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Full text of "Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart;"

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Künstler  von 
der  Antike ... 


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ALLGEMEINES  LEXIKON 
DER  BILDENDEN  KÜNSTLER 


ZWEITER  BAND 


ALLGEMEINES  LEXIKON 
DER  BILDENDEN  KÜNSTLER 

VON  DER  ANTIKE  BIS  ZUR  GEGENWART 


UNTER  MITWIRKUNG  VON  320  FACHGELEHRTEN 
DES  IN-  UND  AUSLANDES 

HERAUSGEGEBEN  VON 

Dr.  ULRICH  THIEME  und  Dr.  FELIX  BECKER 


ZWEITER  BAND 


Antonio  da  Monza  — Bassan 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 
NEW  YORK.  G.  E.  STECHERT  & Co. 

1908 


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ALLE  RECHTE,  INSBESONDERE  DAS  DER  ÜBERSETZUNG, 
BLEIBEN  VORBEHALTEN 


Druck  von  C.  G.  RÖDER  G.  m.  b.  H.,  Leipzig. 


(Fortsetzung.) 


Antonio  d a M o n z a,  Fra,  Miniaturmaler  u. 
wahrscheinlich  auch  Kupferstecher,  tätig  in 
Mailand  am  Ende  des  15.  Jahrh.  Den  Na- 
men Antonios  kennen  wir  nur  aus  der  Be- 
zeichnung auf  einem  prächtigen  miniierten 
Blatte  der  Albertina  zu  Wien,  das  aus  einem 
für  Papst  Alexander  VI.  hergestellten  Missale 
oder  Pontificale  zu  stammen  scheint.  Die  In- 
schrift lautet:  „F.  Antonii  de  Modoetia  Mi- 
norite  opus  D.  G.“  Es  ist  möglich,  aber  kei- 
neswegs sicher,  daß  A.  identisch  sei  mit  dem 
Antonio  da  Monza,  der  (nach  Moschini,  Pit- 
tura  in  Padova  p.  24)  im  Jahre  1456  massaro 
der  Fraglia  dei  pittori  in  Padua  war.  Nach 
den  Werken,  die  wir  A.  auf  Grund  des  be- 
zeichneten  Blattes  der  Albertina  zuschreiben 
können,  arbeitet  er  zuerst  im  Stile  der  älte- 
ren, vor-leonardesken  Mailänder  Schule,  zeigt 
sich  aber  auch  hier  schon  von  Leonardo  be- 
einflußt; später  gerät  er  vollständig  in  die 
Abhängigkeit  von  Leonardo  und  seiner  Schule, 
besonders  von  Luini.  Außer  dem  erwähnten 
Blatte  der  Albertina,  das  die  Ausgießung  des 
hl.  Geistes  darstcllt  (Abb.  Albertina-Hand- 
zeichnungen alter  Meister  II,  n.  237  und  238) 
werden  A.  zugeschrieben,  die  Miniaturen  einer 
Handschrift  von  La  vita  e le  azioni  di  Gia- 
como  Sforza  (Paris,  Bibi.  Nat.  n.  9941),  die 
im  Pontificale  Cod.  Ottob.  lat  601  der  Vati- 
cana und  im  libro  d’ore  der  Bona  von  Sa- 
voien  (Brit.  Mus.  hgb.  von  Warner  1894), 
die  Titelumrahmung  in  einem  Exemplar  der 
1490  in  Mailand  gedruckten  Sforziade  des 
Giovanni  Simonetta  (Brit  Mus.),  die  Ver- 
zierungen des  Assegnamento  contradotale,  das 
Lodovico  il  Moro  1494  für  Bcatrice  d’Este 
bestellte  (Brit.  Mus.  Add.  Ms.  21413)  und 
eine  Schenkungsurkunde  Lodovicos  an  das 
Kloster  von  S.  M.  dclle  Grazie  in  Mailand 
(Abb.  Müntz,  Hist,  de  l’art  p.  la  ren.  II  803), 
ferner  eine  AN  MA  bezeichnete  Miniatur, 
Madonna  mit  Antonius  Eremita,  Katharina, 
Engeln  und  Stifter,  und  eine  Kreuztragung, 
beide  in  der  Sammlung  des  Herrn  Leopold 
Goldschmidt  in  Paris.  Außerdem  hält  man 
einzelne  Initialen  und  Miniaturfragmente  in 
Berlin  und  Florenz  für  Arbeiten  des  Künst- 
lers. A.s  Werke  zeichnen  sich  aus  durch 
alle  die  Eigenschaften,  die  am  Miniaturmaler 
besonders  geschätzt  zu  werden  pflegen,  durch 


Reichtum  der  Detailschilderung,  Feinheit  und 
Schärfe  der  Zeichnung,  Glanz  der  Farben 
und  Pracht  der  Verzierungen.  A.  ist  beson- 
ders als  geschmackvoller  und  erfindungs- 
reicher Omamentiker  und  als  Kolorist  her- 
vorragend; der  Stil  seiner  Figuren  und  Land- 
schaften ist  bei  allem  Reiz  der  Schilderung 
und  Ausführung  doch  stark  manieriert,  so 
daß  seine  künstlerische  Handschrift  an  vielen, 
oft  bizarren  Eigenheiten  leicht  erkennbar  ist. 

Die  überaus  große  stilistische  Ähnlichkeit 
einer  Reihe  von  Kupferstichen,  die  in  der 
Zeichnung  und  in  der  Ornamentik  mit  den 
Miniaturen  bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten 
übereinstimmen,  hat  den  Gedanken  nahe  ge- 
legt, daß  diese  Blätter,  die  jedenfalls  von  A. 
gezeichnet  sein  müssen,  von  ihm  auch  eigen- 
händig gestochen  seien.  Zu  diesen  Kupfer- 
stichen gehören:  eine  Madonna  mit  Hiero- 
nymus (B.  XIII  85  n.  8),  eine  Madonna  mit 
Heiligen  in  der  Ambrosiana  zu  Mailand, 
eine  Pieta  der  Albertina,  eine  Himmelfahrt 
Mariae  (Pass.  V 15  n.  12)  und  ein  Stich  nach 
Leonardos  Abendmahl  (B.  XIII  88  n.  28).  Als 
Werk  des  A.  muß  auch  die  bekannte  Folge 
der  zwölf  großen,  dem  Zoan  Andrea  zuge- 
schriebenen Montants  (Candeliere  B.  VIII 
306  ff.  n.  21 — 82)  angesehen  werden.  Eines 
dieser  Blätter  (B.  24)  trägt  das  Zeichen  des 
Zoan  Andrea.  Dieser  Stich  und  zwei  andere 
der  Folge  (B.  25  und  27)  sind  in  der  Tat  von 
Zoan  Andrea  gestochen  worden  und  zwar 
ohne  Zweifel  nach  Zeichnungen  A.s.  Die 
übrigen  neun  Stücke  der  Folge  weichen  aber 
in  der  Technik  von  diesen  dreien  stark  ab 
und  zeigen  genau  die  gleiche  Ausführung 
wie  jene  oben  erwähnten  Stiche,  die  man 
wohl  für  eigenhändige  Arbeiten  A.s  halten 
darf.  Zoan  Andrea  hat  also  hier  unserem 
A.  bei  der  Arbeit  geholfen,  wie  er  auch  sonst 
nach  seinen  Stichen  kopiert  zu  haben  scheint 
(so  z.  B.  den  Stich  B.  14).  Er  kann  also 
jedenfalls  mit  dem  Stecher  der  oben  dem  A. 
zugeschriebenen  Blätter  — mag  er  nun  A. 
sein  oder  ein  anderer  Meister  — nicht  iden- 
tisch sein. 

Gazette  d.  Beaux-Arts  1870  (IV)  p.  151.  — Re- 
pert.  f.  K.-W.  VII  (1884)  p.  85.  — M o n g e r I e 
d’A  d d a im  Arch.  Stör.  Lombardo  XII  (1885)  p. 
771  ff.  — Bradley,  Dictionary  of  miniatunsta. 


Künstlcrlexikon.  Bd.  II. 


X 


X 


Antonio 


London  1887 — 89.  — Archivio  Storico  dcll’  Arte 
II  (1889)  p.  168.  — Lermolieff,  Gallcric 
Borghese  etc.  (1890)  p.  203.  — Venturi  in 
L'Arte  I (1898)  p.  154  ff.  — Arte  e Storia  XVII 
(1898)  p.  144.  — L’Arte  II  (1899)  p.  114. 

— Kristeller  in  Rassegna  d’Arte  I (1901) 

p.  161  f.  — L i v e in  L’Arte  VI  (Arte  decorativa 
p.  13  ff.).  — Warner,  Illum.  Manuscripts  in 
the  British  Mus.  London  1903.  P.  K. 

Antonio  da  Morbegno,  lombard.  Bild- 
hauer, der  längere  Zeit  in  Mantua  tätig  ge- 
wesen zu  sein  scheint  und  1515  gemeinsam 
mit  seinem  Gehilfen  Anzolino  die  Grabmäler 
für  die  Gräfin  Lucia  Rangoni-Rusca  (f  27.  8. 
1508,  beigesetzt  in  der  Familienkapelle  der 
Rangoni  im  Dom  zu  Modena)  sowie  für 
deren  Gemahl,  den  Grafen  Francesco  Maria 
Rangoni  (f  6.  10.  1511,  beigesetzt  in  S.  Ago- 
stino  zu  Spilaraberto)  vollendete.  Beide 
Werke  bestehen  aus  stilvoll  architektonisch 
gegliederten  und  profilierten,  mit  Urnen  be- 
krönten Sarkophagen  in  Rundbogennischen, 
die  von  Pilastern  flankiert  werden.  Die  Ni- 
schenarchitcktur  ist  bei  beiden  Monumenten 
mit  Waffentrophäen  dekoriert. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  147  f.  (mit  ält.  Lit). 

— Campori,  Art.  Ital.  etc.  negli  Stati  Estensi, 

p.  325  f.  R. 

Antonio  da  Murano.  Venezianer  Maler 
der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.  Nur  aus  Ur- 
kunden bekannt.  Am  21.  6.  1472  wird  er  zu- 
gleich mit  dem  Maler  Andrea  da  Murano  als 
Zeuge  genannt.  In  den  Akten  des  Podestä 
von  Murano  wird  er  am  4.  8.  1408  und  21.  6. 
1484  erwähnt,  und  eine  Urkunde  vom  20.  8. 
1496  trägt  seine  eigenhändige  Unterschrift 
„antonio  da  muran  dipintore  santo  cassian“. 
Dieser  Antonio  da  Murano  ist  sicher  ver- 
schieden von  dem  bekannten  gleichfalls  An- 
tonio da  Murano  genannten  Maler,  der  zur 
Familie  der  Vivarini  gehört,  wie  ein  Ver- 
gleich der  Autogramme  erweist,  abgesehen 
davon,  daß  Antonio  Vivarini  1490  bereits 
sicher  verstorben  war,  und  als  in  der  Parochie 
von  Santa  Maria  Formosa  wohnend  genannt 
wird,  während  dieser,  einer  späteren  Gene- 
ration angehörende  Antonio  da  Murano  in 
der  von  Santo  Casciano  lebte. 

Paoletti  u.  Ludwig  im  Repert.  f.  K.-W. 
XXII  265.  G.  Fogolari. 

Antonio  da  Murano,  s.  Vivarini,  Ant. 

Antonio  dal  M u s a i c o,  s.  Antonio  di 
Giacomo. 

Antonio  di  ser  Naddo,  Maler  in  Siena, 
1427  in  das  Breve  dell’  Arte  eingeschrieben, 
erhielt  1448  Bezahlung  von  18  Lire  für  4 
Darstellungen  aus  dem  Leben  des  h.  Nico- 
laus und  wird  1460/51  zuletzt  erwähnt. 

Milanesi,  Doc.  Senesi  I 49;  II  282/3.  •* 

Antonio  da  Napoli,  Maler  in  Neapel 
1489 — 1491,  wohin  er  mit  zwei  anderen  nea- 
politanischen Malern,  Girolamo  und  Niccolö 
da  Napoli,  durch  Eleonora  von  Aragonien  be- 
rufen worden  war.  Für  die  Hochzeitsausstat- 
tung der  Beatrice  d’Este  lieferte  A.  bei  deren 


Verehelichung  mit  Lodovico  il  Moro  vergol- 
dete Kassetten  und  Moschusbehälter. 

A.  Venturi  in  Atti  c mem.  d.  R.  Deput  di 
Stör.  Patr.  per  le  Romagnc,  scr.  III,  vol.  VII  387. 

F.  Malaguzsi-VaUri. 

Antonio  da  Negroponte.  Venezianer 
Maler  des  15.  Jahrh.  Bekannt  und  wichtig 
durch  ein  kolossales  Tafelbild  in  Tempera- 
farben in  der  Kapelle  Morosini  in  S.  Fran- 
cesco della  Vigna  in  Venedig:  die  thronende 
Madonna  mit  dem  nackten  auf  ihren  Knien 
liegenden  Kind  und  zwei  kleinen  Engeln 
rechts  und  links  von  dem  Throne,  der  ebenso 
wie  die  an  beiden  Seiten  befindlichen  Nischen 
überreich  mit  Relieffiguren,  tanzenden  Putten, 
Köpfen  und  Füllhörnern  geschmückt  ist.  Im 
Hintergrund  ein  Rosengarten,  vorn  auf  einer 
Wiese  Wasservögel,  oben  ein  Fruchtgewinde 
(der  obere  Teil  mit  Gottvater  ist  nicht  zu- 
gehörig, sondern  eine  Zutat  von  einem  spä- 
teren Jahrhundert).  Die  Fleischpartien  des 
Bildes  sind  stark  retouchiert.  Auf  der  unte- 
ren Stufe  des  Thrones  die  Bezeichnung  „Fra- 
ter Antonius  de  Negropon  pinxit“,  der  in  et- 
was dunkleren  Farben  gehaltene  Zusatz  „or- 
dinis  Minorum“  dagegen  stammt  aus  späterer 
Zeit  und  wahrscheinlich  von  den  Mönchen 
von  S.  Francesco.  Sichere  urkundliche  Nach- 
richten über  den  Künstler  sind  nicht  bekannt. 
Eine  Urkunde  aus  dem  Jahre  1469,  in  wel- 
cher Jac.  Bellini  einen  Bevollmächtigten  er- 
nennt, um  eine  Schuld  im  Orient  „ab  Antonio 
Falcrio  pictore  habitatore  Negroponti“  einzu- 
treiben, kann  nicht  ohne  weiteres  auf  diesen 
Antonio  da  Negroponte  bezogen  werden  (s. 
Paoletti,  Raccolta  di  Doc.  ined.  fase.  I.  J. 
Bellini  1897  p.  11).  Der  Künstler  ist  als  Ver- 
treter der  Paduaner  Kunst  aus  der  Schule 
des  Squarcione  anzusehen,  deren  Elemente 
uns  in  dem  reichen  schmückenden  Beiwerk 
auf  Antonios  Madonna  begegnen.  Während 
er  aber  einerseits  mit  Squarciones  Nachfol- 
gern Marco  Zoppo  und  Gregorio  Schiavone 
im  Zusammenhang  steht,  verraten  sich  vene- 
zianische Einflüsse  in  den  ikonographischcn 
Typen,  in  denen  er  vieles  mit  Gentile  Bellini 
und  den  Vivarini  gemein  hat.  Venezianisch 
ist  auch  die  Falten-  und  Farbengebung.  Seine 
Stärke  liegt  übrigens  in  dem  ornamentalen 
Beiwerk,  das  besser  ist  als  der  figürliche  Teil 
des  Bildes.  Andere  dem  Antonio  da  N. 
früher  zugeschriebene  Werke  haben  mit  sei- 
ner Kunst  nichts  gemein,  dagegen  nehmen 
Crowe  u.  Cavalcasellc  vielleicht  nicht  ohne 
Grund  die  thronende  Madonna  im  Oratorio 
della  Disciplina  in  Lcgnago  für  ihn  in  An- 
spruch. Von  einigen  Schriftstellern  (San- 
sovino,  Boschini)  ist  dem  Antonio  fälschlich 
der  Vorname  Francesco  gegeben  worden. 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gesch.  d.  ital. 
Malerei  V 10.  — M o s c h i n i,  Guida  di  Vene- 
zia 38,  44,  61.  — R i d o 1 f i,  Maraviglie  etc.  I 
48.  — Meyer,  Kstlerlex.  — L.  Venturi.  Le 
Origini  della  Pittura  Veneziana.  Venezia  1907. 

G.  Fogolari. 


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Antonio 


Antonio  di  N i c o 1 6,  Sieneser  Maler,  1398 
urkundlich  genannt. 

M i 1 a n e s i,  Docum.  Senesi  I 39.  •* 

Antonio  di  Nicolö  oder  Antonino  di 
Nicolö,  auch  Antonio  da  Venezia  genannt, 
Bildhauer  in  Venedig,  führte  1448  ein  Altar- 
werk für  die  Kirche  S.  Lorcnzo  in  Vicenza 
aus,  das  eine  große  Seidenstoffdraperie  in 
Gestalt  eines  Zeltes  darstellt,  ausgespannt  ge- 
halten von  8 Engeln ; darunter  stehen  3 Statuen 
in  voller  Figur : die  Madonna  das  Kind  haltend 
zwischen  den  Heiligen  Petrus  und  Paulus, 
mit  der  Inschrift:  „Hoc  opus  fecit  mag.  Ant.« 
de  Venetijs“.  1448  machte  er  ein  großes  Bas- 
relief an  der  Wand  hinter  dem  Altar  in  der 
Kapelle  dell'  Incoronata  im  Dom  derselben 
Stadt,  welches  die  Krönung  der  Jungfrau 
darstellt  und  die  Inschrift  trägt:  „per  mi  An- 
tonio qm  Nicolai  de  Venetijs  factum  fuit  hoc 
opus  MCCCCXLVIII“.  Die  Arbeiten  dieses 
Künstlers  zeigen  ganz  den  Geschmack  der 
venezianischen  Schule  aus  dem  Anfang  des 
15.  Jahrh.  und  nähern  sich  nach  Bode  dem 
Stil  der  dalle  Massegne,  indessen  ohne  sie  zu 
erreichen.  — In  Ferrara  arbeitete  ein  Antonio 
da  Venesio  schon  1480,  und  zwar  machte  er 
für  die  Sakristei  der  Kathedrale  das  Maß- 
werk der  Fenster  und  die  Gesimse  des  Ka- 
mins. Boni  nennt  mit  Unrecht  diesen  Künst- 
ler Antonio  da  Vicenza. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Lit.).  — P.  Pao- 
1 etti,  Arch.  e scult.  d.  Rinasc.  in  Venezia  I 52. 

L.  Ferro. 

Antonio  di  N i c c o 1 ö,  Bildhauer.  Arbeitet 
urkundlich  1489  an  dekorativen  Arbeiten  im 
Dom  zu  Pisa. 

S u p i n o,  Arte  Pisana  S.  196  f.  Swareenski. 

Antonio  di  Niccolö  da  Firenze,  gen. 
Brogliola  od.  Diversolo,  Goldschmied 
in  Rom,  wo  er  1449  für  Papst  Nikolaus  V. 
eine  mit  Saphiren  besetzte  goldene  Rose  an- 
zufertigen hatte,  sowie  1450  zwei  weitere  gol- 
dene Rosen  und  einen  goldenen  Degen  nebst 
goldenem  Hutschmuck. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  I 166  ff.,  II  318  f.,  sowie  in  Gaz.  des 
B.-Arts.,  2.  Per.  XV  418.  * 

Antonio  di  Niccolö  da  Firenze,  s. 
auch  Baroncelli,  A.  di  N. 

Antonio  di  Nicolö  da  Napoli,  Maler 
in  Padua,  1379  urkundlich  erwähnt. 

M o s c h i n i,  Deila  Pitt,  in  Padova  Mem. 
p.  9.  Moschetti. 

Antonio  di  Nicolö  da  Verona,  Maler 
in  Verona  um  1367,  nur  von  Zani,  Enc. 
met  XIX  188  erwähnt.  ** 

Antonio  da  Novar a,  Maler  in  Vcrcelli, 
wo  er  18S7  die  Fassade  des  Palazzo  Comu- 
nale  mit  Wappen-  und  Ornamentfresken  zu 
schmücken  hatte. 

G.  Colombo,  Artisti  Vercellesi  (1883)  p. 
48  f.  * 

Antonio  di  Odorico  da  Spilimber- 
go,  s.  Celega,  Antonio  di  Odorico. 


Antonio  di  Orlando,  gen.  Cicogna,  Ma- 
ler und  Miniaturist  in  Bologna,  1265—1287 
erwähnt.  Malte  einige  Figuren  im  Palazzo 
del  Popolo  daselbst. 

F.  Malaguzzi-Valeri,  La  miniatura  in 
Bologna,  Florenz  1896.  (Archivio  Stör.  Ital.  ser. 
V,  tom.  XVIII,  pag.  243  ff.)  * 

Antonio  da  Orte,  Maler  in  Rom.  Arbei- 
tet in  den  Jahren  1453 — 54  zusammen  mit 
dem  Maler  Pietro  Gentile  da  Forli  und  dem 
Miniaturisten  Giuliano  di  Giacomo  da  Terni, 
in  Diensten  Papst  Nicolaus’  V. 

Giornale  di  Erud.  art.  VI  269—70.  — Arch. 
stör,  dell’  Arte  VII  480.  — Bertolotti, 
Studi  e ricerche,  Bologna  1886  p.  9.  — E. 
Müntz,  Les  Arts  4 la  Cour  des  Papes  (1878) 
I 95.  W.  Bombe. 

Antonio  da  Orvieto,  Architekt  in  Temi, 
inschriftlich  beglaubigt  als  Erbauer  der  1445 
vollendeten  dortigen  Kirche  S.  Francesco 
nebst  Campanile. 

Guardabassi,  Indicc-Guida  etc.  nell’  Um- 
bria  p.  314.  A.  Bcllucci. 

Antonio  di  O s t e n o,  s.  Maffioli,  A. 

Antonio  d’O  s t i g 1 i a,  Bildhauer  in  Bo- 
logna, in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  für 
S.  Petronio  tätig. 

Ang.  Gatti,  La  fabbrica  di  S.  Petronio, 
Bologna  1881.  F.  Malagussi-Valeri. 

Antonio  di  Paciolo  Romano,  Holz- 
schnitzer in  Rom,  brachte  1463 — 64  die  Bal- 
kendecke der  von  Pius  II.  errichteten  Cap- 
pella di  S.  Andrea  in  der  alten  St  Petersbasi- 
lika zur  Ausführung. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  I 286. — V.  Leonardi  in  L’Arte  III 
262.  • 

Antonio  da  Paderno  oder  Antoninus  de 
Pademo,  Sohn  eines  Ambrosius,  war  Bau- 
meister und  Maler  in  Mailand,  wo  er  1399 
bis  1439  als  Ingenieur  beim  Dombau  in  meh- 
reren Verhandlungen  auftritt.  Namentlich 
erscheint  er  bei  der  Beratung  über  die  von 
Joh.  Mignothus  angefangene  Konstruktion  des 
Gewölbes  am  26.  März  1401  als  einer  der 
eifrigsten  Gegner  des  letzteren.  Er  versuchte 
sich  auch  in  der  Glasmalerei,  indem  er  sich 
am  6.  8.  1404  neben  Paolino  da  Montorfano 
zu  einem  Versuche  in  dieser  Kunst  erbot,  von 
der  damals  die  erste  Anwendung  für  den 
Dom  gemacht  werden  sollte. 

N a v a,  Memorie  e Documenti  etc.  pp.  82,  101, 
107,  116,  119,  120,  129,  147,  150,  151,  210.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Antonio  da  Padova,  Maler  des  14.  Jahrh. 
in  Padua.  — Marcanton  Michiel,  der  Ano- 
nymus Morellianus,  weist  bei  Besprechung 
der  Baptisteriums-Kapelle  des  heiligen  Lu- 
kas im  Santo  (San  Antonio)  in  Padua  auf 
die  Ähnlichkeit  der  Wandmalereien  daselbst 
mit  denjenigen  im  Baptisterium  hin  und 
sagt:  „Man  liest  über  der  zum  Kreuzgange 
führenden  Tür  die  Inschrift:  ,Opus  Joannis 

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Antonio 


et  Antonii  de  Padua'.“  — Auf  Grund  dieser 
Inschrift  also  glaubt  Michiel  sich  berechtigt 
zu  der  Annahme,  nicht  nur  die  Malereien  im 
Innern  des  Baptisteriums,  sondern  auch  die- 
jenigen in  der  Cappella  di  S.  Luca  der  St.  An- 
tonius-Basilica  — von  Campagnola  u.  Rizzo 
gleichfalls  dem  Giusto  da  Padova  zugeschrieben 
— seien  in  der  Tat  Werke  der  Meister  Antonio 
u.  Giovanni  da  Padova.  Bedauerlicherweise  ist 
außer  dieser  Notiz  Michiels  keinerlei  sonstige 
Nachricht  über  diese  beiden  Meister  vor- 
handen ; auch  die  angegebene  Inschrift  im 
Inneren  des  Baptisteriums  ist  heute  leider 
völlig  verschwunden  (wahrscheinlich  war  sie 
gemalt,  obwohl  Selvatico  in  seiner  Guida  di 
Padova  behauptet,  sie  sei  in  Stein  gehauen 
gewesen).  Die  übrigen  älteren  Autoren,  — 
z.  B.  Vasari,  sowie  auch  Savonarola,  zu  des- 
sen Jugendzeiten  Giusto  sogar  noch  am  Leben 
war,  und  der  doch  sonst  so  eingehend  und 
zuverlässig  ist  in  seinen  Angaben  über  das 
Kunstleben  in  Padua  — stimmen  in  ihren 
Angaben  über  die  innere  Ausmalung  des  Bap- 
tisteriums mit  Campagnola  und  Andrea  Rizzo 
völlig  überein.  Von  den  neueren  Autoren 
haben  Gonzati,  Cavalcaselle  u.  Venturi  sich  der 
allgemein  herrschenden  älteren  Annahme  an- 
geschlossen, während  Moschini  zuerst  zu  der 
Ansicht  gelangte,  daß  Giusto  und  Altichicri 
als  die  Schöpfer  der  jetzt  nicht  mehr  existie- 
renden Außenmalereien  des  Baptisteriums,  An- 
tonio und  Giovanni  dagegen  als  diejenigen 
der  inneren  Freskoausmalung  zu  betrachten 
seien.  Späterhin  ging  Moschini  zwar  zu  der 
diametral  entgegengesetzten  Ansicht  über, 
daß  Giusto  der  Meister  der  Innenfresken, 
und  statt  dessen  Antonio  und  Giovanni  die 
Schöpfer  der  Außcnmalereien  gewesen  sein 
müßten;  jedoch  erwarb  sich  seine  frühere 
Hypothese,  der  namentlich  Selvatico  und 
neuerdings  auch  von  Schlosser  beipflichteten, 
eine  weit  überwiegende  Anhängerschaft.  Wir 
selbst  sind  mit  Gonzati  zu  der  Überzeugung 
gelangt,  daß  dem  Zeugnisse  Savonarolas,  die- 
ses Zeitgenossen  Giustos,  maßgebende  Bedeu- 
tung beizumessen  ist.  Die  von  Michiel  ent- 
deckte Inschrift  würde  sich  demnach  nicht 
auf  die  gesamte  Innenausmalung  des  Bap- 
tisteriums, sondern  wahrscheinlich  nur  auf 
ein  einzelnes  Freskobild  bezogen  haben;  jeden- 
falls muß  diese  Inschrift  in  ziemlich  kleinen 
Schriftzügen  an  schwer  zugänglicher  Stelle 
angebracht  gewesen  sein,  da  sie  von  keinem 
der  zahlreichen  gewissenhaften  Autoren,  die 
vor  und  nach  Michiel  über  die  Baptisterium- 
fresken geschrieben  haben,  wahrgenommen 
wurde.  Endgültig  ist  die  ganze  Frage  vor- 
läufig überhaupt  nicht  zu  lösen. 

Die  unteren  Freskenreihen  des  Baptisterium- 
Inneren  sind  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
von  einem  barbarischen  Restaurator  arg  ver- 
dorben worden;  besser  erhalten  sind  die  Ma- 


lereien an  den  Oberwänden  und  in  der  Kup- 
pel. An  den  Wänden  sind  Szenen  aus  dem 
Alten  und  dem  Neuen  Testamente  dargcstellt. 
Dem  Altäre  gegenüber  sieht  man  die  thronende 
Madonna,  die  der  Stifterin  dieser  Wandmale- 
reien, Fina  di  Buzzaccarina  (Gemahlin  des 
Francesco  il  Vecchio  da  Carrara),  den  Segen 
erteilt. 

Die  Kuppel  fresken,  die  schönsten  des  gan- 
zen Zyklus,  zeigen  Gott-Vater,  umgeben  von 
mehreren  Reihen  von  Engeln  und  Heiligen; 
die  durch  Restaurierung  verdorbenen  Fres- 
ken der  Altarkapelle  eine  Menge  kleiner  Ein- 
zeldarstellungen aus  der  Apokalypse.  Auf 
der  Mitteltafel  des  dreireihigen  Altarwerkes 
ist  die  Madonna  dargestellt,  während  die  nie- 
drigeren Seitenflügel  mit  verschiedenen  Hei- 
ligcnlcgenden  geschmückt  sind.  Auch  in  der 
Sakristei  sind  Reste  von  Wandmalereien  er- 
halten geblieben.  — Die  Fresken  der  Cappella 
di  S.  Luca  in  S.  Antonio  sind  infolge  spä- 
terer Übermalungen  in  einem  noch  schlimme- 
ren Zustande,  als  diejenigen  des  Baptisteriums ; 
sie  stellen  Szenen  aus  dem  Leben  der  Hl. 
Philippus  und  Jacobus  sowie  des  Beato  Luca 
Bellerdi  dar. 

Ein  Maler  namens  Antonio  di  Giovanni  da 
Bologna  wird  in  paduanischen  Urkunden  vom 
Ausgange  des  14.  Jahrh.  mehrfach  erwähnt; 
ein  Antonio  pittore  qm.  maestro  Alber tino  in 
einer  von  Gennari  publizierten  Urkunde  von 
1400  und  in  zwei  Urkunden  von  1402  (die 
eine  unter  den  Pergamenthandschriften  Dal 
Venne  des  Arch.  civ.  zu  Padua,  die  andere 
publiziert  von  Gloria,  hier  mit  dem  Zunamen 
„dalle  Targhe").  Gennari  berichtete  außer- 
dem noch  über  einen  Antonio  pittore  qm. 
Giovanni  nach  einer  Urkunde  von  1402.  — 
Moschini  zitiert  einen  Antonio  Zucconi  da 
Padova,  der  1423  im  Dome  zu  Padua  Male- 
reien ausführte  um  einen  Schrein,  der  „ein 
vom  Evangelisten  Lucas  gemaltes  Madonnen- 
bild“ umschloß.  1431  findet  sich  ein  Antonio 
cartolajo  figlio  di  Maestro  Antonio  pittore 
in  Padua  urkundlich  erwähnt,  und  in  dem- 
selben Jahre  sowie  fernerhin  1442  ein  1448 
bereits  verstorbener  Antonio  pittore  qm.  Gio- 
vanni Toselli  (Archivio  civico  zu  Padua,  Ab- 
teilung der  Steuereinschätzungen).  Ein  1458 
bereits  verstorbener  Antonio  da  Padova  hatte 
einen  Sohn  namens  Tito  Livio,  der  1453  bis 
1473  in  Ferrara  als  Maler  tätig  war.  — Ob 
einer  dieser  Antonios  mit  dem  praesumptiven 
Schöpfer  der  Baptisterium-Fresken  identi- 
fiziert werden  kann,  muß  vorläufig  dahinge- 
stellt bleiben. 

Savonarola,  Libellua  de  omamentis  Pa- 
due  (in  Rer.  ital.  script.  ediz.  Lapi  p.  44).  — 
Morelli,  Not.  d’opcre  di  disegno,  ediz.  2 p. 
14,  77.  — Gennari,  Misccllanee  (Mscr.  in 
Bibi.  civ.  zu  Padua  IV  225).  — Moschini, 
Guida  per  la  cittä  di  Padova  p.  81 ; Origine 
e vicende  dclla  pitt.  in  Padova  p.  11,  21.  — 
Gonzati,  La  bas.  di  S.  Antonio  I 235.  — 


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Antonio 


Cittadella,  Not.  rclat.  a Ferrara  p.  566, 
583.  — Selvatico,  Guida  di  Padova  p.  128. 

— Gloria,  Doc.  int  al  Petrarca  p.  41  f.  — 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Stör.  d.  pitt. 
in  Italia  IV  181  ff.  — Von  Schlosser, 
Giustos  Fresken  p.  3.  — V e n t u r i,  Storia  d. 
arte  it  V 921.  A.  Moschetti. 

Antonio  da  P a n d i n o d.  Ä.,  Bildhauer 
und  Glasmaler  in  Mailand,  Bruder  (oder  Va- 
ter?) des  Stefano  da  Pandino.  1899  beim 
Mailänder  Dombau  beschäftigt,  malte  er  1416 
einige  Glasfcnster  für  die  Certosa  von  Pavia. 

N a v a,  Mcm.  c Doc.  p.  186. 

F.  Malaguszi-Valeri. 

Antonio  da  Pandino  d.  J.,  Architekt, 
Fresko-  und  Glasmaler  in  Mailand,  Sohn  des 
Stefano  da  P.  War  gleich  Antonio  da  P.  d. 
A.  für  die  Certosa  von  Pavia  als  Glasmaler 
tätig  (1477) ; ein  Glasfenster  in  der  S.  Siro- 
Kapelle  der  Certosa  mit  der  Darstellung  des 
Erzengels  Michael  als  Drachentöter  trägt  die 
Inschrift  .Antonius  de  Pandino  me  fedt“. 
1478  war  er  beim  Mailänder  Dombau  beschäf- 
tigt, und  zwar  lieferte  er  damals  wohl  jenes 
von  Bramante  begutachtete  Dommodell,  das 
W.  von  Seidlitz  erwähnt.  Nach  neueren  Ur- 
kundenfunden hat  er  sodann  1483  in  Gemein- 
schaft mit  Antonio  Raimondi  in  den  Kuppel- 
zwickeln von  S.  Satiro  zu  Mailand  die  vier 
Evangelisten-Fresken  gemalt,  die  früher  als 
Schöpfungen  Bramantes  galten.  Der  Künst- 
ler bewohnte  in  Mailand  ein  Haus  in  näch- 
ster Nähe  von  S.  Satiro  und  diktierte  am  ‘29. 
7.  1484  sein  Testament. 

C a 1 v i,  Notizie  etc.  II  281.  — Visita  alla 
Certosa  di  Pavia  (Milano  1865)  p.  24.  — M e y e r, 
Kstlerlex.  II  143.  — Crowe  und  Cavalca- 
selle, Gesch.  der  ital.  Mal.  VI  71  f.  — G. 
C a r o 1 1 i in  Rassegna  Naz.,  vol.  43  p.  438  ff. 

— W.  v.  Seidlitz  in  Jahrb.  der  K.  PreuB. 

Kst.-Sammlgn.  VIII  199.  — Malaguzzi  -Va  - 
leri,  Pittori  Lombardi  del  400  (Milano  1902) 
p.  234.  F.  Malaguszi-Valeri. 

Antonio  di  Paolo,  in  der  Matrikel  der 
Peruginer  Malerzunft  einmal  unter  den  im 
Rione  S.  Pietro  und  ein  zweites  Mal  unter  den 
im  Rione  S.  Angclo  ansässigen  Mitgliedern 
angeführt.  Er  bekleidete,  während  er  im 
Rione  S.  Angelo  wohnte,  im  2.  Semester  1412 
das  Camerlengat.  Werke  von  ihm  sind  nicht 
bekannt  IV.  Bombe. 

Antonio  di  Paolo  dei  Fabbri  da  S. 
Marino,  Goldschmied  und  Maler  in  Rom 
und  Perugia.  Geburtsjahr  unbekannt,  f 1522? 
Er  arbeitete  in  Rom  als  Gehilfe  verschiede- 
ner Goldschmiede,  bis  er  im  August  1492  zu- 
sammen mit  Jacopo  di  Magnolino  aus  Florenz 
die  Werkstätte  des  Florentiner  Goldschmieds 
Guglielmo  di  Bartolommeo  in  Rom  erwarb. 
Am  10.  11.  1510  ermächtigt  ihn  Cesarino  del 
Roscetto,  der  ausgezeichnete  Peruginer  Gold- 
schmied, eine  Schuld  bei  Agostino  Chigi  für 
ihn  einzukassieren.  Im  November  1512  hei- 
ratet er  die  Florentincrin  Faustina  di  Gio- 
vanni Fedcrici.  Von  Papst  Leo  X.  zum 
Hofgoldschmied  ernannt,  fertigte  er,  z.  T. 


nach  Zeichnungen  Raffaels,  Geräte  in  Edel- 
metall für  den  Vatikan,  die  Farnesina,  die 
Cappella  Chigi,  und  zeitweilig  für  den  Hof 
von  Urbino.  Im  Aufträge  der  Republik  S. 
Marino  war  er  Gesandter  beim  Papst  und 
bei  den  Medici  in  Florenz.  Bei  Gelegenheit 
eines  Häuserkaufes  in  Perugia  am  21.  7.  1513 
wird  er  als  Goldschmied  und  Maler  bezeichnet 
Agostino  Chigi  verordnet  in  seinem  Testa- 
ment vom  28.  8.  1519,  daß  die  Cappella  Chigi 
in  S.  Maria  del  Popolo  vollendet  werde : 
„juxta  ordinationem  per  ipsum  testatorem 
alias  factam  de  qua  ordinatione  Mgr.  Raphael 
de  Urbino  et  Mgr.  Antonius  de  Sanctomarino 
sunt  bene  informati“.  D.  Gnoli  vermutet 
daß  dem  Antonio  die  geschäftliche  Leitung, 
Raffael  dagegen  als  Architekten  die  Baulei- 
tung oblag.  Am  24.  8.  1620  wird  er  im  Testa- 
ment Raffaels  mit  einer  Schenkung  bedacht. 
Ara  18.  10.  1522  macht  er,  schwer  erkrankt, 
sein  Testament.  Benvenuto  Cellini,  der  ihn 
persönlich  gekannt  hat  nennt  ihn:  „il  primo 
piü  eccellente  Orefice  di  Roma“.  Von  seinen 
Werken  ist,  wie  es  scheint,  nichts  mehr  er- 
halten. 

D e 1 f i c o,  Stör.  d.  Repubblica  di  San  Marino. 

— M o m o,  Antonio  da  San  Marino  im  „Buo- 
narroti“ I 1866,  pag.  97 — 101.  — Bertolotti, 
Artisti  subalpini  etc.  in  Roma.  — Gaz.  des  b.-a. 
2.  Serie  Bd.  XXII  310,  XXVII  419,  3.  Serie  VII 
87.  — Arcbivio  Governativo  della  Repubblica  di 
S.  Marino.  — Da  docum.  nuovi  ed  inediti  racc. 
da  P.  Franciani.  — Benvenuto  Cel- 
lini, Autobiografia.  — M o m o.  Lottere  romane 
(Barbcra  1872).  — Cugnoni,  Agostino  Chigi 
etc.  Roma  1881.  — II  Raffacllo  2.  Serie  I 1897 
No.  9.  — D.  Gnoli,  La  sepoltura  di  Agostino 
Chigi  in  Arch.  stör,  dell’  arte  II  318.  — E. 
Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes  Innoccnt 
VIII.  etc.  (1898),  p.  105  ff.,  cf.  209  f. 

IV.  Bombe  u.  E.  Scatassa. 

Antonio  da  Parma,  Steinmetz  und  Terra- 
kottaformer, fertigte  1488  das  Portal  am  Pa- 
last des  Grafen  Cajazzo,  das  mit  Ornamenten 
und  Figuren  reich  verziert  war.  1510  arbei- 
tete er  für  S.  Giovanni  Evangelista  in  Parma 
„außerordentlich  schöne“  Säulenkapitelle.  Sie 
tragen  die  Bezeichnung:  Anno  Salutis  MDX 
Antonius  Parmcnsis  faciebat. 

Lopez,  II  Battistero  di  Parma  p.  46.  — 
P e r k i n s,  Les  Sculptcurs  Ital.  II  294.  — C a m - 
pori,  Not.  stör,  art  dclle  Majoliche  etc.  in 
Ferrara  etc.  (1879)  p.  24.  — Meyer,  Kstlerlex. 

Antonio  il  Passarino,  Steinmetz  in  Fer- 
rara, erwähnt  1473  in  einer  Zahlungsurkundc 
als  mitbeteiligt  an  den  Arbeiten  der  Gebrü- 
der Jacomo  und  Albcrtino  Rasconi  da  Man- 
tova für  die  Kathedrale  zu  Ferrara. 

Cittadella,  Not  rclat.  a Ferrara  p.  659. 

F.  Malaguszi-Valeri. 

Antonio  da  Pavia,  Architekt  in  Rom,  wo 
er  1495  gewisse  Bauaufträge  in  der  Kirche 
S.  Benedetto  an  den  Maestro  Pasquale  da 
Caravaggio  abtrat. 

Bertolotti,  Art.  Lombardi  a Roma  II  284. 

— E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
Innocent  VIII  etc.  (1898)  p.  169. 


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Antonio 


Antonio  da  P a v i a,  Maler,  der  sich  1528 
unter  den  Künstlern  verzeichnet  findet,  welche 
an  der  Ausstattung  des  Palazzo  del  Te  zu 
Mantua  beschäftigt  waren.  Er  war  ein  ge- 
ringes Talent  und  gehörte  zu  den  mittelmä- 
ßigen Nachfolgern  der  Schulen  von  Murano 
und  Padua,  in  denen  sich  die  Weise  der  Vi- 
varini  und  des  Mantegna  sehr  unvollkommen 
mischte.  Seine  Gestalten  sind  schwer  und 
fast  abstoßend,  seine  Temperamalerei  roh  und 
von  schroffem  Kontrast  zwischen  Licht  und 
Schatten.  Diese  Züge  zeigt  eine  Altartafel 
mit  seinem  Namen  in  dem  Museo  Virgiliano 
zu  Mantua:  Thronende  Jungfrau  mit  Kind 
zwischen  vier  Heiligen  (fast  lebensgroße  Fig.), 
bez. : Ant.  Papiesis  p.  Das  Bild  erinnert  an 
die  Altartafel  des  Andrea  da  Murano  zu  Mus- 
solone,  ist  aber  schwächer.  Doch  ist  zu  beach- 
ten, daß  die  Malerei  sehr  trüb  geworden  und 
stark  nachgedunkelt  hat  — Den  in  Mantua 
und  in  Pavia  befindlichen  Gemälden  des  An- 
tonio da  P.  ist  weit  überlegen  ein  neuerdings 
von  F.  Malaguzzi-Valeri  in  S.  Stefano  zu 
Novellara  aufgefundencs  Altarwerk  mit  der 
Signatur:  „1514  Antonio  de  Pavia,  P.  Man- 
tovano.“ Das  Gemälde  zeigt  die  Gestalten  der 
drei  Heiligen  Ivon,  Augustinus  und  Johannes 
der  Täufer  aufrecht  in  einer  Landschaft  ste- 
hend; im  Hintergründe  eine  Felscnquelle,  aus 
deren  Sammelbecken  zwei  Mönchlcin  ihren 
Durst  löschen.  Dieses  trefflich  erhaltene 
Hauptwerk  des  A.,  das  in  seiner  strengen  For- 
menmodcllierung  trotz  seiner  späten  Ent- 
stehungszeit noch  immer  im  Bannkreise  der 
Mantegnaschule  steht,  ist  1900  für  die  Mai- 
länder Brera-Galerie  angekauft  worden.  — 
Ein  Gemälde  in  der  Sammlung  Barker  zu 
London,  Jungfrau  mit  Kind  unter  reich  or- 
namentiertem Bogen  zwischen  zwei  Engeln, 
in  der  Art  der  Paduaner  Schule  und  dein 
Schiavone  verwandt,  hat  in  den  Pilastern  die 
Buchstaben  A.  P.,  welche  wohl  auf  unsern 
Meister  hindeuten  könnten  (vgl.  auch  Antonio 
della  Corna). 

Carlo  d’A reo,  Delle  Arti  etc.  di  Mantova 
I 50.  — Crowe  and  Cavalcaselle,  Hi- 
story  of  Painting  in  North  Italy  I 34,  341,  343, 
419.  — Gualandi,  Mcmorie  III  27.  — Arch. 
stör.  d.  Arte  Italiana  I 45  (eigentlich  p.  101, 
da  falsch  paginiert).  — Rassegna  bibliograf.  d. 
Arte  ital.  III  104.  — Meyer,  Kstlerlex.  (Ar- 
tikel von  Crowe  u.  Cavalcaselle.)  — P.  Kri- 
steller, Andrea  Mantegna,  1902.  — Mit  Not.  v. 
F.  Malaguzzi-Valeri.  R. 

Antonio,  Pedro,  span.  Maler,  geb.  1814  in 
Cordova,  f daselbst  1676.  Schüler  des  An- 
tonio del  Castillo.  Seine  Gemälde,  die  sich 
durch  klare  und  ansprechende  Färbung  aus- 
zeichneten, wurden  von  den  Kirchen  und 
Klöstern  Cordovas  sehr  begehrt.  Als  seine 
besten  Werke  galten  eine  hl.  Rosa  de  Lima 
und  ein  hl.  Thomas  von  Aquino  im  Kloster 
S.  Pablo,  sowie  eine  Empfängnis,  die  1741 
an  den  Banquier  Jos£  Salamanca  verkauft 


wurde.  In  Privatsammlungen  in  Cordova  be- 
fanden sich  auch  Staffeleibilder  des  Meisters. 

Palomino,  Museo  pict.  III  570.  — C e a n 
Bermudez,  Dicc.  I 38 — 39.  — R a m i r e z, 
Artist.  Cordob.  S.  85.  & 

Antonio  de  Pergamo,  Architekt  in  Rom 
unter  Sixtus  IV.,  in  dessen  Auftrag  er  1471 
bis  1472  ein  Wachgebäude  am  vatikanischen 
Palaste  errichtete. 

E.  Müntz,  Lcs  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  III  80,  113  f.  * 

Antonio  del  Perrione,  carraresischer 
Bildhauer,  war  1493  mit  Giov.  Dom.  di  Pe- 
drone  und  Fil.  di  Jacopo  mit  der  Umänderung 
des  Grabdenkmals  Kaiser  Heinrichs  VII.  im 
Camposanto  zu  Pisa  beschäftigt. 

Repcrt.  f.  Kstwissensch.  XVII  385.  H.  V . 

Antonio  da  Pesaro,  gen.  Braga,  Maler 
in  Pesaro,  Sohn  des  Marchionne  de  Fede,  der 
gleichfalls  als  Maler  in  Pesaro  lebte.  Seine 
Signatur  „Antonius  Pis  ....  pinxit“  findet 
sich  auf  einem  1489  gemalten  Altar  des  hl. 
Antonius  in  der  Sakristei  der  Kirche  S.  An- 
tonio zu  Pesaro. 

Z a n i,  Appendice  zur  Encicl.  (Mscr.  in  der 
Bibi.  Palat.  zu  Parma).  St.  Lottici. 

Antonio  da  Pesaro,  Marmorario  in  Rom, 
laut  urkundlicher  Nachricht  1536  für  Papst 
Paul  III.  tätig. 

Giorn.  d’Erudiz.  Artist.  VI  228.  A.  Bellucci. 

Antonio  di  Petruccio,  Goldschmied,  in 
den  Jahren  1377,  1379,  1380—1383,  1384,  1890 
und  1410  in  Gubbio  nachweisbar. 

Er  erhielt  am  31.  12.  1383  eine  Bezahlung 
„pro  mcdallis  comunis  factis  per  eum  pro  no- 
tario  custodie“. 

Mazzatinti,  Documenti  per  la  Stör,  delle 
Arti  a Gubbio  in:  Arch.  stör,  per  le  Marche  e 
l’Umbria  Vol.  III  fase.  9/10  p.  15.  W.  Bombe. 

Antonio  da  Piacenza,  italien.  Maler,  der 
wahrscheinlich  im  Dienste  der  Este  stand,  da  er 
nach  einem  Briefe  von  1438  Nicolö  III.  d'Este 
ein  von  Simone  d’Argcntina  gemaltes  kleines 
Altarbild  mit  dem  hl.  Hieronymus  schenkte. 

Atti  e Memor.  delle  R.  Deput.  di  Stör.  Patr. 
per  le  Prov.  Mod.  e Parm.  ser.  III,  vol.  III, 
part.  II,  p.  525 — 606.  G.  Degli  Assi. 

Antonio  Piccolo  Lombard o,  Archi- 
tekt in  Urbino,  begann  1507  den  Bau  der 
heute  noch  bestehenden  Befestigungsmauern 
dieser  Stadt.  Dieses  prächtige,  die  malerische 
Bergstadt  rings  umschließende  Festungsbau- 
werk ist  mit  12  weit  vorspringenden  Bastio- 
nen versehen,  die  sämtlich  — mit  Ausnahme 
von  zweien  — wiederum  durch  „Orccchioni" 
geschützt  sind. 

Nuova  Rivista  Misena  VIII  67.  — C a 1 z i n i, 
Urbino  e i suoi  Monumenti  p.  190.  E.  Scatasso. 

Antonio  di  Pietro,  Glasmaler  und  Mo- 
saicist  in  Orvieto,  wo  er  1384  und  1390  beim 
Dombau  urkundlich  erwähnt  wird. 

L.  F u m i,  II  Duomo  di  Orvieto,  p.  137,  220.  * 

Antonio  di  Pietro,  Miniaturmaler  in  Bo- 
logna, 1391  in  bolognesischen  Prozeßakten  er- 
wähnt. 


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Antonio 


Arch.  stör.  Ital.,  ser.  V,  vol.  XVIII  („La 
miniatura  in  Bologna“)*  F.  Malagucai-Valeri. 

Antonio  di  P i c r o,  Bildschnitzer  in  Siena, 
wo  er  1441  urkundlich  erwähnt  wird. 

V.  Lusin  i in  Arte  Antica  Senese  (1904)  p. 
215.  • 

Antonio  di  Pietro,  Steinmetz  in  Perugia, 
1464  am  Bau  des  dortigen  Cambio  beschäftigt. 
— Wohl  identisch  mit  jenem  Maestro  di  pietra 
gleichen  Namens,  der  1476  in  der  Matrikel 
der  lombardischen  Bildhauer-Korporation  zu 
Perugia  aufgeführt  ist.  (Mscr.  No.  1451 — 62 
der  Biblioteca  Communale  zu  Perugia.) 

G.  Degli  Azzi  in  L'Umbria  1892. 

A.  Bellucci. 

Antonio  di  Pietro,  Steinmetz  in  Ve- 
nedig, wurde  1489  zum  Schiedsrichter  er- 
nannt und  fällte  ein  Urteil  in  einem  Streit 
zwischen  den  beiden  Meistern  Giovanni  Candi 
und  Giovanni  Baston;  1496  wurden  ihm  be- 
deutende Arbeiten  für  die  Kirche  S.  Helena 
übertragen  und  1515  wurde  er  zum  Proku- 
rator von  Stefano,  Sohn  des  Paolo  da  Ru- 
bino erwählt. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult.  d.  Rinasc.  in 
Venezia  II  120,  258.  L.  Ferro. 

Antonio  di  Pietro,  Steinmetz  (intaglia- 
tore)  in  Venedig.  Wohnte  1506  in  der  Pfar- 
rei S.  Bartolomeo.  Sein  Name  erscheint  1504 
und  1506  in  Dokumenten  als  Zeuge.  1609 
gab  er  dem  Bildhauer  Bapt.  Brugno  Prokura 
und  1521  arbeitete  er  in  Ferrara. 

Arch.  di  St.  di  Venezia,  Esaminador-Preces 

R. o  49  c.  25.  — P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult. 
d.  Rinasc.  in  Venezia.  II  127,  275.  L.  Ferro. 

Antonio  di  Pietro  aus  Cittadella,  Bau- 
meister in  Venedig,  restaurierte  unter  Lei- 
tung des  Bartolomeo  Alessandro  genannt 
Monopola  die  Hofseite  des  Palazzo  Ducale 
in  Venedig  1602 — 1615.  Sein  Hauptverdienst 
war,  daß  er  die  Mauern  zwischen  dem  großen 
Saal  des  Großen  Rates  und  dem  Unter- 
suchungssaal fortnahm  und  sie  durch  Bogen 
ersetzte,  in  der  ganzen  Länge  des  Hofes. 

Meyer,  Kstlerlex.  L.  Ferro. 

Antonio  di  Pietro  di  Bartolommeo 
bekleidete  die  Würde  des  Camerlengats  in  der 
Peruginer  Malerzunft  an  Stelle  seines  Vaters 
im  1.  Semester  1425.  w.  Bombe. 

Antonio  di  Pietrodi  Briosco  aus  Mai- 
land, Bildhauer,  übernahm  1442  die  Vollen- 
dung der  Türen  von  S.  Petronio  in  Bologna, 
welche  Giacomo  della  Quercia  begonnen  hatte 
und  die  auszuführen  dessen  Bruder  Priamo 
verhindert  war.  Mit  Genehmigung  des  Se- 
nates von  Bologna  und  der  Baudircktion  von 

S.  Petronio  übertrug  Priamo  das  Werk  an 
Antonio,  behielt  aber  jegliche  Verantwortung. 

M i 1 a n e s i,  Documenti  Sencsi  II  210.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Antonio  di  Pietro  da  Como,  Steinmetz 
in  Gubbio,  erhält  am  16.  1.  1407  das  Bürger- 
recht und  ist,  wie  aus  einem  Camerlengats- 
buch  hervorgeht,  noch  1417  in  Gubbio  nach- 


weisbar. Uber  seine  Tätigkeit  ist  nichts 
Näheres  bekannt 

Mazzatinti,  Stör,  delle  Arti  a Gubbio,  Ar- 
chivio  storico  per  le  Marche  e per  l'Umbria 
Vol.  III  31.  W.  Bombe. 

Antonio,  di  Piergiacomo  aus  San 
Severino,  Architekt,  erbaute  1519  in  seiner 
Heimat  die  großartige  Kirche  S.  Maria  del 
Glorioso,  bei  der  er  zum  Teil  den  Entwurf 
des  M°  Rocco  da  Vicenza  benutzte. 

V.  Aleandri,  Nuova  Guida  stör,  e art.  di 
S.  Severino  1898.  — R a n a 1 d i,  Mem.  stör,  di 
S.  Maria  del  Glorioso  1837.  — Ricci,  Mem.  ator. 
II  13,  36.  — Valentini,  II  forastiere  in 
Sanseverino  1868.  V.  Aleandri. 

Antonio  di  Pietro  di  Giovanni,  Ar- 
chitekt in  Rom;  1447 — 48  unter  Papst  Niko- 
laus V.  „mastro  del  palazo  de  Canpitoglio" 
und  Restaurator  des  capitolinischen  Senato- 
renpalastcs,  war  er  1451 — 62  am  Baue  des 
Ponte  di  S.  Angelo  und  der  von  Alessandro 
Vives  geleiteten  neuen  Stadtbefestigungen 
Roms  beteiligt. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  I 148,  153,  159.  • 

Antonio  di  Piergiovanni  da  Roma, 
Architekt  in  Rieti,  erbaute  1466  unter  Papst 
Calixtus  III.  laut  Inschrift  die  dortige  Brücke 
über  den  Tarano-Fluß. 

Guardabassi,  Indice-Guida  etc.  nell*  Um- 
bria  p.  258.  — Bollettino  d.  R.  Deputaz.  Um- 
bra di  Stör.  Patr.  I 601  ff.  A.  Bellucci. 

Antonio  di  Pietro  Paolo  da  Vene- 
zia, s.  Massegne. 

Antonio  di  Piero  del  Vagliente, 
Goldschmied  in  Florenz,  verfertigte  1405  für 
die  Kaufmanns-Innung  ein  silbernes  und  ver- 
goldetes Reliquiarium,  für  das  er  350  Gul- 
den erhielt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Labarte,  Les  Arts 
somptuaires  II  496.  H.  V. 

Antonio  di  Pietro  da  Venezia,  Bild- 
hauer in  S.  Severino,  wo  er  mit  seinem  Bru- 
der M°  Francesco  1580  den  Monumental- 
brunnen della  piazza  grande  ausführte. 

Arch.  comun.  di  S.  Severino.  V.  Aleandri. 

Antonio  di  Pietro  da  Verona,  Maler 
in  Padua,  1393 — 98  urkundlich  erwähnt. 

Moschini,  Della  Pitt,  in  Padova  Mem. 
p.  9.  — Zannandreis,  Le  vite  dei  pitt.  etc. 
Veronesi,  p.  25.  Moschetti. 

Antonio  da  Pisa,  Glasmaler,  Verfasser 
eines  Traktats  über  die  Glasmalerei  und 
wahrscheinlich  derselbe,  der  das  herrliche 
Fenster  über  der  zweiten  Südtüre  des  Domes 
von  Florenz  1395  signiert  hat.  Wahrschein- 
lich war  er  auch  an  den  Glasfcnstcrn  des 
Domes  von  Assisi  tätig. 

R.  Bruck,  Repert.  f.  Kstwisscnsch.  XV  240 
ff.  (Übersetzung  des  Traktats).  — H.  v.  Sem- 
per, Mitt.  d.  k.  k.  Zentral-Komm.  (1872)  XVII 
25  u.  28.  ** 

Antonio  da  Pisa,  Bildhauer  in  Neapel,  wo 
er  laut  urkundlicher  Nachricht  1458  gemein- 
sam mit  Isaia  da  Pisa,  Paolo  di  Mariano 
Romano  und  anderen  Künstlern  für  Alfonso 


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Antonio 


von  Aragonicn  am  Skulpturenschmucke  des 
Triumphbogen-Portales  zum  Castelnuovo  ar- 
beitete. 

V.  Leonardi  in  L’Arte  III  91,  93.  — Arch. 
Stör.  Napoletano  XXV  27  ff.  — Napoli  Nobiliss. 
XIII,  148.  — Natura  cd  Arte  1904/5,  II  98  ff.  * 

Antonio  Pisano,  Gemmenschneider  zu  Fo- 
ligno  um  1461,  ward  wegen  seiner  kunstvollen 
Arbeiten  gerühmt,  wie  eine  Notiz  in  Muratori 
„Scritt.  Italian.“  I 34t,  berichtet. 

Da  Morrona,  Pisa  illustrata  II  449.  — E. 
Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes  (1878) 
II  114.  — Ms.  H.  Rollett. 

Antonio  da  P 1 u r i o,  „quondam  magistri 
Jacomi  in  domo  q.  Christophori  de  Figino  pic- 
toris“,  lombard.  Maler,  im  16.  Jahrh.  gemein- 
sam mit  Dionigi  da  Galliano  in  Mailand  tätig. 

M a 1 a g u z z i -Va  1 e r i,  Pittori  Lombardi  del 
quattrocento  p.  239.  F.  Malagu sti- Valeri. 

Antonio  da  Pordenone,  Maler,  t vor 
1398  in  Pordenone.  Erwähnt  in  einer  Per- 
gamenthandschrift des  Mus.  zu  Padua  (Di- 
verse, XXVIII,  603A  21.  9.  1398:  „Daniele 
pellattiere  qm.  Antonio  pittore  abitantc  in 
Pordenone").  a.  Moschetli. 

Antonio  da  Primiero,  Baumeister  und 
Steinmetz  in  Venedig,  erhielt  1462  von  der 
Signoria  in  Venedig  den  Auftrag,  die  Ar- 
beiten für  die  Befestigung  von  Modone  aus- 
zuführen und  zu  überwachen. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult.  d.  Rinasc.  in 
Venezia  I 44.  L.  Ferro. 

Antonio  del  Proconsolo,  s.  Rossel- 
lino,  A. 

Antonio  di  P u c c i o,  s.  Benintendi,  A.  di 
P.  dci. 

Antonio  di  Rabotto  von  Piperno  im 
Volsker  Gebirge,  baute  die  Vorhalle  der  dor- 
tigen Kathedrale  laut  einer  Inschrift,  die  über 
deren  Einweihung  1183  berichtet.  Die  Skulp- 
turen dieser  Vorhalle  mögen  ebenfalls  von 
ihm  herrühren.  Indessen  ist  die  Kirche  nach 
einer  zweiten  Inschrift  17S2  gründlich  restau- 
riert worden. 

Ricci,  Storia  dell*  Architettura  d'Italia  I. 
550. 

Antonio  di  Raffael e,  Bildhauer  in  Rom, 
arbeitete  1589  gemeinsam  mit  Domenico  Ros- 
sello  am  Marmorportal  der  Cappella  Paolina 
des  vatikanischen  Palastes. 

Giom.  d’Erudiz.  Artist.  VI  228.  A.  Bellucci. 

Antonio  di  Raffacilo  und  M a 1 1 c o di 
Antonio,  Goldschmiede,  machten  1449  für 
den  Stadtrat  von  Perugia  zwei  silberne  Tafel- 
aufsätze in  Gestalt  von  Schiffen,  sogenannte 
Ncfs,  von  denen  eins  später  dem  Kardinal 
Giovanni  Borgia  geschenkt  wurde,  als  der- 
selbe Legat  in  Perugia  war.  Gio.  Batt.  Ana- 
stagi  mußte  dafür  1512  ein  anderes  machen. 

M a r i o 1 1 i,  Lettere  pittorichc  Perugine  p.  172. 

R. 

Antonio  da  Reggio,  als  Maler  erwähnt 
in  einem  vom  13.  6.  1481  datierten  Empfeh- 
lungsbriefe des  Herzogs  von  Ferrara  an  den 
Gouverneur  seiner  Vaterstadt  Reggio  d’Emi- 


lia,  wonach  der  Künstler  daselbst  einen  acht- 
tägigen Aufenthalt  zur  Ordnung  von  Fami- 
lienangelegenheiten nehmen  sollte,  um  sodann 
den  Schwiegersohn  des  Markgrafen  von  Man- 
tua nach  Frankreich  begleiten  zu  können. 
Vermutlich  ist  mit  ihm  identisch  jener  An- 
tonio di  Bartolomeo,  der  1492  wegen  schwe- 
rer Exzesse  in  Ferrara  ins  Gefängnis  kam, 
und  für  den  damals  Giovanni  Bcntivoglio  von 
Bologna  den  Herzog  von  Ferrara  um  Begna- 
digung bat.  Auch  in  ferraresischen  Steuer- 
einschätzungen  von  1484  und  1496  wird  dieser 
Antonio  da  Reggio  namentlich  aufgeführt  — 
Ferner  wird  nach  L.  Marinelli  einem  Antonio 
da  Reggio  die  Entwurfzeichnung  zu  einem 
1490 — 1496  errichteten  prächtigen  Renaissance- 
Tempietto  in  der  Kirche  zu  Piratello  (zwi- 
schen Bologna  und  Imola)  zugeschrieben.  — 
Endlich  wird  ein  Antonio  da  Reggio  1511  in 
Bologna  als  „Maestro  di  lcgnamc"  erwähnt 
in  den  Akten  der  dortigen  Compagnia  di  S. 
Giacomo  Apostolo. 

Atti  e Mcm.  d.  R.  Deput  di  Stör.  Patria 
per  le  prov.  Modenesi  e Barmensi,  ser.  III  vol. 

III,  parte  II  525 — 604.  — Rassegna  d’Arte  1901 

p.  26,  1905  p.  54.  — Arch.  stör.  Ital.,  ser.  V 
vol.  XVIII  243  ff.  F.  Malagussi-Valcri. 

Antonio  di  R e n z o,  Kunststicker  in  Pe- 
rugia, verpflichtet  sich  am  19.  10.  1423,  ge- 
stickte Wandbekleidungen  für  einen  Saal  im 
Palazzo  der  Priorcn  zu  Perugia  zu  fertigen. 
Am  22.  6.  1426  erhält  er  für  die  fertige  Arbeit 
eine  Zahlung  von  8 Gulden.  Die  hierauf  be- 
züglichen Dokumente  publizierte  Adamo  Rossi 
im  Appcndice  di  Erudizione  varia,  Giorn.  di 
Erud.  art.  Vol.  III,  1874  p.  316 — 20.  w.  Bombe. 

Antonio  da  Rho  (de  Räude),  Maler  in 
Mailand;  arbeitete  1474  in  Gemeinschaft  mit 
Melchiorre  da  Lampugnano  und  anderen  Mei- 
stern im  dortigen  Castello  Sforzesco  und  wird 
auch  sonst  in  Urkunden  dieser  Zeit  mehrfach 
als  Maler  niederen  Ranges  erwähnt. 

Malaguzzi-Valeri,  Pitt.  Lomb.  del  400 
(Milano  1902)  p.  220.  F.  Afalaguszi-Valeri. 

Antonio  di  Ridolfo  da  Firenze,  gen. 
Sosso  oder  Saxo,  Kunststicker  und  Fahncn- 
malcr  in  Rom,  wo  er  1450 — 51  für  Nikolaus 
V.  Altarparamcntc,  Pluviales,  Mitren  etc.  aus- 
zuführen hatte,  ferner  1459  und  1463  für 
Pius  II.  päpstliche  Fahnen  mit  Wappensticke- 
reien, 1471  die  Paramente  zur  Leichenfeier 
Pauls  II.  und  zur  Krönungsfeier  Sixtus’  IV., 
sowie  1472 — 74  Fahnenmalereien  für  Sixtus 

IV.  1478  figurierte  A.  noch  unter  den  Be- 
gründern der  römischen  Malerkorporation  di 
S.  Luca. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  I 184,  321  ff.,  331;  II  126  f. ; III  99,  102, 
251,  264  ff.,  270. 

Antonio  da  R i g e s i o,  Steinmetz  in  Ve- 
nedig. arbeitete  1425  und  1426  die  Ornamente 
und  die  Friese  in  Marmor  für  die  Fenster 
und  die  Loggia  des  Palastes  Cä  d’Oro.  nach 


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Antonio 


Bestellung  des  lombardischen  Meisters  Matteo 
Rcvcrti. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  c scult.  d.  Rinasc.  in 
Venezia  I 21,  44.  L.  Ferro. 

Antonio  di  Rigo,  Steinmetz  in  Venedig, 
arbeitete  1488  Gesimse  und  Friese  für  die 
Scuola  grande  von  S.  Marco  und  für  seine 
eigenen  Häuser. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult.  d.  Rinasc.  in 
Venezia  II  202,  223.  L.  Ferro. 

Antonio  da  Rimpacta  da  Bologna, 
Bologneser  Maler  des  16.  Jahrh.,  in  Neapel 
tätig.  Nach  einem  aufgefundenen  Dokument 
verpflichtete  er  sich  22. 8. 1509  den  Chorherren 
von  S.  Pietro  ad  Aram  für  den  Hauptaltar 
der  Kirche  ein  Altargemälde  mit  der  thro- 
nenden Madonna  und  Heiligen  zu  malen. 
Das  Bild  wurde  erst  1511  vollendet  und  von 
zwei  sonst  unbekannten  Malern,  Pirro  Anto- 
nio di  Manfreds  da  Bologna  und  Simone  di 
Antonio  Pctriani  da  Firenze  auf  140  Dukaten 
geschätzt.  Das  Gemälde  befindet  sich  jetzt 
im  Museo  Nazionale  in  Neapel  (Neapeler 
Schule  No.  7)  und  galt  bis  zur  Auffindung 
des  Dokumentes  als  Hauptwerk  des  Antonio 
Solario,  genannt  Zingaro.  Filangicri  will  ohne 
stichhaltige  Gründe  den  Antonio  da  Rimpacta 
mit  dem  um  1480  in  Rom  und  Neapel  tätigen 
Bologneser  Maler  Jocopo  Ripanda  oder  Ri- 
pranda  identifizieren.  Das  Gemälde  (dessen 
Altaraufbau  von  Giovanni  Marigliano  da  Nola 
in  Holz  geschnitzt  wurde)  „erinnert  an  vene- 
zianische Vorbilder  und  zeichnet  sich  durch 
eine  gewisse  Monumentalität  zugleich  aber 
Derbheit  der  Figuren  aus“  (H.  Thode,  Der 
Kunstfreund,  p.  45). 

A.  Colombo  in  Napoli  Nobilissima  IX  169. 
— Filangicri,  Docum.  per  la  storia  delle 
Arti  etc.  III  185.  — Ders.,  Arch.  Stör.  Napo- 
letano  IX,  fase.  1,  p.  103.  G.  Degli  Assi. 

Antonio  da  Roma,  s.  Anloniazzo  Romano. 

Antonio  di  Romagna,  italien.  Bildhauer 
und  Architekt,  wurde  nach  1423  von  Bischof 
Angclo  von  Troia  in  Apulien  zugleich  mit 
Giacomo  della  Marca  berufen,  um  die  seit 
1407  begonnenen  Restaurationsarbeiten  des 
romanischen  Domes  von  Troia  zu  leiten.  Die 
beiden  Künstler  blieben  lange  in  der  Stadt, 
deren  Bürger  sie  wurden. 

Napoli  Nobilissima  VIII  62—63.  G.  Degli  Assi. 

Antonio  Romano,  Architekt  und  Bild- 
hauer in  Pavia,  wo  er  1491  unter  Giov.  Ant. 
Amadco  mit  Ant.  Tamagnino,  Benedctto  Bri- 
osco  etc.  am  Fassadenbau  der  Certosa  betei- 
ligt war. 

Archivio  Lombardo  1879  p.  137  ff.  — Jahrb. 
der  k.  preuß.  Kst.-Sammign.  XIII  11.  • 

Antonio  Romano,  Architekt  in  Rom,  der 
1502  die  päpstlichen  Befestigungsbauten  zu 
inspizieren  hatte.  — Vielleicht  identisch  mit 
dem  1497 — 1516  in  Rom  ansässigen  Archi- 
tekten Antonio  Melone  (s.  Melone,  Antonio). 

E.  Müntz,  Les  Arts  k la  Cour  des  Papes 
Innocent  VIII  etc.  (189S)  p.  159,  210,  221.  * 


Antonio  d a 1 1 a Rosa,  Maler,  um  1410  in 
Bologna  tätig. 

Z a n i,  Encicl.  XVI  194.  — Arch.  stör.  d. 
Arte  ital.  VII  16,  Anm.  * 

Antonio  della  Rosa,  Holzbildhauer  des 
16.  Jahrh.  in  Pistoja,  von  dessen  Hand  das 
ursprünglich  für  die  Chorkapelle  derselben 
Kirche  gearbeitete  Chorgestühl  vor  dem 
Hochaltäre  von  S.  Maria  de’  Servi  herrührt. 

G i g 1 i o 1 i,  Pistoja  nelle  sue  Opere  d’Arte 
(1904)  p.  114.  — Repertor.  f.  Kstwissensch. 
XXIV  162.  • 

Antonio  S a c h o,  Steinmetz  in  Rom,  wo  er 
1488  mit  Marmorarbeiten  für  den  Umbau  des 
Palazzo  und  der  Kirche  S.  Marco  betraut  war. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1678)  II  76. 

Antonio  von  S a c i 1 e,  Maler  in  Friaul,  er- 
hält 23.  5.  1500  Bezahlung  für  ein  für  Udine 
geliefertes  Altarbild. 

Rcpert.  f.  Kstwissensch.  II  147.  H.  V. 

Antonio  di  Sandro,  genannt  Marcone 
(Orafo),  Goldschmied  zu  Florenz  um  1515, 
erster  Lehrmeister  des  Benvenuto  Ccllini. 

E.  Pion,  Bcnv.  Cellini,  Paris  1883  p.  4. 

H.  V. 

Antonio  dal  Santo,  Maler  des  15.  Jahrh. 
in  Padua.  Die  einzige  Nachricht  über  diesen 
Künstler,  die  auf  uns  gekommen  ist,  findet 
sich  ohne  jede  Quellenangabe  in  den  paduani- 
schen  Guidcn  des  18.  Jahrh. ; danach  soll  dieser 
Künstler  das  wundertätige  Madonnenbild  der 
Kirche  S.  Maria  del  Torresino  zu  Padua  ge- 
malt haben.  Ursprünglich  soll  dieses  Fresko- 
Gemälde  — Halbfigurdarstellung  der  Maria, 
die  den  auf  ihren  Knien  ruhenden  Leichnam 
Christi  betrauert,  — die  äußere  Mauerfläche 
eines  kleinen  Wart-Turmes  geschmückt  ha- 
ben, der  zur  alten,  1337  von  Marsilio  da  Car- 
rara errichteten  Stadtmauer  gehörte,  und  von 
dem  das  Bild  selbst  wie  auch  die  später  an 
dieser  Stelle  errichtete  Kirche  ihren  Namen 
erhielten.  Jedenfalls  existierte  dort  seit  1403 
eine  von  einer  religiösen  Bruderschaft  er- 
baute Kapelle  des  Namens  S.  Maria  del  Tor- 
resino. Aus  diesem  Grunde  glaubte  Grin- 
zato  annchmcn  zu  dürfen,  daß  das  besagte 
Frcskogcmälde  noch  vor  1400  entstanden  sein 
müsse,  und  im  Vertrauen  auf  die  Richtigkeit 
dieser  Annahme  behandelten  alle  späteren 
Autoren  den  Meister  Antonio  del  Santo  als 
einen  Trecentomaler.  Dem  widersprechen 
jedoch  die  offenkundig  squarcioneskcn  Stil- 
kriterien des  Gemäldes,  aus  denen  vielmehr 
der  Schluß  zu  ziehen  ist,  daß  die  Konfratemi- 
tät  dieses  Fresko  erst  um  die  Mitte  des  15. 
Jahrh.  ausführen  ließ.  In  der  Tat  datieren 
die  frühesten  Nachrichten  über  die  Wunder- 
wirkungen dieses  Madonnenbildes  erst  aus 
der  Zeit  um  1450.  Ob  die  Zuschreibung  an 
Antonio  dal  Santo  historisch  begründet  ist, 
läßt  sich  nicht  fcststcllcn,  da  ein  Maler  An- 
tonio mit  dem  Zunamen  dal  Santo  sonst  nir- 
gends erwähnt  wird ; in  der  Parochie  von  S. 


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Antonio 


Antonio,  von  der  dieser  Zuname  abgeleitet 
sein  könnte,  scheint  im  15.  Jahrh.  kein  Maler 
des  Namens  Antonio  ansässig  gewesen  zu 
sein.  Die  Vermutung  einiger  Autoren,  daß 
Stefano  dall’  Arzerc  der  Maler  der  Madonna 
del  Torresino  gewesen  sein  könnte,  erweist 
sich  im  Hinblick  auf  die  angeführten  histo- 
rischen Daten  als  völlig  unhaltbar. 

Cornaro,  Not.  stör,  delle  apparizioni  etc. 
p.  164.  — Rossctti,  Descrizione  delle  pit- 
ture  di  Padova  p.  103.  — Brandolese, 
Pitt,  di  Padova  p.  78.  — M o s c h i n i,  Guida 
di  Padova  p.  165.  — Grinzato,  Mem.  d. 
chiesa  di  S.  Maria  del  Torresino  p.  5.  — A.  M., 
Cenni  stör,  dell’  imagine  di  S.  Maria  del  Torrc- 
sino  p.  3.  — F.  B.,  Cenni  stör,  sulla  chiesa  di  S. 
Maria  del  Torresino  p.  5.  A.  Moschetti. 

Antonio  di  Santo  da  Milano  kommt 
als  Bildhauer  in  der  zweiten  Hälfte  des  15. 
Jahrh.  vor.  Er  war  Bürger  und  Einwoh- 
ner von  Reggio.  Wiederholt  hatte  er  Auf- 
träge vom  Grafen  Bosio  Sforza.  Mit  diesem 
schloß  er  1474  einen  Kontrakt,  wonach  er  für 
21  Dukaten  sechs  größere  und  sechs  kleinere 
Säulen  mit  Blattwerk  und  anderen  schönen 
„Sachen"  verzieren  sollte.  Am  9.  9.  1475 
kam  es  zwischen  denselben  beiden  Personen 
zu  zwei  neuen  Verträgen.  Nach  dem  ersten 
übernahm  A.  die  Ausführung  eines  Portales 
am  gräflichen  Palaste,  wo  oben  der  Helm- 
schmuck des  Grafen  mit  zwei  Putten  an  den 
Seiten  als  Verzierung  anzubringen  war.  In 
dem  letzten  Dokumente  versprach  der  Meister 
die  50  Ellen  lange  Balustrade  der  Treppe  zu 
machen  und  an  ihrem  Fuße  zwei  Pfeiler,  jeder 
mit  einem  Löwen  oben,  zu  errichten. 

G u a 1 a □ d i,  Memorie  Italiane  etc.,  Serie  Vt, 
p.  31,  33.  — Meyer,  Kstlerlcx.  R. 

Antonio,  Maestro  . . di  S.  Angelo  in 
V a d o,  Ornamentbildhauer  und  Gießer  von 
Glocken  und  Kanonen,  tätig  im  16.  Jahrh., 
von  Zani,  Enc.  met.  erwähnt,  sonst  fast  unbe- 
kannt. Camillo  Castracane. 

Antonio  (fra)  da  San  Bcnedetto. 
Italien.  Maler  und  Kupferstecher  in  Venedig. 
Hcinecken  (Dict.  II  449)  führt  von  ihm 
das  Bildnis  in  ganzer  Figur  des  Abtes  Aurc- 
lius  Nomosius  an.  Nach  Zani,  Enc.  met. 
XVII  36  war  er  um  1664  tätig.  P.  K. 

Antonio  da  San  Canziano,  Maler  in 
Padua,  1469  urkundlich  erwähnt. 

M o s c h i □ i,  Deila  Pitt,  in  Padova  Mem. 
p.  25.  Moschetti. 

Antonio  da  S.  Marino,  s.  Antonio  di 
Paolo  dei  Fabbri. 

Antonio  di  S.  Michele  in  Bosco,  s.  Asi- 
nellt,  A. 

Antonio  da  San  Petrignano,  Archi- 
tekt in  Perugia,  arbeitete  1534  am  Gewölbe- 
bau der  Cappella  di  S.  Giovanni  neben  der 
LJdienza  des  Cambio. 

G.  Degli  Azzi  in  L’Umbria  1902  p.  82,  85. 

A.  Bellucci. 

Antonio  da  S.  Zaccaria,  s.  Gatnbello,  A. 


Antonio  da  S.  Zuane  Evangelist a, 
Bildhauer  in  Venedig,  arbeitete  mit  anderen 
Künstlern  150S  an  der  dem  Kanal  zugewand- 
ten Fassade  des  Dormitorio  di  S.  Giorgio 
Maggiore. 

M o t h e s,  Gesch.  d.  Baukunst  in  Venedig  II 
103.  L.  Ferro. 

Antonio  di  S a n z i o,  Maler  in  Avignon, 
wo  er  um  1370 — 71  gemeinsam  mit  dem  ma- 
gister  Nobis  Wandmalereien  ausführte  im 
Palaste  Papst  Urbans  V.,  und  zwar  sowohl 
„in  magno  tinello“,  als  „in  camera  paramen- 
ti  ac  in  camera  imperatoris". 

E.  Müntz,  Le  Pape  Urbain  V (1889,  aus 
„Revue  archeol.“)  p.  8 f. 

Antonio  Sasso,  s.  Antonio  di  Ridolfo. 

Antonio  da  Sebenico  „protomastro“, 
dalmatinischer  Architekt,  Mitarbeiter  des 
Giorgio  da  Sebenico  um  1447. 

Archivio  stör.  d.  arte  _V1I  404. 

Antonio  da  Sestri,  s.  T ravi,  A. 

Antonio  Sforzcsco  (di  Giovanni),  Stein- 
metz in  Perugia,  1476  in  die  Matrikel  der 
lombardischen  Bildhauer-Korporation  einge- 
tragen. 

Mscr.  1451—52  der  Biblioteca  Communale  zu 
Perugia.  A.  Bellucci. 

Antonio  da  Siena,  Kunststicker  in  Rom, 
hatte  1458  für  Pius  II.  eine  Anzahl  Decken 
mit  dem  päpstlichen  Wappen  zu  besticken. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  I 321.  , . „ * 

Antonio  da  Siena,  s.  auch  Antomo  Vene- 
ziano, Gabriello  d'Antonio  da  Siena,  Minella, 
Antonio  di  Tommaso. 

Antonio  di  Silvestro,  war  Camerlengo 
der  Arte  dei  Miniatori  in  Perugia  im  1.  Se- 
mester 1416.  Werke  nicht  bekannt. 

L’arte  dei  Miniatori  in  Perugia,  Giom.  di  Erud. 
art.  II  1873  fase.  11—12  p.  311.  W.  Bombe. 

Antonio  di  maestro  Simone,  Maler 
in  Siena,  urkundlich  von  1428 — 1471  nach- 
weisbar, malte  hochbetagt  1484  eine  Loggia 
für  Pietro  di  Giovanni  Trevcrchi. 

Milanesi,  Docum.  Scncsi  I 48,  II  327,  329, 
336.  H.  V. 

Antonio  di  Simone  aus  Florenz,  Mitglied 
des  Ordens  San  Giovangualberto,  schrieb  1445 
bis  1451  drei  Antiphonare  für  den  Dom  der 
genannten  Stadt. 

V a s a r i,  cd.  I.e  Monnier  VI  164,  327. 

Antonio  di  Simone,  Glasmaler  in  Or- 
vieto,  wo  er  1471  mit  einem  ungenannten 
Meister  aus  Perugia  zur  Ausführung  des 
Glasfensters  der  Cappella  del  SS.  Corporale 
im  Dome  verpflichtet  wurde. 

L.  Fumi,  II  Duomo  di  Orvieto,  p.  241.  * 

Antonio  (di)  Simone,  Maler  und  Stuc- 
catorc,  nach  Zani  um  1520  in  Nizza  tätig. 

Zani,  Encicl.  XVII  288.  * 

Antonio  di  Simone  Fiorentino,  Stein- 
metz des  15.  Jahrh.  in  Bologna;  in  den  Bo- 
logneser Urkunden  häufig  erwähnt,  nament- 
lich als  Mitarbeiter  des  Pagno  da  Fiesoie  bei 
der  plast.  Ausschmückung  des  Palazzo  Bo- 


IO 


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Antonio 


lognini  an  der  Piazza  S.  Stefano  zu  Bologna. 
Ein  gleichfalls  als  Bildhauer  vielfach  in  Bo- 
logna beschäftigter  Sohn  des  Meisters  namens 
Marsilio  d’ Antonio  machte  1517  ebendaselbst 
sein  Testament. 

Repertor.  f.  Kstwisscnsch.  XXII  294.  — Jahrb. 
der  Kgl.  Preuß.  Kstsammlgn.  XXIV,  Beiheft 
p.  131.  F.  Maloguszi-Valcri. 

Antonio  di  Simone  Francesco  da 
U r b i n o,  Architekt  und  Bildhauer,  geb.  in 
Montccalende,  tätig  in  Urbino  um  1470.  An- 
tonio erbaute  in  Gemeinschaft  mit  seinem 
Landsmann  Francesco  Santi,  genannt  Papa, 
die  im  korinthischen  Stile  gehaltene  dreibogige 
Loggia  des  Spitals  zu  Urbino,  ein  prächtiges 
Werk  von  großer  Feinheit  der  Linienführung. 
Außerdem  hat  Antonio  zusammen  mit  Am- 
brogio  da  Milano  sicherlich  auch  am  herzog- 
lichen Palaste  gearbeitet,  ferner  an  der  Kirche 
S.  Bernardino  und  vielleicht  auch  am  Pa- 
lazzo Passionci. 

Rass.  bibl.  d.  Arte  ital.  VIII  194.  E.  Scatassa. 

Antonio  dei  Solari,  s.  Antonio  di  Giov. 
di  Piero  da  Venezia. 

Antonio  di  Stefano  da  Pandino,  s. 
Antonio  da  Pandino  d.  J. 

Antonio  di  Teodoro,  s.  Antoni  v.  Theo- 
dor. 

Antonio  de  T i s o i o.  Venezianer  Maler 
im  Anfang  des  16.  Jahrh.,  der  nach  Crowe  u. 
Cavalcaselle  (Deutsche  Ausg.  II  222)  „in 
einem  Mischcharaktcr  zwischen  den  Vivarini, 
Bellini  und  Cima  ungefähr  auf  gleicher  Stufe 
mit  Jacopo  da  Valcnzia  steht“.  Das  von 
Crowe  u.  Cavalcaselle  in  der  Madonnenkirche 
von  Orzes  gesehene  „Antonio  de  Tisoio  pin- 
xit  1512“  bezeichnete  fünfteilige  Altarwerk 
mit  der  Madonna  und  den  Hl.  Georg,  Johan- 
nes d.  T.,  Sebastian  und  Andreas  ist  kürzlich 
für  die  Liechtensteingalerie  in  Wien  erwor- 
ben worden  und  das  einzige  bekannte  sichere 
Bild  des  Meisters,  von  dem  Crowe  u.  Caval- 
caselle in  Belluno  in  der  Casa  Pagani  noch 
eine  kleine  ebenfalls  bezeichnete  Madonna, 
sowie  drei  Fragmente  bei  Contc  Agosti  (drei 
Engel,  aber  nur  das  eine  gut  erhalten),  und 
in  demselben  Stil  ein  Wandbild  an  der  Casa 
Carlo  Miari,  Piazza  del  Mercato,  Maria  mit 
dem  Kind,  aufzählen. 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gesch.  d.  ital. 
Mal.  VI  222.  — L.  Venturi,  Le  Origini  della 
Pittura  Veneziana.  Venezia  1907.  (Hier  An- 
tonio da  Tisoio.)  ••• 

Antonio  di  Tommaso,  Bildhauer  in  Flo- 
renz, Gehilfe  des  Lorenzo  Ghiberti  bei  Aus- 
führung der  Bronzetüren  von  S.  Giovanni. 

Vasari,  ed.  Milanesi  IL  255.  H.  V. 

Antonio  diTommaso,  Bildhauer  in  Rom, 
1420  urkundlich  erwähnt. 

E.  Müntz,  Le s Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  I 31.  * 

Antonio  di  Tommaso,  Architekt  in  Pe- 
rugia, arbeitete  1514  am  Gewölbebau  des  Ho- 
spitals neben  dem  dortigen  Cambio. 


G.  Degli  Azzi  in  L’Umbria  1902  p.  82  ff. 

A.  Dellucci. 

Antonio  di  Tommaso  Romano,  Maler 
in  Rom.  Am  17.  4.  1472  werden  ihm  für  16 
vergoldete  Stäbe  aus  der  päptlichen  Schatz- 
kammer 7 Gulden  vergütet.  1478  figurierte 
er  unter  den  Mitbegründern  der  römischen 
Malerkorporation  di  S.  Luca. 

R o s s i Spogli  Vatieani,  Giom.  di  Erud.  art. 
Vol.  VI  272,  1877.  — E.  Müntz,  Les  Arts  ä la 
Cour  des  Papes  (1878)  III  98,  102.  fV.  Bombe. 

Antonio  T o s c a n o,  Maler  in  Ancona,  wo 
er  1450  die  Gcwölbemalercien  in  der  von 
Giorgio  da  Scbenico  und  Giovanni  Sodo  er- 
bauten, 1554  jedoch  abgebrannten  und  durch 
den  Neubau  des  Pellegrino  Tibaldi  ersetzten 
„Loggia“  auszuführen  hatte.  — Vielleicht  ist 
dieser  Künstler  zu  identifizieren  mit  jenem 
Antonio  d’ Ancona,  der  1472  ein  Altarbild  für 
die  Kirche  S.  Francesco  delle  Scale  zu  An- 
cona gemalt  hat.  (S.  auch  unter  Andrea  da 
Ancona.) 

Z a n i,  Encicl.  XVIII  251.  — Ricci,  Mem. 
stör,  di  Ancona.  — Fcrretti,  Pittori  An- 
conitani  (1883)  p.  7 ff.  • 

Antonio  da  Trent  o,  italien.  Maler  und 
Holzschneider,  tätig  in  Bologna  in  der  ersten 
Hälfte  des  16.  Jahrh.  Wir  wissen  von  ihm 
nur,  was  Vasari  (V  226)  erzählt,  nämlich,  daß 
er  in  Bologna  von  Parmigianino,  der  sich 
nach  seiner  Rückkehr  aus  Rom  nach  dem 
Sacco  (1527)  längere  Zeit  dort  aufgchalten 
hat,  in  der  Kunst  des  Farbenholzschnittes 
unterwiesen  und  mit  der  Wiedergabe  einer 
Reihe  seiner  Zeichnungen  in  dieser  Technik 
beauftragt  worden  sei.  A.  habe  dann  eines 
Morgens  dem  Meister  seine  Holz-  und  Kup- 
ferplatten und  Zeichnungen  gestohlen  und 
sei  auf  und  davon  gegangen.  An  anderer 
Stelle  (V  422)  führt  Vasari  mehrere  Arbei- 
ten A.s  in  Helldunkelholzschnitt  einzeln  auf. 
Es  ist  nun  von  der  einen  Seite  behauptet, 
von  der  anderen  energisch  bestritten  worden, 
daß  A.  identisch  sei  mit  Antonio  Fantuzzi, 
der,  wie  aus  den  Rechnungen  des  Schloß- 
baucs  hervorgeht,  um  1537 — 40  in  Fontaine- 
bleau unter  Primaticcio  als  Maler  tätig  war, 
und  der  auch  eine  Reihe  von  z.  T.  mit  vollem 
Namen,  z.  T.  mit  Monogramm  aus  A T F 
oder  A N T F bezeichnctcn  Radierungen 
nach  Primaticcio,  Parmigianino  u.  a.  ausge- 
führt hat  Man  meint,  daß  A.  auf  seiner 
Flucht  aus  Bologna,  wo  er  einen  Teil  seines 
Raubes  hatte  liegen  lassen,  sich  nach  Frank- 
reich gewandt  und  bei  Primaticcio,  der  mit 
zahlreichen  italienischen  Gehilfen  in  Fon- 
tainebleau tätig  war,  Arbeit  gesucht  und  ge- 
funden habe.  Für  die  Identität  des  A.  mit 
Antonio  Fantuzzi  lassen  sich  weder  aus  den 
äußeren  Umständen  noch  aus  der  stilistischen 
Vergleichung  der  Holzschnitte  mit  den  Ra- 
dierungen schlagende  Beweise  herlciten.  Aber 
auch  die  Gründe,  die  von  Kolloff  in  Meyers 
Kstlerlex.  und  von  Herbet  gegen  die  An- 


II 


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Antonio 


nähme,  daß  A.  und  Fantuzzi  eine  und  die- 
selbe Person  seien,  angeführt  wurden,  sind 
nicht  der  Art,  daß  sic  die  Möglichkeit  der 
Identität  der  beiden  Personen  ausschließen. 
Die  Verschiedenheit  der  Monogramme  auf 
den  Holzschnitten  und  auf  den  Radierungen 
erklärt  sich  leicht  aus  der  Verschiedenheit 
des  Materials,  wie  ja  überhaupt  Künstler  ihre 
monogrammatischen  Bezeichnungen  zu  wech- 
seln pflegten.  Wenn  sich  Fantuzzi  in  Fon- 
tainebleau einen  Bologneser  nennt,  so  würde 
das  noch  nicht  unbedingt  beweisen,  daß  er 
in  Bologna  auch  geboren  sei.  Er  kann  es 
sehr  wohl  für  empfehlenswerter  gehalten 
haben,  in  Frankreich  den  unbekannten  Ort 
seiner  Geburt  durch  den  hier  berühmten  Ort 
seiner  Herkunft,  an  dem  er  lange  gearbeitet 
und  vielleicht  sogar  Bürgerrecht  erworben 
hatte,  zu  ersetzen.  Auch  daß  tatsächlich  in 
Bologna  später  eine  Familie  Fantuzzi  an- 
sässig war,  beweist  nichts  gegen  den  Ur- 
sprung Fantuzzis  aus  Trento,  da  diese  Bo- 
logneser Fantuzzi  ja  von  jenen  abstammen 
könnten.  Da  es  aber  jedenfalls  zweifelhaft 
ist,  ob  die  beiden  Künstler  Antonio  da  Trento 
und  Antonio  Fantuzzi  da  Bologna  eine  und 
dieselbe  Person  seien,  so  sollen  die  Radie- 
* rungen  unter  dem  Namen  Fantuzzi  aufge- 
führt werden;  hier  soll  nur  von  den  Farben- 
holzschnitten, für  die  die  Autorschaft  An- 
tonios durch  Vasari  beglaubigt  ist,  gesprochen 
werden.  Von  den  87  Helldunkelholzschnit- 
ten. die  von  Bartsch  (P.-Gr.  XII)  und  von 
Kolloff  (Meyers  Kstlerlex.)  Antonio  zuge- 
schrieben werden  und  die  alle  nach  Zeich- 
nungen Parmigianinos  ausgeführt  sind,  tra- 
gen nur  2 das  aus  A oder  A und  T gebildete 
Monogramm  des  Künstlers,  der  Johannes  in 
der  Wüste  (K.  6;  B.  IV  17)  und  der  Lauten- 
spielcr  (K.  35;  B.  X 8).  Einige  andere  Blätter 
werden  von  Vasari  als  seine  Werke  ange- 
führt: das  Martyrium  der  hhl.  Petrus  und 
Paulus  (K.  20;  B.  IV  28),  die  Tiburtinische 
Sibylle  (K.  22;  B.  V 7),  der  vom  Rücken  ge- 
sehene, sitzende  nackte  Mann  (K.  36;  B.  X 13) 
und  die  Madonna  (in  oval)  (K.  3;  B.  III  12). 
Die  übrigen  Holzschnitte  werden  ihm  von 
Bartsch  und  Kolloff  auf  Grund  ihrer  stilisti- 
schen Verwandtschaft  mit  diesen  Werken  zu- 
geschricben.  Die  Berechtigung  dieser  Zu- 
weisungen steht  nicht  immer  außer  Zweifel. 
Die  Arbeiten  der  einzelnen  Meister  des  Far- 
bcnholzschnittes  lassen  sich  nur  sehr  schwer 
voneinander  unterscheiden,  zumal  die  Künst- 
ler ihre  Technik  wechseln  und  besonders  auch 
die  Verschiedenheit  der  Abdrücke  in  dieser 
subtilen  Technik  außerordentlich  stark  den 
künstlerischen  Eindruck  dieser  Werke  mit 
bestimmt.  Kolloff  selber  ist  in  seinen  Zu- 
schreibungen oft  nicht  sicher  und  möchte  z. 
B.  die  zwölf  Apostel  mit  Christus  (K.  7 — 19; 
R.  IV  1 — 12)  eher  für  Arbeiten  Ugos  da  Carpi 


halten.  Eine  von  Bartsch  (XII  125,  VII  26) 
A.  zugeschriebene  Darstellung  der  Verehrung 
der  schönen  Psyche,  die  Passavant  (VI  222 
No.  26)  seinerseits  für  eine  Arbeit  des  Giu- 
seppe Nicolo  Vicentino  hält,  wird  von  Kolloff 
nicht  aufgeführt.  Dagegen  gibt  Kolloff  dem 
A.  10  Blätter,  die  von  Bartsch  als  Arbeiten 
Unbekannter  (K.  1,  2,  3,  6.  26,  27,  28,  83) 
oder  gar  nicht  (K.  4 und  7)  beschrieben  sind. 
Wie  die  anderen  gleichzeitigen  italienischen 
Meister  des  Farbenholzschnittes  geht  auch 
A.  von  der  Technik  Ugos  da  Carpi  aus.  Er 
betont  aber  mehr  die  zeichnende  Linie  als  die 
Fläche  und  führt  die  schwarze  Strichplatte 
in  freier,  aber  ganz  detaillierter  Linienbildung 
aus,  so  daß  sie  schon  für  sich  allein  die  Dar- 
stellung fast  vollständig  gibt  Er  verwendet 
fast  immer  nur  eine  einzige  Tonplatte  mit 
ausgesparten  Lichtern,  die  der  Strichplatte 
nur  einen  farbigen  Gesamtton  hinzufügt.  Er 
durchbricht  hierin  also  das  Prinzip  des  Ugo 
da  Carpi,  der  die  Formen  fast  ganz  aus  den 
Linien  und  Flächen  der  verschiedenen  Far- 
benplatten zu  bilden  strebt  und  die  dicken 
schwarzen  Linien  der  Strichplatte  wesentlich 
nur  zur  Verstärkung  der  tiefsten  Schatten 
benutzt  Doch  sind  auch  A.s  Holzschnitte 
alle  schon  von  vornherein  auf  die  Mitwirkung 
der  Tonplatte,  die  auch  einzelne  wesentliche 
Linien  der  Zeichnung  beiträgt,  berechnet. 
Mehr  als  in  den  beiden  mit  seinen  Mono- 
grammen bezeichneten  Arbeiten  nähert  sich 
A.  der  Technik  Ugos  z.  B.  in  dem  von  Vasari 
als  sein  Werk  erwähnten  Martyrium  der 
Apostel  Petrus  und  Paulus  und  in  anderen 
ihm  zugeschricbcncn  Blättern.  Im  Schnitt 
der  Strichplattc  mit  ihren  fließenden,  weichen 
Linienzügen,  die  in  freier  Unregelmäßigkeit 
und  Bi*cite  der  Strichbildung  ganz  indivi- 
duellen, malerischen  Charakter  bewahren, 
weiß  sich  A.  der  Formgebung  seines  Meisters 
und  Vorbildes  Parmigianino  ganz  vortrefflich 
anzupassen  und  die  Zeichnung  mit  großer 
Sicherheit  und  vollem  Verständnis  wieder- 
zugeben. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Brandolese,  Pit- 
turc  di  Padova  p.  105.  — Bertolotti,  Ar- 
tisti  Bolognesi  ctc.  in  Roma  (Bologna  1883)  p. 
110.  — H erbet,  Lcs  graveurs  de  l’öcole  de 
Fontainebleau  (Annales  de  la  soc.  hist,  et  arch. 
du  Gatinais,  Fontainebleau  1897).  — Suster  im 
Archivio  Trentino  XVII  (1902)  p.  5 ff.  P.  K. 

Antonio  da  Trcvigi,  Maler  im  Anfänge 
des  15.  Jahrh.  Für  S.  Niccolö  in  Treviso 
malte  er  den  hl.  Christophorus  mit  dem 
Christkinde  in  kolossaler  Größe:  seine  Höhe 
betrug  34  Fuß.  Ein  Martyrium  des  hl.  Pe- 
trus verfertigte  er  1414  für  die  damals  ge- 
gründete Confraternitä  de’  Nobili. 

Zanotto,  Pittura  Vcneziana  p.  G4,  nach  den 
Registern  des  Archivs  von  S.  Niccolö  in  Tre- 
vigl.  — Fcderici,  Memorie  Trevigiane  etc. 
I 200.  •* 

Antonio  di  T r o i a n o,  im  Rione  S.  Su- 


12 


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Antonio 


sanna  in  Perugia  ansässig.  War  Camerlengo 
der  Peruginer  Malcrzunft  im  1.  Semester 
1561  und  im  2.  Semester  1565  an  Stelle  von 
Carlo  di  Niccolo.  Werke  von  ihm  sind  nicht 
bekannt  W.  Bombe. 

Antonio  da  Urbino  (il  sordo),  s.  Vi- 
viani,  A. 

Antonio  Ursini  da  Milano,  Maler  in  Fer- 
rara laut  Ausweis  des  dortigen  „Carteggio  de- 
gli  Oratori  Estensi“.  1436  zeichnete  er  auf 
Pergamcntbogen  drei  Pläne  des  Stadt-  und 
I.andgebietcs  von  Cremona. 

A.  Venturi  im  Arch.  stör.  Lombardo  XII 
228.  F.  Matagussi-Valeri. 

Antonio  da  Valsold  a,  s.  Peracca,  Giov. 
Ant 

Antonio  da  Varcse,  s.  Vanosino,  Giov. 
Ant. 

Antonio  da  Vendri,  Veroneser  Maler  um 
1518. 

Bernasconi,  Studi  etc.,  Verona  1865.  *• 

Antonio  da  Venezia  (Sohn  des  Cristo- 
foro  da  Milano),  Maler  in  Ferrara,  wo  er 
mit  anderen  Künstlern  1452  die  Entwürfe 
lieferte  für  die  Gewänder  des  Klerus  zum 
Empfange  Kaiser  Friedrichs  III.  und  zur 
Ernennung  des  Borso  d’Este  zum  Herzog  von 
Ferrara.  1473  u.  1481  urkundlich  noch  mehr- 
mals als  lebend  erwähnt,  muß  A.  vor  1496 
gestorben  sein,  wie  aus  einer  auf  seinen  Sohn 
Girolamo  del  quondam  Antonio  bezüglichen 
Urkunde  des  letzteren  Jahres  hervorgeht.  — 
Die  von  Cittadella  vorgeschlagene  Identifi- 
zierung dieses  Künstlers  mit  Antonio  Pochet- 
tino  entbehrt  jeglicher  Begründung. 


Baruffaldi,  Vite  de’  pittori  etc.  Ferraresi 


ed  Illustr.  etc.  Ferrar.  (1868)  p.  147. 

E.  Modigliani. 

Antonio  da  Venezia,  Maler  in  Orvieto, 
wo  er  1463  bei  der  Restaurierung  eines  der 
gemalten  Glasfenster  des  Domes  die  Ent- 
wurfzeichnung für  eines  der  betr.  Glasgemälde 
lieferte.  Der  Künstler  starb  bereits  1464. 

Arch.  stör.  d.  Arte  I 342.  — L.  F u m i,  II 
Duomo  di  Orvieto.  p.  236 — 237.  E.  Modigliani. 

Antonio  da  Venezia,  Keramiker  in  Ve- 
nedig. P.  Molmenti  erwähnt  ein  Dokument 
von  1470,  welches  von  einem  „Maestro  An- 
tonio archimista“  spricht,  der  bei  S.  Simeone 
einen  Ofen  erbaut  hatte,  aus  dem  sehr  schöne, 
durchscheinende  „porcelane“  hervorgingen,  die 
den  von  „Barbaria“  kommenden  ähnlich,  aber 
vielleicht  noch  schöner  waren. 

Rassegna  Nazionale,  vol.  113  p.  9.  — C a m - 
p o r i,  Maiol.  e Pore,  a Ferrara  p.  129.  — Bullett. 
di  Arti  Ind.  e curios.  Venez.  I 79.  — Studi 
intomo  la  Ceramica  Venez.  1876  p.  38.  — Gaz. 
des  b.-a.  2.  pir.  XVIII  764.  L.  Ferro. 

Antonio  da  Venezia,  s.  auch  Antonio 
di  Nicolö. 

Antonio  Veneziano,  eigentlich  Antonio  di 
Francesco  da  Venezia.  Hervorragen- 
der Maler  des  Trecento,  der  wohl  aus  Vene- 


dig stammte,  aber  in  Toskana  tätig  war,  wo 
er  1370 — 1388  in  Siena,  Florenz  und  Pisa 
nachweisbar  ist.  Vasari  berichtet  von  ihm, 
daß  er  in  Venedig  geboren  und  mit  Agnolo 
Gaddi  nach  Florenz  gekommen  sei ; er  wäre 
dann  als  berühmter  Maler  wieder  nach  Ve- 
nedig zurückgekehrt  und  hätte  dort  in  der 
Sala  del  Consiglio  des  Palazzo  Ducale  ge- 
malt, aber  der  Neid  und  die  Mißgunst  seiner 
Fachgenossen  hätten  ihn  bald  für  immer  aus 
seiner  Vaterstadt  vertrieben.  Von  diesen  Ge- 
mälden des  Antonio  in  Venedig  ist  aber  nichts 
erhalten  und  bekannt,  und  nicht  einmal  sein 
Name  wird  in  dortigen  Urkunden  und  Quel- 
lenschriften genannt,  so  daß  Vasaris  Erzäh- 
lung mit  Vorsicht  aufzunehmen  ist.  Trotz- 
dem aber  in  den  uns  sonst  erhaltenen  Urkun- 
den und  Quellen  die  Herkunftsbezeichnung 
des  Meisters  schwankend  ist  (eine  Sieneser 
Urkunde  nennt  ihn  „da  Venezia",  Pisancr  Ur- 
kunden bald  „de  Fiorensa",  bald  „de  Vcne- 
tiis“,  Baldinucci  bezeichnet  ihn  als  Floren- 
tiner [s.  den  Artikel  Antonio  da  Firenze, 
Maler  in  Venedig],  der  Anonimo  Maglia- 
becchiano  als  Sienesen),  wird  man  doch  an 
der  Venezianer  Herkunft  des  Meisters  fest- 
halten  können  und  annehmen,  daß  er  bereits 
in  jungen  Jahren,  vielleicht  tatsächlich  mit 
Agnolo  Gaddi,  aus  seiner  Vaterstadt  nach 
Toskana  gekommen  ist,  da  seine  Kunstweise 
durchaus  in  der  Toskanischen  wurzelt.  Crowe 
und  Cavalcaselle  haben  ein  Bild  von  1388  mit 
der  Geißelung  Christi  bei  der  Bruderschaft 
S.  Nicolö  Reale  di  S.  Francesco  in  Palermo' 
dem  Meister  zugeschrieben  und  die  Reste  der 
darauf  befindlichen  Bezeichnung  „An  . . . 
Lo  . . . da  Vinexia  pinx."  auf  Antonio  Longhi 
gedeutet  und  vermutet,  daß  Longhi  der  Fa- 
milienname des  Antonio  Vcncziano  gewesen 
sei.  Da  die  Zuschreibung  des  Bildes  an  An- 
tonio Veneziano  sowohl,  als  die  Deutung  der 
Bezeichnung  nicht  zweifellos  sind  und  Antonio 
in  den  zahlreichen  erhaltenen  Urkunden  nie 
den  Beinamen  Longhi  führt,  verdient  Crowes 
und  Cavalcasclles  Vermutung  keinen  Glauben. 

Sichere  Daten  aus  Antonios  Leben  sind 
folgende:  Nach  einer  Urkunde  in  Siena  er- 
hält er  im  Oktober  1370  gemeinsam  mit  An- 
drea Vanni  Zahlung  für  Malereien  an  den 
Gewölben  des  Domes  in  Siena  (Milanesi,  Doc. 
I 305).  Am  20.  9.  1374  ist  er  in  Florenz  in 
der  Matrikel  der  Ärzte  und  Apotheker,  zu 
deren  Zunft  damals  die  Maler  gehörten,  ein- 
getragen. Vom  7.  12.  1384  bis  zum  10.  4.  1387 
erhält  Antonio  in  Pisa  Zahlungen  für  die 
drei  unteren  Gemälde  mit  der  Legende  des 
hl.  Raniero  im  Camposanto.  Die  Zahlungsein- 
tragungen sind  bis  auf  die  letzte  von  dem 
operaio  Parasone  Grasso  vorgenommen  wor- 
den, der  den  Meister  beständig  als  aus  Florenz 
stammend  bezeichnet  (Maestro  Antone  di 
Francicscho  dipintore  da  Fiorensa),  während 


13 


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Antonio 


die  letzte  Eintragung  vom  10.  4.  1387  von  der 
Hand  des  Notars  und  Schreibers  der  Dom- 
opera „pro  pictura  trium  storiarum  inferius 
sancti  Rainerii  in  camposanto“  ihn  „Magister 
Antonius  pictor  condam  Francisci  de  Vene- 
tiis“  nennt.  Unter  dieser  Bezeichnung  er- 
hält er  ferner  vom  14.  4.  bis  4.  8.  1387  Zah- 
lungen für  weitere  Arbeiten  (Einrahmungen 
u.  Restaurationsarbeiten  an  älteren  Fresken) 
im  Camposanto  für  sich  und  seine  Schüler 
Giovanni  und  Pietro  und  am  2.  8.  1387  vom 
Domwerkmeister  Zahlung  für  ein  Gemälde 
in  der  Orgelkapelle  des  Domes,  „welches  er 
ganz  auf  seine  Kosten  ausgeführt  hatte“.  Bei 
Empfang  der  letzten  Bezahlung  wohnte  An- 
tonio in  einem  Hause  im  Bezirk  S.  Nicola; 
vorher  hatte  er  zwei  Jahre  in  einem  ihm  von 
der  Domopera  gemieteten  Hause  im  Bezirk 
S.  Lorenzo  gewohnt,  dessen  Schlüssel  er  son- 
derbarerweise erst  am  1.  3.  1388  dem  Dom- 
werkmeister auslieferte,  obgleich  er  schon 
lange  nicht  mehr  dort  wohnte. 

Das  uns  erhaltene  Hauptwerk  des  Antonio 
Vencziano  sind  die  drei  unteren  Fresken  aus 
der  Legende  des  hl.  Roniero  an  der  Südwand 
des  Camposanto  in  Pisa  aus  den  Jahren  1884 
bis  1387  (die  drei  oberen  1377  von  Andrea 
da  Firenze  vollendet).  Sie  stellen  die  Reise 
des  Heiligen  aus  Palästina,  seine  Ankunft  in 
Pisa,  seinen  Tod  und  seine  Wundertaten  da- 
selbst vor  und  sind  leider  so  schlecht  erhalten, 
daß  man  sich  nur  mit  Hilfe  der  Abbildungen 
T^sinios  über  alle  Einzelheiten  orientieren 
kann.  In  ihnen  tritt  uns  Antonio  besonders 
als  ein  vorzüglicher  Beobachter  der  Natur  ent- 
gegen. Die  nackten  Körper  zeigen  ein  über- 
raschendes anatomisches  Verständnis,  an  den 
Kranken,  bei  den  Wundertaten  des  Heiligen, 
sind  ihre  Gebrechen  auf  das  Bestimmteste  dar- 
gestellt, die  verschiedenen  Lebensalter,  Be- 
schäftigungen und  Charaktere  der  einzelnen 
Personen  überall  treffend  geschildert  u.  viele 
seiner  Figuren  ohne  Zweifel  Porträts ; die  Ge- 
wänder sind  nicht  stilisiert,  sondern  je  nach 
der  Art  des  Stoffes  verschieden  behandelt. 
Weit  überflügelt  er  seine  Zeitgenossen  in 
Siena  und  Florenz  durch  seine  klare  und  be- 
stimmte Wiedergabe  der  Architektur  und  die 
ausgezeichnete  Perspektive.  Er  findet  auch 
lebhaftere  Farbentönc,  arrangiert  seine  Grup- 
pen mit  großer  Fertigkeit  und  verläßt  Giottos 
Großartigkeit  u.  Strenge  durch  seine  mehr  gen- 
rehafte Auffassung,  die  sich  in  vielen  Zügen 
offenbart.  Bei  all  seinem  Realismus  aber 
liebte  er,  wie  Vasari  schon  rühmt,  das  Zarte 
und  Anmutige.  Antonio  Venezianos  Kunst 
ist  sicher  aus  der  Toskanischen  hervorge- 
gangen. Vasari  berichtet,  daß  er  sich  an  Ag- 
nolo  Gaddi  angeschlossen  habe,  doch  waren 
beide  wohl  gleichaltrig,  so  daß  man  kaum  ein 
richtiges  Schulverhältnis  annehmen  kann.  Gio- 
vanni da  Milano  und  Giottino  mögen  A.  be- 


einflußt haben.  Mag  die  Behauptung  Vasaris, 
daß  Antonio  der  Lehrer  des  Gherardo  Stamina 
gewesen  sei  — durch  den  er  wieder  Maso- 
lino,  Angelico  und  Masaccio  beeinflussen 
konnte  — auf  Wahrheit  beruhen  oder  nicht, 
jedenfalls  ist  er  als  Vorläufer  dieser  bahn- 
brechenden Neuerer  ein  wichtiges  Glied  in  der 
Entwickelung  der  toskanischen  Malerei.  — Von 
anderen  Werken  des  Antonio  Veneziano  sind 
uns  nur  noch  die  in  schlechtem  Zustand  be- 
findlichen Fresken  an  einem  Tabernakel  in  den 
Gärten  von  Nuovoli  vor  Porta  Prato,  in  der 
Besitzung  der  Familie  Panciaticchi  in  Flo- 
renz erhalten,  die  A.  im  Auftrag  des  Giovanni 
degli  Agli  malte  und  die  als  verschollen  gal- 
ten, aber  von  Crowe  und  Cavalcasellc  wieder 
aufgefunden  wurden.  Es  sind  nur  noch  die 
Spuren  einer  Kreuzabnahme,  des  jüngsten  Ge- 
richtes und  des  Todes  und  der  Himmelfahrt 
Mariae  sichtbar.  Die  anderen  Arbeiten  An- 
tonios in  Florenz  sind  alle  nicht  mehr  vor- 
handen. Vasari  berichtet,  daß  A.  im  Chiostro 
von  S.  Spirito  die  Berufung  der  Apostel,  Ver- 
mehrung des  Brotes  und  der  Fische  und  an 
der  Außenseite  den  Mannaregen  gemalt  habe 
und  daß  er  selbst  die  Zeichnungen  zu  diesen 
Bildern  besäße,  die  er  als  die  schönsten  jener 
Zeit  rühmt  Ferner  nennt  er  die  Predella  des 
Hochaltars  in  S.  Stefano  a Ponte  Vecchio 
mit  Szenen  aus  dem  Leben  des  hl.  Stephanus, 
Malereien  oberhalb  des  Portals  von  S . An- 
tonio al  Ponte  dclla  Carraia,  ein  von  den  Ac- 
ciaiuoli  bestelltes  Altarbild  für  die  Certosa  v. 
Florenz  sowie  ebendort  ein  Fresko  mit  der 
Verklärung  Christi.  Von  dem  ebenfalls  ver- 
schollenen Gemälde  in  der  Orgelkapelle  des 
Doms  von  Pisa,  für  das  A.  1387  Zahlung  er- 
hielt, war  schon  oben  die  Rede,  ebenso  von 
den  Malereien  an  den  Gewölben  des  Do- 
mes in  Siena  von  1370,  die  A.  gemeinsam 
mit  Andrea  Vanni  ausführte.  Auch  an  der 
Kuppel  des  Domes  in  Pisa  muß  A.  tätig  ge- 
wesen sein,  da  er  und  sein  Schüler  Giovanni 
für  Arbeiten  zu  derselben  1385  Zahlung  er- 
hielten (s.  Tanfani  Centofanti,  Not.  di  ar- 
tisti,  p.  441).  Zweifelhaft  als  Werke  des  An- 
tonio Veneziano  sind:  das  schon  genannte 
Altarwerk  mit  der  Geißelung  Christi  und  Ein- 
zclgestalten  von  Engeln,  Heiligen  und  Apo- 
steln von  1388  in  S.  Nicold  Reale  in  Palermo 
mit  der  oben  angeführten  Bezeichnung,  die 
dem  Antonio  von  Crowe  und  Cavalcasellc  zu- 
geschriebenen Deckenfresken  im  Capellone 
degli  Spagnuoli  in  S.  Maria  Novella  in  Flo- 
renz, sowie  die  Malereien  in  der  Capp.  Castel- 
lani  in  St.  Croce  in  Florenz  und  zwei  Bilder 
mit  Heiligen  in  den  Mus.  in  München  und 
Altenburg,  die  Schmarsow  dem  Antonio  zuer- 
teilt hat  Schwerlich  sind  auch  andere  Werke, 
die  dem  Antonio  Vencziano  zugeschrieben 
werden,  von  seiner  Hand.  Gefälschte  Be- 
zeichnungen tragen  die  Bilder  in  der  R.  Gal- 


14 


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Antonio 


leria  dell’  Accademia  (No.  2)  und  im  Museo 
Correr  (No.  44)  in  Venedig. 

Vasari  (ed.  Lcmonnier  II  171  f.,  ed.  Mila- 
nesi  I 661  f.).  — M i 1 a n e s i,  Doc.  Senesi  I 
305.  — Tanfani  Centofant  i,  Provincia  di 
Pisa  1881  n.  33  u.  Notizie  di  Artisti  1897  p.  31 
bis  40,  441 — 12.  — K.  Frey,  II  Codice  Maglia- 
becchiano,  1892  p.  253,  259.  — C i a m p i,  Not. 
sul  Campo  Santo  di  Pisa,  151.  — K o s i n i, 
Descr.  dcllc  Pitture  del  Campo  Santo,  Pisa  1816 
p.  80 — 98.  — Crowe  und  Cavalcasclle, 
Storia  d.  pitt.  II  209 — 228  (Dtsche.  Ausg.  I 328, 
II  56  f.)  — Gualandi,  Memorie  . . VI  136. 

— Morrona,  Pisa  illustr.  II.  — C.  Bemas* 
coni,  Antonio  Veneziano,  Verona  1862.  — G. 
M a n c i n i,  Venti  Vite  d' Artisti  di  G.  B.  Gelli 
(per  nozze)  Firenze  1896.  — J.  B.  S u p i n o, 
II  Camposanto  di  Pisa.  1896.  — A.  Schraar- 
sow,  Masaccio-Studien  III  17,  42.  — Schu- 
bring, Altichiero  und  seine  Schule  1898,  p.  129. 

— G.  Di  Marzo,  La  Pittura  in  Palermo,  1899 

p.  47,  49.  — A.  Dell’  A c q u a G i u s t i,  An- 
tonio Veneziano.  Venezia.  — Repertor.  f.  K.-W. 
VI  16,  XVII  267.  — A.  Venturi,  Storia 
dell’  arte  ital.  V.  — L.  Venturi,  Le  Origini 
dclla  Pittura Veneziana,  Venezia  1907.  — Meyer, 
Kstlerlex.  (mit  weiterer  Lit.).  — Abbildungen 
der  Fresken  im  Camposanto  s.  C.  L a s i n i o, 
Pitture  a fresco  del  Campo  Santo  di  Pisa.  Fi- 
renze 1832 — 1838.  G.  Fogolari. 

Antonio  Veneziano,  s.  auch  Musi,  A. 

Antonio  di  Venturino,  Steinmetz  in 
Venedig,  arbeitete  1494  mit  Mauro  Coducd 
an  den  Dekorationen  der  Scuola  grande  von 
S.  Marco;  und  mit  seinem  jungen  Sohne  zu- 
sammen in  der  Kirche  S.  Giovanni  Criso- 
stomo.  Er  wird  bis  1499  erwähnt. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult.  d.  Rinasc.  in 
Venezia  II  111,  176,  179.  L.  Ferro. 

Antonio  da  Venzone,  italien.  Maler. 
1462  in  der  Bottega  eines  Meisters  Leonardo 
in  Venedig  tätig,  u.  1498  von  einem  „Meister 
Leonhard  (Thanner)  Teutonicus“  aus  Ven- 
zone nach  Cividale  berufen  um  als  Sachver- 
ständiger eines  von  dessen  Bildern  zu  schätzen. 
Vielleicht  ist  dieser  Leonhard  Teutonicus  mit 
dem  oben  erwähnten  Meister  Leonardo  iden- 
tisch und  nicht  Leon.  Boidrin,  wie  P.  Paoletti 
und  G.  Ludwig  vermuten. 

Repertor.  II  150,  XXII  446. 

Antonio  da  Vercelli,  soll  nach  Vasari 
Architekt  in  Florenz  gewesen  und  um  1420 
mit  einem  Kuppelmodell  für  S.  Maria  del 
Fiore  in  Konkurrenz  mit  Filippo  Brunellcschi 
getreten  sein.  Er  war  aber  nur  einfacher 
„legnajuolo"  der  Dom-Opera,  wie  ganz  kleine 
Lohnzahlungen  erweisen. 

Vasari,  Vite,  ed.  Milanesi  II  359.  H.  V. 

Antonio  da  Verona,  Maler  in  Rom,  um 
1527  Mitglied  der  römischen  Accademia  di 
S.  Luca. 

M i s s i r i n i,  Stör.  d.  rom.  Accad.  di  S.  Luca 
p.  15,  461.  — Bertolotti,  Artisti  Veneti  in 
Roma.  F.  Malagussi-Valen. 

Antonio  diVettore  aus  Venedig,  Bronze- 
gießer. Von  ihm  ist  eine  Glocke  auf  dem 
Glockenturm  von  S.  Cristoforo,  die  er  1426 
ausführte. 

Mosch  ini,  Guida  di  Venezia  1815  II  23. 


Antonio  V i c e n t i n o,  genannt  Tognone. 
Maler  in  Vicenza  um  1580,  Schüler  des  G.  B. 
Zelotti,  soll  auch  von  Palma  d.  J.  mehrfach 
als  Gehilfe  verwandt  worden  sein.  In  Vi- 
cenza betätigte  er  sich  als  Fresken-  und  Fassa- 
denmaler. Er  gab  aber  die  Malerei  bald  auf 
und  starb  noch  jung  als  Soldat. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  älL  Lit).  — G.  Zi- 
m e 1 1 o,  Pittori  Vicentini  (Venezia  1847)  p.  7 f. 

— Nuovo  Arch.  Veneto  VIII  parte  II  p.  373  ff. 

•• 

Antonio  da  Vicenza,  Intarsiator.  — 
So  nennt  Zani,  Enc.  mct.  XIX  164  mit  irr- 
tümlichen Angaben  sowohl  in  der  Signatur 
wie  in  der  Datierung  einen  Intarsiator,  dessen 
Name  Antonio  Cossetti  ist. 

Antonio  da  V i g i ü,  lombard.  Bildhauer, 
nach  Zani  und  Nagler  1556 — 1590  in  Mai- 
land für  den  dortigen  Dom  tätig;  und  zwar 
sollen  daselbst  als  Werke  von  seiner  Hand  zu 
betrachten  sein  das  Grabmal  des  Papstes  Pius 
V.  (t  1572),  eine  Christusstatue  und  die  bei- 
den nach  Martino  Bassis  Zeichnung  ausge- 
führten weiblichen  Tragfiguren  unterhalb  des 
Orgclgehäuses.  — Vielleicht  ist  mit  ihm 
identisch  jener  Antonio  da  Vigiü,  der  nach 
Bertolotti  sich  1591  in  der  Mitgliederliste  der 
Congregatio  artis  lapicidarum  zu  Rom  ange- 
führt findet. 

Zani,  Encicl.  XIX  88.  — Nazi  er,  Kstler- 
lex. XX  245.  — Cicognara,  Storia  d.  Scul- 
tura  II  182.  — Bertolotti,  Art.  Lombardi 
a Roma  I 227.  — Mcrzario,  I Maestri  Co- 
macini,  Milano  1893  I 542.  F.  Malagusxi-Valeri. 

Antonio  da  Vignonovo,  Architekt,  tätig 
in  Rom,  erhält  20.  *12.  1458  als  Gehilfe  des 
Architekten  Lorenzo  aus  Mailand  Bezahlung 
für  Arbeiten  am  Vatikan. 

Bertolotti,  Artisti  Lombardi  a Roma. 

H.  V. 

Antonio  di  Vinccnzo,  Architekt  in  Bo- 
logna, geb.  daselbst  um  1850,  wie  aus  der 
Mitgifturkunde  seiner  Gemahlin  Agnese  Ta- 
bolacci  hervorgeht.  1382  begegnet  er  uns  zum 
ersten  Male  als  Fcstungsarchitekt  der  Bo- 
logneser Stadtgemcindc,  und  zwar  wurde  er 
damals  mit  Inspektions-  und  Bauarbeiten  in 
den  umliegenden*  Bologneser  Kastellen  be- 
traut. 1883  erhielt  er  Bezahlung  für  den 
Bau  der  Bergveste  von  Cento,  während  er 
gleichzeitig  an  der  Porta  Saragozza  zu  Bo- 
logna arbeitete.  1384  führte  er  Erncuerungs- 
bauten  an  den  Bologneser  Stadtmauern  aus. 
Auch  übte  er  in  diesem  Jahre  als  Gonfalonicre 
zusammen  mit  Lorenzo  Bagnomarino  eine 
Art  Oberaufsicht  über  die  zu  errichtende  Mer- 
canzia  aus  und  wurde  ebenfalls  mit  Bagno- 
marino mit  dem  neuen  Entwürfe  für  den 
Palazzo  de’  Notai  betraut,  dessen  nach  der 
Piazza  grande  gehende  große  Prachtfenster 
sein  Werk  sind.  1385  arbeitete  er  wiederum 
an  den  Bologneser  und  Imolescr  Landkastel- 
len,  1386  in  Gemeinschaft  mit  Giovanni 
da  Siena  am  Bau  der  S.  Proculo-Bastion 


15 


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Antonio 


zu  Faenza  und  1887  am  Bau  der  Bergveste 
S.  Giovanni  zu  Persiceto.  — 1388  erhielt  A. 
sodann  von  den  Sechshundert  den  Auftrag, 
nach  den  Anweisungen  und  unter  der  Leitung 
des  Frate  Andrea  Manfredi  da  Faenza  die 
Risse  zu  zeichnen  zum  Neubau  der  abzubre- 
chenden älteren  Kirche  von  S.  Petronio  zu 
Bologna  (von  1211).  Nach  Genehmigung  die- 
ser Entwurfzeichnungen  1390  mit  der  Aus- 
führung eines  Stein-  und  Gips-Modells  im 
Maßstabe  von  V1t  (18,71  m)  der  wirklichen 
Größe  betraut,  wurde  A.,  nachdem  schon  im 
Juli  desselben  Jahres  der  Grundstein  zur 
neuen  Kirche  gelegt  worden  war,  am  14.  1. 
1393  schließlich  rite  zum  Obermeister  des 
Neubaues  von  S.  Petronio  ernannt.  Daß  er 
auch  sonst  eine  angesehene  Stellung  in  seiner 
Vaterstadt  einnahm,  geht  daraus  hervor,  daß 
er  in  das  Kollegium  der  „Riformatori  dello 
Stato“  erwählt  war  und  139Ö  mit  einer  Spe- 
zialgesandtschaft der  Stadt  Bologna  an  die 
Republik  Venedig  abgeordnet  wurde.  In 
diesem  Jahre  war  er  auch  wieder  Gonfaloniere 
und  wurde  zum  Notar  ernannt.  — Der  groß- 
artig angelegte  Neubau  von  S.  Petronio  sollte 
ein  Kreuz  bilden  von  BOß7  Länge  und  436' 
Breite  mit  einer  achteckigen  Vierungskuppel 
von  110'  Durchmesser  und  quadratischen  Sei- 
tenschiflfkapellen ; den  drei  Eingängen  an  der 
Hauptfront  und  an  den  Enden  der  Kreuz- 
schiffe sollten  weitläufige  Vorhöfe  entspre- 
chen. Ganz  deutlich  zeigt  sich  in  seinen 
Plänen,  daß  der  Meister  die  nordische  Gotik 
genau  kannte  und  vor  allem  die  Kuppel  nach 
•gotischen  Konstruktionsprinzipien  entworfen 
hat  (vgl.  Ludw.  Weber,  San  Petronio,  s.  u.). 
Gleichzeitig  begann  man  auch  bereits  mit  der 
Ausschmückung  der  Fassade  von  S.  Petronio. 
Nachdem  uns  in  den  Jahren  1393 — 94  noch 
von  Studienreisen  berichtet  wird,  die  der  Ma- 
gister Antonius  im  Interesse  des  Kirchenbaues 
von  S.  Petronio  nach  Florenz,  Mailand  u.  Ve- 
nedig unternahm,  sind  die  Nachrichten  über 
die  Fortführung  dieses  Kirchenbaues  selbst 
mit  einem  Male  unterbrochen.  Dagegen  er- 
scheint der  Name  des  Künstlers  1397  in  einer 
Zahlungsurkunde  für  Grundlegungsarbcitcn 
zum  Campanile  von  S.  Francesco  in  Bologna, 
und  gleichzeitig  muß  A.  im  Aufträge  des 
Lippo  di  Giacomo  Muzzarello  auch  am  Bau 
der  Sakristei  von  S.  Francesco  beschäftigt 
gewesen  sein.  Auch  der  Campanilebau  scheint 
hierauf  wieder  längere  Zeit  geruht  zu  haben, 
da  erst  unter  dem  20.  2.  1401  sich  wiederum 
ein  Zahlungscintrag  findet  „in  fäctura  unius 
castclli  lignei  pro  faciendo  designare  Campa- 
nile novum“;  29  Tage  später  erhielten  dann 
endlich  die  Maurermeister  Bonino  und  Nic- 
colö  den  Auftrag,  den  Bau  des  Campanile  zur 
Ausführung  zu  bringen,  und  zwar  nach  den 
Plänen,  die  „maistro  Anthonio  di  Vincenzo 
fara  dipingere  in  la  sponda  de  la  sacrestia". 


Leider  sollte  der  große  Meister  Antonio  „vir 
magnac  intclligentiae“,  wie  ihn  seine  Zeit- 
genossen nannten,  mitten  aus  seiner  Bau- 
tätigkeit an  San  Petronio  durch  den  Tod  im 
Jahre  1402  abgerufen  werden. 

Sein  besonderer  Ruhmestitel  bleibt,  daß  er 
jenem  Ziele  nachging,  das  Bruncllesco,  Bra- 
mante  und  Michelangelo  anstrebten : dem 
monumentalen  Kirchenbau  unter  der  Herr- 
schaft einer  gewaltigen  Kuppel,  so  wie  es  in 
St.  Peter  in  Rom  in  seiner  vollendetsten 
Form  erreicht  worden  ist  Allein  wenn  das, 
was  wir  jetzt  noch  auf  der  Piazza  grandc 
hinter  der  unfertigen,  rußigen  Fassade  finden, 
auch  nur  ein  kümmerliches  Rudiment  bedeu- 
ten kann  im  Vergleich  mit  dem,  was  Antonio 
vollbringen  wollte,  so  sind  und  bleiben  die 
sechs  mächtigen  Joche,  auf  ihr  herrliches 
Stützen-  und  Wölbesystem  hin  geprüft  doch 
das  Beste,  was  die  italienische  Gotik  hervor- 
gebracht hat. 

G.  Guidicini,  Cose  notabili  dt  Bologna 
(Bologna  1869).  — A.  Rubbiani,  La  chicsa 
di  S.  Petronio  (Bologna  1886).  — A.  Gatti, 
La  fabbrica  di  S.  Petronio  (Bologna  1889).  — 
Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  III  153,  IV  96,  172,  194, 

V 236,  387,  394.  — L’Arte  I 461.  — Rassegna 
d’Arte  1901  p.  2,  56,  1904  p.  38,  1905  p.  161.  — 
Repertor.  f.  Kstwissensch.  XX  178,  XXI  167, 
169.  — Meyer,  Kstlcrlex.  — Malaguzzi- 

V a 1 e r i,  L’Archit.  a Bologna  nel  Rinasc.  (1899). 

— Ludwig  Weber,  San  Petronio  in  Bo- 
logna, Leipzig  1904.  — Mit  Notizen  von  Dr.  L. 
Weber.  F.  Malaguzsi-Valeri. 

Antonio  „de  V i o 1 o n o",  italicn.  Maler, 
1379 — 1405  in  Pinerolo  nachweisbar.  1401 
malte  er  ein  Zimmer  im  dortigen  Palaste  aus. 

Bollett.  Stor.-Bibliogr.  Subalpino  I 155. 

G.  Degli  Assi. 

Antonio  V i p c r a,  Architekt  in  Ascoli-Pi- 
ceno,  erbaute  laut  Angabe  der  Klostcrchronik 
von  S.  Francesco  daselbst  1262  die  Kirche  von 

5.  Francesco,  eine  dreischiffige  gotische  An- 
lage mit  geradlinigem  Frontabschluß  (in  der 
Art  der  abruzzesi sehen  Kirchenfassaden),  zwei 
schlanken  Chortürmen  neben  den  siebenfachen 
Apsidenanbauten  der  beiden  Seitenschiffe  und 
achteckiger  Vierungskuppel.  Nahe  verwandt 
erscheint  in  ihrer  Gesamtanlage  die  1238 — 10 
erbaute  Franziskanerkirche  zu  Fcrmo,  die  da- 
her von  Ricci  gleichfalls  als  ein  Werk  des 
Antonio  Vipera  von  Ascoli  angesprochen  wird. 
Neuerdings  wird  jedoch  die  Architcktcntätig- 
keit  des  Antonio  V.  auch  für  S.  Francesco  in 
Ascoli  angezwcifclt. 

O r 8 i n i,  Guida  di  Ascoli  p.  40.  — Ricci, 
Mem.  stör,  di  Ancona  I 42  f.  — Schulz,  Dcnkm. 
d.  Kunst  des  Mittelalt.  in  Unterital.  II  4 — 5.  — 
C.  M a r i o 1 1 i in  Rassegna  Bibliograf,  d.  Arte 
Ital.  III  213.  * 

Antonio  de  Visenem,  Palast-Archit. 
Papst  Calixtus’  III.  in  Rom.  Am  8.  6.  und 

6.  7.  1457  werden  ihm  und  seinen  Gehilfen 
am  Bau  des  vatikanischen  Palastes  Gehalt- 
zahlungcn  aus  der  päpstlichen  Schatzkammer 


16 


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Antonio 


angewiesen.  — Vermutlich  identisch  mit  An- 
tonio dalla  Ylesio  {de  Ecclesia),  der  noch 
unter  Pius  II.  mit  den  gleichen  Gehilfen,  wie 
Ant.  de  Visenem,  am  vatikanischen  Palastc 
arbeitete. 

R o s s i,  Spogli  Vaticani,  Giorn.  di  Erud.  art. 
Vol.  VI  1877  p.  202.  — E.  Müntz,  Les  Arts 
» la  Cour  des  Papes  (1878)  I 193,  238. 

W.  Bombe. 

Antonio  Vite,  s.  Ricci,  A.  Vite. 

Antonio  da  V i t e r b o . (eigentl.  Antonio 
Massari  da  Vitcrbo)  gen.  Pastura,  italien. 
Maler,  begegnet  uns  zum  erstenmal  als  Mit- 
glied der  Akad.  von  San  Luca  in  Rom  im 
Jahre  1478.  Wir  dürfen  annehmen,  daß  er 
sich  damals  längere  Zeit  in  Rom  aufgehalten 
hat.  Im  Jahre  1489  erscheint  er  in  Orvieto; 
fünf  Jahre  später  ist  er  wieder  in  Rom.  In 
den  Jahren  1497 — 99  arbeitet  er  aufs  neue  in 
Orvieto,  und  im  Jahre  1504  hat  er  in  Viterbo, 
seiner  Vaterstadt,  ein  Tafelgemälde  herge- 
stellt. Im  Jahre  1509  hat  er  seine  Künstler- 
laufbahn, wie  es  scheint,  mit  dem  Fresken- 
zyklus der  Chorkapelle  von  Cometo  ruhm- 
reich abgeschlossen.  Schon  7.  2.  1516  ist  er 
nicht  mehr  unter  den  Lebenden ; er  scheint 
nicht  alt  geworden  zu  sein.  Denn  noch  8 Jahre 
nach  seinem  Tode,  15.  1.  1524,  vermählte  sich 
seine  Witwe  Sabette  mit  Clcmente  Anastasi 
aufs  neue.  Die  ältesten  urkundlich  beglaubig- 
ten Arbeiten  A.s  entstanden  in  Orvieto.  Hier 
haben  sich  im  Dom  an  der  rechten  Chorwand 
noch  teilweise  die  Fresken  erhalten,  welche 
A.  1497  unter  den  Fresken  Pinturicchios  ge- 
malt hat:  die  Flucht  nach  Ägypten  (fast  zer- 
stört), Darstellung  im  Tempel,  Verkündi- 
gung und  Heimsuchung.  Das  wohlerhaltene 
Fresko  eines  hl.  Sebastian  stammt  aus  der 
Madonna  della  Fonte  und  hat  im  Palast  der 
Päpste  in  Orvieto  seinen  Platz  gefunden.  Die 
Fresken  in  dem  Kirchlein  S.  Trinitä  bei  Or- 
vieto haben  sehr  gelitten.  In  Rom  dürfen 
■wir  dem  Viterbesen  vor  allem  das  anmutige 
Fresko  der  thronenden  Madonna  mit  den 
Heiligen  Franz  und  Chiara  zuschreiben,  wel- 
ches das  Kirchlein  von  S.  Cosimato  schmückt. 
Es  ist  wohl  nur  das  Fragment  eines  größeren 
dort  gemalten  Bilderkreises.  Auch  sein 
Hauptwerk,  die  Fresken  der  Chorkapelle  der 
Kathedrale  von  Cometo,  ist  vor  allem  durch 
einen  Brand  i.  J.  1642  schwer  geschädigt 
worden.  Die  Vitellcschi  haben  diese  Ge- 
mälde gestiftet;  1509  waren  sic  vollendet. 
Alle  Fragmente  lassen  darauf  schließen,  daß 
der  Bilderzyklus  ein  Marienleben  schilderte. 
Oben  in  den  vier  Gewölbefeldern  erscheint 
dreimal  ein  Paar  von  Propheten  und  Sibyllen 
mit  Spruchbändern,  deren  Inhalt  sich  auf  die 
Jungfrau  bezieht;  im  vierten  Felde  ist  die 
Krönung  Mariae  dargestellt.  Auch  die  Lü- 
nettenmalereien haben  sich  erhalten:  links 
erblickt  man  die  Geburt  Mariae,  rechts  gegen- 
über das  Sposalizio.  An  der  W'and  links 


sind  drei  Schilderungen  ohne  zeitlichen  Zu- 
sammenhang nebeneinander  gestellt:  eine 

Beweinung  Christi,  die  Begegnung  Joachims 
und  Annas  und  endlich  Maria  in  einer  Strah- 
lenglorie mit  dem  segnenden  Kinde  im  Arm. 
Vermutungsweise  werden  dem  Antonio  d.  V. 
Freskenreste  in  S.  Maria  della  veritä  in  Vi- 
terbo und  in  San  Flaviano  in  Montefiascone 
zugeschrieben. 

Die  Tafelbilder  des  Viterbesen  sind  sehr 
selten.  Im  Palast  der  Päpste  in  Orvieto  hat 
sich  eine  Madonna  erhalten,  im  Stadthaus  zu 
Viterbo  eine  große  Anbetung  des  Kindes  und 
ein  Madonncnbild.  In  der  Kirche  del  Riposo 
in  Toscanella  gleichfalls  ein  Madonnenbild. 
Ein  dreigeteiltes  Altarbild,  1497  bezeichnet 
und  die  Himmelfahrt  Mariae  mit  den  Heili- 
gen Gregor  und  Hieronymus  darstellend,  be- 
findet sich  im  Vatikan;  eine  Pieta  mit  den 
Heiligen  Paulus  und  Johannes  — eine  Stif- 
tung der  Altoviti  vom  Jahre  1500  — bewahrt 
die  Großherzgl.  Gemäldegalerie  in  Schwerin 
i.  M.  Diese  beiden  Gemälde  sind  besonders 
wohlerhalten  und  in  Temperafarben  auf  Holz 
gemalt.  Vermutungsweise  darf  dem  Meister 
auch  die  Darstellung  im  Tempel  in  S.  Bcr- 
nardo  bei  Assisi  zugewiesen  werden. 

In  seinem  Kunstcharakter  gibt  sich  der 
Umbro-Viterbese  als  einer  der  zahllosen,  in 
ihrer  Kunst  wenig  charaktervollen  Perugino- 
Schüler  zu  erkennen.  Er  scheint  vor  allem 
auch  als  Madonnenmaler  tätig  gewesen  zu 
sein,  und  von  seinen  Tafelbildern  dürfte  sich 
in  den  Galerien  Europas  noch  manches  er- 
halten haben.  Seine  Leistungen  sind  un- 
gleich; daß  er  aber  auch  vor  monumentalen 
Aufgaben  nicht  zurückschreckte,  beweisen 
die  Freskenwerke  in  Corneto. 

Steinmann,  Antonio  da  Viterbo.  — Fü- 
ll i,  II  duomo  di  Orvieto  278,  299,  300,  301, 
303,  305,  366,  373,  402,  405,  407.  — P i n z i, 
Gli  ospizi  medioevali  e l’ospedal-Krande  in  Viter- 
bo 129 — 130,  276.  — Rassegna  d’arte  1903 
p.  177.  — Giorn.  di  erudizione  artistica  V 10,  15, 
89 — 91 ; VI  258.  — Müntz,  Les  arts  ä la  cour 
des  papes  III  99;  IV  (1898)  180.  — Crowe  u. 
Cavalcaselle  (Deutsche  Ausg.)  IV  19.  — 
L’Arte  VII  (1904)  p.  513.  E.  Steinmann. 

Antonio  da  Viterbo,  s.  auch  Antonio 
di  Michele  da  V. 

Antonio  di  Vi  viano  da  Albino,  Ma- 
ler in  Venedig.  Ernannte  am  26.  3.  1497  sei- 
nen Bruder  Pietro  zu  seinem  Bevollmächtigten. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult.  d.  Rinasc.  in 
Venezia  II  127.  L.  Ferro. 

Antonio  di  Vivian  dei  Valnigrenis 
da  Miräguel,  bergamaskischer  Maler  in 
Venedig,  urkundlich  erwähnt  von  1462  (?) 
— 1506.  Nach  G.  Ludwig  (s.  u.)  wird  er 
von  Antonio  di  Viviano  da  Albino  zu  unter- 
scheiden sein.  (Vgl.  auch  Antonio  de  Mira- 
guel.) 

Jahrb.  d.  preuß.  Kstsamml.  XXIV,  Beih.  89  ff. 

** 


Kürutlerlexikon.  Bd.  U. 


17 


2 


Antonio  — Antonius 


Antonio  dalla  Ylesia,  s.  Antonio  de 
Visenem. 

Antonio  Zucconi,  s.  Antonio  da  Padova. 

Antonio,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen, Patronymika  und  Ortsbezeichnungen 
sowie  Antoni  u.  Antonius. 

Antonioli,  F a u s t o,  italien.  Maler,  gcb. 
1814  in  Bergamo,  war  1844  in  der  Ausstellung 
zu  Bergamo  mit  guten  Landschaftsbildern  ver- 
treten. 

Schorns  Kunstblatt  1845  p.  236.  R. 

Antoniollo  di  Bartolome o,  Maler  in 
Ferrara,  erhält  am  14.  5.  1494  von  Giovanni 
Guasconi  eine  Pension  von  100  Lire  ausge- 
zahlt, um  ein  Jahr  lang  Studien  in  der  Mal- 
kunst betreiben  zu  können. 

Cittadella,  Doc.  cd  illustr.  etc.  Ferrar. 
p.  108.  F.  Malagutsi-V aleri. 

Antoniolo  da  Brenn a,  lombard.  Glasma- 
ler, brachte  in  Gemeinschaft  mit  Ambrogio 
da  Lodi  und  Bertino  Morone  eine  Anzahl 
Glasgemäldc  für  den  Dom  zu  Mailand  1430 
zur  Ausführung. 

Malaguzzi-Valeri,  Pitt.  Lombard«  p. 
208.  F.  Malagussi-Voleri. 

Antonisio  (Antonigi)  di  Gaspare  da 
C a m e r i n o,  Holzschnitzer  in  Rom,  wo  er 
1468 — 70  Deckenkasscttierungen  und  Wand- 
vertäfelungen im  Palazzo  di  S.  Marco  und 
1470 — 71  die  Holzdecke  in  S.  Lorenzo  in  Pescc 
(im  Borgo  S.  Pietro)  auszuführen  hatte. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  II  65  f.;  70  f.;  86.  • 

Antonisio  (Antoniazzo)  di  Niccolö  de 
Urbc  (Romano),  carpentarius  und  Holz- 
schnitzer in  Rom,  wo  er  1468  die  mit  orna- 
mentalen Schnitzereien  verzierte  Holzbeda- 
chung des  Gartens  im  Palazzo  di  S.  Marco 
auszuführen  hatte  und  1480  Zahlung  erhielt 
für  Wappenschnitzereien  an  der  Decke  der 
Libreria  Secreta  Sixtus’  IV. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  II  62  f.;  III  134.  * 

Antonisio,  Pietro  Paolo  de,  s.  Pietro 
Paolo  de  A. 

Antonissen,  Hcnricus  Josephus,  Land- 
schafts- und  Tiermaler,  geb.  zu  Antwerpen 
0.  6.  1737,  f daselbst  4.  4.  1794.  In  dem 
Gildejahr  1752/58  trat  er  in  das  Atelier  von 
Balth.  Beschey  d.  A,  1765/56  wurde  er  als 
freier  Meister  aufgenommen;  zweimal,  in  den 
Jahren  1762/63  und  1772/73,  wurde  er  zum 
Dekan  der  Malerzunft  gewählt.  Am  4.  11. 
1765  verheiratete  er  sich  mit  Katharina  Jo- 
sephine Rademackcrs. 

Er  versuchte  sich  zuerst  mit  der  Historien- 
malerei, sein  Talent  aber  wies  ihn  auf  die 
Landschaft  mit  Tierstaffage,  während  er 
menschliche  Figuren  im  allgemeinen  weniger 
glücklich  behandelte.  Ausnahmsweise  aber 
malte  er  auch  nach  der  Natur  Blumen  und 
Früchte.  Er  gelangte  seinerzeit  zu  einem 
nicht  unbedeutenden  Rufe;  seine  Bilder  fan- 
den besonders  auch  in  Paris  und  Holland 


Aufnahme.  Sie  sind  den  Gegenden  der  Maas 
und  anderen  Teilen  des  Landes  entnommen. 
Er  bildete  verschiedene  Schüler ; der  be- 
rühmteste darunter  ist  der  Landschafts-  und 
Tiermaler  Balthazar  Paul  Ommcganck,  den 
er  1767/68  aufnahm.  Man  kennt  auch  2 Ra- 
dierungen von  A:  1.  Landschaft  mit  Figuren, 
1767,  und  2.  Fünf  Kühe  am  Flusse,  nach  A. 
Cuyp,  1767,  qu.  fol. 

Th.  v.  Lerius  in  Meyers  Kstlerlex.  — No- 
tizen von  II.  Hymans. 

Antonissen,  s.  auch  Anthonissen. 

Antonisz,  A n t o n i s,  holl.  Baumeister,  er- 
baute 1544  den  St.  Salviusturm  in  Dronryp 
in  Friesland. 

Kramn,  De  Levens  en  W.  Aanhangsel.  *** 

Antonisz,  Rombout,  Maler,  urkundl.  1619 
bis  1629  in  Amsterdam  erwähnt.  A.  B. 

Antonisz,  s.  auch  Ant honiss. 

Antonius  und  Silvester,  Mosaikarbeiter 
in  Venedig,  machten  in  S.  Marco  laut  In- 
schrift 1458  die  Figuren  der  hh.  Bcrnardin, 
Paulus  I.  Eremita,  Vincenz  und  Antonius 
unter  dem  Bogen  neben  dem  großen  runden 
Fenster  des  rechten  Kreuzflügcls.  In  den  Do- 
kumenten des  Archivs  kommen  sie  erst  I486 
als  Meister  (Mistro  Antonio  und  Mistro  Sil- 
vestre)  vor. 

Pietro  Saccardo,  Saggio  d’uno  Studio  di 
storia  artistica  sopra  i musaici  della  chiesa  di  S. 
Marco  in  Venezia,  Ven.  1864  p.  10.  — Vene- 
zia e le  sue  lagune  II  30.  ** 

Antonius,  Paulinermönch  zu’Szt.  Lörincz, 
Ungarn,  wird  als  Xylograph  in  der  2.  Hälfte 
des  XV.  Jahrh.  erwähnt. 

„Archaeologiai  Ertcsitö,  ü.  f."  XVIII  214. 

K.  Lyka. 

Antonius,  Goldschmied  zu  Kassa,  Ungarn. 
Erhielt  daselbst  1493  das  Bürgerrecht,  f 1520. 
Als  gesuchter  Meister  arbeitete  er  auch  für 
auswärts.  Werke:  das  städL  Siegel  von 
Kassa,  datiert  1504,  dann  wahrscheinlich  auch 
der  noch  gut  erhaltene  Kelch  des  Domes  zu 
Kassa. 

„Archaeologiai  Ertesitö  ü.  f.“  XV  372  u. 
XVIII  396.  K.  Lyka. 

Antonius  (Aurifaber),  angesehener  Gold- 
schmied zu  Brassö  (Kronstadt)  in  Ungarn,  um 
1507 — 1511,  gelangte  später  zu  munizipalen 
Würden,  nahm  als„hawbtman“an  der  Schlacht 
zu  Mohäcs  (1526)  teil,  wurde  vielfach  mit 
politischen  Missionen  betraut,  so  1528  zu 
Prag  bei  König  Ferdinand,  wird  1534  zum 
letztenmal  erwähnt.  Keine  bestät.  Werke. 

„Quellen  zur  Gcsch,  der  Stadt  Kronstadt  in 
Siebenbürgen"  II,  Kronstadt  1S89.  K.  Lyka. 

Antonius,  f r a t e,  s.  Pelchinger,  A. 

Antonius,  Almanus  Vernensis  (ob 
nicht  Bcrnensis?),  Baumeister,  kam  nach 
Krakau  1572. 

Sprawozdania,  kom.  hist,  sztuki  IV  p. 
LXII.  L.  Lcpssy. 

Antonius  B i c t i n i,  s.  Bittino,  A. 

Antonius  de  Ecclesia,  s.  Antonio  de 
Visenem. 


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Antonius 

Antonius  Florii  von  St.  Valentin o, 
Architekt,  erbaute  laut  Inschrift  1309  den 
Glockenturm  von  S.  Francesco  zu  Teramo  in 
den  Abruzzen. 

Schulz,  Denkm.  d.  Kst  d.  Mittelalters  in 
Unterit.  II  12.  H.  V. 

Antonius  Lucae  Nicole  de  Monte- 
vecchis  de  Pisauro,  Architekt  aus  Ur- 
bino,  im  Juli  1522  in  Rom  urkundlich  erwähnt. 

Bertolotti,  Artisti  Urbinati  in  Roma  p.  61. 

H.  V. 

Antonius  de  Lugano,  Italien.  Maurer- 
meister, war  nach  einer  Urkunde  von  1466 
am  Bau  der  Torre  di  S.  Giorgio  und  des 
Castelletto  zu  Genua  tätig  und  lebte  1463  in 
Rom.  Vielleicht  identisch  mit  Antonio  da 
Lugano  (s.  d.). 

Bollettino  della  Svizz.  ital.  1893,  p.  181.  — 
Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  A.  Munoz. 

Antonius  di  Mario,  Florentiner  Notar 
und  Schreiber  und  Miniator,  im  Dienste  Al- 
phons’  I.  von  Neapel  als  Kopist  und  Agent 
verwendet,  schrieb  zahlreiche  erhaltene  Manu- 
skripte, datiert  1419 — 1451 ; die  meisten  in  der 
Laurentiana,  Florenz.  Im  Jahre  1429  schrieb 
er  einige  Codices,  die  in  der  Abtei  von  Monte- 
cassino  aufbewahrt  werden,  die  Caravita  we- 
gen ihrer  wundervollen  Schrift  und  der  ein- 
fachen und  eleganten  Initialen  lobt. 

Bradley  I 57  und  ausführlich  II  258  ff.  — 
Caravita,  I codici  e le  arti  a Montecassino 
(Montecassino  1869)  I 417.  ** 

„Antonius  de  Paullo  de  Fossa  pinxit 
1436“  lautet  die  Bezeichnung  für  einen  Zy- 
klus von  Wandgemälden  aus  der  hl.  Ge- 
schichte, die  sich  in  der  Kirche  S.  Domenico 
zu  Aquila  befinden. 

Schulz,  Denkmäler  der  Kunst  des  Mittel- 
alters in  Unteritalien  II  72,  III  174.  *• 

Antonius  d e S i 1 v e s,  Bildhauer  oder  Stein- 
metz in  Avignon,  wo  er  um  1870  am  Palast- 
baue Papst  Urbans  V.  als  „magister  lapiscida“ 
tätig  war. 

E.  Müntz,  Le  Pape  Urbain  V (1889,  aus 
„Revue  Archdol.“)  p.  7.  * 

Antonius  de  Urbeveteri,  italicn.  Glok- 
kengießer  in  Viterbo  (?).  Eine  Glocke  in  S. 
Francesco  zu  Temi  trägt  seinen  Namen  mit 
der  Jahreszahl  1445. 

Guardabassi,  Indice-Guida  dcll’  Umbria. 

»* 

Antonius,  Wilhelm,  italien.  Architekt, 
seit  1575  unter  Herzog  Johann  Friedrich  am 
Bau  des  Schlosses  zu  Stettin  beschäftigt,  des- 
sen West-  und  Nordflügel  von  ihm  errichtet 
sind  (1577  datiert). 

K u g 1 e r,  Gesch.  d.  Baukunst  V.  H.  V. 

Antonius,  s.  auch  Antonio. 

Antonov,  W a 1 1 s c h o,  bulgarischer  Genre- 
maler und  Porträtist,  geb.  in  Kozludja  (Bez. 
Warna,  Bulgarien)  am  8./21.  11.  1871,  stu- 
dierte in  München  bei  A.  von  Liezen-Mayer. 
Während  seines  Münchener  Aufenthaltes 
malte  er  1889  ein  Bildnis  der  Kinder  des 
Herzogs  Max  Emanuel.  Dann  entfaltete  er 


— Antony 

eine  sehr  produktive  Tätigkeit,  die  besonders 
der  Darstellung  von  Szenen  aus  dem  Land- 
leben und  historischen  Ereignissen  galt.  Da- 
neben schuf  er  auch  zahlreiche  Porträts  her- 
vorragender bulgarischer  Persönlichkeiten. 
Seine  wichtigsten  Arbeiten  sind:  Der  Tod 
des  Revolutionshelden  Hadji  Dimitri  (an- 
gekauft vom  Stadtrat  von  Rustchuk) ; Die 
Grausamkeiten  der  Tscherkessen  1876;  Die 
mazedonische  Sklavin.  — Gegenwärtig  malt 
der  Künstler  Landschaften  und  Porträts  und 
ist  Zeichenlehrer  am  Gymnasium  zu  Philip- 
POPOl*-  G.  Palascheff. 

Antonozzi,  Antonio  Maria,  Miniatur- 
maler in  Rom,  der  1633  mit  20  Scudi  vom 
päpstlichen  Schatzmeister  für  Miniaturen  auf 
ein  Elfenbeintablett  in  den  Stanzen  des  alten 
vatikanischen  Palastes  bezahlt  wurde. 

Bertolotti,  Art.  Bolognesi  in  Roma,  und 
in  II  Bibliofilo  1882  (Mai).  »» 

Antonozzi,  Francesco,  Maler  von  Land- 
schaften und  Kirchenbildern  in  der  zweiten 
Hälfte  des  17.  Jahrh.,  wurde  nach  Zani  in 
Ancona,  nach  Ricci  aber  in  Osimo  geboren 
und  ließ  sich  in  Ancona  nieder.  Die  Kirche 
S.  Niccolö  de’  Lorenesi  in  Rom  bewahrt  von 
ihm  in  der  ersten  Kapelle  rechts  ein  Altar- 
gemälde. 

Ricci,  Memorie  stör,  di  Ancona  II  423,  441. 
— Titi,  Descriz.  di  Roma  p.  410.  •* 

Antonozzi,  L e o p o 1 d o oder  Leopard  o, 
Miniator,  der  1629  in  Rom  für  den  Papst  ar- 
beitete. 1638  gab  er  das  Werk:  De’  caratteri 
heraus.  Zani  rühmte  von  ihm,  daß  er  mit 
einem  Federstrich  jede  Art  von  Figuren 
machen  konnte.  Er  war  auch  Sänger  in  der 
Cappella  Papalc  und  lebte  noch  1658. 

A.  Bertolotti,  Artisti  Bolognesi  etc.  a 
Roma,  p.  158.  — Zani,  Enc.  met.  ** 

Antonozzo,  Innocenzo,  Miniator,  der  1635 
in  Rom  arbeitete  und  ein  Verwandter  der 
Miniatoren  Antonio  Maria  und  Leopoldo  (od. 
Leopardo)  Antonozzi  war. 

Bertolotti,  Artisti  Bolognesi,  Ferraresi . . . 
a Roma,  p.  158.  ** 

Antonuccio  da  J e s i,  Sohn  des  Andrea, 
Maler  in  Jcsi,  1530 — 1572,  als  Schüler  des 
Lorenzo  Lotto  in  den  Jahren  1553 — 1555  er- 
wähnt. 

Rassegna  Bibliogr.  III  205,  210.  — Nuova  Ri- 
vista  Misena  V 99,  VI  163,  VII  90.  •• 

Antonuccius,  J.  A.  (wohl  eigentlich  Anto- 
nucci  oder  Antonozzo),  röm.  Maler  des  17.  bis 
13.  Jahrh.,  nach  dem  Nie.  Oddi  das  Porträt  des 
R.  P.  Rizerius  a Mutia  stach.  Bei  Zani  (Enc. 
met.  II  157)  ein  G.  A.  A.  erwähnt,  wohl 
identisch  mit  Obigem,  sowie  vielleicht  mit 
Innocenzo  Antonozzo. 

Heinecken,  Dict.  d.  Artistes  I 414.  H.  V. 
Antony  (Formschncider),  s.  Courthois,  A. 
Antony-Beraud,  s.  B(raud,  A. 

Antony,  Charles,  engl.  Münzgraveur  im 
Dienste  König  Jacobs  I.  (1603 — 1625). 

Fiorillo,  Gesch.  d.  zcichn.  Kste.  V 311.  — 
Forrer,  Dict.  of  Medallists.  ** 


Antony  — Anwander 


Antony,  s.  auch  Anthony. 

Antorides,  s.  Antenorides. 

Antreter,  s.  Andrötter. 

Antrobulos,  Erzbildner  unbestimmter  Zeit. 
Er  hatte  nach  Plinius  N.  II.  34,  86  Porträt- 
statuen von  Philosophen  ausgeführt  (identisch 
mit  Androbulos?,  s.  d.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 526.  Amelung. 

Antropoff,  Alexei  Petröwitsch,  russ. 
Maler,  geb.  14.  3.  1716,  f 12  6.  1795,  war  der 
Sohn  eines  Soldaten  des  Semjenowschen  Leib- 
garderegiments. Begann  seit  seinem  16.  Jahre 
seine  künstlerische  Ausbildung  bei  verschiede- 
nen russ.  u.  ausländischen  Künstlern  zu  suchen, 
so  bei  A.  Matwejeff,  M.  A.  Sacharoff,  U.  J. 
Wischnjakoff  und  L.  Carravac,  ahmte  aber 
größtenteils  Rotari  nach,  der  1747  nach  Pe- 
tersburg berufen  war  und  sich  seiner  annahm. 
Als  dessen  Gehilfe  arbeitete  er  mit  an  den 
Malereien  im  Anitschkoffpalais  und  in  der  neu 
erbauten  Oper.  1752  wurde  er  zur  Ausfüh- 
rung der  Wandmalereien  in  der  vom  Archi- 
tekten Graf  F.  Rastrelli  erbauten  Andreas- 
kirche nach  Kiew  geschickt  und  1756  nach 
Moskau  zur  Ausführung  der  Plafondmalereien 
in  dem  von  Rastrelli  erbauten  Golowinschen 
Palais.  1759  für  seine  Arbeiten  zum  Offizier 
befördert,  wurde  er  1761  auf  Fürsprache  Schu- 
waloffs  zum  Aufseher  über  die  Hciligcnbilder- 
malcr  beim  Synod  ernannt.  Aus  dieser  Zeit 
stammt  das  Porträt  des  1762  verstorbenen 
grusinischen  Fürsten  Teimuras  II.  Nikolaje- 
witsch.  das  er  für  den  Grafen  Woronzoff 
malte  (gest.  v.  E.  Winogragoff  u.  A.  Gre- 
koff).  — Von  ihm  ferner:  die  Porträts  des 
Kaisers  Peter  III.  in  ganzer  Figur  für  den 
Synod,  der  Kaiserin  Katharina  II.  im  Krö- 
nungsornat (1765),  des  Kaisers  Peter  I.  für 
den  Synod  (1769),  des  Kaufmanns  U.  S. 
Tschirkin  (gest.  von  Sercbrjanski,  1770), 
des  Patriarchen  Philaret  für  die  Moskausche 
Rüstkammer,  der  Zarin  Natalie  Kirilowna,  der 
Großfürstin  Anna  Pctrowna  und  das  Jugend- 
bild des  Großfürstcn-Thronfolgcrs  Paul  Petro- 
witsch  (Ermitage).  — Außerdem  verschie- 
dene Heiligenbilder  für  die  Kaiserin  und  für 
viele  Kirchen  1775—78. 

Pyccx.  6h6 n.  caosap»,  (Russ.  Bibliogr.)  II  232.  — 
N.  P.  Sobko,  Russ.  Kstlerlex.  — A.  H.  Ah- 
XpecBi»,  >KnBonnch  n acHBoancubi  (A.  N.  An- 
drejeff,  Malerei  u.  Maler)  St  Petersburg  1857, 
S.  479.  — PoBHHCxil,  Pyccx.  rpauepw  (Ro- 
w i n s k i,  Die  russ.  Stecher)  St.  Petersburg  1870, 
S.  167.  tV.  Ntumann. 

Antropp,  Joseph,  unbedeutender  deutscher 
Kupferstecher  zu  Ende  des  18.  Jahrh.,  für 
Buchschmuck  tätig. 

Füssli,  Kstlerlex.  Neue  Zusätze,  1824.  H.  V. 

Antum,  A ert  van,  holländ.  Marinemaler 
am  Anfang  des  17.  Jahrh.,  von  dessen  Leben 
nichts  bekannt  ist.  Eine  Marine  von  1604  ist 
im  Mus.  zu  Emden,  und  das  Mus.  zu  Amster- 
dam besitzt  von  ihm  zwei  Marinen,  eine 


Seeschlacht  der  Holländer  gegen  die  spa- 
nische Armada,  gemalt  1008  und  eine  Dar- 
stellung, wie  das  Jachtschiff  der  Staaten  1617 
Ysselmonde  passiert.  Audi  im  Mus.  zu  Prag 
und  anderwärts  sind  Werke  von  ihm,  alle 
mit  vollem  Namen  bezeichnet.  Vielleicht  iden- 
tisch mit  Acrt  Anthonisz.  e.  W.  Moes. 

Antunes,  J o ä o,  portugiesischer  Baumeister, 
wurde  9.  5.  1699  zum  kgl.  Archit.  ernannt, 
nachdem  er  16  Jahre  lang  als  Eleve  gedient 
hatte  und  Silva  Tinoco,  Meister  der  kgl. 
Paläste  da  Ribeira,  gestorben  war.  Erbauer 
des  kgl.  Klosters  do  Louriqal  und  seiner 
Kirche,  wozu  der  Grundstein  9.  3.  1690  ge- 
legt wurde.  Der  König  D.  Pedro  II.  schenkte 
zu  dem  Bau  des  Gebäudes  6000  Cruzados. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  42.  — 
Raczynski,  Dict.  p.  14.  A.  Haupt. 

Antwerpen,  Anversa,  s.  damit  verbundene 
Vornamen. 

Anwander,  Andreas,  bayr.  Maler,  von 
ihm  ein  Deckengemälde  von  1753  in  der  Kirche 
von  Prittriching. 

Kstdenkm.  des  Königr.  Bayern  I 538. 

Anwander,  B.,  bayr.  Maler ; von  ihm  Decken- 
gemälde (Himmelfahrt  Mariae),  u.  Gemälde 
an  der  Orgelempore  (bcz.  B.  Anwander  1701) 
in  der  Kirche  in  Klingen. 

Kstdenkm.  des  Königr.  Bayern  I 207.  ••• 

Anwander,  F.  A.,  bayr.  Maler ; von  ihm  ein 
Altargemälde  (Martyrium  der  hl.  Afra)  von 
1771  und  ein  zweites  von  1788  (gemeinsam 
mit  J.  P.  A.)  mit  dem  Meßopfer  des  hl.  Ul- 
rich am  Oioraltar  der  Kirche  von  Spotting. 

Kstdenkm.  des  Königr.  Bayern  I 494,  548.  **• 

Anwander,  Gottfried,  bayr.  Maler;  von 
ihm  Deckengemälde  im  Schiff  der  Kirche  von 
Grunertshofen,  der  hl.  Laurentius  Almosen 
spendend,  bcz.  Gottfried  Anwander  pinxit  et 
invenit  1752. 

Kstdenkm.  des  Königr.  Bayern  I 462. 

Anwander,  J.  B.,  bayr.  Maler;  von  ihm 
Deckengemälde  in  den  Kirchen  von  Grunerts- 
hofen (1752)  und  Hausen  bei  Geitendorf 
(Glorifikation  des  hl.  Nicolaus,  bez.  J.  B. 
Anwander  1795). 

Kstdenkm.  des  Königr.  Bayern  I 446,  463.  •** 

Anwander,  J.  P.,  bayr.  Maler;  von  ihm  das 
Altarbild  mit  dem  Meßopfer  des  hl.  Ulrich,  in 
Spotting  1788  gemeinsam  mit  F.  A.  A.  gemalt. 

Kstdenkm.  des  Königr.  Bayern  I 494,  548.  *•* 

Anwander,  Johann.  Maler,  geb.  um  1715 
zu  Landsberg  am  Lech,  f um  1770,  tätig  in 
Schwaben  und  Franken,  namentlich  im  Hoch- 
stift Bamberg.  Haupt  einer  verbreiteten 
Künstlcrfamilie.  Formgewandter  Rokokoma- 
ler. Von  ihm  die  äußerst  effektvollen  (heute 
restaurierten)  Fassademalcreien  des  Rathauses 
in  Bamberg  (1756),  denen  sich  bescheidenere 
Leistungen  im  Dominikanerkloster  und  in  Pri- 
vathäusern Bambergs  anschließen.  Die  ehe- 
malige Benediktinerabtei  Scheyern  besitzt  von 
A.  zwei  größere  Darstellungen  (Geburt  Christi 
und  übergäbe  der  hl.  Kreuzpartikel  an  den 


20 


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Anzelotto  — Aparicio 


Abt  1156).  In  der  ehemaligen  Dominikaner- 
kirche zu  Gmünd  lieferte  A.  ein  technisches 
Bravourstück  in  einer  figurenreichen  Decken- 
komposition; von  seiner  Hand  sind  auch  die 
Deckenfresken  (Marienlcbcn)  in  der  kathol. 
Pfarrkirche  in  Unterkochen  (Jagstkreis). 

L i p o w s k y,  Bayer.  Kstlerlex.  S.  10.  — 
J ä c k und  Heller,  Leben  und  Werke  der 
Künstler  Bambergs  1891  S.  9.  — Kunstblatt, 
1847  S.  87.  — Denkmalspflege,  1903  S.  19  ff.  — 
Kst.  u.  Altert.  Denkm.  im  Kgr.  Württemberg. 
Jagstkr.,  p.  35,  356,  407,  410.  Fr.  Leitschuh. 

Anselotto,  maestro,  s.  Angelino  da  Murano. 

Anzenhofer,  Ignaz,  ung.  Holzschnitzer  d. 
18.  Jahrh.  Geb.  zu  Eger,  Ungarn.  Ein  Kruzi- 
fix von  ihm  im  Nationalmus.  zu  Budapest 

K.  Lyka. 

Anziani,  G i a c o m o (Anciani)  von  Raven- 
na, nach  Zani  geb.  1681  und  t 1733,  war  zu- 
gleich Maler,  Zeichner,  Baumeister  und  Ra- 
dierer. A.  Tuschini  und  Dom.  Capaci  waren 
nach  Beltrami  seine  Schüler.  Das  von  dem 
Kardinallegatcn  C Bcntivogli  im  J.  1724  zu 
Ravenna  erbaute  Theater  ist  nach  A.s  Plä- 
nen. Ein  Privatmann  dieser  Stadt,  Bonanzi, 
besaß  1783  verschiedene  Gemälde  des  Künst- 
lers. 

B e 1 1 r a m i,  II  Forestiere  istruito  delle  cosc 
notabili  dclla  cittä  di  Ravenna.  1783  p.  50,  87, 
140,  149.  — (Nanni)  II  Forestiere  di  Ravenna 
1821  p.  26.  — Zani,  Enc.  mct.  *• 

Amil,  Gerardo,  di  Vilacco,  Architekt 
aus  Civitale  um  1446,  nur  bei  Zani  (Enc.  met. 
II  160)  erwähnt.  H.  V. 

Anzolino  da  Brescia,  auch  Angclo  da 
Brescia  genannt,  Bildhauer,  machte  1468  für 
die  Kirche  degli  Eremitani  in  Mailand  ein 
schönes  Altarblatt  mit  Reliefs  in  Terrakotta. 
Nach  Cicognara  könnte  dieser  Meister  neben 
Begarelli  und  Mazzoni  als  Urheber  von  ge- 
wissen Terrakotta-Reliefs  in  der  Certosa  von 
Pavia  in  Frage  kommen.  Der  genannte 
Schriftsteller  hat  dabei  namentlich  die  drei 
Putten  im  Auge,  von  denen  der  eine  Laute 
spielt,  und  dann  das  Relief  mit  der  Samarita- 
nerin am  Brunnen.  — Im  Anfänge  des  16. 
Jahrh.  kommt  ein  tajapreda  oder  Steinmetz 
Ansolino  in  Mantua  vor,  der  dem  Bildhauer 
Antonio  da  Morbegno  (s.  d.)  bei  der  Ausfüh- 
rung zweier  Grabmonumente  half.  Schwer- 
lich dürfte  dieser  für  identisch  mit  Anzolino 
da  Brescia  gehalten  werden. 

Cicognara,  Storia  della  Scultura  II  181.  — 
P e r k i n s,  Lcs  Sculptcurs  Italiens  II  264.  — 
Meyer.  Kstlerlex.  R. 

A (bei  nordischen  Namen)  siehe  unter  A. 

Aousten,  französ.  Bildhauer  aus  Avignon, 
erhielt  1861  den  Auftrag  auf  einen  Teil  der 
Bildhaucrciarbciten  im  neuen  Justizpalast  zu 
Marseille.  Von  ihm  hier  die  Flachreliefs  des 
ersten  Zimmers,  die  unter  Mitarbeit  Truphc- 
mes  ausgeführt  sind. 

Parrocel,  Annales  de  la  peinture.  1862, 
p.  317,  507.  Lami. 


Apana,  Jacques,  Teppichweber  in  Brügge, 
fertigte  1480  nach  Zeichnungen  des  Malers 
Jean  Fabiaen  8 mit  den  französ.  Wappen  ge- 
schmückte Gobelins  für  den  Gcrichtssaal  an. 

Le  Beffroi  IV  80.  ' H.  V. 

Aparici  Solanich,  Antonio,  span.  Blumen- 
malcr  des  19.  Jahrh.,  geb.  zu  Valencia,  bot 
1878  der  Königin  Mercedes,  der  ersten  Gattin 
Alfons’  XII.,  ein  Blumenstück  an,  das  sehr 
anerkannt  wurde  und  seinen  Ruf  als  Maler 
begründete.  Unter  seirten  Werken  führen 
wir  an:  Erinnerungen  an  Valencia;  Blumen- 
büschel ; Eine  Grotte. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espafloles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 
— A 1 c a h a 1 j,  Dicc.  biogr.  de  artistas  valen- 
cianos,  Valencia  1897.  P.  Lafond. 

Aparici  y Soriano,  F e d e r i c o,  span.  Archi- 
tekt des  19.  Jahrh.,  geb.  zu  Valencia,  Schüler 
der  Akad.  San  Carlos  in  seiner  Vaterstadt; 
1854  erlangte  er  den  1.  Preis  in  einem  Wett- 
bewerb, der  in  Madrid  eröffnet  wurde,  um 
Don  Augustin  Arguelles,  Don  Jose  Maria 
Calatrava  und  Don  Juan  Alvarez  Mendizabal 
ein  Grabdenkmal  zu  errichten.  Von  Gebäu- 
den, die  nach  seinem  Plan  errichtet  wurden, 
erwähnen  wir  die  Kirche  von  Covadonga. 

A 1 c a h a 1 i,  Dicc.  biogr.  de  artistas  valen- 
cianos,  Valencia  1897.  P.  Lafond. 

Aparicio,  E s t e b a n,  span.  Maler  des  19. 
Jahrh.,  geb.  zu  Madrid,  Schüler  seines  Vaters 
Jose  A. ; er  nahm  zunächst  eine  Professur  für 
Zeichnen  am  Unterrichtsinstitut  zu  Santander 
an.  und  später,  1870,  am  Konservatorium  der 
Künste  zu  Madrid.  Man  verdankt  ihm  als 
Maler  unter  anderen  Werken  ein  Porträt  Al- 
fons’ XII.  — Er  war  auch  literarisch  tätig. 
Esteban  A.  hat  aus  dem  Französischen  über- 
setzt und  das  Buch  des  Dr.  Fau  „Anatomie 
des  formes  extericures  du  corps  humain“  in 
spanischer  Sprache  veröffentlicht. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Aparicio,  Jose,  span.  Maler,  geb.  1773  zu 
Alicante,  f 1638  zu  Madrid,  Schüler  der 
Akad.  San  Carlos  in  Valencia  und  der  Akad. 
San  Fernando,  studierte  dann  unter  der  Di- 
rektion Louis  Davids  in  Paris  und  begab  sich 
darauf  nach  Rom.  Nach  dem  Unabhängig- 
keitskriege nach  Madrid  zurückgekehrt,  wurde 
er  1815  von  Ferdinand  VII.  zum  Hofmaler 
ernannt.  1817  berief  ihn  die  Akad.  San  Fer- 
nando mit  dem  Titel  eines  Ehrenmitgliedes 
und  ernannte  ihn  etwas  später  zu  ihrem  Di- 
rektor. Ebenso  war  er  Mitglied  der  S.  Lukas- 
Akad.  in  Rom.  Unter  den  Hauptwerken  die- 
ses Künstlers,  der  in  seinem  Vaterlande  als 
einer  der  angesehensten  Vertreter  der  klassi- 
schen Schule  gilt,  führen  wir  an:  Das  Jahr 
der  Hungersnot  in  Madrid  (Episode  aus  dem 
Unabhängigkeitskriege,  Madrid.  Mus.  Mod.): 
Austausch  von  Gefangenen  zur  Zeit  Karls  III. 
(im  Mus.  für  moderne  Kunst  zu  Madrid) ; 


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Aparicio  — Apeldoorn 


Athalia  und  Joas  (in  der  Akad.  San  Fernan- 
do) ; Das  gelbe  Fieber  in  Valencia  (in  Paris 
1806  im  Musce  Napoleon  ausgestellt) ; Der 
Tod  des  Patroclus;  Der  Kampf  der  Horatier 
und  Curiatier;  Die  hl.  Dreieinigkeit  (in  den 
Kapellen  des  Kapuziner-Nonnenklosters  zu 
Madrid)  ; Die  Schlacht  von  San  Marcial  (1821 
in  der  Akad.  San  Fernando  ausgestellt)  ; Die 
Einschiffung  der  Majestäten  in  Puerto  Santa 
Maria  (dem  Staate  gehörig) ; ferner  eine 
ganze  Anzahl  Porträts. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 
— P.  de  Madrazo,  Catalogo  dcscriptivo  e 
historico  del  Museo  del  Prado  de  Madrid,  Ma- 
drid 1872.  — Jos6  Caneda,  Memorias  p.  la 
Historia  de  la  Real  Academia  de  San  Fernando, 
Madrid  1867.  — B r y a n,  Dict.  of  painters,  Lon- 
don 1903.  P.  Lafond. 

Aparicio,  Manuel,  1750  Maler  der  Fayen- 
cemanufaktur zu  Alcora  bei  Valencia. 

R i a n o,  Industr.  arts  in  Spain  S.  196. 

Aparicio  Moreno,  Don  Manuel,  Glasma- 
ler, von  welchem  Nachrichten  aus  dem  Jahre 
1773  Glasgemälde,  die  er  in  Toledo  und  in 
Leon  ausgeführt  habe,  rühmen. 

Fiorillo,  Gcsch.  d.  z.  Kste.  IV  189—190. 

M.  v.  D. 

Aparicio,  s.  auch  Apparicio,  Apparitio. 

Apaturios,  griechischer  Dekorationsmaler 
aus  Alabanda  in  Karien.  Vitruv,  de  archit. 
7,  6 berichtet,  daß  A.  das  kleine  Theater 
(Ekklesiasterion)  der  karischen  Stadt  Tralles 
mit  einer  wunderlichen  Dekorationsmalerei 
versah,  in  der  über  einer  reichen  und  voll- 
ständigen, auch  mit  plastischem  Schmuck 
ausgestatteten  Architektur  noch  eine  weitere 
sich  aufbaute,  die  Rundbauten,  Tcmpelvor- 
hallen,  Halbgiebel  und  allerhand  Gebälk- 
schmuck umfaßte.  Ein  Mathematiker  Likym- 
nios  übte  Kritik  an  diesen  aller  Möglichkeit 
widersprechenden  Architckturgcbildcn  und 
überzeugte  A.,  so  daß  dieser  seine  Dekoration 
abänderte.  Der  Maler  ist  interessant  als  Vor- 
läufer des  zur  Zeit  Vitruvs  aufkommenden 
Dekorationsstils,  der,  mit  allerlei  architektoni- 
schen Elementen  launenhaft  schaltend,  sie 
schließlich  ohne  alle  Rücksicht  auf  architek- 
tonische Möglichkeit  rein  ornamental  ver- 
wendet, des  Stils,  den  Mau  den  ornamentalen 
genannt  hat.  Genaue  Datierung  des  A.  ist 
nicht  möglich;  da  er  für  Vitruv  der  Ver- 
gangenheit angchört  — V.  wünscht,  daß  Li- 
kynnios  wieder  auferstehe,  um  die  neuen 
Tollheiten  zu  bekämpfen  — , ist  er  der  helle- 
nistischen Epoche  zuzuweisen. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstler.  II  280.  — Mau, 
Gesch.  d.  dekor.  Wandmalerei  in  Pompeji  S. 
247.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  I 2681,  6 
(Rossbach).  — B e t h e,  Arch.  Jahrb.  1900  S.  62. 

Sauer. 

Apeghehem,  Hcnryd’,  Ornamentbildhauer, 
vläm.  Ursprungs,  war  1356—57  am  Schloß 
von  Escaudoeuvrcs  bei  Cambrai  beschäftigt. 

I.ami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 


Apel,  Friedrich  Jonas,  Zeichner  ( ?)  in 
Leipzig  um  1770,  entwarf  die  Blumenmuster 
für  ein  kostbares  Kirchenornat  in  grünem 
Seidenbrokat,  das  1771/2  für  2533  Thl.  für 
die  Thomaskirche  in  Leipzig  angeschafft 
wurde  und  sich  noch  dort  befindet. 

G u r 1 i 1 1,  Bau-  und  Kunstdcnkm.  des  Kgr. 
Sachsen  XVII  66.  A.  Ky. 

Apel,  Hans,  Kupferst.  in  Nürnberg.  21.  6. 
1654  verheiratet  sich  „Michael  Apel,  Zinn-  und 
Kannengießer,  Hans  Apel,  gewesenen  Kunst- 
stechers, auch  Wirths  und  Weinschenks  secli- 
gen  Sohn“  (Ehebücher  zu  St.  Lorenz  in  Nürn- 
berg). Die  Blätter  dieses  „Künstlers“  werden 
sehr  volkstümlicher  Art  gewesen  sein ; man  ist 
ihnen  bisher  nicht  nachgegangen.  Th.  Hampc. 

Apel,  J.,  deutscher  Radierer  des  18.  (?) 
Jahrh.,  angeblich  Dilettant  in  Kassel,  als  des- 
sen Arbeiten  in  Meyers  Kstlerlcx.  mit  Vor- 
behalt acht  Radierungen  aufgeführt  werden. 
Nach  W.  Schmidt  (ebendort)  ist  J.  Apel  viel- 
leicht mit  J.  H.  Apel  identisch  oder  mit  Wil- 
helmina  Carolina  von  Apell,  gcb.  Tischbein 
in  Kassel  verwechselt  worden,  die  auch  einige 
Blatt  radiert  hat.  **• 

Apel,  J.  H.,  deutscher  Radierer  des  18. 
Jahrh.  Mit  der  Bezeichnung  J.  H.  Apel  oder 
A.  sc.  finden  sich  einige  Radierungen  nach 
Seckatz,  D.  Tcnicrs  und.  J.  G.  Wagner,  so- 
wie einige  Landschaften,  die  W Schmidt  in 
Meyers  Kstlerlex.  unter  Johann  Heinrich  Apel 
zusammengestellt  hat.  Eine  Identifizierung 
dieses  sonst  unbekannten  J.  H.  Apel  mit  dem 
Leipziger  Dekorationsmaler  Joh.  Heinr.  Apel 
(s.  d.)  ist  wohl  kaum  zulässig,  doch  sind  ihm 
vielleicht  die  Radierungen,  die  J.  Apel  (s.  d.) 
zugewiesen  werden,  zuzuschreiben. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Lit.). 

Apel,  Johann  Heinrich,  Innungsma- 
ler in  Leipzig,  in  den  Adreßbüchern  nach- 
weisbar 1763 — 1801,  1794  Oberältester  der 
Innung.  Als  Innungsmaler  war  er  zweifels- 
ohne Dekorationsmaler.  An  dem  Umbau  der 
Nikolaikirche  zu  Leipzig,  der  1784 — 97  unter 
Dauthes  Leitung  stattfand,  war  er  mit  zwei 
Innungsgenossen  als  Lackierer  und  Vergol- 
der tätig.  Es  geht  daher  nicht  an,  den  Künst- 
ler mit  dem  Radierer  J.  H.  Apel  zu  identi- 
fizieren, wie  es  Füssli  und  W.  Schmidt  in 
Meyers  Kstlerlex.  getan  haben. 

G e y s e r,  Gesch.  d.  Mal.  in  Leipzig  S.  75 
Anm.  65.  — G u r 1 i 1 1,  Bau-  u.  Kunstdcnkm. 
d.  Kgr.  Sachsen  XVII  35.  — Füssli,  Neue 
Zusätze  S.  149/50.  — Meyer,  Kstlerlex.  A.  Ky. 

Apel,  s.  auch  Appel. 

Apeldoorn,  Jan,  holl.  Zeichner  und  Minia- 
turmaler, gcb.  zu  Amcrsfoort  27.  1.  1765,  f 10. 
2.  1838  daselbst,  Schüler  von  J.  Hoorn,  tätig 
in  Utrecht,  wo  er  1806  Mitglied  der  Akad. 
wurde.  Sein  künstlerischer  Nachlaß,  Zeich- 
nungen und  einige  Gemälde,  wurde  1839 
öffentlich  versteigert. 

Immerzeel,  De  Levens.  . . — Notiz  von 
E.  W.  Moes.  •* 


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Apeldoorn  — Apelles 


Apeldoorn,  R o e 1 a n t,  „Constschilder“  in 
Amsterdam,  ist  urkundl.  14.  2.  1668  35  J.  alt 
und  wohnt  in  No.  5 bfci  dem  Reguliersturm. 
Noch  erwähnt  1671  (1661  aber  30  J.  alt!). 

A.  B. 

Apelleas  (Apellas),  Erzbildncr,  Sohn  des 
Kalliklcs  aus  Mcgara,  Enkel  des  Theokosmos, 
aus  dem  Anfang  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.  Plinius 
N.  H.  34,  86  berichtet  von  ihm  nur,  er  habe 
Philosophen  und  Frauen,  die  mit  ihrem 
Schmuck  beschäftigt  waren  (adornantes  se; 
nicht,  wie  die  schlechteren  Handschriften  bie- 
ten, adorantes)  dargestcllt.  Pausanias  erwähnt 
von  ihm  zwei  in  Olympia  aufgestellte  Weih- 
geschcnke  der  Kyniska,  Schwester  des  Königs 
Agesilaos  von  Sparta,  ein  ehernes  Viergespann 
mit  den  Figuren  des  Wagenlenkcrs  und  der 
Kyniska  selber  und  im  Pronaos  des  Zeustem- 
pels die  Pferde  allein.  Fragmente  beider  Ba- 
sen. die  auf  unter  lebensgroße  Figuren  hin- 
weisen,  haben  sich  gefunden;  auf  der  Basis 
der  großen  Gruppe  stand  ein  Epigramm 
(=  Anthol.  Pal.  18,  16),  nach  dem  Kyniska 
das  Werk  zu  Lebzeiten  und  zur  Zeit  der  Re- 
gierung ihres  Bruders  (zwischen  398  und  861, 
nach  Robert  genauer  zwischen  396  und  389) 
aufgcstcllt  hat.  Aus  der  Form  des  erhalte- 
nen Fragmentes  dieser  Basis  kann  man  schlie- 
ßen, daß  die  Figur  der  Kyniska  auf  einem 
halbkreisförmigen  Vorsprung  der  Basis  stand ; 
unwahrscheinlich  ist,  daß  sie  auf  eigener  Ba- 
sis, ganz  gesondert  von  dem  Viergespann  war. 
Furtwänglers  Annahme,  Kyniska  sei  betend, 
um  Sieg  flehend  dargestellt  gewesen,  beruht 
noch  auf  der  früher  akzeptierten,  schlechteren 
Lesart  des  Plinius. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 287.  — Over- 
beck, Schriftq.  1020  f.  — Furtwängler, 
Dornauszicher  u.  Knabe  m.  d.  Gans  Anm.  39. 

— Dcrs.,  Arch.  Zeit.  1879  S.  151  No.  301.  152. 

— Brunn,  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  1880  S. 

484.  — Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  99,  100.  — 
Hauser,  Rom.  Mitt.  1895  S.  116  f.  — Pauly- 
W i s s o w a,  Realenc.  I 2686,  9 u.  Suppl.  100 
(Robert).  — Robert,  Hermes  1900  S.  194 
f.  — Inschr.  von  Olympia  No.  160,  634.  — Fra- 
ter, Pausanias  IV  3 f.  Amelung. 

Apeller  (Appeller),  Joseph  u.  Gallus, 
Zinngießer  in  Innsbruck.  Joseph  ist  geb.  in 
Innsbruck  am  6.  3.  1695  u.  f daselbst  am 
22.  6.  1759  (Mitteilung  von  Dr.  Fr.  Inner- 
hofer). Er  gehörte  einer  bekannten  Inns- 
brucker Zinngießerfamilie  an,  von  deren  Mit- 
gliedern auch  noch  Gallus  A.  und  David  A. 
eine  beachtenswerte  Tätigkeit  entwickelten, 
und  fertigte  sehr  zierliche  Tafclgeräte.  Von 
ihm  in  der  Sammlung  Dcmiani  ein  schöner 
Waschapparat,  dessen  Rückwand  ein  großes, 
kräftiges  Relief  mit  St.  Georg  dem  Drachen- 
töter aufweist.  Apeller  bediente  sich  einer 
runden  Marke,  die  auf  einem  Teller  (Unter- 
satz) eine  oben  offene  Henkelkanne  mit  weit 
ausladendem  Ausguß  zeigt,  über  und  unter 
welcher  sich  je  ein  Spruchband  mit  seinem 
Vornamen  und  seinem  Familiennamen  (ohne 


Abkürzung)  befindet.  — Gallus  A.,  der  Vater 
Josephs,  ist  in  Innsbruck  geboren  und  dort 
am  26.  4.  1702  f.  Das  Museum  zu  Meran 
besitzt  mehrere  von  ihm  herrührende  Zinn- 
teller. Er  war  auch  Hofsteinmetz  u.  baute 
die  am  3.  12.  1678  eingeweihtc  Kirche  in 
Pradl.  (Mitt.  von  Dr.  Fr.  Innerhofer.)  Demiani. 

Apelles  I,  der  berühmteste  Maler  des  Alter- 
tums, über  den  die  antike  Überlieferung  mehr 
als  über  andere  zu  berichten  weiß.  Schon 
über  sein  äußeres  Leben  hören  wir  mancher- 
lei, überwiegend  allerdings  Anekdotenhaftes. 
Er  war  der  Sohn  eines  Pytheas,  Bruder  des 
wenig  bekannten  Malers  Ktcsiochos  (wahr- 
scheinlicher Ktesilochos,  s.  d.),  gebürtig  aus 
Kolophon,  bsoti  jedoch  Ephesier,  also  ent- 
weder durch  Verleihung  des  ephesischen  Bür- 
gerrechtes geehrt  oder  von  einem  Ephesier 
adoptiert  Daß  er  daneben  auch  Koer  ge- 
nannt wird,  mag  sich  ähnlich  erklären,  doch 
ist  es  auch  möglich,  daß  er  sein  Leben  in 
Kos  beschloß,  wo  sich  ein  berühmtes  unvoll- 
endetes Bild  von  seiner  Hand  befand.  Seine 
Zeit  bestimmt  Plinius  nach  der  Alexanders 
auf  ol.  112  (333)  ; seine  Tätigkeit  scheint 
fast  die  ganze  2.  Hälfte  des  4.  Jahrh.  ausge- 
füllt zu  haben.  Er  lernte  zuerst  bei  dem 
sonst  unbekannten  Ephesier  Ephoros,  wurde 
aber  als  schon  bewunderter  Künstler,  angeb- 
lich gegen  ein  Honorar  von  1 Talent,  noch 
Schüler  des  Pamphilos,  des  Hauptes  der 
durch  Exaktheit  und  methodisches  Verfahren 
berühmten  sikyonischcn  Schule,  arbeitete  auch 
mit  Melanthios  und  anderen  an  einem  großen 
Schulbild,  das  den  Tyrannen  Aristratos  auf 
einem  Siegeswagen  darstellte.  Daß  er  in  Ko- 
rinth und  in  Attika  sich  aufgchalten  hat,  ergibt 
sich  aus  dem  Zusammentreffen  mit  der  nach- 
mals berühmten  Lais,  mit  Phryne,  der  Ge- 
liebten des  Praxiteles,  und  dem  athenischen 
Maler  Asklepiodoros,  der  nicht,  wie  Wust- 
mann, Apelles  9 annimmt,  sein  Schulgenoß 
in  Sikyon  war.  Da  er  Philipp  öfter  gemalt 
hat,  wird  er  auch  Makedonien,  das  Vaterland 
seines  Lehrers  Pamphilos,  besucht  und  dort 
wohl  die  Beziehungen  zu  Alexander  ange- 
knüpft haben,  als  dessen  „Hofmaler“  er  be- 
zeichnet werden  darf.  Später  mag  er  nach 
seiner  Adoptiwaterstadt  Ephesos  zurückge- 
kehrt sein,  die  bedeutende  Werke  von  ihm 
besaß,  wie  wir  auch  in  Pergamon  (aedem 
Apellis  manu  insignem  nach  Mommsen  statt 
des  überlieferten  Apollinis  bei  Solin  27,  vgl. 
Six,  arch.  Jahrb.  1905,  175),  Samos,  Smyr- 
na, Rhodos,  Kos,  Alexandreia  Spuren  seiner 
Kunst  und  ihn  selbst,  als  Besucher  des  Proto- 
genes,  in  Rhodos,  vorübergehend  auch  in  Ale- 
xandreia finden.  Er  ist  ein  Vertreter  der 
ionischen  Malerei  wie  Protogenes,  aber  im 
Gegensatz  zu  diesem  wesentlich  autodidakti- 
schen Künstler  durch  die  Schulung  in  Sikyon 
zu  universellerer  Bedeutung  gelangt.  Leb- 
haftere Lehrtätigkeit  hat  er  kaum  entfaltet 


23 


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Apelles 


wir  kennen  als  seine  Schüler  nur  seinen  Bru- 
der Ktesiochos  (oder  Ktesilochos)  und  einen 
gewissen  Perseus,  an  den  er  eine  Schrift 
über  Malerei  richtete.  Als  Kunstschriftsteller 
erwähnt  ihn  noch  Plinius  im  Verzeichnis  sei- 
ner Autoren. 

Vieles,  was  wir  über  sein  Leben  erfah- 
ren, ist  erweislich  oder  wahrscheinlich  er- 
funden. Er  war  keineswegs  der  einzige 
Maler,  der  Alexander  porträtieren  durfte 
(vgl.  Aetion,  Antiphilos,  Nikias),  und  die 
Verleumdungsgeschichte  (vgl.  Antiphilos), 
die  ihm  den  Anlaß  zu  seiner  Allegorie  der 
Verleumdung  gegeben  haben  soll,  kann  so 
wie  sic  Lukian  überliefert,  sich  nicht  ereignet 
haben,  weil  sie  in  den  Hauptzügen  eine  histo- 
rische Begebenheit  viel  späterer  Zeit  wieder- 
gibt ; sie  wird  also  vermutlich  aus  dem  Bilde 
erst  abgeleitet  sein.  Daß  er  Alexander,  als 
dieser  in  seinem  Atelier  Unverständiges  über 
Malerei  redete,  zum  Schweigen  gemahnt  habe, 
weil  die  farbereibenden  Buben  ihn  auslachten, 
wäre  nicht  unglaublich,  wenn  nicht  dieselbe 
Geschichte  von  Apelles  und  Megabyzes  und 
von  Zeuxis  und  Megabyzes  erzählt  würde. 
Glaubhafter  ist  die  Geschichte  von  dem  Schu- 
ster, dessen  Kritik  Apelles  sich  zunutze 
macht,  soweit  sie  das  Schuhwerk  betrifft,  dem 
er  aber  rät,  beim  Leisten  zu  bleiben,  als  er 
nun  auch  das  Bein  zu  tadeln  wagt.  Und 
wenn  er  von  der  „goldreichen"  Helena  eines 
Schülers  gesagt  haben  soll,  er  habe  sie  reich 
gemalt,  weil  er  sie  nicht  schön  habe  malen 
können,  und  einem  Stümper  seine  Verwunde- 
rung bezeugt  haben  soll,  daß  er  in  der  Eile 
nicht  noch  mehr  Schund  fertig  gebracht  habe, 
so  haben  diese  Berichte  nichts  innerlich  Un- 
wahrscheinliches. Denn  gesunde  Kritik,  die 
aber  nicht  nur  streng,  sondern  auch  wohl- 
wollend sein  konnte,  verraten  manche  indi- 
vidueller gefärbte  Berichte,  die  bei  der  Wür- 
digung einzelner  Werke  sowie  des  Kunst- 
charaktcrs  des  A.  zu  besprechen  sein  werden. 
So  braucht  man  auch  nicht  zu  bezweifeln, 
daß  er  gegen  den  zum  Jähzorn  geneigten 
Alexander,  der  ihn  oft  in  seinem  Atelier  be- 
suchte, sich  viel  hcrausnehmen  durfte  und 
als  er  sich  in  die  Theassalicrin  Pankaspe,  eine 
Konkubine  des  jungen  Königs,  die  dieser  von 
ihm  malen  ließ,  verliebte,  die  Gnade  seines 
königlichen  Gönners  keineswegs  verscherzte, 
vielmehr  die  Schöne  von  ihm  zum  Geschenk 
erhielt.  Daß  er  mit  Ptolemaios  schlecht 
stand,  wird  auch  unabhängig  von  jener  Ver- 
leumdungsgeschichte berichtet.  Das  hellste 
Licht  werfen  auf  seinen  Charakter  die  Ver- 
gleichungen, die  er  zwischen  sich  und  seinen 
namhaftesten  Rivalen  anstellte  (s.  u.),  und 
sein  liebenswürdig  uneigennütziges  Benehmen 
gegen  den  weltfremden,  unpraktischen  Proto- 
genes,  den  er  in  den  Augen  seiner  rhodischen 
Landsleute  plötzlich  zu  einer  Berühmtheit 


machte,  indem  er  das  Gerücht  aussprengte,  er 
wolle  die  fertigen  Werke  des  Meisters  für 
50  Talente  ankaufen,  tim  sie  als  seine  eigenen 
loszuschlagen.  Er  war  ähnlich  seinem  Lands- 
mann Parrhasios  ein  feiner  Weltmann,  und 
dadurch  für  die  schwierige  Stellung  eines 
Hofkünstlers  geschaffen;  aber  allem  Anschein 
nach  hat  er  stets  sein  Selbstbewußtsein  und 
die  Würde  der  Kunst  zu  wahren  gewußt. 

Unter  seinen  Werken  begegnet  uns  zunächst 
eine  große  Anzahl  von  Bildnissen,  teils 
schlicht  im  Sinne  der  Wirklichkeit  aufgefaßt, 
teils  idealisiert  und  mit  Götterbildern  und 
Allegorien  gelegentlich  direkt  verbunden. 
Daß  unter  den  ersteren  auch  Alexanderbilder 
waren,  können  wir  fast  nur  vermuten,  denn 
das  Reiterbild,  das  dem  Schlachtroß  des  Kö- 
nigs angeblich  mehr  Eindruck  machte  als 
diesem  selbst,  ist  durch  eine  solche  Anekdote 
wohl  nicht  sicher  genug  bezeugt.  Auch  von 
Bildnissen  Philipps  hören  wir  nur  ganz  all- 
gemein. Klcitos,  den  Retter  des  Königs  in 
der  Schlacht  am  Granikos,  malte  er  mit  dem 
Pferd  in  den  Kampf  eilend  und  den  Helm 
aus  der  Hand  des  Waffenträgers  empfangend, 
Neoptolemos  beritten  im  Kampfe  gegen  Per- 
ser, Antigonos,  den  spätem  König,  im  Pan- 
zer mit  dem  Pferd  am  Zügel,  ein  andermal 
beritten,  und  zwar  stellte  er  ihn  im  Profil 
dar,  um  den  Einäugigen  möglichst  günstig 
wirken  zu  lassen.  Der  Umgebung  Alexan- 
ders gehört  ferner  Archelaos  mit  Frau  und 
Tochter,  wohl  auch  ein  gewisser  Antaios  an, 
und  wenn  es  auch  nicht  ausgeschlossen  ist, 
daß  A.  den  Komödiendichter  Menander  por- 
trätierte, so  ist  das  bezeugte  Mcnanderbildnis 
doch  wahrscheinlicher  das  des  Feldherrn  und 
Hetairen  Alexanders.  Ein  nicht  genannter 
König  von  Karicn,  wahrscheinlich  Pixodaros 
(Wustmann  46),  einer  der  Nachfolger  des 
Maussolos,  ein  tragischer  Schauspieler  Gorgo- 
sthenes,  ein  Habron,  in  dem  man  den  ohne 
Zeitangabe  von  Plinius  erwähnten  Maler  er- 
kennen möchte  (Wustmann  32),  endlich 
ein  Selbstporträt  vervollständigen  diese  Reihe 
von  Bildnissen.  Das  Bildnis  der  nackten 
Pankaspe  (oder  Pakate),  an  dem  die  rosige 
Hautfarbe  gerühmt  wird,  entstand,  da  die 
Thcssalicrin  als  erste  Maitresse  des  Königs 
bezeichnet  wird,  vor  dem  Perserkrieg  und  hat 
keinen  sicheren  Zusammenhang  mit  dem  Bilde 
der  Anadyomene,  als  deren  Vorbild  cs  man- 
chen galt.  Was  es  mit  den  Bildern  von  Ster- 
benden auf  sich  hat,  die  Plinius  summarisch 
erwähnt,  steht  nicht  fest.  Bildnisse,  die  den 
Siegeszug  des  Königs  und  die  Steigerung 
seiner  Persönlichkeit  ins  Göttliche  voraus- 
setzen, waren  der  Alexander  auf  dem  Tri- 
umphwagen mit  der  fälschlich  als  verkörper- 
ter Krieg  ausgclegten  Personifikation  der 
unterworfenen  Feinde,  welche,  die  Hände  auf 
den  Rücken  gebunden,  vermutlich  vor  dem 


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Apelles 


Wagen  hergeführt  wurde,  Alexander  von  den 
Dioskuren  und  der  Siegesgöttin  umgeben, 
endlich  der  Alexander  mit  dem  Blitz,  der  so 
meisterhaft  gemalt  war,  daß  die  Finger  und 
der  Blitz  aus  der  Tafel  herauszutreten  schie- 
nen und  für  den  dem  Künstler  20  Talente 
Goldes  angeblich  nicht  aufgezählt,  sondern 
zugemessen  wurden  (vgl.  Wustmann  S.  88, 
der  den  Vorgang  richtiger  auffaßt  als  Six, 
arch.  Jahrb.  1905,  170).  In  anderem  Sinne 
geht  A.  über  das  einfache  Porträt  hin- 
aus in  der  Darstellung  einer  Prozession  des 
Megabyzos,  des  Oberpriesters  der  ephcsischen 
Artemis,  und  in  dem  Bild  eines  Stieropfers, 
das  sich  im  Asklepieion  von  Kos  befand  und 
durch  Herondas  (4,  59 — 73)  bekannt  gewor- 
den ist:  er  rühmt  daran  das  plastische  Her- 
vortreten der  Formen,  die  packende  Darstel- 
lung des  aus  dem  Bild  hcrausglotzenden 
Stiers,  der  das  Tier  heranführenden  und  um- 
gebenden Personen  und  des  Opfergerätes. 
Von  Tierbildern,  die  auch  Teile  größerer  Ge- 
mälde gewesen  sein  können,  einem  Pferd  mit 
blutigem  Schaum  vor  dem  Maule  und  einem 
Hirschkalb  (nicht  Hirschkuh,  wie  Six,  arch 
Jahrb.  1905,  174  zugunsten  einer  höchst  ge- 
wagten Hypothese  annimmt),  wissen  wir 
nichts  Näheres;  von  ersterem  erfahren  wir 
sogar  nur  in  der  auch  an  andere  Künstler- 
namen geknüpften  Anekdote,  daß  die  Dar- 
stellung des  Schaumes  nach  vielem  vergeb- 
lichen Bemühen  des  Künstlers  dem  Zufall, 
nämlich  dem  im  Zorn  gegen  das  Bild  ge- 
worfenen Schwamm  zu  verdanken  war. 
Unter  den  Götter-  und  Hcroenbil- 
d e r n,  deren  die  Überlieferung  nicht  viele  zu 
nennen  weiß,  war  das  bedeutendste  und  be- 
rühmteste ohne  Zweifel  die  Aphrodite  Ana- 
dyomene  in  Kos,  die  Augustus  gegen  einen 
Stcuernachlaß  von  100  Talenten  erwarb  und 
im  Tempel  des  Divus  Caesar  auf  st  eilte.  Die 
Göttin  war,  wie  aus  mehreren  Epigrammen 
hervorgeht,  aus  dem  Meere  auftauchend  so 
dargestellt,  daß  der  Oberkörper  ganz  sichtbar 
v/ar,  der  Unterkörper  nur  durch  die  Wellen 
hindurch  schimmerte  (Benndorf,  Ath.  Mitt.  I 
50  ff.),  während  die  Hände  beschäftigt  waren, 
die  feuchten  Haare  auszupressen;  es  scheint, 
daß  ein  statuarischer  Typus,  bei  dem  das  um 
die  Hüften  geschlungene  Himation  das  ver- 
hüllende Meerwasser  vertreten  würde,  uns 
die  Schöpfung  des  A.  in  ihren  Grundzügen 
wiedergibt  (vgl.  zuletzt  Furtwängler,  Hel- 
bings Monatshefte  I 177,  179).  Das  Bild  litt 
später  in  seinem  unteren  Teil  durch  Fäulnis 
des  Holzes  u.  scheint  auf  diese  Weise  zu  dem 
Namen  der  ixovoxvtipo«,  der  Einschenkeligen, 
gekommen  zu  sein  (vgl.  Studniczka,  Vermut, 
z.  gr.  Kunstgesch.  S.  37  ff.)  ; endlich  wurde  es, 
nachdem  kein  Künstler  sich  an  eine  Repara- 
tur gewagt  hatte,  unter  Nero  durch  eine  Kopie 
von  Dorotheos  ersetzt.  Eine  Aphrodite,  von 


der  A.  nur  den  Kopf  und  den  oberen  Teil  der 
Brust  hatte  vollenden  können,  befand  sich  in 
Kos  (Six,  a.  a.  O.  178  ff.  sucht  es  mit  un- 
zureichenden Gründen  der  Anadyomene  gleich- 
zusetzen), auch  hier  getraute  sich  kein  Maler 
die  Arbeit  fortzusetzen.  Eine  vollbekleidcte 
Charis,  eine  sitzende  Tyche,  eine  Artemis  im 
Kreise  „opfernder“  Jungfrauen,  nach  Dil- 
they  Rh.  Mus.  25,  321  vielmehr  Artemis 
unter  „schwärmenden“  Nymphen,  ein  fast  ganz 
abgewandter  Herakles,  vielleicht  nur  Teil  ei- 
ner umfangreicheren  Darstellung,  ein  nackter 
Heros  vervollständigen  die  kleine  Reihe  dieser 
Idealbilder.  Zur  Allegorie  leitet  hinüber 
das  merkwürdige  Gewitterbild,  das,  w-ohl  nach 
Analogie  der  hesiodcischen  Kyklopen  Brontes, 
Steropes,  Arges  erfunden,  drei  weibliche  Dä- 
monen Bronte,  Astrape,  Keraunobolia,  wahr- 
scheinlich mit  erstaunlichen  Licht-  und  Far- 
beneffekten, darstellte.  Endlich  ist  die  reine 
Allegorie  vertreten  durch  das  Bild  der  Ver- 
leumdung, an  dessen  Realität  mit  Jahn  (Ber. 
d.  sächs.  Gesch.  1853,  57  Anm.)  oder  an  des- 
sen Echtheit  mit  Bliimner  (arch.  Studien  zu 
Lukian  S.  41  f.)  zu  zweifeln  kein  Grund  vor- 
iiegt.  Auf  einen  Mann  mit  langen  Midasohren, 
dem  Unwissenheit  und  Argwohn  zur  Seite 
stehen,  schreitet  erhitzt  und  aufgeregt,  mit 
einer  Fackel  in  der  Linken,  die  wunderschön 
gestaltete  Verleumdung  zu,  indem  sie  einen 
Jüngling,  der  die  Hände  seine  Unschuld  be- 
teuernd gen  Himmel  streckt,  an  den  Haaren 
hinter  sich  herschleift.  Der  Neid,  ein  häßli- 
cher, gelber  abgemagerter  Mann  mit  stechen- 
dem Blick  führt  sie,  zwei  Frauen,  Tücke  und 
Betrug,  geleiten  sie  und  putzen  sic  noch  auf. 
Trauernd  folgt,  in  schwarzem,  zerrissenem 
Kleid,  die  Reue,  die  sich  umwendet  und  wei- 
nend und  beschämt  auf  die  nahende  Wahrheit 
blickt.  Die  Beschreibung  Lukians,  aus  der 
wir  das  Bild  kennen,  läßt  auf  einfache  Kom- 
position, wie  man  sie  von  Reliefen  gewöhnt  ist, 
schließen,  und  in  der  Tat  haben  die  zahlrei- 
chen modernen  Wiederholungen  (vgl.  Förster, 
die  Verl,  des  Apelles  in  der  Renaissance- 
kunst, Jahrb.  d.  preuß.  Kunstsammlungen  VIII 
29  ff.)  das  Werk  so  aufgefaßt. 

Um  die  Berühmtheit  des  A.  zu  verstehen, 
muß  man  die  mancherlei  Nachrichten  über 
seine  Technik  und  den  Charakter  sei- 
ner Kunst  kritisch  prüfen.  Wiederum  lie- 
gen eine  Anzahl  Anekdoten  vor,  auf  die  nicht 
allzuviel  zu  geben  ist:  das  lebenswahr  gemalte 
Pferd  wird  von  dem  lebendigen  angewichert, 
mit  nur  vier  Farben  führt  A.  seine  virtuosen 
Gemälde  aus  — in  der  Tat  beschränkte  er  sich 
auf  die  bescheidenen  koloristischen  Wirkungen 
• der  Temperatechnik  und  gab  sich  mit  En- 
kaustik  nicht  ab  — , Sicherheit  der  Linienfüh- 
rung beweist  er  im  Wettstreit  mit  Pertogenes, 
indem  er  die  dünne  Linie,  die  dieser  in  die  von 
Apelles  auf  die  frische  Tafel  gemalte  einge- 


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Apelles 


tiagen  hatte,  mit  einer  ganz  feinen  Linie  noch 
einmal  teilt,  endlich  heißt  es,  daß  er  sein 
Leben  lang  sich  täglich  im  Zeichnen  übte,  wo- 
von sich  das  Sprichwort  nuila  dies  sine  linea 
herschreibt.  Alles  dies  bringt  uns  seine  Kunst 
nicht  näher.  Auch  zwei  Überlieferungen,  die 
nichts  Unglaubliches  an  sich  haben:  daß  er, 
auf  Anstiften  seiner  Feinde  durch  einen  Hof- 
narren in  den  Palast  des  Ptolemaios  geladen 
und  vom  König  ungnädig  mit  der  Frage  emp- 
fangen, wer  ihn  gebeten,  mit  wenigen  Kohlc- 
strichen  das  Porträt  des  Narren  auf  die  Wand 
geworfen  habe  und  daß  aus  seinen  erstaunlich 
ähnlichen  Bildnissen  ein  prrtorooxoroc,  d.  h.  ein 
Physiognom  oder  Phrenolog,  das  Lebensalter 
der  Dargestellten  geweissagt  habe,  beweisen 
nur  die  ungewöhnliche  Treffsicherheit  und 
die  peinliche  Sorgsamkeit  des  Meisters.  Die 
ihm  zugeschriebene  Erfindung  des  Elfenbein- 
schwarzes mag  an  und  für  sich  von  geringer 
Bedeutung  sein;  aber  A.  gab  ihr  eine  Nutzan- 
wendung, die  seinen  Bildern  einen  geheimnis- 
vollen, für  seine  Rivalen  unerreichbaren  Zau- 
ber verlieh,  indem  er  mit  dünnen  Lasuren 
dieses  Schwarz  seine  fertigen  Gemälde  über- 
zog und  damit  zugleich  die  grellen  Farben 
dämpfte  und  ihnen  eine  schützende  Decke  gab. 
Wahrscheinlich  beruht  auf  dieser  Technik  die 
Wirkung  seines  blitztragenden  Alexander,  der 
absichtlich  schmutzig-fahl  gemalt  war,  um  die 
Feuerfarbe  des  Blitzes  energisch  hervortreten 
zu  lassen,  und  Ähnliches  wird  von  den  Gewit- 
terdämonen gelten.  Die  bestimmteste  Vor- 
stellung von  den  Vorzügen  und  den  Schwä- 
chen seiner  Kunst  gewinnen  wir  aus  der  ver- 
gleichenden Kritik,  die  A.  selbst  an  sich  und 
seinen  Rivalen  Mclanthios,  Asklcpiodoros  und 
Protogenes  übte.  Melanthios  sei  ihm  in  der 
Komposition,  der  Verteilung  der  Figuren  im 
Raum,  überlegen,  Asklcpiodoros  in  den  Ab- 
messungen oder  der  Symmetrie,  d.  h.  in  die- 
sem Falle:  der  Perspektive  (die  von  Wust- 
mann, Rh.  Mus.  22,  18  vorgeschlagene,  von 
Overbeck  in  den  Text  der  Schriftquellen 
übernommene  Umstellung  der  Worte  des 
Plinius  N.  H.  35,  80  läßt  sich  nicht  recht- 
fertigen), Protogenes  in  allem  wenigstens 
gleich,  nur  könne  er  der  sorgfältigen  Ar- 
beit kein  Ende  finden,  die  Hand  nicht  vom 
Bild  abzichen  (manum  de  tabula)  und  ver- 
nichte damit  seine  Anmut.  Oder,  wie  cs  in 
anderer  Formulierung,  aber  doch  wohl  im 
Anschluß  an  Aussprüche  des  A.,  bei  Quinc- 
tilian  heißt:  an  wissenschaftlicher  Gründlich- 
keit und  Methode  (ratione)  seien  Panphilos 
und  Mclasthios,  an  Sorgfalt  (cura)  Protoge- 
nes, an  Leichtigkeit  (facilitas)  Antiptilos,  an 
Geist  und  Anmut  (ingenio  et  gratia)  Apelles 
der  erste.  Die  war  es»  *n  der  er  sich 

allen  seinen  Rivalen  überlegen  fühlte,  die  ihm 
das  uneingeschränkte  Lob  der  Kunstkenner  er- 
warb. Aber  diese  x®Plt  beruhte  nicht  nur 


auf  glücklicher  Anlage,  sondern  war,  wie  Quinc- 
tilians  Ausspruch  lehrt,  in  unermüdlichem 
Studium  durchgebildet  und  vertieft.  Weder 
Vielseitigkeit  noch  großartige  Komposition, 
weder  Tiefsinn  noch  psychologische  Feinheit 
machten  Apelles  zum  großen  Künstler,  aber 
innerhalb  der  Schranken,  die  seine  Begabung 
ihm  zog  und  die  er  klug  respektierte,  brachte 
er  das  spezifisch  malerische  Können  zur  Voll- 
endung. Der  offene  Blick,  das  bewegliche  Na- 
turell des  Ioniers  und  ein  ohne  Zweifel  bedeu- 
tendes malerisches  Talent  verband  sich  bei 
ihm  mit  der  Gründlichkeit  und  Gediegenheit 
der  Sikyonier,  wenn  man  auch  nicht  mit  Wust- 
mann (Apelles  20)  so  weit  gehen  darf,  zu  be- 
haupten, er  sei  mit  Leib  und  Seele  ein  Sikyo- 
nier geworden,  und  alle  Vorzüge  und  alle 
Schwächen  seiner  Malerei  — hier  sind  beson- 
ders die  unerfreulichen  Allegorien  gemeint  — 
seien  deutlich  auf  die  Einflüsse  der  sikyoni- 
schen  Schule  zurückzuführen.  Man  hat  Apel- 
les oft  mit  Raffael  verglichen  und  nicht  mit 
Unrecht.  Wie  dieser  erreichte  er  scheinbar 
mühelos  und  doch  auf  Grund  gewissenhaftester 
Arbeit  die  höchste  Anmut,  wie  dieser  war 
er  auch  als  fertiger  Künstler  ungemein  an- 
passungsfähig und  wußte  die  Vorzüge  seiner 
Rivalen  unbefangen  zu  würdigen.  Von  seiner 
höfischen  Porträtmalerei,  besonders  soweit  sie 
Bildnisse  in  bewegter  Situation  vorführt,  ge- 
winnt man  eine  Vorstellung  am  besten  wohl 
an  der  Kunst  des  Velasquez,  wie  überhaupt 
ein  Zug  zum  feierlichen  Barock,  der  Zcitstim- 
mung  entsprechend,  dem  Maler  der  Anmut 
nicht  fremd  gewesen  ist. 

Nachbildungen  seiner  Werke  sind  bis 
jetzt  leider  nicht  nachgewiesen,  auch  die  ange- 
führten plastischen  Umbildungen  des  Ana- 
dyomenemotivs  sind  nicht  gesichert  und  ge- 
ben natürlich  wenig  von  der  Wirkung  des 
Originals.  Der  Versuch  von  Six  (Jalirb.  d. 
Inst.  1905,  172  ff.),  das  berühmte  hcrkula- 
nensische  Telephosbild  und  danach  andere 
Wandgemälde  auf  Originale  des  Apelles  zurück- 
zuführen, ist  mißlungen,  wenn  es  auch  möglich 
ist,  daß  der  in  jenem  und  anderen  Bildern  vor- 
kommende Typus  eines  abgewandt  stehenden 
Herakles  auf  den  bezeugten,  nach  Rom  ge- 
brachten Herakles  des  A.  zurückgeht. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlcr.  II  202  ff.  — 
Wustmann,  Apelles  (die  einzige  umfassende 
Biographie,  wertvoll  durch  Gewinnung  genauerer 
Daten  aus  den  allgemeinen  historischen  Verhält- 
nissen und  durch  kritischere  Behandlung  der 
anekdotenhaften  Überlieferung,  im  einzelnen  je- 
doch vielfach  überholt).  — Woermann,  Ge- 
schichte d.  Mal.  im  Alt.  55  ff.  — Brunn  in 
Meyers  Kstlcrlcx.  II  164  ff.  — Studnicika, 
Vermutungen  z.  gr.  Kunstgcsch.  37  ff.  — Klein, 
Arch.  epigr.  Mitt.  11,  219.  — Robert,  Arch. 
Märchen  69  ff.  — v.  Rohden  bei  Baumeister, 
Dcnkm.  II  868  f.  — G i r a r d,  Peint.  ant. 
234  ff.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  I 
2689,  13  (Rossbach).  — Six,  Arch.  Jahrb.  1905 
169  ff.  Sauer. 


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Apelles  — Aphrodisios 


Apelles  II,  Torcut  um  100 — 60  v.  Chr.  Er 
beschäftigte  sich  nach  der  Überlieferung  ( Athc- 
naeus  VI  488  c.  cL)  mit  der  Rekonstruktion 
des  von  Homer  beschriebenen  Nestorbechers 
und  galt  als  Kenner  der  alten  korinthischen 
Mctallgcfäße. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  403.  — P a u - 
ly-Wissowa,  Realenc.  I 2692,  14  (Rossbach). 

Pcmicc. 

Apelles  III,  vielleicht  Verfertiger,  wahr- 
scheinlicher aber  ehemaliger  Besitzer  einer 
antiken  Gemme  der  Sammlung  Jablonowski 
mit  dem  Bilde  einer  tragischen  Maske. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  546.  — P a u - 
ly-Wissowa,  Realcnc.  I 2692,  15  (Rossbach). 

Pernice. 

Apelt,  s.  Appel. 

Apengeter,  nordd.  Glockengießer,  goß  laut 
Inschrift  1494  eine  mit  einem  erhabenen  Ma- 
donnenrelief geschmückte  Glocke  von  1,18  m 
Durchmesser  für  die  Alexanderkirche  zu 
Wildeshausen.  (Am  Weihnachtsfest  1835  ge- 
sprungen.) 

Bau-  und  Kunstdenkmäler  des  Herzogtums 
Oldenburg,  Amt  Wildeshausen,  p.  113  (mit  Fak- 
simile der  Inschrift).  H.  V. 

Apengheter,  Conradus,  Bildgießer  in 
Lübeck  1337,  nur  urkundlich  bekannt. 

Mithoff,  Mittclalterl.  Kstlr.  u.  Werkmstr. 
Niedersachs.  u.  Westf.  H.  V. 

Apengheter,  Johannes  (bei  Lüer-Creutz : 
Hans  Apengeter  „van  Sassenlant“),  Bild- 
gießer, 1332 — 1342  zu  Lübeck  urkundlich  vor- 
kommend, verfertigte  1327  einen  großen  sic- 
benarmigen  Leuchter  für  den  Dom  zu  Kol- 
berg,  1337  den  Taufkessel  von  Messing  für 
die  Marienkirche  zu  Lübeck  und  1344  (1340?) 
einen  Taufkessel  für  die  Nikolaikirche  in 
Kiel.  Nach  Hachs  Vermutung  dürfte  unser 
Künstler  identisch  sein  mit  Hannes  oder 
Jan  van  Halverstat. 

M i t h o f f,  Mittclalt.  Kstlr.  und  Werkmstr. 
Niedersachsens  und  Westf.  — Lüer  - Crcutz, 
Gesch.  d.  Metallkunst,  Stuttgart  1904.  — Hach 
im  Repert.  f.  Kstwissensch.  1881  p.  177  ff.  — 
Bau-  u.  Kstdenkm.  von  Lübeck  II  239  f.  H.  V. 

Apengheter  oder  Grave  (auch  Grove), 
Laurens,  norddeutscher  Erzgießer,  f 1478 
zu  Hamburg,  wo  er  seit  1466  das  Amt  eines 
Wagemeisters  bekleidete ; von  ihm  ein  sehr 
sauber  ausgeführter  Taufkessel  zu  Hittfeld 
(A.  Harburg)  von  1438  und  ein  Taufgefäß  zu 
Handorf  (A.  Winsen  a.  d.  Luhe)  von  1440, 
beide  bez.  „Lavrens  apengheter“,  während  der 
von  ihm  1455  gefertigte  Taufkessel  im  Dom 
zu  Lübeck  „Laurens  grove“  signiert  ist,  unter 
welchem  Namen  der  Künstler  auch  in  den 
Kämmerei-Rechnungen  der  Stadt  Hamburg 
seit  1461  geführt  wird.  Von  seinen  Arbeiten 
für  Hamburg  sind  noch  besonders  erwähnens- 
wert die  beiden  messingenen  Kronleuchter  für 
Rathaus  und  Kanzlei  aus  den  Jahren  1462 
bezw.  1467  und  3 große  Bombarden  von  1470. 

M i t h o f f.  Mittelalt.  Kstlr.  ynd  Werkmstr. 
Niedersachsens  und  Westfalens.  H.  V. 


Apenzäller  (Appenzeller),  Franz,  Maler 
in  Chur,  Lehrer  des  Hans  Ardüser,  nur  be- 
kannt durch  seine  jetzt  leider  völlig  über- 
tünchten allegorisch-dekorativen  Malereien  in 
dem  Hause  des  Landrichters  Regctt  von  Capol 
(Pension  Brun)  in  Flims  von  1580. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlcx.  H.  V. 

Apeus,  C o r n e 1 i s,  Kupferstecher,  geb.  um 
1634/35,  wohnte  1666  in  Lceuwarden,  ver- 
weilte aber  damals  in  Amsterdam,  vielleicht 
zur  Herstellung  der  großen  in  Verbindung 
mit  M.  Noe  nach  F.  Carre  gestochenen 
und  höchst  seltenen  Darstellung  der  Begräb- 
nisfeier des  friesischen  Statthalters  Willem 
Frederik.  Außerdem  hat  er  einige  Porträts 
gestochen;  dasjenige  des  katholischen  Geist- 
lichen Guiliclmus  Cromstreyen  wahrscheinlich 
1688.  Eine  Karte  in  vier  Blättern  der  Pro- 
vinz Groningen  nach  W.  und  F.  Conders  van 
Helpen  ist  dem  Statthalter  Hendrik  Casimir 
II.  dediziert 

Meyer,  Kstlcrlex.  E.  IV.  Afoes. 

Apezteguia,  Juan  Felipe,  ein  Navarrese, 
in  seiner  Jugend  bei  einer  der  Kapellen  in 
Madrid  als  Sänger  angestellt,  erlernte  dann 
bei  Luis  Salvador  Carmona  die  Bildhauerei. 
Die  Akad.  von  S.  Fernando  ernannte  ihn  1777 
zum  Ehrenmitglied,  er  starb  1785. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 40.  A 

Apfalterer  (Abfalderer),  Martin,  tiroler 
Maler,  gebürtig  auf  dem  Wald  im  Gericht 
Thauer  (bei  Innsbruck),  sucht  1645  mehrere 
Male  beim  Stadtrat  zu  Innsbruck  um  Auf- 
nahme als  Inwohner  an;  der  Widerstand  der 
Innsbrucker  Maler  scheint  die  Abweisung  des 
Gesuches  verursacht  zu  haben,  obwohl  A.  vor- 
brachte, daß  er  die  Tochter  des  Innsbrucker 
Bürgers  und  Malers  Mathias  Liebl  zu  heiraten 
gedenke.  1647  wiederholte  er  sein  Gesuch  u. 
27.  9.  1652  und  noch  später  erhält  seine  Wit- 
we für  sich  und  ihre  beiden  Kinder  (Sohn 
und  Tochter)  vom  Stadtrat  Unterstützungen. 

A.  Sikora. 

Apfalterer,  s.  Abfeit  er  er. 

Apfelmann,  Hans,  Maler,  in  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jabrh.,  schmückte  10  Räume 
der  alten  Burg  in  Wien  mit  dekorativen  Ma- 
lereien (vier  Jahreszeiten,  Tiere,  exotische 
Szenen,  Historien,  Taten  des  Herkules  etc.). 

Laut  Verz.  i.  K.  u.  K.  Reichs-Fin.-Archiv  zu 
Wien  v.  1597.  Ernst  Dies. 

Aphel  (Apphel),  Goldschmied  und  Münz- 
eisenschncider  im  Dienste  des  österr.  Kaiser- 
hauses, mehrfach  urkundlich  erwähnt  von  1443 
bis  1465. 

Jahrb.  d.  Kstsamml.  d.  österr.  Kaiserhauses 
XVII  Regesten.  M 

Aphrodisieus,  s.  Kobl  . . . nos. 

Aphrodisios  I,  Bildhauer  aus  Tralles  in  Ka- 
rien.  Werke  von  ihm  standen  nach  Plin.  N. 
H.  36,  38  in  den  römischen  Kaiserpalästen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 473.  475.  528. 
— Overbeck,  Schriftq.  2300.  — P a u ly- 
Wissowa,  Realenc.  I 2728,  10  (Robert). 

Amelung. 


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Aphrodisios  — Apol 


Aphrodisios  II,  Bildhauer,  Sohn  eines  Deme- 
trios,  aus  der  späteren  Kaiserzeit,  bekannt 
aus  seiner  Grabschrift,  die  vor  den  Mauern 
Roms  zwischen  Via  Latina  und  Via  Appia 
gefunden  wurde.  Nach  ihr  wurde  er  auch 
Epaphras  genannt  und  war  zugleich  Bildhauer 
und  Statucnbcmalcr  (aYotipotroTcoisc  rptauartje). 

L ö w y,  Inschr.  gr.  Bildh.  551.  — P a u 1 y - 
Wissowa,  Realenc.  I 2728,  11  (Robert). 

Amelung. 

Aphrodisios  (M.  Aurelius  A.),  Sohn  des 
Onesimos,  angesehener  Architekt  in  Antiochia 
a.  M.  nach  der  von  seinen  drei  Söhnen  ge- 
stifteten und  zu  Nysa  gefundenen  Grabinschrift 
aus  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 

Bull.  corr.  hell.  1883,  270  (Ramsay).  — Pau- 
ly-Wissowa,  Realenc.  Suppl.  I 102  (Fa- 
bricius).  H.  Thier  sch. 

Apianus  (Bennewitz),  Peter,  berühmter 
Mathematiker  am  Hofe  Karls  V.,  geb.  1495 
zu  Leisnig  in  Sachsen,  f 1552  zu  Ingolstadt, 
fertigte  Wappenmalereien,  Landkarten-  und 
Städtezcichnungen. 

Meyer,  Kstlerlex.  — F ü s s 1 i,  Kstlerlex. 
Neue  Zusätze,  1824.  H.  V. 

Apianus,  Philipp,  Sohn  des  Peter  A., 
Arzt  und  Mathematiker,  geb.  zu  Ingolstadt 
14.  9.  1531,  f zu  Tübingen  1589,  fertigte 
einige  Landkartcnzcichnungen,  wovon  die  be- 
rühmteste die  1561  auf  Befehl  Herzog  Al- 
brechts  V.  aufgenommene  Karte  von  Bayern 
ist,  welche  1566  in  vergrößertem  Maßstab  in 
24  Holztafcln  geschnitten  wurde  unter  dem 
Titel:  „Phil.  Appiani  bayrische  Landtafeln“ 
und  mehrere  Auflagen  erlebte.  (Die  Stöcke  im 
Reichsarchiv  zu  München.)  Das  auf  einem 
ein  Horologium  vorstellcnden  Holzschnitt  be- 
findliche Monogramm  AB  wird  von  Nagler 
(Monogr.  I 139)  auf  ihn  gedeutet  (Apianus 
Bienewitz). 

Meyer,  Kstlerlex.  — L i p o w s k y.  Bayeri- 
sches Kstlerlex.  Anhang.  H.  V. 

Apice,  V i n c c n z o d\  Bildhauer  in  Nea- 
pel, führte  1748  unter  Leitung  des  Architek- 
ten Constantino  Manni  in  Tuffstein  die  Gie- 
bel und  Seitenteile  der  Haupttür  des  Klosters 
„Croce  di  Lucca“  in  Neapel  aus. 

Napoli  Nobilissima  XII  148.  — R.  Archivio  di 
Napoli : Monastcri  Soppressi  vol.  3611. 

G.  Degli  Assi. 

Apiello,  italicn.  Modelleur  in  Porzellan  an 
der  1736  durch  Karl  III.  von  Neapel  gegrün- 
deten Porzcllanmanufaktur  von  Capo  di 
Monte.  Von  ihm  zwei  bezcichnete  Figuren, 
Mann  und  Frau  in  chinesischer  Tracht,  in  der 
Sammlung  Langford  und  gleichfalls  signierte 
Statuetten  von  Landlcuten  in  der  Sammlung 
Fortnum.  (Faksimile  der  Signatur  bei  Jacn- 
nickc.  No.  1923.) 

Meyer,  Kstlerlex.  — Jaennicke,  Grund- 
riß der  Keramik.  H.  V. 

Aplemain,  Pierre,  französ.  Bildhauer,  ar- 
beitete um  1401,  unter  der  Leitung  des  Claux 


Sluter,  am  Portal  der  Karthäuser-Klostcr- 
kirche  von  Champmol  bei  Dijon. 

L a m i,  Dict.  des  sculpt.  fran?.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Apoil,  Ch.,  Genremaler  in  Sevres,  wohl 
Sohn  des  Charles  Alexis,  stellte  in  den  Pari- 
ser Salons  seit  1887  fast  alljährlich  aus. 

H.  V. 

Apoil,  Charles  Alexis,  Porträt-  und 
Genremaler,  geb.  zu  Mantes  (Seine-et-Oise) 
24.  10.  1809,  f zu  Sevres  22.  12.  1864,  wo  er 
an  der  Porzellan-Manufaktur  tätig  war,  Schü- 
ler von  Eugene  Deveria,  stellte  seit  1843 
wiederholt  in  den  Pariser  Salons  meist  Pastell- 
bildnisse aus.  Er  hat  sich  besondere  Ver- 
dienste um  die  Emailmalerci  auf  Eisenblech 
erworben.  Im  Mus.  zu  Avignon  befindet  sich 
von  ihm  ein  Porträt  von  Cesar  de  Bus,  dem 
Gründer  der  „Congregation  de  la  Doctrine 
Chretienne“. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Gazette  d. 
Beaux-Arts  1893  I p.  430.  H.  V. 

Apoil,  Susanne  Estelle,  geb.  Beran- 
gcr,  französ.  Malerin,  geb.  19.  10.  1825  in 
Sevres,  Witwe  von  Charles  Alexis  Apoil,  hat 
seit  1846  zumeist  Aquarelle  und  Emaillemale- 
rcien  ausgestellt,  gewöhnlich  Blumen,  aber 
auch  Figuren,  besonders  Kopien  nach  Raffael 
und  Guido  Reni,  und  hat  lange  Jahre  für  die 
Porzcllanmanufaktur  in  Sevres  gearbeitet 
1874  schenkte  die  französ.  Regierung  der  Kai- 
serin von  Rußland  2 Scvres-Vasen  (päte 
tendre,  fond  bleu),  auf  welche  die  Künstlerin 
die  Darstellungen  der  „Education“  und  der 
„Rccreation“  gemalt  hatte. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Dus- 
s i c u x,  Artistes  frang.  ä l'itranger  1876  p.  576. 
— Gaz.  d.  beaux-arts  I.  P6r.  XVII  85,  III.  Per. 
I 430.  K.  E.  Schmidt. 

Apol  junior,  sonst  unbekannter  niederlän- 
discher Maler  oder  Zeichner  der  2.  Hälfte 
des  16.  Jahrhunderts,  nach  dessen  Vorlage 
Ph.  Velijn  das  Porträt  des  Dichters  Jonkhcer 
Jan  van  der  Noot  stach.  Kramin  nennt  den 
Künstler  fälschlich  Jan  v.  d.  N.,  wohl  infolge 
eines  Lesefehlers  (junior  für  Jan). 

K r a m m,  De  Levens  en  Werken  ctc. 

E.  W.  Mocs. 

Apol,  Bentname  des  Franciscus  de  Witt, 
auch  Fcbus  genannt.  •• 

Apol,  Louis  (eigentl.  I-odewyk  Franciscus 
Hendrik),  bekannter  holl.  Landschaftsmaler 
im  Haag,  geb.  daselbst  6.  9.  1850,  Schüler 
von  Joh.  Hoppenbrouwers  und  Pieter  Stor- 
tenbeker,  hatte  seinen  ersten  öffentlichen  Er- 
folg auf  der  Ausstellung  im  Haag  1875,  wo 
von  ihm  das  Gemälde  „Ein  Winter  im  Walde“ 
für  den  Staat  angekauft  wurde.  (Jetzt  im 
Reichsmus.  Signiert:  Louis  Apol  ft.  75.) 
Die  Darstellung  der  Natur  im  Winterkleide 
blieb  auch  in  Zukunft  sein  Lieblingsgebiet, 
und  er  behandelte  dieses  Thema  in  immer 
neuen  Variationen  und  immer  mit  einer  ganz 
persönlichen  Note,  die  ihn  rasch  bekannt 


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Apolini  — Apollodoros 


machte.  Das  Eigentümlichste  in  seiner  Auf- 
fassung ist  vielleicht,  daß  in  seinen  Bildern 
der  Winter  selbst  zu  uns  spricht  und  nur 
selten  Staffagefiguren  die  Aufmerksamkeit  auf 
sich  ziehen.  Ihm  liegt  daran,  die  Stille  des 
schwer  beschneiten  und  von  der  Winter- 
sonne hier  und  da  farbig  bestrahlten  Waldes 
und  die  ganze  einsame  Winterstimmung  effekt- 
voll zu  geben.  Sein  Interesse  an  Schnee-  und 
Eisszenerien  ließ  ihn  1880  an  der  3.  arktischen 
Expedition  des  „Willem  Barents“  teilnchmen, 
von  wo  er  mit  reichem  Skizzen-  und  Studien- 
material zurückkehrte,  das  er  dann  16  Jahre 
später  zu  dem  geschickten  Panoramarund- 
gemäldc  „Novaja  Semlja“  in  Amsterdam  ver- 
wertete. 1886 — 92  lebte  er  in  Roozendaal  bei 
Arnhem,  im  waldigen  Gelderland,  seitdem  ist 
er  wieder  im  Haag  tätig.  Seine  Bilder  fan- 
den auch  im  Auslande  Beifall  und  wurden 
z.  B.  in  Lüttich,  Philadelphia  und  München 
mit  Medaillen  ausgezeichnet  und  sind  vielfach 
in  englischen  und  amerikanischen  Privat- 
besitz übergegangen.  In  öffentlichen  hollän- 
dischen Sammlungen  findet  man  ihn  außer 
im  Ryksmuseum  in  Amsterdam  auch  im 
Haag,  in  Dordrecht,  Haarlem  und  Rotterdam 
vertreten.  — Wie  in  seinen  Ölgemälden  gibt 
er  gelegentlich  auch  in  Aquarell  seine  Win- 
terlandschaften und  greift  bisweilen  auch  zur 
Radiernadel.  Im  Archiv  der  Haager  Künst- 
lergenossenschaft Pulchri  Studio  finden  sich 
seine  Radierungen,  von  denen  hier  genannt 
seien:  Die  3 Bäume  am  Ententeich  (8vo) 
und  die  Wäscherin  vor  dem  Bauernhause 
(8vo).  — Natürlich  hat  der  Künstler  nicht 
ausschließlich  Winterbilder  gemalt,  sondern 
es  finden  sich  in  seinem  Werk  auch  Frühlings-, 
Sommer-  und  besonders  Herbstlandschaften. 

G.  H.  Marius,  De  Hollandsche  Schilder- 
kunst. — Rooses,  Het  Schilderbock  II,  Ar- 
tikel von  J.  Gram.  — J.  Gram,  Onze  Scbil- 
ders  in  Pulchri  Studio  118.  — The  Art  Journal 
1893,  353.  — Zeitschrift  für  bildende  Kunst 
und  Kunstchronik  passim.  — Kunst  für  Alle 
1888,  1890.  — Ausstellungskat.  München  1901, 
Düsseldorf  1895  u.  a.  — Mit  Notizen  von  J. 
Veth  u.  E.  t’Hooft.  F.  Decker. 

Apolini,  G i u 1 i a n o de,  Goldschmied  in 
Ferrara,  fertigte  Medaillen  nach  denjenigen, 
die  G.  F.  Enzola  für  die  Einbände  der  Chor- 
bücher des  Doms  zu  Ferrara  gemacht  hatte. 
Er  signiert:  opus  Juliani  Appolini. 

Cittadella,  Not.  rcl.  a Ferrara.  — Jahrb. 
d.  Kstsamml.  d.  österr.  Kaiserhauses  XXI  I 202, 
264.  ** 

Apollodoro,  Francesco,  Maler  aus  Pa- 
dua, geb.  um  die  Mitte  des  16.  Jahrh.  Seinen 
Beinamen  di  Porcia  führte  er  nach  einem 
Kastell  in  Friaul.  Unterrichtet  wurde  er  von 
Dario  Varotari.  Durch  Porträtmalcrei  machte 
er  sich  ehrenvoll  bekannt.  Er  soll  fast  alle 
Paduanischen  Gelehrten  seiner  Zeit  gemalt 
haben ; erwähnt  werden  Sperone,  Mcrcuriale, 
Capo  di  Vacca  und  Acquapendente.  O.  Münd- 


lcr  hat  in  Mailand  ein  Bildnis  gesehen,  das 
er  für  einen  Gelehrten  oder  Diplomaten  an- 
sprach und  welches  die  folgende  Bezeichnung 
trug:  FRANC.  APOLLODORUS  PINXIT 
ANNO  1585  MENSE  MAIO.  Er  fand  darin 
eine  kräftige  Behandlung  und  jene  Art  Härte, 
wie  sie  wohl  dem  alten  Pourbus  eigen  war. 
Nach  Rossetti  befand  sich  1776  im  Palaste 
Borromei  bei  S.  Lucia  in  Padua  ein  hl.  Fran- 
ziskus mit  Christus  am  Kreuz,  gemalt  von 
Apollodoro.  Noch  1606  erscheint  dieser  Mei- 
ster in  der  Paduanischen  Malerliste.  Giam- 
battista  Bissono  war  sein  Schüler. 

Pietrucci,  Biografia  degli  Artisti  Pado- 
vani.  — M o s c h i n i,  Origine  e vicende  etc. 
in  Padua  p.  92,  93.  — Rossetti,  Descrizione 
di  Padova  p.  325.  — R i d o 1 f i,  Maraviglie  etc. 
II  260.  — Lanzi,  Storia  pitt.  1825,  III  243.  — 
Boissardi  Poemata  (1591)  p.  177,  233,  290,  324. 

R. 

Apollodoro,  P a o 1 i n o,  Maler  aus  Padua, 
machte  das  Porträt  des  Alessandro  Fortezza 
(t  1613).  Pietrucci  hält  diesen  Meister  für 
identisch  mit  Francesco  Apollodoro,  Moschini 
aber  für  dessen  Sohn  oder  Neffen. 

Tommasini,  Illustrium  Virorum  Elogia.  Pa- 
tavii  1630,  I 254.  — Pietrucci,  Biogr.  degli 
art.  Padovani.  — Moschini,  Origine  e vi- 
cende etc.  in  Padova  p.  92,  93.  — Meyer, 
Kstlerlcx.  R. 

Apollodoro«  I,  Architekt  aus  Athen.  Nach 
einer  sehr  zertrümmerten  Architravinschrift 
aus  Delos  Erbauer  eines  dort  140  v.  Chr. 
den  ägyptischen  Göttern  Serapis,  Isis  u.  Anu- 
bis geweihten  Tempels. 

H o m o 1 1 e,  Bull.  corr.  hell.  1892,  479  ff.  — 
Pauly-Wissowa,  I 2896,  74  (Fabricius). 

H.  Thitrsch. 

Apollodoro«  II,  von  Damaskos,  einer  der  ge- 
nialsten Architekten  des  Altertums,  der  größte 
der  römischen  Kaiserzeit.  Er  ist  im  2.  Jahrh. 
n.  Chr.  der  Hauptvertreter  griechisch-helleni- 
stischer, aus  dem  Osten  kommender  Kunst- 
prinzipien im  Westen.  Mit  dem  Reichtum 
seiner  im  Osten  gesättigten  und  zu  kühner 
Größe  entwickelten  Phantasie  befruchtet  er 
Rom.  Unter  Trajan  steht  er  in  höchster 
Gunst,  die  bedeutendsten  Staatsaufträge  sind 
ihm  anvertraut,  auch  im  Kriege  begleitet  er 
den  Kaiser  und  wird  mit  kriegstechn.  Auf- 
gaben betraut.  Er  ist  Trajans  offizieller  Ar- 
chitekt. Bei  Hadrian  ist  er  von  Anfang  an 
in  Ungnade,  da  er  vor  den  dilettantischen 
Bauentwürfen  des  eitlen  Kaisers  in  syrischem 
Freimut  mit  scharfer  Kritik  nicht  zurückhielt 
(die  letzten  Aussetzungen  betrafen  den  Ent- 
wurf zu  dem  im  Jahre  121  begonnenen  Venus- 
Romatempel).  Feindschaft,  Verbannung  und 
Hinrichtung  w'urden  sein  Los.  Ein  vortreffliches 
Porträt  des  großen  Meisters  ist  erhalten  in 
einer  durch  antike  Inschrift  als  Apollodor  ge- 
sicherten Büste  in  München  (Amdt-Bruck- 
mann,  griech.  u.  röm.  Porträts  48.  47),  ein 
echter  Künstlerkopf  voll  trotziger  Entschie- 
denheit, alles  individuell,  nur  in  den  tief  in 


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Apollodoros 


die  Stirne  hereingekämmten  Haaren  der  Mode 
der  Zeit  folgend.  Auch  auf  den  Reliefs  der 
Trajansäule  ist  A.  wahrscheinlich  dargestellt 
in  der  Gruppe  rechts  von  dem  vor  der  Donau- 
brückc  opfernden  Trajan,  aber  nicht  in  dem 
zuvorderst  stehenden  Mann  (wie  Cichorius  a. 
a.  O.  III  141  meint),  sondern  offenbar  in 
dem  feinen  unrömischen  Profil  unmittelbar 
rechts  hinter  dem  Kaiser.  Wie  viele  große 
Architekten  des  Altertums  ist  auch  A.  lite- 
rarisch tätig  gewesen.  Überliefert  sind: 
1.  eine  Schrift  über  die  von  ihm  unter  Trajan 
erbaute  Donaubrücke  bei  Dobretae.  — 2.  Eine 
Hadrian  (nicht  Trajan,  wie  Th.  Reinach, 
Rev.  des  etud.  gr.  1895,  198  ff.  wollte)  ge- 
widmete Schrift  über  Belagerungsmaschinen 
(TOliopxrynxa).  Ein  Auszug  davon  ist  erhalten; 
französ.  Übersetzung  von  Lacoste,  Rev.  des 
etudes  grecques  III  360  ff. 

Ausgeführt  hat  A.  folgende  Bauten:  1.  die 
schon  genannte  Donaubrücke  unterhalb  des 
Eisernen  Tores,  „Pontes  Trajani",  erbaut  im 
Jahre  10-1/5  n.  Chr.  Beschreibung  mit  den 
Hauptmaßen  bei  Cassius  Dio  68,  13,  Abbildun- 
gen auf  Münzen  und  den  Reliefs  der  Trajan- 
säule  (nur  ein  kurzes  Stück,  Cichorius,  Tafel 
72).  Die  über  1 km  lange  Brücke  ging  an 
einer  besonders  engen,  aber  um  so  tieferen 
und  reißenderen  Stelle  über  den  Strom.  Von 
Stein,  massiven  Quadern,  waren  nur  die  Bo- 
genportale an  beiden  Enden  und  die  zunächst 
daran  anstoßenden,  noch  auf  dem  Trockenen 
fußenden  Teile,  dann  die  im  Wasser  selbst 
stehenden  20  mächtigen  Pfeiler.  Die  Bögen 
über  diesen  dagegen  waren  wie  die  Pfeiler- 
köpfe selbst,  der  Brückenboden  und  durch- 
gehends  das  Geländer  aus  hölzernem,  auf  der 
Trajansäule  deutlich  wiedergegebenen  Spreng  - 
werk.  — 2.  Ein  ebenfalls  unter  Trajan  erbautes 
„Odeion'"  in  Rom  (Cass.  Dio),  nach  Pausa* 
nias  ein  „vollständig  kreisrundes  Theater". 
Da  für  Rom  nur  ein  einziges  Gebäude  dieser 
Art  bezeugt  ist,  eine  domitianische  Grün- 
dung, so  vermutet  man,  A.  habe  dieses  nur 
restauriert  ( ?).  — 3.  Ein  Zirkus  von  2 Stadien 
Länge  in  Rom,  vielleicht  der  Circus  Hadriani 
nördlich  von  der  moles  Hadriana,  der  sich 
nach  Hülsen  (Dissertazioni  della  pontif.  Ac- 
cad.  Roman,  archeol.  2.  Ser.  VIII  1903,  360 
ff.)  in  der  Tat  als  ein  trajanischer  Bau,  und 
zwar  sicher  als  Naumachie  erweist.  — 4.  Ein 
gleichfalls  unter  Trajan  erbautes  „Gymnasion“ 
in  Rom,  wahrscheinlich  identisch  mit  den  von 
Pausanias  besonders  gerühmten  Thermen  am 
Esquilin.  Über  die  älteren  Titusthermen  teil- 
weise hinweggehend  sind  sic  heute  größtenteils 
zerstört.  Ältere  vollständige  Aufnahmen  bei 
Palladio  und  einem  sorgfältigen  unbekannten 
Renaissancearchitcktcn  (Röm.  Mitt.  1892, 
303;.  Diese  Thermen,  in  ihrer  klaren  und 
großartigen  Komposition,  in  der  Bevor- 
zugung des  großen  Apsidenmotives  auch  dem 


größten  Bau  A.s,  dem  Trajansforum,  unver- 
kennbar verwandt,  sind  die  ersten  dieses 
neuen  Bautypus  in  Rom.  Die  berühmten 
Diokletiansthermen  sind  nur  eine  neue  Auf- 
lage davon.  — ß.  Das  Forum  Trajani  in 
Rom,  erbaut  107 — 113  n.  Chr.,  das  gewaltigste 
der  Kaiserfora,  die  großartigste  antiker  Platz- 
anlagen überhaupt:  von  dem  üblichen  stadt- 
römischen Forumschema  (viereckiger  Hof  mit 
zentralem  Heiligtum)  ebenso  verschieden  wie 
durch  seine  kühne  malerische  Komposition 
und  großartige  Steigerung  in  der  wirkungs- 
vollen Anordnung  verwandt  den  hellenisti- 
schen Anlagen  des  Ostens  (Alexandria,  Antio- 
chia,  Gerasa,  Baalbek  etc.,  nicht  aber  den  Pha- 
raonenbauten Ägyptens,  wie  man  irrtümlich 
gemeint  hat).  Auch  der  große  Säulenhof  in 
Damaskus  (wahrscheinlich  kein  Tempelhof, 
sondern  ein  einfaches  Forum;  nach  brief- 
licher Mitteilung  Puchsteins  ein  Werk  der 
ersten  Kaiserzeit  (Augustus-Tiberius),  in  den 
sich  später  die  Johanneskirche  und  die  Oma- 
jadenmoschee eingenistet  haben),  zeigt  Ver- 
wandtschaft mit  der  großen  Area  des  Trajans- 
forums.  A.s  Anlage  in  Rom  galt  dem  Alter- 
tum selbst  als  unübertrefflich,  als  der  Höhe- 
punkt aller  Architektur.  Von  ihrer  überwäl- 
tigenden Wirkung  auf  den  Kaiser  Constan- 
tinus  berichtet  Ammian.  Marc.  16,  16.  Der 
Bau  bestand  zunächst  aus  einem  quadratischen 
Säulenhof  von  126  m Seite,  den  Eingang  bil- 
dete ein  im  Jahre  112  errichteter  sechssäuliger 
Triumphbogen  (auf  Münzen  bei  Donaldson, 
architectura  numism.  n.  67).  Hinter  den  seit- 
lichen Hallen  2 große  zweigeschossige  Apsi- 
den, auch  wieder  mit  vorgcstellten  Säulen- 
hallen; in  der  Mitte  des  Platzes  das  Reiter- 
standbild Trajans.  Dann  quer  eingelegt  die 
große  Basilika  Ulpia,  innen  mit  2 Säulen- 
reihen, ringsum  mit  Oberlicht,  in  vergoldeter 
Bronze  eingedecktem  Dach  und  2 Apsiden 
an  den  schmalen  Schlußseiten.  Dann  auf  an- 
nähernd quadratischem  Platze,  rechts  u.  links 
eingefaßt  von  zwei  Bibliothekssälen  die  heute 
noch  stehende  Trajanssäule  mit  seiner  Sta- 
tue auf  der  Spitze.  Nach  den  neuesten  Unter- 
suchungen, von  denen  Boni  in  der  „British 
Academy“  berichtete,  steht  fest,  daß  die  Säule 
als  Grabmonument  errichtet  wurde  und  in 
ihrem  Sockel  eine  Kammer  mit  Bestattungs- 
resten, wahrscheinlich  von  der  Beisetzung 
Trajans  und  seiner  Gattin  Plotina,  enthielt. 
Die  den  Schaft  der  40  m hohen  Säule  in 
200  m langen  Spiralwindungcn  umziehenden 
Reliefs,  einst  durch  Farbe  belebt,  schildern 
die  dakischen  Kriege  (101 — 103  und  107 — 108). 
Diese  riesige,  isoliert  stehende  Grab-Ehren- 
säule ist  die  erste  ihrer  Art  in  Rom.  A. 
führte  mit  ihr  einen  ebenfalls  im  Osten 
wurzelnden  alten  Monumentalgedankcn  (vgl. 
die  Naxiersäule,  die  Kolossalsäulcn  der 
Ptolemäer  in  Olympia,  die  Säulen  der  kom- 


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Apollodoros 


magenischen  Grabdenkmäler)  wieder  in  die 
römische  Architektur  ein.  Im  Hintergründe 
des  abschließenden  Säulenhofs  stand  ein  für 
den  Kult  des  Kaisers  bestimmter  Tempel, 
den  aber  erst  Hadrian  hinzufügte.  Der 
ganze  große  Baukomplex  ist  wohl  der  monu- 
mentalste Ausdruck  der  im  Grunde  orien- 
talischen, hier  in  höchster  hellenistischer  Ver- 
feinerung in  Rom  ihren  Einzug  haltenden 
Apotheose  des  Monarchen.  Auch  im  einzel- 
nen überall  ein  großer  freier  Zug,  nichts 
Kleinliches  und  Überladenes.  So  auch  in 
dem  sehr  reichlich  angewandten  Skulpturen- 
schmuck. Vom  Trajansforum  stammen  die 
20  m langen  Reliefs  der  lebendigen  Daker- 
schlacht, die  kolossalen  Rundfiguren  der  ge- 
fangenen Barbaren  (nicht  aber  die  acht 
Rundmedaillons)  am  Constantinsbogen.  Die 
Reliefs  an  der  Trajanssäule  verraten  in  ihrer 
malerischen  Kompositionsweise  und  ausführ- 
lichen Erzählung  wieder  einen  entschieden 
östlichen  Einfluß.  Eine  Rekonstruktion  des 
Planes  bei  Canina,  der  Tatbestand  des  Grund- 
risses nach  Lanciani  (Blatt  23  und  30)  bei 
Richter,  Topographie  von  Rom  Tafel  11,  p. 
114  ff.,  die  beste  Rekonstruktion  im  Pano- 
rama von  Rom  von  Bühlmann- Wagner.  — 
8.  Ein  von  Apollodor  dem  Kaiser  Hadrian  ge- 
machter Vorschlag,  dem  Helios-Nerokoloss 
eine  ebenso  riesige  Selene  gcgenüberzustellcn, 
kam  nicht  zur  Ausführung  (Histor.  Aug. 
Hadr.  19,  13). 

Inwieweit  A.  beteiligt  war  bei  den  anderen 
großen  unter  Trajan  in  Italien  und  den  Pro- 
vinzen ausgeführten  Bauten,  und  wie  weit  er 
andere  Architekten  seiner  Zeit  (z.  B.  Lacers 
Brückenbau  bei  Alcantara  über  den  Tajo)  be- 
einflußt hat,  ist  noch  ganz  ununtersucht.  Am 
wahrscheinlichsten  ist  A.s  Beteiligung  bei  den 
groß  und  kühn  angelegten  Hafenbauten  von 
Ostia:  das  Polygon  des  Hauptbassins,  das 
Sechseck  des  Trajanhafens  geht  auf  helleni- 
stisch-syrische Prinzipien  zurück  (vgl.  die 
späteren  Sechsecks-  und  Achteckshöfe  in 
Baalbek  und  Kalat  Siman).  Ganz  in  Apollo- 
dors Geist  scheint  ferner  der  elegante  Ent- 
wurf des  Hafens  von  Ccntumcellae  (die  gro- 
ßen Absiden  diesmal  als  Molen)  in  Verbin- 
dung mit  der  darüber  gelegenen  Villa  Tra- 
jans  (Canina,  archit.  greca  tav.  CLX)  und 
endlich  der  vornehm  schlanke,  fast  hellenisti- 
sche, Trajan  gewidmete  Triumphbogen  von 
Ancona  geschaffen  zu  sein. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  II  340  f.  — 
Prosopographia  Romana  I 112.  — Schiller, 
Gcseh.  d.  röm.  Kaiserzeit  I 593.  — Dierauer 
in  Büdingcrs  Untersuch,  zur  Kaiscrgesch.  I 132 
ff.  — Promis,  Mem.  Acc.  Torino,  Ser.  2, 
XXVII  1871  p.  5.  — Pauly-Wissowa,  Re- 
alenc.  I 2896,  73  (Fabricius)  und  Suppl.  I 108. — 
Th.  R e i n a c h,  Rev.  des  etudes  grecqucs  VIII 198 
ff.  — Arndt,  Griech.  u.  röm.  Porträts  46,  47.  — 
Furtwängler,  Beschr.  d.  Glyptothek  No.  334. 
— Cichorius,  Reliefs  der  Trajansäule  III  135 


ff*  — Richter,  Topographie  von  Rom  S.  114. 
— Michaelis  in  Springers  Handb.  d.  Kunst- 
gesch.  I7  413  ff.  — Donaldson,  Archit  nu- 
mismat  p.  250  ff.  — Brunn-Bruckmann, 
Denkmäler  565  (Sieveking).  — Baumeister, 
Denkmäler  III,  1877  (P.  Graef).  — Holtzin- 
g e r,  Moderner  Cicerone  f.  Rom  I 74  f. 

H.  Thier  sch. 

Apollodoros  III,  Erzbildner,  dessen  Zeit  zu- 
nächst ungefähr  dadurch  bestimmt  wird,  daß 
ihn  Silanion  (s.d.),  ein  Zeitgenosse  des  Praxi- 
teles, porträtierte.  Im  zweiten  alphabetischen 
Verzeichnis  nennt  ihn  Plinius  dann  als  Ver- 
fertiger von  Philosophenstatuen.  Plinius  ent- 
wirft ein  merkwürdiges  Bild  seiner  mensch- 
lichen Eigenart : im  unersättlichen  Drang  nach 
Vollendung  habe  er  die  Mehrzahl  seiner 
Werke,  nachdem  er  sie  vollkommen  ausge- 
führt, wieder  zerschlagen,  und  man  habe  ihn 
deshalb  den  Tollen  (insanum)  genannt;  des- 
halb habe  auch  Silanion  in  seinem  Porträt 
nicht  so  sehr  ein  Bild  des  Menschen,  als  ei- 
nen Typus  des  Zornmuts  in  Erz  gebildet. 
Sicher  ist  dieser  A.  der  aus  dem  Phaleron  ge- 
bürtige Schüler  des  Sokrates,  den  Platon  zum 
Träger  der  Erzählung  im  Symposion  gemacht 
hat;  denn  auch  er  wird  der  Tolle  (jiavutäc) 
genannt,  nur  richtet  sich  sein  Zornmut  hier 
nicht  gegen  seine  Werke,  von  denen  nicht  die 
Rede  ist,  sondern  gegen  alle  Menschen,  begon- 
nen mit  ihm  selber  und  ausgenommen  nur  So- 
krates. Er  ist  seinem  Lehrer  unbedingt,  ja 
schwärmerisch  ergeben  und  hält  bei  ihm  bis 
zum  Tode  aus  (Plat  apol.  34a.  88b.  Phaed.  59a. 
b.  117d)  ; all  seine  Worte  bewahrt  er  treu  im 
Gedächtnis.  Dabei  ist  es  wohl  denkbar,  daß 
Xenophon  ihn  richtig  als  beschränkten,  guten 
Jungen  charakterisiert  (apol.  28).  Mit  der 
ihm  eigenen  Heftigkeit  gab  er  sich  der  tief- 
greifenden Wirkung  der  Persönlichkeit  seines 
Lehrers  hin ; mit  Gier  lernte  er  die  neue  Kunst 
des  Denkens,  ohne  zu  ahnen,  wie  gefährlich 
gerade  ihm,  dem  bildenden  Künstler,  die  zer- 
setzende Kraft  der  unermüdlichen  Selbst- 
kritik werden  mußte,  zumal  eine  andere  so- 
kratische  Eigenschaft,  der  heilsame  Humor 
des  Ironisiercns,  in  seiner  Seele  augenschein- 
lich gar  keinen  Widerhall  fand.  Er  war,  als 
der  Agathon  des  platonischen  Symposion  sei- 
nen ersten  Sieg  feierte,  im  Jahre  416,  noch 
ein  Kind,  als  Sokrates  starb  (399),  ein  Jüng- 
ling. Silanion  muß  ihn  also  als  bejahrten 
Mann,  im  Beginn  seiner  eigenen  Tätigkeit, 
porträtiert  haben.  Kekule  hat  eine  Kopie  die- 
ses Bildnisses  in  der  sogenannten  Aeschylus- 
büste  im  kapitolinischen  Mus.  vermutet  (bei 
Winter,  Jahrb.  d.  Inst.  1890,  S.  166) ; da- 
gegen opponieren  mit  Recht  Brunn  (Sitzungs- 
ber.  d.  bayr.  Akad.  1892,  S.  668  = Kl.  Sehr.  II 
S.  350)  und  Studniczka  (N.  Jahrb.  f.  Phil.  1900, 
S.  175).  Bekanntlich  hat  Silanion  auch  ein 
Porträt  des  Platon  geschaffen ; danach  läßt 
sich  zuversichtlich  der  Schluß  ziehen,  er  habe 
in  naher  Beziehung  zu  dem  ganzen  Kreise 


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Apollodoros  — Apollonio 


der  Sokratiker  gestanden.  Falsch  aber  ist  es, 
wenn  man  weiter  geht  u.  in  Apollodor  seinen 
Lehrer  erkennen  will ; wir  wissen  nicht  ein- 
mal, ob  wir  aus  der  Angabe  bei  Plinius,  Apol- 
lodor habe  Philosophen  dargestellt,  nun  auch 
entnehmen  dürfen,  er  habe  nur  Porträts  ge- 
bildet. Auf  der  athenischen  Akropolis  hat 
sich  eine  fragmentarische  Inschrift  mit  seinem 
Namen  und  aus  seiner  Zeit  gefunden. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 398.  — Hert  i, 
De  Apollodoro  statuario  ac  philosopho.  — Over- 
beck, Schriftq.  1359,  1364.  — Löwy,  Inschr. 
gr.  Bildh.  55.  — P a u 1 y -W  issowa,  Realenc. 
I 2896,  75  (Robert)  2849,  15  (Kirchner).  — 
Klein,  Praxiteles  S.  33.  Amelung. 

Apollodoros  IV,  Bildhauer,  Sohn  eines  Zcnon 
aus  Phokaia,  aus  hellenistischer  Zeit.  Be- 
kannt durch  die  Inschrift  einer  Basis,  die  in 
Erythrai  in  der  Nähe  des  Hafens  gefunden 
wurde  und  auf  der  eine  männliche  Porträtsta- 
tue (Theudoros,  Sohn  des  Artcnion)  gestan- 
den hatte. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 503.  — Over- 
beck, Schriftq.  2050.  — Löwy,  Inschr.  gr. 
Bildh.  218.  — P a u 1 y -W  issowa,  Realenc.  I 
2897,  76  (Robert).  Amelung. 

Apollodoros  V,  athen.  Maler,  der  um  415  v. 
Chr.  blühte,  nach  der  antiken  Überlieferung  ein 
bedeutender  u.  bahnbrechender  Meister.  Von 
seinen  Werken  werden  genannt:  ein  betender 
Priester,  ein  Odysseus,  ein  blitzgetroffener 
Aias  und  ein  im  Anschluß  an  Euripidcs  ge- 
schaffenes (Wilamowitz,  ind.  lect.  Gryphisw. 
1S82  S.  10)  Heraklidenbild,  in  dem  u.  a.  Alk- 
mene und  ihre  Enkelin  Makaria  als  Schutz- 
flehende vor  Demophon  erschienen;  das  letz- 
tere Bild  wurde  von  anderen  allerdings  dem 
Sikyonier  Pamphilos  (s.  d.)  zugeschricben. 
Ungewöhnlich  bestimmt  und  ergiebig  sind  die 
Äußerungen  antiker  Schriftsteller  über  Wesen 
und  Verdienst  seiner  Kunst.  Er  gilt  als  der 
erste  berühmte  Tafclmaler  (vor  ihm  gebe  es 
kein  Tafelbild,  das  die  Augen  fessele,  sagt 
Plinius)  und  als  unmittelbarer  Vorläufer  des 
Zeuxis,  woraus  sich  erklärt,  daß  das  Motto 
pwpr.ocTod  paXXov  r,  ptpnarrai  (Tadeln 
ist  leichter  als  Bcssermachen)  beiden  zuge- 
schrieben und  ihr  Verhältnis  durch  epigram- 
matisch formulierte  Urteile  beleuchtet  wird 
(durch  die  von  Apollodoros  geöffnete  Pforte 
der  Kunst  sei  Zeuxis  eingetreten,  Zeuxis  habe 
seinen  Vorgängern  die  Kunst  entrissen  und 
mit  sich  genommen).  Daß  A.  Skiagraphos 
genannt  und  diese  Bezeichnung  durch  Skeno- 
graphos  erläutert  wird,  läßt  einen  Zusammen- 
hang zwischen  A.  und  Agatharchos  deutlich 
erkennen:  hatte  dieser  im  Gebiete  der  Büh- 
ncnmalerei,  also  im  Architektur-  und  Land- 
schaftsbild nach  Illusion  gestrebt  und  dazu 
den  Kontrast  von  Licht  und  Schatten  ausge- 
nützt, so  überträgt  A.  diese  Neuerung  auf  die 
Figurenmalerei  und  wird  der  erste,  der  „leib- 
hafte Gestalten"  (species)  malt,  der  erste  Ma- 
ler im  eigentlichen  Sinne. 


Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  71  ff.  — v. 
Rohden  in  Baumeisters  Denktn.  II  859.  — 
Klein,  Arch.  epigr.  Mitt.  12,  101  ff.  — Ro- 
bert, Ärch.  Märchen  67  ff.  — G i r a r d,  Pcint. 
ant.  201  f.  — Pauly-W  issowa,  Realenc. 
I 2897,  77  (Rossbach).  Sauer. 

Apollodotos.  Der  Name  findet  sich  auf 
einem  geschnittenen  Stein  mit  dem  Kopfe  der 
Athena  Parthenos  des  Phidias.  Er  bezeichnet 
den  Besitzer,  nicht,  wie  angenommen  worden 
ist,  den  Gemmenschneider. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  692.  — Pau- 
ly-Wissowa,  Realenc.  I 2898,  8 (Rossbach). 
— Furtwängler,  Die  ant.  Gemmen  II  185, 
46,  Taf.  XXXVIII  46.  Pernice. 

Apolloni,  A d o I f o,  röm.  Bildhauer,  geb.  in 
Rom  1345,  widmete  er  sich  zunächst  dem  Stu- 
dium der  Mathematik  und  der  Ingenicurwis- 
senschaften,  ging  dann  zum  Studium  der  Bild- 
hauerkunst über,  in  der  er  nunmehr  seine 
Schwärmerei  für  die  klassische  Antike  sich 
ausleben  lassen  konnte.  So  wurden  die  An- 
tike selbst  und  neben  ihr  die  Natur  und  das 
Leben  die  eigentlichen  Lehrmeister  des  jungen 
Bildhauers,  während  er  auf  ausgedehnten  Rei- 
sen nach  Frankreich,  England  und  Nordame- 
rika seinen  Gesichtskreis  erweiterte.  In  Ame- 
rika fand  er  zugleich  Bewunderer  seiner  Bild- 
werke, wobei  er  mit  zahlreichen  weiteren 
Kunstaufträgen  betraut  wurde.  Nach  zwei- 
jähriger Abwesenheit  kehrte  er  schließlich  in 
die  Heimat  zurück,  um  sich  dauernd  in  Rom 
niederzulassen.  Mit  gleicher  Virtuosität  be- 
herrscht er  die  verschiedenen  Arten  plasti- 
scher Aufgaben:  Porträtreliefs.  -Büsten, 

Statuetten,  allegorische  Figuren  u.  Gruppen, 
aber  seine  Hauptarbeiten  sind  dekorative 
Brunnen  in  reichbewegtem,  bald  klassizistisch, 
bald  modern  gemildertem  Rokokoaufbaue.  — 
Wollen  und  Können  dieses  Künstlers  erinnert 
bis  in  Kleinigkeiten  hinein  an  seinen  deutschen 
Kunstgenossen  Gustav  Ebcrlein,  obwohl  viel- 
leicht keinerlei  direkte  Beziehungen  zwischen 
beiden  vorliegen. 

A.  Colasanti  in  L’Arte  1900  p.  380  ff.  — 
Kunstchronik,  N.  F.  III  110.  — A.  R.  Wil- 
lard,  Hist,  of  modern  ital.  Art  (London  1902) 
p.  213.  — Natura  ed  Arte  1907,  371  ff.  (aus- 
führlich mit  Abb.).  R. 

Apolloni,  s.  auch  Appolloni  u.  Appoloni. 

Apollonides.  Nach  Plinius  einer  der  bedeu- 
tendsten Gemmenschneider  der  hellenistischen 
Zeit,  von  dem  jedoch  kein  einziges  Werk  auf 
uns  gekommen  ist.  Die  Steine  mit  seinem 
Namen  sind  sämtlich  gefälscht. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  602  f.  — 
Archäol.  Jahrb.  IV  74.  — P a u 1 y - W i s s o w a, 
Realenc.  II  121,  34  (Rossbach).  Pernice. 

Apollonio,  Mosaizist  in  Venedig  und  Flo- 
renz. Vasari  berichtet,  Andrea  Tafi  habe  ihn 
nach  Florenz  gebracht.  Wir  wissen  nur,  daß 
bei  den  Arbeiten  in  S.  Marco  ein  Apollonius 
pictor  Florentinus  1279  genannt  wird  und  daß 
ein  Künstler  des  Namens  auch  in  den  Rcch- 


32 


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Apollonio  — Apollonios 


nungsbüchern  des  Florentiner  Baptisteriums 
vorkommt. 

V a s a r i,  ed.  Milanesi  I 333.  — G a y e,  Car- 
teggio  II  37.  Rintelen. 

Apollonio,  Maestro,  Ornamentbildhauer  in 
Venedig  um  1561,  vielleicht  griechischer  Ab- 
kunft, nur  bei  Zani  (Enc.  met.  II  164)  er- 
wähnt. H.  V. 

Apollonio  da  Capranica,  italien.  Mi- 
niator, nur  dem  Namen  nach  erwähnt. 

M i s s i r i n i,  Stör.  d.  rom.  Accad.  di  S.  Luca, 
p.  461.  •» 

Apollonio  del  Celandro,  Miniator  in 
Perugia  um  1470.  Erhielt  vom  Peruginer 
Magistrat  den  Auftrag,  die  dem  Pietro  di 
Galeotto  übertragene  Altartafcl  in  der  Ka- 
pelle der  Prioren  auszuführen.  An  der  Tafel 
selbst  hat  er  keinen  Anteil;  jedoch  hat  er 
die  Bildnisse  der  Prioren  und  ihres  Notars 
auf  dem  Tympanon  gemalt.  Diese  Arbeit 
mußte  er  laut  Kontrakt  in  15  Tagen  ausfüh- 
ren, während  für  die  Tafel  selbst  ein  Jahr 
angesetzt  war.  Nach  Gualandi  vielleicht  iden- 
tisch mit  dem  1461  in  Florenz  tätigen  Maler 
Apollonio. 

