beschreibung, welche O. Schröder (1906,
1906a, 1906b) von der intrakapsulären Sarkode von Cylocladus gegeben hat, soll nur
so viel hinzugefügt werden, daß bei jüngeren Exemplaren von Cylocladus ebenfalls „schaumige
Ballen“ auftreten, welche von einer oder von mehreren Vakuolen durchsetzt sein können (Taf. LXXVII,
Fig. 546 b), und daß außer den homogen erscheinenden, von Schröder als Konkretionen be-
schriebenen Körnchen auch größere, geschichtete Konkretionen auftreten, welche durchaus an die
einfacheren Vorkommnisse bei Thalassicolla u. a. erinnern (Taf. LXXVII, Fig. 545, 547 z). Was
dann die beiden von Schröder (1906a, S. 217, Taf. XII, Ftg. 6 und 7, und 1906b, S. 589)
beschriebenen Modifikationen der Kernmembran anbelangt, so stellen sie sich als ver-
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400
Valentin Harckek,
schiedene Entwickelungszustände dar: in jüngeren Central kapseln (Fig. 546) erscheinen
die Zotten der Kemmembran als dünnhäutige Ausbuchtungen, in welche das feinkörnige Kem-
plasma eindringt, in älteren (Fig. 547) dagegen haben die Zotten mehr die Gestalt massiver
Zäpfchen, welche einfache Erhebungen der stark verdickten Kemmembran darstcllen. Die Um-
wandlung des jüngeren Zustandes in den älteren erfolgt wohl in der Weise, daß das Protoplasma
im Innern der Ausstülpungen und die peripheren Schichten des Kemplasmas zu gleicher Zeit
eine Art von Cuticularisierung erfahren. Im übrigen zeigte das Kernplasma einer jüngeren
Centralkapsel auf einem F lemm rNG-Präparat {Taf. LXXVII, Fig. 546) eine feinwabige Struktur und
in den centralen Partien des Kernes flockige Verdichtungen. „Chromosomen Wäschen“ fädige
Chromosomenanlagen und Nukleolen waren auf diesem jüngeren Stadium nicht zu sehen. Eine
ältere, mit Sublimat konservierte Centralkapsel (Taf. LXXVII, Fig. 547) ließ unterhalb der Kem-
membran die von Schröder beschriebenen „linsen förmigen dunkel gefärbten Partien“ erkennen,
„in denen die mit Hämatoxylin stark färbbaren Brocken liegen“ (Fig. 547 ehr). Es handelt sich
hier zweifellos um Strukturen, welche den „Ch ro mosom en bl ä sehen“ von O rosem a (s. unten)
homolog sind. Außerdem waren im ganzen Kernplasma flockige Verdichtungen verteilt, welche
an einzelnen Stellen eine deutliche Fadenstruktur aufwiesen. Diese offenbar mit den „Einzel-
knäueln“ von Otvscena übereinstimmenden Strukturverhältnisse sind von Schröder an einem
(mit Sublimat-Essigsäure konservierten) Exemplar von Cytodadus spinosus deutlicher erkannt worden
(1906 a, S. 589), während mein Material in dieser Hinsicht versagte. Zwischen den flockigen
Anhäufungen und ebenso dicht unter der Kemmembran fanden sich rundliche nukleolenartige
Körper (n.).
Die Ueliereinstimmungen, welche Cytodadus hinsichtlich der Struktur von Centralkapsel
und Kern mit Thalassothamn us und weiterhin mit Tha/as so. xa nth in m zeigt, sind ein endgültiger
Beweis dafür, daß auch diese Gattung in die Abteilung der Collodarien gehört
Bezüglich der Fortpflanzungsverhältnisse der Thalassothamniden liegen noch
keine Beobachtungen vor. Der ganze Bau des Kernes und die zunehmende Verdickung der
Kemmembran, wie sie bei verschiedenen Exemplaren von Cytodadus zur Ansicht gekommen ist
legen die Vermutung nahe, daß die Vermehrungsvorgänge in ähnlicher Art sich abspielen, wie
bei Oroscena.
Aus den bisher vorliegenden Daten über die Horizontal Verbreitung läßt sich ent-
nehmen, daß sowohl in den tropischen wie in den kalten Meeresgebieten hierher gehörige Formen
Vorkommen. Einige Formen, wie z. B. Cytodadus tridadus, scheinen eine ziemlich lokalisierte
Verbreitung zu haben, während andere, wie Thalassothamnus genista, auf mehrere Oceane
verteilt sind. Bezüglich der Vertikalverbreitung sei auf das oben (S. 394) Gesagte
verwiesen.
Systematik. Die Familie der Thalassothamniden umfaßt 2 Gattungen, welche sich in
folgender Weise liestimmen lassen:
Knotenpunkte des Doppelspikulums meist getrennt. Centralkapsel kugelig oder durch die
basalen Teile der Radialstacheln tief eingebuchtet . . . Thalassothamnus n. gen.
Knotenpunkte des Doppelspikulums mehr oder weniger verschmolzen. Centnilkapsel baum-
förmig verzweigt Cytodadus Schröder.
400
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Tiefsee- Radioliuien.
401
1. Gattung. Thalassothamnus n. gen.
Große Collodarien mit einem einzigen Riesen-Doppdspikulum. Knotenpunkt des Doppel-
spikulums meist durch einen wohlentwickelten Achsenstab getrennt (Textfig. 53, 54), seltener nahezu
verschmolzen (Textfig. 55, 56). Ccntralkapsel kugelig (Textfig. 57; Taf. OCX III, Fig. 537) oder
durch die basalen Teile der Radialstacheln tief eingebuchtet (Taf. LXXIV, Fig. 538).
Thalassothamnus tenerrimus n. sp.
Textfig. 52, 53.
Thalassothamnus tenerrimus V. Haecker, 1906 c, S. 879, Fig. 2.
Skelett besteht aus einem Doppelspikulum mit einem kurzen, opt mm langen und
0,02 mm breiten Achsenstab und jederseits mit 6, etwas über 4 mm langen und 0,02 mm breiten,
geraden, gleichmäßig cylindrischen, un verzweigten Radialstachcln. Die-
selben sind in ihren centralen Partien gleichmäßig und ziemlich dicht mit kurzen Domen, nach
außen zu mit längeren, distalwärts umgebogenen Domen (ähnlich den Radialstacheln von Aul-
cuantha spmosa) besetzt Die Spitzen der Radialstacheln waren sämtlich abgebrochen.
Weichkörper nicht erhalten.
Durchmesser mindestens 8 mm.
Fundort: T.-St 39 (Guineastrom, V.).
Thalassothamnus genista n. sp.
Textfig. 36; Taf. LXXIII, Fig. 337; Taf. LXXVII, Fig. 543.
Thalauothamma grnis/a V. HaCCKEK, 1906 c, S. 881, Fig. 4.
Skelett nahezu monocentrisch (mit zurückgebildetem Achsenstab), mit 10 — 13 5 — 6 mm
langen, geraden, allmählich sich zuspitzenden (im distalen Abschnitt zuweilen leicht
keulenförmig aufgetriebenen), bedornten, mit unverzweigten, bedornten Seitenzweigen
versehenen Radialstacheln. Die Domen sind im centralen Abschnitt kurz, gerade ab-
stehend, im distalen etwas länger und nach außen gerichtet Die Seitenäste sind unter einem
Winkel von 30 — 45 0 inseriert und meist nach außen gerichtet sie sind unregelmäßig auf die
Radialstacheln verteilt und von sehr ungleicher Länge, so daß das ganze Skelett ein gestrüpp-
artiges, an manche Ginster- oder Schlehenformen erinnerndes Aussehen bekommt
Centralkapsel annähernd kugelig, im Durchmesser 1,2 mm (über ihren feinen Bau
vergL S. 399 und Taf. LXXVII, Fig. 543).
Durchmesser: 10 — iz mm.
Fundorte: St 50 (Südäquatorialstrom, V.), 59 (Guineastrom, V.), 115 (Benguelastrom, V.),
190 (Binnenmeer von West-Sumatra, V.), 2 1 7. 278 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung: Anscheinend vorwiegend in wärmeren Meeresgebieten.
401
Deutsch« Tiefsee- tiped.Uoa 1898—1899. Bd XIV. r j
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402
Vai antik Haschee,
Thalassothamnus ramosus n. sp.
Textfig. 54, 55; Taf. LXXIV, Fig. 538.
Thalassothamnus ramosus V. HaeCKER, 1906 c, S. 880, Fig. 3,a— c.
Skelett bald nahezu monocentrisch (Textfig. 55), bald ein ausgesprochenes Doppek
spikulum darstellend (Textfig. 54). 10 — 12 schwach bedornte, mit sehr unregelmäßigen, zum
Teil verzweigten und kräftig bedomten Seitenästen versehene Radialstacheln. Die Radial-
stacheln zeigen eine ungleiche Differenzierung: die die Centralkapsel umfassenden sind länger (etwa
4 mm lang) und mit längeren, reichlicher verzweigten Seitenästen versehen, welch letztere ein
gesträppartiges, die Centralkapsel von allen Seilen umfassendes und einbuchtendes Traggeräst
bilden; die Radialslacheln des anderen Poles sind kürzer (3,2 mm lang), weniger verzweigt und
erinnern mit ihren, größtenteils unter rechtem Winkel abgehenden und nach außen an Größe
gleichmäßig abnehmenden Seitenästen an die Radialstacheln der gleichbeheimateten Au/o-
spaJJtis pintts.
Centralkapsel 0,6 — 1,5 mm im Durchmesser, durch die Radialstacheln und deren
Seitenäste tief eingebuchtet.
Durchmesser: 7 — 8 mm.
Fundorte: T.-Sl 135, 139, 142 (Antarktis, V.).
Verbreitung: Offenbar antarktische Kaltwasserform.
Thalassothamnus spermatophorus n. sp.
Textfig. 57.
Thalassothamnus sptrmalofthorvs V. HaECKER, 1906 c, S. 881, Fig. 5.
Skelett aus einem 7 — 8 ästigen geraden, sehr fein und sehr dicht bedomten Haupt
spikulum und einer Anzahl von Nebenspikulis bestehend, welch letztere aus einem kugeligen oder
scheibenförmigen Centralteil und i — 4 stachelförmigen, unregelmäßig gekrümmten Anhängen bestehen
und teils frei im Weichkörper liegen, teils mit ihrem Centralteil mit den Radialstacheln ver-
schmolzen sind.
Cent ralkap sei kugelig, beim vorliegenden Exemplar 0,55 mm im Durchmesser.
Fundort: T.-St 1 3 5 (Antarktis, V.).
z Gattung. Cytocladus O. Schröder.
Große Collodarien mit einem einzigen Riesen-Doppelspikulum, dessen Knotenpunkte dicht
aufeinander gerückt sind, so daß das Skelett im ganzen eine radiäre Anordnung zeigt Central-
kapsel bäum förmig verzweigt
Die hierher gehörigen Formen sind zum ersten Mal von den Zoologen an Bord der
„VafcUvia* gesehen und vermutungsweise zu der Radiolaricn gestellt worden. In Taf. LXXV,
Fig. 540 ist die von Prof. Chun nach einem frisch gefangenen Tier gezeichnete Skizze wieder-
gegeben. Selbstverständlich waren auch mir gleich beim ersten Sortieren des „Valdiviaa-MateriaLs
402
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Tiefvoe- Radiolar i*n.
40.3
diese seltsamen Organismen aufgefallen. Obwohl nun ihre Aehnlichkeit mit Thalassothamnus ohne
weiteres hervortrat und sich damit auch gleich der Verdacht erhob, es möchte sich um Cotlo-
darien handelen, so stellte ich sie doch zurück und wollte mit der Publikation warten, bis mir
eine genauere Kenntnis aller in Betracht kommender Formengruppen es ermöglichte, etwas
Bestimmtes üher ihre systematische Stellung auszusagen.
Inzwischen hatte Olaw Schröder (1906), an der Hand dreier, von der deutschen Südpol-
Expedition gefundener Exemplare, eine kurze Beschreibung veröffentlicht und gleichzeitig den
Gattungsnamen Cytfocladus aufgcstellt. Die Zugehörigkeit dieser Formen zu den Radiolarien
hielt er damals noch für sehr unsicher, bald darauf (1906 b) stellte er aber, nach Untersuchung
eines weiteren von Doflein in Japan gefischten Exemplars, die Zugehörigkeit der Cytocladiden zu
den Radiolarien fest, ohne jedoch über ihre genauere Stellung eine Vermutung auszusprechen.
Gleichzeitig war ich aber selbst, veranlaßt durch das Erscheinen der ersten ScHRÖDERSchen
Notiz, an eine eingehendere Untersuchung der Formen herangetreten und konnte ihre nahen
Beziehungen zu Tha/assoxantiuum und zu den Orosphäriden nachweisen (1906 c).
Cytocladus gracilis O. Schröder.
Textfig. 59.
Cytocladus gracilis O. Schröder, 1906, Fig. 1; 1906 a, Taf. XI, Fig. I.
Cytocladus gracilis V. Haecker, 1906 c, S. 879.
Skelett aus zwölf Radialstacheln bestehend, welche von zwei dicht nebeneinander-
gelegenen Knotenpunkten ausgehen und zwei oder drei Quirle von verzweigten Seiten-
ästen tragen. Bei dem Schrö-
DERSchen Originalexemplare sind
zwei Quirle vorhanden: der
proximale ist am Beginn des
letzten Drittels des Radialstachels
gelegen und besteht aus vier
oder fünf, im allgemeinen dicho-
tomisch verzweigten Hauptästen,
der zweite Quirl besteht aus
schwächeren, nur ein- bis zwei
mal gegalxdten Aesten, während
der Radialstachel selber
sich noch ein kurzes Stück über
den zweiten Quirl fortsetzt und
mit einer sich ein- oder zweimal
galxdnden Spitze endet. Wäh-
rend das Skelett im ganzen glatt Fi8- 59- VertUtduiig eine* RnduUttchcW von Cytocladus gracilis O. SCHR. T. St. $9.
ist sind die äußersten Endgabeln
mit sehr feinen Zähnchen besetzt Bei einem mir vorliegenden Exemplare (T.-St 66) fand ich
drei Astquirle (C. g. trispathis).
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404
Valentin Haxckxk,
Centralkapsel besteht aus dem scheibenförmigen, den Kern enthaltenden Centralteil und
fünf, im allgemeinen dichotomisch sich teilenden Armen (vergL hierzu noch O. Schröder, 1906 a,
p. 215).
Durchmesser: 7,5 bis
8 mm.
Fundorte: Tropischer
und südlicher Atlantik (je 1 Exem-
plar; o° 38' N., V. 3000, bezw.
3 20 5' Sn V. 500, Schröder);T.-SL39
(Guincastrom, V.), 66 (Golf von
Guinea, V„ var. trispathü).
Verbreitung: C. gracilis
ist bisher nur aus verschiedenen
Teilen des Atlantik bekannt
Fig. 60. DoppelipikuJuni von Cytocladus
gracillimus n. sp. T.-SL 44.
Cytodadus graäüimus a sp.
Textfig. 6a
Cytotladui gracillimus V. HaeckBR, 1906 c, S. 879, Fig. I.
404
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Tiefw- Radiolarien.
4°5
Skelett aus zehn bis zwölf Radialstacheln bestehend, welche von z w e i deut-
lich getrennten Knotenpunkten ausgehen und zwischen dem mittleren und äußeren Drittel
je einen ziemlich flachen Quirl von drei oder vier, einmal gegabelten Seitenästen tragen.
Die über den Quirl hinausragende Spitze des Radialstachels und ebenso die Spitzen der Aeste
sind fein bedomt.
Weich körper nicht erhalten. Es ist daher nicht mit Sicherheit anzugeben, ob diese
Form hierher oder zur Gattung Thalassothamnm gehört Doch weist die Aehnlichkeit des
Skelettes mit demjenigen von Cytodadus gradlis auf eine Zugehörigkeit zur Gattung Cytodadus hin.
Durchmesser: 6 — 6,6 mm.
Fundorte: T.-SL 44 (Guineastraße, V, kleineres Exemplar), 182 (ind. Südäquatorialstrom,
V, größeres Exemplar).
Cytocladus spinosus Schröder.
Tcxtfig. 6l, 62.
Cytocladus spinosus SCHRÖDER, iqooa, S, 588, Fig. I.
Skelett Verzweigung nach Schröder einfacher als bei Cytocladus gracilis und ma/or.
Auch hier 12 Radialstacheln. Die ersten Seitenäste entspringen etwa in der Mitte der Radial-
stacheln und zwar gewöhnlich drei
an einem Punkte, die äußeren
mehr unregelmäßig. Alle Seiten-
äste sind säbelförmig nach außen
gekrümmt und besitzen keine
oder nur wenige Seitensprossen.
Centralkapsel in 12
Aeste ausgezogen.
Durchmesser: 8 mm.
Mit dem Schröder-
schen Cytocladus spinosus ist
durch Uebergänge eine Anzahl
von tropisch-indischen Formen
verbunden, welche alle unter-
einander und mit Cytocladus spi-
nosus darin übereinstimmen, daß
die ersten Aeste ungefähr in der
Mitte der Radialstacheln abgehen
und eine quirlförmige Anordnung
(3 — 5 Aeste bilden den Quirl)
aufweisen, während die übrigen
Aeste mehr unregelmäßig auf
Ftjj. t>2. Radial» tachd von Cytocladus
tptnotus O. Schk. T.-St. 214.
405
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406
Valentin Haecker,
die äußere Hälfte des Radialstachels verteilt sind (Textfig. 62). Die extremen Formen ( Cytocladus
spinosus indicus, Textfig. 61) sind aber durch ihre bedeutende Größe (Durchmesser bis zu 15 mm!),
durch die reichliche Verästelung namentlich der den Quirl bildenden Aeste (Textfig. 61)
und zum Teil durch stärkere Bedomung ausgezeichnet
Fundorte: Sagamibucht, Ostküste Japans (V. 200, DoftEra-ScHRöDER): T.-St 173 (süd-
licher Indik, V.), 215, 217, 231, 235, 237, 239 (nördlicher Indik, V, häufig; Exemplare von 7,6
bis 15 mm Durchmesser).
Verbreitung; Anscheinend auf den tropischen Indik und auf den Pacifik beschränkte,
für die atlantischen Arten Cytoc/adus graci/is und major vikariierende Form.
Cytocladus major Schröder.
Cytocladus major SCHRÖDER, IQ06, S. 450, Fig. 4; 1906 a, Taf. XIII, Fig. 1.
Skelett aus zwölf Radialstacheln bestehend, welche von zwei dicht nebeneinander
gelegenen Knotenpunkten entspringen und von der Mitte an mit successiv (nicht quirlartig)
entspringenden Aesten versehen sind. Diese biegen unter mehr oder weniger spitzem Winkel
nach außen ab und sind unregelmäßig dichotomisch verzweigt.
Centralkapsel wahrscheinlich in 5 Aeste ausgezogen.
Durchmesser: 14 mm.
Fundort: Atlantik westlich Capverden (V., 3000, Schröder). In dem mir vorliegenden
Material befanden sich keine Formen, welche dem ScHRÜDER*schen Cytocladus major genau ent-
sprechen, doch fanden sich sowrohl von C. grad/ä als von C. s/>inosus Exemplare, bei welchen
sich einzelne Kadialstacheln dem Typus von C. major nähern.
Cytocladus tricladus n. sp.
Textfig. 63; Taf. LXXV, Fig. 539.
Skelett aus zwölf Radialstacheln bestehend, welche von zwei dicht nebeneinander
gelegenen, aber deutlich getrennten Knotenpunkten ausgehen und sich jenseits der Mitte des
Weichkörperradius in drei dichotomisch verzweigte Hauptäste fortsetzen. Die
3 Hauptä-ste entspringen entweder gleichmäßig an einem Punkte (Textfig. 63 a), oder es bilden
zwei der Aeste eine Gabel und der dritte ist etwas außerhalb der letzteren inseriert
(Textfig. 63 b). Es liegen also ganz ähnliche Verhältnisse vor, wie bei Cotltchinus ivapiticomis
(Taf. LXIV, Fig. 492). Die Zahl der dichotomischen Gabelungen der Hauptäste ist bei den ein-
zelnen Exemplaren sehr verschieden: sie schwankt zwischen 2 und 6.
Centralkapsel bei keinem Exemplar vollständig erhalten.
Durchmesser 6 — 8 mm.
Fundorte: T.-St 175 (indischer Südäquatorialxtrom, V.), 215, 217, 221 (nördlicher Indik, V).
Verbreitung: Anscheinend auf den Indik beschränkte Form.
406
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Ticfcee-Ridiolarien.
407
Cytodadus sp.
Tat. LXXV, Fig. 540.
In der Antarktis (T.-St 1 39, P. 200) wurde, einer von Prof. Chün an Bord der „Valdivia“
angefertigten Skizze zufolge, eine ellipsoidische Form mit einem längsten Durchmesser von
1 cm gefischt, deren Weichkörper vollkommen erhalten war und deren Centralkapsel eine rosa-
rote Färbung hatte. Der Skizze war die Bemerkung beigefügt: „Offenbar große Radiolarie
mit verästelter Centralkapsel.“ In dem mir überwiesenen Material fand sich das betreffende
Exemplar nicht wieder vor. Ich kann daher nicht bestimmen, ob es einer der oben beschriebenen
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408
Valsntix Haeckek,
Arten angehört Von besonderem Interesse ist der Fund deshalb, weil es sich um das einzige
bisher in eigentlich kalten Meeresgebieten beobachtete Cyioctadus-\Lxevc\ plar handelt
5. Familie Orosphaeridae Haeckel.
Orospliacrida, Haeckel, Rep., p. 1590.
Collodarien mit derber Gitterschale, auf welcher sich verzweigte und
bedornte Radialstacheln erheben.
Die Orosphäriden waren von Haeckel zuerst für Sphärellarien und zwar spedell für
Sphaeroidea monosphaerida angesehen worden, und demgemäß findet sich im Report (Taf. XII)
eine Orosphaera zwischen verschiedenen Sphäriden abgebildet Später hat Haeckel die Oro-
sphäriden wegen ihrer beträchtlichen Größe und wegen gewisser Uebereinsti mm ungen in der
feineren Struktur des Gitterwerkes zu den Tripyleen und zwar speciell zu den Phäosphärien, also
neben die Sagosphäriden, Aulosphäriden und Cannosphäriden, gestellt Er glaubte sogar an der
Centralkapsel die charakteristischen Bestandteile der T ripy leen-Centralkapsel, eine Astropyle mit
strahligem Operculum und mit Proboscis und zwei Parapylen angetroffen zu haben, doch liegt hier
entschieden ein Irrtum vor. Es ist vielmehr zu sagen, daß die Centralkapsel der Orosphäriden
durchaus die Merkmale der Collodarien-Centralkapsel zeigt und daß auch ihr Skelett enge
Beziehungen zu den Skelettbildungen der Collodarien, insbesondere der Thalassothamniden, auf-
weist So sah ich mich denn (1904) veranlaßt die Orosphäriden aus dem Verband der Tripyleen
aaszuschalten und den Collodarien anzureihen.
Die Orosphäriden gehören, wie schon Haeckel hervorhebt, zu den größten Radiolarien
und das Gitterwerk ihrer Schale ist gröl>er und massiver als dasjenige von jeder anderen Ra-
diolariengruppe. Bei den größten der mir vorliegenden Exemplare von Oroscena rega/is erreicht
die Gitterschale selber eine Höhe von 1,5 und eine Breite von 1,8 mm und, da der Weich-
körper die ganzen Radialsticheln bis zu ihren Spitzen umfaßt so besitzt der Gesamtkörper einen
Durchmesser von 4 — 4,5 mm.
Die Gestalt der Gitterschale wird von Haeckel als sphärisch oder polyedrisch an-
gegeben, doch trifft für die überwiegende Zahl der mir vorliegenden Exemplare die von Borgert
(1901a) für Oroscena regalis gegebene Beschreibung zu: „Schale annähernd kugelig oder deutlich
ellipsoidisch, mit verkürzter Hauptachse, leicht polyedrisch, zuweilen mit ungleicher Krümmung
der Mächen (Apicalfläche stärker gewölbt, Antapical fläche abgeplattet)“. Tatsächlich wird man
die Gestalt der meisten Schalen als kuppel- oder glockenförmig bezeichnen und an denselben
demnach eine gewölbte Apicalfläche und eine mehr oder weniger flache Basalfläche
unterscheiden können (Textfig. 64; Taf. LXXVI, Fig. 541).
Das Gitter werk der Schale besteht aus großenteils viereckigen Maschen, welche
streckenweise in annähernd parallelen Reihen angeordnet sind.
Die Balken der Maschen sind im allgemeinen von cylindrischer Gestalt und bei den
einzelnen Formen von sehr verschiedener Dicke Sie tragen meist eine gegen das Maschenlumen
gerichtete Bedornung, welche bei dicken Balken am wenigsten, bei schlanken am stärksten
entwickelt zu sein pflegt (Textfig. 65 — 67). Fast immer kann man die von Haeckel l>eschriebene
408
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Tiffsec-Radiohricn.
409
konzentrische Schichtung der Balkensuhstanz erkennen, namentlich wenn man, wie dies schon
Haeckel getan hat, die Skelette auf dem Platinblech glüht und dann in Canadabalsam unter-
Fig. 64. Orotcma regalU Borg., var. tnUrmtdia. T.-SL 39. 1 Apicalgabel. V BaialsUchcln.
sucht Auch die von Haeckel beschriebenen Achsenkanäle der Balken treten dann strecken-
weise deutlich hervor.
409
Ocbtarhe Tiefte«- Expedition t«q>— Bd. XIV. r j
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4io
Valentin Haecxer,
Bei einer sehr großen Zahl der mir vorliegenden Exemplare finde ich das Maschenwerk
in der Nähe des Scheitelpoles enger und die Balken derber, als an der Basalfläche (Textfig. 64 ;
hier nicht besonders deutlich ausgeprägt).
Zwischen den Basen je zweier benachbarter Radialstacheln verlaufen kontinuierliche
Balken, wodurch das ganze Maschenwerk des konvexen Teiles der Schale in großen*
teils drei- und viereckige Felder eingeteilt wird. Insbesondere am eigentlichen Scheitel der
Fig. <16. F»g. 68.
Fig. 63. Gitterwerk von Qmtctmm rrgtiUs graeitn. T.*St. 3*.
Fig. 66. Gitterwrk von Otvserfui rtgaltt tntrrmrtiia T.-St. 39. •
Fig. 6“. Gitterwerk von Orouena rtgalix robuita. T.-St- 3*.
Fig. 68. ApicnlgAhel and jpica le* H«|kcnkmu von OtMirrna rrgalii. T.-St. *37 •
Schale oder in der Nähe derselben stoßen l>ei der mir vorliegenden Großart Oroscetia rega/is
fast immer vier derartige Balken in zwei dicht nebeneinanderliegenden Knoten-
punkten zusammen, derart, daß sie Winkel von nahezu 90“ zwischen sich einschließen und
das Scheitelfeld in vier ziemlich gleichmäßige Quadranten zerlegen (Textfig. 68). Die in den beiden
Knotenpunkten sich erholenden, meist bogenförmig divergierenden Radialstacheln bilden eine für die
Großart Oroscena rega/is charakteristische Gabel, die Apicalgabel (Textfig. 64; Taf. LXXVI).
Ausnahmsweise erheben sich auch von einem der Knotenpunkte statt eines Radialstachels zwei,
4 10
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so daß eine im ganzen dreizinkige Gabel zu stände kommt Beim Anblick dieser regelmäßigen
Apicalbildungcn gewinnt man durchaus den Eindruck, als ob ein großes sechsstrahliges
Doppels pikulum der Kieselschale eingelagert sei, bezw. bei ihrem Aufbau Verwendung
gefunden habe, derart, daß die leiden Knotenpunkte, der kurze, sie verbindende Mittelbalken,
sowie zwei Paare von Strahlen Bestandteile des Schalengerüstes selber darstellen, während je ein
von jedem Knotenpunkt entspringender Strahl sich zu einem Radialstachel (Ast der Apical-
gabel) umgebildet hat
Im Gegensatz zur Apicalfläche ist bei meinen Exemplaren die Basalfläche durch die
von den Basalstacheln gegen die Mitte der Basis ausstrahlenden Balken in mehr oder weniger
regelmäßige Dreiecke zerlegt In der Mitte der Basalfläche verlieren sich diese Balken
gewöhnlich in einem sehr unregelmäßigen Flechtwerk, welches dann, wenn die Balken nicht genau
gegen die Mitte konvergieren, eine wirbelartige Anordnung zeigt
In Bezug auf die Schale selber ist zum Schluß noch zu bemerken, daß sich in ihrem
Innern, und zwar .an der Basalseite, ein-
fache oder unregelmäßig verzweigte \
Vcrstärkun gsleisten vorfinden
können, welche sich über mehrere ' ' V! Ir i
Maschen herüberspannen und in ihrer y 1 ; j
Gesamtheit eine
Art Polster für die
Centralkapsel bilden können (Textfig. 69).
Die Radialstacheln der
Orosphäriden treten, wie schon Haeckel
hervorgehoben hat, in zwei Typen auf,
nämlich einmal aLs kräftige keulenför-
mige (Textfig. 64, oben), andererseits als
schlanke stabförmige Gebilde (unten).
Namentlich die ersteren sind mehr oder
weniger stark bedomt oder mit netz-
förmigen Erhebungen versehen (reti-
culately dimpled), während die stab-
förmigen Radialstachcln zahlreiche
Seitenäste aufweisen können.
Für die Großart Oroscena rega/is hat schon Borc.ert hervorgehoben, daß die Radial-
stacheln in unregelmäßigen Kreisen um die Hauptachse herumgestellt sind, daß sie am Rande
der Basalfläche (Antapicalfläche) am längsten und mit den meisten Seitenästen versehen sind und
endlich, daß sie an der Basalfläche selber fehlen. Die typische Anordnung der Aeste geht aus
der Textfig. 64 hervor, welche eine Oroscena rega/is vom derbschaligcn Typus darstellt Am
Scheitel erhebt sich die Apicalgabel, welche aus zwei leicht-keulenförmigen, bedornten Radial-
stacheln besteht (I). Darunter befinden sich zwei nicht ganz regelmäßige Kränze von ebenfalls
keulenförmigen, gegen die Apicalseite gebogenen Radialstacheln (II, III). Einige von ihnen
weisen einen rudimentären Charakter auf. Die RadiaLstacheln des folgenden dritten Kranzes (IV)
sind etwas länger und mehr nach der Basalseitc gerichtet und zeigen bereits eine schwache
411
Fig. 69. Innere, baumfflrmig verllstcUc Veretfrlcungsleisten von Oroscena
rega/is. T.*Sl- 90.
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412
Valentin Haeckkk,
Verästelung. Die 8 oder io Radialstacheln endlich, welche den Rand der Basalfläche um-
geben, die Basalstacheln (V), sind noch wesentlich länger (anderthalbmal so lang als der größte
Schalendurchmesscr), mehr oder weniger geschweift, schwach bedomt, am Ende zugespitzt und
mit zahlreichen unregelmäßig abstehenden Seitenästen versehen. Sie haben im ganzen eine
radiale Richtung und schließen so einen glockenförmigen Raum in sich.
Außer den Radialstacheln ist die Schalenoberfläche stets mit kurzen, dünnen, bedomten
Nebenstacheln besetzt, welche namentlich in der Mitte der Basalfläche stark entwickelt zu
sein pflegen.
Von weiteren, nicht bei allen Arten und Individuen vorkommenden Skelettbildungen sind
zu erwähnen die pyramidenförmigen Erhebungen der Stachelbasen und die
anastomotischen Verbindungen der Basalstacheln. Beide Differenzierungen sind
von Habckel systematisch verwertet
w'orden, indessen kann mindestens für
die Großart Oroxcena regalis festge-
stellt werden, daß man es in beiden
Fällen mit außerordentlich fluk-
tuierenden Erscheinungen zu tun hat
Die pyramidenförmigen
Erhebungen entstehen speciell t>ei den
Radialstacheln der oberen Kränze
einfach in der Weise, daß die Schalen-
wandung selber im Umkreis der
Stachelbasis pyramiden- oder zeltför-
mig ausgezogen ist Sie entsprechen
also vollkommen den Pyramiden von
Castanidium (Taf. XXXIX, Fig. 293)
oder noch mehr, im Hinblick auf
die oben beschriebenen von einem
Stachel zum anderen ziehenden Verbin-
dungsbalken, den Schalenerhebungen
Fig. 7a Basal suchet von Orouena regalis mit pyramidenförmig ausgezogener ClfCOS tfphtltl US (S. 174» * / d).
ituis und anastontorirrenden Sciten»*ten. T.-St. 215. Bei den die Basalfläche umrandenden
Radialstacheln erhalten diese Er-
hebungen vielfach noch dadurch eine Verstärkung, daß sich die proximalen Seitenästc und Zweigehen
der Radialstacheln zurückbiegen und mit dem Gitterwerk der Schale konfluieren (vergL Tcxtfig. 64
links unten). Zuweilen kommt es vor, daß ein solcher zurückgebogener Ast nicht die Schale, sondern
den Radialstachel selber trifft, so daß ösenartige Bildungen zu stände kommen (Text fig. 70).
Was die Anastomosen der Radialstacheln anbelangt, so treten diese bei Oroxcena
regalis ausschl ießlich an den Basalstacheln auf. Eine vollständige „äußere Gitterschale**,
wie sie Haeckel für seine Gattungen Oropkgma und Orodictyum angiebt, habe ich bei keinem
Exemplar gefunden. Zuweilen sind nur einige Basalstachcln miteinander verbunden, sehr häufig
fand ich aber, daß sämtliche Basalstacheln in einigem Abstand von der Schale durch Quer-
412
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Tiefs««- Rjidiolarim,
4»3
Verbindungen anastomosieren und so eine Art Ringgeländer bilden, welches den basalen Teil
des von den Basalstacheln gebildeten glockenförmigen Raumes vollständig umgiebt (Textfig. 71,
Schrägansicht von oben). Das 0ra»*«a-SkeIett mit seinen Apicalstacheln, seiner rundlichen Gitter-
schale und dem korb- oder reusenartigen Basalgerüst erinnert dann außerordentlich an manche
Cyrtoideen, insbesondere Tripocyrtiden (vergl. Haeckel, Rep, Taf. LX. Fig. 3, 10).
Von Monstrositäten fanden sich unregelmäßig-bimförmig ausgezogene Schalen, ge-
gabelte Apicalstacheln, unverhältnismäßig dünne Radialstachcln, Basalstachcln mit rückläufigen
oder fensterartig anastomosierenden Seitenästen (Textfig. 70) u. a.
Ueber die Entstehung
des Skelettes konnte ich keine Be-
obachtungen machen, trotzdem die
„Valdivia“- Ausbeute eine sehr be-
trächtliche Anzahl von Orosphäriden
(etwa 150 Stück) enthielt Möglicher-
weise hängt dieser negative Befund
damit zusammen, daß nach den
später mitzuteilenden Beobachtun-
gen die lvel>ensdauer derOroscenen
nicht mit der einmaligen Sporen-
bildung abschließt, sondern eine
relativ lange ist so daß das Zahlen-
verhältnis zwischen jungen und
älteren Skeletten ein anderes ist,
als lieispielsweise bei den größeren
Tripyleen.
Es mag nicht überflüssig
sein, darauf hinzuweisen, daß auch
bei den Oroscenen die Hauptteilc
des Skelettes, speciell die Gitter-
schale, nach erfolgter Verkieselung
kein G r ö ß e n w ac h s t u m erfahren können. Wie aus den Größen Verhältnissen hervorgeht, welche
die Individuen mit sehr kleiner und diejenigen mit sehr großer Centralkapsel, also Tiere von sehr
verschiedenem Alter, zeigen, bewahrt die Schale dieselbe Größe, welche sie bei ihrer Bildung erlangt
hat. Anders verhält es sich aber wahrscheinlich mit der Dicke der Gitterlxdken und der Radial-
stacheln. Bei einem Vergleich der Skelette ergab sich nämlich, daß alle diejenigen Skelette
(gegen 10), welche in ausgeprägter Weise dem locker- und zartmaschigen Typus (sehr große,
polygonale Maschen und dünne, stark bedomte Balken, Textfig. 65) angehören, durchweg sehr
kleine Centralkapseln von nur 0,28 — 0,35 mm Durchmesser aufweisen, daß also offenbar sehr
jugendliche Individuen eine locker- und zartmaschigc Schale besitzen. Allerdings läßt sich um-
gekehrt nicht tjehaupten, daß eine t>esondere Derbheit der Skelettstrukturen mit einer bedeutenden
Größe der Centralkapsel I land in Hand geht Indessen ist dies ja auch* gar nicht zu erwarten,
da nach dem Folgenden die Centralkapsel von einer gewissen Größe an nicht kontinuierlich
413
Fig. 71. Orcicma regaln Bo&GERT, var. oroplegmoides. T.-St 39.
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4 1 4
Valentin Haeckek,
wächst, sondern höchst wahrscheinlich infolge der Periodizität der Sporenbildungsvorgänge ein
rhythmisches Auf- und Abschwellen aufweist Man wird also nicht darauf rechnen können, daß
die derbsten, massigsten G itterschalen jederzeit auch die größten Central kapseln enthalten. Alles
in allem glaube ich aber aus meinen Beobachtungen die Möglichkeit ableiten zu dürfen, daß bei
Oroscena regalis die neugebildete Schale zunächst noch sehr große, eckige Maschen und sehr
zarte Balken besitzt (Textfig. 65), daß sie aber dann mit zunehmendem Alter unter Apposition
von Kieselsubstanz sich mehr und mehr verändert: die Balken werden dicker und weniger dornig,
die Maschenöffnungen enger und mehr rundlich (Textfig. 66, 67), und wahrscheinlich nimmt auch
die Dicke und Verzweigung der Radialstacheln zu. Im Gegensatz zu den mit anfangs hohlen,
später massiven Skelettelementen versehenen Tripyleen (Auloceros, Aubkieptes, Sagenoarmm Jt bei
welchen eine Verdickung der Stachel* und Balken wandung von außen nach innen stattfindet
würde also bei Oroscena möglicherweise eine Verdickung der Balken von innen nach außen
unter Apposition von Kieselsubstanz erfolgen.
Hinsichtlich der stammesgeschichtlichen Entstehung, bezw. der Homologie-
beziehungen des Orosphäridenskelettes habe ich schon früher (1906 c, S. 881) hervorgehoben, daß
man die ausgesprochen m onaxon-ungleichpolig en Formen von Oroscena regalis ohne Zwang von
dem gleichfalls ungleichpoligen Skeletttypus von Thafassothamnus ramosus (Taf. LXXIV, Fig. 538)
ableiten kann. Man hat sich nur zu denken, daß sich bei letzterem die centralen Teile der Stacheln
und der Knotenpunkt des Riesen doppelspikul ums zurückgebildet halxrn und daß die untersten
Seitenäste mit ihren Verzweigungen zu einer Gitterschale verflochten seien. Der erste Teil dieses
Satzes dürfte in der That die Verhältnisse richtig zum Ausdruck bringen: wenigstens zeigen
speciell die Basalstacheln von Oroscena (Textfig. 64 V) hinsichtlich ihrer Anordnung und Verzweigungs-
weise eine weitgehende Aehnlichkeit mit den Radiärelementen der Thalassotham »im- Arten, so daß
man sie sehr wohl als rudimentär gewordene Homologa der letzteren betrachten kann. Dagegen wird
es wohl richtiger sein, die Gitterschale von Oroscena nicht einfach auf die Anastomosierung der Seiten-
äste der Radialstacheln zurückzuführen, sondern sie als eine Bildung sui generis, gewissermaßen als
eine sekundäre Skelettgeneration zu betrachten, ähnlich wie die klöppel förmige Außenschale von
AilanticeUa (Taf. LI II, Fig. 433) gegenüber der Primärschale der übrigen Medusettiden eine
selbständige Bildung darstellt Als Stütze für diese Auffassung darf man vielleicht diejenigen
F'älle heranziehen, in denen innerhalb der Basalplatte der Schale astartige Bildungen auftreten,
welche durchaus an die Verzwt igungen von Thalassothamnus erinnern und in mannigfacher Weise
mit der Gitterschale anastomosieren (Textfig. 69). liier tritt ein struktureller Gegensatz zwischen
diesen Astbildungen und der eigentlichen Gitterschale so deutlich hervor, daß man sich schwer
entschließen kann, beide Skelettelemente in direkte Beziehung zu einander zu setzen. Eine
Schwierigkeit bleibt allerdings auch dann noch bestehen, wenn man die Gitterschale als eine
sekundäre Bildung betrachtet, nämlich die Entstehung des apicalen Balkenkreuzes und
der Apicalgabel (Textfig. 68). Es wrurde schon oben (S. 41 1) angedeutet, daß diese nahezu
konstant wiederkehrende Differenzierung der Scheitelpartie wie ein in die Schale eingefügtes
Doppelspikuluin erscheint und man könnte sich denken, daß bei der Schalenentwickelung an
dieser Stelle gewissermaßen phylogenetische Reminiscenzen zum Vorschein kommen. Möglich
wäre es allerdings auch, daß dies«? Bildungen nicht phylogenetisch, sondern rein teleologisch als
Druckverteilungsapparate zu deuten sind.
414
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T icfscr-Radioivicn .
415
Ueber die physiologische Bedeutung der Skelettbildungen der Orosphäriden geben
uns diejenigen Exemplare von Oroscena Aufschluß, bei welchen der extrakapsuläre Weichkörper
gut erhalten ist Man sieht in solchen Fällen, daß auch bei Oroscena das ganze Skelett bis zu
den Stachelspitzen vom Weichkörper umschlossen ist und daß also spcciell die Radialstacheln als
Träger der ex trakalym malen Otx.*rflächenhaut und damit als „Druckfänger", mit ihren basalen Ver-
zweigungen aber als „intermediäre Stützelemente44 funktionieren.
Im extra kalymmalen Weichkörper konnte ich auf Schnitten vielfach große, dicht
nebeneinander gelagerte Alveolen nachweisen (Taf. LXXVI1I, Fig. 552 ca/). In dem die Central-
kapselmembran (cm) umschließenden „Pseudopodien mutterboden“ wurden, ebenfalls auf Schnitten,
körnige Gebilde gefunden, welche durchaus an die Phäodellen der Tripyleen erinnern und wie
diese als Nahrungsballen aufzufassen sind (Fig. 552, ///).
Centralkapsel und Kern; Entwickelung und Sporen bildung. Durch den
Reichtum der „Valdivia“-Ausbeute an wohlkonservierten Exemplaren von Oroscena bin ich in die
Lage versetzt worden, an der Hand von 41 Schnittserien eine ziemlich lückenlose Entwickelungs-
reihe von Stadien mit sehr kleiner, einen Durchmesser von nur 0,3 mm auf weisender Centralkapsel
bis zur Bildung der Sporennester zusammenzustellen. Die Aneinanderreihung der Stadien bot,
wenigstens in den ersten Abschnitten des Fortpflanzungscyklus, keine besonderen Schwierigkeiten,
da die zunehmende (»ruße von Kern und Centralkapsel ziemlich zuverlässige Anhaltspunkte ge-
währte. Indessen muß bemerkt werden, daß dieser Parallelismus zwischen Entwickelung und Größen-
zunahme kein absolut strenger ist Denn abgesehen von der Möglichkeit, daß vielleicht geogra-
phische Verhältnisse eine Rolle spielen, habe ich den Eindruck gewonnen, daß ein großer Reich-
tum an Konkretionen, d. h. wohl ein reichlicher Vorrat an Reservestoffen, die Vermehrungs-
vorgänge derart beschleunigt, daß kleinere Centralkapseln unter Umständen spatere F.ntwickelungs-
phasen aufweisen können, als normalerweise zu erwarten wäre. Speciell in die spätere Vermehrungs-
periode spielt außerdem der unten zu besprechende Umstand herein, daß das einzelne Oroscena-
Individuum offenbar mehrmals zur Sporenbildung zu schreiten im stände ist, so daß also auch
aus diesem Grunde die Vergrößerung der Centralkapsel keine regelmäßige ist
Was die Verteilung der einzelnen Stadien auf die verschiedenen Meeresteile und Jahres-
zeiten an belangt, so wurde das Teilungsstadium einmal im Südäquatorialstrom (T.-St 50,
8. Sept), das Differenzierungsstadium viermal im tropischen Atlantik (T.-St 32, 49, 54,
55; 25. Aug. bis 12. Sept), zweimal im südlichen Atlantik (T.-St 112, 115; 4. u. 14. Nov.), einmal
im tropischen Indik (T.-St 215; 11. Fcbr.), das fünfkernige Stadium einmal im tropischen
Indik (T.-St 215; u.Febr.), die Desintegrations- und ersten Sporenbi ldungsstadien
einmal im südlichen Atlantik (T.-St 120; 18. Nov.), zweimal im tropischen Indik (T.-St 172 und
215; 9- Jan. und u.Febr.), die späteren Sporenbildungsstadien dreimal im südlichen
Atlantik (T.-St. 89, 91, 112; 22. Okt bis 4. Nov.) gefunden. Verhältnismäßig häufig fanden sich
also in den südlichen, gemäßigten Teilen des Atlantischen Oceans von Ende Oktober bis Anfang
November die späteren entwickelungsgeschichtlichen Stadien vor, und es scheint demnach, daß
in jenen Gebieten die Sporenbildung mit dem Beginn des südlichen Sommers zusammentrifft
Die Centralkapsel besitzt in ganz jungen Stadien (Taf. LXXVII1, Fig. 549) eine kuge-
lige Gestalt und einen Durchmesser von 0,28 — 0,3 mm, während der gleichfalls kugelige Kern,
der als Primärkern bezeichnet werden möge, einen Durchmesser von 0,1 mm aufweist. Mit
4*5
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j 5 VaIJCSTIN HaXCKXX,
zunehmendem Wachstum nimmt die Centralkapsel eine ellipsoidische Gestalt an, während der
gleichfalls enorm heranwachsende Kern seine runde Form beibehält*). In denjenigen Stadien,
welche ich nach der Beschaffenheit der Kcrnelemente als Prophasen der Teilung ansehen möchte,
beträgt der längste Durchmesser der Centralkapsel 0,7 — 0,9, der Durchmesser des Kernes 0,2 —
0,25 mm, im Stadium der Sporenbildung ersterer 1 — 1,1, letzterer 0,15 — 0,27 mm. Um eine
Vorstellung von der enormen Größe der Orvscena-Keme zu geben, sind in Textfig. 72 ein junger
(0,1 mm großer) und ein ausgewachsener (04 mm großer) Orosccna- Kern (a und b), sowie ein
ausgebildetes Keimbläschen aus dem Ovarium von Triton (c) und einige Epidermiskeme einer
Amblystonia- Larve (d) bei gleicher Vergrößerung wiedergegeben.
Die Centralkapselmembran ist in allen Entwickelungsstadien sehr dünn und an ihrer
Oberfläche, ähnlich wie diejenige von Tfuzlassoxanthium (S. 398)» mit sehr kleinen Zöttchen bedeckt,
welche wegen ihrer geringen
Größe nicht weiter analysierbar
sind (Taf. LXXVIII, Fig. 549,
552). Poren oder besondere
Oeffnungen konnte ich an meinem
Material nicht wahrnehmen. Die
Angabe von Haeckei, daß die
Centralkapsel deijenigen der
Aulosphäriden ähnlich sei und
eine Astropyle mit strahligem
Operculum und mit einer
Proboscis, sowie zwei kleine
Parapylcn besitze, muß auf einer
Verwechslung beruhen. Bei sehr
jungen Kapseln (Fig. 549) sind
die äußeren Schichten der intra-
kapsulären Sarkode nur von sehr
kleinen Alveolen durchsetzt
und lassen die auch bei anderen
Collodarien beobachtete Radiär-
streifung erkennen (vergl. R.
Hertwio’s Beschreibung für
ThaJassicoUa, 1 876, S. 53, Taf. IV,
Fig. 7), die tieferen Schichten sind
von größeren Alveolen eingenommen, welche großenteils je eine Konkretion enthalten. Bei älteren
Centralkapseln (Fig. 551 und 552) werden auch die peripheren Schichten von Alveolen eingenommen.
Bei sehr großer Entfaltung der Alveolensubstanz können, vielleicht unter Wirkung der Reagentien,
Zusammenballungen der Sarkode entstehen, welche an die bei Tha/assot/iamnus und Cytocladus
dermale cm einer Amblyilonna-Lanre.
I) Nur in einem Fall uh ich in einer sehr großen Centnükapscl (von i,l mm Durchmesser) den Kern unregelmäßig eingebuchtet
(Taf. LXXIX, Fig. 557), möglicherweise infolge der Wirkung des Konservierungsmittels.
416
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Tiefwe* KAdiolarien.
417
beobachteten schaumigen Ballen“ und schaumigen Ringe“ erinnern (Fig. 550). In vielen Fallen
wurden in den Sarkodebalken Oelkugeln angetroffen (Fig. 552 ö).
Die Konkretionen haben eine sehr mannigfache Gestalt. Insbesondere kommen sämtliche
von Haeckel (1862, S. 250!) und R. Hertwig (1876, S. 47) für Thalassicolla beschriebenen
Formen vor: konzentrisch geschichtete Kugeln (Fig. 549, 550), biskuitförmige (Fig. 553, 555)
und mehrfach gelappte, im gefärbten Zustand an „Stiefmütterchen“ ( Viola tricolor) erinnernde
Formen (Fig. 554), Garben (Fig. 549 rechts), Doppelgarben und sonnenähnliche Gebilde (Fig. 551).
Außerdem stieß ich wiederholt auf kreuz- oder radähnliche Figuren (Taf. LXXVII, Fig. 548).
Nicht selten sind in einer Centralkapsel ein oder zwei Typen vorzugsweise vertreten: so zeigte
eine jüngere Kapsel von 0,5 mm Durchmesser (Fig. 551) in den äußeren Alveolenschichten
vorzugsweise kleinere hantclförmige Konkretionen, deren Enden nicht wie sonst eine homogene,
sondern eine kömehen förmige Beschaffenheit aufwiesen, während die inneren Schichten ausschließlich
prachtvolle Sonnenfiguren enthielten. Auch die größeren biskuit- und stiefmütterchenähnlichen
Formen (Fig. 553 — 555) fanden sich nur in einzelnen Centralkapseln, dann aber in größerer
Anzahl vor.
Im Ganzen scheint die Zahl der Konkretionen mit dem Wachstum der Centralkapsel
absolut und relativ zuzunehmen, auch im Diffcrenzierungs- und im fünfkemigen Stadium (Taf. LXXX,
Fig. 562 und 565) sind noch sehr zahlreiche Konkretionen vorhanden, dagegen ist das Sporen-
bildungsstadium (Taf. LXXXII, Fig. 571) relativ sehr arm an solchen. Diese Abnahme der
Zahl der Konkretionen scheint, wie unten gezeigt werden soll, im Stadium der Desintegration
(Taf. LXXXI, Fig. 566) vor sich zu gehen. Es weisen die betreffenden Bilder mit Sicherheit
darauf hin, daß die Konkretionen die Bedeutung von Reservestoffen haben.
Die Kernmembran ist, wenigstens in den jüngeren Stadien, im Gegensatz zu der-
jenigen anderer Collodaricn, vollkommen glatt In jungen Stadien (Taf. LXXVIII, Fig. 549) ist
sie nicht wesentlich dicker als die Centralkapselmembran, spater (Taf. LXXVIII, Fig. 552) nimmt
sie eine bedeutende Dicke (bis zu 0,01 mm) an und ist auf ihrer Oberfläche vielfach mit dunkel
gefärbten, scheibenförmigen Gebilden bedeckt, über deren Natur ich nichts ermitteln konnte.
(Taf. LXXIX, Fig. 557).
Das Grundplasma des Kernes erscheint bei weniger gut konserviertem Material als
eine gekömclte Masse, in welcher flockige oder wolkige Massen einer dunkler färbbaren Substanz
gleichmäßig verteilt erscheinen. Auf einer großen Anzahl von F'LEMMiNG-Präparatcn, seltener bei
Sublimatkonservierung dagegen erscheint der Kemraum dicht gefüllt von einem blassen, gleich-
mäßigen Fadenwerk, welches auf zahlreiche knäuelartige Herde konzentriert erscheint (Taf. LXXIX,
Fig. 556). Ich will diese Knäuel, welche sehr an die Spiremstadien in der Sj>ermatogenese der
Metazoen erinnern, als Einzelknäuel bezeichnen. Ihre Zahl habe ich in einem Fall auf etwa
1 600 — 1 800 berechnet Es handelt sich also um ungefähr die nämliche Zahlengröße, wrelche für
die Chromosomen von Aulacantha und Castanidium nachgewiesen werden konnte.
Zwischen den Einzelknäueln finden sich bläschenförmige Körper, welche innerhalb eines
grobw'abigen Grundplasmas eine oder mehrere Chromatinschleifen erkennen lassen.
Das Wabenwerk des Grundplasmas dieser Chromosomenbläschen ist entweder mehr gleich-
mäßig zwischen Bläschenmembran und Chromosomenschleifen angeordnet (Taf. LXXIX, Fig. 559),
oder es zeigt in der nächsten Nachbarschaft der Chromosomenschleifen eine starke Verdichtung
417
Unrtach« Tiahn F-»jwx3it»on iSgft— 1(99. Bd. XIV. c 1
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^ j g Valentin Haeckkr,
(Taf. IXXXII, Fig. 570), oder es sind die Chromosomenschleifen von einer Schicht besonders
großer Alveolen umgeben, an die sich zunächst eine sehr feinwabige Schicht anschließt
(Taf. LXXX, Fig. 564). Sind die Zwischenräume zwischen den Chromosomenschleifen sehr groß,
so können in die feinwabige Schicht noch größere kugelige oder unregelmäßig geformte Alveolen
eingelagert sein (Fig. 564 a). Abgesehen von diesen wabigen Strukturen, erinnern die Chromo-
somenbläschen von Oroscena außerordentlich an die in Teilung befindlichen Kerne einer
Myxosporidie ( Sphaeromyxa ), welche O. Schröder neuerdings (1907, Taf. XI V, Fig. 5 ff.)
beschrieben hat
Die Bläschen sind von ungleicher Größe: die kleinsten enthalten stets nur eine huf-
eisen- oder S-förmige Chromosomenschlcife (Taf. LXXVIII, Fig. 549 Taf. LXXIX, Fig. 559),
die größeren mehrere dersell>en (Taf. LXXVIII, Fig. 549 c; Taf. LXXIX, Fig. 556; Taf. LXXX,
Fig. 564 a — b). Die Chromosomen der mehrschleifigen Bläschen hal>en eine mehrfach gewundene
Gestalt und lassen in ihrer Achse sehr häufig eine breite helle Linie erkennen (Taf. LXXIX,
Fig. 556; Taf. LXXXII, Fig. 570). Ob es sich hier um die Andeutung einer Langsspaltung
handelt, kann ich nicht entscheiden. Jedenfalls erinnern aber die Bilder sehr an die von einer
hellen Linie halbierten Chromosomen von Castanidium (Taf. XLI, Fig. 300, untere Centralkapsel),
sowie an die bekannten, nicht immer unzweideutigen Vorkommnisse in den Prophasen der ersten
und zweiten Reifungsteilung der Metazoen und Phanerogamcn.
Ueber die Zahlen- und Größenverhältnisse der Chromosomenbläschen in verschieden
großen Centralkapseln giebt folgende Tabelle Aufschluß:
Durchmesser der
Centnlkapsrl
Durch messe: de*
Kernes
Gesamtzahl der
Chromosomen.
blaschen
Darunter :
2—3- I mehr*
scbleifige schleifigr
o,3
0,1
ziemlich sicher 18
0
0
0,3
0.1
wahrscheinlich 18
3
0
Taf. LXXVIII, Fig. 549
0,3*
0,13
kaum mehr als 8
t
0
0,38
0,1
ziemlich sicher 1 1
0
0
0,38
0.16
»3
2
0
o.4
0,1
20—21
♦
0
0.4s
0,32
ziemlich sicher 12
I
0
o.5
0.15
9—io
1
0
o,S
0,18
* 7
3
0
0,6
0,3
mindestens 25
S
0
0.62
0,18
18
2
0
0.66
16
2
0
0.68
0,2$
mindestens 17
1
I
0,7
0.2
ziemlich sicher 21
*
2
o.75
0.2
«9
?
Tal. LXXVIII, Fig. 552
0.8
0.2
ziemlich sicher 15
3
1
o.»8
o.*S
ziemlich sicher 18
4
I
o,95
0,2
10
1
1
1,1
04
12
1
1
Taf. LXXX, Fig. 564
Ein Vergleich der Centralkapseln verschiedener Größe ergiebt zunächst daß in den kleinen
Centralkapseln vorwiegend einschleifige (Taf. I XXVIII, Fig. 549), in den mittleren einschleifige
und mehrschlcifige Chromosomenbläschen auftreten (Taf. LXXVIII, Fig. 552), während in den
ältesten Centralkapseln neben kleinen Bläschen stets ein oder ein paar besonders große, viel-
schleifige Bläschen enthalten sind (Taf. LXXX, Fig. 564).
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Tiefice» RmdioUnen-
419
Ferner läßt sich der Zusammenstellung entnehmen, daß die kleinsten Chromosomenzahlen
(8 — 13) sich einerseits in den sehr kleinen (0,3 — 04 mm großen), andererseits in den größten
(0,9 — 1,1 mm großen) Centralkapseln vorfinden, wobei jedoch der Unterschied besteht, daß sich
in ersteren fast ausschließlich kleine einschleifige, in letzteren daneben auch mittelgroße (2 — 3-
schleifigc) und sehr große (vielschleifige) Chromosomcnbläschen finden. Insbesondere war in
den beiden größten Centralkapseln je ein außerordendich großes, sehr schleifenreiches Bläschen
enthalten (vergl Taf. LXXX, Fig. 564). Die größten Chromosomenzahlen (20 — 27) fanden sich
in den mittelgroßen Centralkapseln von 04 — 0,7 mm Durchmesser.
Manche Bilder (Taf. I.XXX, Fig. 563) weisen nun ferner mit Bestimmtheit darauf hin,
daß die größeren Chromosomenbläschen durch Verse hm elzung von kleineren
ihre Entstehung nehmen, und so wird man unter Berücksichtigung aller dieser Verhältnisse
zu dem Ergebnis geführt, daß
gleichzeitig mit dem Wachstum von Kern und Centralkapsel immer
neue einschleifige Chro m osomen bläschen im Kernraum ihre Entstehung
nehmen und nach einiger Zeit mit den schon bestehenden größeren, mehr-
schleifigen Bläschen verschmelzen.
Wie die Bläschen ihre Entstehung nehmen, läßt sich nicht Schritt für Schritt verfolgen,
da sich der Bildungsprozeß offenbar sehr rasch abspielt. Jedoch fand ich wiederholt Bilder
(Taf. LXXVIII, Fig. 549 a\ Taf. LXXIX, Fig. 558 bei a\ welche darauf mit Sicherheit hin-
weisen, daß die kleinen, einschlei f igen Bläschen durch Umwandlung je eines
Einzelknäuels ihre Entstehung nehmen. Man sieht nämlich in einzelnen Kernen dicht
unter der Kemmembran scharf abgegrenzte Bläschen, welche auf ungefärbtem Grunde lockere
Knäuelfiguren erkennen lassen, welche den übrigen direkt im Kemplasma eingebetteten „Einzel-
knäueln“ (Taf. LXXIX, Fig. 556) sehr ähnlich sind, aber sich infolge des ungefärbten Untergrundes
und wohl auch wegen dichterer Beschaffenheit in viel schärferer Weise hervorheben. Diese
wandständigen Bläschen dürften die Brücke zwischen den „Einzelknäueln“ und den cinschleifigen
Chromosomenbläschen bilden, und man hat also wohl anzunehmen, daß die letzteren in folgender
Weise ihre Entstehung nehmen: ein Einzelknäuel nach dem anderen umgiebt sich mit einer ge-
sonderten „Kemvakuole“, sodann tritt, ähnlich wie in den Prophasen der Reifungsteilungen der
Metazoen, eine Verkürzung und Verdichtung des aufgewundenen, blassen Fadens zu einem kurzen,
gedrungenen, dunkel tingierbaren Chromosom (Taf. LXXVIII, Fig. 549 6) ein.
In ganz ähnlicher Weise konnte ich auch eine successive Entstehung der Einzelchromo-
somen in den Kernen der Aulacanthiden verfolgen, nur daß die letzteren im fertigen Zustand
nicht von gesonderten Bläschen umschlossen scheinen. Auch bei den Aulacanthiden findet die
Bildung der Chromosomen, mindestens der Mehrzahl nach, dicht unter der Kemmembran statt
Welches ist nun die Bedeutung der successiven Entstehung der Chromomsoenbläschen
und ihrer Verschmelzung zu vielschleifigen Gebilden?
Berücksichtigt man zunächst die zunehmende Kemgröße und Chromosomenzahl, zieht
man ferner in Erwägung, daß die entsprechenden Vorgänge in den Aulacanthidenkemcn sicherlich
die Teilung vorbereiten, so wird man mit Notwendigkeit zu der Auffassung geführt daß es sich
bei den oben beschriebenen Prozessen, die im übrigen mit einer Verdickung der Kemmembran,
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Valentin Haecker.
vielleicht auch mit einer Längsspaltung der Chromosomen verbunden sind (s. oben S. 418;
Taf. LXXXII, Hg. 570)* um die Prophasen eines Teil ungsvorganges handelt
Ich muß es als einen l>esonderen Glücksfall betrachten, daß unter den 40 — 50 Exem-
plaren von Oroscena, welche sich auf Grund ihrer guten Konservierung zur Herstellung von
Schnittserien eigneten, auch eines befand, welches in seiner Centralkapsel zwei Kerne einschloß,
die durchaus an die Doppelkeme der Aulacanthidcn (s. S. 23, Hg. 6) und anderer Tripyleen
erinnern und zweifellos, wie diese, durch Teilung eines Kernes, in unserem Fall des Primär-
kemes, ihre Entstehung genommen haben (Taf. LXXIX, Fig. 561). Die beiden Kerne zeigen
ein vollkommen gleichartiges Aussehen: sie haben eine hemisphärische Gestalt und kehren sich
gegenseitig die platte Seite zu. Jeder Kern enthält zwei symmetrisch gelegene nukeolenartige
Binnenkörper von schaumiger Beschaffenheit und außerdem ein feines Fadenwerk, welches in
zahlreichen, gleichmäßig verteilten Herden eine knäuelartigc Verdichtung aufweist (Taf. LXXIX
Fig. 560). Diese Verdichtungen erinnern sehr an die Einzelknäuel des Primärkemes (Taf. LXXIX,
Fig. 556). Im Kemplasma liegen außerdem zahlreiche dunkle Körnchen zerstreut welche wohl,
da die betreffende Centralkapsel mit FtKMMiNo’scher Flüssigkeit konserviert war, als Fetttröpfchen
zu deuten sind.
Jeder der beiden Kerne ist umgeben von einer nahezu homogenen plasmatischen Schicht
welche gegen die intrakapsuläre Sarkode scharf abgegrenzt ist und deren Entstehung möglicher-
weise mit der starken Verdickung der Kemmembran des Primärkemes in irgend einem Zu-
sammenhang steht Die beiden Hüllen dieses „Neu plasma* stoßen in der Medianebene des
Kernes nicht aneinander, sondern sind durch eine dünne plasmatische Schicht voneinander getrennt
welche zahlreiche, vermutlich als Fetttröpfchen zu deutende Körnchen enthält
Die eigentliche intrakapsuläre Sarkode ist auf eine ganz schmale Schicht zusammenge-
drängt welche spärliche Alveolen von geringer Größe und wenige Konkretionen enthält
An das Doppelkemstadium schließt sich zwanglos ein Stadium an, auf welches ich
verhältnismäßig oft nämlich auf den Schnittpräparaten siebenmal und außerdem einmal auf
einem Ganzpräparate gestoßen bin, und welches ich als Differenzierungsstadium be-
zeichnen möchte (Taf. LXXX Fig. 562). Der eine Kern, der den Geschlechtskern dar-
stellt (Hg. 562 g\ weist im wesentlichen die Beschaffenheit der Tochterkeme des vorangehenden
Stadiums auf, der andere, der als vegetativer oder Dauerkern bezeichnet werden mag
(Fig. 562 </), ist von der intrakapsulären, die Konkremente führenden Sarkode nicht durch eine
Zone von Neuplasma getrennt er zeigt ein stärkeres Tinktionsvermögen und weist hinsichtlich
seiner Struktur, insbesondere was das Wiederauftreten ein- und m ehrschleif iger Chromosomen-
bläschen anbelangt durchaus die Beschaffenheit der in sehr jungen Centralkapseln aufgefundenen
Primärkerne auf (vergl. Taf. LXXV1II, Hg. 549).
Was die Entstehung dieses Differenzierungsstadiums anlndangt so liegt wohl die Annahme
am nächsten, daß es aus dem Doppelkemstadium durch Differenzierung der beiden Kerne seinen
Ursprung genommen hat. In diesem Fall würde sich der eine Kem unter bedeutender Ver-
dichtung und Verkleinerung zum vegetativen oder Dauerkem und seine Neoplasmaschicht in
intrakapsuläre Sarkode umgewandelt haben. Für die Zulässigkeit einer derartigen Auffassung
spricht auch der Umstand, daß im Differenzierungsstadium und namentlich im folgenden (fünf-
kernigen) Stadium (Taf. LXXX Hg. 565) die intrakapsuläre Sarkode, im Vergleich mit dem
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Ti«f*ee-R adiolaricn.
42l
Doppelkemstadium, wieder bedeutend an Masse zugenommen hat, was wohl auf eine Umwandlung
der Neoplasmaschicht in Intrasarkode zurückgeführt werden kann.
An das Differenzierungsstadium reiht sich, wenn auch wohl nicht ganz unvermittelt, ein
fünfkerniges Stadium (Taf. LXXX, Fig. 565) an, in welchem der Dauerkem (Fig. 565a d)
das Centrum der Centralkapsel eingenommen hat und der Geschlechtskem in 4, je von einer
besonderen Neoplasmazone umgeliene Geschlechtskeme (Fig. 565 a und b g' — gu ) zerfallen ist.
Die Enkelgeschlechtskeme gleichen durchaus dem ursprünglichen Geschlechtskern und enthalten,
wie dieser, schaumige nucleolusartige Bildungen, deren Zahl aber, wegen Ausfalles einzelner
Schnitte, nicht mit Sicherheit festgestellt werden konnte. Die intrakapsuläre Sarkode wies auf
meinem Präparat, was die Verteilung von Plasma und Alveolen anbelangt, einen durchaus
jugendlichen Charakter auf und enthielt sehr zahlreiche Konkretionen, namentlich Sonnen und
Doppelgarben. Eine entfernte Aehnlichkeit besitzt diese Phase mit einem von Doflün (1907,
Taf. XVIII, Fig. 20) bei Amoeba vespertilio gefundenen Stadium, welches innerhalb der Kern-
membran neben dem dunkel gefärbten Binnenkörper 4 rundliche Kernportionen zusamfnen-
gepackt zeigt
Auf einer weiteren Entwickelungsstufe (Taf. LXXXI, Fig. 566 a — d) sieht man dann,
abgesehen von dem central gelegenen Dauerkern, in der ganzen intrakapsulären Sarkode kleine
kemartige Bildungen verteilt, welche in ihrer Struktur an die dichteren Einzelknäuel des Doppel-
kemstadiums (Taf. LXXIX, Fig. 560) und an diejenigen der Geschlechtskerne des Differenzierungs-
stadiums (Taf. LXXIX, Fig. 556) erinnern. Diese knäuelig strukturierten Kleinkeme, welche
ich als Sporen m utterkerne bezeichnen möchte, liegen zum Teil innerhalb der Sarkode-
balken (Fig. 566a), zum Teil im Innern der größeren Alveolen (Fig. 566c). Die meisten
Sporen m utterkerne umschließen je eine kleinere Konkretion, welche in diesem Falle vielfach ein
zerflossenes oder gequollenes Aussehen, offenbar als Zeichen eines Auflösungsprozesses, auf weist
(Fig. 566 b). In einem Fall (Fig. 566 d) waren deutlich gesonderte Fädchen zu erkennen,
welche um die beiden Pole einer sanduhrförmigen, dem Nukleolo-Centrosom anderer Protozoen
ähnlichen Konkretion angeordnet waren.
Wenn nun auch Zwischenstufen zwischen dem fünfkernigen Stadium und dem oben be-
schriebenen Stadium der Desintegration fehlen, so dürfte doch wohl kaum zu bezweifeln
sein, daß die als Sporen mutterkerne bczeichneten , großenteils knäuelförmigen Gebilde in der
Weise ihre Entstehung genommen haben, daß sich die 4 Geschlechtskeme des fünfkemigen
Stadiums mittelbar oder unmittelbar in ihre Einzelknäuel aufgelöst haljen, daß also eine „Kem-
zer Streuung**, eine Desintegration oder, wie wir auch sagen können, eine Reduktion in
großem Stile stattgefunden hat Versteht man doch unter Reduktionsteilungen solche
Teilungen, bei welchen ein Auseinandertreten von Chromatinelcmcnten ohne vorangegangene
Längsspaltung oder Verdoppelung stattgefunden hat Die Auffassung specicll, daß man es hier
wirklich mit den Sporen mutterkernen, d. h. mit den Ascendenten der später zu beschreibenden
Sporenkerne zu tun hat wird dadurch gestützt daß man auch in den späteren Stadien vielfach
noch neben den Spo renkemen und deren Teilungsfiguren größere Knäuelfiguren findet welche
durchaus mit den Einzelknäueln des Desintegrationsstadiums übereinstimmen.
Der Periode der Desintegration oder Reduktion folgt nun die Periode der Teilung
der Sporenmutterkerne. Es liegt mir zunächst ein Stadium vor, in welchem in der
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Valentin Haecker,
ganzen intrakapsulären Sarkode Gruppen von 2 oder 3 Kernen verteilt liegen (Taf. LXXXI,
Fig. 567, 568). Diese Kerne besitzen zum großen Teil eine dicht- knäuelige Beschaffenheit
(Fig. 568 c), zum Teil erscheinen sie in eine größere Zahl (15 — 20) kömehenförmiger
Chromosomen aufgelöst (Fig. 568 a, linker Kern), zum Teil zeigen sie das Stadium der späteren
Telophase und erinnern dann sehr an die „Pseudoamitosen“, welche man bei Aetherisierung in
Furchung begriffener Cyc/ops-\L\er erhält (Fig. 568 b). Es scheint, daß auch hier, ähnlich wie
bei den Teilungsvorgängen der dicystinen Aulacanthiden, auf das zweikemige Stadium, unter
Vorantritt des einen Kernes, ein dreikemiges und dann erst ein vierteiliges Stadium folgt
Auf einem anderen Präparate (Taf. LXXXI, Fig. 569) bestehen die Kemgruppen oder
Sporennest-Anlagen bereits aus 4 — 8 Kernen, und endlich liegen mir drei Serien vor, welche
die ganze intrakapsulärc Sarkode mit Nestern von zahlreichen Sporenkemen ausgefüllt zeigen
(Taf. LXXXII, Fig. 571). In der Peripherie der Centralkapsel sind die Sporennester senkrecht zur
Kapselmembran in die Länge gezogen und weisen im ganzen eine epithelartige Anordnung auf
(Taf. I-XXXII, Fig. 573, ol>en), im Centrum der Kapsel sind sic mehr kugelig und in unregel-
mäßigen Gruppen zusammengehäuft (Fig. 571, 573 unten). Die Gesamtzahl der Sporennester
habe ich in einem Fall auf etwa 6000 berechnet
Das einzelne Sporennest besteht aus einer centralen Alveole und einer plasmatischen Wan-
dung, in welch’ letztere die Kerne eingelagert sind (Fig. 573). Die Kerne zeigen meist eine
dichtknäuelige Beschaffenheit doch habe ich in einer Centralkapsel, in welcher der Kembildungs-
prozeß noch weniger weit vorgeschritten war, auch pseudoamitosenähnliche Telophasen gefunden
(Taf. LXXXII, Fig. 572), und ferner treten, wie schon erwähnt vereinzelt neben den Sporennestem
größere knäuelartige Kerne auf, welche als Sporen mutterkeme zu betrachten sind, die in der
Vermehrung zurückgebliel>en sind. Die Zahl der Kerne beträgt bei der am weitesten vorgeschrit-
tenen Centralkapsel (Fig. 571) in den einzelnen Nestern 16 — 35, in der Peripherie der Central-
kapsel 40 — 50. Konkretionen sind auf diesem Stadium nur noch wenige vorhanden.
Ueber die Bedeutung dieser Vorgänge, welche in Textfig. 73 nochmals übersichtlich
zusammengestellt sind, habe ich mich schon früher (1907b) folgendermaßen geäußert:
„Die endgültige Bildung der Schwärmer hal)e ich nicht beobachtet ich kann also auch
nicht angeben, ob es sich bei diesen Vorgängen um Iso- oder Anisosporen bildung handelt Die
gruppenweise Anordnung und die Strukturverhältnisse der Kerne würden sich am liesten mit den
Verhältnissen bei der Anisosporenbildung der koloniebildenden Formen und der Thalassicollen in
Einklang bringen lassen (R. Hkrtwig 1876, Brandt 1885), und ebenso würde das Gesamtbild
im ganzen mit einer von Brandt (1890) gegebenen, die Anisosporenbildung von Thalassicoüa
darstellenden Skizze übereinstimmen. Indessen habe ich auf keinem Präparate die Differenzierung
der zwei Sporen arten wahrgenommen.
Fig. 73> For tpflnn zungszyklu * von Oroxcena regalix. (Etwa» schematisiert : Di« Alveolen und Konkretionen der
Intnuarkode »ind nicht eingezeichnet ). A Schwftrmsporen (bei Orotcma noch nicht beobachtet). B Sehr junge Centralknpnel von 0,3 mm
Durchmesser; p Pri mir kern mit einschlcifigcn ChromnunrncnbUschen. C Aeltcrc Centralkapsel ; der PrimArkem p mit zwei grollen viel-
achleifigen und mehreren elnschleifigen Chrumosomenbliischen. D Telophase der Teilung de* Primirkem* (Doppelkernstadium). E Dil-
ferenzierungsatadium; d Dauerkern. g Gcschlcchtskcrn. F FOnlkerniges Stadium; der Dauerkern d ist in die Mitte genickt. G Dcsintegrations-
oder KeduktionssUdium ; die Gcnitalkcmc sind in zahlreiche Eirui-lkniiuel (- S|xwenmuUcr*ellkerae( zerfallen, welche sich in der ganzen
Intrasarkode verteilt haben und zum Teil in Teilung getreten sind. H Sporenbildungstadium ; der Primirkem bereitet »ich aufs Neue
zur Teilung vor.
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Tief »ee- R »diolarien .
Fig. “$* (!• iKurenerklirtuig »ehe S. 4»».)
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424
Valentin IIakckkx,
„Die hier geschilderten Vorgänge begreifen allerdings nur einen Teil des Fortpflanzungs-
cyklus von Orosccna in sich» da die Entwickelung der Spore zum fertigen Radiolar nicht
beobachtet wurde. Aber die bisher vorliegende Reihe von Stadien zeigt infolge der Größe der
Kerne und Chromosomen so klare und übersichtliche Verhältnisse, wie sie nur bei wenigen
anderen Protozoen vorliegen dürften.
„Besonders klar tritt insbesondere die Differenzierung des Primärkems in einen Geschlechts-
kern und einen vegetativen Kern hervor. Solche Differenzierungen sind ja von vielen anderen
Protozoen bekannt: ich erinnere nur an den Kemdualismus der Ciliaten, an die Befunde von
Calkins (1904) bei Amoeba proteus, von Goldschmidt (1907, 1907a) bei Mastigamöben. Was at>er
unseren Fall von allen anderen bisher bekannt gewordenen i) unterscheidet, ist der Umstand, daß
der vegetative Kern oder, wie ich ihn genannt habe, der Dauerkern während der Weiter-
entwickelung des Geschlechtskemes nochmals die nämliche Serie von Veränderungen wiederholt,
welche der Primärkern in den jungen Centralkapseln vor seiner Differenzierung in den Geschleehts-
kem und Dauerkem durchläuft. Er nimmt an Größe zu, seine Membran verdickt sich, und ebenso
ist eine allmähliche Zunahme in der Zahl der Chromosomenbläschen und ein allmähliches Ver-
schmelzen derselben zu mehrschleifigen Teilkemen zu beobachten. Er verhält sich also ganz
analog dem Primärkem, und da liei diesem die aufgezählten Veränderungen schließlich zur Teilung
führen, so darf man wohl schließen, daß auch der Dauerkem sich abermals zur Teilung vor-
bereitet Unterstützt wird diese Auffassung dadurch, daß ich trotz eines reichen Materials aus
verschiedenen Oertlichkeiten und Jahreszeiten keinerlei Anzeichen dafür gefunden habe, daß bei
den Oroscencn vegetative Teil ungs Vorgänge mit teilweiser Resorption und Neubildung der Gitter-
schale Vorkommen. Man muß also mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß das nämliche
Ororrrwa-Individuum zu wiederholten Malen in den Prozeß der Sporenbildung
ein tritt, so wie ein großer Teil der Metazoen zu periodischer Geschlechtszellen bildung befähigt
ist Der Verzicht auf die vegetativen Teilungen und die Beschränkung auf die Sporenbildung
würde als eine Anpassungserscheinung zu betrachten sein, welche mit dem Besitz eines mächtig
entwickelten, geschlossenen Kieselskelettes im Zusammenhang steht, und es würde also der
Uebergang zu der besonderen Fortpflanzungsweise in letzter Linie auf eine Art Kräfteökonomie
und auf das Streben nach Materialersparnis zurückzuführun sein.
„Die Vorgänge bei der Sporenbildung von Orosctna erinnern weiter sehr an die bei
zahlreichen Protozoen beobachteten Chromidien. Insbesondere zeigen sie Anklänge an die Befunde
von R. Hertwig (1902) bei Adinosphaerium, von L£ger (1904) bei Gregarinen (Stylorhyn-
chus), von Calkins (1904) bei Amoeba proteus, von Schaudinn (1905) bei Centrofyxis und
und von Goldschmidt (1907) bei Mastigamöben. Nur Calkins führt die Entstehung der Chro-
midien auf mehrfache Teilungen und auf eine successive Desintegration des Amöbenkems zurück,
während speciell R. Hertwig und Goldschmidt die Entstehung der Chromidien als einen Austritt
chromatischer Massen aus dem Primärkem 1 schreiben. Hier bei Orosccna liegt der Fall ähnlich
wie bei der von Calkins untersuchten Amoeba protcus, nur daß die chromatischen Teile,
in welche sich der Kern desintegriert, die Einzelknäuel oder Chromosomen-
l) Eine gewisse Aehnlichkeit besteht übrigens mit den M y x o t po r i d i e n, deren Kftrpcr bekanntlich bei der Sporcnbildung
seine selbständige Existenz nicht »ufgiebt. sondern vegetiert und weiter wächst. Auch an ein Bild von UtutigrUa bei Goldschmixjt (1907 a,
Taf. VIII, Fig, 64), welches auf eine periodische Gametcnbildung hinweist, wird man erinnert
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Tief*cc-R«dio|arien.
425
anlagen des Primärkerns darstellen und also im Primärkern bereits als selb-
ständige Elemente oder Individuen vorgebildet sind.
„Ich komme noch kurz auf einen dritten Punkt zu sprechen. Offenbar ist die der
Sporen bi Idung von Oroscena vorangehende Desintegration des Geschlechtskems, wie schon er-
wähnt wurde, als ein Reduktionsprozeß in großem Stil anzusehen, d. h. es findet, kurz
gesagt, eine Verteilung, ein Auscinanderweichen von Chromatinelementen ohne voran-
gegangene Längsspaltung statt Man darf also diesen Desintegrationsvorgang zunächst
mit den Reduktionsteilungen bei anderen Protozoen vergleichen. Nun hat man aber, seit
Schaudinn, Prow azek und Prandtl das Vorkommen von Reduktionsteilungen bei der Gametcn-
bildung verschiedener Protozoen nachgewiesen haben, noch mehr als früher ein Recht, die vor-
bereitenden Teilungsvorgänge, welche bei den Protozoen der Gameten-, bezw. Geschlechtskem-
bildung vorangehen, zu den Reifungserscheinungen bei den höheren Kryptogamen, bei Phanerogamcn
und Metazoen in Beziehung zu bringen.“
Wenn aber wirklich alle diese Erscheinungen zusammengehören, wenn man insbesondere
ein Recht hat, die Desintegrationsvorgänge bei Oroscena mit den Reifungsvorgängen bei höheren
Organismen in Parallele zu bringen, so wird man zu der Vermutung geführt, es möchte in
Vorgängen, welche ähnlich den bei Oroscena beobachteten sind, die von vielen gesuchte phylo-
genetische Wurzel der Reduktionsprozesse liegen, d. h. man würde anzunehmen
haben, daß die höheren Organismen mit kleiner, streng fixierter Chromosomenzahl einen rudi-
mentären Sporenbildungsprozeß benutzt haben, um die gewünschte Halbierung der Chromosomen-
zahl in einer streng gesetzmäßigen Weise zu bewerkstelligen.
Horizontal Verbreitung. Orosphäriden sind vom „Challenger“ in allen Teilen des
Atlantik und Pacifik, namentlich in den centralen Gebieten des letzteren, gefischt worden. Auch
Funde aus der Gegend von Madagaskar und Sansibar werden von Haeckel erwähnt Der
„National*4 hat sodann Oroscena regalis in 2 Exemplaren aus der Irmingerscc erhalten (Borgert,
1901a), und die „Valdivia“ erbeutete ein sehr reichliches, derselben Großart zugehöriges Material
im tropischen und südlichen Atlantik, in der Antarktis und in allen von ihr befahrenen Gebieten
des Indik. Aus dem Mittelmeer sind bisher keine Funde bekannt (Borgert, 1901), im übrigen
scheinen aber die Orosphäriden, wie aus obiger Zusammenstellung hervorgeht, eine sehr weite
Verbreitung zu halien und in nahezu allen kalten und warmen Meeresgebieten vorzukommen.
Eigentümlich ist die schon von Borger r (1892) und mir (1904) hervorgehobene gleich-
mäßige Verteilung der Individuen. So enthielt auf der südlichen Hälfte der Reiseroute des
„National44 fast jeder Fang einzelne, meist 1 — 5, Orosphäriden, und ebenso war im „Valdivia“-
Material eine gleichmäßige Verteilung der Individuen auf die einzelnen Stationen wahrzunehmen.
Vertikalverbreitung. Sämtliche vom „Challenger4* erbeuteten Fragmente und voll-
ständigen Exemplare wurden mit sehr tiefgehenden Netzzügen erbeutet, besonders häufig fanden
sich Bruchstücke im Radiolarienschlamm einiger pacifischer Sationen (namentlich 265 und 268)
in Tiefen von 2900 Faden. Nur die von Kapitän Raube bei Madagaskar gefischte Orosphaera
furcata soll angeblich aus den Oberflächenschichten stammen, w*as aber schon von Haeckel
bezweifelt wird.
In den Schließnetzzügen des „National“ fanden sich keine Orosphäriden (Borgert, 1903,
S. 734), dagegen enthielt das Schließnetzmaterial der „Valdivia“ einige Stücke:
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Drabclx Tief««- Expedition Bd. XIV, ^
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VAuarrm Haeceex,
426
Station 13a (Antarktis). *500 — 1900 in.
„ 136 (Antarktis). 1500— 400 m.
„ 170 (südlicher Indik). 1700- - 1000 n».
H 228 (nördlicher Indik). 420— 330 m.
1 Exemplar mit milderem Maschentypus. Durchmesser der Centraikapsel 0,35 mm.
1 Exemplar mit mittlerem Maschentypus. Durchmesser der Centraikapsel 0,8 mm.
1 Exemplar von derbem Maschentypus (BasalfUche mit großen Maschen , aber derben
Balken). I>nrchmcwcr der Centraikapsel 0,73 mm.
l Exemplar von mittlerem Maschentypux (Apikal* und Baialfläche etwas ongleichioaschigV
Durchmesser der Centralka]tsel 0,6 mm.
Diese leider nur spärlichen Befunde weisen übereinstimmend darauf hin, daß die Oro-
sphäriden, wie dies schon Haeckel vermutet hat, Bewohner der tieferen Meeresregionen sind und
also zu den skoto- und nyktoplanktonischen Formen gehören. Eine Stütze für
diese Auffassung' bildet einerseits der Umstand, daß bisher in den Oberflächenschichten keine
Exemplare gefunden wurden (abgesehen von dem oben erwähnten unsicheren Fund bei Mada-
gaskar), andererseits die bedeutende Größe und die Derbheit der Skelettstrukturen.
Systematik. Haeckel hat unter den Formen der „Challcnger“-Ausbeute nicht weniger als
4 Gattungen und 27 Species unterschieden. Diese auffallend große Zahl von Formen kann viel-
leicht durch den Umstand erklärt werden, daß die Orosphäriden „im allgemeinen selten und auf
wenige Oertlichkeiten beschränkt sind, und daß wahrscheinlich alle Species Bewohner von großen
Meerestiefen sind“. Die Gattungen sind nach Haeckel nahe verwandt und unterscheiden sich
hauptsächlich in der äußeren Gestalt der Gitterschale: Die Gattung Oroscena, die „ancestral form“ der
Familie (mit 3 Arten), besitzt eine glatte Gitterschale ohne jegliche Radialstacheln, die Gattung
Orosphaera (mit 1 1 Arten) ist durch den Besitz von Radialstacheln unterschieden, in der Gattung
Orosima (mit 8 Arten) sind die Basen der letzteren pyramidenförmig ausgezogen, und in der
Gattung Oivp/egma (mit 5 Arten) ist die Gitterschale von einem lockeren, spongiösen Balkenwerk
umhüllt, welches durch Anastontosierung der Seitenäste der Radialstacheln zu stände kommt.
Die Gattungen Otvsp/tatra und Orosccna werden in je zwei Untergattungen zerlegt, je nachdem
die Radialstacheln einfach oder baumförmig verästelt sind ( Oronium , Orolhamnus, l>ezw.
Orouenium , Orodendrum), die letzte Gattung Orop/egma wird ebenfalls in 2 Subgenera
gespalten, je nachdem die äußere Schale „a simple fenestrated lamella, forming an outer con-
centric lattice-sphere“ oder „a complex framework, forming an outer spongy envelope“ darstellt.
Bei der Diagnose der einzelnen Arten kommt im HAiCKEL’schen System hauptsächlich die Form
der Radialstacheln (Cylinder- oder Spindelform, gerader oder gekrümmter Verlauf), ihre Olierflächen-
bcschaffenheit (glatte, bedomte oder getüpfelte Oberfläche) und Verzweigungsweise in Betracht
Speciell die Arten der Gattung Orosphatra sollen nahe verwandt sein „and require a further
accurate examination“.
Borgert (1901a) hat sodann aus dem Material des „National“ einige Formen beschneiten,
bei welchen die Gitterschale eine deutlich inonaxon- ungleichpolige Gestalt mit gewölbter Apical-
und mehr altgeplatteter Basalfläche besitzt und die Radialstacheln in unregelmäßigen Kreisen
um die Hauptachse herum gestellt sind. Borgert fand auch, daß die Radialstacheln der Apikal-
fläche und diejenigen des Basalflächenrandes ungleich ausgebildet sind, daß sie an der Basal-
fläche selber fehlen und daß die Schale zwischen den Radialstacheln mit kürzeren, feinen, dor-
nigen Nebenstacheln besetzt ist (vcrgl. Textfig. 64).
Das Material der „Valdivia" enthielt im ganzen etwa 150 vollständige Exemplare, welche
durchweg die wesentlichen Charaktere der Borgert' sehen Otvuena regaiis auf-
weisen. Allerdings zeigen sie je nach der Beschaffenheit der Gitterbalken und Radialstacheln
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T>ef*ec-Kadiolaricn.
427
sehr zahlreiche Abweichungen vom Typus der Oroscena regalis, indem sie sich bald mehr dem
Typus der HAECKKL’schen Gattung Orosphaera nähern, bald die charakteristischen Merkmale von
Oroscena und Orop/egma zeigen. Aber alle diese verschiedenen Varianten sind durch Ueber-
gänge verbunden, derart, daß man mitunter an einer und derselben Station vollständige, von
einem Extrem zum anderen führende Reihen finden kann, und es besteht also kein Zweifel, daß
es sich durchweg um Individualvarianten oder um Entwickelungszustände
einer und derselben Großart handelt.
Das eine Extrem bilden Formen mit sehr großen (bis 0,15 mm langen), eckigen Maschen
und verhältnismäßig dünnen, meist ziemlich reichbedomten Balken, mit cylindrischen, glatten oder
schwach bedomten Apikal- und ebensolchen, schwach verzweigten und nicht anastomosierenden
Basalstacheln, sowie mit wenigen Nebendornen. Von diesem zart m aschigen Typus (Textfig. 65)
führen nun alle Uebergängc (Textfig. 66) zu einem derbmaschigen Typus (Textfig. 67):
die Balken werden dicker, ihre Bedomung verschwindet, gleichzeitig werden die Maschenlücken
kleiner und bekommen eine rundliche Form; ferner bekommen die Apikalstachcln eine mehr
keulenförmige Gestalt und eine kräftigere Bedomung, während die Basalstacheln eine reichlichere Ver-
zweigung erhalten und miteinander in Anastomose treten; endlich nimmt auch die Zahl der
Nebendomen mehr und mehr zu. Derartige derbmaschige Formen sind nun ihrerseits wieder
durch Uebergänge mit Formen von ausgesprochenem O/vp/cgr/ia- i'ypus (Textfig. 71) verbunden,
indem die Anastomosen der Basalstacheln ein geschlossenes Ringgeländer bilden, welches bei
Ansicht von der Apikal- oder Basalseite her wie eine zweite äußere Gitterschale erscheint.
Im ganzen gehen demnach folgende Veränderungen Hand in Hand: Zunahme der Balken-
dicke, Schwund der Bedomung, Verkleinerung und Abrundung der Maschenlücken, Verdickung
der Apikalstacheln, stärkere Verästelung der Basalstacheln, Anastomosenbildung. Indessen können
einzelne Merkmale des derbmaschigen Typus auch bei ausgesprochen zartmaschigen Individuen
auftreten, so die Derbheit und keulenartige Form der Apikalstacheln und die verhältnismäßig
glatte (unbedomte) Beschaffenheit der Gitterbalken. Ganz unabhängig von den übrigen Merk-
malen tritt jedenfalls die Pyramidenbildung auf: es können sowohl extrem zartmaschige, als auch
derbschalige Individuen mit Pyramiden ausgestattet sein, oder derselben entbehren.
Es wurde schon oben (S. 414) die Möglichkeit angedeutet, daß die zartmaschigen In-
dividuen mit großen, eckigen Maschenlücken und mit schlanken, stabartigen Radialstacheln
jüngere Ent wickelungssta dien der derbmaschigen Zustände darstellen. Wie dem aber auch
sei, jedenfalls treten daneben auch zahlreiche Individualvarianten, und zwar offenbar un-
abhängig von der geographischen Verbreitung, auf, und es dürfte daher vorder-
hand am zweckmäßigsten sein, zunächst ohne Berücksichtigung eines möglichen entwickelungs-
geschichtlichen Zusammenhanges, eine Gliederung der Großart in eine Anzahl von Typen vor-
zunehmen. Wir können vielleicht am besten unterscheiden einen zartmaschigen Typus
( O. rega/is graci/is), einen mittleren ( O. r. inlermedia) , einen derben ( O. r. robusta) und
einen Orop/egma-Typus ( O. r. oroplegmoides ). Mit diesem Typen, deren genauere Diagnose weiter
unten folgen soll, sind wohl eine ganze Anzahl der HAECKEL*schen Arten zu vereinigen, ins-
besondere die atlantischen Formen (s. unten). Unter den pacifischen Formen dürften allerdings
einige einen selbständigeren Charakter haben, so wahrscheinlich Orosphaera horrida (Rep., p. 1 596,
Taf. CVI, Fig. 2) mit ihren mächtigen, keulenförmigen, in ihrer Proximalhälfte mit gebogenen
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Valentin Haecker,
Domen liewehrten Radialstacheln, und ebenso Oroscena Grgcnbauri (Rep., p. 1 597, Taf. CVI,
Ftg. 4) mit keulenförmigen, an der Oberfläche elegant skulpturierten Radialstachcln. Ob freilich
diese Formen in Wirklichkeit, wie Haeckel sie abbildet, homaxon und nicht vielmehr ebenfalls
ungleichpolig-monaxon sind, muß bei der offenbar sehr nahen Verwandtschaft, welche alle An-
gehörigen dieser Radiolaricngruppe zeigen, bezweifelt werden.
Gattung. Oroscena Haeckel.
Orosphäriden mit mehr oder weniger stark pyramidenförmig ausgezogenen Stachelbasen.
Oroscena regalis Borgert.
Taf. LXXVI, Fig. 541, 54 2; Taf. LXXVI2, Fig. 548; Taf. LXXVIII— LXXXII; Tcxtfig. 64—73.
? HexatlintUida dictyonina Martin Düncan, 1881, Joum. Roy. Micr. Soc, p. 175, Taf. III, Fig. 4, 6.
Otostena duncanii Haeckel, Rep., p. 1599, und wahrscheinlich andere Oroicena- Arten.
Graut na regalis BoKGERT, 1901a, S. 9, Fig. 8.
Schale leicht polyedrisch, monaxon-ungleichpolig, mit gewölbter Apikal- und abgeplatteter
Basalfläche, mit unregelmäßigen, meist viereckigen Maschenlücken und bedomten Balken. Stachel-
basen mehr oder weniger pyramidenförmig ausgezogen.
Radialstacheln der apikalen Fläche kürzer als der Schalendurchmesser, cylindrisch
bis keulenförmig, mit dorniger Oberfläche, am Scheitel selber in einer Gruppe von zweien oder
dreien (Apikalgabel), im übrigen in mehreren unregelmäßigen Kränzen um die Hauptachse
angeordnet. Die Radialstachcln am Rande der Basalfläche (Basalstacheln) länger als
der Schalendurchmesser, mit verzweigten und bedomten Scitcnästen besetzt, zuweilen unter-
einander anastomosierend.
Höhe der Gitterschale 14—1,5 mm, größte Breite 1,6 — 1,8 mm (nach Borgert Durch-
messer der Gitterschalc 1,7 — 2,3 mm), Iilnge der Basalstacheln 2 — 2,2 mm, größter Durchmesser
des gesamten Tieres 4 — 4,5 mm.
Varianten. In dem mir vorliegenden Material befinden sich sehr zahlreiche Varianten,
die aller alle durch Ueliergänge verbunden sind (siehe S. 427). Ich möchte darnach vier Haupt-
typen unterscheiden:
a) Zartm aschiger Typus (1 Oroscena regalis gracilis [Tcxtfig. 65J' mit großen (bis zu
o,r 5 mm langen), polygonalen (meist viereckigen) Maschenlücken und sehr zarten, meist reichlich
bedomten Balken (abgesehen von den derberen, die Stachelbasen verbindenden Rippen haben die
Balken eine Dicke von 0,002 — 0,01 mm), mit meist cylindrischen, glatten oder schwach bedomten
Apikal- und ebensolchen, schwach verzweigten und nicht anastomosierenden BasaLstacheln, mit
wenigen Nebenstacheln.
b) Mittlerer Typus (O. regalis intermedia [Textfig. 64,66]), mit engeren, aber immer
noch polygonalen Maschen und mit kräftigeren, bedomten Balken. Maschenweite der
apikalen Seite meist verschieden von deijenigen der Basal fläche.
b) Derber Typus (O. regalis robiista [Tcxtfig. 67, Taf. LXXVI, Fig. 541, 542]), mit
rundlichen Maschenlücken und derben (meist 0,1 — 0,3 mm dicken), wenig bedomten Balken.
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Tlefset-Radlolarien.
429
Apikalstacheln keulenförmig, kräftig bedomt, Basalstacheln sehr stark verzweigt, zum Teil mit-
einander anastomosierend. Zahlreiche Nebenstacheln.
d) Or«/t/^»m-Typus (O. rega/is orop/egmoides [Textfig. 7 1 ]). Im ganzen vom Habitus
des derben Typus, jedoch sind sämtliche Basalstacheln miteinander anastomotisch verbunden, so
daß sie ein „Ringgeländer“ bilden (S. 427).
Die einzelnen Typen treten imabhängig von der Oertüchkeit auf, es konnten daher an
den meisten Stationen mehrere Typen bezw. verschiedene Zwischenstufen gleichzeitig gefunden
werden. So gehörten von 9 in Station 32 (canarische Strömung) gleichzeitig gefischten Exemplaren
2 dem sehr zarten Typus, 2 dem mittleren und die übrigen verschiedenen Stufen des derben
und des Orop/egma/X ypus an. Aehnliche Verhältnisse bestehen in der Antarktis, insbesondere
konnte hier kein Ueberwiegen der derberen, struppigen Typen festgestellt werden, wie dies für
verschiedene Tripyleen (Aulacanthiden und Cölodendriden) gilt
Möglicherweise stellen die sehr zarten Typen frühere Entwickclungsstadien der
derberen dar (s. oben S. 414).
Sehr wahrscheinlich sind mehrere der von Haeckel aufgestcllten Arten, insbesondere die
atlantischen und indischen Formen mit der Großart Oroscena rega/is zu vereinigen, lusbesondere
dürfte Orosphaera spinigera (nördlicher Atlantik), O. ramigera (südlicher Atlantik) dem Typus A,
Oroscena / Yux/eyi (nördlicher Atlantik) dem Typus B, Orosphaera eonfluens (tropischer Atlantik)
und arborescens (südlicher Atlantik), sowie Oroscena Dumanii (südlicher Atlantik) dem Typus C
und OropUgma giganteum (tropischer Atlantik) dem Typus D entsprechen. Da Haeckel an-
scheinend nur wenige vollständige Exemplare zur Verfügung hatte (Rep, p. 1591), so entging ihm
vor allem die ungleiche Ausbildung der Apikal- und Basalstacheln, so daß er dazu gelangen mußte,
Bruchstücke mit verschieden geformten Radialstacheln ohne weiteres verschiedenen Arten zuzuweisen.
Fundorte: Atlantik, Indik, PPacifik (Haeckel); Irmingersee (Borgert, 1901a); T.-St 32
(canarische Strömung, V, Typus A— D, zahlreich), 39 (Guineastrom, V.), 50 (Südäquatorialstrom,
V.), 54, 55 (Guincastrom, V.), 66 (Golf von Guinea, V.), 73, 89, 90, 91 (Benguelastrom, V.), 1 1 2
(Agulhasbank, V.), 117, 120 (Westwindtrift, V.), 132 (Antarktis, S. 2500 — 1900), 135 (Antarktis,
V.), 136 (Antarktis, S. 1500 — 400), 142 (Antarktis, V.), 170 (südlicher Indik, S. 1700 — 1000),
182 (südlicher Indik, V.), 213, 215, 217, 218, 22t, 223 (nördlicher Indik, V.), 228 (nördlicher
Indik, S. 420—350), 236, 237, 239, 268 (nördlicher Indik, V.).
Horizontal- und Vertikalverbreitung. Oroscena rega/is kommt mindestens in
allen Teilen des Atlantik und Indik, ferner in den nördlichen Mischgebieten des Atlantik
(Irmingersee) und in der Antarktis vor, wahrscheinlich auch im Pacifik, wo sie aber zum Teil durch
specialisierte Formen (Onsphaera horrido, Oroscena Gegenbauri) vertreten zu sein scheint Nach
den bisherigen Untersuchungen gehört Oroscena rega/is der skoto- und nyktoplanktonischen Fauna an.
III. Tiefenbewohnende Mikroradiolarien
(Sphärellarien und Cyrtellarien).
Während die Mehrzahl der Tripyleen oder Phäodarien und unter den Coilodarien
wenigstens einige große, mit starkem Skelett «aasgestattete monozoe Formen ausgeprägte
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43°
VALENTIN tlAECEZft,
Tiefenbewohner sind, wird von den kleinen Formen aus den Gruppen der Sphärellarien,
Nassellarien und Acantharien, die man in ihrer Gesamtheit als Mikroradiolarien
bezeichnen kann, in der Regel angenommen, daß sie zu den charakteristischen Bestandteilen des
Oberflächen-Planktons gehören. Indessen hat mich die Untersuchung der Schließnetzfänge der
„Valdivia“-Ausbeute zu dem Ergebnis geführt, daß es auch unter den Sphärellarien und innerhalb
der Nassellariengruppe der Cyrtellarien nicht wenige Formen giebt, welche ausgesprochene Tiefen-
bewohner sind und so als Begleiter der skoto- und nyktoplanktonischen Challengeriden und
anderer Tripyleen in Tiefen von 400 — 5000 m Vorkommen.
Als Kriterium dafür, daß man eine Form als tiefenbewohnend zu bezeichnen hat,
möchte ich es betrachten, wenn sie, womöglich in größerer Individuenzahl, mit voll-
ständiger Centralkapsel in tiefer gehenden Schließnetzfängen erbeutet worden ist,
während sie in den Schließnetz- und Planktonfängcn aus den oberen Regionen nicht vorkommt,
bezw. durch nahe verwandte, anders gestaltete Formen vertreten wird.
Ausschlaggebend ist jedenfalls der Besitz einer Centralkapsel. Da nämlich die speciel! an
Collodarien und Sphärellarien gemachten Erfahrungen darauf hinweisen, daß das Leben des ein-
zelnen Individuums mit dem Platzen der Centralkapsel und dem Ausschwärmen der Sporen
(bezw. des letzten Sporen-„Satzcs“) abschließt, so wird man berechtigt sein, auch bei anderen
Formengruppen I nd ivid uen mit vollständiger Centralkapsel als vollkommen lebens-
kräftig zu bezeichnen. Werden also solche Individuen in größeren Meerestiefen, zumal in
beträchtlicher Anzahl, gefunden, so wird man wohl mit der Annahme schwerlich fehlgehen, daß
sie normalerweise hier zu Hause sind.
In vielen Fällen wird die Auffassung, daß eine Form eine Tiefenbewohnerin Ist, dadurch
erheblich gestützt, daß das Skelett gewisse Merkmale aufweist, durch welche auch bei den
Tripyleen die tiefenbewohnenden Formen von den Oberflächenbewohnem unterschieden sind. Dahin
gehört vor allem die derbe Beschaffenheit der Skelcttteile, ein Merkmal, welches spccicll die
tiefenbewohnenden Challengeriden (vergl. Taf. XLIX, Fig. 377) in so charakteristischer Weise kenn-
zeichnet und bei einer ganzen Reihe der hier zu beschreibenden Sphärellarien und Cyrtellarien
wiederkehrt. So sind z. B. Acanthosphacra hirsutissima (Taf. LXXXIII, Fig. 574, 575), EJUpso-
xiphtum palliatum (Taf. LXXXIV, Fig. 587), Lamprocydas marita/is (Taf. LXXXV, Fig. 5 <>4,
595) und die beiden antarktischen Formen Saccospyris an/ardica (Taf. 1 .XXXIV, Fig. 590) und
Peromc/issa lienluulata (Taf. LXXXIV, Fig. 582) durch eine ganz ungewöhnliche Schalendicke,
bezw. durch die Derbheit der übrigen Skelettstrukturen gekennzeichnet
Daß auch bei diesen Mikroradiolarien die Massigkeit des Skelettes wirklich mit dem
Aufenthalt in größeren Mecrestiefen im Zusammenhang steht tritt dann besonders deutlich
hervor, wenn sich in den oberen Schichten der nämlichen oder benachbarter Stationen ähnliche
Formen von sehr dünner Schalenwandung vorfinden, so wie dies z. B. bei den von der
„Valdivia“ gefischten Stylosphäriden und bei Lamprocydas der Fall war.
Ein anderes Merkmal, welches die in den Tiefen aufgefundenen Sphärellarien und Cyrtel-
larien mit vielen ausgesprochenen Tiefenliewohnem aus der Gruppe der Tripyleen gemein haben,
ist die Reduktion des Schwebeapparates. So ist z. B. bei der tiefenbewohnenden
Acanthosphacra hirsutissima (Taf. LXXXIII, Fig. 574, 575), im Gegensatz zu den wohlbekannten,
außerordentlich zierlichen Astrosphäriden des Oberflächenplanktons, keine Differenzierung einzelner
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Tkfcee-Radiolarim.
43*
radialer Skelettteile zu Schwcl>eapparatcn wahrzunehmen, vielmehr finden wir, ganz wie bei
manchen skoto- und nyktoplanktonischen Castanelliden, die Schede von einem gleichmäßigen Mantel
von dünnen Nebendomen besetzt
Wie ferner bei den Challengeriden und anderen Tripyleen der Ueliergang zur Linsen*
gestalt und die Ausbildung strahliger oder kielförmiger Randstrukturen ein
liesseres Durchschneiden des Wassers und somit die Ausdehnung der vertikalen Wanderung in
beträchtliche Meerestiefen zu l>egflnstigen scheint so findet man auch unter den in der Tiefe
gefischten Sphärellarien und Cyrteüarien verschiedene Formen mit seitlich zusam mengedrückter
Schale und zugeschärftem Schalenrande. So sei z. B. auf Heliodiscus asUriscus (Tat, LXXXIII,
Fig. 579) hingewiesen, dessen scheibenförmige Außenschale mit einem Kranz von derl>en Radial-
stacheln ausgestattet ist, deren Enden ohne Zweifel einen kielförmig verjüngten Weichkörpersaum
tragen. In die gleiche Kategorie dürfte auch Satumalis aureolalus (Taf. LXXXIV, Fig. 581) zu
stellen sein, dessen derber Außenring wohl als eine extrem entwickelte Kielbildung zu betrachten ist.
Endlich scheint mir auch die Anhäufung ph äodellcnartiger Inhaltskörper,
wie sie sich bei manchen in größeren Tiefen erbeuteten Formen finden (vergl. Taf. LXXXIII,
Fig. 574, 577; Taf. LXXXIV, Fig. 584), ein Hinweis darauf zu sein, daß die betreffenden Arten
thatsächlich normalerweise in größeren Meerestiefen Vorkommen. Erinnern doch derartige Vor-
kommnisse sehr an die Bilder, welche speciell die tiefen bewohnenden Challengeriden,
Conchariden und andere Tripyleen zeigen!
Wie für die Tripyleen, so gilt selbstverständlich auch für unsere Mikroradiolarien der
Satz, daß, mit Ausnahme vielleicht der Derbwandigkeit und des Weichkörperinhalts, die auf-
gezählten Charaktere nur ganz im allgemeinen und innerhalb gewisser Grenzen Attribute der
Tiefenformen sind und daß nur bei einem Vergleich der zu einer engeren Gruppe
gehörigen Formen die morphologischen Gegeasätze zwischen Tiefen- und Oberflächenformen
deutlich zu Tage treten. Speciell die Derbwandigkeit scheint mir allerdings, soweit ich meinem
Material entnehmen kann, für die Tiefenformen ein Charakterzug xax zu sein, und zwar
dürfte dies mit verschiedenen Faktoren Zusammenhängen. Erstens besitzt nach den bei den
Tripyleen gemachten Erfahrungen der Weichkörper der Tiefenformen ganz allgemein eine derbere
Beschaffenheit als das Protoplasma und die Gallerte der Oberflächenbewohner, und darin dürfte,
schon aus inneren konstitutionellen Gründen, eine mächtigere Entfaltung der Skelettsubstanzen
begründet sein; zweitens fällt offenbar für die Tiefen formen wegen der bedeutenderen Dichtigkeit
und Zähigkeit des Wassers das Bedürfnis einer weitgehenden Gewichts- und Materialersparnis
fort, und es ist ihnen daher ermöglicht, sich im Interesse eines größeren Schutzes mit einem
massiven Skelett zu versehen.
Sehr auffällig ist die Thatsache, daß l>ei den als Tiefenl>ewohner anzusehenden Sphärellarien
und Cyrtellarien so häufig eine äußere Gitterschale (sekundäre Rindenschale) zur Ent-
wickelung kommt. Bei nicht weniger als sechs der hier zu beschreibenden und mit Wahr-
scheinlichkeit als Tiefenformen anzusprechenden Arten aas sehr verschiedenen Grupjx-n trägt
nämlich die derbe, primäre Rindenschale einen Besatz von Domen, deren Spitzen miteinander
durch tangentiale Verästelungen anastomosieren und so eine mehr oder weniger vollständige,
äußere U mhüllung (sekundäre, äußere Rindenschale) bilden. Es sind dies : Hexacromyum
elegant (Textfig. 75), PI. robustum (Textfig. 77), lillipsoxiphium pal hat um (Taf. LXXXIV, Fig. 587),
43*
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432
Valentin Haeckm,
Sattinuz/is aurto/alus (Taf. LXXX1V, Fig. 581), Hcxa/odus dendrophorus (Taf. LXXXV, Fig. 593)
und Cinclopyramis gigantta (Taf. LXXXV, Fig. 599).
Welche Bedeutung diesen Konvergenzbildungen zukommt, ist schwer zu sagen. Man wird
vielleicht daran denken können, daß entsprechend der derberen, massigeren Beschaffenheit des
Protoplasmas der tiefenbewohnenden Formen (vergl. S. 249) auch die Pseudopodien und der
Pscudopodienmutterboden eine mächtigere Entwickelung zeigen und daß dem letzteren in Gestalt
der sekundären Rindenschale ein stärkerer Halt geboten werden soll
Systematik. Die in den Schließnetzfängen in offenbar lebendem Zustand erbeuteten
Formen gehören, mit wenigen Ausnahmen, zwei größeren natürlichen Verbänden an.
Auf der einen Seite sind es Sphärellarien, und zwar ,5phäroideen“ mit kugeliger
oder leicht ellipsoidischer, derbwandiger Rindenschale und mit kräftigem
Dornenbesatz. Bei einer dieser Formen, Acanthosphacra (Taf. LXXXIII, Fig. 574, 575), sind
außer den langen, kräftigen Dornen keine stärkeren Radialstacheln differenziert, während bei den
übrigen die letzteren in verschieden großer Zahl entwickelt sind. Ich bin geneigt, ähnlich wie
bei den Castanelliden (S. 153), die Formen mit vollkommen gleichmäßiger Bcdomung (Acantho-
sphaera) als die am wenigsten specialisierten, diejenigen mit einer größeren, zum Teil wechselnden
Zahl von Radialstacheln ( Haliomma u. s. w.) als abgeleitete und endlich diejenigen mit einer
streng fixierten Zahl (12, 6, 2) als die am meisten differenzierten zu betrachten. Darnach würde
die Entwickelung von Amnthospharra (Taf. LXXXIII, Fig. 574) über Haliomma (Textfig. 74) zu
den Cubo- (Taf. LXXXIII, Fig. 576) und Stylosphäriden (Taf. LXXX1V, Fig. 587) führen.
Centralkapsel und Kern haben in der Regel eine kugelige Gestalt, nur in einem Fall, bei
Xiphatractus radiosus (Textfig. 80), glaubte ich die bei zahlreichen oberflächenbewohnenden Astro-
sphäriden vorkommende viellappige Form der Centralkapsel feststellen zu können. Der mit
phäoddlenähnlichcn Nahrungsballen angefülltc Weichkörper ist beim konservierten Material stets
stark zusammengezogen und zeigt in der Regel eine befranste Oberfläche (Textfig. 80 u. a.).
Die zweite Hauptgruppe von Tiefenliewohnem wird gebildet durch eine Reihe von
Cyrtellarien mit zwei- oder dreigliedriger derbwandiger Gitterschale und
mit drei- oder vieriobiger Centralkapsel, welche mittelst einer zwischen dem obersten
und folgenden Schalenglied (Cephalis und Thorax) befindlichen Siebplatte suspendiert ist und mit
ihren Loben in den thorakalen Schalcnabschnitt herabhängt. Je nachdem das obere Schalenglied,
die Cephalis, durch eine deutliche sagittale Einschnürung in zwei Logen zerlegt wird (Saaospyris
Taf. LXXXIV, Fig. 590) oder nur eine einfache Kammer darstellt (Petvme/issa, Taf. LXXXIV,
Fig. 591 u. a.), gehören die betreffenden Formen im künstlichen System zu den „Spy r o i d e e n“
oder zu den „Cy rtoideen“, und ebenso würden die letzteren, je nachdem die Cephalis deutlich
gegen den Thorax abgegrenzt ist oder nicht, zu sehr verschiedenen Abteilungen des künstlichen
Systems zu stellen sein. Doch treten bezüglich der feineren Skelettstrukturen ziemlich weit-
gehende Uebereinstimmungen hervor, insbesondere dürften die „Spyroidee“ Saecosp)'ris antarctica
(Taf. LXXXIV', Fig. 590) und die „Cyrtoidee“ Perometissa denticulala (Taf. LXXXIV, F'ig. 591)
einander sehr nahestehen, wie die Beschaffenheit des Innenskelettes zeigt, und ebenso möchte
ich die Beziehungen der Lamprocycladiden (Taf. LXXXV', Fig. 593 — 598) und der Flectopyramididen
(Taf. LXXXIV, Fig. 592 ; Taf. LXXXV, Fig. 599) für sehr enge halten. Auch die starke Bedomung
der apikalen Schalenabschnitte kehrt bei einer Reihe von Formen aus diesen verschiedenen
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Tiefsce-Radiolarien.
433
Gruppen wieder, so bei Penmelissa (Taf. LXXXIV, Fig. 591), fftxa/odus (Ta/. LXXXV, Fig. 593),
Cinc/opyramis (Taf. LXXXV, Fig. 599), und dasselbe gilt für den thorakalen, vielfach rudimen-
tären Achsenstab. Man vergleiche Sattospyris (Taf. LXXX1V, Fig. 590), Peromdissa (Taf. LXXXIV,
Fig. 591) und Lamproeydas (Taf. I .XXXV, Fig. 594). Spätere Untersuchungen werden «eigen,
ob alle diese Gruppen, deren nähere Zusammengehörigkeit man zur Zeit mehr empfinden als
beweisen kann, wirklich durch eine engere Verwandtschaft verbunden sind.
Während sich also die Mehrzahl der zu besprechenden Formen auf zwei Hauptgruppen
verteilt, nehmen einige andere Arten eine mehr isolierte Stellung ein, nämlich die Sphärellarie
Hdiodiscus asUriscoides (Taf. LXXXUI, Fig. 580) und die Cyrtellarie Trücraspyris anlarclica
(Taf. LXXXIV, Fig. 586).
Bemerkenswert ist der Umstand, daß von der zweiten Hauptgruppe der Nassellarien,
den Plectellarien, bisher keine Formen in größeren Tiefen gefunden wurden.
Nahezu alle in den Tiefen gefundenen Formen stimmen nun noch in einem Punkt (Hierein,
nämlich in Bezug auf ihr paläontologisches Alter. Man kann in der That zeigen, daß
fast sämtliche F'ormen entweder schon aus jurassischen, kretaceischen und
tertiären Ablagerungen bekannt oder in letzteren durch sehr nahestehende
Formen vertreten sind.
Die folgende Tabelle bringt dieses Verhältnis in übersichtlicher Weise zum Ausdruck:
Vermutliche Vertikal Verbreitung und
Beschaffenheit der Schale
Entsprechende fossile Formen*)
a) Sphärellarien:
Acatitkosphttera hirsutitsima n. sp. (Taf.
LXXXIII. Fig. 574. 575)
Skoto- bis nyktoplanktonisch ; sehr ,
derbwandig
? Verschiedene Crnoiphasra- A rten aus Jura, Kreide und
«u* dem Tertiär Skalier»
Hexacontium pachxdermum JARGEN&EN
(Taf. LXXXIII^ Fig. $jt>)
Kncpho- bis skotoplank tonisch : derb-
wandig
Formen aus dem Tertiär Skiliens; von StÖHR zu
Ilaliomma und Actinomma gestellt
Hrxacremyum tUgant Haeckel und !
rcbuitum n. sp. (Text fig. 75, 77)
Vermutlich tiefenbewohnend ; »ehr :
derbwandig
Entsprechende fossile Formen bisher nicht lurkxnnt
Xtphostylu* Jtndrocppus n. sp. (Tcxtfig, 79) |
Skoto- bis nyktoplanktonisch *, sehr
derbwandig
Eine Xiphottylw Art aus dem Tertiär von Barbados
bekannt
Elhptoxiphiutn pal ho tum HaKCKEI.
(Taf. LXXXIV. Fig. 587)
Skoto- bis nyktoplanktonisch ; sehr
derbwandig
Verwandte Formen ohne sekundäre Rindenschale
( EHiptvxtphut Dunikowsei) sind aus dem alpinen
Lias und dem Tertiär von Barbados bekannt
Stylatractui carduui (Ehrenbexg) (Text-
fig. 80)
Skoto- bis nyktoplanktonisch; ziem-:
lieh derbwandig
Ar» dem Tertiär von Barbados bekannt
Xiphatraetus radiorus (EmrkniiEXü)
(Taf. LXXXJV, Fig. 588)
Wahrscheinlich tiefenbewohnend; sehr
derbwandig
Aus dem Tertiär von Borlwdos, ähnliche Formen aus
dein Ap/vcAusSchieitr und anderen jurassischen (post-
liassischenj Ablagerungen bekannt
Saturnalii aureolatus n. sp. (Taf.
LXXXIV, Fig. 5»l ; TnKig. S J)
1 Nyktoplanktonisch?
Sa/urnahi- Allen sind aus dem Tertiär von Barbados
und der Nikobaren bekannt (Rep., p. 13a)
tteUodiscut aitrriuoidti n. xp. (Taf.
LXXXIII. Fig.
KnephoplankloniKh bis nyktoplankto-
nisch
//e/icdiifus-Anca sind aus dein Tertiär von Barbados,
Acgina und Sidlicn, sowie aus dem jurassischen
Aptvt Anr-Schiefer bekannt
l) Es standen mir hauptsächlich die älteren Arbeiten von EHlENBF.nr., STflHR mul Rflsr zur Verfügung.
Deutsch« Ttataa- Eipeslitio« 189* — ifc», M. XIV.
433
55
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Valentin Haecksr.
Vermutliche Vcrtikalverhrritung und
Beschaffenheit der Schale
Entsprechende fossile Formen
b) Cyrtellarien:
Triceraspyris antarctica n. sp. (Taf.
LXXXIV, Fig. 586)
Nyklophnktonlscb ?
Die nächsten Verwandten im Tertiär von Barbados
Sacccnpyris antarctica D. sp. (Taf.
LXXXIV, Fig. 584, 590)
Nyktoplank tonisch ?; sehr derbwandig
Nahe verwandte Formen im Tertiär von Barbados
Perometnsa denticulata (Ehrenherü) (Taf.
LXXXIV, Fig. 582. 583. 590
Knepboplank tonisch bis nyktoplankti»
nisch; »ehr derbwandig
Nabe verwandte Srthopora- und Peromelissa- Arten aus
dem Tertiär von Barbados bekannt
Crattrocydas rotmstmima n. g.f n. sp.
(Taf. LXXXV, Fig. 596)
Skotof dank tonisch; sehr derbwandig
1 Nächst verwandte Fonn : Anthocyrlium Ehrenbergi
(Stöhr) aus dem Tertiär Sidllens
Lamprocydas maritalis HakcxT-L (Taf.
LXXXV, Fig. 594, 595)
Lamprocydas intermedia n. sp. (Taf.
LXXXIV, Fig. 585)
Vermutlich tiefenbewohnend ; sehr derb-
wandig
Vorwiegend knephoplanktoniach ; von
mittlerer Schalendicke
Fossile Lamprocydas- Arten sind nicht bekannt, doch
kommen ganz ähnliche Formen aus der Gattung Clathro-
eydat im Tertiär von Harlisdos vor
Lamprocydas dentata n. sp.(Taf. LXXXV,
Fi£. 598)
? KncphoplanktooiBch ; derbwandig
Htxalodus dendrophorus n. g., n. sp.
(Taf. LXXXV, Fig. 593)
r Knephoplanktonisch; sehr derbwandig
Nahe verwandt : Litkcchytris tripodium Ehuhbdig aus
dem Tertiär von Barbados
Pltdopyramis polypUura (HAECKEI.)
(Taf. LXXXIV, Fig. 592)
f Skotoplank tonisch
Eine PUctopyramis - und mehrere ähnlich gebaute Sethc-
pyramit-Anen sind aus dem Tertiär von Barbados
bekannt (vcrgl. Rep., p. 1 253 ff.)
Cindepyramis gigantea n. sp. (Taf. j
LXXXV, Fig. 599)
; r Ticfcnbewohnend
Zwei Cinchpy ra w»«- Arten find aus dem Tertiär von
Barbados bekannt (Kep., p. 1161)
Stthophormii sp. (Tcxtfig. 92)
Vorkommen in den Tiefen zweifelhaft
Fossile Formen nicht bekannt
Eusyrmginm »p. (Tcxtfig. 93)
? Tiefenbewohnend
Aehnllche Formen aus jurassischen Ablagerungen und
aus dem Tertiär Sidliem bekannt
Die vorstehende Zusammenstellung läßt ohne weiteres erkennen, daß in der That nahezu
sämtliche als Tiefenbewohner zu betrachtenden Formen bereits aus jurassischen oder
tertiären Ablagerungen bekannt oder in diesen durch nahe verwandte Arten vertreten sind.
Umgekehrt läßt sich auch zeigen, daß z. B. die Larcoideen, Plectoideen und Stephoideen,
welche in den geologischen Ablagerungen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen (veigl.
Haeckb. Mon, 1887, S. 146), auch in den größeren Meerestiefen nicht auftreten.
Wie weit die Uebereinstimmung geht, welche zwischen der tertiären und der tiefen-
bewohnenden Radiolarienfauna besteht, ergiebt sich ohne weiteres, wenn man z.B. in der Abhandlung
von Stöhr (1880) die in der Tripeln (Mergeln) von Grotte gefundenen tertiären Formen betrachtet
So zeigt die Taf. 1 der SröiiR’schcn Arbfeit eine Reihe von Ccttosphatra-, Italiomma-, und Ileliodiscus-
Arten, welche zum Teil mit den hier beschriebenen Acanthosphatra-, Hexacontium- und Hcliodiscus-
Arten eine große Aehnlichkeit haben. Auf Taf. II begegnet uns, abgesehen von den aus der
Tiefenfauna nicht bekannten Omma/ocampe-Arten, eine Reihe von Astrosphäriden, welche den auf
S. 436 beschriebenen Formen sehr nahestehen. Taf. III bringt unter anderem Formen, welche
in die Nähe von Triceraspyris, Lamprocydas und vielleicht auch Saccospyris zu stellen sind, und
Taf. IV mehrere Lithocampiden und eine der neuen Lamprocycladiden-Gattung Hexa/odus ähn-
liche Form (Taf. IV, Fig. 14). Die Taf. V und VI enthalten allerdings einige Discoideen, welche
trotz ihrer Größe bisher noch nicht in beträchtlicheren Tiefen gefunden wurden, aber im ganzen
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Ticfjrc- KjclioUiien.
435
wird man sich doch nicht des Eindruckes erwehren können, daß das Faunenbild der
Tripel dem der größeren Meerestiefen in weitgehendem Maße entspricht
Nach dem Vorstehenden läßt sich also zunächst für die tiefenbewohnenden Sphärellarien
und Cyrtellarien der weitere Satz aufstellen, daß diese Formen großenteils in die Kategorie der
Dauertypen gehören. Es würde nun aber freilich verfehlt sein, wenn man aus der allgemeinen
Uebereinstimmung, welche die Tiefenbewohner mit den jurassischen und tertiären Formen zeigen,
nun auch die Annahme ableiten wollte, daß sich die tiefenbewohnenden Formen in Bezug auf
ihr Alter von den Oberflächenbewohnern unterscheiden, daß sich also unter ihnen verhältnismäßig
mehr Dauertypen befinden, als unter letzteren. Eine solche Folgerung wäre deshalb unrichtig,
weil offenbar das seltene Vorkommen oder das Fehlen der Oberflächenformen in den älteren
Sedimenten an und für sich noch kein Beweis dafür ist, daß derartige Formen in der Jura-, Kreide-
und Tertiärzeit gar nicht oder in geringerer Zahl existiert haben. Vielmehr könnte es darauf
beruhen, daß das zarte Skelett der Oberflächenbewohner weniger resistent ist, als die derben
Gehäuse der Tiefenbewohner. Es ist also sehr wohl möglich, daß auch die recenten Plectellarien
und andere bisher nur aus den Oberflächenschichten bekannte Formen mehr oder weniger Dauer-
typen sind, ja diese Annahme ist sogar sehr wahrscheinlich, weil sich unter den recenten Ober-
flächen-Radiolarien thatsächlich verschiedene, anscheinend primitive Formen l>e finden, und ferner,
weil wohl in den meisten Tiergruppen die oberflächlichen Formen im ganzen als die weniger
specialisierten, d. h. älteren Typen erscheinen.
Es scheint mir demnach die geologische B e d e u t u n g der hier mitgeteilten Ergebnisse
der Tiefsee-Fixpedition weniger darin zu liegen, daß wir nun auch aus der Gruppe der Radio-
larien zahlreiche tiefenlebende Dauertypen kennen, sondern darin, daß nunmehr
eine Unterscheidung zwischen Oberflächen- und tiefenbewohnenden Mikro-
radiolarien erstmals angebahnt ist und daß der Charakter der einzelnen Form schon
aus der Beschaffenheit des Skelettes gefolgert werden kann. Weitere Untersuchungen
werden wohl dazu führen, in Bezug auf diese Unterscheidung eine größere Sicherheit zu gewinnen
und, falls die Unterschiede im Skelett nicht bloß durch die Tiefen-, sondern auch, was wahr-
scheinlich ist, durch Temperaturverhältnisse bedingt sind, aus der Zusammensetzung der
Radiolarienfauna eines beliebigen Sedimentes Schlüsse auf den Charakter des betreffenden Meeres
zu ziehen.
Ordnung. Spumellaria.
Unterordnung. Sphaerellaria.
Familie. Astrosphaeridae.
Sphäroidecn, d. h. sphärisch gebaute Formen mit zahlreichen Radialstacheln.
Gattung. Aeanthosphaera Ehrenberg.
Mit einer einzigen Gitterschale und mit gleichförmigen unverzweigten Radialstacheln.
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Valentin Haecker,
Acanthosphaera hirsutissima n. sp.
Taf. LXXXm, Fig- 574. 575
Schale dickwandig (0,008 — 0,012 mm dick). Poren rundlich, von wechselnder Größe,
im ganzen 1 — 1 1/2 mal so breit wie die Balkenbreite, von polygonalen Rahmen umgeben. Radial-
stacheln gleichmäßig borsten förmig, von 'h bis 2/3 Radiuslänge, auf sämtlichen Knotenpunkten,
zum Teil auch zwischen denselben sich erhebend.
Schalendurchmesser: 0,125 — 0,14 mm.
Fundorte: T.-St. 16 (Golfstrom, S. 1850 — 1550, •, Kg. 574), 48 (Südäquatorialstrom,
S. 2700 — 2900, O 0)> 66 (Golf von Guinea, S. 700 — 600, •, Fig. 575).
Diese in verschiedenen Alistufungen der Schalengröße und Schalendicke auftretende Form
stimmt einigermaßen mit Acanthosphaera antarctica Haeckel (Rep, p. 214) überein, welche in
ChalL-St 157 (Antarktis) in einer Tiefe von 1950 Faden gefischt wurde. Nur fehlen letzterer
Form die Porenrahmen, welche bei den mir vorliegenden Exemplaren sehr ausgeprägt her-
vortreten.
Vermutlich sind hierher auch einige der von früheren Forschem zur Familie der L i o -
sphäriden (sphärische Sphärellarien ohne Radialstacheln) und zwar zur Gattung Ccnosphacra
gerechneten Formen zu stellen, so vielleicht C. cfysia Haeckel (Rep, p. 64, Taf. XII, Kg. 8a)
aus dem centralen Pacifik, C. aspera Stöhk (Palaeontogr, Bd. XXVI, 1880, S. 85, Taf. I, Kg. 2)
aus den tertiären Ablagerungen Siciliens u. a. Da ich nämlich in sehr vielen Fällen leere
Castanellidenschalen gefunden habe, deren Radialstacheln durch Reibung und Rollung
vollkommen abrasiert waren, möchte ich es für sehr wahrscheinlich halten, daß mindestens
viele mit Gitterschalen versehene Radiolarien, deren Oberfläche nach Angabe der Autoren
glatt, rauh oder von sehr kurzen Dornen besetzt ist, im natürlichen Zustand mit
einem dichten Mantel von längeren Borsten nach Art von Acanthosphaera antarctica versehen
sind, und daß speciell die wegen vollständiger Abwesenheit von Radialstacheln zu den Lio-
sphäriden gestellten Cenosphären großenteils bei den Astrosphäriden und speciell bei den
Acanthosphären unterzubringen sind. Mit Rücksicht auf die Auffindung tiefenbewohnender
Acanthosphären ist es nun von Interesse, fcstzustellen, daß die Cenosphären zu den ältesten
bisher bekannten Radiolarien gehören, wie die Befunde aus jurassischen Koprolithen (Rüsr, 1885),
aus den oberen Jurakalken (Waauf.n, 1876) und aus der Kreide (ZrrrEL, 1876) beweisen.
Weitere Astrosphäriden.
Auch sonst wurden in verschiedenen Schließnetzfängen Astrosphäriden mit wohl-
erhaltenem Weichkörper angetroffen, deren genauere Stellung aber nicht zu ermitteln war, teils
weil die äußeren Radialstachcln abgebrochen, teils weil die Markschalen durch den Weichkörper
verdeckt waren. Unter anderem sei hier noch auf eine in T.-St. 229 (nördlicher Indik, S. 800
bis 600) gefundene Form mit zweifellos wohlerhaltenem Weichkörper hingewiesen, welche vielleicht
in die Gattung Ilatiomma (Astrosphäriden mit einer Mark- und einer Rindenschale, sowie mit gleich-
artigen, einfachen Radialstacheln) und zwar in die Untergattung Haliommura (Poren der Rinden-
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Tief iee- Radioiahen.
437
schale von unregelmäßiger Größe, Radialstacheln nur auf einem Teil der Knotenpunkte) gehört
(Textfig. 74). Der Durchmesser der äußeren Schale beträgt 0,31, ihre Dicke 0,01 mm.
Den Uebcrgang zu den Cubosphäriden ver-
mitteln einige in T.-St 66 (Golf von Guinea, S. 700 ■
— 600 und 500— 350) gefischte Formen, welche in ihrem
ganzen Habitus an das im folgenden zu beschreibende
Hexacontium pachydermum erinnern, aber 12 oder 20
Radialstacheln besitzen. Genaueres über den Bau des
Skelettes, insbesondere über die Zahl der Gitterschalen
konnte nicht ermittelt werden, da die Markschalen durch
den Weichkörper verdeckt waren. Es möge daher die
Feststellung genügen, daß sich in den größeren Tiefen
außer der Acanthosphacra hirsuiissima noch verschiedene
derbwandige, kurz- und derbstachelige Astrosphäriden
vorfinden.
Fig. 74. ilaltamma sp.
Familie. Cubosphaeridae.
Sphäroideen mit 6 Radialstacheln.
Gattung. Hexacontium Haeckel.
Mit 3 Gitterschalen und 6 einfachen, gleich großen Radialstachcln.
Hexacontium pachydermum Jörgensen.
Tal. LXXXIII, Fig. 576a, 576b.
Hexatonltum pachydermum, JOrg ensen, 1899, Taf. II, Fig. 14; 1905, S. 115, Taf. VIII, Fig. 31.
Hexacontium pachydermum, V. Haeckf.R, 1907 c, S. 1 19, Fig. 2.
Mit dem von Jörgensen beschriebenen Hexacontium pachydermum stimmt eine Form
Qberein, welche im Indischen Ocean wiederholt mit gut erhattenem Weichkörper aufgefunden
wurde. Insbesondere scheint für sie die Dicke der äußeren Gitterschale und die
variable Länge der Radialstacheln charakteristisch zu sein. Ob freilich alle Exemplare
2 Markschalen besitzen, konnte wegen des Weichkörpers nicht ausgemacht werden. Der Durch-
messer der äußeren Gitterschale beträgt bei meinen Exemplaren o,rr — 0,14 mm.
Auch die HAECKEL’schen Formen Hexacontium favosum mit sehr kurzen, kräftigen, drei-
seitig-pyramidalen Radialstacheln (Rep, p. 194, Taf. XXIV, Fig. 2, 2a), //. hexaconieum mit
konischen Radialstacheln von Radiuslänge (Rep, p. rg6) und H asteracanthion mit variabeln
Radialstachein (Mon. d. Rad, 1862, S. 441, Taf. XXIII, Fig. 5, 6) dürften in nächster Nähe stehen.
Endlich ist zu bemerken, daß auch aus dem Tertiär Siciliens Skelette bekannt sind, welche,
abgesehen von dem wahrscheinlich abgebrochenen oder korrodierten Borstenbesatz, eine sehr
weitgehende Uebereinstimmung mit den indischen Tiefenformen zeigen (Stöhk, Palaeontogr,
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43«
Valentin Haecker,
Bd. XXVI, 1880, Taf. I, Fig. 8; Taf. II, Fig. 4, 7). Die tertiären Formen werden von Stöiir, je
nachdem eine oder zwei Markschalen gefunden wurden, zu Ha/iomma oder zu Adinomma gestellt
Recente Fundorte: Westküste von Norwegen, 300 m und tiefer (//. padtydermum ,
Jörgensen); centraler Pacifik, Ch.-St. 265, 2900 Faden (H favosum , Haeckej.); Antarktis, Ch.-St 157
(//. /tcxaconciuni, IIaeckel); Mittelmeer, Atlantik, Pacifik, Oberfläche (H astcracanthion, Haeckel).
T.-Sl 221 (nördlicher Indik, S. 180 — 195, •), 228 (nördlicher Indik, S. 420 — 350,
350 — 250* • •), 229 (nördlicher Indik, S. 600 — 400).
Verbreitung. Speciell H. pachydermum scheint eine in warmen und in kühleren
Meeresgebieten weitverbreitete, vorwiegend knephoplanktonische Form zu sein.
Hexacontium sp.?
Taf. LXXXIII, Fig. 577.
In die Gattung Hexacontium oder, da nicht mit vollkommener Sicherheit die Zahl der
Markschalen ausgemacht werden konnte, vielleicht auch in die Gattung Hexalonche gehört ferner
eine in T.-St 1 75 (südlicher Indik, S. 500 — 400, •) gefischte Form mit einem Rindenschalen-
durchmesser von 0,145 mm un<^ 6 dreikantigen (? dreiflügeligen), 0,125 mm langen Radial-
stacheln. Bemerkenswert ist bei dieser Form die bügelfömiige, im Zwischenraum zwischen
Rindenschale und äußerer Markschale gelegene Centralkapsel, welche sich mit ihrer Innenfläche an
die äußere Markschale anlegt und mit ihrem mittleren, nach außen gerichteten Teile um einen
Radialbalken hemm geschmiegt ist. Sie erinnert demgemäß außerordentlich an die liohnenförmigen
Centralkapseln der Tuscaroren (s. S. 201), sowie an die unten zu beschreif )ende Centralkapsel
von Hdiodiscus (Taf. LXXXIII, Fig. 578). Der Hauptteil der Centralkapsel ist durch einen
Strang mit einem kugeligen Körper verbunden, welcher ganz die Färbbarkeit der Centralkapsel
zeigt und vielleicht als eine abgetrennte Partie der letzteren betrachtet werden darf. Bemerkens-
wert ist die große Menge der Nahrungskörper und die bedeutende Größe einzelner Phäodcllen.
Gattung. Hexacromyum Haeckel.
Haeckel, Rep., p. 201.
Cubosphäriden mit vier konzentrischen Gitterschalen (2 Mark- und
2 Rindenschalen).
Die in der Gattung Hexacromyum von Haeckei. zusammengefaßten Arten lassen sich in
zwei Gruppen teilen, je nachdem die beiden äußeren fritterschalen im wesentlichen gleiche oder,
wie bei H. e/egans , verschiedene Struktur zeigen, ln letzterem Falle ist die „primäre“ Rinden-
schale (die dritte Schale von innen nach außen gerechnet) derbwandig mit hexagonalen Poren-
rahmen, während die äußere, sekundäre Rindenschale (die vierte) sich als ein feines Netzwerk
darstellt, welches die Spitzen der auf der dritten Schale stehenden Nebenstacheln miteinander ver-
einigt und so gegenüber den übrigen Gitterschalen als eine mehr accessori sehe Bildung
erscheint. In diese zweite Gruppe gehören die beiden folgenden, in tiefgehenden Schließnetzzügen
erbeuteten Formen. Da die Skelette leer waren, so kann allerdings nur aus der bedeutenden
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TiefKC-Riciiolarän.
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Derbheit derselben die Vermutung abgeleitet werden, daß es sich wirklich um tiefenbewohnende
Formen handelte.
Hexacromyum elegans Haeckel.
Textfig. 75, -(>.
Hexacromvum elegans Haeckel, Rep., p. 201, Taf. XXIV, Fig, <)■
Das mir vorliegende, aus T.-St 228 (nördlicher Indik, S. 420 — 350) stammende Skelett
stimmt in den Größenmaßen (Durchmesser der 4 Gitterschalen 0,18, 0,15, 0,05, 0,015) se^ir
gut mit dem ccntralpacifischen, angeblich von der Oberfläche stammenden II. elegans überein.
Hexacromyum robustum n. sp.
Tcxtfig. 77, 78.
Der vorigen Form nahestehend ist ein in T.-St 48 (Südäquatorialstrom, S. 2700 — 2000, Q)
gefundenes leeres Skelett, welches sich alxjr durch die größere Derbheit der primären Rindcn-
schale, sowie durch die größere Zahl und die Anordnung der die sekundäre (äußere) Rinden-
f»«. 78.
Ifexacromyu m rolus- T* ” /t'*«cr*myum robustum «. .p.
tum n. *p.
Fl«. 75. Hexatramyum elegans HaECKEL. Obtifllldicnaoticht.
schale tragenden Nebendomen unterscheidet In den einzelnen Knotenpunkten der inneren Gitter-
schale finden sich nämlich meist 2 oder 3 unter spitzem Winkel divergierende Nebendomen,
und außerdem sind auch die Balken selber mit einzelnen oder paarweise angeordneten Neben-
domen besetzt (Fig. 78). Ein weiterer Unterschied von H. elegans besteht darin, daß bei meinem
Exemplar nur eine Markschale vorhanden ist, so daß man es, dem künstlichem System zu-
folge, nicht mit einem Hexacromyum , sondern mit einer neuen Gattung zu thun haben würde.
Bei der Derbheit des ganzen .Skelettes, insbesondere der inneren Rindenschale und der
Radialstacheln, ist anzunehmen, daß es sich um eine tiefenbewohnende Form handelt
Der Durchmesser der deutlich erkennbaren Schalen beträgt: o ,22, 0,165 und 0,05 mm.
439
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440
Valxktih Haecur.
Familie Stylosphaeridae sensu lat
Sphärellarien mit einfacher oder mehrfacher, kugeliger oder cllipsoidischer Gitter-
schale, und mit zwei an entgegengesetzten Polen gelegenen Radialstacheln.
Die HAECKEL'sche Familie der Sty losphariden sens. stricL umfaßt alle zwei-
stacheligen Formen mit sphärischer Centralkapsel und mit sphärischen Gitterschalen,
also zweistachelige „Sphär oideen“. Dagegen werden im HAECKEL’schen System alle zwei-
stacheligen Formen mit cllipsoidischer Centralkapsel und mit ellij>soid Ischen Gitterschalen als
„Prunoideen“ davon abgetrennt und in den zwei Familien der Ellipsiden (mit einfacher
Gitterschale) und Druppuliden (mit 2 oder mehr Gitterschalen) untergebracht Indessen
zeigt ein Blick auf die Tafeln des Challengenverkcs (Tat XIII — XVII, XXXIX), daß diese Ver-
teilung der zweistachcligcn Formen auf zwei Unterordnungen und drei Familien eine künsdiche
Trennung von eng zusammengchörenden Formen lx;deutet, da das zur Unterscheidung benutzte
Merkmal, die allgemeine Form von Centralkapsel und Gitterschalen, offenbar keine wichtige
systematische Bedeutung besitzt lehren doch zahlreiche andere Radiolariengruppen, so z. ß.
unter den Tripyleen die Gis tan eil i den (Taf. XXXIV), daß Abweichungen von der Kugelform,
insbesondere Uebergänge zur cllipsoidischen und Bimenform, sehr häufig den Charakter von
rein individ u eilen Abänderungen haben, und auch bei den im „Valdivia“-Material gefundenen
zweistacheligen Sphärellarien zeigen die verschiedenen, im gleichen Schließnetzfang erbeuteten
Individuen vielfach Uebergänge von der sphärischen zur ellip-
soidischen Schalen form.
Man wird demnach zweifellos berechtigt sein, die meisten
zu den drei genannten Familien gestellten Formen in einer und
derselben natürlichen Gruppe, in der Familie Stylosphaeridae
sensu lat, zu vereinigen. Eine Ausnahme hiervon dürfte wohl
nur die Ellipsidengattung Pipettella und die Druppulidengattungen
Pipctta und Pipettaria bilden, deren Polstacheln hohle, ge-
fensterte Röhren sind, die als ausgezogene Teile der Gitter-
schale erscheinen und so einen durchaus anderen Charakter
haben, als die massiven, meist kantigen RadiaLstacheln der
'übrigen Formen.
In den Schließnetzfängen der „Valdivia“ wurden folgende
Stylosphäriden mit Inhalt gefunden :
a) Formen ohne Markschalen.
Xiphostylus dendrocopus n. sp.
Texlfig. 79.
Mit sphärischer, sehr derbwandiger Rindenschalc, mit
regelmäßigen, rundlichen Poren, welche ungefähr so breit wie die
Balken sind und von leicht erhabenen, hexagonalen Rahmen
umgeben sind. In» den Knotenpunkten erhebt sich je ein
440
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T iefxje- Rad inUricn-
441
dünner Nebendorn. Polstacheln von ungleicher Länge, kegelförmig. Anscheinend keine
M arkschale.
Durchmesser der Rindenschale 0,14—0,15, Dicke 04315 mm. I-änge der Stacheln
o,t — 0,15 mm.
Fundorte: T.-St 221 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1000, •), 227 (nördlicher Indik,
S. 600 — 400, •).
Diese Form nähert sich in den allgemeinen Dimensionen am meisten dem Xiphosty/us
picus Haeckel (Rep, p. 129, Taf. XIV, Fig. 13), nur daß hei letzterem der kleinere Polstachel
von einer Gruppe von kurzen konischen Nebenstacheln umgeben ist und daß ihm scheinbar die
dünnen Nelx:ndomen fehlen, was aber möglicherweise mit dem Erhaltungszustand zusammen-
hängt. Eine nur halb so große Xiphosfy/us-Art, X. anhinga Haeckel, mit glatter oder etwas
rauher Oberfläche (Domen abgebrochen?) und gekrümmten Radialstacheln (Abnormität?), ist aus
den Tertiär von Barbados bekannt
Ellipsoxiphium palliatum Haeckel
Taf. LXXXIV, Fig. 587.
Ellipsoxiphium palliatum Haeckel, Rep, p. 296, Taf. XIV, Fig. 7.
Mit ellipsoidischer, sehr derbwandiger Rindenschale: ohne Markschalen, mit verschieden
langen Polarstacheln und mit Netendomen, deren Spitzen durch eine dünne, zartmaschige
sekundäre Rindenschale verbunden sind.
Durchmesser der derben Rindenschale 0,16, Länge der Apicaistacheln 0437 — 0,12 mm.
Fundorte: T.-St 27 (canarische Strömung, S. 2250 — 1950, •), 42 (Golf von Guinea,
S. 700 — 600, •), 227 (nördlicher Indik, S. 600 — 400, •).
Die beschriebene Form stimmt am besten mit dem pacifischen Ellipsoxiphium palliatum
Haeckel überein. Aehnliche Formen ohne sekundäre Rindenschale (E/Hpsoxiphus Dunikowski)
sind aus dem Tertiär von Barbados und dem alpinen Lias bekannt (vergL Rep, p. 296 f.)
b) Formen mit Markschalen.
Stylatrartus carduus (Ehrenberg).
Textfig. 80.
Stylosphaera can/nui Ehrenberg, 1875, Taf. XXV, Fig. 7.
Styfatractus carduus Hakckei., Rep., p. 330.
Mit sphärischer bis ellipsoidischer, ziemlich dickwandiger Rindenschale, mit meist zwei
Markschalen, mit ungleichen Polarstacheln, sehr verschiedenartigen Poren und höckerigen Knoten-
punkten.
Durchmesser der Gitterschale 0,12 — 0,15, Länge des längeren Apicalstachcls 0,03 — 0,08,
des kürzeren 0,02 — 0,04 mm.
Fundorte: T.-St 16 (Golfstrom, S. 1850— 1550, •), 42 (Guineastrom, S. 550 — 250, •),
66 (Golfstrom, S. 700 — 600,#), 218 (nördlicher Indik, S. 2040 — i8oo,«), 227 (nördlicher Indik,
S. 600 — 400, • •), 268 (nördlicher Indik, S. 4800 — 420c,»).
44 1
Deutsch« TiaftM-KspwJitioa 1I9I-1I9,. Hd. XIV. £6
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442
Valent»» Haxckek,
Die vorliegende, offenbar ausgesprochen skoto- bis nyktoplanktonische Form stimmt am
besten mit Sty/atradus carduns Haeckel {Stylosphaera carduus Ehrenberg, 1875, Taf. XXV,
Fig. 7) aus dem Tertiär von Barbados überein.
Bei einem Exemplar (T.-St 66) war neben dem kürzeren Apicalstachel ein kürzerer Neben-
stachel vorhanden. Bei dem in Textfig. 80 gezeichneten Exemplar war, soviel ich sehen konnte,
die Centralkapsel mit keilförmigen Fortsätzen durch die Poren der inneren Markschale durch-
gedrungen, ähnlich wie dies bei der Centralkapsel vieler Astrophäriden ( Cladococcus , Dtymo-
sphaera u. a.) der Fall ist.
Xiphatradus radiosus (Ehrenberg).
Taf. LXXXIV, Fig. 588; Textfig. 81.
Stylosphatra radiota EHREN BERG, 1875, S. 84, Taf. XXIV, Fig. 5.
Xiphatractns radiosus IIaeckel, Rep., p. 33 >f-
Mit sphärischer bis spindelförmiger, sehr derbwandiger Rindenschale , mit 2 kon-
zentrischen Markschalen, mit meist ungleich großen Polarstacheln und ungleichen Poren, welche
nicht selten infolge teilweiser Ver-
schmelzung Rosetten bilden und so
an die Schalenstruktur von Amphi-
sphaera pluto Haeckel (Rep., p. 144.
Taf. XVII, Fig. 7 u. 8) erinnern.
Längster Schalen durch -
messer 0,13—0,19 mm. Länge des
längeren Apicalstachels 0,03 — 0,12,
des kürzeren 0,02 — 0,05 mm.
Fundort: T.-Sl 237 (nörd-
licher Indik, S. 4950 — 4000, O O Q).
Der Schaleninhalt zeigte bei dieser
Form nicht, wie bei den vorhin ge-
sinnten, eine deutliche Differenzierung
in Kern, Centralkapsel und Phäodel-
lenmantel, sondern besteht wahrschein-
lich ausschließlich aus feinkörnigem
Schlamm, wie denn auch im Tage-
buch der „Valdivia“ von T.-St 237
angegeben ist, daß sich daselbst zahlreiche, init feinem Schlamm gefüllte Radiolarienskelette vor-
fanden. Es Ist daher fraglich, ob cs sich bei dieser Form um eine Tiefen bewoh nenn handelt
Immerhin liegt diese Annahme, im Hinblick auf die Dcrbwandigkeit der Rindenschale und auf
das Fehlen dieser Form in den olleren Schichten des Indik sehr nahe.
Die vorliegende, sehr variable Form erinnert am meisten an Xiphatradus radiosus Haeckel
(Stylosphaera radiosa Ehrenberg) aus dem Tertiär von Barbados. Aehnliche Formen wurden
442
Fig. 80.
Fig, 80. Slrkitnitlus carduus
(EHJtE.Mlf.RG).
Fig. 8». Xtphatra, tu* radioms
(E HSF.NBF.se.). Zahl und Anord-
nung der die ct uice n Irischen Schalen
verbindenden Radi.ilhalkcn konnte
nicht mit Sicherheit fc*lgc*tellt
werden.
Fig. 81.
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Ttefsee. Kadiobuien .
443
von Rüst (Palaeontogr., Bd. XXXI, 1885, Taf. III, Fig. 15) auch im Afttyc/nu-Scbicfer und in
anderen jurassischen (postliasischen) Ablagerungen als häufige Vorkommnisse aufgefunden.
Weitere Stylosphäriden.
Von anderen Stylosphäriden wurden im nördlichen Indik (T.-St 237, S. 4950 — 4600,
9Q> und 268, S. 4800 — 4200, • •) wiederholt auch solche Formen gefunden, bei denen die Enden
der Polarstacheln durch einen deri>en elliptischen Ring verbunden sind (Taf. LXXX1V, Fig. 581;
Textfig. 82). Die Zahl der Markschalen ließ sich nicht bestimmen, da dieselben in der Central-
kapsel eingeschlossen sind, und es war daher bei diesen mit wohlerhaltener Centralkapsel aus-
gestatteten Exemplaren nicht festzustellen, ob sie zur Gattung Saiumalis (ohne Markschale),
Satumuius (mit einer Markschale) oder Saturninus (mit 2 Markschalen) gehören. Ein in
Station 237 (S. 4800 — 4200) gefundenes leeres Skelett (Textfig. 82), welches im ganzen Habitus mit
den in größeren Tiefen gefundenen Formen (Taf. LXXXIV, Fig. 581) übereinstimmte, wies außer-
halb der Rindenschale eine sehr zarte äußere Gitterschale auf, von ähnlicher Art, wie sie sich
l>ei EUipsoxiphium patliatum findet Es
möge diese Form als Sa tu mal Ls au reo-
tatus bezeichnet werden i).
Im Anschluß an die Besprechung der
Cubosphäriden und Stylosphäriden möge
endlich noch darauf hingewiesen werden,
daß Spongosphaera tritcstacea \ eines der älte-
sten bisher bekannten, aus dem silurischen
Kieselschiefer stammenden Radiolarien, nach
Rothpletz (Zeilschr. Deutsch, geol. Ges^
Bd. XXXII, 1880, p. 449. Taf. XXI, Fig. 9,
io, 13, 14) eine äußere, zarte, anscheinend
schwammige Rindenschale und 2 derbere,
gegitterte Innenschalen besaß. Ich möchte
es nicht für ausgeschlossen halten, daß
die „Rindenschale“ dieser silurischen Form F>g- **• Satunaiü aireoiatus 0. *p.
der zarten äußeren Gitterschale von
EUipsoxiphium pallialum (Taf. LXXXIV, Fig. 587), Satuma/is aureo/atus (Fig. 581) und Ifcxa-
cromyum (Textfig. 75, 77) entspricht und daß also SpongospAaera tritestacca in die Nähe einer
dieser Formen zu stellen ist Die Uebereinstimmung, welche die Struktur von Spongosphaera
tritestacca mit den von Haeckel (1862, Taf. XII, Fig. 11 — 13, und Taf. XXVI, Fig. 1 — 3) ab-
gebildeten Spongosphaera- \ rten zeigt ist ja ohnedies nur eine sehr oberflächliche, so daß die von
Rothpi.ktz vorgenommene Einreihung der silurischen Form in die E>iRENBERG*sche Gattung
Spongosphaera nicht ohne weiteres einleuchtend ist Die beträchtliche Größe (0,5 mm) aber,
welche die silurische Form gegenüber Ilcxacroniyum und ähnlichen recenten Formen aufweist
würde insofern nicht einer Zusammenstellung mit diesen letzteren im Wege stehen, als nach
l) In der vorläufigen Mitteilung hatte ich die Form Satumuius aurrohtus genannt, da ich bei einem Exemplar (1907c, Fig.
eine »ehr «arte Markachale gesehen hatte. Du betreffende Exemplar habe ich aber später nicht wieder auffinden können.
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Valentin Habcmcr,
Rüst die älteren Radiolarien überhaupt im ganzen massiger und auch etwas größer als die
tertiären und recenten zu sein scheinen.
Familie: Phacodiscidae.
Discoideen (d. h. Sphärellarien mit linsen- oder scheibenförmiger Schale) mit einfacher,
linsenförmiger, gegitterter Rindenschale und mit einfacher oder doppelter Markschale.
Von dieser Familie wurden zahlreiche Individuen von verschiedenen HeÜodiscus-\ rten in
fast allen Tiefen gefunden. Unter anderem lieferten verschiedene Stufenfänge der indischen
Stationen 221 — 237 von 130 m abwärts bis 4600 m gefüllte und leere Gehäuse einer Form,
welche sich hauptsächlich durch die geringere Zahl von Radialstacheln (9 — 12) und durch die
haubenförmige Markschale von dem kosmopolitischen //. asteriseus Haeckel (Rep., p. 445,
Taf. XXXIII, Fig. 8) unterscheidet und aLs //. asteriscoides bezeichnet werden mag.
Heliodiscus asteriscoides n. sp.
Taf. LXXXIII, Fig. 578—580.
Rindenschale scheibenförmig, mit rundlichen, bald gleichmäßigen, bald ungleichmäßigen
Poren, am Rande mit 9 — 12 derben, vielfach paarweise angeordneten Hauptstacheln
besetzt, welche etwas kürzer als der Schalenradius sind und deren Basis etwa zweimal so breit
als die Porenweite ist Außerdem sind die Knotenpunkte der Gitterschale, namentlich gegen den
Rand der Scheibe zu, mit fadenförmigen Nebendornen besetzt welche vielfach länger
als der Schalenradius sind.
Die von einer größeren Anzahl sehr dünner Radialbalken getragene Markschale ist
hauben förmig, ihre weite Pylomöffnung ist schräg gegen eine der Scheibenflächen gerichtet
(vergl Fig. 580).
Durchmesser der Schale: 0,14 — 0,17, Länge der Hauptstacheln 0,05 — 0428 mm.
Weichkörper: Bei einem in T.-St 88 (S. 3600 — 3000) gefundenen Exemplar (Fig. 578)
war die wurst- oder bügelförmige Centralkapsel der Außenfläche der Markschale angelagert.
Sie erinnerte sehr an die Centralkapscln der Tuscaroren, bezw. an diejenigen von Hcxacontium
(Taf. LXXXIII, Fig. 577), nur daß sie durch eine tief einspringendc Längsfalte scheinbar in zwei
dicht nebeneinander liegende Wulste geteilt war. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei dem
in T.-St 229 (S. 1000 — 800) gefundenen Exemplar.
Fundorte: T.-St. 88 (Benguelastrom, S. 3600 — 3000, •. s. oben), 128 (Westwindtrift
S. 220 — 140, •. Rindenschale vollkommen mit Weichkörper gefüllt, Calymma erhalten,
bis an die Stachelspitzen reichend), 221 (nördlicher Indik, S. 180 — 145, Ol. 227 (nördlicher Indik.
S. 1000 — 800, O C), 229 (nördlicher Indik, & 1000 — 800, O *• s. oben; S. 600 — 400, O), 236
(nördlicher Indik, S. 180 — 130, OX 237 (nördlicher Indik, S. 4600 — 4450, O O O großenteils
mit feinem Schlamm gefüllt).
Verbreitung. Nach den Befunden in T.-St 88 und 229 ist für Heliodiscus asteriscoides
mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß er wenigstens in gewissen Entwickelungsstufen
normalerweise in größeren Meerestiefen vorkommt Heliodiscus- Arten mit allerdings viel zahl-
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Tiefiee-Radiubmo.
445
reicheren Radialstacheln sind aus dem Tertiär von Barbados, Aegina und Sicilien, Reste von
solchen aus dem jurassischen zf/Zvcfer-Schiefer (Rüst, 1885, S. 293 bekannt.
Ordnung. Nassellaria.
Von den beiden Ordnungen der Nassei larien scheinen nur die Cyrtellarien (Nassellarien
mit vollständiger Gitterschale) ein Kontingent zu der Tiefenfauna zu stellen. Von Plectellarien
(d. h. Nassellarien ohne vollständige Gitterschale) fanden sich allerdings im Schließnetzfang
4950 — 4600 der Tiefseestation 237 (nördlicher Indik) einige Skelette einer Toxarwm- Art mit
Inhalt vor. Aber der Inhalt besteht, wie bei zahlreichen anderen in diesem Schließnetzzug
erbeuteten Radiolarienskeletten (vergL oben Xiphalractus radiosus), wahrscheinlich nur aus feinem
Schlamm, wie dies auch im Tagebuch angegeben ist
Unterordnung. Cyrtellaria.
Ebenso sicher wie verschiedene Sphärcllarien, dürften auch mehrere Cyrtellarien als regel-
mäßige Bewohner der größeren Meerestiefen anzusehen sein, und zwar fand ich in den Schließ-
netzzügen der „Valdivia“ zwei Gruppen (bei Haeckel: Ordnungen) vertreten, nämlich die
«Spyroideen“, d. h. Cyrtellarien mit bilokulärer Cephalis und mit sagittaler Einschnürung, und
die „Cy rtoideen“, d. h. Cyrtellarien mit einfacher Cephalis und ohne Einschnürung. Unter
„Cephalis“ wird dabei die eiförmige oder subsphärische Gitterschale verstanden, welche die
Ccntralkapsel umschließt.
a) „Spyroidea“.
Cyrtellarien mit bilokulärer Cephalis und mit sagittaler Einschnürung.
Familie. Zygospyridae.
Spyroideen ohne Galea, ohne Thoraxbildung.
Unterfamilie. Tripospyrinae.
Zygospyriden mit 3 Basalfüßen.
Triceraspyris antaräica n. sp.
Taf. LXXXIV, Fig. 586.
Phormospyris antarctica V. Haecker, 1907 c, S. 1 24, Fig. 9.
In T.-St 147 (Antarktis, S. 5000 — 4000) wurde eine Spyroidee mit wohlerhaltener Central-
kapsel gefunden, welche an der ausgesprochen bilokulären Cephalis 3 divergierende Basal-
füße und an der Scheitelfläche 3 rudimentäre Hörner besitzt und daher wohl in die Gattung
Triaraspyris gestellt werden dürfte. Die Basalfüße sind durch eine dünne Membran verbunden.
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Valentim Haicxek,
ähnlich der „S[>annhautu an den Oralstacheln von TuscariUa nationalis (Taf. XXII, Fig. 180).
Ich hatte bei der ersten Untersuchung diese Haut für eine Thonixbildung gehalten und die
Form daher für eine Phormospvride angesehen (1907 a).
Diagnose: Schale nußförmig, mit breitem Sagittalring und tiefer Sagittalstriktur. Poren
unregelmäßig rundlich, zwei- bis viermal so breit als die Balken, ohne symmetrische Anordnung
zu beiden Seiten des Sagittalringes. Bau der Basalplatte an meinem Exemplar nicht zu erkennen-
3 kurze rudimentäre Hörner an der Schcitelfläche; 3 Basalfüße, an der Basis gefenstert, kürzer
als der kurze Schalendurchmesser.
Centralkapsel ellipsoidisch, in der Mitte leicht eingeschnürt, mit zahlreichen großen
runden Tropfen (? Oelkugeln), mit rundlichem, in der Mitte leicht eingeschnürtem Kern.
Breitendurchmesser der Schale 0,12, Höhe 0,08, Länge der Basalfüße 0,05 mm.
Die nächsten Verwandten sind wohl in der Gattung Triceraspyris zu suchen, etwa in der
Nähe von T didiceros (Ehrenberg, 1875, Taf. XXI, Fig. 6) und furcata (Ehrenberg, 1875,
Taf. XX, Fig. 8), welche fossil in Barbados gefunden wurden. Auch T. gazella Haeckel aus
dem Indik (Rep., p. 1031, Taf. LXXXIV, Fig. 9) zeigt, abgesehen von der Länge der Hörner
und Stacheln, eine ziemliche Aehnlichkeit, und ebenso könnte man Tristylospyris trkeros (Ehren-
berg) aus Barbados (1875, Taf. XXI, Fig. 5) zum Vergleich heranziehen.
Der ausgezeichnete Erhaltungszustand der Centralkapsel weist darauf hin, daß unsere
Form normalerweise in großen Tiefen vorkommt
, Familie Phormospyridae
Spyroideen ohne Galea, mit Thoraxbildung.
Unterfamilie. Rhodospyrinae
Phormospyriden mit einem Kranz von zahlreichen Basalfüßen.
In T.-St 147 (Antarktis, & 5000 — 4000) wurde eine Anzahl von Exemplaren einer Form
gefunden, welche eine ausgesprochen bilokuläre Cephaiis und einen cylindrischen Thorakal-
abschnitt aufweisen. Letzterer ist bei allen Exemplaren durch eine Art Diaphragma abgeschlossen
(Taf. LXXXIV’, Fig. 584). Bei einem Exemplar, welches seinem ganzen Habitus nach mit den
übrigen zusammengehört, setzt sich an dem unteren Ende des Thorax ein weiteres, das Dia-
phragma überragendes, kragenähnliches Stück an, welches einen Kranz von etwa 35 (beim vor-
liegenden Stück abgebrochenen) Zähnen trägt und nach der üblichen Terminologie als Abdomen
bezeichnet werden müßte (Fig. 589, 590). Sehr charakteristisch ist für alle Exemplare die
Ungleichheit der beiden Abschnitte der Cephaiis, die derbe Beschaffenheit der Wandung, die
spärliche Zahl der Wandporen (namentlich in der Cephaiis) und die außerordentlich komplizierte
Verzweigung des Innenskelettes.
Das mit einem Kranz von Basalzähnen ausgestattete Exemplar (Fig. 589, 590) würfle sich
im künstlichen System gut in die Unterfamilie der Rhodospyrinen fügen, und zwar kommt es
einigermaßen nahe den HAECKEL'schen Formen Rhodospyris tricomü (Rep, p. 1089, Taf. LXXXIU.
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TithM* Radiolarien .
447
Fig. 13) und Desmosfyyris tnamtniUaia (Rep, p. 1089, Taf. LXXXIIl, Fig. 14), sowie der
Ehren RERG’schen Barbadosform Paiagospyris ( Petalospyris) conflucns (1875, Taf. XXII, Fig. 5).
Die kranzlosen Formen, welche mit großer Wahrscheinlichkeit nur Varianten der vorigen
sein dürften, zeigen, was die oben erwähnten Charaktere*, insbesondere auch die Wanddicke und
die Verzweigung des Innenskelettes an belangt, starke Anklängc an verschiedene von Ehrenberg
und BOtsciiu unter den Gattungsbezeichnungen JLithonulissa und Lit/tobottys beschriebene Barljados-
formen (vergl. Ehrenberg, 1875, Taf. III, Fig. 15, 19; Bütschu, 1882, Taf. XXXIII, Fig. 21,
22, 26, 27). Auch F.iirenberg’s Lithobotrys bueps (1872, Taf. IX, Fig. 23) aus dem Tiefgrund
des Indik und Stöhrs Tripoliform Lilhomdisxa amp/tora (Palaeont, Bd. XXVI, 1880, Taf. III,
Fig. 11) können hcrangezogen werden.
Es sei ferner auf die weitgehende Uebercinstimmung hingewiesen, welche unsere Form
hinsichtlich ihres ganzen Habitus, insbesondere auch bezüglich der Wanddicke, Beschaffenheit
der Poren und Verästelung des Innenskelettes mit der ebenfalls antarktischen Perome/issa dmticuJaia
(Taf. LXXXIV, Fig. 582, 583, 591) zeigt.
Alles in allem möchte ich die mit einem Basalkranz ausgestattete Form als Typus
annehmen, und demnach die vorliegende Art zu den Rhodospyrinen in der Nähe der Gattungen
Rhodoipyris und Desmospyhs, und zwar in einer neuen Gattung: Saccospyris (1907c, S. 124)
unterbringen. Letztere würde sich von den beiden erstgenannten Gattungen hauptsächlich durch
die außerordentlich komplizierte Verzweigung des Innenskelettes, von Rhodospyris außerdem durch
den Mangel von apicalen Hornbildungen unterscheiden. Wenn diese neue Gattung im vor-
läufigen künstlichen System auch ziemlich weit entfernt von der folgenden Form ( Peromclissa
denticulata) abrückt, so kann es doch wohl kaum zweifelhaft sein, daß engere Beziehungen
zwischen beiden bestehen.
Saccospyris antarctica n. gen., n. sp.
Taf. LXXXIV, Fig. 584, 589, 590.
Sacfospyrü antarttita V. HaeCKER. 1907 c, S. 124.
Schale sackförmig-cylind risch, durch eine schräg verlaufende Quer-
furche in Cephalis und Thorax abgeteilt sehr derbwandig, mit rauher Oberfläche, in der
Gegend der Querfurche und am apicalen Pole mit kurzen, kräftigen Stacheln besetzt mit
wenigen, rundlichen, unregelmäßig großen, sehr zerstreut stehenden Poren.
Die Cephalis ist durch eine longitudinale Furche und einen aufsteigenden, stark ver-
zweigten Ast des Inncnskclettes in zwei ungleich große Logen geteilt (Fig. 590). Von der
einen Kammer wird außerdem durch eine Querfurchc und durch zahlreiche Aeste des Innen-
skelettes ein zwischen Cephalis und Thorax einseitig gelagerter Zwischenlobus abgeteilt
(Fig* 590, links), so daß die Schale an diejenige mancher Botryoideen (vergl Rep, Taf. XCVI)
erinnert Der durch die schräg verlaufende Querfurche abgeteilte T h o rax ist entweder so hoch
wie die Cephalis (Fig. 589, 590) oder beträchtlich höher (Fig. 584) und unten durch eine dünne,
zuweilen nach innen eingebuchtete Basalplatte abgeschlossen (Fig. 584, 590). Bei einigen
Exemplaren [var. quadripartita *), Fig. 584] fehlt ein Abdomen, bei einem Exemplar (var.
I) Der Zwischenlobus, di« Logen der Cephalis ond der Thorax sind als besondere Teile gerechnet.
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Valentin Hakcker,
quinquepartita , Fig. 589, 590) schließt sich jenseits der Basalplatte ein kragenartiges, schräg
abgestutztes Ansatzrohr an, dessen Rand mit etwa 35 kurzen, bandförmigen (im Präparat wahr-
scheinlich abgebrochenen) Zähnen besetzt ist
Das Innenskelett dürfte wohl, ähnlich demjenigen von Peronu/issa denticulata (Taf. LXXXIV,
Fig. 591), im wesentlichen einem basalen Tripodium entsprechen. Von einem an der Grenze
zwischen Cephalis und Thorax gelegenen Centrum strahlen drei reich verzweigte Quer-
balken aus, von denen einer mit zahlreichen, unregelmäßigen Aesten den Zwischenlobus umspinnt
(Fig. 590, links). Diese 3 Aeste sind wohl als die Cortinarfüße des Tripodiums zu betrachten
(vergL Rep., p. 891; cortina = Dreifuß). Außerdem gehen von dem Centrum ab ein vertikaler,
nach oben gerichteter, ebenfalls stark verzweigter Balken, welcher vielleicht
einem Teil des Sagittalringes bei anderen Nassellarien entspricht und ein nach abwärts gerichteter
thorakaler Achsenstab, welcher sich in ganz ähnlicher Weise bei Pcromehssa denticulata
wiederfindet (Fig. 591).
Die von Nahrungsmassen umgebene, mehrlappige Centralkapsel ist teils in den Logen
der Cephalis, teils im Thorax gelagert (Fig. 584). Genaueres über die Zahl und Anordnung der
Centralkapsellappen konnte ich wegen der Nahrungsmassen bei dieser Form nicht ermitteln.
Längster Durchmesser der Schale 0,11 (var. quadripartitd) bis 0,13 mm (var. quin -
quepartita), Breite: 0,09 mm.
Fundort: T.-St 147 (Antarktis, S. 5000—4000, • • O O*
b) „Cyrtoidea“.
Cyrtellarien mit einfacher Cephalis, ohne sagittale Einschnürung und ohne Loben.
Familie. Tripocyrtidae.
(—Cyrtoidea dithalamia triradiata.)
U nterfamilic. Sethoperinae.
(—Cyrtoidea dithalamia triradiata clausa.)
Mehrere von der „Valdivia“ an antarktischen Stationen ausgeführte Schließnetzfange
enthielten, nel>en massenhaften Challengeriden (Protocyslis Satire» u. a.), zahlreiche Individuen einer
Cyrtellarie (Taf. LXXXIV, Fig. 582, 583, 59 1 ), welche offenbar identisch mit der von Ehrenberg
aus dem Eis der Antarktis besehriel jenen Lithopera denticulata (vergL Textfig. 83) ist Fis handelt
sich um eine kegelförmige, sehr derbwandige Form, welche auf Grund einer queren Einschnürung
in eine kleinere, obere und eine größere, untere Etage zerfällt und außerdem in ihrem unteren
Abschnitt drei Längsfurchen (nach Haeckel eine tiefe sagittale Einschnürung) «aufweist (Fig 58 2).
Mehrere, aus großen Tiefen stammende Exemplare enthielten eine Central kapsel, welche mit ihrem
centralen Teil im ol>eren Schalenabschnitt gelagert ist und, ähnlich derjenigen vieler Cyrtellarien,
3 Loben in den unteren Schalenraum entsendet
Haeckel betrachtete unter Bezugnahme auf die EiiRENBKRGsche Abbildung (Textfig. 83)
den oberen Teil des Skelettes als eine „Galea“, den unteren, scheinbar bilokulären Abschnitt als
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T R-fs*e- K «diolanen.
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eine „Ccphalis“, und so wurde er dazu geführt, die Ehkekberg’scHc Form unter der Gattungs-
bezeichnung Pylospyris zu den „Spy roideen“ (d. h. Cyrtellarien mit bilokulärer Cephalis) und
zwar zu den Tholospyriden (Spyroideen mit einer Galea) zu stellen. In der gleichen Gattung
Pylospyris fanden zwei ähnlich geformte, al>er mit kräftigem Apicalhom versehene Formen Platz,
nämlich P. trinacria aus Messina (Haeckkl, 1862, S. 342, Taf. XII, Fig. 8, 9; vergL Textfig. 84)
und P. canariensis (Rep, Taf. XCV, Fig. t6). Bei P. frituuria, deren unteres Schalenglied durch
eine sagittale Striktur in zwei gleich große Kammern geteilt ist, wurde eine rote Centralkapsel
beobachtet, welche mit ihren drei Abschnitten das obere und die beiden unteren Fächer des
Gehäuses ausfüllte. In dem Raum zwischen Schale und Centralkapsel lagen ein paar Dutzend
gelbe Zellen. Auch bei der offenbar entfernter stehenden P. cananrnsis ist der untere Schalen-
abschnitt durch eine leichte sagittale Einschnürung in zwei gleich große Kammern zerlegt, so
daß im ganzen drei Fächer vorhanden sind.
Sehen wir zunächst von den Beziehungen unserer zuerst von F.hrenhkrc, gefundenen Form
zu den heiden H.\ECKELschen Arten ab und fragen wir uns ob erstere wirklich im HAfiCKEt/schen
System an ihren richtigen Platz gestellt ist Schon die zweifellose Thatsache, daß die Central-
Fig. 84.
Fig. 8j. Ftromclissa (läthofxra EhhenbeblO) dcnticulata ( Eubenberg). Kopie noch KrsenueRG, 1872, lab. 1 2, Hg. 7.
Fig. 84. Pylospyris trinacria HaecKEL. Kopie nach Ha ECK EL, 1862, (ab. 12, fig. 8.
Fig. 8;. Aficromtlista bombut HAECKRL. Kopie nach Rtr., tnb. 57, fig. 14.
kapsel , ähnlich deijenigen der Cyrtoidecn, mit einem centralen Teil im oberen Schalen-
abschnitt gelegen Ist und mit 3 Loben in den unteren herabhängt, legt es nahe, den oberen
Schalen raum nicht der „Galea“, sondern der „Cephalis“ anderer Cyrtoideen homolog zu setzen.
Auch die Betrachtung der inneren Skelettstrukturen ergiebt das nämliche. Der obere Schalen-
abschnitt enthält keine inneren Skelettteile, dagegen ist (Fig. 591) der untere Raum von einem
dünnen, geraden (bei einzelnen Exemplaren rudimentären) Achsen stab durchsetzt, von dessen
oberem Ende drei bandförmige Querbalken ausstrahlen, die mit ihren dichotomischen
Verzweigungen an der Innenfläche der Schale ansetzen. Die Ansatzstellen entsprechen den drei
äußeren Längsfurchen der Schale (Fig. 582), zuweilen sieht man auch an der Außenfläche
der Schale kleine höckerförmige Erhebungen, welche verschieden von den Dornen der
Schafenoberfläche sind und wohl als rudimentäre Fortsetzungen der Querbalken aufzufassen sind.
449
D«uuch* Ti*fi»*-E«F*«litinn »&#—»*<» Bd. XIV. *•
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VAUDrrtN Haickzr,
Es geht daraus hervor, daß der untere Schalenabschnitt nicht zwei-, sondern dreifächerig ist und
daher nicht als eine bilokuläre Cephalis aufgefaßt werden kann, vielmehr wird man dazu geführt,
den oberen Schalenabschnitt von JLUkopera denticulata der einfachen Cephalis der
Cyrtoideen homolog zu setzen, während der untere, dreifächerige Teil als Thorax zu
bezeichnen ist Unsere Art würde also zu den dicyrtiden Cyrtoideen gehören.
Die drei Querbalken würden dann aLs die durch Dichotomie modifizierten Strahlen des
basalen Tripodiums, bezw, der Basalplatte der Cephalis zu betrachten sein. Ihre distalen
Abschnitte sind aller nicht wie bei zahlreichen anderen Cyrtoideen, in den thorakalen Schalen-
abschnitt eingelagert sie ragen auch nicht wie z. B. bei Micromelissa bombus (Textfig. 85) als
flügelförmige Fortsätze über den Thorax hervor, vielmehr sind sie nur noch bei einzelnen
Exemplaren durch kleine höckerförmige Vorsprünge angedeutet
Der bei unserer Form vielfach rudimentäre Achsen stab ist allerdings eine außer-
gewöhnliche Bildung, indessen steht er nicht ohne Analogon da. Es sei hier auf die Tricyrtide
Axocorys macroccros (Rep., p. 1420, Taf. LXVIII, Fig. i, 1 a) hingewiesen, bei welcher ein dünner
am basalen Ende verzweigter Stab, gewissermaßen als Fortsetzung des Apicalstachels, durch alle
drei Schalenglieder bis in die Nähe des Schalenmundcs herabsteigt und ähnliche Bildungen
kehren auch liei Lamprocyclas (Taf. LXXXV, Fig. 594) und offenbar auch bei der Dicyrtide
JDico/ocapsa microcephafa (Rep., p. 1312, Taf. LVII, Fig. 1) wieder.
Von anderen Skelettstrukturen sei noch er-
wähnt daß die den Thorax abschließende Gitterplatte
eine wesentlich dünnere Beschaffenheit besitzt als die
übrige Schalenwandung (Fig. 591), und daß der Haupt-
teil der Schale, insbesondere ihr unterer Rand, mit
Domen besetzt ist welche im oberen Schalenabschnitt
apicalwärts, im unteren basal wärts gerichtet sind.
ln welche specielle Gruppe der dicyrtiden
Cyrtoideen unsere Art im künstlichen System zu
stellen ist hängt davon ab, ob man sie, mit Rücksicht
auf die rudimentären Apophysen und die drei longi-
tudinalen Furchen, noch als triradiate oder ob man
sie als eradiate Form gehen lassen, ob man sie also zu den Trip ocy rti den oder Setho-
cyrtiden stellen will Entscheidet man sich für erstere Ansicht so gelangt man schließlich (vergl
Rep., p. 1194) zu den Sethoperinen (— Dicyrtida triradiata clausa), und in der That zeigen
einige Formen der Gattungen Seihopera (mit 3 in der Thorakalwandung eingeschlossenen Rippen),
Micromelissa und Perome/issa (mit 3 divergierenden Seitenflügeln) eine ziemlich weitgehende
Uebereinstimmung, so z. B. Sethopera oceania (Ehrenberg, 1872, Taf. IV, Fig. 21 ; Rep., p. 1232;
vergl Textfig. 86), Ä tagen a aus Barbados (Ehrenberg, 1875, Taf. III, Fig. 4; Rep„ p. 1233X
Perome/issa capito aus Barbados (Ehrenberg, 1875, Taf. III, Fig. 14; Rep., p. 1237; vergl
Textfig, 87), Perome/issa calva (Rep., p. 1237, Taf. LVII, Fig. 12) und die schon erwähnte
Micromelissa bombus (Rep., p. 1235, Taf. LVII, Fig. 14; vergl. Textfig. 85). Wenn bei den
Microme/issa- Alten die Cephalis einen Achsenstab mit mehreren Querästen enthält (vergl. BCtschu,
1882, Taf. XXXIII, Fig. 26), während die Cephalis von LUhopera denticulata kein Innenskelett
Fl*. 86.
Fig. Hb. Sothapera oceania
(Ehrenukrg). Kopie nach
En krnuchq, ub. 4, fig. ti.
Fig. 87. Prr&mtliua capito
(Ehren berg>. Kopie o*cb
Ehrsnbrko, 1875, ub. 3.
t'«- «4-
Fit. «7-
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TiefsM-Ridiolirin.
45*
einschließt, so mag dieser Unterschied mit dem Vorhandensein bezw. dem Mangel eines Apical-
stachels Zusammenhängen. Auch unter den Sethocyrtiden giebt es übrigens Formen, welche mit
unserer Species Aehnlichkeit zeigen, so die bereits erwähnte Dicolocapsa microcephaJa (Rep., p. 1312,
Taf. LVII, Fig. 1).
Alles in allem möchte ich also die EnRENBERGSche Lithopera denticulata unter der
Bezeichnung Penmelissa dentieulala (Ehrenberg) der Familie der Tripocyrtiden, und zwar der
Unterfamilie der Sethoperinen einreihen. Die weitere Untersuchung wird lehren, ob sich nicht
später eine natürliche Familie herausheben läßt, bei deren Umgrenzung die eigentümliche
Bildung des Innenskelcttcs, insbesondere vielleicht die dendritische Verzweigung der Querbalken,
eine Rolle spielen dürfte und zu welcher auch die andere, oben beschriebene antarktische Art,
Saecosfyris antarctica (Taf. LXXXIV, Fig. 584), zu rechnen ist
Kehren wir nunmehr zu den lieiden Formen zurück, mit welchen unsere Art von Haeckel
in einer Gattung zusammengestellt worden ist nämlich Pylospyris trinacria (Textfig. 84) und
P. canariensisy so unterscheiden sich diese zunächst von Penmelissa denticulata durch die zwei-
fächerige Beschaffenheit des unteren Schalenabschnittes, die nach den Abbildungen Haeckel’s
unzweifelhaft feststehen dürfte und die Spyroideennatur der Formen zu beweisen scheint
Immerhin wäre es, angesichts der großen Aehnlichkeit dieser Formen mit Peromelissa denticulata*
nicht undenkbar, daß diese z weifächerigen Typen aus einem drei fächerigen, sei
es durch allmähliche Rückbildung eines Lobus, sei es auf Grund eines
mutativen Prozesses, hervorgegangen sind. Auf den ersteren Entwickelungsweg
würde die Thatsache hinweisen, daß bei mehreren Exemplaren von Peromelissa denticulata der
eine der 3 Thorakallappen der Centralkapsel beträchtlich kleiner ist als die beiden anderen,
während das Vorkommen mutativer Vermehrungen und Verminderungen der Antimerenzahl durch
zahlreiche Beispiele bei den Tuscaroren erwiesen wird. Es sei speciell an das Nebeneinander-
vorkommen von zwei- und dreistrahligen Formen von Tuscaretta tubulosa (Taf. XXX, Fig. 228,
und Taf. XXXI, Fig. 234) erinnert
Peromelissa denticulata (Ehrenberg).
Taf. LXXXIV, Fig. 582, 583, 591; Textfig. 83.
Lithobotrys denticulata Ehren »erg, 1844, Monatsher. Akad. Bcrl-, S. 203.
Lithofxra denticu/ata Eiirenberg, 1872, Abh. Akad. Berlin, S. 297, Taf. XI 1, Fig. 7.
Pylospyris denticulata Ha ECKEL, Rep., p. 10B3.
Pylospyris denticulata V. Hakokek, 1907 c, S. 123, Fig. 8.
Schale kegelförmig mit nahezu kreisförmigem Querschnitt, durch eine quere Ein-
schnürung in einen kleineren Abschnitt (Cephalis) und einen größeren (Thorax) geteilt Letzterer
meist durch deutliche Longitudinalfurchen in 3 Loben zerlegt Wandung der Schale
dick, mit unregelmäßigen, rundlichen Poren, welche meist schmäler als die da-
zwischen Fegenden Balken sind, an der Außenseite mit kräftigen Dornen besetzt, welche
an der Cephalis apicalwärts, am Thorax, insbesondere an dessen basalem Rande, basalwärts
gerichtet sind. Basale Gitterplatte des Thorax dünnwandiger als die übrige Schale,
ohne Domen besatz.
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Valentin Haeockr,
Das Innenskelett besteht aus drei bandförmigen, dichotomisch verzweigten Querbalken,
welche zwischen Cephalis und Thorax gelagert sind und von einem gemeinschaftlichen Centrum
radiär gegen die Longitudinalfurchen ausstrahlen. Ihren Ansatzstellen können an der Außen-
fläche der Schale kleine Höcker entsprechen. Von dem Centrum erstreckt sich ein Achsen-
stab durch den Thorax nach der Basalplatte. Der Achsenstab kann die Basalplatte erreichen
oder er ist rudimentär und hängt frei in die Thoraxhöhle herab.
Höhe der Schale 0,11 — 0,12, größte Breite 0,08 — 0,1 mm.
Fundorte: Eis der Antarktis (Ehrenberg); T.-Sl 133 (Antarktis, S. 3300 — 2700, • •),
143 (Antarktis, S. 200 — 100, • •), 145 (Antarktis, S. 200 — 100, QQ), 147 (Antarktis, S. 5000
bis 4000, OO) ,
Verbreitung. Offenbar antarktische Form, welche ähnlich wie die kleinen antarktischen
Challengeriden, insbesondere Protocytfts Swirei, acomis und bi com Ls, mit welchen sic zusammen
vorkommt, sich sowohl in der Schicht des Knephoplanktons als auch in den tieferen Regionen
(bis ungefähr 3000 m) vorfindet
Natürliche Familie. Lamprocycladidae.
(Anthocyrtidae — Sethophorminae partim -f- Phormocyrtidae — Thcophorminae partim.)
Ein offenbar sehr großes Kontingent zur Tiefenfauna stellen einige, im natürlichen System
sich sehr nahe stehende Gruppen aus den Familien der Anthocyrtidae (Dicyrtida [= Cyrtoidea
dithalamia] multiradiata) und Phormocyrtidae (Tricyrtida [— Cyrtoidea trithalamia] multiradiata),
speciell aus den Unterfamilien Sethophorminae (Die. multir. aperta) und Theophorminae (Tric.
multir. aperta). Es handelt sich (Taf. LXXXV) um Formen mit einem Apicalhorn und mit
kegel- oder glockenförm iger Gitterschale, welche bei den Anthocyrtiden (Fig. 597)
auf Grund einer „collaren“ Einschnürung in eine kleine Cephalis und einen großen Thorax zer-
fällt, während bei den Phormocyrtiden (Fig. 594, 595) durch eine zweite „lumbale“ Einschnürung
noch ein Abdomen abgetrennt wird.
Die Cephalis ist gegen den Thorax, ähnlich wie bei den nahestehenden Utharackn tum-
Arten (vergl. Rep., Taf. LV, Fig. 7 u. a.; Bütschu, 1882, Taf. XXXI II, Fig, 37), durch eine
mehrstrahlige Cortinar- oder Basalplatte abgegrenzt, welche speciell bei Lamprocydas
initrmedia (Textfig. 88 a) aus 4 H-förmig gestellten Querbalken besteht und als Aufhiinge-
apparat für die mehrlappige Centralkapsel dient. Von der Cortinarplatte ragt vielfach ein dünner
am Ende etwas keulenförmiger und bedomter thorakaler Achsenstab über die Lumbal-
striktur herab (Taf. LXXXV, Fig. 594).
Ist eine LumbaLstriktur vorhanden, so springt von derselben in der Grenzebene zwischen
Thorax und Abdomen ein dem Velum der Medusen ähnliches lumbales Diaphragma vor,
welches bei vielen, namentlich dünnwandigen Formen, in Gestalt einer dünnen Lamelle ver-
hältnismäßig weit ins Innere hervorragt und so die langen Lol>en älterer Centnilkapseln tief ein-
schnüren kann (Textfig. 88 b). Bei dickwandigen Formen hat das lumbale Diaphragma meist
nur die Gestalt eine» derben Ringwulstes (Taf. LXXXV, Fig. 506).
Das basale Ende des Thorax bezw. Abdomens bietet zahlreiche Verschieden-
heiten specifischer und individueller Art dar. Fast immer ist es stark eingezogen und trägt
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T iefs«c-R adiolarirn .
453
zwei Kränze von verschieden gestalteten Zähnen, welche mit Haeckel als terminal und
subterminal bezeichnet werden können. Die subterminalcn Zähne stehen meist mehr oder
weniger senkrecht! von der Schalenoberfläche ab (Fig. 597), dagegen sind die terminalen, dem
glatten, porenlosen Schalenrand direkt aufgesetzten Zähne entweder parallel der Schalenachse
gelagert (Fig. 598) oder stark gegen die Schalenachse eingekrümmt (Fig. 594, 597).
Bei mehreren Formen ist die Krümmung des basalen Abschnittes eine gleichmäßige,
in welchem Falle auch die zwischen den beiden Zahnkränzen gelegene Zone von Poren durch-
brochen ist Dieses Verhalten findet sich z. B. bei Anthocyriidrum biseriale (Taf. LXXXV, Fig. 597).
Bei den übrigen Formen ist aber die schmale Zone zwischen den Zahnkränzen durch eine
Ringkerbe gegen die eigentliche Schale abgesetzt und in dem Fall nicht von Poren durch-
löchert So entsteht ein kragen- oder kraterähnlicher Schalen sau m (Peristom), dessen Rand
von den terminalen Zähnen besetzt ist (Fig. 594, 595).
Nicht selten fehlt der terminale Zahnkranz. Dies ist z. B. bei Craterocyclas robustissima
der Fall, bei welcher der Schalensaum als glatter, porenloser Wulst manschettenartig vorspringt
Fig. 88 r.
Fig. 88 b.
Fig. 89.
Fig. 88 a — C. Cortinarplalle, lumbales und
terminales Diaphragma vun Lamprocyclot
intfrmtJia
Fig. 8q. Centralkapsel von Lamprocyclas
infermnita n. sp. im optischen Durchschnitt
(auf der Höhe des lumbalen Diaphragmas).
(Fig. 596). und e!>enso bei einzelnen offenbar zu Lamprocyclas inlcrmcdia gehörenden Individuen,
deren Schalensaum als ein breites horizontales (terminales) Diaphragma, ähnlich dem lumbalen
Diaphragma, gegen die Schalenmündung gerichtet ist (Textfig 88c).
Bei einer zu Lamprocyclas inlcrmcdia gehörigen, sehr dünnwandigen Variante (T.-St. 221)
waren weder terminale, noch subterminale Zähne ausgebildet.
Die Centralkapsel ist bei jüngeren Exemplaren deudich vierlappig, entsprechend der
vierstrahl igen Beschaffenheit der Cortinarplatte. Bei älteren Exemplaren, bei welchen die vier
Loben noch über die lumbale Einschnürung hinausragen, finden sich zwischen ihnen, in den
Nahrungsmassen eingebettet, einige rundliche oder unregelmäßig geformte Gebilde, welche ich
als abgeschnürte Teile der Centralkapselloben betrachten möchte (Textfig. 8g). Bei dem in
Taf. LXXXV, Fig. 597 abgebildeten Exemplar von Anthocyrtidium biseriale sind 2 von den
4 Centralkapselloben durch Fäden mit dem Scbalenrand verbunden.
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Valentin Haeckee,
ln den SchließnetzfUngen der „Valdivia“ haben sich folgende, zum Teil gut auseinander-
zuhaltende Formen vorgefunden:
a) Anthocyrtidae (Dicyrtida multiradiata). Ohne Lumbalstriktur. Unterfamilie: Setho-
phorminae (Dicyrtida multiradiata aperta).
Gattung. Anihocyrtidium Haeckel.
Ohne Thorakalrippen, mit Apicalhom und mit subterminalen Zähnen.
Anthocyrtidium biseriale n. sp.
Taf. LXXXV, Fig. 597.
Schale sehr dünnwandig, mit weiten, hexagonalen Poren und sehr dünnen Balken,
mit ausgeprägter Collarstriktur, ohne jede Lumbalstriktur. Apicalstachel kantig, einseitig der
Cephalis aufgesetzt Schalenrand gleichmäßig eingekrümmt, ohne „Schalensaum“. Subterminale
Zahne kräftig, horizontal abstehend; terminale Zähne dünn, etwas eingekrümmt
Gesamtlänge (einschließlich des ApicalstacheLs) 0,14 mm.
Fundort: T.-St 170 (südlicher Indik, S. 200 — 100, •).
A. biseriale zeigt am meisten Anklänge an das centralpacifische A. cineraria (Haeckel,
Rep., p. 1278, Taf. LXII, Fig. 16) und an Anthocyrtis ophirensis (Ehrenberg, 1872, Taf. IX,
Fig. 13; Rep., p. 1270) aus dem Indik, nur daß bei ersterem nur ein subterminaler, bei letzterem
nur ein terminaler Zahnkranz vorhanden ist Da indessen in Bezug auf die Bezahnung des
Schalen randes nach den Beobachtungen bei anderen Formen sehr weitgehende individuelle Ver-
schiedenheiten aufzutreten scheinen, so gehören vielleicht alle genannten Formen als Individual-
varianten einer und derselben Art an.
b) Phormocy rtidae (Tricyrtida multiradiata). Mit Lumbalstriktur. Unterfamilie
Thcophorminae (Tricyrtida multiradiata aperta). Schalenmund offen.
Gattung. Craterocyclas n. gen.
Ohne Radialrippen; mit subterminalem Zahnkranz und kraterförmigem Peristom.
Craterocyclas robustissima n. spec.
Taf. LXXXV, Fig. 596.
Schale außerordentlich derbwandig, mit großen, rundlichen Poren, welche zwei-
bis dreimal so breit als die Balken sind, mit deutlicher Collar- und weniger deutlicher Lumbal-
striktur. Apicalstachel einseitig der Cephalis aufgelagert, derb-kegelförmig. Lumbales Diaphragma
in Gestalt eines derben Ring wulst es. 7 — 8 subterminale, kurze, derbe Zähne. Peristom
glatt, porenlos, in Gestalt eines cylindrischen Kragens.
Gesamtlänge 0,2 1 mm.
Fundort: T.-St 227 (nördlicher Indik, S. 600 — 400,#).
C. robustissima zeigt bezüglich der Beschaffenheit der Schale und insbesondere des Peri-
stoms am meisten Aehnlichkeit mit Anthoeyrtivm Eh reu bergt (Stöhr, 1880, Taf. III, Fig. 21b;
Rep., p. 1277) aus dem Tertiär Siciliens, nur daß bei letzterer Form die lumbale Einschnürung fehlt
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Ttefiee-Radiolarien.
455
Gattung. Lamprocyclas Haeckel.
Ohne Radialrippen, mit doppeltem Zahnkranz. Die folgenden Formen gehören sehr nahe
zusammen und sind wahrscheinlich der nämlichen Großart einzurechnen.
Lamprocyclas dentata n. sp.
Tat. LXXXV, Fig. 598.
Schale derbwandig, mit großen, rundlichen Poren, mit undeutlichen Strikturen. Apical-
hom, an der Spitze mit zwei bis drei Zähnchen, welche die Fortsetzung der (mitunter
spiralig aufsteigenden) flügelförmigen Kanten des Stachels bilden. Lumbalstriktur schmal, wulst-
artig. Die Zähne beider Kränze kurz und derb.
Gesamtlänge 0,2 mm.
Fundort: T.-St 121 (Westwindtrift, S. 500- -300, • •).
Lamprocyclas intermedia n. sp.
Tat. Lxxxrv, Fig, 585; Textfig. 88 a— c, 89.
Schale von mittlerer Dicke, aber niemals so dünn wie bei Anthocyrtidmm biseriale und
niemals so dick wie bei den vorhergehenden und bei der folgenden Art, im Thorax meist dünner
als im Abdomen, mit deutlicher Collar- und Lumbalstriktur, mit rundlichen, deutlich in Längs-
reihen angeordneten Poren. Apicalstachel meist mit drei deutlichen Flügeln, welche zuweilen in
kleine Spitzen auslaufen. Lumbales Diaphragma bei derbwandigen Schalen schmal, wulst-
artig, bei dünnen Schalen breit, lamellenartig (Textfig. 88b). Zwei Kränze von kurzen
Zähnen. Zuweilen fehlt der terminale Kranz, seltener beide. Bei fehlendem Terminalkranz kann
der Schalenrand, ähnlich dem lumbalen Diaphragma, in Form einer velumartigen Lamelle gegen
den Schalenmund vorspringen (Textfig. 88 c).
Gesamtlänge 0,2 — 0,25 mm.
Von voriger Form durch die Struktur der Gitterschale, durch den meist spitzigen Apical-
stachel und das vielfach lamellenartige Diaphragma, von der folgenden durch geringere Schalen-
dicke und die Bezahnung des Mundes unterschieden.
F'undorte: T.-St 42 (Guineastrom, S. 550 — 250 • •, dünnschalig), 66 (Golf von Guinea,
S. 700 — 600, OO; S. 500—350, O), 175 (südlicher Indik, S. 400 — 370, •, sehr dünnschalig),
221 (nördlicher Indik, S. 220 — 185, •. dünnschalig), 228 (nördlicher Indik, S. 420 — 350, •, sehr
dünnschalig; 320 — 250, ••dünnschalig; 220 — 150, •), 229 (nördlicher Indik, S. 1600 — 1400,
OG: 600 — 400, •; 400 — 200, • •, ziemlich derbschalig), 236 (nördlicher Indik, S. 180 — 130, • •
sehr dünnschalig; 120 — 100, • * dünnschalig), 237 (nördlicher Indik, S. 4950 — 4600, OCO)
Verbreitung. Im wesentlichen Bewohnerin der warmen Meeresgebiete und vorzugs-
weise kncphoplanktonisch.
Lamprocyclas maritalis Haeckel
Taf. LXXXV, Fi*. 594, 595.
Lamprocyclas maritalis Haeckel, Rep., p. 1390, Ta/. LXXIV, Fig. 13, 14; V. Haecker, 1907 c, S. 125, Fig. 12.
455
s.
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Valentin Hakceer,
Schale sehr derbwandig, mit zwei bald leichten, bald deutlicher ausgeprägten
Strukturen. Apicalhom mit drei oder vier dicken, geraden oder schraubig gedrehten Iüngs-
wülsten, zwischen welchen tiefe Längsfurchen liegen (ähnlich dem Apicalhorn von L. deflorata, ,
Rep., p. 1391, Taf. LXXIV, Fig. 10; in Fig. 594 sind die Reste des abgebrochenen Apicalhoms
in Gestalt von 4 Pfeilern zu sehen). Lumbales Diaphragma bald fehlend, bald als dicker Ring-
wulst oder als schmale Horizontallamelle entwickelt Subterminaler Zahnkranz aus wenigen
kurzen Zähnen, terminaler Kranz aus 9 — 1 1 sehr derben, reusenartig über die
Mundöffnung gewölbten Zähnen bestehend.
Gesamtlänge (Spitze des ApicaLstachels bis Peristomrand) 0,18 — 0*2 mm.
Die mir vorliegenden Exemplare unterscheiden sich von der vorigen Form durch die
außerordentliche Derbwandigkeit und die reusenartige Anordnung des terminalen Kranzes. Sie
stimmen sehr genau mit L. maritalis Haeckel überein, auch der von Haeckel beschriebene
spiralige Verlauf der Leisten des Apicalhoms ist l>ei einem Exemplar angedeutet Einen doppelten
Porencontur weisen meine Exemplare nicht auf, doch handelt es sich hierbei, wie einzelne Exem-
plare von L. inUnnedia und namentlich die Befunde laei den Castanelliden (S. 148) zeigen, nur
um individuelle Unterschiede, welche von dem Grad der Verkieselung in den Balkenachsen
abhängen.
F'undorte: T.-St 237 (nördlicher Indik, S. 4950 — 4600, OOO)» 239 (nördlicher Indik,
S. 40 — 25,01 268 (nördlicher Indik, S. 4800—4200, CO)-
Die vorliegenden Schalen sind teils leer, teils mit Schlamm gefüllt
Das Vorkommen unserer Form in größeren Meerestiefen kann also nicht bewiesen werden,
wird aber durch die außerordentliche Derbheit der Schale wahrscheinlich gemachL Sehr auf-
fallend ist allerdings der einzelne Fund von T.-St 239 (S. 40 — 25!), doch mag ja angesichts der
großen Zahl der in dieser Station ausgeführten Schließnetzfänge eine Verunreinigung des Schließ-
netzes nicht ganz ausgeschlossen sein.
Der nämlichen natürlichen Familie der Lamprocycladiden würden einige andere Phormo-
cyrtiden aus der Unterfamilie der Theophaeninae (Tricyrtida multiradiata clausa) einzureihen
sein, bei welchen also der Schalen m und durch eine Gitterplatte geschlossen ist Hierher gehört:
Gattung. Hexalodus n. gen.
Theophaenincn mit 6 Zähnen am Abdomen. Im künstlichen System der Gattung Hexala-
treutus Haeckel (Rep, p. 1393) am nächsten zu stellen, jedoch mit horizontaler Basalplatte.
Hexalodiis dendrophorus n. sp.
Taf. LXXXV, Fig. 593.
Schale sehr derbwandig, mit deutlicher Collar- und Lumbalstriktur. ln den Gitter-Knoten-
punkten von Cephalis und Thorax erheben sich kurze, derbe, verästelte Dornen, deren
Verzweigungen wahrscheinlich eine zarte äußere Gitterechalc, ähnlich deijenigen von Hexaamtium
(Textfig. 75, 77) bilden. Apicalhom kegelförmig. Lumbales Diaphragma als kräftiger Ringwulst
ausgebildet Abdomen durch eine Gitterplatte abgeschlossen, seine Basis mit sechs Apophysen,
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T iefaee*Radi> ibiicn.
457
von welchen bei meinem Exemplar zwei als breite, gefensterte Pyramiden (Ausbuchtungen der
Schalenwand), die übrigen als kurze kräftige Zähne ausgebildet sind.
Gesamtlänge über o>2 mm.
Centralkapsel mit 4 Loben.
//. dendrophorus erinnert am meisten an einige dreistrahlige Formen aus der Gruppe der
Theoperinen (Tricyrtida triradiata clausa), so an Lithodiytris tripodium (Ehrenberg, 1875,
Taf. IV, Fig. 1 2 ; Rep, p. 1 363) aus dem Tertiär von Barlxulos und an einige recente IMho-
ckytris- Arten (Rep, Taf. LXVTI, Fig. 14 — 16). Auch liegt ein Vergleich mit einigen Podocyrtis-
und Thyn<xyrtii-kr\.cx\ (Theopilinen = Tricyrtida triradiata aperta) nahe
Fundort: T.-St 227 (nördlicher Indik, S. 600—400, •).
Natürliche Familie. Plectopyramididae.
(Phaenocalpidac-Archiphorminae partim -+■ Anthocyrtidae-Sethophorminae partim.)
Den Lamprocycladiden stehen sehr nahe einige kegel- od er py ram iden f ör m ige
Formen mit viereckigem Maschenwerk und offenem Munde, welche im künstlichen
System, je nachdem eine Cephalis fehlt oder deutlich abgesetzt ist, zu den Archiphorminac
[Monocyrtida 1) multiradiata aperta] oder zu den Sethophorminae [Dicyrtida*) multiradiata
aperta] gestellt worden sind.
In den Schließnetz- und Vertikalnetzfängen wurden wiederholt hierher gehörige, mit
Centralkapseln versehene Formen gefunden, die wegen der derben Beschaffenheit ihrer Schale
mit großer Wahrscheinlichkeit als Bewohner der tieferen Regionen anzusehen sind.
Gattung. Plectopyramis Haeckel
Sethophorminen mit zahlreichen Radialrippen in der Wandung des pyramidenförmigen
Thorax. Netzwerk doppelt: die groben primären Maschen sind von einem feinen sekundären
Netzwerk ausgefüllt Cephalis mit oder ohne Horn.
Plectopyramis polypleura I-Iaeckel.
Taf. LXXXIV, Fig. 59 2 ; Tcxtfig. 90.
Pteetöpyramit polypleura HAECKEL, Rep., p. 1260, Taf. LVI, Fig. 8.
Stikopyramis fencstrata V. IIaECKER, 1907 c, p. 125, Fig. II.
Schale derbwandig, glatt, kegelförmig, mit geraden Konturen. Cephalis klein, mit sehr
kleinen Poren und (nach Haeckel) mit einem schiefen, konischen Horn von doppelter Länge,
Thorax mit 20 — 30 Iüngsrippen, von welchen (nach Haeckel) meist 12 als stärkere Primär-,
die übrigen als schwächere Zwischenrippen ausgebildet sind. Die durch zahlreiche Horizontnl-
balken gebildeten primären Maschen sind in der Gegend der Kegelspitze durch ein feines
sekundäres Netzwerk ausgefüllt, welches bei meinem Exemplar (im Gegensatz zu dem feinen
I) C'yrtoiclr* monothaliuniau
z) Cyitoldca dilhalaima
457
(Vuuchc TiciMe-EjpcditiM i Syi— i Bd. XIV. jg
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458
Valentin Hakcker,
Netzwerk von Cinclofyramis) die Gestalt von schwach gewölbten, an der Außenfläche der Balken
ansetzenden Siebplatten besitzt (Textfig. 90).
Bei meinem Exemplar fehlt ein Apicalhom (möglicherweise abgebrochen), ferner sind bei
ihm die Längsrippen gleichmäßig ausgebildet, und das sekundäre Netzwerk ist nur in einer
bestimmten Zone in der Nähe der Schalenspitze entwickelt
Schalenlänge (Ccphalis -f- Thorax) nach Haeckel 0,39 mm, bei meinem Exemplar
0,25 mm.
Fundort: T.-St 229 (nördlicher Indik, S. 800 — 600, •).
Cinclopyramis gigantea n. sp.
Taf. LXXXV, Fig. 599; Textfig. 91.
In T.-St 55 (Guineastrom, V.) wurde eine Plectopyramidide gefunden, welche ich, obwohl
nur ein Exemplar mit unvollständiger Centralkapsel und zwar in einem Vcrtikalnetzzug erbeutet
wurde, doch wegen ihrer bedeutenden Größe als eine Tiefenform l>etrachten möchte. Während
nämlich die Schalenlänge von PUcto-
pyramis polypleura 0,25 — 0,39 mm beträgt
und auch die meisten anderen hierher ge-
hörigen Formen eine Schalenlänge von
0,2 bis höchstens 0,4 mm besitzen, ist die
Länge der (wahrscheinlich unvollständigen)
Schale bei der vorliegenden Art 0,95 und
diejenige der beiden (ebenfalls abge-
brochenen) Hörner mindestens 0,55 mm
(vergl Textfig. 91 a — c, wo hei gleicher
Fig. 90. Primirc »d Gi.w- Vergrößerung Cmc/ofyramis gigantea,
wrrk van pitrtopyramit p«iypuura Acanthosphaera und C rate rocy' das abgebil-
haukki.. ^ ^ jet sincfy P, gigantea kommt aLso
Fig. 91 a — e. Cinctopyramii gigonitn,
Acanthcspheiera hirutlnum.t und Cratero-
tyf/as rcbuitiaima bei gleicher Vergröße-
rung gezeichnet.
Fig. 91 a.
Fig. 91 b.
Fig. 91 c-
Bezug auf die Schalenlänge den pacifischen Formen Sethopyramis bicomis und maxima (Rep., p. 1256)
gleich, mit denen sie auch sonst vieles Gemeinsame hat. Nur fehlt unserer Form vollständig
die Cephalisbildung, und außerdem ist sie von den Sethopy > t a m is- A rt e n durch die Ausbildung des
sekundären Maschenwerkes und wahrscheinlich durch die Entwickelung eines äußeren spongiösen
Gitterwerkes unterschieden.
Artdiagnose: Schale pyramidenförmig, mit geschweiftem Umriß, im oberen
Abschnitt mit zum Teil verzweigten Dornen l»esetzt, welche wahrscheinlich eine äußere
Gittersch.ulc tragen (ähnlich wie bei Peripyramis und Spongopyramis), ohne jede Cephalis-
bildung. Schalenspitze mit 2 divergierenden, kräftig bedomten Hörnern von mindestens 0,55 mm
45**
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T iefice-R aüiülat icn .
459
Lan^e. Etwa 40 akrofugal sich verdünnende Längsl>alken, welche, in der Nähe der Schalen-
spitze durch parallel verlaufende Querl>alken gekreuzt, in den liasalen Schalenabschnitten durch
Quer- und Schrägbalken zu einem unregelmäßigeren Netzwerk verbunden werden. (Das Balken-
werk erinnert so an die Antiklinen und Periklinen eines pflanzlichen Vegetationskegels. Die
zahlreichen Unregelmäßigkeiten in der Balkenverbindung finden in den auf Taf. XLV abgebildeten
Monstrositäten der Aulosphäriden ihr Analogon.) Etwa in der Mitte der Schalenhöhe entspringen
von einigen (mindestens drei) Iüngsbalken unter spitzem Winkel cylindrischc, derbe, schwach
bedomte Radiais tachcln, welche eine Strecke weit durch Anastomosen mit dem Gitterwerk
der Schale verbunden sind. Im apicalen Schalenabschnitt sind die Fensteröffnungen von zarten,
großenteils rechtwinklig sich kreuzenden Fäden durchsetzt, welche von den einander
zugekehrten Seiten der Balken (nicht, wie die Siebplatten von PUdopyxamis polypleura^ von der
Außenfläche der Balken) entspringen, zuweilen auch mehrere Fenster und Balken überspringen.
Länge der Schale mindestens 0,95 mm.
Fundort: T.-St 55 (Guineastrom, V, •).
Gattung. Sethophormis Haeckel.
Tcxtfig. 92.
Wiederholt wurden in tiefer gehenden Schließnetz- und Vertikalnetzzügen große, zart
gefensterte Dicyrtiden mit bimenförmiger Centralkapse! gefunden, welche in die Gattung Setho-
phormis (Dicyrtida multiradiata mit flacher, glocken- oder hutförmiger Schale), und zwar in die
Untergattung Asirophormis (mit 20 oder mehr Radialrippen) gehören.
Flg. 92. Stthophormii sp.
s»*
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Vaijwtin IIAKCKMI,
460
Speciell in Schließnetz fangen fanden sich zwei vermutlich nahe zusammengehörende
Formen mit wohlerhaltener Centralkapsel. Die T-St 175 (südlicher Indik, S. 400 — 370) lieferte
eine hutförmige, der Sethophormis Uptopilium Haeckel (Rep., p. 1 249) einigermaßen nahestehende
Art mit sehr kleiner Cephalis und mit 19 — 20 nach außen konkaven Längsrippen, welche durch
ein außerordentlich zartes, viereckiges Maschenwerk verbunden sind (Textfig. 92). Der Durch-
messer des Pcristoms l>eträgt 0,56 mm. Eine sehr ähnliche Form mit einem Peristomdurch-
messer von 1 mm wurde in T.-Sl 66 (Golf von Guinea, S. 700—600) erbeutet Bei ersterer hing
aus der Cephalis eine bimförmige Cetralkapsei in den Thorax herab, bei letzterer liesaß die Central*
kapsel« von unten gesehen, einen runden Umriß, ist also wahrscheinlich ebenfalls bimenförmig.
Sehr auffallend ist daß sich diese zartmaschigen Formen in so großen Tiefen vorfinden.
Möglicherweise handelt es sich um zufällige Vorkommnisse.
Familie Lithocampidae.
(Stichocy rtida [— Cyrtoidea polythalamia] eradiata.)
Textfig. 93.
In T.-St 237 (S. 4950 — 4600) wurden zahlreiche Individuen einer
Lithocampide gefunden, welche dem centralparifischen Eusyringium sipko-
nostoma Haeckel (Rep., p. 1499, Taf. LXXX, Fig. 14) und dem Eu.
raphanus [Stöhr] (Stöhr, 1880, Taf. IV, Fig. 12), bezw. dem Eueyrtidhm
elongatum Stöhr (1880, Taf. IV, Hg. 10) aus dem Tertiär Siciliens nahe-
stehen (Textfig. 93). Die meisten Exemplare, die im übrigen mancherlei
Abweichungen bezüglich der Form und Kammerzahl zeigen, sind mit
Schlamm gefüllt, bei einem fand ich al>er in einer der Kammern einen
deutlichen, centralkapsel -ähnlichen Körj>er, so daß, angesichts der Derb-
wandigkeit aller Formen, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist daß es
F*- 93- Emyrmgium «P. , , , .
sich um I lefenbewohner handelt
Bemerkenswert ist daß auch aus jurassischen Ablagerungen verschiedene von Rüst zu
den Gattungen Stichophormis und Stichocapsa gestellte Arten bekannt sind, welche unseren Formen
sehr nahestehen (Rüst, 1885, Taf. XVI, Fig. 2, 9, 12).
IV. Nachträge.
Im folgenden sollen noch einige Funde zusammengestellt werden, welche erst nach
Abschluß der Bearbeitung der betreffenden Gruppen gemacht wurden.
Aulacanthidae.
Tcstn*. 94.
Einige Nadeln von Atdocoryne zdesios (S. 75) sind nachträglich in T.-St. 34 (canarische
Strömung, V.) gefunden worden. Das Bild, welches man sich von der Verbreitung dieser Art
machen kann, wird durch dieses Vorkommnis nicht verändert.
460
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Ticf»co KailioUricn.
46I
Ferner kam aus» der Ausbeute von T.-St 182 (südlicher Indik) nachträglich ein Exemplar
von Aufokleptes ßoscuhts zum Vorschein, welches in typischer Weise alle Phasen des bisher nur in
T.-St 236 gefundenen Sc a b i ose n -Typus (S. 64. Taf. XLII, Fig. 305 — 309) aufweist.
Zu den Aulacanthiden oder vielleicht auch zu den Cölodendriden möchte ich vorläufig
auch die in mehreren Stationen gefundenen weichkörperlosen Ccntralkapseln stellen. Solche
nackte Centralkapseln wurden in größerer Zahl namentlich in T.-St. 32 (canarische Strömung, V.)
und 139 (Antarktis, V.) erbeutet Sie gleichen im ganzen den Ccntralkapseln der Aulacanthiden
und sind von wechselnder Größe. Die größten besitzen einen Längendurchmesser von 0,33 mm.
Leider waren fast alle Exemplare, die ich zum Schneiden verwerten konnte, ungenügend konserviert.
Nur bei einer der größten, mit Pikrinsäure fixierten Centralkapseln war etwas Näheres über die
Strukturverhältnisse festzustellen (Textfig. 94). Der eltipsoidisehe Kern ist dicht gefüllt mit ein-
fachen (nicht paarig gelagerten), langen, schlauchförmigen Chromosomen,
welche eine dunkel färbbare Rinde und eine helle Binnensubstanz be-
sitzen. Die Astropyle zeigt durchaus die Beschaffenheit der Astro-
pylen der Aulacanthiden, die zweifellos erst in Bildung begriffenen
Parapylen (p) lassen einen sehr tief in der Intrasarkode gelagerten Bulbus
erkennen, von welchem ein dunkler Strang nach der Oberfläche zieht
Ein eigentlicher Parapylenhof, d. h. eine bei ausgebildeten Central kapseln
stets deutlich vorhandene alveolenfreie Plasmapartie im Umkreis der
Parapyle, ist nicht vorhanden. Die Parapylen erinnern im ganzen an die
Bilder, welche Borgert (1900, S. 2 54, Fig. BB — DD) von den Anfangs-
stadien der in Entwickelung begriffenen Parapylen von Aulacantha ge-
geben hat Jedenfalls darf gesagt werden, daß die betreffende Central-
kapsel eben erst aus einem Zweiteilungsprozeß hervorgegangen ist Ob dies auch für die
übrigen nackten Ccntralkapseln gilt, war bei dem mangelhaften Konservierungszustand nicht
festzustellen.
Fig. 94. Schnitt durch eine
freie Centralkflp&cl au» T.-St. J».
Schlauchförmige Chromosomen
und ParapylenanUge.
Aulosphaeridae.
Textfig. 95, 96 a — c.
In T.-St 32 (canarische Strömung, V.) wurde ein größeres Stück eines Auhsphaera -
Skelettes vorgefunden, welches zu den interessantesten der im „Valdivia“ - Material enthaltenen
Monstrositäten gehört, insofern es gewissermaßen die Charaktere von 4 oder 5 sonst wohl-
unterschiedenen Tripyleen-Familien in sich vereinigt. Eine genaue Artbestimmung konnte nicht
vorgenommen werden, da die Radialstacheln sämtlich abgebrochen waren.
Bei Betrachtung mit schwächerer Vergrößerung (Textfig. 95) zeigt ein Teil des Skelettes
die typischen Strukturverhältnisse von Aulosphacra mit hohlen, von Achsenfäden durchzogenen
Tangentialbalken und regelmäßigen, meist sechsstrahligen Knotenpunkten (Textfig. 95, rechts); ein
anderer, in sich geschlossener Teil dagegen ist durch scheibenförmige Ausbildung der Knoten-
punkte ausgezeichnet (Textfig. 95, links) und erinnert also schon bei oberflächlicher Betrachtung
mehr an die Skelette der Sagosphäriden mit ihren in den Knotenpunkten verschmolzenen
l angen tialbalken. An der Grenze leider Bezirke zeigen sich verschiedene Uebergänge: bei einzelnen
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4Ö2
Vauwtii« Hakcssr,
Knotenpunkten (Textfig. q6a) ist die äußere Lamelle des „Radgelenkes Q») stärker abgehoben, als
dies normalerweise bei Aultaphaera der Fall ist (vergl. S. 102, Textfig. 1 2), bei anderen (Textfig. 97 b)
beginnt sich in die Zwickel zwischen der äußeren Gelenklamelle und den konischen Enden der
TangentialrOhren eine poröse, „sekundäre“ Kieselmasse einzulagern, und dieser Zustand führt endlich
hinüber zu denjenigen Knotenpunkten, bei welchen die ganze Stemfigur in eine scheibenförmige,
poröse, auf den Präparaten vielfach luftdurchtränkte Masse eingelracken erscheint (Textfig. 96 c).
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Tiefsec-R adiolai icn .
463
Solche Bilder erinnern dann sehr an manche Vorkommnisse bei Sagosphäriden (vergl.
Taf. XIX, Fig. 168), aber merkwürdigerweise zeigen die nämlichen Knotenpunkte gleichzeitig
Anklänge an zwei andere, viel weiter abstehende Gruppen, an die Familien der Chaliengeriden
und Medusett i den, indem in der Nähe der scheibenförmigen Knotenpunkte die hohlen
Tangentialbalken vielfach durch quere Scheidewände mehr oder weniger regelmäßig gekammert
sind (Textfig. 96 c). Damit sind aber die Beziehungen dieser Monstrosität zu anderen Familien
nicht erschöpft: bei einzelnen Knotenpunkten (Textfig. 96 d, e) hat nämlich der Verkieselungs-
prozeß einen ganz anderen Verlauf genommen, insofern nur die äußere, in diesem Fall allerdings
sehr dicke Gelcnkhaut zur Ausbildung gelangt und die centralen Balkenstümpfe überhaupt nicht
als selbständige Gebilde zur Entwickelung gelangt sind. Solche Knotenpunkte erinnern sehr an
unfertige Castanelliden-Skelette (Taf. XXXVIII, Fig. 290), sowie an das früher beschriebene
unvollständig verkieselte Skelett von Sagetioarium anthophontm (Taf. Xl.VIIi, lüg. 368, besonders
bei c und d), und zwar um so mehr, als die angrenzenden Tangentialbalken keinen kontinuierlichen
Hohlraum aufweisen, wie bei den Aulosphäriden, sondern mehr oder weniger vollständig ver-
kieselt sind und also mehr den massiven Stäben der Sagosphäriden entsprechen.
In der hier beschriebenen Monstrosität von Auiosphana tritt uns abermals ein ganz
besonders instruktives Beispiel für die weitverbreitete Thatsache entgegen, daß, wenn einmal
der durch Vererbung fixierte Gleichgewichtszustand verlassen wird, die
Ausschläge nach verschiedenen Seiten hin stattfinden. In unserem speciellen
Fall handelt es sich dabei nicht etwa bloß um Anklänge an benachbarte Arten und Gattungen,
wie dies für ähnliche Monstrositäten, z. B. bei den Aulacanthiden, zu gelten pflegt, sondern es
werden sogar die Merkmale mehrerer Familien in verschiedenen Kombinationen mit-
einander vereinigt
Von weiteren nachträglichen Befunden aus dem Gebiet der Aulosphäriden sei noch ein
Exemplar von Auloscena robustissima aus T.-St 85 (Benguelastrom, V.) erwähnt Diese Form war
vorher (S. 121) nur aus dem südlichen Indik bekannt
Sagosphaeridae.
Textfig. 97.
In T.-St 151 (Antarktis, S. 100 — io) fand sich noch ein vollständiges Exemplar von
Sagoseena praetorium (s. S. 137, Taf. XV, Fig. 145 — 146), also einer auch sonst in der Antarktis
öfters gefundenen Form.
In T.-St 142 (Antarktis, V.) wurden ferner Reste einer Sagcnoscena- Art mit einfachem,
unverzweigtem, am Ende in eine feine Spitze auslaufendem RadialsUichel gefunden, welche als
Sagenoscena monodon n. sp. bezeichnet werden möge (Textfig. 97).
Castanellidae.
Castanidium bngispinum wurde u'eiter noch gefunden in T.-St 132 (Antarktis, S. 500
— 35°. • >51 (Antarktis, S. 300 — 200, •), 239 (nördlicher Indik, S. 113 — 85, • i Exemplar
mit Copcpodeneiem : S. 81 — 64, •).
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464
VALENTIN Ha&CKKX,
Unsere nach den bisherigen Befunden als knephoplanktonisch zu liezeichnende Art geht
also nahe bis an die Region des Phaoplanktons (o — 50 m) herauf.
Circoporidae.
Textfig. 98.
Von Circostephanns vaJdntiae wurde in T.-St 168 (nördlicher Indik, V.) ein zweites Exem-
plar mit 24 Radialstacheln gefunden, welches im übrigen dem früher (S. 1 84) beschriebenen durch-
aus gleicht Da in der Tafclfigur (Taf. XXI, Fig. 179) aus Versehen der Domenbesatz der
Radialstacheln weggelassen ist so gebe ich in Textfig. 98 nochmals einige Radialstacheln wieder.
Fig. 97. Sagnwuemt monodon n. tp. !>. sp.
Medusettidae (Atlanticellidae).
Durch seine Untersuchungen über Allantieella (1905), insbesondere durch die Auffindung
vollkommen skelettloser, zu dieser Gattung gehöriger Formen ist es Borgert (1907 a) ermöglicht
worden, auch einer Reihe anderer aberranter Protozoenformen eine bestimmte Stelle im System
anzuweisen. Es handelt sich um Organismen, welche zum Teil die Gestalt einer kugeligen oder
leicht eiförmigen Blase besitzen (Textfig. 100 — 102), zum Teil mit kurzen, dicken Fortsätzen
oder mit langen, dünnen Armen ausgestattet sind (Textfig. 99). Bei allen in Frage stehenden
Formen besteht der von einer H üll membran umgebene Zellkörper großenteils aus Gallerte,
während die „Protoplasmascheibe“, d. h. die ntndliche oder scheibenförmige, den Kern
einschließende Hauptmasse des Protoplasma einseitig der Innenfläche der Hüllmembran ein-
gelagert ist. Von dem vakuolisierten Rande der Protoplasmascheibe strahlen an der Innenfläche
der Membran in meridionaler Richtung Protoplasmazüge gegen den gegenüberliegenden (aboralen)
Pol aus (Textfig. 100), auch kann von der aboralen Seite der Protoplasmascheibe ein derber
Verbindungsstrang durch die Gallerte hindurch nach dem aboralen Pol hin ziehen (Textfig. 101)
und hier eine fontänenartige Aufteilung erfahren. Bei einer der Formen, IjokoteUa pro/etts, konnte
Borgert feststellen, daß die radiären Plasmastränge der aboralen Fontäne sich teils direkt, teils
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Tief*«?- Radio l*ncn
465
durch Vermittelung eines unregelmäßigen, an der Innenfläche der Hüllmembran ausgebreiteten
Maschenwerkes mit den radiären von der Protoplasmascheibe ausstrahlendcn Plasmazügen in Ver-
bindung setzen. Borger) hält cs daher für wahrscheinlich, daß die geschilderten Strukturen den
Ausdruck einer kreisenden Protoplasmaströmung bilden, und man wird speciell an die Verhältnisse
bei Phaeocolla valdiviae (S. 8, Taf. XLII, Fig. 302) erinnert, bei welcher Form el>enfalU eine Art
von regelmäßiger Grkulabon zu l)estehen scheint Im ganzen ist wie Borger 1 betont eine
große Achnlichkeit unserer Formen mit den Cystoflagellaten nicht zu verkennen (man
beachte namendich HaloceUa tentaadaia mit ihrer rudimentären Proboscis, Textfig. 102), aber die
Tripyleen-Natur der ersteren wird deutlich dadurch erwiesen, daß — mit einer Ausnahme —
bei allen Formen an der Stelle, wo der Protoplasmakörper der Hüllmcmbran aufliegt ein deut-
liches Operculum (Oeffnungshof) mit radiärer Streifung zu sehen ist (Textfig. 99). Der ganze
Körper würde also einer Centralkapsel entsprechen, und da ferner Borger 1 l>ei einer seiner Arten
(HaloceUa gemmal ein unregelmäßiges, spongiöses Kieselskelett dem Operculum angelagert fand,
welches einigermaßen mit dem hohlen Klöppel von Atlanticclla verglichen werden kann, so wurde
er dazu geführt alle genannten Formen in der von ihm neu gegründeten Familie der Atlanti-
cclliden unterzubringen (1907a, S. 446).
Von den in der „National“- Ausbeute enthaltenen, neuen Formen haben sich mehrere auch
im „Valdivia“-Material wiedergefunden. Inslxisondere liegen mehrere Fxemplare von Comucella
maya vor. Unter diesem Namen faßt Bürgert alle diejenigen Formen zusammen, welche
einen deutlichen strahligen Oeffnungshof und mehrere lange, hom- oder armartige Fortsätze
besitzen :
Comucella maya Borgert.
Textfig. 99.
Comucella maya BoKGERT, 1907 a, S. 436, Fig. 4, 5.
Centralkapsol sphärisch
oder nahezu sphärisch mit mehreren
(bei meinen Exemplaren 4 — 6) lan-
gen, zipfelförmigen Fortsätzen, welche
mit einem etwas verbreiterten Basal-
stück der Centralkapsel aufsitzen und
so an die Radialstacheln der Tusca-
roren im häutigen Entwickelungs-
stadium erinnern.
Hüllmembran dünn, im
konservierten Material zart gefältelt.
Operculum kreisförmig mit deut-
licher Radiärstreifung.
Protoplasmascheibe nach
Borger r der Astropyle angelagert,
mit radiär gerichteten, pseudopodien-
Fig. 99. Comucella maya Borger 1
465
Deutsch« Treis»«- Es pedxUon 1I9I-1I99 Bd. XIV,
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Valentin Haeckex.
artigen Fortsätzen. Ein kräftiger, die Gallerte durchziehender Strang verbindet die Protoplasma-
scheibe mit dem aboralen Pol und entsendet hier nach allen Seiten dünne Ausläufer. (Diese
Verhältnisse waren bei meinen, überwiegend mit Alkohol konservierten Exemplaren nicht genau
zu erkennen.)
Ueber den in der Protoplasmascheibe gelagerten Kern kann ich keine Aussagen machen,
da ich keine ausreichenden Schnittbildcr bekommen habe. (In dem in Textfig. 99 abgebildeten
Exemplar waren Protoplasmascheibe und Kern zerfallen.)
Längster Durchmesser der Centralkapsel bei meinen Exemplaren 0,12 — 0,2 m.
Fundorte: Atlantik (Borgert); T.-St 26 (canarische Strömung, V.), 46 (Südäquatorial-
strom, V.), 55 (Guincastrom, P. 200), 66 (Golf von Guinea, V.), 229 (nördlicher Indik, S. 600
— 400), 268 (nördlicher Indik, V.).
Verbreitung: Nach dem „Valdivia“-Material ist unsere Form hauptsächlich in wärmeren
Meeresgebieten zu Hause und anscheinend knephoplanktonisch.
Ferner fanden sich im „Valdivia“-Material:
Halocella inermis n. sp.
Textfig. 100, 101.
Centralkapsel geoidisch, mit flacher Oral- und Aboralseite, ohne Fortsätze.
Hüllmembran dünn. Operculum nicht ausgebildet; an seiner Stelle ein kleiner,
scheibenförmiger, dunkler Körper, welcher durch einen kurzen Stiel mit der von der Hüllen-
membran etwas abgerückten Protoplasmascheibe verbunden ist und vielleicht ein Homologon der
Proboscis darstellt (vergl Textfig. ioi,
unten).
Protoplasmaschcibe sehr regel-
mäßig vakuolisiert, in etwa 20 meridionale
Stränge auslaufend (Textfig. 100), durch
diese letzteren, sowie durch einen derben,
die Gallerte durchsetzenden Achsenstrang
(Textfig. ioi) mit dem aboralen Pol ver-
bunden. Kern geoidisch.
Größter Durchmesser der Cen-
tralkapsel 0,5 mm.
Fundort: T.-St 42 (Guincastrom,
S. 2000 — 1700).
Die vorliegende Form stimmt in Bezug auf die allgemeine Gestalt und Struktur mit
Halocella gtmma Borgert (1907 a, Fig. 1) überein, von welcher sie sich aber durch den Mangel
eines Skelettes unterscheidet Hinsichtlich der korbförmigen Anordnung des Protoplasmas besteht
auch mit Ij)boce//a protcus Borgert (1907 a, Fig. 2) eine ziemlich weitgehende Uebereinsti mm ung,
so daß die systematische Stellung unserer Form in der Nähe einer dieser beiden BoRGERT’schen
Formen nahezu sicher sein dürfte.
466
Fig. 100. Fig. 101.
Hg. loo, Halocella inermis n. sp. OraUnsicht.
Fig. 101. Halocella inermis n. «p. Seitenansicht
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Tiefsee-Ridiolahen.
467
Halocella (?) tentaculata n. sp.
Texlfig. 102.
Centralkapsel (?) nahezu sphärisch.
Hüllmembran derb, von körniger Beschaffenheit, stark tingierbar. Ein eigentliches,
radiär gestreiftes Operculum ist nicht ausgebildet, dagegen ist an einer Stelle der Hüllmembran
ein kreisförmiges, helles Feld differenziert, in dessen Mitte sich ein homförmiger, dunkel tingier-
barer Vorsprung (rudimentäre Proboscis?) erhebt
Eine „Protoplasmaschcibe“ ist nicht vorhanden ; ein excentrischer, scheibenförmiger Körper
von spongiöser Beschaffenheit (Sublimat- Alkohol-Konservierung!) ist wohl als Kern zu deuten.
Größter Durchmesser 042 mm.
Fundort: T.-St 32 (canarische Strömung. V.).
Möglicherweise ist auch diese Form als eine skelettlose Centralkapsel zu deuten und in
die Nähe obiger Formen zu stellen. Um ein Cystoflagcllat dürfte es sich wohl schwerlich handeln.
Im Anschluß an die Besprechung seiner neuen Gattungen geht Borgert (1907 a, S. 443)
nochmals auf die systematische Stellung der von ihm aufgestellten Familie der Atlant icelliden
ein. Gegenüber der von mir (1906 c, S. 894: vergl oben
S. 304) geäußerten Ansicht, daß eine Abtrennung der At-
lanticelliden von den Medusettiden nicht angebracht sei,
da die beiden Familien eine kontinuierliche Reihe von
Arten darbieten, hebt Borgert hervor, daß zwar die
Gattungen Planktonetta und Naiionaletta l>ei aller sonstigen
Verschiedenheit in Bezug auf das charakteristische Merk-
mal der Medusettiden, nämlich die Kaminerung der
Stacheln, mit den kleineren Formen (Medusetta und Euplty-
settaj übereinstimmen und daher mit ihnen in eine engere
Beziehung gebracht werden können, daß aber jeden falls das
Genus AtlanticeUa durch die Zahl und Beschaffenheit der
Centralkapselöffnungen, durch den Mangel eines Diaphrag-
mas und durch den besonderen Bau der Stacheln wesent-
lich von den Gattungen Planktonetta und Naiionaletta verschieden sei. Wollten wir daher die
Gattung AtlanticeUa mit in die gleiche Familie einreihen, so würde dies nur mit einem gewissen
Zwang geschehen können, und gerade auf das charakteristische Merkmal der Medusettiden, die
Beschaffenheit der Stacheln, müßte verzichtet werden. Borgert weist dann ferner noch darauf
hin, daß die kleineren Medusettiden sehr enge Beziehungen zu den Challengeriden aufweisen und
daß man zwischen diesen beiden Formengruppen mindestens ebenso leicht einen Uebergang finden
könnte, wie zwischen AtlanticeUa und den Medusettiden.
Ich möchte das Gewicht einiger der Gründe gewiß nicht verkennen, welche Borgert
gegen eine Vereinigung der Atlanticellen mit den Medusettiden vorgebracht hat Indessen ist
bezüglich der drei von Borgert hervorgehobenen Punkte (Centralkapsel, Diaphragma, Stacheln)
darauf hinzuweisen, daß wenigstens bei dem Genus Globicella, welches Borgert ebenfalls zu den
467
59*
Fig- 103. HaloctUa (ft tmtaeufota n. «p.
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468
Valentin Haetkxr,
Atlanticelliden stellt, die Centralkapsclöffnungcn eine ganz ähnliche Beschaffenheit zeigen wie bei
Planktonetta und Nationaietta . daß ein Diaphragma vorübergehend (nämlich bei der Fortpflanzung)
auch bei Nationaietta fehlen kann (Taf. LIX, Fig. 459) und daß die Stachelstrukturen von
Atiantieella , wie oben (S. 291) gezeigt wurde, sich ohne weiteres an die Verhältnisse bei Plankto-
netta anschließen und damit auf die Kammerung der Medusettiden-Stacheln zurückführen lassen.
Auch ist daran zu erinnern, daß, was Borger r in seiner Kontroverse nicht beachtet hat, der
Klöppel von Atiantieella doch zweifellos mit der sekundären Außenschale von Nationaietta in
eine engere Beziehung gebracht werden kann (S. 297). So wird man denn auch meiner Auf-
fassung ein gewisses Recht nicht abstreiten können. Im übrigen dürfte es sich aber hier, wie
bei allen Versuchen, eine größere, ziemlich kontinuierliche Formenreihe syste-
matisch zu gliedern, mehr um eine Frage der jjersönlichen Empfindung und allenfalls um prak-
tische Rücksichten handeln. Letztere scheinen mir aber dafür zu sprechen, wo es irgend möglich
ist, die Zahl der aufzustellenden Familien nicht allzusehr zu vergrößern.
Am Schluß seiner Abhandlung (1907) kommt Borgert noch auf die von mir geäußerte
Anschauung zu sprechen, daß Fowler’s GazeUetta fragilis nicht mit der von Borgert beschriebenen
Gazelletta bezw. Nationaietta fragilis identisch sei. Er glaubt an der Identität festhalten zu sollen,
eine endgiltige Entscheidung dieser Angelegenheit wird sich aber wohl erst herbeiführen lassen,
wenn vollständige Tiere vorliegen.
Literaturverzeichnis zum Systematischen Teil.
Die mit * bezeichnet«) Arbeiten .sind mir unzugänglich gewesen.
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Valentin Haeckek.
Namenregister zum Systematischen Teil.
Seite
Acanthosphaera .
. • 435
hirsutissima .
• • 436
Anthocvrtidae . .
452. 457
Anthocyrtidium .
. • 454
biseriale . . .
* • 454
Archiphorminae .
• • 457
Astracantha heteracantha
.. . 387
heteraeanthoides
. . 388
paradoxa . .
• . 387
umbellifera . .
. . 388
Astrosphaeridae .
• • 435
Atlanticella . . .
305.
313- 4*4
bicornis . . .
• • 3*5
morchella . .
* • 3*5
Atlanticellidae . .
304. 464
Aulactinium . .
■ 37 95
Aulacaniha . . .
• 37- 9°
cannulata . .
4 . 94
clavata . . .
. • 94
laevissima . .
. 91, 94
scolymantha .
4 ‘ 91
spinosa . . .
. . 90
Aulacanthidae . .
4, 10 II, 460
Aulastrum . . .
III, 123
mirabile . . .
. . 124
monoceros . .
. . 124
spinosum . .
. . 124
trichoceros . .
. . 124
Aulatractus . . .
Ul. Xl8
fusiformis , .
. . 119
ovulum . . .
• • 113
septentrionalis
• • 113
Auloceros . . .
• 37. 46
arborescens
• 52. 53
birameus .
• • 53
dichodendrum .
• • 53
elegans . .
• • 54
subelegans
. .
• • 54
irrogularis .
• • 54
trigeminus.
• • 55
spatkillaster var.
birameus 53
trigeminus . .
• • 55
Aulocoryne . . .
. 37. 7»
Aulocoryne dentata .
candolabrum . *
zetesios ....
Aulodendron . . .
antarcticum . .
heteracanthum .
verticillatum . .
Aulographantha . .
Aulographella . . .
pistillum . . .
triaena ....
1 Aulographidium . .
Aulographis . . .
arcuata ....
astcriscus . . .
bicurvata . . .
candelabrum , .
1 flosculus ....
furcula ....
hexancistra . .
martagon . . .
I mediterranea . .
I moorensis . . .
pandora ....
pentastyla . . .
pistillum . . .
pulvinata . . .
stellata ....
tetrancistra . . .
tetrastyla . . .
triaena ....
triangulum . .
triglochin . . .
Aulographonium . .
anthoides . . .
antarcticum . .
bicome ....
candelabrum . .
indicum ....
mediterraneum .
polystylum . . .
pulvinatum . . .
Seit* Sri*
68
Aulokleptes . . .
• 37.
55
69
flosculus . . .
. 62. 461
73-
460
ramosus ....
60
37
88
Aulopetasus . . .
• 37*
75
89
charoides . . .
75
90.
387
Auloscena ....
1 1 1.
120
-
37
atlantica ....
pelagica ....
pyramidalis . .
121
*23
120
37
62
60
robustissima . .
vertlcülus . . .
Aulospathis ....
• 37
121
1 2 1
76
38
variabüis . . .
84
37
aulodendroides
85
44
bifurca . . .
86
4»
diodon . . .
85
44
furcata . . .
87
69
monodon . .
»5
62
tetrodon . .
84
46
triodon . . .
46
bifurca ....
86
62
diodon ....
68
furcata ....
87
7'
hexodon . . .
87
39
pinus .....
87
43
tetrodon ....
84
62
triodon ....
84
7i
Aulosphaera . . .
III
4«
bisternaria . . .
'»3
45
coronata . . .
113
43
diodon ....
112
60
clegantissima . .
1 <7
44
filigera ....
113
44
labradoriensis . .
»»;
38,
66
Monstrosität . .
461
72
robusta ....
1 16
70
robustissima . .
4*3
69
5pathillata . . .
Il6
69
trigonopa . . .
112
70
triodon ....
112
68
trispathis . . .
1 16
7i
verticillata . . .
1 18
7*
Aulosphaeridae . . 4,
6. 99
461
472
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Tiefs«- Radiokricn.
473
S«*te Seite Seite
Beloidea 38g Challengeria bromloyi . . . 279 Coelagalma 360, 38a
Beroetta melo 2S2 harstoni 270, 271 Coelanthemum . . . 360, 38a
Cadiinae 258, a8o havergalli .... 267. 306 auloceroides ..... 382
Cadium 258, 281 maclcari 265 Coelechinus 360, 366
caudatum 283 murrayi 272 wapiticomis 366
fischen 281 naresi 259 Coelodasea 360, 370
inauris 283 sloggetti 27 1 1 Coelodecas 360, 378
marinum .... 281, 282 swirei 263 ambulacrum 380
melo 282 thomsoni 270 decastyla 379
C an nobel ida 10 tizardi 266 furcata 379
Cannorrhaphidae q tridens 262 pumilio 378
Cannosphaera 139 xiphndon ...... 260 pygmaea ...... 380
antarctica 129 Challengeridae . . . 5, 6. 243 Coelodendronium flatotlatum 364
lepta 130 Challengeron .... 258. 275 Cododendnira .... 360. 361
Cannosphacridae . . . 4. 6. 125 ^ armatum 275 flabcllatum 364
Caxtanarium .... 154. 155 balfouri 268 furcatissimum 362
antarcticum ■ 56 1 bethelli 273 lappaceum 363
favosum 156 channeri . ...... 274 spinös issimum 362
hookeri *55 1 ciliatum 275 Coelodiceras .... 360, 365
schütti 155 diodon 278 macropylum 365
Castanea. . . . . . 155, 168 edwardsi 307 spinosum 366
amphora 170 heteracanthum .... 278 Coclodoras 360.361
globosa ....... 168 nathorsti 278 Qjeiodoj-jda 361
henseni 168 richardsii 264 Coeiotjorinae .... 360, 361
Castanella 154, 156 sacculus 277 Q^odryminae . . . 360, 368
sloggetti 157 tizardi 266 Coelodrymus . . ... 360, 369
thomsoni 157 trinacriae^ .... 2 75, 277 lanceolatua 369
wyvillei 138 wiUemocsö 273 Coelo&raphis .... 360, 374
Castanellidae .5. 6, 143, 144. 463 "VVI " acuta 374
Castanidium .... 155, l6l ChaUengerosium . . . 258, 273 antarctica 377
apsteini 161 ; avicularia 274 coronata 377
buchanani 161 I bethelli 273 palmata 377
longispinum ... 163, 463 1 Cinclopyramis gigantea . . 457 pusilla 374
moselcyi 166 Clroocaatanea .... 155, 17° regina 375
murrayi . 165! margarita 170 Coeloplegma .... 360. 381
sol 164 Circocastanelhnae .... 170 murravanum 381
variabile 161 Circogonia 180, 184 Cocloplegmida 371
Castanissa 155, 158 longispina 184 Coeloplcgminae . . . 360, 37*
pseudocastanella . . . . 159 Circogoniinae 183 Coelospathis .... 360. 3®a
valdiviac 159 • Circoporetta .... 180. 184 Coelostylus 360. 382
Castanopsis 155, 167 Circoporidae .5, 6, 143, 171, 464 Coelotetraceras . . . 360, 367
cidaris 167 Circoporus 180, 185 xanthacanthum .... 367
fragilis 167 hoxapodius. ..... 185 Coelothamnus .... 360, 368
Castanura 155, 160 oxyacanthus 185 j Coelothauma .... 360. 368
echinus 160 sexfurcus ...... 183 Coelotholida 366
Catinulida 10 sexfuscinus . . . 185, 186 Coelotholinae .... 360, 366
Centralkapseln, nackte. . . 461 Circospathis . . . . 180, 183 Coelotholus 360, 368
Challengeranium . . . 258, 278 sexfurca ...... 183 Coelothyrsinae . . . . 360, 370
diodon 278 Circostephanus . . . 180. 184 Coelothyrsus .... 360, 370
Challengeria .... 258, 259 longispina 184 cypripedium ..... 370
balfouri . 268 valdiviac .... 184, 464 Collida 390. 393
473
Deutsche Tietiee- Expedition itjt— ik» Hd. XIV. 60
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474
VAUurnx HAicm,
CoUodaria . . .
Säte
. 483. 422. 424
Colloidea ....
Collosphaeridae .
492t 421
Collozoidea . . .
• •
Coneharidae . .
Concharium . . .
337
asvmmetricum
. ■ X»
diacomeum . .
. • 411
Conchasma . . .
Ul, 328
Conchasminae . .
Conchellium . .
Ul. 328
lenttcula . . .
. . 4M
tridaena . . .
. . aiS
Conchidiinae . .
ilh M2
Conchidium . . .
ui. 329
caudatum . .
. . 4M
rynchonella
• . Ü2
terebratula . .
■ • m
Conchoceras . .
mm 33 1
caudatum . .
■ ■ üi
Conchocysds . .
ui. 33z
lenticula . . .
Conchonia . . .
332
Conchophacus . .
ui. 33z
diatomeus . .
. . 411
Conchopsinae . .
MM 333
Conchopsis . . .
■w. 333
orbicularis . .
. . 411
pilidium . . .
CornuceUa maya .
. . 465
Cortinetta . . .
Craterocyclas . .
• • 4M
robustissima .
. ■ 114
Cubosphaeridae .
• ■ 4M
Cyrtellaria . . .
• • 444
Cyrtoidea . . .
. . 448
dithalamia triradiata
• • 448
» »
clausa . 448
polvthalamia .
Cytocladus . . .
400. 402
sp
gracillimus . .
• • 191
gracilis . . .
major . . .
. . 406
spinosus . . .
tricladus . . .
Dictvochida . . .
. . Iß
Discoidca . . .
• •
EUipsoxiphium palliatum
• • Hi
Entocannula . .
2S8. 378
infundibulum .
. . 220
Eucastanellinae
Euphysetta . .
amphicodon
elegans . .
lucani . .
mediterran ea
rara . . .
lt Ü5
Gazelletta
401. 308
atlantica
- • 310
fragilis
. . 309
schleinitzii ....
Haeckeliana ....
. . iSi
irregularis ....
. . 184
porcellana ....
Haeckclianinae . . .
. . I&I i
Halocella inermis . .
. . 460 1
? tentaculata . . .
* • 467 I
Heliochallengeron . .
J.s8. 374
rhanneri ....
. . Hl
Heliodiscus asteriscoides
• • 4M,
Hexacontium ....
• • 142
SP
pachydermum . . .
Hexacromium . . . .
elegans
robustum . . . .
Hexalodus
dendrophorus . . .
Iamprocycladidae . .
Lamprocyclas . . . .
dentata
intermedia . . . .
maritalis . . . .
Larcoidca
I-ithobotrys denticulata
Lithocampidae. . . .
IJthogromia . . . .
Lithogromiinae . . .
Uthopera denticulata .
Medusetta
in fl ata
*P
Medusettidae . .
Nassellaria , . .
Nationalen* . .
fragilis . . .
valdiviac . .
Oroscena . . .
duncanii . . .
regalis . . .
Orosphacridae . .
4 74
Seite Seite
. . 14s Peromelissa denticulata . .
tos. 306 Phacodiscidae ^
. . 302 , Phaenocalpidae ^
• • 402 Phaeocalpia ^ 14a
. . 106 Phaecoconchia . .
. . 106 Phaeocolla valdiviae
. . 106 Phacocystina 4, fi
Pbaeodaria
Phaeodendria ^ 336
Phaeodinidae £
I*haeogromia 24a
Phaeosphaeria 4.
Pharyngella .... 248, 279
gastrula 3-Q
gastraea 37p
Pharvngellinae . . . 258. 278
Phormocyrtidae lFl2
Phormospyridae 44n
Phormospyris antarctica . . 445
422t 4^4
los. 309
• • M2
. . 122
112
. ü«
. . ü:
. . 14«
• • 149
• • 142
• • 416
. . 446
• . 414
• • 415
• • 415
• • 411
• • 411
• • 589
• • 4Ü
. . 460
. . 412
iSh *52
449. 4U
• 305
. ... 421
• ••• 405
!i £1 ?83. 464
• • • • 441
. . 405, 31a
• ... 402
. ... Mi
. . . . £28
. . . . 428
Phvsematidae
Hanktonetta
atlantica .
fragilis .
Plectopyramididae
iäi 408
Plectopyramis 4
polypleura
Protocystis 2s 8. 261
1 larstoni-Gruppe . . 25«. 268
Macleari-Gruppe . . 258. 265
Murrayi-Gruppe . . 2s8. 272
Thomson i - tridens -
Gruppe .... 258* 261
Swirei-Gruppe . . 358. 263
Varians-Gruppe . . 258. 267
acomis 224
alata 271
bicomis 26^
gravida . 2^5
harstoni 70
micropelecus 272
nautiloides 27 o
thyroma ....... £24
tridens 364
tridentata 206
tuba
£21
vanans 367
Polycyttaria 333
Polypetta
Polypetta holostoma . . . 340
Porcupinia 25 8, 280
cordiformis 280
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Tiefaee- Radio Larien.
m.
Seil*
Seite
Seite
Porospathidae . . 5, 6, 143, 238
Porospathis 240
holostoma 240
Prunoidca 3 Bq
Pylospyris den ticul ata . . . 431
Rhodospvrinae 446
Saccospym antarctica . . . 447
Sagenoarium .... 136. 140
antarcticum 141
anthophorum 142
chuni i£i
dicranon 140
furcatum 140
vcrticillatum 14»
Sagenoscena .... 136. 138
irmingeriana 138
lampadophora 140
monodon .363
tetracantha 139
Sagoscena 136
castra 136
digitata . i_32
elegans 138
floribunda Lil
praetorium .... 13". 4*>3
tentorium 137
Sagosphaeridae . & 6, 131, 463
Sethoperinae 448
Sethophorm in ae . . . 452, 457
Sothophormis 430
Sphaerellaria 383. 330, 333, 435
Sphaeroeollida 3Q0
Sphaeroidea 389
Sphaerozoea 3QQ
Sphaerozoidae .... 3Q0, 393
Spumellaria .... 300. 303. 433 Tuscaridium cygneum . . . 226
Spyroidea 3^5 1 galeatum 227
Stichocyrtida eradiata . . . 460) lithornidium 22h
Stylatractus carduus . . . 441
Stylosphaera carduus . . . 441
radiosa 442
Stylosphaeridae 440
Thalassicollidae . . . 390. 303
Thalassophysidae . . . 390, 393
Thalassosphacrida .... 389
Thalassothamnidae . . 393. 394
ThaJassothamnus . . . 400. 401
genista 401
ramosus 402
spermatophorus .... 402
tenerrimus ...... 401
Theophorminae 432
Triceraspyris antarctica . . 443
Tripospyrinae 443
Tripocyrtidae 44 S
Tripylea l. 1
Tuscarantha . . 21 3, 217, 221
braueri 222
tetraedra 222
luciae 224
hydra 223
Tuscaretta . . . 21^ 217. 327
a£ronautica 229
belknapi 22Ü
calathoides 232
cepa 2 29
globosa 230
passercula 237
tubulosa 233
Tuscaridium . . 216, 2ij, 225
luciae 224
Tuscarilla . . . 213. 217. 2IQ
ampulla 219
campanella 22 1
nationalis 220
scutellum 221
Tuscarora . . . 213. 217. 230
belknapi 2iS
bisternaria 21S
braueri 222
campanella 221
cygnea 22Ü
galeata 227
murrayi 22Ä
nationalis ? jo
porcellana 219
scutellum 221
tetraedra 222
tetrahedra ...... ???
tubulosa 223
wyvilloi 217
Tuscaroridae . . ^ 6j 143. ififi
Tuscarusa ampulla .... 219
acronauta 229
chuni 230
globosa 230
passercula 237
Xiphatractus radiosus . . . 442
Xiphostylus dendrocopus . . 440
Zygospyridae üa
475
60 •
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^ VAUurm Haeckek, Ttefaee-Radiolanen.
Druckfehlerverzeichnis.
S. i, Zeile 4 von oben. In einem kleinen Teil der Auflage ist „0,5 — 1 mm“ statt „0,5 — 1 cm“
stehen geblieben. Im größten Teil der Auflage wurde die genauere Zahl .,0,5 — 0,8 cm“ eingesetzt.
S. 13, Zeile 16 von oben. Lies: onditrt statt onddij.
S. 71, Zeile 14 von oben. Bei Aulographonium polystvlum fehlt die Fundortsangabe: T. St. 268
(NördL Indik, V).
S. 84, Zeile 15 von oben. Hs fehlt die Angabe des Durchmessers von Aulospathis variabüis :
3,5-8 mm.
S. 89, Zeile 24 von oben. Lies: antarcticum statt antarticum.
S. 192, Zeile 10 von unten. Lies: 224 statt 234.
S. 194, Zeile 1 von oben. Ebenso,
S. 216, Zeile 5 von unten. Ebenso.
S. 233, Zeile 2 u. 1 1 von unten. Ebenso.
S. 304, Zeile 1 1 u. 12 von unten. Lies hinter Atlanticelliden, bezw. Ailanticeiia : (1905a) statt (1905).
S. 380, Zeile 20 von oben. Lies: pygtnaea statt pymaea.
Tafelerklärung zu Taf. XXX: Die „Berichtigung“ hat keine Gültigkeit, da auf der Tafel die
betreffende Korrektur („224“ statt „234“) noch angebracht werden konnte.
Tafelerklärung zu Taf. LVIII, Fig, 456. Lies: „deren Bulbi“ statt „während die Bulbi noch“.
Frommannache Buchdruckern (Hermann Pohle) in Jena. 3429.
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Tafel LXII1.
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Tafel LXIII.
Coelodendridae.
Fig. 488. Coeladendrum ramosissittium Haetkel. T.-St 4 g. Vergr. 102.
„ 4 8g. flabe/laium Hakckel. T.-St 44. Farlxi der Centralkapsel und des
Phäodiums nach einer an Bord der „Valdivia“ angefertigten Skizze.
Vergr. 57.
„ 490. „ lappateum Hakckel. T.-Sl 73. Vergr, 460.
* 491. Cotlodiceras spinös um n. gen. n. sp. Vergr, 460.
Zeichenerklärung. n Nasaldendrit, pn Postnasaldendrit, ap Apicaldendrit, ab Aboral-
dendrit, hs Hauptseitendendrit
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UKITSCHK NKFXEF EXPEDITION lfm <*o K,| \| V VHAKCKKR TIEFSFF. RADIOLARIKX
TAI' LXIII.
-AWf Cor loden drum ra tnosis* im um UM t oeloden d ri/ tu flöhe Hut u m
Um Cor /m len drum lappoceum UM Cor/odurrus .spmo.su m n . gen u #p .
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Tafel LXIV.
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Tafel LXIV.
Coelodendridae.
Fig. 492. CoeUckinus wapiticomis n. gen, n. sp. Antarktis. Vergr. 1 10.
„ 493. Cotiod ’iceras spinosum n. gen. n. sp. T.-St 174. Vergr. iio.
Zeichenerklärung, n Nasaldendrit, ab Aboraldendrit, As Hauptseitendendrit
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Tafel LXV.
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Tafel LXV.
Coelodendridae,
Pig. 494. Coflothyrsus cypripedium n. gen. n. sp. Eine Schalenhülfte in Apical ansich t. T.-St. 2 1 5.
Vergr. 45.
. 495. „ „ „ „ „ „ Galea und Aboralstacheln. T.-St. 91. Vergr. 102.
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DKTTSrllK TIEISKK EXPEDITION «■>»'/<> BJ XIV V HAK<*KER: TIEKSEE-RADIOLARIEX
Tu I' /.SV l'oflotfeiutritliie .
/.'<■/ , IP.j Tort nt lifjtnus nipn/'filnnn u
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Tafel LXV1.
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Tafel LXVI.
Coelodendridae.
Fig. 496. Cotloplcgma murrayanum Haeckel. T.-St 10. Vergr. 81.
„ 497. Coclodiceras spinosum n. gen. n. sp. T.-St 174. Vergr. 320.
„ 498. Coelographis rcgina Haeckel. a) Abnormer Hauptseitenstachel mit doppelter Terminal-
bildung. b) Normaler Hauptseitenstachel von demselben Individuum. T.-St 49.
Vergr. 140.
Zeichenerklärung, n Nasalgriffel, n* sekundärer Nasalgriffel, hsf sekundärer Haupt-
seitengriffel, hs Hauptseitengriffel.
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Tafel LXVI1.
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Tafel LXVII.
Coclodcndridac.
Hg. 499. Coelotetraceras xanthacanthum n. gen. n. sp. T.-St. 54. Vergr. 50. Galea von der
Nasalseite mit den 2 Hauptscitcngriffcln. Hinter der Galca ragen die beiden
Hauptäste des Aboraldendriten hervor.
„ 500. Coetograp/iis anfarciica n. sp. T.-St 149. Vergr. 310.
„ 501. Coe/odecas pygmaca n. sp. T.-St 1 1 5 (links) und 2 1 8 (rechts). Vergr. 3 1 o.
„ 50 2. „ furcata n. sp. T.-St 86. Vergr. 310.
„ 503. „ ambulacrum n. sp. T.-St 149. Vergr. 21a
„ 504. Coclographis coro na/a n. sp. T.-St 44. Vergr. 310.
„ 505. Coc/odccas deeaxfy/a Harckkl T.-St 32. Vergr. 310.
„ 506. Coclographis pa/mala n. sp. T.-St 86. V ergr. 3 1 o.
Zeichenerklärung, hs Hauptseitengriffcl, ab Sekundärast des Aboraldendriten.
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I'K’TSHIK T1KKSKH KMfDIflliX ift«k m. H.l XtV V H.\K‘KKI< TIKKSKK-kAlimL\RIK\' TAI 1AMI
Tat' LXVff (WftHfrtui rühic
AW tWfaMftUvtvs fantluii ftHtkifHt hu>h tt sft üoO ( bei '* v‘ ntpit » x 4/ u tu irtmt u . sf> .
.J^/ tbi-ioi/cc/t' fit/t/mura u tjr .'<oL‘ ßiiYtifti nsp ,ib.? f‘ itHibuttunnu tt </»
^ /*<//► A f v roronatti H.&p . .)» # /iWw/mf.v ttmi.slf/ta ’nu, {'typlnv titpii ts }•,> tunt tu tt sp
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Tafel LXV1II.
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Tafel LXVIII.
Coelodendridae.
507. Coelanthemum auloccroidcs n. gen. n. sp. T.-St 268. Vergr. 1 10.
508. Coelodcndmm ramosissimum Haeckkl. Galea eines kleinen Exemplares von der Aboral-
Seite, mit den arkadenähnlich angeordneten
Basalporen. Vergr. 460.
509. „ «« Galea eines größeren Exemplares von der Aboral-
seite, mit arkadenähnlich angeordneten Basal-
poren. Vergr. 460.
510. „ „ Galea von der Oralseite: durch die weite Nasen-
öffnung hindurch sind die Basalporen der
Aboralseite zu sehen. Vergr. 460.
Zeichenerklärung. « Nasaldendrit, /« I’ostnasaldendrit, Jt$ Hauptseitendendrit.
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m-TTSdlK TlIiM-i: EXTI-niTlOX IM'U« n«. |t.i XIV V. UAI f KEK : THJM I KMHOI.AUIKX
TVF.IAm
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j()7 f fM'hmUtr mit rti t/ntoieroiflrM n Ot'n n. >/< .’>()# .jlO C tjtJttf/otiff rinn rntuö^iy* nun tu .
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Tafel LXIX
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Tafel LXIX.
Coelodendridae.
Fig. 511. Cochdcndrum furcatissimum 1 1 aeckel. Galea von der Aboralseite. Vergr. i 50.
„512. „ „ „ Galea von der Apikalseite. Vergr. 1 50.
„ 513. Coetodecas pentagona Haeckel. T.-St 235. Vergr. 310.
„ 514. Coelographis acuta n. sp. T.-St 85. Vergr. 102.
„515. „ pusitfa n. sp. T.-St 236. Vergr. 102.
„ 516. Coflanthemum aulocervides n. gen. n. sp. T.-St 268. Vergr. 258.
„ 517. Coelodctulnim f labe Hat um Haeckel. T.-St 236. Vergr. 15a Geweih artige End-
bildungen eines Postnasaldendriten. Die 4 Geweihe liegen bei diesem Exemplar,
abgesehen von den letzten Endsprossen, in einer und derselben Ebene.
Zeichenerklärung, n Nasalröhre, /« Postnasalröhre, ap Apicalröhre, hs Hauptseiten-
röhre, ab Aboralröhre.
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i'i'iu: i it>si i. i \n- nmu\ ihm» iu xi\ v 11 \kckki: tiiimi k.\im-mkii n
I \K LXIX.
faf /JUX . Coslodtunind tir
511 , 5PJ /oelodfH dm nt /urmttxtiniHHt ÜJ'i t 'ofhdftms firn tu gönn 51h farloürtipki* um tu n s}
’t 15 r pusilla n sft . Mö CothtH tknmun au/itrrreidrs u ge» u..s f> M7 Coc/ot/em/imn flabt'lhilu tu Dif:i i 1 GoO^Ic
Tafel LXX.
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Tafel LXX.
Coelodendridae.
Fig. 518. Coclechinus wapiticomis n. g. n. sp. Galea von der Oralseite (Nasalseite). Die Nasen-
öffnung ist von einer breiten Krempe umgeben, welche sich in die beiden Frenula
fortsetzt Die Hauptseitendendriten spalten sich in drei Aeste. Vergr. 150.
„ 519. Galea derselben Art von der Stimkante gesehen. Vergr. 150.
„ 520. Galea derselben Art sehnig von der Seite gesehen. Vergr. 150.
„ 521. Galea derselben Art von der Aboralscitc. Vergr. 15a
„ 522. Galea von Coelodrymus latueolaJus n. sp. von der Oralseite. T.-St 54, Vergr. 150.
* 523. Galea von Coe lodend ru w spinositsimum Hasckel in Seitenansicht T.-St 2 17. Vergr. 460.
Zeichenerklärung, n Nasaldendrit, pn Postnasaldendrit, hs Hauptseitendendrit,
ab Aboraldendrit
I
)
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l
TAI’.l X\.
I»n IMlII-TinsI F i:\VI-UITHlN ifi'm wt \M1\HKTH TIKl sn- IUHKMAKjüN
Tai LXX. (*h'1 oft v ud f i (1 tic .
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fut'lattvnJrmii .s/n no^issi m hm .
5/A /Jt ( (»’(c( h i nn.
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Tafel LXX1.
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Tafel LXXI.
Coelodendridae.
Fig. 524. Cot/ofhyrsus typriptdium n. gen. n. sp. T.-St 88. Vergr. 150. Galea von der Seite.
„ 525. Coclographis antardka n. sp. T.-St 149. Vergr. 102. Galea von der Seite.
„ 526. Coclodiccras macropylum n. gen. n. sp. T.-St 218. Vergr. 150. Galea schräg von
der Aboralseite.
„ 527. Cw lodend rum /labe Hat um Haici kel T.-St 44. Vergr. 150. Galea von der Seite.
„ 528. Cododeeas pumi/io n. sp. T.-St 268. Vergr. 150. Galea schräg von der Oralseite.
„ 529. Coe lodend rum j labe Hat um Haeckel. T.-St 64. Vergr. 150. Galea von der
Apicalseite.
Zeichenerklärung. n Nasalröhre, pn Postnasal röhre, ap Apicalröhre, pah Praeaboral-
ruhre, ab Al>oralröhre, hs I IaupLseitenröhrc.
\
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Tafel LXXII.
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Tafel LXXII.
Astracanthidac n. fam.
Fig. 530. Astracantha paradoxa n. gen. n. sp. T.-St 268. Vergr. 70. Der untere Stachel ist
in der Zeichnung unrichtig eingefügt.
„ 531 — 532. Astracantha hrUracanthoidts n. gen. n. sp. T.-St 85. Vergr. 70 u. 210.
„ 533. Astracantha umbtUi/era n. gen. n. sp. T.-St 218. Vergr. 70.
„ 534 — 536. Astracantha paradoxa n. gen. n. sp. Drei Stacheln eines Exemplares aus T.-St 236
mit Wachstumsanomalien. Der Stachel Fig. 534 enthält eine Luftblase
Vergr. 460.
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Tafel LXXII1.
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Tafel LXXIII.
Thalassothamnidae n. fam.
Fig. 537. Thalassothamnus genista n. gen. n. sp. T.-St. 19a Vergr. 26.
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Tafel LXXIV.
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Tafel LXXIV.
Thalassothamnidae n. fam.
Fig. 538. Thalassothamnus ramosus n. gen. n. sp. T.-St 139. Vergr. 45.
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TAKLXXIY
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Tafel LXXV.
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Tafel LXXV.
Thalassothamnidae n. fam.
Fig. 539. Cytocfadus (ridadus n. sp. T.-St 215. Vergr. 37. Die Farbe der Ccntralkapsel ist
nach Fig. 540 ergänzt
„ 540. Cy tot lad us sp. Kopie einer an Bord der „Valdivia“ von Prof. Chun angefertigten
Skizze mit der Bemerkung: „5. Dez. 98. P. 139. Etwa 1 cm lang, kons.
Sublimat, natürliche Färbung. Offenbar große Radiolarie mit ver-
ästelter Ccntralkapsel.“
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I\l LWV
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640
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Tafel LXXVI.
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Tafel LXXVI.
Orosphaeridae.
Fig. 54 1. Orosctna rtgalis Borgert. Dcrbstacheliger Typus. T.-St 32. Vergr. 36.
„542. n „ „ Derbstacheliger Typus. Apicaistacheln. T.*St 90. Vergr. 70.
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Tafel LXXV1I.
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Tafel LXXVII.
P*K* 543-
» 544-
h 545-
» 546.
« 547.
n 54
Thalassothamnidae. Orosphaeridae.
Schnitt durch die Central kapsel von Tha/assothamnus gen isla n. sp. <7, ^ „schaumige Ballen“,
( Konkretion. Vergr. 410.
Konkretionen dessell>cn Exemplare*», vergrößert Vergr. 1630.
Cytocladus spinosus O. Schröder. Centraler Teil einer älteren Centralkapsel mit Kern.
Vergr. 21a
Teil einer jüngeren Centralkapsel von Cytocladus spinosus O. Schr. 6 schaumige
Ballen“, km Kernmembran, kp Kernplasma. Vergr. 930.
Teil einer ältpren Centralkapsel von Cytocladus spinosus O. Schr. c Konkretionen, km
Kemmemhrun, n Nukleolen, ehr Chromosomenbläschen. Vergr. 930.
Konkretion von Orosccua regalis Borgert. T.-St 89. Vergr. 1630.
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Tafel LXXVIII.
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Tafel LXXVIII.
Orosphaeridae. Oroscena regalis Borgert.
Fig. 549. Junge, 0,3 mm große Centnilkapsel mit Primärkern. T.-St 85. Vergr. 370. ln
der intrakapsulären Sarkode konzentrisch geschichtete, biskuit- und fächerförmige
Konkretionen. Im Primärkern neu gebildete (aj, einschleifige (b) und mchr-
schleifigc (c) Chromosomenbläschen.
„ 550. Jüngere Centralkapscl mit „schaumigen Ballen“ (b) und mit meist konzentrisch
geschichteten Konkretionen. T.-St. 54. Kons.: Subl. Veigr. 930.
„ 551. Jüngere Centralkapsel, in der Peripherie mit kleinen hantcl förmigen, in den centralen
Teilen mit großen sonnenförmigen Konkretionen. T.-St 170. Vergr. 930. Kons,'
Durchmesser der Centralkapscl 0,5 mm.
„ 552. Ackere Centralkapscl (Durchmesser 0,75, Durchmesser des Kemes 0,2 mm) mit Kon-
kretionen (c) und mit (gelb gehaltenen) Oelkugeln (ö). Primärkern mit dicker
Membran und mit mehreren mehrschleifigen Chromosomenbläschen. Außerhalb
der Centralkapselmembran (cm) der „Pseudopodienmutterboden“ mit den Phäoddlen
(ph) und das Wabenwerk des Calymmas (ca/). T.-St 268. Kons.: CrOsEss.
Vergr. 370.
„ 553 — 555. Hantelförmige und mehrlappige (stiefmütterchenähnliche) Konkretionen. Vergr. 1 630.
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TAF L\ XVIII.
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Ta /' /XVI W Orosph arrulur
'*t'J - .1.1.» 0 roser »a trpalis
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Tafel LXXIX.
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Tafel LXXIX.
Orosphaeridae. Oroscena regalis Borgert.
Fig. 556. Stück aus einem Kern mit zwei mchrschleifigen Chromosom cnbläschen und mit
Einzelknäueln. T.-St. 90. Kons.: Suhl Vergr. 930.
.. 557. 01>erflächonansicht eines Älteren gelappten Kemis mit „Randscheilxm“. Durchmesser
der Centralkapsel i,i mm, des Kernes 04 mm. T.-St. 268. Kons. : CrOsEss.
Vergr. 1 66.
„ 558. Stück eines Kernes mit neu gebildeten Chromosomenl ►laschen (a). Veigr. 93a
„ 559. Einzelne einschleifige ( .'hromosonienbläschen. Vergr. 930.
560. „Einzelknaueh* aus dem Stadium der Fig. 561. Vergr. 930.
561. V. w ei kerniges Stadium. Jeder Kern ist von einer Zone von Neuplasma um-
geticn und enthält außer dem an vielen Stellen zu Einzelknäueln verdichteten
Fadenwerk (vergl. Fig. 560) zwei schaumige nukleolcnartige Binnonkttrper. T.-St. sa
Kons.: Fi.kmminc,. Vergr. 180.
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rsi'iiK tikkskk n\i»Knrrmx ir«» *><> r.i xiv v iiakckkk : mrsn- kauioi.arik.v
TAK LX.XIX
Tat' /A’.Y/.Y Orostj/h arridnc
j5(i 361 Orosrrua rrsfa/is
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Tafel LXXX
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Tafel LXXX.
Orosphaeridae. Oroscena regalis.
Flg. 562. Differenzierungsstadium, i/ Dauerkem, g der von einer Neoplasma-Schicht
umgebene GeschlcchLskem. T.-Sl 54. Kons.: Suhl. Vergr. 180.
„ 563. Aelterer Kem (Dauerkem eines Differenzierungsstadiums), die Verschmelzung der
einschleifigcn Chromosomenbläschen mit den vielschleifigen zeigend. T.-St. 2 1 5.
Kons.: Suhl. Vergr. 370.
„ 564 a und b. Mehrschleifiges Chrom osomenblaschen, auf zwei Schnitte verteilt, aus einer sehr
alten Centralkapsel (Durchmesser 1.1 mm, Kemdurchmesser 04 mm). In 564a
sind die Schleifen quer getroffen. T.-St 268. Kons.: CrOsEss. Vergr. 930.
„ 565 a und 1». Fünfkerniges Stadium nach zwei Schnitten. <i Dauerkem. g1 gs'
ricschlechtskemc. T.-St 215. Kons.: Suhl-Alk. Vergr. 370.
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TAK I.XXX
l'KHsntK l'IUSKh KXI*M»MI»N •»«» \U XIV V HAWKKU : TIKKSKK I’ \DI0L\K1KX
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Tafel LXXX1
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Tafel LXXXI
Tafel LXXX1.
Orosphaeridae. Oroscena regalis.
Fig. 566. Desintegrationsstadium, a — d Einzelknäuel = Sporen mutterkeme, zum Teil
Konkretionen umschließend. T.-St. 2 1 5. Cons. : Subl.-Alk. Vergr. 1 o r o.
„ 567. Erste Teilungen der Sporen m utter kerne (r/.). c Konkretionen. T.-St 215.
Kons.: CrOsEss. Vergr. 210.
„ 568. Dasselbe Stadium bei stärkerer Vergrößerung. Bei a Prophasen des zweiten Teilungs-
schrittes mit körnchen förmigen Chromosomen, Ixri b pscudoamitosenähnliche Telo-
phase, bei c dreikerniges Stadium. T.-St 215. Kons.: CrOsEss. Vergr. 930.
„ 569. Späteres Teilungsstadium. T.-St 12a Kons.: Subl. Vergr. 370.
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DKTTSrm-; TIKFSKF EXI'LDmnX i»‘>» ■>'> B.l xiv yiiakckfk tikfskk KAUinUKIKS' TAF f.XXXl.
Taf I.XXXI Orosphaertdne
•KW .Ki'J Orosfrnn rrgatis
i' ’f/nit Jii» Kv^'*1 if ./'6dl
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Tafel LXXXJI.
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Tafel LXXXII.
Rg- 570-
» 57i.
« 572.
H 573*
Orosphaeridae. Oroscena regalis.
Mehrschleifiges Chromosombläschen aas einem älteren Primärkem (Durchmesser der
Centralkapsel 0,95, des Kernes 0,2 mm). T.-St 213. Cons.: CrOsEss. Vergr. 930.
Sporcnbildungsstadium (Durchmesser der Centralkapsel 1,05, des Kernes
0,2 mm) T.-St 112. Kons.: Subl. Vergr. 280.
Gruppe von Sporenkemen, zum Teil in Telophase (Durchmesser der Centralkapscl
i,i, des Kernes 0,27 mm). T.-St 91. Kons.: CrOsEss. Vergr. 1010.
Nester von Sporenkernen aus demselben Präparat wie Hg. 571. Vergr. joio.
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uKUTsniK Tiers»: Kxrannox <» tu.xiv vhakckkk tikfskk i:\ihoiakikn
TAK I.XXXII
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Tafel LXXXI1I.
Tafel LXXXIII.
Sphaerellaria
574. Acanthosphafra hirsutissiwa n. sp. T.-St 16. Vergr. 400.
575. .. „ „ T.-St 66. Vergr. 400.
576. Ilcxacontiu» 1 fmchydcrmwn Jorgensen. T.-St 22 8. a bei gleicher Vergrößerung
(400), wie die übrigen Figuren. b Schalendurchschnitt hei stärkerer Ver-
größerung.
577. Hcxaeontium sp. T.-St. 175. Vergr. 400.
578. Jhliodiscus astenscoidcs n. sp. T.-St 88. Vergr. 400.
579-
580.
T.-St 229. Vergr. 400.
T.-St 227. Vergr. 400.
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WnsrHE TIKhMJ- I'AIMDHIOS IWi XIV V. IIAI-TkT.K TIRFSFJ*:-KU)Ki|^RIF_\
TAIl.XXXfll.
570
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576b
57»
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Tafel LXXXIV.
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Tafel LXXXIV.
Sphaercllaria Cyrtellaria.
581. Safurmifis aurrolatm n. sp. T.-St 268. Vergr. 400.
582. Prtxwtefosa drnticulata (Ehren bkrg). T.-St 147. Vergr. 400.
583. „ „ „ Dasselbe Exemplar im optischen Durchschnitt.
Vergr. 400.
584. Saccosfyris antat et na n. gen. n. sp., var. quadripartüa. T.-St 147. Vergr. 400.
585. Lamprarydas intrmtedia n. sp. T.-St 66. Vergr. 400.
586. Tricrraspyris antan/ira n. sp. T.-St 147. Vergr. 400.
587. E/lip sox iphium fa/tiatu/n Haeckel. T.-St. 227. Vergr. 400.
Links im optischen Durchschnitt (a sekundäre, äußere, b primäre Rinden schale),
rechLs in 0 1 xrfläc henansicht
588. Xiphalractus tadiosus (Eubenberg). T.-St 237. Vergr. 400. Schalen inhalt : Schlamm.
589. Sarcos/tyris antantica n. gen. n. sp., var. </u/u</i/efartrta. T.-St 147. Vergr. 400.
590. „ „ * T.-St 147. Vergr. 700.
591. Penmelissa drnticu/ata (Eubenberg). T.-St 147. Vergr. 700.
592. Plretopyramts po/\p/rura IIakckel. T.-St 229. Vergr. 400.
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ni-.nvnir, tik^kk K\i*i J»rnn.\ wwhw ivlmy v iiAixkiJi ril w*Hunioi,\itjKX
l.\l* l-XXXIV
Io/ LKWfl Sfifmrrrilu nn . (yrtrllonu .