Zani,  Enc.  met  VI  120.  — Gualandi, 
Mcmorie  IV  150.  — O r s i n i,  Lctterc  pittoriche 
Pcrugine.  — Mariotti,  Lett.  pitt.  perug.  VI 
147.  IV.  Bombe. 

Apollonio,  G i a c o m o,  Maler  in  Bassano, 
geb.  um  1583  aus  vornehmer  bassanescr  Fa- 
milie, wurde  in  seiner  Vaterstadt  begraben 
2.  12.  1654.  Seine  Mutter  Marina  war  eine 
Tochter  des  Malers  Giacomo  da  Ponte.  — 
A.  folgte  ebenfalls  der  Schule  seines  Groß- 
vaters und  seiner  Oheime  und  wurde  unter 
den  Schülern  der  Bassani  der  bekannteste. 
Indessen  blieb  er,  besonders  in  betreff  des 
Kolorits,  weit  hinter  seinen  Lehrern  zurück, 
da  ihm  nicht  nur  die  klare  Sicherheit  des  Pin- 
selstrichs, sondern  auch  die  Harmonie  und 
Einheit  der  Tinten  fehlten. 

Von  seinen  vielen  Arbeiten  blieben  nur  drei 
erhalten,  die  ihm  mit  voller  Sicherheit  zuge- 
hören. Das  eine  Bild,  in  der  Kirche  S.  Sc- 
bastiano  in  Bassano,  stellt  die  Hl.  Sebastian, 
Veronika,  Gregor,  Rocchus,  Vitus,  Apollonia 
und  Augustinus  dar  und  trägt  die  Signatur: 
[IACOJB.s  APOL.  BAS.  ||FACIEB.  Das  an- 
dere, in  der  Parochialkirche  von  Licdolo  (Aso- 
lo),  stellt  die  Madonna  mit  dem  hl.  Lorenz, 
dem  hl.  Carl  und  einem  Stifter  dar  und 
ist  signiert:  IACs  • APOLLONIVS  • BAS- 
SAN.sis||  • P • LANNO  • MDCXIIII.  Das 
dritte,  in  der  Pfarrkirche  von  S.  Eulalia  (Aso- 
lo)  mit  der  Himmelfahrt,  S.  Eulalia,  S.  Jo- 
hannes Evangelista  und  S.  Prosdocimus,  trug 
früher  ebenfalls  die  Signatur. 

G.  B.  V e r c i,  Notizie  intomo  alla  vita  de’ 
pittori  di  Bassano,  Venezia,  1775  p.  229.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  Gerola. 

Apollonio  di  Giovanni,  s.  Apollonio  da 
Ripatransone. 


Apollonio  di  Giovanni  di  Tornas o, 
gcb.  1415,  f 27.  9.  1465  (Testament  v.  27.  8. 
1465  im  Florentiner  Staatsarch.  in  den  Pro- 
tokollen des  Ser  Piero  di  Carlo  del  Viva). 
Wie  aus  der  Kopie  seines  Werkstattbuches 
hervorgeht  (vgl.  Warburg,  Jahrb.  d.  kgl. 
preuß.  Kunstsammlung  1902  p.  248)  hatte  A. 
zusammen  mit  Marco  del  Buono  (s.  d.)  ein 
Atelier  für  Hochzeits-cassoni  und  Deschi  da 
Parto.  Auch  Cino  Rinuccini  erwähnt  ihn  in 
seinen  Ricordi  (publ.  Ajazzi)  p.  23  als  Ver- 
fertiger seines  Hochzeits-cassonc.  Warburg. 

Apollonio,  Marcantonio,  Freskomaler 
in  Bassano,  geb.  6.  9.  1653,  f 17.  3.  1729.  Man 
weiß,  daß  er  in  Bassano  Fresken  ausgeführt 
hat,  aber  jetzt  ist  kein  Werk  von  ihm  mehr 
vorhanden. 

G.  B.  Verci,  Notizie  intomo  alla  vita  de’ 
pittori  di  Bassano.  Venezia  1775  p.  230.  Gerola. 

Apollonio  (Petrocchi)  da  Ripatranso- 
n c,  ital.  Holzbildhauer,  wurde  wahrscheinlich 
1440  geboren.  Sein  Vater  war  Giovanni  Pe- 
trocchi. Er  vollendete  1471  zusammen  mit  dem 
Florentiner  Tommaso  den  berühmten  Chor  in 
der  Unterkirche  S.  Francesco  in  Assisi.  Der 
Chor  in  Assisi  erinnert  in  den  Ornamenten 
sowohl  an  den  Chor  der  Kirche  S.  Domenico 
in  Perugia,  der  im  Jahre  1476  angefangen  ist, 
wie  auch  an  die  Manier  des  Meisters  Paolino 
di  Maestro  Giovanni  aus  Ascoli,  der  in  seiner 
Heimat  den  Chor  der  Kathedrale  ausführte 
und  zusammen  mit  Giovanni  da  Montelparo 
1456 — 58  den  Chor  der  Kirche  S.  Maria 
Nuova  in  Perugia  arbeitete.  Die  Namen  Apo- 
lonio  und  Paolino  di  Maestro  Giovanni,  die 
zuerst  durch  Emidio  Luzi  zusammengebracht 
wurden,  weisen  uns  also  mit  großer  Wahr- 
scheinlichkeit darauf  hin,  daß  Apollonio 
der  Schüler  des  Maestro  Paolino  war,  der 
ihn  nach  Umbrien  zur  Arbeit  mit  sich  ge- 
nommen hatte.  Andere  Nachrichten  über  das 
Leben  des  Apollonio  gibt  uns  Carlo  Grigioni. 
Am  Ende  des  Jahres  1469  befand  sich  Apol- 
lonio in  seiner  Vaterstadt;  kurz  darauf  be- 
gab er  sich  nach  Assisi  zurück.  Aber  nach- 
dem der  berühmte  Chor  im  April  des  Jahres 
1471  fertig  war,  kehrte  A.  sofort  nach  Ripa- 
transone heim,  wo  er  im  August  des  genann- 
ten Jahres  ein  Grundstück  kaufte  und  im  Ok- 
tober noch  eins  neben  dem  ersten.  Er  starb 
1475.  Kein  Werk  des  ausgezeichneten  Mei- 
sters befindet  sich  in  Ripatransone,  sein  Ruhm 
ist  einzig  durch  den  herrlichen  Chor  in  Assisi 
für  immer  gesichert. 

D.  Emidio  Luzi,  Cenno  storico  critico 
descrittivo  della  Cattedrale  Basilica  di  Ascoli- 
Piccno,  1894,  p.  62—64.  — E r c u 1 e i,  Catal.  d. 
op.  ant.  d’Intaglio  etc.  (1885)  p.  34.  — Rivista 
d'Italia,  a.  II,  fase.  2,  p.  277.  — ■ C.  Grigioni 
in  Rassegna  bibl.  dcll’  arte  ital.  a.  IX  29 — 34.  — 
Giomale  di  Erud.  Art.  I 355 ; III  280. 

E.  Calsini . 

Apollonios  I,  Architekt  trajanischer  Zeit, 
Sohn  des  Ammonios  aus  Alexandria.  Nach  der 


Kiuutlerlexikoo.  Bd.  U. 


33 


3 


Apollonios 


Inschrift  CIG  4713c  errichtet  er  bei  Mons 
Claudianus  dem  Serapis  einen  Altar.  Es  ist 
dies  die  Stelle  der  eben  damals  entdeckten 
großen  ägyptischen  Granitbrüche  östlich  vom 
Nil,  nicht  weit  vom  roten  Meere.  Zur  Zeit 
Hadrians  und  Trajans  waren  viele  Sträflinge 
dort  beschäftigt.  Vielleicht  war  A.  mit  der 
Aufsicht  des  Ganzen  betraut. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  341.  — Pau- 
ly-Wissowa,  Realenc.  II  161,  118  (Fabri- 
cius).  — Diera  u er  bei  Büdinger,  Untersuch, 
zur  röm.  Kaisergcsch.  I 132.  H.  Thiersch. 

Apollonios  II,  Architekt,  tätig  für  das  Apol- 
loheiligtum auf  Delos  nach  einem  ca.  180  v. 
Chr.  erstatteten  Rechenschaftsbericht  der  deli- 
schcn  Tcmpelverwaltung. 

Bull.  corr.  hell.  1882,  p.  24  (Zeile  197  ff.).  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  Suppl.  I 111 
(Fabricius).  H.  Thiersch. 

Apollonios  III,  Bildhauer  hellenistischer  Zeit 
aus  Magnesia.  Bekannt  durch  die  Inschrift 
einer  Basis,  die  auf  Delos  vor  den  großen 
Propyläen  gefunden  wurde  und  ein  Weihge- 
schenk des  *oivov  ruv  vriotwTwv  an  Apollon  ge- 
tragen hatte.  Von  der  Wende  des  3.  und  2. 
Jahrh.  v.  Chr. 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  211.  — Pauly- 
Wissowa,  Rcalcnc.  II  161,  119  (Robert). 

Amelung. 

Apollonios  IV,  Bildhauer,  Sohn  eines  Ar- 
chias,  Marathonier  aus  hellenistischer  Zeit.  Be- 
kannt durch  die  Inschrift  einer  in  Athen  ge- 
fundenen Basis,  die  nach  den  Buchstabenfor- 
men ins  3.  Jahrh.  v.  Chr.  zu  datieren  ist.  Da 
uns  auch  eine  Künstlerinschrift  eines  Maratho- 
niers  Archias  (s.  d.),  Sohnes  eines  Apollonios, 
erhalten  ist,  hat  cs  augenscheinlich  eine  Künst- 
lerfamilie gegeben,  in  der  diese  Namen  ab- 
wcchscltcn,  und  zu  der  dann  wahrscheinlich 
auch  A.  VIII  gehört  hat. 

Overbeck,  Schriftq.  2218.  — Löwy,  In- 
schr. gr.  Bildh.  144.  — Pauly-Wissowa, 
Realenc.  II  161,  120  (Robert).  Amelung. 

Apollonios  V,  Bildhauer,  Sohn  eines  Arte- 
midoros,  Adoptivsohn  eines  Menekrates,  aus 
Trallcs  in  Karicn.  Er  führte  gemeinsam  mit 
seinem  Bruder  Tauriskos  (s.  d.)  eine  Gruppe 
aus,  in  der  die  Brüder  Amphion  und  Zcthos 
dargcstellt  waren,  wie  sie  ihre  Stiefmutter 
Dirke  an  den  Stier  binden,  um  sie  zu  Tode 
schleifen  zu  lassen.  Dieses  Werk  — die  An- 
gabe des  Plinius,  es  sei  aus  einem  einzigen 
Block  gehauen,  ist  entweder  nicht  wörtlich  zu 
verstehen  oder  törichte  Cicerone-Weisheit  — 
hatte  zunächst  in  Rhodos  gestanden  und  war 
dann  nach  Rom  in  den  Besitz  des  Asinius  Pol- 
lio  gelangt.  Eine  Gruppe  des  gleichen  Gegen- 
standes, ein  Riesenwerk,  hat  man  1546  in  den 
Thermen  des  Caracalla  in  Rom  entdeckt;  sic 
wurde  ergänzt  und  zunächst  im  Pal.  Farnese 
aufgcstcllt,  kam  aber  später  von  dort  mit  der 
famcsischen  Erbschaft  ins  Neapeler  Mus.  Daß 
diese  Gruppe  nicht  aus  einem  Stein  gehauen  ist, 
würde  nicht  gegen  die  Identifizierung  mit  dem 
Originale  sprechen,  und  so  hat  man  denn  bis 


vor  kurzem  diese  Identität  als  selbstverständ- 
lich angenommen,  bis  Studniczka  überzeugend 
nachgewiesen  hat,  daß  die  Neapeler  Gruppe, 
bekannt  unter  dem  Namen  „der  farnesische 
Stier“,  nur  Kopie  sei,  und  daß  der  Kopist  die 
ursprüngliche  Komposition  um  die  Figur  der 
Antiopc,  den  Berggott  und  all  das  kleinliche 
Getier  an  der  Basis  vermehrt  habe.  Das  Ori- 
ginal enthielt  also  nicht  mehr  Gestalten,  als 
Plinius  nennt,  mit  Ausnahme  des  aufwärts- 
bcllendcn  Hundes  rechts.  So  wiederherge- 
stellt ergibt  sich  eine  dramatisch  aufs  Äu- 
ßerste belebte  und  doch  künstlerisch  streng 
geschlossene  Komposition,  die  sich  von  der 
des  Laokoon  nur  dadurch  unterscheidet,  daß 
sie  sich  nicht  rein  rcliefmäßig  ausbreitet, 
sondern  stark  räumlich  in  die  Tiefe  ent- 
wickelt. Apollonios  und  Tauriskos  werden 
dann  auch  Zeitgenossen  der  rhodischen  Mei- 
ster des  Laokoon  gewesen  sein. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 471,  495.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2038.  — Ders.,  Gesch.  d. 
gr.  Plastik  II*  S.  341  ff.  — Collignon,  Hist, 
de  la  sculpt.  gr.  II  532  ff.  — P a u 1 y -W  i s - 
sowa,  Realenc.  II  161,  121  (Robert).  — Stud- 
niczka, Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  1903  S. 
171  ff.  Amelung. 

Apollonios  VI,  Erzbildncr,  Sohn  eines  Tau- 
riskos. Eine  Basis  mit  seiner  Signatur  hat  sich 
im  Theater  von  Magnesia  am  Maeandcr  ge- 
funden. Nach  den  Schriftformen  gehört  sie 
in  den  Beginn  der  Kaiserzeit.  Demnach 
könnte  der  Vater  dieses  A.  der  eine  von  den 
Künstlern  des  „Stieres"  selbst  gewesen  sein, 
oder  er  war  der  Sohn  des  anderen  Bruders, 
dieser  Apollonios  also  der  Enkel  des  vorigen. 
Auf  der  Basis  stand  eine  Bronzestatue,  ein 
Weihgcschcnk  für  Dionysos  Enagonios. 

Hiller  v.  Gärtringen,  Athen.  Mitt.  1894 
S.  37  ff.  — Inschr.  von  Magnesia  No.  213. 

Amelung. 

Apollonios  VII,  Bildhauer,  Sohn  eines  Nestor, 
aus  Athen,  Künstler  des  berühmten  Torso  vom 
Belvedere,  an  dessen  Fclsensitz  sich  seine  In- 
schrift befindet  Nach  den  Formen  der  Buch- 
staben hat  er  in  den  letzten  Jahren  der  römi- 
schen Republik  gearbeitet  Der  Torso  wurde 
früher  allgemein  auf  Herakles  gedeutet,  bis 
Sauer  (s.  unten)  darauf  hinwics,  das  Fell, 
mit  dem  der  Sitz  bedeckt  ist  und  dessen 
Kopf  auf  dem  linken  Oberschenkel  liegt,  sei 
kein  Löwen-,  sondern  ein  Panthcrfcll.  Doch 
hat  sich  an  Stelle  der  älteren  keine  neue  über- 
zeugende Deutung  finden  lassen.  Ebenso  sind 
seither  alle  Versuche  einer  Ergänzung  ge- 
scheitert Mehr  Übereinstimmung  herrscht 
in  bezug  auf  die  stilistische  Würdigung  des 
Werkes:  A.  war  augenscheinlich  Eklektiker; 
er  kopierte  nicht,  sondern  suchte  durch  Mi- 
schung verschiedener  älterer  Richtungen,  die 
er  durch  akad.  Studium  kennen  gelernt  hatte, 
mit  Geschmack,  aber  ohne  Individualität  et- 
was Neues  zu  schaffen.  Zwei  andere  Inschrif- 
ten mit  demselben  Künstlernamen  sind  ge- 


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Apollonios  — Aponte 


fälscht.  Identität  mit  Apollonios  IX  ist  nicht 
nachzuweisen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 542,  563  ff. 
— Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  343,  510,  511.  — 
Sauer,  Torso  von  Belvedere.  — Pauly-Wis- 
s o w a,  Rcalcnc.  II  162,  122  (Robert)  ; alles  wei- 
tere bei  Araelung,  Katalog  d.  ant.  Skulpturen 
im  vatik.  Museum  II  No.  3.  Amelung. 

Apollonios  Vni,  Erzbildner,  Sohn  eines  Ar- 
chias,  aus  Athen ; Künstler  einer  bronzenen, 
vortrefflich  gearbeiteten  Büste,  die  den  Kopf 
des  polykletischen  Doryphoros  darstcllt;  sie 
wurde  zu  Herculaneum  in  der  Villa  dei  papiri 
gefunden  und  steht  jetzt  im  Neapeler  Mus. 
(Brunn-Bruckmann,  Denkm.  886).  Die  Buch- 
stabenformen der  Künstlersignatur  weisen  auf 
den  Beginn  der  Kaiserzeit.  Wahrscheinlich 
stammt  dieser  A.  aus  derselben  Familie  wie 
A.  IV  (vgl.  Archias). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 543.  — Over- 
beck, Schriftq.  2217.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  II«  S.  434.  — Collignon,  Hist,  de  la 
sculpt.  gr.  I 495 ; II  635.  — Löwy,  Inschr.  gr. 
Bildh.  341.  — P a u 1 y -W  i s s o w a,  Rcalcnc.  II 
162,  123  (Robert).  Amelung. 

Apollonios  IX,  Bildhauer.  Er  hat  nach  Chal- 
cidius  an  einem  Goldelfenbeinbilde  des  kapi- 
tolinischen Juppiter  gearbeitet.  Meist  wird 
willkürlich  angenommen,  Ch.  habe  seine  An- 
gabe ausgeschrieben,  etwa  aus  Cicero;  nur 
unter  dieser  Voraussetzung  kann  angenommen 
werden,  jenes  Bild  habe  in  dem  sullanischen 
Neubau  gestanden,  der  69  n.  Chr.  vollständig 
verbrannte.  Von  dem  Bilde  in  diesem  Tem- 
pel gibt  uns  eine  Silbermünze  des  Galha  eine 
deutliche  Vorstellung;  abgeb.  Jahrb.  d.  Inst. 
1898,  S.  198,  Fig.  4.  Hat  aber  Ch.  nicht  abge- 
schrieben — und  es  liegt  nicht  der  geringste 
Grund  vor.  das  anzunehmen  — so  hat  A.  das 
Bild  für  den  Neubau  Domitians  gearbeitet, 
der  82  n.  Chr.  geweiht  wurde  und  bis  zum 
5.  Jahrh.  bestand.  Die  Zeusstatue,  die  Mi- 
chaelis zuerst  für  ein  Werk  des  Apollonios, 
dann  wenigstens  für  eine  Schöpfung  seiner 
Zeit  erklärt  hat,  und  von  der  das  Unterteil 
im  Neapeler  Mus.  erhalten  ist,  hat  weder  mit 
Pasitcles  noch  mit  Apollonios  etwas  zu  tun. 
Das  erhaltene  Unterteil  ist  dem  entsprechen- 
den Teil  einer  Sarapisstatue,  die  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  das  große  Sarapisbild  des 
Bryaxis  (s.  d.)  wiedergibt  (Amelung,  Rev. 
archeol.  1903  II,  S.  13,  No.  1),  viel  zu  ähn- 
lich, als  daß  man  die  Originale  beider  nicht 
derselben  Zeit,  ja  demselben  Künstler  zu- 
schreiben müßte. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I S.  543.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2215.  — L ö w y,  Inschr. 
gr.  Bildh.  zu  343  am  Ende.  — P a u 1 y -W  i s - 
sowa.  Realenc.  II  162,  122  (Robert).  — Mi- 
chaelis, Jahrb.  d.  I.  1898  S.  192  ff.  — Ders. 
bei  Egger,  Codex  Escurialcnsis  S.  135  ff. 

Amelung. 

Apollonios  X,  Bildhauer  der  Kaiserzeit,  aus 
Athen.  Seine  Signatur  findet  sich  in  den 
Falten  eines  Statuenfragments  im  Mus.  zu 


Sparta.  Die  Schriftformen  stimmen  nicht  mit 
denen  von  A.  VIII  und  A.  X überein. 

L ö w y,  Inschr.  gr.  Bildh.  336.  — Pauly- 
W i 8 s o w a,  Realcnc.  II  162,  124  (Robert).  — 
Tod-Wace,  Catal.  of  the  Sparta  Museum 
S.  171  No.  363.  Amelung. 

Apollonios  XI,  Bildhauer  der  Kaiserzeit,  Ver- 
fertiger einer  Apollonstatue,  die  bei  Aricia 
in  den  Ruinen  eines  Tempels  gefunden  wurde, 
lange  Zeit  in  der  Sammlung  Despuig  auf 
Mayorca  stand  und  bei  deren  Auflösung  in 
die  Glyptothek  Ny-Carlsberg  in  Kopenhagen 
gelangte.  Die  Statue  ist  eine  elegant  ausge- 
führte Marmorkopie  des  bronzenen  archai- 
schen Apollon  aus  Pompei  (Wolters,  Jahrb. 
d.  Inst.  1896,  S.  1 ff.).  Die  Buchstabenfor- 
men der  Inschrift,  die  sich  am  Stamm  be- 
findet, stimmen  nicht  mit  denen  von  A.  VIII 
und  A.  IX  überein. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 544.  — Over- 
beck, Schriftq.  2220.  — L ö w y,  Inschr.  gr. 
Bildh.  379.  — Overbeck,  Gr.  Kunstmyth.  IV 
S.  169  No.  4.  — Pauly-Wissowa,  Realenc. 
II  162,  125  (Robert).  Amelung. 

Apollonios  XII,  Bildhauer  der  Kaiserzeit, 
Sohn  eines  Aineas.  Bekannt  durch  eine  in 
Smyrna  gefundene  Weihinschrift. 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  547.  — Pauly- 
W i_s  s o w a,  Realenc.  II  163,  126  (Robert).  — 
Gefälscht  ist  die  Signatur  eines  A.  an  einer  Ko- 
pie des  einschenkenden  Satyrs  in  Pctworth-House : 
Löwy,  a.  a.  O.  517.  Amelung. 

Apollonios  XHI,  Gemmenschneider  aus  der 
ersten  römischen  Kaiserzeit.  Von  seinen  Stei- 
nen zeigt  einer  den  Kopf  des  Königs  Asandros 
von  Pontos  (47 — 16  v.  Chr.),  der  zweite  eine 
vorzüglich  gearbeitete  Artemis.  Leichte  Un- 
terschiede in  der  Schrift  der  Künstlcrsignatur 
haben  dazu  geführt,  die  beiden  Steine  zwei 
verschiedenen  gleichnamigen  Künstlern  zuzu- 
schreiben, ohne  genügenden  Grund. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  423  f.  — 
Archäol.  Jahrb.  III  320  ff.  Taf.  X 3.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  163,  127,  Suppl.  I 111 
(Rossbach).  — Furtwängler,  Die  ant. 
Gemmen  II  234,  285;  III  163,  Taf.  XLIX  8; 
LXIII  36.  Pemice. 

Apollonios  u.  Apollonius,  s.  auch  Apollonio. 

Aponte,  Pedro  de,  aragon.  Maler  im  15. 
und  im  Beginn  des  16.  Jahrh.,  gebürtig  aus 
Zaragoza.  Nach  Iusepe  Martinez  bildete  er 
seinen  Stil  an  den  aus  Flandern  und  Deutsch- 
land nach  Spanien  gekommenen  Gemälden 
und  er  wäre  der  erste  gewesen,  der  in  Spanien 
in  öl  malte.  (Zapater  machte  ihn  ohne  Grund 
zu  einem  Schüler  des  Luca  Signorelli.)  Nach 
Martinez  wurde  er  Hofmaler  der  katholischen 
Könige,  denen  er  überallhin  folgte,  auch  in 
das  Kriegslager  des  Granada  belagernden 
Heeres  zu  S.  Fe.  Er  nennt  ihn  als  Urheber 
der  Kriegslist  mit  den  gemalten  Mauern  des 
span.  Lagers  und  sagt,  daß  er  besonders  im 
Porträt  Ausgezeichnetes  geleistet  habe,  so  daß 
jede  bedeutende  Persönlichkeit  seiner  Zeit  von 
ihm  gemalt  sein  wollte.  Von  seinen  Werken, 
von  denen  Martinez  in  Aragonien,  Katalo- 


35 


3* 


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Aponte  — Appel 


nien  und  Valencia  vieles  gesehen  haben  will, 
ist  wie  cs  scheint  wenig  oder  nichts  erhalten. 
Für  die  Pfarrkirche  von  S.  Lorenzo  in  Huesca 
führte  er  die  Gemälde  eines  im  18.  Jahrh.  zer- 
störten Altares  aus,  von  denen  V.  Carderera 
Bruchstücke  aufgefunden  haben  will.  Für 
den  Hochaltar  der  Magdalenkirche  in  Zara- 
goza, welchen  Juan  de  Salazar  1505 — 14  ar- 
beitete, lieferte  er  das  Hauptbild,  das  ihm  1517 
mit  16  Golddukaten  bezahlt  wurde. 

M a r t i n e z.  Arte  de  la  pintura  S.  104.  — 
Z a p a t e r,  Apuntos  histor.  biogr.  acerca  de  la 
cscuela  Aragonesa.  Madrid  1859.  — Vifiaia, 
Adic.  I 16,  203.  — L e f o r t,  Peint.  espagn.  S.  26. 

M.  v.  B. 

Aponte,  Sebastian  de,  verfertigte  die 
Chorstühle  in  der  Kollegiatkirche  S.  Antolin 
zu  Medina  del  Campo  im  16.  Jahrh.  Sie  sind 
mit  dorischen  Säulen  geziert,  die  Rücklehnen 
enthalten  gute  Flachreliefs. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 41.  — G o m e z, 
Escult.  en  Esp.  S.  602.  A 

A porta  (A  Porta),  Andreas,  Glockengie- 
ßer in  Bregenz  und  Feldkirch,  goß  laut  In- 
schrift 1705  gemeinsam  mit  Johann  Baptist 
Ernst  von  Lindau  Glocke  I in  St.  Gallcn- 
kirch. 

Brun,  Schweizer.  Kstlcrlex.  H.  V. 

Apostoli,  N i c o d e m o,  Mönch  u.  Maler 
der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  von  ihm  ein 
Bild  Christi  in  der  Kirche  S.  Atanasio  in 
Lithines  (Sitia)  auf  Kreta. 

G.  Gerola,  Monumcnti  veneti  nell’  isola  di 
Creta  II  311,  Venezia  1908.  G.  Gerola. 

Apostool,  C o r n e 1 i s,  geb.  in  Amsterdam 
6.  8.  1762,  f das.  10.  2.  1844.  Direktor  des 
Kgl.  Museums,  geschickter  Dilettant  im  Ma- 
len und  Stechen.  Schüler  Hcndr.  Meyers,  den 
er  nach  England  begleitete.  Lebte  lange  in 
London,  wo  er  1791 — 94  Folgen  von  Aqua- 
tintablättern herausgab. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (mit  Oeuvreverz.,  dem 
noch  die  Originalrad.  „Das  Wehr  unter  der 
Brücke“  zuzufügen  ist).  ** 

Apoux,  Joseph,  Genre-  und  Historienma- 
ler in  Paris,  geb.  in  Le  Blanc  (Indre),  Schü- 
ler von  Geröme,  stellte  in  den  Salons  1880 
bis  1882  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  Suppl.  H.  V. 

Apozzo,  Gactano  d\  ncapol.  Maler,  nur 
aus  einer  Bittschrift  von  1770  bekannt. 

Napoli  Nobilissima  IX  75.  G.  Degli  Aasx. 

App,  Bernd,  arbeitete  1610 — 11  mit  Hans 
Hartung  d.  J.  die  im  Altlutheraner  Kirchlein 
zu  Wernigerode  noch  erhaltene  Nikolaikanzel. 

Gesch.-Qu.  der  Prov.  Sachsen  XV  610. 

Hs.  Loose. 

App,  Peter  Wilhelm,  Historienmaler, 
geb.  in  Darmstadt,  wurde  um  1820  auf  der 
Akad.  in  München  vorgebildet,  dann  in  Düs- 
seldorf Schüler  von  Cornelius.  Von  ihm 
Karton  zu  einem  Fresko  „Urteil  des  Midas“ 
für  das  Schloß  des  Herrn  von  Plcsscn  in 
Eller  bei  Düsseldorf,  ferner  „Hermann,  als 
Sieger  zu  den  Seinigen  zurückkehrend“,  Öl- 


bild, 1841  in  Darmstadt  ausgestellt,  „Luther 
auf  dem  Reichstag  in  Worms  1521"  (von  H. 
Anschütz  lithogr.)  und  ein  nach  seiner  Zeich- 
nung wohl  von  ihm  selbst  radiertes  Blatt 
„Pius  VIII.  den  Segen  erteilend“,  Rom  1829. 

Schaarschmidt,  Zur  Gesch.  d.  Düssel- 
dorfer Kunst,  S.  50.  — Meyer,  Kstlerlex. 

Board. 

Apparicio,  Abbe,  portug.  Maler,  f 1787, 
wird  von  Cyrillo  als  erfolgreicher  Dilettant 
in  der  Malerei  erwähnt.  Taborda  dagegen 
nennt  ihn  den  berühmten  Porträtmaler. 

Raczynski,  Dict.  p.  14.  A.  Haupt. 

Apparicio,  s.  auch  Aparicio. 

Apparitio,  angeblich  Verfertiger  eines  kost- 
baren. mit  Goldblech  überzogenen  und  mit 
Elfenbein  und  edlen  Steinen  geschmückten 
Reliquiariums,  das  1033  König  Sancho  d.  ält 
von  Navarra,  Kastilien  und  Aragonien  für  die 
Gebeine  des  hl.  Millan  im  Kloster  Suso  her- 
steilen  ließ.  Man  glaubte  aus  der  bei  vier 
kleinen  Figuren  befindlichen,  teilweise  ver- 
stümmelten Inschrift:  „Apparitio  Scholastico. 
Ramirus  Rex.  — tro  et  Rodolpho  filio“ 
Schlüsse  auf  die  Künstlernamen  ziehen  zu 
können,  doch  läßt  die  Zusammenstellung  des 
Namens  A.  mit  dem  König  Ramiro  eine  solche 
Deutung  sehr  zweifelhaft  erscheinen.  Das 
Reliquiarium  ist  übrigens  1808  bis  auf  die 
Elfenbcinplatten  mit  Szenen  aus  dem  Leben 
des  hl.  Millan  zugrunde  gegangen. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 39.  — D a v i 1 - 
1 i e r,  Orfcvr.  S.  161.  A 

Apparuit,  Jacques,  Hofmaler  in  Paris, 
f 23.  12.  1737  als  71jähriger,  nur  urkundlich 
bekannt. 

Herluison,  Actes  d’Etat-Civil  etc.  H.  V. 

Apparat!,  Albert  Leon,  Landschafts- 
maler in  Paris,  geb.  in  Pouilly-sur-Saöne 
(Cöte-d’Or),  Schüler  von  Harpignics,  Du- 
bufc  und  Mazerollc,  stellte  in  den  Salons 
1875  und  77  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g<5n.  Suppl.  H V. 

Appel,  Amalie,  geb.  Tischbein,  Miniatur- 
malerin. Von  ihr  im  Museum  zu  Kassel  das 
Miniaturporträt  der  Philippine  von  Hessen, 
bezeichnet:  Amalie  Appel  n£e  Tischbein  1780. 

E.  W.  Braun. 

Appel,  A r n o u t,  geb.  in  Rotterdam  1645/46, 
wohnte  5.  4.  1670  in  Amsterdam,  als  er  Pie- 
tcrnel  Kleurs  heiratete  (erstes  Aufgebot).  Er 
wird  Maler  genannt 

Oud-Holland  III  59.  E.  W.  Moes. 

Appel,  Charles  P.,  amerikan.  Land- 
schaftsmaler, geb.  11.  7.  1857  in  Brooklyn; 
studierte  an  der  New  York  School  of  Art  be- 
sonders unter  Wm  M.  Chase  und  F.  L.  Mora. 

Edmund  von  Mach. 

Appel,  Iluybcrtus,  geb.  in  Rotterdam 
1647/48  von  Eltern,  welche  1673  in  Dänemark 
wohnten.  21.  10.  1673  heiratete  er  (erstes 
Aufgebot)  in  Amsterdam  Gecrtruy  de  Fruy- 
ter;  er  wohnte  damals  in  der  Körte  Leidsche 
Dwarsstraat  und  wird  Maler  genannt. 

Oud-Holland  III  59.  E.  W.  Moes . 


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Appel  — Appelman 


Appel,  Jacob,  Maler,  geb.  in  Amsterdam 
29.  11.  1080,  lernte  1690/92  Zeichnen  bei 
Timotheus  de  Graef  und  erhielt  1692/94  Un- 
terricht im  Malen  bei  David  van  der  Plaes; 
auch  Albert  Meyeringh  ist  sein  Lehrer  gewesen. 
Nach  einigen  Jahren  zog  er  nach  Haarlem 
und  bewohnte  dort  zwei  Jahre  das  Haus 
Kraainest  außerhalb  der  Stadt,  verweilte  auch 
einige  Zeit  im  Haag.  Schließlich  zog  er  wie- 
der nach  Amsterdam  und  malte  dort  Porträts 
und  ganze  Zimmer,  namentlich  protegiert  von 
George  Clifford.  Kurz  nachdem  er  1702  ver- 
heiratet war,  zog  er  nach  Zaandam,  bis  er 
sich  1705  in  der  Hoogstraat  in  Amsterdam 
als  Maler  von  Gartendekorationen  etablierte. 
Später  siedelte  er  nach  den  Vijgendam  über 
und  starb  in  Amsterdam  7.  5.  1751.  Das 
Kabinett  in  Amsterdam  besitzt  von  ihm  eine 
Zeichnung  von  1725,  eine  Darstellung  von 
Knaben,  welche  am  Dreikönigsabend  mit  dem 
Stern  herumziehen.  Er  war  der  Lehrer  sei- 
nes Sohnes  Jacob  und  einer  der  Söhne  von 
Gcrard  de  Lairesse. 

van  Gool  II  158 — 165.  E.  IV.  Moes. 

Appel,  Jacob,  geb.  in  Amsterdam  um  1719, 
war  der  Sohn  und  Schüler  seines  gleichnami- 
gen Vaters.  10.  4.  1741  kaufte  er  das  Bürger- 
recht von  Amsterdam,  wo  er  als  Dekorations- 
maler tätig  war,  und  wo  van  Gool  ihn  1751 
wohnhaft  nennt  Sein  gezeichnetes  Selbstpor- 
trät ist  im  Amsterdamer  Kabinett 

van  Gool  II  164,  165.  — Aemstels  Oud- 
beid  V 67.  E.  W.  Moes. 

Appel,  Johannes  den,  Fayencier  in 
Delft  im  18.  Jahrh.  Er  gehörte  zu  einer  alten 
Keramikerfamilie,  von  der  man  schon  1659 
einen  „Plateelbacker“  kennt.  Er  folgte  Jo- 
hannes van  der  Kest  als  Besitzer  der  Manu- 
faktur „De  Vergulde  Boot“  und  wird  auf 
der  Liste  der  Plateelbakkers  zuerst  1759  er- 
wähnt. 1764  machte  er  auf  Befehl  des  Vor- 
standes sein  Meisterzeichen,  bestehend  aus 
seinen  Initialen:  IDA.  Auffälligerweise 
begegnet  man  sonst  seinem  Namen  in  den 
Urkunden  niemals.  Die  Produktion  des  „den 
Appel“  scheint  nicht  besonders  schön  ge- 
wesen zu  sein,  wenigstens  sind  die  erhaltenen 
Proben  grob  und  lassen  zu  wünschen  übrig. 
— Ein  dem  seinen  sehr  ähnliches  Monogramm 
J D A (vielleicht  nur  eine  Variante  desselben) 
findet  man  auf  einer  kleinen  polychromierten 
Fayencekuh. 

O b r e e n,  Archief  I pl.  I.  — H a v a r d,  p. 
355  No.  740.  J.C.E.Peelen. 

Appel,  Karl,  Tiermaler  in  Düsseldorf, 
geb.  10.  1.  1866  in  Altona.  Besuchte  von 
1888 — 1900  die  Akademie  in  Düsseldorf,  wo 
er  Schüler  von  Eugene  Dücker  und  Julius 
Bergmann  war.  Er  bevorzugt  besonders  die 
Darstellung  wilder  Tiere.  Bilder  von  ihm 
z.  B.  auf  der  Düsseldorfer  Ausst.  1902  und 
1904  und  im  Münchener  Glaspalast  1906. 


Schaarschmidt,  Zur  Gesch.  d.  Düssel- 
dorfer Kunst,  S.  347  u.  48.  Board. 

Appel  (auch  Apelt  und  Aboldt  geschrie- 
ben), Lorenz,  Zinngießer  in  Nürnberg,  am 
17.  10.  1630  Meister  geworden  und  1658  ge- 
storben, war  während  der  ersten  Jahre  seiner 
Laufbahn  zu  gleicher  Zeit  tätig  wie  Caspar 
Enderlein  (vgl.  den  betr.  Artikel),  dessen 
bekanntes  Zinntellerchen  mit  Doppeladler  und 
Putten  er  nachgebildet  bez.  nachgegossen 
haben  soll.  Marke:  Nürnberger  Stadtwappen 
mit  den  Buchstaben  L und  A zwischen  den 
Schrägbalken. 

von  Walcher-Molthein,  „Deutsches 
und  französ.  Edelzinn  aus  zwei  Wiener  Samm- 
lungen“, Kunst  und  Kunsthandwerk,  Jahrg.  VII 
(1904),  S.  68  fg.  — D e m i a n i,  Frangois  Briot, 
Caspar  Enderlein  und  das  Edelzinn,  S.  63,  84 
und  Taf.  39.  Demiani. 

Appel,  Paul(lus),  Goldschmied  in  Nürn- 
berg, 1582  als  Geschworener  und  Goldarbeiter 
in  den  Meisterbüchern  aufgeführt  und  bis 
1602  in  den  Ratsverlässen  erwähnt;  mutmaß- 
licher Verfertiger  des  schönen  nieliierten  bir- 
nenförmigen Pokals  der  Praunschen  Stiftung 
im  Germ.  Mus.  aus  den  70er  Jahren  des  16. 
Jahrh.  Nürnberger  Beschau-  und  Meisterzei- 
chen ein  Apfel,  der  auf  Appel  deuten  dürfte. 

Anzeiger  d.  German.  Nationalmus.  1887  II  33. 
— Th.  Hampe,  Nürnb.  Ratsverlässe  (Reg.)  in 
den  Quellcnscbr.  z.  Kstgesch.  N.  7 XIII.  H.  V. 

Appel,  s.  auch  Apel. 

Appelbaum,  Gustav  Adolf,  Porträt  - 
und  Genremalcr,  geb.  in  Berlin-Fürstenwalde 
2.  5.  1865,  Schüler  der  Berliner  Akad.  beson- 
ders unter  Prof.  Hugo  Vogel  und  Prof.  Max 
Koner,  studierte  dann  noch  in  München  und 
Paris  und  nahm  in  den  letzten  Jahren  seinen 
ständigen  Aufenthalt  in  Meran. 

Nach  Angaben  des  Künstlers. 

Dr.  Frans  Innerhofer. 

Appeldoom,  s.  Apeldoorn. 

Appelius,  Jean,  Porträtmaler  in  Middel- 
burg, dessen  Bildnis  von  Jacobus  Willemscn 
im  Zeeuwsch  Genootschap  daselbst  sich  be- 
findet (R.  Vinkeles  sc.  1774).  1790  malte 

er  in  Middelburg  Joannes  de  Fremery  (G. 
Kockcrs  sc.).  Außer  Porträts  hat  er  auch 
andere  Gegenstände  gemalt 

L.  B o m m e,  Redenvoering,  Middelburg  1878, 
27.  E.  W.  Moes. 

Appellus,  Oskar,  Geh.  Oberbaurat  in 
Charlottcnburg,  geb.  11.  11.  1837  in  Berlin, 
Schüler  der  dortigen  Bauakad.,  dann  Bau- 
führer bei  M.  Gropius,  seit  1876  in  der  Mili- 
tärbauverwaltung tätig,  deren  Chef  im  Kriegs- 
ministerium er  seit  1897  ist.  f 27.  9.  1904. 

Zentralbl.  d.  Bauverw.  1904  S.  505.  H.  V. 

Appeller,  s.  Apeller. 

Appelman,  B a r e n d,  geb.  im  Haag  1640, 
war  in  Rom,  wo  er  in  der  „Bent“  Hector  ge- 
tauft wurde.  1671  wohnte  er  in  Amsterdam 
(urkundl.  Notiz  von  A.  Bredius).  1677  und 
1681  war  er  „Hoofdman“  von  Pictura  im 


37 


Appelman  — Appelstaat 


Haag.  Er  war  Landschafter  und  malte  auch 
ganze  Zimmer,  wie  einen  Saal  im  Schlosse 
Soestdijk.  Später  malte  er  auch  den  Hinter- 
grund auf  Porträts  von  Jan  de  Baen.  Von  seinen 
sehr  seltenen  Gemälden  findet  man  Landschaf- 
ten in  den  Mus.  zu  Mainz  und  Nantes  und  bei 
Fürst  Liechtenstein  in  Wien,  alle  mit  vollem 
Namen  bezeichnet,  das  letztere  datiert  1671.  Im 
Amsterdamer  Kabinett  ist  eine  gut  gezeichnete 
Landschaft  von  ihm.  Er  starb  im  Haag  1686. 

Houbraken  II  357,  III  161.  — Obreens 
Archicf  V 87.  — Oud  Holland  III  59.  E.  W.  Moes. 

Appelman,  G o n s a 1 c s,  Kupferstecher  in 
Köln,  der  dort  1689  ein  großes  Porträt  des 
Kurfürsten  Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz 
stach,  und  wahrscheinlich  derselbe,  von  dem 
von  1671 — 1675  in  Leiden  Titel  und  Buch- 
illustrationcn  herausgegeben  wurden.  Daß  er 
1724  noch  in  Köln  tätig  war,  wie  Merlo  an- 
gibt, geht  aus  dem  Umstande,  daß  einer  sei- 
ner Stiche  in  einem  1724  erschienenen  Buche 
abgedruckt  ist,  nicht  genügend  hervor. 

Merlo,  Köln.  Kstler.,  2.  Aufl.  1895  p.  43. 

E.  W.  Moes. 

Appelman,  Jan,  Architekt  in  Antwerpen, 
latinisiert  Amelius.  Dieser  Name  hat  zu  den 
verschiedensten  Irrtümern  Anlaß  gegeben,  die 
durch  L.  de  Burbure  (in  der  Biogr.  nat.  de 
Belgiquc)  und  A.  Pinchart  (Meyers  Kstlerlex.) 
richtig  gestellt  worden  sind.  Nach  ihnen  ist 
nur  sicher,  daß  Jan  Appelman  Baumeister 
in  Antwerpen  war  und  dort  1.  4.  1895  urkund- 
lich nachweisbar  ist,  während  23.  9.  1395  be- 
reits seine  Witwe  genannt  wird.  Er  war  der 
Vater  des  bedeutenden  Baumeisters  Peter  A. 
(s.  d.),  doch  steht  nicht  fest,  ob  auch  Jan 
A.  bereits  an  der  Kathedrale  gearbeitet  hat. 

Meyer,  Kstlerlex.  *** 

Appelman,  Peter,  Baumeister  in  Antwer- 
pen, Sohn  des  A.,  kommt  zuerst  in  einer  Ur- 
kunde vom  30.  10.  1398  vor  und  war  damals 
bereits  über  25  Jahre  alt.  In  den  folgenden 
Jahren  wird  Peter  A.  nicht  erwähnt,  doch 
ist  er  wahrscheinlich  der  „Pierre  Aplcmain, 
tailleur  d’ymages“,  der  nach  einer  von  A. 
Pinchart  aufgefundenen  Urkunde  1401  einige 
Monate  beschäftigt  war,  die  Ornamente  an 
der  Kirche  des  Karthäuserklosters  in  Dijon 
auszuführen.  Bereits  1406  war  Peter  A.  mit 
den  Arbeiten  am  Chore  der  Kathedrale  in 
Antwerpen  beschäftigt.  1407  kommt  sein 
Name  noch  einmal  in  einer  Urkunde  vor, 
dann  aber  erst  wieder  1420 — 1433,  öfters  als 
Inhaber  von  Ehrenämtern  und  stets  mit  dem 
Titel  „Mecstcr“,  so  daß  er  in  seiner  Vater- 
stadt Antwerpen  eine  geachtete  Stellung  ein- 
genommen haben  muß.  Er  starb  16.  5.  1634 
und  wurde  in  der  Georgskirche  beigesetzt 
Peter  Appelmans  Name  ist  mit  dem  Bau  der 
Kathedrale  in  Antwerpen,  den  er  durch  viele 
Jahre  leitete,  eng  verknüpft.  Der  Urheber 
des  Planes  derselben  ist  er  jedenfalls  nicht, 
da  die  ältesten  Teile  dieses  hochbedeutenden 


Werkes  bereits  dem  14.  Jahrh.  angehören. 
Während  der  Zeit  seiner  Tätigkeit  wurde  am 
Chor  mit  seinen  Umgängen  und  den  Quer- 
schiffen gearbeitet,  auch  der  Bau  des  Mittel- 
schiffes stammt  aus  dieser  Zeit,  1419  oder  1420 
wurde  der  Chor,  der  häufigen  Überschwem- 
mungen wegen  beträchtlich  erhöht.  Zu  glei- 
cher Zeit  begann  unter  A.s  Leitung  die  Fun- 
dierung des  großen  nördlichen  Turmes,  des- 
sen Erbauung  so  schnell  gefördert  wurde,  daß 
bei  des  Meisters  Tod  (1434)  beinahe  die  Höhe 
der  zweiten  Galerie  erreicht  war,  um  1430 
wurde  mit  dem  südlichen  Turme  begonnen, 
dessen  Weiterbau  aber  1474  bei  einem  Drittel 
der  geplanten  Höhe  unterbrochen  wurde.  A.s 
Nachfolger  im  Bau  der  Kathedrale  wurde 
Jan  Tac.  Von  anderen  Arbeiten  A.s  ist  nur 
bekannt,  daß  er  1431 — 1434  den  Turm  der 
alten  Kollcgiatkirche  in  Antwerpen  wieder- 
herstellen  ließ.  Der  1414  mit  Elisabeth  Rey- 
ners  geschlossenen  Ehe  Peter  A.s  entsproß 
nur  ein  Mädchen,  das  Jan  Smit  oder  de 
Smet  heiratete.  Ihre  Nachkommen  führten 
jedoch  häufig  den  Namen  Appelman  oder  Ap- 
pclmans  und  im  16.  Jahrh.  finden  sie  sich  als 
Smit,  genannt  Appelmans. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  (ausführl. 
Artikel  mit  Lit).  *** 

Appelmans,  C.  G.,  wenig  bekannter  Kupfer- 
stecher zu  Antwerpen  um  1633,  stach  Bild- 
nisse und  Blätter  für  Buchhändler.  Das  von 
ihm  gestochene  Titelblatt  zu  den  Allocutiones 
Gymnasticae  Vicentii  Guinisii,  Antwerpiae 
1633,  mit  der  allegor.  Figur  der  Beredsamkeit 
ist  C A F.  signiert : ein  Bildnisstich  der  Dich- 
terin Juliana  Moren  ist  1617  datiert. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr.  I 
No.  2213.  • H.  V. 

Appelmans,  Jacop,  16Ö2/3  als  Illuminator 
(verliebter)  in  den  Antwcrpencr  Liggercn  ge- 
nannt. 

De  Liggeren  II  337,  340.  *** 

Appelmans,  J o o s,  bclg.  Architekt,  geb.  18. 
4.  1837  zu  Hai  in  Südbrabant,  in  Brüssel  tälig, 
w'o  die  1862  vollendete,  im  romanischen  Stil 
erbaute  Fassade  der  Kapuzinerkirche  von  sei- 
ner Hand  herrührt. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex. 

Appelmans,  Peter,  Steinmetz  in  Antwer- 
pen, vielleicht  Nachkomme  des  Baumeisters 
Peter  Appelman,  1454 — 1470  an  der  Kathe- 
drale tätig. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  (s.  Arti- 
kel Peter  Appelman  II  185).  *** 

Appelmans,  Peter,  Steinmetz  in  Antwer- 
pen, wohl  gleichfalls  Nachkomme  des  Bau- 
meisters Peter  Appelman.  War  1477 — 1520 
an  der  Kathedrale  beschäftigt  Seine  Inschrift 
„Appelmans  fecit“  ist  noch  auf  einer  der 
höchsten  Galerien  des  nördlichen  Turmes  der 
Kathedrale  erhalten. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  II  185. 

Appelstaat  (Appelstat),  Christian  Ja- 
kob, sächs.  Hofmaler,  starb  78  Jahre  alt  am 


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Appelstädt  — Appian 


17.  12.  1736  zu  Dresden.  Nach  ihm  wurde 
gestochen:  Ernst  Diedrich  Graf  von  Taube, 
kursächs.  Kammerherr,  Reichspfennigmeister. 
Bez.  C.  Appelstat  pinx.  M.  Bodenehr  sculp- 
sit  Dresden  1695.  Schwarzk.  Fol. 

Heinecken,  Dict.  — Sächsisches  Kuriosi- 
täten-Kabinctt  1737  p.  6.  — Meyer,  Kstlcrlex. 

R.  Bruck. 

Appelstädt,  Schweriner  Kunsttöpfer.  Zu 
Anfang  der  60er  Jahre  des  18.  Jahrh.  (viel- 
leicht 1763)  erteilte  Herzog  Friedrich  dem 
Töpfer  A.  auf  der  Vorstadt  Schwerin  ein  Pri- 
vileg auf  die  Anfertigung  von  „Faicnccn  oder 
unächtem  Porcellan“  (die  Fabrik  hat  bis  tief 
in  das  19.  Jahrh.  hinein  bestanden).  Aus  seiner 
Hand  sind  mancherlei  geschmackvolle  Gefäße 
erhalten,  meistens  Tafelgeschirr,  sic  zeigen  die 
Rokokoformen  in  reicher  Durchbildung.  Nicht 
alle  Stücke  sind  bezeichnet,  einige  größere 
tragen  die  Marke:  A.  Sverin  mit  untergesetz- 
tem K.  Die  Stücke  des  Schweriner  Mus.  sind 
von  Schlie  a.  u.  a.  O.  beschrieben  und  z.  T. 
abgcbildet,  auch  die  Marke  ist  dort  faksimi- 
liert 

Kunstgewerbeblatt  I 12  und  V 87  (Schlie).  — 
Brincktnann,  Führer  durch  das  Hamburg. 
Mus.  f.  Kunst  u.  Gew.  356.  — Schlie,  Kunst- 
u.  Geschichtsdcnkm.  Mecklenbgs.  II  630. 

Maybauni. 

Appenmayer,  Jacob,  Goldschmied  zu  Vil- 
lingen  (Baden)  um  1651,  restaurierte  das  alte 
Vortragskreuz,  das  laut  Urkunde  1268  von 
Meister  Johann,  Goldschmied  zu  Freiburg  ge- 
kauft worden  war. 

Fr.  X.  Kraus,  Kstdcnkra.  in  Baden.  H.  V. 

Appenteger,  Hans,  Baumeister  in  Konstanz. 
Einer  der  fünf  Baumeister,  die  1424  von  den 
„Gesellen  von  den  alten  Geschlechtern“  be- 
auftragt wurden,  das  neue  Trinkhaus  „zur 
Katze“  für  die  Patrizier  zu  bauen. 

Kunstdenkmäler  d.  Großherzogt.  Baden,  Bd.  I, 
Kr.  Konstanz,  p.  270  ff.  De. 

Appenzeller,  Hans,  Kanonengießer  und 
Büchsenmeister  Maximilians  I.  in  Innsbruck 
1499. 

Mitteil.  d.  Zentralkommission  Wien  1883  u. 
N.  F.  IX  61.  „ ** 

Appenzeller,  s.  auch  Apensäller. 

Apperley,  O.  Wynne,  junger  englischer 
Maler,  in  Bushey,  Herts.,  dessen  sehr  farbig 
gehaltenen  Aquarelle  mit  Motiven  aus  Vene- 
dig und  Holland  in  den  letzten  Jahren  auf 
den  Ausstell,  der  Roy.  Academy,  der  Roy. 
Scottish  Academy,  der  Baillic  Galleries  u.  a. 
Beifall  fanden.  Eine  farbige  Reproduktion 
des  Aquarells:  Piazza  San  Marco  bringt  The 
Studio  XXIX  250/1.  ** 

Appert,  A.,  französ.  Radierer  in  Tusch- 
manier, war  um  1840  in  Paris  tätig  und 
führte  Ansichten  von  Paris,  London,  Rom 
und  Neapel  im  Stich  aus,  nach  Lassus,  Te- 
stard,  Salathe,  Chapuis. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Le  Blanc,  Manuel. 

J.  Guibcrt. 


Appert,  Eugene,  Maler,  geb.  in  Angers 
am  28.  12.  1814,  f in  Cannes  am  8.  8.  1867, 
Schüler  von  Ingres,  stellte  in  den  Pariser 
Salons  zwischen  1837  und  1865  aus.  Er  malte 
sowohl  Historien  als  Genre,  Porträts,  Tiere, 
Früchte,  Blumen  und  Stillcbcn.  Seine  be- 
deutendsten Arbeiten  sind:  Nero  vor  dem 
Leichnam  des  Agrippa  (1812)  im  Mus.  von 
Montauban ; Barmherzige  Schwestern  in  der 
Krim  (1855)  im  Mus.  von  Versailles;  Papst 
Alexander  III.  (1864)  im  Mus.  des  Luxem- 
bourg bis  1872;  Vögel  und  Blumen  für  den 
Salon  Bleu  und  den  Salon  Vert  der  Kaiserin 
Eugcnie  in  den  Tuilericn  (diese  Arbeiten 
beim  Brande  1871  zerstört) ; 2 Stilleben  im 
Mus.  von  Dijon;  Schmetterlinge,  trunkene 
Bacchantin,  im  Mus.  von  Angers;  die  trost- 
spendende Maria,  Hilfe  für  die  Jugend,  Hilfe 
für  das  Alter,  8 Wandgemälde  im  Hospice 
general  von  Angers. 

Olivier  Merson,  Notiz  in  La  Grande 
Encyclop6die  III  p.  421.  — Bellicr-Au- 
v r a y,  Dict.  gen.  I 20.  Francois  Monod. 

Appert,  P a u 1 i n e,  geb.  Lair,  Pastcllistin 
und  Miniaturmalerin,  geb.  in  Paris  1810, 
Frau  des  Eugene  Appert,  Schülerin  von 
Aubry,  von  Saint  und  von  Grangcr.  Sie  stellte 
Porträts  in  Pastell  und  Miniatur  im  Pariser 
Salon  1831  und  1868  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.  I 20. 

Francois  Monod. 

Appian,  Jacques  Barthclemy,  genannt 
Adolphe,  französ.  Maler  u.  Radierer,  geb. 
Lyon  28.  8.  1818,  f daselbst  29.  4.  1898.  Er 
besuchte  mit  15  Jahren  die  Ecole  des  Beaux- 
Arts  zu  Lyon,  wo  er  als  Lehrer  Grobon  und 
Thierriat  hatte.  Beim  Verlassen  der  Schule 
arbeitete  er  als  Zeichner  für  Fabriken  und  er- 
öffnete  in  Lyon  ein  Zeichenkabinett.  Er  stellte 
im  Salon  von  Lyon  1847 — 48  eine  Ansicht  der 
Umgegend  von  Marseille  aus  und  schickte  nach 
Paris  1853  ein  Bild : Ruinen,  und  eine  Kohle- 
zeichnung: Roger  dans  File  d'AIcyne.  Um 
diese  Zeit  ermunterte  ihn  der  Verkauf  von 
zwei  kleinen  Bildern,  sich  der  Malerei  zu  wid- 
men. Er  sah  bald  in  Paris  bald  in  Opteroz 
die  Maler  Corot  u.  Daubigny,  die  dorthin  zum 
Malen  kamen  und  ihm  Ratschläge  erteilten.  Im 
Osten  und  Süden  Frankreichs  sich  seine  Mo- 
tive suchend,  stellte  er  fast  regelmäßig  in  Paris 
und  Lyon  aus.  Er  erwarb  sich  in  10  Jahren, 
und  besonders  durch  seine  Kohlezeichnungen, 
ein  Ansehen,  das  sich  bis  ins  Ausland  er- 
streckte. Er  hat  Ansichten  aus  dem  Lyonnais, 
der  Auvergne,  Savoyen,  vom  Ain,  dem  Walde 
von  Fontainebleau,  der  Dauphine,  von  Cr^mieu, 
Morestei  und  Opteroz  gemalt.  Bis  gegen  1870 
war  seine  Malweise  harmonisch  und  breit, 
bisweilen  grau  und  eintönig;  nach  einem  Auf- 
enthalt, welchen  er  um  diese  Zeit  an  den 
Küsten  der  Provence  machte,  klärte  sich  seine 
Palette  und  er  suchte  und  erreichte  auch  stär- 
kere Effekte.  Seine  Bilder  wurden  leuchten- 


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Appian  — Appiani 


der  und  oft  von  auffallendem  Kolorit.  Bis 
zu  seinem  Tode  malte  oder  zeichnete  er  so- 
wohl Landschaften,  Fluß-  und  Seeufer,  als 
auch  Secstücke,  die  er  in  Collioures,  Monaco, 
Venedig,  überhaupt  am  Gestade  des  Mittel- 
meeres aufgenommen  hatte.  Ein  fleißiger  Ar- 
beiter, wie  Appian  war,  hat  er  vieles  hervor- 
gebracht: Gemälde,  Kohle-,  Bleistift-  und  Fe- 
derzeichnungen, Aquarelle  und  Radierungen. 
Das  Journal  Le  Fusain  hat  eine  große  Zahl 
seiner  Zeichnungen  reproduziert.  Die  Zahl 
seiner  breit  behandelten  und  gleich  Kohle- 
zeichnungen flüssigen  Radierungen  dürfte  ge- 
gen 70 — 80  betragen.  Cadart  hat  davon  25 
in  einer  Sammlung  vereinigt;  Beraldi  führt 
noch  weitere  22  auf.  Appian  hat  auch  einige 
Landschaften  nach  Daubigny  und  eigenen 
Bildern  lithographiert.  Er  selbst  ist  lithogra- 
phiert resp.  radiert  worden  von  E.  Ciciri,  E. 
Leroux,  Joliet  und  einer  Reihe  anderer  Radie- 
rer. In  Paris  bekam  er  1868  eine  erste  Me- 
daille und  wurde  Ritter  der  Ehrenlegion  1892. 
Seine  Werke  sind  in  Sammlungen  und  Mus. 
zerstreut.  Er  malte  1891  im  Treppenhause  des 
Präfekten  der  Rhonepräfektur  ein  Wandge- 
mälde „Le  soir,  bords  de  la  rivierc  d’Ain“ : das 
Palais  Luxembourg  hat  von  ihm  ein  Seestück : 
Umgegend  von  Monaco  und  eine  Kohlezeich- 
nung: Retour  des  Champs,  welche  sich  im 
Senat  befindet.  Im  Mus.  von  Lyon  ist  er  mit 
Le  Retour  du  Marche  (1859),  Temps  gris, 
marais  de  la  Burbanche  (1868)  und  einer 
Kohlezeichnung  „Bords  d’etang“  (1894) 
schlecht  vertreten.  Er  zeichnete:  Appian. 

Gaz.  d.  Bcaux-Arts  15.  5.  1861,  1.  3.  1863.  — 
Gilbert  Hamerton,  Etching  a.  Etchers, 
London  1868.  — Meyer,  Gesch.  d.  französ. 
Mal.  u.  Kstlerlex.  — J.  Martin,  Nos  pcintres 
et  sculpt.  — Beraldi,  Les  gTav.  d.  XIX  siicle. 

— F.  Bournan,  Ad.  Appian  (Revue  d.  Siicle, 
Lyon  septembre  1887).  — T a i r i g,  Nos  pcin- 
tres chez  eux,  Lyon  1888  p.  155.  — L.  J.  E d - 
mond-Durand,  Appian,  aquafortiste  (Rcv. 
du  Siede,  Lyon  1894  p.  129).  — J.  L.  Vit  ton, 
Ad.  Appian  (La  Vic  franq.  Lyon,  25  die.  1897, 
10  mai  1898).  Dieselbe  Revue  vom  10.  1.  1899. 

— E.  V i a 1,  Catalog.  illustr.  d.  l’Expos.  r£tro- 

spect.  d.  artistes  lyonnais,  Lyon  1904  und  Dessins 
de  trente  artistes  lyonnais  du  XIX  siede,  Lyon 
1905.  E.  Vial. 

Appian,  Louis,  Sohn  des  Adolphe  A.,  fran- 
zös. Maler  und  Radierer,  geb.  Lyon  18.  10. 
1862,  f daselbst  11.  12.  1896.  Er  war  Schüler 
der  Ecole  der  Beaux-Arts  von  Lyon,  dann 
der  von  Paris  unter  Cabanel.  Er  stellte  im 
Salon  von  Lyon  zuerst  1886  ein  Porträt  aus, 
dann  in  Paris  1888  ein  Porträt  und  eine  Stu- 
die „La  lecture“.  Er  widmete  sich  vorwie- 
gend der  Porträtmalern,  hinterließ  aber  auch 
Landschaften,  die  er  in  Bugey,  der  Provence 
und  in  Algier,  wo  er  krankheitshalber  die  letz- 
ten Jahre  seines  Lebens  verbrachte,  aufgenom- 
men hatte.  Ferner  auch  Secstücke,  Genre- 
und  Historienbilder,  alles  kühn  gemalte  Bil- 
der von  schönem  Kolorit  Er  machte  auch 


ein  Dutzend  Radierungen,  die  Figuren  oder 
Landschaften  mit  Figuren  darstellen.  Von 
seinen  Werken  sind  noch  folgende  zu  nennen: 
Selbstporträt ; Porträt  des  Malers  Ad.  Appian ; 
Le  soir  aux  Martigues  (Seestück).  — Er 
zeichnete : Appian  oder : L.  Appian  oder : 
Louis  Appian. 

Louis  Appian  (La  Vie  franq.  Lyon  25 
dec.  1896).  — E.  Vial,  Catal.  d.  l’Expos.  r£tro- 
spect.  d.  art.  lyonnais,  Lyon  1904.  E.  Vial. 

Appiani,  A m b r o g i o,  Steinmetz  in  Porto 
di  Morcote  am  Lago  di  Lugano,  von  wo  er 
1059  vor  den  Mordanschlägen  eines  gewissen 
Rossi  nach  Rom  flüchten  mußte.  Dort  ar- 
beitete Ambrogio  A.  gemeinsam  mit  seinem 
Oheim  Andrea  A.  an  den  päpstlichen  Bau- 
unternehmungen, bis  1664  noch  erwähnt. 

Bertolotti,  Art.  Lombardi  a Roma  II 164  f., 
cf.  Art.  Svizzeri  in  Roma.  * 

Appiani,  Andrea,  Bildhauer  u.  Architekt 
aus  Porto  Milanese  (d.  h.  Porto  Morcote  am 
Lago  di  Lugano),  zum  ersten  Male  erwähnt 
1625  in  Rom  als  Capo  Mastro  des  Kardinals 
Borghese,  für  den  er  bis  1634  in  Rom  tätig 
war  am  Bau  der  Villa  vor  Porta  dcl  Popolo 
(an  der  Piazza  Pinciana),  an  den  Kirchen 
Madonna  della  Vittoria  und  S.  Grisogono, 
an  der  Kirche  zu  Monte  Compatri,  endlich 
in  Monte  Fortino  und  in  Cervetri.  Sein  Te- 
stament vom  17.  8.  1656  scheint  A.  noch  um 
mehr  als  ein  Jahrzehnt  überlebt  zu  haben, 
wie  aus  den  Prozeßakten  seines  Neffen  Am- 
brogio A.  von  1664  hervorgeht.  Auf  seinem 
Grabsteine  in  S.  Silvestro  e S.  Martino  zu 
Rom,  datiert  vom  17.  7.  1669,  wird  Andrea 
A.  bezeichnet  als  „in  marmorco  Vaticanae 
molis  aedificio  theatralis  opifex“. 

Zani,  Encicl.  II  166.  — Bertolotti,  Art. 
Lombardi  a Roma  II  43,  164 — 165 ; cf.  Artisti 
Svizzeri  in  Roma.  * 

Appiani,  Andrea,  lombard.  Maler,  gehörte 
mit  dem  Toskaner  Benvcnuti  und  den  Rö- 
mern Camuccini  und  Landi  zu  jener  Gruppe 
von  Künstlern,  die  in  Italien  an  den  sta- 
tuarischen Stil  des  großen  französischen  Klas- 
sizisten  J.  L.  David  sich  anschlossen  und  durch 
Wiederaufnahme  des  reineren  Stiles  der  alten 
Griechen  und  der  klassischen  Italiener  eine 
neue  Renaissance  der  Kunst  herbeiführen  zu 
können  glaubten. 

Er  wurde  23.  5.  1754  in  Mailand  geb.  als 
Sprößling  einer  aus  Bosisio  stammenden  Fa- 
milie. Nachdem  er  bei  einem  ganz  mittel- 
mäßigen Maler  den  ersten  Zeichenunterricht 
genossen  hatte,  wurde  er  von  seinem  Vater 
zur  höheren  Ausbildung  seines  Talentes  dem 
Cavaliere  Carlo  Maria  De  Giudici  zugeführt, 
einem  1733  zu  Viggiü  geborenen  Maler  und 
Bildhauer,  der  in  jener  Verfallszeit  der  Künste 
immerhin  noch  als  ein  einsichtsvoller  Künst- 
ler gelten  konnte.  Der  junge  Appiani  bestä- 
tigte seine  vorzügliche  Begabung  durch  äußerst 
rasche  Fortschritte,  namentlich  in  der  Fresko- 
malerei, in  der  er  sich  überhaupt  leistungs- 


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Appiani 


fähiger  erwies,  als  in  der  Ölmalerei.  Beson- 
dere künstlerische  Anregung  erfuhr  er  durch 
die  Ratschläge  des  Florentiner  Malers  Giu- 
liano  Traballcsi,  dem  er  bei  seinen  Malereien 
in  den  kgl.  Palästen  zu  Mailand  und  Monza 
als  Gehilfe  zur  Seite  stand,  u.  unter  dessen 
Leitung  er  die  Amor  u.  Psyche- Gemälde  an 
der  Decke  der  Rotonda  des  Schlosses  zu 
Monza  bereits  selbständig  auszuführen  hatte. 
Schon  damals  wurde  Appiani  der  „Pittor 
delle  Grazie“  genannt  wegen  der  Anmut  und 
schlichten  Reinheit  seines  Stiles,  der  von  den 
naturwidrigen  Übertreibungen  und  der  Neu- 
erungssucht der  übrigen  zeitgenössischen  Ma- 
ler so  völlig  frei  blieb.  Dabei  fielen  seine 
Kompositionen  durch  die  Schönheit  der  Be- 
wegung und  durch  die  Harmonie  der  Linien- 
führung ebensosehr  auf,  wie  durch  die  Leb- 
haftigkeit der  Erfindung  und  durch  die  Bril- 
lanz des  Kolorites,  obwohl  sich  in  letzterer 
Hinsicht  ein  gewisser  Mangel  an  feineren 
Mitteltönen  und  eine  etwas  allzugroße  Vor- 
liebe für  breitere  Flächenwirkungen  bemerk- 
bar machte.  Der  junge  Künstler  kopierte 
eifrig  griechische  und  klassisch-italienische 
Vorbilder,  namentlich  aber  die  Fresken  des 
Correggio,  gerade  als  wollte  er  sich  bereits 
für  seine  eigenen  späteren  Kuppelmalereien 
in  S.  Maria  sopra  S.  Celso  vorbereiten,  mit 
deren  Ausführung  er  1792  beauftragt  wurde. 
In  der  Tat  eignet  Appianis  Evangelisten  und 
Kirchenvätern,  wie  sie  die  letztgenannten  Kup- 
pclfresken  zeigen,  in  Haltung,  Ausdruck  und 
Charakteristik  die  ganze  Würde  hieratischer 
Figurenmalereien;  seine  Engelgcstalten  sind 
in  allen  Altersstufen  höchst  graziös  bewegt, 
die  Zeichnung  ist  korrekt  und  rein,  der  Dar- 
stellungsstil grandios.  In  diesen  Malereien 
offenbart  sich  also  deutlich  der  Geist  und  das 
Studium  klassischer  Vorbilder.  Ihre  Vollen- 
dung fällt  in  das  Jahr  1795. 

Napoleon  I.  ernannte  Appiani  zu  seinem 
ersten  italienischen  Hofmaler  und  beauftragte 
ihn  mit  der  Ausführung  von  Malereien  im 
Palazzo  Reale  zu  Mailand.  Außer  verschie- 
denen mythologischen  Fresko-Zyklen  malte 
der  Künstler  dort  an  der  Decke  des  Thron- 
saales Napoleon  als  Jupiter  und  Beherrscher 
des  Erdballes,  während  er  an  den  Wänden 
desselben  Saales  die  4 Herrschertugenden 
(Stärke,  Gerechtigkeit,  Klugheit  und  Mäßi- 
gung) zur  Darstellung  brachte.  Die  Fresken 
sind  signiert  mit  der  Inschrift  „A.  A.  1808“. 

1810  schmückte  Appiani  sodann  die  soge- 
nannte Sala  rotonda  desselben  Palastes  mit 
der  allegorischen  Freskodarstellung  „Hymen 
und  Pax“,  sowie  mit  mythologischen  Szenen 
aus  der  Legende  von  Amor  und  Psyche  (voll- 
endet von  Hayez  u.  Palagi)  ; diese  letzte- 
ren erinnern  jedoch  allzu  lebhaft  an  Raffaels 
Psyche-Zyklus  in  der  Villa  Farnesina  zu  Rom. 
In  einem  anderen  Saale  des  Palazzo  Reale 


malte  Appiani  ferner  einen  Chiaroscuro-Fries 
mit  Napoleonischen  Schlachten-  und  Zeremo- 
nienbildern, in  denen  er  ein  besonders  starkes 
und  lebendiges  Kompositionstalent  bekundete. 
In  der  Villa  Reale  endlich  hinterließ  der  Künst- 
ler sein  letztes  Fresko-Werk,  das  in  der  An- 
mut seines  Darstellungsstilcs  zugleich  als  sein 
Meisterwerk  zu  betrachten  ist,  einen  Parnaß 
mit  Apollon  Kitharoedos  und  den  neun  Mu- 
sen, voll  bezeichnet  mit  der  Inschrift  „An- 
dreas Appiani  f.  MDCCCXI“. 

Dieser  großen  Anzahl  von  Werken  der 
Fresko-  bezw.  Tempera-Malerei  steht  eine 
nicht  minder  große  Zahl  von  Ölgemälden  Ap- 
pianis gegenüber.  In  der  St.  Martinskirche 
zu  Alzano  Maggiore  bei ' Bergamo  sieht  man 
von  seiner  Hand  ein  großes  Ölgemälde  mit 
der  Begegnung  Jakobs  und  Rahels;  dieses 
Bild  ist  jedoch  ziemlich  kraftlos  in  der  Farbe 
und  zu  schwarz  in  der  Schattengcbung,  so 
daß  es  unsere  frühere  Behauptung  von  der 
geringeren  Begabung  des  Meisters  in  der  Öl- 
malerei vollauf  bestätigt.  Ferner  besitzt  die 
Brera-Galerie  in  Mailand  eine  ganze  Reihe 
von  Bildern  A.s,  die  im  Gabinctto  Appiani 
vereinigt  sind.  Außer  einigen  Bildnissen  malte 
der  Meister  mythologische,  historische  und 
religiöse  Stoffe  mit  der  gleichen  reichen  Sach- 
kenntnis, Phantasiekraft  und  Formvollendung, 
war  auch  als  Lithograph  tätig  und  hat  einige 
Medaillen  gezeichnet,  die  von  C.  Lavy,  Man- 
fredini  und  anderen  ausgeführt  wurden.  Er 
starb,  nachdem  er  schon  1813  durch  einen 
schweren  Schlaganfall  arbeitsunfähig  gewor- 
den war,  am  8.  11.  1817. 

_ M onographien : L.  Lamberti,  Descriz.  dei 
dipinti  a buon  fresco  eseguiti  dal  Cav.  A.  Ap- 
piani, nella  Sala  del  Trono  del  R.  Pal.  di  Mi- 
lano 1810.  — Allocuzione  di  Giov.  Bcrchet 
nei  funerali  del  pittore  A.  A.  ctc.  Milano  1817.  — 
Gius.  Longhi,  Elogio  stör.  di.  A.  A.  1826. 
— Fumagalli,  Elogio  del  Cav.  A.  A.  Milano 
1835  (Atti  dcH’  Accad.  delle  Belle  Arti  in  Mi- 
lano). — Gius.  Beretta,  Le  Opere  di  A.  A. 
1848.  — Em.  Belgiojoso,  Guida  del  Fa- 
medio  nel  Cimitero  monument.  di  Milano  1888. 

Allgem.  Lit.:  Serie  di  Vite  e Ritratti  di  famosi 
personaggi  degli  Ultimi  tempi.  Milano  1818.  — 
L.  B o s s i,  Guide  des  itrangers  ä Milan  etc. 
Milan  1819.  — A.  C a i m i,  Delle  arti  del  di- 
segno  etc.  nelle  prov.  di  Lombardia.  Milano 
1862  p.  46  f.  — Incisioni  delle  opere  del  pitt. 
A.  A.  pubbl.  da  M.  Bisi  1820.  — Fasti  di  Na- 
polcone  dipinti  del  cav.  A.  A.  pcl  salone  del 
pal.  reale  di  Milano.  35  tav.  inc.  da  Longhi, 
Rosaspina  etc.  fol.  o.  J.  — Descrizione  dell' 
opera  a fresco  eseguita  nel  1795  nel  Tempio  di 
S.  Maria  presso  S.  Celso  in  Milano  dal  pittore 
A.  A.  Milano  1797  und  1803.  — Meyer,  Kiinst- 
lerlex.  (mit  Vcrz.  d.  Lithogr.  u.  der  nach  A.  ge- 
stochenen Blätter).  — Cat.  dclla  R.  Pinacotcca 
di  Milano  1892  p.  138  u.  Einleitung  p.  10  ff.  — 
Natura  cd  Arte  II  331,  524,  XVIII  331,  526.  — 
L.  Forrer,  Dict.  of  Medall.  — A.  R.  W i 1 - 
1 a r d,  History  of  mod.  ital.  Art.  1902.  — La 
Pittura  Lombarda.  Sec.  XIX.  1900  p.  27  ff.  u. 
Reg.  p.  19.  B.  Magni. 


41 


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Appiani 


Appiani,  Andrea,  d.  J.,  italien.  Maler, 
gcb.  in  Mailand  1817,  + 18.  12.  1865.  Groß- 
neffe des  berühmten  Empire-Malers  gleichen 
Namens,  kam  er  frühzeitig  nach  Rom,  um 
dort  unter  Minardi  die  Malkunst  zu  studieren. 
In  seinen  beiden  Preisbildern  „Konradin  von 
Schwaben  auf  dem  Schafott“  und  „Auffindung 
Mosis“  noch  völlig  von  seinem  ersten  Lehr- 
meister abhängig,  geriet  er  später  unter  den 
für  seine  künstlerische  Selbständigkeit  nicht 
weniger  verhängnisvollen  Einfluß  des  Fran- 
cisco Hayez.  Neben  einigen  weiteren  Hi- 
storienbildern („Boas  u.  Ruth“  für  den  Kai- 
ser von  Österreich,  „La  povera  Maria“  für 
den  König  von  Italien  gemalt  u.  a.  m.)  wer- 
den namentlich  seine  Fresken  in  der  Kirche 
von  Bolbeno  (Tirol)  rühmend  erwähnt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — P e 1 1 s,  Guida  pitto- 
rica  p.  89.  — Caimi,  Le  arti  dcl  disegno  p.  60. 

//. 

Appiani,  Francesco,  Maler  aus  Ancona, 
geb.  am  20.  1.  1704,  f am  2.  8.  1792,  Schüler 
des  Dom.  Magatta  u.  des  Franc.  Trevisani. 
Unter  dem  Einflüsse  des  letzteren  zeigen  ihn 
das  Altarbild  des  S.  Francesco  di  Paolo  in  S. 
Salvatorc  zu  Foligno  u.  des  S.  Giuseppe  in  S. 
Maria  dclla  Minerva  zu  Assisi.  Seit  etwa  1742 
ist  er  in  Perugia,  u.  hauptsächlich  als  Fresko- 
maler tätig.  1773  erhält  er  das  Bürgerrecht 
von  Perugia.  Für  sein  Bild  „Der  Tod  des  hl. 
Dominicus",  das  er  in  den  ersten  Jahren  sei- 
nes Peruginer  Aufenthaltes  für  S.  Sisto 
vecchio  in  Rom  ausführte,  erhielt  er  die  große 
gold.  Medaille.  Um  1766  malte  er  in  Fresko 
die  Figuren  von  6 Tugenden  im  Chor  des  Do- 
mes zu  Perugia,  1778  vier  Evangelisten  im 
Querschiff,  von  1782  bis  89  zwanzig  Apostel- 
u.  Heiligenfiguren  in  den  Längsschiffen.  1780 
bis  1781  malte  er  die  Tribuna  und  die  Kup- 
pel von  S.  Francesco  in  Perugia  aus.  Über 
seine  zahlreichen  sonst  noch  in  Perugia  ausge- 
führten Malereien  berichtet  ausführlich  Siepi. 
Unter  diesen  sind  erwähnenswert : In  S.  Pietro 
eine  S.  Scholastica,  in  der  Misericordia  eine 
Madonna  mit  dem  S.  Carlo  Borromco  und 
Papst  Silvester,  und  im  Palazzo  Pubblico  die 
Porträts  berühmter  Peruginer.  In  der  Pi- 
nakothek zu  Perugia  existiert  von  ihm  eine 
Kopie  der  Predelle  des  Altarwcrks,  das  Raf- 
fael für  S.  Francesco  al  Prato  malte  (jetzt 
im  Vatikan).  Außerhalb  von  Perugia  sind 
von  seinen  Werken  noch  erhalten:  verschie- 
dene Bilder  in  S.  Maria  degli  Angeli  bei 
Assisi,  in  Cittä  di  Castello  die  Malereien  der 
Kirche  des  Klosters  delle  Rimurate,  und  in 
der  Kirche  dcll’  Ercmita  zu  Massaccio  ein  S. 
Lorenzo  (1786);  endlich  (nach  Mitteilung 
von  E.  Scatassa)  in  Rom  die  Madonna  mit 
drei  Heiligen  von  1740  in  S.  Maria  Nuova 
(S.  Francesco  Romano). 

Siepi,  Descrizione  etc.  di  Perugia  (an  sehr 
vielen  Stellen).  — Lanzi,  Stör.  pitt.  II  275 
(Ausg.  v.  1815).  — Lupattelli,  Stör.  d.  pitt. 


in  Perugia  p.  78.  — M e y e r,  Kstlerlex.  — Ma- 
ri o 1 1 i,  Letterc  pittorichc  perugine  p.  231.  — 
O r s i n i,  Mcm.  de’  Pitt.  Perugini  del  sec.  XVIII 
(1806)  68  ff.;  Guida  al  forestiere  della  cittä  di 
Perugia  (an  vielen  Stellen).  — S.  Pietro  in  Pe- 
rugia, Descrizione  delle  pitture.  Perugia  1774 
p.  25,  51.  — Ricci,  Memorie  storiche  della 
Marca  di  Ancona  II.  — Rossi-Scotti, 
Guida  di  Perugia  p.  63.  — R o s i n i,  Stör.  d. 
pittura.  — C.  Ferretti,  Pittori  Anconitani 
(1883)  p.  67  ff.  W.  Bombe. 

Appiani  (Appiano),  Giuseppe,  Maler  und 
Bilderrestaurator,  gcb.  nach  Zani  (Enc.  met. 
II  166)  1754  zu  Vaprio  im  Mailändischen, 
+ 1812  zu  Mailand ; sichere  Arbeiten  von  ihm 
bisher  nicht  nachgewiesen.  — Vielleicht  iden- 
tisch mit  Appiani,  Joseph.  H.  V. 

Appiani,  Jakob,  Stuccator  aus  Porto  im 
Mailändischen,  dekorierte  1729  die  Decke  des 
jetzt  zerstörten  sogenannten  Mühlesaales  im 
Kloster  Rheinau. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Appiani,  Joseph  (Giuseppe),  kurmainzi- 
scher  Hofmaler,  aus  dem  Mailändischen  stam- 
mend, tätig  in  Franken,  Saarbrücken,  Meers- 
burg, in  der  Schweiz  und  in  Mainz,  f zu  Mainz 
1786.  Malte  in  der  von  B.  Ncumann  erbauten 
Wallfahrtskirche  zu  Vierzehnheiligen  Kuppel- 
fresken (die  14  Nothelfer),  die  Fresken  des 
Chores  (Geburt  Christi)  und  über  den  Seitcn- 
altären  (Traum  Jakobs  und  Mosis  brennender 
Dornbusch),  und  die  Altarblättcr  des  Haupt- 
altars (Himmelfahrt  Mariä)  wie  der  Seiten- 
altäre (Heilige  Zisterzienser  Bernhard  und 
Malachias).  In  der  Michaelskirche  in  Würz- 
burg fertigte  er  die  aus  dem  Rokoko  hcraus- 
strebenden  Freskomalereien  an  der  Kuppel  im 
Langhaus  und  in  den  beiden  Seitenschiffen. 
In  der  Domkirche  zu  Arleshcim  (Kt.  Basel- 
land, Birseck)  ließ  er  an  der  Decke  des  Mit- 
telschiffes und  im  Chor,  an  den  Längsseiten, 
über  dem  Altar  und  an  der  Decke  ähnliche 
Malereien  entstehen  (Himmelfahrt  Mariä, 
Abendmahl  u.  Fußwaschung).  In  diesem  Jahre 
(1760)  war  er  auch  zu  Meersburg,  der  Resi- 
denz des  Bischofs  von  Konstanz  tätig,  wo  er 
die  Kirche  ausmalte.  In  St  Peter  in  Mainz 
malte  er  eine  Freskenreihe  in  kräftigen  Far- 
ben ; auch  die  fein  abgestimmten  Gemälde  der 
Mainzer  Ignatius-Kirche  stammen  von  seiner 
Hand,  ebenso  die  Frcskogemälde  in  der  Kirche 
in  Camberg  (1780/1).  A.  hat  auch  radiert; 
man  kennt  ein  „Josephus  Appianus  invenit  et 
sculpsit“  bezeichnetes  Blatt  mit  vier  Genien 
auf  Gewölk. 

Zani,  Enc.  — J ä c k,  Pantheon  der  Lit  und 
Künstl.  Bambergs  S.  9.  — J ä c k,  Frankenthal 
und  Langheim  S.  14.  — M c y e r,  Kstlerlex.  — 
Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — Batidcnkm.  im 
Reg.-Bez.  Wiesbaden  p.  494.  Fr.  Lcitschuh. 

Appiani,  Niccolö  (Nicola).  Ein  wenig 
bedeutender  Maler  aus  der  Gefolgschaft 
Leonardos,  der  zu  Anfang  des  16.  Jahrh.  in 
Mailand  tätig  war.  Am  nächsten  in  jenem 
Kreise  steht  er  dem  Marco  d’Oggiono,  mit 


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Appiano  — Appolloni 


dem  er  bisweilen  verwechselt  wird.  — Zuerst 
von  Cesare  Cesariani  in  seiner  Vitruvausgabe 
rühmend  erwähnt,  wurde  er  durch  Zanis  En- 
dclopedia  in  die  neuere  Kunstliteratur  einge- 
führt. 

Gemälde  von  ihm  in  der  Brera  zu  Mailand 
(Anbetung  der  Könige  aus  Sta.  Maria  della 
Pace  und  Taufe  Christi),  in  Sta.  Maria  delle 
Grazie  (Altarbild  in  der  Sakristei),  in  der 
Pinakothek  zu  Turin  (Vermählung  der  hl. 
Catherina)  und  in  Mailänder  Privatbesitz. 

Zeichnungen  von  ihm  im  Museo  artistico 
des  Castclio  Sforzesco  in  Mailand. 

T o r r e,  Ritratto  di  Milano,  1714  p.  304.  — 
L a t u a d a,  Descriz.  di  Milano,  1737  I 279.  — 
Zani,  Encid.  I vol  1.  — Lanzi,  Stör,  pitto- 
rica,  1825  111  529.  — La  vice,  Revue  des  mu- 
sces  d’Italic  134.  — M o r e 1 1 i,  Galleria  Bor- 
ghese e Doria  Pamphili  (cd.  Frizzoni)  1897,  161. 

Pauli. 

Appiano,  Don,  span.  Miniaturmaler  des  16. 
Jahrh.,  von  dem  nichts  Näheres  bekannt  ist 

B r a d 1 e y,  Dict  of  Min.  Appcnd.  III  435. 

M.  v.  B. 

Appiano,  A m b r o g i o d’,  Schweiz.  Glocken- 
gießer, goß  1745  die  Hauptglocke  in  Torre 
(Blegno-Tal). 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Appier,  Jean,  Ingenieur  der  Herzoge  von 
Lothringen,  war  (nach  Angabe  J.  Faviers) 
auch  Kupferst.  Man  muß  ihm  einige  Blätter 
zuschreiben,  die  unter  dem  Namen  seines 
Sohnes,  Jean  Appier  Hanzclet,  gehen.  Dieser 
letztere,  1596  geb.,  kann  nicht  gut  Kupfer- 
stiche ausgeführt  haben,  die  von  1610  datie- 
ren. J.  Appier  (der  Vater)  war  1620  be- 
reits tot,  nach  dem  Vorwort  des  Chirurgen 
Thybourcl  für  die  „Rccucll  de  plusieurs  ma- 
chines“  (veröffentlicht  durch  Hanzelct). 

F a v i e r,  Jean  Appier  et  J.  Appier  dit  Han- 
zelet,  Nancy,  1890.  7.  Guibert. 

Appier,  Jean,  gen.  Hanzclet,  lothring. 
Kupferst,  geb.  15.  11.  1596  (nach  Basan  in 
Toul,  nach  Durival  [Descr.  de  la  Lorraine 
III.  186]  in  Haraucourt-lez-Saint-Nicolas). 
Er  war  auch  Kunstfeuerwerker,  Buchdrucker, 
„jure“  der  Universität  in  Pont-ä-Mousson. 
G.  Favier  unterscheidet  die  Kupferstiche 
des  Vaters  und  des  Sohnes  und  schreibt  dem 
letzteren  die  seit  1619  datierten  zu,  doch 
führt  das  Verzeichnis  in  J.  Meyers  Kstlerlex. 
(No.  1)  bereits  einen  Stich  von  1617  an, 
der  mit  dem  Monogramm  J.  A.  und  dem  Zu- 
satz Hanzelet  versehen  ist.  Favier  verfolgt 
die  Tätigkeit  des  J.  A.  Hanzclet  bis  1680. 
„Ein  mittelmäßiger  Stecher,  sagt  Basan,  der 
seine  Kunst  durch  obszöne  Darstellungen 
profaniert  hat.“  Jedoch  ist  kein  derartiges 
Werk  von  ihm  bekannt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Favier,  Jean  Appier 
et  J.  Appier  dit  Hanzclet,  Nancy,  1890. 

7.  Guibert. 

Appleby,  E r n e s t W.,  Porträt-  und  Land- 
schaftsmaler der  Gegenwart  in  London  (Kil- 


burn),  stellte  seit  1886  bis  in  die  letzten  Jahre 
wiederholt  in  der  R.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 35.  ** 

Appleby,  J.,  Stecher  in  London  um  1820, 
bekannt  durch  eine  Reihe  von  Exlibris. 

Fincham,  The  Artists  a.  Engr.  of  British 
a.  American  Book  Plates.  London  1897.  ** 

Appleton,  J.  W„  Stahlstecher,  tätig  in  Eng- 
land in  der  1.  Hälfte  des  19,  Jahrh.  Von  ihm 
ein  Blatt:  A city  of  ancicnt  Grecce  nach  W. 
Linton  in  der  11.  Lief,  von  Findcns  Royal 
Gallery  of  British  Art,  London  1S38 — 44.  ** 

Appleton,  Thomas  G.,  amerikan.  Maler, 
geb.  1812  in  Boston,  f daselbst  18S4.  Malte 
Landschaften  in  öl-  und  Wasserfarben  und 
hat  auch  radiert  („Four  sketches  in  Greece“, 
1847),  ist  aber  hauptsächlich  durch  seinen 
großen  Einfluß,  den  er  als  reicher  und  kunst- 
liebender Mann  auf  die  Entwicklung  der 
Kunst  in  Boston  ausübte,  von  Bedeutung. 

Clement  and  Hutton,  Art.  of  the  19. 
Cent.  — Atlantic  Magazine,  vol.  53  S.  848  fg. 

Edmund  von  Mach. 

Appold,  Johann  Leonhard,  Kupfer- 
und  Stahlstecher,  geb.  zu  Denncnlohe  bei  Was- 
sertrüdingen  12.  10.  1809,  f zu  Nürnberg 
5.  12.  1858,  Schüler  von  Grünewald  in  Nürn- 
berg, stach  besonders  für  Buchhändler,  meist 
nach  älteren  oder  zeitgenössischen  Vorbildern 
(Ostade,  G.  Flinck,  Fr.  Amerling  etc.)  und 
fertigte  einige  Porträtstichc  originaler  Er- 
findung. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verzeichnis  seiner  Ar- 
beiten). II.  V. 

Appold,  Karl,  Sohn  von  Johann  Leonhard 
A.,  geb.  zu  Nürnberg  25.  1.  1840,  >f.  zu  Mün- 
chen 25.  9.  1884.  Er  lernte  bei  seinem  Vater, 
gab  aber  nach  dessen  Tod  infolge  eines  Au- 
genleidens den  Kupferstich  und  die  Ätzkunst 
auf.  1860  begab  er  sich  nach  München,  be- 
suchte dort  1865/6  die  Akad.  als  Schüler  von 
Philipp  Foltz  und  Schwind.  Darauf  angewie- 
sen, sein  Brot  bald  selbst  zu  verdienen,  war 
er  als  Illustrator  und  Zeichner  für  den  Holz- 
schnitt tätig;  unter  seinen  selbständigen  Ar- 
beiten verdienen  erwähnt  zu  werden : Zwei 
Münchener  Bilderbogen  (No.  360  und  375) 
vom  weißen  Wolf  und  das  Lumpengesindel, 
Illustrationen  zu  einer  Bilderbibel,  Bilderfol- 
gen zur  Legende  von  St  Christoph  (1880), 
zu  der  von  Robert  dem  Teufel  (1882)  und 
aus  den  Katakomben  (1884). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nekrolog,  Allgemeine 
Zeitung,  1884,  Beilage  No.  41.  — M a i 1 1 i n g e r, 
Bilder-Chronik  von  München  III  126,  IV  241.  — 
Kunst  für  Alle  1891  S.  312.  P. 

Appolloni,  A g o s t i n o,  Maler,  Stuckateur 
und  Kunsttöpfer  aus  S.  Angelo  in  Vado,  zum 
Maler  ausgcbildct  in  der  Werkstatt  seines 
Oheims  Lucio  Dolce,  der  ihn  testamentarisch 
zum  Erben  seines  Vermögens  und  zum  Voll- 
ender seiner  letzten  Arbeiten  bestimmte.  A. 
eröffnetc  in  Castel  Durante  (Urbania)  in  der 
Glanzzeit  der  dortigen  Majolikafabrikation 


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Appolloni  — Aprile 


(1520 — 1580)  eine  Töpferwerkstatt,  der  er  in- 
folge steigender  Nachfrage  nach  seinen  Ma- 
joliken bald  eine  zweite  folgen  lassen  konnte, 
bis  er  schließlich  noch  eine  der  Werkstätten 
der  berühmten  Majolicari-Familie  Picchi  hin- 
zumieten mußte.  Als  von  1580  an  die  Nach- 
frage nach  Majolikaware  sich  wieder  mehr 
und  mehr  verringerte,  nahm  A.  seine  frühere 
Tätigkeit  als  Maler  und  Stuckateur  wieder 
auf.  1595  verkaufte  er  seine  Werkstätten 
nebst  Werkzeug  und  Majolikenvorrat  an 
Magnini.  In  seinem  Testament  vom  August 
1602  verschrieb  er  sein  gesamtes  Vermögen 
dem  Monte  di  Pietä  zu  Castel  Durante.  — 
In  der  dortigen  Kirche  S.  Francesco  hat  A. 
1585  die  Wandmalereien  und  Stuccoarbeiten 
ausgeführt. 

M e y e r,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — Raf- 
f a e 1 1 i,  Maioliche  Durantine  p.  199 — 201. 

E.  Scatassa. 

Appolloni,  s.  auch  Apolloni  u.  Appoloni. 

Appollonio,  s.  Apollonio. 

Appoloni,  Q.  M.,  italicn.  Reproduktions- 
kupferstecher um  die  Mitte  des  19.  Jahrh. 
Von  ihm  mehrere  Bll.  nach  Bildern  und  pla- 
stischen Werken  in:  Valentini,  La  patriar- 
cale  Basilica  Vaticana,  fol.  und  einzelne  Blät- 
ter nach  Correggio,  Longhi  u.  a. 

A p e 1 1,  Handbuch  für  Kupferstichsammler 
p.  20.  *• 

Appoloni,  s.  auch  Apolloni  u.  Appolloni. 

Apprentice,  S.  C.,  engl.  Medailleur,  stellte 
1823  in  der  Royal  Acad.  einen  Metallwürfel 
mit  einem  Porträt  darauf  aus. 

Appnn,  Karl  Ferdinand,  Landschafts- 
maler aus  Bunzlau,  Schüler  der  Berliner  Akad., 
begab  sich  zu  weiterer  Ausbildung  1843  nach 
Italien,  stellte  auf  den  Ausstellungen  der  kgl. 
Akad.  der  Künste,  Berlin  1840,  42  und  44 
griechische  Landschaften,  Fischerhaus  am 
Strande,  Elblandschaft  etc  aus.  Eine  schöne 
1854  datierte  und  mit  A.  signierte  Radierung, 
einen  fischenden  Knaben  darstellend,  gehört 
nach  Naglers  Vermutung  unserem  Künst- 
ler an. 

Katal.  d.  Ausstellg.  — Nagler,  Monogr.  I 
No.  2180.  H.  V. 

Apratti,  Francesco,  Blumenmalcr  aus 
Florenz  um  1706,  nur  bei  Zani  (Enc  met. 
II  167)  erwähnt.  //.  V. 

Aprea,  Giuseppe,  neapol.  Maler  der  Ge- 
genwart. Malte  1903  in  Fresko  einen  Chri- 
stus mit  dem  Kreuz  und  eine  Madonna  in 
S.  Domcnico  Soriano  in  Neapel  und  stellte 
1901  im  Glaspalast  in  München  ein  Pastell 
„Der  Frühling“  aus. 

Napoli  Nobiliasima  XV  53.  C.  Dcgli  Aszi. 

Apret  (vermutl.  Franz  Werner  Tamm  gen. 
Dapper,  Blumenmalcr  v.  Hamburg,  gemeint). 
Der  Name  erscheint  in  Terwestens  Catalogus 
van  Schildcrycn  etc,  der  Fortsetzung  zu  G. 
Hocts  Werk  p.  291  und  419:  In  große  deko- 


rative Bilder  Figuren  von  C.  Maratti,  Blu- 
men von  d’ Apret,  Dapret  oder  Daprct 

Meyer,  Kstlerlex.  E.  Benezi. 

April,  Franz,  Maler,  vollendete  1710  die 
von  Samuel  Blütner  1703  begonnene  Aus- 
schmückung des  Schlosses  zu  Stolberg  a/H. 
mit  Tempcragcmäldcn. 

Bau-  u.  Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Sachsen,  I., 
Heft  V,  p.  95,  119.  De. 

Aprile  (d’ Aprile,  Apprile,  Aprili), 
Künstlerfamilie  aus  Carona,  einem  kleinen 
Dorf  bei  Ciona  oberhalb  Melide  gegenüber 
von  Bissone  am  Lago  di  Lugano,  aus  dem 
noch  drei  andere  in  der  Kunstgeschichte  be- 
kannte Steinmetz-  und  Künstlerfamilien  stam- 
men, die  Scala,  Molinari  und  Solari.  Die 
Aprili  besaßen  in  Genua  ihre  Werkstatt  bei 
der  porta  dei  Vacca  (s.  die  einzelnen  Mit- 
glieder). 

Aprile,  Andrea,  Bildhauer,  in  Carrara 
ansässig,  wo  er  in  den  Akten  von  1504 — 1558 
erscheint  (vgl.  Andrea  da  Carona). 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1902  (E.  Motta). 
— Bertolotti,  Art.  Svizz.  p.  30.  — Ders.  in 
Boll.  stör,  della  Svizz.  ital.  1885  p.  107. 

W.  Suida. 

Aprile,  Andrea  di  Carlo,  Bildhauer  in 
Genua,  wo  er  zusammen  mit  Antonio  Aprile 
schon  um  1470  eine  Werkstätte  besaß,  deren 
Tätigkeit  man  bis  in  die  erste  Hälfte  des  16. 
Jahrh.  verfolgen  kann.  Er  ist  kaum  identisch 
mit  dem  in  Carrara  ansässigen  Andrea  Aprile. 
Sein  Sohn  dürfte  der  1499  in  Genua  genannte 
Giorgio  A.  sein. 

L.  A.  Cervetto,  I Gaggini  da  Bissonc, 

Milano  1903  p.  9.  IV.  Suida. 

Aprile,  Antonio,  Bildhauer  in  Genua,  be- 
saß mit  Andrea  di  Carlo  A.  zusammen  schon 
um  1470  eine  Werkstatt,  die  noch  in  der  1. 
Hälfte  des  16.  Jahrh.  genannt  wird  (vgl.  An- 
tonio da  Carona). 

L.  A.  Cervetto,  I Gaggini  da  Bissonc, 

Milano  1903,  p.  9.  W.  Suida. 

Aprile,  Antonio  Maria,  Sohn  des  Gio- 
vanni, Bruder  des  Pietro  und  Giovanni  An- 
tonio. Bildhauer  in  Genua.  Das  früheste 
Datum  für  seine  Biographie  entnehmen  wir 
der  Inschrift  des  Grabmals  des  Don  Pedro 
Enriquez  de  Ribera  (f  1519)  in  der  Univer- 
sitätskirche von  Sevilla  (1836  aus  der  Certosa 
hierher  übertragen).  Dieses  Grabmal  (Ab- 
bildung im  Jahrb.  d.  kgl.  preuß.  Kunsts.  XIII) 
besteht  aus  einem  Sarkophag,  vor  dem  trau- 
ernde Putten  stehen,  und  den  ein  großer  Bo- 
gen überragt,  der  auf  ornamentierten  Säulen 
ruht  und  von  einem  Giebel  bekrönt  wird.  Die 
Rückwand  der  Nische  bekleiden  Reliefs  mit 
Darstellungen  der  Passion  Christi  und  der 
Auferstehung.  Auf  der  Basis  der  Urne  steht 
die  Inschrift:  Antonius  Maria  de  Aprilis  de 
charona  hoc  opus  faciebat  in  Janua.  Seine 
Mitarbeiter  an  dem  Werke  waren  Bernardino 
Gaggini,  Pier  Angelo  della  Scala  da  Carona 
und  ein  Bernardino,  dessen  weiterer  Name 


44 


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Aprile 


nicht  bekannt  ist.  Das  1520  bestellte  Grab- 
mal ist  1525  zur  Aufstellung  gelangt.  Am 
18.  3.  1522  hat  Antonio  Maria  zusammen  mit 
dem  Lombarden  Giovanni  Angelo  Molinari 
die  Ausführung  der  Kanzel  für  den  Dom  von 
Savona  übernommen,  eines  der  ganz  wenigen 
Werke,  die  aus  dem  alten  Dom  in  den  Neu- 
bau des  18.  Jahrh.  herübergerettet  worden 
sind;  reicher  und  prächtiger  als  die  Kanzel 
des  Domes  von  Genua.  1626  erfolgte  eine 
erneute  Berufung  des  Antonio  Maria  A.  nach 
Sevilla.  Eis  wurden  damals  sechs  Kontrakte 
von  adeligen  Scvillancm  mit  den  genuesi- 
schen Künstlern  abgeschlossen  (als  Vermitt- 
ler fungierten  die  Bankhäuser  der  Cattaneo 
und  Grimaldi).  Außer  Antonio  Maria  ge- 
hörten der  Künstlergenossenschaft  Giovanni 
Antonio  Aprile,  Pier  Angelo  della  Scala  und 
Bernardino  an.  Das  einzig  erhaltene  der  da- 
mals in  Auftrag  gegebenen  Denkmäler  ist 
das  von  Don  Francisco  de  Zuniga  y de  Guz- 
man  Marques  de  Ayamontc  (t  1525)  und  sei- 
ner Gemahlin  Donna  Eleonora  Manrique  de 
Castro,  Tochter  des  Duca  di  Näyera  (t  1536). 
C.  Justi  entdeckte  es  fern  von  Sevilla  in  dem 
Marmorretablo  des  Hochaltars  mit  knienden 
Stiftern  zu  seiten  in  der  Kirche  S.  Lorenzo 
bei  Santiago  de  Compostila  (ehemals  in  S. 
Francesco  zu  Sevilla).  Das  Denkmal,  außer- 
ordentlich reich  mit  Reliefs  und  Statuetten 
verziert,  war  vor  1532  beendet  (s.  Abbildung 
bei  Cervctto,  Tafel  25).  Neue  Aufträge  er- 
folgten durch  den  Marques  de  Tarifa.  Der- 
selbe engagierte  am  31.  1.  1528  Antonio  Maria 
A.,  Bernardino  Gaggini  u.  Pietro  Aprile  für 
bauliche  und  dekorative  Arbeiten,  die  am  10. 
9.  1529  Antonio  Maria  allein  übernahm.  Es 
handelte  sich  um  die  Schaffung  eines  großen 
Familicnmausoleums  in  der  Certosa  von  Se- 
villa. Zehn  Denkmäler,  die  alle  noch  in  der 
Universitätskirche  zu  Sevilla  existieren,  wur- 
den damals  in  seinem  Atelier  ausgeführt. 
Noch  1534  sind  er  und  Bernardino  Gaggini  mit 
der  Aufstellung  dieser  Grabmäler  in  Sevilla 
beschäftigt.  Eine  bemerkenswerte  Neuerung 
an  einem  dieser  Gräber  ist  die  Hinzufügung 
eines  auf  seinen  Stab  gestützten  Wanderers 
als  Versinnbildlichung  des  „Siste  viator",  ei- 
ner Frau  aus  dem  Volke  mit  Turban  und 
Fruchtkörbchen  als  Personifikation  des  Volks- 
gedächtnisscs.  Auch  das  Grabmal  des  Mon- 
signor  d’Azcvedo  in  der  Certosa  von  Sevilla 
trägt  die  Bezeichnung:  Antonius  Maria  Aprili 
de  Charona  faciebat  in  Janua.  — Gleichzeitig 
arbeiteten  Antonio  Maria  und  Bernardino 
Gaggini  an  der  Casa  de  Pilato,  von  Don  Enri- 
quez  de  Ribera  Marques  de  Tarifa  1519  zur 
Erinnerung  an  eine  Reise  ins  heilige  Land 
begründet,  Familienpalast  der  Ribera,  heute 
im  Besitze  der  Familie  Medina-Coeli.  Ein 
Portal  und  eine  Brunnenschale  sind  dort  von 
der  Hand  der  genuesischen  Bildhauer  noch 


erhalten.  Der  Palast  wurde  1533  vollendet- 
Feman  Colon,  der  natürliche  Sohn  des  Chri- 
stoph Columbus  (1487 — 1539),  hat  vermutlich 
1525 — 29  in  Sevilla  einen  Bau  errichtet,  um 
seine  äußerst  wertvolle  (leider  später  arg 
verwahrloste)  Bibliothek,  die  er  der  Stadt 
Sevilla  vermachte,  zu  bergen.  Nichts  ist  vom 
Bau  erhalten  als  eine  dürftige  alte  Ansicht. 
Das  am  10.  9.  1529  bei  Antonio  Maria  u.  Anto- 
nio di  Novo  da  Lancio  bestellte  Portal  glaubte 
C Justi  wiederzuerkennen  in  einem  unweit 
des  Tores  von  Jerez  in  Sevilla  eingemauerten. 
Es  ist  von  außerordentlich  feinen  Verhältnis- 
sen und  sehr  maßvoll  in  den  Ornamenten. 
Noch  steht  fest,  daß  Pietro  u.  Antonio  Maria 
sowie  Baldassare  Canevale  und  Pietro  da  Gan- 
dria  für  den  Palast  des  Marchese  di  Zcncto 
in  Calliguri  (Granada)  Zicrglieder  lieferten. 

C.  Justi,  Lomb.  Bildw.  in  Spanien,  Jahrb.  d. 
kgl.  preuß.  Kunsts.  XIII  (1892).  — L.  A.  Cer- 
vetto,  I Gaggini  da  Bissone  p.  123.  — Brun, 
Schweiz.  Kstlerlex.  (E.  Motta).  — F.  Alizeri, 
Not.  d.  prof.  d.  dis.,  vol.  V.  — Passavant, 
Christi.  Kunst  in  Spanien  p.  38.  — W.  S u i d a, 
Genua  (Berühmte  Kunststätten  No.  33)  1906. 

W,  Suida. 

Aprile,  Bartolommeo,  Stuckateur  des 
17.  Jahrh.,  tätig  in  Rom.  Er  arbeitete  in  dem 
Atelier  seines  Landsmannes,  des  Stuckateurs 
Francesco  Checcia  da  Morcote,  der  in  seinem 
Testamente  vom  6.  7.  1631  angibt,  dem  A.  als 
Arbeitslohn  eine  Summe  zu  schulden. 

Bertolotti,  Artisti  Lombardi  a Roma  II. 
— Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  (E.  Motta). 

W.  Suida. 

Aprile,  B a 1 1 i s t a,  Sohn  des  Pietro,  Bild- 
hauer in  Carrara.  Er  verpflichtet  sich  am 
14.  8.  1524,  einen  Crucifixus  für  Lucrezia 
Malaspina,  Marchcsa  di  Massa-Carrara,  zu 
schnitzen  und  erhält  die  Bezahlung  dafür  am 
3.  9.  1524. 

G.  Campori,  Memorie  biogr.  di  Carrara 
Modena  1873  p.  269.  — Brun,  Schweiz.  Kstler- 
lex. 1902.  W.  Suida. 

Aprile,  B a 1 1 i s t a d’,  Bildhauer  des  17. 
Jahrh.  in  Sizilien.  Arbeitete  an  den  Skulp- 
turen der  Piazza  Vigliena  in  Palermo. 

Archivio  Stör.  Sicil.  III  fase.  4,  p.  448 — 454. 

E.  Mauceri. 

Aprile,  Carlo  d\  tüchtiger  Bildhauer  des 
17.  Jahrh.  in  Palermo.  Von  seinen  zahlrei- 
chen Arbeiten  daselbst  nennen  wir  verschie- 
dene Heiligenfiguren  (Agata,  Silvia,,  Cristina, 
Sergio  und  Agatone)  auf  dem  Domplatz,  die 
Statuen  Karls  V.,  Philipps  II.,  III.  und  IV. 
auf  der  Piazza  Vigliena  (jetzt  Quattro  Canti) 
und  verschiedene  Figuren  an  dem  1848  zer- 
störten Denkmal  Philipps  IV.  auf  der  Piazza 
Vittoria  sowie  die  bronzene  Statue  des  Kö- 
nigs selbst,  die  A.  1633  modelliert  hat  (an 
Stelle  dieses  Denkmals  seit  1856  das  Phi- 
lipps V.). 

G.  Di  M a r z o,  I Gaggini  I.  — L’Arte  IV 
84  No.  2.  — Filangicri,  Indice  d.  arteficr 
I 26.  £.  Mauceri. 


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Aprile 


Aprile,  Francesco,  Bildhauer  in  Rom, 
in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrh.  tätig, 
schon  seit  1642.  Von  ihm:  Marmorgrab  der 
Familie  Bolognetti  in  Gesü  e Maria ; in  der- 
selben Kirche  Stuccofiguren  zusammen  mit 
Michele  Maglia,  Dom.  Guidi  und  Cavallini  in 
der  Cap.  der  Madonna  und  des  hl.  Josef  aus- 
geführt; in  S.  Giovanni  de’  Fiorcntini  Jüng- 
lingsgestalten mit  Medaillons,  Stuccaturen 
der  Hauptkapelle  zusammen  mit  Michel  An- 
guier,  Pietro  Scncse  und  Filippo  Carrari  aus- 
geführt. Sein  letztes  Werk,  eine  Marmorsta- 
tue der  hl.  Anastasia,  für  die  Konfession  der 
gleichnamigen  Kirche  (vollendet  von  Ercolc 
Fcrrata  wegen  A.s  Tod). 

T i t i,  Descrizione  della  Pitt.  ecc.  in  Roma 
1763  p.  382,  383,  424,  479.  — Bertolotti, 
Art.  svizz.  in  Roma,  Arch.  stör.  lomb.  XIII  880. 
— E.  M o 1 1 a in  Bruns  Schweiz.  Kstlerlex. 

IV.  Suida. 

Aprile,  Francesco,  Bildhauer,  arbeitete 
zwischen  1731  und  1750  unter  Carlo  Ema- 
nuele  III.  für  den  Hof  von  Savoien  Mar- 
morarbeiten für  die  Kapelle  des  Beato  Ama- 
deo  di  Savoia  im  Dom  von  Vercelli. 

Gaud.  Claretta,  I Rcali  di  Savoia  rauni- 
fici  fautori  delle  arti,  Miscellanea  di  Storia  ital. 
ed.  dalla  Dep.  Piemontese  di  St  P.  vol.  XXX 
91—92,  1893.  - W.  Suida. 

Aprile,  G a s p a r e,  Schweiz.  Architekt,  Er- 
bauer des  neuen  Collegiatagebäudes  in  Bor- 
mio 1628—1640. 

Mont  i,  Atti  della  visita  dcl  Ninguarda  I p. 
370.  — Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  (E.  Motta). 

W.  Suida. 

Aprile,  Giorgio,  Sohn  des  Andrea,  italicn. 
Steinmetz,  1499  erwähnt. 

C.  J u s t i,  Lomb.  Bildwerke  in  Spanien,  im 
Jahrb.  d.  kgl.  preuß.  Kunsts.  XIII  (1892).  — 
Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  (E.  Motta). 

IV.  Suida. 

Aprile,  Giovanni  di  macstro,  war  der 
Vater  des  Pietro  und  des  Antonio  Maria.  — 
Von  seiner  künstlerischen  Tätigkeit  ist  nichts 
bekannt.  Er  lebte  noch  1509. 

Michele  C a f f i,  Di  alcuni  architctti  e 
scultori  della  Svizzera  ital.  im  Arch.  Stör.  lomb. 
XII  1835.  W.  Suida. 

Aprile,  Giovanni  Antonio,  Sohn  des 
Giovanni  und  Bruder  des  Pietro  und  Antonio 
Maria,  italien.  Bildhauer,  lebte  in  Genua,  zeit- 
weise in  Savona  und  Carrara  (hier  ist  seine 
Anwesenheit  21.  2.  1525  bezeugt).  Das  von 
Ordonez  (f  1520)  unvollendet  gelassene  Grab- 
mal des  Bischofs  von  Avila,  Francesco  Ruiz, 
des  Vertrauten  des  Kardinals  Ximencz,  wurde 
während  der  Abwesenheit  seines  Bruders  An- 
tonio Maria  dem  Giovanni  Antonio  und  Pier 
Angelo  della  scala  übertragen  (um  1521). 
Beide  Künstler  förderten  das  Werk  so,  daß 
es  1526  transportbereit  war.  Es  ist  in  der 
Universitätskirche  in  Sevilla  erhalten.  Über 
einem  Unterbau,  auf  dem  die  Statuen  der 
Caritas,  Fides  und  Spes  stehen,  erhebt  sich 
das  Wandgrab  mit  dem  Sarkophag,  auf  dem 


der  greise  Bischof  liegt  (vorzüglicher  Kopf, 
ähnlich  dem  des  alten  Goethe).  Zwei  Engel 
schlagen  den  Vorhang  zurück,  darüber  steht 
das  Kruzifix.  Die  Tugendengcstalten  sind  dem 
Stile  des  Jacopo  Sansovino  verwandt.  In 
einigen  hölzernen  Heiligenstatuen  von  der 
Hand  span.  Künstler  erhielt  das  sehr  ein- 
fache und  groß  angelegte  Werk  barocke 
Zutaten  (Abbildung  im  Jahrb.  d.  kgl.  preuß. 
Kunsts.  XIII).  Eines  der  bedeutendsten  Re- 
naissancegrabmäler  Spaniens. 

C.  J u s t i,  Lomb.  Bildw.  in  Spanien,  Jahrb. 
d.  kgl.  preuß.  Kunsts.  XIII.  — Bertolotti, 
Art.  Svizz.  pag.  30.  — Brun,  Schweiz.  Künst- 
lerlex.  (E.  Motta).  — F.  A 1 i z e r i,  Not.  d.  prof. 
del  disegno  V.  — Campori,  Metnorie  biogr. 
di  Carrara  pag.  272.  W.  Suida. 

Aprile,  GiovanniBattistal,  Sohn  des 
Giovanni  Antonio  (nach  Caffi  aber  Sohn  des 
Pietro  A.),  Architekt  und  Holzschnitzer,  ar- 
beitete 1524  mit  Tullio  Lombardo  zusammen 
in  Venedig,  später  ebenda  in  Gemeinschaft 
mit  Alessandro  da  Carona,  in  dessen  Testa- 
ment (1532)  er  als  Zeuge  angeführt  wird. 

F.  Alizeri,  Notizie  de’  Prof,  del  disegno  V. 

— M.  Caffi,  Di  alcuni  arch.  e scult  ecc. 
im  Arch.  stör.  Lomb.  XII  67.  — Bertolotti, 
Art.  Svizz.  und  ders.  in  Boll.  stör.  1885,  pag.  107 

— Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1902  (E.  Motta). 

— L.  A.  Cervetto,  I Gaggini  da  Bissone,  Mi- 
lano 1903,  p.  9.  IV.  Suida. 

Aprile,  Giovanni  Battista  II,  Stein- 
metz, wird  in  Urkunden  von  1597  und  1600 
in  Palermo  tätig  erwähnt. 

G.  Di  Mario,  I Gaggini  c la  scultura  in 

Sicilia  I 241.  E.  Afauceri. 

Aprile,  Leonardo,  Ingenieur  und  Stein- 
metz, war  1569  am  Dombau  in  Como  beschäf- 
tigt (Caffi  nennt  einen  Lionardo  da  Carona 
lapicida  ed  ingegnere,  der  1504  am  Dom  in 
Como  gearbeitet  habe). 

Bertolotti,  Art.  Svizz.  — M.  C a f f i,  Arch. 
stör.  Lomb.  XII.  IV.  Suida. 

Aprile,  M a r t i n o,  Holzschnitzer,  „magistcr 
a lignamine“,  verfertigte  1541  ein  Modell  für 
das  Hauptportal  des  Doms  von  Mailand. 

Annali  del  Duomo,  vol.  3°.  — Bertolotti, 
Art.  Svizz.,  pag.  30,  ders.  in  Boll.  stör.  1885, 
p.  107.  — Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  (E.  Mot- 
ta). — Michele  Caffi,  Di  alcuni  architetti 
e Scultori  della  Svizz.  ital.,  Arch.  stör.  Lomb. 
XII.  IV.  Suida. 

Aprile,  Pietro,  Sohn  des  Giovanni  und 
älterer  Bruder  des  Giovanni  Antonio  und 
Antonio  Maria,  italicn.  Bildhauer  und  Stein- 
metz. Sein  Name  wird  schon  gegen  Ende 
des  15.  Jahrh.  in  Genua  genannt.  Seit  1504 
ist  er  bis  1558  wechselnd  in  Genua  und  Car- 
rara nachweisbar.  Speziell  in  Carrara  über- 
nahm er  künstlerische  Aufträge.  1507  lieferte 
er  ein  Marmortabernakcl  für  einen  Geistlichen 
um  den  bescheidenen  Preis  von  5 Lire.  1514 
wird  er  nebst  seinem  Bruder  in  Carrara  neuer- 
lich erwähnt  Für  den  Dom  von  Pisa  schuf 
er  1516  eine  Madonnenstatuc,  und  es  ist  eine 


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Aprili 


Apshoven 


sehr  ansprechende  Vermutung  C.  Justis,  daß 
uns  dieselbe  in  der  über  dem  Weihwasser- 
beeken  stehenden  erhalten  ist.  In  demselben 
Jahre  1516  wurde  dem  Künstler  der  Auftrag 
auf  ein  Grabmal  der  Gemahlin  des  Scipionc 
Fieschi,  Eleonora  Malaspina,  Marchesa  von 
Massa  (f  1515)  erteilt  (verschollen).  Seit 
1512  sehen  wir  Pietro  auch  in  Verbindung  mit 
Spanien.  Am  1.  9.  dieses  Jahres  wurde  bei 
ihm  und  Antonio  de  Aprilis  (an  anderer  Stelle 
nennt  C.  Justi  Antonio  Gaggini)  eine  Fontäne 
für  das  Schloß  La  Calahorra  in  der  Sierra 
Nevada  bestellt;  dieselbe  sollte  aus  einem 
großen  Becken  und  einer  darüber  befindlichen 
kleineren  Schale  bestehen  und  reich  mit  Figu- 
ren und  Reliefs  verziert  sein  und  ist  1517  fer- 
tiggestclit  worden  (jetzt  verschwunden).  Sein 
Name  scheint  infolge  dieses  Werkes  in  Spa- 
nien so  geachtet  worden  zu  sein,  daß  der 
span.  Bildhauer  Bartolome  Ordonez  aus  Bur- 
gos  (f  1520)  in  seinem  Testament  dem  Pie- 
tro zusammen  mit  Marco  de’  Rossi  die  Voll- 
endung der  von  ihm  begonnenen  Grabmäler 
des  Kardinals  Ximcncz  und  des  Königs  Fer- 
dinand des  Katholischen  und  Isabellas  von 
Kastilien  übertrug.  Die  beiden  Künstler  ar- 
beiten an  diesen  Werken  noch  1625  und  erst 
20.  8.  1529  erfolgt  die  Schlußquittung  der 
vollen  Bezahlung  für  die  vollendete  Arbeit. 
Das  Grab  des  Kardinals  Ximencz  fand  seine 
Stelle  in  S.  Ildefonso  (Universitätskapelle) 
in  Alcali.  Auch  das  Grab  des  Antonio  di 
Fonseca  hat  Pietro  nach  des  Ordonez  Tode 
vollendet 

1522  steht  Pietro,  ein  Geschäftsunternchmer 
in  großem  Stile,  auch  mit  Michelangelo  in  Be- 
ziehung, dem  er  Marmor  für  die  Fassade  von 
S.  Lorenzo  liefert  Bauliche  und  dekorative 
Arbeiten,  zu  denen  er  sich  dem  Marques  von 
Tarifa  gegenüber  am  31.  1.  1528  in  Genua  zu- 
sammen mit  seinem  Bruder  Antonio  Maria  u. 
Bernardino  Gaggini  verpflichtete,  scheint  er 
nicht  ausgeführt  zu  haben,  da  derselbe  Auf- 
trag am  10.  9.  1529  an  Antonio  Maria  allein 
gegeben  wurde.  In  seinen  späteren  Jahren 
sehen  wir  den  Künstler  zumeist  von  Carrara 
aus  wieder  in  Verbindung  mit  seiner  lom- 
bardischen Heimat.  Er  lieferte  Marmor  für 
die  Fassade  der  Certosa  von  Pavia,  für  den 
Dom  von  Como.  Zum  letztenmal  erscheint 
sein  Name  am  17.  10.  1558  anläßlich  einiger 
Besorgungen  in  Carrara  für  den  genuesischen 
Bildhauer  Jacopo  Valsoldo. 

C.  Justi,  Die  Anfänge  der  Renaissance  in 
Granada,  Lomb.  Bildw.  in  Spanien,  Jahrb.  der 
kgl.  preuß.  Kunsts.  XII,  XIII.  — M.  C a f f i,  Di 
Alcuni  arch.  e scult.  dclla  Svizz.  ital.  im  Arch. 
stör.  Lomb.  XII  1885.  — Campori,  Memorie 
biogr.  di  Carrara,  p.  269.  — F.  A 1 i z e r i,  No- 
tizie  de'  Prof,  del  disegno  V.  — L.  A.  Cer- 
v e 1 1 o,  I Gaggini  da  Bissone,  p.  9.  — Brun, 
Schweiz.  Kstlerlex.  (E.  Motta).  — Vegezzi, 
Esp.  stör.  tic.  I 81.  — Bianchi,  Art.  tic., 
p.  12.  W.  Saida. 


Aprili,  Giam  battist  a,  italicn.  Dckora- 
tionsbildhauer  und  Stuckarbeiter,  tätig  in  Dä- 
nemark, hat  1708  zwei  Plafonds  im  Schlosse 
Frcdcriksbcrg  ausgeführt. 

F.  J.  Meier,  Frcdensborg  Slot  (Kopenhagen 
1880)  S.  172.  A.  K. 

Aprilis,  M a e t i u s,  röm.  Bildhauer  aus  alt- 
christlicher  Zeit,  dessen  Namen  und  Standes- 
abzeichen (Hammer  und  Meißel)  ein  Epitaph 
in  den  Priscilla-Katakomben  zu  Rom  über- 
liefert. 

A.  Venturi,  Stör.  delP  arte  ital.  (Milano 
1901)  vol.  I,  p.  436.  • 

Apruzzese,  Giuseppe,  italien.  Bildhauer  des 
16.  Jahrh.  Camillo  Tutini  nennt  ihn  in  seinem 
Ms.  „Storia  dell*  Arte  napoletana"  und  sagt, 
daß  er  in  trefflichster  Weise  verstanden  habe, 
Blumen  im  Relief  nach  der  Natur  zu  arbei- 
ten. Er  fertigte  vier  Vasen  mit  Blumen  aus 
Silber  für  die  Certosa  S.  Martino  in  Neapel. 

Napoli  Nobilissima  VII  124.  G.  Degli  Assi. 

Aps,  s.  Aeps. 

Apsel,  Willem  van,  Prior  des  Karthäuser- 
klostcrs  Val  de  Gräce  bei  Brügge,  geb.  um 
1410,  t 4.  8.  1472,  wird  als  ein  in  allen  Hand- 
fertigkeiten besonders  geschickter  Mann  von 
mehreren  Chronisten  geschildert.  Er  soll  sich 
besonders  im  Einbinden  von  Büchern,  in 
Bronze-  und  Holzarbeitcn  ausgezeichnet 
haben. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  II  196.  ** 

Apshoven,  Ferdinand  van,  d.  ä.,  getauft 
zu  Antwerpen  17.  5.  1576.  Er  trat  1592 — 93  als 
Schüler  in  das  Atelier  des  Adam  van  Noort 
und  1596 — 97  als  Freimeister  in  die  St.  Lu- 
kasgilde. Die  Liggeren  setzen  für  seinen  Ein- 
tritt das  Jahr  1595 — 96  an;  dies  ist  aber  ein 
Irrtum,  dadurch  entstanden,  daß  man  die 
Jahre  1592 — 93  und  1593 — 94  als  ein  einziges 
behandelte.  Ferdinand  war  ohne  Zweifel  Hi- 
storienmaler, wie  sein  Lehrer,  malte  aber  auch 
Porträts,  wie  wenigstens  für  einen  Fall  — 
das  Bildnis  eines  Thomas  Courtois  — von 
Lerius  urkundlich  nachgewiesen  ist.  Sonst 
sind  Werke  von  ihm  nicht  bekannt  — Die 
Liggeren  nennen  7 Schüler  von  ihm  in  den 
Jahren  1597 — 1621.  Sein  Tod  fällt  in  die 

Zeit  zwischen  18.  9.  1651  und  17.  9.  1652. 

Lerius  in  Meyers  Kstlerlex. 

Apshoven,  Ferdinand  van,  d.  jung., 
Maler  in  Antwerpen,  Sohn  Ferdinands  d.  ält, 
getauft  1.  3.  1630,  Schüler  von  D.  Te- 
niers  d.  j.  Die  Liggeren  verzeichnen  von  1657 
bis  1658  seine  Zulassung  als  Meisterssohn. 
Obschon  sic  ihm  das  Prädikat  eines  Kunst- 
händlers (handelacr)  geben,  so  ist  doch  nicht 
zu  bezweifeln,  daß  er  auch  gemalt  habe.  Er 
wurde  am  20.  1.  1657  mit  Josina  van  Ovcr- 
straeten  getraut,  von  welcher  er  fünf  Kin- 
der erhielt;  das  jüngste  derselben,  Willem, 
getauft  7.  9.  1664,  wurde  auch  zum  Maler  be- 
stimmt, s.  dort  1678 — 79  hätte  er  Dekan  der 


47 


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Apshoven  — Apvril 


Gilde  werden  sollen,  er  wußte  sich  aber  die- 
sem Amte  zu  entziehen.  Am  3.  4.  1694  wurde 
er  in  St  Walburg  zu  Antwerpen  begraben 
und  erhielt  eine  „cleyn  kcrcklyk“  d.  h.  ein 
Begräbnis  der  zweiten  Stufe  der  1.  Klasse. 

Ferdinands  Bilder  sind  ganz  im  Stile 
von  D.  Teniers  gemalt  und  behandeln  die- 
selben Gegenstände ; aus  der  Seltenheit  ihres 
Vorkommens  kann  man  schließen,  daß  sie 
gewöhnlich  im  Kunsthandel  unter  dem  Na- 
men von  Teniers  gehen.  Ein  Interieur  mit 
zwei  Figuren  besitzt  das  Museum  von  Dün- 
kirchen. Das  in  der  Dresdener  Galerie  unter 
seinem  Namen  gehende  „Atelier“  ist  nicht 
bezeichnet,  sondern  nur  stilkritisch  von  Bode 
und  Scheibler  nach  einem  1883  in  Florenz 
im  Kunsthandel  befindlichen  und  mit  Namen 
bezeichneten  Bilde  ähnlichen  Gegenstandes 
bestimmt.  Nach  Frimmel  eine  wenig  ver- 
änderte Kopie  eines  Bildes  von  D.  Teniers 
d.  j.  im  Stifte  St.  Florian  (Oberösterreich). 

Wenn  Gemälde  der  beiden  Apshoven  unter 
dem  Namen  von  Teniers  gehen,  so  ist  es 
auch  unzweifelhaft,  daß  mehr  als  einem  Stich, 
angeblich  nach  dem  letzteren,  Werke  der  bei- 
den Brüder  zugrunde  liegen. 

Th.  v.  L e r i u s : Biographies  d’art.  anvers. 
II  166.  — Ders.  in  Meyers  Kstlcrlex.  — F.  G. 
van  den  Branden:  Geschiedenis  d.  Ant- 
werp.  schildersch. — Mit  Notizen  von  H.  Hymans. 

Apshoven,  Thomas  (nicht  Theodor)  van, 
Maler,  Sohn  des  Ferdinand  d.  A.,  getauft  zu 
Antwerpen  30.  11.  1622,  Schüler  von  D.  Te- 
niers d.  j.;  doch  steht  er  als  solcher  im  Lig- 
gere  nicht  verzeichnet  (eine  Auslassung,  die 
bei  Meisterssöhnen  häufig  vorkommt).  1645  bis 
46  wurde  er  als  Weinmeister  aufgenommen. 
1650 — 51  nahm  er  in  seine  Werkstätte  Hen- 
drik van  Voren  oder  Voor,  der  später  nicht 
unter  den  Freimeistern  vorkommt,  und  1651 
bis  52  Hendrik  van  Erp  oder  Hcrp  III.  auf, 
der  ein  guter  Interieurmalcr  wurde.  Aps- 
hoven heiratete  22.  8.  1645  Barbara  Janssens, 
aus  welcher  Ehe  vier  Kinder  hervorgingen. 
Am  24.  2.  1652  leistete  er  den  Eid  als  Fah- 
nenträger der  Bürgerwehr  und  am  20.  12. 
1657  als  Hauptmann.  Der  Tod  des  Künst- 
lers muß  nach  den  Liggeren  zwischen  dem 
18.  9.  166*1  und  dem  Juli  1665  fallen.  Thomas' 
v.  A.  malte  ganz  in  der  Weise  des  David 
Teniers  Bauern,  Wachtstuben,  Raucher,  Trin- 
ker usw.,  auch  Stilleben,  freilich  erreichte  er 
den  Geist,  die  Schärfe  der  Zeichnung  und  die 
Frische  und  Kraft  der  Färbung  desselben 
auch  in  seinen  besten  Bildern  nicht.  Er  ko- 
pierte öfter  mit  vielem  Geschicke  die  Werke 
seines  Vorbildes,  indem  er  den  Hauptgedan- 
ken entlehnte  und  einige  Abänderungen  hin- 
zu fügte. 

In  der  Dresdener  Galerie  von  ihm  ein 
schönes  Frühstücksstilleben,  bcz. : T.  V. 

APSHOFEN.  Das  Museum  von  Glasgow 
besitzt  3 Gemälde  von  Th.  van  Apshoven. 


Zwei  davon,  Pendants,  stellen  Landschaften 
dar  mit  kleinen  Figuren  im  Stile  Teniers. 
Viel  wichtiger  ist  das  dritte,  ein  Interieur, 
bez. : T.  van  Apshoven  1644.  Es  stellt  einen 
jungen  Gelehrten  in  seinem  Studio  dar.  Er 
ist  en  face  gesehen,  in  Grau  gekleidet  mit 
blauen  Ärmeln;  der  Tisch  mit  einem  grünen 
Teppich  bedeckt.  Das  Bild  wäre  D.  Teniers’ 
würdig.  Es  findet  sich  nicht  in  dem  Katalog 
von  1906  verzeichnet.  — Eine  kleine  Land- 
schaft in  Teniers  Art,  bez.:  T.  Apshoven,  in 
der  Darmstädter  Galerie. 

Th.  v.  L e r j u s in  Meyers  Kstlcrlex.  (mit 
älterer  Lit-).  — Notizen  von  H.  Hymans. 

ApBhoven,  Willem  van,  Maler,  Sohn 
Ferdinands  d.  j.,  gcb.  in  Antwerpen  7.  9. 
1664,  f daselbst  80.  4.  1694,  Schüler  (1679 
bis  80)  von  Joseph  Lamorlet,  einem  fast 
unbekannten  Künstler.  Kein  Werk  von 
Willem  v.  A.  ist  bis  jetzt  nachgewiesen. 

H.  H. 

Apt,  siehe  Abt. 

Apuzzo,  Nicola  d’,  italicn.  Architekt, 
Schüler  der  neapol.  Akad.,  die  ihn  im  Dezen- 
nium 1805 — 1815  zur  Vollendung  seiner  Stu- 
dien nach  Rom  sandte,  und  zwar  an  die  von 
Giuseppe  Bonaparte  neu  organisierte,  vom 
großen  Canova  geleitete  Akademie.  Um  1840 
leitete  A.  den  Umbau  der  oberen  Stockwerke 
des  Palazzo  Gravina  zu  Neapel,  der  allerdings 
hierbei  viel  von  seinem  künstlerischen  Reiz 
einbüßte.  (U.  a.  ließ  A.  die  zum  Schmuck  der 
Fenster  angebrachten  ovalen  Nischen  mitsamt 
ihren  Büsten  beseitigen.)  — Nach  Zani  ist  A. 
auch  schriftstellerisch  tätig  gewesen. 

Zani,  Encicl.  II  167.  — M i s s i r i n i,  Storia 
della  rom.  Accad.  di  S.  Luca  1823  p.  414,  478. 
— Napoli  Nobilissima  VI  2,  X 56. 

G.  Degli  Assi. 

Apuzzo,  Pietro  d',  Baumeister,  erbaute 
die  Kirche  zum  hl.  Marzellin,  die  zum  Bene- 
diktinerkloster  im  Pcnninovicrtel  zu  Neapel 
gehört  Der  Grundstein  wurde  im  Juli  1626 
gelegt.  1633  war  der  Bau  beendigt,  doch 
wurde  er  erst  1645  feierlich  eingeweiht.  1*<6 
verzierte  man  das  Innere  der  Kirche  mit  Or- 
namenten von  Alabaster  und  Marmor  nach 
den  Zeichnungen  des  Vanvitelli. 

D o m i n i c i,  Vite  de’  pittori  etc.  Napoletani 
I 250.  — Celano,  Delle  Notizie  della  cittä  di 
Napoli,  4.  Aufl.  1792  III  158.  — N o b i 1 e,  De- 
scrizione  della  cittä  di  Napoli,  1863  II  471.  — 
Napoli  Nobilissima  IV  122  ff.  *• 

Apvril,  Goldschmied  und  Bildhauer  in  Va- 
lcncicnnes,  wo  er  1561  das  Bürgerrecht  er- 
warb, geb.  zu  Paris,  nur  urkundlich  bekannt. 

Birard,  Dict.  biogr.  d.  Artistes  Franc.  H.  V. 

Apvril,  Edouard  d\  Genre-  und  Porträt- 
maler in  Grenoble,  geb.  ebendort,  Schüler  der 
dortigen  Akad.,  stellte  in  den  Pariser  Salons 
1868 — 18S4  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  Suppl.  (Ver- 
zeichn. s.  Arbeiten).  — Kat  d.  Salon.  H.  V. 


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Aqua  — Aquila 


Aqua,  s.  Acqua. 

Aquabove.  Angeblicher  Künstlername,  der 
nur  durch  irrtümliche  Lesart  der  Signatur 
„Acabov“  d.  h.  vollendet,  entstanden  ist. 

Chron.  d.  Arts  1899  p.  176.  ** 

Aquado,  A.,  span.  Kupferst.,  stach  für  das 
Werk:  Descripcion  de  los  Ornatos  publicos 
con  que  la  corte  de  Madrid  ha  solemnizado  la 
exaltacion  al  trono  de  Don  Carlos  IV.  etc. 
Madrid  1789. 

Meyer,  Kstlerlex.  A 

Aquado,  s.  auch  Aguado. 

Aquanus,  Cornelius,  s.  Water,  C.  de. 

Aquaroni,  s.  Acquaroni. 

Aques,  Lucas  de.  Bildhauer  in  Valladolid. 
Hatte  1587  einen  Rechtsstreit  mit  Cristöbal 
Velazquez  wegen  eines  Gitterwerkes  am  Rat- 
haus. 

Marti  y Monsö,  Estud.  histor.  artist. 
S.  506.  M.  v.  B. 

Aquijari,  Aquarellmaler  in  Wien,  dessen 
im  Künstlerhaus  1870  ausgestelltes  Aquarell 
„Empfang  der  Leiche  Maximilians  von  Me- 
xiko in  Triest“  der  Kaiser  von  Österreich  an- 
kau ftc. 

Dioskuren  1870  p.  324.  ** 

Aquila,  Andrea  dall’,  Bildhauer  und 
Maler,  aus  Aquila  in  den  Abruzzen  stammend, 
ausgebildet  in  der  Werkstatt  des  Donatello 
zu  Florenz,  wo  er  mehrere  Jahre  lang  im 
Hause  Cosimos  de’  Medici  gelebt  haben  soll. 
Laut  Ausweis  einiger  Zahlungsurkundcn  im 
Neapeler  Staatsarchive  arbeitete  A.  1455 — 56 
unter  Pietro  da  Milano  mit  Isaja  da  Pisa 
und  anderen  Bildhauern  am  Skulpturen- 
schmucke des  Triumphbogens  Alfonsos  von 
Aragonicn  im  Castel  Nuovo  zu  Neapel;  und 
zwar  werden  ihm  von  Fabriczy  auf  Grund 
ihres  florentini  sehen  Stilcharakters  speziell 
die  beiden  ersten  Lcibungsreliefs  an  den  Ein- 
gangspilastcrn  dieses  Triumphportales  zuge- 
wiesen, darstellend  den  Auszug  Alfonsos  zur 
Eroberung  Neapels,  sowie  die  1459  durch  den 
Kardinal  Orsini  im  Dome  zu  Barlctta  voll- 
zogene Investitur  Ferdinands  I.,  des  Regie- 
rungsnachfolgcrs  Alfonsos  von  Aragonien,  mit 
der  Königswürde  über  „beide  Sizilien“.  — 
Im  Pestjahre  1458  scheint  Andrea  Neapel 
wieder  haben  verlassen  zu  wollen ; wenigstens 
bewarb  er  sich  damals  durch  Vermittelung 
des  Niccolö  Sevcrino,  siencsischen  Gesandten 
in  Florenz,  bei  der  Dom-Opera  zu  Siena  um 
eine  Anstellung  als  Freskomaler  (zur  Voll- 
endung eines  von  Stefano  di  Giovanni  Sas- 
setta  unvollendet  hinterlassencn  Madonnen- 
f leskos  an  der  Porta  Nuova  zu  Siena).  Trotz 
des  hohen  Lobes,  das  seinem  malerischen  wie 
auch  seinem  bildnerischen  Können  in  dem 
Empfehlungsschreiben  des  Niccolö  Severino 
unter  Berufung  auf  das  Zeugnis  Donatellos 
gespendet  wurde  — A.  sei  ein  ,jingolore  pit- 
tore  e anco  maestro  di  scultura"  und  habe 
sich  in  letzterer  Kunst  mit  seinen  Arbeiten 


am  „arco  triumphale  dcl  re“  zu  Neapel  als 
ein  allen  übrigen  an  diesem  Werke  mit  be- 
teiligten Bildhauern  überlegener  Meister  er- 
wiesen — scheint  jedoch  der  abruzzesische 
Künstler  nicht  nach  Siena  berufen  worden 
zu  sein,  da  das  erwähnte  Madonnenfresko  in 
der  Tat  von  Sassettas  Schüler  Sano  di  Pie- 
tro vollendet  wurde  (1460).  — Das  von  Per- 
kins  außer  den  Arbeiten  am  Triumphbogen 
des  Castel  Nuovo  dem  Andrea  dall’  A.  noch 
zugeschriebene,  erst  um  1496  entstandene 
Grabmal  der  Gräfin  Maria  Pereira  da  Mon- 
torio  (Witwe  des  Grafen  Lalle  dall’  Aquila) 
in  S.  Bernardino  zu  Aquila  ist  ihm  von  Fa- 
briczy aus  gewichtigen  Gründen  neuerdings 
wieder  abgesprochen  und  dem  von  den  älte- 
ren Autoren  bereits  als  Schöpfer  dieses  Mo- 
numentes bezcichneten  Maestro  Silvestro  dall’ 
Aquila  zurückgegeben  worden.  Auch  die  von 
Schubring  vorgeschlagene  Zuweisung  des  do- 
r.atellesken  marmornen  Madonnentondos  über 
dem  Südportale  des  Domes  zu  Siena  an  An- 
drea dall’  A.  wird  von  Fabriczy  als  unbe- 
giündet  zurückgewiesen.  Dagegen  zieht  der 
letztere  Autor  die  Möglichkeit  in  Betracht, 
daß  unser  abruzzesischer  Donatello-Schüler 
den  echt  florentinisch  anmutenden  Putten- 
tind  Nymphenfries  unter  der  Gicbelbekrönung 
der  Haupttür  im  großen  Fcstsaale  des  Castel 
Nuovo  zu  Neapel  geschaffen  haben  könnte; 
die  übrigen  Skulpturen  dieser  1454 — 57  ent- 
standenen reichen  Türumrahmung  gibt  Fa- 
briczy mit  Bertaux  einem  der  lombardischen 
Mitarbeiter  A.s  am  Triumphportale  des  Castel 
Nuovo. 

M i 1 a n e s i,  Doc.  Sen.  II  300  ff.  — P e r - 
k i n s,  Italian  Sculptors  p.  46  f„  65.  — C.  von 
Fabriczy  in  Jahrb.  d.  kgl.  preuB.  Kstsammlgn. 
XX  11  f.,  23  ff.,  29,  129,  133—137,  148,  153 
(mit  Abbildgn.)  ; XXIII  10  f.  (cf.  p.  8 {.,  mit 
Abbildg.),  und  in  L’Arte  VI  377.  — V.  Leo* 
nardi  in  L’Arte  III  p.  92  ff.  — E.  Bertaux 
in  Arch.  stör.  Napoletano  XXV  27  ff.  — G. 
Frittoni  in  Arch.  stör.  Italiano,  ser.  IV, 
vol.  I — II.  — P.  Schubring,  Urbano  da  Cor- 
tona  (Straßburg  1903)  p.  33,  Anm.  1.  • 

Aquila,  Andrea  dall*,  Bildhauer  in  Ve- 
nedig, lebte  zu  Ende  des  16.  und  zu  Anfang 
des  17.  Jahrh.  — Er  stammt  aus  Trient  und 
war  ein  Schüler  von  Alcssandro  Vittoria,  der 
ihn  in  seinem  Testament  vom  4.  5.  1608  mit 
Liebe  erwähnt,  und  ihm  seine  Modelle,  Re- 
liefs in  Gips  und  Zeichnungen  vermacht.  Er 
hat  viele  Werke  mit  seinem  Meister  zusam- 
men gearbeitet,  wie  z.  B.  die  große  Christus- 
figur in  der  Kirche  dei  Frari,  welche  am 
Sockel  den  Namen  des  Vittoria  trägt,  aber 
1581  von  einem  gewissen  Giuseppe  Friulano 
angefangen  ist;  und  das  Grabmonument  des 
Vittoria  selbst  in  S.  Zaccaria  (1602).  Seine 
Hauptwerke  sind  eine  Madonna  in  der  Kirche 
der  Jesuiten  und  ein  Altarbild  der  Madonna 
zwischen  zwei  Anbetenden  in  Marmor,  das 
in  der  seit  langer  Zeit  abgebrochenen  Kirche 


KÜDttlerlexikoD.  Bd.  IL  4 


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Aquila 


delle  Vignole  war  und  nicht  mehr  zu  existie- 
ren scheint  Mit  seinem  halb  italienischen, 
halb  deutschen  Stil  soll  er  „zu  dem  Verfall 
der  Bildhauerkunst  in  Italien  beigetragen 
haben“. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e scult  del  Rinasc.  in 
Venezia  I 51.  — Selvatico  e Laztari, 
Guida  di  Venezia  1881  p.  183.  — C i c o g n a, 
Inscriz.  veneziane.  Venezia  1827.  II  124,  125, 
127.  L.  Ferro. 

Aquila,  Arnoud  van,  s.  Holen. 

Aquila,  Bcnedetto,  Architekt,  Mathe- 
matiker und  Benediktinerabt  in  Parma,  wo 
er  1540  für  sein  Kloster  S.  Giovanni  Evan- 
gelista  eine  besonders  eifrige  Bautätigkeit 
entwickelte.  Späterhin  namentlich  in  S.  Giu- 
stina  zu  Padua  tätig,  wo  er  1551  starb.  Sein 
Bildnis,  auf  dem  er  inschriftlich  als  „archi- 
tectus  praestantissimus“  bezeichnet  wird,  be- 
findet sich  im  Kloster  S.  Giov.  Evang.  zu 
Parma,  um  dessen  Kirche  A.  sich  auch  da- 
durch große  Verdienste  erwarb,  daß  er  acht 
Kapellen  derselben  durch  treffliche  Künstler 
mit  Malereien  schmücken  ließ. 

Zani,  Encicl.  II  168.  — Scarabelli- 
Zunti,  Mscr.  fase.  III  u.  Da  Erba,  Compen- 
dio  di  cose  parmensi,  Mscr.  No.  4070  (beide  in 
der  Bibi.  Palat.  zu  Parma).  St.  Lottici. 

Aquila,  Francesco  Faraone,  italicn. 
Kupferst.,  geb.  zu  Palermo,  tätig  in  Rom 
1690 — 1740,  Neffe  und  wohl  auch  Schüler  des 
Pietro  Aquila.  Nach  eigener  Erfindung  hat 
A.  zwei  Blätter  radiert,  eine  hl.  Rosalie  und 
einen  Mars,  nach  Correggio  die  Vierge  au 
panier,  Figuren  aus  der  Himmelfahrt  Mariae 
im  Dom  zu  Parma  und  die  Verlobung  der 
hl.  Katharina,  19  Blätter  nach  Raffaels  Stan- 
zen (1722),  nach  Lanfranco  die  Martyrien 
der  12  Apostel,  nach  Berrcttini  unter  anderem 
das  Kuppelfresko  in  S.  Maria  in  Vallicella, 
nach  Maratta  Maria  den  hl.  Carlo  Borromco 
empfangend,  andere  Blätter  nach  Ciro  Fern 
(die  Zeichenakademie)  .nach  Bonaventura  Lam- 
berti (Grablegung  1095),  nach  Seb.  Conca, 
Andrea  Camassei,  Nicolas  Poussin  u.  a.  m. 
A.  hat  auch  50  Platten  für  die  Raccolta  di 
Statue  antiche  e moderne  des  Paolo  Aless. 
Maffei  (Roma  1704)  die  Reliefs  der  An- 
toninssäule,  die  Camere  scpolcrali  dei  liberti 
e liberte  di  Livia  Augusta  in  40  Blättern  und 
eine  Raccolta  di  vasi  diversi  in  51  Tafeln 
(Roma  1713)  gestochen,  ferner  Katafalke  für 
Trauerfeierlichkeiten  in  S.  Peter  für  die 
Päpste  Clemens  XI.  (1721),  Innocenz  XIII. 
(1724),  Gemens  XII.  (1740)  und  für  König 
Karl  II.  in  der  Kapelle  del  Tcsoro  des  Domes 
zu  Neapel  und  andere  architektonische  De- 
korationen nach  Al.  Specchi,  endlich  auch  ein 
Zeichenbuch  nach  Vorlagen  von  Paolo  de 
Matteis. 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Aquila,  Giacomo  dell’,  Dominikaner- 
mönch und  Bildhauer  oder  Bronzegießer,  fer- 
tigte 1453  in  Rom  die  bronzenen  Flügel, 


Schwert,  Ketten  usw.,  die  an  dem  großen 
Marmorcngel  angebracht  wurden,  den  Nico- 
laus V.  in  diesem  Jahre  auf  dem  höchsten 
Punkt  der  Engelsburg  aufstellen  ließ.  1475 
wurden  seine  Arbeiten  auf  Sixtus’  IV.  Be- 
fehl von  Leonardo  Guidocci  restauriert. 

Studi  e Docum.  di  Storia  e Diritto  XIII,  fase. 
3,  p.  299 — 303.  G.  Degli  Atzt. 

Aquila,  Giorgio  d’  (auch  Giorgio  da  Fi- 
renze, Georges  de  l’Aigle),  Maler  aus  Florenz, 
in  Savoyen  tätig  1314 — 1348.  Mehrere  Quit- 
tungen über  Auslagen  für  Farben  und  über 
empfangenen  Lohn,  aber  keine  Arbeiten  von 
ihm  erhalten.  Wohl  in  allen  Fällen  handelt 
es  sich  in  den  betr.  urkundlichen  Erwähnun- 
gen um  Wand-  und  Deckenmalereien,  z.  B. 
in  den  Schlössern  Chambcri  und  Le  Bourget, 
in  mehreren  Kirchen  von  Chamberi,  in  der 
Fürstcnkapelle  zu  Hautecombe  u.  a.  O. 

M<m.  de  la  Sociötd  Savoisienne  t.  XII  15,  19, 
273.  — Gallerie  Nazionali  Ital.  III  3.  — Boll. 
Stör.  bibl.  subalp.  II  40 — 73.  ** 

Aquila,  Giuseppe  d a 1 1',  Jesuitenpater 
in  Brescia,  soll  nach  Zani,  Enc.  II  169  Maler 
gewesen  sein.  Nähere  Angaben  fehlen.  ** 

Aquila,  Johannes,  Maler  und  Baumstr. 
um  1400,  aus  Radkcrsburg  in  Steiermark. 
Wirkte  hauptsächlich  in  den  Komitaten  Vas 
und  Zala  in  Ungarn  und  wird  in  der  ungari- 
schen Kunstgeschichte  als  Haupt  der  sogen. 
„Transdanubialen  Malerschulc“  betrachtet. 
Uber  sein  Leben  finden  sich  nur  spärliche 
Notizen.  In  der  Kirche  zu  Martyänc  (Kom. 
Vas)  malte  er  u.  a.  den  „Tod  des  hl.  Martin“ 
mit  einer  zweifachen  Bezeichnung:  über  dem 
Bilde  die  Aufschrift  „per  manus  JoannisAquile 
de  Rakespurga  oriundi  . .“  und  die  Jahreszahl 
1392,  und  auf  dem  Bilde  selbst,  unter  seinem 
Selbstporträt,  in  ungarischem  Kostüm,  in 
einem  Schild  die  Inschrift:  „Omnes*  sn*  orate* 
p me  • Johanne  • Aquila  • pictore.“  Andere 
Wandgemälde  in  den  Kirchen  von  Velemer 
und  Tötlak.  Joh.  Aquila  hat  zum  erstenmal 
die  nationale  St  Ladislaus-Legende  künstle- 
risch verwertet,  einen  Stoff,  der  später  in  Un- 
garn vielfach  verarbeitet  wurde.  Nach  Ja- 
nisch  malte  A.  1405  Fresken  in  der  Pfarr- 
kirche zu  Radkersburg.  In  der  Gem.-Galerie 
in  Wien  befindet  sich  auch  ein  „Johannes 
Aquila“  bezeichnctcs  Tafclgemälde  des  Mei- 
sters, ein  Doppclbild  mit  der  hl.  Familie, 
links  Maria  mit  dem  Kinde  und  vier  musi- 
zierenden Engeln,  rechts  die  hl.  Elisabeth 
dem  Johannesknaben  das  Schreiben  lehrend. 
— A.  vereinigt  in  seinem  Stil  italienische  und 
deutsche  Elemente,  und  da  er  diesen  in  ziem- 
licher Isoliertheit  entwickelte,  zeigt  seine 
Kunst  einen  gewissen  lokalen  Charakter,  der 
als  westungarisch  bezeichnet  werden  kann. 

Römer,  „Mitteil,  der  K.  K.  Zentralkomm, 
in  Wien  1874.  — Engerth,  Katalog  d.  Wiener 
Gal.  III  20.  — „A  magyar  festömüvöszct  al- 
buma.“  Pesti  Naplö  Kiadäsa  Budapest,  o.  J. 
p.  57.  K.  Lyko. 


50 


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Aquila  — Aquilante 


Aquila,  Louis  de  Bourbon,  Contc 
d i,  italicn.  Maler,  geb.  1824  in  Neapel  als 
Bruder  des  Königs  Franz  II.,  f 5-  3.  1897  in 
Paris.  Ausgebildet  unter  Smargiassi  in  Nea- 
pel, betätigte  sich  Graf  von  Aquila  eifrig  als 
Maler  von  Seestücken,  die  er  in  den  Pariser 
Salons  zur  Ausstellung  brachte.  Besonders 
genannt  wurde  sein  Gemälde  „Windstille  bei 
Villcrs-sur-Mcr“. 

Singer,  Kstlerlex.,  Nachtr.  1906.  R. 

Aquila,  Nicola  di  Antonio,  Maler  in 
Parma,  geb.  1807,  f 15.  6.  1877.  Gebildet  an 
der  Akademie  seiner  Vaterstadt,  widmete  A. 
sich  hauptsächlich  der  Theatermalcrei,  und 
zwar  schuf  er  seine  ersten  glänzenden  Büh- 
nendekorationen 1838  für  die  Theater  zu  Ro- 
vigo  und  Ancona.  Seinen  eigentlichen  Ruhm 
errang  er  sich  1839  mit  den  im  Aufträge  der 
Erzherzogin  Maria  Luise  von  Österreich  für 
die  Hofbühne  zu  Parma  gemalten  Bühnen- 
prospekten, die  ihm  das  höchste  Lob  der  Ta- 
geskritik, zahlreiche  weitere  Aufträge  für  die 
Bühnen  Veronas,  Triests,  Bolognas  und  Roms 
und  schließlich  1860  die  Ernennung  zum  Pro- 
fessore  d'Omato  an  der  R.  Accademia  di 
Belle  Arti  zu  Parma  eintrugen.  Die  Ent- 
würfe A.s  zu  diesen  Szenerien  sind  zum  Teil 
für  das  Museum  in  Parma  angekauft  worden. 

Scarabelli-Zunti,  Mscr.  in  der  Bibi. 
Palat.  zu  Parma.  St.  Lottici. 

Aquila,  Pietro,  italien.  Maler  und  Ra- 
dierer, geb.  zu  Marsala  in  Sizilien,  tätig  vor- 
nehmlich in  Rom  in  der  zweiten  Hälfte  des 
17.  Jahrh.,  kehrte  später  in  seine  Heimat  zu- 
rück und  starb  im  Herbst  1092  in  Alcamo 
(Mitt.  v.  E.  Mauceri).  Einzelne  seiner  Werke 
sind  mit  Jahreszahlen  zwischen  1673  und  1683 
datiert.  A.  soll  auch  als  Maler  tätig  gewesen 
sein  und  für  Kirchen  von  Palermo  Gemälde 
ausgeführt  haben.  Lanzi  erwähnt  zwei  Bilder 
von  ihm  mit  Darstellungen  ausderGeschichte  des 
verlorenen  Sohnes  in  der  Pietä  zu  Palermo; 
ebenda  außerdem  ein  Heil.  Abendmahl  (in 
der  Compagnia  dei  Nobili  del  SS.  Crocifisso) 
und  ein  Altarbild  in  der  Klosterkirche  von 
S.  Maria  delle  Vergini.  A.  hat  jedenfalls 
eine  Reihe  seiner  Radierungen  nach  eigenen 
Zeichnungen  ausgeführt.  Er  bewegt  sich 
hier  stilistisch  und  technisch  in  der  Rich- 
tung des  Carlo  Maratta,  dessen  Werke  er 
mit  Vorliebe  und  mit  besonderem  Erfolge 
nachbildet.  Er  hat  sich  vornehmlich  darum 
verdient  zu  machen  gesucht,  die  Werke 
der  Meister  des  ausgehenden  16.  und  des  17. 
Jahrh.  in  Nachbildungen  zu  verbreiten,  wie 
Pietro  Santo  Bartoli  das  für  die  Antiken  un- 
ternommen hatte.  Seine  Radierweise  ist  leicht 
und  flüchtig  und  ohne  malerische  Gesamt- 
wirkung, zeichnet  sich  aber  durch  geschickte 
Regelmäßigkeit  und  Sorgfalt  der  Linien- 
führung und  durch  geistreiche  Leichtigkeit 
der  Formenandeutung  aus.  Er  sucht,  meist 
mit  nicht  sehr  großem  Erfolge,  die  Kraft  der 


Grabstichelarbeit  durch  die  Radierung  zu  er- 
reichen. Es  kam  ihm  auch  wohl  wesentlich 
darauf  an,  die  Kompositionen  in  übersicht- 
licher und  dem  Gcschmackc  seiner  Zeitgenos- 
sen angepaßter  Form  wiederzugeben  und  die 
Details  nur  soweit  als  zum  Verständnisse  des 
Ganzen  nötig,  durchzuführen.  Nach  eigenen 
Erfindungen  hat  A.  nur  wenig  radiert ; es 
werden  ihm  11  Blätter  dieser  Art  zugeschrie- 
ben, z.  B.  eine  Anbetung  der  Könige,  eine 
größere  und  eine  kleinere  Darstellung  der 
Flucht  nach  Ägypten,  eine  hl.  Familie  und 
eine  Frau,  die  einen  Apfel  hält  (Meyer, 
Kstlerlex.  1 — 11).  Seine  Haupttätigkeit  hat 
A.  aber  auf  die  Nachbildung  von  Werken 
Raffaels,  Annibale  Carraccis,  Marattas,  Ber- 
rettinis,  Lanfrancos  und  anderer  Maler  dieser 
Zeit  verwandt.  Raffaels  Loggienbilder,  die 
er  selber  nach  den  Originalen  für  den  Stich 
zeichnete,  hat  er  im  Verein  mit  Cesare  Fan- 
tetti  radiert  und  das  Titelblatt  dieser  Samm- 
lung, die  1675  in  Rom  erschien,  nach  Ma- 
rattas Zeichnung  ausgeführt.  Auf  die  Con- 
stantinsschlacht  in  4 Blättern  (1683)  scheint 
er  besondere  Sorgfalt  verwandt  zu  haben. 
Zu  seinen  geschätztesten  Werken  gehören 
die  Radierungen  nach  Annibale  Carraccis 
Fresken  im  Palazzo  Farnese  in  Rom,  die  in 
zwei  Folgen:  Imagines  Farnesiani  Cubiculi 
(13  Blätter)  und:  Galeriae  Famesianae 

Icones  (21  und  drei  Titelblätter  nach  Ma- 
ratta) erschienen.  Seine  besten  Arbeiten 
sind  die  Göttcrversammlung  nach  Lanfrancos 
Fresko  im  Kasino  der  Villa  Borghese  (in  9 
Blättern)  und  zahlreiche  Stiche  nach  Ge- 
mälden Carlo  Marattas,  Ciro  Ferris  und  Pie- 
tro Berrettinis.  Hervorzuheben  sind  die 
„Vierge  au  pistolet“  und  der  Schutzengel 
nach  Maratta,  die  Madonna  mit  Alexius  und 
Franciscus  nach  Ciro  Ferri,  die  Schlacht  bei 
Arbela,  der  Raub  der  Sabinerinnen  u.  a.  m. 
nach  Bcrrettini.  Die  Stiche  sind  meist  mit 
dem  vollen  Namen  des  Künstlers  bezeichnet, 
bisweilen  mit  P.  Aq.,  P.  Aqa.  sculp.,  Pct.  Aqa. 
del  in.  et  f.  oder  mit  dem  Monogramm  aus  A 
und  P. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr.  — 
Zani,  Appendice  zur  Encicl.  (Mscr.  in  Parma, 
Bibi.  Palat.).  P-  K. 

Aquila,  Pompco  d a 1 P,  s.  Cesura,  P. 

Aquila,  S i 1 v e s t r o d a 1 1’,  s.  Silvestro  da 
Sulmona. 

Aquila  u.  Aquilano,  s.  damit  verbundene 
Vornamen,  sowie  Santis,  Orazio  de’,  Cesura, 
Pompeo  u.  Cicchini,  Tobia. 

Aquilante  di  Jacopo  di  Paolo,  wurde 
im  März  1558  in  die  Peruginer  Malerzunft 
aufgenommen,  war  im  2.  Quartal  1560  Prior 
und  im  2.  Semester  1564  Camcrlengo  der- 
selben. Am  20.  10.  1571  machte  er,  schwer 
erkrankt,  sein  Testament.  Arbeiten  von  ihm 
sind  nicht  bekannt. 

O r s i n i,  Vita  di  Pietro  Perugino  p.  267. 

5i 


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Aquilefago  — Aradi 


Aquilefago,  s.  Aillefol. 

Aquiles,  J u 1 i o d c (auch  Julio  Romano  ge- 
nannt, denn  diese  beiden  sind  nicht,  wie  Ccan 
Bermudez  annimmt,  von  einander  verschieden), 
Maler  aus  Rom,  in  Spanien  tätig.  Alonso 
Berruguete  ernennt  ihn  1533  bei  den  Verhand- 
lungen über  den  Preis  seines  Altartabcrnakels 
in  dem  ehemaligen  Kloster  S.  Benito  el  Real 
zu  Valladolid  zum  Taxator,  1537  taxierte  er 
auch  die  große  Figur  der  Fama  des  Niccolo 
da  Corte  am  Hauptportal  des  Alhambra-Pa- 
lastes Carls  V.  Cruzada  Villaamil  vermutet 
nicht  ohne  Grund,  daß  dieser  Künstler  mit 
dem  italienischen  Frcskomaler  Julio  identisch 
sei,  der  in  Andalusien  tätig  war  (s.  Alexan- 
dro  und  Julio). 

El  Arte  en  Esp.  I 144.  — Cean  Bermu- 
dez, Dicc.  I 41.  — Jahrb.  d.  preuß.  K.  S.  XII 
18ß,  190.  — Marti  y M o n s 6,  Estud.  159.  ^ 

Aquilini,  Arcangelo,  Maler  in  Rom 
gegen  Ende  des  16.  und  in  der  1.  Hälfte  des 
17.  Jahrh.  Mitglied  der  Accad.  di  S.  Luca. 
sonst  unbekannt 

Zani,  Enc.  II  170.  — Missirini,  Stör.  d. 
rom.  Acc.  di  S.  Luca.  ** 

Aquilio,  Antonazzo  di  Benedetto, 
s.  Antoniazzo  Romano. 

Aquilio,  Bernardino,  römischer  Maler, 
jüngster  Sohn  des  Antoniazzo,  tätig  in  der 
2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.  und  am  Anfang  des 
16.  Jahrh.  1547  und  1549  erwähnen  ihn  2 
Dokumente  in  Carrara,  und  zwar  malte  er  in 
letzterem  Jahre  für  die  Compagnia  del  Corpo 
di  Cristo  die  Kapelle  dieser  Gesellschaft  in 
S.  Andrea  in  Carrara.  Reste  dieser  Malerei 
wurden  1856  wiederentdeckt. 

G.  C a m p o r i,  Mem.  Biogr.  Modena  1873  p. 
273  ff.  •* 

Aquilio,  Marcantonio,  der  älteste  Sohn 
des  Antoniazzo  Romano,  ebenfalls  Maler.  Von 
ihm  ist  nur  ein  Werk  bekannt,  in  der  Sakri- 
stei von  Sta.  Chiara  in  Rieti  (signiert  und 
1511  datiert).  Es  stellt  dar  die  Auferstehung 
mit  den  Heiligen  Stefano  und  Lorenzo,  in  der 
Lünette  Gottvater  zwischen  S.  Francesco  und 
S.  Antonio,  in  der  Predella  die  Passion  Christi. 

Repertorium  für  Kunstwissenschaft  VI  222. 

A.  Gottschewski. 

Aquino,  Andres  de,  geschickter  Gold- 
schmied des  19.  Jahrh.  in  Mexiko. 

Davillier,  Orfdvr.  en  Espagne,  p.  93.  *** 

Aquino,  Filippo,  oder  d’ Aquino,  wird  als 
italien.  Stecher,  der  um  1620  tätig  war,  von 
Zani,  Enc.  II  170  und  von  Heinecken,  Dict. 
(nach  de  Marolles)  genannt.  p.  K. 

Aquino,  Giambattista  d’,  nach  Zani, 
Enc.  met  II  170  ein  tüchtiger  Stukkateur  und 
Maler  um  1650;  sonst  aber,  wenigstens  unter 
diesem  Namen,  nicht  bekannt.  •* 

Aquis,  Jean  de,  Miniaturmaler  in  Genf, 
wo  er  am  8.  6.  1487  als  Bürger  aufgenommen 
wurde;  nur  urkundlich  bekannt. 

Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  //.  V. 


Aquisgran,  H u b e r t o,  wohl  ein  Deutscher 
aus  Aachen,  Kunsttischler,  Gehilfe  des  Juan 
de  Juni,  in  dessen  Testament  er  1577  erwähnt 
wird. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  histor.  artist. 
S.  364.  M.  v.  D. 

Aquosse,  Enguerrand,  Bildhauer,  Ar- 
chitekt und  Maler  in  der  Picardie.  1344  war 
er  Stadtbaumeister  und  Sachverständiger  in 
Noyon. 

L a m i,  Dict.  d.  seuipt.  1898.  R. 

Ara,  Ambrogio  d a 11’,  italien.  Bild- 
hauer, stellte  1884  in  Turin  tüchtige  Terra- 
kottaarbeiten aus. 

Rassegna  Nazionale  XXIV  441  f.  R. 

Ara,  Gustavo  dall’,  venezian.  Land- 
schaftsmaler der  Gegenwart,  stellte  1902  in 
Rio  de  Janeiro  rühmend  erwähnte  Bilder 
(Marktszene  und  Ansicht  der  Bai)  aus. 

The  Studio  XXIV  294;  XXXVII  179.  -Gu- 
b c r n a t i s,  Dizion.  d.  art.  viv.  p.  154,  1889.  ** 

Ara,  Natale  dall',  Maler  wahrscheinlich 
in  Bologna  tätig,  nur  bekannt  durch  eine  am 
16.  11.  1680  dem  Grafen  Onofrio  Campori  aus- 
gestellte Zahlungsquittung  für  einige  von 
ihm  gemalte  Blumenstücke. 

G.  Campori,  Art.  ital.  etc.  negli  Stati 
Estensi  (1855).  F.  Malagussi-Valeri. 

Ara,  Paolo  dall',  Maler  in  Bologna  um 
1670;  nach  Crespi  Schüler  des  Pasinelli. 

Zani,  Encicl.  II  171.  — Crespi,  Vite  dei 
pittori  Bolognesi  etc.  (1769). 

F.  Malaguzzi-Valeri. 

Arabot,  Pedro,  Maler  in  Valencia,  ver- 
pflichtet sich  1391,  ein  Bild  des  Gekreuzigten 
für  die  Kapelle  der  Jurados  im  alten  Stadt- 
hause auszuführen,  1398  erscheint  er  als  Zeuge 
und  1429  restauriert  er  einen  Altar  der  hl. 
Jungfrau  im  Gebäude  der  puerta  del  mar. 

A 1 c a h a 1 i,  Artist  Valcnc.  p.  52.  M.  v.  D. 

Arachequesne,  Jean  Louis  Pierre, 
Genrcmaler  in  Paris,  gcb.  1793,  f 1867,  Schü- 
ler von  Gu£rin  und  Picot,  stellte  im  Salon 
1827  bis  1836  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  H.  V. 

Aradi,  Sigmund,  Ungar.  Bildhauer,  gcb. 
1839  zu  Arad.  Begann  seine  Studien  am 
Polytechnikum  zu  Karlsruhe,  widmete  sich 
zuerst  der  Mechanik,  lernte  dabei  Zeichnen 
und  setzte  dies  Studium  in  Wien  bei  Gasser 
fort.  Nach  den  Wiener  akad.  Jahren  ging 
er  Anfang  der  60er  Jahre  nach  Italien  in  die 
Werkstatt  Tantardinis,  arbeitete  dann  selb- 
ständig und  kam  Mitte  der  60er  Jahre  mit 
einem  Stipendium  der  ungar.  Regierung  nach 
Rom,  um  die  Antike  zu  studieren.  Von  Rom 
sandte  er  1865  sein  erstes  größeres  plastisches 
Werk,  die  trauernde  Roma,  zur  Ausstellung 
des  Pestcr  Kunstvcrcins,  wo  cs  auch  ange- 
kauft wurde.  Dieser  Erfolg,  ferner  das  zwei- 
mal erneuerte  Staatsstipendium  und  die  alten 
Beziehungen  in  Mailand  veranlaßten  ihn  sich 
länger  in  Italien  aufzuhalten,  vorerst  in  Mai- 
land, dann  in  Venedig,  wo  er  auch  jetzt  noch 
lebt.  Sein  größter  Auftrag  kam  ihm  von 


52 


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Aragail  — Aragonese 


seiner  Vaterstadt  Arad  zu:  ein  Grabdenkmal 
der  im  Freiheitskampf  1849  gefallenen  Hon- 
ved,  1809  beendet,  im  alten  kathol.  Friedhof 
zu  Arad  Es  ist  die  überlebensgroße  Personi- 
fikation der  Stadt  Arad,  welche  das  Honved- 
grab  bekränzt.  A.  modellierte  auch  eine 
Reihe  ungarischer  Berühmtheiten  aus  den 
4Ser  Jahren,  darunter  Ludwig  Kossuth,  Mar- 
mor, jetzt  im  Nationalmus.  zu  Budapest  Alle 
diese  Werke  in  akad.-klassizistischem  Durch- 
schnitts-Stil der  60er,  70er  Jahre. 

Pallas-Lex.,  Budapest.  K.  Lyka. 

Aragail,  B e r n a r d,  Architekt  1549 — 53  an 
der  Kathedrale  zu  Palma  tätig. 

Majorque  artistique  S.  33.  M.  v.  B. 

Aragall,  Juan,  span.  Bildhauer  in  Barce- 
lona zu  Ende  des  16.  Jahrh. 

Vißaza,  Adic.  II  19.  M.  v.  B. 

Aragan,  J o a n,  Glasmaler  um  1424  in  Leon 
tätig. 

R i a fi  o,  Industr.  arts  in  Spain  S.  247. 

M.  v.  B. 

Aragio,  Joaquim  Pedro,  Bildhauer 
der  Akad.  zu  Lissabon;  um  1801  geb. 

Raczynski,  Dict  p.  14.  — Ders.,  Lettres 
p.  104,  115.  A.  Haupt. 

Arago,  Alfred,  Maler,  geb.  zu  Paris  20. 
6.  1816,  »f  ebenda  Januar  1S92.  Er  stellte  seit 
1S41  Historien-, Genrebilder  und  Landschaften 
aus.  1853  ward  er  Inspektor  der  schönen 
Künste  im  Ministerium  des  Innern  und  trat 
später  als  Maler  nicht  mehr  vor  die  Öffent- 
lichkeit. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen. 

K.  E.  Schmidt. 

Arago,  Jacques  Eticnne  Victor, 
Zeichner  und  Lithograph,  geb.  1790  zu  Esta- 
gel  bei  Perpignan,  f 1855  zu  Paris,  haupt- 
sächlich bekannt  durch  die  nach  seinen  Zeich- 
nungen angefertigten  Kupferstiche  in  dem 
1824  erschienenen  Bericht  über  eine  von  Frcy- 
cinet  befehligte  Expedition  um  die  Welt.  Fer- 
ner hat  man  von  ihm  mehrere  Vignetten  und 
politische  Karikaturen  für  das  Journal  „La 
Mode“  (1835)  lithographiert 

B i r a 1 d i,  Lcs  Graveurs  du  XIXo  Siede. 
1S85.  — Meyer,  Kstlcrlex.  H.  V. 

Arago,  Juan,  Architekt  in  Palma  auf  Mal- 
lorca. entwarf  die  Pläne  und  leitete  den  Bau 
der  Rosenkranz-Kapelle  der  Pfarrkirche  in 
Felanitx  auf  Mallorca,  welche  von  1727 — 30 
ausgeführt  wurde.  Jovcllanos  schreibt  ihm 
auch  einige  Statuen  des  Hauptaltars  der  Fran- 
ziskaner-Kirche in  Palma  zu. 

Vißaza,  Adic.  II.  M.  v.  B. 

Aragon,  D.  Andres  de  (auch  Andres  An- 
tonio de),  Maler  in  Sevilla,  empfängt  im  Sep- 
tember 1702  Zahlung  für  eine  Fahne  mit  dem 
kgl.  Wappen. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  II  13.  M.  v.  B. 

Aragon,  Frau  Fanny  aus  Köln,  tätig  in 
Rom,  wo  sie  1873  im  Vereine  der  Künstler 
und  Kunstfreunde  (Piazza  del  Popolo)  2 
Porträt-  und  2 Genrebüsten  (Bacchantin  und 


Ciocciara)  ausstclltc.  1874  sandte  sie  auf  die 
akadem.  Kunstausst.  in  Berlin  eine  Marmor- 
büste „Faun“. 

Dioslcurcn  1873  p.  183.  — Katal.  der  Berl. 
Akad.  Ausst.  1874.  •* 

Aragon,  Francois  d\  Architekt,  seit 
1570  maitre  de  l’oeuvre  du  Dauphine,  nur 
urkundlich  bekannt. 

Reunion  d.  Soci^t.  d.  Beaux-Arts  XI  1887 
p.  290.  H.  V. 

Aragon,  Juan  de,  Maler,  welcher  um  1680 
in  Granada  lebte  und  mit  anderen  an  dem 
Hochaltar  der  Kirche  des  Klosters  S.  Ge- 
ronimo  arbeitete,  das  Gonsalvo  de  Cordova 
gegründet  hatte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 41.  M.  v.  B. 

Aragones  de  Mendiola,  Sra  J.,  span.  Male- 
rin des  19.  Jahrh.,  geb.  zu  Malaga,  widmete 
sich  der  Blumen-  und  Stilleben-Malerei.  Die 
Hauptwerke  der  Künstlerin  waren  seit  1872 
auf  den  Ausstellungen  ihrer  Geburtsstadt  ver- 
treten; auf  der  Gibraltar-Ausstellung  von 
1879  zeigte  sie  verschiedene  Gemälde  und  auf 
der  Pariser  Weltausstellung  von  1878  stellte 
sie  ein  Bild  aus,  betitelt:  Erste  Illusion. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

. P.  Lafond. 

Aragonese,  Alessandro,  Maler  spani- 
scher Herkunft,  Vater  des  Sebastiano  A., 
tätig  in  Brescia  in  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh., 
wie  aus  der  Inschrift  auf  dem  Grabmale  sei- 
ner Witwe  Catarina  Trunconali  (f  1559)  in 
der  Kirche  S.  Giovanni  zu  Brescia  hervor- 
geht. 

Meyer,  Kstlerlex.  (unter  Aragonese,  Seba- 
stiano). E.  Scatassa. 

Aragonese,  Sebastiano,  di  Ghedi, 
Maler  und  Zeichner  in  Brescia.  Geb.  1523  in 
Chiedi  bei  Brescia  als  Sohn  des  spanischen 
Malers  Alessandro  A.,  wurde  er  durch  diesen 
sowie  durch  Girolamo  Romanino  zum  Maler 
ausgebildct,  ohne  daß  er  in  dieser  Kunst  über 
die  bloße  Mittelmäßigkeit  hinausgekommen 
wäre.  Den  Stil  des  Romanino  und  des  Ca- 
listo  Piazza  zeigt  trotz  ihrer  rohen  Über- 
malung namentlich  die  thronende  Madonna 
mit  den  Aposteln  Petrus  und  Paulus  (sig- 
niert „Scbastianus  Ragonensis  faciebat  1558") 
in  der  Kirche  zu  Torri  bei  Malccsine  am 
Lago  di  Garda.  Ferner  sind  in  Bagnolo  Mella 
bei  Brescia  einige  Fresken  von  der  Hand 
dieses  Künstlers  erhalten  geblieben,  signiert 
„Sebastianus  Brixiensis“.  In  Brescia  selbst 
betrachtet  man  als  Werk  A.s  ein  Altarbild 
von  1567  in  der  Kirche  S.  Alessandro,  dar- 
stellend Christus  mit  den  Heil.  Ludwig  von 
Frankreich,  Rochus  und  Sebastian  und  sig- 
niert L — S — A,  sowie  die  Heiligen-Marter  auf 
dem  Hochaltäre  der  Kirche  S.  Agata  (nach 
Angabe  einer  Beschreibung  Brescias  von 
1760).  Unser  Künstler  war  ein  großer  Lieb- 
haber von  Altertümern.  Man  kennt  von  ihm 
eine  Sammlung  von  ungefähr  1600  Fcder- 


53 


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Aragonese  — Araldi 


Zeichnungen,  darstellend  die  Medaillen  der 
Sammlung  Ottavio  Rossi  in  Brescia  mit  ihren 
Rückseiten.  Ebenso  zeichnete  er  die  Denk- 
mäler von  Brescia,  kopierte  die  alten  und 
neuen  Inschriften  der  Stadt  und  Umgegend, 
und  veröffentlichte  davon  eine  große  Anzahl 
in  einer  Schrift:  Monumenta  Antiqua  urbis 
et  agri  Brixiani  Sebastiano  Arragonensi  pic- 
tore  brixiano  summa  cura  et  diligentia  col- 
lecta  MDLXIIII.  Die  Bibliothek  von  Brescia 
besitzt  noch  das  dazu  gehörige  Manuskript, 
und  das  dortige  Archiv  die  34  Holztafeln, 
die  dafür  nach  seinen  Zeichnungen  geschnitten 
sind.  Die  Holzschnitte  zeigen  die  Buchstaben 
immer  weiß  auf  schwarzem  Grund.  (1778 
in  Neudruck  erschienen.)  Als  Zeichner  war 
er  offenbar  bedeutender  denn  als  Maler,  wie 
namentlich  200  ornamentale  Einrahmungen 
seiner  eigenen  Erfindung  bezeugen.  Wann  er 
gestorben,  ist  unbekannt:  1567  lebte  er  noch. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — B o n i, 
Biogr.  d.  Artisti.  — Fenaroli,  Artisti  Bres- 
ciani.  — G.  Frizioni  in  Riv.  Archeolog.  d. 
Prov.  di  Como  p.  3 — 11  (Append.  all’  Arch.  Stör. 
Lombardo  IX,  fase.  II).  — Rico  y Sinobas, 
Caligr.  Espafi.  p.  9.  E.  Scatassa. 

Aragonese,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen. 

Aragoni,  A r a g o n i o,  Brcscianer  Maler, 
nur  bekannt  durch  ein  Gemälde  an  der  linken 
Wand  der  Parochialkirche  dcl  Borgo  bei  Bel- 
lagio mit  der  Darstellung  des  Martyriums 
zweier  Heiligen  mit  den  Henkersknechten 
und  oben  Engel,  auf  Leinwand  gemalt,  voll 
bezeichnet  und  1607  datiert. 

G.  Frizzoni,  Di  alcunc  pitt.  esistenti  nel 
territorio  di  Bellagio  (in  Rivista  Archeol.  della 
Provincia  di  Como,  p.  3 — 11,  append.  dcll’  Archiv. 
Stör.  Lombard.  IX  L1882]  fase.  IV). 

G.  Degli  Azsi. 

Arain,  Samuel,  französ.  Maler,  wird  in 
einer  Liste,  die  von  1525—1620  reicht,  als 
„Maitre  Peintre  de  Bordeaux“  aufgeführt. 

Reun.  des  Soc.  des  b.-a.  XXI  819.  *** 

Araldi,  Alessandro,  Maler  in  Parma, 
gcb.  daselbst  (nicht  in  Casalmaggiore)  ver- 
mutlich um  1460  als  Sohn  des  Cristoforo  A. 
1483  wird  er  als  Zeuge  genannt,  1486  wird 
ihm  von  seiner  Gattin  Maria  Cattorino  der 
erste  Sohn  geboren,  1488  schließt  er  bereits 
die  zweite  Ehe  und  zwar  mit  Paola  d’ Andrea 
del  Piombo,  1490  wird  er  von  seiner  Schwä- 
gerin Agncse  del  Piombo  zum  Friedensver- 
mittlcr  zwischen  den  Familien  Pradisotto  und 
Pellegrini  erwählt.  Gegen  Ende  desselben 
Jahres  hat  er  sich  vom  Herzog  von  Mantua 
einen  Empfehlungsbrief  für  eine  Reise  nach 
Venedig  ausgewirkt.  Nach  Andeutungen  in 
dem  Briefe  muß  er  schon  früher  Mantua 
besucht  haben.  Nach  dem  Tode  seines  Va- 
ters verpfändet  er  1508  ein  Stück  Land  in 
Torricella.  1528  macht  er  sein  Testament 
und  stirbt  an  der  Pest. 

Für  seine  künstlerische  Tätigkeit  haben 


wir  die  nachfolgenden  Urkundendaten  fest- 
stellen können:  Am  27.  2.  1500  quittiert  er 
der  Bruderschaft  S.  Quirino  eine  Zahlung 
für  ein  nicht  mehr  erhaltenes  Altarwerk. 
1510  arbeitet  er  in  der  Kirche  und  im  Kloster 
S.  Paolo,  und  es  ist  davon  erhalten  in  der 
„Cella  der  heil.  Katharina“  die  Darstellung 
dieser  Heiligen  und  des  heil.  Hieronymus, 
sowie  an  einer  anderen  Wand  die  Disputation 
der  hl.  Katharina  von  Alexandria.  In  dem- 
selben Kloster  schmückte  A.  im  Auftrag  der 
Äbtissin  Giovanna  Piacenza  1514  einen  an 
den  Correggio-Saal  anstoßenden  Raum  mit 
Allegorien,  Historien  und  Grotesken.  Aus 
demselben  Jahre  stammt  auch  die  Verkündi- 
gung Mariae,  die  bis  1816  in  St.  Carminc 
aufbewahrt  war,  seitdem  in  der  Galerie  zu 
Parma  ausgestellt  ist.  Eine  zweite  Verkün- 
digung, die  1780  von  Ruta  als  in  der  Kirche 
S.  Quintino  befindlich  erwähnt  wird,  sah  man 
noch  1899  beim  Verkauf  der  Sammlung  Le- 
brun  bei  dem  Mailänder  Antiquar  Genolini. 
Eine  dritte  Verkündigung  (ehemals  in  der 
Ercmitanenkirche)  mit  den  Figuren  des  hl 
Sebastian  und  der  hl.  Katharina  befindet  sich 
jetzt  in  der  Galerie  zu  Parma.  Im  Dom,  5. 
Kapelle  rechts,  eine  Altartafel  von  1616,  dar- 
stellend die  Madonna  mit  Kind  zwischen  den 
Heiligen  Paulus  und  Antonius  Abbas  und  dem 
Stifter  Lodovico  Centoni,  ferner  in  der  Krypta 
daselbst  die  von  A.  gemalte  Altarbcklcidung 
und  das  Altarbild  von  1519  mit  der  Ver- 
mählung Mariae.  Die  Altartafel  von  Casal- 
maggiore mit  den  Heiligen  Rochus,  Hiob, 
Paulus  Ercmita  und  Sebastian  stammt  noch 
aus  dem  Jahre  1516.  Aus  der  Gedichtsamm- 
lung des  Enea  Irpino  wissen  wir,  daß  A.  vor 
1520  das  Bildnis  der  Beatrice  da  Correggio 
gemalt  hat,  der  von  Ariost  unter  dem  Namen 
„Mamma“  besungenen  Gattin  des  Nicola  San- 
vitale.  Mit  dem  spätesten  Datum  läßt  sich 
in  seinem  Schaffen  ein  Wappenschild  Franz’  I. 
belegen,  das  der  Meister  nach  einem  Ent- 
würfe des  Temperello  1521  für  die  Stadt 
Parma  gemalt  hat.  Ob  er  die  ihm  1522  für 
den  Dom  in  Auftrag  gegebenen  Fresken  noch 
ausgeführt  hat,  ist  unbekannt.  — Weitere  Ar- 
beiten Araldis  sind:  Eine  Kopie  von  Lionar- 
dos  Abendmahl  (Kloster  S.  Paolo  zu  Parma) 
und  das  Profilbildnis  der  Tochter  des  Rolando 
Pallavicino  (Pitti-Galerie,  lange  Zeit  als  Por- 
trät der  Beatrice  d’Este  betrachtet).  — Da- 
gegen sind  dem  Araldi  abzusprechen:  1.  Das 
Pfeilerfrcsko  am  Ilauptportal  des  Domes  zu 
Parma,  das  jetzt  als  Werk  des  Giov.  Franc. 
Zarotti  wiedererkannt  ist  2.  Der  segnende 
Christus  mit  dem  Buche  in  der  Galerie  zu 
Parma  (jetzt  dem  Mocctto  zugeschrieben). 
— Seiner  Veranlagung  nach  ein  Eklektiker 
von  nur  geringer  Phantasiebegabung,  ausge- 
bildct  wahrscheinlich  in  der  Schule  des  Fil. 
Mazzola  und  des  Cristoforo  Caselli,  hat  er 

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Araldi  — Aramburu 


Formen  und  Reminiszenzen  aus  allen  Schulen 
in  sich  aufgenommen  und  hat  sie,  was  noch 
schlimmer  ist,  in  seinen  eignen  Arbeiten  neben- 
einander verwertet,  ohne  sic  in  sich  zu  assi- 
milieren. Im  Paulskloster  wiederholt  er 
Motive,  Kompositionen,  Ornamente  des  Fran- 
cia,  Raffael,  Costa,  Mantegna,  Sodoma  und 
Pinturicchio.  In  der  Disputation  der  hl.  Ka- 
tharina ist  die  Nachahmung  der  allbekann- 
ten Sieneser  Fresken  des  Pinturicchio  ganz 
augenfällig.  Daher  wurden  tatsächlich  die  bei- 
den Entwürfe  Araldis  zu  seiner  Disputation 
(in  den  Uffizien  und  im  British  Museum) 
bisher  dem  Pinturicchio  zugeschrieben.  Diese 
Pinturicchio-  und  Sodoma-Nachahmungen  be- 
rechtigen zu  der  Vermutung,  daß  A.  in  den 
Jahren  1507 — 1510,  für  die  wir  keinerlei  Be- 
weise seiner  Anwesenheit  in  Parma  besitzen, 
in  Siena  gelebt  und  bei  Pinturicchio  selbst 
gearbeitet  hat,  der  gerade  damals  die  Picco- 
lomini-Bibliothek und  den  Palast  des  Mag- 
nifico  mit  seinen  Fresken  schmückte. 

Meyer,  Kstlerlex.  mit  älterer  Lit.  — La 
Galleria  di  Parma  1896  p.  111.  — Gallerie  na- 
zionali  I 42  ff.  — Rassegna  d’arte  1903  p.  133. 
— L'Arte  VI  371.  Corr.  Ricci. 

Axaldi  (Daraldi),  Carlo  Francesco, 
Maler  in  Bologna  um  1724,  nur  bei  Zani,  Enc. 
VII  248  erwähnt.  //.  V. 

Araldi,  F e 1 i c e,  Maler  aus  Viadana,  seit 
1750  Hofmaler  der  Herzogin  Maria  Eleonora 
von  Guastalla,  deren  Porträt  er  gemalt  hat; 
ebenso  porträtierte  er  die  Herzogin  Theodora 
von  Hessen-Darmstadt,  die  ihn  1763  gleich- 
falls zu  ihrem  Hofmaler  ernannte.  Im  Dome 
zu  Guastalla  malte  er  1760  die  Kuppclfresken, 
darstellend  die  vier  Evangelisten,  sowie  das 
Altarbild  für  den  altare  del  Santissimo.  Spä- 
terhin war  er  in  seiner  Vaterstadt  Viadana 
tätig,  wo  er  1770  für  das  Oratorio  di  S. 
Paolo  die  Bekehrung  und  das  Martyrium  des 
Apostels  Paulus  malte,  sowie  1771  für  das 
Oratorio  di  S.  Rocco  zwei  Altarbilder  mit 
Darstellungen  der  Geburt  Christi  und  der  An- 
betung des  heiligen  Herzens  Jesu  durch  die 
Heil.  Jacobus,  Nikolaus,  Antonius  Abbas  und 
Ignatius  Episcopus;  auch  in  S.  Martino  delle 
Chiaviche  bei  Viadana  befindet  sich  ein  vom 
Volke  sehr  verehrtes  Madonnenbild  von  der 
Hand  dieses  Künstlers  (mit  den  knienden 
Heiligen  Franziskus  und  Karl  Borromäus;  in 
Kupfer  gestochen  von  Felice  Guglielminetti). 
Endlich  hat  A.  1799  eine  Gesamtansicht  der 
Stadt  Viadana  mit  ihren  Bauwerken  ge- 
zeichnet. 

G r a s s e 1 1 i,  Abecedario  biogr.  del  pittori  etc. 
Cremonesi  (1827).  — C.  d’Arco,  Arti  e Arte- 
fici di  Mantova  (1857)  II  232.  • 

Araldi,  D.  J o a q u i n,  span.  Bildhauer  und 
Stukkator  des  18.  Jahrh.  Vielleicht  Verwechs- 
lung mit  Joaq.  Arali  (s.  d.). 

Zani,  Enc.  II.  M.  v.  B. 

Araldi,  Josaphat,  Maler  in  Parma,  tätig 
im  1.  Viertel  des  16.  Jahrh.  Seine  Signatur 


auf  einer  S.  Sebastians-Darstellung  in  der 
Galerie  zu  Parma  (No.  81)  wurde  früher 
irrtümlich  „Jossaphat  de  Aldis  Opus“  statt 
„Jossaphat  de  Araldis  Opus“  gelesen,  wodurch 
ein  niemals  existierender  Maler  Aldi  in  die 
Literatur  eingeführt  wurde.  Josaphat  Araldi 
ist  weiterhin  nur  durch  zwei  von  Enr.  Scara- 
belli  Zunti  publizierte  Urkunden  von  1619 
und  1520  bekannt  In  seinem  Bilde  offenbart 
sich  deutlich  der  Einfluß  der  norditalienischen 
Schule. 

Rassegna  d’Arte  III  133.  — La  Galleria  di 
Parma  1896,  111.  Corr.  Ricci. 

Araldi,  Paolo,  italien.  Maler  der  2.  Hälfte 
des  18.  Jahrh.,  geh.  zu  Casalmaggiore  bei 
Cremona,  ausgebildet  unter  Chiozzi  sowie  an 
der  Akademie  zu  Parma.  Altargemäldc  von 
seiner  Hand  befinden  sich  in  den  Kirchen  zu 
Casalmaggiore  und  der  umliegenden  Städte. 
— Er  war  Lehrer  von  Gius.  Diotti. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Graseil  i,  Abece- 
dario biogr.  dei  pittori  Cremonesi  1827.  R. 

Arali,  J o a q u i n,  Bildhauer,  welcher  zu 
Ende  des  18.  Jahrh.  in  Zaragoza  lebte  und  für 
die  Kirchen  dieser  Stadt,  wie  die  Sco,  die 
Metropolitankirche  der  Pilar,  S.  Agustin,  S. 
Cruz  u.  a.  wie  auch  für  solche  anderer  Orte 
in  Aragonien  als  Hijar,  Vinacey  Statuen  und 
Altäre  gearbeitet  hat.  Er  starb  1811. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  19 — 20.  — Gomcz,  Es- 
cult.  en  Esp.  S.  617.  M.  v.  B. 

Arali,  D.  J u a n,  span.  Bildhauer  und  Archit 

18.  Jahrh. 

Zani,  Enc.  II.  M.  v.  B. 

Aramburu,  Fr.  Miguel  de,  Mönch  zu 
Cerain  in  Guipüzcoa,  Baumstr.  aus  Herreras 
Schule.  Übernahm  1597  mit  Pedro  de  Men- 
diola,  Steinmetz,  den  Bau  des  prächtigen  Fran- 
ziskanerklosters in  Tolosa,  das  aber  erst  1674 
vollendet  wurde.  Er  zeichnete  außerdem  in 
den  Jahren  1604 — 1605  die  Pläne  zu  dem  Rat- 
haus und  dem  Kloster  der  Trinitarierinnen  in 
Rcntcria,  welche  von  Iranes  de  Gaybury  und 
Martin  de  Ondarza  ausgeführt  wurden,  und 
1606  die  Pläne  zu  der  Kirche  und  dem  Klo- 
ster für  die  Franziskancrinnen  de  Ia  Concep- 
cion  zu  Eybar,  von  Hernando  de  Loydi  be- 
gonnen und  von  Garayzabal  nach  dessen  Tod 
vollendet 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  93.  — 
C a v e d a,  Gcsch.  der  Baukunst  in  Spanien 
p.  261.  A 

Aramburu,  Ricardo,  span.  Maler,  gcb. 
zu  Sevilla,  Schüler  von  Teodoro  A.  und  von 
Eduardo  Cano,  stellte  zum  ersten  Male  in 
Madrid  1881,  zugleich  auf  der  öffentlichen 
Kunstausstellung  und  auf  derjenigen  der 
Aquarellisten  aus. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Aramburu,  T e o d o r o,  span.  Maler  des 

19.  Jahrh.,  geb.  zu  Sevilla,  Schüler  von  Joa- 
quin  Bccquer.  Von  ihm : „Auf  und  davon !“ 
und  „Zwei  Brüder  del  Rosario  de  la  Aurora 


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Aramondi  — Aranda 


aus  Sevilla“  (1881  auf  der  Madrider  Ausstel- 
lung). 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Aramondi,  Alexandre,  Architekt  aus 
Konstantinopel,  tätig  in  Lyon  1555/58,  nur 
urkundlich  bekannt. 

Ga*,  d.  Beaux-Arts  2 Pir.  XXVIII  1883  p. 
169.  H.  V. 

Arancio,  Francesco,  sizil.  Maler,  geb. 
1844  zu  Palermo.  Ausgebildet  unter  der  Lei- 
tung des  Salvatore  Lo  Forte,  war  er  in  sei- 
ner Vaterstadt  als  Maler  von  Genreszenen 
und  Altarbildern,  sowie  auch  als  beliebter 
Bildnismaler  tätig.  1870  erhielt  er  auf  der 
Kunstausstellung  zu  Palermo  die  bronzene 
Medaille  für  einen  lebensgroßen  „Garibaldino 
ferito“.  Sein  in  Messina  prämiiertes  Gemälde 
„L’Ora  del  coro  alla  cattcdrale  di  Palermo“ 
wurde  mit  zwei  anderen  seiner  Bilder  für  das 
Museo  Municipale  seiner  Vaterstadt  ange- 
kauft. Von  seinen  Altargemälden  sind  er- 
wähnenswert: Die  „Madonna  dcll’  Arco“  in 
S.  Francesco  da  Paola  und  die  „Madonna  del 
perpetuo  soccorso“  in  S.  Pietro  e Paolo  zu 
Palermo,  sowie  ein  lebensgroßer  hl.  Antonius 
in  der  Chiesa  del  Sepolcro  zu  Baghcria  bei 
Palermo. 

Gubernatis,  Diz.  degli  Artisti  ital.  viventi 

H. 

Aranda,  Diego  de,  Bildhauer  in  Granada, 
Freund  und  Schüler  des  Diego  de  Siloe,  in 
dessen  Testament  vom  31.  1.  1583  seiner 
Tochter  ein  Vermächtnis  ausgesetzt  wird. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 41.  M.  v.  B. 

Aranda,  Francisco  und  Juan  de,  span. 
Goldschmiede,  gehörten  zu  den  18  Künstlern, 
welche  1500  die  Custodia  des  Hochaltars  in 
der  Kathedrale  zu  Toledo  verfertigten.  Wenn 
übrigens  dem  Juan  de  Aranda  außerdem  Bild- 
hauerarbeiten über  dem  Nordportal  der  Kirche 
zu  Jaen  zugeschrieben  werden,  die  schon  den 
Geschmack  der  Renaissance  verraten  sollen, 
so  scheint  das  auf  einer  Verwechslung  mit 
Juan  de  Aranda  Salazar  zu  beruhen. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 42.  — C o n c a, 
Descriz.  della  Spagna  I 273.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  A 

Aranda,  Francisco,  s.  unter  Aranda  y 
Delgado,  Fr. 

Aranda,  Gines  Martinez  de,  s.  Mar- 
tinez. 

Aranda,  J o s 6 Jimcnes,  span.  Maler 
und  Illustrator,  geb.  1837  zu  Sevilla,  f 1903, 
Schüler  der  Kunstschule  seiner  Vaterstadt,  an 
der  er  später  zum  Professor  ernannt  wurde, 
erhielt  Medaillen  auf  den  Ausstellungen  von 
Madrid,  Paris,  Wien,  München,  Berlin  und 
Chicago.  Er  widmete  sich  vornehmlich  der 
Illustration;  seine  unerschöpfliche  Phantasie 
sicherte  ihm  auf  diesem  Gebiete  eine  glän- 
zende Karriere. 

Er  hat  im  besonderen  illustriert : Don  Qui- 


xote; Tartarin  dans  les  Alpes  von  A.  Dau- 
det; Die  Vision  des  Bruders  Martin,  Gedicht 
von  Gaspar  Nunez  de  Ara.  Unter  seinen  her- 
vorragendsten Gemälden  nennen  wir:  Der  Be- 
such des  Lehrers;  Ein  Christus;  Die  Schach- 
partie; Die  Politiker,  Träumerei;  Die  ver- 
lorene Partie;  Ein  Sonnenstrahl;  Arme 
Kleine;  Der  Allcrseelentag ; Die  tolle  Frau; 
unter  seinen  Aquarellen  und  Gouachemale- 
reien: Die  Vision  des  Bruders  Martin;  Ein 
Sammler;  Ein  wohlfeiles  Atelier;  am  Mecres- 
ufer;  Der  alte  Baum.  Die  meisten  seiner 
Gemälde  sind  in  den  Pariser  Salons  erschie- 
nen, sowie  auf  den  alljährlichen  und  den 
Weltausstellungen  zu  Paris  von  1882  bis 
1901 ; einige  auch  auf  der  Ausstellung  der 
span.  Maler  zu  London  1901. 

Gazette  des  Beaux-Arts,  2.  per.  V.  XXVIII. 

P.  Lafond. 

Aranda,  I u a n de,  s.  Aranda,  Francisco  de. 

Aranda,  Luis  Jimenes,  span.  Maler  des 
19.  Jahrh.,  geb.  in  Sevilla,  widmet  sich  der 
Genremalerei,  die  er  mit  seltener  Kraft  be- 
handelt Von  seinen  Werken  führen  wir  an: 
Gute  Nacht  (im  Mus.  zu  Cadiz)  ; Das  Grab 
des  Vaters  und  Während  der  Ernte  (Welt- 
ausstellung zu  Paris  1900).  Er  hat  auch 
zahlreiche  Porträts  gemalt.  p.  Lafond. 

Aranda  y Delgado,  Francisco,  span. 
Maler,  geb.  18.  7.  1807  zu  Granada,  begann 
seine  künstlerische  Ausbildung  1824  unter 
der  Leitung  von  Luis  Muricl;  er  widmete  sich 
später  vornehmlich  der  Dekorationsmalerei, 
sowohl  in  Madrid,  als  in  anderen  Hauptstäd- 
ten seines  Vaterlandes.  Er  arbeitete  vor  allem 
für  die  Theater  Zaragozas,  Valencias,  für 
die  von  la  Cruz  und  des  Principe  zu  Madrid, 
sowie  für  das  Lyceo  von  Barcelona.  Man 
verdankt  Francisco  A.  ferner  eine  ganze  An- 
zahl Lithographien. 

Nach  Ramircz  (Habana  artistica  p.  230) 
war  ein  Fr.  Aranda  aus  Madrid  seit  1852  in 
der  Habana  tätig,  vielleicht  der  Obige? 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Aranda  Salazar,  Juan  de,  vermutlich  ein 
Biskayer,  Baumstr.  und  Schüler  seines  Oheims 
Gin6s  Martinez  de  Aranda,  leitete  1626 — 1628 
den  Bau  des  von  Alonso  Matias  entworfenen 
marmornen  Hochaltars  der  Kathedrale  von 
Cördova  bis  zur  Vollendung  des  eigent- 
lichen Altartabernakcls.  Dann  ging  er  nach 
Madrid,  und  1634  übertrug  ihm  Bischof  Bal- 
tasar  Moscoso  y Sandoval  von  Jaen  den  Bau 
seiner  Kathedrale,  der  aus  Mangel  an  Mitteln 
lange  gestockt  hatte.  Aranda  hielt  sich  an 
die  ältern  Pläne  des  Pedro  de  Valdcvira,  riß 
die  unter  Bischof  Juarcz  aufgeführten  Teile 
der  Kirche,  die  denselben  nicht  ganz  entspra- 
chen, nieder,  führte  die  Kapellen  auf  der 
Evangelienseite  auf,  und  vollendete  bis  1654 
die  Hälfte  der  Kirche  bis  an  den  letzten  Pfei- 


56 


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Arandas  — Araoz 


ler  des  Chors.  Auch  das  Nordportal  schreibt 
man  ihm  zu,  bei  dem  er  mit  Juan  Gomez  de 
Mora  konkurrierte.  Cean  Bermudez  rühmt 
daran  die  Empfängnis  Mariä  und  zwei  Königs- 
statuen, die  er  jedoch  offenbar  irrtümlich  für 
Werke  des  hundert  Jahre  altern  Juan  de  Aran- 
da  hält. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 42.  — L 1 a - 
guno  y Amirola,  Not.  I 132 ; IV  18.  A 

Arandas,  Gaspar,  span.  Goldschmied  in 
Tarragona,  verfertigte  um  1691  für  die  dortige 
Kirche  das  beim  Fronleichnamsfeste  zu  be- 
nutzende M.  Grab;  auch  zahlreiche  seiner 
Nachkommen  waren  Goldschmiede. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 42.  — R i a fi  o, 
Ind.  arts  in  Spain  S.  48.  A 

Arandia,  Juan  de,  span.  Baumstr.,  baute 
1499 — 1504  die  großartige  Kirche  des  IGosters 
S.  Benito  el  Real  in  Valladolid  in  einem  rei- 
nen und  zierlichen  gotischen  Stile.  Das  Klo- 
ster war  ursprünglich  ein  königlicher  Palast, 
den  Juan  I.  den  Mönchen  übergab.  Arandia 
begann  den  Neubau  1499  und  führte  die  drei 
Schiffe  aus.  Ob  er  auch  den  weniger  gut  kon- 
struierten niedern  Chor  gebaut  hat,  an  dem 
man  in  der  Zeit  arbeitete,  als  Alonso  Berru- 
guete  1526  das  Tabernakel  des  Hauptaltars 
aufführte,  ist  zweifelhaft.  Der  schöne  Bau 
wurde  später  verunstaltet  durch  das  Portal 
und  den  Kreuzgang,  die  Rivcro  in  Herreras 
Geschmack  hinzufügte,  und  mehr  noch  durch 
spätere  barocke  Zutaten,  als  der  Geschmack 
des  Churriguera  herrschte.  1490  begann  er 
den  Neubau  der  Kirche  Santiago,  1498  die 
capilla  mayor  der  gleichen  Kirche  und  1604 
den  Turm,  zu  dessen  Ausführung  Garcia  de 
Olavc  hinzugezogen  wurde. 

Llaguno  y Amirola,  Not  I 136.  — Ca- 
v e d a,  Gesch.  d.  Bauk.  in  Spanien  167.  — 
Marti  y Mons6,  Estud.  S.  200  ff.  A 

Arango,  Jose  Maria,  span.  Maler,  gcb. 
um  1787  zu  Sevilla,  t in  der  1.  Hälfte  des  19. 
Jahrh.,  wurde  1814  Hilfslehrer  an  der  Kunst- 
schule seiner  Vaterstadt,  1825  und  1829  war 
er  Direktor. 

• Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogT.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  La  fand. 

Arannius,  lombardischer  Maler  (?)  um  1480 
bis  82. 

Malaguzzi-Valeri,  Pitt  lomb.,  Milano 
1902  p.  235.  •• 

Arafio,  Pedro,  Maler,  1516  in  Valencia. 

A 1 c a h a 1 i,  Art.  Valenc.  52.  M.  v.  D. 

Aranyossy,  A k o s von,  ungar.  Maler  und 
Radierer,  gcb.  1872  zu  Kassa,  Ungarn,  f da- 
selbst 1898.  Studierte  in  München  bei  Hol- 
losy,  Hackl,  Löfftz  und  Höcker,  radierte  bei 
Raab,  wirkte  später  in  Rom,  Budapest  und 
Kassa.  Seine  Gemälde  umfassen  zumeist 
Porträts,  so  jenes  des  Bischof  Bubics,  er  be- 
faßte sich  jedoch  hauptsächlich  mit  Radie- 
ren. Seine  besten  Blätter:  „Bischof  Bubics“, 
„Wäscherin“. 

„Budapesti  Napl6"  1898  X 1.  K.  Lyka. 


Aranzaetrogui,  Domingo  und  J o a n e s, 
übernahmen  1564  nach  dem  Tode  des  Domin- 
go de  Aranzalde  die  Vollendung  der  Pfarr- 
kirche von  Renteria  in  Guipüzcoa  u.  führten 
sie  dem  Kontrakte  gemäß  in  vier  Jahren  aus. 
Domingo  baute  außerdem  1568  den  Turm  und 
1570  die  Sakristei,  die  in  seinem  Kontrakte 
nicht  begriffen  waren.  Das  Portal  ist  erst 
1625  von  Cristöbal  de  Zumerresta  nach  der 
Zeichnung  von  Juan  Gomez  de  Mora  hinzu- 
gefügt worden. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  17.  A 

Aranzalde,  Domingo  de,  span.  Baumstr., 
verpflichtete  sich  1557,  die  seit  1529  im  Bau 
begriffene  Pfarrkirche  von  Renteria  in  Gui- 
püzcoa binnen  sieben  Jahren  zu  vollenden.  Er 
starb  1564,  ohne  sie  vollendet  zu  haben.  Seine 
Erben  schlugen  Domingo  und  Juanes  de  Aran- 
zaetrogui zur  Fortführung  des  Baues  vor. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  17.  A 

Aranzazu,  Francisco  de  Asis,  span. 
Bildhauer,  geb.  im  1.  Teil  des  19.  Jahrh.  zu 
Madrid,  Schüler  der  Akad.  der  schönen 
Künste.  Sein  Hauptwerk  ist  eine  Statue  des 
Moses,  die  1860  auf  der  Madrider  Kunstaus- 
stellung war. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espafioles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  La fond. 

Aranzeta,  Juan  de,  span.  Baumstr.,  er- 
baute 1689  das  Rathaus  von  Plasencia  in  Gui- 
püzcoa, 1703  führte  er  den  dortigen  Kirch- 
turm aus. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  IV  84.  A 

Araoz,  Andrüs  de,  span.  Bildhauer  und 
Architekt  aus  Vitoria  in  der  zweiten  Hälfte 
des  17.  Jahrh.  Von  ihm  rührt  das  reiche  Chor- 
gestühl der  Pfarrkirche  von  Guetaria  in  Gui- 
püzcoa her.  Dasselbe  ist  ganz  von  Nußbaum- 
holz und  im  Geschmack  des  Berruguete  ausge- 
führt, im  Jahre  1562  wird  es  auf  1402  Duka- 
ten und  229  Maravedis  geschätzt.  Auch  den 
Hauptaltar  der  Pfarrkirche  von  Deva  in  Gui- 
püzcoa hat  er  geliefert;  die  Vergoldung  des- 
selben rührt  von  seinem  Bruder  Diego  de 
Araoz  her.  Als  dieser  1587  mit  1300  Dukaten 
für  seine  Arbeit  entlohnt  wird,  war  A.  de  A. 
schon  verstorben. 

V i n a z a,  Adic.  II  20 — 21.  Af.  v.  B. 

Araoz,  Andres,  Bildhauer,  Sohn  und 

Schüler  von  Juan  de  A.  1618  führte  er  die 
steinerne  Figur  des  hl.  Michael  über  einer  Tür 
der  Pfarrkirche  von  Eibar  in  Guipüzcoa  aus. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  21.  M.  v.  B. 

Araoz,  Juan  de,  Bildhauer,  Sohn  und 

Schüler  des  Andres  de  A.  Sein  Hauptwerk 
ist  der  Hochaltar  der  Pfarrkirche  von  Eibar 
in  Guipüzcoa.  den  sein  Vater  1567  begonnen 
hatte.  Die  Zahlungen  für  denselben  ziehen 
sich  durch  Jahrzehnte  hindurch,  seit  1587  wer- 
den sie  an  ihn  geleistet  bis  1606,  in  welchem 
Jahr  er  stirbt,  aber  erst  1622  findet  eine  Gene- 
ralabrechnung mit  seinen  Erben  statt.  Der 
Altar  gehörte  zu  den  besten  in  Guipüzcoa.  1740 


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Araque  — Arbaro 


haben  ihn  aber  Hilario  de  Mendizabal  und 
Fernando  Arripe  verzopft 

Vifiaza,  Adic.  II  21—22.  M.  v.  B. 

Araque,  Ruy  Lopez  de,  Maler  in  Valla- 
dolid um  1565. 

Marti  y Monsö,  Estud.  histor.  artist 
S.  207.  M.  v.  B. 

Arasmino  da  Arogno,  s.  Solari , A.  de'. 

Arasmino  da  Castell  o,  s.  Castello. 

Arasse,  Jacques,  1628  „Maitre  d’oeuvres“ 
und  vereidigter  Sachverständiger  der  Stadt 
Paris,  und  zwar  augenscheinlich  als  Nachfol- 
ger des  Jean  de  Felin.  1531  arbeitete  er  als 
„Superintendant  des  oeuvres  de  maqonnerie“ 
an  den  Pariser  Stadtmauern,  1533  unter  der 
Leitung  des  Domcnico  da  Cortona  am  Hotel 
de  Ville,  und  zwar  gemeinschaftlich  mit  Louis 
Caqueton,  im  nächstfolgenden  Jahre  ebenda 
gemeinschaftlich  mit  Pierre  I.  Chambiges. 
1535  inspizierte  er  die  Ourcq-Kanalisationsar- 
beiten,  1536  die  städt  Befcstigungs-  und  Brun- 
nenbauten, 1538  die  Gebäude  des  Petit  Pont. 

Bauchal,  Dict  des  Archit.  C.  Enlart. 

Arasse,  Jean  d’,  s.  Atabours. 

Arato,  M a 1 1 i a de,  neapol.  Maler,  nur 
1541  in  Neapel  urkundlich  nachweisbar. 

Napoli  Nobilissima  VII  9.  G.  Dcgli  Assi. 

Arau,  Johann  v.,  s.  Reber,  J.  v. 

Araujo,  Felix,  span.  Kupferst,  1715  in 
Sevilla  erwähnt. 

G e s t o s o,  Artif.  Scvill.  I 402.  M.  v.  B. 

Araujo,  Franc,  de,  span.  Medailleur  im 
18.  Jahrh.,  Sohn  des  D.  Felice  de  Araujo,  der 
gleichfalls  Medailleur  gewesen  sein  soll. 

Z a n i,  Enc.  II  173.  Af.  v.  B. 

Araujo,  Joaquim  dos  Santos  de, 
portug.  Dekorations-  und  Theatermaler,  geb. 
1741 ; besonders  geschickt  in  Perspektiven. 
Seine  Ornamente  werden  getadelt ; er  leitete 
sogar  das  Theater  do  Bairo  Alto  einige 
Monate;  wollte  Mönch  im  Jesuskloster  des 
dritten  Ordens  von  S.  Francisco  werden, 
trat  jedoch  zurück,  nachdem  er  die  Zelle  des 
Paters  Mayne,  Beichtvaters  des  Königs,  aus- 
gemalt hatte,  heiratete  und  starb  1795. 

Cyrillo  Machado,  Collecgäo  de  mcm.  p. 
203.  A.  Haupt. 

Araujo,  Pedro  de,  wurde  1700  nach  dem 
Tode  des  Hcnriquc  Cardon  zum  Bildhauer 
des  Königs  von  Spanien  ernannt. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 42.  M.  v.  B. 

Araujo  y Ruano,  J o a q u i n,  span.  Maler, 
geb.  zu  Ciudad  Real,  f in  den  letzten  Jahren 
des  19.  Jahrh.,  Schüler  des  Don  Ignazio  Sua- 
rez  Llanos  sowie  des  Leon  Bonnat  in  Pa- 
ris. Der  Künstler  zeichnete  sich  besonders 
in  der  Genremalerei  aus  und  erlangte  zahl- 
reiche Preise,  sowohl  auf  nationalen  als  auf 
ausländischen  Ausstellungen.  Seine  bekann- 
testen Werke  sind:  Eine  Partie  guinote  in 
einer  Wirtschaft  Aragoniens,  Die  Abreise  Don 
Quixotes;  Ein  Eilwagcn  von  den  Karlisten 
an  der  Grenze  aufgchalten;  Ein  Waschplatz 
in  Toledo  (Pariser  Salon  1877);  Schlechtes 


Geschäft  (Weltausstellung  zu  Paris  1889,  sil- 
berne Medaille)  ; La  Plaza  Mayor  in  Madrid; 
Die  Weihnachtsnacht;  Der  Maulesel-Scherer; 
Zigeuner  aus  Bosnien;  Wohin  gehen  wir? 
Auf  dem  Wege  (die  beiden  letzteren  im  Mus. 
f.  moderne  Kunst  zu  Madrid) ; Fischerfrau 
in  Vigo;  Langusten-Verkäuferin ; Dantes 
Hölle;  Rosine;  Die  Straßensängerin.  — Er 
hat  auch  mehrere  Radierungen  ausgeführt ; 
Proben  davon,  2 Köpfe,  im  Mus.  für  moderne 
Kunst  zu  Madrid;  einige  in  der  Gaz.  des  b.-a. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espafiolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 
— F.  M.  T u b i n o,  El  arte  y los  artistas  con- 
temporaneos,  Madrid  1871  p.  253.  P.  Lafond. 

Araujo  y Sanchez,  C e f e r i n o,  span.  Maler 
und  Kunstkritiker,  geb.  zu  Santander,  Schü- 
ler von  Carlos  de  Haes,  widmete  sich  als 
Maler  vornehmlich  der  Landschaft  Von 
1858  ab  beteiligte  er  sich  an  den  meisten  Ma- 
drider Kunstausstellungen.  Wir  nennen  von 
seinen  Werken:  La  Noria  in  Trümmern; 
Umgebung  von  Avila;  Die  Küste  von  Grao; 
Erinnerungen  an  Guadarrama;  Ansicht  von 
Hendaye;  Der  Neptunbrunnen  im  Prado- 
Mus.  zu  Madrid;  Die  Fichten  der  Casa  del 
Campo : Die  Pinada  von  San  Martin  in  Valdei- 
glesias;  Die  Küste  von  Valencia;  Eine  An- 
sicht von  Madrid.  Er  hat  auch  verschiedene 
Porträts  gemalt.  Als  Kunstkritiker  verdankt 
man  ihm  zahlreiche  Artikel  in : La  Ilustracion ; 
El  Arte  en  Espana;  La  Revista  de  Bellas  Ar- 
tes;  außerdem  hat  er  ein  sehr  gelehrtes  Werk 
über  die  Museen  Spaniens  und  ein  Buch 
über  Goya  veröffentlicht. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  cspanolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Araus,  A 1 o n s o de,  Maler,  geb.  in  Sala- 
manca  1625,  lebte  1665  in  Sevilla. 

Gcstoso,  Artif.  Scvill.  II  13.  M.  v.  B. 

Araynes,  Jean  Franqois  Marie  d\ 
Maler,  wurde  in  die  Pariser  Malerakad.  30. 
6.  1781  zttgclasscn,  ohne  Akademiker  zu  wer- 
den. 1781  stellte  er  im  Louvre  eine  hl.  Fa- 
milie aus.  Nach  ihm  radierte  P.  Laurent 
die  4 Jahreszeiten. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g^n.  — Hei- 
necken, Dict.  IV  510  unter  Daraynes.  R. 

Arbalestrier,  Robert  1’,  Maler  in  Lille, 
führte  1573  auf  der  Flagge,  die  der  Bürger- 
Kompanie  von  der  Stadt  geschenkt  wurde, 
die  Wappen  des  Königs  und  der  Stadt  sowie 
das  Martyrium  des  hl.  Stephanus  aus. 

H o u d o y,  Etudes  artistiques.  II . Longnon. 

Arbant,  Louis,  französ.  Stillebenmaler, 
geb.  zu  Maqon  (Saönc-et- Loire),  Schüler  der 
Lyoner  Kunstschule,  stellte  von  1849 — 1879 
im  Pariser  Salon  aus. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gin.  I et  Suppl. 

Arbaro,  G e n n a r o d’,  Holzschnitzer,  um 
die  Mitte  des  16.  Jahrh.  in  Neapel  tätig. 

E reu  lei,  Catalogo  etc.  d’Intaglio  (Roma 
1885)  p.  89.  • 


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Arbasia  — Arbien 


Arbasia,  C e s a r e,  Italien.  Maler,  haupt- 
sächlich in  Fresko,  wohl  um  1550  in  Saluzzo 
geboren.  Schon  frühzeitig  in  Spanien  tätig. 
1579  führte  er  größere  Arbeiten  in  der  Kathe- 
drale von  Malaga  aus  (Cap.  Mayor  [5  Pas- 
sionsbilder] und  Cap.  de  la  Encarnacion). 
1683  schmückte  er  den  Sagrario  der  Kathe- 
drale von  Cordova  mit  Fresken  und  soll  nach 
Cean  Bermudez  1586  gemeinsam  mit  Juan  u. 
Francisco  Perrea  den  großartigen  Fresko- 
schmuck des  Palastes  el  Visa  in  der  Mancha 
übernommen  haben,  den  der  Marquez  von 
Santa  Cruz  1585  hatte  erbauen  lassen.  Später 
ist  A.  nach  Italien  zurückgekehrt,  da  er  1595 
unter  den  Gründern  der  Akad.  von  S.  Luca 
in  Rom  genannt  wird.  Auch  in  seiner  Hei- 
mat ist  er  wieder  tätig  gewesen.  Er  malte  die 
Fresken  an  der  Außenseite  des  Palazzo  Pub- 
blicco  in  Saluzzo,  die  zum  Teil  noch  erhalten 
sind  und  nach  Mündler  an  die  Malweisc  des 
Fed.  Zuccaro  und  B.  Lanini  erinnern,  und  in 
Savigliano  bei  Saluzzo  die  Deckcnbilder  der 
Bencdiktinerkirchc.  Seit  1597  erhielt  A.  Auf- 
träge des  Picmontescr  Hofes,  von  dem  er  von 
1604  an  ein  Jahresgchalt  als  herzoglicher  Hof- 
maler bezog.  Es  wird  berichtet,  daß  er  Por- 
träts der  Savoyischcn  Fürsten  für  eine  von 
Carl  Emmanuel  I.  erbaute  Galerie  malte.  A. 
starb  am  6.  2.  1607. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  — (F.  Quilliet) 
Le  arti  ital.  in  Ispagna  p.  33.  — A.  Palomino 
V e 1 a s c o,  El  mus.  pintorico  II  404.  — Lanzi, 
Storia  pitt.  III  529;  IV  397.  — Missirini, 
Stör.  d.  rom.  Accad.  di  S.  Luca  p.  67,  461.  — 
Meyer,  Kstlcrlex.  — C.  J u s t i in  Preuß.  Jahrb. 
f.  K.-W.  V 172;  XII  190.  — Mcmoircs  de  la 
Soc.  Savois.  XV  2,  p.  217.  *** 

Arbaud,  französ.  Bildhauer,  tätig  um  1707 
in  Toulon. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  fran;.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Arbe,  B a 1 1 i s t a,  eigentlich  Giovanni  Bat- 
tista  dclla  Tolle  aus  Arbe,  hervorragender 
Geschütz-  und  Glockengießer,  geb.  um  1470 
zu  Arbe,  t am  18.  5.  1510  in  Ragusa.  Aus- 
gebildet wahrscheinlich  in  Venedig,  trat  er  am 
8.  10.  1504  in  den  Dienst  der  Republik  Ra- 
gusa, der  er  eine  mehr  als  30jährige,  bedeu- 
tende Kunsttätigcit  widmete,  die  ihm  freilich 
von  seinem  Vaterlande  mit  Undank  gelohnt 
wurde,  während  die  Gegenwart  die  wenigen 
von  ihm  noch  nachweisbaren  Arbeiten  zu  den 
kunstvollsten  ihrer  Art  zählt.  Im  Heeres- 
museum zu  Wien  von  ihm  eine  Bombarde; 
in  Ragusa  eine  Uhrglockc  mit  Kriegergestal- 
ttn  (1507);  ferner  eine  Glocke  in  der  Do- 
minikanerkirche mit  dem  Relief  des  hl.  Do- 
minicus  (1515);  in  Cattaro  die  Glocke  zu  Sa. 
Chiara  mit  den  Reliefs  der  Madonna  und 
mehrerer  Heiligen  (1512)  ; in  Stagno  2 
Glocken,  jetzt  in  der  Annunziatenkirche 
(1523);  endlich  im  German.  Museum  in 
Nürnberg  ein  Galeerengeschütz,  signiert: 

Opus  Baptistae  1524.  — Sein  Sohn  Paolo  trat 

* 


1540  an  seine  Stelle,  verschwindet  aber  sehr 
bald  in  der  Überlieferung. 

W.  Bocheim,  Meister  der  Waffenschmicde- 
kunst  212.  — Champeaux,  Dict.  d.  fondeurs 
etc.  p.  57.  — Mitteil.  d.  Zentr.-Komm.  N.  F.  XVI 
140;  XVII  155,  162.  F.  Becker. 

Arbeit,  Eugen,  Maler,  geb.  den  9.  8.  1825 
zu  Wegscheid  (Oberelsaß),  lernte  bei  Eug. 
Delacroix  und  Corot.  Er  hielt  sich  einige 
Zeit  in  Italien  auf,  das  ihm  zu  verschiedenen 
Landschafts-  und  Genrebildern  Anlaß  bot. 
Außerdem  malte  er  Vorwürfe,  dem  heimat- 
lichen Leben  und  den  Vogesen  entnommen. 

Bellier  - Auvray,  Dict.  u.  Suppl.,  woselbst 
das  Verzeichnis  seiner  von  1851 — 1882  in  Paris 
ausgestellten  Werke.  R. 

Arbell,  Josef  und  Josef  Bojada,  führten 
nach  dem  Tode  des  Pedro  Blay  von  1620 
bis  1638  den  von  diesem  begonnenen  Bau  der 
Pfarrkirche  von  Selva  in  Katalonien  nach  dem 
• Plane  des  Jaime  Amigö  zu  Ende. 

Llaguno  y Arairola,  Not.  IV  30.  A 

Arbensis,  s.  Arbe. 

Arbes,  d’,  s.  Darbes. 

Aibesser,  Josef  von,  Landschafts-  und 
Architekturmaler  in  Graz,  seit  1883  in  Ve- 
nedig, geb.  14.  12.  1850  in  Judenburg,  Schüler 
der  Wiener  Akad.  und  des  Hofmalers  Jul. 
Lange  in  München.  Seine  Arbeiten  waren 
in  seiner  früheren  Zeit  Steirische  Kirchen- 
interieurs, später  wirkungsvolle  venezianische 
Architekturen. 

W a s 1 1 e r.  Steirisches  Kstlerlex.  u.  Nach- 
träge. ** 

Arbien,  Hans  oder  J o h a n,  dän.  Maler, 
geb.  in  Christiania  5.  1.  1713,  f in  Kopenhagen 
4.  12.  1766,  im  Auslande  ausgebildet.  1741 
war  er  in  Hamburg,  von  1750  an  spätestens 
in  Kopenhagen,  wo  er  1754  Zeichenlehrer  für 
die  kgl.  Pagen  und  bei  der  Landkadettenakad. 
wurde.  Von  seinen  Bildnissen  werden  er- 
wähnt: Frederik  V.  (nicht  wie  in  Meyers 
Kstlerlex.  Christian  V.),  gest.  von  Th.  Bur- 
ford, Hedwig  Elconora  Hoppe  (gest.  von  O. 
H.  de  Lode)  und  der  Prediger  C.  J.  Heise 
in  Hamburg,  1741  gemalt  (befand  sich  früher 
in  der  Sakristei  der  dortigen  Pctrikirchc). 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Lit.).  — Weil- 
b a c h,  Nyt  dansk  Kunstncrlex.  I 1896.  A.  R. 

Arbien,  Magnus  Gustav,  Medailleur, 
in  Christiania  25.  9.  1716  geh.,  sein  Vater  war 
jedoch  Schwede.  Seine  Kunst  lernte  er  vor- 
züglich in  Kopenhagen,  doch  besuchte  er  1745 
bis  46  Stockholm,  wo  Hcdlinger,  der  1746 
Schweden  verließ,  sein  Lehrer  war.  Seine 
Stempel  werden  vielfach  gelobt.  Kurz  vor 
seinem  Tode  wurde  er  nach  Petersburg  be- 
rufen, um  eine  Denkmünze  zu  Ehren  der  Kai- 
serin Elisabeth  zu  schneiden.  Sein  Mono- 
gramm war  ein  einfaches  A.  Er  starb  27.  1. 
1760. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Art.  v.  Dictrichson).  — 
W e i 1 b a c h,  Nyt  Dansk  Kunstncrlex.  — Nag- 


59 


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Arbino  — Arbo 


1 e r,  Monogrammisten  I No.  2525,  IV  No.  1525, 
1543,  1851.  — Nouv.  Arch.  de  l’art  Iran?.  1895 
p.  318  ** 

Arbino,  s.  Albino. 

Arbiol,  V i c e n t e,  span.  Maler,  geb.  1812 
zu  Madrid,  f 1876  zu  Zaragoza,  Schüler  der 
Akad.  San  Fernando.  Von  seinen  Werken 
nennen  wir:  Der  Tod  des  Moses;  Eine  chi- 
nesische Szene  (von  der  Königin  Maria 
Cristina  1838  erworben) ; Der  König  Don 
Juan  I.,  für  die  chronologische  Serie  der 
Könige  von  Spanien  bestimmt;  ferner  Genre- 
bilder und  Landschaften. 

Osjorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  cspanolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Arbizu,  Blas  de,  Kunsttischler  in  Valla- 
dolid. In  Gemeinschaft  mit  Cristöbal  de  Uma- 
na  übernimmt  er  1563  für  Innocencio  Berru- 
getc  und  Bautista  Beiträn  die  Ausführung  des 
Gerüstes  des  Hochaltars  der  Hauptkirche  in 
Simancas.  1567  ist  er  Zeuge  im  Testament  der 
Maria  Becerra,  der  zweiten  Gattin  von  Este- 
ban Jordan. 

Marti  y M o n s ö,  Estud.  histor.  artist. 
S.  191  etc.  Af.  v.  B. 

Arbo,  Anna  Eli  za  (geb.  Thomas),  nor- 
weg.  Genremalerin  in  Christiania,  Gemahlin 
des  Historienmalers  P.  N.  Arbo,  geb.  12.  1. 
1854  in  Alten  in  Norwegen,  ausgcbildet  bei 
den  Malern  Bcrgslicn  in  Christiania,  Prof. 
Rocd  in  Kopenhagen  (1874),  Barrias  in 
Paris  (1876—80).  Sie  stellte  aus  in  Paris 
1880/81,  Wien  1881,  Stockholm  und  Chri- 
stiania in  den  90er  Jahren.  Reisen  in  Frank- 
reich (Paris,  Bretagne)  Schottland,  Schweiz. 

Mitteilungen  der  Künstlerin.  C.  W.  Schnitter. 

Arbo,  Peter  Nicolai,  norweg.  Histo- 
rienmaler, geb.  18.  6.  1831  in  Drammcn,  stu- 
dierte in  Christiania  an  d.  Univ.  1849,  ausgebil- 
det an  der  Akad.  in  Kopenhagen  und  unter 
Prof.  Helsted  (1851 — 62)  und  an  der  Akad.  in 
Düsseldorf  unter  Carl  Sohn  (1852 — 55).  Er 
blieb  als  Hüntens  Schüler  (1857 — 58)  in 
Düsseldorf  bis  1861,  wo  eine  zahlreiche 
Schule  von  Nordländern  sich  um  die  Nor- 
weger Tidemand  und  Gude  versammelte. 
A.  nahm  seine  Motive  aus  der  vaterländi- 
schen Geschichte  und  der  Mythologie;  histo- 
rische Schlachtcnszencn  und  Tiermalerei  (be- 
sonders das  Pferd).  Er  stellte  zum  ersten- 
mal 1855  im  Kunstverein  zu  Christiania  aus. 
Eines  seiner  berühmtesten  Bilder  ist  „Die 
Walküre“  1860,  von  dem  sich  Wiederholun- 
gen in  den  Galerien  von  Stockholm  (1865) 
und  Christiania  (1869)  befinden.  Während 
seiner  Düsseldorfer  Zeit  besuchte  er  die  Hei- 
mat und  gab  ein  Album  in  lithographischem 
Farbendruck  heraus  „Bilder  zu  Norwegens 
Geschichte“  (Christiania  1860),  1862  malte 
er  in  Norwegen : „König  Sverres  Flucht 
über  die  Berge  von  Voß“  (Bcrgens  Gale- 
rie) und  eine  Episode  aus  dem  30jährigen 


Kriege,  „Die  eroberte  Standarte"  (1857). 
Er  stand  in  diesen  Jahren  unter  dem  Einfluß 
von  Wouwermann,  Watteau,  Lancret  Im 
Herbst  1863  zog  er  nach  Paris,  wo  er  mit 
mehreren  Unterbrechungen  bis  zum  Juli  1874 
wohnte,  worauf  er  sich  definitiv  in  Christia- 
nia nicderließ.  Der  Pariser  Aufenthalt  hatte 
einen  großen  Einfluß  auf  A.s  Kunst.  — 
1S65 — 66  war  er  in  Norwegen,  malte  1867 
„Ingeborg,  Frithjovs  Geliebte“  und  1809  „Die 
Schlacht  bei  Waterloo“,  sowie  1870  „Die 
Schlacht  bei  Standford  Bridge“  (Pariser  Salon 
1870,  London  Exhibition  1871,  Wien,  Weltaus- 
stellg.  1873)  und  1872  „Bjarknes  und  Hjal- 
tes  Tod“  nach  Oehlenschlägers  Rolf  Krake 
( Kopcnhagencr  Ausstellg.  1872).  1872  sein 

Hauptwerk  „Aasgaardsreien“  (die  wilde  Jagd ) , 
(Faris,  Exp.  univers.  1878,  Kopenhagen,  Exp. 
1872)  nach  Welhavens  Gedicht  (gehört  der 
Galerie  in  Christiania).  In  Paris  malte  A. 
auf  Bestellung  viele  Porträts,  Jagdbilder, 
Genrebilder  ä la  Watteau,  Ticrbilder.  Land- 
schaften und  stellte  im  Salon  aus.  1873  in 
Wien  als  norweg.  schwed.  Kommissionär  bei 
der  Ausstellg.  Nach  1874  malte  er  in  Chri- 
stiania „Tag“,  einen  Jüngling  auf  einem  wei- 
ßen Pferd  (jetzt  im  Stockholmer  Schloß) 
(Philadelphia,  Exp.  international  1876).  1882 
„König  Karls  XV.  und  Königin  Louises  Krö- 
nung in  der  Domkirchc  zu  Dronthcim  1860“ 
(auf  dem  Schloß  in  Christiania),  sowie  Por- 
träts, Hochgebirgsbilder  mit  Pferden,  alt- 
nordische Bilder,  Altarbilder  (in  den  Kirchen 
von  Odalen  und  Fet).  1876 — 79  gab  er  eine 
Serie  Zeichnungen  heraus  zu  dem  Werke 
„Bilder  aus  Norwegens  Geschichte  für  Schule 
und  Haus“,  von  Asbjörn  Knudscn,  Christia- 
nia. A.  starb  14.  10.  92  in  Christiania.  Er 
ist  einer  von  Norwegens  wenigen  Historien- 
malern. Seine  Arbeiten  sind  gefällig  und 
phantasievoll  komponiert,  zeugen  von  einem 
sehr  kultivierten  Geschmack  und  einer  tüch- 
tigen Technik.  Er  stand  auf  dem  Übergänge 
zwischen  Romantik  und  Realismus  und  hat 
kaum  vermocht,  dem  Mythus  und  der  Ge- 
schichte volle  Kraft  und  nationales  Gepräge 
cinzuflößen. 

Schriftliche  Aufzeichnungen  des  Künstlers. 

— Meyer,  Kstlerlcx.  — Bötticher,  Maler- 
werke  des  19.  Jahrh.  u.  Nachtr.  zu  I.  — W e i 1 - 
b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  189G  II  5S8.  — 
Kunstchronik  XIII  7 u.  N.  F.  IV  41.  _ — Chron. 
des  arts  1870  annuairc.  — Nordisk  Familiclex. 
Stockholm  1904.  — Lange,  Nutidskunst,  Kö- 
benhavn  1873  S.  440—47.  — Nordiskt  Konst- 
närs  Album,  Stockholm  1878  S.  2 u.  1879  S.  66. 

— Nordiska  Maalares  Taflor,  Stockholm  1877. 

— Dictrichson,  Svundnc  Tider,  Christiania 
1899  II  238.  — Ders..  A.  Tidemand,  Christiania 
1878  II  46  u.  69.  — Ders.,  Det  norske  National- 
gallcrie,  Christiania  1887  (passim).  — A u b e r t, 
Det  nye  Norges  Malcrkunst,  Christiania  1904  S. 
28.  — Thomm  essen,  Norsk  Billcdkunst, 
Christiania  1904,  p.  118,  135.  — T h i i s,  Norske 
Malere  og  Billedhuggerc,  Bergen  1904  I 233 
bis  237.  — Salomonsen,  Store  Nord.  Kon- 


6o 


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Arboe  — Arbulo 


vcrslcx.  — La  Norvegc,  Christiania  1900  S. 
560.  — Folkebladet  1893  (Christiania)  No.  3. 
— Krohg,  Kunstnere.  Christ.  1892  II.  — 
Dietrichson,  Af  Hans  Gudes  Liv  og  Vär- 
ker,  Christ.  1900  S.  52  u.  59.  — 111.  London 
News  1878 ; July  27th.  — The  Art  Journal  1878. 
— Axvalla-Album  (Zeichnungen  v.  P.  N.  Arbo) 
Christiania  1858.  C.  W.  Schnitter. 

Arboe,  Thomas,  dänischer  Architekt,  geh. 
22.  9.  1836,  ist  als  Bahnhofsarchitekt  vielfach 
tätig  gewesen.  Seine  Hauptwerke  sind  die 
Bahnhöfe  zu  Nyborg,  Odense  und  Aalborg. 
Außerdem  hat  er  eine  große  Menge  öffentlicher 
Gebäude  gebaut,  wie  Telegraphen-Stationen 
(Horsens),  Krankenhäuser  (Aarhus)  und 
Schulgebäude. 

Weilbach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  — Ar- 
kitekten  V 231,  301.  V.  Lorenzen. 

Arbois,  Jean  d’,  Hofmaler  Philipps  des 
Kühnen  von  Burgund,  der  ihn  nach  dem 
(noch  erhaltenen)  Briefe  vom  21.  6.  1373  in 
seinen  Dienst  berief.  Für  den  Monat  März 
1375  findet  sich  der  Zahlungsvermerk  seiner 
Besoldung.  Einige  weitere,  aber  nicht  beson- 
ders ergiebige  Notizen  über  ihn  sind  bekannt 
geworden,  die  man  am  besten  bei  Bouchot, 
Primitifs  Frangais,  vereinigt  findet.  Bouchot 
vermutet  eine  seinerzeit  einflußreiche  Künst- 
lci Persönlichkeit  in  ihm. 

A.  Pin  chart,  Arch.  d.  Arts  III  5 94.  — 
H.  Bouchot,  s.  oben.  ** 

Arborelius,  Karl  Rudolf  Teodor, 
schwed.  Archit.,  gcb.  in  Orsa  in  Dalekarlien 
» 24.  12.  1861,  studierte  in  Stockholm  an  der 

technischen  Hochschule  18S2 — 86,  ließ  sich  als 
Archit.  in  Stockholm  nieder  und  baute  meh- 
rere Villen  und  andere  Holzhäuser  bei  Djurs- 
holm  und  in  dem  Sportspark  von  Stockholm 
(die  letztgenannten  zusammen  mit  F.  Lillje- 
kvist).  Von  ihm  auch  der  Umbau  des  Schlos- 
ses von  Djursholm  (nunmehr  Schulgebäude) 
und  der  Kirche  von  Älfdalen  in  Dalarne. 

G.  Nordcnsvan. 

Arborelius,  Olof  Per  Ulrik,  schwed. 
Maler,  geb.  in  Orsa  in  Dalekarlien  4.  11.  1842, 
wurde  1861  Schüler  der  Kunstakad.  in  Stock- 
holm, stellte  Landschaften  mit  Motiven  aus 
seiner  Heimat  aus:  Herbstmorgen  in  Dalekar- 
lien 1865,  Waldinterieur  mit  Bärenjagd  1867, 
Eichenwald  bei  aufziehendem  Unwetter  1888. 
Für  das  letztgenannte  Bild  bekam  er  die  Kgl. 
Medaille  der  Akad.  und  ein  Reisestipendium; 
er  hielt  sich  drei  Jahre  in  Paris,  München 
und  Rom  auf.  Tätig  seitdem  in  Stockholm, 
wurde  1881  Oberlehrer  im  Zeichnen  an  der 
technischen  Schule  daselbst  und  1901  Pro- 
fessor für  Landschaftsmalerei  an  der  Kunst- 
akad. Er  hat  Stimmungen  aus  Italien  und 
der  Schweiz,  von  der  Ostseeküste,  aber  meist 
von  Dalekarlien  gemalt.  Das  Nationalmus. 
besitzt  von  seinen  Gemälden:  Auf  der  Alm 
in  Dalekarlien  (1876),  Ziegen  werden  auf  die 
Weide  geführt  (1890),  Ein  See  bei  Engels- 
berg (Sommerlandschaft  1903)  und  Abend 


nach  einem  Regentag  (1904).  Das  Mus.  von 
Malmö  besitzt:  Sturm  in  den  Schären  (1874), 
das  Mus.  von  Göteborg:  Waldsce  (1889),  die 
Galerie  von  Helsingfors:  Sonntagmorgen  bei 
der  Kirche  von  Floda.  Eine  schwed.  Land- 
schaft von  ihm  wurde  auf  der  internationalen 
Ausstellung  in  Venedig  1903  vom  König  von 
Italien  gekauft.  A.  hat  mehrere  Male  in 
Deutschland  ausgestellt,  zuletzt  „Abend  in 
der  Einöde“  in  München  1905,  wo  er  eine 
II.  Medaille  erhielt. 

Nordisk  Familjebok.  Tom  I.  Stockholm  1904. 

G.  Nordensvan. 

Arbos,  Radierer  in  Punktiermanier,  gcb. 
1831  zu  Paris,  reproduzierte  eine  Büste  Na- 
poleons. 

Le  Blanc,  Manuel.  /.  Guibert. 

Arbos,  Fernando,  span.  Architekt,  geb. 
1844  in  Rom,  Schüler  der  Pariser  Ecole  d. 
Bcaux-Arts.  Sein  hervorragendstes  Werk  ist 
die  gotische  Kirche  Nuestra  Seiiora  de  Atocha 
zu  Madrid.  p . Lafond. 

Arbos  y Ayerbe,  Manuel,  span.  Miniatur- 
maler, geb.  zu  Madrid,  f daselbst  1875,  be- 
gann seine  Studien  an  der  Akad.  San  Fer- 
nando zu  Madrid,  setzte  sie  an  der  Ecole  des 
Beaux-Arts  zu  Paris  fort  und  vollendete 
seine  Ausbildung  in  Rom.  1847  wurde  er 
von  der  Königin  Tsabclla  zur  Würde  eines 
Hofmalers  erhoben.  Seine  Werke  bestehen 
in  Miniaturbildern  und  in  Kopien,  in  Aquarell- 
malerei, nach  Raffael,  Tizian,  Veronese,  Lu- 
ca  Cambiaso,  Murillo  und  anderen  Meistern. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  espafioles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Arbouin,  S i d n e y,  französ.  Maler,  geb.  in 
Cognac  (Charente),  Schüler  von  L.  Gros, 
tätig  in  Paissy.  1875 — 85  stellte  er  wieder- 
holt Stimmungsbilder  von  den  Ufern  der 
Seine  im  Pariser  Salon  aus.  In  den  Jahren 
1875 — 77  war  er  auch  in  den  Roy.  Academy 
Exhibitions  in  London  vertreten  und  wohnte 
damals  daselbst. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  g£n.  Suppl.  — 
Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 56.  *• 

Arbousse,  Jean  Alphonsc,  französ. 
Zeichner  und  Aquarellist,  geb.  1791  in  Paris, 
stellte  1824  im  Salon  mehrere  Aquarelle  aus. 
darunter  eine  Ansicht  von  Paris,  vom  Pere 
Lachaise  aus  gesehen. 

Gäbet,  Dict.  d.  art.,  Paris  1831.  ** 

Arbout,  Jean  Marie,  französ.  Bildhauer, 
war  1788 — 1792  in  Lyon  tätig. 

R o n d o t,  Les  sculpt  de  Lyon.  67.  Lami. 

Arbulo  Marguvete,  Pedro,  span.  Bildhauer, 
vermutlich  aus  der  Vorstadt  Marguvete  in 
Santo  Domingo  de  la  Calzada,  wo  er  um  1565 
tätig  war.  Von  1569  an  verfertigte  er  das 
Altar-Tabernakel  und  die  Chorstühle  in  der 
Kirche  von  San  Ascnsio  bei  Burgos.  Ver- 
mutlich sind  auch  mehrere  Tabernakel  und 
Statuen  in  dieser  Gegend  von  A.,  die  dem 
Berruguete  zugeschrieben  werden,  als  dessen 


6i 


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Arburu  — Area 


Nachfolger  sich  der  Künstler  in  seinen  er- 
haltenen Werken  zeigt.  1603  hatte  er  über 
die  Arbeiten  des  Domingo  de  Albitiz  und  des 
Luis  Gabeo  am  Coro,  Trascoro  etc.  der  Kathe- 
drale von  San  Domingo  de  la  Calzada  ein  Ur- 
teil abzugeben.  A.  starb  1608  in  Briones,  wo 
er  die  letzten  Jahre  tätig  war. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 43 — 46.  — 
Marti  y Mons6,  Estud.  586.  A 

Arburu,  Jose,  Maler  in  Habana  im  19. 
Jahrh. 

Ramirez,  La  Habana  artistica,  Habana  1891 
227.  ** 

Arbuthnot,  George,  engl.  Landschafts- 
maler in  Mayfair,  stellte  1829  und  1835  2 
Landschaftsbildcr  in  der  Roy.  Academy  in 
London  aus.  Eine  Anzahl  von  kolorierten 
Ansichten  von  Golkonda,  mit  erläuterndem 
Text,  im  Anfang  des  19.  Jahrh.  erschienen, 
sind  wohl  sein  Werk. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 56.  — Fio- 
r i 1 1 o,  Gesch.  d.  zeichn.  Kste.  V 728.  ** 

Arc-Valette,  L.,  französ.  Landschaftsmalerin 
in  Longue  (Maine-et-Loirc),  später  in  Paris, 
stellte  im  Salon  seit  1894  aus  und  war  auf 
der  Pariser  „Exposition  de  l’Union  des  Fem- 
mes  Peintres  et  Sculpteurs“  1903  vertreten. 
In  den  Salonkatalogen  1896,  97,  99  und  1906 
finden  sich  Abbildungen  nach  Werken  von 
ihr. 

Chronique  d.  Arts  1903  p.  50.  — Hirsch, 
Die  bildend.  Künstlerinnen  d.  Neuzeit,  Stuttgart 
1905.  H.  V. 

Area,  Leonardo  d e 1 P,  soll  nach  der 
Angabe  des  Abbe  de  Marolles  (s.  Heinecken, 
Dict.)  (um  1600?)  Ornamente  und  Grotesken 
gestochen  haben. 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Area,  Michele  d’,  italien.  Bildhauer,  der 
mit  3 anderen  Bildhauern  sich  1502  in  Genua 
dem  Sekretär  Ludwigs  XII.  kontraktlich  zur 
Herstellung  eines  Grabmals  verpflichtete. 
Wie  H.  v.  Tschudi  nachgewiesen  hat,  handelt 
es  sich  dabei  um  das  Grabmal  der  Ducs  d’Or- 
leans  in  St.  Denis. 

H.  v.  T s c h u d i,  Lc  Tombeau  des  Ducs  d’Or- 
leans,  in  der  Gaz.  archeologiquc  1885.  ** 

Area,  Niccolö  d’Antonio  dall',  da 
Bari  (oder  d’Apulia,  auch  gen.  Bolognese, 
Dalmata  oder  Schiavone),  bolognes.  Bild- 
hauer, gcb.  in  der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh. 
in  Bari  in  Apulien  als  Sohn  eines  gewissen 
Antonio  (mit  dem  Familiennamen  Dalmata 
oder  Schiavone?),  der  1469  bereits  als  ver- 
storben erwähnt  wird.  Da  in  der  apulischcn 
Heimat  des  Künstlers  keinerlei  Spuren  seines 
Werdeganges  nachweisbar  sind,  und  da  außer- 
dem selbst  seine  frühesten  Arbeiten  keinerlei 
spezifisch  apulischc,  sondern  ausschließlich 
bolognesisch-romagnolische  Schuleinflüsse  zur 
Schau  tragen,  so  muß  man  annehmen,  daß 
Niccolö  bereits  in  frühester  Jugend  nach  Bo- 
logna gekommen  ist  und  daß  er  dort  erst 
seine  künstlerische  Ausbildung  genossen  hat. 


Ein  direkter  Schulzusammenhang  mit  Jacopo 
della  Quercia  erscheint  dabei  völlig  ausge- 
schlossen; denn  dieser  starb  bereits  1438,  und 
da  andererseits  das  zur  Ermöglichung  dieses 
Schulanschlusscs  von  Perkins  für  Niccolö 
dalP  Area  angegebene  Geburtsjahr  1414  des- 
halb unannehmbar  erscheint,  weil  der  Künst- 
ler sich  erst  1478  in  Bologna  verheiratete 
(mit  Margherita  Boateri,  die  ihn  in  den 
nächstfolgenden  Jahren  mit  einem  Sohne  Ce- 
sarc  und  mit  einer  Tochter  Aurelia  be- 
schenkte), so  dürfte  das  Geburtsjahr  Nicco- 
lös  in  der  Tat  wohl  erst  in  die  Zeit  kurz 
nach  dem  Tode  des  Jacopo  della  Qucrcia  zu 
verlegen  sein.  Als  erstes  Jugendwerk  Nicco- 
lös  galt  bisher  das  von  einer  schlichten  Früh- 
renaissance-Umrahmung sich  abhebendc  und 
mit  der  Jahreszahl  1458  datierte  Rciterrelief- 
monument  des  1445  verstorbenen  Annibale  I. 
de’  Bentivoglio  in  S.  Giacomo  Maggiore  zu 
Bologna;  neuerdings  jedoch  ist  dieses  ziem- 
lich nüchterne  und  unbeholfene,  in  der  Kom- 
position des  Reiterbildes  eng  an  Donatellos 
Gattamelata  sich  anschließende  Werk  aus 
stilistischen  Gründen  dem  Niccolö  dall’  Area 
wieder  abgesprochen  worden.  Demnach  ist 
mit  Sicherheit  erst  die  1463  entstandene  Ter- 
rakottagruppe des  „Sepolcro  di  Cristo“  in 
S.  Maria  della  Vita  zu  Bologna  als  frühestes 
Werk  des  Künstlers  zu  betrachten.  Die 
v/ild  bewegte,  im  Ausdruck  des  ungezügelten 
Affektes  jedes  Maß  überschreitende  Gruppe 
besteht  aus  den  lebensgroßen,  in  bauschig 
flatternde  Gewänder  gehüllten  Gestalten  der 
drei  Marien,  des  Johannes  und  der  Magda- 
lena, die  wehklagend  den  ausgestreckt  ruhen- 
den Leichnam  Christi  im  Halbkreise  um- 
stehen, und  mit  denen  die  zu  Häuptcn  des 
letzteren  kniende  Figur  des  Joseph  von  Ari- 
mathia  in  ihrer  ruhigen  Gelassenheit  einen 
wohl  erwogenen  Kontrast  bildet.  Auf  dem 
Kopfkissen  des  Erlöscrlcichnams  fand  Aldro- 
vandi  die  Signatur  „Opus  Nicolai  de  Apulia“. 
— Vielleicht  noch  vor  dieser  Sepolcro-Gruppe 
ist  nach  Schubring  als  Nachklang  heimat- 
licher Jugenderinnerungen  (apulische  Weih- 
nachtskrippen) jenes  leider  nicht  erhalten  ge- 
bliebene Prcsepio-Relief  entstanden,  das  A. 
(nach  einer  Notiz  in  Sansovinos  „Venezia 
Nobilissima“,  ed.  1581  p.  83b)  in  mehrfarbig 
bemalter  Terrakotta  für  die  Kirche  S.  Spirito 
in  Venedig  geliefert  haben  soll. 

Seinen  eigentlichen  Künstlerruf  und  seinen 
Namen  verdankt  Niccolö  dall’  Area  der 
reichen  architektonischen  und  bildnerischen 
Bekrönung,  die  er  der  vom  Frate  Gugliclmo, 
dem  Schüler  des  Niccolö  Pisano,  1265—1267 
geschaffenen  Area  des  hl.  Dominicus  in  S. 
Domenico  zu  Bologna  verliehen  hat.  Den 
Auftrag  auf  diese  in  allen  Einzelheiten  genau 
vorgeschriebene  Marmorarbeit  erhielt  der 
Künstler  1469.  Bis  um  1473  vollendete  er 


62 


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Arcangeli  — Arcangelo 


I 


den  architektonischen  Teil  dieser  Aufgabe, 
also  das  gewölbte  Dach  der  Area  mit  seinem 
prächtigen  Gesims,  die  Volutenpyramide  mit 
ihren  Delphingestalten  und  die  kandelaber- 
artige  Gipfclbekrönung  mit  ihren  reizenden 
Puttenfigürchen  und  den  schweren  Frucht- 
behängen. An  den  Statuen  dagegen  arbeitete 
der  Meister  bis  an  sein  Lebensende,  wobei  er 
von  den  kontraktlich  ausbedungenen  18  Ge- 
stalten nur  14  zur  Ausführung  bringen  konnte, 
nämlich  die  das  Ganze  bekrönende  Statue 
Gott- Vaters  auf  der  Weltkugel,  die  Evange- 
listenstatucn  auf  den  Volutenkissen,  die  drei- 
figurige  Engelpietä  vor  dem  Volutengiebel, 
5 der  8 Heiligenstatuen  über  dem  Kranz- 
gesimse der  Area  (SS.  Franciscus,  Dotneni- 
cus,  Florian,  Vitalis,  Agricola)  und  den 
knienden  Leuchterengel  zur  Linken  des  Arca- 
Sockels.  (Der  Leuchterengel  zur  Rechten 
und  die  Statuen  der  Heil.  Petronius  und  Pro- 
culus  — letztere  nur  restauriert  von  Prospero 
Clementi  — sind  Jugendarbeiten  Michelange- 
los von  14D4 ; die  Statue  Johannes  des  Täu- 
fers wurde  erst  1537  von  Girolamo  de’  Col- 
tellini  noch  hinzugefügt,  während  die  drei 
köstlichen  Reliefs  am  Üntersatze  der  Area 
1532  von  Aifonso  Lombardi  ausgeführt  wur- 
den.) Merkwürdigerweise  hat  dieses  hoch- 
bedeutende Werk  des  apulischen  Meisters, 
das  an  Kraft  und  Originalität  der  Erfindung 
wüe  der  plastischen  und  ornamentalen  Durch- 
bildung den  besten  Florentiner  Arbeiten  die- 
ser Zeit  ebenbürtig  zur  Seite  steht,  in  Bo- 
logna keinerlei  schulbildende  Wirkung  hin- 
tcrlassen.  — Von  kleineren  Werken,  die  der 
Künstler  während  seiner  Tätigkeit  an  der 
Area  di  S.  Domenico  noch  geschaffen  hat, 
sind  zu  erwähnen:  der  Terrakotta-Adler  von 
1473  über  dem  Hauptportalc  von  S.  Giovanni 
in  Monte  zu  Bologna  (signiert  „Nicolaus 
F*‘) ; das  herrliche  Madonncnrelief  von  1478 
an  der  Fassade  des  Palazzo  degli  Anziani  zu 
Bologna  (gleichfalls  Terrakotta  mit  Spuren 
einstiger  Vergoldung,  signiert  „Nicolaus  f“); 
die  Grabplatte  des  1478  verstorbenen  Bologne- 
ser Nobile  Domcnico  Garganclli  (in  Marmor 
u.  Bronze)  im  Museo  Civico  zu  Bologna;  end- 
lich nach  W.  Bode  die  Stuccostatuette  des  hl. 
Beinardinus  im  Berliner  Kaiser  Friedrich- 
Museum,  der  Schubring  noch  zwei  aus  S. 
Domenico  zu  Imola  stammende,  bisher  dem 
Jacopo  della  Quercia  zugeschriebene  Kalk- 
sleinstatuen  der  Heil.  Bernardus  und  Petrus 
Martyr  in  der  Pinakothek  zu  Faenza  als 
nicht  minder  charakteristische  Schöpfungen 
unseres  Meisters  an  die  Seite  stellt.  Die 
Chorschranken  von  1483  in  der  Cappella  dei 
Notai  von  S.  Pctronio  zu  Bologna  (mit 
einem  reizvollen  Fries  von  Adlern,  Greifen 
und  Puttenköpfen  und  einem  „Cristo  morto" 
ähnlich  demjenigen  der  Area  di  S.  Domenico) 
werden  von  Schubring  und  C.  Ricci  gleich- 
falls noch  als  eine  Arbeit  Niccolös  angespro- 


chen, von  Aldrovandi  dagegen  als  das  Werk 
eines  schwächeren  Künstlers  betrachtet  Zwei 
Terrakottareliefs  aus  den  letzten  Lebensjah- 
ren unseres  Meisters  sind  gleich  dem  frühen 
Terrakotta- Prcsepio  aus  S.  Spirito  zu  Ve- 
nedig leider  spurlos  verloren  gegangen,  näm- 
lich eine  Verkündigung  Mariae  und  eine  An- 
betung der  Könige,  die  Niccolö  laut  einer 
urkundlichen  Notiz  von  der  Hand  des  Gas- 
parc  Codebö  1492  an  den  letzteren  Rektor  von 
S.  Maria  Maddalena  in  S.  Donato  zu  Bo- 
logna abgelicfert  hat;  desgleichen  auch  eine 
in  einer  Bologneser  Chronik  erwähnte,  an- 
geblich nach  Spanien  verkaufte  Marmorstatue 
Johannes  des  Täufers,  sowie  gewisse  von 
den  Bologneser  Chronisten  gerühmte  „Ca- 
pricci“ des  Meisters  (minutiöse  Holzschnit- 
zereien, die  z.  B.  ein  Vöglein  in  seinem  Kä- 
fig, winzige  Fliegen  „che  parevan  vive“  etc. 
darstellen). 

Meister  Niccolö  starb  1494  zu  Bologna  und 
wurde  in  der  dortigen  Coelcstinerkirche  zur 
Ruhe  bestattet. 

F.  Malaguzzi-Valeri  in  Repertor.  für 
Kstwisscnsch.  XXII  284  ff.  — C.  Ricci,  Guida 
di  Bologna  (1893)  p.  24  ff.  — L.  Aldrovandi 
in  L'Arte  II  174  ff.  — P.  Schubring  in 
Zeitschr.  f.  bild.  Kst.,  N.  F.,  XV  209  ff.  — W. 
Bode,  Die  italien.  Plastik  (Berlin  1905)  p.  143 
bis  146.  E.  Scatassa. 

Arcangeli,  Giovanni  Battist a,  Archi- 
tekt, gcb.  1571  in  Pesaro.  Arbeitete  zunächst 
an  der  Befestigung  des  Hafens  von  Sinigaglia 
im  Herzogtum  Urbino,  trat  hierauf  in  die 
Dienste  des  Papstes  Clemens  VIII.  sowie 
Heinrichs  IV.  von  Frankreich  und  schließ- 
lich in  diejenigen  Karls  II.  und  Alfons’  II. 
d'Este,  in  deren  Auftrag  er  den  Bau  des 
Castelnuovo  an  der  Porta  dei  Leoni  zu  Fer- 
rara entwarf  und  leitete.  Als  späterhin  an 
der  Porto  S.  Agncse  ein  neues  Kastell  er- 
richtet wurde,  erhielt  der  Bau  des  Arcangeli 
den  Namen  Castelvecchio.  Der  Künstler 
starb  1615  in  Ferrara. 

Ricci,  Storia  dell'  Archit  in  Italia  II  300, 
320,  III  131.  E.  Scatassa. 

Arcangelo  di  Cola  da  Camerino,  ita- 
lien. Maler  des  15.  Jahrh.  Der  Künstler  be- 
fand sich  1416  in  Cittä  di  Castello,  woselbst 
er  im  großen  Saale  des  Palazzo  Communale 
eine  hl.  Maria  Magdalena  in  Freskomalerei 
auszuführen  hatte,  und  zwar  zur  Erinnerung 
an  den  Sieg  der  Castellaner  über  die  Mark- 
grafen von  Civitella.  1420  hat  er  laut  Aus- 
weis der  „Matricola  dell’  arte  de’  Medici  e 
Speziali“  (Codex  XXI  des  Florentiner  Staats- 
archivs: „Arcangelus  olim  Chole  Vannis  de 
Camerino,  pictor,  populi  Sancti  Egidii“) 
im  Bezirke  S.  Egidio  zu  Florenz  seine  Werk- 
statt gehabt,  wo  er  dann  1421  ein  Tafclge- 
mälde  für  die  Kapelle  der  Familie  Bardi  in 
der  Kirche  S.  Lucia  vollendete.  Hierauf  sie- 
delte er  nach  Rom  über,  wahrscheinlich,  um 
im  Aufträge  des  Papstes  Martin  V.  in  der 


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Arcangelo  — Arce 


Kirche  S.  Giovanni  in  Latcrano  Malereien 
auszuführen.  Ein  Triptychon  von  der  Hand 
dieses  Künstlers  mit  der  Kreuzigung  Christi 
auf  dem  Mittelbilde  und  je  zwei  Heiligenfigu- 
ren auf  den  Flügelbildern  ist  1889  in  der  Kir- 
che des  Convcnto  dcll’  Isola  bei  Ccssapalombo 
(Marken)  durch  eine  Feuersbrunst  zerstört 
worden ; die  Signatur  dieses  Gemäldes  lau- 
tete: „Anno  Dni  MCCCCXXV  pinxit  Archan- 
gelus  Cole  de  Camerino“.  — Dieser  Maler  ist 
augenscheinlich  identisch  mit  jenem  Arcan- 
gelo di  Ghese  di  Vanni  da  Camerino,  den  Ricci 
nach  einer  sicherlich  irrtümlichen  Lesart  und 
Datierung  Morenis  zitiert  hat. 

Santoni  in  „Nuova  Rivista  Miscna"  1890, 
No.  12 ; sowie  in  „Catal.  degü  uomini  illustri 
di  Camerino“  (App.  alla  stör,  del  Savini,  Came- 
rino 1895).  — Feliciangcli,  Sulla  vita  di 
Giov.  Boccati  da  Camerino  (S.  Severino  1906). 

— Frey,  Die  Loggia  de’  Lanzi  zu  Florenz 

(Berlin  1885,  p.  363).  — Gaye,  Cartcggio  II 
377.  — Gualandi,  Mem.  orig.  (Bologna 
1844).  — Magherini-Graziani,  L'Arte 
a Cittä  di  Castclio  (1897)  p.  73,  182.  — Va- 
sa r i - M i 1 a n c s i II,  294.  — Moreni,  Not. 
istor.  dei  contomi  di  Firenze;  und  Illustr.  dellc 
medaglie  di  Bindo  Altoviti  (Firenze  1824).  — 
Ricci,  Mem.  Stör.  I,  175 — 180.  V.  Alcandri. 

Arcangelo,  Francesco  Antonio  di, 
neapol.  Maler,  1665  in  die  Liste  der  Korpora- 
tion der  Maler  eingeschrieben,  f im  Mai  1681. 

Napoli  Nobilissima  VII  11.  G.  Degli  Assi. 

Arcangelo  di  Ghese  di  Vanni,  s.  un- 
ter Arcangelo  di  Cola. 

Arcangelo  da  Parma,  Kanonikus  und  Mi- 
niator in  Ferrara  (wohnte  dort  in  einem 
Hause  des  Druckers  Lorenzo  dei  Rossi  di 
Valcnza)  und  in  Parma.  Er  miniierte  1487 
ein  Buch,  das  der  Schreiber  Giovanni  da  Cre- 
mona  geschrieben  hatte.  Von  seiner  Hand 
in  der  Bibliotcca  Estense  in  Modena  (Rac- 
colta  Campori)  ein  Pergamentcodex  von  1524, 
der  außer  einem  reich  kolorierten  Titelblatt 
eine  Anzahl  schöner  Initialen  aufweist  (teil- 
weise mit  figürlichen  Kompositionen). 

C i 1 1 a d c 1 1 a,  Docura.  cd  illustr.  178/9.  — 
Stcf.  Lottic  i,  „Calligrafi  Parmensi“,  Erudi- 
zionc  e Belle  Arti,  nuov.  scr.  II  fase.  XI — XII. 

— Venturi,  La  miniatura  ferrarese  nel  secolo 

XV,  in  Gallerie  Nazionali  Italianc  IV  194.  *• 

Arcani,  G a s p a r,  Schweizer  Architekt, 
tätig  1593 — 1604  in  Krakau. 

Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  1905.  H,  V. 

Arcano  de  Arcani,  Francesco,  italien. 
Stückgießer,  aus  Cesena,  tätig  im  Dienste 
Heinrichs  VIII.,  Königs  von  England. 

Charapeaux,  Dict  d.  fond.  etc.  1886,  32. 

•• 

Arcano,  Pietro  d\  malte  1475  über  dem 
Portal  der  Confratcmitä  dei  Calzolai  zu 
Udine  eine  Darstellung  Gottvaters  in  einer 
Engclglorie.  Das  Fresko  wird  schon  zu  An- 
fang des  19.  Jahrh.  als  stark  zerstört  erwähnt. 

M a n z a n o,  Cenni  biografici,  Udine  1885. 

H.  V. 


Arcanzoli  (di  Anzoli),  Vittore  di,  Holz- 
bildhauer in  Venedig  um  1510,  nur  bei  Zani, 
Enc.  met  II  174  erwähnt.  //.  y, 

Arcari,  Girolamo,  italien.  Architekt, 
stand  von  1507  bis  zu  seinem  Tode  1528  als 
Hofarchitekt  im  Dienste  des  Marchese  von 
Mantua. 

Giornale  Ligust.  XV  374,  XVI  137,  138.  — 
C o d d e,  Memorie  degli  artef.  Mantov.  — C. 
d’Arco,  Arti  e Artcfici  di  Mantova  (1857)  II, 
Indice.  G.  Degli  Assi. 

Arcari,  Nicolö  Maria,  italien.  Archi- 
tekt, f 29.  8.  1526,  Bruder  des  Girolamo  A. 
und  wie  dieser  für  den  Marchese  di  Mantova 
tätig. 

Giornale  Ligust.  XVI  137,  138.  G.  Degli  Assi. 

Arcayna,  Pedro,  katalan.  Maler;  im  Jahre 
1400  hat  er  die  Vertäfelung  der  Decke  des 
Ratssaales  in  Barcelona  zu  bemalen  und  1401 
wird  ihm  aufgetragen,  eine  Fontäne  mit  „Öl- 
farben“ anzustreichen. 

Sanpcre  y Miquel,  Cuatroc.  catal.  I 73, 
95.  M.  v.  D. 

Arce,  span.  Glasmaler,  empfing  nach  den 
Ausgaberechnungen  des  Domkapitels  von  Bur- 
gos  1581  die  Summe  von  8600  Maravedis  für 
die  Restaurierung  der  Glasgemälde  im  Quer- 
schiff, vielleicht  identisch  mit  Juan  de  Ar- 
ce, Glasmaler,  der  um  1544  in  Burgos  tätig 
war. 

Ccan  Bermudez,  Dicc.  I 46.  — R i a n o. 
Industr.  arts  in  Spain  S.  247.  ^ 

Arce,  D.  Cclcdonio  de,  Bildhauer,  gcb. 
in  Burgos  1789.  Schüler  des  Gregorio  Ba- 
rambio.  Mitglied  der  Akad.  von  S.  Fernando 
und  1788  vom  König  zum  Hofbildhauer  er- 
nannt. Er  schrieb:  Conversaciones  sobre  la 
escultura,  Pamplona  1786.  Von  ihm  eine 
Reiterstatue  Karls  IV.  in  Elfenbein  (gest. 
von  Salv.  Carmona). 

Ccan  Bermudez,  Dicc.  I 46.  M.  v.  B. 

Arce,  Geronimo  de,  span.  Maler,  wel- 
cher 1610  in  der  Pfarrei  S.  Lorenzo  in  Se- 
villa lebte. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  II  14.  M.  v.  B. 

Arce,  Josef  de,  span.  Bildhauer,  Schüler 
des  Juan  Martines  Montanes,  verfertigte  1657 
acht  steinerne  Kolossalstatuen  der  Evangeli- 
sten und  Kirchenväter  für  das  Sagrario  der 
Kathedrale  von  Sevilla.  Auch  die  Statuen 
des  Hauptaltars  der  Karthause  von  Jerez 
waren  von  seiner  Hand  sowie  andere  Figuren 
in  verschiedenen  Kirchen  Sevillas.  1667  er- 
hält seine  Witwe  eine  Zahlung  von  84  000 
Maravedis  für  Forderungen,  die  sie  auf  Grund 
von  Arbeiten  ihres  Mannes  an  die  Kirchen- 
fabrik der  Kathedrale  zu  machen  hatte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 46 — 47  u.  Descr. 
de  la  Catedral  de  Sevilla  p.  174.  — Gestoso, 
Artif.  Sevill.  I 173,  218.  M.  v.  B. 

Arce,  Rodrigo  de,  Maler  in  Valladolid, 
geb.  1527. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  427.  M.  v.  B. 


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Arcediano  — Archelaos 


Arcediano  de  Antcquera,  Maler  und 
Kleriker,  welcher  1-479  im  Chor  der  Kathe- 
drale von  Sevilla  ein  Bild  ausbesserte. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  14.  M.  v.  B. 

Arcerio,  Michele  di  Gregorio  und 
Pietro,  da  Scbenico,  dalmatinische 
Architekten  um  1450. 

Archivio  storico  d’arte  VII,  404.  ** 

Arcerius,  Johann,  angeblich  Kupferstecher 
des  17.  Jahrh.  in  Frankfurt  a.  M.  Er  war 
jedoch  nur  Buchhändler  in  Francker  und  hat 
das  ihm,  H.  Albcrti  und  C.  van  Dalen  zuge- 
schricbenc  Porträt  des  Joh.  Maccovius  (1587 — 
1644),  das  von  v.  Dalen  allein  (nach  Joh. 
Pandebus)  gestochen  wurde,  mit  H.  Alberti 
zusammen  verlegt. 

Archainbaud,  P.  G.,  französ.  Porträtmaler, 
stellte  im  Pariser  Salon  1887 — 1890  aus. 

H.  V. 

Archambault,  A.  (Anna)  Margaret ta,  amc- 
rikan.  Malerin,  geb.  in  Philadelphia,  Pennsyl- 
vania, studierte  auf  der  Pennsylvania  Aca- 
demy of  Fine  Arts  und  stand  besonders  unter 
dem  Einfluß  von  Anshutz,  Eakins,  Hovenden 
und  Donnoh.  Mit  ihren  Miniaturen  hat  sie 
großen  Erfolg  gehabt,  so  daß  sie  1902  in  Phi- 
ladelphia, wo  sie  jetzt  lebt,  die  gold.  Medaille 
erhielt.  Ein  Porträt  von  ihr  (Rev.  Charles 
D.  Cooper)  in  der  Church  of  Holy  Apostles, 
Philadelphia.  Edmund  von  Mach. 

Archambault,  Pierre,  Dekorationsmaler, 
arbeitete  1506  an  der  Malerei  des  Hauses  und 
der  Kapelle  du  Lydieu  im  Schlosse  Gailion, 
für  den  Kardinal  von  Amboise,  mit  dem  Ge- 
halt von  vier  Sous  täglich. 