•VU Stilunitihs nnivnlnlirs it .«p irt.' Üt.J Prromr/iHsti tiriilu'tittiln f\lwrnhrnj
» t Sftrct)\f>yt i* fintiirrlirn n.t/rti.n s/t.ror rfiiinfn/miiitn -*Xt Ijimyruryrltts intrriuniui »..«/»
Z96 I rirrmsf/yn* fintfitrtiiYi >< y» *\i ijUitinn fjullttilinn Ihn kr! A* .Xiphnlnttiit* Wwwm l‘.lnrnttr-/rf
WjWSn/m.tpyri.’i antnrrfu n H.tjrn n \ft ntt yinnqtirpnrttf// .VH Pmnnrh sstt tlrnlit u/nlti fOtirnbrn/ Wftre/ofyrwif** fttilyplrnnt IktrrhH
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Tafel LXXXV.
Tafel LXXXV.
Hg- 593-
- 594-
» 595-
» 59&-
- 597-
- 598-
- 599-
Cyrtcllaria.
Sämtliche Figuren sind hei 400-facher Vergr. gezeichnet
Hcxalodus dendrophorus n. gen. n. sp. T.-St 227.
Lamprocydas mar da/i s HabCEL. T.-St 268.
- - . T.-St 237.
Cralerocyclas robust issima n. gen. n. sp. T.-St 227.
Anthocyriidium biseria/t n. sp. T.-St 1 70.
Lamprocydas dentata n. sp. T.-St 121.
Cinc/opyramis gigatitm n. sp. T.-St 55. Sowohl die Apicalstacheln, als der basale
Schalenteil sind unvollständig gezeichnet
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Tiefsee-Radiolarien.
Allgemeiner Teil.
Form und Formbildung bei den Radiolarien.
Bearbeitet von
Valentin Haeeker.
Mit Tafel LXXXVI— LXXXVII und 2 Karten.
Erste Hälfte des Manuskriptes eingcjjangen den 20. August 1908.
C C h u n.
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Seitdem durch die ersten Planktonfänge und durch die ersten mikroskopischen Analysen
skelettftthrender Sedimente die Welt der Radiolarien der Forschung erschlossen worden ist, I le-
sender* aller seit dem Erscheinen des großen Tafelwerkes des „Challenger“-Reports, Ist cs vor
allem die geometrisch-regelmäßige Form des Skelettes gewesen, welche hei vielen
dieser Organismen als augenfälligstes Merkmal empfunden wurde, und so hat denn nicht bloß die
morphogenetische Spekulation, sondern auch die ästhetische und philosophische Naturbetrachtung
immer wieder bei diesen Regelmäßigkeiten angeknüpft. Es sei nur an zwei morphologische
Theorien erinnert, bei deren Begründung und Verteidigung die Radiolarien eine wichtige Rolle
gespielt halien, an die Grundformenlehre Haeckel’s und an die mechanische Gerüstbildungs-
hypothese seines Schülers Drever, und elienso möge auf die bekannten bildlichen Zusammen-
stellungen hingew'iesen sein, durch welche, auch wieder von seiten Hakckkl’s, Künstler und I^aien
auf die wunderliaren Skelettstrukturen der Radiolarien aufmerksam gemacht wurden.
Während so hauptsächlich das Rhythmische und Symmetrische im Aufbau dieser Orga-
nismen das Interesse fesselte, hat die Forschung vor einem anderen hervorstechenden Charakter-
zug der Radiolarien weit vor ihrem Formenreichtum, wie vor einem großen, unenthüllbaren
Mysterium Halt gemacht In der That sind bis jetzt nur ganz vereinzelte Versuche gemacht
worden, die beispiellose Mannigfaltigkeit der Radiolarienformen von einem anderen Gesichtspunkt
als von dem der Stammesgeschichte aus verständlich zu machen, und angesichts des Umstandes,
daß der außerordentliche Artenreichtum der Radiolarien in absolut keinem rationalem Verhältnis
zu der monotonen Beschaffenheit des äußeren Mediums zu stehen scheint, konnte hier sogar die
alte Vorstellung von einer schrankenlosen, gleichsam launisch spielenden Ge-
staltungskraft der Natur einen Rückhalt finden.
Haeckel freilich hat gerade an dem Formenreichtum der Radiolarien die vergleichend-
morphologische Methode stammesgeschichtlicher Forschung zu erproben und so wenigstens
eine beschreibend-historische Erklärung dieser Mannigfaltigkeit zu geben versucht, und
da in der That viele auf den ersten Blick divergente Radiolariengrup|»en sich zwanglos in phylo-
genetischen Reihen zusammenschließen lassen, so hält er die Radiolarien für „phylogenetisch weil
interessanter und dankbarer als die meisten übrigen Protozoen“, und er meint, daß „die Triumphe,
welche die vergleichende Anatomie und Ontogenie der Radiolarien in der phylogenetischen Er-
kenntnis dieser Formenreihen liefert, um so bedeutungsvoller sind, als sie auch auf wichtige
Fragen der generellen Phylogenie und Descendenztheorie ein helles Licht werfen“ (1894, S. 204).
3
Wir sind heute vielleicht skeptischer geworden bezüglich der Beurteilung der reinen ver-
gleichend-morphologischen Methode und bezüglich der Wertschätzung „phylogenetischer Reihen“,
solange nicht auch die Paläontologie und Ontogenie ein wirklich ausreichendes Material liefern
und solange wir keine Mittel in der Hand halben, verwandtschaftliche Aehnlichkeiten von Kon-
vergenzbildungcn mit Sicherheit zu unterscheiden. Jedenfalls sind aber heute, 20 Jahre nach
dem Erscheinen des „Challenger“- Reports, die Fragestellungen, mit denen wir an formenreiche
Gruppen herantreten, in verschiedener Hinsicht andere geworden; hintereinander und vielfach
miteinander verknüpft sind anatomisch-physiologische, ökologische und entwickelungsmechanischc
Probleme in den Vordergrund des Interesses gerückt und so möchten wir jetzt vor allem die
Frage der Lösung näherbringen, welche biologische Bedeutung ein solcher Formenreichtum hat
und durch welche Faktoren die Formen in der Ontogenese bestimmt und zur Entfaltung gebracht
und in der Phylogenese erhalten und abgeändert werden.
Nach allen diesen Richtungen hin ist aber die Formenwelt der Radiolarien, wenn wir von
Dreyer’s rein hypothetischem Versuche absehen, bis jetzt ein nahezu vollkommen jungfräuliches
Gebiet gewesen, und so sehen wir z. B., daß Arnold Lang, der in seinem Lehrbuch eine hoch
specialisierte Cölodendride ( Coclospaihis ancorata) als Beispiel eines in seinem Skelettbau äußerst
komplizierten einzelligen Wesens in genauer Beschreibung vorführt, keinerlei Versuche macht,
die Strukturen biologisch zu deuten, und mit einer gewissen Resignation die Worte hinzufügt:
„Ein Organismus, wie der beschriebene, ist gewiß wunderbar kompliziert, wenn man bedenkt,
daß er nur eine einzige Zelle darstellt Doch hält die physiologische Vervollkomm-
nung lange nicht gleichen Schritt mit der morphologischen Komplikation,
die für uns zum größten Teil noch unverständlich ist“
Es schien mir verlockend zu sein, die reiche Radiolarien- Ausbeute der „Valdivia“ im
Sinne einer erweiterten Formenlehre so gut wie möglich auszuwerten und, soweit es am toten
Material, ohne das Hilfsmittel des Experimentes, und nur unter ausgiebiger Heranziehung der
reichlich vorhandenen teratologischen Daten möglich ist, auch an die Behandlung einiger form-
physiologischer Fragen heranzutreten. Vom Boden der reinen Exj>erimentalforschung aus mögen
die Methoden und das Erreichte als unzulänglich angesehen werden, es scheint mir aber an-
gebracht zu sein, in ein unbebautes Gebiet lieber auf einem vorläufigen und unvollkommenen
Wege, als überhaupt nicht einzudringen.
Einige Ergebnisse, zu welchen ich bald nach der Inangriffnahme der Arbeit bezüglich
der biologischen Bedeutung einiger feinerer Skelettstrukturen gelangt war, haben von Anfang an
der Untersuchung eine bestimmte Richtung gegelxm, und so bin ich veranlaßt worden, die
Formen der Radiolarien, und insl»esondere der Tripyleen, hintereinander von vier Gesichtspunkten
aus eingehender zu liehandeln und den vorliegenden „Allgemeinen Teil“ in vier organisch zu-
sammenhängende Abschnitte zu gliedern:
I. Form und Funktion.
II. Form und Medium.
III. Formbildung in der Ontogenese.
IV. Vererbung und Variation.
In einem Schlußwort soll dann nochmals auf den Formenreichtum eingegangen werden.
4
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Im Rahmen dieser Abschnitte haben mehrere Gegenstände Besprechung gefunden, welche
sicherlich nicht in das Gebiet einer Formenlehre im gewöhnlichen Sinne des Wortes gehören, so
die geographische Verbreitung und Ernährung im II. und die Fortpflanzung im IV. Abschnitte.
Aber bei dem vorwiegenden Interesse, welches gerade die Form der Radiolarien von jeher auf
sich gelenkt hat, und bei der Unmöglichkeit, am toten Material allen anatomischen und physio-
logischen Problemen gleichmäßig nachzugehen, mag diese Unterbringung und überhaupt die
ganze, vom Ucbüchen abweichende Anordnung des Allgemeinen Teiles berechtigt erscheinen.
Daß ein Versuch, die Formenlehre in dieser Weise in den Vordergrund zu stellen, praktisch
durchführbar ist, das glaube ich im folgenden zeigen zu können; ob er auch grundsätzlich-
systematisch statthaft ist, das läuft in letzter Unie auf eine Kernfrage naturphilosophischer Art
hinaus, auf welche an dieser Stelle nicht eingegangen werden soll
Bemerkt sei noch, daß der Allgemeine Teil selbstverständlich in ausgedehntestem Maße
auf die Beschreibungen im Systematischen Teil und insbesondere auf das Tafelwerk Bezug nimmt.
Jedoch ist ersterer selbst so weit mit Abbildungen ausgestattet, daß eine fortlaufende Lektüre auch
ohne Benutzung der Tafeln möglich sein wird.
I. Abschnitt
Form und Funktion.
Fachwerke einfacher Ordnung.
Ueher die Bedeutung der gröberen und feineren Strukturen des Radiolarienskelettes sind
bisher nur ganz allgemein gehaltene Ansichten geäußert worden. Was die Hauptbestand-
teile des Skelettes, die Gitterschalen der Spumellarien und Castanelliden, den Sagittalring der
Nassei larien, die Radialstacheln der Aulacanthidcn und Acantharien u. s. w. anbelangt, so ist
Haeckel jedenfalls im Recht, wenn er diese Bildungen ganz allgemein als Stütz- und Schutz-
apparate bezeichnet, d. h. als Stützen für die plasmatischen und gallertigen Weichkörperteile
und als Schutzvorrichtungen gegen äußere Einflüsse, unter denen wohl in erster Linie an die
Angriffe von Feinden gedacht worden ist In den meisten Fällen wird sich übrigens die stützende
und schützende Funktion ebensowenig voneinander trennen lassen, wie dies z. B. beim Chitin-
panzer der Arthropoden der Fall ist. Eine besondere Funktion, nämlich die von Fangapparaten,
käme nach Haeckel den verschiedenen Appendicularorganen des Skelettes, z. B. den End-
und Seitenanhängen der Aulacanthidenstacheln und Cölographidengriffd, zu (Textfig. 103), und
in ähnlicher Weise erscheinen auch nach Dreyer (1892, S. 380) die Ankerfädchen der letzteren
«sehr zweckmäßig zum Zurückhalten anschwimmender Nahrungspartikel und als Haftapparate*4.
Freilich will Dreyer, der bei der streng mechanistischen Tendenz seiner Untersuchung
5
482
Valentin Haeceee,
teleologischen Erklärungsversuchen femsteht, einer solchen Deutung keinen besonderen Wert
beimessen.
Daß sich bisher — abgesehen von einigen Ausführungen Braxdt’s (1892, S. 4 ff.) — noch
niemand ernstlich mit einer teleologischen Betrachtung des Radiolarienskclcttes befaßt hat, ist auf
den nämlichen Grund zurückzuführen, aus welchem auch die Kieselskelette der Hexactinelliden
noch nicht von diesem Gesichtspunkte aus bearbatet worden sind. Den ersten Untersuchem
dieser Objekte lag eben kein vollkommen genügend konserviertes Material vor, an welchem die
Beziehungen der Skelettteile zu den peripherischen Weichkörperteilen deutlich hervortraten. Speciell
der größte Teil des „Challenger**-Materials bestand ja aus Bodensedimenten, also aus leeren Ge-
häusen und Schalenbruchstücken, und so hatte Haeckel keine Veranlassung, von der Vorstellung
abzugehen, daß ein großer Teil der Skelettstrukturen nackt, d. h. ohne plasmatische Umhüllung,
ins umgebende Medium hervorrage.
/
Fi|*. IOJ. Tennbialkruae einen Radl*l*t*chrlft ton (Wlodetas ambuUarum.
Kig. 104. Kudul* Lachet von Aulospkarra tUgantuuma mit dem Ucbetnig der eatrakapMiliUen Sarkodr (nach K. llRKTWlü}.
Was im besonderen die Tripylecn anbelangt, so rühren die einzigen abweichenden
Beobachtungen von R. Hehtwic, und BfrrsciiiJ her. Ersterer (1879) hat einen Radialstachel von
Auhsphacra abgebildet, welcher samt seinen zahlreichen Astquirlen von einem zarten, spinnweb-
artigen Netzwerk von Plasmafäden umhüllt erscheint (Textfig. 104). Von diesem Netzwerk strahlen
die eigentlichen Pseudopodien frei ins Wasser aus. Eine zweite Beobachtung stammt von
Bütsthli (1883) und betrifft eine im Mittelmeer gefischte Cölographide ( CotJoihamnus IJavidoffn.
Bütsciiu giebt ausdrücklich an, daß die ganz wasserklare Gallerte das gesamte Skelett bis zu
den äußersten Spitzen der Strahlen umhülle, aber weder diese, noch die HERTwro’sche Beobachtung
haben in der Literatur eine weitere Beachtung gefunden. Allerdings bildet auch Haeckel (Rfp-
Taf. CXXII, Eig. 3) eine Cölographide ( Coelotkauma duodenum) ab, bei welcher die „Griffel*
6
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Ttchw-RadioUnm.
483
samt ihren Ankcrfädchcn vollständig von Gallerte umschlossen sind, dagegen bemerkt er im
Text (S. 1447), daß bei den Cölographiden Oberhaupt die Terminalkronen und die „anchor pcncils“
über die Oberfläche des Calymmas hervorzuragen scheinen.
Meine eigenen Beobachtungen gingen von den Radialstachcln der Aulacanthiden
aus. In der Darstellung, welche Haeckel von diesen Formen giebt, z. B. in der hier (Textfig. 105)
teilweise wiedergegebenen Abbildung von Auiographis
candelabrum, treten die Stachelenden mit ihren „Appendi-
cularorganen“ nackt über die Oberfläche des Weich-
körpers, bezw. des Mantels von Tangentialnadeln hervor,
und zwischen ihnen entspringen aus dem „Sarcodictyum“
(d. h. dem das Calymma äußerlich umhüllenden Sar-
kodenetz) die frei ausstrahlenden Fseudopodicn. Wie
indessen das „Valdivia“-Material mit Sicherheit erkennen
läßt, liegen den betreffenden Bildern Exemplare mit
deformiertem, infolge der Konservierung stark
Fig. 105. Aulographonium candelabrum, noch
Hazckkl (Rep., Taf. CHI, Fig. i).
Fig. 106. Aulographomum bitemr.
geschrumpftem Weichkörper zu Grunde. Im natürlichen Zustand dagegen ragen die
Stacheln, z. B. von A u lographon in m bicome , nur mit ihrem äußersten, die Tcrminalkrone tragenden
Ende überden Mantel von feinen Tangentialnadeln hervor und sind nicht nackt, sondern von
einem kontinuierlich den Weichkörper umhüllenden, außerordentlich zarten Oberflächen-
7
Valentin Ha eck kr.
484
häutchen (dem cxtrakalym malen Sarkodchäutchen) baldachinartig überwölbt Von dieser
äußersten, die Stachelenden umschließenden Plasmaschicht hat man sich die Pseudopodien aus-
gehend zu denken.
So treten uns also die RadiaLstacheln in erster Linie als Stützen oder Streben entgegen,
und zwar erscheinen als eigentliche Träger des Oberflächenhäutchens, bezw. alsMaft-
ap parate die bedomten oder gezähnten Endbildungen der Terminaläste, die nach dem Vor-
gang von Haeckki. als Spathillen {iTA9Tn Quirl) bezeichnet werden. In typischen Fällen, z. B.
bei Au/ograpfiis Mratuisira (Textfig. 107), sind die Spathillen kleine, den Terminalästen auf-
gesetzte Scheiben, welche am Rande mit zurückgekrümmten Zähnchen versehen sind. Speciell
bei Auhpraphonium bicorne (Textfig. 108) dagegen bestehen die Spathillen aas einem terminalen,
nach außen gerichteten Enddorn und einem subterminalen Kranz von 4 — 6 winzigen Zähnchen.
Auch sonst kommen mannigfache Modifikationen dieser Haftapparate vor, in allen Fällen handelt
cs sich aber darum, durch Vergrößerung
der Oberfläche die Adhäsion des Außer»
Häutchens zu steigern.
Durch die Terminaläste selbst,
welche speciell l)ei den einzelnen Atdo-
g raphon tu w- Arten einen verschieden ge-
bogenen Verlauf besitzen (Textfig. 105
und 108) und vielfach auf knöpf- oder
polsterartigen Ausweitungen des Stachel-
endes aufsitzen, wird der durch die
Spannung des Olierflächenhäutchens aus-
geübte Druck auf die als Hauptstrel>en
dienenden Radialstacheln konzen-
triert, und letztere übertragen ihn ihrer-
seits auf die centrale, verhältnis-
mäßig kompakte, von Phäo-
dellen erfüllte Weichkörpcr-
masse, innerhalb welcher die proxi-
malen Stachelenden ein dichtes Flecht-
werk bilden. Die hohle Beschaffenheit der Radialstachcln ist, wie die Entwicklungs-
geschichte lehrt, als ein ursprünglicherer Zustand zu betrachten gegenüber den Ixn anderen
Familien auftretenden massiven Stacheltypen und als eine im Interesse der Gewichts-
und Materialersparnis beibehaltenc Eigenschaft anzasehen, während die spindelförmige
Auftreibung der Schaftmitte, welche den Radialstachcln vieler Aulacanthiden die Form von
Tumierlanzen giebt, geeignet ist, ihn; Druck- und Biegungsfestigkeit zu erhöhen. Zuweilen sind
die Terminaläste und die Auftreibungen des Schaftes so orientiert, daß man einen kontinuier-
lichen U ebergang von Spannungstrajektorien aus den ersteren in die letzteren annchmen kann
(Textfig 105).
Alles in allem bilden Oterflächenhäutchen, Radialstacheln und centrale Weichkörpermasse
zusammen ein einigermaßen elastisches und nachgiebiges System, welches nicht bloß unter
8
Fig. «OJ. Attlog raphis Utram-itfra.
Fig, 108. Aukgritpfionum bhornt.
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Tiefn-r-Rxdiolatiwi.
485
normalen Verhältnissen den Zusammenhalt und die Gesamtform des Organismus gewährleistet,
sondern auch hei äußeren Einwirkungen, insbesondere wohl bei Kollisionen mit aktiv beweglichen
Organismen, ein gewisses Maß von Druck- und Stoßfestigkeit und eine sofortige Restitutio
ad integrum ermöglicht
Ich bin von den Stacheln der Aulacanthiden ausgegangen, weil mir bei ihnen die
beschriebenen Zusammenhänge erstmals aufgefallen sind und weil sie, wegen der überaus mannig-
faltigen Ausbildung der Tcrminalbildungen, die Funktionen des Skelettes wenigstens nach einer
Seite hin besonders deutlich erkennen lassen. Nicht minder lehrreich sind aber diejenigen
Tripyleentypen, bei welchen die Radialstacheln mit ihren centralen Enden nicht einfach in die
Weichkörpermasse hereingesteckt, sondern mehr
oder weniger fest mit einer geschlossenen Gitter-
schale verbunden sind. Bei diesen Formen, ins*
1 jesondere l>ei den Aulosphäriden, Sagosphäriden
und Castanelliden , haben wir wirkliche Fach-
werke einfacher Art vor uns, welche ganz
Fig. 109. Eine Gruppe van Pyramiden von duhvrna
vtrUciüus.
allgemein den Zusammenhalt des Weichkörpers vermitteln, vor allem aber den als Druck-
und Stoßfänger funktionierenden Radialstacheln als Unterlagen und damit als Druck-
verteilungsapparate dienen.
In besonders schöner Weise lassen die Aul<»sphäriden, namentlich die Auloscena- Arten,
die Funktion der einzelnen Skelettteile erkennen (Textfig. 109, 110). Die Gitterschale besteht
hier aus lauter selbständigen, tangentialen, mit Gallerte gefüllten Kieselröhren, welche in den ein-
zelnen Knotenpunkten meist zu fttnfen oder Sechsen zusammentreten und so ein sehr regelmäßiges
trigonales Maschenwerk bilden. Speciell bei den Auloscenen erhebt sich nun ein Teil der Knoten-
punkte zu flachen, meist regelmäßig sechsseitigen Pyramiden, welche die mit krönen förmigen
Terminalbildungen ausgestatteten Radialstacheln tragen. Sowohl der normale, bei kugeligen Formen
überall gleichmäßige Druck des Oberflächenhäutchens als auch einseitige, von außen kommende
Droticiie Tietxee- Expedition |&)8— ifcjQ. 8d. XIV.
486
Valentin Haeckol
Stoßwirkungen werden von den elastischen Armen der Kronen aufgenommen (Textfig. i io),
und zwar bringt es die große Zahl und regelmäßige Anordnung der Arme mit sich, daß speciell
die letztgenannten Druckwirkungen sich auf größere Bezirke der Oberfläche verteilen und da-
durch die Haut vor einseitiger Dcrangierung oder Durchbohrung bewahrt wird. Indem ferner
der von den Armen aufgenommene Druck auf den Schaft des RadialstacheLs und die Fuß-
pyramide weitergeleitet wird, erfolgt abermals eine Verteilung seiner Wirkung. Dabei dürften
zweifellos die gelenkartigen Verbindungen der Hohlstäbe, die ich als Radgelenke beschrieben
habe (Textfig. 1 1 1), eine wichtige Rolle spielen. Denn wenn es auch bei der Kleinheit und
Elasticität des Objektes unmöglich ist, die minimalen Winkelveränderungen der in den Knoten
punkten zusammenstoßenden Tangentiall»alken direkt zu lieobachten und zu messen, so scheint mir
doch aus der ganzen Anordnung der stemartigen Knotenpunkte mit Bestimmtheit hervorzugehen,
daß für die* langen t i al röh ren nicht bloß die Möglichkeit kleiner Drehungen besteht, sondern daß
es sich wirklich um eine „zweckmäßige“ Einrichtung, um die Her-
stellung eines „halbstarren Systems“ handelt, dessen Sinn eben in
der Milderung der von außen kommenden Stoßwirkungen gelegen
ist (vergl. Spcc. Teil, S. 103; 1904 a, S. 598).
Auch beim Aulosphäridenskelett kommt als eine weitere
architektonisch verständliche Eigentümlichkeit die hohle Be-
schaffenheit des Schaftes und der Streben hinzu. Es handelt
sich hier selbstverständlich um Einrichtungen, welche eine be-
deutende Material- und ( lewichtserspamis ermöglichen. Auf die
Centralfäden , welche die Skelettelemente der Aulosphäriden im
Unterschied von den Radialstacheln der Aulaeanthiden besitzen,
wird an anderer Stelle eingegangen werden.
Konstruktionen ähnlicher Art, wie sie das Auloscena - Skelett
zeigt, sind sowohl aus der Technik wie aus der Organismenwelt
liekannt Sehr nahe liegt vor allem der Hinweis auf die Wirlieltier-
gliedmaßc, deren Stützskelett mit der Krone des A w/orrrwa-Stachels
und deren distal zunehmende Gliederung mit der Fußpyramide vergleichbar Ist Auch an die
Stützwurzeln vieler Pflanzen, namentlich an die bekannten Stelzenwurzeln der Mangrovel>äume
( Rhizophora), mag noch besonders erinnert werden.
Einrichtungen von ähnlicher Art und gleicher Funktion, wie die Aulosphäriden, weisen
auch viele Sagosphäriden auf, nur daß hier die einzelnen Skelettelemente sich als massive,
sehr biegsame Balken darstellen und in den Knotenpunkten wirklich miteinander verschmolzen
sind, und mit dem ferneren Unterschiede, daß die Fußpyramiden nicht einfache Erhebungen einzelner
beider des Maschenwerkes sind, sondern als selbständige, der Gitterschale aufgesetzte, zeltartige
Bildungen erscheinen (Textfig. 113). Trotz dieser strukturellen Verschiedenheiten können aller
die Skelette der Aulosphäriden und Sagosphäriden auf Grund einer Konvergenzentwickelung sehr
weitgehende U el >erei n sti m m ungen zeigen, wie dies z. B. I»ei den keulenförmig verdickten Radial-
stacheln von Auloscena allanlua und Sa^cnoscena latnf>ado/>Jtora (Textfig. 1 1 2 und 1 1 3) der Fall
ist Jedenfalls Ist alx?r die mechanische Leistung der beschriebenen Skelettbildungen in beiden
Familien die nämliche, abgesehen von dem Umstand, daß bei den Aulosphäriden die Elasticität
10
*«rei Lamellen, von denen «ich die
Außere alt Gc1enkka|«el anf die be-
nachbarte KAhre uliertchligt. die innere
in die Bildung de« Attralteptnm* über-
gehe
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Ticfwc-Kadiolarien.
487
und relative Nachgiebigkeit des Aulosphäridenskelettes im wesentlichen auf dem Vorhandensein
der „Radgelenke“, diejenige des Sagosphäridenskclettes auf der Biegsamkeit der Balken sellier
beruht
Auch hei den Castanelliden dienen, wie zahlreiche wohlerhaltene Exemplare des
nValdiviaM*\faterials zeigen fl'flf. XXXVI, Mg. 274), die Radialstacheln in erster Linie als Träger
fflr das 01>erflächenhäutchen und somit als Druck-
Ringer. Ein wesentlicher Unterschied der Castanel-
liden gegenüber den vorhin genannten Familien
besteht al>er darin, daß die Gitterschale selber,
welche einerseits als Schutzhülle, andererseits als Stütze für die Radialstacheln und somit als
Druck Verteilungsapparat funktioniert, ein durchaus festes Gefüge zeigt und somit keine lokalen
und vorübergehenden Ausbiegungen und Form Veränderungen einzugehen im stände Ist Das
gleiche gilt auch für die zu den Circoporiden gehörigen Haeckelianen (Taf. XX, Mg. 176, 177).
Fachwerke höherer Ordnung.
Schon bei einzelnen der einfacher gekauten Sagosphäriden sehen wir eine weitere
Differenzierung angebahnt, welche in den Konstruktionen der Ingenieur-Mechanik ihr Gegenstück
findet, nämlich die Ausbildung von Fachwerken höherer Ordnung, welche in noch stärkerem
Maße als die bisher besprochenen Strukturen den Anforderungen der Druck- und Biegungs-
festigkeit genügen dürften. Wie weiter unten eingehender geschildert werden soll, sind an den
txriden Polen der kill on förmigen Individuen von Stigmoscena irtningtnana die Spitzen der Euß-
6a •
1
488
Valentin Hazcker,
Pyramiden durch 'I'angcntialbalken miteinander verbunden, so daß eine seitliche Versteifung der
Radialstacheln hcrljeigeführt wird (Taf. XVI 1, Fig. 159, 160). Bei der Sagosphäriden -Gattung
Sagcnoarium und ebenso bei den koloniebildenden Tuscaroren ist diese seitliche Verkoppelung
der Fußpyramiden eine ganz allgemeine geworden, und indem also sämtliche Pyramiden mit
«allen ihren Nachbarn durch tangential verlaufende B«alken verbunden sind, wird durch die
Gesamtheit der letzteren eine zweite äußere Gitterschale gebildet, welche, wenigstens bei
Sagenoarium, von der primären inneren Schale durch etwas weitere Maschen unterschieden ist
(Textfig. 1 1 4). So entsteht ein kompliziertes, «aber sehr regelmäßig angeordnetes Fachwerk,
welches aus zwei „Gurtungen“, nämlich der äußeren und inneren Gitterschale, und einer aus
den Zeltstäben gebildeten „Füllung“ besteht D«a die Füllungsglieder die Gurtungen unter
spitzem Winkel treffen, so würden die Skelette von Sagenoarhtm und Tuscarora unter den
Begriff des „Strebenfach Werkes“ fallen, angesichts ihrer dimensionalen, von den einfacheren
Konstruktionen der Ingenieur-
Mechanik wesentlich abweichen-
den Verhältnisse wird man von
einem „räumlichen Fach-
werk höherer Art“ reden
müssen *).
F.achwerke ähnlicher Art,
die aber wegen der recht-
winkligen Verbindung der
Gurtungen und Füllungsglieder
als „Ständer fach werke“ zu
bezeichnen wären, finden sich
bei den Cannosphäriden.
Sie sind deshalb von großem
Interesse, weil sie eine außer-
ordentlich weitgehende Ueberein-
stimmung mit den Skelettstruk-
turen der Hexactinelliden zeigen,
worauf ich schon früher (1904 a) hingewiesen habe. Das Skelett der Cannosphäriden besteht aus
zwei konzentrischen Schalen, von denen die äußere (Textfig. 115 dt) aus tangential
gelagerten, in fünf- oder sechsseitigen Maschen angeordneten Hohlstacheln besteht und in ihren
Knotenpunkten die verschieden gestalteten Radialstacheln trägt, während die innere^ ein
mit einer Hauptöffnung versehenes, bald solides, bald siebartig durchlöchertes Gehäuse bildet Beide
Schalen sind durch sehr dünne Hohlröhren, die Radialbalken, miteinander verbunden. Letztere
bilden die direkten Portsetzungen von kegel- oder warzenförmigen Erhebungen der inneren
Schale und setzen in den Mittelpunkten der leicht geknickten Tangentialbalken der äußeren
Schale an. Wir haben es also auch hier mit einem räumlichen Fachwerk höherer Art zu thun,
dessen Gurtungen durch die äußere und innere Gitterschale und dessen P'üllungsglieder durch
I) Für freundliche Beratung auf diesen Grenzgebieten bin ich meinen Kollegen J. v. Weyrauch und KCbler n grollen»
Danke verpflichtet.
12
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Tltbee- KnHiolnrien.
489
die Radialhalkcn gebildet werden, und dessen mechanische Funktionen nach dem früher Gesagten
ohne weiteres verständlich sind.
Eine Komplikation weist das G»i»«o.«///<im?-Skelett noch insofern auf, aLs sowohl die
Tangentialbalken der Außcnschalc als auch die Radiallulkcn mit „Ankerfädchen“, d. h. mit
dreiarmigen, an einem dünnen Kieselfaden befestigten Ankerchen, ausgestattet sind. Die Anker-
fädchen der Tangen tialbalkcn sind nach
außen gerichtet, diejenigen der Kadial-
tulken zeigen eine quirlförmige Anord-
nung und im ganzen eine tangentiale
Richtung (Textfig. 1 1 5).
Welche Bedeutung haben diese
Ankerfädchen? Sind sie wirklich, wie
Haeckel und Dheyer vermutet halien,
als Fang- und Haftapparate zu betrachten,
welche anschwimmende Nahrungspartikel-
chen festzuhalten haben? Es ist hier zu
sagen, daß man allerdings die Skelette
der antarktischen Cannosphären fast stets
mit großen Mengen von Diatomeen, ins-
besondere mit den mächtigen Cylindern
von Corrfhron , angefüllt findet Da nun
die meisten dieser Diatomeen mit langen,
Stachel- oder l>orstenförmigen Fortsätzen
und speciell die Corethnm- Arten außerdem
mit eigentümlichen Häkchen ausgestattet
sind, so könnte man in der Thal zu der
Annahme gelangen, daß die Ankerfädchen
von Cannosphacra die Funktion haben,
sich mit den Fortsätzen der Diatomeen
zu verstricken und also letztere festzu-
halten. Indessen zeigen diejenigen Exem-
plare, deren Calymma und Phäodium voll-
kommen erhalten ist erstens, daß gar nicht
die großen Charaklerformen des antark-
tischen Diatomeenplanktons, sondern klei-
nere, stark verkieselte Arten (Fragilaria,
Cosctnodiscus) den Cannosphären aLs Nahrung dienen und daß aLso jene großen Formen wohl
erst im Netze in die Skelette hereingeraten waren, und zweitens, daß im natürlichen Zustand
wenigstens die Ankerfädchen der Radiall ulken vollkommen im Calymma eingeschlossen sind.
Sie können demnach nur die Bedeutung von intermediären Slützcle menten haben.
Das Gleiche gilt für die Ankerfädchen der Tangentiallulken, solange sich der Weichkörper
im Zustande größter Ausdehnung befindet Ist jedoch das Weichköqjcrvolumen ein geringeres
Ftg. 11
» innen-* '
>• Skelett von Caiwcspkutn.
iefcüuw.
ant<tr»t;<a. ti iultoc Giltcrxhalr,
»3
I
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490
Valentin Hakte«,
und ist also die ül>er die Radialstacheln gespannte extrakalymmale Sarkodehaut stark eingebuchtet,
so kann letztere mit ihren Einbuchtungen die Ankerchen der Tangentialbalken erreichen, und die
Ankerchen scheinen dann in ähnlicher Weise mit der Außenhaut verbunden zu sein, wie die
Spathillen der Aulacanthidenstachcln. Es dürften demnach die Ankerfädchen der Tangentialbalken,
wenigstens bei gewissen Kontraktionszuständen des Weichkörpers, eine ähnliche
Rolle wie die Terminalkronen der Radialstacheln spielen, d. h. sie werden als sekundäre Haft-
und Stützapparate für das äußere Sarkodehäutchcn dienen, während sie, wie gesagt, bei
maximalem Weichkörpervolumen ausschließlich die Aufgabe von intermediären Stütz-
cle menten haben.
Bei Betrachtung der in diesem Kapitel geschilderten Skelettstrukturen wird man vielfach
an die Anordmuigsverhältnisse erinnert, welche die Stützsubstanzen in anderen Organismengruppen
zeigen, so z. B. an die Verteilung des „mechanischen Gewebes“ in den oberirdischen Organen
der Pflanzen, in den Halmen, Blütenstengeln u. s. w. So konnte ich denn auch bei meinen
Radiolarien-Untersuchungen manche Anregungen aus den einschlägigen Abschnitten in G. I Iabek-
lakdt’s „Physiologischer Pflanzenanatomie“ schöpfen, und umgekehrt trat die Verlockung an
mich heran, meine an den Radiolarien gemachten Erfahrungen auch auf Gebiete zu übertragen,
welche bisher keine eingehende Bearbeitung von teleologischem Standpunkt aus erfahren haben.
In erster Linie kamen dabei die Kicsclschwämme und specicll die Hexactine 11 id cn in Be-
tracht, eine Gruppe von Organismen, deren wunderbar gestaltete KieseLskelette von jeher das
ästhetische Interesse der Beobachter auf sich gelenkt und wohl auch die Frage nach der Be-
deutung der Einzelstrukturen immer wieder nahcgclegt haben. Es sei mir gestattet, an dieser
Stelle zu wiederholen, was ich bereits früher (1904a) über die Skclcttstrukturen der Hexactindliden
vorgebracht habe:
„Wer an der Hand der Erfahrungen, welche an den Skeletten der Tripylcen gemacht
werden konnten, einen Streifzug in das Gebiet der Hexactindliden unternimmt und die Dar-
stellungen in den neueren Arbeiten F. E. Schulze's ') durchmustert, der wird in der Lage sein,
an allen Ecken und Enden alte Bekannte wiederzufinden. Schon der Grundplan des Gesamt-
gerQstes zeigt, wenn man die I Iexactinellidcn mit den Tripyleen vergleicht, sehr viel Berührungs-
punkte. Wir haben bei Cannosp/taera gesehen, daß sich das Skelett als Ganzes als ein Fach-
werk darstellt, bei welchem die äußere Gurtung durch die Gittcrschale, die innere Gurtung durch
das Innengehäuse und die Füllung durch die Radialbalken gebildet werden (Fig. 115). Ferner
sind bei Cannosphaera die Radialstachcln als Druckfänger oder Druckvermittler, die inneren
Ankerfädchen als intermediäre Stützelementc anzusehen.
Zu einem Fachwerk ganz ähnlicher Art sind auch die Skelcttteilc der Hexactindliden zu-
sammengefügt, nur daß hier zu den beiden Hauptgurtungen, welche durch die Systeme der Auto-
dermalia und Autogastralia gebildet werden, unter Umständen noch eine oder mehrere Zwischen*
gurtungen in Gestalt der Parenchymalia hinzukommen können (Fig. 116), sow'ie auch bei Pflanzen-
teilen, z. B. bei den Schäften der Cyperaceen, die beiden als Hauptträger funktionierenden
Bastrippen durch dazwischen gelagerte, im Querschnitt als „Bastsichcln“ erscheinende Stränge
0 Vcrgl. mstiMiimlore F. E. SCHULZE. Die Hexactindliden de* Indischen Oceans. I. Teil: Die Hyalommaiiden, Berlin i*94-
II. Teil: Die llcxasicrophora, Berlin 1895. III. Teil: Berlin 1900. Derselbe, Die llexoctincllideu, in: Fauna arctica, Bd. I, Lief. I,
Jena 1900. Derselbe, CaukphaiHS an tum (AkmauüR Hansen) und Cafycosoma gractle F. E. SCHULZE nuv. spee. Abh. K. Prteß.
Akad. \Vus., Berlin 1903.
14
Kv
TiHKr-Rji xirm
49*
JUbt AJL a i JÜtJtl Jt
unl«TvtQut wtnlt'n können1 1 ALs Fachwerke mit nur zwei Hauptgurtungen könnten die Skelette
der beiden von ScuiUE l«eschricl»encn arktischen Hcxactinelliden *■ l**zeichnet werden, Fachwerke
mit einer oder mehreren Zwischengurtungen findet man dagegen in besonders schöner Ausbildung
W-i Cj/\, i >ma jf ran/eh und bei einzelnen I iyaloncmatiden *1
Bei einem Vergleich speciell des Hy •a/^wrJwa-Skdettes mit der Cannrnfhaera kann man
entweder die l»eiden Hauptgurtungen, also das Stratum der Autodermalia und das der Auto-
gastralia, oder al*er die äußere Hauptgurtung und die nächstfolgende t vielfach die einzige ) Zwischen-
gurtung zu den beiden Schalen p
von Canttosfhatra in Bezie-
hung bringen. Versuchen wir
zunächst den Vergleich auf
letztere Art durchzuführen.
In Fig. 1 1 6 ist die An-
ordnung der Skelettteile von
Hyaicnema Heiden* wie sie
sich auf einem senkrecht ge-
führten Schnitte durch die
Kelch wand darstellt, wieder-
gegeben. Das Stratum der
Autodermalia, auf dem Bild
vertreten durch die tangen-
tialen Strahlen der htpoder-
malen Pen taktine ftfi* ent-
spricht der äußeren Gitter-
schale von Cannosfhaera , wäh-
rend die durch die Tangen-
tiaLstrahlen der ]*arenchy malen
Oxvhexaktinc f tot gebildete
Lage mit dem inneren Ge-
häuse von Can nosfhaera ver-
glichen werden kann. Ferner
entsprechen die Radialstrahlen
der Pcntaktine und Oxvhex-
aktine frp und rot den Ra-
dialbaiken von Cannes f'haera*
die dermalen Pinule (ft
stehen nach Anordnung und Struktur den Radialstacheln und die zahlreich vorhandenen Mikro-
Oxy hexaktine fmop den inneren Ankerchen gegenüber. Auch in funktioneller Hinsicht ergiebt sich
eine vollkommene L’ebereiastimmung: insbesondere dürfen wohl die Pinule, welche, wie die Radi.tl-
• *\ykrukl!E«. Natt F. E. S.HIUL
■ • Vwjl G. HAIMLUiIiT, Phni i j Aalt S. ISO.
2) Fiaaa aretka. Ki- 1. Tal. IV. Fig. 2 aixl II.
)i («auEr/U-w «c. Taf. II. F»g. 3.
41 HeurtatLd« da bdud^B Ocra». Teil I. Tal. IIT, Fig. j. K\ ?<■ va a.
15
492
Valkntik Hakckkr,
stacheln, je einen Hautkegel emporheben «), als Apparate zur Aufnahme und Verteilung äußerer
Druckwirkungen, also als äußere Druckfänger oder Druckverteiler, und die Mikro-Oxyhexaktine,
wie die inneren Ankerchcn, als intermediäre Stützelemente, als innere Druckfänger oder Druck-
verteilcr bezeichnet werden.
Ein Unterschied besteht freilich zwischen den beiden Gerüstformen. Bei den Hexactinelliden
sind die einzelnen Skelettelemcntc nicht fest verbunden, während bei Cannosphatra sämtliche
Teile teils direkt ineinander übergehen, teils durch Gelenke miteinander in Zusammenhang stehen,
teils, wie die inneren Ankerchen, durch Kieselfäden an den Radialbalken befestigt sind. Es Ist
klar, daß diese Verschiedenheit ohne weiteres in der Beschaffenheit des Weichkörpers eine Er-
klärung Findet: bei den Schwämmen ist der Weichkörper ein konsistentes, zelliges Gewebe mit
eigenem innerem Zusammenhalt, bei Cannosphacra dagegen ein Komplex von Gallerte und zarten
Plasmasträngen, welcher ohne ein in sich selbst zusammenhängendes Skelett keine genügende
Kohäsion besitzen würde, um seine Eigenform zu bewahren.
Es wurde bei der bisherigen Betrachtung nur auf eine Tripyleenfamilie, auf die Canno-
sphäriden, Bezug genommen. Zieht man auch die Aulosphäriden, Sagosphäriden und Aul-
acanthiden zum Vergleich heran, so ergiebt sich eine ganze Reihe von weiteren, die feineren
Skelettstrukturen betreffenden Ucbereinstimmungen.
In erster Linie findet man für die Pinule und überhaupt für die distalen, die Körper-
oberfläche überragenden Strahlen der hexaktinen und pentaktinen Hautskclettteile bald in den
Bäumchen der Auloaphaera dendrophora Haeckel2), bald in den der ganzen Länge nach gleich-
mäßig liedomten Radialstachcln von Aulastrum spinosum (Taf. XIV, Fig. 139), bald in den
keulenförmigen, „beschuppten*4 und kancllierten Stacheln verschiedener Au/asauflta- Arten 3) das
entsprechende Analogon.
Eine weitgehende Achnlichkeit zeigt aber auch der Aufbau der intermediären Mikro-
Oxyhexaktine und ihrer Derivate mit den Endbildungen der Aulacanthiden- und Aulosphäriden-
stacheln, und dieser morphologischen Achnlichkeit dürfte auch eine solche in funktioneller Hinsicht
entsprechen. Es wurde bereits oben die Annahme ausgesprochen, daß, ebenso wie die Pinule
als äußere Druckfänger wirken, jene äußerst zierlichen intermediären Stützelemente der Hex-
actinclliden, analog den Ankerchcn von Cannosphasra, als innere Druckfänger oder Druck-
vertciler funktionieren. Man wird z. B. aus der morphologischen Beschaffenheit der Flori-
k o m c von Dktyaulm c/egans (vergL Fig. 1 1 7) 4) schließen dürfen, daß dieselben einen kugelförmigen,
gegenüber der Umgebung in irgend welcher Hinsicht differenzierten Gewebskörpcr einschließen
und mit ihren gezähnclten Endschirmen dessen membranartige Grenzschicht umfassen, so wie
die Spathillen der Aulacanthiden in der extrakalym malen Sarkodchaut festhaften. Trifft nun ein
Druck von irgend einer Seite her dieses kugelige Gebilde, so wird das Florikom gemäß seiner
l»esonderen Struktur in zweierlei Weise wirksam sein: es wird erstens infolge der federnden Be-
schaffenheit seiner Arme den Druck abschwächen, und zweitens auf Grund seines sechs-
strahligen Baues den Druck, soweit derselbe nicht schon durch die Federwirkung aufgcholvn
1) Vergl. Ilcxactinrllidrn des Indisch«!) Oceans, Teil II, S. 5,. unten.
2) Vergl. HacckxL, Rep., Taf. CIX, Fig. I.
3) Man vergleiche die äußeren Radial, lächeln der prinzipalen Hexaktine von EupUcttUa tnprra (Hexactinelliden des Indischen
t loean*. Teil II, Taf. III, Fij>. 4 und 5) mit den Radialstachcln von Aulacanlha cannutata Haeckki, Rep., Taf. CV. Fig. 16.
4) Nach ilrxact. d. Ind. Oc. Teil II, Taf. IV, Fig. J und 6.
16
Tief *ce- Radiolaricn.
493
ist, verteilen. Trifft nämlich ein Druck das Gebilde genau in der Achsenrichtung eines Einzel-
bündels, so wird er auf dessen Antipoden übertragen und durch diesen verteilt werden. Setzt
jedoch die Druckwirkung an einem anderen Punkte der Oberfläche ein, so wird sie in zwei oder
drei Komponenten zerlegt und demgemäß durch die Antipoden eine noch ausgiebigere Ver-
teilung erfahren.
Bei einzelnen Varianten wird entweder die federnde, druckschwächende oder die druckver-
mittelnde und -verteilende Wirkung der Skclcttteile verstärkt. So finden wir z. B. bei den Disko-
hexastern von Satcoca/yx fxdunculata (Textfig. 1 1 8) >) durch spiralige Drehungen der Arme
die erstere, bei den DLskohexastem von Dictyaulus elegans (Textfig. 1 1 9)I) 2 3) durch gleichmäßigere
Verteilung der Endschirme die letztere Wirkung mehr berücksichtigt
Fig. 117, Florikom ron
Dictyaulus tUgatu. Nach F. E.
Schulze.
Fig. 118. Diakoheiaater
von Saeaxalyx ftdutuulata.
Nach F. E. Schulze.
Schulze.
Wieder andere Konstruktionen finden sich bei Ho/ascus robustus, bei welchem sich die
Hauptarme der Oxyhexaster zum Teil 3) nach Art der Radial sticheln von Aulosphcura (ruxion,
zum Teil4 5) wie die der kronentragenden Auloscena- Arten spalten.
Es wäre noch ein Wort über die vermutliche Bedeutung der Amphidisken zu sagen.
Hier reichen unsere histologischen Kenntnisse nicht zur Entscheidung der Frage aus, ob diese
Gebilde einfach als Puffer aufzufassen sind, oder ob sic, was im Hinblick auf die Anordnung
der Amphidisken in den Gemmulis der Süßwasserschwämme wahrscheinlicher sein dürfte, dazu
dienen, zwei membranartige Schichten irgend welcher Art gegeneinander abzustützen. Ebenso-
wenig sind wir im stände, zu sagen, welche spccielle Bedeutung die eigentümlich asymmetrisch
gebauten, auf eine drehende Wirkung eingerichteten Paradisken mancher ffyalanema-AxXen
besitzen *).“
I) Nach Heaact. d. lnd. Oc-, Teil II. Taf. V, Fig. 4. 9, 10.
t) Ebenda. Teil II. Tar. IV. Fi«. 8, 10.
3) Ebenda, Teil II, Taf. I, Fig 4.
4) Ebenda, Teü II, Taf. I. Fi«. 7.
5) Ebenda. Teil I, Taf. VII, Fig. II, IS. 15, 16.
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17
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Valentin Hasch»,
Skelett und Centralkapsel.
Da die radiären Skelcttelemente in erster Linie einen Stützapparat für die den Weich-
körper zusam menhaltende Oberflächenhaut darstellen, so müssen sie ihrerseits ein Widerlager
besitzen, welches gröbere Abweichungen von der Normallage verhindert Speciell bei kugeligen,
ellipsoidischen und anderen einfacher gebauten Formen sind zwei Hauptmöglichkeiten vorhanden,
je nachdem die RadiaLstacheln bis in die centralen Weichkörperpartien reichen und hier eine
Befestigung erfahren oder einer in mehr peripherischen Weichkörperschichten gelegenen Schale
aufgesetzt sind. So kommen die beiden HAECKKi.’schen Typen der Astroidskelette (im
weiteren Sinne) und Sphäro idskelette zu stände.
Bei den Astroidskeletten kann die centrale Befestigung der basalen Stachelendcn eine sehr
verschiedenartige sein. So sind bei den Acantharien, ferner in der Tripyleenfamilie der Astra-
canthiden (Taf. IAXII) und bei den Thalassothamniden (Taf. LXXIII — LXXV) die Radialstacheln
in einem centralen Knotenpunkt vereinigt bei den Aulacanthiden sind sic kreuzweise in die centrale,
kompakte Fhäodialmasse eingefflgt und die Cölodendriden sind durch
die gleich zu l>esprechenden komplizierteren Strukturverhältn issc ge-
kennzeichnet
Auch bei den Sphäroidskelettcn oder „Gitterkugcln“ kommen
bezüglich der Befestigung der Radialstacheln verschiedene Varianten
vor. Es sei nur an die in den vorigen Kapiteln l>eschriel)enen Ver-
hältnisse bei den Aulosphäriden , Sagosphäriden und Castanelliden
erinnert
Im ganzen sind die Sphäroidskelette weiter verbreitet als die
Astroidskelette, und zwar dürfte dies damit Zusammenhängen, daß
die Gitterkugeln den extrakapsulären Weichkörperteilen einen besseren
Zusammenhalt und der Centralkapsel selber einen größeren Schutz gewähren als die astroiden
Skelettformen. So kann es nicht Überraschen, wenn auch in solchen Radiolariengruppen, welche
im ganzen astroide Skelette besitzen, immer wieder Ansätze zum Ucbergang auf den
sphäro iden Typus gemacht werden. Es sei hier an diejenigen Aulacanthiden erinnert deren
Radialstacheln mit tangential abgehenden oder, wie bei Aulographis arcuata (Textfig. 120), mit
zurückgekrümmten Terminalästen versehen sind und mit letzteren den Weichkörper käfigartig
umklammern, ferner an die Acanthophrakten unter den Acantharien und an die von Haeckel
als eigene Familie behandelten Cölographiden mit ihrer äußeren, durch die miteinander anastomo-
sierenden Astverzweigungen gebildeten Gitterschale (s. unten Textfig. 124).
Die Astroidskelette sind aber nicht bloß insofern gegenüber den Sphäroidskelettcn un-
vorteilhafter, ab sie nicht in gleichem Maße, wie diese, den Zusammenhalt und Schutz des
Weichkörpers ermöglichen, vielmehr kommt noch hinzu, daß die centralen Teile der ersteren in
einen gewissen Konflikt mit der Centralkapsel geraten, welche aus statischen und
ernährungsphysiologischen Gründen ebenfalls bestrebt ist, ihren Platz in der Mitte des Weich-
körpers einzunehmen. Es ist nun in hohem Maße interessant, zu sehen, wie verschieden-
artige Versuche gemacht werden, der Konkurrenz, welche zwischen Centralkapsel und
18
Fig. 1 20. AulogtapAa arcuata n. *p.
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T idstr- RadioUnwi
49*
radiären Skelcttstrukturcn Ixizüglich des Weichkörpereentrums besteht, gerecht zu werden (vergL
1907, & 159).
Bei den Acantharien und ähnlich bei mehrschaligen Spumellaricn mit intra-
kapsulären Markschalcn wird dieser Gegensatz bekanntlich in der Weise ausgeglichen, daß die
central gelegene Centralkapsel von den Radial-
stacheln, bezw. „Radialbalken“ durchbohrt wird
(Textfig. 121).
Bei der Tripyleenfamilie der Astra-
canthiden wird die Centralkapsel durch die
RadiaLstacheln aus dem Centrum des Weich-
körpers verdrängt (Textfig. 122). Das statische
und ernährungsphysiologische Gleichgewicht
wird aber dadurch hergestellt , daß eine
dauernde Verdoppelung der Centralkapsel ein-
getreten ist, ähnlich wie bei den Tuscaroren
und bei manchen anderen Protozoen (Amoeba
binudeata . Arcdla vulgaris). Aehnlich liegen
die Verhältnisse bei der Thalassotham-
n i d e n - Gattung Cytodadus , nur daß hier die
aus dem Centrum verdrängte Centralkapsel in
der Einzahl erhalten bleibt, aber dafür durch
lange, dichotomisch verzweigte Fortsätze mit
Fig. 1«. Astnxantha paradoxe n. »p.
den verschiedenen Teilen der riesigen Weichkörpermassc in Fühlung tritt und so die Störung
des Gleichgewichtszustandes beseitigt (Taf. I-XXV).
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Vaurwtis* Hazcuu.
Bei den monocystinen (einkapscligen) Aulacanthiden sind die Centralkapsel und das
die Stachelbasen beherbergende Phäodium nebeneinander oder besser wohl übereinander gelagert,
womit ein Uebergang zur monaxon-ungleichpoligen Gestalt angebahnt ist (Textfig. 120), während
bei den dicystinen (zweikapseligen) Formen ( Auiogmphis pandora u. a.) durch Verdoppelung der
Centralkapseln und vielfach ausgeprägt dicentrische Anordnung der Radialstacheln eine bilaterale
Symmetrie des ganzen Organismus herbeigeführt wird (Textfig. 1 23). Man könnte sagen, daß in
beiden Fällen sowohl die Centralkapsel als auch das Skelett nachgegeben haben und daß eben
wegen der Schwierigkeit, Centralkapsel und Skelett in der Weichkörpermitte zu vereinigen, auf
den homaxonen Gleichgewichtszustand verzichtet und zu abgeleiteten Grundformen über-
gegangen wurde.
Wieder in anderer Welse ist bei den Cölodendriden (Cölodendriden Habckel +
Cölographiden Habckel; Taf. LXVIII, Fig. 507' u. a.; Textfig. 124) ein Gleichgewichtszustand
hergestellt worden. Im geraden
Gegensatz zu den Astracanthiden
und Thalassothamniden, bei welchen
die Centralkapsel den Platz ge-
räumt hat, behauptet sie bei den
Cölodendriden ihre Stellung in der
Weichkörpermitte, während die ra-
dialen Skelettelemente auf zwei seit-
lich gelegene Centren konzentriert
sind (Textfig. 124). Diese Anord-
nungsweise muß gleichzeitig meh-
reren Anforderungen genügen: ein-
mal muß dem Wachstum, der Tei-
lungsfähigkeit und außerdem even-
tuellen periodischen Größenschwan-
kungen der Centralkapsel Rechnung
getragen werden ; ferner sind die
Fig. i2). Au U\rrt>s arberesems jichodmärum. inneren Stachelenden so zu fixieren,
daß bei äußeren Stoßwirkungen die
Centralkapsel nicht beschädigt wird, und daß überhaupt keine wesentlichen und unausgleichbaren
Deformationen der ganzen Organisation ein treten können; und schließlich muß auch hier wieder
dem Prinzip der Material- und Gewichtserspamis genügt werden.
Schon bei den am einfachsten gebauten, sphärischen Cotlo*imdrum-Kv\.^\ sehen wir alle
diese Forderungen in vollkommener Weise erfüllt Die central gelegene Centralkapsel ist hier,
wie bei allen anderen Cölodendriden sens. lat (vergl. Textfig. 124) unmittelbar eingeschlossen
von der inneren Schale, welche aus zwei dünnwandigen, hemisphärischen Klappen besteht Jede
Halbschale trägt einen schmalen, hohlen, quer zur Hauptachse der Centralkapsel gelegenen Wulst
oder Bügel, die einfachste Form einer „Galea- (Textfig. 125). Dieser Bügel ist in der Mitte
am höchsten und besitzt eine steilere, gegen die Astropyle der Centralkapsel gerichtete (orale)
und eine flachere (aborale) Abdachung. An der Basis der Aboralfläche findet sich fast stets
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Ticfaee-RadioUnen.
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eine Reihe kleiner, dicht ül>cr der Schalenklappe gelegener, arkadenähnlich angeordneter Fenster-
öffnungen, an der Basis der Oralfläche dagegen meistens eine einzige große und weite Thor-
bildung, die „Nasen Öffnung44 (Textfig. 125 nö). Die so beschaffenen Galeae dienen bei unseren
sphärischen Formen als Posta-
mente für die annähernd gleich
stark entwickelten und im allge-
meinen paarweise in zwei aufein-
ander senkrechten Ebenen angeord-
neten Dendriten, d, h. die hohlen,
dichotomisch verästelten, die äußere
Sarkodehaut tragenden Radäal-
stacheln (1 Nasal- (n), 1 Postnasal-
(pn), 2 Hauptseitendendriten (AsJ).
Es läßt sich ohne weiteres erkennen,
daß der Bau der Schalenaufsätze |
selber und die Anordnung der ra-
dialen Skelettelemente eine derartige
ist daß „sämtliche von letzteren auf
die Schalenklappe ausgeübten Druck-
wirkungen, mit Ausnahme der
in die Apicalachse fallen-
den, sich gegenseitig aufheben“
(1907, S. 144). Offenbar hat diese
Druckverteilung den Zweck, daß bei
einer wechselnden Vergrößerung und
Verkleinerung des Centralkapselvolu-
mens das Auseinanderweichen und
Zusammen treten der inneren Schalen-
klappen stets in der Richtung der
Apicalachse, d. h. in der die Apices
der Galeae verbindenden Richtung,
vor sich geht Es wird damit ver-
mieden, daß die Schalcnklappen auf
der Centralkapsel gleiten, sich mit
ihren Rändern übereinander schieben
oder die Oeffnungen der Central- Ftg. 124. Colograf hü entert tiiea o. «p. Ansicht wm Sch*lrtt*pa]l iu. ab
kapscl dauernd verdecken können. Aboi*ldcrwlnt- “ löOCr« Sclulf- *» afi Apkaidendik. g g»i«.
rh Rhinocanna. pn I'mlnasaltlrndrit. ph I'luotlcHen. m lulle re Oittertchai«. n
Ferner wird durch die Galeae der NauigriffcL
von den Radialstacheln übermittelte
Druck derart verteilt, daß eine Beschädigung der Centralkapsel durch die inneren Stachclenden ver-
hindert wird, und endlich ist auch die Konstruktion der hohlen Schalenaufsätze und der Radialstacheln
selber eine derartige, daß dem Prinzip der Material- und (iewichtserspamis Genüge geleistet wird.
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498
Valentim Hakceek,
Eine Weiterentwickelung des einfachen wallst- oder bügelförmigen Galeatypus ist bei den-
jenigen Formen zu verfolgen, welche die sphärische Gestalt aufgegeben haben. Welche äußeren
Faktoren sowohl bei den Cölodendriden (sens. lat), wie bei anderen Tripyleengruppen derartige
Abweichungen von der Kugelform herbeiführen, soll in einem späteren Kapitel gezeigt werden,
hier sei nur erwähnt, daß speciell bei ersteren teils pyramidenähnliche, teils beil- oder schmetter-
lingsförmige Weichkörperumrisse zu stände kommen und daß damit eine ungleich mächtige
Entwickelung der vier primären Dendriten im Zusammenhang steht So sehen wir z. B. bei
Coelodendrum ßabellatum (Textfig. 126) den Postnasaldendriten (pn) besonders stark entfaltet, während
der Nasaldendrit (n) und die beiden Hauptseitendendriten (As) eine schwächere Ausbildung auf-
weisen. Mit dieser ungleichen Differenzierung der wichtigsten radialen Skelettelemente hängt
aber eine Umformung der Galea zusammen:
ebenso wie bei anderen Tripyleengruppen die
Radialstacheln sich nicht direkt auf der Gitter-
schale erheben, sondern im Interesse der Druck-
verteilung entweder auf zeltförmigen Aufsätzen
(S. 485, Textfig. 109 ff.) oder auf kegelförmigen
Ausstülpungen der Schale (Textfig. 127) einge-
pflanzt sind, so sind auch bei den Cölodendriden
diejenigen Teile der Galea, welchen die am
stärksten entwickelten Radialelemente aufsitzen,
kegel- oder schuppenförmig ausgezogen, so daß
Fig. 1 25. Galea *on Coektimdrum ramofUfimum. h Natal- Fig. 1*6. Co* lodend rum floht Hat um. Halbes SIcelcU. n. pn,
«lendrit. pn Posinaaaidcndrit. hs Haupt&cltcndcndriten. nfi Nasen- Ai, ap, n6 Nasal-, Po» t nasal-, Hauplsciteo-, ApicaJ- und Aboral-
ßffsiang. dendrit.
also die Gestalt der Galea durch die Zahl und das gegenseitige
Größen Verhältnis der besonders differenzierten Radialstacheln bestimmt
w i r d. Speciell bei unserem Coelodendrum ßabellatum Ist die Galea entsprechend der be-
deutenden Verlängerung des Postnasaldendriten nach der Oralseite zu schuppenförmig aus-
gezogen, bei anderen Formen bedingen auch die Hauptseitendendriten (Taf. LXVI, Fig. 496)
oder sogar Skelettelemente mehr sekundärer Art, wie der Aboraldcndrit (Taf. LXX, Fig. 520 ab\
kegelförmige Vorwölbungen der Galea und dementsprechend eine Veränderung ihrer Gesamt-
gestalL Bezüglich weiterer Einzelheiten sei auf den speciellen Teil (S. 351 ff.) hingewiesen, hier
möge nur noch eine merkwürdige Differenzierung kurz besprochen werden, welche mit den Um-
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Tkface-Radiolarien.
499
f«. 1 37. Castanidtum Mose Ir yi ctreoporotdrt.
bildungen der Galca im Zusammenhang steht, nämlich die Entstehung des Nasen roh res oder
der Rhinocanna. Schon bei den einfacher gebauten, sphärischen Cot lodend ru w- Arten ist wie
wir gesehen haben, die orale Abdachung der Galea durch eine größere Oeffnung durchbrochen,
welche den Innen raum der
Galea in den Bereich der
im Weichkörper sich alv
spielenden Cirkulations- und
Stoff Umsetzungsprozesse
bringt (Textfig. 125). In
dem Maße nun, wie mit
ungleicher und zum Teil
excessiver Entwickelung der
radiären Skelettelemcnte die
Galea eine mächtigere Aus-
dehnung erlangt macht sich
das Bedürfnis immer mehr
geltend, den größer werden-
den Innen raum in mehr
regelmäßiger Weise aus-
zunützen und durch Er-
weiterung jener Nasenöff-
nung dem Säftestrom besser
zugänglich zu machen. Die mit der Nasenbildung verbundene Schwächung der oralen Galea-
wandung wird dabei zunächst kompensiert durch Differenzierung eines wulst- oder krempen-
artigen Thorbogens, mit dessen Rand die Stirnfläche der
Galea durch ein paar dünne Spangen oder Streben ver-
bunden ist Dies ist z. B. bei Coelodecas pumiUo (Text-
fig. 128) und bei Coe/oletraceras (Taf. LXVII, Fig. 499)
der Fall. Auf einer höheren Organisationsstufe stehen
zahlreiche andere Formen, bei welchen die amboß-
förmige, sehr geräumige Galea zu einem regelmäßigen
Depot für die Phäodellen oder, wie wir auch
sagen können, zu einer wirklichen Verdauungshöhle
geworden ist An Stelle des weiten, von der Astropyle
beträchtlich entfernten Thorbogens ist hier ein enges
Nasenrohr, eine eigentliche Rhinocanna, getreten,
durch welche die Galca direkt mit der Astropy lengegend,
d. h. mit der Stelle, wo Nahrungspartikel und Kemsekrete
Zusammenstößen, verbunden wird (S. 499, Textfig. 1 24 rh).
Dadurch wird erstens eine bestimmt gerichtete Regulation des Säftestroms erreicht; sodann wird
durch diese Einrichtung die Wandung der Galea in geringerem Grade geschwächt ab durch
das Vorhandensein eines weit offenen Thorbogens, und endlich erhält der amboßartig vorgezogene,
23
Fig. 128. Galea von Corlodrcas pumilu. Ar
llaupiseitcngriffel. nf> Apicaldcndrii. fn Pounaud*
dendrit. n Nasalgnffcl.
'
Diaiti;
500
Valuctw Haxckm,
orale Abschnitt der Galea in Gestalt der Kieselbrücken (Frenula), welche von dem krempen-
förmig aufgewulsteten Oeffnungsrand der Rhinocanna zur Stirnfläche der Galea hinziehen, acces-
sorische Stützen.
Während also bei den sphärischen Cölodendriden die Galea noch ausschließlich die
Funktion eines Postamentes hat, welches gewisse Nebenwirkungen der centralen Stellung der
Centralkapsel und der dicentrischen Anordnung der Radialstacheln auszugleichen im stände ist,
ist speciell bei den CÖlotholinen, Cölothyrsinen und Cöloplegminen zu der Hauptfunktion eine
Nebenfunktion ernährungsphysiologischer Art hinzugekommen, und zwar stellt die Galea
der letztgenannten Formen in jedem ihrer einzelnen Teile einen Kompromiß
zwischen den beiden Funktionen dar.
Schwebeapparate.
Die meisten bisher besprochenen Formen, insbesondere die Mehrzahl der Aulacanthiden,
besitzen eine große Zahl gleich langer Radialstacheln. Die von ihren Terminalbildungen
getragene Außenhaut kann allerdings zwischen den einzelnen Spathillen kleine facettenartige
Einbuchtungen bilden (T extfig. 106 u. a.), aber im großen ganzen zeigt doch der Weichkörper
eine gleichmäßig gekrümmte Oberfläche und dementsprechend eine einfache, kugelige, ellipso-
idische oder höchstens ei- oder bimförmige Gestalt. Besondere Apophysen, welche die Ober-
fläche vergrößern und damit den Formwiderstand und die Schwebefähigkeit erhöhen, sind nicht
vorhanden: der Körper wird allein durch das geringere specifische Gewicht bestimmter Teile,
insbesondere wohl der Calymmahülle und der Alveolen, schwebend erhalten.
Als Schulbeispiele für diesen Typus können einerseits Aulographonium bicome (S. 483,
Textfig. 106) mit seinen kandelaherartig, und Auloscena vtrtieiUus mit ihren fontänenartig an-
geordneten Terminalkronen (S. 485, Textfig. 109, 110), andererseits die kleinen, rundlichen Coelo-
dendrum- Arten mit ihren regelmäßig gablig verzweigten, spathillenbewehrten Radialstachcln
(Taf. I*X1II, Fig. 488) gelten. Erstere beide Formen repräsentieren in ausgeprägter Welse den
Doldentypus, letztere sind Vertreter des dichotom ischcn Typus.
Diesen einfacher gebauten Formen stehen nun fast in jeder Radiolariengruppe solche
gegenüber, bei welchen der Körper im Interesse eines erhöhten Form Widerstandes und Schwrebe-
vermögens ein komplizierteres Oberflächenrelief aufweisL Ein solches kann entweder dadurch zu
stände kommen, daß die immer noch in großer Zahl vorhandenen Radialstacheln gleichsinnige
strukturelle Abänderungen gegenüber dem Dolden- oder dichotomischen Typus aufweisen, oder
dadurch, daß die Zahl der radiären Skelettelemcnte wesentlich reduziert, ihre Länge aller in
excessiver Weise ausgebildet ist
Die erste Entwickelungsrichtung findet sich bei denjenigen Aulacanthiden, Aulosphäriden
und Sagosphäriden, bei welchen die Radialsticheln nicht mit flach ausgebreiteten Tcrminalkronen
versehen sind, sondern zahlreiche, bald unregelmäßig verteilte, bald in regelmäßigen Quirlen über-
einander gestellte Aestchen tragen. Es kommt auf diese Weise das Bild einer Aehre, Traube
oder Rispe zu stände, weshalb dieser Typus als monopodialer oder Aehren -Typus
bezeichnet werden möge. Durch eine derartige Anordnung der Skelettverzweigungen wird bedingt,
daß die Oberflächenhaut nicht, wie dies beim Dolden- und dichotomischen Typus der Fall ist
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Tieftee- R*diol»rien -
50*
durch eine sehr große Zahl annähernd auf gleichem Niveau befindlicher Stützpunkte (die Enden
der Terminaläste) ausgespannt gehalten wird, sondern zwischen den benachbarten Radialstacheln
tiefe Einbuchtungen aufweist
(Textfig. 129) oder sich scheiden-
artig um die einzelnen quirltra-
genden Radialstacheln herum legt
(Textfig. 130). In Bezug auf die
Verteilung der Aestchen können
verschiedene Modifikationen auf-
treten :
Der unregelmäßige Aeh-
rentypus, bei welchem die meist
mit kleinen Knöpfchen endenden
Aestchen nicht quirlförmig grup-
piert, sondern einzeln zerstreut oder
höchstens paarweise angeordnet
sind, findet sich z. B. bei dem bi-
polaren Aulastrum sf>inosum (Text-
fig. 131). Da im konservierten Material der
Weichkörper der einzelnen Exemplare in
sehr verschiedenem Grade eingebuchtet ist,
so darf wohl angenommen werden, daß im
lebenden Zustand, je nach dem wechselnden
Fig. 130. Zwei Zelle *on Sagvscma tUgotu. Fig. ijt. Skelett tot Aultut rum ifimuum.
Gallertvolumen und physiologischen Gesamtzustand des Tieres, die äußere Sarkodehaut sich
bald ziemlich gleichmäßig über die Enden der RadiaLstacheln herüberspannt (Textfig. 13 1,
25
D«it»ch« TMfaw-EiptdiMc iM 1*9» U. XIV. bf
502
Vaixhti» Haxckxr,
punktierte Linie), bald tiefe Einbuchtungen zeigt und sich einer geringeren oder größeren Anzahl
von Astknöpfchen anlegt
Der regelmäßige Aehrentypus mit quirlförmig angeordneten Aesten und mit aus-
geprägt scheidenförmigen Weichkörperfortsätzen tritt besonders schön bei der von Haeckel und
Hertwig in Messina beobachteten, die Oberflächenschichtcn bewohnenden Aulosphaera elcgantissima
hervor (Textfig. 132). Schon die nach dem lebenden Tier gezeichnete Abbildung R. Hertwig’s
135. Autacantka uelymantha bathybta.
F%. IJJ. Fig. *34-
(S. 482, Textfig. 104) läßt sehr deutlich erkennen, wie die äußeren quirltragenden Stachelahschnitte
scheidenartig vom Weichkörper umhüllt werden und wie von der Oberfläche dieser Scheiden
die Pseudopodien ausstrahlen. Auch bei einigen in der Antarktis gefischten Exemplaren der
„Gauß“-Ausbeute, welche nur durch die größere Zahl der Astquirle von der mediterranen Form
unterschieden waren (vergl 1904 a, S. 640; 1905, S. 346), ließen sich noch im konservierten
Zustand deutlich die scheidenförmigen Uebergänge erkennen.
Eine kurze Besprechung verdient noch die bekannteste Tripylcenart, die Aulacantka
scolymantha. Bei den im Golf von Neapel gefischten Exemplaren der mediterranen Zwergform
(Aul. sc. typica) ragen, wenn die Tiere in die Hände des Beobachters gelangen, die äußeren
Stachel teile scheinbar nackt über die Oberfläche des W'eichkÖrpers hervor, und dementsprechend
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Tiefeee-Radiotaririu
503
sind denn auch die Aulacanthen in früheren Darstellungen abgebildet (vergl Textfig. 133). Im
wValdivia“-Material stieß ich ebenfalls auf derartige Zustände, aber daneben fand ich eine größere
Anzahl von wohl konservierten Exemplaren, bei denen sich eine deutliche, baldachinartig von den
Stacheln getragene Sarkodehaut nachweiscn ließ, die Stachelspitzen also vollständig vom Weich-
körper eingeschlossen waren. Es handelte sich teils um mehrkapselige Exemplare der Zwerg-
form (Textfig. 134), teils um die große tiefenbewohnende Au/aian/Jia uolymantha bathybia
(Textfig. 135). Diese Befunde veranlaßten mich im Frühjahr 1905, in Neapel eine genauere
Untersuchung der dortigen Aulacanthen nochmals vorzunehmen, und ich konnte nun in der
That bei Lebendfärbung mit Methylenblau oder Neutralrot bei einzelnen Exemplaren zarte, plas-
matische kömehenführende
Stachclschciden nachweiscn,
welche ganz wie bei Aulo-
sphatra elegantissima die
domartigen Stacheläste
eben noch bedecken. So
lag denn die Annahme
nahe, daß der nackte Zu-
stand, in welchem die Aul-
acanthen den früheren For-
schem zu Gesicht gekom-
men sind, kein ganz natür-
licher ist, daß vielmehr die
Stacheln unter normalen
Lebensbedingungen sei es
in der einen, sei es in der
anderen der von mir be-
obachteten Formen stets
von Weichkörperteilen
bedeckt sind.
Speciell zwischen
dem Dolden- und Aehren-
typus bestehen selbstver-
ständlich alle möglichen
Uebergänge. So kann bei Formen mit nur zwei Astquirlen, wie z. B. bei Aulosphaera bisUmaria
(Textfig. 136 b), bald ein modifizierter Doldentypus (Textfig. 136 c — d), bald ein Aehrentypus
einfacherer Art (Textfig. 136 a) zu stände kommen, je nachdem der subterminale Astquirl dicht
unter den terminalen heranrückt oder weit von ihm abliegt und je nachdem eine starke Ver-
mehrung der Aeste oder eine Reduktion der Astzahl eintritt Auch können innerhalb solcher
Gruppen, bei denen die Stacheln den Doldentypus in regelmäßiger und besonders aus-
geprägter Weise zeigen, auf Grund eines vielleicht sekundären Entwickelungsganges Bildungen
zu stände kommen, welche in funktioneller Hinsicht dem Aehrentypus gleichwertig sind. Dies
ist z. B. bei der Aulacanthidengattung Aulograpkonium der Fall, innerhalb welcher einige Arten,
27
w
/4K
Fig. 136. Suchelvarianten »an AulcspAarra butrrnaria. » modifizierter Arhrmtypu*.
b typische Form, beide su» warmen Meeresgebieten, c, d modifizierter Doldentypus aus der
Antarktis.
5°4
Vaümtih Haecsu,
z. B. Aulographonium antarctiaim (Textfig. 137), den Dolden typus in geradezu excessiver Weise
entwickelt haben, während bei anderen, z. B. Aul mtdiUrraneum (Textfig. 138), die Dolde auf
einen centralen und einige wenige (meist nur vier) seitliche Aeste beschränkt ist und so eine
Annäherung an den Aehrentypus erfährt Durch die starke Verlängerung des centralen Astes
und die dadurch bewirkte fingerförmige Vortreibung des Weichkörpers wird offenbar auch hier
eine beträchtliche Oberflächenvergrößerung her-
beigeführt Auch in der Gattung Auiospaihis
finden sich neben zweietagigen Dolden oder
Trugdolden (Au/osp. tnodon. Taf. VII, Fig. 78, 79)
und echten Aehren (Au/osp. aulodendrouUs, Fig. 7 1)
Stachelstrukturen, welche genau derjenigen von
Aulographonium medtUrranrum entsprechen (Au~
fasp. rnonodon, Fig. 80).
Fig. 137. Aulographonium antarctimm Ti. *p. Ex-
«asixer Doldcntypus-
Flg. 138. Aulogropkontum meäiterraneum vw.
Annäherung an den Aehren typ u*.
Den bisher besprochenen Verzweigungsformen steht eine weitere Modifikation der Radial-
stacheln gegenüber, die als Griffel typus unterschieden werden mag. Die radiären Skelett-
elemente schlagen in diesem Falle eine verschieden mächtige Entwickelung ein, und zwar wachsen
wenigstens einige von ihnen zu langgestreckten, mit Anhängen verschiedener Art ausgestatteten Apo-
physen aus, wrelche in erster Linie die Bedeutung von Sch webeap paraten haben dürften (die
„Füße“ der Tuscaroriden, die „styles“ oder „Griffel1 der Cölographiden). Bei denjenigen Familien,
welche bisher hauptsächlich unseren Gegenstand gebildet haben, bei den Aulacanthiden, Aulosphäriden
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Ticfac*-R»dk>l«rien.
505
und Sagosphäridcn, ist diese Entwickelungsrichtung nirgends eingeschlagen worden, höchstens
kann angeführt werden, daß einige ei- oder bimförmige Aulosphäriden an den beiden Polen
und an den Seiten Wandungen eine ungleich starke Entfaltung der Radialstacheln auf weisen,
ohne daß jedoch eine Verringerung ihrer Zahl und ein excessives Hervortreten einzelner Elemente
wahrzunehmen wäre (vergl. Taf. XI, Fig. 1 10, 1 1 1). Dagegen zeigen die drei Gruppen der
Phäocalpien, Phäogromien und Phäodendrien das (Gemeinsame, daß mit zunehmender Entfernung
vom einfachen, vielstrahligen Grundtypus eine immer weiter gehende Differenzierung einzelner
radiärer Skelettelemente und damit eine immer vollkommnere Ausbildung des Schwebeapparates
hervortritt.
Was zunächst die Phäocalpien (Castanelliden, Circoporiden, Tuscaroriden) anl>elangt,
so wird die Entwickelung des Griffeltypus schon bei den vielstrahligen Castanelliden und Circo-
poriden vorbereitet Am Anfang der Differenzierungsreihe, welche im übrigen in der Radiolarien-
gruppe der Sphärellarien eine vollkommene Parallele findet, stehen solche Arten, deren kugelige
oder der Eiform sich nähernde Gitterschale von einem dichten Mantel gleich langer und mäßig
stark entwickelter Radialstacheln, sogenannter Nebendornen, bedeckt ist von denen sich je einer
in jedem Knotenpunkte des Gitterwerkes erhebt Diese Formen, welche großenteils zur Gattung
Castanella (Taf. XXXIV, Fig. 260 — 262) gehören, finden in den Sphärellariengattung Acantho-
sphaera ihr getreues Gegenstück (Taf. LXXXIII, Fig. 574). Mehr und mehr macht sich dann eine
Differenzierung zwischen Hauptstacheln und Nebendornen bemerklich, ein Verhalten, welches die
Gattungen Castanissa (Taf. XXXV, Fig. 267) und Haerfuluina (Taf. XX, F'ig. 176, 177) und auf
der anderen Seite die Sphärellariengattungen Hexaconlium und He/iodiscus (Taf. LXXXIII, Fig. 576
und 580) zeigen. Wie dies gut konservierte Exemplare des „Valdivia“-Materials erkennen lassen, sind
auch bei den Castanelliden (und wohl auch bei den Haeckelianen und Sphärellarien) die Radial-
stacheln in ihrer ganzen Länge vom Calymma eingeschlossen, und von ihren Spitzen wird
die cxtrakalymmale Sarkodehaut baldachinartig getragen (Taf. XXXVI, Fig. 274). Zweifellos
können auch bei diesen Formen Volumschwankungen eintreten und demgemäß facettenartige
Einbuchtungen der Außenhaut gebildet werden, aber zu einer besonders wirksamen Oberflächen-
vergrößerung dürfte es wohl in allen diesen Füllen noch nicht kommen.
Während zunächst die Zahl der Hauptstacheln keine begrenzte ist und z. B. bei den
Haeckelianen bis zu 55, bei der Gattung CinosUphanus bis zu 40 betragen kann, wird sie bei
anderen Phäocalpien, ähnlich wie l>ei den Sphärellarien, aus statischen Gründen und im Interesse
der Materialersparnis mehr und mehr reduziert und gleichzeitig in bestimmter Weise normiert
Da nämlich nicht bloß die Anforderungen des statischen Gleichgewichtes, sondern auch die
Funktion der Radialstacheln als Stützen und Druckfänger eine gleichmäßige Verteilung
dieser Gebilde auf der zunächst kugeligen Schalenoberfläche bedingen, und da aus geometrischen
Gründen eine solche Verteilung nur bei ganz bestimmten Zahlen möglich ist, so ist es
eine natürliche Sache, daß schon bei mehreren Castanelliden (einzelne Exemplare von Castanidium
so/t Taf. XXXVI, Fig. 273, und C. Moseleyi cinoporoides , Taf. XXXIX F'ig. 293) die Zahl der
Radialsticheln zunächst auf zwanzig, dann aber weiterhin, bei den höher differenzierten Circo-
poriden, auf zwölf und sechs fixiert wird (Taf. XXI, Fig. 179, 178; Taf. XX, Fig. 171 — 173).
Die Schalen erhalten dann mehr und mehr die Form der verschiedenen regulären
Polyeder.
29
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5°6
Valentin Hajcckes,
Es läßt sich durch einen einfachen Versuch, auf welchen mich ein junger Maschinen-
ingenieur, Herr stud. R. Kraüss, hingewiesen hat, zeigen, daß thatsächlich stemfönnigcn Körpern,
deren Strahlen den Achsen von regulären Polyedern entsprechen, in hohem Maße das Vermögen
zukommt, einen einseitig wirkenden Druck auszuhalten und auszugleichen. Wenn man aus einer
wreichen, plastischen Masse, z. B. aus Brotteig, eine Kugel anfertigt, so wird diese, wenn sie gegen
einen festen Gegenstand geworfen wird, eine Abplattung erfahren. Wenn man aber z. B. einen
regelmäßig sechsstrahligen Körper aus der nämlichen Substanz mit aller Gewalt gegen den
Boden schleudert, so wird er keine Ab-
plattung oder sonstige Deformation aufweisen
(1906 b, S. 37).
Indem nun eine immer geringere
Menge von Radialstacheln die stützende
Funktion auf sich konzentriert, werden die
Anforderungen an ihre Druckfestigkeit immer
größere, und so sehen wir, wie sich die
Schalenwandung im Umkreis der Radial-
stacheln mehr und mehr zu pyramiden-
förmigen Stachelsockeln auszieht, welche die
nämliche Funktion als „Druckverteiler*4 be-
sitzen, wie die Pyramiden und Zeltbildungen
vieler Aulosphäriden und Sagosphäriden
(vergl Castanidium MoseUyi, S. 499, Text-
fig. 127). Die Aehnlichkeit der allgemeinen
Strukturverhältnisse mit denjenigen der Aulo-
sphäriden und Sagosphäriden wird aber da-
durch noch größer, daß schon bei einigen
Castanellidcn (Taf. XXXV, Fig. 271 u. a.),
insbesondere aber bei der Mehrzahl der
Circoporiden (Taf. XX und XXI, sowie
Textfig. 139) die Radialstachcln mit gabcl- oder doldenförmigen Terminalbildungen ausgestattet
werden. Wie die radiären Skelettelemente beispielsweise der Auhsccna- Arten, so gliedern sich
also auch hier die Radialstacheln in eine druckfangende Krone, einen druckleitenden Schaft
und einen druckverteilenden Sockel
Im bisherigen Entwickelungsgange geht mit der zunehmenden Differenzierung der Radial-
stacheln nur insofern eine Erhöhung des Schwebevermögens Hand in Hand, als augenscheinlich
durch Verlängerung und Verstärkung der radiären Skelettelemente eine Vergrößerung der als
hydrostatischer Apparat dienenden Calymmahülle ermöglicht wrird. Nur bei den sechsstrahligen
C/no/wrus-A rten (Taf. XX, Fig. 171 — 174; Textfig. 139) wird wahrscheinlich auch der ganze
Weichkörper in sechs Fortsätze ausgezogen, so daß hier auch auf dem Wege der Oberflächen-
vergrößerung und der Vennehrung des Formwiderstandes die Schwebefähigkeit gesteigert wird.
Was bei den Circoporiden erst angebahnt Ist, das ist bei der nahestehenden Gruppe der
Tuscaroriden zur höchsten Vollendung gelangt Die geringe Zahl die ganze Struktur und vor
30
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TiefiM>R*dfoUrira.
507
allem die außerordentliche Länge der Radialstacheln — hei Tuscarantha Luciae (Taf. XXVII,
Fig. 207) sind sie mindestens 0,6, bei Tmcarctta tubu/osa (Taf. XXIII, Fig. 181) mindestens 1,2 cm
lang! — lassen es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß die Zwischenräume zwischen den Radial-
stacheln nicht vollständig von Weichkörpermassen ausgefüllt sind, wie z. B. hei den Aulacanthiden
oder Castanelliden, daß vielmehr die Stacheln nur von einem verhältnismäßig dünnen Sarkodc-
und Gallerteüberzug bedeckt sind und zusammen mit dem letzteren lange, frei ins Medium
ragende, die Schwebefähigkeit erhöhende Apophysen bilden (Taf. XXII, Fig. 180).
In der That wurden auch in einzelnen Fällen Radialstacheln gefunden, welche von einer
zarten, kömehenführenden Plasmascheide umgeben waren. Wenn dies nicht öfters der Fall ge-
wesen ist, wenn vielmehr in der Mehrzahl der Fälle die T uscarorenstacheln vollkommen nackt
erscheinen, so hängt dies offenbar damit zusammen, daß die im Netz erbeuteten Tuscaroren, ähnlich
den zartplasmatischen Aulosphäriden und Sagosphäriden, infolge der enormen Druckveränderungen
und wohl auch infolge der mechanischen Insulte, denen sie beim Heraufziehen ausgesetzt sind,
den größten Teil ihrer Weichkörperteile und damit auch die Stachelhüllen einbüßen.
Wenn nach dem Bisherigen den Radialstacheln der Tuscaroriden in erster Linie die Be-
deutung von Schwebeapparaten zukommt, so haben sie sicherlich daneben auch die Aufgabe
von Fangorganen übernommen. Die gelblichen Körnchen, welche innerhalb der Plasma-
scheiden auftreten, sind offenbar nichts anderes als Nahrungskörper pflanzlicher Abkunft (Algen-
sporen oder Detritus), welche durch die Radialstacheln, mit oder ohne Hilfe von Pseudopodien,
festgehalten worden sind und durch die in den Weich körperscheiden cirkulicrcnde Plasma-
strömung dem Innenraum der Schale und dem Phäodium zugeführt werden.
Auch sonst können den Radialstacheln der Tuscaroren allerhand Nebenfunktionen zufallen.
So halten die Oralstacheln von TuscariUa nationale zwischen ihren basalen Abschnitten eine
Membran oder Sarkodefalte ausgespannt (Taf. XXII, Fig. 180), welche wohl nach Art einer
Spannhaut oder eines Fallschirmes dazu beiträgt, das Schwebevermögen zu erhöhen.
Ferner haben bei den koloniebildenden Formen die Seitenäste der Radialstacheln, welche sonst
als kurze Dornen ausgebildet sind und offener den Plasmascheiden einen besseren Halt ge-
währen * sollen, an den Basalteilen der Aboralstachcln die Gestalt von Häkchen und dienen
dazu, die Einzelgehäuse in der gemeinsamen Gitterschale locker zu verankern (Taf. XXIII,
Fig. 181).
Analoge Verhältnisse, wie die* Tuscaroren, zeigen die größeren, hochspecialisierten Phäo-
dendrien und Phäogromien, bei welchen auf Grund eines ähnlichen Differenzierungs-
prozesses, wie wir ihn bei den Phäocalpien im einzelnen verfolgt haben, mächtige, mit Büscheln
von Ankerfädchen reich besetzte „Griffel“ zur Ausbildung gelangt sind (S. 482, Textfig. 103).
Bei Betrachtung dieser Gebilde wird man zunächst geneigt sein, die Ansicht von Haeckel und
Dreyer für richtig zu halten, wonach die Griffel in erster Linie die Aufgabe von Fangorganen
haben und insbesondere den Ankerfädchen eine wichtige Rolle beim Festhalten der Nahrungs-
körper zukommt Indessen hat schon Bütschu, wie bereits erwähnt wurde, gezeigt, daß bei der
Gattung Cocbthamnus das ganze Skelett, einschließlich der Terminalkronen und
der Settenbäu mchen der Griffel, von der Gallerte und somit auch von der extrakalym-
malen Sarkodehaut eingeschlossen ist, und ich seihst habe im „Valdivia“-Material zahlreiche
3*
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5°8
Valentin Haecku,
Hinweise darauf gefunden, daß die Beobachtung Bütschli’s auch für die übrigen, mit lang-
gestreckten Apophysen versehenen Phäodendrien Gültigkeit hat, daß also die Vermutung Haeckel’s
nicht das Richtige trifft, wonach bei den Cölographiden die Terminalkronen und die „anchor
penciLs“ über die Ot>erfläche des Calymmas hervorragen. Es sei hier insbesondere auf die Ab-
bildungen von Coelographis (s. oben Textfig. 1 24 ; Taf. LXVIf, Fig. 503), Coclodueras (Taf. LXIV,
Fig. 493) und Cwlanthcmum (Taf. LXVIII, Rg. 507) hingewiesen, welche sämtlich nach Exem-
plaren mit teilweise erhaltener extrakalymmaler Sarkodehaut angefertigt sind und erkennen lassen,
daß die Ankerfädchen vollständig in die Weichkörperteile eingeschlossen sind, also nicht die
Bedeutung von Fangapparaten halten können. Wenn aber letzteres nicht der Fall Ist, so wird
man sagen dürfen, daß auch bei diesen hochspezialisierten Phäodendrien die Griffel selber mit
den von ihnen gestützten Weichkörperausstülpungen in erster Linie dazu dienen, die Ober-
fläche und damit den Formwiderstand zu vergrößern. Angesichts der bedeutenden Länge dieser
Ausstülpungen — bei Coelothyrsm cypripcdium (Taf. LXV, Rg. 494) sind die Griffel mindestens
7 mm lang — dürfte ihnen eine sehr beträchtliche Wirkung zuzuschreiben sein.
Was für die mit Griffeln ausgestatteten Phäodendrien anzunehmen ist, dürfte auch für
jene Gruppe von wunderbar organisierten Tiefsee-Organismen Geltung haben, welche von ihren
vermutlichen Stammformen, den einfacher gebauten Medusettiden, so weit abweichen, daß man
für sie, nach dem Vorschlag Borgert’s, eine ganze Anzahl neuer Familien aufstellen könnte»
nämlich die Gazelletten (Taf. LVI, Fig. 454), Planktonetten (Taf. LV, Fig. 446) und Atlanticellen
(Taf. LX, Fig. 461). Speciell bei den zwei erstgenannten Gruppen sind die Radialstacheln in
ganz ähnlicher Weise, wie die „Griffel“ der Cölotholincn und Cölothyrsinen, mit Terminalkronen
und mit Büscheln von Ankerfädchen ausgestattet, und wenn auch bei keinem meiner Exemplare
der ganze Weichkörper erhalten war, so halte ich es doch nicht für zweifelhaft, daß auch bei
diesen Formen die radialen Skelettelemente samt ihren terminalen und seitlichen Anhängen in
futteralartigen Ausstülpungen des extrakapsulären Weichkörpers stecken (vergL die Rekonstruktion
in Textfig. 140). So wenig wie bei den Cannosphären und bei den Phäodendrien werden also
hier die Ankerfädchen den heranschwimmenden Nahrungspartikelchen gewissermaßen entgegen-
gestreckt, vielmehr handelt es sich offenbar bei den Radialstacheln und ihren Anhängen in erster
Linie um einen Stützapparat für die der Oberflächen Vergrößerung dienenden Weichkörper-
ausstülpungen.
Wenn also auch die „Griffel“ der Phäogromicn und Phäodendrien nicht mittelst ihrer
Ankerfädchen die Aufgabe von Fangapparaten erfüllen, so ist es doch natürlich, daß auch
bei diesen Formen durch die bedeutende Vergrößerung der Weichkörperoberfläche, wie sie durch
die Einrichtung von Schwebeapparaten bedingt ist, die Nahrungsaufnahme erleichtert wird.
So spielen denn auch die Griffel, trotz der andersartigen Bedeutung der Ankerfädchen, gleich-
zeitig die Rolle von Fangorganen, sei es, daß von ihnen besonders starke und besonders
weitreichende Pseudopodien ausstrahlen, oder daß sie einfach dazu dienen, nach Art von Leim-
ruten, den von den Oberflächenschichten herabsinkenden Detritus fcstzuhalten.
Es sei hier zum Schluß noch eine besondere Differenzierung von Planctonetta erwähnt,
welche ebenfalls in die Kategorie der (unveränderlichen) Schwebeapparate zu rechnen ist,
nämlich die von Fowler entdeckte und als Floß bezeichnete ellipsoidische Blase, welche mit
ihrer kieseligen Wandung wahrscheinlich einen sehr dünnflüssigen, gallertigen Inhalt einschließt
32
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510
V AIXNTIN HaECXE»,
Sink- und Steigapparate.
a) Die Alveolen als Schwebeeinrichtungen.
Wie aus den Untersuchungen früherer Autoren und insbesondere Brandts (1897) her-
vorgeht, schweben specieU die Thalassicollen und die koloniebildenden Poly-
cyttaricn in der Weise, daß sie ihr specifisches Gewicht dem Meerwasser gleich machen. Da
nun aber die Sarkodeteile schwerer als das Meerwasser sind, so muß ihr Gewicht durch andere
Substanzen kompensiert werden, welche specifisch leichter als das letztere sind. Als solche Sub-
stanzen können nur die Gallerte und die als „Vakuolen“ oder „Alveolen“ bezeichnten
Flüssigkeitstropfen in Betracht kommen. Was die Gallerte anbelangt, so ist diese nach
den Untersuchungen Brandt*s sicher leichter als der Plasmakörper und, wenigstens bei jugend-
lichen Kolonien, auch noch leichter als das Seewasser, in anderen Fällen, so nach Verwohn* bei
Thalassicollen ist sie jedoch schwerer als das Seewasser und dürfte also nicht das ganze, sondern
nur einen Teil des Körpergewichtes kompensieren. Die Flüssigkeitstropfen dagegen sind wohl
immer specifisch leichter als das Meerwasser und besitzen daher in erster Linie die Funktion
eines Schwebeapparates. Nach Brandt handelt es sich stets um Tropfen einer gallertigen
Flüssigkeit, welche nicht von einer Membran umgeben und demnach nicht als Alveolen,
sondern als echte Vakuolen im Sinne der älteren Autoren zu bezeichnen sind. Das geringe
specifischc Gewicht dieser Flüssigkeitstropfen beruht darauf, daß ein Teil der Sccsalze durch
Atmungskohlensäure ersetzt ist
In terminologischer Hinsicht sei gleich hier hinzugefügt daß die Unterscheidung zwischen
membranumhüllten Alveolen und nackten Vakuolen infolge der Schwierigkeit der
mikrohistologischen Untersuchung selbstverständlich nicht immer durchführbar ist und thatsächlich
auch von den meisten neueren Autoren nicht festgehalten wird i). Ich selbst habe im Systematischen
Teil dieser Arbeit die Gallerttröpfchen der intrakapsulären Sarkode der Tripyleen meist mit dem
veralteten und im ganzen wenig sinnentsprechenden Namen „Vakuolen“ bezeichnet und später
bei der Beschreibung der großen Collodaricn (Thalassoxanfhhim, ThalassotAamnus, Oroscenaj
den mir zweckmäßiger erscheinenden Ausdruck „Alveolen“ angewandt, ohne jedoch damit irgend
einen Gegensatz aufstellen zu wollen. Es mag also ganz dahingestellt bleiben, ob die Sarkode
um die Flüssigkeitströpfchen herum membranartig verdichtet ist, wie dies sicherlich für eine be-
sondere Gruppe von Gallerttropfen, nämlich für die „häutigen Stachelanlagen“ der Aulacanthiden
und Aulosphäriden gilt (siche III. Abschnitt), oder ob sic vollkommen nackt im Wcichkörpcr liegen.
Wie bei den Collodarien und Polycyttarien, so dürften auch bei den Tripyleen die
Gallerte und Alveolen die Bedeutung eines Schwebeapparates haben. Bei den meisten tiefen-
bewohnenden Formen ist allerdings ül>er die Beschaffenheit und das gegenseitige Verhältnis der
Gallerte und der extrakapsulären Alveolen nichts bekannt, dagegen sind speciell die intra-
kapsulären Alveolen auch im konservierten Material stets gut erhalten.
i
1 ) Audi in der Anatomie werden unter Alveolen bald mely die Hohlxiume allein (Alveolen der Zähne), bald die Hohtrftiune
tarnt dem sie auakleidcnden Epithel (Alveolen der Longen) verstanden.
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Tir(i«-R ftdiolarirn.
5' *
In einigen Fallen nun, z. B. bei den Planktonetten (Taf. LVIL Fig. 455; Textfig. 140),
Nationalctten (Taf. LIV, Fig. 443) und AtlanticeUen (Syst Teil, S. 297, Textfig. 38), verschmelzen
die intrakapsulären Alveolen auf der Parapylenseite der Centralkapsel zu einer mächtigen Gallert-
masse, durch welche die Centralkapsel zu einer großen, dünnwandigen Blase aufgebläht wird.
Wenn nun auch natürlich am toten Material ein strenger Beweis nicht geliefert werden kann, so
dürfte es doch angesichts mancher naheliegender Parallelen und im Hinblick auf die zunehmende
Reduktion, welche die sonst als Schwebeapparate dienenden Radialstacheln innerhalb obiger Formen-
reihe erfahren, kaum einem Zweifel unterliegen, daß in diesen Fällen die Centralkapsel selber,
dank der mächtigen Entfaltung der specifisch leichten Alveolarsubstanz , die Funktion eines
Schwebeapparates übernommen hat Das Gleiche gilt wohl auch für die Astraeanthiden (S. 495,
Textfig. 122), bei welchen die Centralkapsel im Rücken des Kernes von einer großen, linsen-
förmigen Alveole ausgcfüllt ist
Wenn nun aber in diesen extremen Fällen die Ansammlungen von Alveolarsubstanz
innerhalb der Centralkapscl als eine die Schwebfähigkeit erhöhende Einrichtung aufgefaßt werden
müssen, so ist es sehr naheliegend, auch den zahlreichen, meist sehr großen und dicht gedrängten
Alveolen, welche sich bei der Mehrzahl der Tripyleen innerhalb der intrakapsulären Sarkode vor-
finden, die nämliche Aufgabe, wenn auch vielleicht in etwas geringerem Maße, zuzuschreiben.
So bin ich denn zu der Auffassung gelangt, daß die intrakapsulären Alveolen der
Tripyleen die Bedeutung haben, das specifische Gewicht der Centralkapsel
und des ganzen Tieres überhaupt zu vermindern, und daß vielleicht die Neben-
öffnungen der Centralkapsel, die Parapylen, über deren Funktion meines Wissens
noch keine bestimmte Ansicht geäußert worden ist die zeit w eise Entleerung dieser
Alveolen oder wenigstens bestimmter Substanzen derselben ermöglichen.
Aus der Annahme, daß die Centralkapsel dank dem Vorhandensein der intrakapsulären
Alveolen ein verhältnismäßig geringeres Gewicht besitzt als reine Sarkode, ist die weitere Folgerung
abzuleiten, daß sie insbesondere leichter als der phäodialc Teil des Weichkörpers ist dessen Inhalt
ia großenteils aus leeren Diatomeenschalen und anderen Sinkstoffen besteht und so kam ich
denn zu bestimmten Vorstellungen bezüglich der räumlichen Orientierung derjenigen
Formen, bei welchen die Centralkapseln einseitig innerhalb einer großenteils geschlosstmen
Schale gelegen sind, vor allem der Tuscaroren (Taf. XXII, Fig. 180), der Challengeridcn (Taf. LI.
Fig. 419) und Conchariden (Taf. LXI, Fig. 474). Jn teilweisem (iegeasatz zu der von Haeckel,
Borgert u. a. angenommenen Orientierung bin ich der Meinung, daß die durch ihre Alveolar-
substanz erleichterten Central kapseln im allgemeinen oben, dagegen der durch den Algen- und
Diatomeendetritus erschwerte phäodiale Teil und die diesem vorgelagerte Schalenöffnung (das
Pylom) unten liegen, eine Auffassung, welche in manchen Strukturverhältnissen des Skelettes
eine Stütze finden würde. Es möge hier bezüglich der Einzelheiten auf den Systematischen
Abschnitt hingewiesen werden (S. 188, 248, 319).
Wie bereits im vorigen Kapitel gezeigt worden ist, wird das durch die Leichtigkeit des
GallertmanteLs und der Alveolensubstanz bewirkte Schwebvermögen bei vielen Formen durch
eine Anzahl von besonderen Skelettstrukturen gesteigert Das Skelett trägt also in diesen
Fallen selber dazu bei, die Wirkung des vermehrten Ueberge wichtes, welches der Körper eben
durch die Entfaltung von Skelettsubstanz erhält einigermaßen wieder auszugleichen.
35
5*2
Valentin Haecker,
b) Die Alveolen als Sink- und Steigapparate
Die hydrostatischen Einrichtungen der Radiolarien bewirken, soweit sie bisher besprochen
worden sind, ein Schweben des Körpers in einer bestimmten Wasserschicht.
Nun kommt aber vermutlich allen Radiolarien1) die Fähigkeit einer vertikalen Ortsbewegung
zu, und zwar beruht dieses Vermögen, wie vor allem Brandt nachgewiesen hat, speciell bei den
Collodarien und Polycyttarien auf einer Regulierbarkeit des hydrostatischen Apparates.
»Mit äußerst geringem Aufwande an Kraft und Stoff“, sagt Brandt, „kann das Tier leicht eine
Vergrößerung bezw. Verringerung seines specifischen Gewichtes herbeiführen. In den meisten
Fällen wird ein Untersinken durch Entleerung einiger, vieler oder sämtlicher Vakuolen bewirkt,
ein Wiederaufsteigen durch Herstellung des früheren Zustandes, d. h. durch Sekretion neuer
Vakuolenflüssigkeit. Das Schwinden von Vakuolen bedingt eine Vermehrung, die Neubildung
solcher Flüssigkeitsansammlungen eine Verminderung des specifischen Gewichtes. Das Unter-
sinken geschieht unter natürlichen Verhältnissen auf Grund äußerer Reize (mechanischer bezw.
thermischer), während die Herstellung des früheren Schwebeapparates und darauf das Wieder-
aufsteigen nach dem Aufhören des betreffenden Reizes erfolgt“
Uebcr die erste Entstehung und Zusammensetzung der Alveolen, über die Frage, ob auch
der andere Bestandteil des hydrostatischen Apparates die Gallerte bei der vertikalen Orts-
bewegung Veränderungen eingeht, und über andere Einzelheiten verwandter Art ist zur Zeit nur
wenig bekannt Vor allem wissen wir noch nicht, inwieweit wir die Ergebnisse Brandi’s auch
auf andere Radiolarien und speciell auf die Tripyleen übertragen dürfen, ob also auch bei diesen
das Sinken und Steigen auf einer Volum Verringerung bezw. Vermehrung der Alveolarsubstanz
beruht Zunächst stehen jedenfalls einer einfachen Uebertragung große Schwierigkeiten im Wege,
insofern ja, wie ein Blick auf Textfig. 1 3 1 (S. 501) ohne weiteres zeigt bei Formen mit strahlig
angeordneten Radialstacheln jede Volumverminderung der Alveolen und damit des Weich-
körpers mit einer Oberflächen Vergrößerung des letzteren Hand in Hand geht Es
würden also dann zwei Faktoren einander entgegenwirken, nämlich einer, der die Senkung, und
einer, der die Hebung oder wenigstens eine Erhöhung des Sch webe Vermögens herbeiführt und
Entsprechendes würde eintreten bei einer Volumvergrößerung und der damit verbundenen
Glättung der Weichkörperoberflächc.
Wie diese Widersprüche zu erklären sind, ist zur Zeit nicht zu übersehen, und man wird
höchstens vermuten dürfen, daß sich vielleicht die einzelnen Radiolariengruppen verschieden ver-
halten, indem von den beiden in Betracht kommenden Faktoren bald die durch Volumschwan-
kungen bedingte Gewichtsveränderung, bald die Vermehrung und Verminderung des Form-
widerstandes eine größere Rolle spielen kann (vergl 1904 a, S. 618). Auf jeden Fall steht hier,
wie schon Brandt hervorhebt der Forschung, insbesondere der chemischen und physikalischen
Untersuchung noch ein weites Feld offen.
c) Accessorische Steig- und Sinkapparate.
Wenn nun auch speciell bei den Tripyleen über den aktiven Steig- und Sink-
apparat keine bestimmten Aussagen gemacht werden können, so weist doch eine Reihe von
I) Ueb« vertikale Wanderungen der Acanthomctridcn vergl. VANiiOrrSN (1897).
36
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Tietacc- Radvolarien.
5 1 3
Umständen mit Bestimmtheit darauf hin, daß auch die Tripylecn vertikale Wanderungen, und zwar
vermutlich in regelmäßiger Weise, ausführen. Ich erinnere nur an ihre Abhängigkeit vom Phyto-
plankton (s. II. Abschnitt), an ihr wechselndes Auftreten in den Oberflächenschichtcn des Mittel-
meeres (Lobianco, Lohmann), an das scheinbar ausschließliche Vorkommen der Fortpflanzungs-
Stadien der Challengeriden in tieferen Meeresschichten (Syst Teil, S. 251). Bestehen aber solche
vertikale Ortsbewegungen wirklich, so werden ohne weiteres zahlreiche Struktur-
verhältnisse verständlich, welche sonst nicht gedeutet werden könnten, die
aber sofort eine einfache Erklärung finden, wenn man sie zur Vertikal bewegung in Beziehung
bringt Man wird also in diesen Fällen
von accessorischen Steig- und
Sinkapparaten sprechen dürfen.
Eine ganze Anzahl von Chal-
lengeriden besitzt eine der Haupt-
sache nach linsenförmige Schale, und zwar
ist diese im lebenden Zustand zweifellos
so orientiert daß die Aequatorebene der
Linse in die Richtung der Schwerkraft zu
liegen kommt Es geht dies mit Sicher-
heit daraus hervor, daß an einer Stelle
des Linsenumfanges ein einseitig ent-
wickelter Fortsatz, das Peristom, ange-
bracht ist, welches aus statischen Gründen
nur in der Richtung der Schwerkraft ge-
legen sein kann und damit also auch der
Schale selbst jene Lage vorschreibt Nun
findet man aber, daß bei einer tiefenbe-
wohnenden Form, Challengeria Naresi, der
Rand der im ganzen linsenförmigen
Schale sich kielförmig verjüngt
(Textfig. 14 1) und daß bei einigen anderen
Arten, z. B. Chailengeron armaium , der Schalenrand mit einem Kranze radiär gerichteter Stacheln
besetzt ist welche zusammen mit der von ihnen getragenen Sarkodefalte ebenfalls eine Art von
Kiel bilden (Textfig. 142). Ich möchte es für sehr wahrscheinlich halten, daß diese kielartigen
Bildungen dazu bestimmt sind, bei vertikalen Ortsveränderungen den Wasserwiderstand
besser zu überwinden, so wie ja bei vielen anderen wasserlebenden Organismen kiel- oder
schiffsbugähnliche Bildungen diesem Zwecke dienen. Speciell bei Hel tot hallen getan Channeri
bilden die peripheren Schalenteile einen scharf begrenzten, besonders grobwabigen Gürtel, welcher
äußerlich an den Schwimmgürtel mancher Statoblasten erinnert in funktioneller Hinsicht aber
wohl als eine besonders versteifte Unterlage für die als Hauptdruckfänger dienenden Rand-
stacheln anzusehen ist (Taf. LI, Fig. 413, 414).
Neben der Chal/engeria Naresi kommen in sehr großen Meerestiefen regelmäßig einige
Conchariden aus der Gattung Conchopst * vor. Auch diese haben eine linsenförmige, am Rande
37
Fig. 14*-
Fig. 141. Challtngrrta Nartu.
Kantenamicbi
Fig- 142. CkalUngrron ar mo-
tu m mit Cetitnükapul, HiAoduitn
und kiclförmigcr Sarkodefalte.
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5*4
Valentin Har. kjji.
kielartig zugeschärfte Schale (Textfig. 143), und ich möchte es auch hier für wahrscheinlich
halten, daß diese Kielbildung bei den vertikalen Ortsliewegungen eine wichtige Rolle spielt.
Gegen meine, schon früher (1905, S. 351 Anm.) geäußerte und im Systematischen Teil
(S. 318) näher begründete Ansicht, daß speciell die linsenförmigen Conchops, ts- A rten mindestens
während der vertikalen Ortsveränderung mit ihrer Aequatorebene parallel zur Richtung der
Schwerkraft eingestellt seien, hat sich, wie hier eingefügt werden soll, neuerdings Borgert (1907,
S. 227) gewandt Borgert glaubt daß derartige platte Formen liegend, d. h. mit den Flächen
nach ol>en und unten gerichtet im Wasser schweben. Wenn nämlich wirklich ein Aufsteigen
und Niedersinken in weiteren Grenzen stattfinde, so würde, wie Borgert meint bei der von mir
angenommenen Orientierung „die geringste Verschiebung der senkrechten Achsenstellung eine
seitliche Ablenkung der Bahn zur Folge haben und so immer wieder zu einer horizontalen
Orientierung des flachen Körpers führen“. Ferner sei anzunehmen, daß die flachen Conchariden,
welche aller weiteren, als Schwelleapparate dienenden Fortsätze entbehren, diejenige Lage im
Wasser einnehmen werden, bei welcher der Fonnwiderstand am größten sei
und in der sie also am meisten vor dem Niedersinken bewahrt seien. Das
sei aller ebenfalls wieder die horizontale, nicht die vertikale Stellung. Und
endlich weist Borgert darauf hin, daß flache, frei im Wasser untersinkende
Körper, z. B. Geldstücke, trotz des hohen speci fischen Gewichtes relativ
Langsam und zwar nie in rein vertikaler Lage der Kante untersinken.
Auf diese Einwände von Borgert, insbesondere auf den ersten und
dritten, ist zu erwidern, daß die Orientierung frei schwellender, lebender
Organismen nicht ausschließlich durch die Körperform selber, sondern vor
allem durch die Gewichtsverhältnisse der inneren Organe, insbesondere
durch die Anordnung besonderer hydrostatischer Apparate bedingt isL Es
sei nur daran erinnert daß bekanntlich ein toter Fisch auf dem Rücken
oder auf der Seite, ein lebender dagegen auf dem Bauche schwimmt Bei
den Tripyleen besitzt aber wahrscheinlich die Centralkapsel die Neben-
funktion eines hydrostatischen Apparates, und angesichts der excentrischen
Lage, welche sie speciell bei den Conchariden aufweist ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzu-
nehmen, daß die von ihr eingenommenen Teile eine relativ hohe, die das Phäodium ent-
haltenden Abschnitte des Körpers eine relativ tiefe Stellung einnehmen. Unterstützt wird
diese Auffassung durch die außerordentliche Aehnlichkeit welche unsere Conchopsis- Arten hin-
sichtlich der allgemeinen Körperform mit der in den gleichen l iefen vorkommenden Chalicngeria
Naresi aufweisen: bei letzterer wird aber schwerlich durch irgend welche Gründe die Ansicht
erschüttert werden können, daß der einseitig mit einer Peristom Bildung beschwerte Schalenäquator
in der Schwerkraftrichtung liegen muß, und so wird man eine entsprechende Orientierung auch
für die ähnlich gebauten Conchopsis- Arten anzunehmen haben. Für die geschwänzten Conchariden,
insbesondere für Conchidium caudatum (Taf. LX, Fig. 467), giebt überdies auch Borgert zu. daß
sie wahrscheinlich im Wasser so orientiert seien, daß der .Schalenspalt senkrecht zu liegen komme.
(Näheres über diese Verhältnisse ist im Systematischen Teil, S. 3 1 7 ff„ zu ersehen.)
Wie bei den linsenförmigen Challcngeriden und Conchariden, so scheinen mir auch bei
den Tripyleen mit ei-, birn- oder ballenförmiger Schalengestalt die Form- und Struktur-
3»
Fiß. (43. Conchopus sj».,
K-»nlenanstcht.
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Ticfacr-KtdioUrirn.
5 1 5
Verhältnisse nicht bloß durch die Anforderungen der Statik, sondern auch durch das Steig- und
Sinkvermögen bedingt zu sein. Was speciell die bim- und ballonförmigen Aulosphäridcn
und Sagosphäriden anbclangt (Taf. XVI, Hg. 152; Textfig. 144), so ist es zunächst wohl
zweifellos» daß die Hauptachse dieser Formen normalerweise mit der Richtung der Schwerkraft
zusammenfällt. Ob der stumpfe oder spitze Pol oben liegt, ist nicht so leicht zu entscheiden,
indessen legt schon die äußere Aehnlichkeit mit den Metatrochophoren der Polychäten und mit
manchen Ctenophoren die
Ansicht nahe, daß der
stumpfe Pol der obere ist,
und ich kann zur Stütze
dieser Ansicht anführen,
daß ich in Neapel wieder
holt Gelegenheit hatte,
größere Mengen frisch
gefangener Collozoen im
Aquarium zu l>eol)achten
und dabei festzustcllen,
daß die, allerdings in
Minderzahl befindlichen
bimförmigen Indivi-
duen sich auf die Dauer
stets mit dem stumpfen
Pole nach oben einstellen
(1905, S. 353). Wie dem
aber auch sei, jedenfalls
sind die beiden Pole die-
jenigen Punkte der Git-
terschale, welche während
der vertikalen Ortsver-
änderung besonderen
Druckverhältnissen aus-
gesetzt sind, und zwar
werden beim Steigen und
Sinken jeweils die vor-
ausgehenden Pole einen größeren Druck zu überwinden haben, als die seitlichen Partien der
Wandung. Wohl im Zusammenhang damit findet man nun, daß bei manchen bimförmigen
Aulosphäriden (Aulosphaera bisUmaria) die Radialstacheln des stumpfen oder auch diejenigen
beider Pole beträchtlich, bis zu 1 1/2 mal länger als die übrigen sind (Taf. XLV, Fig. 339),
bei anderen, z. B. Aulosphaera robuata (Taf, XI, Fig. 1 10, ui), sind speciell die Stacheln des
stumpfen Poles durch ihre pfostige, derbwandige Beschaffenheit ausgezeichnet ALs besonders
instruktiv möchte ich aber die bimförmigen Individuen von Sagenosctna irmmgeriana (Textfig. 144)
betrachten, bei welchen ein sehr charakteristischer Unterschied zwischen den seitlichen und den
39
5'6
Valucttn Hajecker,
polaren Partien des Skelettes zu erkennen ist Während nämlich in den crsteren die benach-
barten Radialstacheln vollkommen frei stehen, sind sie am stumpfen Pole großenteils paarweise,
manchmal auch zu dreien verkoppelt, und zwar durch tangentiale Balken, welche die Spitzen der
Pyramiden miteinander verbinden (Tai, XVII, Fig. 159). Nicht selten sicht man ferner am
stumpfen Pole, daß außer dem axialen Stabe der Pyramiden auch noch ein oder zwei andere
Pyramidenstäbe sich über die Spitze hinaus verlängern und vollständige oder rudimentäre Kronen
von Terminalästen tragen (Taf. XVIII, Fig. 161). Offenbar wird hier am stumpfen Pole, welcher
bei der vertikalen Ortsbewegung und zwar wahrscheinlich beim Steigen einen stärkeren Druck
auszuhaltcn hat, als die Seiten wand ungen der Schale, durch die tangentiale Verkoppelung der
Pyramidenspitzen eine Versteifung der RadiaLstacheln bewirkt und gleichzeitig durch die Ver-
mehrung der Kronen die Zahl der Stützpunkte für die Sarkodehaut vergrößert Hier wird also
eine einseitige Erhöhung der Druckfestigkeit nicht nur, wie bei den kiel- und wasserbrecher-
ähnlichen Einrichtungen anderer Formen, durch entsprechende Gestaltsveränderungen, sondern
auch durch eine Modifikation der feineren Strukturen herbeigeführt Noch ausgeprägter treten
die genannten Differenzierungen am spitzen Pole der Sagenoscena irmingeriana hervor (Taf. XVII,
Fig. 160). Hier sind sämtliche Pyramidenspitzen untereinander durch Tangentialbalken ver-
bunden, so daß ein kompliziertes Fachwerk, ähnlich den Schalen von Sagmoanum (Textfig. 1 14)
und denjenigen der koloniebildenden Tuscaroren, hergestellt wird. Dazu kommt daß am spitzen
Pole nahezu sämtliche Pyramiden mit drei, in der Regel ziemlich gleichmäßig ausgebil-
deten chrysanthemumähnlichen Kronen ausgestattet sind, so daß auch die Zahl der Stützpunkte
für die Sarkodehaut eine wesentliche Vermehrung erfahren hat
Schloss- und Peristombildungen.
In einem gewissen Zusammenhang mit den eben besprochenen Steig- und Sinkapparaten
stehen einige Einrichtungen, welche augenscheinlich dazu dienen, eine Vergrößerung der
Cent ral kapsel und des extrakapsulären Weichkörpers ohne wesentliche Aenderung
der statischen Verhältnisse und zugleich ohne Beeinträchtigung der schützenden Funktion des
Skelettes zu ermöglichen.
Was zunächst die Ccntralkapscl anbclangt, so läßt sich wenigstens für l xistimmte Radio-
lariengruppcn der Nachweis führen, daß sie zwischen den aufeinander folgenden Teilungsvorgängen
eine sehr erhebliche Vergrößerung des Volumens erfahren kann. So l xisitzen die kleinsten mir
vorliegenden Centralkapseln von Orosccua trga/is einen Durchmesser von 0,28, die größten einen
solchen von i,t mm. Es kann also bei dieser Collodarie die Centralkapsel ihr Volumen, allein
während des skelettführenden Zustandes, ungefähr um das 60-fache vergrößern. Unter den
Tripyleen sind namentlich bei den Tuscaroren ganz erhebliche Vergrößerungen der Centralkapseln
während des vegetativen Stadiums zu bcol>achtcn (vcrgl. z. B. Taf. XXVII, Fig. 21 1 — 213;
Taf. XXVIII, Fig. 218 — 220), und ebenso wachsen bei den Teilungsvorgängen der Aulacanthiden
die Tochterkapseln wieder annähernd bis zur Größe der Mutterkapseln heran, wie ein Vergleich des
2-, 4- und 6-Kapselstadiums z. B. von Aulokleptes ramosm lehrt Aber abgesehen von dieser kon-
tinuierlichen Größenzunahme der Centralkapseln, wie sie zwischen zwei Teilungsakten Platz greift,
möchte ich es für wahrscheinlich halten, daß spcciell bei den Tripyleen auch periodische
40
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Tlefnee- RadioUrien.
5*7
Schwankungen des Kapselvolumens Vorkommen. Wenn nämlich die intrakapsulären Alveolen
wirklich die Bedeutung eines hydrostatischen Apparates besitzen — worauf ja besonders ihre
extreme Entwickelung l>ei Planktonetten, Astracanthidcn u. s. w. hinweist — so darf wohl auch
angenommen werden, daß sie in ähnlicher Weise, wie dies Brandt für die Alveolen der Collo-
darien und Polycyttarien gezeigt hat, im Zusammenhang mit den vertikalen Wanderungen eine
periodische Verkleinerung und Neubildung erfahren können, und diese Schwankungen werden
vermutlich auch in Volum Veränderungen der Centralkapsel selber ihren Ausdruck finden.
In den meisten Fallen ist nun die Centralkapsel nicht unmittelbar von festen Skelettteilen
umgeben, und cs steht daher ihrer kontinuierlichen oder periodischen Vergrößerung kein Wider-
stand entgegen. So können sich z. B. die beiden Centralkapseln der Tuscaroren ungehindert
ausdehnen, bis sie den größten Teil der Schale ausfüllen (Taf. XXVII, Fig. 213; Taf. XXVIII,
Fig. 218). Indessen giebt cs zahlreiche Formen, bei welchen die Ccntralkapsel unmittelbar vom
Skelett umschlossen ist und daher nur auf Grund besonderer Einrichtungen eine Ausdehnung
erfahren kann. Hierher gehören in erster Linie die Sphäre 11 arien mit mehreren konzentrisch
ineinander geschachtelten Schalen, von welchen die außerhalb der Centralkapsel gelegenen als
Rindenschalen, die inneren als Markschalen bezeichnet werden. Nach allem, was mir nun über
die Skelettbildung der Radiolarien überhaupt bekannt ist, und was mein Schüler, Herr H. Mast,
speciell an den Astrosphäriden- der „Valdi via“- Ausbeute ermitteln konnte, werden diese ver-
schiedenen konzentrischen Schalen wahrscheinlich nicht successive angelegt, sondern das ganze
mehrschalige Skelett kommt auf einmal, und zwar in einem Stadium mit noch sehr kleiner
Centralkapsel, zur Ausbildung. Es kann dann ein Wachstum der Centralkapsel in der Weise
erfolgen, daß letztere, wenn sic eine der Gitterschalen erreicht hat, durch deren Poren finger-
förmige Fortsätze vorschiebt welche jenseits der Gitterschale wieder miteinander verschmelzen
(vergl R. Hertwig, 1879, S. 45). So kann successive eine Gitterschale nach der anderen in
die Centralkapsel einbezogen werden. Ob allerdings dieser Vorgang bei allen mehrschaligen
Sphärellarien in gleicher Weise sich abspielt oder ob in einzelnen Fällen die durch die Poren
vorgestreckten Protuberanzen dauernd Isoliert bleiben, konnte bisher nicht entschieden werden.
Auch bei den Cyrtellarien und verwandten Formen findet bekanntlich ein Wachstum
der Ccntralkapsel in der Weise statt, daß diese durch die Poren der Basalplatte hindurch schlauch-
förmige Loben aus der Cephalis in den thorakalen Schalenabschnitt sendet (Taf. LXXXIV, Fig. 584).
Einrichtungen anderer Art finden sich bei den Tripyleen. Von den Cölodendriden
(sensu lat) wurde bereits berichtet daß bei ihnen die t>eiden, der Centralkapsel dicht anliegenden
Schalenklappen mit zunehmendem Wachstum der Ccntralkapsel auseinanderracken können, und
zwar in der Richtung der die beiden Galeae verbindenden Apicalachse (S. 497, Textfig. 124).
Wenn nun wirklich, wie angenommen wurde, die Centralkapsel nicht bloß ein kontinuierliches
Wachstum, sondern im Zusammenhang mit den Vcrtikalbewegungen auch periodische Größenzu-
und -abnahmen aufweist so werden vermutlich die Schalenklappen diesen Größenschwankungen regel-
mäßig folgen und, wenigstens am aboralen Pole, sich vorübergehend vollständig schließen können.
Auf diese Möglichkeit deuten wenigstens die Zähnchen hin, welche sich bei zahlreichen Formen
an der aboralen Seite der Schalenklappen vorfinden (Textfig. 124).
Ein Verschluß- und Oeffnungsmechanismus von noch komplizierterer Form, dessen Aus-
bildung ebenfalls mit den Volumschwankungen der Centralkapsel und demnach wohl auch mit
UnibKbt Tief**«- Expedition IW. XIV.
5*8
Vauntik Hakockb.
den Sink- und Steigbewegungen im Zusammenhang stehen dürfte, wird nach meiner Ansicht
durch das Diaphragma der Planktonetten (S. 509, Textfig. 140 d) gebildet Bei den
meisten mir vorliegenden Exemplaren von • Planktonetta ailantica Ist das Diaphragma, welches
genetisch auf die Centralkapsel zurückzuführen ist und mit letzterer auch durch die Astropylen
und Parapylen in engster Verbindung bleibt mittelst zahlreicher, an seinem Rande befindlicher
Zäpfchen in entsprechende Grübchen des Schalenperlstoms eingefalzt (Taf. LVII, Fig. 455). In
diesen Fällen ist dann die Schale vollkommen gegen das Phäodium abgeschlossen und durch
die aufgequollenc, als hydrostatischer Apparat funktionierende Centralkapsel vollständig ausgefüllt.
Bei einzelnen Exemplaren sah ich aber, daß das Diaphragma an der „vorderen“ (d. h. der Floß-
seite gegenüberliegenden) Seite nicht in die Grübchen eingriff, sondern, unter Freilassung eines
halbmondförmigen Spaltraums, ein wenig in den Schalenraum eingedreht war (Taf. LV, Fig. 447;
Taf. LVI, Fig. 450; Textfig. 140 d). Ich möchte daher glauben, daß auch im lebenden Zustand
das Diaphragma bei einer Volumverminderung der hydrostatisch wirksamen Centralkapsel ent-
sprechende Bewegungen ausführen und der sich zusammenziehenden Kapsel mittelst einer kleinen
Drehung folgen kann (Näheres siehe Syst Teil, S. 294). ln besonderer Weise kommt das
Diaphragma bei der Fo rt pf 1 anzu ng den Größen Veränderungen von Centralkapsel und Kern
entgegen: es tritt nämlich während der Teilung der Mutterkapsel eine Resorption des Deckel-
apparates ein (Taf. LIX, Fig. 459), und wenn auch die folgenden Stadien nicht beobachtet werden
konnten, so ist doch als wahrscheinlich anzunehmen, daß das Diaphragma nach erfolgter Teilung
eine Neubildung erfährt
Während die zuletzt besprochenen Einrichtungen mit den Größenveränderungen der
Centralkapsel während der Wachstums-, Fortpflanzung^- und Bewegungsvorgänge im Zu-
sammenhang stehen, sind einige andere Bildungen dazu bestimmt eine Volumzunahme des
gesamten Weichkörpers zu ermöglichen. Dazu gehören vor allem die Schloßeinrich-
tungen der Conch ariden, welche, wie ich früher (1906b, S. 33) hervorgehoben habe, wohl
das Komplizierteste und Raffinierteste sind, was in Bezug auf zweckmäßige Strukturen l>ei den
Tripyleen vorkommt „Es handelt sich hier um Einrichtungen, welche die Schloßbildungen der
Lamellibranchier an Kompliziertheit bei weitem übertreffen, ja, selbst die Schlösser der Trigonien
und Rudisten werden durch sie vollkommen in Schatten gestellt“ Spcciell bei den Gattungen
Conchoceras, Conchidium und ConchtlJium, welche unter den mir vorliegenden Formen die in
funktioneller Hinsicht klarsten und vollkommensten Verhältnisse zeigen, läßt die Innenansicht des
Schalenschlosscs folgende Strukturen erkennen (Textfig. 145). Die zwei Halbschalen sind so mit-
einander verbunden, daß die beiden die Schalen ränder besetzenden Zahnreihen ineinander greifen,
wie die Finger einer gefalteten Hand, und zwar hängen, wie ich in Ergänzung der Ha» KEL’schen
Beschreibung feststellen konnte, die Zähne der einen Schale mit der Innenseite der anderen durch
eine doppelte Führung zusammen. Die erste (marginale, d. h. dem Schalenrande näher
gelegene) Führung wird durch bandförmige Laschen gebildet welche die Wurzeln der Zähne an
der Innenseite der Schalen miteinander verbinden (Textfig. 145 m\ die zweite (submarginale)
dagegen durch eine Reihe von paarig angeordneten, gegen das Schaleninnere vorspringenden
Höckern oder Pfeilern oder aber durch dünne Spangen, welche wie Brückenbögen über die
Poren setzen (sm). Die Einrichtung ist eine derartige, daß die beiden Halbschalen bei Ver-
größerung des Weichkörpers eine Strecke voneinander weichen können, ohne ihren Zusammenhalt
42
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Ticf»«-R*dioUricn.
5*9
Fi*. 145. Schalf nithluO von Comhocrrai n tu Ja tum.
zu verlieren, und zwar ist eine Verschiebung der Schalen, ähnlich wie bei den Cölodendriden
(s. S. 497), nur in der Richtung der die Schalenapices verbindenden Achse,
d. h. in der Richtung der Zähne selber möglich, dagegen werden Drehungen der Halbschalen
gegeneinander und damit unregelmäßige Derangierungen der Weichkörperverhältnisse vermieden.
Während so bei den Conchariden
die Beweglichkeit der Skelettteile eine Ver-
größerung des Weichkörpers ermöglicht,
stellen bei denjenigen Tripylcen, deren Schale
eine einzige Oeffnung, ein sogenanntes
Pylom, besitzt, die Peristom bildungen
feste Einrichtungen dar, welche, wie ich
glaube, bei vorübergehenden Volumvergröße-
rungen des Weichkörpers den aus der Pylom-
öffnung hervorquellenden Weichteilen ab
Aufnahme- und Stützapparate dienen.
Die ersten Andeutungen solcher Ein-
richtungen sehe ich in den Pylomstacheln
der Castanelliden. Bei einer ganzen Anzahl offenbar nicht näher zusammengehöriger Arten ist
nämlich ein dem Pylomrand aufsitzender oder benachbarter Radialstachel gegenüber allen anderen
durch eine besondere Skulptur ausgezeichnet, welche aus zwei unter spitzen Winkeln sich schnei-
denden Systemen von feinen Leisten besteht und so mit rhombischen tüpfclartigen Feldern be-
deckt erscheint (Textfig. 146). Vermutlich haben diese Pylomstacheln die Bedeutung, den
aus der Pylomöffnung quel-
lenden , besonders starken
Pseudopodien als Leitbahn
zu dienen, und ihre netzartige
Skulptur würde demnach dazu
bestimmt sein, die Adhäsion
zu erhöhen. Neben diesem
Pylomstachel (Textfig. 146)
oder an Stelle desselben (Taf.
XXXIV, Fig. 260—262) kön-
nen kürzere, konische Pylom-
zähne auftreten, welche in
Form eines Kranzes die
Schalenöffnung umstehen und
so ein Gerüstwerk bilden, >4& Omnium vaUnu* n. sp.
welches bei Volum Vergröße-
rungen des Weichkörpers, sei es bei der Nahrungsaufnahme, sei es bei den Bewegungs- und
Fortpflanzungsvorgängen, als Aufnahmcapparat für die übcrqucllenden Sarkodc- und Gallertmassen
dient Für möglich, wenn auch nicht für sehr wahrscheinlich möchte ich es halten, daß die
Pylomzähne der Castanelliden daneben noch die Bedeutung einer gegen fremde Eindringlinge
43
66«
VALWrm* Hakckes,
520
gerichteten Schutzwehr oder Verschanzung haben, wie dies Rhumbler (Foraminiferen von Laysan
etc, 1906) für die Mundzähne einiger Miliolininen annimmt.
Eine ähnliche Rolle spielen, soiel ich sehe, die mannigfaltig beschaffenen Peristom-
bildungen der Tuscaroren, insbesondere die korbförmigen, durch eine überaus zierliche
Architektur ausgezeichneten Aufsätze bei Tusearantha Brauen und Ludae (Textfig. 147), die
omamentenartig verzierten Stachelbasen von Tuscarora bistemaria (Taf. XXIV, Fig. 1 88) und die
merkwürdigen vogelkopf und helmartigen Bildungen, welche bei mehreren, zu verschiedenen
Gruppen gehörenden Formen auf Grund weitgehender Konvergenzbildung zur Entwickelung ge-
kommen sind (Taf. XXVI, Fig. 204; Taf. XX VIII, Fig. 214, 218, 220). Nicht selten (Taf. XXVI,
Fig. 206) fand ich die ganze Peristombildung von einer dichten Masse von Phäodium umgeben,
wobei es freilich fraglich erscheinen mag, ob es sich hier nicht um eine durch die Fixierung
hervorgerufene Quellungserscheinung handelt Ebenso ist es noch ungewiß, ob die Peristom-
bildungen der Tuscaroren auch bei der Fortpflanzung eine Rolle spielen,
daß sie aber im ganzen thatsächlich die Funktion von Aufnahme- und
Stützapparaten besitzen, scheint aus der ganzen Struktur dieser Schalen-
fortsätze mit Sicherheit hervorzugehen.
Die nämliche Aufgabe ist auch den Peristom bildungen
der Challengeriden und der kleineren Medusettidcn zu-
zuschreiben. Es sei vor allem hingewiesen auf das vierzähnige Peristom
von ChaUengeron armatum (S. 513, Textfig. 142; Taf. LI, Fig. 419, 420),
auf die Korbbildung von Challengeranium diodon , welche ein Analogon
zu den oben erwähnten Korbbildungen mancher Tuscaroren bildet (Taf. L,
Fig. 399), sowie auf die in die Breite gezogenen oder trompetenförmigen
Peristomfortsätze von Protocyslis Murrayi und ihrer Verwandten (Taf. L,
Fig. 407, 408, 411). Auch bei diesen Formen konnte ich die Funktion
der Peristombildungen am konservierten Material nicht direkt beobachten,
sondern nur aus den Strukturverhältnissen erschließen, aber da gerade
bei den Challengeriden eine Fähigkeit zu periodischen Vertikalwandcrungen
mit guten Gründen angenommen werden darf (Syst. Teil, S. 245, 252), so
scheint mir die Vermutung nahezuliegen, daß das Peristom auch hier als Stützapparat für die Sarkode-
teile dient, welche nicht bloß bei der Nahrungsaufnahme, sondern auch bei periodischen, mit der
Vertikalwanderung zusammenhängenden Volumschwankungen aus der Pylomöffnung hervorquellen.
Daß auch bei der Fortpflanzung durch Zweiteilung die Peristomfortsätze der Challengeriden und
Medusettiden eine Rolle als Stützapparat spielen können, darauf scheint mir der öfters heran-
gezogene Fund einer in Fortpflanzung begriffenen Planktonctla al/antica hinzuweisen. Hier bleibt
die durch Teilung der Mutterkapsel entstandene Tochterkapsel der Pylomöffnung mindestens bis
zu der Zeit vorgelagert, wo sie bereits wieder in zwei Enkelkapseln zerfallen ist (Taf. L\T,
Fig. 453; Taf. LIX, Fig. 459). Da nun während dieser Periode das intraphäodiale Stützskelett
zurückgebildet ist, und da der Peristomkragen bei PlanktoneUa verhältnismäßig niedrig ist, so
werden in unserem Fall die Tochter- und Enkelkapseln vorwiegend durch die Basen der
Oralstacheln gestützt, und es ist wohl erlaubt, von diesen Anordnungsverhältnissen aus Rück-
schlüsse auf die kleineren Formen zu ziehen und deren Peristomfortsätze, welche offenbar den
44
Fig, I47. Korbfflnnigw
Pension! von Tumtrantha
Brauen.
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Tirfiw- R A.tioUrim .
52«
Oralstacheln homolog sind, ebenfalls aLs Stützapparate zu betrachten. (In einem Fall, bei einer
Protocystis Harstoni, war die Centralkapsel thatsächlich halb ausgetreten und lag mit ihrer äußeren
Hälfte der Peristomgabel auf. Doch kann es sich hier natürlich auch um ein Kunstprodukt
handeln.)
Während bei den Castanelliden, Tuscaroren, Challengeriden, sowie l>ei den kleinen Meduset-
tiden außer der Centralkapsel auch das Phäodium innerhalb der Schale liegt und, abgesehen
von den Pseudopodien, größere Teile des extrakapsulären Weichkör] x*rs nur vorübergehend
durch die Pylomöffnung hindurch in den Bereich des Peristoms treten dürften, liegt bei Plankto-
netta (Textfig. 140) der phäodiale Teil des Weichkörpers dauernd außerhalb der Primärschale,
und bei anderen Gattungen (Natumaletta, Atlantic f Ha), bei welchen die Primärschale großenteils
zurückgebildet ist, kommt ohnedies der Schutz der letzteren in Wegfall. Es sind daher bei
diesen hochspecialisierten Formen besondere Stützapparate differenziert, welche die Kohäsion der
phäodialen Massen erhöhen und wegen der räumlichen und funktionellen Beziehungen, welche
sie zu den Peristombildungen zeigen, im Anschluß an diese kurz erwähnt werden mögen. Der-
artige Differenzierungen sind das intraphäodiale Stützskelett der Planktonetten. von dem
bereits Fowler eine eingehende Beschreibung gegeben hat (vergL Taf. LYII, Fig. 455), sowie
die Sekundär- oder Außenschalen, welche bei NationaUtta (Taf. LIV, Fig. 443) eine
hauben-, bei Aflanticelia (Taf. LIII, Fig. 433, 434) eine klöppelförmige Gestalt haben und das
Phäodium ganz oder teilweise in sich aufnehmen. Auch das Floß der Planktonetten (Taf. LV,
Fig. 446; Textfig. 140 /) dürfte eine stützende Nebenliedeutung haben, indem es dem Phäodium
als Unterlage dient
Rudimentäre Bildungen.