D e v i 1 1 e,  Comptca  des  depenses  du  chäteau 
de  Gailion.  H.  Longnon. 

Archamone,  Antonio,  s.  Antonio  A. 

Archanatten  ( Arkhonas) , Hieronimus, 

1573  „Paumeister  über  d.  Land  u.  Grenz“  in 
Steiermark,  erhält  per  Monat  25  fl.  und  wird 

1574  von  Kaiser  Max  II.  zum  Superinten- 
danten ernannt. 

Jahrb.  d.  Kstsammlg.  d.  öst.  Kaiserh.  No.  157G. 

R. 

ArchangS,  Jean  Louis,  französ.  Archi- 
tekt, geb.  in  Orsay  (Seine-et-Oise)  11.  5. 
1750,  f in  Paris  Nov.  1832.  Seine  beiden 
Hauptbauten  sind  leider  zerstört:  Schloß  Ro- 
chefort  bei  Dourdan  (1787)  und  der  1810 
einem  Brand  zum  Opfer  gefallene  Theater- 
saal in  Havre  (1789). 

Gäbet,  Dict.  d.  Artist.  1831.  — Lance, 
Dict.  d.  Archit.  fran?.,  1872.  H.  V. 

Archaro,  Hieronymus,  s.  Arcori,  Giro!. 

Arche,  Anton,  erzbischöflicher  Baurat  in 
Olmütz,  starb  daselbst  1851.  Er  hat  sich 
durch  seine  Wirksamkeit  bei  den  großartigen 
Bauten  des  Kardinal-Fürsterzbischofs  Frei- 
herrn von  Sommerau  in  Olmütz  (Klerikal- 
Scminar)  und  Krcmsicr  (Schloß-Kirchen-  und 
Gartenbauten)  hervorgetan. 

Mitteilungen  der  k.  k.  mähr.-schles.  Acker- 
baugcsellschaft  vom  J.  1852  S.  27.  IV.  Schram. 

KQnstlerlexikon.  Bd.  II. 


Arche,  G i n c t d’,  französ.  Werkmeister ; 
1395  am  Bau  der  Kathedrale  zu  Vienne  tätig, 
vollendete  er  jedenfalls  deren  Scitcnkapellen, 
über  denen  sich  eine  aus  dem  12.  Jahrh.  stam- 
mende äußere  Galerie  hinzieht;  auch  begann 
er  wahrscheinlich  den  westlichen  Erweite- 
rungsbau dieser  Kirche  sowie  den  Neubau 
ihrer  erst  im  16.  Jahrh.  vollendeten  prächti- 
gen Fassade. 

N.  C h o r i e r,  Recherches  des  antiquit£s  de 
Vienne,  p.  237 — 238.  — Alex.  Pinchart  in 
Meyers  Kstlerlex.  — L.  B 6 g u 1 e,  Congrcs 
archeol.  de  Vienne  1879  p.  304.  C.  Enlart. 

Archedemos  aus  Thera,  ein  Steinmetz  unter- 
geordneter Bedeutung,  in  der  2.  Hälfte  des  6. 
Jahrh.  in  Attika  ansässig  geworden.  Seinen 
Namen  hat  er  dadurch  verewigt,  daß  er  eine 
der  großen  natürlichen  Grotten  im  südlichen 
Hymettos  (in  der  Nähe  des  heutigen  Dorfes 
Vari)  „von  den  Nymphen  ergriffen“  für  Apol- 
lon, Pan,  die  Nymphen  und  Chariten  zu  einem 
Heiligtum  ausgcstaltete.  Die  Grotte  war  von 
600—150  v.  Chr.  von  Andächtigen  viel  be- 
sucht (wie  es  scheint,  spielte  hier  auch  die 
bekannte  Geschichte  von  Platon  und  den  hy- 
metti sehen  Bienen),  dann  erst  wieder  im  4. 
Jahrh.  n.  Chr.  von  der  armen  christlichen 
Landbevölkerung.  1901  ist  die  Höhle  durch 
amerikanische  Ausgrabungen  genau  untersucht 
worden.  Die  provinziale  theräische  Kunstfertig- 
keit die  gewachsenen  Felswände  abzumeißeln, 
hat  sich  bei  A.  auch  in  Attika  nicht  verfeinert. 
Mehrere  Inschriften,  bald  theräisch-dorisch, 
bald  ionisch-attisch  in  Dialekt  und  Schrift, 
melden  seine  verschiedenen  Verdienste  um 
dies  Grottenheiligtum.  Auch  sich  selbst  hat 
A.  in  rohem  Relief  verewigt,  ziemlich  tief 
unten  an  der  Mittelwand  der  Grotte:  mit 
kurzem  Handwerkerwams,  Spitzhammer  und 
Richtscheit. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Katlr.  II  341.  — Cur- 
tius  u.  Kaupert,  Atlas  von  Athen  30,  Taf. 
VIII,  1 u.  2.  — Pauly-Wissowa,  Realenc. 
II  440,  8 (Fabricius).  — Hiller  v.  Gärtrin- 
gen,  Thera  I 161,  III  82.  — Americ.  Joum.  of 
Archacol.  1903  S.  263  ff.  H.  Thier  sch. 

Archega  (Archiga  oder  Achega),  Pedro 
de,  Waffenschmied  des  17. — 18.  Jahrh.  in  To- 
ledo, mit  dessen  Marke  zwei  Degenklingen 
der  Madrider  Armeria  Real  signiert  sind. 

Catalogo  von  1898,  p.  242  (mit  nota  1),  261.  * 

Archelais,  Maler  an  der  k.  Porzellanfabrik 
in  Sevres  in  der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.,  wird 
als  Künstler  im  „päte  sur  päte“  gerühmt.  Ein 
/.  Archelais  dort  tätig  1865 — 1902. 

Archelaos,  Bildhauer,  Sohn  eines  Apollonios, 
aus  Priene.  Bekannt  durch  ein  von  ihm  sig- 
niertes Relief,  die  sogenannte  Apotheose  Ho- 
mers. Das  Relief  wurde  im  17.  Jahrh.  an 
der  Via  Appia  bei  Bovillae  (unterhalb  von 
Grottafcrrata)  entdeckt  und  befindet  sich  heute 
im  britischen  Museum  (Brunn-Bruckmann, 
Denkm.  50).  Dargestcllt  ist  der  Abhang  eines 
Berges,  auf  dessen  Spitze  in  bequemer  Hal- 

65  ,«•  5 


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Archembault  — Archembold 


tung  Zeus  lagert;  an  dem  Abhang  sind  Mne- 
mosyne  (nur  Sauer  nennt  die  Figur  Hera), 
die  neun  Musen  und  Apollon  in  zwei  Strei- 
fen gruppiert;  Apollon  steht  in  einer  Grotte, 
rechts  von  ihr  die  Statue  eines  Dichters,  hin- 
ter der  ein  Dreifuß  aufragt.  Im  untersten 
Streifen  ist  vor  einem  Vorhang,  der  vor  einer 
Säulenhalle  ausgespannt  ist,  also  im  Hof 
eines  Heiligtums  die  Apotheose  Homers  dar- 
gestcllt:  der  Dichter  thront  links  mit  mäch- 
tigem Szepter,  eine  Rolle  in  der  Rechten; 
hinter  ihm  stehen  Oikumene,  die  bewohnte 
Erde,  die  Personifikation  des  Raumes,  und 
Chronos,  die  der  Zeit.  Jene  kränzt  den  Dich- 
ter, der  Chronos  hält  in  jeder  Hand  eine 
Rolle,  die  beiden  Dichtungen  Ilias  und  Odys- 
see, die  außerdem  jede  durch  eine  kniende 
weibliche  Gestalt  rechts  und  links  von  dem 
Sitz  Homers  personifiziert  sind ; an  der  Fuß- 
bank befinden  sich  Frosch  und  Maus  zur  An- 
deutung der  Batrachomyomachie.  Rechts 
folgt  die  Opferhandlung;  über  dem  runden 
Altar,  auf  den  Historia  Weihrauch  streut, 
ragt  ein  Buckclochse  auf,  während  links  My- 
thos, als  Knabe  gebildet,  bereit  zum  Libieren 
steht.  Der  Historia  schließen  sich  an  Poiesis 
mit  hocherhobenen  Fackeln,  Tragodia  und 
Komodia  mit  betend  erhobenen  Rechten.  Den 
Abschluß  bildet  eine  dichtgedrängte  Gruppe: 
ein  Kind  — Physis  — und  vier  Frauen  — 
Arete,  Mneme,  Pistis,  Sophia  — ; sie  gibt  dem 
Gedanken  Ausdruck,  unsere  Natur  werde, 
wenn  wir  Homers  gedenken,  zu  Tugend,  Treue 
und  Weisheit  erzogen  (Wilamowitz  bei  Wat- 
zinger,  Relief  des  Archclaos,  S.  17).  Für  die 
Darstellung  der  Musen  hat  A.  eine  Musen- 
gruppe benutzt,  die  jetzt  allgemein  dem  rhod- 
schen  Künstler  Philiskos  zugeschricbcn  wird ; 
sie  befand  sich  zu  Plinius’  Zeit  bei  der  Por- 
ticus  der  Octavia,  hatte  aber  zunächst  jeden- 
falls irgendwo  im  griechischen  Osten,  am 
wahrscheinlichsten  in  Rhodos  selber  gestan- 
den. Auch  die  anderen  weiblichen  Figuren 
entsprechen  Typen,  die  in  späthcllcnistischer 
Zeit  an  der  Küste  Klein-Asiens  und  den  be- 
nachbarten Inseln  allgemein  bekannt  und  be- 
liebt waren  (Watzingcr,  S.  14;  Amelung, 
Katal.  d.  d.  ant.  Skulpt.  im  Vatikan  I 85; 
vgl.  Athanodoros  III).  Da  eine  der  Musen  des 
Philiskos  im  Anfang  des  2.  Jahrh.  v.  Chr.  be- 
reits in  Pergamon  kopiert  worden  ist  (Watzin- 
ger,  S.  8),  muß  die  Musengruppc  vorher, 
wahrscheinlich  am  Ende  des  3.  Jahrh.,  im 
Beginn  der  rhodischen  Kunstblütc,  entstan- 
den sein.  Das  gibt  den  terminus  post  quem 
für  Archclaos.  Da  die  Darstellung  des  Land- 
schaftlichen auf  dem  Relief  noch  sehr  einfach 
ist,  dürfen  wir  seine  Lebenszeit  um  die  Wende 
des  3.  und  2.  Jahrh.  annehmen;  auf  dieselbe 
Zeit  führt  der  Charakter  der  Inschriften.  End- 
lich hat  man  in  den  Köpfen  der  Oikumene 
und  des  Chronos  Porträts  eines  hellenisti- 


schen Herrscherpaares  jener  Zeit  wiederer- 
kennen wollen.  (Watzinger,  S.  18  ff.,  Ptole- 
maios  IV,  Philopator  und  Arsinoe.  We- 
niger überzeugend  Hauser  in  den  österr. 
Jahresh.  1905,  S.  85  f.  den  syrischen  König 
Alexander  I.  Balas  und  seine  Gattin  Klco- 
patra;  Sauer  will  a.  u.  a.  O.  in  dem  Chronos 
Attalos  II.  erkennen,  in  der  Arete,  die  nach 
ihm  Porträt  und  deutlich  greisenhaft  ist,  des- 
sen Mutter  Apollonis.)  Man  nimmt  heute  fast 
allgemein  an,  das  Relief  sei  das  Weihgeschenk 
eines  im  Agon  siegreichen  Dichters,  der  zu- 
gleich seinen  Sieg  verherrlichen  und  seiner 
Devotion  für  Homer  Ausdruck  geben  wollte; 
die  Statue  rechts  von  Apollon  stelle  den  Dich- 
ter dar,  dem  erlaubt  worden  sei,  das  eigene 
Bildnis  und  seinen  Siegespreis,  den  Dreifuß, 
in  einem  Heiligtum  des  Apollon  aufzustellen, 
von  dem  man  dann  natürlich  annehmen  muß, 
cs  habe  der  Reliefdarstellung  entsprechend  an 
einem  Bergesabhang  gelegen  (Watzinger  sucht 
eine  lokale  Andeutung  auf  Rhodos  in  der  Ge- 
genwart des  Zeus  auf  dem  Gipfel,  die  sich 
aber  einfach  dadurch  erklärt,  daß  er  der  Vater 
der  Musen  war,  die  er  mit  Mnemoysne  er- 
zeugt). Es  ist  doch  die  Frage,  ob  man  dann 
nicht  konsequenterweisc  annehmen  müßte, 
daß  an  dem  Fuß  dieses  Berges  auch  ein 
Heiligtum  des  Homer  gelegen  habe.  Eine 
derartige  Darstellung  auf  einem  Weihge- 
schenk mit  dem  Weihenden  an  unbedeutend- 
ster Stelle,  nur  in  cffigic  und  ohne  deutlichen 
Hinweis  auf  Sieg  und  Dank  wäre  verein- 
zelt und  ist  von  vornherein  unwahrschein- 
lich. Dichterstatuen  und  Dreifüße  standen 
in  jedem  Heiligtum  des  Apollon  und  der 
Musen,  und  da  die  Statue  kaum  noch  ein- 
mal Homer  und,  weil  ihr  die  Inschrift  fehlt, 
auch  kaum  Hesiod  darstcllcn  kann,  so  wird 
sic  der  Bildhauer  nur  als  Staffage  angebracht 
haben.  Endlich  wäre  zu  erwägen,  ob  das 
Relief  nicht  vielmehr  zum  Schmuck  einer  Bi- 
bliothek bestimmt  gewesen  sei ; an  einem  sol- 
chen Orte  wäre  die  Verehrung  des  Homer  mit 
dem  ganzen  gelehrt-allegorischen  Apparat  so- 
fort verständlich;  zudem  wurde  in  Bovillae 
an  demselben  Ort  die  sogenannte  Tabula  Iliaca 
gefunden,  deren  Bestimmung  auch  keine  an- 
dere gewesen  ist. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  I 572,  587.  — 
Overbeck.  Schriftq.  2285.  — Dcrs.,  Gcsch.  d. 
gr.  Plastik  II<  S.  -157  f.,  463  f.  — Collignon, 
Hist,  de  la  sculpt.  gr.  II  S.  674  f.  — Michae- 
1 i s bei  Jahn,  Gr.  Bilderchr.  S.  81  ff.,  410.  — 
Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  297.  — Pauly- 
W i s s o w a,  Rcalcnc.  II  454,  39  (Robert).  — 
Sauer.  Verh.  d.  Halleschen  Philologenvers. 
(1903)  S.  21  f.  — S i e v e k i n g,  Abbild,  zu 
Christ,  Griech.  Lit.-Gesch.  4.  Aufl.  Abb.  1.  — 
Watzinger,  Relief  des  Archelaos  (63.  Berl. 
Winckelmannsprogramm).  Amelung. 

Archembault,  s.  Archambault. 

Archembold,  Arnoul  u.  Anger,  französ. 
Werkmeister,  restaurierten  1026  die  Abtei  von 
St.  Benoit  an  der  Loire. 


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Archenault  — Archer 


R o c h e r,  L'^gl.  de  l’abbaye  de  St.  Benoit  s. 
L.  — Bauchal,  Dict.  des  Archit.  C.  Eitlart. 

Archenault,  Adrien  Francois  Theo- 
dore, Genre-  und  Porträtmaler  in  Paris, 
geb.  daselbst  25.  12.  1825,  Schüler  von  Abel 
de  Pujol  und  H.  Vernet,  stellte  im  Salon 
(1859 — 1879)  wiederholt  aus. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g6n£r.  und  Suppl. 

Archenaut,  französ.  Miniaturmaler  um  1800. 
Die  Bezeichnung  „Archenaut"  trägt  ein  vor- 
zügliches Damcnbildnis  auf  Elfenbein  (an- 
geblich Porträt  der  Mme  J.  A.  de  Recamier), 
das  auf  der  Auktion  E.  v.  Waldenburg  (J.  M. 
Hebcrle,  Köln,  1894,  Kat.-No.  1354)  zur  Ver- 
steigerung kam.  *** 

Archennos,  s.  Archcrmos. 

Archer,  A r c h i b a 1 d,  Porträtmaler,  zuerst 
in  London,  später  in  Liverpool  tätig,  stellte 
von  1810 — 1845  wiederholt  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 56.  ** 

Archer,  F.  S.,  Bildhauer  in  London,  stellte 
1836 — 1851  eine  lange  Reihe  von  Hcrren- 
und  Damenporträtbüsten  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 57.  ** 

Archer,  J.  S.,  Architekt  in  London,  tätig 
um  1808— 1S27. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 59.  ** 

Archer,  James,  engl.  Kupferstecher  der 
Stechergruppe  von  J.  M.  W.  Turner,  tätig  in 
Nordamerika,  fertigte  eine  Anzahl  Ansichten 
New  Yorks  (St.  Pauls,  Broadway;  Mansion 
House,  Broadway)  und  eine  Ansicht  der  Har- 
vard University  bei  Boston.  e.  Richter. 

Archer,  James  (R.  S.  A.),  engl.  Gcnrc- 
und  Porträtmaler,  geb.  in  Edinburgh,  f am  3. 
9.  1904  in  Haslemcre,  Schüler  der  Edinburgher 
Trustees  Academy  (seit  1838  unter  Sir  Wil- 
liam Allan),  widmete  sich  die  ersten  10  Jahre 
seiner  Tätigkeit  dem  Zeichnen  von  Kreide- 
porträts. 1849  zeigte  er  ein  Gemälde:  The 
Last  Supper,  das  Beifall  fand.  1852  war  er 
auf  der  Ausstellung  in  Edinburgh  mit  Hi- 
storien, Porträts,  Genrestücken  und  Land- 
schaften vertreten.  1850  erschien  zum  ersten 
Male  ein  Damenporträt  von  ihm  auf  der  Aus- 
stellung der  R.  Academy,  die  er  dann  bis 
1904  Jahr  für  Jahr  zumeist  mit  mehreren 
Bildern  beschickte.  Was  ihn  populär  machte, 
waren  in  erster  Linie  seine  gemalten  Roman- 
zen und  Balladen,  die  nicht  nur  inhaltlich 
reizvoll  dargestellt,  sondern  auch  mit  techni- 
schen Qualitäten  gemalt  waren;  z.  B.  „Fair 
Rosamund  and  Queen  Eleanor“  (Roy.  Acad. 
1859),  „Playing  at  a Queen  with  a Painters 
Wardrobc“  (Acad.  1861)  und  die  Serie  „The 
history  of  King  Arthur“.  — 1862  verließ  er 
Edinburgh,  um  in  London  dauernden  Auf- 
enthalt zu  nehmen.  Auch  auf  den  Weltausst. 
in  Paris  1S67,  1878,  1889,  in  Wien  1873,  auf 
der  Akad.  Kstausst.  in  Berlin  1881  (Porträt 
des  Geigenvirtuosen  Prof.  Joachim)  und  auf 


der  Jubiläumsaussst.  daselbst  1883  w'ar  er 
vertreten. 

The  Art  Journal  1871,  97—99  (mit  Abb.).  — 
Meyer,  Kstlerlex.  II  218  (Artikel  von  Sidney 
Colvin).  — The  Studio,  Sejiaratheft : Roy.  Scot- 
tish  Acad.  1826 — 1907.  — Graves,  Roy.  Acad. 
Exh.  I 57  ff. 

Archer,  Miss  J a n e t,  Porträt-  und  Gcnre- 
malerin  in  London,  stellte  von  1S73 — 1893 
wiederholt  in  der  R.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 58.  *• 

Archer,  John  W y k e h a m,  engl.  Stecher, 
auch  Maler,  geb.  2.  8.  1806  (nach  anderen 
1808)  zu  Newcastle  on  Tyne,  t zu  London 
25.  5.  1864.  Schon  1820  kam  er  nach  London 
zu  dem  bekannten,  namentlich  in  der  Dar- 
stellung von  Tieren  ausgezeichneten  Stecher 
John  Scott.  Er  widmete  sich  insbesondere 
dem  Architektur-Stich.  1827  fertigte  er  in 
seiner  Heimat  die  großen  Radierungen  von 
Fountains  Abbcy  in  Yorkshire,  sowie  von  der 
Abteikirche  und  Abbots  Turm  zu  Hcxham. 
Dann  ging  er  nach  Edinburgh,  wo  er  eine 
Menge  von  Zeichnungen  nach  alten  Gebäu- 
den und  Straßen  dieser  Stadt  machte.  Nach 
London  zurückgekehrt,  trat  er  in  die  Werk- 
statt von  W.  und  E.  Finden  ein,  um  auch  die 
Technik  des  Stahlstichs  zu  erlernen.  Als 
Mitglied  der  New'  Society  of  Painters  in  Wa- 
ter Colours  machte  er  eine  Reihe  von  Zeich- 
nungen von  St.  Mary  Overy  (vor  der  Re- 
stauration) und  von  Lambeth  Palace. 

Von  seinen  vielen  Zeichnungen  sind  eine 
Reihe  von  einigen  Hundert  nach  alten  Lon- 
doner Gebäuden  in  der  Twopenny-Satnmlung. 
seit  1874  im  British  Mus.,  und  eine  Folge  der 
alten  Bauten  in  der  Grafschaft  Northumber- 
land,  in  der  Sammlung  zu  Alnwick  Castle. 
Er  malte  auch  einige  Architekturbildcr  in 
öl,  und  hat  viele  Zeichnungen  für  Zeitschrif- 
ten geliefert.  Von  seinen  Stichen  seien  ge- 
nannt : 

1.  Vestigcs  of  old  London  1851.  Mit  37  Taf. 
4.  — 2.  The  Rccrcations  of  Mr.  Zigzag  the  Eider 
in : Douglas  Jcralds  Magazine.  — 3.  Richmond 
Castle  and  Town.  Nach  Turner.  Fol.  — 4. 
Crook  of  Lune,  looking  towards  Hornby  Castle. 
Nach  Dcms.  Kol.  — Beide  in  Whitakers  History 
of  Richmondshire. 

H.  O 1 1 1 e y,  A biographical  and  critical  Dic- 
tionary etc.  — B i n y o n,  Catal.  of  drawings  in 
the  British  Mus.  — Rcdgrave,  Dict.  — The 
Art  Journal  1864  p.  243  (Nekrolog).  R. 

Archer,  Thomas,  engl.  Barockbaumeister, 
entfaltete  eine  bedeutende  Bautätigkeit  in  der 
1.  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  f 23.  5.  1743,  Schüler 
von  Sir  John  Vanbrugh.  1710  baute  er  Hcy- 
thorpe  Hall  (Oxfordshire),  dann  Harcourt 
House,  Hanover  Square,  1715 — 19  St.  Philips 
Church  in  Birmingham,  1721 — 28  St.  Johns 
Church,  Westminster,  die  Walpole  als  das 
Hauptwerk  seiner  Manier  bezeichnetc. 

Walpole,  Anecdotes  of  painting,  Aufl.  von 
1786  p.  85.  — Monaldini,  Vite  dei  piü  ce- 
lcbri  Architetti.  Roma  1768  p.  398.  — Red- 
grave, Dict.  ** 


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Archereau  — Archidamos 


Archereal!,  Louis,  französ.  Architekt,  geb. 
1854  in  Chantonnay  (Vendee),  Schüler  von 
Andre,  baute  die  Schlösser  La  Fauconniere 
und  Vue,  die  Schule  in  St.-Michel  und  meh- 
rere Gebäude  in  Fontenay-le-Comte. 

Dclaire,  Lcs  archit  ölev.  etc.  1007.  p.  161. 

Arcbermos,  Bildhauer  aus  Chios,  Sohn  eines 
Mikkiades,  Vater  des  Bupalos  und  Athenis 
(s.  d.).  Er  muß  gegen  die  Mitte  des  6.  Jahrh. 
v.  Chr.  tätig  gewesen  sein,  Plinius  nennt  den 
Großvater  des  A.  und  Ahn  der  Familie  Melas; 
doch  wäre  es  möglich,  daß  diese  Angabe  nur 
auf  mißverständlicher  Deutung  einer  Inschrift 
wie  die  sofort  zu  nennende  aus  Delos,  beruhte 
(in  dieser  Inschrift  wird  nach  der  fast  allge- 
mein angenommenen  Ergänzung  Chios  als 
Melocvo;  narpwiov  arzxi  bezeichnet,  Melas  aber 
war  der  mythische  Gründer  der  Stadt,  ein 
Sohn  des  Poseidon  und  einer  Nymphe).  Werke 
des  A.  befanden  sich,  nach  Plinius,  auf  Les- 
bos und  Delos.  Auf  Delos  hat  sich  denn 
auch  eine  Basis  gefunden  (Löwy,  Inechr. 
gr.  Bildh.  1),  deren  Inschrift  Mikkiades  und 
Archermos  nennt,  und  zwar  nach  der  ein- 
leuchtendsten Ergänzung  (s.  zuletzt  E.  Gard- 
ner Class.  Rev.  1893,  S.  140  f.)  als  gemein- 
same Verfertiger  eines  Weihgeschenkes,  das 
selber  verloren  ist,  am  wahrscheinlichsten  aber 
Sphinx  oder  Greif  war  (Sauer,  Athen.  Mitt. 
1891,  S.  182  ff.).  Eine  zweite,  deutlich  jüngere 
Inschrift  des  A.  hat  sich  im  Perserschutt  der 
athenischen  Akropolis  gefunden  (Ephem.  arch. 
1886,  S.  134;  1888,  S.  74;  CIA  IV,  S.  181)  ; 
sie  steht  an  dem  Schaft  einer  kancllicrten  Säule, 
deren  Kapitell  das  ebenfalls  verlorene  Wcih- 
geschenk  getragen  hatte.  Als  besonderes  Ver- 
dienst des  A.  wird  uns  in  einem  Scholion  zu 
Aristophancs  überliefert,  er  habe  zuerst  die 
Siegesgöttin  geflügelt  gebildet;  die  Nachricht 
gründet  sich  auf  eine  Notiz  pergamenischer 
Forscher  (ol  xtpl  Kapuouov  cv  Il£pYapT(vöv 
der  Name  des  A.  ist  in  vApxewoc  verderbt). 
Als  sich  nun  auf  Delos  nahe  bei  jener  In- 
schrift ein  hochaltcrtümlichcs  Bild  einer  ge- 
flügelten weiblichen  Gottheit  fand  (Brunn- 
Bruckmann,  Denkm.  36  und  sonst  oft),  suchte 
man  beides  zu  kombinieren,  glaubte  also  eine 
Nike  des  A.  zu  besitzen,  bis  sich  herausstellte, 
daß  diese  Kombination  unmöglich  sei.  Die 
Frage  ist  nun,  ob  man  diese  Statue  dennoch 
als  Werk  des  A.  gelten  lassen  dürfe,  aus  des- 
sen Zeit  sie  sicher  stammt,  und  trotzdem  ihr 
Stil  in  eine  ganz  andere  Richtung  zu  weisen 
scheint.  Diese  Annahme,  für  die  besonders 
Studniczka  und  Lechat  cingctreten  sind,  läßt 
sich  nur  halten,  wenn  man  annimmt,  daß  die 
krctisch-pcloponnesischc  Kunst  auf  die  älte- 
sten Meister  von  Chios  sehr  stark,  ja  bestim- 
mend eingewirkt  hat,  und  daß  A.  noch  voll- 
kommen unter  ihrem  Einfluß  stand. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 38  f.  — Over- 
beck, Schriftq.  314  f.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  I«  S.  80,  112,  152.  — Homo  Ile,  Bull. 


de  corr.  hell.  1879  S.  393  ff.  PI.  VI/VII  (vgl. 
ebenda  1901  S.  496  Anm.  1).  — Brunn,  Bcr. 
der  Bayr.  Akad.  1884  S.  524  ff.  u.  Kl.  Sehr.  II 
S.  127  ff.  — Robert,  Archäol.  Märchen  S.  115 
ff.  — Winter,  Athen.  Mitt.  1888  S.  123  ff.  — 
Brunn,  Gricch.  Kunstgesch.  II  90  ff.  — Treu, 
Verh.  d.  42.  Philologenvers.  (1893)  S.  324.  — 
P a u 1 y- W i s s o w a,  Rcalenc.  II  457  f.  (Ro- 
bert). — Collignon,  Hist,  de  Ia  sculpt.  gr. 
I 134  ff.,  338.  — Studniczka,  Siegesgöttin 
S.  7 ff.  Taf.  II.  — Roscher,  Mythol.  Lex.  III 
320  ff.  (Bulle).  — Treu,  österr.  Jahrcsh.  1889 
S.  200  f.  — K 1 e i n,  Gr.  Kstgcsch.  I 138  ff.  — 
Lechat,  L'art  att.  av.  Phidias  176  ff. 

Amelung. 

Archevesque,  Julien  1’,  Maler  in  Paris, 
nur  urkundlich  (in  einer  Familienangelegen- 
heit) bekannt,  Verwandter  des  Malers  Louis 
Boullogne. 

J a 1,  Dict.  crit.  1872.  H.  Stein. 

Archi,  D o n a t o,  Maler  in  Florenz  im  18. 
Jahrh.,  nur  von  Zani,  Enc.  met.  II  176  dem 
Namen  nach  erwähnt.  •• 

Archias,  Bildhauer,  Sohn  eines  Apollonios, 
aus  Marathon.  Bekannt  durch  die  Inschrift 
einer  im  athenischen  Dionysostheater  gefun- 
denen Basis,  die  den  Schriftformen  nach  aus 
römischer  Zeit  stammt.  Jedenfalls  gehört  er 
in  eine  Familie  mit  Apollonios  III  und  wahr- 
scheinlich auch  A.  VII.  Es  ist  sehr  wohl 
möglich,  daß  eben  dieser  A.  auf  dem  Frag- 
ment eines  Namcnsverzcichnisses,  das  sich  in 
Athen  gefunden  hat  (Löwy  a.  a.  O.  545),  ge- 
meint sei;  dem  Schriftcharakter  nach  stammt 
es  aus  der  zweiten  Hälfte  des  2.  Jahrh.  v.  Chr. 

Overbeck,  Schriftq.  2216.  — Löwy,  In- 
schr.  gr.  Bildh.  230.  — P a u 1 y -W  i s s o w a, 
Rcalenc.  II  464,  22  (Robert).  Amelung. 

Archias,  Architekt  aus  Korinth,  Erbauer 
des  von  Moschion  bei  Athenaeus  V 206d—  209e 
ausführlich  beschriebenen  Prunkschiffes,  das 
Hieron  II.  um  200  v.  Chr.  einem  der  Ptole- 
mäerkönige schenkte.  Ein  riesiger  schwim- 
mender Palast  mit  ausgesuchtester  Pracht 
ausgestattet,  wie  später  etwa  die  veneziani- 
schen Prunkschi ffc.  Niemand  eignete  sich 
für  solchen  Auftrag  besser  als  ein  in  der 
Tradition  hundertjähriger  Werften  (Thukyd. 
I 13,2)  zu  Korinth  aufgewachsener  Techni- 
ker, als  ein  im  Luxus  des  korinthischen 
Kunstgewerbcs  groß  gewordener  Dekorateur, 
dem  als  Beirat  im  Konstruktiven  und  Me- 
chanischen Archimedcs  zur  Seite  stand.  Das 
Schiff  wurde  in  Ägypten  aus  „Syrakusa“  zu 
„Alexandria“  umgetauft. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  341.  — Pau- 
ly-Wissowa,  Rcalenc.  464,  23  (Fabricius). 

H.  Tkiersch. 

Archidamos  I,  Bildhauer  hellenistischer  Zeit, 
aus  Milet.  Bekannt  durch  die  Inschrift  einer 
Basis,  die  sich  in  Lindos  gefunden  und  augen- 
scheinlich die  Statue  eines  Priesters  der 
Athena  getragen  hat. 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  200.  — Hi  11  er 
v.  Gärt  ringen,  Jahrb.  d.  Inst.  1894  S.  42.  — 
P a u 1 y - W i s s o w a,  Realenc.  II  470,  12  (Ro- 
bert). Amelung. 


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Archidamos  — Archipow ' 


Archidamos  II,  Sohn  eines  Nikomachos,  aus 
dem  Beginn  der  Kaiserzeit.  Familienzusam- 
menhang mit  A.  I ist  wahrscheinlich,  Identität 
nicht  zu  beweisen.  Bekannt  durch  die  In- 
schrift einer  Basis,  die  sich  in  Halikarnaß  ge- 
funden — gegen  diese  dreifach  bezeugte  An- 
gabe steht  eine  vereinzelte,  die  Athen  als 
Fundort  nennt,  — und  die  Statuen  des  Ti- 
berius  (als  Kronprinzen)  und  seines  Sohnes 
Drusus  getragen  hat. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 606  — Over- 
beck, Schriftq.  2293.  — Löwy,  Inschr.  gr. 
Bildh.  356.  — Hillerv.  Gärtringen,  Jahrh. 
d.  Inst.  1894  S.  42.  — P a u 1 y - W i s s o w a, 
Realenc.  II  470,  12  (Robert).  Amelung. 

Archifel  (Archifcli),  Antonio,  italien. 
Silberschmied.  1534  in  Palermo  nachweisbar, 
1542/3  in  seiner  Vaterstadt  Catania  als  Mei- 
ster des  Reliquiars  der  hl.  Agata  und  des 
dazu  gehörigen  Traggcstells  genannt.  (Beide, 
1891  durch  Raub  teilweise  zerstört,  befinden 
sich  in  der  Kapelle  der  Heiligen  im  Dome, 
doch  kann  A.  dasselbe  nur  begonnen  haben, 
da  noch  bis  1650  daran  gearbeitet  wurde,  s. 
Aversa,  Paolo.)  Am  14.  9.  1542  verpflichtet 
sich  A.,  ein  Sakramentstraggcstell  in  reicher 
und  kostbarer  Arbeit  für  die  Stadt  Calta- 
girone  zu  fertigen,  doch  kam  dasselbe  schließ- 
lich nicht  zur  Ausführung. 

G.  Di  Marzo,  I Gaggini,  Palermo  1880  I 
614  ff.  — Notizen  von  M.  Rosenberg. 

E.  Mauceri. 

Archifel,  V i n c e n z o,  Silberschmied.  Er 
gilt  als  Catanier,  war  aber  vielleicht  frem- 
der Herkunft.  Am  19.  4.  1501  war  er  in  Ca- 
tania, wo  er  noch  1533  lebte.  Sein  Werk  ist 
das  kostbare  Silberkreuz  in  der  Chiesa  mag- 
giore  von  Assoro  mit  dem  Relief  des  Ge- 
kreuzigten auf  der  einen  und  dem  des  auf- 
erstandenen Christus  auf  der  anderen  Seite. 
Es  trägt  die  Inschrift:  opera  di  mastro  Vin- 
centio  Archifel. 

G.  Di  Marzo,  I Gaggini  I 614.  E.  Mauceri. 

Archikles,  attischer  Töpfer  aus  dem  Kreise 
der  sog.  Klcinmeister,  die  in  der  zweiten  Hälfte 
des  6.  Jahrh.  an  Trinkschalcn  und  anderen 
kleinen  Gefäßen  ihre  ganz  auf  das  Zierliche 
und  Minutiöse  gerichtete  Dekorationskunst 
übten.  Die  von  ihm  bekannten  signierten 
Vasen  sind  nicht  zahlreich  und  geben  von  sei- 
nen malerischen  Qualitäten,  wenn  man  die 
Bildchen  überhaupt  ihm  zuschrciben  darf,  kei- 
nen hohen  Begriff.  Ein  paar  weidende  Tiere, 
ein  Reiter  sind  alles,  was  von  figürlichem 
Schmuck  bei  ihm  vorkommt,  während  von 
seinem  Mitarbeiter  Glaukytes  (s.  d.)  zwei 
Schalen  mit  sehr  figurenreichen  Kampfszenen 
bekannt  sind  (Wiener  Vorlcgcbl.  1889,  Taf. 2). 
A.  begnügt  sich  die  tiefe  Schale  — die  ein- 
zige Gefäßform,  die  wir  von  ihm  kennen  — 
in  3 Teile  zu  gliedern  und  im  mittleren  zwi- 
schen den  von  den  Henkelansätzen  ausstrah- 
lenden Palmetten  seine  zierlichen  Tierfiguren 
oder  nur  seine  Inschrift  anzubringen ; verein- 


zelt kommt  dazu  ein  Inncnbild.  Der  Meister 
steht  der  bedeutenderen  s.  f.  Vasenmalerei 
schon  ferner  als  Glaukytes  (vgl.  von  ver- 
wandten Meistern  besonders  Anakles,  Her- 
mogenes,  Tleson,  Xcnokles). 

Abbildungen  seiner  Werke:  Klein  1 bei  Pa- 
nofka,  Mus.  Blacas  16,  1.  2.  — Klein  3 Rötn. 
Mitt.  4 (1889)  161. 

Klein,  Vasen  mit  Meistcrsignat.2  S.  76  ff., 
1 — 4.  — A.  Schneider,  Röm.  Mitt.  4 (1889) 
158  ff.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II 
487,5  (Robert).  Sauer. 

Archilochos  aus  Agryle  in  Attika,  Architekt, 
im  Jahre  408/7  tätig  am  Erechtheion  zu 
Athen,  nicht  nur  als  untergeordneter  Bau- 
führer, sondern  als  Nachfolger  des  Chefarchi- 
tekten Philokics  (CIA  I.  324). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  341.  — Mi- 
chaelis, Arx  Athenarum  106.  — Ders.,  Ath. 
Mitt.  1839,  356  ff.;  1901,  223  ff.  (Kolbe).  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  507,  3 u. 
Suppl.  I 120  (Fabricius).  H.  Thiersch. 

Archimbaud,  Genfer  Goldschmiedfamilie  des 
17.  Jahrh.,  nur  urkundlich  bekannt. 

Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Archimedes,  der  berühmte  Mathematiker 
aus  Syrakus,  wird  erst  in  römischer  Zeit  auch 
unter  den  berühmten  Architekten  genannt;  so 
steht  er  bei  Varro  unter  den  7 Hauptbau- 
meistern, offenbar  wegen  seiner  großen  mecha- 
nischen, konstruktiven  Erfindungen  („Was- 
serschnecke“, Winden,  Flaschcnzüge,  Bclage- 
rungsmaschinen).  Wirkliche  Bauten  sind  von 
ihm  nicht  bekannt. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  341  f.  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  538  (Hultsch). 

H.  Thiersch. 

Archimedes,  s.  Genoels,  Abr. 

Archinti,  L u i g i,  italien.  Maler,  Novellen- 
dichter und  Kunstschriftstellcr,  gcb.  1825  zu 
Mailand,  t 5.  2.  1902.  Von  seinen  wenigen 
Gemälden  wird  eine  „Battaglia  medievale“  in 
der  Sammlung  Ravene  zu  Berlin  als  eine 
energische  u.  koloristisch  interessante  Schlach- 
tendarstellung gerühmt.  Seine  Haupttätig- 
keit entfaltete  er  als  vorurteilsfreier  und  ein- 
sichtsvoller Kunstkritiker  der  „Illustrazione 
Italiana“  und  des  „Diritto“  (unter  den  Pseu- 
donymen L.  Chirtani  und  L.  Tarchini)  ; un- 
ter seinem  eigenen  Namen  veröffentlichte  er 
ein  Buch,  betitelt  „L’Arte  attraverso  i secoli“. 

Gubernatis,  Diz.  degli  Artisti  ital.  viventi 
— N.  D’A  1 1 h a n,  Gli  artisti  ital.  (Torino  1902). 

R. 

Archioli,  Rafael  de,  span.  Baumstr.  in 
Valladolid  unter  Karl  V.  angestcllt.  1551 
und  1552  bei  dem  Kloster  Abrojo  und  1554 
bei  dem  Kastell  Simancas  beschäftigt. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  II  54.  A 

Archion,  angeblicher  Gemmenschneider.  Der 
Stein  mit  seinem  Namen  ist  eine  moderne 
Fälschung. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlcr.  II  604.  Pernice. 

Archipow,  Abram  Efimowitsch,  russ. 
Maler,  geb.  15.  8.  1862  im  Rjäsanschen  Gou- 
vern.,  Schüler  der  Moskauschen  Kunstschule 


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Archita  — Arcioni 


und  der  Akad.  in  Petersburg.  Von  ihm 
auf  der  Dezenalausstellung  in  Paris  1900  die 
Gemälde : Der  Alte,  Zurück,  Auf  der  Wolga ; 
auf  der  internationalen  Ausstellung  in  Düssel- 
dorf waren:  Sommer  und  Russisches  Dorf, 
beide  im  Besitz  v.  Iwan  Morosow  in  Moskau. 
Die  Tretjakoffsche  Galerie  in  Moskau  be- 
sitzt von  ihm:  den  Dorfheiligcnbildmaler 

(1891),  Einsiedler  (1892),  auf  der  Oka 
(1892),  Krankenbesuch.  — In  kaiserl.  Besitz: 
auf  der  Wolga. 

N.  P.  Sobk  o,  Russ.  Kstlcrlex.  W.  Neumann. 

Archita  aus  Lucca,  Maler  in  Rom.  Malte 
nach  Titi  in  einer  Grotte  der  Villa  Borghese 
Grotesken,  Musen  und  andere  Gottheiten  al 
fresco.  Bei  Zani  und  in  den  Mcmorie  c Do- 
cumenti  per  la  Storia  di  Lucca  wird  er  Ar- 
chita Ricci  genannt.  Bei  Zani  noch  die  No- 
tiz: Lebte  um  1660. 

Titi,  Dcscrizionc  ctc.  di  Roma,  Roina  1703, 
p.  440.  — Mem.  e Dor.  per  la  Storia  di  Lucca 
VIII  133 — 5.  — Zani,  Encicl.  XVI.  — Meyer, 
Kstlcrlex.  II  219.  Walter  Bombe. 

Archita,  Maler  aus  Perugia  (?).  Malte,  wie 
Titi  berichtet,  zu  Anfang  des  17.  Jahrh.  in 
der  Kirche  S.  Sebastiano  vor  den  Mauern 
Roms  in  Fresko  über  einem  Altar  den  hl. 
Hieronymus,  welcher  restauriert  ist,  und  über 
einem  anderen  Altar  den  S.  Bcrnardo  und  S. 
Carlo.  Die  Nachrichten,  welche  Pascoli  über 
ihn  gibt,  entbehren  jeder  Begründung.  Viel- 
leicht ist  Archita  mit  dem  ebenfalls  bei  Titi 
p.  440  erwähnten  Archita  aus  Lucca  (s.  o.) 
identisch. 

Titi,  Descrizione  delle  pitture,  sculture  ed 
architetturc  in  Roma,  Roma  1763,  p.  70,  71. 
440.  — Pascoli,  Vite  dei  Pittori,  Scultori  ed 
Architetti  Perugini,  Roma  1732,  p.  165 — 166.  — 
Meyer,  Kstlerlcx.  II  219.  Walter  Bombe. 

Archon,  s.  Arconi. 

Arciäs,  G a u t h i e r d\  französ.  Werkmei- 
ster, tätig  um  1500  am  Bau  der  Kathedrale 
von  Troycs,  erneuerte  mit  Colleqon  Faulchot 
den  steinernen  Bodenbelag  dieser  Kirche. 

A s s i e r,  Comptcs  de  la  cathcdr.  de  Troycs. 
— Rauchal,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Arcilaccio,  Giam  battist  a,  namhafter 
Militär-  und  Privatarchitckt  aus  Pcsaro,  geb. 
1581,  f 1615,  während  er  in  Ferrara  Befesti- 
gungen ausführte. 

Zani,  Enc.  met.  II  177  u.  Amn,  No.  131.  •* 

Arcimanno,  B a 1 1 i s t a,  Goldschmied  des 
15.  Jahrh.  (?)  aus  Vitcrbo.  Von  ihm  ein 
goldner  Abendmahlskelch  in  Montefiasconc, 
ausgestellt  1896  in  Orvieto,  bezeichnet:  Arci- 
manno  Battista  de  Viterbio  me  fccit. 

Gaz.  d.  b.-arts  1896  II  502.  ** 

Arcimboldo,  Giuseppe,  Maler  aus  Mai- 
land, geb.  um  1530  (?),  f daselbst  am  11.  7. 
1593,  entstammte  einer  alten  Mailänder  Pa- 
trizierfamilic.  Über  seine  Jugend  und  seine 
Lehrer  wissen  wir  nichts.  Wurde  von  Kaiser 
Ferdinand  I.  als  Hofmaler  berufen  und  diente 
auch  dessen  Nachfolgern  Maximilian  II.  und 
Rudolf  II.  Er  soll  alle  Personen  des  kaiser- 


lichen Hofes  porträtiert  haben  (Moriggia). 
Lomazzo  rühmt  besonders  die  Bildnisse,  die 
er  von  Kaiser  Maximilian  verfertigte.  Seine 
Spezialität  war  jedoch  die  Zusammensetzung 
menschlicher  Köpfe  und  ganzer,  zumeist  alle- 
gorischer Gestalten  aus  Blumen,  Früchten  oder 
Tieren.  In  dieser  Weise  malte  er  nicht  ohne 
verblüffende  Geschicklichkeit  mehrmals  die 
„vier  Elemente“  und  die  „vier  Jahreszeiten“. 
Einige  dieser  Bilder  besitzen  heute  die  Ga- 
lerie des  Hofmuseums  in  Wien  und  die  Galerie 
des  Joanneums  in  Graz.  A.  war  auch  ein  er- 
findungsreicher und  viclgewandtcr  Arrangeur 
von  Festzügen,  Turnieren,  Schaustellungen 
aller  Art,  Dekorationen  für  Komödien  etc., 
so  daß  er  am  Hofe  eine  wichtige  Rolle  spielte 
und  vielfach  ausgezeichnet  wurde.  Er  schied 
1587  aus  dem  Hoflcbcn  aus  und  wurde  1591 
geadelt.  Comanini  schreibt  A.  die  Entdeckung 
der  harmonischen  Grade  der  Farben  entspre- 
chend den  musikalischen  Tonintervallen  zu, 
welche  gewöhnlich  dem  erst  1688  geborenen 
französ.  Jesuiten  Louis  Bertrand  Castel  zu- 
geschrieben wird.  Nach  seinem  Tode  wurden 
auf  ihn  Lobgedichte  in  lateinischer  und  italie- 
nischer Sprache  verfaßt. 

Campori,  Raccolta  di  cataloghi  p.  192.  — 
Lomazzo,  Trattato  della  pittura.  VI  26.  — 
Ders.,  Idea  del  tempio  della  pittura  cap. 
XXXVIII.  — Gr.  Comanini,  II  Figino  etc. 
dialogo  Mantova  1591.  — Moriggia,  Della 
nobilta  di  Milano  1.  V.  461.  — Lanzi,  Storia 
della  Pittura  V.  — M a 1 v a s i a,  Felsina  Pittricc. 
— Jahrb.  d.  Samml.  d.  österr.  Kaiserh.  V 2.  T., 
X.  — Archiv  f.  österr.  Gcschichtsquellen  1S50 
V 709  ff.  — Hormayr,  Archiv  1825  p.  573.  — 
Mitteil.  d.  K.  K.  Zcntr.-Komm.  X 1865,  207.  — 
Archivio  stör.  lomb.  1885  S.  II  V.  II.  Anno  XII. 

Ernst  Dies. 

Arcini,  Pietro.  Im  Museo  Nazionale, 
Florenz,  ein  Prunkschwert,  dessen  in  Eisen 
geschnittenen  und  vergoldeten  Griff  Darstel- 
lungen von  weiblichen  Figuren  und  das  Wap- 
pen der  Medici  schmücken,  trägt  das  Datum 
1641  und  die  Signatur  des  Petrus  Arcini  aus 
Reggio  (1616 — 17021,  einer  der  letzten  aus 
der  Reihe  der  berühmten  Ziseleure  Italiens. 

W.  Böhcira  in  der  Zeitschr.  f.  hist.  Waffen- 
kunde II  28  ff.  7“ 

Arcioni,  Battista  degli,  Architekt  in 
Rom,  wo  er  als  einer  der  „magistri  stratarum 
et  aedificiorum“  des  Papstes  Sixtus  IV.  1483 
hohe  Zahlungen  erhielt  für  Umbauten  von 
Häusern  und  für  die  Verbreiterung  der  Haupt- 
straßen der  Stadt. 

E.  M ü n t z.  I-cs  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(187S)  III  179,  193.  * 

Arcioni,  Daniele,  Goldschmied  in  Mai- 
land um  1500,  nach  dem  Zeugnis  seines  Zeit- 
genossen Ambrogio  Leone  da  Nola  (t  1515; 
vgl.  dessen  Schrift  „De  nobilitate  rcrum“, 
cap.  41)  besonders  hervorragend  und  berühmt 
als  Niellist  und  Emaillcur.  Ein  nur  14  Unzen 
schweres  silbernes  Salzfaß  war  dem  Meister 
von  einem  zeitgenössischen  Liebhaber  mit  der 


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Arcioni 


Arco 


hohen  Summe  von  700  Scudi  d’oro  bezahlt 
worden.  Im  Kabinett  Malaspina  di  Sannazaro 
zu  Padua  sah  Duchesne  den  Niel  Io- Abdruck 
eines  mit  Arabesken  verzierten  Messerheftes, 
den  er  auf  Grund  der  Signatur  DA  dem  Da- 
niele A.  zuschricb.  Von  erhaltenen  Original- 
wciken  des  Meisters  sahen  Piot  und  De  La- 
borde  in  der  Pariser  Kollektion  Gattcaux 
eine  Anzahl  kleiner  Kußtäfelchen  mit  man- 
tegr.eskcn  Madonnendarstellungen  in  äußerst 
zarter  Emaillemalerei  (auf  hellblauem  Grund). 
Außerdem  möchte  Piot  dem  A.  einige  eben- 
falls stark  mantegneske  bronzene  Plaquetten 
kleinsten  Formates  zuschrcibcn,  insbesondere 
eine  in  seinem  eigenen  Besitze  befindliche  Se- 
bastiansdarstellung, sowie  eine  mit  einem  win- 
zigen Pietä-Rclicf  geschmückte  Agraffe  in  der 
Collection  Bonnafe  zu  Paris. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  älterer  Literatur).  — 
Zani,  Encicl.  II  178.  — E.  Piot  in  Gaz.  des 
B.-Arts  2 per.,  XVIII  1067  f. 

F.  Malaguszi-Valeri. 

Arcioni,  G i u 1 i o,  Goldschmied  in  Parma, 
wo  er  1543  Zahlung  erhielt  für  eine  Anzahl 
ziselierter  und  vergoldeter  Silbergefäße,  mit 
denen  Donna  Giulia  Sforza-Pallavicini  von 
seiten  der  Stadtgemeinde  Parma  beschenkt 
wurde. 

Scarabelli-Zunti,  Mscr.  in  der  Bibi. 
Palat.  zu  Parma.  St.  Lottici. 

Arcipreti,  Costantino  di  Messer 
Agamemnone  degli,  Miniaturist  in 
Perugia.  Sein  Name  ist  in  der  Matrikel  der 
Miniaturisten  unter  den  im  Quartier  Porta 
S.  Angelo  wohnhaften  Mitgliedern  verzeich- 
net. Im  2.  Semester  1464  war  er  Camerlcngo 
der  Zunft  und  wohnte  im  Quartier  Porta  Sole. 

L’arte  dei  Miniatori  in  Perugia,  Giom.  di 
Erud.  artistica  Vol.  II  1S73  p.  310,  315. 

W.  Bombe. 

Ards,  Marc,  französ.  Bildhauer,  geb.  in 
Mouzens  bei  Lavaur  (Tarn),  Schüler  des 
Malers  Rivals  zu  Toulouse.  1674 — 1677  arbei- 
tete er  eine  Anzahl  von  Porträtbüsten  für  die 
Galerie  berühmter  Männer  im  Hotel  de  Ville 
daselbst.  Dann  nahm  er  in  Paris  an  der  plast. 
Innenausschmückung  der  Sorbonne-Kirche 
teil,  außerdem  führte  er  in  Versailles  steinerne 
Vasen,  Schmuckzierat  u.  Trophäen  aus.  1688 
begann  er  die  Ausführung  einer  marmornen 
Wegsäule,  die  den  Gott  des  Frühlings  dar- 
stellte, von  Simon  Mazicrc  vollendet  wurde 
u.  im  selben  Park,  zwischen  der  Grande  allee 
und  dem  bassin  d’Apollon  aufgestellt  ist.  20. 
8.  1684  wurde  er  Mitglied  der  Akad.  mit  einem 
Marmormedaillon  des  Apostels  Marcus  (jetzt 
in  Notrc-Damc  in  Versailles).  1690  wurde 
er  nach  Pau  berufen,  um  eine  Bronze-Statue 
des  Königs  auszuführen;  (in  der  Revolution 
zerstört).  Nach  Vollendung  dieses  Werkes 
kam  der  Künstler  nach  Toulouse  zurück,  wo- 
selbst er  zahlreiche  Arbeiten  übernahm  z.  B. 
„Le  martyr  de  saint  Scrnin“,  ein  Flachrelief, 
hinter  dem  Hauptaltar  der  Kirche  Saint-Ser- 


nin,  zwei  Figuren,  die  den  Hauptaltar  der 
Kirche  Saint-Etienne  schmücken ; „Saint  Au- 
gustin en  extase“,  ein  Flachrelief,  das  früher 
den  Altar  des  Augustinerklostcrs  zierte;  die 
Kolossal-Statuen  in  Terrakotta  der  Propheten 
Elias  u.  Elisa  u.  der  Heiligen  Augustinus  u. 
Albertus,  des  Patriarchen  von  Jerusalem;  ein 
Marmormedaillon  Ludwigs  XIV.  und  seine 
eigne  Porträtbüstc ; ferner  die  Büsten  des 
Frangois  de  Nupccs,  des  Jean-Pierre  Rivals 
u.  des  M.  de  Vandages,  im  Mus.  zu  Toulouse; 
das  Mausoleum  des  Marschalls  d’Ambrcs, 
früher  in  der  Kathedrale  von  Lavaur;  zehn 
Statuen  der  Fassade  der  Kathedrale  in  Mon- 
tauban ; das  Grabmonument  der  Bischöfe  von 
Rieux  (Hautc-Garonne)  u.  endlich  ein  Flach- 
relief, das  „Apollo  u.  die  neun  Musen“  dar- 
stellte, für  den  Saal  der  Akad.  der  Musik 
in  Toulouse.  Marc  Arcis  starb  1739  zu  Tou- 
louse. Als  Künstler  blieb  er  wie  viele  seiner 
Zeit  unter  dem  Einflüsse  Girardons,  aber  im 
Dekorativen  leistete  sein  sonst  mittelmäßiges 
Talent  Beachtenswertes.  Er  war  der  Lehrer 
der  aus  Toulouse  stammenden  Bildhauer  Pa- 
rent  und  Pierre  Lucas. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Arciszewski  (spr.  Artzischcwski),  Chri- 
stoph, hervorragender  militär.  Ingenieur 
und  Feldherr  des  17.  Jahrh.  1592  als 
poln.  Edelmann  unweit  Posen  geboren,  zeich- 
nete er  sich  als  Jüngling  durch  seine  Anlagen 
und  durch  seine  Abenteuerliche  aus.  Infolge 
eines  Zwistes  mit  tödlichem  Ausgange  flüch- 
tete er  nach  Holland,  trat  in  militär.  Dienst 
und  gab  sich  dem  Studium  der  Ingenieur-, 
Fortifikations-  und  Minier-Kunst  hin.  1629 
begab  er  sich  nach  Brasilien,  wo  er  bald  zum 
General  der  Artillerie  und  Oberbefehlshaber 
aller  dortigen  Truppen  der  holländ.  Westindi- 
schen Kompanie  avancierte.  Mit  dem  Rufe 
eines  hochbegabten  Strategen  kam  er  1645 
nach  Europa  zurück  und  wurde  vom  Polen- 
könige Ladislaus  IV.  ins  Vaterland  zurück- 
gerufen. Er  war  selbst  ein  gewandter  Zeich- 
ner, führte  Landkarten  von  Südamerika, 
Schlachten-  und  Befestigungspläne  aus. 

Ein  Plan  der  Belagerung  der  brasilischen 
Festung  Reale,  nach  der  in  der  Kgl.  Biblio- 
thek zu  Haag  befindlichen  Zeichnung  wurde 
veröffentlicht  in:  Kraushar,  Dzieje  Krzy- 

sztofa  Arciszcwskiego,  Petersburg.  2 Bde. 
1892 — 3.  Weitere  Angaben  in  J.  I.  Kra- 
szewski : Ikonothcka  p.  21. 

Dr.  St.  Tomkowics. 

Arco,  A.  dcll’,  italien.  Stecher  des  19. 
Jahrh.,  von  dem  sich  ein  Blatt  nach  Giottos 
Kreuzigung  in  der  „Galleria  dcll’  Accadcmia 
di  Firenze“  findet. 

Arco,  Alonso  del,  span.  Maler,  geb.  1625 
in  Madrid,  f daselbst  1700.  Mit  dem  Bei- 
namen El  Sordillo  de  Pereda,  da  er  taub  ge- 
boren u.  Schüler  des  Antonio  de  Pereda  war. 


71 


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Arco  — Arcos 


Außerordentlich  fruchtbarer,  aber  fast  hand- 
werkmäßiger Maler,  der  mit  Hilfe  seiner 
Werkstatt  die  Klöster  und  Kirchen  Madrids 
mit  zahlreichen  Bildern  versorgte.  Werke  be- 
finden sich  dort  in  S.  Juan  de  Dios,  S.  An- 
dres, S.  Felipe  el  Real,  S.  Bernardo  und  die 
besten  vielleicht  in  der  Kapelle  U.  L.  Frau  de 
la  Novena  in  der  Kirche  S.  Sebastian.  Aus 
den  Jahren  1682,  1683  und  1687  befanden 
sich  Bilder  iin  Mus.  del  Fomento.  In  der 
Akad.  von  S.  Fernando  ein  Jesuskind  unter 
dem  Kreuz,  im  Louvre  in  Paris  ein  gutes  Por- 
trät des  Don  Manuel  de  Martin,  Sekre- 
tärs der  zweiten  Frau  Karls  II.  Cean  Bcr- 
mudez  nennt  sein  Selbstbildnis  in  der  Sammlg. 
Bernardo  Iriartcs,  die  Anfang  des  19.  Jahrh. 
aufgelöst  wurde. 

Palomino,  El  Mus.  pictorico  II  671—672.  — 
Cean  Bermudcz,  Dicc.  I 47 — 50.  — Kat. 
des  Mus.  Fomento,  der  Akad.  San  Fernando  u. 
des  Louvre,  A 

Arco,  Carlo  d',  italicn.  Kunstschriftsteller 
der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrh.  in  Mantua, 
der  für  manche  Illustrationen  seiner  Werke 
(s.  Verzeich.  im  Universal  Catalogue  of  books 
on  art,  London  1870)  die  Vorzeichnungen 
selbst  lieferte. 

Meyer,  Kstlerlex.  H. 

Arco,  D i o n i s i o d’,  Maler  des  17.  Jahrh., 
wahrscheinlich  illegitimer  Sohn  eines  Grafen 
von  Arco  im  Gebiete  des  ehemaligen  Fürsten- 
tums Trient,  vielleicht  identisch  mit  dem  Dio- 
nisius  Archo  de  Domo,  welcher  in  einem  alten 
handschriftlichen  Verzeichnis  der  in  Arco 
zwischen  1590  und  1595  stattgehabten  Gebur- 
ten erwähnt  wird.  Nach  einem  Friese  zu  ur- 
teilen, welcher  das  ehemalige  Palais  des  Gra- 
fen von  Arco  (gegenwärtig  Eigentum  der 
Familie  Baldcssari)  im  Kurorte  Arco,  aus- 
wendig ziert,  und  der  auf  der  Ostfassadc  Dio- 
nisius  de  Archo  pinxit  anno  1637  bezeichnet 
ist,  malte  unser  Künstler  kräftig  bei  korrekter 
Zeiclinung  und  höchst  lebendiger  Auffassung. 

L.  O. 

Arco,  Geronimo  del,  Maler,  1610  in  Se- 
villa. 

G c s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  14.  M.  v.  B. 

Arco,  Marco,  Medailleur  und  Goldschmied 
in  Rom  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Von 
ihm  2 Medaillen  auf  Papst  Pius  IV.  (f  1565). 

Armand,  Medailleurs  Ital.  I 211;  III  93.  *• 

Arcolani,  Pace,  Holzschnitzer  in  Gubbio, 
daselbst  vom  21.  10.  1377  bis  zum  31.  12.  1383 
urkundlich  erwähnt.  Arbeitete  zusammen  mit 
dem  Holzschnitzer  Vanne  „de  la  Macchaiana“ 
am  Palazzo  del  Bargello. 

Archiv.  Stör,  per  lc  Marche  e 1’Umbria  IV. 
fase.,  IX  u.  X 1 — 48.  — Lucarclli,  Guida  di 
Gubbio  p.  439.  G.  Degli  Assi. 

Arcolano  di  Pietro  da  Mugnano,  Ma- 
ler in  Perugia,  15.  Jahrh.  Aufgeführt  in  der 
Matrikel  der  dortigen  Malergilde. 

Rassegna  Bibliograf,  d.  Arte  Ital.  II  211.  * 


Arconi  (oder  Arkon,  Archon),  Ga  spar, 
wahrscheinlich  Italiener,  erhält  1593  das 
Stadtrecht  in  Krakau  und  tritt  im  1.  Jahrz. 
des  17.  Jahrh.  in  Krakau  als  Maurermstr. 
auf.  1601  arbeitete  er  neben  einem  anderen 
Italiener  Baptist  (Castolli  oder  Pedrino)  am 
Baue  des  vom  König  Sigismund  III.  am 
Schlosse  Wawel  in  Krakau  neu  errichteten 
Turmes.  Später  wird  er  aus  Anlaß  einer 
Arbeit  am  Stadtpalais  „pod  Baranami“  des 
Fürsten  Janusz  Ostrogski  in  Krakau  gen. 
1610  lebt  er  nicht  mehr.  Dr.  St.  Tomkowics. 

Arconio,  Mario,  Maler  und  Architekt  um 
1600  in  Rom,  wo  er  vermutlich  noch  unter 
dem  Pontifikate  Pius’  V.  gcb.  war  und  ca.  60 
Jahre  alt  unter  dem  Pontifikate  Urbans  VIII. 
starb.  Nachdem  er  eine  Zeitlang  Malstudicn 
betrieben  hatte,  ging  er  schließlich  zum  Stu- 
dium der  Baukunst  über,  für  die  er  mehr  Nei- 
gung und  Talent  besaß.  Baglioni  u.  Titi  zitie- 
ren eine  große  Anzahl  von  Werken,  die  A.  in 
Rom  ausgeführt  hat,  darunter  mehrere  für  die 
Adclsfamilie  der  Sannesi.  Insbesondere  voll- 
endete er  den  von  Antonio  Casoni  begonne- 
nen Bau  der  Kirche  und  des  Klosters  S.  Isi- 
doro.  Papst  Paul  V.,  der  ihm  schon  als  Kar- 
dinal (Camillo  Borghese)  eine  einträgliche 
Stellung  in  seinem  Hause  gewährt  hatte,  be- 
lehnte ihn  später  mit  der  Statthalterschaft 
von  Cori,  die  er  jedoch  nach  dem  Tode  die- 
ses Papstes  wieder  aufgeben  mußte.  A.  starb 
1635  und  wurde  im  Portikus  von  S.  Giovanni 
in  Laterano  begraben. 

Titi,  Dcscr.  di  Roma  pp.  233—235,  339,  438, 
476,  484.  — Ritratto  di  Roma  modema.  Roma 
1689  p.  363.  — Baglion  c,  Le  Vite  de’  Pittori 
etc.  p.  215.  — O r 1 a n d i,  Abeccdario,  p.  315. 
— Meyer,  Kstlerlex.  E.  Modigliani. 

Arcos,  Gonzalo,  Holzbildhauer  u.  Kunst- 
tischler in  Sevilla.  1571 — 74  lieferte  er  Möbel 
für  das  Archiv  der  Stadt  und  erscheint  1599 
und  1607  noch  als  Zeuge. 

G c s t o s o,  Artif.  Sevill.  I.  163,  173,  180. 

M.  v.  B. 

Arcos,  Gregorio  de,  span.  Bildhauer, 
1571  in  Sevilla  erwähnt. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 173.  M.  v.  B. 

Arcos,  Luis  Antonio,  Bildhauer  in  Se- 
villa, 1675  als  verheiratet  erwähnt. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 231 — 32.  M.  v.  B. 

Arcos,  Fray  Tornas  de  los,  span.  Mönch, 
stach  in  Cordova  1633  das  Wappen  des  Ponce 
de  Leon  für  das  Buch  des  Dr.  Francisco  de 
Leyva  y Aguilar  „Si  por  la  urina  puede  ser 
conoscida  la  preiiez  cn  las  mugeres“  und  1634 
das  Wappen  des  Grafen  Santistcban  für  ein 
diesem  gewidmetes  Werk  „Notac,  additiones 
et  resolutioncs  ad  glossas  legum  partitarum 
D.  Grcgorii  Lopetii  per  Gasparum  de  Her- 
mosilla“;  ferner  einige  religiöse  Blätter. 

Cean  Bermudcz,  Dicc.  I 50.  ^ 

Arcos  y Megalde,  Santiago,  span.  Ma- 
ler, geb.  in  Santiago  (Chile),  beteiligte  sich 
von  1878  ab  an  zahlreichen  nationalen  u.  aus- 


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Arcucci  — Ardemans 


ländischen  Ausstellungen  und  wurde  188i  auf 
der  Madrider  Ausstellung,  1900  durch  eine  Me- 
daille 2.  Klasse  auf  der  Pariser  Weltausstellung 
ausgezeichnet.  Mit  seiner  genauen  und  ein 
wenig  trockenen  Manier  widmete  er  sich  vor- 
nehmlich der  Genre-Malerei  und  dem  Porträt ; 
ebenso  führte  er  eine  ganze  Anzahl  von  Aqua- 
rellen aus  und  lieferte  Illustrations-Zeichnun- 
gen. Von  seinen  Arbeiten  führen  wir  an: 
Philipp  II.  im  Eskurial  eine  Deputation  der 
Niederlande  empfangend;  El  Zoco  de  Tan- 
ger; Sie  klagte  über  Hunger;  Ein  Wunder  in 
Lourdes;  außerdem  verschiedene  Porträts. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Arcucci,  Camillo,  italien.  Architekt  um 
1650,  erbaute  die  Fassade  des  Palazzo  Gotti- 
fredi-Grazioli  in  Rom  (Stich  von  Ant.  Barbey 
in:  Rossi,  Nuovi  Disegni  III  Taf.  51)  und 
vollendete  den  Bau  des  Palazzo  Pio  auf  dem 
Campo  di  Fiori  ebendort  (Fenstermuster  ge- 
stochen von  Barbey  [Taf.  .116]  und  Franc. 
Bartoli  [Taf.  117  und  118]  in  Rossi : Studio 
d’Architettura). 

Z a n i,  Enc.  mct.  II  178.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  H.  V. 

Arcuccio  (od.  Artuzzo) , A n g e 1 i 1 1 o,  Maier 
in  Neapel,  in  neapolit.  Urkunden  1464 — 1492 
häufig  erwähnt.  So  hatte  er  1472  den  „tinello“ 
(Gesindestube?)  des  Castcl  Nuovo  zu  Neapel 
mit  Malereien  zu  schmücken,  und  1483  erhielt 
er  vom  Guardian  des  Franziskanerklosters  von 
S.  Agata  de’  Goti  den  Auftrag,  für  die  Kirche 
dieses  Klosters  ein  großes  Altarbild  zu  malen, 
darstellend  die  Jungfrau  Maria,  die  12  Apo- 
stel und  den  Erlöser.  Leider  sind  von  die- 
sem prächtigen,  1782  von  seinem  ursprüng- 
lichen Platze  entfernten  Altarwcrke  nur  drei 
in  rohester  Manier  übermalte  Einzelstücke 
erhalten  geblieben,  in  denen  der  echt  venezia- 
nische Malstil  A.s  so  gut  wie  unkenntlich  ge- 
worden ist.  Besser  erhalten  sind  zwei  Altar- 
gemälde A.s  in  der  Sakristei  des  Domes  zu 
Aversa,  ein  Martyrium  des  hl.  Sebastian  (sig- 
niert „Angelus  Arcucio  de  Neapoli  pinxit  a. 
d.  1468  — Restauratus  a.  1782“)  mit  präch- 
tigen venezianischen  Kostümfiguren  in  der 
Art  derjenigen  auf  Carpaccios  „Martyrium 
der  hl.  Ursula“  in  der  venezianischen  Akad., 
sowie  ein  Madonnenbild.  — In  neapolitanischen 
Urkunden  von  1492  wird  A.  noch  als  lebend 
erwähnt. 

Jahrb.  d.  Kgl.  preuß.  Kstsaramlgn.  XX  151.  — 
M i n i e r i,  Gli  artisti  etc.  in  Castelnuovo  p.  7. 
— Filangicri,  Doc.  per  la  storia  etc.  nelle 
prov.  Napoletane  II  17,  50,  III  581,  V 30.  — E. 
Bertaux  in  Napoli  Nobilissima  V 7—8. 

G.  Dcgli  Assi. 

Arculanetti,  Erculano  di  Francesco 
d e g 1 i,  Maler  in  Perugia  1645,  aufgeführt 
in  der  Matrikel  der  dortigen  Malergilde. 

Rassegna  Bibliograf,  d.  Arte  Ital.  II  213.  * 


Ardail,  Albert,  französ.  Radierer,  geb. 
zu  Paris,  Sohn  des  berühmten  Druckers  Ar- 
dail aus  dem  Hause  Saltnon,  Schüler  von 
Waltner,  stellte  im  Salon  seit  1886  aus.  Er 
radierte  die  Original-Porträts  des  Obersten 
von  Grandmaison,  des  Präsidenten  Carnot, 
E.  Mcrcadiers,  des  Grafen  Moritz  von  Holt- 
zendorff  und  der  Madame  Persil ; ferner  ar- 
beitete er  nach  Gemälden  von  Boucher,  Paul 
Chabas,  W.  Dendy  Sadlcr,  Fr.  Flamcng, 
Govacrt  Flinck,  Fragonard,  GcofTroy,  Hcn- 
ner,  Hughes,  Luigi  Loir,  Meissonier,  Prud- 
hon,  Rembrandt,  Rodin,  Roycr,  E.  Toudouze. 
Adolphe  Ardail,  sein  Vater,  machte  dem 
Kupferstich-Kabinett  der  National-Bibliothck 
zu  Paris  das  Geschenk  einer  Sammlg.  von 
mehr  als  1700  Stück  moderner  Stiche  in  vor- 
züglichen Zuständen.  Der  dazu  gehörige 
Katalog  wurde  von  Georges  Riat  zusammen- 
gcstclit  und  1904  veröffentlicht.  /.  Guibert. 

Ardant,  Goldschmiedefamilie  in  Limoges, 
seit  dem  15.  Jahrh.  dort  nachweisbar.  Die 
wichtigsten  sind:  Pierre  I.  (t  vor  1590),  Mar- 
tial  (f  vor  1635),  Jean  II.  (f  1691),  Pierre  II. 
(t  1705),  Franqois  (1709),  Jean  V.  (1709/20), 
Isaac  (f  1716),  Jacques,  Leonard  und  Amaud 
(um  1710 — 1770).  Auch  Maurice  Ardant, 

der  Verfasser  des  Werkes  „Emailleurs  et 
Emaillerie  de  Limoges“  (1855)  entstammt 
dieser  Familie. 

T e x i e r,  Dict.  d’orfevr.  — Guibert,  l’or- 
fivreric  et  les  Orfevrcs  de  Limoges  (1SS4).  — 
Forrer,  Biogr.  Dict  of  Med.  1905.  H.  Stein. 

Ardebolle  oder  Hardcbollc,  Jacques, 
Holzbildhauer  von  Saint-Omcr,  führte  für  die 
Klosterkirche  von  St.  Claire  vier  geschnitzte 
Säulen  aus,  welche  um  den  Altar  aufgestellt 
wurden. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Ardel,  d’,  s.  Dardel. 

Ardell,  James  Mac,  s.  Mac  Ardell. 

Ardemans,  T e o d o r o,  span.  Maler  und 
Baumstr.,  geb.  in  Madrid  1664,  t daselbst  16. 

2.  1726.  Sohn  eines  Deutschen,  der  in  der 
kgl.  Leibgarde  diente.  Trat  in  Claudio  Coel- 
los  Werkstatt  und  studierte  zu  gleicher  Zeit 
Mathematik  und  Baukunde  im  kgl.  Jesuiten- 
kollegium. Nach  Beendigung  seiner  Studien 
lebte  er  1688 — 1691  in  Granada,  wo  er  die 
Stellung  eines  „maestro-mayor“  der  Arbeiten 
der  Kathedrale  bekleidete. 

1691  kam  er  zurück  nach  Madrid  und  wurde 
Stellvertreter  des  Stadtbaumcisters.  Am  21. 

3.  1694  ernannte  ihn  das  Domkapitel  zu  To- 
ledo zum  Obermeister  der  Kathedrale,  und 
1700  der  Stadtrat  von  Madrid  definitiv  zum 
leitenden  Architekten  der  Stadt.  Nach  Josef 
del  Olmos  Tod  am  80.  5.  1702  berief  ihn  Phi- 
lipp V.  zum  Obermeister  der  kgl.  Bauten  von 
Madrid  und  der  Umgegend,  und  endlich  am 
20.  6.  1704,  nach  dem  Tode  des  Francisco 
Ignacio  Ruiz  de  la  Iglesia,  wurde  er  Kammer- 


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Arden  — Ardenti 


maler  („pintor  de  caniara“)  und  Schloßhaupt- 
maun,  was  er  bis  an  seinen  Tod  blieb. 

Als  Maler  war  A.s  Tätigkeit  sehr  be- 
schränkt. Von  seinen  Bildern  ist  nichts  mehr 
nachzuweisen.  Cean  Bermudcz  führt  den 
Plafond  der  Sakristei  des  Klosters  S.  Fran- 
cisci  dritten  Ordens  auf,  der  von  A.  mit 
Fresken  geschmückt  war,  eine  große  dekora- 
tive Arbeit,  deren  verständnisvolle  Ausfüh- 
rung und  Zartheit  er  lobt. 

Anders  steht  es  mit  seiner  Tätigkeit  als 
Architekt.  Nach  Beendigung  des  Erbfolge- 
krieges leitete  er  den  wieder  aufgenommenen 
Bau  des  Palastes  von  Aranjuez,  dessen  Aus- 
führung jedoch  dem  Juan  de  Echave  y Zabel- 
las zufiel.  Philipp  V.  kaufte  1718  von  den 
Mönchen  von  Parral  die  Meierei  S.  Ildcfonso 
oder  la  Granja  in  Altkastilicn  und  ließ  hier 
von  A.  verschiedene  neue  Bauten  aufführen, 
von  denen  die  Kapelle,  die  später  zu  einer 
Kollegiatkirche  erweitert  wurde,  der  bedeu- 
tendste ist.  Endlich  zeichnete  er  den  Plan  zu 
der  Kirche  S.  Millan  in  Madrid,  die  1722  er- 
baut wurde,  ein  mittelmäßiges  Werk,  das  zur 
Genüge  beweist,  daß  A.  nicht  der  Mann  war, 
die  seit  Philipp  IV.  in  Verfall  geratene  Bau- 
kunst wieder  aufzurichten,  er  war  bereits  der 
Manier  verfallen,  die  seine  Zeit  beherrschte, 
zeigte  sich  indessen  doch  noch  allen  seinen 
Zeitgenossen  überlegen. 

Cean  Bcrtnudez,  Dicc.  — L 1 a g u n o 
y A m i r o 1 a,  Not.  IV  110,  217.  — Po  n z,  Viage 
de  Esp.  A 

Arden,  H.,  moderner  belg.  Maler,  stellte 
wiederholt  im  Pariser  Salon  (1893/4.  1898/9) 
Bilder  voll  ernster  Stimmung  aus,  wie:  Letzte 
Blätter.  Schlechtes  Wetter,  Les  Bohemiens, 
L’cpave. 

Arden,  Mme  Leo,  Gcnrcmalcrin  in  Brüssel 
(1859 — 1904).  Schülerin  von  Alfred  Stevens, 
stellte  im  Cercle  Artist,  in  Brüssel  1886  ein 
Gemälde  „Depart  pour  la  peche“  und  im 
Pariser  Salon  seit  1896  aus. 

Hirsch,  Die  bildend.  Kstlerinncn  d.  Neu- 
zeit, Stuttgart  1905.  — Journ.  d.  bcaux-arts  1886 
p.  60.  — Chronique  d.  Arts  1904  p.  267.  H.  V. 

Ardenbourck,  Thomas  d\  Ornamentbild- 
hauer,  arbeitete  1356  im  Schloß  zu  Escau- 
docuvres  bei  Cambrai.  Vielleicht  identisch 
mit  Thomas  de  Lembourck,  der  um  dieselbe 
Zeit  dort  vorkommt. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Ardenghi,  L u i g i,  Architektur-  und  Pro- 
spektmaler, gcb.  1753  in  Parma,  Schüler  und 
späterhin  Mitarbeiter  des  Cav.  Ghidetti  da- 
selbst. Bereits  1769  hatte  er  im  Aufträge  des 
Erzpricstcrs  Mazzieri  die  Kapellen  der  neu 
erbauten  Kirche  zu  Soragna  auszumalen. 
1788  schmückte  er  mit  seinen  Prospektmale- 
reien  den  Palazzo  Sanvitale  zu  Parma,  der 
um  1850  durch  die  Österreicher  zerstört, 
1S70  jedoch  durch  Giacomo  Giacopelli  wieder 
aufgebaut  wurde.  Eine  weitere  Arbeit  A.s 


sind  die  dekorativen  Malereien  in  der  Pfarr- 
kirche S.  Maria  Maddalcna  zu  Parma.  Der 
Künstler  starb  in  seiner  Vaterstadt  am  1. 

1.  1801. 

Scarabclli-Zunti,  Mscr.  fase.  VIII 
(Bibi.  Palat.  zu  Parma).  St.  Lottici. 

Ardenne,  Name,  der  von  einigen  aus  Huy 
in  Belgien  gebürtigen  Ziseleuren  oder  Gold- 
schmieden geführt  wurde. 

1.  über  Martin  d’A.,  Ziseleur  zu  Huy 
(Provinz  Lüttich),  besitzt  man  keine  genauen 
Nachweise. 

2.  Gilles  d’A.,  Sohn  des  Vorhergenann- 
ten, gcb.  8.  9.  1616  zu  Huy,  wurde  in  der 
Kirche  Saint-Hilairc  daselbst  getauft  Nach- 
dem er  im  väterlichen  Atelier  praktisch  in  die 
Kunst  des  Ziselierens  eingeweiht  worden  war, 
ging  er  zur  Vervollkommnung  seiner  Ausbil- 
dung nach  Antwerpen  und  hielt  sich  danach 
lange  Zeit  im  Ausland,  Frankreich,  Deutsch- 
land etc.  auf.  Nachdem  er  Vermögen  erwor- 
ben hatte,  kam  er  in  sein  Vaterland  zurück, 
zunächst  nach  Huy,  dann  nach  Lüttich,  wo 
er  sich  der  Malerei  zuwandtc  und  11.  2.  1700 
starb.  An  der  Seite  seiner  Gattin  wurde  er 
in  der  Kirche  St.  Adalbert  beigesetzt.  Man 
besitzt  keine  bestimmten  Nachweise  über  die 
Werke  dieses  Künstlers,  der  mehrere  Leuch- 
ter für  die  ehemalige  Kathedrale  de  St.-Lambert 
in  Lüttich  ausführte.  Es  waren  1.  die  6 Leuch- 
ter, welche  für  die  Kapelle  Notrc-Dame-dc- 
Bon-Secours  et  de  tous  les  Saints  von  der 
Familie  de  Blois  d’Isendorn  de  Canenbourg 
gestiftet  wurden,  deren  Wappen  sie  trugen, 
und  2.  die  sechs  silbernen  Leuchter,  die 
von  den  Rittern  des  Maltheser  Ordens  für 
den  Altar  des  hl.  Lambert  und  des  hl.  Albert 
gespendet  wurden. 

3.  Ein  Sohn  von  Gilles  d’A.  war  ebenfalls 
Bildhauer  zu  Lüttich,  wo  er  für  das  ehemalige 
Domkapitel  tätig  war.  Man  schreibt  ihm 
einen  Christus  in  Elfenbein  zu,  dessen  Kreuz 
mit  kupfernen  Ornamenten  ausgestattet  ist. 
Dieses  Werk  befand  sich  in  der  Abteilung  für 
alte  Kunst  auf  der  Nationalausstcllung  zu 
Brüssel  (1SS0),  und  gehört  dem  Marquis  de 
Maillen. 

Biogr.  nat.  de  Bclgiquc  t.  I.  — Abry,  I-cs 
honimes  illustres  de  la  nation  licgeoisc,  p.  307. 
— Revue  de  Iluy,  annec  1S88,  2 sept.  — Mar- 
ch a 1,  La  sculpture  beige,  p.  563.  E.  de  Taeye. 

Ardennois,  Jean,  Bildhauer,  war  mit  meh- 
reren anderen  Künstlern  1378  an  den  Bild- 
hauerwerken des  Turmhelmes  der  Kathe- 
drale zu  Cambrai  beschäftigt. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Ardenti,  Alcssandro,  zwei  italien.  Ma- 
ler des  16.  Jahrh.  Nach  Lanzi  sah  man  von 
einem  Meister  dieses  Namens  „in  Turin  im 
Monte  di  Pieta-Gebäude  eine  Bekehrung 
Pauli,  die  nach  ihrem  malerischen  Stilcharak- 
ter zu  urteilen,  der  römischen  Schule  zu  ent- 
stammen schien".  Weitere  Werke  desselben 


74 


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Ardenti 


Meisters  seien  in  Lucca  erhalten  geblieben, 
so  namentlich  in  S.  Giovanni  eine  Taufe 
Christi  von  völlig  neuartiger  kompositori- 
scher Anordnung;  auch  in  den  umliegenden 
Luccheser  Provinzortschaften  seien  noch  viele 
Gemälde  dieses  Künstlers  anzutreffen.  „Auch 
Morrona“  — so  schreibt  Lanzi  weiter  — 
„nennt  den  Namen  dieses  Künstlers  im 
2.  Teile  seines  Buches  „Pisa  illustrata“,  be- 
dauert jedoch,  nichts  näheres  über  ihn  zu 
wissen,  und  nimmt  an,  der  Maler  müsse 
längere  Zeit  außerhalb  Toskanas  gearbeitet 
haben.  Nach  meinem  Dafürhalten  muß  er 
wohl  ziemlich  lange  in  Piemont  gelebt  haben, 
da  auch  in  der  Umgegend  von  Turin  Mal- 
werke von  seiner  Hand  anzutreffen  sind,  wie 
z.  B.  in  Moncalieri  ein  signiertes  und  1692  da- 
tiertes Epiphanias-Bild.  Da  nun  außerdem 
die  Tatsache  fcststeht,  daß  nach  dem  1595 
erfolgten  Ableben  des  Künstlers  seine  Gattin 
und  deren  Kinder  vom  Fürsten  von  Piemont 
eine  Pension  angewiesen  erhielten,  so  läßt 
sich  aus  all  diesen  Umständen  wohl  mit 
Sicherheit  der  Schluß  ziehen,  daß  A.  während 
einer  ganzen  Reihe  von  Jahren  in  den  Diensten 
dieses  Fürsten  gestanden  haben  muß.“  — 
Nun  sollen  nach  Trenta  in  der  Tat  sogar 
swei  Maler  des  Namens  Alessandro  Ardenti 
gleichzeitig  in  Lucca  gelebt  haben,  von  denen 
der  eine  sich  meist  als  Lucchese,  der  andere 
dagegen  als  Faentiner  bezeichnet  hätte.  Der 
Lucchese  hat  seine  volle  Namenssignatur  auf 
einem  Altarbilde  in  der  Kirche  zu  Lunata 
hinterlassen  („Alexander  Ardentius  Lucensis 
fccit  1566“) ; der  Faentiner  dagegen  die  sei- 
nige  auf  zwei  Luccheser  Madonnenbildcrn  mit 
Heiligenfiguren  (in  S.  Paolino  „Alexander 
Ardentius  Favcntinus  faciebat  A.  1565“,  in  S. 
Anastasio  „Alexander  Ardentius  Favcntinus 
1568“).  Daß  wir  es  hier  tatsächlich  mit  zwei 
verschiedenen  Künstlerpersönlichkeiten  glei- 
chen Namens  zu  tun  haben,  geht  jedoch  nicht 
nur  aus  den  zitierten  Inschriften,  sondern 
auch  aus  der  stilistischen  Verschiedenheit  der 
Gemälde  selbst  hervor.  „Man  hat  die  Wahr- 
nehmung gemacht“  — sagt  Trenta  — , „daß 
das  Madonnenbild  von  S.  Paolino  stilistisch 
sehr  weit  abweicht  von  gewissen  anderen 
Malwerken,  die  gemeiniglich  ein  und  dem- 
selben Meister  zugeschricben  werden."  Der 
Faentiner  Maler  zeigt  in  seinen  Bildern  eine 
altertümlichere  Manier  und  hellere  Farben- 
töne, als  der  Lucchese,  dem  für  seine  figür- 
lichen Darstellungen  eine  viel  bedeutendere 
Charakterisicrungskunst  zu  Gebote  steht,  und 
dem  auch  ein  wärmeres  Kolorit  und  ein  kräf- 
tigeres Helldunkel  nachgerühmt  werden  kann. 
Hierzu  kommt  noch,  daß  durch  einen  Be- 
schluß der  Vorsteher  der  Opera  di  S.  Crocc 
in  der  Kathedrale  zu  Lucca  der  Maestro  Ales- 
sandro Ardenti  beauftragt  wurde,  für  einen 
der  noch  leer  stehenden  Altäre  der  Kollcgiat- 


kirche  von  S.  Paolino  eine  Altartafel  zu 
malen  „per  vedere  l’opera  sua“  („damit  man 
ersehen  könne,  was  er  zu  leisten  vermöge!“). 
Dieser  Beschluß  aber  ist  datiert  aus  dem 
Jahre  1567,  also  aus  einer  Zeit,  zu  der  bereits 
zwei  Jahre  vergangen  waren,  seitdem  ein 
Maler  namens  Alessandro  Ardenti  für  dieselbe 
Kollegiatkirche  von  S.  Paolino  ein  Altarbild 
gemalt  hatte.  Muß  man  nicht  annehmen, 
daß  dieser  Vertrag  auf  provisorische  Liefe- 
rung eines  Altarbildes,  das  erst  nach  bestan- 
dener Probcausstellung  auf  einem  Altäre  von 
S.  Paolino  für  die  Kathedrale  selbst  über- 
nommen werden  sollte,  mit  einem  jüngeren 
Alessandro  Ardenti  abgeschlossen  wurde? 
Wir  erfahren  dann  weiter  aus  den  Proto- 
kollen der  obengenannten  Dom-Opera,  daß 
am  2.  1.  1569  Girolamo  Arnolfini  den  Auf- 
trag erhielt,  das  neue  Altarwcrk  durch  Sach- 
verständige besichtigen  zu  lassen : und  augen- 
scheinlich ist  das  Urteil  dieser  Sachverstän- 
digen zugunsten  des  jungen  Ardenti  aus- 
gefallen, da  der  Werkmeister  des  Domes  am 
21.  8.  desselben  Jahres  bevollmächtigt  wurde, 
sich  mit  dem  Künstler  über  den  Kauf- 
preis zu  einigen  und  dessen  Auszahlung  zu 
veranlassen.  Zur  Unterscheidung  von  dem 
älteren  Faentiner  Maler  mag  sich  wohl  der 
jüngere  Ardenti  in  Lucca  selbst  nach  seinem 
Geburtsorte  (oder  auch  nach  seinem  früheren 
Wohnorte)  gewöhnlich  Ardente  Pisano  ge- 
nannt haben.  — Welcher  von  diesen  beiden 
Luccheser  Ardenti  der  Schöpfer  jenes  Porträts 
des  Herzogs  Carlo  Emanuele  von  Savoyen  ge- 
wesen sein  könnte,  das  von  Lomazzo  seiner 
wundervollen  Haltung  wegen  so  hoch  gerühmt 
wurde,  läßt  sich  leider  nicht  mehr  fcststcllen; 
jedenfalls  wird  dieses  Bild  wohl  ein  Werk 
jenes  1595  in  Turin  verstorbenen  Alessandro 
Ardenti  gewesen  sein,  der  von  1581  ab  in  Tu- 
rincr  Hofurkunden  mehrfach  als  fcstbesolde- 
tcr  herzogl.  savoyschcr  Hofmaler  erwähnt 
wird,  und  von  dessen  Hand  auch  die  von 
Lanzi  erwähnten  Turiner  Altargcmälde  her- 
rührten. 

Von  dem  Ardenti  Facntino  sind  noch  heute 
auf  Lucchesischcm  Gebiete  erhalten  geblieben : 
der  Altar  mit  Johannes  dem  Täufer  und  den 
Heiligen  Joseph  und  Hieronymus  in  der  abge- 
legenen Kirche  S.  Frcdiano  zu  Chiscnti ; die 
Assunta  der  Pfarrkirche  zu  Sesto  (signiert 
„Alexander  Ardentius  Faventinus  fecit  1567“)  ; 
endlich  das  von  Trenta  publizierte  große  Al- 
tarwerk in  S.  Maria  Forisportam  bei  Lucca. 
Das  letztere  hatte  die  gelehrte  Dichterin 
Chiara  Matraini  dem  Künstler  in  Auftrag  ge- 
geben, und  zwar  für  einen  Altar,  zu  dessen 
Füßen  sie  beerdigt  zu  werden  wünschte.  Es 
stellt  die  Madonnenvision  des  Kaisers  Augu- 
stus  dar,  dem  die  Cumaeische  Sibylle,  um- 
geben von  Prophetcngestalten,  die  Geburt  des 
Gottessohnes  weissagt.  In  der  Sibyllenfigur 


75 


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Ardericus  — Arditi 


soll  man  angeblich  ein  getreues  Bildnis  der 
Stifterin  des  Altares  zu  erblicken  haben.  An 
Kraft  der  Darstellung  und  künstlerischem 
Wert  übertrifft  dieses  Gemälde  alle  sonst  noch 
bekannten  Werke  des  Faentiners.  In  Lucca 
selbst  sind  von  ihm  nur  die  beiden  anfangs 
erwähnten  Altarbilder  von  S.  Paolino  und  S. 
Anastasio  erhalten  geblieben. 

L a n z i,  Storia  Pittorica  IV  394.  — T r e n t a, 
Meinorie  e Documcnti  per  la  Storia  di  Lucca 
Vol.  VIII  104 — 106.  — Da  Morrona,  Pisa 
Illustrata  Vol.  II.  — Lomazzo,  Trattato  della 
Pittura.  — Gian  Marcello  Valgimigli, 
Dei  pittori  e degli  artisti  faentini.  — Memoi- 
res  de  la  Soci£t6  Savoisienne  XII  156  ff. 

/.  B.  Supino. 

Ardericus,  presb.  et  mon.  Genannt  als 
Schreiber  (und  wohl  auch  Miniator)  einer 
künstlerisch  ausgestatteten  Hs.  der  Bibi.  Naz. 
in  Turin  (Cod.  D.  III.  10).  Wie  die  In- 
schriften des  in  Federzeichnung  ausgeführten 
Dedikationsbildcs  der  Hs.  zeigen,  ist  diese 
unter  einem  Abt  Walpert  entstanden  und  dem 
hl.  Vinzenz  geweiht.  Die  Arbeit  gehört  schon 
dem  12.  und  nicht  mehr  dem  11.  Jahrh.  an. 
Eine  Abb.  der  Miniatur  in : Monumenta  pa- 
laeografica  sacra.  Turin  1899.  Tafel  81.  cf. 
Wido.  Swaraenski. 

Ardesio,  Alessandro  da,  s.  Moretto. 

Ardeti,  Carlo,  italien.  Historienmaler  des 
19.  Jahrh.,  geb.  in  Mailand,  ausgebildct  und 
tätig  daselbst  sowie  als  Akadcmiedircktor  in 
Turin  und  Bologna.  Nach  reicher  Lehr- 
tätigkeit starb  er  in  Bologna  1873. 

Singer,  Kstlerlex.  R. 

Ardieu,  Pierre,  Schweizer  Holzbildhauer, 
geb.  in  Bulle  30.  3.  1649,  t 19.  10.  1745. 
Auf  seinem  ehemaligen  Besitztum  in  La  Pa- 
lud  befindet  sich  noch  eine  schöne  von  ihm 
geschnitzte  Truhe  aus  dem  Jahre  1665  mit 
seinen  Initialen  P.  A.  Sein  Hauptwerk  ist 
der  Hochaltar  im  Kapuzincrkloster  zu  Bulle 
(1688).  Ferner  wird  ihm  eine  Marienfigur 
in  der  Augustinerkirche  zu  Freiburg  mit 
großer  Wahrscheinlichkeit  zugeschrieben. 

Max  de  Dicsbach  bei  Brun,  Schweizer 
Kstlerlex.  H.  V . 

Ardignac,  G u i 1 1 a u m e,  Bildhauer  in  Pa- 
ris, war  auf  der  „Exposition  decennale  d. 
Bcaux-Arts“  1900  und  im  Salon  1897  und 
1899  vertreten.  H.  V 

Ardimentus,  Magister,  Maler  in  Reggio 
Emilia  um  1192,  schmückte  im  letzten  Jahre 
im  Aufträge  des  Abtes  Giovanni  III.  den  dor- 
tigen Klostcrhof  von  S.  Prospero  mit  Wand- 
malereien. Die  Jahresangabe  1100  zu  der 
betreffenden  Eintragung  im  „Liber  de  tempo- 
ribus  et  aetatibus"  der  Biblioteca  Estcnse  zu 
Modena  ist  irrtümlich,  da  erst  1192  Giovanni 
III.  Abt  von  Prospera  gewesen  ist;  außerdem 
war  1191  der  Turm  von  S.  Prospero  zusam- 
mengestürzt, wodurch  die  von  demselben  Abte 
gleichzeitig  mit  der  obigen  Auftragserteilung 
an  den  Maler  Ardimentus  — also  ebenfalls 


1192  — ausgeführte  Grundsteinlegung  zu  ei- 
nem neuen  Turme  ihre  natürliche  Erklärung 
findet. 

G.  B.  V e n t u r i in  Atti  e Mem.  etc.  per  le 
prov.  Modenesi  c Parmcnsi,  ser.  III,  vol.  II  29 
bis  46.  — A.  Venturi,  Stör.  d.  Arte  Ital.  III 
404.  — M o t h c s,  Baukunst  des  Mittelalt.  in 
Italien  p.  408.  F.  Malagussi-Valeri. 

Ardin,  Johann  Friedrich,  Email- 
maler in  Düsseldorf  im  18.  Jahrh.  Molinier, 
Dict.  d.  Emailleurs,  erwähnt  ein  Email  von 
ihm  mit  der  Signatur:  Ardin  pinxit  Jundsis. 
— Ein  Nie.  Ardin  wird  als  Miniaturmaler 
des  18.  Jahrh.  ebenfalls  in  Düsseldorf  genannt 
(s.  E.  Lemberger,  Beitr.  z.  Gesch.  der  Mini- 
aturmaler, p.  46,  Berlin  1907). 

E.  IV.  Braun. 

Ardinghegli,  B e s e,  Schreiber  in  Florenz, 
fertigte  1442  eine  Abschrift  der  Divina  Com- 
media, auf  Pergament,  Folio,  mit  Initialen  und 
Miniaturen.  Am  Schluß  signierte  er : Scripto 
di  mano  di  me  Bcse  Ardinghegli  Fiorentino 
addi  VIII  di  Maggio  MCCCCXLII  a höre 
XXIII  la  viglia  del  Ascensionc  di  Xpo.  — 
Jetzt  in  der  Bibliot.  Medic.  Palat.  in  Flo- 
renz. 

Bradley,  Dict.  of  miniat.  I 133.  •* 

Ardinghi,  A n g e 1 o,  italien.  Holzschneider, 
geb.  1850  in  Forte  de’  Marmi  (Pietrasante), 
Schüler  Rattis,  wurde  Professor  der  Xylo- 
graphie an  der  Scuola  professionalc  in  Flo- 
renz, die  aber  sehr  bald  diesen  Kursus  wieder 
einstellte.  Von  seinen  Arbeiten  seien  ge- 
nannt: I monumenti  del  comune  e della  pro- 
vincia  di  Lucca  disegnati  cd  incisi  da  Ang. 
Ardinghi. 

Gubernatis.  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  — 
Chronik  f.  vervielf.  Kunst  III  14,  Wien  1890.  R. 

Ardinoff,  Elkanai  (Elkan  Lardinus), 
deutscher  Goldschmied  des  17.  Jahrh.  am 
Hofe  des  Zaren  Michael  Feodorowitsch  in 
Moskau  tätig.  1624  fertigte  er  mit  anderen 
Goldschmieden  im  Aufträge  des  Zaren  eine 
Krone ; 1629  einen  Armbrustbehälter  und 
einen  Köcher. 

3a6kaHiii,,  O mctoj.  npo«3Bca.  bt>  Poccia 
bi.  3an.  Han  apxeoaor.  o6m.  (Sabelin,  Metall- 
arbeiten in  Ru&land,  in  d.  Mitt.  d.  Kais,  archäol. 
Ges.)  St.  Petersburg  1858,  V 20  u.  123. 

tV.  Neumann . 

Ardisson,  französ.  sonst  unbekannter  Maler. 
Nach  ihm  1672  von  Fr.  Landry  gestochen: 
„Mcssire  Antoine  Godeav  Evesque  de  Vence". 

Le  Blanc,  Manuel  II.  488.  — Meyer, 
Kstlerlex.  H.  Stein. 

Ardisson,  französ.  Bildhauer,  1730  in  Tou- 
lon tätig. 

Nouv.  areb.  d.  l’art  frang.  3.  ser.  X (1894) 
201.  Lami. 

Arditi,  Andrea,  s.  Andrea  di  A. 

Arditi,  Carlo  Luigi,  italien.  Architekt 
und  Maler,  geb.  1852  in  Prcsicce  in  Apulien. 
Studierte  in  Lecce  und  in  Neapel  die  Archi- 
tektur und  Malerei.  Einige  seiner  Gemälde 
und  Porträts  wurden  auf  Ausstellungen  in 


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Arditi  — Ards 


Neapel  prämiiert.  Als  Architekt  hat  er  in 
Süditalien  bedeutende  Werke  ausgeführt  und 
war  auch  schriftstellerisch  auf  dem  Gebiete 
der  Architektur  tätig. 

C.  V i 1 1 a n i,  Scritt.  ed  Artisti  Pugliesi  1904 
p.  69 — 70.  — Napoli  Nobilissima  XIV  94. 

G.  Degli  Assi. 

Arditi,  Giacchetto,  s.  Giacchetto  di  A. 

Ardito,  Gianantonio,  Maler  in  Neapel 
im  18.  Jahrh.  Erwähnt  von  Zani,  Enc.  met. 
II  180 ; sonst  unbekannt.  ** 

Ardizio,  C u r z i o,  Maler  und  Schriftsteller 
aus  Pesaro,  wo  er  um  1550  geboren  war,  am 
Hofe  der  Herzoge  von  Mantua.  In  Giov. 
Batt.  Mansos  Biographie  des  Torquato  Tasso 
(Venedig  1621)  findet  sich  eine  Notiz,  wo- 
nach A.  sich  erbot,  das  Porträt  dieses  großen 
Dichters  zu  malen.  Für  die  mantuanische 
Nobilität  ist  A.  mehrfach  als  öl-  und  Aqua- 
rellmaler tätig  gewesen;  jedoch  sind  keine 
Malwerke  von  seiner  Hand  erhalten  geblie- 
ben. Um  1600  muß  der  Künstler  noch  ge- 
lebt haben. 

Zani,  Appendice  zur  Encicl.  (Mscr.  in  der 
Bibi.  Palat  zu  Parma).  _ St.  Lottici. 

Ardizzone,  Giovanni  Antonio,  italicn. 
Majolikafabrikant,  gebürtig  aus  Brä  in  Pie- 
mont. Eröffncte  kurz  nach  1765  eine  Werk- 
statt in  der  Vorstadt  von  Rubatto  in  Turin, 
die  bis  1771  existierte  und  mit  der  berühmten 
Porzellanfabrik  der  Fratclli  Rossctti  konkur- 
rierte. 

Curiositä  e Ricerche  di  Storia  Subalpina  XI 
470.  G.  Degli  Assi. 

Ardizzoni  (oder  Artizzoni),  Francesco, 
Maler  in  Ferrara,  malte  daselbst  1718  das 
Wappen  des  Bischofs  Kardinal  Tommaso 
Ruffo.  Ein  von  diesem  Künstler  gemalter 
S.  Giuseppe  de  Copertino  befindet  sich  auf 
dem  Fioravanti-Altare  der  Minoritenkirche 
zu  Pistoja. 

Tolomei,  Guida  di  Pistoja  (1821)  p.  136, 
219.  (hier  Artizzoni).  — Cittadella,  Not. 
rclat  a.  Ferrara  (1864)  p.  634. 

F.  Malagussi-Valeri. 

Ardizzoni,  Simone,  da  Reggio,  italicn. 
Maler  und  Kupferst.,  der  um  1475  in  Mantua 
als  Stecher  mit  Zoan  Andrea  zusammen  ar- 
beitete. Wahrscheinlich  weil  er  Zeichnungen 
Mantegnas  unbefugterweise  benutzte,  katn  er 
mit  dem  Paduaner  Meister  in  Streit,  von  dem 
mehrere  Dokumente  aus  dem  Jahre  1475 
Nachricht  geben.  Vielleicht  können  einige 
der  Mantegna  selber  zugcschricbenen  Stiche 
nach  Zeichnungen  aus  der  Frühzeit  des  Mei- 
sters. wie  die  Geißelung  Christi  (B.  1),  die 
Grablegung  in  Hochformat  (B.  2),  die  Kreuz- 
abnahme (B.  4),  Christus  in  der  Vorhölle 
(B.  5),  als  Arbeiten  A.s  angesehen  werden. 
Die  Annahme  liegt  nahe,  daß  Mantegna 
von  A.  Stiche  nach  seinen  Zeichnungen  habe 
ausführen  lassen  und  dabei  sich  mit  ihm  ent- 
zweit habe. 

Ztschr.  f.  bild.  Kst.  1876  p.  54  f.  — K r i s t e 1 - 
ler,  Mantegna  1902  p.  402  ff.  und  p.  530  ff.  — 


Malaguzzi-Valeri,  Not.  di  Artisti  Rcg- 
giani  (Reggio  1892)  p.  13.  P.  K. 

Ardoctus  ist  einer  der  Sienesischcn  maestri 
di  pietra,  die  als  Unterzeichner  eines  Breve 
ihrer  Zunft  aus  dem  13.  Jahrh.  bekannt  sind, 
ohne  daß  Werke  seiner  Hand  nachweisbar 
wären. 

Borghcsi  e Banchi,  Nuovi  Doc.  Sencsi, 
P.  3.  Swarscnski. 

Ardoin  (Hardoin),  Simon,  Bildhauer  in 
Lyon,  tätig  um  1626,  nur  urkundlich  bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’Art  Frang.  1887,  p.  291 
u.  294.  H.  V. 

Ardoino  (Ardoina.  Ardoini),  Anna  Ma- 
r i a,  Dilettantin  im  Malen  und  in  allen  schö- 
nen Künsten  erfahren,  geb.  zu  Messina  1672, 
t 1700,  Tochter  Paolo  Ardoinos,  Fürsten  von 
Palizzo,  heiratete  Gio.  Bat.  Lodovici,  Für- 
sten von  Piombino;  eine  große  Anzahl  von 
ihr  ausgeführter  Bilder  wird  im  Familien- 
besitz bewahrt 

Meyer,  Kstlcrlcx.  — Guhl,  Die  Frauen  in 
d.  Kstgcsch.,  Berlin  1858,  S.  95.  H.  V. 

Ardoino  di  G i o a c c h i n o,  im  Quartier 
S.  Angclo  zu  Perugia  ansässig,  Camerlengo 
der  Perugincr  Malerzunft  im  1.  Semester 
1417,  wurde  für  die  ersten  beiden  Monate  des 
Jahres  1418  zum  Prior  gewählt  und  starb 
noch  vor  Ablauf  seiner  Amtszeit  Werke  un- 
bekannt. w.  Bombe. 

Ardouin,  Pierre,  Werkmeister  in  Bor- 
deaux, 1592 — 1618  mehrfach  erwähnt,  baute 
zusammen  mit  dem  Werkmeister  Cothereau 
für  den  Duc  d'Epernon  1604  in  dessen 
Schlosse,  1618  das  Hospital  S.  Marguerite  de 
Cadillac. 

Reunion  des  Soc.  d.  b.-arts  X 455.  ** 

Ardrizzoi,  Bernardo,  Bildhauer  in  Rom, 
•f  1801;  nur  von  Zani,  Enc.  met.  II  180  er- 
wähnt. *• 

Ardrizzoi  (Ardrizzoia,  Andrizzoi,  Andriz- 
zoia),  Giuseppe,  Maler,  tätig  in  Rom  um 
1732,  nur  urkundlich  bekannt 

Zani,  Enc.  met.  II  180.  H.  V. 

Ards,  Willem  (Amts  oder  Aerts),  süd- 
nicdcrländ.  Bildschnitzer  des  15.  Jahrh.;  lebte 
in  Brüssel  und  Löwen.  Seine  künstlerische 
Persönlichkeit  bleibt  freilich  noch  ziemlich 
dunkel.  1415  wird  ein  „Willem  Aerts“  in 
die  Zunft  der  Vier-Gekrönten  zu  Brüssel  zu- 
gclassen.  Eine  Urkunde  von  1453  im  Löwe- 
ncr  Archiv  erwähnt  Willem  Ards  als  Bild- 
schnitzer, aus  Brüssel  gebürtig  und  in  Löwen 
lebend.  Nach  Ed.  van  Even  (Biogr.  Natio- 
nale) soll  Ards  14-49  nach  Löwen  überge- 
siedclt  sein,  um  sich  an  der  Ausschmückung 
des  im  vorhergehenden  Jahre  begonnenen  Rat- 
hausbaucs  zu  beteiligen.  In  den  städt.  Rech- 
nungen von  1449  wird  „Willem  Ards,  Bcel- 
snyder“  erwähnt  wegen  Ausführung  verschie- 
dener Basreliefs  an  den  Kragsteinen  und  an- 
deren Teilen  der  Balken  des  Rathauses,  sowie 
von  einer  Marienstatue,  die  von  zwei  fantasti- 
schen Tieren  getragen  und  von  vier  Engeln 


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Ardüser  — Arduino 


umgeben,  über  der  Tür  der  Rathauskapclle 
bei  der  Treppe  aufgestellt  wurde.  Dieses 
Liebfrauenbild  besteht  nicht  mehr,  und  es  ist 
leider  auch  nicht  ganz  klar,  was  man  unserem 
Künstler  von  den  noch  erhaltenen  Basreliefs 
zuschreiben  darf.  Wahrscheinlich  sind  die 
biblischen  Darstellungen  im  Vorsaal  des  un- 
teren Stockwerks  von  seiner  Hand,  und  diese 
Szenen  zeichnen  sich  durch  Natürlichkeit  und 
innige  Empfindung  aus.  1453  errichtete  Ards 
für  die  Krypta  der  Liebfrauen-Kirchc  in 
Gembloux  ein  „Saint  Sepulchre“ : eine  Gruppe 
aus  Eichenholz  mit  elf  Figuren,  welche  Chri- 
stus im  Grabe,  Joseph  von  Arimathia,  Niko- 
demus, die  3 Marien,  3 Ritter  und  2 Engel 
vorstellte.  Diese  Statuen  wurden  von  Ru- 
dolph van  Velpe  (oder  Vclx),  Maler  von 
Löwen,  prachtvoll  ausgemalt.  Ards  war  an- 
geblich 1454  noch  in  Löwen;  weitere  Nach- 
richten aber  fehlen. 

Graf  de  Labordc  führt  in  seinen  Ducs  de 
Bourgogne  I 383 — 4 einen  „Guillaumc  /Inns. 
tailleur  d’imaigcs“  an,  welcher  1441 — 3 für 
Philipp  den  Guten  arbeitete,  und  von  späteren 
Biographen  wiederholt  mit  Ards  zusammen- 
geworfen wurde.  Wahrscheinlich  ist  „Anns“ 
ein  Schreibfehler,  und  ist  der  Name  Amy 
(s.  diesen)  oder  Amis  zu  lesen. 

Ed.  van  Even,  I.es  Artistes  de  l’Hötel  de 
Villc  de  Louvain,  p.  32.  — Ders.,  Louvain  monu- 
mental, 1860,  p.  138  und  144.  — Ders.,  Biographie 
Nationale  (de  Belgique)  1866,  I 366.  — A.  Pia- 
chart,  in  Meyers  Kstlerlex.  I.  — Jos.  De* 
s t r d e,  Etüde  sur  la  Sculpture  Brabaneonne  au 
Moyen  Age  1894,  I 118.  — E.  Marchal,  La 
Sculpture  etc.  beiges.  1895  p.  204,  268. 

Ardüser,  Hans,  Schweizer  Baumeister  in 
Davos,  geb.  1521  (?),  f 16.  8.  1580.  Sein 
Hauptwerk  ist  das  noch  bestehende  Rathaus 
zu  Davos,  bekannt  durch  seine  prächtig  ge- 
täfelte Ratsstube  mit  erhaltener  Inschrift  und 
dem  Datum  der  Vollendung  1504.  Zu  zahl- 
reichen Ämtern  berufen,  erhielt  er  bei  Anlaß 
einer  Gesandtschaft  vom  Erzherzog  Ferdinand 
ein  adelig  Privileg  und  wappengenössische 
Freiheit. 

J.  S c h i c s s bei  Brun,  Schweiz.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Ardüser,  Hans,  geb.  1557  zu  Davos,  ging 
mit  20  Jahren  nach  Zürich,  lernte  dann  bei 
Maycnfcldcr  in  Davos,  seit  1579  zu  Feldkirch 
bei  dem  „wyt  berümpten  meister  Moriz  und 
sinem  son  Meister  Jörg,  herrliche  Maler“. 
Er  malte  in  Graubünden  an  verschiedenen 
Orten.  Im  Sommer  1579  in  Chur  in  der 
Werkstätte  eines  Franz  Appenzeller  (Apen- 
zäller),  der  1580  Fresken  zu  Flims  malte, 
bei  den  Ardüser  wohl  geholfen  hat  (jetzt 
Hotel  Bellevue).  Seit  dieser  Zeit  wechselte 
Ardiisers  Tätigkeit  regelmäßig  derartig  ab,  daß 
er  im  Sommer  malend  durch  die  Lande  zog 
und  im  Winter  Schulmeister  zu  Lenz  spielte. 
Wir  kennen  sein  Leben  aus  seinem  Tagebuch 
bis  zum  Jahre  1605.  Seine  Malereien  können 


wir  bis  1617  verfolgen.  Er  malte  damals  in 
Kazis  (Katzis). 

Ardüser  hat  Fähnchen,  Bilder  und  „Hüser 
gemalt“.  Das  letztere  tat  er  am  liebsten. 
Die  ältesten  Werke,  die  uns  erhalten  sind, 
befinden  sich  in  dem  früher  Plantaschcn,  jetzt 
Weber  sehen  Hause  zu  Parpan.  Es  sind  3 
Fresken,  die  Erschaffung  Evas,  der  Riese 
Simson  und  die  Salome  nebst  einer  Anzahl 
ornamentaler  Motive  erhalten.  Die  Kompo- 
sition, namentlich  die  der  Landschaft  ist  über- 
häuft ; die  Zeichnung  sehr  nachlässig,  die 
Malerei  ohne  jede  Sorgfalt.  Die  Arbeiten 
sind  signiert  Hans  Ardüser  moler  1591.  Im 
folgenden  Jahre  malte  er  eine  Madonna  zwi- 
schen St.  Rochus  und  Sebastian  an  der  Kir- 
chenwand zu  Villa;  im  Innern  eine  Grab- 
legung. 1601  malte  er  für  dieselbe  Kirche 
ein  Altarbild,  die  Madonna,  für  die  Familie 
Gallus  v.  Mont;  1605  die  Fresken  in  Scha- 
rans  am  jetzt  Walserschcn  Hause;  1612  die 
umfangreichen  Fresken  im  jetzt  Manischen 
Hause  zu  Andeer  usw.  Die  letzten  Schilde- 
reien  von  seiner  Hand  befinden  sich  zu  Ka- 
zis 1617.  Ardüsers  künstlerischer  Charakter 
erhebt  sich  nicht  über  den  eines  allerdings 
eigenartigen  Dilettanten.  — Ardüser  ist  auch 
schriftstellerisch  tätig  gewesen.  Gedruckt 
wurde  die  Warhaffte  und  kurtzvergriffene  be- 
schreibung  etlicher  herrlicher  und  hochver- 
nampter  Personen  in  alter  freyer  Rhetia, 
Lindau  1598,  4°.  Die  übrigen  Manuskripte 
befinden  sich  im  Stiftsarchiv  St.  Gallen. 

Hans  Ardüsers  Autobiographie  in  des- 
sen rhätischer  Chronik  Ausg.  J.  Bott.  — J.  R. 
Rahn,  Fahrten  u.  Werke  eines  Bündner  Ma- 
lers 1888.  — Haendcke,  Gesch.  d.  schweize- 
rischen Malerei  1893  p.  356.  — R.  v.  Salis- 
Haldenstein,  Rätia  litteraria  III  41; 
— Schicss  in  Bruns  Schweiz.  Kstlerlex.  1902. 

B.  Haendcke. 

Arduini,  G i r o 1 a m o,  Architekt  aus  Pe- 
saro;  1580  als  Ratsmitglied  seiner  Vaterstadt 
erwähnt,  wo  er  nach  Zani  bereits  um  1570 
künstlerisch  tätig  war.  Später  hauptsächlich 
in  Frankreich  und  Belgien  beschäftigt,  so 
1599  in  Brüssel,  wo  er  für  den  Herzog  Vin- 
cenzo  I.  von  Mantua  eine  große  Gartenanlage 
mit  verschiedenen  Gebäuden  schuf,  f 14.  9. 
1601,  wahrscheinlich  in  Pesaro;  seine  Grab- 
schrift bei  Zani,  Encicl.  II  320,  nota  138.  A. 
verfaßte  einen  kurzen  „Trattato  del  modo  di 
piantarc  e fortificare  una  cittä". 

Zani,  Encicl.  II  181.  — Nuova  Riv.  Misena 
VIII  156.  — Gaz.  des  B.-Arts  XXV  282,  nota  1. 

E.  Scatassa. 

Arduini,  Pietro  Enrico  (del  qu.  Gio- 
vanni Battista),  Maler  in  Mantua,  1622  ur- 
kundlich erwähnt. 

C.  d’Arco,  Arti  e Artefici  di  Mantova  (1857) 
II  147.  * 

Arduino.  Einem  Arduino,  der  schon  1300  ge- 
storben sein  soll,  und  aus  dem  Lcnoir  (Bull, 
archeol.  2,  186)  sogar  einen  Franzosen  Har- 
douin  macht,  schrieb  Vasari  den  Plan  zu 


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Arduino  — Aregio 


S.  Petronio  zu  Bologna  zu,  ein  Irrtum,  der 
offenbar  durch  das  Modell  des  Arduino  Ari- 
guzzi  veranlaßt  ist  (s.  Antonio  di  Vincenzo). 

Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Arduino,  Steinmetz  in  Venedig.  Von  ihm 
ist  ein  rohes  Relief  mit  der  Jungfrau  Maria 
und  Putten,  das  man  in  einer  Nische  des 
Klosters  dei  Carmini  sieht,  mit  der  Unter- 
schrift : ,,MCCCXL  mensis  octubris,  Arduin 
Taia  Petra  fecit“. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Lit.)  — G.  Zanet- 
t i,  Delle  origini  di  alcune  arti  princ.  appresso 
i Vcneriani.  Venezia  1841  p.  81.  — Cicog- 
nara,  Stör,  dclla  scultura.  Venezia  1813.  I 
425,  437,  II  243.  — Teraanza,  Vite  dei  piü 
celebri  archit.  e scult.  1778  p.  363.  — Burck- 
h a r d t,  Cicerone.  L.  Ferro. 

Arduino.  Nach  verschiedenen  aber  nicht 
kontrollierbaren  Überlieferungen  soll  im  An- 
fang des  16.  Jahrh.  ein  kunstvoller  Holz- 
schnitzer dieses  Namens  in  Bologna  gelebt 
haben;  wahrscheinlich  Abaisi,  A.,  s.  d. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  231.  •* 

Arduino  da  B a i s e,  s.  A boisi. 

Ardurat,  Esteve,  1527  Werkmeister  der 
Stadt  Moissac. 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlort. 

Axdy,  Bartolommeo,  Architekt  und 
Maler,  geb.  den  13.  9.  1821  zu  Saluzzo  im 
Picmontcsischen,  f 1S89  in  Turin.  Seine  Aus- 
bildung erhielt  er  in  den  Jahren  1850  und  1851 
in  dem  Atelier  von  Alex.  Calamc.  Er  hat 
verschiedene  Ausstellungen  in  der  Schweiz 
und  in  Italien  beschickt  und  ist  auf  derjenigen 
von  Florenz  im  Jahr  1861  durch  einen  Preis 
ausgezeichnet  worden.  Als  Architekt  war  er 
in  Turin  und  an  einigen  Villen  am  I-ago 
maggiore  beschäftigt.  In  seinen  letzten  Jah- 
ren hatte  er  das  Amt  eines  Inspektors  und 
Verwalters  der  Accademia  Albertina  in  Tu- 
rin. — Von  ihm  radiert:  Sotto  i Castagni 
(in  L’Artc  in  Italia.  Torino  1809). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Courricr  de  l'art  VII 
240  (Nekrolog).  — Gazzetta  dei  Popolo  d.  Do- 
xsenica,  1887  p.  220  (Biogr.).  R. 

Are,  Gerhard  von,  Dompropst,  Bonn 
im  12.  Jahrh.  Propst  Gerhard  aus  dem  Ge- 
schlecht der  Grafen  von  Are-Hochstaden  ist 
1126 — 1169  nachweisbar.  Er  wirkte  beson- 
ders für  den  Ausbau  des  Bonner  Münsters. 
Er  erweiterte  den  Ostchor,  fügte  die  neue 
Apsis  mit  den  zwei  flankierenden  Türmen  an 
und  errichtete  im  Süden  den  neuen  Kreuz- 
gang, sowie  im  Anschluß  daran  die  Kapitels- 
gebäude  (wohl  schon  1143  bis  nach  1150). 
Seine  Grabinschrift  ist  im  Dom  erhalten.  Sie 
ist  mitgcteilt  neben  den  anderen  auf  ihn  be- 
züglichen Inschriften  in  den  Kunstdenkm.  der 
Rheinprovinz  S.  89  f. 

Lerch,  Gerhard  von  Are,  der  Erbauer  des 
Bonner  Münsters.  Bonn  1843.  — C 1 e m e n, 
Kunstdenkmäler  der  Rheinprov.  V 3.  Kautzsch. 

Are,  Thilmannus  de,  Kalligraph  in 
Köln  um  1324.  Er  schrieb  (und  illuminierte?) 
für  den  Frater  Johannes  de  Dusburg  einen 


prächtigen,  mit  z.  T.  drolligen  Miniaturen  ge- 
schmückten Codex:  Historia  lombardica. 

Diese  Handschrift  ist  signiert : Scripta  per 
Thilmannum  de  arc.  Anno  domini  millesimo 
trecentesimo  vicesimo  quarto;  und  befindet 
sich  in  der  St.  Bartholomäus-Stiftsbibliothek 
in  Frankfurt  a.  M. 

Archiv  der  Gescllsch.  f.  ält.  Deutsche  Ge- 
schichtskundc  II  209.  ** 

Areche,  Martin  de,  span.  Baumstr.,  leitete 
1517  den  Portalbau  an  der  Pfarrkirche  von 
Utiel,  Diözese  Cuenca,  vielleicht  nicht  nach 
eigenem  Plane,  denn  1523  erhielt  ein  Meister 
Joanes  von  Cucnca  Bezahlung  für  einen  Plan 
zu  diesem  Werke. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  I 156.  A 

Arcchiga,  Petro  de,  toledaner  Waffen- 
schmied im  Anfang  des  17.  Jahrh.  ** 

Aregarius  (Haregarius),  Miniaturmaler,  9. 
Jahrh.  Der  Name  des  A.  findet  sich  neben 
dem  eines  Amandus  und  Sigvaldus  in  dem 
Widmungsgedicht  (titulus)  des  Titelbildes 
der  Viviansbibel.  Diese,  früher  in  Metz,  jetzt 
in  der  Bibi.  Nat.  zu  Paris  (Ms.  Lat.  1)  be- 
wahrte Hs.  ist  eines  der  berühmtesten  Werke 
der  karolingischen  Malerei  und  gehört  zu  den 
reichsten  und  umfangreichsten  Erzeugnissen 
der  Schule  von  Tours.  Sie  ist  auf  die  Abt- 
zeit des  Grafen  Vivian  datiert  (S45 — 851)  und 
zeigt  neben  reicher  Ornamentik  eine  Anzahl 
großer  Miniaturbilder.  Die  Art,  wie  A.  in 
dem  titulus  des  Dcdikationsbildcs  genannt 
ist,  läßt  darauf  schließen,  daß  er  (neben  den 
genannten  anderen  Persönlichkeiten)  an  der 
Herstellung  dieses  Prachtwerkes  beteiligt  war. 
Er  ist  auch  anderweitig  als  Mönch  von  S. 
Martin  in  Tours  (dem  Sitz  der  Schule)  be- 
glaubigt und  noch  857  nachweisbar.  Tatsäch- 
lich lassen  die  einzelnen  Miniaturen  der  Hs. 
verschiedene  Hände  erkennen,  cf.  Amandus 
und  Sigvaldus. 

Aus  der  zahlreichen  kunstgeschichtl.  Literatur 
über  die  Hs.  seien  besonders  erwähnt: 

D e 1 i s 1 e,  Mcm.  sur  l’ecole  calligraphique  de 
Tours  p.  7,  15.  — Ders.,  Cabinet  des  manuscrits 
III  234.  — Die  Trierer  Ada-Handschrift  (Ja- 
nitschck)  S.  77  ff.  — J a n i t s c h e k,  Gesch. 
der  d.  Malerei.  — Berger,  Histoirc  de  la  Vul- 
gatc  p.  215  ff.  — Die  besten  Abb.  b.  Bastard, 
pcinturcs  et  omaments  des  mss.  Stvarccnski. 

Aregio,  P a b 1 o d c,  italien.  Maler  in  Spanien 
im  15.  Jahrh.  Pablo  de  San  Lcocadio,  ein 
Lombarde  aus  Reggio  im  chcmal.  Herzogtum 
Modena  wurde  mit  Francisco  (Pagano)  de 
Neapoli  vom  Domkapitel  in  Valencia  1471 
berufen,  um  die  Wände  und  das  Gewölbe  des 
Altarhauses  in  Fresko  auszumalcn.  Es  ist  die 
Rede  von  einem  Seraphinthron  oben,  Engel- 
gestalten, Laub-  und  Fruchtgewinden,  Apostcl- 
figuren  und  Historien  unter  den  Fenstern. 
Bis  auf  die  Goldteile  war  die  Arbeit  1478 
fertig  und  1481  quittieren  die  Maler  über  die 
in  drei  Raten  ausgezahltc  Summe  von  3000 
Golddukaten.  Diese  Malereien  sind  nicht  cr- 


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Aregon  — Arenas 


halten.  Ein  Irrtum,  welchen  Pasqual  Esclapes 
in  seinem  Resumen  historial  von  1738  beging, 
indem  er  den  mit  den  Malern  für  diese  Arbeit 
abgeschlossenen  Kontrakt  auf  die  Gemälde 
der  Türen  des  großen  Silberaltars  der  Kathe- 
drale (1470  begonnen,  1809  cingeschmolzen) 
bezog,  erhielt  durch  Ponz’  Reisebeschreibung 
die  weiteste  Verbreitung  und  Eingang  in  die 
Kunstgeschichte.  Erst  Karl  Justi  ist  cs  ge- 
lungen, diesen  Irrtum  aufzuklären.  Er  hat 
nachgewiesen,  daß  diese  Altargemälde  von 
Ferrando  de  Llanos  und  Fcrrando  Yancs, 
beide  aus  der  Provinz  Cucnca  in  der  Mancha, 
herrühren,  mit  Pablo  de  Arcgio  aber  und 
Francisco  de  Neapoli  nichts  zu  tun  haben. 
Mit  Hilfe  von  Dokumenten,  welche  D.  Roquc 
Chabäs  veröffentlicht  hat,  gelang  cs  Justi,  dem 
Pablo  de  Aregio,  welcher  in  Aktenstücken  der 
Sco  von  Valencia  aus  dem  Jahr  1478  mestre 
paulo  de  sent  leucadio  alais  de  Rcchi  genannt 
wird,  andere  Werke  zuzuweisen,  vor  allem 
das  große  Altarwerk  der  Pfarrkirche  von 
Gandia.  Es  besteht  aus  8 großen  und  4 klei- 
neren Tafeln  nebst  Einzeifigurcn  in  den  Sci- 
tenrahmen  und  ist  eine  Stiftung  der  Borja. 
Maria  Enriquez,  verw.  Herzogin  von  Gandia 
und  ihr  Sohn  Johann  übertrugen  1501  dem 
Meister  die  Gemälde  dieses  Retablo  für  80  000 
Sucldos.  Justi  erkennt  in  ihnen  unverkenn- 
bar italicn.  Schule,  freilich  eine  Hand  von 
wenig  ausgesprochener  Eigentümlichkeit.  Der 
Maler  hat  auch  in  der  Kapelle  des  herz  Ogi. 
Palastes  und  im  Kloster  S.  Clara  zu  Gandia 
gemalt.  Die  Chronik  des  Martin  de  Viciana 
gibt  Kunde  von  weiteren  großen  Altarwcrken 
des  Meisters  in  Castcllon  de  la  Plana  und 
Villarcal ; das  crstcre  ist  verschwunden,  von 
dem  zweiten  finden  sich  noch  einzelne  Tafeln 
in  der  Sakristei  der  1750  neugebauten  San- 
tiago-Kirche. 

Ob  maestre  Felipe  Pablo  de  Sancta  Leoca- 
dia,  von  welchem  man  noch  im  Anfang  des 
19.  Jahrh.  Gemälde  über  dem  Altar  von  S. 
Domingo  in  Valencia  (1525)  sah,  ein  Sohn 
unseres  Meisters  ist,  ist  nicht  zu  bestimmen. 

Justi,  Geheimnis  der  leonardesken  Altargc- 
mäldc  in  Valencia.  (Repcrt.  für  Kstwiss.  XVI 
1893.).  — Gaz.  des  B.-A.  1908  I 206  ff.  M.  v.  D. 

Aregon,  gricch.  Maler  unbekannter,  wahr- 
scheinlich älterer  Zeit,  aus  Korinth.  Ein  Bild 
von  ihm:  Artemis  auf  einem  Greifen  empor- 
getragen, war  im  Tempel  der  Artemis  AI- 
pheionia  unweit  von  Olympia. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  7.  — Klein, 
Arch.  epigr.  Mitt.  11,  207.  — Pauly-Wis- 
sowa,  Rcalcnc.  II  619  (Rossbach).  Sauer. 

Arellano,  Jose  de,  span.  Blumenmalcr  im 
Beginn  des  18.  Jahrh.  Er  soll  ein  Sohn  des 
Juan  de  A.  sein.  Der  Katalog  des  Museo  del 
Prado  von  1872  verzeichnet  2 Gemälde  des 
Künstlers,  in  den  späteren  Auflagen  fehlen  sie. 

Bryan,  Dict.  I 51.  — Wo  lt  mann  u. 
Wocrmann,  Gesch.  d.  Mal.  III  280.  M.  v.  B. 


Arellano,  Juan  de,  span.  Maler,  gcb.  1614 
in  Santorcaz,  f 12.  10.  1676  in  Madrid.  Schü- 
ler des  Juan  de  Solis.  Hauptsächlich  hervor- 
ragend als  Blumenmalcr. 

Die  Akad.  S.  Fernando  und  das  kgl.  Mus. 
zu  Madrid  besitzen  Bilder  des  Künstlers. 
Cean  Bermudcz  erwähnt  eine  ziemlich  große 
Anzahl,  die  sich  zu  seiner  Zeit  in  den  Sakri- 
steien oder  den  Kapellen  der  Kirchen  von  S. 
Isidro  cl  Real,  der  Recolctos  und  von  S.  Ge- 
ronimo  befand.  Ponz  erwähnt  ebenfalls  einige 
im  Palast,  in  der  Bibliothek,  und  Palomino  in 
den  berühmtesten  Privatsammlungen.  A. 
hielt,  nach  Palominos  Bericht,  eine  offene 
Bude  mit  seinen  Gemälden  vor  der  Kirche  S. 
Felipe  el  Real. 

Palomino,  Museo  pict.  III  553.  — Ponz, 
Viage  de  Esp.  — Cean  Bermudcz,  Dicc.  I 
53  ff.  M.  v.  B. 

Arellius,  Maler  in  Rom.  kurz  vor  Augustus, 
bekannt  dadurch,  daß  er  unter  dem  Bilde  von 
Göttinnen  seine  Geliebten  porträtierte.  (Plin. 
N.  H.  35,  119.) 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  305  f.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2383.  — Helbig,  Un- 
tersuch. S.  337.  — Pauly-Wissowa,  Rcal- 
cnc. II  635  (Rossbach).  Allmann. 

Arena,  Girolamo  d’,  malte  im  Anfänge 
des  17.  Jahrh.  in  Neapel.  Hier  befindet  sich 
in  der  Kirche  S.  Anna  de’  Lombardi  eine  Dar- 
stellung des  hl.  Carlo  Borromeo,  der  mit  in- 
niger Devotion  vor  einem  Altar  kniend  betet, 
über  dem  Maria  mit  dem  Leichnam  Christi 
in  ihrem  Schoße  erscheint.  Auf  den  inneren 
Raum  der  kleinen  Kuppel  von  S.  Maria  della 
Caritä  malte  Arena  die  Dreieinigkeit  mit  der 
Jungfrau  Maria  und  mit  Heiligen,  umgeben 
von  singenden  und  musizierenden  Engeln. 

Domenici,  Pittori  Napoletani  II  351.  — 
Napoli  Nobil.  VII  123.  •* 

Arena,  J u a n d e 1’,  span.  Maler,  der  in  den 
Jahren  1557  und  1558  in  der  berühmten  Abtei 
von  Monte  Cassino  die  Fresken  mit  der  Lei- 
densgeschichte Christi  in  der  unterirdischen, 
dem  hl.  Benedikt  geweihten  Kirche  mit  einem 
anderen  span.  Maler,  „maestro  Domcnico“ 
genannt,  unter  der  Aufsicht  des  Marco  Maz- 
zaroppi,  gen.  Marco  da  Pino,  ausführte.  Ver- 
schiedene Aktenstücke  erwähnen  Zahlungen, 
die  ihm  bei  dieser  Gelegenheit  geleistet  wor- 
den sind.  Eines  derselben  ist  gezeichnet: 
Juan  de  Larcna. 

Caravita,  I Codici  c lc  arti  a Monte  Cas- 
sino. 1871.  III  48,  50,  52.  — Napoli  Nobilissima. 
III  45,  52.  IV  12.  A 

Arena,  Pietro  d’,  neapolitanischer  Maler 
des  18.  Jahrh.,  von  dem  nur  bekannt  ist,  daß 
er  die  Tribüne  oder  Galerie  der  Kirche  della 
Caritä  in  Neapel  ausmalte. 

Celano,  Delle  Notizie  del  bello,  dell’  antico 
c del  curioso  della  cittä  di  Napoli.  Ausg.  1692 
II,  7.  Ausg.  1792  II  6.  •* 

Arenas,  Andres  de,  Baumstr.  aus  Her- 
reras  Schule,  baute  laut  Inschrift  an  der  Fas- 


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Arenas  — Arends 


sade  1584  die  schöne  Marienkirche  zu  Oli- 
venza  in  Portugal. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  53.  — 
Caveda,  Gesch.  d.  Bauk.  in  Span.  261. 

Arenas,  Francisco  de  las,  s.  Zande, 
Fr.  v.  d. 

Arenas,  Hernando  de,  verfertigte  1557 
und  1558  das  Gitter  vor  dem  Chor  der  Kathe- 
drale in  Cuenca,  sowie  einige  eiserne  Adler, 
ohne  Zweifel  die,  welche  als  Lesepulte  dienen. 
Beide  sind  glänzende  Meisterstücke  ihrer  Art. 

Cean  Bcrmudcz,  Dicc.  I 54.  A 

Arenberg,  Antoine  d’,  als  Mönch  Charles 
genannt,  Architekt,  geh.  in  Brüssel  1593,  f da- 
selbst am  5.  6.  1669.  Er  war  der  Sohn  Char- 
les’, Herzogs  von  Croy,  Herrn  von  Arschot 

u.  Arenberg.  Mit  seinen  theologischen  Kennt- 
nissen verband  er  ein  bemerkenswertes  Ta- 
lent für  Architektur.  1627  machte  er  den 
Plan  für  das  Kloster  im  Walde  von  Soigne 
bei  Tervueren  und  1650  war  er  der  Architekt 
der  bedeutenden  Vergrößerungen  des  Kapu- 
zinerklosters in  Brüssel.  Der  Erzherzog  Leo- 
pold Wilhelm  legte  dazu  den  ersten  Stein  am 
20.  3.  1651.  Man  sicht  eine  Gesamtansicht 
des  Gebäudes  in  der  Chorographia  sacra  Bra- 
bantiac  von  Sanderus. 

Biogr.  Nation,  de  Belgique  I 801.  H.  Hymans. 

Arenberg,  P a u 1 i n e v.,  s.  Schwarzen- 
berg. 

Arend,  der  Spitzname  von  Matheus  Ter- 
westen  in  der  Malcrbent  zu  Rom. 

Houbraken  II  350.  E.  W.  Moes. 

Arend,  N.  E.,  wenig  bekannter  Zeichner  in 
Cassel  um  1788. 

J.  Hoffmeisters  gesamm.  Nachrichten 
über  Kstlcr.  u.  Ksthandw.  in  Hessen,  herausg. 

v.  G.  Prior,  Hannover  1885.  *• 

Arendes,  A n n e c k e,  1531  Maler  zu  Ham- 
burg, f 1536. 

Hamb.  Zeitschr.,  N.  F.  II  355.  E.  Benest. 

Arendes,  Arend,  Maler  in  Hamburg,  1513 
dahin  aus  Braunschweig  übergesicdelt.  f 1530. 

Hamb.  Zeitschr.  N.  F.  II  355.  — M i t h o f f. 
Mittelalt.  Kstlcr.  und  Wcrkmstr.  Nieders.  und 
Westf.  2.  Ausg.  E.  Bene  st. 

Arendonck,  Cornelis  van,  bclg.  Bildh., 
tätig  zu  Löwen,  f 26.  12.  1540.  Er  war  Laien- 
bruder im  Kloster  des  Recollets  zu  Löwen. 
Die  Chorstühle  in  Holzschnitzereiarbeit  der 
Klosterkirche  des  Recollets  können  ihm  zu- 
geschrieben werden  und  datieren  von  1513. 

Lit.  s.  J.  J.  A.  v.  Arendonck.  E.  de  Taeye. 

Arendonck,  Georg  van,  Maler  von  Mc- 
cheln,  seit  1513  Meister,  nur  urkundlich  be- 
kannt. 

E.  N e c f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines,  I 322.  H.  V. 

Arendonck,  Jean-Jacques- Antoine  van, 
bclg.  Bildh.,  gcb.  4.  5.  1822  zu  Mecheln,  t 9- 
3.  1881  daselbst,  übte  seine  Haupttätigkeit  zu 
Löwen  aus,  wo  er  auch  seine  Studien  auf  der 
Kunstakademie  gemacht  hatte.  Getreu  den 
Traditionen  mehrerer  Bildhauer  aus  Löwen, 
widmete  er  sich  vornehmlich  der  religiösen 

Künstlerlcxikon.  Bd.  D.  8l 


Bildhauerei ; indes  hat  er  verschiedene  freie 
Schöpfungen  hinterlassen,  die  der  Erwähnung 
würdig  sind.  Wir  möchten  das  Monument 
van  Schoonbeecke  in  Antwerpen  anführen; 
ferner  das  1848  auf  dem  Friedhofe  von  Bon- 
chout  nahe  Licr  (Provinz  Antwerpen)  er- 
richtete Monument  zum  Gedächtnis  von  J.  F. 
Willems,  des  Urhebers  der  vlämischcn  lite- 
rarischen Bewegung  in  Belgien;  weiterhin 
die  Statue  der  Mclpomenc  (1853)  im  französ. 
Theater  und  die  Statue  der  Poesie  (1872) 
im  vlämischen  Theater  zu  Antwerpen,  end- 
lich zwei  Statuen  der  Theaterfassade  von 
Namur  (1863).  Uber  zahlreiche  andere 
Werke  s.  Meyers  Kstlerlex. 

Van  Even,  Louvain  monumental.  — D i e t- 
sche  Warande,  IV  1838  p.  36.  — Pin- 
chart, Archives,  t.  I.  — C h c v.  Marcb.il, 
La  sculpture  beige,  p.  233,  708.  — G.  Beetem  6, 
Anvcrs  mctropolc  des  arts  et  du  commerce,  t.  II 
p.  158.  E.  de  Taeye. 

Arendrup,  Edith,  geb.  Courtauld,  engl. 
Malerin,  gcb.  1846  in  Bocking  (Essex),  bil- 
dete sich  als  Autodidaktin  und  malte  zuerst 
Tierbildcr,  dann  phantasievolle  Szenen  aus 
der  Bibel,  aus  Dantes  Inferno  u.  a.  Als  18- 
jährige  Künstlerin  studierte  sie  einige  Zeit  in 
der  South  Kensington  School.  Ihren  ersten 
größeren  Erfolg  hatte  sie  1870  mit  dem  Bilde : 
Memorics  of  the  first  Palm  Sunday,  das  von 
der  Nat  Gallery  in  Melbourne  angekauft 
wurde.  Seit  1872  lebte  sie  in  Ägypten,  wo 
sie  1873  den  dänischen  Offizier  Arendrup  hei- 
ratete, der  aber  schon  1875  im  Kampfe  gegen 
die  Abessinier  fiel.  1874  stellte  die  Künst- 
lerin in  der  Roy.  Academy  das  Gemälde:  The 
earth  had  lost  her  King  aus  und  1878:  Nubian 
Captivcs  in  Egypt. 

C 1 a y t o n,  English  Female  Artists  1876  II 
10  ff.  — Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 59.  ** 

Arends,  J.,  1871  wurde  in  Amsterdam  ein 
Stilleben  mit  Rebhühnern  verkauft  bez. : J. 
Arends  1635  (nach  Katalog  Roos  & Co.). 

A.  B. 

Arends,  J.  T.  Miniaturmaler,  Hamburg  18. 
Jahrh.,  bezeugt  1738.  (Kaum  identisch  mit 
Johan  Frcderick  Arentz,  dän.  Porträtmaler 
des  18.  Jahrh.,  der  lange  in  Glücksburg,  aber 
wohl  jünger  war.) 

Hamb.  Kstlerlex.  E.  Benest. 

Arends,  Jan,  geb.  in  Dordrecht  11.  9.  1738, 
war  der  Sohn  eines  Chirurgen  und  der  Bruder 
des  Dichters  Roelof  A.,  für  dessen  1757  er- 
schienene Gedichte  er  ein  von  H.  Immink 
gestochenes  Titelblatt  zeichnete.  Er  war  Schü- 
ler von  Joris  Ponse  und  hat  auch  einige  Jahre 
in  Amsterdam  gelebt,  bevor  er  sich  in  Dor- 
drecht niederließ,  namentlich  als  Maler  und 
Zeichner  von  Schiffsdarstellungen.  Längere 
Zeit,  sicher  schon  1771,  wohnte  er  in  Middel- 
burg und  zeichnete  und  radierte  allerhand  An- 
sichten der  Provinz  Zceland,  deren  viele  in 
der  Sammlung  der  Zeeuwschen  Gcnootschap 
daselbst  sich  befinden.  Zwei  Darstellungen 

6 


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Arends  — Arenius 


der  Plünderung  des  Hauses  von  Lucas  van 
Stevening  in  Middelburg  1787,  sind  von  M. 
d’Sallieth  gestochen.  Erst  in  höherem  Alter 
kehrte  er  nach  Dordrecht  zurück  und  starb 
dort  unverheiratet  22.  4.  1805.  Unter  einer 
von  J.  C.  Bcndorp  nach  seiner  Zeichnung  ge- 
stochenen Allegorie  auf  die  Freiheit  1790 
steht  ein  von  ihm  verfaßtes  Gedicht. 

Immerzeel.  — v.  Eynden  u.  v.  d. 
Willigen  II  272.  E.  W.  Moes. 

Arends,  K.  Oskar,  Landschaftsmaler  in 
München,  geb.  in  Plauen  am  8.  4.  1863,  Schü- 
ler der  Dresdener  Akademie  (1881 — 83)  und 
von  Fr.  Preller  d.  j.  (1883 — 86).  Seine  fein- 
naturalistischcn  Landschaften,  zumal  die  aus 
den  neunziger  Jahren  des  vorigen  Jahrh.,  er- 
innern an  die  Arbeiten  Wengleins,  sind  aber 
farbiger.  Das  Bild  „An  der  Amzer“  im  Mus. 
zu  Altenburg. 

Kstchronik  XXIV  646.  — Zcitschr.  f.  b.  Kst. 
N.  F.  I 329.  — Singer,  Kstlerlex.  Nachtrag 
1906.  ** 

Arends,  s.  auch  Arens,  Arents,  Arentss  und 
Ar  ent  s. 

Arendtson,  Cornelius,  schwed.  Maler, 
Sohn  des  Arendt  Lamprecht  (eines  einge- 
wanderten deutschen  Malers).  Sein  Name 
kommt  seit  1611  unter  den  Handwerkern  am 
kgl.  Schlosse  in  Stockholm  vor.  Aus  den 
Aufzeichnungen  des  berühmten  Theologen 
Johannes  Burcus  geht  hervor,  daß  A.  sein  Por- 
trät und  das  seiner  Töchter  zwischen  1628 
bis  1629  malte;  auch  soll  er  das  Bildnis  der 
Königin  Christina  1632  gemalt  haben.  Im 
April  1633  wird  er  zum  letztenmal  in  den 
Schloß-Rechnungen  genannt  Er  scheint  ein 
bedeutendes  Ansehen  gehabt  zu  haben,  aber 
sichere  Werke  sind  nicht  von  ihm  bekannt 

Eichhorn  in  Meyers  Kstlerlex.  — Bu- 
rcus, Almanachaufzeichnungcn  im  Manuskript 
in  d.  kgl.  Bibi,  in  Stockholm.  O.  S. 

Arendzen,  Petrus  Johannes,  holländi- 
scher Stecher  und  Radierer  der  Gegenwart, 
früher  in  Amsterdam  tätig,  wo  um  1887  der 
große  Stich  nach  Rcmbrandts  „Wittwe  Swar- 
tenhont-Bas“,  die  Radierung  nach  Rcmbrandts 
Bürgermeister  Six  und  die  Neue  kathol. 
Kirche,  Vondelstraat,  Amsterdam,  gemalt  von 
P.  J.  II.  Cuppers,  entstanden.  Er  siedelte 
dann  nach  London  über,  wo  er  1890 — 99  in 
der  Roy.  Acad.  ausstclltc. 

Kst.  für  Alle  1S87.  — The  Art  Journal  1880 
232  (Abb.  der  „Bulgaria“  von  Portaeis,  in  Stich). 
— Mehrere  Blätter  von  ihm  in  der  Sammlg. 
H.  H.  Meier,  in  der  Bremer  Ksthalle.  ** 

Arene,  A r n a u d,  Maler  in  Avignon,  um 
1650,  nur  urkundlich  bekannt. 

Archiv,  de  l’Art  Franc.,  Docura.  IV  185. 

H.  V. 

Arengheria,  Ant.  B a s.,  s.  Antonio  da 
Bologna. 

Arenhold,  Gerhard  Justus,  Dilettant 
im  Porträtzeichnen,  geb.  in  Hildesheim,  f in 
Hannover  1775.  Nach  Bildniszeichnungeu 


von  ihm  haben  gestochen:  M.  Bernigeroth  d. 
J.  und  Georg  Daniel  Heumann. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V . 

Arenhold,  L ü d e r,  Marinemaler  in  Kiel, 
geb.  7.  5.  1854  in  Soltau,  war  Marineoffizier 
und  widmete  sich  seit  1881  der  Schiffs- 
und Marinemalerei.  Schüler  von  Leitncr  und 
Hünten,  Mcistcrschülcr  von  H.  Gude  in  Ber- 
lin (1886 — 87),  Studienreisen  nach  China  und 
Südamerika.  Von  ihm:  Gefecht  bei  Eckem- 
förde,  im  Rathause  daselbst;  S.  M.  S.  Niobe, 
in  der  hist.  Sammlung  der  k.  Marinc-Akad. ; 
Kiel,  Regattabild,  im  kaiscrl.  Jachtklub  in 
Kiel,  ferner  30  Kohlezeichnungen  zu  dem  1891 
erschienen.  Werke:  Hist.  Entwickelung  der 
Schiffstypen. 

Das  geistige  Deutschland.  Berlin  u.  Leipzig 
1S98  p.  15/16.  — Dressier,  Ksthandbuch  1908. 

— Kat  der  intern.  Kstausst.  Berlin  1891  u.  1904. 

Arenius,  0 1 o f,  schwed.  Maler,  geb.  1701 

in  Bro  in  Uppland,  f 1766  in  Stockholm. 
Studierte  erst  Theologie  an  der  Universität 
in  Upsala,  wurde  aber  bald  durch  seine  Be- 
gabung zu  der  Malerei  geführt  und  wurde 
Schüler  des  alten  David  von  Krafft  Seine 
selbständige  Wirksamkeit  als  Maler  scheint 
um  die  Mitte  der  20er  Jahre  angefangen  zu 
haben.  Frühestes  signiertes  Bild  von  1726, 
stellt  eine  alte  Frau  dar  (A.  Tollander,  Stock- 
holm), 1728  hat  er  den  Graf  und  die  Gräfin 
J.  G.  Sack  gemalt  (Bergshammar  und  Smlg. 
Rehbinder).  Um  1730  reiste  er  nach  Hol- 
land und  wird  hier  wohl  ganz  besonders 
den  alten  Meistern  viel  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet haben,  denn  nach  seiner  Rückkehr 
1736  malte  er  sorgfältiger  und  gediegener  als 
früher.  Folgende  Porträts  können  als  gute 
Beispiele  seiner  sehr  wahrheitsgetreuen,  aber 
etwas  schwerfälligen  Porträtkunst  angeführt 
werden:  Intendant  Härleman  (Observato- 
rium, Stockholm).  Kaufmann  Bedoire  (Smlg. 
Durling,  Stockholm).  Reichsrat  Ehrenpreuß 
(Upsala-Universität).  In  seinen  größeren 
Paradebildnissen,  wie  die  von  Rcichsrat  Ce- 
dcrcreutz,  1746  (Gripsholm)  und  Graf  Au- 
gustin Ehrensvärd  (Rathaus,  Hclsingfors), 
wird  er  ein  ziemlich  trockener  Barockmaler. 
Er  gehört  doch  zu  den  begabtesten  Künstlern 
seiner  Zeit  in  Schweden  und  ist  während 
der  1740er  Jahre  der  bevorzugte  Porträt- 
maler sowohl  bei  der  Aristokratie  als  bei  den 
Bürgern  in  Stockholm.  Arenius  arbeitete  auch 
Miniaturporträts  in  Ölfarbe.  Folgende  Gra- 
veure haben  nach  ihm  gestochen:  J.  Gillberg 
(H.  Benzelius,  1758),  E.  Geringius  (H.  Cc- 
dercreutz,  1746),  J.  J.  Haid  (C.  Härleman 
und  J.  C.  Hedlingcr),  J.  F.  Martin  (Arvid 
Posse  und  D.  E.  Taube). 

Gahm-Pehrsson,  Konstnärsl.  (Ms.  i.  d. 
Upsala  Univ.-Bibl.).  — Nordisk  Familjcbok.  — 
Levertin,  N.  Lafrcnsen  d.  j.  Stockholm  1899. 

— S i r 6 n,  C.  G.  Pilo.  Stockholm  1902.  — E. 
W.  Moes,  Iconogr.  Bat.  307,  308,  9368.  — J. 
S p c x,  Gedichte,  Haag,  1755  p.  248.  O.  S. 


82 


Arens  — Arentsz 


Arens,  Indrik  (Heinrich),  deutscher 
Goldschmied  des  17.  Jahrh.  am  Hofe  des  Za- 
ren Michael  Feodorowitsch  tätig.  1035  ar- 
beitete er  an  einem  Thronsessel  für  den  Za- 
ren ; 1637  an  einem  Sattel ; 1638  lieferte  er 
einen  goldenen  Pokal ; 1640  einen  zweiten 
Thronsessel. 

O XCT3JX.  npoMSBea.  bi*  Pocc.  bi> 
»an.  Hxn.  apxcoaor.  06m.  (Sa  bei  in,  Metallarb. 
in  Rufiland,  in  d.  Mitt.  d.  Kais,  archäolog.  Ges.) 
St.  Petersburg  1853,  V 20  tu  111  u.  VI  287. 

IV.  A 7 tum a ntt. 

Arens,  Johann  August,  Archit.  in  Ham- 
burg, t 1806  zu  Pisa,  stud.  in  Göttingen;  in 
Kopenhagen  (4  Preise)  ; tätig  in  Frankreich 
bei  de  Wailly,  England,  Italien.  Von  ihm  in 
und  bei  Hamburg  verschiedene  öffentliche 
Gebäude  (Kapellen  auf  dem  Petri-  und  dem 
Katharinenkirchhof,  Kirche  in  Wandsbeck, 
Schul-  und  Arbeitshaus  der  Armenanstalt, 
wobei  zuerst  Mörtelbewurf  in  Hamburg), 
Privathäuser  und  Gartenanlagen.  Antikisie- 
rend, wie  Chr.  F.  Hansen.  Weimarischer 
Baurat  auf  Goethes  Veranlassung.  Seine 
Reiseskizzen  besonders  aus  Italien,  Baurisse, 
Gipsmodelle,  Entwürfe  zu  Denkmälern  früher 
im  Besitz  der  Patriot.  Gescllsch.,  1842  wohl 
verbrannt. 

Hamb.  Kstlerlex.  — W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk 
Kunstnerlex.  — J.  F.  L.  M e y e r,  Über  den 
gegenw.  Zustand  der  bild.  Künste  in  H.  — 
Hans.  Mag.  I 1799  S.  166  ff.  — J a u s s e n, 
Kirchl.  Nachr.  S.  231.  — Bjernatzki  in  R. 
Haupts  Bau-  und  Kunstdenkmälcrn  d.  Prov. 
Schlesw.-H.  III,  Kiel  1889.  — S u h r,  St.  Petri- 
kirche 1842  S.  27  u.  145.  — Körner,  Mitt.  d. 
Ver.  f.  Hamb.  Gesch.  1904  S.  175  f.  - Faul- 
wasser in  „Hamburg  um  die  Jahrhundert- 
wende 1800“  S.  221  {.,  227,  242  f.,  245. 

E.  Benexi. 

Arens,  Marten,  Baumeister  aus  Delft  in 
Holland.  Erbaute  1574 — 1576  das  Rathaus 
in  Emden.  Wahrscheinlich  Schüler  des  Wil- 
lem Danielsz.  van  Tetrode,  der  in  Delft  lebte, 
15G8 — 1576  Baumeister  des  Erzbischofs  von 
Köln  war  und  auch  Hendrik  de  Kayser  be- 
einflußte. 

Mithoff,  Mittelalt.  Kstler.  in  Niedersachs. 
u.  Westf.  — Jalirb.  d.  Ges.  f.  bild.  Kste.  in 
Emden  IV  Heft  1.  — Galland  120.  — Oud 
Holland  1904  p.  73,  75.  A.  W.  Wtitsman . 

Arens,  s.  auch  Arends,  Arents,  Arentsz  u. 
Ar  ent  z. 

Arensburg,  Zach.  Hartwig,  aus  Kur- 
land, schwedischer  Zollbeamter.  Er  hatte  in 
seiner  Jugend  den  Stempelschnitt  erlernt  und 
wurde  vorübergehend  als  Vertreter  des  kran- 
ken A.  Karlsteen  in  der  kgl.  schwedischen 
Münze  beschäftigt.  Es  sind  von  ihm  nur  2 
geringe  Medaillen  bekannt,  auf  König  Karl 
XII.  von  Schweden  vom  Jahre  1718  und  auf 
die  Königin  Ulrike  Eleonore  vom  Jahre  1719. 

E.  Hildebrand,  Svenska  Konungahusets 
Minncspcnningar  1874.  N. 


Arenson,  I s a a c,  Fayencemaler  in  Delft, 
nur  bekannt  durch  den  urkundlichen  Ver- 
merk seiner  Heirat  am  18.  6.  1671. 

Havard,  p.  263  No.  281.  J.C.E.Peelen. 

Arent,  Fayencicr  („platielbakker)  in  Delft. 
Sein  Name  und  Beruf  nur  durch  eine  Ein- 
tragung in  das  III.  Register  der  Begrabenen 
(Delft)  gelegentlich  des  Begräbnisses  seines 
Kindes  am  29.  12.  16-10  genannt. 

O b r e e n,  Archief  VI  23.  /.  C.  E.  Peelen. 

Arent,  Adele,  französ.  Porträtmalerin, 
stellte  im  Pariser  Salon  1846,  47,  48  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gener.  1882. 

H.  V. 

Arent,  s.  auch  Aert  u.  Amt. 

Arente,  Pedro  de,  span.  Maler.  Von  ihm 
oder  wenigstens  aus  seiner  Schule  in  der  Ka- 
thedrale von  Murcia  eine  Geburt  Christi  und 
eine  Anbetung  der  Könige  in  Bassanos  Ma- 
nier. 

Neue  Zusätze  zu  Füsslis  Kstlerlex.  (1S24)  p. 
159.  M.  v.  B. 

Arento,  I p p o 1 i t o,  italien.  Bildhauer,  ge- 
hörte zu  den  mittelmäßigen  Talenten,  die  um 
1574  von  den  d’Este  in  Ferrara  beschäftigt 
wurden. 

Perkim,  Les  Sculpteurs  Italiens  II  280,  An- 
merkung 2.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Arents,  Aryaentje,  Maler,  kam  30.  12. 

1658  in  die  Leidener  Zunft,  wird  erwähnt  bis 

1659  und  ist  dann  von  Leiden  weggezogen. 

Obreens  Archicf  V 221.  E.  IV.  Mo  es. 

Arents,  J a n.,  s.  Man.,  J.  A.  de. 

Arents,  s.  auch  Arends,  Arens,  Arentsz  u. 
Ar  ent  z. 

Arentse,  C 1 a e s,  holl.  Bildhauer  im  17. 
Jahrh.,  erhält  6.  7.  1638  das  Amsterdamer 
Bürgerrecht,  heiratet  20.  1.  1639,  30  Jahre  alt, 
in  Haarlem,  wo  er  früher  wohnhaft  war,  Mar- 
ritge  Egberts,  Witwe  Jan  Jansz.  Seine  Mut- 
ter war  Nelle  Cornelisd,  und  „assistierte“ 
ihn.  Er  wohnte  damals  Coninxgraft  oder 
Singel  in  Amsterdam. 

Obreen,  Archief  V.  A.  IV.  Weissinan. 

Arentsen,  W.,  war  ein  Porträtmaler,  der 
1701  in  Friesland  gelebt  zu  haben  scheint. 
Kramm  erwähnt  aus  diesem  Jahre  einige  Bild- 
nisse der  Familie  Hattinger  von  ihm. 

Kramm,  De  Leveps  etc.  Suppl.  E.  W.  Moes. 

Arentsz.,  Adriaen,  Maler,  wurde,  von 
Mecheln  kommend,  2.  11.  1594  Bürger  von 
Delft. 

Obreens  Archief  IV  279.  E.  W.  Moes. 

Arentsz.,  Arent,  s.  Cabcl  u.  de  Lange. 

Arentsz.,  C 1 a e s,  war  1378  als  Maler  in  Ut- 
recht tätig. 

Müller,  Utr.  Arch.  14.  E.  W.  Moes. 

Arentsz,  Louis,  Faycncier  („plateel- 
backer“) in  Delft,  nur  durch  den  urkundl. 
Vermerk  seiner  Heirat  am  6.  11.  1644  bekannt. 

Havard,  p.  230  No.  141.  /.  C.  E.  Peelen. 

Arentsz,  Pool,  Fayencicr  („platielbakker“) 
in  Delft,  nur  dem  Namen  nach  bekannt  durch 
die  Eintragung  in  das  „III.  Register  der  Be- 


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Arentsz  — Aretusi 


grabenen“  (Delft)  gelegentlich  des  Begräb- 
nisses seines  Kindes  am  12.  1.  1634. 

O b r e c n,  Archicf  VI  22.  J.  C.  E.  Peelen. 

Arentsz.,  Symon,  Maler,  verkauft  1649  in 
Haarlem  ein  Haus  in  der  Kleinen  Houtstraat. 

Van  der  Willigen  46.  E.  W.  Moes. 

Arentsz,  Willem,  holländ.  Maler.  In 
einem  Inventar  (Witwe  von  Pieter  Lourensz 
Spieghel)  in  Amsterdam.  Aug.  1630,  wo  nur 
ältere  Bilder,  vornehmlich  von  Dirck  Ba- 
rentsz  erwähnt  sind,  kommt  vor:  Ein  Kru- 
zifix von  Willem  Arentsz;  auf  36  Gulden 
taxiert.  A.  B, 

Arentsz,  s.  auch  Arends,  Arens,  Ar  ent  s u. 
Arentz. 

Arentz,  Johan  Frederik,  dän.  Bildnis- 
maler in  der  letzten  Hälfte  des  18.  Jahrh., 
er  soll  1790  gestorben  sein,  Schüler  der  Kunst- 
akademie in  Kopenhagen  und  des  Professors 
Pilo  (nach  anderen  Angaben  war  Professor 
Als  sein  Lehrer).  Tätig  in  Kopenhagen  und 
wahrscheinlich  später  in  Glücksburg.  A.  hat 
das  Bildnis  des  Rechenmeisters  H.  C.  Kra- 
mer (1761)  radiert.  — Ein  Johan  Arentz 
wird  erwähnt  als  Porzellanmaler  an  der  kgl. 
Porzellanfabrik  in  Kopenhagen  1796. 

W c i n w i c h,  Kstlerlcx.  1829.  — Meyer, 
Kstlerlex.  (Arends).  — Weilbach,  Nyt  dansk 
Kunstnerlex.  I 1896.  — Kunstgewerbeblatt  N.  F. 
V 217.  A.  R. 

Arentz,  Magnella  Kirstine  Djörup, 
norweg.  Künstlerin,  gcb.  30.  12.  1874  in 
Tromsö,  hat  sich  hauptsächlich  mit  Porzel- 
lanmalerei und  Kunststickerei  beschäftigt. 
Ausgebildet  an  der  kgl.  Kunst-  und  Gewerbe- 
schule zu  Christiania,  bei  den  Malern  Har- 
rict  Bäcker  in  Christiania  und  Viggo  Peder- 
sen  in  Kopenhagen,  trieb  dann  kunstgewerb- 
liche Studien  in  Kopenhagen,  Wien,  Berlin 
(1903  mit  Stipendium)  und  Italien.  Den 
Winter  1904 — 5 in  Spanien.  Silbermedaille 
auf  der  Ausstellg.  in  Bergen  1898  (Kunst- 
stickerei und  Porzellanmalerei) ; mention 
honorablc  in  Paris  1900.  Heiratete  im  Früh- 
jahr 1904  den  dänischen  Architekten  Egil 
Fischer.  Wohnt  in  Kopenhagen. 

Mitteilungen  der  Künstlerin.  C.  W.  Schnitter. 

Arentz,  s.  auch  Arends,  Arens,  Arents  u. 

- Arentsz. 

D.  R.  Arentzen  pinx.  war  ein  Bild,  Jesus 
mit  der  Samaritcrin  am  Brunnen,  bezeichnet, 
das  Kramm  in  die  erste  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
verlegte. 

Kramm,  De  Levens  etc.  E.  W.  Moes. 

Aresquier,  J e h a n,  Werkmeister  der  Stadt 
Montpellier,  1381  zum  „consul  peyrier“  er- 
nannt. 

Renouvicr  et  Ricard,  Des  maitres  de 
pierre  de  Montpellier.  — Bauchal,  Dict.  des 
archit.  C.  Enlart. 

Aressy,  P.,  Porträtmaler  in  Paris,  stellte 
im  Salon  1897  und  1901  aus.  h.  V. 

Aretaeus,  Daniel,  Bildhauer  und  Zise- 
leur, der  nach  den  Annalcs  Corbeienses  im 


Jahre  1455  aus  Korvei  in  Westfalen  vom 
König  von  Dänemark  (Christian  I.)  „welcher 
ihn  sehr  hoch  schätzte“,  berufen  wurde.  Ob 
er  der  Meister  des  sogenannten  Oldenburgi- 
schen  Hornes  (im  Schlosse  Rosenborg)  ist, 
scheint  zweifelhaft.  Das  Horn  soll  ursprüng- 
lich für  die  Kapelle  der  heiligen  drei  Könige 
in  Köln  bestimmt  gewesen  sein. 

Script.  Rcrum  Brunsvic.  II  318.  — Wein- 
wich, Kunsthistorie  (1811)  S.  2.  — Mithoff, 
Mittelalterl.  Künstler  Niedersachsens  und  West- 
falens 2.  Ausg.  1885.  — Nyrop,  Dansk  Guld- 
sraedekunst  S.  18,  159.  — Nordhoff,  Eisen- 
huth  III  155.  — Repertorium  f.  Kunstwissen- 
schaft VII  455  (wird  hier  Arctracus  genannt). 
— Weilbach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I 1896. 

A.  R. 

Arethon,  angeblicher  Gcmmcnschncidcr,  s. 
Alpheos. 

Aretin,  Adam,  Freiherr  v o n,  1769 — 1822, 
Dilettant  im  Radieren. 

Meyer,  Kstlerlcx.  H.  V. 

Aretin,  Anna  Maria,  Freifrau  von,  zeich- 
nete und  radierte  als  Dilettantin  um  1820 
einige  I-andschaften  und  Genreszenen. 

Meyer,  Kstlerlcx.  H.  V. 

Aretin,  Friederike,  Freifrau  von,  ra- 
dierte als  Dilettantin  zwei  Landschaften. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Maillinger,  Bil- 
derchronik d.  Stadt  München  1876,  I 247. 

H.  V. 

Aretin,  Georg,  Freiherr  von,  Bruder  des 
Adam,  1771 — 1843,  fertigte  als  Dilettant  einige 
Landschaftsradierungen  und  lithographierte 
Ansichten  bayrischer  Schlösser. 

Meyer,  Kstlerlex.  . H.  V. 

Aretin,  Rosa,  Baronin  von,  gcb.  zu 
München  1794,  zeichnete  und  radierte  Land- 
schaften in  quer  Oktav-Format. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Aretino,  Leone,  s.  Leoni,  Leone. 

Aretino,  N i c c o 1 o,  s.  Lamberti,  Nie. 

Aretino,  P a r r i,  s.  Parri  di  Spinello. 

Aretino,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen. 

Aretraeus,  s.  Aretaeus. 

Aretusi,  Alessandro,  Maler  aus  Mode- 
na, um  1650  in  Toskana  tätig;  von  seinem 
Zeitgenossen  Vcdriani  als  ein  sehr  tüchtiger 
und  fruchtbarer  Künstler  gerühmt,  der  na- 
mentlich als  Porträtist  an  Fürstenhöfen  sehr 
gesucht  gewesen  sein  soll.  Nach  Boni  viele 
gute  Bilder  von  seiner  Hand  in  Florenz,  Mo- 
dena und  Reggio. 

Vcdriani,  Racc.  di  pitt.  Modenesi  1662  p. 
124.  — Tiraboschi,  Not.  dei  pitt.  di  Modena 
p.  302.  — Z a n i,  Encicl.  II  185.  — Boni, 
Biogr.  d.  Artisti.  F.  Malaguzsi-Valeri. 

Aretusi,  C e s a r e,  italien.  Maler,  t 1612. 
Sohn  eines  Pellegrino,  wie  eine  Urkunde,  die 
Scarabelli-Zunti  in  seinem  im  Besitz  des  R. 
Museo  di  Antichitä  zu  Parma  befindlichem 
Manuskript  wiedergibt,  bezeugt.  Es  ist  der 
Kontrakt,  der  27.  8.  1586  zwischen  Cesare 
A.  und  den  Benediktinermönchen  bezüglich 
der  Ausmalung  des  Chores  der  Kirche  S. 


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Aretusi 


Giovanni  in  Parma  abgeschlossen  wurde.  Hier 
wird  der  Künstler  bezeichnet  als  „Egregius 
D.  Caesar  Aretusius  qqm  D.  Peregrini,  pic- 
tor  et  civis  Bononiensis“.  Tiraboschi  nimmt 
an,  daß  der  Vater  des  Cesare  mit  dem  be- 
kannten Maler  Pcllcgrino  Aretusi  gen.  Mu- 
nari  identisch  sei  und  daß  Cesare  1540  in  Mo- 
dena geboren  sei.  Dem  steht  entgegen,  daß 
der  Maler  Pellcgrino  A.  bereits  1523  gestor- 
ben ist,  und  daß,  falls  man  das  Geburtsjahr 
des  Cesare  früher  als  1523  setzen  wollte,  der 
1612  erst  verstorbene  Künstler  ein  so  hohes 
Alter  erreicht  haben  würde,  daß  seine  Biogra- 
phen das  gewiß  hervorgehoben  hätten.  Nach 
anderen  Autoren  wäre  Cesare  A.  Bolognese 
von  Geburt,  da  er  auf  Gemälden  und  in  Ur- 
kunden als  „pictor  bononiensis“  bezeichnet 
ist.  Jedenfalls  verlebte  er  schon  seine  Jugend 
in  Bologna,  wo  er  die  Malkunst  nach  den 
Werken  des  Bart.  Ramenghi,  des  Bagnaca- 
vallo,  und  namentlich  nach  denen  der  großen 
venetianischen  Meister  studierte,  von  denen 
er  die  Kraft  und  Lebhaftigkeit  seines  maleri- 
schen Vortrags  erwarb.  Da  er  jedoch  eine 
gewisse  Schwäche  in  der  Zeichnung  und  einen 
fühlbaren  Mangel  an  Erfindungsgabe  nie  recht 
überwinden  konnte,  verband  er  sich  mit  Giam- 
battista  Fiorini,  einem  Bologneser  Kunstge- 
nossen, der  in  Zeichnung  und  Komposition 
reicher  begabt  war,  während  ihm  hinwiederum 
das  koloristische  Talent  völlig  abging.  So 
arbeiteten  beide  Künstler  gemeinsam  und 
schufen  eine  Reihe  anerkannter  Kunstwerke. 
Unter  diesen  nehmen  die  Fresken  im  Chor 
von  S.  Pietro  zu  Bologna  mit  der  Darstellung 
der  Übergabe  des  Schlüsselamtes  an  den  Apo- 
stelfürsten die  vornehmste  Stelle  ein.  Unter 
Cesare  Aretusis  Ölgemälden  ist  ein  Bild  im 
Chor  der  Kirche  de’  Servi  hervorzuheben,  dar- 
stellend das  Meßwunder  des  hl.  Gregor,  fer- 
ner in  S.  Giovanni  in  Monte  eine  Geburt 
der  Maria  unter  einer  Engelglorie  und  auf 
dem  Hochaltäre  in  S.  Bcnedetto  eine  „Con- 
ceptio  immaculata“.  Sodann  malte  Aretusi 
das  Hochaltarbild  in  der  Kirche  della  Caritä 
mit  der  Madonnenfigur  zwischen  dem  hl. 
Franciscus  und  einer  Caritas,  in  der  Theatiner- 
kirche das  Altarbild  mit  dem  hl.  Bartholo- 
maeus. 

Aretusi  war  äußerst  geschickt  im  Kopieren 
der  Werke  anderer  Maler,  und  häufig  wurden 
seine  Kopien  als  Originale  verkauft.  Als 
daher  die  Benediktinermönche  von  S.  Gio- 
vanni in  Parma  den  mit  Correggios  Marien- 
krönung geschmückten  Chor  ihrer  Kirche  ver- 
größern wollten,  beauftragten  sic,  wie  aus 
dem  oben  zitierten  Kontrakt  von  15S6  hervor- 
geht, Cesare  Aretusi  mit  der  Herstellung  einer 
genauen  Kopie,  nach  der  unser  Künstler  dann 
das  Gemälde  des  Correggio  in  vergrößertem 
Maßstabe  wiederholen  mußte.  Daraufhin 
wurde  er  vom  Herzog  von  Parma  Ranuccio 


I.  Farnese  zum  Hofmaler  ernannt.  Das  von 
seiner  Hand  gemalte  Porträt  dieses  Fürsten 
befindet  sich  jetzt  in  der  Galerie  zu  Parma, 
ebenda  auch  sein  Bildnis  eines  Servitenmön- 
ches  Paolo  Ricci,  auf  der  Rückseite  bezeichnet 
„Cesar  Aretusi  Bon.  f.  1602“,  sowie  ein  ebenso 
bezeichnetes  Bildnis  eines  älteren  spitzbärtigen 
Mannes.  Gerade  als  Porträtist  war  Aretusi  be- 
sonders tüchtig.  Sein  Ruf  als  Bildnismaler 
verschaffte  dem  Künstler  auch  den  Vertrauens- 
auftrag, für  den  Herzog  von  Ferrara  einige  Da- 
men des  dortigen  Hofes  insgeheim  porträtieren 
zu  dürfen ; da  er  jedoch  dieses  Vertrauen  gemiß- 
braucht  und  die  betreffenden  Frauenbildnisse 
unbefugten  Personen  gezeigt  hatte,  fiel  er  ln 
Ungnade  und  wurde  vom  Hofe  verbannt  Er 
kehrte  darauf  nach  Bologna  zurück,  wandte 
sich  von  dort  nach  Modena  und  starb  schließ- 
lich in  Toskana  1612.  — In  Ottleys  Besitze 
(s.  Notices)  befand  sich  eine  Radierung  mit 
der  Madonna  und  Heiligen  und  dem  Mono- 
gramm C darin  A und  R verschlungen,  auf 
der  Rückseite  von  alter  Hand  geschrieben 
„Cesare  Aretusi  Bol."  (vgl.  Meyers  Kstlerlex.), 
doch  wäre  dies  das  einzige  Zeugnis  von  einer 
Tätigkeit  A.s  als  Radierer. 

M a 1 v a s i a,  Felsina  Pittrice  I 331.  — A f f ö, 
Vita  etc.  del  Parm.  p.  95  Anm.  — Gualandi, 
Memorie  III  185.  — M a s i n i,  Bologna  perlustr. 
I 39,  116,  123,  132,  161,  170,  171.  — Tira- 
boschi, Not.  dei  pitt.  di  Modena  p.  303.  — 
L a n z i,  Stör.  pitt.  III  60,  426  ; IV  58.  — S a 1 a, 
Pitture  di  Brescia  p.  71.  — Averoldi,  Pitt, 
etc.  di  Brescia  p.  152.  — Chizzolo,  Pitt.  etc. 
di  Brescia  p.  109.  — Brognoli,  Brescia  p. 
100.  — Campori,  Raccolta  de’  Cataloghi  p. 
192.  — J.  Meyer,  Correggio  p.  167  168,  301, 
310  etc.  — Meyer,  Kstlerlex.  — C.  Ricci, 
La  Galleria  di  Parma  1896  p.  207.  B.  Magni. 

Aretusi,  Giovanni,  genannt  Munari, 
Maler  in  Modena,  tätig  1487 — 1490.  Er  scheint 
sich  besonders  der  dekorativen  Bemalung 
kleiner  Gegenstände  gewidmet  zu  haben, 
Pferdeharnische,  Wappenschilder  für  Tour- 
niere, Geldschränke,  Hochzeitstruhen  etc.,  die 
er  in  Modena  für  den  herzoglichen  Hof  von 
Ferrara  ausführte  (Dokument  des  Staats- 
archivs von  Modena).  So  erhielt  er  1487  die 
Bezahlung  für  12  bemalte  und  mit  Leder  über- 
zogene Geldschränke;  1490  sandte  er  bemalte 
Truhen  nach  Ferrara,  die  zur  Ausstattung 
von  Beatrice  d’Este  bestimmt  waren.  Der 
Modencscr  Chronist  Lancillotto  spricht  auch 
von  seinen  größeren  Malereien,  und  zwar  von 
Fresken  in  einer  Kapelle  von  S.  Carmine  in 
Modena,  wo  sich  auch  eine  Pietä  seiner  Hand 
befand.  Heute  ist  jede  Spur  von  ihm  ver- 
wischt. 

V e d r i a n i,  Racc.  di  pitt.  etc.  mod.  p.  41.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  — Venturiin  Atti  c Mem. 
d.  R.  Dcp.  di  Stör.  Patr.  per  lc  Prov.  Mod.  e 
Parm.  Ser.  III  vol.  III  parte  2 p.  579,  in  Arch. 
stör,  dell*  arte  III  380,  im  Jahrb.  der  preuß. 
Kstsamml.  XI  183.  — Hermann,  Jahrb.  d. 
Kstsamml.  d.  Allerh.  Kaiserh.  XXI  212.  — Arch. 
stör.  d.  arte  VII  55.  Lisetia  Ciaccio. 


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Aretusi  — Arfe 


Aretusi,  P e 1 1 e g r i n o,  genannt  Munari, 
Maler  in  Modena,  Sohn  des  Giovanni  A.  Da 
er  14S8  schon  verlobt  und  ein  fertiger  Maler 
war,  kann  man  das  Datum  seiner  Geburt  zwi- 
schen 1460  und  1465  setzen.  1495  bemalte  er 
einige  Figuren,  wahrscheinlich  in  Terrakotta 
für  das  Oratorio  della  Morte  in  Modena. 
Durch  Raffaels  Ruhm  angezogen,  begab  er 
sich,  wahrscheinlich  gegen  1510,  nach  Rom, 
wo  er  mit  den  Schülern  des  Meisters  in  den 
vatikanischen  Loggien,  im  Korridor  (jetzt 
Gallcria  Lapidaria)  und  in  anderen  Zimmern 
Historien  und  Grotesken  malte,  ferner  in  S. 
Giovanni  degli  Spagnuoli,  in  S.  Luigi  dei 
Francesi,  in  S.  Eustachio,  in  der  Trinitä  dei 
Monti,  in  S.  Antonino  dei  Portoghesi  etc.  In 
Rom  beteiligte  er  sich  auch  mit  einigen  an- 
deren Künstlern  an  den  Dekorationen  für  das 
Fest  der  Agoni,  das  1515  stattfand;  er  malte 
dafür  3 Wagen  mit  symbolischen  Darstellun- 
gen der  Heiterkeit,  Großmut  und  Stärke. 
Nach  Raffaels  Tod  (1520)  kehrte  er  in  seine 
Heimat  zurück,  wo  auch  einige  seiner  Werke 
erwähnt  werden:  Taufe  Christi  in  der  Com- 
pagnia  dei  Battuti ; Altarbild  mit  den  Heiligen 
Cosmas  und  Damian  (1523  datiert)  und  eine 
Krönung  der  Jungfrau  in  den  Scrvi;  ein 
Altarbild  in  S.  Maria  della  Neve;  eine  Ge- 
burt Christi  in  S.  Paolo;  die  Anbetung  der  8 
Könige  in  S.  Francesco  ctc.  1523  wurde 
Pellegrino  von  einem  Verwandten  der  Fa- 
milie Bastardi  ermordet,  nachdem  sein  Sohn 
ein  Mitglied  derselben  getötet  hatte.  Bis  vor 
wenigen  Jahren  ließ  sich  keine  Arbeit  Pelle- 
grinos  mehr  nachweisen.  Von  seiner  ganzen 
römischen  Tätigkeit  waren  schon  in  Tira- 
boschis  Zeit  nur  noch  die  Malereien  in  den 
Loggien  des  Vatikan  bekannt,  in  denen  sich 
der  Anteil  des  Künstlers  von  den  Arbeiten  der 
anderen  Raffaelschülcr  nicht  unterscheiden 
läßt,  und  in  Modena  befand  sich  kein  Gemälde 
A.s  mehr  an  seinem  ursprünglichen  Aufstel- 
lungsort und  man  wußte  auch  nicht,  wohin 
die  Bilder  gekommen  waren.  Ein  Pellegrino 
zugcschricbcnes  Gemälde  in  der  Gal.  Este  in 
Modena  ist  sicher  nicht  von  ihm,  da  es  dem 
Stile  nach  einer  späteren  Zeit  angehört.  Ven- 
turi  gebührt  das  Verdienst  1887  ein  sicheres 
Werk  des  Pellegrino  in  dem  in  der  Pinacoteca 
von  Ferrara  befindlichen  Bild  entdeckt  zu  ha- 
ben, das  die  Jungfrau  auf  dem  Thron  mit  den 
Heiligen  Gcminiano  und  Gerolamo  darstcllt. 
Es  ist  das  Bild,  das  1509  auf  dem  Altar  der 
Brüderschaft  von  S.  Maria  della  Neve  in 
Modena  aufgestellt  wurde.  Lancilotto  be- 
richtet, daß  es  von  Lazzarelli,  Pagani,  Ve- 
driani,  Tiraboschi  ctc.  beschrieben  und  1811 
nach  Mailand  geschickt  wurde,  nachdem  es 
vorher  in  die  Kirche  S.  Giovanni  in  Modena 
überführt  worden  war.  Von  diesem  Bild 
sagt  Tiraboschi,  daß  es  sehr  verschieden  von 
den  Werken  war,  die  Pellegrino  nach  seinem 


Aufenthalt  in  Rom  ausführte;  er  zeigt  sich 
hier  dem  Francesco  Bianchi  Ferrari  nahe  ver- 
wandt und  wie  alle  damaligen  Modeneser  Ma- 
ler stark  beeinflußt  durch  die  Ferraresischen 
Künstler,  namentlich  durch  Ercole  Grandi. 
Die  Feinheit  des  Details,  die  Vornehmheit  der 
Figuren,  die  Lebhaftigkeit  des  Kolorits  stem- 
peln das  Werk  zu  einem  der  besten  der  Mo- 
deneser Schule  von  Anfang  des  Cinquecento. 
Auf  Grund  dieses  authentischen  Bildes  kann 
man  vielleicht  dem  Pellegrino  auch  das  in  der 
casa  Rangoni  in  Modena  befindliche  Bild  zu- 
schreiben, die  Madonna  auf  dem  Thron  mit 
den  Heiligen  Giov.  Batt.,  Girolamo  und  dem 
Stifter  Nicolo  Rangoni  mit  seiner  Frau 
Bianca  Bentivoglio,  das  sicher  vor  1500  ge- 
malt ist,  da  Rangoni  in  diesem  Jahre  starb. 
Das  Bild  in  der  Kirche  S.  Pietro  in  Modena 
und  das  Altarbild  No.  1182  in  der  Berliner 
Galerie,  ehemals  dem  Pellegrino  zugcschrie- 
ben,  sind  von  Francesco  Bianchi  Ferrari. 

Vasari-Lemonnier  VIII  246—248.  — 
Scannell  i,  II  Microcosmo  della  pitt.  (1657; 
p.  312—314.  — Vedriani,  Racc.  di  pitt.  etc. 
mod.  (1662)  p.  38,  41.  — T i t i,  Ammaestramento 
etc.  (1686)  p.  123,  125,  128,  292,  293,  343,  370, 
416,  427.  — Tiraboschi,  Not.  dei  pitt.  etc. 
(1786)  p.  277.  — Passavant,  Raphael  I 340. 

— Ferrari  - Moren  i,  Intorno  a un  dipinto 
di  Pell.  Munari  (1867).  — Corvisieri  in 
„II  Buonarroti“,  Ser.  II  vol.  IV  p.  158.  — J a - 
nitsebek  in  Repcrt.  f.  Kstwisssch.  II  416 — 7. 

— Lermolieff,  Gail,  in  Berlin.  — V e n - 

t u r i in  Atti  e Mem.  d.  R.  Dep.  di  Stör.  Patr. 
per  le  Prov.  Mod.  e Partn.,  Ser.  III  vol.  III 
partc  1 p.  260 — 1,  im  Jahrb.  d.  preuß.  Kstsamml. 
VIII  82—88,  in  Arch.  Stör.  d.  arte  II  379-396, 
in  L’Arte  1898  p.  279 — 303.  — W.  Bode  im 
Jahrb.  d.  preuß.  Kstsamml.  VIII  p.  123,  130.  — 
Jacobsen  im  Repcrt.  für  Kunstwissenschaft 
XXIII  362/3.  Lisetta  Ciaccio. 

Arlvalo,  Juan  de,  Bildhauer,  arbeitete 
1537  mit  andern  an  dem  Portal  der  Turm- 
kapellc  in  der  Kathedrale  von  Toledo,  das  mit 
Blumengewinden,  Kindern  und  kleinen  Tieren 
verziert  ist.  Die  Wappenschilder  an  derselben 
führte  er  mit  Leonardo  Aleas  und  Martin  de 
Inarra  aus. 

Cean  Bermudcz,  Dicc.  I 52.  A 

Arevalo,  Juan  Cano  de,  s.  Cano  de  Are- 
valo, Juan. 

Arevalo,  Pedro  de,  Maler  in  Valladolid. 
1598  führte  er  Schilder  und  Wappen  für  die 
Trauerdekoration  aus,  welche  die  Universität 
für  die  Leichenfeier  Philipps  II.  machen  ließ. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  histor.  artist. 
S.  235.  M.  v.  B. 

Areztiburu,  D om i n g o de,  Baumstr.,  ver- 
zierte 1580  die  Kapelle  Santiago  in  der  Ma- 
rienkirche zu  Scgura  in  Guipüzcoa. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  24.  A 

Axezzo,  d',  s.  unter  den  damit  verbundenen 
Vornamen. 

Arfe,  (Arphc)  ist  der  Name  einer  in  Spa- 
nien tätigen  Goldschmiedsfamilie,  welche  aus 
Deutschland  oder  Flandern  eingewandert  ist. 


86 


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Arfe 


Der  Name  Harf,  Harfe,  vielleicht  von  einem 
Stammhaus  mit  dem  Wahrzeichen  der  Harfe 
hergenommen,  ist  im  Mittelalter  am  Nieder- 
rhein verbreitet  und  findet  siet  z.  B.  in  Köl- 
ner Schreinsbüchern  während  des  13.  und  14. 
Jahrh.  Die  Mitglieder  dieser  Familie  haben 
sich  besonders  durch  die  großartigen  taber- 
nakclartigen  silbernen  Custodias  berühmt  ge- 
macht, welche  in  den  span.  Kathedralen  aus- 
schließlich in  der  Oktave  des  Fronleichnams- 
festes benutzt  werden,  um  darin  die  Mon- 
stranz mit  der  Hostie  auszustellen  oder  auf 
ebenso  reichen  und  prächtig  geschmückten 
Gestellen  (Andas)  umherzufahren.  Hcnrique 
der  Großvater,  Antonio  der  Vater  und  Juan 
der  Sohn  und  Enkel  bezeichnen  außerdem  die 
3 Stilentwickelungen,  der  spätgotischen,  der 
platereskcn  und  der  klassischen  Cinquecento- 
Periode  der  span.  Kunst  des  16.  Jahrh.*) 

Cean  Bermudez,  Dicc.  1 54—67.  — Vi- 
fiaza,  Adic.  II  22—32.  — Marti  y Mons6, 
Estud.  histor.  artist.  — J u s t i,  Die  Gold- 
schmiedfamiHe  der  Arphe.  Ztschr.  f.  christl. 
Kunst  VII.  1894  und  Neudruck  in  den  Miscel- 
laneen  aus  drei  Jahrh.  span.  Kunstlcbens,  1908, 
I 271  ff.  — D a v i 1 1 i e r,  Orf6vr.  cn  Espagne. 
— U n g e r in  Meyers  Kstlerlex.  M . v.  B. 

Arfe,  Enrique  de,  kam  wahrscheinlich 
im  Gefolge  Philipps  des  Schönen  aus  Flan- 
dern nach  Spanien;  am  28.  4.  1506  landete 
Philipp  der  Schöne  in  Coruna  und  am  13.  7. 
1506  Unterzeichnete  der  Künstler  den  Kon- 
trakt über  die  Anfertigung  der  Custodie  von 
Leön.  Für  den  flandrischen  Ursprung  des 
Künstlers  spricht  auch  der  Umstand,  daß  der 
Aufriß  des  Turmes  von  St.  Romuald  in  Mc- 
cheln  in  seinem  Stil  nahe  verwandt  ist  mit 
Enriques  Custodien.  Die  erste  in  Spanien 
von  ihm  gefertigte  war  jene  der  Kathedrale 
von  Leon,  ein  fünfgeschossiges  Werk  von  10 
Fuß  Höhe;  sie  wurde  samt  den  von  Antonio 
de  A.  gefertigten  Andas  von  den  Franzosen 
geraubt,  wie  auch  jene  für  das  Benediktiner- 
kloster zu  Sahagun  in  Alt- Kastilien  1810  bei 
der  Plünderung  durch  die  Franzosen  zugrunde 
ging.  Erhalten  sind  noch  jene,  die  Enrique 
1518 — 18  für  die  Kathedrale  von  Cordova  an- 
fertigte, sie  hat  4 Geschosse  und  wiegt  532 
Mark  Silber,  und  die  von  1515 — 1524  im 
Wettbewerbe  gegen  Juan  de  Borgofia  und 
Diego  Copin  für  die  Kathedrale  von  Toledo 
ausgeführte.  Diese  ist  9 Fuß  hoch,  enthält 
795  Mark  Silber  u.  57  Mark  Gold  und  trägt 


260  Statuetten:  „sie  war  das  letzte  Wort  der 
Gotik  in  der  kirchlichen  Goldschmiedekunst 
Spaniens“. 

Außerdem  hat  Henrique  für  verschiedene 
Kirchen  kleinere  Geräte  aller  Art  verfertigt. 
Sein  Ruhm  wurde  durch  seinen  Enkel  ver- 
dunkelt, aber  es  zeichnet  ihn  aus,  daß  er  in 
dem  immer  noch  spätgotischen  Stile  arbeitet 
und  deshalb  in  Harmonie  mit  der  Architektur 
der  gotischen  Dome  bleibt.  Aus  diesem  Grunde 
galt  er  selbst  dann  noch,  als  der  von  sei- 
nem Enkel  vertretene  Geschmack  des  Michel- 
angelo auch  in  Spanien  alles  beherrschte,  für 
den  größten  Meister  und  als  ein  unerreichtes 
Vorbild  unter  den  Goldschmieden. 

Henrique  lebte  noch  1543,  da  ihm  und  sei- 
ner Gattin  Gertrude  Rodriguez  Carreno  das 
Domkapitel  zu  Leön  gestattete,  ein  demselben 
verpfändetes  Haus  zu  verkaufen,  und  er  war 
später  noch  einmal  mit  Velluda  de  Ver  ver- 
heiratet, die  nach  der  Grabschrift  in  der  Ka- 
thedrale 1562  starb.  Er  scheint  in  den  spä- 
teren Jahren  nicht. mehr  gearbeitet  zu  haben, 
da  er  sich  wohl  nicht  mehr  dem  veränderten 
Geschmack  der  Zeit  anbequemen  konnte.  Ein 
Schüler  von  ihm  war  Juan  Ruiz,  gen.  il  Van- 
dolino,  in  Cordova. 

Arfe,  Antonio  de,  zu  Leön,  war  einer 
der  ersten  in  Spanien,  der  bei  Goldschmieds- 
arbeiten den  gotischen  Stil  verbannte  und  sich 
dafür  der  mit  arabischen  und  gotischen  Ele- 
menten verquickten  italien.  Manier  bediente, 
die  man  dort  den  platereskcn  d.  h.  Silber- 
schmieds-Stil  nennt,  weil  der  zierliche  Reich- 
tum und  die  phantastische  Überschwenglich- 
keit desselben  sich  besser  für  luxuriöse  Gold- 
schmiedsarbeiten eignen,  als  für  monumentale 
Marmorwerke,  und  daher  von  jenem  entlehnt 
scheinen,  obgleich  das  Verhältnis  in  Wahr- 
heit das  umgekehrte  ist.  Antonio  hat  sich 
nicht  so  großen  Ruf  erworben,  als  sein  Vater 
und  sein  Sohn,  obwohl  er  in  der  Komposition 
tüchtig,  in  der  Technik  vollendet  war.  Seine 
vorzüglichsten  Werke  sind  die  6%  Fuß  hohe 
Custodia  der  Marienkirche  zu  Medina  de  Rio- 
seco  in  Altkastilien,  sie  ruht  auf  einem  zwölf- 
eckigen Sockel  und  besteht  aus  4 Tempeln  in 
der  Form  vierseitiger  Bogenhallen,  und  die 
der  Kathedrale  von  St.  Jago  de  Compostella 
in  Galicien,  die  er  1540  begann  und  1554  voll- 
endete, sie  besteht  aus  4 sechseckigen  Tcm- 


*)  Enrique  de  Arfe,  vermählt  mit 

1.  Gertrude  Rodriguez  Carreno 

2.  Velluda  de  Ver 


Antonio  de  Arfe  verm.  mit  Maria  de  Betanzos 


Jüan  de  Arfe  y Villafane 

Antonio  de  A. 

? Enrique  de  A. 

vermahlt  mit 

vermahlt  mit 

Anna  Martinez  deCarriön 

? Mariana  Durango 

Germana  de  Arfe  ver- 
mahlt mit  Lcsmes 
Fernändez  del  Moral. 

87 

Luis 

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Arfe 


peln,  flankiert  von  6 kleinen  Tempeln.  Auch 
wurden  ihm  zwei  andere  prachtvolle  Werke 
zugeschrieben,  die  in  den  napolconischen  Krie- 
gen von  den  Franzosen  geraubt  wurden,  näm- 
lich die  Custodia  der  Kathedrale  von  Burgos, 
deren  Stelle  jetzt  eine  andere  von  seinem 
Sohne  Juan  für  S.  Pablo  verfertigte  einnimmt, 
und  die  6 Fuß  hohen  und  5 Fuß  breiten  An- 
das  (vollendet  1557)  der  von  seinem  Vater 
Henrique  verfertigten  Custodia  von  Leon. 
K.  Justi  schreibt  ihm  auch  die  im  Schatz  der 
Kathedrale  von  Leon  befindlichen  großen  sil- 
bernen Reliquienschrcinc  des  H.  Bischof  Froi- 
lan  zu.  Er  war  verheiratet  mit  Maria  de  Be- 
tanzos  und  lebte  noch  1506  in  Valladolid. 

Arfe  y Villafane,  Juan  de  (wie  er  sich 
nach  seiner  mütterlichen  Großmutter  Da.  Ca- 
talina de  Villafane  nannte),  war  der  Sohn  des 
Antonio  de  A.  Er  wurde  geb.  zu  Lc6n  1535, 
verheiratete  sich  1562  mit  Anna  Martinez  de 
Carrion,  welche  ihn  überlebte  und  starb  am 
1.  4.  1603  in  Madrid.  „Er  war  der  vielseitigst 
begabte  und  gebildete  der  Familie,  hat  er  doch 
die  ganze  künstlerisch  gelehrte  Bildung  seiner 
Zeit,  soweit  sie  sich  mit  der  kirchlichen  Kunst 
berührt,  zu  vereinigen  gestrebt.  Vor  allem 
war  er  Mathematiker,  durch  Wissen  und 
Temperament.  Er  kannte  die  Schriften  L.  B. 
Albertis  und  Dürers  und  studierte  nach  ihnen 
die  Proportionen,  er  trieb  ostcologische  Stu- 
dien und  wohnte  bei  Cosme  de  Medina  in 
Salamanca  Sektionen  bei ; er  erstrebte  eine 
umfassende  Gründlichkeit  der  Bildung  und 
begnügte  sich  nicht  mit  bloß  technischer  Vir- 
tuosität“ (C.  Justi).  Seine  erste  künstlerische 
Arbeit  ist  die  Custodie  der  Kathedrale  von 
Avila,  1564 — 1571.  Sie  ist  6 Fuß  hoch  und 
besteht  aus  6 Teilen,  in  denen  Sechseck  und 
Kreisform  alternieren.  Durch  Fülle  und 
Wechsel  der  Motive,  Formcnadel  und  Har- 
monie ist  sie  wohl  seine  glücklichste  Ein- 
gebung. Sein  Hauptwerk  aber,  1580 — 87 
unter  Beihilfe  des  Fernando  Ballestcros  voll- 
bracht, ist  die  Custodie  von  Sevilla,  ein  Auf- 
bau von  vier  Tempeln  mit  figürlichem  Schmuck 
nach  Ideen  des  Francisco  Pacheco.  Leider  ist 
sie  1668 — 69  von  Juan  de  Scgura  durch  Weg- 
nahme vieler  Figuren  verändert  worden.  1588 
bis  92  fertigte  der  Künstler  dann  eine  Cu- 
stodie für  S.  Pablo  in  Burgos,  1590  eine  solche 
für  die  Kathedrale  von  Valladolid,  1592  eine 
kleine  für  den  convento  del  Carmen  vor  den 
Toren  der  Stadt  Valladolid  sowie  ferner  die- 
jenigen für  Burgo  del  Osma  und  die  Bruder- 
schaft des  Allerhciligstcn  in  der  Pfarrkirche 
S.  Martin  zu  Madrid.  Custodien  für  Segovia, 
deren  Entwurf  das  Kapitel  1588  angenommen 
hatte,  und  für  S.  Sebastian  de  los  Reyes  1596 
kamen  nicht  zur  Ausführung.  Bei  der  Auf- 
nahme seines  Nachlasses  fand  sich  am  2.  4. 
1603  eine  silberne  Custodie,  wohl  dieselbe  wel- 
che durch  den  Bischof  Diego  de  Castejon  1536 


in  die  Kathedrale  zu  Lugo  kam.  Außerdem 
lieferte  A.  für  viele  Kirchen  andere  Kultusge- 
räte wie  Bischofsstäbe,  Leuchter  u.  a.,  in  der 
Kathedrale  zu  Burgos  ein  großes  Prozes- 
sionskreuz aus  dem  Jahr  1592.  Philipp  II.  be- 
rief ihn  1596  nach  Madrid,  um  bei  dem  Ziselie- 
ren und  Vergolden  der  Bronzestatuen  zu  hel- 
fen, welche  im  Hause  des  Jacome  Trezzo  für 
die  Grabmäler  im  Presbyterium  des  Eskorial 
unter  Leitung  des  Pompeo  Leoni  gegossen 
wurden,  u.  1597  übernahm  er  die  Anfertigung 
von  64  Büsten  von  Heiligen  für  den  Eskorial. 
Sie  dienten  als  Rcliquienbehälter  und  wurden 
von  Fabricio  Castello  bemalt  und  vergoldet. 
1599  lieferte  er  dem  König  Philipp  III.  ein  ge- 
triebenes, ziseliertes  und  emailliertes  Becken 
mit  Kanne  von  vergoldetem  Silber.  Unter  Be- 
nützung der  Entwürfe  und  Modelle  des  Pom- 
peo Leoni  begann  er  1602  im  Aufträge  des 
Herzogs  von  Lerma  die  Ausführung  von  vier 
großen  knienden  Bronzestatuen  für  die  capilla 
mayor  der  Klosterkirche  von  S.  Pablo  in 
Valladolid.  Drei  davon  hat  er  ausgeführt, 
wenn  sie  auch  erst  nach  seinem  Tode  von  sei- 
nem Schwiegersohn  Lesmes  Fernandez  del 
Moral  unter  Aufsicht  des  Pompeo  Leoni  voll- 
endet wurden;  es  sind  die  beiden  Statuen  des 
Herzogs  und  der  Herzogin  von  Lerma,  heute 
im  Museum  zu  Valladolid  und  jene  des  Erz- 
bischofs von  Sevilla  D.  Cristobal  de  Rojas  y 
Sandoval  in  der  Collcgiata  zu  Lerma,  die 
vierte,  diejenige  von  D.  Bcrnardo  de  Rojas, 
Kardinal-Erzbischof  von  Toledo,  ist,  wenn 
überhaupt  ausgeführt,  verschollen.  Im  Jahr 
1602  schätzte  er  in  Madrid  verschiedene  De- 
gen und  goldmontierte  Gegenstände  aus  dem 
Nachlaß  Philipps  II.,  der  damals  in  Madrid 
und  Valladolid  öffentlich  verkauft  wurde.  Am 
2.  4.  1603  verlangt  seine  Witwe  eine  Nach- 
laßaufstcllung  ihres  Mannes,  er  muß  also  un- 
mittelbar vorher  gestorben  sein.  König  Phi- 
lipp II.  hatte  den  Künstler  zum  Münzwardein 
in  Segovia  ernannt,  in  welchem  Amt  ihm  sein 
Schwiegersohn  folgte.  Diese  Beschäftigung 
gab  ihm  wohl  die  Veranlassung  zu  seiner 
ersten  Schrift  dem:  Quilatador  de  la  plata, 
oro  y piedras.  Valladolid  1572.  4°.  (Das 
Privileg  ist  von  1571),  d.  h.  einer  Belehrung 
der  Münzmeister  und  Goldschmiede  über  den 
Feingehalt  der  Edelmetalle  usw.  Klagen  über 
die  Kürze  des  Textes,  der  unverständlich  blieb, 
führten  den  Verfasser  zu  einer  völligen  Um- 
arbeitung, die  den  Gegenstand  eingehender 
und  ausführlicher  behandelte.  So  erschien 
eine  Neuausgabe  Madrid  1598.  8°,  welche  aber 
mit  der  ersten  nichts  als  den  Titel  gemein  hat. 
Die  Ausgabe  Madrid  1678.  4°  enthält  den  Wie- 
derabdruck der  beiden  Ausgaben  von  1572 
und  1598.  Sein  wichtigstes  Buch  aber  ist 
die  Lehre  von  den  Proportionen  in  Bild- 
hauerei und  Baukunst:  De  varia  commcnsu- 
racion  para  la  esculptura  y architectura.  Sc- 


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Arfe  — Argand 


villa  1585  (am  Schluß  1687).  Fol.  (Neue 
Ausgaben:  Sevilla  1589.  Madrid  1675.  Hrsg, 
von  Pedro  Enguera.  Madr.  1736.  1795.  Hrsg, 
von  Jose  Asensio  y Torres.  Madr.  1806.)  Die- 
ses Werk,  als  Buch  in  seinen  früheren  Aus- 
gaben außerordentlich  selten  geworden  (Justi 
kannte  1894  kein  Ex.  davon  in  deutschen 
öffentl.  Bibliotheken),  ist  noch  heute  wertvoll 
durch  seine  kunsthistorischen  und  biographi- 
schen Nachrichten.  Ein  drittes  Buch  war 
die:  Desertion  de  la  tra?a  y ornato  de  la 
custodia  de  plata  de  la  S.  Iglesia  de  Sevilla. 
Sev.  1587.  8°  eine  Beschreibung  seiner  Cu- 
stodie  in  Sevilla.  Bis  auf  ein  Ex.  verschollen, 
ist  der  Text  von  Cean  Bermudez  in  seinem 
Diccionario  und  vollständig  zuerst  in  der 
Zeitschrift  El  Arte  en  Espana  III  174 — 196 
abgedruckt  worden. 

Juan  A.  soll  endlich  auch  die  Abbildungen 
zu  seiner  Varia  Comensuracion  (s.  oben)  und 
während  seines  Aufenthaltes  in  Madrid  ein 
Bildnis  des  Alonso  de  Ercilla  vor  der  ersten 
Ausgabe  von  dessen  Araucana  in  Holz  ge- 
schnitten haben.  Zu  bemerken  ist  jedoch,  daß 
keines  der  Bll.  zu  seinem  Werke  mit  seinem 
Zeichen  versehen  ist;  bloß  auf  p.  34  erscheint 
ein  BI.  R°  bezeichnet.  Wahrscheinlich  ist  es 
auch  ein  Irrtum  und  beruht  auf  falscher  Deu- 
tung des  Monogramms,  daß  man  ihm  die  Bil- 
der zu  des  Hernando  de  Acuna  Übersetzung 
von  Oliviers  Caballero  determinado,  Sala- 
manca  1573,  zugeschrieben  hat,  die  nur  in 
weichem  Metall  ausgeführte  Nachbildungen 
(oder  Klischees?)  der  mit  dem  Zeichen  A 
versehenen  und,  wie  Nagler  annimmt,  von 
Anton  Sylvius  in  Holz  geschnittenen  Bll.  der 
früheren  Ausgaben  sind.  (Nagler,  Monogr. 
I 33,  1049  No.  80,  2526.)  Ebenfalls  nur  Ver- 
mutung ist  es,  wenn  Viftaza  dem  Künstler 
das  Frontispiz  mit  den  Hl.  Justina  und  Ru- 
fina  zu  des  Alonso  Morgado,  Historia  de 
Sevilla  S.  1586  zuschreibt  Noch  wird  ange- 
geben, daß  er  zu  einem  Buche  eine  Sammlung 
von  Bildnissen  berühmter  Zeitgenossen  ver- 
fertigt habe,  wovon  uns  aber  weiter  nichts  be- 
kannt ist  Andere  schriftstellerische  Unter- 
nehmungen sind  nicht  zustande  gekommen. 
In  der  Varia  Comensuracion  verhieß  er  eine 
kurze  praktische  Perspektive,  die  aber  nicht 
erschienen  ist  Ein  Wappenbuch  ist  hand- 
schriftlich von  Gonzalez  Argote  de  Molina  in 
der  Nobleza  de  Andaluqia,  Sevilla  15S2,  be- 
nutzt worden;  daß  aber  die  Wappen  darin 
zum  Teil  von  geschnitten  worden  seien, 
ist  nur  Vermutung. 

Arfe,  Antonio  de,  nennt  sich  in  einem 
Notariatsinstrument  vom  29.  6.  1573  Sohn  des 
Antonio  de  A.  und  ebenfalls  Goldschmied  in 
Valladolid.  Er  dürfte  wohl  mit  jenem  A. 
identisch  sein,  der  nach  Cean  Bermudez’  Be- 
hauptung das  Frontispiz  zu:  Jcronimo  Gudiel, 
compendio  de  algunas  historias  de  Espana  y 


cspecialmente  de  la  familia  de  los  Girones, 
Alcala  1577,  Fol.  in  Holz  geschnitten  hat, 
wenn  anders  diese  Behauptung  mehr  als  eine 
bloße  Vermutung  ist. 

Arfe,  Enrique  de,  Goldschmied  in  Valla- 
dolid, wahrscheinlich  Bruder  des  Juan  und 
des  Antonio  d.  jüng.  1567  vergleicht  er 
sich  mit  seiner  Schwiegermutter  Isabel  Flores 
in  Simancas  wegen  der  Mitgift  seiner  Frau 
(Mariana  Durango?).  Im  gleichen  Jahre  ist 
er  mit  Juan  de  A.  Zeuge  für  Esteban  Jordan, 
der  in  das  Hieronymiten-Kloster  Prado  bei 
Valladolid  zwei  Altäre  geliefert  hatte. 

Arfian,  Alonso,  Maler  in  Sevilla,  Sohn 
des  Antonio  A.  1587  half  er  seinem  Vater  bei 
der  Ausführung  der  Bilder  aus  der  Legende 
des  hl.  Georg  in  der  Magdalcncn-Kirche  zu 
Sevilla,  sonst  wird  er  nicht  erwähnt 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 68.  M.  v.  B. 

Arfian,  Antonio,  span.  Maler  in  Sevilla  in 
der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Malte  zu- 
erst in  handwerksmäßiger  Weise  Bilder,  die 
die  Schiffsangestellten  mit  in  das  Ausland,  be- 
sonders das  span.  Amerika  zu  nehmen  pflegten 
und  die  damals  einen  wichtigen  Handelsar- 
tikel bildeten  („Cuadros  de  Feria“  nach  Se- 
villancr  Sprachgebrauch)  und  verstand  sich 
auch  auf  die  Malerei  auf  Sargas  (Stücke  un- 
gebleichten Zeuges,  worauf  man  in  Sevilla 
mit  Wasser-  oder  Leimfarben  große  histori- 
sche und  religiöse  Vorwürfe  malte  und  die 
während  der  Karwoche  zur  Verhüllung  des 
Altars  aber  auch  als  Wandbckleidungcn  in 
den  Wohnungen  verwendet  wurden).  Als 
1550  Luis  de  Vargas  aus  Italien  nach  Sevilla 
kam,  trat  A.  wahrscheinlich  in  dessen  Atelier 
ein  und  erlangte  bald  bedeutenden  Ruf.  1554 
malte  er  mit  Antonio  Ruiz  das  Altarblatt  für 
den  Hochaltar  der  Kathedrale  in  Sevilla  und 
1587  in  der  Magdalcncnkirchc  Darstellungen 
aus  der  St.  Georgslcgende,  wobei  ihn  sein 
Sohn  Alonso  unterstützte.  In  der  Kunst  des 
„Estofado",  worunter  man  in  Andalusien  die 
Bemalung  der  Skulpturen  verstand,  war  A. 
hervorragend,  wie  er  auch  nach  Luis  de  Var- 
gas, seinem  Lehrer,  als  der  beste  Frcskomaler 
seiner  Zeit  galt.  Sein  Stil  soll  an  die  Ar- 
beiten der  Italiener  Alcxandro  und  Julio  er- 
innert haben,  die  1525 — 1530  in  Ubeda  und 
Granada  tätig  waren  und  deren  Schüler  er  in 
jungen  Jahren  gewesen  sein  könnte. 

Pacheco,  Arte  de  la  Pintura.  Sevilla  1649. 
— Cean  Bermudez,  Dicc.  I 67,  68. 

Arfwedson,  Carl,  sclnved.  Radierer,  Dilet- 
tant, f 1861,  über  80  Jahre  alt.  Drei  in  der 
Auffassung  gute  — sehr  eigenartige  — Ra- 
dierungen von  ihm  finden  sich  in  der  kgl. 
Bibliothek  in  Stockholm.  1)  Landschaft  mit 
Mühle,  2)  Landschaft  mit  Hütten,  3)  Land- 
schaft mit  einer  Brücke  mit  zwei  Bogen. 

G.  Nordensvan. 

Argand,  Goldschmiedfamilic  in  Genf,  vom 
Ende  des  16.  bis  Mitte  des  18.  Jahrh.  tätig, 


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Arganini  — Argelius 


meist  nur  urkundlich  bekannt.  Einer  der 
letzten  Sprößlinge,  Jacques  Argand,  war  Gold- 
schmied in  Genf  und  ein  erfindungsreicher 
Kopf.  Er  entwarf  auch  eine  allegorische 
Gruppe,  die  von  der  Niderwyler  Porzellan- 
fabrik in  Biskuit  ausgeführt  wurde. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  (behandelt  die 
einzelnen  Mitglieder  der  Familie  Argand  aus- 
führlich). . N. 

Arganini,  G i r o 1 a m o,  Architekt  in  Mai- 
land um  1800,  erbaute  die  Vorhalle  von  S. 
Tomaso  und  die  Casa  d’Adda  sul  Corso  di 
Porta  Nuova. 

A.  Caiini,  Delle  arti  dcl  disegno.  R. 

Argant,  Christian,  französ.  Tapissicr  an 
der  kaiserl.  Manufaktur  in  Petersburg  um  die 
Mitte  des  18.  Jahrh. 

Reunion  des  Soc.  d.  b.-arts  XVII  400. 

Arge,  Künstlerfamilie  (Goldschmiede  oder 
Maler)  in  Straßburg.  Urkundlich  erwähnt 
werden;  Henri  als  Ammcister  1372 — 78,  Ni- 
kolaus als  Vorsteher  der  Gilde  der  Gold- 
schmiede und  Maler  1409  und  1411  und  ein 
zweiter  Henri  als  Ammeister  1465,  1471  und 
1477. 

Görard,  Les  art.  de  l’Alsace  II  35. 

Argeiadas,  Erzbildner,  Sohn  od.  (nach  Wila- 
mowitz,  Lectiones  epigraph.  [Ind.  lect.  Gotting. 
1885/8]  S.  12)  Sklave  des  Hagelaidas  (s.  d.). 
Er  ist  uns  bekannt  durch  die  Inschrift  einer 
umfangreichen  Basis,  die  in  Olympia  zutage 
gekommen  ist  und  das  Weihgeschenk  eines 
geborenen  Arkadiers  Praxiteles  getragen  hatte, 
der  sich  in  der  Inschrift  zugleich  Syrakusaner 
und  Kamarinäer  nennt.  Aus  der  Anordnung 
dieser  Bezeichnungen  liegt  cs  nahe  zu  schlie- 
ßen, daß  dieser  Praxiteles  nicht  484  von  Ka- 
marina  nach  Syrakus  übergesiedclt  sei,  son- 
dern 461  von  Syrakus  nach  dem  neugegrün- 
deten Kamarina.  Andererseits  hat  sich  aus 
den  Fundumständen  der  Basis  ergeben,  daß 
das  Weihgeschenk  vor  der  Erbauung  des 
Zcustcmpels  errichtet  war ; seine  unterste 
Stufe  wurde  von  dem  Bauschutt  verdeckt. 
Da  der  Tempel  bereits  457  vollendet  war, 
kann  nur  das  ältere  der  beiden  Daten  in 
Frage  kommen : Praxiteles  wäre  aus  Man- 
tinea,  seiner  Vaterstadt,  nach  Kamarina,  von 
dort  484  nach  Syrakus  übergesiedelt;  die  Er- 
richtung des  Wdhgeschenkes  mußte  bald  da- 
nach erfolgt  sein.  Doch  ist  im  Grunde  ein 
Zusammenhang  mit  dem  älteren  der  beiden 
genannten  Daten  nicht  absolut  notwendig ; 
Praxiteles  kann  früher  übergesiedelt  sein  und 
die  Gruppe  schon  im  6.  Jahrh.  geweiht  haben, 
was  der  sehr  altertümliche  Schriftcharakter 
zu  empfehlen  scheint.  Von  den  Figuren  ist 
nichts  erhalten ; sie  waren  augenscheinlich 
schon  zu  Pausanias’  Zeit  nicht  mehr  am  Orte, 
da  er  kein  Wort  von  dem  Denkmal  berichtet. 
(S.  Argeios,  Asopodoros  I.,  Athanodoros  I., 
Atotos.) 

Löwy,  Inschr,  gr.  Bildh.  30  und  S.  XVIII.  — 
Robert,  Archäol.  Märchen  S.  97.  — P a u - 


ly-Wissowa,  Realenc.  II  701  (Robert).  — 
Inschriften  von  Olympia  266,  631.  — Klein, 
Griech.  Kunstgesch.  I 338  f.  Amelung. 

Argeios.  Es  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  es 
einen  griechischen  Künstler  dieses  Namens 
gegeben  hat.  Plinius  beginnt  N.  H.  36,  49 
die  Aufzählung  der  Schüler  Polyklets  mit 
den  Worten:  Argium  Asopodorum  . . . Auf 
einer  Basis  in  Olympia  (s.  Argeiadas),  ist  ein 
Künstler  Asopodoros  aus  Argos  neben  einem 
Sohn  oder  Sklaven  des  Hagelaidas  verzeichnet, 
und  es  ist  demnach  sehr  wahrscheinlich,  daß 
dieser  Asopodoros  der  Großvater  jenes  an- 
deren war,  und  daß  die  beiden  Worte  bei 
Plinius  nicht  zu  trennen  sind,  sondern  be- 
sagen, daß  auch  der  Enkel  Argiver  war  (Ar- 
gium = Apytwv;  Voranstellung  des  Ethnikon 
z.  B.  in  der  metrischen  Inschrift  Löwy  47). 
Klein  will  Argium  in  Argiadam  ändern,  was 
nicht  überzeugt.  Ebenso  bedenklich  steht  es 
mit  dem  andern  Argeios,  dem  Vater  des 
Hagelaidas,  dessen  Existenz  man  aus  der  ge- 
nannten olympischen  Inschrift  hat  erschließen 
wollen.  Dort  nennt  sich  Argeiadas  'AytlaUx 
rapYticu.  Ungewöhnlich  bleibt  diese  Ausdrucks- 
weise auf  jeden  Fall,  ob  man  es  nun  mit 
Löwy  für  wahrscheinlich  hält,  die  Formel 
AyslaSot;  6 ’ApyEwc  sei  so  gebräuchlich  ge- 
worden, daß  der  Sohn  sie  cn  bloc  in  seine 
Bezeichnung  aufgenommen  habe,  oder  ob 
man  Schöll  zustimmt,  der  es  für  möglich 
hält,  Argeiadas  habe  Vater  und  Großvater 
namhaft  gemacht  und  folgendes  Stemma  auf- 
gestellt : Argeios — Hagelaidas — Argeiadas — 

x — Argeios. 

Klein,  Arch.  epigr.  Mitt.  1884  S.  63.  — 
Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  30  und  S.  XVIII.  — 
Schöll,  Aufsätze  f.  E.  Curtius  S.  117  ff.  — 
Pauly-Wissowa,  Rcalenc.  II  702,  18  (Ro- 
bert). — Inschriften  von  Olympia  631. 

Ameluns. 

Argelati,  Antonio  Bartolome o,  ita- 
licn.  Radierer,  von  dem  nur  ein  Blatt  bekannt 
ist,  eine  Allegorie  auf  die  Einkleidung  eines 
Fräuleins  Brigitta  Boccaferri  als  Nonne,  bez. : 
All'  Ulmo  Sigr  Camillo  Boccaferri.  Antonio 
Bartolo  Argelati  D.  D.  D.  und  datiert  1700. 

Meyer,  Kstlerlex.  P-  K. 

Argelius,  antiker  Architekt,  nach  Vitruv, 
de  archit.  VII  praef.  12,  Erbauer  eines  ioni- 
schen Asklepiostempels  zu  Tralles  und  Ver- 
fasser einer  Schrift  über  diesen  Bau  sowie 
einer  anderen  über  den  korinthischen  Stil, 
vielleicht  eines  systematischen  Lehrbuchs  über 
diese  damals  eben  modern  werdende  Bauart. 
Der  Name  ist  sonst  unbekannf.  Vielleicht  ist 
A.  identisch  mit  einem  ebenfalls  von  Vitruv 
genannten  „Tarchesius“,  der  im  Gcschmacke 
der  hellenistischen  Zeit,  welche  die  do- 
rische Bauart  als  zu  schlicht  immer  mehr 
in  die  Profanarchitektur  zurückdrängte,  ein 
Gegner  des  dorischen  Stils  an  Sakralbauten 
war.  A.s  Lebenszeit  ist  nicht  bekannt,  doch 
darf  er  als  ein  Zeitgenosse  jener  berühmten 


90 


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Argellati  — Argenta 


hellenistisch-kleinasiatischen  Architektengruppe 
angesehen  werden,  mit  der  zusammen  er  stets 
genannt  wird:  Pythios  und  Hermogenes. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstler.  II  342.  — P a u - 
ly-Wissowa,  Realenc.  II  1169  unt.  Arkesius 
(Fabricius)  u.  5*8  (Pucbstcin).  H.  Thiersck. 

Argellati,  Francesco,  Maler,  tätig  in 
Bologna  um  1747  von  Zani,  Enc.  II  189  er- 
wähnt. P.  K. 

Argence,  Eugene  d’,  französ.  Maler,  gcb. 
4.  12.  1853  in  St.  Germain-Villeneuvc,  Schü- 
ler von  E.  Giraud,  hat  zahlreiche  Landschaf- 
ten und  Seestücke,  sowie  dekorative  Malereien 
geliefert  und  sich  in  der  Ölmalerei  wie  im 
Pastell  betätigt.  Ein  dekoratives  Gemälde 
von  ihm  „Der  Herbst“  befindet  sich  in  der 
Bürgermeisterei  von  Villemomble.  Die  Mo- 
tive seiner  Landschaften  findet  d’A.  zumeist 
in  der  Nähe  von  Paris,  doch  hat  er  auch  kor- 
sische und  algerische  Landschaften  gemalt. 
Seine  Seestücke  entstammen  teils  dem  Ar- 
melmeer,  teils  der  Mittelmeerküste.  Von  sei- 
nen besten  Bildern  seien  genannt:  „Stille 
Nacht"  (1889),  Die  Schlucht  der  Mitidja 
(1898),  Die  Bai  von  Ajaccio  (1899),  Beim 
Anbruch  der  Nacht  (1906). 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  u.  Suppl. 
- Gaz.  d.  b.-arts  II.  Pir.  XXXVIII  140.  - 
Pariser  Salon  1885,  1887—1890,  1892,  1893,  1906. 

K.  E.  Schmidt. 

Argent,  A.  L.  d\  Kupferstecher  und  Email- 
leur,  stach  Illustrationen  für  Taschenbücher 
z.  B.  im  Verlag  von  Cotta  1797  und  wird  be- 
reits 179S  als  Hofkupferstecher  zu  Stuttgart 
erwähnt.  1812  sah  man  von  ihm  nach  dem 
Tübinger  Morgcnblatt  von  1812  p.  539  auf 
der  Kunstausstellung  zu  Stuttgart  „schöne" 
Emailgemälde.  Als  Kupferstecher  indessen 
war  er  unbedeutend,  was  auch  für  seine 
Emaillen  wenig  Vertrauen  erweckt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr.  II 
No.  923.  — Bach,  Stuttgarter  Kunst,  1900. 

M.  Bach. 

Argent,  Girard  d\  Maler  in  Bcsanqon, 
1546 — 73 ; Gauthier,  Dict.  d.  artist.  franc-comt. 
erwähnt  von  ihm  ein  Porträt  des  Jacques 
Bonvalot  in  der  Sammlung  Granvclle.  De. 

Argent,  Marie  Josephe  d’  (verehelichte 
Hcbbelinck),  Miniaturmalerin,  gcb.  zu  Lüttich 
29.  7.  1789,  f zu  Ukkel  bei  Brüssel  10.  6. 
1803,  Schülerin  ihres  Vaters  Michel  und  des 
Alex,  de  la  Tour.  Sie  stellte  1812  in  Gent, 
1813  in  Brüssel  Bilder  aus,  die  Beifall  fan- 
den ; in  den  Katalogen  wird  sie  Josephinc  ge- 
nannt. 

Meyer,  Kstlerlex.  Pol  de  Mont. 

Argent,  Michel  d’,  belg.  Historien-  und 
Miniaturmaler,  getauft  in  Lüttich  1.  8.  1751, 
Schüler  der  Antwerpener  Akad.,  von  1775  bis 
1781  in  Rom,  dann  lange  Zeit  in  Brüssel  tätig. 
Er  starb  am  28.  7.  1824  in  Lüttich.  — Er 
signierte  Dargent. 

Meyer,  Kstlerlex.  _ Pol  de  Mont. 

Argent,  Pierre  d’,  d.  ä.,  Maler,  geb.  in 
Besanqon  um  1540,  studierte  1564  in  Italien 


auf  Kosten  des  Kardinals  von  Granveile, 
malte  dann  für  diesen  in  Besanqon  1572 — 76 
Porträts  und  Kirchenbilder,  so  z.  B.  1574 
das  Altargemälde  für  die  Kirche  Notre  Dame 
von  Brou,  darstellend  den  hl.  Nikolaus  von 
Tolentino  zwischen  den  Heiligen  Augustin 
und  Monika.  Es  befindet  sich  jetzt  über  dem 
Altar  der  Kapelle  von  Gorrevod.  Im  Verein 
mit  seinem  Bruder  Pierre  d.  j.  malte  er  1584 
bis  85  für  den  Chor  von  St.  Nikolaus  in  Frei- 
burg (Schweiz)  ein  Gemälde,  das  nach  dem 
bedeutenden  Preise  von  637  Taler  umfang- 
reich gewesen  sein  muß,  aber  nicht  erhalten  ist. 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  art.  franc-comt.  — Re- 
union des  Soc.  d.  b.-arts  XXI  317.  — Brun. 
Schweiz.  Kstlerlex.  *• 

Argent,  P i e r r e d’,  d.  j.,  Maler,  gcb.  in  Bc- 
sanqon  12.  6.  15-18,  f um  1620,  malte  Porträts 
(3  in  der  Sammlung  Granveile)  und  Kirchen- 
bilder, von  denen  ein  Abendmahl,  eine  hl. 
Veronika,  ein  hl.  Franciscus  und  ein  Christus- 
bild von  ihm  den  Kapuzinern  in  Besamjon 
1607 — 20  geschenkt  wurden.  — Siehe  auch 
vorhergeh.  Artikel. 

Ga  u t h i e r,  Dict.  d.  art.  franc-comt.  ** 

Argent,  d’,  s.  auch  Dargent. 

Argenta,  Bartolome,  soll  nach  Street 
(Gothic  archit.  in  Spain  p.  319)  1325 — 1346 
Baumeister  der  Kathedrale  von  Gerona  ge- 
wesen sein  und  den  Bau  bis  zur  Vollendung 
des  Chores  geleitet  haben.  Der  Name  dieses 
Künstlers  wird  sonst  nirgends  genannt.  £ 

Argenta,  B a 1 1 i s t a d\  Ferrarescr  Arzt  des 
15.  Jahrh.  und  vielleicht  selbst  Zeichner  oder 
Maler.  Übergab  1484  dem  Maler  Battista 
Rosso  eine  Skizze  zu  einem  Altarbild,  das 
Rosso  für  ihn  malen  sollte.  Doch  geht  aus 
dem  diesbezüglichen  Dokument  nicht  deutlich 
hervor,  ob  diese  Skizze  von  Battista  d’Argen- 
tas  Hand  war  oder  nicht. 

Cittadella,  Doc.  cd  illustr.  ferraresi  1868 
p.  32/33.  — Venturi  in  Atti  e Mem.  della 
R.  Dep.  di  Stör.  Patr.  per  la  Romagna,  Ser.  III 
vol.  VI  p.  393.  Lisctta  Ciaccio. 

Argenta,  Cristoforo  d’,  Bildhauer  in 

Ferrara  um  1580  nach  Zani,  Enc.  mct.  II  190. 

•« 

Argenta,  Jacopo  (oder  Giacomo)  d’,  Ma- 
ler aus  Ferrara,  um  1562  in  Turin  tätig  als 
Hofmaler  des  savoyschen  Herzogshofes.  In 
der  Pinakothek  zu  Turin  sieht  man  von  seiner 
Hand  ein  lebensgroßes  Bildnis  des  Herzogs 
Emanuele  Filibcrto  sowie  ein  Jugendporträt 
des  Herzogs  Carlo  Emanuele  I.  von  Savoyen ; 
der  letztere  ist  in  reicher,  goldgestickter  Hof- 
tracht dargestellt,  ihm  zur  Seite  ein  Zwerg, 
auf  dessen  Haupt  er  seine  Hand  ruhen  läßt. 
Die  feine  silbergraue  Gesamttönung  beider 
Bilder  erinnert  an  die  Kunst  spanischer  Bild- 
nismaler, wie  Alonso  Sanchez-Coello. 

Zani,  Encicl.  II  190.  — B o n i,  Biogr.  d. 
Artisti.  — L a n z i,  Stör.  pitt.  V 302.  — Ro- 
s i n i,  Stör.  d.  pitt.  Ital.  — Arch.  Stör.  d.  Arte 
ital.,  ser.  II,  vol.  III,  113. 

F.  Malagvzsi-Valeri. 


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Argenta  — Argenti 


Argenta,  Jacopo  Filippo  d’,  (mit  dem 
Beinamen  De’  Medici),  Miniaturist  in  Ferrara, 
mit  Fra  Evangelista  da  Reggio,  Andrea  dellc 
Veze  u.  a.  tätig  an  der  Ausschmückung  der 
älteren  der  30  Chorbücher  im  Archivio  der 
Kathedrale  in  Ferrara.  Nach  Cittadella  malte 
er  die  Anfänge  der  Antiphonarien  der  Feste 
von  S.  Giorgio  bis  S.  Andrea  in  3 Bänden 
und  des  Comunc  degli  Apostoli,  das  von  Fra 
Evangelista  Tedesco  geschrieben  ist.  1469 
wird  Argenta  in  Bologna  urkundlich  erwähnt, 
dann  mehrfach  1481 — 1501  in  Ferrara;  im 
letzteren  Jahre  muß  er  gestorben  sein. 

Cittadella,  Docum.  cd  illustr.  176 — 7.  — 
B r a d 1 e y,  Dict.  of  miniat.  I 64 — 66.  — B e r - 
t o 1 o 1 1 i,  Art.  Bolognesi  a Roma  (Bologna  1885) 
p.  68.  — G u a 1 a n d i,  Memorie  VI  154.  — 
Baruffaldi,  Vite  dei  Pitt,  e seuit.  Ferr.  ■ — 
V e n t u r i,  I-a  miniatura  ferrarese  nel  sec.  XV. 
in  Gallerie  Nazionali  Italianc  IV  194.  •* 

Argenta,  d’,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen sowie  Aleotti. 

Argenter,  G a s p a r,  Goldschmied  in  Bar- 
celona. Im  Archiv  der  Innung  zu  Barcelona 
ist  eine  Zeichnung  von  ihm  zu  einem  Hals- 
schmuckc  a.  d.  J.  1650. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  32 — 33.  M.  v.  B. 

Argenterio,  Bartolome o,  Medailleur  u. 
Bildhauer  aus  Turin,  tätig  an  der  päpstlichen 
Münze  in  Rom.  Das  Patent  über  seine  feste 
Anstellung  datiert  vom  14.  1.  1584,  aber  schon 
1582  werden  ihm  Zahlungen  für  2 Medaillen 
geleistet  Diese  Medaillen  sind  wiedererkannt 
in  einer  Reihe  von  solchen  mit  dem  Porträt 
Gregors  XIII ; vgl.  Armand,  les  medailleurs 
ital.  III  133  ff.  — Aus  einem  von  A.  an  den 
Großherzog  von  Toskana  gerichteten  Briefe 
vom  7.  9.  1585  geht  hervor,  daß  der  Künstler 
auch  in  Florenz  gewesen  war,  um  ein  Porträt 
der  Großherzogin  zu  machen  (s.  Milancsi, 
Spogli  inediti  dell’  Arch.  Medic.  di  Firenze, 
filza  777,  c.  229.  Mitteilung  von  G.  Degli 
Azzi). 

Bertolotti,  Artisti  subalpini  124  ff.  ** 

Argenti,  Antonio,  lombardischer  Bild- 
hauer, geb.  1850  in  Varcsc.  Ausgcbildet  an 
der  Mailänder  Kunstakad.,  errang  sich  der 
junge  Künstler  1876  den  „premio  Canonica“ 
mit  einer  Rcliefkomposition,  darstellend  den 
„Tod  des  Julius  Caesar“,  worauf  er  alljähr- 
lich mit  wachsendem  Erfolge  die  Kunstaus- 
stellungen zu  Neapel,  Rom,  Venedig,  Mailand 
etc.  mit  den  mannigfaltigsten  Marmorwerken 
allegorischen  und  genrehaften  Charakters  be- 
schickte. Besonders  reichlich  wurde  er  auf 
diese  Ausstellungserfolge  hin  mit  Grabmäler- 
Aufträgen  für  den  Mailänder  „Cimitero  Mo- 
numentale“ bedacht,  für  den  er  bis  jetzt  nicht 
weniger  als  ca.  40  größere  Monumente  ge- 
schaffen hat  (z.  B.  Clcrici,  Salvioni,  Cattaneo, 
Sardi,  Guaita  Omcro  u.  a.  m.).  Dem  An- 
denken des  Bildhauers  Edoardo  Ramati 
weihte  er  die  allegorische  Statue  „II  Tempo“. 


In  Usmate  bei  Monza  schuf  er  das  Monument 
des  Contc  J.  Dal  Verme,  in  Lomcllina  die 
Grabkapelle  der  Familie  Bonacossa.  Auch 
für  das  Ausland  hatte  A.  eine  ganze  Reihe 
von  Grabdenkmälern  zu  entwerfen  und  aus- 
zuführen, so  z.  B.  für  Frankfurt  a.  M.,  Lon- 
don, Petersburg,  Jassy,  New  York  etc  Der 
Künstler  war  dauernd  in  Mailand  ansässig, 
wo  er  noch  jetzt  bildnerisch  tätig  ist. 

Gubcrnatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  Viventl 
(1889)  p.  566  f.  — Natura  cd  Arte  1893/94  II 
289  ff.,  918  ff.,  1076;  1897/98  II  86. 

Ettore  Verga. 

Argenti,  Bartolome o,  italien.  Bildhauer. 
1591  urkundlich  in  Rom  erwähnt.  1615 — 1616 
fertigte  er  gemeinsam  mit  Cosimo  Fanzago 
für  1000  Dukaten  die  Wappen  Philipps  III.  am 
Hauptbalkon  des  Palazzo  degli  Studi  in  Nea- 
pel, die  nach  dem  Sturz  der  Bourbons  ent- 
fernt wurden. 

A.  Bertolotti,  Artisti  Lombardi  a Roma. 

— Napoli  Nobilissima  XIII  163.  G.  Degli  Assi. 

Argenti,  C o n t e,  Goldschmied  in  Ca- 
merino.  Fertigte  1554  ein  schönes  Ciborium 
aus  vergoldeter  Bronze,  das  sich  früher  in 
der  Hauptkirche  von  Camerino  befand.  Er 
war  auch  Kunststicker,  wie  aus  einer  städti- 
schen Rechnung  vom  21.  5.  1558  in  Camerino 
hervorgeht. 

V.  A 1 e a n d r i,  La  stampa  degli  statuti  di 
Camerino  1902.  — M.  Santoni,  Degli  atti  e 
del  culto  di  S.  Ansovino.  V.  C.  1883. 

V.  Aleandri. 

Argenti,  Francesco  Maria,  italien. 
Architekt,  geb.  in  Viggiü  (Como),  f 1818, 
nur  von  Zani,  Enc  met.  II  190,  erwähnt. 

Verga. 

Argenti,  Giam  battist  a,  Maler  in  Ve- 
nedig um  14-40,  nur  von  Zani,  Enc.  mcL  II 
190  erwähnt  H.  V. 

Argenti,  Giosue  (Josua),  Bildhauer,  geb. 
zu  Viggiü  (Como)  19.  2.  1819,  Schüler  der 
Akad.  der  Brera.  1856  ging  er  im  Wettbewerb 
für  die  Pension  einer  Studienreise  nach  Rom 
als  Sieger  hervor.  In  Rom  blieb  er  6 Jahre 
Nach  Mailand  zurückgekehrt,  begann  er  seine 
künstlerische  Laufbahn.  Seine  Richtung  ist 
naturalistisch,  die  Behandlung  der  Form  sorg- 
fältig. — Bei  verschiedenen  größeren  Aus- 
stellungen (Paris  1867,  1878,  Wien  1873, 
München  1869,  18S9)  erhielt  er  Preise. 

Unter  den  vielen  von  ihm  ausgeführten  Wer- 
ken sind  folgende  erwähnungswert ; 1.  Die 
Wohlfahrt  (la  salute),  Gruppe  von  5 Figuren. 

— 2.  Die  christliche  Märtyrerin  (viermal 
wiederholt).  — 3.  Der  Unschuld  Traum 
(mehrfach  wiederholt).  — 4.  Die  Badende.  — 
5.  Eva  nach  der  Sünde.  — 6.  Perseus  und 
Andromeda  (1884)  und  mehrere  Statuen  und 
Gruppen  auf  dem  Ciinitero  Maggiore  zu  Mai- 
land. 

Meyer,  Kstlerlex.  — C h.  Blanc,  Les  Ar- 
tistes  de  mon  temps.  Paris  1876  p.  506.  — Cle- 
ment and  H u 1 1 o n,  Artists  of  tke  19th  cent  — 


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Argentieri  — Argonne 


Gaz.  des  b.-a.  2.  Per.  VIII  210.  — Zcitschr.  f.  b. 
Kst.  II  275,  IV  23,  V 177.  — Kstchronik  II  145, 

190,  IV  32,  214,  XXIV  642.  — G u b e r n a t i s, 

Dir.  d.  Art.  ital.  viv.  p.  19.  R. 

Argentieri,  Bartolome  o,  s.  Argenter  io. 

Argentieri,  Daniele,  Groteskenmaler  aus 
Turin,  in  Rom  tätig  um  1570,  Schüler  des 
Jacopo  de'  Groteschi. 

F ü s s 1 i,  Kstlcrlex.  H.  V. 

Argentina,  Magister  d c,  Werkmeister  von 
Straßburg,  vorübergehend  tätig  1414  am  Ba- 
seler Münster. 

Beiträge  zur  Gesch.  d.  Baseler  Münsters  II, 
Basel  1882.  ** 

Argentina,  Jacopo  di,  Bronzegießer  in 

Rom.  Ihm  wurden  30.  11.  1457  24  Goldgul- 
den aus  der  päpstl.  Schatzkammer  für  Her- 
stellung einer  Glocke  angewiesen. 

Rossi,  Spogli  Vaticani,  Giom.  di  Erud.  art. 
Vol.  VI  1877  p.  223—24.  W.  Bombe. 

Argentina,  Simone  d’,  wird  unter  den 

im  Dienste  des  Hauses  Este  stehenden  Malern 
erwähnt.  Ein  kleines  Altarbild  seiner  Hand 
mit  dem  hl.  Hieronymus  schenkt  der  Maler 
Antonio  da  Piacenza  1430  dem  Nicolö  III. 
d’Este. 

Atti  e Mein,  delle  R.  Deput.  di  Stör.  Patr. 
per  le  Prov.  Mod.  e Parm.,  ser.  III,  vol.  III, 
part.  II,  p.  542/43.  G.  Degli  Assi. 

Argentini,  B a s t i a n o,  s.  Bastiano  di  Ba- 
stiani. 

Argentini,  Francesco,  da  Cavaso, 
fast  unbekannter  Maler  in  Trcviso  im  18. 
Jahrh. 

Zani,  Enc.  met.  II  187.  — Federici,  Me- 
morie  Trevigiane  etc.  Venezia  1803.  •* 

Argentini,  G i o v.  B a 1 1.,  s.  Bastiano,  G. 
B.  di. 

Argentini,  Ruggero,  Sohn  des  Michele, 
Miniaturmaler  in  Venedig,  erwähnt  von  1593 
bis  1618.  Am  19.  1.  1618  (nach  venez.  Zeit- 
rechn.) macht  er  sein  Testament. 

Archiv.  Veneto.  XXXIV  parte  I 204.  L.  Ferro. 

Argento,  Antonio  d a 11’,  s.  Aleotti. 

Argento,  Francesco,  Ornamentzeichner 
in  Genua  um  1805,  nach  Zani,  Enc.  met.  II 

191.  R. 

Argento,  Giovanni  Antonio  Dianti 

d a 1 1’,  gen.  Sansone,  Maler  in  Ferrara,  wo  er 
1495  im  Oratorio  della  Morte  mit  anderen 
Künstlern  Freskomalereien  ausführte  u.  1527 
vom  Marchese  Agostino  Villa  Zahlung  erhielt 
für  die  Bemalung  von  eisenbeschlagenen  Kas- 
setten. In  einer  Notariatsurkunde  von  1561 
wird  er  erwähnt  als  Vater  des  Malers  Giov. 
Francesco  Dianti  dall’  A.  — Nicht  zu  ver- 
wechseln mit  Antonio  Aleotti  da  Argento  (s. 
unter  Aleotti). 

Baruffaldi,  Vite  dei  pittori  etc.  Ferra- 
resi  (1846)  II  389.  — Citta  della,  Not.  relat. 
a Ferrara  (1864)  p.  598;  Doc.  cd  Illustr.  ctc. 
Fcrrar.  (1868)  p.  109,  117.  — Meyer,  Kstlcrlex. 
(unter  Aleotti,  Antonio). 

Argento,  Giov.,  B a 1 1.  dall’,  s.  Aleotti. 

Argento,  Giovanni  Francesco  Di- 
anti d a 1 P,  Maler,  geb.  in  Ferrara  als  Sohn 


des  Giovanni  Antonio  Dianti  dall’  Argento, 
verheiratete  sich  1521  mit  Caterina  di  Giro- 
lamo  da  Bologna.  Ausgebildet  augenschein- 
lich in  der  Schule  des  Benvcnuto  Tisi-Garo- 
falo.  Baruffaldi  sah  von  ihm  in  S.  Caterina 
zu  Ferrara  mehrere  Fresken,  sowie  in  der 
Kirche  der  Madonnina  (jetzt  Chiesa  dei  Mi- 
nistri  degli  Infermi)  zu  Ferrara  ein  Altarbild 
mit  der  Heimsuchung  Mariä  und  über  der 
Porta  di  S.  Gabriello  eine  Verkündigung  Ma- 
riä. Dort  befindet  sich  auch  das  Grab  des 
Künstlers  mit  der  Aufschrift  seines  Todes- 
datums : 19.  10.  1575. 

Baruffaldi,  Vite  de’  Pittori  etc.  Appen- 
dice  (II  567).  — Lanzi.  Stör.  Pitt.  (1809) 
V 245.  — Ces.  Cittadella,  Catal.  istor. 
dei  pitt.  ctc.  Ferraresi  (1782),  II  104.  — L.  N. 
Cittadella,  Not.  relat.  a Ferrara  (1864) 
p.  598;  Doc.  ed  Illustr.  etc.  Ferraresi  (1868) 
p.  109.  ^ E.  Modigliani. 

Argenville,  s.  Desallier  d’  A. 

Argete,  Luis  de,  Glasmaler  um  1613  in 
Leon  tätig. 

R i a fl  o,  Industr.  arts  in  Spain  S.  247. 

M.  v.  B. 

Argillier,  Bildhauer  in  Frankreich,  tätig 
1806  nach  Zani,  Enc.  II  193.  Sonst  nicht  be- 
kannt. *• 

Argine,  s.  Ar  ser  e. 

Argoagni,  Giuseppe,  Goldschmied  in  S. 
Angelo  in  Vado,  urkundlich  erwähnt  um  1680. 

Lanciarini,  La  Provincia  di  Massa  Tra- 
baria  p.  144.  E.  Scatasso. 

Argoagni,  Pietro,  Maler  aus  S.  Angelo 
in  Vado.  geb.  20.  4.  16S1,  f 1750.  Tätig  in 
den  Städten  und  Kastellen  der  Märchen,  hat 
A.  namentlich  in  Arcevia,  seinem  ständigen 
Wohnsitz,  eine  Anzahl  beachtenswerter  Mal- 
werke hinterlassen. 

Lanciarini,  Dei  fratelli  Nardini,  pittori 
p.  29.  E.  Scatassa. 

Argomento  da  Pisa,  Goldschmied  in  Pi- 
stoja,  wohin  er  1246  von  Pisa  aus  übersic- 
delte,  um  das  Dach  der  Cappella  di  S.  Jacopo 
apostolo  maggiore  mit  Bleiplattcn  zu  decken. 

Pileo  Bacci. 

Argonne,  (auch  Dargonne),  Simon  Pier- 
r e d\  Landschaftsmaler,  geb.  in  Dieppe  20.  10. 
1749,  scheint  in  Antwerpen  als  Musik-  und 
Tanzmeister  seit  1772  unter  dem  Namen 
Pierre  Simon  Gauticr  gelebt  zu  haben.  Seine 
Stellung  in  Antwerpen  als  Commissaire  du 
Directoire  executif  war  wichtig.  Er  gab 
z.  B.  mit  Erfolg  die  Anregung  zur  Wieder- 
eröffnung der  Acad.  d.  bcaux-arts.  Als 
Maler  wenig  bekannt.  Ansässig  in  Vilvorde 
(Umgebung  von  Brüssel)  führte  er  dort 
Landschaften  aus,  deren  Titel  uns  in  Aus- 
stellungskatalogen in  Brüssel  1818,  1818 — 21 
gegeben  werden.  In  den  Katalogen  von  1818 
werden  ihm  die  Vornamen  J.  P.  gegeben;  in 
demjenigen  von  1821  figuriert  er  als  Schüler 
von  De  Roy,  dem  damals  sehr  berühmten 
Landschaftsmaler.  — Vilvorde  hat  uns  keine 
Daten  über  den  Aufenthalt  des  ehemaligen 


93 


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Arhardt 


Argos 

Commisaire  du  Directoire  an  diesem  Orte 
bieten  können.  Er  starb  übrigens  in  Brüssel 
22.  5.  1839. 

Van  den  Branden,  Geschiedenis  d.  Acad. 
van  Antwerpen  (1864).  — Ausstellungskataloge. 
— Wurzbach,  Nicdcrländ.  Kstlerlex.  p.  382 
unter  Dargonne.  H.  H. 

Argos,  Domingo  de,  Baumstr.  und  Bür- 
ger in  Amusco.  Am  24.  9.  1000  wird  ihm 
als  Mindestfordernden  der  Bau  des  Glocken- 
turms der  Kirche  und  des  Klosters  der  Trini- 
dad in  Valladolid  übertragen. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  histor.  artist. 
S.  18.  M.  v.  B. 

Argoud,  B e n o i t,  französ.  Bildhauer,  geh. 
in  Saint-Jean-en-Royant  (Dauphine),  übte 
seine  Kunst  in  Grenoble  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrh.  aus. 

M a i g n i e n,  Lcs  artistes  grenobl.  18.  LamL 

Argoud,  Jacques,  französ.  Bildhauer, 
Sohn  des  Benoit,  führte  in  Grenoble  1792  bis 
1795  die  Büsten  von  Jean-Jacques  Rousseau, 
Mirabeau  und  Marat  aus;  die  letztere  wurde 
im  Hotel  de  ville  aufgestellt.  Man  verdankt 
ihm  auch  die  Wiederherstellung  des  Mauso- 
leums Bayards  in  der  Kirche  Saint-Andre; 
ein  Marmormcdaillon  im  Mus.  u.  zwei  Stcin- 
vasen  am  Gitter  des  Jardin  de  ville. 

M a i g n i e n,  Les  artistes  grenobl.  19.  Lami. 

Argovagni,  s.  Argoagtii. 

Args,  Hans  von,  Maler  in  Luzern,  um 
1522  als  Bürger  erwähnt. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Arguatti,  Miniaturmaler  in  Rom  um  1811, 
nach  Zani,  Enc.  met.  II  192.  r, 

Arguel,  Architekt,  entwirft  1681  die  ersten 
Pläne  für  das  Hospital  in  Arbois.  (Franche- 
Comtc.) 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt.  Du. 

Arguello,  Andrea  Alfons  o,  nach  Zani, 
Enc.  II.  Maler  von  wenig  Bedeutung  um  1627 
in  Spanien  tätig.  M.  v.  B. 

Arguello,  Juan  Bautista,  span.  Maler  in 
Sevilla.  Nach  einem  Dokument  in  den  Ar- 
chiven des  Domkapitels  war  er  im  Jahre  1594 
mit  der  Restauration  des  „Monumcnto“  be- 
auftragt, das  in  dem  Dom  während  der  Kar- 
woche aufgerichtet  zu  werden  pflegt.  In  Akten 
des  Archivio  de  Indias  wird  er  noch  1599  und 
1603  erwähnt 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 68.  — Ge- 
stoso,  Artif.  Sevill.  I 138.  A 

Arguello,  Rodrigo  de,  Baumeister,  wurde 
von  der  Stadt  Alcazar  de  S.  Juan  in  der  Man- 
cha  1587  mit  dem  Bau  der  Pfarrkirche  Sta 
Quiteria  beauftragt.  Doch  vollendete  er  den 
Bau  nicht,  denn  1593  wurde  die  Ausführung 
dem  Andres  de  Astian  mit  der  Weisung  über- 
geben, sich  in  allem  nach  den  Plänen  des 
Herrera  zu  richten. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  II  137.  A 

Argumanez,  Juan  de,  span.  Goldschmied. 
1598  f in  Zaragoza.  Von  ihm  ein  schönes 
silbernes  Kruzifix  in  der  Kathedrale,  sowie 


ein  prächtiges  Prozessionskreuz  aus  vergolde- 
tem Silber  in  der  Kirche  S.  Juan  y San  Pedro, 
1549  datiert. 

V i n a z a,  Adic.  II  33.  M.  v.  B. 

Argunoff,  Jakob  Iwäno  witsch,  russ. 
Zeichner;  jüngster  Sohn  des  Iwan  A.,  geb. 
1784,  f nach  1830;  diente  seit  1817  als  Zei- 
chenlehrer an  der  Jakimanschen  Kreisschule, 
dann  am  1.  Moskauer  Gymnasium.  Er  lie- 
ferte Porträts  zu  dem  Werk  „Die  Taten  der 
bedeutendsten  Heerführer  und  Minister  Pe- 
ters d.  Gr.“  und  für  die  „Geschichte  von 
Klcinrußland“. 

Pyccx.  6h6x.  cjonapb  (Russ.  Bibliogr.)  II  274/5. 

— N.P.S  o b k o,  Russ.  Kstlerlex. — A ii  a p c e b t>, 

JKuBomjcb  u xoiiioQHCuHl  (Andrejeff,  Malerei 
u.  Maler)  St.  Petersburg  1857,  S.  485,  492.  — 
KyxojbHiiKS,  Xya.  rw.  (Kukolnik,  Kunstztg. 
1838,  S.  471.)  IV.  jVfttinann. 

Argunoff,  Iwan  Petröwitsch,  russ. 
Maler,  geb.  1727,  + nach  1797,  war  Leibeigener 
des  Grafen  P.  B.  Scheremetjeff,  Schüler  des 
Malers  G.  J.  Grote.  Von  ihm:  Kleopatra 
(1750)  im  Rumjanzoffmus.  in  Moskau.  Auf 
dem  Scheremetjeff  sehen  Gute  Kuskowa  die 
Porträts  des  Grafen  P.  Scheremetjeff,  des 
Feldmarschalls  Boris  Petröwitsch  Scheremet- 
jeff und  dessen  Gemahlin  (alle  drei  gestochen 
von  P.  Antipjcff),  ein  Porträt  des  Fürsten 
Michael  Golitzin  (gestochen  von  Antonius 
Radigues)  und  das  des  Fürsten  A.  M.  Tscher- 
kaski.  Auf  dem  Gute  Ostankina  das  Porträt 
des  Kaisers  Paul  in  ganzer  Figur;  andere 
Bildnisse  in  der  Galerie  Tretjakoff  in  Moskau. 

i’ycctc.  6u6a.  cjoiiapb  (Russ.  Bibliogr.)  II  274/5. 

— N.  P.  S o b k o.  Kuss.  Kstlerlex.  IV.  Ntumann, 

Argunoff,  Nikolai  Iwänowitscb, 

russ.  Maler,  Sohn  und  Schüler  des  Iwan  A., 
geb.  1771,  f nach  1829,  begleitete  den  Grafen 
N.  B.  Scheremetjeff  ins  Ausland  und  empfing 
dort  seine  weitere  Ausbildung.  Er  war  ein 
beliebter  Porträtmaler.  Für  das  Porträt  des 
Senators  Runitsch  (im  Sitzungssaal  des  akad. 
Rats)  ernannte  ihn  die  Petersburger  Akad. 
1818  zum  Akademiker. 

Pyccx.  6ii6a.  caoBiipb  (Russ.  Bibliogr.)  II  275. — 
N.  P.  S o b k o , Russ.  Kstlerlex.  W.  Nntmann* 

Arhardt,  Johann  Jakob,  Baumeister  zu 
Straßburg,  erbaute  mit  Andr.  Kermann  seit 
1636  das  alte  Spitalbollwerk  daselbst.  Um 
1663  wird  er  Stadt-Baumeister  und  Ingenieur 
genannt.  A.  verstand  sich  auch  auf  land- 
schaftliches Zeichnen,  wie  die  drei  übrigens 
sehr  mittelmäßigen  Federzeichnungen  von 
ihm  im  Kupferstichkabinett  der  Universität 
Göttingen  beweisen.  Außerdem  befinden  sich 
auf  der  Göttinger  Universitätsbibliothek  ein 
Band  Briefe  und  anderes  Schriftliches  von 
Arhardt,  darunter  Entwürfe  von  allerlei  Ma- 
schinen, ferner  ein  Band  mit  Beschreibungen 
und  Zeichnungen  vom  Straßburger  Münster 
und  einigen  anderen  Kirchen,  wahrscheinlich 
Vorbereitungen  zu  einer  beabsichtigten  Schrift 


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Arhenius  — Aria 


über  das  Münster,  wie  eine  geschriebene  Wid- 
mung vermuten  läßt;  endlich  in  einem  „Me- 
mento mori“  bezeichneten  Band,  worin  u.  a. 
ein  Totentanz,  Federzeichnung  mit  Sepia  von 
D.  Lindmeyer,  12  getuschte  Abbildungen  eines 
Totenkopfes  in  verschiedenen  Lagen,  bezeich- 
net : Von  Joh.  Jacob  Arhardt  Ingenieur ; sonst 
steht  noch  unter  jedem  Kopf  ein  Datum  vom 
80.  4.  bis  18.  5.  1661.  Risse  vom  Straßburger 
Münster  befanden  sich  von  ihm  in  der  1870 
abgebrannten  Straßburger  Bibliothek. 

Von  ihm  gestochen : Titelbl.  zu  Caspari  Bit- 
schii  ICti.  et  Profess,  publ.  Commentarius  in 
Consuetudines  Feudorum;  herausgeg.  von  J.  M. 
Bitschius.  Argentor.  1673.  4.  Bez. : Arhardt  inv : 
et  fecit. 

Meyer,  Kstlerlex.  — E.  Müntz,  De  quel- 
ques Monuments  d’art  alsatien  conserves  ä Vien- 
nes ; Revue  d’Alsace  1872.  R. 

Arhenius,  s.  Arenius. 

Arhus,  s.  Aarhuus. 

d’Aria,  auch  da  Oria,  de  Ayra,  Künstlerfami- 
lie aus  Pelsotto  in  der  Val  d’Intelvi  bei  Porlez- 
za.  In  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  waren 
in  Ligurien  die  drei  Brüder  Giovanni,  Michele 
und  Bonino  tätig  (s.  d.).  Derselben  Familie 
entstammt  wohl  auch  jener  M°  Simone  Daria, 
der  zwischen  1600 — 1607  in  Rom  in  der  von 
Tullio  Solaro  erbauten,  von  Cristofano  Poma- 
rancio  ausgemalten  Kapelle  des  Ccsare  Pan- 
dini  in  S.  Maria  dclle  Scala  in  Trastevere  die 
Stucchi  ausführte.  (Bertolotti,  Artisti  Lom- 
bardi  a Roma  II  114.) 

Aria,  Bonino  d’,  Bildhauer  in  Genua, 
zuerst  14S5  in  einem  Dokument  genannt  als 
Bürge  für  einen  Bildhauer  Petrus  di  Ruggia 
da  Vico.  3.  8.  1490  schließen  die  drei  Brüder 
Giovanni,  Michele  und  Bonino  einen  Vertrag 
auf  Arbeitsgemeinschaft  und  Gewinnteilung, 
gültig  auf  unbestimmte  Zeit  für  Genua,  Sa- 
vona,  Carrara  und  andere  Orte.  Vor  1502 
war  Bonino  schon  gestorben,  da  in  diesem 
Jahre  ein  Sohn  Petrus  quondam  Bonini  in 
den  Akten  erscheint.  W.  Suida. 

Aria,  Giovanni  d’,  vermutlich  der  älte- 
ste der  drei  Brüder,  ist  gleichwohl  erst  gegen 
1490  in  Ligurien  nachweisbar.  Selbständige 
Werke  scheint  er  insbesondere  für  Savona 
ausgeführt  zu  haben.  Dort  entstand  vor  1490 
das  Grabmal  der  Eltern  des  Papstes  Sixtus 
IV.,  der  Fischersleute  Leonardo  dclla  Rovere 
und  Lucchina  di  Monleoni,  von  Giovanni  in 
Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder  Michele  aus- 
geführt Es  befand  sich  früher  im  Kloster- 
gang von  S.  Francesco.  Es  hat  deshalb  be- 
sondere Wichtigkeit,  weil  es  uns  einzig  in 
tadelloser  Erhaltung  den  Typus  repräsentiert, 
dem  alle  die  genuesischen  Dogen-  und  Nobili- 
gräber folgten,  die  in  den  Parteikämpfen 
der  Folgezeit  bis  auf  geringe  Reste  zugrunde 
gegangen  sind.  11.  2.  1490  schloß  Francesco 
Sansoni  mit  Giovanni  „architetto  e scultore“ 
einen  Vertrag  auf  Ausführung  eines  Grab- 
mals für  Antonio  Sansoni,  das  nach  dem 


Muster  des  schon  existierenden  in  S.  Fran- 
cesco hergestellt  werden  sollte.  Reste  davon 
finden  sich  noch  in  der  Kirche  S.  Domenico 
zu  Savona.  3.  3.  1490  schlossen  die  drei  Brü- 
der d’A.  den  oben  (s.  u.  Bonino)  angeführten 
Vertrag.  Wie  sein  Bruder  Michele,  so  wurde 
auch  Giovanni  in  der  Folgezeit  am  Genueser 
Dom  beschäftigt  und  zwar  insbesondere  als 
Baumeister,  wie  aus  einer  Nachricht  vom  29. 

5.  1492  hervorgeht,  wonach  damals  auf  Ver- 
anlassung des  kunstsinnigen  Kaufherrn  Ac- 
cellino  Salvago  Marmorliefcrungen  aus  Car- 
rara erfolgten  für  die  Arbeiten  in  der  Kapelle 
Johannes  des  Täufers,  deren  Umbau  Giovanni 
d'A.  leitete.  C.  Justi  vermutet  in  Giovanni 
auch  den  Autor  des  1496  datierten  Lünetten- 
reliefs mit  dem  Gastmahl  des  Herodes  (das 
zumeist  irrigerweise  dem  M.  Civitali  zuge- 
schrieben wird).  Dasselbe  ist  wie  sein  Ge- 
genstück ganz  sicher  lombardisch,  Cervetto 
hält  es  für  eine  Jugendarbeit  des  Pace  Gag- 
gini,  was  indes  kaum  richtig  sein  dürfte.  Ge- 
meinsam mit  Michele  und  Girolamo  di  Vis- 
cardo  übernahm  Giovanni  den  Auftrag  auf 
zwei  Prachtgräber,  welche  Agostino  und  Gio- 
vanni Adorno  sich  in  S.  Girolamo  in  Luarto 
zu  errichten  gedachten.  17.  4.  1497  nahmen 
Giovanni  und  Viscardo  auch  namens  des  ab- 
wesenden Michele  eine  Vorschußsumme  in 
Empfang.  Jedoch  scheint  Giovannis  Anteil 
an  der  Ausführung  (s.  u.  Michele)  nur  ge- 
ring gewesen  zu  sein,  da  bei  der  Erneuerung 
des  Vertrags  am  24.  1.  1499  sein  Name  nicht 
mehr  genannt  wird.  Vielleicht  war  er,  wie 
Alizeri  vermutet,  damals  schon  in  die  Heimat 
zurückgekehrt  Er  weilte  1508  noch  unter  den 
Lebenden.  Daß  ihm  sowie  seinen  Brüdern 
manche  der  schönen  Portale  zuzuschreiben 
sind,  die  man  in  Genua  allenthalben  sieht,  ist 
sehr  wahrscheinlich. 

F.  Alizeri,  Notizie  de’  Professor»  del  di- 
segno  in  Liguria  IV,  Genova,  1874,  Kap.  2.  — 
C.  Justi,  Lomb.  Bildw.  in  Spanien,  Jahrb.  d. 
kgl.  preuß.  Kunsts.  XIII  (1892).  W.  Suida. 

Aria,  Michele  d’,  Bildhauer  in  Genua. 
Der  erste  Auftrag,  der  dem  jungen  lombardi- 
schen Meister  erteilt  wurde,  ist  ein  bedeut- 
sames Ereignis  in  der  Kunstgeschichte  Ge- 
nuas: die  Inauguration  der  lebensgroßen  Por- 
trätstatucn  des  Palazzo  di  S.  Giorgio.  Die 
Bank  von  S.  Giorgio  hatte  sich  1446  kon- 
stituiert. Mit  dem  ersten  für  den  Sitzungs- 
saal (im  alten  Palaste  des  capitano  del  popolo) 
bestimmten  Denkmal  löste  sie  eine  Ehren- 
schuld an  Francesco  Vivaldi  ein,  der  1371  neun- 
zig seiner  Staatsschuldentitel  als  Grundlage  ei- 
nes Staatsschuldentilgungsfonds  dem  Gemein- 
wesen geschenkt  hatte.  Michele  stellte  den 
Greis  mit  sehr  individuell  gebildetem  Kopfe  im 
Lehnstuhl  sitzend  dar,  ein  breites  Band  mit  fol-  - 
gender  Inschrift  haltend:  Ad  me  respidte  et 
curate  quae  pacta  sunt.  Mahnende  Worte  an 
die  Lebenden  zu  richten,  den  gleichen  Patriotis- 


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Aria 


mus  zu  betätigen,  kam  mit  dieser  Statue  in 
Gebrauch.  Dieselbe  wurde  am  19.  8.  1466  schon 
bezahlt  und  aufgestellt,  1467  erhielt  Fran- 
cesco da  Pavia  den  Auftrag,  den  Sockel  und 
Thronsesscl  zu  bemalen  und  zu  vergolden. 
(Abbildung  im  Jahrb.  d.  kgl.  preuß.  Kunsts. 
1892  XIII.)  1473  beschloß  man  auch  dem 
(ebenfalls  längst  verstorbenen)  Luciano  Spi- 
nola  ein  Standbild  zu  setzen.  Die  Bezahlung 
für  die  vollendete  Arbeit  erfolgte  erst  am  20. 
12.  1475.  Michele  gestaltete  ihn  stehend,  äu- 
ßerst schlicht  im  Motiv,  ein  Bein  wenig  vorge- 
stellt, eine  Schriftrollc  vertikal  haltend  mit 
folgender  Inschrift:  Discite  a me  utilitati  pu- 
blice inservire.  Als  Gegenstück  zum  Spinola 
wurde  1475  die  Statue  des  Domenico  Pastine 
da  Rapallo  geschaffen,  vielleicht  das  harmo- 
nischste Werk  Micheles  (Abbildung  bei  Suida, 
Genua,  Berühmte  Kunststätten  33,  p.  60). 
Das  Schriftband  zeigt  die  Worte:  Ciaschuno 
studii  farc  simile  scrvicii  ala  sua  patria.  Die 
Bezahlung  für  diese  Statue  erfolgte  am  21.  6. 
1475.  — Um  dieselbe  Zeit  nahmen  den  Künst- 
ler Aufträge  der  Spinola  für  die  Kirche  S. 
Domenico  in  Anspruch.  Francesco  Spinola 
bestellte  am  15.  12.  1475  bei  Giovanni  da  Cam- 
pionc  und  Michele  eine  „pila  ad  uso  di  fönte" 
(Weihwasserbehälter  oder  Waschbecken,  von 
beträchtlicher  Größe  6*/s  palmi  breit  und 
l1/,  palmi  hoch)  und  ein  Geländer  mit  mar- 
mornen Engelfigurcn  für  die  Kapelle  di  S. 
Vincenzo,  die  derselbe  Spinola  errichtet  hatte. 
Die  Vermutung  liegt  sehr  nahe,  daß  auch 
das  Reitergrabmal  des  Francesco  Spinola,  ehe- 
mals in  S.  Domenico,  heute  im  Hofe  des  Pa- 
lazzo Spinola  auf  piazza  Pellicceria  befindlich, 
damals  von  Michele  ausgeführt  wurde,  für 
den  ich  es  in  Anspruch  nahm  (Genua,  p.  61, 
ebenda  Abbildung).  Die  Vorderwand  des 
Sarkophags  zierte  das  schöne  antike  Relief 
eines  Bacchuszuges,  das  die  Bewohner  von 
Gaeta  für  das  Grab  ihres  Befreiers  geschenkt 
hatten.  Darüber  erhob  sich  das  Bildnis  des 
Feldherrn  zu  Pferde  vor  einem  von  zwei 
Engeln  zurückgcschlagcncn  Vorhänge.  Der 
Stil  des  Werkes  stimmt  gut  zu  dem  der  Sta- 
tuen des  Palazzo  di  S.  Giorgio.  Nach  Cervetto 
war  auch  die  für  Napoleone  Lomellini  erbaute 
und  dekorierte  Kapelle  des  hl.  Bernardin  von 
Siena  in  S.  Francesco  di  Castelletto  im  Stile 
Micheles  gehalten.  Fünf  Statuen  seiner  Art 
stehen  in  den  Nischen  der  Fassade  des  alten 
Pal.  Spinola  (später  della  Casa)  auf  piazza 
fontane  Marosc.  Ein  Gutachten,  das  man 
1487  von  ihm  cinzog,  beweist  des  Künstlers 
angesehene  Stellung;  man  wollte  wissen,  ob 
der  Maler  Giovanni  Massone  d’Alessandria 
auch  imstande  sei,  die  Rahmen  zu  seinen 
Altarwerken  zu  schnitzen.  Michele  sprach 
sich  unter  Hervorhebung  anderer  Beispiele 
wie  des  Bertolino  da  Pavia,  ausdrücklich  zu- 
gunsten der  Vereinigung  beider  künstlerischen 


Fertigkeiten  in  einer  Werkstatt  aus.  Accel- 
lino  Salvago  und  Tom.  Giustiniani  zogen 
als  Priorcn  der  Devozione  di  S.  Giovanni 
Battista  den  Künstler  auch  zum  Dombau 
heran.  15.  10.  1489  übertrugen  sie  ihm  zu- 
sammen mit  Antonio  Carlone  den  Auftrag, 
einige  Kapellen  an  der  rechten  Seite  des 
Längsschiffes  von  S.  Lorcnzo  niederzulegen 
und  andere  in  anderer  Form  an  deren  Stelle 
zu  setzen.  Auch  bestellten  sie  die  „Trasloca- 
menti"  des  Scitenportals.  Dieses,  die  Porta 
di  S.  Gottardo,  (und  auch  die  porta  di  S.  Gio- 
vanni) erhielt  damals  jenen  merkwürdigen 
loggienartigen  Aufbau,  zu  dessen  Herstellung 
Fragmente,  insbesondere  alte  Säulchen  von  den 
Altären  der  niedergerissenen  Kapellen  ver- 
wendet wurden.  Auch  in  der  Kapelle  des 
Täufers,  an  der  sein  Bruder  Giovanni  baute, 
mag  Michele  sich  betätigt  haben.  Man  hält 
für  sein  Werk  die  vier  an  der  Decke  ein- 
gefügten Medaillons  mit  den  Bildern  der  Evan- 
gelisten. 3.  3.  1490  schloß  Michele  mit  sei- 
nen Brüdern  den  Vertrag  auf  Teilung  von 
Arbeit  und  Gewinn.  Aber  derselbe  scheint 
praktisch  von  geringem  Belange  gewesen  zu 
sein,  vielleicht  infolge  häufiger  Abwesenheit 
der  Brüder.  Denn  Michele  ist  schon  in  den 
folgenden  Jahren  mit  anderen  lombardischen 
Bildhauern  in  Geschäftsverbindung  getreten. 
Von  seiten  der  Prioren  der  Banca  di  S.  Gior- 
gio erfreute  er  sich  dauernder  Gunst.  8.  5.  1490 
übertrug  man  ihm  die  Ausführung  des  Stand- 
bildes des  Ambrogio  di  Negro,  Kommissärs 
von  Korsika,  des  ersten  Mannes,  dem  zu  Leb- 
zeiten solch  eine  Ehrung  widerfuhr.  Sein 
Porträt  hat  Michele  nach  dem  Leben  gestalten 
können.  Auch  eine  Sopraporte  mit  dem  hl. 
Georg  schuf  Michele  in  jener  Zeit  für  den 
Palast  S.  Giorgio.  Ein  genauer  Vergleich  die- 
ses Reliefs  mit  dem  anderer  Portale  in  der 
Stadt  könnte  vielleicht  die  Zuweisung  noch 
anderer  ähnlicher  Stücke  an  den  Meister 
ergeben.  Am  6.  6.  1495  bestellte  Fran- 
cesco Pamoleo  dottore  di  Leggi,  bei  Michele 
das  Grabmal  des  Bartolommco  Pamoleo, 
Bischofs  von  Accia.  Dasselbe  ist  nicht  er- 
halten. Als  stilistisch  dem  Kreise  des  Michele 
nahestehend  bezeichnet  Alizeri  den  Grabstein 
des  Lazzaro  Doria  bei  den  Certosinermön- 
chen  von  Rivarolo  an  der  Polcevcra.  Von 
dem  Anteil  Micheles  an  dem  Grabmal  der  El- 
tern Sixtus  IV.  in  Savona  war  oben  schon  die 
Rede  (s.  u.  Giovanni  d’Aria).  Zwei  Monu- 
mente, prächtiger  als  alle  früheren  geplant, 
haben  den  Künstler  seit  1497  beschäftigt.  Die 
Brüder  Agostino  u.  Giovanni  Adorno  wünsch- 
ten in  S.  Girolamo  im  Quarto  fürstliche  Grab- 
stätten zu  erhalten.  Sic  wandten  sich  an 
Michele  und  Giovanni  d’Aria  und  Girolamo 
di  Viscardo.  Die  beiden  Adorno  sollten  ihren 
Wunsch  nicht  mehr  verwirklicht  sehen.  Gio- 
vanni, der  Capitano  del  popolo  starb  1500, 


96 


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Aria  — Ariassi 


nachdem  am  24.  1.  1499  der  Vertrag  mit  den 
Künstlern  Michele  und  Viscardo  erneut  wor- 
den war.  Doch  schritt  die  Arbeit  nur  lang- 
sam fort.  20.  3.  1501  bezahlte  man  an  die 
Künstler  100  Dukaten  und  erhielt  das  Ver- 
sprechen der  Fertigstellung  der  Arbeiten  bis 
Ende  1502.  Es  ist  eine  ansprechende  Ver- 
mutung Alizeris,  daß  in  dem  jetzt  als  Palliotto 
des  Hochaltars  in  Quarto  verwendeten  Relief 
mit  drei  in  Nischen  sitzenden  Tugendenge- 
stalten wenigstens  ein  Bruchstück  der  Ador- 
nogräber erhalten  geblieben  sei.  Die  letzte 
dokumentarische  Erwähnung  Micheles  ist  das 
glänzendste  Zeugnis  für  seinen  großen  Ruf. 
König  Ludwig  XII.  von  Frankreich  bestellte 
am  29.  8.  1502  bei  Michele  und  Viscardo  und 
den  beiden  Toskanern  Donato  Benti  da  Pietra- 
santa  und  Benedetto  di  Bartolommeo  Fiorenti- 
no  das  Grabmal  seiner  Eltern  für  die  Kathe- 
drale von  S.  Denis.  Michele  als  der  erfahrenste 
ist  zum  Oberleiter  der  Arbeiten  bestimmt  ge- 
wesen. Dieses  Werk  ist  noch  erhalten.  Nach 
Müntz  soll  ein  diesem  ähnliches  Grabmal 
auch  noch  in  der  Kirche  S.  Trinite  in  Fecamp 
existieren. 

F.  A 1 i z e r i,  Notizie  de'  Professori  del  di- 
sCRno  in  Liguria  IV,  Genova,  1873  ff.  II  31 ; IV 
Kap.  2 ; V 16.  — L.  A.  C e r v e 1 1 o,  I Gaggini 
da  Bissone,  p.  12 — 15.  Milano  1903.  — C. 

J u s t i,  I.omb.  Bildw.  in  Spanien,  Jahrb.  d.  kgl. 
preuB.  Kunsts.  XIII  (1892).  — W.  Suida,  Ge- 
nua, berühmte  Kunststätten,  Leipzig  1906.  p.  58 
ff.  — P.  T o e s c a in  Scritti  di  Storia  di  Filo- 
logia  e d’Arte  (per  nozze  Fedele-de  Fabritiis). 
Napoli  1908  p.  173.  W.  Suida. 

Aria,  d',  s.  auch  Daria. 

Ariaena  (Adriaens,  Adriaensen,  Adriaenssens, 
Adriaenssone),  Lucas,  Maler  in  Antwerpen, 
wird  1459  Freimeister  der  Lukasgilde  und 
war  von  1469  bis  1488  sechsmal  Dekan  der- 
selben. Vor  dem  19.  1.  1493  verstorben,  da 
in  einem  Dokument  von  diesem  Datum  seine 
Witwe  erwähnt  wird.  A.  arbeitete  1467  an 
der  Ausschmückung  der  Liebfrauenkirche  in 
Antwerpen,  wirkte  gelegentlich  der  Hochzeit 
Karls  des  Kühnen  1468  an  den  berühmten 
„Entremets“  in  Brügge  mit  und  soll  die 
Zeichnungen  für  mehrere  Fenster  der  Kathe- 
drale in  Tournai  geliefert  haben. 

L.  de  I.aborde,  Les  Ducs  de  Bourgogne  I 
540,  II  337.  — De  Liggeren  I.  — Biogr.  nat.  de 
Belgique.  — H.  H y m a n s,  Gent  u.  Tournai, 
Leipzig  1902  p.  92.  H.  H. 

Ariaensz,  Jan,  s.  Man,  J.  A.  de. 

Ariaensz.,  Lenaert,  Bildschnitzer  im  16. 
Jahrh.,  fertigte  1544  und  1545  Sitzbänke 
„met  antycx“,  Delphinen  usw.  geschmückt  im 
Rathausc  zu  Hcrzogcnbusch, 

Galland  S.  615.  A.  W.  Weissman. 

Ariaensz,  Thonis,  s.  Anthonis  Adriaenss 
I 552. 

Ariaensz,  s.  auch  Adriaenss. 

Arian,  Marco,  Steinmetz  in  Venedig ; 
von  ihm  ist  der  Brunnen  von  1349  am  Platz 
dcll'  Angelo  Raffaele,  bez. : Marco  Arian  (Ta) 

Künstlerlexikon.  Bd.  II.  , 


j (a)p(iot)ra,  eine  Arbeit  von  wenig  Interesse 
für  die  Kunstgeschichte. 

Meyer,  Kstlerlex.  — P.  Selvatico,  Arch. 
e scult.  in  Venezia  1847  p.  104.  — Selvatico 
e L a z z a r i,  Guida  di  Venezia  1881  p.  352. 

Arias,  span.  Buchmaler  in  Diensten  Isabellas 
der  Kathol.,  für  welche  er  ein  berühmtes  Ge- 
betbuch ausführte.  Von  1485—90  illuminierte 
er  Antiphonarien  für  das  Kloster  S.  Tomäs 
in  Avila. 

Rico  y Sinobas,  caligr.  espan.  S.  9. 

Arias,  Josef,  Bildhauer,  geb.  1743  in  Ma- 
drid, Schüler  des  Juan  Pascual  de  Mena  und 
der  Akad.  von  S.  Fernando,  von  der  er  1782 
zum  Ehrenmitglied  ernannt  wurde.  Er  ging 
später  nach  Mexiko  als  Direktor  der  neuer- 
richteten Akad.  S.  Carlos  und  starb  dort  1788. 

Cean  B ermüde  z,  Dicc.  I 68—69. 

Arias,  Juan,  Maler  in  Sevilla  1422. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  II  14.  M.  v.  B. 

Arias,  Lope,  Baumstr.  in  Zamora,  erhielt 
1372  von  Enrique  II.  Befehl,  den  Alcazar  von 
Ciudad-Rodrigo  zu  bauen,  das  schon  seit  der 
Zeit  Ferdinands  II.  von  Leon  (f  1188)  be- 
festigt war.  Der  Bau  des  jetzigen  Alcazar 
oder  Forts  begann  laut  Inschrift  1410. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  I 67.  A 

Arias,  V.,  Bildhauer  aus  Chile,  stellte  1898. 
1899  und  1900  im  Pariser  Salon  aus.  *• 

Arias  y Contreras,  Manuel  Francisco 
d e,  span.  Maler,  geb.  1644  in  Cordova,  trat 
1656  in  das  Atelier  des  Antonio  del  Castillo 
und  wird  1677  noch  einmal  urkundlich  er- 
wähnt. 

Raraircz,  Artist.  Cordob.  S.  86.  — V i n a - 
z a,  Adic.  IV  87.  M.  v.  B. 

Arias  Fernandez,  span.  Malerin  des  17.  Jahrh. 
Tochter  u.  Schülerin  des  Antonio  A.  F.,  soll 
im  Porträt  Tüchtiges  geleistet  haben. 

Ccan  Bermudez,  Dicc.  I 90.  A 

Arias  Fernandez,  Antonio,  span.  Maler, 
geb.  um  1620  in  Madrid,  f das.  im  Hospital 
1684.  Schüler  des  Pedro  de  las  Cuevas.  A. 
war  ein  Wunderkind.  Bereits  im  Alter  von 
14  Jahren  malte  er  die  Gemälde  für  den  Hoch- 
altar des  Klosters  der  Karmeliter  in  Toledo 
und  galt  mit  25  Jahren  mit  Recht  als  einer 
der  besten  Künstler  Madrids.  Vom  Grafen 
Olivarez  wurde  er  beauftragt,  nach  alten  Ori- 
ginalen in  Doppelbildnissen  eine  Folge  der 
Könige  und  Königinnen  Spaniens  zu  malen, 
die  im  großen  Komödiensaalc  des  alten  Schlos- 
ses in  Madrid  Aufstellung  fanden.  In  Madrid 
malte  A.  ferner  1644  die  Klosterkirche  der  hl. 
Magdalena  aus  und  1657  elf  Darstellungen  mit 
dem  Leiden  Christi  für  das  Mutterkloster  San 
Felipe  el  Real  und  gleichzeitig  eine  große 
Taufe  Christi  am  Baptisterium  von  San  Gines. 
Im  Prado-Mus.  (No.  640)  ein  Jesus  unter 
den  Pharisäern  von  1646. 

Palomino  y Velasco,  Museo  pict.  III. 
603.  — Cean  Bermudez,  Dicc.  I 69.  A 

Ariassi,  Giuseppe,  italien.  Maler,  geb. 
am  4.  7.  1826  in  Brescia,  f daselbst  am  13.  1. 
1906.  Schüler  von  Hayez  an  der  Mailänder 

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Ariberti  — Arifusus 


Brera-Akademie;  tätig  hauptsächlich  als  Ma- 
ler von  biblischen  Historien,  Altarbildern, 
Kirchenfresken  und  Porträts.  Seine  Haupt- 
werke sind:  Freskomalereien  in  der  Chiesa 
dei  Miracoli  und  im  Convento  dei  Filippini 
zu  Brescia  und  in  den  Kirchen  zu  Carcina 
und  Ospitaletto;  das  Altarbild  mit  den  Heil. 
Ludwig  und  Karl  in  der  Pfarrkirche  zu 
Orano  und  dasjenige  mit  dem  hl.  Columbanus 
und  dem  Duca  di  Borgogna  in  der  Pfarr- 
kirche zu  Parzanica  bcrgamasca;  ein  Kruzi- 
fixus  (in  Chiaroscuromalerei)  in  der  Corte 
d’Appello  zu  Brescia  und  mehrere  weitere 
Gemälde  in  der  dortigen  Gallcria  Tosio,  der 
A.  30  Jahre  lang  als  Direktor  vorgestanden 
hat. 

Commentari  dell’  Ateneo  di  Brescia  1870 — 7.1, 
p.  511;  1886,  p.  243;  1906,  p.  155  ff. 

G.  Degli  Assi. 

Ariberti,  Serafino  di  Giov.  degli,  s. 
Serafini,  Seraf. 

Aribertus  de  L u c c a,  s.  Auripcrt. 

Aribertus  de  Paxiliano,  Bildhauer,  Mai- 
land, 12.  Jahrh.  Nach  einer  lokalen  Tradition 
habe  ein  „Dominus  Aribertus  de  Paxiliano“ 
(Pansilvano)  die  Chorstühle  — vermutlich 
steinerne  Sitze  — in  S.  Ambrogio  in  Mailand 
gearbeitet.  Nach  einer  anderen  Überlieferung 
sei  A.  Mönch  von  S.  Ambrogio  gewesen  und 
habe  in  der  Mitte  des  12.  Jahrh.  gelebt;  auch 
wird  er  beim  Bau  einer  kleinen  Kirche  vor 
der  porta  Vcrcelliana  in  Mailand  1141  er- 
wähnt. 

Htidtr  und  Eitclberger,  Mittelalterl. 
Kunstdenkm.  österr.  II  1 f.  — Springer, 
De  artificibus  monachis  p.  29.  Swarscnskx. 

Aribo  (Aripo),  Mönch,  Regensburg,  10. 
Jahrh.,  Miniaturmaler.  Arbeitete  zusammen 
mit  Adalpcrt  an  der  Restauration  des  Codex 
aureus  von  St.  Emmeram.  S.  das  Nähere 
unter  Adalpcrt.  Suarsenskx. 

Aricesco,  rumänischer  Maler,  stellte  auf  der 
Pariser  „Exposition  decennale  d.  Beaux-Arts“ 
1900  ein  Bild  „Abend  im  Walde“  aus. 

H.  V. 

Arichall,  Francis,  Maler,  geb.  in  Ports- 
mouth in  England  1772,  in  London  ausgebil- 
det, 1786  nach  Hamburg,  wo  er,  wahrschein- 
lich noch  1794,  Miniaturbildnissc  in  Pastell 
malte  und  mit  dem  Silberstift  zeichnete,  ge- 
legentlich, wie  cs  scheint,  in  Hannover  tätig. 

Nach  ihm  wohl  gestochen : Dr.  Lcbr.  F.  B. 
Lentin,  Leibmedikus  zu  Hannover  1736 — 1804. 
Gest.  v.  Laurcntz  8.  Berlin. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Hamb.  Kstlerlcx. 

E.  Bcnesi. 

Aricio  (Arezzo),  Battista  d’,  Maler, 
1429  in  Palermo  nachweisbar. 

G.  Di  M a r z o,  La  Pittura  in  Palermo  nel 
rinasc.  1899  p.  56.  E.  Mauceri. 

Aricordus  von  Mailand.  Am  22.  1.  1328 
schreibt  Karolus.  Herzog  von  Calabrien,  den 
Schatzmeistern  des  Königreichs  Sicilien,  Ari- 


cordus sei  in  der  Treibarbeit  erfahren;  man 
möge  ihm  für  seine  Arbeit  für  die  k.  Kurie 
12  Unzen  geben. 

Schulz,  Denkm.  d.  Kst.  des  Mittclalt.  in 
Unteritalien  IV  152.  ** 

Aridas,  Auguste,  Porträtmaler  in  Li- 
moges, geb.  in  Angers  (Maine-et- Loire), 
Schüler  von  J.  Dauban  und  Geröme,  stellte 
im  Pariser  Salon  1878—1882  und  1889  aus. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g^nör.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Aridikes,  griech.  Maler  aus  Korinth.  Pli- 
nius  erwähnt  ihn  N.  H.  35,  16  in  seiner  un- 
kritischen Darstellung  der  Anfänge  griechi- 
scher Malerei  als  einen  der  Vcrvoilkommner 
der  Lincarmalerei ; er  habe  auf  Farbe  noch 
verzichtet,  jedoch  schon  Innenzeichnung  zum 
einfachen  Umriß  hinzugefügt.  Danach  gehört 
er  der  älteren  Zeit,  spätestens  wohl  dem 
7.  Jahrh.  v.  Chr.  an. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  4.  — Klein, 
Arch.  epigr.  Mitt.  11,  195.  198.  — Pauly- 

W i s s o w a,  Rcalenc.  II  823,  4 (Rossbach). 

Sauer. 

Ariens,  Ariense,  Arienss,  eine  Reihe  von 
Delfter  Faycnciers,  nur  durch  ihre  Heirats- 
vermerke bekannt,  s.  Havard,  Histoire  de  la 
faicnce  de  Delft,  1878.  J.  c.  E.  Peelen. 

Ariens,  Pieter,  geb.  1562/63,  war  1610 
Glasmaler  in  Delft. 

Kramm,  De  Levens  etc.  425.  E.  IV.  Moes. 

Ariense,  A 1 e s s i o,  s.  Alessio  Arcensc. 

Ariensz.,  F o p,  Maler,  der  von  Boisward 
kommend,  am  27.  8.  1537  zu  Amsterdam  das 
Bürgerrecht  kaufte.  E.  IV.  Moes. 

Arienti,  Antonio  di  Giacomo  degli, 
Miniaturmaler,  laut  Ausweis  der  Urkunden 
um  1500  in  Bologna  tätig. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  VII  12. 

F.  Malagussi-Valeri. 

Arienti,  Carlo,  bekannter  italien.  Histo- 
rienmaler, geb.  1801  in  Arcorc,  f am  21.  3. 
1873  in  Bologna  als  Direktor  der  Accad. 
d.  belle  arti.  Er  war  Schüler  der  Brera-Schule 
in  Mailand,  später  daselbst  Professor  an  der 
Akademie  und  wurde  dann  von  König  Carl 
Alberto,  für  den  er  das  Bild  „Barbarossa“ 
gemalt  hatte,  zum  Präsidenten  der  Accad. 
Albertina  in  Turin  ernannt.  Von  seinen  son- 
stigen Historienbildern  seien  genannt:  Bca- 
trice  di  Tenda,  Jeremia,  Orestes,  Phcdra  cd 
Ippolito,  Francesca  da  Rimini.  Sein  Porträt 
Bellinis  ist  im  Konscrvatorcnpalast  in  Neapel. 

C.  M a s i n i,  Vita  di  Arienti,  pittore  storico, 
con  ritratto,  Roma  1873.  — Clement  and 
Hut  ton,  Artist»  of  the  19.  ccnt.  (1879).  — 
Chroniquc  des  arts  1873  p.  148  (Nekrolog).  •• 

Arier,  Pierre,  1337 — 1312  Werkmeister  am 
Bau  des  päpstl.  Palastes  zu  Avignon. 

E.  Müntz,  Le  Palais  des  Papes  (France 
historique  et  monumentale).  C.  Enlart. 

Arifusus  aurifex,  filiusquond.  Au- 
f u s i,  Goldschmied  im  Langobardenreiche  um 
792 — 824,  wird  von  Fumagalli,  Codex  dipl.  S. 
Ambrosii  p.  90,  143  erwähnt.  ** 


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Arighi  — Ariie 


Arighi,  Alessandro,  Holzschnitzer  in 
Cremona  um  die  Mitte  des  17.  Jahrh.,  Schüler 
des  Gab.  Capra.  Für  die  Kathedrale  seiner 
Vaterstadt  machte  er  ein  (dort  noch  erhal- 
tenes) Altarwcrk  mit  Relicfdarstcllung  aus 
der  Legende  des  Abtes  Eusebius,  ferner  ein 
geschnitztes  Pult  daselbst,  zu  dem  Carlo  Na- 
tal i die  Zeichnung  lieferte.  Auch  feine  Por- 
trätmedaillons werden  von  ihm  erwähnt. 

G r a s s e 1 1 i,  Abecedario  biogr.  — B a r t o 1 i, 
Not.  d.  pitture  etc.  II  135.  — Z a i s t,  Not.  istor. 
ctc.  II  07.  — Forrer,  Biogr.  Dict.  of  Medal- 
lists  I 69.  ** 

Arighi,  Francesco,  Ziseleur  und  Gießer 
in  Rom,  verfertigte  1727  das  aus  vergoldetem 
Kupfer  bestehende  Tabernakel  der  Abtei 
Monte  Cassino  nach  den  Zeichnungen  des 
Architekten  Antonio  Canevaro.  Als  Muster 
diente  der  Hochaltar  der  Jesuitenkirche  St. 
Andreas. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Caravita,  J.  Co- 
dici  et  le  Art«  a Monte  Cassino  III  445 — 449. 

H.  V. 

Arighi,  s.  auch  Arrighi. 

Arighini,  Giuseppe,  italien.  Maler  und 
Architekt,  geb.  in  Brescia,  stand  von  ca.  1070 
bis  1700  als  Theater-Dekorationsmaler  und 
Bauverwalter“  im  Dienste  des  Herzogs  Ge- 
org Wilhelm  von  Braunschweig  und  leitete 
als  solcher  seit  1670  den  Neubau  des  herzogl. 
Schlosses  zu  Celle.  In  Braunschweig  von 
ihm  ein  Theater  und  zahlreiche  andere  Bauten. 

Schuster,  Kst.  u.  Kstler.  in  Calenberg, 
Hannover  1905.  H.  V. 

Arigone,  Francesco.  Maler,  malte  1693 
in  Fresko  zwei  Wandfclder  in  der  neuerbauten 
St.  Barbara-Kapelle  im  Schlosse  zu  Schebctau 
in  Mähren.  Er  war  1701  Hauseigentümer  in 
Olmütz,  wo  er  noch  1719  tätig  gewesen  sein 
muß;  denn  wir  finden  ihn  in  einer  Eingabe 
der  Olmützer  Maler  und  Bildhauer  an  den 
dortigen  Magistrat  wegen  Separierung  von 
den  Goldschmieden  de  dato  3.  4.  1719  mit- 
unterfertigt. 

Wolny,  Kirchl.  Topogr.,  O.  II  366.  — No- 
■w  a k,  Kircbl.  Kunstdenkm.  in  Olmütz  II  5.  — 
Schram,  Einige  handschriftl.  Quellen  zur 
mähr.  Kunstgeschichte  (Zeitschrift  des  Mähr. 
Landesmus.  IV  72  ff.).  IV.  Schram. 

Arigoni,  (Fra)  Bono,  Miniator  in  Vene- 
dig. minderte  eine  geographische  Karte  und 
zeichnete  sie:  Nova  Charta  marina  fo  facta 
da  mi  fra  Bono  Arigoni  Venexia  MCCCCCXI. 
Außer  Schiffen  und  Tieren  sicht  man  darauf 
die  Halbfigur  eines  Mönches  mit  einem  offenen 
Buche  in  der  Hand,  offenbar  ein  Porträt  des 
Verfertigers.  (Das  Blatt  wurde  von  der  Buch- 
handlung Ongania  in  Venedig  verkauft.) 

Bratti,  Miniatori  Vcncziani,  in  Nuovo  Arch. 
Vcncto,  nuova  serie,  tom.  II,  parte  1.  u.  2.  p.  73. 

P.  d'Ancona. 

Arigoni,  Francesco,  Maler  in  Padua, 
um  1028  tätig.  Von  ihm  ein  bezeichneter  S. 
Antonius  in  der  Kirche  S.  Felice  e Fortunato 
zu  Vicenza.  Zani  (Enc.  II  210)  erwähnt  einen 


Maler  Francesco  Arrigoni  in  Cremona,  der 
wahrscheinlich  mit  Obigem  identisch  ist  und 
von  dem  sich  ein  Selbstporträt  in  der  Bildnis- 
sammlung des  Signor  Cavaliere  Giambatista 
Gazzola  in  Verona  befunden  haben  soll. 
Meyer,  Kstlcrlex.  H.  V. 

Arigoni,  s.  auch  Arrigoni. 

Ariguzzi,  Arduino  di  Domenico  d e - 
g 1 i,  Architekt  und  Holzbildhauer  in  Bologna. 
Zuerst  erwähnt  1482  als  Schnitzer  der  Pedale 
zur  großen  Orgel  der  dortigen  Hauptkirche 
von  S.  Petronio.  1514  schuf  er  sodann 
ein  noch  heute  existierendes  hölzernes  Mo- 
dell derselben  Kirche  (ausgestellt  in  der 
Fabbriceria  di  S.  Petronio).  Ferner  erbaute 
A.  gleichfalls  1514  die  Cappella  di  S.  Cecilia 
in  S.  Giovanni  in  Monte,  der  Kirche  der 
Lateranensi  sehen  Chorherren  zu  Bologna,  u. 
zwar  im  Aufträge  der  Beata  Elena  Duglioli, 
Gemahlin  des  Bencdctto  dali’  Olio,  die  durch 
Vermittelung  ihres  Oheims,  des  Kardinals  Lo- 
renzo  Pucci,  die  Ausführung  des  Altarge- 
mäldes für  diese  Caccilienkapellc  dem  Meister 
Raffael lo  Santi  in  Rom  übertrug  (die  be- 
rühmte hl.  Caecilia  der  Bologneser  Pinako- 
thek). Endlich  errichtete  A.  1514 — 1517  den 
Kuppelaufbau  über  der  Chorvicrung  von  S. 
Giovanni  in  Monte.  — In  einem  erhalten  ge- 
bliebenen Briefe  des  Künstlers  finden  sich  in- 
teressante Ausfälle  gegen  den  Dilettantismus 
in  der  Kunst. 

Meyer.  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — Burck- 
hardt,  Cicerone  (8.  Aufl.  1901)  II  152,  b;  k. 

— Guhl  u.  Rosenberg,  Kstlerbriefe  (1880) 
• No.  371.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.,  ser.  II,  vol. 

III,  p.  227.  — Rassegna  d’Arte  1901,  p.  26. 

F.  Malaguzsi-Valcri. 

Ariguzzi,  s.  auch  Arrigussi. 

Arihisa  ( ^ j^^) , a.  d.  Geschlechte 

Kose,  nach  einigen  Fujiwara,  japanischer  Ma- 
ler der  Kose-Schule  (s.  Kanaoka),  lebte  zwi- 
schen den  Perioden  Enkei  und  Jöwa,  d.  h. 
um  1308 — 1349  in  Kyoto;  3.  Sohn  des  Kose 
Ariyuki.  Er  bekleidete  hohe  Hofämter 
(Uneme  no  shö,  Sakon  shögen,  Titel  Iki  no 
kami)  und  erhielt  den  Hof  rang  Vb.  Werke 
von  ihm  ganz  im  Stile  des  Kanaoka  im  Tem- 
pel Töji,  Kyöto:  zwei  Mandara  und  ein  Bild 
der  Glücksgöttin  Benzaiten. 

Fusö  meigwaden  465  f.  — Honchö  meigwa 
jiramei  jisho  55.  — Hist,  de  l’art  du  Japon  129. 

— Anderson,  Catalogue  12.  O.  Kümmel. 

Ariie.  Kose  A.  ( * ),  jap.  Maler 

der  Kose-Schule  (s.  Kanaoka),  lebte  um  Per. 
Genkö  (1321 — 24),  n!  Brinkley,  Japan  VII, 
Anh.  S.  3 gest.  1320.  Sohn  des  Kose  Mitsu- 

yasu?  in  Kyöto.  Als  s.  Werke 

werden  u.  a.  erwähnt:  2 Makimono,  Gyögi- 
engi,  Geschichte  des  korean.  Priesters  Gyögi 


99 


7* 


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Ariminese  — Arismendi 


(670 — 749),  u.  Jizö-engi,  Wunder  des  Bodhi- 
satva  Jizö  (Kshitegarbha),  ferner  16  Kake- 
mono,  die  16  Rakan  (Arhat). 

Anderson,  Catalogue  12.  — Jiramei  jisho 
689.  — Honchö  meigwa  jimmeä  jisho  65. 

O.  Kümmel. 

Ariminese,  s.  Coda,  Bart. 

Arimini,  Italien.  Stecher  des  18.  Jahrh.  Von 
ihm  ist  nur  ein  bezcichneter  Stich,  Pferde  dar- 
stellend, in  Conte  F.  Bonsis  Regole  de’  ca- 
valli  (Rimini  1751)  bekannt. 

Meyer,  Kstlerlcx.  P.  K. 

Arimondo,  Giuseppe,  mit  dem  Ordens- 
namen Fra  Andrea  da  Treviso,  deshalb  auch 
wohl  Andrea  Arimondo  genannt,  war  Johan- 
niter in  Treviso  und  gab  1542  der  dortigen 
Kirche  S.  Martino  als  Patron  und,  wie  eine 
Inschrift  ausdrücklich  hinzufügt,  als  Archi- 
tekt eine  neue  Gestalt,  nachdem  dieselbe  von 
den  Mönchen  von  S.  Zeno  in  den  Besitz  des 
Johanniter-Ordens  übenjegangen  war.  Die 
Inschrift  lautet:  Haec  fabbrica  MDXLII  pri- 
ma Martii  facta  fuit  Patrono  et  architecto 
D.  Andrea  v.  cquiti  Hierosolymitano. 

F e d e r i c i,  Memorie  Trevig.  II  29.  — Z a n i, 
Enc.  met.  II  194.  — Ricci,  Architettura  d'Ita- 
lia  III  336,  349.  ** 

Arinelli,  L u c a und  Michelangelo, 
neapol.  Maler,  nur  aus  einer  Bittschrift  vom 
Jahre  1770  bekannt. 

Napoli  Nobilissima  IX  75.  G.  Degli  / Isst . 

Arifio  y Feliu,  Rafael,  span.  Maler  des 
19.  Jahrh.,  geb.  zu  Valencia,  Schüler  von  Luis 
Tellez,  widmete  sich  vornehmlich  der  deko- 
rativen Malerei.  Indessen  kennt  man  von 
ihm  auch  verschiedene  Genrebilder,  deren  Su- 
jets dem  Volksleben  seiner  vaterländischen 
Provinz  entlehnt  sind. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  espafioles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Ario,  Emilio,  Bildhauer  in  Venedig,  nach 
Zanis  unvollständiger  Angabe  (Enc.  met.  II 
104).  h.  V. 

Ariodante,  Marco,  Blumenmalcr  aus  Bo- 
logna, geb.  1699,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  II 
195)  erwähnt.  h.  V. 

Arion,  Hannequin,  Bildhauer  aus  Brüs- 
sel, tätig  um  die  Mitte  des  14.  Jahrh.  in  Dijon 
als  Gehilfe  des  Jean  de  Soignollcs,  nur  ur- 
kundlich bekannt. 

Gazette  d.  Bcaux-Arts  1905,  II  37.  H.  V. 

Arjona,  span.  Maler,  um  1650  Schüler  des 
Sebastian  Martinez  in  Jaen.  Von  ihm  einige 
Werke  in  den  Kirchen  von  Baeza  und  Ubeda, 
und  hauptsächlich  in  der  Kirche  und  dem 
Kloster  der  unbeschuhten  Karmeliter  in  Jaen. 
Sein  Stil  erinnert  an  Martinez,  aber  seine 
Farbengebung  ist  kälter  und  seine  Zeichnung 
schwächer. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 71. 

Arjona,  Donna  Carmen,  span.  Malerin, 
stellte  1869  in  Sevilla  eine  „Ansicht  von  Se- 


villa“ aus,  deren  pittoreske  Vorzüge  gerühmt 
wurden. 

Dioskuren  1869  p.  205.  ** 

Ariosto,  Felipe,  span.  Maler,  vielleicht  ita- 
lien.  Herkunft,  führte  1587 — 8£  in  einem  Saale 
der  Audiencia  in  Barcelona  zahlreiche  Por- 
träts aragonischer  Herrscher  aus. 

V i fi  a i a,  Adic.  II  33.  M.  v.  B. 

Ariperto,  s.  Auripert. 

Aripo,  s.  Aribo. 

Ariram.  In  einer  Regensburger  Hs.  (Mün- 
chen, Hof-  und  Staatsbibi.  Clm.  14143)  ist 
uns  von  einer  Hand  des  10.  Jahrh.  die  Grab- 
schrift eines  gewissen  A.  erhalten,  in  welcher 
dieser  als  besonders  gefeierter  Künstler  ge- 
rühmt wird : nullus  in  hoc  aevo  viget  in- 
geniosior  illo  . . . artibus.  Von  der  Existenz 
desselben  ist  sonst  nichts  bekannt. 

P e z,  Thesaurus  VI  1 p.  9.  — Swarzenski, 
Regensburger  Buchmalerei  p.  30.  Swarscnski. 

Arischia,  S i 1 v c s t r o da,  s.  Silvcstro  da 
Sulmona. 

Ariscola,  Nicola,  italien.  Bildhauer  des 
15.  Jahrh.,  wird  als  Lehrer  des  Salvato  d’A- 
quila  genannt,  dem  verschiedene  Werke  in 
der  Kirche  S.  Maria  dclla  Valle  Verde  in 
Barisciano  (Prov.  Aquila)  zuerteilt  werden. 

Napoli  Nobilissima  X 112.  — I.’Arte  IV  73. 

G.  Degli  Assi. 

Ariscola,  Silvcstro  da,  s.  Silvestro  da 
Sulmona. 

Arisius,  Fra  Sollicitus,  Maler  aus 
Lodi,  von  ihm  ein  bezeichnetes  und  1607 
datiertes  Gemälde  mit  der  Anbetung  der  Ma- 
gier in  der  Kirche  S.  Giovanni  zu  Sessa. 

Filangieri,  Indice  degli  Artcfici,  Napoli 
1891.  H.  V. 

Arismendi,  Felipe,  Bildhauer  zu  S.  Se- 
bastian in  Guipüzcoa,  Sohn  oder  Enkel  des 
Juan,  f 1.  8.  1725  in  S.  Sebastian.  Man 
schreibt  ihm  viele  Werke  in  Biscaya  zu,  die 
sich  durch  ihren  Naturalismus  auszeichnen, 
namentlich  zu  S.  Sebastian  in  Sta  Maria  einen 
Petrus,  einen  Joseph  und  mehrere  Gruppen 
aus  der  Leidensgeschichte  Christi,  die  er  1710 
bis  1713  ausführtc;  in  der  Pfarrkirche  zu  Eloy- 
bar  einen  hl.  Antonius,  1716  ausgeführt;  in  S. 
Vicente  ein  Medaillon  mit  den  Seelen  im  Fege- 
feuer; in  S.  Francisco  die  Statuen  des  Königs 
I-ouis  XIV.  von  Frankreich  und  der  hl.  Rosa, 
die  zu  seinen  besten  Arbeiten  gehören;  ferner 
zu  Bilbao  in  S.  Jago  die  Statuen  der  Konzep- 
tion und  der  hl.  Barbara;  in  der  Pfarrkirche 
von  Pasagcs  vier  Statuen  am  Haupttabernakel, 
und  einen  Täufer  in  der  Sakristei,  der  für 
sein  bestes  Werk  gilt;  in  der  zu  Plascncia 
einen  Christus  und  in  der  zu  Tolosa  einen  hl. 
Ignaz  von  Loyola  und  ein  Relief  mit  den 
Seelen  im  Fegefeuer  von  1722. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  VI  57 — 59.  — 
V i fl  a z a,  Adic.  II  34. 

Arismendi,  Juan  de,  span.  Bildhauer  in 
Cizurquil  (Prov.  Guipüzcoa),  verfertigte  1632 
mit  Juan  Vascardo  und  Juan  de  Iralzu  mch- 


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Aristainetos  — Aristeas 


rere  Tabernakel,  z,  B.  die  für  den  Hauptaltar 
der  Pfarrkirche  in  Fucnmayor  und  Briones 
u.  für  die  Kirche  Unserer  lieben  Frau  de  los 
Reyes  in  dem  Flecken  de  la  Guardia. 

Cean  Bermudcz,  Dicc.  II  71.  A 

Aristainetos,  griech.  Architekt,  nach  einem 
von  Cyriacus  kopierten  Epigramm  gefeierter 
(87o;)  Erbauer  des  berühmten  Tempels  des 
Hadrian  zu  Kyzikos,  eines  der  größten  Tem- 
pel des  Altertums.  Die  Höhe  seiner  korinthi- 
schen Säulen  (6  an  der  Front,  15  an  den 
Langseiten)  übertraf  noch  (21  m)  die  der 
Säulen  des  athenischen  Olympicions  und  die 
von  Baalbek.  Ungewöhnlich  tief  und  säulen- 
reich (4x4)  war  die  Vorhalle.  In  der  Cella 
lief  eine  von  kleineren  Säulen  getragene  Ga- 
lerie ringsum.  Krypten  zogen  sich  unter 
dem  Boden  hin.  Der  Riesenbau  (ca.  100x30 
m),  ganz  aus  prokonnesischem  Marmor  auf- 
geführt, wahrscheinlich  schon  unter  Augustus 
begonnen,  dann  von  Hadrian  mächtig  geför- 
dert, wurde  erst  unter  Marc  Aurel  167  voll- 
endet. Er  wurde  Hadrian  geweiht,  dessen 
Kolossalbüste  als  Firstakroter  die  Fassade 
krönte.  Die  Eröffnungsrede  des  Rhetors  Älius 
Aristides  ist  noch  erhalten.  Franzos.  Nach- 
grabungen (Perrot  et  Guillaume,  Exploration 
archeologique  de  la  Galatie  p.  76  ff.  — Rev. 
arch.  1876,  264)  haben  wenigstens  den  Grund- 
riß wieder  freigelegt. 

Bull.  corr.  hell.  1890,  517  (Th.  Reinach).  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  852  (Fabri- 
cius).  H.  Thiersch. 

Aristandros,  aus  Megalopolis,  Architekt 
(oder  nur  Stifter?)  einer  nach  ihm  benannten 
Säulenhalle  am  Marktplatz  seiner  Vaterstadt 
(Pausan.  VIII  30,5).  Die  Halle,  etwa  100  m 
lang,  bildete  den  Südrand  des  großen  Platzes 
und  dehnte  sich  zwischen  dem  Tempel  des 
Zeus  Soter  (O)  und  dem  Heiligtum  der 
großen  Göttinnen  (W)  aus.  Sic  war  also 
das  Gegenstück  zu  der  im  Norden  ihr  gerade 
gegenüber  Philipp  v.  Makedonien  zu  Ehren 
errichteten  Halle  und  mag  auch  gegen  den 
Fluß  hin  geöffnet  gewesen  sein.  Dieser,  der 
Helisson,  hat  in  nachantiker  Zeit  das  Gelände 
gerade  an  der  betreffenden  Stelle  völlig  weg- 
gerissen,  so  daß  die  engl.  Ausgrabungen  von 
1890/1  keine  Reste  des  „Aristandrcions“  mehr 
vorfanden.  Die  4fache  Säulenreihe  der  von 
Curtius-Strack  versuchten  Rekonstruktion  des 
Planes  beruht  auf  Willkür,  ebenso  der  Ein- 
gang aus  der  Halle  unmittelbar  in  das  Zeus- 
heiligtum rechts.  Dies  kehrte  vielmehr  dem 
Aristandreion  den  Rücken  und  war  so  gegen 
dasselbe  vollständig  abgeschlossen. 

C u r t i u s,  Peloponnes  I 287  ff.,  334  ff.  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  859  (Kirch- 
ner). — Excavations  at  Megalopolis,  101  ff.  — 
Frazer,  Pausan.  IV  321  ff.  H.  Thiersch. 

Aristandros  I,  Erzbildner  aus  Paros.  Er  fer- 
tigte die  Stützfigur  des  einen  der  beiden 
großen  Dreifüße,  die  von  den  Spartanern  für 


den  Sieg  bei  Aigospotamoi  (405  v.  Chr.)  nach 
Amyklai  geweiht  wurden,  eine  weibliche  Fi- 
gur mit  Lyra,  die  Pausanias  als  Sparta, 
Ixischcke  (Athen.  Mitt.  1878  S.  170)  zweifel- 
los richtig  als  Alexandra  deutet,  eine  Göttin 
die  in  eben  dieser  Gestalt  in  Amyklai  verehrt 
wurde.  Da  A.  II  ebenfalls  aus  Paros  stammt, 
ist  es  wahrscheinlich,  daß  beide  zu  einer  Fa- 
milie gehörten;  dieser  jüngere  A.  ist  der 
Sohn  eines  Skopas ; danach  hat  man  mit 
größter  Wahrscheinlichkeit  angenommen,  die 
beiden  Namen  hätten  in  dieser  Familie  ge- 
wechselt, und  der  ältere  A.  sei  der  Vater  des 
berühmten  Skopas  gewesen.  Daraus,  daß  mit 
der  Ausführung  der  entsprechenden  Statue 
unter  dem  zweiten  Dreifuß  in  Amyklai  einer 
der  beiden  Polyklcte  betraut  war,  hat  man 
schließen  wollen,  A.  habe  sich  der  argivischen 
Kunstrichtung  angeschlossen;  doch  ist  diese 
Folgerung  keineswegs  zwingend. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 319.  — Over- 
beck, Schriftq.  942.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  I4  508,  II4  14,  34,  Anm.  2.  — L ö w y, 
Inschr.  gr.  Bildh.  287.  — Collignon,  Hist, 
de  la  sculpt.  gr.  II  232  f.  — Furtwängler, 
Meisterw.  d.  gr.  Plastik  S.  522.  — Pauly-Wis- 
sowa, Realenc.  II  860,  7 (Robert).  — Frazer, 
Pausanias  III  S.  351.  — Hitzig-Blümner, 
Pausanias  II  S.  810  f.  Amelung. 

Aristandros  II,  Bildhauer,  Sohn  eines  Sko- 
pas, aus  Paros.  Bekannt  durch  zwei  auf  De- 
los gefundene  Inschriften,  nach  denen  er  zwei 
Statuen  (oder  eine?  beide  Inschriften  viel- 
leicht von  derselben  Basis)  eines  Agasias  (s. 
A.  II)  restaurierte.  Nach  einer  ansprechenden 
Vermutung  Raycts  (Monum.  de  l’art  III  S. 
10)  wäre  diese  Restauration  durch  die  Zer- 
störungen im  mithridatischen  Kriege  (88  bis 
81)  notwendig  geworden.  A.  würde  demnach 
gegen  die  Mitte  des  1.  Jahrh.  v.  Chr.  tätig 
gewesen  sein.  Weniger  wahrscheinlich  ist 
Brunns  Annahme,  A.  habe  die  Aufstellung 
der  Statuen  besorgt  (das  Wort  ist  exeoxeuaaev) 
sei  also  ein  Zeitgenosse  des  Agasias  gewesen 
(Anfang  des  1.  Jahrh.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 605.  — L ö w y, 
Inschr.  gr.  Bildh.  287,  288.  — Pauly-Wis- 
sowa, Realenc.  II  860,  8 (Robert).  Amelung. 

Aristarete,  griech.  Malerin,  Tochter  und 
Schülerin  des  Nearchos,  unbekannter  Zeit  und 
Herkunft,  von  Plinius  in  dem  summarischen 
Verzeichnis  von  Malerinnen  N.  H.  35,  147  er- 
wähnt. Sie  malte  einen  Asklepios. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlcr.  II  300.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  76  (Rossbach). 

Sauer. 

Ariste,  Pierre,  Gobelinwcbcr  in  Tou- 
louse, bekommt  am  7.  12.  1564  von  M.  An- 
toine de  Saint-Pol,  conseiller,  zwei  Teppiche 
mit  den  königlichen  Lilien  und  einer  Früchte- 
einfassung in  Auftrag. 

Reunion  d.  Soc.  d.  Beaux-Arts  XXIV  1900, 
p.  131  u.  134.  H.  V. 

Aristeas  I,  Bildhauer  der  hadrianischen  Zeit 
aus  Aphrodisias  (wahrscheinlich  in  Karien), 


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Aristeas  — Aristeides 


Er  fertigte  gemeinsam  mit  seinem  Landsmann 
Papias  zwei  Kentaurenstatucn  aus  schwarzem 
Marmor,  die  1736  in  der  Villa  des  Hadrian 
gefunden  wurden  und  wohl  auf  Bestellung 
für  den  Kaiser  gearbeitet  waren;  die  In- 
schriften der  Künstler  (ohne  Verbum)  fin- 
den sich  an  den  Basen.  Beide  Statuen  sind 
heute  im  kapitolinischen  Museum  (Hclbig, 
Führer  2,  No.  508  f.).  Es  handelt  sich  nicht 
um  eigene  Schöpfungen  des  A.  und  P. ; wir  be- 
sitzen Wiederholungen  derselben  Figuren,  die 
ihrer  Ausführung  nach  aus  früherer  Zeit 
stammen.  Die  augenfällige  Verwandtschaft 
des  alten  Kentauren  mit  dem  Laokoon  läßt 
keinen  Zweifel,  wo  und  wann  die  Originale 
entstanden  sind:  auf  Rhodos  in  der  2.  Hälfte 
des  1.  Jahrh.  v.  Chr.  (s.  Hagesandros).  Diese 
Originale  waren  in  Bronze  gearbeitet;  die 
beiden  Aphrodisier  haben  es  uns  bezeugt  durch 
die  Wahl  des  schwarzen  Steines  und  durch 
die  widerlich  übertriebene  Art,  wie  sie  die 
Ziselierung  wiedergegeben  und  die  Haare  tief 
unterarbeitet  haben.  Ihre  Kentauren,  wie  sie 
heute  erhalten  sind,  geben  uns  kein  vollstän- 
diges Bild  der  Komposition;  beiden  fehlt  auf 
dem  Rücken  ein  kleiner  Erot  (Amelung,  Va- 
tikan-Katalog II  138).  Große  technische 
Bravour  ist  das  Einzige,  was  man  dem  A. 
und  P.  nachrühmen  kann.  In  Aphrodisias 
hat  in  der  ganzen  Kaiserzeit  eine  Bildhauer- 
schule geblüht,  die  sich  augenscheinlich  mit 
dem  Kopieren  älterer  Werke  begnügt  hat. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  I 593.  — Over- 
beck, Schriftq.  2286.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  II*  467  f.  — Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh. 
369  (vgl.  die  Bern,  zu  364).  — Collignon, 
Hist,  de  la  sculpt.  gr.  II  677.  — Pauly-Wis- 
s o w a,  Realenc.  II  876,  16  (Robert). 

Amelung. 

Aristeas  II,  Bildhauer  aus  der  Mitte  des  2. 
Jahrh.  v.  Chr.,  Sohn  eines  Nikandros,  aus 
Megalopolis.  Bekannt  durch  die  Inschrift 
einer  Basis,  die  sich  in  Olympia  gefunden  hat 
(vgl.  Damophon). 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  271  (vgl.  272a  Schluß 
d.  Textes)  ; Inschr.  v.  Olympia  396.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  879,  17  (Robert). 

Amelung. 

Ariateides  I,  ein  in  der  antiken  Überliefe- 
rung von  dem  thcbanischcn  Maler  Aristeides 
II  nicht  bestimmt  unterschiedener  Künstler, 
der  sowohl  Erzgießer  als  Maler,  wahrschein- 
lich auch  Architekt  war.  Nach  der  jetzt  herr- 
schenden Auffassung  ist  die  Überlieferung 
so  zu  verstehen,  daß  dieser  A.  I der  Vater- 
des  Malers  Nikomachos,  der  Großvater  des 
A.  II  war,  daß  er  gegen  Ende  des  5.  Jahrh. 
als  Maler  bei  Euxinidas,  einem  Zeitgenossen 
des  Zeuxis,  Parrhasios  und  Timanthes,  als 
Erzgießer  bei  dem  älteren  Polyklet  lernte, 
daß  er  seinerseits  in  der  Malerei  der  Lehrer 
seiner  Söhne  Nikomachos,  Nikeros  und  Ari- 
ston,  sowie  des  Euphranor  u.  des  Ant(en)ori- 
des  wurde.  Daß  auch  Euphranor  zugleich 


Erzgießer  und  Maler  war,  spricht  für  diese 
Annahmen,  die  allerdings  auch  eine  Änderung 
des  Pliniustextcs  (N.  H.  35,  108:  Aristidi 
statt  Aristiaci,  Aristiaii  oder  Aristaichmi) 
nötig  macht.  Die  Angabe,  daß  Aristeides 
die  enkaustische  Malerei  erfunden  habe,  paßt 
besser  auf  A.  I als  II.  Als  Erzgießer  schafft 
A.  I Zwei-  und  Viergespanne,  weshalb  man 
die  gemalten  Viergespanne  lieber  ebenfalls  dem 
älteren  zuschreiben  möchte;  andere  Werke 
ihm  nachzuweisen  ist  nicht  möglich.  Worin 
die  Verbesserung  der  von  Kleoitas  erbauten 
Ablaufschranken  von  Olympia  bestand,  die 
den  A.  I auf  architektonischem  Gebiet  tätig 
zeigen  würde,  ist  nicht  bekannt.  Sollte  der 
Architekt  nicht  eine  Person  mit  dem  Erzgießer 
und  Maler  A.  sein,  so  bleibt  doch  dieser  eine 
greifbare  künstlerische  Persönlichkeit.  Als 
Schüler  Polyklets  u.  Lehrer  des  zum  Attiker 
gewordenen  Euphranor  wird  er  zwischen  den 
beiden  Hauptschulen  des  griechischen  Mutter- 
landes vermittelt  haben,  und  darin,  nicht  in 
seinen  eigenen  Werken,  wird  seine  Bedeutung 
zu  suchen  sein. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  I 277.  307. 

II  bcs.  167.  329.  367.  — Overbeck.  Schriftq. 
1771.  1778.  1779.  1784.  1785.  — U r I i c h s, 

Rh.  Mus.  25,  509  ff.  — Kroker,  Glcichnam. 
gr.  Kstler.  25  ff.,  31  (Stammbaum).  — Robert. 
Archäol.  Märchen  83  ff.  — Pauly-Wis- 
s o w a,  Realenc.  II  896,  28  (Fabricius),  29 
(Robert)  und  30  (Rossbach).  Sauer. 

Aristeides  II,  berühmter  griech.  Maler  aus 
Theben,  wahrscheinlich  Sohn  des  Nikomachos 
und  Enkel  des  Aristeides  I.  Plinius  kennt  nur 
einen  Aristeides  und  ist  sich  der  chronologi- 
schen Schwierigkeiten,  die  sich  daraus  erge- 
ben, nicht  bewußt  geworden;  erst  allmählich 
hat  die  Forschung,  seit  Urlichs’  Vorgang, 
die  Persönlichkeiten  und  künstlerischen  Cha- 
raktere der  beiden  A.  deutlicher  herausge- 
arbeitet. Der  jüngere  A.,  dessen  Meister 
wahrscheinlich  deshalb  nicht  erwähnt  wird, 
weil  selbstverständlich  der  Sohn  bei  dem  Vater 
lernte,  blühte  zur  Zeit  Alexanders  des  Gro- 
ßen, der  eines  seiner  Hauptwerke  nach  der 
Eroberung  Thebens  im  Jahre  336  nach  Pella 
bringen  ließ,  und  des  Tyrannen  Mnason  von 
Elatcia,  für  den  er  eine  Perserschlacht,  ge- 
wiß nicht  eine  aus  früheren  Kriegen,  sondern 
eine  Alexanderschlacht,  also  frühestens  im 
Jahre  333  malte;  in  das  Ende  seines  Lebens 
fällt  das  Bildnis  der  Leontion.  der  Geliebten 
Epikurs,  der  seit  etwa  306  in  Athen  war.  Wie 
hoch  seine  Kunst  geschätzt  war,  beweisen  be- 
stimmte Preisangaben : die  Perscrschlacht  be- 
zahlte schon  ihr  Besteller  Mnason  mit  1000 
Minen  (etwa  7000  M.).  200  Jahre  später 

bot  der  sehr  kunstverständige  König  Attalos 
II.  von  Pergamon  für  das  Dionysosbild  des 
Meisters,  das  bei  der  Plünderung  Korinths  mit 
anderen  in  die  Hände  römischer  Soldaten  ge- 
fallen war  und  als  Spielbrett  dienen  mußte, 
100  Talente  oder  600  000  Denare  (etwa 


102 


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Aristes  — Aristion 


400000  M.).  Die  Liste  seiner  Werke  ist 
nicht  groß,  aber  interessant.  Sieht  man  ab 
von  dem  einzigen  Bildnis,  dem  der  Leontion, 
den  nicht  näher  bezeichnetcn  lasziven  Bildern, 
die  dem  gewissenhaften  Polemon  das  Recht 
gaben,  A.  zu  den  Pornographen  zu  rechnen, 
den  rennenden  Viergespannen,  die  vielleicht 
nur  kleine  Votivbilder  und  möglicherweise 
sogar  von  seinem  Großvater  waren,  so  bleiben 
in  dem  Verzeichnis  seiner  Werke  nur  wenige 
Bilder  von  ruhiger  Stimmung  und  schlichtem 
Vortrag:  ein  tragischer  Schauspieler  mit  einem 
Knaben,  ein  Greis,  der  einen  Knaben  im 
Lyraspiel  unterrichtet,  vielleicht  auch  die  Jä- 
ger mit  Beute,  die  man  ohne  hinreichenden 
Grund  dem  Großvater  A.  I.  hat  zuschreiben 
wollen.  Ein  großartiges  Bild  muß  der  Dio- 
nysos gewesen  sein,  wahrscheinlich  nicht  eine 
Darstellung  des  Gottes  allein,  sondern,  wie  die 
Fassung  der  Pliniusnotiz  vermuten  läßt,  in 
einer  größeren  Szene  und  zwar,  nach  der 
Lesart  der  geringeren  Handschriften  (vgl. 
Kalkmann,  Arch.  Zeit.  41,  40  ff.)  mit  Ariadne; 
es  ist  danach  wahrscheinlich,  daß  die  zahl- 
reichen Darstellungen  der  Auffindung  der 
schlafenden  Ariadne  durch  den  inmitten  sei- 
nes Schwarmes  erscheinenden  Dionysos  auf 
dieses  hochberühmte  Bild  zurückgehen.  Be- 
sonders charakteristisch  für  den  Meister  sind 
die  pathetischen  Bilder:  ein  unendlich  oft 
gerühmter  Kranker,  vielleicht  identisch  mit 
einem  Herakles  im  Nessosgewand,  den  Stra- 
bon,  wenn  er  es  auch  nicht  ausdrücklich  sagt, 
als  Werk  des  A.  betrachtet,  eine  anapauo- 
mene  propter  fratris  amorem,  d.  h.  eine  wegen 
der  Liebe  ihres  Bruders  oder  zu  ihrem  Bru- 
der Sterbende,  in  der  man  am  wahrschein- 
lichsten (vgl.  das  von  Kalkmann,  Arch.  Zeit 
41,  40  ff.  Taf.  7,  1 veröffentlichte  Vasenbild) 
die  von  Euripidcs  in  die  Tragödie  eingeführte 
Aiolostochtcr  Kanakc  erkennt,  ein  Betender 
oder  Flehender,  dessen  Stimme  man  fast  zu 
hören  glaubte,  die  hundert  Figuren  enthal- 
tende Perserschlacht  und  endlich  das  Bild 
einer  eroberten  Stadt  mit  einer  besonders  ge- 
rühmten Gruppe  von  Mutter  und  Kind : das 
Kind  herankriechend  zu  der  Brust  der  töd- 
lich Verwundeten,  der  man  die  Angst  ansah, 
das  Kind  möchte,  wenn  die  Milch  nun  ver- 
siegt, ihr  Blut  lecken.  Als  unvollendetes, 
gleichwohl  hochgerühmtes  Bild  wird  eine  Iris 
genannt.  Die  Angabe,  daß  A.  die  nachher 
von  Praxiteles  verbesserte  Enkaustik  erfun- 
den habe,  verträgt  sich  weder  mit  den  Zeit- 
umständen noch  der  eher  auf  Temperatechnik 
deutenden  Angabe,  daß  er  in  den  Farben 
etwas  zu  hart  gewesen  sei,  ist  also  auf  A.  I. 
zu  beziehen.  Der  Kunstcharakter  des  A.  II. 
ist  schon  von  der  alten  Kunstschriftstellerei, 
hauptsächlich  w’ohl  auf  Grund  des  Bildes  der 
eroberten  Stadt,  genau  bezeichnet  worden:  er 
zuerst  habe  seelische  Regungen  (r>q  nach 


späterem  Sprachgebrauch,  im  Gegensatz  zu 
t;&oc= Charakter,  in  dessen  Darstellung  ein 
Hauptruhm  des  Polygnot  bestanden  hatte) 
und  Leidenschaften  (nafc^perturbationcs)  dar- 
gcstellt.  Packende  Lebenswahrheit,  ergrei- 
fende Darstellung  psychologischer  Affekte  von 
den  zartesten  bis  zu  den  heftigsten  müssen 
seiner  Kunst  eine  hohe  Bedeutung  gegeben 
haben;  sie  wird  der  spezifischen  malerischen 
Kunst  seiner  Zeitgenossen  Apellcs  und  Pro- 
togenes  nachgestanden  haben,  während  sie  an 
Gehalt  und  tieferen  Wirkungen  ihr  wahr- 
scheinlich überlegen  war. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  171  ff.,  wo 
besonders  die  cindringcnde  Untersuchung  über 
den  geistigen  Gehalt  der  Kunst  des  A.  von  Wert 
ist.  — U r 1 i c h s.  Rhein.  Mus.  25,  509  ff.  — 
Ochmichen,  Plinian.  Studien  233  ff.  — 
Kroker,  Gleichnam.  gr.  Kstler.  25  ff.  (Stamm- 
baum der  Familie  31).  — Robert,  Arch.  Mär- 
chen 69,  83  ff.  — Klei  n,  Arch.  epigr.  Mitt. 
11,  227  ff.  — v.  Rohden  in  Baumeisters 
Denkm.  II  864  ff.  — Michaelis,  Jahrb.  d. 
Inst.  VII  133  ff.  — G i r a r d,  Peint.  ant.  S. 
228  f.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II 
897,  30  (Rossbach).  Sauer. 

Aristes,  Stempclschneidcr  dorischer  Her- 
kunft in  der  achäischcn  Kolonie  Metapont, 
der  Name  steht  in  der  Genitivform  APIÜTH 
klein  am  Halsabschnitt  des  Kopfes  einer  Göt- 
tin auf  einem  Didrachmon  im  Berliner  Münz- 
kabinett; der  Dialekt  verbietet,  die  Inschrift 
als  Namen  der  Göttin  zu  fassen.  A.  arbeitete 
in  der  1.  Hälfte  des  4.  Jahrh. 

Friedländer,  Archäol.  Zeitung  1847,  Taf. 
VIII  7.  — v.  S a 1 1 e t,  Künstlerin  sehr,  auf 
griech.  Münzen  S.  13.  — H e a d,  Historia  Num- 
mor.  S.  64.  Weil. 

Aristiaios,  s.  Aristeides  I. 

Aristiakos,  nach  dem  cod.  Bamb.  des  Pli- 
nius  N.  H.  35,  108  ein  griechischer  Maler, 
während  andere  Handschriften  auf  die  Form 
Aiistaichmos  hinweisen.  Man  nimmt  Ver- 
derb aus  Aristiaios  oder  gewöhnlicher  Ari- 
stidi  an  und  setzt  A.  dem  Aristeides  I.  gleich 
(s.  d.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  159  ff.  — 
Kroker,  Gleichnam.  gr.  Kstler.  26.  32.  — 

Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  899  (Ross- 
bach). Sauer. 

Aristide,  Louis,  s.  Louis,  Aristide. 

Aristion,  Bildhauer  aus  Paros,  tätig  in  der 
ersten  Hälfte  des  6.  Jahrh.  v.  Chr.  Bekannt 
durch  Inschriften  auf  zwei  in  Attika  gefun- 
denen Basen  von  Grabmälern.  Die  eine  hat 
augenscheinlich  eine  Säule  getragen,  auf  der 
eine  Skulptur  gestanden  haben  wird;  in  die 
andere  war  die  Statue  eines  Mädchens  ein- 
gelassen. Vermutungsweise  hat  man  densel- 
ben Namen  auf  einer  dritten  Basis  ergänzt, 
die,  wie  die  erste,  in  Athen  zutage  kam  und 
eine  männliche  Statue  getragen  hatte  (erhal- 
ten ist  nur  das  Ethnikon  bis  auf  den  ersten 
Buchstaben). 

Overbeck,  Schriftq.  354.  — Ders.,  Gesch. 
d.  gr.  Plastik  I«  152.  — Löwy,  Inschr.  gr. 


103 


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Aristipp  — Aristokles 


Bildh.  11,  12,  395.  — Collignon,  Hist,  de 
la  sculpt.  gr.  I 252,  338.  — Pauly-Wissowa, 
Realenc.  II  901,  17  (Robert).  Amclung. 

Aristipp.  Nicht  Medailleur-  sondern  Ma- 
gistratsbczcichnung  auf  tarentiner  Münzen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gricch.  Kstler.  ** 

Aristobulos,  griechischer  Maler  aus  Syrien 
oder  in  Syrien  tätig,  von  Plinius  N.  H.  85, 
146  unter  den  weniger  berühmten  Malern  ge- 
nannt. Vermutlich  lebte  er  unter  den  Selcu- 
kiden. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  286.  — Pau- 
ly-Wissowa, Rcalenc.  II  920  (Rossbach). 

Sauer. 

Aristodemos,  Erzbildner  aus  dem  Ende  des 
4.  Jahrh.  v.  Chr.  Plinius  führt  ihn  unter 
Olympiade  113  ( 328 — 25)  an  und  berichtet, 
er  habe  Ringerstatuen,  Zweigespanne  mit  dem 
Lenker,  Porträts  von  Philosophen  und  alten 
Frauen  gearbeitet;  im  einzelnen  erwähnt  er 
ein  Porträt  des  Königs  Sclcukos  (322 — 281) 
und  einen  geschätzten  Doryphoros.  Tatian 
schreibt  ihm  ein  Bildnis  des  Acsop  zu.  Die 
eigentümliche  Bemerkung,  er  habe  Zwei- 
gespanne mit  dem  Lenker  gebildet,  erklärt 
sich  wohl  durch  die  Tatsache,  daß  im  4. 
Jahrh.  öfter  eine  Arbeitsteilung  zwischen  zwei 
Künstlern  stattfand,  indem  der  eine  Gespann 
und  Wagen,  der  andere  die  menschlichen  Fi- 
guren lieferte  (vgl.  Reisch,  österr.  Jahresh. 
1906  S.  208  f.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 421.  — Over- 
beck, Schriftq.  1605  f.  — Ilers.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  II4  162,  181.  — Kalkmann,  Rh.  Mus. 
1887  S.  512.  — Collignon,  Hist,  de  la  sculpt. 
gr.  II  429.  — Pauly-Wissowa,  Rcalenc. 
II  929,  35  (Robert).  Amelung. 

Aristodemos,  griechischer  Maler  der  Kaiser- 
zeit (um  200),  aus  Karicn,  von  dem  älteren 
Philostrat  im  Vorwort  seiner  „Bilder“  als 
sein  Gastfreund  erwähnt.  Er  malte  in  der 
Manier  des  (uns  unbekannten)  Eumelos  und 
schrieb  über  Geschichte  der  Malerei. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  309.  — Pau- 
ly-Wissowa II  929,  36  (Rossbach).  Sauer. 

Axistodikos,  wahrscheinlich  fingierter  Künst- 
lername in  einem  Rätselepigramm  konstan- 
tinischcr  Zeit. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  I 608.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  929.  5 (Robert). 

Sauer. 

Aristodotos,  Erzbildner,  von  Tatian  als 
Künstler  einer  Statue  der  Hetäre  Mystis  ge- 
nannt. Mit  Brunn  diesen  Namen  zu  ändern, 
ist  unnötig,  da  er  unverdächtig  ist  (vgl.  Pape- 
Benseler  s.  v.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 525.  — Jahn, 
Abh.  d.  sächs.  Gcsellsch.  1861  S.  753.  — Over- 
beck, Schriftq.  1341,  2090.  — K a 1 k tn  a n n, 
Rh.  Mus.  1887  S.  489  ff.  — Pauly-Wis- 
sowa, Rcalenc.  II  929  f.  (Robert).  Amclung. 

Aristogeiton,  thcbanischcr  Erzbildncr,  s. 
Hyt'atodoros. 

Aristokleides,  griechischer  Maler,  von  Pli- 
nius N.  H.  35,  138  unter  den  primis  proxumi 
genannt ; er  habe  den  delphischen  Apollon- 


tcmpcl  ausgemalt.  Nach  dem  Zusammenhang 
der  Pliniusstelle  ist  A.  sicher  kein  Künstler 
älterer  Zeit,  er  malte  also  nicht  den  nach  534 
erbauten  Alkmeonidcntcmpel  aus,  sondern  den 
nach  dessen  Zerstörung  um  die  Mitte  des  4. 
Jahrh.  in  langer  Bauzeit  errichteten  (vgl. 
Reisch,  österr.  Jahresh.  9(1906],  199  ff).  Wahr- 
scheinlich erhielt  dieser  Tempel  gleich  damals 
seinen  Gemäldeschmuck;  der  Künstler  war 
also  wohl  um  die  Mitte  des  4.  Jahrh.  tätig. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  298.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  933,  6 (Rossbach). 

Sauer. 

Aristokles  I,  attischer  Bildhauer  des  6.  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  Bekannt  durch  die  Künstlcr- 
inschrift  der  berühmten  Aristion-Stelc  (Conzc, 
Att.  Grabrcl.  Taf.  II  1),  eines  charakteristi- 
schen altattischcn  Werkes.  Von  ihm  stammte 
auch  eine  Votivstatue,  von  der  sich  nur  ein 
Fragment  der  Basis  erhalten  hat  (gefunden, 
wie  die  Stele,  in  Attika). 

Overbeck,  Schriftq.  356.  — Dcrs.,  Gesch. 
d.  gr.  Plastik  I4  199  f.  — Löwy,  Inschr.  gr. 
Bildh.  9,  10.  — Collignon,  Hist,  de  la  sculpt. 
gr.  I 387.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II 
937,  21  (Robert).  Amclung. 

Aristokles  II,  Erzbildner  aus  Sikyon,  kaum 
weniger  berühmt  als  sein  Bruder  Kanachos 
(s.  d.),  tätig  in  der  2.  Hälfte  des  6.  Jahrh. 
v.  Chr.  An  ihn  schließt  sich  eine  sicben- 
gücdrige  Schulfolge  von  Künstlern  der  ver- 
schiedensten Herkunft  bis  zum  Ende  des  5. 
Jahrhunderts  (Synnoon  von  Aegina  und  sein 
Sohn  Ptolichos,  dann  an  sechster  Stelle  So- 
stratos  von  Chios  und  an  letzter  dessen  Sohn 
Papias;  s.  d.  einzelnen  Namen).  Nur  eins 
seiner  Werke  ist  überliefert:  eine  Muse  mit 
der  Schildkrötenleier;  sie  bildete  mit  zwei 
andern  Musen,  von  denen  die  eine  sein  Bru- 
der, die  andere  Hagelaidas  gearbeitet  hatte, 
eine  Gruppe.  Klein  nimmt  an,  er  sei  der  Va- 
ter des  Kleoitas  und  Großvater  des  Aristokles 
IV  gewesen ; die  Möglichkeit  dieses  Zusam- 
menhanges ist  nicht  zu  leugnen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 80  ff.  — Over- 
beck, Schriftq.  410 — 15.  — Dcrs.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  I4  141  ff.  — Robert,  Archäol.  Mär- 
chen S.  95  f.  — Pauly-Wissowa.  Realenc. 
II  Sp.  737,  22  (Robert).  — Collignon,  Hist, 
de  la  sculpt.  gr.  I 309,  339.  — Klein,  Gr. 
Kunstgesch.  I 332  f.  Amelung. 

Aristokles  III,  Erzbildncr  aus  Kydonia  auf 
Kreta.  Er  arbeitete  im  Aufträge  eines  Eua- 
goras  von  Zankle  für  Olympia  eine  Gruppe, 
die  Herakles  und  die  berittene  Amazonen- 
königin im  Kampf  um  den  Gürtel  darstellt. 
(Ein  Marmorfragment  mit  dem  Inschriftrest 
(Ku)5«v»crrac,  das  sich  bei  den  Ausgrabungen 
im  Zeustempel  fand,  könnte  von  der  Basis 
stammen).  Pausanias  rechnet  ihn  zu  den 
altertümlichsten  Künstlern ; jedenfalls  lebte 
er  vor  dem  Jahre,  in  dem  Zankle  den  Na- 
men Messene  erhielt  (Ol.  71,  3 = 494i. 
Der  Schriftcharakter  der  Inschrift  würde 
dazu  stimmen. 


104 


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Aristokles  — Ariston 


Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  I 117.  — Over- 
beck, Schriftq.  483.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  I*  90.  — Sauer,  Anf.  d.  statuar.  Gruppe 
S.  55  f.  — C o 1 1 i g n o n.  Hist,  de  la  sculpturc 
gr.  I 252,  309.  — Pauly-Wissowa,  Real- 
enc.  II  937,  23  (Robert).  — Inschr.  v.  Olympia 
836.  — Frazer,  Pausanias  III  642.  — Hitzig- 
Blümner,  Pausanias  III  441.  Amelung. 

Aristokles  IV,  Erzbildner  wie  sein  Vater, 
Kleoitas,  aus  dessen  Namen  man  schließen  kann, 
daß  sie  Dorier  waren.  KI.  hat  (im  B.  Jahrh. 
v.  Chr.)  die  Ablaufschrankcn  der  olympischen 
Rennbahn  erfunden  und  eine  Bronzestatue 
gearbeitet,  die  Pausanias  auf  der  Akropolis 
sah,  dort  also  erst  nach  dem  Perserbrande 
errichtet  sein  konnte.  Da  des  Kleoitas  Vater 
ebenfalls  Aristokles  hieß,  hat  Klein  vermutet, 
dieser  sei  A.  II,  der  Bruder  des  Kanachos, 
gewesen;  die  Möglichkeit  eines  solchen  Zu- 
sammenhanges ist  nicht  zu  leugnen.  Der 
Sohn  des  Kleoitas  wäre  demnach  in  das 
zweite  Viertel  des  5.  Jahrh.  zu  datieren.  Er 
fertigte  im  Auftrag  eines  Thessaliers  Gnathis 
für  Olympia  eine  Gruppe  des  Zeus  und  Gany- 
med. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 107  f.  — 
Overbeck,  Schriftq.  1031 — 33.  — Ders.,  Gesch. 
d.  gr.  Plastik  I*  340.  — Pauly-Wissowa, 
Realcnc.  II  938,  24  (Robert).  — Frazer,  Pau- 
sanias III  635.  — Hitzig-Blümner,  Pau- 
sanias III  436.  — Klein,  Gr.  Kunstgesch.  I 
333.  Amelung. 

Aristokles  V,  Bildhauer.  Er  führte  Ol.  95,3 
= 308  eine  Restauration  an  dem  Basisrelief 
der  phidiasischen  Athena  Parthenos  aus. 

L 6 w y,  Inschr.  gr.  Bildh.  525.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  938,  24  (Robert). 

Amelung. 

Aristokydes,  griechischer  Maler,  von  Pli- 
nius  N.  H.  35,  140  unter  den  weniger  bedeu- 
tenden genannt. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  287.  300.  — 
Pauly-Wissowa,  Realcnc.  II  942  (Ross- 
bach). Sauer. 

Aristolaos,  griechischer  Maler  der  2.  Hälfte 
des  4.  Jahrh.,  Sohn  und  Schüler  des  berühm- 
ten Enkausten  Pausias  von  Sikyon,  aber  von 
diesem  durch  die  Strenge  seines  Stils  unter- 
schieden, überhaupt  (nach  Plinius  N.  H.  85, 
137)  einer  der  strengsten  Maler.  Als  seine 
Werke  werden  genannt:  Epameinondas,  Pe- 
rikies, Mcdeia,  Arcte,  These  US,  ein  Bild  des 
attischen  Volkes,  also  wohl  Demos,  ein  Stier- 
opfer. Das  sind  am  wahrscheinlichsten  5 
Bilder:  ein  heroisches,  2 Porträts,  ein  halb 
allegorisches  Bild  (Arcte,  Theseus  und  Demos; 
man  vergleiche  des  etwas  älteren  Euphranor 
Theseus,  Demos  und  Dcmokratia  und  dessen 
statuarische  Kolossalgruppc  Arcte  u.  Hellas) 
und  ein  mehr  genrehaftes,  dessen  Thema  uns 
auch  bei  seinem  Vater  Pausias  und  seinem 
großen  Zeitgenossen  Apellcs  begegnet.  Jeden- 
falls ist  dieser  Sikyonier  in  Athen  beschäftigt 
gewesen,  muß  also  recht  bedeutend  gewesen 
sein. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  154.  — 


Klein,  Arch.  epigr.  Mitt.  11,  225,  233.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  942  (Rossbach). 

Sauer. 

Aristomachos,  1)  Bildhauer,  s.  Andreas. 
2)  Maler?,  s.  Aristomenes  II. 

Aristomedea,  thebanischer  Bildhauer  aus  der 
Mitte  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Er  führte  gemein- 
sam mit  seinem  Landsmann  Sokrates  ein  Bild 
der  großen  Göttermuttcr  aus,  das  Pindar  als 
Kultbild  in  das  nahe  seinem  Hause  in  Theben 
gelegene  Heiligtum  der  Göttin  stiftete. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  I 112.  — Over- 
beck, Schriftq.  478.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  R 161.  — Pauly-Wissowa,  Real- 
enc. II  947,  5 (Robert).  Amelung. 

Aristomedon  aus  Argos,  Erzbildncr  aus  dem 
Anfang  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Er  arbeitete  für 
Delphi  eine  figurenreiche  Gruppe,  die  von  den 
Phokcrn  nach  einem  Siege  über  die  Thessa- 
lcr  geweiht  wurde.  Dargestellt  waren  die 
Anführer  der  Phokcr  — darunter  der  Seher 
Tellias,  ein  Stratege  zu  Pferde,  einer  zu  Fuß 

— und  die  Landesheroen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 62.  — Over- 
beck, Schriftq.  400.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  I4  142.  — Sauer,  Anf.  der  statuar. 
Gruppe  16  ff.  — C o 1 1 i g n o n,  Hist,  de  la  sculpt. 
gr.  I 320.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II 
947,  2 (Robert).  Amelung. 

Aristomenes  I,  Bildhauer,  Sohn  eines  Agias 
aus  Messene,  bekannt  durch  Inschriften  an 
zwei  Basen,  die  in  Olympia  gefunden  wur- 
den und  Ehrenstatuen  getragen  hatten.  Der 
Agias  (s.  d.),  Sohn  eines  Aristomenes,  von 
dem  ebenfalls  eine  Inschrift  in  Olympia  zu- 
tage kam,  ist  augenscheinlich  der  Sohn  die- 
ses Ar.,  ein  Pyrilampos  (s.  d.),  Sohn  eines 
Agias,  sein  Bruder  oder  Enkel.  Nach  den 
Schriftformen  lebte  Ar.  in  der  Mitte  des  2. 
Jahrh.  v.  Chr.  (vgl.  Damophon). 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  272,  272a.:  Inschr. 
v.  Olympia  397  ff.  — C o 1 1 i g n o n.  Hist,  de  la 
sculpt.  gr.  S.  626.  — Pauly-Wissowa, 
Realcnc.  II  949,  15  (Robert).  Amelung. 

Aristomenes  II,  griechischer  Maler  unbe- 
kannter Zeit  aus  Thasos  (Strymonios  ist  nur 
poetische  Bezeichnung  derselben  Herkunft), 
von  Vitruv,  de  archit.  III  prooem,  als  einer  der 
tüchtigen  Künstler  genannt,  die  nicht  nach 
Verdienst  berühmt  geworden  seien.  Wir  ken- 
nen durch  ein  Epigramm  der  Anthologie  (von 
den  beiden  hier  vorkommenden  Namen  Aristo- 
machos und  Aristomenes  muß  wegen  der  Vi- 
truvstclle  der  letztere  richtig  sein)  ein  Werk 
von  ihm,  ein  Votivgemälde  dreier  Mädchen 
an  Aphrodite,  das  den  Tempel  und  das  Bild 
der  Göttin  und  die  Stiftcrinncn  mit  Gaben 

— Sandalen,  Mantel,  Becher  — in  den  Hän- 
den darstellte. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstler.  II  55.  285.  301. 

— Benndorf,  De  anthol.  gr.  epigramm.  S.  50, 

1.  — Pauly-Wissowa,  Realcnc.  II  946,  22, 
950,  16.  Sauer. 

Ariston  I,  Erzbildncr  aus  Lakonien.  Pau- 
sanias erwähnt  in  Olympia  eine  18  Fuß  hohe, 
bronzene  Statue  des  Zeus  als  das  Werk  des 


Ariston  — Aristonidas 


Ar.  und  seines  Bruders  Telcstas.  Nach  dem 
Epigramm,  das  Paus,  abschreibt,  hatten  die 
Bewohner  von  Kleitor  (in  Arkadien)  die 
Statue  als  Zehnten  aus  der  Beute  wieder  be- 
zwungener Städte  geweiht.  Das  Epigramm 
macht  einen  altertümlichen  Eindruck  (6. — 5. 
Jahrh.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 115.  — Over- 
beck, Schriftq.  1588a  S.  475.  — Pauly-Wis- 
s o w a,  Realenc.  II  959,  60  ((Robert).  Amelung. 

Ariston  II,  Bildhauer,  bekannt  durch  die  In- 
schrift einer  in  Athen  gefundenen  Basis,  nach 
der  er  eine  Statue  gemeinsam  mit  einem 
Xanthias  gearbeitet  hatte.  Nach  den  Schrift- 
zügen etwa  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr. 

Foucart,  Bull,  de  corr.  hell.  1890  S.  515. 

— Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  960,  61 

(Robert).  Amelung. 

Ariston  III,  aus  Mytiletic,  Erzgießer  von 
mäßigem  Verdienst,  angesehener  wegen  seiner 
toreutischen  Arbeiten  nach  Plin.  N.  H.  33, 
156;  34.  85. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 526,  II  404. 

— Overbeck,  Schriftq.  2167.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  960,  62  (Robert). 

Amelung. 

Ariston  IV,  Bildhauer  aus  dem  2.  Jahrh.  v. 
Chr.,  Sohn  eines  Dionysios.  Bekannt  durch 
eine  Inschrift  in  Theben.  Aus  derselben  Fa- 
milie waren  ein  Dionysios  (s.  d.),  Sohn  eines 
Ariston,  und  ein  Agatharchos  (s.  d.),  Sohn 
eines  Dionysios,  der  sich  als  Böotier  bezeich- 
net; von  beiden  fand  sich  je  eine  Inschrift  im 
Amphiareion  von  Oropos.  Die  Familie  war 
also  in  beschränktem  Umkreis  tätig. 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  275a.  — CIGr  VII 
2527.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  960, 
63  (Robert).  Amelung. 

Ariston  V,  griechischer  Maler  des  4.  Jahrh., 
Sohn  und  Schüler  eines  Aristcidcs,  Bruder 
und  Schüler  des  berühmten  Nikomachos, 
nach  der  wahrscheinlichsten  Annahme  Sohn 
des  Aristeides  I und  Oheim  des  Aristeidcs 
II.  Das  einzige  von  ihm  bekannte  Werk  ist 
ein  bekränzter  Satyr  mit  einem  Trinknapf 
(skyphos). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  162  ff.,  171. 
181.  — K r o k e r,  Gleichn.  gr.  Kstler.  31.  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  960,  64  (Ross- 
bach). -Sauer. 

Ariston  VI,  Gemmenschneider  od.  ehemali- 
ger Besitzer  einer  antiken  Gemme  mit  dem 
Bilde  eines  auf  einem  Felsblock  sitzenden 
„Odysseus“. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  605.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  960,  66  (Rossbach). 

Pernice. 

Ariston  VII,  Mosaikarbeiter,  bekannt  durch 
ein  1823  auf  der  Via  Appia  gefundenes  Mosaik, 
drei  eine  Nymphe  verfolgende  Satyrn  darstel- 
lend, mit  der  Inschrift  ARISTO  FAC. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  312.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2166.  — Pauly-Wis- 
sowa, Realenc.  II  960,  65  (Rossbach). 

Altmann. 

Ariston  VIII,  bekannter  Erzgießer  u.  Gold- 
schmied, zweimal  von  Plinius  (N.  H.  33,  156; 


34,  85)  erwähnt  Seine  Heimat  war  Mytilenc, 
vermutlich  gehört  er  dem  hellenistischen  Zeit- 
alter an. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  404.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  960,  62  (Robert). 

Pernice. 

Aristonidas,  Erzbildner.  Plinius  nennt  von 
ihm  nur  eine  Statue:  Athamas,  wie  er  dasitzt 
voll  Reue  darüber,  daß  er  in  der  Raserei  sei- 
nen eigenen  Sohn  Learchos  erschlagen.  Die 
Statue  war  zu  Plinius’  Zeit  in  Rhodos.  Der 
Künstler  sollte  Eisen  unter  die  Bronze  ge- 
mischt haben,  damit  die  durchschimmerndc 
Röte  des  Eisenrostes  dem  Gesicht  einen  Aus- 
druck von  Scham  verleihe,  was  zweifellos 
Cicerone-Weisheit  ist.  Aristonidas  konnte 
dem  Beschauer  eine  Ahnung  von  dem,  was  er 
darstellen  wollte,  nur  vermitteln  durch  eine 
außerordentlich  feine  Darstellung  des  phy- 
siognomischen  Ausdrucks,  des  Vermittlers  der 
widerstreitenden  Gefühle  des  unglücklichen 
Vaters,  der  aus  der  Nacht  des  Wahnsinns  zur 
wildesten  Verzweiflung  erwacht.  Danach  ist 
cs  begreiflich,  daß  man  dies  Werk  neben  dem 
Laokoon  genannt  hat,  und  sicher  ist  cs  in  der 
hellenistischen  Zeit  entstanden.  Für  eine 
genauere  Datierung  aber  fehlt  jeder  Anhalt. 
Der  Name  des  Aristonidas  kann  auf  einer 
rhodischen  Inschrift  hellenistischer  Zeit  aus 
den  erhaltenen  ersten  sechs  Buchstaben  er- 
gänzt werden  (Löwy  197 ; augenscheinlich 
handelt  es  sich  um  eine  Künstlersignatur)  ; 
dieser  A.  war  der  Vater  eines  Mnasitimos, 
dessen  Name  noch  auf  einer  anderen  rhodi- 
schen Inschrift  (Löwy  183)  zu  ergänzen  ist; 
dort  ist  kein  Vater  genannt,  aber  gesagt,  daß 
er  Rhodicr  war;  endlich  besitzen  wir  aber- 
mals zwei  rhodische  Inschriften  (Löwy  181, 
182)  von  einem  Rhodicr  Mnasitimos,  der  sich 
einmal  Sohn  eines  Tclcson  nennt  und  das 
andere  Mal,  wie  es  scheint,  mit  einem  Sohn 
Teleson  gemeinsam  gearbeitet  hat.  Augen- 
scheinlich gab  es  also  eine  rhodische  Künstler- 
familie, von  der  wir  durch  diese  Inschriften 
verschiedene  Generationen  kennen  lernen  und 
zu  der  auch  der  durch  seinen  Athamas  be- 
rühmte Aristonidas  gehört  hat  Ob  dieser 
mit  dem  Vater  des  Mnasitimos  zu  identi- 
fizieren ist,  wissen  wir  nicht;  dagegen  ist  zu 
beachten,  daß  eben  diese  beiden  Namen  bei 
Plinius  unter  den  Malern  genannt  werden, 
die  nicht  gerade  unberühmt  seien,  die  man 
aber  doch  nur  eben  zu  nennen  brauche:  Mna- 
sitimus  Aristonidae  filius  et  discipulus.  Man 
kann  nicht  mehr  als  die  Möglichkeit  fcst- 
stellen,  daß  diese  Maler  mit  den  obengenann- 
ten Bildhauern  identisch  seien ; denn  beide 
Namen  konnten  sich  in  dieser  Familie  zu  der 
gleichen  Folge  in  verschiedenen  Zeiten  zu- 
sammenfinden. Möglich  ist  auch,  daß  uns 
noch  ein  weiteres  Glied  dieser  Familie,  Ophe- 
lion,  Sohn  eines  Aristonidas,  durch  eine  In- 
schrift von  Tusculum  bekannt  ist,  zumal  es 


106 


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Aristonothos  — Aristophanes 


nach  Plinius  auch  einen  rhodischen  Maier 
dieses  Namens  gegeben  hat ; die  Inschrift 
(Löwy  432)  steht  am  Stamm  einer  jugend- 
lich männlichen  Statue,  die  einst  einen  Por- 
trätkopf getragen  haben  wird,  doch  fehlt  das 
Verbum,  so  daß  es  nicht  sicher  ist,  ob  es 
sich  um  einen  Künstler  handelt. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  I 464  f.,  474, 
509,  515  (vgl.  II  283,  287).  — Overbeck, 
Schriftq.  2023 — 27.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr.  Plastik 
IM  295.  — Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  197.  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  960  (Ro- 
bert). Amelung. 

Aristonothos,  griechischer  Töpfer,  der  älte- 
ste von  allen,  die  Gefäße  mit  ihrem  Namen 
bezeichnen.  Die  nur  von  einem  einzigen  Ge- 
fäß, einem  aus  Caere  stammenden  „Krater“ 
des  etruskischen  Museums  im  Konservatoren- 
palast bekannte  Inschrift  ’Apisrovo xoc  hwiaev  ist 
verschieden  gelesen  worden : Aristonophos 

(Förster,  Klein,  Robert),  Ariston  6 9<*>(io)c 
(Dümmler)  ; doch  hat  die  Lesung  Aristonothos 
(v.  Wilamowitz,  später  auch  Dümmler),  die 
sich  auf  verwandte  Namen  berufen  kann,  sich 
immer  mehr  Geltung  verschafft  (Kretsch- 
mer, Gr.  Vaseninschr.  10).  Das  Gefäß,  ein 
mächtiger,  tiefer  Napf,  dessen  unterer  Teil 
mit  Blattkranz  und  Schachbrettfries  verziert 
ist,  zeigt  einerseits  die  Blendung  des  Poly- 
phem,  andererseits  eine  Seeschlacht.  Die  For- 
men sind  kindlich  unvollkommen,  dagegen  der 
Vortrag  lebendig  und  manche  Einzelheit  der 
Schilderung  vortrefflich  dem  Leben  abgclauscht. 
Technisch  stehen  die  Bilder  am  Anfang  der 
eigentlichen  schwarzfig.  Malerei,  indem  sie  mit 
silhouettenhaft  gemalten  Körpern  tongrundig 
gelassene,  nur  durch  kräftige  Umrißlinien  vom 
Malgrund  abgehobene  Gesichter  verbinden, 
Ritzung  noch  gar  nicht,  aufgesetztes  Weiß 
nur  sparsam  anwenden;  auch  ist  das  Streu- 
ornament (Zickzacklinien,  Punktkreisc,  Ro- 
sette, Pcntagramma)  noch  sehr  reichlich  ange- 
bracht. Es  verrät  sich  in  diesem  Werk  des 
A.  ein  Nachleben  mykenischer  Naturauffas- 
sung (man  denke  an  die  mykenischc  Kricger- 
vasc),  andererseits  sind  Einflüsse  des  geo- 
metrischen Stils,  besonders  im  Streuornament, 
und  manche  Ähnlichkeit  mit  den  aufkommen- 
den ionischen  Fabrikaten  (Milet,  Samos)  un- 
verkennbar. Das  Gefäß  wird  in  das  7.  Jahrh. 
zu  setzen,  die  Heimat  des  Künstlers  im  süd- 
westlichen Klcinasien  oder  auf  einer  der  In- 
seln des  ionischen  Ostens  zu  suchen  sein. 

Abbildungen  der  Vase  des  A.  Mon.  dcll’  Inst. 
IX  4.  Wiener  Vorlegebl.  1888  I 8.  — Klein, 
Vasen  mit  Meistersign.*  27,1.  — v.  Wilamo- 
witz, Hermes  22,  118,1.  — Dümmler,  Berl. 
philol.  Wochcnschr.  1888,  17 ; Arch.  Jahrb.  VII 
(1892)  190.  — Rayct-Collignon,  Cör. 

grecque  37.  — Pauly-Wissowa,  Realenc. 
II  906  (Robert).  Sauer. 

Aristonus,  Erzbildner  aus  Aegina.  Er  lie- 
ferte als  Weihgeschenk  der  Metapontier  nach 
Olympia  eine  Statue  des  Zeus,  die  mit  Lilien 
bekränzt  war  und  auf  der  einen  Hand  den 


Adler,  den  Blitz  in  der  anderen  hielt.  Pau- 
sanias  weiß  weder  den  Lehrer,  noch  die  Zeit 
des  Künstlers  anzugeben. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 96.  — Over- 
beck, Scbriftq.  439.  — Ilers.,  Kunstmyth.  Zeus 
S.  16.  — C o 1 1 i g n o n.  Hist,  de  la  sculpt.  gr. 
I 282.  — P a u 1 y -W  i s s o w a,  Realenc.  II  968, 
9 (Robert).  Amelung. 

Aristopeithes,  Bildhauer,  Sohn  eines  [Aristo] 
nymos  (oder  Kleonymos)  aus  dem  attischen 
Demos  Phyle.  Bekannt  durch  die  Signaturen 
zweier  in  Eleusis  gefundener  Basen  aus  den 
Jahren  326 — 324  v.  Chr. 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  85.  — C o 1 1 i g n o n. 
Hist,  de  la  sculpt.  gr.  II  343.  — Pauly-Wis- 
sowa, Realenc.  II  969  (Robert).  Amelung. 

Aristophanes,  attischer  Vasenmaler,  der  ge- 
meinsam mit  dem  Töpfer  Erginos  signiert. 
Es  sind  von  ihm  nur  2 signierte  Gefäße  (Scha- 
len, in  Berlin  und  Boston)  bekannt,  zu  denen 
eine  stilistisch  ganz  gleichartige,  aber  in- 
schriftlose (in  Boston)  hinzukommt.  Der 
Maler  wagt  sich  an  große  Themen  — Gigan- 
ten- und  Kentaurenkämpfe  — , macht  aber 
nicht  den  Eindruck,  als  schöpfe  er  aus  eige- 
ner Erfindung;  er  wird  vielmehr  von  Werken 
der  großen  Kunst  (Mikon,  Phidias’  Parthc- 
nosschild,  Parthenonmetopen)  abhängig  sein. 
Höher  als  wuchtige  Darstellung  wilden  Kamp- 
fes steht  ihm  fließender  Vortrag,  elegante 
Bewegung  und  Gewandung,  gefällige  Raum- 
füllung; dabei  passieren  ihm  Zcichenfchler 
(linke  Hand  an  rechtem  Arm),  die  ein  ge- 
wissenhafter Arbeiter  bei  so  vollentwickeltcm 
Stil  nicht  begehen  dürfte.  Er  liebt  cs,  den 
Gegensatz  gröberen  und  feineren  Gewandes, 
reicher  Gewandmassen  und  nackter  Körper  zu 
betonen,  läßt  gern  durch  fcinfaltigen,  schmieg- 
samen Stoff  die  Körperformen  sich  ausprägen, 
verwendet  viel  Sorgfalt  auf  Zierat,  Kränze, 
Geschmeide,  durch  die  er  seinen  etwas  zu 
unterschiedslos  edlen  und  feinen  Gestalten  u. 
Gesichtem  einen  besonderen  Reiz  zu  verlei- 
hen weiß.  Um  so  bemerkenswerter  ist,  daß  er 
Goldschmuck,  selbst  aufgesetztes  Rot  und  Weiß 
verschmäht,  also  der  Grenzen  seiner  Kunst- 
art und  ihrer  Wirkungen  sich  bewußt  bleibt 
Mit  den  strengeren  Vascnmalern  polygnoti- 
schcr  Richtung  teilt  er  das  auf  Schalen  vor 
ihm  nicht  nachweisbare  Verfahren,  das  Ter- 
rain durch  dünne  Linien  anzugeben,  die  aber, 
in  den  noch  feuchten  Firnis  eingetragen,  von 
diesem  wieder  bedeckt  sind.  Zu  rühmen  ist 
an  A.  die  ungemein  feine,  sichere  Linienfüh- 
rung besonders  der  dünnen  Gewänder,  die 
lockere,  malerische  Behandlung  des  Haares. 
Sein  Stil  setzt  den  des  Meisters  der  Kodros- 
schale  und  des  Aison  fort  und  bereitet  einer- 
seits den  des  Mcidias,  andererseits  den  der 
auf  große  Wirkungen  ausgehenden  Talosvase 
vor.  Danach  läßt  er  sich  in  die  Zeit  um  430 
datieren,  womit  die  schon  völlig  ionische 
Schreibung  der  Inschriften  sich  verträgt. 

Abbildungen  der  signierten  Vase  Berlin  2531 


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Aristophon  — Ariyasu 


Gerhard,  Trinksch.  u.  Gef.  2.  3.  Overbeck, 
Kunstmyth.  Atlas  V 3.  Wiener  Vorlegebl.  I 5, 
Innenbild  auch  Baumeister,  Denkm.  d.  klass. 
Alt.  S.  595.  — Klein,  Vasen  mit  Meistcrsignat.» 
184  ff.  — Furtwängler,  Samml.  Saburoff 
S.  7.  — H o 1 w e r d a,  Archacol.  Jahrb.  4 (1889) 
43.  — Milchhöf  er,  ebd.  9 (1894)  67,  67.  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  1005,  16 

(Robert).  — Gracf,  ebd.  13  (1898)  68,  73.  — 
Furtwänglcr-Reichhold,  Gr.  Vasen- 
malerei I S.  305.  — Über  die  Bostoner  Schalen 
(früher  in  Corneto,  Samml.  Bruschi ; G. 
Koertc,  Arch.  Zeit  1878,  114)  Arch.  Anz.  16 
(1901)  S.  166,  17.  18.  Sauer. 

Aristophon,  Maler  aus  Thasos,  Sohn  und 
Schüler  des  älteren  Aglaophon  (s.  d.),  Bru- 
der des  berühmten  Polygnotos  (s.  d.),  wahr- 
scheinlich Vater  des  jüngeren  Aglaophon  (s. 
d.).  Er  malte  Szenen  aus  der  Heldensage: 
den  leidenden  Philoktet,  den  von  einem  Eber 
verwundeten  Samier  Ankaios,  dessen  Schmerz 
seine  Mutter  Astypalaia  teilte,  und  ein  figu- 
rcnreicheres  Bild,  das  eine  Episode  aus  dem 
Kampf  um  Troja,. die  Unterredung  der  He- 
lena, des  Priamos  und  des  Deiphobos  mit  dem 
als  Bettler  verkleideten  Odysseus,  darstellte. 
Daß  Aristophon  in  diesem  Bild,  um  seelische 
Vorgänge  zur  Anschauung  zu  bringen,  Per- 
sonifikationen, die  List  (Dolos,  Apate?)  und 
die  Leichtgläubigkeit  (Pcitho?),  handelnd 
oder  wenigstens  als  bedeutsame  Nebenfiguren 
cinführte,  stellt  ihn  noch  nicht  notwendig  in 
prinzipiellen  Gegensatz  zu  seinem  größeren 
Bruder,  dessen  psychologisch  vertiefte  Kunst 
solcher  Mittel  allerdings  nicht  bedurft  zu  ha- 
ben scheint.  Vielmehr  passen  die  erhaltenen, 
knappen  Schilderungen  seiner  Werke  recht 
gut  in  unsere  Vorstellung  von  der  großen 
ionischen  Malerei,  wie  sie  unter  Polygnots 
Führung  um  die  Mitte  des  5.  Jahrh.  sich  ent- 
faltet hat  (s.  Polygnotos,  Mikon,  Panainos). 
Die  Darstellung  der  Nemea,  die  den  Alki- 
biades  auf  dem  Schoß  und  in  den  Armen  hielt, 
ein  Werk,  das  Satyros  (bei  Athenaios  12, 
534  D)  dem  vermutlichen  Sohn  des  A.  Aglao- 
phon zuschreibt,  gibt  Plutarch  (Alcib.  Iß) 
wohl  nur  aus  Versehen  dem  A.,  der  die  Siege 
des  Alkibiades  (um  415)  kaum  mehr  er- 
lebt hat. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstler.  II  53.  — K r o - 
k c r,  Gleichnam.  gr.  Kstler.  24.  — Klein,  Arch. 
epigr.  Mitt.  12,  91  ff.  — Pauly-Wissowa. 
Rcalenc.  II  1008,  9 (Rossbach).  Sauer. 

Aristos,  Bildhauer  hellenistischer  Zeit  aus 
Ephesos.  Bekannt  durch  eine  Künstler- 
inschrift  aus  Rhodos. 

IGIns  I 122.  — Pauly-Wissowa,  Rcalenc. 
II  1011,  10  u.  Suppl.  136  (Robert),  — Ho- 
rn o 1 1 e,  Bull,  de  corr.  hell.  1900  S.  253. 

Amelung. 

Aristoteiches,  Gemmenschncidcr  oder  ehe- 
maliger Besitzer  eines  altertümlichen  geschnit- 
tenen Steins  aus  Klcinasicn,  mit  dem  Bilde 
eines  Löwen  (6. — 5.  Jahrh.  v.  Chr.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  605.  — Ar- 
chäol.  Jahrb.  III,  Taf.  8,  2,  S.  194  f.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  1011  (Rossbach). 


— Furtwängler,  Die  ant.  Gemmen  II  40, 
43,  Taf.  VIII  43.  Pcrnice. 

Aristoteles  aus  Klcitor  in  Arkadien,  in  einem 
Epigramm  der  Anyte  (Wende  des  4.  und  3. 
Jahrh.  v.  Chr.)  als  Verfertiger  eines  großen 
Beckens  genannt,  das  ein  Kleubotos  aus 
Tegea  der  Athena  weihte. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 420  — Over- 
beck, Schriftq.  1589.  — Pauly-  Wissowa, 
Rcalenc.  II  1055,  24  (Robert).  Amelung . 

Aristotile  da  Bologna,  s.  Fioravanti. 

Aristotile,  Venezianer  Holzschnitzer  und 
Intarsiator  um  1550. 

Archiv.  Stör.  Ital.  ser.  3,  t X,  pte.  I,  p.  178  ff. 

Aristotili,  Giovanni  und  Giuseppe, 
Brüder,  sehr  geschickte  Intarsiatoren  u.  Holz- 
schnitzer in  Parma  um  1538,  nach  Zani,  Enc. 
met  II  200. 

Aristjoxenos,  Bildhauer,  Sohn  eines  E[uthy- 
ge]nes  aus  Tenedos.  Die  einzige  erhaltene 
Signatur  findet  sich  auf  einem  Stein  in  Lem- 
nos,  der  im  Beginn  der  Kaiserzeit  neu  ver- 
wendet wurde;  damals  hat  man  die  Signatur 
wcggemeißelt,  so  daß  die  Ergänzung  der  Na- 
men nicht  sicher  ist. 

L ö w y,  Inschr.  gr.  Bildh.  282.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  1065,  9 (Robert). 

Amelung. 

Aristoxenos,  Stcmpelschneider  in  der  L 
Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.;  er  arbeitete  für 
die  unteritalischen  Städte  Heraklea  und  Me- 
tapont.  Ein  Didrachmon  der  erstcren  Stadt, 
früher  in  der  Sammlung  Imhoof-Blumer,  jetzt 
in  Berlin,  zeigt  den  Athenakopf  mit  reich  ge- 
schmücktem Helm  und  an  dessen  Crista  in 
ganz  kleinen  Buchstaben  den  vollen  Namen 
des  Künstlers,  die  Kehrseite  Herakles  im 
I-öwcnkarapf  und  zwischen  den  Beinen  des 
Heros,  ebenfalls  in  der  kleinen  Schrift,  den 
gleichen  Namen  gekürzt  In  Mctapont  sind 
mehrere  Stempel  mit  dem  schönen  Kopf  einer 
Göttin  von  dem  Künstler  mit  seinem  Namen 
versehen.  Die  Annahme,  daß  A.  auch  für 
Tarent  gearbeitet  habe,  ist  unzulässig. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstler.  II  425.  — 
v.  S a 1 1 e t,  Künstlerinschr.  auf  grieeb.  Mün- 
zen S.  14.  — Imhoof-Blumer,  Berliner 
Blätter  für  Münzkunde  V 35.  — Forrcr, 
Rev.  Num.  Beige  1904  S.  1 ff.  — Vgl.  Evans, 
Numism.  Chronicle  1889  S.  54.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  1065  (Rossbach). 

Weil. 

Ariu,  E m i 1 i o,  Bildhauer  in  Venedig,  lebte 
in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  — P.  Lomazzo 
rechnet  ihn  unter  die  „Leuchten  der  Bildhauer- 
kunst“; er  war  Zeitgenosse  und  Nebenbuhler 
von  A.  Vittoria.  — Von  seinen  Werken  ist 
nichts  bekannt. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Lit.).  L.  Ferro. 

Arivieri,  Stefano,  Dekorationsmaler,  tätig 
in  Ferrara  um  14S5. 

L.  N.  Cittadclla,  Not  relat.  a Ferrara 
(1868)  III  109.  E.  Modigliani. 

Ariyasu.  Kose  A.  (3^*  ^|^),  ^P' 

ler  der  Kose- Schule  (s.  Kanaoka),  lebte  in 


I08 


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Ariza  — Arkesilaos 


den  Per.  Kareki  und  Genkö  (um  1326 — 1334) 
in  Kyöto.  Zweiter  Sohn  des  Kose  Mitsu- 
yasu?  Kokkwa  25  ist  ein  Jizö-engi  (Legende 
des  Bodhisatva  Jizo)  (Kshitegarbha)  abge- 
bildet. 

Anderson,  Catalogue  12.  — HonchS  mei- 
gwa  jimmei  jisho  55.  — Fusö  meigwaden  577. 

O.  Kümmel. 

Ariza,  D.  Jose  de,  span.  Bildhauer  in  der 
ersten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Anfänglich 
Oberst  eines  Kavallerie-Regimentes  des  Erz- 
herzogs Carl  im  span.  Erbfolge-Kriege,  wid- 
mete sich,  nachdem  er  bei  Villaviciosa  ge- 
fangen genommen  und  nach  seiner  Flucht  in 
die  Karthause  der  Concepciön  zu  Zaragoza 
entkommen  war,  der  Bildhauerei.  Von  ihm 
das  Tabernakel  des  Hochaltars  der  Kirche 
S.  Felipe  und  Santiago  in  Zaragoza.  Er  starb 
in  Alcaniz. 

V i n a z a,  Adic.  II  34.  M.  v.  D. 

Arizmendi,  Jose  Sanz,  Maler  in  Sevilla, 
stellte  auf  der  intern.  Ausstellung  in  Düssel- 
dorf 1904  die  Bilder  „Zigeunerin“  und  „Wahr- 
sagerin“ aus.  ** 

Arizmendi,  Rosalia,  span.  Malerin,  geh. 
zu  Madrid,  Schülerin  von  Felix  Iniesta,  malte 
besonders  Stillcbcn.  Unter  ihren  Werken,  die 
auf  den  letzten  Madrider  Ausstellungen  ver- 
treten waren,  führen  wir  an:  Wildbret  (1901)  ; 
Krebse,  Austern  und  Früchte  (1904) ; Blu- 
men und  Granatäpfel  (1906).  p.  Lafond. 

Ark,  Friedrich,  deutscher  Baumeister, 
geb.  30.  6.  1807  zu  Bonn,  t 23-  2.  1878  zu 
Aachen.  Sohn  des  Rheinschiffahrtsbeamten 
Ark  zu  Köln.  1839 — 1878  Stadtbaumeistcr  zu 
Aachen,  kgl.  Baurat.  Leitete  seit  1846  den 
Umbau  des  Aachener  Rathauses. 

Max  Schmid. 

Arkay,  A 1 a d ä r,  tingar.  Arch.  u.  Maler, 
geb.  1868  zu  Temcsvär,  kam  1885  ins  Poly- 
technik. zu  Budapest,  besuchte  jedoch  zugleich 
die  Malerschulen  von  Szekely  u.  Lotz.  Nach 
einem  Pariser  Studienjahr  ging  er  1893  nach 
Wien  zu  Fellner  u.  Helmer,  um  den  Theater- 
bau zu  studieren,  wurde  dann  beim  Bau  der 
kgl.  Burg  zu  Budapest  beschäftigt.  1896  ge- 
wann er  den  I.  Preis  und  Auftrag  auf  den 
Wettbewerb  des  Redoutenpalais  zu  Buda. 
Seine  besten  Werke  sind  kleine  Villen  im  un- 
gar.  Stil  zu  Budapest  (Andrässy-Straße), 
dann  Innendekorationen.  Auch  als  Aqua- 
rellist tätig. 

Nach  pers.  Angaben  des  Künstlers.  K.  Lyka. 

Arkcl,  G.  van,  Architekt  in  Amsterdam, 
der  besonders  in  den  80er  Jahren  des  19. 
Jahrh.  interessante  Geschäfts-  und  Wohnhäu- 
ser und  Villen  in  Amsterdam  und  Umgegend 
in  Werkstein-  und  Rohziegelbau  aufführte.  — 
Er  publizierte  mit  A.  W.  Weißman  1891 — 
1905  „Noord-Hollandsche  Oudheden“.  ** 

Arkes,  Jan,  holl.  Bildhauer  im  18.  Jahrh., 
genannt  als  Vater  des  Holzschnitzers  Pieter 


Arkes.  Wohnte  in  Amsterdam  und  starb  vor 
1752. 

Obreen,  Archief  II.  A.  IV.  Weissman. 

Arkes,  Pieter,  der  Sohn  des  Bildhauers 
Jan  A.,  wird  als  Holzstecher  und  Bürger  von 
Amsterdam  20.  4.  1752  erwähnt. 

Obreens  Archief  II  8.  E.  IV.  Moes. 

Arkesilaos  I,  Bildhauer,  Sohn  eines  Aristo- 
dikos  von  der  Wende  des  6.  zum  5.  Jahrh. 
Bekannt  durch  ein  Epigramm  des  Simonides 
(556 — 468)  auf  eine  Artemisstatue,  die  A. 
für  200  parische  Drachmen  gearbeitet  hatte. 
Man  hat  ihn  früher  mit  einem  Enkausten  aus 
Paros  identifiziert,  der  in  den  meisten  Hand- 
schriften des  Plinius  N.  H.  35,  122  neben 
Polygnot  und  einem  Landsmann  Nikanor  ge- 
nannt wird.  Doch  hat  Detlefsen  nach  der 
Lesart  des  Bambergensis  (mnasim)  Mnasilai 
statt  Arcesilai  vorgcschlagcn,  und  M.  Schmidt 
(bei  Robert  a.  u.  a.  O.)  in  der  letzten  Zeile 
des  Epigrammes  Na|toc  statt  was  große 
Wahrscheinlichkeit  hat.  Danach  wäre  A.  aus 
Naxos  gebürtig  gewesen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 116,  II  55.  — 
Overbeck,  Schriftq.  482.  — Pauly-Wis- 
sowa,  Rcalenc.  II  1168,  20  (Robert).  Ainelung. 

Arkesilaos  II,  Bildhauer,  Vertrauter  des  L. 
Lucullus  und  Zeitgenosse  des  Cäsar,  für  des- 
sen Venustempel  (geweiht  46  v.  Chr.)  er  sein 
berühmtestes  Werk,  die  Statue  der  Venus 
Gcnctrix  schuf;  die  Statue  wurde,  da  Cäsar 
mit  der  Einweihung  eilte,  aufgestellt,  ehe  sie 
ganz  vollendet  war.  Ein  anderes  Kultbild, 
das  der  Felicitas,  blieb  ebenfalls  unvollendet, 
da  Besteller  und  Künstler  während  der  Ar- 
beit starben;  Besteller  war  der  jüngere  Lu- 
cullus, der  42  v.  Chr.  bei  Philippi  fiel ; aus 
dem  hohen  Preise,  60  Sesterzen  (6  Mill.), 
hat  man  auf  kostbares  Material  geschlossen. 
Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  daß  wir  uns  nach 
Münzbildern  der  Zeit  und  Relicfdarstellungcn 
einen  Begriff  von  der  Erscheinung  seiner  Ve- 
nus bilden  können:  danach  hätte  er  die  Göttin 
aufrecht  stehend  und  vollbekleidet  gebildet, 
mit  hohem  Diadem  und  Szepter;  ein  Amor 
scheint  ihr  über  die  Schulter  geblickt  zu  haben 
(Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1861,  S.  113  ff.; 
Reifferscheid,  Ann.  d.  I.  1863,  S.  366;  Kckule 
in  den  Arch.  epigr.  Mitt  III  8 ff.;  Wissowa, 
De  Veneris  simulacris  Romanis,  S.  80  ff.;  Pc- 
tersen,  Ara  Pacis,  S.  184  ff.).  Während  sich 
A.  bei  dieser  Aufgabe  den  strengeren  Stil  der 
früheren  griechischen  Kunst  des  5. — 4.  Jahrh. 
in  den  allgemeinen  Zügen  zum  Muster  ge- 
nommen zu  haben  scheint,  sind  zwei  andere 
Werke  durch  und  durch  hellenistisch.  Im 
Besitz  des  Asinius  Pollio  waren  Kentauren, 
die  Nymphen  trugen,  und  in  dem  des  Varro 
eine  Löwin,  mit  der  Eroten  spielten : die  einen 
hielten  sie  gefesselt,  andere  gaben  ihr  aus 
einem  Horn  zu  trinken,  und  wieder  andere 
versuchten,  ihr  Schuhe  anzuziehen.  Von  den 
Kentauren  und  Nymphen  kann  uns  vielleicht 


Arkesilaos  — Arlaud 


eine  Gruppe  ähnlicher  Art  eine  Vorstellung 
geben : der  Seekentaur  mit  der  geraubten 
Nymphe  und  den  beiden  neckischen  Eroten  in 
der  Sala  degli  animali  des  Vatikan  (No.  228). 
Darstellungen  wie  jene  Gruppe  der  Löwin 
mit  den  Eroten  sind  uns  auf  drei  Mosaiken 
erhalten,  im  kapitol.  Mus.  (Hclbig,  Führer 
I*  422),  in  Neapel  (Mus.  Borb.  VII  61) 
und  im  brit.  Mus.  (Blake-Seilers,  Plinius, 
S.  240)  ; vgl.  auch  ein  Sarkophagrelief  (Matz- 
Duhn,  Zcrstr.  Bildw.  in  Rom  II  2801).  Selbst 
des  A.  Modelle  wurden  teuer  bezahlt;  andere 
Künstler  suchten  sie  zu  erwerben  und  zahlten 
mehr  dafür,  als  für  die  fertigen  Werke  ande- 
rer (vgl.  dazu  Wickhof,  Wiener  Genesis 
S.  25  {.).  Für  das  Gypsmodcll  eines  Kraters, 
den  er  für  einen  römischen  Ritter  Octavius 
ausführte,  erhielt  er  als  Honorar  ein  Talent 
(Plin.  N.  II.  35,  156;  vgl.  cbd.  über  die  Mo- 
delle des  Pasiteles,  eines  Zeitgenossen  des  A.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I G00  f.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2268 — 70.  — Ders.,  Gesch. 
d.  gr.  Plastik  II«  482  ff.  — Urlichs,  Arkesi- 
laos (19.  Wagnerprogramm,  Würzb.  1887).  — 
Hauser,  N'cuatt.  Reliefs  S.  187  f.  — Col- 
li g n o n,  Hist  de  la  sculpt.  gr.  II  686  ff.  — 
Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  1168,  21  (Ro- 
bert). — S.  Rein  ach,  Rev.  archlol.  1905  I 
395  ff.  Amclunn. 

Arkesilaos  HI,  (nach  Dctlefsens  Vorschlag 
wäre  vielmehr  Mnasilaos  zu  lesen),  griechi- 
scher Maler  aus  Paros,  vermutlich  dem  5. 
Jahrh.  angehörig.  Man  kannte  von  ihm  Ma- 
lereien in  enkaustischcr  Technik,  deren  Blüte 
allerdings  erst  in  das  4.  Jahrh.  fällt.  Viel- 
leicht ist  dieser  Maler  mit  dem  gleichnamigen 
Bildhauer  (s.  A.  I)  identisch,  der  aber  mög- 
licherweise aus  Naxos  war. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  55.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  1168,  20  (Robert). 

Sauer. 

Arkesilaos  IV,  griechischer  Maler  aus  dem 
Ende  des  4.  Jahrh.,  wahrscheinlich  eine  Per- 
son mit  dem  von  Plinius  N.  H.  35,  146  unter 
den  Meistern  dritten  Ranges  erwähnten  Ar- 
kesilas,  dem  Sohn  des  sikyonischen  Bildhauers 
Tisikrates.  Er  malte  den  athenischen  Gene- 
ral Lcosthenes  mit  seinen  Söhnen  für  das 
Heiligtum  des  Zeus  Soter  und  der  Athena 
Soteira  im  Peiraicus. 

Brunn.  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  157.  — 
Klein,  Arch.  epigr.  Mitt.  11,  226.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  1169,  2 (Rossbach). 

Sauer. 

Arkhanat,  Hieronymus,  Baumeister  Kai- 
ser Maximilians  II.,  wird  am  19.  4.  1573  mit 
25  Gulden  monatlichen  Gehalts  angcstellt. 

Jahrb.  d.  ksthist.  Samml.  d.  österr.  Kaiserh. 
XV  II  No.  11538.  ** 

Arkon,  s.  Arconi. 

Arlati,  Fra  Alberto,  Bcttclmönch.  nach 
Zani  (Enc.  met.  II  200)  Maler  in  Venedig 
um  1450.  H.  V. 

Arlati,  Carlo,  Bildhauer  in  Mailand,  stellte 
in  der  Berliner  Akademie-Ausstellung  1868 
eine  Marmorbüste  „Frühling“  aus.  *• 


Arlaud,  B e n o i t,  Miniaturmaler  aus  Genf, 
jüngerer  Bruder  des  geschickteren  Jacques 
Antoine,  tätig  in  Amsterdam  u.  dann  in  Lon- 
don, wo  er  um  1707  nachweisbar  ist.  Er  starb 
noch  jung  1719.  Nach  einem  von  ihm  gemal- 
ten Shakespeareporträt  fertigte  Duchange  einen 
Stich  (4°)  und  Jos.  Selb  eine  Lithographie. 
Seine  Porträts  von  Prinzessin  Wilh.  Charlotte 
von  Wales  und  von  Baron  Ezechiel  Span- 
hemius  sind  beide  von  J.  Simons  in  Schab- 
manier (fol.)  wiedergegeben  worden. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  259.  — Brun,  Schwei- 
zer Kstlcrlex.  — Redgrave,  Dict.  •• 

Arlaud,  Franqoisc  Jacqueline  Louise, 
vcrchel.  Laurent  de  Pierredon,  Miniaturmale- 
rin im  Porträtfach,  gcb.  in  Genf  am  8.  8.  1802 
als  Tochter  des  Malers  Jeremic  A.,  *f.  in  der 
Nähe  von  Lyon  am  29.  6.  1871.  Sie  arbeitete 
hauptsächlich  mit  ihrem  Onkel,  Louis  Ami  A. 
zusammen.  In  den  20er  und  30er  Jahren  war 
sic  auf  schweizer.  Ausstell,  öfters  vertreten. 

A.  Choisy  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 
(unter  Laurent).  H.  V. 

Arlaud,  Jacques  Antoine,  Miniatur- 
maler, gcb.  in  Genf  18.  5.  1668,  f 25.  3.  1743 
(nach  anderen  im  Juni  1746)  daselbst,  tätig 
seit  seinem  20.  Jahre  in  Paris,  Freund  Rigauds 
und  Largillieres,  Lehrer  und  Protege  des  Her- 
zogs von  Orleans.  A.  genoß  den  Ruf  eines 
der  besten  Miniaturisten  seiner  Zeit  und 
malte  nicht  nur  Miniaturporträts,  sondern 
auch  kirchliche  und  mythologische  Stoffe  in 
größeren  Miniaturen.  Sein  Selbstporträt  kam 
in  die  Uffiziensammlung,  sein  Miniatur- 
sclbstporträt  in  den  Louvre.  1721  begab  er 
sich  nach  England,  wo  er  auch  lebhaften  Bei- 
fall fand.  Zurückgekehrt  nach  Paris,  ver- 
ließ er  bald  darauf  diese  Stätte  einer  40  jähr. 
Tätigkeit  und  kehrte  nach  Genf  zurück.  Das 
dortige  Museum  besitzt  mehrere  Miniaturen 
von  ihm;  der  dortigen  Bibliothek  hat  er 
seine  Sammlung  von  Büchern  und  Gemälden 
verehrt. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Ch.  Vuillermet  bei 
Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  — Journal  de  Rosalbe 
Caricra  etc.  Paris  1865  p.  231.  — Mariette, 
Abcedario  I 30  ff.  — Ein  9 Seiten  langer  Brief 
über  den  Tod  des  Jac.  Ant.  Arlaud  in  der  Bibi. 
Nat.  Paris,  Catal.  de  la  coli,  des  picces  p.  191. 
— Mit  Notizen  von  E.  W.  Braun.  ** 

Arlaud,  Jcremie,  Genfer  Porträtzeichner, 
1758 — 1827,  Schüler  seines  Bruders  Louis  Ami. 

Brun.  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Arlaud,  L.  R.,  Miniaturmaler,  der  nach 
Graves,  Catal.  d.  Royal  Acad.  Exhib.  1792  eine 
Miniaturmalerei  in  London  ausstcllte.  Es  ist 
damit  offenbar  der  Schweizer  Arlaud,  Louis 
Ami  gemeint.  Siche  dort.  ** 

Arlaud,  Leonard  Isaac,  Genfer  Email- 
und  Miniaturmaler,  gcb.  26.  4.  1767,  verließ 
1792  Genf,  um  sich  schließlich  im  Großher- 
zogtum Baden  niederzulassen.  Er  soll  nach 
Singer,  Nachtrag  z.  Kstlcrlex.  1906  p.  7 um 
1S00  gestorben  sein. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 


HO 


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Arlaud  — Arlotti 


Arlaud,  Louis  Ami,  Genfer  Porträt- 
Miniaturmaler,  geb.  13.  10.  1751,  f im  August 
1829,  Großneffe  des  berühmten  Jacques  An- 
toine, Schüler  Liotards  in  Genf,  dann  Viviens 
in  Paris.  Nach  einem  12jährigen  Aufenthalt 
in  London  kehrte  er  1802  nach  Genf  zurück. 
Die  Zahl  seiner  Porträtminiaturen,  meist  auf 
Elfenbein,  wird  auf  1504  Nummern  ange- 
geben. Es  gibt  Stiche  nach  ihm  von  H.  Pfen- 
ninger  und  A.  Chaponnier,  auch  hat  er  selbst 
gelegentlich  zur  Radiernadel  gegriffen. 

Meyer,  Kstlerlex.  1878.  — Brun,  Schweiz. 
Kstlerlex.  — Graves,  Roy.  Academy  Exh.  I 
59  unter  Arland,  Bemard,  eine  Reihe  von  seinen 
Arbeiten  1793 — 1800. 

Arlaud,  Marc  Louis,  Schweizer  Porträt- 
maler und  -Zeichner,  geb.  in  Orbe  1773,  + 
in  Lausanne  1845,  studierte  in  Paris  bei  J. 
L.  David,  1823  wurde  er  zum  Leiter  der 
Zeichenschule  in  Lausanne  berufen.  Nebenbei 
betätigte  er  sich  als  Porträtzcichner  und 
wurde  der  Begründer  der  Lausanner  Ge- 
mäldegalerie, in  deren  Besitz  sich  mehrere 
seiner  Werke  befinden,  darunter  auch  einige 
Genrestücke. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Arlaud,  Sebastien,  wenig  bekannter 
Genfer  Maler,  geb.  21.  10.  1656,  t 18.  4.  1722, 
soll  in  England  tätig  gewesen  sein. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V . 

Arldt,  C.  W.,  deutscher  Lithograph,  fertigte 
in  den  zwanziger  bis  vierziger  Jahren  des  19. 
Jahrh.  zahlreiche  Landschafts-  und  Porträt- 
lithographien. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verzeichnis  der  Blätter). 

Arlean,  B a s t i e n,  aus  Ferrara ; sein  Name 
findet  sich  auf  der  Liste  der  1549 — 51  von 
Heinrich  II.,  König  von  Frankreich  pensio- 
nierten Architekten  und  Ingenieure. 

Nouv.  Archives  de  l'art  frangais  1872,  p. 
168.  C.  Enlart. 

Arien,  A.  d’,  niederl.  Bildwirker,  tätig  in 
Florenz  für  den  Hof  der  Medici  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  16.  Jahrh. 

Kronthal,  Lex.  d.  techn.  Kste.  Berlin  1898. 

*• 

Arlent-Edwards,  S.,  jetzt  lebender  amerikan. 
Schabkunststecher.  In  Williamsbridge,  New 
York  wohnhaft  Seine  Blätter  sind  meist  von 
einer  Platte  in  Farben  gedruckt.  E.  Richter. 

Arier,  s.  Parier. 

Arlet,  Michael,  Kartenmaler  in  Breslau, 
tätig  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrh. 

E.  Hinist. 

Arleux,  d’,  s.  Morel  d’Arleux,  L.  M.  J. 

Arlin,  G a s p a r d,  französ.  Bildhauer  in 
Lyon,  war  9.  7.  1684  Trauzeuge  bei  der  Ehe- 
schließung seines  Genossen  Pierre  Garnaud. 
7.  11.  1690  wohnte  er  als  Pate  der  Taufe  einer 
Tochter  eines  anderen  seiner  Kunstgenossen 
des  Jacques  Emery  bei.  1708  lebte  er  nicht 
mehr. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

* Lami. 


Arlin,  Jean,  französ.  Bildhauer,  vielleicht 
ein  Sohn  Gaspard  Arlins,  ließ  sich  in  Lyon 
nieder,  wo  er  26.  4.  1708  im  Kirchspiel  von 
Saint-Nizier  einen  Sohn  taufen  ließ. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Arlin,  Jean  Claude,  gen.  J o a n n y,  fran- 
zös. Maler,  geb.  Lyon  5.  1.  1830,  f in  Mont- 
chat bei  Lyon  7.  4.  1906.  War  Seidenfabrikant 
bis  1882  und  nutzte  seine  Mußezeit  zum  Ar- 
beiten nach  der  Natur,  indem  er  L.  Carron, 
Aime  Perret,  Bidault,  Frangais  und  Beauvcrie 
bei  ihren  Studien  begleitete.  1867  stellte  er 
zuerst  im  Salon  von  Lyon  zwei  Kohlezeich- 
nungen : Matinee  d’ete  und : Matinee  d’hiver 
aus  ii.  1869  weitere  Kohlezeichnungen  im  Sa- 
lon von  Paris.  Auf  diese  Ausstellung  sandte 
er  1870  sein  erstes  Gemälde:  Une  edair- 
cie.  Später  stellte  er  öfter  Gemälde  aus.  Seine 
Landschaften  waren  breit  gemalt  mit  kraft- 
voller Farbe  und  lassen  auf  ein  gewissenhaf- 
tes und  liebevolles  Naturstudium  schließen. 
Er  wußte  alle  Erscheinungen  bis  zu  den  flüch- 
tigen Eindrücken  beim  Untergang  der  Sonne 
oder  Aufsteigen  des  Mondes  festzuhaltcn.  Die 
Zahl  seiner  Studien  ist  beträchtlich.  Sic  sind 
im  Lyonnais,  in  der  Dauphine,  in  Optevoz, 
Cremieu,  Pont  de  Chcruy,  in  Bressc,  St.  Paul 
de  Varax,  Vals  und  Havre,  in  Südfrankreich 
in  Hyeres,  Cannes  und  le  Cannet  und  Algier 
aufgenommen.  Er  hat  viele  Zeichnungen  ge- 
macht, welche,  außer  seinen  Kohlezeichnungen, 
(1867 — 75)  nicht  ausgestellt  waren:  Feder-, 
Bleistift-  und  Tuschzeichnungen,  welche  sehr 
oft  mit  Gouache  gehöht  sind  und  Aquarelle 
auf  getöntem  Papier.  Von  seinen  Bildern 
seien  noch  genannt:  „Le  soir  ä St.  Paul  de 
Varax“  (Lyon,  in  der  Mairie  des  VI.  Arron- 
dissement), „Lever  de  Lune“,  welches  ihm 
1892  die  Medaille  vom  Salon  zu  Lyon  eintrug. 
— Er  zeichnet:  Arlin. 

T a i r i g,  Nos  peintres  chcz  cux,  Lyon  1888 
p.  93.  — V.  C.  Arlin  (La  Vie  frang.  Lyon, 
Fcbr.  1900).  E.  Vial. 

Arlin,  Victor,  Sohn  von  Jean  Claude, 
französ.  Bildhauer  und  Maler,  geb.  Lyon  12. 
6.  1868,  wurde  1884  auf  die  dortige  Ecolc  des 
Bcaux-Arts  geschickt,  wo  er  Schüler  des  Bild- 
hauers Dufraine  wurde.  Später  hatte  er  an 
der  Ecole  des  Beaux-Arts  in  Paris  als  Lehrer 
J.  P.  Laurens  und  Benjamin  Constant  und 
nach  der  Schule  Albert  Maignan.  Er  stellte 
1892  in  Paris  zwei  Büsten  aus,  ferner  Porträts, 
und  1901 : „Episode  de  la  fuite  en  Egyptc", 
welche  ihm  eine  ehrenvolle  Erwähnung  ein- 
trug. Er  stellte  in  Lyon  1891  Szenen  aus  Al- 
gier und  ein  Medaillon,  eine  Reihe  Porträts 
und  1903:  Une  installation  sommaire;  1904: 
Fraises  des  bois;  1905:  Deux  philosophes,  Une 
parisienne  aus.  Er  macht  auch  Aquarelland- 
schaften  und  zeichnet:  Arlin.  E.  Vial. 

Arlotti,  A n g e 1 o,  Historienmaler  zu  Bo- 
logna. nach  Zani  (Enc.  met.  II  201)  1730 
bis  1772  tätig,  Schüler  von  F.  Torelli,  malte 


III 


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Arlotti  — Armand 


für  die  Kirche  S.  Bartolino  seiner  Vater- 
stadt Rimini  ein  Altarbild  mit  dem  hl.  Bar- 
tholomäus. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Marchcselli,  Pit- 
ture  delle  chiese  di  Rimini  1754,  p.  34,  75. 

H.  V. 

Arlotti,  Antonio,  da  Parma,  Miniatu- 
rist und  Kalligraph  in  Verona.  Ein  von  sei- 
ner Hand  geschriebenes,  signiertes  und  von 
1443  datiertes  „Lucidarium“  besitzt  die  Bi- 
blioteca  Laurenziana  zu  Florenz. 

A.  P e z z a n a,  Storia  di  Parma  III,  avyert. 
p.  30  ff.  — Scarabelli-Znnti,  Mscr.  in 
der  Bibi.  Palat.  in  Parma.  St.  Lottici. 

Arlt,  J.,  Prager  Kupferstecher  um  1704,  illu- 
strierte Andachtsbücher  mit  kleinen  Kupfern. 

Dlabacz,  Böhm.  Kstlerlex.  p.  54.  ** 

Armagnac,  Jean  d\  französ.  Bildhauer  u. 
Architekt,  war  am  Anfang  des  18.  Jahrh.  mit 
der  Erbauung  der  neuen  Kapelle  von  Vezins 
(Mainc-et-Loire)  beschäftigt,  die  13.  9.  1714 
eingeweiht  wurde. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frans.  sous  Louis  XIV. 

Latni. 

Arman,  V i n c e n z,  s.  Molo,  Vinc.  di. 

Armancourt,  Jean  Auguste  Massary 
d\  französ.  Miniaturmaler,  Mitglied  der  Acad. 
St.  Lukas  seit  1761,  stellte  1776  belobte  Mi- 
niaturen aus. 

Ad.  Maze-Sencier,  Le  Livre  des  collec- 
tionneurs  p.  480.  E.  IV.  Braun. 

Armand,  französ.  Medailleur,  der  in  den 
zwanziger  Jahren  des  19.  Jahrh.  eine  Reihe  von 
Porträtmedaillen  signierte.  Z.  B.  die  Me- 
daillen von  Hedlinger  (1828),  Dr.  Albrecht 
von  Haller  in  Bern,  u.  auf  den  Besuch  Char- 
les’  X.  im  Pariser  Hotcl-Dieu  (1824). 

F o r r e r,  Biogr.  Dict.  of  Medallists. 

Armand,  Alfred,  Architekt  und  bekann- 
ter Kunstsammler,  geb.  3.  10.  1805  zu  Paris, 
t 27.  6.  1888  ebendort,  Schüler  von  M.  Pro- 
vost  und  Achille  Lcclcrc  auf  der  ficole  des 
Beaux-Arts,  hat  sich  durch  zahlreiche  Bahn- 
hofsbauten hervorgetan,  unter  denen  die  be- 
kanntesten sind:  Gare  Saint- Lazare  zu  Paris 
(1841 — 42),  die  Bahnhöfe  von  Versailles 
(1839),  Saint-Cloud  (18-10),  Saint-Germain 
1845),  Amiens,  Arras,  Lille  (1846 — 47),  Ca- 
lais (1849),  Saint-Qucntin  (1850)  und  Douai 
(1851).  Seine  letzte  bedeutende  Arbeit  war 
die  Erbauung  des  Grand-Hötel  zu  Paris.  Er 
war  auch  schriftstellerisch  tätig;  bekannt  und 
geschätzt  ist  sein  zweibändiges  Werk:  „Les 
Medailleurs  Italiens  d.  XVe  et  XVIc  Siecles“ 
(1883 — 87  in  2.  Aufl.  mit  Supplementband). 
Sein  Porträt  von  Cabancl  gemalt,  wonach  Ch. 
Bcllay  einen  Stich  gefertigt  hat. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen£r.  — Chro- 
nique  d.  Arts  1888,  p.  200  (Nekrolog).  — Kunst- 
chronik XXIII  1888,  Sp.  704.  — Salon-Katal. 
1835.  H.  V. 

Armand,  Antoine,  Architekt  in  Mont- 
pellier, übernahm  1696  den  Neubau  der  Kirche 
von  Lunel. 

B a u c h a I,  Dict.  d.  arch.  frang.  •* 


Armand,  Charles,  französ.  Landschafts- 
und Historienmaler,  geb.  in  Bar-lc-Duc, 
1645,  f in  Paris  18.  2,  1720.  Erlangte 
1673  durch  ein  Bild  „Pomona  und  Vertum- 
nus“  Aufnahme  in  die  Akad.  und  stellte  1699 
einen  „Moses“,  1704  Landschaften  aus.  Auf 
der  Auktion  der  Sammlung  König  Wil- 
helms II.  von  Holland  (1850)  von  ihm  eine 
Szene  aus  dem  Leben  eines  Heiligen,  das  der 
Katalog  als  im  Stile  Rembrandts  verzeichnet. 

Archivcs  de  l’art  frang.  I 367.  — D e f e r, 
Cat.  gön.  II.  I 127.  — Bellier-Auvray, 
Dict  gen.  — Marmottan,  Les  Peintres  de 
Bar-le-Duc.  H.  Stein. 

Armand,  Charles.  Dieser  sonst  nirgends 
erwähnte  Maler  soll  nach  Siret,  Dict.  d. 
peintres  I 36,  in  Chaumont  1783  geboren, 
Schüler  Rcgnaults  gewesen  sein  und  folgende 
Bilder  gemalt  haben  „Amor  verjagt  die  bösen 
Träume“  und  „Predigt  des  S.  Johannes“.  R. 

Armand,  Charles,  s.  auch  Solignon,  Ar- 
mand Louis. 

Armand,  Emile,  Miniaturmaler,  geb.  in 
Paris  3.  6.  1794,  stellte  1835,  1838,  1839. 
1841  im  Salon  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gin.  ** 

Armand,  Guillaumc  Jacques,  Fayen- 
cier  aus  Rouen,  um  1764  in  Sevres  tätig,  „sehr 
geschickt  in  der  Komposition“,  beabsichtigte 
als  einer  der  ersten  französ.  Künstler  dem 
Einladungs-Manifeste  Katherinas  II.  (19.  4. 
1764)  zu  folgen. 

Röunion  des  Soc.  d.  b.-arts  XVII  491.  ** 

Armand,  Jean  d\  s.  Darmand. 

Armand,  Louis,  s.  Solignon,  Armand 
Louis. 

Armand,  Pierre  und  Raymond,  fran- 
zös. Werkmeister,  wurden  1407  mit  dem  Bau 
des  Glockcnturmes  zu  Chäteauneuf  (Dröme) 
beauftragt. 

B a u c b a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Armand-Calliat,  Joseph,  Sohn  des  Tho- 
mas Joseph  A.,  französ.  Goldschmied,  geb. 
Lyon  12.  8.  1862,  war  Schüler  von  Dufraine 
und  Dumas  in  der  Ecole  des  Beaux-Arts  von 
Lyon,  Kompagnon  und  Mitarbeiter  seines  Va- 
ters seit  1891  und  übernahm  dann  1901  die 
Leitung  des  Geschäftes.  Seine  Hauptwerke 
sind:  Monstranz  des  Wallfahrtsortes  von  St- 
Anne  d’Auray  (1892),  „La  Curiosite",  Tafel- 
aufsatz für  M.  Ed.  Aynard  (1893),  Reliquien- 
kasten von  St.  Anthelm  in  Bcllcy  (1899),  der 
Kelch  genannt  „au  Rosaire“  für  das  Kloster 
Corpus  Christi  in  New  York  (1901). 

H.  B e a u n e,  Discours  prononc4  aux  fune- 
railles  . . — Literatur  siehe  Artikel  Thomas  Jo- 
seph Armand,  insbesondere  B e a u n e,  Discours 
prononcö,  wo  sich  auch  eine  Liste  von  23  Wer- 
ken von  Armand-Calliat  fils  findet.  E.  Vial. 

Armand-Calliat,  Thomas-Joseph,  ei- 
gcntl.  Armand,  französ.  Goldschmied,  geb.  in 
Les  Abrcts  (Iserc)  24.  10.  1822,  f in  Lyon  29. 
11. 1901,  übernahm  als  Schwiegersohn  des  Gold- 
schmiedes Franqois  Calliat  nach  dessen  Tode 


1 12 


Armand  — Armanelli 


(1851)  dessen  Werkstatt,  die  nun  die  Firma 
Armand-Calliat  erhielt.  1858  ließ  ihn  P.  Bos- 
san  einige  Stücke  nach  seinen  Entwürfen  aus- 
führen und  seit  1862  legte  sich  Armand-Cal- 
liat ganz  auf  die  kirchliche  Goldschmiede- 
kunst Außer  Bossan,  dessen  Stil  sich  oft 
in  seinen  Arbeiten  findet,  hatte  er  noch  zu 
Mitarbeitern:  Gaspard  Poncet,  Clair  Tisseur, 
Franchet,  Dufraine,  Ch.  Lameire.  Auch  Re- 
pelin  und  Berliet  haben  für  ihn  gezeichnet, 
während  Vindry  sein  Bildhauer  war. 

Armand-Calliat  hat  sehr  viel  zur  Wieder- 
belebung der  kirchlichen  Goldschmiedekunst, 
welche  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrh. 
sehr  zurückgegangen  war,  durch  die  Kopie 
oder  Nachahmung  antiker  Modelle  beigetra- 
gen. Seine  Werke  mit  ihrem  tiefen  Sym- 
bolismus sind  mit  eleganten  Figuren  ge- 
schmückt, in  modernem  Stil  aufgefaßt.  Die 
Einheit  ist  eine  ihrer  besten  Eigenschaften; 
alle  Details  darin  tragen  harmonisch  dazu  bei, 
die  besondere  Stimmung  und  die  Idee  des 
Gerätes  auszudrücken.  Er  ist  der  erste  ge- 
wesen, welcher  die  Polychromie  durch  Ver- 
wendung von  Edelsteinen,  Gemmen,  Email, 
patinierten  Metallen,  Gold  in  verschiedenen 
Farben  in  die  moderne  kirchl.  Goldschmiede- 
kunst  eingeführt  hat.  Seine  Ausstellungen, 
London  1862,  Paris,  Weltausstellung  1867, 
1878,  1889,  1900  haben  ihm  die  höchsten  Aus- 
zeichnungen gebracht.  Um  von  den  vielen 
schönen  Stücken,  die  aus  seinem  Atelier  her- 
vorgegangen sind,  einige  zu  nennen,  seien 
hervorgehoben : Die  Ostensorien  der  Eglisc  de 
rimmaculce  Conception  de  Lyon  (1861)  und 
von  La  Salette  (1869) ; Der  Hauptaltar  von 
Notre-Dame  de  Bourg  (1876) ; Das  Ostenso- 
rium  von  St.  Francois  de  Sales  von  Lyon 
(1885);  Das  Reliquiarium  für  das  Herz  des 
St.  Louis  in  der  Kathedrale  von  Karthago 
(1SS7);  Ein  Einband  für  die  Bulle  Ineffabilis 
(1888);  Der  Abend,  Statuette  (1889);  Das 
Elfcnbeinkreuz  der  Abtei  von  Solesmes  (1895) . 

Abbe  d.  St.  P u 1 g e n t,  Consid.  sur  l’art  d. 
l’orfev.  relig.  (Revue  d.  Lyonnais  1864  I 175). 
— C h.  V a y s,  L'ostensoir  de  N.  D.  de  la 
Salette  1869  I 129  (ebendort).  — Dussieux, 
Artistes  franc.  ä ltetranger,  s.  Calliat  — Gaz.  d. 
Beaux-Arts  I p£r.  XXIV  141,  II  p6r.  XVIII 
234,  236,  III  p6r.  II  197,  202.  — L’Art  XXIV 
186.  — AbW  Reure,  Le  reliquaire  de  St.  Louis 
de  Carthage,  Lyon  1887  et  M.  Armand-Calliat  et 
ses  fils  ä l’expos.  de  Lyon.  Lyon  1895.  — Vi- 
comte de  Voguf,  Remarques  sur  l’Exposition 
du  Centcnaire,  Paris  1889  p.  126.  — Armand- 
Calliat,  L'Orfivrerie,  discours  de  riception 
ä l’Academie  de  Lyon,  Lyon  1888,  und  l'Or- 
f£vrerie  ä l’exp.  de  1906,  Paris  1903.  — Revue 
de  l'art  chritien  VII  452.  — H.  Be  au  ne,  Dis- 
cours prononce  aux  fun6r.  d.  A.  C.,  Lyon  1901 
(Liste  von  97  Goldschmiedearbeiten).  — L Be- 
g u 1 e,  Armand-Calliat  et  son  oeuvre,  Lyon  1903. 

E.  Vial. 

Armand-Delille,  Ernest  Emile,  französ. 
Maler,  geb.  in  Marseille  29.  12.  1843,  f in 
Paris  5.  1.  1883,  Schüler  von  Gerömc  und 


von  Mme  Armand-Delille.  Er  stellte  in  den 
Salons  1874 — 1883  Blumenstücke  und  beson- 
ders Landschaften  aus  der  Umgebung  von 
Paris,  aus  der  Normandie,  von  der  Crcusc, 
aus  dem  Jura  und  aus  Savoyen  aus.  Seine 
Hauptwerke  sind:  Le  Soir  (1878)  im  Mus. 
zu  Besanqon;  Mare  i Gurret  (1880)  ; Un  tour- 
nant  de  l’Orne  (1882).  — Er  war  unter  den 
Landschaftern  seiner  Zeit  ein  ebenso  feiner 
Beobachter  wie  tüchtiger  Kolorist  und  ver- 
diente eigentlich  nicht,  so  schnell  vergessen 
worden  zu  sein. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  Franfois  Monod. 

Armand-Dumaresq,  Edouard,  französ. 
Militärmaler,  Zeichner  für  die  Militär- 

kostüme am  Kriegsministerium,  geb.  1.  1. 
1826  in  Paris,  t ebenda  Febr.  1895.  Schüler 
von  Couture.  Begann  mit  religiösen  Bildern, 
wovon  eines  „Der  Heiland  der  Schiffbrüchi- 
gen" von  dem  Ministerium  des  Innern  an- 
gekauft wurde,  und  ein  zweites,  das  umfang- 
reiche „Martyrium  des  hl.  Petrus",  in  die 
Kathedrale  von  Caen  gelangte.  Auch  ein  im 
Pariser  Justizpalast  hängender  Christus  am 
Kreuz  ist  von  ihm.  Später  wandte  er  sich 
der  Soldatenmalerci  zu  und  folgte  den  fran- 
zös. Truppen  nach  Algerien  und  nach  Italien, 
um  ihre  Taten  durch  seine  Gemälde  zu  ver- 
herrlichen. Er  hat  dann  nicht  nur  moderne 
Soldatcnbilder  gemalt,  sondern  auch  die 
Schlachten  Napoleons  I.  und  einige  besonders 
bedeutsame  Momente  aus  dem  amerikanischen 
Befreiungskriege,  sowie  aus  der  Geschichte 
Karls  XII.  dargestellt.  Seit  dem  deutsch- 
französ.  Kriege  malte  er  nur  noch  Episoden 
von  1870 — 71.  Die  Arbeiten  A.s  sind  ziem- 
lich frostige  Schilderungen,  wobei  die  Uni- 
formen und  Waffen  mehr  Bedeutung  haben 
als  die  Menschen  und  ihre  Gefühle  und  Lei- 
den. Seine  Zeichnung  ist  oft  nachlässig,  und 
seine  Farbe  erhebt  sich  nicht  über  eine  mit- 
telmäßige Verbindung  von  bunten  Uniform- 
tönen durch  graue  Pulver-  und  Staubwolken. 
— Für  das  Archiv  des  Kriegsministcriums 
hat  er  die  ganze  Reihe  der  französ.  Uniformen 
gezeichnet  und  hat  1861  auch  eine  Folge  von 
54  Blatt  mit  Darstellungen  der  kais.  Garde 
in  Lithographie  publiziert. 

Montrosier,  Les  Artistes  modernes  IV  5 
bis  7,  Paris  1884.  — Meyer  Kstlerlex.  — B 6 - 
r a 1 d i,  Les  graveurs  d.  XIX.  siccle.  — Gaz. 
d.  b.-arts  (Tablcs  d.  matteres).  K.  E.  Schmidt. 

Annandus,  A.,  Goldschmied  zu  Nizza  in 
der  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  führte  einen 
Kupferstich  aus,  der  „Die  wundertätige  Jung- 
frau von  Laghet"  darstellte. 

Meyer,  Kstlerlex.  J.  Guibert. 

Armanelli,  Niccolo  di  Jacopo,  Mi- 
niaturist in  Perugia.  Er  ist  in  der  Matrikel 
der  Miniaturisten  unter  den  im  Quartier 
Porta  S.  Angelo  wohnhaften  Zunftmitgliedern 
verzeichnet.  Er  war  Camerlengo  der  Zunft 


Künstlerlexikon.  Bd.  II. 


113 


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Armani  — Arm  anno 


in  den  2.  Semestern  der  Jahre  1420,  1427  und 
1431.  Wegen  eines  Vergehens  wurde  er  1431 
seines  Amtes  enthoben  und  Turpino  di  Gilio 
aus  dem  Quartier  Porta  S.  Susanna  an  seine 
Stelle  gewählt. 

L'arte  dei  Miniatori  in  Perugia,  Giom.  di  Erud. 
art.  II  1873  fase.  11—12  p.  316.  W.  Bombe. 

Armani,  Armano,  da  Este,  Maler  in 
Padua,  nur  durch  seine  undatierte  Grabschrift 
bekannt. 

Z a n i,  Encicl.  II  202,  325,  nota  149. 

A.  Moschetti. 

Armani,  Giovanni  (Zuan),  Maler  des 
16.  Jahrh.  aus  Verona,  wurde,  wie  cs  sich  aus 
den  „Maneggi“  (Rechnungsbücher)  im  Ar- 
chivio  consolare  in  Trient  entnehmen  läßt, 
zwischen  1561  und  1578  mit  anderen  fremden 
und  einheimischen  Künstlern  wiederholt  ver- 
wendet bei  der  Errichtung  von  Triumphbogen 
und  der  Bemalung  von  Wappen,  womit  man 
die  Ankunft  hochangesehener  Persönlichkeiten 
feierte,  so  der  Erzherzogin  Eleonore,  Tochter 
des  Kaisers  Ferdinand  I.  auf  ihrer  Durch- 
reise nach  Mantua,  der  Konzilslegaten  und 
Kardinäle,  die  1561  und  1562  nach  Trient 
kamen,  des  Kardinals  Fürstbischofs  Ludo- 
vico  Madruzzo  im  Juli  1578,  usw.  Im  No- 
vember 1561  erhielt  Armani  für  seine  Lei- 
stungen bei  der  Aufführung  von  mehreren 
Triumphbogen  220  Lire  und  im  Sommer  1569 
184  Lire  ausbezahlt  für  die  Herstellung  von 
zwei  zur  Ausschmückung  des  Gemeindehauses 
in  Trient  bestimmten  Wappen  des  Erzherzogs 
Ferdinand  von  Österreich  u.  der  Stadt  selbst 

L.  O. 

Armani,  V i n c e n z a,  vielseitig  künstlerisch 
begabte  Venezianerin  des  17.  Jahrh.,  die  nel>en 
Musik  und  Poesie  auch  Sticken  und  Wachs- 
bossieren  geübt  haben  soll. 

Guhl,  Die  Frauen  in  der  Kstgcsch.  p.  70.  *• 

Armani,  s.  auch  Armanni. 

Armanini,  Antonio,  Architekt  zu  Ferrara, 
baute  daselbst  den  Palazzo  Casazza  um  1820 
und  führte  den  Um-  und  Neubau  des  Ospc- 
dale  di  Sant’  Anna  (gegründet  1440)  aus. 

Luigi  Casazza,  Osservazioni  etc.  sopra 
la  nuova  fabbrica  aggiunta  allo  Spedale  di  S. 
Anna  di  Ferrara.  Ferrara,  Bresciani  (1835).  — 
Cittadella,  Notizie  rel.  a Ferrara  p.  637. 

F.  H. 

Armanini,  Luigi,  lombard.  Maler,  gcb.  in 
Mailand  1859.  Gerühmt  als  Restaurator  alter 
Gemälde,  wie  z.  B.  der  Wandfresken  der  Cap- 
pella dcl  Sacramento  zu  Caravaggio,  die  ihm 
außerdem  die  Wiederaufdeckung  wertvoller 
Kuppelmalereien  von  der  Hand  des  Romanino- 
schülcrs  Francesco  dcl  Prato  zu  verdanken 
hat. 

Rassegna  d’Arte  1901  p.  12.  //. 

Armanini,  Pier  O 1 i n t o , Mailänder  Ar- 
chitekt (1860 — 1896),  war  Schüler  der  Kunst- 
akad.  der  Brera,  veröffentlichte  dann  in  Rom 
wichtige  Studien  über  das  Pantheon,  aus 
denen  hervorgeht,  daß  der  jetzige  Bau  nicht 
der  ursprüngliche  von  Agrippa  ist.  Besonders 


zu  nennen  sind  noch  seine  Studien  für  die  Er- 
neuerungsarbeiten der  Kathedrale  von  Nardö. 

Camillo  Boito,  P.  O.  Armanini,  Milano 
1898  con  ritratto  e 23  tavole.  F.  H. 

Armanino,  Maler  in  Venedig,  wird  von 
Cecchetti  unter  den  Personen  erwähnt,  die 
1311  in  der  Gefangenschaft  des  Sultans  in 
Kairo  waren.  — Er  wohnte  bei  S.  Fandno.  — 

Arch.  Vencto,  XXXIII  parte  I p.  60.  L.  Ferro. 

Armaninus  von  Modena  (de  Mutina),  malte 
laut  Inschrift  1237  das  Apsisfresko  in  der 
Kirche  Sta.  Maria  di  Cartignano  bei  Bussi 
in  der  Diözese  Salmone  in  den  Abruzzen. 
Dargestellt  ist  eine  Dccsis  in  überlebensgroßen 
Figuren. 

P.  P i c c i v i 1 1 i in  Rassegna  Abruzzese  15. 
4.  1899.  — Schulz,  Denkmäler  der  Kunst 
des  Mittelalters  in  Unteritalien  II  59.  — E. 
B e r t a u x,  L’Art  dans  l’Italie  mlrid.  I 286. 

Swareenski. 

Armann,  Vincenz,  s.  Malo,  V.  di. 

Armanni,  Battista,  Holzschnitzer  in  Bres- 
cia, übernahm  am  18.  6.  1563  die  Holzbeklei- 
dung  eines  Saales  im  dortigen  Palazzo  Muni- 
cipale,  und  zwar  in  Gemeinschaft  mit  Ber- 
nardino Massonc  da  Chiari,  Antonio  Land  da 
Calvasesio,  Giov.  Ferrari  da  Cadignano  und 
Benedetto  Cellatica.  Noch  vor  Ablauf  des- 
selben Jahres  waren  diese  Schnitzarbeiten  voll- 
endet. 

L.  Arcioni  in  Commentari  dcll’  Ateneo  di 
Brescia  1889  p.  87.  F.  Malagutei-Valeri. 

Armanni,  Pietro  Martire  (wohl  iden- 
tisch mit  dem  von  Zani  gleichzeitig  ange- 
führten Pietro  di  Camillo  A.  und  demnach 
Sohn  eines  gewissen  Camillo  A.),  Maler  in 
Reggio  Emilia,  geb.  14.  1.  1618,  + 10.  7.  1699. 
Zunächst  Schüler  des  Rcggianer  Malers  Se- 
bastiano  Vercellesi,  trat  er  später  mit  diesem 
zusammen  in  die  Werkstatt  des  zur  Ausma- 
lung der  Kirche  Madonna  della  Ghiara  nach 
Reggio  berufenen  Bolognesers  Lionello  Spada 
als  Gehilfe  und  Schüler  über  und  malte  als 
solcher  an  der  inneren  Portalwand  der  ge- 
nannten Kirche  ein  Marienwunder.  (Sein 
letztes  Testament  machte  A.  bereits  am  7. 
9.  1659,  während  er  nach  übereinstimmenden 
Angaben  der  meisten  Autoren  in  der  Tat 
erst  1699,  nach  anderen  dagegen  1669  ge- 
storben sein  soll.) 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält  Lit.).  — Zani, 
Encicl.  II  202.  — G.  B.  Venturi  in  Atti  e 
Mem.  etc.  per  l’Emilia,  scr.  III,  vol.  II  p.  29  ff. 
— Campori,  Art.  ital.  etc.  negli  Stati  Estcnsl 
p.  448.  F.  M a l aguexi- V aleri. 

Armanni,  s.  auch  Armani. 

Annanno  ( Amadio)  de  Bonguadagni, 
ältester  Architekt  im  Dienste  des  Hauses  Eiste, 
erbaute  1283  den  Uhrturm  (torre  Rigobello) 
am  Palazzo  Obizzo  zu  Ferrara  (seit  1553  nicht 
mehr  bestehend). 

Gruyer,  L’Art  ferrarais  etc.  1897  I 6,  359. 

H.  V. 

Armanno  da  Pioraco,  Bildhauer  des  13. 
Jahrh.  — Von  ihm  zwei  sehr  schöne  Löwen 


XI4 


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Armanno  — Armellini 


in  Hochrelief,  die  zu  der  Fassade  de«  alten 
1268  restaurierten  Domes  in  Camerino  ge- 
hörten, gegenwärtig  in  der  Krypta  der  Haupt- 
kirche. An  einem  derselben  liest  man: 
— (Ma)GISTER  ♦ ARMANVS  • DE  — 
PLORACO  • FECIT  • HOC  • OP(us)  — 
1280  restaurierte  er  den  großen  Brunnen  in 
Maccrata. 

V.  A 1 e a n d r i,  Due  leoni  e Mo  Annanno 
da  Pioraco  in  „Chienti  e Potcnza“  1903.  — Co- 
lini-Baldcschi  in  „Atti  e mem.  della  r. 
deput.  march.  di  stör,  patria"  VI  157.  — San- 
t o n i,  Degli  atti  e del  culto  di  S.  Ansovino 
V.  C.  1883.  V.  Aleandri. 

Armanno,  Vincenz,  s.  Malo,  V.  di. 

Armano,  Giovanni  Antonio,  war  Ma- 
ler und  Mitglied  der  Florentiner  Akad.  und 
besonders  als  Sammler  von  Kupferstichen  be- 
kannt Seine  Sammlgn.  sind  beschrieben  in: 
Catalogo  di  una  Serie  preziosa  d.  Stampe  di 
Giulio  Bonasone,  raccolte  d.  G.  A.  Armano, 
Roma  1820  und  in:  Catalogo  di  una  insigne 
collezione  di  stampe  . . del  celebre  Marcanto- 
nio  Raimondi  fatta  da  Gianantonio  Armano 
Pittore.  Firenze  1830.  Füssli  (Neue  Zu- 
sätze) schreibt  ihm  zwei  kleine  Radierun- 
gen zu. 

Meyer,  Kstlcrlex.  P.  K. 

Armanus  de  A 1 m a n i a,  Kalligraph  (und 
Miniator?)  in  Mailand,  tätig  für  Giovanni 
Galeazzo  Visconti,  schrieb  mehrere  Manu- 
skripte, die  sich  in  der  Bibi.  Nat.  in  Paris  be- 
finden (MS.  Latin.  5067,  6417,  6541,  7258, 
alle  signiert). 

D e 1 i s 1 e,  Le  Cabinet  des  Manuscr.  I 130. 

Armao,  s.  Arnao. 

Annas,  Duarte  d’,  portug.  Zeichner  im 
Dienste  des  Königs  Manoel  um  1507.  Nach 
Cyrillo  wurde  er  nach  der  neu  entdeckten 
Insel  Corvo  oder  Marco  gesandt,  um  eine 
dort  stehende  berühmte  Marmorstatue  eines 
reitenden  Jünglings  — die  Cyrillo  dem  Marc 
Aurel  zu  Rom  ähnlich  findet  — zu  zeichnen 
und  nachher  zu  holen.  Die  Statue  zerbrach 
und  ihre  Stücke  wurden  verloren.  — Ra- 
czynski  weist  von  ihm  die  Federzeichnungen 
eines  im  Lissaboner  Archiv  befindlichen 
Buches  nach,  das  die  befestigten  Plätze 
Portugals  enthält.  Die  Zeichnungen  sind 
mit  der  Feder  hcrgestellt ; ihre  Perspek- 
tive ist  schwach.  — König  Emmanuel  sandte 
Duarte  auch  nach  Azamor  und  anderen  afri- 
kanischen Plätzen,  um  für  Kriegsfälle  die 
Situationen  der  Städte  und  der  Flußmün- 
dungen aufzunehmen;  Damian  de  Goes  nennt 
ihn  in  seiner  Chronik  Manoels  den  „berühm- 
ten Maler“. 

Cyrillo  Machado,  Collecgäo  de  mem.  p. 
55.  — Raczynski,  Dict.  p.  73,  74.  — Sous« 
V i t e r b o,  Dicc.  dos  archit.  p.  45.  A.  Haupt. 

Armati,  Armato  di  Fabian o,  Stein- 
metz in  Ferrara,  wo  er  1555 — 58  als  Hausbe- 
sitzer im  Kirchspiel  Ognissanti  nachweisbar 
ist;  1571  war  er  noch  am  Leben. 


C i 1 1 a d e 1 1 a,  Doc.  ed  illustr.  etc.  Ferrar.  p. 
220.  F.  Malagutsi-Faleri. 

Armbroster,  Bildhauer  in  Solothurn,  1576 
erwähnt. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  •• 

Axmbruster,  Bildhauer,  14S2/3  in  Basel  er- 
wähnt. 

Brun,  Schweiz.  Kstlcrlex.  *» 

Armbroster,  Francois,  französ.  Maler, 
geb.  in  Lons  le  Saurier,  23.  11.  1835,  Schüler 
der  Ecole  des  Beaux-Arts  in  Lyon,  dann  tätig 
als  Zeichner  für  Fabriken  und  als  Photograph. 
Er  zeichnete  zuerst  in  Bleifeder  eine  Serie 
von  Porträts,  fein  und  sorgfältig,  und  debü- 
tierte im  Salon  von  Lyon  mit  einer  dieser 
Zeichnungen:  Portrait  du  Cure  d’Ars  mort. 
Seine  Gemälde,  weniger  zahlreich  als  seine 
Zeichnungen,  sind  allegorische  Figuren,  Genre- 
bilder und  einige  Stilleben.  Hervorgehoben 
seien:  Le  public  devant  les  tableaux  (Salon  de 
Lyon  1867)  ; La  revanche  pacifique;  Le  retour 
du  vergor  (Salon  de  Lyon  1894)  ; La  coupe  eni- 
vrante  (Salon  de  Lyon  1895)  ; Porträt  v.  Paul 
Chenavard.  — Armbroster  hat  um  1875  eine 
Sammlung  von  Photographien:  Album  des 
artistes  Lyonnais  und  1887 : Paul  Chenavard 
et  son  oeuvre.  Le  Pantheon,  Lyon  18S7,  ver- 
öffentlicht. Er  zeichnet:  F.  Armbroster. 

E.  Viat. 

Armbroster,  Heinrich  Rudolf,  Maler 
in  Paris,  stellte  im  Salon  1906  und  1907 
holländische  Interieurs  aus,  die  in  Licht,  Stim- 
mung und  Kraft  der  Charakteristik  sehr  be- 
achtenswert erschienen.  ** 

Armbroster,  Leopold,  Bildhauer  in  Dres- 
den, geb.  6.  6.  1862  in  Rippoldsau  (Baden). 
Von  ihm  die  antikisierende  Bronzestatue 
„Sterbender  Jüngling“,  ausgestellt  auf  der 
Jahresausstcllung  in  München  1893.  Auf  Dres- 
dener Ausstellungen  der  letzten  Jahre  sah 
man  von  ihm  Reliefs  in  Marmor  und  Bronze 
und  den  Entwurf  einer  Plakette  für  Georg 
Hulbe.  ** 

Armelin,  Maler  in  Aix,  als  Mitglied  der 
ancienne  confrerie  des  maitres  peintres  et 
sculpteurs  1767  daselbst  erwähnt. 

Richesses  d’art.  Prov.  Mon.  rel.  III.  R. 

Armelin,  D i o n i s e und  Antoine,  fran- 
zös. Bildhauer  und  Maler,  erhielten  1621  80 
Livres  für  die  Schnitzerei  und  Vergoldung 
von  2 Engeln  über  den  Flügeln  des  Taber- 
nakels des  großen  Altars  in  der  Kirche  Puy- 
Notre-Dame  (Arrond.  de  Saumur). 

Laml,  Dict.  d.  sculpL  *• 

Armelli  (Armilla,  Armilli),  Giambat- 
t i s t a,  Maler  in  Rimini  um  1704 ; nur  von 
Zani,  Enc.  met.  II  202  erwähnt.  ** 

Armellini,  V a 1 e r i o,  Bildschnitzer  in  Ur- 
bino,  arbeitete  1599 — 1600  gemeinsam  mit 
Francesco  Ambrosi  an  dem  reich  geschnitz- 
ten, im  korinthischen  Stile  architektonisch 
gegliederten  Altardossale,  das  Fed.  Baroccis 
Ki  cuzigungsgemälde  im  Oratorio  della  Morte 


US  8* 


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Armellino  — Armfield 


zu  Urbino  als  Umrahmung  dient,  sowie  1607 
an  den  Altarschranken  desselben  Oratoriums. 

Rassegna  bibliograf.  d.  Arte  ital.  III  79. 

E.  Scatassa. 

Armellino,  A 1 u i g i oder  L u i g i di  Ru- 
gieri  oder  Ruggeri,  genannt  l’Armellino, 
Steinmetzmeister  in  Siena,  kommt  1473  ur- 
kundlich vor  und  erhielt  1481  den  Auftrag, 
mit  Vito  di  Marco  ein  Feld  in  dem  Mosaik- 
fußboden des  Doms  auszuführen.  Milanesi 
glaubt,  ihm  dort  die  kumäische  Sibylle  zu- 
schreiben zu  dürfen.  Sein  Name  erscheint 
noch  in  Urkunden  bis  zum  Jahre  1487. 

Milanesi,  Documenti  Senesi  I 129 ; II  377 
bis  379,  413.  ** 

Armendia,  Pedro  de,  Bildhauer  in  Sevilla, 
arbeitete  1542  mit  Juan  Percz  die  Basen  und 
Kapitale  der  marmornen  Säulen  eines  Saales 
im  Alcazar. 

G c s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 173.  M.  v.  B. 

Armengal,  M a g i n (Armcngol,  Armen  - 
gual),  Maler  von  Valencia,  Schüler  des  be- 
rühmten Vicente  Juanes,  in  dessen  Haus  zu 
Bocairente  er  sich  beim  Tode  desselben  1579 
befand.  Er  wird  in  einem  notariellen  Akt 
von  1580  erwähnt. 

A 1 c a h a 1 i,  Artist.  Valcnc.  p.  52—53.  — V i - 
n a z a,  Adic.  II  35.  A 

Armengol,  Vicente,  Kunststicker  in  Bar- 
celona, 1625  wird  eine  von  ihm  gefertigte  Ma- 
nipcl  erwähnt. 

V i n a z a,  Adic.  II  34.  M.  v.  B. 

Armengual,  Juan,  Architekt,  1573  an  der 
Kathedrale  zu  Palma  tätig. 

Majorque  artistique  S.  33.  Af.  v.  B. 

Armenini,  Giovanni  Battist  a,  Sohn 
des  Pier  Paolo,  gcb.  1530  in  Faenza,  f 13.  5. 
1609,  studierte  in  Rom.  Lanzi  erwähnt  eine 
Himmelfahrt  Mariae  von  ihm  in  Faenza,  mit 
der  Signatur : Joh.  Bapt.  Armenini  primitiae 
Später  wurde  A.  Geistlicher  und  publizierte 
unter  seinem  Namen  das  kunsttheoretische 
Werk:  De  veri  precetti  della  pittura,  Ravenna 
1587,  das  bis  1823  vier  Auflagen  erlebte. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (mit  älterer  Literatur).  — 
G.  Ballandrini  in  der  Rivista  d'Artc,  1907, 
59  ff.  ** 

Armenise,  R a f f a e 1 1 o,  Genremaler  in 
Mailand,  geh.  in  Bari  19.  3.  1852,  studierte  im 
Istituto  di  Belle  Arti  in  Neapel  und  ließ  sich 
1881  in  Mailand  nieder.  Seine  frischen  und 
geistreichen  Genrebilder  fanden  Beifall  und 
Aufnahme  in  öffentlichen  u.  privaten  Samm- 
lungen. Noch  in  Neapel  entstanden:  Beim 
jüdischen  Wucherer;  Der  Vatikan  (erworben 
vom  Kunstverein  in  Genua),  I Libertini  (aus- 
gestellt in  Turin  1880).  In  Mailand  malte  er: 
La  Visita  a sua  Eminenza  (erworben  vom 
Museo  Revoltella  in  Triest),  I Compari  di 
San  Giovanni,  La  Famiglia  del  Cicco  und 
L’Infanzia  (erworben  für  das  Museum  Mit- 
chell in  New  Orleans).  Auch  noch  andere 
Bilder  von  ihm  gingen  nach  Amerika.  Auf 
der  Venezianischen  Ausstellung  1887  sah 


man  von  ihm  auch  das  Porträt  des  Gius. 
Verdi  in  Ganzfigur. 

De  Gubernatis,  Dizionario  d.  art.  it  viv. 
— Napoli  Nobilissima  XIV  94.  H. 

Armenont,  französ.  Bildhauer  in  Vimoutiers 
(Normandie),  führte  1781  für  die  Kirche  von 
Coquainvilliers  eine  Statue  der  hl.  Agathe, 
sowie  Chorstühle  u.  zwei  andere  bemalte  u. 
vergoldete  Statuen  aus. 

Reun.  d.  soc.  d.  beaux-arts  XXVIII  342.  Lami. 

Armerigo,  Antonio  Maria,  Zeichner  und 
Stecher  im  17.  Jahrh.,  in  Genua  tätig,  erwähnt 
von  Zani  (Enc.  II  203).  Wohl  identisch 
mit  Amerigo  (s.  d.).  P.  K. 

Armessin,  1’,  s.  Larmessi». 

Armesto,  Alvarez  Primitiv o,  span. 
Maler,  geh.  zu  Villafranca  del  Vierzo  (Prov. 
Leon),  Schüler  der  Kunstakad.  in  Madrid, 
erlangte  Medaillen  auf  den  Madrider  Aus- 
stellungen von  1895  und  1897.  Im  Mus.  f. 
mod.  Kunst  zu  Madrid  sicht  man  von  ihm: 
Die  Sardinenfischer  und  Die  Opfer  des  Mee- 
res. Von  seinen  anderen  Werken  nennen 
wir:  Fucgo;  Traurige  Augenblicke;  An  der 
kantabrischen  Küste.  P.  Lafond. 

Annet  y Portanel,  Jose,  span.  Landschafts- 
maler des  19.  Jahrh.,  geb.  zu  Barcelona,  Schü- 
ler der  Kunstschule  daselbst,  erhielt  zahlrei- 
che Auszeichnungen,  sowohl  auf  nationalen 
wie  auf  fremdländischen  Ausstellungen.  Un- 
ter seinen  Hauptwerken  führen  wir  an:  Eine 
römische  Bäuerin  (1865,  für  das  nationale 
Mus.  erworben)  ; Ein  lesendes  kleines  Mäd- 
chen; verschiedene  Porträts  und  eine  große 
Anzahl  Landschaften,  meist  aus  der  Pyrenäen- 
gegend. 1886  unternahm  er  die  Herausgabe 
einer  Folge  von  Lithographien : La  Juventud 
pintada  par  el  mismo,  die  jedoch  alsbald  poli- 
zeilich verboten  wurde. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Arraeyen,  Roland  van,  wird  1583  als 
Maler  zusammen  mit  seinem  Schüler,  Lievin 
van  Brueselc,  in  den  Archiven  von  Aude- 
nardc  genannt.  Kramm,  Levens  en  W.,  Aan- 
hangsel  p.  4 erwähnt  ihn  irrtümlich  1553. 

E.  v.  d.  Straeten,  Notes  sur  quelques 
peintres  et  sculpt.  beiges  (Messager  d.  Sciences 
hist,  de  Beige,  Gand  1856  p.  337). 

V.  v.  d.  Hacghcn. 

Armfield  (eigentlich  Smith) , George, 
Tier-  u.  Jagdmaler  in  London,  regelmäßiger 
Aussteller  in  der  Royal  Academy  1840 — 1862. 
Mehrere  seiner  Gemälde  sind  durch  Stich 
oder  Lithographie  reproduziert,  z.  B.:  Three 
to  onc  on  the  fox ; How  to  live  in  the  country 
und  For  ever  and  ever  Amen,  alle  drei  ge- 
stochen von  Tomkins.  Ferner  The  first  les- 
son  and  full  practice,  nach  Armfield  u.  J.  Ba- 
teman  gestochen  von  G.  Zobcll  (1868)  und 
Full  practice,  neue  Platte,  gestochen  von  A. 
Lucas  (1870). 


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Armfield  — Armin 


Meyer,  Kstlerlex.  II  262.  — The  Art  Jour- 
nal 1859  p.  121.  — Graves,  Roy.  Acad.  ex- 
hib.  I 59.  •* 

Armfield,  Maxwell,  engl.  Maler  und  Ra- 
dierer, geb.  in  Ringwood  18S2,  Schüler  der 
School  of  Art  in  Birmingham,  machte  sich 
in  London  1900  durch  eine  Ausstellung  von 
Tempera-  und  Ölgemälden  von  ungewöhn- 
licher Originalität  und  dekorativer  Kraft  be- 
kannt. Er  hat  in  Paris  unter  Collin,  Prinet 
und  Dauchcz  studiert  — offenbar  mit  beson- 
derer Liebe  die  Meister  des  Freilichts  — und 
sich  eine  persönliche  Nüance  der  Freilicht- 
darstellung in  detaillierter  Ausführung  ge- 
bildet. Damit  verbindet  sich  auf  das  reiz- 
vollste eine  naive,  etwas  prärafaelische  Stim- 
mung. Im  Salon  in  Paris  war  A.  1905 
mit  dem  Bilde  Dionysos  und  1906  mit  dem 
Bilde  Ste.  Catherine  und  mit  4 Radierungen 
vertreten.  Von  seinen  im  gleichen  Jahre  in 
London  ausgestellten  Bildern  gibt  The  Studio 
(1906  No.  163  p.  61  fg.)  die  Abb.  von  Le 
Pont  Neuf,  L’Indiffcrence,  The  Boulevard  St. 
Michel.  Das  Luxembourg-Mus.  hat  von  ihm: 
Faustine,  Neben  Landschaften  hat  er  auch 
Porträts  geschaffen  (Portrait  of  Miss  M., 
New  Engl.  Art  Club  1906  und  The  Golden 
Violin,  1906)  und  Buchillustrationen  ent- 
worfen. 

Mit  Notizen  vom  Künstler.  ** 

Annhand,  Maler  (vielleicht  nur  Dilettant). 
Nach  ihm  stach  J.  E.  Haid  1789  das  Porträt 
des  Professors  d.  Theol.  in  Ingolstadt  Steph. 
Wüst. 

Meyer,  Kstlerlex. 

Armi,  Andreas  von  Dali’,  Land- 
schaftsmaler und  Lithograph,  geb.  am  1.  9. 
1788  in  München,  f am  17.  8.  1846  in  Bern- 
ried am  Starnberger  See.  Schüler  des  Gg.  v. 
Diliis  u.  Simon  Warnberger  in  München, 
besuchte  er  in  Paris  die  Pritanee-Schulc  und 
studierte  in  Rom  unter  Josef  Koch.  Von 
seinen  Jugend  werken  erwähnt  Lipowsky  zwei 
gute  „Römische  Landschaften“.  Einige  land- 
schaftliche Studien,  Tuschzeichnungen  und 
Ölbilder,  noch  im  Besitze  seines  Enkels  Dr. 
Gg.  v.  Dali'  Armi  in  München.  1805  brachte 
er  eine  lithographische  Presse  mit  nach  Rom 
und  war  somit  der  erste,  der  die  bayerische 
Erfindung  dort  einführte.  Von  seinen  litho- 
gr.  Inkunabeln  bewahrt  die  k.  Graphische 
Sammlung  in  München:  1)  Bauernhütte  bei 
Wolfahrts(  l)hauscn(lSOö).  Kreidemanier,  qu. 
f.  2)  Landschaft  mit  Holzbrücke  nach  Waren- 
berger, Kreidemanier,  qu.  4°.  Von  einer 
Landschaft  (Kloster  Subiaco),  die  Koch  auf 
den  Stein  zeichnete,  fertigte  er  einige  Ab- 
drücke, deren  einzig  erhaltenes  Exemplar  sich 
in  der  graph.  Sammlung  in  München  befin- 
det. Ursprünglich  Offizier,  später  Landwirt, 
scheint  er  die  Kunst  nur  als  Liebhaber  be- 
trieben zu  haben  und  wenig  an  die  Öffent- 
lichkeit getreten  zu  sein. 


Lipowsky,  Bayer.  Kstlerlex.  I 226.  — 
F e r c h I,  Geschichte  d.  Errichtung  der  1.  litho- 
graph.  Kunstanstalt.  München  1862.  S.  50.  — 
Mitteilungen  der  Familie  v.  DairArmi.  Wgn. 

Armi,  Franz  Xaver  von  Dali',  geb. 
am  1.  8.  1787  in  München,  f am  8.  3.  1854 
ebenda.  Wie  sein  Bruder  Andreas  ursprüng- 
lich Offizier,  betätigte  er  sich  künstlerisch  nur 
als  Dilettant.  Von  seinen  Radierungen  ist 
bekannt:  Liegendes  Schaf  mit  2 Lämmern, 
mit  Namen  und  Jahreszahl  1806  bezeichnet 
(Maillinger  Sammlung  in  München).  2 litho- 
graphische Inkunabeln  (Ruhendes  Reh,  und 
Aufbruch  zur  Jagd,  Kreidemanier)  von  1805 
und  eine  Steingravierung  (anatomischer 
Pferdekopf  nach  R.  Wintter)  von  1807  be- 
wahrt die  k.  Graph.  Sammlung  in  München. 
Wohl  identisch  mit  dem  von  Le  Blanc,  Ma- 
nuel I.  erwähnten  Xaver  Dali'  Armi,  der  an- 
geblich zu  Anfang  des  19.  Jahrh.  in  Mailand 
arbeitete. 

Katalog  d.  Maillinger  Sammlung  I 3019.  — 
Le  Blanc,  Manuel.  — Meyer,  Kstlerlex.  — 
Ferch  1,  Geschichte  der  Errichtung  der  ersten 
lithogr.  Kunstanstalt.  S.  48.  — Mitteilungen  der 
Familie.  Wgn. 

Armi,  Giovanni  d a 1 1’,  gen.  il  Francese, 
röm.  Bildschnitzer,  geb.  1520,  t in  Modena 
0.  2.  1609  nach  Ausweis  der  dortigen  Toten- 
register. 

C a m p o r i,  Art.  ital.  etc.  negli  Stati  Estensi 
(Modena  1855).  F.  M alaguszi-V alen. 

Armi,  Jacopo  dall’,  Architekt  in  Bo- 
logna, tätig  um  1509. 

Zant,  Encicl.  II  203.  F.  Malagussi-Valeri. 

Armi,  Josef  v.  Dali',  Bruder  des  An- 
dreas und  Xaver  Dall’A.  Nähere  Lebensver- 
hältnisse unbekannt.  Ferchl  erwähnt  litho- 
graphische Versuche  aus  dem  Jahre  1805, 
die  er  zusammen  mit  seinen  Brüdern  unter- 
nommen hat.  Bekannt  ist  von  ihm  nur  ein  un- 
bedeutendes Blatt:  Dorf  am  Fuße  eines  hob. 
Berges  (Garmisch?),  lithogr.  Federzeichnung, 
q.  8°  in  d.  k.  graph.  Sammlung  in  München. 

Ferchl,  Gesch.  d.  Erricht,  d.  1.  lithogr. 

Kunstanstalt.  S.  48.  Wgn. 

Armi,  Oskar  von  Dali’,  Tiermaler  in 
Starnberg,  geb.  1859  in  München,  Schüler  der 
Münchener  Akademie  unter  A.  Gabi  u.  L. 
Löfftz,  als  Jagdmaler  von  Prof.  Schmitzberger 
angeleitct.  Stellte  im  Münchener  Glaspalast 

(1892:  Hochwild,  1896:  Unverhofft,  1897: 

Angegangenes  Rudel  Gemsen)  und  in  der 
Berliner  Intern.  Ausstellung  1891  aus. 

Wgn. 

Armijo,  Hernando  de,  Maler  in  Sevilla. 
1593  war  der  Bildhauer  Blas  Femandez  Bürge 
für  ihn. 

Gcstoso,  Artif.  Scvill.  1899  I 221. 

M.  v.  B. 

Armin,  Fritz,  Maler  und  Schriftsteller, 
geb.  in  Wien  1865,  Schüler  der  Münchener 
Akad.  unter  Marr  und  von  Löfftz,  dann 
tätig  in  München.  1891  weckte  sein  Bild 
„Vision  einer  Sommernacht"  lebhaftes  Inter- 


Armitage 


esse  an  dem  zukünftigen  Schaffen  dieses 
Künstlers  von  eigenartiger  und  starker  Phan- 
tasie, indes  trat  er  dann  als  Maler  nicht  mehr 
an  die  Öffentlichkeit. 

Kunst  für  Alle  1890/1  378.  — Almanach  für 
bild.  Kat  u.  Kstgeweroe  1901.  *• 

Armitage,  Alfred,  engl.  Blumcnmalcr  in 
Shipley,  stellte  1889 — 1892  einige  Blumen- 
stücke in  der  Royal  Academy,  in  der  Suffolk 
Street  und  in  der  New  Gallery  aus.  Seit 
1896  finden  wir  ihn  nicht  mehr  erwähnt. 

Graves,  Diction.  of  artists,  1895.  •* 

Armitage,  Charles  de  W.,  Miniaturpor- 
trätmaler in  London,  stellte  1903  das  Minia- 
turporträt des  Captain  A.  W.  H.  Lees  in  der 
Royal  Academy  aus.  ** 

Armitage,  Edward,  englischer  Historien- 
maler, Associatc  der  Royal  Academy,  aus  einer 
angesehenen  Familie  von  Yorkshire,  geb.  in 
London  am  20.  5.  1817,  f am  24.  5.  1896  in 
Tunbridge  Wells.  Seine  Ausbildung  ging 
nicht  den  in  England  gewöhnlichen  Weg.  Er 
kam  früh  nach  Frankreich  und  trat  schon 
1836  zu  Paris  in  das  Atelier  von  Paul  Dc- 
laroche  ein.  Unter  der  Leitung  von  Dclaroche 
machte  er  rasche  Fortschritte  und  wurde 
bald  einer  der  bevorzugten  Schüler  des- 
selben, so  daß  er  von  diesem  nebst  drei  an- 
dern zur  Ausführung  seines  großen  Wand- 
gemäldes in  der  Ecole  des  Bcaux-Arts,  des 
bekannten  Hemicycle,  herangezogen  wurde. 
A.,  nicht  lange  darauf  nach  London  zurück- 
gekehrt,  erhielt  mit  seinem  daselbst  ausge- 
stellten ersten  Karton  (bei  einer  Konkurrenz 
für  Freskogemäldc)  den  ersten  Preis  von 
300  £.  Gegenstand  war  die  Landung  Casars 
in  Britannien,  die  Darstellung  aber  noch  sehr 
in  der  Weise  Delaroches  gehalten.  1845  er- 
hielt er  dann  einen  weiteren  Preis  mit  dem 
Karton  „Der  Geist  der  Religion“  und  endlich 
1847  einen  großen  Preis  von  500  £ für  das 
Ölgemälde  „Die  Schlacht  hei  Meeanee“  (Sieg 
des  Charles  Napier  über  die  Emire  von 
Sindh),  das  in  den  Besitz  der  Königin  Vik- 
toria überging. 

Diese  Erfolge  führten  ihn  zu  größeren  Ar- 
beiten. Er  wurde  zunächst  berufen,  an  den 
Wandmalereien  im  Parlamentshausc  (Wcst- 
minster-Palast)  tcilzunehmen  und  malte  da- 
selbst in  der  oberen  Vorhalle  (Waiting  Hall) 
zwei  Fresken:  Die  Themse  mit  ihren  Neben- 
flüssen (1852)  u.  den  Tod  Marmions  (1854). 
Diesen  folgten  später  die  Malereien  in  der 
katholischen  Kirche  zu  Islington,  wo  der 
Künstler  den  hl.  Franziskus  vor  dem  Papst 
Innocenz  III.  (1859)  und  in  der  Apsis  Chri- 
stus mit  den  12  Aposteln  (1860)  darstelltc. 
Er  hatte  dazu  besondere  Studien  auf  einer 
italien.  Reise  und  namentlich  auch  in  Assisi 
gemacht  (1857),  nachdem  er  sich  schon  1849 
einige  Zeit  in  Rom  aufgehalten  hatte.  Spä- 
ter folgte  eine  sehr  umfangreiche  Wand- 
malerei in  University  Hall  zur  Erinnerung 


an  den  verstorbenen  Crabb  Robinson.  Der 
alte  gelehrte  Herr  ist  in  seinem  Studier- 
zimmer dargestellt,  wie  vor  seinem  Geiste  die 
Gestalten  der  großen  Menschen,  mit  denen  er 
befreundet  gewesen,  vorübcrwandeln : Goethe, 
Schiller,  Frau  von  Stael,  Edward  Irving, 
Bunsen,  Samuel  Rogers,  Wordsworth,  Sou- 
they,  Colcridge  etc.  Hier  ist  die  Darstellungs- 
weise realistisch  gehalten,  während  in  jenen 
religiösen  Gemälden  das  Vorbild  der  Flo- 
rentiner Meister  und  Rafaels  unverkennbar 
ist  A.  hat  die  modernen  Menschen  auch  in 
moderner  Kleidung  und  Haltung  geschildert, 
und  man  kann  diesen  Versuch,  auch  im  Mo- 
numentalen sich  näher  an  die  Wirklichkeit 
zu  halten,  nicht  mißlungen  nennen. 

Zu  den  Wandmalereien  Armitages  gehört 
noch  eine  allegorische  Darstellung  des  indi- 
schen Aufruhrs  im  Stadthause  zu  Leeds.  Hier 
ist  Britannia  als  hohes,  gewaltiges  Weib  von 
ernster  Schönheit  dargestellt,  wie  sie  eben 
daran  ist,  einem  bengalischen  Tiger,  den  sie 
an  der  Kehle  vor  sich  gefaßt  hält  (dem  Sinn- 
bildc  der  aufrührerischen  Seapoys),  das 
Schwert  in  die  Brust  zu  stoßen.  Rings  um 
sie  nicdergcmetzelte  Gestalten.  Dieser  Kom- 
position ist  eine  gewisse  Wucht  eigen,  und 
die  weibliche  Figur  ist  nicht  ohne  Größe  und 
Macht  des  Ausdrucks,  allein  in  der  Erfindung 
ist  ein  gewisser  französischer  Zug  nicht  zu 
verkennen.  Neben  diesen  monumentalen  Wer- 
ken hat  der  Künstler  1848 — 93  eine  nicht 
kleine  Anzahl  von  Ölgemälden  hervorgebracht, 
welche  in  den  Ausstellungen  der  Royal  Aca- 
demy ungewöhnlichen  Beifall  fanden  (aus- 
gestellt waren  83  Gemälde  in  diesen  Jahren). 
Wir  nennen  von  diesen:  Heinrich  VIII.  und 
Katharina  Parr;  der  Tod  Nelsons  bei  Trafal- 
gar (1S4S)  ; Szene  aus  der  Geschichte  des 
Thomas  Becket  (1849) ; Vision  Ezechiels 
(1850)  ; Samson  in  der  Mühle  (1851)  ; Hagar 
(1852)  ; Schlacht  bei  Inkermann  und  der  Ka- 
vallerie-Angriff bei  Balaklava  (1856)  ; Die 
Mutter  des  Moses  nach  der  Aussetzung  des 
Kindes  (1860);  Pharaos  Tochter  (1861); 
Begräbnis  eines  christlichen  Märtyrers  zu 
Neros  Zeiten  (1863) ; Ahab  u.  Jezabcl  (1864)  ; 
Das  Festmahl  der  Esther  (1865)  ; Reue  des 
Judas  (Nationalgalerie  zu  London)  und  Die 
Eltern  Jesu,  ihn  suchend  (1866);  Savonarola 
und  Lorenzo  der  Prächtige ; Christus  den 
Knaben  heilend  (1867)  ; Das  Fest  des  Hc- 
rodes  (1868)  ; Hcro,  das  Zeichen  auf  dem 
Leuchtturme  gebend ; Christus,  die  Apostel 
Jakob  und  Johannes  zu  sich  rufend  (1869)  ; 
Christus  in  Gethsemane  (1870)  ; Julian  der 
Abtrünnige  (1S75)  und  Die  Sklavenemanzi- 
pation (1878  auf  der  Pariser  Weltausstel- 
lung). Bei  den  Werken  seiner  letzten  Jahre 
machte  sich  die  Verminderung  seiner  Schaf- 
fenskraft bemerkbar.  — Wie  man  sieht,  hat 
sich  A.  auf  den  verschiedensten  Gebieten  der 


Il8 


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Armitage  — Armstead 


Geschichte  und  der  Mythe,  insbesondere  auch 
der  alt-  und  neutestamentlichen  Erzählung 
bewegt.  Bisweilen  hat  er  sich  auch  in  Genre- 
Darstellungen  versucht,  wie  er  denn  bei  seinem 
römischen  Aufenthalte  eine  Szene  aus  dem 
dortigen  Volksleben  malte.  Zu  den  beiden 
Bildern,  welche  Ereignisse  aus  dem  Krim- 
kriege schildern,  war  er  an  Ort  und  Stelle 
gewesen,  da  er  den  Auftrag  von  der  engl. 
Regierung  erhalten  hatte.  In  ihnen  näherte 
er  sich  der  Darstellungs weise  Horace  Vemets. 
Zur  Schilderung  des  bewegten  Kampfes  kam 
ihm  seine  Körperkenntnis  gut  zu  statten,  doch 
wie  überhaupt  das  Kolorit  seine  schwächere 
Seite  ist,  so  leidet  hier  insbesondere  die  Fär- 
bung an  einer  gewissen  Schwere  und  Bunt- 
heit — Andererseits  haben  seine  religiösen 
Gemälde  nichts  von  der  überreizten  kirchlichen 
Empfindung  des  Nazarcnertums ; sie  geben 
eine  einfache,  dabei  aber  würdige  Schilderung 
der  Ereignisse,  wobei  jedoch  A.  keineswegs, 
wie  Horace  Vemet,  die  biblischen  Figuren 
in  das  heutige  arabische  Gewand  kleidet.  Bei 
Darstellung  geschichtlicher  Szenen  hebt  A. 
gern  das  leidenschaftliche  Moment  hervor 
und  geht  im  Ausdruck  desselben  bisweilen 
etwas  zu  weit  Übrigens  war  er  einer  der 
wenigen  unter  seinen  zeitgenössischen  engl. 
Malern,  welche  einen  monumentalen  histori- 
schen Stil  und  deshalb  eine  gründliche  Durch- 
bildung der  Form  in  idealem  Sinne  anstrebten. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Artikel  von  S.  Colvin). 

— Art  Journal  1863,  170 — 180  (mit  Illustr.), 
1896,  220  (Nekrolog).  — Bryan,  Dict  — 
Clement  and  Hutton,  Artists  of  the  19th 
Cent  — Nat.  Portr.  Gallery,  ed.  by  P o y n t e r. 

— J.  P.  Richter,  Pictures  and  drawings  selcct. 

from  the  work  of  E.  A.,  London,  1897.  — Dict. 
of  Nat.  Biography.  — Graves,  Royal  Acad. 
Exh.  I.  *• 

Armitage,  Thomas  Liddall,  englischer 
Maler  in  Notting  Hill,  stellte  1891  in  der 
Royal  Academy  das  Bild : When  we  were 
young  aus.  Nach  1897  finden  wir  ihn  nicht 
mehr  erwähnt.  ** 

Armitage,  William,  engl.  Maler  der  Ge- 
genwart in  Elmhurst,  Carrington,  Notts., 
stellte  1901  in  der  Royal  Academy  das  Bild: 
Winter  Afternoon  aus  und  war  1903  in  der 
Roy.  Cambrian  Academy,  in  der  Walker  Art 
Gallery  in  Liverpool  und  in  der  Royal  Soc. 
of  Artists  in  Birmingham  vertreten.  ** 

Armitage,  William,  J.,  engl.  Maler  in 
Chelsea,  stellte  1889  in  der  Royal  Academy: 
A summer  evening,  Windsor  Forest,  aus.  ** 

Armitage,  s.  auch  Armytagc. 

Armknecht,  Maler  in  Krakau,  tätig  1387 
bis  1390,  malte  in  dieser  Zeit  ein  Bild  um 
4 Mark  für  die  Fronleichnamskirchc  am 
Kazmierz  bei  Krakau. 

Rastawieck  i,  Slownik  mal.  pol.  III  115. 

— Grabowski,  Skarbniczka  p.  33.  L.  Lepszy. 

Armknecht,  Peter,  deutscher  Baumeister, 

restaurierte  nach  einer  Inschrift  an  der 


Außenseite  des  Chores  mit  Joh.  Thene  die 
Stiftskirche  in  Heiligenstadt  auf  dem  Eichs- 
felde nach  dem  Brande  von  1333. 

Wolf,  Gesch.  v.  Heiligenstadt,  p.  129. 

Armolea  (Armaolea),  Alejandro  de, 
Kunstschmied  in  Valladolid.  Er  sollte  1602 
dem  Juan  de  Arfe  beim  Gusse  der  Lcrma-Sta- 
tuen  an  die  Hand  gehen. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  artist.  histor. 
S.  260.  J Vf.  v.  B. 

Armory,  Antoine,  gen.  Lafleur,  Bild- 
hauer und  Architekt  von  Grenoble,  fertigte 
1668  den  Predigtstuhl  der  Jesuitenkirche  da- 
selbst. Am  6.  3.  1664  verpflichtet  er  sich  zur 
Herstellung  eines  Grabmals  und  eines  Epi- 
taphs, sowie  zur  Renovierung  der  Kapelle 
„des  Rabot“  in  der  Dominikanerkirche.  1671 
ist  er  mitbeschäftigt  am  Bau  der  Isircbrücke, 
1673  erbaut  er  das  Seminar  de  Saint-Matin- 
de-Misere.  Er  kommt  zuletzt  1678  vor.  Seine 
beiden  Söhne  Andri  und  Antoine  II  sind  Ar- 
chitekten in  Grenoble.  Ersterer  leitete  die 
Befestigungsbauten,  Antoine  war  am  Bau  der 
Kirche  Saint-Louis  beschäftigt,  wo  nament- 
lich die  Fassade  auf  seinen  Anteil  kommt 
(1689). 

M a i g n i e n,  Artistes  Grenobl.  1887.  H.  V. 

Armour,  George  Denhelm,  schott.  Ma- 
ler und  Illustrator,  geb.  30.  1.  1864,  studierte 
auf  der  Royal  Scot.  Acad.  bis  1888,  war  spä- 
ter in  London  tätig,  wo  er  in  der  Royal  Acad. 
bis  1894  häufig  ausstcllte.  Als  Illustrator  lie- 
ferte er  viele  Zeichnungen  für  The  Graphic, 
Pall  Mall  Budget,  Sporting  and  Dramatique 
News,  Pick  me  Up,  Punch  u.  a.  Wie  seine 
Zeichnungen  durch  feinen  Geschmack  und 
Humor  erfreuen,  so  entzücken  seine  Aquarelle 
durch  ihr  ausgezeichnetes  Kolorit. 

Who’s  who  1906.  — Graves,  Roy.  Acad.  I 
61.  — Studio  XXXIV  168.  R. 

Armovello  da  Imbonate,  s.  Annovello 
da  I. 

Armowitz,  Johan  Hinrich,  Glocken- 
gießer in  Lübeck,  seit  1728  in  Husum,  wo 
er  am  19.  2.  1729  vom  König  ein  privelegium 
speciale  für  Schleswig  erlangte.  1750  ging 
er,  zum  Lübecker  Ratsgießmeister  erwählt, 
nach  Lübeck  zurück,  und  wurde  daselbst  am 
2.  1.  1771  begraben.  Er  hat  zwischen  1728 
u.  1756  zahlreiche  Glocken  in  Schleswig-Hol- 
stein geliefert,  so  1728  für  Uldcrup  (Kr.  Son- 
derburg), 1729  für  Husum,  1730  für  Neuen- 
kirchen in  Ditmarschcn,  etc. 

Bau-  u.  Kstdcnkmäler  d.  Prov.  Schleswig-Hol- 
stein, Bd.  III,  Teil  I p.  30 — 31  (Meistcrvcr- 
zcichn.).  _ II.  V. 

Arms,  J e s s i e,  amerikan.  Malerin,  geb.  in 
Chicago  27.  5.  1883.  Ihre  wenigen  bis  jetzt 
ausgestellten  Bilder  sind  vielversprechend. 
In  der  Art  Studcnts  Leaguc,  Chicago  (1906), 
erhielt  sie  den  I.  Preis.  Edmund  von  Hach. 

Armstead,  Henry  Hugh,  bekannter  engl. 
Bildhauer  (auch  Zeichner,  Holzschneider  und 
Ziseleur),  geb.  in  London  18.  6.  1828,  Schüler 


119 


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Armstrong 


der  Royal  Academy,  zu  deren  Mitglied  er 
1875  ernannt  wurde.  Länger  als  ein  halbes 
Jahrhundert  stellte  er  in  der  Royal  Academy 
(seit  1851)  eine  lange  Reihe  seiner  künstle- 
risch hochstehenden  Porträtbüsten,  Reliefs, 
Idealfiguren  und  sonstigen  plastischen  Ar- 
beiten aus.  Zu  seinen  wichtigsten  Werken 
zählen  die  St.  George  Vase,  der  Packington 
und  der  Outram  Shield,  alle  8 in  Silber  ge- 
trieben; ferner  die  Marmorfiguren  St  Paul, 
David  und  Moses  in  der  Westminster  Abbey, 
Fries  und  allegorische  Gruppen  in  der  Albert 
Hall,  Bronzestatue  des  Earl  of  Pembroke  für 
Inner  Tcmple  Hall,  die  Bronzestatuen  „Reli- 
gion“, „Philosophie“,  Henry  VI.  für  die  Fon- 
täne im  Kings  College  in  Cambridge.  Er 
starb  am  4.  12.  1905. 

Clement  a.  Hutton,  Artists.  — F o r- 
r e r,  Dict  of  mcdallists.  — Graves,  Royal 
Academy.  — Art  Journal  1874  88,  156,  372; 
1894  199,  202.  — Gaz.  d.  b.-arts  1802  p.  328.  — 
Who’s  Who  1906  p.  53  (hier  die  lange  Reihe 
seiner  wichtigsten  Arbeiten).  ** 

Armstrong,  Miß  Caroline,  Porträt-  und 
Miniaturporträtmalerin  der  Gegenwart  in 
London,  stellte  von  1885 — 1903  in  der  Royal 
Academy  Damenporträts  und  in  den  letzten 
Jahren  auch  in  der  Roy.  Soc.  of  Miniature 
Painters  aus. 

Graves,  Roy.  Academy  Exh.  I 63. 

Armstrong,  Charles,  vortrefflicher  Chro- 
molithograph,  geb.  zu  London  23.  11.  1839, 
fing  1860  an,  in  dem  Etablissement  von  Vin- 
cent Brooks  die  Lithographie  und  Chromo- 
lithographie zu  betreiben.  1866  kam  er  nach 
New  York  und  siedelte  einige  Jahre  später 
nach  Boston  über,  wo  er  (1870)  in  dem 
Etablissement  von  L.  Prang  & Co.  tätig  war. 

Meyer,  Kstlerlex.  ** 

Armstrong,  C o s m o,  geschätzter  engl.  Kup- 
fer- und  Stahlstecher,  tätig  1800 — 1836,  Schü- 
ler von  Milton,  war  Governor  of  the  Society 
of  Engravers.  Er  illustrierte  Kearsleys  Shake- 
speare (ersch.  1805),  Cooks  Poets,  Smirkcs 
Don  Quixote  und  die  Arabian  Nights.  Auch 
eine  Anzahl  Porträtstiche  berühmter  Männer, 
z.  B.  Lord  Byrons  und  Shakespeares  (letzte- 
ren mit  kleinem  Schnurrbart  und  eckigem 
Stehkragen  8vo)  hat  man  von  ihm. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Redgrave,  Dict.  — 
B i n y o n,  Catal.  of  drawings  in  the  British 
Mus.  R • 

Armstrong,  D.  M a i 1 1 a n d.  Amcrikan. 
Maler,  geb.  1836  in  Newburg.,  N.  Y.,  besuchte 
das  Trinity  College  in  Hartford,  Conn.,  und 
studierte  dann  in  Paris  und  Rom.  War  Leiter 
der  amerikanischen  Abteilung  auf  der  Pariser 
Weltausstellung  1900.  Hauptsächlich  bekannt 
durch  seine  dekorativen  Wandmalereien  und 
schöne  Glasfenster.  Edmund  von  Mach . 

Armstrong,  Miß  Elizabeth  A.,  engl.  Gen- 
re- u.  Landschaftsmalerin  (auch  Radicrerin), 
stellte  in  der  Royal  Academy  1883 — 1889  aus. 

Graves,  Royal  Academy  Exh.  I 63.  — The 
Art  Journal  1889  101/2  (Abb.).  ** 


Armstrong,  F r a n c i s A.  W.  T.  engl.  Land- 
schaftsmaler und  Illustrator  in  Bristol,  geb. 
in  Malmesbury,  Wiltshire,  15.  2.  1851,  Mit- 
glied der  Royal  Society  of  British  Artists 
und  der  British  Acad.,  studierte  in  Paris,  spä- 
ter unter  J.  Smart  in  Schottland  und  erhielt 
bestimmende  Eindrücke  von  den  Werken  Th. 
Rousscaus  und  Turners.  Seine  Bilder  sah 
man  auf  den  Ausstellungen  in  Paris  (Salon), 
in  Düsseldorf  und  Berlin.  Als  Illustrator  be- 
teiligte er  sich  an  der  Luxusausgabe  von 
Blackmores  Lorna  Doone,  am  Art  Journal, 
Portfolio  u.  a. 

Who’s  who  1908.  — The  Studio  VI  245.  R. 
Armstrong,  John,  engl.  Ingenieur  u.  Kup- 
ferstecher um  1810;  wahrscheinlich  derselbe, 
der  1802  in  der  Royal  Academy  als  Hono- 
rary  Exhibitor : A Blind  Match-sellcr  aus- 
stellte. 

Z a n i,  Enc.  met.  II  203.  — Graves,  Roy. 
Acad.  Exh.  I 63.  *• 

Armstrong,  John,  engl.  Maler  in  Conway, 
stellte  in  der  Royal  Academy  1879  die  Land- 
schaften: The  Rivulet  u.  Autum,  1882  Whitby 
Harbour  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts  1905 
I 63.  M 

Armstrong,  R.  W.,  Architekt  in  Dublin, 
später  in  London,  war  in  den  Jahren  1848 
bis  1857  in  der  Roy.  Academy  in  London  mit 
Entwürfen  hervorragender  Bauten  vertreten, 
so  für  das  Institute  British  Architects  (1848) ; 
Elizabethan  Mansion  House  (1851)  ; Burlem 
Town  Hall  u.  Com  Exchange,  Newcastle 
(1854);  Preston  Town  Hall  (1855);  Ted- 
dington Church  (1857). 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1895, 
I 63.  »* 

Armstrong,  Thomas,  Formschneider,  in 
London  um  1836  tätig,  lieferte  viele  Buchillu- 
strationen, häufig  naturwissenschaftlichen  Ge- 
genstandes, und  war  auch  an  den  Illustratio- 
nen von  S.  C.  Hall’s  Book  of  British  Ballads, 
London  1842,  beteiligt. 

Nagler,  Monogr.  I No.  65,  1341.  ** 

Armstrong,  Thomas,  engl.  Maler,  Direc- 
tor  for  Art  in  the  Department  of  Science 
and  Art  1881 — 98,  geb.  zu  Manchester  am  19. 
10.  1835.  Seine  Ausbildung  empfing  er  na- 
mentlich in  dem  Atelier  Ary  Scheffcrs  zu 
Paris  1853,  wo  er  auch  mit  Du  Maurier, 
Poynter  und  Whistler  in  Beziehung  trat. 
1858 — 59  weilte  er  in  Algier,  1860  arbeitete 
er  zusammen  mit  Du  Maurier  in  Düsseldorf. 
In  der  Royal  Academy  war  er  1865 — 77  mit 
insgesamt  15  Genrebildern  vertreten  u.  stellte 
dann  von  1877 — 81  in  der  Grosvenor  Gallery 
aus.  In  seinen  ansprechenden  Genrefiguren 
gibt  er  mit  der  Einfachheit  der  praerafaeli- 
tischen  Schule  eine  zarte  und  dekorative  Fär- 
bung, wie  sie  einer  Richtung  der  modernen 
französischen  Malerei  eigen  ist.  Von  seinen 
in  der  Royal  Academy  ausgestellten  Bildern 
nennen  wir:  Josephinc,  Morning,  Peach  Ga- 


120 


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Armstrong  — Amaldi 


thering,  The  Lesson.  — Von  den  späteren: 
A Girl  holding  an  Embroidery-Framc  (1877), 
The  Harbour  Bar  at  Teign  mouth  (1877), 
The  Riviera  of  Genoa  in  Spring  (1877), 
Three  Figurcs  on  a Marble  Seat  (1878). 

J.  Meyer,  Kstlerlex.  (Art.  von  S.  Colvin) 
II  265.  — S.  Colvin  in  English  Artists  of 
tbc  Present  Day,  1872.  — Portfolio  1871  p.  65. 
— Who’s  Who  1908.  ** 

Armstrong,  W.  G.,  amerikan.  Kupferstecher, 
um  1840  tätig.  E.  Richter. 

Armstrong,  William  Thomas  Lil- 
b u r n,  amerikan.  Maler  und  Architekt,  geb. 
10.  9.  1878  in  Belfast,  Ireland,  studierte  in 
Paris,  hat  sich  aber  in  New  York  niederge- 
lassen. Gehört  zu  den  vielversprechenden 
jüngeren  Künstlern  und  hat  bereits  zahlreiche 
Preise  und  öffentliche  Anerkennung  erhalten. 

Edmund  von  Mach. 

Armuis,  Jacques  d’,  Bildhauer  aus  Lo- 
thringen, ging  nach  Italien  und  ließ  sich  in 
Rom  nieder,  wo  er  gegen  1600  nachweisbar  ist. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Armytage,  James  Charles,  Stahlstecher 
und  Kupferstecher,  geb.  zu  London  um  1820, 
t 1897.  Er  stach  nach  Historienbildern  und 
Porträts  alter  und  neuerer  Meister  und  wird 
zu  den  besten  seines  Landes  gezählt.  Viele 
seiner  Stiche  im  Art-Journal  1853 — 1887. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  36  Nummern  »einer 
Werke).  — The  Art  Journal  1853—1867  u.  1897 
p.  222  (Nekrolog).  ** 

Armytage,  s.  auch  Armitage. 

Arnaboldo,  Giuseppe,  Maler  von  Mai- 
land, fertigte  die  Kartons  für  3 Wandteppiche 
der  Kathedrale  von  Como.  Auf  dem  einen 
derselben,  darstellend  den  Tod  Mariae,  befin- 
det sich  das  Monogramm  des  Stickers  und: 
„Factum  Ferrariae  MDLXII.“  (Abb.  bei 
Müntz,  La  Tapisserie.) 

G r u y e r,  L’Art  ferrarai»  etc.  1897  II  470. 

H.  V. 

Amal  oder  Amali,  span.  Bildhauer  im  13. 
und  14.  Jahrh. 

Zani,  Enc.  II  203.  M.  v.  B. 

Amal,  Juan  Pedro,  span.  Baumstr.,  geb. 
19.  11.  1735  in  Madrid  als  Sohn  des  Gold- 
schmieds Juan  Henrique  A.  aus  Perpignan. 
Gebildet  auf  der  Akad.  in  Toulouse  und  der 
Akad.  S.  Fernando  in  Madrid.  Unter  der 
Leitung  des  Jos.  Hermosilla  nahm  er  die  ara- 
bischen Bauten  von  Granada  und  Cordoba  auf 
und  wurde  infolge  dieser  Arbeit  1767  Ehren- 
mitglied der  Akad.  1774  wurde  er  stellver- 
tretender Direktor  der  Akad.  1780  beauftragte 
ihn  der  König  mit  der  Untersuchung  der  ncu- 
entdeckten  Mosaiken  von  Riclves  bei  Toledo, 
die  er  zeichnete  und  in  kolorierten  Stichen 
herausgab.  1784  baute  er  die  kgl.  Druckerei. 
1786  wurde  er  Direktor  der  Architektur  an 
der  Akad.,  1801  Generaldirektor  derselben, 
1802  Architekt  der  Postanstalten.  In  diesem 
Amte  erbaute  er  die  Post  in  Madrid.  Er  starb 
14.  3.  1805.  A.  gehört  zu  den  gelehrtesten 


Baumeistern  seiner  Zeit  und  hat  viele  archi- 
tektonische Ornamente,  Grabmäler,  Möbel  u. 
dergl.  gestochen,  doch  wird  sein  Geschmack 
nicht  sonderlich  gerühmt  Nicht  besser  wa- 
ren die  von  ihm  entworfenen  Bauten.  Hervor- 
gehoben werden  außer  Dekorationen  zu  fest- 
lichen Gelegenheiten,  Altartabernakel  in  Ma- 
drid, Jaen  und  Salamanca,  der  Reliquienkasten 
der  hl.  Mariana  in  Madrid,  das  Portal  und  die 
Reparaturen  am  Palast  des  Herzogs  von  Alba 
im  Barquillo,  und  ein  kostbarer  Obelisk  für 
die  Stadt  S.  Lucar  de  Barrameda. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  IV  308.  — 
Cavcda,  Gcsch.  d.  Bauk.  in  Spanien  p.  287. 

A 

Araald,  George,  engl.  Landschafts-  und 
Marinemaler,  geb.  in  Berkshire  1763,  f 2t.  11. 
1841  in  Pentonville,  Schüler  von  W.  Pcther, 
stellte  zuerst  1788  in  der  Royal  Acad.  aus, 
wurde  1810  erwähltes  Mitglied  der  Acad.  und 
blieb  dann  bis  1841  regelmäßiger  Aussteller 
mit  insgesamt  178  Bildern,  deren  Titel  Gra- 
ves auf  führt.  Er  malte  zuerst  klassische  Land- 
schaften mit  Mondeffekten  u.  dgl.,  später  Ma- 
rinen und  Seegefechte.  1825  erhielt  er  den 
großen  Preis  für:  The  battlc  of  the  Nile  (Gal. 
Greenwich  Hospital).  Er  war  vielfach  für 
den  Herzog  von  Gloucestcr  tätig  und  gehörte 
zu  den  Künstlern,  welche  1801  die  Beauties 
of  England  and  Wales  herausgaben. 

O 1 1 1 e y,  Biogr.  and  critical  Dict.  — Red- 
grave, Dict.  — Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I.  — 
B i n y o n,  Cat.  of  drawings  I 61  (2  Aquarelle). 

R. 

Araald,  Sebastian  Wyndham,  Bild- 
hauer und  Maler,  Sohn  des  George,  Schüler 
der  Royal  Academy,  stellte  dort  1823 — 1846 
zahlreiche  Büsten  und  biblische  Szenen  aus 
und  erhielt  1831  die  goldene  Medaille  für  die 
Gruppe:  Der  Kindermord.  Auch  Zeichnungen 
und  einzelne  Gemälde  finden  sich  unter  seinen 
Arbeiten.  Nach  1846  versagen  die  Nachrich- 
ten über  ihn. 

Redgrave,  Dict  — Grave»,  Royal 
Academy  I.  ** 

Araaldi,  Conte  E n e a,  italien.  Architekt, 
geb.  in  Vicenza  am  29. 4. 1716,  f am  22.  5. 1794. 
Der  Magistrat  seiner  Vaterstadt  übertrug 
ihm  die  Restaurierung  des  von  Palladio  er- 
bauten Rathauses  von  Vicenza,  und  A.  ent- 
ledigte sich  dieser  Aufgabe  zu  allgemeinem 
Bcifalle.  Nach  seinen  eigenen  Plänen  wurde 
1779  die  städtische  „Cavallerizza“  (Reitbahn) 
aufgeführt,  ein  eleganter  Bau  im  toskanischen 
Stile;  die  Fassade  zählt  9 Bogenreihen  mit 
Pilastern,  von  einer  Attika  überhöht  (Kup- 
ferstichansicht im  Werke  Moscas).  Unter 
den  künstlerischen  Entwürfen  A.s  sind  her- 
vorzuheben die  Zeichnungen  zu  den  Hoch- 
altartabernakeln für  die  Kirchen  S.  Faustino 
und  S.  Paolo  zu  Vicenza  und  der  Entwurf 
zu  einem  Prachttempcl  (nach  einem  Projekte 
der  Akademie  zu  Parma)  ; letztere  Zeichnung 
befindet  sich  in  der  Libreria  Gonzati  zu  Vi- 


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Arnaldo  — Amau 


cenza,  ebenso  3 Bände  mit  weiteren  Hand- 
zeichnungen A.s  und  eine  Anzahl  unveröf- 
fentlichter Schriften  A.s  über  die  Bauten  Pal- 
ladios,  über  den  Dianatempel  zu  Ephesus 
usw.  Die  im  Druck  erschienenen  Schriften 
A.s  sind : „Idea  d’un  Teatro“  etc.  (Vicenza 
1762,  mit  6 Abbildungstafeln  und  2 Dis- 
kursen über  Theaterbauten  im  allgemeinen 
und  über  das  Teatro  Olimpico  zu  Vicenza  im 
besonderen) ; — „Delle  Basiliche  antiche“ 
etc.  (Vicenza  1767,  mit  8 Abbildungstafeln 
und  einem  Anhänge  über  A.s  eigene  Pläne 
zu  einer  „Curia“);  — „Dcscrizione  dclle  Ar- 
chitetture  etc.  di  Vicenza  (Vicenza  1779).  — 
Milizia  spricht  mit  großem  Lobe  von  A.s 
theoretischen  und  praktischen  Kenntnissen  in 
der  Baukunst. 

Milizia,  Mem.  dcgli  archit.  antichi  e mo- 
demi  (3.  Aufl.  1781)  II  87.  — Zani,  Encicl. 
II  203.  — Gonzati,  Per  le  nozze  Ballico- 
Dalla  Vecchia  (Vicenza  1869).  — Meyer, 
Kstlerlex.  (mit  weiterer  alt.  Lit.). 

G.  Degli  Asst. 

Arnaldo,  span.  Architekt  und  Bildhauer,  er- 
baute den  Kreuzgang  des  Klosters  S.  Cucu- 
fatc  del  Valles. 

V i ft  a z a,  Adic.  I 17.  M.  v.  B. 

Arnaldo,  Bercnguer,  Buchmaler  in  Bar- 
celona, 1361  und  1374  urkundlich  erwähnt. 

Viftaza,  Adic.  I 20.  M.  v.  B. 

Amaldo  da  C o 1 o n i a,  Miniaturmaler  in 
Perugia,  erhält  13.  5.  1426  vom  „Govcrna- 
tore“  von  Perugia  Zahlung  für  die  kalligra- 
phische Ausführung  und  Miniierung  der  „Or- 
denamenti  de  frate  Bernardino,  facti  per  sua 
contcmplatione“. 

Rasscgna  Bibliograf,  d.  Arte  ital.  III  70  f.  • 

Amaldo  (Arnau),  Guillermo,  Maler, 
gebürtig  aus  Mallorca,  Bürger  von  Valencia. 
1392  erlaubte  ihm  der  König  Johann  I.  von 
Aragonien,  Waffen  zu  tragen.  Cardcrera 
schreibt  ihm  willkürlich  ein  großes  Bild  zu, 
welches  sich  in  Mallorca  im  Kollegium  der 
Missionare,  welches  Raymundus  Lullus  ge- 
stiftet hat,  befand.  Dasselbe  stellte  den  An- 
fang des  jüngsten  Gerichtes  dar  und  zeigte 
den  König  Ferdinand  von  Aragon  mit  der 
Königin  Leonorc  von  Albuqucrque  in  Gesell- 
schaft des  Papstes  Martin  V.,  des  Kaisers 
Sigismund  u.  a.  Persönlichkeiten. 

Viftaza,  Adic.  I 17 — 20.  M.  v.  B. 

Arnaldus,  französ.  Werkmeister,  im  13. 
Jahrh.  am  Bau  der  Kirche  zu  Guitrcs  tätig. 
Ein  undatiertes  Epitaph  im  Schriftstile  des 
13.  Jahrh.  belehrt  uns,  daß  dieser  Arnaldus 
der  Sohn  eines  vermutlich  gleichnamigen 
Maitre  de  l’Oeuvre  gewesen  ist  Er  schuf 
die  beiden  ersten  Gewölbejoche  an  der  West- 
seite der  genannten  Kirche  sowie  den  goti- 
schen Oberbau  der  Fassade  und  den  bildne- 
rischen Schmuck  der  unteren  Fassadenhälfte, 
die  noch  den  Baustil  der  süd-westfranzös. 
Romanik  aufweist,  ihren  plastischen  Dekor  je- 
doch erst  im  13.  Jahrh.  erhalten  hat. 


Lance,  Dict.  des  Archit.  — Bauchal, 
Dict  des  Archit.  C.  Enlart. 

Ar  na  o,  span.  Goldschmied,  16.  Jahrh.  1569 
wird  im  Inventar  der  Königin  Da.  Isabel  de 
Francia,  dritten  Gemahlin  Philipps  II.,  ein 
Reliquarium  von  in  Gold  gefaßtem  Berg- 
kristall von  seiner  Hand  erwähnt. 

Viftaza,  Adic.  II  35.  M.  v.  B. 

Araao  de  Flandes  od.  Arnold  von  Flan- 
dern, Glasmaler  aus  den  Niederlanden,  bot  im 
Jahre  1525  mit  Arnold  de  Vergara,  der 
sein  Ordensbruder  war,  dem  Domkapitel  von 
Sevilla  an,  ihm  einen  Teil  der  Glasgemälde 
der  Kathedrale  zu  übertragen.  Diese  Arbeit, 
ursprünglich  im  Jahre  1504  durch  Cristobal 
Aleman  begonnen,  1504 — 1525  durch  Verschie- 
dene fortgesetzt,  ward  in  diesem  Jahre  durch 
die  beiden  Arnold  übernommen.  Sie  arbeite- 
ten gemeinsam  bis  1538.  Damals  ließ  Arnold 
de  Vergara  aus  unbekannter  Ursache  eine  der 
Rosen  des  Querschiffes,  die  Himmelfahrt  Ma- 
riä darstellend,  unvollendet,  und  Arnao  de 
Flandes  mußte  sie  vollständig  machen.  Von 
nun  an  arbeitete  er  allein  und  setzte  sein 
Werk  bis  an  seinen  Tod,  im  Jahre  1557,  fort. 
Unter  den  93  Glasgemälden  der  Kathedrale 
rühren  von  Arnold  20  her;  die  wichtigsten 
sind  Christi  Einzug  in  Jerusalem,  die  Auf- 
erweckung des  Lazarus,  das  Abendmahl,  die 
Fußwaschung,  die  hl.  Magdalena  die  Füße 
Christi  salbend,  der  Tod  Mariä  und  endlich 
die  Himmelfahrt  Christi.  In  einem  Akten- 
stück, datiert  Burgos,  8.  2.  1520,  wird  ein 
„arnao  vjdriero“  genannt,  der  wohl  mit  die- 
sem identisch  sein  dürfte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 71 — 74.  — Mar- 
ti y M o n s 6,  Estud.  histor.  artist.  A 

Arnao,  Juan  de,  Bildhauer  und  Bürger  in 
Scgovia,  geb.  1539.  Er  ist  1569  Zeuge  im 
Streit  des  Franc.  Giralte  mit  Juan  Manzano 
über  den  Eutropius-Altar  in  Espinar. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  histor.  artist. 
S.  383.  M.  v.  B. 

Arnao  de  S i m u c 1,  Maler  u.  Kunststicker 
aus  Flandern,  Bürger  in  Valladolid.  1555 
nimmt  seine  Frau  Zahlungen  in  Empfang  für 
Arbeiten,  welche  ihr  Mann  zur  Beisetzung  des 
Marques  de  Villcna  im  Kloster  El  Parral  bei 
Segovia  geliefert  hat. 

Viftaza,  Adic.  II  35.  M.  v.  B. 

Arnao  de  Vergara,  s.  Arnao  de  Flandes. 

Arnar,  Antonio,  portugies.  Schreiber  (u. 
Miniaturist?)  schrieb  1480  „Cartas  de  los 
Reycs  des  Aragon,  Castilla  y de  Portugal“. 
Pergament,  4to,  15  ff.  Mit  dem  Porträt  des 
Fürsten  von  Viana  auf  dem  Titel.  — Jetzt  in 
der  Nation.  Bibliothek  in  Madrid. 

Bradley,  Dict.  of  Miniat.  ** 

Arnau,  Medailleur  in  Madrid.  Fertigte  1900 
eine  Portätmedaille  des  bekannten  Republi- 
kaners und  Staatsmanns  Emilio  Castclar. 

Forrer,  Biogr.  Dict.  of  Medallists.  *** 

Arnau,  J o a q u i n Maria,  span.  Architekt, 
geb.  16.  3.  1849  zu  Valencia,  Schüler  der  Akad. 


122 


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Arnau  — Arnaud 


San  Carlos  dortsclbst,  deren  Mitglied  er  1803 
wurde,  sowie  Schüler  der  Escuela  Superior 
zu  Madrid.  Kaum  hatte  er  seine  Studien  be- 
endet, als  er  zum  Architekten  der  Pios  von 
Santiago  und  des  Monserrat  von  Rom  er- 
nannt wurde;  1875  verließ  er  diese  Stellung, 
um  in  Valencia  den  Posten  eines  städt.  Ar- 
chitekten zu  bekleiden.  Man  verdankt  ihm 
in  Valencia:  die  Wiedererbauung  der  ehe- 
maligen Kirche  del  Socorro  (heute  bezeichnet: 
de  Jesus  y Maria),  des  Castillo  der  Komtesse 
von  Ripalda ; die  Wiederherstellung  des  Palais 
der  Herzoge  von  Gandia,  ebenso  die  Pläne 
zu  zahlreichen  Gebäuden. 

A 1 c a h a 1 i,  Diccionario  biogr.  de  artistas 
valencianos.  Valencia  1897.  P.  Lafond. 

Arnau,  Juan,  span.  Maler,  geb.  1595  in 
Barcelona,  f das.  1093.  Lernte  zuerst  in  Bar- 
celona und  trat  dann  in  Madrid  in  die  Werk- 
statt des  Eug.  Caxes  ein,  als  dessen  bester 
Schüler  er  gilt.  Einige  seiner  Werke  in  den 
Kirchen  von  Barcelona:  im  Kloster  St.  Agu- 
stin  ein  Teil  der  Gemälde  mit  Darstellungen 
aus  dem  Leben  dieses  Heiligen,  in  St.  Maria 
del  Mar  die  Schlüsselübergabe  an  Petrus  und 
in  einer  Kapelle  der  Kirche  der  Minimen  der 
hl.  Franz  von  Sales.  A.s  Stil  ist  kräftig  und 
korrekt,  seine  Farbengebung  breit  und  ent- 
schieden aber  von  einer  gewissen  Trockenheit. 
Seine  Werke  stehen  den  guten  Arbeiten  seines 
Lehrers  Caxes  nahe. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 74.  — Meyer, 
Kstlerlex.  A 

Arnau  y Mascort,  E u s e b i o,  span.  Bild- 
hauer, geb.  in  Catalonien,  erhielt  seine  künst- 
lerische Ausbildung  an  der  Escuela  de  Bellas 
Artcs  zu  Barcelona,  um  dann  in  Rom,  Flo- 
renz und  Paris  seine  Ausbildung  zu  voll- 
enden. Schon  in  einigen  Jugendarbeiten  — 
Terrakottabüste,  Bacchantin,  Die  Erlösung 
(Gruppe)  — hatte  er  sein  Talent  gezeigt. 
Erhöhtes  Interesse  erregte  er  dann  1891  mit 
einem  im  Palacio  de  Bellas  Artcs  zu  Barce- 
lona ausgestellten  Gipsrelicf,  darstellend  die 
„Beisetzung  der  Gebeine  der  hl.  Eulalia“  so- 
wie mit  der  Gruppe  „El  Ave  Maria“.  1898 
vollendete  er  die  Marmorgruppc  „El  bcs  de 
mare“  (Der  Kuß  des  Meeres),  eine  Arbeit 
von  starker  poetischer  Auffassung  und  treff- 
licher bildnerischer  Ausführung.  Von  den 
zahlreichen  öffentlichen  Aufträgen  statuari- 
scher und  dekorativer  Natur,  die  dem  Künst- 
ler auf  seine  Ausstellungserfolge  hin  zuteil 
wurden,  sind  bemerkenswert:  für  das  Colegio 
de  Abogados  die  Statue  des  San  Raimundo 
de  Penafort ; für  die  Kirche  S.  Engracia  zu 
Zaragoza  das  6 Meter  hohe  Hochaltarrclief, 
das  Relief  mit  der  Darstellung  der  hl.  Fa- 
milie, die  großartige  Gruppe  der  Esperanza 
(mit  dem  Schiffbrüchigen)  und  eine  Anzahl 
prächtiger  Heiligenstatuen;  die  Bronzetüren 
der  Kirche  von  Comillas  (mit  den  allegori- 
schen Frauengestalten  der  Kardinaltugenden 


in  Hochrelief)  ; die  Barcelona-Statue  für  das 
von  den  Architekten  Puig  und  Cadafalch  ent- 
worfene Monument  Rius  y Taulet;  ein  Ka- 
minfries mit  der  originell  aufgefaßten  Relicf- 
darstcllung  des  hl.  Georg  im  Kampfe  mit  dem 
Drachen,  sowie  eine  große  Anzahl  weiterer 
dekorativer  Arbeiten  für  die  Bauten  der  Ar- 
chitekten Domcnech,  Puig  und  Cadafalch. 
Als  Medailleur  hat  A.  sich  mit  seiner  prächti- 
gen Medaille  für  die  Fcria-Concurso  Agri- 
cola  ausgezeichnet.  Auch  auf  dem  Gebiete 
der  dekorativen  Klcinplastik,  der  Juwelier-  u. 
Goldschmiedekunst,  sowie  als  Maler  hat  A. 
seine  vielseitige  Begabung  bekundet. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  cspanolcs  del  siglo  XIX  (Madrid  1883, 
1884).  — A.  O p i s s o,  Arte  y Artistas  Catalanes 
(Barcelona  1900)  p.  1.  * 

Arnaud,  Kanonikus  und  Werkmeister  von 
St  Sernin  zu  Toulouse,  t 1251.  Er  scheint 
am  Glockenturme,  am  Oberbau  des  Haupt- 
schiffs und  an  der  Fassade  der  genannten 
Kirche  gearbeitet  zu  haben. 

Revue  g£n.  de  l’Archit.,  vol.  VI.  — Bau* 
c h a 1,  Dict.  des  Arcbit.  C.  Enlart. 

Arnaud,  Bildhauer,  wohnte  in  Perpignan.  10. 
4.  1414  schließt  er  einen  Vertrag  zur  Errich- 
tung einer  für  die  Kirche  von  Bayes  bestimm- 
ten Altartafel. 

L a m i,  Dict  d.  sculpt.  1898.  R. 

Arnaud,  Anne  Francois,  Maler  in 
Troyes,  geb.  daselbst  am  17.  10.  1787,  + im 

Oktober  1846,  Schüler  von  Gros  u.  David, 
malte  Grisaillen  im  Palais  de  Justice  und  die 
Fresken  im  Hospital  S.  Nicolas  in  Troyes. 
In  das  dortige  Museum,  dessen  Konservator 
er  war,  kamen  von  ihm:  Ansicht  des  alten 
Tores  S.  Jacques  und  Ansicht  des  Pariser 
Tores  von  Troyes.  Er  gab  auch  2 Werke: 
Les  Antiquites  de  Troyes  etc.  und  Voyage 
archeol.  et  pittoresque  dans  le  depart.  de 
I’Aube  heraus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  ** 

Arnaud  de  Caseneuvc,  französ.  Maler, 
soll  um  1480  in  Lcctoure  mit  Auszeichnung 
tätig  gewesen  sein. 

S i r c t,  Dict.  des  peintres.  — Lafforgur, 
Les  arts  et  artistes  cn  Gascognc.  ** 

Arnaud,  Charles  Auguste,  französ. 
Bildhauer,  geb.  22.  8.  1825  in  La  Rochclle 
f 6.  9.  1883,  Schüler  der  Ecole  des  Beaux-arts 
zu  Angers  und  von  Franqois  Rüde,  stellte 
1846 — 1864  regelmäßig  aus.  Seine  Haupt- 
werke sind:  das  Monument  des  Geologen 
Fleuriau  de  Bellevue  im  botanischen  Garten 
von  La  Rochclle;  die  Bronzebüste  Hein- 
richs IV.  und  die  Marmorbüste  Alexandre 
Freslons  (Minister  des  öffentl.  Unterrichts 
1848),  beide  im  Mus.  zu  Angers  befindlich; 
zwei  Steinstatuen,  die  einen  Jäger  zu  Fuß 
und  einen  Kanonier  darstellen,  auf  dem  pont 
de  l’Alma  in  Paris;  die  Büste  des  Architekten 
Fontaine  im  Institut  de  France;  die  Büste 
Charles  Claracs  im  Louvre  u.  eine  Statue  des 


123 


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Arnaud  — Amaudin 


Heiligen  Jacques-le-Mineur  auf  dem  Turm 
Saint-Jacques. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.  — Nouv. 
arch.  d.  l’art  frang.  1885,  174 ; 1897,  105.  Lami. 

Arnaud,  Daudc,  Bruder  des  Durand  A., 
französ.  Werkmeister  und  Bildhauer,  geb.  1262, 
„consul  peyrier“  von  Montpellier  1293  und 
1323,  f uni  1329.  Im  Stadtarchiv  zu  Mont- 
pellier befindet  sich  ein  Kostenanschlag  dieses 
Meisters  für  zwei  in  ein  Privathaus  einzu- 
bauende Säle  mit  Spitzbogengewölben  und 
Maßwerkfenstern. 

Renouvier  et  Ricard,  Maitres  de  pierre 
de  Montpellier.  — B 6 r a r d,  Dict.  des  Artistes. 

C.  Enlart. 

Arnaud,  Durand,  Bruder  des  Daude  A., 
„consul  peyrier“  zu  Montpellier  1305  u.  1322, 
im  letzteren  Jahre  gestorben. 

Renouvier  et  Ricard,  Maitres  de  pierre 
de  Montpellier.  — B £ r a r d,  Dict.  des  Artistes. 
— Bauchal,  Dict.  des  Archit  C.  Enlart. 

Arnaud,  Giovanni,  Historienmaler  von 
Cuneo,  f zu  Volpiano  im  Piemontcsischen 
den  6.  März  1869,  einige  40  Jahre  alt,  malte 
u.  a.  einige  Szenen  aus  Goethes  Faust  und 
lithographierte  auch. 

L’Arte  in  Italia  1 52.  R ■ 

Arnaud,  G u i 1 1 a u m e,  Maler  in  Mont- 
pellier, seit  1293  Stadtmaler,  soll  um  1325 
gestorben  sein. 

Siret,  Dict.  d.  pcintres.  ** 

Arnaud,  Jacques  Franqois,  Maler 
(Pcintre  du  Roy)  in  Paris,  begraben  am  3. 
3.  1769,  40  Jahre  alt. 

Herluison,  Actes  d’Etat  civil  p.  9.  •* 

Arnaud,  Jerome,  Fayencicr  in  Nantes 
1756. 

A.  Jacquemart,  Histoire  d.  1.  Ceramique 
(1873)  p.  509.  ** 

Arnaud,  Joseph,  Genremaler  und  Zeich- 
ner, geb.  zu  Allauch  bei  Marseille,  Schüler 
von  Augustin  Aubert,  Direktor  der  Marseillcr 
Akad.,  wurde  später  Professeur-adjoint  an 
derselben.  Er  starb  plötzlich  den  21.  5.  1859. 

Parroccl,  Annales  de  la  pcinture.  Mar- 
seille 1862  p.  463.  *• 

Arnaud,  L u i g i,  französ.  Kupferstecher, 
Professor  am  technischen  Institut  der  schönen 
Kste.  in  Neapel,  f 1877. 

L’Art  VIII  96.  — Napoli  Nobilissima  III  fase. 
V 74—76.  ** 

Arnaud,  Michele,  Graveur  und  Model- 
leur in  Neapel,  für  den  Bourbonischen  Hof 
tätig.  1799  erhielt  er  die  bedeutende  Summe 
von  1000  Dukaten  für  eine  im  Aufträge  Fer- 
dinands IV.  gefertigte  Schale  aus  Lava  in 
vergoldetes  Metall  gefaßt,  sowie  12  Löffel  aus 
vergoldetem  Silber  mit  Stielen  aus  orientali- 
schem Achat,  die  als  Geschenk  des  Königs 
für  Admiral  Nelson  bestimmt  waren.  Auf 
den  Löffeln  waren  in  feinster  Arbeit  die  sieg- 
reichen Schlachten  Nelsons  dargestellt. 

Napoli  Nobilissima  III  186.  G.  Dcgli  Assi. 

Arnaud  de  Narp,  Kanonengießer  u.  Uhr- 
macher in  Bordeaux,  1398 — 1406  erwähnt. 
Sein  gleichnamiger  Sohn  folgte  ihm  in  seiner 


Tätigkeit,  trat  aber  dann  in  den  Dienst  des 
Königs  von  England. 

Champeaux,  Dict  d.  Fondeurs  p.  34.  •* 

Arnaud,  Pierre,  französ.  Bildhauer,  geb. 
in  La  Valette,  wohnte  in  Toulon,  wo  er  sich 
14.  6.  1648  verheiratete.  Im  selben  Jahre 
erhielt  er  vom  Stadtrat,  gemeinsam  mit  seinen 
Genossen  Gaspard  Pugct  u.  Nicolas  Levray, 
Auftrag  auf  verschiedene  Bau-  und  Bildhauer- 
arbeiten. 1650  verpflichtete  er  sich  mit 
2300  livres  die  Chorgitter  der  Collegiat-Kirche 
von  Six-Fours  (Var)  herzustellen. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Arnaud,  Pierre,  Maler  in  Toulon,  geb. 
29.  6.  1718,  f 19.  6.  1767  daselbst  In  der 
Zivilakte  über  seinen  Tod  wird  er  Marine- 
maler genannt.  Er  muß  aber  gelegentlich 
auch  historische  Stoffe  gemalt  haben,  denn 
2 Jahre  nach  seinem  Tode  wurde  ein  Gemälde 
von  ihm  ausgestellt:  Mago,  Hannibals  Bruder, 
bittet  den  Senat  von  Karthago  um  Hilfe  und 
überreicht  ein  Gefäß  mit  Ringen  der  bei  Can- 
nac  gefallenen  römischen  Ritter. 

Nouv.  arch.  de  Part  frang.  VIII  (1892)  287, 
289.  — Meyer,  Kstlerlex.  F.  L.  Bruel. 

Arnaud  d e 1 a P u e g,  französ.  Werkmeister, 
seit  1350  vereidigter  Sachverständiger  für  das 
städt.  Bauwesen  von  Montpellier,  1358 — 1365 
„consul  peyrier“  daselbst. 

B 6 r a r d,  Dict  des  Artistes.  C.  Enlart. 

Arnaud  de  S o 1 i e r,  Bildhauer  und  Archi- 
tekt in  Montpellier,  wurde  10  mal  zum  Vor- 
sitzenden seiner  Gilde  1362 — 1898  ernannt. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Arnaud,  T o m m a s o,  Bildhauer  in  Neapel, 
geb.  um  1800,  f 1860.  Von  ihm  eine  Statue 
des  hl.  Augustin  in  S.  Francesco  di  Paola  in 
Neapel. 

G.  C c c i,  La  chiesa  di  S.  Francesco  di  Paola, 
in  Napoli  Nobilissima  V 103,  X 139. 

F.  Hermanin. 

Amaud-Durbec,  Jean  Baptiste  Fran- 
ko i s,  Historien-  und  Genrcmaler,  geb.  in 
Marseille  am  30.  7.  1827,  Schüler  der  Pariser 
Academie.  Die  Kirche  von  l’Estaque  bei 
Marseille  enthält  seine  besten  Bilder,  nämlich: 
Befreiung  Petri  durch  den  Engel  (1856);  S. 
Johannes  schreibt  die  Apokalypse;  Berufung 
des  hl.  Matthäus;  Der  hl.  Antonius  (1860) 
und  St.  Lazarus  (1SG1). 

Parroccl,  Annales  de  la  pcinture.  Mar- 
seille 1862  p.  481.  ** 

Arnaudies,  Francisco,  Zeichner  u.  Kup- 
ierst aus  Katalonien.  Nach  ihm  stach  G. 
Brunctti  das  Porträt  der  „Maria  Antonia  Val- 
burga  di  Baviera  Elettrice  vedova  di  Sasso- 
nia“  und  Vignetten  für  das  Werk:  Ant  Exi- 
meno,  Dell’  Origine  e delle  Rcgole  della  Mu- 
sica  etc.  Rom  1774. 

Meyer,  Kstlerlex.  A 

Arnaudin,  Jean,  französ.  Glockengießer, 
goß  1739  die  Glocke  der  Kirche  von  Lignan. 

Pardiac,  Notice  sur  les  cloches  de  Bor- 
deaux. * * 


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Arnaudin  — Arndt 


Arnaudin,  d’,  s.  Darnaudin. 

Arnauld  de  Mozat,  Bildhauer,  tätig  in 
Riom  (Auvergne)  um  1386  bei  der  Aus- 
schmückung des  Schlosses,  das  Jean  de  Berry 
errichten  ließ. 

Lami,  Dict.  des  sculpteurs,  1898,  p.  418.  ** 

Amault,  französ.  Künstler  des  19.  Jahrh., 
der  nach  Angabe  des  Kataloges  (v.  1902.  II 
286)  das  in  der  Nat.  Portrait  Gallery  in  Lon- 
don befindliche  Porträt  A.  Tennysons  in 
Kreide  gezeichnet  hat.  *** 

Amault,  G u i 1 1 a u m e,  französ.  Bildhauer 
in  Tours,  führte  1520,  zur  Zeit  der  Zusam- 
menkunft Franz’  I.  mit  dem  König  von  Eng- 
land, eine  Statue  des  hl.  Michael  aus,  die 
das  Zelt  des  Königs  krönte. 

L a ni  i,  Dict.  des  sculpt.  frans,  au  moyen-äge 
et  ä la  renaiss.  Lami. 

Amault,  Jean  und  Henri,  Sticker  (bro- 
deurs  du  Roy)  in  Paris,  der  erstere  um  1480, 
der  zweite  um  1535. 

M.  Francisque,  Rechcrches  sur  les  ctof- 
fes.  •* 

Amault,  Jean,  s.  auch  Amault,  Pierre. 

Amault,  N.  Von  Dauban  (Gazette  des 
Beaux-Arts  Ie  per.  X 86)  irrtümlich  gelesen 
für  N.  Arnoult;  s.  dort. 

Amault,  Philippe,  Bildhauer  u.  Wappcn- 
malcr  in  Amboisc,  1546  u.  1551  erwähnt. 

Lami,  Dict.  d.  sculpteurs,  1898,  p.  16.  •* 

Amault,  Pierre,  Glasmaler,  arbeitete  in 
der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  an  der  Malerei 
der  großen  Glasfenster  der  Kathedrale  von 
Bourgcs.  Sein  Sohn 

Jean,  geb.  zu  Bourges,  führte  1560  die 
Glasfenster  der  Kapelle  Saint-Martin  aus, 
ebenso  ein  Ölgemälde  für  dieselbe  Kapelle. 

G i r a r d o t,  Artistes  de  la  ville  de  Bourges. 
— Ders.,  Cathedrale  de  Bourges.  H.  Longnon. 

Amault,  Arnaut,  s.  auch  Arnaud. 

Amavon,  J.,  Kanonikus  in  Avignon,  Maler- 
dilettant, im  18.  Jahrh.  Nach  ihm  stach  L. 
J.  Cathelin  das  Brustbild  des  Stechers  J.  J. 
Bal&hou,  oval,  kl.  fol. 

Meyer,  Kstlerlcx.  ** 

Amberg,  Elise,  geb.  Talen,  schwed.  Male- 
rin, geb.  in  Stockholm  11.  11.  1826,  f 6.  9. 
1891,  hat  viele  verdienstvolle  Miniaturporträts 
ausgeführt.  . <7.  Nordensvan. 

Amberger,  Veit,  Bildhauer  zu  Innsbruck. 
Urkundlich  finden  wir  ihn  1548  mit  Bildhaucr- 
arbeiten  bei  dem  selbst  von  Tizian  bewun- 
derten Saalbau  in  der  Burg  zu  Innsbruck  be- 
schäftigt; ferner  in  Gregor  Löfflers  Werk- 
stätte mit  Modellieren  von  Statuen  usw.  Es 
kann  urkundlich  konstatiert  werden,  daß  er 
die  Statuen  Chlodwigs  und  Karls  des  Gr. 
zum  Maximiliansgrabmal  modelliert  hat;  von 
diesen  ist  jedoch  nur  die  erstere  gegossen. 
Unter  den  Ehrenpfennigen,  zu  denen  A.  die 
Form  „geschnitten“,  war  besonders  jener  be- 
rühmt, welchen  die  Tiroler  Stände  1550  dem 
König  Maximilian  von  Böhmen  verehrten. 
Er  wurde  von  Löffler  in  Silber  gegossen.  Ein 


gleicher  Ehrenpfennig  wurde  von  beiden  für 
den  Prinzen  Philipp  von  Spanien  verfertigt. 
Der  erstgenannte  ward  leider  1552  in  der 
Kriegsnot  „vermünzt“.  A.  starb  Ende  1550 
oder  anfangs  1551. 

Meyer,  Kstlerlcx.  — Jahrb.  d.  Kstsl.  d. 
allerh.  Kaiserh.  XI  1.  T.  p.  194,  202,  203.  — 
Forrer,  Dict.  of  Med. 

Arad  (oder  Arnold),  „magister  Arnoldus 
fusor  campanorum“,  war  nach  einer  Urkunde 
1285  Glockengießer  in  Rostock.  Von  ihm 
kann  der  schöne  bronzene  Taufkesscl  in  der 
dortigen  Marienkirche  herrühren,  der  jetzt  in 
der  Mitte  der  Westwand  des  Turmes  unter- 
gebracht ist,  da  er  das  Datum  1290  trägt. 

Lisch,  Jahrb.  des  Ver.  f.  Mccklenb.  Gesch. 
u.  Altertuinsk.  XXIX  216.  — Organ  f.  christl. 
Kunst  XVII  265.  — L o t z,  Kunst-Topographie 
I 525.  — M i t h o f f,  Mittelalterl.  Künstler  Nie- 
ders.  u.  Westf.  21.  — Gut  abgcbildet  und  be- 
schrieben von  S c h 1 i e,  Zeitschr.  f.  christl.  Kst. 
VII  (1894)  130  ff.  und  Kunst-  und  Gcschichts- 
denkm.  Mecklenbga.  I 31  ff.  Maybaum. 

Arad  von  Woried t,  Glockengießer,  goß 
um  1515  mit  Heinrich  von  Kämpen  die  Sonn- 
tagsglockc  zu  Gardelcgcn. 

Mithoff,  Mittelalt.  Kstlcr.  Nieders.  u. 
Westf.  1885  p.  20.  *' 

Arad,  s.  auch  Arndt  und  Arnold. 

Arndt,  Hamburger  Maler  1528/9. 

Karl  Koppmann,  Kämmercirechn.  der 
Stadt  Hamburg  V 358  u.  389.  E.  Benesi. 

Arndt,  Carl  Philipp,  Hofschrciner,  spä- 
ter Hofbauinspektor  in  Fulda,  geb.  zu  Pfaf- 
fendorf bei  Koblenz  1725,  f zu  Fulda  1797, 
baute  in  Fulda  das  Paulitor  und  die  Biblio- 
thek, in  Neuhof  das  Schloß. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze,  1824  p.  165.  •* 

Arndt,  Christian,  Formschneider  in 
Breslau,  heiratet  am  15.  1.  1714.  E.  IJintze. 

Arndt,  Ewald,  s.  Arndt,  Leo. 

Arndt,  Franz  Gustav,  Landschafts-  und 
Genremalcr,  geb.  am  20.  8.  1842  in  Lobscns 
(Posen),  Schüler  der  großh.  Kunstschule  in 
Weimar,  seit  1876  dort  außerord.  Professor 
und  von  1879 — 81  Sekretär.  1884  zog  er 
nach  Berlin,  1887  nach  Blasewitz  bei  Dres- 
den, wo  er  am  13.  3.  1905  starb.  Von  seinen 
frisch  naturalistischen,  zu  seiner  Zeit  fort- 
schrittlichen Gemälden  seien  genannt:  Som- 
mermorgen in  der  Rhön  (1808,  im  Besitz 
der  Großherz,  von  S.-Weimar)  ; Ein  nord- 
deutsches Kirchlein  (1872) ; Kinderscherze 
(1872)  ; Elegie  (1873,  in  London  prämiiert)  ; 
Brunnen  auf  Capri  (1874);  Arbeiterfamilie 
(Motiv  aus  Capri,  1875)  ; Die  4 Jahreszeiten, 
Wandgemälde  im  Speiscsaal  der  Villa  Ed.  F. 
Weber  in  Hamburg,  gemeinschaftlich  mit  dem 
Weimarer  Kollegen  Chr.  Krohn,  der  nament- 
lich das  Figürliche  übernahm  (1877).  Aus 
der  Zeit  seiner  Tätigkeit  in  Blasewitz:  Am 
Waldbache  (Motiv  vom  Edmundsgrunde, 
Sachs.  Schweiz,  1888)  ; Pfirsichblüte  in  Losch- 
witz  (1888).  Er  stellte  meist  in  früheren 
Jahren  in  Weimar,  später  in  München  und 
Wien,  hier  zum  letzten  Male  im  Künstler- 


Arndt  — Amesen 


hause  1894  aus.  — Man  hat  auch  einige  Ra- 
dierungen in  den  Heften  Weimarer  Radierer 
(1881)  von  ihm:  Gebirgsgegend  an  der  Rhön, 
4to. ; Mähendes  Mädchen  vor  einer  Mauer, 
gr.  8vo;  Dalmatinische  Frauen  am  Meere,  4to. 

H.  A.  Müller,  Biogr.  Kstlerlex.  Leipzig 
1882.  — F.  v.  Bötticher,  Malerwcrke  d.  19. 
Jahrh.  I 38.  — Kunstchronik  III  135,  VII  373, 
463,  XII  653  (ausführlich  über  die  Wandge- 
mälde in  Hamburg).  — Kunst  für  Alle  XX  368 
(Todesnotiz).  F.  Becker. 

Arndt,  Franz  Wilhelm,  geb.  1756  als 
Sohn  des  Carl  Philipp  A.,  seit  1779  Hof- 
maurermeister, seit  1797  Hofbauinspektor 
des  Fürstbischofs  von  Fulda,  lebte  dort  noch 
1815.  Erbaute  u.  a.  die  Dorfkirche  in  Kem- 
merzell  bei  Fulda. 

Füssli,  Neue  Zus.  (v.  1824)  zum  Allg. 
Kstlerlex. 

Arndt,  Henning,  Maler  in  Wittenberg, 
wo  er  1599  gestorben  ist. 

F ü s a 1 i,  Neue  Zus.  (v.  1824)  z.  Allg.  Kst- 
lcrlcx.  _ *** 

Arndt,  J.  Diese  Bezeichnung  trägt  ein 
Aquatintablatt  „Landschaft  mit  Vieh“  nach 
J.  F.  v.  Bioemen. 

Meyer,  Kstlerlex. 

Arndt,  Jacob,  Hofschreiner  in  Fulda,  Bru- 
der des  Würzburger  Hofschreiners  Servatius 
Arndt,  f-  1844  in  Fulda. 

Füssli,  Nachträge  1824  p.  165.  •* 

Arndt,  Leo  (W.  Leo),  Graphiker,  insbe- 
sondere Radierer  u.  Illustrator  in  Halensce- 
Bcrlin,  geb.  in  Eilenburg  am  6.  11.  1857,  stu- 
dierte auf  den  Akademien  in  Leipzig,  Berlin, 
Karlsruhe  und  ging  dann  auf  lange  Studien- 
reisen, besonders  in  den  Balkan.  Original- 
radierungen von  ihm  erschienen  in  den  Hef- 
ten des  Berliner  Vereins  für  Originalradic- 
rung;  so  im  Heft  V (1890)  Netzeflickender 
Fischer  (4  Etats),  im  Heft  VII  (1892)  Der 
Zeitungslcser  (4  Etats),  im  Heft  VIII  (1893) 
Beim  Frühstück  (4  Etats).  Andere  Blätter 
von  ihm  in  der:  Bildermappe  des  Sarajevoer 
Malcrklubs,  in  der  auch  sein  Bruder  Ewald 
Arndt  vertreten  ist. 

Mit  Notizen  des  Künstlers.  — Kat.  d.  In- 
tern. KstaussL  Berlin  1896;  der  Dcutschnat. 
Kstausst.  Düsseldorf  1902;  der  Großen  Berliner 
KstaussL  1904  u.  1906.  ** 

Arndt,  Samuel  Wilhelm,  Jurist  und 
Dilettant  als  Maler,  Bildhauer  und  Kupferst., 
geb.  1769  in  Striegau,  in  Breslau  nachweis- 
bar 1798 — 1801.  Verfasser  von:  Theoretisch- 
praktische Anweisung  zum  Selbstunterrichte 
in  der  öl-  und  Pastellmalerei. 

Meyer.  Kstlerlex.  C.  Buchwald. 

Arndt,  Wilhelm,  deutsch.  Kupferstecher 
(u.  Miniaturmaler?),  geb.  in  Berlin,  wo  er 
1789  zum  erstenmal  ausstellte  und  sich  1794 
noch  aufhiclt.  Siedelte  dann  nach  Wörlitz 
über,  um  für  das  neugegründete  Dessauer 
chalkographische  Institut  zu  arbeiten.  1809 
zog  er  nach  Leipzig  und  starb  dort  1813.  A. 
arbeitete  mit  dem  Stichel,  der  Nadel  und  in 
Schwarzkunst.  Seine  Hauptarbeiten  sind  die 


in  punktierter  Manier  für  die  chalkographi- 
sche Gesellschaft  ausgeführten  Blätter:  Amor 
u.  Danae  (beide  nach  v.  Dyck)  u.  die  Thron- 
erhebung des  Kaisers  Alexander  Severus  (nach 
G.  Laircsse).  Außerdem  schuf  er  zahlreiche 
Porträts  und  war  auch  für  Buchhändler  tätig, 
doch  tragen  die  meisten  seiner  Arbeiten 
einen  handwerklichen  Charakter.  Das  aus- 
führlichste Verzeichnis  seiner  Blätter  in 
Meyers  Kstlerlex.,  dem  noch  ein  Porträt  von 
James  Cook  (ausgestellt  in  der  Akad.  in  Ber- 
lin, Kat.  v.  1889  No.  214)  hinzuzufügen  ist. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Meyer,  Kstlerlex. 

Arndt,  s.  auch  Arnd  und  Arnold. 

Araedo,  Jose  Manuel  de,  Bildhauer  aus 
Logrono,  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
in  Madrid.  In  der  Akad.  von  S.  Fernando 
eine  Arbeit  von  ihm,  die  Alexander  den  Gr. 
und  seinen  Arzt  darstellt. 

G o m e z,  Escult.  en  Esp.  S.  488.  M.  v.  B. 

Ameios,  s.  Harmotios. 

Amemann,  Hans,  Glockengießer,  von  dem 
mehrere  in  den  Jahren  1487 — 1507  gegossene 
Glocken  in  Einbeck,  Markoldendorf,  Har- 
degsen und  Kohnsen  (Prov.  Hannover)  an- 
geführt werden. 

M i t h o f f , Mittclalt.  Kstler.  u.  Werkm.  Nic- 
ders.  u.  Westf. 

Arnemius,  A r n o 1 d u s,  Kupferst,  tätig 
um  1556.  Von  ihm  ist  nur  ein  Stich  nach 
Michelangelos  Ezechiel,  der  mit:  1556.  Ar- 
nolds Arnemius  faciebat  und  einem  Mono- 
gramm bezeichnet  ist,  bekannt 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Arnenti,  F.  M.  Nach  ihm  stach  Pietro 
Ruga  (Anfang  des  19.  Jahrh.)  die  „Veduta 
dclla  facciata  del  Duomo  di  Milano“,  Roy. 
qu.  Fol. 

Meyer,  Kstlerlex. 

Arnesen,  B o r g h i 1 d.  norweg.  Künstlerin, 
geb.  in  Sarpsborg  30.  4.  1872.  Zuerst  lernte 
sie  einige  Jahre  auf  der  kgl.  norweg.  Kunst- 
und  Handwcrksschulc  in  Christiania,  dann 
bei  den  Malerinnen  Asta  Nörregaard  und 
Harriet  Bäcker.  Reiste  1895  nach  Paris  und 
arbeitete  in  verschiedenen  Akad.  Nach  einem 
Winteraufenthalt  in  Italien  wurde  sie  (seit 
1898)  als  Schülerin  von  Armand  Point  in 
Marlatte  bei  Fontainebleau  in  hohem  Grade 
beeinflußt.  Sie  arbeitete  für  ihn  (Gravierung 
und  Emaillearbeit)  und  studierte  eifrig  die 
Natur  in  stark  dekorativem  Sinne  sowie  die 
früheren  Rcnaissancemeistcr.  Spezialität:  ge- 
triebene Metallarbeit  mit  Figurenmalerci.  Sie 
stellte  in  Christiania  auf  den  Staat).  Ausstel- 
lungen und  separat  in  den  1890er  Jahren  und 
auch  oft  später  aus;  ebenfalls  mehrmals  im 
Pariser  Salon.  (Mention  honorable  auf  der 
Exposition  universelle  1900  für  ein  Porträt.) 
Frühjahr  1904  Privatausstcllung  in  Paris. 
Separatausstellung  in  Stockholm  im  Herbst 
1904,  in  Hamburg  im  Herbst  1905,  in  Berlin 
(Wertheim)  im  Sommer  1906.  — In  E.  Thiels 


126 


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Arnesen  — Arnim 


Privatgalerie  in  Stockholm  befindet  sich  eine 
Reihe  von  ihren  Metallarbeiten. 

Stuart  Merriell  in  „La  Plume“  (1904). 

— Victor  und  Paul  Margucrite  in 

„I-a  vic  heurcusc“  (1904).  — Chronique  des  arts 
1904  (171).  — Private  Mitteilungen  der  Künst- 
lerin. C.  W,  Schnitler. 

Arnesen,  David,  norweg.  Porträtmaler 
und  Zeichner,  geb.  1818  in  Christiania,  aus- 
gebildet an  der  kgl.  Zcichenschule  in  Chri- 
stiania (vom  Ende  der  30er Jahre  des  19.Jahrh. 
an)  bei  dem  damals  angesehenen  Porträt- 
maler Jacob  Munch  und  dem  Landschafts- 
maler Flintoe.  Wurde  1840  Lehrer  an  der- 
selben Schule  und  gründete  daneben  eine 
private  Zcichenschule,  die  er  bis  um  1878 
leitete.  Um  diese  Zeit  siedelte  er  nach  Töns- 
berg  über,  wo  er  bis  ca.  1883  blieb.  Den 
Rest  seines  Lebens  verbrachte  er  in  der  Nähe 
von  Christiania,  wo  er  im  Dezember  1895 
starb.  Studierte  in  den  1840er  Jahren  in  Ko- 
penhagen und  Paris,  wo  er  auch  1856  und 
1878  war.  Kürzerer  Aufenthalt  in  London,  Bel- 
gien, Deutschland  (Kiel).  War  seinerzeit  sehr 
gesucht  als  Porträtmaler  und  Porträtzeichner. 
Seine  Bilder  z.  T.  in  der  Eidsvold-Galerie. 
Er  ist  jedoch  weniger  bemerkenswert  als 
selbständiger  Künstler,  wie  wegen  des  Ein- 
flusses, den  er  als  Lehrer  auf  den  Zeichen- 
unterricht in  der  Hauptstadt  Norwegens  und 
auf  diese  Weise  auf  mehrere  jüngere  norweg. 
Maler  ausübte.  Mitglied  der  Direktion  der 
nord.  Nationalgalerie  1858 — 1869  sowie  der 
kgl.  Zeichen-  und  Kunstschule. 

Meyer,  Kstlerlex.  — „Folkebladet"  1896 
No.  17.  — Hilditsch,  Christiania-Porträter 
S.  32  Christ.  1895.  — Dietrichson,  Det 
norske  Nationalgalleri,  Christ.  1887  S.  38  u.  55. 

C.  W.  Schnitler. 

Arnesen,  Vilhelm  Karl  Ferdinand, 
dän.  Secmaler,  geb.  in  Flensburg  (Schleswig) 
26.  11.  1865,  Schüler  der  Kunstakad.  in  Ko- 
penhagen 1882 — 88.  1891 — 92  reiste  er  in 

Frankreich,  England  und  Holland,  1900  nach 
Ostasien.  Von  seinen  Bildern  werden  er- 
wähnt: „Der  Hafen  in  Kopenhagen“  (1887, 
Mus.  Aalborg),  „Offene  See“  (1897,  kgl. 
Gemäldegalerie  Kopenhagen),  „Wladiwostock 
im  Winter“  (1901),  „Seeschlacht  am  Öland 
1.  Juni  1676"  (1905,  Schloß  Frederiksborg), 
„Die  Abreise  des  Königs  Haakon  von  Kopen- 
hagen 23.  11.  1905“  (kgl.  Schloß,  Christia- 
nia). 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I 1896. 

— Ausstellun gs- Kataloge  (Charlottenborg)  1887 

bis  1907.  A.  R. 

Arahardt-Deininger,  Gabriele,  Malerin, 
geb.  31.  7.  1855  zu  München.  Ausgebildet  in 
der  kgl.  Kunstschule  München,  Atelicrunter- 
richt  bei  Hofmaler  Julius  Lange  und  Franz 
Strcitt  in  München.  Seit  1885  in  Innsbruck 
verheiratet  mit  Prof.  Johann  Deininger,  p. 
Direktor  der  k.  k.  Staatsgewerbcschule. 
Landschaften  aus  dem  Isargebiet  und  Tirol 


(besonders  ötztal).  Ländliche  Bauten,  In- 
terieurs. — öl  und  Aquarell. 

Person!.  Mitteil.  H.  S. 

Arnheim,  Hans,  Bildhauer,  geb.  in  Berlin 
am  8.  1.  1881.  Wohnt  in  Berlin.  Schüler 
von  Ernst  Herter  und  Peter  Breuer,  Studium 
auf  der  Kgl.  Hochschule  f.  d.  bild.  Künste  in 
Charlottenburg.  Hauptwerke:  „Steinträger“ 

(Privatbes.),  „Norwegischer  Eisläufer“  (Kai- 
ser Friedr.-Mus.  Posen),  „Fechter“,  „Die 
Nacht“,  „Reliefporträt  meines  Vaters“. 

J.  Svs. 

Arnheiter,  Dekorationsmaler,  Straßburg,  18. 
Jahrh. 

Dr.  Heinrich  Schreiber,  Das  Münster 
zu  Straßburg  — Anhang  — 1829,  p.  75.  Seyboth. 

Amhold  (Arnold),  Joh.  Samuel,  Meiß- 
ner Porzellan-,  Blumen-  u.  Landschaftsmaler, 
aus  Löthain  i.  S.  Die  Geburtsangabe  (22. 
12.  1766  zu  Heynitz)  in  Meyers  Kstlerlex. 
findet  sich  in  den  Kirchenbüchern  nicht  be- 
stätigt. — Er  trat  1785  in  die  Kunstschule 
der  Meißner  Porzellanmanufaktur  ein  und 
verdankte  vorwiegend  dem  Unterricht  Chri- 
stian Lindners  d.  Ä.  (nicht  auch  Grahe)  seine 
Meisterschaft  in  der  Blumenmalerei.  1806 
wurde  er  zum  Zeichenmeister  mit  dem  Titel 
eines  kgl.  Hofmalers  ernannt  und  starb  am 
1.  1.  1828.  — Der  größte  Teil  des  Nachlasses 
an  Bildern  und  Studienblättern  befindet  sich 
im  Besitz  der  Meißner  Manufaktur.  Auf  den 
Dresdener  Ausstellungen  von  1794 — 1818  fin- 
det man  ihn  mit  Blumenstücken,  Originalen 
wie  Kopien  nach  Tamm  u.  Ruysch,  genannt ; 
1800  und  1820  auch  mit  Landschaften  und 
Jagdstücken.  Außerdem  erschien  1808  von 
ihm  in  2.  Aufl.  eine  Anleitung  mit  Vorlage- 
blättem  für  Blumen-  und  Früchtemalerei.  Er 
galt  seinerzeit  als  ein  bedeutender  Vertreter 
der  Blumenmalerei  (vgl.  u.  a.  L.  Richter, 
Lebenserinnerungen  S.  298),  dagegen  scheint 
er  als  Landschaftsmaler  weniger  glücklich  ge- 
wesen zu  sein. 

W.  Loose,  Lebenslaufe  Meißner  Künstler. 

Hs.  Loose. 

Arniet,  Jean,  Ornamentbildhauer,  war  zu 
Dijon  um  1399  an  der  Ausschmückung  des 
Grabes  Philipps  des  Kühnen  unter  der  Lei- 
tung von  Claux  Sluter  beschäftigt. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R . 

Arnim,  Bettina  v.,  geb.  Brentano,  die 
bekannte  Dichterin  und  Schriftstellerin,  geb. 
in  Frankfurt  a.  M.  7.  4.  1785,  f in  Berlin  20. 
1.  1859.  Radierte  „Liebende  Charitinnen"  und 
„Nackte  junge  Mädchen  küssen  Amoretten 
unter  einem  Baum".  Ihre  Schwärmerei  für 
Goethe  führte  auch  zu  dem  Plan,  demselben 
ein  Denkmal  in  großen  Maßen  zu  errichten, 
dessen  Gipsmodell  das  Stadt,  histor.  Mus.  in 
Frankfurt  a.  M.  bewahrt.  Dasselbe  zeigt  uns 
Goethe  als  thronenden  Olympier  und  bekun- 
det eine  große  Begabung  Bettinas  v.  A.  für 
die  Plastik. 

Meyer,  Kstlerlex.  Schrey. 


127 


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Arnim  — Arnold 


Arnim,  Ferdinand  Heinrich  Lud- 
wig von,  seit  1864  Hofbaurat  und  Profes- 
sor an  der  Berliner  Bauakademie,  geb.  16.  9. 
1814  zu  Treptow  a.  d.  Rega,  f 25.  3.  1866  zu 
Berlin.  Schüler  der  kgl.  Bauschule  zu  Berlin, 
1844  zum  Bauinspektor  ernannt.  Als  Hof- 
architekt des  Prinzen  Friedrich  Karl  schuf 
er  für  diesen  in  Klein-Glienike  bei  Potsdam 
das  Palais  in  Rokoko-  und  das  Jagdschloß  in 
Spätrenaissanceformen.  Außerdem  erbaute  er 
zahlreiche  Landhäuser  in  Glienike  und  war 
bei  mehreren  kgl.  Bauten  in  Potsdam  be- 
teiligt. so  namentlich  bei  dem  Bau  der  Villa 
auf  dem  Pfingstberg,  wo  ihm  neben  Stüler 
der  Ruhm  der  Autorschaft  gebührt.  Ferner 
vollendete  er  die  von  Schinkel  und  Persius 
begonnene  Friedenskirche  zu  Potsdam.  Ne- 
ben dieser  reichen  Bautätigkeit  pflegte  er  die 
Aquarellmalerei,  in  der  er  Vorzügliches  lei- 
stete. Auf  der  Berliner  Aquarellen-Ausstel- 
lung  im  Akademiegebäude  1868  war  er  gut 
vertreten;  eine  reiche  Anzahl  seiner  Aqua- 
relle ist  im  Besitz  des  kgl.  Hofbauamtes. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (hier  auch  seine  Stiche). 
— Kunstchronik  III  128,  134.  H.  V. 

Araim-Bärwalde,  Achim  F r h.  v.,  Histo- 
rienmaler in  München,  war  u.  a.  auf  den  akad. 
Kunstausstellungen  Berlin  1876,  1877  u.  1881 
und  auf  der  internationalen  Kunstausstellung 
München  1883  vertreten.  Er  malte  nament- 
lich Szenen  aus  der  engl.  Geschichte.  (Letzte 
Augenblicke  König  Heinrichs  IV.  von  Eng- 
land, Düsseldorfer  allgem.  deutsche  Kunst- 
ausstellung 1880.) 

Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh.  H.  V. 

Arnold,  Steinmetzen  in  Köln.  1)  Arnolt 
„incisor  Colonicnsis“  1056  genannt  (Springer, 
De  Artificibus  26) ; 2)  Arnold,  Steinmetz  u. 
Polier,  erscheint  1319  und  1321  in  Schreins- 
urkunden (Mcrlo,  Kölnische  Künstler.  1895). 

Arnold  IL,  Abt  von  St.  Blasien  im  Elsaß 
1247 — 1276,  hat  das  Kloster  Schuttem  in  Ge- 
meinschaft mit  dem  Guardian  Godfrid  neu 
aufgebaut.  Die  Namen  beider  Erbauer  sind 
durch  eine  Inschrift  überliefert  worden,  die 
noch  im  16.  Jahrh.  existierte. 

G 6 r a r d,  Artistes  de  l’Alsace  I 186,  254. 

C.  Enlart. 

Arnold,  zweiter  Dombaumcister  zu  Köln. 
Er  wird  seit  1280  als  „magister  Amoldus  ma- 
gister  operis  Ecclesiae  maioris“  bis  gegen 
Schluß  des  Jahrh.  genannt.  Für  den  Fortschritt 
des  hohen  Domchores  unter  seiner  Leitung 
zeugen  Stiftungen  für  Altäre,  z.  B.  22.  8. 
1297.  Aus  dem  Nccrologium  der  Abtei  St. 
Pantaleon  wird  sein  Todestag  25.  7.  ohne 
Jahresangabe  (1303?)  bekannt.  Dohme  (Ge- 
schichte der  deutsch.  Baukunst,  Berlin  1885 
S.  217)  glaubt  von  der  strengeren  Stilgebung 
des  ersten  Baumeisters  den  Reichtum  der 
Gliederung,  die  Flüssigkeit  der  Formgebung 
des  Nachfolgers  am  Bau  deutlich  zu  unter- 
scheiden. 


Mcrlo:  Bonner  Jafarb.  LXXIV  1882,  93—99. 
— Schnaase:  Gescb.  d.  bild.  K.  im  M.  A. 
2.  Aufl.  1872,  415.  — E n n c n : Der  Dom  zu 
Köln  1880,  86.  — Mcrlo:  Köln.  Kstler.  2.  Aufl. 
1895,  45.  — Ausführl.  Litcraturangaben  über  d. 
Gesch.  d.  Köln.  Domes  bei  Otte-Wernicke: 
Handbuch  d.  kirchl.  Kst.-Archäologie  II  2.  Aufl. 
1885,  290  Anm.  und  Kraus:  Gesch.  der  ehr. 
K.  II  1897,  196.  Hier  fehlt  noch  G.  D e h i o u. 
G.  v.  B c z o 1 d : Die  kirchl.  Baukunst  d.  Abend- 
landes II  2.  Stuttgart  1901,  274  fg. 

F irmcnich-Richartz. 

Arnold.  Eine  Malcrfamilie  Arnold  wird  1352 
bis  1403  in  Breslau  urkundlich  erwähnt. 
Werke  nicht  nachweisbar. 

Kstdenkm.  Schlesiens  V 518.  C.  Buchwald. 

Arnold,  Maler,  Hamburg  1463  t- 

Hamb.  Zs.,  N.  F.  II  247,  Anm.  1.  — Mit- 
hoff, Mittelalt.  Kstler.  u.  Werkmstr.  Nieders. 
und  Westf.  2.  Ausg.  E.  Benezi. 

Arnold,  Arnoul,  Arnould,  Arnoult  oder  Ar- 
nout.  Dieser  Name  wurde  von  verschiedenen 
belgischen  Bildhauern,  Architekten  und  Ma- 
lern des  15.  bis  17.  Jahrh.  geführt,  die  inter- 
essante Arbeiten,  besonders  in  Brüssel,  Na- 
ir.ur,  Leau,  Löwen,  Antwerpen,  Maastricht 
und  Lüttich  hinterlassen  haben.  Siehe  die 
Artikel  Aert,  Jehan  (Arnold  de  Maestricht), 
Arnold,  Bildli.  um  1650,  Arnold,  Robert,  Ar- 
noul de  Diest,  Arnould,  Jean,  Arnould,  Thicrry 
unter  Berücksichtigung  folgender  Literatur : 

Pinchart,  Archives,  t.  I.  — Archives  de 
l'£tat  ä Namur.  — Annalcs  de  la  Soc.  archöo- 
logique  de  Namur,  t.  XVI  151.  — Bulletin  de 
l’institut  archeologique  liegeois  VII  207,  292  und 
VIII  232,  237.  — Marchal,  La  sculpturc  beige, 
p.  211,  213,  216,  414.  — Meyer,  Kstlerlcx.; 
t.  I.  — Van  den  Steen  de  Jehay,  Essai 
historique  sur  l’ancienne  cathedrale  de  St.-Lam- 
bert,  ä Liöge,  1846;  p.  58,  69,  126,  179. 

Arnold  (Amt),  Meister,  Bildschnitzer  aus 
Kalkar,  fertigte  1483 — 1493  den  Mittelschrein 
des  Marienaltares  in  der  Nicolai- Pfarrkirche 
daselbst.  Der  geschnitzte  Schrein  (8,60  in 
h.,  2,20  m br.)  stellt  in  9,  zu  je  3 übereinan- 
der angeordneten  Hochreliefbildern  das  Le- 
ben der  Maria  von  der  Verwerfung  des  Opfers 
Joachims  im  Tempel  bis  zum  Tode  Mariae 
dar.  Das  erhöhte  Mittelstück  enthält  als 
zehntes  Bild  die  Himmelfahrt  Mariae.  Uber 
die  Arbeit  des  Meisters,  der  unter  den  Kal- 
karer  Schnitzern  die  erste  Stelle  einnimmt, 
sagt  P.  Clcmen  in  den  Kunstdenkmälern  der 
Rheinprovinz:  ,.Am  künstlerisch  bedeutend- 

sten die  Geburt  Christi,  Maria  hier  voll  von 
Lieblichkeit  in  Zügen  und  Haltung,  vor  ihr 
kniend  drei  reizende  Engelsfigürchen.  Die 
Hütte  im  Hintergründe  bildet  einen  maleri- 
schen Abschluß.  Von  großer  Feinheit  und 
kühner  Freiheit  der  Ausführung  zeugt  die 
Himmelfahrt : Von  sechs  Engeln  wird  die 
Madonna  emporgehoben,  umschwebt  von  zehn 
musizierenden  Engeln.  Der  Figurenkanon 
zeigt  lange  und  schlanke  Gestalten  in  ruhiger, 
zuweilen  fast  etwas  steifer  Haltung,  die 
stehenden  Figuren  haben  beinahe  neun  Kopf- 
längen, dünne  Hälse  über  schmalen  Schul- 


128 


Arnold 


tcm,  die  Frauen  mit  ungewöhnlich  hoch 
sitzenden  Brüsten  u.  langgestrecktem  Unter- 
körper. In  der  Gewandung  senkrechte  Pa- 
rallclf alten  vorherrschend.  Die  Kompositio- 
nen ohne  dramatischen  Zug,  nur  von  stiller 
Anmut.  Ganz  abweichend  ist  die  unruhige 
aber  bedeutende  Gruppe  der  Verkündigung.“ 
Die  Gemälde  der  Flügel  gehören  einer  späte- 
ren Zeit  (Anf.  des  10.  Jahrh.)  an  und  sind 
— namentlich  die  Innenseiten  — ziemlich  ge- 
ringwertig. Auch  die  geschnitzte  Predella 
stammt  nicht  von  A.,  sondern  von  Everhard 
von  Monster. 

A.  W o 1 f f,  Die  St.  Nicolaipfarrkirche  zu  Cal- 
car.  etc.  Calcar  1880  p.  23.  — Clemcn,  Kunst- 
denkmäler der  Rheinprovinz,  I.  Kreis  Kleve  p. 
60/61  (Abb.  Taf.  III).  — Bode,  Gesch.  d.  deut- 
schen Plastik  p.  218/219.  H.  V. 

Arnold,  Meister,  als  Steinmetz  und  Maurer- 
meister bei  der  Wiederherstellung  des  Schlos- 
ses Hambach  (1557 — 1563)  beschäftigt,  wo 
er  gemeinsam  mit  seinem  Schwager  Lenss  aus 
Düren  die  Galerien  und  Balustraden  fertigte. 

Cie  men,  Kstdenkmäler  d.  Rheinprov.,  VIII. 
Kreis  Jülich  I 83.  H.  V. 

Arnold,  vlämischcr  Bildhauer,  um  1650 
tätig.  Er  hatte  für  die  Kathedrale  St.  Lam- 
bert verschiedene  Arbeiten  in  Marmor  aus- 
geführt und  ist  in  der  Kirche  St.  Nicolas  zu 
Lüttich  noch  durch  eine  gute  Christusstatue 
vertreten.  Auch  eine  Statue  des  hl.  Sebastian, 
in  der  Kirche  St.  Antoine  befindlich,  kann 
ihm  zugeschrieben  werden. 

Litt,  siehe  unter  Arnold  (allgem.  Artikel  p. 
12S).  E.  de  Taeye. 

Arnold,  Glockengießerfamilic  des  17.  und 
18.  Jahrh.  in  Dinkelsbühl.  Deren  Vertreter: 
Johann  (um  1663),  Alexander  (um  1732), 
Claudius  (um  1748),  Joseph  (um  1765)  und 
Nicolaus  (um  1763),  lieferten  Glocken  na- 
mentlich für  Kirchen  des  Württembergcr 
Jagstkrcises. 

Kst.-  u.  Altertumsdcnkmalc  i.  Königr.  Würt- 
temberg, Jagstkr.  73,  164,  166,  177,  183,  184,  188. 

H.  V. 

Arnold,  deutscher  Kupferstecher.  18.  Jahrh. 
Nur  bekannt  durch  ein  Blatt  mit  dem  Kopf 
eines  alten  bärtigen  Mannes,  das  Arnold 
fee.  aquaforti  bezeichnet  ist.  Gwinncr  (Zus. 
zu  Kunst  u.  Kstler.  in  Frankfurt  a.  M.)  hält 
ihn  für  einen  Dilettanten  aus  Nothnagels 
Schule,  der  vielleicht  mit  Arold  identisch  ist. 

B r u 1 1 i o t,  Kat.  Aretin.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  — y. 

Arnold,  s.  auch  Arud  und  Arndt. 

Arnold,  Adalbert,  böhm.  Glockengießer, 
von  ihm  eine  große  mit  Reliefs  und  Inschrif- 
ten reich  verzierte  Glocke  aus  dem  Jahre 
1580 . in  der  Agidiuskirchc  in  Mühlhausen 
i.  B. ; eine  andere  von  1586  in  Mläzov  (Bez. 
Klattau). 

Topogr.  der  hist.  u.  Kunstdenkm.  im  Kgr. 
Böhmen  V 134,  VII  158.  •** 

Arnold,  Alois,  Tiroler  Maler,  Sohn  des  Jo- 
sef Arnold  scn.  Nach  den  „Tiroler  Stimmen“ 


1879  No.  53  war  er  Landschafter  und  Kopist 
und  w'cilte  9%  Jahre  in  Rom.  Nach  Voll- 
endung eines  Bildes  „Panorama  von  Rom 
vom  Pal.  Venezia  aus“  entsagte  er  der  Kunst 
und  lebte  als  Eremit  in  der  Campagna.  Er 
starb  1863  im  Spital  S.  Spirito  in  Rom. 

H.  Hammer. 

Arnold,  Mrs.  Annie  Merrylees,  Por- 
trätminiaturmalerin in  London,  stellte  seit 
1901  regelmäßig  in  der  Royal  Academy  Por- 
trätminiaturen von  Damen  und  Kindeni  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 66.  ** 

Arnold  v.  B i n c h e,  s.  Arnulphc  de  B. 