Rudimentäre Strukturen im Sinne von Entwickelungshem mungen individueller,
rein aberrativerArt sind außerordentlich häufig bei den Tripyleen und dürften wohl bei
genauerer Untersuchung auch bei anderen Radiolarien in großer Zahl gefunden werden. Sie
bilden, wie im dritten Abschnitt gezeigt werden soll, ein sehr wertvolles Material für die Unter-
suchung der Ontogenese.
Dagegen kommen rudimentäre Bildungen im strengeren Sinne des Wortes, nämlich
funktionslose, bezw. funktionslos gewordene Strukturen, welche in Form von
Speciescharakteren und also normalerweise auftreten, offenbar nur selten vor. Das
beste, mit Bestimmtheit hierhergehörige Beispiel, welches ich bei den Radiolarien gefunden habe,
und, soviel ich weiß, auch der erste Fall, der bisher überhaupt bei Protozoen be-
schrieben wurde, betrifft die Concharidcn-Gattung ConcAopsis (Taf. LXI, Fig. 477; Textfig. 148).
Es muß der Beschreibung dieser Bildungen vorausgeschickt werden, daß die Conch-
opsinen ganz sicher im Verhältnis zu den meisten übrigen Conchariden als abgeleitete, hoch-
specialisierte Formen zu betrachten sind. Ihr Vorkommen in den tiefsten Meeresregionen,
ihre ganze Gestalt und Größe, die komplizierte Beschaffenheit der Schalenporen, das Vorhandensein
eines „Velums“, d. h. eines simsartigen Vorsprunges an den Rändern der bootförmigen I lull »schalen
(Taf. LX, Fig. 46g), alle diese Verhältnisse lassen mit Sicherheit erkennen, daß die Gattung Concliopsis
speciell gegenüber den Gattungen ConchcUittm, Conchidium und Ccmchoccras eine bei weitem
45
Valent« Haztjcu,
5 22
specialisierterc Organisation besitzt, und es darf wohl angenommen werden, daß ihre Stammes-
geschichtliche Entwickelung von Formen der letzteren Art ihren Ausgang genommen hat Wenn
aber dem so ist, dann ist offenbar auch die Folgerung erlaubt, daß die Schloßeinrichtungen von
Conchopsis eine spätere Entwickelungsetappc desjenigen Typus darstellen, welcher sich
bei den drei anderen Gattungen heute noch vorfindet.
Nun sehen wir den Schloßmechanismus von Conchopsis in doppelter Hinsicht gegen ül>er
demjenigen der anderen Formen modifiziert Die erste (marginale) Führung (Textfig. 148 m)
wird nämlich nicht durch einzelne, die Zahnwurzeln paarweise verbindende Laschen gebildet,
sondern durch eine kontinuierliche „Deckleiste“, welche die an der Innenfläche der Schale leisten-
förmig vorspringenden Zahnwurzeln überbrückt, und
ferner ist bei einzelnen Exemplaren die zweite (sub-
marginale) Führung (sm) nur unvollständig aus-
gebildet, indem an Stelle von Laschen oder Doppel-
pfeilen! eine Reihe von schön geschwungenen Leisten
tritt, welche, ohne Oesen zu bilden, gegen den Innen-
raum der Schale vorspringen. An einigen Stellen rücken
diese Spangen förmigen Bildungen so weit vom Rande
ab, daß sie von den Zähnen der anderen Halbschale über-
haupt nicht mehr erreicht werden, und so wird man im
Hinblick auf das, was oben über die mutmaßlichen
stammesgeschichtlichen Beziehungen der Gattung Con-
chopsis zu den anderen Gattungen gesagt wurde, zu der
Anschauung geführt daß es sich hier um eine rudi-
mentär und funktionslos gewordene Struk-
tur handelt
Als rudimentäre Bildungen wird man auch
gewisse radiale Skelettelementc der Cölodendriden zu
betrachten haben, so z. B. die Apical- und Aboralröhre von Cododendrum Jlabdlatum (Taf. LXIII,
Flg. 489; Taf. I.XXI, Flg. 525 und 529 ab und ap\ den Aboraldendriten von Cociodiccras
spinosum (Taf. LXIV, Flg. 493 ab) und macropylum (Taf. I-XX1, Fig. 526 ab), sowie den Apical-
dendriten von Coclothyrsus cypripcdium (Taf. IJCXI. F'ig. 524 ap). Alle diese Gebilde treten
bei allen Individuen auf, sie haben aber eine verkümmerte, im Gegensatz zu den
Hauptdendriten unregelmäßig wechselnde Gestalt und sind, da sie nicht bis an die
Oberfläche des Weichkörpers reichen, im Gegensatz zu den homologen Bildungen bei
anderen Species oder Gattungen funktionslos oder haben wenigstens nur eine
untergeordnete Funktion als innere Stützelemente. Sie weisen also alle Eigenschaften von
eigentlich rudimentären Organen auf und können nicht als Entwickelungshemmungen
pathologischer Art angesehen werden.
sm
Fig. 148. Schalen schloß vnn Ccfu Aofim orbicularu.
46
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Ticher-RadinUrini.
523
II. Abschnitt.
Form und Medium.
Eine der merkwürdigsten Erscheinungen, welche uns die Welt der Radiolarien darbictet,
ist das offenkundige Mißverhältnis zwischen dem erstaunlichen Formenreichtum dieser Protozoen-
gruppe und der relativ monotonen Beschaffenheit des äußeren Mediums und der Nahrung. In
der That ist es zweifellas daß die Radiolarien in Bezug auf den Reichtum an Formen und die
große Zahl selbständiger Stämme alle anderen marinen Organismen, insliesondere auch die
Foraminiferen, bei weitem Ubertreffen. Schon im Jahre 1887 hat Haeckel die Zahl der lebenden
Formen auf 3730 angegeben, während die Zahl der lebenden Foraminiferen von BCtschli
(1880 — 1882) und ZtrrEL (1895) nur auf 600 — 700 berechnet wird. Nun sind allerdings die
HAETKEL’schen Formen, wie er selbst zugiebt und wie namentlich aus den Befunden der „Val-
divia“ mit Sicherheit zu entnehmen ist, nur zum Teil als gut abgegrenzte Arten zu bezeichnen,
aber trotzdem dürfte jener gewaltige Zahlenunterschied in vollem Umfang bestehen bleiben, denn
einerseits gilt ja die Unsicherheit der Artabgrenzung zweifellos auch für die Foraminiferen und
für die anderen marinen Organismen, andererseits sind zu den im Report aufgezählten Arten auf
Grund der Ergebnisse späterer Expeditionen und der paläontologischen Befunde mindestens nicht
weniger neue Formen hinzugekom men, als beispielsweise zu den Foraminiferen, so daß der
lx*deutende Vorsprung der Radiolarien sicher auch jetzt noch anerkannt werden muß.
Besonders auffallend scheint mir die Thatsache zu sein, daß speciell die Tri pyleen eine
so überaus große Mannigfaltigkeit der Form und eine so reiche Gliederung in selbständige
Abteilungen von größerem oder geringerem Umfang zeigen. Sind die Tri pyleen doch vorzugs-
weise Tiefenbewohner, deren Existenzbedingungen womöglich noch monotoner sind als die-
jenigen der Oberflächenformen!
Es handelt sich also um die Frage: lassen sich trotz dieses augenscheinlichen Gegensatzes,
welcher zwischen dem Reichtum an Formen und der Eintönigkeit des Mediums besteht, Be-
ziehungen zwischen Form und Medium nach weisen? oder, genauer gesagt: sind bestimmte Typen
auf bestimmte Breiten und Tiefen, auf bestimmte Temperatur-, Dichtigkeit»- und Kmährungs-
verhältnisse beschränkt, so daß man also von einer horizontalen und vertikalen Gliederung der
Radiolarienfauna sprechen kann, und können bei solchen lokalisierten Formen Größe, Gestalt und
specielle Strukturen als Anpassungen an die besondere Beschaffenheit des Mediums gedeutet
werden?
Leider sind wir bei der Erörterung dieser Fragen ausschließlich noch auf die deskriptiv-
tiergeographische und vergleichend-morphologische Untersuchung angewiesen, denn das Experiment,
welches allein endgültige Aufschlüsse über die kausalen und finalen Beziehungen zwischen Form
und Medium zu geben im stände wäre, ist wenigstens bei den Tripyleen zur Zeit nicht anwendbar.
47
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5*4
Valentin Haeckke,
Nur in einzelnen Fällen nehmen die Verhältnisse, welche die Natur uns darbietet, einigermaßen
den Charakter eines Experimentes an, so z. B. wenn wir sehen, wie das Mittel meer durch eine
Barre gegen den Occan und dessen kalte Unterströmungen abgegrenzt ist, oder wie in einzelnen
Mischgebieten warme und kalte Strömungen Zusammentreffen. Im ganzen müssen wir uns aber
mit den rein deskriptiven Untersuchungsmöglichkeiten l>escheiden.
Warm-, Tiefenkühl- und Kaltwasserformen.
Schon in meiner ersten Mitteilung (1904, S. 131) konnte ich, dank den reichhaltigen
antarktischen und indischen Radiolarienfängen der „Valdivia“, darauf hin weisen, daß die tier-
geographischen Beziehungen der Tripyleen, was ihre horizontale Verbreitung anbelangt,
sich im ganzen durch die Gegenüberstellung von Warm- und Kaltwasserformen zum
Ausdruck bringen lassen. Als ungefähre Grenzen zwischen den Verbreitungsgebieten der Warm-
und Kaltwasserformen ergaben sich wenigstens für die Tuscaroren 400 nördlicher und
40° südlicher Breite (1904, S. 149). Damit war also speciell für die Tripyleen das nämliche
tiergeographische Verhältnis festgestellt worden, welches bereits einige andere Forscher, zuerst wohl
Brandt (1892), für verschiedene planktonische und littoralc Tiergruppen nachgewiesen hatten (vergl
die Zusammenstellungen bei Popofsky, 1904, S. 37; 1904a, S. 121), und gleichzeitig war ein
erster Hinweis gegeben auf einen thatsächlichen Zusammenhang zwischen Form und Medium.
Im weiteren Verlauf meiner Untersuchungen stellte sich nun aber heraus, daß die Gegen-
überstellung von Warm- und Kaltwasserformen bei den Tripyleen nicht ganz genau ist, insofern
ja nur verhältnismäßig wenige von ihnen die Obcrflächenschichten der warmen Meere bewohnen
und demgemäß als Warmwasserformen im strengen Sinne des Wortes bezeichnet werden können,
die große Mehrzahl dagegen an das kühle Wasser der Ti efen r egionen angepaßt ist
Es müssen also schon unter den „Warm wasserformen“ zwei Kategorien unterschieden werden:
die oberflächlichen, eigentlichen Warmwasser- und die tiefenbewohnenden Kühlwasserformen, Da
nun andererseits in den polaren Gebieten die Temperaturverhältnisse der verschiedenen Horizonte
viel gleichmäßigere sind als in den warmen Meeresteilen (vergl Schott, 1902, Taf. XXIX — XXXII)
und daher bei der Verteilung der Formen keine oder nur eine geringe Rolle spielen dürften,
so macht sich hier eine derartige Unterscheidung nicht nötig, und man gelangt also schließlich
dazu, an Stelle jener Zweiteilung zunächst eine Dreiteilung vorzunehmen. So bin ich denn,
nach einigen vorläufigen Einteilungsversuchen (vergl. Syst Teil, S. 208), zunächst zur Unter-
scheidung von (tropischen) Warm wasserformen, (tropischen) Tiefen-K ü hl wasse r-
formen und (polaren) Kalt wasser formen gekommen.
Sowohl die oberflächenbewohnenden Warmwasser-, als auch die tiefenlebenden Kühl-
wasserformen der äquatorialen Gebiete können in den kalten Meeresregionen durch vikarierende
Formen vertreten sein, mag cs sich dabei um Rassen derselben Art, oder um gut ab-
gegrenzte Arten handeln. Ebenso können auch, wie in einem späteren Kapitel ausgeführt
werden soll, die Warmwasserformen in den Tiefenschichten dessell>en Mecresteiles durch vika-
rierende Tiefenkühlwasserformen ersetzt werden. So kommen aLso sowohl in horizontaler, wie
in vertikaler Richtung Uebergänge und Vertretungen zu stände, und im ganzen lassen sich daher
die gegenseitigen räumlichen Beziehungen der Warm-, Tiefenkühl- und Kaltwasserformen sehr
48
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Tiefaee-RadlnUrten
5*5
gut mit dem Bild in Einklang bringen, welches Ciiun (1897, S. 62) von der Verteilung des
Warm-, Kalt- und Kühlwasscrs mit folgenden Worten entworfen hat: „Die Warm wassergebiete
der Oceane gleichen gewissermaßen ungeheuren Schalen, welche gegen die polaren Zonen an
ihren Rändern sich ausflachen und in einer Tiefe von etwa 500 m allmählich in die gewaltigen
unteren Wassermassen mit ihrer kühlen Temperatur übergehen“ (vergl. auch Schott, L c.).
Ehe ich nun genauer auf die verschiedenen Verbreitungsmöglichkeiten und insbesondere
auf die Beziehungen zwischen horizontaler Verteilung und äußerer Form eingehc, möchte ich
einige Beispiele aus den Familien der Challengcridcn und Tuscaroriden vorausschicken, welche in
besonders deutlicher Welse das bisher Gesagte veranschaulichen.
Die Karte I läßt die Verteilung von einigen Ch allen gerid en- Arten in den von der
„Valdivia“ befahrenen Meeresteilen erkennen. Die eine Art, Protocystis Sioggrtti (X extfig. 149.; auf
der Karte durch schwarze Punkte gekennzeichnet), ist eine ausgesprochene Tiefenkühlwasscr-
form, welche vorzugsweise in den äquatorialen Meeresgebieten des Atlantik und lndik zwischen
400 N. Br. und 400 S. Br. zu Hause ist
und besonders häufig in den tieferen Wasser-
schichten zwischen 400 und 1500 m er-
beutet wurde.
Aehnüch würde sich die horizontale
Verbreitung einer typischen Warmwasser-
form, z. B. von Hetiochallengeron Channeri
(Taf. LI, Fig. 414), darstellcn.
ln den kalten Meeresgebieten wird
die zuerst genannte Form durch die ausge-
sprochen bipolare (durch rote Punkte be-
zeichncte) P. Harstoni (Textfig. 1 50) ersetzt
Sie wurde von der „Valdivia“ in großer Zahl
an beinahe allen antarktischen Stationen ge-
fischt und ist außerdem vorzugsweise aus dem nördlichen Atlantik und nördlichen Eismeere
bekannt Specicll in den Nordmeeren wurde P. Harstoni von H ensen westlich der Hebriden,
von Ci .eve südlich und westlich Spitzbergen (750 50' N. Br„ 150 25' O. L>); 78° 13' N. Br„
2° 58' W. L.; 790 58' N. Br„ 90 35' O. L.), von Jörgensen in verschiedenen Fjorden an der
Westküste Norwegens festgestellt und zwrar konnte ich mich von der Identität der nordischen
und antarktischen Form an der Hand einiger, von Herrn Kollegen Jörgensen in Bergen freundlichst
zugesandter norwegischer Exemplare überzeugen. Der einzige warme Meeresteil, in welchem
P. Harstoni oder wenigstens eine sehr nahe verwandte Form (P. nautiloides Borgert) vorkommt
ist die Sargassosee; was den pacifischen Fundort (Ch.-SL 231, südlich Nippon) anbelangt so
dürften hier polare Stromfäden in Betracht kommen. Hinsichtlich der Vcrtikalverbreitung von
P. Harstoni ist zu sagen, daß sie sich in der Antarktis im großen ganzen in höheren Schichten
vorfindet, als die in den Tropen vikarierende P. S/oggetti, doch wurde sie auch in tieferen
Schichten, bis herab zu 4000 bis 5000 m, in lebenden Exemplaren angetroffen. Allem nach
Ist P. Harstoni als eine ausgesprochene Kaltwasser form zu betrachten.
I) Aal d«t Karte tu weit östlich markiert.
Kig. I49. Pretofjntit Sioggrtti.
Ticfenkllhlwasicrform der warmen
Meetetgebiete.
Fig. 150. Protocystis
Harstoni. Bipolare Kalt*
wa**erform.
1*9*— ik*,. UJ XIV.
49
Sri
Valentin Haitto,
Um einigermaßen einen Begriff von den Temperaturverhältnissen zu geben, welchen diese
Vertreter der drei Hauptverbreitungstypen angepaßt sind, habe ich von sämtlichen Fundorten,
für welche die Temperaturen bekannt sind (vergl. die Tabellen l>ei ScHorr, 1902, S. 138 ff.), die
letzteren zusammengestellt und einen Durchschnittswert berechnet Dabei ergab sich für die
Warmwasserform als mittlere Temperatur -f- 14,2° C, für die Kühlwasserform -f 11,0° C, für
die Kaltwasserform -f 040 C Die für die Kühlwasserform erhaltene Zahl ist dadurch unnatürlich
in die Höhe gedrückt, daß in den Tal>ellen zufälligerweise die Temperaturen für sämtliche höheren,
dagegen nur für einen Teil der charakteristischen tieferen Vorkommnisse angegeben sind. Be-
rücksichtigt man ausschließlich die Schichten des Skotoplanktons, in welchen P. Stoggetti ganz
überwiegend vorzukommen scheint so erhält man eine Durchschnittstemperatur von +7,8° G,
eine Zahl, welche sehr gut mit dem Begriff des Kühlwassers in Einklang zu bringen ist
Im Gegensatz zu den Challengeridcn sind die Tuscaroriden, soweit wir zurZeit wissen,
durchweg ausgesprochene Tiefenformen und scheinen auch in der Antarktis nicht in die oberhalb
des 400 m-Horizontes gelegenen Schichten emporzusteigen, ln dieser Gruppe gibt es also nur
Tiefenkühl- und Kaltwasserformen, aber trotzdem machen sich auch hier ebenso scharfe Gegensätze
hinsichtlich der horizontalen Verbreitung bemerkbar, wie in der Familie der Challengeriden.
Die Karte II gibt die Verbreitung einiger Tuscaroriden- Arten wieder, von welchen ein
besonders reichliches Material vorliegt Die in mehreren Varianten auftretende Tuscarctta
tubu/osa (in der Karte durch schwarze Punkte bezeichnet) ist von der „Valdivia“ an zahlreichen
Stationen des tropischen Atlantik und Indik gefischt und außerdem vom „Gauß“ im Guineastrom,
vom „Challenger“ an einigen Stellen des nördlichen Pacifik (südlich von 400 N. Br.) erbeutet
worden. Im südöstlichen Atlantik reicht ihre Verbreitung bis in den Benguelastrom und das Misch-
wassergebiet ül»er der Agulhasbank, im südöstlichen Indik wird sie durch eine sehr nahe stehende
Form (T. calathoides) vertreten. An den antarktischen Stationen fanden sich nirgends Exemplare,
so daß man also von einer ausgesprochenen Tiefenkühl wasserform sprechen darf.
Eine ganz ähnliche Verbreitung zeigt Tuscarora bistemaria (schwarze Ringe), nur daß sie
eher noch mehr auf die äquatorialen Gebiete der drei Oceane, und zwar zwischen 20 0 N. Br.
und 20° S. Br. zusammengedrängt erscheint Nur an zwei Stellen (T.-St 88 und 173) wurde
sie außerhalb von 20° S. Br. gefunden. Eine nahe verwandte Form, T. WyvUUi, schließt sich
im südöstlichen Indik an T. bistemaria an und wurde vom „Challenger“ auch im südlichen
Pacifik (nördlich von 40 0 S. Br.) gefunden.
Ein Gegenstück zu den genannten äquatorialen Kühlwasserformen bilden einige Arten,
deren Hauptverbreitungsgebiet nach unseren bisherigen Kenntnissen in der Antarktis gelegen Ist,
die aber in einzelnen Exemplaren auch in den tropischen Meeren gefunden wurden. Diese
Formen sind Tuscarctta g/obosa (rote Punkte), welche in einer Variante auch im Benguelastrom
und vom „National“ sogar im Nordäqualorialstrom erbeutet wurde, und T. passcrcula (rote
Ringe), welche sich zweimal im nördlichen Indik vorfand. Ueber die \rertikal Verbreitung dieser
Arten liegen nur sehr spärliche Angaben vor, und es kann daher nicht entschieden werden,
ob ihre Häufigkeit in der Antarktis und ihr sporadisches nördliches Vorkommen vielleicht ein
Hinweis darauf Ist, daß unsere Formen, ähnlich den später zu besprechenden „interpolaren“
Formen, in der Antarktis in verhältnismäßig hohen, in den tropischen Meeren dagegen nur in
tieferen Horizonten zu Hause sind.
50
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Tiebee-Radiolarien.
5*7
Die verschiedenen Arten der Horizontalverbreitung der
Aulacanthiden.
Ueber die horizontale Verbreitung der Aulacanthiden habe ich lwreits im Systematischen
Teil (S. 25 f.) eine Uebersicht gegeben. Die hier zusammengefaßten Einzeldaten haben im Ver-
lauf meiner späteren Untersuchungen keine wesentliche Korrektur durch nachträgliche Beobach-
tungen erfahren, dagegen bin ich auf Grund der bei anderen Gruppen gewonnenen Ergebnisse
und zum Teil beeinflußt durch Anregungen, welche Meisknheimer (1905) in seinem Ptcropoden-
werk gegeben hat, dahin gelangt, die verschiedenen Formen der tiergeographischen Verbreitung
in einer anderen Reihenfolge anzuordnen und auf diese Welse, wie ich glaube, die natürlichen
Beziehungen zwischen den einzelnen Verteilungstypen zum Ausdruck zu bringen. Da ferner
gerade die Aulacanthiden für nahezu alle Verbreitungsarten sehr charakteristische Beispiele liefern,
so möchte ich sie auch hier als Ausgangspunkt für die Erörterung einiger tiergeographischer
Einzelheiten benutzen.
Eine ganze Anzahl von Aulacanthiden weist, ähnlich wie die oben genannten Challen-
geriden und Tuscaroriden, eine ausgesprochen äquatoriale, auf den Meeresgürtel zwischen
40° N. Br. und 400 S. Br. beschränkte Verbreitung auf. Einige derselben, wie Aulographis tri-
angulum, Aulospathis variabi/is Mrodon und Aulacantha spinosa , können jetzt schon als cirkum-
tropisch '(trioceanisch) bezeichnet werden, da sie in den tropischen Gegenden des Atlantik,
Indik und Pacifik Vorkommen. Für andere dagegen ist vorerst nur eine atlantisch -indische
Verbreitung nachzuweisen. Dazu gehören die Warmwasserform Aulographonium mediterraneum
(Textfig. 138) und die wahrscheinlich durchweg als Tiefenkühlwasserformen zu bezeichnenden
Arten und Unterarten Au/ocaos arborescens dichodcndrum (Textfig. 123), A ulographon ium bicome
(Textfig. 106) und indicum , Aulofxtasus charoides, Aulospathis variabi/is monodon und auiodtndrouUs ,
Aulacantha cannulata.
An diese ausgesprochen stenotherm-wärmcliebenden Formen reihen sich einige andere an,
welche ebenfalls noch ihr Hauptverbreitungsgcbiet in den Tropen haben, aber von hier aus mit
Ausläufern auch in die kälteren Mischgebiete hereinreichen. So ist die durch ihre wunderbar
zierliche Skelettstruktur ausgezeichnete Aulocoryne zetesios (Taf. V, Fig. 46) von der „Valdivia“
an fünf aasgesprochen tropischen Fundorten erbeutet worden (vergL Syst Teil, S. 75 und 460),
nachdem sie früher vom nördlichen Ast des Golfstromes (Färöe-Kanal) und von der Irmingersee
bekannt geworden war. Eine ganz ähnliche Verbreitung zeigt offenliar auch Auloceros arboresccns
birameus und Aulographonium pidvinatum. Daß speciell letztere Form normalerweise im Tiefen-
kühlwasser der wärmeren Meeresgebiete zu Hause und dem Kaltwasser der polaren Regionen
nicht angepaßt ist, darauf weist der Umstand hin, daß das einzige in der Antarktis gefundene
Exemplar an den Radialstacheln vielfache Abnormitäten zeigte (Taf. XLIII, Fig. 317 a).
Schon die Formen der letzten Gruppe weisen keinen aasgesprochen stenothermen Charakter
auf und führen so hinüber zu den eurytherm-kosmopolitischen Formen, welche in allen
Meeresgebieten annähernd gleichmäßig verbreitet sind. Hierher gehören einige kleinere, sowohl in
den Oberflächen- wie in den Tiefenschichten vorkommende Arten bezw. Unterarten, wie Aulacantha
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Valentin H accus.
528
jr colymantha typica (Textfig. 133, 134) und Aulographis tetrancistra (Textfig. 107), und ebenso
mehrere große Formen, die zu den regelmäßigen Bestandteilen der Vertikalnetzfänge gehören,
nämlich Aulacantha scolymantha bathybia (Textfig. 135), Aulographis pandora (Textfig. 154,2)»
Aulokleptes ramosus und Aulospathis variabilis triodon (Textfig. 154,3). Die drei erstgenannten
Formen scheinen die Tiefen zwischen 400 und 1000, Aulospaihis v. triodon diejenigen zwischen
1000 und 1500 m zu bevorzugen, sic müssen also sämtlich als Tiefenkühlwasserformen bezeichnet
werden. Spätere Untersuchungen werden zeigen, ob vielleicht schon unter diesen Formen sich
einige befinden, welche in den kalten Meeresgebieten in weniger tiefen Meeresschichten zu
Hause sind, als in den äquatorialen Regionen, und somit einen Uebergang zu den gleich zu
besprechenden interpolaren Formen bilden.
Während sich das Verbreitungsgebiet der bisher besprochenen, insbesondere auch der
stenotherm-wärmeliebendcn Formen zu beiden Seiten des Aequators kontinuierlich
und mehr oder weniger symmetrisch nach Norden und Süden erstreckt, sind
einige andere Gruppen stenotherm in entgegengesetztem Sinne, insofern sie ausschließlich an kühlere
oder sogar wirklich kalte Temperaturen angepaßt sind, und infolge der symmetrischen Verteilung
der kalten Meeresgebiete zu beiden Seiten des Aequators wird daher ihr Verbreitungsgebiet in
den wärmeren Breiten in der Regel eine mehr oder weniger große Unterbrechung aufweisen.
An die cirkum tropischen Arten schließen sich zunächst einige Formen an, welche einer-
seits in den eigentlich äquatorialen Meeresgebieten, andererseits in den beiden Eismeeren fehlen,
dagegen in den dazwischen gelegenen Mceresgürteln verbreitet sind. Ebenso nämlich, wie nach
Meisenheim er’s (1905) Untersuchungen einige Pteropodcn-Artcn in zwei Zonengürteln von 150
bis 40 0 nördlicher und 15 0 bis 400 südlicher Breite zu beiden Seiten des Aequators besonders
häufig sind, so wurden auch von der Aulacanthiden-Species Aulokleptes floscuhis weitaus die meisten
Exemplare im nördlichen Atlantik und dann wieder im südlichen Atlantik und südlichen Indik,
also weitab vom Aequator gefunden, und ebenso scheint auch Aulospathis variabilis bifurca haupt-
sächlich in zw'ei, zu beiden Seiten des Aequators gelegenen Gürteln mit kühlerem Wasser ver-
breitet zu sein. Offenbar müssen diese beiden Radiolarien gegen Temperaturdifferenzen außer-
ordentlich empfindlich sein, jedenfalls viel empfindlicher als die genannten Pteropoden. Denn
wie ein Blick auf ein die vertikale Temperaturverteilung darstellendes Längsprofil des Atlantik
(vergL Schott, 1. c. tab. 28, No. 1) zeigt, ist in den Tiefenschichten (400 — 1500 m), welche
wahrscheinlich von Aulokleptes und Aulospaihis bewohnt werden, das Temperaturgefälle vom
Aequator nach den Polen zu ein wesentlich geringeres als in den von den Pteropoden bevor-
zugten Oberflächenschichten. So weist z. B. die Oberfläche unter dem 40° S. Br. eine um
etwa 130 niedrigere Temperatur als am Aequator auf, während die Differenz auf dem 500 m-
Horizont nur etwas mehr als 20 beträgt
Die letztgenannten Formen, die ich als Zweigürtelformen (bizonäre Formen)
bezeichnen möchte, führen herüber zu den bipolaren (am phi polen) Formen, welche in ex-
tremer Weise an die eigentlich kalten Meeresgebiete angepaßt sind. Als bipolare Formen können
unter den Aulacanthiden zur Zeit nur Aulacantha laevissima und vielleicht Aulospathis variabilis
diodon bezeichnet werden.
Ihnen kann man am besten einige unipolare, und zwar antarktische Arten und
und Unterarten aus den Gattungen Aulographonium und Auloceros anreihen, welche bisher nur
52
TielBre-RaHinlarirn.
529
in der Antarktis oder höchstens noch längs des kühlen Benguelastromes im südöstlichen Atlantik
gefunden wurden (Aulographonium antanticum und anthoides , Autocrros arboresctns subcltgans).
Im ganzen ist die Ausbeute sowohl an bipolaren ab auch an unipolaren Aulacanthiden,
verglichen mit den entsprechenden Formen aus anderen Tripylecn-Familien, verhältnismäßig ge-
ring, wofern man nur die „guten Arten“ im Auge behält Etwas anders gestaltet sich freilich
das Bild, wenn man den bipolaren und unipolaren Formen auch die polaren Unterarten kosmo-
politischer und anderer eurythermer Arten hinzuzählt
Den bizonären, bipolaren und unipolaren stenothermen Formen stehen solche gegenüber,
deren Verbreitungsgebiet von den eigentlich warmen Meeresteilen, also von der äquatorialen
„Warmwasserschale" im Sinne Chun’s (s. S. 525), nicht bloß in horizontaler, sondern auch in
vertikaler Richtung abgelegen ist und welche also einerseits die kalten Meeresgebiete, andererseits
die sehr kühlen Tiefenschichten der großen Occane bewohnen. Es handelt sich zunächst um
jene vielbesprochenen, zuerst von Chun in den Vordergrund des Interesses gerückten Formen,
welche in der Arktis und Antarktis mehr oberflächlich gelegene Schichten,
in den äquatorialen Gegenden dagegen die größeren Meercstiefen bewohnen,
also um eine besondere Kategorie von bipolaren Formen, die ich als interpolar bezeichnen
möchte. Unter den Aulacanthiden kommt hier vorläufig nur Attlodendron antanticum in Betracht,
welches sowohl in den beiden Eismeeren (in der Antarktis vom „Challenger“ und von der „Valdivia“)
ab auch im Atlantik und Indik erbeutet wurde. Das verhältnismäßig seltene Vorkommen in
dem immerhin recht gut durchforschten Atlantik darf vielleicht als Anzeichen dafür aufgefaßt
werden, daß unsere Form in den wärmeren Mecresgebieten tiefere Regionen bevorzugt ab die
Übrigen Aulacanthiden.
Die zweite dieser Gruppen besteht aus solchen Formen, welche bisher hauptsächlich in der
Antarktis beobachtet worden sind, von denen aber einzelne Exemplare vereinzelt auch in wärmeren
Meeresgebieten, und zwar Ixisonders mittelst tiefgehender Schließnctzzügc, erbeutet wurden. Da
es nicht unwahrscheinlich ist, daß sic in den wärmeren Meeren nur deshalb seltener zur
Beobachtung kommen, weil sie von der Antarktis gegen den Aequator hin in immer größere
Tiefen untertauchen, so habe ich diese Formen in meinen ersten Mitteilungen (1904) ab sub-
mergente (unipolar-submergente) bezeichnet. Obwohl die Bezeichnung keine ganz glückliche
ist, so möchte ich sie doch, da kein besserer Vorschlag vorliegt, beibehalten. Zu dieser Gruppe
von antarktischen Formen gehören Au/ographis stellata , welche, namentlich in Form einer be
sonderen Unterart (asteriscoidcs), auch im nördlichen Indik vorkommt, und Aulaspa/Au pinus,
welche mittelst tiefgehender Schließnetz- und Vertikalnetzzüge im südlichen und nördlichen Indik
und sogar im Golfstrom (S. 1850 — 1550) erbeutet wurde.
Die im Vorstehenden versuchte Einteilung der Aulacanthiden nach dem Grade und dem
Charakter ihrer Eurythermie oder Stenothermie wird zweifellos was die Einzelheiten anbelangt,
durch spätere Untersuchungen in mannigfacher Weise abgeändert werden, jeden falb dürfte aber
schon jetzt mit Sicherheit feststehen, daß bei der horizontalen Verbreitung der Aulacanthiden,
und, wie ich hinzufügen will, der Tripyleen überhaupt, die Temperatur des Mediums und im
Zusammenhang damit die Strömungen eine wesentliche Rolle spielen. Durch den eury-
thermen oder stenothermen Charakter einer Form, durch ihre größere oder
geringere Anpassung an warme, mittlere oder kalte Temperaturen werden
53
i
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530
Valentin HaKCKEK,
offenbar in höherem Grade als durch andere Faktoren die Verbreitungs-
Grenzen der einzelnen Arten bestimmt, und die Temperaturkarten des Meeres können
ohne weiteres als Rahmen für eine Darstellung der regionalen Verbreitung der Aulacanthiden dienen.
Nur bei einzelnen Formen scheint die regionale Verbreitung unabhängig von dem Verlauf
der Isothermen zu sein. So ist mir, allerdings nicht bei den Aulacanthiden, aber bei einigen
anderen Gruppen aufgefallen, daß speciell der südöstliche Teil des Indik durch das Auf-
treten besonderer, von der „Valdivia“ sonst nirgends gefischter Formen ausgezeichnet ist Dahin
gehören die Castanelliden Castanrl/a WyvUtei, Cas/anarium Javosum und Cinocastanea margarita,
die Tuscaroriden l'uscarora WyvWti und Tustarellti talallmidts und die Challengeride ChaUengrron
saccu/us. Zwei dieser Formen, Castanrlla Wyvillei und Tuscarora Hyvidri, sind durch den „Chal-
lenger1 als Bewohner des Pacifik bekannt geworden, sie gehören also vielleicht einer besonderen
pacifisch-indischen (?südpacifisch-sttdindischen) Fauna an, die von einem pacifischen Ent-
stehungscentrum aus in die Nachbargebiete überzugreifen versucht
Daß in der That auch der Pacifik auf dem Gebiete der Radiolarien manche Besonder-
heiten gegenüber den übrigen Oceanen beherbergt darauf weisen verschiedene Funde des „Chal-
lenger“ hin. Danach scheinen, um nur ein Beispiel anzuführen, dem Pacifik einige specialisierte
Orosphäriden (Orosphaera horrida, Oroscrna Gcgenbaun) eigentümlich zu sein, während, wie die
„Valdivia“-Ausbeute erkennen läßt Atlantik, Indik und Antarktis bezüglich der hier vorkommenden
Orosphäriden-Formen eine große Ueliereinstimmung zeigen (vergL Syst Teil, S. 427, 429).
Bipolare, interpolare und submergente Formen.
In der tiergeographischen 1-itteratur und namentlich in den Erörterungen, welche sich an
die Ergebnisse der Deutschen Tiefscc-Expcdition angeknüpft hal>en, spielt das Problem der B i -
polarität eine große Rolle, d. h. die Frage, auf welche Weise die Uebereinstimmung, welche
das arktische und antarktische Faunengebiet bezüglich vieler Gattungen, Arten und Unterarten
zeigen, zu stände gekommen ist
Wie liekannt, sind zur Erklärung der Bipolarität hauptsächlich drei Hypothesen aufgestellt
worden. Zufolge der PFEFFER-MuRRAv’schcn Hypothese (Pfeffer, 1891; Murray, 1896) wären
die bipolaren Formen Relikten einer in früheren geologischen Perioden gleichmäßig verbreiteten
Warmwasserfauna. Während diese Fauna in den äquatorialen (»egenden eine Weiterbildung und
Umformung erfahren habe, sollen die polaren Formen zurückgeblieben oder nur wenig um-
gebildet sein.
Nach einer zweiten, von Ortmann (1896) und Oiun (1897, 1904) vertretenen Hypothese
würde die Gleichförmigkeit der polaren Faunen auf einer wechselseitigen, in den tiefen, kühlen
Wasserschichten der äquatorialen Gebiete sich vollziehenden Mischung der beiden Kaltwasser-
massen beruhen. Eine Stütze würde diese Annahme erhalten, wenn speciell für planktonische
Formen der Nachweis gelänge, daß sie gleichzeitig in den mehr oberflächlichen Schichten
der polaren Meere und in den Tiefenschichten der wärmeren Meere Vorkommen (interpolare
Formen nach meiner Terminologie, s. S. 529), oder daß sie wenigstens in einem der polaren
Meere und außerdem in den Tiefen der äquatorialen Gebiete Vorkommen (submergente oder
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Tief»«*- RadioUrim -
53»
unipolar-submergente Formen, S. 529). In der That sind interpolarc Arten unter den
Sagitten (Steinhaus 1896: OiUN, 1897, S. 61), interpolare Gattungen unter den Medusen (Maas
1906, S. 520; 1906 a, S. 24) und unipolar-submergente Arten und Gattungen unter den Cope-
poden (Mra2ek, 1902, S. 525) ») festgestellt worden. Auch Karsten (1905, S. 26) giebt für die
Dauersporen der Diatomeen die Möglichkeit eines Transportes durch kalte Tienfeströmungen zu.
Nach einer dritten, von Meisenheimer (1905) und Maas (1906, 1906 a) vertretenen Auf-
fassung sind die bipolaren Formen Abkömmlinge einer ursprünglich äquatorialen Warm-
wasserfauna und haben sich von den wärmeren Meeren aus unter zunehmender Anpassung an
kühlere und kalte Temperaturen nach den Polen ausgebreitet
Was nun die Radiolarien und insbesondere die Tripyleen anbelangt so hat sich die schon
von Chun (1807) ausgesprochene Erwartung bestätigt, daß unter ihnen Formen gefunden werden,
welche gleichzeitig die polaren Meere und außerdem die Tiefenschichten der wärmeren Meeres-
gebiete bewohnen. Besonders groß ist aber die Zahl der eigentlich bipolaren Vorkommnisse,
wie aus folgender Uebersicht hervorgeht, in welcher alle bipolaren, interpolaren und submergenten
Formen (Arten und Unterarten) nochmals zusammengestellt sind. Diejenigen Formen, deren
Charakter auf Grund einer genügend großen Anzahl von Befunden jetzt schon mit einiger
Sicherheit angegeben werden kann, sind mit einem doppelten, diejenigen, für welche nur wenige
Daten zur Verfügung stehen, mit einem einfachen Asteriskus versehen.
A u 1 a c a n t h i d a e (s. oben S. 5 2 7 ff.), a) Bipolar: *A u/acautha laevissima, vielleicht auch * Aulo-
sfxühis va nab dis diodon\
b) Interpolar: * Au/odendron antardicum (sehr fraglich);
c) Submergent: * Au/ographis stellata, ** Au/osgathis pinus.
Astracanthidae. Von dieser Familie liegen noch keine genügenden, die Horizontalverbreitung
betreffenden Daten vor.
Aulosphaeridae. Bipolar: ** Auiosphaera bistemaria septentriona/is ist eine ausgesprochen
bipolare, einerseits in der Antarktis, andererseits in der Irmingersee und im Labrador-
strom vorkommende Form (Syst Teil, S. 115). In den wärmeren Meeren treten für sic
einige andere Unterarten (Aul b. bistemaria und ovuium ) vikarierend ein, in den größeren
Meerestiefen wird sic vielleicht durch die sehr derbstachelige Aul robusta vertreten.
** Auloscena verticillus hatnaia ist ebenfalls eine bipolare Unterart einer sehr formen-
reichen Großart Ob die in den Tropen vikarierenden Unterarten Tiefenbewohner sind,
ob also die Großart im ganzen als interpolar zu bezeichnen ist war nicht zu ermitteln.
** Au/astrum spinosum ist eine ausgesprochen bipolare Art, welche bisher nur
im Labradorstrom (vom „National“) und in der Antarktis (vom „Gauß“) gefischt worden ist
Can nosphaer idae. Bipolar: ** Camiosphaera antardica, bisher mit Sicherheit nur von der
Westküste Grönlands, von der Irmingersee und vom Uabradorstrom, sowie von der Ant-
arktis bekannt
Sagosphaeridac. Bipolar: ** Sagenosceiia irmtngeriana und * Sagoseena castra. Erstere
scheint ein ähnliches Verbreitungsgebiet wie Camiosphaera antardica zu besitzen, für letztere
ist auch ein Fundort aus dem südöstlichen Pacifik bekannt
l) Vcrgl. hierzu auch Giesbuetht, 1703, S. 7.
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VAunm* Haktxer,
532
Cast anellidae. Bipolar: ** Castanidium Apsteini, aus dem nordwestlichen Atlantik, der
Antarktis sowie aus dem südlichen Indik bekannt, also einen Uebergang zu den inter-
polaren Formen bildend; * Castanidium variabile antarcticum, anscheinend bipolare Unterart
der Großart Castanidtum variabile.
Ci rcoporidae. Unipolar-submcrgent: *//aecheliana irregu/aris. Diese Form ist in
der Antarktis, im Benguelastrom, im südlichen und nördlichen Indik mittelst sehr tief
gehender Schließnetz- und Vertikalnetzzüge erbeutet worden und scheint also in der süd-
lichen Hemisphäre ihr Hauptverbreitungsgebiet zu haben.
Tuscaroridae (s. S. 526). Unipolar-submergent: * Tuscarelta g/obosa und * passercu/a,
Erstere Ist in großer Zahl an sechs antarktischen Stationen der „Valdivia“, außerdem
sporadisch im Benguelastrom und (vom „National“) auch im Nordäquatorialstrom, und
zwar noch oberhalb des 500 m-Horizontes, letztere an sieben antarktischen Stationen,
teilweise in sehr großer Individuenzahl und außerdem sporadisch im nördlichen Indik
erbeutet worden. Vielleicht stellt sich für beide Formen l>ei genauerer Kenntnis ihrer
Vertikalverbreitung ein unipolar-submergenter Charakter heraus.
Porospathidae. Porospalhis ho/osloma scheint in allen Meeren in gleichen Tiefen vorzukommen.
Challengeridae. a) Bipolar: ** Protocysfis tridens und ** Harstoni. Beide waren schon vorher
aus den nördlichen Teilen des Atlantik und aus dem nördlichen Eismeere bekannt und
sind durch die „Valdivia“ an zahlreichen Punkten der Antarktis festgestellt worden. Die
mir von Herrn Kollegen Jörgensen freundlichst überlassenen Exemplare gestatteten mir,
für beide Arten die vollkommene Identität der nordischen und antarktischen Formen
festzustcllen.
b) Intcrpolar: Da Protocystis Harstoni (Textfig. 150) und Sloggetti (Textfig. 149)
einem engeren Formenkreis angehören, da sie ferner in den kalten und warmen Meeres-
gebieten füreinander vikarieren, und da erstere bis über den 100 m-Horizont heraufsteigt,
letztere vorzugsweise große Tiefen bevorzugt, so repräsentieren sie zusammen einen Formen-
kreis von ausgesprochen interpolarcm Charakter.
c) Unipolar-submergent: ** Challengeria Naresi wurde bisher hauptsächlich
im antarktischen Gebiet, außerdem aber auch in wärmeren Meeresteilen angetroffen. An
einer antarktischen Station wurde sie oberhalb des 300 m-Horizontes, sonst, soweit Schließ-
netzfänge vorliegen, nur in sehr großen Tiefen erbeutet, so daß sie wohl als unipolar-
submergent betrachtet werden darf. Aehnliche Verhältnisse zeigt ** Protocysfis Thomsoni.
wenigstens in ihrer dickschaligen Variante, sowie vielleicht * Protocysfis Swirei und * bicomis.
Doch wurden letztere vereinzelt auch im Indik in sehr hohen Horizonten angetroffen.
Medusettidae. Aus dieser, vorzugsweise in den Warmwassergebieten verbreiteten Gruppe
sind keine bipolaren Formen bekannt
Concharidae. PUnipolar-submergent: * Conchoftsis orbicularis und *pilidium zeigen eine
ganz ähnliche Art der Horizontal- und Vertikal Verbreitung, wie die mit ihnen häufig ver-
gesellschafteten Challcngeriden, Challengeria Naresi und Thomsoni , doch liegen bisher keine
Funde vor, welche darauf hinweisen, daß diese Conchariden in der Antarktis in höhere
Regionen emporsteigen, als in den warmen Meeresgebieten.
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TVfurc-RjMÜoUrim.
533
Coclodcndridae. Bipolare und interpolare Formen sind bisher nicht bekannt Vielleicht
bilden die tropische Coclographis rtgina und die antarktische C, aniarctica einen Formen-
kreis von interpolarem oder unipolar-submergentem Charakter. Doch fehlt es noch voll-
ständig an Angaben über die Vertikalverbreitung dieser Arten. Von besonderem Interesse
ist die Verbreitung von CotUektnus wapiticomis, welche streng auf die Antarktis beschränkt
zu sein scheint und hier für eine nicht verwandte, aber konvergente, vorwiegend tropische
Art, Coclodttuirum furcalissimum , eintritt
Aus dieser Uebersicht ergiebt sich, daß für eine verhältnismäßig große Zahl von Tripyleen,
nämlich für 8 gut charakterisierte Arten und Unterarten, die Bipolarität mit ziemlicher
Sicherheit, für eine beträchtliche Anzahl anderer Formen mit einiger Wahrscheinlichkeit an-
genommen werden kann. Ferner lassen die beiden nahe verwandten Arten Protocystis Harstoni
und SfoggeNi in besonders deutlicher Welse eine interpolarc Verbreitung erkennen, und endlich
ist zu ersehen, daß mehrere Formen sehr wahrscheinlich, andere möglicherweise als unipolar-
submergent zu betrachten sind.
Angesichts der verhältnismäßig großen Rolle, welche die bipolaren Formen unter den
Tripyleen spielen, mag es vielleicht berechtigt erscheinen, auch von dieser Organismengruppe
aus die verschiedenen, oben aufgezählten Hypothesen zu prüfen und damit an eine Frage heran-
zutreten, deren endgültige Entscheidung allerdings wohl kaum auf tiergeographischem, sondern
auf geologischem und paläontologischem Boden zu erwarten sein wird.
Ebenso wie Meisen helmer beim Studium der „Valdivia“-Pteropoden und Maas bei der
Bearbeitung der *Belgica“-Medusen, bin auch ich bezüglich der Radiolarien zu der Vorstellung
gedrängt worden, daß die polaren Formen und ebenso die Tiefenbewohner unter zunehmender
Anpassung an kühlere und kalte Wassertemperaturen aus einer mehr oberflächlichen Warm-
wasserfauna hervorgegangen sein müssen.
Die Hauptstütze für diese Ansicht scheint mir in der Thatsache zu liegen, daß, ähnlich
wie die meisten Pteropoden und Medusen, so auch die überwiegende Zahl der Radio-
larien und insbesondere der Tripyleen mehr oder weniger ausgesprochene Warm-
wasserbewohner zu sein scheinen oder wenigstens die mäßig kühlen Tiefenschichten der
wärmeren Meeresgebiete bevorzugen.
Daß speciell die Aulacanthidcn in den warmen Meeresteilen einen t>esonders großen
Formenreichtum aufweisen, ist schon oben (S. 527) hervorgehoben worden. Auch in fast allen
anderen Tripyleen-Familien Überwiegen die Warmwasser-, bezw*. die äquatorialen Tiefenkühlwasser-
formen, so bei den Aulosphäriden, Castanelliden und Circoporiden. Unter den Tuscaroriden ist,
außer den beiden oben (S. 526) herangezogenen, ausgesprochen cirkumtropischen Arten, eine
ganze Reihe von anderen Formen nur aus den Tropen bekannt, besonders groß aber ist die
Zahl der Warmwasser- und tropischen Kühlwasserformen unter den Challengeriden. Unter den
31 in der „Vaklivia"-Aus beute Vorgefundenen Challengeriden-Arten liegt jetzt schon für 12 — 15
ein genügend großes Material vor, um ihren äquatorialen Charakter erkennen zu lassen, und
ähnliche Verhältnisse dürften für die Medusettiden, Conchariden und Coelodendriden gelten.
Speciell für die Conchariden hebt auch Borgert (1907) hervor, daß die dem Aequator zunächst
57
Dp licka TxbM-lüpwlitwB lfc)»— Ifc*) tld XIV. (,8
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534
V aurtttn Hakcktk.
gelegenen Strömungsgebiete, vor allem der Südäquatorial- und Guineastrom, besonders reich
an Species sind.
Auch in anderen Radiolarienabteilungen haben offenbar die nämlichen Verhältnisse Gel-
tung. So hat Popofsky (1904 a, S. 120, 150) für die Acanthometriden festgestellt, daß ihr
eigentliches Verbreitungsgebiet in wärmeren Meeren, und zwar in den oberen, stärker durch-
wärmten Wasserschichten von o — 400 m, zu Stichen ist Aehnliches gilt nach Popofsky (1906)
auch für die Acanthophrakten und, wie mein Schüler H. Mast in einer noch nicht veröffent-
lichten Untersuchung nachwies, für die vielgestaltige Sphärelianengruppe der Astrosphäriden.
Letzterer Fund scheint mir für unsere Frage besonders bedeutungsvoll zu sein, weil wir aus
zahlreichen fossilen Funden wissen, daß die Astrosphäriden eine sehr alte, schon im Paläozoikum
eine große Rolle spielende Formengruppe sind (vergL IV. Abschnitt).
Angesichts des Umstandes, daß die nordatlantischen und subarktischen Gebiete nach-
gerade recht gut durchforscht sind, und im Hinblick auf die reiche antarktische Ausbeute der
„Valdivia“ ist nicht wohl anzunehmen, daß alle diese Ergebnisse durch eine ungleichmäßige
Kenntnis der einzelnen Meeresgebiete beeinflußt sind, vielmehr darf wohl die Gesamtauffassung
als berechtigt gelten, daß die warmen Meeresgebiete und zwar deren Oberflächen-
schichten die ursprüngliche Heimat der Radiolarien und speciell der Tri-
pyleen gewesen sein müssen.
Zu einem ähnlichen Resultate führt auch die Thatsache, daß wenigstens in einigen Tripylecn-
gruppen die eigentlichen oberflächenbewohnenden Warm wasserformen so-
wohl der Größe wie der Form nach die einfachsten Verhältnisse zeigen. Wie
nämlich weiter unten ausgeführt werden soll, sind in den betreffenden Abteilungen die Ober-
flächenformen der warmen Meere in der Regel durch geringe Größe, durch kugelige Gestalt und
einfachere Skelettverhältnisse ausgezeichnet, während die tiefenbewohnenden Kühl- und Kaltwasser-
formen die üblichen Dimensionen der Protozoen bei weitem zu überschreiten und kompliziertere
Gestalts- und Strukturverhältnisse anzunehmen pflegen. Ganz besonders schön tritt dieser Gegen-
satz unter den Cölodendriden hervor.
Endlich erfährt unser Satz in der Beobachtung eine Stütze, daß Formen von weiterer
Verbreitung in Misch- und Kaltwassergebieten Entwickelungshemmungen
und Verkrüppelungen aller Art aufweisen. So nehmen einige tropische Phäosphärien
(Aulairact us fusiformis, Sagenoarium Chuni) in Mischgebieten geringere Dimensionen an, was
als eine Art Verkümmerung zu deuten ist, da gut angepaßte Kühl- und Kaltwasserformen sonst
eher größer als die eigentlichen Warmwasserformen zu sein pflegen. Ferner fanden sich Stachel-
verbildungen aller Art bei antarktischen Exemplaren von Au/ographonium pulvinatum (Taf. XLIII,
Fig. 317a), Aulospathis variabiüs trioäon (Taf. VII, Fig. 81 — 82), AtUosphaera bisUmaria (1904a,
S. 609, Anm. 1), und ganz l>esonders zahlreiche Monstrositäten und Entwickelungshemmungen
weisen die Castanelliden der antarktischen Stationen auf (Taf. XXXVIII, Fig. 289, 291; Taf. XL,
Fig. 295, 295 a u. a.; vergL SysL Teil, S. 144, 148), nach meiner Ansicht ein Fingerzeig dafür,
daß diese Formen in dem Kaltwasser der Antarktis nicht mehr vollkommen genügende Existenz-
bedingungen finden, beziehungsweise daß sic sich der Antarktis erst anzupassen beginnen. Auch
bei anderen Organismen, z. B. bei den Brachiopoden (Blochmann, 1908), werden ja Ver-
krüppelungen mit veränderten Temperaturverhältnissen in Zusammenhang gebracht
5«
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T tclwc- KadiuLnu-n
535
Wenn also die Annahme richtig ist, daß die Oberflächenschichten der W arm wassergebiete
dem Radiolarien-Organismus die zunächst am meisten zusagenden Bedingungen darbieten, so
darf daraus die weitere Vermutung abgeleitet werden, daß von diesen Gebieten aus unter zu-
nehmender Anpassung an kühlere Temperaturen eine Ausbreitung sowohl in
horizontaler als in vertikaler Richtung stattgefunden hat, und daß auf diese
Weise einerseits die Tiefenkühl-, andererseits die polaren Kaltwasserformen ent-
standen sind.
So mögen, wie dies auch Meisen maw kr für die Pteropoden angenommen hat, auf dem
einen Wege, nämlich durch Ausdehnung der horizontalen Grenzen, zunächst Uebergriffe der
Stenothermen Warmwasserformen
N
Aequ.
in die Misch geh iete stattgefun-
den haben, so daß es zunächst zur
Entstehung von eurythermen Kos-
mopoliten kam. Während aber
bei diesen Formen „mit der zu-
nehmenden Anpassung an kühlere
Stromgebiete die Fähigkeit eines
Aufenthaltes unter dem Acquator
erhalten blieb, und so extrem eu-
rytherme Formen entstanden, bil-
dete sich bei anderen zugleich mit
jener Anpassung eine allmäh-
liche Abneigung gegen die
wärmsten Stromgebiete her-
aus“ (Meisen heim er), es fand dabei
eine immer weiter gehende Dif-
ferenzierung und Loslösung
von den Stammformen und
gleichzeitig eine räumliche Ent-
fernung von den äquato-
rialen Meeresgebicten statt.
So entstanden zunächst die bizo-
nären oder Zweigürtelformen,
dann aber bei extremer Anpassung
an das Kaltwasser die bipolaren Formen. Unter besonderen Bedingungen konnte wohl auch
eine Ausbreitung nur gegen den einen Pol hin vor sich gehen, und so entstanden rein ant-
arktische, bezw. rein arktische Formen.
Während man sich in Anlehnung an Meisenhkimek denken könnte, daß die Zweigürtel-
formen, die bipolaren und die rein antarktischen Formen sich bei zunehmender Anpassung an
ein kühleres Medium nur in horizontaler Richtung von den Wohnsitzen ihrer Stammformen
fortbewegt haben, dürfte die eigentümliche Verbreitungsweise der interpolarcn und der unipolar-
submergenten Formen auf eine gleichzeitige vertikale Ausbreitung zurückzuführen sein.
59
Fig. 151. JJiQgiprofilc de» Atlantik tu Veranschaulichung der Bipoliriilahypo<h«»en.
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536
VaLEBTTO* HaECEER.
Das beigegebene Schema (Textfig. 151) soll den Gegensatz der ORrMANN-OfUN’schen
Hypothese und der hier vorgetragenen Anschauungen in einigen schematischen Längsprofilen,
z. B. des Atlantik, veranschaulichen. Fig. a stellt den unterseeischen Austausch dar, wie er sich
nach Ortmann und Chtjn zwischen den beiden polaren Gebieten vollzieht In Fig. b ist die
Entstehung der Zweigürtel- und bipolaren Formen, in Fig. c diejenige der interpolaren, und in
Fig. d die der unipolar-submergenten Formen nach der von Meisen helmer und mir vertretenen
Hypothese veranschaulicht
Der Gegensatz zwischen den beiden Anschauungen tritt besonders bei den interpolaren
Formen hervor. Nach Chun würden die tiefsten Schichten der wärmeren Meeresgebiete von
seitwärts, d. h. von den leiden Polarmeeren aus fortdauernd Zuzug erhalten können, während
nach meiner Annahme ihre Besiedlung vorzugsweise von den über ihnen gelegenen Horizonten
aus erfolgt
Es ist im übrigen sehr wohl denkbar, daß die Bildung arktischer und antarktischer Formen
und insbesondere auch die bipolare Verbreitungsweisc innerhalb einer und derselben Gruppe auf
verschiedene Weise zu Stande gekommen ist, wie dies auch Maas (1906) für möglich hält
und Lohmann (1905) für die Appendicularicn nachzuweisen versucht hat Auch dürften, wie
ich in Uebereinstimmung mit Meisen heimer und Maas annehmen möchte, die Anschauungen,
zu welchen die Bearbeitung einer einzelnen Gruppe von Planktonorganismen führt nicht ohne
weiteres auf andere Gruppen übertragbar sein.
Versuche einer Tiefengliederung des Oceans.
Es wurde im Vorstehenden zu zeigen versucht daß die Radiolarien sehr verschiedene
Arten der Horizontal Verbreitung aufweisen, und daß dabei die Temperaturverhältnisse eine wesent-
liche Rolle spielen.
Eine ebenso große Mannigfaltigkeit wie die horizontale, zeigt auch die vertikale Ver-
breitungsweise der Radiolarien und insbesondere der Tripyleen, und wrie sich bei Betrachtung der
Horizontalverbreitung zunächst der Gegensatz zwischen Warm- und Kaltwasserformen aufdrängt
so kommt man auch hinsichtlich der vertikalen Verbreitung zunächst zu der Unterscheidung
von Oberflächen- und Tiefenbewohnern. Auch sonst zeigt sich ein Parallelismus zwischen
horizontaler und vertikaler Verbreitung: so finden eurytherme und stenotherme Formen ihr Gegen-
stück in solchen mit weiter und eng begrenzter Tiefenausdehnung (eurybathe und stenobathe
Formen nach Dahl, 1894, S. 65); wie ferner in horizontaler, so können auch in vertikaler Rich-
tung bald gut umschriebene Arten, bald wenig voneinander abweichende und ineinander über-
gehende Unterarten füreinander vikariieren, und vor allem läßt sich, wie unten gezeigt werden
soll, der Nachweis führen, daß auch die vertikale Verbreitung in bestimmter Weise die Größen-,
Gestalt- und Strukturverhältnisse der Radiolarien beeinflußt
So legen denn gerade die Tripyleen den Versuch nahe, eine Tiefengliederung des Oceans
in eingehenderer Weise, als dies bisher unternommen worden ist, und unter Berücksichtigung der
ökologischen Wechselbeziehungen der Planktonorganismen zu begründen.
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Tief»w-R «dioUriMi
537
Die ersten Versuche, welche in dieser Richtung unternommen worden sind, gehen von
der Thalsachc aas, daß die verschiedenen planktonischen Tiergruppen in den einzelnen Tiefen-
regionen in verschieden großer Arten- und Individuenzahl auftreten und daß vielfach einzelne
Horizonte durch bestimmte Formen charakterisiert erscheinen. Die Einteilung, welche vor-
genommen wurde, war dann naturgemäß eine mehr oder weniger willkürliche und nahm, wenigstens
direkt, keinen Bezug auf allgemeinere ökologische Verhältnisse, ln dieser Weise unterschied z. B.
Dahi. (1894) auf Grund seiner Copepodenstudien drei Regionen in vertikaler Richtung: eine
Oberflächenregion (o — 100 oder 200 m), welche die zahlreichsten Arten, einige Gattungen
sogar ausschließlich beherbergt, ferner eine mittlere Region (200 — 1000 m) und eine Tiefen-
region (unter 1000 m), welche beide durch besondere Arten charakterisiert sind. In ähnlicher
Weise schlägt Fowlkr (vergL Thompson, 1898, S. 545, Anm. 5), aasgehend vom Plankton des
Färöe-Kanals, eine Dreiteilung vor, indem er ein Epiplankton (o — 100 Faden unter der Ober-
fläche), Mesoplankton (ioo Faden unter der Oberfläche bis 100 Faden über dem Boden) und
Hypoplankton (100 Faden über dem Grund bis zum Grund) unterscheidet, und ich selbst
halie in meiner ersten Mitteilung (1904, S. 138) elienfalls eine vorläufige Gliederung in drei
Schichten (o — 400, 400 — 1000, 1000 — 5000 m) angenommea
Die bisherigen Schemata sind rein klassifizierender Art, dagegen haben einige spätere
Versuche bereits auf die ökologischen Verhältnisse, vor allem auf die die Gliederung bedingenden
äußeren Faktoren Rücksicht genommen.
Einen bedeutsamen Schritt in dieser Richtung hat Lo Bianco(i9Q3) gethan, indem er in
Anlehnung an Berthold (1882) und Fuchs (1883) den bestimmenden Einfluß des Lichtes auf die
Tiefengliederung des Planktons betont und so nach dem Grade der Durchleuchtung drei
Zonen unterscheidet:
1) die sehr lichtreiche Zone, welche von der Oberfläche bis in die Tiefe von etwa
30 m reicht (Zone des Phaoplan ktons);
2) die Schattenzone (Dämmerungszone), welche sich von 30 m Tiefe bis zur äußersten
Grenze erstreckt, welche der eindringendc Lichtstrahl erreicht, also etwa bis zum 500 m-Horizont
(Zone des Knephoplanktons);
3) die Dunkel zone, welche von 500 m abwärts bis zu den allergrößten Tiefen reicht,
welche als bewohnt bekannt sind (Zone des S kotoplan ktons). Wieweit im Mittelmeer diese
Zone reicht, läßt sich zur Zeit nicht angeben, da die genaueren, auf den Fahrten des „Puritan“
gemachten Beobachtungen, auf denen die Aufstellungen Lo Blanco’s vorwiegend beruhen, im
ganzen nur etwa bis zur Tiefe von 1500 m gehen.
Formen, welche in allen Schichten zwischen der Oberfläche und den großen Meerestiefen
Vorkommen (die euryhathen Formen Dahls), werden von lo Biakco als panteplanktonisch
bezeichnet Ich werde dafür den grammatikalisch vielleicht richtigeren Ausdruck pamplankto-
nisch anwenden.
In grundlegender Weise ist sodann der Einfluß des Lichtes auf die Verteilung speeiell
des Phytoplanktons von dem Botaniker der Deutschen Tiefsee-Expedition, Scihmper, und von dem
Bearbeiter der „Valdivia“- Diatomeen, Karmin, untersucht worden (vergL besonders Chun, 1900,
61
53«
Valentin Haecker.
1904; Karsten, 1905, 1907)*). Speciell für die Antarktis konnte gezeigt werden, daß die Diatomeen
( Ckaetoceras, Rhizoso/enia, Corethron, Tha/assiothrix, Fragilaria u. a.) in den ol>erflächlichsten,
von o bis 20 m reichenden Schichten offenbar ungünstige Lebensbedingungen finden, daß aber
dann ihre Masse zunimmt und in einer Tiefe von 40 — 80 m ihre maximale Höhe erreicht
Unterhalb dieses Horizontes findet eine starke Abnahme statt, und gleichzeitig treten an
Stelle der charakteristischen Oberflächenformen mehr und mehr andere Arten in den Vorder-
grund- Speciell die zwischen 80 und 200 m lebende, das intensive Licht meidende Flora wird
von den Botanikern als „Schattenflora“ bezeichnet Sie besteht in der Antarktis vorzugs-
weise aus Coscmodisctu - und Asterowf>halus-\ rten. Die Massenentwickelung tritt hier, wie gesagt
zurück, dagegen ist ein großer Artenreichtum vorhanden, so daß z. B. die Diatomeen-Gattung
Coicinodhcus durch etwa 50 Arten vertreten ist (Karsten, 1905, S. 15).
Unterhalb 200 m bis etwa zum 400 m-IIorizont ist die assimilierende Vegetation äußerst
dünn gesät ln noch größerer Tiefe ausgeführte Schließnetzfänge fördern nur noch leere Schalen
zu Tage, und zwar sind es nur die Schalen der derbwandigen Formen, insbesondere die
Gehäuse von Fragilaria, welche während des Heralisinkens der Zersetzung entgehen und bis auf
den Boden des 4000 — 6000 m tiefen antarktischen Meeres gelangen (Karsten, 1905, S. 12).
Doch hält es Karsten für möglich, daß zur Zeit der polaren Winterruhe die schwebenden
Dauersporen sich durchweg in größeren Tiefen aufhalten (1. c. S. 31).
In den tropischen Meeren liegen nach Karsten ähnliche Verhältnisse vor. Auch hier ist
die Hauptmasse des Phytoplanktons in den oberen 200 Metern enthalten, und zwar findet zunächst
eine Zunahme bis zum 80 m- Horizont statt Während aber in der Antarktis die Diatomeen die
Hauptmasse dieses reichlichen Oljerflächenplanktons bilden, treten in den tropischen Meeren die
Peridineen in den Vordergrund.
Von 80 m abwärts bis etwa zum 200 m-Horizont schließt sich auch in den tropischen
Meeren eine „Schattenflora** an, in welcher zu den Coscinodiscns- und Asfetvmpha/us-Anen ins-
besondere noch die Diatomacee Planktoniella und die eine eigene Gruppe von kugeligen
Planktonalgen bildende Gattung Halosphaera hinzukommt
In Anlehnung an die Einteilungen von Loblanco, Schimper und Karsten habe ich selbst
sj>äter (1906, S. 279) ein vollständigeres Schema von der Tiefengliederung der Radiolarien- und
speciell der Tripylcenfauna zu gel)en versucht, ohne zunächst auf die diese Gliederung bedingenden
physikalischen oder ernährungsphysiologischen Faktoren näher einzugehen. Vielmehr lag mir
nur daran, einen Parallelismus zwischen der zunächst rein systematischen vertikalen Stufenordnung
der Tripyleen und den ökologischen Schemen Lo Bianco’s und der Botaniker herzustellen.
Ich gebe hier meine Tabelle in vollständigerer Form wieder, wobei ich für die vierte und
unterste Tripyleenstufe die Bezeichnung Nachtzone oder Zone des Ny ktoplanktons an-
wende (1906, S. 277) und die frühere Aufzählung der „Leitformen“ in geeigneter Weise
ergänze. Eine vollständige Liste der Leitformen wird in einem späteren Kapitel hinzugefügt werden.
In der dritten Kolumne beziehen sich die Tiefenangaben im allgemeinen auf wärmere
Meeresgebiete. Für die Antarktis gelten etwas niedrigere Werte, welche zum Teil in eckigen
Klammern angegel)en sind.
i> Die Tiefenangaben in den vorläufigen Mitteilungen Ciiun'i und in der definitiven Darstellung Karsten'« weichen in kleben
Einielbciten voneinander ab.
b2
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Tief*e*-R»dloUrieii ,
S39
Verteilung de« Mittelmeer. Plankton»
nach Lo Biakco
Verteilung de« pflanzlichen Plankton« 1
nach den Ergebnissen
der Deutschen Tiefsee-Eipedirion
Verteilung der Radiolarien, insliesondere der Tripjrleen
O-JO m : Lidrtnwe, 7m i* de«
Ph aopl* nk ton».
8—80, besonder» 40—80 m: Dia-
tomeentchkhte.
l.eitformcn : Chaetoerras , Rhtaoto-
lenta, Tholasn'etkrix, Syuntra.
0- 50 m : Col i id enxe b i c h t.
1- eitfnrmcn : Collowum tnermr, Spharretaum p im tat um ,
Thalassephyta pelagtca, Thalau i, alta nueteala ;
Aulatetna pelagita, Canmatphaem amtart tua, Sagvu-ma
elegant.
30— 500 m : Schattenion*, Zone de»
KncphopUnkton*.
80 — 200 m : Schattenflora.
Leidormen : CotcinoJiscut , Atter-
omphalut, PlanktonielUt , Halo-
tphaera.
30—400 P50— *oo] m Challengeridenscbicht.
Leuforntcn: Challengrria xipkcdon, Prolecytht Swirei,
P. Harttemi:
Coru hiJium terebratula, C. rhymkanella, CpHthtxertu
«tmlatum, Cetuhttphaau Jiatameut.
500—?: Dunkrltonr, Zone de« Sk 0 to-
plan k ton«.
1 Mtkrocporen von Diatomeen.
400—1500 [?Joo— 1000] m: Tascarorenschicht
n) 400 — 1000 m: Pandorastnfe.
Leitformen : Aulegraphit pandara, Au later et arberestrnt,
Aulokleptrt ramatut, AuUteantha uelymantha bathybta ;
TustanUa matianalu, Tmcarrtta glabcsa, tubuhta und
pattercula ;
Preiocyttit Titardi, P. Slaggetli.
b) 1000—1500 m: Aulospsihisstufe.
I-eitformtn : AuLupathu variaMit, Aut. pn tun
Caitanella Sloggrtti, Castanuimm Aptin ru.
Nadhuone, Zone des Nyktoplank-
ton*.
Mikiospuren von Diatomeen?
1500 — 5000 m: Pharyngellenschichi.
Leitf urtnen : Challengrria Xareti, Prototytht Murray 1. Pha-
ryugrlla gmtruia, Am/dtw ierd/«rmit ;
Conchapsit erbicularts, C. pihdium.
Nahrung der. Radiolarien.
W enn wir uns nun der Frage zuwenden, durch welche Faktoren die Tiefengliederung der
Radiolarien hen'orgerufen wird, so ist zunächst natürlich die Möglichkeit eines direkten Ein-
flusses des Lichtes auszuschalten. Dagegen ist auf alle Fälle zu erwarten, daß die Vertikal-
verteilung der Radiolarien von deijenigen ihrer Nahrung einigermaßen abhängig ist, und so
müssen wir uns zunächst mit den Emährungsverhältnissen unserer Protozoengruppe beschäftigen.
In dieser Richtung liegen bis jetzt nur wenige bestimmter lautende Angaben vor. Für die
koloniebildenden Formen (Colliden oder Polycyttarien) hat Brandt (1885) den Nachweis führen
können, daß die von ihnen beherbergten, extrakapsulären gelben Zellen oder Zooxanthellen
überschüssig produzierte Stärke an die Sarkode der Radiolarien abgeben. Inwieweit die kolonie-
bildenden Formen auch von außen Nahrung beziehen, ist zweifelhaft, jedenfalls kommen nach
Brandt die Copepoden und anderen größeren Organismen, welche an der Oberfläche gefangener
„Qualster“ zu kleben pflegen, als Nahrung nicht in Betracht Es liegen also andere Verhältnisse
vor als bei den Foraminiferen, welche sich, wenigstens zum Teil, trotz des Besitzes kommen-
saler Algen, von Diatomeen, Radiolarien und Copepoden nähren (vergL Riiumbler, 1901).
Aehnliches dürfte auch für die anderen Radiolarien gelten, bei welchen extra- oder intra-
kapsuläre Zooxanthellen Vorkommen, insbesondere für viele Collodarien, Cyrtellarien und Acantho-
metren. Es soll gleich hier hervorgehoben werden, daß die Zooxanthellen offenbar nur bei bc-
63
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540
Valentin IIaxcker,
Stimmten Radiolaricn auftreten, und daß es möglicherweise verschiedene Algenspecies giebt,
die ihrerseits an bestimmte Wirte gebunden sind (vergl. Pofofsky, 1904 a, S. 8). Jedenfalls können
die Zooxanthellcn innerhalb einer größeren Radiolariengruppe den einen Formen zukommen, den
anderen fehlen. So beherl>ergen z. B, im Gegensatz zu Thalmsicolla und anderen Collodarien,
zwei mediterrane ThaJassolampr-A rten keine Zooxanthellen (R. Hertwig), und während sie bei
den Acanthometren allgemein verbreitet sein dürften, scheinen sie nur bei wenigen Acantho-
phracten vorzukommen (R. Hertwig, Pofofsky).
Bei den Tripyleen sind bisher keine Zooxanthellen mit Sicherheit festgestellt worden, da-
gegen tritt uns hier in Gestalt des Phäodiums ein anderer Inhaltsixstandteil entgegen, der
mit Recht von den meisten Autoren zu den Emährungsvorgängen in Beziehung gebracht
worden ist
In seiner typischen Form, nämlich als eine der Astropyle vorgelagerte, dichte
Masse von Sekrettropfen und Nahrungstcilen, ist das Phäodium vorzugsweise bei
dem Schulbeispiel der Tripyleen, bei Aulacantha , und außerdem bei der Mehrzahl der großen
Tiefenformen nachzuweisen (Tcxtfig. 106, 123 u. a.). Bei den meisten in den Oberflächen-
schichten vorkommenden (phao- und knephoplanktonischen) Formen dagegen, so bei sämtlichen
Aulosphäriden und Sagosphäriden, ist über die phäodialen Bestandteile des Weichkörpers nur
wenig Ixkannt. Wenigstens ist im konservierten Material das Calymma infolge seiner weich-
flüssigen Beschaffenheit regelmäßig mit seinen Inhaltsbestandteilen aasgeflossen, und nur in seltenen
Fällen findet man einige Phäodellen der Astropyle der Centralkapsel angelagert Dasselbe gilt
für die oberflächenixwohnenden Challengenden und Conchariden, welche, im Gegensatz zu den
mit Phäodium vollgepfropften Schalen ihrer tiefenlebenden Verwandten, nur geringe Reste des-
selben erkennen lassen (1904, S. 133), ein Unterschied, der neuerdings auch von Borgeht (1907)
für die Conchariden bestätigt werden konnte.
Besondere Verhältnisse liegen bei den höher differenzierten Gruppen der Cölodendriden
(sens. lat) vor. Schon Haetkel (Rep, p. LVII) hat bei diesen die „Galea“, d. h. das den Halb-
schalen aufsitzende büget- oder amboßförmige Hohlgebilde, als ein besonderes, zur Aufnahme
des Phäodiums dienendes Rcceptaculum gedeutet Thatsächlich findet man, wenigstens bei den
hochsjxcialisierten Gattungen aas der Unterfamilie der Cöloplegminen, den größten Teil der Phäo- 1
dellen in der Regel im Innern der Galeae gelagert (Textfig. 124), indessen dürfte doch, wie die
vergleichende Betrachtung der niederen und höheren Typen lehrt (S. 349 ff.), die Hauptfunktion I
der Galea in ihren mechanischen I^eistungen zu suchen sein, während ihre Aufgabe als Ver-
dauungshöhle als eine sekundär hinzugekommene Nebenfunktion zu betrachten ist Demgemäß
wird auch ihre charakteristische Gestalt im wesentlichen durch die äußeren und inneren statischen
Verhältnisse des CölodendridcnkörixTs bedingt, und nur in gewissen Einzelheiten, so in der rohr-
artigen Differenzierung der Rhinocanna, macht sich die Nebenfunktion in formbestimmender
Weise geltend.
Nicht bloß bei den Tripyleen finden sich Phäodellen, vielmehr habe ich Gebilde ganz ähn-
licher Art auch im Pseudopodienmutterboden der tiefenbewohnenden Otvsccna regaiis (Taf. LXXV1II,
Fig. 552) beobachtet und nach den Untersuchungen von H. Mast sind auch bei einigen Astro-
sphäriden aus den Gattungen Spongosphacra und Digmosphacra derartige Körper ein regelmäßiges
Vorkommnis.
1
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Tirfure-Kjulirilarirn.
541
Bau und Funktion der Phflodellen.
Ueber den Bau der Phäodellen sj>eciell der Tripylecn halien neuerdings hauptsächlich
Karawajew (1895) und Borgkri (1900) genauere Angaben gemacht. Karawajew und be-
sonders Borgert halien das Verdienst, zum ersten Male streng zwischen den eigentlichen Phäo-
dellen, d. h. den tröpfchenartigen Erzeugnissen des Radiolarienkörpers selber, und den von
außen herrührenden Einlagerungen (Protophyten, Protozoen, Copepodencicr, ? Kohlenpartikelchen
u. s. w.) unterschieden zu haben. Erstere sind, wie Borgert gegenüber Karawajew fcststellt,
jedenfalls nicht-protoplasmatischer Natur, jedoch konnte auch Borger 1 keine genaueren
positiven Angaben über Zusammensetzung und Wesen dieser Gebilde machen. Auf Grund eines
bestimmten Einzelbefundes glaubt er aber zeigen zu können, daß die Phäodellen endoplasma-
tischen Ursprunges sind (1900, S. 264).
Ebensowenig wie über die Frage
nach dem Bau der Phäodellen sind die
Akten bezüglich ihrer Funktion ge-
schlossen. Während R. Hertwig (1879,
S. 99) den Eindruck gewonnen hat, daß
die unregelmäßigen, das Phäodium zu-
sammensetzenden Substanzbrocken halb
assimilierte Nahrungsteile dar-
stellen, wurde von Haeckel vermutungs-
weise, von Karawajew und Borgert b
in bestimmterer Fassung die Auffassung
vertreten, daß es sich um Eigenge-
bilde des Tripylecnkörpers handle,
welche indessen ebenfalls zur Assimi-
lation der Nahrung in enger Beziehung
stehen (vergL die Diskussion des Gegen-
standes bei Haeckel, Rep., p. 1536,
und bei Borgert, 1900, S. 260 ff.).
Das wundervoll konservierte Material der „Val di via“ hat auch für das Studium des Phä-
odiums einige neue Anhaltspunkte gewährt Diejenigen Objekte, welche mir bei der Untersuchung
in erster Linie Dienste geleistet hal>en, sind die Phäocollen, die Aulacanthiden und Tuscaroriden.
Die skelettlose, zweikapsel ige Phaecolla valdwiae (Textfig. 152) bot insofern besonders günstige
Verhältnisse, als die Nahrungsteile und Phäodellen eine regelmäßige örtliche Anordnung
aufweisen, welche auf eine bestimmt gerichtete Cirkulation und eine stufenweise, während der-
selben vor sich gehende Umwandlung schließen läßt In der Mitte der herzförmigen Körper-
scheibe, zwischen den beiden Centralkapseln, finden sich vorzugsweise freie, d. h. nicht von Phäo-
dellensubstanz umhüllte Nahrungsteile, Diatomeenpanzer und Diatomeensporen, vor. Gegen den
oralen Rand zu sieht man die letzteren mehr und mehr von kleineren, dunkel tingierbaren Sekret-
tropfen eingeschlossen (Textfig. 152 a\ längs der seitlichen Scheibenränder folgen dann größere,
blässere Tropfen (b) und am aboralen Rande sehr große Gallertvakuolen (c), sowie die von anderen
f>5
542
Vauentis« Hakckrm,
Autoren beschriebenen „gefalteten Membranen“ (d), d. h. in diesem Fall wohl ausschließlich
Vakuolen, welche unter der Wirkung der Reagenzien eine künstliche Deformierung erfahren
haben. (In anderen Fällen, z. B. bei den Tuscaroren, handelt es sich bei den „gefalteten Mem-
branen“ zum Teil um geschrumpfte Ei- und Cystenhüllen verschiedener Organismen.) „Hier ist
mit Sicherheit zu erkennen, daß die aufgenommenen Nahrungsteile in den mittleren Partien des
Weichkörpers von wahrscheinlich schleimartigen Sekrettropfen umschlossen werden, und daß die
so gebildeten Phäodellen während der Verdauung der Nahrung und unter gleichzeitiger Uel>er-
führung des Sekretes aus einem tingierbaren, vielleicht mehr schleimigen, in einem blassen,
gallertigen Zustand, in einer Art von „Fontänenstrom“ i) nach den seitlichen Rändern und schließlich
nach dem Hinterrande der Weichkörperscheibe befördert werden“ (1907, S. 153).
Zu der Annahme, daß die Substanz der Phäodellen in den Anfangsstadien schleimiger
Natur sei, bin ich hauptsächlich durch die Erfahrungen hingeführt worden, welche ich vor längerer
Zeit an der Epidermis der Polychätenlarven gemacht habe2). Hier finden sich nämlich l>ei ver-
schiedenen Formen alle Uebergänge zwischen den einzelligen Schleimdrüsen mit stark
tingierbarem Sekret und den mit Gallerte angefüllten Skelettzellen, welche, wie schon Hatsciiek
und Kleinenberg erkannten, die Funktion eines larvalen Stützgewebes haben und besonders bei
pelagischen Formen reichlich entwickelt sind.
Um eine weitere Stütze für meine Vermutung zu erhalten, habe ich bei Formen, welche
mir in größerer Anzahl zur Verfügung standen, einige specifische Schleimfärbungen vor-
genommen, und zwar wurde sowohl Sublimat-, als Chromosmiumessigsäure-Material mit P. Mayer’s
Mucikarmin und Muchämatei'n3), sowie mit Sussdorf’s *) Methylenblaufärbung tingierL Im Gegen-
satz zu der Angabe Borger Fs, daß sich die Phäodellen von Aulacanfha im Unterschied vom
Protoplasma fast vollkommen indifferent gegen Farbstoffe verhalten, zeigten crstere, specieü bei
Sublimatmaterial von Aulacanthiden sehr distinkte Färbungen, und zwar wurden sie durch Muci-
karmin großenteils lebhaft rosa, durch Muchämatei'n trübviolett, durch Methylenblau blau gefärbt,
während in allen drei Fällen Kern und Inlrasarkode infolge kräftiger Differenzierung nur schwach
gefärbt waren. Im Flem m ing-M aterial zeigten jeweils nur einige Phäodellen die charakteristischen
Farben, während die Mehrzahl die gelbe oder grüngelbe Qiromsäurefärbung beibehiclt Alles
in allem dürften also die Färbungsversuche der Ansicht mindestens nicht widersprechen, daß die '
Phäodellensubstanz in gewissen Zuständen schleimartiger Natur ist
So sehe ich denn in der That keine Veranlassung, die Anschauung, welche ich 1907 be-
züglich der substantiellen Beschaffenheit der Phäodellen von Phaeocolla geäußert habe, zu modi-
fizieren, vielmehr scheinen mir nicht bloß die für Phaeocolla beschriebenen Anordnungsverhältnisse,
sondern auch die Färbungsreaktionen die Hypothese recht wahrscheinlich zu machen, daß die
Phäodellen schleimartige Sekrettropfen sind, welche sich nach und nach in eine
gallertartige Substanz umwandeln.
I
1) Die Bezeichnung „Fontfinenatroni“ iat von RiivmuLKK (Arch. f. Entw.-Mech., Bd. VII, 1898) für die in der Mittelachse
de* Körper* von hinten nach vorn rückende und am Vordenrande nach beiden Seiten abftießende Körnchei»trf>n>ung, wie sic sich bei
manchen Amftben findet, angewandt worden.
3) Vergl. V. Häcker, Pelagische Pptydtltcnlarvcn. Zciischr. (. wist. Zool., Bd. LXII, 1896, S. 156, Taf. IV', Fig. 23 u. a.
3) Vergl. A. B. Lee und P. Mayer, tinuida&gc der mikroskopischen Technik, 2. Aufl., Berlin 1901, S. 414.
4) Deutsche Zcitscbr. Tiermcd., Bd. XIV.
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Tiefsee-Radiolanen.
543
Eine andere Frage ist es, ob diese Flüssigkeitstropfen wirklich, wie aus den Befunden hei
PhattKoUa elienfalLs hervorzugehen scheint, eine wichtige Rolle bei der Verdauung der auf-
genommenen Nahrungsbestandteile spielen, ob sie also den „Verdau ungsvakuolen“ anderer
Protozoen vergleichbar sind ln diesem Falle wäre anzunehmen, daß sie irgendwelche Enzyme
enthalten. Borgert hat sich diese Frage ebenfalls vorgelegt, er glaubte jedoch, daß sie durch
den von ihm geführten Nachweis der nichtprotoplasmatischen Natur der Phäodellen liereiLs im
negativen Sinne entschieden sei. Dies trifft indessen nach meiner Meinung nicht zu, denn es
ist bekannt daß in den Yerdauungssäften höherer Tiere, vor allem in der Galle der Wirbeltiere,
Mucine und Enzyme nebeneinander Vorkommen. So stände wohl der Ansicht nichts im Wege,
daß die Phäodellen in ihrem schleimigen Substrat Enzyme gelöst enthalten, und vielleicht gelingt
es doch einmal, solche aus frischem Material zu extrahieren. Im Hinblick «auf die Bilder, welche
Phaaxolla und, wie wir sehen werden, auch die übrigen Tripylccn zeigen, liegt jedenfalls die
Vermutung sehr nahe, daß die Phäodellen thatsächlich die Funktion von „Ver-
dauungs vakuolen“ haben.
Anfangs- und Endzustände der Phäodellen. Borgert (1900, S. 264) teilt mit
daß er gelegentlich sowohl im astropylären Teil des Endoplasmas von Aulcuantha als auch
außerhalb der Astropyle kleine, nicht- tingier!« re Körnchen beobachtet habe, welche wohl als Vor-
stufen der Phäodellen zu deuten seien. Außerdem habe er bei einem Individuum in der Intra-
sarkode richtige Phäodellen gefunden, die sich in nichts von den außerhalb der Centralkapsel
gelegenen Gebilden unterscheiden. Beide Befunde führten Borger r zu der Ansicht daß das
Endoplasma die Bildungsstätte für die Phäodellen sei.
Auch in meinem Aulacanthiden-Material fanden sich nicht selten innerhalb des Endo-
plasmas kleine körnchenförmige Einlagerungen, welche vielleicht mit den von Borgert beol ».achteten
identisch sind. Doch halte ich es nicht für nötig, aus diesen Vorkommnissen eine intrakapsuläre
Entstehung der Phäodellen abzuleiten, selbst dann nicht wenn sich genau die nämlichen Gebilde
in der Extrasarkode vorfinden würden. Es wäre ja sehr gut möglich, daß Ixstimmte Stoff-
wechselprodukte sowohl im intra-, wie im extrakapsulären Plasma ihre Entstehung nehmen, ohne
daß eine Uel>erwanderung in geformtem Zustand stattzufinden brauchL So habe ich keine
Anhaltspunkte für eine Bestätigung der Borger Pschen Annahme finden können, insbesondere
sind mir weder l>ei den Aulacanthiden, noch l>ei irgend einer anderen Tripylccngruppe endo-
plasmatische Phäodellen begegnet ').
Um selber zu bestimmteren Vorstellungen bezüglich der Entstehung der Phäodellen zu
gelangen, habe ich mein Augenmerk auf solche junge Tiere gerichtet bei welchen mindestens
ein Teil des Phäodiums in Neubildung begriffen war. Es zeigte sich, daß in derartigen
Entwickelungsstadien die Phäodellen einerseits ein besonders starkes Tinktions ver-
mögen besaßen, andererseits überhaupt keine oder nur ganz vereinzelte Fremd-
1) Eine dritte Art von end.rjdaima tuchen Inhatokörpern, welch« Kaiawajiw und RomiMT bei AuUuantha gefunden haben
fvergl. Borgekt. 1900, S. 248). di« sogenannten „bläschenförmigen Einschlüsse“. sind »ehr häufig Irei allen untersuchten Aulacanthiden
<11 tieol achten, und rw.ir nicht bloß in den Prnphasen der Teilung. In welchen lie von Bomgrrt hauptUrhlich festgcstellt wurden,
«»adern nicht »cltcu auch im ..Kuheviadtum“ der CentralkapseL Es zeigen diese Gebilde eine große Aebnlichkeit mit gewissen t-ormro
der lief Collodarien und Splurellaricn regelmäßig vnrkuramenden Konkretionen, und so mochte ich sie in UelKremsUmmiuig mit
BOkuEKT als Aiit-cheidongsproduktr oder, tiewcr vielleicht, al» Reservwmffc betrachten.
67
69«
544
Valin Tin Hazckxr,
körpere in. schlösse aufwiesen, zwei Merkmale, welche sich mit der oben vertretenen Hypo-
these in recht guten Einklang bringen hissen.
So fanden sich bei einem jugendlichen Exemplar von Challengeria Naresi mit weich-
häutiger, färbbarer Schale (Taf. 1.11, Fig. 430) im extrakapsulären Plasma („Neoplasma“) nur sehr
wenige, großenteils stark färbbare und der Einschlüsse entbehrende Phäodellen, welche, ähnlich
wie man es vielfach liei Nukleolen sieht, von einem hellen, durch Schrumpfung entstandenen Hof
umgeben waren.
Noch deutlicher tritt die Beschaffenheit junger Phäodellen hei einem Exemplar von
Platt ktoneUa atlantica mit 3 Centralkapseln hervor. Das Phäodiuin dieses in Fortpflanzung
begriffenen Individuums ist im Gegensatz zu dem l’häodium anderer /%*n^/e«<r//<?-Exemplare
(s. unten) nahezu vollkommen frei von Frcmdkörpereinschlllssen und besteht aus dicht gedrängten,
großenteils färblxiren, rundlichen Phäodellen, welche in der unten zu beschreil>enden Weise alle
Uel)ergänge teils zu den pigmentierten Typen, teils zu den „gefalteten Membranen“ zeigen
(Taf. 1 -XXXV' II, Fig. 606). Spccicll in dem Zwischenraum zwischen den lx:iden, außerhalb der
Schale gelegenen Enkelkapseln, also offenbar in neugebildetem Plasma, waren zahlreiche,
tief tingierbare Phäodellen eng zusammengedrängt, wie dies, allerdings in nicht sehr aus-
gesprochener Weise, auch auf dem früher abgebildeten Schnitte (Taf. LIX, Fig. 459) hervortritt.
Beide Befunde weisen, elienso wie die Beobachtungen an Phaeocolla, darauf hin, daß die
Phäodellen in statu nasccndi ein l«esonders hohes Maß von Färbbarkeit l>esitzen und zunächst
noch frei von Einschlüssen sind. Es spricht dies alles für die Annahme, daß die Phäodellen
als schleimartige Sekrettropfen in der extrakapsulären Sarkode ihre Ent-
stehung nehmen, um sodann, sei es nach Aufnahme von Fremdkörpern, sei es ohne eine
solche, in die gleich zu besprechenden Modifikationen und Fmdstadien ül>erzugehen.
Die allmähliche Umwandlung der Phäodellen habe ich hauptsächlich bei Phaeocolla
(Tcxtfig. 152; Taf. XL1I, F'ig. 302), bei den Planktonetten (Taf. LXXXVII, Fig. 606) und bei den
Tuscaroren (Taf. I „XXXVI, Fig. 601), al>er auch bei Aulacanthiden (Taf. LXXXVI, Fig. 602)
und anderen Formen verfolgen können. Die Neubildung kann nach verschiedenen Rich-
tungen hin vor sich gehen, und daraus erklärt sich das außerordentlich mannigfaltige und
unregelmäßige Bild, welches das Phäodium der Tripyleen im allgemeinen darbietet. Die wich-
tigsten Modifikationen und Endstufen sind folgende:
a) Pigmentierte Phäodellen. Es lassen sich unter den Phäodellen, insbesondere
unter solchen, welche keine Einschlüsse enthalten, alle Uebergangsstufen vom unpigmen-
tierten, aber künstlich tingierbaren zum natürlich gefärbten Zustand nachweisen, und zwar findet
man entweder, daß die Tingicrbarkeit abnimmt und an Stelle der künstlichen Färbe eine diffuse
gelbliche, bräunlichgelbe oder grünlichgcllx; Färbung zum Vorschein kommt (Taf. LXXXVII,
Fig. 606 a und &), oder daß in den schwächer oder gar nicht mehr tingierlxiren Phäodellen
körnige Pigmente auftreten, oder daß gleichzeitig die diffuse und die körnige Pigmentierung
Platz greifen. j
Die als Pigmentkörnchen zu deutenden Fanlagerungen halx*n eine verschiedene Größe
und Färbe. Insliesondere wurden innerhalb der Fämilie der Tuscaroriden bald rundliche, schwarze,
bald stälx'henförmige, rotbraune Körnchen angetroffen.
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Tirfsr*-RadioUrirn
545
Während in vielen Fällen die Pigmentnatur dieser Einlagerungen kaum zu 1k -zwei Mn
war, wurden auch „kleinere und größere schwarze Brocken, die wie Kohlcn|*artikel aussehen“
(Bokokk i, I. c. S. 265), gefunden, also Gebilde, welche möglicherweise den F'remdkörpercinschlüssen
zuzuzählen sind.
b) Gallert kugeln, geschichtete und gefaltete Phäod eilen. Es war mir zuerst
bei PhatotoUa (Textfig. 152) aufgefallen, daß die färbbaren Phäodcllen längs der Peripherie der
Weichkörperscheibe allmählich in größere, blässere Gebilde Obergehen, welche ich, namentlich
im Hinblick auf ähnliche Umwandlungsprozesse l»ci pelagischen Polychätenlarvcn, als Gallert-
kugeln deuten möchte. Schon diese Gallertkugeln von PhaeocoUa weisen vielfach an ihrer
Oberfläche Faltungen und Runzelungen auf und führen so ihrerseits hinüber zu den bei anderen
Formen sehr zahlreich auftretenden, schon von Karawajew und Borc.kkt l>cschriebcncn
geschichteten und zusammengefalteten Bildungen, welche, soweit es sich nicht um
Ei- und Cystenhüllen handelt (s. unten), stets als Ixxsonders grobe, ursprünglich geschichtet
gebaute Phäodellen zu betrachten sind, die sich infolge der schrumpfenden Wirkung der
Reagenzien in der Regel in Form von vielfach gefältelten Lamellen paketen darsleUen.
Auch lx.*i anderen Tripyleen lassen sich alle l’ebergange nachweisen zwischen den kleinen,
rundlichen, dunkel tingierbaren Phäodellen, den gröberen, nur an der Oberfläche gerunzelten,
blässeren Gebilden und den teilweise zu großen Dimensionen angeschwollenen, meist nur sehr
schwach färhlwren geschichteten und gefalteten Bildungen. Beispiele hierfür finden sich
namentlich bei den Planktonetten (Taf. LXXXVII, Fig. 606 c — <•) und Tuscaroren (Taf. LXXXV'I,
Fig. 601 a — (), liei welchen jeder Schnitt die ganze Skala von Zwischenstufen aufzuweisen pflegt
Es dürfte also keinem Zweifel unterliegen, daß zwischen den jungen, stark färbbaren Phäodellen
und den geschichteten und gefalteten Körpern ganz allgemein die bei den Phäocollen ermittelten
genetischen Zusammenhänge bestehen.
c) Zusammengesetzte Phäodellen. Die größeren Phäodellen können sehr häufig
einen zusammengesetzten Charakter annehmen, in der Weise, daß entweder mehrere Phäodellen
von ungleicher Beschaffenheit miteinander zusammenfließen (Taf. LXXXV'I, Fig. 601 */) oder
daß kleinere Phäodellen oder kleinere geschichtete und gefaltete Körper als Einschlüsse größerer,
schwach färbbarer, mit Fremdkörpern beladener Bildungen erscheinen. So kommt es zur Ent-
stehung mächtiger gewöllartiger Ballen, welche speciell bei den tiefen bewohnenden Comhofiu-
Arten halb so groß wie die Centralkapseln sein können. Wie viel liei der Entstehung dieser
zusammengesetzten Phäodellen künstlicher Natur und auf Rechnung der Fixierung zu setzen
ist, kann natürlich nicht mit Sicherheit entschieden werden, doch habe ich den Eindruck gewonnen,
daß mindestens in sehr vielen Fällen die komplexen Körper keine Artefakte sind, sondern natür-
liche Verhältnisse zur Darstellung bedingen.
Fremdkörpereinschlüsse. Wie schon von meinen Vorgängern festgestellt wurde,
befinden sich im Phäodium zwischen den eigentlichen Phäodellen Fremdkörper in Gestalt von
Diatomeenpanzem, Copepodeneiem u. s. w. eingelagert Fis ist jedoch, soviel ich sehe, bis
jetzt noch nicht auf die Thatsache genügend aufmerksam gemacht worden, daß derartige
Fremdkörper bei allen Tripyleen auch in einem großen Teil der Phäodellen
eingeschlossen si nd, ja daß man zuweilen mehr eingeschlossene, als freie Fremdkörper findet.
Es sei zunächst zur vorläufigen Orientierung kurz auf die Abbildungen hingewiesen: in dem in
69
546
Valentin Haxckhi,
Taf. LXXXVI, Fig. 602 abgebildeten Phäodium eines . / ulaeantha- Exemplars sieht man in ein-
zelnen größeren, blassen Phäodeilen (d) zahlreiche kleine, von einer Membran umhüllte und mit
einem oder zwei färbbaren Mittelflecken versehene Körper, welche man wenigstens zum Teil als
Mikrosporen von Diatomeen oder anderen Algen zu deuten berechtigt sein wird; andere Phäodeilen
(aj beherbergen zeitige Gebilde, welche in unverkennbarer Weise ältere Entwickelungsstadien von
Algensporen darstellen; im Phäodium der Tuscaroren (Taf. LXXXVI, Fig. 601) pflegen in zahl-
reichen Phäodeilen (b, c, e u. a) Diatomeenschalen, insbesondere Coscinodiscus- Panzer, in einzelnen
auch Dictyochidenskelette eingeschlosscn zu sein; in den Phäodeilen einer Nalkma/dta
(Taf. LXXXVI1, Fig. 607) fand ich massenhafte kleine, gleichmäßig gebaute Stäbchen, welche
als Fremdkörper unliekannter Herkunft, möglicherweise aber auch als Konkretionen zu deuten
sind, und in demselben Phäodium war eine große spindelförmige Phäodellc enthalten, welche
sich in ganz ähnlicher Weise wie eine Amoeba vtrrtuosa an einen Oscillarienfaden , an eine
Aulacantha - Nadel angelegt hatte und offenbar im Begriff war, diese in sich aufzunehmen
(Taf. LXXXVI I, Fig. 607
Wir haben also nach dem Bisherigen zwischen den „freien“ und den von den Phäo-
deilen cingeschlossenen Fremdkörpern zu unterscheiden, und es erhebt sich zunächst
die Frage, ob es sich hierbei um mehr zufällige oder um physiologisch bedeutungsvolle Unter-
schiede handelt. Schon Ihm den Phäocollen konnte festgestellt werden, daß die freien Phäodeilen
hauptsächlich in der Mitte der Weichkörperscheibe zwischen den beiden Centralkapseln gelagert
sind, und diese Anordnungsweise führte zu der Vorstellung, daß die von den Pscudopodien ein-
gebrachten Fremdkörper zunächst in die centralen, den beiden Stoffwechselcentren benachbarten
Sarkodepartien geschafft werden und dann, von Phäodeilen umschlossen, in den peripheren
Cirkulationsstrom hineingelangen. Streng zu beweisen sind natürlich diese Beziehungen nicht,
und bei den Aulacanthiden bin ich in der That auf Anordnungsverhältnisse gestoßen, welche,
wenigstens 1 »ei dieser Tripyleengruppe, einen etwas anderen Verlauf der Dinge als möglich
erscheinen lassen.
Es war mir zuerst bei einem aus T.-St 149 stammenden Exemplar von Aulographis t dran -
cistra aufgefallen, daß der Weichkörper geradezu vollgepfropft war mit den Kieselskeletten anderer
Planktonorganismen. Die Fig. (>05 (Taf. LXXXVI I) zeigt einen Teil dieses „Sitikophäodiums“ :
man sieht in überragender Zahl die spindelförmigen Gehäuse von Fragilaria , CosattodiseusSc h alen
und andere Diatomeen reste, außerdem aber die Skelette von Dictyochiden und verschiedene
auffallend gut erhaltene Radiolarienskelette, so eine Cyrtoidee, welche dem Hafx:kfj .'sehen S/icho-
pUium (Rep., Taf. LXXVII, Fig. 9) nahesteht (a), und andere Formen, welche an Perotne/issa
(Syst Teil, Taf. LXXXIV, Fig. 582) erinnern (b).
Es war mir, da es sich um ein etwas deformiertes Exemplar handelte, nicht möglich, die
genauen Lagel «zieh ungen zwischen diesen massenhaften kieseligen Einlagerungen und den beiden
Centralkapseln fcstzustcllcn. Dagegen konnte ich wiederholt l>ei antarktischen Exemplaren
von Aulographis paudora und Au/ospafhis variabi/is , insbesondere auf Schnittpräparaten, sehr regel-
mäßige Anordnungsverhältnisse nachweisen. Bei mehreren Exemplaren von Aulographis pandora
fanden sich nämlich im nächsten Bereich der A stropy len der beiden Centralkapseln die eigent-
lichen Phäodeilen, und diesen wieder war jeweils eine Anhäufung von Kieselskeletten vorgelagert
Bei einigen antarktischen slu/ospa/his- Exemplaren (Textfig. 153) dagegen waren die Phäodeilen
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T ief*ee- RadioUrien.
54 7
außer in der Nachbarschaft der Astropyle auch längs der Flanken der Centralkapsel verteilt, und
die Kieselskelette waren in dichten Massen auf die Pa rapy len seite der letzteren konzentriert.
Es fragt sich, ob in diesen Fällen die Fremdkörper als frisch aufgenommene Nahrungs
teile, welche der Umschließung durch die Phäodellen und der Verdauung noch harren, oder
umgekehrt als beiseite geschaffte Depots von unverdaulichen Nahrungsresten aufzufassen sind.
Ich kann diese Frage nicht entscheiden, habe aber int ganzen den Eindruck gewonnen, als ob
die letztere Deutung die richtige sei. Vielleicht ist in diesem Falle anzunehmen, daß die Kiesel-
skelette nur scheinbar ganz
frei in den Weichkörper des
Radiolars eingelagert sind, daß
sie vielmehr im natürlichen
Zustand von sehr dünnflüs-
sigen Gallertvakuolen, d. h.
den vorher besprochenen End-
zuständen der Phäodellen, ein-
geschlossen und daß diese
Gallert vakuolen bei der Kon-
servierung zusammengeflossen
sind.
Besondere Vor-
kommnisse, Um etwaige
Beziehungen des Phäodium-
inhalts zur Horizontal- und
Vertikal Verbreitung nach weisen
zu können, empfiehlt es sich
zunächst, bei den einzelnen,
größeren Tripyleenabtcilungen
einen Rundgang zu machen
und einige besondere Fremd-
körpervorkommnisse hervor-
zuheben.
Bei den Aulacanthi-
d e n bilden, wie bei den meisten
anderen Formen, Diatomeen-
panzer, insbesondere Frag i/a ha- und Cö.v«7/Wrirr#.v-Gehäuse die häufigsten, deutlich erkennbaren Fremd-
körpereinschlüsse. Sie treten namentlich bei vielen antarktischen Exemplaren in großer Menge
auf. Seltener (besonders in T.-St 149) fanden sich Reste von Asteromphalus, von Dictyochiden
und von verschiedenen Radiolarien vor, von welch’ letzteren vereinzelte Cyrtoideen (. Stkhopilium -.
Lithomelissa- und Pn ome/issa£h nl iche Formen) mit einiger Sicherheit diagnostiziert werden konnten
(Taf. LXXXVII, Fig. 605). Ferner kamen mehrfach Tripyleen-Gehäuse vor: so in einer Aulo-
graphis pan Jura (T.-St 149) eine offenbar neue Challengeride, welche der Protocystis Murray i
einigermaßen ähnlich ist (Schalendurchmesser 0,08 mm), in einem anderen Exemplar derselben Art
7«
Fig. 153. Cnitmlk*p*el und Phiiodium ein« antarkciichea ^tt/oj^n/Aii-Exemplara.
Valentin Haeckek,
54 8
(T.-St. 73) eine Porospaihis und in einem Exemplar von Au/ospa/his (T.-St. 149) eine Protocysfis
bicomis. Bei einer Atäoeoryne zetesios wurden als ein sehr vereinzeltes Vorkommnis (siehe:
Cölodendriden) G /obiges vwa-Schalen vorgefunden. Es ist sehr auffallend, daß im Phäodium der
Aulacanthiden, ebenso wie in demjenigen anderer Formen die Gehäuse von Tripyleen eine so
spärliche Rolle spielen. Trotzdem z. B. in der Antarktis die Challengeriden teilweise massenhaft
aufzutreten scheinen, habe ich in vielen Dutzenden in Schnittserien zerlegter, antarktischer Aul-
acanthiden nur die oben aufgczählten Tripyleen-Exemplare gefunden. Da niemals Peridineen und
nur ganz vereinzelt Foraminiferen im Phäodium Vorkommen, so scheint es also, daß die Aul-
acanthiden und die Tripyleen überhaupt einen ausgesprochen herbivoren
Charakter besitzen, und daß das Vorkommen von Cyrtoideen- und Tripyleen-Gehäusen im
Phäodium mehr zufälliger Art ist
Von großem Interesse ist der Inhalt des Phäodiums einer in T.-St 43 (mit dem Vertikal-
netz) erlieuteten Aulaeantha seofymantha typica mit 4 Ccntralkapscln (Taf. LXXXV1, Fig. 602),
und zwar deshalb, weil es zahlreiche, prachtvoll konservierte, offenbar frisch aufgenommene
Algensporen in verschiedenen Teilungsstadien enthielt Ich kann mir nicht versagen, auf diese
Befunde genauer einzugehen, da sie vielleicht in diesem oder jenem Punkte eine willkommene
Ergänzung zu den von Karsten an Coreikron gemachten Beobachtungen bilden und einen
interessanten Einblick in das Kleinleben des Planktons gewähren.
Ich schicke zunächst die Beschreibung voraus, welche Karsten von der Mikrosj>orenbi!dung
und Keimung von Corethron Va/divuu giebt (1905, S. 107 ff., Taf. XIV):
Innerhalb der Mutterschale entstehen hier durch successive Kemteilungsvorgänge die Kerne
der Mikrosporen (Taf. XIV, Fig. 2, 3). Aus den geöffneten G>n7///w/-Zellen schlüpfen dann die Mikro-
sporen, von einer Schleimmasse eingeschlossen, aas worauf eine Vereinigung zweier oder mehrerer
Schleimmassen und im Inneren derselben die Kopulation von Mikrosporen ungleichnamiger Ab-
stammung erfolgt Die Zygoten wachsen innerhalb der Schleimmassen heran und keimen, indem
sie durch Teilung zwei zweikemige Tochterzellen entstehen lassen (Taf. XIV, Fig. 6, 7 a). In
jeder Tochterzelle wird der eine Kern zum Großkem, der andere zum Kleinkem (Fig. 7 b — e).
Mit Beginn der Schalenbildung (Fig. 5e) verschwindet der Kleinkem; Borsten, zweite Schale und
Gürtelband bilden sich hervor, und so entsteht eine kleine, al>cr vollständige Core/hron-Ze Ile.
Ob nun die in meinem Au/acautha-Exemphur aufgefundenen Entwickelungsstadien sämtlich
einer und derselben Algenform angehören und welches Genus im speciellen in Betracht kommt
läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit entscheiden. Immerhin ist die Reihe, zu welcher sich die
Bilder, wie von selber, zusammenschließen, so kontinuierlich, daß mir ihre genetische Zusammen-
gehörigkeit sehr wahrscheinlich zu sein scheint und außerdem ist die Aehnlichkeit der Stadien
mit den von Karsten gegebenen Bildern so groß, daß ich mit Bestimmtheit glauben möchte,
daß cs sich um die Entwickelung von Diatomeen handle. Da ferner indem betreffenden AuA
<707«///a-Hxemplar sich mehrere größere Gm <7 nodisetfjs-Sch al en (Fig. 602 b) vorfanden, so ist die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß unsere Stadien in den Entwickelungskreis einer Cosa noch scus-
Art gehören.
Der Konservierungszustand war ein vorzüglicher. Das Fixierungsmittel war nicht ange-
geben, doch handelte es sich wahrscheinlich um Sublimat Bei Eosin-Hämatoxylinfärbung hatten
das Plasma der Sporen eine gelbliche, die Chromosomen eine tief violette, die „Kleinkerne** eine
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I irltrr-Railiolntirii.
549
graublaue Färbung angenommen. Die Chromatophoren waren nur in Älteren Stadien als scharf
umgrenzte, rundliche Körperchen zu erkennen, stets aber nur in geringer Zahl vorhanden.
Als jüngste Stadien möchte ich kleine (einen Durchmesser von 0,002 mm aufweisende),
rundliche Gebilde von annähernd gleicher Größe und Form ansehen, welche eine derbe Hülle
und in ihrem Innern ein oder zwei dunkler gefärbte Körnchen erkennen lassen. Sie liegen
bald, gruppenweise vereinigt, frei in der Sarkode (Fig. 602 t\ hald sind sie von einem rundlichen,
blaß färbbaren Substanzballen eingeschlossen (d), welcher wahrscheinlich als Phäodellc zu deuten
ist, möglicherweise allerdings auch der Schleimgallerte entspricht, in welche nach Karsten die
Mikrosporen von Corethron eingeschlossen sind. Ich möchte diese Gebilde in der That als
Mikro sporen deuten, jedoch gleich hier darauf hinweisen, daß bei anderen Tripyleen häufig
ähnliche Körper auftreten, die, schon wegen ihrer ungleich mäßigen Größe, eher als Produkte der
Tripvleensarkode zu deuten und in der That vielfach den „Konkretionen“ anderer Radiolarien
ähnlich sind.
Die als Mikrosporen gedeuteten Gebilde sind nun durch eine Reihe von L'cljcrgangsstufcn
mit denjenigen Einschlüssen verbunden, deren Sporennatur zweifellos feststeht Zunächst findet
man etwas größere Körper mit deutlicher, vielfach durch die Konservierung geschrumpfter
Membran und unverkennbarem Kern (i). Noch größere Zellen, mit einem Durchmesser von
0,005 mm an zeigen einen anscheinend membranlosen, unregelmäßig gestalteten Kern, der von
färb! Karen Körnchen von sehr gleichmäßiger Beschaffenheit und Verteilung angefüllt ist Be-
merkenswert ist daß in diesen Stadien zwei deutlich unterschiedene Entwickelungsreihen
nebeneinander herlaufen, für welche es unentschieden bleiben mag, ob sic verschiedenen Species
oder den beiden Geschlechtern dersellien Species entsprechen : eine Serie mit einer größeren Zahl
feinkörniger Chromatinelemente U, e, o, n) und eine solche mit einer nicht sehr großen Zahl
(etwa 8) grobkörniger Chromosomen (h, g). Bei erstcrer findcUman nicht selten schon in jüngeren
Stadien im Innern des Kernes einen nucleolusartigen, schwach färbbaren Körper (o) oder außer-
halb desselben einen ähnlich färbbaren „Kleinkern*4 (e, n). Einige Bilder scheinen darauf
hinzuweisen, daß der letztere den aasgetretenen Nuclcolus darstellt
Während dieser ersten Wachstumsperiode der Sporen scheinen die sexuellen Vorgänge
Platz zu greifen. Wenigstens fand ich wiederholt Bilder (r), welche an die von Sch ALWIN N u. a.
für verschiedene Protozoen beschriebenen Richtungsteilungen erinnern, und solche (k),
welche als Kopulation s zustände gedeutet werden können. Kür diese Erklärung spricht
auch der Umstand, daß in den zuletzt genannten Stadien (k) keine Membran vorhanden ist
In älteren, vielleicht als Zygoten zu deutenden Sporen mit einem Durchmesser von 0,01 mm
ist regelmäßig neben dem „chromatischen*4, meist körnigen Propagationskem ein deutlicher „Klein-
kem“ zu erkennen (l)% und zwar treten diese Strukturen auch dann noch deutlich hervor, wenn
die Sporen bereits in Phäodellen eingeschlossen sind (nt). Nunmehr wachsen die Sporen be-
trächtlich heran, jedoch wird diese Wachstumsperiode auf einer oder auf zwei Größenstufen
(nämlich bei einem Durchmesser von etwa 0,015 und 0,02 mm) durch Teilungen unterbrochen
(q, s, bezw /, f). Namentlich vom zweiten Teilungsakte sind schöne Spiremstadien (ft) und
eine sehr gut erhaltene Metakinese (f) zur Beolxichtung gelangt
Mit diesen „Keimungsprozessen“ schließt die Entwickelung ab, soweit sic innerhalb des
A ulacantha- Phäodi ums zur Beobachtung kam. Mit dem von Karsten angenommenen Ent-
73
Dnrtwhp 1 irlvr.l ,|*it<linn i«.,» - i».,, 14.1 XIV
Valentin Hafckfk,
55°
wickelungsgang würde die Reihe der Stadien, ihre Zusammengehörigkeit vorausgesetzt, im ganzen
gut übereinstimmen, doch ist es mir zweifelhaft, ob liei meiner Form die „Kleinkerne** umge-
wandelte Tochterkerne sind, wie dies Karsten für Corethron angiebt Auch die Zweizahl der
Teilungsakte steht nicht mit den KARsrcx’schen Beobachtungen im Einklang.
Von den an die Aulacanthiden sich anschließenden Tripyleengruppen haben mir die
Astracanthiden, A ulosphäriden und Sagosphäriden keine genügenden Bilder ge-
liefert, die ersteren wegen mangelhafter Fixierung des Materials, die beiden letzteren, weil auf
keinem meiner Schnittpräparate Reste des Phäodiums zu sehen waren (s. ol/cn S. 540). Was
die Cannosphäriden anbelangt, so enthielten die in der Antarktis gefischten Exemplare von
Cannospkatra antarctica eine größere oder geringere Menge von Fragi/ana- Panzern.
Einige größere Exemplare von mehreren Cast anelli den -Arten ( Castanidium sp. und
Caslantlla sp.), welche in T.-St. 54 mittelst eines tiefgehenden Vertikalnetzzuges erbeutet worden waren,
zeigten auf Schnittpräparaten ein Phäodium, welches eine überraschende Aehnlichkoit mit dem
gleich zu beschreibenden Phäodium der Tuscaroren aufwies (Taf. LXXXVI, Fig. 601): auch die
als Eihüllen von Centropagcs zu deutenden Chitinhüllen (s. u.) kehrten wieder, nur fehlten kieselige
Elemente fast vollkommen. Im Gegensatz dazu zeigteeine in T.-St i2o(S. 1500 — 1000) gefischte
Circoporide ( Circospathh sexfurca) im Habitus der Phäodellen eine große Uebereinstimmung
mit den in der Nachbarstation 121 gefischten Challengerien (Taf. LXXXVI I, Fig. 604). Den
Hauptinhalt der Phäodellen bildeten, wie bei den letzterem, wohl erhaltene „Mikrosporen“. Bruch-
stücke kieseliger Natur waren nur sehr spärlich vorhanden.
Nel/en den Aulacanthiden haben die Tuscarorid e n besonders mannigfaltige und viel-
fach sehr instruktive Bilder geliefert (Taf. LXXXVI, Fig. 601). Außer den färbbaren Phäodellen
und ihren unzweifelhaften Derivaten (geschichteten Körpern, gefalteten Membranen etc,) fanden
sich hier besonders zahlreiche rundliche Körperchen von ungleicher Größe und gelblicher Farbe.
Auf Sublimatpräparaten war die Färbung mehr hellgelb, auf Flkmminc, -Präparaten dunkelgelb bis
grünlichbraun (hier offenbar durch die Chromsäure modifiziert). Diese Gebilde, welche teils einzeln
liegen, teils klumpcnweisc vereinigt sind, halx: ich im Systematischen Teil (S. 200) als abge-
storbene Algenzellen gedeutet, ich bin aber inzwischen zweifelhaft geworden, ob es sich nicht doch
um phäodellenartige Substanztröpfchen l>esonderer Art handelt, welche durch ein diffuses gelbes
Pigment gefärbt sind.
Als Nahrungskörper sind l»ei den T uscaroriden in erster I inie die Diatomeen zu betrachten,
deren Panzer sehr häufig im Innern größerer Phäodellen beobachtet werden (b, c, e). In letzteren
fanden sich außerdem Dictyoehidenskelette (/), seltener Bruchstücke von A ulaca nt ha - N ad el n und
Gv/f*/<-v/«//-w ///-Skelette , sowie ein einziges Mal das Gehäuse einer Challengeride (Protocystis
Stvirfi). Während also auch bei den Tuscaroriden Protozoen, iasliesondere andere Radiolarien,
eine sehr geringe Rolle als Nahrungskörper zu spielen scheinen, finden sich relativ häufig Ein-
schlüsse gröberer Art: so Chitinkiefer von Sagitten (wie dies auch Borgert beobachtet hat),
grobschollige, dickhäutige Copepodencier und ferner sehr derbe, Gelfach gefaltete, chitinöse Mem-
branen mit bäumchenförmigen Aufsätzen (g). Offenbar gehören diese letzteren Gebilde, die 1/ei
mehreren Tuscaroren- Arten gefunden wurden, in die Nähe des „Ovum hispidum hystrix“ Cleve’s
und Lohmann's (1904, S. 27), welches von letzterem ab Copepodenei und zwar vermutungsweise
ab das Ei von Crnfropagrs gedeutet wird.
74
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1 ic(*w-KadutUnm.
55*
Bezüglich der großem Med u sott i den wurde s* hon im Vorstehenden mitgotrilt, daß Uri
einer in Fortpflanzung befindlichen Planktonetta (Taf. LXXXVII, Fig. 606) zwischen den dicht-
gedrängten, großenteils stark färbtiaren und also wahrscheinlich neugebildeten Phäodcllcn nur ganz
vereinzelte Diatomeenpanzer nachzuweisen waren, und ferner, daß ich bei anderen Planktonetten
eine größere Zahl von Diatomeen und l>ei einer NationaUtta (Taf. LXXXVII, Fig. 607) eine
. lu/acan/Aa- Nadel (a) und massenhaft spindelförmige Stäbchen fand, deren chemische Natur nicht
festzustellen war, da ich das Präparat zu diesem Zwecke nicht opfern konnte.
Von Cha Mengenden und Conch ariden liegt mir auf Schnittpräparaten eine größere
Zahl von Exemplaren von Challtngeria Nartsi (Taf. LXXXVII, Hg. 604) und Cont/iops/s
(Taf. LXXXVII, Fig. 603) vor, welche von T.-St. 120 und 121, und zwar aus einer Tiefe von 1000
bis 1500, bezw. 2500 — iqoo m herstammten. Bei Challtngtria sind die dichtgedrängten Phäo-
dellcn ziemlich gleichmäßig groß und mit I lämatoxylin stark färbbar, sie besitzen durchweg eine
runzlige Oberfläche und schließen massenhaft sehr kleine, rundliche, großenteils geschrumpfte
Körnchen ein. Bei einigen dieser Gebilde war im Innern eine dunkle Zusammenballung zu er-
kennen, welche als geschrumpfter Protoplasmakörper gedeutet werden könnte, und ich möchte
daher annehmen, daß sie mit den l»ei Aultuantha gefundenem Körpern zu vergleichen und als
Mikrosporen zu deuten sind. Von kieseligen Fremdkörpern fanden sich im Phäodium von
Chaflengeria nur vereinzelte Bruchstücke von Coscinodiscus vor.
Aehnlich liegen die Verhältnisse bei Cottthopsis (Fig. 603): die, wie l>ercits erwähnt, durch
ihre Größe ausgezeichneten Phäodcllen, welche vielfach einen zusammengesetzten, gcwöllartigen
Charakter aufwiesen, enthielten in großen Mengen und als ausschließliche Inhalts! n-stand teile
„Mikrosporen", welche deutlich den geschrumpften Protoplasmakörpcr erkennen ließen, und zwischen
den Phäodcllcn allerlei rätselhafte Gebilde, geschrumpfte Cysten, merkwürdige spiralige Bildungen,
die an ein aufgerolltes Schiffstau erinnern (auch l**i Castanrl/a, T.-St. 54, gefunden). Nur ein
einziges Mal fand sich ein kieseliger Fremdkörper, nämlich ein Fragila 1 /«-Gehäuse, vor. Jeden-
falls lassen diese ausgesprochen tiefenbewohnenden Challengeria- und ConcAöpsis- Arten in größter
Liebereinstimmung das fast vollkommene Zurücktreten der Kieselpanzer und das
Ueberwiegen der als Mikrosporen gedeuteten Gebilde erkennen.
Die Cölodendriden zeigen ähnliche Verhältnisse wie die Aulacanthidcn. Ab be-
merkenswerte Vorkommnisse sind zu erwähnen vereinzelte Gehäuse von Challengeriden (Proto-
typs tridens. Cadinmj und besonders die wiederholt (bei Cot lodend non furratissimum und Cotf-
ethinus) gefundenen Globigerinenschalen (siehe: Aulacanthiden).
Nahrung und Verbreitung.
Ich hatte erwartet, mittelst einer systematischen Untersuchung des Phäodiums verschiedener
Tripyleengruppen bestimmte Zusammenhänge zwischen der Beschaffenheit des Phäodiums und
zwischen der horizontalen und vor allem vertikalen Verbreitung nach weisen zu können, um so
vielleicht auch für Formen der zweiten Stufe der Ökonom ischen Skala, wie es die
Radiolaricn als Konsumenten des Phytoplanktons sind, eine Abhängigkeit der Tiefenverbreitung
von der Lebensweise feststellen zu können.
552
Valentin Hafxkhk,
Indessen bin ich durch zwei Umstände verhindert worden, zu ganz klaren Resultaten /u
gelangen. Einmal fehlt cs fast vollständig an Beobachtungen über das Phäodium der zart-
plasmatischen phao- und knephoplanktonischen Formen, nämlich der Aulosphäriden und Sago-
sphäriden, sowie der kleineren Challcngeriden, Medusettiden und Conchariden. Ein Unterschied
zwischen diesen mehr ol>erflächlichcn Formen und den eigentlichen Tiefen bewohnern trat mir
allerdings schon gleich bei der Inangriffnahme meiner Untersuchungen (vergl. 1904, S. 133
u. a. a. O.) entgegen, nämlich der Umstand, daß bei allen Oberflächen bewohnern vom Phäodium
und überhaupt vom extrakapsulären Weichkörper gar keine oder nur spärliche Reste zu sehen
sind, während sich die eigentlichen Tiefenbewohner durch massenhafte, dicht verpackte Phäodellen
auszeichnen. Man kann, wie ich dies früher gethan habe, diese Verschiedenheit so deuten, daß
l>ei ersteren das Phäodium infolge der Zartheit und Dünnflüssigkeit der Sarkode beim Fange
regelmäßig verloren geht. Immerhin liegt auch der Verdacht nahe, es möchte vielleicht hei
einigen der genannten Tripyleen eine Ernährung mittelst „gelber Zellen“ stattfinden. Da die
Zooxanthellen bei den Angehörigen dreier großer Radiolarien-Abteilungen nachgewiesen sind,
so ist es ja von vornherein nicht unwahrscheinlich, daß sie auch bei der vierten verbreitet sind.
Ein zweiter Punkt, welcher einer klaren Beantwortung unserer Frage entgegensteht, ist
die verhältnismäßig noch geringe Zahl genauer Tiefenangaben, speciell l>ei denjenigen Formen,
welche wegen der Mannigfaltigkeit ihres Phäodiums besonders geeignet für die Untersuchung
wären, bei den Aulacanthiden und Tuscaroriden. Allerdings liefert das „Yaldivia“-Materinl eine
Reihe von Andeutungen, wohin etwa spätere Untersuchungen führen werden, al»er leider ist die
Zahl der thatsächlichen Ergebnisse noch sehr gering, und späteren Expeditionen steht also in
dieser Hinsicht noch ein weites Forschungsgebiet offen.
Eine Thatsache läßt sich allerdings jetzt schon mit einiger Sicherheit feststellen, nämlich
der Unterschied, welchen speciell die Aulacanthiden und Tuscaroriden in den wärmeren und
kalten Mecresgebieten aufweisen. Bei den Warm-, bezw. Tiefenkühlwasserformen der
wärmeren Meeresteile treten nämlich die kieseligen Bestandteile des Phäodiums sehr zurück, während
in der Antarktis die Kieselpanzer der Diatomeen, insbesondere von Fragilaria und Coscmodhcus,
überwiegen. Es hängt diese Verschiedenheit natürlich mit dem Gesamtcharakter des Phyto-
planktons in den warmen und kalten Meeresgebieten zusammen, insofern, wie insbesondere die
Ergebnisse der „Valdi via“ deutlich erkennen lassen (Karsif.n, 1904, 1905, 1907) im Phytoplankton
der ersteren die Peridineen, in dem der letzteren die Diatomeen in den Vordergrund treten.
Eine weitere Frage ist nun, ob neben diesen Verschiedenheiten, die sich in horizontaler
Richtung geltend machen, auch l nterschiede vertikaler Natur hervortreten und ob also die
Tiefengliederung der Tripyleen mit einer verschiedenen Ernährungsweise im Zusammenhang steht
Ich habe das gesamte aus der Westwindtrift und der Antarktis stammende Schnittmaterial
auf diesen Punkt hin geprüft, und es fiel mir zunächst bei den Aulacanthiden auf, daß schon in
den kalten Meeresteilen l>ezüglich der Masse der im Phäodium aufgestapelten Kieselpanzer große
Unterschiede bestehen. Da nun al>er diese Verschiedenheiten nicht bloß l>ei der in etwas tieferen
Horizonten vorkommenden Gattung Au/os/>af/iis, sondern auch bei einer Reihe von Aulografikis-,
Au/ocrros- und A u/oi/t‘/>/rs- Exemplaren beobachtet wurden, so kann es sich nicht wohl um
specifischc oder Tiefenunterschiede handeln. Eher weist der Umstand, daß alle von mir unter-
suchten Aulacanthiden- Exemplare mit si-chs <xler mehr als sechs Centralkapseln eine besonders
7b
V »t'-Al * J
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I w(wr- H *diol*ri«-n ,
SS3
geringe Mengt* von K ieselskeletten enthielten, auf die Möglichkeit hin, dal) der < iehalt an frisch
aufgenommenen oder zur Exkretion I « reiten Kicsdpanzcm in den einzelnen Entwrickdungsphiisen
ein verschieden großer ist Vorderhand möchte ich allerdings jene Verschiedenheiten nur als
individuelle oder zufällige betrachten.
Von größerem Interesse dürfte eine andere Beobachtung sein. Die in der T.-St 120
und i2i in sehr großen Tiefen ( 1000 — 2500 m) gefischten Circoporiden, Challengeriden und
Conchariden zeigten eine sehr weitgehende Uebcreinstimmung in der Weise, daß die verhältnis-
mäßig großen Phäodcllen fast auschließlich mit den als „Mikrosporen“ gedeuteten Gebilden
erfüllt sind, während k i e s e 1 i g e Elemente fast vollkommen fehlen. Da die genannten
Formen < Cirrosfwihis, Challengeria, Cotuhofxis / zu drei ganz verschiedenen Tripylecn- Abteilungen
gehören, und da mir spcciell von Chal/cngeha und Conriiofsis eine recht erhebliche Zahl von
Schnittpräparaten zur Verfügung steht, welche alle die gleiche Erscheinung zeigen, so kann es
sich wohl schwerlich um ein zufälliges Zusammentreffen handeln. Vielmehr wird man zu der
Ansicht geführt, daß in größeren liefen (abwärts 1000 m) auch in den kalten Meeres-
teilen die herabsinkenden Kieselgchäuse der Diatomeen nicht mehr so häufig sind, daß sic eine
erhebliche Rolle als Nahrung für die Tripylecn spielen können, daß letztere vielmehr, wenigstens
in einer bestimmten Jahreszeit (vergl. Karmen, 1004, S. 23), überwiegend von den in die Tiefe
sinkenden Mikrosporen der Protophyten leben.
Aus dem Bisherigen geht hervor, daß ein Versuch, die augenscheinlich licstchende Tieh-n-
gliederung der Tripyleen ernährungsphysiologisch zu l«,gründcn, zur Zeit noch nicht im
einzelnen durchführbar ist. da die bisher I «-kannten Daten noch keine genügende Unterlage
gewähren. Immerhin wird es auch jetzt schon erlaubt sein, wenigstens in allgemeinen Zügen
etwa folgendes Gesamtbild von den zwischen Vertikalverbreitung und Ernährungsweise 1 «-stehenden
Zusammenhängen zu entwerfen:
ln den ol>ersten Schichten von O bis etwa 50 m (Lobianco’s Zone de* Phaoplanktons
Collidenschichten), in welchen das freilelxmd«- (nicht-kommensale) Phytoplankton mich nicht seine
volle Entfaltung aufweist und die mit Zooxanthellen aasgestatteten Kadiolarien (Spumellarien,
Nassellarien, Acantharien) einen stark hervortretenden Bestandteil des Mikroplanktons ausmachen,
kommen nur einige wenige Tripyleenarten vor. Ob diese im Gegensatz zu der Hauptmasse der
Tripyleen etwa mit gell)en Zellen versehen sind, oder auf welche Weise sie sich sonst ernähren,
ist noch zu untersuchen.
In den darunter liegenden Schichten, und zwar zunächst in den vom Eicht noch durch-
tränkten Gebieten des üppigsten Pflanzenwuchses und der „Schattenflora“ (Zone des Knepho-
planktons, Challengeridenschichten), und ferner in den tiefer liegenden, liereits vollkommen dunklen
Schichten zwischen 400 und 1000 oder 1 500 m (Zone des Skotoplanktons, Tuscaroridenschichten)
hal«-n wir die Hauptreviere der Tripyleen zu sehen. Ihre Nahrung besteht hier in
erster Linie aus Phytoplankton, und zwar in den wärmeren Meeren vorzugsweise aus Mikro-
sporen und keimenden Sporen, in den kalten Meeresgebieten hauptsächlich aus algestorbenen
Diatomeen aus den Gattungen Fragi/aria und Cosanodiscus. Auch die offenbar in diesen
Schichten flottierenden Dauereier von (_o|«;poden werden spcciell von den Tuscaroriden gerne auf-
genommen. Dagegen bilden Protozoen und insl jesondere Tripyleen nur unwesentliche Bestand-
teile des Phäodiuminhaltes. Ob die Formen der beiden hier zusam mengezogenen Schichten des
554
Valextii» Haetkeb.
Knepho- und Skotoplanktons in ernährungsphysiologischer Hinsicht Unterschiede zeigen, müssen
spätere Untersuchungen an der Hand ausreichenden Schließnetzmaterials ausweben.
In den tiefsten Schichten unterhalb 1000 oder 1 500 in (Zone des Nyktoplanktons, Pharvn-
gellcnschichten) scheinen die herabsinkenden Kieselpanzer auch in der Antarktis nur noch eine
geringe Rolle zu spielen. Dagegen überwiegen hier, mindestens in gewissen Jahreszeiten, die Mikro-
sporen des Phytoplanktons.
Uebersicht der Tiefenverbreitung der Radiolarien.
Im folgenden soll eine etwas vollständigere, vorläufige Zusammenstellung deijenigen
Tripyleen, skelettbildenden Collodarien und tiefenlebenden Mikroradiolarien gegeben werden, für
welche die Vertikalverteilung auf Grund der vorliegenden Plankton- und Schließnetzfänge zur
Zeit einigermaßen sicher bestimmt werden kann •). Um die oberste Schicht (Collidenschicht,
Schicht des Phaoplanklons, o — 50 m) besser zu charakterisieren, wurden auch die Angaben
IjO Bia nco's (1903) über die Verbreitung der Polycyttarien und skelettlosen Collodarien ein-
gefügt
Diejenigen Formen, welche ausschließlich oder wenigstens überwiegend in einer bestimmten
Schicht Vorkommen und für welche ein genügend großes Material vorliegt, wurden als Lcit-
formen durch gesperrten Druck hervorgehoben. Alle diejenigen Arten dagegen, welche
weniger ausgesprochen auf bestimmte Horizonte konzentriert sind oder für die keine genügende
Zahl von Beobachtungen vorliegt, sind durch gewöhnlichen Druck gekennzeichnet
A. Collidenschicht, Schicht des Phaoplanklons (0—50 m).
Collozoum intrme , Sphac rozoum punc/a/um, 7'ha/as sop hy sa pdagica,
Th alass icolla nuclea/a (sämtlich nach Lo Bianco, 1903);
Autacantha sco/ymanlha typica (Textfig. 1 54* 1 ; im Golf von Neapel bei stürmischem
Wetter ausnahmsweise an der Oberfläche vorkommend);
Aufospharra e/egantissima (hei Messina), Auloscena pclagica (154,4; im Indik wieder-
holt oberhalb des 50 m-Horizontcs angetroffen); |
Cannosphaera antarctica (154,6; vom „Gauß“ in der Antarktis noch oberhalb
des 50 m-Horizontcs erbeutet); |
Sagosccna eltgans (154,7; im Indik oberhalb des 50 m-Horizontes angetroffen).
B. Challengeridenschicht, Schicht des K nephop lanktons (50 — 400 m).
Cytoc/at/tts-AxVai (155,1);
Hexacontium pachydcrmum (155,3), iMtuprocyc/as inltrmcdia (155,4);
Autacantha sco/yman/ha typica (auch in tieferen Schichten vorkommend, im ganzen also
mehr pamplanktonisch), Aulographis te/ratic ist ra (wie vorige von mehr pamplanktonischem
Charakter) ;
■ I Für die Ciincharidcn konnte die »eil dci ltaKkltKting de» systematischen Teil» erschienene Aibeit BokoKki't (19071 inil-
benutxt werden. |
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T Wicr-RailioliiHcii,
555
? mehrere Aulosphäridcn und Sagosphäriden, B. Sagoseena tentorium, Sagenoseena irmin-
geriana, Sagenoarium Chuni (154,8);
Castanidium variabi/e vu/gatissimum (pamplanktonisch), Ca s tan idium longisginum
(154,11; vereinzelt auch in tieferen Schichten), Castanidium sol (ebenso), Castan/dium Mur -
ra v /, Casianogsis /ragi/is, Castanea g/obosa, Castanea amf'hora :
C ircogorus oxyacanthus (154,12) und sexguscinus (154,14);
C hallen ge ria x ig h od o n (154,17; auch in tieferen Schichten), P/vtorystis Thomsoni
(runde, dünnschalige Formen der wärmeren Meercsgebietc), Prototys t is fridens (auch in
tieferen Schichten), Protoeyst i s Swirei (154,18), acomis und bicomis (sämtliche auch in tiefen
Schichten), Pro/oeys/is Harston i (154,19; mehr vereinzelt auch in tieferen Schichten),
ff rliochal/engeron Channe ri (154,20; vereinzelt auch in tieferen Schichten), ChaUen-
geron a rma/um , dünnwandige Formen;
Chal/engeivn trinacriae und sacculus , Cadium marin um (154,21); Medusetta m/lata (154,22),
Eughysetta Lucani (154,2a), Planktonctta atlantica (154,24; wohl auch in tieferen Schichten);
Concharium asymmetricum , Conehe/lium cagsula (nach Borger r 1907), Conch idium
terebratu/a (154,33; vereinzelt in größeren Tiefen), Conehid ium rhynchonella (154,34),
Conthid ium argtoge (nach Bokgkht 1907), Cont hoeeras eaudatum (154,35), Coneho-
cystis Icn/icu/a, Conchoghacus d iatomeus (154,36).
C Tuscarorcnschicht, Schicht des Skotoplan ktons (400 — 1500 m).
a) Pandorastufe (400 — 1000 m);
Au/og raf>h is gandora (154.2), Au/ograghis stellata, Auloceros arboreseens , Au/o-
k/egtes ftosctüus , A u lok legten ramosus , Aulograghonium (mehrere Formen), Auloeotyne zetesios,
A u longa /bis variabi/is monodon, An/arantha srolymantha bathybia;
Castanidium ffookeri, Castanidium antarcticum » f Costa nc/la Thomson t (auch in den unteren
Stufen der Challengeridenschicht), Castanissa za/diviae, ? Castanidium Mose/eyi , Castanea ffenseni ;
Tu sea ri/la nalionalis, Tusrarelta globosa, tubu/osa und gassereu/a , Tus-
rarantha Lueiae (154,9);
P rotocy st i s Tizardi (154,2s), Protorystis fialgouri, Protocy stis S/oggetti (154,26),
Protocystis mic roge/ec us (auch in höheren und tieferen Schichten).
b) A u/osgath is- Stufe (1000 — 1500 m).
Aulosgath is variabi/is diodon, et u/osgath is variabi/is triodon (154,3),
Au/osgath is ginus;
Castanel/a S/oggetti, Castanidium Agstein i (154,1s), Castanidium varia-
hi/e antarcticum und genest rat um, f Circocastanca margarita;
f/aeckeliana gonellana (154,13) und irregu/aris, ? Circosgathis sexfurca (154,14);
Conchel/ium tridaena (154,39), Conchogsis orbicu/aris (154,40 — 41; auch in tieferen
Schichten).
c) Beide Stufen (400 1500 m).
0 rosccna regal is (155,2; auch in tieferen Schichten);
79
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Valentin Haeckex.
Kig 155. Vertikal Verbreitung und Grüße einher Spumcllarien und Kastellanen.