Arnold,  Carl  Heinrich,  Maler,  Tapeten- 
zcichner  und  Lithograph,  geb.  17.  9.  1793  zu 
Cassel,  f 1.  4.  1874  daselbst  (nach  Hoff- 
meister), Schüler  Davids  in  Paris,  malte 
Landschaften,  Genre-  und  Tierstückc.  Von 
ihm  in  Stein  geschnitten  ein  Brustbild  des 
Kurfürsten  Wilhelm  II.  von  Hessen  und 
mehrere  Landschaften.  Auf  den  Berliner 
Akademieausstellungen  1834  und  1838  war 
er  mit  einigen  Arbeiten  vertreten. 

Hoffmeister,  Kstler.  und  Ksthandw.  in 
Hessen,  Hannover  1885.  — Meyer,  Kstlerlcx. 

H.  V. 

Arnold,  Carl  Johann,  Tier-,  Genre-  und 
Porträtmaler  und  Radierer,  tätig  in  Berlin, 
später  in  Weimar,  geb.  30.  8.  1829  zu  Kassel 
als  Sohn  des  Malers  Carl"  Heinrich  A.,  Schü- 
ler der  Akad.  zu  Kassel  und  Antwerpen, 
dann  Ad.  Menzels  in  Berlin.  Sein  Hauptstoff- 
gebiet ist  die  Tierwelt,  deren  Leiden  und 
Freuden  er  in  Malerei,  Radierung  und  Holz- 
schnitt behandelt.  Nebenher  pflegt  er  das 
bürgerliche  Genre  u.  das  Porträt : Bildnis  Kai- 
ser Wilhelms  im  Krönungsmantel,  Aula  der 
Straßburger  Universität,  ein  anderes  Bildnis 
Kaiser  Wilhelms  im  Berliner  Rathaus,  ein 
ausgezeichnetes  Brustbild  von  Louis  Spohr 
von  ihm  lithographiert.  Seine  Tier-  und 
Genrebilder  haben  einen  liebenswürdig  anek- 
dotenhaften Charakter,  der  A.  in  weiten  Krei- 
sen populär  gemacht  hat,  und  finden  sich  viel- 
fach in  illustrierten  Zeitschriften  wie  Garten- 
laube, Über  Land  und  Meer  reproduziert 
Sein  Hauptwerk,  eine  1858  in  Berlin  ausge- 
stellte lebensgroße  Eberjagd  befindet  sich  im 
Besitz  des  Grafen  Schaffgotsch.  Für  die  Kir- 
che in  Laudan  (Rußland)  malte  er  ein  Altar- 
bild. Die  Berliner  Nationalgalerie  erwarb 
1886  zwanzig  Tier-  und  andere  Studien  von 
ihm.  Eine  ziemlich  vollständige  Sammlung 
seiner  zahlreichen  graphischen  Arbeiten  be- 
findet sich  in  der  Bremer  Kunstballe  (Samm- 
lung H.  H.  Meier). 

L.  Pietsch  in  Meyers  Kstlerlcx.  — J a c. 
Hoffmeister,  Kstler.  u.  Ksthandwcrk.  in 
Hessen.  — Rosenberg,  Berliner  Malerschule. 
— Bötticher,  Malerwcrkc  d.  19.  Jahrh. 

II.  V. 

Arnold,  Christian  Friedrich,  Bau- 
meister, geb.  12.  2.  1823  zu  Drcbach  im  Erz- 


Künstlerlexikon.  Bd.  II.  X2Q  9 


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Arnold 


geb.,  f 13.  6.  1890  zu  Dresden,  besuchte  die 
Dresdener  Akademie  unter  G.  Semper,  wo 
er  1849  den  großen  Staatspreis  und  damit 
ein  Stipendium  errang,  das  ihm  1850 — 1852 
eine  Studienreise  durch  Süddeutschland  nach 
Italien,  Frankreich  und  Belgien  ermöglichte. 
Nach  seiner  Rückkehr  erhielt  er  eine  Pro- 
fessur an  derselben  Anstalt,  die  er  bis  1885 
innc  hatte,  und  entwickelte  eine  äußerst 
fruchtbare  praktische  Tätigkeit.  Außer  als 
Erbauer  zahlreicher  Dorfkirchen  in  Sachsen 
(Staucha,  Wantewitz,  Eppendorf,  Voigtsdorf, 
Falkcnstcin  i.  V.,  Potschappel  u.  a.)  ist  A. 
hauptsächlich  bekannt  durch  seinen  1864  bis 
1868  geleiteten  Umbau  der  Sophienkirchc 
(Franziskancrk.)  zu  Dresden,  wo  die  beiden 
Türme  der  Westfront  und  die  seitenschiff- 
artigen  Gänge  an  den  Langseiten  von  ihm 
hinzugefügt  sind,  und  durch  seine  Restaurie- 
rung des  Domes  zu  Meißen.  Von  seinen 
Profanbauten  verdienen  genannt  zu  werden: 
die  in  neugotischem  Stile  1864 — 65  erbaute 
Kreuzschule  zu  Dresden,  Schloß  Eckberg  a. 
d.  Elbe  und  die  dreitürmige  Villa  Souchay 
auf  dem  Albrechtsberg  bei  Loschwitz.  Als 
Frucht  seiner  italien.  Studien  veröffentlichte 
er  2 Werke  über  den  herzoglichen  Palast  von 
Urbino  (Leipzig  1856/57)  und  das  Bapti- 
sterium zu  Siena. 

Kunstchronik  N.  F.  I 496.  — Bau-  u.  Kstdenkm. 
Sachsens,  Heft  21—23,  p.  93 ; 24,  p.  81,  101.  — 
Dioskurcn  1865,  p.  202,  264.  — H.  A.  M ü 11  e r, 
Kstlerlcx.  der  Gegenwart  1882.  H.  V. 

Arnold,  Edward,  Glockengießer  in  Lei- 
ccster,  goß  1784  die  Glocken  der  Kirche  von 
Rothley. 

North,  Beils  of  Bcdfordshirc.  ** 

Arnold,  Franz,  Kupferstecher,  wurde  zu 
Brünn  geboren,  besuchte  die  Akad.  der  bil- 
denden Künste  in  Wien,  worauf  er  in  seine 
Vaterstadt  zurückkehrte,  wo  er  sich  mit 
Malen  und  Kupferstechen  beschäftigte  und  in 
beiden  Kunstzweigen  ein  treffliches  Talent 
verriet.  F.r  starb,  noch  sehr  jung,  in  Brünn 
am  29.  10.  1790. 

Schram,  Verzeichnis  mähr.  Kupferstecher. 
Brünn  1894.  W.  Schram. 

Arnold,  Friedrich,  Architekturmaler, 
geb.  zu  Straßburg  1814,  besuchte  1812  die 
Akad.  zu  Düsseldorf  und  malte  damals  eine 
innere  Ansicht  des  Domes  in  Xanten  von 
beträchtlicher  Größe.  Leider  wurde  Arnold 
durch  den  Tod  zu  früh  der  Kunst  entrissen. 

Notizen  von  Nagler.  ** 

Arnold,  Friedrich,  sächs.  Maler,  geb. 
1831  in  Zeulenroda,  + 1862  in  Florenz.  Schü- 
ler der  Dresdener  Akademie,  besonders  Lud- 
wig Richters.  Malte  in  dessen  Atelier  einige 
stimmungsvolle  I^ndschaftcn  (Ernte,  Mühle, 
zwei  Abendlandschaften),  die  1858,  1859  u. 
1860  auf  Dresdener  Ausstellungen  prämiiert 
wurden  und  in  Dresdener  Privatbesitz  über- 
gingen. Der  talentvolle  Künstler  ging  1862 
eines  Lungenlcidcns  wegen  nach  Italien,  starb 


aber  auf  der  Reise  in  Florenz.  Sein  künst- 
lerischer Nachlaß  befand  sich  auf  der  Dres- 
dener Kunstausstellung  von  1863. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  280. 

Arnold,  Friedrich,  s.  Arnold , Christian 
Friedrich. 

Arnold,  Fritz,  Steinmetz  des  15.  Jahrh., 
beschäftigt  in  Würzburg  unter  Linhart  Stroh- 
maicr  an  dem  Bau  der  Liebfrauenkirche  da- 
selbst 

Niedermaier,  Kunstgesch.  d.  Stadt  Wirz- 
burg (2.  Aufl.)  210.  Fr.  Leiischuh. 

Arnold,  Georg  Adam,  Maler,  lebte  im 
17.  Jahrh.  in  Bamberg,  f nach  1680  daselbst. 
Von  ihm  eine  Innenansicht  des  Bambcrgcr 
Doms  in  öl  (1680)  und  Handzeichnungen.  Fr. 
Weygant  stach  16S0  ein  Blatt  des  Meisters: 
Durchzug  der  Juden  durchs  rote  Meer,  ge- 
widmet dem  Bamberger  Bischof  P.  P.  v.  Dern- 
bach, benutzt  als  Bild  zu  Doktorthesen  der 
Bamberger  Universität. 

J ä c k,  Leben  und  Werke  der  Künstler  Bam- 
bergs S.  11.  — Füssli,  Neue  Zusätze. 

Arnold,  Georges  Alex.  Rodolphc, 
Architekt  in  Paris,  geb.  in  Lille  1837,  stellte 
zuerst  im  Salon  1869  Pläne  für  den  Bau  von 
St  Michel  in  Lille  aus  u.  im  nächsten  Jahre 
Entwürfe  für  das  Ausstellungs-  und  Fest- 
palais in  Lille.  1881  und  1882  zeigte  er  im 
Salon  die  Pläne  für  ein  Justizpalais  und  für 
die  Kathedrale  zu  Noumea.  In  Paris  baute 
er  Hotels  und  Wohnhäuser. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g£n.  Suppl.  — 
Dclaire,  Lcs  Architectcs,  Paris  1907.  ** 

Arnold,  Hans  Ulrich,  Bruder  von  Jo- 
seph, Kupferstecher  zu  Ulm,  f 13.  8.  1662, 
als  er  mit  den  Stichen  zu  Furtenbachs  mann- 
haftem Kunstspiegel  beschäftigt  war. 

Meyer,  Kstlerlcx.  R. 

Arnold,  H a r r i e t,  geb.  Gouldsmith,  Land- 
schaftsmalerin in  London,  geb.  um  1787,  f am 
6.  1.  1863,  debütierte  in  der  Roy.  Academy 
1807  und  stellte  dort  zuerst  unter  ihrem 
Mädchennamen  und  nach  ihrer  Verheiratung 
mit  Captain  Arnold  (1839)  unter  ihrem  an- 
geheirateten Namen,  bis  1854  aus.  1813  wurde 
sie  Mitglied  der  Watcr-Colour  Society  und 
beteiligte  sich  an  deren  Ausstellungen  seit 
1820.  Im  Jahre  vorher  veröffentlichte  sie  4 
landschaftliche  Radierungen  (Claremont)  und 
1824  4 Lithographien.  Außer  Landschafts- 
ansichten, die  geschätzt  aber  künstlerisch  doch 
nur  mittelmäßig  waren,  hat  sic  auch  einige 
Porträts  und  Genrebilder  (z.  B.  Szene  aus 
Don  Quixote)  gemalt. 

The  Art-Joumal  1863  p.  53.  — Redgrave, 
Dict.  of  artists.  — Graves,  The  Roy.  Aca- 
demy of  Arts  I 67,  III  281.  ** 

Arnold,  Heinrich  Gotthold,  Porträt- 
und  Genremaler,  Professor  an  der  Dresdener 
Akademie,  geb.  zu  Lomnitz  bei  Radeberg, 
Kgr.  Sachsen,  am  4.  3.  1785,  f zu  Dresden 
am  3.  5.  1854,  widmete  sich  anfänglich  unter 
Prof.  Schulz  in  Dresden  der  Kupferstecher- 
kunst, wendete  sich  aber  bald  unter  der  Lei- 


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Arnold 


tung  des  Prof.  Schubert  der  Malerei  zu. 
Seine  Tätigkeit  blieb  handwerksmäßig;  in  der 
Jugend  kopierte  er  viel,  malte  aber  auch  eigene 
Kompositionen.  Von  diesen  selbständigen  Ar- 
beiten seien  genannt:  1808  eine  Hygiea;  1819 
die  Jugend,  welche  von  einem  Greise  auf  die 
Vergänglichkeit  der  Zeit  aufmerksam  gemacht 
wird;  1820  Christus  am  Kreuze  und  St.  Ro- 
chus, zwei  Altargemälde;  1823  eine  Maria 
Rosaria  für  eine  Kirche  in  Polen,  später  eine 
betende  Constantia  und  eine  hl.  Augustina; 
1842  Christus  mit  den  Aposteln,  in  der  Kirche 
zu  Lomnitz.  Sein  Selbstbildnis  im  Dresd.  Mus. 

Meyer,  Kstlerlex.  — F.  v.  Bötticher, 
Malerwerke  des  19.  Jahrh.  u.  Nachträge  zu  Bd.  I. 

— Bau-  u.  Kunstdenkmäler  d.  Königr.  Sachsen. 

Heft  26,  p.  81.  H.  V. 

Arnold,  Heinrich  Lucas,  Maler,  Sohn 
des  Vorhergehenden,  geb.  am  6.  2.  1815  in 
Chemnitz.  1827 — 1836  Schüler  der  Dresdener 
Akad.,  bis  1854  in  Dresden  nachweisbar  (s. 
Kat.  d.  Ausst.  Dresdener  Maler,  1800 — 1850. 
Dresden  1908.). 

Arnold,  Hermann,  deutscher  Historien- 
und  Gcnremaler.  Geb.  am  6.  5.  1846  in  Mün- 
chen, seit  1863  Schüler  der  dortigen  Aka- 
demie unter  Schraudolph,  Ramberg  u.  Alex. 
Wagner.  1881 — 1884  Sekretär  der  Münche- 
ner Künstlergenosscnschaft.  1885  nach  Wei- 
mar berufen  als  Sekretär  der  Großherzogi. 
Kunstschule,  1889  zum  Professor  und  1890 
zum  Direktor  der  Großherz.  Zeichenschule 
ernannt  f am  25.  4.  1896  in  Jena  an  den 
Folgen  einer  Operation,  der  er  sich  wegen 
einer  im  deutsch-französ.  Krieg  erlittenen 
Verwundung  unterziehen  mußte.  A.  malte 
zuerst  einige  historische  Gemälde  (Altar- 
bild für  eine  Kirche  in  Luxemburg,  Über- 
schwemmung an  der  Ostsee,  1872),  ging  aber 
dann  zum  Genrebild,  hauptsächlich  des  länd- 
lichen Lebens,  über,  in  dem  er  seine  größten 
Erfolge  errang.  Wir  nennen:  Der  Schützen- 
könig, Die  Nachbarskinder  (1873),  Besuch 
bei  der  Wöchnerin  (1882),  Schwere  Wahl 
(1882),  Rosen  im  Traum  (1883),  Dorfgalerie 
(1884),  Der  Moment  vor  dem  Kaufabschluß 
(1887)  u.  ein  Altarbild  (Kopie  v.  Leonardos 
Abendmahl)  für  die  Kirche  in  Tölz. 

H.  A.  Müller.  Biogr.  Kstlerlex.  d.  Gcgenw. 

— Bötticher,  Malerwerkc  des  19.  Jahrh.  — 
Die  Kunst  f.  Alle  XI  270. 

Arnold,  J.  J.,  stellte  als  „Honorary  Exhibi- 
tor“  1799  das  Porträt  des  Dr.  Ayrton  in  der 
Royal  Acad.  in  London  aus. 

Arnold,  J.  M.,  württemb.  Bildhauer.  Von 
ihm  die  Grabsteine  des  1775  f Forstmeisters 
J.  G.  Hübner  und  des  1790  + Pfarrers  J.  F. 
Thym  an  der  Außenseite  der  Kirche  von 
Stöckenburg  (Oberamt  Hall). 

Kst.-  u.  Altcrt.-Dcnkm.  im  Kgr.  Württemberg. 
Jagstkr.  p.  690.  *** 

Arnold,  Johann  (bei  Heinccken  irrig  An- 
ton A.),  böhm.  Kupferstecher,  geh.  1735  in 
Königgrätz,  Schüler  von  Renz,  um  1763 — 72 


in  Prag  tätig.  Arbeitete  viel  für  Buchhänd- 
ler und  stach  zahlreiche  Andachtsblätter. 
Seine  Arbeiten  sind  schwach  in  der  Zeich- 
nung und  Technik. 

D 1 a b a c z,  Böhm.  Kstlerlex.  — Meyer, 
Kstlerlex.  II  275  (mit  ausf.  Verz.  des  Oeuvre). 

Arnold,  Johann,  Maler,  geb.  6.  12.  18CK) 
(laut  Taufbuch)  zu  Stans  bei  Schwaz  in 
Tirol,  f 20.  10.  1885  ebendaselbst,  Bruder  des 
Josef  A.  sen.  Nach  den  „Tiroler  Stimmen“ 
1885  No.  241  malte  er  Altarbilder  für  die 
Kirchen  in  Kufstein  (Stationen),  Angath, 
Eben,  Schiitters,  Stans  in  Tirol.  Einige  Bil- 
der von  ihm  birgt  das  Kloster  Fiecht  (priv. 
Mitt.).  //.  Hammer. 

Arnold,  Johann  Friedrich,  geb.  um 
1780,  tätig  in  Berlin  als  Kupferst.  in  Linien- 
manier und  Aquatinta.  Schüler  von  Daniel 
Berger,  f Berlin  1809.  Bildnisse  (Chodo- 
wiecki  nach  A.  Graff,  Napoleon  nach  Däh- 
ling,  Blücher  nach  demselben),  Landschaften 
(Wasserfall  nach  J.  Ruisdacl).  Seine  be- 
kanntesten Blätter  sind:  Napoleon  am  Grabe 
Friedrichs  des  Gr.  nach  Dähling  und  Zusam- 
menkunft Napoleons,  Alexanders  und  Fried- 
rich Wilhelms  III.  in  Tilsit  nach  L.  Wolff. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  276.  J.  S. 

Arnold,  J o h.  Georg,  Werkmeister  von 
Stuttgart,  fertigte  gemeinsam  mit  dem  Werk- 
meister Heim(bsch)  den  Plan  zu  dem  Rat- 
haus in  Schwäbisch-Hall  (erbaut  1732 — 1735). 
Ferner  erbaute  er  1731—38  gemeinsam  mit 
Hcim(bsch)  und  Georg  Andr.  Teschler  die 
Spitalkirche  z.  hl.  Geist  daselbst. 

Kst.-  u.  Altcrtumsdenkmale  i.  Königr.  Würt- 
temberg, Neckarkreis  580 ; Jagstkreis  488,  548, 
719.  H.  V. 

Arnold,  Joh.  Gottfried  jun.,  Gold- 
schmied in  Coburg.  Von  ihm  eine  inschrift- 
lich bezeichnete,  silberne  Hostienbüchse  von 
1775  in  der  Kirche  zu  Ebenhards  (Thüringen). 

Bau-  u.  Kstdcnkmälcr  Thüringens,  Herzogt. 
Sachsen-Meiningen,  Amtgerichtsbcz.  Hildburghau- 
sen p.  19.  • H.  V. 

Arnold,  Johannes  und  S i e g m u n d, 
Glockengießer  des  16./17.  Jahrh.  aus  Fulda.  Ar- 
beiteten vorzugsweise  für  die  Kirchen  ihrer 
Heimat  und  für  das  Hochstift  Würzburg.  Die 
sogenannte  „Margel"  in  St.  Burkardus  in 
Würzburg,  mit  prachtvoll  modellierter  Krone 
und  Medaillons,  Wappenschildern  von  Bur- 
karder  Stiftsherren,  stammt  von  Johannes  A. 
(1592).  Eine  Glocke  von  Siegmund  A.  (im 
nördl.  Chorturm  des  Würzburger  Domes) 
zeichnet  sich  durch  eine  naturalistisch  gebil- 
dete Blattornamentierung  aus  (1613). 

Niedermaicr,  Kunstgesch.  d.  Stadt  Wirz- 
burg (2.  Aufl.)  295.  Fr.  Leilschuh. 

Arnold,  Jonas,  Maler  und  Radierer  zu 
Ulm,  1640  als  Bürger  aufgenommen,  f 1669, 
malte  Bildnisse,  Historie,  und  verstand  $ich 
auch  aufs  Architektur-  und  Pflanzenzeichnen. 
Das  Verzeichnis  der  „Kunst-  und  Natural- 
kammer“ von  Christoph  Weikmann  zu  Ulm 
(1659,  kl.  8.,  p.  69)  sagt,  daß  unter  den  dort 

9* 


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Arnold 


vorhandenen  Malereien  besonders  merkwür- 
dig seien:  „In  die  200  Stück  von  allerhand 
schönen  und  von  Jonas  Arnolden  sehr  fleißig 
auf  Pergamin  (Pergament)  contrafehten  Tu- 
lipen“  aus  dem  Weikmannschen  Garten.  In 
der  alten  ihrer  Zeit  berühmten  Furtenbach- 
schen  Kunstkammer  zu  Ulm  war  von  A.  das 
Bildnis  der  Großherzogin  Bianca  von  Florenz 
(jedenfalls  eine  Kopie  nach  einem  älteren 
Italiener),  das  Haupt  Johannes  d.  T.,  und 
das  Lob  der  Pallas,  letzteres  mit  der  Feder 
gezeichnet.  In  der  Galerie  der  Fahnenburg 
bei  Düsseldorf  befindet  sich  ein  „Jon.  Arnold 
fecit“  bczeichnetcs  Bild  „der  Herbst",  wäh- 
rend das  Gegenstück  „der  Sommer"  (mit  Mo- 
nogramm und  1663  datiert),  das  früher  auch 
auf  der  Fahnenburg  war,  in  den  Besitz  der 
Familie  Stommel  in  Düsseldorf  gekommen 
ist.  Man  findet  auch  Zeichnungen  mit  dem 
Monogramm,  die  nach  Nagler  mit  der  Feder 
Umrissen,  ausgetuscht,  mit  Weiß  gehöht  und 
sorgfältig  vollendet  sind.  Das  Monogramm 
legte  man  früher  dem  Joseph  Furtenbach  bei, 
dessen  „Gevatter"  Arnold  war.  — Seine  Stiche 
nach  eigenen  Erfindungen  (Allegorien  und 
Illustrationen),  ferner  die  Stiche  von  Kilian 
u.  a.  nach  verschiedenen  seiner  Porträtzeich- 
nungen siehe  in  dem  Artikel  von  W.  Schmidt 
in  Meyers  Kstlerlex. 

Heller-Andresen,  Handb.  f.  Kpferst  I 
1870.  — A.  Wcycrmann,  Nachrichten  v.  Ge- 
lehrten ...  in  Ulm  I.  — Meyer,  Kstlerlex. 
(hier  auch  Faksimilia  des  Monogramms  u.  ältere 
Lit.).  R- 

Arnold,  Joseph,  Bildnismaler  zu  Ulm, 
Sohn  von  Jonas  Arnold,  t 1671.  Vermutlich 
nach  ihm:  Jacob  Jenis,  Rechtsgclehrter,  Rat 
der  Stadt  Memmingen.  Oval.  Brustb.  Jos. 
Arnold  pinx.  Philipp.  Kilian  sculp.  Fol. 

Meyer,  Kstlerlex.  /?• 

Arnold,  Josef  scn.,  Maler,  geb.  14.  3.  1788 
zu  Stans  bei  Schwaz  in  Tirol  (laut  Tauf- 
buch), + 23-2.  1879  zu  Innsbruck.  Sohn  des 
Bergknappen  und  Kleinbauern  Jakob  A., 
wandte  er  sich,  wegen  eines  hinkenden  Fußes 
zu  schwerer  Arbeit  untauglich,  dem  Maler- 
handwerk zu,  das  er  in  Schwaz  bei  einem  An- 
streicher lernte.  Der  Benediktinerpater  Eber- 
hard Zobel  von  Fiecht,  selbst  Zeichner  und 
Sammler,  unterstützte  und  regte  ihn  zu  höhe- 
rem Streben  an.  Schon  1813  versuchte  er  sich 
mit  einem  Fresko  im  Pfarrhaus  Stans  und 
lieferte  bald  kleine  Altarblätter,  so  für  Vomp 
(1814),  St  Margareten,  Wattens  (1815), 
Münster  (1816).  Daß  er  Schüler  oder  Ge- 
hilfe Schopfs  gewesen,  ist  nicht  nachweisbar, 
doch  hat  er  nach  Fresken  desselben  gezeichnet, 
und  seine  Jugend  werke  weisen  deutlich  auf 
Schöpf  als  Vorbild  hin.  1816  wanderte  er 
nach  München,  in  dessen  Galerien  er  nach 
Raffael,  Reni,  Murillo  kopierte.  Hierauf  ging 
er  nach  Wien,  wo  er  1818 — 25  unter  den  Pro- 
fessoren der  kais.  Akad.  Caucig,  Redl,  Pcttcr, 


Krafft  lernte  und  zugleich  eifrig  weiter  ko- 
pierte. Mit  einem  Tafelbild  „David  u.  Abi- 
gail“,  errang  er  1824  den  Reichlingpreis,  mit 
einem  „Tod  der  Saphira“  den  kaiserl.  Preis 
(beide  jetzt  in  Innsbruck,  Ferdinandeum). 
Auch  bekam  er  Aufträge  zu  Altarblättern  für 
Brünn  (1821),  Schlittcrs  im  Zillertal  (1822), 
St  Michael  im  Gnadenwald  (1823),  Mühl- 
bach (1825).  Seit  1825  nahm  er,  unterbrochen 
durch  eine  Romreise  1829,  Aufenthalt  in 
Innsbruck  und  entfaltete  nun,  in  die  durch 
Schopfs  Tod  (1822)  entstandene  Lücke  tre- 
tend, eine  reiche  Tätigkeit  als  Kirchcnmaler ; 
durch  zwei  Jahrzehnte  beherrschte  er  gerade- 
zu die  kirchliche  Kunst  Tirols.  Der  Reihe 
nach  entstanden  Freskowerke  in  Gries  am 
Brenner  (1827/28,  Christi  Geburt,  Opferung 
Jesu),  am  Friedhofportal  in  Lienz  (1831,  Auf- 
erstehung), in  der  Pfarrkirche  zu  Innsbruck 
(1832,  Verklärung  Christi),  in  den  Kirchen  zu 
Axams  (1841,  Leben  Joh.  d.  T.),  Lajen  bei 
Klausen  (1844,  Krönung  Mariä,  Szenen  aus 
dem  Leben  des  hl.  Stephan  und  Lorenz),  St 
Peter  bei  Lajen  (1845,  Verklärung,  Schlüs- 
selübergabe u.  a.),  St  Maria  in  Enneberg 
(1848/49,  Leben  Mariä),  am  Portal  der  Hof- 
kirche in  Innsbruck  (1849),  zu  Silz  (1850, 
Schlüsselübergabe,  Befreiung  Petri,  Bekehrung 
des  Kerkermeisters,  David  und  Cäcilic,  Evan- 
gelisten), Lengenfeld  (1852,  Leben  der  hl.  Ka- 
tarina). Die  Fresken  in  der  früheren  St 
Nikolauskirche  zu  Innsbruck  (1845/6,  Leben 
des  hl.  Nikolaus)  und  jenes  an  der  Fassade 
der  Mariahilfcrkirche  ebenda  (1860,  Maria 
mit  Heiligen)  bestehen  nicht  mehr;  von  letz- 
terem ist  eine  Ölkopie  im  Ferdinandeum.  A. 
ist  weiter  der  Schöpfer  von  zahlreichen  (an- 
geblich 52)  Altarbildern,  hauptsächlich  in 
tirolischen  Kirchen.  Außer  den  obengenann- 
ten malte  er  solche  für  die  Kapuziner-,  Ser- 
viten-  und  Pfarrkirche  (Stationen)  in  Inns- 
bruck; für  die  Kirchen  zu  Ladis,  Imst,  Kar- 
rcs,  Stams  im  Obcrinntal,  Schwaz  ( Spital- 
kirche), Stans,  Kufstein  im  Untcrinntal,  Gries 
am  Brenner.  Für  den  Landhaussaal  in  Inns- 
bruck lieferte  er  ein  Porträt  Kaiser  Franz 
Josefs  I.  (1863).  Das  Ferdinandeum  in 
Innsbruck  birgt  außer  den  oben  erwähnten 
Preisstücken  ein  Historienbild  „Phädra  be- 
schuldigt Hippolit  vor  Theseus"  (1820),  so- 
wie Kopien  nach  Raffael,  Correggio,  Morctto. 
Die  tirolische  Kunstausstellung  zu  Innsbruck 
1879  wies  7 religiöse  Stücke  und  2 Ölskizzen 
aus  Privatbesitz  auf.  Einige  Skizzen  für 
Fresken  besitzt  das  Stift  Stams.  — A.s  Kunst 
wurzelt  in  der  von  Mengs  begründeten  eklek- 
tisch-akademischen Richtung.  Seine  Wiener 
Preisstücke  zeigen  ihn  ganz  im  Banne  der 
Schule  Fügers.  Nach  Tirol  heimgekehrt  und 
seither  ganz  kirchlichen  Aufträgen  gewidmet, 
wurde  er  der  Fortsetzer  Josef  Schopfs,  des 
Schülers  von  Knoller  und  Mengs.  Doch  er- 


132 


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Arnold 


reicht  A.  von  Anbeginn  nicht  die  flüssige 
Komposition,  malerische  Auffassung  und  dan 
Duft  des  Kolorits  seines  Vorbildes;  er  ist 
strenger  und  ernster  in  der  Komposition,  be- 
stimmter, aber  auch  härter  im  Umriß,  kräfti- 
ger, aber  schwerer  in  der  Farbe;  zu  seinen 
Vorzügen  zählt  anschauliche  Charakteristik, 
oft  mit  einem  Zug  ins  Volkstümliche.  Am 
erfreulichsten  ist  er  in  den  früheren  Werken, 
wo  er  Schopfs  Reichhaltigkeit  und  Grazie 
nachstrebt,  so  in  Gries,  Lienz,  Axams.  Später 
wird  er  ärmer  und  steifer  in  Anordnung  und 
Gestalten,  unmalerischer  in  der  Farbengebung, 
offenbar  beeinflußt  von  der  nazarenischen 
Strömung,  zu  der  er  in  Tirol  den  Übergang 
darstcllt. 

Tirol.  Kstlerlex.  S.  18.  — Bote  f.  Tirol  und 
Vorarlberg  1851  S.  1347.  — Tiroler  Stimmen 
1879  No.  51 — 53.  (Hutter.)  — Tinkhauser, 
Beschr.  der  Diözese  Brixen,  a.  v.  O.  — Atz- 
Schatz,  Der  deutsche  Anteil  der  Diözese 
Trient  III  196.  — Katalog  der  tirol.  Kunstaus- 
stellung 1879  S.  34.  — Zeitsckr.  f.  bild.  Kunst, 
14.  Jahrg.  Beibl.  S.  452.  H.  Hammer. 

Arnold,  Josef  jun.,  Maler,  gcb.  1823  zu 
Wien,  f 28.  4.  1862  zu  Innsbruck,  Sohn  des 
Josef  A.  sen.  Er  arbeitete  an  den  Fresken 
seines  Vaters  zu  Lajen  bei  Klausen  (1844) 
und  Enncbcrg  (1848/9)  mit  und  führte  zu 
St.  Peter  bei  Lajen  selbst  Fresken  (Rosen- 
kranzgeheimnisse) aus.  Mit  F.  Plattner 
malte  er  (1801)  die  Fresken  der  Kirche  zu 
Zirl,  wo  das  Wandbild  des  Chors  (Einzug 
Giristi)  von  ihm  allein  herrührt.  Das  Ferdi- 
nandeum zu  Innsbruck  bewahrt  ein  weibl. 
Brustbild,  eine  Modellstudie  und  das  Porträt 
seines  Vaters  von  ihm  (No.  361,  362,  869). 
Die  tirolischc  Kunstausstellung  zu  Innsbruck 
1879  zeigte  von  A.  jun.  7 Landschaften  und 
Interieurs  aus  Privatbesitz  (Kat.  p.  30,  35, 
361. 

Bote  für  Tirol  und  Vorarlb.  1861  S.  1097, 
1862  S.  409.  — Tinkhauser,  Beschr.  der 
Diözese  Brixen  III  78.  — Atz-Schatz,  Der 
dtsche.  Anteil  der  Diöz.  Trient  III  185.  — Böt- 
ticher, Malerw.  d.  19.  Jahrh.  H.  Hammer. 
Arnold,  Lucas,  s.  Arnold,  Heinr.  Lucas. 
Arnold,  M.,  Bildhauer  um  1840;  von  ihm 
eine  überlebensgroße  Gruppe  eines  Spielman- 
nes mit  einem  Gnomen  auf  dem  Rittergut 
Burgk  bei  Dresden,  anscheinend  in  Zink  ge- 
gossen, bez. : M.  Arnold  fec.  A.  Bicrling  fud. 
Bau-  u.  Kstdcnkm.  Sachsens,  Heft  24.  H.  V. 
Arnold  de  Macstricht,  s.  Aert,  Jehan 
(I  100)  u.  Arnold  de  Tricht. 

Arnold,  Miß  Mary  und  Miß  M a y,  engl. 
Porträtminiaturmalerinnen  in  Stamford  House, 
Wimbledon,  von  denen  die  crstcrc  1898/9, 
die  letztere  1903  Miniatur-Damenporträts  in 
der  Roy.  Academy  ausstcllten. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 

I 66.  •* 

Arnold,  Michael,  Bildhauer  in  Kissingen, 
geb.  30.  4.  1824  zu  Aschaffenburg,  f 26.  10. 
1877  in  Bad  Bocklet,  fertigte  als  erste  selbst- 


ständige Arbeit  das  große  Veteranendcnkmal 
in  Mannheim,  wo  er  5 Jahre  wohnte.  Der 
Revolution  1848  ausweichend,  ging  er  nach 
Münnerstadt  und  wurde  am  dortigen  Gym- 
nasium Zeichenlehrer,  später  übernahm  er  die 
Zeichcnschule  in  Kissingen.  Nach  einer  Rom- 
reise nach  Kissingen  zurückgekehrt,  schuf  er 
die  kolossale  Brunnengruppe  auf  dem  Kur- 
plätze daselbst  und  eine  lebensgroße  Familien- 
gruppe auf  Schloß  Mainberg  bei  Schweinfurt 
für  die  Familie  Sattler,  ferner  eine  9 Fuß  hohe 
Marmor-Statue  des  Königs  Max  II.  für  Kis- 
singen. In  derselben  Größe  und  ebenfalls  in 
weißem  Marmor  führte  er  dann  eine  trauernde 
Germania  als  Grabfigur  der  im  Kampfe  bei 
Kissingen  10.  7.  1866  gefallenen  Bayern  und 
Preußen  aus.  Auch  eine  große  Anzahl  Bü- 
sten und  Marmorstatuen  ging  aus  seinem 
Atelier  in  Kissingen  hervor. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Dioskurcn  1862  232, 
249,  257,  266,  290.  •* 

Arnold,  R.,  Miniaturmaler,  London,  stellte 
1791  in  der  Royal  Acad.  das  Miniaturbildnis 
eines  Herrn  aus.  •• 

Arnold,  Reginald  Ernst,  engl.  Maler 
und  Bildhauer,  debütierte  in  der  Roy.  Aca- 
demy 1876  mit  einer  Bronzegruppe  „St.  Georg 
und  der  Drache“  und  stellte  dann  dort  bis 
1S96  eine  Reihe  von  Gemälden  aus,  die  Mo- 
tive aus  Spanien  (Spanish  Duellist;  Flowcr 
Seiler,  Seville;  The  Barber  of  Seville)  oder 
auch  poetische  Stoffe  (Nausicaa  directs  Ulys- 
ses to  the  City;  Othello  u.  a.)  behandelten. 
Von  plastischen  Arbeiten  zeigte  er  dort  nur 
noch  gelegentlich  dekorative  Reliefs. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 67.  •* 

Arnold,  Robert,  Architekt  und  Bildhauer, 
war  Karthäusermönch  zu  Lüttich  im  17. 
Jahrh.  Protegiert  vom  Prinzen  Maximilian 
Heinrich  von  Bayern,  Bischof  von  Lüttich 
und  von  Hildesheim  (1621 — 1688),  soll  er 
Abt  eines  bayrischen  Klosters  geworden  sein; 
er  starb  jedoch,  wie  es  scheint,  in  Lüttich, 
woselbst  er  verschiedene  Arbeiten  für  die 
ehemalige  Kathedrale  St.  Lambert  ausführte, 
die  1794  von  den  Revolutionären  zerstört  wor- 
den ist.  Man  nennt  von  dem  Künstler  aus- 
geführte Marmor-Medaillons,  die  verschwun- 
den sind,  und  eine  schöne  Marmorstatue  der 
Jungfrau  mit  dem  Jesuskinde,  heute  in  der 
Kirche  St.  Paul,  die  1802  Kathedrale  gewor- 
den, befindlich.  Die  Statue  steht  in  der  3. 
Kapelle  des  linken  Seitenschiffes.  Als  Ar- 
chitekt soll  Robert  Arnold  die  Pläne  zur  Fas- 
sade der  prächtigen  Kirche  der  Bcnediktine- 
rinnen  (Avenue  d’Avroy)  gezeichnet  haben, 
die  1627  wieder  auf  gebaut  wurde. 

Lit  s.  unter  Arnold  (ailgem.  Artikel  p.  128). 

E.  de  Tacye. 

Arnold,  Samuel  Benedikt,  Fresko-, 
Porträt-  und  Theatermaler,  geb.  zu  Dresden 
1744,  f daselbst  1817.  Die  Anfangsgründe 
der  Zeichenkunst  eignete  er  sich  bei  dem  ehc- 


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Arnold 


maligen  Ingenieurzeichenmeister  Schütz  an, 
dann  lernte  er  beim  Hof-  und  Theatermaler 
Müller,  1778  erhielt  er  einen  Ruf  nach  Bre- 
men und  Oldenburg  und  hielt  sich  noch  ar- 
beitend in  verschiedenen  Städten  Nieder- 
sachsens auf ; 1783  kehrte  er  nach  Dresden 
zurück.  Er  war  an  der  Ausschmückung  des 
sogen,  neuen  Flügels  in  Schloß  Pillnitz  mit 
tätig  (dekorative  Arbeiten  und  Plafonds), 
fertigte  ferner  gelegentlich  der  Vermählung 
des  Prinzen  Maximilian  1792  Malereien  im 
prinzl.  Palais  nach  Angabe  des  Hausmar- 
schalls Frhr.  von  Racknitz.  1793  wurde  er 
vom  sächs.  Hofe  mit  Besoldung  als  Hofmar- 
schallamtsmaler angcstellt  Viel  Beifall  fan- 
den seine  Porträts  in  Wasserfarben  und  auch 
Bildhauerarbeiten,  Reliefs. 

Meusel,  Teutsches  Kstlcrlex.  — Keller, 
Nachrichten  von  Dresdener  Kstlrn.  — Meyer, 
Kstlcrlex.  R-  Bruck. 

Arnold,  Samuel  James,  engl.  Pano- 
ramen- und  Porträtmaler,  stellte  1800 — 180S 
eine  Reihe  von  Porträts  in  der  Roy.  Academy 
aus  und  war  in  der  Panoramenmalerei  ein 
Nachahmer  und  Rivale  Parkers.  Nach  Ar- 
nolds Porträt  des  Naturforschers  Erasmus 
Darwin  fertigte  P.  Pym  ein  Schabkunstblatt 
in  Folio  (1801). 

Meyer,  Kstlcrlex.  II  27C.  — Rcdgrave, 
Dict.  — Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts 
I 67.  ** 

Arnold,  Siegmund,  s.  Arnold,  Johannes. 

Arnold  „de  Trajccto"  (Maastricht  oder 
Utrecht?),  Bildschnitzer  in  Hamburg.  Schnitzt 
1463  die  nachher  von  Epsenrod  (s.  d.)  be- 
malte hölzerne  Rose  für  die  Ratshcrrnkapcllc, 
s.  Hamb.  Kämmereirechnungen  II  195.  Wohl 
identisch  mit  dem  „Kuntormaker“  A.  (Käm- 
mereirechn. II  879  z.  Jahre  1468). 

M i t h o f f,  Mittelalt.  Kstlcr.  und  Wcrkmstr. 
Nieders.  und  Westf.  2.  Ausg.  p.  21  und  450. 

E.  Bcncst. 

Arnold  von  T rieht  aus  Kalkar,  deutscher 
Bildhauer,  16.  Jahrh.,  verfertigte  1551 — 1553 
von  den  lebensgroßen  Steinbildern  an  den  Pfei- 
lern des  Mittelschiffes  der  St.  Victorskirche 
in  Xanten  die  Figuren  der  drei  Könige.  1556 
verfertigte  er  die  den  Mittelbau  des  Leuchter- 
bogens ebendort  krönende  Figur  (vgl.  auch 
den  Artikel  Acrt.  Jchan,  I 100). 

Kunstdcnkm.  der  Rhcinprov.  I 351,  361,  498. 

»•* 

Arnold,  Urs  Josef  Friedrich,  geb. 
1739  in  Solothurn,  f ebenda  1810.  In  seiner 
Jugend  Zinngießer.  Zeichnete  und  stach  17G2 
bis  1770  die  Mctallplatten  für  die  Einlagen 
in  den  Eckstein  u.  Knopf  der  St.  Ursenkirche 
nebst  den  im  Mus.  in  Solothurn  aufbewahrten 
Kopien. 

Brun,  Schweizer.  Kstlcrlex. 

Arnold,  Valentin,  Kanonengießer  aus 
Prag,  von  dem  in  Krumau  (in  Böhmen)  2 
Kanonen  mit  seinem  Namen  und  dem  Datum 
1608  erhalten  sind. 

Mitt.  d.  Centr.-Comm.  N.  F.  XVII  34.  ** 


Arnold  von  Westphalen  (Arnalt  Bc- 
stürling?),  Baumeister,  tätig  in  Sachsen,  wo- 
selbst er  von  1470  bis  zu  seinem  Tode  am  4. 
6.  1480  nachzuweisen  ist. 

Seit  1471  stand  er  in  den  Diensten  des 
Kurfürsten  Ernst  und  des  Herzogs  Albrecht 
von  Sachsen  und  leitete  als  Oberlandbau- 
meister den  Bau  des  Torgauer  Schlosses. 
Früheste  Arbeit  von  ihm  vielleicht  am  Schloß 
Hintcrglauchau  (zwischen  1460 — 70).  Unter 
Hugold  von  Schleinitz  war  er  von  1470 — 75 
an  der  Erneuerung  des  Burghauses  zu  Rochs- 
burg  tätig,  für  ihn  arbeitete  er  zu  gleicher 
Zeit  auf  Burg  Kricbstcin  von  1471  an.  Von 

1471  ab  Einwölbung  des  Chores  der  Kirche 
zu  Mittwcida.  1472  beginnt  seine  Haupt- 
tätigkeit in  Meißen  bis  1476  am  Meißener 
Dom  und  als  Architekt  der  Albrcchtsburg. 

1472  war  er  vorübergehend  am  Residenz- 
schlosse zu  Dresden  beschäftigt.  Ferner  Ar- 
beiten von  ihm  an  der  Kirche  zu  Unserer 
IJeben  Frauen  auf  dem  Berge  zu  Penig  und 
am  östlichen  Torhaus  des  Schlosses  zu  Roch- 
litz;  Oberleitung  am  Baue  des  Schlosses  zu 
Tharandt  1476  und  des  Schlosses  zu  Leipzig 
1478/80,  daselbst  Entwurf  zum  Gewandhause 
1479.  Die  Kunigundenkirche  zu  Rochlitz, 
vollendet  1476,  ist  außer  dem  Turmbau  ein 
einheitliches  Werk  des  Meisters,  an  den  sich 
eine  bedeutende  Schule  anschloß,  die  aber 
seine  wichtigen  Neuerungen  nur  in  Einzel- 
heiten ausbildete.  Überblickt  man  seine  be- 
deutende und  vielseitige  Tätigkeit,  so  erkennt 
man,  daß  der  Meister  zwar  noch  auf  der  goti- 
schen Bauweise  fußte,  überall  aber  seine 
eigene,  kraftvolle  Persönlichkeit  zum  Aus- 
druck brachte.  Bei  seinem  Hauptwerke,  der 
Albrcchtsburg,  sind  die  gotischen  Rippenge- 
wölbe fast  ganz  verschwunden  und  durch 
reiche  Gratgewölbc  ersetzt.  Die  Strebepfeiler 
sind  nach  innen  gezogen,  die  freistehenden 
Pfeiler  entbehren  der  Kapitälc,  die  großen 
Fenster  lassen  eine  Flut  von  Licht  einströ- 
men. Statt  des  Spitzbogens  verwendet  der 
Meister  den  sog.  Vorhangbogen,  eine  für 
seine  und  seiner  Schule  Arbeiten  charakte- 
ristisch gewordene  Zierform. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — M i t h o f f,  Mittelalt. 
Kstlcr.  Nieders.  u.  Westf.  — Bruck,  Friedrich 
der  Weise  p.  21,  22,  23,  38,  60.  — Bau-  und 
Kstdcnkm.  Sachsens  XIII  10,  XIV  22,  40,  70.  77, 
83,  87,  XVII  296,  346,  XXI— XXIII  336,  XXIV 
124,  XXV  70,  90,  93,  XXVI  211.  R.  Bruck. 

Arnold  von  Würzburg,  Meister.  Ma- 
ler. Zuerst  erwähnt  durch  den  Kanzler  Mi- 
chael de  Leone  (Michael  von  Löwen),  Stifts- 
herrn vom  Neuen  Münster,  Staatsmann  und 
Historiker  in  seinen  mit  1854  abschließenden 
Aufzeichnungen,  nach  denen  Meister  A.  „mei- 
sterlich fein  und  sehr  köstlich“  gemalt  habe 
(Böhmer,  Fontes  rer.  Germ.  I 451).  Die  Stelle 
bezieht  sich  namentlich  auf  steinerne  Heiligen- 
bilder, die  Meister  A.  bemalte.  Egon  von 
Bamberg  rühmte  ihn  in  seiner  Minneburg 


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Arnold  — Amolfo  di  Cambio 


(14.  Jahrh.),  ebenso  ein  Jahrh.  später  der 
Nürnberger  Meistersinger  Hans  Rosenplüt  der 
Schncpperer.  Werke  von  ihm  lassen  sich  nicht 
nachweisen. 

Meyer,  Kstlerlex.  Fr.  Leitschuh. 

Arnold,  Xaver,  Bildhauer  in  Hamburg, 
gcb.  17.  2.  1848  in  Sursee  (Kanton  Luzern). 
Nach  Erlernung  des  Technischen  Ausbildung 
in  Wien  an  der  Vorschule  zur  Akad.  und  an 
der  Münchener  Akad.  b.  Prof.  Wiedmann, 
Lehrer  an  der  Bauschule  in  Holzminden.  Dann 
nach  Hamburg : Denkmal  für  den  General  Gar- 
cia  Rovira  in  Kolumbien ; in  Hamb.  Staatsauf- 
trag die  Maghellanstatue  auf  der  Komhaus- 
brücke  und  die  Christusfigur  auf  dem  Ehren- 
friedhof in  Ohlsdorf,  ferner  viele  Grabmäler. 

Meisterarchiv.  Gal.  v.  Zeitgenossen  Deutsch- 
lands ed.  K.  Barton.  E.  Benesi. 

Arnold,  s.  auch  Arnold,  Arnd,  Arndt,  Arn- 
Itold  und  Arnold t. 

Arnoldi,  Carolus  Bernardus,  Kalli- 
graph in  Bremen,  nach  dessen  Zeichnung  G. 
L.  Lambrecht  ein  großes  Blatt  mit  heil.  Dar- 
stellungen und  Sprüchen  lithographierte. 

Amoldo  F i a m m i n g o,  Glasmaler  aus 
Flandern,  wurde  1566  von  Alessandro  Farnese 
auf  6 Jahre  zur  Anfertigung  von  Glasmale- 
reien in  seinen  Palästen  verpflichtet.  Der 
Künstler  starb  in  Parma  am  31.  1.  1573.  Ar- 
beiten von  seiner  Hand  waren  bisher  nicht 
nachweisbar. 

Scarabelli-Zunti,  Mscr.  in  der  Bibi. 
Palat.  zu  Parma.  St.  Lottici. 

Amoldo,  s.  auch  Arnoldus. 

Arnoldt,  Augsburger  Med.  u.  Goldschmied. 
Faßte  nach  einem  Brief  Ph.  Hainhofers 
(12/22.  12.  1610)  den  kristallenen  Fingerhut 
im  Pommerschen  Kunstschrank  (Berlin  kgl. 
Kunstgew.-Mus.).  Vielleicht  identisch  mit 
Georg  Arnoldt. 

Jahrb.  d.  preuß.  Kunstsl.  V 48,  52. 

Arnoldt,  Georg  (Jerg),  Omamcntstecher, 
Ansbach  um  1586—1596.  Von  ihm  mehrere 
Folgen  von  Schwarzomamenten  für  kleine 
Goldschmicds-Zicrtcile.  1.)  6 Blatt  bcz.  IAF 
1586  ; 2.)  6 Blatt  Goldschmiedemuster,  meist 
für  Ringe,  bcz.  Georg  Arnoldt  fccit  1589;  bei 
Rcynard,  Cat.  Seite  57  eine  dritte  Folge  von 
1596. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Catal.  d’omcments  du 
Cabinet  Reynard,  Paris  1846.  — Die  ersten  bei- 
den Folgen  in  der  Orn.-Stichslg.  des  Kstgcw.- 
Mus.  Berlin. 

Arnoldt,  Hans,  Bildhauer,  geb.  2.  10.  1860 
in  Wittenberg,  Schüler  der  Münchener  Akad. 
1879 — 81,  der  Berliner  1881 — 82,  besonders 
unter  Prof.  Albert  Wolff.  Jetzt  in  Berlin- 
Grunewald.  Werke:  Kaiser  Friedrich-Denk- 
mal f.  Wittenberg,  in  Bronze  (1894),  für  I.eh- 
nin,  in  Bronze  (1902),  für  Werder  (1904). 
Denkmal  für  Schnitze- Delitzsch  in  Berlin 
(1899),  in  offenem  Rock  mit  redend  ausge- 
streckter Hand  dastehend,  in  Marmor,  l1/,- 
fachc  Lebensgröße  u.  auf  zwei  niedrigen  Sok- 


keln  zwei  in  Bronze  gegossene  Gruppen  : Hand- 
werker und  Feldarbeitcr,  die  sich  zu  treuem 
Bunde  die  Hände  reichen,  und  kleinbürgerlich 
gekleidete  Frau,  die  den  rechten  Arm  um 
einen  neben  ihr  stehenden  Knaben  legt.  Ver- 
schiedene Kriegerdenkmäler.  Bogenschützin 
(Groß.  Berl.  Künstlcrausstellg.  1904). 

Kunstchronik.  N.  F.  X 506  (Schultze-Dc- 
ützsch-Dcnkm.).  P.  Kühn. 

Arnoldt,  Heinrich,  Steinmetz  aus  Ro- 
senfeld, baute  1717  nach  der  Inschrift  eines 
Schlußsteins  das  Schiff  der  Kirche  zu  Flöz- 
lingen  O/A.  Rottwcil. 

Klemm,  Württ.  Baumeister  u.  Bildhauer  No. 
594.  M.  Bach. 

Arnoldus,  Meister.  Deutscher  Erzbildhauer, 
nur  bekannt  durch  das  1376  vollendete  Erz- 
baptisterium in  der  Oberkirchc  zu  Frankfurt 
a.  O.,  als  dessen  Verfertiger  er  durch  Inschrift 
beglaubigt  ist. 

Spieker,  Beschrbg.  und  Gesch.  d.  Marien- 
kirche zu  Frankfurt  a.  d.  O.,  p.  54.  H.  V. 

Arnoldus  de  Vultu  Sancto,  Maler  in 
Rom,  figurierte  1478  unter  den  Begründern 
der  römischen  Malerkorporation  di  S.  Luca. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes 
(1878)  III  99,  102.  * 

Arnoldus,  s.  auch  Arnold  u.  Amoldo. 

Arnolfi,  Michelangelo,  italien.  Architekt, 
erwähnt  1498  als  Restaurator  der  Annunzia- 
tcnkapelle  im  Dome  zu  Fano.  Dieser  Ka- 
pellenbau war  ursprünglich  (1378)  vom  Bi- 
schof Fra  Leone  als  Sakramentskapelle  er- 
richtet worden. 

G.  Castellani  in  Rass.  bibl.  dell'  arte  ital. 
1898,  p.  190  ff.  G.  Degli  Assi. 

Amolfo  di  Cambio  u.  Amolfo  di  Firenze: 

I.  Amolfo  di  Cambio  aus  Collc  di 
Val  d’Elsa,  Architekt.  Uber  sein  Leben  u.  seine 
Werke  besteht  spärliche  Kunde.  Vasari  er- 
wähnt ihn  in  der  1.  Ausgabe  seiner  Vite  (1550) 
nur  nebenher  (im  Leben  Cimabues,  Brunelle- 
schis, Proemio  zum  II.  Teil)  ; 1568  hat  er  ihm 
eine  ausführliche  Biographie  gewidmet,  aber 
so  verwirrt  und  fabulos,  daß  man  am  besten 
ganz  von  ihr  absieht.  Nur  zwei  sichere  Daten 
sind  bekannt:  1.  ein  Dokument  vom  1.  4.  1300 
(Gaye  I.  445  (ungenau),  Loggia  de’  Lanzi 
p.  192).  Darin  gewährt  ihm  die  Signoric  von 
Florenz  auf  seine  Petition,  mit  Rücksicht  auf 
seine  hervorragenden  Leistungen  im  Kirchen- 
bau, speziell  beim  Bau  des  Florentiner  Domes 
Steuerfreiheit  (nicht  das  Bürgerrecht)  und 
dies  auch  nur  für  seine  Person,  nicht  für 
seine  Deszendenz.  2.  ist  sein  Todestag  über- 
liefert: VIII  Idus  Martii  — ohiit  magister 
Amolfus  dcl  opera  di  sca.  reparata  — im  Mor- 
tuar  von  Sta.  Maria  del  Fiore,  dessen  Unter- 
suchung ergeben  hat,  daß  Arnolfo  am  8.  3. 
und  wahrscheinlich  1302  (nach  unserer  Zeit- 
rechnung) gestorben  ist.  Ein  drittes  Doku- 
ment : die  Inschrift  über  die  Grundsteinlegung 
des  Domes  gegenüber  dem  Kampanile,  in  der 
es  u.  a.  heißt:  Istud  Ab  Arnulpho  Templum 


135 


Arnolfo  di  Cambio 


Fuit  Edificatum  etc.  — ist  nach  dem  Charak- 
ter der  Schrift  sowie  des  Wortlautes  erst  zu 
Beginn  des  15.  Jahrh.  entstanden  und  damit 
wertlos.  Arnolfos  Geburtsjahr  ist  nicht  be- 
kannt Vasari  nennt  1232,  seine  Kommenta- 
toren (Lemonnier)  1240,  beide  Zahlen  will- 
kürlich. Als  er  Steuerfreiheit  erhielt,  war  noch 
seine  Mutter  — Perfetta  — am  Leben,  die  nach 
jenem  Nekrolog  am  17.  1.  kurz  vor  dem  Tode 
ihres  Sohnes  starb.  Das  läßt  eher  vermuten, 
daß  der  Meister  verhältnismäßig  kein  hohes  Al- 
ter erreicht  hat.  Das  Metier  seines  Vaters  Cam- 
bio ist  unbekannt.  Da  der  Zusatz  „magister“ 
bei  ihm  fehlt  könnte  man  schließen,  daß  er 
weder  Architekt  noch  Werkmeister  gewesen 
sei.  Wo,  wann,  bei  wem  Arnolfo  die  Bau- 
kunst erlernt,  und  welche  Werke  er  in  seinen 
früheren  Jahren  ausgeführt  hat,  das  alles  wis- 
sen wir  nicht.  Vasari  bringt  ihn  mit  dem 
unbekannten  Erbauer  von  San  Francesco  di 
Assisi  zusammen.  Aber  die  Stilunterschiede 
sind  zu  groß,  um  diese  Annahme  zuzulassen. 
Auch  die  Erbauer  der  Dominikanerkirchc  in 
Florenz  Santa  Maria  Novella,  Fra  Sisto  und 
Fra  Ristoro,  kommen  aus  demselben  Grunde 
nicht  in  Betracht.  Bei  dem  Maler  Cimabuc 
kann  er  so  wenig  gelernt  haben  wie  bei  Ni- 
cola Pisano,  der  überhaupt  nicht  Baumeister 
gewesen  ist:  seine  angebliche  architektoni- 
sche Tätigkeit  beruht  in  dem  die  Area  di  San 
Domenico  betreffenden  Dokumente  auf  einem 
Lesefehler : archirektor  nicht  architcktor  ist  zu 
lesen.  Immerhin  ist  die  Annahme  berechtigt, 
daß  die  „architcttura  monastica“  des  13.  Jahrh., 
die  von  der  altchristlichcn  Basilica  der  Bene- 
diktiner ihren  Ursprung  nahm,  im  Laufe  der 
Zeiten  nach  Plan.  Aufbau  und  Gliederung 
in  ganz  bestimmter,  doch  mannigfaltiger 
Weise  durch  Kluniazenser,  Zisterzienser  und 
Bcttclmönche  abgewandelt  wurde,  die  Vor- 
aussetzung wie  der  italienischen  Baukunst 
überhaupt,  so  auch  Arnolfos  di  Cambio  ge- 
wesen ist.  Aus  diesem  Milieu  erhebt  sich 
der  Meister,  so  jedoch,  daß  er  vermöge  seiner 
künstlerischen  Potenz  in  den  Baustil,  wenig- 
stens in  den  von  Florenz,  eine  eminent  per- 
sönliche Note  hineinbringt  und  wesentlich 
seine  weitere  Entwicklung  im  Trecento  be- 
dingt. Arnolfo  war  ein  Gotikcr  nicht  in  dem 
Sinne  des  Nordens,  auch  nicht  in  dem  der 
genannten  Kongregationen.  Die  Gotik  hat 
sich  in  Italien  und  besonders  in  Toskana  nie 
recht  cinbiirgcrn  können,  sondern  von  An- 
fang an,  konform  dem  Charakter  und  den 
Anschauungen  der  Bevölkerung,  ein  Kompro- 
miß mit  dem  Vorhandenen  geschlossen.  Ar- 
nolfo hat  diesen  Baustil  auch  nicht  cingcführt, 
vielmehr  alle  Elemente  desselben  bereits  vor- 
gefunden. Aber  aus  ihnen,  zusammen  mit 
der  basilikalen  Tradition,  wie  sie  gerade  das 
konservative  Toskana  bcibehalten  und  gepflegt 
hat,  gestaltet  er  einen  Raumstil  von  höchst 


eigenartigem,  wenn  man  will,  von  spezifisch 
florentinischcm  Gepräge.  Darin  besteht  seine 
Bedeutung  innerhalb  der  Architektur.  Der  Cha- 
rakter von  Arnolfos  Kunst  ist  Weiträumigkeit 
und  Strenge,  aber  auch  eine  kalte  Größe. 
Nach  einheitlicher  und  überwältigender  Wir- 
kung in  den  Verhältnissen  und  Massen  seiner 
Innenräume  strebt  der  Meister;  und  diese  er- 
reicht er  durch  die  Klarheit  und  Einfachheit 
seiner  Dispositionen  sowie  durch  den  bewuß- 
ten Gegensatz  von  Auflösung  und  fester  Be- 
grenzung: Große  zusammenhängende  Wände, 
von  spärlichen,  schmalen  Fenstern  durch- 
brochen, die  von  Anfang  an  für  Bemalung 
vorgesehen  waren ; aber  innerhalb  derselben 
ist  alles  licht  und  großräumig  und  erhaben. 
Eine  bis  dahin  unerhörte  Weite  der  Schiffe 
und  Arkaden,  die  nach  dem  Mittelschiffe  zu 
sich  öffnen  und  dieses  besonders  herausheben; 
dazu  wenige  Pfeiler  von  schlanker,  einfachster 
Bildung,  in  möglichst  weiter  Stellung.  Über- 
haupt das  konstruktive  Gerüst  erscheint  bei 
ihm  auf  ein  Minimum  reduziert,  soweit  es 
eben  zur  Stütze  und  Sicherung  des  Bauganzen 
nötig  ist,  aber  konsequent  durchgeführt.  Und 
der  imposanten  Wirkung  zuliebe  vernachläs- 
sigt er  das  Detail  und  verzichtet  auf  Schmuck 
wie  auf  Durchbildung  der  einzelnen  Glieder, 
Arnolfos  Bauwerke  machen  einen  geradezu 
ärmlichen  und  nüchternen  Eindruck  in  deko- 
rativer Beziehung.  In  alledem  offdRbart  sich 
ein  höchst  eigenartiger,  zielbewußter  Wille, 
eine  zwingende,  geschlossene  Persönlichkeit, 
die  sich  gleicherweise  von  den  Vorgängern 
wie  von  den  Zeitgenossen  unterscheidet.  Be- 
sonders zu  Giovanni  Pisano,  dem  zweiten 
großen  Baumeister  Toskanas  um  die  Wende 
des  Du-  und  Trecento,  der  wie  er  demselben 
Boden  entsprungen  ist,  aber  eine  selbständige 
Entwicklung  genommen  hat,  wie  überhaupt 
zur  Pisanischulc  steht  Arnolfo  di  Cambio  in 
deutlichem  Gegensätze.  Nicolas  genialer  Sohn 
ist  malerischer  und  bewegter.  Er  verzichtet 
eher  auf  Übersicht  und  Klarheit  zugunsten 
eines  reiche«  und  geschmackvollen  Bild- 
schmuckcs;  und  unter  seinen  Händen  wan- 
deln sich  die  gotischen  Motive  vollends  ins 
Dekorative  um. 

Werke  Arnolfos : 1.  Santa  Crocc,  die 
Franziskanerkirche  von  Florenz,  an  Stelle 
eines  älteren  Kirchleins,  das  bald  nach  dein 
Tode  des  hl.  Franz  den  minderen  Brüdern  ein- 
gerichtet worden  war.  Die  Grundsteinlegung 
zum  Neubau  fand  nach  einer  alten  Inschrift 
(im  1.  Seitenschiff  der  Kirche  neben  dem 
Altar  der  Scrristori)  am  3.  5.  1295  statt;  doch 
müssen  ihr  geraume  Zeit  vorher  Verhand- 
lungen vorangegangen  sein  über  die  Wahl  des 
Architekten,  die  Aufstellung  und  Genehmi- 
gung des  Bauprogrammes,  der  Pläne,  die  Be- 
schaffung der  Mittel,  die  einige  reiche  Fami- 
lien aufbrachten;  doch  auch  die  Kommune 


136 


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Amolfo  di  Cambio 


steuerte  wiederholt  Beihilfen  bei,  u.  dergl.  m. 
Daß  Arnolfo  der  Baumeister  des  Gotteshauses 
gewesen  sei,  sagt  allein  Vasari ; aber  dieser 
Behauptung  wohnt  ein  hoher  Grad  von  Wahr- 
scheinlichkeit bei.  Denn  einmal  liegt  ihr  eine 
gute  alte  Lokaltradition  zugrunde,  und  so- 
dann, was  am  meisten  entscheidet,  trägt  das 
Gebäude  alle  Merkmale  von  Arnolfos  Stil  an 
sich.  Von  ihm  stammt  der  Entwurf  resp.  das 
Modell  der  Kirche,  die  in  ihren  Verhältnissen 
alles  bis  dahin  in  Florenz  Gebaute  übertrifft 
und  in  ihrer  Raumwirkung  wie  in  ihrem  De- 
tail Vorbild  für  eine  Anzahl  von  Kirchen  ge- 
worden ist  Er  begann  den  Bau  aus  Zweck- 
mäßigkeitsgründen (Villani  VIII  7.)  mit  den 
Kapellen  von  Chor  und  Querschiff,  um  all- 
mählich nach  der  Fassade  vorzuschreiten.  Bis 
zu  seinem  Tode  führte  er  wohl  die  Aufsicht 
über  die  Bauarbeiten,  obgleich  er  bereits  1296 
zum  Dombaumeister  berufen  worden  war. 
Wieviel  unter  Arnolfo  vollendet  worden  ist, 
läßt  sich  heute  kaum  bestimmen.  Doch  der 
Umstand,  daß  Santa  Croce  in  Anlage,  Aufbau 
und  Wirkung  wie  aus  einem  Gusse  dasteht, 
als  Verkörperung  eines  gewaltigen  künstleri- 
schen Wollcns,  so  konsequent  und  bei  aller 
Größe  harmonisch,  folgt  notwendig,  daß  Ar- 
nolfos Plan  oder  Modell  im  ganzen  und  gro- 
ßen treu  ausgeführt  worden  ist;  und  das  be- 
zieht sich  nicht  bloß  auf  die  Kirche,  sondern 
auch  auf  den  Konvent  und  den  Kreuzgang; 
wenigstens  der  letztere  zeigt  in  den  älteren 
Partien  Übereinstimmung  mit  der  Architektur 
der  Kirche.  Etwa  bis  1330  war  Santa  Croce, 
sicher  in  ihrem  östlichen  Teil,  wenn  nicht  im 
Rohbau  überhaupt  vollendet.  Wenigstens 
mußte  der  Bau  so  weit  fortgeschritten  sein, 
daß  Giotto  und  seine  Schüler  ungestört  ihre 
Malereien  in  einigen  Chorkapellen  sowie  an 
den  Seitenwänden  des  I-angschiffes  (an  den 
hintersten  Jochen)  ausführen  konnten.  Noch 
1383  wurde  an  der  Kirche  gebaut,  und  1442 
fand  ihre  Schlußwcihc  in  Gegenwart  Eu- 
gens IV.  durch  Kardinal  Bessarion  statt.  Die 
nüchterne  und  schwerfällige  Fassade  ist  erst 
in  den  Jahren  1856 — 1863  von  Matas  angefügt 
worden.  Die  Kirche  in  Gestalt  eines  lateini- 
schen Kreuzes  (116,47  m lang)  ist  dreischiffig. 
Das  Mittelschiff  überragt  die  beiden  anderen 
sowohl  an  Höhe  wie  an  Breite  um  ein  bedeu- 
tendes. Die  außerordentlichen  Raumverhält- 
nisse in  dieser  Kirche  vcranlaßten  wohl  den 
Meister,  auf  Wölbung  zu  verzichten  und  da- 
für die  allerdings  in  Toskana  traditionellen 
offenen  Dachstühle  bcizubehalten.  Der  über 
dem  Mittelraume  ist  ein  fortlaufendes  hölzer- 
nes Sparrendach.  Da  er  aber  zur  Sicherung 
der  hohen  Obermauern  des  Mittelschiffes  von 
den  Außenwänden  der  Kirche  nach  jedem 
Mittelpfeiler  hin  Zwischcnbögcn  gezogen  hatte, 
so  bekam  in  den  Seitenschiffen  ein  jedes 
Joch  sein  eigenes  Satteldach,  das  auch  nach 


außen  hin  durch  einen  hohen  Giebel  markiert 
erscheint.  Durch  dieses  hohe  und  luftige 
Dachgestühl,  ferner  durch  die  kühnen  Span- 
nungen der  spitzbogigen  Arkaden,  die  ihrer- 
seits auf  weit  gestellten,  achteckigen,  äußerst 
schlank  und  doch  wieder  kräftig  gebildeten 
Pfeilern  ruhen,  wird  die  machtvolle  Raumwir- 
kung des  ganzen  Gebäudes  u.  darin  besonders 
wieder  des  Mittclraumes  erreicht  Das  war 
aber  künstlerische  Absicht  Arnolfos,  der  damit 
trotz  allen  gotischen  Formen,  die  er  benutzt, 
in  strikten  Gegensatz  zu  den  Konstruktionen 
des  Nordens  tritt.  An  der  Rückwand  des 
Querschiffcs  befinden  sich  11  gewölbte  Ka- 
pellen ; in  der  Mitte  die  eigentliche,  geräumige, 
polygonal  abschließende  Chorkapelle  (den 
Alberti  gehörig)  ; rechts  und  links  von  ihr,  zu 
je  6 geordnet,  die  10  übrigen,  schmäleren,  die 
viereckig  abschlicßen,  von  geringerer  Tiefe  u. 
um  die  Hälfte  niedriger  wie  jene.  Durch  diese 
Anordnung  und  diese  Proportionen  wird  aber 
die  Chorkapelle  als  dominierende  charakteri- 
siert, obwohl  sie  nicht  so  breit  wie  das  Mittel- 
schiff ist  und  erst  unter  Zuhilfenahme  je  einer 
Seitenkapellc  dessen  Breite  erreicht.  Das 
bedeutet  aber  Vereinheitlichung  bei  reichem 
Wechsel.  Beim  Eintritt  in  die  Kirche  ist 
somit  die  Möglichkeit  geboten,  die  gesamte 
Anlage  von  Lang-,  Querschiff  und  Chor  mit 
einem  Blicke  zu  überschauen.  Und  diese 
Rücksichtnahme  auf  die  Gesamtwirkung  wie 
auf  den  Standpunkt  des  Beschauers  ist  eben 
für  Arnolfos  Stilweisc  charakteristisch. 

Mit  dem  eminenten  Raumgefühle  des  Mei- 
sters kontrastiert  auffällig  der  Mangel  an  pla- 
stischem Detail.  Die  Kirche  ist  höchst  schmuck- 
los u.  kahl  im  Innern,  das  man  sich  freilich  von 
vornherein  durch  ausgedehnte  Wandmalerei 
belebt  denken  muß.  Aber  auch  die  Bildung 
der  Profile  und  besonders  der  Kapitale  ist  so 
einfach  wie  möglich:  Ein  paar  Blätter  ohne 
Modellierung,  die  sich  steil  und  flach  um  den 
Pfcilerkcm  herumlcgen ; besonders  an  den 
hinterste^  u.  also  ältesten  Pfeilern,  die  sicher 
auf  Arnc^f9  zurückgehen,  ist  das  zu  beachten. 
Ebenso  primitiv  ist  auch  die  Behandlung  der 
Galcricf.  auf  steifen,  langweiligen  Konsolen 
ruhend,  'unterhalb  der  Fenster,  welche  aus 
praktischen  Gründen  rings  um  den  ganzen 
Kirchenkörper  geführt  ist.  In  alledem  macht 
sich  ein  Mangel  an  plastischem  Sinne  und  an 
plastischer  Schulung  bemerkbar.  Arnolfo  di 
Cambio  war  eben  ein  genialer  Architekt,  kein 
Bildhauer. 

2.  Der  Neubau  des  Domes  von  Florenz 
Santa  Reparata,  seit  1412  Santa  Maria 
del  Fiorc  gen.  u.  lange  nach  Arnolfos  Ableben 
vollendet.  Als  Brunelleschi  1446  starb,  war 
z.  B.  die  Laterne  auf  der  Kuppel  noch  im  Bau, 
und  der  große  Knopf  von  vergoldeter  Bronze 
wurde  erst  1472  von  Verrocchio  hinzugefügt. 
Die  feierliche  Grundsteinlegung  fand  am  8.  9. 


137 


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Amolfo  di  Cambio 


1296  statt,  nachdem  zuvor,  etwa  seit  dem 
Frühjahr  (Juni)  die  Vorbereitungen  zum 
Neubau  getroffen  worden  waren.  Amolfo 
arbeitete  zunächst  die  Pläne  aus  und  fertigte 
ein  genaues  Holzmodell  an,  das  allgemein  ge- 
fiel, — opus  mirificum,  magnificum  nennen  es 
die  Urkunden  — , und  das  noch  lange  nach 
seinem  Tode  in  der  Bauhütte  am  Kampanile 
zu  sehen  war.  Auch  begann  er  die  Funda- 
mente zu  legen;  und  da  jene  Urkunde  von 
1300  von  einem  „sichtbaren“  Anfang  der 
Kirche  spricht,  so  darf  man  ihm  vielleicht  ein 
Stück  der  Fassaden-  und  der  Umfassungs- 
mauer zuschrciben,  natürlich  nur  im  Rohbau; 
etwa  die  beiden  ersten  Joche  mit  den  schmalen 
und  steilen  Fenstern  und  den  flachen  Strebe- 
pfeilern, deren  Gestalt  von  der  des  übrigen 
Baukörpers  sichtlich  abweicht.  Ferner  wird  er 
vielleicht  auch  die  dazu  gehörigen  Arkadcn- 
pfeiler  errichtet  haben,  die  jenen  schwachen 
Streben  entsprechend  enger  gestellt  waren  als 
die  heutigen  im  Quadrat  stehenden,  doch  noch 
ohne  Einwölbung.  Bei  der  Vergrößerung  des 
Domes  unter  Francesco  Talenti  wurden  sic 
dann  nicdcrgelcgt,  die  Scitenschiffmauern  aber 
nicht,  wohl  weil  sie  inzwischen  inkrustiert 
waren,  und  man  Kosten  sparen  wollte.  Aber 
es  bleibt  gleichwohl  eine  Hypothese,  daß  diese 
älteste  Partie  des  heutigen  Domes  von  Arnolfo 
selbst  herstamme.  Sie  wird  zwar  nach  seinem 
Modell  gebaut  worden  sein,  das  für  die  nächste 
Zeit  maßgebend  war,  doch  wahrscheinlich  in 
die  Zeit  nach  dem  Tode  des  Meisters  fallen ; 
und  vollends  die  Marmorinkrustation,  über- 
haupt jede  plastische  oder  malerische  Aus- 
schmückung der  ältesten  Seitenschiffeider  ist 
erst  in  der  Zeit  von  1310 — 1336  resp.  1342/3, 
wenn  nicht  noch  später,  hinzugekommen.  Und 
dazu  gehören  auch  jene  geringen  Fragmente 
in  „kosmateskem"  Zierstile  (heute  in  der 
Opera  del  Duomo),  welche  L.  del  Moro  (la 
facciata  d.  S.  M.  d.  F.  1888)  aufgefunden  und 
auf  die  Haupttür  der  alten  Fassade  sowie  auf 
Arnolfo  bezogen  hat,  ein  ganz  willkürliches 
Verfahren,  das  sich  dadurch  erledigt,  daß  der 
Meister  sich  überhaupt  nicht  auf  Dekoration 
eingelassen  hat  noch  cinlasscn  konnte.  Etwas 
Sichtbares  vom  Amolfobauc  existiert  heute 
also  nicht;  auch  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu 
sagen,  wie  sein  Projekt  überhaupt  ausgesehen 
hat.  Die  Abbildungen,  welche  man  darauf 
bezogen  hat,  fallen  alle  in  eine  spätere  Zeit 
(nach  1350) : so  diejenige  auf  einem  Lunct- 
tenfresko  im  ersten  Chiostro  von  Santa  Crocc 
und  die  auf  der  „triumphierenden  Kirche“  in 
der  Spagnuolikapellc  von  Sta.  Maria  Novella; 
speziell  letztere  möchte  Orcagnas  Modell  wie- 
dergeben, das  eine  Zcitlang  als  „il  piü  leg- 
giadro  c di  meno  costo“  im  Vordergründe  des 
Interesses  stand,  aber  nicht  ausgeführt  wurde. 
Es  zeigt  sienesischen  Stil  und  Übereinstim- 
mung mit  dem  Tabernakel  von  Orsanmichele. 


Wir  mögen  uns  vorstellen,  daß  Arnolfo  eine 
Santa  Crocc  im  ganzen  und  großen  verwandte 
Anlage  geplant  hatte,  doch  in  größeren  Dimen- 
sionen und  durchweg  gewölbt:  Ein  dreischif- 
figes  Langhaus,  ein  Querschiff  mit  einer  acht- 
eckigen Kuppel  über  dem  Chor  im  Zentrum, 
das  Mittelschiff  wie  die  zwei  Querenden  in  Ab- 
siden  oder  Tribunen  mit  radial  gestellten  Ka- 
pellen auslaufcnd.  Ob  die  Kuppel  auf  einem 
Tambur  ruhte  oder  der  gewöhnlichen  An- 
nahme zufolge  unmittelbar  auf  Pfeilern  und 
Pcndentifs,  läßt  sich  nicht  mehr  entscheiden, 
ist  auch  weniger  von  Bedeutung.  Für  beide 
Arten  gab  es  in  Toskana  Beispiele.  Aber  die 
Kirche  Arnolfos  scheint  von  erheblich  ge- 
ringerer Längenausdehnung  wie  der  Dom  von 
heute  gewesen  zu  sein.  Wohl  stecken  in  letz- 
terem die  Grundgedanken  und  -Linien  des 
genialen  Meisters.  Auch  wird  er  der  groß- 
räumigen Wirkung  zuliebe  möglichst  schlanke 
und  relativ  spärliche  Pfeiler,  weite  Arkaden- 
öffnungen und  ein  nach  Höhe  wie  Breite  be- 
deutendes Mittelschiff  angestrebt  haben.  In- 
zwischen jedoch  hatte  mit  dem  technischen 
Fortschreiten  auch  eine  Steigerung  der  Bau- 
gesinnung stattgefunden,  für  die  Arnolfos 
Stil  nicht  mehr  genügte.  Und  diese  Steige- 
rung und  Weiterentwicklung  auch  in  den  Ein- 
zelheiten geht  auf  Fr.  Talenti  zurück,  der  zwar 
nicht  Arnolfos  Schüler,  aber  sein  geistiger 
Erbe  und  Nachfolger  gewesen  und  dem  Ruh- 
mesbedürfnisse wie  dem  Ehrgeiz  der  Floren- 
tiner, das  gewaltigste  Gotteshaus  in  ganz  Tos- 
kana zu  besitzen,  mit  kongenialer  Kraft  ent- 
gegengekommen ist. 

Weitere  Bauwerke  Arnolfos  di  Cambio  las- 
sen sich  nicht  nachweisen.  Gegen  eine  ganze 
Anzahl  anderer  meist  weltlicher,  die  ihm  zu- 
geschricbcn  werden,  erheben  sich  Bedenken: 
So  rührt  von  ihm  sicher  nicht  der  Bau  des 
dritten  Cerchio  von  Florenz  her;  nicht  die 
Kornhalle  bei  Orsanmichele,  die  1304  dem 
Feuer  zum  Opfer  fiel ; nicht  die  Marmor- 
inkrustation des  Florentiner  Baptisteriums. 
Weder  den  Palazzo  Vecchio  in  Florenz  noch 
das  Kastell  des  Grafen  Simone  Guidi  da  Batti- 
follc  zu  Poppi  im  Cascntin,  das  auch  keines- 
wegs für  jenen  Vorbild  gewesen  ist,  noch 
den  Pal.  Bonizzi  in  der  Stadt  hat  er  ge- 
baut. Der  Signorenpalast  wurde  1298  zu 
errichten  beschlossen,  das  nötige  Terrain  im 
Laufe  von  1299  erworben,  im  Frühjahr  1300 
der  Bau  in  Angriff  genommen  und  1301  in 
der  Hauptsache  vollendet.  Da  hätte  cs  doch 
den  Priorcn  näher  gelegen,  falls  Arnolfo  der 
Architekt  dieses  trutzigen  Rcgicrungsgebäudes 
gewesen  wäre,  ihm  mit  Rücksicht  auf  seine 
Verdienste  um  dieses  kommunale  Monument 
am  1.  4.  1300  Steuerfreiheit  zu  gewähren.  Das 
Schweigen  der  Urkunde  gerade  in  diesem 
Falle  ist  aber  beweiskräftig  genug,  um  ihn  als 
Erfinder  und  Bauleiter  zu  streichen.  Nun 


138 


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Arnolfo  di  Firenze 


nennt  jene  Urkunde  Arnolfo  den  berühmtesten 
und  geschicktesten  Erbauer  von  Kirchen  (Plu- 
ral 1)  in  vidnis  partibus  d.  h.  in  Florenz  und 
Umgebung.  Mit  Rücksicht  darauf  möchte 
ihm  vielleicht  der  Neubau  von  Santa  Maria 
Maggiore  und  an  Stelle  von  Nicola  Pisano  der 
von  Santa  Trinita  in  Florenz  (1250??)  zuzu- 
schreiben sein,  die  beide  Santa  Croce  zeitlich 
wohl  vorausgehen.  Santa  Triniti  besonders 
verrät  in  der  Anlage  (5  quadrat.  Chorka- 
pellen in  einer  Reihe,  eine  jede  einem  Schiffe 
des  Langhauses  entsprechend),  in  der  luftigen 
und  edlen  Raumbehandlung  wie  in  den  ge- 
streckten viereckigen  Pfeilern  usw.,  Ver- 
wandtschaft mit  Amolfos  Weise;  aber  auch 
nach  rückwärts  mit  den  Zisterzienserbauten 
in  Toskana  ist  der  Zusammenhang  offenbar; 
und  damit  wäre  dann  an  einem  klaren  Bei- 
spiel Herkunft  wie  Abwandlung  des  neuen 
Stiles  Arnolfos  nachgewiesen.  Allein  es  muß 
betont  werden,  mehr  wie  um  eine  Hy- 
pothese handelt  es  sich  dabei  nicht.  Mit  der 
Fassade  des  Domes  von  Orvicto  hatte  Arnolfo 
di  Cambio  nichts  zu  tun.  Endlich  soll  er 
nach  Vasari  (1285?)  Kirche  und  Chor  der 
Badia  von  Florenz  erneuert  und  den  Glocken- 
turm erbaut  haben,  eine  unkontrollierbare  An- 
gabe, die  auch  für  die  Erkenntnis  des  Meisters 
von  geringem  Werte  ist,  da  nach  Villani 
(VIII  89)  1307  der  Kampanile  zur  Strafe 
der  Mönche  bis  zur  Hälfte  zerstört  und  erst 
1830/1  (ibid.  X 174)  wieder  aufgerichtet 
wurde ; und  dieser  letzten  Periode,  wenn 
nicht  noch  später,  gehören  auch  einige  figu- 
rierte Kapitale  an,  die  übrigens  auch  mit  den 
urkundlich  bezeugten  Arbeiten  des  Bildhauers 
Arnolfo  (cfr.  sub  II),  besonders  mit  denen 
am  Tabernakel  in  San  Paolo  fuori  le  mura  in 
Rom  nicht  übereinstimmen,  mit  dem  er  in 
demselben  Jahre  1285  beschäftigt  war.  Ob 
diese  Kapitale  (im  Mus.  Naz.  No.  30 — 33) 
gerade  dem  Kampanile  der  Badia  angehörten, 
ist  mehr  wie  fraglich.  Franzos.  Arbeit  sind 
sic  nicht.  Die  Art  ihrer  Behandlung,  beson- 
ders das  Streben  nach  Bewegung  und  leben- 
diger Wirkung  und  der  teilweise  manierierte 
Ausdruck  der  Köpfe  schließen  eine  zu  frühe 
Datierung  aus.  Die  Ausführung  ist  gewöhn- 
lich. Im  Mus.  di  Antichitä  bei  San  Marco 
steht  ein  Pilasterkapitäl  (ohne  No.;  Katalog 
vacat)  mit  der  Bezeichnung:  vom  Kampanile 
der  alten  Badia:  Einfache,  steile,  mit  den 
Spitzen  umgebogene  Blätter  und  einer  Haupt- 
rippe um  den  Pfeilerkern,  die  unleugbar  mit 
den  frühesten  Kapitälen  in  Sta.  Croce  über- 
einstimmen. Hat  Arnolfo  an  der  Badia  ge- 
arbeitet, und  trifft  die  angegebene  Provenienz 
dieses  Kapitales  zu,  dann  kann  er  es  sehr 
wohl  einen  anderen  haben  anfertigen  lassen, 
denn  es  ist  gewöhnliche  Werkstattarbeit.  Die- 
ses Stück  rückt  jene  figurierten  Kapitäle  aber 
in  recht  weite  Ferne. 


II.  Arnolfo  di  Firenze,  Bildhauer. 
Sein  Geburts-  und  Todesjahr  sowie  der  Name 
seines  Vaters  sind  unbekannt.  Er  war  ein 
Schüler  Nicolas  Pisano,  in  dessen  Atelier  er 
nach  der  Vollendung  der  Kanzel  im  Baptiste- 
rium von  Pisa  eingetreten  sein  mochte,  zwi- 
schen 1260  u.  1265.  In  gewissen  Relieffeldern 
dieser  Kanzel  läßt  sich  schon  eine  andere  Hand 
bemerken,  aber  nicht  die  Arnolfos  (etwa  Fra 
Guglielmos?).  Vom  29.  9.  bis  Ende  1267 
erscheint  der  Bildhauer  urkundl.  an  Nicolas 
zweitem  Meisterwerk,  der  Kanzel  im  Dome 
von  Siena,  beschäftigt;  doch  läßt  sich  auch 
daran  sein  Anteil  nicht  bestimmen.  Vcnturis 
Zuweisungen  sind  willkürlich.  Die  Stilverglei- 
chung mit  seinen  allerdings  späteren  Werken 
lehrt,  daß  Arnolfo  zu  dem  figürl.  Schmucke 
nichts,  weder  zu  den  Einzclfigurcn  noch  auf 
den  Feldern,  beigesteuert  hat,  im  Gegensatz 
zu  Nicolas  Sohn  Giovanni,  dem  hier  zum 
ersten  Male  weiteste  Gelegenheit  gegeben 
war,  sein  eminentes  Können  zu  betätigen. 
Es  scheint  vielmehr,  daß  Arnolfo  (wie  seine 
Genossen  I-apo,  Goro  und  Donato)  mehr  in 
untergeordneter  Weise  verwendet  worden  ist, 
zur  Herrichtung  der  einzelnen  Werkstücke, 
Säulen,  Kapitäle,  Basen  und  Löwen;  vielleicht 
rührt  auch  der  Musivschmuck  in  den  Zwickeln, 
am  Rundstreifen  und  im  Innern  der  Kanzel, 
nach  Analogie  mit  seinen  späteren  Werken, 
von  ihm  her.  Dies  sowie  der  Umstand, 
daß  Nicola  in  den  sienesischen  Urkunden 
den  Arnolfo  ständig  seinen  Schüler  nennt, 
führten  zu  dem  Schlüsse,  daß  der  Künst- 
ler zu  der  Zeit  noch  relativ  jung  war,  sein 
Geburtsjahr  also  kaum  auf  1232  (Vasari), 
sondern  etwa  auf  1250  zu  fixieren  ist.  Infolge 
davon  könnte  er  auch  ganz  gut  die  Statue  an- 
geblich Papst  Johanns  XXII.  im  Dom  von 
Florenz  (um  1323)  angefertigt  haben,  wenn 
nicht  stilistische  Gründe  dagegen  sprächen. 
Wie  lange  Arnolfo  Geselle  Nicolas  geblieben, 
wissen  wir  nicht.  An  der  Area  di  San  Do- 
menico war  er  nicht  beschäftigt.  Erst  zehn 
Jahre  später,  1277,  finden  wir  ihn  im  Dienste 
Karls  I.  von  Anjou  in  Rom  (wohl  schon  seit 
längerer  Zeit).  Doch  ist  unbekannt,  was  er 
für  den  König  gearbeitet  hat.  Man  schreibt 
ihm  die  sitzende,  urspr.  bemalte  Statue  Karls 
am  Fuße  der  Treppe  zum  Konservatorenpa- 
laste in  Rom  zu,  die  der  König  als  Senator  der 
ewigen  Stadt  gestiftet  hatte.  Das  schwer- 
fällige Werk,  das  innerhalb  der  Jahre  1265 
und  1284  entstanden  ist  — in  welch  letzterem 
infolge  der  Sizilianischen  Vesper  die  senatori- 
sche  Würde  abgcschafft  wurde  — , gehört  eher 
einem  römischen  (oder  apulischcn)  Bildhauer 
an.  Im  Jahre  1277  wurde  Arnolfo  di  Firenze 
nach  Perugia  berufen,  um  zusammen  mit  Ni- 
cola und  Giovanni  Pisano  an  dem  Brunnen 
vor  dem  Dome  zu  arbeiten.  Dieser  er- 
klärte sich  nur  mit  Einwilligung  Karls  da- 


139 

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Arnolfo  di  Firenze 


zu  bereit,  die  der  König  ain  10.  9.  1277 
erteilte,  auch  gestattete,  daß  die  Pcruginer 
ihren  Bedarf  an  Marmor  und  an  sonsti- 
gen Steinen  aus  den  römischen  Steinbrüchen 
deckten  (Schreiben  des  Königs  an  seinen 
Vikar  und  an  seinen  Kämmerer  in  Rom). 
Nicht  daß  er  den  Marmor  zur  Fontäne  ge- 
schenkt habe,  wie  immer  falsch  interpretiert 
wird.  Unbekannt  aber  ist,  ob  Arnolfo  dem 
Rufe  auch  wirklich  gefolgt,  wie  lange  er  in 
Perugia  gewesen  war,  und  was  er  schließlich 
geleistet  hatte:  — nach  Burckhardt  den  Auf- 
bau ; aber  dafür  bedurfte  es  keines  besonderen 
Architekten:  nach  anderen  die  Figurenreihe 
des  oberen  Beckens.  In  Wirklichkeit  läßt  sich 
keine  einzige  Figur  an  der  Fontäne  auf  Ar- 
nolfo beziehen.  Einer  urkundl.  Notiz  vom 
4.  2.  1281  zufolge  erhielt  Arnolfo  für  24  Tag- 
werke einen  (nicht  sehr  hohen)  Lohn,  dazu  die 
Reisekosten  nach  Rom  und  Perugia  zurück, 
ausbezahlt.  Aber  damals  handelte  es  sich 
kaum  um  eine  künstlerische  Tätigkeit;  viel- 
leicht (wie  schon  1277?)  um  Ausbesserun- 
gen an  der  Wasserleitung.  Nach  Adamo 
Rossi  käme  überhaupt  nicht  dieser  Marmor- 
brunnen, sondern  ein  zweiter  von  Bronze  am 
unteren  Ende  des  Platzes  in  Betracht.  Im 
archäologischen  Museum  zu  Perugia  wer- 
den drei  Relieffigurcn  aufbewahrt,  zwei 
ruhende  Gestalten  und  eine  kniende  Frau, 
nach  der  Antike,  etwa  nach  Flußgöttern  ge- 
arbeitet und  der  Schule  Nicolas  angehörig. 
Venturi  erklärt  sie  für  Reste  eines  Brunnens, 
also  eines  dritten?  — denn  der  große  auf  dem 
Platze  kommt  dafür  nicht  in  Betracht  — , und 
von  Arnolfos  Hand.  Letzteres  ist  sicher 
falsch,  denn  die  Fragmente  sind  weit  edler  in 
Ausdruck  und  Bewegung;  vor  allem  fallen 
die  Geschlossenheit  der  Komposition,  die  Si- 
chel heit  und  Größe  der  Linienführung  sowie 
die  glückliche  Behandlung  des  Nackten  und 
der  Gewandung  auf. 

Von  Arnolfos  inschriftlich  beglaubigten 
Werken  sind  zu  nennen: 

1.  das  Grabmal  des  Kardinals 
de  Braye  in  S.  Domenico  di  Orvieto 
(t  30.  4.  1282)  ; ein  reiches  Prunkgrab, 
vielleicht  erst  längere  Zeit  nach  dem  Tode  des 
Kirchenfürsten  gearbeitet  und  nicht  mehr  in- 
takt erhalten:  Man  muß  sich  einen  Baldachin 
auf  gedrehten  Säulen  hinzudenken.  — (Einige 
Fragmente  davon  in  der  Opera  dcl  Duomo 
befindlich.)  — Arnolfo  erweist  sich  in  dieser 
Schöpfung  als  einen  Eklektiker,  der  ohne  aus- 
gebildetes  architckt.  Empfinden  die  Motive 
häuft,  aber  nicht  organisch  zu  verbinden  weiß. 
Häufung  architektonischer  und  malerischer 
Details  ist  noch  kein  Kennzeichen  „dekora- 
tiver“ Architektur.  Soll  hier  etwas  in  sich 
Geschlossenes  entstehen,  so  müssen  Phantasie 
und  Wirklichkeitssinn  in  ganz  anderer  Weise 
Hand  in  Hand  gehen,  als  es  bei  Arnolfo  der 


Fall  ist  Dieser  hohe  Wandaufbau,  nicht  der 
erste  seiner  Art,  auch  nicht  von  Arnolfo  er- 
funden, jedoch  am  Anfang  einer  langen  Reihe 
ähnlicher  Arbeiten,  die  sich  nun  überall 
in  Italien  einbürgern  und  je  später  um 
so  manierierter  werden,  ist  aus  einer  Kreu- 
zung zweier  Typen  entstanden : Mit  dem  römi- 
schen, auf  die  Antike  in  Form  und  in  den  Ele- 
menten zurückreichenden  Kosmatcntypus  ver- 
eint sich  ein  solcher  aus  Nicolas  und  Gio- 
vannis Schule.  Zu  der  geschmackvollen  Mu- 
sivdekoration  der  römischen  Marmorarier,  die 
ihre  arabisch-süditalienische  Herkunft  nicht 
verleugnen  kann,  kommt  die  Fülle  plastischen 
Schmuckes  hinzu,  eine  Eigenheit  toskanischer 
Kunst.  In  dem  letzten  Jahrz.  des  13.  und  im 
1.  des  14.  Jahrh.  vollzieht  sich  in  der  italie- 
nischen Kunst,  zuerst  in  der  Plastik,  dann 
dank  der  übermächtigen  Initiative  Giottos 
auch  in  der  Malerei  ein  Zusammenschluß  der 
verschiedenen  lokalen  Schulen  und  Gruppen. 
Die  Kunst  Nicolas  Pisano,  der  nicht  nur  ein 
großer  Künstler,  sondern  auch  ein  hervor- 
ragender Organisator  der  Arbeit  gewesen  war 
und  in  Pisa  ein  Atelier  begründet  hatte,  das 
zeitweilig  (unter  Giovanni  z.  B.)  die  Skulptur 
Toskanas  gleichsam  monopolisiert  hatte,  greift 
über  diese  Landschaft  hinaus,  nicht  nur  nach 
Norden  (Mailand  etc.),  sondern  auch  nach 
Rom  und  weiter  in  die  alte  Heimat,  aus  der 
sic  hervorgegangen  war,  in  den  Süden  Italiens 
wieder  zurück.  Der  Ausgleich,  der  hier  ent- 
steht, hat  nicht  überall  bedeutende  oder  er- 
freuliche Werke  zuwege  gebracht,  aber  er  be- 
dingte doch  die  große  Entwicklung  und  Ge- 
schlossenheit im  Stilcharakter  des  Trecento. 
Nicht  immer  die  bedeutendsten  und  eigenwil- 
ligsten Meister  waren  die  Bannerträger  dieses 
neuen  dekorativen  Stiles;  vielmehr  betrieb- 
same, mehr  handwerkliche  Naturen,  tüchtige 
Arbeiter  von  einer  gewissen  soliden  Technik, 
ohne  hohe  Gedanken,  ohne  feineres  Empfin- 
den, deren  Stärke  in  der  Nachahmung  lag, 
nicht  in  der  Erfindung,  die  in  hergebrachten 
Geleisen  sich  bewegten  und  das  Gelernte  mit 
größeren  oder  geringeren  Modifikationen  Wei- 
tergaben. Zu  ihnen  gehört  Arnolfo  aus  Flo- 
renz, ein  Vermittler  zwischen  römischer  und 
pisanischer  Kunst;  und  er  hat  lange  genug  in 
Rom  gelebt,  um  hier  eine  Schule  zu  stiften 
und  zahlreiche  Werke  zu  beeinflussen,  wenn 
sie  ihm  auch  nicht  selbst  angehören  (wie  z.  B. 
das  Grabmal  Hadrians  IV.  in  S.  Francesco  di 
Viterbo).  Und  ließe  sich  auch  nur  ein  authen- 
tisches Werk  seiner  Hand  in  Florenz  nach- 
weisen,  Arnolfo  würde  auch  für  dieses  Zen- 
trum die  gleiche  Bedeutung  besitzen,  als  das 
Haupt  einer  spezifisch  florentinischen  Stil- 
nuancc  oder  Schule  vor  Giotto  und  Andrea 
Pisano.  Verrät  das  Grabmal  de  Braye  Mangel 
an  architektonischer  Empfindung  und  Schu- 
lung, so  befriedigt  auch  sein  plastischer 


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Amolfo  di  Firenze 


Schmuck  nicht.  Überall,  in  der  Gewandbe- 
handlung, im  Typus,  in  Haltung  und  Aus- 
druck macht  sich  der  Schüler  Nicolas  Pisano 
bemerkbar.  Burckhardt  nennt  die  Madonna 
im  obersten  Abschlüsse  eine  Juno  pronuba 
und  drückt  damit  jene  Abhängigkeit  aus,  die 
Giovanni  Pisano  innerlich  so  bald  und  so  er- 
folgreich überwunden  hatte.  Wohl  überrascht 
das  Wandgrab  beim  ersten  Anblick  durch  den 
Reichtum  der  Details.  Auch  ein  gewisser 
Naturalismus  in  einzelnen  Köpfen,  z.  B.  in 
den  Zügen  und  im  Ausdruck  des  knieenden 
Kardinales  soll  nicht  verkannt  werden ; aber 
das  ist  etwas  mehr  Akzessorisches.  Der  Na- 
turalismus ist  bei  ihm  nicht  (wie  bei  Gio- 
vanni Pisano)  Grundprinzip  seiner  ganzen 
Produktion  geworden.  Eine  genauere  Analyse 
verträgt  dieses  Denkmal  (wie  überhaupt  Ar- 
nolfos  Werke)  nicht  Da  fällt  sogleich  die 
geringe  Formenkenntnis  und  -Behandlung 
auf.  das  Fehlerhafte  in  den  Proportionen,  die 
leblosen,  steifen  Bewegungen,  die  Typik  im 
Ausdruck,  die  schematische  Gewandung,  Ei- 
genheiten, die  Amolfo  wohl  zum  Nachfolger 
einer  bestehenden,  aber  nicht  zum  Begründer 
einer  neuen  Kunstrichtung  qualifizierten.  Er 
war  ein  Ubergangsmeister,  mit  allen  seinen 
Vorzügen  und  Fehlern,  der  vor  einer  größeren 
Persönlichkeit  ohne  nennenswerte  Nachwir- 
kung zurücktreten  mußte. 

2.  Das  Tabernakel  in  San  Paolo 
fuori  le  mura,  nach  der  Inschrift  die  ge- 
meinsame Arbeit  Arnolfos  und  „seines  Genos- 
sen Petrus“,  auf  Bestellung  des  Abtes  Bartho- 
lomäus und  1285  vollendet;  nach  dem  Brande 
der  Kirche  von  1823  wieder  zusammenge- 
setzt. Eine  ausführliche  Beschreibung  bei 
Venturi  (unter  starker  Überschätzung).  Für 
derartige  Kirchcnmöbel  gab  es,  speziell  in 
Rom,  einen  feststehenden  Typus,  den  auch 
Arnolfo  bcibehielt,  unter  Abwandlung  jedoch 
ins  Gotische  (Mischstil)  u.  unter  Anwendung 
eines  überreichen  Schmuckes  an  Statuetten, 
Reliefs,  Vergoldung  u.  Musivc.  Einzelne  Ge- 
stalten haben  schöne  lebendige  Köpfe;  aber 
die  Körpcrbildung  ist  schwach.  Eine  Schei- 
dung zwischen  Arnolfos  und  Pietros  Anteil 
erscheint  undurchführbar.  Venturi  und  Her- 
manin  sehen  nach  Moreschi  in  diesem  Ge- 
nossen Petrus  den  Maler  und  Mosaicistcn 
Pietro  Cavallini  und  schreiben  ihm  die  Musiv- 
dekoration  des  Ciboriums  zu,  eine  Behaup- 
tung, die  sich  nur  auf  die  Namensgleichheit 
gründet. 

3.  Am  20.  11.  1293  (nach  der  wiedergefunde- 
nen Inschrift)  hatte  Arnolfo,  diesmal  allein, 
ohne  den  Genossen  Pietro,  das  Altar- 
tabernakel  in  Santa  Cecilia  in 
T rastevere  vollendet.  Von  ähnlicher 
Anlage  und  Dekoration  wie  das  in  San 
Paolo,  doch  einfacher  und  geringer  in  der 
Ausführung.  Auf  den  Kapitälen  sitzt  je  ein 


würfelförmiger  Kämpfer,  auf  dessen  vier  Sei- 
ten runde,  mit  Musive  versehene  Scheiben  sich 
befinden,  und  darüber  die  Arkaden,  die  sich 
infolge  der  weiten  Säulenstellung  wieder  stark 
der  Rundform  nähern.  Das  Figürliche  in  den 
für  Arnolfo  so  charakteristischen  kurzen 
Verhältnissen  und  von  handwerksmäßiger  Be- 
handlung. Auffällig  ist  die  starke  Benutzung 
antiker  Vorbilder,  besonders  an  den  vier  Eck- 
figuren der  Aedicula:  Die  heilige  Cäcilie,  ähn- 
lich der  Madonna  auf  dem  Grabmal  de  Brayc 
und  nach  Nicolas  Pisano  Vorbild,  ist  eine 
junonische  Gestalt;  Sankt  Valcrian  geht 
auf  eine  Konsularstatue,  der  heil.  Tiburtius 
auf  eine  Reiterstatue  ä la  Marc  Aurel  zu- 
rück, doch  unter  unglücklichster  Einzwängung 
des  Pferdes  in  die  Nische.  Und  nur  der  Kopf 
des  alten  Papstes  (Urban)  zeigt  Streben  nach 
Porträttreue.  Machte  sich  bei  Arnolfo,  je 
länger  er  der  Schule  Nicolas  entwachsen  war, 
ein  Abnehmen  künstlerischer  Kraft  bemerk- 
bar? oder  ist,  mit  Rücksicht  auf  seine  ander- 
weitige Beschäftigung,  ein  starker  Gehilfen- 
antcil  hier  anzunehmen? 

4.  Schon  Vasari  wußte,  daß  Amolfo  im 
Aufträge  Honorius  IV.  aus  dem  Geschlechte- 
der  Savellcr  (1285 — 1287),  das  Presepe 

«4  n Santa  Maria  Maggiore  gearbeitet 
hatte.  Davon  existieren  noch  an  Ort  und 
Stelle  einige  Fragmente,  die  den  Stil  des 
Meisters  zeigen,  plumpe  Gestalten  in  schwer- 
fälliger Gewandung  und  mit  kurzen  dicken 
Köpfen.  Dagegen  ist  das  Grabmal  Honorius 
IV.,  bis  auf  die  ruhende  Papstfigur  (jetzt  in 
Araceli)  zerstört,  ein  Monument  im  Kos- 
matenstii,  wohl  nicht  von  seiner  Hand. 

5.  Das  Grabmal  Bonifazius  VIII.„ 
von  dem  noch  die  Gestalt  des  auf  einem  Pa- 
radebette ruhenden  Papstes  in  den  vatikani- 
schen Grotten  existiert  (mit  feinem  Gesichts- 
ausdruckc,  doch  um  so  plumperem  Körper). 
Daselbst  auch  noch  die  Fragmente  eines  Ta- 
bernakels u.  .zweier  den  Vorhang  wegziehender 
Engel,  ein  traditionelles  Motiv  der  Wandgräber 
jener  Zeit ’Owie  auch  am  Grabe  Honorius  IV. 
ursprünglich  vorhanden).  Ob  diese  Reste  aber 
zum  Bonifäziusdcnkmale  gehören,  ist  mehr 
wie  fraglich.  Die  vatikanische  Überlieferung 
bringt  die  Engel  mit  dem  Grabmale  Nicco- 
laus  V.  (1328 — 1330)  in  Zusammenhang,  und 
damit  stimmt  der  Stil  dieser  Figuren  eher 
überein.  Das  Grabmal  Bonifaz’  VIII.  ge- 
hörte ursprünglich  einer  größeren  Anlage  an, 
von  der  Jakob  Grimaldi  in  dem  Prachtkodex 
der  Vaticana  (Barb.  Lat  No.  2733  fol.  28, 
40  ff.  61,  174)  aus  dem  ersten  Jahrzehnt  des 
17.  Jahrh.  Beschreibung  und  Abbildungen 
hinterlassen  hat.  Dieser  große  Papst  ließ, 
wohl  bald  nach  seiner  Thronbesteigung  (ge- 
wählt am  24.  12.  1294  und  gekrönt  am  23.  1. 
1295),  den  verfallenen  Altar  Bonifaz’  IV.  in 
der  Familicnkapelle  der  Gaetani  im  Innern 


141 


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Amolfo  di  Firenze 


des  Sankt  Peter,  an  der  Eingangswand 
„iuxta  portam  Ravennatcm“  (Petrus  Mallius 
lib.  de  antiquit  in  de  Rossi  inscript.  ex  sec. 
XII),  restaurieren  — fecit  innouari  (lib. 
bencfactorum)  — und  mit  einem  pompösen 
Tabernakel  nach  Art  derjenigen  in  San  Paolo 
und  Santa  Cecilia  versehen.  An  der  Wand 
hinter  dem  Altäre  und  so,  daß  der  die  Messe 
lesende  Priester  es  vor  Augen  hatte,  ließ  er 
sich  noch  zu  Lebzeiten  sein  Grabmal  errich- 
ten. Auf  einem  mit  Musive  dekorierten  Pa- 
radebettc  ruht  der  Papst,  ähnlich  wie  der 
Kardinal  de  Braye  flach  auf  dem  Rücken 
liegend  und  ohne  schräge  Neigung  zum  Be- 
schauer, so  daß  die  Gestalt  des  Toten  bei  be- 
trächtlicher Höhe  so  gut  wie  unsichtbar  war. 
Hinter  ihm  der  zurückgeraffte  Vorhang  und 
darüber  ein  Mosaik  von  der  Hand  Jacopos  di 
Torrito,  Maria  mit  dem  Kinde  in  einem 
Tondo,  r.  Petrus,  1.  Paulus,  von  denen  der 
erstere  den  knienden  Papst  der  Gottesmutter 
empfiehlt  An  dem  Ciborium,  welches  ferrea 
crate  cinctum  erat,  amota  tempore  Gregorii 
XIII.;  septum  altaris  pariter  marmoreum 
paruis  rotis  serpentinis  ac  porphireticis  atque 
musiueis  lapillis  omatum,  — befand  sich  die 
Inschrift : hoc  opus  fecit  Arnolphus  architcc- 
tus;  wohl  richtig  von  Grimaldi  wiederge- 
geben, auch  konnte  der  Meister  dieser  deko- 
rativen Architektur  sehr  wohl  Architekt  ge- 
nannt werden.  Vasari  schrieb  auf  Grund  die- 
ser Inschrift  dem  Amolfo  di  Cambio  Kap- 
pelle und  Grabmal  zu.  Das  ist  nun  nicht  so 
ohne  weiteres  ausgemacht,  daß  der  Schöpfer 
des  Ciboriums  auch  das  Grabmal  für  den 
Papst  ausgeführt  habe.  Immerhin  sprechen 
in  diesem  Falle  alle  Erwägungen  dafür,  daß 
von  Amolfo  aus  Florenz  beide  Arbeiten  her- 
rühren. Die  Zeit  ihrer  Entstehung  ist  nicht 
bekannt.  Ein  Datum  scheint  sich  nicht  daran 
befunden  zu  haben,  wenn  anders  es  Grimaldi 
nicht  übersehen  oder  zu  berichten  für  un- 
nötig erachtet  hat.  Gewöhnlich  wird  das  Jahr 
1300  als  Zeitgrenze  angegeben.  Grabmal  und 
Tabernakel  sind  aber  kaum  gleichzeitig  ent- 
standen. Nach  einer  Bulle  Bonifaz’  VIII.  vom 
27.  4.  1300  wird  der  Altar  (cappella  et  altari) 
seines  Vorgängers  als  fertig  und  geweiht  be- 
zeichnet und  im  Gegensätze  dazu  nur  von  dem 
Entschlüsse,  im  S.  Peter  beerdigt  zu  werden, 
gesprochen.  Am  13.  12.  1296  starb  ein  Ncpot 
Bonifaz'  VIII.,  Kardinal  Benedetto  Gaetani, 
und  wurde  vor  dem  Altar  des  heil.  Bonifazius 
intra  ambitum  capclle  bestattet.  Mit  Rück- 
sicht darauf  meint  man  (Poggi),  daß  das 
Sanktuarium  Bonifaz’  IV.  bis  zu  diesem  Ter- 
min vollendet  gewesen  wäre.  Allein  der  Um- 
stand, daß  ein  Kardinal  in  dieser  Kapelle  sein 
Grab  fand,  in  der  übrigens  noch  andere  Gae- 
tani bestattet  waren,  schließt  die  spätere  Er- 
richtung des  Tabernakels  über  dem  Altäre, 
der  längst  bestand,  doch  nicht  aus;  und  nicht 


recht  glaublich,  auch  durch  keine  Urkunde 
zu  beweisen  ist,  daß  eine  der  ersten  Rcgie- 
rungshandlungen  des  neuen  Papstes  die  Re- 
stauration des  Sanktuariums  und  die  Wahl 
seiner  Grabstätte  in  demselben  gewesen  sei. 
Das  müßte  man  aber  annehmen,  wenn  bis  zum 
13.  12.  1296  beides  fertig  geworden  war. 
Allein  dafür  würde  wieder  die  Zeit  nicht  aus- 
gereicht haben.  Überhaupt  bei  der  Datierung 
der  Werke  Amolfos  hat  man  nicht  immer  ge- 
nügend auf  ihre  Größe  und  Schwierigkeit 
Rücksicht  genommen.  Amolfo  konnte  in  knapp 
1%  Jahren  weder  das  Tabernakel  noch  das 
Grabdenkmal  hersteilen;  ferner  war  auch  Ja- 
copo  di  Torrito  im  J.  1295/6  mit  den  Mosaiken 
von  Santa  Maria  Maggiore  beschäftigt,  konnte 
also  kaum  zu  gleicher  Zeit  am  Grabmal  Boni- 
faz’ VIII.  arbeiten.  Jene  Bulle  von  1300  ge- 
währt daher  nur  den  terminus  ante  quem. 
Endlich  befindet  sich  noch  in  den  Grotten  die 
lebensvolle  und  naturalistisch  behandelte  Büste 
Bonifaz’  VIII.  mit  der  Tiara  auf  dem  Haupte 
und  mit  ornamentiertem  Pluvialc.  Die  Rechte 
(ergänzt)  macht  das  Zeichen  des  Segens,  die 
Linke  hält  die  Schlüssel  Petri  (ergänzt).  Sie 
zierte  nach  Grimaldi  die  Wand  in  parte  epi- 
stolac  und  ist  weit  besser  als  Amolfos  lie- 
gende Papstfigur,  der  demnach  für  sie  nicht 
in  Betracht  kommt. 

Sonstige  Arbeiten  Arnolfos  Fiorentino  sind 
nicht  bekannt.  Gegen  Venturis  Zuweisungen 
erheben  sich  Bedenken.  Besonders  in  Florenz 
läßt  sich  nicht  eine  einzige  eigenhändige  nach- 
weisen.  War  aber,  wie  man  annimmt  (Swar- 
zenski),  sein  Wirken  in  Rom  nur  eine  Epi- 
sode, dagegen  für  Florenz  so  recht  Schule 
bildend,  stellt  man  ihn  als  den  Meister  hin. 
der  die  Kunst  der  Pisani  in  der  Arnostadt 
heimisch  gemacht  und  eine  eigene,  selbstän- 
dige Entwickelung  zu  Giotto  und  Andrea  Pi- 
sano hin  angebahnt  hatte,  so  müßten  doch  hier 
in  erster  Linie  Werke  vorgeführt  werden,  die 
diese  Hypothese  begründen.  Was  nützt  der 
Nachweis  einer  bedeutenden  Schule,  wenn  der, 
der  ihr  erst  Gepräge  und  Charakter  verliehen, 
gänzlich  ausfällt?  So  liegt  aber  der  Fall  mit 
Amolfos  (angeblich)  großem  Florentiner 
Atelier.  Nun  hat  Swarzenski  mit  großem  Fleiß 
u.  Geschick  eine  Anzahl  von  Werken  aus  dem 
letzten  Viertel  des  13.  und  dem  ersten  des  14. 
Jahrh.  in  Florenz  zusammengcstcllt  Sie  diffe- 
rieren zwar  alle  untcrcinatider,  so  daß  viele 
Autoren,  Künstler  wie  Handwerker,  hierfür 
in  Betracht  kommen.  Das  allen  Gemeinsame 
ist  aber  nicht  die  Abhängigkeit  von  Amolfos 
Kunst,  sondern  von  der  Nicolas  und  Gio- 
vannis; und  daraus  entwickelt  sich  allmählich 
die  speziell  florentinische  Stilweise.  Eine  ganze 
Reihe  dieser  Arbeiten  gehört  zu  dem  besten, 
was  damals  geschaffen  worden  ist,  erscheint 
z.  B.  weit  vollendeter  als  alles,  was  von  Ar- 
nolfo  herrührt.  Denn,  gewißlich,  von  der 


142 


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Amolfo  di  Firenze 


Kunst  dieses  Bildhauers  dürfen  wir  uns  nicht 
allzu  hohe  Vorstellungen  machen.  Dazu  ge- 
hören in  erster  Linie  die  Fragmente  bei  dem 
Kunsthändler  Bardini  in  Florenz,  Werke  von 
„Myronischer  Schönheit“.  Aber  von  ihnen 
steht  nicht  einmal  der  florentinische  Ursprung 
fest.  Nach  Bardinis  Angaben  sollen  sie  aus  dem 
„Römischen“  stammen.  Und  ebensogut  kann 
auch  der  angebliche  Papst  Bonifaz  VIII.  im 
Dome  von  Florenz,  der  Johann  XXII.  (1316 
bis  1334)  sein  soll,  obwohl  letzterer  während 
seiner  Regierung  niemals  Florenz  oder  Italien 
gesehen  hat,  wo  anders  gearbeitet  sein.  Ich 
meine,  die  Hypothese  von  dem  großen  Floren- 
tiner Atelier  Arnolfos  ohne  dessen  eigene  Lei- 
stungen und  als  Ausgangspunkt  der  florentini- 
schen  Plastik  steht  einstweilen  in  der  Luft, 
weshalb  es  sich  erübrigt,  hier  weiter  darauf 
einzugehen. 

Seit  Vasari  gelten  der  Architekt  Arnolfo  di 
Cambio  und  der  Bildhauer  Amolfo  für  eine 
und  dieselbe  Persönlichkeit.  Doch  erheben 
sich  gegen  diese  Identifizierung  ernste  Be- 
denken. Der  große  Architekt,  dessen  plasti- 
scher Tätigkeit  merkwürdigerweise  keine  Ur- 
kunde, auch  nicht  das  Steuerprivileg  der  Kom- 
mune Florenz  gedenkt,  war  aus  Colle  di  Val 
d’Elsa  gebürtig;  der  Bildhauer  wird  ausdrück- 
lich als  Florentiner  bezeichnet.  Man  wendet 
ein  (Poggi),  die  Nomenklatur  in  italien.  Ur- 
kunden sei  so  schwankend,  daß  Verwechslun- 
gen vorkämen,  und  also  seien  die  verschiede- 
nen Angaben  von  Arnolfos  Herkunft  irrele- 
vant. Auf  diese  generelle  Weise,  die  im 
Grunde  die  Verwendung  von  Urkunden  un- 
möglich machen  würde,  lassen  sich  aber  Tat- 
sachen nicht  aus  der  Welt  schaffen.  Es 
bedürfte  doch  im  Einzel  falle  des  Nachweises 
der  Ungenauigkeit,  und  der  kann  hier  nicht 
erbracht  werden.  Wer  aber  mit  Urkunden 
zu  tun  gehabt  hat,  weiß,  daß  gerade  das  Um- 
gekehrte zutrifft,  und  zumal  in  der  anjoni- 
schen Verwaltung  wie  in  der  vielfach  nach 
anjonischen  Muster  eingerichteten  der  Kom- 
mune Florenz,  vortreffliche  Ordnung  herrschte. 
Jenes  Privileg  von  1300  wurde  aber,  wie  es 
ausdrücklich  heißt,  auf  eine  Petition  Arnol- 
fos, also  auf  seine  eigenen  schriftlichen  An- 
gaben hin  bewilligt;  und  es  ist  wenig  glaub- 
lich, daß  der  Künstler  darin  vor  der  höchsten 
Behörde  ungenau  oder  unrichtig  verfahren 
sei.  Ferner  soll  der  Zusatz  architectus  zum 
Namen  Arnolfo  in  jener  von  Grimaldi  über- 
lieferten Inschrift  am  ehemaligen  Sanktua- 
rium Bonifaz’  IV.  die  Identität  beider  Ar- 
nolfi  zur  Genüge  beweisen.  Also  wenn  zwei 
Leute  desselben  Namens  zufällig  die  gleiche 
Tätigkeit  ausübten,  so  wären  sie  dieselben? 
— eine  wunderliche  Anschauung  I Arnolfo 
Fiorentino  vollbrachte  in  der  Tat  mit  dem 
Aufbau  des  Tabernakels  eine  architektonische 
Arbeit.  Gab  er  damit  schon  einen  Befähi- 


gungsnachweis für  Kirchenbauten  größten 
Stiles?  Die  Beobachtung  aber,  daß  die  Lei- 
stungen des  einen  eine  ungemessene  Zierlust, 
eine  Neigung  zu  häufen,  mit  architektonischen 
Details  frei  zu  schalten,  einen  Mangel  an  fei- 
nem Sinn  für  die  Proportionen  der  Bauglieder 
untereinander  (genau  ebenso  wie  für  die  des 
menschlichen  Körpers  in  seinen  Figuren)  ver- 
raten, in  den  Bauten  Arnolfos  di  Cambio  aber 
das  Umgekehrte  statthat,  nämlich  das  leb- 
hafteste Empfinden  für  organische  Verteilung 
und  Gliederung,  eine  herbe  Größe,  verbunden 
mit  einem  entschiedenen  Mangel  an  Deko- 
ration, führt  notwendig  zu  der  Zweiteilung, 
die  nicht  bloß  ein  müßiges  Spiel  ist.  Man 
hätte  doch  mindestens  da,  wo  Gelegenheit  zur 
Anbringung  von  plastischem  Schmuck  gewe- 
sen wäre,  Verwandtschaft  mit  den  Skulpturen 
Arnolfos  Fiorentino  erwarten  dürfen;  also  an 
den  Kragsteinen  und  an  der  Brüstung  der  den 
Kirchenkörper  durchschneidenden  Galerie  so- 
wie an  den  Kapitälen  der  Pilaster  sowohl  in 
bezug  auf  die  Bildung  der  Blätter  wie  auf  das 
figürliche  Detail  darin.  Allein  daran  fehlt  es 
beim  Dom  wie  in  Santa  Crocc  vollständig. 
Die  „prächtigen"  Köpfe  an  der  inneren  Ein- 
gangswand von  Santa  Trinitä  oder  diejenigen 
im  Chor  von  Santa  Maria  Maggiore  oder  die 
an  jenen  Kapitälen  von  der  Badia  gehören 
aber  stilistisch  weder  dem  Arnolfo  Fioren- 
tino noch  dem  Arnolfo  di  Cambio  an.  Es 
sind  das  spätere  Zusätze,  ganz  abgesehen  da- 
von, daß  die  erwähnten  Bauwerke  doch  nur 
vermutungsweise  dem  Architekten  aus  Colle 
di  Val  d’Elsa  zugeschrieben  werden,  also  kein 
sicheres  Beweismaterial  bieten.  Schließlich 
erlaubt  die  Chronologie  nicht  die  Identifizie- 
rung der  beiden  Arnolfi:  War  Arnolfo  di 
Cambio  seit  1294  an  Santa  Croce,  seit  1296 
am  Dom  beschäftigt,  wie  konnte  er  gleich- 
zeitig in  Rom  arbeiten?  Denn  Inspektions- 
reisen nach  der  ewigen  Stadt  in  Sachen  des 
Tabernakels  in  Santa  Cecilia,  des  Sacellums 
wie  des  Grabmales  Bonifaz’  VIII.  wird  man 
doch  nicht  annehmen?  Das  hat  man  auch 
gefühlt  und  sucht  Luft  zu  schaffen,  indem 
man  einfach  Santa  Croce  dem  Arnolfo  di 
Cambio  streicht  Das  sei  „architcttura  mo- 
nastica".  Dieses  Verfahren  verrät  Unkennt- 
nis mit  den  kulturellen  Bedingungen  der  Zeit. 
Als  ob  der  Allgcmcinbegriff : „Mönchsarchi- 
tektur“ individuelles  Können  ausschlösse  1 
Santa  Croce  zeigt  aber  gerade  ein  eminent 
persönliches  Wollen  und  gestattet  überhaupt 
die  Grundlagen  und  die  Tendenz  der  floren- 
tinischen  Architektur  bis  ins  Quattrocento 
hinein  zu  verfolgen.  Mit  dem  gleichen  Rechte 
könnte  man  dann  z.  B.  auch  Giottos  gesamte 
Tätigkeit  für  die  Franziskaner  als  pittura  mo- 
nastica  negieren.  Nun  aber  hatten  die  Zister- 
zienser wie  erst  recht  die  Franziskaner  Laicn- 
brüdcrschaftcn  wie  Laien  in  größtem  Um- 


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Amolfo  — Arnoul 


fange  für  ihre  künstlerischen  Bedürfnisse 
herangezogen  und  damit  dem  Laicnelement 
in  der  Kunst  überhaupt  die  Wege  geebnet. 
Und  Laientum  und  Kirche  schließen  auf 
künstlerischem  Gebiete  weder  prinzipiell  noch 
temporär  einander  aus.  Dergleichen  Anschau- 
ungen verraten  noch  allzusehr  Tendenzen, 
die  in  früheren  Jahren  bei  der  Einheitsbe- 
wegung Italiens  eine  große  Rolle  gespielt 

и.  auch  die  wissenschaftliche  Produktion  der 
Halbinsel,  nicht  immer  günstig,  beeinflußt 
haben.  Heute  sollten  sie  jedoch  längst  aus- 
gemerzt sein.  Die  Laienkunst  ist  aus  der 
kirchlichen  erwachsen  und  erst  recht  die  Ar- 
nolfos  di  Cambio,  und  noch  lange  Zeit  hin- 
durch laufen  beide  nebeneinander  her  und 
befruchten  sich  gegenseitig.  In  der  Arnolfo- 
forschung  haben  sich  aber  die  Verhältnisse 
verschoben:  Wurde  früher  fast  ausschließlich 
des  Architekten  gedacht,  so  ist  jetzt  der  Bild- 
hauer entschieden  mehr  in  den  Vordergrund 
getreten.  Bei  der  Annahme  zweier  nach  Be- 
gabung und  Tätigkeit  verschiedener  Amolfi 
ist  die  Möglichkeit  gegeben,  daß  beide  nun- 
mehr zu  ihrem  vollen  Recht  gelangen. 

Biographie  von  V a s a r i 1568.  — Die  ältere 
I.it.  bei  C i c o g n a r a,  Stör.  d.  Scult.  und  bei 
Schnaasc,  Gesch.  d.  bild.  Künste  VII ; K u g - 
1 c r,  Gesch.  d.  Baukunst ; Dohme,  Kunst  und 
Kstler.  I;  Crowe  u.  Cavalcasellc,  Stör, 
d.  pittura  I;  Vermiglioli,  Dell’  acquedotto 
e della  fontana  maggiore  di  Perugia  etc.  1827. 
— Neuere:  Frey,  Loggia  de’  Lanzi,  Berlin  1884; 
Uber  Arnolfos  Todesjahr  in  den  Sitzungsber.  d. 

к.  preuß.  Ak.  d.  W.  1883  No.  28,  29 ; Misccllanea 
stör.  d.  Valdelsa.  I.  fase.  2.  1893;  G u a s t i, 
Rassegna  naz.  VI  85 — 90;  X 241 — 255;  De 
R o s s i,  Bull.  d.  archcol.  christiana  1791  p.  73  ff ; 
Swarzcnski,  Ztschr.  f.  b.  Kst.  N.  F.  XV. 
Kunstgcsch.  Anzeigen.  Wien  1906  No.  1 : V c n - 
turi,  Stör.  d.  arte  Italiana  III  888;  IV  1 ff. 
(Dort  ein  sorgfältiger  Literaturnachweis) ; Her- 
man  in:  P.  Cavallini  in  Gail.  Naz.  V;  Poggi, 
in  Rivista  d'arte,  Florenz,  Oktober  1905. 

K.  Frey. 

Arnolfo,  s.  auch  damit  verbundene  Ortsbc- 
seichnungen,  Vornamen  und  Patronymika  so- 
wie unter  Nolfo. 

Arnollet,  Jacques,  Holzschneider,  Druk- 
ker  und  Buchhändler  zu  Lyon,  nachweisbar 
1490 — 1510;  vielleicht  gehört  er  zu  derselben 
Familie,  aus  der  BalthazarAmoullet  stammte. 
Seine  Werke  sind  unbekannt. 

R o n d o t,  Les  graveurs  sur  bois  . . . ä Lyon 
au  XVe  siecle.  Lyon  1896.  J.  Guibert. 

Arnollet,  s.  auch  Arnoullct. 

Amolt,  Hans,  Maler,  wurde  1489  in  Nürn- 
berg Bürger  und  zahlte  dabei  zwei  Währungs- 
gulden Aufnahmegebühr  (Meister-  u.  Bür- 
gerbuch 1462—1495  Bl.  203a).  21.  8.  1500 
verbürgte  er  sich  Albrecht  Dürer  gegenüber 
für  seinen  Bruder  Jakob  Amolt,  den  Dürer, 
um  ihn  mit  seiner  „Kunst“  d.  h.  seinen  gra- 
phischen Blättern  auszuschicken,  also  als  Kol- 
porteur in  Dienst  genommen  hatte.  Über 


seine  künstlerische  Tätigkeit  ist  nichts  be- 
kannt. 

Baader,  Beiträge  zur  Kstgesch.  Nürnbergs 
I 2.  — Lochner  im  Anzeiger  für  Kunde  d. 
dt.  Vorzeit  1867  Sp.  278.  — Repcrt.  f.  K.-W. 
XXIX  332.  Th.  Hampe. 

Amolt,  Heinrich,  Werkmeister,  Nach- 
folger des  Wilhelm  von  Marburg  an  St.  Mar- 
tin in  Kolmar  1378  und  in  der  gleichen  Zeit 
tätig  am  Dom  von  Konstanz. 

Görard,  Les  artistes  de  l’Alsace  I 373,  433. 

— Kunstdcnkm.  Badens  I Kreis  Konstanz  114 

bis  267.  Seyboth. 

Amone,  Alberto  d’,  italicn.  Maler,  f um 
1721.  Schüler  des  Luca  Giordano  in  Nea- 
pel, dann  des  Carlo  Maratta  in  Rom,  den  er 
täuschend  zu  kopieren  verstand.  In  seinen 
selbständigen  Werken  zeigt  er  einen  Misch- 
stil seiner  beiden  Lehrer.  Auf  Giordanos 
Empfehlung  porträtierte  er  König  Philipp  V. 
und  erhielt  infolge  dieses  Werkes  zahlreiche 
Porträtaufträge  vornehmer  Leute.  Seine  hi- 
storischen Gemälde  von  Dominici  sehr  ge- 
lobt. Um  1690  entwarf  A.  in  Neapel  elf 
große  Bilder  mit  dem  Leben  eines  Heiligen, 
die  für  eine  Kirche  in  Mejorado  in  Spanien 
bestimmt  waren. 

Dominici,  Pittori  Napoletani  IV  212. 

Amos,  Antoniode,  Maler  in  Sevilla,  1638 
urkundlich  erwähnt. 

Gest  oso,  Artif.  Sevill.  II  14.  Af.  v.  B. 

Amot,  M e d a r d u s,  aus  Koblenz.  Bild- 
hauer in  Spanien,  fertigte  1505  das  Chorge- 
stühl der  Capilla  muzarabc  der  Kathedrale 
von  Toledo. 

Gomcz,  Escult.  en  Esp.  S.  119.  M.  v.  B. 

Amott,  A r c h i b a 1 d,  Arzt  Napoleons  I. ; 
zeichnete  den  Kaiser  auf  dem  Totenbett  in 
Longwood,  5.  5.  1821  (repr.  Gaz.  des  b.-a. 
1894  I 113).  e.  IV.  Mocs. 

Amoud,  Charles,  Genremaler,  gcb.  in 
Paris,  tätig  in  Samois  (Scine-ct-Mame), 
stellte  im  Salon  wiederholt  (1864 — 1880)  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gön.  u.  Suppl. 

— Gaz.  d.  Baux-Arts  1870,  III  559.  H.  V. 

Amoul  sowie  Anger  u.  Archembold, 

französ.  Architekten,  nur  urkundlich  be- 
kannt, waren  bei  der  1026  vorgenommenen 
Wiederherstellung  der  Kirche  in  Saint-Benoit- 
sur-Loire  beschäftigt 

B a u c h a 1,  Dict.  d.  Archit.  frang.  H.  V. 

Amoul,  französ.  Maler  des  17.  Jahrh.  aus 
Cambrai  stammend,  Schüler  des  Claude  Fran- 
cois (Frere  Luc)  in  Amiens. 

L c C o m t e,  Cabinet  des  singularites  d’ar- 
chit.  etc.  III  165  (öd.  1702).  — Meyer,  All- 
gcm.  Kstlcrlcx.  H.  Stein. 

Amoul  de  D i e s t,  mit  dem  Beinamen  : de 
Maeler,  Bildhauer  und  Maler,  gebürtig  aus 
Diest  (Brabant),  übte  seine  Haupttätigkeit  zu 
Brüssel  aus,  wo  er  um  1455  lebte.  In  diesem 
Jahre  führte  er  das  Modell  der  12  Baldachine 
über  den  Statuen  der  Apostel  an  den  Säulen 
des  Chors  der  gotischen  Kirche  Saint-Leo- 
nard  zu  Lcau  aus.  1478  stellte  er  für  dieselbe 


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Arnoul  — Amoult 


Kirche  eine  Altartafel  her,  von  der  noch 
zwei  Bruchstücke  vorhanden  sind,  die  im 
rechten  Kreuzarm  der  Kirche  Platz  gefunden 
haben.  Endlich  zeichnete  der  Künstler  1483 
das  Modell  zu  einem  Kronleuchter,  der  durch 
Renier  van  Thienen  ausgeführt  wurde.  Die- 
ses Kunstwerk  im  Gewicht  von  1839,5  Pfund 
ist  ins  Ausland  gekommen. 

Marcbal,  La  Sculpture  Beige,  1895. 

E.  de  Taeye. 

Arnoul  de  Langres,  französ.  Werkmei- 
ster, geb.  in  Langres  um  1218 ; kam  1247  nach 
Bourges,  wo  er  zum  „maitre  des  Oeuvres  de 
la  ville“  ernannt  wurde.  1250  übertrug  ihm 
das  Domkapitel  von  Bourges  die  Leitung  des 
Kathedralenbaues  daselbst. 

B £ r a r d,  Dict.  des  Artistes.  C.  Enlart. 

Amoul  de  L u i 1 1 y,  Werkmeister  des  Her- 
zogs von  Orleans,  1398  in  Paris  ansässig;  nur 
bekannt  durch  eine  unter  diesem  Datum  von 
ihm  Unterzeichnete  Zahlungsquittung. 

B 6 t a r d,  Dict.  des  Artistes.  C.  Enlart. 

Arnoul,  s.  auch  Arnould  u.  Arnoult. 

Arnould,  vlämischer  Miniaturmaler,  Mönch 
in  der  Karthause  U.  L.  Frau  von  Scheut  bei 
Brüssel,  war  1467  mit  der  Illuminierung  eines 
Livre  d’heures  für  Elisabeth  Tonis,  einer 
Nonne  der  Abtei  Foret  bei  Brüssel  beschäftigt. 

Pinchart,  Archives  des  Arts  II  200. 

H.  V. 

Arnould  de  B i n c h e,  s.  Arnulphe  de  B. 

Arnould,  Georg,  Hamburg.  Maler,  geb. 
6.  2.  1843  zu  Hamburg,  stud.  bei  Camphausen 
in  Düsseldorf,  Piloty  in  München  und  Dore 
in  Paris.  Dann  Reisen  nach  Afrika  und  In- 
dien. Seit  1887  in  Hamburg.  — Malte  1882 
ein  Panorama  von  Gravelotte  für  Köln,  ar- 
beitete für  die  Leipz.  Illustr.  Ztg.  und  für 
Dietzels  Hdbch.  f.  Jäger;  sonst  Historie, 
Schlachten  und  Jagd.  /•.  Benezi. 

Arnould,  Gilbert,  französ.  Gießer,  er- 
hielt 1518  Zahlung  für  das  Kreuz  am  Haupt- 
altar der  Kathedrale  von  Bourges. 

Champeaux,  Dict.  des  Fondeurs.  *•• 

Arnould,  Jean,  oder  Arnout,  Bildhauer, 
übte  seine  Kunst  um  1650  in  Namur;  geb. 
1621,  heiratete  er  am  22.  2.  1645  Marie  Me- 
nart aus  Tournai.  Eine  Stelle  in  den  Ar- 
chives de  l’Etat  zu  Namur  erwähnt,  daß  er 
„sculpteur  de  son  Stil“  war,  und  „quil  at 
appris  I’arte,  en  diverses  villes  de  ce  Pays 
bas,  et  en  France".  Dieser  Künstler  hatte 
sich  mit  Frangois  Finon  verpflichtet,  die 
Skulpturen  des  Deckengewölbcs  der  Kapelle 
de  Ia  Sainte-Trinite  in  der  Notrc-Dame-Kirche 
zu  Namur  auszuführen.  Man  vermutet,  daß 
er  auch  an  den  dekorativen  Reliefs  der 
Kirche  Saint-Loup  in  derselben  Stadt  ar- 
beitete. 

Marcbal,  La  Sculpture  Beige,  1895. 

E.  de  Taeye. 

Arnould,  Jean  Baptist  e,  s.  Arnout, 
Jean  Baptiste. 


Arnould  de  L i s i e u x,  französ.  Werkmei- 
ster, soll  nach  Fiorillo  um  1200  am  Kathe- 
dralenbau von  Lisieux  tätig  gewesen  sein. 

Fiorillo,  Gesch.  der  zcichn.  Künste  III  53, 

— Meyer,  Kstlerlcx.  C.  Enlart. 

Arnould,  T h i e r r y,  lebte  um  1463  zu 

Löwen,  wo  er  sich  in  seiner  Eigenschaft  als 
„steenhouwer“  mit  zahlreichen  Steinmetzen 
verband,  die  beauftragt  waren.  Flachreliefs 
für  das  wunderbar  schöne  Hötel-de-ville,  dem 
Meisterwerk  v.  Matthieu  de  Layens,  auszu- 
führen. 

Marchal,  La  Sculpture  Beige,  1895. 

E.  de  Taeye. 

Arnould  de  V i v i c r s,  Goldschmied  der 
Königin  von  Frankreich  Anne  de  Bretagne. 
Sein  Name  kommt  1505  in  Rechnungen  vor. 

Cte  de  Laborde,  Ren.  des  arts  748.  — 
Labarte,  Hist,  des  arts  ind.  II  121. 

H.  Stein. 

Arnoulf,  Glasmaler  in  Cambrai,  war  1394 
bis  1400  für  die  dortige  Kathedrale  und  1389 
bis  1395  für  die  Kirche  Saint-Gery  daselbst 
tätig. 

Dehaisnes,  Hist,  de  l’art  dans  la  Flandre 
etc.  p.  294,  297.  *** 

Amoullet,  Balthazar,  Verleger  und  viel- 
leicht Holzschneider  zu  Lyon  um  die  Mitte 
des  16.  Jahrh.,  f nach  1587.  — Bei  ihm  er- 
schien : Epitome  gestorum  LVIII  regum  Fran- 
ciae . . Lyon,  par  Balthazar  Arnoullet  MDXLVI. 
Die  Porträts  der  Könige  sind  das  Werk  des 
Meisters  mit  d.  Monogr.  CC  (Claude  Cor- 
neille?) und  bieten  so  viel  Merkwürdiges,  daß 
sie  allen  späteren  Publikationen  von  Bildern 
der  Könige  Frankreichs  als  Vorbilder  gedient 
haben.  Bei  Arnoullet  erschienen  zweifellos  die 
anderen  Stiche  mit  dem  Monogramm  CC,  die 
auch  ein  aus  B u.  A gebildetes  Monogramm 
(Balth.  Amoullet?)  mit  der  Abkürzung 
Lugd.  (Lugduni),  tragen.  Ferner  erschien 
bei  ihm  auch  eine  Ansicht  der  Stadt  Bourges 
in  drei  Holzschnitten;  vgl.  darüber  auch  un- 
ter Arnoullet,  Jean. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Dumcsnil,  P.-Gr. 
VI  7.  — Passavant,  P.-Gr.  VI  263,  264.  — 
Nagler,  Monogr.  I 1654  ; IV  US.  — P a p i 1 - 
Ion,  Trait6  de  la  grav.  sur  bois,  Paris  1766;  I 
400.  — Meyer,  Kstlcrlex.  J.  Guibert. 

Amoullet,  Jacques,  s.  Arnollet. 

Amoullet,  Jean,  man  gibt  diesen  Namen 
einem  französ.  Holzschneider,  der  eine  An- 
sicht von  Bourges  ausführte  „La  ville  de 
Bourges  des  Gaules  la  eite  premiere“  mit  der 
Bezeichnung  IO  • AR  • FA  * 1566.  Ober- 
halb des  Holzschnittes  zeigt  die  Nummer  227 
an,  daß  dieses  Blatt  zu  einer  Serie  gehört. 

Le  Blanc,  Manuel.  — B r u 1 1 i o t,  Mono- 
gr. I No.  37.  — Nagler,  Monogr.  IV  No.  118. 

— Meyer,  Kstlcrlex.  /.  Guibert. 

Amoult,  Marian,  französ.  Maler,  um 

1698  tätig  in  Rouen,  nur  urkundlich  bekannt. 

Archives  de  l’Art  frang.  VI  Docum.  p.  212. 

H.  V. 

Amoult,  Nicolas,  Kupfcrst  und  Ver- 
leger, lebte  während  der  letzten  zwanzig 


Künstlerlexikon.  BJ.  II.  io 


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Amoult  — Arnoux 


Jahre  des  17.  Jahrh.  in  Paris.  Er  führte 
einige  Porträts  nach  Ant.  Dieu  aus,  aber  sein 
Hauptwerk  besteht  in  Kupferstichen,  die 
Kostüme  oder  Szenen  aus  dem  täglichen 
Leben  darstellen.  Andere  Künstler  wie  Bon- 
nart, Trouvain,  N.  Habert,  Lochon,  Jollain, 
Berey  haben  ebenfalls  in  diesem  Genre  ge- 
arbeitet; sie  bilden  die  Nachfolgerschaft  Abra- 
ham Bosses,  sind  jedoch  ihrem  Meister  weit 
unterlegen.  Die  Werke  Arnoults  sind  viel- 
leicht etwas  besser  als  die  seiner  Konkurrenten. 
Die  4 Elemente,  die  5 Sinne,  die  4 Altersstufen, 
die  4 Weltteile,  die  Stunden  des  Tages,  sind 
ihm  Vorwände  zu  Szenen,  in  denen  er  die 
Zeitgenossen  Ludwigs  XIV.  inmitten  ihrer 
Möbel  und  ihrer  täglichen  Gebrauchsgegen- 
stände widerspiegelt.  Ferner  gibt  cs  da  Her- 
ren und  Damen  vom  Hofe,  die  Arnoult  unter 
ihren  Namen  dargcstellt  hat,  wobei  er  sich 
indessen  weniger  um  die  Ähnlichkeit  der 
Gesichter,  als  um  die  exakte  Ausführung  der 
Kostüme  kümmerte.  Andere  Mode-Kupfer 
von  ihm  sind : Homme  de  qualite  en  sur- 
tout,  Dame  de  qualitd  en  habit  d’cte;  ferner 
gibt  es  einige  mit  mehreren  Personen,  wie: 
Fille  de  qualite  recevant  visite  ä sa  toilette. 
Unter  den  Kostümen  sind  diejenigen  der 
Fräulein  von  St.  Cyr  hervorzuheben,  ebenso 
ist  eine  Reihenfolge  von  Spielen  zu  beachten. 
Diese  Kupfer  sind  gewöhnlich  von  einer 
schwarzen  Bordüre  umrahmt;  unterhalb  der- 
selben liest  man  den  Gegenstand  der  Darstel- 
lung und  kleine  Verse.  Im  allgemeinen  sind 
sie  N.  Arnoult  gezeichnet  und  tragen  folgende 
Adressen:  chcz  Arnoult  rue  de  la  Fromage- 
rie,  ä l’image  Saint  Claude  aux  Halles,  oder 
dem  Zeichen  von  Gros  Raisin  oder  Au  Bon 
raisin. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Ocuvre-Verz.).  — Le 
Blanc,  Manuel.  J.  Guibert. 

Arnoult  de  la  Pointe,  Glasmaler  in 
Rouen,  führte  1508  verschiedene  Glasmalereien 
in  der  Kirche  Saint-Ouen  aus. 

L a n g 1 o i s,  Pcinture  sur  verre.  H.  Longnon. 

Arnoult,  s.  auch  Arnoul  u.  Arnould. 

Arnout  (Arnould),  Jean  Baptist  e, 
französ.  Maler  und  Lithograph,  geb.  am  24. 
6.  1788  in  Dijon.  Schüler  von  Devosges. 
War  in  Paris  als  Landschaftsmaler  (Aquarell 
und  Sepia)  tätig  und  stellte  1819 — 1865  in 
den  Salons  aus  (meist  Ansichten  von  Städten 
und  berühmten  Bauwerken  aus  Frankreich 
[hauptsächlich  Paris]  Belgien,  Italien  und 
Spanien).  Am  bekanntesten  ist  A.  aber  als 
geschickter  und  fruchtbarer  Lithograph.  Er 
gehört  zu  den  Begründern  der  Lithographie 
in  Frankreich  und  hat  verschiedene  Serien 
von  Ansichten  von  Paris  (1820,  1837,  1844 
etc),  sechs  Blatt  über  den  Tod  des  Herzogs 
v.  Orleans  etc.  herausgegeben.  Den  Ver- 
zeichnissen seiner  Lithographien  bei  Meyer  u. 
Beraldi  wäre  noch  hinzuzufügen:  Cathedrale 


de  Rheims,  Cathedrale  d’Anvers  u.  Interieur 
du  cloitre  de  St.  Tropheme  ä Arles. 

Gäbet,  Dict.  des  Art.  — Meyer,  Kstler- 
lex. — Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  — 

Beraldi,  Lcs  Graveurs  du  19e  siccle.  *** 

Arnout,  Louis  Jules,  französ.  Maler  u. 
Lithograph.  Sohn  des  Jean  Bapt.  A.,  geb. 
am  1.  6.  1814  in  Paris.  Schüler  von  Rouil- 
lard.  Stellte  1852 — 1867  in  den  Pariser  Sa- 
lons aus  und  hat  gleichfalls  mehrere  Serien 
von  Ansichten  von  Paris  und  anderen  Städ- 
ten Frankreichs,  Englands,  Italiens  etc.  litho- 
graphiert. Man  kennt  auch  eine  Radierung 
von  ihm  (Landschaft  mit  Gebäuden,  im  Jour- 
nal des  Artistes). 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Oeuvrcverz.). 

Arnoux,  Charles  Albert,  vicomte  d\ 
bekannt  unter  dem  Pseudonym  B e r t a 1 1, 
Illustrator  und  Karikaturenzcichner,  geb.  in 
Paris  am  18.  12.  1820,  f Anfang  Februar 
1883,  war  für  eine  Reihe  illustrierter  Zeit- 
schriften tätig,  wie  für  das  „Journal  pour 
Rire",  das  „Journal  pour  Tous“,  das  „Maga- 
sin  pittoresque",  das  „Musee  des  Familles“, 
die  „Bibliothöquc  des  chemins  de  fer“  u.  a. 
Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  ist  bei  Bel- 
lier  u.  Beraldi  verschiedenes  aufgeführt. 

B«llier-Auvray,  Dict.  g6n.  — Bdral- 
d i,  Les  grav.  du  XIX»  sidcle.  II  45.  H.  V. 

Arnoux,  Claude  (gen.  Lulier),  französ. 
Bildhauer  aus  Gray,  Sohn  des  Pierre,  zeich- 
nete 1545  Pläne  für  die  Befestigungen  der 
Stadt  Dole.  1549  führte  er  Marmorcngel  für 
die  Priorei  von  Jouhc  aus.  1550 — 1555  schuf 
er  einen  Triumphbogen  in  der  Kathedrale  von 
Besanqon.  In  derselben  Stadt  versah  er  1564 — 
1579  die  öffentlichen  Brunnen  mit  plastischem 
Schmuck  und  führte  eine  Statue  Karls  V.  in 
Bronze  aus,  die  früher  im  Hotel  de  villc  auf- 
gestellt  war.  1578  schmückte  er  die  Brunnen 
von  Satins  (Jura)  mit  einem  Herkules,  einer 
Isis  und  einem  Neptun.  Man  schreibt  ihm 
außerdem  eine  Terrakotta-Büste  in  der  Bi- 
bliothek von  Besanqon  zu;  eine  Büste  Karls 
V.,  die  sich  ehemals  über  der  Tür  des  großen 
Saales  im  Parlamentspalais  zu  Dole  befand; 
die  Büste  des  Gauthiot  d’ Ander  im  Museum 
in  Gray,  das  Grabmonument  des  Jean  d’Ande- 
lot  in  der  Kirche  von  Pesmes  (Hautc-Saöne) 
sowie  die  Grabmäler  des  Jean  de  Visemal 
u.  seiner  Gattin  in  der  Kirche  von  Rahon 
(Jura). 

L a m i,  Dict  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  ct 
d la  renaiss.  (mit  Lit.).  — Revue  de  l'art  anc.  et 
mod.  1898  I 142.  — Fournier-SarlovÄze, 
Artistes  oublids,  Paris  1902.  Lami. 

Arnoux,  Dominique,  französ.  Bildhauer, 
übte  seine  Kunst  in  Besanqon  1752 — 1766. 

G a u t h 1 e r,  Dict  des  art  franc-comtois. 

Lami. 

Arnoux,  G u i 1 1 a u m e,  gen.  Lulier,  fran- 
zös. Bildhauer,  geb.  in  Dole,  Sohn  des  Claude 
Arnoux,  arbeitete  1679  eine  Bacchusstatue  in 
Bcsanqon  u.  eine  Neptunstatue  in  Satins.  1684 
führte  er  eine  hl.  Jungfrau  in  Alabaster, 


146 


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Arnoux  — Arnulfus 


einen  hl.  Johannes  und  einen  hl.  Andreas  für 
die  Kapelle  der  Rechnungskammer  in  Dole 
aus.  1600  schuf  er  in  Salins  das  Grabmal 
von  Claude  d’Eternoz,  und  1611  einen  Grab- 
stein in  Chäteau-Chalon  (Jura). 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  et 
ä la  renaiss.  Lami. 

Arnoux,  Jacques,  französ.  Bildhauer,  aus 
Marseille,  arbeitete  1638  in  Toulon  unter  der 
Direktion  von  Gabriel  Levray  an  verschie- 
denen Schiffen  Schnitzereien. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Arnoux,  Michel,  französ.  Genremaler,  geb. 
11.  11.  1833  in  Belleville  (Paris),  Schüler 
von  Cogniet,  E.  Frere  und  Dansaert,  f 1877, 
tätig  in  Ecouen  (Saint-et-Oise),  stellte  im 
Pariser  Salon  1864 — 1877  aus.  • Von  seinen 
Arbeiten  sind  zu  nennen : Ufer  der  Oise 
(186-4),  Die  Lektüre  des  Petit  Journal  in 
Ecouen,  Die  junge  Mutter  (1866),  Die  Toi- 
lette (1872),  Die  ältere  Schwester  (1875), 
Die  Frau  des  Barbiers. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen6r.  und  Suppl. 

H.  V. 

Arnoux,  Pierre,  gen.  „le  Lapidaire“,  Or- 
namentbildhauer, stammt  aus  Gray  (Franche- 
Comte),  wurde  wahrscheinlich  in  seiner  Va- 
terstadt bei  den  Arbeiten  an  der  Parochial- 
kirche  und  des  Hauses  von  Gauthiot  d’An- 
cicr  beschäftigt  zu  Beginn  des  16.  Jahrh. 

Lami,  Dict  d.  sculpt  1898.  R. 

Arnovello  da  Imbonate,  s.  Annovcllo 
da  I. 

Arnsburg,  Marie,  österr.  Malerin,  geb.  in 
Wien  am  3.  1.  1862.  Schülerin  der  k.  k. 
Kunstgew.-Schule  unter  Prof.  Fr.  Sturm, 
dann  Hugo  Damauts.  Malt  Blumen  und 
Stillebcn  aber  hauptsächlich  Landschaften, 
besonders  Altwiener  Ansichten  und  Architek- 
turen, in  Aquarell. 

K.  M u r a u,  Wiener  Malerinnen.  — Koset, 
Deutsch-österr.  Künstler-  u.  Schriftst.-Lex.  •** 

Arnswald,  Bernhard  von.  Oberstleut- 
nant, Maler  und  Radierer,  geb.  am  1.  9.  1807 
in  Weimar,  wurde  1840  Schloßhauptmann  der 
Wartburg,  um  deren  Restaurierung  er  sich 
verdient  gemacht  hat.  Malte  Bildnisse,  Land- 
schafts- und  Genrebilder  in  Aquarell,  zeich- 
nete in  Sepia  und  Blei  und  radierte  auch 
einige  Blätter. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Verz.  d.  Rad.). 

Amt,  holländ.  Bildschnitzer,  erhält  nach 
Rechnungen  vom  Januar  1389  Bezahlung  für 
Arbeiten  im  Gemache  des  Herzogs  v.  Geldern, 
Wilhelm  I.,  in  Amheim.  Vielleicht  identisch 
mit  dem  Bildschnitzer  Arent,  der  1369  in  den 
Gildebüchem  von  St.  Lukas  in  Utrecht  vor- 
kommt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  296. 

Arnt  von  Dorenwerth,  holl.  Bildschnit- 
zer im  15.  Jahrh.,  erhält  1488  den  Auftrag, 
eine  Bildtafel  nach  dem  Vorbilde  der  zu  Züt- 


phen  und  Deventer  für  die  Nikolaikirche  in 
Kalkar  zu  fertigen.  Er  kommt  aus  Zwolle, 
stirbt  in  Kalkar  1491  oder  1492. 

J.  B.  N o r d h o f f,  Organ  für  Christliche 
Kunst  XVIII  239—250.  A.  W.  Wcissman. 

Amt,  s.  auch  Aert  und  Arnold. 

Amts,  Willem,  s.  Ards. 

Arntsz,  Jan,  bemalte  1468  Statuen,  Nischen, 
Wappen  usw.  am  Rathausc  in  Haarlem.  Auch 
1470  u.  1471  war  er  in  ähnlicher  Weise  tätig. 

van  der  Willigen  40.  E.  W.  Alocs. 

Amtz,  Ludwig,  Landbauinspektor  und 
Dombaumeister  a.  D.,  geb.  19.  7. 1855  in  Köln, 
Schüler  von  K W.  Hase  in  Hannover  und 
Fr.  von  Schmidt  in  Wien,  hat  sich  besonders 
um  die  Wiederherstellung  alter  Bauten  ver- 
dient gemacht;  von  1895 — 1902  war  er  Dom- 
baumeister  am  Straßburger  Münster.  Von 
seinen  Bauausführungen  sind  zu  nennen:  St. 
Kiliansturm  in  Heilbronn,  Festspielhaus  in 
Worms,  Domkreuzgangsgebäude  in  Magde- 
burg und  die  Burg  in  Koblenz.  Von  seinen 
Wiederherstellungsarbeiten  sind  die  bedeu- 
tendsten die  der  Emmaburg  bei  Aachen  (1897 
bis  1902)  und  die  der  Doppclkapelle  zu 
Schwarzrheindorf  (seit  1902). 

Kunstchronik  N.  F.  XIII  1902,  Sp.  250.  — 
Spemann,  Das  goldne  Buch  vom  eignen  Heim. 

//.  V. 

Amtzen,  Christian  August,  norweg. 
Architekt,  geb.  8.  8.  1852  in  Alstahoug  im 
Nordland,  kam  zu  einem  Maler  in  Bergen 
in  die  Lehre,  wo  er  die  technische  Schule 
besuchte,  und  darauf  1875  die  Kopenhagcner 
Akad.  und  Architekturschule.  Er  verblieb  in 
Kopenhagen  u.  baute  1896  auf  „Köngens  Ny- 
torv“  in  dieser  Stadt  ein  großes  Haus  mit 
einer  Fassade  von  norweg.  Marmor  für  die 
Versicherungsgesellschaft  „Standard". 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  II,  588. 

C.  IV.  Schnitter. 

Amtzenius,  F 1 o r i s,  holl.  Maler  im  Haag, 
geb.  9.  6.  1864  in  Soerabaia  (Niederl.-Indicn), 
Schüler  der  Akad.  in  Amsterdam  und  Ant- 
werpen. Sein  besonderes  Gebiet  ist  das  groß- 
städtische Straßenbild,  häufig  nach  dem  Re- 
gen, und  mit  fein  und  pikant  charakterisierten 
Straßenfiguren.  Auch  auf  deutschen  Aus- 
stellungen, z.  B.  Berlin  1896,  München  1901, 
sah  man  seine  modern  empfundenen  und  sehr 
geschätzten  Bilder.  A.  hat  auch  1 Blatt  rad. 

Gram,  Onze  Schilders  in  Pulcbri  Studio.  — 
Onze  Kunst  IX  211  ff.  ** 

Amulfi,  Paolo,  Holzschnitzer  (intaglia- 
tore  di  oggetti  fini)  aus  Piemont,  besaß  1694 
eine  Werkstatt  in  Rom. 

Bertolotti,  Art.  Subalp.,  Mantova  1884, 
p.  233.  *** 

Arnulfus  de  K a y o,  französ.  Schreiber  u. 
Miniat.  (?)  13.  Jahrh.  Die  kgl.  Universi- 
tätsbibliothek in  Bonn  besitzt  einen  Sammel- 
band (Cod.  82),  enthaltend  Joseph  v.  Ari- 
mathia,  Merlin,  die  Taten  des  Königs  Artus, 
Lancelot  etc.  mit  zahlreichen  kleinen  IHu- 


147  10* 


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Arnulphe  — Aron 


strationen  auf  Goldgrund,  geschrieben  1286 
von  Arnulfus  de  Kayo  in  Amiens. 

Suchicr  u.  Birch-Hirschfeld,  Ge- 
schichte d.  französ.  Lit.  1900  (hier  3 Tafeln  in 
Farbendruck).  — Die  Kstdcnkin.  d.  Rbeinprov. 
V 500.  _ *** 

Arnulphe  (Arnold)  de  Binchc,  vläm. 
Baumeister.  Nach  einer  Inschrift  der  Er- 
bauer der  noch  erhaltenen  und  gut  restaurier- 
ten Kirche  Notrc-Dame-de-Pamele  zu  Au- 
denarde.  Der  Bau  wurde  nach  der  Inschrift 

12.  8.  1235  begonnen,  die  Verhältnisse  sind 
nicht  bedeutend,  die  Form  ist  ein  lateinisches 
Kreuz  mit  drei  Schiffen  im  Übergangsstil  des 

13.  Jahrh. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  (mit  ausf. 
Lit.)  dazu  noch:  F.  Hachcz,  Not.  sur  maitre 
Amould  de  Binche,  Mens.  1859.  — Charapc- 
a u x,  Dict  des  Fondeurs.  — I.’öglisc  de  Notrc- 
Dame  de  Pamele  (publication  de  la  Soc.  de  Saint- 
Augustin).  *** 

Amulphi,  Charles,  Maler  von  Grenoble, 
fertigte  1722 — 1723  einen  Teil  der  Malereien 
in  der  Kapelle  der  „congregation  de  l’Assomp- 
tion  de  N.-D.  aux  Peres  Jesuites“. 

M a i g n i e n,  Artistes  Grenobl.  1887.  H.  V. 

Amulphi  ( Arnulphy),  Claude,  Maler,  geb. 
zu  Aix  in  der  Provence  1097,  bildete  sich 
unter  dem  Florentiner  Maler  B.  Luti.  A. 
scheint  sich  gänzlich  dem  Porträtfach  gewid- 
met zu  haben  und  brachte  es  darin  zu  großer 
Fertigkeit.  Er  führte  einen  breiten  und  leich- 
ten Pinsel.  Eine  große  Anzahl  seiner  Werke 
ist  noch  in  Aix.  Im  dortigen  Mus.  befindet 
sich  ein  Bildnis,  welches  seinen  Landsmann, 
Lucas  de  Clapiers,  Marquis  de  Vauvenargues, 
den  berühmten  Moralisten,  darstellen  soll. 
Zur  Kunstausstellung  in  Marseille  1861  sand- 
ten Kunstfreunde  von  Aix  fünf  Porträts  von 
Arnulphi,  darunter  die  des  Predigers  Abbe 
Poulle  und  des  Marquis  de  Gallifet,  Fürsten 
von  Martigues.  Im  Mus.  zu  Versailles  sieht 
man  das  Bildnis  von  Chicogneau,  des  ersten 
Arztes  von  Ludwig  XV.,  welches  auf  der 
Rückseite  die  Bezeichnung  führt:  C.  Arnulphi 
pinxit  1750.  In  der  Sammlung  Pacully  (ver- 
steigert Paris  1903)  befand  sich  das  Porträt 
des  Marquis  de  Ripcrt-Monclar,  bezeichnet: 
C.  Arnulphy  Pinxit  176-1  (Abbild,  im  Kata- 
log). Der  geschickte  Kupferstecher  H.  Cous- 
sin,  der  in  Aix  geboren  war  und  dort  arbei- 
tete, stach  mehrere  Porträts  von  Arnulphi. 

Als  der  Herzog  von  Villars,  Gouverneur 
der  Provence,  1768  die  Gründung  einer  Zei- 
chenschule in  dieser  Stadt  anordnete,  war  Ar- 
nulphi einer  der  drei  berufenen  Professoren. 
Er  starb  in  seiner  Vaterstadt  22.  6.  1786. 
Unter  seinen  Schülern  sind  zu  erwähnen 
Esprit-Antoine  Gibelin  und  J.  Fr.  P.  Pcyron. 

Livrct  de  l'cxposition  des  Beaux-Arts  de  Mar- 
seille 1861  p.  22.  — Parrocel,  Annales  de 
la  pcinturc.  Marseille  1862.  p.  191,  201,  202, 
334.  — G i b e r t,  Catalogue  du  Musöe  d’Aix. 
1862  p.  1.  — L.  Lag  ran  ge,  Joseph  Vcrnct. 
Paris  1S64.  — Reunion  d.  soc.  d.  b.-arts  XXIX 
2G9.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 


Arnulphi,  Jean,  französ.  Bildhauer  in  Aix 
in  der  Provence,  schnitzte  1466  eine  Holz- 
statue der  hl.  Consortia.  Diese  Statue  war 
zur  Zeit  einer  Pestepidemie  vom  Rat  der 
Stadt  bestellt  worden. 

Lami,  Dict.  des  sculpt  frang.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Arautius,  Kupferstecher,  um  1750,  nur  be- 
kannt durch  den  Porträtstich  des  J.  G.  Hart- 
mann nach  dem  Gemälde  von  C.  Müller. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Amz,  Albert,  Landschaftsmaler  in  Düs- 
seldorf, geb.  24.  1.  1832  in  Düsseldorf.  War 
1854 — 80  Schüler  von  Andreas  und  Oswald 
Achenbach  und  ist  besonders  von  letzterem 
stark  beeinflußt  worden.  Nach  Reisen  in 
Italien  behandelte  er  wie  dieser  Motive  aus 
Rom  und  Neapel  mit  der  gleichen  Berück- 
sichtigung der  Architektur  und  Staffage  und 
denselben  farbigen  Effekten.  Auch  deutsche 
und  schweizerische  Landschaften.  Er  litho- 
graphierte auch  „das  Grabmal  der  Cccilia 
Metella  bei  Rom“  nach  Oswald  Achenbach 
(1861)  und  ein  Blatt  mit  einer  ruhenden 
Ziege  (Düsseid.  Künstler-Album  von  1S59). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bötticher,  Malerw. 
des  19.  Jahrh.  (ausf.  Vcrz.  der  Werke). 

Ar ö,  Giuseppe,  Maler  aus  Turin,  um 
1792,  bei  Zani,  Enc.  met.  II  206  erwähnt. 

II.  V. 

Arode,  s.  Ar  rode. 

Arogno,  d\  s.  damit  verbundene  Fontantcn 
sowie  Solari , Arasmino  de’. 

Aroja,  Julian,  span.  Holzschnitzer,  machte 
sich  rühmlich  bekannt  auf  der  Madrider  Aus- 
stellung 1871. 

F.  M.  T u b i n o,  El  arte  y los  artistas  contcm- 
porancos.  Madrid  1871.  P.  Lofoitd. 

Arolas,  Juan,  Maler  in  Barcelona.  1793  er- 
hält er  vom  Presbyterium  des  Hospitals  von 
S.  Marta  eine  Zahlung  für  die  Bilder  des  hl. 
Paul  und  der  hl.  Anna,  welche  er  für  die 
Hospital-Kirche  gefertigt  hat. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  36.  M.  v.  B. 

Arold,  Dilettant,  Kaufmann  in  Frankfurt 
a.  M.,  radierte  nach  Gwinner  u.  a.  eine  Land- 
schaft in  Kobells  Geschmack  und  ist  vielleicht 
mit  Arnold  (s.  d.)  identisch. 

Gwinner,  Kunst  und  Künstler  in  Frankf. 
465.  — Arch.  f.  die  zeichn.  Künste  X 315.  — y. 

Aroldo  da  Como,  Steinmetz  (Cosmat). 
tätig  um  1300  nach  Zani  Enc.  met.  VII  11 ; 
sonst  unbekannt.  H.  V. 

Aromatari,  Do  rot  ca,  venezian.  Stickerin 
des  17.  Jahrh.,  fertigte  nach  A.  Boschini  (La 
Carta  del  navegar,  Venezia  1660)  Wunder 
der  Nadelmalerei.  Zani,  Enc.  met.  II  206 
führt  sie  auch  als  Miniaturmalcrin  auf.  *** 

Aron,  Girolamo,  Miniator,  Venedig  im 
18.  Jahrh. 

Bratti,  Miniatori  Veneziani.  in  Nuovo  Arch. 
Veneto,  nuova  Serie  1901.  tom.  II  parte  1.  u.  2. 
p.  87.  P.  d'Ancona. 

Aron,  Toni,  Porträt-  u.  Gcnremaler,  geb. 
1859  in  Esseg  (Slavonien),  studierte  u.  lebte 


148 


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Aronco  — Arondeus 


lange  Zeit  in  München  und  in  den  letzten 
Jahren  vorübergehend  in  Leipzig.  Von  seinen 
Werken  sind  zu  nennen:  Porträt  des  Prinzen 
Alphons  von  Bayern  (Münchener  Jahrcsaus- 
stell.  1889),  Kroatischer  Bauer  mit  seiner 
blinden  Tochter  beim  Kirchgang  (ebenda 
1890)  und  11  Pastelle  des  berühmten  Schau- 
spielers Possart  in  verschiedenen  Rollen. 
Zum  Bundesschießen  in  Frankfurt  a.  M.  1887 
schmückte  er  die  oberbayer.  Gebirgsschcnke 
auf  dem  Festplatze  mit  flotten  Kohlezeichnun- 
gen aus  dem  Kneipen-  und  Schützenleben  (bei 
Bangel  in  Frankfurt  a.  M.  kurz  darauf  für 
4000  Mark  versteigert).  Von  ihm  rührt  auch 
der  Entwurf  zur  Fcstmedaille  für  dasselbe 
Bundesschießen  her. 

Bötticher,  Malcrw.  des  19.  Jahrh.  Bd.  I 
Nachtr.  — Kunst  f.  Alle  II  352,  III  98.  — For- 
rcr,  Biogr.  Dict.  of  Med.  *** 

Aronco,  Raymondo  de,  italien.  Archi- 
tekt, gcb.  in  Gemona  (Prov.  Udine),  studierte 
an  der  Accad.  di  Belle  Arti  in  Venedig  unter 
Giac.  Franco,  beteiligte  sich  mit  Auszeichnung 
bei  der  Konkurrenz  tun  das  Monument  für 
König  Victor  Emanuel  in  Rom,  war  dann 
Professor  an  der  Akad.  in  Massa,  später  am 
kgl.  Institut  in  Palermo.  Bei  der  Ausstellung 
in  Venedig  1887  zeigte  er  zum  erstenmal  sein 
besonderes  Geschick  für  Ausstellungsbauten 
v.nd  machte  sich  dann  durch  das  kühne  und 
höchst  originelle  Hauptportal  der  Turiner 
Ausstellung  1902  weiten  Kreisen  bekannt. 
Er  hat  sich  auch  in  Konstantinopel  als  Ilof- 
architekt  des  Sultans  mit  Erfolg  betätigt. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  artisti  p.  160.  — 
Rassegna  Nazionale  vol.  126  p.  517  ff.,  vol.  139 
p.  469  ff.  — Deutsche  Bauztg.  1902  p.  298,  596. 

— Architektur  d.  XX.  Jahrh.  1902  Taf.  98—100. 

— Gazzctta  del  Popolo  della  Domenica.  1901 

n.  38  p.  301.  •* 

Arondaeus,  s.  Arondeus. 

Aronde,  s.  Ar  rode. 

Arondeauz,  R c g n i e r,  vlämischer  Medail- 
leur vom  Ende  des  17.  und  Anfang  des  18. 
Jahrh.,  wohnte  meist  in  den  Niederlanden,  in 
Deventer  und  anderen  Orten.  Seine  Familie, 
von  Tournaisis  stammend,  war  infolge  der 
religiösen  Verfolgungen  unter  Philipp  II.  von 
Spanien  in  die  Niederlande  ausgewandert. 
Ein  gewisser  Isaac  Arondcaux  kam  von  Gent 
nach  Hulst  in  Flandern,  wo  er  das  Amt  eines 
Stadtwärters  von  1591 — 1594  innc  hatte. 
Seine  Nachfolger  wohnten  in  Vlissingen,  Ley- 
den etc.  R.  A.  arbeitete  von  1678 — 1702  und 
starb  vermutlich  in  der  1.  Hälfte  des  18. 
Jahrh.  Man  kennt  ungefähr  30  Medaillen  von 
ihm,  bald  mit  dem  Monogramm  A bezeichnet, 
bald  mit  seinen  Initialen  R.  A.  oder  häufig 
mit  seinem  ganzen  Namen.  Mehrere  dieser 
Medaillen  beziehen  sich  auf  die  Geschichte 
Englands  und  wurden  während  seines  Auf- 
enthalts dort  unter  der  Regierung  Wilhelms 
III.  graviert;  andere  beziehen  sich  auf  Er- 
eignisse der  Regierung  Louis  XIV.  und  wur- 


den vom  Grafen  d'Avaux,  dem  französ.  Ge- 
sandten in  Holland,  bestellt.  Die  ersten 
Werke  von  A.  zeugen,  ohne  schlecht  zu  sein, 
von  einer  gewissen  Unerfahrenheit  in  der 
Handhabung  des  Stichels,  den  er  indes  später 
mit  einer  solchen  Meisterschaft  führte,  daß 
er  heute  zu  den  besten  Medailleuren  seiner 
Zeit  gezählt  wird.  Seine  Bilder  Wilhelms  III., 
Königs  von  England,  und  der  Königin  Marie 
sind  mit  viel  Eleganz  behandelt  und  sehr  gut 
modelliert.  Seine  Medaillen,  in  denen  er 
Szenen  in  kleinem  Maßstabe  darstellt,  sind 
von  besonders  großer  Feinheit.  Von  sei- 
nen besten  Arbeiten  sind  folgende,  die  er  bei 
Gelegenheit  großer  Ereignisse  oder  zu  Ehren 
von  Personen  graviert  hat,  zu  nennen:  Friede 
von  Nimwegen  1678;  Gerhard  Brandt,  Histo- 
riker 1683;  Ermordung  von  Monmouth  und 
Argyle  1685 ; Ausschiffung  Wilhelms  von 
Oranien  in  Torbay  1688;  Krönung  Wilhelms 
und  Marias  von  England  1689;  Schlacht  an 
der  Boyne  1690;  Friedensstiftnng  in  Irland 
1691 ; Triumpheinzug  Wilhelms  III.  in  den 
Haag;  Schlacht  von  La  Hoguc,  1692;  Wieder- 
eroberung von  Namur,  1695 ; Tod  der  Königin 
Maria  von  England,  1695;  Aufstand  in  Am- 
sterdam, 1696;  Friede  von  Ryswyck,  1697; 
Vertrag  von  Carlowitz,  1699;  Jubiläum  des 
Papstes,  1700;  Zentenarfeier  der  Gründung 
der  ostindischen  Gesellschaft,  1702;  Tod  Wil- 
helms III.,  1702;  Hochzeit  König  Karls  XI. 
von  Schweden  mit  Ulrike  Eleonore. 

Nagler,  Kstlcrlcx.  — Meyer,  Kstlcrlex. 
— Pinchart,  Rcchcrches  s.  la  vie  et  1.  trav. 
des  graveurs  de  med.  etc.  — Bolzenthal, 
Skizzen  z.  Kstgesch.  d.  mod.  Med. -Arb.  — 
Wurzbach,  Nicderl.  Kstlcrlex.  — Forrer, 
Biogr.  dict.  of  med.  — R o n d o t,  Lcs  mc- 
dailleurs  et  les  graveurs  de  monnaies  et  mc- 
dailles  en  France  p.  320.  Frld.  Alvin. 

Arondel,  französ.  Bildhauer  u.  Goldschmied, 
gcb.  um  1526  zu  Paris,  tätig  daselbst.  Als 
Protestant  wurde  er  in  der  Bartholomäusnacht 
1572  umgebracht. 

Börard,  Dict.  biogr.  Lami. 

Arondel,  Erasmus,  s.  Arondeus. 

Arondel  (Arondelle),  Guillaume  d\ 
französ.  Steinmetz,  leitete  1363  die  Steinmetz- 
arbeiten am  Bau  des  Schlosses  zu  Vincennes. 

B a u c h a 1,  Diction.  d.  Archit.  frang.,  Paris 
1887.  H.  V. 

Arondel  (oder  Herrendel),  Pierre,  geb. 
1387  in  Dijon,  war  1431  maitre  general  der 
Maurer-  und  Zimmerarbeiten  für  den  Duc  de 
Bourgogne.  Außerdem  wird  1399  ein  Pierre 
Arondel  als  Nachfolger  Drouets  und  Dum- 
martins  in  der  Bauleitung  der  Chartreuse  von 
Dijon  genannt. 

Cunat  de  Chözy,  Bull,  monum.  XXI.  — 
B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Arondelle,  Guillaume,  s.  Erondellc,  G. 

Arondeus,  Erasmus,  holländ.  Maler,  geb. 
um  1644,  1663  Schüler  von  Willem  Dou- 
dyns  im  Haag  (s.  Obrcens  Archicf  V 146), 
trat  1666  in  die  dortige  Zunft  ein  (s.  Obreen 


149 


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Arondeus  — Arosio 


III  266)  und  lebte  noch  1689  im  Haag,  f vor 
Nov.  1692,  da  in  dieser  Zeit  seine  Witwe  in 
Rotterdam  lebte.  Arondeus  wird  ausdrück- 
lich wiederholt  C o n s t Schilder  genannt. 
Um  1665  war  er  mit  Johanna  Dcmcle  verhei- 
ratet. 1675  macht  er  einen  Kontrakt  mit  dem 
Maler  Johannes  Leemans  im  Haag  (dort 
zwischen  1665 — 1689  fortlaufend  genannt), 
daß  alle  Chaisen,  Kutschen  und  sonstigen 
Equipagen,  welche  Arondeus  zum  bemalen 
erhält,  mit  Landschaften  nur  durch  Cornelis 
Verburgh  bemalt  werden  dürften,  so  lange 
derselbe  in  Leemans  Diensten  stehe.  — Der 
nach  Schuster  (Kunst  u.  Künstler  in  d.  Für- 
stentümern Calenberg  u.  Lüneburg  p.  207) 
1673  beim  Schloßbau  in  Osnabrück  tätige 
Maler  Erasmus  Arotideus  ist  wohl  mit  dem 
obigen  identisch. 

Urkundliche  Notizen.  A.  B. 

Arondeus,  Johannes,  Maler,  geh.  im 
Haag.  6.  2.  1701  heiratet  er  in  Rotterdam 
Elisabeth  Margaretha  Pandelaers.  Am  81. 
10.  1700  wurde  er  Bürger  von  Rotterdam, 
taufte  in  den  Jahren  1702  u.  1703  Kinder.  Spä- 
ter heiratete  er  Maria  Nonnius.  Er  lebte 
noch  1719  in  Rotterdam  und  war  eingeschrie- 
ben als  Bürger  von  Amsterdam  26.  4.  1725. 
Pieter  und  Johannes  A.  waren  Verwandte. 
Beide  waren  Zeuge  bei  der  Taufe  ihrer  Kin- 
der. Werke  unbekannt. 

Aemstels  Oudtheid  V 67.  — Rotterd.  Hi- 
storiebl.  III  548.  Haverkorn  van  Rijsexvijk. 

Arondeus,  Pieter,  Maler,  geb.  im  Haag 
um  1665,  t in  Rotterdam  am  10.  11.  1712, 
legte  1682  seine  Probe  in  der  Lukasgilde  im 
Haag  ab  und  wurde  1682 — 83  in  der  Akad. 
eingeschrieben  und  wird  (nach  Notiz  von  A. 
Bredius)  1694  noch  im  Haag  erwähnt.  1696 
war  er  bereits  in  Rotterdam  und  verheiratet 
und  ließ  in  den  Jahren  1697,  1698,  1700,  1701, 
1703  und  1704  Kinder  taufen.  Er  war  Maler 
des  Kollegiums  der  Admiralität  1699.  In 
diesem  Jahre  kaufte  er  einen  Garten,  den  er 
1702  wieder  verkaufte.  Arbeiten  von  ihm 
sind  noch  nicht  bekannt. 

Obreen,  Arch.  III  270.  — Rotterd.  Hi- 
storicbl.  III  549.  Haverkorn  van  Rijscwijk. 

Arons,  Philipp,  deutscher  Porträt-  und 
Genremaler,  geb.  in  Berlin  am  17.  9.  1821, 
Schüler  Dacges  in  Berlin,  dann  Lepaulles  u. 
Cogniets  in  Paris,  lebte  1847 — 1851  in  Rom 
und  ließ  sich  dann  dauernd  in  Berlin  nieder, 
t am  19.  11.  1902  in  Rinteln  a.  d.  Weser. 
Seine  kleinen  Genrebilder  (meist  Kavaliere 
der  Rokokozeit  in  der  Art  Meissoniers)  und 
Porträts  (hübsche  Frauenköpfe  von  wenig 
individuell  bestimmter  Charakteristik)  waren 
seinerzeit  sehr  geschätzt  und  zeichnen  sich 
durch  elegante  malerische  Technik  und  klare 
warme  Farbe  aus.  Er  stellte  häufig  in  Ber- 
lin aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  (L.  Pietsch).  — A.  Ro- 
senberg, Berl.  Malerschule.  — Bötticher, 
Malerw.  d.  19.  Jahrh.  — Die  Kunst.  VII  194. 


Aronson,  N a o u m,  russ.  Bildhauer  in  Pa- 
ris, geb.  in  Krcskava,  stellte  auf  der  Berliner 
Sezession  1901  („Licbcstraum“),  im  Pariser 
Salon  1906  (Beethovenbüste,  Studie  für  das 
Bonner  Bccthovcndcnkmal)  u.  im  Salon  Fritz 
Gurlitt  in  Berlin  1906  mehrere  Arbeiten  aus. 
Sein  „Beethoven“  erhielt  in  Lüttich  die  große 
goldene  Medaille  und  wurde  am  17.  12.  1905 
im  Garten  des  Bonner  Beethovenhauses  auf- 
gestellt. 

Kat.  d.  Ausstcllgn.  — Die  Kunst  XIII,  Kunst 
f.  Alle  XXI.  — Kunstchronik  N.  F.  XVI  507.  — 
The  Studio.  Vol.  38.  p.  255 — 57.  — L'Art  döco- 
ratif  Febr.  1908.  — Berl.  Börscn-Cour.  24.  5.  08. 

Aronson -Danzig,  Mart  a,  Porträt-  u.  Still- 
lcbenmalerin,  tätig  in  Berlin,  stellte  auf  der 
Berliner  Jubiläums-Ausstellung  1886,  auf  der 
Dresdener  akad.  Kunst- Ausstellung  1SS3  und 
auf  der  internationalen  Kunstausstellung  Mün- 
chen 1888  aus,  ferner  auf  den  Berliner  akad. 
Kunst-Ausstellungen  1887,  88  und  91. 

Bötticher,  Malcrwcrke  d.  19.  Jahrh.  Dres- 
den 1891.  — A.  Hirsch,  D.  bild.  Künstlerinnen 
d.  Neuzeit.  Stuttgart  1905.  — Kunst  für  Alle 
III  1888.  H.  V. 

Arosa,  Marguerite,  Porträt-,  Land- 
schafts- tt.  Gcnremalcrin  in  Paris,  Schülerin 
von  Mayer,  Armand-Gautier  u.  Barrias,  stellte 
im  Salon  1882 — 1900  fast  alljährlich  aus.  Sie 
malt  hauptsächlich  französ.  Küstenlandschaf- 
ten:  Temps  brumeux  (Salon  1S91)  — La 
peche  ä la  Senne  (Bretagne)  (Salon  1897) 
— Coin  de  port  ä maree  basse  (Salon  1900). 
Itn  Salon  1885  war  sie  mit  einer  auf  das  Meer 
hinausblickenden,  am  Felsen  angeschmiedet 
stehenden  Andromeda,  im  Brüsseler  Salon 
1884  mit  einer  „Baigncusc“  vertreten. 

Bulletin  d.  Bcaux-Arts  I 173.  — Katal.  d.  Sa- 
lon. — Journal  d.  Bcaux-Arts.  1884  p.  137.  H.  V. 

Arosenius,  Ivar  Axel  Henrik,  schwcd. 
Maler,  geb.  1878,  studierte  seit  1898  auf  der 
Kunst  - Akademie  in  Stockholm,  debütierte 
1905  als  Maler  auf  einer  Separatausstcllung, 
mit  ca.  150  Kompositionen  in  öl,  Sagenmoti- 
ven, phantastischen  Stimmungen  aus  Paris, 
Karikaturen.  Ein  größeres  Gemälde  von  ihm: 
Das  Geplauder,  befindet  sich  in  E.  Thiels 
Galerie,  Stockholm.  Er  hat  auch  Zeichnungen 
für  Witzblätter  geliefert.  G.  Nordcnrran. 

Arosenius,  Karin  Magdalena,  schwed. 
Bildhauerin,  geb.  29.  7.  1851  in  Norrköping, 
studierte  an  der  technischen  Schule  und  an 
der  Kunstakad.  in  Stockholm  1870 — 74,  setzte 
dann  ihre  Studien  in  Kopenhagen,  Rom  und 
Paris  fort.  Sic  stellte  Genrebildwerke  aus : 
Fischerknabe  (1881),  Badendes  Mädchen 
(1883),  Mädchen  aus  Syrakus,  Statuetten. 

G,  Nordcnsvan. 

Arosio,  M a r t i n o d’,  Bildhauer  in  Ligu- 
rien, wurde  1545  von  dem  Prior  Lorenzo 
Ravaschicri  mit  der  Ausführung  eines  reichen 
Portals  für  das  Oratorium  der  Bruderschaft 
des  hl.  Franziskus  in  Chiavari  beauftragt. 

Alizcri,  Notizie  d.  Prof.  d.  Dis.  in  Li- 
guria.  Genua  1877.  Vol.  V 271.  //.  V. 


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Arostegui  — Arrau 


Aröstegui,  Juan  de,  span.  Baumstr.,  ent- 
warf den  Plan  zum  Neubau  der  Kirche  von 
Dcva  in  Guipüzcoa  und  begann  den  Bau  der- 
selben, den  Juan  Ortiz  von  Olaeta  1629  voll- 
endete. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  95,  190, 
401.  . A 

Arp,  Carl,  Landschaftsmaler  u.  Radierer, 
geb.  am  8.  1.  1867  in  Kiel,  studierte  in  Wei- 
mar unter  Hagen  und  Graf  L.  v.  Kalkreuth, 
ging  dann  auf  4%  Jahre  nach  Italien  (Capri, 
Sicilicn,  Venedig),  brachte  mehrere  Sommer 
in  Tirol  und  der  Schweiz  zu,  lebte  einige 
Jahre  in  Kiel  und  seit  1906  in  Weimar.  A.s 
Landschaften  (zumeist  Motive  aus  Schleswig- 
Holstein  und  der  Umgebung  Weimars)  zeich- 
nen sich  durch  ernstes  künstlerisches  Streben 
und  liebevolles,  der  Effekthascherei  fremdes 
Eingehen  auf  die  Schönheit  der  Natur  aus. 
Er  stellte  in  Berlin  (Große  Ausst.  1896,  1904, 
1906),  München  (Jahresausst.  1906  und  1907) 
und  Düsseldorf  (1902  und  1907)  aus.  Werke 
seiner  Hand  befinden  sich  im  Privatbesitz,  in 
den  Museen  von  Danzig  und  Weimar  und  in 
der  Kunsthalle  seiner  Vaterstadt  Kiel.  Ra- 
dierungen A.s  im  Jahresheft  1893  des  Wei- 
maraner Radiervereins. 

Mit  Notizen  des  Künstlers.  *** 

Arpa,  Clemente  dall’,  Maler  in  Bres- 
cia, tätig  um  1534. 

Fenaroli,  Art.  Bresciani,  Append. 

F.  Malaguzzi-Valeri. 

Arpa  y Perea,  Jose,  span.  Maler,  geb.  zu 
Carmona  (Andalusien),  Schüler  der  Kunst- 
schule zu  Sevilla,  ließ  sich  in  den  Vereinigten 
Staaten  nieder,  von  wo  er  auf  die  Madrider 
Ausstellung  1904  die  Gemälde:  Ein  Künstler 
Jacal ; Der  Rio  Balcpin  in  Mexiko,  sandte. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Arpe,  Giovanni  Agostino,  nur  von 
Zani,  Enc.  met.  II  207  als  Zeichner  um  1651 
in  Mailand  erwähnt.  *** 

Arpe  (Alpe,  de  Larpe,  Alpa),  Jean  de  1’, 
Maler  aus  Genf,  schloß  1521  einen  Vertrag 
mit  Ayma  de  Gingins,  demzufolge  er  sich 
verpflichtete,  ihr  einen  fünfteiligen  Flügel- 
altar für  die  von  ihrem  verstorbenen  Ge- 
mahl Andre  de  Marnix  gestiftete  Kapelle  im 
Kloster  der  Maria  Aegyptiaca  zu  Chambcry 
zu  liefern.  In  der  noch  erhaltenen  Urkunde 
sind  die  zu  malenden  Bilder  (Szenen  aus 
dem  Leben  der  Mutter  Maria,  Christi,  sowie 
einiger  Heiligen)  und  Wappen  genau  vor- 
geschriebcn,  indes  ist  der  Altar  nicht  mehr 
nachzuweisen.  Auch  der  Künstler  ist  sonst 
unbekannt. 

Mcm.  de  la  Soci£t6  Savoisicnne  T.  XV  2,  p. 
208  ff.  , De. 

Arpesani,  C e c i 1 i o,  italicn.  Architekt  der 
Gegenwart.  Nach  seinen  Plänen  wurde 
1901/2  die  stattliche  Kirche  von  Legnanello 
(Diöz.  Mailand)  im  romanischen  Stil  erbaut. 

Natura  cd  arte.  1902/3.  I 131.  *** 


Arpesani,  Giuseppe,  nur  von  Zani,  Enc. 
met.  II  207,  als  Zeichner  1754  in  Pavia  ge- 
nannt. *** 

Arphe,  s.  Arfe. 

Arpinas,  Joscphus  oder  Arpino,  G i u s. 
Cavaliere  d’,  s.  Cesari,  Gius. 

Arquinvilliers,  Rose,  geb.  de  Parron,  fran- 
zös.  Historienmalerin  im  Schloß  Saint-Martin 
bei  Pontoisc  (Seine-et-Oise),  stellte  im  Pa- 
riser Salon  1841 — 1846  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  ginir.  H.  V. 

Arrabal,  P.  G.,  span.  Stempelschneider  und 
Medailleur,  von  ihm  eine  ÄÄ:daille  Ferdinands 
VII.  (1808)  und  eine  Medaille  auf  die  Wie- 
dercroberung  von  Santiago  de  Chile  (1814). 

Forrer,  Biogr.  Dict  of  Med.  *** 

Arraez,  Antonio,  span.  Dekorationsma- 
ler und  Architekt,  geb.  zu  Madrid  zu  Anfang 
des  19.  Jahrh.,  Schüler  der  Akad.  San  Fer- 
nando. Er  widmete  sich  hauptsächlich  der 
Wiederherstellung  arabischer  Kunst.  1848 
frischte  er  einzelne  Partien  des  Alhambra- 
Palastes  in  Granada  wieder  auf.  Man  kennt 
von  dem  Künstler  Pläne  und  Zeichnungen 
zu  maurischen  Interieurs,  von  arabischen  Fen- 
stern und  Türen,  die  auf  verschiedenen  Ma- 
drider Ausstellungen  (1858,  1860  und  1862) 
zu  sehen  waren. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX,  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Arragel,  Rabbi  Moses,  Kalligraph  und 
Buchmaler  in  Maqueda  in  Spanien.  Am  2.  6. 
1480  beendigte  er  eine  von  ihm  mit  Malereien 
geschmückte  Prachthandschrift,  eine  Übers, 
der  Bibel  ins  Kastilianische  (im  Besitz  des 
Herzogs  von  Alba). 

Rico  y S i n o b a s,  caligr.  espafi.  S.  10. 

M.  v.  B. 

Arragona,  Salvator e,  italien.  Bildhauer, 
verfertigte  (nach  Campori)  um  1662  mit 
Maschio  Lattanzio  die  Stuckfiguren  der  Alle- 
grezza  und  der  Eternitä,  sowie  3 Fontänen 
für  den  herzoglich  Estensischen  Palast  von 
Sassuolo. 

Campori,  Gli  Artisti  listensi.  Modena  1855. 

H.  V. 

Anagoni,  s.  Laurentini,  Giov. 

Arras,  d’,  s.  damit  verbundene  Vornamen. 

Arrau  y Barba,  Jose,  span.  Maler,  geb. 
am  4.  6.  1802  in  Barcelona,  f 11.  1.  1872, 
studierte  seit  1831  in  Rom.  Bei  seiner  Rück- 
kehr aus  Italien  nach  Barcelona  bestellte  die 
Junto  dcl  Comercio  ein  Porträt  Ferdinands 
VII.  A.  widmete  sich  keiner  besonderen 
Spezialität,  sondern  versuchte  sich  in  jedem 
Genre.  Unter  seinen  Schöpfungen  mit  reli- 
giösen Motiven  nennen  wir:  Das  hl.  Abend- 
mahl und  Die  Fußwaschung,  für  die  Kirche 
Sa.  Maria  dcl  mar  in  Barcelona;  Jesus  beim 
Gebet;  Der  hl.  Franciscus  von  Assisi;  Der 
hl.  Antonius  von  Padua;  Der  Traum  des  Ge- 
rechten; Die  Madonna  von  la  Silla  (einem 
Flachrelief  nachgeahmt).  Unter  seinen  Genre- 


Arre  — Arriaga 


Bildern  führen  wir  an:  Ein  junger  Afri- 
kaner; Der  Alchimist  Bernardo  Perez;  unter 
seinen  Porträts:  Königin  Isabella  II.,  Bild- 
hauer Company  (in  Rom  vollendet).  Er 
malte  auch  eine  ganze  Anzahl  Stilleben  und 
Landschaften.  Die  meisten  seiner  Werke 
waren  auf  den  hauptsächlichsten  Ausstellun- 
gen Barcelonas  zu  sehen. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

— Elias  de  Molin  s,  Dicc.  de  escrit.  y art. 

catal.  dcl  siglo  XIX.  1889.  P.  Lafond. 

Arre,  Olof  Jacobson,  schwed.  Kup- 
ferst,  geb.  1729,  t 16-  7.  1809  auf  Täby  in 
Roslagen,  war  erst  Geometer,  später  Vor- 
steher einer  1757  gegründeten  Zeichen-  und 
Modellschule  für  die  Metallindustrie,  dann 
Zeichner  der  Akad.  der  Wissenschaften  in 
Stockholm,  zu  deren  Abhandlungen  er  eine 
Menge  Zeichnungen  lieferte,  die  teils  von 
Bergqvist,  teils  von  ihm  selbst  gestochen 
sind.  Von  weiteren  Arbeiten  seien  erwähnt: 
Hafen  von  Stockholm,  1768,  Fol.  — Dr.  Tor- 
sten Rudecn,  Biskop  i Linköping  (nach  Karl- 
stens  Bildnis  von  1714)  gestochen  1765,  8vo. 

— Sinnebilder  wid  Högsts.  Konung  Adolph 
Frcdrichs  Höga  Begrafningsact  ....  1771, 
Fol. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (Art.  v.  L.  Dietrichson 
und  C.  Eichhorn ; Kat.  von  11  Nummern).  — 
Samtnlg.  schwed.  Stiche  in  der  kgl.  Bibliothek 
und  dem  Nationalmus.  zu  Stockholm. 

Mit  Notizen  von  J.  Kruse. 

Arredondo,  G a r c i a d e,  Bildhauer  und  Bür- 
ger in  Villadiego,  fertigte  für  eine  Kapelle 
der  Kirche  Na.  Sennora  de  las  angustias  in 
Tudela  de  Duero  einen  großen  Altar,  welchen 
1598  der  Bildhauer  Adrian  Alvarez  zu  begut- 
achten hatte. 

Marti  y Monsö,  Estud.  histor.  artist. 
S.  322 — 23.  M.  v.  B. 

Arredondo,  Isidoro,  span.  Maler,  geb.  1653 
zu  Colmenar  de  Oreja,  f zu  Madrid  1702,  zu- 
erst Schüler  eines  gewissen  Josef  Garcia  (nicht 
des  Malers  Karls  II.),  dann  des  Fr.  Rizi. 
1685  zum  Maler  des  Königs  Karl  II.  ernannt, 
erhielt  A.  den  Auftrag  zur  Teilnahme  an  den 
unter  der  Leitung  von  CI.  Coello  ausgeführten 
Dekorationsarbeiten  der  Galerie  del  Cierzo 
im  k.  Palast  Er  malte  dort  zwei  der  Psyche- 
fabel (wie  die  Verzierung  überhaupt)  ent- 
nommene Kompositionen,  und  führte  ebenso 
einige  ornamentale  Arbeiten  für  die  Gemächer 
der  Königin  aus.  Gemäß  seines  Amtes  hatte 
A.  häufig  die  Gelegenheit,  in  Wasserfarben 
Dekorationen  fürs  Hoftheater  und  Allegorien 
bei  den  Einzügen  der  Königinnen  und  für  die 
Leichenfeierlichkeiten  königlicher  Personen  zu 
malen ; in  dieser  Gattung  war  sein  Talent  sehr 
bemerkenswert,  und  sein  eleganter  und  leich- 
ter Pinsel  wußte  reizende  Ornamente  zu  im- 
provisieren. Die  Freskomalereien  im  Retiro, 
in  den  Gemächern  der  Königin  und  im  kgl. 
Kabinett,  an  denen  er  in  Gemeinschaft  mit  an- 


deren Künstlern  malte,  erwarben  ihm  verdien- 
ten Ruf.  Im  Jahre  1690  ward  A.  nebst  Seb. 
Munoz  mit  der  Wiederherstellung  von  Her- 
reras  el  mo/o  Kuppelfresken  in  der  Kirche 
U.  L.  Frau  von  Atocha  betraut.  Beide  brach- 
ten sie  wieder  mit  Hilfe  von  Herreras  Skizzen 
in  ihren  ursprünglichen  Stand.  Ferner  von 
ihm  in  der  Salvadorkirche  zwei  Bilder  mit 
Darstellungen  aus  dem  Leben  des  hl.  Eligius, 
u.  Palomino  zitiert  als  ehemals  bei  den  Mön- 
chen von  U.  L.  Frau  von  Konstantinopel, 
einen  hl.  Bischof  Ludwig,  die  hl.  Klara  und 
den  hl.  Franz  von  Assisi.  A.  war  ein  ein- 
sichtiger und  korrekter  Maler,  seine  Farbe 
ist  zart  und  etwas  kalt.  Er  blieb  während 
seiner  ganzen  Lebenszeit  den  Überlieferungen 
der  Madrider  Schule  treu  und  geriet  nicht 
unter  Luca  Giordanos  Einfluß,  der  damals  in 
Madrid  alles  mit  sich  riß. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 74 — 76.  — Pa- 
lomino y Vclasco,  Museo  pict.  III  681.  — 
Meyer,  Kstlerlcx. 

Arredondo,  Manuel,  Maler  in  Madrid. 
Man  findet  seinen  Namen  nur  in  den  Rech- 
nungen der  Junta  de  obras  y bosques,  nach 
welchen  er  die  Stelle  eines  Malers  des  Königs 
einnahm.  Er  starb  1712  zu  Madrid  und  wurde 
durch  Pedro  de  Calabria  ersetzt. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 74.  — Meyer, 
Kstlerlex.  A 

Arredondo  Avendafio,  E d u a r d o,  span.  Ma- 
ler, geb.  15.  9.  1872  zu  Madrid,  Schüler  der 
Akad.  S.  Fernando,  widmete  sich  vornehm- 
lich der  Landschafts-Malerei.  Wir  führen  von 
ihm  folgende  Werke  an,  die  seit  1901  auf 
verschiedenen  Madrider  Ausstellungen  zu 
sehen  waren:  Eine  Ansicht  von  Santander; 
Eine  Landschaft  aus  der  Sierra;  Eine  Ansicht 
des  Pardo ; Eine  Ansicht  des  Guadarrama  und 
andere  Landschaften.  P.  Lafond. 

Arredondo  y Calmache,  Ricardo,  span. 
Maler,  geb.  in  Sella  (Prov.  Teruel),  stellte 
1882  zum  ersten  Male  auf  einer  Madrider  Pri- 
vat-Ausstellung  aus:  Ansicht  der  Ufer  des 
Tayo  und  Cigarrales  von  Toledo;  seitdem  ent- 
lehnte er  die  Motive  zu  seinen  sehr  geschickt 
ausgeführten,  aber  ein  wenig  trockenen  und 
in  zu  grellem  Lichte  gehaltenen  Gemälden 
der  alten  Stadt  Toledo  und  ihrer  Umgebung. 
Er  erlangte  verschiedene  Auszeichnungen  auf 
nationalen  u.  fremdländischen  Ausstellungen. 
Wir  nennen  von  Werken  dieses  Künstlers: 
Das  Frühstück  in  einem  Garten;  Das  Boots- 
haus; Das  Palais  Hermosilla;  Die  Mühlen 
(die  1900  auf  der  Pariser  Weltausstellung  zu 
sehen  waren)  ; Ein  Möbel restaurator  in  den 
tolcdanischcn  Bergen;  Die  Brücke  San  Mar- 
tin; Gartcncingang;  Der  Turm  u.  die  Straße 
San  Tome.  p.  Lafond. 

Arregio,  s.  Aregio. 

Arrenius  u.  Airrhenius,  Olof,  s.  Arenius. 

Arriaga,  Luis  de,  span.  Baumeister,  setzte 
1669  den  Fassadenbau  der  1664  von  Josef  de 


152 


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Arriens  — Arrigoni 


Arroyo  begonnenen  Münze  zu  Cuenca  in  Neu- 
Kastilien  fort. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  IV  57. 

Arriens,  Carl,  deutscher  Maler  und  Zeich- 
ner, geb.  am  12.  8.  1869  in  Heide  in  Holstein. 
Lebt  in  Schöneberg  bei  Berlin  und  ist  haupt- 
sächlich als  Illustrator  tätig. 

Singer,  Kstlerlex.  Nachtr.  1906.  *** 

Arrienti,  s.  Arienti. 

Arriero  y Moracia,  Jose,  span.  Stecher,  geh 
zu  Madrid,  Schüler  der  Akad.  S.  Fernando 
und  von  Ricardo  de  los  Rios.  1901  war  er 
zuerst  auf  der  Madrider  Ausstellung  mit  drei 
Radierungen  vertreten:  einem  Männerporträt 
nach  Goya ; einer  Madonna  nach  Carlos  Frosch 
und  einem  Büchsenschützen  nach  Fortuny. 

P.  Lafond. 

Arriet,  Miniaturist  und  Kalligraph  deut- 
scher Herkunft  in  Portugal  Anfang  des  16. 
Jahrh.  unter  König  Manuel.  Wird  erwähnt 
bei  der  Beschreibung  eines  Wappenbuches 
im  Besitz  des  portug.  Groß-Wappenmcisters 
der  Familie  da  Costa. 

Raczynski,  Dict.  p.  14.  — Bradley, 
Dict.  of  Miniaturists.  A.  Haupt. 

Amghetti,  D o m e n i c o,  gen.  Cavedonc. 
Bildhauer  in  Siena,  nach  Zani  (Enc.  II  208) 
um  1637  tätig.  Er  soll  nach  Milancsi  eine 
Wölfin  aus  Zinn  für  eine  Säule  auf  der  Piazza 
de’  Tolomei  sowie  eine  Pieta  mit  2 Engeln 
für  die  Compagnia  di  S.  Giovanni  Battista  in 
Siena  verfertigt  haben. 

Milancsi,  Sulla  Storia  Dell’  Arte  Toscana, 
Siena  1873.  — Romagnoli,  Ccnni  stor.-art. 
di  Siena,  1840.  H.  V. 

Arxighetti,  Tommaso,  zeichnete  nach 
Füssli  um  1775  eine  Sammlung  der  berühm- 
testen in  Florenz  aufbewahrten  Gemälde,  wie 
z.  B.  die  Geburt  Christi  von  Correggio  in  den 
Uffizien  (1768),  die  dann  von  anderer  Hand 
in  Kupfer  gestochen  wurden.  Wahrscheinlich 
ist  er  identisch  mit  dem  bei  Zani  (Enc.  mct. 
II  208)  erwähnten,  um  1758  tätigen  gleich- 
namigen Florentiner  Maler. 

Füssli,  Kstlerlex.  Suppl.  1779.  — Meyer, 
Kstlerlex.  . • H.  V'. 

Arrighi,  Antonio,  Baumeister  in  Pistoja, 
im  Anfang  des  17.  Jahrh.  Erbaute  daselbst 
die  Karmeliterkirche  und  die  neue  Kirche  S. 
Vitale,  die  an  Stelle  der  alten  (1610)  nieder- 
gerissenen  errichtet  wurde,  sowie  den  Glok- 
kenturm  von  S.  Francesco  in  Pescia. 

A n s al  d i,  Dcscriz.  delle  scult.  etc.  di  Pcscia 
1816,  p.  29.  — Tolomei,  Guida  di  Pistoja  1821 
p.  85,  120,  151.  *** 

Arrighi,  Antonio,  Erzgießer  aus  Rom, 
tätig  in  Bergamo  um  1705 ; goß  für  den  Ma- 
rienaltar des  dortigen  Domes  die  Bronzerc- 
liefs  nach  den  Modellen  eines  deutschen  Bild- 
hauers namens  Berger. 

Zani,  Encicl.  II  208.  — Pasta,  Pitt,  di  Ber- 
gamo p.  17.  F.  Malagussi-Valeri, 

Arrighi,  Francesco  degli,  s.  Pesel- 
lino,  Fr. 

Arrighi,  Giovanni  Battista,  Floren- 


tiner Maler,  um  1688  (nach  Zani,  Enc.  met. 
II  209)  ; soll  nach  Richa  ein  Ovalbild  des  hl. 
Ludwig  Gonzaga  für  die  Kapelle  der  Jesuiten- 
kirche S.  Giovannino  zu  Florenz  gegen  Ende 
d.  17.  Jahrh.  gemalt  haben. 

Richa,  Notizie  istoriche  V 152.  H.  V. 

Arrighi,  G i u 1 i a n o degli,  s.  Pesello,  G. 

Arrighi  (Arighi),  Giuseppe,  Maler  aus 
Volterra,  tätig  1650 — 1680  (nach  Zani,  Enc. 
II  208),  Schüler  seines  Landsmannes  Baldas- 
sare  Franccschini. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Arrighi,  s.  auch  Arighi. 

Arrigo  di  Brabant  e,  s.  Heinrich  v.  Br. 

Arrigo,  Maestro,  Florentiner  Maler  um 
1562,  nur  bei  Zani  (Enc.  II  209)  erwähnt. 

Arrigo  da  Campione  (Henricus  Cam- 
pionensis)  I,  Enkel  des  Anselmo  u.  Sohn  des 
Otacio  da  Campione,  Architekt  und  Bild- 
hauer in  Modena,  schließt  30.  11.  1244  unter 
Zustimmung  des  Bischofs  Albertus  von  Mo- 
dena mit  Ubaldino,  dem  Massaro  des  Mo- 
deneser  Dombaucs,  einen  Vertrag,  wonach  ihm 
und  seinen  Söhnen  u.  Oheimen,  sowie  deren 
Erben  — soweit  sie  als  Künstler  am  Dombau 
beschäftigt  wären  — die  Tagcsbesoldung  er- 
höht werden  sollte.  — Nach  Pcdrocchi  ist 
dieser  Meister  vielleicht  identisch  mit  jenem 
Magister  Henricus,  der  in  der  ersten  (ro- 
manischen) Bauperiode  der  Kathedrale  zu 
Massa  Maritima  (1228 — 1267)  als  Werk- 
meister dieses  Kirchenbaucs  beglaubigt  ist 

G.  C a m p o r i,  Artisti  ital.  etc.  nepli  Stati 
Estensi  (Modena  1855)  p.  116.  — L.  Pe- 
dro c c h i,  Massa  Maritima  (Firenze  1900).  — 
Repertor.  f.  Kstwissensch.  XXIV  163.  • 

Arrigo  da  Campione  (Henricus  Cam- 
pionensis)  II,  Enkel  des  Arrigo  I da  C., 
Architekt  und  Bildhauer  in  Modena.  Voll- 
endete 1319  den  achteckigen  Pyramidenauf- 
satz des  Ghirlandina-Turmes  und  1322  die 
mit  zahlreichen  Statuen  geschmückte  hölzerne 
Kanzel  der  dortigen  Kathedrale  (laut  In- 
schrift „Actibus  Hcnrici  sculptoris  Campio- 
nensis"). 

Zani,  Encicl.  II  256,  352,  nota  48.  — G. 
Campori,  Artisti  ital.  etc.  negli  Stati  F.stcnsi 
p.  117.  — G.  Cappello  in  „Emporium“  1899 
p.  125.  * 

Arrigo  Fiammingo,  s.  Brocck,  H.  v.  d. 

Arrigo,  Fra  Francesco.  Kalligraph  und 
Miniaturist  in  Siena  um  1472,  nur  bei  Zani 
(Enc.  II  209)  erwähnt.  H.  V. 

Arrigo,  Francesco  d’,  s.  Pesellino,  Fr. 

Arrigo,  G i u 1 i a n o d',  s.  Pesello,  G. 

Arrigo,  s.  auch  damit  verbundene  ’/ornamen 
sowie  Enrico  etc. 

Arrigone,  s.  auch  Arigone  u.  Arrigoni. 

Arrigoni,  Alessandro,  Blumenmaler, 
geb.  7.  1.  1764  zu  Barzio  bei  Como  (der  Mai- 
länder Katalog  sagt  1752  zu  Valassina),  t 
1819  durch  Selbstmord.  Komposition,  sowie 
detaillierte  Ausführung  werden  an  seinen 
Blumen  besonders  gepriesen.  Die  Akad.  von 


153 


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Arrigoni  — Arriguzzi 


Mailand  erteilte  ihm  den  Preis  für  ein  dann 
ins  dortige  Museum  gekommenes  Bild,  Blu- 
men in  einem  Gefäße.  A.  hatte  dieses  Bild  in 
seinem  Todesjahre  gemalt. 

Meyer,  Kstlerlcx.  R. 

Arrigoni,  A n g e 1 o,  Maler  in  Neapel,  17. 
(?)  Jahrh.  Sein  Selbstporträt  soll  sich  nach 
Zani  (Enc.  II  210)  in  der  Bildnissammlung 
des  Signor  Cavaliere  Giambattista  Gazzola  in 
Verona  befunden  haben.  //.  y . 

Arrigoni,  Anton,  Dekorationsmaler,  geb. 
21. 4. 1788  in  Wien,  daselbst  Schüler  der  Kunst- 
akad.  Er  war  zuerst  für  das  Theater  an  der 
Wien  daselbst,  dann  in  Brünn,  Breslau,  Preß- 
burg  und  Graz  als  Theatermaler  tätig.  1826 
wurde  er  als  Hoftheatermaler  nach  Dresden 
berufen,  wo  er  wirkungsvolle  Dekorationen 
malte.  Es  ist  ohne  Zweifel  der  Arrigoni,  der 
für  den  König  Friedrich  August  II.  mit  Trau- 
gott Faber  Hunderte  von  Aquarellansichtcn 
sächsischer  Gegenden  und  Kirchen  malte.  Sie 
sind  sehr  zierlich  gearbeitet  Ein  Vorname 
findet  sich  übrigens  nirgends  auf  den  Bll.  — 
Anton  A.  starb  am  6.  12.  1851  zu  Dresden. 

Meyer,  Kstlerlcx.  ** 

Arrigoni,  Antonio,  Maler  in  Venedig, 
lebte  im  18.  Jahrh.  und  kam  über  die  Mittel- 
mäßigkeit nicht  hinaus.  Von  ihm  sind  fol- 
gende Werke  bekannt:  In  der  Kirche  Moise 
1.  Die  Wunder  des  hl.  Antonius  mit  dem 
Maultier.  — 2.  Der  hl.  Antonius  heilt  ein 
Bein.  — 8.  Der  hl.  Antonius  kniet  vor  der 
Madonna;  darunter  sind  die  Heiligen  Moses, 
Cilastio  und  Andreas.  — Dieses  letztgenannte 
Bild  wurde  später  in  die  Sakristei  gebracht 

— In  der  Galleria  Manfrin  befindet  sich  von 
ihm  eine  Caritas  Romana.  Ein  Selbstbildnis 
befand  sich  um  1780  in  der  Porträtsammlung 
des  Grafen  Firmian  im  Schloß  Lcopoldkron 
bei  Salzburg.  — Man  schreibt  ihm  auch  das 
Bild:  Salomons  Götzendienst  zu,  das  im  Be- 
sitze von  Sebastiano  Fava  war  und  von  P. 
Monaco  gestochen  wurde. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  Lit.).  — Nico- 
le 1 1 i,  Pinacotcca  Manfrin  a Venezia  1872  p. 
25.  — Zani,  Enciclop.  II  200.  L,  Ferro. 

Arrigoni  ( Arrigone),  A 1 1 i 1 i o oder  A r r i - 
s i o,  Architekt  in  Mailand.  Nach  seinen  Plä- 
nen wurden  1608  der  neue  Friedhof  des  gro- 
ßen Hospitals  dieser  Stadt,  il  Foppone  dell’ 
ospedale  maggiore  genannt,  u.  die  Kirche  im 
Innern  desselben,  San  Michele  de'  nuovi  Se- 
polcri,  ausgeführt.  Die  Weihe  der  Kirche 
ging  1700  vor  sich.  Er  führte  sie  in  Form 
eines  griechischen  Kreuzes  aus,  über  dessen 
Mitte  sich  die  Kuppel  erhebt.  Die  Verzie- 
rungen der  Halle  an  der  Umfassungsmauer 
gehören  einer  späteren  Zeit  an.  Latuada  gibt 
in  seinem  Werke  eine  Ansicht  des  Friedhofes 
und  der  Kirche. 

Latuada,  Deserizione  di  Milano  1737,  I 267. 

— Nuova  Guida  di  Milano  1705  p.  121.  — P i r o- 
v a n o,  La  Ville  de  Milan  1824  p.  362.  — Mil- 
li n,  Voyage  dans  le  Milanais  I 101.  — Zani, 


Encicl.  II  210.  — Missirini,  Stör.  d.  Rom. 
Accad.  di  S.  Luca  p.  461.  — Meyer,  Kstlerlex. 

R. 

Arrigoni,  Camillo,  Maler  aus  Bergamo, 
tätig  in  Ferrara  1543 — 1555. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Doc.  ed  Illustr.  etc.  Fcrrar. 
(1868)  p.  67. 

Arrigoni,  F.,  italicn.  Aquatintist  in  der 
1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.  Unter  seinem  Namen 
und  dem  des  G.  Bramati  zugleich  finden  wir 
drei  Aquatintablätter  verzeichnet:  Parade 

österreichischer  Truppen  bei  Medole  1833. 
Roy.  qu.  Fol.  • ** 

Arrigoni,  Francesco,  s.  Arigoni. 

Arrigoni,  G i o v.,  s.  Laurentini,  Giov. 

Arrigoni,  Giuseppe,  Holz-  und  Stein- 
schneider aus  Mailand,  der  zu  Anfang  des 
19.  Jahrh.  hauptsächlich  als  Holzschneider  mit 
Erfolg  tätig  war.  Schöne  Chorsitze  von  sei- 
ner Hand  in  der  Parochialkirche  von  Oggiono. 

Antonio  Caimi,  Delle  arti  del  disegno 
nelle  Provincie  di  Lombardia.  Milano  1862.  — 
Ms.  H.  Rolle«. 

Arrigoni  (Rigone,  Rigoni),  O 1 1 a v i o,  nur 
von  Zani,  Enc.  met.  II  210,  als  Maler  in  Bres- 
cia um  1647  genannt. 

Arrigoni,  V i n c c n z o,  Architekt  in  Venedig, 
stellte  die  1569  durch  Brand  beschädigte  Kir- 
che S.  Domcnico  di  Castello  wieder  her. 

M o t h c s,  Gesch.  d.  Bauk.  in  Venedig.  II  265. 

H.  V. 

Arrigoni,  s.  auch  Arigoni. 

Arrigucci,  L u i g i,  Architekt,  geb.  zu  Flo- 
renz. Nach  seiner  Zeichnung  wurde  am  24. 
7.  1624  das  Kloster  S.  Maria  Maddalena  de’ 
Pazzi  zu  Florenz  bedeutend  erweitert.  Papst 
Urban  VIII.,  der  zu  diesem  Bau  Geld  bei- 
gesteuert hatte,  berief  den  Künstler  nach  Rom 
und  ließ  ihn  die  Fassade  der  kleinen  St  Se- 
bastiankirchc,  genannt  alla  Polveriera,  bauen, 
welche  1624  an  die  Stelle  der  alten  Kirche 
zur  hl.  Maria  in  Pallerra  trat.  Ferner  ver- 
dankt man  dem  Künstler  die  Fassade  der 
Kirche  S.  Anastasia,  bei  der  er  zwei  ver- 
schiedene Ordnungen  anwandte  und  die  er 
mit  Detail  überlud;  doch  ist  ihr  Zierlichkeit 
nicht  abzusprechen.  Er  scheint  diesen  Bau 
unter  Berninis  Leitung  ausgeführt  zu  haben. 
In  der  Ausgabe  von  1686  von  Titis  Beschrei- 
bung von  Rom  wird  derselbe  dem  Dom.  Ca- 
stello beigelegt.  1630  ernannte  Urban  VIII. 
den  L.  Arrigucci  als  Nachfolger  Carlo  Ma- 
dernas  zum  Archittetto  di  Camera  und  über- 
trug ihm  1632  den  Erneuerungsbau  der 
Chicsa  dei  SS.  Cosma  c Damiano  sowie  des 
anstoßenden  Klosters  der  Franziskaner  der 
dritten  Regel  auf  dem  Forum  Romanum. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  alt.  Lit).  — Bcr- 
t o 1 o 1 1 i im  Giorn.  d’Erudiz.  Artist.  R. 

Arriguzzi,  Fabrizio,  Bildhauer  aus  Rom. 
1655 — 1674  tätig.  Von  seiner  Hand  die  Büste 
des  Guercino,  die  sich  lange  Zeit  in  der  Fami- 
lie Gcnnari  befand,  1808  im  Besitz  des  Fi- 
lippo Hercolani  und  1840  in  dem  des  Advo- 
katen Gauch  und  des  Dr.  Girotti  in  Bologna 


154 


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Arriguzzi  — Arroyo 


war.  Diese  Büste  muß  als  Vorbild  für  die- 
jenige gedient  haben,  die  Fil.  Scandellari  aus 
Bologna  für  das  Kcnotaphium  des  Guercino 
in  Cento  angefertigt  hat  Sie  werden  beide 
für  übereinstimmend  erklärt.  Campori  sah 
Guercinos  Büste  noch  1865  in  Bologna,  sie 
war  aus  Ton  gefertigt  und  bronzefarben  ge- 
tönt. Eine  große  Anzahl  Gipsfiguren  lieferte 
A.  1674  für  das  große  Fest  der  Krönung 
Mariä  in  Reggio:  zwei  Statuen  für  die  Con- 
fraternitä  di  S.  Agostino,  Statuen  u.  Reliefs 
für  die  Confraternitä  del  SS.  Sacramento 
und  eine  Statue  für  die  der  Beata  Vergine. 
Alle  diese  werden  in  der  Beschreibung  des 
Festes  außerordentlich  gelobt. 

M a 1 v a s i a,  Felsina  Pittrice  (Biogr.  Guer- 
cinos). — Campori,  Gli  Artisti  negli  Statt 
Estensi. 

Arriguzzi,  s.  auch  Ariguzzi. 

Arrivabene,  Graf  Giulio  Cesare,  italieru 
Maler,  gcb.  1806  in  Mantua.  Schüler  der 
Mailänder  Akademie,  wo  1833  sein  Haman 
zu  den  Füßen  Esthers  den  Preis  erhielt 
Lebte  dann  einige  Jahre  in  Rom  und  führte 
u.  a.  folgende  Gemälde  dort  aus:  für  den 
Marchese  Ala-Pongoni  (Mailand)  Eheschei- 
dung Heinrichs  VIII.,  für  den  Marchese  Lo- 
mellini  (Genua)  Jane  Gray,  ihr  Todesurteil 
vernehmend,  für  die  Kirche  S.  Andrea  in 
Mantua  ein  großes  Bild,  Ezzelino  da  Ra- 
venna; für  den  Marchese  Bcvilacqua  (Bres- 
cia) Ruth  vor  Boas;  für  den  Marchese  Arco- 
nati  Visconti  Cola  Rienzi ; für  die  Königin 
Witwe  von  Sardinien  die  Einweihung  der 
Kirche  von  Altacomba.  In  Rom  selbst  malte 
er  in  Fresko  einige  Allegorien  im  Palastc 
Torlonia.  In  Mantua  und  umliegenden  Pfarr- 
örtern  einffec  Madonnen.  Ferner  in  Mantua 
in  der  Apsis  der  Kirche  S.  Leonardo  die 
Apotheose  dieses  Heiligen.  In  Florenz,  wo 
er  seit  1853  seinen  festen  Wohnsitz  hatte, 
malte  er  verschiedene  heilige  Familien  und 
eine  Jungfrau  mit  dem  Kinde,  von  Engeln 
umgeben,  für  eine  Kapelle  des  Marchese  Ar- 
conati;  für  die  Gräfin  Revedin  Magnaguti 
einen  Jesus  unter  den  Schriftgelehrten,  der 
in  die  Kirche  S.  Egidio  zu  Mantua  kam.  — 
Man  rühmte  an  seinen  Gemälden  sowohl  die 
korrekte  Zeichnung  wie  das  satte  Kolorit. 

Meyer,  Kstlerlex. 

Arrivet,  J.,  französ.  Zeichner  und  Kupfer- 
stecher, um  die  Mitte  des  18.  Jahrh.  in  Paris, 
stach  hauptsächlich  Vignetten.  Er  arbeitete 
mit  an  den  Illustr.  für  die  Fabeln  von  Dorat 
und  für  die  „Quatre  Hcurcs  de  la  toilette  des 
dames“  (1779).  Von  ihm  die  Vignetten  für 
den  „petit  Atlas  maritime“,  für  den  „Atlas 
Corse“  von  N.  Bellin;  für  den  „Plan  de  la 
bataille  de  Johansberg“  1766.  Er  fertigte  auch 
Karten  und  Adressen,  wie  die  von  Scrgent 
fils,  Kupferdrucker  in  Paris,  rue  de  Noycrs. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Portalis  et  Be- 
rat d i,  Les  graveurs  d.  XIX«  s.  — Guilmard, 
Les  maitres  ornem.  P.  A.  Lcmoisnc. 


Arrobine,  G.,  engl.  Maler,  stellte  1783  in  der 
Royal  Acad.  das  Bild  „Bauernmädchen“  aus. 

** 

Arrode,  G u i 1 1 a u m e,  Goldschmied  und 
Emailleur  in  Paris,  ist  nach  den  Rechnungen 
von  1888 — 1408  für  Karl  VI  und  seine  Ge- 
mahlin Isabella  tätig  gewesen,  führte  jedoch 
nicht  den  Titel  eines  Goldschmieds  des  Kö- 
nigs, wie  Texier  behauptet.  Von  seinen  zahl- 
reichen Arbeiten  aller  Art  (siehe  Reun.  des 
Soc.  des  b.-a.)  kamen  mehrere  als  Geschenke 
an  französ.  Herren  und  fremde  Gesandte.  Im 
Jahre  1390  reiste  A.  zum  Herzog  von  Mai- 
land; der  Zweck  der  Reise  ist  unbekannt. 

De  Laborde,  Ducs  de  Bourgogne  II  51. 
— T e x i er,  Dict.  d’orf.  p.  184.  — V.  Advielle 
in  Reun.  des  Soc.  des  bcaux-arts  XIV  271 — 322. 

H.  Stein. 

Arrode  (Arode),  Hugues  (Huguelin, 
Huguenin),  französ.  Kunststicker,  vermut- 
lich ein  Verwandter  des  Guillaume  A.,  führte 
den  Titel  Sticker  der  Königin  Isabella  v. 
Bayern  und  lebte  noch  1402.  Arbeiten  von 
ihm  sind  in  den  Chambres  des  comptes  des 
Nationalarchivcs  in  Paris  aufgeführt,  s.  Re- 
gister KK.  19.  Fol.  70  v°.,  115  v°. ; KK.  20.  Fol. 
93  r°;  KK.  41.  Fol.  37.  v0.;  KK.  42  Fol. 
82  v°. 

Meyer,  Kstlerlex. 

Arrondelle,  E.,  französ.  Porträtbildhauer, 
stellte  im  Pariser  Salon  1885,  92,  93  und  1898 
aus.  H.  V. 

Arrowsmith,  Charles,  Architekturmaler, 
geb.  in  Paris  1798,  Schüler  von  Daguerre, 
malte  Dioramenbilder.  1827  stellte  er  in  Pa- 
ris Interieurbildcr  aus;  1829  wurde  er  in 
Douai  für  solche  Gemälde  prämiiert;  1830 
wohnte  er  in  London  und  stellte  in  der  Roy. 
Acad.  das  „Innere  der  Kirche  von  Charon“ 
aus. 

Gäbet,  Dict.  d.  artistes,  Paris  1831.  — Gra- 
ves, Roy.  Acad.  Exh.  I 67.  ** 

Arrowsmith,  Thomas,  Miniaturmaler  in 
London,  stellte  1792 — 1829  häufig  in  der  Roy. 
Acad.  Porträtminiaturen  von  Herren  und  Da- 
men, darunter  auch  sein  Selbstporträt  zu- 
sammen mit  vier  anderen,  ferner  auch  bibli- 
sche Miniaturdarstellungen  (Kain  und  Abel; 
Maria  Magdalena  mit  Christus)  aus. 

• ¥ 

Arroyo,  A g u s t i n,  Schreibmeister  der  Ka- 
thedrale von  Burgos.  Die  1630  von  ihm  für 
den  Chor  derselben  ausgeführten  Bücher  sind 
noch  in  Gebrauch. 

Rico  y Sinobas,  caligr.  espan.  S.  10. 

M.  v.  B. 

Arroyo,  Diego  de,  span.  Miniaturmaler 
und  Illuminist  unter  italien.  Einfluß.  Geb. 
1498  in  Toledo,  f 1551  in  Madrid.  Malte  seit 
1520  in  Toledo  mit  Francisco  de  Villadiego 
an  den  Miniaturen  verschiedener  Chorbücher 
für  die  Kathedrale  und  soll  nach  dem  Urteil 
des  Juan  Cristobal  Calvete  de  Estcla,  dem  Bc- 
schrcibcr  der  Reisen  Philipps  II.,  unter  seinen 


155 


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Arroyo  — Arruti 


Zeitgenossen  niemand  seinesgleichen  gehabt 
haben.  Auch  als  Maler  von  Miniaturbild- 
nissen  erlangte  A.  große  Berühmtheit  Karl 
V.  ernannte  ihn  zum  „Pintor  de  Camera“  und 
saß  ihm  öfters.  Er  war  später  Silberkämme- 
rer Philipps  II.,  den  er  1547  auf  seiner  großen 
Reise  nach  Italien,  Deutschland  und  den  Nie- 
derlanden begleitete.  1540  führte  er  für  ihn 
vier  Porträts  der  verstorbenen  Kaiserin  aus, 
sowie  die  Miniaturen  eines  „libro  del  officio 
de  S.  Felipe“,  wofür  er  2000  Dukaten  emp- 
fing. 1644,  1545,  1547  erfolgen  weitere  Zah- 
lungen an  ihn  für  Wappcnmalercicn  an  Prunk- 
sätteln, Pferdeschmuck  für  Turniere  und  le- 
bensgroße Pferdeporträts  aus  den  kaiserlichen 
Marställen,  für  Buchmalereien  und  große  in 
mehreren  Exemplaren  ausgeführte  Zeichnun- 
gen des  kaiserl.  Lagers  bei  Cateau  Cambrcsis. 
Ferner  hatte  A.  1544 — 15  detaillierte  Ent- 
würfe für  Prunkrüstungen  anzufertigen,  die 
dann  dem  Augsburger  Waffenschmiede  Desi- 
derius  Colman  zur  Ausführung  übersandt 
wurden.  Mehrere  solcher  von  A.  entworfe- 
nen Prunkrüstungen  und  Prunksättcl  Phi- 
lipps II.  sind  in  der  Madrider  Armeria  Real 
erhalten  geblieben.  Endlich  zeichnete  A.  1545 
auch  die  Pläne  zu  einem  von  Philipp  II.  für 
Valladolid  in  Aussicht  genommenen  Palast- 
baue. 1548  ist  er  Zeuge  im  Prozeß  des  Juan 
de  Juni  gegen  Franc.  Giralte. 

Palomino  y Velasco,  Museo  pict.  III 
358.  — Ccan  Bcrmudez,  Dicc.  I 76.  — 
Vifiaza,  Adic.  II  36.  — Marti  y Mon- 
s 6,  Estud.  histor.  artist.  334.  — Jahrb.  d.  Kunsts. 
des  allerh.  Kaiserh.  XII  2.  — Catäl.  de  la  Real 
Armeria  de  Madrid  (1898)  p.  08.  M.  v.  B. 

Arroyo,  Josef  de,  span.  Archit,  baute 
1604 — 69  die  Fassade  der  Kathedrale  und  die 
Münze  zu  Cucnca  in  Neu-Kastilicn  im  schwül- 
stigen Barockstil  des  Donoso.  Den  Fassaden- 
bau der  letzteren  setzte  Luis  de  Arriaga  fort. 
Außerdem  finden  wir  A.  1682  bei  der  Her- 
stellung der  Toledo-Brücke  bei  Madrid  und 
1693  bei  Kanalanlagen  zu  Jarama  bei  Aran- 
juez  beschäftigt. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  IV  57,  185, 
187.  — C a v e d a,  Gesch.  d.  Bauk.  in  Span.  271. 

A 

Arroyo,  Juan,  span.  Maler  in  Sevilla,  ge- 
hörte zu  denjenigen  Künstlern,  die  1660  auf 
Anregung  Murillos  auf  ihre  Kosten  eine  öf- 
fentliche Zcichenakademie  in  der  Casa  Lonja 
gründeten.  Arroyo  war  1674  „Fiscal“  der 
Akademie. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 76.  A 

Arroyo  y Lorenzo,  Manuel,  span.  Maler, 
grb.  in  der  Provinz  Murcia,  Schüler  seines 
Vaters  Santiago;  widmete  sich  vornehmlich 
der  Genremalerei.  1880  debütierte  er  auf  der 
Madrider  Ausstellung  mit  einem  Porträt 
Unter  seinen  Hauptwerken  führen  wir  an: 
Die  Herzogin  von  Alenqon,  die  durch  Franz  I., 
Kaiser  Carl  V.  vorgestellt  wird;  ein  Flamen- 
co; Die  Ameisen. 


Ossorio  y Bernard.  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lajond. 

Arruda,  Diego  de,  portug.  Baumstr., 
Zuerst  1510  erwähnt  in  einem  Briefe  König 
Manuels,  in  dem  ihm  die  Arbeiten  in  Chor 
und  Sakristei  eines  Klosters  übertragen  wer- 
den. 1513  war  er  Architekt  der  Arbeiten  im 
Kloster  zu  Thomar,  1514  mit  Befestigungen 
in  Afrika  — Azamor  und  Mazagäo  — be- 
auftragt, 1521  wurde  er  Meister  der  Bauten 
in  der  Provinz  Alemtejo;  1522  im  Kloster 
do  Espinheiro  zu  Evora.  1525  bei  der  Er- 
bauung des  neuen  Palastes  zu  Evora  tätig, 
wird  er  vor  Mai  1531  gestorben  sein,  wo 
sein  Bruder  Francisco  de  A.  bei  dem  Pa- 
last zu  Evora  und  im  Alemtejo  sein  Nach- 
folger wurde. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  46 
bis  54.  — R a c z y n s k i,  Dict.  p.  15.  A.  Haupt. 

Arruda,  Dionysio  de,  portug.  Baumstr. 
wurde  am  25.  10.  1563  Nachf.  seines  Bruders 
Miguel  de  A.  in  der  Leitung  der  Klostcrbau- 
ten  zu  Batalha. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  54. 

A.  Haupt. 

Arruda,  Francisco  de,  portug.  Bau- 
meister. 1510  zuerst  als  Fcstungsbaumcister 
erwähnt,  wurde  1531  Nachfolger  seines  Bru- 
ders in  der  Leitung  der  kgl.  Bauten  in  Alem- 
tejo und  des  Palastes  zu  Evora,  wo  er 
wohnte,  + 30.  11.  1547.  Sein  Nachfolger 
wurde  Diego  de  Torralva,  sein  Schwieger- 
sohn. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  55 
bis  65.  — R a c z y n s k i,  Dict.  p.  15.  A.  Haupt. 

Arruda,  J o ä o de,  portug.  Baumstr.,  war 
1485  Meister  der  Arbeiten  im  Kloster  Ba- 
talha. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  65. 

A.  Haupt. 

Arruda,  Miguel  de,  portug.  Baumstr., 
1533  als  Nachfolger  des  Joäo  de  Castilho 
Meister  der  Arbeiten  im  Kloster  Batalha, 
1541  in  Nordafrika  beschäftigt,  wurde  er 
1543  Meister  der  kgl.  Paläste  zu  Santarcm 
als  Nachfolger  seines  Bruders  Pedro  de  A. 
Entwarf  auch  den  Plan  der  Befestigung  von 
Mozambique,  sowie  für  das  Kloster  Sta. 
Anna  zu  Lissabon,  in  dessen  Kirche  Camöes 
begraben  wurde,  f um  1563. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  66 
bis  74.  — R a c z y n s k i,  Dict.  p.  16.  A.  Haupt. 

Arruda,  Pedro  de,  portug.  Baumeister, 
1526  Meister  der  Paläste  zu  Santarem,  als 
Nachfolger  des  Pero  Nun  es.  Starb  1543,  wo 
sein  Bruder  Miguel  de  A.  ihm  folgte. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  74. 

A.  Haupt. 

Arrue,  Bildhauer  in  Sevilla,  trieb  1549  Han- 
del mit  seiner  Ware  nach  Westindien. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 174.  M.  v.  B. 

Arruti  y Pola,  E u g e n i o,  span.  Maler, 
gcb.  9.  10.  1845  zu  Luanco  (Prov.  Oviedo), 
f 13.  9.  1SS9  in  San  Sebastian,  Schüler  der 


156 


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Arsago  — Arsenne 


Akad.  San  Fernando  u.  von  Carlos  de  Hacs, 
bereiste  Frankreich,  Italien  und  Deutschland. 
Nach  San  Sebastian  zurückgekehrt,  wurde  er 
zum  Professor  an  der  dortigen  Schule  der 
„Artes  y Oficios“  ernannt  Er  widmete  sich 
ausschließlich  der  Landschaftsmalerci.  Unter 
seinen  Hauptwerken  nennen  wir:  Umgebung 
von  Avila ; Ayctc ; Gefangennahme  in  der  Casa 
del  Campo  (Mus.  zu  San  Sebastian)  ; Der 
Morgen  (eine  Winterlandschaft  aus  der  Ge- 
gend von  San  Sebastian) ; Der  Rio  de  Loyo- 
la (Mondlandschaft)  ; Eine  Kastanienallee  in 
Guipuzcoa;  Ein  Schiffbruch;  Ansicht  von  la 
Concha  und  der  Bucht  von  San  Sebastian. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 
— Montaner  y Simon,  Diccionario  Enci- 
clopcdico  hispano-americano,  Barcelona.  — Revi- 
sta  Vascengada,  Euskal-Erria.  P.  Lafottd. 

Arsago  (oder  Arsagno),  Paolo  da,  gen. 
Pagolo,  Mailänder  Goldschmied  in  Rom;  1509 
bis  1522  als  Mitglied  der  Universitä  degli 
Orefici  di  Roma  nachweisbar,  nach  E.  Müntz 
gegen  1530  in  Rom  gestorben.  Als  der  junge 
Bcnvenuto  Cellini  1519  von  Florenz  nach  Rom 
kam,  arbeitete  er  zunächst  einige  Zeitlang 
in  der  Werkstatt  des  Maestro  Giovanni  da 
Fiorenzuola  und  späterhin  bis  1521  in  derjeni- 
gen unseres  Mailänders  Pagolo  da  Arsago. 
Erhaltene  Werke  des  A.  sind  leider  nicht  be- 
kannt. 

Zani,  Encicl.  II  211.  t — Bcrtolottf,  Art. 
Lombardi  a Roma  I 241  f ; Art.  Subalpini  a Roma 
(1884)  p.  114;  Art.  Modcncsi  etc.  a Roma  p.  68, 
209.  — B i a n c h i.  Vita  <B  Cellini  p.  27  ff.  — 
E.  Pion,  B.  Cellini  p.  8.  — E.  Müntz,  Les 
Arts  ä la  Cour  des  Papes.  — 'Arch.  stör.  d.  Arte 
ital.  I 21.  — Arch.  stör.  Lombardo  II  121  ff.  — 
Arch.  stör.  d.  art.  etc.  di  Roma  I 31  ff.,  78  ff. 

F.  Malagussi-Valcri. 

Arschot,  Wilhelm  u.  N i c o 1 a u s von, 
vielleicht  Verwandte,  waren  Miniaturmaler  zu 
Löwen  in  Brabant  Wahrscheinlich  waren  sic 
aus  dem  Städtchen  Acrschot,  einige  Stunden 
von  Löwen  entfernt.  Die  Schreibart  der- 
selben wechselt  sehr:  Acrschot,  Acrscot,  Ar- 
schot, Arscot  etc.  Der  erste  kommt  in  Ur- 
kunden der  Jahre  1304  und  1805,  der  zweite 
1304  und  1308  vor.  Werke  von  ihnen  sind 
nicht  bekannt. 

A.  Pinchart,  Archiven  des  Arts.  I 100.  — 
Messager  des  Sciences  historiques.  Gand  1866 
pp.  16,  17.  — Van  Even,  L'ancienne  Ecolc 
de  Louvain.  — B r a d 1 e y,  Dict.  of  miniat  un- 
ter Darschot.  • ** 

Arschot,  s.  auch  Aerschodt. 

Arsenio,  italien.  Medailleur  des  16.  Jahrh. 
Die  Bezeichnung  APZEN  u.  APCEN  EIIOIAl 
befindet  sich  auf  zwei  Medaillen  mit  den  Por- 
träts des  Dichters  Giovanni  Brcssani  (ca. 
1526 — 1546  in  Bergamo  tätig)  und  des  vcnc- 
zian.  Patriziers  Antonio  Navagcro. 

Armand,  Les  Mid.  ital.  I 161,  III  62.  *•* 

Arsenio,  fra,  s.  Mascagni,  Donato. 

Arsenios,  gricch.  Basilianer-Mönch,  Minia- 


turist und  Kalligraph,  im  11.  Jahrh.  in  Süd- 
italicn  tätig.  Eine  signierte  griechische  Mi- 
niaturenhandschrift dieses  Künstlers  befindet 
sich  in  der  Abtei  zu  Montecassino. 

A.  M u n o z,  L’Art  byz.  ä l’expos.  de  Grotta- 
ferrata  (1906),  p.  102.  A.  Muüos. 

Arsenius,  G u a 1 1 c r i u s.  Auf  einem  auf 
der  Madrider  Ausstellung  1892/93  ausgestell- 
ten kupfernen  Astrolabium  von  ausgezeich- 
neter Arbeit  befand  sich  die  Inschrift:  Phi- 
lippo  Rege  — Gualtcritis  Arsenius  Gemmae 
Frisii  nepos,  Lovanii  1566.  Die  von  van  Even 
über  diesen  Enkel  des  berühmten  Astro- 
nomen Gemma  Frisius  angestellten  Nach- 
forschungen in  Löwen  blieben  resultatlos. 

H.  Hymans  in  Gaz.  des  b.-a.  1894.  II  165. 

**• 

Arsenius,  Johan  Georg,  schwed.  Pfer- 
dcmaler,  gcb.  4.  2.  1818  in  Vestergötland,  f 
30.  5.  1903  in  Upsala,  war  Offizier  im  Husa- 
renkorps des  Leibregiments,  nahm  1S78  Ab- 
schied als  Oberstleutnant  Studierte  Malerei 
unter  der  Anleitung  von  K.  Staaff  und  Wahl- 
bom  und  1852 — 63  in  Paris.  Er  malte  Pfer- 
debildcr  mit  guter  Charakterisierung  der  Ras- 
se, stellte  auch  Kavallerie-  und  Reitpferde  in 
kleineren  Genrebildern  dar:  Wettrennen,  Die 
Rast.  Feuersbrunst  in  einem  Stall,  Pferde, 
die  durch  eine  Lokomotive  erschreckt  wer- 
den. Sein  populärstes  Bild  ist  „Ein  kassier- 
tes Husarenpferd". 

Nordisk  Familjcbok.  Tom.  II.  Stockholm  1904, 

G.  Nordcnsvati. 

Arsenius,  Karl  Georg,  schwcd.  Maler, 
Sohn  des  Johan  A.,  geb.  8.  7.  1855  in  Ncrike, 
studierte  an  der  Akad.  in  Stockholm  1875  bis 
80  und  danach  in  Paris  bei  J.  P.  Laurens. 
Er  malte  Genrebilder  mit  Pferden : Abend- 
tränke im  Husarcnlager,  Das  Omnibuspferd 
(Pariser  Motiv,  Salon  1883),  Heimkehr  von 
Longchamps  (1885),  Bild  vom  Jahrmarkt  in 
Upsala,  Boulevard  d'Enfer  u.  a.  Auch  Rei- 
terporträts (König  Oscar  II.  zu  Pferd  1895). 
„Mein  Hund“  stellte  er  1885  als  Bildwerk 
und  1887  als  Gemälde  aus.  (Mus.  von  Göte- 
borg.) Wohnt  in  Chantilly  bei  Paris  seit 
1886.  Hat  viele  Motive  von  dort  ausgeführt 
und  ist  ein  fleißiger  Zeichner  für  französische 
Sportzeitungen.  G.  Nordcnsvati. 

Arsenne,  Louis  Charles,  Maler,  geb.  zu 
Paris  den  23.  12.  1780,  t daselbst  den  3.  8. 
1855,  malte  Historie,  Genre  und  Bildnisse, 
ohne  jedoch  zu  irgend  einer  Bedeutung  zu 
gelangen.  Er  war  auch  Schriftsteller  und 
schrieb:  1.  De  l’intervcntion  du  gouvernement 
dans  les  bcaux-arts.  Paris  1830.  8. — 2.  Manuel 
du  Peintre  et  du  Sculptcur  etc.  Paris,  Roret. 
1833.  2 Voll.  kl.  8.  — 8.  Nouveau  Manuel  du 
Peintre  et  du  Sculpteur,  par  Arsenne  et  F. 
Denis.  Nouvelle  edit,  revue  et  enticremcnt 
refondue  par  MM.  Vasse,  peintre  d’histoire, 
F.  Malpeyre  E.  R.  Paris  1858. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  ** 


157 


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Arsettiis  — Artan 


Arsettiis,  Peter  de,  Gobelinweber  in  Brüs- 
sel, Ende  des  15.  Jahrh.,  Verfertiger  der  kost- 
baren Tcppichfolge  von  7 Stück  mit  Darstel- 
lungen aus  dem  Leben  Christi  im  Dome  zu 
Trient.  Als  Verfertiger  galt  früher  irrtümlich 
Francesco  Veronese,  der  Kunststicker  des 
Trientiner  Kardinals  und  Bischofs  Bern.  Clcs, 
indes  findet  sich  die  Künstlerbezcichnung 
Peeter  de  Arscti(s?)  Bruesel  in  rückläufiger 
Schrift  auf  dem  Mantelsaume  eines  Kriegers 
auf  dem  siebenten  Teppich  mit  der  Aufer- 
stehung. 

Mitt.  d.  Zentralkomra.  N.  F.  XII  und  XIV 
p.  15  (ausführlich).  ** 

Arsigny,  Jacques  d\  Maler  in  Paris  um 
1640,  nur  urkundlich  bekannt. 

Revue  Univers.  des  Arts.  XIII  324.  H.  V. 

Arsing,  Schweizer  Emailleur  des  18.  Jahrh. 
Im  kurfiirstl.  Schlosse  zu  Düsseldorf  sollen 
sich  von  ihm  nach  Blainville  vier  Bildnisse 
des  Kurfürsten  und  drei  der  Kurfürstin,  in 
Schmelzwerk  gemalt,  befunden  haben. 

Blainville,  Reisebeschreibung.  I 75.  H.  V. 

Arson,  Alphonse  (Alexandre),  fran- 
zös.  Bildhauer,  gcb.  1822  zu  Paris,  Schüler 
von  Combette,  stellte  1859 — 1880  in  den 
Pariser  Salons  kleine  Bronze-Gruppen  aus. 
die  Hahnenkämpfe,  Hennen  mit  ihren  Küch- 
lein, Fasanen  und  Rebhühner  darstellten. 

Bellier-Auvray,  Dict  gdn.  — Cham- 
p e a u x,  Dict  des  fondeurs.  Lami. 

Arson,  Mlle.  Olympe,  Malerin,  gcb.  zu 
Paris  17.  9.  1814,  Schülerin  des  berühmten 
Rcdoute,  stellte  von  1835 — 1842  im  Pariser 
Salon  Blumen  und  Früchte  in  Wasserfarben 
aus.  Sie  trat  als  Nonne  in  das  Kloster  von 
Ncuilly  (Dep.  Indre).  Im  Annuaire  der 
Chron.  d.  arts  1870  wird  sie  als  noch  dort 
lebend  genannt;  später  versagen  die  Nach- 
richten über  sie. 

Bellier-Auvray,  Dict  gin.  ** 

Arssen,  Hendrik  van,  Baumeister,  17. 
Jahrh.  Erbaute  1643 — 1645  die  Kcrzenkapclle 
in  Kevelaer. 

Kunstdenkm.  der  Rhcinprov.  I 183.  *** 

Arstenius,  Carcl  August i,  geb.  in  Au- 
rich,  ein  Maler,  der  aus  Braunschweig  nach 
Holland  gekommen  war,  kaufte  dort  am  12.  6. 
1749  das  Bürgerrecht  u.  wohnt  1750  urkundl. 
in  Amsterdam.  Er  erbte  von  seinem  Vater 
eine  Besitzung  in  Oldendorf!  (Braunschweig). 
Das  von  ihm  gemalte  Porträt  des  Amster- 
damer Kaufmanns  Johann  Christian  Cuno  ist 
von  C.  F.  Marstaller  gestochen  worden. 

Aemstels  Oudheid  V 67.  — E.  W.  M o e s, 
Iconographia  Batava.  1860.  A.  B. 

Arstenius,  J.  A.,  Zeichner,  fertigte  1711 
eine  Zeichnung  vom  Wolfenbüttler  Schloß  mit 
Bibliothek  u.  Zeughaus,  wonach  J.  G.  Baeck 
einen  Stich  (36x27%  cm)  herstellte.  (Ein 
Abdruck  im  Herzogi.  Museum  zu  Wolfen- 
büttel.) 

Bau-  u.  Kunstdcnkmälcr  d.  Herzogt.  Braun- 
schweig. III.  Bd.,  I.  Abt.  p.  120.  H.  V. 


Art,  Berthe,  Malerin  in  Brüssel,  geb.  da- 
selbst 26.  12.  1857,  Schülerin  von  Alfred 
Stevens  in  Paris.  Sie  malt  Porträts,  Phan- 
tasien und  besonders  Blumen  sowohl  in  öl 
als  in  Pastell.  Im  Museum  zu  Brüssel  ist 
von  ihr  das  Pastell : Pavots  rouges.  1896 — 98 
waren  Bilder  von  ihr  auf  der  Ausstellung  der 
Roy.  Academy  in  London,  1888  und  1906  im 
Pariser  Salon,  1901  im  Münchener  Glas- 
palast Von  ihren  Arbeiten  seien  besonders 
genannt:  Faisan  et  Chrysanthcmcs ; Renard 
et  Gibier;  Port  de  Cannes;  le  Cap  Ferrat; 
Vue  du  port  d’Antibes;  Vue  de  St  Honorat. 

H.  H. 

Arta,  Antonio  de,  Marmorarbeiter  in  S. 
Lorcnzo  el  Real  (Eskorial).  1602  schließt  er 
einen  Kontrakt,  in  welchem  er  und  Pedro 
Castelo  sich  verpflichten,  die  Nischen  für 
die  Statuen  des  Herzogs  von  Lerma  und  sei- 
ner Gattin  in  S.  Pablo  zu  Valladolid  in  kost- 
baren Marmorarten  auszulegen. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  histor.  artist 
S.  258.  M.  v.  B. 

Artachino,  C.,  rumän.  Genre-Maler,  war  auf 
der  Exposition  d&cnnale  des  Beaux-Arts, 
Paris  1900  und  auf  der  Jugendausstellung 
in  Bukarest  1904  vertreten. 

The  Studio,  Vo!.  31  p.  171.  H.  V. 

Arial,  Rarnos  Manuel,  span.  Maler,  gcb. 
zu  Madrid,  Schüler  der  Akad.  S.  Fernando 
und  von  Carlos  de  Haes.  Er  widmete  sich 
hauptsächlich  der  Landschaftsmalern  und 
nahm  seit  1876  an  zahlreichen  Madrider  Aus- 
stellungen teil.  Auf  der  Pariser  Weltausstel- 
lung 1889  war  er  mit  zwei  Gemälden  ver- 
treten: Umgebung  von  Pau  und  einer  anderen 
Landschaft.  Unter  seinen  übrigen  Werken 
führen  wir  an:  Die  Seine-Ufer  in  Asnieres; 
Umgebung  von  Robledo  de  Chavela  (Schnce- 
landschaft)  ; Bucn  Rotiro  (Regenlandschaft)  ; 
Ansicht  von  der  Casa  del  Campo  aus;  Abend- 
landschaft. Er  hat  auch  an  verschiedenen  pe- 
riodisch erscheinenden  Zeitschriften  mitgear- 
beitet, für  die  er  zahlreiche  Zeichnungen  lie- 
ferte. 

S i 1 e s,  Bellas  Artes.  Madrid  1887. 

P.  Lafond. 

Artaldi,  Leone  (del  q.  tn  Carlo),  nur  von 
Zani,  Enc.  niet.  II  212  als  Maler  in  Bologna 
um  1554  erwähnt.  *** 

Artall,  s.  Ar  tau. 

Artameme,  G e o r'g  e s,  französ.  Bildhauer, 
arbeitete  um  1787 — 1789  in  Avranches  (Nor- 
mandie). 

R6un.  d.  soc.  d.  beaux-arta.  XXII  158.  Lami. 

Artan  de  Saint  Martin,  Louis,  belgischer 
Sec-  und  Landschaftsmaler,  geb.  im  Haag  21. 
4.  1837,  wo  sein  Vater,  ein  Belgier,  bis  1842 
Diplomat  in  holl.  Diensten  war. 

A.s  erster  Erfolg  datiert  von  1864;  er  er- 
hielt damals  den  1.  Preis  in  einem  durch  den 
Brüsseler  Cercle  artistique  et  litt6raire  ver- 
anstalteten Konkurs  für  seine  Landschaft: 


158 


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Artari 

Die  Ufer  des  Wayai.  Im  selben  Jahre  stellte 
er  zu  Lüttich  einen  „Sonnenuntergang  in  der 
Umgegend  von  Spaa“  aus.  Im  folgenden 
Jahre  wandte  er  sich  fast  ausschließlich  der 
Marinemalern  zu,  zu  der  er  1866  und  67  die 
Motive  den  Küsten  der  Nordsee,  besonders  zu 
Heyst  bei  Ostende  entlehnte.  1868  besuchte 
er  die  Ufer  des  Kanals  und  malte  u.  a.  die 
Falaises  de  Granville.  1869  malte  er  Ansich- 
ten von  Blankenbcrge,  Heyst  und  Havre,  und 
machte  eine  Studienreise  auf  die  englischen 
und  französischen  Inseln  des  Kanals.  Auch 
Mondeffekte  hat  er  veranschaulicht.  Im 
Brüsseler  Salon  von  1869,  wo  er  drei  Bilder 
hatte,  von  denen  eines  durch  Leopold  II.  an- 
gekauft wurde,  erhielt  er  eine  der  für  die 
Landschaftsmalerei  ausgesetzten  Medaillen. 
A.  gehörte  zu  der  neuen  Schule  der  sogen. 
Realisten.  Er  ist  unter  den  Mitgliedern  des 
„Art  Libre"  auf  einem  Bilde  des  Brüsseler  Mus. 
von  Lambrichs  (1866)  abgebildet.  Die  Werke 
dieses  Künstlers  gehören  zu  den  bedeutend- 
sten der  neueren  belgisch.  Schule.  Er  lebte  am 
Strande,  meistens  in  Nieuport,  wo  er  den  23. 
6.  1890  starb.  Wenige  seiner  Bilder  sind  da- 
tiert. Eine  „Kirmis“  in  Brüssel  in  der  Vente 
Toussaint  24.  12.  1904  versteigert,  war  mit 
58  (1858)  datiert.  Außer  den  Seestiickcn 
hat  er  auch  einige  Landschaften  gemalt  und 
auch  in  diesen  zeigte  er  sich  unter  dem  Ein- 
flüsse der  jungen  Schule. 

Am  18.  8.  1895  wurde  ihm  in  Ost-Duinkerkc 
bei  Fumes  ein  Monument  errichtet,  dessen 
bildhauerische  Arbeit  von  der  Hand  van  der 
Stappcns  und  dessen  Architektur  von  Orta 
sind.  — Die  Museen  zu  Antwerpen  und  Brüs- 
sel haben  Bilder  von  ihm,  und  sein  Selbst- 
porträt  war  1905  in  Brüssel  ausgestellt.  — Er 
hat  auch  einige,  jetzt  seltene  Radierungen 
geschaffen. 

Alex.  P i n c h a r t in  Meyers  Kstlerlex.  — 
Nachträge  von  H.  Hytnans. 

Artari,  Giuseppe  Colombo,  italien. 
Maler  des  19.  Jahrh.  in  russischen  Diensten, 
Schüler  des  Giac.  Albertolli  in  Mailand,  war 
um  1837  Lehrer  an  der  Kunstschule  in  Mos- 
kau und  wurde  1852  von  der  Petersburger 
Akad.  zum  Akademiker  befördert.  Von  ihm 
die  Plafondmalerei  im  „Parade-Divan-Salon“ 
und  die  Wandmalerei  in  den  eigenen  Ge- 
mächern der  kaiserl.  Familie  im  1849  voll- 
endeten Kreml- Palast 

Onm>  Hxn.  axaj.  xya.  (Bericht  d.  Kais.  Akad. 
d.  K.)  St.  Petersburg  1854,  S.  5.  — Areeai, 
Kpa-rxiS  yxa3»T.  aoeronp.  6ojn.ni.  Kpexa.  aaopua 
(Agejeff,  Kurzer  Anzeiger  d.  Merkwürdigkeiten 
d.  gr.  Kreml-Palastes)  Moskau  1865,  S.  24  u.  48. 
— C6optt.  xaTep.  a.-ia  Mcrop.  axaA.  xya.  (Mater,  zu 
einer  Gesch.  d.  Kunstakad.)  St.  Petersburg  1865, 
II  355  362:  III  180.  W,  JVfuinattn. 

Artaria,  Claudio,  Kupferstecher,  geb.  zu 
Blevio  bei  Como  16.  2.  1810,  f zu  Wien  im 
Februar  1862,  Schüler  von  Longhi  und  An- 


Artaria 

derloni  in  Mailand,  war  nur  während  seiner 
Jugend  künstlerisch  tätig.  Er  stach  nach  den 
italien.  Meistern  des  16.  und  17.  Jahrh.,  so 
nach  Lionardo  das  sogenannte  Sclbstporträt 
der  Uffizien,  nach  Correggio  eine  Kinderbiiste 
der  Gal.  Pitti,  nach  B.  Luini  Maria  mit  dem 
Kind  und  dem  hl.  Johannes,  nach  Carlo  Dolci 
ein  Bild  des  Erlösers  (1832).  Seine  letzte 
und  zugleich  bedeutendste  Arbeit  ist  das  Por- 
trät des  Erzherzogs  Rainer  von  Österreich 
nach  G.  G.  Pagani  (1838). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Heller-Andre- 
s e n,  Handbuch  für  Kupferstichsammlcr.  Leip- 
zig 1370.  — A p e 1 1,  Handbuch  f.  Kupfcrstich- 
sammler.  Leipzig  1880.  H.  V. 

Artaria,  Giovanni  Battist a,  Architekt 
und  Stuccator,  um  1660  zu  Arogno  bei  Lu- 
gano geb.,  erbaute  im  Verein  mit  Genonc  den 
Dom  zu  Fulda  und  mehrere  große  Bauten  in 
Rastatt;  die  meisten  seiner  Werke  finden  sich 
in  Norddeutschland,  den  Niederlanden  und 
England,  wohin  er  später  Reisen  unternahm. 
Außerdem  gebührt  ihm  das  Verdienst,  dem 
Stuck  das  Aussehen  und  die  Dauerhaftigkeit 
des  carrarischen  Marmors  verliehen  zu  haben, 
weshalb  sich  seine  Stuccaturen  ihre  ursprüng- 
liche Frische  bis  auf  den  heutigen  Tag  be- 
wahrt haben. 

Meyer,  Kstlerlex.  — E.  L.  G I r a r d bei 
Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — B o n i,  Biograf, 
degli  Artisti,  Venedig.  1840.  H.  V. 

Artaria,  Giuseppe,  Stuccator  (nach 
Heinecken  und  Zani,  Enc.  II  212  auch  Archi- 
tekt), geb.  1697  in  Arogno  bei  Lugano,  f 1768 
in  Köln,  Sohn  des  Giov.  Batt.,  studierte  in 
Rom,  war  in  Deutschland,  Holland  und  Eng- 
land tätig  und  wurde  später  an  den  Hof  des 
Kurfürsten  von  Köln  berufen,  wo  er  bis  an 
seinen  Tod  verblieb.  Sein  Porträt  findet  sich 
in  dem  4.  Band  der  „Schweizer  Maler"  von 
Füssli  (s.  auch  Artario). 

Heinccken,  Dict.  des  Artistes.  Leipzig 
1778.  — Meyer,  Kstlerlex.  — Brun,  Schwei- 
zer. Kstlerlex.  H.  V. 

Artaria,  Karl,  geb.  17.  6.  1792  zu  Mann- 
heim als  Sohn  des  bekannten  Kunstver- 
legers Dominic  A.,  wurde  1816  Begründer 
und  Chef  der  bedeutenden  Kunst-  und  Buch- 
handlung Artaria  u.  Fontaine,  als  welcher 
er  auch  mit  Goethe  in  Berührung  kam.  In 
seiner  Jugend  radierte  er  Blätter  nach  W. 
Kobcll  u.  Boissieu  (Verz.  s.  Meyers  Kstlcr- 
lex.).  Im  hohen  Alter  begann  er  die  schönen 
Punkte  aus  der  Mannheimer  Umgebung  in 
sorgfältigen  Aquarellen  aufzunehmen,  (öf- 
fentl.  Bibliothek,  Mannheim.)  Er  starb  am 
15.  1.  1886.  Beringer. 

Artaria,  Mathias.  Deutscher  Maler, 
geb.  19.  6.  1814  in  Mannheim  als  Sohn  des 
Karl  A.  Lernte  zuerst  als  Kaufmann,  bezog 
aber  1836 — 1838  die  Akad.  in  Düsseldorf,  wo 
er,  zunächst  Schüler  von  Schadow,  bald  zu 
Andreas  Achenbach  in  freundschaftliche  Be- 
ziehungen trat  Reisen  nach  Paris  und  der 


Artaria  — Artaud 


Besuch  großer  ausländ.  Galerien  erweiterten 
seine  Anschauungen  und  lenkten  ihn  auf  das 
Historien-  und  Genrebild  hin.  A.s  Feld  ist 
das  Sittenbild,  und  zahlreiche  Reisen  nach 
Tirol  führten  ihn  zuerst  zur  Schilderung  des 
häuslichen  Lebens  und  des  Heldenkampfes 
der  Tiroler  im  Jahre  1809.  Wir  nennen  aus 
dieser  Zeit  „Die  Verteidigung  des  Berges  Iscl“ 
(einst  im  Besitz  Kaiser  Ferdinands  von  Öster- 
reich), das  Gegenstück  „Versehgang  in  Ti- 
rol“ (Grf.  Berckheim,  Weinheim),  sowie 
„Kirchgang  in  der  Christnacht“  (München, 
N.  Pinakothek)  und  „Mädchen  am  Bild* 
stöckl“  (Bes.  Hermann  in  Mannheim).  18-14 
unternahm  A.  eine  Reise  nach  Spanien,  als 
deren  Frucht  zahlreiche  Bilder  (Landschaf- 
ten und  spanische  Volksszenen)  entstanden. 
„Schloß  Elche  bei  Alicante“  und  „Improvi- 
sator am  Brunnen“  (beide  bei  Frau  Buhl  in 
Deidesheim),  „Marktszene  in  Valenzia“ 
(Herzog  von  Hamilton,  Schottland),  „Kar- 
freitag“ (Freifrau  von  Hügel,  Mergentheim), 
„Gitanos“,  durch  Fr.  Webers  Kupferstich 
bekannt  usw.  Von  histor.  Darstellungen  A.s 
befinden  sich  „die  gefangenen  Hugenotten“ 
in  der  Galerie  in  Donaueschingcn,  „Ravaillacs 
Verhaftung"  und  eine  „Wachtstube  aus  dem 
SOjähr.  Kriege“  waren  im  Besitz  der  Groß- 
herzogin Sophie  von  Baden.  Erwähnt  seien 
auch  noch  „Predigt  in  einer  ital.  Kirche“  (Gal. 
Mannheim),  „die  frühere  Fassade  des  Mann- 
heimer Theaters“  in  der  N.  Pinakothek  in 
München,  sowie  ein  satyrisch-humoristischcs 
Aquarell  „Das  Begräbnis  der  abgehauenen 
Hand“  (in  der  „Räuberhöhle“  in  Mannheim). 
A.  mußte  infolge  eines  Augenleidens  1803 
seiner  künstlerischen  Tätigkeit  entsagen.  Er 
starb  in  Mannheim  3.  2.  1885. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Boctticher,  Malcr- 
werke  des  19.  Jahrh.  Beringer. 

Artaria,  Rudolf,  Dilettant  im  Radieren, 
gcb.  zu  Blevio  1812,  f zu  Mannheim  1836, 
Bruder  des  Claudio.  Von  ihm  ein  römisches 
Straßenbild  von  1834  nach  einer  Zeichnung 
von  F.  Overbeck  (1820),  ferner  eine  Baum- 
studic  (1833)  und  ein  „Vergnügungslokal  in 
weiter  Talebenc“,  letztere  beide  Blätter  in 
der  Sammlung  H.  H.  Meier,  Kunsthalle  in 
Bremen  (sehr  selten). 

Nagler,  Monogr.  IV  3537.  — Meyer, 
Kstlerlex.  H.  1/. 

Artario,  Stuckateur,  war  in  dem  1729 — 1737 
erbauten  Schloß  Falkenlust  und  1743 — 1748 
im  Treppenhaus  des  Schlosses  Brühl  (Land- 
kreis Köln)  tätig  und  ist  wohl  mit  Gius.  Ar- 
taria identisch. 

Kunstdenkm.  der  Rhcinprov.  IV  81,  108.  *** 

Artario,  Alessandro,  Schweizer  Heili- 
gen- und  Madonnenmaler,  um  1780  in  Ber- 
gamo tätig. 

Nagler,  Monogr.  I No.  107.  11.  V. 

Artas,  Glasfabrikant  aus  Sidon.  Sein  Name 


findet  sich  häufig  in  griechischer,  wie  in  latei- 
nischer Schrift  auf  Henkeln  von  Glasgefäßen. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  743.  — Pau- 
ly-Wissowa,  Rcalenc.  II  1308,  2.  — Kisa, 
Die  ant.  Gläser  der  Frau  M.  v.  Rath,  S.  45. 

Pernicc. 

Artatsch  (=  Artey),  Sebastian,  fürst- 
licher Bildhauer  in  Neiße,  tätig  in  dem  letzten 
Viertel  des  17.  Jahrh.  e.  Hintse. 

Artau  (Artall,  Ortall),  Franz  von  As- 
s i s,  Goldschmied  in  Barcelona,  gebürtig  aus 
Gerona.  Am  iS.  8.  1430  verpflichtet  er  sich, 
für  die  Kathedrale  von  Gerona  binnen  3 Jah- 
ren ein  großes  silbervcrgoldetcs  Ostensorium 
(Custodie)  abzuliefern.  Er  hat  seine  Arbeit 
aber  erst  am  19.  8.  1458  beendet.  Dieses 
Prachtstück,  welches  bei  einer  Höhe  von 
1,85  m ein  Gewicht  von  29  Kilo  450  Gramm 
hat,  existiert  noch  in  der  Kathedrale.  Er  hat 
auch  mit  anderen  Goldschmieden  das  Silber- 
geschirr geliefert,  welches  die  Stadt  Gerona 
den  Königen  von  Aragonien  schenkte. 

D a v i 1 1 i e r,  Orfivr.  p.  165.  — V i fi  a z a, 
Adic.  (Ortall).  M.  v.  B. 

Artaud  (Artaut?),  kommt  1799  als  Porträt- 
und  Miniaturmaler  zu  Dresden  vor.  S.  Dres- 
den zur  Kenntnis  seiner  Häuser  etc.  Ein  vor- 
trefflich ausgeführtes  Miniaturbildnis  des  Ma- 
lers Hero,  bezeichnet:  J.  Ant  Artaud  wurde 
mit  der  Sammlung  Felix  in  Leipzig  1S80  ver- 
steigert, Katalog-No.  1152.  Wahrscheinlich 
eine  Arbeit  des  Obigen.  r_  Bruck. 

Artaud,  Francois,  französ.  Archäologe 
und  Maler,  geb.  in  Avignon  17.  4.  1767,  f 
Orange  27.  5.  1838.  Schüler  des  Blumen- 
malers Gonichon  in  Lyon.  Nachdem  er  für 
eine  Fabrik  gezeichnet  hatte,  trat  er  in  das 
Haus  des  Kaufmanns  und  Blumenmalers  De- 
chazelle  als  Zeichner  ein.  Er  beschäftigte  sich 
zugleich  mit  dem  Handel,  der  Kunst  und  be- 
sonders mit  Archäologie.  Er  begann  um  1794 
Porträts  zu  zeichnen  und  hatte  Gelegenheit  in 
Paris  sich  aufzuhalten,  wo  er  Gros,  Guerin,  Gi- 
rodet  und  David  besuchte  und  sich  in  der  Mi- 
niaturmalerei vervollkommnetc.  Um  1803 
machte  er  eine  Reise  nach  Italien.  Die  archäo- 
logischen Untersuchungen,  die  er,  noch  ganz 
jung,  in  Lyon  und  seiner  Umgebung  unternom- 
men hatte,  brachten  ihm  die  Stellung  als  Ge- 
neralinspektor zur  Erhaltung  der  Kunst  und 
Altertümer  der  Stadt  ein.  Er  richtete  das  Mus. 
zu  Lyon  ein,  zu  dessen  Direktor  er  1824  er- 
nannt wurde,  und  nachdem  er  seinen  Abschied 
genommen  hatte,  ließ  er  sich  zuerst  in  Avignon 
(September  1830)  und  dann  in  Orange  nieder, 
wo  er  sich  in  der  Nähe  des  Triumphbogens 
ein  kleines  Haus  kaufte.  Er  wurde  Verwalter 
des  Mus.  Calvet  in  Avignon  und  gründete 
ein  Antikenmus.  in  Orange.  In  seiner  freien 
Zeit  Maler,  hintcrlicß  er  einige  Bilder,  Minia- 
turen, Bleistift-,  Kohle-,  Feder-  und  Tusch- 
zeichnungen (Porträts  oder  Ansichten  von 
Denkmälern).  Er  nannte  sich  Schüler  von 


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Artaud  — Artemjeff 


Saint.  Das  Mus.  in  Lyon  besitzt  eine  Zeich- 
nung von  Artaud : Selbstporträt  im  80.  Lebens- 
jahr. 

Le  Courrier  de  Lyon  17.  4.  1838.  — J.  B. 
Dumas,  Hist  d.  l’Academ.  de  Lyon,  Lyon 
1839  II  p.  146.  — Eloge  bistor.  de  A.  F.  M.  Ar- 
taud, Lyon  1840.  — Monfatcon,  Hist.  d. 
Lyon,  Lyon  1847  II  1095.  — Bellier-Au- 
v r a y,  Dict.  gen.  E.  Vial. 

Artaud,  J.  A n t.,  s.  Artaud  (p.  160). 

Artaud,  William,  engl.  Porträtmaler, 
Schüler  der  Royal  Academy,  an  deren  Aus- 
stellungen er  sich  seit  1780—1822  mit  mehr 
als  80  Herren-  und  Damenporträts  und  eini- 
gen Historienbildern  beteiligte.  1786  erhielt 
er  die  goldene  Medaille  für  das  Bild : Das 
verlorene  Paradies.  Er  war  auch  beteiligt  an 
der  Illustration  von  Macklins  „Bible“.  Eine 
Reihe  seiner  Bilder  sind  von  F.  Bartolozzi, 
Fittier  u.  a.  gestochen. 

Redgrave,  Dict  — Meyer,  Kstlerlex. 
(hier  13  Num.  Stiche  nach  ihm).  — Graves, 
Royal  Academy  Exh.  I.  ** 

Artaude,  G u i 1 1 a u m e,  französ.  Bildhauer 
in  Forez,  + 1697  in  Saint-Germain-Laval 
(Loire),  nur  urkundlich  bekannt. 

Reun.  d.  Soc.  d.  Beaux-Arts.  XXIX  730. 

H.  V. 

Arteaga,  Bartolome,  span.  Kupferst.  des 
17.  Jahrh.  in  Sevilla.  Von  ihm  sind  zwei 
Blätter  bekannt:  „Wappen  des  Herzogs  von 
Olivarez“  in  dem  Werke:  Pancgirico  de  la 
Poesia  (1627  in  Montilla  gedruckt)  und  das 
Titelblatt  zu  einer  Abhandlung  über  ver- 
schiedene Prozesse,  die  der  Abt  Gordilla  an 
der  Universität  Sevilla  cinrcichte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 76—77.  A 

Arteaga,  Francisco  de,  span.  Zeichner 
und  Kupferst,  ein  Sohn  des  Bartolome  A. 
Arbeitete  um  1671  in  Sevilla.  Er  stach  6 
Blatt  für  das  1671  (1678)  in  Sevilla  heraus- 
gegebene Werk:  Fiestas  de  la  S.  Iglesia 
metropolitana  y patriarcal  de  Sevilla  etc. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 79.  — Meyer, 
Kstlerlex.  (Verz.  d.  Stiche  No.  1.  Die  hier  unter 
2 u.  3 angeführten  Stiche  sind  nicht  von  Franc. 
Arteaga,  sondern  von  Francesco  Artiga  [s.  <L ] .) 

A 

Arteaga,  Juan  de,  Steinmetz,  welcher 
1495  in  Valencia  arbeitete.  1519  wird  ein 
gleichnamiger  Künstler  in  Toledo  erwähnt. 

A 1 c a h a 1 i,  Artist  Valenc.  p.  408.  — Go- 
m e z,  Escult.  en  Esp.  S.  603.  M.  v.  B. 

Arteaga  y Alfaro,  M a t i a s,  Maler  und 
Radierer  in  Sevilla.  Sohn  des  Bartolom4  und 
Bruder  des  Francisco  A.  Geb.  in  Villanucva 
de  los  Infantes  um  1630,  f in  Sevilla  am  12. 
1.  1708.  Schüler  des  Juan  de  Valdes  Leal. 
A.  nahm  1660  an  der  Errichtung  der  Sevilla- 
ner  Zeichenschule  teil  und  war  1666  Sekretär, 
1669  Konsul  derselben.  Er  besaß  eine  große 
Vorliebe  für  die  Perspektive  und  malte  meist 
Ansichten  von  Tempeln,  Palästen,  Gärten 
und  Ruinen,  die  er  mit  Szenen  aus  dem  Leben 
der  Maria  zu  staffieren  pflegte.  Für  den 
Sitzungssaal  der  Hermandad  dcl  Santissimo 


am  Sagrario  der  Kathedrale  führte  er  neun 
große  Bilder  aus,  fünf  für  die  Kapelle  des  hl. 
Laureanus  in  der  Kathedrale,  zwei  für  die 
Pfarrkirche  S.  Nicolas,  andere  für  das  Kloster 
de  la  Merced  etc.  Cean  Bermudez  bezeichnet 
als  seine  besten  Werke  die  früher  in  der 
Kirche  S.  Pablo  befindlichen  Gemälde.  Auch 
zahlreiche  Staflfelcibildcr  hat  A.  gemalt,  von 
denen  sich  gute  Beispiele  in  Sevillaner  Pri- 
vatsammlungcn  befinden  sollen.  Im  dortigen 
Museum  zwei  Gemälde  mit  Melchisedek  und 
Abimelech.  Besondere  Erwähnung  verdient 
A.  aber  als  Radierer ; er  ist  einer  der  wenigen 
spanischen  Stecher,  die  mit  großem  Geschick 
Malereien  ihrer  Landsleute  reproduziert  ha- 
ben. Seine  besten  Blätter  sind  nach  Herrcra 
el  Mozo  und  Valdes  Leal,  auch  arbeitete  er 
nach  Cano  und  nach  eigner  Erfindung.  Val- 
des Leal  ließ  ihn  an  den  Platten  für  das  Werk 
„Fiestas  de  la  S.  Iglesia  metropolitana  y pa- 
triarcal de  Sevilla  etc.“  teilnehmen,  das  Fer- 
nando de  la  Torre  Farfan  1671  (1678)  in 
Sevilla  hcrausgab  und  für  das  die  hervor- 
ragendsten Künstler  der  Stadt  arbeiteten. 
Ein  genaues  Verzeichnis  der  Stiche  A.s  in 
Meyers  Kstlerlex.,  dem  noch  eine  „hl.  Katha- 
rina von  Alexandrien“,  nach  A.  Cano,  sowie 
ein  „Allegorisches  Thesenblatt  für  Francisco 
de  Prada,  catedratico  de  Medicina“  (1675) 
hinzuzufügen  sind.  Erwähnt  sei  auch,  daß 
die  in  diesem  Verzeichnis  unter  No.  5 ange- 
führte Folge  von  58  Szenen  aus  dem  Leben 
des  hl.  Juan  de  la  Cruz  für  die  große  Aus- 
gabe der  Werke  dieses  Heiligen  (Sevilla  1703 
Fol.)  gearbeitet  wurde. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 77.  — Vlüaza, 
Adic.  II  37:  IV  87.  — D e f e r,  Cat.  gen.  I.  — 
Weigel,  Kunstlagerkat.  No.  15508;  15817 — 20. 
— Nagler,  Monogr.  I 1214.  — Gcstoso, 
Artif.  Scvill.  I 402.  — Cat.  del  Museo  Prov.  de 
Sevilla.  1897  (p.  92).  A 

Arteaga,  s.  auch  Artiaga. 

Artemidoros,  Bildhauer,  Sohn  eines  Mcno- 
dotos  aus  Tyros.  Bekannt  durch  die  Inschrift 
einer  in  Halikarnaß  gefundenen  Basis  aus 
dem  2. — 1.  Jahrh.  v.  Chr.,  und  durch  die  sehr 
verstümmelte  Inschrift  einer  Basis  auf  Rho- 
dos. Von  einem  anderen  Gliede  derselben 
Familie,  einem  Menodotos,  möglicherweise 
Vater  oder  Sohn  des  A.,  stammt  eine  athe- 
nische Künstlerinschrift  (Löwy  308). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 472.  — Löwy, 
Inschr.  gr.  Bildh.  309.  — Hillcr  v.  Gärt- 
ringen,  Jahrb.  d.  I.  1894  S.  42,  16.  — P a u - 
1 y - W i s s o w a,  Rcalenc.  II  1335,  37  (Robert). 

Amelung. 

Artemjeff,  Michael  Michai lowitsch,  geb. 
1724,  f nach  1774,  besaß  eine  „Gravürenfabrik“ 
(Kupferdruckanstalt)  in  der  Nähe  Moskaus, 
in  der  eine  Reihe  von  Blättern  sowohl  geist- 
lichen als  weltlichen  Inhalts,  meist  in  Schwarz- 
kunst gestochen  und  gedruckt  wurde.  Auf 
jedem  der  aus  dieser  Anstalt  hervorgegange- 
nen Stiche  die  Unterschrift : jrkaano  b.  Moc.  na 


Künstlerlexikon.  BJ.  II. 


l6l 


ii 


Artemjeff  — Arthois 


«•a6p.  M.  A.  (gemacht  in  Moskau  in  der  Fabrik 
des  Michael  Artemjeff),  oder  auch  nbip-fesaHO 
na  «>a6p.  M.  Ap.  (geschnitten  in  der  Fabrik 
des  M.  Ar.).  Die  Stiche  stammen^  wahr- 
scheinlich von  J.  Stenglin,  der  von  1750  bis 
1765  in  Moskau  lebte,  oder  sind  doch  unter 
seiner  Leitung  entstanden. 

N.P.Sobko,  Kuss.  Kstlerlex.  — PoBHHcxiß, 
PyccK.  rpawepw  (Rowinski,  Die  russ.  Grav.) 
Moskau  1R70,  S.  152,  841-343  IV.  Ntumann. 

Artemjeff,  P r o k o f i (Procopius)  Iwäno- 
witsch,  russ.  Kupferstecher,  geb.  1733,  f 15. 
10.  1811  im  Armenhause  zu  Petersburg.  Er 
trat  1749  in  die  „Zeichenkammcr"  der  Akad. 
der  Wissenschaften,  wurde  1757  Schüler  von 
G.  F.  Schmidt.  Er  stach  Ansichten  für  Bücher. 

N.P.S  o b k o , Russ.  Kstlerlex.  — PyccK.  »mundon. 
c-ionapb  (Russ.  encykl.  Wörterb.)  111  196.  — 
PoBHHCKifl,  PyccK.  rpauepu  (Rowinski, 
Die  russ.  Graveure)  Moskau  1850,  S.  153,  253,  2/3. 

IV.  Ntumnntt. 

Artemon  I,  Bildhauer  unbekannter  Zeit. 
Werke,  die  er  gemeinsam  mit  einem  Pythodo- 
ros  gearbeitet  hatte,  standen  nach  Plinius  in 
den  Kaiserpalästen  Roms. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 528.  — Over- 
beck, Schriftq.  2300.  — Pauly-Wissowa, 
Realenc.  II  1448,  24  (Robert).  Amclung. 

Artemon  II,  Verfertiger  einiger  Terrakotta- 
Figuren,  die  sich  in  Myrina  gefunden  haben. 

Pottier-Reinach,  Nccrop.  de  Myrina 
S.  175,  519,  545.  — Pauly-Wissowa,  Real- 
enc. II  1448,  26  (Rossbach).  Amelung. 

Artemon  III,  griechischer  Maler  der  helleni- 
stischen Zeit,  unbekannter  Herkunft.  Er  malte 
eine  Königin  Stratonike  (welche  der  gleich- 
namigen Königinnen  jener  Epoche,  ist  nicht 
zu  entscheiden),  eine  von  Räubern  ange- 
staunte, d.  h.  die  mit  ihrem  Söhnchen  Per- 
seus in  der  Kiste  an  den  Strand  getriebene 
Danae  (vgl.  Behandlungen  dieses  Gegenstan- 
des in  der  kampanischen  Wandmalerei,  Hclbig, 
Beschreibung  N.  119  ff.),  Herakles  und  De- 
ianeira,  Herakles,  der  vom  Oeta,  der  Sterb- 
lichkeit entkleidet,  zum  Himmel  emporsteigt, 
und  die  Geschichte  des  Laomcdon  mit  He- 
rakles und  Poseidon,  d.  h.  wohl  die  Befreiung 
der  Hcsione  durch  Herakles;  die  beiden  letz- 
teren Bilder  wären  in  Rom  in  der  porticus 
Octavia. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  284.  — H e 1 - 
big,  Unters,  über  die  camp.  Wandmalerei  145 
ff.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  1418, 
25  (Rossbach).  Sauer. 

Arter,  Paul  Julius,  Dilettant  im  Malen 
und  Kupferstechen,  geh.  in  Zürich  1797,  f in 
München  1839.  Seine  beste  Leistung  sind 
die  66  Illustrationen  zu  der  1853  erschienenen 
„Sammlung  Zürich.  Altertümer  in  Baukunst 
und  Freskomalerei". 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  — Meyer,  Künst- 
lcrlcx.  H.  V . 

Arteuser,  s.  Ardüscr. 

Artey,  s.  Ar  tat  sch. 

Arthe,  d',  Bildhauer  in  Brüssel,  führte  1745 
das  mit  Emblemen  verzierte  Geländer  einer 


noch  bestehenden  Monumentaltreppe  in  dem 
Hotel  du  Princc  de  Hornes  (heute:  College 
St.  Michel)  in  der  Rue  des  Ursulines  daselbst 
aus. 

A.  S c h o y im  „Journal  d.  beaux-arts"  1880 
p.  41.  H.  V. 

Artbimos,  Maler  im  Athos-Klostcr  Lawra, 
19.  Jahrh.  Von  seiner  Hand  ein  gutes  Pana- 
gia-  (Madonnen-)  Bild  in  der  Nikolaus-Ka- 
pelle zu  Lawra. 

H.  Brockha  us,  Die  Kunst  in  den  Athos- 
Klöstern  (Leipzig  1891)  p.  259.  * 

Arthois  (Heertooys),  Hendrik,  Antwer- 
pener  Maler,  1696/7  als  Mecster  aufgeführt. 
De  Liggeren  II.  _ *** 

Arthois.  Es  gibt  drei  Brüsseler  Maler  dieses 
Namens,  Jacques  d’Arthois,  Nicolas,  sein  Bru- 
der, und  Jean  Baptisle  d’Arthois,  sein  Sohn. 
Ihr  wahrer  Familienname  ist  Artois,  den  man 
verschiedentlich  geschrieben  findet  (Artoys, 
Artoes,  Arthois,  Artoies,  Artoos,  Artoois,  Oor- 
toes  etc.).  In  den  Urkunden  des  Zivilregi- 
sters über  die  Familie  findet  er  sich  nicht 
mit  der  Partikel  (d’Arthois) ; diese  kommt 
bloß  bei  den  Namen  von  Nicolas  und  Jacques 
vor,  und  begleitet  auch  den  von  Jean  in  dem 
Einschreiberegister  der  Malergilde.  Diese 
Form  wurde  von  Jacques  zuerst  angewendet, 
der  immer  mit  einem  d’  zeichnete,  und  so 
seinen  Namen  auf  den  Bildern  schrieb:  J. 
d’Arthois.  Jac.  d’Arthois,  Jacques  d’Arthois, 
Jacobus  d’Arthois. 

Jacques  d’A.,  Sohn  d.  Henri  A.,  wurde  ge- 
tauft in  der  Kirche  der  hl.  Gudula  12.  10.  1613. 
Er  zählte  noch  nicht  12  Jahre  als  ihn  seine 
Mutter,  damals  Witwe,  zu  Jan  Mertens,  einem 
sonst  unbekannten  Maler,  in  die  Lehre  tat : im 
Gildeverzcichnis  ist  er  unter  dem  11.  1.  1625 
eingeschrieben.  21  Jahre  waren  damals  zur  Zu- 
lassung in  die  Gilde  erforderlich;  nichtsdesto- 
weniger datiert  seine  Einschreibung  schon  vom 
3.  5.  1634.  Er  war  damals  schon  verheiratet. 
Außer  seinem  Bruder  Nicolas  und  seinem 
Sohne  Jean  Baptiste  werden  bis  1654  noch 
6 Schüler  von  ihm  in  den  Liggeren  genannt; 
auch  Com.  Huysmans  soll  bei  ihm  gelernt  ha- 
ben. Sein  Talent  verschaffte  ihm  Beliebtheit; 
bereits  1648  stach  W.  Hollar  nach  ihm.  Er 
verdiente  viel  Geld,  verschwendete  es  aber  und 
starb  arm.  Das  Jahr  seines  Todes  kann  nicht, 
wie  Pilkington  zuerst  angegeben  hat,  1665 
sein,  denn  ein  1678  datiertes  Bild  und  eine 
Zahlung  von  1683/4  beweisen,  daß  er  bis  nach 
1684  gelebt  hat.  Eine  handschr.  Notiz  des 
Erasm.  Qucllinus,  die  als  Todesjahr  1686 
nennt,  wird  das  Richtige  treffen.  Seine  künst- 
lerische Tätigkeit  war  sehr  umfangreich,  da 
er  leicht  und  schnell  arbeitete;  Campo  Wcyer- 
man,  der  um  die  Wende  des  17.  Jahrh.  in 
Brüssel  war,  will  mehr  als  100  Bilder  von 
großem  Umfange  von  ihm  gesehen  haben, 
und  Bilderverzeichnisse  des  18.  Jahrh.  (vgl. 
Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.)  erwähnen 
zahlreiche,  zumeist  jetzt  verschollene  Arbeiten 


162 


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Arthur  — Arthurs 


von  ihm.  Seine  Stoffe  entnahm  er  gewöhn- 
lich dem  ausgedehnten  Wald  von  Soignies,  der 
damals  bis  an  die  Tore  Brüssels  reichte.  Aus- 
gezeichnete Maler,  u.  a.  G.  de  Crayer,  ließen 
sich  von  ihm  die  Landschaften  in  ihre  Bilder 
malen;  andererseits  benützte  A.  zur  Staffage 
seiner  Werke  ebenfalls  tüchtige  Künstler,  wie 
D.  Teniers  sen.  und  jun.,  P.  Bout,  A.  F. 
van  der  Meulen,  T.  Michau,  J.  van  Cleef,  G. 
Coques,  H.  de  Clerck,  M.  van  Helmont,  A. 
Sallaert  und  viele  andere.  In  unsern  Tagen 
sind  die  Bilder  des  Künstlers  in  der  Tat 
unzählbar,  und  man  findet  deren  eine  Menge 
in  den  Mus.  und  Privatsammlungen.  Es 
genügt,  daß  eine  Landschaft  des  17.  Jahrh. 
große  Bäume  darstellt,  einen  Hohlweg  in 
einem  Forst,  eine  malerische  und  ungekün- 
stelte Lage,  halb  bewaldet,  halb  bergig,  eine 
Lichtung  in  einem  Gehölze,  ein  Gewässer 
oder  ein  sandiges  Terrain  im  Vordergrund, 
einen  blauen  oder  leicht  bewölkten  Himmel, 
einen  lichtvollen  Horizont,  einige  gut  gemalte 
Figuren  und  dabei  einen  breiten  Vortrag  und 
stark  ausgesprochene  Töne  hat,  um  das  Werk 
sofort  dem  Brüsseler  Meister  zuzuschreiben. 
Es  ist  nicht  zweifelhaft,  daß  zu  seinen  Leb- 
zeiten und  bei  seinem  Erfolg  sich  viele  Nach- 
ahmer gebildet,  die  sich  gehütet  haben,  ihre 
Werke  zu  bezeichnen.  Vermutlich  muß  man 
zu  diesen  seinen  Bruder  und  seinen  Sohn 
rechnen,  deren  Malereien  mit  den  scinigen 
wohl  zusammengeworfen  werden. 

Eine  Durchsicht  der  europäischen  Galerien 
ergibt  folgende  Zusamenstellung. 

In  Belgien  befinden  sich  5 Bilder  (3  davon 
bezeichnet)  im  Brüsseler  Mus.  Ein  anderes 
— bezeichnetes  — Bild  von  J.  d’A.  sieht  man 
im  Mus.  von  Brügge. 

Die  Kataloge  der  französischen  Mus.,  näm- 
lich der  von  Besanqon,  Bordeaux,  Caen,  Dijon, 
Douai,  Lille,  Valcnciennes,  erwähnen  10  Bil- 
der des  Malers.  Die  zu  Bordeaux  stammen 
aus  der  Sammlung  des  Marquis  de  la  Caze. 
Auf  einem  der  Gemälde  zu  Lille  liest  man: 
Jacobus  d’Arthois. 

In  den  deutschen  Galerien  werden  dem  Ma- 
ler zu  Aschaffenburg,  Augsburg,  Darmstadt, 
Dresden,  Frankfurt,  Gotha,  München,  Schleiß- 
heim usw.  gegen  15  Werke  zugeschrieben. 

In  Österreich  sind  4 Bilder  in  den  Samm- 
lungen des  k.  k.  Hofmus.  und  der  Kunst- 
akad.  Eines  derselben  (Hofmus.)  trägt 
die  Aufschrift:  Jacques  d’Arthois.  Ebenso 
kommt  Arthois  in  den  Wiener  Sammlungen 
Liechtenstein,  Czernin  und  Schönborn  vor. 
Das  Bild  der  letzteren  trägt  die  Bezeichnung 
des  Künstlers  und  gilt  als  eines  der  schön- 
sten seiner  Werke. 

Madrazo  verzeichnet  in  seinem  Katalog  der 
hfadrider  k.  Galerie  12  Werke  unseres  Künst- 
lers; Lavice  hat  diese  Zahl  in  seinem  Buche 


über  Spanien  auf  14  erhöht.  Die  Mehrzahl 
derselben  gehört  sicher  unserem  Meister  an. 

In  den  Privatsammlungen  Englands  ver- 
zeichnet Waagen  gegen  12  Bilder,  während 
die  National-Galerie  kein  Werk  von  ihm  hat. 

Auch  Zeichnungen  hat  er  hinterlasscn,  zum 
Teil  in  chinesischer  Tusche,  zum  Teil  in 
Tusche  und  Indigo,  wieder  andere  in  Gouache. 

N i c o 1 a c s d’A.  Sohn  des  Henri  A.  4.  5. 
1617  in  der  Kirche  der  hl.  Gudula  getauft. 
11.  11.  1640  Meister.  1648  war  Abraham 
von  Avont,  1653  Joos  Diericx  sein  Schüler. 
28.  11.  1637  heiratete  er  Anna  von  Coninxloo. 

Jean  Baptiste  d’A.  Sohn  des  Jacques 
d'A.  26.  4.  1657  Meister.  Bezeichnete  Bilder 
des  Nicolaus  u.  Jean  Bapt.  d’A.  sind  nicht 
bekannt,  wahrscheinlich  gehen  ihre  Werke 
mit  unter  Jacques  d’A.s  Namen,  dessen  Schü- 
ler beide  waren. 

Alex.  Pinchart  in  Meyers  Kstlcrlcx.  (mit 
älterer  Lit.  und  einem  Verzeichn,  der  Stiche 
nach  Jacques  d’Arthois).  — Mit  Notizen  von  H. 
Hymans. 

Arthur,  J.,  Porträtmaler  in  London,  stellte 
1816 — 1824  in  der  Roy.  Academy  eine  Reihe 
von  Herren-  und  Damenporträts,  1S21  auch 
sein  Selbstporträt  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  1905,  I 69. 

Arthur  de  Loing,  französ.  Ornament-Bild- 
hauer vom  Ende  des  15.  und  Anfang  des 
18.  Jahrh.,  führte  mit  einem  seiner  Genossen, 
Robert  Lefevre,  in  der  Stadt  Roye  (Picardie) 
die  plast.  Ausschmückung  der  Chorgewölbc  in 
der  Kirche  Saint-Pierrc  aus. 

L a m i,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  et 
ä la  renaiss.  Lami. 

Arthur,  Reginald,  engl.  Porträt-  und 
Genremaler  der  Gegenwart,  stellte  von  1881 
bis  1896  eine  Reihe  seiner  fein  ausgeführten, 
vornehmen  aber  etwas  klassizistisch  kühlen 
Figurenstücke  und  ein  zierliches  Porträt  der 
Fürstin  Heinrich  von  Pless  in  der  Royal  Aca- 
demy aus;  auch  war  er  1896  in  der  Walker 
Art  Gallery  vertreten. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 69.  — Eigene  Notizen.  ** 

Arthur,  Miß  W i n i f r c d,  vielbeschäftigte 
Landschaftsmalern  in  Liverpool,  war  seit 
1885  bis  zur  unmittelbaren  Gegenwart  mit 
zahlreichen  Bildern  sowohl  auf  den  Ausstell, 
in  Liverpool  als  auch  auf  denen  in  Birming- 
ham, Manchester  und  Glasgow  vertreten.  In 
der  Roy.  Academy  stellte  sic  1SS9  „Falls  on 
the  Greta“  und  „Valley  of  the  Greta“,  1898 
„The  Luxembourg  Gardens“  und  1901  „The 
Waysidc  Calvary“  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 69.  — Ausstetlungsverzeichnisse.  •* 

Arthurs,  Stanley  M.,  amerikan.  Illustra- 
tor, geb.  27.  11.  1877  in  Kenton  (Delaware), 
studierte  am  Drcxcl  Institute,  Philadelphia. 
Seine  bekanntesten  Illustrationen  sind  die  zu 
den  Bigclow  Papers  und  Turgcnicff.  Er 
zeichnet  viel  für  die  bedeutenderen  Journale 
und  Monatshefte.  Edmund  von  Mach. 


Arthus  — Artmann 


Arthus,  Louis  Albert,  Porträt-  und 
Landschaftsmaler  in  Paris,  Schüler  von  La- 
porte,  stellte  im  Salon  1880,  82  und  85  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  . H.  V. 

Arthus,  s.  auch  Artus. 

Arti,  Nicolaus  de,  lombard.  Bildhauer 
in  Rom,  um  1591,  nur  urkundlich  erwähnt. 

Bertolotti,  Artist«  Lombard«  a Roma. 
Mailand  1881.  H.  V. 

Artiaga,  A 1 o n s o de,  Maler,  ein  Biskaycr, 
gcb.  1661,  lebte  verheiratet  1691  in  Sevilla. 

Gest  oso,  Artif.  Sevill.  II  14.  M.  v.  B. 

Artiaga,  Juan  de,  Bildhauer  in  Sevilla, 
arbeitet  1528  für  die  Casas  Capitulares  und 
lebt  noch  1541. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 173—74.  M.  v.  B. 

Artiaga,  Martin  de,  Bildhauer  in  Se- 
villa, arbeitet  1534  an  den  Casas  Capitulares 
und  1540  für  die  Pferdeställe  des  Alcazar. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 174.  M.  v.  B. 

Artiaga,  s.  auch  Arteaga. 

Artiga,  Francisco,  span.  Maler,  Stecher 
u.  Architekt,  geb.  zu  Huesca  um  1650,  f da- 
selbst 1711.  Nach  Ccan  Bermudez  malte  er 
Sibyllen,  eine  Empfängnis  Mariä  und  einige 
Architekturbilder.  Als  Architekt  zeichnete  er 
die  Pläne  der  Universität  Huesca,  die  unter 
seiner  Oberleitung  erbaut  wurde.  Zugleich 
radierte  er  die  Hauptfassade  dieses  Gebäudes, 
die  Stiche  in  dem  Werke  Lastanosas,  Tratado 
de  la  moneda  Jaquesa,  Huesca  1681,  sowie 
einige  Heiligenbilder.  Als  Schriftsteller  war 
er  ebenfalls  tätig.  Ein  Manuskript  gebliebe- 
nes Werk,  das  vortreffliche  Zeichnungen  von 
seiner  Hand  enthält,  führt  den  Titel : Forti- 
ficacion  elemental ; ein  anderes  behandelt  Ge- 
genstände der  Mathematik,  in  der  Artiga  sehr 
bewandert  war,  und  die  er  lange  Zeit  auf  der 
Universität  zu  Huesca  lehrte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 78.  — V i n a z a, 
Adic.  II  37.  & 

Artignone,  Pietro,  da  Milano,  Gold- 
schmied in  Ferrara  um  1464.  Ist  von  ver- 
schiedener Seite,  nach  C.  v.  Fabriczy  ohne 
ausreichenden  Grund,  mit  dem  Hofmedailleur 
des  Königs  Rene  von  Anjou  Pietro  da  Mi- 
lano (s.  d.)  identifiziert  worden. 

Jahrb.  d.  preuß.  Kunstsl.  XX  14.  *** 

Artigue,  Albert  Emile,  Gcnrcmaler  und 
Radierer  in  Paris,  geb.  in  Buenos-Ayrcs,  doch 
französ.  Abkunft,  Schüler  von  Cabanel  und 
Douard,  stellte  fast  alljährlich  im  Salon  (1875 
bis  1901)  aus  und  war  auf  der  Expos.  Nation, 
d.  Beaux-Arts,  Paris  1890  sowie  auf  der  Mün- 
chener Jahrcs-Ausstellung  1900  vertreten.  Er 
malt  in  einer  etwas  konventionellen  und  stark 
idealisierenden  Manier.  Schöne,  junge,  ele- 
gante Damen,  die  sich  im  Freien  vergnügen, 
sind  ein  Lieblingsthcma  von  ihm.  (Salon 
1896  „Colin-maillard“  — 1897  Flcurs  de  prin- 
temps  etc.)  F.r  hat  gelegentlich  auch  radiert 
und  lithographiert,  z.  B. : „Albine"  (Radie- 
rung) und  „Moqueuse“  (Lithogr.).  Beide 


Blätter  vertreten  in  der  Sammlung  H.  H. 
Meier,  Kunsthalle  in  Bremen. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Katal.  des  Salon.  (Abb.  1896,  97  u.  1900.) 

H.  V. 

Artigue,  B.  J.,  französ.  Genremaler  in  Tou- 
louse, später  in  Blaye  (Tarn),  stellte  im  Pa- 
riser Salon  1895,  97,  98  aus.  H.  V. 

Artigues,  Juscpe,  span.  Baumeister,  leitete 
den  Bau  der  Kirche  zu  Chelva  in  Valencia 
von  1657 — 1659.  In  dieser  Zeit  wurde  der 
Bau  des  Sagrario,  des  Turms  und  der  Sakri- 
stei vollendet. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  IV  44.  — 
A 1 c a h a 1 i,  Artist.  Valenc.  p.  40S.  A 

Artigues,  T o m ä s,  Bildhauer  und  Archit. 
in  Valencia  im  18.  Jahrh.,  Schüler  des  Ignacio 
Vergara  (1715 — 76).  Hauptwerke:  der  altar 
mayor  des  Colegio  de  S.  Pablo,  die  Kanzel  in 
S.  Nicoläs,  Statuen  in  der  Pfarrkirche  zu 
Ibi  u.  a. 

A 1 c a h a 1 i,  Artist  Valenc.  p.  346.  M.  v.  B. 

Artillot,  E d m o n d,  Ornamentmaler,  zu 
Paris  tätig,  wurde  1572  in  der  Bartholomäus- 
nacht getötet. 

Archives  de  l'Art  Francais.  li.  Longnon. 

Artingstall,  Margaret,  amerikan.  Male- 
rin, geb.  1883,  studierte  am  Chicago  Art  Insti- 
tute und  malt  hauptsächlich  in  Aquarell  und 
Pastell.  Edmund  von  Mach. 

Artioli,  Giuseppe,  da  Cento,  Porträt- 
maler in  Mantua,  wo  er  17S4  an  der  vom 
Marchese  Giuseppe  Bianchi  eingerichteten 
Akademie  für  enkaustische  Malerei  mit  Aus- 
zeichnung tätig  war.  Die  Signatur  eines 
1784  von  A.  in  Wachsenkaustik  ausgeführten 
Gemäldes  gibt  Zani  wieder. 

Z a n i,  Encicl.  II  214,  327,  nota  157.  — C. 
d’Arco,  Arti  e Artefici  di  Mantova  (1857)  I 
84,  nota  2.  * 

Artioli,  S p i r i d i o n e,  Maler  aus  Cento, 
Sohn  des  Giuseppe,  arbeitete  auch  in  enkausti- 
schcr  Technik,  blühte  um  1795,  nur  bei  Zani 
(Enc.  II  214)  erwähnt.  H.  V. 

Artizzoni,  s.  Ardissoni. 

Artlett,  Richard  Austin,  engl.  Stahl- 
und  Kupferstecher,  geb.  am  9.  11.  1807, 
t 1873,  Schüler  von  Rob.  Cooper  und  Jam. 
Thompson,  lieferte  eine  große  Anzahl  Repro- 
duktionsstiche nach  Porträts  und  nach  Skulp- 
turen, besonders  für  das  Art  Journal. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  57  Num.  s.  Werke). 
— The  Art  Journal  1873  p.  377  (Nekrolog).  •• 

Artmann,  Emil,  Österreich.  Architekt  und 
Dr.  techn.,  geb.  26.  7.  1S71  in  Rodaum  bei 
Wien,  Bruder  des  Malers  Hans  A.,  studierte 
die  Architekur  an  der  techn.  Hochschule  in 
Wien,  Schüler  Ferstels,  Mayredcrs  und  Karl 
Königs,  trat  1898  in  das  Hochbau-Dcpart.  des 
k.  k.  Minist,  des  Innern  ein  und  wurde  1906 
zum  ordentlichen  öffentlichen  Professor  für 
Hochbau  an  der  k.  k.  techn.  Hochschule  in 
Wien  ernannt.  1899  erhielt  er  den  zweiten 
Preis  in  der  Konkurrenz  um  die  Kaiser-Jubi- 


164 


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Artmann  — Artusi 


läumskircbe  und  erbaute  nach  eignen  Plänen 
1899 — 1900  das  k.  k.  Staatsgymnasium  in 
Wien-Hitzing  und  1901 — 1905  den  monumen- 
talen Palast  der  k.  k.  Statthalterei  in  Triest. 

Nach  persönl.  Mitt.  durch  G.  Klenient.  R. 

Artmann,  Hans,  Geschichts-,  später  auch 
Genre-  und  Landschaftsmaler,  geb.  in  Ro- 
daum  bei  Wien  15.  11.  1868,  f 11.  8.  1902  in 
Thalkirchen  bei  München,  Schüler  der  Akad. 
zu  Wien,  Düsseldorf  und  Paris,  hier  unter 
Paul  Laurence  und  Benjamin  Constant,  er- 
hielt 2 Preise  der  Pariser  Akad.  für  „Chri- 
stus unter  den  Kindern“  und  „Der  verlorene 
Sohn“,  stellte  in  Düsseldorf  und  Wien  aus. 

Notiz  von  Gerh.  Klemcnt.  H.  V. 

Artod  de  Montfalcon,  französ.  Werk- 
meister, tätig  1319  am  Schloßbaue  von  Am- 
bronay  (Ain). 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Axtoes  u.  Artoies,  s.  Arthois. 

Artois,  M a t h u r i n d',  gehörte  zur  Zahl 
der  Bildhauer,  die  1537 — 1540  am  Schlosse 
zu  Fontainebleau  beschäftigt  waren. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Artois,  s.  auch  Arthois. 

Artoois  u.  Artoos,  s.  Arthois. 

ArtopS,  L.,  Landschaftsmaler  in  Berlin, 
stellte  1856  und  1860  in  den  Ausstellungen 
der  kgl.  Akad.  Waldlandschaften  mit  ober- 
bayrischen  Motiven  aus.  ** 

Artorius.  M.  Artorius  Primus,  ein  Frei- 
gelassener, römischer  Architekt,  der  in  au- 
gusteischer Zeit  mehrfach  in  Pompei  tätig 
war,  wohl  aus  Carapanien,  wo  der  Name  A. 
häufig  ist.  So  übernahm  er  im  Auftrag  der 
Holconier  den  vierten  Umbau  des  einst  (c.  200 
v.  Chr.)  rein  griechisch  entworfenen  großen 
Theaters  und  paßte  es  den  Bedürfnissen  der 
römischen  Bühne  an : die  Sitzstufen  wurden 
in  Marmor  erneuert,  die  Tribunalien  über 
den  Parodoi  gebaut,  die  Bühnenwand  im 
reichsten  sogen.  4.  Stil  u.  mit  3 Türen  aufge- 
führt, das  einst  3 m hohe  Logeion  auf  1,15  m 
Höhe  herabgesetzt,  der  Garderoberaum  von 
hinten  her  durch  eine  Rampe  zugänglich  ge- 
macht, in  der  Orchestra  das  alte  tiefliegende 
Niveau  wieder  hergcstellt  und  in  seiner  Mitte 
an  Stelle  des  kreisrunden  Bassins  ein  recht- 
eckiges mit  abgestumpften  Ecken  eingelegt 
Die  Architekteninschrift  des  A.  steht  in  la- 
konischer Kürze  außen  an  der  Rundung  des 
Zuschauerraumes. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  II  342.  — Pau- 
1 y - W i s s o w a,  Realenc.  II  1461,  8 (Fabri- 
cius).  — Mau,  Pompei  157  u.  Röm.  Mitt.  1906, 

1 ff.  — Puchstein  im  Archäol.  Anzeiger  1906, 
301  ff.  H.  Thiersch. 

Artos  Tizon,  span.  Maler,  geb.  in  Murcia. 
Nach  einer  Urkunde  vom  1.  1.  1581  verpflich- 
tete er  sich,  für  die  Kapelle  der  Lozanos  in 
der  Pfarrkirche  von  Jumilla  ein  Altarbild  zu 
malen  mit  dem  Martyrium  der  hl.  Katharina, 
außerdem  noch  einige  andere  Kompositionen, 
deren  Entwürfe  er  vorlegte. 

Ccan  Bermudez,  Dicc.  I 79.  A 


Artoys,  s.  Arthois. 

Arts,  H e n d r i c k.  Nach  seiner  Zeichnung 
stach  Joannes  Londcrseel  die  phantasierte  In- 
nenansicht einer  katholischen  Kirche.  Ob  er 
identisch  ist  mit  dem  Maler  Hendrick  Aertsz, 
der  1553  in  Amsterdam  an  der  Oude  Zyds 
Voorburgwal  wohnte  und  8.  10.  1575  in  der 
Oude  Kcrk  daselbst  begraben  wurde,  ist 
fraglich.  £.  w.  Moes. 

Arts,  s.  auch  Aerts  u.  Artsens. 

Artsen,  s.  Aertsen. 

Artsens  (Acrtsens),  Jean,  Holzschnitzer, 
Schüler  des  Jan  van  Haecht  in  Antwer- 
pen, in  dessen  Werkstatt  er  1595  als  Lehr- 
ling arbeitete.  Von  seinen  Arbeiten  ist  nur 
urkundlich  bekannt  ein  für  die  Ursula- 
Kapelle  der  Kirche  St.  Gommaire  zu  Lierre 
ausgeführter  Beichtstuhl. 

E.  March  al,  La  Sculpture  etc.,  Bruxelles 
1895  p.  366.  • 

Artsens,  I s a b e 1 1 a,  unbedeutende  Kupfer- 
stecherin zu  Antwerpen  um  1752.  Le  Blanc 
(Manuel)  führt  sie  unter  Aerts  auf.  ** 

Artuinus,  Meister,  französ.  Maler,  erhielt 
1391  Bezahlung  für  einen  Christophorus,  den 
er  über  der  Treppe  des  Hauses  der  Dombau- 
verwaltung zu  Pisa  gemalt  hatte. 

Urkunde  bei  C i a m p i,  Notizie  etc.  p.  118. 

H.  V. 

Arturius,  Maurermeister,  wird  1272  zusam- 
men mit  Guerrerius  und  Guilelmus  bei  einem 
Umbau  am  Palazzo  S.  Quirico  in  der  Capi- 
tanata  erwähnt. 

H.  W.  Schulz,  Denkm.  der  Kst.  in  Unter- 
italien I 256.  ** 

Artus.  Ein  vorübergehend  in  Antwerpen 
tätiger  Maler  dieses  Namens  wohnte  1616  bei 
Otto  Venius  und  mußte  der  Antwerpener  Lu- 
kasgilde 12  Gulden  Fremdensteuer  zahlen. 

Liggeren  I 519.  ** 

Artus,  französ.  Bildhauer  u.  Architekt  in 
Toulouse,  Schüler  von  Dominique  Bachelier, 
führte  1610 — 1612,  gemeinsam  mit  Guepin  le 
Tourangcau,  den  Triumphbogen  der  Kirche 
Saint-Etiennc,  sowie  die  plast.  Ausschmückung 
des  Palais  des  Präsidenten  Clary  aus.  Man 
verdankte  ihm  auch  das  Modell  einer  Altar- 
tafcl  in  der  Kirche  Saint-Nicolas. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  (t 
ä la  renaiss.  Lami. 

Artus,  Emile,  Schweizer  Porträt-Zeichner 
und  -Lithograph,  geb.  1823  in  Carouge,  Schü- 
ler von  Lugardon,  stellte  in  Genf  1891  aus. 

Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  H.  V. 

Artus,  Francois,  bekannter  Genfer  Por- 
trät-Maler und  -Lithograph,  geb.  1823,  Schü- 
ler von  Lugardon.  Einer  seiner  größten  Stiche 
stellt  das  Leichenbegängnis  des  Generals  Du- 
four  dar,  dessen  Porträt  A.  auch  litho- 
graphiert hat. 

P.  V e i 1 1 o n bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

Artus,  s.  auch  Arthus. 

Artusi,  D o m e n i c o,  Architekt  und  Deko- 
rationsmaler in  Parma,  geb.  7.  7.  1754,  f 18. 
3.  1830.  Ausgebildet  durch  E.  Petitot  an 


Artusi  — Artz 


der  Akademie  seiner  Vaterstadt,  errang  er 
sich  1778 — 80  mehrere  akademische  Preise, 
namentlich  durch  seinen  Entwurf  eines  „Ca- 
stello  d’Acqua“  (mit  Fontänenanlage).  1821 
wurde  er  selbst  an  Stelle  des  verstorbenen 
Donnino  Ferrari  zum  Akademieprofessor  er- 
nannt. — Als  Maler  schuf  er  (um  1798)  den 
ornamentalen  Teil  der  Freskodekorationen 
der  Cappella  dclla  B.  Vergine  di  Caravaggio 
in  S.  Vitale  zu  Parma  (die  figürlichen  Gri- 
saillen  von  Domenico  Muzzi  ausgeführt). 

Donati,  Nuova  Dcscriz.  di  Parma  (1824) 
p.  86.  — Scarabelli-Zunti,  Mscr.  in  der 
Bibi.  Palat.  zu  Parma.  St.  Lottici. 

Artusi,  Giovanni,  genannt  i 1 Piscina, 
Bildhauer  aus  Piscina  (Abruzzen),  tätig  in 
Rom.  1658  goß  er  zwei  bronzene  Leuchter 
für  die  päpstl.  Kapelle  in  S.  Maria  dcl  Po- 
polo,  sowie  1663 — 67  im  Aufträge  Papst  Ale- 
xanders VII.  nach  dem  Modell  Berninis  die 
Kathedra  des  hl.  Petrus  mit  den  vier  über- 
lebensgroßen Gestalten  der  lateinischen  Kir- 
chenlehrer für  S.  Peter  in  Rom.  Für  S.  Luca 
e Martino  machte  er  den  Guß  des  imposanten 
Bronzealtars,  für  den  Pietro  da  Cortona  die 
Zeichnung  und  Modelle  lieferte  und  außer- 
dem die  Kosten  der  Ausführung  trug. 

Titi,  Dcscrizione  ctc.  in  Roma  p.  15  u.  201. 
— B i n d i,  Art.  Abruzzesi  (1883)  p.  42.  — B e r - 
tolotti,  Art.  Bolognesi  etc.  in  Roma  (1885) 
p.  196.  — Erculci,  Catalogo  etc.  d'Intaglio 
(Roma  1885)  p.  102.  — Giorn.  d’Erudiz.  Artist. 
IV  193  ff..  257  ff.,  329  ff.,  353  ff.  R. 

Artusi,  N i c c o 1 ö,  römischer  Bildhauer  um 
1700,  arbeitete  eine  der  zahlreichen  Statuen 
für  den  Außenbau  von  St.  Peter. 

Titi,  Descrizione  dellc  pitture  ctc.  in  Roma. 
Ausg.  von  1763  p.  450.  H.  V. 

Artuso,  R a i tn  o n d o,  Bildschnitzer  u.  Do- 
minikanermönch in  Capua,  wo  er  1577  das 
Chorgestühl  für  S.  Domcnico  ausführte. 

Erculci,  Catalogo  etc.  d'intaglio  (Roma 
1885)  p.  98.  • 

Artuzzo,  s.  Arcuccio. 

Artveit,  Andries  van  (oft  Ertvelt), 
Sccmaler,  getauft  zu  Antwerpen  25.  3.  1590, 
Freimeister  das.  1609/10,  + 1652.  Manches 
spricht  dafür,  daß  er  sich  eine  Zcitlang  in 
Genua  aufhielt,  sicher  aber  war  er  seit  1630 
wieder  in  Antwerpen.  1632  malte  ihn  van 
Dyck  (Cal.  Augsburg)  in  lebensgroßer  Figur 
an  der  Staffelei  sitzend.  Das  von  Schelte  a 
Boiswert  nach  van  Dyck  gest.  Bildnis  A.s  ist 
nicht  nach  diesem  Porträt,  sondern  wohl  nach 
einer  Grisaille  van  Dycks. 

Gemälde  A.s  sind  selten,  wahrscheinlich, 
weil  sie  unter  fremden  Namen  gehen.  Unter 
öffentlichen  Galerien  besitzt  das  Hofmus.  zu 
Wien  eine  große  Marine  auf  Leinwand  mit 
vielen  Schiffen;  im  Vordergrund  liegt  Kriegs- 
gerät. Das  Sucrmondt-Mus.  zu  Aachen  be- 
sitzt ein  Scestiick  auf  Leinwand;  rechts  am 
Strande  ziehen  zwei  Matrosen  ein  Schiff  zu- 
rück, bcz.  A.  V.  A.  Das  Genter  Mus.  besitzt 
einen  Sturm,  worin  türkische  Schiffe  unter- 


gehen, auf  Leinwand,  datiert  1625.  In  Ant- 
werpener  Privatbcsitz  befanden  sich  vor  Jah- 
ren von  ihm:  Eine  von  Kriegsschiffen  be- 
schossene Festung,  die  in  Brand  geraten  ist; 
ferner  ein  Seegefecht  zwischen  Holländern 
und  Spaniern  und  eine  Ansicht  von  Antwer- 
pen, Zeichnung  in  Medaillon.  Schelte  a Bols- 
wert  hat  einen  Scesturm  mit  Schiffen  nach 
ihm  gestochen.  A.  hat  auch  selbst  ein  Blatt: 
Ansicht  der  zugefrorenen  Schelde  1621  ra- 
diert. Der  Maler  J.  van  Velsen  war  ein 
glücklicher  Nachahmer  des  Künstlers. 

Th.  v.  L e r i u s in  Meyers  Kstlerlex.  (mit 
älterer  Lit.).  — Van  den  Branden,  Geschic- 
denis  d.  Antw.  Schildersch.  650 — 660.  — Cat. 
d.  Mus.  de  Gand  (L.  Maeterlinck)  1905.  — No- 
tizen von  H.  Hymans. 

Artz,  David  Adolf  Constant,  be- 
kannter holländischer  Gcnremaler,  gcb.  im 
Haag  13.  12.  1&37,  f daselbst  8.  11.  1S90. 
Schüler  der  Amsterdamer  Akad.  unter  Roycr 
(zu  gleicher  Zeit  mit  Aug.  Al  lebe)  und  dort 
wesentlich  beeinflußt  von  seinem  älteren 
Freunde  Israels,  mit  dem  er  1859  nach  Zand- 
voort  zog.  Er  stellte  im  selben  Jahre  in 
Amsterdam  aus  und  weilte  1865  in  Zwceloo 
(Drenthe).  1866 — 1S74  mit  Unterbrechungen 
(Mai-Juni  1S69  Schottland,  November  1869 
Deutschland,  Juni  1870  England,  Januar  1872 
Italien)  arbeitete  er  in  Paris,  befreundet  mit 
Jacob  und  Matthys  Maris,  welch  letzterer 
sein  Porträt  malte  (Städt.  Mus.  im  Haag). 
Dann  dauernder  Aufenthalt  im  Haag.  Sein 
verhältnismäßig  enges  Darstellungsgcbiet  ist 
das  Leben  der  holl.  Fischer  am  Strande  oder 
in  ihren  bescheidenen  Wohnungen,  naive  fa- 
miliäre Szenen  mit  Wirklichkeitstypen,  in  alt- 
meisterlicher  Einfachheit  und  technischer  De- 
likatesse gemalt.  Auf  den  ersten  Blick  ähneln 
seine  Bilder  den  Arbeiten  Israels,  aber  sie 
unterscheiden  sich  doch  wesentlich  von  diesen 
durch  Klarheit,  Korrektheit  und  eine  Lcicht- 
verständlichkcit,  die  etwas  an  das  Prosaische 
streift.  Wenn  er  der  beste  Schüler  Israels 
genannt  wird,  so  ist  darunter  nicht  ein  regel- 
rechtes Schülerverhältnis  zu  verstehen,  son- 
dern ein  dauerndes  Freundesverhältnis,  in 
dem  er  als  jüngerer  von  dem  älteren  und  an 
Genie  ihm  überlegenen  Freunde  wertvolle 
Anregungen  erhielt,  ohne  seine  persönliche 
Kunstsprache  aufzugeben.  Er  zählte  als 
Künstler  weder  zu  den  älteren  noch  zu  den 
ganz  modernen,  aber  zu  den  qualitätvollsten 
holländischen  Künstlern,  die  für  den  Ruhm 
der  modernen  holländischen  Malerei  kräftig 
mitgewirkt  haben.  Der  lange  Pariser  Auf- 
enthalt hat  seine  holländische  Eigenart  wenig 
alteriert,  denn  auch  in  Paris  malte  er  seine 
holländischen  Fischerszenen,  und  nur  einige 
Genrestücke  ä la  Japonaise,  d.  h.  Pariserinnen 
in  japanischer  Drapierung  und  japanisch  aus- 
gestatteten  Interieurs,  zeigen  ihn  ergriffen  von 
der  damals  in  Paris  erwachenden  Vorliebe 


166 


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Arum  — Arvidson 


für  die  japanische  Kunst.  Auch  einige  vor- 
trefflich gemalte  Porträts  seiner  Angehörigen 
bedeuten  eine  Ausnahme  in  seiner  Tätigkeit, 
die  sonst  ganz  seinen  Fischerszenen  aus  Sche- 
veningen  oder  Katwyk  galten.  Bekannte  Bil- 
der derart  sind : Zondag  te  Scheveningen 
(Wien,  Weltausstellg.  1873)  ; Vryery  op  het 
duin  (Sammlung  A.  van  Naamcn  van  Eem- 
ues) ; Een  günstig  oogenblik  (Besitzer : Ba- 
ron Creutz,  Haag)  ; By  groot-ouders.  — Ein 
gerngesehener  Gast  war  er  auf  deutschen  Aus- 
stellungen wie  im  Salon  in  Paris.  Bilder  von 
ihm  im  Ryksmuseum  und  im  Städtischen  Mu- 
seum zu  Amsterdam,  in  Rotterdam  und  im 
Gemälde-Museum  im  Haag. 

R o o s e s,  Het  Schildcrbock  III  (Artikel  von 
Haaxtnan  jr.).  — G.  H.  Marius,  De  holl. 
Schilderkunst.  — Gram,  Onzc  Schildcrs  in 
Pulchri  Studio.  — Chronique  des  arts  1890,  279 
(Nekrolog).  — Mit  Notizen  von  J.  Veth  u. 
E.  ’tHooft.  F.  Decker. 

Arum,  P.  v a n,  hat  nach  Zeichnungen  von 
R.  J.  van  Arum  Holzschnitte  geliefert,  die 
bei  K.  Fuhri  um  die  Mitte  des  19.  Jahrh.  im 
Haag  gedruckt  sind.  £.  W.  Moes. 

Arum,  R.  J.  van,  war  ein  geschätzter  Holz- 
schneider im  Haag,  der  im  2.  Viertel  des  19. 
Jahrh.  gearbeitet  hat.  Eine  Folge  Witzblätter: 
„Karaktcr-Typen,  Twaalf  houtgravuren“  wur- 
de 1847  von  dem  Haager  Verleger  K.  Fuhri 
herausgegeben.  £.  w.  Moes. 

Arun,  V.,  engl.  (?)  Stecher  des  18.  Jahrh. 
Von  ihm  der  Stich : Morgan  Graves  of  Mick- 
leton,  ob.  1770.  fol. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  317.  •• 

Arundale,  Mrs.  F.,  Miniaturmalerin  in  Lon- 
don, stellte  1839 — 1862  eine  Reihe  von  Minia- 
turporträts in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  1905, 
I 70.  ** 

Arundale,  Francis,  engl.  Architekt  und 
Zeichner,  gcb.  zu  London  den  9.  8.  1807,  f zu 
Brighton  den  9.  9.  1S53,  lernte  bei  dem  Archi- 
tekten Pugin  (gotische  Richtung),  wo  er  7 
Jahre  blieb.  1831  ging  er  nach  Ägypten ; 
ferner  reiste  er  in  Palästina,  Italien,  Griechen- 
land, Sizilien  und  Frankreich,  überall  inter- 
essante Gegenden  und  Altertümer  abzeich- 
nend und  skizzierend.  Viele  Winter  brachte 
er  in  Rom  zu.  Er  war  nur  theoretisch  tätig 
und  veröffentlichte:  1.  The  edifices  of  A.  Pal- 
ladio.  London  (1832).  Fol.  — 2.  Illustrations 
of  Jerusalem  and  Mount  Sinai.  London  1837. 
4.  — 3.  F.  Arundale  und  J.  Bonomy,  The  Gal- 
lery of  antiquities  selcctcd  from  the  British 
Museum,  with  descriptions  by  S.  Birch.  Bloß 
der  1.  Teil  erschienen:  Egyptian  art,  mytho- 
logical  illustrations.  London  1842.  4.  — 
4.  Examples  and  designs  of  Vcrandahs  — 24 
PI.  London  1851.  4. 

Art-Journal  1854  p.  50.  — G r ä s s e,  Tresor 
de  livres  rares.  — Universal  Catalogue  of  books 
on  Art.  — Redgravt,  Dict.  — Graves, 
Royal  Acad.  Exh.  I 69.  — B i n y o n,  Catal.  of 
drawings  in  the  British  Mus.  ** 


Arundel,  Thomas,  Erzbischof  von  Can- 
terbury,  geb.  1353,  f 1413,  erwarb  sich  auch 
als  Architekt  Verdienste  durch  den  Wieder- 
aufbau des  bischöfl.  Palastes  in  Holborn.  Auch 
der  Palastbau  zu  York  und  der  Kuppelturm 
und  ein  Teil  des  Schiffes  der  Kathedrale  zu 
Canterbury  werden  mit  ihm  in  Verbindung 
gebracht. 

Redgrave,  Dict.  * • 

Axus,  Raoul  Joseph,  Militär-  u.  Schlach- 
tenmaler, geb.  in  Nimes  (Gard),  Schüler  der 
Ecole  des  beaux-arts  zu  Marseille,  lebt  in 
Paris,  stellte  im  Salon  fast  alljährlich  von 
1874—1905  aus.  Er  hat  mehrmals  Szenen 
aus  dem  Kriege  1870/71  (Salon  1875:  siege 
de  Paris)  und  aus  dem  Österreich.  Feldzug 
von  1859  (Salon  1887 : Solfcrino)  gemalt.  Für 
das  Stadthaus  zu  Alfortville  hat  er  1897  ein 
großes  dekoratives  Gemälde  geliefert  mit  der 
Ansicht  von  Alfortville,  von  den  Höhenzügen 
von  Charenton  aus  gesehen. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.  Suppl.  — 
Katal.  des  Salon.  H.  V. 

Arvano,  F c 1 i c e d’,  Holzschnitzer,  um  die 
Mitte  des  16.  Jahrh.  in  Neapel  tätig. 

Erculei,  Catalogo  etc.  d’Intaglio  (Roma 
1885)  p.  89.  • 

Arvay,  Siegraund,  Genremaler  in  Wien, 
stellte  in  der  Jahrcs-Ausstellung  im  Künst- 
lcrhaus  Wien  1880,  sowie  in  den  Wiener 
Jahrcs-Ausstellungen  1880  und  81  aus. 

Bötticher,  Malcrwerke  d.  19.  Jahrh. 

Arvesen,  Agnes,  geb.  Sandberg,  norweg. 
Malerin,  geb.  26.  9.  1881  in  Bergen,  aus- 
gebildet  in  Bergen  bei  dem  Maler  Asor  Han- 
sen um  1898,  in  Paris  bei  Colarossi  und  Chr. 
Krohg  (während  der  Winter  1900 — 01  und 
1901 — 02).  Sie  malte  Akt  und  Porträts.  Seit 
ihrer  Verheiratung  mit  dem  Violinisten  Arve 
Arvesen  Okt  1902  wohnt  sic  abwechselnd  in 
Göteborg  und  in  Christiania  und  beschäftigt 
sich  mit  ausgesuchtem  Geschmack  mit  der 
Herstellung  von  farbigen  künstler.  Photo- 
graphien. 1904  stellte  sie  in  Christiania  aus. 
Wohnt  seit  1905  in  Christiania. 

Eigene  Mitteilungen.  C.  W.  Schnitter. 

Arvidson,  Anders  Arvid,  schwed.  Ma- 
ler und  Kupferst.,  gcb.  zu  Landskrona  in 
Schonen,  f 1832,  studierte  zuerst  an  der 
Kunstakad.  zu  Kopenhagen,  später  wurde  er 
Westins  Schüler  in  Stockholm.  Er  wurde 
zweiter  Lehrer  an  der  Universität  Lund,  wo 
er  den  Landschafter  Stäck  unterrichtete.  Von 
seinen  Gemälden  (Porträts)  kennen  wir  kei- 
nes; als  Kupferstecher  hat  er  zwei  Bll.  hin- 
terlasscn:  1.  Jacob  Pontus  de  la  Gardie.  Nach 
Ehrenstrahl.  Mit  seinem  Namen  bezeichnet,  8. 
2.  Sandgatan  (die  Sandgasse)  in  Lund,  Fol. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Kpfstsamml.  d.  k.  Bibi, 
u.  d.  Nat.  Mus.  in  Stockholm.  — B o y e,  Malare- 
lcx.  — Mit  Notizen  von  /.  Kruse. 

Arvidson,  C h r i s t i n a,  sonst  unbekannte 
schwed.  (?)  Miniaturmalcrin,  signierte  eine 
Miniatur  auf  Pergament  (Schloßarchitektur 


167 


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Arvidsson  — Arzens 


mit  Figurcnstaflage),  die  1805  mit  der  Stock- 
holmer Sammlung  Hammer,  Ser.  VI  No.  1510, 
in  Köln  bei  Heberle  verkauft  wurde. 

Arvidsson,  T r u 1 s,  schwed.  Kupferst.,  geb. 
um  1660  in  Westervik,  in  der  Matrikel  der 
ostgotischen  Landsmannschaft  der  Universität 
Upsala  Troilius  Adsarant,  auf  einigen  seiner 
Stiche  Truls  Arnvidson  genannt.  A.  bezog 
1680  die  Universität  Upsala  u.  ward  Stecher 
am  antiquarischen  Archiv.  Die  neue  Blüte 
der  archäologischen  Studien  unter  Karl  XI. 
trug  zur  Belebung  der  Illustrations-  und  Kup- 
ferstecherkunst notwendig  bei,  und  A.  war 
einer  der  Schweden,  welche  die  Berufung 
ausländischer  Kräfte  überflüssig  machten,  in- 
dem er  selbst  mit  einem  Swidde  und  van 
Aveelcn  wetteifern  konnte.  Während  seines 
Aufenthaltes  zu  Upsala  ließ  ihn  örnhjelm, 
der  Übersetzer  von  des  Emanuel  Thesaurus 
Gothicarum  Longobardicarumquc  in  Italia  rc- 
rum  Epitomc,  die  Platten  dieses  Werkes  nach 
den  Originalen  kopieren.  A.  erhielt  ein  Sti- 
pendium, um  in  den  Niederlanden  zu  studie- 
ren, deren  Schule  man  auch  in  seinen  Wer- 
ken wiedererkennt.  Er  ging  nach  Leiden. 
Wie  lange  er  aber  im  Auslande  verweilte,  ist 
unbekannt;  man  weiß  nur,  daß  er  eine  Nonne 
entführte,  sie  heiratete  und  nach  Stockholm 
heimführtc,  wo  sie  aber  noch  in  demselben 
Jahre  starb.  Sein  Hauptwerk  sind  die  Illustr. 
zu  Peringskiölds  „Monumcnta  ullcrakcnsia  cum 
Upsalia“  Stockholm  1710.  1725  erschienen 

seine  Illustr.  zu  Peringskiölds  „Ättartal“.  In 
dem  erstgenannten  Werke  hatte  er  mit  schwar- 
zem Sammet  bedeckte  Kcnotaphc  darzustel- 
len. Nach  Rcmbrandts  Art  kreuzte  und  ver- 
vielfältigte er  die  Striche  und  brachte  so  ein 
Dunkel  heraus,  das  an  die  Wirkung  der 
Schwarzkunst  erinnert,  und  mit  dieser  ver- 
wechselt worden  ist 

Irrigerweise  gilt  1705  gewöhnlich  als  sein 
Todesjahr.  Man  kennt  Kupferstiche  von  ihm 
mit  der  Jahreszahl  1706.  Sivers  erzählt,  daß 
A.  in  dem  Jahre  nach  der  Pest  starb;  die 
Pest  wütete  aber  in  Stockholm  nicht  1704, 
sondern  sehr  stark  1710,  wonach  er  also  1711 
gest.  ist. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Kupferstichsammlung 
der  kgl.  Bibi.  u.  des  Nat  Mus.  in  Stockholm. 

Mit  Notizen  von  J.  Kruse. 

Arvien,  s.  Ar  bien. 

Arvier,  F r a n q o i s,  französ.  Maler  des 
17.  Jahrh.,  Mitarbeiter  des  Charles  Le  Brun 
u.  van  der  Mculen  in  der  kgl.  Gobelinsmanu- 
faktur. Führt  in  den  Taufakten  seiner  Toch- 
ter 16S7  den  Titel  „pcintre  du  Roy“.  Sonst 
nichts  bekannt. 

J a 1,  Dict.  crit.  1872.  H.  Slein. 

Arwyck,  Etienne  van,  Sohn  des  Cor- 
nclis,  Bildhauer,  aus  Utrecht  gebürtig,  wird 
Bürger  in  Antwerpen  1550. 

E.  de  Marchal,  I.a  sculpture  etc.  beige, 
1898,  p.  329.  •* 


Arx,  Gebrüder  von,  Schweizer  Lithogra- 
phenfirma, begründet  von  den  drei  Brüdern: 
Josef,  Urs  und  Franz  1841  in  Olten. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Arx,  Dicpold  von,  Baumeister  (?)  in 
Basel,  verfertigte  1511  den  geschickt  kon- 
struierten Dachreiter  des  neuerbauten  Rat- 
hauses daselbst. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Arx,  Heinrich  von,  Schweizer  Zeich- 
ner und  Maler  in  Olten,  geb.  12.  9.  1802  in 
Bern  (nach  Pater  A.  Schmid)  oder  in  Olten 
(nach  F.  Fiala),  t 30.  1.  1858  in  Bern,  widmete 
sich  hauptsächlich  der  Humoreske  und  Kari- 
katur und  war  für  mehrere  Berner  Zeitschrif- 
ten („Der  Guckkasten“,  Zeitschr.  f.  Witz, 
Laune  und  Satire  1840 — 1850,  „Neuer  Berner 
Kalender“  hcrausgegeben  von  Pfarrer  Bitzius 
1838 — 1842  u.  a.)  als  Illustrator  tätig.  Das 
Museum  zu  Solothurn  bewahrt  von  ihm  2 ko- 
lorierte Lithographien:  Junggesellen-Menagc 
im  Affenwald  und  Altjungfcrn-Menage  auf 
dem  Gyrizenmoos.  Ein  Porträt  des  Künstlers, 
gestochen  von  Hubert  Meyer  1851,  befindet 
sich  im  Besitz  der  Familie. 

M.  G i s i bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Aryen,  Meister,  kommt  1610  als  Maler  in 
I.eeuwarden  vor. 

K r a m m,  De  Levens  en  W.,  Aanhangsel. 

Aryens,  G h e e r t,  Maler,  wird  1533  in  der 
Antwerpcncr  St.  Lukasgildc  Freimeistcr. 

Liggeren  I 120.  *• 

Aryensz.,  E w o u t,  Maler  zu  Rotterdam, 
geb.  1591,  war  Zeuge  bei  einer  Not.  Akte  in 
Rotterdam  2.  7.  1635. 

Haverkorn  van  Rijsewijk. 

Aryensz.,  Jan,  Maler  und  Bürger  von 
Rotterdam,  war  Zeuge  vor  dem  Notar  J. 
Duyfhuyscn  jr.  21.  11.  1652. 

Haverkorn  van  Rijseu-ijk. 

Arysz.,  Willem,  Maler  in  Amsterdam,  der 
1555  und  1557  dort  als  an  der  Nieuwe  Zijds 
Achtcrburgwal  wohnend  erwähnt  wird. 

E.  W.  Moes. 

Arzaro,  s.  Arzere. 

Arzberger,  Christoph  Daniel,  Kupfer- 
stecher, geb.  zu  Kreglingen  1753,  Schüler  von 
W.  Bock,  tätig  in  Nürnberg,  dann  (um  1793) 
in  Erlangen,  arbeitete  für  den  Buchschmuck 
und  fertigte  Porträts,  darunter  sein  eigenes, 
von  Bock  1781  gezeichnetes  Medaillonbildnis. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze,  1824.  H.  V. 

Arze,  Joseph  de,  s.  Arce,  Jos. 

Arze,  Pedro  Josef  de,  Maler  in  Sevilla, 
geb.  1641,  lebte  noch  1691. 

Gest  oso,  Artif.  Scvill.  II  14.  M.  v.  D. 

Arzens,  Pierre,  Porträt-Maler  und  Zeich- 
ner in  Auteuil,  geb.  in  Montreal  (Audc), 
Schüler  von  E.  Leygue,  Boulangcr  und  J. 
Lefebre,  stellte  im  Pariser  Salon  1877  und 
1880  aus. 

Bell  ier- Auvray,  Dict.  gin.  Suppl. 

II.  V. 


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Arzenti  — Arzere 


Arzenti,  Bernardino  di  Giovanni 
d ’A  n t o n i o,  Maler  in  Mantua,  Schüler  des 
Andrea  Mantcgna,  berichtete  in  einem  vom 
S.  4.  1496  aus  Pavia  datierten  Briefe  an  die 
Marchesa  Isabella  d’Este,  daß  er  um  einer 
Eheirrung  seiner  treulosen  Gattin  willen  den 
Gonzaga-Hof  habe  verlassen  müssen.  Der 
Künstler  scheint  jedoch  späterhin  wieder  in 
Mantua  ansässig  gewesen  zu  sein,  da  er  1504 
unter  den  besoldeten  Hofmalern  der  Gonzaga 
aufgeführt  wird. 

Zani,  EncicJ.  II  216.  — Codde,  Mem. 
biogr.  — C.  d’Arco,  Arte  e Artefici  di  Mantova 
(1857)  I 45;  II  37  f.  * 

Arzere,  Battista  d a 1 1',  vielleicht  ein  Ver- 
wandter des  Stefano  dall’  Arzere,  mittelmäßi- 
ger Maler  des  16.  Jahrh. 

Pietrucci,  Biografia  etc.  — Moschin  i. 
Origine  e vicende  etc.  in  Padova  p.  79.  — Z a - 
notto,  Pittura  Veneziana  p.  78.  — Meyer, 
Kstlerlex.  R. 

Arzere,  Stefano  dall’,  Maler  in  Padua 
um  die  Mitte  des  16.  Jahrh.;  Geburts-  und 
Todesdaten  sind  uns  bisher  völlig  unbekannt 
geblieben.  Obwohl  der  Künstler  seine  Ge- 
mälde „Stephanus  patavinus“  zu  signieren 
liebte,  wissen  wir  nicht,  ob  er  in  der  Tat 
in  Padua  geboren  war.  Sein  Familienname 
dall’  Arzere  (nach  Scardcone  = ab  aggere) 
ist  augenscheinlich  hcrgeleitet  vom  „neuen  u. 
alten  Damm"  (contrada  delT  arzer  novo  e vec- 
chio)  im  Dorfe  Merlara  (Landsch.  Montagna- 
na),  wo  der  Künstler  Landbesitz  hatte,  wie  aus 
einer  vom  10.  5.  1564  datierten  und  auf  seinen 
Namen  lautenden  Einschätzungsurkunde  her- 
vorgeht. Wahrscheinlich  also  war  er  in  Mcr- 
lara  selbst  geboren  u.  siedelte  dann  erst  spä- 
terhin nach  Padua  über.  Hier  wohnte  er,  wie 
aus  einer  zweiten  Einschätzungsurkunde  (gleich 
der  ersten  im  Archivio  civico  zu  Padua)  von 
1562  hervorgeht,  in  einem  Hause  neben  der  Ca’ 
di  Dio  (Findelhaus).  Der  Anonymus  Morcl- 
lianus  bezeichnet  ihn  als  einen  Schüler  Ti- 
zians und  berichtet,  im  Hause  eines  M.  An- 
tonio Pasqualino  zu  Venedig  eine  große,  von 
unserem  Stefano  in  öl  gemalte  und  von  Ti- 
zian eigenhändig  vollendete  Darstellung  des 
hl.  Abendmahles  gesehen  zu  haben.  Gemein- 
sam mit  seinen  Mitschülern  Domcnico  Cam- 
pagnola  und  Gualtieri  war  Stefano  dall’  A. 
1539 — 40  mit  Malereien  in  der  Sala  dei  Gi- 
ganti  im  alten  Palazzo  der  Fürsten  von  Car- 
rara beschäftigt,  während  Meister  Tizian 
selbst  in  einem  anderen  Saale  desselben  Pa- 
lastes arbeitete.  Augenscheinlich  handelte  es 
sich  jedoch  bei  diesen  Arbeiten  der  drei  Schü- 
ler Tizians  nur  um  Restaurierungen  bezw. 
Erneuerungen  älterer  Malereien,  und  zwar 
sollen  diese  nach  Angabe  des  Anonymus  Mo- 
rellianus  in  Heroendarstellungcn  der  Trecen- 
tisten  Avanzi  und  Guariento  bestanden  haben; 
auch  die  an  jene  Arbeiten  der  Tizianschüler 
erinnernde  Gedächtnistafel  der  Sala  dei  Gi- 


ganti  berichtet  nur  über  eine  damalige  Restau- 
rierung. In  der  Tat  sieht  man  noch  jetzt  an 
einigen  Stellen  die  alten  Originalmalereien 
durchschimmem,  und  ein  Bildnis  des  Petrarca 
ist  fast  völlig  intakt  geblieben.  Leider  wur- 
den bei  einer  1612  wiederholten  Renovierung 
des  ganzen  Saales  jene  alten  Gemälde  — aus- 
genommen das  Petrarca-Porträt  — und  damit 
auch  die  Übermalungen  Campagnolas  und 
seiner  Gehilfen  völlig  vernichtet.  — 1549  hatte 
Stefano  im  Aufträge  der  Bruderschaft  von 
S.  Giacomo  e S.  Cristoforo  da  Ponte  Molin 
eine  kleine  Fahne  zu  bemalen,  wofür  ihm 
nach  Abschätzung  des  Werkes  von  seiten  der 
Maler  Domenico  Campagnola  und  Geronimo 
Cesaro  34  Goldscudi  ausgczahlt  wurden.  — 
1551  malte  er  an  der  äußeren  Apsismauer  der 
zur  Ca’  di  Dio  gehörenden  Kirche  ein  Fresko- 
bild, darstellend  die  Madonna  mit  dem  Christ- 
kinde und  den  Hl.  Antonius  und  Bemardinus, 
wofür  er  37  Goldscudi  als  Bezahlung  erhielt ; 
1596  wurde  dieses  Bild  dann  von  der  Mauer 
losgelöst  und  zum  Hochaltargemälde  der  Fin- 
delhauskirche erhoben,  um  hierauf  1784  bei 
Verlegung  des  Hospizes  in  das  eingegangene 
Kloster  S.  Giovanni  di  Verdara  dorthin  über- 
geführt zu  werden  und  schließlich  bei  der 
nochmaligen  Verlegung  des  Findelhospitals 
in  der  Kirche  Ognissanti  Aufstellung  zu  fin- 
den, wo  es  noch  jetzt  zu  sehen  ist.  Das 
prächtige  Gemälde  darf  als  eine  der  Haupt- 
arbeiten des  dall’  Arzere  betrachtet  werden, 
insbesondere  wegen  der  Kraft  seiner  zeich- 
nerischen Gesamtausführung  und  wegen  der 
charaktervollen  Schönheit  der  beiden  Hei- 
ligenköpfe. — Ein  Jahr  später  malte  der 
Künstler  in  der  Chiesa  dcl  Santo  für  den 
Preis  von  48  Dukaten  eine  Auferstehung  Chri- 
sti, die  gleichfalls  noch  heute  existiert  und 
in  ihrer  Komposition  an  Bellinis  und  Tizians 
Darstellungen  der  gleichen  Szene  erinnert.  — 
In  der  Eremitani-Kirchc  malte  Stefano  1560 
(nicht  1550,  wie  Portenari  und  Rossetti  irr- 
tümlicherweise die  zu  Füßen  der  unteren 
Figur  zur  Rechten  befindliche  Datierung  ge- 
lesen haben)  die  Gestalten  der  Propheten  Mo- 
ses und  Josua  und  der  Apostel  Petrus  und 
Paulus  auf  den  Rahmenleisten  des  Hoch- 
altaraufsatzes, reichfarbige  und  lebendig  be- 
wegte Figuren,  die  einen  Vergleich  mit 
ähnlichen  Schöpfungen  Tizians  mit  Ehren 
bestehen  können.  — 1568  verzichtete  der 
Künstler  laut  Angabe  des  Statuts  der  pa- 
duanischen  Malcrgcnossenschaft  auf  seinen 
Posten  als  „massaro“  dieser  Genossenschaft. 
— 1560  malte  er  gemeinsam  mit  Cam- 
pagnola (nach  einigen  Quellen  sogar  unter 
Mitwirkung  Tizians)  an  den  Oberwänden  des 
Orator  io  di  S.  Bovo  eine  Reihe  von  Fresko- 
darstellungen aus  dem  Leben  Christi,  und 
zwar  würde  auf  ihn  selbst  die  Bemalung  der 
drei  Wandfelder  zur  Linken  zurückzuführen 


i6g 


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Arzet  — Arzt 


sein.  Leider  wurden  diese  Fresken  von  un- 
erfahrenen Restauratoren  sämtlich  so  ent- 
stellt, daß  so  gut  wie  nichts  von  ihnen  übrig 
geblieben  ist.  — Endlich  galt  gleichfalls  noch 
als  Werk  des  Stefano  dalP  A.  ein  mit  1573 
datiertes  Bildnis  der  Maria  Mussato,  das  bis 
um  die  Mitte  des  19.  Jahrh.  die  Casa  Lazzara 
zu  Padua  schmückte.  Dieses  Porträt  würde 
also  die  letzte  sicher  datierte  Arbeit  des 
Künstlers  darstcllen,  wenn  man  wüßte,  wo- 
hin es  nach  der  Erbteilung  der  Lazzaraschcn 
Hinterlassenschaft  gekommen  sein  mag. 

Außer  den  bisher  aufgezählten  Werken  mit 
bekannter  Entstehungszeit  gibt  es  in  Padua 
noch  einige  weitere  Gemälde  Stefanos,  deren 
Ausführung  auf  den  oben  festgelcgten  Zeit- 
raum 1540—1675  zu  verteilen  wäre:  1)  In 
der  Servitenkirche  ein  jetzt  an  der  Orgelwand 
aufgehängtes  Altarbild,  darstellend  die  Ma- 
donna mit  dem  Christkinde  und  den  Hl.  Hie- 
ronymus und  Sebastian ; die  ehemalige  Sig- 
natur „Stephanus  Patavinus  f.“  ist  jetzt  nicht 
mehr  vorhanden.  — 2)  In  S.  Sofia  neben  dem 
Hochaltäre  ein  Ölgemälde,  darstellend  die 
Grablegung  Christi ; von  Rossetti  fälschlich 
dem  Marco  Basaiti  zugeschricben.  — 8)  Auf 
dem  Hochaltäre  der  Chiesa  del  Carmine  ein 
ursprünglich  für  den  Porticus  der  Casa  Sal- 
vazzi  (in  via  Patriarcato)  gemaltes,  im  Pest- 
jahre 157G  jedoch  in  die  genannte  Kirche 
iibergefiihrtes,  als  wundertätig  geltendes  Ma- 
donnenfresko, das  trotz  seiner  Übcrfirnißung 
und  partiellen  Übermalung  noch  heute  wahr- 
haft bewundernswert  erscheint  und  seinem 
Schöpfer  einen  Ehrenplatz  unter  den  Malern 
der  Tizian-Schule  sichert.  — 4)  Auf  dem 
Hochaltäre  der  kleinen  Kirche  des  Ospitale 
Civile  ein  dem  Meister  Stefano  zugeschric- 
benes  Madonnenbild-  — 5)  Im  Dom  die 
Halbfigur  der  Madonna  dei  Ciechi  auf  dem 
1.  Altäre  zur  Linken.  — 6)  An  der  Fas- 
sade des  ehemaligen  Palazzo  Papafava  (in 
via  Vcscovado)  zwischen  den  Fenstern  des 

1.  Stockwerkes  die  jetzt  völlig  zerstörten 
Kolossalfiguren  der  Wissenschaften  und  im 

2.  Stockwerke  einige  alttcstamcntliche  Histo- 
rienbilder, von  denen  gleichfalls  nur  wenige 
kaum  noch  erkennbare  Reste  übrig  geblieben 
sind.  — 7)  Im  Museo  Civico  ein  großes  Kreu- 
zigungsbild, signiert  STE.  P.  F.,  aus  der 
Kirche  S.  Giovanni  in  Verdara  stammend; 
sowie  ein  dem  Künstler  neuerdings  zuge- 
schriebencs,  früher  als  Werk  des  Domenico 
Campagnola  oder  des  Zelotti  geltendes  Altar- 
bild aus  der  Kirche  zu  Praglia,  darstellend 
den  Erlöser,  wie  er  dem  Apostel  Petrus  das 
Amt  der  Schlüssel  übergibt.  — Schließlich 
sind  noch  einige  heute  zerstörte  oder  zurzeit 
nicht  mehr  auffindbare  Werke  unseres  Künst- 
lers aufzuzählen:  1)  Aus  der  Chiesa  dei  Servi 
verschwunden  ein  Altarbild  mit  der  Madonna 
und  den  Hl.  Paulus,  Maria  Magdalena,  Ka- 


tharina etc.  — 2)  Aus  S.  Nicolö  verschwun- 
den ein  Altarbild  mit  dem  Martyrium  des  hl. 
Laurentius.  — 3)  Aus  S.  Maria  del  Parto 
(abgebrochen)  ein  Altarbild  mit  der  Madonna 
und  den  Hl.  Hieronymus  und  Christophorus.  — 
4)  Aus  S.  Cristoforo  a S.  Croce  (abgebrochen) 
ein  Altarbild  mit  der  Madonna  u.  den  Hl.  Chri- 
stophorus u.  Jacobus.  — 5)  Aus  der  Sakristei 
von  S.  Bcnedctto  Novello  (abgebrochen)  ein 
Deckenfresko  mit  Gott  Vater  in  der  Engel- 
glorie. — 6)  Aus  der  Taufkapelle  von  S. 
Michele  (abgebrochen)  eine  Freskodarstel- 
lung des  hl.  Hieronymus  in  der  Einöde.  — 
7)  Aus  der  Vorhalle  der  Bethlchemkircke 
(abgebrochen)  Frcskodarstcllungcn  Gott  Va- 
ters (über  dem  Portale),  Mariae  u.  des  Ver- 
kündigungscngels  (zu  beiden  Seiten  des  Por- 
tales), der  vier  Evangelisten  (im  Portalbogen), 
sowie  ein  angeblich  den  Lorenzino  dei  Medici 
darstellendes  Bildnisfresko  (an  der  unteren 
Wand  zur  Rechten).  — 8)  Vom  oberen  Stock- 
werke der  Scuola  dei  Colombini  (abgebrochen) 
ein  Abendmahlsfrcsko.  — 9)  Von  der  Fassade 
eines  in  der  Nähe  des  Hospitals  gelegenen 
Hauses  ein  dreifiguriges  Frcskogemälde  (ab- 
gekratzt). 

Brandolese,  Pitture  di  Padova.  — Ros- 
setti, Dcscr.  di  Padova,  der  für  die  Arbeiten 
im  palazzo  della  ragionc  „Aula  Zabarella  illustri- 
um  Patavinorum“  p.  175  zitiert.  — Scardeo- 
n i u s,  De  antiqua  urbe  Patav.,  Basilcac  1560  p. 
373.  — Moschini,  Deila  origine  e delle  vi- 
cende  della  Pittura  in  Padova  p.  77  etc.  — P or- 
te n a r i.  Della  Felicitä  di  Padova  p.  448.  — 
R i d o 1 f i,  Le  Maravigiic  etc.  1835  I 118.  — 
Pietrucci,  Biografia  degli  artisti  Padovani. 

— L a n z i,  Storia  pittorica  III  137.  — Za- 
notto,  Storia  della  Pittura  Veneziana  I 291. 

— Descrizione  della  chiesa  di  S.  Maria  del  Car- 

mine,  Padova  1793.  — M o r e 1 1 i,  Notizia 

d’opere  di  disegno,  ediz.  2,  p.  147.  — Rassegna 
d’Arte  1903  p.  159.  — Rassegna  bibliogr.  d.  Arte 
ital.  II  281  f.  — S.  de  Kunert,  Mcm.  stör, 
sulla  Casa  di  Dio  in  Padova  1898.  — Mos- 
ch e 1 1 i,  Per  un  antico  ritratto  del  Petrarca 
(in  „Padova  a Francesco  Petrarca  ncl  VI  cen- 
tenario  dalla  nascita“)  p.  8.  A.  Moschctti. 

Arzet,  A.,  wenig  bekannter  französ.  Zeich- 
ner ; nach  einem  von  ihm  gezeichneten  Stamm- 
baum der  Grafen  von  Montfort  hat  M.  We- 
ning  1075  einen  Stich  (Imp.  Fol.)  angefertigt. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Arzo,  Tommaso  d’,  s.  Maso  d’  Abru- 
gnano. 

Arzoni,  s.  Arciotii. 

Arzt,  Franz  Christoph  von,  Maler  in 
München  1090.  Für  2 lebensgroße  Bildnisse 
der  bayerischen  Kurprinzen  erhielt  er  150  Gul- 
den. 

L i p o w s k y,  Bayer.  Kstlerlex.  ** 

Arzt  (auch  Arztcr),  Georg,  Bildhauer 
in  Bozen  (1494 — 1520),  verfertigte  1517  den 
großen,  schönen,  gotischen  Hochaltar  für  die 
St.  Johanneskirche  zu  Vigo  im  Fassatale. 

Fr.  [nnerhofer. 


170 


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Arzt  — Asam 


Arzt,  Johann  Georg,  Ungar.  Maler,  geb. 
zu  Preßburg,  wurde  in  Pest  1768  als  Bürger 
registriert.  1772  heiratet  er,  dies  die  letzte 
Nachricht  K.  Lyka. 

Arzt  (Artzt),  Johann  Leonhard,  Stein- 
metzmeister zu  Frankfurt  a/M.,  errichtete  laut 
Inschrift  1781  den  Löwenbrunnen  in  der  Fahr- 
gasse daselbst.  Die  Bildhauerarbeit  daran  fer- 
tigte L.  Aufmuth.  Ferner  war  A.  1741  am 
neuen  Stiegenhaus  des  Römers  und  1753  am 
Bau  des  Darmstädter  Hofes  auf  der  Zeil  mit- 
beschäftigt. 

Die  Baudenkmäler  in  Frankfurt  a/M.  II  167, 
357,  358,  459.  H.  V. 

Arzt,  Karl,  ungar.  Maler,  Bruder  des 
Joh.  Georg  A.  Heiratet  1774.  K.  Lyka. 

Arzt,  s.  auch  Arzet. 

As,  s.  Asch. 

),  koreanischer  Prinz  aus 

dem  Lande  Kudara,  kommt  im  5.  Regierurgs- 
jahre  der  Kaiserin  Suiko  (597)  nach  Japan. 
Er  gilt  als  Maler  des  Bildes  des  Prinzen  Shö- 
toku  taishi  (573 — 622)  mit  den  Prinzen 
Yamashiro  no  Oe  und  Eguri,  früher  im  Tem- 
pel Höryüji,  Yamato,  jetzt  im  Besitz  des  kai- 
serl.  Haushaltes  in  Tökyö. 

Vgl.  die  Kritik  von  Kurokawa  Mayori,  Kokkwa 
H.  71,  S.  442.  — Ferner  Hist,  de  l'art  du  Japon, 
S.  55  u.  Tfl.  VII.  — Selected  relics  of  jap.  art 
VI  2.  — Kokkwa,  H.  147,  Tfl.  1.  O.  Kümmel. 

Asam,  aus  Pfalzen  im  Pustertale,  Bau- 
meister, baute  1525  die  schöne  Pfarrkirche 
zu  Percha  im  Pustertale.  Fr.  Innerhofer. 

Asam,  Cosmas  Damian,  Maler,  geb. 
28.  9.  1686  zu  Benediktbeuern,  f im  Kloster 
Weltenburg  11.  5.  1739.  5\  folgend.  Artikel. 

Asam,  E g i d Quirin,  Bildhauer  u.  Stuk- 
kateur, geh.  1.  9.  1692  zu  Tegernsee,  f in 
Mannheim  29.  4.  1750.  Meistens  zusammen 
mit  Cosmas  Damian  tätig.  In  Rom  ausge- 
bildct,  wo  Cosmas  unter  Giuseppe  Ghezzi 
(f  1721)  studierte;  seine  Vorbilder  waren 
vorzüglich  Pietro  da  Cortona  und  Domenico 
Zampieri.  Egid  stand  bei  dem  Bildhauer 
Faistenberger  in  München  in  der  Lehre  und 
geriet  in  Rom  unter  den  Einfluß  Bcrninis. 

Von  Rom  zurückkehrend,  arbeitet  Cosmas 
zunächst  gemeinsam  mit  seinem  Vater  Hans 
Georg  A.  Aus  dieser  Zeit  stammen  die  mei- 
sten seiner  Tafelbilder,  die  ausschließlich  re- 
ligiöse Motive  behandeln  und  den  Einfluß 
der  Freskotechnik  verraten.  Beispiele:  die 
Altarbilder  von  Harcnzhofen  (S.  Egid;  S. 
Michael;  Jesus,  Maria  und  Josef).  Beide 
Brüder  arbeiten  zuerst  gemeinsam  in  der 
Oberpfalz ; dort  ist  ihr  erstes  Werk  die  Aus- 
schmückung der  Tillykapcllc  bei  Freistadt 
(um  1710).  1715  zieren  sie  die  Kloster- 

kirche von  Ensdorf.  In  demselben  Jahre 
malt  Cosmas  die  Drcifaltigkeitskirche  in 
München  aus  (Deckenfresko:  Verherrlichung 
der  Trinität).  Gleichzeitig  entstehen  die  7 


Vorlagen  zu  Stichen  für  die  „Descriptio 
utriusque  fortunac  Maximiliani  Emanuelis“ 
und  ein  Altarbild  für  das  Kloster  zu  Metten. 
1716  Ausmalung  der  Kirche  in  Günching 
(Oberpfalz);  das  Hochaltarbild:  „Der  eng- 
lische Gruß“  ist  noch  erhalten.  1717  Aus- 
schmückung der  Klosterkirche  in  Michaelfeld 
durch  beide  Brüder.  1717 — 18  die  Fresken 
in  der  Mariahilfkirchc  zu  Amberg. 

In  diesen  frühen  Werken  tritt  wenig  Selb- 
ständigkeit zutage.  Die  Ausschmückung  der 
Klosterkirche  von  Aldersbach  (1720)  leitet 
die  2.  Periode  ihrer  Tätigkeit  ein  (1720 — 37), 
in  der  die  am  Münchener  Hofe  gepflegte  fran- 
zös.  Kunst  auf  Egid  einwirkte.  In  Weihen- 
stephan dekorierten  sic  im  gleichen  Jahr  die 
Kapelle  über  dem  Korbiniansbrunnen.  Im 
Kloster  Metten  malte  C.  um  1720  die  Fresken 
im  Presbyterium;  die  Kirche  des  Zistcrzicn- 
serklosters  Gotteszell,  deren  Ausschmückung 
ein  Werk  Egids  war,  ist  einem  Brande  zum 
Opfer  gefallen.  Von  1721  datiert  der  große 
Plafond  der  Schloßkapelle  (Martertod  des 
hl.  Maximilian)  und  das  Kuppelgemälde 
(Vulkan,  Waffen  schmiedend)  über  der 
Haupttreppe  in  Schlcißhcim.  Zur  Vermäh- 
lung des  Kurfürsten  Karl  Albrecht  mit  Maria 
Amalia  von  Österreich  fertigt  C.  1722  Deko- 
rationen, deren  Entwürfe  in  Radierungen  von 
J.  Mocrl  erhalten  sind. 

Zu  derselben  Zeit  baut  und  stukkiert  Egid 
die  Klosterkirche  zu  Rohr  bei  Abensberg. 
Das  Kloster  Weingarten  beruft  Cosmas  um 
1721  zur  Ausmalung  seiner  neuen  großen 
Kirche.  Nach  Vollendung  von  7 großen  Fres- 
ken (Gottcslamm  der  Offenbarung,  Pfingst- 
fest, Die  triumphierende  Kirche,  Himmelfahrt 
Mariae,  St.  Benedikt  in  der  Glorie,  Das  wun- 
dertätige Blut  Christi,  Die  anbetenden  Hir- 
ten) wird  C.  gemeinsam  mit  Egid  (1722  bis 
1723)  mit  der  künstlerischen  Ausstattung  der 
Kirche  St.  Jakob  in  Innsbruck  betraut. 

Der  Bischof  von  Freising  sichert  sich  1723 
ihre  Dienste  zur  vollständigen  inneren  Um- 
gestaltung des  Freisinger  Domes  (reiche 
Stuckdekoration;  5 große  Deckenfresken,  20 
kleinere  an  der  Emporenbrüstung).  1724 
schließen  sic  mit  dem  Abt  von  Einsicdeln  in 
der  Schweiz  den  Vertrag  über  Ausschmük- 
kung  der  dortigen  umgebauten  Kirche.  „Die 
Gesamtstimmung  des  Baues  ist  freier  und 
klarer  als  zu  Freising.“  Die  Ausführung  der 
Fresken  (die  Legende  von  der  Engelweihc 
[4  Fresken],  das  Abendmahl,  Weihnacht) 
und  der  umfangreichen  Stuckaturen  beschäf- 
tigte die  Brüder  bis  1726. 

Noch  im  gleichen  Jahre  nahm  C.  die  Fres- 
ken dogmatischen  Inhalts  in  der  hl.  Geist- 
kirche zu  München  in  Angriff,  bei  denen 
auch  Egid  als  Maler  sich  betätigte.  1727 
wird  C.  zur  Ausmalung  des  landschaftlichen 
Palais  (sog.  Landhaus)  nach  Innsbruck  be- 


Asam 


rufen.  Nach  Vollendung  des  großen  Freskos 
(Huldigung  der  Kreise  des  Landes)  malt  er 
in  Prag  den  äbtlichen  Speisesaal  im  Brezew- 
nower  Stift  und  den  Plafond  der  Kirche  auf 
dem  weißen  Berge.  Noch  1728  wird  er  vom 
Kurfürst  Karl  Philipp  von  der  Pfalz  mit  der 
Ausmalung  der  Decke  in  der  Schloßkapelle 
zu  Mannheim  beauftragt.  Im  nächsten  Jahre 
treffen  wir  beide  Brüder  mit  der  Ausschmük- 
kung  der  Pfarrkirche  St.  Anna  auf  dem 
Lehel  zu  München  beschäftigt;  C.  malt  das 
große  Fresko  „Aufnahme  der  Mutter  Anna 
in  den  Himmel"  und  das  Altarblatt  „Erzie- 
hung Mariae“.  E.  fertigt  den  Hochaltar  mit 
den  Statuen  des  Augustinus  und  Hieronymus. 
Inzwischen  hatte  der  Fürstbischof  von  Speyer 
Damian  Hugo  C.  zur  Dekoration  der  neuen 
Schloßkirche  in  Bruchsal  (Deckenfresko: 
Episoden  aus  der  Geschichte  der  „hh.  Cosmas 
und  Damian")  berufen.  In  seiner  Abwesen- 
heit scheint  E.  das  Kirchlein  der  beiden  Brü- 
der zu  Maria  Einsiedel  bei  Thalkirchen  un- 
weit München  vollendet  zu  haben. 

Von  Bruchsal  ging  C.  wieder  nach  Mann- 
heim, um  das  Treppenhaus  des  kurfürstlichen 
Schlosses  mit  mythologischen  Fresken  (Ur- 
teil des  Paris,  Athene  mit  den  Waffen  des 
jungen  Achilles,  Szene  aus  Virgils  Aeneis) 
auszumalcn.  Die  Decke  des  großen  Ritter- 
saales schmückte  er  mit  einer  Darstellung 
des  Olymp.  In  Anerkennung  seiner  Arbeit 
wurde  C.,  der  schon  kurbayerischer  Hofmaler 
und  bischöfl.  Freisingscher  Kammerdiener  und 
Hofmaler  war,  1782  zum  kurpfälzischen  Hof- 
kammerrat ernannt.  In  Ettlingen  in  Baden 
bemalte  er  1732  in  der  Aula  des  Schlosses  die 
Wände  mit  einer  Scheinarchitektur  und  le- 
bensgroßen Allegorien.  Dann  kehrte  er  nach 
Bayern  zurück,  um  alsbald  zusammen  mit 
seinem  Bruder,  der  inzwischen  den  Hochaltar 
für  St.  Peter  in  München  („Stuhl  Petri  mit 
zwei  Kindein“)  verfertigt  hatte,  vom  Abt  von 
St.  Emmeram  in  Regensburg  die  völlige  Um- 
gestaltung der  dortigen  Stiftskirche  übertra- 
gen zu  erhalten;  die  dekorative  Ausstattung 
der  Langhauswändc  besteht  in  10  überlebens- 
großen Figuren  u.  cbcnsoviclen  Stuckrahmen 
mit  Fresken.  Das  Hauptfresko  behandelt  das 
Martyrium  des  hl.  Emmeram.  1733  war  diese 
umfangreiche  Arbeit  vollendet.  Gleichzeitig 
zierten  sie  die  Kirche  des  Damenstifts  in 
Osterhofen  aus,  deren  Fresken  — Schein- 
architcktur  mit  Engeln  und  Heiligen  in  den 
Wolken  und  Einzclszencn  aus  dem  Leben  des 
hl.  Norbert  — nach  Halm  Cosmas’  bestes 
Werk  sind.  Nicht  minder  glücklich  im  Auf- 
bau wie  in  der  plastischen  Durchführung  sind 
E.s  reiche  Altäre;  in  den  dekorativen  For- 
men nähert  er  sich  ganz  dem  Rokoko.  Es 
folgte  die  Ausstattung  der  Kirchen  der  Sale- 
sianerinnen  und  des  St.  Anna- Damenstiftes  in 
München.  Damals  waren  die  Brüder  schon 


für  die  Klosterkirche  zu  Fürstcnfcld  tätig,  wo 
Egid  auch  als  Maler  arbeitete.  Das  perspek- 
tivische Meisterstück  Cosmas’  ist  die  Decke 
des  Kongregationssaales  zu  Ingolstadt  (Alle- 
gorische Darstellung:  Ausbreitung  des  Chri- 
stentums über  die  ganze  Welt).  In  Straubing 
wurde  den  Brüdern  die  Innendekoration  der 
Kirche  des  Ursulincrinnenklosters  übertragen; 
das  Kuppelfresko  stellt  dar  die  hl.  Ursula  in 
der  Glorie  und  die  4 Weltteile.  Um  diese 
Zeit  entwarf  Egid  auch  die  Altäre  der  Pfarr- 
kirche zu  Sandizell,  deren  ornamentale  De- 
tails in  ausgesprochenen  Rokokoformen  ge- 
halten sind;  den  Hochaltar  führte  er  selbst 
aus. 

C.s  letztes  Fresko-Werk  ist  die  Ausmalung 
der  Klosterkirche  zu  Weltenburg,  die  nach 
seinen  Plänen  erbaut  und  von  Egid  stukkiert 
wurde.  In  der  großen  Darstellung  der  ec- 
clcsia  triumphans  bewährt  er  noch  einmal 
seine  alte  Meisterschaft  in  perspektivischer 
Zeichnung  und  lebendiger  Komposition.  Der 
Hochaltar  mit  der  eleganten  Stukkogruppe 
des  hl.  Georg  und  den  Figuren  der  Heiligen 
Martin  und  Maurus  ist  eines  der  besten  pla- 
stischen Werke  Egids.  Cosmas’  letztes  Tafcl- 
gemälde  ist  das  Bild  Thassilos  im  dortigen 
Presbyterium.  In  die  Jahre  1733 — 35  fällt 
der  Bau  der  St.  Johanniskirchc  in  München, 
dessen  Leitung  in  Egids  Händen  lag.  C.s 
Fresken  aus  dem  Leben  des  hl.  Nepomuk 
treten  gegenüber  den  plast  Werken  seines 
Bruders  bedeutend  zurück.  Im  reinsten  Ro- 
koko gehalten  ist  die  dekorative  Ausstattung 
dieses  Kirchleins  das  Meisterstück  Egids, 
der  in  einer  scheinbar  freischwebenden  Gruppe 
der  Dreifaltigkeit  seine  vollendetste  Arbeit 
geschaffen  hat.  Die  reiche  Fassade  (1735) 
ist  im  Zusammenhang  mit  dem  angebauten 
reizvollen  Wohnhaus  Egids  entworfen.  Die 
Kirche  wurde  1740  vollendet.  Egids  Tätig- 
keit in  Mannheim,  wo  er  starb,  scheint  un- 
bedeutend gewesen  zu  sein. 

Den  Brüdern  Asam  werden  noch  folgende 
Kirchenausstattungen  zugeschrieben : In  Pfaf- 
fenhofen die  Franziskaner-,  die  Engel-  und 
Seelenkirche;  in  Regensburg  die  Jcsuitcnkir- 
che  St.  Paul  und  die  Augustinerkirche;  bei 
Schwäbisch-Gmünd  die  Kirche  auf  dem  Bcrn- 
hardusberg;  in  Pföring  bei  Regensburg  die 
Pfarrkirche.  Außerdem  Schloß  Lichtenberg 
und  Hohenwart  in  Schwaben. 

Ein  Verzeichnis  der  Radierungen  der  bei- 
den A.  hat  W.  Schmidt  in  Meyers  Kstler- 
lex.  gegeben.  Der  „kurbayr.  Hofmaler  Cos- 
mas Damian  Assaut“,  der  nach  Lutsch  (Denk- 
mäler Schlesiens  V 518)  die  Deckenmalereien 
in  der  Klosterkirche  in  Wahlstatt  in  Schlesien 
ausführte,  ist  wohl  zweifellos  mit  Cosmas 
Damian  Asam  identisch. 

Näheres  sowie  ein  Verzeichnis  der  Tafelbilder 
C.s  bei  P h.  Halm:  Die  Künstlerfamilie  der 
Asam.  München  1896.  O.  IVeigtnann . 


172 


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Asam  — Asato 


Asam,  Engclbrccht,  Mönch  im  Kloster 
Förstenfeid  bei  München,  Bruder  des  Cos- 
mas  Damian,  wird  auch  als  Maler  genannt 

Nagler,  Handschriftl.  Nachr.  •• 

Asam,  Franz  Erasmus,  Maler,  ein 
Sohn  von  Cosmas  Damian,  geb.  1720  zu  Mün- 
chen, tätig  an  verschiedenen  Höfen,  später 
besonders  in  Bamberg.  Von  ihm  ein  unbe- 
deutendes Fresko:  Christus  als  Richter,  in 
der  Vorhalle  der  Klosterkirche  in  Weltenburg. 
Halm  nennt  als  erhaltene  Werke : 1.  Die  FuB- 
waschung  und  der  St.  Johann  in  der  St.  Jo- 
hanniskirche zu  München.  (Nach  Westen- 
rieder ist  auch  das  darunter  befindliche  Bild: 
Johann  Nepomuk  im  Kerker,  von  ihm.) 
2.  Ein  Brustbild  des  hl.  Bruno.  3.  Der 
hl.  Schutzengel:  Osterhofen.  Nach  Jäck,  Pan- 
theon der  Literaten  und  Künstler  Bambergs, 
soll  nur  ein  kräftiges  Kolorit,  nicht  seine 
Zeichnung  und  Komposition  lobenswert  ge- 
wesen sein.  Er  starb  in  ärmlichen  Verhält- 
nissen 1796  unweit  Morgenthal  an  der  Jaxt. 

Meyc r,  Kstlerlcx.  — Halm,  Kstlerfam.  der 
Asam,  München  1896.  ** 

Asam,  Hans,  Tapissier  im  Dienste  des 
österr.  Kaiserhauses,  wird  1560  zuerst  er- 
wähnt, erhält  1565  und  1566  Bezahlung  für 
2 „daghimbln“  und  sonstige  Arbeiten  und 
wird  1575  zum  Obertapissier  ernannt. 

Jahrb.  d.  ksthist.  Sainml.  d.  österr.  Kaiserh. 
V Reg.  No.  4390;  VII  Reg.  No.  5004,  5333; 
XI  No.  6508.  •• 

Asam,  Hans  Georg,  Maler,  geb.  um  1649 
zu  Rott  (bei  Wessobrunn?),  f im  März  1711, 
Vater  der  Malcrbrüdcr  Cosmas  Damian  und 
Egid  Quirin  A.  (Die  Angabe  des  tirol.  Kst- 
lerlex.  S.  17,  welches  einen  angeblich  „zu 
Gröden  oder  Enncberg“  gebürtigen  Georg 
A.  mit  diesem  bayerischen  Künstler  gleich- 
stcllt,  ist  irrig.)  Über  seine  Lehrzeit  ist  nichts 
bekannt.  Seit  1683  ist  er  in  Bayern  als  Fres- 
komalcr  und  Stukkator  tätig;  er  malte  1683 
— 86  Fresken  in  der  Klosterkirche  Benedikt- 
beuern (Szenen  aus  dem  Leben  Christi, 
Pfingstfest,  jüngstes  Gericht),  1688 — 94  in  der 
Klosterkirche  zu  Tegernsee  (Szenen  aus  dem 
Leben  Christi,  Allerheiligen).  Dazwischen 
lieferte  er  1692  den  Freskenschmuck  des  Klo- 
sters Fürstenfeld  und  für  St.  Egid  zu  Gmund 
gemalte  „Fensterrundcln“.  In  den  Jahren 
1700 — 1707  schmückte  er  das  1699  von  Ferdi- 
nand Lorenz  Grafen  Tilly  neuerbaute  Schloß 
Helfenberg  in  der  Oberpfalz  mit  Fresken 
biblischen,  geschichtlichen  und  mythologischen 
Inhaltes.  Von  allen  diesen  Werken  sind  nur 
jene  zu  Benediktbeuern  und  Tegernsee  er- 
halten. A.  malte  weiter  Tafelbilder  für  die 
Kirchen  zu  Egern  (hl.  Lorenz,  1690),  St. 
Egid  zu  Gmund  (hl.  Egid,  1692,  hl.  Nikolaus 
und  Johannes  d.  T.,  1695),  Harenzhofen  in 
der  Oberpfalz  (hl.  Egid.  hl.  Michael,  hl.  Fa- 
milie), Lcngcnfcld  bei  Wclburg  (St.  Martin, 
1703),  Sulzbach  (Himmelfahrt  Mariä).  Hans 


Georg  A.  wurde  am  7.  3.  1711  zu  Sulzbach 
begraben.  — A.s  Werke  folgen  der  italien. 
Barockkirchenmalerei  im  Stile  Pozzos:  sie 
zeigen  figurenreiche  Komposition  von  vorwie- 
gend dekorativer  Wirkung  mit  pompösen  Ar- 
chitekturen und  kühn  verkürzten  Gestalten; 
kecke,  oft  übertriebene  Untersicht,  gewandte, 
aber  vielfach  nachlässige  Zeichnung,  lebhaftes, 
nicht  durchaus  harmonisches  Kolorit.  Doch 
zeigt  sich  in  dem  späteren  Werke  zu  Tegern- 
see eine  Mäßigung  und  Abklärung.  Auch  die 
Tafelbilder  sind  von  wesentlich  dekorativer 
Art.  Während  seine  Söhne  sich  in  heimi- 
scher Umbildung  des  fremden  Musters  zu 
einem  selbständigeren  Stil  durcharbeiteten, 
blieb  Hans  Georg  im  ganzen  bei  der  Nach- 
ahmung der  Italiener  stehen. 

Halm,  Die  Künstlerfamilie  der  Asam.  Mün- 
chen 1896.  H.  Hammer. 

Asam,  Johann,  Zeichner,  zu  Augsburg  um 
1710  tätig.  Nach  ihm  gestochen:  1.  Feuerwerk 
zu  Augsburg  zu  Ehren  Kaiser  Karls  VI.  Das 
Brustbild  desselben  in  Medaillon  mitten  darin. 
Johann  Asam  del.  Heinrich  Jonas  Ostertag 
sculp.,  gr.  Fol.  2.  Ludovicus  Pius  Imp.  Adal- 
berto  Comiti  Fundatori  Diploma  pro  Caenobio 
Lindaviensi  concedit  Joh.  Asam  delin.  Elias 
Schaffhauser  Sculp.  Aug.  Vind.  kl.  Fol.  Titel- 
bl.  zu  M.  Rasslers  Vindicatio  contra  Vindicas 
etc.  Campidonae  1711  (2.  Aufl.  1714  mit  dem- 
selben Bl.). 

Meyer,  Kstlerlcx.  ** 

Asanall,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona. 
Im  Innungsarchiv  zu  Barcelona  eine  Zeich- 
nung von  ihm  zu  einem  Medaillon  aus  dem 
Jahre  1535.  (Reproduziert  bei  Davillier,  re- 
cherches  sur  l’orfevrerie  en  Espagnc.  Paris 
1879.) 

Viila za,  Adic.  II  37.  M.  v.  B. 

Asaro,  Pietro,  genannt  i 1 M o n o c o 1 o, 
sizilian.  Maler  in  Racalmuto  (Prov.  Girgenti), 
geb.  10.  6.  1597,  f 11.  6.  1647,  vielleicht  Schü- 
ler des  Zoppo  di  Gangi.  Von  seinen  zahl- 
reichen Werken  befinden  sich  einige  in  Racal- 
muto. 

A m i c o,  Diz.  topogr.  della  Sicilia  tradotto 
ed  annotato  da  Giov.  Di  Marzo,  Palermo  1856 
II  395.  E.  Mauceri. 

Asarta,  Inocente,  span.  Maler  des  19. 
Jahrh.,  geb.  zu  Gastiani  (bei  Pamplona), 
Schüler  von  Jules  Lefebvre  und  von  Tony 
Robert  Fleury  in  Paris,  hat  seine  Werke  seit 
etwa  zehn  Jahren  sowohl  in  den  Pariser  Sa- 
lons (1895,  1896),  als  auch  auf  Madrider  Aus- 
stellungen gezeigt.  Wir  nennen  darunter:  Die 
Mahlzeit  der  Schäfer;  Bäuerin  aus  den  Pyre- 
näen ; Das  kantabrische  Meer ; Ulysses  und 
die  Sirenen ; Eine  Idylle  an  der  Küste ; Das 
Fischerhaus;  Die  Andorra-Berge;  außerdem 
verschiedene  Porträts.  P.  Lafond. 

Asato,  Nicolö,  Bildhauer  in  Abruzzo  um 
1295. 

F a 1 c o n i,  Historia  Marsorum  p.  176—206. 

H.  V. 


173 


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Asbert  — Ascani 


Asbert,  Berengario,  Maler  in  Barce- 
lona, 1389  unter  den  Waffenfähigen  des  Quar- 
tiers dcl  Mar  genannt. 

Vifiaza,  Adic.  I 21.  M.  v.  B. 

Asbestus  von  Syrakus,  byzantin.  Maler,  9. 
Jahrh.  Verfertigte  nach  literarischen  Berich- 
ten Karikaturen  auf  den  Patriarchen  Ignatios. 

F.  W.  Unger,  Quellen  zur  byzantinischen 
Kunstgeschichte  S.  52.  Swarscnski. 

Asbjörnsen,  S i g v a 1 d,  norweg.-amerikan. 
Bildhauer,  gcb.  19.  10.  1867,  studierte  in  Chri- 
stiania  unter  B.  Bergslien  und  M.  Skcibrok 
und  stellte  1884 — 1891  in  Christiania  aus. 
Kurz  darauf  wanderte  er  nach  Amerika  aus 
und  ließ  sich  in  Chicago  nieder.  Zu  seinen 
bedeutendsten  Werken  gehören  die  Leif  Eric- 
son-Statuc  im  Humboldt-Park  in  Chicago,  die 
Louis  Jolict-Statue  in  Joliet  (Illinois),  „Die 
Verteidigung  der  Fahne“  in  Decatur  (Illinois) 
und  die  Büste  des  Professors  H.  H.  Boyescn. 

Edmund  von  Mach. 

Ascani,  Bildhauer  des  18.  Jahrh.  aus  S.'  Ip- 
polito,  schuf  in  der  Chicsa  Metropolitana  zu 
Fermo  den  prächtigen  Hochaltar,  den  Altäre 
del  Suffragio,  die  Balustrade  u.  a.  m.  Der 
Vorname  dieses  Mitgliedes  der  Künstlerfamilie 
Ascani  ist  leider  nicht  zu  ermitteln. 

R a f f a e 1 i,  Guida  art.  di  Fermo.  E.  Scatassa. 

Ascani,  A g o s t i n o,  Marmorbildhauer  des 
18.  Jahrh.  in  S.  Ippolito,  Vater  des  Fran- 
cesco Mario  A.,  mit  dem  er  mehrfach  ge- 
meinschaftlich tätig  gewesen  zu  sein  scheint. 
Arbeiten  von  seiner  Hand  sind  nicht  nach- 
weisbar 

Vcrnarucci,  Di  S.  Ippolito  e d.  scalpell. 
del  Luogo,  Fossombronc  1900.  E.  Scatassa. 

Ascani,  A s c a n i o,  Marmorbildhauer  des 
17.  Jahrh.  in  S.  Ippolito,  der  gemeinsam  mit 
seinen  Verwandten  vielfach  in  den  Städten 
der  Marken  tätig  gewesen  ist.  Arbeiten  von 
seiner  Hand  sind  nicht  nachweisbar. 

Vernarucci,  Di  S.  Ippolito  e d.  scalpell. 
del  Luogo,  Fossombronc  1900.  E.  Scatassa. 

Ascani,  Francesco,  Bildhauer  aus  S. 
Ippolito,  wo  er  1798  Vorsteher  der  Stadt- 
gemeinde war.  Seine  Arbeiten  sind  schwer 
von  denjenigen  seiner  Zeit-  und  Familien- 
genossen zu  unterscheiden.  Einige  sichere 
Werke  von  seiner  Hand  besitzt  die  1802  er- 
baute Kirche  S.  Agostino  zu  Fossombrone  in 
ihrem  mit  trefflichen  Marmorintarsien  ge- 
schmückten Hochaltäre  und  in  ihrer  ele- 
ganten Tribuna,  deren  8 Tragsäulen  mit  si- 
zilianischem  Jaspis  bekleidet  und  von  ge- 
schmackvoll geschnitzten  Holzkapitellen  von 
der  Hand  des  Ghinelli  da  Sassoferrato  be- 
krönt sind.  Der  nicht  minder  prächtig  ge- 
zeichnete und  ausgeführtc,  von  den  Grafen 
Batclli  gestiftete  Altar  des  hl.  Nicola  da  To- 
lentino  in  derselben  Kirche  zu  Fossombronc 
ist  ebenfalls  als  Arbeit  des  Francesco  A.  zu 
betrachten. 

Vernarucci,  Di  S.  Ippolito  c d.  scalpell. 
dcl  Luogo,  Fossombrone  1900.  E.  Scatassa. 


Ascani,  Francesco  Mario,  Bildhauer 
des  18.  Jahrh.  in  S.  Ippolito,  Sohn  des  Ago- 
stino A.  Seine  Signatur  las  ich  auf  einem 
prächtigen  Altardossale  in  der  jetzt  leider 
abgebrochenen  Kirche  zu  Isola  dcl  Piano. 
Dieses  äußerst  geschmackvoll  ausgeführte 
Schnitzwerk  zeigte  sich  dem  Dossalc  der  Ur- 
binaten  Ambrosi  und  Armcllini  im  Oratorio 
dclla  Morte  zu  Urbino  so  nahe  verwandt,  daß 
es  meiner  Ansicht  nach  dem  Francesco  Mario 
Ascani  als  direktes  Vorbild  gedient  haben 
muß. 

Vernarucci,  Di  S.  Ippolito  e d.  scalpell. 
del  Luogo,  Fossombrone  1900.  E.  Scatassa. 

Ascani,  Giovanni  Andrea  d.  A.,  Bild- 
hauer aus  S.  Ippolito;  arbeitete  1676  an  einer 
Cantoria  (Musikantentribünc)  für  die  Com- 
pagnia  dclla  Grotta  zu  Urbino.  Dieser  Künst- 
ler ist  nicht  zu  identifizieren  mit  dem  von 
Vernarucci  (a.  a.  O.)  zitierten  jüngeren  Bild- 
hauer gleichen  Namens. 

Le  Marche  IV  226.  — Rassegna  Bibliograf, 
d.  arte  ital.  VIII  203.  E.  Scatassa. 

Ascani,  Giovanni  Andrea  d.  J.,  Bild- 
hauer aus  S.  Ippolito;  schuf  1775  aus  einer 
Nachlaßstiftung  des  P.  Giacinto  Fedeli  (t 
1727)  den  eleganten,  aus  verschiedenfarbigen 
Marmorsorten  zusammengesetzten  Barock- 
altar für  die  Reliquien  des  S.  Filippo  in  der 
Kirche  dieses  Heiligen  zu  Ripatransone. 

Rass.  Bibi.  d.  arte  ital.  IX  70.  E.  Scatassa. 

Ascani,  Giuseppe,  Marmorbildhauer  des 
18. ( ?)  Jahrh.  in  S.  Ippolito,  der  gleich  so  vie- 
len anderen  Mitgliedern  der  Künstlerfamilie 
Ascani  in  Urbino,  Loreto,  Ascoli-Piceno  und 
anderwärts  zahlreiche  Bildhauerarbeiten  aus- 
geführt hat,  ohne  daß  sich  bisher  bestimmte 
Werke  von  seiner  Hand  hätten  nachweisen 
lassen. 

Vernarucci,  Di  S.  Ippolito  e d.  scalpell. 
del  Luogo.  Fossombrone  1900.  E.  Scatassa. 

Ascani,  P e 1 1 e g r i n o,  Maler,  Kupferste- 
cher und  Medailleur,  Bruder  des  Simone  A., 
in  Carpi  und  Modena  tätig,  um  1676,  f 1714. 
Namentlich  als  Maler  von  Blumenstücken  sehr 
beliebt,  soll  er  außerdem  verschiedenen  Me- 
dailleuren seiner  Zeit  Entwürfe  zu  Schau- 
münzen geliefert  haben. 

Z a n i,  Encicl.  II  216.  — B o n i,  Biogr.  d.  Ar- 
tisti.  — L a n z i,  Stör.  pitt.  III  372.  — R o s i n i, 
Stör.  d.  Pitt.  ital.  — F o r r e r,  Dict.  of  Medal- 
lists.  — Atti  e Mem.  etc.  per  l'Emilia,  ser.  II, 
vol.  VII,  parte  II,  p.  69  ff.  F.  Malagussi-Valeri. 

Ascani,  Simone.  Maler  in  Modena  um 
1700,  Bruder  des  Pcllcgrino,  nach  Zani,  Enc. 
II.  •* 

Ascani,  T r a j a n o,  Bildhauer  aus  S.  Ippo- 
lito, zum  ersten  Male  erwähnt  1659  als 
Schöpfer  eines  prächtig  ornamentierten  Altar- 
aufsatzes in  der  Kirche  S.  Gherardo  zu  Ser- 
radeconti,  gestiftet  vom  apostolischen  Proto- 
notar  Franc.  Maria  Honorati.  Die  meisten 
Arbeiten  von  der  Hand  dieses  Künstlers  be- 
finden sich  in  Faenza:  so  in  der  Kirche  S. 


174 


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Ascanio  — Aschehoug 


Benedetto  die  von  der  Familie  Ambrosi  ge- 
stiftete Altardekoration  der  Cappella  di  S. 
Ambrogio  von  1683;  in  der  Chiesa  del  Gon- 
falone  der  Madonnenaltar  von  1681 ; in  der 
Chiesa  dei  Convcntuali  die  Altardekoration 
der  Cappella  di  S.  Antonio.  1687  war  Tra- 
jano  A.  wieder  in  S.  Ippolito  ansässig,  und 
1695  wird  er  als  bereits  verstorben  erwähnt. 

Ricci,  Mem.  stör,  di  Ancona.  — G u a 1 a n - 
d i,  Memorie  V 84.  — Vernarucci,  Di  S.  Ip- 
polito c d.  scalpell.  del  Luogo,  Fossombronc  1900. 
— Nuova  Rivista  Miscna  1894  p.  102. 

E.  Scatassa. 

Ascanio,  Maler  in  Bologna  1532 — 1628,  nur 
von  Zani,  Enc.  met.  II  216  ohne  nähere  An- 
gaben erwähnt.  ** 

Ascanio  C o r t e s e,  Miniator  des  17.  Jahrh., 
tätig  in  Rom.  Sein  Name  findet  sich  bei  den 
Unterzeichnern  eines  Bittgesuchs  an  den 
Papst  1615. 

A.  Bcrtolotti,  Artisti  Bolognesi,  Ferraresi 
etc.  a Roma  (Bologna  1885)  p.  157.  P.  d'Ancona. 

Ascanio  da  Cortona,  Ornamentbild- 
hauer, nach  Zani  1475  in  Cortona  tätig. 

Zani,  Encicl.  VII  69.  * 

Ascanio  da  Cortona,  umbrischer  Bild- 
hauer, inschriftlich  beglaubigt  als  Schöpfer 
eines  1602  vollendeten  Weihwasserbeckens  in 
der  Kirche  Madonna  dell’  Olivo  bei  Passig- 
nano. 

Guardabassi,  Indice  Guida  etc.  nell’  Um- 
bria  p.  164.  A.  Dellucci. 

Ascanio  di  Giovanni,  s.  Mari,  Asc. 

Ascanio  Guidoni  (di  Guidone),  Maler 
in  Urbino,  wo  er  zu  Anfang  des  16.  Jahrh. 
namentlich  seiner  trefflichen  Majolikaarbeiten 
wegen  gerühmt  wird. 

Pungileoni,  Le  Majoliche  di  Urbino  (1870) 
p.  337.  E.  Scatassa. 

Ascanio  de  M a f i i oder  de  Mari  di 
Tagliacozzo  oder  di  N e 1 1 o oder  d i 
Tagliacozzo,  s.  Mari,  Ascanio. 

Ascanius,  Pater  Don  Guido,  Mönch  in 
Rom.  Nach  einer  Zeichnung  oder  einem 
Gemälde  von  ihm,  die  allegorische  Figur  einer 
Oboedientia  darstellend,  hat  B.  Passari  1580 
einen  Stich  gr.  Fol.  angefertigt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Kstlerlcx. 
(unter  Passari  No.  78).  H.  V. 

Ascenio  G u a 1 1 i e r i,  Florentiner  Holzbild- 
hauer um  1574,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  II 
217)  erwähnt.  H.  V. 

Ascensio,  Jose,  Maler  und  Kupferst.  in 
Valencia.  Die  Akad.  von  S.  Fernando  in 
Madrid  ernannte  ihn  1783  zum  Professor  der 
Kupferstechkunst;  für  eine  Sammlung  von 
Schreibvorlagen,  welche  er  dem  Infanten  D. 
Carlos  widmete,  ernannte  ihn  der  König  zum 
Hofkupferstecher.  Vielleicht  identisch  mit  J. 
Asensio,  welchen  Zani,  Encicl.  erwähnt. 

Alcahali,  Artist.  Valenc.  p.  52.  M.  v.  B. 

Ascenzi  (Assenzi),  Carlo,  italicn.  Maler 
aus  Gennazzaro  in  der  zweiten  Hälfte  des 
17.  Jahrh.  Von  ihm  bewahrt  die  Sakristei 
der  Kirche  S.  Giovanni  ad  Templum  (auch 


S.  Francesco  di  Paola  genannt)  in  Ascoli  eine 
Taufe  Christi.  In  Rom  in  S.  Carlo  al  Corso 
im  Gang  hinter  der  Tribuna  eine  Figur  der 
Frömmigkeit  und  in  S.  Niccolö  e Biagio  ein 
S.  Carlo  Borromeo,  der  von  anderen  auch 
dem  Avanzino  Nucci  zugeschrieben  wird. 
Missirini  nennt  den  A.  unter  den  Mitgliedern 
der  Accadcmia  di  S.  Luca  in  Rom. 

T i t i,  Dcscr.  ecc.  di  Roma  154,  373.  — O r - 
s i n i,  Descriz.  delle  Pitturc  ecc.  di  Ascoli.  Peru- 
gia 1790  p.  103.  — Missirini,  Stör,  dell’ 
Accad.  di  S.  Luca  1823.  Ossola. 

Ascenzo,  Nicola  d’,  italicn.  Landschafts- 
maler, geb.  1869,  kam  jung  nach  Amerika 
und  wurde  Schüler  der  Akademie  zu  Phila- 
delphia. 

Singer,  Kstlerlex.  V.  Nachtr.  (unter  D’As- 
cengo).  — The  Studio,  XXXV  260.  H.  V. 

Asch,  Hans  van,  als  Porträtmaler  1603  in 
Delft  erwähnt,  ist  dort  1655  oder  kurz  vorher 
gestorben.  Er  war  verheiratet  mit  Maertgen 
Pietersdr.  und  der  Vater  von  Pieter  van  A. 

Oud-Holland  VI  294,  295.  E.  IV.  Moes. 

Asch,  Pieter  Jansz.  van,  oder  van 
A s,  Sohn  des  Vorigen,  ist  geb.  in  Delft  1603. 
22.  6.  1632  kam  er  in  die  Delfter  Zunft,  wohnte 
dort  1655  in  der  Choorstraat  und  1678  in  der 
Doelstraat;  6.  6.  1678  wurde  er  in  der  Alten 
Kirche  begraben.  Er  malte  Landschaften, 
welche  er  mit  seinem  vollen  Namen  oder 
mit  einem  Monogramm  (P.  V.  A.)  bczeich- 
nete.  Die  Mus.  in  Amsterdam  und  Rotterdam 
haben  einige  unbedeutende  Werke  von  ihm. 
Andere  finden  sich  in  den  Mus.  zu  Darmstadt, 
Schwerin,  Straßburg,  Pest,  Stockholm  und 
SL  Petersburg.  Sehr  gut  ist  das  große  Bild 
(mit  Staffage  von  Hendrick  Verschuring), 
ein  Blick  auf  Delft,  1669  für  seine  Vaterstadt 
gemalt,  und  jetzt  im  Mus.  daselbst  ausgestellt, 
und  eine  Landschaft  mit  einer  Jagdgesell- 
schaft im  Mus.  zu  Glasgow.  Johannes  Ver- 
kolje  hat  sein  Porträt  gemalt  und  in  Schwarz- 
kunst herausgegeben. 

Houbraken  I 235.  — Ned.  Spectator  1870 
458,  458.  — Obrecns  Archief  I 28,  III  200, 
201,  VI  12.  — Oud-Holland  VI  294—296. 

E.  IV.  Mocs. 

Aschaffenburg,  s.  damit  verbundene  Vor- 
namen. 

Aschbach,  s.  Aspaclt. 

Aschehoug,  Dina  Engel  Laurents e, 
norweg.  Malerin,  geb.  17.  4.  1861  auf  dem 
Pfarrhof  von  Rakkcstad  in  Smaalencne,  be- 
suchte 1880 — 82  Kyhns  Zeichenschule  in  Ko- 
penhagen, bildete  sich  in  Christiania  unter  Ei- 
lif  Pctersen  aus,  den  Winter  1886 — 87  u.  1S95 
bei  Colarossi  in  Paris  unter  Dagnan-Bouverct 
und  Collin.  Den  Winter  1888 — 89  an  der 
Akad.  in  Kopenhagen  unter  Viggo  Johansen. 
Mehrere  kurze  Studienreisen  in  Deutschland, 
der  Schweiz  und  anderen  Ländern.  Seitdem  in 
Christiania  als  Zeichen-  und  Schrciblchrerin 
tätig.  Ihr  cigentl.  Kunstgcbict  sind  Porträts; 
im  Herbst  1906  reiste  sie  nach  Amerika  als 


175 


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Aschenbrenner  — Ascoli 


Malerin  von  Miniaturporträts.  — Porträts 
im  Privatbesitz  in  Christiania. 

Kunstausstcllungskataloge  1880 — 1900  in  Chri- 
stiania. — Mitteilungen  der  Künstlerin.  — Aus- 
stellungskatalog, Stockholm  1897. 

C.  IV.  Schnitter. 

Aschenbrenner,  Heinrich,  Zeichner  und 
Lithograph  in  Warschau  in  der  Mitte  des 
19.  Jahrh.  Arbeitete  viel  in  der  lithogr. 
Anstalt  von  A.  Pccq,  später  in  der  von 
Dzwonkowski  und  schuf  eine  große  Anzahl 
gut  gezeichneter  Porträts  seiner  Mitbürger 
und  berühmter  Personen.  Unter  den  größe- 
ren Publikationen,  an  denen  er  Anteil  nahm, 
sind  hervorzuheben:  1.  W.  Baranowski:  Die 
Erzbischöfe  von  Gnesen.  Warschau  1857. 
Mit  vielen  Bildnissen  seiner  Hand.  2.  W. 
Gerson:  Die  poln.  Feldmarschäile  in  Krone 
und  Littauen  (nach  den  Zeichnungen  von  W. 
Gerson).  Unter  den  anderen  sind  besonders 
zu  nennen:  Porträts  von  Thcoph.  Lenartowicz 
(1857),  Friedrich  Schiller  (1859),  Gcneral- 
superintendent  v.  Ludwig  (Warschau  1859), 
Erzbischof  M.  Fijalkowski  (1861).  Andreas 
Graf  Zamoyski  (1862)  und  Jos.  Ign.  Kraszews- 
ki  (1862). 

Kraszcwski,  Catalogue  des  Estampes. 

Marian  Gumowski. 

Aschenbroich,  Heinrich,  Gcnremaler  in 
Düsseldorf,  gcb.  18.  12.  1839  in  Volmers- 
werth bei  Düsseldorf.  Besuchte  in  den  60er 
Jahren  die  Akad.  in  Düsseldorf,  wo  er  unter 
Karl  Müller,  Mücke,  Bcndemann  und  Deger 
ausgebildet  wurde.  Er  malte  zuerst  (unter 
Deger)  religiöse  Bilder:  „Christus  am  öl- 
berge“ (im  Bes.  d.  Fam.  Bewerunge  in  Df.), 
„Madonna  mit  Kind“  (in  England,  Wieder- 
holung bei  Frau  Puricelli  auf  Rheinböller- 
liütte  bei  Bingen),  dann  Genrebilder,  die 
hauptsächlich  nach  dem  Auslande  verkauft 
worden  sind.  A.  ist  als  Restaurator  alter 
Bilder  in  den  letzten  Jahren  vielfach  tätig 
gewesen. 

Bötticher,  Malerw.  des  19.  Jahrh.  Board. 

Aschieri,  Angiolo  Michele,  wird  von 
Campori  in  der  Raccolta  di  cataloghi  p.  251 
Anm.  2.  als  tüchtiger  Holzbildschnitzer  (va- 
lente intagliatore  di  lcgnami)  des  17.  Jahrh.  in 
Parma  genannt.  p.  k. 

Aschieri,  Giovanni.  Von  ihm  bezeich- 
nete  Federzeichnung:  Genius  mit  Füllhorn,  im 
Braunschweiger  Kupferstichkabinett.  Wahr- 
scheinlich Originalentwurf  für  die  etwas  klei- 
nere und  im  Gegensinne  gehaltene  Radierung 
•derselben  Darstellung,  welche  die  Bezeichnung 
trägt:  I.  A.  Sirano  in:  Ant. : V.  D.  Borcht 
fe:  Dieser  Giovanni  Aschieri  war  bisher 

nicht  bekannt,  scheint  aber  nach  den  Be- 
ziehungen seiner  Arbeit  zu  dem  Bolognesen 
Giov.  Andrea  Sirani  in  der  zweiten  Hälfte 
des  17.  Jahrh.  gelebt  zu  haben.  Da  er  sich 
selbst  in  seiner  Unterschrift  Romano  nennt, 


wird  er  von  Rom  nach  Bologna  gekommen 
sein. 

Notiz  von  E.  Flechsig.  •• 

Aschieri,  Trabisonda,  aus  der  Familie 
Bonelli,  Gemahlin  des  Angiolo  Michele,  Ma- 
lerin in  Parma  im  17.  Jahrh.  tätig.  Ein  Ge- 
mälde von  ihr,  das  Bildnis  einer  Witwe,  wird 
im  Inventar  des  Palazzo  del  Giardino  in  Par- 
ma (von  ca.  1880)  erwähnt. 

Campori,  Racc.  di  cataloghi  p.  251.  P.  K. 

Aschmann,  J o h.  Ja k.,  Zeichner  u.  Kupfer- 
stecher, geb.  in  Thalwil  (Kt.  Zürich)  12.  2. 
1747,  f 9.  4.  1809,  Schüler  von  Martin  Hur- 
tcr  in  Schaffhausen.  Seine  Arbeiten  haben 
nicht  viel  mehr  als  kulturhistorisches  und 
lokaltopographisches  Interesse;  besonders  ge- 
nannt zu  werden  verdienen  die  verschiedenen 
„perspektivischen  Vorstellungen“  von  Manö- 
vern der  Milit.  Gesellschaft  in  Zürich  und 
die  Darstellung  einiger  Szenen  aus  den  In- 
surrektionen im  Kt.  Zürich  von  1795  u.  1S04. 
Eine  Reihe  von  Handzeichnungen  und  30 
z.  T.  kolorierte  Radierungen  des  Künstlers 
(meist  Schweizer  Landschaften)  bewahrt  die 
Kupferstichsammlung  des  Eidgen.  Polytech- 
nikums. 

M c y e r,  Kstlerlex.  — Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex.  H.  V. 

Ascione,  Aniello  (Angclo),  Maler  zu 
Neapel  um  1680  und  1708,  hatte  bei  G.  B. 
Ruoppoli  gelernt.  Er  war  seinerzeit  ein  ge- 
schätzter Stillebcnmaler  Italiens  und  stellte 
mit  besonderem  Beifall  Früchte  und  Wein- 
trauben aus.  Die  Behandlung  ist  kräftig,  lei- 
der aber  hat  der  durchgewachsene  rote  Grund 
die  Harmonie  zerstört.  Auf  einem  Bilde 
fanden  wir  die  Bezeichnung  D.  Aniel0.  As- 
cione, D und  A.  verschlungen  und  nach  dem 
D ein  Punkt  in  das  A hineingeschrieben. 
Möglich  daher,  daß  Ascione  noch  einen  Vor- 
namen hatte,  eher  aber  dürfte  das  D die 
spanische,  für  Neapel  nicht  auffallende,  Ab- 
kürzung für  Don  sein. 

Meyer,  Kstlerlex.  *• 

Ascione,  E m a n u e 1 e,  neapol.  Architekt. 
In  den  ersten  Jahren  des  19.  Jahrh.  wurde 
er  Sekretär  der  Accad.  di  Belle  Arti  in  Nea- 
pel, und  bekleidete  dieses  Amt  lange  Zeit. 
Von  ihm  wurden  die  hervorragendsten  Bau- 
werke Neapels  (z.  B.  der  Triumphbogen  Al- 
fons I.,  die  Gräber  der  Anjou  und  Aragonicr, 
der  Tempietto  del  Pontano,  das  Mausoleo 
del  Sannazzaro  etc.)  in  vorzüglichster  Weise 
gezeichnet  und  publiziert. 

Napoli  Nobilissima  X 56.  G.  Degli  Aszi. 

Ascolano,  Pietro,  s.  Dini,  P. 

Ascolano,  Ascoli  d',  s.  damit  verbundene 
V ornanwn. 

Ascoli,  Joseph,  Porträt-  und  Genre-Bild- 
hauer in  Paris,  stellte  fast  alljährlich  im 
Salon  (1890 — 1899  und  1905 ) aus;  auf  der 
Exposit.  decennale  des  Beaux-Arts,  Paris 
1900,  war  er  mit  einem  mythologischen  Vor- 


176 


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Ascondo  — Asensio 


wurf : Klytia  in  eine  Sonnenblume  verwan- 
delt, vertreten. 

Katal.  des  Salon.  — Katal.  der  Expos,  d^cen. 

H.  V. 

Ascondo,  Francisco,  mit  seinem  Kloster- 
namen Fray  Juan  genannt,  Baumeister,  gcb. 
1705  in  Jurreta,  Distrikt  Durango  in  Biscaya, 
trat  1731  in  das  Kloster  S.  Benito  zu  Valla- 
dolid, und  erlangte  in  ganz  Kastilien  einen 
guten  Ruf  als  Baumeister.  Er  entwarf  und 
baute  die  Kirchen  zu  S.  Roman  de  Hornija, 
Villardefrades,  die  des  Priorats  Sta.  Maria  de 
Duero  bei  Tudela,  beträchtliche  Teile  des 
Klosters  von  Fromesta,  sowie  des  von  S. 
Pedro  de  las  Duenas  bei  Sahagun,  ein  Land- 
haus zu  Fuentes  und  das  des  Vizconde  de 
Valoria  zu  Valladolid.  Sein  vorzüglichstes 
Werk  aber  waren  zwei  Galerien  des  Kreuz- 
ganges  seines  Klosters,  bei  denen  er  die  bei- 
den andern  von  Juan  de  Hcrrera  und  Juan  de 
Ribcro  Rada  im  16.  Jahrh.  aufgeführten  zum 
Muster  nahm.  Außerdem  baute  er  in  seinem 
Kloster  eine  Galerie  auf  der  Südseite,  sowie 
den  hinteren  Teil  der  Kirche  seines  Klosters. 
Er  starb  1781  in  einem  Alter  von  76  Jahren. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  IV  231.  A 

Ascroft,  William,  Landschaftsmaler,  tätig 
in  Chelsea  bei  London,  war  von  1850 — 1872 
last  regelmäßig  in  den  Ausstellungen  der 
Royal  Acad.  mit  seinen  sorgfältig  ausgeführ- 
ten Landschaften  der  realistischen  Richtung 
vertreten.  Dann  erschien  er  noch  einmal 
1878  mit  dem  Bilde  „As  Dry  as  a Bone“,  u. 
zum  letzten  Male  1886  mit  dem  Bilde  „Is  it 
a Hogarth?“  — Nach  1889  versagen  unsere 
Nachrichten  über  ihn. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  325  (Notiz  von  S. 
Colvin).  — Graves,  The  Roy.  Academy  of 
Arts  1905,  I 70.  ** 

Asdrubalini,  Bramante  degli,  s.  Bro- 
mante. 

As6,  Jacques  de,  verwelschte  Lesart  des 
Namens:  Hase,  Jacques  de. 

Asel,  Gotthelf  Rudolf,  Porzellanma- 
ler, gcb.  in  Deutschland  18.  4.  1816,  t in 
Stockholm  11.  9.  1851,  war  am  Ende  der  Drei- 
ßiger Jahre  nach  Stockholm  gekommen,  wo 
er  wahrscheinlich  der  Schüler  von  Wilh.  Hei- 
nemann wurde.  Nach  dessen  Hingang  war 
er  der  einzige  Repräsentant  der  Porzellan- 
malerei in  Stockholm.  Seine  Arbeiten  wur- 
den hochgeschätzt.  Ein  reichverzierter  Teller 
von  ihm  wurde  mit  der  Sammlung  Chr.  Ham- 
mer, Stockholm,  1892  in  Köln  versteigert. 

Trauungs-  und  Begräbnisbücher  der  deutschen 
Gemeinde  in  Stockholm.  G.  Nordcnsvan. 

Asemort,  A.  P.,  katalan.  Maler  in  Barcelona, 
dessen  Name  in  Bruderschaftsregistern  in 
den  Jahren  1490,  1496,  1503,  1512,  1520  und 
1525  erwähnt  wird. 

Sanpere  y Miquel,  Cuatroc.  Catal.  II 
219.  M.  v.  B. 


Asemort,  Juan,  katalan.  Maler  in  Barce- 
lona, 1479 — 80  und  1490 — 96  in  Akten  und 
Bruderschaftsregistern  erwähnt. 

Sanpere  y Miquel,  Cuatroc.  Catal.  II 
203.  M.  v.  B. 

Asenjo-Arozarena,  Salustiano,  span.  Ma- 

ler, gcb.  1834  zu  Pamplona,  Schüler  der  Akad. 
San  Carlos  in  Valencia,  nahm  später  dort 

eine  Professur  f.  Kunstgeschichte  an  und 

wurde  dann  Direktor  der  Kunstschule.  Von 
diesem  wenig  fruchtbaren  Künstler,  der  sich 
vornehmlich  der  Lehrtätigkeit  widmete,  müs- 
sen wir  eine  große  Komposition  hervorheben: 
Allegorie  der  Eroberung  Valencias  durch  den 
König  Don  Jaimc,  bei  deren  Ausführung  er  sich 
von  seinem  Schüler  Antonio  Cartina  unterstüt- 
zen ließ.  Von  seinen  anderen  Werken  nennen 
wir:  Der  Tod  des  Sokrates  (1855) ; Eine  Fa- 
milienszene: Beiisar;  Die  Einnahme  von  Te- 
tuan;  Don  Rodriguez  und  die  Caba  (im  Pro- 
vinzial-Regierungsgebäudc  der  Prov.  Navarra) ; 
ebenso  verschiedene  Porträts,  u.  a.  diejenigen 
von  Gayarre,  von  Sarasate,  von  Santiago  Du- 
puy,  des  Don  Hilarion  Eslava  u.  des  Paborde 
Sala  (letzteres  ausgestellt  im  Paranymphe  der 
literarischen  Universität  zu  Valencia). 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espafiolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 
— A 1 c a h a I i,  Dicc.  biogr.  de  artistas  valencia- 
nos.  Valencia  1897.  P.  Lafond. 

Asensi,  G a s p a r,  Archit.  in  Valencia,  er- 
richtete 16S6  in  der  Kathedrale  das  Trauer- 
gerüst für  die  Leichenfeier  der  Königin  Maria 
Louise  von  Spanien. 

A 1 c a h a 1 i,  Artist.  Valenc.  S.  408.  M.  v.  B. 

Asensio,  span.  Maler  in  Saragossa,  Ende 
des  17.  Jahrh.,  wird  als  guter  Porträtmaler 
erwähnt. 

Palomino  y Velasco,  Museo  pict.  III 
679.  A 

Asensio,  J u 1 i o,  genannt : El  Pescadoret, 
span.  Maler  (19.  Jahrh.),  geb.  zu  Valencia, 
Schüler  Goyas,  den  er  bei  der  Ausführung 
seiner  Freskomalereien  in  der  Kirche  San  An- 
tonio de  la  Florida,  sowie  bei  zahlreichen  an- 
deren Arbeiten  unterstützte.  Der  Künstler  hat 
sich  in  jedem  Genre  der  Malkunst  versucht; 
sein  Stil  nähert  sich  demjenigen  seines  großen 
Meisters.  Von  seinen  Werken  führen  wir  an : 
das  Porträt  des  Guerillero  Ruvera  (ehemalige 
Sammlung  des  Herzogs  von  Montpcnsier  zu 
Sevilla)  und  Ein  Verzweifelter  (ehemalige 
Galerie  der  Herzoge  von  Osuna). 

Paul  Lafond,  Goya.  P.  Lafond. 

Asensio,  D.  X a v e r i o,  Archit.  und  Maler 
in  Spanien  um  1771. 

Z a n 1,  Enc.  II  219.  A 

Asensio  y Mejorada,  Francisco,  span. 
Kupferst.,  gcb.  in  Fuente  de  la  Encina  in 
Altkastilicn,  f 1794  in  Madrid.  Stach  haupt- 
sächlich Pläne,  Tafeln  und  Schriften,  aber 
auch  einige  Blätter  mit  Figuren  von  schwa- 
cher Zeichnung  und  ungeschickter  Technik. 


Künstlerlexikon.  Bd.  II.  j’j’j  12 


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Aserti  — Ashbee 


Von  ihm  wohl  das  von  Ottley  (Notices)  er- 
wähnte Porträt  Pius  VI. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 79 — 80.  — 
Meyer,  Kstlerlcx.  — Rico  y Sinobas,  ca- 
ligr.  esp.  S.  10.  £ 

Aserti,  E r c o 1 e,  italien.  Maler,  schmückte 
1724  das  Oratorium  des  hl.  Laurentius  zu 
Parma  aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  — D o n a t i,  Nuova  des- 
crizione  dclla  cittä  di  Parma.  1824  p.  86.  H.  V . 

Asfahl,  Markus,  aus  Reutlingen,  malte 
1500 — 1501  das  große  Freskobild  „Die  Kreuz- 
tragung Christi“  an  der  Fassade  der  Pfarr- 
kirche in  Meran.  Mit  dem  erst  1592  in  Reut- 
lingen tätigen  Markus  Astfalk  (s.  d.)  kann 
dieser  Künstler  nicht  identisch  sein. 

Fr.  Innerhofer. 

Ash,  Albert  Edward,  Maler  in  Bir- 
mingham, stellte  1881  in  der  Roy.  Academy 
das  Bild  „The  Old  Park,  Cannock  and  Ru- 
gely“  aus,  ferner  war  er  1884  in  der  Dudley 
Gallery  Art  Society  und  in  der  Roy.  Society 
of  Artists  in  Birmingham  1884 — 1887  ver- 
treten. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts  1905, 
I 70.  — The  Ycars  Art  1885—1888.  ** 

Ash,  H.,  Maler  in  London,  stellte  in  der 
Roy.  Academy  1851  „Evening",  1856  „View 
ncar  Oxford“  und  1858  „Rochestcr,  on  the 
Medway“  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts  1905. 
I 70.  ** 

Ash,  J.  W.,  engl.  Maler  in  Pentonville, 
stellte  in  der  Roy.  Academy  die  Landschaften 
„From  Tilbustcr  Hill“  (1830)  und  Branksea 
Castle,  Poolc,  Devon  (1832)  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts  1905 
I 70.  ** 

Ash,  Percy,  amerikan.  Architekt,  geb.  5. 
11.  1865.  Studierte  an  der  University  of 
Pennsylvania  und  besonders  der  Pennsylvania 
Acad.  of  Fine  Arts  1886—1887,  der  Ameri- 
can Acad.  in  Rom  1805—1896  und  unter 
Godefroy  und  Frenet,  Paris  1896,  auch  in 
Julians  Acad.,  Paris.  Seinen  Bauten,  deren 
sich  die  meisten  in  Washington  D.  C.  und 
den  Vororten  von  Philadelphia  befinden, 
mangelt  vielleicht  positive  Stärke,  sie  sind 
aber  reizend  durch  ihre  Details  und  schönen 
Proportionen.  Der  analytische  Charakter 
seiner  Kunst  befähigt  ihn  im  höchsten  Grade 
zu  seiner  jetzigen  Stellung  als  Professor 
der  Architektur  in  der  George  Washing- 
ton Universität,  Washington  D.  C.  Seine  be- 
deutendsten Gebäude  in  Haverford  und  Bryn 
Mawr,  Penn,  und  auf  der  St.  Louis-Ausstel- 
lung 1904  sind  abgcbildct  in  American  Archi- 
tect.  New  York  und  Architcctural  Review  Bo- 
ston ; auch  in  American  House  and  Garden. 

L.  F.  Pitcher. 

Ashbee,  Charles  Robert,  bekannter 
engl.  Architekt  und  Kunstgewerbler  in  Lon- 
don, geb.  1803  in  Isleworth  bei  London,  stu- 
dierte im  Kings  College  in  Cambridge  und 
machte  seine  Lehrzeit  als  Architekt  bei  dem 


Kirchenbauer  G.  F.  Bodley  durch,  dann  aber 
entfaltete  sich  seine  Künstlerschaft  auf  ganz 
selbständigen  Bahnen  und  in  selbstgefundenen 
neuen,  modernen  u.  schönen  Formen,  so  daß 
man  ihn  zu  den  Reformatoren  des  modernen 
engl.  Kunstgewerbes  wie  der  Architektur 
zählt.  Gewiß  hat  er  dem  von  ihm  verehrten 
Will.  Morris  viele  Anregungen  zu  verdanken, 
aber  die  Ziele  und  Lösungen  seines  künst- 
lerischen Lebenswerkes  sind  selbstgesteckte 
und  selbstgefundene.  Er  wollte  als  Architekt 
nicht  Häuser  entwerfen,  sondern  sie  auch  selbst 
bauen  und  einheitlich  und  bis  ins  letzte  Detail 
künstlerisch  ausstatten.  In  diesen  Bestrebungen 
kam  er,  wie  Morris,  zu  einer  Reorganisation 
des  Werkstatt betricbes.  In  ganz  kleinen  und 
bescheidenen  Verhältnissen  eröffnete  er  1888/7 
mit  2 Freunden  u.  einigen  Schülern  im  Osten 
Londons  eine  Werkstätte  und  Lehranstalt  für 
handwerklichen  Betrieb  von  Innenausstattun- 
gen mit  vielen  künstlerisch  und  sozial  wert- 
vollen Neuerungen.  Sehr  bald  wuchs  diese 
„Guild  and  School  of  Handicraft“  und  wurde 
in  das  Essex  House,  dann  nach  dem  Dorfe 
Campden  in  Gloucestcrshire  verlegt.  Nach 
W.  Morris  Tode  gründete  A.  die  Essex 
Press,  die  durch  die  Vortreflflichkeit  ihrer 
Druckerzeugnisse  bald  einen  solchen  Ruf 
erhielt,  daß  A.  beauftragt  wurde,  die  Krö- 
nungsbibel für  König  Eduard  VII.  zu  drucken, 
auszustatten  und  zu  binden.  Mit  unermüdli- 
cher Energie  und  Begeisterung  und  erstaun- 
licher Frische  und  Vielseitigkeit  der  Erfin- 
dung belebte  er  die  künstlerische  Tätigkeit  der 
Guild  of  Handicraft,  deren  Arbeiten  auch  im 
Auslande,  z.  B.  auf  der  Turiner  Ausstellung 
1902  ehrenvolle  Anerkennung  fanden.  Be- 
sonders sind  es  die  einfachen,  gediegenen  Mö- 
bel, der  neuartige,  geschmackvolle  Damen- 
schmuck (mit  Verwendung  von  stilisierten 
Pflanzenformen  und  von  Email,  Edel-  und 
Halbedelsteinen),  die  schönen  getriebenen  Ge- 
fäße und  die  Kamine,  Gitter,  Lampen,  Be- 
schläge und  sonstigen  Dinge  der  Innenaus- 
stattung, die  als  charakteristische  Erscheinun- 
gen des  modernen  engl.  Kunstgewerbes  gel- 
ten können. 

Als  Architekt  ging  er  ebenfalls  seine  eignen, 
originellen  Wege  und  beschäftigte  sich  haupt- 
sächlich mit  dem  Stadt wohnhause  und  der 
Einfamilienwohnung.  Seine  Häuser  am  Chel- 
sca  Embankmcnt  bedeuten  eine  Bereicherung 
Londons  in  architektonischer  Hinsicht.  Sein 
Ruf  in  Deutschland  verschaffte  ihm  den  Auf- 
trag mit  Baillic  Scott  zusammen  das  Groß- 
hcrzogl.  Schloß  in  Darmstadt  zu  bauen.  In 
den  letzten  Jahren  baute  er  mehrere  sehr  per- 
sönlich empfundene  Häuser  am  Chcync  Walk, 
darunter  No.  39  mit  einem  Fries  in  der  Halle, 
auf  dem  alle  die  von  ihm  seither  gebauten 
Häuser  dargcstellt  sind.  Auch  sein  eignes 
Haus  No.  74  und  Nachbarhäuser  hier  sind 


178 


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Ashbumer  — Ashford 


von  ihm.  Uber  seine  neuen  Häuser  am  Dro- 
menagh  Estate  hat  er  im  Studio  XXXVI 
47  fg.  interessant  geschrieben.  Auch  sonst 
führt  er  gern  die  Feder  und  hat  z.  B.  über 
seine  neuen  Silberpokale  einen  Artikel  im  Art 
Journal  1898,  230—32  veröffentlicht  und  den 
Traktat  Benvenuto  Cellinis,  den  er  auf  der 
Essex  Press  druckte,  auch  selbst  übersetzt.  — 
1902  wurde  er  von  der  Münchener  Akad.  der 
Künste  zum  Ehrcnmitgliede  ernannt. 

Kunst  u.  Kstbandwerk  (Wien)  III  167 — 176, 
IV  461—467.  — The  Artist  XXXII  17—25.  — 
The  Studio,  Winter  No.  1901—2.  XXVII  207, 
XXVIII  1S4,  XXIX  207.  — The  Art  Journal 
1898  230—33,  1903  88,  148  fg.,  1904  386—91.  — 
Graves,  Royal  Acad.  I.  — F.  Allen  Whi- 
t i n g : A successful  Engl.  Experiment.  — „Han- 
dicraft“  publ.  by  Boston  Society  of  Arts  and 
Crafts.  — Deutsche  Kst.  u.  Dekoration,  Dezem- 
ber 1906  p.  213  illustr.  Artikel  von  A.  Fisch.  ** 

Ashburner,  William  F.,  Maler  der  Gegen- 
wart in  Chelsea  bei  London,  war  seit  1900 
auf  vielen  engl.  Ausstellungen  vertreten,  z.  B. 
in  der  Roy.  Scottish  Acad.  (1900,  1902),  in 
der  Roy.  Academy  1901,  1903  („The  Miller’s 
Daughter“),  1904  („Miss  Constance  R.  de 
Lacy“),  in  der  New  Gallery,  im  Roy.  Inst, 
of  Water  Colours. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  1905,  I 
70.  — The  Years  Art.  *• 

Aahby,  H.,  hervorragender  engl.  Schrift- 
stecher, geb.  17.  4.  1744  zu  Wotton-under- 
Edge,  Gloucestershire,  f 1818.  In  London 
tätig  als  geschickter  Banknotenstecher  und 
Illustrator,  führte  um  1790  ein  Vorschriften- 
Buch  nach  Will.  Thomson  aus,  sowie  das 
Widmungsblatt  zu  Th.  Macklins  engl.  Bibel, 
welches  das  Datum  Jan.  1791  trägt.  Wahr- 
scheinlich von  ihm  auch  gestochene  Exlibris, 
welche  Fincham,  British  and  American  Book 
Plates  p.  4 anführt.  — Ashbys  Porträt  er- 
schien 1803  und  trägt  die  Unterschrift:  H. 
Ashby,  writing  engraver.  Brustb.  in  Me- 
daillon. Nach  Burckhardt  punktiert  von  Holl. 
Wohl  das  Bl.,  das  Le  Blanc  aufführt  als  von 
Rob.  Ashby  verlegt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Dict.  of  Nat.  Bio- 
graphy.  ** 

Ashby,  Harry,  Porträtmaler  in  London, 
später  in  Mitcham,  sandte  seit  1794 — 1836 
fast  jedes  Jahr  Porträts  und  gelegentlich  auch 
Genrebilder  auf  die  Ausstellungen  der  Roy. 
Acad. 

Redgrave,  Dict.  — Graves,  Royal  Aca- 
demy Exh.  ** 

Ashby,  W.,  engl.  Graveur  mit  der  Ra- 
diernadel, dem  Grabstichel  und  in  Punktier- 
manier, hielt  sich  um  1821 — 1833  zu  Paris  auf. 
Er  stach  mehrere  Blätter  nach  Reinagle  und 
illustrierte  die  Oeuvres  completes  de  Berangcr, 
Paris  1834.  8vo. 

Meyer,  Kstlerlex.  ** 

Asher,  Louis  (Julius  Ludwig),  Historicn- 
und  Genrcmalcr,  geb.  zu  Hamburg  28.  0. 
1804,  f das.  7.  3.  1878.  Von  Gerdt  Hardorff 


sen.  und  Leo  Lehmann  zuerst  unterwiesen. 
1821  Dresdener  Akad.,  dann  Düsseldorf,  von 
wo  1825  mit  Cornelius  nach  München.  In 
der  Glyptothek  mit  tätig.  1832  mit  Erwin 
Specktcr  auf  3 Jahre  nach  Italien.  Winter 
1838/9  dort  mit  Kaulbach,  der  ihn  auch 
später  mehrmals  nach  München  zog.  Vor- 
übergehend in  Berlin ; sonst  in  der  Vaterstadt. 

Von  Cornelius  und  Kaulbach  stark  beein- 
flußt: Hl.  Cäcilic;  Lear  und  Cordelia  (1854 
Kunsthallc  in  Hamb.) ; Wanddekoration  im 
böhm.  Schloß  Senftenberg;  eine  Auferstehung 
als  Altarbild. 

Porträts  von  Jenny  Lind  (1845  Stock- 
holmer Nationalmus.) ; 1823  auf  Stein  gez. 
der  Sänger  Cornct  und  die  Sängerin  Betty 
Schröder  als  Masaniello  und  Fenella.  Wei- 
teres in  Meyers  Kstlerlex.  Ausführl.  Oeuvre- 
verzeichnis im  Besitz  des  Hamb.  Geschichts- 
vereins. Sein  Bildnis  im  Dtsch.  Künstler- 
album zu  Rom. 

B r u 1 1 i o t,  Monogr.  I No.  550.  — Nagler, 
Monogr.  IV  No.  897.  — Bötticher,  Maler- 
werke des  19.  Jabrh.  — Gaedertz,  Kunst- 
streifzüge (Lübeck,  Schmidt  1889).  — Licht- 
war k,  Das  Bildnis  in  Hamb.  II  159 — 161,  120, 
170,  173,  214.  — Ders.,  „Hermann  Kaufmann 
und  die  Kunst  in  Hamb.  v.  1800 — 1850"  S.  50. 

E.  Btnesi t 

Ashfield,  Edmund,  engl.  Bildnismaler,  tätig 
um  1675,  t um  1700,  Schüler  von  Michel 
Wright,  malte  in  öl,  hauptsächlich  aber  in 
Pastell.  Man  bezahlte  seine  Pastellporträts 
mit  dem  damals  hohen  Preise  von  200  M. ; H. 
Lutterei  war  sein  Schüler.  Waagen  erwähnt 
die  Bildnisse  der  Ladies  Pembrokc  und  War- 
wick,  nach  van  Dyck,  in  Burghley  House, 
wegen  ihrer  außerordentlich  feinen  Ausfüh- 
rung. Vertue  lobt  von  ihm  ein  Porträt  der 
Lady  Herbert  in  Burghley  und  den  Kopf  von 
Sir  John  Bcnnet.  Ein  meisterhaft  ausgeführ- 
tes Porträt  des  Duke  of  Lauderdalc  befindet 
sich  in  der  Ham  House  Collection  und  trägt 
die  Signatur  E.  A.  fe  1674/5.  Es  ist  bei  Wil- 
liamson,  History  of  Portr.  Miniat.  I Taf. 
XXIII  abgebildet,  der  auch  noch  auf  Taf. 
LIX  4 das  Porträt  des  William  Lord  Rüssel, 
von  Ashfield  1683  ausgeführt,  abbildet. 

P i 1 k i n g t o n,  Dict.  — Waagen,  Treasurcs 
of  Art  in  Great  Britain.  III  408.  — Willi- 
a m s o n,  The  history  of  Portrait  Miniatures.  R. 

Ashfield,  John,  engl.  Architekt,  Werkmei- 
ster der  Kathedrale  zu  Bristol  1472 — 1491. 
Ihm  wird  der  Bau  des  Turmes  und  des  südl. 
Querschiffs  zugeschrieben. 

Redgrave,  Dict.  ** 

Ashford,  William,  engl.  Landschaftsma- 
ler, geb.  in  Birmingham  um  1746,  f 17.  4.  1824 
in  Sandy  Mount  bei  Dublin,  kam  als  Beamter 
1764  nach  Dublin,  widmete  sich  aber  bald  ganz 
seiner  Neigung  zur  Kunst  Schon  1775  und 
1776  sandte  er  2 Landschaften  in  die  Aus- 
stellung der  Roy.  Acad.  und  dann  öfter  noch 
1785 — 1811,  meist  Landschaften  aus  Irland 


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Ashley  — Ashton 


und  Wales.  In  seinen  frühen  Jahren  be- 
schickte er  auch  die  Ausstellungen  der  In- 
corporated Society  of  Artists  in  London. 
Nachdem  er  in  den  achtziger  und  neunziger 
Jahren  in  London  tätig  gewesen  war,  in 
Freundschaft  mit  dem  Marinemaler  Serres, 
wurde  er  1823  Mitbegründer  und  erster  Prä- 
sident der  Roy.  Hibcmian  Acad.  in  Dublin. 
Er  wohnte  in  Sandy-Mount  bei  Dublin.  Seine 
Werke,  sowohl  die  Ölgemälde  als  die  Aqua- 
relle, waren  sehr  geschätzt.  Ein  Hauptstück: 
„Orlando  under  the  Oak"  befindet  sich  in  der 
Hibcrnian  Gail.;  sein  Selbstporträt  und  meh- 
rere Landschaften  in  der  Fitzwilliam  Collec- 
tion in  Cambridge.  Nach  ihm  stach  Th.  Mil- 
ton: Bally  Finn.  1787.  4.  Mount  Kennedy. 
1787.  4.  The  scalp  in  the  County  of  Wick- 
low.  4.  Belan-House  in  the  County  of  Kil- 
dare.  4. 

A n t.  P a s q u i n,  An  authentic  history  of 
the  professors  of  painting,  sculpture  and  archi- 
tecture,  who  have  practised  in  Ireland  (1794) 
p.  40.  — W.  B.  S a r s f i e 1 d Taylor,  The 
origin.  progress  and  present  condition  of  the 
fine  arts  in  Great  Britain  and  Ireland  II  282.  — 
Graves,  Royal  Acad.  Exh.  I.  — Redgravc, 
Dict  *• 

Ashley,  Alfred,  engl.  Zeichner  und  Ra- 
dierer, tätig  um  1850,  hatte  ein  lebhaftes  Ge- 
fühl für  Landschaften;  dagegen  mißriet  ihm 
gänzlich  die  Zeichnung  von  Interieurs  oder 
Figuren.  Von  seinen  Illustrationen  seien  ge- 
nannt: 1.  The  Art  of  Etching  on  copper.  By 
Alfred  Ashley.  Illustrated  with  14  Etchings 
by  the  author.  London  (1849),  qu.  4.  2.  Old 
London  Bridge,  a Romancc  of  the  Sixtecnth 
Century.  By  G.  Herbert  Rodwell.  Illustr. 
by  Alfred  Ashley.  London.  8.  Hierin  sind 
25  Bll.  von  Ashley  und  ein  Holzschnitt  nach 
seiner  Zeichnung  von  Greenaway  & Wright 
8.  Christmas  Shadows.  A Tale  of  the  Times. 
By  Alfred  Ashley.  Mit  Radierungen  des  Ver- 
fassers. London  (1850).  8. 

Meyer,  Kstlerlcx.  *• 

Ashley,  F.  M.,  Maler  in  London,  der  in  der 
Roy.  Academy  1878  (Beating  Nets),  1875 
(Bargaining)  und  1877  (At  Newlyn,  Corn- 
wall) ausstelltc. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 72.  •• 

Ashley,  H e c t o r,  engl.  Architekt  zur  Zeit 
der  Königin  Elisabeth,  soll  am  Bau  von  Huns- 
don  House  tätig  gewesen  sein. 

Redgrave,  Dict.  ** 

Ashley,  J.,  Maler  in  London,  stellte  1822 
bis  1837  Blumenstückc,  Landschaften  und 
Porträts  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
1 72.  •• 

Ashley,  s.  auch  Astley. 

Ashlin,  George  C.,  bekannter  irischer  Ar- 
chitekt der  Gegenwart  in  Dublin,  Ex-Präsi- 
dent  d.  R.  Inst,  of  Architccts  of  Ireland,  war 
Schüler  der  Roy.  Academy  in  London  1858 
und  des  E.  W.  Pugin  1800 — 70.  Seine  Haupt- 


werke sind  die  SS.  Peter  u.  Paulskirche  in 
Cork,  die  Queenstown  Cathcdral  und  etwa  50 
andere  Kirchen  in  Irland.  Er  gewann  viele 
Konkurrenzen,  so  auch  diejenige  für  das  Por- 
tranc  Asylum,  dessen  Ausführung  6 Millionen 
Mark  kostete. 

Who’s  Who  1908.  — Graves,  The  Roy. 
Academy  of  Arts,  1905,  I 72.  *• 

Ashpek,  Christof,  Büchsenmacher,  10. 
Jahrh.  Im  k.  Arsenal  in  Wien  eine  Wall- 
büchse, die  eingraviert  seinen  Namen  trägt. 

B ö h e i m,  Mitt.  d.  Zentr.-Komm.  1883.  ** 

Ashpital,  Arthur,  Architekt  in  London, 
geb.  14.  12.  1807,  f 18.  1.  1869,  machte  sich 
sowohl  durch  Wohnhausbauten  in  der  City 
und  durch  Kirchenbauten  (Battcrsea,  Vem- 
ham,  Dean,  Blackheath,  Ripplc  u.  a.)  bekannt 
als  auch  durch  seine  Publikationen  und  Schrif- 
ten über  Architektur  (vgl.  Universal  Catal. 
of  books  on  art,  and  Suppl.).  Er  war  auch 
Mitarbeiter  am  Dict  of  Architecture  und  der 
Encyclopedia  Britannica.  In  den  50er  Jahren 
war  er  mit  Whichcord  gemeinsam  tätig. 

Redgrave,  Dict.  — Graves,  Royal  Aca- 
demy. *• 

Ashpital,  William  Hurst,  Architekt  in 
London,  geb.  1776,  f 20.  4.  1852,  Schüler 
von  Dan.  Asher  und  John  Rennie.  Außer 
Mitarbeit  an  den  London  Docks  und  bedeu- 
tenden Kanal-  und  Tunnelanlagcn  sei  von 
seinen  übrigen  Bauten  Charles  Talbot’s  house 
zu  Deepdene  genannt. 

Dict.  of  Nat.  Biography.  — Graves,  Roy. 
Acad.  Exh.  I 73.  •• 

Ashton,  A.  F.,  Londoner  Architekt,  der 
1837 — 1845  in  der  Roy.  Academy,  meist  Vil- 
lcncntwürfe  ausstelltc. 

Graves,  The  Roy.  Academy,  1905,  I 73.  *• 
Ashton,  Federico,  cngl.-italicn.  Land- 
schaftsmaler, geb.  1830  in  Mailand,  Schüler 
der  Accadcmia  di  Brera,  später  Calames.  Seit 
1872  war  er  jahrelang  in  Rom,  seit  1880  in 
Domodossola,  wo  er  Landschaften  malte;  seit 
1884  in  Pallanza  am  Lago  Maggiore  tätig. 
In  den  70er  und  80er  Jahren  des  19.  Jahrh. 
erschienen  seine  Landschaften  auf  vielen  ita- 
lien.  und  ausländischen  Ausstellungen  und 
wurden  mehrfach  ausgezeichnet.  Sein  Bild: 
Der  Anzofluß  im  Anzascatale  wurde  1872 
vom  König  Umberto  angekauft  und  der  „Pie- 
dilugo-Sec“  kam  nach  New  York.  Andere 
mit  Auszeichnung  aufgenommene  Bilder  sind: 
„Eine  Straße  in  Zermatt“  und  „Der  Riffel- 
see“. 

De  Gubernatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv. 

H. 

Ashton,  G.  F.,  Maler  in  London,  stellte 
1861 — 1866  4 Gemälde,  nämlich:  The  Time 
for  Reflection;  West  Lynn,  Devon;  Windsor 
Castle  und  Sunshine  and  Schadow.  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 73.  M 

Ashton,  H.,  engl.  Maler  in  Prestwich,  war 
in  der  Roy.  Academy  1867  mit  dem  Gemälde; 


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Ashton  — Asioli 


A Fisherman  und  1870  mit:  Szene  in  Bombay 
Cotton  Market  vertreten. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 73.  ** 

Ashton,  Henry,  Architekt,  geb.  1801  in 
London,  f am  18.  3.  1872,  Schüler  von  Rob. 
Smirke  u.  später  unter  Sir  Jeffrey  Wyattville 
tätig.  Schon  seit  1818  sah  man  Entwürfe  von 
ihm  in  den  Ausstellungen  der  Roy.  Acad.  und, 
nach  längeren  Pausen,  zum  letzten  Male  hier 
1856  die  Zeichnungen  zur  Erweiterung  der 
National  Gallery.  Ein  Hauptwerk  aus  seiner 
mittleren  Schaffenszeit  ist  der  k.  Sommer- 
palast im  Haag.  Gerühmt  wegen  ihrer  Pro- 
portion und  geschmackvollen  Einfachheit  wer- 
den die  Häuser,  die  er  besonders  in  der  Vic- 
toria Street  in  London  baute. 

Redgrave,  Dict.  — Graves,  Royal  Aca- 
demy. *• 

Ashton,  Julian  R.,  Maler  in  London, 
stellte  1873 — 1878  4 Genrebilder  in  der  Roy. 
Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 73.  ** 

Ashton,  Matth.,  engl.  Maler  in  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jahrh.,  sowohl  in  England  wie 
in  Irland  tätig.  Nach  seinen  Porträts  wurde 
gestochen:  Hugh  Boulter,  Bischof  von  Ar- 
magh in  Irland.  Gest,  von  Th.  Beard.  1728. 
Ambrose  Philipps,  Dichter,  f 1749.  Gest,  von 
Cook.  8. 

Le  Blanc,  Manuel,  bei  Beard.  *• 

Ashton,  Nicholas  William,  engl.  Ma- 
ler, Präsident  der  1783  zu  Liverpool  ge- 
stifteten Malerakademie. 

Meyer,  Kstlerlex.  — F i o r i 11  o,  Gcsch.  d. 
zeiebn.  Kste.  V 871.  H.  V. 

Ashton,  Will,  austral.  Porträt-  und  Land- 
schaftsmaler, war  auf  der  austral.  Kunstaus- 
stell.  in  der  „Grafton-Gallery“,  London  1898 
und  auf  der  „Exhibition  of  the  Royal  Art 
Society  of  New  South  Wales“,  Sydney  1906 
vertreten. 

Kst.-Chron.  N.  F.  IX  379.  — The  Studio 
XXXVI  1906  p.  277.  H.  V. 

Ashton,  William,  engl.  Maler  der  Gegen- 
wart, stellte  in  der  Roy.  Academy  1899 
„Temple  of  Nectanebo“,  1900  „The  Sun’s 
Last  Gleam“  und  „A  Reverie“,  1904  „A  Grey 
Day,  Runswick“  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 73.  ** 

Ashwell,  Lawrence  Tom,  engl.  Maler 
der  Gegenwart,  in  Warlingham,  Surrey,  war 
seit  1883  auf  vielen  Ausstellungen  mit  Flach- 
landschaften vertreten,  besonders  in  der  Suf- 
folk Street  und  1889 — 1890  auch  in  der  Roy. 
Academy. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 73.  ** 

Asinaro,  T o g n o n e,  Schilder-  und  Oma- 
menten-Maler,  in  Bologna  tätig  1626 — 1640. 

M a 1 v a s i a,  Felsina  pittrice  II  118.  — Z a n i, 
Encicl.  II  220.  R. 


Asinelli,  Antonio,  Karmeliterfrate,  Zeich- 
ner und  Intarsiator  in  Bologna,  wo  er  angeb- 
lich mit  dem  Dominikanermönch  Damiano 
da  Bergamo  an  den  Intarsien  des  Chores 
von  S.  Domenico  und  1520  mit  Paolo  Sacca 
aus  Crcmona  an  denjenigen  von  S.  Giovan- 
ni a Monte  Olivcto  arbeitete.  Für  seine  an- 
gebliche Mitarbeit  an  den  Intarsien  des  Cho- 
res von  S.  Michele  in  Bosco  bei  Bologna  hat 
sich  in  den  Urkunden  dieses  Klosters  keiner- 
lei Nachweis  finden  lassen. 

B u m a I d i,  Minervalia  p.  253.  — M a s i n i, 
Bologna  perlustrata.  — E r c u 1 c i,  Catal.  etc. 
d'Intaglio  etc.  (1885)  p.  79.  — Rassegna  d’Arte 
1901  p.  27.  E.  Scatassa. 

Asinio,  M.,  span.  Kupferst.  in  Madrid. 
Stach  1610  das  Porträt  der  „Dona  Margarita 
de  Austria“  (Gemahlin  Philipps  III.)  für  die 
Lebensbeschreibung  der  Königin  von  D. 
Diego  de  Guzman. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 80.  A 

Asinius,  Asino,  s.  Lasne,  Michel. 

Asins,  B.  de,  span.  Bronzegießer  und  Zise- 
leur der  Gegenwart,  einer  der  hervorragend- 
sten Kunstgewerbler,  ist  der  Schöpfer  der  in- 
neren Gitter  in  der  Kirche  San  Francisco  el 
Grande,  der  Haupttür  der  Bank  Spaniens  zu 
Madrid,  des  Kronleuchters  in  der  Bibliothek 
des  Senatsgebäudes  derselben  Stadt,  sowie 
zahlreicher  Kunstwerke  im  gleichen  Genre  von 
höchstem  Werte.  P.  Lafottd. 

Asioli,  Giuseppe,  Kupferstecher,  geb. 
zu  Correggio  24.  8.  1783,  + daselbst  10.  1. 
1845,  Schüler  des  Franc.  Rosaspina  in  Bo- 
logna, bildete  sich  zu  einem  geschickten  Zeich- 
ner und  Stecher  in  mancherlei  Manieren.  So 
kopierte  er  mit  der  täuschendsten  Nachah- 
mung in  zehn  Monaten  den  bekannten  Stich 
von  Edelinck,  die  hl.  Familie.  1814  hielt  er 
sich  in  London  auf,  wo  er  ein  Jahr  blieb  und 
das  angebliche  Porträt  des  Correggio  nach 
einem  Gemälde  Dossis  und  eine  hl.  Familie 
nach  Raffael  veröffentlichte.  Nach  Bologna 
1815  zurückgekehrt,  führte  er  verschiedene 
Stiche  nach  Gemälden  der  dortigen  Pinako- 
thek für  das  von  Rosaspina  herausgegebene 
Werk  aus  und  heiratete  1817  dessen  Tochter 
Henrietta.  Er  blieb  dort,  ganz  seiner  Kunst 
ergeben,  bis  1821,  in  welchem  Jahre  er  zum 
Professor  der  Kupferstichkunst  an  der  Kunst- 
akad.  in  Modena  ernannt  wurde.  Ansehnliche 
Künstler  gingen  aus  seiner  Schule  hervor; 
einige  derselben  überschritten  nicht  die 
Mauern  von  Modena,  andere  gingen  weiter, 
um  ihre  Studien  zu  vollenden.  Unter  den 
ersten  sind  erwähnenswert  Agostino  Bocca- 
badati,  Geminiano  Bruni  und  Agostino  Cap- 
pelli,  bekannt  durch  seine  Kopie  des  Müllcr- 
schen  Stiches  der  Sixtinischen  Madonna. 

Asiolis  am  meisten  geschätzter  Stich  sind  die 
drei  Grazien  nach  Pellcgrino  Tibaldi,  heute 
in  Italien  zu  den  Seltenheiten  zählend,  da  ein 


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Asioli  — Asklepiades 


gewisser  Bacilieri  die  Platte  nach  England 
entführte. 

Meyer,  Kstlerlex.  — G.  Campori,  Gli  ar- 
tisti  ital.  e stran.  ncgli  stati  estensi  1855.  ** 

Asioli,  L u i g i,  Maler  aus  Correggio,  Pro- 
fessor an  der  Akad.  zu  Modena,  malte  1851 
das  Hochaltarbild  der  Chicsa  di  S.  Chiara 
in  Bologna.  Er  wird  von  Manfredini  (delle 
arti  d.  disegno,  Modena  1802,  p.  17)  als  ein 
geschmackvoller  und  geschickter  Künstler, 
insbesondere  als  ein  guter  Kolorist  erklärt. 

G.  Campori,  Gli  artisti  ital.  e stran.  n.  stati 
estensi  1855  p.  188.  ** 

Askaan,  der  Spitzname  von  Dominikus  van 
Wynen  in  der  Malerbcnt  zu  Rom. 

Houbrakcn  II  353.  E.  W.  Moes. 

Askaros,  Erzbildncr  aus  Theben.  Tätig  um 
die  Wende  des  6.  und  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Er 
war  nach  einer  lückenhaften  Notiz  des  Pau- 
sanias  Schüler  eines  Sikyonicrs,  vielleicht  des 
Kanachos  oder  Aristokles,  und  arbeitete  im 
Aufträge  der  Thessaler  nach  einem  Siege  über 
die  Phoker  als  Weihgeschenk  für  Olympia 
einen  bronzenen  Zeus,  der  mit  Blumen  be- 
kränzt war  und  den  Blitz  in  der  Rechten  trug. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I ß4.  — Over- 
beck, Schriftq.  477.  — Ders.,  Gesch.  d.  gr. 
Plastik  I*  145,  161.  — Klein,  Arch.  epigr. 
Mitt.  V 103.  — Pauly-Wissowa,  Realcnc. 
II  1614  (Robert).  — Studniczka,  Kalamis 
(Abh.  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1907)  42. 

Amelung. 

Askevold,  Anders  Monsen,  norweg. 
Tier-  und  Landschaftsmaler,  geb.  25.  12.  1834 
in  Askevold  (Söndfjord,  Stift  Bergen).  Sein 
Interesse  für  die  Darstellung  von  Tieren 
(besonders  Kühen)  wurde  durch  sein  Leben 
als  Hirtenknabe  früh  geweckt.  Durch  die 
Bemühungen  einiger  Leute  aus  seiner  Hei- 
mat und  des  hochverdienten  Stiftamtmanns 
Christie  kam  er  1847  nach  Bergen  zu  dem 
Landschaftsmaler  Reusch,  einem  Schüler  von 
J.  C.  C.  Dahl,  in  die  Lehre,  der  ihn  später 
in  sein  Haus  aufnahm.  Unter  seiner  Anlei- 
tung malte  A.  Stilleben  und  ähnliches  und 
auf  eigene  Faust  Porträts.  Im  Herbst  1855 
kam  er  nach  Düsseldorf,  wo  er  der  Privat- 
schüler seines  Landsmannes  Gude  wurde 
und  sich  unter  dessen  Einfluß  auch  auf  der 
Akad.  rasch  entwickelte.  Mehrere  von  A.s 
Landschaftsstudien  wurden  für  die  Muster- 
sammlung der  Akad.  erworben.  Er  besuchte 
jeden  Sommer  Norwegen  (Söndfjord,  Sogn, 
Hardanger,  Voss).  In  Bergen  1858 — 60.  In 
Düsseldorf  Nov.  1860  bis  Juli  1S61  und  dann 
mit  Stipendium  nach  Paris,  wo  er  4 Jahre 
blieb  (bis  1866) ; hier  arbeitete  er  ohne  Lehrer. 
1862  Besuch  in  Bergen,  um  sich  zu  verheiraten. 
Blieb  mit  einzelnen  Unterbrechungen  (Düs- 
seldorf 1869,  München  1877 — 78)  in  Bergen 
von  1866  bis  1880.  Diese  Jahre  bezeichnen 
den  Höhepunkt  seiner  Kunst.  Er  war  unter- 
dessen von  Fr.  Voltzs  Tierbildern  beeinflußt 
worden.  Nach  1880  hielt  er  sich  abwechselnd 


in  Paris,  Düsseldorf  und  die  späteren  Jahre 
in  Bergen  auf,  bis  er  22.  10.  1900  in  Düssel- 
dorf starb.  — A.s  Spezialität  ist  das  norweg. 
„Säterleben“,  d.  h.  das  Leben  auf  den  Senn- 
hütten (Haustiere  — Kühe  — in  der  Um- 
gebung der  Landschaft  mit  Figurenstaffage). 
Er  war  ein  sehr  tüchtiger  Kolorist  in  der 
Art  der  späteren  Düsseldorfer,  ein  unterhal- 
tender und  liebenswürdiger  Erzähler,  wenn 
auch  bisweilen  etwas  oberflächlich.  3 Bilder 
von  ihm  in  Bcrgens  Galerie,  3 in  Drontheims 
Kunstverein,  2 in  der  Galerie  in  Christiania. 
Das  Höchste  erreicht  er  in  seinen  feinen  und 
seelenvollen  Landschafts-  und  Tierstudien, 
von  denen  sich  ein  Teil  in  der  Galerie  in 
Christiania  befindet  Er  hat  auch  Altarbilder 
(Kopien)  für  Landkirchen  im  Stift  Bergen 
geliefert.  Stellte  u.  a.  1862  in  London  aus, 
1866  in  Stockholm,  1872  in  Kopenhagen, 
1873  in  Wien,  wo  er  eine  Medaille  bekam, 
ebenso  1876  in  Philadelphia.  Das  Bild 
„Heimkehr  vom  Säter“  erwarb  Kaiser  Wil- 
helm I. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bötticher.  Maler- 
werke  des  19.  Jahrh.  — Kunstchronik  XXII 
614  u.  XXIV  411  u.  N.  F.  I 498  VI  461.  — 
Die  Kunst  III  1901  (Kunst  für  Alle  XVI).  — 
Salomonscn,  Store  Nordiske  Konvlcx.  — 
B ö g h,  Bcrgens  Kunst forening.  Bergen  1888 
S.  86.  — Nordiskt  Konstnärs  Album  1879. 
Stockholm  S.  62.  — Lange,  Nutids  Kunst 
Kopenhag.  1873  S.  404 — 405.  — L ü b k e s Kst- 
hist.  v.  Lange  u.  Beckctt  Kopenhag.  1897 — 1901 
II  386.  — Dietrichson,  Adolph  Tidemand, 
Christ.  1878  II  79.  — Ders.,  Dct  norske  Natio- 
nalgallcris  historie,  Christ  1886  S.  42  u.  passim. 

— Ders.,  Svundne  Tidcr,  Christ.  1899  II  238. 

— Aubcrt,  Det  nye  Norges  Malerkunst, 
Christ.  1904  S.  37.  — T h i i s,  Norske  Malere 
og  Billedhuggcre,  Bergen  1904  S.  224 — 227.  . — 
Thommessen,  Norsk  Billcdkunst,  Christ 
1904  S.  113.  — La  Norvöge,  Christ  1900  S.  563. 

— „Folkcbladct“  1900  No.  21.  — Selbstbiogr. 

schriftl.  Mitteilungen.  C.  W.  Schnitter. 

Askew,  engl.  Porzcllanmaler  (Figuren), 
zweite  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  tätig  für  die 
Fabrik  zu  Derby. 

Jacnnickc,  Grundr.  d.  Keramik  p.  736. 

H.  V. 

Asklepiades,  Sohn  des  Attalos,  aus  Kyzikos, 
Architekt  frührömischer  oder  späthellenisti- 
scher Zeit,  laut  CIG  2158  zur  Ausführung 
nicht  mehr  zu  bestimmender  Bauten  nach 
Samothrakc  berufen.  Vielleicht  war  er  der 
Erbauer  des  über  einer  jetzt  verschollenen 
Inschrift  in  Relief  dargcstellten  Mysterien- 
rur.dbaues  (zwei  riesige  Fackeln  am  Portal), 
der  indes  mit  dem  samothrakischcn  Arsinoeion 
nichts  zu  tun  hat.  Eine  Verwandtschaft  mit 
dem  ebenfalls  aus  Kyzikos  stammenden  Attalos, 
Sohn  des  Asklepiodoros,  dessen  Grabrclief 
erhalten  ist,  läßt  sich  nicht  nachweisen,  wäre 
aber  wohl  denkbar  (österr.  Jahreshefte  1902 
S.  191  ff.).  In  diesem  Attalos,  also  etwa  dem 
Vater  des  Asklepiades,  ebenfalls  einen  Archi- 
tekten zu  sehen,  liegt  keine  Veranlassung  vor. 


182 


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Asklepiades  — Asmussen 


Der  kleine  Rundbau,  der  auf  dem  Relief  von 
einer  kleinen  Dienerin  seiner  Frau,  nicht 
ihm  gereicht  wird,  ist  kein  Baumodcll,  son- 
dern offenbar  nur  eine  symbolische  Andeu- 
tung des  Berufes  seiner  Frau,  die  sich  dar- 
nach umwendet.  Sie  wird  eine  der  Kybele- 
priestcrinnen  gewesen  sein,  die  in  Kyzikos  in- 
schriftlich nachweisbar  sind  (Rubensohn,  My- 
sterienheiligtümer von  Eleusis  und  Samo- 
tbrake  S.  158  ff.).  Der  Kult  der  Kybele 
fand  in  Kyzikos  ebenfalls  in  einem  Rundbau 
statt,  der  abweichend  von  der  Gestaltung  des 
Arsinoeions  auf  Samothrake  ein  glatter  Qua- 
derbau mit  horizontal  abschließendem  Kranz- 
gesims war  (Münzen  unter  Commodus,  bei 
Rubensohn  a.  a.  O.  S.  173).  Vielleicht  war 
Asklepiades  der  Erbauer  eben  dieses  Filial- 
Rundtempels  der  Kybele  in  Kyzikos.  Ist  der 
Rundbau  auf  dem  Attalosrclief  wirklich  das 
Arsinoeion  von  Samothrake  selbst,  so  kann 
er  nur  andeuten,  daß  die  Frau  in  die  samo- 
thrakischen  Mysterien  cingeweiht  und  mit 
irgendwelchen  Funktionen  dort  betraut  war. 
Auch  Asklepiades  war  ja  Myste  und  Epopte 
in  Samothrake. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  342. — Conie- 
Benndorf,  Untersuchgn.  auf  Samothrake  II 
113.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  1634, 
49  (Fabricius).  — Benndorf,  österr.  Jahrcsh. 
1902  S.  191  ff.  H.  Thier  sch. 

Asklepiades,  Sohn  des  Hilaros,  Architekt 
aus  Lampsakos,  bekannt  nur  durch  eine  mit 
einem  Ehrenkranz  in  Relief  verzierte  Grab- 
stele aus  Madytos  am  thrakischen  Chersonncs 
(CIG  2016b). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  342.  — Pau- 
ly-Wissowa, Realenc.  II  1635,  50  (Fabri- 
cius). H.  Thier  sch. 

Asklepiodoros  I,  Erzbildner  unbekannter 
Zeit.  Nach  Plinius  hatte  er  Porträtstatucn 
von  Philosophen  ausgeführt.  Ob  er  mit  dem 
Maler  A.  II  eine  Person  ist,  bleibt  fraglich. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 423,  526.  — 
Overbeck,  Schriftq.  1956.  — P a u 1 y -W  i s - 
sowa,  Realenc.  11  1636,  12  (Rossbach). 

Amclung. 

Asklepiodoros  II,  athenischer  Maler  der  2. 
Hälfte  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.,  dem  der  be- 
rühmteste Meister  seiner  Zeit,  Apellcs,  den 
Vorrang  in  den  mensurac,  hoc  est  quanto 
quid  a quoque  distare  deberet,  oder  der  sym- 
metria,  d.  h.  in  der  Perspektive  zuerkannte. 
Da  Plinius  ihn  unter  den  griechischen  Autoren 
seines  Sammelwerks  anführt,  wird  A.  über 
diesen  spezifisch  lehrbaren  Teil  seiner  Kunst 
geschrieben  haben.  Das  einzige  von  ihm  be- 
kannte Bild  war  eine  Darstellung  der  12 
Götter,  deren  jeden  ihm  der  Tyrann  Mnason 
von  Elateia  mit  30  Minen  bezahlte.  Im  Hin- 
blick auf  die  ihm  nachgerühmte  Beherrschung 
der  Perspektive  darf  man  sich  dieses  Bild 
nicht  friesartig,  sondern  mit  ausgesprochener 
Tiefenwirkung  denken.  Ob  der  Erzgießer  A., 


von  dem  man  Philosophenbildnisse  kannte, 
mit  dem  Maler  eine  Person  ist,  steht  nicht  fest. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlcr.  II  256.  — 
W us  t mann,  Rh.  Mus.  22,  13  (der  die  Brunn- 
sche  Auffassung  der  Überlieferung  über  mensurac 
und  symmetria  mit  Unrecht  bekämpft).  — Ro- 
bert, Arch.  Märchen,  70.  — Pauly-Wis- 
sowa, Realenc.  II  1636,  12  (Rossbach).  Sauer. 

Asknasij,  Isaak  Lwowitsch  (Itzig 
Leibowitsch),  russ.  Maler,  geb.  16.  1.  1856 
in  Polotzk  (Gouvernement  Witebsk),  f 29. 
11.  1902  in  Moskau,  trat  1870  in  die  Peters- 
burger Akad.  und  ging  18S0  als  ihr  Pensio- 
när auf  4 Jahre  ins  Ausland.  1885  Akademi- 
ker. Von  ihm:  Der  Scharfrichter  mit  dem 
Haupte  Johannes  des  Täufers  (1879).  Im 
Gefängnis.  Moses  in  der  Wüste.  Die  Sün- 
derin vor  Christus.  (Eigentum  der  Akad. 
der  Künste  in  Petersburg.) 

N.  P.  S o b k o,Russ.  Ksllerlex.  — PyccK.  »muhk.x. 
caouapb  (Russ.  encykl.  Worterb.)  III  296.  — 
0.  B y r a k o b t,  . Harns«  xyjowHUKu  (Th.  Bul- 
g a k o ff,  Unsere  Kftnstlcr)  St.  Pctersb.  1859,  I 19. 

W.  At  umarm. 

Aslund,  J o h a n E 1 i s,  schwed.  Maler,  geb. 
2.  2.  1872  in  Vcstcrnorrland,  studierte  an  der 
technischen  Schule  in  Stockholm  und  1899 
bis  1900  in  Italien,  stellte  italicn.  Motive 
und  Stimmungen  aus  dem  nördlichen  Schwe- 
den aus:  Sommernacht  in  Lappland  (1900), 
Regennacht  in  Lappland  (im  selben  Jahr). 

G.  Norderm>r.n. 

Asm,  Maler  von  Tübingen,  war  um  14S1 
für  den  kaiserl.  Hof  tätig. 

Diözesan-Arch.  f.  Schwaben,  Jahrg.  XVII  24. 

Hs.  Loose. 

Asm  (Erasmus),  Architekt  und  Bildhauer 
von  München.  15.  Jahrh.  Architekt  der 
Pfarrkirche  von  Schwaz  (Unterinntal).  Gc- 
lcitbricf  des  Kaisers  Max  an  die  Innsbrucker 
Regierung  für  2 Jahre  zur  Vollendung  seines 
Kirchenbaues  in  Schwaz.  Gegeben  zu  Zyrl 
1492. 

„Kunstfreund"  1887  S.  47.  (Vielleicht  iden- 
tisch mit  Erasmus  Grasscr?)  H.  S. 

Asmus  von  Hassfurt,  Bildschnitzer  des 
16.  Jahrh.,  Schüler  T.  Riemenschnciders.  Lei- 
tete in  Würzburg  eine  selbständige  Werkstatt. 

Niedermaier,  Kunstgesch.  d.  Stadt  Wirz- 
burg (2.  Aufl.)  257.  Fr.  Leitschuh. 

Asmus,  Heinrich,  Architekturmaler, 
Zeichner  und  Lithograph  in  Berlin,  stellte  auf 
den  Ausstellungen  der  Akademie  1838,  1840 
und  1844  mehrere  farbige  Lithographien  nach 
eigenen  Entwürfen,  meist  für  illustrative 
Zwecke,  Titelblätter,  Festkarten  usw.  aus. 

Katal.  d.  k.  Akad.  H.  V. 

Asmus,  s.  auch  Assmus. 

Asmussen,  Anton,  Maler,  geb.  23.  3.  1857 
in  Flensburg.  Studierte  in  München  und 
(1884 — 1886)  in  Karlsruhe  unter  Baisch  und 
Schönlebcr,  unternahm  Studienreisen  in  Tirol 
und  Italicn  und  ließ  sich  nach  einem  vorüber- 
gehenden Aufenthalt  in  Rothenburg  o.  d.  T. 
in  Hamburg  nieder,  wo  er  am  12.  11.  1904 


183 


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Asmussen  — Aspach 


in  der  Alster  ertrank.  A.  malte  zuerst  Archi- 
tekturbilder und  Interieurs,  wie  das  Innere  der 
Marienkirche  in  Lübeck,  auch  Stilleben,  seit 
1890  jedoch  hauptsächlich  Heide-  und  Moor- 
landschaftcn  in  Schnee  und  Winterstimmung 
(auch  in  Pastell).  Von  seinen  Bildern  be- 
findet sich  der  „Rathaushof“  und  „Ein  Win- 
tertag“ in  Hamb.  Privatbesitz,  ein  „Waldweg 
nach  Regen“  und  „Niederdeutsche  Land- 
schaft" in  Mannheim.  E.  Dcnesi. 

Asmussen,  A s m u s,  Glockengießer  in  Hu- 
sum, Sohn  des  Klaus  A.,  f 1728,  erlangte  1724 
ein  Privilegium  speciale  für  Schleswig  und 
den  kgl.  Anteil  Holsteins.  Von  ihm  Glocken 
in  Tondcrn  (1722),  Hemme  in  Ditmarschen 
(1726),  etc. 

Bau-  u.  Kstdenkmäler  d.  Prov.  Schleswig-Hol- 
stein III.  Bd.,  I.  Teil  p.  31  (Meistervcrzcichn.). 

H.  V. 

Asmussen,  J o h a n,  Glockengießer  in  Hu- 
sum, Sohn  des  Klaus  A.,  erlangte  1706  das 
Glockcnprivileg  für  Schleswig  und  Holstein 
fürstl.  Anteils,  f 1723.  Von  ihm  Glocken  in 
Ballum  (1709),  Bülderup  (1711),  Bordclum 
(1715),  etc. 

Bau-  u.  Kstdenkmäler  d.  Prov.  Schleswig-Hol- 
stein, III.  Bd.,  I.  Teil  p.  31  (Meistervcrzcichn.). 

Asmussen,  Klaus  (Claussen),  Glocken- 
gießer in  Husum,  Sohn  von  Asmus  Clau- 
sen, gcb.  zu  Husum  1647,  f 1704,  erlangte 
1689  ein  Glockcnprivileg  für  Schleswig  und 
Holstein  fürstl.  Anteils,  goß  zahlreiche  Glok- 
ken  daselbst,  so  1672  für  Tönning,  1675  für 
Südcrbrarup  und  Koldenbüttcl,  1677  für  Ul- 
kebüll,  Hoyer  und  Atzcrballig,  1678  für  Adel- 
by,  etc. 

Bau-  u.  Kstdcnkm.  d.  Prov.  Schleswig-Hol- 
stein, III.  Bd.,  I.  Teil  p.  31  (Meistervcrzcichn.). 

Asne,  L’,  s.  Lasne. 

Asner,  Franz,  wenig  bedeutender  Kup- 
ferst.,  gcb.  1742  in  Wien  und  tätig  daselbst, 
Sohn  des  Johann,  Schüler  seines  Stiefvaters 
Joh.  Adam  Napcrt. 

Meyer,  Kstlerlex.  (unter  Assner ; hier  einige 
Arbeiten  aufgeführt).  — Hcineckcn,  Dict. 
d.  Artistcs.  H.  V. 

Asner,  Johann,  Kupferstecher,  geb.  zu 
Wien,  f daselbst  1748,  Schüler  von  Dietel, 
lieferte  einige  unbedeutende  Andachtsbildcr. 

Heinecken,  Dict.  d.  Artistcs.  H.  V. 

Asner,  Leonhard,  unbedeutender  Kup- 
ferstecher, Sohn  des  Johann,  Schüler  des  Jo- 
hann Mansfeld. 

Meyer,  Kstlerlex.  (unter  Assner ; hier  einige 
Arbeiten  aufgeführt).  — Heinecken,  Dict. 
d.  Artistcs.  //.  V. 

Asola,  O r a z i o d’,  Maler  zu  Cremona  im 
letzten  Drittel  des  16.  Jahrh.,  lernte  bei  Ber- 
nardino Campi.  Er  arbeitete  gemeinsam  mit 
seinem  Mitschüler  Cristoforo  Magnani  in  den 
Kirchen  S.  Domenico  und  S.  Abondio  zu 
Cremona. 

Baldinucci,  Notizie  de'  Profcssori  del  Di- 
segno,  VIII  234  (im  Leben  des  Crist.  Magnani). 
— Zani,  Encicl.  II  221.  — Meyer,  Kstlerlex. 


Asoleni,  Asoletti,  s.  Assolini. 

Asopodoros  I,  Erzbildner  aus  Argos.  Tätig 
um  die  Wende  des  6.  und  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
Er  gehörte  zur  Schule  des  Hagelaidas  und  hat 
gemeinsam  mit  seinen  Landsleuten  Atotos 
und  Argciadas  und  mit  Athanadoros  aus 
Achaia  ein  umfangreiches  Weihgeschenk  für 
Olympia  gearbeitet,  dessen  Basis  sich  unter 
dem  Bauschutt  des  Zeustempels  gefunden  hat 
(s.  Argeiadas). 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  30a.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  1705,  6 (Robert).  — 
Inschr.  v.  Olympia  266,  630.  Amclung. 

Asopodoros  II,  Plinius  nennt  einen  Asopo- 
dorus  unter  den  Schülern  Polyklcts ; s.  Ar- 
geios.  Amelung. 

Aspa,  Rosario,  Landschaftsmaler  in  Eng- 
land, tätig  in  Lcamington,  stellte  1S74 — 1S85 
in  der  Royal  Academy  in  London,  in  der  Suf- 
folk Street  und  in  Birmingham  einige  wenige 
Bilder  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 

I 74.  — Ders.,  Diction.  of  Artists,  1895,  p.  9. 

* » 

Aspaas,  S v e n d,  norweg.  Baurastr.,  gcb. 
um  1735  in  Aalen  im  Stift  Drontheim,  Bauer 
und  Autodidakt,  war  im  Stift  Drontheim  als 
Baumstr.  tätig.  Er  erbaute  die  Kirche  von 
Röros  (1784  vollendet)  und  die  Kirche  von 
Vang  in  Hcdcmarkcn.  Seit  1769  vielfach 
mit  Bauten  bei  den  nördlich  von  Dovrefjeld 
gelegenen  Bergwerken  beschäftigt,  sowie  mit 
Gruben-  und  Hüttenbau,  namentlich  bei  Rö- 
ros. In  seinen  späteren  Jahren  auch  als  Brük- 
kenbauer  gerühmt  und  zeichnete  sich  durch 
seine  Schmiede-  und  Gußarbeit  und  durch 
mehrere  sinnreiche  mechan.  Erfindungen  aus. 
Er  lebte  noch  1804. 

Bloch,  Trondhjemske  Blandinger,  Dront- 
heim  1804  S.  189.  — Ders.,  Reisciagtagelser  (auf 
einer  Reise  von  Trondhjem  nach  Christiania  im 
J.  1806.  Kopenhagen  1808  S.  40).  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Weilbach,  Nyt  dansk  Kunst- 
ncrlcx.  — Salomonsen,  Store  nordiske 
Konv.-Lex.  — Folkebladet  1892  S.  26.  — Diet- 
r i c h s o n,  Sammcnlignende  Fortcgnelse  over 
Norges  Kirkcbygninger,  Christ.  1888  S.  33. 

C.  W.  Schnitter. 

Aspach  (Aschbach),  Adam,  Maler,  seit 
1558  in  Nürnberg  nachzuweisen,  wird  1560 
daselbst  Bürger,  bewirbt  sich,  nachdem  seine 
Frau  Margaretha  1572  gest.,  1576  um  das 
„Unterkäufelamt  am  Markt“  und  erhält  es. 
In  dieser  Stellung  läßt  er  sich,  wie  cs  scheint, 
Unregelmäßigkeiten  zuschulden  kommen,  in- 
dem er  einen  vergoldeten  Spiegel  in  silber- 
nem Rahmen,  offenbar  ein  Werk  des  kaiserl. 
Hofgoldschmieds  Erasmus  Hornay,  das  ihm 
dieser  zum  Verkauf  übergeben  hatte,  auf 
eigene  Rechnung  versetzt.  Seit  April  1581 
finden  wir  ihn  deswegen  in  Prag  in  Haft. 
Die  letzte  Notiz  über  ihn  — er  ist  noch  immer 
„in  der  Verstrickung  zu  Prag“  — datiert 
5. 5. 1582.  — Nach  Doppelmayr  soll  er  als  Bild- 
nismalcr,  sowohl  was  seine  Kunst  als  auch 


184 


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Aspari 

was  die  Ähnlichkeit  der  Dargestcllten  betrifft, 
ein  „habiler  Meister“  gewesen  sein ; da  Doppel- 
mayr indessen  zugleich  die  sehr  vage  Nachr. 
„starb  um  a.  1580"  überliefert,  wird  auch 
jener  Mitteilung  nicht  allzuviel  Glaubwürdig- 
keit beizumessen  sein.  Werke  sind  von  A. 
nicht  bekannt 

Doppelmayr  204.  — Mitteilungen  aus  dem 
german.  Nationalmus.  II  70.  — H a m p e,  Nürn- 
berg. Ratsverlässe:  an  mehreren  Orten  (vgl.  das 
Personenregister).  Th.  Hampe. 

Aspari  (Aspar,  Asparri),  Carlo  Anto- 
n i o,  Sohn  Domenicos,  Architekt,  nach  Zani 
auch  Kupferstecher,  lernte  bei  Giac.  Alber- 
tolli  und  erbaute  1810  die  Arena  del  Sole 
zu  Bologna.  Er  starb  1834  als  Lehrer  der 
Zeichenkunst  an  der  k.  k.  Normalschule  zu 
Mailand. 

Meyer,  Kstlerlex.  »* 

Aspari,  Domenico,  italien.  Maler  und 
Radierer,  geb.  4.  8.  1745  zu  Olivone  (Mai- 
land), f 8.  4.  1831,  in  Parma  ausgebildet,  wo 
er  dekorative  Malereien  im  Palaste  ausge- 
führt hat  Nach  Mailand  zurückgekehrt,  be- 
schäftigt er  sich  wesentlich  mit  der  Radie- 
rung. Er  wird  dann  Lehrer  der  Zeichen- 
kunst an  der  Akad.  in  Mailand.  Seine  Kunst 
als  Maler  zeigen  eine  Madonna  mit  Heiligen 
in  der  Kirche  von  Osnago  und  sein  Selbst- 
bildnis in  der  Brera  in  Mailand.  Als  Stecher 
folgt  er  dem  Vorbilde  des  Piranesi  in  seinen 
23  Ansichten  von  Mailänder  Gebäuden  (1780 
bis  92  datiert)  ; für  die  italien.  Übersetzung 
von  Winckelmanns  Kunstgeschichte  (Milano 
1779)  hat  er  Illustrationen  geliefert  und 
außerdem  Stiche  nach  Leonardos  Abendmahl 
(ohne  die  Füße  der  Figuren)  und  nach  der 
Correggio  zugeschriebenen  Flucht  nach  Ägyp- 
ten bei  G.  B.  Bianconi  in  Bologna  (1784) 
ausgeführt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Fumagalli,  Un  in- 
cisore  Milanese  della  fine  del’  700.  Milano  1904. 
— Br  u n,  Schweizer  Kstlerlex.  I 55.  P.  K. 

Aspasios,  bedeutender  Gemmenschneider  aus 
der  Zeit  der  ersten  römischen  Kaiser.  Be- 
rühmt ist  seine  Gemme  mit  dem  Kopfe  der 
Athena  Parthenos  in  Wricn.  Von  einer  zwei- 
ten Arbeit  ist  nur  ein  Bruchstück  in  Florenz 
erhalten. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  473.  — Ar- 
chäol.  Jahrb.  III  Taf.  10,  10.  10,  9,  IV  46  f.  — 
Pauly-Wiäsowa,  Realenc.  II  1723,  6 (Ross- 
bach). — Furtwängler.  Die  ant.  Gemmen 
II  235,  12;  III  357,  Taf.  XLIX  12,  15. 

Pcrnice. 

Aspelin,  Karl,  schwed.  Maler,  geb.  27.  4. 
1857  in  Vestergötland,  studierte  1878 — 85  an 
der  Kunstakad.  in  Stockholm  und  85 — 86  in 
Paris  und  machte  sich  durch  einige  historische 
Kompositionen  bekannt.  Dann  malte  er  Mo- 
tive und  Charaktertypen  von  der  Küste  von 
Schonen.  Auch  als  Illustrator  tätig.  Er 
wohnt  in  Kivik  (Schonen).  G.  Nordensvan. 

Asper,  Adolph,  Architekt,  geb.  7.  11.  1860 
in  Zürich,  Schüler  von  Andre  an  der  Ecolc 


— Asper 

des  Beaux-Arts  zu  Paris,  seit  1887  in  Zürich 
tätig.  Von  ihm  Schulhäuser  in  Albisrieden, 
Altstetten  u.  Schlieren,  sowie  die  Neubauten 
„Du  Nord“  und  „Schützengarten“  am  Bahn- 
hofplatz Zürich. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Asper,  Andreas,  handwerklich  arbeitender 
Dekorationsmaler  in  Zürich,  geb.  daselbst 
18.  8.  1581,  f 1638,  Sohn  des  Rudolf;  meh- 
rere seiner  Arbeiten  bei  Brun  von  Paul  Ganz 
aufgezählt,  der  A.  außerdem  einen  Anteil  an 
den  zahlreich  erhaltenen  anonymen  züriche- 
rischen  Porträts  der  ersten  Hälfte  des  17. 
Jahrh.  zuweist. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Asper,  Hans,  ist  aus  Züricherischcm  Ge- 
schlechte  1499  in  Zürich  geboren,  wird  1545 
in  den  großen  Rat  gewählt,  erhält  seit  dem  7. 
1.  1569  von  Staats  wegen  den  Unterhalt,  da 
er  mittellos  war  und  stirbt  21.  3.  1571.  Er 
war  in  seiner  Heimat  in  seiner  besten  Schaf- 
fenszeit hoch  geschätzt,  so  daß  1540  zu  sei- 
nen Ehren  eine  Medaille  geschlagen  und  1546 
der  Rat  von  Zürich  an  den  von  Solothurn  die 
Worte  schrieb  „und  also  sin  kunst  und  orbeyt 
mit  Ringen  houptguth  und  vilen  Kinderen, 
menglichem  getruwlich  mitgetheylt“. 

Asper  hat  in  der  Heimat,  wir  wissen  nicht, 
wo  und  bei  wem  gelernt,  er  scheint  aber  frühe 
durch  indirekte  Vermittelung  mit  der  Kunst 
H.  Holbeins  d.  j.  bekannt  geworden  zu  sein. 
Aspers  Tätigkeit  ist  hauptsächlich  der  Bild- 
nismalerei zugewandt.  Er  zeichnet  gut,  aber 
etwas  trocken  und  geht  nicht  selten  zu  sehr 
ins  Einzelne.  Die  warmen,  klaren,  tiefge- 
stimmten Farben  sind  in  den  besten  Arbeiten 
gut  verschmolzen.  Allmählich  wird  aber  die 
Malweise  trockener  und  die  Farben  brandiger, 
schwerer  bezw.  fahler.  Die  Charakteristik 
geht  über  ein  Mittelmaß  nicht  hinaus.  Von 
seinen  Malereien  seien  zunächst  noch  die  zwei 
1567  gemalten,  großen,  naturgetreu,  wenngleich 
etwas  schwer  und  peinlich  gemalten  Blumen- 
und  Fruchtstücke  erwähnt  (Rathaus  in  Zü- 
rich). Die  Schildercicn  am  Gescllschaftshause 
der  Böcke,  Darstellungen  der  12  Monate  mit 
ihren  entsprechenden  Beschäftigungen,  sind 
nicht  mehr  erhalten.  Uber  die  heraldischen 
Malereien  können  wir  kein  eingehenderes  Ur- 
teil abgeben,  da  die  Restauratoren  sich  stark 
an  ihnen  versündigt  haben.  Die  Schlachten- 
bilder, der  Kampf  bei  Dorncck  und  im  Bru- 
derholz bei  Basel  sind,  wie  die  gemalte  Stadt- 
ansicht von  Solothurn  ebenfalls  verloren  ge- 
gangen. Von  seinen  Fassadenmalcreien  sind 
nur  die  Löwen  mit  Schild  und  Panier  von 
Zürich  am  Kyburgcr  Schlosse  (1556)  erhal- 
ten. Die  handwerklichen  Malereien,  die  er 
als  Stadtmalcr  zu  besorgen  hatte,  bedürfen 
keiner  Erwähnung. 

Außer  den  Gemälden  lieferte  Asper  viele 
Zeichnungen  für  den  Holzschnitt,  die  breit 


Asper 


und  kräftig  gezeichnet  sind.  Das  Ornament 
ist  das  der  italien.  Renaissance. 

Asper  war  ein  achtbarer,  fleißiger,  begabter 
Provinzmaler,  der  für  die  Züricherische  Maler- 
schule während  der  vierziger  und  fünfziger 
Jahre  des  16.  Jahrh.  der  wichtigste  und  ton- 
angebendste Künstler  gewesen  ist. 

Echte  und  erhaltene  Werke. 

Porträts:  1.  Joannis  Müller  Aetatis  suae 
76  obiit  An.  1524  (und  Künstlermonogramm) 
scharf  im  Profil  nach  rechts,  bekleidet  mit 
Pelzschaubc  über  schwarzem  Untcrgcwande 
und  pelzverbrämter  Mütze.  (Künstlcrgesell- 
schaft  Zürich.)  2.  U.  Zwingli  1629  in  See- 
land. 3.  U.  Zwingli  „occubuit  Anno  Aetatis 
XLVIII"  (d.  h.  1531).  Im  Profil  nach  links 
in  der  Tracht  des  Geistlichen.  (Sammlung 
zu  Winterthur;  Kopie?.)  4.  Peter  Füssli, 
Glockengießer.  1535.  Kniestück  in  dreivier- 
tel Vorderansicht.  Ein  schwarzes  Barett  deckt 
den  Kopf.  Ein  fast  schwarzer  Bart  umrahmt 
das  Antlitz.  Ein  schwerer  Pelz  liegt  auf 
den  Schultern.  In  den  Händen  hält  Füssli 
einen  Rosenkranz.  Links  und  rechts  vom 
Kopfe  sind  auf  dem  grünen  Grunde  die  Ab- 
zeichen der  Pilgerreise  und  das  Monogramm 
des  Künstlers  wie  Datierung  angebracht. 
(Kunstsammlung  zu  Solothurn;  Kopie  oder 
Werkstattwiederholung  in  der  Züricher  Stadt- 
bibliothek.) 5.  1588.  Hans  Wirz.  Schweiz. 
Landes-Mus.  6.  1536.  J.  Stumpf,  ebendort. 
7.  Escher  vom  Glas  (?),  Brustbild  eines  Man- 
nes mit  Federbarett,  offenem  Hemd  und 
schwarzem  Mantel.  Halbe  Lebensgröße.  Mo- 
nogramm. 1538.  Künstlcrgütli  Zürich.  8.  Hans 
Holzhalb,  Landvogt.  Kniestück.  Rotes  Kleid, 
schwarzer  Mantel  und  Kappe,  gelbe  Hosen 
und  Schwert  in  der  Hand.  Anno  Aetatis  suae 
35.  Monogramm  1538,  ebendort.  9.  A.  Schmid. 
Schweizer  Landesmus.  10.  Schmids  Gemahlin. 
Weißes  Atlaskleid  mit  schwarzem  Kragen  und 
rotem  Besatz.  Aetatis  suae  42.  Monogramm 
1538.  Züricher  Künstlcrgütli.  11.  Huldreich 
Stampfer.  Monogramm  1540.  Züricher  Stadt- 
bibliothek. 12.  Jac.  Werdmüller,  Ratsherr. 
Halblehensgroß.  64  Jahre  alt.  Schloß  Elgg. 
13.  Wilhelm  Fröhlich.  Ganze  Figur,  fast  en 
face,  lebensgroß.  Das  Gesicht  umrahmt  ein 
dunkler  Bart,  auf  dem  Haupte  trägt  er  ein 
Barett  mit  Feder  und  über  dem  roten  Anzug 
die  Rüstung,  dazu  eine  goldene  Halskette. 
Die  Hand  liegt  am  Schwertgriff,  zur  Rechten 
steht  ein  kleiner  Knabe,  der  einen  Helm  dar- 
reicht. Monogramm  1549.  Solothurn.  (Farn. 
Tugginer.)  14.  Derselbe  in  bürgerlicher  ro- 
ter Tracht  mit  schwarzer  Schaube  und  rotem 
Barett  Anno  Aetatis  suae  44.  Monogramm 
1549;  ebendort.  15.  Fröhlichs  Gemahlin. 
Brustbild.  Anno  aetatis  suae  23.  Mono- 
gramm 1549;  ebendort.  16.  Ulrich  Zwingli. 
Halbe  Figur  im  Profil.  In  der  Linken  eine 
Bibel  haltend,  auf  die  er  mit  der  Rechten  deu- 


tet. Monogramm  1549.  Züricher  Stadtbiblio- 
thek. Huldrichus  Zwinglius.  Dum  Patriae 
Quaero  Per  Dogmata  Sancta  Salutem  Igrato 
Patriae  Caesus  Ab  Ense  Cado  Obiit  Afio  Dni 
M.  D.  XXXI  Ocdob.  XI.  Aetatis  Suae 
XLVIII. 

Das  Bild  ist  also  nach  Zwinglis  Tode  ge- 
malt und  zwar  offenbar  gleichzeitig  und  als 
Gegenstück  zum  vorigen,  dem  es  in  den  Mas- 
sen aufs  genaueste  entspricht.  Gwalter  wird, 
als  er  Frau  und  Kind  malen  ließ,  auch  das 
Bildnis  seines  großen  Schwiegervaters  zu  be- 
sitzen gewünscht  haben.  Es  kam  im  17.  Jahrh. 
durch  Schenkung  auf  die  Stadtbibliothek  zu 
Zürich,  wo  es  schon  Sandrart  sah  und  als 
ein  Holbcins  würdiges  Werk  lobte.  Seither 
wird  es  immer  als  A.s  vorzüglichste  Arbeit 
bezeichnet.  Es  ist  ein  sehr  tüchtiges  Werk, 
und  namentlich:  cs  ist  ein  höchst  charakter- 
voller Kopf.  Aber  cs  trägt  die  Mängel  eines 
nicht  nach  dem  Leben  gemalten  Bildes:  eine 
gewisse  Steifheit  und  Leblosigkeit  Es  drängt 
sich  bei  sorgsamer  Betrachtung  auf,  daß  A. 
als  er  1549  aufgefordert  wurde,  den  verstor- 
benen Zwingli  zu  malen,  den  Profilkopf  der 
Stapfcrschcn  Medaille  durch  Anfügung  eines 
Rumpfes,  so  gut  es  gehen  wollte,  zu  einem 
Bilde  abrundetc.  Daher  der  so  ganz  be- 
ziehungslos über  das  Buch  weggleitcnde  Blick, 
daher  überhaupt  die  ganz  statuarische  Hal- 
tung, endlich  die  etwas  verzeichneten  Hände. 
Nachbildungen  dieses  Porträts  gibt  cs  un- 
zählige. Wir  kennen  mehr  als  100,  von  denen 
wir  nur  ein  paar  nennen:  Großer  Holzschnitt, 
„getruckt  zu  Zürich  bei  Augustin  Friess“, 
um  1550.  Holzschnitt  in  Pantaleons  Hel- 
denbuch, 1565,  lateinisch  und  1575  deutsch. 
Kupferstiche:  Dietrich  Meyer  von  Zürich 
sc.  Anfang  des  17.  Jahrh.  Conrad  Meyer 
von  Zürich  sc.,  in  den  Abbildungen  des  Her- 
ren Oberstpfarrern  von  Zürich  1679.  M. 
Esslinger,  1819.  H.  Lips,  1819.  Kopien 
nach  dem  Bilde  gibt  es  eine  Unmasse,  die  wir 
nicht  aufzählen.  17.  Konrad  Pellikan.  Un- 
bedeckter Kopf  mit  Hals.  Dreiviertelwendung 
und  Drittellcbensgröße.  Ohne  alle  Bezeich- 
nung. Stadtbibliothek  Zürich.  Das  Bild  ist 
vielleicht  von  Asper.  Woltmann  schreibt : 
„Der  geistvolle  Ausdruck  und  die  Technik 
erinnern  an  Holbcin,  dessen  Modellierung 
und  scharfe  Zeichnung  das  Bild  aber  doch 
nicht  völlig  erreicht.  Hingegen  ist  cs  augen- 
scheinlich unter  Holbcins  direktem  Einfluß 
entstanden.  Es  zeigt  einen  höchstens  4öjäh- 
rigen  Mann,  ist  also,  da  Pellikan  1478  ge- 
boren ist,  in  den  ersten  zwanziger  Jahren  ge- 
malt und  würde,  wenn  von  A.,  beweisen,  daß 
er  mit  der  Nachahmung  Holbeins  begonnen, 
dieselbe  aber  nachher  verlassen  hat.“  18.  Re- 
gula Zwingli  mit  Töchterchen.  Halbe  Lebens- 
größe. Anno  Dei  MDXLIX,  Aetatis  XXV. 
Monogramm ; ebendort.  19.  Propst  Brenn- 


186 


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Asper 


wald  von  Embrach.  Unter  halber  Lebens- 
größe, en  face.  Monogramm  1551.  Stadt- 
bibliothek Zürich.  20.  Heinrich  Bullinger. 
In  dreiviertel  Wendung  mit  aufgeschlagener 
Bibel  in  der  Hand.  Undecim  jam  nunc  la- 
buntur  sydera  lustri  Haec  aetas,  formam 
picta  tabella  refert.  Heinricus  B.  gemalt  1555 
bis  59.  Werkstattbild  (?).  Stadtbibliothek 
Zürich.  21.  Chr.  Froschauer,  f 1560.  Unter 
halber  Lebensgröße.  Ganz  übermalt  1556  (?). 
Bei  Orell,  Füssli  & Co.  in  Zürich.  22.  Lor. 
Villani  ca.  1557.  Casa  Borromeo,  Mailand. 
23.  Herr  und  Dame.  1561.  Karlsruhe. 
2-1.  Conrad  Gessner.  Halbe  Figur  in  drittel 
Lebensgröße  mit  seinem  Wappen  und  Anno 
Aetatis  suae  XLVIII  (d.  h.,  da  G.  1516  ge- 
boren, 1564).  Das  Bild  (übermalt)  befindet 
sich  in  der  Stadtbibliothek  Zürich.  25.  Georg 
Müller,  Bürgermeister.  Bcz.  mit  Anno  Christi 
incamati  MDLXIIII  aetatis  vero  suae  LX. 
Stadtbibliothek  Zürich. 

26.  Hans  Gessner.  Brustbild.  Das  Wap- 
pen und:  Hans  Gessner  eines  alters  31  jar 
1566.  Familie  Gessner,  Zürich.  27.  Selbst- 
bildnis. St.-Bibl.  Zürich. 

Unter  gegangene  Werke,  die  Asper  zuge- 
schrieben  werden. 

Sandrart  bezw.  sein  Züricher  Korrespondent, 
vielleicht  der  Maler  Conr.  Meyer,  erwähnt 
auf  der  Stadtbibliothek  in  Zürich  als  Gemälde 
Aspers:  1.  Heinrich  Putlinger  - Bullinger. 

2.  Conrad  Pellikan  s.  o.  3.  Josias  Sifner,  soll 
heißen  Simmler.  4.  Heinrich  Gualther. 
5.  Leo  Jodt,  soll  heißen  Jud,  Zwinglis  Ge- 
hilfe und  Freund.  6 — 7.  Die  beiden  Rats- 
herrn Heinricus  Holtzhalbius  und  Dirthel- 
mus  Reustius.  8 — 9.  Bei  Werdmüller  werden 
„2  sonderlich  schöne  Contrafaite  . . . gleich 
des  Joh.  Holbeins  Arbeit"  erwähnt.  Ver- 
schollen. 

Holzschnitte : Bildnis  Zwinglis  zwischen 

Kandclabersäulcn  für  Gemeyner  löblicher 
EydgnoschafTt  „Stetten,  Landen  und  Volke- 
ren Chronik  des  Joh.  Stumpf“  1546  bez.  1548. 
Er  dürfte  aber  für  diese  Chronik  wie  für 
Conr.  Gcssners  Historia  animalium  eine  grö- 
ßere Anzahl  Holzschnitte  gezeichnet  haben. 

Bildnisse  des  Künstlers : 1.  Die  erwähnte 

Medaille  von  1540,  Kopf  mit  Halsansatz, 
gestutzter  Vollbart.  2.  Danach  das  Bildnis 
in  J.  Caspar  Füesslis  Geschichte  der  besten 
Künstler  der  Schweiz.  I.  J.  Rudolf  Füessli 
fecit.  3.  Radierung  ohne  Angabe  des  Stechers. 
Halbfig.,  hält  Pinsel  und  Palette  in  der  Hand. 
Joannis  Asper  Pictor  Anno  Aetatis  Suae.  72. 
1571.  in  12.  4.  Hiernach  scheint  ein  ganz  ge- 
ringes Ölbild  (Leinwand)  auf  der  Stadtbiblio- 
thek zu  Zürich  gefertigt  zu  sein. 

Sandrart,  Teutsche  Akademie  II  T.  II  81 ; 
T.  III  71.  — J.  C.  Füssli.  Gcsch.  d.  besten 
Künstler  in  der  Schweiz.  — Meyer,  Kstlerlex. 
(Woltmann-Vögclin).  — Berth.  Haendcke, 
Geschichte  der  schw.  Malerei  im  16.  Jahrh. 
Aarau  1893  p.  156 — 168.  — Derselbe,  Biblio- 


graphie der  schweizerischen  Landeskunde  p.  56. 

— K.  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  1902,  Artikel 
von  Ganz.  — Nagler,  Monogr.  I No.  722,  III 
No.  588.  — Kunstchronik  XIX  302,  XXIII  673. 

— Repertorium  f.  K.  W.  XI  394,  XIII  303.  — 

Passavant,  Peintre  graveur  1,  3.  — Gaz.  d. 
b.-arts  II  Per.  XXXI  273.  -LCust,  The  Nat. 
Portr.  Gal.  I 29.  B.  Haendcke. 

Asper,  Hans,  Schweizer  Maler,  geb.  9.  9. 
1554,  Sohn  des  Hans  Rudolf,  wird  von  eini- 
gen für  den  Autor  der  Illustrationen  in  Hein- 
rich Murers  Helvetia  sancta,  seu  Paradisus 
Sanctorum  Helvetiae  Florum  gehalten,  die 
von  Rudolf  Meyer  radiert  u.  164S  in  Luzern 
publiziert  wurden;  sie  tragen  die  Signaturen 
Joh.  A.,  Jo.  As.,  Jo.  Asp.  (vgl.  Asper,  Hans 
Kaspar). 

Paul  Ganz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

Asper,  Hans  Conrad,  Bildhauer  u.  Bau- 
meister, Bruder  des  Hans,  geb.  in  Zürich  um 
1588,  wandte  sich  nach  Konstanz,  war  um 
1603  in  Wien  und  dann  5 Jahre  bei  Herrn 
K.  von  Liechtenstein  zu  Waldtspurg  als  Bild- 
hauer. Er  nahm  seit  1615  seinen  Wohnsitz 
in  Salzburg,  wo  damals  der  Dom  und  die  St. 
Markuskirche  gebaut  wurden.  In  diese  Zeit 
muß  eine  Skulptur  fallen,  die  1892  in  Salz- 
burg wiederaufgefunden  wurde.  Es  ist  der 
Marmordeckel  eines  Sarkophags  und  stellt 
ein  in  Purpur  gehülltes  Gerippe  dar.  Diese 
Barockarbeit  trägt  A.s  Namensbezeichnung. 
1628  wird  der  „Unterbaumeister  Hans  Con- 
rad Asper  zu  Constanz“  in  das  Stift  Maria 
Einsicdcln  berufen,  um  die  Gnadenkapelle 
auszuschmücken.  Um  1630  wurde  er  Zeug- 
meister der  Stadt.  1645  kam  er  nach  Mün- 
chen und  trat  in  den  Dienst  des  Kurfürsten 
Maximilian,  wo  er  9%  Jahr  als  Festungs- 
baumeistcr,  aber  auch  künstlerisch  tätig  war. 
So  arbeitete  er  1653  „den  ölberg  bei  St.  Pe- 
ter“ und  wahrscheinlich  war  er  auch  am 
Baue  der  Karmclitcrkirche  beteiligt.  Am  15. 
4.  1653  erbat  er  seinen  Abschied  und  wird 
1655  zum  letztenmal  erwähnt. 

F.  Pirckmayer  in  den  Mitt.  der  K.  K. 
Ccntr.-Comm.  N.  F.  XX  152  u.  223.  ** 

Asper,  Hans  Kaspar,  Bildhauer  und 
Maler  in  Konstanz,  vollendete  1630 — 1633  die 
künstlerische  Verkleidung  der  1798  zerstör- 
ten Gnadenkapelle  von  Einsiedeln  im  Aufträge 
des  Grafen  Kaspar  von  Hohenems.  Vielleicht 
rühren  von  diesem  A.  die  Zeichnungen  her  zu 
37  von  den  40  Kupferstichen  der  Helvetia 
sancta  des  Heinrich  Murer.  (Luzern  1648.) 
(Vgl.  oben  Asper,  Hans.) 

Gabr.  Meier  bei  Brun,  Schweizer.  Kstler- 
lex. H.  V. 

Asper,  Hans  Rudolf,  Züricher  Maler, 
Sohn  des  Hans  A.,  geb.  9.  3.  1531,  wird  seit 
Sandrart  Schüler  und  Gehilfe  seines  Vaters 
genannt,  ohne  daß  ihm  bestimmte  Arbeiten 
der  A.schen  Richtung  zugewiesen  werden 
könnten ; 1554  wird  er  urkundlich  als  aus 
Zürich  verzogen  erwähnt. 

Paul  Ganz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 


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Asper  — Aspertini 


Asper,  Rudolf,  handwerklich  arbeitender 
Dekorations-  und  Wappenmaler  in  Zürich,  gcb. 
daselbst  12.  1.  1552,  f 1611,  Sohn  des  Hans 
und  Bruder  des  Hans  Rudolf.  Mehrere  sei- 
ner untergeordneten  Arbeiten  finden  sich  bei 
Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  von  Paul  Ganz 
aufgeführt.  Nach  einer  an  derselben  Stelle 
ausgesprochenen  Vermutung  dieses  Forschers 
dürften  außerdem  mehrere  in  der  Art  des 
Hans  Asper  gemalte  Bildnisse,  die  für  diesen 
selbst  zu  schwach  sind,  Rudolf  zuzu weisen 
sein. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Aspere,  Pieter  van,  vläm.  Bildhauer  in 
Oudenaerdc,  wo  er  1465  die  beiden  von  Ma- 
theus Algoot  erbauten  Portale  des  Hospitals 
mit  Ornamentskulpturen  zu  schmücken  hatte. 

Kramm,  De  Levens  en  Werken  etc.  (1857) 
I 28  f.  — Marchal,  La  sculpture  etc.  Beiges 
(1895)  p.  215.  • 

Asperger,  Max,  Landschaftsmaler  und  Ra- 
dierer, geb.  am  6.  3.  186-4  in  Apolda,  Schüler 
der  Weimarer  Akademie  1883 — 91,  siedelte 
1895  nach  Gotha  über.  Von  seinen  Stim- 
mungslandschaftcn  mit  heimischen  Motiven 
befindet  sich  „Frühlingsabcnd  im  Park“  in 
der  Weimarer  Galerie.  — Radierungen  von 
ihm  enthalten  die  Hefte  des  Weimarer  Ra- 
dierklubs (schon  seit  1889)  ; ferner  gab  er 
im  Selbstverlag  1897,  zusammen  mit  A.  Arp, 
„Taormina“  eine  Folge  von  6 Blatt  Radie- 
rungen, heraus.  ** 

Aspeme,  J.,  hatte  in  London  im  Beginne 
des  19.  Jahrh.  einen  Verlag.  Er  wird  auch 
als  Verfertiger  der  folgenden  Kupferstiche 
ausgegeben:  1.  Mr.  Betty,  jugendlicher  Schau- 
spieler, als  Douglas.  8.  2.  W«i.  Rae,  Schau- 
spieler, gcb.  1782.  8.  ** 

Aspertini,  A m i c o,  Bologneser  Maler,  Mi- 
niaturmaler, Bildhauer  und  Stecher,  geb.  um 
1475,  einem  Dokument  von  1525  zufolge,  in 
dem  er  als  Fünfzigjähriger  erwähnt  wird; 
f 1552.  Malvasia  berichtet,  daß  Amico 
schon  mit  12  Jahren  zu  malen  begann,  ohne 
Schüler  irgendeines  Meisters  gewesen  zu  sein. 
In  gerichtlichen  Dokumenten  des  Staatsarchivs 
von  Bologna  wird  er  beiläufig  unter  den  Künst- 
lern aus  der  Schule  des  Francia  genannt ; 
wahrscheinlicher  aber  ist,  daß  er  eigentlich 
der  Schule  des  Costa  angchörte  und  auch  nicht 
vom  Einfluß  der  Werke  Ercole  Robcrtis  frei 
war  (Lehrer  seines  Bruders  Guido  A.),  der 
1486  Bologna  verließ,  nachdem  er  Fresken  in 
der  Kapelle  Ganganelli  in  S.  Petronio  gemalt 
hatte.  — Vasari  und  Malvasia  berichten  von 
zahlreichen  Reisen  A.s  durch  die  italicn. 
Städte,  auf  welchen  er  Zeichnungen  u.  Skiz- 
zen von  allen  Gemälden  und  Reliefs,  die 
er  sah,  fertigte  und  die  er  für  seine  Werke 
benutzte.  Das  Ziel  dieser  Reisen  war  vor 
allem  Rom,  wie  die  Fülle  der  antiken  Frag- 
mente beweist,  die  in  seinen  Malereien  ver- 
streut sind,  besonders  in  den  Fresken  von  S. 


Cecilia.  Achillini  schreibt  darüber  im  „Viri- 
dario“:  „Tutto  il  campo  empie  con  le  sue  anti- 
caglie  Retratte  dentro  alle  romane  grotte“. 
Auch  Vasari  betont  besonders,  daß  A.  in  Rom 
war  und  dort  viel  arbeitete,  jedoch  ohne 
Näheres  zu  erwähnen.  Die  Verfasserin  dieses 
Artikels  hatte  das  Glück,  zuerst  eine  Notiz 
über  ein  sicheres  Werk  des  Amico  in  Rom  zu 
finden,  und  zwar  über  seine  Malereien  mit 
dem  Martyrium  der  Heiligen  Pietro  und  Paolo 
u.  dem.  Sturze  Simons  Magus,  auf  der  Rück- 
seite der  Orgel,  die  Alexander  VI.  (1492)  bis 
1503)  in  der  Basilika  S.  Pietro  hatte  aufstel- 
len lassen  (Grimaldi,  Mss.  della  Biblioteca 
Vaticana,  Fondo  Barberini,  Latino,  N.  2733. 
c.  27).  Dieser  Fund  bestätigt  Vcnturis  Hy- 
pothese, daß  A.  gegen  1500  bereits  in  Rom 
gewesen  sein  müßte.  Daß  er  später  noch 
öfters  dorthin  zurückkehrte,  bezeugen  die  drei 
Skizzenbücher  mit  Zeichnungen  von  römischen 
Gebäuden,  die  kürzlich  von  Fabriczy  ihm  zu- 
geschrieben wurden.  Das  eine  stammt  aus 
verschiedenen  Zeiträumen,  ungefähr  zwischen 
1516  u.  1525,  während  die  beiden  anderen  noch 
später  entstanden  sind.  1506  malte  Amico  zu- 
sammen mit  Francia,  Costa  u.  anderen  in  der 
kleinen  Kirche  S.  Cecilia  in  Bologna,  kurz  dar- 
auf in  Lucca  die  Kapelle  Cenami  (1506  in  S. 
Frediano  errichtet),  1510  hatte  er  die  Halb- 
figur eines  Propheten  für  das  Hauptportal  von 
S.  Petronio  ausgeführt;  1512  eine  Miniatur  in 
dem  Gebetbuche  für  die  Hochzeit  der  Ginevra 
Salviati  mit  Francesco  Baroncelli.  1514  malte 
er  ein  großes  Fresko  in  der  Bibliothek  von 
S.  Michele  in  Bosco;  1525  erhielt  er  Bezahlung 
für  Malereien  in  der  Kapelle  S.  Barbara  in 
Bologna ; 1526  fertigte  er  für  die  kleine  Tür 
rechts  in  S.  Petronio  eine  Marmorgruppc, 
den  toten  Christus  in  den  Armen  Nicodemus’ 
darstellend;  1527  erhielt  er  Bezahlung  für 
Arbeiten  für  Annibale  Bentivoglio.  1530,  ge- 
legentlich des  Einzuges  Kaiser  Karls  V.  in 
Bologna,  führte  er  einen  Triumphbogen  aus. 
1535  wurde  er  Mitglied  der  Maierzunft;  1546 
Schatzmeister  derselben.  1552  machte  er  sein 
Testament  und  hinterlicß  sein  Vermögen  sei- 
nen drei  Söhnen. 

A.  arbeitete  außerordentlich  leicht  und 
schnell  und  hat,  von  Bestellungen  überhäuft, 
auch  viel  geleistet.  Man  erzählt,  daß  er  es 
fertig  gebracht  habe,  die  ganze  Fassade  eines 
Hauses  an  einem  Tage  zu  bemalen,  und  Va- 
sari berichtet  sogar,  daß  er  mit  beiden  Händen 
zugleich,  die  Farbentöpfchen  am  Gürtel,  ge- 
arbeitet habe,  um  die  Zeit  möglichst  auszu- 
nutzen. Seine  Werke,  besonders  die  aus  der 
späteren  Zeit  (z.  B.  das  Fresko  im  Pal.  Iso- 
lani  bei  Minerbio,  Prov.  Bologna)  sind  in  der 
Tat  auch  so  grob  gemalt,  daß  Vasaris  Miß- 
billigung gerechtfertigt  erscheint.  In  seinen 
früheren,  sorgfältiger  ausgeführten  Werken 
(z.  B.  die  Fresken  in  S.  Cecilia  in  Bologna 


188 


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Aspertini 


und  in  S.  Frediano  in  Lucca)  tritt  ein  ab- 
sonderlicher, fast  bizarrer  Zug  hervor,  der  A. 
von  allen  anderen  Künstlern  seiner  Zeit  unter- 
scheidet. Er  erklärt  sich  aus  dem  anormalen 
Charakter  des  Künstlers,  dessen  Streitsucht 
öfters  in  Tätlichkeiten  ausartete  und  der  auch 
zwischen  1581  und  1534,  als  Franc.  Guiciar- 
dini  Gouverneur  von  Bologna  war,  sich  zu 
einer  allerdings  vorübergehenden  Geisteskrank- 
heit steigerte.  Gerade  das  Absonderliche  macht 
uns  aber  A.s  Werke  interessant  und  wenn  sie 
auch  keinen  allzuhohen  künstlerischen  Wert 
besitzen,  so  ist  sein  Streben  nach  einer  ge- 
wissen Eigenart,  gerade  in  dieser  Zeit,  in  der 
sich  mittelmäßig  begabte  Künstler  einem  der 
Sterne  erster  Größe  anzuschließen  pflegten, 
besonders  hervorzuheben.  A.s  Hand  erkennt 
man,  außer  an  seinem  im  allgemeinen  dunkel- 
rötlichen Kolorit,  an  den  Köpfen  mit  breiter 
Stirn,  kleinen  halbgeschlossenen  und  schie- 
lenden Augen,  an  den  breiten  jugendlichen 
Gesichtern  und  an  der  Unruhe  der  Kompo- 
sition. Sein  Hauptwerk  sind  die  Fresken  von 
S.  Lucca,  in  denen  gute  Porträts  „von  be- 
kannten Luchesiern“,  wie  Vasari  sagt,  und 
schöne  Landschaften  sind. 

Als  hervorragende  Werke  A.s  sind  noch  zu 
nennen : Gemälde:  Bologna,  Pinakothek : 
Anbetung  des  Kindes  mit  Heiligen  und  An- 
betung der  drei  Könige  (früher  Guido  A.  zu- 
geschrieben) ; S.  Cecilia:  zwei  Fresken  mit 
der  Marter  und  dem  Begräbnis  der  hl.  Tibur- 
zio  u.  Valeriano.  — Lucca : Sammlung  Strozzi 
eine  Predelle.  — Berlin,  Kaiser  Friedrich- 
Mus.:  Anbetung  der  Hirten.  — Frankfurt  a. 
M.,  Städel.  Inst.:  Porträt  (Kat.  No.  23).  — 
London,  ein  Frauenporträt  bei  J.  Hanson-Wal- 
ker,  ein  Männerporträt  bei  G.  Salting.  — Zahl- 
reiche andere  noch  vorhandene  Werke,  die 
in  letzter  Zeit  wieder  gefunden  worden 
sind,  sind  in  den  in  der  Literatur  verzeich- 
neten  Artikeln  von  Fabriczy,  Jacobsen  und 
Venturi  erwähnt.  Hinzugefügt  sei  aber,  daß 
das  gewöhnlich  dem  A.  zugeschriebene  Altar- 
bild in  S.  Martino  in  Bologna  alle  Eigentüm- 
lichkeiten Tamaroccis  zeigt  (Notiz  v.  A.  Ven- 
turi). — Miniaturen:  Horae  Albani,  c 1., 
früher  in  der  Bibi,  des  Lord  Ashburnham 
in  London.  — Skulpturen:  Portale  von 
S.  Petronio  in  Bologna.  — Zeichnungen: 
Skizzenbücher  auf  Schloß  Wolfegg  in  Würt- 
temberg und  im  Brit.  Mus.  in  London,  Ein- 
zelblätter in  den  Uffizien  in  Florenz,  in  der 
Akad.  in  Venedig  und  in  den  Mus.  von  Dres- 
den, Berlin  und  Rom.  — Über  die  dem  A.  zu- 
geschriebenen Stiche  s.  W.  Schmidt  in  Meyers 
Kstlerlcx.  — Von  Amicos  zugrunde  gegange- 
nen Werken  in  Bologna,  deren  Verzeichnis 
sich  bei  Vasari,  von  Malvasia  ergänzt,  be- 
findet, war  der  malerische  Schmuck  eines 
Hauses  auf  der  piazza  Marsigli,  mit  einem 
sehr  schönen  Fries  von  kämpfenden  Tieren 


(Vasari)  besonders  hervorragend,  sowie  das 
große  Fresko  der  Bibliothek  S.  Michele  in 
Bosco,  die  Ausmalung  eines  Stalles  der  Be- 
sitzung Marsigli  mit  Friesen  von  Sirenen,  Tri- 
tonen,  Amoretten  und  die  Fresken  in  der 
Palazzina  Bentivoglio,  della  Viola  genannt. 

Lamo,  Graticola  di  Bologna  (1560).  — Va- 
sa r i - L e m o n n i c r IX  4,  5,  85,  87—90.  — 
M a s i n i.  Bol.  perlustrata.  — Malvasia,  Fels. 
Pittr.  I 141 — 4.  — Gualandi,  Memorie  I 33, 
III  178.  — Cittadclla,  Not.  rel.  a Ferrara 
II  355.  — Crowe  u.  Cavalcaselle,  Hist, 
of  P.  I 575 — 77.  — Meyer,  Kstlerlex.  — Ler- 
nt o I i c f f,  Die  Gal.  zu  Berlin  und  Kunstkrit. 
Stud.  über  ital.  Mal.  — A.  Venturi  in  Arch. 
Stör.  d.  arte  IV  248 — 255,  in  Nuov.  Antologia, 
vol.  136  p.  245.  — Frizzoni,  Arte  ital.  de! 
Rinasc.  1891  p.  371 — 393.  — Bradley,  Dict. 
of  Miniat.  — Facsimiles  etc.,  herausgeg.  v.  d. 
Palaeogr.  Society,  Ser.  II  parte  II,  II  38.  — 
Hermann  im  Jahrb.  d.  Kstsamml.  d.  Allerh. 
Kaiserh.  XXI,  212.  — Malaguzzi  - Valeri 
in  Arch.  stör.  ital.  (1896),  Ser.  III  vol.  18  p.  274. 
— Baruffaldi,  Vite  dei  pitt.  I 107,  216.  — 
Guidicini,  Cose  notabili  di  Bol.  (1869)  II 
373.  — G a 1 1 i,  La  Fabbr.  di  S.  Petronio  (1882) 
99,  113 ; Doc.  165,  227.  — Fabriczy  in  Arch. 
stör.  d.  arte  IV  308  und  in  L’Arte  VIII 

401  ff.  — Malaguzzi-Valeri  in  Repert. 
f.  Kstwissensch.  XXII  297,  in  Rasscgna  d'artc 
1901  p.  134,  135,  137.  — Cantalames- 

s a in  Arch.  stör.  d.  arte  III  235.  — Darccl, 
Gaz.  des  b.-a.  2.  per.  VIII  (1873)  p.  311.  — 

Wyatt,  Gaz.  des  b.-a.  IV  (1859)  p.  349.  — 

Ferri,  Cat.  dei  dis.  degli  Uffizi  1890  p.  283.  — 
C.  Robert,  Mitteil,  des  k.  archaeol.  Inst.  Rö- 
mische Abteilung  XVI  209—242.  — Jacobsen, 
L’Arte  1905  p.  81 — 93.  Lisctta  Ciaccio. 

Aspertini,  Gian  Antonio  aus  Bologna, 
Vater  des  Amico  und  Guido,  machte  1507, 
hochbetagt,  sein  Testament;  1509  war  er  schon 
längere  Zeit  verstorben.  Zani  versichert,  daß 
er  Maler  (Encicl.  II  222)  und  1450  tätig  war. 
ln  einem  von  Malaguzzi-Valeri  veröffentlich- 
ten Dokument  (in  Rassegna  d’arte,  1901  p. 
137)  wird  er  nur  „magister“  genannt. 

Lisetta  Ciaccio. 

Aspertini,  Guido,  Bologneser  Maler.  Äl- 
terer Bruder  des  Amico;  nach  Vasari  Schüler 
von  Ercole  Roberti,  der  1486  Bologna  ver- 
ließ, nachdem  er  in  der  Kapelle  Ganganelli 
von  S.  Pietro  gemalt  hatte.  Achillini  (Viri- 
dario),  Hermico  Caiado,  Diomede  Guidalotti 
schreiben  mit  großer  Bewunderung  über  ihn 
und  berichten,  daß  er  sehr  frühzeitig  starb; 
wie  Vasari  sagt,  noch  nicht  35  Jahre  alt.  Nur 
sehr  wenige  seiner  Werke  sind  erwähnt : 
ein  Bild,  Lucrezia  darstellend,  ein  Porträt 
von  Galeazzo  Bentivoglio,  einige  Schränke, 
die  er  1490  sich  zu  malen  verpflichtete,  eine 
Kreuzigung  unter  dem  Portikus  von  S.  Pietro 
in  Bologna,  1491  datiert.  Vasari  berichtet, 
daß  seine  Werke  sehr  sorgfältig  ausgeführt 
waren,  und  daß  er,  bei  längerer  Lebensdauer, 
seinen  Lehrer  überflügelt  hätte,  auch  lobt  V. 
Zeichnungen,  die  er  selbst  von  ihm  besaß. 
Heute  ist  nichts  mehr  von  A.  vorhanden:  die 


i8g 


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Aspetti 


Anbetung  der  drei  Könige  der  Pinakothek 
von  Bologna,  die  man  früher  ihm  zuschrieb, 
scheint  von  Amico  zu  sein. 

Vasari-Lcmonnier  IV  252/3,  IX  87 
nota.  — M a s i n i,  Bol.  pcrlustrata  (1G50)  p. 
166.  — M a I v a s i a,  Fels.  Pittr.  I 145.  — A m o - 
r i n i.  Vite  dei  pittori  II  106.  — Meyer,  Künst- 
lerlex.  — Crowe  u.  Cavalcaselle,  Hist, 
of  P.  I 577.  — Venturi,  Arch.  stör.  d.  arte 
IV  250,  254.  — Malaguzzi-Valeri,  Ras- 
segna  d’artc  1901  p.  137.  — Ricci,  Guida  di 
Bol.  (1900)  p.  108.  — L.  Frati  in  Nuova  An- 
tologia  1907,  Jan.  — Jacobsen,  L’Arte  1905 
p.  92.  — F a b r i c z y,  L'Artc  1905  p.  406  nota  1. 

Lisetta  Ciaecio. 

Aspetti,  T i z i a n o,  Bildhauer  aus  Padua, 
wie  der  Künstler  selbst  sich  auf  seinen  Bild- 
werken zu  signieren  pflegte  — „Titianus  de 
Aspettis  patavinus  sculptor"  — und  wie  an- 
dererseits aus  seiner  Grabschrift  im  Kloster- 
hofe der  Carmelitani  Scalzi  zu  Pisa  hervor- 
geht : „Titiano  de  Aspectis  civi  patavino  . . XLII 
annum  agens  Pisis  obiit  anno  sal.  MDCVII.“ 
Danach  war  er  ferner  1585  geboren,  ob  in 
Padua  selbst,  bleibt  zweifelhaft,  da  auch  meine 
erneuten  Nachforschungen  in  den  paduani- 
schen  Archiven  und  Chroniken  keinerlei  An- 
halt dafür  ergeben  haben,  daß  eine  Familie 
des  Namens  Aspetti  zu  jener  Zeit  in  Padua 
ansässig  gewesen  ist.  Entweder  müßte  also 
der  Künstler  einer  schon  früher  von  Padua 
nach  einer  anderen  Stadt  übergcsicdelten 
Familie  entstammen,  oder  aber  er  müßte  in 
einer  kleineren  paduanischen  Provinzstadt 
geboren  sein,  deren  Archivurkunden  — mit 
Ausnahme  der  Einschätzungsakten  — leider 
nicht  mehr  existieren.  In  der  Tat  sind  die 
frühesten  Arbeiten  unseres  Künstlers  nicht 
in  Padua  entstanden,  sondern  in  Venedig; 
erst  späterhin  wurde  A.  auf  Grund  seines  be- 
reits erworbenen  Künstlcrruhmes  in  diejenige 
Stadt  berufen,  die  angeblich  seine  eigentliche 
Heimatstättc  gewesen  sein  soll.  — Ebenso 
unsicher  wie  die  örtliche  Herkunft  A.s  ist 
auch  sein  angebliches  Verwandtschaftsver- 
hältnis zu  dem  venezianischen  Großmeister 
Tiziano  Vecellio  beglaubigt.  Moschini  be- 
richtet in  seiner  „Guida  di  Padova",  er  kenne 
ein  urkundliches  Schriftstück,  in  dem  auf 
Grund  eines  von  Aspetti  selbst  herrührenden 
brieflichen  Zeugnisses  behauptet  werde,  die 
Mutter  des  Tiziano  A.  sei  eine  Schwester  des 
Tiziano  Vecellio  gewesen.  Wie  jedoch  Pros- 
docimi  sehr  richtig  bemerkt,  läßt  cs  der  große 
Altersunterschied  zwischen  beiden  Künstlern 
(88  Jahre)  kaum  glaublich  erscheinen,  daß 
Vecellio  zur  Geburtszeit  des  A.  noch  eine 
•der  Mutterschaft  fähige  Schwester  gehabt  ha- 
ben sollte.  Wahrscheinlicherweisc  ist  A. 
demnach  von  mütterlicher  Seite  nicht  als  ein 
Neffe,  sondern  als  ein  Großneffe  des  Vecellio 
zu  betrachten.  Den  Vornamen  Tiziano  wird 
er  jedenfalls  seinem  Großonkel  zu  Ehren  er- 
halten haben.  — Endlich  ist  auch  über  A.s 


Lehrmeister  in  der  Bildhauerkunst  keinerlei 
Nachricht  auf  uns  gekommen.  Prosdocimis 
Hypothese,  A.  könne  sich  nach  den  im  Santo 
zu  Padua  befindlichen  Meisterwerken  der  Re- 
naissanceplastik zum  Bildhauer  herangebildct 
haben,  ist  deswegen  für  uns  nicht  annehm- 
bar, weil  es  für  uns  als  sicher  gelten  kann, 
daß  A.  seine  Jugendzeit  überhaupt  nicht  in 
Padua  verlebt  hat,  und  weil  andererseits  der 
Einfluß  der  Donatello-Schule  erst  in  seinen 
späteren  Werken  zutage  tritt.  Viel  wahr- 
scheinlicher ist  es,  daß  A.  in  Venedig  inmitten 
der  Sansovino-Schule  zum  Künstler  heran- 
wuchs, und  daß  er  speziell  den  Unterricht  des 
Alessandro  Vittoria,  des  bedeutendsten  vene- 
zianischen Bildhauers  seiner  Zeit,  genossen  hat. 

A.s  Künstlerlaufbahn  läßt  sich  in  drei  na- 
türlich gegebene  Hauptperioden  einteilcn:  in 
eine  venezianische  (1582 — 1590),  eine 
paduanische  ( 1591—1603)  und  eine  p i - 
s a n i s c h e (1604 — 1607) . Dabei  hat  sich 
jedoch  A.  niemals  dauernd  in  Venedig,  Pa- 
dua oder  Pisa  aufgehalten,  da  er  zur  Erledi- 
gung der  zahlreichen,  von  überallher  ihm  zu- 
gehenden Aufträge  häufig  kürzere  oder  längere 
Reisen  unternehmen  mußte.  So  erfahren  wir 
aus  Notariatsurkunden  von  1599  und  1605, 
daß  er  in  diesen  beiden  Jahren  längere  Zeit 
in  Carrara  verweilt  hat  — „M.  Titianus  de 
Aspettis  patavinus  sculptor  ad  praesens  Car- 
rariae  commorans“  — , offenbar  um  sich  den 
für  seine  jeweiligen  Arbeiten  am  besten  ge- 
eigneten Marmor  auszusuchen.  Aus  Verona 
fernerhin  ist  ein  an  Laura  Gonzaga  in  Man- 
tua gerichteter  Brief  vom  2.  7.  1602  datiert, 
in  welchem  der  Künstler  über  zwei  zu  dieser 
Zeit  bereits  fast  vollendete  Statuen  Bericht 
erstattet,  die  ihm  diese  Herzogin  in  Auftrag 
gegeben  hatte.  Im  ganzen  jedoch  scheint  sich 
die  künstlerische  Tätigkeit  A.s  so  gut  wie 
ausschließlich  an  den  obengenannten  drei 
Hauptaufenthaltsorten  seines  Lebens  abge- 
spielt zu  haben. 

Die  früheste  venezianische  Arbeit  A.s,  die 
wir  kennen,  ist  die  eine  der  beiden  marmornen 
Kolossal  Statuen  in  der  Vorhalle  der  1582  von 
Vincenzo  Scamozzi  erbauten  Zecca  zu  Ve- 
nedig (die  zweite  dieser  Statuen  schuf  der 
Sansovino-Schüler  Girolamo  Campagna).  In 
den  fehlerhaften  Maßvcrhältnissen  der  Kör- 
perteile, in  den  Übertreibungen  der  Muskel- 
anatomie und  im  gekünstelten  Manierismus 
der  Pose  und  des  Ausdrucks  gibt  sich  diese 
am  Sockel  voll  signierte  Kolossalfigur  auf 
den  ersten  Blick  als  die  Arbeit  eines  noch 
jugendlich  unsicheren  Kunstnovizen  zu  er- 
kennen. Hier  wie  in  allen  übrigen  Arbeiten 
seiner  venezianischen  Periode  zeigt  sich  A. 
außerdem  noch  völlig  in  dem  manierierten 
und  schwülstigen  Gcschmacke  seines  Zeitalters 
befangen.  So  sind  die  beiden  marmornen 
Sklavenfiguren  am  Kamin  der  Sala  dell'  An- 


igo 


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Aspetti 


ticollcgio  des  Dogcnpalastes  zwar  weniger 
fehlerhaft  in  den  Proportionen,  in  der  Mus- 
kelbehandlung jedoch  immer  noch  allzu 
schwülstig.  Das  über  diesem  Kamine  ange- 
brachte, mit  den  Buchstaben  T.  A.  P.  F.  sig- 
nierte Flachrelief  dagegen  zeugt  von  treff- 
lichem Verständnis  für  lebhaft  bewegte  Kom- 
position und  von  ziemlich  sicherer  Beherr- 
schung der  Perspektive.  Den  gleichen  Manie- 
rismus wie  die  vorhergenannten  statuari- 
schen Arbeiten  zeigen  wieder  die  beiden  ge- 
waltigen marmornen  Gewölbeträger  am  Ein- 
gänge der  Scala  d’Oro  des  Dogenpalastes, 
darstellend  den  Herkules  mit  der  lernäischen 
Hydra  und  den  Atlas  mit  der  Weltkugel. 
Besser  gelungen  sind  die  Bildnisbüsten  des 
Marcantonio  Bragadin,  des  Agostino  Barba- 
rigo  und  des  Sebastiano  Venier,  die  A.  im 
Aufträge  des  venezianischen  Senates  für  die 
Sala  d’arme  des  Consiglio  dei  Dieci  ausführte, 
und  die,  nachdem  sie  eine  Zeitlang  dem  Mu- 
seum der  Accademia  di  Belle  Arti  einverleibt 
w'aren,  neuerdings  wieder  in  den  Dogenpalast 
zurückgebracht  wurden.  Augenscheinlich  hatte 
A.  als  Porträtbildner  bedeutenden  Nutzen  ge- 
zogen aus  dem  vorbildlichen  Wirken  des 
Alessandro  Vittoria,  mit  dem  er  nunmehr  im 
Ernst  der  Auffassung,  in  der  Breite  der  Mo- 
dellierung und  in  der  Sorgfalt  der  Detailbe- 
handlung  in  einen  erfolgreichen  Wettbewerb 
eintrat.  Wenig  erquicklich  erscheinen  mir 
die  Bronzearbeiten  A.s  für  S.  Francesco  del!a 
Vigna,  nämlich  die  beiden  nicht  ganz  lebens- 
großen allegorischen  Figuren  zu  beiden  Sei- 
ten des  Altares  der  1.  Kapelle  zur  Linken 
(mit  den  Mottoinschriften  „duce  judicio“ 
und  „comiti  bello“),  sowie  die  beiden  kolos- 
salen Nischenstatuen  der  Palladio-Fassade, 
signiert  „Titiani  Aspeti  Patavini  op."  und 
darstellend  den  Propheten  Moses  und  den 
Apostel  Paulus.  Wahrhaft  häßlich  ist  die 
geradezu  in  einer  Art  von  Tanzbewegung  ge- 
wundene Paulus-Statue.  Der  lange,  schmale 
Kopf  mit  der  niedrigen  Stirn  und  dem  viel 
zu  kleinen  Schädel  sitzt  auf  einem  riesigen 
Schulterpaare;  die  Hände  sind  im  Verhältnis 
zu  dem  sichtbaren  Fuße  viel  zu  groß  geraten, 
und  die  Stellung  des  rechten  Beines  ist  unter 
den  verhüllenden  Gewandmassen  nicht  ein- 
mal angedeutet.  Der  Moses  ist  im  Ausdruck 
des  Kopfes  und  in  der  Gelassenheit  der  Stel- 
lung etwas  besser;  nur  macht  das  die  mysti- 
schen Hörner  des  alttestamentlichen  Gesetz- 
gebers verhüllende  Kopftuch  einen  ziemlich 
merkwürdigen  Eindruck,  auch  ist  der  Fal- 
tenwurf des  vom  Sturmwinde  bewegten  Pro- 
phetenmantels reichlich  summarisch  und  hart 
behandelt. 

Mit  A.s  Übersiedelung  von  Venedig  nach 
Padua  (1591)  nahm  dessen  künstlerisches 
Schaffen  eine  merkliche  Wendung  zum  Bes- 
seren: Die  großen  Vorbilder,  wie  sie  sich  mit 


den  in  der  Basilica  Antoniana  aufgespeicher- 
ten Werken  eines  Donatello,  eines  Bellano 
und  eines  Briosco  dem  undisziplinierten,  aber 
von  Natur  doch  vornehm  veranlagten  Künst- 
leringenium A.s  darboten,  konnten  nicht  ohne 
Einfluß  auf  seine  Kunst  bleiben.  Vor  allem 
verzichtete  A.  von  jetzt  an  auf  das  Model- 
lieren von  Kolossalstatuen,  um  sich  dafür 
ausschließlich  der  Reliefplastik  und  der  Aus- 
führung halblebensgroßcr  Statuen  zuzuwen- 
den. Der  Einfluß  der  Donatello-Schule  trat 
schon  in  zwei  Reliefs  zutage,  die  A.  1591  für 
den  Altar  des  hl.  Daniel  in  der  Krypta  des 
Paduaner  Domes  zu  modellieren  hatte,  und 
für  die  ihm  das  Domkapitel  außer  den  im 
voraus  vereinbarten  140  Scudi  weitere  110 
Scudi  nachbcwilligte,  weil  er  das  Werk  an- 
statt in  Flachrelief  fast  in  vollen  Rundfiguren 
ausgeführt  hatte.  Die  beiden  ca.  50  cm  hohen 
Reliefplatten  stellen  zwei  Marterszenen  aus 
dem  Leben  des  hl.  Daniel  dar,  seine  Schlei- 
fung am  Schweife  eines  Rosses  und  seine 
Annagelung  zwischen  zwei  Marterpfählen; 
sie  sind  in  offenkundiger  Anlehnung  an  die 
Reliefs  der  Bellano  und  Briosco  im  Presby- 
terium von  S.  Antonio  conzipiert  und  durch- 
gebildet. Dabei  sind  sie  jedoch  nicht  frei 
von  den  üblichen  Fehlern  A.s:  Die  Figuren 
sind  im  Verhältnis  zu  den  kleinen  Köpfen 
viel  zu  lang,  die  Gelenkstruktur  der  Beine 
ist  nicht  immer  richtig  beobachtet,  und  die 
Köpfe  stehen  zu  weit  aus  der  Relieffläche  her- 
vor (bei  einigen  Figuren  in  fast  voller  Rund- 
modellierung, während  dabei  die  Körper  sich 
kaum  merklich  von  der  Hintergrundfläche 
abheben).  Sehr  zu  loben  ist  dagegen  bei  die- 
sen Reliefs  das  exakte  Studium  der  Muskel- 
anatomie, sowie  auch  die  lebendige  Bewegung 
und  Gruppierung  der  Figuren  und  die  aus- 
drucksvolle Beseelung  der  Köpfe.  Besondere 
Beachtung  verdienen  auf  dem  zuerst  genann- 
ten Relief  die  prächtigen  Gestalten  des  Fah- 
nenträgers, des  Hauptmanncs  und  eines  Kna- 
ben, der  sich  auf  dem  Rücken  eines  sich 
bäumenden  Rosses  im  Sitze  zu  halten  sucht; 
auf  dem  zweiten  Relief  hingegen  ein  augen- 
scheinlich dem  berühmten  Florentiner  „Arro- 
tino“  nachgcbildctcr,  am  Boden  kauernder 
Jüngling,  ein  wahres  Kleinod  der  Relief- 
plastik. — Bald  darauf  begann  A.  mit  der 
Ausführung  von  vier  halblebcnsgroßen  Sta- 
tuen für  S.  Antonio;  ursprünglich  für  den 
Altar  des  Heiligen  selbst  bestimmt,  wurden 
diese  vier  Statuen  1651  auf  den  Presbyterium- 
Schranken  zur  Aufstellung  gebracht.  Nach 
allgemein  gültiger  Annahme  sollten  sie  die 
vier  christlichen  Kardinaltugenden  darstel- 
len; drei  derselben  lassen  sich  jedoch  leichter 
als  Allegorien  des  Glaubens,  der  Liebe  und 
der  Hoffnung  deuten,  während  für  die  vierte 
(in  der  einen  Hand  ein  Gefäß,  in  der  anderen 
einen  jetzt  leider  zerbrochenen  und  unkennt- 


igx 


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Aspetti 


lieh  gewordenen  Gegenstand  haltend)  schwer- 
lich eine  plausible  Erklärung  zu  finden  sein 
dürfte.  In  geringerem  Maße  sind  auch  diesen 
Statuetten  die  alten  Fehler  des  Künstlers 
eigen : Die  schwankende  Haltung  der  Figuren, 
die  Schmalheit  der  Schultern  und  die  kon- 
ventionelle Stellung  der  Beine  (das  eine  nach 
vorn  gestreckt,  das  andere  zurückgebeugt). 
Immerhin  ist  hier  im  Vergleich  mit  den 
Statuen  von  S.  Francesco  della  Vigna  in  Ve- 
nedig ein  bemerkenswerter  Fortschritt  zu 
konstatieren,  der  dann  noch  auffälliger  ist 
bei  den  drei  gleichfalls  halblcbensgroßcn  Sta- 
tuen der  Hl.  Antonius,  Bonaventura  und  Lud- 
wig, die  A.  laut  Kontrakt  vom  6.  11.  1593 
für  den  Hochaltar  des  Santo  auszuführen 
hatte,  und  die  wohl  als  die  beste  Arbeit  des 
Künstlers  zu  betrachten  sind ; namentlich  die 
Statuette  des  hl.  Ludwig  mit  dem  Bischof- 
stabe in  der  Linken  und  mit  der  wie  zum 
Liebkosen  eines  (nicht  mit  dargcstcllten) 
Kindes  vorgcstrccktcn  Rechten  ist  ein  von 
warmer  Empfindung  inspiriertes  Bildwerk 
von  ebenso  korrekter  wie  vornehmer  Detail- 
durchbildung. Ziemlich  verunglückt  sind  da- 
gegen die  vier  kandelabcrtragcnden  Engel, 
schwer  und  barock  die  beiden  bronzenen  Al- 
tarschranken mit  ihrem  plumpen  Voluten- 
schmucke; köstlich  wiederum  durch  die  Gra- 
zie der  Erfindung  und  die  meisterliche  Ele- 
ganz der  Ausführung  die  beiden  aus  innig 
verranktem  Laubwerk  gebildeten  Halbkandc- 
laber,  die  auf  ihren  üppigen  Blätterranken  je 
drei  Puttenfigürchen  tragen,  die  ihrerseits  die 
Symbole  der  Armut,  der  Keuschheit  und  der 
Beredsamkeit  des  hl.  Antonius  — nämlich 
Kuttenstrick,  Lilie  und  Pergamentblatt  — in 
den  Händen  halten.  Diese  Puttenfigürchen 
wären  geradezu  eines  Bellano  oder  Briosco 
würdig;  jedenfalls  sind  die  beiden  Halbkan- 
delaber von  S.  Antonio  zu  den  graziösesten 
Schöpfungen  der  dekorativen  Kunst  des  da- 
maligen Italiens  zu  rechnen.  — Die  voll  sig- 
nierte kleine  Christusstatue  über  dem  präch- 
tigen marmornen  Weihwasserbecken  zur  Lin- 
ken des  Hauptportales  von  S.  Antonio  (der 
Erlöser  ist  hier  mit  über  der  Brust  gekreuz- 
ten Armen  dargestellt,  wie  er  geneigten  Haup- 
tes das  Taufwasser  des  Jordanfiusses  emp- 
fängt) wurde  zwar  von  den  zeitgenössischen 
Kritikern  wie  auch  von  späteren  Kunst- 
schriftstellern als  A.s  Meisterwerk  gerühmt, 
ist  jedoch  mit  ihren  kurzen  und  dicken  Beinen 
und  mit  dem  weichlichen  Ausdruck  des  Kop- 
fes meiner  Ansicht  nach  keineswegs  völlig 
tadelfrei.  — Sicherlich  wird  A.  in  Padua  für 
Pi  ivatbesteller  noch  verschiedene  weitere 
Arbeiten  ausgeführt  haben.  So  werden  ihm 
im  dortigen  Museo  civico  einige  bronzene 
Kriegerstatuetten  zugeschrieben,  die  den  Fi- 
guren des  Domreliefs  nahe  verwandt  erschei- 
nen, sowie  auch  zwei  mit  figürlichen  Dar- 


stellungen geschmückte  bronzene  Tafelauf- 
sätze. Irrtümlicherweise  rechnete  man  zu 
diesen  Paduaner  Arbeiten  A.s  auch  ein  im 
Museo  archeologico  zu  Venedig  befindliches 
Relieffragmcnt,  das  jedoch  nach  W.  Bode 
wahrscheinlich  den  Bruchteil  einer  mißlunge- 
nen Relieftafel  darstellt,  die  Bellano  mit  an- 
deren Reliefs  für  den  Chor  von  S.  Antonio 
zu  Padua  ausgeführt  hatte. 

Wie  cs  scheint,  siedelte  A.  1604  im  Gefolge 
des  Monsignore  Antonio  Grimani,  Bischofs 
von  Torcello  und  toskanischen  Nunzius,  von 
Padua  nach  Pisa  über,  wo  er  von  dem  tos- 
kanischen Nobile  Camillo  Berzighelli  alsbald 
in  freundschaftlichster  Weise  protegiert  und 
mit  zahlreichen  bildnerischen  Aufträgen  be- 
dacht wurde.  So  schuf  er  damals  das  Altar- 
dossale  für  die  vom  Senatoren  Lorenzo  Usim- 
bardi,  einem  Oheim  Berzighellis,  erbaute  Ka- 
pelle in  der  Trinitä-Kirche  zu  Florenz,  ein 
künstlerisch  höchst  wertvolles  Bronzerelicf 
mit  der  Darstellung  des  Martyriums  des  hl. 
Laurentius ; ferner  für  den  Palazzo  Usimbardi 
die  Statuen  des  Herkules  und  des  Antaeus, 
die  sich  von  den  venezianischen  Kolossal- 
statuen aus  der  Jugendzeit  unseres  Meisters 
äußerst  vorteilhaft  unterscheiden.  Ein  bron- 
zenes Kruzifix  von  A.s  Hand  wurde  der  Or- 
sola  Fontebuoni,  einer  Nonne  im  Kloster  S. 
Marziale  zu  Pistoja,  zum  Geschenke  gemacht; 
ein  anderes  erwarb  Berzighelli  selbst,  für  den 
A.  außerdem  auszuführen  hatte:  die  bronzene 
Hochreliefbüste  der  Luisa  Paganclli,  der 
zweiten  Gemahlin  seines  Gönners;  Marmor- 
statuen des  Adonis  und  der  schlafenden  Leda; 
endlich  acht  bronzene  Flachreliefs,  darstel- 
lend Herkules  im  Kampfe  mit  dem  kretischen 
Stiere,  Jupiter  mit  Europa,  Muzius  Scaevola 
vor  Porsenna,  die  Schmiede  des  Vulkan, 
Psyche  mit  Eros,  die  Verwandlung  der  Sy- 
ringa  in  ein  Schilfrohr,  den  Selbstmord  der 
Thisbe  und  die  Verwandlung  der  Dafne  in 
einen  Lorbeerbaum.  Nach  Berzighellis  Tode 
sollen  alle  diese  Werke  A.s  in  den  Palazzo 
Usimbardi  übergeführt  worden  sein. 

In  der  Blüte  seiner  Jahre  und  im  größten 
Schaffenseifer  wurde  A.  1607  vom  Tode  er- 
eilt. Sein  Leichnam  wurde,  wie  wir  bereits 
erwähnten,  im  Karmeliterkloster  zu  Pisa  be- 
erdigt. Berzighelli  ließ  über  dem  Grabe  des 
befreundeten  Künstlers  außer  jener  Inschrift- 
tafel die  von  A.s  Schüler  Felice  Palma  in 
Marmor  ausgeführte  Bildnisbüste  des  Mei- 
sters aufstellen.  — Einige  Autoren  verwech- 
selten den  Tiziano  Aspetti  mit  Tiziano  di 
Guido  Minio  da  Padova  und  hielten  ihn  da- 
her irrtümlicherweise  für  einen  Schüler  des 
Sansovino. 

Z a b e o,  Osservazioni  relative  alla  vita  ed 
all’  arte  di  T.  A.  Padova  1821.  — Pietrucci, 
Biografia  d’artisti  padov.,  Padova  1858.  — Mo- 
t h e s,  Geschichte  d.  Baukunst  und  Bildhauerei 
Venedigs,  Leipzig  1859.  — S e 1 v a t i co,  Archi- 


192 


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Aspinall  — Asprucci 


tcttura  e scultura  in  Venezia  pp.  395 — 8.  — Ci- 
cognara,  Stör.  d.  scultura  II  329  u.  344  (u. 
Tav.  70).  — Perkins,  Les  sculptcurs  Italiens 

II  236,  258.  — Moschin  i,  Venezia,  passim, 
u.  Guida  di  Padova  251.  — Selvatico  und 
Lazari,  Guida  di  Venezia,  passim.  — Ros- 
se 1 1 i,  Guida  di  Padova,  passim.  — Brando- 
ie s e,  Guida  di  Padova,  passim.  — Gonzati, 
La  basilica  di  S.  Antonio  di  Padova  I 86,  131, 
191,  257.  — R i c h a,  Not  ist  d.  chiese  di  Firenze 

III  154.  — Baldinucci,  Opere  X 128.  — Bode, 
Lo  scultorc  B.  Bcllano,  in  Arch.  stör.  d.  arte 

IV  1891  p.  404,  No.  1.  — Campori,  Memorie 
d.  scultori,  architetti,  pittori,  ecc.  di  Carrara  p. 
275.  — Bcrtolotti,  Figuli,  fonditori  e scultori 
in  relazione  colla  cortc  di  Mantova  p.  15.  — 
Champeaux,  Dictionnaire  des  fondeurs.  — 
Cantalamessa,  Cappella  Grimani  in  S. 
Francesco  della  Vigna,  in  Rass.  d'arte  1902  p.  52. 

A.  Mose  helft. 

Aspinall,  George  S.,  engl.  Maler,  tätig  in 
den  80er  Jahren  des  19.  Jahrh.  in  Holmburg 
St.  Mary  (Dorking),  stellte  seit  1881 — 1885 
in  der  Suffolk-Street,  in  Birmingham,  Liver- 
pool und  1883  und  84  in  der  Roy.  Academy 
in  London  aus,  hier  „The  Oak  and  the  Ash“ 
und  „Primrose  Time“. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 74.  — The  Years  Art  1882  ff.  *• 

Aspinall,  J.,  sonst  unbekannter  engl.  Maler 
um  1790 — 1800,  von  dem  sich  ein  kleines 
Aquarell,  Landschaft  mit  Wasserfall  in  der 
Handzeichnungssammlung  des  British  Mu- 
seum befindet. 

L.  B i n y o n,  Catal.  of  drawings  by  British 
Artists  1898,  I 62.  •* 

Aspinwall,  Reginald  (A.  R.  C.  A.),  engl. 
Landschaftsmaler  in  Lancaster,  stellte  von 
1884 — 92  Stimmungslandschaften  in  der  Roy. 
Academy  aus.  Er  muß  dann  jahrelang  im 
Ausland  geweilt  haben,  und  nach  1903  ver- 
sagen die  Nachrichten  über  ihn. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 74.  — The  Years  Art  1883  ff.  ** 

Aspland,  Theophil  Lindsey,  engl.  Ma- 
ler und  Radierer,  gcb.  in  Hackney  1807,  f 1890, 
Schüler  des  Radierers  G.  Cookc,  wandte  sich 
aber  dann  der  Malerei  zu.  Zuerst  in  Man- 
chester und  Liverpool  tätig,  zog  er  sich  1848 
nach  Estwaite  Water  zurück,  um  dort  die 
Seen-Szenerien  zu  malen.  Seit  1871  lebte 
er  in  Bath  und  seit  1881  in  Rcigate.  — Sie- 
ben Zeichnungen  in  Sepia  oder  Aquarell  im 
British  Mus. 

B i n y o n,  Catal.  of  drawings  in  the  British 
Mus.  I 1898.  *• 

Asplund,  Axel  Gotthard,  schwed.  Mc- 
daillenschncidcr,  geb.  3.  1.  1856  in  Stockholm, 
Schüler  von  A.  Lindberg  daselbst  und  in 
Paris  von  Tasset  und  der  Ecole  des  arts  dcco- 
ratifs.  Hat  verdienstvolle  Medaillen  ausge- 
führt. G.  Nordensvnn. 

Asplund,  Nils,  schwed.  Maler,  gcb.  7.  11. 
1874  in  Eskilstuna,  Schüler  der  technischen 
Schule  und  der  Kunstakad.  in  Stockholm, 
hat  dekorative  Gemälde  — Altargemälde  in 
der  Kirche  St.  Ibbs  (Hvcn)  1901,  Heimdal 


bringt  die  Gaben  der  Götter  zu  den  Menschen 
(Hochschule  in  Göteborg  1907)  — u.  kunst- 
gewerbliche Musterzeichnungen  ausgeführt. 

G.  Nordcnsvan. 

Aspois,  Jean,  Glasmaler  zu  Lille,  wo  Jac- 
ques Aspois,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
sein  Vater,  dieselbe  Kunst  um  1385—1397 
ausübte.  Der  Name  Jeans  wird  zum  ersten 
Male  in  einer  Rechnung  der  Stadt  Lille  1402 
erwähnt,  und  zwar  bei  Gelegenheit  der  Ar- 
beiten im  Saal  der  Schöffen.  1424  lieferte  er 
Glasbilder  „pourtraictes  d’images  et  taber- 
nacles“,  die  die  Fenster  der  neuen  Kapelle 
der  genannten  Halle  zierten.  Drei  Jahre  spä- 
ter lieferte  A.  noch  sechs  Wappenschilder  für 
andere  Fenster  der  Halle. 

J.  Houdoy,  La  Halle  echevinale  de  la  ville 
de  Lille.  1870.  p.  40—49.  — Dchaisnes, 
Hist,  de  l'art,  p.  170.  *• 

Aspremont,  d\  Ingenieur  in  Toulon,  machte 
den  ursprünglichen  Plan  zu  der  schönen 
Porte-Royale  in  Toulon  (gebaut  1681). 

Nouv.  Archives  de  l’art  fran?.  1895  p.  1,  4,  11. 

• • 

A8pri,  Francesco,  aus  Camerino,  ita- 
lien.  Holzschneider  des  18.  Jahrh.  Führte 
die  Holzstöcke  für  einige  Heiligenbilder  aus, 
z.  B.  S.  Emidio  di  Ascoli,  S.  Pacifico  da  S. 
Severino,  il  Crocifisso  di  S.  Agostino  (alle 
ohne  Datum)  und  1780  il  crocifisso  di  Ga- 
gliole,  alles  Werke  von  mittelmäßigem  Wert. 

Servanzi-Collio,  S.  Maria  delle  Mac- 
chie  1862  p.  43.  V.  Alcandri. 