• '•
T icIwe-liaUiobnen
559
Xi phostylus de nd roeopu s (155,5), Ellipsoxiphium pa/liatum. Sty/atmetus carduus,
Htxalodus dendmphoms, Plectopyramis polyp Intra (155,6);
Po rospat h is ho lostom a :
Protoeystis Thomsoni (154,29; ovale, derhwandige Formen), Protoeystis variatts, C ha /-
/enge rosiutn Bet he/ 1 i (auch in tieferen Schichten), Challengtron armatum, dick-
wandige Formen (zum Teil in Fortpflanzung), C ha Ile n ge ran i um diodott , Entocannu/a
infundibulum (auch in tieferen Schichten), Pharyngelta gasint/a (jedoch mehr in tieferen Schichten);
f Eufhysetta efegans.
D. Pharyngellenschicht, Schicht des Ny ktoplanktons (1500—5000 m).
Orosteua regal is (auch in höheren Schichten);
.ica nt ho spinn ra hirsu/tssima (155,9; auch in höheren Schichten), S/y /atmet ns carduus
(elienso), / Satunia/is aureolatus, f Trieeraspyris antaretica, Saccospyrts antaretica (155,«), Pnv-
Melissa denticulata (155,7; auch in höheren Schichten);
Vereinzelte Aulacanthiden (z. B. Aulogmphis arcuata, Aulospathis X'ariabihs triodon)’,
Porospathis holostoma (154,16);
Challengeria X a res i (154,27 — m), Proiocystis Thomsoni (mehr vereinzelt), Protoeystis
Indens (vereinzelt!, Proloeys/is Su'irei (vereinzelt, zum Teil in Fortpflanzung), Protoeystis bicomis
(vereinzelt). Protoeystis Macleari Protoeystis (ridenta/a, Protoeystis Tizardi (vereinzelt), Protoeystis
mieropeleeus (vereinzelt), Protoeystis Mnrrayi , Chal/engerosium Bethelh (vereinzelt), //e/10-
cha/fengeivn Channeri (vereinzelt), Entocannu/a infundibulum (vereinzelt), Pharyngel/a gastrula
(154,30), Po reu p t n ia cordiformis (154,31), Cadium melo (154,32);
f Euphysetta e/egans, f Euphyse/ta amphicodon ;
ConeheUinm tridacua, Conehidium terebratu/a (vereinzelt), Conehopsis orbieu/aris
(154,40—41) und pi/idium (154,42).
Morphologische Anpassung.
In den vorhergehenden Kapiteln wurde gezeigt, daß eine sehr große, vielleicht sogar die
größte Zahl speciell der tripyleen Radiolarien auf bestimmte Breiten und l iefen regionen lie-
schränkt ist, und gewisse Erscheinungen, so z. B. das häufig«- Auftreten von Krüp|>el formen und
Monstrositäten in Grenzgebieten, weisen darauf hin, daß diese geographische Verteilung keine
zufällige und gleichgültige ist, so wie etwa eine Herde auf einer großen, gleichmäßigen VVeide-
fläche bald diesen, liald jenen Fleck oder VY'inkel einnimmt, sondern daß die Formen an lie-
stimmte örtliche Verhältnisse (Temjieratur, Nahrung u. s. w.) angepaßt sind.
Bei dem wunderbaren Formenreichtum, welcher genule unsere Protozoengruppe auszeichnet,
war nun zu erwarten, daß diese physiologische (innere) Anpassung auch in struktu-
rellen Merkmalen zum Ausdruck kommt, daß ihr also auch eine morphologische (äußere)
Anpassung entspricht, und in der That konnte zunächst für die Aulosphäriden und Sago-
sphäriden, dann aller auch für die meisten anderen <irup|ien der Nachweis geliefert werden,
«3
Vaikxtin IIakcker,
560
„daß eine ganze Reihe von Merkmalen deutliche Beziehungen zur Beschaffenheit des äußeren
Mediums zeigt Dahin gehörten die Größe und Grundform der Tiere, die Beschaffenheit des
Weichkörpers und insbesondere der extrakalym malen Sarkodehaut, die Maschenweite der (ritter-
schale und die Stärke und Dicke der Skelettteile, vor allem aber die Größen-, Anordnungs- und
Strukturverhältnisse der Radialstacheln und ihrer Anhänge“ (1904 a).
Wie bei anderen wasserlebenden Organismen, kann auch bei den Radiolarien in erster
Linie gezeigt werden, daß die Einrichtungen, welche das Schwebevermögen be-
dingen. in einem deutlich erkennbaren Abhängigkeitsverhältnis zur physi-
kalischen Beschaffenheit des Mediums stehen und auf geringfügige Aenderungen
der Temperatur und des Salzgehaltes des Wassers mit entsprechenden Variationen antworten. Auf
diese Beziehungen soll hier vor allem genauer eingegangen werden.
Nach Chun fi 900. 1903) und Wolfgang Ostwald (1903 u. a. a O.) kann die Ab-
hängigkeit der Sinkgeschwindigkeit eines im flüssigen Medium liefindlichen Körpers von den
physikalischen Faktoren durch die Formel dargestellt werden:
Das Uc berge wich t, d. h. die Differenz zwischen dem specifischen Gewicht des
sinkenden Kör|>ers (s) und dem der Flüssigkeit (in unserem Fall: ca i), ist eine variable Größe,
welche von den Veränderungen der Temperatur und des Salzgehaltes abhängig ist von ersteren
allerdings in geringerem Maße, als man gewöhnlich anzunehmen pflegt (Ostwald).
Der Form widerstand oder äußere Reibungswiderstand ist einerseits abhängig vom
Volumen des Körj»ers, andererseits von seinem größten Querschnitt d. h. seiner Vertikalprojektion
oder Projektionsgröße, und zwar wächst er mit abnehmendem Volumen (v) und zunehmendem
Querschnitt (q). Wir können also setzen:
wo durch die Klammern ganz allgemein angedeutet werden soll, daß die Koeffizienten <| und
v in der ersten oder in einer höheren positiven Potenz auftreten. Die Querschnitts-
oder Projektionsgröße setzt sich spcciell bei Planktonorganismen zusammen aus der Projektion
des eigentlichen Körpers und aus derjenigen seiner Apophyscn.
Die innere Reibung, specifische Zähigkeit oder Viskosität des flüssigen Mediums
endlich nimmt sehr rasch ab mit steigender Temperatur (l), sie nimmt zu mit steigendem Salz-
gehalt (S), und wir können daher für eine salzhaltige Flüssigkeit setzen:
(Formel A) Sinkgeschwindigkeit =
lTel»ergewicht
Formwiderstand x innere Reibung
Formwiderstand
(n)
innere Reibung
t-S)
(tf
T ic(vr-K»iIii'|jiirn
V»i
Wenn wir die so erhaltenen Werte in die Osi WAijische Formel einscl/cn und daliei die
Abhängigkeit des Uebergewichts von Temjieratur und Salzgehalt vorn at:h Lässigen, so erhalten wir
die Gleichung:
(Formel B)
Sinkgeschwindigkeit = (s i > . ) . 1,1 .
* Fl) (S)
Der Körper winl schwelen, wenn die Sinkgeschwindigkeit = o Ist. Wir können also als
Bedingung für das Schwellen eines Körpers die Gleichung aufstellen:
oder:
<ü — i)
,v,
Fl)
m
<*)
Min.
« . (q) . (*)
(S— l)’(V) * ft)
Max.
oder, wie man auch sagen kann, Constante.
Noch Ul »ersichtlicher wird die Formel, wenn man die einzelnen Koeffizienten mit den
Indices k (Körper), a (Ajiöphysen) und m (Medium) versieht Wir erhalten dann als Bedingung
für das Schwellen eines Körpers:
(Formel C)
• («lk + q.) (*„.)
*k~l)‘ fä) ' (U
( onst.
Danach nimmt das Schwebevermögen zu mit steigendem Querschnitt und Salzgehalt
sowie mit vermindertem Uebergewicht und Volumen und mit sinkender Temperatur ( i 904 a, S. 594).
Mit anderen Worten und in anderer Reihenfolge ausgedrttckt: auf eine Erhöhung der
Temperatur und ein Sinken des Salzgehaltes haben die schwellenden Organismen mit einer Ver-
ringerung des Volumens mit einer Vergröberung des Querschnittes und mit einer Verminderung
des Ueliergewichtes zu reagieren. Sie werden also unter den angeführten physikalischen Ver-
hältnissen die Neigung haben, a) durch Verringerung des Volumens (vk), b) durch Ver-
größerung des horizontalen Querschnittes (<|k), bezw. durch stärkere Wölbung der
Seitenwandungen, und c) durch Bildung von Fortsätzen (q4), welche in der Horizontale! >ene
gelegen sind oder mit dieser nur kleine Winkel bilden, den Form widerstand zu erhöhen, und
d) Einrichtungen auszubilden, welche der Ge wie htsersparn i s dienen. Umgekehrt werden
bei Erniedrigung der Temperatur und bei steigendem Salzgehalt diese vier
Tendenzen zu Gunsten anderer Bedürfnisse zurücktreten können.
Bei verschiedenen Organismen sind bereits Untersuchungen in dieser Richtung angestellt
worden, so bei den süßwasserbewohnenden Crustaceen und Rotatorien (WfcsnNHEKCr-Lund u. a.)
und l>ci mehreren marinen Gruppen, nämlich bei den Pcridineen und Acantharien (s. unten). Bei
den Süßwasserformen handelt es sich um den Gegensatz zwischen Sommer- und Winter-
generationen, bei den marinen Planktonorganismen um denjenigen von Warm- und Kaltwasserformen.
»5
Valhntin Haxckf.r,
Was nun unsere Tripyleen anliclangt, so treten die Beziehungen zwischen den Größen* und
Formverhältnissen und der physikalischen Beschaffenheit des Mediums weniger in einem Gegen-
satz zwischen den Arten und Rassen der warmen und kalten Meeresgebiete hervor als bei einer
vergleichenden Betrachtung der Bewohner der verschiedenen Tiefenhorizonte. Es hängt diese
Besonderheit der Tripyleen damit zusammen, daß sie im Gegensatz zu den phao- und knepho-
planktonischen Peridineen und Acantharien großenteils ausgesprochene Tiefenl>ewohner sind und
jedenfalls in vertikaler Richtung eine viel auffälligere Gliederung aufweisen,
als in horizontaler.
a) Größe und b) Körperquerschnitt. In sehr auffälliger Weise macht sich beinahe
in «allen Tripyleengruppen der Gegensatz zwischen den kleinen Formen der warmen Oberflärhen-
schichten und den großen Arten der kühleren und damit dichteren und zäheren Tiefenschichten
geltend, und zwar lassen sich fast immer zwei Größenkategorien unterscheiden, nämlich
die oberflächlichen Zwergformen und die tiefenlebenden Riesenformen. Hand in Hand
mit diesen Gröf Jen unterschieden geht aber fast regelmäßig auch eine Verschiedenheit der
Gesamtform und damit des Körperq uersch ni ttes: die mehr oberflächlichen Zwerg-
formen neigen zur Kugelgestalt und erreichen damit (da ein kugeliger Körper einen größeren
Querschnitt als- beispielsweise ein cylindrischer Körjter von gleichem Volumen liesitzt) «auch eine
Vergrößerung des Querschnittes; die großen Tiefenl>ewohncr dagegen sind nicht an die kugelige
Körperform gebunden, sondern nehmen, offenbar im Interesse eines erhöhten Steig- und Sink-
vermögens, verschiedene abweichende Gestalten, so diejenige eines Ballons, einer Spindel oder
einer senkrecht stehenden Scheibe an.
Unter den Aulacanthiden ist diejenige Form, welche am weitesten gegen die Ober-
fläche heraufkommt, nämlich Aulacantha scotymantha typka (S. 502, Textfig. 133, 134), gleichzeitig
auch die kleinste, indem ihr Weichkörper nur einen Durchmesser von 0,5 bis höchstens 1,8 mm
erreicht. Im Gegensatz dazu l>esitzt die in der Tuscarorenschicht heimische Aulacantha scofy-
nnx nt ha bat hy Ina (Textfig. 1 35) im natürlichen Zustand einen Durchmesser von 3 — 4 mm, und
andere tiefenbewohnende Formen weisen noch erheblich größere Dimensionen auf. So fanden
sich im „Valdivi«a“-Materi«al vielkapselige Aulospathis- Exemplare mit einem Durchmesser von
7 — 8 mm.
Während Aulacantha scofy niantha fypica und die übrigen kleinen Formen eine ausgesprochen
kugelige Gestalt l>csitzen (Textfig. 154,1) und «auch die Tiefenformen, soweit sie nur eine Kapsel
enthalten {Aulacantha scotymantha bathybia , die Aulospathis- Arten im vegetativen Zustand. Text-
fig. 154,3), die Kugelgestalt l>cibehaltcn, haben die dicyslinen, tiefenlebenden Aulographis-, Au/ocavs •
und AuJoklcptes- Arten in mehr oder weniger ausgeprägter Weise eine ellipsoidische oder nieren-
förmige Gestalt angenommen (Textfig. 123; 154,2). Dabei dürfte allerdings weniger die Er-
höhung des Steig- und Sinkvermögens eine Rolle spielen, wie z. B. I>ei der Formveränderung
der tiefenlel »enden Challengeriden und Conchariden, vielmehr möchte ich glauben, daß schon eine
Vergrößerung des Körpers allein die regelmäßige Verdoppelung des Kerns und der Central-
kapsel und damit den U ebergang zur bilateralen Symmetrie, also die Abweichung
von der Kugelgestalt, begünstigt. Die starke seitliche Abplattung, welche man bei den größeren
Aulacanthiden {Aulographis pandora u. a.) häufig findet, ist wohl als Kunstprodukt anzusehen,
dagegen scheint mir die stark abgeplattete, zweilappige, veilchenblattähnliche Gestalt der in sehr
86
Ticfsce-Radiolarien.
563
großen Tiefen (1000 — 1700 m) gefischten Phacotolla vahiiviat (Textfig. 152) dem natürlichen Zu-
stand zu entsprechen und mit dem Steig- und .Sinkvermögen zusammenzuhängen.
Unter den Aulosphäriden und Sagosphäriden !>csitzcn diejenigen Formen, welche
bis in die Schicht des Phaoplanktons heraufkommen ( Auhsfhaera tfegau/issima, Au/oscnta pc/agica,
Aulastrum mirabiU , Sagoscena e/egansj durchweg eine geringe Körpergröße und eine
kugelige Gestalt Speciell Au/oxcrna ptlagica (Textfig. 154,4) und Sagoucna dtgans (Tcxt-
fig. 154,7) gehören mit einem Durchmesser von 1,2 — 1,5 mm in eine ähnliche Größenklasse;
wie die Zwergform von Aulacantha sco/ymantha. Von den meisten übrigen Formen steht die
Vertikalverbreitung noch nicht fest aber das Fehlen der großen, hallon- und spindelförmigen
Typen in den Oberfliichenfängen dürfte darauf hinweisen, daß auch innerhalb der Familien der
Aulosphäriden und Sagosphäriden die größeren, vielgestaltigen Formen aus den Gattungen
Au/atrartus. Sagenoarium u. a. (Textfig. 154,8) den tieferen Regionen angehören und daß also
auch hier mit wachsender Tiefe Volumen und Mannigfaltigkeit der Körperform eine Zunahme
zeigen. In dieses Gesamtbild fügt sich auch Cannosphaera antnrdUa (Textfig. 154,6) «rin,
welche sich mit einem Durchmesser von nur 1,2 — 2 mm und mit ihrer kugeligen Gestalt als
eine Bewohnerin der höheren Regionen, ja sogar der eigentlichen Oberflächenschichten zu
erkennen giebt
In der Gruppe der Phäocalpien lassen die Ca st aneil iden weniger regelmäßige Ver-
hältnisse erkennen. Allerdings finden sich, der Erwartung gemäß, von der am weitesten ver-
breiteten Form ( Castanidium vatiabilt) die kleinsten Exemplare mit einem Durchmesser von
nur 0,3 — 0,35 mm in den obersten 200 m, aber andererseits ist es auffallend, daß gerade die
größten Arten, nämlich Caslanta amphora und g/obosa , welche einen Schalendurchmesser von
1,12 mm erreichen, nicht zu den ausgesprochenen Tiefenbewohnem gehören. Hier gilt offenbar
wieder der Satz, daß nur innerhalb engerer Gruppen die Beziehungen zwischen Form und Medium
deutlich hervortreten, und Achnlichcs läßt sich auch für die nahe verwandten Circoporiden
zeigen. Während nämlich in der Unterfamilie der Circoporinen z. B. der sehr kleine Circogorus
stx/usa'nus (Textfig. 154.10) noch in den Schichten oberhalb des 200 m-Horizontes vorkommt
und von den großen Arten mindestens Circosgathn sexfurca (Textfig. 154,14) eine ausgesprochene
Tiefenbewohnerin zu sein scheint, sind die entfernter stehenden Häckelianinen (Textfig. 154,13)
trotz ihrer verhältnismäßig geringen Größe entschieden skotoplan klonische Formen.
Für die dritte Gruppe der Phäocalpien, die Tuscaroriden, Ist charakteristisch, daß
nahezu sämtliche Glieder der Familie annähernd der nämlichen Größenklasse angehören. Offen-
I>ar hängt diese Erscheinung damit zusammen, daß, wenigstens nach den bisherigen Daten, alle
Arten und Unterarten ungefähr in der nämlichen Tiefenstufe (400 — 1000) Vorkommen (vergl.
Syst Teil, S. 210).
Ganz I besonders deutlich treten die Beziehungen zwischen Größe, Form und Medium in
der Familie der Cha Mengenden hervor (i<)04, S. 133 ff.; 1906, S. 273 ff.). Wenn man alle
diejenigen Formen, welche nach dem vorliegenden Material in ausgesprochener Weise bestimmte
Schichten bevorzugen und so als „Leitformen“ für die einzelnen Horizonte angesehen werden
können, zusammenstellt, so ergiebt sich auf den ersten Blick ein regelmäßiges Verhältnis, in-
sofern den drei von «len Challengeriden bewohnten Schichten auch drei Größenordnung« *n ent-
sprechen:
87
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Valentin Haeckeb,
5<M
Liege des
Schalendurchmrseert
(ohne IVmtom)
Durch-
schnittliche
Länge
II. Sture:
Ch. xiphodon (154.,.)
0^9—0.13
0,1 10
Challeußt-rülcnBchicht
p. Ssrirri < 1 54,
0,06—0,15
0,105
50-400 nt
/’. Harttont ( 1 54. ,.t
0,13—0,18
0.155
111. Stufe:
Ch. ftrthrlh
0,18 — 0.25
0.215
Ttuomreiuchiriit
P. SUtt'M
0,2 —0,3
0,250
400—1500 m
P. Tttardt H54.,,)
0.22—0,33
0.275
IV. Stufe:
Pharyngrl/a gastrula <>S4- *•>
0,3 — 0,36
o,j jo
rharyngellrntchicht
P. Thomtem ( 1 54- „)
0,3 -04
0.350
1500—5000 m
P. Narrst 054
0,5 —0.65
0.575
Es geht aus dieser Tabelle ohne weiteres hervor, daß mit zunehmender Tiefe im
großen ganzen auch der Schalendurchmesser wächst Ein besonders drastisches
Beispiel hierfür bilden die beiden Arten der Gattung Cha/lttigeria : Ch. xiphodon (154,17) eine
der verbreitetsten und häufigsten Challengeriden, ist mit einen Schalendurchmesser von 0,09
bis 0,13 mm eine ganz überwiegend knephoplanktonische Form, während Ch. Nartsi (154,27 — 28),
deren Schalenhöhe 0,5 — 0,65 mm betrügt in ausgesprochener Weise dem Nyktoplankton angehört
Ebenso wie die Größe, so ist auch die Schalenform der Challengeriden von der Tiefen-
verbreitung abhängig. Dies ist freilich nur innerhalb gewisser Grenzen nachweisbar, nämlich
dann, wenn man ähnliche, im System sich näher stehende Formen miteinander vergleicht Es
stellt sich dann heraus, daß die Oberflächenformen mit Vorliebe die Kugelgestalt aufweisen,
währeud die entsprechenden Tiefenformen im Interesse der Erleichterung der vertikalen Orts-
ljewegung seitlich abgeplattete Gehäuse l>e Vorzügen. So zeigen z. B. die kleineren Exemplare
von ChaHengcria xiphodon eine ausgesprochene Kugelgestalt zuweilen sogar die bei den Tripyleen
seltene Form einer oben und unten abgeplatteten Kugel (Taf. XLIX, Fig. 380), während Ch. Nartsi
durch eine starke seitliche Abplattung und eine kielförmige Verjüngung des Schalenrandes aus-
gezeichnet ist (Textfig. 141). Aehnliches findet man bei zwei anderen Arten, welche ihrer äußeren
Erscheinung nach ebenfalls ein zusammengehöriges Paar bilden, nämlich l>ei Protocystis tridtns,
welche vorzugsweise die Challengeridenschicht bewohnt und liei P. Thomson 1, die besonders
zahlreich in den tieferen Regionen des Skoto- und Nyktoplanktons zu Hause ist Ein weiteres
P;iar bilden die kleine, knephoplanktonische P. Harstoni (S. 525, Textfig. 150) mit nur wenig
seitlich abgeplatteter Schale und die große, skotoplanktonische P. Sloggetti (Textfig. 149), deren
Schale stark zusammengepreßt ist Wie gesagt gelten aber solche Vergleiche im allgemeinen
nur, wenn man näher zusammengehörige Formen ins Auge faßt die Beziehungen werden da-
gegen natürlicherweise undeutlicher, wenn man entfernter stehende Arten heranzieht. Es zeigt
sich dann, daß auch einzelne Bewohner der Challengeridenschicht eine seitlich abgeplattete, linsen-
förmige Gestalt besitzen, z. B. Heliochal/ettgcron Chan neu' (Taf. LI, Fig. 414), und daß umgekehrt
Formen, die in sehr großen Tiefen angetroffen werden, eine geradezu vollendete Kugelgestalt
aufweisen können, z. B. Protocystis Murray i und einige nahestehende Formen (Taf. L, Mg. 407
bis 409, 4 1 1).
Bezüglich der nächsten Verwandten der Challengeriden, der Med u settiden, liegen nur
wenige genaue Tiefenangal>en v or, doch läßt sich so viel sagen, daß wenigstens die dünnschaligen,
88
T »cf »ce- Radi < .lauen .
565
annähernd kugeligen Zwergformen {Meduse tta in/lafa 154.22. Eufdtyseila f.ucani 154,21) in den
Oberflächenschichten zu Hause sind. Die grollen Plan kt( »netten (154,24) scheinen in etwas tieferen
Horizonten verbreitet zu sein.
Verhältnisse, welche den bei den Challengeriden lx*schrielK;nen in weitgehendem Maße
analog sind, finden sich bei den Conch ariden (1904, S. 136). Auch hier zeigen die knepho
planktonischcn und die skotoplanktonischen Formen beträchtliche Größenunterschiede — man
vergleiche Conchidium rhynthoneNa (154,24) mit einem Schalendurchmesser von 0,1 5 und
Conchopsis piJidium (154,42) mit einem solchen von 0,78 — 0,95 mm! — und andererseits weisen die
vorzugsweise ol>erflächenbewohnenden Arten aus den Gattungen Conchidium und Conchoceras
(154,33—31) eine nahezu sphärische oder wenigstens stark gewölbte Schalengestalt auf, während
die ticfenlebendcn Conchopsis- Arten, ähnlich wie ChaUeitgeria Naresi, seitlich abgeplattete Schalen
mit kielförmig verjüngtem Rande besitzen (vergL S. 514. Tcxtfig. 143). Auch l»ei den Con-
chariden sind freilich Ausnahmen festzustellen : so besitzen die beiden ausgesprochen knepho-
planktonischen Arten Conchocystis lenticula und Conchophacns diaiomeus ( 1 53, 36) linsenförmige Schalen,
während das nvktoplanktonische ConcheHium tridaena (153,39) eine nahezu sphärische oder aprikosen-
förmige Gestalt aufweist Mag sich nun der Widerspruch zum Teil dadurch aufklären, daß die beiden
erstgenannten Arten flach im Wasser liegen und so der Richtung der Schwerkraft ihre größte
Fläche bieten >), oder mögen andere Verhältnisse in Betracht kommen, jedenfalls handelt es sich
nur um Ausnahmen von unserer Regel. Daß aber solche Ausnahmen Vorkommen, ist elienso-
wenig zu verwundern, wie die Thatsache, daß nicht alle arktischen Landtiere weiß und nicht alle
pelagischen Formen durchsichtig und farblos sind, trotzdem Pigmentlosigkeit und Durchsichtigkeit
als hervorstechende generelle Charaktere der arktischen bezw. der pelagischen Tierwelt bezeichnet
werden können.
Was endlich die Cölodendriden anbelangt, so ist als einzige positive, unseren
Punkt betreffende Thatsache zu konstatieren, daß specicll in der Gattung Coelodendrum die kleinen
Arten, C. ramosissimum und spinosissimum (154,37), noch sehr häufig oberhalb des 200 m-Hori-
zontes angetroffen werden, während das größere C. fureatissimum (154,3s) nach den bisher
vorliegenden Beobachtungen nur in der Antarktis den Oberflächenschichten nahekommt. Lieber
den Aufenthalt der anderen, gestalten reichen Gruppen der Cölodendriden Ist leider nur wenig
bekannt (vergL Syst Teil, p. 359).
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die übrigen, im Systematischen Teil besprochenen
Radiolariengruppen, so läßt sich hier vorläufig noch wenig ül»cr die Giltigkeit unserer Regel
sagen, da wir in der Kenntnis der Vertikalverbreitung dieser Abteilungen noch nicht ül>er die
allerersten Anfänge hinausgekommen sind. Noch mehr allerdings, als für die Tripyleen, scheint
für die Spumellarien und Nassellarien der Satz Giltigkeit zu haben, daß die Beziehungen
zwischen Größe, Form und Medium jeweils nur bei Betrac htung einer engeren
Gruppe deutlich hervortreten und daß in den verschiedenen Abteilungen von den ein-
zelnen Mitteln zur Krhöhung der Schwebfähigkeit in sehr verschiedenem Maßstab und in wech-
selnden Kombinationen Gebrauch gemacht wird. So konnten zunächst innerhalb der Familien
der Astrosphäriden, Stylosphänden und Lamprocycladiden einige Hinweise auf das Bestehen
I) Wir dies lk>X4iHk'l auch für du
r »nnimtnt f* S $14/.
89
Dfif«cW r«lm-tl,|ialiboD ,M i!«i. BJ. XIV.
566
VAutara H*irm,
derartiger Beziehungen gefunden werden. Bis zu welchem Grade aber jede Formengruppe ihre
eigenen Wege geht und wie wenig es möglich ist, von einer Radiolarienabteilung auf die übrigen
Rückschlüsse zu machen, wird am l>csten durch die Thatsache illustriert, daß die größte bisher
bekannte Radiolarienform« Cytocladus (155, 1) in zwei Fallen oberhalb des 200 m-Horizontes
angetroffen wurde, wobei in einem (DoFLEiN’schen) Fall allerdings die besonderen in der Sagami-
bucht herrschenden AuftriebsverhHltnLs.se eine Rolle spielen mögen. Am besten fügt sich Oro-
scena rcgalis (155,2) den bei den Tripyleen gemachten Erfahrungen ein, indem sie, was Körper-
größe und Massigkeit dt» Skelettes anbelangt, mit zahlreichen in den gleichen Horizonten vor-
kommenden Formen aus dieser Radiolariengruppe übereinstimmt
c) Bildung von Fortsätzen. Bekanntlich spielt bei den Organismen des Phyto-
planktons, bei den Diatomaceen und Peridinecn, die Entfaltung von Schwebeapparaten in Gestalt
von Borsten und stachelartigen Apophysen eine große Rolle, und durch die letzten Expeditionen
konnten in der Thal auch engere Beziehungen zwischen dem Ausbildungsgrad dieser Anhänge
und der Beschaffenheit des Mediums nachgewiesen werden. So unterscheiden sich, worauf Chum
(1900, S. 74) hinweist nach Schütt die Ceratien des kalten polaren Wassers durch ihre mono-
tone, einfache und plumpe Gestalt von ihren oft bizarr gestreckten oder durch mächtig entwickelte
Fortsätze ausgezeichneten Verwandten aus warmen Meeresgebieten; ebenso hat ScHDfPER darauf
aufmerksam gemacht daß in dem wärmeren, weniger salzhaltigen Guineastrom vorzugsweise die
mit fallschirmartigen Schwcbcvorrichtungcn ausgestatteten Peridineenformcn, sowie vor allem auch
Ceratien mit monströs langen Hörnern auftreten, während in den Aetjuatorialströmen Formen
mit sehr kurzen Fortsätzen und relativ mangelhaft entwickelten Schwebevorrichtungen vorwiegen
(Chun, 1900, S. 73); und endlich konnte Karsten (1907, S. 458 k) zeigen, daß in dem durch
höhere Temperatur, geringere Salinität und demnach geringere Dächte ausgezeichneten Indik die
langgehörnten Ceratien mächtigere Hörner als im Atlantik besitzen.
Angesichts der kräftigen Entfaltung, welche die radiären Apophysen bei so vielen Radio-
larien aufwelsen, schien zunächst die Erwartung nicht unberechtigt zu sein, daß auch bei ihnen
der Ausbildungsgrad der Radialstacheln in ähnlicher Weise einen Index für die physikalische
Beschaffenheit des Mediums darstelle, wie dies bei den Peridinecn der Fall ist. ln der That
hat Popoksk v (1904, 1904 a) speciell für die Acanthometren angegeben, daß verschiedene Formen
im Atlantik längere Stacheln besitzen als im Mittelmeer, dessen Wasser einen größeren Salz-
gehalt und damit ein höheres specifisches Gewicht besitzt, und Aehnliches scheint nach Poioksky
(1907) auch für die Acanthophrakten zu gelten.
Weniger einfach liegen aber offenbar die Verhältnisse bei den Tripyleen. Hier sind die
Radialstacheln, entgegen der Auffassung früherer Forscher, weder ursprünglich noch allgemein
als Schwebeeinrichtungen ausgebildet, vielmehr dienen sie ja in erster I.inie als Stützapparate
für die oxtrakalymmale Sarkodehaut und für das Calymma und sind als solche vollkommen
vom Weichkörper eingeschlossen. Eine Vergrößerung der Körperoberfläche und da-
mit des Formwiderstandes wird also in den meisten Fällen nicht durch einfache Ver-
längerung der Apophysen herbeigeführt, sondern zunächst nur indirekt durch die Radial-
stacheln vermittelt, insofern die von ihnen ausgespannt gehaltene Sarkodehaut bei Volumver-
minderungen des Wcichkörpcrs zwischen den Spitzen der Radialstacheln Einbuchtungen erfahren
kann, so daß zunächst ein facettiertes Oberflächenrelief zu Stande kommt (vergL z. B. S. 502,
90
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Tief*«- Radiolaiirn.
567
Texlfig. 135). Erst wenn diese Einbuchtungen sehr tief werden und gleichzeitig eine konstantere
Form bekommen, und wenn sich also die Weichkörpersubstanzen scheidenartig um die
Spitzen der Radialstacheln herumlegen (Textfig. 129, 130), kann man davon sprechen, daß die
letzteren selber den Charakter von Schwclxiapparaten anzunehmen beginnen. Im ganzen pflegt
aber für eine Vergrößerung der Oberfläche nicht, wie bei den Acantharien und l’eridineen, die
Länge der radiären Skelettelemente, sondern viel eher ihre Zahl, ihre einseitige Anordnung,
der gegenseitige Abstand und die Beschaffenheit der Term iitalbi ldungen in
Betracht zu kommen. In vielen Fällen werden allerdings di«; Radialstacheln nicht einmal hei
geringer Zahl und einseitiger Gruppierung geeignet sein, den Formwiderstand un«l das Schwebe-
vermögen zu erhöhen, dann nämlich, wenn sie vorwiegend an den Polen lokalisiert sind, wie bei
manchen Tuscaroren (Textfig. 154,9) und Medusettidcn (Taf. LIII, Fig. 438), oder aber, wenn
sie ausschließlich in einer, die Schwerkraftsrichtung enthaltenden Meridianebene verteilt sind, wie
z. B. bei IZeliodiallcngeron Channcri (Taf. LI, Fig. 414) oder ChaMengeron armatum (Taf. LI,
Fig. 419; Textfig. 142). Auch die stachelartigen Apophysen mancher oberflächenliewohncnder
Conchariden möchte ich nicht mehr, wie ich dies früher getan habe (1904, S. 136) und wie es
auch von seiten BoiuiF.Rr’s (1907, S. 22 7) geschehen ist, als Sch webe a p parate im eigent-
lichen Sinne des Wortes, sondern eher als Balancierapparate deuten.
Als ein weiterer Unterschied, welcher zwischen den Tripyleen einerseits und den Peridineen
und Acantharien andererseits besteht, kommt wie schon oben erwähnt wurde, in Betracht daß
die beiden letzteren Gruppen vorwiegend die Oberflächenschichten bewohnen und daß sich
also bei ihnen die differenzierende Wirkung des Mediums ausschließlich bei horizontalem
l> ebergang von einem Meeresteil in den anderen geltend macht, während bei den meisten
Tripyleen als ausgesprochenen Ticfenbewohnem die physikalischen Verschiedenheiten der
übereinander liegenden Tiefenhorizonte einen größeren Einfluß auf die Formgestaltung
ausüben.
So bin ich denn bei den Tripyleen nur in einzelnen Fällen auf Formen gestoßen,
welche, ähnlich wie manche Peridineen und Acantharien bei allmählichem, horizontalem Fort-
schreiten aus den Warm wassergebieten in die Kühl- und Kaltwasserregionen eine entsprechende
Veränderung des Schwebeapparates erkennen lassen. Es sei hier vor allem auf Aulosphaera bi-
stemaria verwiesen, deren Kadialstacheln in den Oberflächenschichten der tropischen Meere eine
mehr ährenförmige, in den kalten Meeresgebieten eine doldenförmige Anordnung der Terminal-
bildungen aufweisen (1904 a S. 607; Syst Teil, S. 11 4 f., Taf. XII, Fig. 113 — 119, sowie dieser
Teil, S. 503, Textfig. 136). In der Regel tritt aber l>ei den Tripyleen der Gegensatz deutlicher
hervor, wenn man einerseits die Formen des wärmeren Oberflächen Wassers, andererseits
die ausgesprochenen Tiefenbewohncr derselben Meeresrogionen ins Auge faßt
Schon die bekannteste aller Tripyleen- Arten, AuUuantha scotymanlha, kann hier als Bei-
spiel herangezogen werden. Während nämlich l»ei den kleinen Oberflächenformen (S. 502,
Textfig. 133) die Nadeln, nur von einer dünnen Sarkodescheide umhüllt frei ül>er den Weich-
köq»er hervorragen und so offenbar eine bedeutende Erhöhung des Form Widerstandes bedingen,
ist bei der Mehrzahl der großen Tiefenexemplare der dichte Stachelwald vom Weichkörper voll-
kommen eingeschlosen, so daß zwischen den Stachelspitzen nur verhältnismäßig seichte Ein-
buchtungen entstehen können (Textfig. 135).
9*
Valentin Haeckr«.
568
Fast noch schöner treten die Gegensätze liei den Aulosphäriden und Sagophäriden hervor.
Bei den Formen des warmen Oberflächenwassers sind die schlanken, mit etagenförmig angeord-
neten Astquirlen ausgestatteten und nur von einer dünnen Plasmascheide betleckten Radialstacheln
in ausgesprochener Weise als Schwebeapparate ausgcbildet, während in den kühleren, dichteren
Tiefenschichten ebenso wie in den Kalt wassergebieten die stützende Funktion der radiären Skelett-
elemente vielfach ausschließlich erhalten bleibt, bezw. zu höchster Ausbildung gelangt ist Man
vergleiche auf der einen Seite Au/osphaera e/egantissima (Taf. VII, Fig. 123 u. 124; Textfig. 132),
Aulastrum mirabile (Taf. XIV, Hg. 141 u. 142), Auloseena pe/agica (Taf. XIII, Fig. 137; Textfig. 1 29),
Sagoseena e/egans (Taf. XV, Fig. 151; Textfig. 1 30) und andere Formen, welche wohl sämtlich,
worauf schon die zierliche Beschaffenheit des Skelettes hinweist phao- oder doch wenigstens
knephoplanktonischen Charakters sind, auf der anderen Seite Aulosrena verticillus (Taf. XIII.
Fig. 136; Textfig. 1 10) und Sagenoseena irmingeriana (Taf. XVII, Fig. 159 u. a.) und die
mannigfach gestalteten, derber gebauten, zweifellos tiefenbewohnenden Verwandten dieser
lieiden Arten.
Auch unter den Castanelliden bewohnen die Formen mit verhältnismäßig wenigen, langen
Hauptstacheln, zwischen deren Spitzen die Weichkörperoberfläche tiefere Einbuchtungen erfahren
kann ( Castanidium so/, Taf. XXXVI, Hg. 273, C. Murray 1, Taf. XXXVI, Fig. 274, C. longispinum,
'Taf. XXXVII, Fig. 285), im allgemeinen mehr die oberen Horizonte (Schicht des Knephoplanktons),
während die Formen mit einem dichten Stachclwald ( Castanidium Aps/eini, Taf. XXXV, Hg. 272)
oder mit einem Besatz von kurzen Neliendomen ( Castanclla S/oggeiti, Taf. XXXIV, Fig. 260,
261), bei welchen also die Weichkörperoberfläche eine mehr gleichmäßige Rundung aufweist
vorwiegend in tieferen Regionen (Schicht des Skotoplanktons) vorzukommen scheinen. Doch läßt
sich diese Unterscheidung nicht in der ganzen Gruppe durchführen: denn einerseits ist die Zahl
der Beobachtungen noch zu gering, um die V ertikal Verbreitung der einzelnen Formen mit Sicher-
heit fcststcllen zu können, auf der anderen Seite werden von den verschiedenen Gruppen ver-
schiedene Mittel zur Erhöhung der Schwebefähigkeit bevorzugt und es gilt auch hier der Satz
(1904 a, S. 606), „daß wir insbesondere dann die Beziehungen zwischen Skelettstruktur und
Beschaffenheit des Wassers klar hervortreten sehen, wenn wir nächst verwandte, zu einer
engeren Gruppe, also zu einer Großart oder Gattung gehörige Formen miteinander vergleichen“.
Angesichts der Kompliziertheit des ganzen zwischen Form und Medium bestehenden Ver-
hältnisses (s. S. 560) und angesichts des Umstandes, daß bei den einzelnen Gruppen die Schwebe-
fähigkeit auf sehr verschiedenem Wege erreicht wird — eine Erscheinung, die nach Hessen
und Karsten auch bei den Diatomeen deutlich hervortritt (Karsten, 1905, S. 18) — kann es
nicht überraschen, wenn die extremste Entwickelung einzelner Radialstacheln zu Schwebe-
apparaten nicht bei Bewohnern des oberflächlichen Warmwassers, sondern gerade bei tiefen-
lebcndcn Kühl- und Kaltwasserformen, nämlich bei den Tuscaroren, stattgefunden hat Freilich
dürften bei der Entfaltung dieser außerordentlich langen, nur von einer dünnen Plasmascheidc
überzogenen Apophysen nicht bloß die statischen Bedürfnisse, sondern auch diejenigen
der Nahrungsaufnahme eine wesentliche Rolle gespielt hallen. Wenigstens liegt die Ver-
mutung nahe, daß in den von den Tuscaroren bewohnten Schichten die Nahrung eine spärlichere
ist, als in den höher liegenden Horizonten, und daß daher in den ersteren auf die Ausbildung
von besonderen Fangapparaten ein größerer Wert gelegt wird.
92
I'ieftee. K adioUrieti
S*>9
Ob IxH den großen Medusettiden, insl>csondere lx?i den Planktonetten und deren nächsten
Verwandten, sowie bei den griffeltragenden Cölodendriden ähnliche Verhältnisse gelten, oder ob
hier vielleicht engere Beziehungen zwischen der Ausbildung der Schwebeapparate und der physi-
kalischen Beschaffenheit des Mediums bestehen, läßt sich mit Hilfe der dürftigen Mitteilungen,
welche uns bezüglich der Vertikalverbreitung aller dieser Formen zur Verfügung stehen, bis jetzt
nicht feststellen.
Ein Blick auf die übrigen Radiolaricngruppcn läßt die Erwartung gerechtfertigt erscheinen,
daß bei genauerer Kenntnis ihrer Verbreitungsverhältnisse ähnliche Beziehungen zwischen der
Ausbildung des Sc h webeapparates und der physikalischen Beschaffenheit des Mediums ermittelt
werden, wie bei den Acantharicn und Tripylcen. Es sei nur auf ein Beispiel hingewiesen.
Unter den zu den Spumellarien gehörigen Astrosphäriden sind die mit wenigen, langen Radial-
stacheln bewehrten Formen, z. B. die CUuioco«m-i\ rten, soviel bis jetzt Ink an nt ist, Oberflächen-
bewohner, und zwar sind sie nach den Untersuchungen von H. Mast ausschließlich in den
warmen Meeresgebieten zu Hause. Dagegen scheinen die zur gleichen Gruppe gehörigen
Acanthosphären, welche gleichmäßig mit einem dichten Wald von Nelxmdomen bedeckt sind
(Taf. LXXXIII, Fig. 574), zum Teil wenigstens ausgesprochene Tiefenformen zu sein. Es tritt
also innerhalb der Familie der Astrosphäriden ein ähnlicher morphologischer Gegensatz zwischen
den Oberflächen- und Tiefenbewohnem hervor, wie beispielsweise l>ei den Aulacanthiden und
Castanelliden.
d) Ge wichts Verhältnisse. Wenn auch über die Gewichtsverhältnisse der einzelnen
Weichkörperteile der Radiolarien nur sehr wenig 1 bekannt ist und im wesentlichen nur auf die
Beobachtungen Brandi’s (s. S. 510) hingewiesen werden kann, so geht doch schon aus der
Thatsache, daß die leeren Skelette im Meerwasser zu Boden sinken, mit Sicherheit hervor, daß
jedenfalls die Skelettsubstanz schwerer als das letztere ist, und so wird man keinen Fehler 1 ngehen
mit der Annahme, daß das specifisehe Gewicht des Körpers und damit also auch die Schwcbe-
fähigkeit sehr wesentlich von der Massenentwickelung des Skelettes abhängig ist Man wird also
auch zu erwarten haben, daß deutliche Beziehungen zwischen der physikalischen Beschaffenheit
des Mediums und der Massenentwickelung der Skelettsubstanz bestehen, und thatsächlich tritt
nicht bloß bei den Tripylcen, sondern auch l>ei anderen Radiolariengruppen in unzweideutiger
Weise das Verhältnis hervor, daß die Bewohner des wärmeren, dichteren Ober-
flächenwassers ein zierlichere#, die Tiefenformen ein derberes Skelett
besitzen. Bei Formen mit gehäuseförmigem Hauptskelett äußert sich dies Verhältnis im
wesentlichen in der Verschiedenheit der Wanddickc der Schale, bei denjenigen Tripylcen gruppen
dagegen, deren Skelett aus hohlen Stacheln oder Balken zusammengesetzt Ist stellt die Wand-
dicke dieser letzteren Skelettelementc den varialx-ln Faktor dar.
Am deutlichsten treten die Beziehungen zwischen dem Aufenthaltsort und der Skelettstruktur
wiederum lx*i den Challengeriden, bei den kleineren Medusettiden und den Conchariden hervor.
So wurde z. B. von Protocysiis Thomsom (Taf. XLIX, Fig. 388, 380), wenigstens in den warmen
Meeresgebieten, die derbwandige Varietät nur in sehr großen Tiefen, die dünnschalige in beträcht-
lich höheren Horizonten angetroffen, wogegen allerdings in den kalten Meeresgebieten, entsprechend
der griißeren Gleichmäßigkeit speciell der Temperaturverhältnisse, beide Formen nel aneinander
in verschiedenen Tiefenhorizonten gefunden wurden. Aehnlich liegen die Verhältnisse IxH
93
570
Valentin Haecher,
Challengeron armatum (Taf. LI, Fig. 419, 420; Textfig. 142), welches wenigstens im Indik beim
Uebergang in tiefere Schichten eine augenscheinliche Zunahme der Schalendickc und also die
Bildung vertikaler Unterarten erkennen läßt (1904, S. 136; Syst Teil, S. 276), und ver-
mutlich werden spatere Untersuchungen auch für die Riesin unter den Challengeriden, für
Chaüengeria Natrsi (Taf. XLVI11, Fig. 370; Taf. XI-IX, Fig. 377), derartige Regelmäßigkeiten
hervortreten lassen.
Auch unter den kleinen Medusettiden scheinen die dünnschaligen Arten ( Euphysetta
Lucani, Medusetta in/lata , Taf. LI II, Fig. 436, 437) vorzugsweise die oberflächlichen, die Formen
mit dicker, durch ein quadratisches Leistenwerk verstärkter Schale (. Euphysetta elegans und
amphieodon , Fig. 435, 440) die tieferen Regionen zu l>e wohnen, und unter den Conchariden läßt
sich der gleiche Gegensatz nachweiscn, insofern die Oberflächenformen großenteils dünnwandige,
einige Tiefen Ire wohn er ( Conchcllium tridaena, Conchopsis pilidium) dagegen sehr derbwandige
Schalen besitzen. (Lieber die Tuscaroriden vergl. Syst Teil, S. 190.)
Was die Tripyleen mit hohlen Stacheln und Skelettbalkcn, speciell die Aulosphäriden, an-
belangt so ist leider zur Zeit die Vertikalverbreitung der einzelnen Formen noch nicht genügend
ldargclegt uni die Beziehungen zwischen Aufenthalt und Schalenstruktur deutlich hervortreten
zu lassen. Immerhin kann so viel gesagt werden, daß wenigstens diejenigen Formen, für welche
ein phaoplanktonisches Vorkommen wirklich erwiesen ist ( Au/osphaera elegant 'issitna, Textfig. 132,
Auloscena pe/agiea , Textfig. 1 29), ein zartes Skelett mit dünnen Balkenwandungen liesitzen, während
die Arten mit derben, dickwandigen und daher vielfach gelblich erscheinenden Skelcttelcmenten
(Aulosphaera robusla, Taf. XI, Fig. 110, Auloseena robust issitna , Taf. XIII, Fig. 134, Auloseetia
atlaniiea , Taf. XIII, Fig. 132) bisher nur in tiefer gehenden Vertikalnetzzügen erbeutet worden sind.
In besonders schöner Weise tritt die Derlwchaligkeit der liefen formen in den Grupjx-n
der Sphärellarien und Cyrtellarien hervor. Trotzdem die Kenntnis dieses für die Tiefseeforschung
neugewonnenen Gebietes erst in den Anfängen begriffen ist, und trotzdem das vorliegende Schließ-
matcrial noch sehr große Lücken aufweist, kann doch schon mit großer Wahrscheinlichkeit der
Satz aufgestellt werden, daß auch unter den Sphärellarien und Cyrtellarien die Oberflächen-
bewohner im großen ganzen zierliche, dünnschalige, die Tiefenformen dagegen sehr derb-
wandige, zum Teil sogar unverhältnismäßig grobe und plumpe Skelette besitzen.
Es sei hier vor allem auf die Astrosphäridengattung Acanthosphaera (Taf. LXXX1II, Fig. 574,
575), auf die Stylosphäridengattung El/ipsoxiphium (Taf. LXXXIV, Fig. 587), auf die Gruppe
der Lamprocycladiden (Taf. LXXXV, Fig. 593, 596) und auf die beiden antarktischen Ticfen-
formen Satcosfyris antaretiea (Taf. LXXXIV, Fig. 591) und Peromelissa denticulata (Taf. LXXXIV,
Fig. 590) hingewiesen. Angesichts dieser Regelmäßigkeit scheint mir der Verdacht zu bestehen,
daß die zahlreichen derlnvandigen Sphärellarien und Cyrtellarien, welche im „Challenger“-Report
und in den paläontologischen Zusammenstellungen beschrieben worden sind, mindestens großen-
teils einen skoto- oder nyktopl anktonischen Charakter besitzen oder besaßen, und
man würde so zu dem weiteren Schluß geführt, daß die im Grundschlamm des Oceans und in
den tertiären, meso- und paläozoischen Sedimenten gefundenen Radiolarien zu einem sehr beträcht-
lichen Teile nicht der Olierflächcn-, sondern der Tiefenfauna des Meeres entstammen.
Im Zusammenhang damit mag hervorgehoben werden, daß unter den als Tiefenbewohner
zu betrachtenden Sphärellarien und Cyrtellarien eine ganze Anzahl außerhalb der derlien Haupt-
94
Tiefste» RsdiciUrien.
S7«
schale eine „sekundäre, äußere Rindenschale“ entwickelt hat (vergL Syst Teil, S. 439, Textfig. 75,
77). Man wird wohl diese Differenzierung mit der massigeren und robusteren Entfaltung der
extrakapsulären Sarkode der riefenformen in Verbindung bringen dürfen (Syst Teil, S. 432).
Es bleibt noch übrig, einen Punkt zu erledigen. Daß bei den Oberflächenl>ewohnem
die geringere Massenentwickelung des Skelettes den Vorteil der Gewichtsersparnis mit sich bringt,
ist ohne weiteres einleuchtend; wie ist al>er die Derbwandigkeit der Tiefenformen zu erklären ?
Zunächst ist es klar, daß sie rein kausal in der Beschaffenheit der lel>endcn Sul »stanz liegrflndet
sein kann: das Plasma der großen Tiefenl>ewohner l>esitzg wie durch die in der Regel bessere
Konservierung Ix.- wiesen wird, im Interesse der inneren Konsistenz eine weniger flüssige, derbere
Beschaffenheit als dasjenige der kleinen 01>erflächenformen, und so wird es schon aus rein kon-
stitutionellen (physiologisch-chemischen) Gründen zu einer mächtigeren Entfaltung der Skelettsub-
stanzen l>efähigt sein. Außerdem wird man aber, vom teleologischen Standpunkt aus sagen
dürfen, daß die Tiefenformen, eben weil für sie das Prinzip der Material- und Gewichtserspamis
in geringerem Grade ausschlaggebend ist, sich im Interesse eines besseren Schutzes mit einem
massiveren Skelette zu versehen vermögen.
Vielleicht Ist von ähnlichen Gesichtspunkten aus eine höchst merkwürdige Erscheinung zu
deuten, welche mir gleich bei Beginn meiner Untersuchungen aufgefallen war und für welche
ich lange Zeit keine Erklärung finden konnte. Es handelt sich um die Thatsache, daß in allen
Tripyleengruppen mit radiären Skelettelementen die antarktischen Formen im allgemeinen ein
dichteres, aus zahlreicheren Strahlen bestehendes, reichlicher verzweigtes
oder stärker dichotomisch gegabeltes Skelett aufweisen, als die tropisch-atlantischen
und tropisch-indischen. Das Radiärskelett der antarktischen Formen erscheint, vom Wcichkörpcr
entblößt, im ganzen „struppiger* als das der tropischen Arten.
Ein Ijcsonders schönes Beispiel bildet die Aulacanthidc Auhsf*athi\ variabi/is , deren
tropische Unterarten Mrodon und triodon nach Süden zu allmählich in die antarktische Variante
diodon übergehen. Hier nimmt allerdings die Zahl der Terminaläste vom Aequator nach der
Antarktis zu ab, aber die Zahl der Radialstacheln erfährt eine ganz liedeutende Vermehrung.
Während nämlich bei den aus warmen Meeresgebieten stammenden tetrodon- und Exem-
plaren die Zahl der Radialstacheln im Durchschnitt 20 — 30 lieträgt, steigt diese Zahl bei den
antarktischen riVa/bw-Exemplaren auf 70 — 80 (Taf. VIII, Fig. 86). Ein ganz ähnliches Verhältnis
kehrt liei anderen Aulacanthiden wieder: so zeigen die Figg. 18 und 19 (Taf. II) den Gegensatz
zwischen einer aus dem tropischen Atlantik stammenden Aulografhis fandora mit verhältnismäßig
wenigen RadiaLstacheln und einer antarktischen Anlograf'his st? Haiti, welche ül»er 100 Radial-
stacheln liesitzt
Unter den Aulosphäridcn weisen die Unterarten der kosmopolitischen Au/osf>haera bister-
nana ähnliche Uebcrgänge auf, wie diejenigen von Au/os/xitbis vanabi/h , nur daß l>ei enteren
nicht eine Vermehrung der Zahl der Radialstacheln seliger, sondern der Zahl der Terminal- und
Subterminaläste stattfindet (Textfig. 136), und dasselbe trifft im ganzen für die Unterarten von
Autos??na vetlicillus zu ( I extfig. 1 10).
Unter den Castanelliden ist es eine bipolare F'orm, Castanidium Af>st?ini, welche die
größte Zahl von eigentlichen Radialstacheln (1 laupLstacheln) besitzt (Taf. XXXV, Fig. 272;
Textfig. 154,1s). Speciell bei den antarktischen Exemplaren bilden diese einen dichten Wald,
05
572
Valswttn Hazckkk,
welcher die Schale entweder gleichmäßig bedeckt oder namentlich am oralen Pole zusammen-
gedrängt ist
Eine genaue zahlenmäßige Kontrollierung dieses Verhältnisses ist bei einer Tuscaroride,
Tuscarrtla globosa, möglich. Die in den Tiefen des Atlantik lebende Variante, T. globosa aJ/antica
(Taf. XXVIII, Fig. 215). besitzt gewöhnlich nur 4, seltener 5 Aboralstacheln, dagegen weist die
antarktische Form, T. globosa Chuni (Taf. XXVIII, Fig. 216), nur noch sehr selten 4, gewöhn-
lich 5 und in einigen Fällen sogar 6 Aboralstacheln auf.
Endlich möge auf zwei Paare füreinander vikarierender Cölodendriden hingewiesen werden.
Das eine wird gebildet durch das in den wärmeren Meeren gemeine Coelodmdrttm furcaiissimum
(Haeckel, Rep., Taf. CXXI, Fig. 1 — 4) und den antarktischen Coclcchinus iva/>iliwniis (Taf. XLIV,
Fig. 492). Die beiden Formen, welche in der Anordnung der radiären Skelettstrukturen und
damit im ganzen Habitus eine sehr weitgehende Uebereinstimmung zeigen, sind unter anderem
dadurch verschieden, daß bei ersterer die Verzweigung rein dichotomisch ist während bei der
antarktischen Form von der ersten Gabelungsstelle nicht zwei, sondern in der Regel drei Haupt-
äste abgehen. Auf diese Weise kommt auch hier eine reichlichere Verästelung zu stände.
Ein ähnliches Paar bilden die tropische Cododecas gygmata (Taf. LXVII, Fig. 501) und
die antarktische C. ambulacrum (Taf. LXVII, Fig. 503; Textfig. 103).
Aber nicht nur die Tripyleen lassen den erwähnten Gegensatz zwischen antarktischen und
tropischen Formen fast in «allen Abteilungen hervortreten, vielmehr scheint das nämliche auch
für andere Radiolaricngruppcn zu gelten. So weisen z. B. bei zwei typisch antarktischen Cyrtel-
larien, bei Perometissa dcntiadala (Taf. LXXXIV, Fig. 591) und Saccospyrix antantica (Taf. LXXXIV,
Fig. 590) die radiären Skelcttstrukturen (d. h. die Balken der Cortinarplatte) wohl die reichlichste
Verzweigung auf, welche bis jetzt von diesen Bildungen bekannt ist, und ebenso ist der ant-
arktische Thaiassoihamnus ramosus (Taf. LXXIV, Fig. 538) durch sein stärker verzweigtes, „strup-
pigeres“ Skelett von dem warmwasserbewohnenden Th. gm isla (Taf. LXXIII, Fig. 537) unterschieden.
M.an ward wohl mindestens l>ei einer Anzahl der hier aufgezähltcn antarktischen Formen
die Vermehrung der radiären Skelettelemente in ähnlicher Weise zu deuten haben, wie die Ver-
dickung der Schalenwand : es ist anzunehmen, daß in dem dichten Kaltwasser der Antarktis
ebenso wie in dem Tiefenkahlwasser der wärmeren Meeresgebiete das Bedürfnis der Material-
und Gewichtserspamis etwas zurücktreten kann, und daß dafür die Schutz- und Stützeinrichtungen
eine stärkere Ausbildung erfahren. Inwieweit dabei auch Beeinflussungen direkt kausaler Natur
mitspielen, mag dahingestellt bleiben.
In den vorstehenden Erörterungen ül>er die Abhängigkeit der Größen-, Gestalt- und Struktur-
verhältnisse von dem umgebenden Medium, insbesondere auch in den letzten Abschnitten, wird
möglicherweise manchem Leser die Menge der positiven Thatsachen und sicher begründeten Be-
ziehungen nicht genügend erscheinen. Man wird vielleicht sagen, cs gälie doch zu viele Aus-
nahmen von der Regel, und von dem Satz, daß die Regelmäßigkeiten im allgemeinen nur bei
Betrachtung einer engeren Gruppe volle Giltigkeit haben, sei ein zu weitgehender Gebrauch ge-
macht worden.
Solchen Einwänden gegenüber darf ich vielleicht hervorheben, daß sich mir die meisten
morphologischen Eigentümlichkeiten, welche die Bewohner bestimmter Breiten und Tiefen «auf-
weisen, schon bei der ersten Durchsicht des MateriaLs aufgedrängt haben, ehe mir die teleologischen
96
Tief »et- Radio Uri ra
573
Beziehungen zwischen Form und Medium, welche andere Forscher in Bezug auf verschiedene
Planktonorganismen ermittelt hatten, im einzelnen bekannt waren. Die auffallenden (irölk*n unter-
schiede zwischen den oberflächlichen und ticfcnbcwohnendcn Challengcriden und Concharidcn,
die Abweichungen von der Kugelgestalt, welche die Angehörigen der meisten Gruppen in größeren
Meerestiefen aufweisen, der Wechsel zwischen dem Aehren- und Doldentypus der Radialstacheln,
wie er sich innerhalb enger systematischer Gruppen je nach dem Aufenthaltsorte bemerklich
macht, die Derbheit der Skelettstrukturen der ticfenlebendcn Formen und die „Struppigkeit“
antarktischer Arten, alle diese Erscheinungen treten dem Beobachter auf Schritt und Tritt in
den Weg, und sie werden sicher auch von späteren Untersuchem nachgewiesen werden, wenn
vielleicht auch die teleologische Deutung, welche ich zu geben versuchte, in manchen Einzel-
heiten sich als unrichtig heraussteilen wird.
Die zahlreichen Ausnahmen aber, durch welche unsere Regeln durchbrochen werden,
finden leicht eine Erklärung.
Neben dem Gesamteindruck, daß das Radiolarienskclett nicht als ein lusus naturac,
sondern durchaus als eine Anpassungseinrichtung aufzufassen ist, wird nämlich, wie ich glaube,
auch das weitere Ergebnis sicher bestehen bleiben, daß sich der Radiolarienkörper und insbe-
sondere sein Kieselskelett den Verhältnissen der Außenwelt auf sehr verschiedenem Wege,
unter Zuhilfenahme sehr mannigfaltiger Strukturverhältnisse angepaßt hat Die Bevorzugung
irgend eines einzelnen Anpassungsweges aber kann die geringere Beanspruchung oder gänzliche
Beiseitelassung eines anderen ermöglichen, bezw. ontogenetisch bedingen, und so ist cs eine ganz
natürliche Sache, wrenn z. B. viele Oberflächen formen auf lange, den Formwiderstand erhöhende
Apophysen verzichten, wenn ihnen andere Mittel zur Erhöhung der Schwebefähigkeit zur Ver-
fügung stehen, oder daß umgekehrt Tiefenformen lange Apophysen zur Entfaltung bringen, wenn
vielleicht ihr Körper durch Einrichtungen anderer Art zu stark beschwert ist, oder wenn es im
Interesse der Nahrungsaufnahme erforderlich wird.
Konvergenzbildungen.
Die Erkenntnis, daß das Radiolarienskelett bis in die kleinsten Einzelheiten an bestimmte
Funktionen und an bestimmte Mediumsverhältnisse „angepaßt“ Ist, wirft auch ein Licht auf die
außerordentlich große Zahl weitgehender Konvcrgenzbildungen, denen man innerhalb der ganzen
Klasse und vor allem bei den Tripyleen begegnet. Begünstigt wird selbstverständlich die Ent-
stehung solcher Konvergenzen durch den Umstand, daß, wie im folgenden Abschnitt gezeigt
werden soll, der Verlauf und die Mittel des ontogenetischen Geschehens, wenig-
stens in den meisten Gruppen, eine sehr große Uebereinstimmung zeigen, und daß
es anscheinend nur geringfügiger Impulse bedarf, um den für eine Gattung oder eine Familie
typischen Entwickelungsgang sozusagen in ein anderes Geleise hinüberzuwerfen. Bezeugt wird
dies wie gleich hier kurz angedeutet werden soll, durch zahlreiche Monstrositäten, welche den
Charakter von Ucbcrgriffen einer Species in den Formenbereich entfernter stehender Arten,
Gattungen oder Familien haben.
TS
Dtufvb, J Bd XIV.
97
574
Valentin Hakcker,
Schon in den vorhergehenden Kapiteln war wiederholt von allerlei Konvergenzen die
Rede. Es sei z. B. an die auffällige Uel>ereinstimmung erinnert, welche eine Aulosphäride und
eine Sagosphäride (Auloscena alfontica und Sagenosccna lampadophora) hinsichtlich des Aufbaues
der keulenförmigen Radialstacheln zeigen (S. 487, Textfig. 112 u. 113), eine Parallelentwickelung
welche allerdings weniger auffällig ist, als ich ursprünglich (1905, S. 344, Anm. 1) dachte, da
sich inzwischen die ersten Stufen der Skelett-Ontogenese für beide Familien als identisch heraus-
gestellt haben. Ebenso wurde bereits auf die sekundären Differenzierungen hingewiesen, durch
welche das Skelett einer Specics der Gattung A ulographon tum (Aul. mediUrranaon) demjenigen
von Aulospa/his variabilis monodon und gleichzeitig von Aulofxtasus charoides ähnlich gemacht
wird (vergl. S. 504, Textfig. 138 mit IV. VII, Fig. 80, und Taf. V, Fig. 47 u. 48).
Hierher gehören ferner die als Ankerfädchen bezeichncten Bildungen, welche in den ver-
schiedensten Tripyleengruppen zur selbständigen Entwickelung gekommen sind, so bei den Canno-
sphären (Taf. XV, Fig. 144), Planktonctten (Taf. LVI, Fig. 452) und Ixn den Cölodendriden
(Taf. LXVII — I-XIX). Auch die den Ankerfädchen nahestehenden Terminalbildungen mit kork-
zieherartig gewundenen Fäden und linsenförmigen Spathillen sind, wie schon Fowler hervor-
gehoben hat, an drei verschiedenen Stellen zur Ausbildung gelangt, bei der wunderl»aren Tiefsee-
Aulacanthide Aultxorytu zetesios (Taf. V, Fig. 46), bei Cannorhaphis spathilfola (Rep, Taf. G,
Fig. 5) und bei Coelodrymus ancoraim (Rep, Taf. CXXI, Fig. 10).
Ueberhaupt sind es natürlich die Terminalbildungen, welche zur Konvergenz-
entwickelung neigen. Denn da diese übereinstimmend die Funktion hal»en, die extrakalymmale
Sarkodehaut zu stützen, so Ist schon von vornherein die Zahl der möglichen Konstruktionsformen
eine einigermaßen begrenzte, und es werden im wesentlichen immer wieder Modifikationen einer-
seits des Kronen-, Kandelaber- oder Doldentypus, andererseits des dichotomischen Aufbaues zur
Wiederholung kommen. Bei der Gleichheit der angewandten ontogenetischen Mittel ist es dann
nicht auffällig, wenn innerhalb dieses Spielraumes vielfach auch eine Uebereinstimmung der
speciellen Strukturverhältnisse erzielt wird. Als Beispiele mögen die funktionell gleichwertigen
und zweifellos auch ontogenetisch übereinstimmenden End Verzweigungen einerseits von Au/ocerot
arborescens irregularis (Taf. III, Fig. 31), andererseits von Coelodccas ambulacntm (Taf. LXVII.
Fig. 503; vergl. S. 482, Textfig. 103) dienen, welche im wesentlichen sich nur durch die Zahl
der primären Aestc — Ixri erstcrem 3, bei letzterem 2 — unterscheiden.
Aber nicht bloß auf die Terminalbildungen, sondern auch auf andere Strukturteile kann
sich die Konvergcnzcntwickelung erstrecken. So kehrt z. B. das korbförmige P c r i s t o m mancher
Tuscaroriden (Taf. XXVII, Fig. 207, 209, 210; vergl. S. 520, Textfig. 147) bei ChaJlengeranium
diodoti (Taf. L, Fig. 399) wieder, und innerhalb der erstgenannten Familie ist es bei Angehörigen
verschiedener Verwandtschaftsgruppen, teils auf dem Wege der eigentlichen Konvergenz, teils auf
Grund von analoger Entwickelung, zur Differenzierung heim- oder vogelkopfähnlicher Peristom-
bildungen gekommen (Syst Teil, S. 213, Textfig. 22, 3. Vertikalreihe) »).
Die Konvergenz kann sich schließlich auch auf den Gesamthabitus des Skelettes be-
ziehen. Ein bemerkenswertes Beispiel bietet die Cölodendridengattung CoAanthemum (Taf. LXVD1.
I) Bei Tuuaridntm paUatum (Textfig. 22 f ) und rygnrum (i), welche vorLiufig in einer < iattung untergebracht sind, ist dt*
l*erist«,in durch Verlängerung und Umbiegung de» Peristomhalse* selber, bei Tuscarrtta puitrcula <cl durch schnabrlfönn<e
Umbildung eine» «>nl»tachel* m »tnnde gekommen
y»
Ticfw- K adiola ricn.
575
Fig. 507) dar, welche im ganzen Aufbau des Skelettes und in der Verzweigung der Radial-
stacheln einerseits an manche Formen der Aulacanlhidengattungen Aulocerot (Taf. III, Fig. 22)
und A ulospaihis (Taf. VII, Fig. 82 u. a.), andererseits an verschiedene Astrosphäriden, z. B. an
Lycknosphatra regiua (Haeckel, Rep, Taf. XI, Fig. 1) erinnert Namentlich die flachen, dom-
artigen Versteifungen der Radialstacheln, die uas l>ei Coelanthemum in besonderer Eleganz ent-
gegentreten (Taf. LXIX, Fig. 516), haben mit den lateralen Verästelungen von Lytknosfduura eine
große Aehnlichkeit.
Als ein weiteres hierher gehöriges Beispiel ist die doppelte Gitterschale einerseits der
Sagcnoariu m- Arten (S. 488, Textfig. 114), andererseits der koloniebildenden Tuscaroren zu er-
wähnen (Taf. XXIX, Fig. 222).
Im Hinblick auf die Frage nach den Beziehungen zwischen Form und Medium scheint
mir nun die weitere Thalsache von Interesse zu sein, daß die Angehörigen verschiedener Gruppen
hauptsächlich dann eine Konvergenz des ganzen Habitus erkennen lassen, wenn sie die gleichen
Oertlichkeiten bewohnen.
So pflegen die Aulosphäriden und Sagosphäridcn in gleichen M ceresteilen auch überein-
stimmende Größen- und Gestaltsverhältnisse zu zeigen: in den Oberflächenschichten der warmen
Meere sind beide Familien durch kleinere, kugelige Formen, in den Kaltwassergebieten dagegen
hauptsächlich durch bim- oder ballonförmige Typen vertreten. Ferner fanden sich in verschiedenen,
den wärmeren Meeresgebieten entstammenden Vertikalnetzzügen (z. B. T.-St 44) nebeneinander
die ungleichpoligen Spindelformen von Aulatraetus fusi/ormis und von Sagenoarium
Chuniy also von zwei Arten, welche nicht bloß in der Gestalt sondern vielfach auch in der
Größe aufs genaueste übereinstimmen (vergl. Taf. XL VII, Fig. 358 u. 364).
Sehr auffallend war mir auch die außerordentliche Konvergenz, welche die tiefenbewohnende
Concharidenart ConchfHiutn tndaena (Taf. I.X, Fig. 470) mit den in den gleichen antarktischen
Stationen erbeuteten Castanelliden hinsichtlich der Größe, der Beschaffenheit der Schalen wandung
und der Poren zeigte.
Wenn sich schon bei den Angehörigen verschiedener sell>ständiger Abteilungen der nivel-
lierende Einfluß gleicher Lebensbedingungen, manchmal in unmittelbar augenfälliger Weise, geltend
macht, so ist es nicht zu verwundern, wenn die Angehörigen der nämlichen Familie oder
Gattung an einer und derselben Oertlichkeit die Neigung zu konvergierender Variation hervor-
treten lassen. So stimmt z. B. Tuscaretta tubulosa, und zwar als var. typica (Taf. XXX, Fig. 234),
in den wärmsten Teilen des Atlantik und Indik hinsichtlich der Schalenform mit einigen Exem-
plaren von Tuscaretta Belknapi (Taf. XXXI, Fig. 238) und Tuscarora bistemaria, sowie mit
Tuscaretta o/ui (Taf. XXVIII, Fig. 22t) sehr genau überein, also mit lauter Arten, welche in
den gleichen Meeresgebieten zu Hause sind. Dagegen läßt die im Benguelastrom vorkommende
Varietät ( T. tubulosa var. sphaeridiunt, Taf. XXX, Fig. 225*) in Bezug auf Größe, kugelige Schalen-
form, Schalendicke und Vierzahl der AboraLstacheln eine weitgehende Konvergenz mit einer elten-
daselbsi verbreiteten Varietät von Tuscaretta g/obosa (var. at/autica , Taf. XX VII I, Fig. 215) er-
kennen. Speciell in tler T.-St. 88 wurden lx*ide Formen nelieneinander angetroffen. Auch zwei
merkwürdige, dreieckig-schildförmige, mit nur 2 Al »oralstacheln ausgestattete Formen, nämlich
TuscariUa scultlfum (Taf. XXVI, Fig. 203) und Tuscarautha Brauen var triangu/a (Taf XXVII,
576
VaLHNTI!« Haecker.
Fig. 210), wurden von der „Valdivia", wenn auch nicht an der gleichen Station, so doch beide
im Östlichen Indik (T.-St 173 — 215) angetroffen.
Bei der verhältnismäßig großen Zahl von Fällen, in welchen konvergierende Formen aus
verschiedenen Familien oder Gattungen in den nämlichen Meeresgebieten erbeutet wurden, darf
es wohl als ausgeschlossen gelten, daß immer nur ein zufälliges Zusammentreffen vorliegt Es
treten vielmehr gerade in diesen Vorkommnissen die engen Beziehungen zwischen Form und
und Medium besonders deutlich hervor, und es wird der Verdacht nicht abzuweisen sein, daß
außer denjenigen äußeren Faktoren, welche bisher als formbestimmend er-
kannt worden sind (Temperatur, Salinität, einseitiger Wasserdruck, vielleicht auch Beschaffen-
heit der Nahrung), noch andere unbekannte, zum Teil örtlich lokalisierte Reiz-
wirkungen existieren, auf welche das Skelett der Radiolarien teils direkt
mechanisch, teils auf dem Wege komplizierterer Adaptationen reagiert
Mit großem Bedauern sieht sich freilich der Untersucher der Thatsache gegenübergestellt
daß die formenreiche Welt der Tiefsee- Radiolarien, welche so zahlreiche Beziehungen zwischen
Form und Medium ahnen läßt, dem Experimente nur wenige Angriffsgelegenheiten darbietet
und daß vorderhand nur eine geringe Aussicht besteht allen diesen Wahrscheinlichkeiten und
Vermutungen weiter nachgehen zu können. Immerhin darf man wohl hoffen, daß es gelingt
wenigstens die skelettbildenden Polycyttarien (Collidcn) und vielleicht auch andere Oberflächen-
formen zu experimentellen Beobachtungen zu verwenden und auf diesem Wege einige auf die
Tiefenformen übertragbaren Resultate zu gewinnen.
III. Abschnitt
Formbildung.
Während die anatomisch - physiologische Betrachtung des Radiolarienskelettes zu dem
unerwarteten Ergebnis geführt hat daß die Architektonik der Gitterschalen, der Rad talstacheln
und insliesondere der Terminalbildungen trotz ihrer Vielgestaltigkeit durch verhältnismäßig ein-
fache Aufgaben mechanischer Natur bestimmt wird, haben die Untersuchungen über die Onto-
genese der Skelettstrukturen Ueberraschungen entgegengesetzter Art gebracht.
Auf den ersten Anblick freilich schien es ein nicht zu schwieriges Unternehmen zu sein,
die im „Challenger“ -Werk als verschiedene Arten aufgezählten Formen als Stadien einzelner
ontogenetischer Entwickelungsreihen nachzuweisen, und ebenso schien angesichts der stereo-
metrischen Regelmäßigkeit vieler Formen die Hoffnung berechtigt zu sein, die Analyse des Ent-
wickelungsverlaufes gewissermaßen mit einem Schritt unmittelbar vor die physiologischen und
physikalischen Elementarprozesse hinzuführen. Entgegen diesen Erwartungen stellte es sich aber
100
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Tirf*«*-Ra<iinlaritti
577
bald heraus, daß das eigentliche ontogenetischc Material, welches die Radiolarienausbeute einer
Expedition darbietet, sehr sparsam ist und daß die Entstehung des Skelettes auch bei verhältnis-
mäßig einfach gebauten Formen einen komplizierten Vorgang darstellt, bei welchem sehr mannig-
fache Mittel der Formbildung wirksam sind und demgemäß Einzelprozesse sehr verschiedener
Art ineinander greifen. So wurde ich denn bei meiner Untersuchung vor ganz andere Verhält-
nisse geführt, als ich erwartet hatte, und nicht bloß die speciellen Ergebnisse, sondern auch die
Gesamtanschauungen, zu welchen ich bezüglich der Skelettbildung der Radiolarien und speciell
der Tripyleen gelangt bin, weichen wesentlich von dem Bilde ab, welches sich meine Vorgänger
gemacht haben.
Haeckel's Promorphologie.
Durchdrungen von der Ucberzeugung einer prinzipiellen morphologischen Gleichwertig-
keit der organischen und anorgischen Körper, hat Haeckel den Gedanken zu l>egründen versucht,
daß ebenso wie die Kristalle, so auch alle organischen Formen (mit Ausnahme der absolut unregel-
mäßigen amorphen Anaxonier) Ableitungen oder Modifikationen bestimmter stereometrischer
Grundformen darstellen. Es sei nun Aufgabe der Promorphologie oder Grund-
formcnlehre, durch Abstraktion die ideale stereometrische Grundform der organischen
Individuen kennen zu lernen oder, wie man umgekehrt sagen kann, die Gesamtform der letzteren
durch ihre stereometrische Grundform zu erkennen und zu erklären (vergL 1906, S. 151).
Haeckel spricht dann weiterhin die Ansicht aus, daß die ideale stereometrische Grund-
form sowohl als die reale Form des organischen Individuums in welcher die erstere verkörpert
ist, lediglich durch ihre fest bestimmten Achsen und deren beide Pole erkennbar und
einer mathematischen Bestimmung fähig sei. Die ideale stereometrische Grundform sei
eine absolut bestimmte, eine vollkommen konstante und daher gesetzmäßige und die
Angabe der stereometrischen Grundform jedes morphologischen Individuums genüge vollkommen,
um alle charakteristischen Formeigenschaften desselben mit mathematischer Sicherheit, durch ein
Wort zu bezeichnen. An dieses lasse sich dann die Beschreibung der äußeren Einzelheiten ohne
Mühe anschließen.
Bei seinen Versuchen, die Grundformenlehre zu stützen, hat Haeckel immer wieder auf
die kristallähnlichen Schalenformen vieler Radiolarien und insbesondere auch mancher Tripyleen
hingewiesen. Zeigen doch, wie Haeckel sagt, die Grundformen bei den Radiolarien eine größere
Mannigfaltigkeit als in allen anderen Klassen der organischen Welt „Alle denkbaren Grund-
formen, welche im System der Promorphologie sich unterscheiden lassen, kommen in der Klasse
der Radiolarien wirklich ausgebildet vor; das Skelett der Radiolarien zeigt sogar gewisse
geometrische Grundformen verkörpert, welche sonst überhaupt nicht in anderen organischen
Bildungen Vorkommen.“ Es sei hier nur daran erinnert, daß allein in der zu den Tripyleen
gehörigen Familie der Circoporiden nelxmeinandcr reguläre Ikosaeder, Dodekaeder und Oktaeder
auftreten, also Grundformen, von denen die ersteren aus der übrigen organischen Natur über-
haupt nicht bekannt sind, die beiden anderen sich nur vereinzelt im Pflanzenreich nachwcisen
lassen und hier durch verschiedene Pollenkömer, bezw. durch die • Antheridien von Chara
repräsentiert werden.
101
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57»
Valentin Haecker,
Als Ursache dieses beispiellosen Formenreichtums sieht Haeckel die statischen
Verhältnisse des frei im Meere schwebenden Radiolarienkörpers an, und zwar betrachtet
Haeckel, im Einklang mit seinen sonstigen Anschauungen, die statischen Momente als die
bewirkenden Ursachen, als die rein mechanischen causae efficientes der geometrischen
Grundformen.
Gegen den Grundgedanken der HAECKELschen Promorphologie, nämlich gegen die An-
nahme, daß die Form der organischen Körper von den gleichen Gesichtspunkten aus betrachtet
und mathematisch beschrieben werden könne, wie die Form der Kristalle, sind schon von ver-
schiedenen Seiten Einwände erhoben worden, und die Vorschriften, welche Haeckel (vergl. 1906,
S. 157) gegeben hat, um nach Feststellung der Achsen, der Pole und des „Kristallsystems*4 der
organischen Körper zu ihrer mathematisch genauen Beschreibung zu gelangen, hat wohl schwer-
lich bereits eine wirklich praktische Befolgung gefunden. Insbesondere hat neuerdings Spengel
(I9°5) gegen die Anwendbarkeit der Achsenlehrc auf die morphologischen Verhältnisse der Viel-
zelligen verschiedene neue Einwände erhoben und daliei namentlich betont, daß die Annahme
einer „Hauptachse“ für die Charakterisierung eines bilateralen Tieres wohl kaum eine l>esondere
Bedeutung habe.
Ich werde mich im folgenden darauf beschränken, die Giltigkeit der promorphologischen
Betrachtungsweise für die Radiolarien zu besprechen. Denn bei einer ganzen Anzahl von ihnen
ist ja nach Haeckel „das Skelett gewissermaßen weiter nichts als ein System von verkörperten
Kristallachsen“, und die Radiolarien müßten daher das eigentliche Schulbeispiel der Promorpho-
logie darstellen. Findet man also, daß die Anschauungen der Promorphologie in Bezug auf
die Radiolarien modifiziert werden müssen, so werden sich einige Folgerungen ganz von selber
auch für andere Organismengruppen ergeben.
Zunächst scheint sich nun allerdings aus der Betrachtung der Achsenverhältnisse einiger
Formen die grundsätzliche morphologische Uebereinstimmung der orgiinischen und anorganischen
Körper unmittelbar zu ergeben. So können z. B„ wie Haeckel hervorhebt, die Cubosphäride
Hexaamtium drymodes (Haeckel, 1862, Taf. XXIV’, Fig. g), die Quadrilonchide Acanthosiaurus
hastatus (Haeckej, 1862, Taf. XIX, Fig. 5) und die Pylonide Tdrafyfe ociacanlha (R. Hertwig,
1879, Taf. VI, Fig. 2) als Beispiele für das reguläre Hexaeder, das Quadratoktaeder und das
Rhombenoktaeder bezw. des tesseralen, tetragonalen und rhombischen Kristallsystems betrachtet
werden. „Man braucht bloß die Spitzen der betreffenden Achsen durch Linien zu verbinden und
durch je zwei benachbarte Iinien eine Fläche zu legen, um in der Tat die entsprechenden
Oktaederformen zu erhalten.“ In ähnlicher Weise lassen einige Tripyleen regelmäßige Achsen-
verhältnisse erkennen. So haben z. B. in TuscarUla na/iotia/is, Cannox/>/tatrn geomttrica, Circo-
f>orcUa octahedra ( Circofwrus odahedrtts Haeckel), Circogonia dodecahedra ( Cirtorrhegma dodccahedra
Haeckel) und Cinogonia icosaedra die Formen des Tetraeders, Würfels, Oktaeders, Dodekaeders
und Ikosaeders, also die sämtlichen „platonischen Polyeder“, eine Verwirklichung gefunden
(Textfig. 156 — 160).
Auch komplizierter gebaute Kristallformen, so die „skelettförmig ausgebildeten“ Aneinander-
reihungen von kleinen Kristallindividuen und insbesondere die sternförmigen Wachstumsformen,
finden wir bei den Radiolarien nachgeahmL Es sei nur auf die Aehnlichkeit hingewiesen, welche
manche Acantharien (Textfig. 161) mit den Schneekristallen (Textfig. 162) zeigen, wobei allcr-
102
Tiebee-Kodiolanea.
579 -
dings der Unterschied besteht, daß bei erstcren die Strahlen im Raum, bei letzteren in einer
Ebene angeordnet sind.
So scheinen in der That nicht nur die hier aufgezählten Radiolarientypen, sondern auch
zahlreiche andere mit aller wünschenswerten Deutlichkeit zu beweisen, daß die wirkliche Skelett-
und Körperform der Radiolarien durch eine ihrem Plasma immanente (etwa der Kristallform
der Plasmateilchen entsprechende) stereometiische Grundform bedingt ist und daß eine prinzipielle
morphologische Uebereinstimmung des Radiolarienkörpers mit einem Kristall in der von Haftkei.
angenommenen Weise besteht.
Fig. 156. TntcanUa nahona/n (Borgert)
Fif- 157 C<tnneifOnter<i grvmrtnca
Bokgert, noch Boruekt, 19010, Fig. 2$.
Fig. 158. Ortoforetta ottaJisJm (Cirrepertu «««•/.( hrJrus Hab« kkl), noch Rep.,
tob. 117. fig. 6.
Ob diese Auffassung in Wirklichkeit eine zutreffende ist, darüber könnte natürlich nur bei
genauer Kenntnis des ganzen Formbildungsprozesses entschieden werden. Denn so wenig etwaige
Uebcrcinstimmungen der Mechanik, wie sie z. B. bei den Bewegungserscheinungen der künstlichen
und natürlichen Amöben hervortreten, eine Uebereinstimmung der Materie voraussetzen (Rhumri.fr,
1904, 1906), so wenig braucht ja eine Uebereinstimmung der Form auf einem übereinstimmenden
Formbildungsmechanismus zu Iteruhen. Die äußere Aehnlichkeit, welche z. B. einige
von Bürst hu (1904) in austrocknenden kolloidalen Substanzen beobachtete „Sprungsysteme“
(Textfig. 163, 164) mit den Horizonlalprojcklioncn eines Cytoc/adus- oder C/adoaxcus* Skelettes
*n3
580
Valkntik Haeckih,
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TiH*rr-R*dk>l*ri<n.
581
zeigen, läßt in deutlicher Weise erkennen, in welchem Malle Formähnlichkeiten auf zweifellos
ganz verschiedenem Wege zu stände kommen, und so wird auch bei den kristallähnlichen Körper-
formen der Circoporiden und anderer Radiolarien zunächst die Frage zu entscheiden sein, auf
welchem Wege sic entstanden sind , ehe eine eigentliche I Iomologie dieser Körper und der
Kristalle angenommen werden darf.
Aber auch ohne genauere Kenntnis der ontogenctischcn Prozesse, welche zur Bildung
der Körperformen der Radiolarien führen, sieht man sich einigen Verhältnissen gegen ü I jergestellt,
welche cs fraglich erscheinen lassen, ob die von Haeckel vertretenen promorphologischen An-
schauungen in jedem Punkte für die Radiolarien (iiltigkeit haben. Auf diese Bedenken sei
hier zunächst in kurzem eingegangen.
eine absolut bestimmte, eine vollkommen konstante und daher gesetzmäßige sei.
Diese Aufstellung kann offenbar nur den Sinn haben, daß die Grundform als eine in der stoff-
lichen Natur der Körper begründete Eigenschaft wenigstens innerhalb einer lx?stimmten Yer-
wandtschaflsgruppe , mindestens innerhalb einer Species eine ganz konstante sei. Allerdings
bezeichnet Haeckel die Promorphologie als die Wissenschaft von der äußeren Form der
Individuen, aber aus seiner ganzen Darstellung geht hervor, daß er dabei unter Individuen
nicht die einzelnen „Personen“, sondern die „Formindividuen erster bis sechster Ordnung“ (/eilen,
Organe u. s. w.) versteht, und ich glaube also nicht, daß die von Haeckel angenommene
„Konstanz“ der Grundform anders gedeutet werden kann, als im Sinne einer mindestens art
liehen Konstanz.
Hier zeigen aber gerade die Tripyleen eine Reihe von 1 * ‘merkenswerten Abweichungen.
Insbesondere ist auf die „Stäche Im utanten“ der Tuscaroriden hinzuweisen, welche weiter
unten von anderen Gesichtspunkten aus eine eingehende Besprechung finden sollen. Hier sri
Fig. 163.
r«. »<>4.
FSr. 163 und 164. „SprungiyMrme“ in ausUockfw-mlfti kolloidalen Subaunten. tuch BÖTSCHtl, 1904. Fig. 6 und 9.
Haeckel spricht davon, daß die ideale stercometrischc Grundform der organischen Körper
OnrtKb* T f «p*dit wo iM — B4. XIV.
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VAI.SWTIN HaKCXER.
5»2
nur Itcmerkt, daß z. B. von Tuscaretta tubulosa nebeneinander Individuen mit 2, 3, 4 und 5 Aboral-
stacheln Vorkommen, d. h., promorphologisch ausgedrückt, bilateral-symmetrische Formen und
strahlige mit 3, 4 und 5 Antimeren. Nun weist aber schon das Nebeneinandervorkommen aller
dieser Typen und außerdem die Thatsache, daß die extremen Zahlen (2 und 5) nur ganz aus-
nahmsweise erscheinen (vergl. Syst. Teil, S. 192), darauf hin, daß cs sich bei diesen Verschieden-
heiten nicht etwa um selbständige Formen, sondern nur um Individual Varianten handelt.
Es liegt al>er auch ein strenger Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauung vor. Von der
koloniebildenden Form Tuscaretta g/obosa Chuni fand sich im „Valdivia"-Material eine unvoll-
ständige Gitterschale, mit welcher, statt der normalen 8 Individuen, nur noch 5 verbunden
waren. Von diesen 5 Individuen waren aber 4 fünf- und eines sechsstrahlig , so daß, an-
gesichts der gleichen Abkunft der in einer Kolonie zusammengehaltencn Individuen, wenigstens
für Tuscaretta g/obosa der Charakter der Stachelmutanten als individueller Variationen nicht
bezweifelt werden kann. Eine L'ebertragung dieses Ergebnisses auf die nahe verwandte Tuscaretta
tubulosa und deren Varianten ist aber dann wohl ohne weiteres erlaubt, und wir hätten also in
dieser Tuscaroride ein Beispiel für eine bedeutende Inkonstanz der Grundform zu sehen.
In ähnlicher Weise kommen sogar bei dem klassischen Objekte der slereometrischen Be-
trachtungsweise, bei den Circoporiden, Variationen bezüglich der Zahl der „Achsen“ vor. So hat
insbesondere Borgert bei Circoporm oxyacanthus Individualvarianten mit 7 (statt 6) Radialstacheln
beobachtet (vergl. auch SysL Teil, S. 173 und 178).
Es geht also daraus hervor, daß innerhalb der Art die Zahl der Achsen und damit die
stereometrische Grundform keine vollständig konstante zu sein braucht, vielmehr beträchtlichen
Schwankungen unterworfen sein kann. Ein prinzipieller Gegensatz des Radiolarienskelettes zu
den Kristallen würde damit freilich noch nicht aufgestellt sein, denn ähnliche Unregelmäßigkeiten
sind auch bei den Kristallen und zwar in den sogenannten Kombinationen nichts Ungewöhn-
liches. Am Bleiglanz z. B. findet man nicht selten Würfel, Rhomben, Dodekaöder, Oktaeder
und einige andere Kristall formen miteinander vereinigt*). Indessen scheint mir gerade in der
*) Vergl. A. SAtT.K, Mineralkundc, Stuttgart [ohne Datum), S. JJ.
Ftg. 165. „Stachelrnutanten” von TtutareUa tubulosa. Varianten mit a, 3, 4 und 5 Alxwals lach ein.
IO6
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Tiebee-Kadiolancn. S$3
Haei KELschen Auffassungsweise die Eigenschaft der Konstanz sehr wesentlich zu sein, und des-
halb durften die l>eschriel)enen Abweichungen nicht unerwähnt bleiben.
Ein weiteres Bedenken gegen die Auffassung, daß spcciell die polyCdrischen Skelette nichts
anderes als die Verwirklichungen immanenter stereometrischer Grundformen sind, ergiobt sich aus
der Betrachtung, daß die regelmäßige Zahl und Anordnung der Strahlen z. B. bei den oktaedrischen,
ikosaöd rischen und dodekaöd rischen Circoporiden augenscheinlich »-ine «zweckmäßige“ ist Es
handelt sich, wie früher gezeigt wurde, offenbar darum, mit einer möglichst geringen Zahl von
Streltepfeilem auszukommen und diese möglichst gleichmäßig auf der Schalenol irrfläche zu
disponieren. Damit ist aber von vornherein nicht bloß eine Ix grenzte Zahl von Möglichkeiten,
sondern auch die Uebereinstimmung der Achsen Verhältnisse mit denjenigen der sogenannten
platonischen Polyeder gegeben (vergl. S. 505).
Man wird nun vielleicht sagen können, daß trotz der Zweckmäßigkeit, welche in der Zahl
und Anordnung der Circoporidenstacheln zu Tage tritt, die letzteren dennoch sehr gut nichts
anderes als „verkörperte Kristallachsen“ sein können; es seien eben von zahlreichen der Radio-
lariensarkode innewohnenden Potenzen (Kristallisationsmöglichkeiten) nur diejenigen dauernd ver-
wirklicht worden, welche zur Bildung zweckmäßiger Strukturen geführt hal>en.
Es mag vorläufig dahingestellt bleiben, ob dieser Ausweg der richtige ist Jedenfalls
zeigt sowohl die mangelnde Konstanz der Grundform, wie die Zweckmäßigkeit der regelmäßigen
Skelettstrukturen, daß sich die pro morphologische Betrachtungsweise in der von I Iaeckel ange-
nommenen Fassung nicht ohne Anstände auf die Radiolarien übertragen läßt Materialien zur
weiteren Beurteilung dieser Anschauung werden sich im folgenden aus der Betrachtung der
Skelettbildungsprozesse ergeben, doch kann wohl die ganze Frage nicht ohne Zuhilfenahme neuer
Methoden entschieden werden.
Haeckel’s Sekretionshypothese und Dreyer’s mechanische
Gerüstbildungshypothese.
In naher Berührung mit den pro morphologischen Anschauungen Haeckels steht die
Theorie, welche er sich lx‘2Üglich der Bildung der Schwammnadeln gebildet hat In seiner
Monographie der Kalkschwämme {1872) stellt er die Ansicht auf, daß die Spicula der Kalk-
schwämme einheitliche Kristalle seien, welche alx*r bei ihrer Entstehung allerdings durch die
Thätigkeit des leidenden Organismus in mehrfacher Hinsicht modifiziert werden. Der Prozeß der
Kalknadelbildung stellt also gewissermaßen einen Kompromiß dar zwischen der kristallisierenden
Thätigkeit des kohlensauren Kalkes und deijenigen der organisierenden Kräfte der Sarkodc, er
wird daher von Haeckei. als Biokristallisation bezeichnet. Diese Anschauungen, welche
anfangs durch die Untersuchungen Ebner’s (1887) eine Stütze zu erhalten schienen, mußten in-
zwischen namentlich auf Grund der Beobachtungen von Mincmin (1898) und Maas (i8q8 — 1900)
ülter die Entstehung der Kalkschwammspicula in einer wesentlichen Hinsicht modifiziert werden:
danach halten die Nadeln bei ihrer ersten Entstehung noch keine kristallinische Struktur,
vielmehr sind bei ihrer Bildung zwei zeitlich aufeinander folgende Prozesse zu unterscheiden, eine
107
74*
Valwtih Haf.ckee,
584
Phase der rein organischen, cellularen Thätigkeit, welche die Anlage oder den organischen Kern
der Nadel liefert, und eine Phase des raschen kristallinischen Wachstums, in welcher die viel
mächtigere, in optischer Hinsicht durchaus krislallartig sich verhaltende Hülle ihre Entstehung nimmt
Während die Anschauungen, zu welchen Haeckel bezüglich der Entstehung der Schwamm-
nadeln gekommen war, in letzter Linie ganz auf dem nämlichen Boden wurzeln, wie seine Grund-
formenlehre, nämlich in der Grundvorstellung von einer vollständigen Uebereinstimmung organischer
und anorganischer Formbildung, ist er lx?i der Betrachtung des Radiolarienskelettes zu wesentlich
abweichenden ontogenetischen Ansichten gelangt Eigentliche entwickelungsgeschichtliche Stadien
hat Haeckel allerdings nicht zu Gesicht l>ekommen, auch haben seine Anschauungen über die
Skelettbildung der Radiolarien an keiner Stelle des Reports eine vollkommen klare und ein- I
gehende Fassung erhalten, indessen erhält man bei einer Zusammenstellung der verschiedenen ein-
schlägigen Bemerkungen den Eindruck, t|aß sich Haeckel den Vorgang der Skelettbildung der
Radiolarien nicht als einen verhältnismäßig einfachen, der anorganischen Formbildung vergleich-
baren, sondern als einen komplizierten physiologischen Prozeß denkt Haeckel (1887, 1887 a,
§ 210) hält es für wahrscheinlich, daß die Skelettteile der Radiolarien nicht direkt durch eine
chemische Umwandlung der Pseudopodien und Plasmanetze, sondern daß sie durch Sekretion
entstehen. Indem die gelöste Skelettsubstanz (Kiesel, Acanthin) aus dem flüssigen in den festen
Zustand übergeht werden ihre Moleküle nicht in das Plasma eingelagert sondern von ihm ab-
gelagert Uebrigens sei ja bekanntlich der Unterschied zwischen diesen leiden Prozessen oft
kaum (oder nicht) festzustellen. An einer anderen Stelle {§ 149) spricht Haeckel auch von einem
Wachstum der Skelettteile. Bezüglich der Phäodarien (Tripyleen) wird speciell noch hervor-
gehoben , daß das Wachstum ihres Skelettes mit besonderen Komplikationen verknüpft sein
müsse*, da es sich ja bei der Mehrzahl um hohle, cylindrische, mit Gallerte gefüllte und oft mit
einem axialen Kieselfaden versehene Silikatröhren handle.
Während also Haeckel die? Skelettbildung der Radiolarien für einen wesentlich kompli-
zierteren Prozeß hält, als beispielsweise die Entstehung der Schwammnadeln, und von vornherein
davon absieht, irgend welche einfachen Faktoren chemischer und physikalischer Art für die Er-
zeugung des wunderbaren Formenreichtums der Kieselskelette verantwortlich zu machen, hat cs •
sein Schüler Dreyek (1892) in einer gedankenreichen, vielbeachteten Arbeit unternommen, eine
mechanische Theorie der (lerüstbildung der Wirbellosen und Protozoen und insbesondere der
Radiolarien zu geben. I
Dreyer Ist durch die Tatsache, daß das Vierstrahlcrgcrüst bei den Rhizopodcn, Spongien
und Echinodermen selbständig und noch d;izu unabhängig vom Baumaterial entstanden ist, zu
der Anschauung geführt worden, daß der Vierstrahlertypus nicht durch die specifische Lcbens-
thätigkeit der Organismen, sondern durch allgemeingültige, rein mechanische Ge-
setze bedingt sein müsse. Dreyer nimmt dabei Bezug auf die Ansicht F*. E. Schulzens (1887),
daß die Skelettteile der Kalkschwämme durch die Konfiguration des Weichkörpers, und zwar
die Dreistrahler durch die Form der Poreninterstitien, die Vierstrahler durch die tetraödrischen,
zwischen den kugeligen Geißelkammern gelegenen Zwickel bedingt seien. Während es sich aber
hier nach F. E. Schulze um ein finales Verhältnis handelt, insofern „diejenige Form und
Lagerung der Fcslteile sich hat ausbildcn müssen, welche unter den bestehenden Verhältnissen
am besten geeignet war, die nötige F'estigkeit der Körperwand herbeizuführen“, gelangt Dreyer
108
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Tief »er- Kad*ol*nrn.
5«5
/u der Ansicht, daß die Vierstrahler durch die Blasenstruktur des Weichkörpers ätiologisch
bedingt seien. Da nämlich die lebende Substanz, insbesondere auch der von Alveolen durch-
setzte Weichkörper der Radiolarien, in seinem Aufbau von den Gesetzen der Blasenmechanik
beherrscht sei unil da diese die Bildung von vierstrahligen Kanten- und Wandsystemen bedingt,
so muß auch die Abscheidung der Skelettsubstanz, welche l*ei den Radiolarien ausschließlich in
der Sarkode (zwischen den eingelagerten Gallertvakuolen) vor sich geht, dem Vierstrahler-
typus folgen.
An verschiedenen Komplexen von Seifenblasen *), welche teils der Oberfläche der Seifen-
lftsung aufliegen, teils als freischwebend gedacht sind (Textfig. 166 — 168), demonstriert Dreyek
insbesondere, wie, je nach der relativen Größe der einen Eckpunkt umlagernden Blasen, die
Strahlen der Vierstrahler eine verschiedene Größe und Krümmung erhalten, bezw. ver-
Flg. 166. Fig. 167. Fig. ib8.
Fig. 166—168. Komplexe von SeifcnbLucn mit in den Kanten der Bla»engi-rüMc eingetekhncteo Spikuli», nach DkF.vi.k,
1891, Fig. IJS, 150 und Ij8.
schicdene Winkel miteinander einschließcn können, so daß zahlreiche Typen von Vierstrahlern,
insbesondere auch die liei den Tripyleen weitverbreiteten dreizinkigen Gabeln (Textfig. 166)
entstehen können. Ferner wird gezeigt, wie bei einer dickflüssigeren und zäheren Beschaffenheit
der Grundflüssigkeit und bei geringerer Größe der Blasen die Vierstrahler nicht, wie bei dünnen
Blasenwänden, linien- oder stabförmige Arme bekommen (Textfig. 167), sondern die Gestalt von
derberen Tetraedern mit konkav eingebogenen Mächen und mit mehr oder weniger lang ausge-
zogenen Ecken annehmen (Textfig. 168). Endlich wird auch nachzuweisen versucht, wie in einem
konzentrisch geschichteten Sarkodekörper Gitter schalen verschiedener Art dadurch entstehen
können, daß sich in der skeletogenen Schicht welche zur Bildung der Gitterschalc Ix-stimmt ist,
Kieselsäure ansammelt und daß dann mit einem Male, im I.orikationsmoment (Hakckki.)1 2),
das in die skeletogene Schicht fallende, mit Kieselsäure gesättigte Netz der protoplasmatischen
Zwischenwände der Vakuolen plötzlich versteinert „etwa wie an einem Fenster Eisblumen an-
1) IVn Aii*g*n(js| nmkt für Dkfvek » An»th.iiiiiiigrn Ittlmn «lic Ml.«vngr; iimc in rin« entkcfirn RkrfU«die grliildet.
2) Ion ca. Paiucr.
109
586
Valentin Haecker.
schießen“. Da nun das protoplasmatische Zwischenwandsystem der Vakuolenlage im Tangential-
schnitt ein Netz mit polygonalen Maschen bildet, so Oberträgt sich diese Form bei der Verkieselung
auf die resultierende Schale (Textfig. 169): sind die Zwischenwände sehr dünn und die Vakuolen
flach aneinandergedrückt, so entsteht ein Gitter mit polygonalen Maschen und dünnen Balken
(d); greift die Verkieselung auch auf die radialen Zwischenwände über, so entstehen polygonale
Porenrahmen, wie sie so häufig bei Astrosphäriden, Castanelliden u. a. Vorkommen (f), ocler auch
aufstrebende Radialstacheln (e, g); werden auch die tangentialen Kanten zwischen den vor-
stehenden Kuppen der palissadenförmig zusammengedrängten Vakuolen ausgegossen, so können
zartbalkige „sekundäre Rindenschalen“ entstehen, wie sic so häufig bei tiefenlebenden Sphärellaricn
und Cyrtellarien auftreten (a; vergl. Syst. Teil, S. 439, Textfig. 75, 77; Taf. 85, Fig. 493 u. a.1
Die Entstehung mehrfacher, konzentrischer Gittcrschalcn führt schließlich Üreyer darauf zurück,
daß bei weiterem Wachstum des Weichkörpers die skeletogene Schicht über die zuerst gebildete
Gitterschale hinausrückt und daß nach einiger Zeit eine aliermalige Sättigung der letzteren mit
Kieselsäure erfolgt, worauf
wieder eine Lorikation ein-
treten kann.
Die DREYKit’sche Theo-
rie ist auf den ersten An-
blick ungemein bestechend
und ist in der That auch
von vielen Seiten mit großer
Sympathie aufgenommen
worden. Namenüich in histo-
rischen, die An fangsgcsch ichte
der Entwickelungsphysiologie
l»etreffenden Auseinander-
setzungen spielt die „mechanische Gerüstbildungstheorie“ Dreyers, obwohl es sich nur um eine
fast durchaus hypothetische Erörterung handelt, eine große Rolle. Indessen wird man bei
genauerer Betrachtung auf eine Reihe von Punkten aufmerksam, durch welche von vornherein
der Erklärungsw'ert der DREYKR’schen Hypothese wesentlich eingeschränkt wird. Ich möchte
hier zunächst dasjenige wiederholen, was ich bereits früher (1905) gegen ihre Gültigkeit vor-
gebracht habe.
„Einmal ist zu sagen, daß, wenn man speciell die Tripyleen ins Auge faßt, der Vier-
strahler der Häufigkeit seines Auftretens nach entfernt nicht so dominiert, wie man es der I lypo-
these zuliebe erwarten sollte, und daß sich auch da, wo die Vierstrahler als Hauptskelettelemente
auftreten, stets daneben Varianten vorfinden, auf deren Entstehung die Hypothese kein Licht
werfen kann. In Textfig. 170 sind die Sticheln derjenigen Tripyleen zusammengestellt, welche
als eigentliche Repräsentanten des Vierstrahlertypus gelten könnten, bei denen sich jedoch durch-
weg Unregelmäßigkeiten nach dieser oder jener Richtung hin vorfinden.
So kommen bei Au/ographix pandora Hakckel (Textfig. 170 a) und Aulosphaera triodon
Haeckel (Textfig. 1 70 b) wohl niemals Individuen mit ausschließlich dreizinkigen, d. h. vier-
strahligen Sticheln vor, vielmehr finden sich stets auch solche mit 2, 4 oder mehr Terminalästen.
1 10
Fig. 169. Darstellung der Bildungsmechanik verschiedener Genistformcn in einer ober-
flächlichen Wasen-, bc*w. Vnkuolenschichl, nach DMFVKR, 1892, Fig. 159. a Bildung einer
„ickunrUren", Au Herrn Kindenschale (vergl. Ht\<uromyum , Syst. T., S. 439, Hg, 75, 771.
b Ankerbildung, c T etrafderbildung. d jMilygooales Maschenwerk ohne und e mit Radial-
sUchcln. f ausgerundete polygonale Maschen ohne und g mit Kadialstacheln.
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TiefKr-RidioUniii.
587
Die nächste Form, Aulos/taihis variabilk triodon Haeckki. (Textfig. 170 c), Ist deshalb bemerkens-
wert, weil die Abweichungen vom Vierstrahlertypus im wesentlichen an geographische Unterarten
geknüpft sind. Unregelmäßigkeiten wieder anderer Art finden sich bei solchen vierstrahligen
Sticheln, deren Aeste sich sekundär verzweigen oder mit Seitenanhängen versehen sind: so können
die drei primären Aeste l>ei den Radialstacheln von Aulograf'hii tristyla n. sp. *) (Textfig. 1 70 f)
und bei den Apicalstacheln von Sagoscena jlonbunda n. sp. (Textfig. 1 70 d ) l>ald drei, l»ald nur zwei
sekundäre Aestchen auf weisen, und eltenso l*silzt Circofwnts srxfuuinus Haetkkl (Textfig. 170 c),
dessen Radialstacheln meist drei Terminaläste tragen, also dem Vicrstrahlertypus folgen, an der
Basis eine wechselnde Zahl, nämlich 3, 4 oder 5 Seitendomen.
Fig- 170. Viemralillge Suchellypcn. a Aulograyhn pttnjora Hafckfl. I> Aul.'if^k.vra tnodon IIurSBL c Autoijuithn
variaii/is triodon ILaEi KFL). d S<ig>urn>i /l.<ribnnJii n. »p. e CW«i/Mru.i tfx/uuinui IIam m t . f Aulogrufkn Utraityla n. sp.
w. trnty/u.
Angesichts der Unmöglichkeit die neben dem Vierstrahler auftrelenden Varianten mit
Hilfe der DREYER’schen I Iypothese kausalmechanisch zu erklären, wird man zu dem Gedanken
geführt, daß das, wenn auch nicht dominierende, so doch verhältnismäßig häufige Auftreten von
dreizinkigen , d. h. vierstrahligen Radialstacheln in erster Linie auch wieder eine finale Be-
deutung habe. 1 landelt ts sich doch, wie wir gesehen halien, darum, die cxtrakalymmale Sarkode-
haut ausgespanntzu halten, und hier wird nach geometrischen Gesetzen die dreizinkige Gabel
diejenige Einrichtung sein, welche, bei möglichster Materialersparnis, in der vollkommensten Weise
jener Aufgabe gerecht wird.
1) Diese Form wurde im Syst. Teil (S. 43) der Art Au. Utroityto eingeordnet-
I I I
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VAlJtNTIW HAXCKKR,
588
Ebensowenig wie die genannten Falle lassen sich nun auch gewisse Abnormitäten mit
der DKEYF.R’schen Hypothese vereinigen, so z. B. die in Textfig. 1 7 1 abgebildete Monstrosität von
Auloceros arftorescens /rigcminus Haeokel. Während nämlich bei dieser Unterart die Radial-
stacheln normalerweise drei verzweigte Terminaläste haben, sind bei dem vorliegenden Exemplar*)
bei sämtlichen Stacheln nur zwei Aeste zur Ausbildung gelangt. Diese liegen aber nicht
wie dies sonst bei zweizinkigen Stacheln der Fall zu sein pflegt, in einer Ebene mit dem Stachcl-
schaft so daß sie mit diesem zusammen eine Art Gabel bilden, vielmehr sind sie bei sämtlichen
Stacheln windschief al>gebogen, gleichsam als ob der dritte Terminalast auch noch'
vorhanden wäre. Dieser Abnormität gegenüber versagt, wie ich glaube, die DreyerscHc
Hypothese völlig, sie kann vielmehr nur zurückgeführt werden auf eine im ganzen Weichkörper
gleichmäßig zur Herrschaft gelangte, an allen Punkten desselben wirksame konstitutionelle Ab-
weichung der formbildenden Sarkode2).
Ebenso große .Schwierigkeiten stellen sich der Di<EYER’schen Hypothese in den Weg, wenn
man die regelmäßig sechsstrahligen Felder der Aulosphäriden- und Sagosphäridenschalen ins Auge
Fig. 171. Auloctroi arbortutnj tngnmmis
(Haeckzl). 3 Stacheln eine» Exemplare* aus T.-St. 3l8
(reigl. auch Tat. XLII, Fig. 301).
kommt für ihre Beurteilung hinzu, daß auch in anderer Richtung ihre Tragweite vielleicht ge-
ringer ist, als man gewöhnlich anzunehmen pflegt Denn es ist klar, daß sic „auch dann, wenn
ihr Grundgedanke richtig wäre, uns sofort nach den ersten Schritten vor die große physio-
logische Unbekannte führt, nämlich vor die specifische Konstitution des formgestaltcndcn Proto-
plasmas. An einem Beispiel mag dies deutlicher hervortreten. Nach Drkykr kommen die
Gitterschalen der Radiolarien dadurch zustande, daß in einer bestimmten Schicht des Weich-
körpers Kieselsäure zur Abscheidung gelangt, wobei die in dieser Schicht befindlichen Vakuolen
gewissermaßen die Form für die Porenöffnungen und das protoplasmatische Zwischen wandsyslem,
soweit dassellie in der skeletogenen Schicht gelegen ist das Modell für das Gitterwerk abgiebL
Nun ist bekannt daß die hauptsächlich in Betracht kommenden Schalen der Circoporiden, Challen-
geriden, Castanelliden und Conchariden hinsichtlich der Zahl, Anordnung, Größe und feineren
faßt kurz, es kann gesagt werden, daß wenigstens
bei den Tripyleen die Fälle, in welchen die Hypothese
als ausreichend betrachtet werden könnte, eine Minder-
zahl bilden.“
Auch bei anderen Gruppen, z. B. bei den
Nassellarien, versagt so weit ich sehe, die Hypothese
in vielen Fällen. Insbesondere findet auch die Ent-
stehung des vierstrahligen Tripodiums, welches neuer-
dings von Jörgensen (1905, S. 123) als Grundform des
Nasscllaricnskelettes angenommen wurde, keine aus
reichende Erklärung.
Wenn so die Hypothese offenbar nicht im-
stande ist das ganze fragliche Gebiet zu decken, so
t ) Klu-nxo wie bei einigen anderen Exemplaren.
3) Auch bei anderen Gruppen von Organismen würden »ich der Annahme der DREVF.R'schen Hy|>olbe*e Schwierigkeiten Ihn-
lieber Art in den Weg »teilen. Insbesondere ist nt eiwilhnrn, dal! nach Maas dir Yiervtrnhler drr KalkvhwSmnir alt Drei» tr «hier
*ui Anlage kommen und erst nachträglich den vierten Strahl erhallen.
I 12
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Tlefaw-R adi<>Urim-
589
Struktur der Porenöffnungen und bezüglich der Skulptur des Balkenwerkes eine außerordentliche
Menge specifischer Eigentümlichkeiten zeigen. Es müssen daher, auch wenn es sich wirklich l»ei
der Entstehung der Gitterschalen nur um einen Abguß der in der skeletogenen Schicht befind-
liehen Vakuolen handelt, durch die specilische Konstitution des Protoplasmas eine ganze Menge
von Einzel Verhältnissen bestimmt sein, vor allem der Al>stand der skelettbildenden Schicht vom
W’eichkörpercentrum und ihre Dicke, dann Anordnung, Größe und gegenseitiger AI »stand der
Poren, ferner in vielen Fällen, z. B. bei den Circoporiden, die regelmäßige Verteilung der Poren-
gruppen, und endlich l>ei den Challengeriden und Conchariden die vielfach sehr komplizierte Ge-
stalt dieser Schalenöffnungen. Dreyer ist sich offenbar dieser Sachlage wohl bewußt gewesen,
es scheint mir aller doch nicht unzweckmäßig zu sein, hier auf die natürlichen Grenzen noch-
mals hinzuweisen, welche in diesem Falle der rein mechanischen Erklärung gesteckt sind“ (1905V
Ausschlaggebend für die Stellung, welche wir gegenüber der I )kfvki< 'sehen Hypothese
einzunehmen halien, ist aber auf alle Fälle das entwicklungsgeschichtliche Thalsachen-
material, und hier ist zu sagen, daß die Daten ontogenetischcr Natur, welche das „Valdivia“-
Material geliefert hat, mindestens gegen ihre allgemeine Gültigkeit sprechen. Ehe auf diese Be-
obachtungen eingegangen werden soll, muß noch eine weitere Skelettbildungshypothese Erwähnung
finden, welche von einer den früheren Autoren noch unbekannten Thatsache aasgeht und, wenn
auch ursprünglich nur für ein ganz bestimmtes Objekt aufgestellt, doch auf ein größeres Gebiet
von Erscheinungen neues Licht zu werfen scheint
Immermann’s Pseudopodienhypothese.
Immkkmaxn hat zunächst den in ätiologischer Hinsicht interessanten Nachweis geführt daß
bei einer Reihe von Aulacanthiden, die er mit Recht in einer besonderen Gattung (Au/ok/i’p/ts)
zusammenfaßt, nicht bloß die tangentialen Skelettelemente Fremdkörper, nämlich
Gehäuse von verschiedenen Diatomeen sind, sondern auch die Grundlagen
der Radialstacheln durch solche gebildet werden (vergl. Ix^sonders Taf. XLII1,
Fig. 319, 320). Ausgehend von dieser Beobachtung und im Hinblick darauf, daß die Radial-
stacheln von AulokUptes außerdem durch den Besitz von unregelmäßig verzweigten Terminallisten
und durch eine deutlich geschichtete Wandung ausgezeichnet sind, hat dann Immkkmaxn zunächst
bezüglich der Stachelbildung von Au/ok/rp/es eine neue Hypothese aufgestellt, welche von der
DkF.YERschen erheblich abweicht Danach solle nach erfolgter Einstellung eines Diatomcen-
gehäusi’s in die Richtung eines Psoudojxxliums die Bildung des Radialstachels in der Weise
erfolgen, daß das vor- und zurückfließende Pseudopodium jedesmal, wenn es eingezogen wird,
sich mit seinem Oljerflächenhäutchen an die Fremdkörperunterlage anschmiegt und, indem. die
letztere die Rolle eine Katalysators spielt jeweils eine neue Kiesellamelle entstehen läßt (Text-
fig. 172 a, b, c). Die Entstehung der terminalen Verzweigungen erklärt Immermaxx dadurch,
daß beim Einziehen der Pseudopodien unregelmäßige Faltungen des Ol»erfUichenhäutchens ent-
stehen, welche, indem sic erhärten, die Grundlagen für die Astbiklungen al>gel»en (Tcxtfig. «72d).
Immermann ist der Ansicht daß dieser, unter Benutzung einer Fremdköq*erunterlagc vor
sich gehende Bildungsmodus ein primitives Verhalten darstellt und daß l>ei den übrigen
*•3
Lteutadi« — ifc» M. XIV.
;s
I
590
Valehtin Hakcke«,
Aulacanthiden, welche von Au/ok/eptesJk hnlichen Formen abgeleitet werden müssen, dieser Prozeß
der Nadelbildung „durch Vererbung“ so fixiert worden sei, daß nunmehr die Stacheln auch ohne
Fremdkörpergrundlage ihre Entstehung nehmen können.
Erwähnenswert ist noch, daß Immer mann als Ausgangspunkt für die Stachelbildung bei
den übrigen Aulacanthiden Vakuolen annimmt, welche in centrifugaler Richtung durch die sich
ausstreckenden Pseudopodien, in centripetaler dagegen durch die Kohäsion des gesamten Weich-
körpers spindelförmig ausgezogen werden.
Fig. 171.
Ftg. 17a. Siadirlbllilting Liei Au MUeptrs n*ch I umfkm ann's Hypothek«.
Fig. 173. Stacheln vnn AuU<tUptn ßoutthu (HaEckel) mit cingmchlokkcnet Autc£raphcmtim-}i*>\<\.
I
Bezüglich der von Immkrmann aufgestellten Hypothese möchte ich gleich hier hervor-
heben, daß ich seine Beobachtung, wonach die Stacheln von Auhklcptcs regelmäßig Fremdkörper
in sich schließen, durchaus bestätigen und in einer Hinsicht noch erweitern kann. Ich habe
nämlich nicht bloß die Gehäuse einer ganzen Reihe von Diatomeenarten im Inneren der Au/o-
/•/t/ito-Stachcln gefunden, sondern in wiederholten Fällen auch Nadeln von anderen Aula-
canthiden, nämlich von Aulatantka scolymantha (Taf. IV, Fig. 44) und einer Au/og raphon in m-
Art ( l‘af. IV, Fig, 45; Textfig. 173).
Daneben wurden aber im „Valdivia“-Material noch einige andere Befunde gemacht, welche
mit Sicherheit darauf schließen lassen, daß bei AulokUptcs der Prozeß der Nadelbildung in ganz
ähnlicher Weise vor sich geht, wie bei anderen Aulacanthiden, insbesondere bei der nahe ver-
wandten (iattung Au /(Xerox, und daß man die Benutzung von Fremdkörperunterlagen nicht als
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Ti«f*ce-Radiolarien.
59»
ein primitives, sondern als ein sekundäres Verhältnis zu Ixitrachten hat Auf diese Beoliachtungon
wird weiter unten näher eingegangen werden, hier sei nur vorausgeschickt, daß ich wenigstens
in einem Punkte mit Immkrmaxn zusammentreffe, nämlich in der Annahme, daß es „Vakuolen*
sind, welche bei den Aulacanthidcn als Ausgangspunkt für die Stachelbildung dienen, und zwar
bin ich im Gegensatz zu Immkrmaxn, der die eigentliche gestaltbildende Thätigkeit in die Pseudo-
podien verlegt, und ebenso im Gegensatz zu Dreyer, dem zufolge die Vakuolen gewissermaßen
als negative Korm ebenfalls nur eine passive Rolle lioi der Skelettbildung spielen, zu «lern I r
gebnis gelangt, daß speciell der plasmatischen Mülle der Vakuolen, der Vakuolenhaut, eine
wesentliche Funktion bei letzterer zufällt
Schwierigkeiten der entwickelungsgeschichtlichen Untersuchung.
Die bisherigen Darstellungen, welche die Ontogenese des Radiolarienskelettes zum Gegen-
stand hatten, haben, wie auch von den Autoren selber anerkannt wird, einen überwiegend hypo-
thetischen Charakter, und Bilder, welche in unzweifelhafter Welse als Entwickelungsstadien zu
betrachten wären, spielen dabei nur eine sehr geringe Rolle. Dieser Mangel ist in der auf-
fälligen Sprödigkeit begründet, welche die Radiolarienwelt der entwickelungsgeschichtlichen Unter-
suchung entgegenstellt
Auf den ersten Anblick könnte es allerdings scheinen, als ob ein Ueberfluß an onto-
genetlschem Material vorläge, und man wird insbesondere leicht in die Versuchung kommen, die
Sphärellariengehäuse mit mehreren konzentrischen Gitterschalen oder die mehrstöckigen Vogel-
käfige der polythalamen Cyrtellarien zum Teil wenigstens als Glieder on logen et ischer Reihen
zu betrachten. In der That hat auch Habckel l>ei ersteren die innerste Markschale, bei letzteren
die Gittcr-Cephalis als die zuerst gebildeten Skelcttteile angesehen, an welche sich dann auf
Grund einer successiven Skelettbildung die äußeren Schalen, bezw. die größeren Kammern
angliedern würden. So ließe sich denken, daß wenigstens in vielen Fällen die einfacher gebauten
Gehäuse ontogenetische Vorstufen der komplizierteren darstellen. Auch Dreyer hat unbedenklich
für viele Gerüstformen eine succcssivc Entstehung der einzelnen Teile, also wiederholte
Lorikationsmomente angenommen, und ebenso hat er die oberflächlichen I .eistennetze, z. B.
der Circoporidenschalen (Textfig. 158 — 160), als sekundäre Bildungen Im.h rächtet, welche auf Grund
eines nachträglichen Prozesses der ursprünglich glatten Schale aufgesetzt würden. An diese Auf-
fassung knüpft sich von sell>er die Vermutung an, daß manche einfacher gel>aute F'ormen, die
man bisher als besondere, phylogenetisch primitive Arten beschrieben hat, in Wirklichkeit nichts
anderes als Jugendstadien seien. Zu der gleichen Annahme ist Immermann bezüglich der
vielgestaltigen Radialstacheln von Au/oklef>Us gelangt: er hält die einfacheren Stacheltypen (vergl.
Taf. IV, Fig. 40, 42) für ontogenetische Anfangsstufen und glaubt, daß die komplizierteren Formen
(Fig. 38, 39, 43 — 45) auf Grund einer successiven, oberflächlichen Apposition von Kiesellamellen
zu Stande kommen.
Trotzdem nun ein solches allmähliches Wachstum der Kicselskelette in der Gehäusc-
bildung der Foraminiferen eine Parallele finden und demnach die Annahme successiver
Größen- und Form Veränderungen des Radiolarienskelettes von vornherein keinen theoretischen
»»5
75’
592
Valentin Haeckek,
Schwierigkeiten begegnen würde, ist doch dagegen zu erwidern, daß ein thatsäehlicher Beweis
für ihre Richtigkeit, soviel mir bekannt ist, noch nicht gefunden wurde. Hs ist bisher weder
eine mehrschalige Sphärellarie, noch eine polythalamc Cyrtellarie beobachtet worden, bei welcher
die konzentrischen Schalen, bezw. die aufeinander folgenden Kammern verschiedene Stadien
der Verkieselung aufweisen, und somit ist die Annahme einer successiven Entstehung vor-
derhand noch durchaus hypothetisch.
Speciell für die Tripyleen glaube ich im Gegenteil den Satz aussprechen zu können, daß
das Gesamtskelett vom Eintritt der Verkieselung an in seinen Größen- und
Formverhältnissen keine weiteren Veränderungen erfährt Form und Größe j
des definitiven Skelettes sind vielmehr zu Beginn des Verkieselungsprozesses
durch die häutige Skelettanlage endgültig bestimmt
Eine Ausnahme bilden bis zu einem gewissen Grade die Aulacanthiden, deren Skelett ja
aas isolierten Skelettstücken, den Radialstacheln, l>esteht Hier werden, wie mehrere junge
Auloceros • und . iulospathis - Exemplare gezeigt haben (Taf. X, Fig. 102, 103), die zunächst I
diametral gelagerten Radialstacheln einer nach dem anderen ausgebildet Kür jeden
einzelnen Radialstachel gilt aber, was für das Gesamtskelett der übrigen Tripyleen gesagt wurde:
Größe und Form des definitiven Stachels ist durch di«; Größe der häutigen Stachelanlage
U-stimmt. Nur für die Nadeln von AuhkUptts möchte ich vorläufig noch die* Möglichkeit offen
lassen, daß wenigstens die bizarrsten untl mächtigsten Typen, insbesondere die knosj>en- und
artischockenähnlichen Formen (Taf. IV, Fig. 43, 45; Taf. XLIII, Fig. 321; Textfig. 173), auf
Grund eines sekundären Dickenwachstums ihre definitive Form erhalten. Zwingende Gründe
scheinen mir allerdings für diesen Vorbehalt nicht vorzuliegen, vielmehr ließe sich die Entwicke-
lung dieser extremen Stachelformen unschwer auch auf anderem Wege denken (s. unten). '
So gilt denn, wie später im einzelnen auseinandergesetzt werden soll, wenigstens für
die Tripyleen der Satz, daß weder das Gesamtskelett der einen, noch die isolierten Skeletl-
elemcntc der anderen Formen (vielleicht mit der einzigen Ausnahme der komplizierteren An/o-
kleptcs- N ad el n) nach Eintritt der Verkieselung wachsen und Formveränderungen einzugehen ver-
mögen, und da auch bei Oroscena (einer Collodarie) die Größen- und die gröberen Formverhältnisse
der G itterschale und ihrer Anhänge bei Tieren mit ganz jugendlicher Centralkapsel im Durch-
schnitt die nämlichen sind wie liei den ältesten Individuen, so scheint mir dieser Satz eine weitere
Gültigkeit zu liesitzen. Demnach bieten sich also liei den genannten Radiolariengrupjien, im
Gegensatz zu den Foraminiferen, der ontogenetischcn Untersuchung im ganzen keine Jugend-
stadien mit einfachen Skelctttypen dar, und wenn anfangs der Versuch vielleicht aus-
sichtsvoll erschien, unter Berücksichtigung der Weichkörperverhältnisse manche von Haeckel u. a.
getrennt beschriebene, durch ihre Skelette unterschiedene Formen als ontogenetisch zusammen-
gehörig nachzuweisen eine Aufgalx*, auf welche mich auch der Leiter der Expedition in seinem
ersten Schreiben hingewiesen hatte — , so mußte dieser Punkt bald aus dem Arbcitsprogramm
gestrichen werden.
Die Schwierigkeit, welche sich der ontogenetischcn Untersuchung entgegenstellt, wird nun
dadurch noch erhöht «laß, wenigstens bei den Tripyleen, der eigentliche Skelett bi ldungs-
prozeß sich nicht bloß nicht Ul>er eine längere J ugendperiode erstreckt, sondern, wenn er
einmal seinen Anfang genommen hat, außerordentlich rasch durchgeführt
1 16
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Tief*«*-R»dioUrien.
593
wird. Schon Haeckel spricht von einem Lori kationsmoment, und ebenso schließt Dkeykk
aus dem Umstand, „daß man höchst selten, fast nie, unvollendeten Kugelschalen begegnet“, daß
die Schalenanlage sehr schnell vor sich geht Auch bei anderen Objekten sind entsprechende
Beobachtungen gemacht worden; so berichtet neuerdings Eu*a iiewsky ( i «>07) , daß l>ei der
vegetativen Vermehrung von Are Ala der aus der Mutterschale austretende Tochterteil der Sarkode
momentan eine dünne, durchsichtige Membran ausbildet Nach Angabe von Maas (1900,
1900 a, 1900 b) erfolgt auch bei Kieselschwämmen (TAhya) die erste Entstehung der Skelett-
elemcnte, bei Kalkschwämmen (Sykonen) das Auswachsen der Nadeln aus dem Schwammkörper
heraus in überraschend schneller Weise, und vielleicht darf auch an das Seeigelei erinnert werden»
bei welchem normalerweise die oberste Lamelle durch eine heftig vor sich gehende Abscheidung
von Bläschen simultan abgehoben wird (Loeh, 1905).
Mit dem Mangel an eigentlichen Uebergangsstufen hängt es zusammen, daß es wohl sehr
schwer möglich sein wird, die Zugehörigkeit der skelettlosen, offenbar als Jugendstadien zu
betrachtenden Formen zu bestimmten, skelettführenden Arten nachzuweisen. Ich denke dal>ei an
die Phäocollen (Syst Teil, S. 7), an die nur mit einem lockeren Mantel von freien Tangential-
nadeln ausgestatteten Cannobeliden (S. 10), an die „isolierten Centralkapseln“ (S. 461)
und unter den Collodarien an die Actissen (S. 390 unten). Hier wird es wohl nur unter
Berücksichtigung besonderer Eigentümlichkeiten der Centralkapsd und des Kernes gelingen, die
systematische Stellung endgültig zu entscheiden.
Weichhäutige Stadien, halbverkieselte Stadien und teratologischc
Vorkommnisse.
Im Vorhergehenden Ist darauf hingewiesen worden, daß mindestens l>ei den Tripyleen die
Skelettbildung einen sehr rasch verlaufenden Prozeß darstellt Trotzdem ist cs aber möglich
eine genauere Analyse der komponierenden Einzelvorgänge vorzunehmen, weil wenigstens
die erste Phase sich zeitlich von den übrigen abhebt und weil unter abnormen
Verhältnissen auch die späteren Phasen voneinander getrennt erscheinen.
Schon Bokc.krt (1900) hat die gelegentliche Bemerkung gemacht daß die Radialstacheln
der Aulacanthiden und die Schalen der Challengeriden ein weich häutiges Anfangsstadium
durchlaufen, und ich selbst bin l>ei den meisten Tripyleengruppen auf weichhäutige, mehr oder
weniger färbbare Skelette gestoßen, welche mindestens in einigen Rillen als normale Ent-
wicklungsstadien zu betrachten sind.
Wohl mit Sicherheit kann dies dann behauptet werden, wenn auch der Kern, die Central-
kapsel und die Extrasarkode einen unverkennbar jugendlichen Charakter aufweisen. Dies gilt
z. B. für die in großen Tiefen (T.-St. 121, S. 1900 — 2500) gefischten weichhäutigen Exemplare
von Challengcria Naresi, von welchen eines den Kern noch im Zustand der Telophase zeigte
und außerdem eine die Centralkapsel umhüllend«? provisorische I lülle, unvollkommen entwickelte
Parapyten und eine phäodellenarme, unverkennbar in Neubildung begriffene Extrasarkode, also
lauter Merkmale eines jugendlichen Zustandes, aufwies (Taf. L1I, Mg. 430). Die Schale (Mg. 430 .<)
zeigte l*?i diesem Exemplar bereits die Strukturverhältnisse des fertigen Zustandes war aber noch
1 1 7
594
Valentin Haschee,
durchaus färbbar. Inslxsondcnr j-ilt dies für die beiden Grenzlamellen (innere und äußere
Cuticularschicht), während die das Balkenwerk bildende Füllsuhstanz durch Hämatoxylin schwächer
lindert wurde. Die kleinen, in der Füllsubstanz abgelagerten Körnchen, welche ich anfangs für
die ersten Spuren der Verkieselung hielt, sind wahrscheinlich als luftgefüllte Porenraume zu
betrachten.
Ebenso wie diese Challcngcrien, darf wohl auch ein weichhäutiges Exemplar von Astr-
(Kantha fwradoxa als ein normaler Kntwicklungszustand angesehen werden, da auch die von den
Radialstacheln eingcschlossene Gallerte noch eine färbbare Beschaffenheit aufwies, was allen
sonstigen Erfahrungen gemäß als Zeichen eint-» frühen Kntwicklungsstadiums aufzufassen ist
(Syst Teil, S. 384, Textfig. 49).
In anderen Fällen zeigten die weichhäutigen Exemplare Abnormitäten verschiedener Art, 1
oder cs traten neben ihnen monströs gestaltete Individuen auf, so daß der Verdacht Instand,
es möchte in diesen Fällen die Weichhäutigkeit an sich schon als eine Abnormität als eine Ent* .
wicklungshemmung zu betrachten sein. Dies gilt namentlich, wie unten ausgeführt werden soll,
für einige in der Antarktis gefundene Castanelliden (Taf. XL), und ebenso war von den lieiden
weichhäutigen Exemplaren von Tmcaretia fnbu/osa, welche das „Valdivia“-Material lieferte, das
eine ein ganz augenscheinlicher Krüppel (Taf. XXX, Fig. 23 z; Taf. XXXII, Mg. 247), das
andere zeigte die Kerne auf einem so späten Entwicklungsstadium, daß auch bei ihm liezweifelt
werden muß, ob seine Schale eben erst entstanden ist
Aber auch die hier aufgezählten Fälle, in welchen die Weichhäutigkeit des Skelettes
wahrscheinlic h nicht einen normalen Charakter darstellt sind für die ontogenetische Untersuchung
von Bedeutung, weil sie, wie die Abnormitäten und Monstrositäten überhaupt,
wertvolle Winke für die Beurteilung des normalen Entwicklungsverlaufes
gewähren. '
Was für die weichhäutigen Stadien gilt muß auch von den halb v er kiese lten gesagt
werden: auch sie dürften mindestens in vielen l'älten Durchgangsphasen eines normalen Ent-
wicklungsganges darstellen, in anderen dagegen gehören sic eher in die Kategorie der Ent-
wicklungshemmungen, ohne damit ihre Bedeutung für die ontogenetische Betrachtung einzubüßen.
Diese Bedeutung t erat «»logisch er Vorkommnis s c für die Entwicklungsgeschichte
ist ja allgemein anerkannt und in.slx •sondere wird auch von seiten der entwicklungsmechanischen
Forschung zugegeben, daß unter Umständen die pathologischen Befunde ihrem erklärenden
Werte nach dem künstlichen Experimente nahekommen können. So sagt Roux (i8«^3): „Außer
den Veränderungen, die durch das künstliche Experiment gesetzt werden, kommen als Miß-
bildungen oder als bloße Variationen oder als Folgen von Erkrankungen nicht selten Ver-
änderungen der Organismen vor, die denen des analytischen Experimentes an ihnen annähernd
oder ganz entsprechen, und daher in ähnlicher Weise wie dieses zu kausalen Ableitungen zu
verwerten sind“ (vergl. auch Roux, 1894, S. 31).
Gerade bei den Radiolarien liefern nun die Mißbildungen deshalb ein unentbehrliches und
unschätzbares Material für die ontogenetische Untersuchung, weil aus den oben angeführten
Gründen nur wenige normale Entwicklungsstadien zu Gesicht kommen, ersten; dagegen, speciel!
in den verschiedenen Tripylecngruppen, in großer Menge zur Verfügung stehen. Schon beim
ersten Sortieren waren sie mir aufgefallen, im weiteren Verlauf der Untersuchung habe ich von
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Tlefsec-Radiotarien.
595
jeder noch so kleinen Abweichung vom Normalen Notiz genommen, lind so wurde den Miß-
bildungen auch in den Tafeln ein beträchtlicher Raum zugestanden. Specidl auf den Tafeln XXV'
und XXX (TuscarorcnX XXXVI, XXXVIII und XL (Castanellidcn), XI.II (Aulacanthiden), XL1V
und XL\r (Aulosphäriden) sind Mißbildungen der verschiedensten Art in großer Zahl wietier-
gegeben worden.
Ihrem Wesen und teilweise ihrer Entstehung nach sind bei den Tripylecn etwa sielten
verschiedene Gruppen von Mißbildungen1) zu unterscheiden:
1) Exogene Verbildungen. Unter denjenigen Mißbildungen, für deren Zustande-
kommen mit einiger Sicherheit direkt wirkende äußere Faktoren, insbesondere einseitige Stoß-
wirkungen, verantwortlich gemacht werden können, sind in erster Linie die Verbiegungen
und Knickungen radialer Skelettclementc anzuführen. Speciell bei den Aulacanthiden
trifft man vielfach vollständig verkieselte Radialstacheln an, welche an irgend einem Punkte eine Ein-
knickung aufweisen (Taf. XLII, Fig. 315). Bei
der spröden Beschaffenheit der Kieselsubstanz
ist es ausgeschlossen, daß diese Verbildung erst
an der fertigen Nadel eingetreten Ist, viel-
mehr scheint die einzige Erklärungsmöglichkeit
die zu sein, daß sie im weichhäutigen Stadium,
infolge einer radiär gerichteten Druckwirkung,
vielleicht einer Kollision mit anderen Organismen
zu stände gekommen ist Besonders deutlich
scheint mir ein derartiger Zusammenhang dann
hervorzutreten, wenn mehrere benachbarte Radiär-
elemente die nämliche Mißbildung zeigen, w'ie
dies z. B. bei einem Exemplar von Coclo-
dendrum lapptueum (Textfig. 1 74) der Fall war.
Außer diesen ausgesprochenen Knickungen zeigen die radiären Skclettteile und insbesondere
auch die Terminalbildungen recht häufig unregelmäßige* Krümmungen und Verbiegungen anderer
Art, welche ebenfalls im weichhäutigen Stadium durch Widerstände irgendwelcher Natur herbei-
geführt sein müssen (vergl. Taf. VI, Fig. 62; Taf. XXXVII, Fig. 281; Taf. XL1II, Fig. 317a;
Taf. XLVIII, Fig. 372 u. a.). Einige ähnlich gestaltete Deformationen, denen aber eine andere
Ursache zugeschrieben werden muß, werden unter einer anderen Rubrik eine Besprechung finden.
2) Formstörungen (Krüppelformen) und Dislokationen. Unregelmäßigkeiten
in der Körperform und in der Anordnung einzelner Teile, wie sie bei den Tripylecn nicht selten
auftreten, haben zum Teil wohl ebenfalls in äußeren Einwirkungen ihre Veranlassung, zum Teil
dürfte es sich schon um Verbildungen mehr endogener Natur handeln, d. h. um Veränderungen,
bei welchen eine unmittelbare Wirkung mechanischer oder chemischer Außenfaktoren einfacher Art
nicht erkennbar ist Dahin gehört z. B. eine Tuscaretta tubulosa mit excentrischer, weitklaffcnder
Pylomöffnung und unregelmäßig angeordneten (teilweise verkümmerten) Radialstacheln (Taf. XXX,
I) Ich bin im folgende« zu einer Gruppierung der Mißbildungen gelangt, wekhe ziemlich genau der in der menschliche» Patho-
logie Üblichen entspricht. S<> unterscheidet M ZlFdl.r.K (Allg. Palli,, io. Aufl., Jena HemniungvmilU.ililungen ; I .age verinde rungrn
de» Organe; durch cacrditicndet Wachstum und Organvmnehrung cni»t.wulenc Millbildurgvn ; Zwitterbildungen und DoppelinilHulduogeti.