Asprucci,  Antonio,  Baumeister,  Sohn 
des  Architekten  Mario  A.  d.  Ä.,  geb.  zu  Rom 
20.  5.  1723,  lernte  bei  Nicola  Salvi.  Zuerst 
stand  er  seinem  Vater  bei,  dann  vergrößerte 
er  allein  den  Palast  des  Herzogs  von  Brac- 
ciano.  Für  den  Fürsten  Marcantonio  Bor- 
ghese erbaute  er  ein  Landhaus  am  Meere  in 
der  Nähe  von  Prattica.  Ferner  hatte  er  des- 
sen Statuengalcrie  in  der  Villa  Pinciana  zu 
ordnen  und  die  Wände  und  Gewölbe  mit  Ma- 
lereien, Plastik  und  Mosaik  auszuschmücken. 
Damit  brachte  er  20  Jahre  zu.  1787  erbaute 
er  im  Garten  dieser  Villa  einen  Tempel  des 
Äskulap,  für  eine  antike  Statue  des  Gottes. 
Die  schönen  Verhältnisse  der  vier  jonischen 
Säulen,  worauf  Vorhalle  und  Giebel  ruhen, 
und  der  einfache  in  antikem  Muster  gehaltene 
Stil  fanden  seinerzeit  vielen  Beifall.  Asprucci 
war  Mitglied  der  Akad.  und  Architekt  der 
Großherzöge  von  Toskana  zu  Rom.  Er  starb 
daselbst  14.  2.  1808. 

Meyer,  Kstlerlex.  — T i p a 1 d o,  Biografie  d. 
ital.  Ul.  1835,  II  427,  435.  — Missirini,  Storia 
d.  rom.  Acc.  di  S.  Luca.  p.  289.  ** 

Asprucci,  Mario  d.  Ä.,  s.  Asprucci , An- 
tonio. 

Asprucci,  Mario  d.  J.,  Sohn  des  Antonio, 
geb.  zu  Rom  10.  12.  1764,  war  gleichfalls 
Architekt  und  Schüler  des  Vaters.  Er  er- 
baute zwei  Tempelchen  des  Aeskulap  und  der 
Diana  für  den  Fürst  Borghese  und  eine  Kir- 


Künstlerlcrikon.  BJ.  II. 


193 


*3 


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Aspruck  — Assche 


che  außerhalb  Sienas.  Nach  seinen  Plänen 
ließ  Graf  Bristol  einen  Palast  (der  auch  im 
Stiche  erschien)  in  England  ausführen.  Spä- 
ter wandte  sich  A.  der  Malerei  von  Kopien 
zu,  starb  jedoch  bereits  7.  5.  1804  zu  Rom. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Natura  cd  Arte  1897/98 
I 121—28.  *• 

Aspruck,  Franz,  Goldschmied,  Bronze- 
gießer, Kupfcrst.,  aus  Brüssel,  tätig  in  Augs- 
burg 1598—1603.  Die  Angaben  des  Geburts- 
jahres 1590  bei  Champeaux  und  des  Geburts- 
ortes Brügge  in  der  Wiener  Übersicht  sind 
falsch.  Da  A.  1598  als  fertiger  Künstler  auf- 
tritt,  muß  er  zwischen  1570  bis  1580  geboren 
sein.  Die  Brüsseler  Herkunft  wird  erwiesen 
durch  die  Bezeichnung  auf  einem  Stich  des 
Lukas  Kilian:  Gerards  Augustusbrunnen  nach 
der  Zeichnung  des  A.  Die  Widmung  des 
Blattes  an  einen  Fugger  ist  unterschrieben : 
Franciseus  Aspruck  Bruxellensis  1598.  Nach 
Augsburg  kam  er  wahrscheinlich  durch  seine 
da  tätigen  I.andsleute,  die  Erzgießer  Hubert 
Gerard  und  Adrian  de  Vries.  Stetten  rühmt 
A.  als  Gold-  und  Silberschraied,  Wachsbossic- 
rer  und  Kupfcrst  Zwei  für  den  Erzherzog 
(späteren  Kaiser)  Matthias  1603  ausgeführte 
plastische  Werke  erwähnt  Stetten,  einen  in 
Silber  gegossenen  Erzengel  Michael  (wohl 
nicht  erhalten)  und  einen  Kaiser  Antoninus 
Pius  von  Messing.  Letzterer  ist  offenbar  die 
Reiterstatuette  des  Kaisers  Marc  Aurel  in 
BronzcguB  des  Wiener  Hofmus.,  eine  ver- 
kleinerte Nachbildung  des  antiken  Originals 
in  Rom.  Eine  Bronzegruppe  Achilles  und 
Briscis  befindet  sich  im  Schloß  Windsor,  bez. 
mit  dem  Monogr.  (F  im  A),  vielleicht  die- 
selbe Gruppe,  die  Brulliot  in  Augsburg  sah. 
Wichtiger  ist  A.  als  Kupfcrst.  Zwar  Erfinder 
der  Schabkunst,  wie  vielfach  angegeben  wird, 
war  A.  nicht.  Die  Blätter,  die  zu  diesem 
Irrtum  den  Anlaß  gaben,  sind  nicht  geschabt, 
sondern  gepunzt,  wie  schon  Stetten  richtig 
erkannte,  der  sie  als  gehämmerte  Arbeit 
„opus  mallci“  beschrieb.  Das  ist  eine  Folge 
von  13  Bl.,  Christus  und  die  12  Apostel  vom 
Jahr  1601  nach  Agostino  Carracci.  In  der 
Widmung  auf  dem  1.  Blatt  so  bezeichnet: 
„effigies  nouo  hoc  in  aere  typi  genere  effor : . . 
Die  Verwendung  der  Punze  für  den  Kupfer- 
stich war  freilich  kein  novum  genus,  sondern 
schon  im  ganzen  16.  Jahrh.  bei  Goldschmicde- 
vorlagen  im  Gebrauch.  Vielleicht  neu,  aber 
kaum  besonders  rühmenswert,  die  Vereini- 
gung von  Linienstich  und  Punzenarbeit,  auch 
nicht  bei  allen  Blättern  der  Folge  verwendet. 
Zur  Hervorbringung  der  Schattenpartien  auf 
den  Gewändern  und  im  Hintergrund  hat  A. 
vielleicht  nicht  die  gewöhnliche,  in  nur  eine 
Spitze  endigende  Punze  gebraucht,  sondern 
ein  Instrument,  das  in  mehrere  Stacheln  aus- 
lief. Mit  einer  Art  Roulette  hat  A.  nicht  ge- 
arbeitet, dazu  sind  in  den  Punktreihen,  die 
die  Umrisse  bilden,  die  einzelnen  Punkte  zu 


ungleichmäßig.  Außer  dieser  Folge  und  einer 
mytholog.  Darstellung  nach  J.  Heintz  hat  A. 
nichts  in  seiner  neuen  Technik  gestochen. 
Nach  seinen  Zeichnungen  sind  einige  Kupfer- 
stiche in  Linienmanier  (die  Erzengel,  weib- 
liche Heilige)  bei  Dominicus  Custos  erschie- 
nen, aber  nicht  von  ihm  selbst  gestochen. 

Stetten,  Kunst-  etc.  Geschichte  von  Augs- 
burg 1779  passim.  — Brulliot,  Monogr.  I 
314,  II  755,  760.  — Meyer,  Kstlcrlex.  II  342. 

— Nagler,  Monogr.  I 285.  — Champeaux, 
Dict.  d.  Fond.  39.  — Wurzbach,  Niederl. 
Kstlcrlex.  I 39.  — Fortnum,  Bronces  in  the 
S.  Kens.-Mus.  Einl.  179.  — übersieht  der  kk. 
Sammlgn.  des  Ah.  Kaiserhauses  1899  S.  261. 

— Jahrb.  d.  pr.  Ks.  X 35,  XIII  94.  — Jahrb.  d. 

kk.  Samml.  des  österr.  Kaiscrh.  I 140.  /.  S. 

Asquer,  Pedro,  Maler  in  Mallorca,  aus 
dem  Königr.  Valencia,  bekannt  durch  ein 
Aktenstück  vom  20.  April  1454. 

A g u i 1 6,  Artistes  Mallorquins  XIV.  (Bolet. 
arqucol.  Lul.  Febr.  1905.)  M.  v.  B. 

Asquilinus,  Abt  des  Klosters  von  Moissac 
bei  Cahors,  soll  1104 — 1108  den  Kreuzgang 
und  das  Portal  der  Kirche  seiner  Abtei  ge- 
baut haben. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Assalone  di  Ottaviano,  Maler  zu  Pe- 
rugia, wird  1479  in  die  dortige  Malerzunft 
aufgenommen  und  1488  und  1493  unter  den 
Mitgliedern  der  Compagnia  di  S.  Giuseppe 
aufgeführt.  1489  vereinigt  er  sich  mit  Niccolo 
del  Priore  zu  gemeinsamer  Ausübung  des 
Malerhandwcrks.  Von  seiner  künstlcr.  Tätig- 
keit ist  nichts  weiter  bekannt,  als  daß  er  1498 
von  den  Nonnen  in  Monteluce  bei  Perugia 
die  bescheidene  Zahlung  von  14  Soldi  für 
2 Madonnenbilder  auf  Papier  erhielt  und  daß 
ihm  und  seinem  Sozius  Francesco  1508  vom 
Kloster  S.  Pietro  1 Lire  und  4 Soldi  für  Ker- 
zenständer vergütet  wurden,  die  sie  zur  Feier 
des  Fronleichnamsfestes  bemalt  hatten.  Sein 
Todesjahr  ist  nicht  bekannt. 

Lupattelli,  Stör.  d.  Pittura  in  Perugia, 
Foligno  1895  p.  27.  — M a r i o 1 1 i,  Lctterc  pitto- 
riche  peruginc,  Perugia  1788  p.  74.  W.  Bombe. 

Assan  u.  Assaut,  s.  Asatn. 

Assche,  Amelie  (nicht  Emilie)  van,  belg. 
Porträtmalerin,  geb.  26.  1.  1804,  Tochter  von 
Henri  v.  Assche.  Sic  malte  Miniatur-,  Aqua- 
rell- und  Pastellbilder  und  war  Schülerin  zu- 
erst von  Mlle  F.  Lagarenne  und  d’Autissier, 
später  in  Paris,  von  Millet  Mit  Aquarell- 
und  Pastellbildcrn  debütierte  sie  auf  den  Aus- 
stellungen in  Gent  (1820)  und  Brüssel  (1821). 
Miniaturen  waren  ausgestellt  in  den  Brüs- 
seler Salons  1830 — 48,  in  den  Salons  von 
Gent  1835  und  38.  Mit  dem  Porträt  Leo- 
polds I.,  welches  sie  1839  ausführte,  erwarb 
sie  den  Titel  einer  Hofmalcrin  der  Königin 
Louise  Marie  von  Belgien. 

I m m e r z c e 1,  De  Levens.  — Meyer,  Kst- 
lerlex.  mm 

Assche,  Auguste  van,  Architekt,  geb. 
zu  Gent  am  4.  7.  1826,  f am  24.  2.  1907 


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Assche 


daselbst.  Er  studierte  zuerst  an  der  Aka- 
demie in  Gent,  dann  unter  Roclandt  und 
A.  Pauli ; später  unter  J.  Bethunc.  Nach 
seinen  Zeichnungen  ausgeführte  Gebäude: 
die  Gemcindeschulcn  von  Laathcm,  Nevele 
und  Berchen  (bei  Audenaarde),  ferner  das 
Pensionat  Saint-Henri  zu  Deynze,  die  Zeichen- 
schule derselben  Stadt  und  die  Schule  und 
das  Kloster  Petit-Sinay  (im  Stile  des  15. 
Jahrh.)  ; die  Kirche  und  das  Stift  der  eng- 
lischen Fräulein  zu  Melle,  endlich  die  Kirche 
und  das  Kloster  der  barmherzigen  Schwestern 
zu  Quatrecht,  im  Stile  des  14.  Jahrh. 

Der  Künstler  ist  ferner  mit  der  Restaura- 
tion verschiedener  alter  Gebäude  beauftragt 
worden.  In  Flandern  nennen  wir  die  Kirchen 
von  Weiden,  Lootenhulle,  Deynze,  Wieze, 
Scheldewindcke  und  Lophem,  die  St  Jakobs- 
kirche zu  Gent  und  U.  L.  Frau  von  Pa- 
meele  zu  Audenaarde:  in  Brabant  die  Kol- 
legiatkirche  von  St.  Leonhard  zu  Leau;  in 
Limburg  die  St  Peterskirche  zu  St  Truyen. 
Auch  zur  Vergrößerung  der  U.  L.  Frauen- 
kirche zu  Thienen  hat  v.  A.  die  Pläne  ent- 
worfen und  die  Wiederherstellung  des  merk- 
würdigen Schlosses  von  Spontin  ausgeführt. 

Alex.  Pinchart  in  Meyers  Kstlcrlex.  •• 

Assche,  Auguste  Lambert  van,  Bild- 
hauer, Sohn  des  Jean  Baptiste  Charles  v.  A., 
geb.  zu  Brüssel  5.  3.  1797,  taubstumm.  Er 
war  ein  Verwandter  des  Landschaftsmalers 
Henri  v.  Assche.  Da  er  für  die  Plastik  grö- 
ßere Anlagen  zeigte,  so  ging  er  später  zu  die- 
ser über.  Auf  der  Brüsseler  Akad.  erwarb 
er  1818  den  ersten  Preis  und  hatte  1820,  nach- 
dem er  einige  Zeit  im  Atelier  des  Bildhauers 
Godecharle  gearbeitet  hatte,  bei  der  von  der 
Genter  Akademie  ausgeschriebenen  Konkur- 
renz den  gleichen  Erfolg.  In  Paris  vervoll- 
kommnete  er  sich  unter  Bosios  Leitung  und 
ward  hier  als  Eleve  in  die  kgl.  Akademie  auf- 
genommen. Von  seinen  Arbeiten  sind  in 
Frankreich  mehrere,  namentlich  Porträts,  vor- 
handen. Die  Julirevolution  veranlaßte  ihn,  in 
sein  Vaterland  zurückzukehren. 

Die  Ausstellungskataloge  von  Brüssel  1818, 
24  und  30,  die  von  Gent  1820,  32,  35,  44  und 
47  führen  von  ihm  auf:  Büsten-  u.  Medaillon- 
porträts von  Louis  Philippe,  General  Belliard, 
Graf  Frederic  de  Merode,  O.  Van  Veen, 
Haydn,  Gr&ry  u.  a.,  Statuetten  in  terra  cotta, 
Modelle  zu  Statuen,  Reliefs  in  Gips  und  Mar- 
mor, unter  welchen  letzteren  eine  Anzahl  von 
Medaillons  mit  Engclköpfen  und  eine  hl. 
Jungfrau  von  1810  und  1820  datieren. 

Viele  Werke  v.  Assches  besitzt  das  Schloß 
von  Westerloo,  darunter  mehrere  Büsten  von 
Gliedern  der  Familie  de  Merode,  welcher  das 
Schloß  gehört.  Von  den  beiden  Büsten  Jean 
Baptiste  Thorns,  des  alten  Gouverneurs  von 
Hennegau,  befindet  sich  die  eine  im  Sitzungs- 
saal des  Provinzialrates  zuMons  (Bergen),  die 


andere  auf  dem  Kirchhof  dieser  Stadt,  auf  dem 
1842  nach  dem  Entwurf  des  Architekten  Gouel 
errichteten  Monumente  Thorns.  Das  neue 
Museum  von  Brüssel  besitzt  von  dem  Künst- 
ler eine  schöne  Büste  des  Bildhauers  Laurent 
Delvaux,  kopiert  nach  Godecharle,  die  gezeich- 
HE 

net  ist:  A.L.V^jj.  Er  starb  in  seiner  Geburts- 
stadt 7.  1.  1864. 

Kunstblatt,  1820  p.  326.  — Dictionnaire  des 
hommes  de  lettres,  des  savants  et  des  artistes 
de  la  Belgiquc,  1837  p.  198.  — Immerzeel, 
De  Levens  en  Werken  etc.  — Alex.  P i n - 
chart  in  Meyers  Kstlerlcx.  *• 

Assche,  Henri  van,  Landschaftsmaler, 
geb.  zu  Brüssel  80.  8.  1774,  f 10.  4.  1841,  be- 
suchte das  Atelier  des  damals  sehr  angesehe- 
nen Landschaftsmalers  J.  B.  Deroy,  dem  er 
hauptsächlich  die  Gewöhnung  an  aufmerksa- 
mes Naturstudium  zu  verdanken  hatte,  den 
er  mit  seinen  Leistungen  aber  bald  übertraf. 
Ähnlich,  wie  Ommeganck,  suchte  er  in  der 
Landschaftsmalerei  zu  einer  Zeit,  da  die  kon- 
ventionelle Manier  vorherrschend  war,  zu 
einer  treuen  und  genauen  Darstellung  der 
Natur  zurückzukehren.  Gegen  1815  bereiste 
er  das  nördliche  Italien,  ein  paar  Jahre  später 
die  Vogesen,  dann  Holland,  Deutschland,  die 
Schweiz,  und  brachte  von  allen  diesen  Ge- 
genden reiche  Studienausbeute  heim.  Eine 
Sammlung  der  vorzüglichsten  Ansichten  der 
Schweiz,  die  P.  Lauters  herauszugeben  be- 
gann, blieb  unvollendet.  Werke  von  ihm  sah 
man  auf  den  Ausstellungen  in  Gent  1808  bis 
1838,  in  Brüssel  1816 — 1836,  in  Antwerpen 
1819,  28,  34,  37  und  40,  in  Lüttich  1836  etc. 

Mit  Recht  hat  man  ihn  den  Maler  der  Was- 
serfälle genannt.  1880  malte  er  den  Wasser- 
fall von  Reichenbach  und  des  Avers,  1833 
der  Lütschine  im  Tal  von  Lauterbrunncn, 
1836  der  Toccia,  1839  des  Griesbach  in  der 
Schweiz,  1833  der  Roer  etc.  Von  „Mühlen“ 
sind  zu  nennen:  die  Wassermühle  bei  Brüs- 
sel (1812),  die  Mühle  von  Eprave  zwischen 
Dinant  und  Rochefort  (1810),  die  Mühle  von 
Salzinnes  bei  Namur  (1814),  ein  Hammer- 
werk bei  Fumay  an  der  Maas  (1814),  ein 
Hammerwerk  bei  Stavelot  (1820),  eine  Mühle 
im  Luxemburgischen  (1835),  eine  Mühle  an 
der  Dender  bei  Geersbergen  (1836),  eine  Mühle 
an  der  Vcsdrc  etc.  Von  anderen  Darstellungen 
kann  man  erwähnen:  die  Ansicht  des  Schlos- 
ses Montaigle  (1808),  eine  Ansicht  von  Pe- 
rugia gegen  den  Trasimener  See  (1816),  eine 
Ansicht  der  Vogesen  bei  Markirch  (1818), 
das  Schloß  Montaigle  (1827),  die  Ruinen  der 
alten  Abtei  St.  Bavo  zu  Gent  (1828),  Ansicht 
der  Stadt  Lugano  (1836),  das  Tal  und  die 
Hohlwege  beim  Schloß  Unspunnen  in  der 
Schweiz  (1836),  die  Nolla- Schlucht  in  Grau- 
bünden (1839)  etc 

Das  früheste  Gemälde  v.  A.s,  das  wir  ken- 
nen, besitzt  das  Mus.  zu  Antwerpen  (1805 


195  *3* 


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Assche  — Asseliers 


datiert) ; es  stellt  eine  Gewitterlandschaft 
dar  (Le  coup  de  foudre)  und  stammt  aus 
der  Sammlung  Van  Heke  Baut  de  Rasmon. 
Im  Mus.  von  Brüssel  sah  man  bis  vor  einigen 
Jahren  den  Wasserfall  der  Toccia  und  die 
Ansicht  einer  Mühle;  im  Mus.  von  Brügge 
befindet  sich  eine  Ansicht  der  Umgebung  von 
Brüssel  bei  Gewittersturm.  Im  Rijksmus.  zu 
Amsterdam:  Gießbach  in  den  Ardennen,  1821. 
— Von  ihm  gibt  es  auch  eine  Originallitho- 
graphie von  1826  „Vue,  prise  dans  le  ci-dev.t 
Electorial  de  Treves“.  Etüde  d’apres  nature 
(Lith.  de  Dewasme). 

Alex.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  (mit 
älterer  Lit.).  — Notizen  von  H.  Hymans. 

Assche,  Jacob  van,  Maler  von  Mccheln, 
Mitglied  der  dortigen  Malergilde,  am  21.  1. 
1479  urkundlich  erwähnt. 

E.  N e e f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines  I 8,  122.  H.  V. 

Assche,  Isabelle  Catherine  van, 
Landschaftsmaler^,  Nichte  u.  Schülerin  von 
Hendrik  van  Assche,  geb.  den  23.  11.  1794  zu 
Brüssel,  vermählte  sich  1828  mit  Charles 
Leon  KJndt.  Schon  1812  und  1818  stellte  sic 
zu  Gent  u.  Brüssel  Aquarellbilder  aus ; dann 
befanden  sich  Werke  von  ihr  auf  den  Aus- 
stellungen in  Gent  1826,  29  u.  35,  in  Brüssel 
1827  und  42,  in  Antwerpen  1834,  37  und  40, 
in  Lüttich  1836  etc.  Von  der  Genter  Akad. 
erhielt  sie  1829  den  1.  Preis  für  Landschaften. 
Ihre  Gemälde  haben  immer  Partien  aus  der 
Umgebung  von  Brüssel  zum  Gegenstände; 
eines  derselben,  welches  eine  Gegend  von 
Boitsfort  darstellt,  befand  sich  in  der  ehe- 
maligen kgl.  Sammlung  im  Pavillon  zu  Haar- 
lem. 

Meyer,  Kstlerlex.  Pol  de  Mont. 

Assche,  Simon  van,  Architekt  in  Gent, 
zum  erstenmal  erwähnt  und  zwar  als  „mee- 
ster“  in  einer  Akte  vom  5.  2.  1414  (1415 
neuen  Stils),  wo  er  als  Bürge  für  den  Grab- 
steinhauer Jan  de  Meyere  erscheint.  Aus 
einer  Stadtrechnung  von  1425/26  (fol.  805vo) 
geht  hervor,  daß  er  den  Entwurf  („bewerp“) 
zu  der  Tuchhalle  fertigte.  Im  folgenden  Jahr 
wird  „meester  Symoen“  in  Angelegenheit  des- 
selben Baues  erwähnt,  für  den  „meester  Hen- 
dric  Boutsvoort“  damals  Hausteine  lieferte. 
Als  die  Bauarbeiten  einige  Jahre  darauf  ein- 
gestellt wurden,  waren  der  von  zwei  elegan- 
ten Türmchen  flankierte  Hauptgiebel  und  die 
sieben  ersten  Joche  vollendet.  Die  Restau- 
rations-  und  Vollendungsarbciten  an  der 
Halle  wurden  1889  durch  seinen  Namens- 
vetter, den  Architckten-Archäologen  August 
van  Assche  (geb.  in  Gent  am  4.  7.  1826,  f da- 
selbst am  24.  2.  1907)  begonnen.  Die  beiden 
anderen  Architekten  an  diesem  1903  beende- 
ten Werk  waren  Charles  van  Rysselberghe  in 
Gent  und  Joseph  de  IVaele  ebendort. 

Nach  eigenen  Forschungen  in  den  Genter  Ar- 
chiven. — F.  de  Potte r,  Gent  van  den  oud- 


sten  tyd  tot  heden,  V 224.  — Gand,  Guide 
illustr£  public  sous  les  auspices  de  la  Commis- 
sion locale  de  monuments.  2e  rdit.  1906  p.  105. 

V.  v.  d.  Haeghen. 

Asschoonebeck,  A.,  s.  Schoonebeck. 

Assegnes,  d’,  s.  Assignies,  d’. 

Asselbergh  (Asselberg  od.  Asselberch), 
C o r n e 1 i s,  Bildhauer,  geb.  zu  Antwerpen 
in  der  2.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Nachdem  er 
Studien  auf  der  Kunst- Akad.  seiner  Vater- 
stadt gemacht,  ging  er  zu  seiner  weiteren 
Ausbildung  nach  Lyon,  wo  er  seit  dem  Jahre 
1783  künstlerische  Erfolge  zu  verzeichnen 
hatte.  In  Belgien  ist  der  Künstler  ziemlich 
unbekannt  geblieben  und  die  auf  seine  Exi- 
stenz bezüglichen  Dokumente  sind  ziemlich 
ungenau.  Nach  seinem  Aufenthalt  in  Frank- 
reich übte  er  seine  Tätigkeit  besonders  in 
Holland  aus.  Er  scheint  dort  sogar  einen 
gewissen  Ruf  genossen  zu  haben,  denn  1791 
schon  zählt  ein  „Extract  uit  de  notulen  der 
Confrerie  van  Pictura  te  ’sGravenhagc“  36 
Zeichner  nach  der  Verdienstordnung  auf  und 
reiht  Cornelius  A.  als  No.  6 unter  diesen 
Künstlern  ein.  In  Haarlem  vollendete  der 
Meister  1793  für  „Teyler’s  Stichting“  das 
Erinnerungsdenkmal,  das  zum  Gedächtnis  des 
Gründers  dieses  Museums  (Pierre  Teyler) 
errichtet  wurde.  Dieses  Monument  war  bei 
Jan  Swart  bestellt  worden,  jedoch  infolge 
Ablebens  dieses  Letzteren,  von  ihm  unvoll- 
endet geblieben. 

Kramm  u.  Immerzeel,  De  Levens  en 
Werken  etc.  E.  de  Taeye. 

Asselbergs,  A 1 p h o n s,  Landschaftsmaler, 
geb.  zu  Brüssel  19.  6.  1839,  Schüler  von  E. 
Huberti.  1867 — 69  studierte  er  die  Natur  zu 
Tervuren,  und  mehrere  seiner  Bilder  sind 
der  malerischen  Umgebung  dieses  Ortes  ent- 
lehnt; sodann  brachte  er  die  Herbste  und  den 
Winter  1870 — 71  bei  Dinant  an  den  Ufern  der 
Maas  und  einen  großen  Teil  des  Jahres  1872 
zu  Kinroy  im  Limburgischen  Kemperlande  zu, 
wo  er  die  Motive  für  die  Gemälde  im  Mus. 
zu  Lüttich  (Sonnenuntergang  in  Kinroy)  und 
im  Rijksmus.  in  Amsterdam  (Sonnenaufgang 
in  de  Kempen)  und  in  Antwerpen  (Sonnen- 
untergang in  de  Kempen)  entnahm. 

Weiter  haben  von  ihm  das  Mus.  von  Mons 
eine  Ansicht  dieser  Stadt,  die  Galerie  zu  Spa 
ein  Winterbild,  das  Mus.  zu  Namur:  Ferme 
en  Flandre  (ebenfalls  Winterbild)  und  der 
Provinzial-Rat  in  Namur:  Clairiere  ä la 
Reine  Blanche  (Fontainebleau).  Nachdem  er 
zum  ersten  Male  in  Löwen  1868  und  im  fol- 
genden Jahre  in  Brüssel  ausgestellt  hatte, 
fehlte  er  selten  auf  den  Ausstellungen  Bel- 
giens und  von  Paris  und  erntete  für  seine 
kraftvoll  realistischen  Gemälde  Auszeichnun- 
gen und  Ehren  aller  Art. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Mit  Notizen  von  H. 
Hymans.  Pol  de  Mont. 

Asseliers,  Hans,  Hof-Tapissier  in  Wien 


196 


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Asselin  — Asselt 


» 


um  1533  in  den  niederösterr.  Herrschafts- 
akten erwähnt. 

Jahrb.  d.  kunsth.  Samml.  d.  Allerh.  Kaiserh. 
V Reg.  No.  4067.  ** 

Aaselin,  französ.  Maler  in  Saumur,  lieferte 
1633  den  Entwurf  für  ein  Tabernakel  für  die 
Kirche  St.-Pierre. 

C.  Port,  Artiatca  Angevins,  Angers  1881.  *• 

Aaselin,  Charles-Eloi,  französ.  Por- 
zellan- und  Aquarellmaler,  Chef  der  Maler- 
ateliers in  der  Manufaktur  in  S£vres,  geb. 
1742,  f 1803.  Von  ihm  in  der  Samm- 
lung der  Manufacture  in  Sevres  eine  große 
Gouache,  ein  Nachtfest  darstellend,  bcz. : Cie. 
Ei.  Asselin  invenit  et  fecit  1788,  ferner  eine 
kleine  Aquarelle,  darstellend  die  Ausst.  der 
Sevres-Manufaktur  auf  dem  Marsfelde  1798. 
Er  malte  auch  feine  Miniaturbildnisse. 

Richesses  d’art,  Prov.  Mon.  civ.  V 33.  — W. 
Chaffers,  Marks  and  Monograms.  •• 

Asselin,  F r a n q o i s,  Maler,  geb.  in  Cou- 
tances  um  1767,  emigrierte  als  Geistlicher  zur 
Zeit  der  Revolution  aus  Frankreich,  wandte 
sich  dann  der  Kunst  zu  und  studierte  1799  bis 
1801  zu  Dresden.  Auf  der  dortigen  Kunst- 
ausstellung sah  man  von  ihm  einen  Amor 
nach  Mengs,  ferner  zwei  Bildnisse  in  Pastell, 
die  sich  durch  Weichheit  und  gefällige  Be- 
handlung empfohlen  haben  sollen.  Hierauf 
ging  er  wieder  nach  Frankreich  und  dann 
nach  St  Petersburg,  wo  man  ihm  seine  Ar- 
beiten und  seinen  Kunstunterricht  wohl  be- 
zahlte. Er  starb  daselbst  nach  Verlauf  eini- 
ger Jahre. 

Reunion  d.  Soc.  d.  b.-arts  XXIII  163.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Asselin,  J e h a n,  Stadtzimmermeister  zu 
Paris,  laut  Urkunde  1526  bei  Erneucrungs- 
arbeiten  an  Notre  Dame,  1533  am  Bau  des 
Stadthauses  beschäftigt. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  f rang.,  3.  S£rie,  III  1887. 
— Invent.  gen.  d.  Richesses  d’Art.  Monum.  civ. 
III.  Paris  1902.  — Baucbal,  Dict  d.  archit. 
franq.  H.  V, 

Asselin,  Sebastian  u.  Pierre,  Glocken- 
gießer in  Le  Mans,  Vater  und  Sohn,  ersterer 
1667,  letzterer  bis  1767  erwähnt. 

E s n a u 1 1,  Dict  des  Artistes  Manceaux,  La- 
val  1899.  ** 

Asselin,  s.  auch  Asselyn. 

Asselineau,  Antoinette,  französ.  Por- 
trät- und  Genremalerin,  geb.  in  Hamburg  15. 
5.  1811,  Schwester  von  Leon  Auguste,  stellte 
im  Pariser  Salon  1837 — 41  verschiedene  In- 
terieurstücke, Genreszenen  und  Bildnisse 
aus.  Im  Louvre  befindet  sich  von  ihr  ein 
kleines  Porträt  des  Dragonerrittmeisters  Ba- 
ron  Dornier,  in  ganzer  Figur. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bellier- Auvray, 
Dict  gen.  H.  V. 

Asselineau,  Leon  Auguste,  französ.  Li- 
thograph und  Landschaftsmaler,  geb.  in  Ham- 
burg 1808,  f in  Rouen  1889,  Schüler  von 
Roehn  in  Paris,  tätig  in  Paris  und  in  Le 
Havre,  stellte  im  Salon  wiederholt  (1836  bis 


1847)  aus.  Er  hat  seine  Hauptbedeutung 
als  Illustrator,  als  welcher  er  u.  a.  für 
das  Moyen-Age  Pittoresque  unter  Leitung 
Viollet-le-Duc’s  und  für  Werke  wie  Le  Mo- 
bilier,  Le  Vieux  Paris,  die  Gallcrie  Orleans, 
Vues  pittoresques  des  principaux  chäteaux  des 
emirons  de  Paris  etc.  tätig  war.  Ein  Ver- 
zeichnis seiner  lithographischen  Arbeiten  fin- 
det sich  bei  Meyer,  Kstlerlex. 

Nagler,  Kstlerlex.  — Bellier-Auvray, 
Dict.  gen.  — Chronique  des  Arts  1889  p.  109. 

H.  V. 

Asselt,  Franqois  van,  vlämischer  Ma- 
ler, wird  angeführt  als  Gehilfe  von  Gheeraert 
Pieters  bei  den  malerischen  Dekorations- 
arbeiten, die  1599  in  Gent  gelegentlich  des 
feierlichen  Empfanges  des  Erzherzogs  Albert 
und  seiner  Gemahlin  Isabella  hergestellt  wur- 
den. 

Archiv  zu  Gent,  Reg.  Inhuldingen,  Serie  111  bis 
No.  2.  — E.  de  Busscher,  Recherchcs  sur 
les  peintres  Gantois,  t.  II  93. 

Victor  van  der  Haeghen. 

Asselt,  Jan  van  der  (auch  Jan  van  der 
Hasselt,  Jehan  d’Asselt,  del  Asselt,  de  Has- 
selt und  de  le  Hasselt ),  bedeutender  vlämi- 
scher Maler  der  2.  Hälfte  des  14.  Jahrh., 
wird  in  einer  großen  Zahl  von  französ.  und 
vlämischen  Dokumenten  in  den  Jahren  1364 
bis  1396  erwähnt.  Er  war  in  Gent  tätig,  wo 
auch  seine  Familie  wohnte.  Der  Name  exi- 
stiert übrigens  noch  als  Ortsname  in  der 
Nähe  dieser  Stadt.  Er  arbeitete  bereits  1364 
für  Ludwig  von  Male,  Grafen  von  Flandern. 
Im  nächsten  Jahre  nahm  ihn  dieser  Fürst 
mittelst  Verfügung  vom  9.  Scpt.  in  seinen 
besonderen  Dienst,  mit  dem  Verbot,  sich  für 
andere  sonst  ohne  seine  besondere  Erlaubnis 
verwenden  zu  lassen,  und  setzte  ihm  einen 
Jahresgehalt  von  20  livres  de  gros  aus.  Nach 
den  Urkunden  wurde  ihm  dann  aufgetragen, 
die  Malereien  in  der  Kapelle  des  Grafen  in 
Gent  auszuführen  (1365).  Damit  übrigens 
der  Künstler  keine  Verzögerung  in  der  Aus- 
zahlung seines  Gehaltes  erleide,  schärfte  der 
Graf  ausdrücklich  dem  Zahlmeister  von  Gent 
ein,  den  Künstler  vierteljährlich  auszuzahlen 
und  sich  mit  einer  einfachen  Quittung  zu- 
frieden zu  geben.  Der  Graf  von  Flandern  hatte 
an  die  U.L.  Frauenkirche  zuKortryk  eine  große 
u.  prächtige,  der  hl.  Katharina  gewidmete  Ka- 
pelle anbauen  lassen,  welche  1373  eingeweiht 
wurde  und  sein  Grabmal  aufnehmen  sollte. 
Diese  Kapelle  existiert  noch.  Man  hat  in 
derselben  Reste  alter  Wandmalereien  ent- 
deckt, darunter  Bildnisse  der  Grafen  von 
Flandern,  die  als  Bildsäulen  in  Nischen  dar- 
gestellt sind.  Heute  weiß  man,  daß  J.  van 
der  Asselt  diese  Kapelle  1372  ausmalte.  Er 
hatte  auch,  wie  wir  glauben,  die  Zeichnung 
zu  dem  Grabmale  geliefert,  das  der  Fürst  in 
dieser  Kapelle  für  sich  errichten  lassen 
wollte.  Es  ist  über  allen  Zweifel  gestellt, 


197 


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Asselyn  — Assen 


daß  der  Künstler  auf  Befehl  des  Grafen  1374 
von  Gent  nach  Kortryk  sich  begab,  wobei 
auch  der  Bildhauer  Andreas  Beauneveu  aus 
Valenciennes  berufen  wurde;  denn  der  Graf 
wollte  von  beiden  ein  Gutachten  über  das 
Mausoleum  haben,  unter  welchem  sein  Kör- 
per ruhen  sollte.  Im  Januar  1382  bekam  J. 
v.  A.  vier  Monate  seiner  Pension ; dies  war  das 
letztemal,  u.  seinen  Gehalt  scheint  er  seitdem 
nicht  mehr  erhalten  zu  haben.  Denn  er  wird  in 
den  Rechnungen  nicht  mehr  angeführt ; u.  kurze 
Zeit  später  kommt  der  Name  des  Melchior 
Broederlam  vor,  der  zum  Maler  und  Kam- 
merdiener Philipps  des  Kühnen,  Herzogs  von 
Burgund,  mittelst  Patentes  vom  13.  5.  1384 
ernannt  wurde  mit  einem  Jahresgehalt  von 
200  Franken,  einer  Summe,  welche  den  Ge- 
halt seines  Vorgängers  beträchtlich  überstieg. 
J.  van  der  Asselt  scheint  also  in  Mißgunst 
bei  Ludwig  von  Male  gefallen  zu  sein.  Eine 
Urkunde  aber  beweist,  daß  der  Herzog  von 
Burgund,  dessen  Schwiegersohn  und  Nach- 
folger, das  Talent  des  Künstlers  zu  schätzen 
wußte;  er  ließ  nämlich  von  ihm  ein  Bild  für 
die  Franziskanerkirche  in  Gent  ausführen, 
für  welches  demselben  auf  Anweisung  vom 
25.  8.  1386  84  livres  ausgczahlt  wurden.  Im 
Jahre  1389  oder  1390  malte  J.  van  der  Assclt 
im  Aufträge  desselben  Fürsten  ein  Marien- 
bild für  dessen  Schloß  van  den  Wal  zu  Gent. 
Er  wird  zum  letzten  Male  in  einem  Testament 
erwähnt,  das  von  Gent  den  24.  11.  1396  da- 
tiert, durch  welches  Bondin  van  Loe  ihm  2 
silberne  Löffel  (2  selverine  leple)  vererbte. 

Archiv  zu  Gent,  Schöffenregistcr  des  14.  Jahrh., 
ferner  Rechnungen  und  Quittungen  der  Gentcr 
Münze  und  Rechnungen  der  General  rcchnungs- 
verwaltung  von  Flandern,  beide  in  den  Staats- 
archiven von  Brüssel.  — Desgl.  in  den  Archi- 
ven des  Dcpart.  du  Nord  zu  Lille.  — Gachard, 
Rapport  ä M.  le  Ministrc  de  l’int6rieur  sur  les 
Archivcs  de  l'ancicnne  chambrc  des  comptes  de 
Flandre  ä Lille,  pp.  64,  65.  — L.  de  Labordc, 
Les  Ducs  de  Bourgogne  1 2,  6.  — E.  De  Bus- 
se h c r,  Rechcrchcs  sur  les  peintres  gantois,  1859. 
— A.  Pinchart,  Archivcs  des  Arts  etc.  II 
143.  — Van  de  Putte,  La  chapelle  des  com- 
tes  de  Flandre  ä Courtrai  (Courtrai  1875).  — 
Dehaisnes,  Documents  conccrnant  Thistoirc 
de  l'art  dans  la  Flandre  etc.  1886,  t.  I.  — 
N a p.  de  Pauw,  Les  Premiers  peintres  et  sculp- 
tcurs  gantois  (Bulletin  de  la  soc.  d'hist.  et  d’ar- 
ch£ol.  de  Gand  1899).  — V.  van  der  Hae- 
g h e n,  Memoire  sur  des  documents  faux  rcla- 
tivs  aux  anciens  peintres  etc.  Flamands,  1899. 
(Mim.  de  l'acad.  roy.  de  Belgique).  — A.  Pin- 
chart in  Meyers  Kstlcrlex. 

(Mit  Notizen  von  Victor  van  der  Haeghen.) 

Asselyn,  Jan,  Maler,  gcb.  in  Dieppe  1610, 
längere  Zeit  in  Rom,  wo  er  in  der  „Bent“ 
wegen  seiner  verwachsenen  Hand  den  Namen 
..Krabbetje“  erhielt,  und  beeinflußt  wurde  von 
Claude  Lorrain,  Pieter  van  Laer  und  Jan  Miel. 
Auf  seiner  Heimreise  heiratete  er  1645  in 
Lyon  Antoinette  Houwaert,  deren  Schwester 
mit  Nicolaes  van  Heit  Stocade  vermählt  war, 


und  zog  dann  nach  Amsterdam,  wo  er  aber 
erst  24.  1.  1652  das  Bürgerrecht  kaufte.  28.  9. 
1652  wird  er  als  am  Singel  bei  der  Heilige- 
wegspoort  wohnend  erwähnt,  aber  schon  im 
Okt.  desselben  Jahres  starb  er.  Seine  häuflg 
vorkommenden  Landschaften,  deren  Motive 
fast  ausschließlich  der  italien.  Natur  entnom- 
men sind,  finden  sich  in  den  meisten  holl,  und 
ausländ.  Sammlungen;  vereinzelt  sind  sie  mit 
seinem  vollen  Namen,  meistens  mit  einem 
Monogramm  (J.  A.)  bezeichnet  Eine  in  Ver- 
bindung mit  Jan  Baptist  Weenix  gemalte 
Landschaft  in  der  Akad.  in  Wien  ist  von  bei- 
den bezeichnet.  Die  große  Überschwemmung 
bei  Amsterdam  6.  8.  1651  ist  öfters  von  ihm 
gemalt,  u.  a.  in  einem  Bilde  in  Schwerin  (J.  J. 
de  Boissieu  sc.).  Besondere  Erwähnung  ver- 
dient eine  große  allegor.  Darstellung  im  Mus. 
zu  Amsterdam.  Auch  seine  Handzeichnungen 
kommen  häufig  vor.  G.  Perclle  hat  eine  große 
Reihe  topographisch  wichtiger,  italien.  An- 
sichten nach  ihm  radiert  Er  war  befreundet 
mit  Rembrandt,  der  sein  Porträt  radiert  hat 
Frederick  de  Moucheron  war  sein  Schüler. 

Houbraken  III  64.  — Scheitern  a, 
Rembrandt  69.  — Oud-Holland  VIII  231. 

E.  IV.  Moes. 

Asselyn,  s.  auch  Asselin. 

Assel  yns,  Joris,  einer  der  guten  Ver- 
treter der  Holzbildhauerkunst  in  Belgien. 
Er  war  1538  zu  Brüssel  tätig  und  muß  eine 
große  Anzahl  von  Werken  geschaffen  haben, 
die  anonym  geblieben  sind  und  überdies  zum 
großen  Teil  zerstört  wurden.  1527  erlangte 
der  „houtenbeeldsnyder“  und  „houtsnyder“, 
d.  h.  der  Holzbildhauer  und  Holzschnitzer, 
Bürgerrechte  zu  Brüssel.  Kurze  Zeit  dar- 
auf, 1538,  vertrauten  ihm  die  Mitglieder  der 
Brüdergcmcinschaft  von  Saint-Quentin  zu 
Löwen  die  Ausführung  einer  Altartafel  für 
ihre  Kapelle  an,  deren  Kosten  200  Gulden 
betrugen.  Die  Arbeit  war  mit  Flachreliefs 
geschmückt,  die  dem  Leben  der  Patrone  der 
Bruderschaft  gewidmet  waren.  Zu  den 
Werken,  welche  der  Künstler  in  Brüssel, 
besonders  von  1546 — 47,  ausführtc,  gehören 
die  gesamten  dekorativen  Reliefs : Kar- 

tuschen, Wappenschilder,  Kapitäle,  Orna- 
mente des  neuen  Audienz-Saales  in  der 
Kanzlei. 

Marchal,  La  sculpture  beige,  p.  239.  — 
P i n c h a r t,  Archivcs,  t.  I.  — Archives  de  l'Etat 
ä Bruxelles.  — Van  Even,  L’ancicnne  öcole 
de  peinture  ä Louvain.  E.  de  Taeye. 

Assen,  A.  van,  niederländischer  (?)  Zeich- 
ner und  Kupferstecher  in  London,  f daselbst 
1817,  meist  nur  nach  fremden  Vorlagen  (P. 
Lely,  Lochee,  E.  Penny,  Zucchi  etc.)  ar- 
beitend. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verzeichnis  s.  Werke). 
— 0 1 1 1 e y,  Notices.  H.  V. 

Assen,  Jan  van,  Maler,  geb.  in  Amsterdam 
etwa  1635,  wurde  20.  1.  1688  daselbst  Riirger. 
Seine  Landschaften  und  Historien,  welche  von 


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Assen  — Assereto 


einiger  Entfernung  gesehen  einen  wirkungs- 
vollen Effekt  gemacht  haben  sollen,  und  bei 
denen  er  sich  vielfach  Tempestas  Stiche  be- 
dient haben  soll,  werden  von  Houbraken  na- 
mentlich als  Exportartikel  für  Indien  erwähnt. 
Außerdem  werden  ihm  jetzt  noch  einige  Por- 
träts zugeschrieben.  Ein  kleines  ihm  ohne 
Grund  zugeschriebenes,  auf  Kupfer  gemaltes 
männliches  Porträt  im  Rijksmus.  in  Amster- 
dam vom  Jahre  1660  ist  nur  mit  den  Initialen 
J.  v.  A.  bezeichnet.  1866  wurde  in  Amsterdam 
von  ihm  verkauft:  Daniel  in  der  Löwengrube 
(bei  Roos  & Co.).  Er  starb  in  Amsterdam 
1697. 

Acmstels  Oudheid  IV  63.  — Houbraken 
II  236.  — Kramm,  De  Levens  etc. 

E.  W.  Moes. 

Assen,  J.  v a n.  Nach  einem  sonst  un- 
bekannten Maler  dieses  Namens  aus  dem  18. 
Jahrh.  hat  Beauvarlet:  Le  jardinier  und  La 
fruitiere  gestochen.  E.  w.  Moes. 

Assen,  Johann  Walter  v.,  s.  Cornelisz, 
Jacob. 

Assenbaum,  Fanny,  Landschaftsmalerin 
in  Baden  bei  Wien,  gcb.  in  Licbitz  in  Böhmen 
1848,  Schülerin  von  Haushofer  und  L.  Will- 
roider  in  München.  Sic  malt  Waldland- 
schaften u.  bevorzugte  früher  Motive  aus  Rü- 
gen. Noch  1900  und  1901  war  sie  im  Mün- 
chener Glaspalastc  mit  den  Landschaften: 
Herbst,  Partie  bei  Schleißhcim  und  Vorfrüh- 
ling vertreten. 

F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh. 
— Ausstellungskataloge.  ** 

Assenberg,  Sebastian,  Blumenmaler, 
„adiutor  temporalis“  des  Köln.  Jesuitenkolle- 
giums, 1625  dort  aufgenommen,  f 1672.  Von 
ihm  rühren  vermutlich  Engelköpfc  und  Blu- 
menranken an  den  Chorgewölben  der  Kölner 
Maria-Himmelfahrtskirche. 

Kölnische  Volkszeit.  No.  226.  19.  8.  1889.  — 
Merlo:  Köln.  Kstlcr.  2.  Aufl.  1895,  50. 

Firmenich-Richarls. 

Assendelft,  C o r n e 1 i s,  Maler,  kommt  2. 
11.  1742  in  die  Zunft  zu  Leiden. 

Oud-Holland  XXII  190.  E.  W.  Moes. 

Assendelft,  Nicolaes  van,  holl.  Bild- 
schnitzer im  17.  Jahrh.,  fertigte  die  Chor- 
stühle der  neuen  Kirche  in  Delft. 

B 1 e i s w y c k,  Geschichte  von  Delft  S.  278. 

A.  W.  Weissman. 

Assensio,  s.  Ascnsio. 

Assenzi,  s.  Ascenzi. 

Asser,  s.  Adser. 

Assereto,  Maler  in  Genua,  tätig  bis  um 
1686;  ein  zweiter  Sohn  des  Giovacchino  A., 
dessen  Vorname  unbekannt  geblieben  ist. 

Z a n i,  Encicl.  I 257.  E.  Scatassa. 

Assereto  ( Axareto,  Asserto) , Giovac- 
chino, Maler  aus  Genua,  geb.  1600,  f am  28. 
7.  1649,  kam  zuerst  zu  Luziano  Borzone  in  die 
Lehre,  später  zu  Andrea  Ansaldo.  Noch  nicht 
16  Jahre  alt,  wurde  er  berufen  für  das  Orato- 
rium S.  Antonio  Abbate  in  Sarzano  ein  großes 


Bild  zu  malen ; es  stellte  denTitularheiligcn  dar, 
wie  er  durch  Gebet  die  Teufel  vertreibt.  Für 
das  Oratorium  S.  Maria  malte  er  bald  darauf 
ein  Abendmahl,  ein  anderes  für  das  Oratorium 
S.  Croce  und  für  letzteres  auch  eine  Fahne 
Einen  Christus  am  Kreuz  entwarf  er  für  das 
Soldatenquartier  vor  der  Porta  dcll’  Irco, 
für  das  Oratorium  S.  Germano  eine  Auferste- 
hung Christi  und  einen  Christus  mit  S.  Tho- 
mas, für  das  Oratorium  S.  Andrea  einen  S. 
Andreas  Besessene  heilend  und  für  das  Orato- 
rium S.  Stefano  eine  Auferstehung  des  hl. 
Lorenzo.  Das  Kloster  der  Agostiniani  Scalzj 
S.  Nicola  schmückte  er  mit  den  Bildnissen 
einiger  Ordensheiliger.  Von  Asseretos  Hand 
erhielt  die  Kirche  S.  Cosma  e Damiano  zwei 
Bilder,  erstens  die  beiden  Titularheiligen 
Kranke  heilend  und  über  ihnen  Maria  mit 
dem  Christkind,  und  dann  die  drei  Hl.  Agata, 
Apollonia  und  Lucia.  Nach  der  Kirche  S. 
Brigida  kam  eine  Madonna  del  Rosario  mit 
den  Hl.  Domenico,  Francesco  Saverio  und 
Chiara.  Auch  für  die  Ortschaften  Recco  und 
Chiavari  hatte  Assereto  Altarbilder  auszu- 
führen. 1639  ging  er  nach  Rom.  Die  Do- 
menichino,  Lanfranco,  Reni,  Poussin  machten 
jedoch  dort  nicht  den  Eindruck  auf  ihn,  den 
er  erwartete.  Nach  seiner  Rückkehr  nach 
Genua  entstanden  dort  noch  zahlreiche  Werke, 
deren  hervorragendste  sind:  In  der  Kirche 
der  Minoriti  osservanti:  zwei  Prophetenfigu- 
ren auf  Leinwand,  S.  Petrus  heilt  den  Lah- 
men und  David  wird  von  Abimelech  um- 
armt; die  beiden  letzten  al  fresco  gemalt.  — 
In  S.  Agostino:  die  Wunder  der  Jungfrau 
Maria  in  ihrer  Kapelle.  — In  einem  Saale  des 
Palazzo  des  Francesco  Granello:  die  Ge- 
schichte Abrahams  u.  Personifikationen  einiger 
Tugenden;  diese  Fresken  wurden  1643  ausge- 
führt und  gefielen  durch  die  Vornehmheit  der 
Komposition,  sowie  durch  ihre  reiche  Fülle 
und  Anmut.  — Im  Saale  des  Palazzo  des 
Agostino  Airolo  an  der  Piazza  Amorosa  malte 
A.  an  der  Decke  die  Geschichte  des  Marsyas. 
Die  Lünetten  füllte  er  mit  Figuren  einzelner 
Gottheiten  aus  und  an  den  Wänden  brachte 
er  in  Cliiaroscuro  eine  Anzahl  Termini  an. 
Begonnen  war  diese  Freskomalerei  von  Gio- 
vanni Maria  Bottalla,  der  aber  bereits  1644 
starb.  Francesco  Granello,  für  den  Assereto 
schon  1643  tätig  war,  übertrug  ihm  1647  neue 
Arbeiten.  Alle  drei  freien  Seiten  seines  Hau- 
ses ließ  er  mit  Fresken  schmücken. 

Nach  seiner  Rückkehr  aus  Rom  hatte  A. 
vorzugsweise  Fresken  gemalt.  Von  Bildern 
auf  Leinwand  ist  noch  eine  Dornenkrönung 
Christi  zu  erwähnen,  welche  die  Galerie  Spi- 
ncla  aufbewahrt ; die  Malerei  ist  gut,  ist  aber 
sehr  nachgedunkelt.  Viele  Werke  unseres 
Meisters  sollen  nach  Sevilla  geliefert  sein. 
Auch  sein  letztes  Werk,  das  Abendmahl  Chri- 
sti, war  für  Spanien  bestimmt.  Eben  hatte 
er  die  Skizze  auf  die  riesige  Leinwand  hinge- 


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Assereto  — Asslinger 


worfen,  als  ihn  am  28.  7.  1649  der  Tod  ereilte. 
Leichtigkeit  des  Schaffens  und  eine  gewisse 
Großartigkeit  der  Auffassung,  sichere  Zeich- 
nung und  wirkungsvolles  Kolorit  machten 
ihn  seinerzeit  zu  dem  besten  Maler  in  Ge- 
nua. Allein  die  Zerfahrenheit  seines  Charak- 
ters offenbart  sich  doch  auch  als  Nachlässig- 
keit und  Leichtfertigkeit  in  seinen  Werken. 
Ihre  Färbung  erscheint  heute  fleckig  und 
trübe. 

Soprani,  Pitt  etc.  Genovesi.  pp.  271  ff.  — 
M i 1 1 i n,  Voyage  en  Piemont  etc.  II  178.  — 
Lanzi,  Storia  pittorica  1834  V 277.  — La- 
v i c c,  Revue  des  Mus6es  d’Italie  p.  114.  — J. 
Meyer,  Kstlcrlex.  R. 

Assereto,  Giuseppe,  Maler  in  Genua  um 
1605,  Sohn  und  Schüler  des  Giovacchino  A. 
Reich  begabt,  malte  er  im  Stile  seines  Vaters, 
starb  jedoch  eines  frühen  Todes. 

Soprani,  Pitt.  Genovesi.  — Z a n i,  Encicl. 
I 257.  E.  Scalassa. 

Assereto,  s.  auch  Axareto. 

Assey,  Philippe,  war  1601  als  Bildhauer 
an  der  Kathedrale  von  Sens  beschäftigt.  Er 
führte  die  Bildhauerarbeiten  am  Brunnen  des 
Kreuzganges  dieser  Kirche  aus. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

AssSzat  de  Bouteyre,  Ch.-L.-E.,  Genremalcr, 
tätig  in  Paris,  dann  in  Neuilly-sur-Seine, 
stellte  im  Salon  fast  alljährlich  von  1887  bis 
1905  aus.  H.  V. 

Assier  de  la  Tour,  Edmond  d’,  Hunde- 
malcr  in  Toulouse,  geb.  daselbst,  Schüler  der 
dortigen  Ecole  des  Beaux-Arts,  stellte  in 

den  Pariser  Salons  1881,  82,  84  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g<n.,  Suppl.  — 

Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Assier,  d’,  s.  auch  Dossier. 

Assig,  N i c o 1 a u s,  Malcr  aus  Siegroth,  in 
Breslau  von  1598  ab  nachweisbar,  wird  1616 
Meister  und  stirbt  dort  1639. 

Schultz,  Schlesische  Malcr.  — Kstdcnkm. 
Schlesiens  V 519.  C.  Buchwald. 

Assignies,  Gideon  d’,  oder  d ’ A s s e g - 
nies,  Medailleur  im  Haag,  Sohn  des  gleich- 
namigen Goldschmieds  u.  Wappenschneiders, 
geb.  1599.  Man  kennt  von  ihm  2 Medaillen, 
die  zu  Ehren  und  mit  dem  Bilde  Moritz’  von 
Nassau  geschlagen  wurden  und  auf  der  Rück- 
seite die  Umschrift  tragen : Tandem  surculus 
arbor  u.  armata  neqvitia  mergitur,  datiert  1618 
und  1620.  Eins  dieser  Stücke  wurde  von  Van 
Loon,  Hist,  m£tallique  des  Pays-Bas,  T.  II 
126  veröffentlicht.  Der  Name  des  Künstlers, 
welcher  hier  Gassegnies  lautet,  ist  von  dem 
Stecher,  den  der  holl.  Numismatiker  beschäf- 
tigte, falsch  gelesen,  weil  das  G und  d zu- 
sammengezogen ist.  Pinchart  meint,  die  Fa- 
milie Assignies  oder  d’ Assegnies  stamme  aus 
Tournai  in  Belgien. 

P i n c h a r t,  in  der  Rev.  beige  d.  numismat 
18G0.  — Obrccn,  Archief  III  224,  VII  136.  — 
Oud  Holland  1904  p.  239.  Frid.  Alvin. 

Assigny,  Marie  joseph  Louis  Bona- 
venture,  Baron  d’  (oder  d’Assignics), 


Dilettant  in  der  Malerei,  geb.  im  gleichnami- 
gen Schlosse  zu  Tourmignies,  zog  sich  zur 
Zeit  der  französischen  Revolution  nach  Tour- 
nai zurück,  wo  er  sich  mit  der  Malerei  be- 
schäftigte. Die  Eroberung  Belgiens  durch  die 
Franzosen  zwang  ihn  zur  Flucht  nach  Kleve, 
wo  er  im  Verein  mit  einem  Freunde  aus  der 
Pikardie  Tabaksdosen,  die  ihnen  von  Nürn- 
berg geschickt  wurden,  bemalte. 

Nach  der  Rückkehr  der  Ausgewanderten 
nahm  d’A.  seinen  Wohnsitz  zu  Tournai  und 
dann  in  Lille.  In  der  Kirche  zu  Tourmignies 
von  ihm  eine  große  Landschaft,  die  mit  den 
nach  Emmaus  wandernden  Jüngern  staffiert  ist. 
Ein  anderes  im  Geschmacke  Claude  Lorrains 
gemaltes  Bild,  das  leider  seitdem  durch  Über- 
malungen verdorben  wurde,  befindet  sich  in 
der  Kathedrale  von  Tournai;  es  ist  bez. : 
LE  BARON  D’ASSIGNIES  INV.  1806.  Die 
St.  Katharinenkirchc  zu  Lille  besitzt  ein  drit- 
tes Bild,  worin  die  Figuren  von  Blanquart- 
Evrard,  einem  Maler  von  Lille,  herrühren.  Er 
starb  in  seinem  Schlosse  Assignies  den  30.  9. 
1831. 

Meyer,  Kstlcrlex.  *• 

Assinare,  Constancc,  Landschafts-  und 
Blumenmalerin  in  Lausanne,  geb.  1868  in 
Genf,  Schülerin  von  Josef  Geisser  in  Lau- 
sanne, war  auf  den  schweizerischen  Ausstel- 
lungen der  90er  Jahre  vertreten. 

C.  Brun,  Schweizer.  Kstlerlcx.  //.  V. 

Assinare,  Henri,  Architekt,  geb.  in  Lau- 
sanne 1826,  f daselbst  22.  8.  1899,  Schüler 
von  Blavignac  in  Genf,  seit  1873  mit  der  Auf- 
sicht über  die  staatlichen  Bauten  betraut.  Er 
leitete  die  Restaurierung  der  Kathedrale  zu 
Lausanne  unter  Viollet-le-Duc  und  erhielt 
nach  dem  Tode  des  letzteren  die  Oberaufsicht 
über  die  von  Viollct-lc-Duc  begonnenen  Rc- 
staurationsarbeiten. 

Ch.  Vuillcrmet  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlcrlex.  H.  V. 

Assiolo,  s.  Pagolino. 

Assire,  G.,  Porträtmaler  in  Paris,  stellte 
1900,  1901,  1905  im  Salon  aus. 

Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Assis,  D»  B r a n c a,  portug.  Malerin,  stellte 
1900  in  Paris  ein  Porträt  aus. 

Cat.  de  l'expos.  ddc.  des  b.-a.  Paris  1900 
p.  317.  A.  Haupt. 

Assis,  D.  N i c o 1 i n a de,  amerikan.  Bild- 
hauer, Schüler  von  Rodolpho  Bernardelli, 
war  auf  der  „Annual  Fine  Arts  Exhibition“, 
Rio  de  Janeiro  1902  mit  2 Arbeiten  (weibl. 
Studienkopf  und  „schlafendes  Mädchen“) 
vertreten. 

The  Studio,  vol.  24  p.  294  und  295.  H.  V. 

Assisi,  Andrea  d’,  s.  l’lngegno. 

Assisi,  C c s a r e d’,  s.  Scrmei,  Ces. 

Assisi  d’,  s.  damit  verbundene  Vornamen. 

Asslinger,  W o 1 f g a n g.  Als  Wolfgang 
Maller,  auch  Wolfgang  Asslinger  in  den  Bo- 
zener  Urkunden  von  1517  bis  1531  erwähnt. 
Vermutlich  der  Urheber  der  Holzgruppe 


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Asslinger  — Assonville 


„Krönung  Marias“  im  Schrein  des  Hciligen- 
bluter  Hochaltars,  der  nach  einer  Inschrift 
auf  der  Rückseite  von  Wolfgang  Maller  1620 
beendet  wurde.  — Mit  dieser  Schnitzgruppe 
stehen  in  engem  stilistischem  Zusammenhang 
und  sind  wahrscheinlich  vom  nämlichen  Mei- 
ster die  Schnitzaltäre  in  der  Franziskaner- 
kirche zu  Bozen,  in  Pinzon  bei  Bozen,  von 
Tramin  (jetzt  im  Nationalmus.  zu  Mün- 
chen), ferner  eine  kniende  Madonnafigur  von 
einer  Schnitzgruppe  der  Geburt  Christi  im 
Besitz  von  Dr.  A.  Figdor  in  Wien,  ein  Weih- 
nachtsaltar im  Besitz  des  Herrn  Hans  Schwarz 
in  Wien,  sowie  2 Figuren  der  hl.  Anna  und 
Katharina  vom  nämlichen  Altar,  ein  Altar 
in  Saubach  (Südtirol),  vier  einen  Vorhang 
haltende  Holzengel  in  Relief,  von  einem  Altar 
(Ferdinandeum,  Innsbruck),  eine  Holzfigur 
des  hl.  Stephan  ebenda  u.  a.  m.  Dieser  aus- 
gezeichnete Bildschnitzer,  der  unzweifelhaft 
aus  Michael  Pachers  Werkstatt  hervorging, 
jedoch  dessen  herben,  großartigen  Stil  ins 
Mildere,  doch  auch  Alltäglichere  umwandelte, 
dürfte  seinen  Namen  seiner  Herkunft  aus 
dem  Orte  Assling  im  Pustertal  verdanken. 

J.  Graus,  Heiligenblut  in  Kärnten  und  sein 
Hochaltar  (Kirchenschmuck  1902  XXXIII.  Jahrg. 
No.  6 p.  85  ff.).  — H.  Semper,  Bildschnitzer  aus 
Michael  Pachers  Werkstatt  (Zeitschrift  des  Fer- 
dinandeums 1893  S.  335)  ; Ein  Bildschnitzer  aus 
M.  Pachers  Schule  etc.  (Zeitschrift  des  Ferdi- 
nandeums 1903  S.  233  f.) ; Monatsbericht  über 
Kunst  und  Kunstwissenschaft  (Hugo  Helbing, 
München)  Jahrg.  1903.  — R.  Stiassny  in  den 
Mitteilungen  der  k.  k.  Zentr.-Komm.  Wien  1904, 
III  62  ff.  H.  S. 

Asslinger,  s.  auch  A esslin gcr. 

Assinan,  J o h a n,  cingewanderter  deutscher 
Maler,  lebte  in  Stockholm  um  die  Mitte  des 
17.  Jahrh.  Malte  für  den  Reichsadnüral  Carl 
Gyldenheim  schon  von  1630  an ; doch  sind 
bis  jetzt  keine  bestimmten  Werke  von  ihm 
nachgewiesen. 

Eichhorn  in  Meyers  Kstlerlex.  O.  S. 

Assmann,  oberschwäbischer  Maler  des  Ro- 
koko, als  Künstler  nachweisbar  durch  ein 
Bild  „Jesus  am  ölberg“  in  der  Ortskirchc  zu 
Obcrmarchthal  (1766). 

Wttbg.  Viertel j. -Hefte,  N.  F.  XII  1903  1/2 
p.  50.  Hs.  Loose. 

Assmann,  Christian  Gottfried,  Pro- 
fessor der  Ökonomie  und  Camcralia  in  Wit- 
tenberg, Dilettant  im  Radieren  und  Zeichnen, 
Schüler  von  Oeser  in  Leipzig,  tätig  in  Wit- 
tenberg noch  1811. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze  1824.  — Meyer, 
Kstlerlex.  H.  V. 

Assmann,  Franz,  1722 — 1727  in  Breslau 
als  Maler  erwähnt.  C.  Buchwald. 

Assmus,  Robert,  Maler  und  Illustrator  in 
München  (seit  1871),  geb.  am  26.  12.  1837 
in  Stuhm  (Westpreußen),  im  wesentlichen 
Autodidakt.  Er  begann  mit  Illustrationen 
für  die  Gartenlaube,  die  Leipziger  Illustrierte 
Zeitung,  das  Daheim  usw.,  zu  denen  er  meist 


auch  den  Text  selbst  lieferte.  1870  begab  er 
sich  im  Aufträge  der  Leipziger  Illustrierten 
Zeitung  auf  den  Kriegsschauplatz,  von  wo 
aus  er  Kriegs-Illustrationen  mit  Bcgleittext 
veröffentlichte.  Die  nächsten  Jahre  arbeitete 
er  an  dem  Prachtwerk:  Bilder  aus  Elsaß-Lo- 
thringen (Stuttgart,  Neff  1877/78),  mit  200 
Original-Illustrationen.  In  seinen  Stimmungs- 
landschaften behandelt  er  meist  heimische 
Motive;  in  seinen  Rciterbildcm  bevorzugt  er 
das  Kostüm  des  dreißigjährigen  Krieges. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  354  (Verz.  s.  Illustr.). 

— F.  v.  Bötticher,  Malcrwerke  d.  19.  Jahrh. 

— Das  geistige  Deutschland  1898  I 17.  — Kunst- 
chronik III  128,  XII  161,  XIII  144.  //.  V. 

Assmus,  s.  auch  Asmus. 

Assner,  s.  Asner. 

Assonica,  Giacomo  Antonio,  Maler 
aus  Bergamo  in  der  ersten  Hälfte  des  17. 
Jahrh.,  war  Schüler  des  Talpino,  genannt 
Salmeggia,  u.  heiratete  dessen  Tochter  Chiara, 
die  den  Beinamen  la  Talpina  führte  und  eben- 
falls Malerin  war.  Über  der  Haupttüre  der 
Kirche  del  Carmine  zu  Bergamo  hängt  ein 
Bild  mit  der  Bezeichnung:  „Jacobus  Antonius 
Assonica  Bcrgami  pinxit  1629."  Dargcstellt 
ist  unten  die  Stadt  Bergamo,  darüber  in  Wol- 
ken ein  hl.  Karmeliter  und  S.  Maria  Magda- 
lena de’  Pazzi,  endlich  ganz  in  der  Höhe  die 
Madonna  umgeben  von  Heiligen.  Dieses 
Werk  gleicht  durchaus  dem  Bilde,  das  Asso- 
nicas  Frau  in  demselben  Jahre  für  die  Kirche 
delle  Convertite  verfertigte,  und  das  bezeich- 
net ist:  „Gara  Sonica  d.  (d.  h.  detta)  Tal- 
pina 1624.“ 

T a s s 1,  Vite  de’  Pittori  Bergamaschi  I 226. 

— Locatelli,  Illustri  Bergamaschi  (1869)  II 

387  f.  — Z a n i,  Enciclop.  — Meyer,  Kstlcr- 
lex.  R. 

Assonica-Salmeggia,  s.  Talpino,  Chiara. 

Assonville,  Gerrit  d\  geb.  in  Amsterdam 
1627.  Nachdem  er  1652  in  der  St  Lucienstecg 
gewohnt  hatte,  war  er  1053  im  Auslande  und 
heiratete  in  Amsterdam  29.  4.  1655  Jacotnina 
van  Avont  (1.  Aufgebot).  Immer  wieder 
sehen  wir  ihn  an  anderen  Stellen  wohnhaft; 
bei  seiner  Ehe  in  der  Wolvestraat,  1603  in  der 
Tuinstraat,  1664  in  der  Beerestraat,  1670/71 
in  der  Utrechtsche  straat,  1674  als  er  23.  Febr. 
eine  zweite  Ehe  schloß  mit  Jannetje  Jans  an 
der  Keisergracht,  u.  1678  in  der  Reestraat. 
Er  war  ein  rauher  Geselle,  der  sich  zwischen 
1678  und  1681  häufig  Gewalttätigkeiten  gegen 
seine  Frau  zu  schulden  kommen  ließ  und  im 
Jahr  1679  sogar  wegen  Unfugs  mit  einem 
13jährigen  Mädchen  im  Zuchthaus  eingesperrt 
wurde.  Übrigens  kommt  er  vielfach  als  Käu- 
fer und  Verkäufer  von  Häusern  vor  und  war 
anscheinend  ein  vermögender  Mann.  In  allen 
Akten  wird  er  Maler  („constschilder“)  gen. 
Bekannt  sind  aber  nur  von  ihm  seine  hübschen 
Zeichnungen.  Er  war  der  Schwager  des  Holz- 
stechers Christoffel  van  Sichern. 

Oud-Holland  II  208,  III  140,  IV  302.  — 


201 


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Assonville  — Assteas 


Obreens  Archief  V 12.  — Urkundl.  Notizen 
von  A.  Br  cd  ins.  E.  W.  Moes. 

Assonville,  Jacques  d’,  s.  Dassonville,  J. 

Assonville,  J e h a n d',  Ornament-Bildhauer 
in  Lille  um  1424,  geb.  in  der  Picardie. 

Birard,  Dict.  biogr.  d.  Artistcs  Franc.  1872. 

H.  V. 

Assonville,  Melchior  d',  (auch  d’Asson- 
neville  oder  Dassonvyllc),  Dekorationsmaler 
und  Bildhauer,  geb.  in  der  2.  Hälfte  des  16. 
Jahrh.  zu  Brügge,  wo  wir  einige  Jahre  früher 
in  der  Korporation  der  Maler  einen  Adrien 
Dassonvylle  eingeschrieben  finden,  Sohn  des 
Richard  D.,  Dekorationsmaler,  Schüler  von 
Pierre  Hespync  1518.  — Melchior  d’Asson- 
ville  ließ  sich  in  Mechcln  nieder,  wo  er  Bar- 
bara van  der  Hoeye  ehelichte.  1588  be- 
schäftigte er  Henry  Fayd’ herbe  als  Lehrling, 
der  später  als  Illuminator  und  auch  als  Ver- 
golder und  Bildhauer  von  Alabaster-Figür- 
chen  bekannt  wurde.  Von  1593  ab  begegnet 
man  d’Assonville  mehrere  Jahre  nacheinan- 
der auf  dem  berühmten  Mitfasten-Jahrmarkt 
in  Gent.  Bald  darauf  ließ  er  sich  in  dieser 
Stadt  nieder  und  wurde  mit  seiner  Gattin 
und  seinen  vier  Kindern  am  20.  10.  1600  ins 
Register  der  Bürgerschaft  eingetragen.  Je- 
doch die  Genter  Korporation  der  Maler  und 
Bildhauer,  die  sich,  nach  den  glänzenden 
Festen  zu  Ehren  des  Erzherzogs  Albert  und 
seiner  Gemahlin  Isabella,  soeben  von  neuem 
organisiert  hatte,  machte  Schwierigkeiten  be- 
züglich der  Zulassung  dieses  Fremden.  D’As- 
sonville wandte  sich  an  den  Magistrat,  in- 
dem er  geltend  machte,  er  übe  eine  Kunst 
aus,  die  durch  niemand  anders  in  Gent 
vertreten  sei.  Die  Korporation  antwortete, 
daß  d’Assonville  das  geforderte  Meisterwerk 
der  Bildhauer  nicht  ausgeführt  hätte.  Am 
11.  12.  1600  gab  der  Magistrat  endlich  zu, 
ihn  in  der  Eigenschaft  eines  „stoffeerder“ 
anzunchmen;  die  Korporation  entschloß  sich 
dazu,  indem  sie  ihn  als  Maler  in  die  Liste 
eintrug.  — Er  hielt  sich  nicht  lange  in  Gent 
auf.  Seit  1601  war  er  als  „stoffeerder“  der 
St  Lukas-Gilde  zu  Antwerpen  eingeschrie- 
ben. Der  obengenannte  Henry  Fayd’herbe, 
der  infolge  von  unangenehmen  Zwischenfällen 
sein  Atelier  in  Mechcln  hatte  schließen  müs- 
sen, begab  sich  ebenfalls  nach  Antwerpen 
(zwischen  1605  und  1608)  und  verpflichtete 
sich  seinem  ehemaligen  Lehrer.  1619  findet 
man  Melch.  d’Assonville  in  Mechcln  wieder; 
er  starb  dort  am  19.  4.  1621. 

Es  ist  unwahrscheinlich,  daß  das  Gemälde  ei- 
nes d’Assonvillc,  das  1818  bei  der  Auktion  Pan- 
sius  verkauft  wurde  und  „Concert  grotesque  de 
paysans  dans  une  chambre“  benannt  ist,  ein 
Werk  Melchior  d’Assonvilles  sei  (siehe : E. 
Nccffs !).  — Lit. : Annales  de  la  soc.  d’F.mul.  Bruges 
1866.  — Ph.  Rombouts  en  Th.  van  Le- 
r i u s,  De  Liggeren  (1872).  — Em.  N e e f f s. 
Hist,  de  la  pcinture  et  de  la  sculpturc  ä Mali- 
nes (1876).  — V.  van  der  Hacghen,  La 


Corporation  des  peintres  et  des  sculpteurs  de 
Gand  (1906).  Victor  van  der  Hacghen. 

Assonville,  R e m c u s d\  Sohn  des  Vorher- 
genannten, geb.  zu  Mecheln,  wurde  zur  selben 
Zeit  wie  sein  Vater  (1600)  als  Bildhauer  in 
die  Listen  der  Genter  Korporation  einge- 
schrieben. Victor  van  der  Haeghen. 

Assteas,  Vasenmaler,  wahrscheinlich  aus 
Paestum,  wo  von  seinen  5 signierten  Gefäßen 
3 gefunden  sind,  einer  der  wenigen  unteritali- 
schen Vasenmaler,  deren  Namen  uns  bekannt 
sind.  In  der  Masse  untcritalischer  Vasen  des 
4.  Jahrh.,  in  denen  die  Art  der  jüngeren  atti- 
schen, und  durch  sie  vermittelt,  ein  Stück  der 
monumentalen  Malerei  des  6.  Jahrh.  weiter- 
lebt, nehmen  die  des  Assteas  eine  Sonder- 
stellung ein.  Dem  herrschenden  Geschmack 
entsprechend  bevorzugen  sie  mythologische 
Themen  (Kadmos,  Phrixos  und  Helle,  das 
Hesperidenabcnteuer  des  Herakles,  in  beson- 
ders dramatischer  Fassung  der  rasende  Hera- 
kles), verschmähen  auch  nicht  die  burleske 
Theaterszene,  die  damals  in  ganz  Unteritalicn 
einen  beliebten  Gegenstand  der  Vasendekora- 
tion bildete  (Hcydcmann,  Phlyakcndarstel- 
lungen,  archaeol.  Jahrb.  I (1886),  260  ff.). 
Mit  den  sog.  apulischen,  überwiegend  wohl  in 
Tarent  entstandenen  Vasen  wetteifern  sie  in 
der  farbenreichen  Ausstattung  (Gelb  als  Surro- 
gat für  Gold,  Weiß.  Rot),  in  der  groß  ange- 
legten, in  der  Ausführung  freilich  nur  zu  leicht 
verkümmernden  Komposition.  Aber  A.  bleibt 
nicht  nur  hinter  den  besten  der  Gattung,  son- 
dern trotz  einzelner  tüchtiger  Züge  selbst 
hinter  dem  Durchschnitt  zurück.  Man  merkt 
ihm  an,  daß  er  eine  neue,  effektvolle  Mode 
mitmachen  möchte,  aus  alten  Gewohnheiten 
aber  nicht  heraus  kann.  Die  freie  Gruppie- 
rung nach  verschiedenen  Niveauhöhen  gelingt 
ihm  nur  zum  Teil;  er  kann  es  nicht  lassen, 
einige  seiner  Nebenfiguren  nach  alter  Strei- 
fenordnung über  die  Hauptfiguren  zu  setzen, 
und  reduziert  sie  dann  lieber  auf  Brustbilder, 
was  er  selbst  in  seinem  besten  Bild,  dem  des 
rasenden  Herakles,  nur  sehr  gezwungen  — 
durch  ein  Obergeschoß,  in  dessen  Interkolum- 
nien  die  Brustbilder  erscheinen  — zu  moti- 
vieren weiß. 

Im  einzelnen  zeichnet  er  nicht  ungeschickt, 
zuweilen  sogar  elegant  und  hat  selbst  im  Phy- 
siognomischcn  glückliche  Momente  — die 
Angst  der  Helle,  das  Entsetzen  der  Megara, 
der  stiere  Blick  der  Mania,  der  trübe  und 
unstete  des  rasenden  Herakles  sind  gut  wie- 
dergegeben — ; doch  sind  seine  Gestalten 
schwerfällig  und  ungraziös,  die  Kompositionen 
gedrängt  und  unbeholfen.  Eng  wie  sein  Ge- 
sichtskreis scheint  auch  sein  Wirken  gewesen 
zu  sein;  seine  singuläre  Art  findet  sich  wohl 
einmal  wieder,  wie  in  der  Orestesvase  (Millin, 
peint.  de  vases  II  67.  68),  vermutlich  aber  nur 
deshalb,  weil  dieses  unsignierte  Gefäß  von 
ihm  oder  in  seiner  Werkstatt  bemalt  worden 


202 


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Assteyn  — Ast 


ist  (v.  Rohden  bei  Baumeister,  Denkm.  d. 
ktass.  Alt.  III  2007). 

Abbildungen  der  signierten  Bilder  des  A.  Wie- 
ner Vorlegebl.  I 7;  VIII  12,  Bd.  1 — 3,  eine 
revidierte  des  rasenden  Herakles  archaeol.  Jahrb. 
15  (1900),  60.  — Heydemann,  Archaeol. 
Jahrb.  I (1886)  282.  — Klein,  Vasen  mit  Mei- 
stersignat.2  206  ff.  — Winnefeld,  Bonner 
Studien,  Kekule  gewidmet  166  ff.  — Pauly- 
Wissowa,  Realenc.  II  1779,  2 (Robert). 

Sauer. 

Assteyn,  Bartholomeus,  soll  seit  1639 
als  Fruchtmaler  gearbeitet  u.  eine  große  Tätig- 
keit entfaltet  haben.  Wenn  man  auch  in 
alten  Inventaren  zum  öfteren  seinen  Namen 
antrifft,  so  sind  doch  jetzt  nur  wenige  seiner 
Bilder  bekannt.  Ein  B.  Assteyn  1647  bezeich- 
netes  Fruchtstück  war  1877  in  Wien,  ein 
Stillcben  von  1658  ist  im  Mus.  zu  Emden. 

Houbraken  II  300.  — Oud-Holland  VIII 
4.  — W u r z b a c h,  Niederl.  Kstlerlex. 

E.  W.  Moes. 

Assueruszoon,  Henri,  s.  Suieuss,  H. 

Assurance,  Jean  L’  (eigtl.  Jean  Cailleteaux 
de  l’A.),  französ.  Architekt,  Sohn  des  Pierre 
L’A.,  geb.  1695.  Reiste  im  Juli  1712  studien- 
halber nach  Rom  u.  hielt  sich  einige  Jahre  in 
Italien  auf.  1723  wird  er  Mitglied  der  Akad.. 
1724  folgt  er  seinem  Vater  als  „contrölcur“ 
des  Schlosses  von  Marly,  1749  als  Nachfolger 
de  Cottes  architccte  du  roi  und  1750  in  den 
Adelsstand  erhoben,  f 1755.  Jean  l’A.  war 
ein  Günstling  der  Marquise  de  Pompadour 
u.  für  diese  in  hervorragender  Weise  tätig.  Er 
erbaute  für  sie  das  Schloß  Bellevue  zwischen 
Meudon  und  Versailles  und  verschiedene 
Hotels  in  Compiegne,  Paris  (jetzt  Elysee) 
und  Versailles. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n,  Suppl.  — 
Lance,  Dict.  des  Archit.  — Bauchal,  Dict. 
des  Archit.  — Archivcs  de  l’art  Iran?.  Doc.  I 
421.  — Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  II  91,  104 ; 
VII  351.  — R6union  des  Soc.  des  b.-a.  XXIV 
466;  XXVII  332.  — D e 1 a i r e,  Les  architcct. 
ilives  etc.  1907  p.  202.  H.  Stein. 

Assurance,  Pierre  L’,  I (eigentl.  Pierre 
Cailleteaux  de  l'A.),  französ.  Architekt,  geb. 
1655,  Schüler  von  Mansart,  1699  Mitglied  der 
Akad.,  t 1"23  od.  1724.  Nach  seinen  Zeich- 
nungen wurde  die  Kapelle  des  Schlosses  Clagny 
bei  Versailles  erbaut,  das  Schloß  Petit-Bourg 
bei  Corbeil,  sowie  zahlreiche  Hotels  in  Paris 
(Montmorency,  Bethune,  Noailles,  Richelieu, 
Rothelin,  Montbazon,  Neuchätel).  Pierre 
L’A  gehörte  zu  den  mcistbeschäftigten  Archi- 
tekten seiner  Zeit. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Lance,  Dict.  des  Arch.  — Bauchal,  Dict. 
des  Archit.  — Guilmard,  Les  Maitres  orne- 
»nanistes.  — D e 1 a i r e,  Les  architect.  eleves. 
1907  p.  202.  H.  Stein. 

Assurance,  Pierre  L’,  II  (eigentl.  P.  Cail- 
leteaux de  l’A.),  französ.  Architekt.  Sohn 
des  Pierre  L’A.  I.  Von  ihm  nur  bekannt,  daß 
er  nach  dem  Tode  seines  Bruders  Jean  diesem 


als  „contröleur“  der  Schlösser  von  Saint-Ger- 
main  und  Monceaux  folgte. 

Lance,  Dict  des  Arch. 

Assy,  H.  d’,  französ.  Pferde-  und  Hunde- 
Bildhauer  in  Bracicux  (Loir-et-Cher),  stellte 
wiederholt  im  Pariser  Salon  (1886 — 1899)  aus. 

H.  V. 

Ast,  Balthasar  van  der,  Maler,  geb. 
in  Middelburg  vor  1590,  war  dort  wahrschein- 
lich Schüler  von  Ambrosius  Bosschaert.  1619 
kam  er  in  die  Gilde  zu  Utrecht  und  schenkte 
dort  1629  dem  Hiobshospital  ein  Fruchtstück. 
1632  kam  er  unter  dem  Namen  Balthasar  van 
der  Ast  alias  van  Aelst  in  die  Gilde  zu  Delft, 
wurde  daselbst  9.  4.  1633  Bürger  und  heiratete 
im  selben  Jahre  Grietje  Jansdr.  van  Buren. 
7.  3.  1656  lebte  er  noch  in  Delft.  In  der  Art 
des  Sammetbrueghel  malte  er  Blumen,  Früchte, 
Muscheln  usw.,  etwas  kleinlich  in  der  Pinsel- 
führung. 1622  datiert  ist  ein  Bild  mit  Früch- 
ten und  Papageien  in  Cambridge,  vom  selben 
Jahr  ein  Gefäß  mit  Blumen  in  Gotha,  daselbst 
auch  noch  Früchte  in  einem  Korb  von  1624 
und  eine  Schüssel  mit  Blumen  und  Früchten 
von  1625.  Sonst  haben  auch  die  Gal.  im 
Haag,  Christiania,  Emden,  Dessau  (Amalien- 
stiftung), Berlin  und  Dresden  Bilder  von 
ihm;  ein  besonders  gutes  Bild  in  letztgen. 
Gal.  Wahrscheinlich  war  in  Utrecht  Jan  Da- 
vidsz.  de  Heem  sein  Schüler. 

v.  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  I 34,  wo 
er  fälschlich  Bartholomeus  genannt  wird.  — 
Müller,  Utr.  Arch.  113,  134.  — Obreens 
Archicf  I 6,  IV  279.  — Oud-Holland  XII  165. 

E.  IV.  Moes. 

Ast,  J o a c h i m d.  J.,  Berliner  Goldschmied, 
leistete  1693  den  Bürgereid,  erhielt  1720  für 
einen  goldenen  Schützenring  6 Tlr.  und  1721 
für  Silber  für  das  „Freyschießen“  25  Tlr. 
9 Gr.  Von  seinen  Arbeiten  sind  erhalten: 
eine  weißsilberne  ovale  Dose  mit  getriebenem 
Laubwerk,  beim  Ksthändl.  A.  S.  Drey-Mün- 
chen;  1 Münzbecher,  zurzeit  im  Rittersaal  des 
Berliner  Schlosses  im  Besitz  S.  M.  des  Kai- 
sers und  1 vergoldeter  Becher  in  sogen.  Jam- 
nitzerform,  ein  ehern.  Zunft-  oder  Gcsell- 
schaftsstück  in  der  früher  Frhr.  C.  v.  Roth- 
schildschen  Smlg.  in  Frankf.  a.  M.  Besch.-Z. : 
Bär  im  oval.  Sch.  Meister-Z.:  J.  A S T. 

Sarre,  Berl.  Goldschm.-Zft.  Berl.  1895  p. 
59,  60,  83.  — R o s e n b e r g,  Der  Goldschm. 
Merkzeichen  I.  Aufl.  Berl.  1890,  II.  Aufl.  Frankf. 
a.  M.  1909.  Hs.  Loose. 

Ast,  Otto,  Bildhauer,  geb.  am  26.  10.  1849 
zu  Schöneberg  bei  Berlin;  1868 — 1871  Schü- 
ler der  Berliner  Akademie,  1872 — 1876  Mei- 
sterschüler von  Rcinh.  Begas.  Von  ihm  u.  a. 
die  Statue  des  Urbanus  Regius  i.  d.  Schloß- 
kirche in  Wittenberg  (1891)  u.  Goethebüste 
(im  Besitz  der  Firma  A.  Wertheim,  Berlin). 

Dressier,  Kunsthandbuch,  1908. 

Ast,  Peter  von,  (Asch?),  Bildhauer  von 
Metz,  wird  1434  vor  Antonitag  Bürger  zu 
Ulm.  Was  Weyermann  in  seinen  handschrift- 


203 


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Asta  — Aster 


liehen  Nachträgen  über  ihn  zu  sagen  weiß, 
beruht  auf  bloßen  Vermutungen ; mit  der 
Familie  der  Herren  von  Asch  in  der  Nähe 
Ulms  ist  er  keinenfalls  in  Verbindung  zu 
bringen. 

Jäger,  Ulms  Verfassung  etc.  S.  579. 

M.  Bach. 

Asta,  Andrea  d e 1 1",  Italien.  Maler,  gcb. 
in  Bagnoli  bei  Neapel  1673,  f im  Oktober 
1721.  Zuerst  Schüler  des  Solimena,  dessen 
Nachahmer  er  blieb,  dann  um  1700  in  Rom 
zur  Vollendung  seiner  Ausbildung.  1705  nach 
Neapel  zurückgekehrt,  wo  er  fortan  tätig  war. 
Auf  Solimenas  Veranlassung  übernahm  er 
die  Ausmalung  der  kleinen  Kirche  S.  Maria 
dcll’  Avvocata  mit  Fresken  aus  dem  Leben 
der  Maria.  Dominici  zählt  noch  mehrere  Ar- 
beiten des  A.  auf,  so  in  Neapel  im  Chor  von 
S.  Agostino  de’  Scalzi,  in  Carmine  Maggiore, 
in  S.  Giovanni  dellc  Monache,  in  S.  Pietro 
Martire,  in  der  Congregazione  del  Rosariello 
di  Palazzo,  in  S.  Maria  detta  a Piazza,  meist 
Fresken  aus  dem  Marienleben.  In  Amall 1 
die  Gemälde  an  der  Decke  von  S.  Andrea 
und  in  S.  Nicola  alla  Caritä  „Maria  mit  dem 
Christuskind  und  Joseph“,  nach  Dominici 
eines  der  frühesten  Bilder  des  Meisters.  Als 
seine  beste  Leistung  wird  die  Geschichte  der 
Aurora  und  des  Kephalos  mit  der  Jagd  der 
Diana  (die  Landschaft  von  Martoriello)  in 
der  Halle  des  Schlosses  des  Marchese  d'An- 
gelis  in  Neapel  gerühmt. 

Dominici,  Pittori  Napolet.  IV  550 — 552. 
— Lanzi,  Stör,  pittor.  II  389.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Napoli  Nobilissima  IX  120,  XV  82. 

G.  Degli  Assi. 

Asta,  Giuseppe,  röm.  Maler,  am  3.  3. 
1639  in  Bologna  urkundlich  erwähnt. 

Bertolotti,  Artisti  bologncsi  etc.  in  Roma 
1885  p.  164.  H.  V. 

Astafjeff,  T r e t j a k,  russ.  Goldschmied  des 
16.  Jahrh.,  ausgebildet  unter  dem  Einfluß 
abendländischer  Kunst.  Von  ihm  der  Re- 
liquicnschrcin  des  hl.  Sergius  in  Moskau. 

3 a 6 -b  3 u h -fe,  O xeraj.  npuudBiJi.  u>  Pocc.  Db 
san.  Hxn.  apxcoaor  o6m.  (S  a b e 1 i n,  Die  Mctall- 
arb.  in  Rutil,  in  d.  Mitt.  d.  Kais.  archAol.  Ges.) 
St.  Petersburg  1853,  V 112.  W.  Neumatt». 

Astanieres,  Clement  comtc  d’,  französ. 
Bildhauer,  geb.  3.  3.  1841  zu  Paris,  Schüler 
von  Falguiere,  stellte  zuerst  1873  im  Salon 
aus.  Er  erlangte  1882  eine  III.  Medaille  u. 
eine  Bronzemedaille  auf  der  Weltausstellung 
1889.  Seine  hauptsächlichen  Arbeiten  sind: 
„L’Espicgle“,  Marmorstatue  im  Mus.  von 
Amiens  (1882);  „L’enfant  ä la  vaguc“,  Mar- 
morstatuc  im  Mus.  von  Douai  (18S6) ; „Exo- 
riarc“,  im  Lyzeum  Michclet  zu  Paris;  ,,A  la 
fronticrc",  im  Lyzeum  Jonson  von  Sailly:  eine 
Madonna  u.  Flachrelief  in  der  Kirche  Sainte- 
Gotilde. 

Martin,  Nos  peintres  et  sculpteurs.  Lami. 

Astarita,  Giuseppe,  Architekt  in  Nea- 
pel, Schüler  des  Dom.  Andr.  Vaccaro.  Um 


1750  ging  er  aus  einer  Entwurfkonkurrenz 
für  den  Umbau  der  alten  Kirche  S.  Pietro 
Martire  in  Neapel  als  Sieger  hervor,  worauf 
diese  Kirche  nach  seinen  Plänen  aus  dem 
gotischen  Spitzbogenstile  in  ihre  heutige  Ge- 
stalt übergeführt  wurde.  1751  wurde  nach 
A.s  Entwürfen  die  Kirche  S.  Anna  erbaut  und 
gleichzeitig  der  Bau  der  unvollendet  gebliebe- 
nen Kirche  S.  Maria  Maddalcna  de’  Pazzi 
begonnen.  Endlich  vollendete  A.  1761  den 
mehr  als  ein  Jahrh.  früher  nach  Bart.  Picchia- 
tis  Plänen  begonnenen  Bau  der  Kirche  S. 
Agostino  alla  Zecca  zu  Neapel,  die  er  mit 
ihrem  heutigen  Chor-  und  Querschiffanbau 
versah. 

J.  Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält  Literatur).  — 
Napoli  Nobilissima  I 93;  IV  81  ff.;  IX  26: 
XI  125.  E.  Scatassa. 

Astarita,  L u i g i,  ncapol.  Architekt,  von 
dem  nur  überliefert  ist,  daß  er  in  der  Kirche 
del  Gesü  Vecchio  in  Neapel  den  Hauptaltar, 
der  Marcos  dal  Pino  da  Siena  „Circoncisione" 
enthielt,  umgestaltete  und  mit  schönem  Ala- 
basterschmuck versah. 

A Filangieri  in  Napoli  Nobilissima  VII 
174.  — Celano,  Notizie  del  bello  etc.  di  Na- 
poli (edit.  Cbiarini)  III  675.  G.  Degli  Assi. 

Astasi,  Giuseppe,  römischer  Maler,  soll 
1725  in  Spanien  gestorben  sein,  wohin  er  sei- 
nen Lehrer  And.  Procaccini  begleitet  hatte. 
Das  Monogramm  einer  seltenen  Radierung, 
(kl.  qu.),  eine  hl.  Familie  darstellend  (Knie- 
stück) wird  von  Nagler  vermutungsweise  auf 
ihn  bezogen. 

Pascoli,  Vite  de’  pittori  etc.  modemi  II 
407.  — Nagler,  Monogr.  I 750.  H.  V. 

Astburg,  John,  engl.  Töpfer,  gcb.  1689 
(?),  f.  1743,  soll  durch  List  die  Hcrstellungs- 
gchcimnissc  für  rotes  Steinzeug  von  den  Gebr. 
Elers  aus  Nürnberg,  die  sich  in  Bradwell, 
Staffordshire,  niedergelassen  hatten,  erkund- 
schaftet haben.  Dann  errichtete  er  in  Shcl- 
ton  eine  Töpferei  und  machte  eigene  Erfin- 
dungen in  seinem  Betriebe.  Seine  Söhne 
Thomas,  John  und  Samuel  setzten  das  blü- 
hende Geschäft  fort.  Der  letztgenannte  hei- 
ratete Elisabeth,  die  Schwester  von  Josiah 
Wedgwood. 

Dict.  of  Nat.  Biography  I 201  (mit  Literatur). 

• • 

Aste,  s.  Asta. 

Aster,  Carl  Heinrich,  Maler  und  Ar- 
tillerie-Offizier zu  Dresden,  1809  an  der  dor- 
tigen Artillerie-Schule  Lehrer  der  Ingenicur- 
wisscnschaften  und  der  Zeichenkunst  Er 
gab  1810  mit  Hertel  zusammen  Kostümbilder 
des  kgl.  sächs.  Militärs  in  malerischen  Dar- 
stellungen heraus. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze  1824.  R.  Bruck. 

Aster,  Friedrich,  Architekt,  Dresden. 
Geb.  daselbst  als  Sohn  des  Friedrich  Ludwig 
A.,  lernte  seit  1800  als  Architekt  auf  der 
Akad.  seiner  Vaterstadt.  Von  seinen  Bau- 
ten, Wohnhäusern  und  Landkirchen  etc,  ist 


204 


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Aster  — Asti 


nichts  mehr  erhalten  bczw.  nachzuweisen. 
1807  wurde  er  Offizier  in  dem  kgl.  sächs. 
Inf.-Rgt.  Prinz  Maximilian. 

F ü s 9 1 1,  Neue  Zusätze  1824.  R.  Bruck. 

Aster,  Friedrich  Ludwig,  Wasser* 
und  Festungsbaumeister,  geb.  1732  zu  Dres- 
den. Er  erlernte  seit  174(1  die  Zeichenkunst 
bei  dem  Antiquar  und  Zeichenmeister  Lippcrt 
und  die  Ingenieurwissenschaften  bei  J.  C 
Glaser.  Dann  trat  er  in  das  kursächs.  In- 
genieurkorps ein,  erhielt  1780  die  Direktion 
über  die  sächs.  Landesvermessung.  Er  starb 
als  Generalmajor  und  Kommandant  des  In- 
genieurkorps zu  Dresden  1804.  Zeichnungen 
von  ihm:  Die  Schlacht  bei  Torgau  und  ein 
Denkmal  in  der  Annaburgcr  Heide. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze  1824.  R.  Bruck. 

Aster,  Georg,  Architekt  in  Loschwitz  bei 
Dresden,  geb.  23.  4.  1849  in  Frauenstein 
(Sachsen),  Schüler  der  Dresdener  Akad.  un- 
ter H.  Nicolai,  führte  den  Umbau  des  Rat- 
hauses und  einige  Villen  zu  Pirna  aus  und 
erbaute  verschiedene  Geschäfts-  und  Familien- 
Wohnhäuser  in  Gera,  wo  er  ein  Jahrzehnt 
ansässig  war.  Außerdem  veröffentlichte  er 
eine  Reihe  architektonischer  Illustrations- 
werke und  Bauentwürfe. 

Das  geistige  Deutschland,  Leipzig-Berlin  1898. 

H.  V. 

Aster,  Joannes  Andreas,  Maler.  In 
der  sogenannten  Welserkapelle  (Kapelle  87) 
des  Domes  zu  Konstanz  finden  sich  ein  Abend- 
mahl und  eine  Kreuzabnahme,  von  geringem 
künstlerischem  Wert  mit  der  Signatur:  Jo- 
annes Andreas  Aster  pinxit  1668. 

Kstdenkm.  d.  GroOhcrzogt.  Baden,  Bd.  I,  Kreis 
Konstanz  p.  173.  De. 

Aster,  Karl  Friedrich  Theobald, 
Genre-  und  Historienmaler,  geb.  1833  zu 
Dresden,  f 1864  zu  Meran,  Schüler  der  Dres- 
dener Akad.  unter  J.  Hübner,  später  unter 
Schnorr  von  Carolsfeld,  erwarb  verschiedene 
akad.  Auszeichnungen  auf  Dresdener  Aus- 
stellungen. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Aster,  W.,  nur  bekannt  durch  einen  Por- 
trätstich der  Königin  Louise  von  Preußen,  8°. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Asterion,  Erzbildner,  Sohn  eines  Aischylos. 
Er  war  der  Künstler  einer  Statue,  die  ein 
Sikyonier  Chaireas  für  seinen  Sieg  im  Faust- 
kampf der  Knaben  nach  Olympia  gestiftet 
hatte,  und  lebte  jedenfalls  später  als  der  jün- 
gere Kanachos  (Anfang  des  4.  Jahrh.  v.  Chr.), 
da  dieser  für  Bykelos,  den  ersten  Sikyonier, 
der  im  Faustkampf  der  Knaben  in  Olympia 
gesiegt  hatte,  die  Statue  lieferte. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 277.  — Over- 
beck, Schriftq.  2079.  — Pauly-Wissowa, 
Realenc.  II  1785,  14  (Robert).  Amelung. 

Astesani  (nicht  Ostesani),  Filippo,  Or- 
namentmaler in  Bologna,  wird  1535 — 1575 
unter  den  „consiglieri“  der  dortigen  „Com- 
pagnia  delle  quattro  arti"  aufgeführt. 


Zani,  Encicl.  II  228.  — Rassegna  d’Arte 
1901  p.  134.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  ser.  II, 
vol.  III  310.  F.  Malagussi-Valeri. 

Astesani  (nicht  Ostesani),  Giovanni 
B a 1 1 i s t a,  Maler  in  Bologna  um  1502,  wie 
aus  Bologneser  Gerichtsakten  dieses  Jahres 
hervorgeht. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  III  371. 

F.  Malagussi-Valeri. 
Astesano,  Turiner  Stempclschneiderfamilie 
vom  Ende  des  16.  bis  Ende  des  17.  Jahrh.  als 
vielbeschäftigte  Münz-  und  Siegclstempel- 
schneider  tätig.  Der  Ahnherr  war  Orasio 
Astesano  oder  da  Asti,  Dekan  an  der  päpst- 
lichen Münze  zu  Rom  um  1600.  Sein  Sohn 
Alessandro  war  in  den  Jahren  1623 — 1633 
ebenfalls  an  der  päpstlichen  Münze  in  leiten- 
der Stellung.  Auch  Alessandros  Sohn  An- 
tonio hat  in  den  Jahren  1656 — 1884  für  den 
Papst,  die  Kardinäle  und  Verwaltungen  Sie- 
gel geschnitten. 

Bertolotti,  Artisti  Subalpini  in  Roma, 
1884. 

Asteyn,  s.  Assteyn. 

Astfalk,  Markus,  von  Schw.  Hall,  malte 
nach  Fizion,  Reutlinger  Chronik,  1592  die 
Orgel  in  der  Marienkirche  daselbst,  welche 
damals  erneuert  wurde.  Die  betreffende 
Stelle  lautet: 

„Von  Schwäb.  Hall  der  Maler  kam, 

Markus  Astfalckh,  so  war  sein  Nam, 
hat  dran  verdient  mit  sondern  Hulden 
wol  über  die  500  Gulden.“ 

Nach  einer  anderen  Quelle:  Gaylers  Denk- 
würdigkeiten von  Reutlingen  I.  616  ver- 
diente Markus  Astfalk  800  fl.  an  den  Male- 
reien und  Vergoldungen  der  3 Orgcltürme 
(nicht  Orgeltüren).  Darüber  sagt  Fizion  in 
seiner  Reimchronik: 

„Von  Gold  ist  sie  (die  Orgel)  gar  schön 

geziert, 

nach  Meisters  Kunst,  wie  sich  gebührt, 
das  Pfeiffcnwcrk  schön  weiß  erglast, 
ist  mit  drey  Thürmen  eingefaßt, 
uff  jedem  oben  druff  von  Gold 
ein  Auszug  schön  gemalct  wohl. 

Das  Statt  u.  kayscrlich  Wappen  schön 
thut  uff  dem  mittlen  Thurme  stehen.“ 

Von  einem  Altarwerk  ist  nirgends  die  Rede 
und  alle  daran  geknüpften  Folgerungen  sind 
hinfällig  (s.  auch  Asfahl,  Markus). 

Reutlinger  Gesch.  Blätter  1899  p.  24.  — Diö- 
zesan  Arch.  1898  p.  191,  1899  p.  91,  1901  p.  16. 

M.  Bach. 

Asti,  A n g e 1 o,  Damenporträt-  und  Genre- 
maler in  Paris,  geb.  1847  (?),  f 23.  3.  1903 
in  Gorbio  bei  Mentone,  stellte  im  Salon  1890 
bis  1901  alljährlich  aus.  Seine  etwas  weich- 
lichen und  stark  idealisierten  nackten  und 
halbnackten  Mädchengcstaltcn  „Songeuse“ 
(Salon  1897),  „Premier  reve“  (Salon  1899), 
„Dans  les  reves“  (Salon  1900)  sind  leer  im 


205 


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Asti  — Astor 


Ausdruck  und  ermüdend  in  ihren  Wieder- 
holungen. 

Singer,  Kstlcrlex.  Nacbtr.  1906.  — Katal. 
d.  Salon.  H.  V. 

Asti,  s.  auch  damit  verbundene  Vornamen 
sowie  /Isla  und  Astcsano. 

Astiaso,  span.  Bildhauer,  Schüler  des  Micer 
Dominico,  arbeitete  1548  mit  anderen  an  der 
Steinskulptur  der  kgl.  Kapelle  der  Kathedrale 
von  Sevilla.  Wahrscheinlich  identisch  mit 
Pedro  de  Astiasa,  welcher  1555  4 Säulen  für 
den  patio  principal  (jetzt  de  las  donccllas 
genannt)  des  Alcazar  in  Sevilla  lieferte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 60.  — Dcrs., 
Descripcion  de  la  Catedral  de  Sevilla  p.  111.  — 
Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 174.  — Jahrb.  der 
kgl.  preuß.  K.-S.  XIII  88,  Anm.  3 M.  v.  B. 

Asti,  Leonard,  Bildschnitzer.  Sein  Name 
findet  sich  auf  dem  Relief  einer  Beschneidung 
Christi  an  einem  Außenflügel  des  großen 
Altarwerkes  der  Pfarrkirche  zu  Hallstatt  in 
Oberösterreich,  das  ihm  auf  Grund  dieser  In- 
schrift zugewiesen  wird.  Die  Reliefs  sollen 
fränkische,  speziell  Dürerische  Einflüsse  zei- 
gen und  sind  um  1515  anzusetzen. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Mitt.  der  k.  k.  Zen- 
tral-Kommission  1858  p.  23  und  Taf.  I.  H.  V. 

Asti,  Leopold,  Maler,  lebte  um  1603  in 
Znaim. 

Schweigel,  Verz.  der  Maler  etc.  in  Brünn 
1588 — 1800  S.  52  (Ms.  des  Mähr.  Landes- Arch.). 

IV.  Schram. 

Astlett,  G.,  Porträtmaler  in  London,  stellte 
1807  ein  Gruppenporträt  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 74.  ** 

Astley,  John,  engl.  Porträtmaler,  geb.  in 
Wem,  Shropshirc  um  1730,  f zu  Duckenfield 
in  Cheshirc  14.  11.  1787.  Er  lernte  zu  Lon- 
don bei  Thomas  Hudson,  bei  welchem  auch 
Reynolds,  Wright  und  Mortimer  sich  ausbil- 
deten. Sodann  unternahm  er  eine  Reise  nach 
Italien,  wo  er  1750  oder  1751  mit  Reynolds 
in  Rom  zusammenkam.  A.  wußte  sich  die 
Gunst  von  Sir  Horace  Walpolc  zu  erwerben, 
für  den  er  Bildnisse  und  Kopien  nach  Italien. 
Meistern  ausführtc.  Nach  seiner  Rückkehr 
lebte  er  einige  Zeit  in  London,  dann  aber  ließ 
er  sich  zu  Dublin  nieder,  wo  er  sich  um  1759 
aufhielt.  Hier  soll  er  so  zu  Ruf  gekommen 
sein,  daß  er  binnen  drei  Jahren  3000  Pfund 
Sterling  erwarb.  Infolge  einer  reichen  Hei- 
rat betrieb  er  die  Malerei  nur  noch  in  freien 
Stunden.  Seine  Porträts  gehören  zu  den 
Seltenheiten. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Redgrave,  Dict.  ** 

Astoldo  da  Firenze,  italicn.  Bildhauer, 
1519 — 20  in  Carrara  in  der  Werkstatt  des 
Bartholome  Ordoiicz  tätig. 

Jahrb.  der  preuß.  K.-S.  XII  76a.  M.  v.  B. 

Astolfi,  A c h i 1 1 c,  Maler  in  Padua  um  die 
Mitte  des  19.  Jahrh.,  Schüler  des  Vicenzo 
Gazzotto,  zeigte  sich  als  tüchtigen  Porträtistcn 
und  malte  auch  einige  Genrebilder  und  eine 
Altartafel. 


Pietrucci,  Biogr.  d.  artistl  padovani,  Pa- 
dova  1858,  15. 

Astolfi,  Giorgio,  Miniaturmaler  in  Ve- 
nedig, unterzeichnet  sich  „Ego  georgius  de 
astulfis  miniator  de  confinio  sancti  Juliani 
testis  subscripsi"  unter  einem  Testament  vom 
26.  10.  1466. 

Arch.  Veneto  XXXIII  partc  II  404.  L.  Ferro. 

Astolfi,  Gio.  Domenico,  Maler  in  Pavia 
um  1594,  nur  von  Zani,  Enc.  met  II  229, 
ohne  nähere  Angaben  erwähnt.  •* 

Astolfini,  G a e t a n o,  venetianischer  Maler 
in  der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.,  bildete  sich 
als  Autodidakt  hauptsächlich  durch  Kopieren 
alter  Meister  wie  Giorgione  und  Tizian. 
Später  malte  er  Porträts  und  einige  Kirchcn- 
bilder,  z.  B.  einen  Crucifixus  in  S.  Maria 
Mater  Domini  (Venedig)  und  den  Titular- 
heiligen  in  S.  Jacopo  dall’  Orio  (Venedig). 
Er  war  auch  als  Bilderrestaurator  tätig. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Füssli,  Neue  Zu- 
sätze, 1824  p.  180  (hier  seine  vortreffliche  Ariost- 
kopie  von  1820  erwähnt).  H. 

Astolfo,  Sienesischer  Bildhauer  um  126S, 
nur  bei  Zani  (Enc.  met.  II  229)  erwähnt. 

H.  V. 

Astolfo,  italien.  Baumeister  in  Rovigo  um 
1600,  soll  (nach  Bartoli)  daselbst  den  Cam- 
panile von  S.  Giovanni  della  Commenda  er- 
richtet haben,  deren  Fassade  folgende  Inschrift 
trägt : Astolfo • 1501  • Adi  • 3 • Agosto. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Bartoli,  Pitture  di 
Rovigo  etc.,  p.  75.  H.  V. 

Aston,  Charles  Reginald  (R.  J.), 
engl.  Landschafts-  und  Seemaler,  stellte  von 
1862 — 1878  in  der  Roy.  Academy  in  London 
eine  Reihe  von  Gemälden  aus,  darunter  auch 
1869  „Sunset  at  Glaramara“,  ein  Bild,  das 
schon  im  Jahre  vorher  in  den  111.  London 
News  sehr  gerühmt  wurde. 

G r a'v  e s,  Roy.  Academy  of  Arts  I 74.  — 
Meyer,  Kstlcrlex.  •• 

Astor,  Diego  de,  span.  Kupferst  und 
Sicgelschneider  in  Toledo,  Schüler  des  Dom. 
Theotocopuli  (el  Greco),  unter  dessen  Lei- 
tung er  1606  einen  hl.  Franciscus  nach  Nie. 
de  Vargas  stach.  12.  1.  1609  ernannte  ihn 
Philipp  III.  zum  Stecher  an  der  Münze  in 
Segovia,  und  Philipp  IV.  sicherte  ihm  14.  9. 
1633  zu,  daß  sein  Sohn  Diego  ihm  im  Amte 
folgen  solle.  1636  vertrat  der  Sohn  bereits 
seinen  Vater,  als  dieser  nach  Madrid  berufen 
wurde,  um  die  kgl.  Siegel  zu  gravieren. 
Schon  26.  8.  1617  war  A.  einmal  nach  Ma- 
drid beordert  worden,  um  die  Platten  des 
Werkes  über  die  Genealogie  der  span.  Kö- 
nige zu  stechen,  das  der  Portugiese  Labanha 
unternommen  hatte.  Von  den  mittelmäßigen 
Arbeiten  A.s  sind  mehrere  Titelblätter  und 
Stiche  für  Bücher  bekannt  (Verzeichnis  s. 
Meyers  Kstlcrlex.). 

Cean  Bermudcj,  Dicc.  I 80.  — Füssli, 
Neue  Zus.  180.  — Ot  1 1 e y,  Not  — Le  Blanc. 
Manuel.  — Bolzenthal,  Skizzen  zur  Gesch. 
der  mod.  Medaillenarbeit  204.  A 


206 


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Astorga  — Astruc 


Astorga,  Juan  de,  Bildhauer  in  Medina 
dcl  Campo.  1653  urkundlich  erwähnt. 

Marti  y Mons6,  Estud.  bistor.  artist. 
S.  178.  M.  v.  IS. 

Astorga  y Triay,  Ricardo  de,  span.  Ma- 
ler der  Gegenwart,  gcb.  zu  Alicante,  Schüler 
der  dortigen  Kunstschule,  widmete  sich  mit 
besonderer  Hingabe  dem  Studium  der  Tier- 
malerci,  speziell  dem  des  Pferdes.  Er  debü- 
tierte 1876  auf  der  National-Ausstellung  zu 
Madrid  mit  einem  Gemälde,  betitelt:  Aristo- 
kratische Promenade.  Ferner  führen  wir  von 
seinen  Werken  an:  La  Gran  Dumont,  ein 
Porträt  Alfons  VII.  zu  Pferde  und  verschie- 
dene andere  Gemälde,  auf  denen  das  Pferd 
den  ersten  Platz  einnimmt 

Ossorio  y Bernard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  espaüoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Astorgio  di  Bartolom  me  o,  Maler  in 
Bologna  um  1405  laut  Ausweis  Bolognesischer 
Gerichtsakten  aus  diesem  Jahre. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  VII  371. 

F.  Malogueci-Valeri. 

Aston,  Alberto  und  G i o.  Maria,  Ma- 
ler in  Venedig,  Brüder,  gcb.  in  Treviso  und 
tätig  in  Venedig  in  der  2.  Hälfte  des  18. 
Jahrh.  — Giov.  Maria  A.  machte  sich  haupt- 
sächlich durch  die  Erfindung  eines  besonderen 
Verfahrens  für  die  enkaustische  Malerei  be- 
kannt, und  führte  in  der  Art  mehrere  mit 
Beifall  aufgenommene  Gemälde  aus.  Mit 
Eifer  versuchte  er  das  Verfahren  der  antiken 
Malerei  wiederzufinden,  für  welches  Problem 
die  Akademie  von  Frankreich  eine  Konkur- 
renz ausgeschrieben  hatte.  1786  veröffent- 
lichte er  in  Venedig  ein  Werk  über  die  en- 
kaustische Malerei  und  wurde  zum  Mitglied 
der  Kunstakad.  dieser  Stadt  ernannt 

Meyer,  Kstlerlex.  — Federici,  Mein. 
Trev.  II  188.  — Campori,  Lettere  artlstiche 
inedite.  Modena  1866.  L.  Ferro. 

Astori,  Benedetto,  Bildhauer  in  Friaul, 
von  ihm  8 trefflich  gearbeitete  Putten  am 
Taufbecken  in  Castel  Belgrado  (1523). 

Maniago,  Arte  Friulana,  p.  160  (nach  Cor- 
tinovis,  Lettcra  sulle  Sculture  dcl  Friuli).  H.  V. 

Astori,  Enrico,  Mailänder  Bildhauer,  gcb. 
in  S.  Lazzaro  Alberoni  1858,  stellte  1884  in 
Turin  eine  Marmorstatue  „La  Serenata“  und 
eine  Büste  König  Umbertos  I.  aus.  1886  er- 
schienen von  ihm  in  Mailand  eine  Bronze- 
gruppe „Compagni  di  sventura“ ; 1887  in  Ve- 
nedig ein  Marmorputto  und  eine  „Rondinella 
pellegrina“ ; 1888  in  Bologna  eine»  Statuette 
„Mammina“  und  die  Marmorbüste  einer  Skla- 
vin, die  1889  auch  auf  der  Münchener  Aus- 
stellung Beifall  fand.  Auf  der  Dczcnalaus- 
stellung  in  Paris  1900  war  er  mit  der  Mar- 
morstatue „La  filatrice  araba"  vertreten,  die 
dann  im  nächsten  Jahre  auf  der  Ausstellung 
im  Münchener  Glaspalast  zu  sehen  war. 

Gubernatis,  Diz.  d.  art  ital.  viventi.  — 
Natura  cd  Arte  1893/94  II  289—300,  918—35.  — 
Kst.  für  Alle  V 50.  — Kunstchronik  N.  F.  VI  5. 


Astori,  Giov.  Maria,  s.  Astori,  Alberto. 

Astori,  s.  auch  Astorri. 

Astorino,  Gherardo,  Maler  in  Palermo, 
zugleich  Bildhauer  und  Architekt,  zog  aus 
Ventimiglias  mathematischem  Unterricht  gro- 
ßen Vorteil  für  die  Baukunst.  1625  beauf- 
tragte ihn  der  Senat  von  Palermo  mit  der 
Ausmalung  des  Triumphbogens  zur  Feier  der 
Auffindung  des  Leichnams  der  hl.  Rosalia. 
Das  Gemälde  Martyrium  der  hl.  Eulalia  in 
S.  Eulalia  de’  Catalani  ist  ein  früheres  Werk 
von  ihm.  Mit  dem  Maler  Novclli  aus  Mon- 
reale  zusammen  arbeitete  er  an  den  ersten 
Gewölbefresken  in  S.  Francesco  dei  Chio- 
dari  und  malte  mit  ihm  1637  drei  Zimmer 
(stanze  della  munizione)  im  Palazzo  Reale 
aus. 

A m i c o,  Diz.  topogr.  della  Sicilia,  tradotto 
ed  annotato  da  G.  Di  Marzo,  Palermo  1856  II 
304.  — Archivio  Stör.  Sicil.  IX  417  ff.  — G.  Di 
Marzo,  La  Pitt,  in  Palermo,  1899  p.  103. 

E.  Mauceri. 

Astorio,  T o m m a s o,  florentiner  Holz- 
schnitzer in  Venedig,  begann  1486  die  Intar- 
siaarbeiten  für  das  Presbiterium  von  S.  Marco, 
die  weich  wie  Malerei  wirken.  Dort  hat  er 
folgende  Verse  unterschrieben,  die  Sansovino 
erwähnt:  „Millibus  exactis  centum  et  quater 
Astorum  annis,  Nonagintaque  sex  circuitu  ista 
Thomas  = Hoc  opus  exegit,  genuit  Florentia 
quem  jam,  Composuit  Thomas  hic  fuit  Asto- 
rius  =•“ 

Rassegna  Nazionale  vol.  113  p.  16.  — Ci- 
c o g n a,  Iscriz.  Vcneziane  1853  VI  811.  — 
La  Basilica  di  San  Marco.  Venezia  1888,  411. 

L.  Ferro. 

Astorri,  Angel  o,  da  Mcdicina,  Archi- 
tekt in  Bologna,  geb.  1601,  f 1658;  Bauten 
nicht  bekannt. 

Zani,  Encicl.  II  230.  — Arch.  stör.  d.  Arte 
ital.  III  344.  F.  Malagussi-Valeri. 

Astorri,  s.  auch  Astori. 

Astoud-Trolley,  Louise,  Bildhaucrin  in 
Paris,  geb.  daselbst  1828,  Schülerin  von  Mo- 
nanteuil,  stellte  wiederholt  im  Salon  (1865 
bis  1878)  Porträt-Medaillons  und  -Büsten  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  und  Stippl. 

H.  V. 

Aström,  Eva  M a t i 1 d a,  gcb.  Löwstädt, 
schwcd.  Malerin,  geb.  6.  5.  1865  in  Stockholm, 
hat  in  Stockholm,  Paris  und  Italien  studiert 
und  Landschaften  und  Blumenstücke  ausge- 
stellt. G.  Nordensvan. 

Astruc,  F r e d e r i c,  Genre-  und  Land- 
schaftsmaler in  Paris,  geb.  in  Puivcrt  (Aude), 
stellte  im  Salon  (1868,  1882,  83,  84)  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.,  Suppl.  — 

Katal.  d.  Salon.  H.  V . 

Astruc,  MariusTheodore,  Landschafts- 
maler in  Paris,  geb.  daselbst,  Schüler  von 
Ponson,  stellte  im  Salon  1876,  79,  80  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  g6n.,  Suppl. 

Astruc  de  V i s s e c,  französ.  Zeichner,  Ra- 
dierer und  Kupferstecher,  war  ungefähr  1760 
in  Montpellier  tätig.  Er  stach  zuerst  Blätter 


Astruc  — Atalaya 


nach  Teniers  „les  Mcndiants“,  nach  della  Bella 
Landschaften  and  Marincbildcr.  Er  war  ein 
Amateur  von  geringer  künstlerischer  Bedeu- 
tung. 

Lc  Blanc,  Manuel.  P.  A.  Lemoisne. 

Astruc,  Z a c h a r i e,  französ.  Bildhauer  u. 
Maler,  gcb.  in  Angers  (Maine-et-Loire)  im 
Fcbr.  1835.  Er  hat  mehrere  ehrenvolle  Er- 
wähnungen in  den  Pariser  Salons  und  eine 
Bronzemedaille  auf  der  Weltausstellung  1900 
erhalten.  189Q  Ehrenlegionär.  Seine  Haupt- 
werke sind:  Moine  agenouille,  Flachrelief  im 
Mus.  von  Tarbes  (1871) ; Le  Revcil  des  For- 
ces  frangaises,  Bronzeflachrelief  in  Saint-Cyr 
(1879);  L’enfant  marchand  de  masques, 
Bronzestatue  im  Luxembourg-Garten  (1883) ; 
Moine  en  extase,  Marmorstatue  im  Mus.  von 
Laval ; Saint  Frangois  d’Assise,  in  der  Kirche 
Sacre-Cocur  auf  dem  Montmartre  (1889); 
Midas,  Bronzestatue  in  Nizza;  Hamlet,  Mar- 
morstatuc,  die  dem  Staat  gehört;  die  Büste 
des  Barbey  d’Aurcvilly,  im  Luxembourg-Mus. 
(1901)  und  die  Büste  der  Sophie  Germain,  in 
der  Ecole-Sophie-Germain  zu  Paris.  Der 
Künstler  hat  außerdem  eine  große  Anzahl  von 
Aquarellen  gemalt  und  mehrere  Bücher  wie 
kunstkritische  Aufsätze  veröffentlicht.  — Er 
starb  in  Paris  am  24.  5.  1907. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  — Pcrsönl. 
Mitteil.  d.  Künstlers.  Latni. 

Astrup,  Nicolai  Johannes,  norweg. 
Landschaftsmaler,  geb.  30.  8.  1880  auf  Fröicn 
in  Söndfjord,  bildete  sich  1899 — 1901  an  der 
Malerschule  von  Harriet  Bäcker  in  Christia- 
nia  aus;  später  hielt  er  sich  kürzere  Zeit  in 
Hamburg,  Berlin,  Dresden,  München  auf, 
ging  von  da  nach  Paris,  wo  er  an  der  Akad. 
Colarossi  unter  dem  norweg.  Maler  Chr. 
Krohg  arbeitete.  Seither  teils  in  Christiania, 
teils  in  dem  gebirgigen  Jölster  in  Söndfjord 
tätig,  woher  er  die  meisten  seiner  Motive 
nimmt.  1905  erwarb  die  Nat.  Gal.  in  Chri- 
stiania seine  Landschaft  „Ein  trauriger  Herbst- 
tag“. — A.  ist  eins  der  größten  und  eigen- 
artigsten Talente  unter  den  jungen  Künstlern 
Norwegens. 

Eigene  Mitteilungen.  C.  W.  Schnitter. 

Astrup,  T h o r v a 1 d,  norweg.  Architekt, 
geb.  18.  5.  1876  in  Christiania,  ausgcbildct 
an  der  dortigen  techn.  Schule  und  an  der  kgl. 
Kunst-  und  Gewerbeschule,  dann  an  der 
techn.  Hochschule  in  Charlottenburg;  Stu- 
dienreisen in  Deutschland,  Frankreich  und 
1900 — 01  mit  Stipendium  in  England.  Seit 
1901  in  Christiania  selbständig,  baute  er 
das  Heim  für  alte  Seeleute  in  Christiania, 
die  Sparkasse  in  Larvig,  die  Wohnung  des 
Direktors  an  der  Salpeterfabrik  in  Notodden 
usw. 

Eigene  Mitteilungen.  C.  W.  Schnitter. 

Astudillo,  Alfonso  Ruiz  de,  Gold- 
schmied der  Kathedrale  von  Burgos  im  Jahre 
1416. 

V i n a z a,  Adic.  I 21.  M.  v.  B. 


Astudin,  Nicolai,  Landschaftsmaler  in 
Berlin,  stellte  auf  der  akad.  Kunstausstellung 
Berlin  1876  ein  Spreewaldbild,  1877  und  78 
zwei  Tiroler  Landschaften  aus ; auf  der 
Schweizer.  Kunstausstellung  Zürich  1885  war 
er  mit  einem  Miniaturbildchen  „aus  der  Nor- 
mandie“ vertreten. 

Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh.,  Dres- 
den 1891.  — Kunstchronik,  XX.  Jahrg.  1884/85, 
Sp.  649.  H.  V. 

Asturino,  s.  Astorino. 

Astyll,  s.  Atsyll. 

Asuerus  Woutersz.,  „Antieksnijder“,  erhielt 
16.  10.  1601  für  das  Schnitzwerk  an  der  Bür- 
germeisterbank in  der  Groote  Kerk  in  Alk- 
maar 65  Gulden. 

C.  W.  B r u i n v i s,  Lcvensschetsen  van  en 
Mcdcdcclingcn  over  Beeidende  Kunstcnaars  te 
Alkmaar  1905.  C.  W.  Bruinvis. 

Aszentini,  Francesco.  Edelstcinschnci- 
der  und  Juwelier  aus  Venedig,  kam  im  Juni 
1601  nach  Moskau,  woselbst  er  drei  Jahre 
sich  aufhielt  und  für  Zar  Boris  Gudunow 
eine  Kreuzigung  Christi  in  Achat,  sowie  einen 
großen  Smaragd  zu  einem  Ring  schnitt.  Im 
Mai  1604  begab  er  sich  nach  Kiew  und  kehrte 
über  die  Türkei  in  sein  Vaterland  zurück. 
Seine  Memoiren,  die  er  1617  herausgab,  wur- 
den unter  dem  Titel  „Mcmoires  d’Aszentini“ 
vom  Abbe  Bourier  ins  Französische  übersetzt. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  — Ms.  H.  Roilett. 

Atabours  (od.  Auxtabours),  J c h a n,  Werk- 
meister des  Königs  von  Frankreich,  tätig 
1345  am  Bau  des  Amtshauscs  zu  Mantes, 
1347  und  1369  am  Schloßbau  daselbst,  zwi- 
schen 1345  und  1392  an  den  kgl.  Teichanlagen 
von  Meulan.  1370  leitete  er  die  Arbeiten  an 
der  Kathedrale  in  Chartres  als  „Magister  la- 
thomorum  ecclesie“.  Und  vielleicht  ist  er  mit 
„Jean  Tabur  l’aisne“,  dem  Werkmeister  der 
Kathedrale  von  Alengon  (1350)  zu  identi- 
fizieren. — Außerdem  ist  1374 — 1399  ein  in 
dem  letzteren  Jahre  verstorbener  Jehon  Ata- 
bours Werkmeister  der  Stadt  Rouen.  Von 
diesem  zweiten  Jchan  A.  vermutet  Bauchal, 
daß  er  nicht  mit  dem  Meister  von  Mantes 
identisch,  sondern  dessen  Sohn  sei. 

Birard,  Dict.  des  Artistes.  — Bauchal, 
Dict.  des  Archit.  — H.  Stein,  Jean  Auxtabours, 
archit.  de  Mantes  (Commission  des  Antiq.  et 
des  Arts  de  Seine  et  Oise  1894  et  1899 ; Anti- 
quaires  de  France,  söance  20.  fövr.  1907). 

C.  Enlart. 

Atalaya,  Enrique,  span.  Maler,  geb.  zu 
Murcia,  Schüler  von  German  Hernandez,  wid- 
mete sich  der  Genremalerei,  die  er  mit  viel 
Feuer  und  Geist  behandelt,  sowohl  im  Aqua- 
rell als  auch  im  Ölgemälde.  1876  zeigte  er 
auf  der  Madrider  Ausstellung  die  beiden  Bil- 
der : Die  Possenreißer  und  Das  Abladcn  eines 
Maultiertransportcs.  Seit  1886  beteiligte  sich 
der  Künstler  an  zahlreichen  Ausstellungen  zu 
Paris,  Berlin,  Dresden,  etc.  — Wir  nennen 
ferner  von  seinen  Werken:  Das  Ende  einer 
Schachpartie;  Musik-Probe  in  einer  Kirche; 


208 


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Atalaya  — Athenades 


endlich  fünf  Zeichnungen  zu  Illustrationen  für 
das  I.  Kapitel  des  Don  Quixote  bestimmt 
(Pariser  Weltausstellung  1889). 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Atalaya,  Jose,  span.  Maler  der  Gegenwart, 
gcb.  zu  Murcia,  widmet  sich  mit  Vorliebe  den 
Sujets  der  Genremalerei  sowohl  in  öl  und 
Aquarell,  wie  im  Pastell  u.  in  Bleistift.  Seit 
1901  stellt  er  gewöhnlich  in  den  Pariser  Sa- 
lons aus.  Wir  nennen  von  seinen  Werken: 
Auf  der  Insel  St  Denis;  Das  steile  Ufer  der 
Seine;  In  St.  Cloud;  Bravo  toro;  Sackgasse 
(Pastell-Bild);  Die  Lektüre  (Pastell);  Die 
triumphierende  Liebe  (Aquarell)  ; Ansichten 
von  Paris  (Aquarellen)  ; Don  Quixote  (Aqua- 
rell). Er  hat  außerdem  die  Novelle  von  Cer- 
vantes „Rinconete  u.  Cortadilla“  mit  76  Zeich- 
nungen (von  wenig  kastilianischem  Charak- 
ter) illustriert.  P.  Lafond. 

At&nasio  (frate)  da  Coriano,  italien. 
Maler  des  18.  und  19.  Jahrh.  Lebte  viele 
Jahre  und  starb  auch  im  Kloster  von  Mace- 
rata.  In  S.  Croce  daselbst  befindet  sich  ein 
tüchtiges  Bild  seiner  Hand,  eine  „Auffindung 
des  Kreuzes".  Ricci  erwähnt  ihn  1834  als 
von  hohem  Alter  und  lobt  seine  Restauration 
des  Bildes  von  Malatesta  mit  dem  Martyrium 
der  hl.  Katharina  in  der  Olivetanerkirche  in 
Fabriano.  Die  Bibliothek  des  erzbischöflichen 
Palastes  in  Ascoli-Piceno  ist  mit  sehr  schönen 
Darstellungen  der  12  Apostel  in  Grisaille- 
malerei  des  Atanasio  geschmückt. 

Mannocchi,  Guida  prat  dei  mon.  della 
prov.  di  Ascoli-Piceno  1900.  — Ricci,  Mem. 
stör.  II  336.  V.  Alcandri. 

Atanasio  (di  Ricardo)  Primär  io,  Ar- 
chitekt in  Neapel  in  Diensten  des  Hauses  An- 
jou. 1336  wurde  er  nach  dem  Tode  des  Tino 
da  Siena  als  dessen  Nachfolger  zum  „proto- 
magister  operis  castri  Bellifortis"  (auf  dem 
Monte  S.  Erasmo  bei  Neapel)  ernannt.  1337 
beauftragte  ihn  der  König  Robert  von  An- 
jou mit  der  Leitung  des  Arsenalbaues  an  der 
Spiaggia  Muricino  (neben  der  Chiesa  del 
Carmine)  in  Neapel,  f 1.  8.  1340,  worauf 
der  Napoletaner  Maestro  Balduccio  di  Bazza 
mit  dem  Titel  eines  „Praepositus“  zu  seinem 
Nachfolger  ernannt  wurde. 

Schulz,  Dealern,  d.  Kst.  des  Mittelalt.  in 
Unterital.  (Index  unter  Primarius).  — Arch. 
stör.  Napoletano  II  586.  — Napoli  Nobilissima 
III  47  {.,  V 28.  — Rcgistri  Angioini  im  R.  Arch. 
di  Stato  zu  Neapel,  ann.  1327,  num.  269,  fol.  69. 

G.  Degli  Axni. 

Atanasio,  s.  Attanasio  u.  Bocanegra,  Pedro 
Atanasio. 

Atch6  y Fane,  Rafael,  span.  Bildhauer, 
geb.  28.  2.  1854  zu  Barcelona,  Schüler  der 
Kunstakad.  seiner  Geburtsstadt  und  der  Ge- 
brüder Vallmitjana,  wurde  1879  bei  den  Blu- 
menspielen Kataloniens  und  1897  auf  der  Ma- 
drider Ausstellung  mit  einer  Medaille  ausge- 


zeichnet. Sein  Hauptwerk  besteht  in  dem 
Kolossal-Monument,  das  er  mit  Hilfe  von  an- 
deren Künstlern  auf  der  Plaza  de  la  Paz  zu 
Barcelona  zu  Ehren  des  Christoph  Kolumbus 
errichtete.  Er  selbst  führte  die  8 m hohe 
Kolossalstatue  des  berühmten  Seefahrers  aus, 
sowie  eine  der  allegorischen  Sockel-Figuren, 
die  das  Königreich  Leone  personifiziert 
Unter  anderen  Werken  des  Künstlers  führen 
wir  an:  eine  Unbefleckte  Empfängnis  (in  Holz 
geschnitzt)  ; die  Gruppe  der  hl.  Jungfrau  von 
zwei  Engeln  begleitet  (Kirche  zu  Bon  in  Kata- 
lonien) ; Der  böse  Schächer;  Der  Tod  des 
Judas;  Die  Waisen  (Gruppe);  Der  Tod  des 
Königs  Johann  II.  von  Aragonicn;  Die  vier 
Sirenen,  in  Bronze  (bestimmt  für  das  Grab- 
monument des  Königs  Alfons  XII.).  Er 
übernahm  auch  einen  großen  Teil  der  bild- 
hauerischen Ausschmückung  des  Justiz-Palais, 
des  klinischen  Hospitals,  der  Akad.  für  Wis- 
senschaft und  Kunst  zu  Barcelona ; ebenso 
führte  er  den  bildhaucrischen  Schmuck  zahl- 
reicher anderer  Gebäude  der  Provinz  Katalo- 
nien aus. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espaftoies  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Atemstedt,  s.  Attemstctt. 

Athanasio,  s.  Atanasio,  Attanasio  u.  Boca- 
negra. 

Athanodoros  I,  Erzbildhauer  aus  Acliaia,  tä- 
tig um  die  Wende  des  6.  und  5.  Jahrh.  v.  Chr. 
Er  arbeitet  gemeinsam  mit  den  Argivern  Ar- 
geiadas,  Asopodoros  und  Atotos  an  einem 
großen  Weihgeschenk  für  Olympia,  dessen 
Basis  unter  dem  Bauschutt  des  Zeustempels 
zutage  kam  (s.  Argeiadas). 

L ö w y,  Inschr.  gr.  Bildh.  30.  — Inschr.  v. 
Olympia  266,  630.  — P a u 1 y -W  i s s o w a,  Real- 
enc.  II  2046,  24  (Robert).  Amelung. 

Athanodoros  II,  Erzbildhauer  aus  Kleitor  in 
Arkadien,  nach  Plinius  Schüler  des  älteren 
Polyklet.  Er  arbeitet  für  das  große  Weihge- 
schenk, das  die  Lakedaimonier  nach  dem 
Siege  bei  Aigospotamoi  (405)  in  Delphi  auf- 
stellten, die  Statuen  des  Zeus  und  Apollon. 
(Pomtow-Bullc,  Athen.  Mitt.  1906,  492  ff.). 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 275  ff.  — 
Overbeck,  Schriftq.  978  f.  — Ders.,  Gesch. 
d.  gr.  Plastik  I4  S.  529,  539.  — Collignon, 
Hist,  de  la  sculpt.  gr.  I 487,  II  164  ff.  — 
Klein,  Arch.  epigr.  Mitt  1883  S.  63.  — Pau- 
ly-Wissowa,  Realenc.  II  2046,  25  (Robert). 
— Frazer,  Pausanias  V 264.  Amelung. 

Athanodoros  III,  Erzgießer,  nach  Plinius 
N.  H.  34,  86  Bildner  vornehmer  Frauen. 
Brunn  identifiziert  ihn  ohne  Grund  mit  A.  II. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 469  f.  — Over- 
beck, Schriftq.  2032.  — P a u 1 y -W  i s s o w a. 
Rcalenc.  II  2047  unt.  (Robert).  Amelung. 

Athanodoros  IV,  s.  Hagesandros. 

Athelwood,  s.  Aethelwoed. 

Athemstet,  s.  At /ernste  tt. 

Athenades,  Graveur  eines  goldenen  Ringes 
in  der  Ermitage  zu  St.  Petersburg  aus  der 


KQnstlerlexikon.  Bd.  II.  20g  *4 


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Athenaios  — Athenis 


Zeit  um  450 — 400  v.  Chr.  Dargcstellt  ist  ein 
Skythe,  der  einen  Pfeil  prüft. 

Archäol.  Jahrb.  III  198,  Taf.  8,  3.  — Furt- 
wängler,  Die  ant.  Gemmen  II  51,  27,  Taf. 
X 27.  Pernice. 

Athenaios  aus  Byzanz,  mit  Klcodamos  von 
Gallicnus  zur  Instandsetzung  und  Befestigung 
der  von  den  Goten  in  den  Donauländern  be- 
drängten Städte  berufen.  Wohl  eher  Militär- 
beamte als  Architekten;  vielleicht  Garnisons- 
baumeister. 

Brunn,  Gescb.  d.  gr.  Kstlr.  II  342.  — P a u - 
1 y -W  issova,  Rcalenc.  II  2024, 14  (v.  Rohden). 

Athenaios,  Bildhauer,  Sohn  eines  Dionysios, 
aus  Paros,  etwa  aus  dem  1.  Jahrh.  n.  Chr. 
Bekannt  durch  die  Inschrift  einer  in  Gortyn 
auf  Kreta  gefundenen,  fragmentierten  Gruppe 
von  zwei  Figuren,  von  denen  sich  nur  die 
Nebenfigur,  ein  kleiner  Attis,  erhalten  hat. 
Danach  läßt  sich  derselbe  Name  an  einer  auf 
Melos  entdeckten  Basis  herstellen.  — Athc- 
naeus  bei  Plin.  N.  H.  34,  52  gilt  jetzt  allge- 
mein als  Ethnikon  des  Künstlers  Polykies, 
nicht  mehr  als  Künstlername. 

L 5 w y,  Inschr.  gr.  Bildb.  466. — Savignoni, 
Röm.  Mitt  1890  S.  142  ff.  — Pauly-Wis- 
sowa,  Rcalenc.  II  2036,  25  (Robert).  Amelung. 

Athenion,  griechischer  Maler  aus  Maroneia 
in  Thrakien,  der  um  die  Wende  des  4.  und 

з.  Jahrh.  v.  Chr.  lebte  und  sehr  jung  starb. 
Von  seinen  Werken  werden  erwähnt  das  in 
Eleusis  befindliche  Bildnis  eines  Reiterführers 
(vielleicht  des  Atheners  Olympiodoros,  der 
297  bei  Eleusis  die  Makedonen  besiegte),  ein 
ovrfYtvtxov,  d.  h.  ein  Gruppenporträt  etwa  nach 
Art  der  holländischen  Doelenstukken,  ein 
mit  jenem  vielleicht  identisches  Gemälde  von 
8 Figuren,  ein  von  Odysseus  unter  den  Töch- 
tern des  Lykomedes  entdeckter,  als  Mäd- 
chen verkleideter  Achill,  endlich  als  besonders 
berühmt  ein  Pferdeknecht  mit  einem  Pferd. 
Mit  dem  Achillbild  mögen  bedeutende  erhal- 
tene Darstellungen  desselben  Themas  Zusam- 
menhängen, deren  Stil  zur  Zeit  des  Künstlers 
paßt.  A.  wird  Schüler  eines  sonst  unbekann- 
ten Korinthers  Glaukion  genannt,  scheint 
aber  in  Attika  tätig  gewesen  zu  sein,  woraus 
sich  wohl  auch  erklärt,  daß  er  mit  dem 
Athener  Nikias  (s.  d.)  verglichen  wurde,  ein 
Vergleich,  der  manchmal  zu  seinem  Vorteil 
ausfiel.  Sein  Kolorit  soll  strenger  gewesen 
sein  als  das  des  Nikias,  d.  h.  entweder  härtere 
Farbenkontraste  oder  im  ganzen  weniger 
leuchtende  Farben  aufgewiesen,  aber  eben  die 
hohe  künstlerische  Bildung  des  Meisters  er- 
freulich bekundet  haben ; vielleicht  darf  man 
daraus  schließen,  daß  er  ein  ausgezeichneter 
Temperamaler  war,  der  die  Leuchtkraft  der 

и.  a.  von  Nikias  ausgebildeten  Enkaustik  nicht 
erreichte. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlcr.  II  294  f.  — 
Robert,  Arch.  Märchen  69  f.  — Pauly- 
Wissowa,  Rcalenc.  II  2041,  10  (Rassbach). 
— über  die  Darstellungen  des  Achill  auf  Skyros 


▼ergl.  Herrmann-Bruckmann,  Denkm. 
ant.  Malerei  zu  Taf.  5.  Sauer. 

Athenion,  hervorragender  Steinschneider  der 
hellenistischen  Zeit  (etwa  des  2.  Jahrh.  v. 
Chr.).  Von  seiner  Hand  ist  der  berühmte 
Kameo  im  Neapeler  Mus.  mit  der  Darstellung 
des  Zeus  im  Gigantenkampf.  Von  einem  wei- 
teren Werk  besitzen  wir  Kopien  in  zwei  anti- 
ken fragmentierten  Glasnachgüssen  späterer 
Zeit,  die  einen  hellenistischen  König  auf  einem 
von  Athena  gelenkten  Wagen  zeigen. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlcr.  II  477  ff.  — 
Archäol.  Jahrb.  III  113  ff.;  215  ff.,  Taf.  3,  3; 
IV  84  ff.,  Taf.  2,  1.  — Pauly-Wissowa, 
Realenc.  2042,  11  (Rossbach).  — Furt  w ang- 
le r,  Die  ant.  Gemmen  II  259;  III  158,  Fig. 
110,  Taf.  LVII  2.  Pernice. 

Athenis,  Bildhauer,  Sohn  des  Archermos 
(s.  d.),  Bruder  des  Bupalos,  aus  Chios,  tätig 
in  der  zweiten  Hälfte  des  6.  Jahrh.  v.  Chr. 
Plinius  setzt  ihn  als  Zeitgenossen  des  Dich- 
ters Hipponax  in  Ol.  60  = c.  540.  Er  scheint 
stets  gemeinsam  mit  seinem  Bruder  gearbeitet 
zu  haben,  während  dieser  in  manchen  Fällen 
allein  genannt  wird.  Nach  Plinius  war  in 
Chios  selbst  von  den  Werken  der  Brüder 
eine  hoch  angebrachte  Maske  der  Artemis, 
deren  Ausdruck  dem  Eintretenden  traurig, 
dem  Fortgehenden  heiter  erschien  (vgl.  Furt- 
wängler,  Aegina  426).  Auch  Statuen  ihrer 
Hand  werden  auf  Chios  nicht  gefehlt  ha- 
ben ; Plinius  erwähnt  deren  nur  auf  den  be- 
nachbarten Inseln,  wie  auf  Delos,  wo  die 
Künstler  unter  eine  ihrer  Skulpturen  ein 
Epigramm  des  kindlich-stolzen  Inhalts  gesetzt 
hatten,  Chios  sei  nicht  nur  durch  seine  Reben 
berühmt,  sondern  auch  durch  die  Werke  der 
Söhne  des  Archermos.  In  Iasos  (südl.  v. 
Milet)  stand  eine  von  ihnen  gearbeitete  Ar- 
temis. Endlich  soll  Augustus  die  Giebel  des 
palatinischcn  Apollontcmpels  und  fast  all  der 
anderen  Tempel,  die  er  in  Rom  errichten  ließ, 
mit  Statuen  ihrer  Hand  verziert  haben.  Au- 
genscheinlich meint  Plinius  archaische  weib- 
liche Figuren  im  Spcs-Typus,  wie  sie  häufig 
als  Akrotcricn  verwendet  wurden.  Man  wird 
wohl  zur  Ehre  des  Augustus  annehmen  dürfen, 
daß  er  sich  für  diesen  Zweck  mit  Kopien  be- 
gnügte; immerhin  aber  lehrt  uns  diese  Nach- 
richt deutlich,  welches  Aussehen  die  Figu- 
ren des  B.  und  A.  hatten.  Statuen  dieser  Art 
sind  tatsächlich  in  Delos  gefunden  worden 
(Homolle,  De  antiqu.  Dianae  simul.  Deliacis 
Taf.  VI — IXb) ; die  französischen  Ausgrabun- 
gen in  Delphi  haben  uns  die  Verbreitung  die- 
ses Typus  im  Umkreis  der  ionischen  Welt  ge- 
lehrt (Fouilles  de  Delphes  Taf.  XVI— XXVI), 
die  Funde  im  Perserschutt  der  athenischen 
Akropolis  zeigen  sein  siegreiches  Eindringen 
in  die  attische  Kunst  (s.  zuletzt  Lechat,  La 
sculpt.  av.  Phidias,  S.  168  ff.) ; wir  finden  ihn 
in  Aegina,  ebenso  wie  es  für  Rom  überliefert 
ist,  zu  Akrotericn  verwendet  (Furtwänglcr, 


210 


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Athenodoros  — Atkinson 


Acgina,  Taf.  49  und  58),  und  auch  in  Rom 
selber  fehlt  es  nicht  an  entsprechenden  Fun- 
den von  Originalen  und  Kopien  (Ghirardini, 
Bull,  comun.  1881,  S.  108  ff.,  Taf.  V).  Die 
allgemeinen  Kennzeichen  dieser  Figuren  sind: 
große  technische  Bravour  in  der  Bearbeitung 
des  Marmors,  feinste  Durchführung,  gesuchte 
Zierlichkeit  in  Erscheinung,  Haltung  und 
Kleidung,  manierierte  Liebenswürdigkeit  im 
Ausdruck.  Es  sind  in  der  Masse  der  aufge- 
führten Monumente  sehr  deutlich  verschiedene 
Varianten  kenntlich,  die  zweifellos  auf  ver- 
schiedene Individualitäten  schließen  lassen ; 
welche  von  diesen  Varianten  den  persönlichen 
Stil  des  Künstlerpaares  von  Chios  repräsen- 
tiert, entzieht  sich  unserem  Urteil.  Mit  dem 
Dichter  Hipponax  haben  die  Brüder  in  hefti- 
ger Fehde  gelebt,  und  die  Legende  hat  dieses 
Verhältnis  verschieden  begründet  und  aus- 
gesponnen. Ob  ein  karikiertes  Porträt  des 
Dichters,  das  die  Künstler  nach  einer  Version 
geschaffen  hätten,  jemals  existiert  hat,  ist  sehr 
zweifelhaft.  Murray  schreibt  ihrer  Schule 
auch  die  Sima  des  ephesischen  Artemistem- 
pels zu. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstlr.  I 40.  — Over- 
beck, Schriftq.  No.  314 — 19.  — Ders.,  Gesch.  d. 
gr.  Plastik  I«  80  ff.  114  S.  420.  — Brunn,  Ber. 
d.  Münch.  Akad.  1884  S.  532  ff.  — Robert, 
Archäol.  Märchen  S.  115  ff.  — Wi  n t e r in  den 
Athen.  Mitt.  1888  S.  123  ff.  — C o 1 1 i g n o n, 
Hist,  de  la  sculpt.  gr.  I 141  ff,  II  655.  — 
Murray,  Journ.  of  hell.  stud.  1S89  S.9ff.— 
P a u 1 y - W i s s o w a,  Realenc.  II  2042  f.  (Ro- 
bert). — Blake-Scllers,  Plinius  S.  1S6  f. 

Amelung. 

Athenodoros,  s.  Athanodoros. 

Athenokles,  Toreut  vermutlich  hellenisti- 
scher Zeit.  Von  ihm  waren  metallene  Becher 
mit  Darstellungen  der  griechischen  Sagcnge- 
schichte  im  Altertum  berühmt. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  404.  — P a u - 
ly-  Wi  s s o w a,  Realenc.  2049,  6 (Rossbach). 

Pernicc. 

Athenon,  Arnold,  Bildhauer,  übte  1384  in 
Poitiers  seine  Kunst  aus,  wo  er  4 Köpfe  von 
Engelsfischen  und  den  Kopf  eines  Hirsches 
an  dem  Schiffe,  welches  sich  der  Herzog  Jean 
de  Berry  erbauen  ließ,  schnitzte. 

La  m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  — Meyer, 
Kstlerlex.  R. 

Atherton,  Ezra,  Holzstccher.  In  Amerika 
um  1830—35  tätig.  Kopien  nach  Bewick, 
Harvey  u.  a. 

L i n t o n,  History  of  Wood-cngr.  in  America. 

E.  Richter. 

Athow,  T.,  Porträt-  und  Landschaftsmaler 
in  London,  stellte  1806 — 1822  im  ganzen  4 
Landschaften  und  3 Porträts  aus.  Zwei 
kleine  Aquarelle  von  ihm  und  zwar  eine  Ko- 
pie eines  alten  Porträts  und  eine  Ansicht  des 
Penhurst  Place  befinden  sich  in  der  Hand- 
zeichnungssammlung des  British  Museum. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 74.  — 
B i n y o n,  Cat.  of  drawings  by  brit.  artists  I 63. 

** 


Atienza  Calatrava,  Martin  de,  Maler  in 
Sevilla,  1660  einer  der  Begründer  der  dorti- 
gen Akad.,  deren  neue  Statuten  er  1673  mit 
unterschrieb;  1667  war  er  Mayordomus,  1669 
Sekretär  dieses  Instituts.  1657  wohnte  er  in 
der  Parochie  von  S.  Cruz. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 82.  — Gestoso, 
Artif.  Sevill.  II  14 — 15.  M.  v.  B. 

Atkins,  Miß  Catherine  J.,  engl.  Genre- 
malerin in  Kensington,  stellte  1877 — 1894  in 
der  Roy.  Academy  in  London  eine  Reihe  von 
Genrebildern  aus.  Nach  1896  befanden  sich 
in  der  Ausst.  der  Roy.  Hibcrn.  Academy  2 
Gemälde  von  ihr. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 74.  — 
The  Ycars  Art  1880—1897.  ** 

Atkins,  Miß  E 1 s i e,  engl.  Malerin  der  Ge- 
genwart, stellte  in  der  Roy.  Acad.  in  London 
1903  und  1904  mehrere  Porträtminiaturen 
aus,  hat  sich  aber  dann  mit  Erfolg  der  Land- 
schaftsmalerei zugewandt.  Ein  koloristisch 
sehr  interessantes  Bild  „Water  Meddows“  sah 
man  1906  auch  auf  deutschen  Ausstellungen. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 75.  ** 

Atkins,  James,  irischer  Porträtmaler,  stu- 
dierte in  Rom,  stellte  1831  u.  1833  in  der  Roy. 
Academy  2 Porträts  aus,  darunter  dasjenige 
des  J.  Pcnnethorne,  ging  dann  nach  Kon- 
stantinopcl,  um  den  Sultan  zu  malen,  und 
starb  auf  der  Rückreise  noch  jung  1834. 

Redgrave,  Dictionary  1878.  — Graves, 
The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905,  I 75.  ** 

Atkins,  Samuel,  engl.  Marinemaler,  in 
London  tätig,  stellte  1787 — 1808  wiederholt 
Seestücke,  seit  1792  (nach  seiner  Rückkehr 
von  Ostindien)  auch  Darstellungen  von  Land 
und  Leuten  Ostindiens  in  der  Roy.  Acad. 
Exh.  aus.  Er  malte  in  öl  und  Aquarell  und 
seine  Werke  wurden  gelobt.  Ein  Seegefecht 
in  Aquarell  im  Print  Room  des  British  Mus. 

Redgrave,  Dict.  — Graves,  Royal  Acad. 
Exh.  — Binyon,  Catal.  of  drawings  in  the 
British  Mus.  I.  — Meyer,  Kstlerlex.  ** 

Atkinson,  Arthur  G.,  engl.  Bildhauer, 
stellte  1879 — 1891  in  der  Roy.  Academy  in 
London  eine  Reihe  seiner  Statuen  und  Sta- 
tuetten aus.  Zuerst  erschienen  die  klassi- 
zistisch gehaltenen  Statuen : A wounded  Gla- 
diator, Aenacs  wounded,  dann  kirchliche  Mo- 
tive: Stephen  the  Martyr  und  die  Statuette 
The  Young  Timothy  und  1890  und  1891  die 
Idealstatuen:  Out  in  the  Fields  und  By  the 
Wayside.  In  einer  Satyrgruppe  zeigte  er  eine 
gewisse  Anlehnung  an  Carpeaux.  — Seit  1900 
versagen  unsere  Nachrichten  über  ihn. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 75.  — Pariser  Salonkatal.  1887.  — Gaz.  d.  b.- 
arts  II  s<Sr.  XX  376.  ** 

Atkinson,  E.,  Tiermaler  in  London,  stellte 
1793 — 97  Bilder  mit  Schnepfen,  Fischen  etc. 
in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 75.  ** 


2 1 X 


14* 


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Atkinson 


Atkinson,  Elizabeth  H.,  amerikan.  Ma- 
lerin der  Jetztzeit,  gcb.  in  Philadelphia.  Ihre 
Eltern  waren  Quäker,  die  ihrem  Kunststudium 
widerstrebten.  Sie  studierte  trotzdem  zuerst 
in  Philadelphia,  wo  sie  jetzt  lebt,  und  dann  in 
der  Julian  Academie  in  Paris.  Ihre  Porträts 
sind  vorteilhaft  bekannt,  und  mehrere  davon 
in  Privathäusern  in  Washington,  Baltimore 
und  Philadelphia.  Edmund  von  Mach. 

Atkinson,  Frederick,  engl.  Radierer, 
Amateur,  von  Beruf  Seidenhändler,  zu  Ende 
des  18.  und  Anfang  des  19.  Jahrh.  Er  hat  na- 
mentlich eine  Anzahl  von  Bildnissen  aus  der 
engl.  Geschichte  radiert,  die  vielleicht  zu  einem 
Buche  gehören.  Ottley  (Notices)  führt  von 
ihm  das  Bildnis  des  Hugh  Robinson  an  und 
bemerkt,  cs  sei  in  Worlidges  Manier  ausge- 
führt 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  28  Num.  s.  Blätter 
genannt).  — Rcdgrave,  Dict  ** 

Atkinson,  James,  Chefarzt  der  engl.  Armee 
in  Indien,  geb.  1780,  f 1852,  Dilettant  im 
Zeichnen  und  Malen  von  Porträts.  Sein 
Selbstporträt  und  eine  Reihe  seiner  andern 
Arbeiten  in  der  National  Portrait  Gallery;  ab- 
gcbildct  im  illustr.  Katal.  von  L.  Cust.  *• 

Atkinson,  John  Augustus,  engl.  Maler 
und  Radierer,  geb.  zu  London  1775,  lebte  da- 
selbst noch  1831.  1784  begleitete  er  seinen 

Onkel  James  Walker,  der  als  Kupferstecher 
in  die  Dienste  der  Kaiserin  Katharina 
getreten  war,  nach  St.  Petersburg.  Dort 
wurde  er  auf  das  Freigebigste  von  Katharina 
und  nach  ihrem  Tode  von  Paul  I.  unter- 
stützt. Für  diesen  malte  er  verschiedene  große 
Bilder  aus  der  russischen  Geschichte.  In  ei- 
nem Saale  des  Michael-Palastes  zu  St.  Peters- 
burg befanden  sich  von  ihm  zwei  große  Ge- 
mälde, welche  einen  von  den  Russen  am  Don 
über  die  Tataren  erfochtenen  Sieg  und  die 
Taufe  des  Großfürsten  Wladimir  vorstellten. 
Auch  Porträts  von  Katharina,  Paul  I.  und 
Suworow  malte  er  damals.  1801  kehrte  er 
nach  London  zurück  und  beschäftigte  sich 
nun  hier  damit,  Ansichten  und  Kostüme  aus 
Rußland  zu  ätzen  und  herauszugeben.  Uber 
sein  Hauptwerk  „A  Picturesque  Representation 
of  the  Russians"  100  kol.  PI.  3 voll  gr.  Fol. 
London  1812  spricht  sich  Ottley  folgender- 
maßen aus:  „Die  Platten  sind  im  Umrisse 
auf  weichem  Grunde  geätzt  und  mit  ein  wenig 
Aquatinta  schattiert.  Viele  von  ihnen  sind 
sehr  geistreich ; alle  zeigen  die  Hand  eines 
geübten  Zeichners  und  sind  durch  die  darge- 
stellten Gegenstände  interessant.  Man  muß 
aber  bedauern,  daß  sie  im  Detail  nicht  mehr 
studiert  und  ausgeführt  sind,  und  daß  das 
Kolorieren  der  Blätter  nicht  besser  ausgefal- 
len ist,  oder  noch  eher  vielleicht,  daß  diese 
Mode,  sie  der  großen  Menge  gefälliger  zu 
machen,  überhaupt  angewandt  wurde.“  1815 
verließ  A.  mit  dem  Maler  Dcvis  England, 


um  die  Örtlichkeit  der  Schlacht  von  Waterloo 
in  Augenschein  zu  nehmen.  Zu  dem  Schlacht- 
bilde malte  Devis  die  Porträts,  A.  das  übrige; 
gestochen  wurde  es  von  J.  Burnet.  Im  Bri- 
tish Mus.  befindet  sich  die  Originalskizze  da- 
zu in  Aquarell,  aber  diese  Skizze  scheint  auch 
in  den  Köpfen  ganz  von  Atkinsons  Hand  zu 
sein  und  weicht  von  dem  Gemälde  im  Detail 
ab.  Eine  Sammlung  von  102  Blättern  Origi- 
nalaquarellen zu  den  Pittur.  represent.  of  the 
manners  . . . wurde  1905  von  dem  Antiquar 
H.  Helbig  in  München  für  1200  M.  zum  Ver- 
kauf angeboten.  Seit  1803 — 1831  stellte  A. 
fast  alljährlich  und  meist  mehrere  Historien- 
bilder und  Landschaften  in  der  Royal  Acad. 
Exh.  aus.  — Von  seinem  radierten  Werk  ist 
noch  zu  nennen: 

A picturesque  Representation  of  the  naval, 
military  and  misceliancous  Costumcs  of  great 
Britain.  33  kol.  Taf.  London  1807.  Vue  pano- 
ramique  de  St  Petershourg  prise  de  l’Observa- 
toirc.  4 kolorierte  Blätter  und  Titelblätter  mit 
der  Statue  Peters  des  Gr.  London,  Boydell. 
1803 — 1807.  Roy.  qu.  Fol.  Blätter  in:  Miserics 
of  human  life.  1807.  Zufolge  Ottley  lithogra- 
phierte A.  verschiedene  Schlachten,  die  bei  Acker- 
mann erschienen  und  geistvoll  entworfen  sein 
sollen. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  auch  Stiche  nach  s. 
Werken).  — Ottley,  Notices.  — Redgrave. 
Dict.  — Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  — B i n y o n, 
Catal.  of  drawings  in  the  British  Mus.  — R o g e t. 
Hist,  of  the  Old  Watcr-Colour  Society  I p. 
226/7.  R. 

Atkinson,  John  Gunson,  Landschafts- 
maler in  London,  stellte  von  1849 — 1879  zahl- 
reiche Landschaften,  meist  Flußansichten,  aus, 
z.  B.  in  der  Suffolk  Street  nicht  weniger  als 
108,  in  der  Roy.  Academy  (1854 — 74)  deren 
zwölf. 

Graves,  A Dictionary  of  Artists  1895,  9 
und  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  1905,  77.  *• 

Atkinson,  P e t e r,  d.  ä.,  engl.  Architekt,  geb. 
zu  Ripon  1725,  f 19.  0.  1805,  tätig  unter  John 
Carr  in  York  und  später  dessen  Nachfolger. 
Er  baute  für  Sir  John  V.  Johnstone  das  Wohn- 
haus in  Hackness  bei  Scarborough  und  war 
viel  beschäftigt  in  Yorkshire  und  Umgegend. 

Redgrave,  Dict  — Dict.  of  Archit.  Publ. 
society.  ** 

Atkinson,  Peter,  d.  j.,  engl.  Architekt, 
Sohn  und  Schüler  Peters  d.  ä.,  gcb.  um  1776, 
1 1842,  tätig  in  York,  wo  er  1810  den  Brücken- 
bau über  die  Ouse  begann  und  später  das  Ge- 
fängnis und  mehrere  Kirchen  baute. 

Literatur  s.  oben. 

Atkinson,  Richard,  engl.  Landschafts-  u. 
Porträtmaler,  stellte  1772 — 1776  in  der  Roy. 
Acad.  aus. 

Graves,  Royal  Acad.  Exh.  I 77.  ** 

Atkinson,  Thomas  Lewis,  vorzüglicher 
engl.  Kupferstecher  in  Mezzotinto,  geb.  4.  4. 
1817  zu  Salisbury,  Sohn  des  Kommandeurs 
Thomas  Atkinson  von  der  k.  Marine.  1833 
kam  er  zu  Samuel  Cousins  in  die  Lehre  und 
blieb  bei  ihm  sieben  Jahre.  Er  hat  eine  be- 
deutende Anzahl  von  Bildnissen  und  viele 


212 


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Atkinson  — Atre 


Genrestücke,  besonders  Jagd-  und  Tierszenen 
gestochen.  Außer  den  Epreuves  d’artiste 
pflegte  er  auch  Abdrücke  mit  Nadelschrift, 
vor  der  gestochenen  Schrift,  zu  nehmen.  Seit 
1857  stellte  er  häufig  in  der  Roy.  Acad.  aus 
und  zwar  1889  das  letztemal. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (hier  70  Nummern  s.  Ar- 
beiten). — Graves,  Royal  Acad.  Exh.  I 77 
bis  78.  *• 

Atkinson,  Thomas  Witlam,  Baumeister 
und  Maler,  geb.  1799  im  Norden  Englands, 
f 13.  8.  1861  zu  Little  Walmer  in  Kent,  war 
zuerst  als  Steinmetz  bei  Kirchenbauten  tätig. 
Um  1829  ließ  er  sich  in  London  nieder,  wo  er 
New  Church  in  der  Vorstadt  Lower  Tooting 
erbaute.  Im  gleichen  Jahre  veröffentlichte  er 
sein  Werk:  Gothic  Ornaments.  Weitere  Bau- 
ten aus  seiner  früheren  Zeit  sind:  eine  Kirche 
in  Ramsgate  und  die  Liverpool  and  Manche- 
ster District  Bank  in  Manchester.  Diese 
Bank,  im  griechisch-römischen  Stil,  machte 
in  Manchester  Aufsehen  und  bezeichnete  hier 
den  Anfang  einer  neuen  Architekturrichtung. 
A.  ließ  sich  um  1834  in  Manchester  nieder 
und  erhielt  nun  die  Aufträge  zu  ansehnlichen 
Bauten  daselbst.  Er  baute  zahlreiche  Villen 
in  Renaissance-  und  gotischem  Geschmack 
in  der  Umgegend  von  Manchester  und  1835 
sein  schönstes  Werk,  die  Kirche  von  Chec- 
tham  Hill,  in  modifiziertem  gotischen  Stil 
mit  reicher  Ornamentik. 

1840  kehrte  er  nach  London  zurück,  wo  er 
indes  keinen  Erfolg  hatte,  ging  dann  über 
Hamburg  und  Berlin  nach  St.  Petersburg,  in- 
dem er  seinen  Beruf  als  Baumeister  mit  dem 
eines  Reisenden  und  Malers  vertauschte.  Er 
bereiste  nun  sieben  Jahre  lang  Sibirien,  die 
Mongolei,  Mandschurei,  worüber  er  3 mit 
eignen  Abb.  geschmückte  Reisewerke  heraus- 
gab. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Redgrave,  Dict.  — 
Graves,  Roy.  Acad.  Exh.  I 78.  — The  Art 
Journal  1861  p.  312  (Nekrolog).  R. 

Atkinson,  W.  A.,  Genremalcr  in  London, 
stellte  von  1819 — 1862  im  ganzen  9 Genre- 
bilder in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 

I 78.  *• 

Atkinson,  W.  E.  (A.  R.  C.  A.),  Landschafts- 
maler in  Toronto  in  Kanada,  geb.  daselbst 
1862,  Schüler  der  Ontario  School  of  Art  und 
der  Pennsylvania  Academy  of  Fine  Arts,  stu- 
dierte auch  in  Paris  bei  Julian  und  stellte 
hier  im  Salon  1890  „Ferme  de  Lesdomini“ 
(Finistere)  und  „L’Hivcr“  aus  und  1891  „Le 
vieux  chateau"  und  „Soir“.  1902  kehrte  er 
nach  langjährigen  Studienreisen  in  seine  Hei- 
mat zurück.  ** 

Who’s  Who  1908.  — Katal.  des  Salon.  •* 
Atkinson,  William,  engl.  Architekt,  geb. 
in  Bishops  Auckland  (Durham)  um  1773,  t 
22.  5.  1839  in  Cobham,  Surrey,  Schüler  von 
Jam.  Wyatt  und  der  Roy.  Acad.,  erhielt  1797 
die  goldene  Medaille  für  einen  Entwurf  eines 


Justizpalastcs.  Er  baute  dann  zahlreiche  Her- 
renhäuser (Lord  Mansfields  house  at  Scone) 
und  machte  sich  sowohl  als  geschickter  Prak- 
tiker bekannt  wie  auch  als  Theoretiker  durch 
die  Herausgabe  des  Werkes:  Views  of  pictu- 
resque  Cottages,  with  plans,  selected  from  a 
collection  of  drawings  taken  in  different  parts 
of  England  etc  London  1805.  4. 

Rcdgrave,  Dict  — Graves,  Royal  Aca- 
demy I.  ** 

Atkinson,  William,  amerikan.  Architekt, 
geb.  in  Brookline,  Mass.  7.  7.  1866.  Absol- 
vierte die  Harvard  University  1889,  wo  er 
durch  die  Schriften  von  John  Ruskin  und 
Viollet  Le  Duc  tief  beeinflußt  wurde.  Stu- 
dierte später  am  Mass.  Institute  of  Techno- 
logy Boston  und  unter  Duray  in  Paris.  Seine 
besten  Arbeiten  sind:  Newport,  R.  I.  Hospi- 
tal; Plymouth,  Mass.,  Jordan  Hospital. 

L.  F.  Pilcher. 

Atlesen,  Niels,  norweg.  Baumstr.,  be- 
kannt durch  einige  Runensteine,  die  bei  dem 
Hof  Thorsö  in  Norwegen  zu  sehen  sind,  und 
die  eine  Art  Künstlerzcichen  enthalten,  das 
so  lautet:  „Niels  Atlesen  hug  runer  paa 
denne  Sten“  (N.  A.  schlug  Runen  auf  die- 
sen Stein).  Er  soll  in  der  ersten  Zeit  des 
Christentums  eine  Kirche  in  Norwegen  ge- 
baut haben. 

W e i n w i c h,  Kunstnerlex.  C.  W.  Schnitter . 

Atmirael,  Gerrit  Willem,  Maler,  kam 
1787  als  Schüler  von  Stoffel  Staalenberg  in 
die  Zunft  zu  Gouda. 

Obreens  Archief  II  46.  E.  W.  Moes. 

Atoche.  Sonst  unbekannter  Maler  oder 
Zeichner  um  1800,  nach  dem  R.  Morghen 
das  Porträt  des  Arztes  Antonio  Pittaro  stach. 
(Vielleicht  identisch  mit  dem  Folgenden.) 

Meyer,  Kstlcrlex.  *** 

Atoche,  Louis  Jean  Marie,  unbedeu- 
tender französ.  Landschaftsmaler  in  Paris, 
geb.  am  7.  9.  1785,  t zu  Paris  am  22.  6.  1832. 

Gäbet,  Dict.  d.  peintres,  Paris  1831.  — 
Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  ** 

Atotos,  Erzbildner  aus  Argos;  tätig  um  die 
Wende  des  6.  und  5.  Jahrh.  v.  Chr.  Er  ar- 
beitete mit  seinen  Landsleuten  Argeiadas  (s. 
d.)  und  Asopodoros  und  mit  dem  Achaier 
Athanodoros  an  einem  großen  Wcihgeschcnk 
für  Olympia,  dessen  Basis  sich  unter  dem 
Bauschutt  des  Zcustempels  gefunden  hat. 

Löwy,  Inschr.  gr.  Bildh.  30.  — Inschr.  v. 
Olympia  No.  266,  631.  — P a u 1 y -W  i s s o w a, 
Realenc.  II  2134  (Robert).  Amelung. 

Atquie,  Jean,  französ.  Architekt,  erweiterte 
1628—1629  in  Gemeinschaft  mit  Jean  Malgrin 
den  Bau  der  Kirche  von  Les  Trcizc-Pierres 
bei  Villefranchc  (Aveyron)  und  errichtete 
1630  für  dieselbe  Kirche  einen  neuen  Glocken- 
turm. 

B a u c h a 1,  Dict.  d.  archit.  frang.  H.  V. 

Atre,  de  P,  französ.  „sculpteur-modelleur“ 
in  der  Porzellanmanufaktur  in  Vincennes 
1750. 

Gaz.  d.  b.-arts  XXV  159.  •• 


213 


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Atrijganjeff  — Attavante 


Atrijganjeff,  Nikolai  Alexeje  witsch, 
russ.  Maler,  geb.  1823,  +•  2.  6.  1892,  studierte 
Ingenieurwissenschaften  u.  diente  als  Kriegs- 
ingenieur im  Kaukasus.  Er  nahm  1848  wegen 
Kränklichkeit  seinen  Abschied  unef  wurde 
Schüler  des  Prof.  N.  Swertschkoff,  dann  von 
E.  Meier  und  A.  J.  Meschtschcrski.  Von  ihm 
eine  Anzahl  tüchtiger  Landschaften,  größten- 
teils in  Privatbesitz. 

N.  P.  Sobko,  Kuss.  Kstlerlcx.  — 0.  Byara- 
Kon-b,  Hatmi  xvaowimKH  (Th.  Bulgakoff, 
Unsere  Künstler)  St.  Petersburg  1889,  1 20  ff. 

IV.  li'tumaun, 

Atrio,  Stephanus  de,  französ.  Email- 
lcur,  der  1322  Zahlung  erhielt  für  5 Kronen, 
die  er  für  die  Königin  von  Frankreich  mit 
Emaillen  geschmückt  hatte. 

Tex  i er,  Dict.  d'Orfevrerie  (Paris  1857) 
p.  50.  * 

Atsyll  (Atzel,  Astyll),  Richard,  Gcm- 
mcnschncidcr  im  Dienste  Heinrichs  VIII.  von 
England,  dessen  Kopf,  in  Sardonyx  in  der 
Sammlung  Devonshire,  er  geschnitten  haben 
soll.  Wie  aus  Rechnungen  hervorgeht,  ist  er 
dann  auch  für  Edward  VI.  tätig  gewesen 

u.  wahrscheinlich  auch  der  Verfertiger  einer 
Reihe  von  Porträtkameeri  der  Königin  Elisa- 
beth in  ihren  jüngeren  Jahren. 

Archacologia  XLV  (1880)  16  (Aufsatz  von 
C.  Drury  Fortnum).  — Jahrb.  d.  ksthist.  Samm- 
lungen d.  österr.  Kaiscrh.  IV  25.  _ ** 

Att,  Henncquin  d’,  Goldschmied  in 
Dijon,  wo  er  1401  ein  Diadem  für  eine  Mag- 
dalenenstatue  und  eine  Brille  („unes  bcsiclcs“) 
für  eine  Hieronymusstatue  auszuführen  hatte. 

Texier,  Dict.  d'Orfdvrerie  (Paris  1857) 
p.  189.  ^ * 

Att,  Mathias,  Tapissicr  der  Söhne  Kai- 
ser Maximilians  II.,  erhielt  1567  eine  Provi- 
sion bewilligt  und  1574  eine  Gehaltszulage. 

Jahrb.  d.  ksth.  Samml.  d.  österr.  Kaiserh.  VII 
No.  4997,  5052,  5088;  XV  No.  11555.  ** 

Attalos,  Bildhauer  unbekannter  Zeit  aus 
Athen,  nach  Pausanias  der  Künstler  des  Kult- 
bildcs  im  Heiligtum  des  Apollon  Lykios  in 
Argos. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 558.  — Over- 
beck, Schriftq.  2067.  — Löwy,  Inschr.  gr. 
Bildh.  436.  — Pauly-Wissowa,  Realenc.  II 
2179,  26  (Robert).  — Frater,  Pausanias  III 
190.  — Hitzig-Blümner,  Pausanias  II  574  f. 

Amclung . 

Attalos  II.,  König  von  Pergamon,  159 — 138 

v.  Chr.  Er  beschäftigte  sich  nach  Justin  36, 

4 mit  F.rzbildnerci.  Amclung. 

Attama,  J.  Dieser  Maler  ist  nur  bekannt 
durch  ein  männliches  Porträt  von  1655  im 
Rijksmus.  zu  Amsterdam.  1659  bekam  er  das 
„Klein-burgcrrccht“  in  Groningen. 

Oud-Holland  XXII  113.  E.  W.  Mocs. 

Attan,  G e r a r d,  Bildhauer  engl.  Abkunft, 
machte  1615  in  Avignon  ein  Kreuz,  das  auf 
der  Place  St.  Didier  errichtet  wurde. 

Archives  de  l’art  frang.  Docum.  IV  185.  •* 

Attanasio,  Natale,  sizilian.  Maler,  geb. 
24.  12.  1840  in  Cattania,  Schüler  der  Akad. 


zu  Neapel,  fand  mit  seinen  Historien-  und 
Genrebildern  Beifall  auf  den  Ausstellungen 
in  Mailand  1881,  in  Rom  1883,  in  Venedig 
1887,  in  Palermo  1892.  Für  die  kgl.  Familie 
hat  er  auch  eine  Reihe  von  Porträts  gemalt 

Gubcrnatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  18 
u.  567.  — Archivio  storico  d’arte  III  245,  V 63. 
— Natura  cd  arte  1895/96  II  366—70.  ** 

Attanasio,  s.  auch  Alattasio  und  Bocancgra, 
Pedro  Atanasio. 

Attarge,  D e s i r e,  sehr  geschickter  französ. 
Ziseleur,  der  in  den  60er  und  70er  Jahren  des 
19.  Jahrh.  besonders  für  die  berühmten  Pa- 
riser Goldschmiede  Falize  und  Barbedienne 
tätig  war.  Er  starb  um  1878. 

Gaz.  d.  b.-arts  XIII  548,  XXIII  422,  425,  565, 
II  Per.  XVIII  615,  616.  ** 

Attavante  di  Gabricllo  di  Vante  di 
Francesco  di  Bartolo,  ital.  Miniatu- 
rist, geb.  1452,  und  zwar  wahrscheinlich  in 
Castelfiorentino  als  zweiter  Sohn  der  Ma- 
donna Bartola,  einer  natürlichen  Tochter  des 
Messer  Stoldo  de’  Rossi,  Pfarrers  von  Ca- 
stclfiorentino.  Der  Name  des  Vaters,  Ga- 
bricllo di  Vante,  scheint  auf  das  vornehme 
Florentiner  Adelsgcschlecht  der  Attavanti 
hinzuweisen,  die  in  S.  Maria  Novella  zu  Flo- 
renz ihre  eigene  Kapelle  nebst  Erbbegräbnis 
besaßen.  — Milanesi,  dem  wir  die  wenigen 
biographischen  Notizen  über  A.  verdanken, 
glaubt  als  den  Lehrmeister  unseres  Miniatu- 
risten den  Maestro  Francesco  d'Antonio  del 
Cherico  ansprechen  zu  dürfen.  Diese  ziem- 
lich vage  Vermutung  erscheint  bei  einem  stil- 
kritischen Vergleiche  der  Werke  beider 
Künstler  keineswegs  gerechtfertigt.  Urkund- 
lich erwiesen  ist  nur,  daß  A.  die  Grundele- 
mentc  seiner  Kunst  in  der  Werkstatt  eines 
„Cartolajo“  erlernt  hat.  Aus  seinem  späteren 
Leben  wissen  wir  zunächst,  daß  er  zweimal 
verheiratet  war,  und  zwar  zuerst  mit  Vio- 
lante,  einer  in  Spanien  geborenen  Tochter  des 
Florentiners  Niccolö  Berardi.  Ein  Jahr  nach 
deren  Ableben  verheiratete  er  sich  dann  1495 
zum  zweiten  Male,  und  zwar  mit  Maria,  einer 
Tochter  des  Fellgerbers  Tommaso  Uberti, 
die  ihm  eine  Mitgift  von  180  „fiorini  di  sug- 
gello“  einbrachtc.  In  Florenz  bewohnte  A. 
sein  eigenes,  1491  käuflich  erworbenes  Haus 
in  der  Via  Fiesolana  im  „popolo  di  S.  Pier 
Maggiore“.  Außer  einem  Drittel-Anteile 
am  Hause  seines  Vaters  zu  Castelfiorentino 
besaß  er  dann  noch  ein  Haus  mit  Garten- 
grundstück in  S.  Maria  a Montici  bei  Flo- 
renz. Das  Todesjahr  des  Künstlers  läßt  sich 
nicht  mit  Sicherheit  angeben;  jedenfalls  wird 
er  nach  1517  nicht  mehr  als  lebend  erwähnt, 
wohl  aber  sein  ihn  überlebender  einziger  Sohn 
Francesco.  Was  wir  über  A.s  Künstlertätig- 
keit wissen,  ist  gleichfalls  nur  wenig  belang- 
reich. In  einer  von  Gaye  publizierten  Ur- 
kunde wird  der  Meister  als  Mitglied  jener 
Sachverständigen-Kommission  erwähnt,  die 


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Attavante 


1503  über  die  Aufstellung  der  Davidstatue 
des  Michelangelo  zu  entscheiden  hatte.  End- 
lich soll  er  nach  Albertinis  Memoriale  die 
Erdkugel  („palla  della  terra")  für  die  be- 
rühmte Kunstuhr  des  Lorenzo  della  Volpaia 
angefertigt  haben,  die  sich  in  Vasaris  Vita 
des  Alesso  Baldovinetti  erwähnt  findet.  A. 
selbst  wird  von  Vasari  als  „celebre  e famoso 
miniatore“  flüchtig  besprochen  in  den  Viten 
des  Gherardo  und  Bartolommeo  della  Gatta, 
sowie  etwas  ausführlicher  in  der  Vita  des 
Fra  Giovanni  da  Fiesoie ; an  der  letzteren 
Stelle  werden  ihm  irrtümlicherweise  die  Mi- 
niaturen eines  Codex  des  Silio  Italico  zuge- 
schrieben, dessen  fragmentarische  Reste  in 
der  Biblioteca  Marciana  zu  Venedig  aufbe- 
wahrt werden. 

Attavante  war  ein  außerordentlich  fleißiger 
Künstler.  Die  leidenschaftlichsten  Biblio- 
philen seiner  Zeit  — die  Medici,  Mathias 
Corvinus,  der  Herzog  von  Urbino  u.  a.  — 
überboten  einander  im  Wettbewerb  um  den 
Besitz  eines  aus  seiner  Werkstatt  hervorge- 
gangenen Miniaturenkodex.  Unter  den  dem 
A.  in  unserer  Zeit  zugeschricbenen  Codices 
sind  jedoch  viele,  die  mit  seiner  Kunst  abso- 
lut nichts  zu  tun  haben.  Als  ein  Beispiel  für 
viele  kann  hier  Waagens  vollkommen  irrtüm- 
liche Zuweisung  der  prächtig  ausgestatteten 
Historia  Romana  Orotsii  in  der  Pariser  Biblio- 
theque  de  l’Arsenal  (H.  L.  71.  B.)  gelten. 
Die  Miniaturen  dieses  Codex  sind  sicherlich 
nicht  florentinischen  Ursprunges.  Eine  er- 
schöpfende Darstellung  der  Lebensarbeit  un- 
seres Künstlers  wird  sich  demnach  nur  nach 
einer  sorgfältigen  kritischen  Durchforschung 
der  hauptsächlichsten  europäischen  Biblio- 
theken geben  lassen.  Als  frühestes  Werk  des 
A.  ist  vorläufig  jenes  vielgesuchte  Missale  zu 
betrachten,  das  ein  Bischof  von  Dol  in  der 
Bretagne  dem  Miniaturisten  in  Auftrag  ge- 
geben hatte,  und  das  erst  in  unserer  Zeit 
durch  Leopold  Dclisle  in  der  Kathedrale  zu 
Lyon  wieder  aufgefunden  wurde.  Auf  die 
Ausmalung  dieses  Missale  beziehen  sich  zwei 
von  Bottari  publizierte  Briefe  Attavantes,  der 
eine  am  7.  2.  1483  an  Taddeo  Gaddi,  der  an- 
dere 1484  an  Niccolö  Gaddi  gerichtet.  Der 
obengenannte  Codex  ist  vom  Künstler  eigen- 
händig signiert  und  datiert:  „Actavante  de 
Actavantibus  de  Florentia  hoc  opus  illumina- 
vit  A.  D.  M.CCCC.L.XXXIII“.  Dieses 
früheste  Werk  des  Meisters  ist  zugleich  auch 
schon  eines  seiner  schönsten.  Unter  den  sehr 
verschiedenwertigen  Miniaturen  der  Mit- 
arbeiter geben  sich  diejenigen,  die  von  A. 
eigenhändig  ausgeführt  wurden,  auf  den  ersten 
Blick  zu  erkennen.  Es  sind  dies  nur  zwei 
oder  drei  Hauptszenen,  wie  das  Weltgericht 
und  eine  leider  aus  dem  Lyoner  Codex  her- 
ausgelöste und  jetzt  im  Museum  zu  Le  Havre 
aufbewahrte  große  Kreuzigungsdarstcllung.  — 


Zwei  Jahre  später  hatte  er  ein  zweites  Mis- 
sale für  Mathias  Corvinus,  König  von  Un- 
garn, mit  Miniaturen  zu  schmücken.  Durch 
Maria  d’Austria,  eine  Schwester  Karls  V., 
gelangte  dieses  Werk  nach  Brüssel,  wo  es 
noch  jetzt  unter  den  Miniaturenschätzen  der 
Bibliotheque  Royale  den  vornehmsten  Rang 
behauptet.  Es  stimmt  mit  dem  Lyoner  Codex 
in  Format,  Seitenzahl  und  Wahl  der  bibli- 
schen Darstcllungsmotive  genau  überein,  ist 
jedoch  matter  und  nachlässiger  in  der  Aus- 
führung der  einzelnen  Miniaturen.  Auch  hier 
trägt  die  erste  Seite  des  Manuskriptes  die 
Signatur  „Actavantes  de  Actavantibus  hoc 
opus  illuminavit  A.  D.  M.CCCC.L.XXXV." 
Als  historische  Kuriosität  sei  hier  erwähnt, 
daß  seit  den  Zeiten  des  Erzherzogspaares  Al- 
brecht  und  Isabella  bis  zum  Ende  des  18. 
Jahrh.  den  Statthaltern  der  Niederländischen 
Provinzen  auf  dieses  Missale  der  Treueid 
geleistet  wurde.  — Auch  die  Biblioteca  Mar- 
ciana zu  Venedig  besitzt  eines  der  kostbarsten 
Werke  unseres  Künstlers,  nämlich  Marcianus 
Capellas  Schrift  „De  Nuptiis  Mercurii  et 
philologiae“.  Die  Signatur  dieses  gleich- 
falls für  Mathias  Corvinus  miniierten  Manu- 
skriptes lautet,  „Attavantes  flor.  pinxit“.  Man 
kann  sich  kaum  etwas  graziöseres  vorstellen, 
als  die  hier  in  den  mannigfaltigsten  charak- 
teristischen Posen  dargestellten  Figuren  der 
sieben  Freien  Künste  mit  ihren  symbolischen 
Emblemen.  — Außer  diesen  drei  Hauptwerken 
tragen  auch  noch  einige  andere  Codices  die 
eigenhändige  Signatur  des  Attavante,  so  na- 
mentlich die  „Epistolae  Aurel.  Augustini"  der 
Wiener  Hofbibliothek  (No.  653),  das  „Brc- 
viarium  divi  Hieronyrai  in  Psalmos  David*' 
der  Pariser  Bibliotheque  Nationale  (lat.  16. 
832)  und  fünf  Codices  der  Biblioteca  Estense 
zu  Modena  (Ambrosius,  Augustinus,  Chry- 
sostomus,  Gregorius  und  Thomas  Aquinatis), 
sämtlich  im  Aufträge  des  Mathias  Corvinus 
miniiert  — Hierzu  kommt  endlich  noch  eine 
Gruppe  von  Codices,  die  dem  Attavante  mit 
Sicherheit  zugeschrieben  werden  können,  sei 
es  auf  Grund  urkundlicher  oder  sonstiger 
literarischer  Nachrichten,  sei  es  auf  Grund 
ihrer  stilistischen  Verwandtschaft  mit  den 
signierten  Werken  des  Meisters.  Zu  dieser 
Gruppe  gehören  die  Antiphonarien  A.  und  B. 
der  Kathedrale  zu  Prato  (vom  Jahre  1500)  ; 
das  Graduale  Laurentianum  (von  1505,  aus 
dem  Monastcro  degli  Angeli  stammend)  und 
die  beiden  Laurenzianischen  Antiphonarien 
von  1508  im  Museum  der  Florentiner  Dom- 
Opera;  ferner  in  der  Bibliothcca  Vaticana 
zu  Rom  außer  dem  Brcviarium  Romanum 
des  Mathias  Corvinus  (Urb.  lat.  112)  viele 
Miniaturen  der  berühmten  Urbinatischen 
Bibel,  die  der  Herzog  Fcderigo  von  Urbino 
1476—1488  zu  Florenz  in  der  Werkstatt  des 
Vespasiano  da  Bisticci  hatte  schreiben  und 


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Attaviano  — Attemstett 


ausraalcn  lassen.  Weitere  Arbeiten  des  Atta- 
vante  und  seiner  Schule  werden  in  der  Bibi. 
Gambalunghiana  zu  Rimini,  in  der  Trivul- 
ziana  zu  Mailand,  in  der  Vaticana  zu  Rom 
und  in  der  Mediceo-Laurenziana  zu  Florenz 
gezeigt.  Die  letztere  Bibliothek  besitzt  sogar 
noch  eine  höchst  beträchtliche  Anzahl  bisher 
völlig  unbeachtet  gebliebener  Codices  aus  der 
Werkstatt  des  A.  Um  dem  Leser  einen  Be- 
griff zu  geben  von  der  ungeheuren  Menge 
des  noch  zu  durchforschenden  Materiales,  er- 
wähne ich  hier  nur,  daß  ich  allein  im  Schranke 
XII  dieser  Florentiner  Bibliothek  15  Codices 
aufgefunden  habe  (No.  2 — 11,  13 — 15,  22  und 
28),  die  ich  auf  den  ersten  Blick  und  ohne 
Zögern  als  Werke  des  A.  wiedererkennen 
konnte.  Besonders  zahlreiche  Miniaturenco- 
dices aus  der  Werkstatt  des  A.  sind  schließ- 
lich nach  der  Plünderung  Budapests,  bei  der 
die  Bücherschätze  des  Königs  Mathias  Cor- 
vinus  in  alle  Winde  zerstreut  wurden,  in  die 
Bibliotheken  Deutschlands  und  Österreich- 
Ungarns  gelangt. 

Im  Stile  seiner  Kunst  hat  sich  Attavantc 
eng  an  jene  großen  Meister  angcschlossen, 
die  gegen  Ende  des  15.  Jahrh.  in  Florenz 
tätig  waren.  Von  fremdländischen  Einflüssen, 
wie  wir  sie  z.  B.  in  den  Werken  eines  Monte 
und  eines  Gherardo  beobachten  können,  ist 
der  ausschließlich  seine  heimatlichen  Tradi- 
tionen weiter  pflegende  Meister  völlig  frei- 
geblieben.  Eines  seiner  zeitgenössischen  Vor- 
bilder ist  augenscheinlich  Verrocchio  gewesen. 
Wer  das  Pergamentblatt  des  Museums  zu  Le 
Havre  studiert,  wird  zu  seiner  Verwunde- 
rung am  unteren  Rande  des  Blattes  in  beson- 
derer Umrahmung  eine  genaue  Miniaturkopie 
von  Verrocchios  berühmter  Taufe  Christi 
(jetzt  in  der  Florentiner  Akad.)  entdecken. 
Am  stärksten  jedoch  ist  A.  von  der  Kunst- 
weise des  Domenico  Ghirlandajo  beeinflußt 
worden,  und  gar  häufig  erscheinen  die  Minia- 
turen lediglich  als  winzig  verkleinerte  Kopien 
von  Altargemälden  des  Ghirlandajo,  nur  daß 
es  den  Miniaturen  A.s  einigermaßen  an  Kraft 
und  dramatischer  Wirkung  gebricht.  So 
sucht  er  das  Gefühl  der  Frömmigkeit  und 
sonstige  seelische  Erregungen  in  den  Gestal- 
ten seiner  religiösen  Kompositionen  durch 
äußerliche  Posen  auszudrücken,  die  das  In- 
nere des  Beschauers  kalt  lassen  müssen.  Da- 
für ist  der  Meister  unerreicht  in  der  Eleganz 
seiner  Darstcllungsweise  und  in  der  blühen- 
den Schönheit  seines  Kolorites.  Keiner  ver- 
steht cs  besser  als  er,  den  knappen  Raum 
eines  Pergamentbogens  mit  Motiven  aus  der 
Antike  oder  aus  der  lebendigen  Natur  aufs 
reichste  harmonisch  zu  dekorieren.  Man  be- 
trachte nur  die  Loggien-  und  Tabernakclbil- 
dungen  auf  den  Titelblättern  seiner  Codices. 
Klar  heben  sie  sich  ab  von  einem  anmutigen 
toskanischen  Landschaftshintergrunde,  flan- 


kiert von  jugendlichen  Pagengcstalten  in  flo- 
rentinischer  Stutzertracht  und  geschmückt 
mit  prächtigen  antikisierenden  Medaillons, 
Kameen  und  Relieffragmenten,  die  mit  einem 
unvergleichlich  feinen  Gefühl  für  dekorative 
Wirkungen  über  den  architektonischen  Rah- 
men verteilt  sind.  Die  Farben  solch  einer 
Attavanteschen  Buchminiatur  aber  haben  noch 
heute,  nach  einem  halben  Jahrtausend,  die- 
selbe Frische  und  Leuchtkraft,  wie  damals, 
als  die  verwöhnten  Augen  der  berühmtesten 
Cinquecento-Maecenc  von  ihnen  geblendet 
wurden. 

G.  Milanesi,  Di  Attavante  degli  Attavanti 
miniatore,  in  Misccllanea  Storica  dclla  Valdclsa, 
anno  I fase.  I.  — Ders.,  Nuove  Indagini  con  do- 
cumenti  inediti  per  servire  alla  Storia  della  Mi- 
niatura  Italiana  (Firenze  1850),  estratto  dall’ 
ediz.  Vasari  di  Le  Monnicr,  p.  174  ff.  — 
Ders.,  Le  Opere  del  Vasari  (Firenze,  Sansoni 
1879)  vol.  III  231  seg.  — Gaye,  Carteggio  etc. 
II  455  in  nota.  — F.  Römer,  Les  manuscrits  et 
miniatures  de  la  Bibliotheque  Corvinienne,  in 
l’Art,  1877  p.  25  ff.  — L.  Fischer,  König  Ma- 
thias Corvinus  u.  seine  Bibliothek  (Wien  1878). 
— A.  Reumont,  La  Biblioteca  Corvina,  in 
Archivio  Storico  Italiano,  anno  1879  p.  58  ff.  — 
J.  Csontosi,  Corvinische  Handschriften  von 
Attavantcs,  in  Ccntralblatt  für  Bibliothekswesen, 
anno  III,  1886  p.  209.  — Magyar  Könyv-Szemle, 
Közzebocsätja,  A.  M.  Nemzeti  Muzeum  Könyv- 
tära  (Budapest  1889).  — F.  Her  man  in,  La 
Biblia  latina  di  Federigo  d’Urbino,  in  l'Arte 
anno  I 1898  p.  256  ff.  — J.  W.  Bradley:  A. 
Dictionary  of  Miniaturists,  Illuminators  etc. 
(London  1887)  vol.  I 79.  — L.  Dclisle:  Le 
Misscl  de  Thomas  James,  övcque  de  Dol,  in 
Bibliothöquc  de  l’Ecole  des  Chartcs,  tomo  XLIII 
311 — 315.  — Bottari,  Raccolta  di  letterc 
sulla  pittura,  scultura  e architettura  (Roma 
1759)  tomo  III  223 — 224.  — E.  Bertaux  et  G. 
Birot,  Le  Missei  de  Thomas  James  övcque  de 
Dol,  in  Revue  de  l'art  ancien  et  moderne,  1906 
fase.  XX.  — J.  van  den  Gheyn,  Catalogue 
des  Manuscrits  de  la  Bibi.  Royale  de  Bruxelles 
vol.  I 277.  — Tullio  Dandolo,  D'una  pre- 
ziositä  dclla  Biblioteca  Marciana,  c d'un  arte 
in  cui  furono  principi  gl’  Italiani,  in  Gondoliere 
del  1837  fase.  10—11.  — B u d i k,  Entstehung 
und  Verfall  der  berühmten  von  König  Mathias 
Corvinus  gestifteten  Bibliothek  zu  Ofen  (Wien 
1840).  — M.  P.  A r n a u 1 d e t : Etudes  sur  Atta- 
vante et  son  Ecole,  in  Le  Bibliographe  Moderne, 
1898  No.  12.  P.  D' Ancona. 

Attaviano,  Sohn  des  Antonio  di  Duccio, 
Goldschmied  in  Florenz,  fertigte  1470  zwei 
silb.  Weihrauchgefäße  für  San  Giovanni  und 
1477/8  eine  große  Menge  Tafelsilber  für  die 
Signoria  von  Florenz. 

Labarte,  Hist  d.  arts  industr.,  1872  II  107. 

** 

Atte,  Johann  Christian,  Bildhauer, 
fertigte  1755  den  Altar  mit  Kanzel  in  Rokoko- 
formen in  der  Kirche  zu  Wittgendorf  bei  Zit- 
tau. Abgebildet  bei  Gurlitt,  Bau-  und  Kunst- 
denkm.  Sachsens,  Heft  29  p.  255.  ** 

Attemstett,  Andreas,  Goldschmied  aus 
Friesland,  bildete  sich  in  Italien,  kam  1602 
nach  München,  wo  er  Schützling  des  Herzogs 
Albrecht  V.  wurde,  aber  in  die  dortige  Gilde 


216 


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Attemstett  — Attevelt 


keine  Aufnahme  finden  konnte.  1502 — 1589 
sind  zahlreiche  und  verhältnismäßig  hohe 
Zahlungsvermerke  des  Hofzahlamts  über  von 
ihm  gelieferte  silberne  Leuchter,  Gießkannen 
und  Becher,  Fruchtschalen,  silberne  Bilder 
(Statuetten?)  und  Kruzifixe  erhalten,  aber 
Arbeiten  im  Original  noch  nicht  nachgewie- 
sen. 1505  hatte  er  seine  Werkstatt  von  Mün- 
chen nach  dem  Dorfe  Friedberg  bei  Augsburg 
verlegt,  um  wenigstens  dieser  kunstgewerb- 
lichen Metropole  nahe  zu  sein,  wenn  er  dort 
auch  als  Fremder  und  gefürchteter  Konkur- 
rent nicht  Zunft-  und  Bürgerrecht  erwerben 
konnte.  Erst  1582,  nachdem  sich  sein  Gön- 
ner Herzog  Wilhelm  von  Bayern  und  zuletzt 
der  Kaiser  beim  Augsburger  Rate  für  A. 
verwandten,  erhielt  er  in  Augsburg  das  Bür- 
gerrecht. Er  starb  hier  22.  10.  1591,  hoch- 
angesehen als  einer  der  ersten  Goldschmiede 
seiner  Zeit,  wie  eine  Grabschrift  (bei  Prasch 
III  80)  bezeugt:  Andreae  Athemstet.  Frisio 
Plastae  Argentique  Coelatori  in  urbi  et  orbi 
nemini  secundo  haer  . . . moesti  pos.  Obiit 
Anno  CDDXCI. 

Sein  Porträt,  Brustbild  in  Oval,  erhalten 
durch  den  Stich  von  1592 : Andreas  Athem- 
stet, Aetatis  Suae  LXV.  Anno  Chri.  MDXCII. 
Io:  ab  Ach  depinxit  aug.  — Vind.  Dominicus 
Custodis  sculp. : D.  D.  — Unten  6 lateinische 
Verse  mit  Widmung  an  den  Arzt  Johannes 
Athemstett.  Vgl.  auch  Altcnstetter,  David. 

W e i « s,  Das  Handbuch  der  Goldschmiede  zu 
Augsburg.  — Schauss,  Katal.  der  K.  bayer. 
Schatzkammer  p.  64.  — Jahrbuch  d.  Ksthist. 
Samml.  d.  allerh.  Kaiserhauses  IV  67  fg.  — 
XIX.  Regesten  No.  16 143.  — Mitt  d.  Zentral- 
komm. N.  F.  II  75.  — P rasch,  Epitaphia 
Augustana  III  30.  — Archiv  in  Augsburg,  Gold- 
schmiede-Akten 1581/90.  — Mit  Notizen  von 
Marc  Rosenberg.  F.  Decker. 

Attemstett,  David,  s.  Altenstctter. 

Attenberger,  Johann  Bernhard,  Hof- 
steinmetz zu  Berlin,  seit  1733  in  der  Lehre 
bei  Christian  Mittag  in  Dresden,  f zwischen 
1766  und  1771. 

F ü s s 1 i,  Kstlerlex.  Neue  Zus.  1824.  H.  V. 

Attenberger,  Thomas,  sächs.  Hofstein- 
metz, erhielt  1709  das  Meisterrecht  zu  Dres- 
den und  starb  daselbst  1720.  Seine  Marmor- 
arbeiten genossen  zu  seiner  Zeit  einen  guten 
Ruf. 

Iccanders  sächs.  Kern-Chronicon  1721  S. 
96.  R.  Druck. 

Attendolo,  A m b r o g i o,  italien.  Architekt, 
geb.  1515  und  f 1585  in  Capua.  Laut  Grab- 
schrift in  der  dortigen  Franziskanerkirche 
war  er  unter  Philipp  II.  in  der  Provinz  Nea- 
pel namentlich  als  Fcstungs-  u.  Straßenbau- 
meister tätig:  jedoch  wird  er  in  einer  Ur- 
kunde von  1577  auch  als  Kirchenarchitekt  be- 
glaubigt, und  zwar  wurde  damals  nach  seinen 
Bauplänen  von  Giov.  Andrea  di  Domen,  da 
Cava  und  von  Giov.  Lorenzo  Ferrario  da  Na- 
poli in  Capua  eine  Kirche  erbaut  neben  dem 


„palazzo  del  Maczone  dell*  ill.mo  signor  Prin- 
cipe de  Stigliano“. 

G.  Ceci,  Per  la  biogr.  d.  Artisti  etc.  (Trani 
1907).  — Napoli  Nobiliss.  XIII  45.  * 

Attendu,  Antoine  Ferdinand,  Still- 
lebenmalcr  in  Paris,  später  in  Neuilly-sur- 
Seine  (Seine),  geb.  zu  Paris,  Schüler  von 
Mettling,  stellte  fast  alljährlich  im  Salon 
1870 — 1898  und  1905,  und  zwar  meist  Küchen- 
Stilleben,  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Attenhofer,  August,  Schweizer  Porträt- 
und  Hciligenmaler  in  Zurzach,  geb.  daselbst 
8.  8.  1828,  f 18.  9.  1862,  Schüler  der  Akad.  zu 
München,  dann  der  dortigen  Malerschule  von 
Prof.  Schraudolph.  Seine  zahlreich  in  dieser 
Zeit  entstandenen  Porträts  befinden  sich  z.  T. 
in  München,  z.  T.  im  Besitz  Arnold  A.s,  zum 
Storchen  in  Zurzach.  Für  die  Kirche  in  Un- 
ter-Endingen malte  er  2 große  Altarbilder, 
eine  Madonna  u.  St.  Georg.  Die  Vollendung 
eines  Altarbildes  des  hl.  Josef  für  eine  Kirche 
im  Kanton  Schwyz  verhinderte  sein  früher 
Tod,  der  den  kaum  84jährigen  von  einem 
Lungenleiden  erlöste. 

Am.  Attenhofer  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex.  H.  V. 

Atterbury,  Grosvenor,  amerikan.  Archi- 
tekt, geb.  1869  in  Detroit,  Mich.  Nachdem 
er  die  Yale  University  absolviert  hatte,  stu- 
dierte er  an  der  Columbia  School  of  Architec- 
ture,  New  York  und  der  Ecole  des  Beaux- 
Arts  u.  im  Atelier  von  Paul  Blondel  in  Paris 
(1894 — 1895).  Mitglied  der  Century  Associa- 
tion, New  York  u.  anderer  Klubs.  Erhielt  in 
St.  Louis  (1904)  die  silberne  Medaille  für 
Landhäuser  und  wurde  1905  zum  Fellow  of 
the  American  Institute  of  Architccts  gewählt 
Seine  bedeutendsten  Gebäude  sind  in  Pittsburg 
die  Bessemer-  und  Fulton-Gebäude  und  in 
Newport  die  Residenz  von  T.  S.  Phipps 
und  das  erste  Tenncmcnt  der  sogenannten 
Phipps  Houscs;  in  Islip,  L.  I.  „Bayberry 
Point".  L.  F.  Pilcher. 

Atteslander,  Sofie  (Zo),  geborene  Kolm, 
poln.  Malerin,  geb.  12.  3.  1874  in  Luborzyca 
(Königreich  Polen),  begann  ihre  Studien  1900 
in  Krakau  bei  Jacek  Malczewski,  begab  sich 
darauf  nach  München,  wo  sie  sich  unter  der 
Leitung  Grocholskis,  dann  Lenbachs  und 
Knirrs  weiter  ausbildete.  1902  studierte  sic 
bei  Hölzel  in  Dachau,  1904  wurde  sie  nach 
Wiesbaden  berufen,  um  die  rumän.  kgl.  Fami- 
lie zu  porträtieren.  Sie  wohnt  in  München 
und  malt  vorwiegend  Bildnisse. 

Swieykowski,  Pamictnik  Towarzystwa 
P.  S.  P.  w Krakowie  1854—1904. 

C.  M.  v.  Görski. 

Attevelt,  Claes  Ariaensz.  van,  war 
1611  „Conterfeytjongcn"  bei  Jan  van  Malsen 
in  Utrecht. 

Müller,  Utr.  Arch.  92.  E.  W.  Mocs. 


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Attevelt  — Attigiati 


Attevelt,  Diederik  van,  Sohn  von  Joost 
van  A.,  beschäftigte  sich  wie  sein  Vater  na- 
mentlich mit  numismatischen  und  sphragisti- 
schen  Arbeiten.  Ein  Band  mit  Zeichnungen 
der  Utrechter  Bischofssiogcl  von  1698  ist  im 
Provinzial-Archiv  in  Utrecht  Für  die  1726 
von  Frans  van  Mieris  herausgegebene  „Be- 
schrijving  der  Bisschoppelijke  munten  en  zc- 
gelen  van  Utrecht“  hat  er  die  Münzen  und 
Siegel  gezeichnet.  Eine  ziemlich  rohe  Hand- 
zeichnung im  Kupferstichkabinett  in  Amster- 
dam, Anbetung  der  Hirten,  ist  bezeichnet:  D. 
v.  Atteveld  F.  In  Septemb.  A°.  1678. 

van  Mieris  Jr.,  Beschrijving  usw.  Vorrede. 
— K r a m m,  De  Levens  etc.  Suppl.  E.  IV.  Moes. 

Attevelt,  Jan  Adriaens z.  van,  kam 
1616/17  als  Schüler  in  die  Utrechter  Gilde. 

Müller,  Utr.  Arch.  105.  E.  W.  Moes. 

Attevelt,  Joost  van,  geb.  1621,  war  1656 
„Overman“  des  Malcrkollegiums  in  Utrecht. 
Er  war  ein  tüchtiger  Genealoge  und  hat  na- 
mentlich in  dieser  Richtung  auch  künstlerisch 
gearbeitet.  16-47  kopierte  er  ein  Glas  aus 
dem  Hause  der  Deutschordensritter  daselbst, 
16-49  Siegel  für  die  Stadt  Utrecht  Meh- 
rere von  ihm  gezeichnete  Münz-  und  Me- 
daillcnabbildungcn  sind  benutzt  worden  von 
Gerard  van  Loon  in  dessen  numismatischen 
Werken.  In  einer  Urkunde  von  1680  wird  er 
aber  bestimmt  „Constschilder“  genannt.  In 
der  Sammlung  Barchman  Wuyticrs,  Utrecht 
1792,  waren  zwei  von  ihm  auf  Pergament  ge- 
zeichnete Porträts,  wohl  nach  älteren  Ori- 
ginalen kopiert.  Er  wohnte  1658  in  der  Voor- 
straat  „over  het  Vleyshuys“  und  starb  13.  11. 
1692.  van  der  Willigen  besaß  sein  von  T.  Jcl- 
jersma  nach  einem  Original  von  1683  gezeich- 
netes Porträt. 

v.  d.  Willigen  73.  — D o d t s Archief 
III  305,  306,  308.  — Kramm,  De  Levens  etc. 
Suppl.  — Ned.  Heraut  IV  82.  — Urkundl.  No- 
tizen von  A.  Bredius.  E.  IV.  Moes. 

Attevoort,  Mr.  Nicolacs  van,  Maler, 
wird  urkundl.  1623  in  Amsterdam  erwähnt. 
Er  schreibt  in  sehr  schöner  Schrift:  Niclacs 
van  Attyvoort.  a.  B. 

Atti,  Bartolommeo  di  Buono  d e - 
g 1 i,  gen.  Ungaro,  Maler  in  Mantua,  1428  ur- 
kundlich erwähnt  als  pictor  und  civis  Mantuae. 

C.  d’Arco,  Arti  e Artefici  di  Mantova  (1857) 
II  8.  * 

Atticiati,  Bartolommeo,  Holzschnitzer 
und  Intarsiator  aus  Florenz,  seit  1597  im 
Dome  zu  Pisa  tätig,  und  zwar  zunächst  ge- 
meinsam mit  seinem  Oheim  Domenico  A.  und 
dessen  Sohne  Bernardino  A.,  mit  denen  er 
am  Kassetten-  und  Wappenschnitzwerke  der 
hölzernen  Decke  des  Hauptschiffes  und  des 
Altarchores  arbeitete;  späterhin  hatte  er  diese 
Deckenschnitzereien  allein  fortzusetzen,  ebenso 
wie  er  bereits  1598  mit  der  selbständigen  Aus- 
führung der  Schnitzarbeiten  an  den  Orgel- 
gehäusen des  Domes  betraut  wurde.  1612 
schuf  er  sodann  „la  predella  e l’altare  de'  con- 


fessori“  und  „la  sedia  dove  sta  monsignore  a 
udire  la  predica“,  sowie  1615  ein  mit  Intarsien 
geschmücktes  Kirchengestühl  für  den  Dom. 
Außerdem  war  ihm  1613  die  Schnitz-Aus- 
führung seiner  eigenhändigen  Entwürfe  zu 
einem  Chorgestühle  für  S.  Michele  in  Borgo 
zu  Pisa  übertragen  worden.  Der  Künstler 
starb  zu  Beginn  des  Jahres  1616. 

T a n f a n i,  Not.  di  Artisti  etc.  Pisani  (1897) 
p.  61  ff.  • 

Atticiati,  Bernardino,  Holzschnitzer  in 
Pisa,  urkundlich  nachweisbar  als  Nachfolger 
seines  1597  von  seiner  Tätigkeit  zurücktreten- 
den Vaters  Domenico  A.  bei  Ausführung  der 
Deckenschnitzereien  im  Dome  zu  Pisa. 

Tanfani,  Not.  di  Artisti  etc.  Pisani  (1897) 
p.  139.  * 

Atticiati,  Domcnico,  gen.  Domenico  di 
Filippo,  Bildschnitzer  aus  Florenz  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  16.  Jahrh.  1575  verfertigte  er 
mit  Benedetto  di  Giovanni  da  Montepulciano 
das  Pult  und  die  Chorstühle  der  Kathedrale 
zu  Siena  mit  Bildwerken  nach  B.  Neronis 
Zeichnung.  1590  (7.  1.)  wurde  ihm  laut 
Urkunde  der  Mönchschor  der  Certosa  di  Pon- 
tijano  bei  Siena  übertragen  und  zwar  sollte 
er  12  piastre  für  jeden  Sitz  erhalten.  (Staats- 
archiv Siena;  Pontignano,  Liber  III,  a.  c. 
25St).  An  dem  Tabernakel  in  der  Kirche  dcl 
Carminc,  welches  Bcrnardo  Buontalenti  ge- 
zeichnet hatte,  machte  Pocceti  die  Figuren 
und  Atticiati  die  Schnitzereien,  deren  Anmut 
gerühmt  wurde.  Das  Werk  wurde  1593  voll- 
endet. Für  dieselbe  Kirche  fertigte  er  auch 
das  schöne  Ciborium.  Um  1596  muß  die  Statue 
der  hl.  Katharina  von  Siena  in  deren  Kapelle 
in  S.  Maria  Novella  in  Florenz,  ausgeführt  in 
gepreßtem  Papier  (Carta  pesta),  entstanden 
sein,  denn  damals  wurde  auch  der  Altar  da- 
selbst nach  Entwürfen  von  M.  Bandinelli  und 
Atticiati  erneuert.  1597-  -98  schmückte  er 
die  Decke  des  Domes  zu  Pisa,  eine  Arbeit, 
die  dann  von  seinem  Sohne  Bernardino  u.  sei- 
nem Neffen  Bart.  Atticiati  fortgesetzt  wurde. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  (mit  älterer  Liter.).  — 
Romagnoli,  Cenni  stor.-art.  di  Siena.  1840. 
No.  29.  — Tanfani  Centofant  i,  Not.  d. 
Artisti,  tratte  da  Doc.  Pisani  p.  137 — 139.  — 
Urkundliche  Notizen  von  Dr.  Gciscnheimer.  ** 

Atticiati  ( Alticciati ),  Stefano,  neapol. 
Bildhauer,  wird  im  neapol.  Staatskalcnder  von 
1791  als  „marmorario“  des  Bourbonischcn 
Hofes  und  Restaurator  der  antiken  Orna- 
mente angeführt  und  war  auch  1799 — 1805 
noch  mit  der  Restauration  der  antiken  Funde 
aus  neapol.  Ausgrabungen  beschäftigt.  Viel- 
leicht identisch  mit  dem  Kriegsbaumeister 
Attigiati  (s.  d.). 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze,  1824.  — Napoü  Nobi- 
lissima  X 5.  G.  Degli  Assi. 

Attigiati,  neapol.  Kriegsbaumeister.  Lie- 
ferte die  Zeichnung  zum  Grabmal  Philipps, 
des  1777  gestorbenen  ältesten  Sohnes  des 
Königs  Karl,  das  von  Gius.  Sammartino  in 


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Attikianos  — Attiret 


Marmor  ausgeführt  wurde  und  sich  in  S. 
Chiara  in  Neapel  befindet.  Vielleicht  mit 
Stef.  Atticiati  identisch  (s.  d.). 

Celano,  Notizie  dcl  bello  etc.  di  Napoli 
(1858)  III  409.  G.  Degli  Assi. 

Attikianos,  Bildhauer  des  3. — 4.  Jahrh.  n. 
Chr.  aus  Äphrodisias,  bekannt  durch  eine  In- 
schrift an  der  Basis  einer  scheußlichen  Mu- 
senstatue in  den  Uffizien  in  Florenz. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 575,  595.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2291.  — Ders.,  Gesch.  d. 
gr.  Plastik  II*  S.  458.  — L ö w y,  Inschr.  gr. 
Bildh.  373.  — Amelung,  Führer  d.  d.  Ant 
in  Florenz  97.  — P a u 1 y -W  i s s o w a,  Realcnc. 
II  2239,  2 (Robert).  Amelung. 

Attikos,  Bildhauer  (?),  Sohn  eines  Eudo- 
xos,  aus  dem  attischen  Demos  Sphcttos.  Sein 
Name  steht  mit  dem  Zusatz  era'>(-£  am 
Schluß  einer  in  Elcusis  gefundenen  Inschrift 
vom  Ende  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.;  auf  der  Ba- 
sis, an  der  die  Inschrift  angebracht  ist,  hatte 
die  Ehrenstatue  eines  Kcryken  gestanden.  Es 
ist  zweifelhaft,  ob  A.  wirklich  der  Künstler 
der  Statue  war,  oder  ob  er  nur  ihre  Aufstel- 
lung besorgt  hatte. 

L ö w y,  Inschr.  gr.  Bildh.  456.  — Pauly- 
Wissowa,  Rcalenc.  II  2241,  20  (Robert). 

Amelung. 

Atting,  Johannes,  1734,  signierte  eine 
reichgravierte  Pulvcrflasche  in  der  ehemal. 
Züricher  Sammlung  J.  J.  Gublcr,  Verkaufs- 
kat. Hcberlc,  Köln  1893,  No.  2090. 

Attinger,  Lucie,  vcrchcl.  Caumont,  Schwei- 
zer Malerin,  geb.  zu  Neuchätel  1.  3.  1859, 
Schülerin  von  Georges  Grisel  und  Auguste 
Bachclin  in  Neuchätel,  dann  von  Julian  in 
Paris,  stellte  seit  1880  in  ihrer  Vaterstadt 
figürliche  Studien,  Porträts  und  Landschaften 
aus.  Im  Pariser  Salon  1889  war  sie  mit  einem 
Interieur  „Mon  atelier“  vertreten.  Sie  ist  als 
Illustratorin  für  mehrere  Pariser  Zeitschriften 
tätig  gewesen  und  hat  auch  einige  Bücher 
wie  die  2.  Ausgabe  der  „Chansons  de  nos 
grand’  meres“,  herausg.  von  Alfred  Godet, 
illustriert. 

Phil.  Godet  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlcx. 
— Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Attiret,  Claude-Andre,  Architekt,  geb. 
in  Dole  um  1752,  f in  Lous-le-Saulnier  1813. 
War  tätig  in  Montmorot  und  Besangon,  sowie 
in  Arbois,  wo  er  um  17S0/S6  das  Rathaus 
ei  baute. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  gön.  — Gau- 
t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt.  De. 

Attiret,  Claude  Francois,  französ. 
Bildhauer,  geb.  14.  12.  1728  in  Dole  (Jura), 
Neffe  des  Jesuiten  Jean  Attiret,  des  Malers 
des  Kaisers  von  China,  war  ein  Schüler  von 
Pigalle.  Als  professeur  de  l’Acad.  de  St.  Luc 
stellte  er  1762  in  Paris  mehrere  kleine  Mo- 
delle aus,  die  einen  sterbenden  Gladiatoren 
darstellten,  ferner  „Romulus  et  Reinus",  „la 
Charite  romaine“,  „la  Guerre“,  „David  vain- 
queur  de  Goliath“,  die  Büste  von  Daviel, 
des  Augenarztes  des  Königs,  u.  den  Kopf 


eines  jungen  Fauns;  1764:  „Annibal  chez  le 
roi  Prusias“,  den  Kopf  eines  Philosophen, 
“Jeunc  Bacchus  jouant  avec  des  raisins“, 
„Femme  sortant  du  bain“,  u.  den  Kopf  eines 
Amor;  1774:  die  Büste  eines  Philosophen  (in 
Marmor)  und  die  ebenfalls  marmorne  Büste 
eines  jungen  Mädchens.  1780  führte  er  für 
seine  Vaterstadt  Dole  eine  Statue  Ludwigs 
XVI.  aus;  dieselbe  wurde  1793  vernichtet  und 
es  blieb  davon  nur  der  Sockel  u.  zwei  Figuren 
von  Genien  erhalten.  Auch  übernahm  er  in 
Dole  die  plast.  Ausschmückung  eines  Brun- 
nens, der  noch  heute  existiert.  Man  verdankt 
ihm  auch  für  das  Schloß  von  Bussy-Rabutin 
(Cöte-d’Or)  einen  Jupiter,  der  den  Blitz 
schleudert,  u.  eine  Statue  der  Cybele;  im  Mus. 
von  Dijon:  „La  Cherchcuse  d’Esprit“,  Terra- 
kottabüste und  mehrere  Flachreliefs:  die  vier 
Jahreszeiten,  eine  Karneval-Szene,  nach  dem 
Kriege,  ein  mit  einem  Ziegenbock  spielendes 
Kind,  die  Ernte,  ein  Rosen  pflückendes  Kind, 
u.  die  Vergnügungen  des  Herbstes  darstellend; 
in  der  Bibliothek  von  Bcsanqon : die  Büste 
des  Franqois  Devosge,  des  Gründers  der  Ecole 
des  Beaux-arts  zu  Dijon.  Endlich  schreibt 
man  ihm  eine  Statue  des  hl.  Andreas  u.  eine 
solche  des  hl.  Johannes  zu.  A.  starb  15.  7.  1804 
im  Hospital  zu  Dole.  Sein  Porträt,  das  von 
Lcnoir  gemalt  ist,  befindet  sich  im  Mus.  von 
Dijon.  — Seine  Kunst  war  voll  von  Charme 
in  der  Form  und  geistreich  in  der  Auffassung, 
wie  vielleicht  am  besten  die  Marmorbüste  in 
der  Sammlg.  Eudoxe  Marcelle  beweist  (Re- 
plik davon  im  Mus.  zu  Dijon). 

Journal  de  la  Cöte  d'or  1804.  — Laudon, 
Nouv.  des  arts.  III  333.  — Rev.  univ.  des  arts. 
XIX  253.  — Catalogue  du  Muscc  de  Dijon  1883. 
— Rev.  de  Part  frang.  1884,  38;  1885,  155.  Lami. 

Attiret,  Jean  Denis,  Maler,  geb.  zu  Dole 
(Jura)  31.  7.  1702,  f in  Peking  8.  (17.?)  12. 
1768.  Er  studierte  in  Rom  und  hielt  sich  nach 
seiner  Rückkehr  einige  Zeit  in  Lyon  auf,  wo 
er  verschiedene  mit  Beifall  aufgenommene 
Bildnisse  malte;  dann  arbeitete  er  in  Dole. 
Kaum  über  30  Jahre  alt  trat  er  in  den  Je- 
suitenorden ; während  seines  Noviziats  malte 
er  vier  Bilder  für  den  Dom  zu  Avignon. 
Als  die  Jesuitenmission  in  Peking  einen  Ma- 
ler suchte,  nahm  er  das  ihm  gestellte  Aner- 
bieten an  und  schiffte  sich  1737  nach  China 
ein.  Ein  Gemälde,  die  Anbetung  der  hl.  drei 
Könige,  das  er  dem  chinesischen  Kaiser  Kien- 
Long  überreichte,  fand  dessen  Beifall  und  im 
Innern  des  Palastes  seinen  Platz.  Allein  seine 
Stellung  und  Aufgabe  an  diesem  Hofe  war 
nicht  beneidenswert.  Er  hatte  bis  dahin  bloß 
Historie  und  Porträt  gemalt,  mußte  aber  jetzt 
mit  allen  Gattungen  sich  abgeben,  und  nament- 
lich seine  breite  Malwcise  im  europäischen 
Geschmacke  gegen  eine  in  Perspektive  und 
plastischer  Wirkung  unentwickelte  vertau- 
schen. In  einem  Briefe  vom  November  1743 
klagt  er:  „Tout  ce  que  nous  peignons  (er 


2ig 


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Attius  — Atton 


und  der  Maler  und  Jesuit  Castiglione)  est 
ordonne  par  l’empereur.  Nous  faisons  d’abord 
des  dessins;  il  les  voit,  les  fait  changer,  re- 
former  comme  bon  lui  semble.  Que  la  correc- 
tion  soit  bien  ou  mal,  il  faut  en  passer  par  la 
Sans  oser  rien  dire.“  Darnach  richtete  sich 

A.  und  gewann  so  die  Gunst  des  Kaisers  und 
der  Hofleute.  Doch  fertigte  er  auch  Kirchen- 
bilder, malte  viel  für  die  Christen  u.  mehr  als 
200  Bildnisse  der  verschiedensten  Personen. 
Zwischen  1753 — 60  fällt  die  Unterjochung  der 
Dsongarischen  Völker  im  Westen  Chinas. 
1754  wurde  Attiret  an  das  k.  Hoflager  da- 
selbst gerufen,  um  verschiedene  Gemälde  aus- 
zuführen. Die  Ehre,  die  ihm  der  Kaiser 
dafür  antun  wollte,  ihn  zum  Mandarinen  zu 
ernennen,  schlug  A.  aus.  Die  Vorfälle  jenes 
Krieges  malte  und  zeichnete  er  zum  Teil  spä- 
ter in  Peking.  Eine  Anzahl  von  Attirets  Ge- 
mälden im  kais.  Palast  zu  Peking  findet  sich 
im  Journal  des  Savants  (Juin  1771)  aufge- 
führt: Tempel  des  Ruhmes,  Dame,  die  ihre 
Toilette  beendigt  hat,  und  Die  vier  Jahres- 
zeiten. 

Zum  Teil  nach  ihm  gestochen:  Die  Vor- 
fälle des  Krieges  gegen  die  Tataren,  16  Blät- 
ter. Nach  den  Zeichnungen  von  Attiret,  J. 
J.  Damascenus,  Jos.  Castiglione  und  Ignaz 
Sichelbarth.  Gest,  unter  der  Leitung  von  N. 
Cochin  durch  L.  J.  Masquclier,  - J.  Aliamct, 
J.  P.  Le  Bas,  A.  de  Saint-Aubin,  F.  de  Nee, 

B.  L.  Prevost,  P.  P.  Choffart,  N.  de  Launay. 
In  größtem  Formate,  so  daß  man  eigenes 
Papier  dazu  anfertigen  mußte. 

Diese  Zeichnungen  wurden  1765  durch  die 
indische  Kompanie  nach  Frankreich  geschickt, 
um  gestochen  zu  werden,  was  1774  beendigt 
war.  Sowie  eine  Platte  abgedruckt  war, 
wurde  sie  mit  den  Kupferstichen  gleich 
nach  China  geschickt,  so  daß  diese  gar  nicht 
in  den  Handel  kamen  und  nur  für  die  kgl. 
Familie  und  die  k.  Bibliothek  ein  paar  Ab- 
drücke zurückblieben. 

Extrait  d’unc  lettre  du  pere  Amiot  im  Jour- 
nal des  Savants.  1771.  Juin.  p.  406.  — . Briefe 
Attirets  finden  sich  in  den  Lettrcs  edifiantes. 
XXVII.  — L.  Dussieux,  Les  Artistes  fran- 
gais  ä l'etranger  1876  p.  338  fg.  — M e y c r, 
Kstlerlex.  Ä. 

Attiu3  Priscus,  malte  gemeinsam  mit  Corne- 
lius Pinus  den  unter  Vespasian  restaurierten 
Tempel  des  Honos  und  der  Virtus  aus:  er 
„näherte  sich  mehr  den  Alten“.  (Plin.  N.  H. 
35,  120.) 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  II  307  f.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2391.  — Pauly-Wis- 
s o w a,  Realenc.  Il  2253,  25  (P.  v.  Rohden). 

Altmann. 

Attlmayr,  Richard  Isidor  v.,  Historien- 
maler, geb.  2.  4.  1831  zu  Innsbruck  (Todes- 
datum unbekannt),  besuchte  zu  München  und 
Wien  erst  die  polytechnische  Schule,  um  Ar- 
chitekt zu  werden,  ging  aber  1851  an  die 
Münchener  Akad.,  um  unter  Schlotthauer 


und  Hiltensperger  sich  der  Malerei  zu  wid- 
men. Seine  erste  Komposition  war  eine 
Weihnacht  für  das  Album  der  Kaiserin  Elisa- 
beth von  Österreich.  In  Wien  malte  A.  erst 
unter  Blaas,  dann  unter  Führichs  Leitung 
verschiedene  Bilder,  darunter  eine  größere 
Altartafel  (für  Falterschein  bei  Landeck), 
die  Himmelskönigin  mit  dem  segnenden  Chri- 
stuskinde; doch  wurde  dieselbe  von  Mahl- 
knecht, weil  A.  am  Typhus  erkrankte,  voll- 
endet. übergesiedelt  nach  München,  fand  A. 
durch  eine  Komposition  „Hagen  mit  den 
Wasserfrauen“  Aufnahme  in  Schwinds  Schule, 
wo  er  einen  „hl.  Christoph“  in  reicher,  ganz 
altdeutsch  gehaltener  Landschaft,  ebenso  das 
„Mädchen  aus  der  Fremde“  malte.  Der  Kar- 
ton zur  Christophlcgcnde  war  1859  im  Fer- 
dinandeum in  Innsbruck  ausgestellt  Außer- 
dem zeichnete  er  Legcndenbilder  für  den 
Buchhändler  Schuhmacher  in  Innsbruck, 
welche  von  Burger  und  Unger  gestochen  wur- 
den. Auch  entstanden  dort  drei  größere 
Kartons : Madonna  mit  dem  schlafenden 

Kinde  und  musizierenden  Engeln,  eine  Imma- 
kulata und  hl.  Joseph  zu  Glasgemäldcn  für 
die  Kirche  zu  Absam  bei  Hall.  Zurückge- 
kehrt nach  Tirol,  versuchte  er  sich  selbst  in 
der  Glasmalerei  (Fenster  für  die  Kirche  St 
Pauls  bei  Bozen)  und  ließ  sich  1863  auf  sei- 
nem Schlößlcin  Weierburg  bei  Innsbruck 
häuslich  nieder,  wo  er  als  Lehrer  auf  jüngere 
Kräfte  wirkte,  alte  Bilder  restaurierte,  Bild- 
nisse und  Fresken  malte  (Madonna  am  Hause 
des  Baumeisters  Spörr  zu  Innsbruck).  Auf 
der  Innsbrucker  Ausstellung  1867  befanden 
sich  von  A.  zwei  Heiligenbilder,  die  hh.  Ro- 
medius und  Christophorus.  Heiligenbilder 
vom  Künstler  selbst  gestochen,  erschienen  bei 
Wagner  in  Innsbruck. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Tiroler  Bote.  1859 
No.  123.  — Schützenzeitung  1859  No.  55.  — 
Notizen  von  H.  Semper. 

Atto  Lathomus  (=  Steinmetz),  umbri- 
scher  Architekt  und  Bildhauer,  in  leoninischen 
Distichon-Inschriften  als  Erbauer  der  1133 
vollendeten  Südfront  des  Domes  zu  Foligno, 
sowie  der  Abtei  S.  Pietro  zu  Bovara  be- 
glaubigt. 

Guardabassi,  Indice  Guida  etc.  nell’  Um- 
bria  p.  351.  — A.  Vc  n t u r i,  Storia  d.  Arte  Ital. 
III  906.  — Faloci-Pulignani,  Un  artista 
Umbro  del  scc.  XIII  di  nomc  Atto. 

A.  Bellucc*. 

Atto  di  Piero  Braccini,  s.  Braccini. 

Attolino  (Dattolino),  Giuseppe,  Holz- 
schnitzer von  Palermo,  schnitzte  1614  den 
kostbaren  Chor  der  Hauptkirche  von  Ciminna 
und  wird  1619  noch  erwähnt. 

F i 1 a n g i e r i,  Ind.  d.  artef.  I 34.  ** 

Atton,  Bartholome  w,  Robert  und 
W i 1 1 i a m,  engl.  Glockengießer,  von  denen 
der  ersterc  schon  1582  in  Leicestcr,  der  letz- 
tere noch  1654  tätig  war. 

North,  Beils  of  Bcdfordshire. 


220 


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Attout  — Auban 


Attout-Tailfer,  Pierre  Alphonse,  Ar- 
chitekturmaler in  Paris,  geb.  daselbst,  Schüler 
von  Geröme,  stellte  im  Salon  1879  und  1880 
Kirchenprospekte  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl. 

H.  V. 

Attuggi,  Carlo,  italien.  Freskomaler,  tätig 
im  Schlosse  zu  Brühl  unter  Clemens  August. 
Diese  Fresken  wurden  1881  von  dem  Bonner 
Maler  W.  Müller  restauriert. 

Dioskuren  1861  p.  216.  ** 

Attwold,  R.,  wenig  bekannter  Künstler  um 
1750  in  England.  Er  stach  ein  satyrisches 
Doppelblatt  auf  das  rasche  Aufrücken  vor- 
nehmer junger  Leute  im  Heer  und  in  der 
Flotte.  Da  es  in  Hogarth-Manier  gehalten 
ist,  wurde  es  diesem  irrtümlich  zugerechnet. 
Die  Originalzeichnungen  zu  den  Blättern  im 
British  Mus. 

0 1 1 1 e y,  Notices.  — Redgrave,  Dict  — 
Binyon,  Catal.  of  drawings  in  the  British 
Museum  I.  •* 

Atwater,  Grace  Elizabeth,  amerikan. 
Malerin  der  Jetztzeit  in  Washington  D.  C.  an- 
sässig. Schülerin  der  Art  Students  Leaguc, 
New  York  und  Corcoran  Art  School,  Wash- 
ington D.  C.  Sie  ist  Sekretär  des  Washington 
Water  Color  Clubs.  Eines  ihrer  Bilder  be- 
findet sich  im  Besitz  von  Frau  Theodor  Roose- 
velt  u.  hängt  im  White  House  in  Washington. 

Edmund  von  Mach. 

Atwood,  Charles  B.,  amerikan.  Architekt, 
geb.  in  Charlestown,  Mass.  1849,  f in  Chi- 
cago U.  S.  1895.  Erzogen  in  der  Lawrence 
Scientific  School  of  Harvard  Univcrsity,  trat 
er  in  die  Ateliers  von  Ware  und  Brunt  und 
erhielt  so  günstigere  Gelegenheiten  für  seine 
Ausbildung  als  die  meisten  anderen  jungen 
Architekten,  da  Ware,  später  Professor  der 
Arch.  in  Boston  und  Columbia  Univcrsity, 
New  York,  einer  der  besten  Lehrer  des  Lan- 
des war.  Ihm  verdankt  A.  ohne  Zweifel  sei- 
nen Erfolg,  den  er  noch  durch  seine  künstle- 
rische Begabung  erhöhte.  Seine  bedeutendste 
Leistung  stand  im  Zusammenhang  mit  den 
Gebäuden  der  Weltausstellung  in  Chicago, 
1893,  deren  Hauptentwerfer  er  war.  Er  sel- 
ber baute  den  Pcristyl,  das  Kunstgebäude  u. 
die  Endstation,  die  besten  aller  Gebäude.  Seine 
ersten  guten  Bauten  befinden  sich  in  Wor- 
ccster,  Mass.  und  Nachbarschaft.  Er  ließ  sich 
1875  in  New  York  nieder  als  Leiter  der  Fir- 
ma Herter  Brothers.  Hier  sind  seine  bekann- 
testen Leistungen  die  Vanderbilt  Mansion  und 
die  Paläste  der  Vanderbilt  Töchter.  Oft  be- 
sprochen in  den  Publikationen  über  die  Chi- 
cagoer  Ausstellung,  und  in  vielen  architekt. 
Zeitschriften  für  1898  und  1894. 

L.  F.  Pilchcr. 

Atwood,  K.  C.,  amerikan.  Holzstecher,  um 
1880  in  Boston  tätig.  E.  Richter. 

Atwood,  Thomas,  Blumenmaler  in  Lon- 
don, tätig  um  1761  und  1766.  Im  letzteren 

221 


Jahre  war  er  Mitglied  der  Incorporated  So- 
ciety. 

Redgrave,  Dict.  *• 

Atzel  (Azel),  E.,  Landschaftsmaler  um 
1670,  wird  nur  bei  Nagler  (Monogr.  I No.  67) 
erwähnt;  es  sollen  sich  mehrere  Gemälde  von 
ihm,  darunter  eins  mit  seinem  Namen  be- 
zeichnet, erhalten  haben.  h.  ym 

Atzel,  Jacob,  Architekt,  Hofbauinspektor 
in  Ansbach  unter  Markgraf  Alexander,  zweite 
Hälfte  des  18.  Jahrh. 

Studien  zur  deutschen  Kstgesch.,  Heft  32,  Fr. 
H.  Hofmann,  Die  Kunst  am  Hofe  der  Mark- 
grafen von  Brandenburg  p.  252.  H.  V. 

Atzel,  s.  auch  Atsyll  und  Asel. 

Atzelt,  s.  Aselt. 

Atzger,  Carl,  Maler,  geb.  zu  Wien  11.  2. 
1833,  f in  Brünn  12.  6.  1875,  war  Schüler  der 
Akad.  der  bildenden  Künste  in  Wien  und 
wirkte  hierauf  als  Professor  für  das  Frei- 
handzeichnen in  Brünn.  Er  genoß  als  Por- 
trätmaler einen  ausgezeichneten  Ruf.  Einige 
seiner  Bilder  und  Handzeichnungen  sind  im 
Mährischen  Landes-Mus.  zu  finden. 

W.  Schram. 

Atzinger,  Joseph,  Lithograph  und  Maler, 
geb.  zu  München  14.  6.  1814,  f daselbst  20.  5. 
1885.  Erlernte  die  Lithographie  bei  J.  N. 
Strixner,  dessen  Gehilfe  und  Mitarbeiter  er 
blieb.  Später  wandte  er  sich  der  Malerei  in 
Aquarell  und  öl  zu,  in  welch’  letzterer  Tech- 
nik seine  Frau  Elise  geb.  Höhlein  seine  Lehr- 
meisterin war,  und  kopierte  besonders  in  bei- 
den Pinakotheken. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  Verz.  s.  Lithogr.). 
— Jos.  Maillinger,  Bilder-Chronik  Mün- 
chens II  239.  — Allgemeine  Zeitung  1885,  Bei- 
lage No.  275  (Nekrolog).  P. 

Atzuara,  Domingo,  Miniaturmaler  in 
Valencia,  welchem  Alcahali  den  größeren  Teil 
der  Miniaturen  in  den  Handschriften  des 
städt  Archivs  in  Valencia  zuschreibt.  1425 
erscheint  er  in  einem  Notariatsinstrument  als 
Zeuge  und  lebte  noch  1467. 

Alcahali,  Artist.  Valenc.  p.  54 — 55. 

M.  v.  B. 

Atzuara,  Miguel,  Miniaturmaler  in  Va- 
lencia, der  jüngere  Bruder  des  vorigen,  1437 
bis  1474  urkundlich  erwähnt 

Alcahali,  Artist.  Valenc.  p.  55 — 56. 

M.  v.  B. 

Aub,  Mme  M.,  Porträt-  und  Genremalerin, 
stellte  im  Pariser  Salon  wiederholt  (1887  bis 
1894)  aus. 

Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Aubais,  Auguste,  französ.  Historien-, 
Genre-  und  Porträtmaler,  geb.  um  1795  in 
Chateaugontier,  Schüler  von  Gros,  Siret  nennt 
von  ihm  einen  S.  Sebastian  und  ein  Mar- 
tyrium des  hl.  Gervasius. 

Siret,  Dict  des  pcintres.  R. 

Auban,  Paul,  französ.  Bildhauer,  geb.  in 
Mirabcau-sur-Beze  (Cöte-d'Or),  Schüler  von 
Falguiere,  erlangte  1894  eine  ehrenvolle  Er- 
wähnung, 1899  eine  III.  Medaille  u.  1901  eine 


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Aubanel  — Aubeaux 


II.  Medaille.  Bemerkenswerte  Arbeiten  von 
ihm  sind:  ein  Marmorbildnis  der  Jeanne 
d’Arc;  „Souvenir“,  eine  Marmorfigur;  „Noel“, 
Marmorfigur ; „Malediction  il  est  mort“,  Gips- 
gruppe. 

Kat  d.  Salons.  Lami. 

Aubanel,  Joseph,  Heiligenmaler,  geb.  in 
Avignon  (Vaucluse),  Schüler  von  L.  Cogniet 
und  A.  Glaizc,  stellte  im  Pariser  Salon  wie- 
derholt (1847 — 1853)  aus.  Die  Kirchen  von 
Avignon  bewahren  Werke  von  seiner  Hand. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  H.  V . 

Aub§,  Francois,  französ.  Maler,  geb.  im 
Juni  1610  in  Paris.  Gelegentlich  der  Beer- 
digungsakte seiner  Frau  1669  „maitre  peintre 
du  Roy“  genannt  Wird  22.  3.  1662  Mitglied 
der  Acad.  de  Saint-Luc  und  schenkt  1679  und 
1680  dem  Hötel-Dieu  größere  Geldsummen 
gegen  eine  Leibrente,  sonst  nichts  bekannt. 
Jal  vermutet,  daß  er  nur  „peintre-doreur-ver- 
nisseur“  gewesen  sei. 

Jal,  Dict  crit.  1872.  — Nouv.  Arch.  de  l’art 
fran?.  3.  scr.  III  (1387)  p.  323.  — Revue  univ. 
des  arts  XIII  327.  H.  Stein. 

Aub€,  Jean  Paul,  französ.  Bildhauer,  geb. 
3.  7.  1837  in  Longwy  (Meurthe-ct-Mosellc), 
Schüler  von  Duret  u.  dem  älteren  Dantan, 
trat  am  6.  4.  1854  in  die  Ecole  des  beaux-arts 
ein  u.  stellte  zum  ersten  Male  1861  im  Pariser 
Salon  aus.  1866  Studienreise  nach  Italien. 
1874  erlangte  er  eine  II.  Medaille,  1876  eine 
Erinnerungsmedaille,  auf  der  Weltausstellung 
1878  eine  III.  Medaille,  1889  eine  goldene 
Medaille  und  einen  „grand  prix“  1900.  1888 
Ehrenlcgionär.  Seine  Hauptwerke  sind:  „La 
Sirene“,  Bronzegruppe  (1874)  auf  der  Place 
du  Peyrou  in  Montpellier;  „Le  comte  Si- 
meon“, Marmorbüste  (1875),  in  der  Bibliothek 
des  Conseil  d’Etat;  „Galathee“,  Marmorstatue 
(1876)  im  Mus.  Montpellier;  „Rabelais“,  Gips- 
statue (1878),  im  Mus.,  zu  Tours;  „Dante 
Alighieri“,  Bronzestatue  (1879)  im  Square  des 
College  de  France;  „Michel  Lallier“,  Steinstatue 
(1882)  an  der  Außenseite  des  Hotel  de  ville; 
„Bailly“,  Bronzestatue  (1S83)  im  Garten  des 
Luxembourg-Mus.;  „La  Rcpublique  fran- 
gaise“,  Marmorstatuc  (1885)  im  Palais  Bour- 
bon ; das  Monument  Gambettas,  ausgeführt 
unter  Mitarbeit  des  Architekten  Boileau,  wel- 
ches 1888  auf  der  place  du  Carrouscl  errichtet 
wurde;  „Franqois  Boucher“,  Marmorgruppe 
(1890)  im  Jardin  de  l’Infante,  im  Louvre; 
„Gaston  Vuidct“,  Bronzestatue  (1891)  auf 
dem  Pere-Lachaise;  „Borda“,  Bronzestatue 
(1892)  in  Dax  (Landes)  ; „Eugene  Pcllctan“, 
Bronzestatue  (1893)  in  Royan  (Clarente- 
Inf.)  ; die  Bronzestatue  des  Generals  Raoult 
(1894)  in  Mcaux  (Seine-ct-Mame) ; der 
Ziergiebel  des  Hotel  de  la  Charite  in  der 
Rue  Pierre  Charron  zu  Paris  (1900)  und 
endlich  im  Luxembourg-Mus.  ein  Tafelauf- 
satz in  Silber  und  Bcrgkristall,  ein  Symbol 
des  Bündnisses  Frankreichs  und  Rußlands. 


Er  hat  sich  an  den  Ausstellungen  von  Kopen- 
hagen, Antwerpen,  Chicago  und  Saint-Louis 
beteiligt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen. — Mcnard, 
L’art  cn  AIsace-Lorraine.  — Persönl.  Mitteil.  d. 
Künstlers.  Lami. 

Aubeaux,  Guillaumc  des,  Bildhauer  in 
Rouen,  Mitarbeiter  des  Guillaume  Pontife  am 
Skulpturenschmucke  d.  „Portail  des  Libraires" 
der  Kathedrale  von  Rouen,  und  zwar  werden 
ihm  speziell  die  Statuen  des  hl.  Jakobus  und 
der  hl.  Katharina  zugeschrieben.  Lcs  Au- 
bcaux  ist  ein  Dörfchen  in  der  Nähe  von  Lille; 
bekanntlich  sind  im  15.  Jahrh.  viele  Künstler 
aus  Flandern  in  die  Normandie  eingewandert. 

A b b 6 Blanquart,  L’imagier  Pierre  des 
Aubeaux.  (Congr.  arch.  de  Caen,  1899.)  C.  Enlart. 

Aubeaux,  Pierre  des,  französ.  Bildhauer 
in  Rouen.  Als  sein  frühestes  Werk  erscheint 
die  um  1500  entstandene  plastische  Darstel- 
lung des  Todes  der  Maria  in  der  Trinite- 
Kirchc  zu  Fecamp.  1521 — 23  schuf  er  eine 
Darstellung  derselben  Sterbeszene  für  die 
Maricnkapclle  der  Kirche  von  Gisors,  die  er 
in  Gemeinschaft  mit  drei  anderen  Bildhauern 
mit  Skulpturen  zu  schmücken  hatte.  1508 
bis  1513  arbeitete  er  am  Hauptportale  der 
Kathedrale  von  Rouen,  für  das  er  1511 — 12 
allein  154  Statuen  ausführte,  also  beinahe  die 
Hälfte  der  sämtlichen  Steinfiguren  dieses 
Portales  (im  ganzen  418) ; das  Portaltym- 
panon mit  der  Reliefdarstellung  der  Wurzel 
Jcsse  vollendete  er  gleichfalls  noch  1512. 
Endlich  ist  ein  Teil  der  Skulpturen  an  dem 
1520  begonnenen  Grabmale  der  Kardinäle  von 
Amboise  in  der  Kathedrale  von  Rouen  auf  die- 
sen Meister  zurückzuführen,  u.  zwar  sind  spe- 
ziell die  zur  Darstellung  der  Marienkrönung 
gehörigen  Figuren  der  Propheten,  Sibyllen 
und  Apostel  als  sein  Werk  zu  betrachten. 
Nach  1525  findet  sich  der  Name  des  Pierre 
des  A.  nirgends  mehr  erwähnt.  Von  den  er- 
halten gebliebenen  Skulpturen  des  Meisters 
sind  zu  erwähnen:  in  Gisors  die  Leiden  der 
Jungfrau  Maria,  in  Fecamp  der  Tod  der 
Maria  (Zuschreibung  nicht  ganz  sicher),  in 
Rouen  Fragmente  des  Tympanons  sowie  die 
Figuren  der  Bogenlaibungen  des  Hauptpor- 
tales der  Kathedrale  und  am  Grabmale  der 
Kardinäle  von  Amboise  eine  Folge  wohl- 
erhaltcner,  aber  schwierig  zu  identifizierender 
Prophetenfiguren  etc.  Stilistisch  geben  sich 
alle  diese  Werke  als  den  ersten  Zeiten  der 
Renaissancebewegung  entstammend  zu  erken- 
nen, jedoch  nicht  ohne  bisweilen  noch  gotische 
Nachklänge  zu  zeigen.  Die  Haltung  der 
Figuren  ist  von  ungesuchter  Schlichtheit. 
Die  bauschigen  Gewandmotive  zeugen  von 
eifrigen  Drapcricstudicn,  ohne  dabei  manie- 
riert zu  wirken.  Die  anatomische  Zeichnung 
und  plastische  Durchbildung  der  Figuren  ist 
ganz  trefflich,  obwohl  sich  bisweilen  gewisse 
Verschwommenheiten  in  der  Formgebung 


222 


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Aubee  — Auberjonois 


und  gewisse  Mißgriffe  in  den  Proportionen 
bemerkbar  machen.  Offenbar  basiert  die 
Kunst  des  Meisters  in  der  Hauptsache  auf 
einem  gewissenhaften  Studium  der  Natur  und 
des  lebenden  Körpers,  während  sie  anderer- 
seits einigermaßen  vom  Stile  Michel  Colombes 
beeinflußt  erscheint. 

A b b £ Blanquart,  L’imagier  Pierre  des 
Aubcaux  (Congres  archeol.  de  Caen  1899).  — 
L.  de  V c s 1 y,  Notice  sur  Pierre  des  Aubcaux 
(R6un.  des  Soc.  des  Beaux-Arts  1901.  XXV.  406). 

C.  Enlart. 

Aubee,  Jean  Martin,  Maler,  geb.  mut- 
maßlich zu  Lüttich.  Er  lernte  zuerst  bei  sei- 
nem Vater  Martin  und  begab  sich  dann  nach 
Rom,  wo  er  bei  den  Konkurrenzen  der  Akad. 
des  Kapitols  drei  Medaillen  erhielt.  In  der  So- 
ciete  d’emuiation  in  Lüttich  stellte  er  folgende 
Bilder  aus:  Selbstbildnis  und  Porträt  des 
Hm.  F.  J.  Dewandre  1782;  Bacchus  und 
Ariadne;  eine  stillende  Mutter,  welche  Amor 
lächelnd  betrachtet,  beide  1783. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  367.  Pol  de  Mont. 

Aub6e,  Martin,  Maler,  gcb.  1729  zu  Lüttich, 
wo  er  Professor,  und  später  Direktor  an  der 
Akad.  war,  t zu  Paris  um  1805.  In  der  So- 
ciete  d’emuiation  zu  Lüttich  brachte  er  zwi- 
schen 1781 — 1788  eine  Menge  Bilder  zur  Aus- 
stellung. A.  besaß  überhaupt  mehr  Frucht- 
barkeit als  Talent. 

Meyer,  Kstlerlex.  — J.  H e 1 b i g,  La  Peint, 
au  Pays  de  Liege.  Pol  de  Mont. 

Aubel,  Hermann,  Landschaftsmaler  in 
Karlsruhe,  geb.  zu  Kassel  0.  2.  1834,  Sohn 
Karls,  Schüler  der  Kasseler  Akad.  und  auf 
weiten  Reisen,  die  ihn  1809  bis  nach  Lapp- 
land führten,  gebildet.  Tätig  in  Belgien, 
Köln,  Kiel,  Hamburg,  Dresden,  in  den  acht- 
ziger Jahren  in  Düsseldorf.  Seine  Bilder 
kamen  selten  auf  Ausstellungen  vor. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Hoffmeister,  Hes- 
sische Kstler.  (1885).  W.  K.  Valenlincr. 

Aubel,  Karl  Christian,  Porträt-  und 
Madonnenmaler,  geb.  in  Kassel  19.  11.  1796, 
t 23.  2.  1882,  Schüler  der  dortigen  Kunst- 
akademie, dann  von  Gros  in  Paris.  Nach 
einem  Aufenthalt  in  Rom  von  1825 — 1832, 
während  dessen  er  sich  am  16.  10.  1831  mit 
Wilhelmine  Goltz  vermählte,  auch  mit  Rich- 
ter und  Preller  befreundet  war,  erhielt  er 
1833  eine  Professur  an  der  Kasseler  Akad., 
wurde  dann  Inspektor  der  Galerie.  Dieses 
Amt  setzte  seiner  künstlerisch  schaffenden 
Tätigkeit  ein  Ende.  Im  Bildnisfach  soll  er 
Tüchtiges  geleistet  haben;  seine  Madonnen- 
darstellungen sind  im  Stile  der  Hochrenais- 
sance, besonders  der  Raffael’schen  Richtung 
gehalten. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Hoffmeister, 
Künstler  und  Kunsthandw.  in  Hessen.  Hanno- 
ver 1885.  — Mit  Notizen  von  Dr.  Fr.  Noack. 

H.  V. 

Aubelet,  J e h a n,  Werkmeister  des  Herzogs 
von  Orleans  u.  gleichzeitig  „sergent  d’armes 
du  roi  de  France“;  hatte  mehrfach  Bauarbei- 


ten zu  begutachten,  so  1400  in  der  St.  Petcrs- 
kapclle  im  Walde  von  Cuise  und  1401  in  der 
Kathedrale  von  Troyes.  Außerdem  verfügte 
er  1403  die  Bezahlung  von  Wasserleitungs- 
bauten im  Schlosse  von  Beaumont  sur  Oise; 
auch  ist  er  im  Schlosse  von  Coucy  als  Archi- 
tekt tätig  gewesen. 

Comtc  de  Laborde,  Ducs  de  Bourgogne, 
vol.  III.  — Assi  er.  Bull,  du  Coraite  des  trav. 
hist.,  vol.  I.  — B 6 t a r d,  Dict.  des  Artistes.  — 
Bauchal,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Aubelet,  Jean,  Architekt  im  Dienste  des 
Herzogs  von  Orleans  um  1490,  nur  urkund- 
lich erwähnt  bei  Gelegenheit  der  Erbauung 
einer  zu  dem  Cölestinerkloster  von  Chätrcs 
gehörigen  Kapelle  Saint-Pierre  bei  Cuise 
(Aisne). 

Lance,  Dict.  d.  Archit.  Franc.  1872.  H.  V. 

Aubelle,  R.,  Landschaftsmaler  in  Paris, 
stellte  wiederholt  (1890 — 1896)  im  Salon  aus. 

Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Aubüpine,  Marcel  d’,  französ.  Radierer, 
illustrierte  das  Werk  „Jadis“,  Souvenirs  et 
fantaisies  par  Alexandre  Piedagnel,  avec  six 
eaux-fortes  par  Marcel  d’Aubcpine.  Paris 
1886. 

B6raldi,  Grav.  du  XIXe  s.  II  p. 

/.  Guibert. 

Auber,  J.-A.,  französ.  Architekt,  + zu  Tou- 
lon Ende  1888  als  57jähriger;  Erbauer  zahl- 
reicher Privathäuser  und  mittätig  am  Bau 
der  Kathedrale  Sainte-Marie  zu  Toulon. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  franc.,  3.  S£r.  1895, 
XI  2.  — Reunion  d.  Soc.  des  Beaux-Arts  XIX 
192.  //.  V. 

Auber,  L.,  französ.  Kupfcrst.  um  1690,  von 
geringer  Bedeutung.  Von  ihm  sind  drei  be- 
zcichnete  Blätter  bekannt:  Porträt  von  „Mr. 
Boylau“  nach  Fr.  de  Troy,  ein  Brustbild  des 
Boccaccio  und  Christus  am  Kreuz,  nach  Ott- 
ley  aus  einer  Folge,  von  denen  einige  Blätter 
von  Le  Clerc  herrühren. 

Meyer,  Kstlerlex.  J.  Guibert. 

Aubergeon,  Marie  Madeleine,  Por- 
zellanmalcrin  in  Paris,  geb.  in  Luc-sur-Mer 
(Calvados),  Schülerin  von  Carbillet,  stellte 
im  Salon  (1877 — 1882)  Porträts  eigener  Er- 
findung und  Blumen-  und  Genrestücke  nach 
fremden  Vorbildern  (Bouguerau  — E.  Du- 
bufe)  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl. 

H.  V. 

Auberjonois,  R e n 6 Victor,  Schweizer 
Porträt-,  Genre-  und  Landschaftsmaler,  gcb. 
zu  Montagny  bei  Yverdon  18.  8.  1872,  tätig 
daselbst,  Schüler  der  Kensington  Kunstschule 
in  London,  der  Ecole  des  beaux-arts  zu  Paris, 
dann  von  Luc  Olivier  Mcrson,  endlich  von 
Whistler.  Er  stellte  aus  auf  der  Societe  na- 
tionale des  beaux-arts,  Paris  1901,  in  Moskau 
und  in  Riga  (Exposition  d’artistes  dessina- 
teurs,  1901),  auf  der  Exposition  nationale  in 
Vevey  und  Lausanne  (1904),  und  auf  der 
Düsseldorfer  Internat.  Kunstausstellung  1904. 

A.  de  M o 1 i n bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 


223 


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Auberlen  — Aubert 


— Die  Kunst,  XI.  Kst.  f.  Alle,  XX.  — Katal. 

d.  intern.  K.  A.  Düsseldorf  1904.  H.  V. 

Auberlen,  Wilhelm,  Porträtmaler  in  Ber- 
lin, gcb.  zu  Stuttgart  0.  7.  1860,  Schüler  der 
dortigen  Kunstschule  und  der  Münchener 
Akad.  unter  Ludw.  v.  Löfftz,  stellte  auf  der 
Berliner  Jubil.-Ausstellg.  der  Akad.  1S86,  auf 
der  akad.  Kunst-Ausstellg,  1888  („Nähendes 
Mädchen“)  und  auf  der  gr.  Berliner  Kunst- 
Ausstellg.  1893  („Abendstimmung  in  Tanger“) 
und  94  aus.  Besonders  erwähnt  seien  seine 
Literatenporträts:  Herrn.  Sudermann,  Ludw. 
Fulda  (beide  Bcrl.  Kstausstellg.  1894)  u.  Max 
Halbe  und  die  Bildnisse  einiger  Fürstlich- 
keiten aus  dem  württembergischen  Königs- 
hausc. 

Singer,  Kstlcrlex.,  Nachtr.  1906.  — Böt- 
ticher, Malcrwerke  d.  19.  Jahrh.  Nachtr.  zu 
Bd.  I.  H.  V. 

Aubert,  gen.  l’imagier,  zu  Paris,  wird  1292 
urkundlich  erwähnt.  Er  muß  eine  gewisse 
Stellung  gehabt  haben,  denn  von  allen  Bild- 
hauern seiner  Zeit  war  er  der  Höchstbe- 
steuerte. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  1898.  — H.  B o u - 
c h o t,  Primitifs  Francais,  Paris  1904.  R. 

Aubert,  französ.  Bildhauer,  war  1760 — 1775 
mit  den  plast.  Ausschmückungsarbeiten  des 
Schlosses  von  Chantilly  beschäftigt.  Er  war 
zweifellos  ein  Verwandter  des  Architekten 
Jean  Aubert,  dem  man  die  schönen  Marställe 
von  Chantilly  verdankt. 

M a c o n,  Les  arts  dans  1a  maison  de  Condö, 
116.  Lami. 

Aubert,  Emailmaler  in  Paris,  bemalt  Ta- 
batieres  mit  Porträts,  1754  und  1771  erwähnt. 

Molinier,  Dict.  d.  Etnaillcurs  p.  10.  — 
Garnier,  La  Verrcrie  et  l’Emaillerie  515  ff. 

E.  W.  Braun. 

Aubert,  Ornamentstechcr,  Paris  um  1788. 
(Nennt  sich  auch  Aubert  Parcnt.)  Von  ihm 
mehrere  Folgen  von  Möbeln,  Arabesken,  Va- 
sen, Balkongittcrn. 

G tt  i I m a r d,  Maitres  omemanistes,  S.  266. 

Aubert,  graveur,  rue  Jean  de  Beauvais  No.  2. 
Diese  Adresse  befindet  sich  auf  einem  farbi- 
gen Stich:  „Le  Joli  Chien  ou  Les  Petits 
Favoris“,  der  von  Chapuy  nach  Lavrcince 
gestochen  ist 

Portalis  ct  Böraldi,  Grav.  du  XVIIIe 
s.  Append.  III  716.  J.  Guibcrt. 

Aubert,  A.,  französ.  Stecher,  tätig  am  An- 
fang des  19.  Jahrh.  in  Paris,  Schüler  von 
Tardieu.  Er  war  taubstumm  und  Unterzeich- 
nete gewöhnlich:  Aubert  sourd-muet,  sculp. 

— Von  ihm  einige  Porträts  nach  F.  Baroc- 
cio,  J.  F.  Hollicr,  Dubos,  sowie  das  Porträt 
des  Abbe  de  l’Epec,  des  berühmten  Taubstum- 
menlehrcrs. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Hellcr-Andre- 
s e n,  Handb.  f.  Kupferstichsammlcr  1870  I.  — 
B c r a 1 d i,  Grav.  du  XIXe  s.  J.  Guibert. 

Aubert,  Alfred  Albert,  Architekt,  geb. 
24.  4.  1855  in  der  Nähe  von  Genf,  t 81.  8. 
1891  in  Genf,  tätig  in  Paris,  Schüler  der  Zü- 
richer Hochschule,  dann  der  Ecole  des  beaux- 


arts  zu  Paris.  Er  ist  der  Erbauer  der  refor- 
mierten Kapelle  von  Passy,  der  Häuser  der 
„Illustration“  und  „Annales  Politiques  et 
Litteraires“  und  war  mittätig  am  Umbau  der 
Sorbonne. 

P.  V e i 1 1 o n bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Aubert,  A m b r o i s e,  Holzbildhauer  und 
Architekt  in  Angers,  +•  am  28.  4.  1720,  75 
Jahre  alt.  Werke  von  ihm  nicht  bekannt. 

Port,  Les  Artistes  Angevins,  Paris  1881.  *• 

Aubert,  Andre,  Kanonengießer  der  Stadt 
Angers,  erwähnt  1468 — 1488,  goß  auch  für 
die  Kirche  St.-Maurice  die  12  kupfernen  Säu- 
len, die  den  Hauptaltar  umgaben. 

Champeaux,  Dict.  d.  fondeurs.  •* 

Aubert,  Andre,  Architekt  in  Paris,  f 21. 
1.  1784,  wahrscheinlich  Verwandter  (Sohn?) 
des  Architekten  und  Kupferstechers  Jean  A., 
erbaute  um  1780  das  Palais  d’Imccourt  in  der 
rue  Boudrcau  (nur  einer  der  Pavillons  davon 
noch  erhalten)  und  ein  noch  heute  existieren- 
des, doch  in  seinen  oberen  Partien  veränder- 
tes, mit  Reliefs  geschmücktes  Haus  an  einer 
Ecke  der  rue  Caumartin  und  des  Boulevard: 
außerdem  hat  er  in  diesem  Viertel  (rues  Thi- 
roux,  Caumartin,  Neuve-des-Mathurins)  28 
Häuser  errichtet. 

Lance,  Dict.  d.  Archit.  Franc.  — Nouv. 
Archiv,  de  l’art  franc.,  2.  S6ric,  Tome  VI.  — 
T h i 6 r y,  Guide  des  itrangers  ä Paris  I 136, 
137.  H.  V. 

Aubert,  Arthur,  Bildhauer  in  Rußland, 
stellte  1891  in  der  Akad.  der  Künste  in  Pe- 
tersburg eine  Statuette  des  Reisenden  Pesch- 
koff  zu  Pferde  aus;  auf  der  Dezenalausstel- 
lung  in  Paris  1900  befanden  sich  von  ihm  die 
Tiergruppen : Schimpanse  und  Schildkröte, 
Gazelle  von  wilden  Hunden  verfolgt. 

IV.  Neumann. 

Aubert,  Augustin  Raymond,  Maler, 
geb.  zu  Marseille  23.  1.  1781,  lernte  zuerst 
unter  J.  Guenin,  dann  begab  er  sich  1802  nach 
Paris,  wo  er  in  der  Werkstätte  J.  F.  P.  Pey- 
rons  eintrat.  Zwei  Jahre  später  kehrte  er 
nach  seiner  Vaterstadt  zurück.  1810  wurde 
er  zum  Direktor  der  Zeichenschule  und  des 
Museums  von  Marseille  ernannt.  1845  zog 
er  sich  von  den  Geschäften  zurück  und  be- 
gab sich  auf  sein  Landgut  bei  Marseille,  wo 
er  6.  11.  1857  starb. 

A.  nimmt  in  der  Kunstgeschichte  seiner 
Provinz  einen  nicht  unbedeutenden  Platz  ein ; 
sein  Einfluß  war  beträchtlich,  und  er  hat 
eine  sehr  große  Anzahl  Schüler,  worunter 
viele  namhafte,  gebildet.  Wir  nennen  von 
ihnen:  Papety,  J.  Beaume,  J.  Bte.  Bertrand, 
F.  Rcymond,  A.  Nancy,  F.  Simon,  Lagier, 
B.  B.  Blanc,  D.  A.  Negre,  F.  Barry,  Magaud, 
Estachon,  Bouquet,  Billet,  Olivier,  Päicot,  A. 
und  J.  Lamy  u.  a.  m.  Der  Künstler  selbst 
hat  sich  in  verschiedenen  Gattungen  mit  Glück 
bewegt:  er  malte  Historie,  Bildnisse  und 
Landschaften.  1817,  1819,  1822,  1824,  1827, 


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Aubert 


1836  und  1845  waren  Werke  von  ihm  in  den 
Pariser  Ausstellungen.  Eine  in  Lille  ausge- 
stellte Landschaft  trug  ihm  eine  Medaille  ein. 
Auch  die  schönsten  Punkte  der  Umgegend 
von  Marseille  hat  er  in  Landschaften  be- 
handelt. Sein  Name  kommt  übrigens  schon 
im  Verzeichnis  der  Ausstellung  zu  Marseille 
vom  J.  VIII  (1801)  vor. 

Die  Anzahl  seiner  Bilder  ist  beträchtlich. 
Wir  zählen  im  folgenden  diejenigen  auf,  die 
sich  in  den  öffentlichen  Gebäuden  von  Mar- 
seille finden.  Im  Mus. : das  Opfer  Noahs  beim 
Verlassen  der  Arche  (1817).  In  der  Eglise 
de  la  Trinite  ä la  Palud:  die  hl.  Dreifaltig- 
keit (1822).  In  der  Kirche  Notre-Dame  du 
Mont:  Besuch  der  hl.  Jungfrau  bei  der  hl. 
Elisabeth  (1822).  In  der  Kirche  Saint- 
Charles:  die  Verklärung  Christi  (1838).  — 
In  der  Kirche  von  Ussel  (Departement  Cor- 
r£ze) : der  englische  Gruß  (1827),  welcher 
vom  Minister  des  Innern  bestellt  worden 
war.  — In  der  Kirche  St  Paul  zu  Beaucaire 
a.  d.  Rhone:  das  Martyrium  des  hl.  Paulus 
11830). 

Parroccl,  Annalcs  de  la  Peinture.  Mar- 
seille 1862  p.  432.  — Bellier-Auvray, 
Dict  — Notice  des  tableaux  et  monuments  an- 
tiques  etc.  du  Musie  de  Marseille.  1840  p.  27. 
— Bouillon-Landais,  Aug.  Aubert,  pcintre 
marseillais  ....  in  der  Reunion  d.  Soc.  d.  b.- 
arts  d.  dipart.  XXV  (1901)  p.  472  fg.  (hier 
Reprod.  seines  Porträts  im  Museum  zu  Mar- 
seille). — Magaud,  Eloges  de  M.  M.  Aubert, 
Papety,  Dassy,  peintres  de  Marseilles.  Discount 
de  riception  de  l’Acadernie  impiriale  d.  Sciences. 
Marseille  1869.  R. 

Aubert,  Charles,  Architekt  zu  Paris  um 
1797;  von  ihm  das  Haus  Varin  im  Quartier 
der  Champs  filysees  (Abb.  bei  J.  Ch.  KrafTt 
et  A.  N.  Ransonettc:  Plans,  coupes  et  eleva- 
tions  des  plus  belles  maisons  et  hötels  con- 
struits  ä Paris.  Cah.  X.  Paris  1801 — 1802). 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze  1824.  H.  V. 

Aubert,  Charles  Henri,  Zeichner  in 
Paris,  geb.  daselbst  1797,  lieferte  hauptsäch- 
lich Buch-Vignetten. 

Gäbet,  Dict.  des  Artistcs  1831.  H.  V. 

Aubert,  Claudius,  (Aubarth,  Auwert), 
Stiickgicßer  in  Graz,  lieferte  1602  Mörser, 
Böller,  1617  4 Doppcifalkonetts  und  12  Mör- 
ser, 1619  4 Haubitzen  etc.  für  die  Landschaft ; 
goß  auch  Glocken  und  Schellen.  Er  starb 
17.  9.  1638. 

W a s 1 1 e r,  Handschr.  Nachtr.  z.  s.  Steiri- 
schen Kstlcrlex.  (im  Besitz  der  Tcchn.  Hoch- 
schule in  Gra2).  — Zahlreiche  Erwähn,  im  Jahrb. 
d.  Kstsammlgn.  d.  öst.  Kaiserhauses.  — Mitteil, 
d.  Zent-Komm.  N.  F.  XV.  97.  R. 

Aubert,  David,  Miniaturmaler,  Kalligraph, 
Kopist  und  Bibliothekar  Philipps  des  Guten, 
geb.  in  Hesdin  in  Artois  um  1435.  Er  ist 
der  Urheber  zahlreicher  und  wichtiger  Manu- 
skripte, z.  B.  1)  Le  Roman  du  Roy  Charles 
Märtel  et  de  ses  successeurs,  auf  Befehl  Phi- 
lipps (1463)  geschr.,  4 Bde.,  Bibi.  roy.  zu 
Brüssel ; 2)  Histoire  des  conquetes  de  Charlc- 


magne,  1458 — 1465,  3 große  Bde.  mit  Minia- 
turen, ebenda;  3)  Chronique  de  France,  be- 
endigt 1460,  ebenda;  4)  Chronique  abregee 
du  Roy  Philippe  le  Bel,  ebenda;  5)  Composi- 
tion  de  la  Sainte  Ecriture,  beendigt  in  Brüs- 
sel 1462,  mit  Miniaturen,  ebenda;  6)  Romu- 
leon, contenant  en  brief  les  faits  des  Ro- 
mains   verfaßt  von  Etienne  Forestel 

und  geschrieben  1468,  mit  Miniaturen,  eben- 
da; 7)  Romans  des  trois  fils  de  Roy  1463; 
im  Initiale  des  Textes  das  Wappen  Philipps 
des  Guten,  auf  dessen  Befehl  das  Manuskript 
ausgeführt  wurde.  Das  Schlußwort  lautet: 
„Le  present  livre  fut  grosse  comme  dessus 
en  prologue  est  au  long  contenu  dans  la  villo 
de  Hesdin  par  Dd  Aubert  l’an  de  l’incarna- 
tion  de  Nostre  Seigneur  Jhesu  Crist  Mille 
quatre  eens  soixante  trois.“  Und  weiter  un- 
ten: „Ce  livre  fut  a feu  Madame  Agnes  de 
Bourgoigne,  en  son  vivant  Duchesse  de  Bour- 
bonnais  d’ Auvergne,  et  depuis  au  bon  Jehan  et 
a Madame  Oe  de  France,  filles,  seurs  et  Cou- 
sins de  Roys.“  Agnes  von  Burgund,  Tochter 
Johanns  ohne  Furcht,  heiratete  1425  Char- 
les I.,  Herzog  von  Bourbon.  Sie  starb  1476 
in  Moulins.  Jean  le  Bon,  Herzog  von  Bour- 
bon, war  der  Sohn  Charles  I.  und  verheira- 
tete sich  1447  mit  Jeanne  de  France,  Tochter 
Charles  VII.  Sie  starb  1482  und  Jean  1488. 
— Paris,  Bibi.  Nat.  8)  ; Ein  Exemplar  der 
Vita  Christi  im  British  Mus.  hat  das  Schluß- 
wort: escript  par  David  Aubert  en  la  bonnc 
ville  de  Gand  l’an  de  grace  mil  CCCC.  LXXIX. 

B r a d 1 c y,  A dictionary  of  Miniat.  I 80.  — 
A.  B e r a r d,  Dict.  biograph.  — P.  Durrieu, 
Alex.  Bening  etc.  (Gaz.  d.  b.-arts,  III  Per.  V 
364).  — Gaz.  d.  b.-arts  III  P6r.  XXIV  120, 
XXXIII  371.  H.  H. 

Aubert,  Denis,  französ.  Werkmeister  zu 
Reims,  wurde  1485  als  Bausachverständiger 
nach  Troyes  berufen. 

A s s i e r,  Comptes  de  l’oeuvre  de  la  cathidr. 
de  Troyes.  — Bauchal,  Dict  des  Archit. 

C.  Enlart. 

Aubert,  D e s i d c r i o,  französ.  Bildhauer 
um  1710,  nur  von  Zani  Enc.  II  erwähnt. 

Aubert,  Ernest  Jean,  s.  Aubert,  Jean. 

Aubert,  Felix,  französ.  „artiste  dccora- 
tcur“,  geb.  24.  5.  1866  in  Langrune  sur  mer, 
bei  Bayeux,  trat  zum  ersten  Male  bei  der 
Gründung  des  „Salon  des  Six“ : L'Art  dans 
Tout,  hervor,  wo  mit  ihm  Charles  Plumet, 
Dampt,  Tony  Selmersheim,  Morcau-Nelaton 
und  Alexandre  Charpentier  vertreten  waren. 
Dieser  Salon,  der  1895  und  1896  zwei  Aus- 
stellungen dekorativer  Kunst  veranstaltete, 
gab  Gelegenheit,  den  echt  französ.  Geschmack 
Auberts  zu  würdigen,  der  durch  Vereinfa- 
chung der  Linie,  durch  die  Klarheit  des  Motivs, 
durch  die  der  Natur  sehr  nahe  kommende 
florale  Stilisierung,  der  Kunstweise  von  Wil- 
liam Morris  entgegentrat.  — Seitdem  hat  A. 
unzählige  Entwürfe  für  Tapeten,  Möbelstoffe, 
Woll-  und  Seidenwebereien,  gemalte  Pa- 


Künstlcrlexikon.  Bd.  □. 