I IQ
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59&
Valentin llAErKFJt,
Fig. 232), eine bimförmige Monstrosität von Castanidium vanabüe mit seitlich gelegenem Pylom
(Taf. XU Fig. 295) u. a.
3) Entwicklungshemmungen. Weitaus die wichtigste Bedeutung für die ent-
wicklungsgeschichtliche Untersuchung besitzen die Entwicklungshemmungen, d. h. Störungen,
welche durch Stehen bleiben der ontogenetischen Prozesse auf irgend einem Stadium zu stände
kommen und welche also in den Genepistasen Eimer’* und in den retrogressiven Va-
riationen H. de Vriks' ihr phylogenetisches Gegenstück haben. Dabei ist keineswegs nötig,
daß alle Elementarprozesse gleichzeitig und in gleich starkem Maße zum Stillstand kommen,
vielmehr können unter Umstanden primäre, vorbereitende Prozesse gehemmt werden, dagegen
die sekundären, nachfolgenden zur vollkommenen Durchführung gelangen, so wie z. B. bei Hypo-
phalangie der menschlichen Finger die Nagelbildung ganz oder nahezu ungestört vor sich 1
gehen kann.
Speciell bei den Tripyleen kommen sehr viele Entwicklungshemmungen dadurch zu stände,
daß die häutige Skelettanlage nicht zur vollen Entfaltung gelangt und trotzdem die Verkieselung
durchgeführt wird. Hierher gehören vor allem die Radial stacheln mit knopfförmigen
oder sonstwie verkümmerten Terminalbildungen, wie sie liei Aulacanthiden (Taf. I,
Fig. 7; Taf. VI, Fig. 62; Taf. VII, Fig. 82) und Cölodendriden keine seltene Erscheinung sind,
ferner die kuppenförmig abschließenden Nadeln von Atdos/wi/iis, welche alle Ucbcr-
gänge zu .normal gestalteten rtumodon- N adeln erkennen lassen (Taf. VI, Fig. 65 — 67; s. unten,
Textfig. 178a — c), Castanellidenschalen mit knopfförmigen Nadelrudimenten (Taf- XXXVIII,
Fig. 291) u. «x
Eine besondere Gruppe von Entwicklungshemmungen bilden die stachellosen Varianten |
derCannosphäriden und Castanelliden (Taf.XIV, Fig. 143; Taf. XXXVI, Fig. 277). Da die betreffenden
Exemplare stets nur vereinzelt und zwar nelien typischen, stacheltragenden Individuen Vorkommen
und da an den nämlichen Exemplaren in der Regel einzelne Radiärelemente in verkümmerter
Form erhalten sind, so dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß man es in der That mit Ent-
wicklungshemmungen, also mit .Individualvarianten, und nicht mit besonderen Specics zu thun
hat Vielleicht gehören hierher auch die von Habckki. beschriebenen stachellosen Aulosphäriden
(vergL Syst Teil, S. 111).
4) Entwicklungsstockungen. Als Entwicklungsstockungen möchte ich im Gegen-
satz zu den Entwicklungshemmungen solche Verbildungen bezeichnen, welche durch vorüber-
gehende Unterbrechungen eines ontogenetischen Einzelprozesses zu stände kommen.
Ein besonders schönes Beispiel fand ich an einem Exemplar von Astracantha fiaradoxa
(Taf. LXXI1, Fig. 534 — 536), Ihm welchem nahezu sämtliche Radialstacheln auf gleicher Höhe,
nämlich an der Grenze zwischen dem äußeren und mittleren Drittel, nahtförmige Unterbrechungen
(Fig. 535, 536) oder auch eigentliche Einschnürungen (big. 534), sowie an der gleichen Stelle
eigentümlich deformiertu Domen aufwiesen. Diese Abnormität kann nur so gedeutet werden,
daß während des im häutigen Zustand vor sich gehenden Auswachsens der Radialstacheln der
ganze Weichkörper von einer vorübergehenden Störung betroffen wurde und daß auf diese
Weise die Stichelanlagen in ihrer Entfaltung eine simultane, nur kurze Zeit währende Unter-
brechung erfuhren (vergl. Syst. Teil, S. 385).
120
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Tir fser- KadioUrim .
597
5) Konstitutionelle Asymmetrien. Während es im vorigen Falle denkbar wäre,
daß ein äußerer, vorübergehend einwirkender Reiz die gleichartige Verbildung aller Radialstacheln
herbeigeführt habe, kann bei den früher (S. 588, Textfig. 171) lieschriebcnen Exemplaren von
Au/oceros arborrscem trigeminus, welche an .sämtlichen Radialstachcln eine asymmetrische Ab-
biegung der lieidcn Terminaläste aufweisen, eine derartige Reizwirkung schwerlich angenommen
werden. Es wäre ja freilich allenfalls denkbar, daß den betreffenden Individuen durch einen
Stoß eine rollende Bewegung mitgeteilt worden sei und daß damit die einseitige Verbiegung im
Zusammenhang stände; indessen spricht gegen diese Annahme der Umstand, daß bei AuUxtros
trigemhius m eh re re Exemplare die nämliche Erscheinung aufwiesen, während diese bei anderen
Aulacanthiden mit zwei Terminalästen niemals gefunden wurde. So handelt es sich denn zweifel-
los um eine konstitutionelle Abänderung, welche auf der Grenze zwischen pathologischen Al>-
normitäten und individuellen, zur Rassenbildung neigenden Varianten steht, und eine Zusammen-
stellung mit der bei Astracanl/ia beobachteten Alx*rration, wie ich sie im systematischen Teil
(S. 385) vorgenommen habe, ist daher wohl schwerlich am Platze.
6) Wucherungen und Hypertrophien. Unter besonderen Umständen kann eines
der fundamentalen Bauprinzipien, welches bei der Entwickelung des Radiolarienskelettes Geltung
hat, das Prinzip der Materialersparnis durchbrochen werden, so daß Wucherungen des Gitter-
werkes oder hypertrophische Verdickungen der Skelettwandungen zu stände kommen.
In die erste Gruppe von Abnormitäten gehören die unregelmäßigen Flechtwerke, die nicht
selten an mißgebildeten Castancllidenschalen unterhalb der eigentlichen Gitterschale auftreten
(Taf. XXXVIII, Fig. 289; Taf. XU Fig. 295a), und vielleicht sind hierzu auch einige Vorkomm-
nisse ähnlicher Art zu rechnen, welche bei Oroscenen gefunden wurden (Syst. Teil, S.41 1, Textfig. 69).
ALs I lypertrophien sind zu bezeichnen die scheibenförmigen Verdickungen der Knotenpunkte,
die bei einem abnormen Aulosphäridcn.skelett zur Beobachtung kamen (vergl. Syst. Teil, S. 462,
Textfig. 95 und 96; sowie hier, Textfig. 1 75 d, c), und ebenso die mächtigen, keulenförmigen
Radialstachcln mit deutlich geschichteter Wandung ( Textfig. 1 76 c), welche bei einem Exemplar
von Aulografhis sie! lala zwischen normalen und kuppenförmig abgeschlossenen Nadeln (a und b)
im Weichkörj>er steckten. I*is erinnern diese Keulen an die extrem entwickelten, artischocken-
förmigen Typen der . I ulokkf'tcsAs « ideln (Taf. IV, Fig. 43, 45; Taf. XLIII, Fig. 32 t: S. 590,
Textfig. 173), deren enorme Massenentfaltung vielleicht als eine Reaktion der Radiolarien-Sarkodc
auf den vom eingeschlossenen Fremdkörper (der Diatomeenschale) ausgeübten Reiz zu betrachten
ist Ob etwas Aehnliches bei den s/Alala-^s adeln vorliegt, habe ich nicht entscheiden können.
7) Doppelbildungen (Spaltungsmonstra und Verschmelzungen). Verhältnis-
mäßig selten sind mir Doppelbildungen zu Gesicht gekommen, eine Erscheinung, die zunächst
einigermaßen auffallend ist, wenn man die Häufigkeit solcher Vorkommnisse liei den Foraminiferen,
insbesondere bei Orbitolila , ins Auge faßt (vergl. Riiumhler, 1902).
Speciell als ein Spaltungsmonstrum ist die in Fig. 498a (Taf. LXVI) abgebildete Terminal-
bildung von Coe!ogra/*his regina zu betrachten. Die zweite Form von Doppelbildungen, die durch
nachträgliche Verschmelzung zweier ursprünglich getrennter Individuen zu stände kommt und
speciell bei Orbitolites eine häufige Erscheinung ist, habe ich bei den Radiolarien nicht mit
Sicherheit nachweisen können. Doch ist es immerhin möglich, daß das in T.-Sl 74 gefundene,
nierenförmige Individuum von Tuscarctta fubu/osa mit 4 Centralkapseln hierher gehört Meine
1 21
lM«k« lirliwhHilKHi IM-Itm IW XIV •(,
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598
Valentin Haf.ckek,
ursprüngliche Ansicht (1904), es müsse sich um ein normales Zweiteilungsstadium handeln, habe
ich aufgeben müssen (vergl Syst. Teil, S. 206), und so bleibt wohl nur die Alternative übrig:
entweder ist ein nacktes, Phaeocolla-& hnliches, in Teilung begriffenes Jugend Stadium durch eine
verfrüht eingetretene Skelettbildung überrascht worden (S. 207), oder wir haben ein durch unvoll-
kommene Verschmelzung entstandenes Doppelmonstrum vor uns.
Die vorstehende Uebe reicht zeigt, daß am Radiolarienskelett Deformitäten der verschie-
densten Art auftreten können. Nicht alle sind für die Untersuchung der normalen Entwicklung
von direkter Bedeutung, vielmehr kommen in erster Linie nur die Entwicklungshemmungen und
die Dislokationen in Betracht. Aber auch die übrigen verdienen Beachtung, da sie doch den
einen oder anderen Lichtblick auf das normale Entwicklungsgeschehen und die dalnri mit-
spielenden Faktoren und Einzelprozesse werfen. Ihr Wert dürfte noch größer werden, wenn wir
einmal über das, was im folgenden über die Bildung des Radiolarienskelettes mitgeteilt werden
kann, um einige kräftige Schritte hinausgekommen sind.
Zwei Bemerkungen «allgemeiner Art mögen hier noch ihre Stelle finden.
Zunächst sei noch einmal auf die früher mitgetcilte Beobachtung hingewiesen, wonach
Entwicklungshemmungen und Verkrüppelungen aller Art vorzugsweise in
den Mi sch gebieten, d. h. in den Berührungszonen warmer und kalter Strömungen, und
überhaupt an den Grenzen der Warm wasserregionen auftreten, ein Hinweis
darauf, daß wohl bei der Entstehung der meisten Verbildungen die äußeren Faktoren einen
direkten oder indirekten Einfluß ausüben.
Die zweite Thatsache allgemeiner Natur, welche hier Erwähnung finden möge, ist
die Erscheinung der Koincidenz der Abnormitäten, d. h. Individuen, welche nach
einer Richtung hin eine Deformität zeigen, weisen sehr häufig auch Abnormitäten anderer
Art auf.
Beispiele hierfür lassen sich in großer Zahl anführen. Es möge hier nur ein antarktisches
Exemplar von Au/ospathis variabilis triodon (Taf. VII, Fig. 8i, 82) erwähnt werden, bei welchem
ein Teil der Radialstachcln nach den verschiedensten Richtungen hin vom Typus abgewichen ist:
bald zeigen die Terminaläste, bald die Proximalästc ausgeprägte Entwicklungshemmungen, bald
macht sich die Tendenz zur Wucherung in einer Vermehrung, bald in einer atypischen Gabelung
der Stacheläste geltend. Koincidenzcn anderer Art fanden sich nicht selten bei den Tuscaroren:
so liegt mir ein kugeliges Exemplar von Tuscareita tubu/osa vor, welches außer der weichhäutigen
Beschaffenheit und abnormen Gestalt der Schale ein weitklaffendes Peristom und mehrere
rudimentäre Stacheln aufweist (Taf. XXX, Fig. 232); eine Tiiscarantha Ludae mit schräg
gestelltem Apikalstachel, mit stark eingeschnürtem PeristomhaLs und parallel gerichteten Oral-
stacheln (Taf. XXVI, Hg. 205); ein Exemplar von Tuscarantha Braturi mit dreiseitig-pyramidaler
Schalengestalt, welches aber nur zwei Aboralstacheln und außerdem ein ganz mangelhaft aus-
gebildetes Peristom besitzt (Taf. XXV, Hg. 196 u. 197) u. a. Auch bei den Cölodendriden
gelangten mehrfach derartige Häufungen von Abnormitäten zur Beol>achtung (vergl. Syst. Teil
S. 380).
Die auffälligste und lehrreichste Koincidenz fand sich bei dem schon oben er-
wähnten Exemplar von Autosphaera sp. vor (Textfig. 175). Hier sind die einzelnen Knoten-
punkte nach den verschiedensten Richtungen hin vom Aulosphacra-Typus abgewichen, und
122
Tirftrr-RkritnUrirn.
599
zwar stellen sich die Variationen gewissermaßen als Anleihen dar, die hei einer ganzen
Reihe näher oder entfernter stehender Tripylecngruppen (Sagosphäridcn , Castanclliden, Mcdu-
settiden) gemacht worden sind (vergl. Syst Teil, S. 462).
Erscheinungen der hier besprochenen Art
sind auch auf anderen Gebieten l»eol »achtet
worden. Es sei nur an die Häufung der „Stig-
mata“ bei erblich belasteten Personen, sowie an
die Beobachtungen von Hekbsi erinnert, welcher
bei seinen durch Lithium -Zusatz radiär ge-
machten Plutei stets auch apikale Defekte fand
(vergl. Driem ii, 1906, S. 88). Auch de Vries
(1901, S. 575; 1903, S. 22 9) hat auf derartige
Koincidenzen aufmerksam gemacht
ln einigen Fällen mag cs sich liei einem
solchen Zusammentreffen um Korrelationen ein-
facher Art um kompensatorische Regulationen,
handeln, etwa in dem Sinne, daß „es liei Ab-
normitäten, die irgendwo ein Plus an Skelett
bedingen, wo anders immer ein Minus giebt“
(Driesch, I. c.); in anderen Fällen kommen wohl
kompliziertere \Vechsell>cziehungen in Betracht
oder, wie vielleicht bei dem vielseitig aberrierten
.-/«/w/Z/dc/w-Skelctt latente Potenzen, welche von
der aus der Gleichgewichtslage gebrachten, ge-
wissermaßen nach verschiedenen Richtungen os-
cillierenden lei »enden Substanz entfaltet w erden.
Fig. 175. Abnormes ./uA'i^Aiwrij-Skelctt aus T.-Sl. 3i.
.» nahem normaler Knotenpunkt mit etwa* al<grhotwner üuiWtvt
KiCfttilaincllr. b Anklanjje an Caslancll iden-Schalcn. c und d An*
klinge an Sogosidurideii-Skelelte. e Kimincnin|> der Halken Ähn-
lich wie bei den Mcdusettidrn.
Die Skelettbildung der Aulacanthiden.
Die ersten, wirklich verwertbaren ont« »genetischen, bezw. teratologischen Thatsachen habe
ich bei den Aulacanthiden angetroffen. Bezüglich der Einzelheiten der Befunde sei auf den
Systematischen Teil (S. 40, 4 7 ff., 56 ff„ 82 f.) verwiesen, hier mögen nur die wesentlichen
Beobachtungen und Folgerungen eine etwas allgemeiner gehaltene Zusammenfassung finden.
Vollkommen weichhäutige Skelettteile mit gleichmäßig färbbarer Wandung sind mir l»ei
den Aulacanthiden nicht begegnet Dagegen fanden sich wiederholt Radialstachcln mit ein-
geknicktem Schafte (Taf. XI. II, Hg. 315) oder mit unregelmäßig verbogenen Arsten (Taf. XI. Ul.
Fig- 317a), also Bildungen, welche nur während eines weichhäutigen Stadiums infolge von Drurk-
123
6oo
Vaijwtim Haktkkr,
Wirkungen /.u stände kommen können. Kerner liegen mir speziell von Auloctro s KadiaLstachcln vor,
deren hohle Terminalbildungen eine sehr dünne, ungemein durchsichtige Wandung besitzen und
A
a
l-'ig. 1 "**- Nomuk', Uupjviitonnij; nl grsrhlnsveur um] keiilrn(>.miigc Stacheln
eine« Kxetnplnrc» von AHh'grafthis i trlhtl<i nu« T.-St. ilB.
Flg. 177a— d, Efltw icklung der Kadudstadir-Ui von Aufptrros. a die Trnninal-
A»tc rnscheinen als knöpf förmige Aus-itulpungen des Stachelendes. h primäre Ver-
kieselung nuhciu vollendet, c lirginn de» sekundären Verkieselung, d sekundäre Ver-
kiCM-lung nulierj vollendet,
I
l
I
I
I
daher bei der Herstellung der Präparate vielfach Schaden gelitten hatten. Man wird zweifellos
zu der Annahme berechtigt sein, daß derartige Stacheln eben im Begriffe sind, den Verkiesc-
lungsprozeß auf die Terminalbildungen auszudehnen.
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T iefi««»RjMllolarlm .
601
Bei einzelnen dieser dünnwandigen Radialstacheln zeigten die Tcnninaläste nicht die typische
Form, sondern erschienen aLs knopfförmige Ausstülpungen des Stachelendcs (Textfig. 177a). Mag
es sich nun in diesen Fällen wirklich um Durchgangsphasen eines rasch verlaufenden Ent
wickelungsprozesses handeln , die durch die Konservierung gewissermaßen überrascht worden
waren, oder mögen die betreffenden Bilder Entwicklungshemmungen darstcllen, auf alle Fälle
können sie nur in der Weise gedeutet werden, daß die Terminaläste als Ausstülpungen
der noch weichhäutigen Stachelanlage ihre Entstehung nehmen.
Das gleiche Ergebnis erhält man l>ei Betrachtung derjenigen Stachcltypcn, welche sei es di«;
Terminal-, sei es die Lateraläste elienfalls in unaasgebildetem Zustande zeigen, dabei aber sowohl
am Schaft, wie an den Aesten bereits eine gleichmäßig dicke Kieselwandung aufweisen. Hierher
gehören vor allem die kuppen-
förmig abschließenden, der Ter-
minaläste entbehrenden Stacheln
von AiUospalhis (Textfig. 178a;
vergl. auch Textfig. 1 76 b), sowie
einige andere Stachelformen mit
knopfförmigen oder stark verkürz-
ten Aesten (Textfig. 178b; Taf. VII,
Fig. 8 1 u. a.). Alle derartigen Bilder
können aller unmöglich als nor-
male, einer weiteren Entwicklung
fähige Stadien, vielmehr sicherlich
nur als Hemmungsbildungen
betrachtet werden, da ja eine voll-
ständige Verkieselung ein weiteres
Wachstum ausschließt, und zwar
können sie nur so gedeutet werden, daß in einem weichhäutigen Stadium die Bildung der
Aeste, insl>esondcrc der Terminalverzweigungen . auf Grund von Ausstülpungs- und
Sprösslings Vorgängen zu stände gekommen ist und daß die so gebildeten Apophysen der
Stachelanlagen bald etwas früher, bald etwas später dem Verkieselungsprozeß anheimgefallen sind.
Alle diese Beobachtungen und Betrachtungen führen also zunächst zu folgenden An-
schauungen über die erste Entstehung der Aulacanthidennadeln :
Als Ausgangspunkt haben wir uns eine längsge streckte, dünnhäutige, wahr-
scheinlich mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllte Blase vorzustellen, welche wir uns mit
Immkkmann als eine in die Länge gezogene Gallertvakuolc denken können. Möglicher-
weise verdankt diese, wie Immkkmann meint, ihre Form einem mechanischen Zug, indem sie in
centrifugaler Richtung durch die sich ausstreckenden Pseudopodien, in centripetaler durch die
Kohäsion des gesamten Weichkörpers spindelförmig ausgezogen wird; vielleicht wird auch ihre
Gestalt durch zunächst ausgeschiedene und später resorbierte Achscnnadeln (Primitivnadeln)
bestimmt, worauf die Verhältnisse bei Auloklrf>lts und bei den Aulosphäriden hinweisen; oder
aber cs kommt allein das Eigenwachstum der plasmatischen Hülle, der Vakuole n h aut, als
fomibildender Faktor in Betracht (1905, S. 366). Welche dieser drei Möglichkeiten thalsächlich
'*5
J
6o 2
V ALKNTIX HaECKEK,
l>ei der ersten Entstehung der häutigen .Stachelanlagen zu trifft, mag zunächst dahingestellt bleiben,
jedenfalls wird man die Bildung der Aeste auf Ausstülp ungs- und Sprossungsprozesse
zurückführen müssen, welche ihren Silz ausschließlich in der plasmatischen
Vakuolenhaut haben.
Wir sind gewöhnt, bei höheren Organismen die Sprossungsvorgänge im wesentlichen
durch ungleichmäßige Zellteilungsvorgänge zu erklären. Neben dieser histonalen Sprossung,
für welche die Bildung des Cervidcn-Geweihes als Beispiel angeführt werden mag, besteht
bekanntlich eine zweite Form in Gestalt der syncytialen Sprossung. Die bekanntesten Bei-
spiele hierfür bilden die Schlauchalgen oder Siphoneen ( Caulerfm , Vauchtria), die Bakterien-
pilze oder Myxobakterien, sowie die Amöbenpilze oder Acrasieen. Bei der Skelettbildung der
Tripyleen und speciell der Aulacanthiden handelt es sich nun um eine dritte Form, die man,
weil sie sich auf einzelne Teile von Zellen erstreckt, als intracelluläre Sprossung bezeichnen
kann und welche in der Entwickelung mancher pflanzlicher llaargebilde oder des Nesselfadens
der Cnidarier eine Art Seitenstück findet (1906 b, S. 45). Auf alle halle haben wir es bei der
Sprossung mit einem physiologischen Vorgang zu thun, der mit der Kristallbildung und speciell
mit der Entstehung der skelettähnlichen Kristallformen (Schneekristalle) nur eine äußerliche
Ärmlichkeit hat.
Eine ganze Reihe von Bildern weist nun ferner darauf hin, daß der Verkieselungs-
prozeß bei Auloceros und Aulograf*kis auf zwei Haupt phasen verteilt ist. In der
ersten Hauptphase (Textfig. 177b), weiche als Phase der primären Verkieselung bezeichnet
werden kann, erhält zunächst der größte Teil des Nadelschafles seine Kieselrinde (primäre
Kiesel rinde), während die Terminalbildungen noch von einer verhältnismäßig dünnen Schicht
umgel>en sind und insl>csonderc die alleräußersten Endverzweigungen , so die fingerförmigen 1
Spitzen spathillenloser Terminaläste und die Scheiben der Spathillen, nur eine äußerst zarte,
sehr vergängliche Hülle Ixjsitzen (Textfig. 177 b, s\ Ins! besondere bleibt auch die Spitze des f
Schaftes (Textfig. 177 b, a) sowohl hinter den übrigen .Schaftteilen, wie hinter den Basen der
Hauptäste in der Verkieselung zurück, so daß an dieser Stelle der Hohlraum kugelartig erweitert
zu sein pflegt Diese Ungleichmäßigkeit wurde ebenso lx?i Auloceros wie bei Aulograf»his
beoLichtet (Taf. XLII, Fig. 311, 312). Auch an den sekundären und tertiären Astverzweigungen
von Auloceros bleiben zunächst tierartige Hohlräume ausgespart (Textfig. 177 b, 6) und ebenso
stellt sich, wie bereits angedeutet wurde, die Anlage der Spathilleascheibe als ein dünnwandiges
Bläschen dar, welches die Form der größeren Hohlkugeln kopiert (Textfig. 177 b, s).
Schon während der ersten Hauptphase pflegt der Hohlraum der Terminaläste mit einer
körnigen Masse angefüllt zu sein, welche den Ausgangspunkt für die sekundäre Verkiese-
lung bildet (Textfig. 177c, l). I11 der Regel bleiben aber wenigstens einige der kugelförmigen,
an den G a 1 >el u ngsstel left ausgesparten Räume (b) und eljenso je ein centraler, die Terminaläste
durchlaufender und meist mit den Kugelräumen kommunizierender Achsenkanal {all) von der
körnigen Substanz frei. Ueber das Lumen des Stachelschaftes wölbt sich die letztere in Form
ein«?» gotischen Spitzbogens herüber («).
Die Schlußphase der sekundären Verkieselung, nämlich die Homogenisierung dieser
körnigen Grundsubstanz, scheint gleichzeitig sowohl am Schäftende und in den Terminalbildungen
vor sich zu gehen (Textfig. 177 dg nur die Anlagen der Spathillen bleiben zurück, und ebenso
1 26
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Ti*f»er-R MJiolur irn .
603
findet die vollkommene Zudcckung der Achsen kanäle und der kugeligen Räume an den sekundären
und tertiären Verzweigungsstellen offenbar erst etwas sj)äter statt. Ist die sekundäre FOllmasse
homogen geworden, so erscheint sie in der Regel mit der primären Kieselrinde vollkommen
amalgamiert, so daß dann die I lartsubstanz der Aesle einen durchaus massiven
Charakter zeigt.
In Bezug auf die Spathillen soll noch hinzugefügt werden, daß die Häkchen «als
winzige Ausstülpungen des vorerwähnten dünnw.andigen F.ndbläschens auftreten (Textfig. 1 77 K i)
und demnach «aLs äußerste End Verzweigungen des Stachels aufzuf.assen sind, worauf
übrigens schon die vergleichend-morphologische Betrachtung mit Sicherheit hinweisL Die Ver-
kieselung der Häkchen tritt früher ein als die des Endbläschens (Textfig. 177 c), und da die
Membran des letzteren außerordentlich dünn, vielf.ach kaum erkennbar ist, so stellen sich die
Häkchen öfters als keilförmige Körnchen dar, welche scheinbar zusammenhangslos um die Spitzen
der Kndverzweigungen gruppiert sind.
Alles in allem sind bei der Entwicklung der Aulacanthidenstacheln, insbesondere der-
jenigen von Anloccros und Au!ograf>his, vier Hauptphasen zu unterscheiden: i)Ausscheidung
der häutigen Stachelanlage; 2) Sprossung; 3) primäre Verkieselung; 4) sekundäre
Verkieselung.
Warum spcciell die dünnhäutigen Anfangsstadien im koaservierten Material nicht deutlich
hervortreten, ist ohne weiteres verständlich, wenn man die außerordentlich zarte Beschaffenheit und
den ungenügenden Erhaltungszustand in Betracht zieht, welchen der extrakapsuläre Weichkörper
der Aulacanthiden nach Anwendung der verschiedenen Fi xierungs mittel zu zeigen pflegt Insbe-
sondere ist von den extrakapsulären Alveolen niemals eine Spur wahrzunehmen, vielmehr erscheint
der Weichkörper, wenn er Obrhaupt erhalten ist, als eine mehr oder weniger homogene, schwach
färbbare* Masse, welche nichts von der schaumigen Struktur und den sonstigen Differenzierungen
erkennen läßt, die man an der lebnden Aulacantha des Mittelmeeres wahmimmt Da nun allem
Anschein nach auch die häutigen Stachclanlagen nichts weiteres sind als besonders gestaltete,
von einer differenzierten, wenn auch sehr dünnen Membran umgebene Alveolen, so ist es nur
zu verwundern, daß, allerdings nicht bei den Aulacanthiden, aber doch bei anderen Tripyleen
(Astracanthiden, Castanelliden, Cölodendriden) häutige Stachelanlagen überhaupt zur Beobachtung
gelangt sind.
Auch der zweite Schritt der Skelettbildung, die intracelluläre Sprossung der von einer
differenzierten VakuoR-nhaut umgebnen Stachelanlage, muß sehr rasch vor sich gehen, während die
beiden l’hasen der Verkieselung deutlich auseinanderzuhalten sind. Bei denjenigen Aulacanthiden.
welche hohle Terminalbildungen besitzen, kommt die zweite Verkieselung in Wegfall.
Auf das Wesen der einzelnen Prozesse wird im Schlußk.apitel dieses Al>schnittes nochmals
eingegangen werden. 1 lier möge nur zusammenfassend gesagt werden, daß bi den Aulacanthiden
sich der Vorg.ang der Skelettbildung nicht aLs ein einf.aeher Sekretionsprozeß d.arstellt und daß
die Form der Skelettteile nicht durch örtliche Faktoren, nämlich durch die passive Masse der
Alveolensutatanz, bestimmt wird, wie dies nach Dreyer anzunehmen wäre, sondern daß ein
komplizierter Lebensvorgang vorliegt, der sich aus Sekretions-, Wachstums-
und Sprossungsprozessen zusam mensetzt und dessen Produkte ihrer Form
nach in erster Linie durch specifische Gestaltungstendenzcn des aktiven
>*7
604
Valentin Halcker,
Protoplasmas, speciell der plasmatischen Hülle der „häutigen Stachelanlagen“
besti m mt sind.
Bezüglich mancher Einzelheiten werden diese Sätze durch die Berücksichtigung anderer
Tripyleengruppen eine bessere Stütze erhalten müssen, im ganzen ist mir aber keine Er-
scheinung zu Gesicht gekommen, welche sich nicht vom Boden dieser Anschauungen aus
ohne Schwierigkeit verstehen ließe. Vor allem kann für sämtliche, bei den Aulacanthiden Vor-
gefundene Abnormitäten eine einfache Deutung gegeben werden.
Es ist von vornherein zu erwarten, daß bei der Uebereinstimtnung, welche die bei Au/o-
graphis , Au loteros und Aulosf*athis gefundenen Bilder miteinander zeigen, die Gattung AulokUptes
sich in Bezug auf die Skelcttbildung
nicht principiell verschieden ver-
halten werde, wenn auch vielleicht die
Benutzung der Fremdkörperunterlagen i
gewisse Modifikationen zur Folge hat.
ln der That fanden sich im „Valdivia“-
Material bei einer Reihe von Aulokleples-
Exemplaren unvollkommen verkitsche
Radialstacheln, welche mit den als
Entwicklungsstadien zu betrachtenden
Nadelzuständen liei Auloceros durchaus
vergleichbar sind, nur daß die Achse
des Stachels von einem Diatomeenge-
häuse eingenommen wird (Textfig. 1 79). I
Man kann an diesen AulokUptes- Stacheln *
gewöhnlich drei verschiedene Formen
oder Aggregatzustände der KieseLsub-
stanz unterscheiden: das äußere Ende
der Diatomccnschale ist unmittelbar
von einer sehr feinkörnigen Masse
umgeben, welche das nämliche Ansehen
darbietet wie die sekundäre Kieselsub-
stanz zur Zeit ihres ersten Auftretens (Textfig. 179 a und b, <7); die proximalen Wandpartien des
Radialstachels werden von einer vollständig hellen, durchsichtigen Kiesels übst anz
gebildet (b)\ während die Wandung des äußeren Schaftendes und der Terminalbildungen aus einer
opaken, deutlich geschichteten, einen Stich ins Gelbliche zeigenden Masse besteht (c).
Augenscheinlich repräsentieren der feinkörnige und der durchsichtige Zustand Vorstufen des
opaken und ebenso dürfte sicher sein, daß die körnige, den Spaltraum zwischen der Kieselrinde
und der Diatomeenschale ausfüllende Substanz (a) der sekundären Kieselsubstanz von Auloceros in
ihrer ersten, körnigen Phase (Textfig. 177 c, X-) entspricht Daraus würde aller hervorgehen, daß auch
l»ei AulokUptes die Verkieselung von außen nach innen und nicht wie nach der Immer-
man Nischen Hypothese anzunehmen wäre, in umgekehrter Richtung, d. h. unter successiver Ab-
lagerung oberflächlicher Kiesellamellen, stattfindet Eine weitere Uebereinstimmung mit Au/oceivs
128
fl
-
Gehäufte von Mi&tolrmia.
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Tief**c- Rad ioUriro .
605
betrifft die Terminaläste, welche zum Teil noch breite, von KieseLsubstan* vollkommen freie
Achsenkanäle und kugelförmige Endbläschen besitzen (Textfig. 1 79 a), zum Teil aber bereits eine
körnige Innenmasse enthalten, welche stellenweise ganz allmählich in die opake, geschichtete Form
der I IarLsubstanz ül»ergeht (Textfig. 1 79 a und b).
Aus dieser weitgehenden Ueliereinstimmung zw’ischcn den halbverkieselten Stacheln von
Au lok Uftes und Au/oeeros dürfte aller mit Sicherheit hervorgehen, daß die Bildungsweise beider
die nämliche sein muß, und so gelangt man zu folgender Gesamtauffassung liezQglich der Ent-
wicklung der z/w/o/Zc/Z/vf-Stacheln : Die vom Weichkörper aufgenommene Diatomeenschale wird
zunächst von einer ( iallertvakuole eingeschlossen, welche unter Differenzierung einer „Yakuolen-
haut“ zur häutigen Stachelanlage wird. Indem das distale Ende Sprossen treibt, entstehen die
Terminalbildungen, und nun erfolgt, ähnlich wie liei Auloeeros, eine von außen nach innen und
gleichzeitig von den Terminalbildungen gegen das centrale Schaftende fortschreitende Ver-
kieselung.
Auf den ersten Anblick mag cs zweifelhaft erscheinen, ob auch die extremen, knospen-
und artischockenförmigen Stachelformen von Aulok Uftes ftoscufus diesem Bildungsmodus ihre Ent-
stehung verdanken und ob nicht wenigstens bei ihnen in der von I mm ermann angenommenen
Weise ein sekundäres Dickenwachstum auf Grund einer successiven Apposition von Kicscllamcllcn
statfindeL Wenn ich auch diese Möglichkeit nicht ganz auszuschließen vermag, da mir keine
entscheidenden Bilder zur Verfügung stehen, so möchte.' ich meinerseits «loch nicht zu dieser
Zusatzhypothese greifen, da der Annahme, daß auch diese Stachelformen in ihrer Entwicklung
dem . lu/oceros-T ypus folgen, keine zu großen Schwierigkeiten im Wege stehen und weil die
gleichmäßige Schichtung vieler Stacheln (vergl. Taf. IV, Fig. 45. 43; Textfig. 173) auf eine ein-
heitliche Entstehungswelse des ganzen Stachelkörjiers hin weist Der zunächst vielleicht verdächtige
Umstand, daß bisher keine Stacheln gefunden wurden, welche als häutige Entwicklungsstadien jener
derl ten Formen aufgefaßt w'erden könnten, mag wohl damit Zusammenhängen, daß die einzelnen
A u/ok/efUs-lndl i vid uen neben zahlreichen einfachen Nadelformen stets nur einige wenige derbe
Stacheln besitzen, daß also von vornherein eine geringere Wahrscheinlichkeit liesteht, auf deren
Jugendstadien zu stoßen.
Ist aller die Entstehungsweise der derlien Stachelformen die nämliche wie diejenige der
einfacheren Tyjien, so ist die Annahme Immermann's nicht zu halten, wonach die letzteren jüngere
Entwicklungsstadien der ersteren darstellen. Vielmehr ist anzunehmen, daß der Typus und die
Massenentfaltung der einzelnen Nadel durch die Ve rz weigu ngs weise der häutigen Stichelanlage
von vornherein festgelegt ist und daß dabei entweder die l>esondcre Beschaffenheit der Fremd-
körjH'runterlage «»der der augenblickliche physiologische Zustand des ganzen Weichkörjiers fxier
auch die promorphologischen Verhältnisse des letzteren eine Rolle spielen. Auf die erste Mög-
lichkeit weisen diejenigen Stacheln hin, welche Aulaeantha- oder A ulografhonium - N adeln als
Grundlage benutzt hallen und in ihren äußeren Umrissen deutlich die Form der letzteren wieder-
geben (Taf. IV', Fig. 44, 45; S. 590, Textfig. 173), die zweite Möglichkeit wird durch den Ver-
gleich mit gewissen Abnormitäten von Auloeeros tri ge minus (S. 588) und Astraeantha faradoxa
(S. 596) nahegelegt, die dritte Möglichkeit emllich ergiebt sich aus den regelmäßigen Anordnungs-
Verhältnissen, welche die verschiedenen Nadelty|>cn bei Au/okUftes ramosus angu/ntus (Taf. IV,
F*ig. 37) zeigen.
« 39
DroWl.r Ti*hav-F-i|vdilioa ih> IM. XIV.
6o6
Vaijcmtin Harcrrr,
I mm ermann hat ferner die Hypothese ausgesprochen, daß innerhall) der Familie der
Aulacanthiden das Verhalten ljci Au/ok/eptes ein primitives sei, d. h. ursprünglich hätte sich die
Stachelbildung stets an eine Fremdkörpergrundlage angeschlossen, und die Aulacanthiden würden
erst im Laufe ihrer Stammesentwicklung allmählich dazu gelangt sein, sich von einer solchen
zu emancipieren und die durch die Gestalt der Fremdkörper und der Pseudopodien kausal be-
stimmte Stachelform nunmehr auch ohne Zuhilfenahme von Fremdkörpern herzustellen.
Dieser Hypothese gegenüber ist auf die bei den Aulacanthiden weit verbreitete Neigung
aufmerksam zu machen, die Radialstacheln anderer Aulacanthiden in ihren
Weichkörper aufzunehmen und sie, indem sie dieselben in eine radiäre Stellung
bringen, ihrem eigenen Skelette ei nzu verlei ben. Insbesondere findet man bei tropischen
Exemplaren von Au/ographis pandora und Au/oceros arborescens sehr häufig Nadeln verschiedener
Aulacant ha- Arten, welche genau die nämliche Anordnung und wohl auch dieselbe Funktion wie
die eigenen Radialstachcln haben. (Näheres im Syst. Teil, S. 1 5 f.) |
Unter Berücksichtigung dieser Thatsache gelangt man aber, wie ich glaube, zu einer
ungezwungeneren Auffassung bezüglich des Verhältnisses von Au/ok/eptes zu den übrigen Aula-
canthiden, als dies von der phylogenetischen Hypothese Immkrmann’s aas möglich ist Offenbar (
sind, vom vergleichend-morphologischen Gesichtspunkte aus, dem eben beschriebenen Verhalten
von Au/ographis und Au/oceros diejenigen verhältnismäßig seltenen Fälle anzureihen, in welchen
Aulacanthidennadeln von Au/ok/eptes- Individuen aufgenommen und als Grundlage für die eigenen
Nadeln benutzt werden, und diese Befunde scheinen mir ihrerseits die Brücke zu bilden, welche
hinüberführt zu dem normalen Verhalten der Au/ok/eptes- Arten, bei denen, wie gezeigt wurde, in ,
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle Diatomeengehäuse als Fremdköq>ergrundlage Ver- .
Wendung finden. Wir hätten also eine Reihe, in welcher Au/ographis und Au/oceros mit einver-
leibten Aulacanthidennadeln den Anfang, die Au/ok/eph -.»-Individuen mit Aulacanthidennadeln die
Mitte und die Au/ok/eptes- Individuen mit Diatomeengehäusen das Ende bilden. Während nun bei
der ersten Gruppe die Aufnahme der Fremdkörper eine mehr zufällige und ihre Einverleibung
eine losere ist, findet l>ei Au/ok/eptes und, wie ich gleich hinzufügen möchte, auch bei Aulodendron
an/arcticum Haeckel (vergl Taf. X, Fig. 94, 95) die Aufnahme der Fremdkörper in konstanter
und gleichzeitig in Ixistimmt angepaßter Weise statt, indem dieselben in den häutigen Stachel-
anlagen eingeschlossen und zu ihrer Versteifung benutzt werden.
Danach würde es sich bei Au/ok/eptes nicht, wie Immermann will, um ein ursprüngliches
Verhältnis, sondern um eine sekundäre Anpassung handeln, und die Aufnahme der Fremdkörper
würde weniger einen ätiologischen, als einen teleologischen Sinn haben. Dieses Verhältnis würde
das gleiche bleiben, falls die schon früher angedeutete Vermutung zuträfe, wonach die Anlagen
der Aulacanthidennadeln, ähnlich wie die der Skelettteile der Aulosphäriden, von „Primitivnadeln“
ihren Ausgang nehmen. Denn in diesem letzteren Falle dürfte es sich bei Au/ok/eptes und ,\u lo-
dend ron nur um eine Substitution der autogenen durch eine fremde Nadelgrundlage handeln.
Auf einen Punkt von entwicklungsphysiologischem Interesse möge hier noch besonders
aufmerksam gemacht werden, nämlich auf die vollkommene Einverleibung oder Amal-
gamierung, welche die Substanz der aufgenommenen Fremdkörper erfährt. Ebenso wie l>ei den
Stacheln von Au/oceros die sekundäre Füllsubstanz nur in statu nascendi scharf von der primären
Kieselrinde getrennt zu sein pflegt, sj>äter aber mit letzterer in der Regel zu einer homogenen
130
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T ieft*#- Radi :>lar ien ,
607
Masse verschmilzt« so werden auch die von AulokUptes und Aulodrndron aufgenommenen Aula-
canthiden-Nadeln und Diatomeengehäuse vollkommen der von außen nach innen an sie heran-
tretenden Fallsubstanz einverlcibt (vcrgl. Taf. IV, Fig. 44, 45; Taf. X, Fig. «>4; Taf. XI. 111,
Fig. 319, 220 u. a.). Allerdings kommt ihre Form noch in dem definitiven Stachellumen in
klarster Weise zum Ausdruck, und auch die Teilungsnarben und einige andere Struktur-
Verhältnisse der Diatomeenschalen bleiben vielfach noch erhalten, aber die Su! »stanz der Fremd-
körper verschmilzt so vollkommen mit der sekundären Kieselsul»stanz des AulokUptes- oder Au/o-
dVW/w/-Stachels, daß von einem dopjxilten Schalenkontur in der Regel nichts mehr zu sehen ist.
Hin ähnlicher Verschmelzungsprozeß wird uns bei den Aulosphäriden und Sagosphäriden l>egegnen.
Im Anschluß an die Skclettbildungsvorgänge der Aulacanthiden sd kurz der l»ei den
Astracanthiden gemachten Beobachtungen gedacht insbesondere eines Exemplares von As/ra-
cantha paradoxa mit weichhäutiger, färbbarer Stachelwandung um! mit ebenfalls färbbarer Gallert-
füllung (Syst Teil, S. 384, Textfig. 49). Da l»ei einem Exemplar einer anderen Ast r acan t h i d e n -
Art (Taf. LXXII, Fig. 532) deutliche .Anzeichen eines sekundären Vcrkieselungsprozcsses zu
erkennen waren, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß liei den Astracanthiden der Verlauf
der Skclettbildung der nämliche ist wie Ixri den Aulacanthiden.
Dasselbe muß aller auch, wie eine Reihe von Finzell>eobachtungen erschließen läßt (Syst
Teil, S. 355), für die radiären Skelettteile der Cölodendriden gelten. Es scheint ja an unser
Vorstellungsvermögen eine außerordentliche Zumutung gestellt zu werden, wenn wir uns die Ent-
stehung der reich und gesetzmäßig verzweigten Dendriten und Griffel beispielsweise eines
Coebpftgtna (Taf. LXVl, Fig. 496) oder Coeianthemum (Taf. LXYIII, Fig. 507) in der Weise
denken sollen, daß eine „häutige Stachelanlage“ von der Gestalt einer länglichen, plasmaumhüllten
Gallertvakuole gewissermaßen blitzartig nach allen Richtungen, aller in bestimmter Folge und
nach bestimmten Größen- und Verzweigungsverhältnissen ihre Primär-, Sekundär- und Tertiäräste
ausbreitet Auch mag es vorläufig als eine Hyothese von sehr geringer Erkläningskraft er-
scheinen, wenn wir annahmen, daß alle diese komplizierten Gesetzmäßigkeiten in der Verzweigung
des Cölodendridenskelettes in letzter Linie in der specifischen Konstitution, im hypermolckulären
Aufbau des Plasmas der Vakuolenhaut Ixgründet sein müssen.
Und doch bleibt soviel ich sehe, kein anderer Ausweg übrig. Ein Versuch, die Gerüst-
bildungsvorgänge nach dem Vorgang von Drever unmittelbar auf die Kräfte und Gesetze der
FlQssigkcitsmcchanik zurückzuführen, versagt ja bei den Cölodendriden und überhaupt bei allen
höher organisierten Tripyleen vollständig. Selbst wenn man zugiebt daß die Verhältnisse ver-
wickelter sein müssen, als bei allen anderen Radiolarien, und daß „der Stoffaustausch zwischen
den verschiedenen Partien des Sarkodekörpers und zwischen diesem und dem umgebenden
Medium stärker und reger sein wird und Schichtenbildung, Diffusionsströmungen, Entmischungs-
vorgänge, Tropfenausscheidung und Blasenbildung, lokale und totale Schwankungen der Ober-
flächenspannung etc. etc. in der mannigfachsten Weise ineinander greifen“ (Dreyek, 1892, S. 402),
selbst dann wird man ja, wie bereits oben (S. 588) ausgeführt worden ist, auch von der Unter-
lage der Drever’. sehen Hypothese aus unmittelliar vor die „große physiologische Unbekannte“,
vor das Rätsel der specifischen Konstitution des formgestaltenden Protoplasmas geführt
Nun weisen alxtr gerade die immer wieder citierten Einzelbefunde aus dem normalen und
abnormen Entwicklungsvorgange der Cölodendriden und aus demjenigen vieler bedeutend einfacher
•3«
(V
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6o8
Vai-kntix Haeckkr,
gehauter Tripyleen mit Bestimmtheit darauf hin, daß schon die Unterlage und der Ausgangs-
punkt der ÖRKYHKschen Hyothese wenigstens bei den Tripyleen verlassen werden muß und daß
die Gestalt des Tripyleenskelettes nicht durch die Umgebung, durch ein als Gußform dienendes
Negativ bedingt sein kann, sondern nur durch specifischc Potenzen, die in der Stachelanlage
selber gelegen sind und in charakteristischen intracellulären Wachstums- und Sprossungsvorgängen
zum Ausdruck kommen. Indem es wahrscheinlich gemacht wurde, daß auch für die am
höchsten specialisierten Cölodend ridenskelette diese Verhältnisse Gültigkeit haben, scheint mir doch
wenigstens ein kleiner Fortschritt in der Erkenntnis angebahnt zu sein, auch wenn wir uns vom
Boden unserer heutigen Kenntnisse aus den Enlwicklungsverlauf im einzelnen nicht auszudenken
vermögen.
Im übrigen würden ja die hier vermuteten Vorgänge und Beziehungen keineswegs ganz
isoliert und ohne Analogien dastehen. Erinnern wir uns zunächst daran, daß die kompliziert gebauten
Griffel einer Coelo*raf>his oder eines Coefanthem um durch alle Ueliergänge mit den regelmäßig
dichotomisch verzweigten Dendriten anderer Formen verbunden sind und daß nicht selten beide
Bildungen, sei es in Form individueller Abweichungen, sei es abnormerweise, vikarierend für-
einander eintrelen können (vergl. Syst. Teil, S. 345 f.), so daß also ein prinzipieller Unterschied in der
Entstehungsweise der leiden Extreme jedenfalls nicht angenommen werden kann! Nun giebt es
aber doch Bildungen im Tierreich, die ungefähr die Organisationshöhe der Dendriten von Coe/o-
dendntm hal»en, zum Teil wohl etwas höher stehen, und für welche mit Bestimmtheit ein
freies, von äußerer mechanischer Beeinflussung vollkommen unabhängiges
Wachstums- und Spross ungs vermögen angenommen werden muß, wenn wir auch leider
noch nicht die Vorgänge im einzelnen, die Zahl der beteiligten Zellen u. s. w. kennen. Es sei nur
an manche Arth ropodenhaare, z. B. an die gefiederten Borsten eines Ca/oca/anus favo oder f'lumu-
/osus, eines Eutalanns oder . higrtf/i/us erinnert (vergl. Giksbkecmt, 1892, Taf. III, F'ig. 1, 3, 5:
Taf. IV, Eig. 15). Von derartigen Strukturen sind al>er, wie mir scheint, auch die am meisten dif-
ferenzierten Cölodend ridenskelette nur graduell verschieden, und, wenn auch natürlich die Mittel
der Formbildung in beiden Fällen nicht genau die nämlichen sind, so darf man sie doch wohl
unbedenklich als Analogien Ixilrachten.
Skelettbildung der Aulosphäriden und Sagosphäriden.
Die großenteils aus regelmäßigen, gleichseitig-dreieckigen Maschen zusammengesetzten
G itterschalen der Aulosphäriden und Sagosphäriden gehören zu denjenigen Tripyleen skeletten, deren
Entstehung vom Boden der mechanischen Gerüstbildungslehre Dkeykk's aus schlechterdings nicht
begreiflich ist. Abgesehen von den Achsenfäden und anderen feineren Strukturverhältnissen, welche
speciell die Aulosphäridenskelette aufweisen und deren Entstehung nur mittelst einer Reihe von
Hilfsannahmen erklärt werden könnte, müßte als Ausgangspunkt für die hexagonale Struktur
der Gitterschalen eine Anordnung der form licstimm enden Alveolen angenommen werden, welche
vollkommen außerhalb der Regeln der Blasen mcchanik steht ln der That weisen denn auch
eine Reihe von Einzelbefunden, insbesondere auch die gerade l>ei dieser Gruppe sehr häufigen
teratologischen Vorkommnisse, mit Bestimmtheit darauf hin. daß l»ei der Genese des Aulosphäriden-
«32
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TiefKt-RadioUriaa-
6CX)
und Sagosphäridcnskclettes im wesentlichen die nämlichen Bildungsfaktoren eine Rolle spielen
wie l>ei der Entstehung der Aulacanthidenstacheln.
Von Wichtigkeit dürfte vor allem die Beantwortung der Frage sein, ob überhaupt die
Aulosphäriden- und Sagosphäridenskelette bei der cntwicklungsgcschichtlichen Betrachtung zu-
samm engefaßt und ob etwa die einen als ontogenetische Durchgangsstufen der anderen be-
trachtet werden dürfen. Auf den ersten Anblick scheint es, als ob die Sagosphäriden mit ihren
massiven, in den Knotenpunkten verschmolzenen Skelettbalken (S. 488, Textfig. 114), wie dies auch
Haeckel meint, einen primitiveren Typus darstellen als die Aulosphäriden mit ihren hohlen, von
einem Achsenfaden durchzogenen und durch kunst-
volle Gelenke miteinander verbundenen Kieselröhren
(S. 486, Textfig. 1 1 1). Indessen ergiebt sich aus
einigen Befunden mit größter Wahrscheinlichkeit,
daß das Gegenteil richtig ist Ein entscheidendes
Bild (Taf, XLVIII, Fig. 368; Textfig. 180) hat ins-
besondere das Skelett einer antarktischen Sagenoa-
rium- Art geliefert, welches hinsichtlich der Be-
schaffenheit der Knotenpunkte durchaus den Cha-
rakter einer Sagosphäride aufwies, dabei aber zahl-
reiche hohle, von einem Achsenfaden durchzogene
Skelettbalken und Radialstacheln besaß. Allerdings
kommt es auch vor, daß umgekehrt Aulosphäriden-
skelette in einzelnen Knotenpunkten Anklänge an
die Sagosphäriden zeigen (Textfig. 1 75), indessen
kann es l>ei einem Vergleich aller Vorkommnisse
kaum einem Zweifel unterliegen, daß die erst-
erwähnte Aberration von Sagenoariutn mit ihren
an Auhspfuura erinnernden Charakteren eine
Hemmungsbildung oder auch eine normale
Durchgangspha.se und nicht etwa eine pro-
gressive Weiterbildung darstellt und daß also die
typischen Sagosphäridenskelette durch-
weg einen au losphäroiden Zustand pas-
sieren, während andererseits solche Aulosphäridenskelette, welche Anklänge an die Sagosphäriden
zeigen, viel eher den Charakter von eigentlichen Monstrositäten haben. Alles in allem würden
also die Aulosphäriden gegenüber den Sagosphäriden als jugendlichere Typen zu betrachten sein,
ebenso wie z. B. innerhalb der Familie der Aulacanthiden hohle Terminalbildungen einen ursprüng-
licheren Charakter haben als massive, und ferner darf behauptet werden, daß die Skelette der
Aulosphäriden und Sagosphäriden die gleichen ontogenetischen Anfangsstufen durchlaufen.
Speciell für die Aulosphäriden bin ich ferner auf Grund einer vergleichenden Betrachtung
aller Abnormitäten zu dem Ergebnis gelangt, daß die einzelnen Tangential balken, sowie die
Radialstacheln, ähnlich wie die Aulacanthidennadeln, ihrer ersten Anlage nach als selbständige
Skelettclemente zu l>etrachten sind, und ferner, daß ihre Größe und Anordnung durch die
• 33
Vajjmtik Haickm,
zuerst abgeschiedenen Achse nfäden oder Primitivnadeln bestimmt wird. Die Gründe,
welche mir für diese Anschauungen zu sprechen scheinen, sind im Systematischen Teil (S. 105 ff.)
ausführlich erörtert worden, hier sei nur auf die überzähligen, versprengten, mit dem Gitterwerk
nur lose zusammenhängenden Skelettelemente hingewiesen, welche mit Bestimmtheit für eine
relativ unabhängige Entstehung der einzelnen Skelettteile sprechen (Taf. XLV, Fig. 341, 342 u. a.),
und andererseits auf gewissse abnorme, „schicnengeleisähn liehe“ Gitterwerke, Imm denen die Wan-
dung der Tangentialröhren durch vorspringende Achsennadeln vielfach ausgebuchtet und ausge-
zogen ist (Textfig. 181 a — r). Hier wird man kaum die Annahme umgehen können, daß die
Achsenfäden oder Primitivnadeln die eigentlich form besti m menden Elemente darstellen.
Pig. 181 l’anic au» einem mofistr.'«cn AHfwrfMa-SMtU. Hei a, ö, t Voretulpungcn
der primären KieselUmrlle. durch dl« vonpnngvndcn Enden der PrimitiviMdcln hetvorgrrufen.
1- ig. 1 Al. Entstehung des Aulusphiridmikelcttes schenutiscb.
So gelangt man zunächst zu folgender Auffassung bezüglich der Entstehung eines Att/o-
f/ifami-Skelettes (Textfig. 182): In einer oberflächlichen Schicht des Weichköqiers werden zu-
nächst die Primitivnadeln und zwar wahrscheinlich als außerordentlich feine, hohle Fäden
allgeschieden. Diese haben entweder von vornherein eine regelmäßige Anordnung oder werden
erst nach ihrer Abscheidung durch richtende Centren (s. unten) in bestimmter Weise orientiert
(Textfig. 182 a). Um die Primitivnadeln herum scheiden sich dann Gallertvakuolen ab (Textfig. 182 h),
ebenso wie sich liei Auloklepits oder Aulodendron um die aufgenommenen Diatomeengehäuse zu-
nächst Vakuolen bilden müssen und ebenso wie im Phäodium der Tripyleen um die als Nahrung
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TiW*«-Rafl*olati«T>.
61 1
dienenden Fremdorgan Ismen die 1‘häodcllcn in Gestalt von Schleimvakuolcn abgeschieden werden.
Man wird sich zu denken haben, daß zwischen den Kieselnadeln oder Kieselröhrchen und der
sic umgelienden Matrixschicht Gallerte secerniert wird und daß diese Gallerte momentan aufquillt,
so wie etwra die Gallerte zwischen der Dotterhaut und dem Eikörper des befruchteten Sceigel-
eics zum raschen Aufquellen kommt. Die Matrixschicht wird nun zur Vakuolenhaut, worauf
von seiten dieser die Kieselwandung der Tangentialbalken und Radialstacheln abgeschieden wird.
Ucbcr das Wesen und den Verlauf dieses letzteren Prozesses bin ich zurzeit nicht imstande.
Genaueres zu sagen, nur weist die Beschaffenheit der „Gelenkkapseln“, durch welche in jedem
einzelnen Knotenpunkte die benachbarten Tangentialbalken miteinander verbunden werden (S. 4X6,
Textfig. in), darauf hin, daß die Lamellcnbildung wenigstens in der nächsten Nähe der Knoten-
punkte in zwei Etappen vor sich geht (Textfig. 182 c).
Es fragt sich noch, was man sich unter den „richtenden Centre n“ vorzustellen hat
Bei einem Versuch, die regelmäßige Stachelanordnung und die Achsendifferenzierung gewisser
Radiolarien zu erklären, hat Dkeyer (1892,8.410) angenommen, daß sich zwischen den Pseudo-
podien ein „Kampf ums Dasein“ abspielt und daß Hand in Hand damit die Verringerung der
Pseudopodienzahl so lange weiter geht, „bis eine Anzahl gleich starker, von gleich großen Ge-
bieten umgebener, also möglichst weit voneinander entfernter Pseudopodien resultiert mit einem
Worte, bis das Gleichgewicht hergestellt ist“. Durch die Lage der Übrig gebliebenen Haupt-
pseudopodien ist die Anordnung der von ihnen gebildeten Radialstacheln bedingt ln Anlehnung
an diese Hypothese Dreyer’s könnte man sich denken, daß lxn der Bildung des Aulosphäriden-
skelettes die Durchschnittspunkte der Pseudopodien mit der äußeren Sarkode-
Schicht zu den Knotenpunkten der Gitterschale werden, daß also die Zahl und Anordnung der
Gitterknoten in letzter Linie durch einen Konkurrenzkampf der Pseudopodien bestimmt wird.
Indessen müßten in diesem Falle, wie nicht näher ausgeführt werden soll, für eine ganze Reihe
von Erscheinungen Hilfsannahmen gemacht werden, so für die nicht-sphärischen (bim- und spindel-
förmigen) Ciehäusetypen, für die Schalen der Sagenosccnen und Sagenoarien mit zwei ülxrreinander
liegenden Etagen von Knotenpunkten u. s. w.
Vielleicht darf man daher auch an die Möglichkeit denken, daß die „richtenden Centren“,
nach welchen sich die Achsenfäden der Tangentialbalken und Radialstacheln orientieren, den Wert
von centralkörperlosen oder centralkörperhaltigen „Atlraktionssphären“ haben, wie sie liei
zahlreichen Protozoen zur Beol>achtung gelangt sind. Dieser Gedanke liegt, wie mir scheint, des-
halb nahe, weil bekanntlich bei Heliozoen (Acanthocystis) die Achsenfäden der Pseudopodien
(Axopodien), also gewissermaßen die Homologa der radiären Skelettelemente der Radiolarien,
sich etienfalls in einem Centralkom vereinigen, welches sich bei der Teilung wie ein Metazoen-
centrosom verhält (SniAUDiNN, 1896). Danach würde man sich vorzustellen haben, daß die
richtenden Centren sich auf Grund eines multiplen Teilungsprozesses, ähnlich dem Zweiteilungs-
prozeß der Attraktionssphären, bezw. der Centralkörper, vermehren und sich unter gegenseitiger
Abstoßung in der Oberflächenschicht des Weichkörpers gleichmäßig verteilen. Daß die Skelett-
knotenpunkte, welche nunmehr in diesen richtenden Centren ihre Entstehung nehmen, ganz be-
stimmte Gleichgewichtslagen, nämlich vorzugsweise die Dreiecks- und Viereck sstcllung
einnehmen (Syst. Teil, S. 107), würde sich dann als eine natürliche Folge der gegen-
seitigen Abstoßung der richtenden Centren ergeben.
*35
6l 2
Valentin Haecrer.
Welche der beiden Annahmen die größere Wahrscheinlichkeit für sich hat, möchte ich
nicht weiter diskutieren. Möglicherweise sind ja alle derartigen Versuche, die Entstehung und
regelmäßige Anordnung der Knotenpunkte der Gitterschalen auf einfachere, „bekannte“ Er-
scheinungen zurückzuführen, von vornherein illusorisch, und wir stehen bereits unmittelbar vor
promorphologischen Verhältnissen, welche der direkte Ausdruck der specifischen Konstitution der
Sarkode sind. Nur das Experiment würde im stände sein, diese Fragen der Entscheidung näher
zu bringen.
Die Untersuchungen über die Entwicklung des Aulosphäriden- und Sagosphäridenskelettes
haben so wenig, wie die an den Aulacanthiden gemachten Beobachtungen zu einer vollkommenen
Klarlegung der Ontogenese geführt Immerhin darf wohl als feststehend betrachtet werden, daß
auch das Aulosphäriden- und Sagosphäridenskelett seine Entstehung einer Anzahl teils aufeinander-
folgender, teils zusammen wirkender Einzelprozesse verdankt und daß es sich dabei im wesent- \
liehen um die nämlichen Grundvorgänge handeln dürfte, wie bei der Entwicklung der Aul- •
acanthidennadcln. Nur war anzunehmen, daß die Bildung der ersteren von der Abscheidung feiner
Primitivnadeln ihren Ausgang nimmt, und ferner daß richtende Ccntren irgendwelcher Art eine
Rolle spielen. Indessen ist der Unterschied vielleicht nicht so groß, wie es auf den ersten An-
blick erscheint: denn auf der einen Seite finden sich ja auch bei den Aulacanthiden im Tangential-
mantel und in den StachelhüLsen (Syst Teil, S. 1 2) Gebilde, die den Charakter der Primitivnadeln
besitzen, und im Hinblick auf die Verhältnisse bei Aulokleptes und Aulodendron ist es sogar nicht
ganz ausgeschlossen, daß auch bei der Stachelbildung der Aulacanthiden „Primitivnadeln“ eine
vorübergehende Rolle spielen, auf der anderen Seite kennen wir ja wenigstens einige Aulacanthiden,
bei welchen die Radialstacheln und damit die Durchschnittspunkte dieser letzteren und des
Tangential mantels eine mehr oder weniger bestimmte Orientierung haben und bei denen also
ebenfalls Lokalisationen und orientierende Kräfte irgend welcher Art anzunehmen sind (vergl
Aulokleptes ramosus angulatus, Taf. IV, Fig. 37). ^
Ein ähnlicher Entwicklungsverlauf, wie für das Aulosphäriden- und Sagosphäridenskelett
muß auch für die Can nosphäriden angenommen werden (Taf. XV, Fig. 144, S. 489, Text-
fig. 1 1 5), nur daß hier mit Rücksicht auf die alternierende Besetzung der Knotenpunkte mit
Radialstacheln und mit Radialbalken, auf die Ausstattung der Tangential- und Radialbalken mit
Ankerfädchen, sowie auf die Beschaffenheit der inneren Schale Einzclprozesse komplizierterer Art
vorausgesetzt werden müssen. Abgesehen von den stachellosen Varianten (Taf. XIV, Fig. 143)
fehlen mir indessen Bilder, welche für die Beurteilung der ontogenetischen Vorgänge von irgend
welcher Bedeutung sein könnten.
Auch für die gemeinsamen Gitterschalen der koloniebildenden Tuscaroriden muß eine
homologe Entstehung angenommen werden, indessen fehlen auch hier bis jetzt ontogenetische
und teratologische Bilder.
Die Skelettbildung der Castanelliden.
Es war für mich eine große Ucbcrraschung, bei zahlreichen Castanellidenskcletten Hinweise
darauf zu finden, daß die einfache, von rundlichen Poren durchbrochene Gitterschale der Casta-
»3b
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Tiet«*- Kuli> lUrim .
613
nelliden (Textfig. 183) den nämlichen komplizierten Entwicklungsvorgängen ihre Entstehung ver-
dankt wie das Skelett der Aulosphäriden mit seinen geraden, hohlen, von Achsenfäden durch-
zogenen, meist in Form von regelmäßigen trigonalen Maschen verbundenen Tangentialltalken, ja
daß man sogar, ontogenctisch betrachtet, die (iitterschale der Castanel liden
gegenüber dem Aulo-
sphäridenskelett in
einer Hinsicht eher
als eine höhere Or-
gan isation sst u fe zu
betrachten hat Es
waren namentlich einige
antarktische Tiefseestatio-
nen, welche von mehreren
Castanidiunh Arten nel >en
anscheinend normalen on-
togenetischen Stadien über-
aus zahlreiche Aberratio-
nen und Monstrosi UUen
geliefert haben , die viel-
fach weitgehende Anklänge
an die Strukturverhältnisse
des Aulosphäridenskelettes
zeigten. Andererseits kam
mir am Schlüsse meiner
Untersuchungen ein Au/o-
.f/Airrrt-Skelett zu Gesicht
welches in einzelnen Kno-
tenpunkten wesentliche
Charaktere der Castanellidenschale erkennen
(S. 59Q, Textfig. 175 bei t).
Unter jenen .antarktischen Castanelliden-
gehäusen befanden sich zunächst „weichhäutige“
Formen mit stark färbbarer Schale. I läufig,
namentlich auf Schnittbildem (Textfig. 184), war
an diesen Schalen eine deutliche Struktur zu er-
Fig. 184. Schnitt durch eine n**ch weichtautigr Schale ><*n
Cat/omJium *p <i 1'nmitivna.lrln, A die geschrumpfte Gallerte,
c die Vakuolrnhaut ««Irr Mntrixtchichf, J di« noch häutige Gren».
lamclle.
kennen, nämlich ein System von feinen Ac hsen-
nadeln, welche durchaus den Primitivnadeln der Aulosphäridenschale entsprechen und die Mitte
der Gitterbalken einnehmen (Textfig. 184 d)\ ferner die noch färbbare, plasmolytisch geschrumpfte
Füllgalle rtc (6), welche von einer dunkler tingierten Vakuolen haut (cj umgeben war, und
eine ebenfalls noch färbbare Grenzlamelle oder Rinde (d), in welcher offenbar noch keine
Kieselsubstanz abgelagert war. Relativ häufig fanden sich sodann Stadien, welche ebenfalb noch
eine färbbare Beschaffenheit der Skelettteile aufwiesen, daneben alter bereits poröse Kicselein-
«37
lfcub.lir 1 .cfwN
11.« |K.,< -11*.«. IM Xiv
4F
6i4
Valentin Hakocek,
lagern ngen erkennen ließen (Textfig. 185). In der färbbaren Achse der Balken waren in der
Regel noch die Primitivnadeln deutlich zu erkennen (Textfig. 185 r); in einigem Abstand folgte
ein hohler, opak oder porös erscheinender Kieselcylindcr, welcher mit der sekundären Füllsubstanz
der Aulacanthidennadeln zu vergleichen ist (b), während die Grenzlamelle in der Regel, wenn
auch nicht immer, homogen verkicselt war und in Oberflächcnansicht als ein schmaler, heller,
die Poren umfassender Saum erschien (a).
An diesen weichhäutigen und halbverkieselten Skeletten waren vielfach Abnormitäten ver-
schiedener Art, insl»esondere verkümmerte Radialstacheln (Taf. XXXVIII, Fig. 291), zu beobachten,
und außerdem traten neben ihnen zahlreiche ausgesprochene Monstrositäten auf, so bimförmige
Gehäuse mit seitlicher Pylomöffnung (Taf. XL, Fig. 295), Gehäuse mit mehreren Pylom-
öffnungen (Taf. XI, Fig. 295a), ferner solche mit doppeltem Gitterwerk (Taf. XXXVIII, Fig. 289).
mit verkrüppelten Radialstacheln (Taf. XXXVI, Fig. 275, 276), ganz stachellose Formen (Taf. XXXVI,
Fig. 277) u. s. w. Es steht deshalb nicht fest, ob jene weichhäutigcn Exemplare wirklich nor- •
male Entwicklungsstadien oder ob sie Hemm ungsbildun gen darstellen, jedenfalls weisen
sie aber mit Sicherheit darauf hin, daß in den Anfangsphasen der Ontogenese die Castanclliden-
schale die nämliche Gliederung zeigt und ihre Entstehung den nämlichen Entwicklungsfaktoren
und Einzelprozessen verdankt, wie das Aulosphäridenskelett, und dieser Eindruck wird noch ver-
stärkt durch solche Bilder, bei welchen die genannten EinzcLstrukturen eine augenfällig gerad-
linige, w, agenspurähnliche Anordnung zeigen (Taf. XL, Fig. 299, 299a,
299 b; Textfig. 186) und so an jene schiencngelelsartigen Mißbildungen
von Atüosbhaera erinnern, von welchen früher die Rede war (Text-
fig. 181). '
Faßt man alle genannten Bilder und außerdem die unzweideutig
monströsen Vorkommnisse zusammen, so gelangt man zu dem Er-
gebnis, daß auch die Castanellidenschale einer Kombination von rasch
verlaufenden Sekretions-, Quellungs- und Verkieselungsprozessen ihre
Entstehung verdankt, also jedenfalls nicht als eine simultan entstandene
Gußmasse im Sinne der DREYERSchen Hypothese aufgefaßt werden
Kig. 1K5. Haiitvcrfcieaeite sdwic kann. Als die aufeinander folgenden Elementarprozesse möchte ich
von Caitamdmm. -• c,ren*uroeiie dabei betrachten : die Abscheidung der feinen Primitiv-
oder Kinde, 4 sekundürc Kietd- , , .
subiton*. . i’rimiii »nadeln. oder Achsen nadeln und ihre Onentierung unter der Wirkung
richtender Centren (der späteren Knotenpunkte der Gittcrschale): die
Bildung cyl in drisch er, gallertiger, die Achsennadeln umschließender und in den
Knotenpunkten zusammenfließender „Vakuolen“ ; einen primären Vcrk icselungsprozeß,
welcher von der die Vakuolen umhüllenden Sarkodehaut (Vakuolenhaut) seinen Ausgang nimmt
und zur Bildung der Grenzlamcllen (der primären Kiesclrindc, Textfig. 185a) führt; einen
sekundären und wohl noch einen tertiären Verkieselungsprozeß, welche sich auf die weichen
Teile der Balkenmitten (die Markschicht) erstrecken, und von welchen der crstcre zunächst
zur Bildung hohler, poröser, porzellanartiger Kieselcylinder (Textfig. 185 b) führt, der letztere
mit der vollkommenen Ausfüllung der Balkenmitten und der Einschmclzung (Amalgamierung)
der Achsenfäden allschließt. Nicht selten sieht man übrigens auch Individuen, bei welchen
das ganze Balkenmark gleichmäßig von einer porösen, porzellanartigen Masse gebildet
*3»
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T tcfkct- R ad i< >Ur icn .
(.1 5
wird, deren Beschaffenheit im Cana« lal lalsamprä] vimt in den mit l.uft dun htränktr-n Schal«nparti«*n
(Tcxtfig. 187, links unten) deutlich hervortritt, während in den luftleeren, homogen erscheinenden
Schalenteilen vielfach die Achsen nadeln zur Ansicht kommen. Die Skelette solcher Exemplare zeigen
in üirt Stmktur eine grolle Uebereinstimmung mit den Tuscaroren- und CiRoporiden-Gehäuscn.
Gegenüber den Aulosphäridenskeletten treten hauptsächlich zwei Unterschiede hervor,
nämlich die mehr unregelmäßige Anordnung der richtenden Centren und die
mangelnde Selbständigkeit der einzelnen Skelettelemente. Die letztere Eigen-
tümlichkeit ist wohl so zu erklären, daß d ie um die Primiti vnadcln gebildeten Gallert*
vakuolen gleich bei ihrer Entstehung in den Knotenpunkten zusammen-
fließen. Wenn dann die Verkieselung stattfindet, so setzt sich die primäre Kieselrinde alseine
kontinuierliche Schicht von einem Balken auf den anderen fort und da, im Gegensatz zu den
Aulosphäriden, gewöhnlich noch eine sekundäre und tertiäre
. . . » iniiiirr»irrciir ncnnic *1 m lawn-
schalen mit mehr oder weniger geradlinigen. Wagenspur- mil ^hmichm smikiu,«,.
ähnlichen StruktuRn hin (Textfig. t86), andererseits das
fließens der T angentialbalk« n den abgerundeten Charakter eines Knotenpunktes von Cas/aniJintn
erhalten haben (Textfig. 175 b). Diese Abnormitäten, durch welche die Strukturverschiedenheiten
zwischen der Castanellidenschalc und dem Aulosphäridcnskcleit wesentlich ausgeglichen werden,
zeigen im übrigen, daß der im fertigen Zustand sehr lieträchtlich erscheinende Unterschied in
erster Linie zurückzuführcn ist auf eine verschiedene Oberflächenspannung der
Vakuolen hä ute. Die Ik-schaffenheit der Vakuolenhaut liedingt im einen Fall, bei den Aulo-
sphäriden, ein Selbständigbleilien, im anderen. I»ei den Castanellklen, ein Zusammenfließen der
Gallertvakuolen vor Eintritt der Verkieselung, eine Verschiedenheit auf welche weiter unten noch-
mals eingegangen werden soll.
Geschlossene Schalen vom Tuscaroren- und Challengcridentypus').
Während die isolierten Kieselröhren der Aulacanthiden, die R-gclmäßigen (iitterwerke der
Aulosphäriden und Sagosphäriden und die poR*nduRhbrochenen Schalen der Castanellklen der
ontogenetischen Betrachtung einigermaßen zugänglich waren und den (lang der Skelettbildung
wenigstens in seinen allgemeinen Zügen erkennen ließen, sah ich mich außer Stande, liei zwei
• I Zur Oiicwiinihg in i)rttrm.M lädier llinaichi kur« «Lu.«n erinnert weiden, «lall die (.'nwicllklrn, Circn|Hiriikn, Tu*ca-
Daß al»er keine prinzipiellen Gegensätze zwischen der
Entstehung der Castanellidenschale und deijenigen des Aulo-
sphäridenskcletles bestehen, darauf weisen, worauf nochmals
aufmerksam gemacht werden soll, einerseits die Castanelliden-
Vcrkiesclung hinzukommt, so erscheinen die Balken der
Castanellidenschale schließlich als massive, in gleichmäßiger
Krümmung (ohne scharfe Winkel) ineinander üliergehende
Gebilde.
Fig. iSh. I|jll>«erkir«eltc Schale *on Catttt-
wiederholt besprochene Aulosf>haera- Skelett l*ei welchem einzelne Knotenpunkte infolge Zusammen-
«39
VAUtNTIM HaFjOCEH,
616
anderen Haupttypen des Tripyleenskelettes einen genaueren Hinblick in den Entwicklungsverlauf
zu erlangen, nämlich bei der geschlossenen, „porzellanartigen“ Tuscarorenschale und
bei den Challengeridengehäusen mit ihrer „Di atomeenstruklu r“. Allerdings liegen
mir sowohl von Tuscaroren, wie von Challengeriden häutige, färbbare Skelettzustände
vor, al>er diese zeigten (wenn es sich nicht, wie z. B. bet einer Tuscaretta, um einen eigentlichen
Krüppel handelte) bereits die endgültige Gestalt, und es standen keine Bilder aus dem
normalen oder pathologischen Entwicklungsvcrlauf zur Verfügung, welche auf die während des
weichhäutigen Zustandes vor sich gehenden Bildungsvorgänge ein Licht geworfen hätten.
Man wird daher nur die Vermutung aussprechen dürfen, daß wenigstens die porzellan-
artigen Gehäuse der Circoporiden und Tuscaroriden hinsichtlich ihrer Entstehung
in wesentlichen Punkten mit den Schalen der Castanelliden übereinstimmen müssen. Schon die
allgemeinen Form Verhältnisse, die Beschaffenheit und Insertion der Radialstacheln u. s. w. weisen
ja auf eine engere Verwandtschaft dieser drei, von mir in
der Unterordnung der Phaeocalpia vereinigten Familien hin
(vergl. Syst. Teil S. 142), und Überdies zeigen, wie oben er-
wähnt wurde, viele Individuen von Castanidium (Textfig. 187)
auch hinsichtlich der feineren Schalenstruktur eine sehr große
Aehniichkeit mit manchen Grcoporiden und namentlich mit
den Tuscaroriden: hier wie dort setzt sich die Schale im
wesentlichen aus drei Strukturelementen zusammen, nämlich
aus der äußeren und inneren Grenz lamelle, der
porösen, porzellanartigen Füllsubstanz und aus
den tangential gelagerten, feinsten Kicselfäden.
Bei den erwähnten Castanidien
r-vÄ
Kig. 1 RR. Durrfachnitt durch die Schale
«>n Cinvtpttthn ux/un-a.
sind die letzteren etwas un-
regelmäßig in den Balken-
mitten angeordnet (Textfig.
187), l>ei den Schalen von
Circospathis srxfurca (Textfig.
188) dagegen, sowie bei den Tuscaroren sind sie innerhalb der porzellanartigen Füllsubstanz
in einer einfachen Lage, und zwar näher der inneren als der äußeren Grenzlamelle gelagert
Die Poren der Castanelliden finden überdies in den Basalporen der Grcoporidenstacheln ihr
unzweifelhaftes Homologon, während allerdings die Porenkanäle der Tuscaroriden nicht ohne
weiteres als entsprechende Gebilde 1 betrachtet werden können. Angesichts aller jener strukturellen
Ueliereinstimmungen wird man in der That von vornherein zu der Auffassung geführt, daß die
Schalen der drei genannten Phäocalpienfamilien im wesentlichen auch eine gleichartige Ent-
stehung haben müssen, daß also l>ei dem Aufbau der Circoporiden- und Tuscaroridenschale
nicht bloß die nämlichen Einzelprozesse sich abspielen, wie bei der Entwicklung des Castanelliden-
skelcttcs, sondern daß auch die Reihenfolge, in welcher sie ihren Ablauf nehmen, die gleiche ist
Demnach könnte man zu folgenden, zunächst rein hypothetischen Vorstellungen
bezüglich der Entstehung der Grcoporiden- und Tuscaroridenschale gelangen. Ebenso wie zahl-
reiche Bilder dafür sprechen, daß Jwim Aulosphäridenskelett und wahrscheinlich auch liei der
140
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T ie(»e«> RjuliuUhcfi .
617
Castancllidcnschale die Entwicklung von den feinen Primitivnadeln ihren Ausgang nimmt, so
wäre es denkbar, daß auch bei Cinosfuxthis und lx?i den Tuscaroren die rätselhafte, außerordent-
lich dünne 1 *age von Primitivnadeln, welche im Verhältnis zur Schalendicke viel zu schwach sind,
um eine mechanische Rolle zu spielen, irgend eine entwicklungsgeschichtliche Be-
deutung hal»e. Man könnte also die Ansicht haben, daß auch hier zunächst die Ab-
scheidung der Primitivnadeln stattfindet Ebenso wie ferner die häutigen Skelett-
anlagen der Castanellidcn und Aulosphäriden wahrscheinlich in der Weise entstehen, daß zwischen
den Primitivnadeln und ihrer dünnen M atrixschicht (iallerte zur Abschei-
dung gelangt und so die ersleren von einem cylindrischcn Gallertmantel umhüllt werden,
welcher seinerseits von der auseinandergedrängten Matrixschicht (Vakuolen haut) umgelxm
ist (Textfig. 184), so könnte man sich denken, daß auch bei den Circoporiden und Tuscaroriden zunächst
in Anlehnung an «lie Primitivnadeln, innerhalb ihrer Matrixschicht eine Schicht (iallerte abgelagert
und daß dann unter Verdickung (t Aufquellung) der letzteren die plasmatische Matrixschicht der
Primitivnadeln delaniiniert, d. h. in eine Matrix für die äußere und eine für die
innere Grenzlamelle gespalten wird. Schließlich würde dann die Gallertschicht ähnlich
dem Balkenmark vieler Castanellidenschalen (Textfig. 187), zu einer feinspongiösen, porösen Füll-
substanz verkieseln.
Ich wUrde große Bedenken tragen, diese rein hypothetische Darstellung überhaupt vor-
zulegen, wenn nicht die Anschauungen über die Entstehung des Castancllidenskelettes in sehr
zahlreichen Einzelbeobachtungen eine kräftige Stütze finden würden, und wenn nicht a priori
für sämtliche Phäocalpien ein im wesentlichen homologer Entwicklungsverlauf angenommen
werden müßte. Im übrigen würde die hier vorgeführte Skelettbildungsgeschichte in gutem Ein-
klang mit den freilich durchaus hypothetischen Vorstellungen stehen, zu welchen Dreyer (1892,
S. 20t) ff.) bezüglich der Bildung der Thalamophorenschale gelangt ist. Dreyer nimmt nämlich
an, daß l>ei den Thalamophoren die primäre chitinigc Cuticulaschale, unter Zwischen lagerung von
kohlensaurem Kalk, in ein äußeres und ein inneres Schalenhäutchen gespalten wird und daß das
Dicken Wachstum und die Schichtung der Schale auf eine successivc, vom äußeren Schalenhäutchen
ausgehende und nach innen gerichtete Abspaltung organischer Damellen zurückzuführen ist.
In welcher Weise die Poren der Tuscaroren zu stände kommen, darüber hal>e ich
mir keine bestimmten Vorstellungen gebildet Man wird wohl sagen dürfen, daß sie in morpho-
logischer Hinsicht wahrscheinlich nicht ohne weiteres den Poren der Castanellidenschalen und
den Basalporen der Circoporiden- und Tuscarorenstacheln gleichzustellen sind, daß sie vielmehr
Bildungen mehr sekundärer Art darstellen oder aber den einfacheren Poren der Challengeriden
homolog sind. Möglicherweise sind, wie dies von Dreyer für andere Formen angenommen
wurde, bei ihrer Bildung die Pseudopodien in mehr oder weniger mechanischer Weise beteiligt
El nrnso wenig bestimmte Angaben, wie über die Entstehung der Circoj>oriden- und Tusca-
roridenschale, vermag ich über die Skelettbildung der Phäogrotnien, also der Challengeriden
und Medu settiden, zu machen. Allerdings wurden speciell bei ChaUcngeria Narrst ebenfalls
weichhäutige, färbbare Schalenstadien mit weichem, im Präparat geschrumpftem oder gefälteltem
Peristom gefunden, aber auch hier besaß die Schale schon die definitive Form und Struktur,
trotzdem in einzelnen Fällen die Beschaffenheit der Centralkapsel und des Kernes mit Sicherheit
darauf hinwies daß es sich thatsächlich um ganz junge und zwar um normale Entxvick-
6i8
Valentin Haecku,
lungsstadien handeln mußte. So ist man denn auch bezüglich der Entstehungsgeschichte der
Challengeridcn- und Medusettidenschalen vorläufig nur auf Vermutungen angewiesen.
Fm Hinblick auf die eigenartige „Diatomeenstruktur“ der meisten Challengeriden könnte
man zunächst sehr wohl an die Möglichkeit denken, daß der Bildungsmodus einer Challengeriden-
schale fundamental verschieden von demjenigen der Phäocalpiengehäuse, insbesondere der
geschlossene Porenräume vorfinden, welche sehr an die „Kämmerchen“ der Challen-
geriden erinnern (Textfig. 189). Auf der anderen Seite möge hier eine bisher nicht lx:kannte
Challengeride Erwähnung finden, von der ein Schalen bruchstück in T.-St 149 innerhalb des
Phäodiums einer Au/ograpkis pandora gefunden wurde, und welche durch ganz außer-
ordentlich große, an die Poren der Castanelliden erinnernde Kämmerchen ausgezeichnet ist
(Textfig. 190).
Ganz sicher ist es aber, daß folgende Strukturformen der Phäogromien und Phäocalpien
einander homolog sind :
dünne Challengeridenschalen mit einer einfachen Lage von kleinen, geschlossenen
Kämmerchen („Diatomeenstruktur“ s. str.; Challengeria xipkodon , Taf. XLIX, Fig. 378); derb-
wandige Challengeridenschalen mit strichförmigen (zum Teil beiderseits offenen) Porenkanälen
(„Palissadenstruktur“ ; Challengeria Na res i, Taf. XLIX, Fig. 377); Peristombildungen der Challen-
geriden mit cylindrischcn Porenkammern (Taf. XLIX, Fig. 377);
dünne Medusettidenschalen mit einer einfachen Lage von kleinen, geschlossenen
Kämmerchen („Diatomeenstruktur“; Medusetla in/lata, Taf. LI II, Fig. 437): derbwandige Medu-
settidenschalen mit strichförmigen Porenkanälen („Palissadenstruktur“; Euphysetta amphicodon ,
Taf. LI 11, Fig. 440; S. 286, Textfig. 32); Peristomkrägen von Gazelletta, Planktonetta, Nationaletta
und Atlanticella mit grobwabiger (spongiöser) Innenstruktur (Taf. LI II, Fig. 432, 433; Taf. L1Y,
Fig. 444 ; Taf. LVI, Fig. 451); Radialstacheln von Planktonetta u. a. mit kurzcylindrischen Waben
(Taf. LVI, Fig. 451); Radialstacheln von Aflanticelta mit flaschen- oder taschenförmigen Waben
(Tat LI II, Fig. 433);
dünne Circoporidenschalen mit einer einfachen Lage von kleinen geschlossenen
Kämmerchen („feinwabige Struktur“, „Diatomeenstruktur“; S. 174, Textfig. 17a); dicke Circo-
poriden- und Tuscaroridenschalen mit poröser Füllsubstanz (S. 1 74, Textfig. 18; S. 616, Textfig. 188);
Castancllidenschalcn mit poröser Füllsubstanz (S. 616, Textfig. 187).
Castanellidenschalen sei. Indessen ist darauf hinzuweisen, daß
sich doch auch viele morphologische Berührungspunkte
zwischen den Phäogromien und Phäocalpien vorfinden, so
daß auch bezüglich der Entstehungsgeschichte
ihrer Skelette keine prinzipiellen Unterschiede
zu erwarten s i n d. Es sei hier in erster Linie an die
Fig. IÄ9. Schale von Cir«*<utanfa Mar-
garita D. sp.
Circoeastanea margarita erinnert, eine
-• ' neue Form, welche zweifellos zu den
Xf' Castanelliden gehört, Ijei welcher sich
KiK. 190. Durchwiinitt durch aber außer den gewöhnlichen Poren
Ile Schale einer neuen Chal- . . . , . , .. . , , ,
fngeride au» r -Si. 149 ,rn Umkreis der KadiaLstacheln kranz-
förmig gestellte, vollkommen ab-
TIefMe-RadioUricn.
6iq
Aus dieser Zusammenstellung geht zunächst mit Sicherheit hervor, daß die Strukturver-
hältnisse der Phäogromien (Challengeriden und Medusettiden) in der That speciell mit denjenigen
der Circoporiden und Castanelliden durch alle denkbaren Uebergängc verbunden sind. Ferner
ist leicht zu sehen, daß die Grenzlamellen der Phäogromien denjenigen der Phäo-
calpien entsprechen, während die Kämmerchen und Porenkanäle der Challen-
geriden nicht, wie vielleicht vom Boden der DRRVER'schen Theorie aus zu erwarten wäre,
mit den fensterförmigen Poren der Castanelliden und den Basalporen der
Circoporiden zu vergleichen sind, sondern in den kleinsten Wabenräumen
der Füllsubstanz der Phäocalpien (Castanelliden, Circoporiden und Tusca-
roriden) ihr Ilomologon haben.
Daraus ist weiter die Annahme abzuleiten, daß die Entstehung des Phäogromienskelettes
einen ähnlichen Verlauf nimmt, wie diejenige der Phäocalpienschale, daß also auch l»ei den Phäo-
gromien innerhalb einer Matrixschicht (primären Schalenhaut) die innere Füll-
substanz der Skelettteile zur Abscheidung gelangt, und zwar bald in Form einer einzigen Lage
größerer, gallertiger Tröpfchen (Vakuolen), bald in Form eines plasmatisch- oder vielleicht auch
schleimig-gallertigen Schaumes. Durch Einlagerung dieser Substanz wird die Matrixschicht in
eine äußere und innere Grenzlamclle gespalten, worauf die Verkieselung sowohl der
Grenzlamellen als der Füllsubstanz vor sich geht
lm einzelnen ist noch folgendes zu Ixrmcrken;
Bei den Phäocalpien dürften, wie oben gezeigt wurde, die zarten Primitivnadeln, welche
man nicht nur in den Balkenachsen der Castanelliden (Tcxtfig. 187), sondern auch in einem be-
stimmten Horizonte der Circoporiden- und Tuscaroridenschale (Textfig. 188) findet, den eigent-
lichen Ausgangspunkt für die Schalenbildung darstellen. Bei den Phäogromien könnte die Schale
natürlich sehr gut ohne vorhergehende Abscheidung von Primitivnadeln ihre Ent-
stehung nehmen. Immerhin mag darauf hingewiesen werden, daß sich
auch bei ihnen Spuren, bezw. Homologa der Primitivnadeln vorfinden.
Als solche sind wohl zu betrachten die fadenförmigen Bildungen, die in
der „Embryonalschale“ von Planktondta eingeschlossen sind (s. unten,
Textfig. 193), und ebenso die „Längs leisten“ in den Stacheln von Plank-
tonetta , welche an die Achsenfäden der Phäosphärien und Phäocalpien
erinnern (Syst Teil, S. 289 f, Tcxtfig. 33). Es wäre also denkbar, daß
auch bei den Phäogromien wenigstens einige Strukturverhältnisse von
Primitivnadeln ihren Ausgang nehmen, und dieser Gedanke wird besonders
nahegelegt durch die morphologische Uebereinstimmung. welche speciell
die gekammerten Mcdusettidenstacheln mit den abnormerweise ebenfalls
gefächerten Tangentialbalken eines alierranten Auhsf>hacra- Skelettes (S. 599, Tcxtfig. 1 75 bei t)
zeigen. Bei letzteren könnte angenommen werden, daß die Kammerung in der Weise zu stände
kommt daß die axialen Primitivnadeln nicht simultan und in ihrer ganzen Länge von zusammen-
hängenden Gallertvakuolen umflossen werden (Textfig. 191a), sondern daß sich längs der Primitiv-
nadeln einzelne, getrennte Tropfen abscheiden, welche vor Beginn der Verkieselung nicht mehr
die genügende Größe erreichen, um miteinander zusammen fließen zu können (Textfig. 191 b, c).
In ähnlicher Weise könnte man sich nun denken, daß auch die gekammerten Stacheln der
•43
a.
r~ ~ — ' ~ ■ -o
b
, i LV. y.T
c
Fig. 191. Fnutrhung gr-
lummntet RadiaNuchcln.
620
Valentiü Haecke«,
Planktonettcn von isoliert abgeschiedenen Gallertvakuolen ihren Ausgang nehmen, welche perl-
schnurartig an der den Primitivnadeln homologen „lüngsleiste" aneinander gereiht sind
(Textfig. 191b).
ln vielen Fallen wird unmittell>ar nach der Abscheidung der zunächst gallertigen Füll-
substanz der Verkieselungsprozeß einsctzen: sind größere, isolierte Vakuolen gebildet worden, so
w'erden die Vakuolen häute, ist ein feintropfiger Schaum entstanden, so werden die schleimigen oder
plasmatischen Zwischenwände der Verkieselung unterliegen, in ähnlicher Weise, wie dies Dreyer
in seiner Hypothese vermutet In anderen Fällen ist aber anzunehmen, daß die Gallerttröpfchen,
ehe es zur Verkieselung der Vakuolenhäute oder der Zwischenwände kommt infolge von Wachstums- |
und Dehnungsprozessen nachträgliche Formveränderungen erfahren können. Wenn z. B. inner-
halb der häutigen Anlage einer Challengeridenschale eine einfache Schicht rundlicher Tröpfchen zur
Abscheidung gelangt ist und auf diese Weise eine Spaltung der Matrixschicht in zwei Grenzlamellen
slattgefunden hat so kann l)ei weiterem Auseinanderweichen der Grenzlamellen (d. h. also lx*i
zunehmendem Dicken Wachstum der Schalenanlage; eine passive Streckung der sich vergrößernden
Vakuolen erfolgen, so daß die strichförmigen Porenkanäle der dickschaligen Formen zu
stände kommen. Oberflächenspannungs- und Kohäsionsverhältnisse besonderer Art könnten dann
bewirken, daß sich ein Durchbruch der Vakuolen durch die gedehnten und verdünnten Grenz -
lamellcn vollzieht so daß schließlich aus den geschlossenen Kämmerchen offene Porenkanäle
entstehen (Syst. Teil, S. 247, Textfig. 28). In ähnlicher Welse kommen wohl auch die flaschen-
und tuschenförmigen Kammern der Atlanticellidenstacheln (Syst Teil, S. 291, Textfig. 34) durch
nachträgliche Streckung der in die Länge wachsenden Stachdanlagen zu stände.
Ich hatte gehofft daß bei genauerer Untersuchung der Rmbryonal hüllen oder, wie
ich sie im Systematischen Teile nicht ganz zutreffend nannte, der „provisorischen Kieselhttllen"
von Planklonctta und ChalUngeria ein Licht auf die Entwicklung der definitiven Phäogromien-
skelette fallen, und daß cs so möglich sein werde, für die oben vorgetragene Skelettbildungshypo-
these eine festere Basis zu erlangen. Aus diesem Grunde hal>e ich die genannten Bildungen
einer abermaligen eingehenden Untersuchung unterzogen.
Was zunächst die Embryonalhülle der jugendlichen Ccntralkapsel von Planktonctta an-
bclangt so ist die früher gegebene kurze Beschreibung (Syst. Teil, S. 302) in folgender Weise
zu ergänzen (Textfig. 192 — 194): Die Hülle besteht aus zwei Lagen, aus einer inneren homo-
genen bis sehr feinwabigen Schicht in welcher dünne, kreuz und «juer liegende, an die Primitiv-
Fig. 193. OticrrUcbeiiiiitticht der Inneren St3ncb I
de» EmlwywuübOlle »OB PLinktourtta.
Fig. 194. Olxrflllcheiunsicht dcrJuBcrcn Sebicht-
Fig. 193-
Fig. 194.
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T ief««*- RadioUri en .
621
CU
nadeln der Phäosphärien und Phäocalpien erinnernde Fäden eingelagert sind (Textfig. 192 /, 193)
und aus einer äußeren grobschaumigen, welche nach außen zu eine unregelmäßige Grenz fläche
besitzt (Textfig. 192 du, 194). Die feinere Struktur der äußeren l^ge war nicht an allen Stellen
die nämliche. Bald enthielten die Wabenräume färbbare, offenbar frisch abgeschiedene Substanz-
ballen, welche sich infolge der Konservierung zu unregelmäßigen Schollen oder Halbmonden zu-
sammengezogen hatten (Textfig. 194 a), bald fanden sich in den Waben räumen Ansammlungen
von stark lichtbrechenden Körnchen, welche wohl als Kieselkonkremente angesehen werden dürfen
und vielleicht die Bezeichnung „provisorische Kieselhülle“ berechtigt erscheinen lassen (Text-
fig. 194 b). Doch konnte ich die wirkliche Natur dieser Körnchen nicht mit Sicherheit ermitteln.
Während so die Embryonalhülle der Centralkapseln von Plankionctta mit ihrem baden-
filze und ihrer äußeren Schaumschicht immerhin eine weitere thatsächliche Unterlage für meine
Skelettbildungshypothese zu gewähren scheint, bin ich l)ei
der abermaligen Untersuchung der „provisorischen Kiesel-
hülle“ der jugendlichen Centralkapsel von CAaäengeria Naresi
auf ganz unerwartete, rätselhafte Bildungen gestoßen. Im
Schnittbild hatte diese Hülle, wie früher beschrieben wurde
(Syst Teil, S. 250, Taf. LII, Fig. 430), eine ziemlich regel-
mäßig quergebänderte Struktur gezeigt (vergL Textfig. 195 a),
und zwar hatte ich diese Querbänder oder Stäbchen, wegen
ihrer tinktionellen Uebercinstimmung mit der häutigen Schalen-
anlage des gleichen Individuums, als eingelagerte Kieselplätt-
chen gedeutet Nun gelang es aber, diesen Bildungen in
Oberflächenansicht beizukommen (Textfig. 195 b\ und hier
stellte sich die merkwürdige Thatsache heraus, daß diese
einer dünnen Membran aufsitzenden Stäbchen oder Plättchen
nichts anderes sind, als die Durchschnitte durch mäandrisch
gewundene Leisten, welche eine große äußere Aehnlichkeit
mit bandförmigen Chromosomen besitzen, nicht bloß hinsicht-
lich der Färbbarkeit — die peripherischen Schichten er-
scheinen dunkler gefärbt als die Achse — , sondern nament-
lich auch bezüglich des gewundenen Verlaufs und der
ziemlich gleichmäßigen Abstände, welche die be-
nachbarten Leisten einhalten. Eine entferntere Aehnlichkeit zeigen diese Leisten auch mit den
radiären Stützlamellen des Astropylendeckels der Tripyleen. Wie gesagt, sitzen diese Leisten
einer deutlichen inneren Grcnzlamelle auf. Ob sic auch nach außen zu von einer solchen bedeckt
sind, war nicht mit Sicherheit zu entscheiden.
Ueber die Natur und Entstehung dieser merkwürdigen, im Tierreich wohl einzig da-
stehenden Membranstruktur kann ich leider nichts aussagen. Jedenfalls handelt es sich aber um
eine Bildung ganz anderer Art als bei der häutigen Stachelanlage desselben Tieres, mit welcher
im Schnittbild eine große Aehnlichkeit besteht, und cs mahnt also dieser Fund zur Vorsicht
bezüglich der Homologisierung der verschiedenen, bei den Radiolarien vorkommenden Gerüst-
strukturen.
Fig. 195 a— b. Emhryonalhull? von Chat-
Ungfria. a Lhucluchnitt. b OberfUchrnansictit.
Deutsche Iselsee- Expedition ifc?, Hd. XIV
«45
622
Valentin Haeckeb.
Aeussere Mittel der Formbildung.
Schon wiederholt wurden wir vor die Frage hingeführt, inwieweit eine direkte Beeinflussung
der Form durch die äußeren (physikalischen und chemischen) Naturfaktoren angenommen werden
kann. Insbesondere die bei den Radiolarien verbreitete Erscheinung der Konvergenzentwicklung,
sowie das häufige Vorkommen von Mißbildungen in Misch- und Grenzgebieten legen den Gedanken
an eine solche unmittelbare Abhängigkeit nahe. Auf diesen Punkt ist von früheren Autoren nur
wenig eingegangen worden. Haeckel hat allerdings in einem besonderen Kapitel (1887, 1887a,
§ 40) von den mechanischen Ursachen der geometrischen Grundformen gesprochen,
und zwar hält er im speciellen statische Momente, insliesondere das indifferente oder stabile
Gleichgewicht des im Wasser schwebenden Organismus, für die causac efficientcs. In welcher
Weise dies aber gemeint ist, geht nicht ganz deutlich aus den folgenden Abschnitten hervor,
jedoch scheint es, als ob sich Haeckel die Wirkung der statischen Momente nicht als eine direkt
mechanische Leistung, wie die Wirkung eines Petschaftes auf erweichtes Siegellack, oder wie
die künstliche Abplattung einer wachsenden Wurzel durch seitlichen Druck >), sondern als eine
komplizierte Reizwirkung denkt
In ausdrücklicher Weise bezeichnet Dreyer (1892, S. 4 16) die Oberflächenspannung
als die unmittelbare Ursache der OfWflächenveränderungen und Gestaltungsvorgänge im
Sarkodekörper. In ihrem lokalen Auftreten werde die Oberflächenspannung durch die Gleich-
gewichtsvcrhältnisse reguliert, welche aus dem Konkurrenzkampf der Pseudopodien resultieren
(s. oben S. 611), wozu bei Formen mit Achsendifferenzierung als regelnder
Faktor noch die Schwerkraft komme. Bemerkenswert scheinen mir noch folgende Sätze
Dreyer’s zu sein: „Wo sich während der Lebensgeschichte eines und desselben Individuums in
geringerem oder größerem Umfang eine Achsendifferenzierung (und damit eine allmähliche Form-
veränderung) >) abspielt, da wird es vermutlich sogar nur von dem Zeitpunkt der Abscheidung
des Gerüstes abhängen, welche Form bei dem betreffenden Individuum durch das Skelett
fixiert wird. Es braucht dies durchaus nicht immer das Endstadium der Entwicklung zu sein,
sondern es können sehr gut auch Durchgangsstadien durch die Gerüstbildung verewigt werden,
und möglicherweise kann infolge individueller Schwankungen in dem Zeitpunkt der Gerüst-
a! »Scheidung dieselbe Art ganz verschiedene Gerüstformen produzieren.“
Zu ähnlichen Anschauungen wird man geführt, wenn man beispielsweise sieht, wie von
einzelnen Aulosphäriden-, Sagosphäriden- und Castanellidenarten nebeneinander kugelige, eiförmige,
bimförmige und andere Gestaltstypen auftreten. Man könnte dabei denken, daß entweder die
äußere Form durch die direkte Wirkung der Gravitation auf den flüssigen, tropfenförmigen
Sarkodekörper bestimmt wird, oder daß der Sarkodekörper während des Sinkens oder Steigens
einem mechanischen Zug ausgesetzt und dadurch in die Länge gezogen wird, so wie z. B.
Wasserpflanzen in schnellfließendem Wasser stärker in die Länge wachsen als in ruhigem
(O. Hertwig, 1906, S. 470). Auf jeden Fall würde aber anzunehmen sein, daß durch den Zeit-
punkt des Verkieselungsprozesses entschieden wird, welches der verschiedenen Durchgangsstadien
n J- Rxinke, Phil. d. Bot-, 8- 1 17-
a) Von mir cingcftigt.
146
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Tiebee- Kadiolarfcii .
623
fixiert wird. Wie weit freilich l>ci allen derartigen Formen die polaren Differenzierungen des
Gesamtkörpers und speciell des Skelettes durch die erblich fixierte Polarität der Tripylecn-
Ccntralkapsel vorbedingt sind, ist eine andere Frage.
Es wurde schon früher darauf hingewiesen, daß die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist.
den direkten Beziehungen zwischen Form und Außenwelt auch auf experimentellem Wege bei-
zukommen, nämlich durch die Untersuchung der koloniebildcndcn Polycyttarien mit ihren
wechselnden Form Verhältnissen. Aber noch von einem anderen Gebiete aas kann vielleicht einmal
auf experimentellem Wege diesen Fragen näher getreten werden. Vor kurzem hat E. Reukauf
(1905) eine Uebersicht der bei Weimar gefundenen Difflugienformen gegeben. Es ist nun sehr
auffallend, wie sehr viele dieser Typen an monaxon- und bilateral-symmetrische Radiolariengehäusc,
insbesondere an manche Tascaroriden- und Challengeridenschalen erinnern, und da nach Angabe
Reukau f’s bestimmte Typen offenbar an bestimmte Oertlichkeiten gebunden sind, so dürfte der
Versuch nicht aussichtslos erscheinen, bei den Difflugien die formbildende Wirkung der äußeren
Faktoren festzustellen und von hier aus einige Gesichtspunkte für die entwicklungsmechanische
Untersuchung des Radiolarienskelettes zu gewinnen.
Zusammenfassendes über die inneren Mittel der Formbildung.
Das Gesamtergebnis meiner Untersuchungen über die Formbildung am Radiolarienkörper
kann ich dahin zusammenfassen, daß die Skelettentstehung der Radiolarien sich nicht als ein
einfacher, durch örtliche Faktoren, nämlich durch die passive Masse der Alveolensubstanz, loka-
lisierter Abscheidungsprozeß darstellt, wie dies nach Dreyer’s Hypothese anzunehmen wäre,
sondern daß man es mit einem komplizierten Lebens Vorgang zu thun hat, welcher sich
aus einer Reihe von Sekretions-, Wachstums-, Sprossungs-, Erhärtungs-
und Einsch melzungsprozesscn zusammensetzt und dessen Produkte ihrer
Form nach, soviel wir zur Zeit sagen können, in erster Linie durch speci-
fische Gestaltungstendenzcn des aktiven Protoplasmas, speciell der plasma-
tischen Hüllen der „häutigen Stachelan lagen“, bestimmt sind(vergl. 1905, S. 368;
1906 b, S. 46).
Man wird bei diesem komplizierten Zasammenwirken einer ganzen Reihe von physi-
kalischen und physiologischen Prozessen an die Verhältnisse bei den Kalkschwämmen erinnert,
bei welchen nach Maas (1900a, 1900 b) zwei Phasen der Skelettbildung zu unterscheiden sind,
von welchen die eine auf einen organisch-cellulären, die zweite auf einen rein chemischen Vor-
gang zurückzuführen ist.
Im einzelnen kommen bei der Skelettbildung der Tripyleen folgende Mittel der Form-
bildung in Betracht:
1. Sekretionsvorgänge. Daß bei der Entstehung des Radiolarienskelettes Sekretions-
vorgänge eine wesentliche Rolle spielen, ist eine feststehende Thatsachc. Auch Hakckei. und
Dreyes* haben Prozesse dieser Art zum Ausgangspunkt ihrer hypothetischen Anschauungen
gemacht
•47
79*
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624
Valentin Haeckkr.
Soweit ich sehe, kommen bei der Skelettentwicklung der Tripyleen dreierlei Sekretions-
vorgänge in Betracht : die Bildung der Primitivnadeln, die Abscheidung einer gallertigen
Vakuolensubstanz und die Ablagerung der Kieselsubstanz, ein Prozeß, der sich seiner-
seits wieder in mehreren Etappen abspielen kann.
a) Primitivnadeln (? Primitivröhrchen). Primitivnadeln sind in den radiären Skelettelementen
und innerhalb der Schalen der Phäosphärien und Phäocalpien allgemein verbreitet Spuren von
solchen finden sich auch bei den Phäogromien. Ihnen entsprechende Bildungen sind wahrscheinlich
auch die feinen Kieselnadeln (? Kieselröhrchen), welche den Tangentialmantel und die Stachel-
scheiden der Aulacanthiden bilden. Entfernter stehende Homologa sind wohl die Achsenfäden
(Achsennadeln) der Heliozoen, und vielleicht darf auch an die Centralfäden der Kalkschwämme
gedacht werden.
Bei den Phäosphärien und bei der Phäocalpienfamilie der Castanellidcn besteht eine große
Wahrscheinlichkeit, daß von der Bildung der Primitivnadeln die Skelettentwicklung ihren Ausgang
nimmt Ich denke mir dabei die Beziehungen zwischen der Entstehung der Primitivnadeln und
der Abscheidung der Vakuolengallerte nicht als einen notwendigen Kausalzusammenhang, in der
Art, daß etwa der erstere Vorgang die unvermeidliche Vorbedingung für das Eintreten des
zweiten wäre, vielmehr scheinen mir die Primitivnadcln da, wo sie in die Bildung des eigent-
lichen Skelettes hereingezogen werden, nur die Rolle von vorläufigen Stützen und formbestim-
menden Lcitbahnen zu haben. Einen Hinweis in dieser Richtung liefern vielleicht die Aul-
acanthidennadeln, welche in ihrem ganzen Aufbau und in ihrer Verzweigungsweise durchaus mit
den Tangentialbalken bezw. Radialstacheln der Aulosphäriden ül)ereinstimmen, nur daß sie keine
Achsenfäden besitzen. Man wird wohl in erster Linie daran zu denken haben, daß sich hier —
abgesehen von den A ulokleptes-N adel n — die Entstehung und eventuelle Streckung der Gallert-
vakuole ohne Benützung eines besonderen Stützapparates vollzieht Freilich ist aller auch die
Möglichkeit nicht auszuschließen, daß auch bei den Aulacanthiden Primitivnadeln zunächst zur
Abscheidung kommen, später aber, etwa zu Beginn der eigentlichen Verkieselung, resorbiert werden.
b) Collenchym. Wohl bei der Bildung aller Skelettformen und Skelettelemente spielt
die Abscheidung eines gallertigen Sekretes eine Rolle, welches stofflich wohl mit der Substanz
der Gallertvakuolen (extra- und intrakapsulären Alveolen) und gewisser Zustände der Phäodellen
übereinstimmt oder diesen nahesteht, im übrigen aber in verschiedenen Modifikationen auftritL
Die gallertige Natur dieser Abscheidungen steht zunächst für die fertigen Aulacanthidennadeln
fest (Syst Teil, S. 13, Anm. 1), sie konnte aber auch bei manchen anderen Formen, so z. B.
bei einem jungen Astracanthidenskelett (Syst Teil, S. 384), aus dem tinktionellen Verhalten des
Röhreninhaltes erschlossen werden. Es scheint mir zweckmäßig zu sein, für diese Substanz eine
besondere Bezeichnung zu gebrauchen, und zwar möchte ich den Ausdruck Collenchym in
Vorschlag bringen. Allerdings wird dieser Ausdruck von den Botanikern in einem ganz anderen
Sinne gebraucht indem damit eine besondere Art von Stützgewebe bezeichnet wird. Indessen
giebt es ja eine ganze Reihe von morphologischen Terminis, welche in den IxHden Schwester-
wissenschaften in verschiedenem Sinne und doch ohne störende Kollisionen gebraucht werden,
so daß mir die Einführung des Wortes unbedenklich erscheint
Die hauptsächlichen Modifikationen, in welchen das Collenchym der Radiolaricn und
specieli der Tripyleen auftritt sind folgende:
148
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I
Tlcb»IUdiolitin. 02$
Bei den Aulacanthidcn, Astracanthidcn und Aulosphäriden muß es, entsprechend der
Gestalt der Skelettelemente, in Form von großen, längsgestreckten, durchaus homo-
genen, anfangs färbbaren, später wasserklaren „Vakuolen“ zur Abscheidung
kommen. Ob diese allerdings gleich von Anfang an eine homogene Beschaffenheit besitzen, oder
ob, worauf einige seltene Vorkommnisse, z. B. das Bild einer Nadel von Aulosfmthis pinus (Text-
fig. 196), hinweisen, die große Vakuole durch Zusammenfließen mehrerer kleinerer entsteht, kann
ich natürlich nicht entscheiden, immerhin möge diese Form des Collenchyms zunächst als
homogenes Collcnchym gekennzeichnet werden.
Die palissadenähnli» hen Kämmerchen in den Peristombildungcn derChallengeridcn(Taf. XLIX,
Fig. 377) und ebenso die Kammern der Radialstacheln der Medusettidcn (Taf. LV1, Fig. 452;
Textfig. 140) nehmen, wie gezeigt wurde, wahrscheinlich ihren Ausgang von einzelnen, größeren,
waben- oder perlschnurartig angeordneten Vakuolen (s. Textfig. 191 b, c). In diesem
Fall möge von einem großtropfigen Collenchym gesprochen worden.
Als Ausgangspunkt für die groben Wabenstrukturen, wie sie sich z. B.
in den Peristomkrägen der Planktonettcn (Textfig. 140) finden, ist ein grob-
schaumiges Collenchym mit färbbaren (? schleimigen oder plasmatischen)
Zwischenwänden und anfangs färbbaren, später wasserklaren Wabenräumen an-
zusehen. Ein solches wurde in der That in der in Bildung begriffenen „Em-
bryonalhülle“ von PlanktoneUa vorgefunden (Textfig. 192, 194).
Mit beiden letztgenannten Typen ist durch Uebergänge das einschich-
tige Collenchym verbunden, welches der „Diatomeenstruktur der Challcn-
geriden- und mancher Medusettiden- und Circoporidenschalen zu Grunde liegt
(Textfig. 190) und aus einer einzigen Lage von „Vakuolen“ besteht, welche sich
zwischen die aaseinanderweichenden Lamellen der primitiven Schalenhaut einlagem.
Der feinporösen Füllsubstanz schließlich, welche die beiden Grcnzlamcllen
der Tuscaroriden- und einiger Circoporidcn- (Textfig. 188) und Castanelliden-
schalcn (Textfig. 187) verbindet, muß ein fein schaumiges (alveoläres) Col-
lenchym zu Grunde liegen.
c) Verkieselung. Der Verkieselungsprozeß tritt uns besonders bei
derbstacheligen Aulacanthiden, aber auch bei verschiedenen anderen Tripylccn
deutlich in zwei Etappen, hezw. Formen entgegen (S. 600. Textfig. 177c). Speciell bei
ersteren geht die primäre Verkieselung von der Vakuolenhaut oder häutigen Schalenanlage
aus, während die sekundäre im Innern der Füllsubstanz ihre Entstehung zu nehmen scheint
Ueber den genaueren Verlauf beider Einzel prozesse kann ich nichts Bestimmtes aussagen.
Vor allem vermochte ich nicht zu entscheiden, inwieweit die primär»? Verkieselung auf einer
direkten Umwandlung der Vakuolenhaut oder auf einem durch letztere vermittelten Sekretions-
prozeß beruht eine Alternative, vor welche man ja auch bei einer Reihe von anderen Membran-
bildungen gestellt ist In einzelnen Fällen schien es, als ob die Vakuolenhaut der häutigen An-
lage der Aulacanthidenstacheln eine Spaltung erfährt, in ähnlicher Weise, wie dies für die häutige
Anlage der Tuscarorenschale anzunehmen ist und als ob die Kieselsubstanz zwischen die
beiden auseinanderweichenden Lamellen eingelagert werde. So fanden sich Z. B. Stacheln von
Aulospalhis, bei welchen die äußerste Schicht der primären Kieselrindc, und solche, l)d welchen
«49
Flj. 196. Gekarammet
KidkbUchd vom
Auloipathn fiiuts.
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626
Valentin Haeceek,
die innerste Lage eine noch unvollkommene Beschaffenheit zeigte (Taf. VI, Fig. 68, 69, bczw.
Fig. 64), eine Verschiedenheit, die am besten durch die Annahme erklärt werden könnte, daß
der Verkieselungsprozeß gleichzeitig von der äußeren und inneren Grenzlamelle seinen Aus-
gang nimmt
Auch die Entstehung der sekundären Kieselsubstanz konnte nicht vollkommen aufgeklärt
werden. Offenbar ist ihre Bildungsweise eine verschiedene je nach der ursprünglichen Beschaffen-
heit des Collenchyms : bei Formen mit „homogenem“ Collenchym, z. B. bei den AuUxtros- Nadeln,
erscheint die sekundäre Kieselsubstanz wenigstens im Präparat zunächst als eine feinkörnige,
(? feinporöse) Masse, welche den Eindruck eines in der Gallerte ausgefällten Niederschlages macht
(Textfig. 177c /•), während bei Formen mit grob- und feinschaumigem Collenchym einfach eine
Verkieselung der Alvcolenwände zu erfolgen scheint In letzterem Falle dürfte die Entstehung
der sekundären Kicselsubstanz (Füllsubstanz) im wesentlichen dem von Dreyer angenommenen
mechanischen Gerüstbildungsvorgang entsprechen.
2. Delaminationsvorgänge. Als ein weiteres Formbildungsmittel wurden in einer
zunächst rein hypothetischen Weise Delaminationsvorgänge angenommen, durch welche eine
primäre Schalenhaut unter Einlagerung von Collenchym in zwei auseinanderweichendc Lamellen
gespalten wird. Wie gesagt liegen keine Bilder vor, welche direkt für das Vorkommen solcher
Spaltungs- oder Delaminationsprozesse sprechen, indessen ist wenigstens für die Schalen der
Phäocalpicn und Phäogromien kaum ein anderer Entstehungsmodus auszudenken.
Schon an anderer Stelle wurde darauf hingewiesen, daß der hier angenommene Spaltungs-
vorgang physiologisch wohl vergleichbar ist mit der Abhebung der Dotterhaut beim Seeigelei.
Namentlich ist an die artificielle Erzeugung zweier Dotterhäute zu erinnern. Die beiden Grenz-
lamellen mit dem eingelagerten Collenchym würden dann mit den beiden Dotterhäuten und der
zwischen beiden befindlichen Gallerte verglichen werden können.
3. Intracelluläre Sprossung. Wie aus einer großen Reihe von Befunden mit hoher
Wahrscheinlichkeit hervorgeht, kommen die Terminalbildungen der Radialstacheln der Aulo-
sphäriden, Cölodendriden und wohl auch der übrigen Tripyleen durch Sprossung der häutigen
Stachelanlage zu stände. Ich nehme an, daß diese Sprossungsvorgänge in der plasmatischen
Vakuolenhaut ihren Sitz haben und also durch eine specifische Gestaltungskraft der Sarkode
selber bedingt sind. Einzelne Vorkommnisse, so die keulenförmigen Stachelformen von Aulo-
graphis stellata (S. 600, Textfig. 176 c), welche viel kürzer sind als die normalen, vollkommen
ausgebildeten Stacheln (Textfig. 176 a), scheinen dafür zu sprechen, daß diesen Sprossungsvorgängen
ein Längenwachstum der ganzen Gallertvakuole vorangeht, in anderen Fällen, so bei den
Aulosphäridenskeletten , dürfte die Länge der Tangentialbalkcn und insbesondere der Radial-
stacheln schon von vornherein durch die Primitivnadeln bestimmt sein. Hier werden wohl die
Wachstums- und Sprossungs Vorgänge auf die eigentlichen Terminalbildungen und auf die Seiten-
domen der Radialstacheln beschränkt sein.
Auch die Entstehung der Spathillen ist in letzter Linie auf einen Sprossungsvorgang
zurückzuführen, worauf mehrere Bilder mit Bestimmtheit hinweisen (S. 603). Dasselbe ist wohl
auch für die Ankerfädchen und ähnliche specialisierte „Appendicularorgane“ anzunehmen.
Sprossungsvorgänge dieser Art sind als intracelluläre Sprossungen zu bezeichnen
(1906b, S. 45; s. oben S. 602). Sie finden in der Entstehung pflanzlicher Haargebilde ein
>5°
Tleft«e-R>dioUrien. 62 7
näheres, in der Bildung hochspecialisierter Chitinhaare, wie z. B. der gefiederten Copepoden-
borsten, ein entfernteres Seitenstück.
4. Einverleibung»- oder Amalgamierungsvorgänge «>. Ein weiteres formbildendes
Mittel besteht in der Amalgamierung, d. h. in der vollständigen Einverleibung von älteren kieseligen
Skelettteilen in neugcbildete Kiesclsubstanz. Hierher gehört die Erscheinung, daß bei den Sago
sphäriden und Castanelliden die Primitivnadeln in der Regel vollkommen von der sekundären
Füllmasse aufgenommen werden, so daß die Skelettbalkcn meistens durchaus homogen erscheinen.
In ähnlicher Welse werden auch bei Aufokleptts die Diatomeengehäuse und besonders die als
Fremdkörpergrundlage benutzten Aulacanthidennadeln der von außen nach innen an sie
herantretenden kieseligen Füllsubstanz einverleibL Allerdings kommt ihre Form noch in der
Gestalt des definitiven Stachellumcns zum Ausdruck (vergl besondere Taf. IV, Fig. 44), und auch
die „Teilungsnarben“ der Diatomeenschalen bleiben vielfach noch erhalten, aber im ganzen ver-
schmilzt die Kiesclsubstanz der Fremdkörper so vollkommen mit der sekundären Füllsubstanz
des Aulacanthidenstachels, daß von einem doppelten Kontur nichts mehr zu sehen ist
5) Zu den hier aufgezählten Mitteln der Formbildung wären noch die rein hypothetischen
„richtenden Centren“ zu rechnen, durch welche nach unserer Annahme bei den Phäo
sphärien und Castanelliden das Muster des Schalengitters bestimmt wird. Bei der stereometrischen
„Unähnlichkeit“, welche zwischen der äußeren Körper- und Skelettform und der Gestalt der
Centralkapsel speciell bei den Aulosphäriden und Sagosphäriden bestehen kann, ist es schwer aus-
zudenken, daß die Lage der Knotenpunkte, insbesondere bei den regelmäßigen Dreiecks- und
Vierecksstellungen, durch den Kern bestimmt (nach außen projiziert) wird, vielmehr wird man
hier wohl «an Anordnung»- und Vcrteilungsvoigänge denken müssen, die in den Außenschichten
des Weichkörpers selber ihren Sitz haben und entweder durch einen Konkurrenzkampf der
Pscudopodien (Dreyer; oder durch das Spiel und Gegenspiel multipler „Attraktionssphären“ be-
dingt sind (S. 61 1).
Aus dem Bisherigen dürfte trotz des hypothetischen Charaktere, welchen viele Ausführungen
naturgemäß tragen, mit Sicherheit hervorgehen, daß in der That die Skelettbildung speciell der
Tripyleen kein einheitlicher, ausschließlich als Biokrystallisation oder intracelluläre Sekretion auf-
zufassender Prozeß ist, sondern daß eine ganze, im Obigen jedenfalls noch nicht
erschöpfte Reihe von form bildend en Faktoren zusammen wirkt
Es fragt sich nun zunächst, ob wir bei der bisherigen Analyse bereits bis zu einfachen
chemischen und physikalischen Prozessen vorgedrungen sind, oder ob es sich zum Teil um
physiologische oder vitale Faktoren handelt, in dem Sinne, daß eine Auflösung
der Einzelprozesse in chemische und physikalische Komponenten zur Zeit
nicht möglich ist
Es ist nun ohne weiteres ersichtlich, daß die meisten der hier aufgezäh Men
Einzelprozesse einen physiologischen oder vitalen Charakter haben. Eine
Ausnahme bilden bis zu einem gewissen Grade nur die Amalgamierungsprozesse. Dagegen sind
die intracellulären Sprossungs- und die Delaminationsvorgänge als „organismisch“ (Rhumbler)
zu bezeichnen, und ebenso sind alle Sekretionsvorgänge, nämlich die Bildung der Primitiv-
1) D«n früher <1906 A> gebrauchten Ausdruck ,,Um*chmcl/ong‘* mfirhte ich. da er dreidcutig iit. lieber vermeide®.
* 5 1
628
Vaucntin Haecker,
nadeln oder Primitivröhrchen, die Abscheidung des Collenchyms und die Ablagerung dei
Kieselsubstanz, bis jetzt noch nicht der chemischen Analyse zugänglich. Es sind also physio-
logische Prozesse, von denen wir nur sagen können, daß ihr besonderer Charakter in jedem
Falle durch die specifische Beschaffenheit der Sarkode bedingt sein wird. Selbstverständlich ist
dal)ei freilich, daß die secemierten, toten oder dem toten Zustand entgegengehenden Massen von
dem Moment an, wo sie entstanden sind, in demselben Maße oder noch mehr den Gesetzen der
Oberflächenspannung und der Kapillarität, sowie den für die einzelnen Aggregatzustände geltenden
Bedingungen unterworfen sind, wie das Protoplasma selber. Mit diesen physikalischen Gesetzen
ist aber „nur ein physikalischer Rahmen aufgezeigt, innerhalb dessen die specifische
Formbildung sich abspielt“ (Driesch, 1906). Am Ausgangspunkt des Sekretionsvorganges
steht jedenfalls ein physiologischer Prozeß. Einige Beispiele sollen dieses Verhältnis illustrieren.
Eis wurde früher wahrscheinlich zu machen versucht, daß die Entstehung der gekammerten
Radialstachcln der Medusettiden ihren Ausgang nimmt von tropfenförmigen Collenchymabschei-
dungen, welche an den zuvor gebildeten Primitivnadeln perlschnurartig aufgereiht sind (S. 619,
Textfig. 191 b). Nehmen wir an, diese Vermutung entspreche wirklich den Thatsachen, so ist
es klar, daß die Gestalt der Collenchymtropfen, und damit auch diejenige der Kämmerchen,
durch die Oberflächenspannung, bezw. durch die gegenseitigen Druckwirkungen der benachbarten
Collenchymtropfen bedingt ist Also greifen hier rein physikalische Verhältnisse
in den physiologischen Prozeß herein. In ähnlicher Weise ist die Porzellanstruktur
der Circoporiden- und Tuscaroridenschale bei ihrer Entstehung den Gesetzen der Blasenmechanik
unterworfen, da das feinwabige Collenchym, welches die Grundlage für den Aufbau der Porzellan-
struktur bildet eben von diesen Gesetzen beherrscht wird.
Während also die Sekretionsvorgänge, welche bei der Skelettbildung der Tripyleen eine
Rolle spielen, physiologische, der chemischen Analyse bis jetzt wenigstens widerstehende Prozesse
sind, deren typischer Charakter durch die Specifität der lebenden Sarkode Ixstimmt wird, so
unterstehen die toten oder tot werdenden Abscheidungsprodukte den physikalischen Gesetzen,
weshalb die Form des Skelettes durch letztere lieeinflußt wird. Nun ist aber nicht bloß der
Ausgangspunkt des ganzen Skelettbildungsvorganges ein unbekannter physiologischer, in oder
an der lebenden Substanz sich abspielender Prozeß, sondern auch die Intensität und die
Richtung, in welcher die physikalischen Gesetze an den toten Produkten
wirksam sind, wird durch die specifische Beschaffenheit der lebenden Sub-
stanz andauernd reguliert Gerade die Tripyleen lassen dieses Verhältnis l>esonders deutlich
hervörtreten. Man vergleiche z. B. die Skelette der Aulosphäriden und Castanelliden. Bei der
ersten Gruppe besteht das Hauptskelett aus lauter einzelnen, hohlen, tangential ge-
legenen Röhren, welche mit ihren keilförmigen Enden in den Knotenpunkten meist zu sechsen
gegeneinander gestemmt sind und so ein regelmäßiges trigonales Maschenwerk bilden (S. 468,
Textfig. 1 1 1). Bei den Castanelliden dagegen liegt eine runde, von ungleich großen Poren fenster-
artig durchbrochene Gitterschale vor (S. 613, Textfig. 183). Nach dem früher Gesagten kommt
nun das Aulosphäridenskclett wahrscheinlich in der Weise zu stände, daß in der äußersten Schicht
des Weichkörpers zuerst ein regelmäßig geordnetes Netz von Primitivnadeln abgeschieden
wird und daß sich um die einzelnen Primitivnadeln herum sell>ständig entstehende Gallertvakuolen
bezw. häutige Stachelanlagcn bilden (S. 610, Textfig. 182). In den Knotenpunkten findet kein
»5*
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Tiefte«- fcutii lUricn .
629
Zusammen fließen dieser Vakuolen statt, und so stellen sich, nach erfolgter Verkieselung der
Vakuolenhaut, die einzelnen Elemente des Skelettes als seil »ständige Kieselröhren dar. Bei den
Castanellidcn ist die Entstehung der G itterschale, wie wir sahen, eine ganz homologe: nur zeigt
das Netzwerk von Primitivnadeln von vornherein keine trigonale, sondern eine unregelmäßige
Anordnung und die Gallert vak uo len fließen gleich bei ihrer Entstehung in den
Knotenpunkten zusammen. Wenn dann die Verkieselung stattfindet, so bildet sich eine
kontinuierliche, alle Gerüstbalken umschließende und miteinander verbindende primäre Kieselrinde,
und es kommt außerdem gewöhnlich noch eine sekundäre Verkieselung hinzu, so daß die Balken
der Gittcrschalc als ganz massiv erscheinen. Der Unterschied zwischen den beiden
Skeletttypen, der im fertigen Zustand ganz erheblich erscheint, kann somit im wesentlichen
zurückgeführt werden i)auf eine ungleiche Verteil ung der die Primitivnadeln orientierenden
„richtenden Centren“, 2) auf eine verschiedene Oberflächenspannung der
Vakuolen hä ute, welche im einen Fall ein Zusammen fließen, im anderen ein Selliständigbleilien
der Gallertvakuolen bedingt, 3) auf eine verschieden weitgehende Verkieselung.
Uebcr die Anfangsursachen des zuerst genannten Unterschiedes läßt sich zur Zeit wegen des
hypothetischen Charakters der „richtenden Centren“ nichts sagen, dagegen handelt es sich l)ci
Punkt 2 um eine graduelle Verschiedenheit eines physikalischen Prozesses, welche ihrerseits ent-
weder in der verschiedenen Masse des abgeschiedenen Collenchyms oder in einer stofflichen
Differenz der Vakuolenhaut, in letzter Unie aber jedenfalls in der specifischen Verschie-
denheit der lebenden Substanz der Aulosphäriden und Castanelliden liegründet sein muß.
Bei Punkt 3 spielen ebenfalls wieder graduelle Verschiedenheiten (Intensitätsunterschiede) eines
physikalischen Prozesses, nämlich der Ausfällung und Erhärtung der Kieselsulwtanz, herein, und
auch diese sind in letzter Linie bestimmt durch stoffliche Verschiedenheiten der lebenden
Substanz.
Alles in allem werden also die aufeinander folgenden, sich hintereinander auslösenden
(epigenetischen) Einzelprozesse auf den einzelnen Etappen immer wieder durch die stoffliche Natur
der lebenden Substanz bestimmt, kontrolliert und reguliert Es läßt sich also bei diesen hoch-
specialisierten, einzelligen Organismen in liesonders schöner Weise eine innige Verbindung
und Durchdringung präformativen und epigenctischcn Geschehens nach-
weisen, eine Vereinigung, wie sic neuerdings mehr und mehr auch für die Entwicklung des
Metazoenkeimes angenommen wird.
Als eine besondere Eigentümlichkeit, die uns bei der Skelettentwicklung der Tripyleen
entgegentritt. Ist noch die relative Selbständigkeit der angewandten Mittel der
Formbildung hervorzuheben. Sehr deutlich tritt dieses Verhältnis schon bei den meisten
Hemmungsbildungen hervor. So kann z. B. bei den Aulacanthidenstachcln die primäre
Verkieselung zur Durchführung kommen, ohne daß vorher die Sprossung der häutigen
Anlage zur Vollendung gelangt war. Auf der relativen Selbständigkeit der formbildenden Mittel
beruht auch zum Teil die Erscheinung, daß innerhalb eines und desselben Formenkreises die
demsell)en zur Verfügung stehenden Charaktere in den verschiedensten Kombinationen,
gewissermaßen kaleidoskopisch, miteinander gemischt sein können. Vorkommnisse dieser
Art sind namentlich bei den Aulacanthiden, bei den Castanelliden (Syst Teil, S. 153) und bei
den Tuscaroren (1906 b, S. 87; Syst Teil, S. 213, Fig. 22) zu beobachten. Speciell bei letzteren
153
Mo
HrulMbc 1.cfM«-k>y«ljliuB IU-I&M IU XIV.
630
Valentin Haeceek,
kann sowohl der heim- oder schnabelförmige, wie auch der korb- und kelchförmige Peristom-
lypus mit der circoralen, aboralen und apicalen Stellung der Radialstacheln und elienso mit den
verschiedenen Schalenformen (Bim-, Pyramiden- und Spindelform) kombiniert sein.
Natürlich ist diese Selbständigkeit der Merkmale und damit der formbildenden Mittel
keine absolute. Wiederholt wurde schon hervorgehoben, daß bei Abnormitäten und Monstro-
sitäten die Störung des Gleichgewichtszustandes sich gleichzeitig nach sehr verschie-
denen Richtungen hin äußern kann, wie dies bereits früher (598) an einigen Beispielen,
namentlich an dem wiederholt erwähnten, vielseitig monströsen Autospftatra&VdL&X. (Textfig. 175),
auseinandergesetzt worden ist Diese Koincidenz der Unregelmäßigkeiten ist aber ein Beweis
dafür, daß die verschiedenen Einzel prozesse der Formbildung nur innerhalb gewisser Grenzen
unabhängig von einander sind
In den vorstehenden Ausführungen ist viel Hypothetisches enthalten, und es mag vielleicht
der Eindruck entstehen, als sei hier eine stark mit Deduktionen arbeitende Hypothese, nämlich
die DREYER’sche Gerüstbildungslehre, einfach durch eine andere, gleichwertige, auf gleichem
schwankenden Boden stehende ersetzt worden. Indessen wird doch als wesentlicher Unterschied
anzuerkennen sein, daß aus dem „ Valdivia“-M aterial thatsächlich eine Reihe von
entwicklungsgeschichtlichen Daten und außerdem eine große Zahl von onto-
genetisch verwendbaren tcratologischen Beobachtungen zur Verfügung standen,
und ferner, daß kein einziger dieser Befunde meiner physiologischen Skelett-
bildungshypothese Schwierigkeiten bereitet Letztere umfaßt also mindestens das
ganze Gebiet der Tripyleen, zu welchen die kompliziertesten und am höchsten specialisierten
Formen gehören, während der DREYEn’schen Hypothese, wie früher ausführlich erörtert worden
ist gerade in dieser Gruppe sehr enge Giltigkeitsgrenzen gesetzt sind. Inwieweit allerdings meine
Hypothese auch für andere Formengruppen der Radiolarien zu Recht besteht läßt sich zur Zeit
nicht sagen. Immerhin scheinen mir einige vereinzelte Gelegenheitsfunde darauf hinzuweisen, daß
z. B, auch bei den Spumellarien die Skelettbildungsvorgänge keinen wesentlich verschiedenen
Verlauf nehmen.
Im übrigen möchte ich selbstverständlich meine entwicklungsgeschichtliche Darstellung nur
als einen ersten Schritt auf einem andern, bisher unversuchten und vielleicht aussichtsreichen Wege
betrachtet wissen. Vieles, oder eigentlich das Meiste, ist auf diesem Gebiete noch zu thun: wir
wissen z. B. noch nicht, durch welche Faktoren die Zahl der Radialstacheln und ihrer Aeste
bedingt ist, wir wissen noch nichts Genaueres über die Chemie aller Vorgänge und noch weniger
über die Beteiligung der Kemsuhstanz. Aber abgesehen von dem Ergebnisse, daß che Skelett-
bildung der Tripyleen jedenfalls einen komplizierten Vorgang darstellt, tritt jetzt schon in
ziemlich klaren Umrissen und schärfer vielleicht als bei den höheren Organismen, eines der Ziele
hervor, welches sich die neuere Entwicklungsmechanik (Entwicklungsphysiologie) gesteckt hat, näm
lieh die Zurückführung der äußerlich sichtbaren morphologischen Merkmale
und Komponenten desArtbildes auf eineAnzahl physiologischer Elementar-
vorgänge, die sich als besondere Modifikationen der Wachstums-, Assimi-
lations-, Sprossungs- und Abscheidungsprozesse darstellen, und welche ihrer-
seits wieder in spccifischen Qualitäten oder Elementareigenschaften der leben-
den Substanz ihre Wurzel haben (vergL 1906b, S. 50).
*54
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Tiehec- Radiolarien.
Ml
Wenn auch aus den mehrfach angeführten Gründen der zur Ermittlung der Skelett-
bildungsvorgänge eingeschlagene Weg ein anderer sein mußte als derjenige der streng methodisch
vorgehenden Entwicklungsmechanik, so decken sich doch insofern die Ziele, als das Ganze der
Formbildung nach Roux und Driesch die Produktion sichtbarer Mannigfaltigkeit von einem
relativ einfachen Ausgang her bedeutet und demnach als nächstliegende Aufgabe der Entwicklungs-
mechanik die Auflösung der organischen Form in eine große Reihe fonnativer Einzeleffektc zu
bezeichnen ist.
Nach zwei Richtungen hin Ist sogar der Untersucher der Radiolarien und der Einzelligen
ülierhaupt zweifellos im Vorteil gegen ülx*r dem Metazoenforscher: erstens ist die Kette von Ur-
sachen und Wirkungen, welche zwischen der undifferenzierten Anlagensubstanz und der fertigen
Form liegt, unverhältnismäßig kürzer, und man kann sich, auch wenn im einzelnen die that-
sächlichen Beobachtungen noch nicht ausreichend sind, wenigstens eine annähernde Vorstellung
von der Gliederung und Ausdehnung dieser Kette machen ; und zweitens liegt die Möglichkeit
vor, nicht bloß die Entfaltung der generellen, sondern auch diejenige der specifischen Charaktere
von vornherein im Auge zu behalten (1908, S. 360). Und so gebe ich mich der Hoffnung hin,
daß die Lehre von der Skelettbildung der Radiolarien, zum Teil vielleicht schon in dem jetzigen
unvollkommenen Stadium, jedenfalls aber in einem späteren fertigeren Zustande auch der allge-
meinen Entwicklungsphysiologie der Organismen Anregungen und brauchbare Er-
gebnisse liefern wird.
IV. Abschnitt
Vererbung und Variation.
Im „Challengers-Report hebt Habckel hervor, daß die Morphologie der Radiolarien eine
Fülle von wertvollem Material für die Physiologie der Vererbung darbiete. So werden nach
Haeckel durch die Konstanz, mit welcher sich z. B. die besonderen Strukturverhältnissc der
Centralkapsel erhalten, die Gesetze der konservativen Vererbung illustriert, während die ein-
zelnen Skelettteile in ihrer Fortbildung und Rückbildung zahlreiche Beispiele für die progressive
Vererbungsweise liefern. Da Haftkf.i. unter progressiver Vererbung die Uebertragung und
Accumulierung erworbener Eigenschaften versteht, so würden also nach ihm die Radiolarien ein
liesonderes günstiges Objekt für das Studium der Variation und Artbildung darstellcn, eine An-
schauung, welcher Haeckel wiederholt auch an anderen Orten einen prägnanten Ausdruck ver-
liehen hat (vergl S. 479).
Es muß zugegeben werden, daß die Radiolarien in hohem Maße, vielleicht in stärkerem,
als die meisten anderen Tiergruppen, die Erscheinung der konservativen Vererbung hervortreten
VAUtimw Haecker.
f>32
lassen, insofern ja gerade unter ihnen zahlreiche altertümliche Formenkreis«! (Familien, Gattungen,
Großarten) und viele echte Dauertypen nachzuweisen sind. Auch manche Formen der Variation
lassen sich an den Radiolarienskeletten in besonders deutlicher Weise demonstrieren, dagegen
kann nicht zugegel>en werden, daß unser Objekt gerade für die Lehre von der progressiven
Vererbung, also für die LAMARdt’sche Artbildungshypothese, entscheidende Beispiele darbieteL
Denn wie heute wohl allgemein anerkannt wird, hängt dies nicht von der größeren oder ge-
ringeren Leichtigkeit ab, mit welcher die Formen einer Organismengruppe zu hypothetischen
Entwickelungsreihen zusammengcschlossen werden können, sondern ausschließlich davon, ob eine
solche Gruppe dem Experimente zugänglich ist
Dauertypen.
Schon im Systematischen Teil (S. 433) wurde gezeigt, daß fast alle, von der „Val -
divia“ mittelst tiefgehender Schließnetzzüge erbeuteten Spumellarien und
Nassellaricn, soweit sie mit einer vollständigen Centralkapsel ausgestattet und demnach als
normale, lebenskräftige Tiefenbewohncr anzuschen waren, ein verhältnismäßig hohes
paläontologisches Alter besaßen. Wenn auch nicht alle diese Formen mit tertiären,
kretaceischen und jurassischen Arten vollkommen identisch sind, so ließ sich doch nachweisen,
daß die Familien und Gattungen, zu welchen sie gehören, bereits im Tertiär und Mesozoikum
durch nahestehende Arten vertreten sind, so daß, wenn auch nicht immer von eigent-
lichen Dauertypen (d. h. von persistierenden Arten), so doch von altertümlichen
Formenkreisen gesprochen werden kann.
Abgesehen von mehreren Lamprocycladiden (Taf. LXXXV, Fig. 593, 596, 598) und zwei
anderen, in der Antarktis erbeuteten Cyrtcllarien [Saccospyris antardica, Taf. LXXX1V, F'ig. 589,
und Perome/issa denticulata, Taf. LXXXIV, Fig. 582), handelt es sich hauptsächlich um Sphä-
rellarien aus den zu den Familien der Astrosphäriden, Cubosphäriden und Phacodisciden ge-
hörenden Gattungen Acanthosf'haera (Taf. LXXX1I1, Fig. 574), Hexeuontium (Taf. LXXXIII,
Fig. 576) und HeUodiscus (Taf. LXXXIII, Fig. 578). sowie aus der Familie der Stylosphäridcn
sens. lat (kugelige oder ellipsoidische Sphärcllarien mit zwei Polstacheln , Taf. LXXXIV,
Fig. 587 u. a.). Außer den Acanthosphären ») fanden sich verhältnismäßig häufig noch einige
andere Astrosphäriden vor, welche teils wegen mangelhaften Erhaltungszustandes, teils weil die
inneren Skelettteile (Markschalen, Radiallalken) durch den Weichkörper verdeckt waren, nicht
genauer bestimmt werden konnten, so einige //tf/Zowiwra-ähn liehe 2) Formen, sowie mehrere, durch
die Differenzierung von Haupt- und Nebcnstachcln gekennzeichnet«:!, ein- bis mehrschalige Formen,
welche zu den Gattungen Hcliosf'haera, HeUosoma und Echinomma1 * 3) gehören dürften. Da
gerade die hier aufgezähllen Formen auch in älteren Formationen eine große Rolle spielen, so
gelxj ich hier, um den Vergleich zu erleichtern, zur Ergänzung der kurzen Beschreibung im
Systematischen 'Teil (S. 437) ein paar offenbar lebend gefundene Formen aus größeren Tiefen
1) Astrosphäriden (d. h. sphärische Formen mit hiblrcichcn Radialstachcln) mit einer Gitterschule und mit gleichartigen, unver-
tweigten Radulstuchcln,
t) Astrosphüriden mit trwei Gittterschalen und gleichartigen Radialstacheln.
3) Astrosphäriden mit be/w. einer, xwei und drei Gitterschnlen und mit Haupt- und Xebcnstacheln.
«56
Tieftee-Radiolarien.
*>3«
Wenn auch aus den mehrfach angeführten Gründen der zur Ermittlung der Skelett-
bildungsvorgänge eingeschlagene Weg ein anderer sein mußte als derjenige der streng methodisch
vorgehenden Entwicklungsmechanik, so decken sich doch insofern die Ziele, als das Ganze der
Formbildung nach Roux und Driesch die Produktion sichtbarer Mannigfaltigkeit von einem
relativ einfachen Ausgang her bedeutet und demnach aLs nächstliegende Aufgabe der Entwicklungs-
mcchanik die Auflösung der organischen Form in eine große Reihe formativer Einzeleffcktc zu
bezeichnen ist.
Nach zwei Richtungen hin Ist sogar der Untersucher der Radiolarien und der Einzelligen
ülierhaupt zweifellos im Vorteil gegen ü Ixt dem Metazoenforscher: erstens ist die Kette von Ur-
sachen und Wirkungen, welche zwischen der undifferenzierten Anlagensubstanz und der fertigen
Form liegt, unverhältnismäßig kürzer, und man kann sich, auch wenn im einzelnen die that-
sächlichen Beobachtungen noch nicht ausreichend sind, wenigstens eine annähernde Vorstellung
von der Gliederung und Ausdehnung dieser Kette machen; und zweitens liegt die Möglichkeit
vor, nicht bloß die Entfaltung der generellen, sondern auch diejenige der specifischen Charaktere
von vornherein im Auge zu behalten (1908, S. 360). Und so gebe ich mich der Hoffnung hin,
daß die Lehre von der Skelettbildung der Radiolarien, zum Teil vielleicht schon in dem jetzigen
unvollkommenen Stadium, jedenfalls aber in einem späteren fertigeren Zustande auch der allge-
meinen Entwicklungsphysiologie der Organismen Anregungen und brauchbare Er-
gebnisse liefern wird.
IV. Abschnitt
Vererbung und Variation.
Im „Challengers-Report hebt Habckel hervor, daß die Morphologie der Radiolarien eine
Fülle von wertvollem Material für die Physiologie der Vererbung darbiete. So werden nach
Habckel durch die Konstanz, mit welcher sich z. B. die besonderen Strukturverhältnisse der
Centralkapsel erhalten, die Gesetze der konservativen Vererbung illustriert, während die ein-
zelnen Skelettteile in ihrer Fortbildung und Rückbildung zahlreiche Beispiele für die progressive
Vererbungsweise liefern. Da Habckel unter progressiver Vererbung die Uebertragung und
Accumulierung erworbener Eigenschaften versteht, so wüiden also nach ihm die Radiolarien ein
besonderes günstiges Objekt für das Studium der Variation und Artbildung darstellcn, eine An-
schauung, welcher Habckel wiederholt auch an anderen Orten einen prägnanten Ausdruck ver-
liehen hat (vergl. S. 479).
Es muß zugegeben werden, daß die Radiolarien in hohem Maße, vielleicht in stärkerem,
als die meisten anderen Tiergruppen, die Erscheinung der konservativen Vererbung hervortreten
Valentin Haeckee.
634
Vergleich zwischen der Tiefenfauna und den fossilen Radiolarienfunden auf eine breitere Grund-
lage zu stellen, und ich hal>e mich daher Ixjmüht, auch die Arbeiten über ältere, insbesondere
über paläozoische Vorkommnisse möglichst vollzählig in die Hand zu bekommen. Es stellte
sich nun heraus, daß die Tiefenfauna in noch viel höherem Maße, als ich anfänglich angenommen
hatte, einen altertümlichen Charakter besitzt und daß einige zu ihr gehörige Gattungen aus-
gesprochene Dauertypen (im weiteren Sinne des Wortes)') sind, insofern sie vom Paläozoikum
an bis in die Jetztzeit ihren Habitus beinhalten haben.
In wahrscheinlich präcambrischen Schichten von Neu-Süd- Wales haben David und
Howchin (1897, Taf. XXXIX) einige Radiolarienfundc gemacht, welche, soviel mir bekannt ist.
abgesehen von einigen angefochtenen Beobachtungen Cayeux’, die ältesten bisher beschriel>enen
Vorkommnisse darstellen. Es handelt sich vor allem um sphärische, mindestens zweischalige
Formen mit sehr dicken Radialbalken, welche wegen des Mangels an Radialstacheln vermutungs-
weise zu Carposphaera (s. oben) gestellt wurden, aber aus den angeführten Gründen sehr wohl
zu den tiefenl>ewohnenden Astro- und Cubosphäriden Beziehungen haben könnten.
In untersilu rischen (ordovicianischen) Schichten von Südschottland fand Hindf. (1899,
Taf. III, IV) eine Anzahl recht gut erhaltener Sphärcllaricn. Es treten unter anderem Lio-
sphäriden, Staurosphäriden 2) und Astrosphäriden (Acanthosphären, I laliommen) auf, deren Identität
freilich, wegen der Schwierigkeit, auf Dünnschliffen Schalenform und Stachelzahl festzustellcn, nicht
immer sicher ist So könnte vielleicht das Haliomma vetustum (Taf. III, Fig. 11) als eine
Hefiodiscus- Art gedeutet werden, und einige andere Formen (Taf. IV, Fig. 5, 10, 11) stehen
möglicherweise mit Htxaconthun^ hnlichen Cubosphäriden oder mit den oben (Textfig. 197, 198)
abgebildeten, tiefenbewohnenden Astrosphäriden im Zusammenhang. Jedenfalls wird man Hikde
zugel>en müssen, daß seine silurischen Formen „do not differ in any striking respect from the
existing forms“.
Ein ganz ähnliches Bild gewähren nach Rüst (1892) die untersilurischen Schichten
von Cabriöres (Languedoc). Unter anderem werden erwähnt eine Ccnosphatra (Taf. VI, Fig. 1),
eine Liosphaera (Taf. VII, Fig. 6), die sich mit ihrer sekundären, äußeren Rindenschale an
mehrere Formen der heutigen Tiefenfauna anschließt (Syst Teil, S. 43 1), eine A canthosphaera
(Taf. XIII, Fig. 2), ein Ildiodiscus.
Uelier die von Rothpletz (1892) beschriebene obers iluri sc h e Sphärellarie aus Langen-
striegis (Sachsen) vergl. den Syst Teil (S. 443).
In unter- oder mitteldevonischcn (? siluro-devonischen) Schichten von Neu-Süd-
Wales ist David (1897, Taf. XXXVIII) auf eine Radiolarienfauna gestoßen, welche vorzugsweise
aus sehr derbwandigen, mehrschaligen, m it derben Radialbalken und einer
verschiedenen Zahl von Radialstacheln versehenen Sphärellarien besteht und
mit der Tiefenausbeute der „Valdivia“ eine ül>erraschende Aehnlichkeit zeigt
Ebenso kehren in devonischen Ablagerungen von Neu-Süd-' Wales nach Hin de (1899,
Taf. VIII u. IX), sowie im mitteleuropäischen und uralischen Devon und Carbon nach Rüst
(1892) nelien verschiedenen offenbar ausgestorbenen Formen zahlreiche derbwandige Lio- und
i| Al* Dauerly|ien im engeren Sinne würden persistierende Arten, ul* Dauertypen im weiteren Sinne persistierende Gattungen
au bezeichnen «ein.
Sphärische Sphärcllaricn mit 4 kreuzweise gestellten Kadialstachcln.
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not
a vailable
636
Vaixntin Harocf.*.
Daß sich freilich trotz der außerordentlichen Konstanz, welche die Organisation der Ra-
diolarien in vielen Fällen zeigt, im I-aufe der geologischen Perioden der Bestand der Radiolaricn-
welt mehrfach verändert hat, und daß sich umfangreiche Artbildungsprozessc vollzogen haßen,
darauf weist nicht nur die Thatsache hin, daß verschiedene für das Paläozoikum charakteristische
Formen später verschwinden (so nach Rüst, i 892, S. 119, manche sehr große und mit starken
Kugelschalen ausgestattete Formen, ebenso die Triposphären Hinde’s u. a.), sondern daß für
einige Gruppen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein verhältnismäßig spätes Auftreten nach-
gewiesen werden kann. So fehlen z. B. in den devonischen Ablagerungen von Neu-Süd- Wales die
Cyrtellarien (Hinoe, 1899, S. 45), während sie in den mesozoischen und tertiären Schichten sehr
zahlreich sind und auch schon in den mitteleuropäischen und uralischen Devongesteinen eine
gewisse Rolle spielen (Rüst, 1892), und ebenso scheinen die reicher verzweigten Astrosphäriden
(Rhizoplegmen, Spongopilen) erst im Carbon zur Fjitfaltung gekommen zu sein (Rüst, 1892,
Taf. XV, Fig. 1, 2).
Allgemeines über Variabilität
Der großen Konstanz, mit welcher sich manche Radiolarientypen durch lange geologische
Perioden hindurch forterhalten haben, steht in anderen Gruppen eine außerordentliche Variabilität
der einzelnen Charaktere gegenüber. Namentlich bei den vielgestaltigen und kompliziert gebauten
Skeletten der größeren Tripylcen giebt es wohl kaum ein äußeres, systematisch verwertbares
Merkmal, welches nicht, bald in dieser, l>ald in jener Gruppe in hohem Maße variabel wäre, und
auch bei den anderen Radiolariengruppen, welche ich untersucht habe, kehrt diese Erscheinung
wieder, wenn ihr auch, entsprechend dem einfacheren Skelettbau, engere Grenzen gezogen sind.
Natürlich ist die Erscheinung der Variabilität, welche bei den Radiolarien wohl deutlicher
als bei anderen Protozoengruppen >) hervortritt, den früheren Beobachtern nicht entgangen. Vor
allem hat Habckel (Rep., § 156 u. a. a. O.) auf die große Veränderlichkeit vieler Formen und
auf das Vorkommen zahlreicher „malac specics“ oder „ÖARwiN’scher Arten“ hingewiesen und
darin einen wichtigen Beweis für die allmähliche Transmutation der Arten im Sinne
Dar wim ’s gesehen.
Wer heute, 20 Jahre nach dem Erscheinen des Reports» bei der Bearbeitung einer formen-
reichen Gruppe an das Kapitel der Variation hcrantritt, der sieht sich vor ein wesentlich kom-
plizierteres Problem gestellt Denn kein anderes Gebiet der Biologie befindet sich zur Zeit mehr
im Stadium der Gärung und Umwälzung als die Variations- und Artbildungslehre. Insbesondere
unter dem Einfluß der Arbeiten von H. de Vries sind die Begriffe in den letzten Jahren in
mannigfacher Weise geschieden und verschoben worden, und vor allem fehlt dem Oberliegriff,
dem der Variabilität selber, eine allgemeiner anerkannte Fassung 2). Wenn nun auch die Botaniker
und Pflanzenzüchter, dank ihrem günstigeren Objekt, bereits beginnen, festeren Boden unter sich
zu fühlen, befindet sich die Zoologie noch in den Anfangsstadien der Bewegung.
I) Angsben über Variabilität hei polythaUmrn Thaltmnphorefi finden »ich bei RlU'MBlXA (1901 u. a. a. O.), Ober die der
monothnlatncn bei RKI'KAtrr (1905).
*) So »agt auch II. l»K VktES (1901, S. ja); „Nicht* i»t variabler als die Bedeutung de« Worte* Variahiliut.“
IÖO
Dicirtized bv Goo
Tlefo««-R adinlarien .
637
Praktisch äußert sich dies darin, daß bei der Behandlung des Gegenstandes die Be-
obachtungen nicht von vornherein von bewährten Gesichtspunkten aus gruppiert werden können,
sondern daß mehr, als dies vielleicht in anderen Kapiteln der Fall ist die sachliche Aufzählung
und Besprechung der Finzelbefunde von ihrer theoretischen Beurteilung getrennt werden muß.
Wir werden daher zunächst mit der Frage zu lieginnen haben: welche Charaktere
der Radiolarien sind variabel im allgemeinsten Sinne des Wortes, d. h. in der
Weise, daß sie innerhalb der kleinsten, noch scharf abgrenzbaren Individuen- und
Formengruppen, also der LiKNä’schcn Arten oder Großarten1), merkliche Abände-
rungen morphologischer oder physiologischer Natur zeigen?
Bei dieser Definition dürfte der Begriff „Variabilität", wie ich vorausschicken möchte, alle
zur Zeit in Diskussion befindlichen Formen von Variationen und Mutationen umfassen, nämlich
die Somationen [d. h. die nichterblichen Ernährung»- und Standortsmodifikationen2], die
echten Monstrositäten (d. h. die pathologischen Abweichungen, soweit sie nicht als Ent-
wicklungshemmungen einfacherer Art zu lietrachten und unter die retrogressiven Mutationen zu
zählen sind), die fluktuierenden Variationen, die retrogressiven und degressiven
Mutationen, welche vielleicht als Partial mutationen2) zusammengefaßt werden können, die
Halb- und Mittclrasscn de Vries’ und die Totalmutationen vom Otnothera- Typus
(progressive Mutationen de Vries').
Eine zweite Frage, welche ebenfalls zum Teil noch auf dem Wege der Beobachtung be-
handelt werden kann, lautet: auf welchen Abweichungen vom normalen Verlauf
der Ontogenese beruhen die einzelnen zur Beobachtung gelangten Formen
der Variabilität, und durch welche (innere und äußere) Faktoren sind jene Ab-
weichungen bedingt?
Daran reiht sich die dritte Frage: welcher der oben aufgczählten Kategorien
sind die beobachteten Variationen einzureihen?, sowie die freilich auf unserem Ge-
biete nur mit großer Vorsicht zu beantwortende Schlußfrage: welche Variationen sind bei
den Radiolarien als artbildend zu betrachten?
Die beobachteten Variationen.
Unter den Variationen im oben erwähnten, allgemeinsten Sinne des Wortes haben einige,
nämlich die sämtlichen pathologischen Vorkommnisse (sowohl echte Monstrositäten wie Ent-
wicklungshemmungen), bereits früher eine Besprechung gefunden. Alle anderen Variationen sens.
latiss. sollen in folgender Zusammenfassung vorläufig miteinander vereinigt werden, wobei jedoch
gleich von vornherein (nicht um einen neuen Vorschlag zu machen, sondern ausschließlich für den
augenblicklichen Zweck dieser Arbeit) diejenigen Variationen, welche unter natürlichen Bedingungen
auch innerhalb engster Verwand tschaftskrcise (bei Geschwistern, bei aufeinander
folgenden Generationen) nebeneinander auftreten können, als Variationen ersten Grades
(primäre Variationen) bezeichnet werden, ln einigen Fällen läßt sich auch bei den Radio-
l) Vergl. II. I>R VklKM, 1901, S. 117; Kkt'HWUTU, 190$, S. 10; sowie auch DOlttktF.iN, 1902, S. 401.
>) Vergl. Plate, 1908, S. 5*.
Jl Vergl. 1908. S. 3(12. Pi ate (19081 hat lur diese Gnt]>|>; die Rr/eichnung S pru ng b las lo va riali on cn vorgeschlagen.
l6l
DcuUcJu T.clwtCapMlitioa B4. XIV
8l
638
Valentin Haktkrk,
laricn, trotz mangelnder Experimentaluntersuchung, wirklich nachweisen, daß bestimmte Variationen
einen primären Charakter halten, dann nämlich, wenn für die Träger dieser Varianten eine
genetische Zusammengehörigkeit festgestellt werden kann (Einzeltiere einer Kolonie),
oder wenn es sich um sogenannte partielle Variationen handelt, also um Unterschiede zwischen
homonomen, vielfach nacheinander zur Entwicklung gelangenden Organen eines Individuums
(Radialstacheln der Aulacanthiden, die beiden Halbschalen der Conchariden). ln anderen hallen
bildet das gleichzeitige Vorkommen mehrerer Variationen an einer und derselben Oert-
lichkeit wenigstens einen Hinweis auf ihren primären Charakter. Variationen zweiten
Grades (sekundäre Variationen) werde ich solche nennen, welche mit der typischen
Form sicher ebenfalls in genetischem Zusammenhang stehen, die aber in der Gegenwart vor-
zugsweise bei räumlich getrennten Individuen (geographisch lokalisierten Formen) wahr-
zunehmen sind.
Nach rein äußerlichen Gesichtspunkten können die bei den Radiolarien vorkommenden
Variationen in folgender Weise gruppiert werden:
1) Größen- Variationen. Größenunterschiede in Form von primären oder auch von
sekundären Variationen finden sich in allen Tripyleengruppen und wurden auch bei Sphärellarien
vielfach beobachtet Sie treten namentlich bei allen denjenigen Formen deutlich hervor, welche
eine geschlossene, eines weiteren Wachstums nicht mehr fähige Schale besitzen, während bei den
Phäodiniden und vielleicht auch bei den Aulacanthiden die Vorgefundenen Größendifferenzen zum
Teil auf Altersunterschieden beruhen (Syst Teil, S. 9, 49). Vor allem zeigen die meisten Chal-
lengeriden Größenunterschiede ausgesprochen individueller Natur (vergL S. 564, Tabelle).
Bei Formen mit isolierten Skelettstücken können letztere ebenfalls eine beträchtliche partielle
Variabilität aufweisen. Erwähnt seien vor allem die Conchariden (z. B. Conchidium rhynchonella,
Taf. LX, Fig. 464), deren Halbschalen vielfach von ungleicher Größe sind, sowie T ha Jas so xa n th tu m
mixtum (Syst Teil, S. 395, Textfig. 51), bei welchem die Kinzelstrahlen der Spicula zwischen
wenigen Hundcrstelmillimetem und 0,5 — 0,6 mm schwanken.
Ob die Größenvariationen dem Qu£rELETschen Gesetze folgen und sich also durch
GAtroN-Kurven darstellen lassen, und ob z. B. für Formen, welche in eine Zwerg- und Riesen-
rasse zerfallen {Aulacant ha sco/ymantha u. a) eine ausgesprochen zweizipfelige Kurve Giltigkeit
hat, habe ich nicht ermittelt
2) Form Variationen. Abweichungen in der Gestalt der Schale wurden bei allen von
mir untersuchten Radiolariengruppen gefunden und tragen, da vielfach am gleichen Fundorte
alle möglichen Uebergänge zur Beobachtung kamen, mindestens in sehr vielen Fällen den Charakter
von primären Variationen. Vielfach kann auf Grund von Schwankungen sicherlich primärer
Natur eine stereomeirischc „Grundform“ in die andere übergeführt w-erden: so finden sich bei
manchen Aulosphäriden und Castanellidcn Uebergänge von der normalen Kugelgestalt zur mon-
axonen Ei- oder breiten Bimenform (Taf. XXXIV, Fig. 260; Taf. XXXVII, Fig. 283). Solche
Fälle mahnen zur Vorsicht bezüglich der systematischen Verwertung der Gesamtform, und bei
einer Revision des Systems speciell der Sphärellarien wird sicher diesen Verhältnissen Rechnung
getragen werden müs.sen (vergL Syst Teil, S. 440).
Bemerkenswerte Form Variationen, sei es primärer, sei es sekundärer Art, weisen nament-
lich folgende Tripyleen auf:
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T icfx*-Ka<tiol*rira.
639
Aulosf>haera bistemaria (kugligc, ellipsoidischc oder ovale, bim- oder ballonförmige, seltener
annähernd spindelförmige Varianten), Sagenoarium Chnni (breit-ovale, bimen-, Spindel- und herz-
förmige Typen, vergL Taf. XLVII, Fig. 362, 364, 366), Tusearantha Brauen (vierseitig-pyramidale,
dreiseitig-pyramidale und dreieckig-schildförmige Gehäuse, Taf. XXVII, Hg. 20g, 210), Ttuca-
rautha Luciae (bedeutende Abweichungen in der Linienführung der ballonförmigen Schale,
Taf. XXVI, Fig. 205, 206; Taf. XXVII, Fig. 207), ChaUengeria Naresi (kreisförmige und ovale
Schalenumrisse, Taf. XLVI1I, Fig. 370; Taf. XLIX, Fig. 377), Protocystis Madeari (Schalenumriß
annähernd kreisförmig oder leicht spiralig eingerollt, der Dreiecksform sich nähernd, Taf. L,
Fig. 410), sowie endlich Corlografihis reg/na mit ihren mannigfachen Schalentypen (Text fig. 190).
Primäre Formvariationen partieller Art finden sich bei den Aulacanthiden. Abgesehen
von der variablen Zahl der Acste, auf welche untern besonders eingegangen werden soll, zeigen
die Radial stacheln desselben Individuums häufig mannigfache Formverschiedenheiten, welche aller-
■ 63
640
Valentin Hafikfk,
dings zum Teil den Charakter von Entwicklungshemmungen verschiedenen Grades hahen (Kuppen-
nadelri von Aulospathis, S. 601, Textfig. 178, u. a.), zum Teil aber wirkliche Partialvariationen
darstellen. Zu letzteren gehören nach meiner Ansicht insbesondere die verschiedenartigen Stachel-
typen von Aulokleplts (Tal. VI; Taf. XLI1— XLIII).
Vielleicht wäre es möglich, auf irgend eine Weise die Formschwankungen, instiesondere
die ölten erwähnten Variationen der Gesamtgestalt, graphisch darzustellen und auf diese Weise
in ihre Natur weiter einzudringen.
3) Variationen der Masse und der feineren Struktur der Skelettsub-
stanz. Die Masse der abgeschiedenen Skelettsubstanz und damit die Derbheit der Skeletteile
ist großen Schwankungen, welche sicher zum Teil primärer Art sind, unterworfen. So zeigt bei
einzelnen Castanidium-Ar\m und ebenso bei Oroscena regalis die Dicke der Skelettbalken eine
sehr beträchtliche Variabilität (Syst. Teil, S. 410, Textfig. 65 — 68), und das gleiche gilt für die
Wandung der Hohlstacheln der Aulacanthiden.
ln den Fällen, in welchen man am Skelette eine äußere Lage („primäre Kieselrindc“
bei komplizierter gebauten Aulacanthidenstacheln, „Grenzlamellen“ bei gehäuseähnlichen Skeletten)
und eine F'üllsubstanz zu unterscheiden hat, ist nicht nur die Dicke der ersteren, sondern
auch die Spongiosastniktur der letzteren primär und sekundär veränderlich. Beispielsweise kann
im Formenkreis der Tustarilla nalionulis-sculcllum die Spongiosa bald grohschaumiger, bald fein-
schaumiger sein, wie der Vergleich einer von Borgert (1905, Taf. IX, Fig. 4) gegebenen, auf
die atlantische T. nalionalü bezüglichen Abbildung mit dem von einer südindischen Form
(T. scute/lum ) stammenden Schalendurchschnitt (Taf. XXIV, Hg. 184) zeigt; ebenso variiert bei
Ckalltngeria Naresi die Form der Porenkämmerchen (Syst. Teil, S. 247, Textfig. 28), bei Piv/o-
cystis Thomsoni die Struktur des „Palissadenkörpers“ (S. 256, Textfig. 30); bei den beiden ein-
ander sehr nahestehenden, im „ V ald i via“- Material gefundenen A//antice//a- Arten zeigen die taschen-
förmigen Kämmerchen der RadiaLstacheln sehr verschiedene Struktur- und Anordnungsverhältnisse
(S. 291, Textfig. 34), und ähnliche Unterschiede primärer und sekundärer Art ließen sich noch
für die Füllsubstanz zahlreicher anderer Formen nachweisen.
Es sei im Zusammenhang damit noch auf die Aulacanthidenstacheln hingewiesen, in deren
distalen Partien die gallertige Füllung vielfach durch „sekundäre Kieselsubstanz“ ersetzt sein kann.
Zuweilen mag es sich auch hier um Variationen sekundärer oder sogar primärer Art handeln,
z. B. wenn wir sehen, daß bei Au/ophytm tetronyx Immf.rmann die Terminaläste hohl, bei der
im übrigen ganz gleichgestaitcten Auhgrapkis uncinata dagegen massiv, d. h. mit sekundärer
KieseLsubstanz ausgefüllt sind (vergl. Syst. Teil, S. 32, sowie Immermann, 1904, Taf. VI, Hg. 10,
und Taf. V, Fig. 8). Variationen primärer Art sind es jedenfalls, wenn bei verschiedenen Formen
von Au/oetros der Achsenkana! der Terminaläste bald deutlich erhalten, bald vollkommen ver-
schwunden ist (Taf. III).
4) Variationen der Weite und des Abstandes der Poren. Zum Teil in Ab-
hängigkeit von den Größenvariationen, so bei den Aulosphäriden. zum Teil unabhängig davon,
wie z. B. bei vielen Castanellidcn, gehen beträchtliche Schwankungen in der Weite, im gegen-
seitigen Abstand und damit auch in der Zahl der Poren der Gitterschale. Namentlich bei ver-
schiedenen Cashmutium-ArXen treten große Differenzen in der Porenweite auf, und zwar sind
nicht nur die Poren an einem und demselben Individuum von sehr variabler Größe (Taf. XXXV11,
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Tirfsce-RnJioUncn
64 I
Fig. 282, 283), sondern es können auch nebeneinander erbeutete, offenbar zu einer Art gehörige
Individuen beträchtliche Unterschiede aufweisen. Kerner können die Poren bald näher zusammen-
gedrängt sein, bald entfernter voneinander stehen, so daß das Verhältnis von Porenweite und
Balkendicke ebenfalls ein sehr wechselndes ist
Daß bei diesen Verhältnissen Unterschiede primärer Art eine große Rolle spielen dörften,
wird durch einige Conchariden bewiesen, bei welchen die beiden Halbschalen bei gleicher
oder ungleicher Größe und Gestalt in vielen Fällen eine sehr verschiedenartige Beschaffenheit
der Poren zeigen. Besonders deutlich tritt eine solche bei dem allerdings teilweise monströsen
Exemplar von Camhopsis pilidium hervor, welches in Fig. 486 (Taf. LXII) abgebildet Ist aber
auch bei zahlreichen normalen Individuen mehrerer Conchopsis - und Conciiuim m-\ rten sind ähn-
liche Gegensätze zu bemerken. Bei dem in Fig. 463 (Taf. LX) wiedergegebenen Conchidium
Urebralula tkecidium erstreckt sich der Unterschied der beiden Halbschalen auch auf die ganze
Anordnung der Poren, sowie auf die zwischen den Porenreihen sich erhebenden Cristen, welche
bei der einen Schale vorhanden sind, bei der anderen dagegen fehlen.
Sehr variabel ist auch die Zahl der Basalporen, welche sich im Umkreis der Stachelwurzeln
der Circoporiden und Tuscaroriden finden und, wie wir sahen, den Poren der Castanelliden homo-
log sind (vergl. z. B. Taf. XX, Fig. 176, 177), und ebenso sind die Porengänge der Tuscaroriden,
welche, wie im ontogenetischen Teile gezeigt wurde, höchst wahrscheinlich Bildungen anderer Art
darstellen, offenbar nach Zahl und Anordnung größeren Schwankungen unterworfen (vergl im
Syst Teil, S. 189, die Bemerkungen zu Tuscarilla nalionaiii).
5) Variationen der Bedornung. Bei denjenigen Formen, bei welchen die Radial-
stacheln oder die Balken der Gitterschale eine unregelmäßige Bedornung aufweisen, kann letztere
in sehr verschiedenem Grade ausgebildet sein. So finden sich z. B. bei den Tuscaroriden in
dieser Hinsicht beträchtliche, offenbar individuelle Unterschiede. Unter anderem sei auf Tusca-
ridium cygncum hingewiesen (Taf. XXVI, Fig. 204), welches von Habckel hauptsächlich unter
Berücksichtigung der wechselnden Bedornung des Peristoms und der Radialstacheln unter zwei
Artbezeichnungen beschrieben worden Ist
Auch bei Otoscetia regalis gehen mit Variationen der Maschenweite und Balkendickc be-
trächtliche Unterschiede in der Bedornung Hand in Hand, und zwar derart daß im allgemeinen
die Individuen mit großen Maschen und dünnen Gitterbalken eine reichlichere, diejenigen mit
engen Lücken und derlien Balken eine schwächere Bedornung aufweisen (Syst Teil S. 410,
Textfig. 65 — 67, sowie S. 427). Möglicherweise handelt es sich hier nicht um eigenüich individuelle
Verschiedenheiten, sondern um solche ontogcnetischer Art
6) Variationen der Zahl der radiären Skelettelc mente. Die Zahl der Radial-
stacheln ist bedeutenden und zwar sicher vielfach primären Schwankungen unterworfen, doch
kommen bei den Aulacanthiden auch Unterschiede ontogenetischer Art in Betracht Nur bei der
Mehrzahl der Grcoporiden ist die Zahl der Stacheln aus statischen Gründen, im Zusammenhang
mit der regelmäßig polyöd rischen Ausgestaltung der Schale, streng fixiert worden und hat die
Bedeutung eines Artmerkmals gewonnen.
Bei den meisten Formen mit ausgesprochener Gitterschale (Aulosphäriden, Sagosphäriden,
Castanelliden, Sphärellarien) erhebt sich in jedem Knotenpunkt je ein Radialstachel Die Zahl
der Radialstacheln ist demnach von der weiteren oder engeren Beschaffenheit des Gitterwerkes
>65
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642
V ALU« TIN HaECKER,
abhängig. Doch kommen auch Abweichungen nach der einen und nach der anderen Richtung
vor: so tragen z. B. unter den Aulosphäriden die Auloscenen nur auf denjenigen Knotenpunkten
Radialstacheln, welche die Spitzen der pyramidenförmigen Schalenerhebungen bilden (S. 485,
Textfig. 109), andererseits giebt es Castanelliden, bei welchen eine Art Wucherung der radialen
Skelettelemente in der Weise stattgefunden hat, daß sich auf jedem Knotenpunkte der Schale
2 oder 3 Nebendornen erheben (Taf, XXXIV, Fig. 257). Bezüglich des Auftretens vollkommen
stachelloser Varianten sei auf das früher Gesagte (S. 596) verwiesen.
Ist eine Differenzierung der radiären Skelettelemente in Hauptstacheln und Nebendomen
eingetreten, wie bei den Castanelliden unter den Tripyleen und bei den Astrosphäridcn unter den
Sphärellarien, so kann das zahlenmäßige Verhältnis zwischen beiden Typen ein wechselndes sein
(vergl. verschiedene Formen von Castanidium, Taf. XXXVI, Fig. 273, 274 u. a.).
Auch gewisse, besondere Modifikationen der Radialstacheln, so die Pylomstacheln mehrerer
Castanidmm- und die Pylomzähne der Cas/ane//a-Arten (Taf. XXXVII, Fig. 283: Taf. XXXIV,
Fig. 260 — 265), die Randstacheln vieler Challengeriden und diejenigen von Heliodiscus (Taf. LXXX,
Fig. 578 — 580), sind hinsichtlich ihrer Zahl variabel.
Ein besonderes theoretisches Interesse dürften diejenigen Zahlenschwankungen besitzen,
welche sich bei den mit einer geringen Zahl hochdifferenzierter Radialstac-heln
ausgestatteten Formen vorfinden. Diese Varianten, die ich in meiner ersten Mitteilung (1904)
in vorläufiger Weise als Stachelmutanten bezeichnet habe, sind, abgesehen von einigen Circo-
poriden und Challengeriden, hauptsächlich bei den Tuscaroriden zu beobachten. Sie erstrecken
sich hier sowohl auf die oralen, wie auf die ahoralen Radialstacheln, und zwar kann die Zahl
der ersteren und letzteren, wie namentlich Tuscarii/a camfvmclla (Taf. XXV, Fig. 193 — 195) zeigt,
unabhängig variieren.
Bei jeder Species bilden die vorkommenden Varianten eine einfache, aus 2, 3 oder 4
aufeinander folgenden Zahlen bestehende Reihe, und zwar sind die mittleren Zahlen
stets am häufigsten vertreten, während die Extreme seltenere Abweichungen bilden. Die Vari-
anten folgen also dem QuCTELEr'schen Gesetz, und ihr Häufigkeitsverhältnis läßt
sich durch ein Variationspolygon oder eine G»iros-Kurve darstellen. So erhält man
z. B. ein typisches (annähernd symmetrisches) Häufigkeitspolygon (Textfig. 200), wenn man die
Anzahl der 2-, 3-, 4- und 5-stacheligcn Individuen von Tuscarrtta tubulosa (S. 582, Textfig. 165)
als Ordinaten, die Stachelzahl als Abscissen aufträgt Leider stehen mir keine vollständig
genauen Zahlcnangaben für das ganze von der „Valdivia“ befischte Gebiet zur Verfügung, da eine
größere Anzahl namentlich indischer /«irz/oja-Exemplare bereits in Schnitte zerlegt war, ehe ich
mich mit dem Variationsproblcme genauer beschäftigte. Das Häufigkeitspolygon (Textfig. 200)
bezieht sich daher nur auf die im tropischen Atlantik und im Benguelastrom erbeuteten Exem-
plare, und auch für diese war es nicht möglich, eine absolute Genauigkeit zu erzielen, da für
die Stationen 73 und 74 nur das ungefähre Zahlenverhältnis der 3- und 4-stacheligen Exem-
plare feststeht '). Trotz dieser Mängel dürfte aber das Polygon ein im allgemeinen zutreffendes
Bild von dem Häufigkeitsverhältnis der verschiedenen Varianten geben.
1) Ich habe bei der Herstellung des Polynom für St. 73 10 3 -stachelige und 6 4-stachelige. für St. 74 je 9 3. und 4-stachelige
Individuen berechnet (vergl. Syst. Teil, S. 235, Tnbellc).
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Tiefaee- R adioLarien.
643
Ein ähnliches Bild erhält man, wenn man für Tuscarantha Rraueri die Gau ON'Kurve
aufstellt (Textfig. 201). Von dieser Tusearoride besitze ich genaue Notizen bezüglich der
Individuenzahl, welche die einzelnen Varianten in der „Valdivia“-Auslieute zeigten: es waren
9 Individuen mit 2 Aboralstacheln, ein intermediäres Individuum (mit dreikantigem Gehäuse,
aber mit nur 2 Aboralstacheln), 24 3-stachelige Individuen und ein 4 -stacheliges. Trägt man in
diesem Falle ähnlich, wie dies üe Vries (1903, S. 217, Fig. 29) in seiner Besprechung der
tricotylen Keimpflanzen getan hat, auch die Zahl der intermediären Vorkommnisse als eine be-
sondere Ordinate ein, so erhält man eine zweigipflige Kurve, in welcher das Hauptmaximum
durch die 3-strahlige, ein Nebenmaximum durch die 2-strahlige Variante gebildet wird.
Die Stachelvarianten der Tuscaroriden haben in einigen Fällen sicher den Wert von pri-
mären Altänderungen. Dies wird bewiesen durch die wiederholt herangezogene (unvollständige)
Kolonie von Tuscarella g/obosa Chuni, in welcher
4 5-strahlige Individuen mit einem 6-strahligen durch
eine gemeinsame Gitterschate verbunden waren. Da
diese Individuen von einem und demselben Mutter-
individuum abstammen müssen, so ist in diesem
Fall die Variabilität als eine individuelle fest-
gestellt.
Fitf. xoo.
Fi|j. 700. HAufigkeit* polygon für Tusearetta tubuhta { Atlantik und BcngucUitrom ). Die Ahscwen geben die Zahl der
AboraUucbcln, die Ordinalen die Iitdividuen/ahl an.
Fig. 201. IDufigkciMpnlygon für Tuuaretta Rraueri. im =» IntcnnediSrforra.
Daneben läßt sich aber zeigen, daß beim Uebergang aus den wärmeren Meeren in die
kälteren Gebiete die Zahl der Radialstacheln zunimmt, so daß eine allmähliche Verschiebung
des Ku rven -M axi m u m s stattfindet, wenn man die Variationsverhältnisse der nämlichen Art
an verschiedenen Fundorten graphisch darstellt. So würde man z. B. von Tuscarrtta tubulosa
zwei Kurven mit dem Maximum bei j, bezw. bei 4 erhalten, wenn man einerseits die tropisch-
aüantischen, andererseits die Individuen des Benguelastromes ins Auge fassen würde, und ebenso
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VAIJEKTIN H .UECKER,
würden die zwei Varianten von T. g/obosa (die süd atlantische und die antarktische) zwei neben-
einanderliegende und ineinander geschobene Kurven mit den Maximis in 4 und 5 liefern.
7) Weitere Variationen der Radialstachcln. Die radiären Skelettelemente
(Hauptstacheln, Nebendomen) zeigen außer in der Zahl auch in verschiedenen anderen Ver-
hältnissen erhebliche, jedenfalls großenteils primäre Schwankungen. So kann z. B. ihre An-
ordnung variieren, indem speciell bei Castanclliden ( Costa nid tum solj an der Pylomseite der
Schale eine dichtere Häufung zu stände kommt. Ferner findet man Abweichungen in der
Wachstumsrichtung der Sticheln, indem z. B. liei TuscaranÜta Luciac (Taf. XXVI, Fig. 205X
Euphysetta elegans (Taf. LIII, Fig. 435) u. a. die ApicaLstacheln entweder in der Richtung der
Hauptachse liegen oder einen Winkel mit dieser bilden. Sehr beträchtliche Schwankungen zeigt
auch die Länge der Stacheln, z. B. bei manchen Castanelliden ( Costa nid turn longispinum) , sowie
bei den Häckelianen, Planktonetten und Cölodendriden, und ebenso kann ihr Verlauf größere
oder geringere Abweichungen von der Geraden zeigen. So treten schlangenartige Krüm-
mungen bei Castanidium Moscleyi (Taf. XXXIX, Hg. 294) und ebenso bei O roser na regal is
offenbar als primäre Variationen auf, während spiralige (schraubenförmige) Drehungen, den
„Zwangsdrehungen“ bei Pflanzenstengeln vergleichbar (vergl. de Vries, 1903, S. 230), beim
Apicalhom von Lamprocyclas maritalis beobachtet wurden.
Endlich sei hervorgehoben, daß auch die blasigen A u f t r e i b u n g e n der Stachclspitzc
und ebenso die pyramidenähnlichen Basalsockel der Radialstacheln in sehr ver-
schiedenem Grade ausgebildet sein können, so erstere bei Aulospathis variabilis bifurea (Taf. VII,
Fig. 72 — 75), letztere bei den Varianten von Castanidium Moscleyi (vergl. Taf. XXXIX,
Fig. 293, 294)-
8) Variationen der Verzweigung der Radialstacheln. Die theoretisch wich-
tigsten Variationen sind, abgesehen von den Zahlenschwankungcn der Radialstacheln, die Ab-
weichungen in ihrer Verzweigungsweise. Denn erstens lassen sich diese Veränderungen, wenigstens
in vielen Fällen, zahlenmäßig zum Ausdruck bringen, und ferner finden sich starke Anklänge
an bekannte Erscheinungen auf botanischem Gebiete, so daß auch bei der theoretischen Er-
örterung an einzelne Grundanschauungen und Ergebnisse der Botaniker angeknüpft werden kann.
Die Zahl der möglichen und thatsächlich vorkommenden Variationen ist infolge der
mannigfaltigen und häufig sehr komplizierten Verhältnisse, welche die Verzweigung der Radial-
stacheln zeigt, eine sehr große. Es sollen daher, um die Uebcrsicht zu erleichtern, die Varia-
tionen der einzelnen Verzweigungstypen gesondert besprochen werden.
In einem früheren Kapitel wurden zunächst drei Hauptverzweigungstypen unterschieden:
der dichotome Typus, der Doldentypus und der monopodiale oder Aehrentypus. Neben diesen
kommen aber einige andere Verzweigungsformen vor, wrelche zum größten Teil auch von den
Botanikern als besondere Typen unterschieden werden.
a) Variationen des dichotomen Typus. Die Dichotomie tritt besonders schön
bei den Radialstacheln einiger Cölodendriden hervor, so in sehr regelmäßiger Weise bei Carlo-
dendrum lappaccum (Tcxlfig. 202). Bei dieser Form Ist die Zahl der Gabelungen ziemlich genau
fixiert, indem sie I>ei den Nasal- und Hauptseitendendriten 7, bei den Postnasaldendriten 5 — 6
beträgt, dagegen macht sich bei anderen Formen in dieser Richtung eine beträchtliche Variabilität
geltend. So kann z. B. bei den häufigsten Coelodcndrum-K rten, l>ei C. ramosissimum und furca-
168
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Tiefi«sR*diolari€D. 64 5
lissimum, die Zahl der Gabelungen an den einzelnen Dendriten zwischen 4 und 6, bezw. zwischen
6 und 9 schwanken.
Auch bei Radialstacheln mit dichotomisch gegalxdten Terminalästen lassen sich derartige
Schwankungen beobachten, so bei Auloceros arborcscms und bei mehreren Coe/ograpkis- und
Coelodrcas- Arten.
b) Ucbergänge zur Trichotomie. Nicht selten , so vor allem bei Coetechinus
wapi/icomis (Taf. LXX, Fig. 518, 519, 521) und bei Cytocladus tricladus (Syst Teil, S. 407,
Textfig. 63) ist zu bemerken, daß in solchen Formengruppen, welche sonst eine ausgesprochene
dichotomische Verzweigungsweise zeigen, die Tendenz hervortritt, zur Trichotomie ü Ix,* r zugehen,
und zwar in der Weise, daß die beiden primären Aeste sich ungleich verhalten. Der eine
gabelt sich regelmäßig dichotomisch weiter,
während der andere unmittelbar über dem
primären Gabelpunkt sich in zwei Aeste spaltet,
die sich ihrerseits regelmäßig dichotomisch ver-
zweigen, Der Abstand der zweiten, unsym-
metrischen von der ersten Gablung ist bei den
verschiedenen Radialstacheln desselben Indivi-
duums variabel (Textfig. 63a u. b), in ein-
zelnen Fällen (Taf. LXX, Fig. 518) können
auch alle 3 Aeste von einem Punkte abgehen,
so daß eine wirkliche Trichotomie zu stände
kommt, deren ursprüngliche Natur aber stets
an anderen Teilen des Skelettes deutlich er-
kennbar ist
c) Variationen des reinen Dol-
dentypus. Beim Doldentypus, wie er z. B.
in besonders ausgeprägter Weise durch einige
Au/ographonium - Arten (S. 484, Textfig. 108;
S. 504, Textfig. 137) repräsentiert wird, kommen
namentlich hinsichtlich der Zahl der Ter-
minaläste beträchtliche Schwankungen, na-
mentlich auch sogenannte jwirtielle (d. h. auf
die einzelnen Radialstacheln desselben Indivi-
duums sich erstreckende) Variationen vor. Die F* 202 Pwtm^idcmirit ™ CMmjrum u+pocrum.
Zahlen Schwankungen folgen dem Quetelet-
schen Gesetze, wie in vielen Fällen schon der Augenschein lehrt, z, B. wenn l>ei Exemplaren
der typischen Au/ospafkis variabilis bifurca vorzugsweise zweizinkige Stacheln (Taf. VII,
Fig. 75), daneben aber einige dreizinkige (Taf. VII, Fig. 72) und einzelne, mit einem
Terminalast ausgestattete (Taf. VI, Fig. 67) auftreten. Die genaue Zählung der einzelnen Stachel-
formen ermöglicht die Aufstellung einer GAMON-Kurve, wie eine solche z. B. für ein Exemplar
von Au/ospathis variabi/is diodon-triodon aus der antarktischen Station 149 in Textfig. 203 (fein-
punktierte Linie b) wiedergegeben ist Das betreffende Exemplar besaß 3 Radialstacheln mit
169
l>ntKlw TtdiM-Eipeditloii lfcyl— 1B99. Bd. XIV, 8 j
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Valentin Haecker,
„Kuppennadeln“ (ohne Terminaläste), 7 mit 1 rudimentären Terminalast, 20 *) mit 2, 1 3 mit 3,
3 mit 4 Terminalästen.
Ist die Zahl der Terminaläste, aus welchen die Dolde zusammengesetzt ist, sehr groß, so
findet man zuweilen, daß die Aeste deutlich paarig angeordnet sind, so z. B. bei AuJoscena
vertu Mus (Taf. XIII, Fig. 136; S. 485, Textfig. 1 10), eine Erscheinung, die bei den Quirlen mehr-
etagiger Radialstacheln (s. unten) wiederkehrt und anzudeuten scheint, daß die vielstrahligen
Dolden m orphogenetisch auf wenig-
strahlige Formen mit teilweise ge-
gabelten Aesten zurückzuführen sind.
Auf den Weg, den dieser Umbildungsprozeß ge-
nommen hat, würden unter anderem auch die Ter-
minalbildungen einiger Cölodendriden, insbesondere
von Coelograpkis antarctiea und coronata (Taf. LXV1I,
Fig. 500 u. 504), hin weisen. Im Zusammenhang
damit steht wohl auch die Erscheinung, daß eine
der häufigsten Variationen , der man bei dolden-
förmigen Radialstacheln liegegnet, in der Gabe-
lung einiger weniger Terminal äste be-
steht Es sei hier nur auf Aulographis pandora,
Aul pentastyla (Taf. I, Fig. 8), Aulographonhim
puhinatum (Taf. XLIII, Fig. 317a), Aulospathis
variabi/is (Taf. VII, Fig. 84) hingewiesen. Das
häufige Auftreten dieser unsymmetrischen Gablungen
erweckt den Eindruck, als ob eine mühsam zurück-
gehaltene Tendenz zu weiterer Teilung immer wieder
da und dort zum Durchbruch käme.
Fig. 203. HStifißkHupolygon fOr die Radialstachcln von
Auhnpathis x-anabtlü. Di« Alncisten g«t*rn die Zahl der Terminals le,
die Ordiiuten die Zahl der Radial* sachein eines Individuum an. a (ans-
gezogen« Linie) bezieht sich auf ein Exemplar (var. triodon-diodon > aus
T.-St. 149. b (punktierte Linie) auf ein Exemplar (triodon-di.xJoo) ans
l'.-St. 14s, c (gestrichelte Linie) auf ein Exemplar (tetrodon-truxkin) ans
T.-St 41.
Außer der Zahl der Terminaläste sieht man auch deren Richtung (Allgangswinkel) be-
trächtlichen Schwankungen unterworfen, so namentlich bei den Aulographis- Arten aus der Tetra-
styla- und Tetra ncistra-Cx ru pj >e (Taf. I, Fig. 9, 10, 14 — 16) und bei Autoeeros ar 60 res eens birameus
(Taf. III, Fig. 24 — 25, 34 — 35). Speciell die Abweichungen bei Aulographis führen schließlich
zu Formen mit vollkommen zurückgebogenen, nach Art von Ankerarmen gegen den Weichkörper
eingekrümmten Terminalästen {Aulographis arcuata, Taf. 1, Fig. 10).
d) Variationen des monopodialcn oder Aehrentypus. Aehrenförmige Radial-
stacheln lassen hinsichtlich der Zahl, der Verteilung, der Größen- und sonstigen Differenzierung*-
I) Darunter J mit schwach ausgebildeten TemünalAsten.
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Tiefste«- Radiolaricn.
647
Verhältnisse der Seitenäste selbstverständlich eine weitgehende Variabilität erkennen. Es sei nur
auf die Radialstachcln von Au/ospatAis rariabi/is aulodendroidts (Taf. VII, Fig. 70, 71) und von
Thalassoihamnus ramosus (Taf. LXXIV, Fig. 538) hingewiesen.
Nicht selten sieht man die Seitenäste mit Vorliebe paarig angeordnet so bei Au/astrum
spinosum (S. 501, Textfig. 131), und ebenso lassen sich alle Uebergänge zwischen der rein mono-
podialcn und der mehrquirligen Anordnung erkennen, so bei Au/ospharra vcrticillala (Taf. XII,
Fig. 128, 129) und labradoriensis (Fig. 126, 127).
e) F'alsche Dichotomie Eine sogenannte falsche Dichotomie im Sinne der Botaniker 1)
kann dadurch zu stände kommen, daß bei einem ährenförmigen Radialstachel die Spitze des
Schaftes unterdrückt wird und das oberste Paar von Seitenästen eine apicale Gabel bildet Einen
Fall einer solchen falschen Dichotomie stellt viel-
leicht eine bei Cotbgraphis regina gefundene
Doppelbildung (Taf. LXVI, Fig. 498 a; S. 639,
Textfig. 199, linkes Exemplar, rechts unten) dar,
falls es sich nicht um ein Spaltungsmonstrum han-
delt (vergl. S. 597). Ferner gehören wahrscheinlich
hierher die zweizinkigen Peristom Varianten von
Prolocystis Ziwmsoni (Syst Teil, S. 256, Textfig. 30 a)
und P. varians. welche wohl dadurch zu stände
kommen, daß an dem normalerweise dreizinkigen
Peristom der mittlere unpaare Zahn unterdrückt ist
I) Sympodialer Typus. An einen sym-
podial verzweigten Pflanzenstengel, bei welchem im
einfachsten Fall an den einzelnen Knotenpunkten
abwechselnd ein linker und ein rechter Seitensproß
zum Hauptsproß wird, erinnern manche wellen-
förmig gebogene Radialstacheln von Aulospathis
pinus (Textfig. 204), welche an jeder Umbiegungs-
stelle einen Seitenast abgeben. Zwischen ihnen und
den ganz geraden Stacheln bestehen alle Uebergänge.
Die ebenfalls an Sympodien erinnernden zickzackförmigen Ankerfädchen von Coe/othyrsus
und Coelodrymus (Textfig. 205) stellen sich gegenülier den geraden Ankerfädchen anderer Formen
ebenfalls als Varianten und zwar als solche zweiter Ordnung dar.
g) Variationen bei abgeleiteten Verzweigungstypen. Kompliziertere Ver-
zweigungstypen können in der Weise zu stände kommen, daß entweder die bisher besprochenen
Typen sich miteinander kombinieren, oder daß die einzelnen Aeste der Radialstacheln in ver-
schiedener Weise differenziert werden.
Schon die einfach und ganz regelmäßig erscheinenden dichotomischen Verzweigungen der
Radialstacheln von Auloceros und Cotlodendrum (Textfig. 202) stellen, sofern die Terminal-
äste mit Spathillen endigen, streng genommen einen komplizierten Verzweigungsmodus
Fig. «»4. Nadel von Anlo-
sfiathis pinus.
Fig. 105. Ankerfädchen
von (VWymw aruorotus.
Nach Haeckel, Rep.. tab.
121, Fig. IO.
t) Eine andere Form der falschen Dichotomie entsteht bei Pflanien, indem eich neben dem Haupttproß ein SeiteosproJJ senk-
recht erhebt und mit enterem eine »ynunetmehe Gabel bildet.
>7t
•t*
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Valentin IIaeceee,
dar. Denn die Zähnchen der Spathillen sind ja, ontogenetisch betrachtet, nichts anderes als die
äußersten, vom dichotomischen Typus mehr oder weniger stark abweichenden Endverzweigungen.
Damit ist aber auch bei sonst regelmäßig dichotomischen Formen die Möglichkeit einer weit-
gehenden Variabilität gegeben, insofern die Spathillen hinsichtlich ihres Ausbildungsgrades
und bezüglich der Zahl der Zähnchen sehr beträchtliche Schwankungen primärer und sekun-
därer Art aufweisen können. So können bei sehr nahestehenden Formen die Spathillen
entweder in typischer Weise als bezähme Endscheibchen ausgebildet sein (S. 484, Textfig. 107)»
oder sie stellen einfacher gebaute Zackenkronen mit oder ohne axialen Enddom (Textfig. 108)
oder Endknöpfchen mit einem Besatz von winzigen Domen dar, oder sie können überhaupt ganz
fehlen. Uebergänge der verschiedensten Art finden sich z. B. bei den Unterarten von Auloceros
arb&rescens (Taf. III).
Verschiedene Varianten weisen mit Bestimmtheit darauf hin, daß die Spathillen in der
That morphogenetisch von der dichotomischen Verzweigungsform abzuleitcn sind. So sind z. B.
die Terminaläste von Aulograpkis tdrastyla (Taf. I, Hg. 10) gewöhnlich am äußersten Ende
einmal gegabelt, und die kurzen Sekundärästchen sind an ihrer Spitze mit 2 Zähnchen aus-
gestattet, bei einer antarktischen Variante dagegen tritt an Stelle der beiden zweizähnigen Sekundär-
ästchen eine eigentliche Spathille mit 4 kräftigen Zähnen (vergl. auch die Variante von Au L
pentastyta und Au/opdasus charoides, Taf. V, Fig. 47 — 48). Aehnlichc Verhältnisse liegen !>ei
Sagenoarium Omni (Taf. XVIII, Fig. 165) und Sagoscena ßoribunda (Taf. XV, Fig. 150) vor, in-
sofern hier die Aeste der terminalen Quirle bald deutlich gegabelt sind, bald eine zweiteilige
Si>athille tragen.
Eine zweite Form eines komplizierten Verzweigungsmodus zeigen diejenigen Radialstacheln,
welche mit mehreren übereinander gelagerten Astquirlen ausgestattet sind. Bei Att/o-
spathis (Taf. VII) sind es deren nur zwei, dagegen tragen die Radialstachcln mancher Aulosphäriden
und die Apicalstacheln der Sagosphäriden vielfach eine beträchtlich größere Zahl von Quirlen,
denen sich in proximaler Richtung noch einige unregelmäßig stehende Seitenästchen anschließen.
Bei Aulosphacra dcgantissbna (S. 502, Textfig. 132) und AuL vcrticillaia können bis zu 12 Ast-
quirle auftreten.
Bei derartigen mehretagigen Radialstacheln zeigt nun sowohl die Zahl der Astquirle wie
die Zahl der Strahlen oder Speichen jedes einzelnen Quirles eine l>eträchtliche individuelle und
namentlich partielle Variabilität Von Interesse sind namentlich diejenigen Varianten, welche eine
paarige Anordnung der Quirläste aufweisen. So bestehen bei Aulosphacra elegant iss ima
(Textfig. 132) die einzelnen Quirle entweder ziemlich regelmäßig aus 8 oder aber aus 4 gleich
an der Basis gegal>elten Aesten, und lx.*i Sagenoarium verUciüatum (Taf. XVIII, Fig. 164) sind die
unteren Quirle häufig durch paarig angeordnete Aestchen vertreten. Aehnliches gilt auch für
Aulosphacra labradoriensis (Taf. XII, Fig. 129), Aul. trispathis, Aulastrum sprnosum (S. 501,
Textfig. 131), Sagoscena degans (Taf. XV, Fig. 151) u. a.
Diese Varianten finden in den Dolden mit paarig angeordneten Aesten, wie sie bei Au/o-
setna verticillus (S. 646) Vorkommen, und in den Zwischenformen zwischen Dichotomie und
Spathillenbildung (s. oben) eine Parallele. Jedenfalls geht aus der Gesamtheit aller dieser Be-
obachtungen mit Bestimmtheit der enge genetische Zusammenhang zwischen
Dichotomie, Dolden-, Quirl- und Spathillen bildung hervor. Die großen Ast-
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Tiefsee-RadioUrirn.
649
zahlen, «eiche manche Dolden und Quirle aufweisen, «Orden demnach (ontogenetisch und phylo-
genetisch) auf eine verfrühte dichotomische Gablung der ursprünglich angelegten Acste zurück-
zuführen sein, ebenso wie beispielsweise die Tricotylie und Tetracotylie der Keimpflanzen auf
einer Spaltung der beiden normalen Blätter beruht (de Vkies, Bd. II, 1903, S. 214)1). In ähn-
licher Weise würden sich Spathiilen mit zahlreichen Zähnen gewissermaßen als Proliferationen
der letzten Aestchen dichotomisch verzweigter Skelettteile darstellen.
Die dritte und zwar die am höchsten differenzierte Form der abgeleiteten Verzweigungs-
typen stellen die Griffel der Cölodendriden dar, insofern bä ihnen nicht bloß die Terminal- und
Seitenäste in verschiedener Weise ausgebildet sind (S. 48z, Textfig. 103), sondern vielfach auch
die letzteren zweierlei Apophysen, nämlich dendritisch verzweigte Scitenästc und ankertragende
Seitenbäumchen aufweisen (S. 497, Textfig. 142).
Bei einigen Cölodendriden ist nun die Zahl, der Abstand und die Verzweigungsweise der
Seitenäste der Griffel in merkwürdig genauer Weise fixiert, und zwar trifft dies nicht bloß für
gewisse Vorstufen der eigentlichen Griffelröhrcn, z. B. für die Postnasaldendriten von Cododendrum
flabdlatum (S. 498, Textfig. 1 26 fn) zu, sondern auch für einige hochspecialisierte Formen, z. B.
für die Griffel von Codanthemum (Tal. XLIX, F'ig. 516) mit ihrer einfachen Terminalkrone und
ihrer ungemein regelmäßigen, aus 3 Paaren von Seitendendriten bestehenden und mit Anker-
büscheln besetzten „Dombildung". Int Gegensatz zu dieser streng normierten Verzweigungsweise
begegnen wir bei anderen Arten einer beträchtlichen Variabilität: so ist z. B. bei der durch ihre
Formverschiedenheiten ausgezeichneten Codogra/>Ais rrgina (S. 639, Textfig. 199) die Zahl der
innerhalb der äußeren Gitterschale abgehenden Seitenäste, die Länge der freien (d. h. über die
Gitterschale hinausragenden) Griffclabschnitte und nicht minder die Beschaffenheit der Terminal-
kronen (Zahl der Aeste, Grad der Bedomung) großen individuellen Schwankungen unterworfen.
Bei mehreren Formen macht sich eine sehr bemerkenswerte primäre Variabilität in der
Welse geltend, daß die Seitenäste der Griffel die Neigung zeigen, ebenfalls zum Griffeltypus
überzugehen. Dies ist vor allem bei Cotlographis antarctica (Syst. Teil, S. 346, Fig. 41 u. 42)
und bei Codofi/egma murrayanum (Syst Teil, S. 38t) der Fall. Bei einer dritten Form, näm-
lich bei CotloUlraceras xanthacanthum , sah ich einmal, daß sogar ein tertiärer Ast als asym-
metrischer, schwach entwickelter Griffel ausgebildet war. Hier handelt es sich aber sicherlich
um eine eigentliche Abnormität Da in allen diesen Fällen, angesichts der mutmaßlichen stammes-
geschichtlichen Entwicklung der Cölodendriden (Syst Teil, S. 34 7 ff.), schwerlich an einen Ata-
vismus zu denken ist so haben wir wohl eine Uebcrtragung einer vom Stamme erworbenen
Potenz auf die Acste anzunehmen.
Ontogenese der Variationen.
Eine der Aufgaben der Variationsforschung ist es, die ontogenetischc Entstehung der
Altänderungen und die physiologischen Bedingungen ihres Zustandekommens kennen zu lernen
und insliesondere diejenigen Phasen der Keimesentwicklung festzustellen, in welchen die Divergenz
I) Al» eine weitere Konscqqenz dieser Auff-vfEung würde sich die Notwendigkeit ergeben, die dreizinkigen Cisbeln, nicht wie
Dreyer an nimmt, als ursprüngliche, sondern als abgeleitete Verzweigungstypen zu betrachten ( vergL S. 587).
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Valentin Hau ki.h.
im Entwicklungsverlauf der einzelnen Varianten ihren Anfang nimmt Logisch betrachtet würde
die Behandlung dieser Frage der experimentellen Erforschung der Ursachen der Variabilität
voranzugehen haben, ebenso wie die deskriptive Darstellung der normalen (typischen) Entwicklung
den notwendigen Ausgangspunkt für die entwicklungsmechanischen Untersuchungen gebildet hat
Indessen haben sowohl die Botaniker als die Zoologen in der Regel diesen Weg nicht einge-
halten, sondern entweder beide Methoden gleichzeitig und in engster Verbindung angewandt (wie
z. B. in der mit der Variationslehre in engem Zusammenhang stehenden Geschlechtsbestimmungs-
lehre), oder sie haben unter Verzicht auf die Lösung der ersten Frage sofort eine kausale Er-
klärung der Variationen zu geben versucht (z. B. bei der Erforschung des Albinismus).
Bei den Radiolarien liegt nun aber in der That, wegen der geringen Zahl der Etappen,
in welchen sich speciell die Skelettentwicklung vollzieht, die Möglichkeit vor, auf die Ontogenese
der Variationen genauer einzugehen. Wir können insbesondere festzustellen versuchen, welche
unter den l>ei der Formbildung beteiligten Einzelprozessen und wann und wo dieselben variieren
müssen, damit sich das äußere Bild eines Charakters ändert. Dagegen ist freilich bei den Ra-
diolarien die Untersuchung der Ursachen der Variabilität, aus den mehrfach hervorgehobenen
Gründen, vorläufig nur in beschränktem Maße möglich.
Schon bei der Aufzählung der pathologischen Skelettformen hat sich einiges Material
für die Behandlung unserer Frage ergeben. Wenigstens deuten manche Erscheinungen der
Entwicklungshemmung, so besonders die Verkümmerungsformen der Aulacanthidennadeln, ohne
weiteres den Weg an, auf welchem gewisse normale Varianten mitteLst Genepistase (Eimer)
entstanden sein mögen.
Auch an anderen Stellen des dritten Abschnittes, so bei der Besprechung der Ontogenese
des Castanelliden- und Aulosphäridenskelettes und bei der Aufzählung der Mittel der Form-
bildung wurde unsere Frage gestreift: es wurde zu zeigen versucht, wie es wahrscheinlich bloß
auf das Selbständigbleiben oder Zusammen fließen der zunächst abgeschiedenen Collenchvmtropfen
ankommt, ob die einfachen Knotenpunkte des Castanellidentypus oder die komplizierten „Rad-
gelenke“ einer Aulosphaera (vergl S.615, 628), bezw. ob einfache, ungegliederte Röhrenstacheln nach
Art der Aulacanthiden nadeln oder gekammerte Apophysen vom Medusettidentypus zu stände
kommen (S. 619).
Was nun die im vorigen Kapitel aufgezählten primären und sekundären Variationen
anbelangt, so kommen diejenigen, die sich auf den Gesamtorganismus einschließlich des Weich-
körpers beziehen, also die Größen- und Formschwankungen, vorderhand nicht in Betracht, da
über ihr ontogenetisches Verhalten nichts Näheres ausgesagt werden kann. Auch über die äußeren
Ursachen dieser Verschiedenheiten können nur einige Vermutungen ausgesprochen werden (vergl
S. 622).
Die übrigen Arten der Variabilität lassen sich zum größten Teil auf die Abänderung
je eines der Einzel prozesse zurückführen, welche bei der Ontogenese des Skelettes
normalerweise Zusammenwirken, und zwar kommen vorzugsweise in Betracht die verschiedenen
Sekretionsvorgänge, die Sprossungsvorgänge, sowie diejenigen Anordnungsverhält-
nisse, als deren Ursachen vorläufig „richtende Centre n“ hypothetischer Art angenommen
worden sind.
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Tirftce-Rjuünlarien.
6.S*
Eine sehr beträchtliche Anzahl von Variationen beruht auf Modifikationen der Sekre-
tions Vorgänge, und zwar können in dieser Richtung sowohl Unterschiede quantitativer, wie
qualitativer Art die Entstehung von Variationen herbei führen. Ob z. B. die Innen- oder Mark-
sut »stanz der Skelettteile eine mehr grobschaumige oder eine feinalveoläre Spongiosastruktur
annimmt, wird bald durch die Masse, bald durch den Aggregatzustand und die stoffliche Be-
schaffenheit der abgeschiedenen Collenchymtröpfchen bedingt sein, denn von allen diesen
Faktoren könnte cs abhängen, ob die Collenchymtröpfchen zu gröberen „Vakuolen“ zusammen-
fließen oder getrennt bleiben.
In ähnlicher Weise könnten ebensogut Unterschiede quantitativer und physikalischer Art,
wie s|»ecifisch-stoffliche Verhältnisse darüber entscheiden, ob eine Kammerung der hohlen Radial-
stacheln mehr zufällig (wie bei den Aulosphäriden, Tcxtfig. 175, und Aulacanlhiden, Textfig. 196),
oder in regelmäßiger Weise (wie bei den Medusettiden, Textfig. 140) zu Stande kommt.
Auch bei der Entstehung anderer Varianten, die mit Modifikationen der Kieselsäure-
abscheidung und des Verkieselungsprozesses Zusammenhängen, dürften entweder quantitative
oder qualitative Momente in Betracht kommen. So spielt bei der Bildung der zahlreichen Varianten
der Auloklef*les- Stacheln (S. 605) zweifellos die Masse der abgeschiedenen 1 1 artsul »stanz eine
wesentliche, formbestimmende Rolle, und zwar Ist es denkbar, daß die Quantität der Kiesel-
substanz, welche von der Sarkode zur Abscheidung gebracht wird, ihrerseits durch die Be-
schaffenheit der Fremdkörper-Unterlage (Diatomeenschalen, Aulacanthidenstachcln) bestimmt wird.
Auf der anderen Seite dürften z. B. die leichten Unterschiede in der natürlichen Färbung, wie
sie vielfach auch bei Angehörigen engerer Formenkreise auftreten, auf qualitativen Dif-
ferenzen der Hartsubstanz beruhen, und zwar werden wohl die leicht bräunlichen und gelblich-
bräunlichen Töne, welche die Skelettteile einiger Aulosphäriden (Taf. XI, Fig. 1 10; Taf. XIII,
Mg. 132, 134) im Gegensatz zu nahe verwandten Formen aufweisen, auf Dichtigkeitsunterschiede
oder auf Verschiedenheiten des „Korns“ zurückzuführen sein, während die ausgesprochen gelb-
liche Färbung, welche Aulacantha laevissima (Taf. X, Fig. 98) und Coelotetraeeras xanthacanthum
(Taf. LXVII, Fig. 499) an ihren Radialstacheln zeigen, möglicherweise stofflich-chemischer Natur
ist Allerdings liegt diese letztere Abweichung angesichts der ziemlich isolierten Stellung der
beiden Formen nicht mehr im Bereich der Variationen erster und zweiter Ordnung.
Eine weitere Gruppe von Variationen, nämlich die Abänderungen der Verzweigungstypen,
beruht auf Modifikationen der Sprossungsvorgänge, welche sich an der häutigen Skelett-
anlage vor Eintritt der Verkieselung abspielen. Wie nämlich zahlreiche, als Entwicklungs-
hemmungen zu deutende Abnormitäten erschließen lassen (S. 601), ist die häutige Anlage der
Aulacanthidenstachcln (Gallertvakuole -f- plasmatische Hülle oder Vakuolenhaut) als ein von der
Gesamtsarkode abgegliedertes mehr oder weniger selbständig (autonom) gewordenes, morpho-
logisches Individuum zu betrachten, welches vor allem auch die Fähigkeit der Selhstteilung be-
sitzt und also in die Kategorie der Automerizontcn (Roux, 1893) gehört*). Der einfachste
Teilungsmodus, welchem wir bei solchen Gebilden ljcgegncn, ist die dichotomische Gab-
lung, und zwar kommt speciell bei den Tripyleen überhaupt nur die einseitige dichotomische
Gablung vor. (Ob wir in den Doppelspikulis der Collodarien Weiterbildungen eines zweiseitigen
dichotomischcn Gablungsmodus zu sehen haben, soll hier nicht weiter erörtert werden.) Zahl-
l) Einen Automeiunntcn ahnlkhci An Mellt wohl die Ccnir»IV»p*cl tun Cyt«ladus dar (». unten).
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Valentin Haeckek,
652
reiche Variationen, welche die Verzweigungsmodi des Tripyleenskelettes aufweisen, lassen sich nun
dem Verständnis näher bringen oder wenigstens unter einem einheitlichen Gesichtspunkt zusammen-
fassen, wenn wir ihnen eine auf Teilungszahl und Teilungsrhythmus sich erstreckende
Variabilität der Sprossungen der häutigen Stachelanlagen zu Grunde legen.
Im einfachsten Falle können Plus- und Minus- Varianten der Verzweigung in der
Weise entstehen, daß die Zahl der Gablungen, welche bei den radiären Skelettelementcn in ähnlicher
Weise normiert zu sein pflegt, wie beispielsweise die Zahl der Teilungsschritte in der Ovogenese,
im Zustand der häutigen Anlage eine Vermehrung oder Verminderung erfährt Plus- Varianten
sind z. B. die unregelmäßigen Gablungen, welche bei manchen Aulacanthiden {Aulographis- und
Au/os/a/Ais- Formen) an einzelnen Stachelästen aufzutreten pflegen (S. 646). dagegen stellen sich als
Min us* Varianten diejenigen Stacheln von Aulospathis variabilis bifurca dar, bei welchen sich auf
dem blasig erweiterten Schaftende statt einer zwei- oder dreizinkigen Gabel ein einziger, in der
Verlängerung des Schaftes gelegener Terminalast erhebt (S. 645). Auch die Vermehrung der
Astzahl in den Enddolden und in den subterminalen Astquirlen (S. 648) kann, worauf
einzelne Bilder mit Sicherheit hinweisen, durch eine in statu nascendi und dicht über der Ab-
gangsstelle vor sich gehende, dichotomische Gablung der Aeste zu stände kommen, so wie z. B.
l)eim Klee (Trifolium fratense und repens) die Vermehrung der Blattzahl auf 4 — 7 durch
Spaltung der Seiten- und Endblättchen bewirkt wird (de Vries, 1901, S. 443).
Trichotomicn, wie sie für Cotlsc Ainus wapilicontis und Cytocladus tric Indus charakteristisch
sind (S. 645), sind zurückzuführen auf einen ungleichen Teilungsrhythmus der beiden
primären Aeste der Radialstacheln. Während nämlich sonst die häutigen Anlagen der Stacheläste
in synchroner Weise ihre sekundären und tertiären Gablungen ausführen, schreitet in den
genannten Fällen der eine Primärast in der Teilung voran, so wie z. B. auch bei den Kern-
teilungen der Tripyleen eine Heterochronie der späteren Teilungsschritte eine sehr häufige Er-
scheinung ist (s. unten). Da bei unseren Formen die Trichotomie sich gewöhnlich auf sämtliche
Radialstacheln in gleichmäßiger Weise erstreckt, so können, wie gleich hier hervorgehoben werden
soll, nicht zufällige, äußere Momente (z. B. die Verteilung der Alveolen) die Ursache sein.
Ich möchte annchmen, daß in der gleichen Weise auch die drei- und vierzinkigen Gabeln,
welche für die Radialstacheln von Aulographis pandora charakteristisch sind und unter allen
Skelettformen der Tripyleen dem Typus des einfachen Vierstrahiere am nächsten kommen
(S. 587, Textfig. 170 a), in letzter Linie als Spaltungsvarianten des zweizinkigen Stacheltypus auf-
zufassen sind, ähnlich wie z. B. die Tetracotylie und Tricotylie aus der Dicotylie durch Spaltung
der Keimblätter hervorgeht (de Vries, 1903, S. 214).
Inwieweit auch die übrigen Verzweigungsformen und deren Variationen ontogenetisch und
phylogenetisch auf Abweichungen vom dichotomischen Sprossungsmodus zurückzuführen sind,
mag dahingestellt sein. Jedenfalls stellt der monopodiale oder Aehrentypus eine
morphogenetisch sell>ständige oder jedenfalls sehr selbständig gewordene Verzweigungsform gegen-
über dem dichotomischen und dem von diesem abgeleiteten Doldentypus dar, wie denn auch
die Botaniker eine prinzipielle Verschiedenheit zwischen der monopodialen und der dichotomischen
Verzweigungsweise anzunehmen pflegen Bei manchen Varianten, z. B. bei vielen Nadeln von
I) Diese Auffassung finde ich in den Lehrbüchern von Leunis und von STEASaUftGBft-NotX-ScHZNCK-KAMTUI vertreten.
Ucb«T die Ableitung der I.hoMJKtrigkcit des Klees vom gefiederten Typus der Pajulionaceen veqjl. de Victfcs, 1901, S. 57$.
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Tiefsee-RjuJioUrirn.
653
Aulospathis variabilis au/odendroides (Taf. VII, Fig. 70, 71), hat man in der That dem Eindruck,
als ob zwei relativ sellwtändige Entwicklungstendenzen, die dichotomische und die monopodiale,
miteinander im Kampfe liegen.
Mit der Zurückführung der Verzweigungsvarianten auf die an den häutigen Stachelanlagen
sich abspielenden Sprossungen erhebt sich die Krage, durch welche Faktoren ihrerseits wieder
die Modifikationen dieser Sprossungsvorgänge verursacht werden. Hierüber lassen sich zur Zeit
natürlich keine bestimmten Aussagen machen. Man könnte höchstens die Vermutung aufstellen,
daß die Plus-Varianten der Verzweigungszahl (z. B. die unregelmäßig auftrelenden Gablungen
an den Terminalästen mancher Aubgraphis- und An/ospa/Jiis-Vormcn, S. 646) durch Aufhebung
von irgendwelchen H em mu ngs Vorrichtungen zu stände kommen, welche außerhalb der
Stachcianlage in der umgelienden Sarkode ihren Sitz haben, oder daß sie — worauf die relativ
starke Verzweigung vieler antarktischer Formen hinweist, S. 571 — direkt durch die in der
Außenwelt gelegenen Faktoren ausgelöst werden. Diejenigen Modifikationen der
Sprossung freilich, welche zu regelmäßiger wiederkehrenden, zum Teil sicher erb-
lichen Asymmetrien hinüberführen (Entstehung der Trichotomie bei Cor/echintts und Cyto-
c!adus\ können ihre Ursache wohl nirgends anders als in der häutigen Stachelanlage
selber, also in deren konstitutionellen Verhältnissen oder, wie man vielleicht sagen kann, in der
Architektonik des Artplasma-Moleküls haben.
Einer dritten Gruppe von Variationen liegen Modifikationen derjenigen Verhältnisse zu
Grunde, die man gewöhnlich als die promorphologische Konstitution der Zelle zu
bezeichnen pflegt Hierher gehören Abänderungen in der Zahl und Anordnung der Knoten-
punkte und damit in der ganzen Maschenstruktur, wie sie bei den Gitterschalen der Phäosphärien
und der einfacheren Phäocalpien eine häufige Erscheinung sind (Modifikationen der „Dreiecks-“
und „Vierecksstellung“ bei den Aulosphäriden, wechselnde Porenzahl und Porenweite der Gtsta-
nelliden u. s. w.), sowie die Zahlenvarianten der Radialstacheln der Circoporiden und Tuscaroriden
Für die Gitterschalen wurde aus gewissen Abnormitäten der Schluß gezogen, daß die Zahl und
Anordnung der Knotenpunkte und damit auch der Radialstacheln durch irgendwelche „rich-
tende Centren“ bedingt sei, welche eine Art von Alistoßung aufeinander ausüben und dem-
nach, bei gegebener Zahl innerhalb der peripherischen Schichten des Weich-
körpers eine gleichmäßige Verteilung anstreben1). Da nun ferner gezeigt werden kann, daß
zwischen der Anordnungsweise, welche die Knotenpunkte und Radialstacheln der Castanelliden
zeigen, und deijenigen, die man bei den Circoporiden und Tuscaroriden antrifft, alle Uebergänge
bestehen, so muß wohl auch für die letzteren beiden Formengruppen angenommen werden, daß
die Anordnung und Zahl der Radialstacheln und die hierbei auftretenden Varianten durch „rich-
tende Centren“ bestimmt werden.
Mit der Hilfsannahme der richtenden Centren haben wir freilich die Frage nach den
Ursachen der Variabilität der Stachelzahl auf den nämlichen Punkt hingeführt, auf den wir
schließlich auch bei der Besprechung der Verzweigungsvarianten gelangt sind, nämlich vor morpho-
l) Daß der SiU der richtend« Agentien, welcher Art sie auch sein tnrtgeu, innerhalb der Obcrflüchenschichten
selber gelegen sein muß, dürfte auch daraus hervorgehen, daß bei nicht-regulären (birn- oder ballonähnlichen) Weichkörpcrfoimen die
von den Centren abhängige Ma'-chenstruktur durchaus drn Krümmungen des Weichkörpers »ngesebmiegt ist. Auch die in den Knoten-
punkten sich erhebenden Radtalstacheln stehen senkrecht *ur Oberfläche iS. 515, Textfig. 144; Taf. XI, Fig. 105 u. a.) und sind nicht
etwa sämtlich auf das Wcichkürpcr-Centrum ru orientiert.
177
DntacEe TteUee- Expedition iSjt-ltfl«, W. XIV. 8}
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654
Vaumtim Hakckek,
genetische? Verhältnisse, in welche tiefer einzudringen ausschließlich der experimentellen Forschung
Vorbehalten sein wird.
Ueber den Charakter der Variationen und ihre Bedeutung
für die Artbildung.
Auf einen etwas festeren Boden gelangen wir zurück, wenn wir den Versuch machen,
die bei den Radiolarien beobachteten Variationen in den üblichen Kategorien der Variabilität
unterzubringen.
Daß die Größen-, Form- und M assen Variationen überwiegend den Charakter
von fluktuierenden Abänderungen teils individueller, teis partieller Art be-
sitzen, geht bei verschiedenen Tripy teengruppen schon aus einer vergleichenden Betrachtung der
in einem Fang erbeuteten Individuen mit großer \Vahrscheinlichkeit hervor, obwohl eine statistisch-
graphische Darstellung dieser Verhältnisse nicht ausgeführt wurde. Ich möchte hier nur an
einige Castanelliden, insbesondere an Costa nid iurn variabile, erinnern, bei welch letzterem die
Hunderte von Individuen, welche manche Nctzzüge geliefert haben, nach den drei genannten
Richtungen hin alle erdenklichen Uebergänge zeigen, so daß eine Abgrenzung von Arten un-
möglich und sogar die Heraushebung einzelner Typen (Formenkeme) mit großen Schwierigkeiten
verknüpft ist Jedenfalls liegen keine Anhaltspunkte vor für die Annahme, daß dieses Formen-
chaos aus zahlreichen nebeneinander her laufenden selbständigen Linien oder konstanten Hlementar-
arten im Sinne von H, de V kies (1901, S. 33, 120) zusammengesetzt sei, eine Möglichkeit welche
allerdings nur mittelst weitgehender Züchtungen endgiltig geprüft werden könnte.
Wie viele von diesen Variationen nun erblicher Natur und daher als Fluktuationen
im engeren DARwiN’schen Sinne zu betrachten sind und wie viele von ihnen nichterb-
liche, unter der Wirkung äußerer Faktoren individuell erworbene Abänderungen sind. d. h. also
Somationen nach der von Plate (vergl 1908, S. 315) passend vorgeschlagenen Bezeichnungs-
weise, das kann am konservierten Material nicht ermittelt werden.
Achnliches gilt für die Variationen, welche sich auf die Größe und Beschaffenheit der
Poren, die Länge der Radialstacheln und die Ausbildung der pyramidenförmigen Stachelsockel
beziehen.
Von größerem Interesse sind die auf Zahlen verhältn isse (numerische Eigen-
schaften) sich erstreckenden Abänderungen [meristische Variationen nach
Batkson *)J so besonders die Variationen in der Zahl der Terminaläste bei den Aulacanthiden
(Aulographis ftandora, Au/ospathis variabüis) und in der Stachelzahl der Tuscaroriden. Spcciell
für die letztgenannten Varianten habe ich in meiner ersten Mitteilung (1904) die Bezeichnung
Stachelmutanten gebraucht, da z. B. der Uebergang von der dreistrahligen zur zwei-
strahligen Variante, wie er bei Tuscarstta tubu/osa gelegentlich vorkommt (S. 582, Textfig. 165,
links), durchaus den Charakter einer Sprung weisen, diskontinuierlichen Abänderung zu
haben scheint Dieser Eindruck wird dadurch noch erheblich verstärkt, daß in einzelnen Fällen
die Veränderung der Stachelzahl mit einer Veränderung der Schalenform und damit des äußeren
1) VctjjI. Plate, 1908, S. 103.
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Ticfsce-Radk.larien,
655
Habitus Hand in Hand geht So sind z. B. bei Tuscarantha Brauen die zweistacheligen In-
dividuen schildförmig (Taf. XXVII, Fig. 210), die drcistrahligen dreiseitig- (Fig. 20g) und die
vierstrahligen vierseitig-prismatisch.
Nun zeigt sich aber'), dal! die meristischen Variationen auch bei den Tri-
pyleen von dem Gesetze Q ir (: t elkt’s beherrscht werden, in ähnlicher Weise, wie
dies nach Weldon, Dencker 2) u. a. für die numerischen Eigenschaften bei Krebsen und Fischen
(z. B. die Zahl der Rostralzähne bei ersteren, die Zahl der Flossenstrahlen hei letzteren) gilt, d. h. es
lassen sich, wie ölten gezeigt wurde, bei Au/ospa/his variabi/is (Textfig. 203), Tuteanita lubulosa
(Textfig. 200), Tuscarantha Braueri (Textfig. 201) u. a. symmetrische G a L 1 o N - K urven
oder besser Variations-Polygone aufstellen, aus denen hervorgeht, daß die mittleren A st-
und Stachelzahlen am häufigsten, die kleinsten und größten Zahlen relativ selten sind. Da-
nach würden also die Ast- und Stachelvarianten der Tripyleen, wenigstens nach der de
VaiEs’schen Terminologie3), unter den Begriff der individuellen fluktuierenden
Variation fallen.
Wichtig für die weitere Beurteilung der numerischen Abänderungen der Tripyleen ist nun
der Umstand, daß innerhalb eines und desselben Formenkrelses das Maximum der Galton-
Kurve sich verschiebt, wenn man Individuengruppen aus verschiedenen Meercsgehieten
ins Auge faßt4). So zeigt das für Aulospathis variahUis gegebene Variationspolygon, daß die
antarktischen Exemplare (Varietät triodon-diodon, Textfig. 203 a u. b) ihr Maximum Otter der
Altscissenzahl 2 besitzen, während bei den tropischen Exemplaren (Varietät Uhvdon-triodon, Text-
fig. 203 c) das Maximum nach 3 verschoben erscheint. (Die Polygone lassen gleichzeitig erkennen,
daß die Zahl der Radialstacheln in der Antarktis größer ist als in den Tropen; vergl. S. 571.)
Das nämliche gilt auch für die Stachelvarianten der Tuscaroriden, insofern z. B. bei der atlan-
tischen Tmcarctta lubulosa beim Uebergang aus den tropischen in die kühleren Meeresteile an
Stelle von 3 allmählich 4 Aboralstacheln zur Regel werden, und bei der atlantischen Varietät
von T. g/obosa die Zahl der Aboralstacheln gewöhnlich 4, seltener 5 beträgt, während die ant-
arktischen Exemplare (T. g/obosa Chuni) meist 5, seltener 4 oder 6 Stacheln besitzen. Leider
fehlen mir aber für Tuscaretta tubidosa genaue Zahlcnangaben (s. S. 642), und von T. g/obosa
liegen mir nicht genügend atlantische Exemplare vor, um eine graphische Darstellung geben
zu können.
Diese je nach dem Fundorte wechselnden Zahlenverhältnisse legen zunächst die Frage
nahe, inwieweit vielleicht unsere Varianten unter den Begriff der df. VniEs’schen Halb- und
Mittclrassen fallen. Bekanntlich versteht de Vhies darunter Rassen [= erbliche Formen3)]
innerhalb welcher zwei antagonistische Merkmale, ein aktives und ein latentes, miteinander im
Kampfe stehen. Kommt in einer solchen Rasse das latente Merkmal oder die Anomalie nur
ausnahmsweise neben dem aktiven Merkmal zum Vorschein, so wird diese Rasse in Bezug auf
1) Schon im Systematischen Teil (S. 193) wurde gegen die Bezeichnung , .Stachelmutante“ der Kinwand erhoben, daß die
Stachelzahl nicht streng vererbt wird, wie eine aus 5- und b-strabligen Individuen gemischte Kolonie zeigt. Zum Begriff der
Mutation gehrtre aber, daß das betreffende Merkmal oder die Merkmalsgrup})« erblich sei- Dieser Kinwand ist indessen nicht stichhaltig,
da die betreffende Kolonie sehr wohl ein Kreuzungsprodukt verschiedener, mulativ entstandener Rassen darstcllcn konnte
2) Vergl. OUKrstl, 1899.
3) Vergl. H. de Veits, 1901, S. 35; Kruhwieth, 1905, S. 151, »wie Plate, 1908, S. 73, 75.
4f Vergl. Dt'ACKKK, 1899 u. a.
5) DE VltlES, 1, 1901, S. 424.
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656
Valextix Haeci
dieses Merkmal als Halbrasse [besser vielleicht nach Plate*) als Schwachrasse] bezeichnet;
tritt dagegen das latente Merkmal annähernd gleich häufig auf wie das aktive, so spricht de Vries
von einer Mittelrasse.
In unserem Falle würde also, wenn wir die Dreizähligkeit als das normalerweise aktive,
die Vierzähligkeit als das latente Merkmal 1 jetrachten, Tuscarantha Brauen (Tcxtfig. 201) mit
einer Halbrasse, der atlantische Formenkreis von Tuscaretta tubu/osa (Tcxtfig. 200) mit einer
Mittelrasse zu vergleichen sein. Auch das Wenige, was wir über die Erblichkeitsverhältnisse bei
den Tuscaroriden wissen ($. 643), würde sich mit einer solchen Deutung in Einklang bringen
lassen, ln ähnlicher Welse könnten die Astvarianten von Aulosfaikis (Textfig. 203) zu den tri-
cotylen Halb- und Mittelrassen de Vries’, noch besser aber zu den mehrscheibigen Rassen des Rot-
klees (Trifolium pratense) in Parallele gesetzt werden, insofern bei letzteren die verschiedenen
Blätter eines und desselben Excmplares eine verschiedene Anzahl von Scheiben besitzen können
und demnach auch hier, wie bei Aulospathis, eine partielle Variabilität vorliegt
So nahe nun aber alle diese Vergleiche liegen, so Ist doch nicht zu vergessen, daß die
latenten Merkmale, welche bei den Hall»- und Mittelrassen de Vries’ zum Vorschein kommen,
großenteils eigentliche Anomalien sind, sei es wirklich Teratologien und Monstrositäten,
wie z. B. die Zwangsdrehungen und Verbänderungen 2), sei es Atavismen, wie die Mehrscheibigkeit
beim Klee3). Die meisten dieser Varianten liefern im Zusammenhang damit auch nur unsym-
metrische (halbe) GAUON-Kurven4). Dagegen handelt es sich bei unseren Ast- und
Stachelvarianten großenteils um durchaus physiologische, in sich harmonische,
vollkommen angepaßte Variationen, wie schon daraus hervorgeht, daß die einzelnen
Varianten bestimmte Meeresteile bevorzugen und also in ihrem Auftreten offenbar von den
Temperaturverhältnissen abhängig sind. Ob damit freilich ein prinzipieller Gegensatz zu den
de VRiies’schen Rassen gegelien ist, läßt sich um so weniger entscheiden, als ja in unserem Falle
die für die Halb- und Mittelrassen charakteristischen Erblichkeitsverhältnisse 5) vorläufig nicht
weiter verfolgt werden können.
Während also aus den wechselnden Zahlenverhältnissen, welche die Ast- und Stachcl-
varianten der Tripyleen aufweisen, keine engeren Beziehungen zu den Halb- und Mittelrassen
de Vries’ abgeleitet werden können, so geht doch aus dem geographischen Verhalten der nu-
merischen Varianten jedenfalls so viel hervor, daß sic mindestens in vielen Fällen einen erblichen
Charakter haben. Für die 3- und 4-stmhIigcn Varianten von Tuscaretta tubu/osa und für die
4- und 5-strahligen Unterarten von T. globosa steht dies außer Zweifel, da in den einen Meeres-
gebieten jeweils die niedrigere, in den anderen die höhere Zahl die Regel bildet und sich also
offenbar durch Vererbung forterhält Ob auch die seltenen Extreme, z. B. die 2- und die 5-
strahligc Varietät von 7’ tubu/osa, eine erbliche Natur haben, läßt sich natürlich nicht fesLstellen,
doch ist wohl anzunehmen, daß dies zutrifft, und daß sie sich bei Kreuzungen „recessiv“ verhalten.
Zusammenfassend können wir sagen, daß die meristischen (numerischen) Vari-
anten der Tripyleen ihrer äußeren Erscheinung nach einen diskontinuierlichen,
1) 1904. S. ao6.
2) H. de Vries, I. 1901, S. 4*5.
3) L c. S. 436, Amn.
4) L e. S. 431.
5) H. DE Vries, 11, 1903, S. 219.
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TiefKC-RadioUrien.
657
sprunghaften Charakter haben und sogar mit Aendertingen im äußeren Habitus
verbunden sein können (Tmcarantha Brauen), daß sie aber dem Qu£ tei. et 'sehen Ge-
setze unterworfen und durch symmetrische GALTON-Kurven darstellbar sind, und
endlich, daß sie mindestens, wo sie als Lokal formen auftreten, einen erblichen Charakter
annehmen. Sie stehen also den bei Krebsen und Fischen beobachteten mcristischen Variationen
am nächsten, unterscheiden sich aller von diesen dadurch, daß die Aenderungen eines Merk-
males unter Umstanden tiefer greifende Aenderungen im äußeren Habitus herbei-
führen können, was mit den besonderen, für die einzelligen Organismen gü-
tigen Verhältnissen im Zusammenhang steht Eine vollkommene Uebereinstimmung
mit einer der von de Vries (1901, S. 33 ff.) aufgestellten Kategorien besteht nicht: von den auf
dem Wege der progressiven Mutation entstandenen, großenteils lokalen Elementararten
sind sie durch ihre numerischen Häufigkeitsverhältnisse, von den Partialmutationen (retro-
gressiven und degressiven Mutationen), sowie von den Halb- und Mittelrassen durch ihren
physiologischen (wahrscheinlich adaptiven) Charakter und ihre lokale Distribution, von der in-
dividuellen, fluktuierenden Variabilität, welche de Vries als nicht-erblich und nicht-
artbildend betrachtet durch ihren mehr sprunghaften, diskontinuierlichen Charakter und, wie wir
sehen werden, durch ihre Bedeutung für die Artbildung unterschieden.
Es soll hier noch die Natur einiger anderen Variationen besprochen werden, von denen
einige allerdings einen mehr pathologischen Charakter haben. Im Zusammenhang damit
finden auch verschiedene Formdivergenzen Erwähnung, welche normalerweise jenseits des Gebietes
der primären und sekundären Variationen liegen, bei welchen aber doch mit der Möglichkeit
gerechnet werden muß, daß sie da und dort den Charakter von „Variationen“ 1 besitzen, & h. von
Form Schwankungen, die innerhalb engerer Verwandtschaftskreise zu Tage treten können.
Als Partialmutationen, und zwar als ret rogressi ve Mutationen, d. h. als Defekt-
rassen, welche durch sprungweisen Ausfall eines Merkmales zu stände kommen, sind einige häufiger
vorkommende Entwicklungshemmungen zu betrachten. Hierher sind die stachellosen Varianten
von Camwsphaera (Taf. XIV, Fig. 143) und Castanidium (Taf. XXXVI, Fig. 2 77) zu rechnen,
vielleicht auch die von Haeckel beschriebenen stachellosen Aulosphäriden. Es muß dahingestellt
bleiben, inwieweit alle diese stachellosen Formen nur den Charakter von gelegentlichen, durch
sprungweisen Wegfall des Stachel besatzes entstandenen Mutationen besitzen, oder ob sie als eigent-
liche, lebensfähige Rassen von allerdings recessivem Charakter zu betrachten sind.
Ferner legt die weitgehende Uebereinstimmung, welche einige stacheltragende Challen-
geriden, z. B. Protocystis Sivirei (Taf. XLIX, Fig. 384) und bkornis (Fig. 387), im ganzen Habitus
mit den neben ihnen vorkommenden stachellosen Formen, P. acorttis (Fig. 385) und tridens
(Fig. 382), aufweisen, den Gedanken nahe, daß letztere ursprünglich als Defektrassen ihre Ent-
stehung genommen haben oder als solche immer wieder zum Vorschein kommen.
Aehnliches dürfte auch für die stachellosen Varianten von P. Tizardi (Taf. L, Fig. 406)
und Chalfengcrosium Bethclli (Taf. LI, Fig. 423, 424, 428) gelten.
Mehr pathologischer Natur sind einige Vorkommnisse bei den Aulacanthiden, so be-
sonders die „Kuppennadeln“ von Aulospathis, welche, statt mit einer mehrzinkigen Gabel, mit
einer leicht blasig aufgetriebenen Kuppe abschließen (Taf. VI, Fig. 65 — 67). Bei einigen Exem-
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Valentin Hakckee,
plaren von AulosfuthLs variabi/is Hindern und monodon treten diese Kuppennadeln so zahlreich auf,
daß man fast von Defektrassen sprechen kann.
Die unbedomten oder ganz schwach bedomten Varianten, die bei Tuscaridium eygneum
und anderen Tuscaroriden neben stärker bedomten Formen auftreten, und an welche man im
Hinblick auf die stachellosen Mutationen vieler Pflanzen an dieser Stelle denken könnte, haben
sicher einen fluktuierenden Charakter.
Totalmutationen vom Ocnothera- Typus können bei den Radiolarien und
speciell hei den Tripyleen nicht nachgewiesen werden. Daß sich bei Tuscarantha Brauen und
TuscariUa tta/iona/is mit dem Herabsinken der Zahl der Aboralstacheln von 3 auf 2 auch die
Schalenform und der ganze äußere Habitus ändert, wurde bereits erwähnt. Doch kann wenig-
stens bei Tuscarantha Braueri von einer Totalmutation deshalb nicht gesprochen werden, weil
andere Merkmale, z. B. die Beschaffenheit der Föllsubstanz, die Peristombildung, unverändert
bleiben. Vielleicht liegen bei TuscariUa in dieser Richtung etwas andere Verhältnisse vor (S. 640),
doch ist hier noch eine eingehendere Untersuchung an größerem Materiale nötig.
Mit den Totalmutationcn steht möglicherweise eine andere^ bei den Tuscaroriden sehr auf-
fällig hervortretende Krscheinung in einer gewissen Berührung, nämlich die Thatsache, daß
die verschiedenen Merkmale in den verschiedensten Kombinationen mit-
einander verbunden sein können. So finden sich z. B. die drei am häufigsten auf-
tretenden Typen der Schalenform, nämlich der kuglige oder bimförmige, der pyramiden-
förmige und der spindelförmige Typus, in jeder nur denkbaren Weise mit den drei Haupttypen
des Peristoms dem strahligen, dem korbförmigen und dem vogelkopf- oder helmförmigen, kom-
biniert (1906b, S. 46, Fig. 8; Syst Teil, S. 212 ff, Tcxtfig. 22), und ebenso lassen sich Kom-
binationen anderer Merkmale nachweisen. Aehnliches gilt für einige Aulacanthiden (Aulosfutthis),
Castanelliden und Coelodendriden. Derartige kaleidoskopische Zusammenstellungen, in welchen
eine relative Unabhängigkeit also eine geringe Korrelation der einzelnen Merkmale zum Aus-
druck kommt sind wiederholt auch bei höheren Tieren gefunden worden (vergl. Plaie's Cerion-
Schnecken), und es würde zu untersuchen sein, inwieweit hier Beziehungen zu den bei den
de VRtEs’schen Totalmutationen auftretenden Merkmalsverteilungen vorliegen.
Prozesse von eigentlich imitativem Charakter, durch welche ein großer Teil der Merk-
male mit einem Schlage verändert werden könnte, falls sie sich gleichmäßig auf das ganze
Skelett erstrecken würden, kommen da und dort als teratologische Erscheinungen vor. Es sei
auch hier in erster Linie auf das wiederholt besprochene AuiosphaeruSVeHtXX mit seinen nach
verschiedenen Richtungen hin sich erstreckenden Ausschlägen hingewiesen (S. 599. Textfig. 175).
Bei einem Rückblick auf die Ergebnisse, zu welchen die Betrachtung der Natur der
Variationen geführt hat, stellt sich zunächst heraus daß sich die Variationen der Radiolarien
nur in wenigen Fällen anstandslos in den verschiedenen Kategorien unter-
bringen lassen, welche in der neueren Variationslehre eine größere oder ge-
ringere Anerkennung gefunden haben. Es hängt dies zum Teil damit zusammen, daß
es bei den Radiolarien nicht möglich ist, die Erblichkeilsverhältnisse festzustellen und daß infolge-
dessen ein wichtiges Kriterium, das Verhalten einer Variation liei der Vererbung, vielfach keine
Anwendung finden kann. Zum Teil hat aber die mangelhafte Uebereinstimmung ihren Grund
in dem Umstand, daß die drei Hauptgruppen der erblichen Variationen, die man neuestens gc-
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Tiefsee-Radinlanen.
659
wöhnlich unterscheidet, die Fluktuationen im DARwiN'schen Sinne, die sprungweisen Ab-
änderungen eines oder einiger weniger Merkmale (Partialmutationen) und die
sprungweisen Umstimmungen des ganzen Habitus (Totalmutationen vom Oenothera-
Typus), möglicherweise in ihrer letzten Wurzel, in den Airänderungen der Konstitution des
Artplasmas, aufs innigste miteinander Zusammenhängen, und daß für ihr Zustande-
kommen nicht notwendig wesentliche Unterschiede im Verhalten des Artplasmas angenommen
werden müssen. Allerdings entsprechen den Fluktuationen „wahrscheinlich ebenfalls nur kleine,
fluktuierende Veränderungen in der Struktur des Artplasmas. Dagegen ist es auf der anderen
Seite nicht notwendig, daß den sprungweisen Abänderungen oder Mutationen immer auch größere,
sprungweise, etwa kaleidoskopische Strukturveränderungen des Artplasmas zu Grunde liegen“.
Vielmehr könnten „sprungweisen Abänderungen des Artbildes sehr wohl fluktuierende Abweichungen
des Artplasmas von sehr geringer Amplitude zu Grunde liegen“ (1908, S. 362 f.). Es wird, wie
schon Roux (1893, S. 426) hervorgehoben hat eine besondere Aufgabe der Emwicklungsmechanik
sein, nachzuweisen, „in welchen speciellen Fällen kleine Aenderungen des Keimplasmas auch nur
kleine Aenderungen des aus ihm Entwickelten zur Folge haben, unter welchen Verhältnissen
dagegen sie große Veränderungen des letzteren, wie z. B. plötzliche Vermehrung der Zahl ganzer
Organe oder Organkomplexe, veranlassen können“.
Bei den "Radiolarien ist die entwicklungsmechanische Methode vorläufig nicht zur An-
wendung gekommen, und ihre Heranziehung wird wohl auch in Zukunft mit großen Schwierig-
keiten verknüpft sein. Dennoch gewähren unsere Objekte bestimmte Anhaltspunkte für eine
nähere Begründung der auch von anderen Forschem, z. B. von Plate ( 1 908, S. 317) vertretenen
Annahme, daß zwischen den genannten drei Kategorien keine strengen Unterschiede liestehen •),
und damit liefern sie auch eine Erklärung für die Thatsache, daß nicht alle in der Natur be-
obachteten Variationsformen sich zwanglos einer der drei Klassen einreihen lassen.
Der Grund, weshalb gerade bei den Radiolarien in diese Verhältnisse etwas tiefer ein-
gedrungen werden kann und die physiologischen Zusammenhänge zwischen den ver-
schiedenen Typen der Variabilität deutlicher aLs bei vielzelligen Organismen hervortreten,
liegt vor allem in dem Umstand, daß der Entwicklungsweg zwischen der nicht-differenzierten
lebenden Substanz (dem Keim- oder Artplasma) und dem fertigen Gattungs- und Artbild ver-
hältnismäßig kurz ist und daß es daher möglich ist, die entwicklungsgeschichtlichen
Vorgänge wenigstens zu einem großen Teil in ihre Elementarprozesse auf-
zulösen. Als ein besonders günstiges Moment kommt dabei in Betracht daß der ganze, kom-
plizierte, in vieler Hinsicht noch nicht analysierbare Mechanismus der Kern- und Zellteilung,
welchem in der Entwicklungsphysiologie der Vielzelligen eine beherrschende Rolle zufüllt, bei den
Formbildungsvorgängen der Radiolarien nur in sehr geringem Maße hereinspielt und daß die
verschiedenen Elementarprozesse, auf deren Zusammenwirken die Skelettbildung beruht, besonders
die Sekretioas- und intracellulären Sprossungsvorgänge, relativ einfacherer Art sind, als die kom-
plexen, ihrerseits aus zahlreichen Elementarprozessen zusammengesetzten Zell- und Kemteilungs-
vorgänge.
1) Auch meine, »eit mehreren Jahren mit zwei Rassen des Anoloü (Amblvstomn tigrinum ) angeführten Kreuzungsvenrache
haben zu dem Ergebnis geführt, dal! der Albinismus wenigstens in diesem Falle eher einen fluktuierenden, als einen ausgesprochen
ntutativen Charakter zeigt, was ja im übrigen hei der Auffassung, daU er tm wesentlichen eine Entwicklungshemmung darstellt, nicht zu
verwundern ist (Verh, Deutsch. Zool. Ges. 19081.
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66o
Valkntiw Haecker,
Die Möglichkeit eines engen Zusammenhangs zwischen sprungweiser und kontinuier-
licher Variabilität ergiebt sich nun daraus» daß die bei der Skelettbildung beteiligten Elementar-
prozcsse allerdings physiologischer Natur sind, daß sie aber in ihrem Ablauf den physi-
kalischen Gesetzen, welche für die Oberflächenspannung, die Kohäsion und Adhäsion, die
Veränderungen der Aggregatzustände Giltigkeit haben, unterworfen sind. Damit hängt
zusammen, daß die Elementarprozesse, welche zwischen die Veränderungen der le!>enden
Substanz selber und zwischen die Entfaltung des äußeren Artbildes eingeschoben sind, vielfach
diskontinuierlicher Natur sind, in ähnlicher Weise, wie z. B. das Platzen einer Seifen-
blase oder die Ausfällung eines Salzes aus der Mutterlauge, und es folgt daraus schließlich, daß
wir hei Sprüngen oder Diskontinuitäten in der Zusammensetzung des Artbildes nicht immer
auf sprunghafte Abänderungen in der Konstitution der lebenden Substanz zurück-
zugreifen brauchen, daß vielmehr ihre Ursache häufig näher liegt, nämlich in diskontinuier-
lichen Verhältnissen rein physikalischer Natur, welchen die Elementarprozesse der
Entwicklung unterliegen. Ein Beispiel wird dieses Verhältnis deutlicher hervortreten lassen. Es
wurde früher zu zeigen versucht, daß die Struktur der Füllsul »stanz, d. h. der inneren Schichten
der Schalen Wandungen und insbesondere der Gitterbalken und Radialstacheln, zunächst abhängig
ist von der Größe, Zahl und Dichtigkeit der Tropfen, in welchen das Collenchym, d. h. die
gallertige Vorstufe der Füllsubstanz, zur Abscheidung gelangt, und ferner da\t>n,' ob die Coll-
enchymtropfen während ihres Wachstums getrennt bleiben oder vor Eintritt der Verkieselung in
größerem Umfang zusammen fließen, ob also die Entwicklung der Collenchymsubstanz einen
kontinuierlichen oder einen diskontinuierlichen Verlauf nimmt Der Endeffekt, so
wie er in den fertigen Strukturen zu Tage tritt wird in beiden hüllen ein sehr verschiedener
sein können — ich erinnere an die früher (S. 650) besprochenen Gegensätze zwischen gekammerten
und hohlen Radialstacheln, zwischen „Radgelenken“ und einfachen Knotenpunkten — , dagegen
könnte sehr wohl angenommen werden, daß in den beiden Fällen die Unterschiede in der stoff-
lichen Zusammensetzung des Keim* oder Artplasmas und damit auch der Abscheidungsprodukte
nur minimale sind. Denn es ist klar, daß schon ganz geringe quantitative oder stoffliche
Differenzen der letzteren genügen können, um in dem einen Fall ein Getrenntbleiben, im anderen
ein Zusammenfließen der Tröpfchen herheizuführen. Diesem Beispiel ist zu entnehmen, daß in
der That sprungweisen Abänderungen des Artbildes kontinuierliche Ab-
weichungen des Artplasmas zu Grunde liegen könnten.
Wenn wir uns nun zum Schluß der Frage zuwenden, welchen Variationen eine Bedeutung
für die Artbildung zugeschricben werden muß, so hängt die Möglichkeit ihrer teilweisen
Beantwortung davon ab, ob bei den Radiolarien „morphologisch-geographische Formen-
ketten“ (P. und F. Sarasin, 1899; Plate, 1907, S. 584) nachgewiesen werden können. Denn
da bis jetzt keine Zuchtversuche vorliegen und da auch das paläontologische Material für das
Studium der Artbildung nicht ausreichend ist, so sind wir zunächst ausschließlich auf die ver-
gleichende Betrachtung benachbarter, zu einem Formenkreise gehöriger
Lokalformen angewiesen. Stellt sich hierbei heraus, daß derartige Lokalformen nicht bloß
geographisch aneinander stoßen, sondern auch in morphologischer Hinsicht kontinuierlich
ineinander übergehen, daß also, wie Plate sagt, die Reihen der räumlichen Verbreitung mit
denjenigen der Gestaltsveränderungen Zusammentreffen, so läßt sich für die Radiolarien
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Ti ef»tc- Ra d ioUn cn .
66 1
wenigstens ein Weg bezeichnen, auf welchem sich der Artbildungsprozeß mit Wahrscheinlichkeit
vollzogen hat.
In der That läßt sich nun, speciell bei den Tripyleen, eine ganze Anzahl von morpho-
logisch-geographischen Formenketten nachweisen, und zwar sehen wir innerhalb dieser Reihen
bald nur ein einziges Merkmal, bald eine ganze Gruppe von solchen kontinuierlich variieren. In
erster Linie kommen dabei diejenigen Charaktere in Betracht, welche in strengem Sinne des
Wortes fluktuierende Abänderungen zeigen, vor allem die Größe, die Gesamtform des
Körpers und die Masse des Skelettes, insbesondere die Schalendicke.
Mit Bezug auf die Größe bilden wahrscheinlich die beiden Rassen von Aulaeantka scoly-
mantha, die knepho- bezw. pamplanktonische Zwergrassc (var. typica, S. 502, Textfig. 133, 134)
und die skotoplanktonische Riesenform (var. bathybia, Textfig. 135) eine solche Formenkette.
Allerdings habe ich leider, solange mein Material noch vollständig war, versäumt, mittelst genauer
Messungen der an den einzelnen Fundorten erbeuteten Exemplare den strengen Nachweis zu
führen, daß die beiden Rassen hinsichtlich des Weichkörperdurchmessers kontinuierlich ineinander
übergehen. Ich möchte aber auf Grund der vorliegenden Messungen vermuten, daß sich bei
eingehender Untersuchung die Größen Verhältnisse von Aulacantha scolymaniha durch eine zwei-
gipfelige GALroN-Kurve werden darstellen lassen.
Eine Formenkette, deren beiden Hauptglieder sowohl durch die Größe, wie durch die
Form voneinander unterschieden sind, bilden die atlantisch-indische, skotoplanktonische Proto-
cysiis Sioggttti (S. 525, Textfig. 149) und die bipolare, knephoplanktonische P. Harstoni (Text-
fig. 130). Die kleinsten .Sy^^/ZZ-Exem plare kommen mit 0,2 mm Schalenhöhe den größten
Harstoni- Exemplaren mit 0,18 mm sehr nahe, und in Bezug auf die Form bilden einige ant-
arktische Ha r.s'Aw/- Exem plare Zwischenstufen (Syst Teil, S. 270). Doch sind im ganzen die
Uebergänge ziemlich selten, und wir haben also augenscheinlich zwei Formen vor uns welche
nahe daran sind, einen vollkommen selbständigen Charakter anzunchmen.
Hinsichtlich der Schalendicke bilden die Vertikalrassen von Challcngeron armatum
(S. 513, Textfig. 142) eine ausgeprägte Formenkette. Wie namentlich die Stufenfänge der in-
dischen Station 229, al>er auch andere Funde erkennen lassen, nimmt mit zunehmender Tiefe
die Dicke der Schale kontinuierlich zu, während gleichzeitig die Zahl der Randstacheln im all-
gemeinen eine Abnahme erfährt Aehnliche Verhältnisse scheint die Cyrtellariengattung Lampro-
cyclas darzubieten (Syst Teil, S. 430). •
Von besonderem Interesse sind nun ferner solche geographische Formenketten, deren ein-
zelne Glieder durch Abänderung meristischer Charaktere entstehen. Eine mehrfach ge-
gabelte Formenkette, auf welche ich schon bei meinen ersten Untersuchungen (1904) gestoßen
bin, wird durch die Lokalformen der Großart Autospathis variabilis (Taf. VII) gebildet Da sich
hier die meristischen Abänderungen auf die einzelnen Radialstachcln und zwar besonders auf
deren Terminaläste erstrecken, also partieller Natur sind, und da bei den einzelnen Individuen
einer Unterart die Radialstacheln in verschiedenem Grade und nach verschiedenen Richtungen
hin variieren, so ist hier der Ucbergang von Individuum zu Individuum, von Unterart zu Unter-
art trotz des meristischen Charakters der Abänderung ein ganz kontinuierlicher, und theoretisch
wäre es daher möglich, mit Hilfe vieler Einzelkurven, welche die Zahlen Verhältnisse der ver-
*»5
DeuUcbe Tlefc*»- Expedition 189»— 1899. Hd. XIV. 84
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662
VAUurrra Hartem,
schiedenen Individuen je eines Fundortes zum Ausdruck bringen» eine abgeleitete Kurve zu
konstruieren, welche die Uebergänge zwischen den einzelnen Unterarten graphisch veranschaulicht *).
Eine besondere Komplikation erfahren in Wirklichkeit die Verhältnisse deshalb, weil bei Au/o-
spathis variabi/is außer den Terminalästen auch die 1-ateraläste ihrer Zahl und Anordnung nach
beträchtliche Schwankungen aufweisen. Berücksichtigt man aber in erster Linie die Zahl der
Terminaläste, so bildet die trioceanische Aulospathis variabi/is triodon (Taf. VII, Fig. 78) eine
Art Mittelpunkt, an welchem sich in den eigentlichen Tropen die Varianten Mrodtm
(Fig. 77) mit 4 und aulodmdroides (Fig. 76) mit bis zu 9 Terminalasten angliedem, während in
den kühleren Meeresgebieten, insbesondere im Benguelastrom, alle Uebergänge zur zwei ästigen,
antarktischen Variante diodon (Fig. 79) nachzuweisen sind. Gleichzeitig sehen wir aber, wie
im Benguelastrom, in dessen tieferen Schichten (Au/ospathis- Stufe der Tuscarorcnschicht, 1000
— 1 500 m) der Uebergang zwischen den Varietäten triodon und diodon sich vollzieht, auch
eine Abzweigung in vertikaler Richtung, nach oben zu stattfindet, insofern gerade hier zahl-
reiche Zwischenformen zwischen triodon und diodon einerseits und der in höheren Schichten
{Pandora- Stufe der Tuscarorcnschicht, 400 — 1000 m) lebenden Unterart monodon (Fig. 80) ge-
funden werden. Schließlich ist zu erwähnen, daß in zw'ei zu beiden Seiten des Acxjuators ge-
legenen (subtropischen) Zonen die durch blasig aufgetriebene Stachelenden charakterisierten
Varianten bifurta und tri/urca (Fig. 72 — 75) sich von der Grundreihe a u lodend rotdes-tett odon -
trioi/on-diotion abzugliedern und zu emancipieren Ixstrebt sind. Ob diese beiden Varianten andere
Tiefenhorizonte bewohnen, als die Formen der Grundreihe, konnte nicht festgestellt werden. Die
außerordentliche Dicke der Stachelwandung, durch welche einzelne Exemplare dieser Varietäten
ausgezeichnet sind, würde auf ein Vorkommen in besonders großen Tiefen hinweisen.
Ebenso wie die mcristischen Abänderungen partieller Natur zur Entstehung von morpho-
logisch-geographischen Formenketten führen können, so gilt dies auch für die meristischen
Schwankungen in der Stachelzahl und damit im strahligen Bau des Gesamtkörpers. So sind
z. B. die beiden geographischen Unterarten von Tuscaretta globosa, die atlantische und die ant-
arktische, in erster Linie durch die verschiedene Stachelzahl, daneben auch durch Schalenform
und Schalendicke, charakterisiert, und auch bei Tuscarctta tubulosa spielt die Stachelzahl bei der
Differenzierung der einzelnen Unterarten eine gewisse Rolle.
Schon bei mehreren der bisher besprochenen Formenketten handelt cs sich nicht bloß
um die allmähliche Abänderung eines einzigen, sondern um das gleichzeitige Variieren mehrerer
Merkmale. Letztere Erscheinung tritt besonders schön bei der kosmopolitischen Großart Au/o-
ceros arborescens hervor, bei welcher fast alle äußeren Merkmale variabel sind, so die Zahl, die
Verzweigungsweise und die Richtung der Terminaläste, der Ausbildungsgrad der Spathillcn, die
Größe und Beschaffenheit des Weichkörpers, die Zahl und I-age der Centralkapseln u. s. w. Da
zwischen den meisten Merkmalen nur eine geringe Korrelation besteht, so zeigen die an den
nämlichen Fundorten erbeuteten Individuen ein sehr wechselndes Aussehen, und es scheint zunächst
fast unmöglich zu sein, eine systematische Gliederung unserer Großart vorzunehmen. Doch
helien sich immerhin einige geographische Unterarten gewissermaßen als „Kerne“ aus dem Chaos
l) Die Herstellung einer solchen abgeleiteten Karre war mir nicht möglich, da gerade bei A*U nfothi» sehr zahlreiche Exem-
plar« unvollständig waren, und zum Teil auch deshalb, weil bereits ein Teil des Materials geschnitten war, als ich an diese Verhältnisse
näher beraumt.
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Tiefsec-KadioUmn.
66 3
von Formen hervor, so daß auch hier von Formenketten gesprochen werden kann (vergl die
Tafelerklärung zu Taf. III). Aehnliches gilt für AulokUptes ramosus, Aulosphaera bistemaria ,
Castanidium variabilt und manche andere unter den häufigeren, mehr oder weniger kosmo-
politischen Tripyleen.
Alles in allem ergiebt sich, daß sowohl die eigentlich fluktuierenden (streng kontinuierlichen),
als auch die meristischen Variationen bei der Bildung von morphologisch-geographischen Formen-
ketten beteiligt sind, und daß wir also allen diesen Typen der Variabilität eine Bedeutung
für die Artbildung zuzuschreiben haben. Jedenfalls findet die Annahme, daß die Glieder
der hier aufgezählten Formenketten mutativ entstandene, selbständig nebeneinander fortlaufende
und durch strenge Erblichkeit charakterisierte Elementararten vom Oenothera- Typus darstellen,
in den Beobachtungen keine Stütze, und sie ist mindestens bei einigen Beispielen, so bei den
Vertikalrassen von ChaUcngeron armatum, bei den Unterarten von Aulospathis variabilis, direkt
auszuschließen, da hier die Artbildung im wesentlichen auf dem Variieren eines einzigen Merk-
males beruht und die Reihen nirgends eine Unterbrechung zeigen.
Da nun ferner mehrere der vorgeführten Beispiele die einzelnen Stufen der Art-
abtrennung in deutlichster Weise erkennen lassen — so zeigt z. B. Aulospathis variabi/is bifurca
die beginnende Emancipation von der Grundform, Protocystis I larston i und Sloggdii lassen
eine bereits sehr weit vorgeschrittene Durchteilung der Art hervortreten — , so scheint
es mir keinem Zweifel zu unterliegen, daß die morphologisch-geographischen Formenketten der
Tripyleen in ähnlicher Welse, wie dies von den Vettern S arasin für die Landschnecken von
Celebes und von Plate für die Cerion- Arten der Bahamas dargestellt wurde, den Artbildungs-
prozeß in seinen verschiedenen Etappen örtlich nebeneinander, also gleichzeitig vor Augen führen
(vergl. auch Weismann, 1904, Bd. II, S. 254).
Es wird im Schlußabschnitt nochmals darauf hinzuweisen sein, daß bei den Tripyleen die
Wirkung der Isolation, welche in den Formenketten der Landtiere in mehr oder weniger deut-
licher Weise systematisch verwertbare Einschnitte hervorzurufen pflegt, in Wegfall kommt Aber
auch sonst sind unsere Formenketten von denjenigen der Landschnecken und anderer I^md-
tiere1) unterschieden, vor allem dadurch, daß sich wenigstens in vielen Fällen die Abände-
rungen als zweckmäßig, die einzelnen Stufen der Variation demnach als An-
pass ungsstufen darstellen (siehe Abschnitt I und II) und daß wir daher die Annahme
machen müssen, daß die Entstehung dieser Formenketten und ül>erhaupt der Artbildungsprozeß
der Tripyleen in hohem Maße von der Selektion beherrscht wird (vergl Weismann,
1. c. S. 252).
Es bleibt zum Schluß noch die Frage zur Beantwortung übrig, inwieweit bei den Radio-
larien auch die anderen Typen der Variabilität für die Artbildung eine Bedeutung hal>cn.
Wie früher auseinandergesetzt wurde, dürfen wohl die stachellosen Varianten vieler Tripyleen-
formen als retrogressive Mutationen angesehen werden. Ich erinnere z. B. an das Ver-
hältnis der stachellosen Profotysfis-Arten tridens und acornis (Taf. XLIX. Fig. 385 und 382) zu
der einstacheligen P. Sivirei (hig. 384) und der zweistacheligen P. bicomis (Fig. 387). Ob nun
l) Namentlich auf omithi »logischem Gebiete sind neuerdings einige sehr instruktive Formenketten bekannt geworden.
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»4-
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664
Valekttn Haecker,
eine Entstehung solcher stachelloser Formen jederzeit stattfinden kann, oder ob sie nur unter
gewissen Umständen vor sich geht, mag nicht weiter erörtert werden, jedenfalls dürfte aber mit
der Möglichkeit zu rechnen sein, daß in diesem und in einigen ähnlichen Fällen unter geeigneten
Bedingungen eine artliche Abzweigung und Selbständigmachung der stachellosen Defektrassen
stattfinden könnte.
Bei dem eben erwähnten Beispiel handelt es sich um stachcllose Formen, welche trotz
ihres möglicheweise imitativen Charakters nicht ganz unvermittelt dastehen, sondern nur das
äußerste Endglied einer Reihe bilden, in welcher offenbar eine successive Reduktion der Stachel-
zahl stattgefunden hat Es fragt sich nun, ob wohl bei den Tripyleen auch solche imitative Pro-
zesse, durch welche wirklich Neues, Unvermitteltes geschaffen wird, zur Entstehung selbständiger
Arten führen können. Schon die stachellose Variante von Cannosphaera antarctica (Taf. XIV,
Fig. 143), welche gegenüber der vollstacheligen Form nicht bloß in morphologischer, sondern
sicher auch in hydrostatischer und ernährungsphysiologischer Hinsicht eine Abweichung darstellt,
legt diese Frage nahe, und spätere Untersuchungen über die horizontale und vertikale Verbreitung
und das jahreszeitliche Auftreten der Variante werden sicher Material zu ihrer Beantwortung
bei bringen können.
Im allgemeinen werden allerdings Partialmutationen, also sprungweise Abänderungen ein-
zelner Teile des Radiolarien-Organismus, nicht im stände sein, lebenskräftige Rassen oder Arten
zu schaffen. Setzen wir z. B. den Fall, in einem Aulosphatra- Skelett seien auf Grund eines pro-
gressiven (? degressiven) Prozesses sämtliche „Radgelenke“ in einfache Knotenpunkte vom Casta-
nellidentypus u mgc wandelt (S. 599, Textfig. 175), so würde damit offen bar noch kein
harmonisches Gebilde entstehen können. Denn die vergleichende Betrachtung lehrt,
daß sämtliche Castanelliden (veigl S. 519, Textfig. 146; S. 613, Textfig. 183) sich von den Aulo-
sphäriden nicht bloß durch die Beschaffenheit der Knotenpunkte, sondern regelmäßig auch durch
zahlreiche andere Merkmale unterscheiden, so durch die stärkere Abrundung der in den Knoten-
punkten zusam menstoßenden Winkel, durch ein anderes Verhältnis zwischen Balkenbreite und
Porenweite, durch eine weniger regelmäßige Anordnung der Knotenpunkte und durch Ausfüllung
der Balkenhohlräume mit sekundärer Kiesclsubstanz. Diese Merkmale verdanken ihre onto-
genetische Entstehung mindestens zum Teil selbständigen Elementarprozessen (S. 629), sie
stehen also nicht in einer apriorischen, ontogenetischen Abhängigkeit voneinander (z. B. ist die
Abscheidung der sekundären Kieselsubstanz ein von der Anordnung der Knotenpunkte durchaus
unabhängiger Prozeß). Wenn nun trotzdem eine regelmäßige Kombination dieser nur
zum Teil in Korrelation stehenden Merkmale besteht, so weist dies darauf hin, daß,
falls den Castanelliden und Aulosphäriden thatsächlich eine gemeinsame phylogenetische Wurzel
zuzuschreil>en ist, der Uebergang von einer Gruppe zur anderen nicht auf Grund einer sprung-
weisen Abänderung eines Merkmals vor sich gegangen sein kann und daß dann die anderen
Merkmale gewissermaßen mitgerissen worden sind, sondern daß sowohl die Castanelliden- wie
die Aulosphäridenschalen, wie Weismann (1904, Bd. II, S. 258) sagt, Variationskomplexe
darstellen, deren Entstehung wir uns als eine allmähliche, durch selektive Prozesse verschiedener
Art beeinflußte zu denken haben. Wir kommen also auch auf diesem Wege zu der Anschauung
zurück, daß bei den Radiolarien die fluktuierenden und meristischen Abänderungen die wesent-
liche Grundlage für die Artbildung bilden müssen.
188
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T iefiee- R adioUricn.
665
Fortpflanzungsgeschichte.
Die Frage nach der Entstehung der Arten wird im Schlußwort, welches von dem Formen-
reichtum handelt, nochmals von anderen Gesichtspunkten aus in Angriff genommen werden. Hier
soll den Kapiteln über Vererbung und Variation zunächst die Besprechung der Fortpflanzungs-
geschichte angereiht werden, eine Zusammenstellung, die heutzutage keiner Rechtfertigung
mehr bedarf.
Bezüglich der Fortpflanzungsgeschichte der Radiolarien sind wir in erster Linie auf die
grundlegenden, aber untersuchungstechnisch bereits veralteten Arlxjiten von R. Hertwig und
Brandt über die Fortpflanzung der Collodarien und Polycytharien und auf die schönen Be-
obachtungen von Karawajew und namentlich von Borgert über die mitotische Zweiteilung von
Aulacantha stotymanfha angewiesen. Die Veröffentlichung weiterer, auf die amitotischc Teilung
und die Schwärmerbildung von Aulacantha bezüglicher Beobachtungen ist von seiten Borgert’s
angekündigt, und außerdem stehen, soviel mir bekannt ist, von zwei Seiten her ausführliche
Bearbeitungen der Acantharien-Entwicklung in Aussicht.
Ich selbst bin, trotz des reichlichen und teilweise vorzüglich konservierten Materials, leider
nicht in der Lage, für eine einzelne Tripyleengruppe eine vollständige Entwicklungsgeschichte
zu liefern. Doch konnte ich eine ganze Reihe von Einzelfunden machen, von welchen einige
auch für die allgemeine Fortpflanzungsgeschichte von Interesse sein dürften, und außerdem ge-
lang es mir, dank einigen besonders glücklichen ZufalLsfunden, bei einer Collodarie ( Oroscena
regalis) eine größere Strecke aus dem Fortpflanzungscyklus eingehender zu untersuchen. Meine
Schüler, H. Mast, hat außerdem bei den Astrosphäriden der „Valdi via“- Ausbeute eine größere
Anzahl 1 jemerkenswerter Bilder gefunden, über welche er demnächst berichten wird.
/Mies in allem ist es also bis jetzt noch nicht gelungen, auch nur für eine Form den
schon auf Grund der Br an Duschen Untersuchungen sicher zu erwartenden Nachweis zu führen,
daß die Fortpflanzungsgeschichte sich im allgemeinen als ein regelmäßiger Generations-
wechsel, ähnlich demjenigen anderer Protozoen, abspielt (vergL auch Lang, 1901, S. 212), und
so ist auch der Zeitpunkt noch nicht gekommen, um eine allgemeine Fortpflanzungsgeschichte
der Radiolarien zusammenzustellen. Ich werde mich daher im folgenden darauf zu beschränken
haben, dasjenige vorzuführen, was ich über die Centralkapsel, den Kern und die Kemteilungs-
vorgänge der Radiolarien zu ermitteln im stände war, und im Zusammenhang damit einige Einzel-
befunde hervorzuheben, welche sich auf bestimmte Etappen des Fortpflanzungscyklus beziehen.
Wie bei den „vegetativen“ Lebensprozessen im engeren Sinne des Wortes, so fällt der
Centralkapsel der Radiolarien auch bei den Fortpflanzungsvorgängen eine bedeutsame Rolle
zu: sie schließt den Kern im ruhenden Zustand und während der Teilung gegen die in der
Extrasarkodc sich abspielenden gröberen motorischen und ernährungsphysiologischen Prozesse
ab; sie bildet, wenigstens lx;i bestimmten Teilungsvorgängen der Tripyleen, auch noch für die
neugebildeten Tochterkeme für längere Zeit eine schützende Einfriedigung ; ferner kann sie in
Gestalt einer cystenartigen Embryonalhülle den Tochter- Individuen nach dem Verlassen der
Mutterschale als provisorisches Schutzorgan dienen ( Chailcngeria, PlankiontUa), und endlich
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666
Vaixntim Makckbk,
funktioniert sie bei den Spumellarien als Behälter für die Sporenmutterzellen und Sporennester
bis zur Ausstreuung der reifen Schwärmer.
Diese vielseitige Aufgabe, welche der Centralkapsel bei der Fortpflanzung zufällt, sowie die
bei den Tripyleen verbreitete Erscheinung, daß die Teilung der Centralkapscl zeitlich und in
morphologisch-physiologischer Hinsicht viel engere Beziehungen zur Teilung des Kernes als zu
deijenigen des Gesamlkörpen, zeigt, lassen eine kurze Besprechung der Centralkapsel an dieser
Stelle angebracht erscheinen. Ich werde mich dabei im wesentlichen auf die Aufzählung der-
jenigen Punkte beschränken, in welchen ich über die Ergebnisse meiner Vorgänger hinausgehen
konnten.
Bau und Teilung der Centralkapsel.
Centralkapsel der Tripyleen. Die doppelte Natur der Centralkapsel-
membran, welche in der Regel unter den für die Tripyleen-Centralkapsel charakteristischen
Merkmalen aufgezählt zu werden pflegt (vergL Syst Teil, S. 2), konnte nicht bei allen Gruppen
mit Bestimmtheit nachgewiesen werden. So fand ich z. B. bei den Cölodendriden auf Schnitt-
präparaten stets nur eine einfache Membran. Dagegen tritt die zweischichtige Struktur l»esonders
deutlich bei einigen sj>ecialisierten Vorkommnissen hervor, so bei der Central kapsel der größeren
Medusettiden, bei welchen wahrscheinlich, wie schon Fowler angegeben hat das „Diaphragma“
als eine lokale Verdichtung der äußeren Hülle (Ectocapsa) anzusehen ist (Taf. LVIII, Hg. 456),
und bei der Embryonalhülle von C hallen ge ria (S. 621, Textfig. 195, sowie Taf. LII, Fig. 430).
Was das andere, als charakteristisch angesehene Merkmal der Tri py Iren -Centralkapsel die
Zahl der Oeffnungen, anbelangt so konnte ich die Beobachtungen R. Hertwig’s, Haeckel’s
und Borgert’s nach verschiedenen Richtungen hin ergänzen. Nachdem der Erstgenannte die
Zweizahl der Parapylen oder Neben Öffnungen l)ei Aulacant ha, Aulos/>haera und Coclodendrum ,
Haeltckl dasselbe für die Conchariden und Borgert (1891, 1905) für Castanidium und eine
Tuscaroride nachgewiesen hatte, konnte ich bei einer Circoporide (Taf. XXXIII, Fig. 255), bei einer
größeren Anzahl von Tuscaroriden (Taf. XXXIII, Fig. 253 u. a.) und !>ei einer Challengeride
( ChaUengeria Naresi, Taf. LII, Fig. 429), die nämliche Zahl feststellen. Da in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle nur eine Astropyle oder Hauptöffnung vorhanden ist, so darf in der That
die tripylee Beschaffenheit der Centralkapsel als ein charakteristisches, wenn auch nicht aus-
nahmslos vorkommendes Merkmal unserer Radiolarien-Grup|>c angesehen werden (vergL Syst
Teil, S. 2).
Keine Parapylen wurden bisher bei den Astracanthiden , Cannosphäriden , Poro-
spathiden und l»ei der von Borgert aufgcstclltcn Familie der Atlanticelliden beobachtet Bei
den offenbar als JugendziLstünde zu deutenden Phäocollen (Taf. XLII, Fig. 302) war ihre Lage
bei älteren Centralkapseln durch alveolenfreie Plasmahöfe «ingedeutet, bei den „isolierten Central-
kapseln“ (Syst Teil, S. 461, Textfig. 94) tragen die Parapylen einen unfertigen Charakter. End-
lich konnte bei den großen Medusettiden (Planktonetten, Nationalsten) der Nachweis geführt
werden, daß die von Fowler beschriebenen „communicating tubes“, welche die Centralkapsel mit
dem Diaphragma verbinden (Taf. LV1I, Fig. 455; Taf. LVIII, Fig. 456), nichts anderes «ils eine
Proliferation der Parapylen darstellen.
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Radiol&rien.
667
Die Astropylen treten in der nicht in Teilung befindlichen Centralkapscl fast ülx?rall
in der Hinzahl auf. Bei ChaHengeria Narrst fand ich aber regelmäßig zwei Astropylen (Taf. LII,
Fig. 429, 430), womit ein Uebcrgang gebildet wird zu den Planktonetten und Nationaleren, l>ei
welchen die „laminated projections“ (suspensory processes) Fowler’s als proliferierte Astropylen
nachgewiesen werden konnten.
Bezüglich des Baues und der Funktion der Oeffnungen kann ich den Angaben von
R. Hertwig (1879), Borger 1 (1891, 1900) und Karawajew (1895) nur wenig Neues hinzufügen.
An den Parapylen fand ich bei allen Tripyleen, bei denen sie überhaupt beobachtet wurden,
und namentlich sehr deutlich bei den Tuscaroriden den von den genannten Forschern beschriebenen
Aufbau (Textfig. 206), nämlich den durch eine ringförmige Verdickung der Centralkapselmembran
gebildeten Oeffnungshals (ölt), den halbkugeligen oder scheibenförmigen Bulbus (b) und
den in seiner Mantelschicht fein gestreiften Oeffnungs-
kegel (ök), welcher sich in ein Kohr, die Paraboscis
Borgkrt’s, verlängert Dieses Rohr ist speciell bei den
Tuscaroriden, wie dies auch Borger r (1905, Fig. A) an-
gedeutet hat, sehr stark verlängert und ziemlich nahe über
der Centralkapselmembran unter rechtem Winkel abgebogen
(Taf. XXI Vr, Fig. 183; Taf. XXXII, Fig. 240). Die beiden
Kamine (ka), wie ich in solchen Fällen die dem eigent-
lichen Oeffnungskcgel aufgesetzten rohrförmigen Gebilde
nennen möchte, sind regelmäßig voneinander al>gekehrt
und liegen in der die drei Centralkapselöffnungen ver-
bindenden Medianebene. Angesichts dieser konstanten Anordnung kann kein Zweifel darüber
liestehen, daß es sich wirklich um relativ starre Organellen handelt und nicht etwa,
wie von einzelnen, durch die Konservierung verquollenen Objekten vorgetäuscht wird, um eine
Reihe austretender Flüssigkeitstropfen. Die unter den Parapylen gelagerte alveolenfreie Plasma-
insel, der Parapylenhof (ph), zeigt wie auch von Borgert (1900) angegeben wird, häufig
eine deutliche Radiärstreifung (Textfig. 208).
Von weiteren Einzelheiten, welche vielleicht für die Kenntnis der Parapylen einige Be-
deutung haben, sei noch folgendes erwähnt:
Der Oeffnungshals stellte sich bei den beiden Parapylen eines Exemplars von Aula-
treutus fusiformis als ein besonders breiter Kragen dar, welcher eine deutliche Kontinuität mit
der (? dop|>elten) Centralkapselmembran erkennen ließ (Textfig. 209, 210c).
Der scheibenförmige B ulbus zeigte bei Txtscaretia passe reu la in seinen Randpartien einen
Kranz von dunklen (zum Teil scheinbar vakuolisierten) Tröpfchen, welche sich nach außen in
einige !>esonders starke Mantel fasern des Oeffnungskegels fortsetzen (Textfig. 206, 207). Während
bei einem Exemplar von Au/a/raelus (Textfig. 208) und ebenso bei der einen Parapyle eines
anderen Exemplars (Textfig. 209) der Bulbus sich als eine homogen gefärbte, napf- oder kuchen-
förmige Masse darstellte, machte er bei der Schwester- Parapyle der letzteren den Eindruck eines
Hohl ring es, durch dessen Oeffnung die streifig erscheinende Intrasarkode lavaartig durchgebrochen
war (Kunstprodukt? Textfig. 210a — c).
191
fig. ao6. ParapyUr von Tuscaretta passe reu Li.
Ka Kamin, ck Oeffnunpkegd, eh Oeffnungthof,
b Bulbu«, ph Parapylenhof.
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Valehtik Haecker,
Der Oeffnungskegel erschien bei einem jugendlichen Exemplar von Autatractm deut-
lich als ein schlauch- oder strumpfartiges Gebilde, welches dem Oeffnungshalse an seiner Außen-
seite aufgesetzt war (Textfig. 208; auch in 210 b und c zu sehen).
Das Kamin konnte in keinem Falle als ein hohles Gebilde mit Sicherheit erkannt werden,
doch fand sich einmal bei Tuscaretta in seinem Anfangsabschnitt eine färbbare Masse, welche
den Eindruck eines den Ilohlraum des Rohres ausfüllenden, durch die Konservierung geschrumpften
Sekretpfropfens machte (Textfig. 207).
Fig. J07.
Hg. 208.
Fig. 207. SfhrUger Tangen UaUchnitt durch eine Parapyle von TttscartUa paaercula.
Fig. 108. Parapyle von Aulatrtuttu.
Fig. 209. Parapyle vnn Aulatractui, angeschnitten. öh OcffnungshaU, b liullma.
jS
So wenig nun auch alle Strukturverhältnisse der Parapylen vollständig aufgeklärt werden
konnten *), so dürfte doch feststehen, daß sie wirklich „Öffnungen“ der Centralkapsel darstellen,
daß sie aber bei der Nahrungsaufnahme unbeteiligt, also nicht als Ingestions-
öffnungen zu betrachen sind. Dagegen spricht schon ihre vom Phäodium abgewandte I-age,
vor allem aber auch der Umstand, daß bei einigen Formen, z. B. bei den Tuscaroren (vergl
den allerdings geschrumpften Längsschnitt Taf. XXIII, Fig. 182), die Parapylenscitc regelmäßig
der Schalenwandung dicht angeschmiegt ist, so daß eine nähere Berührung der Parapvlen mit
Nahrungskörpem ausgeschlossen erscheint Dagegen liegt es nahe, daran zu denken, daß sie
Egestionsöffnungen sind, durch welche nicht bloß gasförmige Stoffwechselprodukte, sondern
vor allem auch die hydrostatischen /wecken dienende Alveolenflüssigkeit (S. 51t) abgeschieden
werden kann. In den Fällen, wo der Bulbus eine linsen- oder scheibenförmige Gestalt und eine
I) So blieb unentschieden, ob die Bast» des Bulbus wirklich immer, wie Boroeet (1900, S. 255} angiebs. von einer oder von
mehreren porvnartigcn Oeffnungcn durchbrochen ist. ob das Kamin wirklich hohl oder von einem Fortsatt der Inirasarkodc durchsetit
ist u. s- w.
19s
"V
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Twfm-Rndlotwito- 6^9
anscheinend kompakte Beschaffenheit besitzt, wie z. B. bei den Tuscaroriden, würde man ihn viel-
leicht ab einen eigentlichen Exkretions- oder Filtrierapparat bezeichnen dürfen.
Was die Astropylen anbelangt, so ergab eine Untersuchung der lebenden Aulacantha
mittelst Methylenblaufärbung, daß das Operculum oder der strahlige Deckel der Hauplöffnung
sich im Gegensatz zu der Übrigen Centralkapselwandung hellblau färbt Offenbar stellt also
das Operculum eine für flüssige Substanzen durchlässige osmotische Membran dar, während die
Strahlen, wie auf Schnitten zu ersehen ist lamellenartige, durch undifferenzierte Plasmapartien
oder auch durch Gallertstrcifen getrennte Differenzierungen der Intrasarkode sind >) und wahr-
scheinlich als Versteifungseinrichtungen, vielleicht auch als I veitbahnen für den eintretenden Nahrungs-
strom dienen. Speciell bei der Centralkapsel eines v4x^ra-/w.r-Exemplars, welches, wie der in
c
Fig. >11« — c.
Fig. llli— & Drei Schnitt? durch die Astrn-
pyle eine» jungen AuMr,mus.
Füg. >i>. Schnitt durch die Probosc» von
Vusrarelta pasirrcula.
Telophase befindliche Kern zeigte, noch jugendlichen Charakter hatte, waren die Zwischenräume
zwischen den einzelnen Lamellen teilweise noch vollständig mit feinkörniger Sarkode angefüllt,
zum Teil war aber die Sarkode grollen teils schon durch eine ungefärbte, wahrscheinlich gallertige
Substanz verdrängt, welche zunächst in der unmittelbaren Nachbarschaft der Lamellen selber zur
Ausbildung gelangt, nach und nach aber die Zwischenräume zwischen den Lamellen vollständig
einnimmt (Textfig. 211a — b, vergl. 212), Hinsichtlich der Verbindung der änderen Kanten der
Lamellen mit der Centralkapselmembran bin ich bei keinem Objekte zu vollständiger Klarheit ge-
langt. Die inneren Kanten sind bei den 'l'uscaroren verdickt und zeigen dementsprechend im Durch-
schnitte knopfförmige Anschwellungen (Textfig. 212; Taf. XXIV, Fig. 183), bei Aulatractus
dagegen sind sie in einiger Entfernung von der Prolroscis in zwei Flügel gespalten, so daß jede
II KAKAWAJKW hat rtierst festgntcllt. «laß die Streifen de» Opcrculunui den Cl&arakier von Lamellen haben.
Umibcb* Ti«he*‘-R»|w.Jitton tlhja-tlk». Bd. XIV.
"13
85
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670 Valentin HaKi'KRK.
einzelne Lamelle einem Postament aufzusitzen scheint (Textfig. 211b). Gegen den Rand des
Operculums zu verschmelzen diese Postamente zu einem velumartigen Ringsaum (Textfig. 211c).
Die Proboscis erwies sich in einzelnen Fällen mit Sicherheit als ein eigentliches Rohr,
in dessen basale Partien sich die centralen Enden einzelner Radiärlamellen in Form von feinsten
Leisten oder Falten fortsetzen, so bei Tuscaretta passereu/a (Textfig. 212) und Aulalractus (Text-
fig. 2 1 1 aV Im Gegensatz zu dem strahligen Deckel der Astropyle dürfte die Proboscis schwerlich
als eine Ingestionsöffnung aufzufassen sein, vielmehr möchte ich vermuten, daß sie eine ähnliche
Funktion wie die Oeffnungskegel und Kamine der Parapylen besitzt, also bei den exkreto rischen
Vorgängen beteiligt ist Bei den mit zahlreichen Parapylen ausgestatteten Planktonetten und
Nationaletten scheinen die Astropylen keine Proboscis zu besitzen (Taf. LVII, Fig. 455; Taf. LVIII,
Fig. 456; Taf. LIX, Fig. 459).
Vor der Teilung der Centralkapsel wird, wie schon Borgert gezeigt hat, die Zahl der
Parapylen durch Neubildung auf vier erhöht, so daß jede Tochterkapsel wiederum zwei erhält
Die Astropylen der Tochterkapseln werden bei den Zweiteilungsprozessen von Au/osf>haera und
Aulacantha durch Teilung der Astropyle der Mutterkapsel gebildet [R. Hertwig •), BorgertJ
und ähnliche Verhältnisse fand ich auch bei mehrkapseligen Aulacanthiden vor. So hatten bei
einem Exemplar von Aulokleptts ramosvs, welches 4 Centralkapseln, darunter 2 zweikemige
besaß, die Astropylen der letzteren eine hantel- oder biskuitförmige Gestalt angenommen und sich
dabei so ausgestreckt, daß sie an der einen Seite der ellipsoidischen Centralkapscl einen großen
Teil des Umfanges bedeckten. Die Zahl der Parapylen war bei diesen Kapseln bereits auf vier
erhöht worden.
Zahl und Vermehrung der Centralkapseln der Tripyleen.
Zahl der Centralkapseln. Bei den meisten Tripyleen ist außerhalb der Teilungs-
perioden nur eine Centralkapsel vorhanden (monocystine Formen). Indessen konnte an der
Hand des „Valdi via“- Materials der Nachweis geführt werden, daß die Angehörigen einer Anzahl
von Gruppen normalerweise mit zwei Centralkapseln ausgestattet sind (dicystine Formen^ Es
sind dies mehrere Aulacanthiden aus den Gattungen Aulographis (S. 556, Textfig. 154,2), Aulo-
ceros (Taf. III) und Aulokleptes (Taf. IV, Fig. 37), sodann die Astracanthiden (Taf. LXXII, Fig. 530)
und Tuscaroriden (Taf. XXII ff.), sowie Phatocolla vaJdiviat (Taf. XLII, Fig. 302), welche indessen
wahrscheinlich nur den skelcttloscn Jugendzustand einer dicystinen Aulacanthidcnart darstellt. Wäh-
rend in der Regel näher verwandte Formen die gleiche Anzahl von Centralkapseln besitzen und
insbesondere die zahlreichen Arten der Tuscaroriden durchweg als dicystin nachgewiesen werden
konnten, schwankt die Zahl der Kapseln innerhalb der Großart Auloccros arborescens, indem einige
Unterarten monocystin, andere dicystin sind.
Durchschnürung der Centralkapscl. Die Vermehrung der Centralkapseln erfolgt
auf Grund eines Durchschnürungsprozesses, welcher von einem die Astropyle schneidenden
Aequator ausgeht (Näheres bei Borgkrt, 1900, S. 238). Bemerkenswert ist nun vor allem, daß
I) Vergl. R. Hertwig, 1879, Taf. X, Fig. 2 flcopiert im SyM- Teil, S. 109, Textfig. 15).
194
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Tiefaee* R *dinUrien .
der Zeitpunkt der Kapselteilung ein verschiedener sein kann, so dal! man einen Auhuantha-
und einen AuJos/>haera-Tyf\3s unterscheiden kann: bei AulacanUia scolymantha nimmt die an der
aboralen (parapylären) Seite beginnende Durchschnürung bereits ihren Anfang, wenn die Tochter-
kernplatten, d. h. die sich rekonstruierenden Tochterkeme das Maximum ihres Abstandes erreicht
haben und, unter Zurückkrümmung ihrer Ränder, die für diese Phase charakteristische schüssel-
förmige Gestalt anzunehmen beginnen (Borger:), dagegen erfolgt bei vielen anderen Formen die
Kapselteilung erst, nachdem die Kerne in das „Ruhestadium“ cingetrcten sind und sich, unter
Freilassung einer plasmatischen Zwischenschicht, gegenseitig stark genähert und an ihrer Median-
seite mehr oder weniger abgeplattet haben, also in dem schon von früheren Autoren (R. Hert-
wig, Haeckel) bei verschiedenen Formen beobachteten zweikernigen Stadium (vergL R. Hert-
wig, 187g, Taf. X, Fig. 2, kopiert im
Syst Teil, S. 109, Textfig. 15). Der
Vorgang der Durchschnürung wurde
allerdings in diesem Stadium niemals yr W ill/
in allen seinen Phasen beobachtet doch Jf JI/
steht es außer Zweifel, daß auf das
zweikernige Stadium thatsäch-
lieh immer eine Zweiteilung Ij /
der Kapsel erfolgt, und daß nicht l \(
etwa Kopulationszustände in Betracht jj 1
kommen (vergl. auch R. Hertwtg, 1879, 'y F \
& 100). Darauf weist in erster Linie
eine vergleichende Betrachtung der ver- /) b /
schiedcnen mehrkapseligen Stadien hin: j UU J/
so findet man z. B. nebeneinander vier- fl o\ >,
kapselige Stadien mit lauter einkernigen x**V-
Kapseln, solche mit zwei einkernigen \j|/
und zwei zweikemigen Kapseln (Text- Fi|. , , Auiottrpui u,i>rT^»ng nm 4, <um stupMtsudimii.
fig. 2 1 3) und endlich sechskapselige mit
ausschließlich einkernigen Kapseln. Es kann danach kein Zweifel darüber bestehen, daß die
letzteren dadurch zu stände kommen, daß im Vierkapsclstadium zunächst zwei Kapseln ihre Kerne
verdoppeln und dann in zwei Tochterkapseln zerfallen. Auch zeigen, wie bereits erwähnt wurde,
speeiell im vierkapselig-sechskemigen Zwischenstadium die zweikemigen Kapseln eine Vermehrung
der Oeffnungen, nämlich 4 Parapylen und eine hantelförmig eingeschnürte Astropyle, ebenfalls
ein deutlicher Hinweis darauf, daß das doppclkemige Stadium mit der Zweiteilung der Kapsel
zusam menhängt
Teilung der Centralkapsel bei monocystinen Tripyleen. Die Teilung der
Centralkapsel bei einer monocystinen Form, bei Aulaeanlha scofyman/Aa, ist von Borgert (1900)
sehr genau beschrieben worden. Hier beginnt wie erwähnt die Durchschnürung bereits in den
späteren Telophasen, also vor erfolgter Rekonstruktion der Tochterkeme. Daneben kommen
allerdings, wie schon Hertwig angegeben hat auch bei Au/cuantha einkapselig-zwcikemige Stadien
vor, welche aber offenbar einem anderen Abschnitt des Entwicklungscyklus angehören (? direkte
195
Hf;. 213. AulokUptt. ramosus, UeLurjjarig vom 4- zum 6-ICapMUSudiuiU-
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672
Valentin Haeotek,
Kernteilung Borgerts). Bei den beschälten Monocystinen wurden sowohl einkapselig-
zweikemige, wie zweikapselige Stadien beobachtet, dagegen konnten bis jetzt noch keine Bilder
gefunden werden, welche entsprechend den Beobachtungen Borgert’s eine schon während der
Telophasen des Kernes vor sich gehende Durchschnürung der Centralkapsel erkennen lassen.
Stadien mit einer Centralkapsel und zwei Kernen wurden bisher bei folgenden
beschälten Monocystinen beobachtet: Aulospkaera (R. Hertwig, 1879, Taf. X, Fig. 2),
Coclacantha (ebenda, Taf. IX, Fig. 2) und Cannosphaera („Valdivia“), Cinospathis sexfurca („Vald.“,
Taf. XXXIII, Fig. 255), Challengeron armatum („Vald.“, Taf. LI. Fig. 419; S. 513, Textfig. 142),
Conchariden (Haeckel), Cotlodendrum /appactum („Vald“).
Stadien mit zwei einkernigen Centralkapseln sind bekannt geworden bei Casta-
nelliden („Vald“), Protocystis Swirei, Harstoni und Balfouri („Vald“), Euphysetla Luc an i (Borgert).
Außerdem enthielt das „Valdivia“-Material folgende hierher gehörige Entwicklungsstadien:
ein Castanidmm variabUe mit 2 Central kapseln, deren Kerne in Teilung sind (Taf. XLI,
Fig. 300); ein Exemplar von Sagenoarium dicranon mit 4 Centralkapscln ; eine Planklonclta
at/antica mit 3 Centralkapseln (Taf. LVI, Fig. 453; Taf. LIX, Fig. 459) und eine Kolonie von
Nationaletta valdiviae mit 4 Individuen (Taf. LIV, Fig. 445 \
Vermehrung der monocystinen Formen. Beiden monocystinen Tripyleen wurden
sowohl solche Stadien gefunden, welche sich auf die „vegetative“ Zweiteilung beziehen
als auch solche, die zur Koloniebildung führen.
Schon Aulacantha scolymantha kann als Beispiel hierfür gelten. Die mit mitotischer
Teilung verbundenen vegetativen Vermehrungsvorgänge hatien den Gegenstand der Untersuchung
BorgerTs gebildet. Auf der anderen Seite wurden aber schon von Karawajew drei- und vier-
kapsel ige Stadien von Aulacantha beschneien, im „Valdivia“-Material fanden sich vierkapselige
(S. 502, Textfig. 134) und im „Gauß“-Material mehrkapselige „Kolonien“. Von der ebenfalls
monocystinen Gattung Aulospaihis liegen mir keine Stadien vor, die mit Bestimmtheit auf die
vegetative Zweiteilung bezogen werden könnten, dagegen fanden sich spcciell von Aulospaihis
variabilis tetrodon und aulodend roidts „Kolonien“ mit 8 und solche mit 16 Centralkapseln.
üb die bei den beschälten Monocystinen gefundenen cinkapsclig-zweikemigen und
zweikapselig-einkernigen Stadien der Periode der „vegetativen“ Zweiteilung angehören, oder ob
wir es mit Anfangsstadien zu tun haben, welche zur „Kolonie“- oder auch zur „Schwärmerbildung“
führen, ist bis jetzt nicht zu entscheiden.
In ersterem Falle könnte angenommen werden, daß die vegetative Zweiteilung, beispiels-
weise einer Challengeride oder einer kleinen Mcdusettide, im ganzen derjenigen von Euglypha und
anderen Süßwassermonothalamien entspricht, also in der Weise verläuft, daß ein Teil der Sarkode
des Mutterindividuums aus dem Pylom austritt und zur Anlage des Tochterindividuums wird.
Allerdings würde ein Unterschied insofern Ixjstehen, als bei den Tripyleen die Teilung von Kern
und Centralkapsel bereits in der Mutterschale vollständig durchgeführt wird, während bei Euglypha ,
der Kern des Tochterindividuums schon während der Telophase in die Tochtersarkode Übertritt.
Eine andere Verschiedenheit würde darin liegen, daß, wenigstens bei Challengtria Naresi (Taf. LII,
Fig- 43°), das Tochtcrindividuum nicht sofort die definitive Schale bildet, sondern sich zunächst
mit einer provisorischen Embryonalhülle umgiebt (vergl. S. 621).
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T iefaee- K adioUrien.
^73
Eine weitere Frage ist, wicdie drei- und vierkapseligen Stadien von Sagtnoarium,
Castanidium, Planktonetta und Nat ionalt Ua aufzufassen sind, ob sie also einem modifizierten
„vegetativen“ Teilungsprozeß (mit zwei zusammengezogenen Teilungsschritten) angehören, oder
ob sie mehr der „Koloniebildung“ der dicystinen Tripyleen vergleichbar sind. Für Sagtnoarium
und Castanidium möchte ich die Frage unbeantwortet lassen, dagegen scheint mir bei einem
Vergleich des dreikapseligen Stadiums von Planktonetta und der vierteiligen Natinnatetta- Kolonie
die Annahme nahezuliegen, daß bei den größeren Medusettiden die Vermehrung nach einem
intermediären Modus erfolgt, der zwischen der vegetativen Zweiteilung beispielsweise von
Aid a tan t ha und der Koloniebildung liegt Planktonttta und Nationaletta würden dann zwei ver-
schiedene Typen des intermediären Modus repräsentieren : bei erste rer teilt sich nach der primären
Teilung die aus der Mutterschale herausgetretene Tochterkapsel sofort ein zweites Mal, die
beiden Tochterkapseln umgeben sich, wie die Tochterkapsel von Challtngeria Naresi, zunächst
mit einer Embryonalhülle und bilden, vermutlich erst nach der Loslösung vom Mutterindividuum,
ein vollständiges Skelett aus; bei Nationaletta dagegen entstehen, wie bei Sagenoarium und
Castanidium, 4 Enkelkapseln, welche eine vierteilige Kolonie bilden, entweder indem das mütter-
liche Skelett erhalten bleibt und nur drei neue Schalen abgeschieden werden, oder unter Aufgabe
des ersteren und Neubildung von vier Gehäusen.
Teilung der Centralkapseln bei den dicystinen Formen. Bei den dicystinen
Aulacanthidun habe ich ausschließlich Centralkapsel teil ungen vom Aubspkaera- Typus beobachtet,
und zwar konnte bei Atdoklcptes ramosus und Aulographis pandora festgestellt werden, daß schon
beim Uebergang vom Zwei- zum Drei- und Vierkapselstadium die Durchschnürung der Central-
kapsel diesem Typus folgt Denn es fanden sich zweikapselige Stadien, bei welchen die eine
Ccntralkapsel doppelkernig war. Ebenso verläuft der Durchschnürungsprozeß bei der weiteren
Vermehrung der Centralkapseln (s. oben S. 671, Textfig. 213). Bei den ebenfalls dicystinen
Tuscaroriden wurden dagegen, im Gegensatz zu den nahe verwandten (monocystinen) Circoporiden
und Castanelliden, niemals zwei kernige Centralkapscln gefunden. Allerdings besitzt bei älteren
Central kapseln der Kern vielfach eine ausgesprochen zweilappige Gestalt (Taf. XXXII, Flg. 242,
243), doch scheint es mir sehr fraglich zu sein, ob diese merkwürdigen Kemformen als Kem-
fragmcntierungxzustände zu betrachten sind und ob etwa die schmale Brücke zwischen den beiden
Lappen vollkommen zurückgebildet wird. Vielmehr glaube ich, daß dieser durch eine beträchtliche
Oberflächenentwicklung ausgezeichnete Kemtypus nur eine ernährungsphysiologische Bedeutung
hat Es muß also leider dahingestellt bleiben, ob die Durchschnürung der Ccntralkapsel bei den
Tuscaroriden dem Aulacantha- oder dem A nlo ^haera-T ypus oder einem anderen Modus folgt
Vermehrung der dicystinen Formen. Die Fortpflanzung der dicystinen Aul-
acanthiden erfolgt mindestens auf zwei verschiedene Arten, nämlich auf dem Wege der vege-
tativen Zweiteilung und auf dem der Koloniebildung.
Daß speciell der erste Modus auch bei den Dicystinen verbreitet ist, darauf wiesen einige
zweikapselige A wfarcmr-Exemplare hin, welche, wie die einseitige Anordnung der Phäodien und
der Radialstacheln deutlich erkennen ließ, durch Zweiteilung eines vierkapseligen Mutterindividuums
eben entstanden sein müssen >). Es wäre danach anzunehmen, daß l)ei den dicystinen Formen
I) I.eider sind die betreffenden Präparate /u Grunde gegangen, so daß ich nicht im «lande bin, eine genaue Abbildung xu geben.
>97
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Valentin Hajicjctk.
die Zahl der Centralkapseln schon vor der Durchschnürung verdoppelt wird, so daß jedes Tochter-
individuum mit zwei Kapseln ausgestattet wird, in ähnlicher Weise, wie bei anderen zweikemigen
Protozoen, z. B. bei Amotba bmucUata nach Schaudinn (1895), bei ArceUa vulgaris nach
Elpateewsky (1907), die Vermehrung der Kerne noch vor der endgiltigen Durchteilung des
.Mutterindividuums erfolgt. Auf alle Fälle dürfte aber ein Teil der bei den dicystinen Aul-
acanthiden gefundenen vierkapseligen Stadien mit den vegetativen Zweiteilungsprozessen Zu-
sammenhängen.
Andere vierkapselige Formen sind sicher auf dem Wege zur Koloniebildung befindliche
Stadien. Wie dies bei Autacantha der Fall ist (Karawajew), so verlaufen auch bei den dicystinen
Aulacanthiden die zur Koloniebildung führenden Prozesse nicht synchron (heterochron), d. h. die
Kapseln gleicher Generation teilen sich nicht zu gleicher Zeit So fanden sich denn unter anderem
folgende Stadien vor: zweikapselige Individuen mit einer einkernigen und einer zweikernigen
Kapsel ; dreikapselige Individuen ; vierkapselige Individuen mit 4 einkernigen Kapseln ; vierkapselige
Individuen mit 2 einkernigen und 2 zweikemigen Kapseln; sechskapselige und acht- bis zehn-
kapsetige Individuen. Die höchste Kapselzahl, die mir bei dicystinen Formen begegnet ist be-
trug 10. Sie fand sich bei einem Exemplar von Aulographis pandora aus T.-St 73.
Mit der Ungleichzeitigkeit der Teilungen hängt offenbar, wie gleich hier bemerkt werden
soll, zusammen, daß bei den dicystinen Aulacanthiden sehr häufig die beiden Kerne nicht die
nämlichen Strukturverhältnisse aufweisen, sowie wahrscheinlich auch die noch auffälligere Er-
scheinung, daß die beiden Kerne nicht selten einen ungleichmäßigen Konservierungszustand zeigen.
Ueber die Entstehung der Kolonien der Tuscaroren habe ich keine Beobachtungen an-
stellen können. Wie man sich den Vorgang etwa zu denken hat ist im Systematischen Teil
(S. 207) näher ausgeführt worden. Jedenfalls kann das in T.-St 74 gefundene vierkapselige
Individuum von Tuscarel/a tubu/osa nicht ohne weiteres herangezogen werden, da es wenigstens
in Bezug auf die Schalenstruktur abnorme Verhältnisse zeigt
Es bleibt bei den dicystinen Formen noch die Frage zur Beantwortung übrig, auf welche
Weise der zweikapselige Normalzustand zu Beginn des Fortpflanzungscyklus seine Ent-
stehung nimmt Was die dicystinen Aulacanthiden anbelangt so dürfte es wahrscheinlich sein,
daß sie sich, wie die Aulacanthiden Überhaupt aus nackten, /%<7«xo//a-ähnlichen Jugendzuständen
heraus entwickeln. Nun sind aber speciell bei PhatocoUa valdiviae sämtliche Größen-
abstufungen bereits mit zwei Centralkapseln ausgestattet (Tat. XUI, Fig. 302), und so ist anzu-
nehmen, daß bei den dicystinen Aulacanthiden der zweikapselige Zustand schon von sehr frühen,
nackten Jugendstadien an datiert
Bei den Tuscaroren wurden wiederholt Bilder gefunden, welche die Kerne der beiden
noch sehr kleinen Centralkapseln im Stadium der Telophase zeigen (Taf. XXXII, Fig. 248;
Taf. XXXIII, Fig. 251), und zwar ist die gegenseitige Orientierung der Centralkapseln und ihrer
Kerne eine derartige, daß man erstere wohl als Schwestern, d. h. als Abkömmlinge einer
Mutterkapsel ansehen darf. Es würde also aus diesem Befunde zunächst für die Tuscaroriden
der Schluß zu ziehen sei, daß der zweikapselige Zustand durch einen Teilungsakt und nicht etwa
durch Kopulation zweier Individuen erreicht wird, und vielleicht ist es erlaubt diese Folgerung
auch auf die zweikapseligen Phäocollen und damit auf die dicystinen Aulacanthiden aus-
zudehnen.
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Titbee- RjuMoUrien.
675
Sporenbildung bei Tripyleen. Bokgkrts demnächst zu erwartende Arbeit über
die Schwärmerbildung l>ei Aulacatitha wird berufen sein, eine wichtige Lücke in unserer Kenntnis
von der Fortpflanzungsgeschichte der Tripyleen auszufüllen. Ich selbst habe im „Valdivia“-
Material nur ganz vereinzelte Funde gemacht, welche mit der Schwärmerbildung der Tripyleen
in Zusammenhang gebracht werden können.
Bei 2 zweikapsdigen, aus T.-St, 145 stammenden Individuen von Au/ographis pandora
sah ich — im einen Fall in beiden, im anderen nur in einer der Centralkapseln — teils inner-
halb des Kemraums, teils in der Intrasarkode eine größere Anzahl von chromatinarmen, von
einem Bläschen umschlossenen, doppelkemartigen Gebilden (Syst Teil, S. 23, Tcxtfig. 7). Da
die Kerne der Centralkapseln in allen Fallen die später zu beschreibenden Prophasen der Chromo-
somenbildung aufwiesen, so lag es nahe, diese Doppelkeme als Stadien der Sporenbildung
aufzufassen. Bei einem dritten Exemplar derselben Art (T.-St 66) enthielt die Intrasarkode der
einen Centralkapsel zahlreiche kugelige Bläschen, welche je etwa acht gleich große rundliche
Binnenkörper einschlossen. Der Kern besaß eine grobschollige Struktur. Die Aehnlichkeit der
Bläschen mit den „Chromosomenbläschen“ von Oroscena legt hier noch mehr, als in den beiden
anderen Fällen, die Vermutung nahe, daß es sich um ein Stadium der Sporenbildung handle,
doch war leider die Konservierung keine ausreichende, um eine sichere Deutung des Befundes
zu ermöglichen.
Zweifelhafter Art sind auch die im Systematischen Teil erwähnten Befunde bei Sagenoscena
irmingcriana (S. 135; Taf. XL VI, Fig. 348) und bei Euphysetta amphicodon (S. 301, Textfig. 39;
Taf. LIII, Fig. 440).
Auf die Frage, inwieweit vielleicht die Koloniebildung der Aulacanthiden und anderer
Formen zu der Vermehrung durch Schwärmer in Beziehung zu bringen ist (Syst Teil, S. 24) —
ein Zusammenhang, dessen Möglichkeit angesichts der Aehnlichkeit der doppel kernigen Central-
kapseln der dicystinen Aulacanthiden mit dem Doppelkemstadiu m von Otvscena. sowie im Hin-
blick auf die Uebereinstimmungen in der Chromosomenbildung wohl nicht ganz auszuschließen
ist — , soll ebenfalls wegen ungenügender Anhaltspunkte nicht weiter eingegangen werden.
Kern und Kernteilung bei den Tripyleen.
Form des Tripylcenkernes. Je nachdem die Centralkapsel die bekannte ellipso-
idische Gestalt mit leicht abgeplatteter Parapylen- und etwas vorgewölbter Astropylenseite hat
(Taf. XLII, Fig. 302) oder sich der Kugelform nähert (. Aulacant ha ; vergl Borgert, 1900, S. 21 1)
oder aber, unter Verlängerung der die Astropylenmitte treffenden Hauptachse, eine Birnenform
annimmt (Taf. LIX, Fig. 460; Taf. LXI, Fig. 475), besitzt der ruhende Kern ebenfalls die Form
eines Ellipsoides, einer Kugel oder Birne. Bei PhnkUmetta (Taf. LIX Hg- 459) und NationaUtta
(Tal LVIII, Fig. 456) wird die Gestalt des Kernes durch die scheiben- oder linsenförmige
Plasmaanhäufung an der oralen Seite der Centralkapsel bedingt Besondere Formen nimmt,
offenbar im Interesse der Oberflächenvergrößerung und des Stoffaustausches, der Ken) der
Tuscaroren an: es finden sich bügelförmige (Taf- XXXII, Fig. 240), zweilappige (Fig. 24 2, 243),
klammer- uud doppelspiralige Kemtypen (Fig. 244 — 246).
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Valejstik Haecuk,
Ueber die Veränderungen des Kernes von Aulacantha in den Prophasen und Metaphasen
der Mitose hat Borgert ausführliche Angaben gemacht (1900, S. 222 ff.). In den Telophasen
zeigen die Keme der Aulacanthiden (Borger r, 1900, Taf. XV, Fig. 16 — 17) und der Tuscaroren
(Taf. XXXII, Fig. 248 links; Taf. XXXIII, Fig. 251 oben) übereinstimmend eine schüssel-
förmige Gestalt
Struktur des ruhenden Tripy leen kernes. Der „ruhende“ Kern zeigt in den
einzelnen Tripyleengruppen eine sehr verschiedene Struktur.
Bei Aulacantha haben zuerst Karawajew und Borgert eine Anordnung der färbbaren
Substanz gefunden, die ich als Radstruktur bezeichnet habe (Textfig. 214): von einer cen-
tralen, dichteren färbbaren Masse strahlen zahlreiche radiär gerichtete,
gegen die Peripherie zu unregelmäßig verzweigte Stränge aus, so
daß im Kerndurchschnitt ein radähnliches Bild zu stände kommt
Auch im Stadium mit 4 Centralkapseln (Taf. VIII, Fig. 85) besitzen
die Kerne diese Struktur.
Derartige Radstrukturen habe ich auch bei Aulospathis ge-
funden (S. 547, Textfig. 153), sowie bei einem Individuum von Aula-
graphis pandora mit 10 Centralkapseln. Das Vorkommen dieses
Kembaues bei den monocystinen Aulacantha- und Aulospathis- Arten
legt den Gedanken nahe, es möchte die ausgeprägte Radiärstruktur
mit dem streng sphärischen Bau der Monocystinen im Zusammen-
hang stehen. Doch könnten derartige Beziehungen zwischen der
Kemstruktur und der Grundform des Körpers höchstens für die Aulacanthiden Giltigkeit haben,
da z. B. auch Conchopus trotz ihres bilateral-symmetrischen Baues eine ausgeprägte Radstruktur
aufweist (Taf. I.IX, Fig. 460).
Außer bei den genannten Aulacanthiden und bei Conchopsis finden sich etwas weniger
regelmäßige und mehr lockere Radstrukturen bei den Aulosphäridcn (Au/osctna, Aulatractus)
und bei ChaUengcria Naresi (Taf. LII, Fig. 429). Bei ersteren wird die Mitte der centralen
Verdichtung von einem blassen, chromaünfreien Hof eingenommen, bei letzterer fehlt die dichte
Centralmasse und wird vollständig durch chromatinfreies Grundplasma ersetzt
Ueber den feineren Bau des Grundplasmas und der färbbaren Kemteile habe ich in allen
diesen Fällen nichts Genaueres ermitteln können (vergl. auch Borgert, 1. c. S. 214). Doch sei
an dieser Stelle auf eine (nach Flemming konservierte) Centralkapsel von Au/osphaera (Textfig. 216)
hingewiesen, bei welcher die Kemmembran (km) innerhalb der CentralkapseLsarkode (c) und das
Kemgrundplasma (gp) innerhalb der Kemmembran einseitig geschrumpft und die Substanz der
Chromosomen (ch) vollkommen aus der Centralkapsel herausgepreßt erscheint. Es läßt dieses
Bild deutlich erkennen, daß das Grundplasma eine verhältnismäßig zähere Beschaffenheit als die
Chromatinsubstanz besitzen muß.
Die Entstehung der Radstruktur, bezw. ihr Verhältnis zur Schollen- und
Strangstruktur, wird durch eine andere sehr schön konservierte Centralkapsel von Aulo-
sphacra (Textfig. 217) illustriert: hier wird der größte Teil der Kemperipherie noch von den
langen, wurmförmigen, ziemlich gleichmäßig radiär gerichteten Chromatinfäden, wie sie in den
Telophasen der Tripyleenkeme aufzutreten pflegen, eingenommen, während die Kemmitte und
200
Fig. 214- Kern einer Aulacantha
uelymantha. Radstruktur.
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TiefM«*RadinUriefl.
6 77
die gegen die Astropyle gerichteten Teile von unregelmäßig durcheinander geflochtenen Fäden
und zahlreichen vielgestaltigen, vakuolisierten Schollen (Binnenkörpem) erfüllt sind. Es zeigt
dieses Bild, daß die „Nabe“ des Rades durch eine dichte und unregelmäßige Aufknäuelung der
Chromatinfäden zu stände kommt
Re. 115.
Fif. 216.
Fig, 215, Kern von Aulographn itellata. Schollen* und
Strangs tniktur.
Füg. 216. Centralkapsel von Autospharra mit autgepreßter
Kernsubktam (Konservierung nach Fleiiming). r Centralkapael,
km Kernmembran, gp Grandplasma, th Chromatinsubsunz.
Fig. 217. Jugendliche Centralkapsel von Auta/rmhn. Dl«
auf dem Schnitt getroffene Parapyle ist in Textfig. 208 vergrößert
wiedergegeben
Eine besondere Modifikation der Radstruktur zeigen die Kerne der Tus-
caroriden (Taf. XXIV, Fig. 183). Die Achse des in der Regel bügelförmigen Kernes wird
hier von einer bandförmigen, stark färbbaren Masse, dem Achsenband, gebildet der periphere
Teil von einem feinkörnigen oder feinwahigen Grundplasma, in welches vom Achsenbande faden-
förmige Ausläufer ausstrahlen. Bei guter Konservierung stellt sich das Achsen-
band als ein dichter Knäuel von Chromatinsträngen dar (vergl. Aulosphaträ).
Man wird die Struktur des Tuscarorenkemcs mit der Radstruktur der Aulacanthen und der
anderen vorhin genannten Formen vergleichen dürfen, nur daß bei ersterem die chromatische
Centralmasse im Zusammenhang mit der besonderen Form des Kernes zum Achsenband aus-
gezogen ist Die achterförmigen Kernformen, welche schon Boroert bei seinen Tuscaroren
201
IVuttrb« Ti«4*ae- Kaper! itma 1 W“ ' W. XIV. Rt,
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678
Valentin Haeckek,
gesehen hat und welche auch bd einigen Formen des „Valdivia“-Materials gefunden wurden
(Taf. XXXII, Fig. 243), gehen, soviel ich sehe, aus dem gewöhnlichen Kemtypus in der Weise
hervor, daß sich innerhalb des Achsenbandes eine chromatin freie Lakune, ähnlich dem centralen
„Hof“ bei den Aulosphäriden und bei ChaUengcna, ausbreitet
Im Gegensatz zu den bisher genannten Kernformen fand ich hei den dicystinen
Aulacanthiden die ellipsoidischen, stumpf-bimförmigen oder sonst wrie von der sphärischen
Gestalt abweichenden Kerne wesentlich anders beschaffen (Textfig. 215): Die schwach färbbare
Grundsubstanz Ist hier von ungleich großen, zum Teil vakuolisierten Schollen und kurzen Strängen
ausgefüllt. Die Mitte der Kerne zeigt keine dichtere Struktur als die Peripherie, im Gegenteil
fand sich häufig eine besonders große Zahl von Schollen der Kemmembran angelagert Das
Grundplasma wies je nach dem Konservierungszustand bald eine grobspongiöse Struktur
auf, bald zeigte es die Beschaffenheit eines feinkörnigen Gerinnsels, bald einen fein-
alveolären Bau. Die letztgenannte (namentlich auf Sublimatpräparaten erkenntwe) Struktur
dürfte dem lebenden Zustand am nächsten kommen. Im Grundplasma sind mehr oder weniger
zahlreiche traubenfürmige Häufchen von schwach färbbaren Tröpfchen eingebettet welche zu-
weilen in scharf begrenzten, hellen Höfen eingeschlossen sind und wohl in die Kategorie der
Reservestoffe (? Fettträubchen) gehören1).
Diese Schollen* und Strangstruktur, wie ich diesen Typus im Gegensatz zur
Radstruktur nennen möchte, ist auch bei den übrigen Tripyleen weit verbreitet Sie findet sich
mehr oder weniger ausgeprägt bei den Astracanthiden (Taf. LXXII, Fig. 530), Sagosphäriden,
Castanclliden, Circoporiden (Taf. XXXIII, Fig. 255), sowie bei den großen Mcdusettiden (Taf. LVII,
Fig. 455; Taf. LIX, Fig. 459).
Es machte mir im Anfang einige Schwierigkeiten, das Stadium des ruhenden Kernes
mit seiner gleichmäßigen Schollen- und Strangstruktur einerseits gegen die Telophasen,
andererseits gegen die Pro phasen der Teilung einigermaßen abzugrenzen und insbesondere
auch die Telophasen von den Prophasen zu unterscheiden. Ich werde auf diese Verhältnisse
weiter unten nochmals zurückkommen, doch sei gleich hier bemerkt daß diejenigen Stadien,
welche zwischen den Schollen eine große Zahl von langen, wrurm förmigen (homogenen oder
körnigen), großenteils radiär verlaufenden Einzelfäden erkennen lassen, noch zu den Telophasen
zu rechnen sind, während das Auftreten von „Chromosomenbläschen“ den Beginn der frühen
Prophase anzcigt
Kernteilung. Borgebt giebt für die Phasen der mitotischen Teilung von Aulacantha
folgende Reihenfolge an: grob spongiöses Maschenwerk mit radiärem Bau (Radstruktur
des ruhenden Kernes; 1900, Taf. XIV, Fig. 1); Uebergang in den feinspongiösen Zustand
(Taf. XIV, Fig. 3); erstes Knäuelstadium mit Beginn der ersten Längsspaltung (Taf. XIV),
Fig. 6); segmentierter Knäuel mit vollendeter erster und beginnender zweiter Längs-
spaltung (Taf. XVI, Fig. 22); zwreites Knäuelstadium (Längsstreckung der Chromatin-
elcmentc; Linsenform des Kernes; Taf. XIV, Fig. 8), Aequatorialplatte (Taf. XIV, Fig. io);
Bildung der Tochterplatten auf Grund einer Spaltung der Aequatorialplatte, ohne Be-
nutzung der Längsspalten (Taf. XV, Fig. 11 — 13); Rekonstruktion der Tochter-
I) Die vor B DECKET (1900, S. JI?} bei Aulatmtha gefundenen Kttgelchcn stimmen der Beschreibung nach nicht gani mit
meinen Rüdem ttbeTcin.
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Hef«e*-Rju1iijUrM!ii. ^*79
kerne (Schüsselform der Kerne, Beginn der Kapselteilung; Taf. XV, Fig. 14 — 17); Uebergang
aus dem fädigen in den spongiösen und radiären Bau (Taf. XV, Fig. 18 — 19).
Es ist natürlich nicht möglich, in einem Expeditionsmaterial von irgend einer Tripylcen-
form eine genügend große Zahl gut konservierter Exemplare zusammenzufinden, um eine an-
nähernd so vollständige Reihe, wie sie Borgert aufgestellt hat, liefern zu können. Hat doch
Borgert von seiner AuJacantha über 20000 Exemplare durchsehen müssen, um zu seinen
Resultaten zu gelangen. Immerhin hat mich die vorzügliche Konservierung eines großen Teiles
der „Valdivia“-Ausbeute in den Stand gesetzt, wenigstens in einem Punkte bestimmte Ergebnisse
zu erlangen, nämlich bezüglich der ersten Entstehung und Herausarbeitung der
Chromosomen aus dem Ruhezustand des Kernes. Es war mir dies um so willkommener,
als es sich hierbei bekanntlich um Vorgänge von allgemeinerem theoretischen Interesse
handelt
Karawajew (1895, S. 298, Fig. 3) und Borgert (1900, Taf. XVI, Fig. 22) hatten Ixri
Aulacantha gefunden, daß in den späteren Prophasen der ganze Kern raum von Doppelfäden
oder Doppelstäbchen erfüllt ist, welche eine
auffallende Aehnlichkeit mit den Chromatin-
elementen in den Prophasen der Reifungsteilungen
der höheren Organismen zeigen. Die Ueberein-
stimmung stellt sich nun aber bei der Unter-
suchung der dicystincn Aulacanthiden und ver-
schiedener anderer Formen als eine viel größere
heraus. Schon Borger r hatte bei Aulacant ha
zwischen den Doppelfäden auch ringförmige
Figuren, also eine andere, aus der Reifungsperiode
bekannte Chromosomenform angetroffen, und ich
selbst konnte bei Aulographü pandora (Textfig. 2 1 8)
und besonders schön bei Auburos (Taf. 86,
Fig. 600; 1907b, Fig. 1) daneben achter-
förmig gekrümmte Schleifen und Doppelfadensegmente mit mehrfach ge-
kreuzten und schraubenartig umeinander gedrehten Einzelfäden (Strepsinemen)
beobachten, also Bildungen, welche ebenfalls wieder aus der Ovogenese der Copej)oden, Selachier
und anderer tierischer und pflanzlicher Objekte her bekannt sind und deren Entstehungsweise
und Schicksal eines der wichtigsten Probleme der neueren Zellenforschung gebildet hat.
Die Aehnlichkeit zwischen den Radiolarien einerseits und den höheren Organismen anderer-
seits ist bezüglich dieser Kemphase so groß, daß man sicherlich auch eine übereinstimmende
Entstehung dieser so überaus charakteristischen Chromosomenformen in beiden Fallen an-
nehmen und die bei einem Objekte erlangten Resultate auf das andere ül>ertragen darf. Nun
scheinen mir aber in der That die Bilder, welche ich bei den dicystinen Aulacanthiden erhalten
habe, in unzweideutiger Weise den Entstehungsmodus der Doppelfäden und Strepsinemen klar-
zulegen, und sie dürften also gleichzeitig ein Licht werfen auf das vielumstrittene Problem, ob
die Einzelfäden der Doppelfäden, Strepsinemen und Doppelstäbchen durch
Längsspaltung eines Mutterfadens oder durch paarweise Hinter- oder Neben-
203
SM«»
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f>8o
Valektik Haeckzr,
einanderlagerung (Konjugation, Meta- und Parasyndese) selbständiger Ele-
mente ihre Entstehung nehmen1).
Speciell bei Au/ograpkis pandora und Auioceros fand ich verhältnismäßig häufig Kerne,
welche im ganzen eine gleichmäßige Schollen- und Strangstruktur aufwiesen, dabei aber an ver-
schiedenen Stellen, namentlich an der Peripherie kleine, rundliche oder wurstförmige Knäuel-
f i g u r e n enthielten. Diese sind gegen das umgebende Grundplasma allerdings nicht durch eine
besondere Membran abgegrenzt, wohl aber zeigen sie einen so regelmäßigen und scharfen Umriß,
daß man wohl mit Sicherheit sagen kann, es handle sich um sphärische oder cylindrische,
vom übrigen Grundplasma abgegliederte Sarkodeportionen, deren peri-
pherische Schichten von einem spiralig verlaufenden Chromatinfaden ein-
genommen werden (Tcxtfig. 219 a, b; vergl. auch Syst Teil, S. 23, Textfig. 7a). Diese
Differenzierungen, die man vielleicht als Binnenkerne bezeichnen kann, sind nun nichts andere
als die ersten Anlagen der Chromosomen. Sie stimmen nicht bloß in ihrem Bau mit dei
Fig. 219.
Fig. 219. Kern von AuMltf>Ui mmenu. Frühe Prnptuue. a und b Binnrnkerne jm KnUurUudium.
Fig. 220. ChramoaamenbUdung bei Aulotrroi.
frühesten Stadien der „Chrom oso men bl äse hen“ von Oroscena rtgaJis (Taf. LXXIX, Fig. 55?
im wesentlichen überein, sondern auch darin, daß sie nicht synchron, sondern successi
ihre Entstehung nehmen.
Zuweilen sieht man in unzweideutiger Weise, daß der dünne, in der Mantclschic
der Binnenkernc spiralig verlaufende Chromatinfaden längsgespalten
(Textfig. 219 a, b). Wie ich mich immer wieder überzeugen konnte, handelt es sich hier ni
um einfache Helligkeitsunterschiede zwischen dem peripheren und axialen Teile des Chrome
fadens oder um eine Einlagerung von Vakuolen, sondern um einen wirklichen, auf größe
Strecken gleichmäßig die Fadenschraube durchsetzenden Längsspalt
Bei einem Exemplar von Au/oceros habe ich sodann alle Uebergänge finden kön
welche von den eben beschriebenen Bildern zu den fertigen Doppelfäden führen (Taf.
Fig. 600; Textfig. 220). In erster Linie kommen Zwillingsbildungen in Betracht die aus z
glatt-cylindrischen, homogen gefärbten, in Form einer regelmäßigen Dop
schraube umeinander gedrehten Einzclfäden bestehen (Textfig. 220 a, b). Es kann kei
1) Uehcr den Sund dlwcr Fing« habe ich vor kurccm ausführlich berichtet (Erg. u. Fortschr. d. ZooL. Bd. I, 1907, S.
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Tkf**e-R»dtoUnen
68 1
Zweifel unterliegen, daß diese Zwillinge aus den dünnfädigen Knäuelformen in der Weise
hervorgehen, daß die als „Binnenkerne“ vom Grundplasma abgegliederten Sarkodcpartien zu
langen, dünnen Schläuchen auswachsen und daß die beiden Spalthälften des spiralig gedrehten
Chromatinfadens (Textfig. 21g) allmählich voneinander abrücken und dabei eine Ix-trächllichc Ver-
dickung erfahren. Seltener kann man betrachten, daß die Doppelfäden bereits in diesen Stadien
mittlerer Dicke die Wachstumswiderstände, welche offenbar den Torsionen zu Grunde liegen,
überwunden haben und auf längere Strecken hin einen geraden Verlauf nehmen {Textfig. 220 r).
Mit zunehmender Dicke der Einzetfäden verlieren die Zwillinge mehr und mehr die
Form des Strepsinemas, die Windungen werden flacher und unregelmäßiger, die Abstände
zwischen den Fäden vergrößern sich, und so kommen zunächst die Achter- und Ringfiguren
und weiterhin die Doppelstäbchen zu Stande (Textfig. 220 d — /").
Es scheint mir aus diesen Befunden ganz unzweideutig hervorzugehen, daß die Doppel-
fäden bei den Aulacanthiden wirklich durch Längsspaltung eines Mutterfadens zu
stände kommen, während die Annahme, sie könnten aus einer Konjugation zweier selb-
ständiger Fäden hervorgehen, sich wohl schwerlich mit den thatsächlichen Befunden vereinigen läßt.
Die Metaphasen der Teilung, welche bekanntlich mit der Einordnung der Chromo-
somen in die Aequatorialplatte beginnen und mit dem Auscinanderweichen der Tochteigruppen
(Metakinese) abschließen, sind mir bei keinem Objekte zu Gesicht gekommen. Ich bin daher
auch nicht im stände, die Beobachtungen Borgert’s und die von ihm aufgestellte Aufeinander-
folge der Stadien zu bestätigen oder zu ergänzen. Nur in einem Punkte glaube ich, auch ohne
mich auf eigene Präparate stützen zu können, Bedenken gegen Boroerts Auffassung erheben
zu sollen. Bokoert (tqoo, S. 2,to) ist der Ansicht, daß es sich bei der Bildung der Tochter-
platten von Aulcuantha nicht, wie bei den typischen Mitosen, um eine Verteilung der Spalt-
hälften, sondern um ein Auseinanderwachen der ganzen Chromosomen handle Es
würde also, um die von Weismann eingeführte Nomenklatur anzuwenden, die Teilung von
Aulacantha keine Aequations-, sondern eine Reduktionsteilung sein. Zu dieser Annahme
sah sich Borgert durch den Umstand veranlaßt, daß die längsgespaltenen Chromosomen nicht
sämtlich mit ihrer ganzen Länge in eine Ebene (Aequatorebene der Teilungsfigur) zu liegen
kommen, sondern nur mit einem Ende in die eigentliche Aequatorialplatte tauchen, mit einem
größeren Abschnitte dagegen senkrecht vom Aequator abstehen. Ungefähr die Hälfte der Chromo-
somen befindet sich dabei auf der einen, die Hälfte auf der anderen Seite des letzteren, so
daß sie also im ganzen eine parallele Anordnung und dabei von vornherein eine Verteilung auf
zwei Gruppen zeigen. Borc.ert glaubte nun, daß sich aus dieser Orientierung Schwierigkeiten
für die Annahme einer Verteilung der Spalthälften ergeben, und er nahm daher ein einfaches
Auseinanderweichen der beiden, schon bei der Herstellung der Aequatorialplatte vorgebildeten
Tochtergruppen an. Diese Auffassung scheint nun allerdings zunächst darin eine Stütze zu
erhalten, daß ganz neuerdings auch für andere Protozoen angegeben wurde, daß die Verteilung
der Chromosomen nicht nach dem Längsspalt vor sich geht, so von Calkins für Amoeba, von
Schröder für Sphaeromyxa , von Meicalf für Opa/ina. Indessen ist die Aehnlichkeit der von
Borgert gegebenen Darstellungen (igoo, Taf. XIV, Fig. 10; Taf. XVII, Fig. 30, 31) mit den
bekannten Bildern, welche die Kernteilungsfiguren z. B. der Liliaceen nach Strasburger,
Guignard u. a. innerhalb und außerhalb des sexualen Zellencyklus aufweisen, eine so große, daß
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V A f-ENTIN HaECKZR,
man kaum umhin kann, in beiden Fällen eine übereinstimmende Verteilungsweise der Chromosomen
anzunehmen. Meines Wissens ist aber noch nie bezweifelt worden, daß es sich specicll bei den
mitotischen Vorgängen in vegetativen pflanzlichen Geweben um eine dicentrische Wanderung der
Tochterschleifen oder Spalthälften handelt, und ich glaube nicht, daß die Schwierigkeiten, welche
dieser Vorstellung im Wege stehen, bei Auheantha wesentlich größere sind.
Anaphase. Die dicentrische Wanderung der Chromosomen habe ich in einem Falle,
bei einem vorzüglich konservierten zweikapsel igen Exemplare von Castanidium vanabiU (Taf. XLI,
Fig. 300), beobachten können, ln der einen Centralkapsel war die Teilungsfigur senkrecht, in
der anderen parallel zur Aequatorebene getroffen worden. Die erstere Schnittserie zeigte die:
Chromosomen als leicht geschlängelte, großenteils homogen gefärbte Fäden, welche an der Außen-
seite der Kemplatte zum Teil hakenförmig
umgebogen waren. Die in der Peripherie
gelegenen Chromatinfäden ließen vielfach
eine Längsteilung erkennen, welche wohl
als die zweite litngsspaltung Borger r's
zu betrachten ist. Einzelne Chromosomen
lagen paarweise angeordnet in der Ae-
quatorebene: offenlar handelt es sich um
zurückgebliebene, durch die erste Längs-
spaltung (Textfig. 220) entstandene Dop-
pclstäbchen. deren Einzclstäbchen (primäre
Spalthälften) noch nicht zum vollständigen
Auseinanderweichen gekommen waren.
Vielfach war auch bei diesen deutlich die
zweite Längsspaltung zu erkennen.
Telophase. Nach Borger 1 spielt
sich bei Att/iuantha die Rekonstruktion
der Tochterkeme in der Weise ab, daß
die Kemplatten sich mit ihren Rändern
nach außen krümmen und so eine schüssel-
förmige Gestalt annehmen und daß die
an der Außenseite der Kemplatte gelagerte dichtere Schicht von Fadenabschnitten und Chromatiit-
kömehen in das Innere des Tochterkernes verlagert wird, um so zur Na!>e des Rades zu werden.
Bilder dieser Art halte ich auch bei anderen Tripyleen gefunden, deren Kerne im ruhenden
Zustand eine typische oder modifizierte Radstruktur besitzen, nämlich bei den Tuscaroriden
(Taf. XXXII. Fig. 248: Taf. XXX1H, Fig. 251 links; s. oben S. 674) und (sei einer Aulosphatm
(S. 077, Textfig. J17). Bei letzterer hat anscheinend eine Drehung des in Rekonstruktion be-
findlichen Kernes gegen die Astropyle stattgefunden.
Bei Formen, welche im ruhenden Kem die Schollen- und Strangstruktur zeigen, durch-
ziehen in den Telophasen die Chromatinelcmcntc, zunächst noch als wurmförmige, vielfach raketen-
artig gewundene, homogen gefärbte Fäden den Kernraum, während zwischen ihnen in zunehmendem
Maße einerseits unregelmäßig geformte Schollen oder Binnenkörper (Textfig. 221!, andererseits
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T ir fs««*' Radioiahen.
683
die oben erwähnten traubenförmigen Tröpfchen-Ansammlungen (Textfig. 222) hervortreten. Ist
die Schnittrichtung eine günstige, so macht sich im ganzen eine deutliche Parallellagerung
der Chromatinfäden bemerklich, und man wird dann an die bekannte Korbform erinnert,
welche die Tochterspireme der Mctazoenkeme vielfach zeigen. Solche Bilder fand ich bei
Aulographis pandora (Textfig. 221) und bei Planktonetta (Textfig. 222; vergL Taf. LIX, Fig. 459).
Kig. 234. Kern von l'axlamdium . Telri|t}iase. Fig. 225. Kern von Challmgrna Samt,
Bei erstcrer wiesen die Kerne eine tiefe Einschnürung auf (Syst Teil, S. 22, Textfig. 5), welche
offenbar den Höhlungen der „schüsselförmigen“ Kemplatten (s. oben) entspricht Im Syste-
matischen Teil hatte ich auch die Möglichkeit offen gelassen, daß hier eine amitotische Kern-
teilung im Spiele ist doch hat mich ein Vergleich aller Bilder dazu geführt diesen Gedanken
aufzugehen.
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Vai.kntin Harcu.ii.
Weiterhin verlieren die Chromosomen ihre regelmäßig homogene und glatte Beschaffen
heit und lösen sich in Körnchen* und Schollenreihen auf (Textfig. 223), und schließlich treten
vor Beginn des eigentlichen Ruhestadiums, die „Chromosomenspuren“ nur noch als dunkl<
Linien hervor, welche zum Teil von sehr kleinen Chromatinkömchen begleitet, zum Teil voi
einem Mantel feinkörnigen (durch die Konservierung geschrumpften) (irundplasmas umlagert sin>
(Textfig. 224). Aehnliche Bilder scheint Bokc.krt gesehen zu haben (1900, S. 217 oben; Taf. XV
Fig. 21), andererseits wird man lebhaft an die Chromosomenspuren erinnert, welche in junge
Amphibien keimbläschen (z. B. bei Triton, Sirtdoti) zur Ansicht kommen.
Mit dem Verschwinden dieser Chromosomenspuren ist die Schollen- und Slrangstrukti
des „ruhenden“ Kernes wiederhcigestellt
Ein etwas abweichendes Bild fand sich bei einem jungen Exemplar von C hallen ge>
Naresi ('Textfig. 225), bei welchem die Chromosomen der Tclophase großenteils die Form v
kurzen, wurmförmigen, vakuolisierten Schleifen angenommen und sich, vermutlich infolge t
kontrahierenden Wirkung der Sublimatfixierung, synapsisartig auf eine Hälfte des Kemraun
zusammengezogen hal>en.
Centralkapsel und Fortpflanzung der Spumellarien und Nassellarii
Centralkapsel der Spumellarien und Nassellarien. Da sich meine Ur
suchungen nur auf einige wenige, hierher gehörige Formen erstreckt haben, so bin ich n
in der Lage, bei diesen Abteilungen ausführlich auf die vergleichende Morphologie der Cen
kapsel einzugehen. Ich werde mich daher auf die Hervorhebung eines Punktes beschrär
der sich nicht bloß mit der Fortpflanzungsgeschichte berührt, sondern auch im Hinblick aul
im III. Abschnitt Ixihandelten Formbildungsprozesse von Interesse ist, nämlich auf einige bei
Spumellarien und Nassellarien vorkommenden Form Veränderungen der Centralkapsel.
Während l>ei einer großen Zahl der Spumellarien die Centralkapsel eine annähernd
rische Gestalt besitzt, treten l>ei der Collodarienfamilie der Thalassothamniden einige bemer
werte Abweichungen auf. Bei Tha/assothamnus ramosus (Taf. LXXIV, Mg. 538) wird
wachsende Centralkapsel durch die Radialstacheln und deren basalen Seitenäste stark cingcbi
und zeigt infolgedessen eine größere Anzahl blasiger Vorwölbungen. Hier tritt die mechai
Wirkung der Skelettteile auf die Form der Centralkapsel deutlich zu Tage, cs liegt ab
wesentlichen die nämliche Erscheinung vor, wie bei der Centralkapsel mancher Astrosphi
welche entweder durch die Poren der inneren Gittcrschalen keil- oder sackförmige Protulx?
vortreiben kann (vergL z. B. Clado«xcus abietinus , Haeckel, Rep., PI. XXVI 1, Mg. 3), oder \
Hexacontium (diese Arbeit, Taf. I— XXXI 1 1, Mg. 577) und Ileliodiscus (Taf. LXXXIII, Fig
durch die zwischen den G itterschalen sich erstreckenden Radialbalken in ihrer Gestalt bet
wird. Im Gegensatz dazu sendet bei den von der „Valdivia“ und vom „Gauß“ erb
Cytodadus-A. rten die Centralkapsel regelmäßig-dichotomisch verzweigte Fortsätze aus (Taf.
Fig. 539), welche sich allerdings in ihrem Verlauf und in ihrer Verästelungsweise im gar
die Radialstacheln anlehnen, bei denen man aber doch den Eindruck gewinnt, daß ihr Wa
durch die letzteren nicht direkt-mechanisch beeinflußt wird. Diese Auffassung findet aut
208
Titfoee-Kfldiobirien. 68^
eine Stütze, daß bei Cytocladus gracilis die Centralkapsel trotz der Zwölfzahl der Radialstacheln
und der quirligen Anordnung der Aeste nur 5 Hauptfortsätze und eine ziemlich regelmäßig-
dichotomische Verzweigung aufweist (Schröder), und daß ferner bei Cytocladus tricladus (Fig. 539)
die Centralkapsel im Gegensatz zu dem trichotomen Bau der Radialstacheln im ganzen streng
dichotomisch verzweigt ist Angesichts aller dieser Befunde wird man in der That zu der An-
sicht geführt, daß die Centralkapsel von Cytocladus in ihrer Form nicht direkt durch das Skelett
bestimmt wird, sondern daß sie ein autonomes, zu selbständiger dichotom ischer
Sprossung befähigtes Organeilum darstellt, ähnlich, wie dies z. B. für die häutigen
Stachelanlagen der Aulacanthiden und anderer Tripyleen gilt
Auch bei den Cyrtellarien können die Form Veränderungen der Centralkapseln bald
mehr passiver, bald mehr aktiver Art sein. So wird z. B. l>ei den Lamprocycladiden die
meist vierlappige Gestalt der Centralkapsel sicher durch den vierstrahligcn Bau der die
Cephalis abschließenden Cortinarplatte bedingt (Syst. Teil, S. 453, Textfig. 88 a), andererseits
können aber von den unteren Abschnitten der Ccntralkapsel-Loben rundliche Partien abge-
gliedert werden, ohne daß hier irgend eine mechanische Einwirkung des Skelettes erkennbar
wäre (Textfig. 89).
Fortpflanzung der Collodarien. Die einzige, nicht zu den Tripyleen gehörige
Radiolariengruppe, bei welcher ich eigene Beobachtungen auf dem Gebiete der Kern- und Fort-
pflanzungsgeschichte gemacht habe, bilden die Collodarien. Insbesondere ist es mir dank einigen
glücklichen Funden gelungen, für die Orosphäriden, welche von Haeckel und Borgert noch
zu den Tripyleen gestellt worden sind, die aber sicher zu den Collodarien gehören, eine größere
Strecke des Fortpflanzungscyklus in einer ziemlich vollständigen Reihe zur Darstellung zu bringen.
Indem ich wegen aller Einzelheiten auf den Systematischen Teil (S. 4 15 ff.; vergl. auch 1907b)
verweise, seien hier nur die wichtigsten Phasen des Entwicklungsvcrlaufcs hervorgehoben. Der von
zahlreichen „Einzelknäueln“ erfüllte Primärkern von Oroscena wächst vor der Teilung bedeutend
heran, wobei sich die Einzelknäuel successive zu „Chromosomen bläschen“ umbilden (S. 423,
Textfig. 73 B, Q. Nun teilt sich der Primärkem in einen vegetativen oder Dauerkern
und in einen Geschlechtskern (D, E, d und g\ von denen der erstere mindestens bis zur
Bildung der Sporennester persistiert und dabei die gleichen kcmgeschichtlichen Prozesse durch-
läuft, wie der Primärkem (F — H), während der Geschlechtskem nach mindestens zweimaliger
Teilung (F) sich vollkommen desintegriert, wobei die in die Intrasarkode ausgestreuten Einzel-
knäuel zu den Sporen mutterkernen werden (G). Aus diesen letzteren gehen auf Grund von
mitotischen Prozessen einfacher Art die Kerne der Sporennester hervor (H). Angesichts des
eigentümlichen Verhaltens des offenbar zur Teilung sich vorbereitenden Dauerkemes (G, H, d)
ist es als höchst wahrscheinlich zu betrachten, daß „das nämliche Oroscena-lndmduum zu wieder-
holten Malen in den Prozeß der Sporenbildung eintritt, so wie ein großer Teil der Metazoen zu
periodischer Geschlechtszellenbildung befähigt ist44.
Von allgemeinerer Bedeutung ist bei diesen Vermehrungsvorgängen einmal die Thatsache,
daß auch bei Oroscena, ähnlich wie bei den Aulacanthiden, die Chromosomen sich successive
aus dem Grundplasma herausarbeiten, und zwar zunächst in Gestalt von blassen, dünnfädigen
Knäueln, welche gegen das übrige Grundplasma deutlich abgegrenzt erscheinen (Taf. LXXVIII,
Fig. 549 a\ Taf. LXXIX, Fig. 558 a).
209
Drultcht Tiefarc- 1898—1849. IW. XIV dj
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Valentin Haetke»,
Ferner ist hervorzuheben, daß die Teilkeme, in welche die Geschlechtskeme von Omccm
desintegriert werden, eine so große Aehnlichkeit mit den bei anderen Protozoen beobachteter
Chromidien haben, daß ich nicht bezweifeln möchte, daß die Befunde bei Orosccna und anderer
Collodarien auch ein licht auf die Struktur dieser, wegen ihrer geringen Größe bisher wenij
analysierbaren Gebilde werfen.
Die Chromosomen der Radiolarien in der Vererbungslehre.
Bei keiner anderen Protozoengruppe erinnern die Chromosomen so sehr an die klassisch«
Objekte der Zellenlehre, an die Kernschleifen von Salamandra, Ascaris und Li/tum, wie bei
Radiolarien, höchstens könnten noch die Befunde l»ei einem Myxosporidium (Sfthaeromyxa), üh
welche Schröder (1907) neuerdings berichtet hat, hinsichtlich der Deutlichkeit der Bilder ein
Vergleich aushaltcn. Hs liegt daher nahe, die Chromosomen der Radiolarien von allen denjenig
Gesichtspunkten aus noch einmal kurz zu betrachten, welche bei den neueren Versuchen, «
Zellforschung mit der Vererbungslehre näher zu verknüpfen, eine Rolle gespielt haben.
Die Chromosomen speciell der Tripvleen sind während der Teilung faden- oder wur
förmige Gebilde von gleichmäßigem Kaliber und von glatter Oberfläche. I
ihrem ersten A u ft reten haben sie einen spiral ig-geschlängelten Verlauf (Tcxtfig. 220 a-
was offenbar damit zusammenhängt, daß den wachsenden und sich verdickenden Chromosoti
innerhalb der abgegliederten Grundplasma-Portionen, in deren peripheren Schichten sie zur A
bildung kommen, Wachstumswiderstände irgend welcher Art entgegenstehen. Diese schraul
förmige Gestalt tritt auch noch in den mittleren Prophasen an den Einzelfäden der nunrr
längsgespaltenen Mutterchromosomen hervor, und so erinnern während dieser Zeit die verschiede
im Tripyleenkem nebeneinander vorkommenden Chromosomentypen außerordentlich an die Uel:
kreuz ungsfiguren (Strcpsincmen), Achter und Ringe, welche für den hctc
typischen Teilungsmodus der höheren Tiere und Pflanzen, insbesondere auch für
Prophasen der ersten Reifungsteilung charakteristisch sind (Textfig. 220). Zu
Aehnlichkeit, welche manche bei den Protozoen beobachteten Teilungsvorgänge mit den Reift
teilungen der Metazoen hinsichtlich der achromatischen Figur haben (1897), kommen
auch sehr weitgehende Uebereinstimmungcn bezüglich der Form der chromatischen
mente. Hierzu gehört übrigens auch die Erscheinung, daß die Chromosomen speciell
Aulacanthiden hinsichtlich ihrer Länge und Dicke im Verlauf der Mitose ganz ähnliche 1
mäßige Schwankungen aufweisen, wie sie z. B. bei den Copepoden bei verschiedenen Teil
akten, vor allem aber während der ersten Reifungsteilung beobachtet werden: insbeso
können, wie bei der letzteren, eine diakinetische Verkürzung und Verdickung, eine n
kinetische Verlängerung und nach Borgert (1900, S. 233) eine abermalige Verkürzung
Verdickung in den Telophasen unterschieden werden.
Die Chromosomen der Tripyleen zeigen in der Regel eine nahezu gleich mä
Tingicrbarkeit, doch treten vielfach in ihrem Innern hellere „Vakuolen“ auf. Oie Zal
letzteren kann in den Telophasen so zunehmen, daß die Chromosomen in ihrer ganzer»
von einer perlschnurariig angeordneten Reihe von Vakuolen durchsetzt sind und auf diese
Tiefsec-Kadinlarien.
687
scheinbar eine gliederte Beschaffenheit annehmen (Textfig. 225). Die Struktur dieser Chromatin-
elemente erinnert dann außerordentlich an das Bild, welches einzelne botanische Autoren von den
Chromosomen von Li/ium gegeben und als Beweis für ihre metamere Gliederung angesehen
hallen (1907 c, S. 35, Fig. 9 u. 10). Indessen konnte namentlich bei den telophasischen Chromo-
somen von Challengeria mit Sicherheit nachgewiesen werden, daß hier nicht etwa eine regel-
mäßige Aufeinanderfolge von färbbaren, scheibenförmigen „Chromomeren“ und nicht-färbbaren
Linien-Zwischenscheiben vorliegt, sondern eine Durchsetzung der Chromosomen mit linear ange-
ordneten Vakuolen (1907c, S. 35). Auch die Bilder, welche Karawajew (1895, Fig. 3) fär
Aulacanlha gegeben hat und welche eine Zusammensetzung der Chromosomen aas hintereinander
gelagerten Kügelchen zeigen, finden wohl in dieser Weise ihre Erklärung.
Querkerben, also Andeutungen eines Segmenticrungsprozesses, wurden von mir liei
den Tripyleen nicht beobachtet, dagegen tritt, wie oben gezeigt wurde (Textfig. 220), schon in
den frühen Prophasen eine wirkliche Längsspaltung der Chromatinfäden hervor, und
ebenso ist, wie zuerst von Borgert angegeben wurde und wie ich selbst bestätigen kann, eine
sekundäre Längsspaltung der Tochterfäden durch eine helle, die Chromosomenachse
durchziehende Linie angedeutet.
Die einzelnen Chromosomen sowohl der Aulacanthiden, als auch diejenigen von Oroscena
kommen nicht gleichzeitig, sondern successive zur Entwicklung. Auch diese eigentümliche
Heterochronie der Chromosomen kehrt bei einzelnen höheren Tieren und Pflanzen und zwar
ebenfalls in den Prophasen der ersten Reifungsteilung wieder (1907 c, S. 44). Man wird sich die
Frage vorlegen dürfen, ob vielleicht auch ein Teil deijenigen Größen- und Gestaltsverschieden-
heiten, welche bei verschiedenen tierischen Objekten als konstante Unterschiede der einzelnen
Chromosomen-Individuen beschrieben worden sind, auf eine heterochrone Entwicklung der
Chromatinelemente zurückzuführen ist (1907c, S. 43).
Von besonderem Interesse ist die Zahl der Chromosomen der Radiolarien. Schon
Borgert hat für Aulacantlia angegeben, daß diese Zahl sich mindestens auf 1 200 beläuft, und ich
selbst konnte bei Castanidium auf einem Querschnitt durch den Dyaster mit ziemlicher Sicherheit
feststellen, daß die Zahl der Chromosomen zwischen 1 500 und 1 600 beträgt Auch liei Oroscena
rega/h konnte berechnet werden, daß von den Einzelknäueln des ruhenden Kernes, deren jeder sich
wahrscheinlich zu je einem Chromosom umbildet, nicht weniger als 1600 — 1800 vorhanden sein
müssen. Es handelt sich also ungefähr um die nämliche Zahlengröße, welche für die Chromo-
somen von Aulacantlia und Caslaniiihim nachgewiesen werden konnte. Diese Chromosomen-
zahlen sind die größten, welche bisher in der ganzen Organismenwelt aufgefunden wurden. Am
nächsten kommt den Radiolarien das Heliozoon Ac/inosfthaerium, bei welchem R. Hertwig
(1908, S. 27, 37) schätzungsweise 120 — 150 Chromosomen berechnet hat, und der Phyllopode
Ariern :a. dessen Normalzahl nach Brauer und Petkunkewitsch 168 beträgt ■). Schon diese
Zusammenstellung weist darauf hin, daß es sich bei der hohen Chromosomenzahl der Radiolarien
nicht etwa um ein für die Protozoen charakteristisches oder gar um ein „primitives“ Verhältnis
handelt Krsteres ist um so weniger der Fall, als bei mehreren anderen Protozoen verhältnis-
mäßig wenige Chromosomen l*obachtet wurden (1907 c, S. 68). Vielmehr steht die große
0 V«rgl. hierzu: C. AltToM, li numero dei cromoaomi e L maturarione «teil* uovo deü' Artrmia etc. Biologie», VoJ. I, 1906.
21 I
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688
Vaijcntin Hakckxr,
Chromosomenzahl der Radiolarien offenbar mit dem außerordentlichen Volumen des Kernes und
Weichkörpers dieser hochspezialisierten Protozoen im Zusammenhang. Man wird dabei nicht
bloß an die Ausführungen von R. Hertwig und Boveri über die „Kcmplasmarelation“ erinnert,
sondern es scheint auch ein kürzlich von Räuber (1908) ausgesprochener Gedanke in gewissem
Sinne berechtigt zu sein, wonach man bezüglich der Chromosomenverhältnisse nicht einen Protisten
mit der Einzelzelle eines Metaphyton oder Metazoon vergleichen darf. Man müsse „vielmehr die
ganzen Individuen der verschiedenen Abteilungen der Lebewesen miteinander vergleichen,
w'enn es auf die Beurteilung der Ausstattung ankommt“. Dann stehen aber den 1 200
oder 1600 Chromosomen der Radiolarien viele Billionen Chromosomen auf der anderen Seite
gegenüber.
Bei der Sporenbildung von Oms er na findet in dem Maße, als der Geschlechtskern sich
fragmentiert (desintegriert), eine allmähliche Abnahme der Einzelknäuel und damit
der Chromosomenzahl statt; und so habe ich bei den Teilungen der Sporen mutterkeme
nur noch 15 — 20 kömehenförmige Chromosomen zählen können. Hier tritt uns also ein Re-
duktion s prozeß in großem Stil entgegen, der im Prinzip insofern mit einer „Reduktions-
teilung4* zu vergleichen wäre, als man das Auseinandenveichen von Chromosomen ohne vorher-
gegangene Längsspaltung als das charakteristische Merkmal einer Reduktionsteilung bezeichnen
kann (1907c, S. 68, 103). Die Wiederherstellung der Zahl der Einzelknäuel kann wohl
nur so gedacht werden, daß bei der Umbildung der mono- oder oligochromosomalen
Schwärmer (? Zygoten) zur polychromosomalen jugendlichen Oroscena innerhalb des Kernes
ein Vermehrungs Vorgang irgend welcher Art sich abspielt. Vielleicht handelt cs sich dabei um
ähnliche Prozesse, wrie diejenigen, denen die regelmäßig-geometrischen Zahlenreihen, welche durch
die Chrom osr) menzahlen vieler Metazoen und Metaphyten gebildet werden (2 — 4 — 8 — i6..„
6 — 12 — 18 — 24 . . . .) ihre phylogenetische Entstehung verdanken (1907 c, S. 66).
Angesichts der vielen Aehnlichkeitcn, welche die Chromosomen der Radiolarien mit den-
jenigen der höheren Organismen zeigen, erhebt sich die Frage, ob wir bei erstcren während
der vegetativen Teilungsprozesse eine Kontinuität der Chromosomen-Individuen
im Sinne der Individualitätshypothese annchmen dürfen. Eine erste Voraussetzung hierfür würde
sein, daß die Zahl der Chromosomen hei unserem Objekte konstant ist oder wenigstens nur
gesetzmäßige, etwa im Rahmen einer geometrischen Reihe sich haltende Schwankungen aufweist.
Ob dies zutrifft, läßt sich zur Zeit nicht sagen. Die Angabe von Borgert (1900, S. 229, 242),
daß die Menge des Chromatins in den Aequatorialplatten der einzelnen Individuen eine ver-
schiedene und die Zahl der Kernsegmente durchaus keine konstante sei, ist zu unbestimmt, als
daß sich damit die Individualitätshypothese in unserem Falle widerlegen ließe.
Wichtiger ist das Schicksal der Chromosomen in den Telophasen und ihre Entstehung in
den ersten Prophasen. Es muß hier gesagt werden, daß die Umstände, unter denen sich das
Verschwinden und Wiederauftauchen der Chromosomen vollzieht, allerdings recht gut mit den
Voraussetzungen der Individualitätshypothese im Einklang stehen, und daß sich insbesondere
auch die bei den Radiolarien so augenfällig hervortretende Erscheinung der Heterochronie viel-
leicht besser vom Boden dieser Lehre, als beispielsweise von der neuerdings von Fick auf-
gestellten Manövrierhypothese aus verstehen läßt Insbesondere dürften die bei den Aulacanthiden
bekannt gewordenen telophasischen und prophasischen Umwandlungsprozesse (Textfig. 218 — 224)
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rieftec-Kidkihrien.
68g
speciell für digenige Korm der Individualitätshypothese eine Stütze bilden, welche die Kontinuität
der Kemscgmente nicht in die Chromatinkömchen, sondern in das „achromatische“ Grundplasma
verlegt (A chrom atinhy pothesc, 1907c, S. 24).
W,as zum Schluß die Funktion der Chromosomen und des ruhenden Kernes
anbelangt, so vermag ich nichts Neues vorzubringen. Die Ergebnisse der bekannten, von Ver-
worn (1889) an ThalassuoHa ausgeführten Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Kern
und Zellleib lassen die Hoffnung berechtigt erscheinen, daß der Radiolarienkem der Experimental-
forschung noch mannigfache Angriffspunkte bieten wird, und einer der Wünsche, die sich mir
im Laufe meiner Untersuchung aufgedrängt haben, geht dahin, Ihm Thalassicolla oder einem ähn-
lichen Objekte die Frage nach der ernährungs- und vererbungsphysiologischen Rolle
des Kernes wieder aufzunehmen.
Daß der Kern der Radiolarien in ernährungsphysiologischer Hinsicht nicht bloß ein
Laboratorium, sondern auch ein Stoffmagazin ist (vergl. Rhü.mrlf.r, 1902, S. 291), das
zeigen deutlich die in ihm abgelegten Depots von anscheinend nicht-organisierten Stoffen, z. B.
die nucleolus-ähnüchcn Binnenkörper und die vorläufig als „Fettträubchen“ bezeichneten Kömehen-
haufen der Tripyleenkerne. Bezeichnend ist dabei, daß diese im Kerninncrn nach-
zuweisenden Ablagerungen offenbar ganz anderer Natur sind als die in der
Centralkapsel und in der extrakapsulären Sarkode sich ansammelnden Zwi-
schen- und Endprodukte des Stoffwechsels, ln der That werden weder im Kern der
Collodaricn die mannigfach gestalteten „Konkretionen“ (Taf. LXXVII, Fig. 543, 544 ; Taf. LXXVIII),
die man regelmäßig in der lntrasarkode antrifft und welche offenbar die Bedeutung von Re-
servestoffen halten, noch im Tripylcenkem die als Phäodellen bezeichneten Sekrettropfen ') ange-
troffen. Aehnliche Gegensätze bestehen auch zwischen der Intra- und Extrasarkode. Aus der
Verschiedenheit der Ablagerungen ergiebt sich aber, daß auch die Stoff wer hei Vorgänge in den
drei konzentrisch gelagerten Plasmasorten des Radiolarienkörpers (Kern, lntrasarkode, Extra-
sarkode) wesentlich verschiedener Natur sind, und so stellen alle diese drei Zonen drei gesonderte
Laboratorien dar, welche wohl ihre Produkte aneinander altgeben, in denen aber mit ganz ver-
schiedenen chemischen Mitteln und Reaktionen gearlieitet wird.
Inwieweit der Kern die in der Extrasarkode sich abspielenden Formbildungsprozesse und
damit die Vererbung der Form beeinflußt, das entzieht sich noch unserer Kenntnis. Nur
eines wird man vielleicht von vornherein sagen dürfen. Betrachtet man auf der einen Seite den
großen, monoton gebauten Tripylcenkem mit über 1000 Chromosomen, auf der
anderen Seite den anisotropen, nach verschiedenen Richtungen zu verschiedenartigen
Differenzierungen befähigten extrakapsulären Weichkörper — von welchem einzelne
Teile, nämlich die „häutigen Stachelanlagen“, morphologisch abgegliedert und selber in hohem
Maße physiologisch selbständig (autonom) erscheinen — , so wird man mit der Möglichkeit
rechnen dürfen, daß „die Kernplasmalwziehungcn im weitesten funktionellen Sinne in der poly-
chromosomalen, mehrseitig differenzierten Radiolarienzelle andere sind, als in der
oligo- und heterochromosalen, meist einseitig differenzierten Metazoenzelle“ (1907,
S. t6t; 1907 c, S. 8), daß also der Anteil von Kern und Zellplasma an den Formbildungs- und
0 Veigl. dauern die oben (S. 543) ciücrte, vereinzelte Beobachtung von BokOEkT.
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690
Vat.entijj Haecker,
Vererbungserecheinungen bei den Radiolarien nicht ganz der nämliche ist, wie in anderen
Stämmen der Organismenwelt. Daraus würde sich aber die Notwendigkeit ergeben, bei der
wechselseitigen Uebertragung experimentell gewonnener Ergebnisse besondere Vorsicht walten
zu lassen.
Schlusswort
Der Formenreichtum der Radiolarien.
ln der Einleitung zum Allgemeinen Teil dieser Arbeit wurde hervorgehoben, daß der-
jenige Charakterzug der Radiolarien, welcher nelien der geometrischen Regelmäßigkeit vieler
Skelette am meisten in die Augen fällt, der große Reichtum an divergierenden und
teilweise h ochspecialisierten Formen ist Auch in den folgenden vier Hauptabschnitten
hat jedesmal bei anderer Fragestellung, die Verschiedenheit der Form den eigentlichen
Mittelpunkt der Betrachtung gebildet, und es bleibt also zum Schluß noch übrig, nach dieser
speciellen, vorwiegend deskriptiven Behandlung, auch vom Boden der allgemeinen Ent-
wicklungstheorie aus eine Erklärung für die Entstehung des Formenreichtums zu versuchen.
Nachdem schon im letzten Abschnitt von den Variationen als den Grundlagen der phylo-
genetischen Entwicklung die Rede war, soll also jetzt von den Ursachen der stammes-
geschichtlichen Formdifferenzierung gesprochen werden.
Bei der ontogenetischen Untersuchung des Radiolarienskelettes wurden die bei der Form-
bildung wirksamen Einzelprozesse, insbesondere die Sekretions- und Sprossungsvorgänge, als
physiologisch oder vital bezeichnet, mit der Fiktion, daß nach und nach wohl ihre Auf-
lösung in einfachere Komponenten physikalischer und chemischer Natur gelingen oder daß sich
wenigstens unter den bei anorganischen Körpern vorkommenden Umsetzungs- und Wachstums-
vorgängen augenscheinliche Homologien herausstellen werden. Ob auch nur dieses letztere Ziel
erreichbar ist, mag bei manchen Formverhältnissen zweifelhaft erscheinen, so lx;i den erblichen
Asymmetrien im Falle unvollständiger Trichotomie ( Codechmus, Cytocladus , S. 645), bei gewissen
asymmetrischen Abnormitäten (Au/ottros arborcsccm trigeminus, S. 588), bei den sympodial ver-
zweigten Ankerfädchen (S. 647). Jedenfalls kann aber von diesem heuristisch-mechanistischen Stand-
punkt aus der Versuch gemacht werden, auch die stammesgeschichtliche Entstehung des Formen-
reichtums ausschließlich aus bekannten Verhältnissen, insbesondere aus den Beziehungen
zwischen Organismus und Außenwelt abzuleiten.
Zwei Umstände sind es alxr, welche bei den Radiolarien. ebenso wie bei allen über-
wiegend marin-planktonischen Organismengruppen einem solchen Erklärungsversuch im Wege zu
stehen scheinen, die monotone Beschaffenheit des Mediums und die mangelnde
oder unvollständige Isolation der Wohnbezirke.
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Tief««*- Radiolarien.
691
Die Monotonie des Mediums macht sich bei den Radiolarien und speciell bei den
vorwiegend tiefenbewohnenden Tripyleen nicht bloß in der relativen Einförmigkeit der
physikalischen und chemi sehen Beschaffenheit des Wassers, sondern auch in der
weitgehenden Uebereinstimmung der Nahrung geltend, und zwar kommen dabei nicht nur die
Verhältnisse in Betracht, wie sie in der Gegenwart innerhalb der verschiedenen Oceane und
insbesondere ihrer Tiefenregionen bestehen, sondern es ist, soviel wir wissen, auch für die ganze
Reihe der geologischen Perioden eine große Konstanz der äußeren Faktoren anzunehmen.
Allerdings glaubt die heutige Geologie1) zugeben zu müssen, daß im Laufe der Erdperioden
Temperaturschwankungen vorgekommen sind, sei es infolge der wechselnden Verteilung
von Wasser und Land und der dadurch bewirkten Stromablenkungen, sei es im Zusammenhang
mit Oscillationen der Erdachse oder mit Veränderungen im Kohlensäuregehalt der Atmosphäre
Doch könnte es sich, wenigstens im ersteren Falle nur um lokale und in allen Fällen höchstens
um kleine, auf wenige Grade sich belaufende Unterschiede handeln, für die Gesamtheit
des Wassers aber sind schwerlich Temperaturveränderungen von beträcht-
lichem Um fange anzu neh men.
Entsprechendes dürfte aber auch für die chemische Zusammensetzung des
Wassers und für die pflanzliche Nahrung der Radiolarien gelten. In ersterer Hinsicht
sind wenigstens im offenen Ocean weder örtliche noch zeitliche Schwankungen in größerem
Umfang anzunehmen, und was die Zusammensetzung des Phytoplanktons anbelangt, so sind
die Diatomeen aus den Gattungen Fragi/aria und Coscinodiscus, die sich im Phäodium so vieler
Tripyleen als wesentliche Nahrungsbestandteile vorfinden, mindestens schon in den tertiären
Meeren verbreitet gewesen.
Und doch dürften die Ergebnisse des II. Abschnittes, in welchem sehr enge Beziehungen
zwischen der Form der Radiolarien und den Temperaturverhältnissen nachgewiesen werden
konnten, zu dem Schlüsse berechtigen, daß selbst geringe Temperatu rsch wan k ungen,
wie sie möglicherweise in den einzelnen größeren Meeresgebieten im Laufe der geologischen
Perioden aufeinander gefolgt sind, eine sehr wichtige Rolle bei der Artbildung und bei der Ent-
faltung des Formenreichtums gespielt haben. Daß auch geringfügige Veränderungen in der
chemischen Zusammensetzung des Meerwassers einen ähnlichen Einfluß ausüben könnten,
darauf weist nicht nur die große Empfindlichkeit hin, welche manche Objekte der entwicklungs-
mechanischen Forschung gegenüber verschiedenen Salzgemischen gezeigt haben, sondern auch
eine Beobachtung, welche Bütschli bei den Acantharien gemacht hat (1906). Danach bauen
diese Radiolarien ihr Skelett im wesentlichen aus Strontiu m verbind u ngen auf und sind also
von einem Elemente abhängig, welches zwar direkt im Meenvasser (und ebenso im
Kesselstein der Dampfer und in der Asche von Fums) nachweisbar ist al er im Ocean jeden-
falls nur in so geringer Menge auftritt, daß sein Vorkommen in den chemischen Analysen
des Meerwassers weder einen zahlenmäßigen Ausdruck findet noch überhaupt erwähnt zu
werden pflegt3).
I) För freundliche Beratung in diesen Fragen bin ich meinem verehrten Kollegen, Prof. SaUEI, *u Dank verpflichtet.
*1 J. ROTH. Allgemeine und chemische Geologie, Bd. I, Berlin 1879.
3) Veigl. *. B. A. Sauer. Miner&lkundc. S. Ii$; M. Neumayr, Frdgcschichte, Bd, I. S. 545.
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V AUDI TIN HaETKKU,
Was den zweiten der vorhin erwähnten Faktoren, die Isolation, anbelangt, so pflegt ihr
fast von allen neueren Biologen und Thiergeographen eine größere oder geringere Rolle hei der
Artbildung zugeschrieben zu werden. Bei einigen Formen, z. B, bei den Bewohnern der Hoch-
gebirge, tritt ja diese Bedeutung unmittelbar zu Tage >). Aber auch innerhalb kleinerer Gebiete,
welche nur durch Bodenerhebungen, durch die Verteilung der Vegetation und andere lokale
Schranken gegliedert erscheinen, kann sich die Wirkung der Isolation geltend machen, wie dies
z. B. von Guuck für die Achatinellen von Oahu (Sandwich-Inseln) angenommen wurde (vetgl
Weismann, 1904, z. Bd, S. 246; Plaxe, 1907).
Bei den Radiolarien und speciell bei den Tripyleen dürfte nun, wie bei anderen marin-
planktonischen Organismen, die Wirkung der Isolation in der That weniger bemerkbar sein als
bei terrestrischen, littoralen und limnetischcn Formen. Indessen ist kaum zu bezweifeln, daß
dieser Faktor auch bei den Radiolarien eine Bedeutung für die Artbildung hat Möglicherweise
wird einmal die genauere Untersuchung der tiefer lebenden Tripyleen des Mittelmeeres liessere
Anhaltspunkte für diese Annahme gewähren, da ja bekanntlich die Tiefenregionen des Mittelmeer-
beckens durch eine vorgelagerte, zwischen Cap Trafalgar und Cap Spartel sich erstreckende Barre
von denen des Oceans abgetrennt sind. Auf alle Fälle legen aber die Beobachtungen, welche
Schimper an den Peridineen der atlantischen Meeresströmungen gemacht hat (vergk S. 566), die
Vorstellung nahe, daß auch bei den offenbar in hohem Maße temperaturempfindlichen Radiolarien
die verhältnismäßig scharfen Abgrenzungen zwischen polaren und warmen Stromgebieten oder
auch die besonderen Verhältnisse mancher Stromwirbel eine isolierende und im Zusammenhang
damit eine artbildende Wirkung ausüben können.
Wenn sich also bei unserem Versuche, den Formenreichtum mit den Verhältnissen der
Außenwelt in Zusammenhang zu bringen, weder aus der relativen Monotonie des Mediums noch
aus der unvollständigen Isolation der Wohnbezirke allzu große Schwierigkeiten zu ergeben scheinen,
so erhebt sich die weitere Frage: liesteht bei den Radiolarien der Kinfluß des äußeren Mediums
mehr in der Erzeugung von nicht-erblichen Standorts- oder Klimavariationen, oder haben wir
eine accumulative Wirkung der sich verändernden Lebensbedingungen im Sinne Lamarck’s oder
endlich eine weitgehende Beherrschung der Formbildung durch die Selektion anzunehmen?
Als Beispiele für Standortsmodifikationen können die in den Mischwassergebieten auf-
tretenden Skelettabnorm itäten betrachtet werden (S. 598). Bei diesen Vorkommnissen, die aller-
dings mehr pathologischer Natur sind, dürfte es sich in der That um einen direkten Einfluß des
Mediums auf die Skelettbildung der einzelnen Individuen handeln.
Daß ferner die Annahme einer Artbildung im Sinne I-amarck's bei Einzelligen auf geringere
theoretische Schwierigkeiten stößt als bei den Vielzelligen, wird seit den Ausführungen Wfismann’s
über diesen Gegenstand wohl allgemein anerkannt Speciell bei der Vermehrung von Aulacatilha
und anderer mit isolierten Skelettstücken ausgestatteten Radiolarien stellen sich die Tochter-
individuen nicht bloß in morphologischer Hinsicht als augenscheinliche „Fortsetzungen des Mutter-
wesens“ (Weismann) dar, sondern sie setzen bei ihrem weiteren Wachstum, bei der Vervoll-
ständigung ihrer Stachel-Armatur, ihres Phäodiums, ihres Alveolarapparates, einfach die sekretorischen
Thätigkeiten des Mutterindividuums fort, so daß sich hier, deutlicher vielleicht als bei anderen
I) Ein Iwsonders ftebttnes Beispiel bilden die echten S(einbr<cke vom Subgenus lb*x mit ihren zahlreichen, aut die Hochgebirge
der alten Welt ▼erteilten geographischen Unterarten. Vgl. DOnF.it lf.in, 1902, S. 421.
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Tiefaer-KadiuUrint.
693
Protozoen, auch in den Formgestaltungsprozessen die physiologische Kontinuität ohne weiteres
nachweisen laßt Man kann sich also hier leicht denken, daß Eindrücke, welche das Mutter-
individuum empfangen hat so nachhaltig sein können, daß ihre Wirkung auch den Teilungsakt
überdauert und die formgestaltende Thätigkeit der Tochter- und Enkelindividuen beeinflußt So
könnte z. B. angesichts der Erscheinung, daß zusammenwohnende, verschiedenen Abteilungen
angehörige Arten in einfacheren Formverhältnissen, vor allem in der Körpergestalt auffällige,
teleologisch nicht zu deutende Konvergenzen aufweisen (S. 575), an eine accumulierende Wirkung
der Lebensbedingungen gedacht werden. Daß aber eine weiter gehende oder gar eine unein-
geschränkte Anwendung des LAMARCK'schen Erklärungsprinzips sofort auf Hindernisse stößt
crgiebt sich aus einer Gegenüberstellung der beiden Hauptresultate dieser Arbeit, d. h. wenn man
berücksichtigt daß das Radiolarienskelett einerseits bis in die kleinsten Einzel-
heiten und nach allen Richtungen hin {Größe, Gesamtform, derbe oder zarte Beschaffen-
heit Zahl, Länge und Verzweigungsweise der Radialstacheln u. s. w.) „an ge paßt“ ist, und daß
andererseits seine Entstehung nicht auf einem einfachen Abscheidungs- und Erhärtungs-
vorgang, sondern auf dem Zusammenwirken mehrerer, relativ selbständiger
Einzelprozesse beruht. Denn so eng zusam mengedrangt und innig verbunden alle jene
Anpassungseinrichtungen im Radiolarienkörper auch sind, und so gering auch die Zahl der
Entwicklungsetappen ist welche zwischen dem formbildenden Plasma und dem fertigen Skelett-
zustand liegen, so treten doch auch bei diesen einzelligen Organismen jene Schwierigkeiten
deutlich hervor: sind wir doch außer stände, uns einen einzelnen äußeren Naturfaktor oder eine
Gruppe von solchen oder irgend eine Form des „Gebrauchs und Nichtgebrauchs“ vorzustellen,
durch welche die Gesamtheit der verhältnismäßig selbständigen, ontogenetischen Elementarprozesse
derart abgeändert werden könnte, daß dem ganzen Komplex von Anpassungseinrichtungen seine
morphologische und funktionelle Harmonie erhalten bliebe!
Welchen Einfluß wir aber auch der direkten (accumulierenden, progressiven) Wirkung
des äußeren Mediums zuschreiben, auf alle Fälle wird schon bei der Bildung und Erhaltung
geringfügiger Abänderungen, bei der Entstehung der Vertikalrassen und geographischen Unter-
arten der Selektion eine sehr wichtige Rolle zuzuschreiben sein. Aus theoretischen Gründen
ist aber dann anzunehmen, daß sie bei weitergehender Divergenz der Formen, bei der Entfaltung
des eigentlichen Formenreichtums in noch höherem Maße eine entscheidende Bedeutung besitzt.
Von diesen allgemeinen Voraussetzungen aus könnte man sich dann vorstellen, daß ver-
schiedene besondere Momente die Formdifferenzierung begünstigen.
Wie gezeigt wurde, ist das Radiolarienskelett als eine sehr komplizierte und auf kompli-
ziertem Wege entstandene Anpassungseinrichtung aufzufassen, deren Einzelteile harmonisch mit-
einander verbunden, säulen- und druckfest, elastisch und möglichst leicht sein müssen und die
verschiedensten Funktionen zu erfüllen haben. Es werden also schon kleine Abänderungen
des einen Merkmals oder des einen formbildenden Mittels notwendig eine
korrelative Abänderung mehrerer anderer Merkmale und form bil dender
Mittel im Gefolge haben müssen, damit dem Körper seine Schwebfähigkeit und Druck-
festigkeit erhalten bleibt, und so werden schon bei geringen Schwankungen in der Beschaffenheit
des Mediums die Anpassungsprozesse zu sehr beträchtlichen und sehr mannigfaltigen
Veränderungen in der Zusammensetzung des Artbildes führen können (1906b,
217
ttnlacU Ttefwa-Kipwlilien i*^S— iBqq. M, XI \ . HÄ
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Vaisntw Haktku,
694
S. 50)- So wurde an dem wiederholt besprochenen, vielseitig - monströsen z/«/<w/Aafra-Skelett
(S. 59Q, Textfig. 175; S. 664) gezeigt, daß Abänderungen endogenen oder exogenen Ursprunges,
welche einen einzelnen Elementarfaktor, z. B. die Oberflächenspannung der häutigen Stachelanlage,
betreffen, allerdings nach einer bestimmten Richtung hin eine Annäherung an den Castanelliden-
typus bewirken können, daß aber offenbar eine harmonische Neubildung nur bei gleich-
zeitiger Abänderung einer ganzen Reihe von Verhältnissen entstehen könnte.
An zweiter Stelle wird man berücksichtigen dürfen, daß die kleinen Temperatur-
Schwankungen, wie sie in den einzelnen Meeresgebieten im Laufe der geologischen Perioden
aufeinander gefolgt sind, die Radiolarien jedesmal auf einer anderen Organisationsstufe angetroffen
haben und daß daher ihre modellierende Wirkung immer wieder eine verschiedene sein mußte.
Wir können auch sagen: weil bei den Radiolarien die Wirkungen der zeitlichen und örtlichen
Temperaturveränderungen und überhaupt der äußeren Faktoren nicht als direkte Um-
prägungen der Form gedacht werden können, sondern weil sich speciell die Skelettstrukturen
ihnen anpassen müssen, so werden bei abwechselnden Temperaturerhöhungen und -emiedrigungen
die Formen nicht mit oscillierenden Bewegungen um einen mittleren Typus antworten, sondern
eine fortschreitende Entwicklung und damit eine zunehmende Divergenz
aufweisen. Das Keim- oder Artplasma ist eben, wie dies von Weismann (1904, S. 277 ff.) in
seiner Theorie von der Germinalselektion angenommen und auch von Plate (1907, S. 585)
neuerdings ausgeführt wurde, eine historische Substanz, welche bei einer Umkehr der äußeren
Bedingungen nicht ohne weiteres auf den früheren Zustand zurücksinkt, sondern sich in der
Regel noch weiter vom Ausgangspunkt entfernen wird.
Zwei Beispiele mögen dies Verhältnis veranschaulichen.
Es lassen sich Gründe für die Annahme anführen, daß innerhalb der Großart Aulospathis
variabilis die Varietäten aulodendroides mit monopodial verzweigten Stacheln (Taf. VII, Fig. 70
71, 76), Iriodon-diodon mit doppelter Quirlstellung (Fig. 78, 79) und monodon mit ihrem auf einen
Terminalast reduzierten Endquirl (Fig. 80) eine phylogenetische Reihe bilden. Innerhalb dieser
Reihe bedingt der Bau der Stacheln beim ersten und dritten Glied eine vermehrte,
beim zweiten eine verringerte Oberflächenvergrößerung und Schwebefähigkeit Es würde
sich also daraus ergeben, daß die Vorfahren speciell von Au. variabilis monodon zuerst aus
einem wärmeren, dünneren Medium in ein kühleres, dichteres übergegangen und dann wieder in
ein wärmeres Medium zurückgekchrt sind. Thatsächlich finden wir auch, daß die Varietät au/o-
dendroides in den eigentlich tropischen Meeresgebieten, also in den vermutlichen Stammsitzen der
Gattung, zu Hause ist daß die Unterart /nmionriiodim das Tiefenkühlwasser der gemäßigten und
kalten Meeresgebiete bewohnt monodon dagegen auch in den höheren, etwas mehr durchwärmten
Schichten der letzteren vorkommt (Syst Teil, & 81). Beim Uebergang in diese hat also keine
Rückkehr zur ursprünglichen monopodialen Form stattgefunden, sondern es hat sich von der
zweiquirligen Etappe aus ein neuer Typ herausgebildet
In ähnlicher Weise sind vielleicht innerhalb der Familie der Medusettiden aus den kleinen,
lieschalten Oberflächenbewohnern (MtduseUa- und Euphysetia-A.neri) zunächst die großen, mit
mächtigem Skelett ausgestatteten Tiefenkühlwasserformen (P/anilonella u. a.) und aus diesen
wieder bei aliermaliger Anpassung an wärmere, dünnere Schichten unter Rückbildung und Wegfall
des Skelettes die zuerst von Boki, km beschriebenen Atlanticelliden entstanden.
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Tief see-Rad iolsrwi.
69 s
Als ein dritter Faktor, welcher bei der Entstehung des Formenreichtums der Radiolarien eine
Rolle gespielt haben mag, darf möglicherweise ein polyphyletischer Ursprung der größeren
Abteilungen betrachtet werden. Für die außerordentliche Formendivergenz, welche innerhalb der
Ordnung der Tripyleen in augenfälliger Weise hervortritt, käme freilich diese Hilfsannahme nicht
in Betracht, da für die Tripyleen, wie der einheitliche Aufbau der hochspecialisierten Central-
kapsel zeigt, sicherlich ein monophyletiseher Ursprung anzunehmen ist Wohl aber könnte z. B.
daran gedacht werden, daß verschiedene Ordnungen oder Legionen, vielleicht auch die einzelnen
Hauptabteilungen der Nassellarien selbständige Stämme darstellen, welche getrennt voneinander
aus skelettlosen Protozoengruppen hervorgegangen sind, und in diesem Falle wäre nicht bloß der
große Formenreichtum, sondern vor allem auch das Nebeneinander Vorkommen so vieler
weit divergierender Formen an derselben Oertlichkeit dem Verständnis nähergerückt, wie dies
auch schon für andere marine Organismengruppen dargelegt worden ist ■).
Mittels dieser drei Hilfsannahmen könnte vielleicht die Erscheinung des Formenreichtums
eine teilweise Erklärung finden. Gerade bei den Radiolarien, also bei einem der klassischen
Objekte der vergleichend-phylogenetischen Untersuchung, läge es wohl nahe, diesen Erörterungen
einen noch größeren Raum zu gewähren, aber es würde damit der Kreis derjenigen Fragen zu
weit überschritten werden, für deren Beantwortung die Ausbeute einer Expedition, und sei sie
auch so reichhaltig wie die der „Valdivia“, entscheidendes Material liefern könnte.
Wenn mir also auch die phylogenetische Erklärung des Formenreichtums als das ideale
Ziel der Untersuchung vorschwebte, so mußte doch der Schwerpunkt der Untersuchung auf
anderem Gebiete liegen. So habe ich es denn als Hauptaufgabe des Allgemeinen Teiles ange-
sehen, direkt an die Beobachtungen anzuknüpfen und den Boden für die Experimentalforschung
vorzubereiten durch den Nachweis daß nicht wenige Sätze der allgemeinen Formen-
physiologie und Entwicklungsgeschichte, der Vererbungs- und Variationslehrc
eine lehrreiche Anwendung und einige Probleme wohl auch eine neue Be-
leuchtung finden, wenn man sie aus der Welt der Vielzelligen überträgt
auf die gestaltenreiche Gruppe der einzelligen Radiolarien.
I) So bat /. B. auch Rblvke (1903, S. 52) <l(e Tluuache, «laß üu Stillen Occan so riemlich alle morphologischen Typen der
Laminariaccen vielfach an denselben Standorten durcheinander wachsen, durch Annahme einer polyphyletiachen Entwicklung rcnttndlich
r\ 1 machen gesucht.
Stuttgart, November 1908.
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Valentin Hakcrsr.
696
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Valentin Haeckek.
Sachregister.
(Zugleich Verzeichnis der Textfiguren.)
Acantharien. Centralkapsel ^
(Fig. 1 2 1). Verbreitung 533.
Gelbe Zellen 340- Stacheln 566.
Grundform 378.
Acanthometra Heiden 395 (Fig. i-Zil
Acanthosphaera 303. 369.
Achromatinhypothese 689.
Achsenfäden (Achsennadeln) 610.
6 »j, 6iq. 624-
Aehrentypus 300 ff- 646. 652.
Aequatoriale Formen 32 7.
Alveolen Hi* 5iL
Amalgamierung 627.
Amphidisken 4Q3.
Amphipole Formen 328.
Anaphase tiKi.
Ankerf ädchen 489. 308. 374.
(Fig, 203).
Anpassung, morphologische 339-
Antarktische Formen 571.
Appendicularorgane 481.
Artplasma 639.
Astracantha.Entwicklungsstnckung
59Ö-
Astracanthiden ^ (Fig. 122). Al-
veolarsubstanz Ml.
Astroidskelette 494-
Astropylen. Zahl 667. Bau 66q.
Teilung 670.
Astrosph ariden (Fig. 197 — 198).
Verbreitung 534. s6q. Kon-
vergenzen 373- Centralkapsel 684-
Asymmetrien 597. 6s 3.
Attraktiunssph.iren 61 1.
Atlanticella. Radialstacheln 508.
620. Alveolarsubstan* 3» 1.
Außenschale 321.
Aulacantlia 502 (Fig. 1 33— 1 33).
303, 367. l^äodium 348. Größe
362, 661. Vermehrung 672. Kern
676 (Fig. 214I Kernteilung 678.
Aulacanthiden. Radialstacheln 483.
Horizontalverbreitung 327. 331.
Phäodium 347. Körpergestalt
362. Skelettbildung 399, 603.
Vermehrung 073. Kern 678.
Aulastrum spinosum 402. 30» (Fig.
1 3 1 >.
Aulatractus. Parapylon 667. 668
(Fig. 208— 210). 66(£ (Fig. 21 tl.
Auloceros. Entwicklung 6ix> (Fig.
»77). Fremde Stacheln 6o6. Zwei-
teilung 62J.
— arborescens 426 (Fig. 123). 6£l2-
trigeminus 388 (Fig. 1 7 » >. 397-
Aulocoryne zetesios 327, 348.
Aulographis arcuata 494 tFig. »20).
646.
— pandora 556 (Fig. 134.2). 387
(Fig. 170a). 632. Fremde Stacheln
606 . Sporenbildung 675.
— stellata 6oq (Fig. 176).
tetrancistra. Spathillcn 4H4 (Fig.
107). Phäodium 346.
— tetrastyla 382 (Fig. i7of), 648.
Aulographonium antarcticum 304
<Hg- Uli
— bicorne 483 (Fig. 103). 484
(Fig. 108).
— candolabrum 485 (Fig. 103).
— mediterraneum 304 (Fig. 1 38).
Aulokleptes $£o (Fig. 172), 604
(Fig. LZiiii S&L
— flosculus. Verbreitung 328. Ra-
dialstachel 522 (Fig. 173).
— ramosus 221 (Fig. zi$l
Auloscena. Skelett 483. Abnormität
6142 (Fig. i8Q.
— atlantica 4h£ (Fig. 1 12).
— pelagica 301 (Fig. 129). 336
(Fig. 134)-
— verticillus 183 (Fig. iqq, tto).
224
Aulosphaera bisternaria 505 (Fig.
lü 567.
— dendrophora 492.
— elegantissima 382 (Fig. 104),
502 (Fig. 64«.
— labradoriensis 336 (Fig. »34.5).
— robusta 313.
— triodon 382 (Fig. 170b).
Aulosphäriden. Skelettfunktion 483.
Orientierung 313. Verbreitung
33 1. Größe und Form 363. Ab-
normitäten 522 (Fig. 1 73), 613.
6 » 9. 630. 638. 664. Skelettbildung
608. 610 (Fig. »82). 628. Kern
676.
Aulospathis pinus 623 (Fig. iq6),
6^2 (Fig. 2Q4h
— Stufe 3 ü
— variabilis 342 (Fig. 133). Stachel-
zahl 371. Häufigkeitspolygon
646 (Fig. 2021. 633- Verbreitung
661. Phylogenese 694
— variabilis bifurca 328. 643. 632.
662. 663.
— variabilis triodon 336 (Fig. 1 34. 3).
582 (Fig. i^oc), 6oi (Fig. 1 78).
Abnormität 398.
Außenschale 321.
Autnmerizonten 631.
BATESON 634.
Biokrystallisation 383.
Binnenkeme 68o.
Bipolaritätshypothesen 330.
Bipolare Formen 328, 330.
Bizonäre Formen 328.
Bläschenförmige Einschlüsse = *
Anm.
Bl. OCH MANN
Tirfscc- R adiolarwn .
701
Borgert. Conchopsis su- Phäo-
dellen 541. Weichhäutige* Sta-
dien 393. Kernteilung 676. 678.
Centralkapsel 666. 670, 67 1 . Ver-
mehrung 67 2.
Brandt. Schwebeeinrichtungen
310. Vertikale Bewegung s 12.
Horizontalverbreitung 524. Gelbe
Zellen 339. Fortpflanzung 06,3.
BüTSCHLI. Coelothamnus 482. so?.
Sprungsysteme 379, 58 1 (Fig. » 63,
»641. Strontium 6g 1.
Bulbus 667.
Cannosphaera antarctica 489 (Fig.
1 is). 356 (Fig. isj.6). Verbrei-
tung 5j,i. 563. Stachellose For-
men 396. 657. 664.
— geometrica $29 (Fig. CS7).
Cannosphäriden. Skelett 488.
Ankerfadchen 48g. Phäodium
330- Skelettbildung 612.
Castanelliden. Radialstacheln ;87.
soi. Pylomstacheln siq. Ver-
breitung Ü2. 568. Philo-
dium sso. Größe 363. Skelett-
bildung 612. 628. Poren 61g.
Castanidium. Entwicklung 61^ ff.
(Fig. 184 — 187). Teilung 682.
— Moselevi 499 (Fig. 127), 503,
so6.
— sol 50^, 6h (Fig. »83).
Castanissa 503. ,S»Q (Mg. 146).
Centralkapscl. Orientierung 3 1 1.
Funktion 66s. C. der Tripyh*en
666. Zahl 670. Durchschnürung
670. 671, 673. Zweikemige C.
67 2.
Centralkapiselmembran 666.
Centralkapsel<iffnungen 006.
Centropages. Eihüllen 330.
Ceratien s66.
Challengcria Xaresi. Gestalt 513
(Fig. H2i jbj. Verbreitung ^2,
364. Phäodium 33 » . Weich-
häutige Schale ,sg 3. 617. Em-
bryonalhülle Llü (Fig. iqs>. Kern
676. Telophase 684.
Challengeriden. Peristom >20. Ver-
breitung jjj, jiJ. iü üll
Größe s6>. Schalenentwicklung
6 <6.
Challengeridenschicht 339. 334.
Challengeron armatum (Fig.
Mt). 66 1.
Chromidien 686.
Chromosomen 67g. 686.
Chromosomenbläschen 68o. 68s.
Chromosomenspuren 684.
Chromn&omenzahl 687.
Chun*. Warmwassergebiete 325. Bi-
polarität s3o. ss6, Phytoplankton
S37- Schwebevermögen s6a
Circocastanea tuü (Fig. 189).
Ctrcogonia $80 (Fig. 139. 100K
Circoporiden. Radialstacheln 467.
303. Verbreitung ^2_. ^63-
Größe 363. Schalenentwicklung
6 »6. Poren 619.
Circoporetta $J9 (Fig* i.s8).
Circoporus $^2 (Fig. 134. 1 0K Ra-
dialstachel (Fig. ijoe).
Circospathis 306 (Fig. $$2
(Fig. 134. >4). tnh (Fig. 187).
Circumtropische Formen $27.
Coelanthemum 308, 374. 649.
Coelechinus *>4.S. 632. 633.
Coolodecas ambulacrum 482 (Fig.
103).
— pumilio 499 (Fig. 128).
Cölodendriden. Statik 496. Ccn-
tralkapsel 317. Verbreitung 333.
Nahrung 340. Größe und Form
363. Skelettbildung 607. Griffel
Q-
Coelotlendrutn flabellatum ^38 (Fig.
>46), 3 22.
— furcatissimum 337 (Fig. 1 34.36}-
— lappaceum ^93 (Fig. 174). 613
{Fig. 202).
— ramosissimum 498 (Fig. 12 s).
— spinosissimum 352 (Fig* 1 34.37).
Coelodiceras 308. 3 22.
Coelodrymus 642 (Fig. 2051.
Coelographis antarctica 497 (Fig.
12^, 508, hjö.
— regina 639 (Fig. iqq). 647. 649.
Coelothamnus 482, 307.
Coelothauma 182.
Coelothyrsus 308. 322.
Collidenschicht 339, 334.
Collodarien. ( htsbewegung 312.
Collen chym 624. 631.
Collozoum 3 1 3.
( onchariden. Schloß 318. Ver-
breitung 33*. Größe und Form
36s. Apophysen 367. Poren 64 1 .
Conchidium 314.
Conchoceras $±9 (Fig. 143).
Conchopsis. Schloß 3jj (Hg- 143).
Phäodium 33 1.
Copepoden. Tiefen Verbreitung 337.
Eier S52* ÜL Borsten üuü*
Corethron. Entwicklung 348.
Cosoinodiscus. Entwicklung 348.
CyiteUarien 317. 370- 636.
Cytocladus. Centralkapscl 493. 684.
Vorkommen 366. Trichotomie
(151a
— tricladus 538 (Fig. 133.1).
Dämmerungszone 337.
DAHL. Tiefenverbreitung 336. 337.
Dauersporen $2lL SS8.
Dauertypen 632. 634.
Defektrassen 637. 664.
Delaminalion 626.
1 Dendriten 497.
1 Derbwandigkcit 370, 371.
Diaphragma 318. 666.
Diatomeen. Dauersporen (Mikro-
sporen) 31». äiHf.. ^6 ff. Ent-
wicklung S48, Als Stachelunter-
lage 604 (Fig.
Diatomeenstruktur 6 1 8.
Dichotomie, falsche 647.
Dichotomer Typus 500, 644. 631.
Dictvaulus .^92 (Fig. 1 17, 1 iq).
Dicvstine Formen 496. 670. Ver-
mehrung 673. 674.
Difflugia 623.
Diskohexaster .$9^ (Fig. tig).
Diskontinuierliche Prozesse 636,660.
Doldentypus 300. SQ3 (Fig. 136
c- d). 6^.
Doppelbildungen 397.
Dreyer. Funktion des Skelettes
481. Gerüstbildung 584. Kampf
der PseudopfKlien 6i L. 627. Tha-
lamophoren (±1^ Mittel der Form-
bildung U22.
Driesch. Physikalische Gesetze
628.
I>ruekfänger 48.3. -ioo. jü2.
Druck Verteiler 483.
hnlxl» Ttrfwv l‘4|>riUniB imA-itw IW. XIV.
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Vallmuk Hauke*.
7^2
DüMCKER
Dunkelzone 337-
Bchinomma 632.
Einverleibung fremder Stacheln out*.
Einzelprozesse < Elementarprozesse,'
ö»7, b.yi. 630. ö,3g. Diskonti-
nuität der E. LLü.
Embryonalhölle £1211.
Entwicklungshemmungen s.u, *<A
toi. 62 Q.
Entwicklungsstockungen 396.
Eurybathe Formen 336, 337-
Eurythorme Formen 327.
Extrakalymmal«*s SarkodehAutchen
4*4;
Epigenetisches Geschehen 329.
Epiplankton 337.
Exogene Verbildungen sg.S-
Fachwerke einfacher Ordnung 1*1.
höherer Ordnung 487.
Fallschirm so?-
Fangorgane 307, *08.
Färbung des Skelettes 631.
Florikome 122 (Fig. 1 i;i.
Floß 30B. 321.
Fluktuierende Abänderungen 037.
634. 6*7. 6*9.
Fontänenstrom 312.
Foraminiferen 32 3 to.
Formbildung 376, Mittel d«*r F. h 22.
Formenkerne <>34.
Formenketten tou. Mehrfach ge-
gabelte toi-
Formenreichtum Qgo.
Form Variationen mh.
Formwiderstand 3to.
Fortpflanzungsgeschichte 00s.
Fowi.er. Tiefen Verbreitung st:.
Medusettiden 308, 666. to?.
Fremdkörper als Stachelgrundlage
(>04. 6t 8 1.
Frenula >00.
Füllgallerte 6 1 3.
Füllungen 4>s.
Füße der Tuscaroren s«'i.
Galat jV>. JXJ. a£), ijn.
Gallerte, Gewicht sio.
(»Alton- Kurven 03s. 6j 2. 045. 65*.
6Vj. Halbe (». 036, Zweigipf«*-
lige G. 643, £jüi_
Gelbe Zellen 33 g.
(»enepistasc 396. 650.
Generationswechsel los.
Gewichtsverhaltnisse sto-
Gitterkugeln (Gitterschalen) 4M,
iSiz
Globigerinen im l*häodium 34*. 3* 1.
Grcnzlamelle 61 ö 1 o.
Griffeltypus 304. »4g.
Größe 302.
Größenvariationen 03 s.
(i roßarten M7-
< mindformenlehre >77.
Grundplasma 078.
Gurtungen 4 HK
Haeckki. Funktion des Skelettes
4'Si. Phäodellen 341. Promor-
phologie ,s£2- Sekretionshypothese
,383- Formbildung öjj. Ver-
erbung (ni. Centralkapsel LLL.
Haeckeliana 487. so*-
I läufigkcitspolvgon <144 (Fig. ’ui.
. 20 t}. 640 (Fig. 20},).
Halbrassen 033. 657.
Haliomma f>\2. 03 ».
Heliochallengeron 3 1 t. 323.
Heliodiscus sos. M2.
,lleliosoma 032.
Heliosphacra 032.
Hemmungsbildungen toi. 014. 629.
IlERTWiG, R, Weichkörper jM.
Gelbe Zellen 340. Phäodellen
3 1 1, Central ka|»el toö. Ö70. fr- 1,
Ö7 2.
Heterochronie »>s ■?. 087.
Hexacontium so*. Ly.
Hexaktinelliden 400.
Hohlräume der Radialstacheln >sj.
. 4X6.
Holascus 4o.v
Horizontalverbreitung 324.
Hyalonema (Fig. 116h
Hypertrophien
Hypoplankton st 7-
Im m f. RM a n N. Pseudopodienhy po-
tliese S8g. 604, turfi. Stachelan-
lagen toi.
226
Indik. Fauna 330-
Individualitätshypothese 988-
Intermediäre Stützelemente 489.
Interpolare Formen 32g, 330.
Intercelluläre Sprossung 602. 026.
Isolation 692.
Jugendstadien sqi. 3Q2.
Kal eidoskopische Mischung 62g.
1 6*8.
Kaltschwämme 383. s88.
Kalkwasserformen 524.
Kamin 667. 668.
KARAWAJEW. Phäodellen Cen-
tral kapsel 067. Vermehrung 072.
Kernteilung 67g.
Karsten. Mivtoplankton 537. Tei-
lung von Corethron 548. Schwe-
bevorrichtungen 366.
Koimplasma 65g.
K<*rn der Tripyleen 67 s.
Kemplasmarelation «>H8.
Kernteilung 678.
Kielbildungen 313,
KieseUiülle, provisorische (12.1.
Kieselrinde. primäre 604. 614. 640.
Knephoplankton 337. 554.
Knickungen 393.
Körperquerschnitt 36 2.
Koinzidenz der Abnormitäten sgH.
6*0.
Koloniebildung 072. <k 674.
Konkretionen L8q.
Konvergenzbildungen S7 t-
Krüppelformen 59,5,
Kuppennadeln döj (Fig. 178), 03H.
Längsspaltung 687.
Laai ARCK’sches Prinzip 692.
Lebendfärbung von Aulacantha so y
I^itformen 5*8, *0*.
Liosphäriden 635.
LOBIANCO. Tiefengliederung 537 .
Lorikationsmoment ,s8*. sqi ff.
Maas. Bipolarität 331. Kalk-
schwämme 383. 388. 3Q3.
Massenentwicklung 36g.
Medusettiden. Peristombildun jg-en
*20. Phylogenese 094. Schalen-
struktur (tih-
TiefiM-RadMilnrim.
7«3
Meisenheim er. Bipolaritätshypo-
these üi, Üi
Membranen, gefaltete 342, 343-
Meristische Variationen 634. 656,
66 1.
Mesoplankton 537.
Mesozoische Formen 63 s-
Methylenblaufärbung 660.
Mikrosporen 553-
Mischgebiete 334. 3Q&
Mißbildungen 303.
Mittelmeer öq2.
Mittelrassen 633. 637.
Monocystine Formen 496. 670.
Monopodialer Typus 300, 646, 632.
Monotonie des Mediums 691.
Mutationen. Progressive M. 637,
b,S7- Retrogressive M. 637. 663.
Nachtzone 538.
Nahrung 331.
Nahrungsaufnahme 307. 30b. 368-
Nasenöffnung 407.
Nasenrohr 40q.
Nassellarien. Centralkapsel 684.
Alter 632.
Nationalrtta. Alveolarsubstanz 31 1.
Außenschale 321. Koloniebil-
dung 673.
Nebendornen 303.
Numerische Eigenschaften 034, 03 6.
Nyktoplankton 338. 350-
Oeffnungshals 667.
Oeffnungskegel 067, 668.
Oenotheratypus >>37, (137, 638. 63g.
Ontogenese des Skelette« ,376. O.
d. Variationen 64g.
(>perculum 66q.
Oroscena. Centralkapsel 31h. Phäo-
dellen 340. Vorkommen 366.
Skelett 158 (Fig. 133.21. Varia-
tionen 641. Fortpflanzung 683.
Ortmann. Bipniaritat 330. 33b.
Ostwald. Wolfg. sbo.
Paarige Aeste 646. 647, 648.
Pacifik 330.
Paläozoische Formen 634.
Paüssadenstruktur 6 1 8.
Pamplanktonische ipunteplanktoni-
sehe) Formen 337.
Pandorastufe ^ MA:
Paraboscis 067.
Paradisken 403.
Parapylen, Funktion 311. bb.M.
Zahl bbb. Vermehrung 670.
Parapylenhof 067.
Partialmutationen 637. 03 7. bsq.
Peridineen 338. 366.
Peristombildungen 3»b. 320. 37 4-
Phftocalpien. Radialstaeheln 303.
Skelettbildung 616.
Phaeocolla 34 1 (Fig. 132), 674.
Phäodellen 311.
Phäodendrien. Griffel 307-
Phftodium 340.
Phäogromien. Griffel 307 Skelett-
bitdung 617.
Phaoplankton ül* Mi
Pharyngellenschicht 330. 330-
Physikalische Gesetze 628. bbo.
Phytoplankton .337-
Pigmente 344.
Pinule 4g i.
Planktonetta 304 (Fig. 1 40). Fig. ü2
(Fig. 1 3 4,241. Stacheln 308. Floß
308, 321. Alveolarsubstanz 31 1.
Diaphragma 318. Teilung 320.
Stützapparate 321. Phäodellen
544. 5ii. Vermehrung 62i Em-
brvonalhülle (1211 (Fig. 192 — 1144).
Piju-e bü. bü, b.36. 63g, b6o. 663.
Polychromoaomale Zellen 688. 68 g.
Polycyttarien 310. 33g.
Polyeder (reguläre, platonische) 303.
378, 383. Nachbildungen 306.
Polyphyletisclier Ursprung <>03.
Po ft »ksk v. Gelbe Zellen 340.
Poren. Variationen 640.
Porospathiden. Verbreitung 3 32.
Präformatives Geschehen 620,
lYimitivnadeln bio. 617, 6iq. 62 t.
Pristacantha 580 (Fig. tbt).
Proboscis 670.
Progressive Vererbung 031.
Promorphologie 377- P. der Zelle
€>53-
Protocystis Sloggetti und 1 larstoni
£££ iFig. 14g— 150). 52^. ü£.
364. 66l. 663.
Pseudopodien 61 1. 627.
Pylom. Orientierung 3 1 1
Pylomstacheln 318.
Pylomzähne ,3 »8.
QffcTELET'sches Gesetz 638. 642.
643. 633. 637.
Radgelenke 48b.
Radialstachel n . Fun ktion 484. 486.
366. Hohlräume 484.
Radiolarien. Zalil 323. Ursprüng-
liche Heimat 333. Nahrung 33 g.
Radstruktur 676.
Räuber 688.
Reduktionsteilung 081. 688.
Reibung, innere 360.
Rhinocanna 49g.
Rhizophora 486.
Richtende Centren bi i, 627. 629.
&LL
Riesenformeil 3 02.
Roux. Mißbildungen 394. Auto-
merizonten 63». Keimplasma 63g.
Rudimentäre Bildungen 321.
Baccocalyx jü (Fig. uH
Sagenoarium iss, 316.
— anthophorum bog (Fig. 1 8o).
Chuni üb (Fig. t.34,8).
— dicranon j88 (Fig. 1 i-j).
Sagenoscena irmingeriana 487. 313
(Fig. ry).
— lampadophora (Fig* 1 1 3>*
Sagittalring 481.
Sagoscena elegans 30] (Fig. 1 30).
AA£ (Fig. 134.2).
— floribunda 3^ (Fig. 170dl.
Sagosphaeridae. Skelett >86. Orien-
tierung 313. Verbreitung 331.
Größe und Gestalt 363. Skelett-
bildung t'o8.
Salzgehalt 361.
Sarasin 660. 663.
Sarcodictyum 483.
Sarkodehäutchen, extrakalymmales
4»4i
Schalendicke 36g.
Schattenflora 338.
Schattenzone 337-
Schi m per ül *66«
Schleimfärbungen 342.
Schloßbildungen 31b, 318.
Schneekristalle 378, 380 (Fig. 162).
Schollen- und Strangstruktur 678.
Schütt 366.
Schwachrassen 636,
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704
Valentin Haeckei,
Schwärmerbildung 675.
Schwebeapparate 300, 504, .510.
Selbständigkeit der Mittel 629.
Selektion 693.
Seifenblasen 585 (Fig. 166—168).
Sekretions Vorgänge 623. 651.
Sinkgeschwindigkeit 56a
Sink- und Steigapparate 310,;
5,2
Skelettbildung 603, 623.
Skotoplankton 537, 553.
Somationen 637, 634.
Spaltungsmonstra 397.
Spannhaut 307.
Spathillen 484. 648. Entwicklung
602 f., 626.
Sphärellarien 303, 317, 37a
Sphäroidskelette 494.
Sporenbildung 675, 683.
Sprossung, intracellulare 602, 626,
651.
Sprungsysteme 379, 381 (Fig. 163,
164).
Spumcllarien. Centralkapsel 684.
Alter 632.
Stachellose Varianten 596, 637. |
Stachelmutanten 382 {Fig, 165),
642, 654.
Ständerfachwerk 488.
Staurosphäriden 634.
Stenobathe Formen 536.
Stenotherme Formen 527.
Strebenfachwerk 488.
Strepsinemen 679, 686.
Strontium 691.
Stylosphäriden 632.
Submergente Formen 329, 53a
Sympodialer Typus 647.
Telophase 682.
Temperatur 524, 526, 561.
Terminalbildungen 574. Variationen
645*
Teratologien 394.
Thalassicolla 310, 312, 689.
Thalassothamnus 684.
Tiefengliederung des Oceans 336,
554*
Tiefenkühl wasserformen 524.
Totalmutationen 637, 637, 638. 659.
Trichotomie 643, 632.
Tripyleen. Alter 633. Central-
kapsel 666. Kern 673.
Tuscarantha Braueri 320 (Fig. 147).
Häufigkeitspolygon 643 (Fig. 201).
6.35*
— Luciae 307, 557 (Fig. 154»*).
639. 644.
Tuscaretta passercula 526, 667
(Fig. 206}, 668 (Fig. 207), 66q
(Fig. 212).
— tubulosa. Radialstacheln 307’
Verbreitung 326. Konvergenzen
573. Stachclmutanten 382 (Fig.
165). Doppelbildung >97- Häufig-
keitspolygon 642, 643 (Fig. 200),
635. Varianten 6.36.
Tuscarilla nationalis 507, 3 79 (Fig.
156). 640, 658.
Tuscarora lüstern aria. Verbrei-
tung 326.
Tuscarorenschicht 339, 535.
Tuscaroriden. Gittcrschale 48H.
Radialstacheln 506. Central-
kapsol 516. Peristombildungen
52a Verbreitung 526 (Karte II),
332. Phäodium 550. Größe 563.
Kolonien 582, 674. Abnormi-
täten 598. Schalenentwicklung
616. Poren 617. Mischung der
Charaktere 630, 658. Vermeh-
rung 673. Erste Teilung 674.
Kern 677.
Uebergewicht 360.
Unipolare Formen 528.
Unipolar-submergente Formen 329.
Vakuolen 510.
Vakuolcnhaut 60 1, 613.
Variabilität 636.
Variationen 637. Primäre V. 637.
Partielle V. 638, 639, 645, 648.
Sekundäre V. 638. Ontogenese
649. Bedeutung für die Art-
bildung 654. Meristisclie V. 654.
Variationskomplexc 664.
Variationspolygon 624, 643 (Fig.
200— 201). 646 (Fig. 203), 655.
Vegetative Zweiteilung 672, 673.
Verbiegungen 595.
Yerdauungsvakuolen 543.
Verkieselung, primäre u. sekundäre
602, 625. Modifikationen 651.
Vermehrung 672.
Vertikale Ortsbewegung 312, 513.
Vertikale Unterarten 570.
Vierstrahler 587 (Fig. 170).
1 Vitale Prozesse 627, 690.
1 Vries. H. de, 636. 637, 643, 649,
| 652, 634. 655.
' Wanddicke 569.
! Warm wasserformen 524, 533.
J Weichhäutige Stadien 393.
Weismann. Selektion 663. Varia-
I tionskomplexe 663. Vererbung
■ 692. Germinalselektion 694.
IWELDON 655.
i Wucherungen 397.
Zooxanthellen 339.
• Zweigürtelformen 328.
Zweikeniige Stadien 67 2.
Zwergformen 562.
228
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T icf*ee> K adioUrien
7°5
Inhaltsverzeichnis.
I. Abschnitt. Form und Funktion 481
Fachwerke einfacher Ordnung 481
Fachwerke höherer Ordnung 487
Skelett und Centralkapsel 494
Schwebeapparate 500
Sink- und Steigapparate 510
a) Die Alveolen als Schwebeeinrichtungen 510
b) Die Alveolen als Sink- und Steigapparate 51*
c) Accessorische Steig- und Sinkapparate 512
Schloß- und Peristombildungen 516
Rudimentäre Bildungen 521
II. Abschnitt. Form und Medium 523
Warm-, Tiefenkühl- und Kaltwasserformen 524
Die verschiedenen Arten der Horizontal Verbreitung der Aulacanthiden 527
Bipolare, interpolare und submergente Formen 530
Versuch einer Tiefengliederung des Oceans 536
Nahrung der Radiolarien 539
Bau und Funktion der Phäodellen 541
Nahrung und Verbreitung 551
Uebersicht der Tiefenverbreitung der Radiolarien 554
Morphologische Anpassung 559
Konvergenzbildungen 573
HI. Abschnitt. Formbildung 576
Hakckel’s Promorphologie 577
Haeckel's Sekretionshypothesc und DRKYER’s mechanische Gerüstbildungshypothese • • 583
iMMERMAXN’s Pseudopodienhypothese 589
Schwierigkeiten der entwtcklungsgeschichdichen Untersuchung 591
Weichhäutige Stadien, halbverkieselte Stadien uud teratologische Verhältnisse 593
Die Skelettbildung der Aulacanthiden 599
Die Skelettbildung der Aulosphäriden und Sagosphäriden 608
Die Skelettbildung der Castanelliden 612
Geschlossene Schalen vom Tuscaroren- und Challengeridentypus 615
Aeußere Mittel der Formbildung 622
Zusammenfassendes über die inneren Mittel der Formbildung 623
229
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•joh Valentin Hakckkk, Tirfor-RadinUnpn.
IV. Abschnitt. Vererbung und Variation 631
Dauertypen 632
Allgemeines über Variabilität 636
Die beobachteten Variationen 637
Ontogenese der Variationen 649
Ueber den Charakter der Variationen und ihre Bedeutung für die Artbildung 654
Fortpflanzungsgeschichte 665
Bau und Teilung der Centralkapsel 666
Zahl und Vermehrung der Ccntralkap&eln der Tripyleen 670
Kern und Kernteilung bei den Tripyleen 675
Centralkapsel und Fortpflanzung der Spumellarien und Xassellarien 684
Die Chromosomen der Radiolarien in der Vererbungslehre 686
Schlußwort. Der Formenreichtum der Radiolarien 690
Finmiminruche Ruchdnickerei (Hermann Pobl«) in Jena. 3459
Tafel LXXXVI.
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Tafel LXXXVI.
Tripylea.
Fig. 600. Chromosomenbildung von AtUouros sp. (T.-St 1 49). Kons. : Sublimat. (VergL S. 679.)
Vergr. 1330.
„ 601. Teil des Phäodiums einer Tuscaretta tubufosa (T.-St 230). Kons.: Chromosmiumessig-
säure. Färbung: Hämatoxvlin. a junge Phäodelle ohne Einschluß, b, c ge-
schrumpfte Phäodellen mit Diatomeen resten. d zusammengesetzte Phäodelle.
e Große, abgeblaßte Phäodelle mit Diatomeenschale. / Phäodelle mit Dictyochiden-
panzer. g Cyste eines Eies von Cetiirvpagts. (VergL S. 550.) Vergr. 930.
„ 602. Teil eines Phäodiums von Aulacantha scolymantha typica mit vier Centralkapseln
(T.-St 14). Kons.: wahrscheinlich Sublimat Färbung: Hämatoxylin. Enthält
frisch aufgenommene Diatomeensporen in verschiedenen Entwickelungsstadien.
(VergL S. 548.) Vergr. 930. a große Phäodelle mit zwei Algensporen, b Coacino-
rifarMj-Schale. d Mikrosporen einer Diatomce, in einen Schleimballen (? Phäodelle)
eingeschlossen. / freie Mikrosporen, i ältere Mikrospore, c, c, «, o Entwickelung
der feinkörnigen Form. g, h Entwickelung der grobkörnigen Form, r ? Richtungs-
körperbildung. k Kopulation. q, s erste Teilung. 4 m heranwachsende Sporen
mit „Kleinkern“. /,/ Teilungsstadien.
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Tafel LXXXVII.
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Tafel LXXXVII.
Tripylea.
Kig. 603. Phäodellen von ConcJtoßsis sp. (T.-St. 120, S. 1500 — 1000) mit eingeschlossenen Algen-
mikrosporen. Danel>en eine spiralige Bildung unbekannter Herkunft (Vergl. S. 551.)
Vergr. 930.
„ 604. Phäodellen einer CAai/tngeria Naresi (T.-St 121, S. 2500 — 1900) mit eingeschlossenen
Algenmikrosporen. (Vergl. S. 551.) Vergr. 930.
„ 605. Phäodiuminhalt einer Aulographis tetramistra (T.-St 149). a Cyrtellariengehäuse,
ähnlich Siichopilium. b Radiolarienpanzer, ähnlich Peromdissa , c Cosattodiscus-
Schalen. d Dictyochidenskelett (Vergl. S. 546.) Vergr. 930.
„ 606. Phäodellen einer Plankhmelta mit drei Centralkapseln (T.-St 55). a, h blasse, diffus
und körnig pigmentierte Phäodellen. r stark färbbare, schleimartige Phäodellen.
d, e gefaltete und geschrumpfte Phäodellen. (Vergl. S. 545. 551.) Vergr. 930.
„ 607. Phäodellen einer Nationafdta (T.-St 239), großenteils spindelförmige Stäbchen ein-
schließend. Daneben eine langgestreckte Phäodelle, eine / u/aca nt ha - N adel um-
fassend. (Vergl. S. 546, 551.) Vergr. 930.
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FEB 04 1992
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