225 


iS 


Aubert 


piere,  Fayenceplatten,  Scheiben  (Salon  1899) 
geschaffen.  Er  hat  auch  den  Weg  gezeigt,  wie 
man  durch  bloße  Friesmalereien  selbst  die  ein- 
fachsten Wohnungen  noch  durch  eine  Probe 
originaler  Kunst  aufheitern  kann.  Von  vielen 
seiner  typischen  Friesentwürfe  seien  hier  nur 
die  beliebtesten  genannt : Die  für  Knabenzimmer 
mit  Sinnsprüchen  wie:  Sois  brave;  Courage 
(die  Buchstaben  in  ruhigen  geometrischen 
Formen),  dann  die  Friese  für  Zimmer  junger 
Mädchen  mit  dem  Motiv:  Weiße  Margariten 
in  Fächerbuketts.  — Er  hat  auch  die  fast  in 
Vergessenheit  geratene  Spitzenindustrie  in 
der  Provinz  Calvados  und  der  sogen.  Chan- 
tillyspitze wiedererweckt  Er  komponierte 
das  Spitzentuch,  das  der  russischen  Kaiserin 
von  der  französ.  Republik  bei  ihrem  ersten 
Besuche  in  Paris  verehrt  wurde.  Zusammen 
mit  G.  Robert  hat  er  auch  glückliche  Ver- 
suche zur  Herstellung  farbiger  Spitzen  ge- 
macht (Salon  de  la  Soc.  Nat.  d.  b.  arts  1902). 

The  Studio,  Winter  Number  1901/2.  — Mün- 
chener Sezession  1899.  — Revue  d’art  de- 
coratif,  passim.  — Roger  Marx,  La  döcora- 
tion  et  les  industrics  d’art  ä l'Exposition  Uni- 
vers.  de  1900,  passim.  — Dekor.  Kunst  1899  p. 
148  ff.,  172  ff.  (Abb.);  IX  112. 

Gustave  Geffroy. 

Aubert,  Jacques,  französ.  Bildhauer, 
übte  seine  Kunst  am  Ende  des  17.  Jahrh.  in 
Angers. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  franq.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Aubert,  Jean,  französ.  Bildhauer  u.  Gold- 
schmied, arbeitete  1861  in  Tours. 

Lami,  Dict  des  sculpt  franq.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Aubert,  Jean,  Bildschnitzer  und  Elfenbein- 
arbeitcr.  Neffe  des  Elfenbeinschnitzers  Pierre 
Aubert  in  Tournai.  Arbeitete  zwischen  1388 
und  1395  in  Paris  für  den  Hof  und  lebte  noch 
1408.  Wir  wissen  aus  Rechnungen,  daß  er 
1388  ein  Elfenbeinkreuz  restaurierte  und  eine 
Elfenbeintafel  reinigte  und  daß  er  1395  Zah- 
lung für  eine  Elfenbeinlaterne  für  die  Königin 
erhielt. 

P i n c h a r t,  Quelques  Artistes  et  quelques 
artisans  de  Tournai  des  XIV.,  XV.  et  XVI. 
si&des.  (Bull,  de  l’acad.  royale  de  Belgique  3. 
sör.  IV.)  R.  Koechlin. 

Aubert,  Jean,  1386  in  Lyon  urkundlich  als 
„ymager“  erwähnt,  ist  vielleicht  mit  dem  vor- 
hergehenden identisch. 

N.  Rondot,  Les  Sculpteurs  de  Lyon  p.  15. 

Aubert,  J e h a n,  französ.  Kalligraph,  Ein- 
nehmer von  Gravelines,  schrieb  um  1441  2 
Psalter  für  den  Herzog  von  Burgund,  scheint 
aber  eher  Beamter  als  Künstler  gewesen  zu 
sein. 

De  I.abordc,  Les  ducs  de  Bourgogne  I, 
art.  n.  1359.  »• 

Aubert,  Jean,  französ.  Werkmeister,  tätig 
1562  am  Bau  des  alten  Louvre-Palais  zu  Paris. 

Berty,  Topographie  artistique  de  l’ancien 
Paris.  — Bauchal,  Dict.  des  Archit. 

C.  Enlart. 


Aubert,  Jean;  mehrere  französ.  Glocken- 
gießer des  Namens  im  16.  und  17.  Jahrh. 
durch  Signaturen  auf  erhaltenen  Glocken  be- 
kannt. 

Champeaux,  Dict.  d.  fondeurs  p.  41.  ** 

Aubert,  Jean,  französ.  Architekt  und  Ste- 
cher, wurde  22.  1.  1720  in  die  Akad.  für 
Architektur  aufgenommen ; + 13.  10.  1741. 
Er  erbaute  die  großen  Marställe  zu  Chantilly 
für  den  Herzog  von  Bourbon  und  das  zur 
Wohnung  der  Edellcutc  bestimmte  Gebäude. 
Er  war  auch  einer  der  Architekten  des  Pa- 
lais Bourbon  in  Paris.  Seine  anderen  Werke 
in  Paris  sind:  das  Hotel  du  Maine,  das 
Hotel  de  Beauvais,  das  von  L’Assurance  be- 
gonnen worden  war,  und  in  Soissons  das 
Hotel  de  ville.  Man  muß  ihm  oder  einem 
Künstler  gleichen  Namens  eine  Serie  von 
Kupferstichen  zuschreiben,  die  in  Paris  bei 
Huquicr  veröffentlicht  wurden  und  nach  Gil- 
lot,  Bouchardon,  Natoire,  Jeaurat,  Watteau, 
ausgeführt  sind.  Le  Blanc  schreibt  sie  einem 
anderen  Jean  Aubert  zu,  der  1725  gestorben 
sein  soll. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bellier-Auvray, 
Dict.  Gen.  — M a c o n,  Les  Arts  dans  la  maison 
de  Conde  1903.  — Guilmard,  les  Maitres 
omemanistes.  — Lance,  Dict.  des  archit.  — 
Bauchal,  Dict  des  archit.  — Archivcs  de 
l’art  franq.  I 421.  — Reunion  des  Soc.  des  B.-A. 
XVII  506.  — Portal  is  et  Böraldi,  Les 
Grav.  du  XVIIIe  s.  Appcnd.  III  716.  /.  Guibert. 

Aubert,  Jean,  französ.  Maler,  geb.  11.  5. 
1824  in  Paris,  + ebenda  2.  6.  1906,  Schüler 
von  Paul  Delaroche  und  Achille  Martinet, 
ging  1844  mit  dem  großen  Preis  nach  Rom. 
Er  wurde  im  Anfang  als  Radierer  und  Litho- 
graph bekannt  und  hat  viele  Bilder  zeitgenös- 
sischer Maler  radiert  oder  lithographiert. 
Seit  1851  war  er  hauptsächlich  als  Maler 
tätig  und  hat  einige  Bildnisse,  ein  Historien- 
gemälde „Die  christlichen  Märtyrer  unter  Dio- 
kletian“, und  zahlreiche  Genrebilder  gemalt, 
wovon  sich  nichts  über  eine  ehrenvolle  Mittel- 
mäßigkeit erhebt,  die  aber  wegen  ihres  süß- 
lichen Anckdoteninhaltes  beim  Publikum  gro- 
ßen Beifall  fanden.  Ein  Bild  von  A.  „Die 
Botschaft“  befindet  sich  im  Museum  in  Al- 
tenburg. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Liste  s.  Lithogr.  und 
Stiche).  — Bellier-Auvray,  Dict.  gön.  und 
Suppl.  — F.  von  Bötticher,  Malerwerke  d. 
19.  Jahrh.  — Jules  Martin,  Nos  peintres  et 
sculpteurs,  Paris  1897.  — Bcraldi,  Les  gra- 
veurs  du  XIXe  sieclc.  — Gar.  d.  b.-arts,  Table 
alphab.  I— XV,  XVI— XXV,  II.  Per.  I— XXII. 
— Montrosier,  Les  artistes  modernes,  Pa- 
ris 1882,  II  129 — 131.  — Pariser  Salon  1885, 
1887 — 91,  1898—99.  K.  E.  Schmidt. 

Aubert,  Joseph,  Porträt-  und  Historien- 
maler in  Paris,  geb.  in  Nantes  am  20.  8.  1849, 
Schüler  von  Cabanel  und  Yvon.  In  seinen 
Historienbildern  behandelt  er  meist  ernste 
legendarische  Stoffe.  Im  Pariser  Salon  er- 
schien er  zum  ersten  Male  1877  mit  dem  Bilde 
„L’Angc  dechu“;  1882  zeigte  er  dort  „Noya- 


226 


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Aubert  — Aubertier 


des  de  Nantes“,  ein  Gemälde,  das  er  dem  Mu- 
seum zu  Nantes  schenkte.  Das  Museum  von 
Vannes  besitzt  von  ihm  „Legende  celtiquc“. 

E.  Maillard.  L’Art  ä Nantes.  — Jules 
Martin,  Nos  Peintrcs  et  Sculpteurs,  Paris 
1897.  — Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl. 

** 

Aubert,  Louis,  französ.  Genre-  und  Land- 
schaftsmaler, tätig  um  1740 — 1780.  Nach  Hei- 
necken soll  er  der  Sohn  eines  „musicien,  vio- 
lon  de  l’Opera“  gewesen  sein,  und  vielleicht 
ist  damit  Jacques  Aubert,  der  Komponist  der 
Ballettmusik,  der  um  1753  in  Paris  lebte,  ge- 
meint — Louis  Auberts  Zeichnungen  sind 
oft  mit  denen  Chardins  verwechselt  worden. 
Von  seinen  Gemälden  ist  im  Original  nichts 
nachweisbar,  nur  eine  Reihe  von  Stichen 
nach  ihnen  (von  C.  Duflos,  F.  Basan,  H.  Ro- 
berts, Angelique  Papavoine),  darunter  auch 
sein  Porträt,  gibt  eine  Vorstellung  von  ihnen. 
Im  übrigen  sind  wir  auf  urkundliche  Nach- 
richten angewiesen.  Danach  malte  er  1745 
für  die  Summe  von  240  livres  3 dekorative 
Gemälde  für  Fontainebleau  und  für  densel- 
ben Preis  4 Supraporten  für  die  Appartements 
des  Dauphin  in  Versailles.  1746  erhielt  er  für 
eine  Landschaft  für  Choisy  100  livres  und 
für  4 Landschaften  für  die  Zimmer  der  Ma- 
dame Pompadour  in  Compiegnc  400  livres; 
1747  für  4 Landschaften  mit  Tierstaffage  für 
die  Zimmer  des  Dauphin  in  Compiegnc  1000 
livres.  Er  war  noch  um  1778  tätig. 

Chronique  d.  arts  1895,  312.  — Gaz.  d.  b.-arts 
XVI  166.  — Meyer,  Kstlerlex.  (hier  Liste  der 
Stiche).  F.  L.  Brucl. 

Aubert,  Louis  Franqois,  kgl.  Email- 
leur  in  Paris;  + 20.  10.  1755,  Schwiegervater 
des  berühmten  Pastellisten  J.  B.  Perronncau. 
Er  ließ  sich  seine  Emaillen  bis  zu  60  louis 
bezahlen. 

Nouvell.  Arch.  de  l’art  frang.  V (1884)  215; 
III  ser.  XIX  (1904)  186.  F.  L.  Bruel. 

Aubert,  Michel,  französ.  Kupferstecher 
1700 — 1757,  stach  Szenen  aus  dem  alten  und 
dem  neuen  Testamente  nach  alten  Meistern 
und  arbeitete  auch  nach  Zeitgenossen,  z.  B. 
nach  Watteau  „la  fete  du  dieu  Pan“,  „le  ren- 
dez-vous  de  chasse“,  „l’Indiscret“,  „les  habille- 
ments  de  la  Province  de  Houkouan" ; nach 
Boucher:  „la  Mort  d' Adonis";  nach  Jeaurat: 
„l’Econome“,  „la  Savante“,  „la  Coquette“,  „la 
Devote“.  Er  stach  auch  Porträts  und  Vig- 
netten, u.  a.  nach  Oudry,  für  die  Fabeln  von 
La  Fontaine.  — In  allem  zeigt  er  sich  als  ein 
Stecher  von  sehr  mittelmäßigem  Reproduk- 
tionstalent. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  Verz.  von  59  Num- 
mern). — Portalis  et  Biraldi,  Les  gra- 
veurs  d.  XIXe  s.  — Dussicux,  Art.  frang.  ä 
l’ctranger.  — Eaginc  Piot,  Etat  civ.  — 
Ilcrluison,  Actes  d’Etat  civ.  — Gaz.  d. 
Beaux-Arts,  table  alphab£tique,  t.  I — XV  u.  XVI 
— XXV.  P.  A.  Lemoisne, 

Aubert,  Paul,  französ.  Bildhauer,  gcb.  zu 
Aix  (Bouches-du-Rhöne),  Schüler  von  Du- 


mont  und  Truphcme,  stellte  zuerst  im  Pa- 
riser Salon  1879  aus.  Er  erlangte  1886  eine 
ehrenvolle  Erwähnung  mit  einem  Gipsflach- 
relief „Hommage“  und  1891  eine  III.  Medaille 
mit  einer  Statue  des  Orpheus. 

Bellier-Auvray,  Dict  g6n.  Suppl.  Lami. 

Aubert,  Pierre,  französ.  Elfenbeinschnitzer 
in  Tournai,  wird  1380  Bürger,  vor  1408  ge- 
storben. Onkel  des  Jean  Aubert. 

Meyer,  Kstlerlex.  — A.  de  la  Grange  et 
L.  Cloquet,  L’Art  ä Tournai  I 84.  *•* 

Aubert,  Pierre,  französ.  Kupferst.  1663 
bis  1668  in  Lyon  erwähnt. 

R o n d o t,  Les  grav.  d’est.  en  cuivre  ä Lyon 
au  XVIIe  s.  /.  Guibert. 

Aubert,  Pierre,  französ.  Bildhauer,  geb. 
zu  Lyon,  Schüler  von  Bonnassieux,  Dumont 
und  Thomas,  stellte  zuerst  1879  im  Salon 
aus.  1899  erlangte  er  eine  III.  Medaille  mit 
einer  Gipsgruppe,  die  „die  Quelle  und  den 
Geist  der  Wellen“  verkörperte.  Außerdem 
führte  er  ein  Bronzebildnis  des  aus  Lyon 
stammenden  Dichters  Josephin  Soulary  aus 
(1893),  eine  Marmor-Statue  Meissonniers 
(1895)  und  ein  Marmorbildnis  des  Malers 
Flandrin,  das  sich  in  Lyon  befindet. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gön.  Suppl.  — 
Kat  d.  Salons.  Lami. 

Aubert,  Pierre  Eugene,  französ.  Kup- 
ferst., geb.  17.  8.  1789  zu  Paris,  f daselbst  im 
April  1847,  war  ein  Schüler  von  Sehender; 
er  stellte  seit  1827  im  Salon  aus.  Unter  ande- 
ren Arbeiten  stach  er  für  die  Werke:  Souve- 
nirs du  Golfe  de  Naples  von  Turpin  de  Crisse 
(Paris  1828);  Memoires  du  Marcchal  Suchet 
(Paris  1834);  Recueil  d’estampes  grav^es 
d’apres  les  peintures  antiques,  Paris  1821 
(von  Desnoyers  oder  unter  seiner  Leitung 
herausgegeben) ; les  Galeries  historiques  de 
Versailles  (Paris  1838) ; la  Galerie  Aguado 
(Paris  1837). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bellier-Auvray, 
Dict  — B c r a 1 d i,  Grav.  du  XIXe  s.  — Le 
Blanc,  Manuel.  J.  Guibert. 

Aubert,  Stephanie,  Pastellmalerin  in  Pa- 
ris, gcb.  daselbst,  Schülerin  von  Mlle  Voulle- 
mier,  stellte  fast  alljährlich  im  Salon  (1865 
bis  1878)  Damenporträts  und  wcibl.  Studien- 
köpfe aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.  und  Suppl. 

H.  V. 

Aubert,  William,  Schweizer  Genre-  und 
Landschaftsmaler,  geb.  zu  La  Chaux-dc-Fonds 
13.  2.  1856,  Leiter  der  dortigen  Kunstschule, 
stellte  seit  1895  in  Neuchätel  aus. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Aubert,  Yves,  Tischler  und  Maler  in 
Mans,  besserte  1563  das  Holz  des  Schreines 
der  hl.  Scholastika  aus  und  bemalte  es  neu, 
auf  Rechnung  des  Kapitels  von  Saint-Pierre 
de  la  Cour. 

E s n a u 1 1,  Dictionnaire  des  artistes  et  arti- 
sans  manceaux.  H.  Longnon. 

Aubertier,  Alcide  Francisque,  Maler, 
geb.  in  Lyon  1.  1.  1827,  Schüler  von  Lepage 


227  15* 


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Aubcrtier  — Aublet 


und  Tissot,  arbeitete  in  Paris,  wo  er  im  Sa- 
lon von  1865 — 70  Genrebilder,  Porträts  (auch 
Pastelle)  ausstellte.  — Seine  Folge  der  Jah- 
reszeiten wurde  von  Gilbert  lithographiert, 
4 Bl.  groß-fol.  schwarz  und  farbig. 

Bellier- Auvray,  Dict.  gen.  u.  Suppl.  ** 

Aubertier,  Eugene,  Landschaftsmaler  in 
Chätillon  (Seine),  geb.  zu  Lyon  (Rhone), 
stellte  im  Salon  1876 — 1870  einige  Kohlezeich- 
nungen aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl. 

Aubertin,  Claude,  lothring.  Maler  in  Lu- 
neville  bei  Nancy,  wird  1718  Hofmaler  ge- 
nannt und  ist  vor  1749  verstorben.  Werke 
von  ihm  nicht  bekannt. 

R6un.  d.  Soc.  d.  b.-arts  XXIII  401. 

Aubertin,  Francois,  französ.  Kupferst., 
geb.  6.  7.  1778  zu  Metz,  wurde  mit  18  Jahren 
für  ein  Bataillon  von  Freiwilligen  des  De- 
partement de  la  Moselle  angeworben,  dem 
Stab  des  Generals  Marceau  als  Zeichner  zu- 
crtcilt,  1795  in  Mainz  gefangen  genommen 
und  nach  Dresden  gebracht.  Dort  arbeitete 
er  bei  einem  Kupferdrucker  und  fing  dann 
an  selbständig  Stiche  auszuführen,  indem  er 
das  Aquatintaverfahren  anwandte,  das  da- 
mals in  Deutschland  noch  wenig  gebräuchlich 
war.  Nach  dem  Frieden  von  Lunevillc 
(1801)  reiste  er  nach  Paris,  wo  er  sich 
mehrere  Jahre  aufhielt,  dann  begab  er  sich 
nach  Metz,  von  wo  aus  er  nach  Brüssel  ging 
und  später  nach  Gent,  woselbst  er  sich  27.  8. 
1821  das  Leben  nahm.  — Er  reproduzierte 
vornehmlich  die  Werke  folgender  Künstler 
im  Stich:  J.  B.  Isabey,  F.  Gerard,  J.  M.  W. 
Turner,  Potter,  van  Loo,  Thormeyer,  Da- 
nicll.  Eine  Anzahl  Abzüge  seiner  Blätter 
sind  in  Farben  ä la  poupee  gedruckt,  andere 
sind  mit  der  Hand  in  Aquarclltönen  aufge- 
höht 

Meyer,  Kstlcrlcx.  (hier  Verzeichnis  seiner 
Werke).  — Le  Blanc,  Manuel.  — Goctghc- 
b u e r,  Le  graveur  Aubertin  (Gand  1S53.  S.  A. 
aus  d.  Annalcs  de  la  Soc.  roy.  des  b.-a.  et  de 
Litt  1853).  J.  Guiberl. 

Aubertin,  Jean,  lothringischer  Maler,  f 16. 
12.  1681  zu  Nancy,  nur  urkundlich  erwähnt. 

R6union  d.  Societes  d.  Bcaux-Arts  XXIII 
401.  H.  V. 

Aubertin,  Nicolas,  französ.  Bildhauer, 
geb.  um  1649,  arbeitete  1679  in  Nancy  an  der 
plast.  Ausschmückung  der  Kapelle  des  College 
des  Jesuites.  f 1688. 

Lami,  Dict  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Aubertin,  Nicole  d’,  Kunststickerin,  Ur- 
sulinerin; schuf  1713  für  das  Ursula-Kloster 
in  Metz  10  sehr  kostbare  Tapisserien,  Szenen 
aus  der  Geschichte  der  hl.  Ursula  und  des 
Augustin  darstellend. 

Kraus,  Kunst  u.  Altert,  in  Els.-Lotb.  III. 
Lothringen,  p.  740.  De. 

Aubery,  Jean,  Maler  franz.  Abstammung, 
geb.  in  Kassel  am  13.  8.  1810;  1838 — 1848  in 
Paris  am  Hofe  Louis  Philipps  tätig.  Im  Re- 


volutionsjahre verließ  er  Frankreich,  lebte  bis 
1853  in  Italien  und  wanderte  dann  nach  Cin- 
cinnati aus,  wo  er  1893  starb.  Im  Pariser 
Salon  von  1839  stellte  er  aus  „Rast  der  Pil- 
ger in  der  Wüste“,  1841  zwei  Porträts  und 
1845  einen  Christus  am  Kreuz.  Die  Kirche 
Sainte-Maric  des  Batignolles  zu  Paris  besitzt 
von  ihm  ein  Gemälde  „Ecce  Homo“. 

Bellier-Auvray.  Dict.  gen.  — Richesses 
d’art  de  la  France : Paris,  Mon.  rel.  II.  — Mün- 
chener Neueste  Nachr.  vom  15.  12.  1893.  — Vos- 
sischc  Zeit,  vom  24.  11.  1893.  H.  Longnon. 

Aubery,  s.  auch  Aubry. 

Aubigny,  d’,  s.  Daubigny. 

Aubin,  französ.  Ornament-Bildhauer,  führte 
1836  den  plast.  Schmuck  der  Pavillons  auf 
der  Place  de  la  Concorde  in  Paris  aus,  be- 
sonders die  Statuen  von  Städten  nach  der 
Rue  Royale  zu. 

Richesses  d’art.  Paris.  Mon.  civ.  II  38.  Lami. 

Aubin,  Etienne  Gustave,  Pariser  Por- 
trätmaler, namentlich  in  Pastell  arbeitend, 
geb.  am  20.  7.  1821  in  Paris,  f daselbst  am  17. 
10.  1865,  seit  1848  in  Brüssel  ansässig.  Schü- 
ler von  L.  Cogniet  und  der  Ecole  d.  beaux- 
arts.  Er  stellte  seit  1847  wiederholt  in  den 
Pariser  Salons,  in  Antwerpen  u.  in  Brüssel 
aus.  1851  erhielt  er  im  Brüsseler  Salon  die 
goldene  Medaille. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  III.  H.  V. 

Aubin,  Jean,  französ.  Bildhauer,  arbeitete 
in  der  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh.  in  Avallon 
(Yonne). 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  nge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Aubin,  Nicolas,  Bildhauer  und  Architekt, 
arbeitete  in  Paris  1650  mit  Liger  de  Parou 
an  verschiedenen  Bildhauerwerken,  die  nach 
Zeichnungen  von  Philippe  de  l’Orme  in  der 
Kapelle  der  Goldschmiede  oder  des  St.  Eloi 
ausgeführt  wurden. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Aubin,  Saint-,  s.  Saint-Aubin. 

Aubirici,  Domenico,  Architekt  am  Bap- 
tisterium zu  Pisa,  unter  dessen  Leitung  die 
Erhöhung  des  Emporengcwölbes  ausgeführt 
wurde.  Die  Inschrift  seines  Grabsteins  lau- 
tet: S(epulcrum)  venerabilis  domini  Domi- 
nici  olim  Raynerii  Aubiricis  operarii  hujus 
operis,  qui  obiit  die  XVIII  novembris  Anni 
dni  MCCCI.XXXV  indictionc  tertia. 

M o t h e s,  Die  Baukst.  d.  Ma.  in  Italien  p. 
732.  •• 

Aubl§,  L.,  französ.  Ornament-Zeichner  (Blu- 
men, Früchte)  um  die  Mitte  des  18.  Jahrh.; 
seine  Entwürfe  von  Pariset  gestochen. 

Kronthal,  Lex.  d.  techn.  Kste.  1898.  H.  V. 

Aublet,  Albert,  französ.  Maler,  geb.  18.  1. 
1851  in  Paris,  Schüler  von  Claudius  Jacquand 
und  Leon  Geröme.  Stellt  seit  1873  im  Salon 
des  Artistes  frangais  aus.  Er  hat  Bildnisse, 
geschichtliche  und  religiöse  Gemälde  und  be- 
sonders Genrebilder  gemalt.  Eines  seiner 
Bilder  „Träumerei"  befindet  sich  im  Besitze 
des  Prinzregenten  von  Bayern;  in  der  Kirche 


228 


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Aublet  — Aubriet 


von  Treport  ist  ein  den  Sturm  beschwichti- 
gender Christus  von  ihm;  in  Tunis  das  Por- 
trät des  Beys  im  Bardo-Palast,  im  Museum 
zu  Philadelphia  ein  „Schlafendes  Mädchen“, 
im  Museum  von  St  Etienne  „Nero  vergiftet 
seine  Sklaven“,  bei  Vanderbilt  in  New  York 
„Die  Ermordung  des  Herzogs  von  Guise  im 
Schlosse  von  Blois“.  A.  leistet  auch  als  Illu- 
strator Vorzügliches,  und  eine  seiner  besten 
Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  ist  die  Illustra- 
tion des  Romans  „Fort  comme  la  mort“  von 
Maupassant.  — Auch  auf  Münchener  Aus- 
stellungen der  80er  und  90er  Jahre  des  19. 
Jahrh.  hat  er  mehrfach  ausgestellt  (zuletzt 
Glaspalast  1901)  und  Auszeichnungen  er- 
halten. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Jules  Martin,  Nos  peintres  et  sculpteurs, 
Paris  1897.  — Graves,  Roy.  Acad.  I.  — Gaz. 
d.  b.-arts,  Table  alphab.  II.  Per.  1— XXII.  — 
Zeitscbr.  f.  b.  Kst.  XXIII  331,  N.  F.  II  96,  V 117, 
Kstchronik  XIV  594.  XXIII  634,  XXIV  533,  687, 
N.  F.  II  96,  V 117,  VII  87.  537.  — Kunst  f.  Alle 
1888,  1890,  1891,  1894,  1896,  1897.  — Kat.  d. 
Pariser  Salon  1885,  1887 — 89,  1906. 

K.  E.  Schmidt. 

Aublet,  Nicolas,  französ.  Bildhauer,  geb. 
1833  zu  Paris,  f um  1860,  Schüler  von  Rüde, 
behandelte  hauptsächlich  religiöse  Motive. 
Im  Salon  1859  stellte  er  eine  Marmorstatue 
aus:  „Jesus  enfant  discourant  dans  le  temple“. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gin.  Lami. 

Aublinger,  B e r t h o 1 d,  Kanonikus  zu  St. 
Andreas  in  Freising,  verfertigte  (perfecit  laut 
Inschrift)  1323  das  Chorgestühl  für  seine 
Stiftskirche,  welches  jetzt  zum  Teil  im  dorti- 
gen Diözesan-Mus.  aufgestellt  ist. 

Meyer,  Kstlerlex.  •* 

Auboin,  Eusebe  Albin,  Landschaftsma- 
ler, geb.  in  Orleans  1787,  f in  Paris  15. 3. 1824. 

Artistes  Orlcanais,  Orleans  1863.  H.  V. 

Auboin,  Frangois  Louis  Etienne, 
Maler  und  Stecher,  Bruder  des  Vorigen,  geb. 
in  Paris  1780,  f daselbst  23.  7.  1828,  Schüler 
von  Bardin. 

Artistes  Orleanais,  Orleans  1863.  H.  V. 

Aubois,  Auguste,  französ.  Genre-  und 
Historienmaler,  geb.  zu  Chäteau-Gonticr  (Ma- 
yenne)  1795,  + zu  Paris  1831,  stellte  seit  1822 
wiederholt  im  Salon  aus.  In  der  Kirche 
Saint-Gcrmain-rAuxcrrois  zu  Paris  befinden 
sich  von  ihm  ein  hl.  Sebastian  und  ein  Mar- 
tyrium des  hl.  Gervasius;  im  Schlosse  Ville- 
neuve-L’etang  hat  er  ein  Boudoir  mit  mytho- 
logischen Szenen  ausgemalt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  H.  V. 

Aubonne,  Jean  d’  (Dabonne),  Bildhauer 
(„masson  et  imageur“)  in  Tournai,  schließt 
1499  einen  Kontrakt  auf  Herstellung  einer 
Kapelle  in  der  Kathedrale  zu  Chälon-sur- 
Saöne. 

E.  Marchal,  La  Sculpt.  etc.  1895  p.  279.  ** 

Aubourg,  französ.  Radierer,  Dilettant  zu 
Anfang  des  19.  Jahrh.,  von  dem  Meyer  ein 
anonymes  Blatt  mit  Ansichten  ägyptischer 
Monumente  anführt. 


Catalogue  Dcnon  No.  575.  — Le  Blanc, 
Manuel.  — Meyer,  Kstlerlex.  /.  Guibcrt. 

Aubout,  Jacob,  Glasmaler  in  Paris,  ver- 
handelte am  1.  7.  1518  mit  dem  Doyen  Gabr. 
de  Gouffier  wegen  Lieferung  einer  Folge  von 
gemalten  Glasfenstcrn  für  die  Kirche  St.  Be- 
noit  in  Paris. 

Nouv.  Archives  de  l’art  frang.  1896,  10.  ** 

Aubrat,  G u i 1 1 a u m e,  Architekt  u.  Zeich- 
ner des  Königs  von  Frankreich,  erhält  am 
20.  6.  1716  Urlaub,  um  sich  in  die  Dienste 
des  Kurfürsten  von  Köln  zu  begeben. 

Nouvclles  Archives  de  l’art  frang.  VI  1878, 
p.  17.  H.  V. 

Aubre,  französ.  Gemmenschncider  des  18. 
Jahrh.  Von  ihm  die  schön  ausgeführte  Inta- 
glie  zu  verzeichnen:  Satyr,  eine  Nymphe  um- 
armend ; daneben  sitzt  ein  Satyrweib.  Bez. 
AVBRE. 

Raspe,  Descriptive  Catalogue  (der  großen 
Gcmmcnpastcnsamml.  von  Tassie).  London  1791 
No.  5386.  — Ms.  H.  Rolle«. 

Aubree,  Familie  von  Holzschnitzern  in  An- 
gers vom  Ende  des  16.  bis  Anfang  des  18. 
Jahrh.  Acht  ausübende  Mitglieder  werden 
urkundlich  erwähnt,  aber  Arbeiten  von  ihnen 
sind  nicht  nachgewiesen. 

C.  Port,  Lcs  Artistes  Angevins,  Paris  1881. 

Aubrüe,  Philippe,  französ.  Bildhauer  in 
Angers,  verpflichtete  sich  1690  durch  Vertrag, 
die  Holztäfelungen  des  Chores  in  der  Kirche 
Saint-Mainboeuf  auszuführen.  Er  starb  1707 
im  Alter  von  67  Jahren. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Aubree,  Pierre,  französ.  Architekt,  stellte 
das  Schiff  der  Kirche  von  Saint-Romain-de- 
Colbosc  (1780  vollendet)  und  gemeinschaft- 
lich mit  dem  Maurermeister  Michel  Dubois 
aus  Le  Havre  1767  den  Glockenturm  der 
Kirche  von  la  Remuee  (Scine-Inferieure) 
wieder  her ; 1774  begann  er  nach  den  Plänen 
von  Patte  mit  dem  Neubau  der  Kirche  von 
Bolbec  (1781  vollendet). 

Bauchal,  Dict.  d.  Archit.  Frang.  1887. 

Aubri,  s.  Aubry. 

Aubrier,  französ.  Kupferstecher  des  18.  Jahrh. 
Man  kennt  von  ihm  einen  bezeichneten  Stich 
mit  dem  Porträt  des  Cesare  Borgia  (gemalt 
von  W.). 

Heinccken,  Dict.  P.  A.  Lcmoisnc. 

Aubriet,  Claude,  Miniaturmaler,  nament- 
lich von  naturgeschichtlichcn  Gegenständen, 
geb.  zu  Chälons-sur-Marne.  Als  sein  Geburts- 
jahr nimmt  man  1651  an;  in  dem  von  Jal 
aufgefundenen  Totenaktc  des  Künstlers  (t 
3.  12.  1742  zu  Paris)  dagegen  heißt  es,  er 
sei  ungefähr  77  Jahre  alt  gewesen.  Demnach 
dürfte  seine  Geburt  vielmehr  um  1665  zu 
setzen  sein.  Er  war  der  Schüler  Jean  Jou- 
berts  u.  ersetzte  diesen,  laut  Verfügung  vom 
23.  1.  1700,  in  seiner  Stelle  als  Maler  des 
k.  Kabinetts  und  Gartens.  Noch  im  Almanach 
royal  von  1742  erscheint  er  als  Maler  und 
Zeichner  bei  der  Akad.  der  Wissenschaften 


22g 


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Aubriot  — Aubry 


unter  dem  Titel : Peintre  du  Roi,  au  Jardin 
du  Roi.  Er  begleitete  als  Zeichner  den  be- 
rühmten Botaniker  Tournefort  auf  der  Reise 
nach  der  Levante  (März  1700— Juni  1702), 
nachdem  er  bereits  früher  für  dessen  Institu- 
tioncs  rei  herbariae  die  Zeichnungen  geliefert 
hatte.  A.  war  für  zahlreiche  naturgeschicht- 
liche Werke  tätig  und  setzte  die  von  Gaston 
von  Orleans  veranlaßten,  durch  Nicolas  Ro- 
bert begonnenen  Pflanzenzeichnungen  auf  Per- 
gament fort,  an  denen  auch  Joubert  und  die 
Mad.  Basseporte  teilhaben.  Diese  befinden 
sich  jetzt  auf  dem  Kupferstichkabinett  der 
Nationalbibliothck  zu  Paris,  die  noch  außer- 
dem fünf  Foliobändc  mit  Zeichnungen  von 
Muscheln  und  Fischen  und  zwei  Folgen  von 
Schmetterlingen,  Vögeln  und  Fischen  von 
ihm  hat  Ebenso  besitzt  die  Bibliothek  zu 
Göltingen  eine  Menge  Zeichnungen  von  sei- 
ner Hand.  Wie  sehr  Aubriet  bei  den  Natur- 
forschern geachtet  war,  geht  daraus  her- 
vor, daß  de  Candolle  eine  Pflanze  aus  der 
Familie  der  Kruziferen  „Aubrietia“  nannte, 
und  daß  Bernard  de  Jussieu,  Vorstand  der 
medizinischen  Fakultät  zu  Paris,  seinem  Lei- 
chenbegängnis in  erster  Reihe  beiwohnte. 

H.  Men  u,  Claude  Aubriet,  peintre  de  fleurs, 
8°  Chälons  s.  M.  1867.  — Jtl,  Dict.  crit.  — 
M a c o n,  Les  Arts  dans  la  maison  de  Cond6 
1903.  — Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  1884  p. 
28 — 38.  — Meyer,  Kstlerlex.  — Gaz.  d.  b.- 
arts  III  P6r.  (1890)  302.  R. 

Aubriot,  H u g u e s,  geb.  in  Dijon,  war 
augenscheinlich  als  Architekt  und  Ingenieur 
in  Paris  tätig.  Vor  1364  mehrfach  als  „Sur- 
intendant  des  finances“  erwähnt  und  in  letz- 
terem Jahre  vom  König  Karl  V.  von  Frank- 
reich zum  „prevöt“  von  Paris  ernannt,  ließ  A. 
in  Paris  neue  Kloaken  und  neue  Festungs- 
wälle errichten  und  erbaute  außerdem  die 
Bastille  (1370),  das  „Petit  Chätelet“  und  den 
Pont  St.  Michel.  Späterhin  der  Ketzerei  an- 
gcklagt,  wurde  A.  zu  lebenslänglichem  Ge- 
fängnis verurteilt  und  in  der  Bastille  ein- 
gekerkert. 1382  kehrte  er,  nachdem  er  durch 
den  Aufstand  der  Maillotins  die  Freiheit  wie- 
deTerlangt  hatte,  in  die  heimatliche  Bour- 
gogne  zurück,  woselbst  er  bis  zu  seinem  Tode 
verblieb. 

Juvönal  des  Ursins,  Hist,  de  Charles 
VI.  — Religicux  de  St.  Denis,  Docum. 
ined.  I 100.  — J a i 1 1 o t,  Recherchcs  sur  Paris 
XV  26.  — S a u v a 1,  Antiquit6s  de  Paris.  — 
Lcroux  de  Lincy,  Hist,  de  1’hötcl  de  ville 
de  Paris.  — Bauchal,  Dict.  des  Archit. 

C.  Enlart. 

Aubron,  Louis,  Maler  in  Bcauprcau  von 
1495 — 1514  mit  Zahlungen  für  Malerarbeiten 
mehrfach  erwähnt. 

C.  Port,  Les  Artistes  Angcvins,  Paris  1881. 

Aubry,  französ.  Stecher,  lebte  um  1680  in 
Paris.  Von  ihm  erwähnt  Ottley  (Notices) 
einen  roh  ausgeführten  Stich : Maria  Mag- 
dalena. /.  Guibert. 


Aubry,  Architekt  des  Königs  von  Frank- 
reich, fertigte  die  Pläne  für  den  Bau  des  Ho- 
spitals von  Chaumes-en-Brie,  zu  dem  am  7. 
9.  1719  der  Grundstein  gelegt  wurde. 

Bauchal,  Dict  d.  Archit.  Franc.  ff.  V. 

Aubry,  Abraham,  deutscher  Kupferst  u. 
Kupferstichverleger,  ein  jüngerer  Bruder  und 
Schüler  des  Peter  II  A.,  wohl  auch  aus  Straß- 
burg gebürtig  und  von  ebenso  mittelmäßigem 
Talent,  übte  seine  Kunst  in  verschiedenen 
Städten;  er  verweilte  anfangs  in  Straßburg 
und  arbeitete  hier  1650  für  den  Verlag  sei- 
nes Bruders ; auch  tätig  für  den  Kunst- 
händler Paul  Fürst  in  Nürnberg,  um  1653 
in  Frankfurt  am  Main  ansässig  und  hatte 
daselbst  eine  Kupferstichhandlung  in  der 
„Mainzergassen“;  von  da  scheint  er  nach 
Köln  gegangen  zu  sein,  wo  ihn  der  Verleger 
und  Kupferst  Gerhard  Altzenbach  beschäf- 
tigte, lebte  noch,  wie  Füssli  angibt,  im 
Jahr  1682.  Man  hat  von  ihm  verschiedene 
Prospekte  und  fliegende  Blätter,  d.  h.  Bilder- 
bogen mit  Abbildungen  von  merkwürdigen 
alten  und  neuen  Begebenheiten,  nebst  erläu- 
terndem Text,  welche  die  heutigen  Sammler 
und  Liebhaber  von  speziellen  Kuriositäten 
schätzen  und  eifrig  aufsuchen,  jedoch  sind  sic 
nicht  häufig  zu  finden.  Solche  Blätter  sind 
z.  B.  Abbildung  unseres  heutigen  Deutsch- 
landes u.  der  höchstgcwündschten  Vereinigung 
des  Christen  Reichs  Haupt  mit  seinen  Glie- 
dern. Nach  Joh.  Toussyn.  qu.  Fol.  Mit  Text 
(Koloff  3.)  Krönung  Karls  II.,  Königs  von 
Großbritannien,  zu  London,  8.  Mai  1661  qu. 
Fol.  Mit  erklärendem  Text.  (K.  4.)  Kurtze 
und  eigentliche  Fürstellung  des  prächtigen 
Einzugs,  welchen  Guidebaldus  — Erzbischoff 
zu  Salzburg  — Hauptabgesandter  in  Regens- 
burg gehalten.  (29.  8.)  1662.  Zwei  Dar- 
stellungen: Oben  der  Einzug  über  die  Brücke, 
unten  der  Zug  in  10  Reihen.  Unten  Sspaltige 
Beschr.  gr.  Fol.  (K.  5.)  Die  Belagerung 
der  ungarischen  Grenz  vestung  Neuhäuscl 
durch  die  Türken,  1663.  qu.  Fol.  Mit  Text. 
(K.  6.)  Wunderbare  Geschichte  (Tod,  Be- 
gräbnis und  Wiederauferstehung)  der  Frau 
Richmuth  zu  Köln,  zur  Zeit  des  großen  Ster- 
bens im  Jahre  1357.  Nach  J.  Toussyn.  qu. 
Fol.  Mit  erläuterndem  Text.  (K.  7.)  Innere 
Ansicht  des  Straßburger  Münsters,  mit  Fi- 
guren. gr.  Fol.  (K.  11.)  Das  Rathaus  zu 
Köln.  1655  Nach  J.  Toussyn.  Fol.  (K.  12.) 
Der  alte  Markt  in  Köln.  Nach  Dems.  Fol. 
(K.  13.)  Der  versammelte  Rat  der  Stadt 
Köln.  Nach  Dems.  Fol.  (K.  14.)  Das 
Schiff  mit  den  Bürgermeistern  und  Ratsherrn 
der  Stadt  Köln.  Nach  Dems.  Fol.  (K.  15.) 
Ansicht  der  Stadt  Köln  mit  weiter  Fernsicht. 
Titel : Colonia  Agrippina.  Cöllcn  am  Rheyn. 
Nach  J.  Toussyn.  qu.  Fol.  Die  Stadt  ist 
auf  der  rechten  Seite  des  Bl.  (K.  16.)  Die- 
selbe Ansicht  mit  dem  Titel : Colonia  Agrip- 


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Aubry 


pina.  Collen  am  Rhein.  Nach  Denis,  qu. 
FoL  Die  Stadt  befindet  sich  auf  der  linken 
Seite  des  Bl.  Ohne  Angabe  des  Zeichners. 
(K.  17.)  1652.  In  der  Höhe  die  Stadt- 

patrone auf  Wolken,  unten  der  Kölnische 
Bauer  mit  Inschrift:  „Halt  dich  fest,  Keiscr- 
licher  Baur/  Beim  Reich  ess  fall  sus  of  saur.“ 
Bei  der  Wappen-Jungfrau:  „Halt  dich  fein 
Jungfraw  scuberlich/  Geist-  und  Weltlich 
Bulen  umb  dich“.  L.  Ennen:  Prospekte  der 
Stadt  Köln.  Jahrb.  d.  kgl.  Pr.  K.  II  1881 
S.  86,  87.  Wo  A.  Aubry  seinen  Vornamen 
nicht  ganz  ausschrieb  oder  nur  durch  ein  A 
andeutete,  pflegte  er  dieses  mit  dem  A des 
Hauptnamens  zu  verbinden. 

Kol  off:  Meyers  Kstlerlex.  II  376,  377  mit 
Verzeichnis  der  Stiche.  — Merlo:  Köln.  Kst- 
ler.  2.  Aufl.  1895,  51  mit  Verz.  der  Stiche.  — 
Krudewig  in  Clemen’s  Kunstdenkmäler  der 
Rheinpr.  VI  1,  1906  Ansichten  von  Köln  No.  92 
(1654),  No.  98  (1658)  No.  100  (1659). 

Firmcnich-Richarts. 

Aubry,  Adrian,  Zeichner,  Radierer  und 
Maler,  geb.  zu  Brüssel  23.  6.  1834,  Schüler  der 
dortigen  Kstakad.,  seit  1860  mehrere  Jahre  in 
Paris  tätig  (für  das  Haus  Hachet).  1863  und 
1869  stellte  er  zu  Brüssel  und  1864  in  Ant- 
werpen große  landschaftliche  Höhlenzeich- 
nungen aus,  die  zum  Teil  Motive  aus  der  Um- 
gebung von  Paris  behandeln.  Späterhin  be- 
schäftigte sich  A.  mit  Malerei,  sowohl  mit 
Genre  als  mit  Landschaft  und  Stilleben.  So 
war  im  Salon  von  Gent  1871  eine  Landschaft 
von  ihm:  Le  mauvais  Chemin  (Regenstim- 
mung). Seine  Zeichnungen  und  Bilder  be- 
zeichnet er  zuweilen  mit  einem  fremden  Vor- 
namen (Marc).  1868  begann  er  das  Werk: 
Le  Dessin  applique  aux  Arts  et  ä lTndustrie, 
mit  lithogr.  Tafeln. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Artikel  v.  Pinchart,  mit 
Verzeichn,  von  Radierungen).  Pol  de  Mont. 

Aubry,  Alexandre  Paul  Victor,  fran- 
zös. Bildhauer,  geb.  22.  4.  1808  in  Paris,  t 4.  7. 
1864  daselbst,  stellte  wiederholt  in  den  Salons 
1842 — 1849  aus.  1845  erlangte  er  eine  III.  Me- 
daille mit  einer  ruhenden  Figur  „Le  dernier 
espoir". 

Bellier-Auvray,  Dict.  gön.  — Rcv.  de 
l’art  frang.  1897,  239.  Lami. 

Aubry,  Charles,  bekannter  französ.  Litho- 
graph von  Jagd-  und  Militärszenen,  tätig  seit 
1822,  später  Professor  an  der  Militärschulc 
in  Saumur. 

B e r a 1 d i,  Les  graveurs  d.  19®  siöcle,  I 64 — 66 
(ausführl.  Ocuvrcangabe). 

Aubry,  Claude-Guillot,  französ.  Ar- 
chitekt, geb.  16.  2.  1703  in  Chevillon  (Haute 
Marne).  Seit  1737  Mitglied  der  Academie 
d’architecture  in  Paris,  er  war  „architecte  du 
Roy“  und  bekleidete  verschiedene  Ehrenäm- 
ter. 1761  wurde  er  in  den  Adelsstand  erho- 
ben und  starb  am  9.  9.  1771  in  Paris.  Von 
den  von  Aubry  erbauten  Palästen  sind  die 
von  la  Vrilliere,  Bouillon,  Conti  und  beson- 
ders Villeroi  hervorzuheben. 


Lance,  Dict.  des  Archit.  — Bauchal,  Dict. 
des  Archit.  — Nouv.  Arch.  de  l’art  franc.  XII 
297.  — Reunion  des  Soc.  des  b.-a.  XXVII  358. 
— Thi6ry,  Guide  des  Etrangers  ä Paris  II 
534.  H.  Stein. 

Aubry,  Dominique,  lothring.  Maler,  war 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  in  Nancy 
tätig. 

Reunion  d.  soc.  d.  bcaux-arts  XXIII  401. 

F.  L.  Bruel. 

Aubry,  E t i e n n e,  französ.  Bildhauer  in 
Bourges,  wird  in  seinem  Heiratsvertragc  vom 
J.  1688  als  „Bildhauer  des  Königs  und  der 
Stadt  Paris“  bezeichnet. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV'. 

Aubry,  E t i e n n e,  französ.  Genre-  und 
Bildnismaler,  geb.  zu  Versailles  10.  1.  1745, 
t daselbst  24.  7.  1781.  Er  lernte  bei  J.  A. 
Silvestre  und  Joseph  Vien  und  wurde  30.  9. 
1775  Akademiker  infolge  seiner  Bildnisse 
von  Adam  dem  jüngeren,  Hall6  und  Vasse. 
Diese  Porträts  werden  in  der  Ecole  des 
Beaux-Arts  aufbewahrt.  In  den  Salons  von 
1771  und  1773  waren  verschiedene  Bildnisse 
von  ihm ; 1775 — 1779  stellte  er,  mit  Ausnahme 
des  Bildnisses  von  Halle,  Genreszenen  aus, 
in  denen  das  Bestreben,  Greuze  nachzuahmen, 
deutlich  hervortrat.  Sein  letztes  Bild  war 
der  Abschied  Coriolans  von  seiner  Gattin,  das 
1781  ausgestellt  wurde.  Der  Künstler  fing 
an  sich  einen  bedeutenden  Namen  zu  machen, 
als  ihn  der  Tod  in  seinen  besten  Jahren  traf. 
Gault  de  St  Germain  urteilt  von  ihm:  „Er 
war  sehr  unbeständig  in  seinem  Gcschmacke; 
zuerst  in  der  Akad.  als  Bildnismaler  aufge- 
nommen, wandte  er  sich  dann  häuslichen  Sze- 
nen zu  und  wollte  sich  zuletzt  zur  Historie 
erheben,  wo  er  aber  Schiffbruch  litt.  Jene 
Genreszenen  gelangen  ihm  am  besten.“  A. 
führte  den  Titel  Maler  des  Königs. 

Das  Porträt  des  Künstlers,  von  ihm  selbst 
gemalt,  befindet  sich  im  Mus.  des  Louvre,  wo- 
hin es  1864  von  seiner  Enkelin,  Mad.  Char- 
lotte Pierret,  geschenkt  wurde. 

In  dem  Catalogue  general  von  Defer  wer- 
den 11  Bilder  von  ihm  angeführt,  die  auf 
Versteigerungen  sehr  verschiedene  Preise  er- 
reichten: von  50 — 1200  Fr. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  19  Stiche  etc.  nach 
seinen  Bildern).  — Bellier-Auvray,  Dict. 
general.  — Revue  univers.  d.  arts  XIII  48  fg., 
XIX  254.  — Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  III 
scr.  XXVIII  (1903).  — Richesses  d’art,  Prov. 
Mon.  civ.  VI.  R. 

Aubry,  Franqois,  französ.  Bildhauer, 
„fondeur  ordinaire  du  roi“,  arbeitete  von  1679 
ab  in  Versailles,  wo  er  sechs  steinerne  Vasen 
für  die  Balustrade  des  Schlosses  ausführte, 
sowie  sechs  Vasen,  die  auf  der  Einfriedigungs- 
maucr  des  großen  Marstalls  aufgestellt  wur- 
den. 1683  fertigte  er  mit  Lespagnandcl  Mo- 
delle von  Gruppen,  die  für  die  Drachen-Fon- 
täne bestimmt  waren  und  1686 — 1695  über- 
nahm er  mit  einigen  seiner  Genossen  den  Guß 
von  acht  Kindergruppen  für  die  großen  Bas- 


Aubry 


sins  des  Parterre  d’Eau.  Ungefähr  1090  ar- 
beitete er  mit  am  Guß  einer  Reiterstatue  Lud- 
wigs XIV.,  einem  Werke  von  Le  Hongre,  das 
von  den  Landständen  der  Bourgogne  bestellt 
worden  war.  Ungefähr  zur  selben  Zeit  begab 
sich  A.  nach  Pau,  um  Marc  Arcis  bei  der  Aus- 
führung einer  Bronzestatuc  Ludwigs  XIV.  zu 
unterstützen. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Aubry,  Gaston,  Architekturmaler  und 
Architekt  in  Paris,  geb.  1853  zu  Montargis 
(Loiret),  f 1901  in  Sevres,  Schüler  von  An- 
dre, stellte  im  Salon  1878,  79  und  82  einige 
bei  Bellier  aufgeführte  Aquarelle  und  Risse 
aus.  Von  ihm  sind  u.  a.  Schloß  Loiret,  eine 
Schule  zu  Amilly,  Villen  in  Rouen  usw. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  Suppl.  — 
D e 1 a i r e,  Archit.  Cleves  de  l’ecole  d.  beaux- 
arts.  1907  p.  164.  H.  V. 

Aubry,  G i r a r d,  französ.  Maler,  geb.  in 
Mont-sur-Courville  bei  Reims,  vor  1601  in 
Paris  ansässig,  wo  er  um  1615  starb.  A.,  der 
als  pcintre  ordinaire  de  la  reine  bezeichnet 
wird,  schreibt  man  einen  hl.  Hieronymus  im 
Mus.  von  Reims  (Kat.  No.  82)  zu. 

Reun.  des  Soc.  des  b.-a.  XXVIII  567.  — 
Herluison,  Actes  d’etat-civil  d’artistes  frang. 

H.  Stein. 

Aubry,  G u i 1 1 a u m e,  Miniaturmaler,  1526 
bis  28  mehrfach  als  Zeuge  in  Tours  erwähnt. 

Giraudct,  Les  Artistes  Tourangeaux  1885. 

Aubry,  Hubert,  Bronzegießer,  Frankreich, 
19.  Jahrh.  Von  ihm  in  der  Sammlung  San 
Donato  in  Florenz  (aufgelöst  1880)  ein  sprin- 
gender Hirsch  in  Bronze.  ** 

Aubry,  Jacques,  Architekt  in  Mans, 
machte  zusammen  mit  seinem  gleichnamigen 
Sohne  1769  den  großen  Altar  der  Eglise  de 
Loue  für  den  Preis  von  1454  livres. 

E s n a u 1 1,  Dict.  d.  art.  et  artisans  manceaux 
I,  publica  p.  Denis,  Laval,  1899.  ** 

Aubry,  Jean,  Holzbildhauer  in  Tours,  lei- 
stet Mitte  Oktober  1471  König  Louis  XI.  den 
Treueid. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Aubry,  Jean,  französ.  Kupferst,  lebte 
1601  in  Nantes  (Loire-Inferieure). 

Nouv.  Archives  de  l’art  frang.  3e  s£r.  t.  XIV 
1898.  /.  Guibcrt. 

Aubry,  Jean,  französ.  Zeichner  und  Kup- 
ferstecher zu  Paris,  Ende  des  18.  Jahrh.  — 
Man  kennt  von  ihm  Kupferstiche  für  „Le 
Cours  de  Botanique  pour  servir  ä l’Education 
des  enfants  de  S.  A.  le  duc  d’Orleans",  Paris 
1789. 

Le  Blanc,  Manuel.  P.  A.  Lemoisne. 

Aubry,  Johann  Philipp,  Kupferstich- 
verleger und  Kupferstecher  • in  Frankfurt  a. 
M.  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  ge- 
hört ohne  Zweifel  zu  derselben  Familie,  wie 
Peter  und  Abraham  A.  Stach  zahlreiche 
schlechte  Blätter,  darunter  Tierstücke  zu  J. 


Ludolf,  Historia  Aethiopica.  Francof.  168L 
Nach  J.  H.  Roos. 

Heinecken,  Dict.  — F ü s s 1 i,  Kstlerlex.  II 
u.  Neue  Zus.  — Gwinncr,  Kunst  u.  Künstler 
in  Frankfurt.  — y. 

Aubry,  Joseph,  französ.  Maler,  arbeitete 
in  Cacn  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
Sein  Name  ist  nur  durch  Steuerlisten  1763 
bis  1783  bekannt. 

Rcun.  des  Soc.  des  b.-a.  XXIII  84. 

F.  L.  Bruel. 

Aubry,  Louis,  Schweizer  Landschafts- 
maler in  Paris,  geb.  in  La  Chaux-de-Fonds 
16.  8.  1867,  Schüler  von  Barthelemy  Menn  in 
Genf,  stellte  seit  1895  in  Neuchätel,  1896  und 
1901  in  Genf,  1901  in  Vevey  aus.  Er  schließt 
sich  der  Richtung  der  Plcinairistcn  an. 

P h.  Godet  bei  Brun,  Schweizer  Kstlerlex. 

Aubry,  Louis  Frangois,  Maler  u.  Mi- 
niator, geb.  zu  Paris  1767,  f 16. 6. 1851,  Schü- 
ler von  Vincent  und  später  von  Isabey,  stellte 
seit  1798  aus.  1804  waren  im  Pariser  Salon 
8 Miniaturen  von  ihm,  die  gelobt  wurden. 
Seine  Blütezeit  war  während  der  Restaura- 
tion. Eine  vortreffliche  Miniatur  einer  har- 
fenspielenden Dame  (Salon  1814)  jetzt  im 
Louvre.  1831  stellte  er  das  Porträt  der 
Gattin  von  Louis  Philippe  aus  und  im  Salon 
1838  fanden  sich  Arbeiten  von  ihm.  Auf  der 
Miniaturenausstell.  in  der  Biblioth.  Nat.  in 
Paris,  1906,  war  er  mit  den  Miniaturporträts 
der  Schauspielerin  Beimont  und  des  Mini- 
sters I.c  Camus  vertreten. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bellier-Auvray, 
Dict.  gen.  — Catal.  de  l'cxpos.  d’oeuvres  d'art  du 
18  s.  ä la  Bibi.  Nat.  4 Paris.  — Gaz.  d.  h.-arts 
1894  I 322.  E.  W.  Braun. 

Aubry,  M a r c,  s.  Aubry,  Adrian. 

Aubry,  Mathilde,  französ.  Porträt-Bild- 
hauerin,  stellte  im  Salon  1885 — 1890  einige 
weibl.  Marmorbüsten  und  Studienköpfe  aus. 

Katal.  d.  Salon.  H.  V . 

Aubry,  Peter  I.,  aus  Francheville  bei 
Marson  in  der  Champagne  gebürtig.  Porträt- 
stecher, kam  in  seiner  Jugend  nach  Straßburg, 
wo  er  bei  Gcrmain  de  Loye,  Kunstdruckerei,  in 
der  Lehre  war.  1609  kaufte  er  das  Bürger- 
recht und  übernahm  das  Geschäft  seines  Lchr- 
herrn;  er  starb  1628.  — Als  Künstler  ohne 
besonderes  Verdienst,  wenigstens  heben  sich 
die  wenigen,  nach  den  frühen  Datierungen 
für  ihn  in  Anspruch  zu  nehmenden  Porträts 
aus  der  ausgedehnten  Produktion  seines  und 
seines  Sohnes  Verlags  nicht  heraus.  Ein  sol- 
ches Blatt  ist  das  Porträt  Michael  Maurers, 
datiert  1618.  Seyboth. 

Aubry,  Peter  II.,  Sohn  des  vorhergeh., 
geb.  1610  in  Straßburg,  übernahm  nach  dem 
Tode  des  Vaters  das  Kunstverlagsgeschäft, 
das  er  bis  zu  seinem  Tode  1686  betrieb.  Es 
umfaßte  eine  große  Menge  Porträts  namhaf- 
ter Persönlichkeiten  der  Zeit,  von  denen  er 
eine  Anzahl  eigenhändig  aber  ohne  besondere 
Kunst  gestochen  hat.  Auch  einzelne  Titel- 


232 


Aubry  — Aubuisson 


blätter,  Illustrationen  und  Städtcansichten 
gingen  aus  seinem  Verlage  hervor.  Die  Ar- 
beiten des  Vaters  sind  von  denen  des  Sohnes 
nur  durch  einige  ganz  selten  angegebene  Jah- 
reszahlen zu  unterscheiden.  Ziemlich  häufig 
aber  finden  sich  Blätter,  die  außer  der  Be- 
zeichnung Peter  Aubry  sc.  oder  cxcud.  noch 
die  Adresse  des  Buchhändlers  Joh.  Tscher- 
ning  tragen. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr. 
IV  2774,  2915.  Seyboth. 

Aubry,  Pierre,  Bildschnitzer  von  Tours, 
Sohn  des  dortigen  Bildschnitzers  Jehan  A., 
erhält  am  22.  12.  1539  den  Auftrag  zur  Voll- 
endung zweier  Altaraufsätze. 

G i r a u d e t,  Artist,  tourangeaux.  1885  p.  7. 

H.  V. 

Aubry,  Theodore,  Maler  in  Nancy,  nur 
dem  Namen  nach  durch  eine  Urkunde  vom 
11.  9.  1764  bekannt. 

Reunion  des  Soc.  d.  b.-arts  XXIII  401. 

F.  L.  Bruel. 

Aubry-Lecomte,  Hyacinthe  - Louis- 
Victor-Jean-Baptiste,  Maler,  Zeich- 
ner und  vor  allem  Lithograph  (gen.  der  König 
der  Lithographen),  von  französ.  Eltern  geb. 
31.  10.  1787  in  Nizza,  f 2.  6.  1858  zu  Paris, 
Schüler  von  Girodet-Trioson,  der  ihn  anregte, 
das  neue  Lithographie-Verfahren  zu  probieren. 
Als  erste  Versuche  des  Künstlers  gibt  man 
gewöhnlich  16  Lithographien  an,  die  1821 
ausgeführt  wurden  nach  dem  Gemälde  von 
Girodet:  Les  Oeuvres  des  heros  frangais  re- 
gues  dans  le  palais  aerien  d’Ossian.  Indes- 
sen existiert  von  ihm  noch  ein  kleines  Por- 
trät, das  seine  Frau  darstellt  und  1820  A.  L. 
signiert  ist.  Er  reproduzierte  ein  ganze  An- 
zahl von  Gemälden  seines  Meisters  Girodet, 
aber  vor  allem  war  er  ein  vorzüglicher  Inter- 
pret Prud’hons.  Hinsichtlich  der  Technik 
des  Verfahrens  muß  man  wohl  unterscheiden 
zwischen  seinen  Werken  vor  1835 — 1840,  und 
seinen  späteren,  die  jene  im  allgemeinen  weit 
übertreffen.  Bei  ersteren  ist  das  Verfahren 
etwas  monoton,  das  äußere  Ansehen  schwärz- 
lich und  ein  wenig  grob;  man  sieht  die  litho- 
graph.  Arbeit  zu  stark  und  die  besondere 
Art  des  Originals  kommt  nicht  genug  zur 
Geltung.  In  der  zweiten  Periode  seiner 
Künstlerschaft  ist  Aubry-Lecomte  ein  Vir- 
tuose, seine  Arbeit  verfeinert  sich  und  wird 
so  schmiegsam,  daß  man  glaubt,  einen  wirk- 
lichen Prud’hon,  Girodet  oder  Raffael  vor 
Augen  zu  haben.  Man  könnte  sagen,  Aubry- 
Lecomte  machte  dasselbe  aus  der  Lithogra- 
phie, was  Jules  Jacquemart  aus  der  Radie- 
rung machte.  Bei  allen  beiden  ein  ausge- 
zeichneter Sinn  für  die  Eigenschaften  ihrer 
Vorbilder  und  eine  unvergleichliche  Geschick- 
lichkeit der  Hand.  Aubry-Lecomte  ist  es 
sogar  gelungen,  der  Lithographie  den  täu- 
schenden Anschein  des  alten  Kupferstichs  zu 
geben,  z.  B.  mit  „Eve“,  die  von  weitem  wie 


ein  Stich  von  Marc-Anton  Raimondi  nach 
Raffael  wirkt.  — Der  Erfolg  Aubry-Lecomtes 
war  bedeutend ; das  Erscheinen  eines  neuen 
Werkes  von  ihm  war  stets  ein  Ereignis.  Die 
berühmtesten  Stücke  aus  seiner  ersten  Schaf- 
fensperiode sind:  Joconde  (Leon,  da  Vinci) 
1824,  l'Enlevemcnt  de  Psychä  (Prud’hon) 
1824.  Nach  1840  sind  alle  seine  Arbeiten 
nennenswert  Unter  anderen  Stücken  führte 
er  1847  eine  Madonna  nach  Prud’hon  aus, 
dann:  les  Petits  Fileurs,  les  Petits  Devideurs 
(1848),  L’Etude  guide  l’cssor  du  genie 
(1845),  les  Vendangcs  (184S)  Faksimile- 
Meisterwerk  nach  einer  Zeichnung  Prud’hons, 
Marguerite  (1849).  — Außerdem  schuf  er 
Reproduktionen  von  Werken  Hersents,  des 
Baron  Gerard,  H.  Vemets,  Dejuinnes  usw. 

— Gleich  Jacquemart,  dem  wir  ihn  weiter 
oben  verglichen,  führte  er  auch  Reproduk- 
tionen nach  eigenen  Zeichnungen  aus,  z.  B. : 
Portrait  de  Mme  Aubry-Lecomte  (1820) ; 
Figures  chinoises  (1826 — 1829  ) 3 pl. ; La 
Robe  de  soie  (portr.  de  Mme  Aubry-Lecomte) 
1827;  Toilette  du  matin  (portr.  de  Mlle  N.) 
1830,  Toilette  du  soir  (portr.  de  Mlle  B.) 
1831;  La  Natte  (portr.  de  Mme  Blanqui) 
1831 ; Ruines  de  Pierrefonds  1831 ; Portr.  de 
Mlle  Aubry-Lecomte  1834;  Vue  de  Com- 
piegne  1835;  Abbaye  d’Ourscamps  1835;  Ab- 
baye  de  St  Pierre  1835 ; St.  Jean  aux  Bois 
1835 ; Camp  de  Compiegne  1837 ; Marie 
(portr.  de  Mlle  Aubry-Lecomte)  1835;  Portr. 
de  Mlle  Aubry-Lecomte  1840 ; Modestie 
(portr.  de  Mlle  Aubry-L.)  1841 ; Mme  L., 
1842 ; Portr.  de  Gust.  Chätenet,  1847 ; tyfarie 
Potocka.  — Aubry-Lecomte  hinterließ  dem 
Kupferstichkabinett  der  National-Bibliothek 
307  Probedrucke,  die  er  für  diesen  Zweck 
aufbewahrt  hatte.  Dort  kann  man  den  Künst- 
ler am  besten  kennen  lernen. 

Einen  Katalog  seines  Oeuvre  gibt  Aug.  Gali- 
mard,  Les  Grands  artistes  contemporains : Au- 
bry-Lecomte  1860.  — Meyer,  Kstlerlex.  (Kat 
seiner  Werke).  — Bellier-Auvray,  Dict. 

— B e r a 1 d i,  Grav.  du  XIXe  s.  — Lavigne, 
Etat-civil  d’art.  frang.  Paris  1881.  /.  Guibert. 

Aubry,  s.  auch  Aubery. 

Aubryet,  Maurice,  Landschaftsmaler  in 
Paris,  geb.  zu  Pierry  (Marne),  Schüler  von 
J.  Lcfcbvre  und  Le  Roux,  stellte  wiederholt 
(1875 — 1896)  im  Salon  aus  (Küstenmotive 
der  Normandie,  griech.  Landschaften  etc.). 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  //.  V. 

Aubryot,  s.  Aubriot. 

Aubuisson,  Julien  Honore  Gcrmain 
Marquis  d’,  französ.  Historienmaler,  geb. 
17S6.  Im  Pariser  Salon  1812  befand  sich  von 
ihm:  Abschied  des  Paris  von  Helena;  1814: 
Hektor  zwingt  Paris,  Helena  zu  verlassen ; 
1822:  Die  Bändigung  des  Bukcphalus  durch 
Alexander  und  Bestrafung  Hebes. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  I.  — Bryan, 
Dict.  of  paint.  Ed.  1903.  H.  F. 


233 


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Auburtin  — Audebert 


Auburtin,  Francis,  französ.  Maler,  geb. 
in  Paris  2.  12.  1866,  Schüler  von  Puvis  de 
Chavanncs,  Mitglied  der  Societe  nat.  d.  b.- 
arts,  debütierte  mit  dekorativen  Landschafts- 
bildern aus  der  Bretagne,  dann  mit  Motiven 
von  der  Küste  des  Mittelländischen  Meeres. 
Im  Salon  1903  stellte  er  zwei  Werke  dieser 
Art  aus:  Oktobermorgen  und  Oktoberabend. 
Schon  seit  1897  hatte  sich  sein  Geschmack 
für  die  dekorative  Richtung  im  eigentlichen 
Sinne  entschieden,  und  abgesehen  von  ver- 
schiedenen Landschaften,  Marinen  und  Por- 
träts (Miß  Helen  H.,  Salon  1905),  ist  er 
dieser  künstlerischen  Auffassung  bisher  treu 
geblieben.  Seine  Danses  nues  sur  fond  de 
soir  (Salon  1902)  im  Freskostile  zeigen  das 
Streben  des  Malers,  seine  Kunst  den  Tradi- 
tionen der  großen  Dekorateure  früherer  Zeit, 
insbesondere  den  lichterfüllten  Landschaften 
Puvis  de  Chavanncs  zu  nähern,  und  seine 
alljährlich  in  den  Salons  erscheinenden  Ge- 
mälde verraten  eine  zunehmende  Neigung 
für  mythologische  und  antike  Vorwürfe.  Sein 
Gemälde  im  Salon  1907  „Der  Wald  und  das 
Meer“  bezeugt  mit  einer  wirklichen  Kraft  des 
Ausdruckes,  daß  der  Künstler  unter  der  Form 
allegorischer  Figuren  Naturpoesien  darzustcl- 
len  vermag,  ohne  sich  zu  kindlichen  oder 
rätselhaften  Symbolen  verleiten  zu  lassen.  In 
diesem  Gemälde  von  großem  Format  hat  der 
Künstler  Sirenen  am  schroffen  Meeresufer 
dargestellt.  Aus  der  weiten  See  kommend, 
lauschen  sie  mit  sehnsüchtigen  Gesten  dem 
Flötenspiel  des  jungen  Pan,  der  hoch  oben 
unter  dem  Schatten  einer  sturmtrotzenden 
Pinie  seine  lockenden  Weisen  ertönen  läßt. 
Das  Werk  ist  in  einer  Märchenstimmung  ge- 
halten, graublau,  grau  und  rosa,  was  zusam- 
men ihm  hohen  Reiz  und  Wirkung  verleiht. 

Chronique  des  Arts  1897,  23.  — L’art  d6cora- 
tif  IV  265,  67  u.  a.  O.  — The  Studio  XXVIII 
62;  XXXV  242.  — De  Fabrice,  Los  peintres 
de  la  Bretagne  1898.  — Katal.  des  Salons. 

Gustave  Geffroy. 

Auburtin,  H.,  Landschaftsmaler  in  Paris, 
stellte  im  Salon  1895  bis  1900  meist  Schwei- 
zer Landschaften  aus. 

Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Auburtin,  Jacques  Marcel,  Architekt 
in  Paris,  geb.  daselbst  1872,  Sohn  des  Archi- 
tekten Alexandre  Emile  A.  (1838  in  Metz 
geb.,  f 1899).  Von  ihm  und  G.  Umbdenstock 
stammt  der  Entwurf  zu  dem  sehr  bemerkens- 
werten Palais  des  armees  de  terre  et  de  mer 
auf  der  Pariser  Weltausstellung  1900. 

D e 1 a i r c,  Lcs  architcct.  cl6v.  1907  p.  164. 
— Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  N.  F.  XI  211.  H.  V. 

Aubyn,  Saint-,  s.  Saint-Aubin. 

Aucel,  J e li  a n,  französ.  Goldschmied,  er- 
hielt 1566  laut  Ausweis  der  Comptcs  Royaux 
Zahlung  für  einen  kupfernen  Hostienbehälter 
(„custodc“). 

T e x i e r,  Dict.  d'Orfevrerie  (Paris  1857) 
p.  192.  * 


Auchemant,  Pierre,  burgundischer  Werk- 
meister, überwachte  1511  den  von  Jean  Per- 
real geleiteten  Bau  der  Kirche  von  Brou. 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Auchentaller,  Josef  Maria,  Österreich. 
Maler  und  Zeichner  für  das  Kunstgewerbc. 
Geb.  in  Wien-Penzing,  Schüler  der  Wiener 
Akad.  (1886,  1888  und  89  versch.  Preise). 
Er  zeichnete  anfangs  Plakate  und  auch  in 
seinen  Bildern  („Unter  den  Sternen“,  „Venus 
Erwachen“  u.  a.,  auch  Bildnisse),  die  von 
engl.  Kunst  nicht  unbeeinflußt  sind,  bekundet 
er  seine  Zugehörigkeit  zur  modern-dekora- 
tiven Richtung.  Außerdem  vielfach  hervor- 
ragend tätig  für  das  moderne  Kunstgewerbe 
und  für  die  dekorative  Ausgestaltung  der 
Ausstellungen  der  „Sezession“  in  Wien  (u.  a. 
1902  bei  der  Ausstellung  von  Klingers  Beet- 
hoven). Lebt  in  Wien. 

H e v e s i,  österr.  Kunst  S.  306.  — Ders.,  8 
Jahre  Sezession.  — „Die  Kunst"  (Bruckmann), 
Bd.  IX,  S.  414  (m.  Abb.).  — y. 

Aucissa,  etruskischer  Bronzearbeiter,  ver- 
fertigte Bronzefibcln. 

M i 1 a n i,  Strcna  Ilelbigiana  S.  193  ff. 

Altmonn. 

Aucquier,  s.  Anquier. 

Aucus,  M.  J.  F.,  Töpfer  der  gallorömischen 
Epoche.  Sein  Name  auf  einer  großen  Schüs- 
sel mit  Rand,  im  Museum  zu  Nancy. 

Reunion  d.  Soc.  d.  b.-arts  XXIII  607.  ** 

Audebert,  Glockengießerfamilie  aus  Arras 
im  16.  Jahrh.,  deren  tätigste  Mitglieder  nach 
Rechnungsvermerken  Pierre  (1508)  u.  seine 
Söhne  Jean  und  Simon  gewesen  zu  sein 
scheinen. 

Champeaux,  Dict.  d.  Fondeurs.  ** 

Audebert,  französ.  Bildhauer  in  Toulon, 
führte  1757  die  Darstellg.  des  hl.  Geistes  über 
der  Pforte  des  Höpital  de  la  Giarite  aus. 

Rev.  de  l’art  frang.  1888,  178;  1894,  202. 

Lami. 

Audebert,  Jean  Baptist  e,  Miniatur- 
maler und  Radierer  für  z.  T.  selbstverfaßte 
naturwissenschaftliche  Werke,  geb.  zu  Rochc- 
fort  1759,  f zu  Paris  im  Dez.  1800,  bildete 
sich  in  Paris  aus,  bereiste  darauf  Holland  und 
England.  Seine  früheste  Arbeit  sind  die 
Zeichnungen  in  Olivicrs  Histoire  des  insectes, 
sein  erstes  selbstvcrfaßtes  Werk  die  mit  60 
eigenhändig  gezeichneten  und  radierten,  in 
Farben  gedruckten  Platten  ausgestattete  Hi- 
stoire naturelle  des  singes  etc.,  Paris  1800. 
Fol.  Die  Histoire  des  colibris  etc.  wurde 
nach  seinem  Tode  1802,  die  von  ihm  unvoll- 
endet zurückgelassene  Histoire  des  grimpc- 
raux  et  des  oiscaux  de  paradis  1803  von  J. 
P.  Vieillot  herausgeg. : beide  Werke  bilden 
den  I.  und  II.  Band  der  Oiseaux  dores  ou  ä 
reflets  metalliqucs,  Paris  1803,  gr.  Fol.  Eine 
verdienstliche  Neuerung  von  ihm  ist,  daß  er 
verschiedene  Farben  auf  eine  einzige  Platte 
auftrug  und  sich  dabei  der  Ölfarben  statt  der 
Aquarellfarben  bediente.  Außerdem  hat  A. 


234 


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Audebertus  — Audes 


auch  einige  Miniaturporträts  und  Genrebild- 
chen gemalt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nouv.  Archiv,  de  L’Art 
Fran?.,  2.  S6rie,  II  342.  H.  V. 

Audebertus.  Dieser  Bildhauer  (aus  Saint- 
Jean-d’Angely)  muß  der  Schöpfer  des  plast 
Schmuckes  am  Portal  der  Kirche  Saint-Hilaire 
zu  Foussay  (Vendee)  sein,  das  vom  Ende  des 
12.  oder  Anfang  des  13.  Jahrh.  datiert.  Der 
Name  des  Künstlers  findet  sich  an  der  Basis 
eines  großen  Flachreliefs  eingraviert,  das  die 
Kreuzigung  darstcllt. 

De  Longuemar,  Mimoires  de  la  soc.  des 
antiq.  de  l’ouest  1853,  p.  81 — 85.  Lami. 

Audefroy,  C h r e t i e n,  Holz-  und  Orna- 
mcntbildhauer,  lebte  in  Bethune,  wo  er  1470 
die  Chorbühne  in  der  Kathedrale  ausführte. 
1495  war  er  an  verschiedenen  Werken  be- 
schäftigt, die  ihm  die  Bürgerschaft  für  das 
Stadthaus  aufgetragen  hatte. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Audefroy,  Jean,  französ.  Ornamentbild- 
hauer, Sohn  des  Chretien,  geb.  zu  Bethune,  ar- 
beitete daselbst  1405  mit  seinem  Vater  und 
war  1510  an  einem  Brückenbau  ebendort  mit- 
beschäftigt. 

De  La  Fons-Milicocq,  Lcs  Artistes 
du  Nord  de  la  France,  1848  p.  88,  194.  H.  V. 

Audenaerd  (oder  Auden-Aert),  Robert 
van,  belg.  Maler,  Stecher  und  Radierer,  geb. 
in  Gent  1663,  Schüler  von  Micrhop  und  H. 
von  Cleef,  seit  16S5  38  Jahre  lang  in  Rom, 
zuerst  in  C.  Marattas  Schule  tätig,  f in  seiner 
Vaterstadt  1743  und  in  St.  Bavo  begraben. 

Die  Gemälde,  welche  das  Mus.  und  die  Kir- 
chen von  Gent  besitzen,  zeigen  ihn  als  einen 
Maler  von  einem  gewissen  Verdienst,  beein- 
flußt von  seinem  Lehrer  Maratta,  als  eine  Art 
Raphael  Mengs.  Ein  Gemälde  im  Mus.  in 
Gent,  „Die  Mönche  der  Abtei  Baudeloo  im 
Kapitclsaale  vereinigt",  zählt  ca.  38  Personen. 
Aber  das  andere  ihm  früher  dort  zugcschr. 
Gruppenbild  der  Korporation  des  Bouchers 
ist  jetzt  als  Werk  seines  Lehrers  Cuyck 
(Mierhop)  nachgcwicscn.  In  der  Kirche  S. 
Nicolas  sieht  man  von  ihm  eine  Himmel- 
fahrt Mariae;  in  S.  Jacques  das  Martyrium 
der  hl.  Katharina;  im  Petit  Beguinage  Chri- 
stus unter  den  Schriftgelehrtcn.  Er  hatte  als 
Schüler  J.  B.  van  Volxsons  und  Franq.  Pilsen, 
der  hauptsächlich  Stecher  war  und  auch 
A.s  Selbstbildnis  im  Stich  reproduzierte. 
Man  nennt  als  seinen  Schüler  auch  Jean 
de  Leycn,  der  1728  Maler  Louis’  XV.  wurde 
und  ausgezeichnete  Porträts  unter  dem  Na- 
men J.  J.  Dcslyens  malte.  Als  Radierer  bil- 
dete A.  außer  Pilsen,  A.  Jansscns.  Seine  Art 
zu  radieren  erinnert  an  C.  Marattas  geistreich 
skizzierende  und  malerisch  wirksame  Manier. 
Seine  Kupferstiche  sind  ziemlich  weich  behan- 
delt und  haben  dabei  Kraft.  Bisweilen  nahm 
er  sich  C Blocmacrts  viereckige  Kreuzschraf- 
ficrung  zum  Muster,  aber  mit  Anwendung  des 
Vorätzens,  was  keine  gute  Wirkung  hervor- 


bringt, weil  dieses  Korn  die  ganze  Sauberkeit 
und  Gleichmäßigkeit  der  alleinigen  Grabstichel- 
arbeiterfordert. In  einer  anderen  freieren,  kräf- 
tigeren Weise  und  viel  glücklicher  stach  er 
mehrere  Blätter  nach  Maratta,  Domenichino, 
Ann.  Carracci.  Er  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  R. 
v.  A.  ein  höchst  achtbarer  Künstler  war.  Die 
Geburt  der  Maria  und  ihr  Tod  sind  sehr  gute 
Blätter,  am  vortrefflichsten  die  Marter  des 
hl.  Blasius  und  die  Rosenkranzverteilung. 
Das  Werk  dieses  Meisters  ist  beträchtlich; 
den  ansehnlichsten  Teil  desselben  bilden  die 
Blätter,  die  ihn  C.  Maratta  nach  seinen  Zeich- 
nungen und  Gemälden  ausführen  ließ.  Auf 
den  Blättern,  wo  sein  Name  ganz  ausgeschrie- 
ben ist,  lautet  derselbe:  R.  V.  Auden  Aerd 
oder  R.  V.  Auden  Aert,  und  nicht  Auden- 
aerde,  wie  sich  überall  angegeben  findet. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Katal.  s.  Radier.).  — 
Ed.  de  Busscher,  Biogr.  nat.  — Chron.  d. 
arts  1899,  196.  — Not.  von  H.  Hymans. 

Audenaerde,  J.  d’.  Von  einem  Maler  dieses 
Namens  sollen  sich  nach  einem  1772  in  Lille 
erschienenen  Guide  des  etrangers  Bilder  in 
Lille  befunden  haben. 

Houdoy,  Etudes  Artistiques,  Paris  1877.  ** 

Audenrith,  Johann  Heinrich,  Zeich- 
ner und  Aquarellmaler,  doch  nicht  Künstler 
von  Beruf,  geb.  am  8.  4.  1816  in  Siegritz 
(Bez.-A.  Ebermannstadt),  lebte  als  Weber, 
später  als  Faktor  in  einer  Drahtfabrik  in 
Nürnberg,  wo  er  am  13.  4.  1896  starb. 
Ihn  reizten  die  malerischen  Schönheiten 
Nürnbergs*  und  er  wußte  sie  mit  großem  Ge- 
schick wiederzugeben.  Die  Staffage  ward  ge- 
legentlich von  Künstlern  wie  Jäger,  Krämer, 
Lor.  Ritter,  Fried.  Wanderer,  Weigand  u.  a 
hinzugefügt.  Die  Hauptmasse  seiner  zahl- 
reichen Blätter  befindet  sich  in  der  Kunst- 
sammlung der  Stadt  Nürnberg.  Eine  Aus- 
wahl seiner  Ansichten  von  Nürnberg  wurde 
1881  von  W.  Biedc  in  Lichtdruck  heraus- 
gegeben. T.  H. 

Audeoud,  Jean  Franqois  (gen.  James) , 
Miniatur-  und  Emailmaler,  geb.  2.  10.  1793 
in  Genf,  f das.  12.  3.  1837.  Von  ihm  im  Musee 
Rat  in  Genf  ein  Kinderbild  nach  An.  Carracci. 
Er  ist  auch  der  Verfasser  eines  Traite  de  la 
pcinture  sur  email  und  besaß  eine  renom- 
mierte Gemäldesammlung,  deren  Katalog  er 
1847  publizierte. 

A.  de  Montet  bei  Brun,  Schweiz.  Kstlerlex. 

*» 

Auder,  französ.  Kupferstecher  der  zweiten 
Hälfte  des  18.  Jahrh.  in  Paris.  Man  kennt 
von  ihm  zwei  Stiche,  benannt:  premiere  et 
deuxiemc  vues  de  Dunkerque,  nach  J.  Vernet, 
ebenso:  premiere  et  seconde  vue  de  l’isle  de 
la  Grenade,  nach  F.  Kobell. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Portalis  et  B e - 
raldi,  t.  III,  Appcndice.  — Ottley,  Noticcs. 

P.  A.  Lcmoisne. 

Audes,  M a n u c 1 c d e,  span.  Maler  um  1754. 

Z a n i,  Enc.  II  236.  A 


235 


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Audfray  — Audouin 


Audfray,  E t i e n n e J.,  Porträt-  u.  Genre- 
maler in  Paris,  geb.  in  Saint-Christophe-du- 
Bois  (Maine-et-Loire),  Schüler  von  P.  Flan- 
drin,  stellte  wiederholt  (1875—1894)  im  Sa- 
lon aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Audiat,  F e 1 i c i e,  Genremalcrin  in  Paris, 
geb.  daselbst,  stellte  im  Salon  1864 — 1879 
wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict,  gin.  und  Suppl. 

//.  V. 

Audibert  (Audebcrt),  Pierre  Alphon- 
s e,  französ.  Lithograph,  geb.  vor  1870  in 
Montpont-sur-l’Isle,  f Ende  Oktober  1903 
in  La  Garenne-Colombes,  erhielt  1891  und 
1893  Auszeichnungen  auf  den  Pariser  Salons 
und  1900  auf  der  Exposition  universelle  eine 
silberne  Medaille. 

Singer,  Kstlcrlex.  Nachtr.  1906.  — Bulletin 
de  l’art  ancicn  et  mod.  1903  p.  275  (Nekrolog). 

H.V. 

Audibran,  Francois  Adolphe  Bru- 
ne a u,  französ.  Stahl-  und  Kupferst.,  geb.  8.  9. 
1810  in  Paris,  Schüler  von  Gerard,  stellte 
1840 — 1S65  in  den  Salons  aus.  Er  arbeitete 
nach  Raffet,  Winterhaltcr,  C.  Vernct,  Steu- 
ben  und  Tony  Johannot. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Bellier-Au- 
vray, Dict.  gen.  — Beraldi,  Grav.  du  XIXe 
s.  — Meyer,  Kstlcrlex.  /.  Guibert. 

Audiffred,  Charles-Edouard,  fran- 
zös. Landschaftsmaler,  geb.  in  Dijon  (Cöte- 
d'Or)  um  1818,  t in  Fontainebleau  1861, 
stellte  im  Salon  1841 — 1852  wiederholt  aus 
(Motive  aus  der  römischen  Campagna,  dem 
Loiregebict  etc.).  Er  hat  gelegentlich  auch 
lithographiert,  z.  B. : Ruines  et  vallee  de  la 
Rochepot,  Fol. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  H.  V. 

Audiger,  Toussaint,  Glasmaler  der  Stadt 
Troyes,  führte  von  1594 — 1602  in  der  Kirche 
Sainte-Sabine  les  Troyes  bemerkenswerte 
Glasmalereien  aus. 

Socidtö  archiologique  de  l’Aube.  H.  Longnon. 

Audinet,  Claude,  französ.  Bildhauer,  tätig 
um  1629  in  Nantes. 

Nouv.  arch.  de  l’art  frang.  1898  II.  Lami. 

Audinet,  E t i c n n e,  französ.  Bildhauer,  ge- 
bürtig aus  dem  Bezirk  von  Cambray,  lebte 
1447  in  Carpentras  (Vaucluse).  Er  ging  dann 
nach  Marseille  und  ließ  sich  1450  endgültig 
in  Aix  (Provence)  nieder.  Am  22.  4.  1447 
verpflichtete  er  sich  der  Brüderschaft  von 
Notre-Dame-de-la-Garde  in  Marseille,  für  die 
7 Betkapellen  ihres  Kirchenweges  binnen  5 
Jahren  7 Flachreliefs  auszuführen,  die  „die 
sieben  Freuden  Mariae“  darstcllen  sollten. 
Der  Künstler  lebte  noch  1466,  zu  welcher 
Zeit  er  ein  Steinkreuz  in  Marseille  anfertigte. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Audinet,  Philipp,  mittelmäßiger  Porträt- 
stcchcr  in  Linien-  und  Punktiermanier,  fran- 
zös. Herkunft,  tätig  in  London,  geb.  in  Soho, 


London,  1760,  f am  18.  12.  1837  daselbst, 
Schüler  von  John  Hall.  Er  stach  die  Por- 
träts für  Harrisons  Biographical  Magazine 
und  arbeitete  viel  nach  Pierre  Danloux,  der 
sich  während  der  französ.  Revolution  in  Lon- 
don aufhielt.  Zu  seinen  besten  Blättern  ge- 
hören die  Porträts  von  Sir  Benj.  Hobhousc 
und  von  Sir  Will.  Domville. 

Redgravc,  Dict.  — Meyer,  Kstlcrlex. 
(mit  Oeuvre  u.  ält.  Lit.).  •* 

Audis,  Jean,  französ.  Steinbildhauer,  ar- 
beitete um  die  Mitte  des  15.  Jahrh.  an  der 
Kathedrale  zu  Rouen  und  an  der  Kirche  von 
Sees.  1463  erhielt  er  einen  Freibrief  nach 
Ferte  Bernard  zum  Bau  einer  Kapelle.  1457 
wird  er  als  Schöpfer  eines  großen  Steinbildes 
des  hl.  Michael  an  dem  Portal  der  Libratiers 
in  Rouen  genannt 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  — E s n a u 1 1,  Dict. 
d.  artistes  manccaux.  R. 

Audit,  Werkmeister  aus  Trcguicr,  erbaute 
1500 — 1512  die  Kirche  zu  Trcdrcz  (Cötes  du 
Nord.). 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Audouard,  Louis  und  P h i 1 i b e r t,  Pa- 
riser Zeichner  für  Juwelen  und  Goldschmiede- 
arbeiten in  den  50er  und  60er  Jahren  des  19. 
Jahrh.,  hauptsächlich  für  das  Haus  E.  Fro- 
ment-Meuricc  in  Paris  tätig. 

D u s s i e u x,  Artistes  frang.  ä l’etranger, 
1876.  — Gaz.  d.  b.-arts  XIV  536,  XXIV  127  bis 
134.  *• 

Audouin,  Pierre,  sehr  geschickter  Kupfer- 
stecher. geb.  1768  zu  Paris,  f 1822,  Schüler 
von  Beauvarlct,  wurde  Graveur  der  Kaiserin 
Mutter  und  Louis’  XVIII.  Er  st. ach  viel  nach 
alten  Meistern,  z.  B.  Jupiter  et  Antiope  nach 
Allegri ; Venus  blessce  nach  Raphael ; jeune 
Femme  etudiant  sur  la  Mandoline  nach  Tcr- 
burg;  los  Meninas  nach  Velasqucz.  Seine 
Haupttätigkeit  aber  waren  Porträtstichc  und 
die  besten  darunter  sind : Heinrich  IV.  nach 
Pourbus;  Ludwig  XVI.;  Ludwig  XVIII. 
nach  Laurent;  Bonaparte  als  I.  Konsul  nach 
Bouillon;  Napoleon  nach  de  Chatilion  und 
nach  Vauthicr;  Marie-Louise  nach  Bosio; 
Ludwig  XVIII.  nach  Bouillon;  Karl  X.  nach 
Saint:  Herzog  von  Angouleme  nach  Bralle, 
der  Herzog  von  Berry  nach  Augustin,  die 
Herzogin  von  Angouleme  nach  Dumont,  und 
die  Herzogin  von  Berry  nach  Hesse. 

Meyer,  Kstlerlex.  (ausführl.  Oeuvre).  — 
Portalis  et  Riraldi,  Les  graveurs  d.  XIXo 
s.  — Arch.  de  l’art  frang.  — Nouv.  Arch.  de  l’art 
frang.  IX  318.  — Bellier-Auvray,  Dict. 
g6n.  — Le  Blanc,  Manuel.  P.  A.  Lemoisnc. 

Audouin,  Pierre  E 1 i c,  Maler  u.  Zeich- 
ner, geb.  zu  Poitiers  1798,  t zu  Niort  23.  8. 
1864.  Er  leitete  gegen  40  Jahre  lang  die 
öffentliche  Zcichcnschule  zu  Niort.  Seine 
ersten  künstlerischen  Arbeiten  sind  Minia- 
turen. Später  malte  er  meist  in  Aquarell  und 
nur  eine  geringe  Zahl  Gemälde  hat  er  in  öl 
ausgeführt.  Eins  der  letzteren:  Der  Bettler, 
befindet  sich  im  Museum  von  Niort,  welches 


236 


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Audra  — Audran 


auch  eine  hübsche  Ansicht  der  Stadt  in  Was- 
serfarben besitzt  — Die  Ansicht  des  Genfer 
Sees  gilt  für  eines  seiner  besten  Werke. 

Meyer,  Kstlerlex.  ** 

Audra,  Jean  Francois,  Maler  u.  Kup- 
ferstecher, geb.  in  Genf  5.  11.  1760,  f daselbst 
29.  1.  1847,  seit  1796  Direktor  der  dortigen 
Zeichenschule,  malte  und  stach  einige  Land- 
schaften und  Veduten. 

Ch.  Eggimann  bei  Brun,  Schweizer.  Künst- 
lerlex.  H.  V. 

Audra,  Paul,  begabter  franzäs.  Genre- 
maler, wurde  1891  27jährig  von  der  Schwind- 
sucht dahingerafft,  war  im  Pariser  Salon 
1888  vertreten  („Lawn-tennis“).  Sein  auf 
dem  Champ-de-Mars  ausgestelltes  briefschrei- 
bendes Mädchen  („La  Lettre“)  trug  ihm  ein 
Reisestipendium  von  3000  Francs  ein. 

La  Chronique  des  arts  1891,  p.  46.  — Katal. 
d.  Salon.  H.  V. 

Audran,  Antoine,  französ.  Stecher,  ge- 
tauft 26.  11.  1673  in  Lyon,  war  der  Sohn  von 
Germain  A. 

Nouv.  Arch.  de  l'art  frans.  3e  s6r.  III  202. 

1.  Guibert. 

Audran,  B e n o i t,  der  erste  dieses  Namens 
unter  den  Stechern  der  Familie  A.  und  dar- 
um Benoit  I.  genannt,  geb.  22.  11.  1661  zu 
Lyon,  Sohn  des  Stechers  Germain  A.,  wurde 
mit  15  Jahren  nach  Paris  geschickt  und  dort 
von  seinem  Onkel,  dem  berühmten  Gerard  A., 
erzogen.  1715  wurde  er  „Conseiller  de  l’Aca- 
demie  de  peint."  und  führte  den  Titel  „Gra- 
veur du  Roi“.  Er  wohnte  1698  Rue  St  Jac- 
ques ä lTmage  de  St  Prosper  und  1714  im 
Luxembourg  in  einem  Logis,  das  ihm  vom 
König  bewilligt  worden  war.  Er  starb  2. 
10.  1721  auf  seinem  Landgut  L’Ouzouer  bei 
Sens.  — Ein  Katalog  seiner  Werke  von  266 
Nummern  findet  sich  in  Le  Biancs  Manuel, 
ein  anderer  im  Kstlerlex.  von  Meyer.  Er 
führte  Stiche  mit  allen  möglichen  Sujets 
nach  verschiedenen  Malern  aus,  religiöse, 
mytholog.,  allegor.,  geschichtl.  Szenen,  Por- 
träts und  Wappen.  In  gewissen  Fällen  ahmt 
er  sichtbar  Gerard  nach;  aber  wenn  er  auch 
verstand,  sich  der  feinen  geschmeidigen  Ar- 
beit, der  Zeichnung  und  Punktierung  seines 
Lehrers  zu  assimilieren,  hatte  er  doch  nicht 
dessen  großartige  Breite  der  Behandlung. 
Um  sich  davon  zu  überzeugen,  genügt  cs, 
die  großen  Kupferstiche  Gerards  nach  Le- 
bruns  „les  Batailles  d’Alexandre“  mit  densel- 
ben von  Benoit  ausgeführten  zu  vergleichen. 
Das  große,  etwas  theatralische  aber  sehr  de- 
korative Gemälde  Lebruns,  so  großzügig  und 
malerisch  von  Gerard  wiedergegeben,  ist  in 
der  Benoitschen  Wiedergabe  ganz  kleinlich 
und  süßlich.  Benoit  reproduzierte  im  Stich 
die  Gemälde  des  Herzogs  Philippe  d’Orleans, 
z.  B. : les  Amours  de  Daphnis  et  de  Chloe. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bcllier-Auvray, 
Dict  Suppl.  — Dussieux,  Les  artistes  franq. 
ä l’etranger.  — Arch.  de  l’Art  franq.  I 377 ; 


II  58,  60,  64,  97.  357 ; IV  56,  57.  — Nouv.  arch. 
de  l'art  franq.  XII  Keg.  — Heller- Andre- 
s e n,  Handb.  f.  Kupfcrstichslr.  I.  — J a 1,  Dict. 
crit.  — Portalis  et  Bcraldi,  Grav.  du 
XVIIIe  s.  — Gaz.  des  Bcaux-Arts  an  vielen 
Stellen,  s.  Tables  alphabetiques.  J.  Guibert. 

Audran,  Benoit  II.,  französ.  Stecher,  Sohn 
u.  Schüler  von  Jean  A.,  geb.  17.  2.  1698  in 
Paris,  f 9.  1.  1772  daselbst,  fügte  sich  würdig 
in  diese  Künstlerfamilie  ein.  Man  hat  seine 
Werke  häufig  mit  denen  seines  Onkels  Be- 
noit I.  verglichen.  Er  führte  Stiche  nach 
verschiedenen  Malern  aus,  besonders  nach 
Paolo  Veronese,  Poussin,  Natoire,  aber  der 
interessanteste  Teil  seines  Werkes  ist  der- 
jenige, den  er  nach  den  „galanten  Szenen“ 
Antoine  Wattcaus  ausführte.  Wenn  er  in 
der  Interpretation  dieses  berühmten  Meisters 
auch  nicht  die  Meisterschaft  Laurent  Cars’ 
ereichte,  so  ist  doch  sein  Talent  nicht  ge- 
ring cinzuschätzen. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verz.  seiner  Werke).  — 
Le  Blanc,  Manuel  (Verz.  seiner  Werke).  — 
Heller-Andrcsen,  Handb.  f.  Kupferstich- 
slr.  I.  — J a 1,  Dict.  crit.  — Portalis  ct 
Beraldi,  Grav.  du  XVIIIe  s.  — Nouv.  Arch. 
de  l’Art  franq.  XII.  — P i o t,  Etat  civil,  de 
quelques  art.  franq.  Paris  1873.  /.  Guibert. 

Audran,  Charles,  französ.  Radierer  und 
Kupfcrst,  geb.  1694  zu  Paris,  ein  Bruder  des 
Claude,  des  Stammvaters  dieser  ganzen  Künst- 
lerfamilie. Charles  wohnte  lange  Zeit  in 
Rom,  wo  er,  nach  Aussage  Maricttcs,  der 
Schüler  de  Greuters  war.  Er  starb  1074  in 
Paris  ohne  Kinder.  Die  Manuskript-Auf- 
zeichnungen Mariettes,  die  im  Pariser  Kup- 
ferstichkabinett aufbewahrt  werden,  enthalten 
einen  Katalog  seiner  Werke.  „Die  Familie 
A."  sagt  Marictte,  „so  fruchtbar  an  geschick- 
ten Stechern,  verdankt  in  gewissem  Sinne 
die  Begründung  und  den  Anfang  ihres  Rufes 
Charles  A.  Er  war  es,  der  sich  zuerst  der 
Kupfcrstcchcrci  zuwandte  und  der,  nachdem 
er  sich  dafür  entschieden  hatte,  durch  sein 
Beispiel  sowohl  seinen  Bruder,  als  auch  seine 
Neffen  bestimmte,  einen  Beruf  zu  ergreifen, 
in  dem  Gerard,  der  eine  dieser  Neffen,  später 
mit  so  großem  Erfolge  tätig  war.  — Er  war 
ein  guter  Zeichner  und  führte  seine  Stiche 
in  künstlerischer  Weise  aus.  Es  hat  ihm 
nur  an  Gelegenheit  gefehlt,  seine  Talente  in 
ihrer  ganzen  Ausdehnung  zu  entfalten.“  — 
A.  führte  eine  große  Menge  von  Stichen  aus 
mit  religiösen  Sujets,  Titelkupfcr  theolog. 
Bücher,  Porträts  und  Wappen.  Der  Katalog 
seiner  Werke  (von  Le  Blanc  aufgestellt)  um- 
faßt 349  Nummern. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Katal.  seiner  Werke).  — 
I. e Blanc,  Manuel.  — Bcllier-Auvray, 
Dict.  Suppl.  — Archivcs  de  l’Art  franq.  VI.  10.  — 
Nouv.  arch.  de  l’Art  franq.  3e  s<ir.  III  1887, 
Reg.  — M a r i e 1 1 e,  Abeccdario.  — Heller- 
Andresen,  Handb.  f.  Kupferstichs! r.  I.  — 
J a 1,  Dict  crit.  — Gaz.  des  B.-Arts.  2e  scr.  XIV 
420,  427.  J • Guibert. 


237 


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Audran 


Audran,  Claude  I.,  französ.  Stecher, 
Bruder  und  Schüler  von  Charles  A.,  gcb. 
1597  zu  Paris,  ließ  sich  in  Lyon  nieder,  wo 
er  am  18.  11.  1675  starb.  Germain,  Claude  II. 
und  Gerard  A.  waren  seine  Kinder  (alle  drei 
Stecher  und  Schüler  ihres  Onkels  Charles). 
Die  Arbeit  des  Claude  I.  erinnert  an  gewisse 
Stücke  Corn.  Corts,  Agostino  Carraccis  und 
Fr.  Villamenas.  Sein  wenig  bedeutendes 
Werk  umfaßt  einige  religiöse  Szenen  sowie 
einige  Porträts. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Katal.  seiner  Werke).  — 
Le  Blanc,  Manuel  (Katalog).  — Bellicr- 
Auvray,  Dict.  Suppl.  — Guilmard,  Les 
Maitrcs  omemanistes.  — J a 1,  Dict.  crit.  — 
Nouv.  Arch.  de  l’Art  frang.  3e  s6r  III  1887 
Reg.  — Gaz.  des  Beaux-Arts  XVI  463. 

Audran,  Claude  II.,  französ.  Maler,  zwei- 
ter Sohn  von  Claude  I,  gcb.  in  Lyon,  getauft 
27.  3.  1639,  f in  Paris  6.  1.  1684,  Schüler  seines 
Vaters  im  Zeichnen  und  der  beiden  Guil- 
laume  Perrier  (des  Bruders  und  Neffen  des 
Frangois  Perrier)  im  Malen  und  ferner  Schü- 
ler des  Lyoner  Malers  A.  Virys  oder  Wairix. 
Um  1657  reiste  er  nach  Paris,  wo  er  sich 
mit  Noel  Coypel  zusammentat.  Dieser  ließ 
ihn  an  seinen  Werken  arbeiten  und  stellte  ihn 
Ch.  Errard  vor,  mit  welchem  er  darauf  die 
Zimmer  in  den  Schlössern  Versailles,  Louvre 
und  Tuilerien  ausschmückte,  auch  malte  er  in 
den  Tuilerien  mehrere  Bilder  für  das  Zimmer 
des  Thronfolgers.  Diese  Gemälde  gefielen  Le 
Brun,  welcher  um  1661  oder  1662  Audran 
mit  den  Entwürfen  seiner  Bilder,  La  bataille 
d’Arbelles  und  Passage  du  Granique,  beschäf- 
tigte. Dann  bediente  er  sich  seiner  Hille  bei 
den  Gemälden  im  Louvre  (in  der  Galerie  des 
Apollo),  im  Schloß  St.  Germain,  in  Versailles 
und  in  der  Chapcllc  de  Sceaux.  1669  er- 
hielt Audran  den  Titel  eines  „peintre  ordinaire 
du  Roi“.  Inzwischen,  vor  1674,  führte  er  ei- 
nige Gemälde  eigener  Komposition  in  Ver- 
sailles aus,  wo  sie  noch  zu  sehen  sind:  Cyrus 
ä la  chasse  au  sanglier,  C£sar  envoyant  une 
colonie  ä Carthage  (am  Gewölbe  des  Diana- 
Saales),  Mars  sur  un  char  traine  par  les  loups 
(Deckengemälde  im  Marssaal),  Cesar  passant 
une  legion  cn  revue  und  Demetrius  Poliorcete 
prenant  une  ville  d’assaut  (an  der  Attika  im 
selben  Saale).  Er  malte  in  Versailles  auch 
noch  andere  Sujets,  die  heute  verschwunden 
sind;  in  Paris,  im  großen  Saale  des  Palais, 
die  Religion  und  die  Gerechtigkeit  und  ein 
Altarbild  für  die  Kirche  der  Theatiner.  Im 
Auftrag  der  Goldschmiedeinnung  malte  er  für 
die  Kirche  von  Notre  Dame  in  Paris  die 
Enthauptung  Johannes  des  Täufers,  ein  Bild, 
das  sehr  bewundert  wurde.  27.  3.  1675  wurde 
er  in  die  Academie  royale  aufgenommen.  Sein 
Werk  für  die  Aufnahme  war:  das  Abend- 
mahl. Er  führte  darauf  für  den  Erzbischof 
von  Straßburg  die  Malereien  im  großen  Trep- 
penhaus des  Palastes  von  Saverne  aus;  in 


Paris  arbeitete  er  im  Schloß  von  Malle- 
ville, im  Hause  des  Buchhändlers  Dcsal- 
liers,  in  der  Galerie  von  Pcrrault,  des  kgl. 
Bauaufsehers.  Er  malte  auch  drei  Bilder 
in  Chartreux:  St.  Louis  enterrant  les  morts 
au  siege  de  Tunis,  St.  Denis  et  ses  com- 
pagnons  recevant  la  communion  des  mains  du 
Christ  und  Le  Miracle  des  cinq  pains,  sein 
letztes  Werk,  1683  beendigt,  heute  in  der 
Kirche  von  Notre  Dame  des  Blancs  Man- 
teaux.  — Die  Akademie  hatte  ihn  29.  11.  1681 
zum  Professor  ernannt  Bei  seinem  Tode 
wurde  er  in  die  Plejadcn-Gruppe  von  Künst- 
lern, welche  Le  Brun  in  den  Gobelins  ver- 
einigte, aufgenommen.  Er  ist  Schöpfer  der 
Figuren  von  Saturn  und  Diana  in  der  Folge 
der  Götter,  welche  von  seinem  Neffen  Claude 
III  Audran  für  die  berühmte  Manufaktur  der 
Gobelins  verfertigt  wurden.  — Jean  Audran, 
ein  anderer  Neffe  radierte  eine  gewisse  Anzahl 
seiner  Bilder.  Claude  II  Audran  ist  bei  aller 
Phantasie,  Leichtigkeit  und  großen  handwerk- 
lichen Geschicklichkeit  nur  ein  Maler  zweiten 
Ranges.  Ihm  fehlt  das  Persönliche,  er  ahmte 
Jouvenet  nach,  ohne  seine  Großzügigkeit  zu 
erreichen,  und  besonders  Le  Brun,  von  dem 
er  weder  die  kühne  Zeichnung  noch  die  breite, 
mächtige  Malweisc  hat. 

Archiv,  d.  1.  ville  de  Lyon,  Etat  civ.  (St. 
Nizier).  — O.  Fidiere,  Etat  civ.  d.  peint.  et 
sculpt.  d.  l’Acad.  p.  39.  — D ’ A r g e n v i 1 1 e, 
Vie  d.  peint.  IV  136.  — Arch.  d.  l'Art  frang.  III 
357,  IX  220.  — Jal,  Dict.  crit.  1872.  — Bel- 
lier-Auvray,  Dict.  — Nouv.  Arch.  d.  l’Art 
frang.  1877  p.  164.  — Meyer,  Kstlerlex.  — 
Gaz.  d.  Beaux-Arts  XVI  465.  — Rev.  univers., 
d.  Arts  IV  320.  — L.  Charvet,  Les  Audran 
(Rev.  du  I-yonnais,  Lyon  1876  I 448).  — E. 
Michel,  Les  Audran  peint.  et  grav.,  Fontaine- 
bleau 1884.  — C.  G i n o u x,  Verdier,  Audran 
etc.  autcurs  <1.  pcintures  d.  vaisseau  lc  Solcil- 
Royal.  — G.  Duplessis,  Les  artistes  cilcbrcs. 
Les  Audran  1894.  E.  Vial. 

Audran,  Claude,  genannt  Claude  III., 
französ.  Maler,  geb.  25.  8.  1658  zu  Lyon,  f 27. 
5.  1734  zu  Paris  im  Luxembourg-Palais,  zu 
dessen  Verwalter  er  1704  ernannt  worden  war. 
Er  war  der  Sohn  von  Germain  A.  und  hatte 
sowohl  diesen  als  auch  seine  Onkel  Claude  II. 
und  Gerard  Audran  zu  Lehrern.  Vornehm- 
lich für  die  kgl.  Häuser  beschäftigt,  zeichnete 
er  sich  im  Genre  der  Grotesken-  und  Ara- 
besken-Malerei  aus  und  wurde  mit  wichtigen 
dekorativen  Arbeiten,  von  denen  leider  keine 
Spur  geblieben  ist,  in  den  Schlössern  zu  Meu- 
don,  zu  la  Muette  bei  Passy  und  zu  Marly 
beauftragt,  ebenso  hatte  er  solche  Arbeiten 
in  der  „Menagerie“  zu  Versailles  und  auch  in 
mehreren  Privathäusern  von  Paris  auszufüh- 
ren. Er  verstand  es,  das  Genre  der  im  18. 
Jahrh.  sehr  beliebten  Dekorationsmalerei  auf 
hohe  Stufe  zu  bringen.  Das  Dekorative  be- 
stand in  Laubwerk,  in  allerlei  Attributen,  in 
Arabesken,  das  Ganze  mit  Blumen  und  Fi- 
guren zusammengestellt. 


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Audran 


Antoine  Watteau  arbeitete  in  Audrans  Ate- 
lier und  nahm,  wie  man  sagt,  an  der  Aus- 
führung von  Vorlagen  teil,  die  von  jenem 
der  Gobelin-Manufaktur  geliefert  wurden, 
und  von  denen  noch  mehrere  Originalstücke 
existieren.  Die  nach  diesen  Modellen  aus- 
geführten Gobelins  sind  heute  das  einzige, 
was  uns  von  A.s  Kunst  erhalten  ist.  Es  genügt 
aber,  ihm  einen  sehr  hohen  Rang  unter  den 
Malern  vom  Anfang  des  18.  Jahrh.  oder  aus 
der  Zeit  der  Regentschaft  Philipps  von  Or- 
leans zu  sichern. 

In  erster  Reihe  ist  von  diesen  Gobelins,  die 
von  Claude  Audran  inspiriert  waren,  zu  nen- 
nen : die  Serie  der  8 Teppiche,  die  die  Ele- 
mente und  die  Jahreszeiten  in  Gestalt  der 
hauptsächlichsten  olympischen  Götter  darstcl- 
len.  Dieselben  mythologischen  Personen  er- 
scheinen wieder  in  der  Folge  der  12  Monate, 
der  „Mois  Grotcsque  par  bandes“,  die  speziell 
zur  Ausschmückung  des  Zimmers  des  Grand 
Dauphin  bestellt  wurden,  im  Schlosse  von 
Meudon.  Diese  Folge  trägt  in  den  Bor- 
düren Delphinenköpfe  mit  2 verschlungenen 
L.  — Audran  kündigt  in  diesen  hervorragen- 
den Schöpfungen  schon  den  Stil  der  Regcnce 
an  oder  bereitet  ihn  vor.  Da  er  um  1700  die 
Höhe  seines  Talentes  erreichte,  hat  er  sicher- 
lich einen  Einfluß  auf  die  Dekorationsmaler 
der  Zeit,  wie  Gillot  und  Watteau,  ausgeübt. 
Die  Götter-Gobelins  hatten  bei  ihrem  Erschei- 
nen einen  Erfolg,  der  noch  lange  Zeit  vor- 
hielt. Diese  Prachtstücke  wurden  während 
des  18.  Jahrh.  mit  Veränderungen  in  der  Fär- 
bung der  Fonds  in  mehr  als  200  Exemplaren 
in  „haute  und  basse  lisse“  nachgewebt.  Die 
„Mois  grotesques"  sind  hingegen  nur  ein 
einziges  Mal  offiziell  hergestellt  worden,  und 
zwar  im  kgl.  Atelier.  Die  in  Privatsamm- 
lungen befindlichen  Nachbildungen  (3  an 
der  Zahl)  wurden  durch  Liebhaber  bestellt 
und  von  Teppichwirkern  in  ihrem  Privatatelier 
gewebt.  Diese  Serie  der  „Monate“  ist  in  vier 
Kupferplatten  von  Jean  Audran,  dem  Bruder 
des  Malers,  gestochen  worden.  Es  erscheint 
als  gewiß,  daß  Claude  mehrere  Mitarbeiter 
hatte,  die  sich  mit  der  Ausführung  von  Tie- 
ren, Blumen  und  anderem  Beiwerk  beschäf- 
tigten. 

M.  F e n a i 1 1 e,  Etat  general  des  tap.  des  Go- 
belins. /.  /.  Guiffrey. 

Audran,  Gabriel,  französ.  Bildhauer  und 
Maler,  geb.  1659  in  Lyon,  gehörte  zur  berühm- 
ten Kupferstecherfamilic  des  17.  Jahrh.  1694 
ließ  er  sich  in  Paris  nieder  und  starb  dort- 
selbst  17.  8.  1740. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frans,  sous  Louis  XIV. 

Audran,  Gabriel,  s.  auch  Audran,  Pros- 
per Gabriel. 

Audran,  Gerard,  französ.  Kupferstech., 
t 7.  2.  1691  (nach  Jal  und  Piot)  oder  16S1 
(nach  Herluison)  in  Paris,  wird  in  der  Todes- 
urkunde als  „graveur  ordinaire  du  roi“  be- 


zeichnet. Der  Künstler  ist  sonst  unbekannt 
und  von  dem  berühmten  Stecher  G.  A.  zu 
unterscheiden,  dessen  Onkel  oder  Vetter  er 
vielleicht  war.  Möglicherweise  sind  ihm 
Kupferstiche  zuzuschreiben,  die  die  Kardinal- 
tugenden nach  Domenichinos  Gemälden  dar- 
stellcn  und  G.  Audran,  sculp.  Romae  1675 
bezeichnet  sind;  dieselben  können  nicht  von 
dem  berühmten  Namensvetter  Gerard  A. 
stammen,  da  dieser  1675  nachweislich  in 
Paris  tätig  war. 

Herluison,  Actes  d’6tat  civ.  d’art.  franc. 
— Piot.  Etat  civ.  d’art.  fran?.  — Jal,  Dict. 
crit.  /.  Guibert. 

Audran,  Gerard,  französ.  Radierer  und 
Kupferst,  geb.  2.  8.  1640  zu  Lyon,  t 26.  7. 
1703  in  Paris,  Sohn  des  Claude  L,  Schüler 
seines  Vaters  und  seines  Onkels  Charles  A. 
Gerard  ist  das  berühmteste  Glied  dieser 
Kupferstecher-Familie,  vielleicht  einer  der 
größten  aller  Stecher,  die  Gemälde  reprodu- 
ziert haben.  — Vor  seiner  Abreise  nach  Rom 
1666  sind  wenige  Werke  Gerards  erwähnens- 
wert. Die  ältesten  scheinen  einige  Kupfer 
zu  sein,  die  der  Künstler  für  das  Werk:  Les 
Pseaumes  de  David  mis  en  vers  franqais  . . . 
Ger.-Audran  inv.  et  sculp.  1660,  ausführte. 
In  seinen  Stichen  aus  dieser  Periode  unter- 
scheidet sich  seine  Arbeit  nicht  von  derjeni- 
gen der  meisten  seiner  Zeitgenossen.  — In 
Rom  war  er  der  Schüler  von  Carlo  Maratta. 
Zu  erwähnen  sind  zwei  hübsche  kleine  Por- 
träts, das  Samuel  Sorbieres  und  das  von 
Jordanus  Hilling.  Er  reproduzierte  mit  Vor- 
liebe große  Ensemble-Szenen:  1668  l’Histoire 
de  David  et  de  Goliath,  nach  P.  da  Cortona 
(Deckengem,  der  Vigna  Sacchetti),  l'Histoire 
d’Enee,  nach  P.  da  Cortona  (Palazzo  Pamfili). 
Diese  Blätter  sind  eine  Mischung  von  Ra- 
dierung und  Kupferstich,  die  Arbeit  ist  breit, 
aber  noch  weit  entfernt  von  der  malerischen 
und  grandiosen  Wirkung  der  „Batailles 
d’ Alexandre“.  — A.  muß  spätestens  am  An- 
fang des  Jahres  1670  nach  Frankreich  zu- 
rückgekehrt sein.  Denn  im  August  dessel- 
ben Jahres  wurde  eine  Zahlung  an  ihn  ge- 
leistet für  sein  Werk  „les  Batailles“.  Den 
Auftrag  für  diese  Arbeit  verdankte  er  Le 
Brun.  Dieser  suchte  die  talentierten  Künst- 
ler um  sich  zu  gruppieren  und  hatte  Colbert 
gebeten,  A.  anzuregen,  nach  Paris  zu  kom- 
men und  ihm  dort  eine  Wohnung  in  den 
„Gobelins“  zu  geben.  Jedes  der  vier  großen 
Sehlachtengemäldc  Lcbruns  wurde  in  mehre- 
ren Kupferplatten  gestochen:  Le  Passage  du 
Granique  (4  PI.)  wurde  1672  vollendet,  la 
Bataille  d’Arbeles  (4  PI.)  1674,  l’Entree 
d’Alexandre  dans  Babylone  (2  PI.)  1675, 
Porus  blesse  amene  devant  Alexandre  (4 
PI.)  1678.  Man  kann  sich  kaum  schönere 
Kupferstiche  vorstcllcn.  Nicht  allein  die 
Zeichnung  des  Malers  ist  genau  wieder- 
gegeben, sondern  auch  die  Wirkungen  sind 


239 


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Audran 


wunderbar  genau  hervorgebracht  Die  Ar- 
beiten sind  je  nach  dem  wiederzugeben- 
den Sujet  verschiedenartig  ausgeführt.  Das 
Scheidewasser  und  der  Grabstichel  werden 
gleichzeitig  angewendet  Das  Pariser  Kup- 
ferstichkabinett bewahrt  eine  Serie  von  Etats 
und  Probedrucken  dieser  Kupferplatten,  die 
für  die  Kenntnis  des  Verfahrens  von  Ger- 
ard  A.  sehr  interessant  sind.  — Der  Künst- 
ler war  ein  Meister  der  malerischen  Wir- 
kung; sein  breiter  Stil  eignete  sich  vorzüg- 
lich für  die  großen  Kompositionen.  Sein 
Grabstichel  brachte  noch  andere  derartige 
Werke  hervor,  die  allerdings  weniger  be- 
rühmt, aber  ebenfalls  hervorragend  sind : 
la  Coupoie  de  la  Chapclle  de  Sceaux,  nach 
Le  Brun  (1681),  le  Plafond  du  pavillon  de 
l’Aurore,  im  Schlosse  von  Sceaux,  lc  Pla- 
fond de  la  Galerie  du  petit  appartement  du 
Roi,  in  Versailles,  nach  Mignard  (1688),  la 
Coupoie  du  Val  de  Gräce,  nach  Mignard 
(1693).  Man  hat  den  Vertrag  aufbewahrt, 
der  mit  ihm  abgeschlossen  wurde  für  den 
Stich  der  „Galerie  du  petit  appartement  du 
Roi“  von  1686;  er  erhielt  5000  livres  (500 
livres  der  Quadratfuß).  — A.  versprach  in 
diesem  Vertrag:  „de  graver  pour  le  Roi,  sur 
euivre,  ä l’eau-forte  retouchee  au  burin,  les 
chairs  pointillees,  le  reste  traite  suivant  la 
maniere  du  sieur  Audran,  le  plus  proprement 
et  lc  plus  correctement  possible  tout  ce  qui 
est  peint  de  la  main  du  sieur  Mignard  dans 
la  galerie  . . . .“.  — Es  ist  unmöglich,  hier 
eine  vollständige  Liste  der  Werke  A.s  aufzu- 
stellen. Er  führte  Gemälde  geringster  Di- 
mensionen im  Stiche  aus,  zeigte  aber  auch 
bei  diesen  Arbeiten  dieselben  Eigenschaften 
des  farbenreichen  Darstellers.  Ein  Stück  ist 
hier  besonders  anzuführen,  weil  man  daran 
klar  erkennt,  daß  die  gesamte  Kupferstecher- 
kunst im  18.  Jahrh.  von  A.  sich  ableitet 
Dies.  Werk  ist  „Bacchus  et  Ariadne“  nach 
Coypel  (1693).  Man  vergleiche  diesen  Kup- 
ferstich mit  denen  von  Laurent  Cars.  Welche 
Identität  des  Verfahrens  zwischen  Lehrer 
und  Schüler. 

A.  hatte  seine  Wohnung  in  den  „Gobelins" 
verlassen  und  sich  in  der  Ruc  St.  Jacques 
aux  Deux  Pilicrs  d’or  niedergelassen,  wo  er 
einen  Laden  zu  Geschäftszwecken  innehatte. 
Man  hat  den  Katalog  der  Stiche  aufbewahrt, 
die  er  dort  verkaufte:  Catalogue  des  cstam- 
pes  qui  se  vendent  chez  G.  Audran,  graveur 
ordinaire  du  Roi,  rue  St  Jacques  aux  Dcux- 
Piliers  d’or.  — Am  21.  11.  1681  gewährte 
ihm  die  kgl.  Akad.  den  Titel  eines  „con- 
seiller“.  Er  heiratete  Helene  Lichcric, 
Schwester  des  Malers  Louis  Licherie.  1683 
veröffentlichte  A.  eine  Abhandlung:  Les  Pro- 
portions du  corps  humain  mesurees  sur  les 
plus  belles  figures  de  l’antiquit£,  Paris  1683. 
Kataloge  seiner  Werke  befinden  sich  in 


Meyers  Kstlcrlex.,  Le  Blancs  Manuel,  im 
P.-G.  von  Robert  Dumesnil  (s.  auch  Schluß 
des  vorhergeh.  Art.). 

Meyer,  Kstlcrlex.  — Bcllier-Auvray, 
Dict  Suppl.  — Dussieux,  Art.  frang.  ä l’etran- 
ger.  — Hellcr-Andresen,  Handb.  f.  Kup- 
fcrsticbslr.  — Guilmard,  Maitrcs  ornemani- 
stes.  — Arcli.  de  l’art  frang.  I 200,  368;  II  29, 
62,  63,  89;  III  111,  357;  IV  58,  59;  VI  249,  299. 

— Nouv.  Arch.  de  l'art  frang.  3e  s^r.  III  annee 
1887 ; VIII  ann£c  1892.  — Revue  univers.  des 
Arts  IV  322.  — Gaz.  des  Beaux-Arts.  — L’Art 
LII  180 — 184.  — Duplessis,  Les  Audran.  — 
D u p 1 e s s i s.  Not  sur  la  vic  et  les  oeuvr.  de 
Girard  Audran,  Lyon  1859.  — Courboi  n,  Cat. 
sommairc  des  grav.  ct  lithogr.  composant  la 
reserve,  au  depart.  des  Estampes  de  la  Bibi. 
Nat.  Paris  1900.  — Jal,  Dict  crit  — Her- 
luis o n,  Actes  d’6tat  civil  d'art  frang.  — 
P i o t Etat  civ.  d’art.  frang.  — Kristcller, 
Kupferstich  und  Holzschnitt  434  f.  /.  Guibert. 

Audran,  G e r m a i n,  französ.  Kupferst, 
ältester  Sohn  des  Claude  I.,  gcb.  6.  12.  1631 
zu  Lyon,  f dort  4.  5.  1710,  Schüler  seines 
Onkels  Charles  in  Paris.  Als  ziemlich  mit- 
telmäßiger Künstler  führte  er  wie  alle  seine 
Genossen  religiöse  Szenen  (nach  wenig  be- 
kannten Malern)  aus,  sowie  Ornamente  nach 
Georges  Charmeton,  Raim.  La  Fage,  Ch.  Le 
Brun,  und  vor  allem  Porträts. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verz.  seiner  Werke).  — 
Le  Blanc,  Manuel  (Verz.  seiner  Werke).  — 
Bellier-Äuvray,  Dict.  Suppl.  — Guil- 
mard, Les  maitrcs  omem.  — Jal,  Dict.  crit.  — 
Nouv.  arch.  de  l’art  frang.  3e  ser.  III  197  bis 
202,  298.  /.  Guibert. 

Audran,  Jean,  französ.  Kupferst,  geb. 
28.  4.  1667  zu  Lyon,  f 17.  6.  1756  zu  Paris, 
Sohn  des  Gcrmain,  Bruder  des  Bcnoit  I., 
Schüler  seines  Onkels  Gerard,  dessen  Be- 
rühmtheit er  nicht  erreichte,  wenn  er  auch 
als  sein  würdiger  Nachfolger  zu  bezeichnen 
ist.  Er  wurde  1707  „Graveur  du  Roi“. 
Sein  umfangreiches  Werk  ist  im  Manuel  von 
Le  Blanc  und  im  Meyerschen  Kstlcrlex.  kata- 
logisiert Er  hat  alle  Arten  von  religiösen, 
mytholog.,  allcgor.  und  histor.  Sujets  be- 
handelt, außerdem  Porträts  und  Wappen  nach 
den  verschiedensten  Malern.  Seine  schö- 
nen Kupferstiche  nach  Poussin,  Coypel  und 
Mignard  sind  besonders  hervorzuheben.  Die 
Gemälde,  welche  sein  Onkel  Gerard  in  gro- 
ßen Dimensionen  im  Stich  reproduzierte, 
führte  Jean  A.  mit  Erfolg  im  kleinen  aus; 
z.  B.:  les  Batailles  d’ Alexandre,  von  Lebrun 
und  le  Portement  de  croix,  von  Mignard. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc,  Manuel. 

— Bcllier-Auvray,  Dict.  Suppl.  — Dus- 
sieux, Artistes  frang.  ä l’6tranger.  — Du- 
mesnil, P.-Gr.  — Hellcr-Andresen, 
Handb.  f.  Kupferstichslr.  I.  — Jal,  Dict  crit. 

— Portalis  ct  Bcraldi,  Grav.  du  XVIIIe 

s.  — Gaz.  des  Bcaux-Arts,  2e  per.  II  375.  — 
Arch.  de  l’art  frang.  I.  II.  — Nouv.  Arch.  de 
l’art  frang.  IX  26;  3e  s6r.  XIII  1897  Reg.  — 
P i o t,  Etat  civ.  d’art.  frang.  /.  Guibert. 

Audran,  Jean  Joseph,  französ.  Teppich- 
wirker, Entrepreneur  eines  Ateliers  der  Go- 
belin-Manufaktur. Sohn  des  Michel  Audran, 


240 


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Audran 


ersetzte  seinen  Vater  als  Leiter  des  Ateliers 
(1771)  und  führte  dessen  Arbeiten  fort,  aller- 
dings mit  weniger  Erfolg.  Durch  die  An- 
sprüche seiner  Arbeiter  als  selbständiger  Un- 
ternehmer ruiniert,  wurde  er  1792  zum  Di- 
rektor der  Manufaktur  an  Stelle  von  Guillau- 
mot  ernannt.  1793  verhaftet,  erlitt  er  eine 
Festungsstrafe  von  10  Monaten  in  Sainte 
Pelagie.  Während  dieser  Zeit  verwaltete  der 
Maler  Augustin  Belle  die  Gobelins.  Wieder 
in  sein  Amt  als  Leiter  der  Manufaktur  ein- 
gesetzt (14.  4.  1795),  starb  Audran  noch  im 
selben  Jahre  am  20.  6.  und  hatte  als  Nach- 
folger seinen  ehemaligen  Direktor,  den  Archi- 
tekten Guillaumot. 

Lacordairc,  Notice  historique  sur  la  ma- 
nufacture  des  Gobelins  1853.  J.  J.  Guifrrcy. 

Audran,  Louis,  französ.  Kupferst.,  Sohn 
des  Germain  A.,  gcb.  7.  5.  1670  zu  Lyon, 
f 1712  in  Paris,  Schüler  seines  Onkels 
Gcrard,  wenig  produktiv.  Er  führte  Stiche 
nach  Lebrun  und  Poussin  aus,  aber  haupt- 
sächlich bekannt  sind  seine  Kupfer  der 
„Oeuvres  de  misericorde“  nach  Seb.  Bourdon. 

Meyer,  Kstlerlcx.  — Le  Blanc,  Manuel. 
— Bellier-Auvray,  Dict.  Suppl.  — J a 1, 
Dict.  crit.  — Duplessis,  Cat.  de  la  coli,  des 

pieces  sur  les  Beaux-Arts recucillics 

par  Pierre  Jean  Marictte,  Ch.  Nicolas  Cochin  et 
M.  Deloyncs  ....  par  G.  Duplessis.  Paris 
1881.  — Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  3o  scr.  1887 
Reg.  /.  Guibert. 

Audran,  Michel,  Entrepreneur  an  der 
Gobelin-Manufaktur.  Sohn  des  Jean  Audran, 
Neffe  des  Malers  Claude  Audran,  Enkel  von 
Germain  A.,  Großneffe  von  Gerard  A.,  geb. 
20.  2.  1701  in  Paris,  heiratete  am  13.  10.  1732 
und  starb  25.  3.  1771  in  den  „Gobelins“,  in 
seiner  dortigen  Wohnung.  Er  hinterließ  einen 
Sohn  Jean-Joseph,  welcher  als  Leiter  eines 
der  Ateliers  für  Haute-lisse-Weberei  an  seine 
Stelle  trat.  Michel  A.  hatte  an  der  Spitze 
dieses  Ateliers  1732  den  letzten  der  Jans  er- 
setzt. Während  eines  Zeitraums  von  mehr 
als  40  Jahren  schuf  er  eine  große  Anzahl  von 
Tapisserien,  welche  durch  ihre  außergewöhn- 
lich schöne  Ausführung  bemerkenswert  sind. 
Auf  folgenden  Serien  hat  man  seinen  Namen 
gefunden,  der  nur  einige  Male  von  einer  Li- 
lienblüte und  von  einem  G.  begleitet  ist:  „Les 
Mois  Lucas“,  eine  Gobelinfolge  von  12  Num- 
mern zum  ursprünglichen  Preis  von  55  076 
Livres,  wurde  von  1733 — 1748  vollständig  in 
seinem  Atelier  gewebt.  Eine  Wiederholung 
dieser  Folge  der  12  Monate  (aber  nur  11 
Stück,  da  der  April  fehlt),  unter  Mitarbeit 
von  Mommerque  hergestellt  (1737 — 1740),  wird 
in  Dresden  in  den  kgl.  Gemächern  aufbewahrt. 
Sie  stammen  nach  dem  Inventarvermerk  aus 
dem  Besitze  des  Grafen  Brühl.  In  den  Jah- 
ren 1744 — 1759  webte  er  mehrere  der  Schöp- 
fungen Restouts  und  Jouvcnets  für  die  Folge 
aus  dem  Neuen  Testament.  Der  wunderbare 
Fischfang,  die  Taufe  Christi,  die  Fußwa- 


schung, die  Auferweckung  des  Lazarus,  die 
aus  dem  Tempel  verjagten  Krämer,  das  hl. 
Abendmahl,  Sa.  Magdalena,  gingen  aus  sei- 
nem Atelier  hervor  und  trugen  seine  Sig- 
natur. Um  dieselbe  Zeit  wurde  unter  seiner 
Leitung  die  „Geschichte  Esthers“,  in  7 Szenen, 
nach  Jean-Franqois  de  Troy,  gewebt  Die  mit 
seinem  Namen  bezeichnctcn  Stücke  sind  un- 
vergleichlich viel  schöner  als  andere  nach 
denselben  Modellen  ausgeführte  Folgen,  was 
man  bei  Gelegenheit  der  Ausstellung  von  Go- 
belins (1902)  festgestellt  hat.  Michel  Audran 
übernahm  auch  einen  beträchtlichen  Anteil  an 
der  Anfertigung  mehrerer  Gobelins  aus  der 
Geschichte  Don  Quixotes  nach  den  Vorlagen 
von  Charles  Coypel.  Nach  dem  Werke  von 
M.  Fenaille  sind  im  ganzen  57  Gobelins  mit 
Darstellungen  aus  der  Geschichte  Don  Quixo- 
tes mit  Audrans  Namen  bezeichnet.  Diesen 
Darstellungen  aus  der  Geschichte  Don  Quixo- 
ten  Gobelin  mit  einer  Jahrmarktszene,  aus 
dem  Besitze  der  Stadt  Leipzig,  jetzt  im  Kunst- 
gewerbemus. daselbst,  anreihen.  Er  ist  be- 
zeichnet: Jcurat  Pinxit  1748  . . Audran.  Un- 
ter seiner  Leitung  wurden  ferner  gewebt: 
das  Opfer  der  Iphigenie  nach  der  Uiade;  die 
4 Panneaux  mit  Opern-Fragmenten  nach  F. 
Coypel : Roland,  die  eingeschlafene  Renaud, 
die  ohnmächtige  Armida,  die  Zerstörung  des 
Palastes  der  Armida.  Endlich  ist  von  ihm  die 
Folge  der  Jagden  Ludwigs  XV.  in  9 Kom- 
positionen, die  heute  in  Florenz  aufbewahrt 
werden,  und  im  18.  Jahrh.  von  dem  Infan- 
ten Don  Philipp  (Herzog  von  Parma)  er- 
worben wurden.  Alle  diese  Gobelins  tragen 
den  Namen  Audrans.  Wie  man  sieht,  ist 
der  Beitrag  dieses  Künstlers  zur  Manufaktur 
der  Gobelins  ganz  beträchtlich;  seine  Werke 
verraten  ein  ganz  vorzügliches  Talent.  Er 
wurde  in  seinem  Amt  als  Unternehmer  der 
Kunstwebereien  des  Königs  durch  seinen  Sohn 
Jean  Joseph  Audran  ersetzt  und  hinterließ 
eine  Sammlung  von  Kupferstichen,  von  Kup- 
ferplatten mit  gestochenen  Zeichnungen,  von 
Gemälden  aus  seiner  Familie  stammend,  die 
wenige  Monate  nach  seinem  Tode  verkauft 
wurden. 

Cataloguc  des  planches  gravecs,  desseins, 
estainpcs  et  tableaux  aprOs  le  deces  de  M.  Michel 
Audran,  entrepreneur  des  tapisseries  pour  le  Roi, 
ä la  Manufacture  royale  des  Gobelins,  par  Pierre 
Remy,  Paris,  Butard,  imp.  1771.  — jal,  Dic- 
tionnaire  critique.  — Le  Blanc,  Manuel  de 
l’Amatcurs  d’cstampes.  — Fenaille,  Etat 
General  des  tapisseries  de  la  manufacture  des 
Gobelins  II  und  III.  — Revue  de  l'art  frangais 
ancicn  ct  moderne  (1897).  — Etat  civil  d.  tapis- 
siers  des  Gobelins.  /.  J.  Guiffrey. 

Audran,  Prosper-Gabriel,  Zeichner  u. 
Radierer,  geb.  1744  zu  Paris,  f 1819,  Sohn  des 
Michel  und  Schüler  von  Benoit  II  A.  Er 
verzichtete  sehr  bald  auf  die  Stecherkunst 
und  wurde  „conseiller  au  Chätclet“,  später 
Lehrer  des  Hebräischen  im  College  de  France. 


Künstlerlexikon.  Bd.  II. 


241 


16 


Audran  — Auer 


Man  kennt  von  ihm  mehrere  Serien  von 
Studienköpfen. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Portalis  et  B6- 
r a 1 d i III,  Appendice.  — P.  de  Baudicourt, 
t.  II  291.  — Hcrluison,  Actes  d'Etat  civ. 
— E.  P i o t,  Etat  civ.  — J a 1,  Dict.  crit.  — 
Bull,  de  la  Soc.  de  l’Hist.  de  l'Art  franc.  III 
09.  — Nouv.  Arch.  de  l’Art  frans.  !•  ff-  XII.  18 
(hier  fälschlich  Pierre-Gabriel  genannt)  XIII. 

P.  A.  Lemoisnc. 

Audran,  Thomas,  Maler  in  Nantes,  starb 
21jährig  daselbst  am  4.  11.  1701,  nur  urkund- 
lich bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frans.,  3.  S£rie,  XIV 
1898.  H.  V. 

Audric,  Antoine,  französ.  Bildhauer,  geb. 
um  1653  in  la  Ciotat  (Provence),  führte  1670 
mit  einem  seiner  Genossen,  Cot  Taboue,  die 
Holzschnitzereien  aus,  die  die  ehern.  Kirche 
des  Petits-Minimes  zu  Tours  schmückten 
(jetzt  Kapelle  des  Gymnasiums).  1679  trat 
er  dann  ins  Kloster  Plessis-de-Tours  ein  und 
führte  zahlreiche  Arbeiten  für  seine  Brüder- 
gemeinde aus.  Er  starb  14.  4.  1690  in  Orleans. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frans*  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Audry,  Ferdinand,  Landschaftsmaler, 
geb.  in  Paris,  stellte  1831 — 1848  wiederholt 
im  Salon  aus. 

Bellier- Auvray,  Dict.  g6n.  H.  V . 

Audry,  Jean,  Miniaturmaler  zu  Angers  in 
Frankreich,  verzierte  1534  die  von  einem 
Geistlichen  Namens  Jean  Pilochc  für  die  Kir- 
che des  Hotels  Dieu  daselbst  geschriebenen 
Gesangbücher. 

Port,  Les  Artistes  peintres  Angevins,  Paris 

1881,  p.  8.  ** 

Audubon,  John  James,  amerikan.  Maler 
und  Zeichner  von  französ.  Abstammung.  Geb. 
4.  5.  1780  in  Louisiana,  t 27-  4*  4851  in  New 
York.  1795/96  Schüler  Davids  in  Paris 
(hauptsächlich  im  Zeichnen).  A.  war  be- 
rühmter Naturforscher,  in  erster  Linie  Or- 
nitholog,  und  seine  künstlerische  Bedeutung 
liegt  in  seinen  vorzüglichen,  auf  der  Beobach- 
tung lebender  Tiere  beruhenden  Zeichnungen 
(die  Originale  in  der  Historical  Society  in 
New  York)  für  seine  monumentalen  Werke. 
1827 — 1838  erschien  in  London  sein  großes 
Werk  „The  Birds  of  America“  (4  Bände  mit 
435  kolorierten  Platten  in  Kupfer  gestochen 
von  Rob.  Havell  jr.,  einige  der  ersten  von  W. 
H.  Lizzars  in  Edinburgh,  der  Text  dazu  „Or- 
nithological  Biography“  5 Bde.  1832 — 1839), 
das  mehrere  Auflagen  erlebte.  1845 — 48  das 
zweite  große  Werk  „The  Viviparous  Quadru- 
peds  of  North  America“.  (Gemeinsam  her- 
ausgegeben mit  Rcv.  J.  Bachmann,  150  litho- 
graph.  und  kolorierte  Platten,  deren  Zeich- 
nungen z.  T.  mit  Hilfe  seiner  Söhne  J.  W. 
und  V.  G.  A.  ausgeführt  wurden.)  A.  unter- 
nahm für  seine  Studien  zahlreiche  Reisen  in 
Amerika  und  war  auch  öfters  in  England  und 
in  Paris.  Zwei  Ölgemälde  von  ihm  „A  Covcy 


of  Blackcock"  und  „Canada  Otter“  befanden 
sich  1876  auf  der  Ausstellung  in  Philadelphia. 

The  life  of  John  James  Audubon,  the  Natu- 
ralist. Edited  by  his  widow.  With  an  intro- 
duction  by  Jas.  Grant  Wilson,  New  York  1869.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  (ausf.  Auszug  aus  diesem 
Buch  und  genaue  Angabe  der  verschiedenen 
Ausg.  der  Werke  A.s).  Edmund  von  Mach. 

Audubon,  John  Woodhousc,  amerikan. 
Maler,  geb.  30.  11.  1812,  f 21.  2.  1862  in  New 
York,  Sohn  von  John  James  A.  und  Mitarbei- 
ter an  dessen  „Quadrupeds  in  America",  und 
zwar  malte  er  die  Mehrzahl  der  Tierbildcr. 
Er  war  Mitglied  der  Akad.  in  New  York. 

Edmund  von  Mach. 

Audubon,  Victor  Gifford,  amerikan. 
Maler,  geb.  12.  1.  1809,  f 17.  8.  1860, 
Bruder  des  Vorigen.  Auch  er  half  seinem 
Vater  bei  der  Herausgabe  der  „Quadrupeds  in 
America“,  und  zwar  malte  er  fast  alle  Land- 
schaften. Er  war  Mitglied  der  Akademie 
in  New  York.  Edmund  von  Mach. 

Audusson,  Jean,  Holzbildhauer  und  Tisch- 
lermeister von  Angers,  schuf  1518  das  Chor- 
gestühl der  Kirche  von  St.  Pierre  und  war 
1541  am  Spital  beschäftigt. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Audy,  Jonny,  Militär-  und  Pferdemaler 
in  Paris,  geb.  daselbst,  stellte  im  Salon  1872 
und  1876  einige  Aquarelle  aus. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl. 

H.  V. 

Auegg-Dilg,  Miniaturmalerin  in  Linz  1830 
bis  70. 

E.  Lembcrgcr,  Beitr.  z.  Gcsch.  d.  Minia- 
turmalerei, Berlin  1907.  ** 

Auemann,  s.  Avetnatm. 

Auer,  Maler  in  der  Fayencefabrik  in  Bay- 
reuth. Von  ihm  2 bezeichnete  und  datierte 
Stücke  (1748  und  1762)  im  Museum  zu 
Würzburg.  E.  IV.  Braun. 

Auer,  Anton,  Porzellanmaler,  geb.  zu 
München  4.  3.  1778  (nach  Nagler  1777),  f da- 
selbst 25.  10.  1814.  Er  erlernte  seine  Kunst 
1795  bei  Dominik  Auliczck,  1797  bei  Johann 
Peter  Melchior,  bis  er  1801  Maler  an  der 
Nymphenburger  Porzellan-Manufaktur  wurde. 
1809  ward  er  auf  Kosten  des  Königs  Max  I. 
zu  seiner  weiteren  Ausbildung  nach  Wien 
gesandt  und  nach  seiner  Rückkehr  1810  zum 
Obermaler  der  Manufaktur  ernannt.  Im  Auf- 
träge des  Kronprinzen  (späteren  Königs) 
Ludwig  kopierte  er  eine  Reihe  von  Gemälden 
aus  der  kgl.  Gemäldegalerie  für  ein  Tafelser- 
vice, starb  jedoch  vor  dessen  Vollendung; 
sein  Sohn  Max  und  andere  Künstler  beendig- 
ten sein  angefangenes  Werk.  Durch  den  Ver- 
such der  genauen  Nachbildung  von  Ölgemäl- 
den auf  Porzellan  ist  er  der  Begründer  einer 
neuen  Schule  der  Porzellanmalerei  geworden. 
Seine  Ausführung  zeichnet  sich  durch  Sorg- 
falt und  Genauigkeit  aus. 

Meyer.  Kstlerlex.  — Lipowsky,  Bayer. 
Kstlerlex.  I 14.  — Münchener  Gesellschaftsblatt 
1813  No.  8.  — Morgenblatt  1814  S.  168.  — 


242 


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Auer 


Kunstblatt,  hrsg.  von  Schorn,  Stuttgart  1822 
S.  253.  — F ü s s 1 i,  Kstlerlex.  Neue  Zusätze 
1824.  — Bayerische  Annalen  1834  No.  108  S.  862. 

P. 

Auer,  Benedikt,  der  ält„  ein  Sohn  des 
Nikolaus,  Maler,  gcb.  zu  St  Martin  in  Pas- 
seier 25.  12.  1722,  f ebendort  19.  12.  1792. 
Die  ersten  Kenntnisse  erhielt  er  von  seinem 
Vater  Nikolaus,  dann  begab  er  sich  nach 
Innsbruck,  Trient,  Verona  und  Venedig,  wo 
er  bei  Wagner  sich  mehr  ausbildetc  und  auch 
bei  Amiconi  die  Kupferstecherei  erlernte;  er 
arbeitete  dann  lange  in  Bologna  für  die  dor- 
tigen Jesuiten.  In  seine  Heimat  zurückge- 
kehrt, verlegte  er  sich  hauptsächlich  auf 
Miniaturmalerei  und  Kupferstechen. 

Die  außerordentliche  Mannigfaltigkeit  seiner 
Konzeptionen,  die  Leichtigkeit,  mit  der  er 
arbeitete,  das  Kräftigderbe  seiner  Zeichnun- 
gen und  Kompositionen  verdienen  alle  An- 
erkennung. Das  Bild  des  Rosenkranzaltars 
in  der  Pfarrkirche  zu  St.  Leonhard  in  Pas- 
seier ist  von  ihm.  Dr.  Frans  Innerhofer. 

Auer,  Benedikt,  jun.,  Maler,  gcb.  zu 
St.  Martin  in  Passcier  8.  6.  1761,  f das.  4.  4. 
1845,  der  letzte  Vertreter  des  Künstlerge- 
schlechtes A.,  machte  als  Leutnant  der  Passei- 
rer  Schützenkompanie  die  Kriege  von  1796 
bis  1814  mit  vielem  Ruhme  mit,  während 
von  seiner  künstler.  Tätigkeit  sehr  wenig  zu 
berichten  ist;  es  gibt  vom  Jahre  1811  ein 
Porträt  des  Andreas  Hofer,  von  einem  be- 
freundet gewesenen  Bauernmaler  aus  Passeier, 
der  wohl  Benedikt  A.  jun.  sein  dürfte. 

Dr.  Frans  Innerhofer. 

Auer,  Georg,  s.  Aver,  Georg. 

Auer,  Hans  Wilhelm,  Schweizer  Archi- 
tekt, gcb.  26.  4.  1847  in  Wädenswil,  + 30.  8. 
1906  in  Bern,  wo  er  seit  1890  die  Professur 
für  Geschichte  der  Architektur  und  Plastik 
an  der  Universität  innehatte;  Schüler  des  Zü- 
richer Polytechnikums,  dann  der  Wiener  Akad. 
bei  Prof.  Theophil  Hansen,  in  dessen  Atelier 
er  1870 — 1884  tätig  war.  Unter  seinen  zahl- 
reichen Bauten  verdienen  besondere  Erwäh- 
nung: das  Sanatorium  Dr.  Edcrs  in  Wien 
(1886/87),  Renaissancebau  mit  Kuppelvesti- 
bulc,  das  neue  eidgen.  Verwaltungsgebäude 
(Bundesratshaus-Ostbau),  (Projekt  ausgestellt 
auf  der  internationalen  Jubiläumsausstellung, 
Wien  1888),  das  Parlamentsgebäude  in  Bern 
(1894 — 1902  ausgeführt)  im  Florentiner  Re- 
naissancestil, die  Postgebäude  in  Solothurn 
und  Liestal  etc. 

A.  hat  sich  auch  schriftstellerisch  in  seinem 
Fach  betätigt;  genannt  seien  die  in  Lützows 
Zeitschrift  f.  bild.  Kst.  publizierten  Aufsätze 
über  „die  Bedeutung  der  Triglyphen“  (1880) 
und  eine  auch  in  das  Italienische  übersetzte 
Abhandlung  über  Palladio  (1882).  Weitere 
Aufsätze  von  ihm  in  der  Zeitschr.  des  Öster- 
reich. Ingenieur-  u.  Architekten- Vereins  (1881 
und  1887),  in  der  Försterschen  Allgcm.  Bau- 


zcitg.  (1883  und  1885)  etc.  Die  Phil.  Fakul- 
tät der  Universität  Basel  ernannte  ihn  1902 
zum  Ehrendoktor. 

C.  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — K i s a,  Die 
Bauten  Hans  Auers,  in  der  AUgem.  Kunstchronik 
XI  19.  — Chronique  des  arts  6.  10.  1906  (Nekro- 
log). H.  V. 

Auer,  Jakob,  Bildhauer  aus  Gries  im 
Oberinntale,  + zu  Bozen,  scheint  sich  lange  in 
Bozen  aufgehalten  zu  haben,  von  wo  aus  er 
Altäre  für  Gries  bei  Bozen  und  Stans  bei 
Schwaz  verfertigte.  In  den  Jahren  1687  bis 
1693  arbeitete  er  in  Wien  im  Verein  mit 
Strudl,  Frühwirth  und  Rauchmüller  an  der 
Dreifaltigkeitssäule,  welche  die  Stadt  Wien 
zum  Danke  für  die  Befreiung  von  der  Pest 
am  Graben  auf  stellen  ließ;  auch  die  Arbeiten 
für  die  Wasserleitung  in  Wien  soll  er  ge- 
leitet haben.  In  den  Jahren  1697 — 1704  ar- 
beitete er  im  Stifte  St  Florian  in  Obcröster- 
rcich,  wo  er  verschiedene  Statuen  für  die 
Kirche  und  deren  Fassade  verfertigte. 

Tschischka,  Kunst  u.  Altertum.  — Tiroler 
Kstlerlex.  — österr.  biogr.  Lex.  — Czerny, 
Kunst  und  Kunstgew.  im  Stifte  St.  Florian. 

Dr.  Frans  Innerhofer. 

Auer,  J o h.  Jos.,  Bildhauer  aus  Sipplingen 
am  Bodensee,  tätig  in  Rorschach,  lieferte  für 
die  Klosterkirche  zu  Rheinau  1711 — 1713  zwei 
Altäre  und  Reliquienschrcine,  1722  die  Levi- 
tensitze nebst  zwei  weiteren  Altären;  er  ist 
bis  1728  in  den  Rheinauer  Akten  nachweisbar. 

Rothenhäusler  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex. 

Auer,  Johann  Paul,  Maler,  gcb.  20.  9. 
1638  (nicht  1636)  zu  Nürnberg,  wohin  schon 
sein  Großvater  1602  von  Villach  in  Kärnten 
„aus  Lieb  zu  der  evangelischen  Wahrheit“, 
wie  es  in  dem  unten  näher  bezeichnetcn  Paul 
Weberschen  „Ehren-Gedächtnis“,  der  Haupt- 
quelle für  A.s  Leben,  heißt,  übergesiedelt  war. 
Er  lernte  1654 — 1658  bei  Georg  Christoph 
Eimmart  d.  ä.  (fl663)  in  Regensburg,  ging 
dann  nach  kurzem  Aufenthalt  in  der  Vater- 
stadt zu  seiner  weiteren  Ausbildung  1660  über 
Augsburg  und  München  nach  Venedig,  wo 
er  „eine  ziemliche  Zeit“  den  Unterricht  des 
Pietro  Liberi  genoß.  Dort  auch  ward  er  mit 
dem  „hochberühmten  Herrn  Molini“  — ge- 
meint ist  wahrscheinlich  Giovanni  Battista 
Molinari  — bekannt,  bei  dem  er  sich  „nach 
mit  ihme  zurückgclcgtcn  schönen  Reisen  eine 
geraume  Zeit  zu  Brescia“  aufhielt.  Von 
Brescia  begab  er  sich  nach  Rom,  wo  er  vier 
Jahre  lebte,  und  von  da  über  Florenz,  Li- 
vorno, Genua,  Mailand,  Turin  nach  Lyon  und 
weiter  nach  Paris,  von  wo  er  1670  über 
Lothringen,  Straßburg  und  das  Württem- 
berger  Land  nach  Nürnberg  zurückkehrtc. 
Auch  in  der  Folgezeit  unternahm  er  noch 
mancherlei  Reisen,  wie  sic  sein  Beruf  insbe- 
sondere als  Porträtmaler  und  Aufträge  von 
auswärts  mit  sich  brachten.  Er  verheiratete 
sich  1683  mit  der  als  Malerin  und  Kupfer- 


243  16* 


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Auer 


stecherin  bekannten  Susanna  Sandrart,  der 
Tochter  des  Kupferstechers  Jakob  von  Sand- 
rart (des  Neffen  des  Herausgebers  der  „Tcut- 
schen  Akad.“)  und  der  Regina  Christina 
Eimmart  (der  Tochter  seines  ersten  Lehr- 
meisters), starb  aber  bereits  16.  10.  1687. 

Den  Werken  des  von  seinen  Zeitgenossen 
geschätzten  Künstlers  ist  die  Forschung  noch 
wenig  nachgegangen  und  kaum  eines  seiner 
Gemälde  hat  sich  bisher  im  Original  nach- 
weisen  lassen.  Die  Paul  Wcbersche  Trauer- 
rede erwähnt  u.  a.  eines  Bildnisses  des 
Bischofs  von  Bamberg,  Marquard  Sebastian 
Schenks  von  Staufenberg  (1683 — 1693),  das 
A.,  nachdem  er  vom  Nürnberger  Rat  dem 
Fürsten  empfohlen  worden  war,  zu  dessen 
„höchstem  Contento“  gemalt  habe  (ca.  1685). 
Mehrere  andere  Porträts  von  ihm,  die  wir  aus 
den  Stichen  des  jüngeren  Eimmart,  B.  Kilians, 
J.  A.  Böners,  J.  Sandrarts  und  anderer  ken- 
nen, werden  in  Meyers  Allgem.  Kstlerlex.  II 
483  f.  aufgezählt.  Schon  Joachim  von  Sand- 
rart hat  überdies  als  Gemälde  Auers  „die 
bey  dem  curiosen  Herrn  Einwagen  befind- 
liche Historien  von  der  Ariadne,  den  Triumph 
des  Bacchi,  die  4 Evangelisten  und  noch 
andere  poetische  Alludien"  namhaft  gemacht, 
denen  noch  die  gleichfalls  in  Meyers 
Kstlerlex.  erwähnten  Darstellungen:  Merkur 
über  die  Erdkugel  fliegend,  nach  einer  Zeich- 
nung A.s  von  Joh.  Jak.  Thourneyser  in 
Kupfer  gestochen,  und  ein  Mädchen,  das 
Klavier  spielt,  während  ein  Junge  aus  einem 
Notcnblatte  hinter  ihr  singt,  lebensgroße 
Halbfiguren  auf  Leinwand  gemalt,  einstmals 
in  der  Galerie  von  Salzdalum,  anzureihen 
wären.  Ein  bestimmtes  Urteil  über  die  Kunst 
A.s  läßt  sich  aus  diesen  Nachrichten  und  den 
Reproduktionen  nach  seinen  Werken  natürlich 
nicht  gewinnen. 

„Das  schönste  JEsus-Bild  Auf  wahrem  Glau- 
bens-Schild. Nach  Angaben  deß  Heil.  Geistes 
. . . nachgezeichnct,  und  zu  unvergeßlichem 
Ehren-Gedächtniß  Deß  . . . HERRN  Johann 
Paulus  Auern,  Kunstberühmten  Mahlers  und 
Contrcfayers  allhier  in  Nürnberg  Seel. . . . Seinen 
hinterbliebenen  . . . Verwandten  . . . überreichet 
von  Paul.  Weber,  Senior.  Sebald.’1  (1687).  — 
Sandrart,  Tcutschc  Akad.  I 2,  337.  — Dop- 
pelmayr, Histor.  Nachr.  241.  — Schmidt 
in  Meycr3  Kstlerlex.  Th.  Hanipe. 

Auer,  Josef  Benedikt,  Maler  und  Kup- 
ferst,  geb.  zu  St  Martin  in  Passeier  21.  3. 
1770,  erhielt  den  ersten  Unterricht  von  seinem 
Vater  Nikolaus,  zog  dann  später  nach  Italien 
und  arbeitete  längere  Zeit  mit  seinem  Bruder 
Benedikt  bei  Amiconi  in  Venedig,  heiratete 
später  ein  Edclfräulcin  aus  Ncumarkt  und 
starb  in  jungen  Jahren.  Außer  einigen  Ra- 
dierungen, z.  B.  der  selige  Heinrich  von 
Bozen  in  der  Glorie  und  mehreren  Bruder- 
schaftszctteln,  welche  in  Bozen  erschienen,  ist 
leider  wenig  der  Nachwelt  bekannt. 

Dr.  Frans  Innerhofer. 


Auer,  Kaspar,  Maler  u.  Lithograph,  geb. 
zu  Nymphenburg  1795,  f zu  München  1821, 
wurde  in  seinem  11.  Jahre  Schüler  der  Akad. 
und  1819  Lehrer  am  kgl.  Erziehungsinstitute 
am  Anger.  Er  war  Mitarbeiter  an  dem  von 
Strixner  herausgegebenen:  „Kgl.  Baierischen 
Gcmäldesaal  zu  München  und  Schleißheim. 
2 Bdc.  München  1817 — 21“,  der  17  Lithogra- 
phien von  ihm  enthält,  dann  war  er  auch  bei 
den  „Lithographischen  Nachbildungen  vor- 
züglicher in  großen  Privatsammlungcn  auf- 
bewahrtcr  Ölgemälde.  München  1820“  betei- 
ligt. Seine  Blätter  zeigen  Kraft  und  male- 
risches Gefühl. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Vcrz.  s.  Werke).  — 
Kunstblatt,  hrsg.  von  Schorn,  Stuttgart  1820 
S.  67,  403.  P. 

Auer,  Max  Joseph,  Porzellanmaler,  geb. 
zu  Nymphenburg  14.  7.  1795,  f zu  München 
11.  5.  1878.  Er  erhielt  den  ersten  Zeichen- 
unterricht von  seinem  Vater  Anton  A..  nach 
dessen  Tode  in  der  Zcichcnschule  von  Joseph 
Mitterer.  1823  trat  er  in  die  Nymphcnbur- 
gcr  Porzellanmanufaktur  ein,  vollendete  mit 
Adler,  Heinzmann,  Le  Feubre  und  Kristfeld 
das  von  seinem  Vater  begonnene  Tafclservicc. 
Außerdem  malte  er  viele  Teller-  und  Tafel- 
bilder nach  Originalen  in  der  alten  Pinakothek, 
die  zum  großen  Teil  in  der  Porzcllan-Gemäldc- 
Sammlung  der  neuen  Pinakothek  aufbewahrt 
sind.  Später  war  er  auch  als  Aquarell-  und 
Glasmaler  tätig. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Kunstblatt,  Stuttgart 
1629  S.  194.  — Bayerische  Annalen  1834  No.  111 
S.  883.  P. 

Auer,  Nikolaus  (der  ältere),  Maler,  geb. 
zu  Meran  4.  12.  1690,  f zu  St.  Martin  in  Pas- 
seier 19.  5.  1753,  lernte  die  Malkunst  bei  Ber- 
ger in  Meran  und  dann  bei  Georg  Bergmül- 
ler in  Augsburg,  1719  übersiedelte  er  nach  St. 
Martin  in  Passcier,  wo  er  eine  Malerschule 
gründete.  Sein  Sohn  Benedikt,  sowie  Johann 
Holzer  von  Burgeis,  Josef  Haller  von  St. 
Martin  und  Josef  Sieß  von  Sterzing  waren 
seine  besten  Schüler,  welche  später  den  Mei- 
ster weit  übertrafen.  Seine  Gemälde  sind 
voll  Farbenfrische,  von  lebhaftem  Ausdruck, 
derb  in  der  Zeichnung.  Altarbilder  von  ihm 
befinden  sich  in  den  Kirchen  von  St  Martin, 
Moos  und  Schweinsteg,  Riffian  Sterzing,  des 
Klosters  Marienberg,  eine  Taufe  Christi  im 
Mus.  zu  Meran.  Dr.  Frans  Innerhofer. 

Auer,  Nikolaus  (der  jüngere),  Maler, 
geb.  zu  St.  Martin  in  Passcier  3.  2.  1777 ; 
von  seinem  künstlerischen  Schaffen  ist  soviel 
wie  nichts  bekannt 

Meyer,  Kstlerlex.  Dr.  Frans  Innerhofer. 

Auer,  Peter,  Bildhauer,  kommt  zu  Ulm 
1508  und  von  1517 — 1535  vor.  In  den  Ulmer 
Hüttenrechnungen  heißt  er  schlechtweg  Peter 
Bildhauer.  Das  ihm  früher  zugeschricbcne 
Monogramm  ist  das  Ulmer  Hüttenzeichen. 

Jäger,  Ulms  Verfassung  etc.  — Weyer- 


244 


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Auer  — Auffenbacher 


mann,  Handschr.  Nachträge.  — Klemm,  Bau- 
meister u.  Bildh.  No.  289.  M.  Bach. 

Auer,  Susanne  Marie,  s.  unter  Auer, 
Johann  Paul  und  Sandrart,  S.  M.  v. 

Auer,  Thomas,  Erzgießer  (auch  Büchsen- 
meister) in  Graz,  als  tätig  erwähnt  von  1560 
bis  1603,  goß  1590  zusammen  mit  dem  „Hof- 
Stuck-  und  Glockengießer“  M.  Wening  die 
bronzene  Brunnenlaube  im  Hofe  des  Land- 
hauses in  Graz,  ein  Hauptwerk  der  Renais- 
sance-Plastik in  Steiermark  (abgeb.  in  d. 
Mitt.  d.  k.  k.  Zentral-Komm.  VII  p.  194  und 
bei  Lüer,  Gesch.  d.  Metallkst.  I 441,  ausführl. 
besprochen  von  Wastler  im  Repert.  f.  Kst- 
wissensch.  IX  189  f.). 

Wastler,  Steirisches  Kstlerlex.  F.  Becker. 

Auerbach,  Alice,  s.  Triibuer,  A. 

Auerbach,  Johann  Gottfried,  Maler, 
geb.  am  28.  10.  1697  zu  Mühlhausen  in  Thü- 
ringen, t >n  Wien  am  3.  8.  1753.  Er  hielt 
sich  nach  Füssli  (Annalen)  scjion  um  1716 
in  Wien  auf,  wo  er  1735  Hofmaler  und  1750 
Mitglied  der  Akad.  der  bild.  Künste  wurde. 
1735  (unter  Karl  VI.)  und  1741  (unter  Maria 
Theresia)  erscheint  er  mit  dem  Titel  Kammer- 
maler. Als  die  erste  bekannte  Arbeit  von  ihm 
ist  das  Porträt  des  Abtes  Anton  in  Admont 
vom  Jahre  1725  zu  erwähnen  (vgl.  Wichner, 
Kloster  Admont).  1728  muß  er  bereits  bei 
Hofe  einen  Namen  gehabt  haben,  denn  im  Hof- 
museum zu  Wien  befindet  sich  ein  Ölbild  Fran- 
cesco Solimenas  von  1728:  Kaiser  Karl  VI. 
nimmt  aus  der  Hand  des  Hofbaudirektors, 
GundackervonAlthan,  das  Inventar  der  Bilder- 
galerie in  Empfang,  wozu  unser  Künstler  die 
Köpfe  des  Kaisers  und  des  Grafen  Althan 
gemalt  hat.  Von  tüchtiger  Technik  zeugt 
sein  ebenfalls  im  Hofmuseum  befindliches 
Porträt  Karls  VI.  in  reicher  Staatskleidung, 
wie  denn  die  Stärke  des  Künstlers  im  Bild- 
nis gelegen  zu  haben  scheint.  Gleichfalls  von 
ihm  zwei  Bildnisse  des  Prinzen  Eugen  von 
Savoyen  (das  eine  im  Hofmuseum).  In 
Wien  befinden  sich  ferner  zwei  Seitenaltäre 
von  seiner  Hand,  die  hl.  Theresia  und  die  hl. 
Anna,  in  der  Kirche  zu  St  Joseph  in  Mar- 
garethen. Das  Bildnis  des  Künstlers  ist 
von  A.  J.  von  Prenner  gestochen;  A.  hat 
sich  auch  selbst,  seine  Frau  malend,  in  einer 
anonymen  und  sehr  seltenen  Radierung  dar- 
gestellt. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — J. 
E.  Schlager,  Materialien  f.  österr.  Kstgesch. 
im  Archiv  für  Kunde  österr.  Gesch.-Quellen 
(Akad.  d.  Wisscnsch.)  Wien  1850,  3.  Jahrg. 
II.  Bd.  Heft  III  u.  IV  No.  XIV  (p.  661  f.).  — Th. 
v.  Frimmcl,  Kleine  Galcriestudien  I,  3.  Folge 
1898  p.  197.  — Mit  Notizen  von  O.  E.  Deutsch. 

•* 

Auerbach,  Johann  Karl,  Porträt-  und 
Historienmaler,  Sohn  des  Vorigen,  geb.  den 
9.  7.  1723  in  Wien,  f daselbst  31.  7.  1788, 
nach  anderen  1786,  lernte  bei  seinem  Vater 
und  wurde  gleichfalls  Mitglied  der  kais. 


Akad.  der  bild.  Künste.  Von  ihm  besitzt  die 
St.  Stephansdomkirche  in  Wien  ein  Altar- 
gemälde in  der  Katharinenkapellc  und  ein 
Deckengemälde  in  der  untern  Sakristei  (1771). 
1754  malte  er  laut  Angabe  einer  Stadtarchiv- 
urkunde das  große  Fastenbild  daselbst  um 
200  Gulden.  Das  Porträt  eines  Adeligen  im 
Pelzkleide  besitzt  die  Bildersammlung  der 
Akad.,  ein  Dreifaltigkeitsbild  die  Kapelle  des 
kais.  Lustschlosses  Hetzendorf  bei  Wien,  die 
Heiligenkreuzkirche  in  Innsbruck  ein  Hoch- 
altarblatt (Christus  am  Kreuze  mit  Maria, 
Johannes  und  Magdalena). 

Tschischka,  Kunst  und  Altertum  p.  54,  63, 
141,  332.  — Ogesser,  Beschreibung  der  Me- 
tropolitankirche zu  St.  Stephan,  Wien  1779  p. 
129.  — österr.  biogr.  Lexikon.  — A.  1 1 g in 
Meyers  Kstlerlex.  — Jalirb.  d.  Kstsamml.  d. 
allerh.  Kaiserh.  XXIV,  II.  Teil  No.  19  390.  •* 

Auerbach,  Maximilian,  renommierter 
Glasmaler  in  Charlottenburg,  geb.  am  25.  5. 
1861  in  Danzig.  Arbeiten  von  ihm  z.  B.  in 
der  Marienkirche,  der  Bartholomäus-Georgen- 
kirchc  in  Berlin  und  im  Bismarck-Mausoleum 
in  Friedrichsruh.  *" 

Aufdermaur,  Fridolin,  populärer  Schwei- 
zer Prospcktcnmaler,  geb.  18.  7.  1802  in  In- 
genbohl (Kt.  Schwyz),  t daselbst  10.  1.  1884, 
Schüler  von  Michael  Föhn  in  Schwyz,  in  des- 
sen Manier  er  zahlreiche  Aquarelle,  Tusch- 
und  Federzeichnungen  schuf.  Von  seinen  we- 
nigen Ölgemälden  sind  erwähnenswert  die 
Altarbilder  in  den  Kapellen  zu  Unterschönen- 
buch (Ingenbohl)  und  in  der  Wart  (Illgau), 

M.  D e 1 1 1 i n g bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Aufdermaur,  Johann  Franz,  Maler  von 
Schwyz,  18.  Jahrh.  Von  ihm  stammen  zwei 
Gemälde  in  der  Kirche  des  Frauenklosters 
St.  Peter  daselbst  sowie  zahlreiche  schwyzcri- 
sche  Familienporträts. 

M.  D e 1 1 1 i n g bei  Brun,  Schweizer.  Kstler- 
lex. H.  V. 

Aufdermaur,  Kaspar,  Holz-  und  Elfen- 
beinschnitzer, geb.  25.  12.  1821  in  Brunnen, 
Kt.  Schwyz,  f daselbst  23.  10.  1900,  Auto- 
didakt, schnitzte  hauptsächlich  Madonnen-  u. 
Christusbilder,  sowie  Porträts.  Seine  beste 
Arbeit,  ein  Kruzifix  aus  Stechpalmcnholz,  im 
Aufträge  der  Herzogin  von  Orleans  angefer- 
tigt, befindet  sich  im  Louvre  zu  Paris. 

M.  Dcttling  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Auffenbacher,  Hilarius,  Tiroler  Maler, 
Laienbruder  im  Franziskanerkloster  zu  Bo- 
zen, f zu  Bozen  2.  6.  1738,  56  Jahre  alt. 
Schon  1712  malte  er  folgende  Bilder:  Todes- 
angst Christi,  Christus  am  Kreuze  mit  Dolo- 
rosa und  Johannes,  Christus  mit  der  Sama- 
riterin, den  hl.  Antonius  von  Padua.  1715 
vollendete  er  ein  großes  Altarbild  für  Frei- 
burg im  Breisgau,  nämlich  den  hl.  Petrus  von 
Alcantara.  In  der  Zeit  von  1713  bis  1719 
malte  er  alle  großen  Bilder  für  den  Garten, 


245 


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Auffenwerth  — Auge 


den  Kreuzgang  u.  die  Kirche  seines  Klosters, 
Darstellungen  aus  dem  Leben  des  hl.  Fran- 
ziskus von  Assisi,  im  ganzen  24  Stück. 

1719  scheint  er  von  Bozen  fortgezogen  und 
in  anderen  Klöstern  gemalt  zu  haben.  1730 
kehrte  er  nach  Bozen  zurück  und  malte  noch 
mehrere  Bilder  für  die  dortige  Franziskaner- 
Kirche.  Frater  Hilarius  war  für  seine  Zeit 
ein  tüchtiger,  fruchtbarer  und  flotter  Maler. 

Nach  Mitt.  des  Franziskaner-Konventes  in 
Bozen.  Dr.  Frans  Innerhofer. 

Aufienwerth,  Johann,  Goldschmied  in 
Augsburg,  f 1728,  wie  seine  Namensvettern 
Mathias  (f  1743)  und  Jonas  (f  1774).  Eine 
größere  Bedeutung  verdient  Johann  A.  als 
der  älteste,  bekannte  Hausmaler  deutschen 
Porzellans,  das  er  wie  auch  seine  Tochter 
Sabina,  die  1731  den  Silbcrstecher-Verleger 
Isak  Heinrich  Hohenestl  geheiratet  hatte,  und 
in  Gemeinschaft  mit  dem  ebenfalls  Augsbur- 
ger Goldschmiede  Bartholomäus  Seuter  (1708 
bis  1754  nachweisbar)  bemalte.  Am  häufig- 
sten sind  seine  Goldchinoiserien  auf  Meißner 
Porzellan,  Nachahmungen  Heroldscher  Ma- 
lerei aber  mit  eigenartigem  Spitzen-Bandel- 
werk,  bezeichnet  mit  I A W (z.  B.  im 
Schlosse  Raudnitz  in  Böhmen  und  im  Schlosse 
Eggenberg  bei  Graz).  Die  deutlichste  Sig- 
natur „I  A W.  Augsburg“  trägt  die  Tasse  im 
Bethnal-Green-Museum  zu  London  (No.  122). 
Auch  die  Museen  von  Schwerin,  Berlin  (K. 
G.  M.)  und  Wien  (ö.  M.)  besitzen  bemaltes, 
aber  nicht  signiertes  Porzellan  von  seiner 
Hand. 

J.  G.  Keyßlers  Reisen.  — Stetten,  Hand- 
werksgeschichte. — Archiv.  Mitteil,  von  Dr.  Dirr, 
Augsburg.  G.  E.  Pasaurek. 

Auffraye,  Philippe  d’,  s.  Anffraye. 

Auffroy,  Giacomo,  französ.  Miniatur- 
maler, 1552  in  einem  Rechtsstreite  in  Rom 
erwähnt 

Bertolotti,  Artisti  Francesi  in  Roma 
1886,  33.  M 

Aufmuth,  Bernhard,  Bildhauer  in  Frank- 
furt a.  M.  1789/92  in  der  neuen  französ.- 
ref.  Kirche  tätig.  Wohl  derselbe,  der  als 
„Bildhauer  Affmuth“  1808/9  an  der  künstle- 
rischen Ausschmückung  der  renovierten  St. 
Leonhardskirche  beschäftigt  war. 

Baudcnkm.  in  Frankf.  a.  M.  I 9,  305.  ••• 

Aufmuth,  Joh.  Michael,  Bildhauer  in 
Frankfurt  a.  M.,  gcb.  um  1710,  f 1756.  Über 
seine  künstlerische  Tätigkeit  nichts  bekannt. 

Gwinner,  Kunst  und  Künstler  in  Frankf. 
465.  — y. 

Aufmuth,  Leonhard,  Bildhauer  in  Frank- 
furt a.  M.  Im  ältesten  Adreßbuch  Frankfurts 
(ca.  1772)  erwähnt,  1778  in  der  St.  Katha- 
rinenkirche beschäftigt.  1799  fertigte  er  Kan- 
zel und  Altar  der  Johanneskirche  in  Born- 
heim. 

Gwinner,  Kunst  und  Künstler  in  Frankf. 
465.  — Baudenkm.  in  Frankf.  a.  M.  I 195,  265, 
269,  270.  — y. 


Aufrain,  Jean,  Goldschmied  in  Paris,  er- 
hält 1387/88  Zahlung  für  Arbeiten,  die  er 
für  Philipp  den  Kühnen  lieferte. 

Dehaisnes,  Doc.  concernant  l’hist.  de  l’art 
dans  la  Flandre  etc.  p.  649.  •* 

Aufray  de  Roc’  Bhian,  Alphonse 
Edouard  Enguerand,  Landschaftsmaler 
tu  -Radierer,  geb.  zu  Paris  16.  11.  1833,  tätig 
daselbst,  später  in  Asnieres,  Schüler  von  Ta- 
bar,  Baudit  und  Hebert,  stellte  im  Salon  wie- 
derholt (1864 — 1882),  meist  graphische  Ar- 
beiten aus.  In  der  Sammlung  H.  H.  Meier, 
Kunsthalle  Bremen  befinden  sich  mehrere  Ra- 
dierungen von  ihm:  Mondaufgang  über  dem 
Teiche;  Home,  sweet  home;  Pferde  in  der 
Tränke;  Im  Gehölze;  andere  radierte  Blätter 
von  ihm  sind  bei  Bcraldi  genannt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gdn.  und  Suppl. 

— Bcraldi,  Graveurs  du  XIX.  Siecle.  H.  V. 

Aufray,  Joseph-Athanase,  Genrema- 
ler, geb.  zu  Paris  4.  4.  1836,  Schüler  von  F. 
Barrias,  tätig  in  Ecouen  bei  Paris.  Er  war 
fast  in  allen  Salonausstcllungen  1865 — 76  ver- 
treten, zum  letztenmal  1885  mit  einem  Damen- 
porträt. Auch  in  Deutschland  sah  man  Ar- 
beiten von  ihm  z.  B.  auf  der  Ausstellung  in 
Köln  1873.  Unter  seinen  Gemälden  nennen 
wir:  Les  Dragees  de  bapteme,  — Le  Chapeau 
de  papier,  — La  Leqon  de  politessc  au  cou- 
vent,  — Le  Retour  du  bois,  — Le  Faux-pas, 

— Le  Flagrant  delit,  — L’ Annonce  de  la  co- 
medie  etc. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  u.  Suppl.  — 
Salonkataloge.  •• 

Aufrf,  Jacques,  französ.  Werkmeister, 
geb.  1371  in  Montpellier,  wurde  daselbst  1403 
bis  1429  dreizehnmal  zum  „consul  peyrier“ 
erwählt,  t um  1430. 

Bauchal,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Aufroy,  Robert,  1409  in  Mantes  Werk- 
meister des  Königs  von  Frankreich. 

Bauchal,  Dict.  des  Archit.  — B i r a r d, 
Dict.  des  Artistes.  C.  Enlart. 

Aug.,  J.,  s.  Augustello. 

Auge,  französ.  Werkmeister,  tätig  in  Rouen; 
erbaute  daselbst  1509  auf  dem  Domplatze  ein 
Wohnhaus  für  den  Kardinal  von  Amboisc, 
das  noch  heute  zu  existieren  scheint;  und 
zwar  wird  das  ehemalige  „Bureau  des  Finan- 
ces“  hierfür  angesprochen,  ein  Meisterwerk 
der  französ.  Renaissance-Architektur  und 
Renaissance-Plastik. 

S a u v a g e,  Palais  et  chätcaux  de  France.  — 
Bauchal,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Auge,  Claude,  französ.  Bildhauer  und 
Archit.,  geb.  in  Lyon,  war  1690 — 1698  beschäf- 
tigt, die  Spitze  des  nördlichen  Glockcnturmes 
der  Kathedrale  von  Chartres  auszubcssern 
und  zu  erhöhen,  welche  bei  einem  Gewitter- 
sturme beschädigt  worden  war.  Ebenso  stellte 
er  die  Laterne  wieder  her  und  übernahm  die 
Bekrönung  des  Chorgitters ; diese  Arbeit 
wurde  erst  im  Jahre  1716  vollendet 

L a m i,  Dict  d.  sculpt.  fran?.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 


246 


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Auge  — Augier 


Auge,  E s t i e n n e,  Genremaler  in  Paris, 
geb.  zu  Saintes  (Charente-Inferieure),  stellte 
im  Salon  wiederholt  (1865—1872)  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  und  suppl. 

H.  V. 

Augener,  Dom-  und  Diözesanbaumeister  in 
Limburg  a.  L.,  restaurierte  1877  den  Dom  zu 
Limburg  und  baute  1879  die  abgebrannte 
Kirche  St.  Kilianus  zu  Seck  (Reg.-Bez.  Wies- 
baden) wieder  auf. 

Baudenkmäler  Wiesbadens  p.  511.  — Kunst- 
chronik XII  838.  ** 

Auger,  Adrien  Victor,  französ.  Genre- 
und  Historienmaler  und  Radierer,  geb.  in 
Saint-Valcry  en  Caux  (Seine-Inferieure)  Okt. 
1787,  stellte  im  Salon  1810,  1824  und  1832 
aus.  2 Radierungen  von  ihm  und  eine  Por- 
trät-Lithographie werden  bei  Brulliot  (Mo- 
nogr.  I 753)  erwähnt.  Eine  vollbezeichnete 
Lithographie  „Le  petit  Corps  d’Arm^e“  von 
1818  im  Kupferstichkabinct  zu  Amsterdam. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  H.  V. 

Auger,  Charles,  Porträtmaler  in  Paris, 
geb.  daselbst,  stellte  im  Salon  wiederholt  (1842 
bis  1864)  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  H.  V. 

Auger,  Edmond,  Jesuit  und  Architekt, 
tätig  1575  als  Erbauer  der  Jesuitenkirche  zu 
Toulouse. 

B a u c h a I,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Auger,  Jacques,  Goldschmied,  Münzgra- 
veur und  Siegelstecher  in  Bourges,  t 1581, 
führte  für  die  Kathedrale  St.  Eticnnc  ein 
neues  Siegel  in  Silber  aus,  ebenso  schnitt  er 
1564  ein  solches  für  die  Stadt  und  1575  eins 
für  das  Kapitelhaus.  1577  erhielt  er  Bezah- 
lung für  die  Stempel  zu  einer  Medaille  auf 
Frangois,  Herzog  von  Alengon. 

L.  Forrcr,  Biogr.  Dict.  of  Medallists.  I.  — 
N.  R o n d o t,  Les  M6d.  ctc.  cn  France  p.  203. 

Auger,  Jean,  Münz-  und  Medaillengraveur 
und  Goldschmied  zu  Paris,  1582  erwähnt. 

B a r r 6,  Graveurs  de  monnais  de  Paris.  •* 

Auger  oder  Augier,  L u c a s,  französ.  Ma- 
ler 1685 — 1765,  Schüler  der  Ecole  des  Elives 
Proteges  de  Paris  1720,  ist  der  Urheber  von 
4 dekorativen  Panncaux  im  Mus.  von  Nantes. 
Sie  stellen  die  Jahreszeiten  dar  und  bildeten 
gewiß  den  Schmuck  eines  Salons.  Der  Künst- 
ler verließ  aber  dieses  Feld  der  Tätigkeit  und 
fand  es  vorteilhafter,  Kutschen  und  Por- 
techaisen auszumalen. 

Gaz.  d.  beaux-arts  II  P£r.  XXII  247.  — Rieh, 
d’art  Prov.  Mon.  civ.  II.  — Nouv.  Arch.  de 
l’art  frang.  VII  373.  F.  L.  Bruel. 

Auger,  Victor,  französ.  Bildhauer,  betei- 
ligte sich  1772 — 1774  an  den  Arbeiten,  die  auf 
Befehl  des  Prinzen  von  Conde  im  Palais 
Bourbon  in  Paris  unternommen  wurden.  In 
der  Kirche  Saint-Andre-des-arts  führte  er  das 
Monument  des  Abbe  Charles  Le  Battcux 
(f  1780)  aus.  Dieses  Monument  ist  in  der 


Revolution  zerstört  worden  u.  nur  noch  davon 
das  Bronzebildnis  des  Verstorbenen  im  Mus. 
des  Petits-Augustins  erhalten.  Von  A.  waren 
auch  die  (nach  der  Antike  kopierten)  Figu- 
ren, welche  früher  den  Säulengang  des  Hauses 
der  Mlle.  de  Saint-Germain  schmückten  (rue 
Saint-Lazare  in  Paris,  erbaut  vom  Archit. 
Lcdoux).  Im  8.  Jahre  der  Republik  erlangte 
der  Künstler,  unter  Mitarbeit  des  Archit. 
Sobre,  in  einem  Wettbewerb  den  Preis  für 
den  Entwurf  zu  einer  Departements-Säule. 
Ein  Bildhauer  Auge  arbeitete  1777  an  der  plast. 
Ausschmückung  des  Schlosses  zu  Cramazel 
bei  Melun  (Brie)  ; wahrscheinlich  handelt  es 
sich  hier  um  Victor  Auger  (s.  a.  Art.  Albert 

I 186). 

T h i e r y,  Guide  des  etrangers  ä Paris,  I 143 ; 

II  355.  — Archives  du  Musee  des  Mon.  frang. 

I 238;  II  194;  III  194,  193.  — R6un.  des  soc. 
des  b.-a.  VI  283,  note.  Lami. 

Auger,  s.  auch  Augier. 

Augero,  A m c d e o,  italien.  Maler,  geb.  in 
Chivasso  (Piemont).  1833  sah  man  von  ihm 
in  Rom  in  einer  Kunstausstellung  neben  eini- 
gen Porträts  und  neben  Kopien  nach  Raffael 
und  Giulio  Romano  2 römische  Veduten  mit 
zahlreichen  Staffagefiguren,  darstellend  die 
„Piazza  di  Venezia  in  tempo  di  Carnevale“, 
die  „Piazza  Navona  allagata“,  — und  ein  Ge- 
mälde, betitelt  „Incendio  di  un  globo  aero- 
statico“. 

Giornale  Arcadico  1833,  vol.  56.  p.  180. 

C.  Dcgli  Assi. 

Augetel.  Eine  Bronzeschüssel  im  South- 
Kensington  Museum  trägt  in  gotischer  Schrift 
die  Signatur:  Vilelmus  Augetel  me  fecit. 

C.  Drury  E.  Fortnum,  South  Kcnsington 
Mus.  Art  Handbook.  •* 

Augeul,  französ.  Bildhauer,  in  Anjou  ansäs- 
sig, führte  1642  die  Statuen  des  hl.  Franziskus 
und  der  hl.  Margarete  aus,  die  auf  dem  Al- 
täre der  Kirche  von  Cande  (Maine-ct-Loire) 
aufgestellt  wurden. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Augier,  Jean,  Goldschmied  in  Angers, 
wurde  1477  beauftragt,  für  ein  Evangeliar 
und  ein  Epistolier  der  Kirche  Saint-Laud 
nach  seiner  Zeichnung  silberne  Deckel  zu 
machen. 

C.  Port,  Les  Artistes  Angevins,  Paris  1881. 

•* 

Augier,  L.,  französ.  Maler,  Ende  des 
17.  Jahrh.  Nur  bekannt  durch  zwei  nach  ihm 
von  Nie.  Pitau  d.  J.  gestochene  Blätter. 
1.  Claudius  de  Bourdalouc  und  2.  Ch.  Ma- 
vclot. 

Meyer,  Allgem.  Kstlerlex.  H.  Stein. 

Augier,  Pierre,  Holz-  und  Ornamenl- 
bildhauer  in  Montpellier,  schuf  1491  für  den 
Ratssaal  herrliches  Holzgetäfel  mit  den  Wap- 
pen der  Stadt. 

Lami,  Dict  d.  sculpt  1898.  R. 

Augier,  s.  auch  Auger. 


247 


Augiers  — Augusta 


Augiers,  Jean,  französ.  Bildhauer  in  Tours, 
schuf  um  1511  ein  großes  Steinkreuz  am  Ein- 
gänge des  Kirchhofes  von  Bueil  (Indre-et- 
Loire). 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  et 
k la  renais.  Lami. 

Augis  pinxit  1630.  Diese  Signatur  soll  eine 
mit  der  Sammlung  A.  Diez  in  München  1896 
verkaufte  Porträtminiatur  einer  älteren  Frau 
nach  der  Katalognotiz  tragen.  Vielleicht  ist 
Augier  zu  lesen  und  an  L.  Augier  zu  denken. 

** 

Augk,  Nickel,  Rotgießer  in  Leipzig,  Ende 
15.  Jahrh.,  fertigte  um  1496  die  Metallteile  für 
einen  figürlich  verzierten,  vorwiegend  steiner- 
nen „neuen  Born“  auf  dem  Marktplatz  zu 
Leipzig. 

G u r 1 i 1 1,  Bau-  und  Kunstdenkm.  des  Kgr. 
Sachsen  XVIII  390.  A.  Ky. 

Augos,  Juan  de,  span.  Bildhauer,  einer 
von, den  18  Meistern,  die  1500  an  der  Mon- 
stranz (custodia)  des  Hauptaltars  der  Kathe- 
drale von  Toledo  arbeiteten. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 82.  /\ 

Augrand,  Parfait,  französ.  Kupferst.  (in 
Punktiermanier),  geb.  1782  zu  Joinvillc.  Er 
Unterzeichnete  sich  zuweilen  Parfait,  mit- 
unter auch  P.  A.,  oder  Parf.  Aug.  — Seine 
Stiche  sind  meistenteils  nach  wenig  bekann- 
ten Künstlern  vom  Anfang  des  19.  Jahrh. 
ausgeführt,  z.  B.  Schcriski,  Choquct,  Julien 
Potier,  Blaisot,  Esbrard,  Marlet,  Roycr, 
Coeure,  Mme  Auzou,  Firmin,  Dutaillis, 
Busset,  Dubrusle  usw.,  indes  einige  andere 
auch  nach  Raffael,  Tizian,  Petitot,  Lafittc, 
Mailet,  Chasselat.  Unter  diesen  Reproduk- 
tionen sind  einige  hinsichtlich  der  Kostüme 
und  Moden  aus  der  Zeit  Napoleons  und  Lud- 
wigs XVIII.  interessant.  — Auch  sein  Sohn 
nennt  sich  Maler  und  Verleger. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc.  Manuel. 
— Füssli,  Allgcm.  Kstlerlex.  Neue  Zusätze. 
1824.  J.  Guibert. 

Augros,  französ.  Kupferst.,  tätig  zwischen 
1827  und  1835  in  Paris,  führte  einige  Stiche 
nach  Chasselat  aus.  /.  Guibert. 

Augstaindreyer,  Hans,  Steinmetz  von  Wie- 
sensteig, baute  an  der  Tübinger  Kirche  1478; 
sein  Brustbild  mit  seinem  Zeichen  und  dieser 
Jahreszahl  befindet  sich  an  einer  Konsole  an 
der  Westwand  des  nördlichen  Seitenschiffes. 
1488  fertigt  er  das  Sakramentshaus  in  Wann- 
weil O.-A.  Reutlingen. 

Klemm,  Württ.  Baumeister  u.  Bildhauer. 

M.  Bach. 

Auguin,  Louis-Auguste,  Maler,  geb. 
in  Rochefort  1824,  f 1904.  Schüler  von  J. 
Coignct  und  Corot  in  Paris.  Er  lebte  in 
Bordeaux.  Zahlreiche  Landschaften  von  ihm 
aus  der  Charente,  der  Saintonge,  dem  Poitou, 
dem  Pörigord,  dem  Limousin,  den  Landes 
und  den  Pyrenäen.  Er  stellte  in  den  Salons 
seit  1846 — 1904  aus;  Arbeiten  von  ihm  in 
den  Museen  von  Reims  und  Niort. 


La  Grande  Encyclopidie  IV  643.  — Bcllier- 
Auvray,  Dict.  g£n.  I 28.  Francois  Monod. 

Augur,  H c z c k i a h,  amerikan.  Bildhauer, 
geb.  21.  2.  1791  in  New  Hampshire  (nach  an- 
deren in  New  Haven,  Conn.),  f 10.  (18.?)  1. 
1858  in  New  Haven.  Wandte  sich  erst  nach- 
dem er  als  Kaufmann  Bankerott  gemacht 
hatte,  der  Kunst  zu.  Seine  ersten  Werke,  die 
er  direkt  aus  dem  Block  heraus  arbeitete, 
erregten  großes  Aufsehen,  so  die  Kopie  eines 
Apollokopfes,  ein  Kopf  Washingtons,  1827  die 
Statue  der  Sappho  und  später  eine  Gruppe 
„Jephta  und  dessen  Tochter“  (jetzt  in  der 
Yale  Art  School  in  New  Haven),  die  sich 
durch  poetische  Empfindung  und  vortreffliche 
Gewandung  auszcichnet.  Erst  jetzt  nahm  A. 
das  gewöhnlich  übliche  Verfahren  an,  seine 
Werke  vorerst  zu  modellieren  und  fertigte 
noch  verschiedene  Statuen  und  Büsten,  unter 
letzteren  die  des  Oberrichters  Eisworth  in 
Washington.  A.  war  ein  kluger  Kopf,  hat 
mehrere  einträgliche  Erfindungen  gemacht, 
als  Schnitzer  in  seiner  Jugend  bereits  Gutes 
geleistet  und  es  auch  später  zu  einer  anerken- 
nenswerten künstlerischen  Höhe  gebracht. 
Ehrenmitglied  der  Akademie  in  New  York. 

Meyer,  Kstlerlex.  — A.  W.  F r e n c h,  Arts 
and  Artists  of  Connecticut.  — Taft,  Americ. 
Sculpt  24.  Edmund  von  Mach. 

August,  Kurfürst  von  Sachsen,  regierte 
1553—1586,  geschickter  Dilettant  im  Schnitzen 
von  Elfenbein  und  Kokosnuß.  Sein  Haupt- 
werk derart  ist  ein  elfenbeinerner  Krug  (im 
Grünen  Gewölbe)  mit  einer  Schlacht  im  Re- 
lief. Auf  der  K.  Bibliothek  in  Dresden  sind 
Handzeichnungen  von  ihm. 

G.  K.  Nagler,  Kstlerlex.  XIV  136.  ** 

August  Wilhelm,  Prinz  v.  Preußen,  Vater 
Friedrich  Wilhelms  II.,  geb.  zu  Berlin  1722, 
t 1758  in  Oranienburg,  geschickter  Dilettant 
in  der  Landschaftsmalerei.  Die  Berliner  Ga- 
lerie besaß  früher,  nach  dem  Puhlmannschen 
Kataloge  von  1790,  3 Gemälde  von  ihm.  ** 
Augusta,  Kurfürstin  von  Hessen-Kassel, 
Gemahlin  Wilhelms  II.,  Tochter  des  Königs 
Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preußen,  geb.  in 
Berlin  1780,  f 1841,  wird  als  gute  Zeichnerin 
und  Porträtmalerin  gerühmt.  Sie  war  Ehren- 
mitglied der  Berliner  Akademie  und  beteiligte 
sich  auch  an  deren  Ausstellungen  1810  und 
1812. 

Nagler,  Kstlerlex.  VI  162.  •• 

Augusta,  Cristoforo,  genannt  Fra  Cri- 
stoforo,  Maler  aus  Casalmaggiorc,  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.,  Schüler  des 
Malers  Trotti,  erweckte  große  Hoffnungen, 
starb  aber  schon  in  früher  Jugend.  Von  ihm 
das  Gemälde  des  Hauptaltarcs  von  S.  Matteo 
zu  Crcmona,  worin  er  die  Anmut  Correggios, 
namentlich  im  Ausdruck  der  Gesichter,  nach- 
zuahmen  suchte.  Für  S.  Domenico  daselbst 
malte  er  die  Verlobung  der  hl.  Katharina  von 
Siena  mit  dem  Christkinde.  Die  Engelsglorie 


248 


Augusta  — Augustin 


in  der  Höhe  ist  besonders  ansprechend.  Das 
Werk  trägt  die  Bezeichnung:  F.  Cristoforus 
August.  De  Casali  Majori  Faciebat  1590. 

P a n n i,  Distinto  Rapporto  delle  Dipinture  nelle 
chiese  di  Cremona  1762  p.  77.  — L a n z i,  Storia 
pittorica  d’Italia  III  473.  — Rosini,  Storia 
della  Pittura  italiana  VII  143.  — Z a n i,  Ende). 
— Zaist,  Not.  de’  Pitt.  etc.  Crcmonesi  II.  — 
V i d o n i,  I-a  Pitt.  Cremoncsc  p.  133.  — Meyer, 
Kstlerlcx.  R. 

Augusta,  Michele,  Goldschmied  zu  Reg- 
gio in  der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.  Nach  ihm 
sind  verschiedene  Bll.  in : Maria  Verginc 
coronata.  Dcscrizionc  della  Solennitä  fatta 
in  Reggio,  composta  dall*  Abbate  Giac.  Cer- 
tani,  15  Bll.,  radiert  von  G.  M.  Mitelli.  Reg- 
gio 1675.  Fol. 

Z a n i,  Encicl.  II  240.  ** 

Augustalis,  s.  Austalis. 

Auguste,  Alexandre,  französ.  Bildhauer, 
arbeitete  in  Bayeux  (Normandie)  1779 — 1785. 

R£un.  d.  soc.  d.  bcaux-arts.  XXII  160.  Lami. 

Auguste,  Henri,  französ.  Goldschtn.  und 
Med.,  geb.  18.  8.  1759,  Sohn  des  Robert  Jac- 
ques A.  (s.  d.),  mit  dem  er  oft  gemeinsam  tätig 
war.  Orfevre  du  roi  und  „Formier  des  affi- 
nages".  Von  ihm  der  vielbewunderte  Toi- 
lettentisch, den  die  Kaiserin  Josephine  1S04 
zum  Geschenk  erhielt.  1806  stellte  er  mehrere 
kirchliche  Goldarbeiten  und  zwei  Kandelaber 
aus,  welche  Napoleon  I.  für  die  Kirche  von 
St  Denis  bestellt  hatte.  A.  war  unter  Denon 
auch  an  der  Pariser  Münze  tätig,  fertigte 
mehrere  Medaillen  Napoleons  und  gemein- 
sam mit  N.  G.  A.  Brenet  Medaillen  auf  die 
Schlacht  von  Marcngo  und  den  Tod  des 
Generals  Desaix  (1800). 

F o r r e r,  Dict.  of  Med.  — Weitere  Literatur 
siehe  Auguste,  Rob.  Jacques.  H.  Stein. 

Auguste,  Jules  Robert,  französ.  Bild- 
hauer und  Maler,  erhielt  1810  zu  Rom  den 
„grand  prix“  für  Bildhauerei  für  das  Werk: 
Othriades,  der  letzte  der  Lakcdämonier.  Nach 
Paris  zurückgekehrt,  vernachlässigte  der 
Künstler  die  Bildhauerei  und  wandte  sich  der 
Genremalerei  zu,  ohne  jedoch  besonderen  Er- 
folg zu  haben. 

Arch.  de  l’art  franq.  IX  313.  — Nouv.  Arch. 
1803,  305.  Lami. 

Auguste,  R.  S.,  Goldschmied  in  Paris  1784. 
Von  ihm  bildet  Eudel,  Orf.  1884  Taf.  6 eine 
Aiguiere  mit  Bassin  ab.  Vielleicht  ist  der 
Künstler  identisch  mit  dem  Ziseleur  Robert- 
Jacques  (Joseph)  Auguste,  der  1757  bei  den 
Goldschmieden  in  Paris  Meister  wurde. 

M.  R o s e n b e r g.  Der  Goldschm.  Merkzei- 
chen, Frankf.  1890,  No.  1996.  ** 

Auguste,  Robert  Jacques  (oder  Jo- 
seph), französ.  Ziseleur  und  Goldschmied  in 
Paris,  seit  1757  Meister.  Führt  für  die  Mar- 
quise von  Pompadour  in  Gold  eine  Salzbüchsc 
(Matrosenfigur)  und  eine  Pfefferbüchse  (Kna- 
be mit  Sack)  aus,  für  welche  er  16  000  Livres 
erhielt.  Sie  gelangten  1766  in  die  Sammlg. 
des  Generalpächters  Randon  de  Boisset,  mit 


welcher  sie  1777  versteigert  wurden.  1770 
entstand  eine  andere  Pfefferbüchse  für  den 
Herzog  de  La  Tremollle,  die  später  im  Besitz 
des  Barons  Pichon  war.  A.s  Arbeiten  wur- 
den sehr  geschätzt  und  nach  der  Thronbestei- 
gung Ludwigs  XVI.  (1774)  war  er  dessen  be- 
vorzugter Goldschmied.  Er  fertigte  (zusam- 
men mit  dem  Juwelier  Aubert)  die  Krone  für 
die  Krönungsfeier  und  einen  Kelch  sowie  an- 
dere Arbeiten  in  Gold  u.  Email,  die  der  König 
gelegentlich  dieser  Feier  der  Kathedrale  von 
Reims  schenkte.  1785  arbeitete  A.  und  sein 
Sohn  Henri,  der  den  Vater  in  der  Arbeit 
unterstützte,  im  Aufträge  des  Königs  einen 
Putztisch  von  vergoldetem  Silber,  der  zum 
Geschenk  für  das  portugiesische  Königspaar 
bestimmt  war.  1788  wurde  A.  zum  „Fermier 
et  Regisseur  des  affinages  de  Paris,  Lyon  et 
Trevoux“  ernannt.  Er  starb  im  Louvre,  wo 
er  seit  1784  wohnte,  am  23.  Ventöse  An  XIII 
(1805).  In  seinen  Arbeiten  wußte  A.  sich 
allmählich  vom  Stile  Louis  XV  loszulösen 
und  sich  antiken  Formen  zu  nähern. 

Im  Auktionskatalog  Blondei  de  Gagny  1776 
kommen  zwei  dreiarmige  Leuchter  von  A. 
vor,  im  Kabinett  Jaquin  befand  sich  eine  Dose, 
in  den  Sammlgn.  von  Hamilton  Palace  Mö- 
bel mit  Silberschmuck  und  Emailmalereien. 
Er  war  auch  für  das  Schloß  Choisy  bei  Paris 
tätig  und  arbeitete  goldene  Salz  -und  Pfeffer- 
büchsen nach  Falconcts  Entwurf. 

J a 1,  Dict.  — Blanc,  Le  Trisor  de  la  Curios. 
I 346,  363.  — Schlichtegroll,  Nutnism. 
Annalen  II  50.  (Der  Name  E.  Auguste  hier 
offenbar  ein  Irrtum.)  — Davillier,  Le  Cabi- 
net du  duc  d’Aumont  1870  p.  XXV.  — Ga- 
zette des  B.-A.  XI  349.  356;  XIV  240;  XIX 
347.  — Catal.  du  Mus.  retrosp.  expos.  de  Paris, 
1865.  — Catal.  gen.  de  l’cxpos.  univ.  de  1867. 
Hist,  du  travail,  2c  partie  p.  469,  470.  — Ro- 
senberg, Der  Goldschm.  Merkz.  — Nouv. 
Arch.  de  l’art  franq.  1872  p.  101,  1888  p.  26S, 
1903  p.  377.  — Dussieux,  Art.  franq.  ä l’<tr. 
499,  539.  — Mit  Notizen  von  H.  Stein. 

Auguste,  s.  Jassaud. 

Augustello,  Giovanni  Maria.  Einem 
piemonteser  Bildhauer  dieses  Namens,  der 
uns  sonst  unbekannt  ist,  schreibt  Armand,  les 
medailleurs  ital.  III  127,  eine  Medaille  auf 
Carl  Emanuel,  Herzog  von  Savoien  (1562  bis 
1630)  zu,  welche  die  Signatur  I.  AVG.  trägt. 

Augustin,  poln.  Maler  in  Lemberg,  siche 
Porucznik. 

Augustin,  Kartcnmaler  in  Straßburg,  ur- 
kundlich erwähnt  1475. 

G6rard,  Art.  de  l'Alsace  II  270.  *• 

Augustin,  Jean  Baptiste  Jacques, 
Miniatur-  und  Schmelzmaler,  geb.  zu  Saint- 
Die  in  Lothringen  den  15.  8.  1759,  Autodi- 
dakt, tätig  zu  Paris,  bis  ihn  die  Cholcra- 
epidemie  von  1832  den  18.  4.  wegraffte.  In 
den  Pariser  Salons  stellte  er  seit  1791  bis 
1831  ohne  Unterbrechung  aus.  Die  bedeu- 
tendsten Personen  seiner  Zeit  hat  er  in  Mi- 
niatur abgebildet;  Napoleon,  Ludwig,  König 


249 


Augustin  — Augustini 


von  Holland,  dessen  Gattin,  die  Königin  von 
Neapel,  ihre  Schwester  Mad.  Recamier,  die 
Fürstin  von  Schwarzenberg,  die  Vicomtesse 
de  Giaptal  etc.,  zur  Napoleonischen  Zeit; 
Ludwig  XVIII.,  die  Herzoge  von  Berry  und 
Orleans,  die  Herzogin  von  Angoulcme  etc. 
zur  Zeit  der  Restauration.  Die  Emailbild- 
nisse von  Nadermann,  Dcnon,  der  Kaiserin 
Josephine  usw.  fanden  der  Reihe  nach  in  den 
Ausstellungen  von  1810,  1812  und  1831  große 
Bewunderung.  Seine  Miniaturbildnisse  sind 
allerdings  zwar  etwas  trocken  in  der  Auf- 
fassung, aber  von  intensiver  Naturwahr- 
heit, Wärme  des  Kolorits  und  zarter  Aus- 
führung, und  man  verdankt  ihm  nicht  unwe- 
sentlich den  Fortschritt,  den  diese  Kunst  in 
Frankreich  machte.  1819  wurde  er  erster 
Miniaturmaler  der  Kammer  und  des  Kabinetts 
des  Königs.  Die  von  ihm  geleitete  Zeichen- 
schule wurde  lange  Zeit  stark  besucht,  und 
eine  große  Zahl  verdienstvoller  Künstler  er- 
hielten darin  ihre  Ausbildung,  so  Besseltevre, 
der  Chevalier  de  Lestang-Parade,  der  Vicomte 
Desfossez,  Fontallard,  Menagcot,  Pinchon  u. 
Sieurac,  die  Fräulein  Delacazctte,  Alex.  Or- 
celle  und  Pfenninger,  die  Frauen  Davin  geb. 
Mirvault,  Gaillard  geb.  Chaceree  de  Bcau- 
repaire,  Lemoine  geb.  Blot,  und  Swagcrs  etc. 
Ein  Bildnis  seiner  Schülerin  Fanny  Char- 
rin  wurde  kürzlich  für  den  Louvre  erworben. 
In  der  Wallace-Collcction  zu  London  befin- 
den sich  von  ihm  5 Bildnisse ; eines  von  Lud- 
wig XVIII.,  2 von  Napoleon  I.  und  2 weib- 
liche Porträts  mit  den  Daten  1815  und  1824; 
in  der  Miniaturenausstcllung  in  der  Bibi.  Nat. 
in  Paris  1908  waren  46  seiner  Arbeiten  aus- 
gestellt und  cs  hat  sich  auch  eine  Liste  seiner 
Arbeiten,  die  er  bis  1793  ausführtc,  (360 
Nummern)  erhalten. 

Catal.  de  l'exposit.  d'oeuvres  d’art  d.  18e  s.  ä la 
Bibi.  Nat.  Paris  1900.  — Henri  Bouchot, 
La  Miniature  franc.  1906  (mit  Abbildungen).  — 
J a f f 6,  Katal.  s.  Miniaturenausst.  No.  49,  2038. 

— Miniaturenabteilung  d.  Dresdener  Galerie.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  — Notizen  über  sein  Leben 
u.  s.  Werke,  verfaßt  von  s.  Frau,  abgedr.  Revue 
univers.  d.  arts  XV  41  n.  daselbst  p.  42  autobiogr. 
Notizen.  — J a 1,  Dict.  crit.  II  ed.  1872.  — H. 
Bouchot  in  der  Gaz.  d.  b.-arts  1894  I 247  ff. 

— Mazc-Sencier,  Le  Livre  des  Collection- 

neurs,  Paris  1885,  480  ff.  — Williamson, 
History  of  Portr.  Miniat.  — M a c o n,  Les  arts 
dans  la  maison  de  Conde  1903.  — Les  arts,  1907 
No.  63  p.  4,  Abb.  p.  8.  — Mit  Notizen  von  E. 
W.  Braun.  F.  Becker. 

Angustin,  Maria,  Freiin  von,  (als  Schrift- 
stellerin Maria  von  Thurnbcrg),  geschickte 
Malerdilettantin,  geb.  zu  Vcrschetz  im  Ba- 
nate 23.  12.  1810,  lebte  noch  1851  in  Wien. 
Sie  hat  zahlreiche  Porträts  gemalt,  auch  Ko- 
pien und  einige  Kirchenbilder,  z.  B.  14  Sta- 
tionsbilder für  die  Kirche  in  Pyhra  bei  Pöl- 
ten und  eine  Madonna  für  die  Kapelle  der 
Rennwegkaserne  in  Wien. 

Wurzbach,  Biogr.  Lex.  ** 


Augustin,  P a u 1 i n e,  geb.  Du  Cruet,  Mi- 
niaturmalerin in  Paris,  geb.  1781,  f 1865, 
malte  ganz  in  der  Art  ihres  Mannes  j.  B.  J. 
Augustin.  Im  Pariser  Salon  stellte  sie  1822, 
1824,  1827,  1831,  1834,  1835,  1838  Porträts 
und  Miniaturen  aus  und  erhielt  Medaillen. 
Sie  signierte:  Augustin  oder  wie  z.  B.  2 von 
ihr  in  der  Miniaturausst.  1906  in  der  Pariser 
Biblioth.  Nat.  ausgestellte  Miniaturporträts: 
Pauline  Augustin  1819.  — Abbildungen  ihrer 
Arbeit  bei  Bouchot,  la  miniature  fran<;aise 
1906/7. 

Catal.  d.  miniaturcs,  gouachcs  etc.  Expos, 
d’oeuvres  d’art  du  18«  s.  ä la  Bibi.  Nat.  Paris 
1906.  — Le  Bulletin  d.  B.-Arts,  Repert.  d.  Art 
Francais  I Paris  1883/4  p.  175.  E.  W.  Braun. 

Augustini,  Jacobus  Luberti,  geb.  in 
Haarlem  80.  4.  1748,  war  Sohn  und  Schüler 
von  Jan  A.  Anfangs  malte  er  Allegorien  und 
Grisaillen,  wandte  sich  später  aber  dem  Por- 
trätfach zu.  Im  Amsterdamer  Rijksmus.  ist 
von  ihm  ein  1773  datiertes  Regentenstück  des 
Lcprosenhuis  und  im  Archiv  zu  Haarlem 
das  Porträt  eines  Pfarres,  1778.  Kurz  nach- 
her entsagte  er  der  Malerei,  wurde  „Collecteur 
der  gemeene  middelen“  und  schließlich,  späte- 
stens seit  1799,  Buchhändler  und  Verleger  in 
Haarlem,  namentlich  von  erbaulichen  Schriften, 
welche  er  zum  Teil  selbst  geschrieben  hat. 
Nach  längerem  Leiden  starb  er  in  Haarlem 
4.  8.  1822,  seit  21.  3.  1779  verheiratet  mit  Aletta 
Catharina  Baart.  In  der  Sammlg.  Ekcma  in 
Haarlem  war  eine  Radierung  von  ihm,  die 
Abbildung  eines  Bisons,  mit  Haarlem  im 
Hintergrund,  bcz. : „Jac.  Augustini  fcc.  1766". 

y.  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  II  192.  — 
Lcdeboer,  De  Bockdrukkcrs  cnz.  in  Noord- 
Nederland,  Devcnter  1892,  194,  195.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Mitteilungen  des  Herrn  C.  J. 
Gönnet,  Archivars  zu  Haarlem.  E.  W.  Moes. 

Augustini,  Jan,  auch  gen.  Degelenkamp, 
Maler,  geb.  1725  zu  Roderwolde  in  der  Pro- 
vinz Drenthe.  Schüler  von  Philips  van  Dijk 
im  Haag,  heiratete  zu  Haarlem  10.  3.  1748 
Aaltje  Heere.  Er  malte  1759  das  Bildnis  von 
Gilbertus  Matthias  Elsnerus,  Professors  in 
Utrecht,  und  1760  dasjenige  von  Theodoras 
Hagancus,  Pfarrers  in  Haarlem,  beide  Bilder 
gestochen  von  Jac.  Houbraken.  Ein  1759  da- 
tiertes Porträt  ist  im  Depot  des  Amsterdamer 
Rijksmus.  Als  Blumcnmalcr  zeichnete  er  1757 
für  den  Botaniker  Jac.  Schuermans  Stckhoven 
in  Leiden  eine  große  Aloe  (A.  Delfos  sc.). 
Namentlich  hat  er  aber  als  Dekorationsmaler 
Gutes  geleistet.  Der  Entwurf  zu  einem  Pla- 
fond für  Herrn  van  der  Mieden  von  1760  ist 
im  Kupferstichkabinett  in  Weimar,  und  im 
Schloß  Asscnburg  (Nord-Holland)  ist  noch 
ein  von  ihm  1767  ausgemaltcs  Zimmer  mit 
Vogelstaffage.  Die  von  ihm  1759  gezeichnete 
Kopie  nach  einem  Bilde  von  Ph.  Wouwerman 
ist  im  Kupferstichkabinett  zu  Amsterdam. 
Auch  war  er  Kunsthändler,  und  wahrschein- 


250 


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Augustinus  — Aulbier 


lieh  in  dieser  Beziehung  wurde  8.  8.  1701  seine 
Sammlg.  in  Haarlem  versteigert.  Er  wurde 
begraben  in  Haarlem  3.  12.  1773.  In  der  Dar- 
stellung eines  20.  2.  1762  bei  Zandvoort  auf 
den  Strand  geworfenen  Cachelotfisches  hat  er 
sich  selber  zeichnend  abgebildet  (H.  Spilman 
sc.).  Schüler  von  ihm  waren  sein  ältester 
Sohn  Jacobus  Luberti  A.  u.  Egbert  van  Drielst. 

v.  E y n d e n u.  v.  d.  Willigen  II  190  bis 
192.  — Mitteilungen  des  Herrn  C.  J.  Gönnet, 
Archivars  zu  Haarlem.  E.  W.  Moes. 

Augustinus,  Maler,  wird  1478  urkundlich 
in  Breslau  erwähnt.  Vielleicht  identisch  mit 
Augustin  Glockener. 

Schultz,  Breslauer  Malerinnung,  68. 

C.  Buchwald. 

Augustinus,  Mönch  u.  Steinmetz  zu  Maul- 
bronn, verfertigte  unter  Abt  Entenfuß  1517 
die  zum  östlichen  Eingang  des  Oratoriums 
führende  Wendeltreppe  im  dortigen  Kloster, 
welche  durch  Inschrift  als  sein  Werk  bezeich- 
net ist  Das  einer  anderen  etwa  gleichzeiti* 
gen  Wcndclstiegc  des  Klosters  entnommene 
steinerne  Geländer  dieser  Treppe  trägt  das 
Mei sterzeichen  (Faks.  abgeb.  bei  Klemm), 
welches  von  Klemm  als  das  des  Bruders  Au- 
gustinus angenommen  wird. 

Klemm,  Württcmbg.  Baumeister  und  Bild- 
hauer, Stuttgart  1882.  H.  V. 

Augustinus,  Maler  in  Paderborn,  folgte 
1596  und  1599  einem  Ruf  des  Caspar  von 
Fürstenberg  zum  Schell enberge,  wahrschein- 
lich um  dort  Wandgemälde  und  Dekorationen 
auszuführen. 

Nordhoff  in  Prüfers  Archiv  f.  kirchl.  Bau- 
kunst u.  Kirchenschmuck  X Berlin  1886,  20.  — 
P i e 1 e r : Leben  u.  Wirken  Caspars  v.  Fürsten- 
berg 1873,  182,  184.  Firmenich-Richarts. 

Augusto,  Giovanni,  Bildhauer  aus  Pa- 
dua, in  Venedig  um  die  Mitte  des  10.  Jahrh. 
Er  arbeitete  hier  unter  Sansoviho,  welcher 
ihm  am  9.  8.  1553  eine  Abschlagszahlung  von 
20  Dukaten  leistete  für  die  Ornamente  und 
für  die  Politur  der  Tür  in  der  Sakristei  von 
S.  Marco. 

M o t h e s,  Gesch.  d.  Baukunst  Venedigs  II 
287.  L.  Ferro. 

Augustyn,  Maler,  Schüler  von  Anthonie  van 
Blocklandt  und  Lehrer  von  Michiel  Jansz.  van 
Miereveit,  wahrscheinlich  in  Delft  1581  gest. 

van  Mander,  ed.  1618,  Appendix. 

E.  W.  Moes. 

Augustyu,  Moyses,  kommt  als  Maler  5.  7. 
1602  in  die  Gilde  zu  Dordrecht. 

Obreens  Archief  I 190.  E.  W.  Moes. 

Augustynowicz,  Alexander,  poln.  Maler, 
geb.  7.  2.  1865  zu  Iskrzynia  (Ostgalizicn), 
studierte  1883 — 1884  in  der  Krakauer  Kunst- 
schule, dann  bei  Holossy  in  München.  Lebt 
in  Lemberg,  malt  besonders  Porträts,  in  der 
letzten  Zeit  auch  Landschaften.  Silb.  Me- 
daille Landesausstellung  Lemberg  1894,  kleine 
goldene  Medaille,  Berlin,  Intern.  Kunstaus- 
stellung 1895. 

Swieykowski,  Pamietnik  Towarzystwa 


P.  S.  P.  w Krakowie  1854 — 1904.  — C z a p e 1- 
s k i,  Tyg.  111.  1896,  p.  751.  C.  M.  v.  Görski. 

Augustyns,  Peter,  Maler  in  Antwerpen, 
1517  in  der  Lukasgilde  erwähnt. 

Liggeren  I 89.  •* 

Augustynsz.,  Gysbert,  Maler,  war  1611 
Schüler  von  Abraham  Bloemacrt  in  Utrecht. 

Müller,  Utr.  Arch.  93.  E.  W.  Moes. 

Augustynsz.,  Jan,  geb.  um  1593,  wird  1624 
in  Delft  erwähnt,  tätig  in  der  Tapetenfabrik 
von  Acrt  Spierincx.  Er  hat  auch  außerhalb 
Delfts  gewohnt. 

Obreens  Archief  15.  — Oud-Holland  III  9. 

E.  W.  Moes. 

Aujollest-Paggs,  F r a n q o i s,  Maler,  geb. 
zu  Bordeaux  1746.  Nachdem  er  unter  Bou- 
cher gelernt  hatte,  ließ  er  sich  in  Poiticrs  nie- 
der, wo  er  1775  die  k.  Schule  der  Malerei, 
Bildhauerei  etc.  gründete,  deren  Direktor  er 
bis  an  seinen  Tod,  27.  8.  1801  zu  Poitiers, 
blieb.  Die  Kirche  Sainte-Radegonde  daselbst 
bewahrt  von  ihm  zwei  Gemälde:  den  hl.  Se- 
bastian und  den  hl.  König  Ludwig  in  Anbe- 
tung vor  der  Dornenkrone.  Es  gibt  viele 
von  A.  gemalte  Bildnisse.  Mehrere  seiner 
Werke  kamen  auf  einer  Ausstellung  zu  Poi- 
ticrs 1777  vor. 

A.  P i n c h a r t in  Meyers  Kstlerlex.  — B e 1 - 
lier-Auvray,  Dict  general.  R. 

Aukes,  Jacob,  Maler,  geb.  in  Amsterdam, 
kaufte  dort  30.  8.  1698  das  Bürgerrecht. 

Aemstels  Oudheid  IV  63.  E.  W.  Moes. 

Aula,  Marquis  d e,  span.  Kunstsammlcr 
und  -kenner  des  17.  Jahrh.  in  Madrid.  War 
auch  als  Maler  tätig. 

P a c h e c o,  Arte  de  1a  Pintura.  — Palo- 
mino, Museo  pict.  I 186.  A 

Aula,  Giovanni  Battist a,  neapol.  Sil- 
berarbeiter. Führte  1731  zwei  silberne  Füll- 
hörner von  künstlerischem  Wert  für  605  Du- 
katen aus,  die  der  Kirche  des  Convento  della 
Trinitä  dclle  Monache  geschenkt  wurden. 

Napoli  Nobilissima  VIII  184.  G.  Dcgli  Assi. 

Aula,  Nicola  de,  Silberarbeiter  in  Nea- 
pel. Verpflichtet  sich  7.  11.  1691,  dem  Abt 
von  S.  Pietro  a Maielia  einen  Altarvorsatz 
aus  Silber  im  Gewicht  von  75  Pfund  für  den 
Hauptaltar  der  Kirche  zu  fertigen  und  erhielt 
dafür  240  Dukaten. 

Napoli  Nobilissima  XI  25.  — Filangieri, 
Doc.  per  la  storia  delle  Arti  ecc.  II  278,  433, 
434.  G.  Degli  Assi. 

Aulbier,  R a o u 1 de  1’,  französ.  Bildhauer 
in  Orleans,  übernahm  1556  für  die  Kapelle 
des  Schlosses  de  la  Chataigncraie  (Poitou) 
die  Bildhauerarbeit  am  Grabmal  des  seigneur 
Andre  de  Vivonne.  Dieses  nicht  mehr  vor- 
handene Monument  zeigte  außer  einer  be- 
krönenden Urne  ein  Flachrelief  in  Marmor, 
auf  dem  der  Verstorbene  vor  seinem  Schutz- 
patron, dem  hl.  Andreas,  kniend  dargcstellt 
war. 

L a m i,  Dict  des  sculpt.  franq.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 


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Aulbry  — Aulos 


Aulbry,  G u i 1 1 a u m c,  Ornamcntmalcr  in 
Tours,  wo  er  in  der  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
tätig  war. 

L.  de  Grandmaison,  Les  Peintres  de 
Tours.  H.  Longnon. 

Auld,  P.  C.,  Maler  in  London,  stellte  in  der 
Roy.  Academy  mehrfach  aus,  so  1850  „Port 
Crawford  Castle“  und  „Balmoral  Castle“, 
1854  „Ardtcrnish  Castle“  und  1855  „Lower 
Heath  Pond“.  Nach  ihm  hat  W.  Forrest  ge- 
stochen „View  of  Bums  Monument  and  sur- 
rounding  Sccnery  on  the  Banks  of  Doon.“ 

Meyer,  Kstlerlex.  — Graves,  The  Roy. 
Acad.  of  Arts,  1905,  I 79.  ** 

Auldon,  J e h a n,  französ.  Werkmeister  aus 
Sens,  übernahm  1492  den  Bau  des  Glocken- 
turmes der  Abtei  St.  Loup  zu  Troycs. 

A s s i c r,  Maitrcs  magons  de  Troyes.  — Bau- 
c h a 1,  Dict  des  Archit.  C.  Enlart. 

Auldre,  Christophe,  Holzbildhauer  in 
Saint-Gcrmain-en-Laye  um  1542,  fertigte  für 
den  Hochaltar  der  dortigen  Kirche  ein 
reiches,  figurengcschmücktcs  Holztabernakel, 
ferner  die  Steinfiguren  der  4 Evangelisten 
und  der  hl.  Apollonia  sowie  die  große  Holz- 
statue eines  Engels.  Von  seinen  Werken  hat 
sich  bisher  nichts  als  erhalten  nachwciscn 
lassen. 

Chron.  des  Arts  1893,  p.  237.  H.  V. 

Aulhom,  Hans,  Radierer  in  München,  geb. 
10.  12.  1878  in  Dresden,  studierte  auf  den 
Akad.  von  Karlsruhe,  Stuttgart  und  Mün- 
chen. Auf  der  Dresdener  Großen  Kunstaus- 
stellung 1904  sah  man  von  ihm  die  Radierun- 
gen: Im  Gespräch  und  Das  Skelett.  Auf  der 
Ausstellung  des  deutschen  Künstlerbundcs  in 
Weimar  1906  war  er  mit  einer  Zeichnung: 
Erster  Ausflug,  vertreten. 

Notizen  von  Brodcrsen.  R. 

Auliczek,  Dominik,  Bildhauer,  Modelleur 
in  Porzellan,  geb.  1.  8.  1734  zu  Policka  im 
östl.  Böhmen.  Ursprünglich  für  den  geist- 
lichen Stand  bestimmt,  studierte  er  zuerst  in 
Prag,  ging  aber  zu  dem  Bildhauer  Franz 
Pacak  in  Lcitomischl  in  die  Lehre  über.  Nach 
mehr  als  einjährigem  Aufenthalte  bei  Joh. 
Georg  Leutner  in  Wien  besuchte  er  Paris 
und  London.  Der  darauffolgende  sechsjährige 
Aufenthalt  in  Rom  (teils  an  d.  päpstl.  Akad. 
der  bild.  Künste,  teils  bei  dem  Architekten 
Gaetano  Chiaveri)  übte  auf  seine  Kunst  den 
größten  Einfluß  aus.  Er  führte  hier  auch  zwei 
monumentale  Plastiken  und  einige  Tonstatuen 
aus.  Schon  1783  in  München  wurde  er  mit 
dem  damaligen  Direktor  der  Nymphenburger 
Porzcllanmanufdktur,  Sigm.  Grf.  Haimhausen 
bekannt,  der  ihm  1765  die  eben  erledigte  Stelle 
eines  Oberbossierers  in  der  Manufaktur  ver- 
lieh. Seit  1772  war  er  Hofbildhauer  Max  Jo- 
sephs III.,  1773  Inspektor  d.  Manufaktur,  spä- 
ter (1782  unter  Karl  Theodor)  Hofkammerrat. 
Er  verblieb  bis  zu  seinem  Tode  (15.  4.  1804) 
in  Nymphenburg.  Das  künstlerische  Wirken 
Auliczeks  steht  trotz  der  Feinheit  und  Zier- 


lichkeit seiner  Schöpfungen,  infolge  der  er- 
wähnten Romstudien  unter  dem  Einflüsse  des 
späten  römischen  Barocks.  Zwei  allegorische 
Kindergruppen  vor  dem  Nymphenburger 
Schlosse  sind  nachweisbar  Spuren  von  seiner 
Beteiligung  an  der  Ausschmückung  des  Nym- 
phenburger Hofgartens.  Im  Gebiete  der  gro- 
ßen Plastik  wird  von  seinen  Arbeiten  noch 
eine  lebensgroße  Porzellan-Büste  des  Grafen 
Haimhausen  erwähnt.  Die  eigentliche  Bedeu- 
tung A.s  liegt  in  seinen  kleinen  Porzcllan- 
figuren  und  -Gruppen,  die  ein  gutes  Natur- 
studium verraten.  Als  bemerkenswerte  Schöp- 
fungen dieser  Art  werden  besonders  einige 
Tiergruppen  (Tierkämpfe)  und  ein  Tafelauf- 
satz (Flora  und  Amphitrite  mit  Genien)  so- 
wie mehrere  Götterstatuen  bezeichnet. 

Nouvclle  biogr.  gener.  — L i p o w s k y,  Bayer. 
Kstlerlex.  — D I a b a c z,  Böhm.  Kstlerlex.  — 
T rautmann,  Kurzgef.  Nachr.  v.  d.  kurbaycr. 
Hofbildhauer  u.  Modellmeistcr  H.  Dom.  Aulicick 
(Altbay.  Monatsheft  2.  1900  S.  25 — 30).  — 
E.  Bassermann-Jordan,  Dom.  Auliczek. 
S.  Leben  u.  s.  Kunst.  München  1902.  4°,  eine 
Arbeit,  welche  alle  bisherige  Literatur  zusam- 
menfaßt. — Brüning,  Porzell.-Ausst.  Berlin 
1904,  XLVI.  Emler. 

Aulion,  O 1 i v i e r,  Glasmaler  in  Rennes  in 
der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  tätig. 

Villcneuvc,  Mclangcs  d’archeologie  bre- 
tonnc.  //.  Longnon. 

Aulmont,  Nicolas,  Maler  in  Troyes 
(1564 — 15S3),  nur  urkundlich  erwähnt 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  1886.  H.  V. 

Aulmont,  s.  auch  / iumont . 

Aulne,  d e 1’,  s.  Dclaunc. 

Aulnette  du  Vautenet,  Louis  Julien 
Jean,  Genremalcr,  Kunstliebhaber,  geb.  zu 
Rennes  1786,  f auf  seinem  Landgute  Breil  in 
Meillac  1853.  Einige  seiner  Arbeiten  sah 
man  auf  den  Pariser  Salons  von  1817,  19,  22, 
81  und  83.  Das  Museum  von  Lisicux  besitzt 
von  ihm  den  Schlaf  Psychcs,  bcz.  ADV  (im 
Monogramm)  1831,  und  das  von  Rennes  ein 
anderes  Bild:  Bianca  von  Kastilien  befreit 
die  Gefangenen. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bellier-Auvray, 
Dict.  gen.  •• 

Aulney,  H u g u e s,  Werkmeister  des  Duc 
de  Bourgognc,  inspizierte  1897 — 1400  zahl- 
reiche Schlösser  dieses  Herzogs. 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Aulos,  Sohn  des  Alexas,  vielseitiger  Gem- 
men- und  Kameenschneider  der  ersten  römi- 
schen Kaiserzeit.  Seine  Motive  sind  teils 
streng  klassisch,  teils  hellenistischer  Art.  Von 
ihm  sind  über  ein  halbes  Dutzend  echter 
Steine  erhalten,  weit  mehr  sind  in  der  Re- 
naissancczeit  auf  seinen  Namen  gefälscht 
worden.  Am  bedeutendsten  unter  seinen  Ar- 
beiten ist  eine  mit  Eros  spielende  Aphrodite. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  546.  — Ar- 
chäol.  Jahrb.  III  131  ff.,  Taf.  3,  11 ; 10,  14,  18 ; 
IV  51  ff.,  Taf.  2,  3;  4.  — Pauly-Wissowa, 
Realcnc.  II  2415,  2 (Rossbach).  — Furt- 
w ä n g 1 e r.  Die  ant.  Gemmen  III  359  Taf. 


252 


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Auman  — Aumont 


XLIX  17.  23,  27,  31,  L 8,  LVII  9 (dazu  die  Be- 
schreibungen Bd.  II).  Pcrnice. 

Auman,  Jean,  Uhrmacher  um  1750.  Eine 
runde  Tischuhr  auf  Kugelfüßen  mit  durch- 
brochener, ornamentierter  Seitenwandung  in 
der  ehemal.  Sammlung  Hammer  in  Stock- 
holm, verkauft  in  Köln  1894,  Serie  V No.  990, 
trägt  die  Signatur:  Jean  Auman  1750.  •• 

Anmann,  J.,  sonst  unbekannter  Künstler. 
Unter  diesem  Namen  finden  wir  verzeichnet: 
Landschaft  mit  Entenjäger,  in  Reinharts 
Manier,  kl.  qu.  4.  •* 

Aumann,  s.  auch  Avemann. 

Aumeyer,  ungar.  Maler,  Anf.  19.  Jahrh. 
in  Budapest  tätig.  Sein  Gemälde  „Neugieriger 
Knabe“  daselbst  1840  ausgestellt  und  von  der 
zeitgenössischen  Kritik  gelobt. 

Pallas-Lex.  II  342,  Budapest.  K.  Lyka. 

Aumonier,  James  (R.  J.,  M.  E.),  engl. 
Landschaftsmaler  (in  öl  und  Aquarell),  geb. 
in  London  1850  (?),  einer  der  besten  Vertre- 
ter der  modernen  engl.  Landschaftsmalerei. 
Die  Elemente  seiner  Kunst  lernte  er  in  der 
Art  School  of  S.  Kensington,  aber  er  hat 
eigentlich  keinen  Lehrmeister  gehabt  als  die 
Natur.  Erst  1891  sah  er  Venedig  u.  bekannte 
selbst,  daß  er  nie  ein  Gemälde  zu  Studien- 
zwecken kopiert  oder  eine  Photographie  be- 
nutzt habe.  So  stört  nichts  Fremdes  die 
frische  und  originale  Naturauffassung  seiner 
Landschaften,  die  er  mit  allen  Reizen  einer 
schlichten  und  gemütvollen  Stimmung  aus- 
stattet. Seinen  ersten  Erfolg  hatte  er  1876. 
als  er  für  das  Gemälde:  Toilers  of  the  Field 
die  Heywood  Gold-Medaille  erhielt.  Zu  sei- 
nen Hauptwerken  zählen : Sheep-washing  in 
Sussex  1889  (Chantrey  Bcqucst  Gail.)  und 
The  Black  Mountains  (1905)  in  derselben 
Sammlung;  andere  wichtige  Bilder  von  ihm 
sind  in  den  öffentlichen  Galerien  von  Birming- 
ham, Leeds,  Manchester  und  in  der  Nat.  Gal. 
von  Adelaide.  — Seit  1870  stellte  er  fast  Jahr 
für  Jahr  in  der  Royal  Acad.  aus.  — Auch 
in  München  (1901)  und  Berlin  war  er  ver- 
treten. 

Studio  XX  141  fg.  (111.  Artikel  mit  s.  Por- 
trait). — Graves,  Roy.  Acad.  I.  R. 

Aumont,  Horace  Henri  Philippe, 
Sohn  des  Malers  Louis  Aumont,  geb.  16.  12. 
1839,  f 6.  2.  1864,  nachdem  er  tags  zuvor 
in  der  Schlacht  bei  Sankclmark  (zweiter 
schleswigscher  Krieg)  verwundet  worden 
war.  Er  war  in  Kopenhagen  (seit  1842  dort) 
Porzellanmaler  und  hat  auch  Blumenstückc 
gemalt. 

Weilbach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I 1896. 
— Ausstellungs-Kataloge  (Charlottcnborg)  1861 
bis  1863.  A.  R. 

Aumont,  Jacques,  französ.  Maler  in 
Dreux  1628.  1660  noch  einmal  urkundlich 

ohne  nähere  Angaben  erwähnt. 

Reunion  d.  sociltls  d.  b.-arts  1907  (XXXI) 
p.  363.  •• 


Aumont,  Jean,  Maler  in  Troycs,  um  1564, 
verschwägert  mit  der  Künstlerfamilie  Po- 
thicr,  nur  urkundlich  erwähnt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  1886.  H.  V. 

Aumont,  Julien,  französ.  Maler  in  An- 
gers, nur  urkundlich  bekannt  und  von  1629 
bis  1674  erwähnt. 

C.  Port,  Artistes  Angevins,  Angers  1881.  ** 

Aumont,  Louis  Auguste  Frangois, 
dän.  Maler,  geb.  in  Kopenhagen  7.  1.  1805, 
t daselbst  6.  5.  1879,  Schüler  der  Kunstakad. 
dort  und  des  Bildnismalers  Hans  Hansen 
und  des  Prof.  Eckersberg.  1828  reiste  er 
nach  Paris  und  wurde  Schüler  von  Gros. 
1829  kehrte  er  nach  Kopenhagen  zurück  und 
wurde  ein  gesuchter  Bildnismaler.  Unzufrie- 
den mit  seiner  Stellung  in  Kopenhagen,  nach- 
dem er  zweimal  vergebens  gesucht  hatte, 
Mitglied  der  Kunstakad.  zu  werden,  verließ 
er  Kopenhagen  1834,  zog  nach  Hamburg  und 
wurde  1839  daselbst  Bürger.  1842  war  er 
wieder  in  Kopenhagen,  reiste  dann  1847  nach 
Westindien  und  wurde  Proviantverwaltcr  in 
der  dän.  Marine  1853 — 1865.  — Von  seinen 
Bildnissen  werden  erwähnt:  König  Christian 
VIII.  (1831),  Königin  Caroline  Amalie  (1830), 
Prinzessinnen  Caroline  (1830)  und  Wilhel- 
minc  Marie  (alle  im  Schlosse  Rosenborg). 
Bedeutender  als  seine  etwas  leeren  größeren 
Modebildnisse  sind  die  kleinen  Porträts,  „in 
denen  er  mit  großer  Unbefangenheit  in  Form 
und  Farbe  die  Tracht  seiner  Zeit  fcstgchaltcn 
hat  und  für  Haltung  und  Charakter  Empfin- 
dung zeigt“  (Lichtwark). 

Meyer,  Kstlcrlex.  (mit  Lit.).  — Raczyns- 
k i,  Gesch.  d.  mod.  Kunst  III  548.  — Weil- 
bach, Nyt  dansk  Kunstnerlex.  — B r i c k a, 
Dansk  biogr.  Lex.  I 381.  — Lichtwark,  Das 
Bildnis  in  Hamburg  II  (1898)  S.  203.  — Been 
und  Hannover,  Danmarks  Malerkunst  I 69, 
107 — 108.  — Ausstellungs-Kataloge  (Charlotten- 
borg) 1824 — 1844.  — Mitteil.  d.  Vereins  f.  Hamb. 
Gesch.  1891  p.  208  ff.  A.  R. 

Aumont,  Marie-Suzannc,  französ.  Por- 
zellan- und  Miniaturmalerin  in  Montreuil- 
sous-Bois  (Seine),  geb.  in  Paris,  Schülerin 
von  Chaplin  und  Pommayrac,  stellte  im  Salon 
1875 — 1880  verschiedene  Porträts  eigener  Er- 
findung und  einige  Arbeiten  nach  Chaplin, 
Lazerges,  Guillemin  etc.  aus. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen..  Supp!. 

H.  V. 

Aumont,  N o e 1,  französ.  Maler,  Ende  des 
18.  Jahrh.,  nur  urkundlich  erwähnt  im  Zu- 
sammenhang mit  dem  1784  verstorbenen  Ma- 
ler Claude  Florentin  Sollier. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  VI,  2 Serie  1885. 

H.  V. 

Aumont,  Pierre,  Former  im  Atelier  Tas- 
saerts,  Paris  und  Berlin,  18.  Jahrh.,  wo  er 
mit  einem  Gehalt  von  450  Talern  besoldet 
wurde. 

Jahrb.  der  preuß.  Kst.-Sammlg.  XIV  126. 

H.  V. 


253 


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Aumont  — Aureli 


Aumont,  Pierre,  Maler  und  Vorsteher 
der  Zunft  der  „vitriers“  in  Troyes,  18.  Jahrh., 
nur  urkundlich  bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’Art  Franc.  V,  2.  Serie  332. 

— Reunion  des  Soc.  des  beaux-arts  XXVII  558. 

Aumont,  Pierre  Hippolyte,  Porträt- 

und  Landschaftsmaler,  geb.  zu  Evreux,  t zu 
Paris  20.  11.  1865,  stellte  1843 — 47  im  Pari- 
ser Salon  Pastellbilder  aus. 

Bellier- Auvray,  Dict.  gen.  H.  V. 

Aumont,  s.  auch  Aulmont. 

Aumiiller,  Xaver,  Dilettant  im  Radieren 
und  Zeichnen,  Ende  des  18.  und  Anfang  des 

19.  Jahrh.  in  München.  Eine  Anzahl  seiner 
fein  behandelten  Landschafts-Zeichnungen  u. 
Radierungen  aufgeführt  in  Maillingers  Bil- 
derchronik, Bd.  IV  58.  Augsburg  1886. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Aunay,  de  1',  s.  Delaunay. 

Aune,  Charles  Marcel,  wenig  bekann- 
ter Historienmaler,  geb.  27.  6.  1726  in  Aix 
en  Provence,  f 1785  in  Amerika,  Lehrer  an 
der  1765  von  Honorc-Armand,  Herzog  von 
Villars  gegründeten  Zeichenschule  zu  Aix. 

Reunion  d.  Soc.  d.  Beaux-Arts  XXIX  269, 
271.  H.  V. 

Auphan,  Joseph,  französ.  Bildhauer  aus 
Marseille,  war  1668  in  Toulon  mit  Schiffs- 
bildhaucreiarbeiten  beschäftigt. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  franc-  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Auquier,  Emanuel,  französ.  Dilettant  im 
Malen,  stellte  zwischen  1858 — 68  verschiedene 
Pastell-  und  Aquarellbilder  in  Mons  (Henne- 
gau) aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Aur,  Anton,  ein  Geistlicher  im  Krakauer 
Kloster  der  Reformaten,  hat  1704  ein  Blatt 
gestochen,  welches  den  hl.  Kasimir  vor  Maria 
kniend  darstellt. 

Rastawieck  i.  Lex.  der  poln.  Kupierst. 

— Meyer,  Kstlerlex.  Marian  Gumowski. 

Auracher  von  Aurach,  Josef  Christian, 

Generalmajor  und  Lithograph,  geb.  zu  Olmütz 

20.  12.  1756,  t zu  Wien  30.  12.  1831,  litho- 
graphierte ein  Bildnis  des  Kaisers  Franz  und 
lieferte  die  Lithographien  zu  folgenden  Wer- 
ken: „Perspektivische  Ansichten  der  Stadt 
Baden“  (Wien,  1822 — 1824),  „Perspektivische 
Ansichten  von  Obersteycr“  (Wien,  1825)  und 
„Perspektivische  Ansichten  aus  dem  Eiscn- 
burger  Komitatc  und  Ungarn“  (Wien,  1825). 

Wurzbach,  Biogr.  Lex.  des  Kaiscrt.  Öster- 
reich I.  IV.  Schram. 

Auran,  B.,  französ.  Porträtmaler,  stellte 
wiederholt  (1888 — 1899)  im  Pariser  Salon 
aus.  h.  V. 

Auray,  G u i 1 1 a u m e,  französ.  Bildhauer 
und  Maler,  in  der  Normandie  ansässig,  ver- 
pflichtete sich  am  27.  1.  1647,  einen  mit  der 
Figur  des  hi.  Michael  geschmückten  Stab  zu 
fertigen,  und  zwar  für  die  hl.  Brüderschaft 
von  Saint-Michel  im  Kirchspiel  Notrc-Damc 
de  la  Couture  zu  Bernay. 

I.ami,  Dict.  d.  sculpt.  frans,  sous  Louis  XIV. 


Aurbach,  s.  Auerbach. 

Aurdell,  Richard,  Tiermaler,  geb.  in 
Liverpool  1814,  f am  20.  4.  1885.  Er  wurde 
erwähltes  Mitglied  der  Roy.  Academy  1870, 
scheint  aber  dort  nicht  ausgestellt  zu  haben. 
1855  erhielt  er  auf  der  Pariser  Ausst  die 
goldene  Medaille. 

The  Years  Art  1886  p.  223.  •• 

Aure,  MHe  d e 1',  s.  Passy,  Cath. 

Aurdche,  E.,  französ.  Porträt-  und  Figuren- 
maler, stellte  1894,  95  und  97  im  Pariser  Sa- 
lon aus.  h.  V. 

Aureggio,  Antonio,  Landschaftsmaler  zu 
Brescia  um  1700.  Chizzola  erwähnt  von  ihm 
„zwei  große  Landschaften“  in  der  Galerie 
Barbisoni  zu  Brescia.  Er  war  der  Lehrer  J. 
B.  Cirnarolis  und  A.  Toresanis. 

Z a n i,  Encicl.  — Chizzola,  Le  Pitture  etc. 
di  Brescia  1760  p.  171.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Aurele,  Marc,  Genremaler  und  Radierer 
in  Paris,  geb.  in  Belleville-Paris,  stellte  in 
den  Salons  1876 — 85  wiederholt  aus.  Ferner 
radierte  er:  „Der  junge  Angler“,  „Der  Ab- 
schied“, „Sainte  Cecile“. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Kat.  d.  Salon.  H.  V. 

Aureli,  Benedetto,  Architekt  in  Pe- 
rugia, wo  er  1579  neben  Marcantonio  Buoni, 
Giulio  Caporali  und  Antonio  Saccucci  für  die 
Stellung  eines  Stadtbaumeisters  in  Vorschlag 
gebracht  wurde. 

Mariotti,  Lett.  pitt.  Pcrugine  p.  260.  — 
Z a n i,  Encicl.  II  243.  A.  Bellucci. 

Aureli,  Ccsare,  bekannter  römischer  Bild- 
hauer und  Schriftsteller,  geb.  in  Rom  1844, 
Schüler  der  Accad.  di  San  Luca.  Von  ihm 
die  Statue  des  hl.  Thomas  im  Vatikan  und 
das  Grabmonument  des  Missionars  Kardinal 
Massaia  (1893).  Dieses  letztere  Werk,  eine 
Sitzstatue,  ist  als  eine  wirklich  künstlerische 
Arbeit  voll  Geist  und  Natürlichkeit  von  der 
Kritik  gerühmt  worden.  1903  wurde  in  der 
Peterskirche  seine  Kolossalgruppe  des  St. 
Jean-Baptiste  de  la  Salle  mit  2 Zöglingen 
aufgcstellt. 

Gubcrnatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  21. 
— Archivio  storico  d'arte  p.  218.  — Kunst  f. 
Alle  VIII  42,  74.  — Natura  ed  Arte  1903—4  II 
351.  •* 

Aureli,  Filippo,  italien.  Bildhauer,  Schü- 
ler der  Accademia  di  S.  Luca  in  Rom.  1821 
schuf  der  damals  noch  sehr  jugendliche 
Künstler  im  Aufträge  des  Fürsten  Francesco 
Borghese  eine  Aktstatuc  des  mit  Helm  und 
Lanze  bewehrten  Diomedes. 

Giornale  Arcadico  1821,  vol.  12,  p.  263  f. 

G.  Degli  Assi. 

Aureli,  Giuseppe.  Maler,  in  Rom,  geb. 
5.  12.  1858,  stellte  auf  vielen  italien.  Ausstel- 
lungen, auch  in  München  1888  und  1900  und 
in  Paris  seine  ziemlich  bunt  gehaltenen  Aqua- 
relle und  Ölgemälde  mit  Darstellungen  aus 
der  älteren  und  neueren  Geschichte  aus. 

Gubcrnatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  22. 


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Aureli  — Auria 


— Kunst  für  Alle  1888,  379.  — Natura  cd  Arte 

1901—2,  II  363  ff.  (mit  Abb.).  ** 

Aureli,  L o d o v i c o,  Maler  und  Lithograph, 
Professor  der  Ornamentik  an  der  Kunstschule 
zu  Bologna,  geb.  daselbst  9.  1.  1816,  f 9.  8. 
1865.  Außer  einigen  Altarbildern  malte  er 
vorwiegend  Blumenstücke. 

Meyer,  Kstlerlex.  •* 

Aureli,  N i c o 1 ö,  mittelmäßiger  italicn. 
Reproduktions-Kupferstecher,  geb.  in  Poli  im 
letzten  Drittel  des  18.  Jahrh.,  tätig  in  Rom 
um  1805 — 36. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Heller  - Andre- 
s e n,  Handb.  f.  Kupferstichsammlcr.  — Meyer, 
Kstlerlex.  ** 

Aurelio  d’Ansclmo  di  Giovanni, 
Maler  in  Perugia  15.  Jahrh.  Aufgeführt  in 
der  Matrikel  der  dortigen  Malergilde. 

Rassegna  Bibliograf,  d.  Arte  ital.  II  211.  * 

Aurelio,  Fra,  s.  Lombardo. 

Aureliua  Antoninus,  Architekt,  baute  zur  Zeit 
des  bosporanischen  Königs  Ininthimaeos,  um 
237  n.  Chr.,  ein  turmartiges  Brunnenhaus. 

Brunn,  Gesch.  d.  griech.  Künstler  II  343. 

— Pauly-Wissowa,  Realenc.  II  2434,  40 

(P.  v.  Rohden).  Altmann. 

Aureliua.  Marcus  Aurelius  C.,  angeblich 
Verfertiger  einer  Kasserolle  vom  Hildesheimer 
Silberfund,  in  die  dieser  Name  eingraviert 
erscheint.  Wahrscheinlich  der  Name  des  ehe- 
maligen Besitzers. 

Pernice-  Winter,  Hildesb.  Silberfund, 
S.  20.  — N.  Jahrb.  f.  d.  klass.  Alt.  1902,  S. 
400  ff.  (O.  Seeck).  Pernice. 

Aureliua  N(e)ikephoros,  Bildhauer  spätrömi- 
scher Zeit,  Sohn  eines  N(e)ikephoros ; Ver- 
fertiger einer  Ehrenstatue,  deren  Inschrift 
sich  in  Sparta  gefunden  hat. 

CIGr,  1402.  — Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 
604.  — Overbeck,  Schriftq.  2298.  Amelung. 

Aureliua  Vincentius,  altchristlicher  Sar- 
kophagbildhauer in  Rom,  dessen  Namen  und 
Standesabzeichen  (Hammer,  Winkelmaß  etc.) 
ein  römisches  Epitaph  uns  überliefert  hat. 

A.  Venturi,  Storia  d.  Arte  Ital.  (Milano 
1901)  vol.  I,  p.  436.  • 

Aureller,  J o h a n,  d.  ä.,  schwacher  Barock- 
maler aus  der  Richtung  Ehrenstrahls,  geb. 
1626  in  Stockholm,  f 1696.  Wurde  1668  von 
dem  Rcichsrat  G.  Posse  nach  Hellekis  in  Ve- 
stergötland  berufen,  arbeitete  auch  für  Per 
Brahe  d.  j.,  dessen  Bildnis  von  A.  gemalt  im 
Skokloster  sich  befindet,  und  für  Magnus  Ga- 
briel de  la  Gardie.  Für  die  Kirche  in  Lid- 
köping  malte  er  1679  ein  mehrteiliges  Altar- 
werk und  das  Epitaphium  des  Pfarrers  Rud- 
berus  1687. 

Aureller,  J o h a n,  d.  j.,  geb.  1657  in  Gefle, 
wurde  der  Nachfolger  seines  Vaters  auf  Hcl- 
lekis  und  lebte  noch  1731  als  Mitglied  des 
Maleramtes  in  Stockholm.  Malte  ein  großes 
Epitaphium  mit  den  Bildnissen  seines  Vaters, 
seiner  Mutter,  seiner  Frau  u.  seiner  selbst  in 
der  Medelplana-Kirche.  Ein  großes  Altarbild, 
Christus  auf  dem  Kreuze  darstellend,  malte 


er  1706  für  die  Kirche  in  Varnhem.  A.  war 
auch  Stadtmaler  in  Gefle. 

E i c h h o m in  Meyers  Kstlerlex.  — Hahr, 
Konst  och  Konstnarer  vid  M.  G.  de  la  Gardies 
hof.  Upsala  1905.  O.  S. 

Aurelli,  Gemmenschneider  zu  Rom  in  der 
zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  welcher  haupt- 
sächlich Kameen  schnitt. 

B i c h 1 c r,  über  Gemmenkunde.  Wien  1860 
p.  79.  — Ms.  H.  Rolle«. 

Aurenque,  Aimejcan  Baptist e,  Bau- 
meister in  Paris,  geb.  in  Laspcyres  (Lot-ct- 
Garonne),  Schüler  von  Lcsch.  Von  ihm  u.  a. 
die  Entwürfe  einer  Schule  für  Agen  (Salon 
1873),  eines  Rathauses  für  Rodez  (Salon 
1880)  und  eines  Theaters  (Salon  1882). 

Bellier- Auvray,  Dict.  g£n.  Suppl. 

H.  V. 

Auria,  Antonio  de,  di  Penta,  Kunst- 
töpfer in  Sanseverino,  wo  er  mit  seinem  Bru- 
der Giulio  und  seinen  Söhnen  Camillo  und 
Santolo  in  gemeinsamer  Werkstatt  arbeitete. 
Urkundlich  erwähnt  in  einem  Verkaufskon- 
trakte auf  glasierte  Töpferwaren,  den  Mae- 
stro Antonio  1569  in  Neapel  mit  Nicolanto- 
nio und  Giov.  Carlo  Carola  aus  Cava  ab- 
schloß. 

F i 1 a n g i e r i Indice  degli  Artefici  Napole- 
tani  etc.  (1891)  I 35.  * 

Auria,  D o m e n i c o d',  Bildhauer  in  Nea- 
pel um  die  Mitte  des  16.  Jahrh.,  war  der  beste 
Schüler  des  Giovanni  Merliano  von  Nola  und 
ein  Gehilfe  bei  vielen  von  dessen  Arbeiten, 
wie  z.  B.  bei  den  Kolossal-Statuen  aus  Stuck, 
welche  derselbe  zur  Feier  des  Einzuges  Kai- 
ser Karls  V.  mit  Annibale  Caccaviello  und 
anderen  Schülern  verfertigte.  Seine  erste 
fast  selbständige  Arbeit  war  eine  Marraor- 
tafel  mit  der  Bekehrung  des  Paulus  in  kleinen 
Figuren,  die  er  für  eine  Kapelle  der  Familie 
Poderico  in  Sta.  Maria  dclle  Grazie  zu  Neapel 
machte.  Ein  Relief  mit  der  Madonna  als 
Schützerin  der  Seelen  im  Fegefeuer  in  St. 
Aniello  in  Neapel,  Kapelle  der  Lottieri,  ge- 
lang so,  daß  es  von  vielen  für  ein  Werk  sei- 
nes Lehrers  gehalten  wurde.  Infolge  davon 
bestellten  die  Hieronymitancr  von  Sta.  Maria 
dclle  Grazie  eine  Tafel  mit  demselben  Gegen- 
stände. Unter  andern  wird  die  Statue  des 
Alfonso  Rota,  umgeben  von  kriegerischen 
Trophäen,  auf  dessen  Grabmal  in  S.  Domenico 
Maggiore  erwähnt.  Auf  Empfehlung  des 
Merliano  wurde  ihm  aufgetragen,  in  der 
Straße  Sta.  Lucia  eine  Fontäne  mit  Statuen 
und  Reliefs  herzustellen,  die  in  Komposition 
und  Ausführung  noch  heute  Beifall  verdient. 
Auch  auswärts  erhielt  A.  jetzt  Aufträge;  na- 
mentlich soll  er  einige  Statuen  in  die  Kathe- 
drale von  Palermo  und  in  eine  Kirche  zu  Co- 
senza  geliefert  haben.  Nach  dem  Tode  des 
Santacroce  wurde  er  am  15.  4.  1547  mit  Mer- 
liano, Caccaviello  und  Pietro  della  Piatta  aus- 
ersehen, die  reiche  Kapelle  des  Col’  Antonio 
Caracciolo,  Marchese  di  Vico,  in  S.  Giovanni 


255 


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Auria 


a Carbonara  zu  Neapel  zu  vollenden.  Ihm 
fielen  das  Standbild  des  hl.  Paulus  und  das 
Grabmal  des  Marchese  mit  dessen  Statue  zu. 
In  den  Jahren  1550 — 52  machte  er  die  Sirenen, 
Monstra  und  Masken  für  die  große  Fontäne 
im  Park  von  Castelnuovo,  sowie  eine  mar- 
morne Jupiter-Statue  für  den  vizeköniglichen 
Palast  zu  Castelnuovo.  Dann  folgte  1560 
bis  62  die  noch  reichere  Fontana  al  Molo, 
die  er  auf  Bestellung  des  Duca  d’Alcala  im 
Verein  mit  Caccavicllo  nach  Zeichnungen  des 
Antonio  Castaldi  ausführte,  und  1566  die 
Fontana  della  Sellaria.  Noch  während  dieser 
Arbeiten  übernahm  er  die  Ausschmückung 
der  Kapelle  der  Familie  Turbolo  in  Sta. 
Maria  della  Nuova,  führte  jedoch  nur  die 
Statuen  der  Heiligen  Franz  von  Assisi  und 
Bernhardin  aus.  An  dem  Grabmal  des  Ber- 
nardino Turbolo  in  derselben  Kapelle  ver- 
fertigte er  bloß  die  Medaillons  mit  den  Bild- 
nissen des  Turbolo  und  seiner  Gemahlin  und 
überließ  das  Übrige  seinen  Schülern.  Beson- 
ders gerühmt  wird  endlich  noch  das  Grabmal 
des  1575  verstorbenen  Dichters  Bernardino 
Rota  in  S.  Domenico  Maggiore,  wo  man  fer- 
ner noch  die  Grabmäler  Alfonso  Rotas  (s. 
oben),  Carafas  und  des  Fürsten  von  Fondi, 
Niccolö  di  Sangro  bewahrt.  Die  Ausschmük- 
kung  einer  Kapelle  in  S.  Giuseppe  Maggiore 
ist  bei  dem  Umbau  der  Kirche  1733  zerstört 
worden,  und  in  ähnlicher  Weise  sollen  noch 
manche  andere  seiner  Werke  untergegangen 
sein.  Dominici  irrt  übrigens  in  der  Angabe 
von  A.s  Todesjahr,  da  ein  erhaltener  Brief 
von  1589  den  Künstler  als  damals  in  Rom 
lebend  nachweist.  Von  seinen  Schülern  sind 
nur  zwei  bekannt,  Domenico  oder  Micco 
d’Ambrogio,  den  er  viel  als  Gehilfen  benutzte, 
und  der  bedeutendere  Andrea  Barchetta. 

Dominici,  Vite  de’  pittori  Napol.  II  166. 
Cicognara,  Storia  della  Scultura  II  373.  — 
Burckhardt,  Cicerone  (Ausg.  1901)  II 
196  p.  — Schulz,  Denkmäler  der  Kunst  des 
Mittelalters  in  Untcritalicn  II  296.  — Archivio 
Storico  Napolctano  V fase.  I 158 — 194,  VI  531 
bis  542,  XII  47 — 78.  — Napoli  Nobilissima  III 
45,  72,  89.  105,  141,  IV  185,  V 123,  178-183, 
VI  43,  VII  124,  144,  VIII  14,  150,  IX  40,  XI 
145.  — Mit  Notizen  von  L.  Serra.  R. 

Auria,  Gcronimo  (oder  Girolamo)  d\ 
Bildhauer  in  Neapel,  laut  urkundlichen  Nach- 
richten 1577 — 1620  tätig,  und  zwar  hauptsäch- 
lich für  die  Annunziatenkirche:  1577  ver- 
pflichtete er  sich,  den  Skulpturenschmuck  der 
Sakristei  zu  vollenden,  ferner  für  das  Mar- 
morgrabmal des  Duca  di  Maddaloni,  dessen 
Gesamtausführung  die  Meister  Giov.  Angelo 
Galluccio  und  Angelo  Landi  übernommen  hat- 
ten, eine  Marmorstatue  zu  liefern,  desgleichen 
zwei  Marmorstatuen  für  die  beiden  Pfeiler 
vor  der  Chorschranke  zum  Hochaltäre  und 
endlich  die  Marmorgrabmäler  für  Tommaso 
Caracciolo,  Giov.  Battista  Pignatelli  und  Bar- 
tolomeo  Ajutamicristo;  1578  wurde  ihm  zur 


rascheren  Vollendung  aller  dieser  Arbeiten 
der  Maestro  Salvatore  Caccaviello  als  Gehilfe 
beigegeben;  1579  hatte  er  eine  päpstliche  Pri- 
vilegien- und  Wappentafcl  für  den  Altar  der 
Cappella  Brancaccio  zu  meißeln  und  1586  in 
Gemeinschaft  mit  Michele  di  Guido  das  mit 
figürlichen  Reliefs  zu  schmückende  Grabmal 
für  Fclicc  d’Antenora.  1587  arbeitete  A.  so- 
dann am  Grabmale  des  Giov.  Batt.  Capece- 
Minutolo  im  Krcuzschiffe  des  Domes.  1598 
übernahm  er  wiederum  für  die  Annunziaten- 
kirche die  Ausführung  eines  der  acht  mar- 
mornen Reliquientabernakel,  von  denen  die 
übrigen  sieben  den  Meistern  Cristofano  Mon- 
terusso,  Geccardo  Bernucci,  Fabbrizio  Guido, 
Scipione  Galluccio,  Clemente  Giotto,  Angelo 
Landi  und  Fabbrizio  Pagano  zur  Ausführung 
übertragen  wurden;  die  Entwurfzeichnungen 
zu  diesen  8 Tabernakeln  hatte  der  Architekt 
Giov.  Antonio  d’Osi  geliefert.  1620  endlich 
schmückte  A.  die  Porta  di  Chiaja  zu  Neapel 
mit  drei  marmornen  Wappenreliefs.  — Die 
Signatur  des  Künstlers  ist  auch  unter  einer 
marmornen  Reliefdarstellung  der  Aufcrwek- 
kung  des  Lazarus  in  einer  Kapelle  vor  der 
Sakristei  von  S.  Scvcrino  zu  Neapel  zu  lesen, 
sowie  auf  einer  allegorischen  Statue  der 
Astronomie  im  Mus.  naz.  zu  Neapel.  — Ge- 
ronimo  d’A.  war  ein  dem  Manierismus  der 
michelangelesketi  Richtung  verfallenes  mittel- 
mäßiges Talent,  wurde  jedoch  ebenso  wie  die 
übrigen  Mitglieder  der  Familie  A.  von  seinen 
Zeitgenossen  als  Künstler  sehr  hoch  geschätzt, 
wie  bezeugt  wird  durch  das  Epigramm: 

„Natura  invita  lapidi  das,  Auria,  vitam  — 

Te  facit  invita  vivere  morte  lapis.“ 

F i 1 a n g i e r i,  Indice  degli  Artefici  Napoli- 
tani  etc.  (1891)  I 35  f.  — Catalani,  Discorsi 
su  monumenti  patrii  etc.  p.  35.  — Arch.  Stör. 
Napolctano  VI  531  ff. ; XII  47  ff.  — Napoli 
Nobiliss.  VI  147;  VII  78;  VIII  14.  164;  XIII 
165.  — Ccci,  Artisti  del  XVI  c XVII  sec.  1907 
p.  52 — 58.  G.  Degli  Assi. 

Auria,  Giovanni  Francesco  d’,  Bild- 
hauer in  Neapel,  arbeitete  1550 — 52  mit  Gio- 
vanni Domcnico  d’A.  am  Brunnenbecken  für 
die  Fontana  della  Sircna  (alias  dei  Satiri). 

Arch.  Stör.  Napolet.  XII  76.  G.  Degli  Assi. 

Auria,  Giovanni  Tommaso  de,  nea- 
pol.  Bildhauer  des  16.  Jahrh.  Von  seiner 
Tätigkeit  in  Neapel  wissen  wir  nur,  daß  er 
1566  an  der  von  dem  Architekten  Aloise  Impö 
entworfenen  Fontana  della  Sellaria  beschäftigt 
war  (er  erbot  sich,  die  drei  marmornen  Lö- 
wen daran  auszuführen)  und  am.  2.  1.  1607 
eine  Marmorstatue  für  die  Annunziatenkirche 
übernahm,  dagegen  sind  wir  durch  eine  noch 
unveröffentlichte  Urkunde  davon  unterrichtet, 
daß  er  1576  in  Antwerpen  war,  wo  er  die 
Kapelle  der  Familie  Fulgori  in  der  1533 — 1571 
im  spätgotischen  Stil  erbauten  Kirche  St. 
Paul  errichten  sollte.  Er  übernahm  diese  Ar- 
beit gemeinsam  mit  dem  Bildhauer  Giuseppe 
di  Lazzaro,  der  die  Zeichnung  dazu  entworfen 


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Auria  — Auriol 


hatte.  In  dem  Kontrakt  (beglaubigte  Ab- 
schrift bei  einem  Briefe  eines  der  Besteller, 
des  Raffaello  Fulgori,  an  den  Großherzog  von 
Toskana  vom  5.  12.  1576  im  Arch.  di  Stato 
in  Florenz),  der  zwischen  den  beiden  „ma- 
gistri  incisorcs  marmorei“  und  den  Fulgori 
geschlossen  wurde,  wird  bestimmt,  daß  die 
Kapelle  im  gotischen  Stil,  die  Säulen  mit 
Blattwerk  geschmückt,  in  feinkörnigem  kar- 
rarischen Marmor  ausgeführt  werden,  die 
Wappen  des  Großherzogs  von  Toskana,  des 
Bischofs  von  Antwerpen  und  der  Familie 
Fulgori  tragen  und  innerhalb  eines  Jahres 
vollendet  sein  sollte.  Man  kam  auch  überein, 
daß  die  beiden  Künstler  darin  auf  eigene 
Kosten  eine  Kanzel  aus  Nußbaumholz  aus- 
führen sollten.  Als  Anzahlung  wurde  ihnen 
500  Dukaten  gewährt,  der  Rest  sollte  nach 
der  Vollendung  des  Baues  beglichen  werden. 

Archivio  Stör.  Napolet.  VI  531 — 542,  XII  47 
bis  78.  — M i 1 a n e s i,  Spogli  inediti  dell’  Arch. 
Mediceo  in  Florenz  p.  290.  — R.  Archivio  di 
Stato  in  Florenz : Mediceo,  filza  no.  692,  cc.  21 
bis  23.  — C e c i,  Artisti  del  XVI  e XVII  sec. 
1907  p.  58.  G.  Degli  Assi. 

Auria,  Giulio  u.  Santolo  de,  s.  Auria, 
Antonio  de. 

Auria,  V i n c e n z o d\  Bildschnitzer  in 
Neapel,  verpflichtete  sich  1509,  für  die  Cap- 
pella Ricca  in  S.  Pietro  ad  Aram  Schnitz- 
arbeiten auszuführen. 

F i 1 a n g i e r i,  Indice  d.  Artef.  Napoletani 
etc.  (1891)  I 36.  — Arch.  stör.  Napoletano  XII 
74.  — Napoli  Nobiliss.  V 64.  G.  Degli  Assi. 

Aurich,  Oskar,  Bildhauer,  geb.  in  Neu- 
kirchcn  im  Erzgebirge  1877,  Schüler  der 
Dresdener  Kunstgcwerbcschule,  tätig  in  den 
letzten  Jahren  in  Dresden.  Von  seinen  von 
der  Kritik  günstig  erwähnten  Arbeiten  seien 
genannt  die  Bronze-Statuette  „Der  dumme 
Junge  von  Meißen“,  ferner  Porträtbüsten  und 
eine  Lutherporträtplakette,  die  in  ihrer  kräf- 
tigen Technik  an  alte  Holzschnittporträts 
erinnert. 

Singer,  Nachtr.  1906.  — Eigene  Notizen.  ** 

Auricx,  s.  A uwerex. 

Aurifaber,  Christian,  bekannter  Gold- 
schmied in  Wittenberg  im  16.  Jahrh.,  Freund 
Luthers  und  Cranachs,  auch  genannt  Kersten 
oder  Christian  der  Goldschmied,  oder  der 
Thüringer,  Düring,  Döring,  oder  latinisiert 
Aurifaber,  Aurifex,  hatte  zwischen  1511  und 
1517  Lieferungen  an  Ketten  und  Goldguldcn 
für  den  Fürstenhof. 

P.  L e h { e 1 d t,  Luthers  Verhältnis  zu  Kunst 
und  Künstlern,  Leipzig  1892  S.  46.  — Bruck, 
Friedrich  der  Weise,  p.  222.  •* 

Aurifuso  (oder  Aufuso),  s.  Artfusus. 

Auriga,  Hermannus  (wahrscheinlich 
Latinisierung  eines  deutschen  Namens  wie 
Führer,  Fuhrmann,  Karcher,  Wagner  oder 
Wagenmann),  war  1190 — 1202  Werkmeister 
in  Straßburg  u.  erbaute  in  diesem  Zeiträume 
im  Aufträge  des  Bischofs  Conrad  von  Hunen- 
burg  den  schon  im  18.  Jahrhundert  wieder 


verschwundenen  alten  Festungsgürtel  dieser 
Stadt.  Über  dem  ehemaligen  „Zolltore"  zu 
Straßburg  fand  sich  seinerzeit  die  sitzende 
Bildnisstatue  des  Meisters  aufgestellt,  und 
zwar  mit  dem  Symbole  seines  Namens,  einem 
Wagenrade,  das  auf  seinem  Reifen  die  In- 
schrift trug:  Hermannus  Auriga  Magister 
hujus  operis.  Schneegans  und  G6rard  glaub- 
ten demselben  Architekten  auch  den  Bau  des 
südlichen  Querschiffarmes  der  Straßburger 
Kathedrale  zuschrciben  zu  dürfen,  der  um 
dieselbe  Zeit  in  einem  prächtigen,  fast  schon 
rein  gotischen  Ubergangsstile  errichtet  wurde. 

G i r a r d,  Les  artistes  de  l’Alsace  I 93. 

C.  Enlart. 

Aurili,  R.,  italien.  Bildhauer,  war  1893,  1894 
1896  im  Pariser  Salon  mit  Porträtbüsten  und 
anderen  plast.  Arbeiten  vertreten.  • * 

Aurillaud,  G u i 1 1 a u m e,  Architekt  in  Nan- 
tes um  1721,  nur  urkundlich  bekannt 

Nouv.  Archiv,  de  l'Art  Iran?.  III.  Ser.  XIV 
(1898).  H.  V. 

Aurimon,  J e h a n d\  d.  Ä.,  genannt  Rou- 
biscau  (Roubiscon),  Holzbildhauer  in  Bor- 
deaux, f 23.  9.  1650,  fertigte  in  Gemeinschaft 
mit  seinem  Sohn  Jehan  d.  J.  den  noch  be- 
stehenden Hochaltar  für  die  Kollcgiatkirche 
St  Blaisc  zu  Cadillac  (Vertrag  vom  27.  6. 
1632,  abgedruckt  in  der  Reunion  des  Soc. 
des  Beaux-Arts  X 472/73;  s.  auch  dort  p. 
465.)  H.  V. 

Aurimon,  Jehan  d’,  d.  J.,  Sohn  des  Vori- 
gen, Holzbildhauer  in  Bordeaux,  geb.  1617, 
f 81.  10.  1699,  wurde  29.  4.  1691  zum  Lehrer 
an  der  dortigen  Akad.  ernannt  Über  seine 
Tätigkeit  s.  bei  Jehan  A.  d.  Ä. 

Reunion  des  Soc.  des  beaux-arts  X 465, 
472/73.  — L a m i,  Dict  des  Sculpteurs.  H.  V. 

Auriol,  Charles  Joseph,  Landschafts- 
maler, geb.  zu  Genf  18.  11.  1778,  f zu  Choully 
bei  Genf  25.  6.  1834,  Schüler  von  P.  L.  de 
la  Rive  und  J.  L.  David  in  Paris,  pflegte 
einige  Zeit  in  Rom  die  Historienmalerei. 
Seit  seiner  Rückkehr  nach  Genf  (1810)  wid- 
mete er  sich  fast  ausschließlich  der  Land- 
schaftsmalerei. Das  Mus.  Rath  in  Genf  be- 
sitzt als  Schenkung  von  ihm  2 Arbeiten  (An- 
sicht des  Genfer  Sees  und  die  Kapelle  St. 
Gingolph). 

Brun,  Schweiz.  Kstlcrlcx.  — Meyer,  Künst- 
lcrlex.  H.  V. 

Auriol,  Georges,  französ.  Zeichner  und 
Maler  der  Gegenwart.  A.  ist  nicht  nur  bil- 
dender Künstler,  sondern  auch  Schriftsteller 
und  hat  zahlreiche  Humoresken  geschrieben. 
Er  gehörte  Anfang  der  90er  Jahre  zu  der 
ständigen  Genossenschaft  der  Künstlerkneipe 
Chat  noir,  aus  der  mehrere  andere  tüchtige 
Künstler  wie  Steinlen,  Willette  usw.  hervor- 
gegangen  sind.  Als  Künstler  zeichnet  sich 
A.  durch  ein  starkes  dekoratives  Talent  aus, 
das  er  besonders  bei  Ausschmückung  von 
Büchern,  Umschlägen  usw.  dargetan  hat. 


KQnstlerlexikon.  Bd.  D.  257  17 


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Aurion  — Ausfeld 


Hier  verwendet  er  mit  Vorliebe  ornamentale 
Motive  aus  der  Pflanzenwelt,  die  er  in  Ver- 
bindung mit  weiblichen  Idealgestalten  bringt. 
Auch  hat  er  Vorlageblätter  für  Tapeten  und 
andere  kunstgewerbliche  Muster  geliefert,  aus 
denen  stets  ein  trefflicher  dekorativer  Sinn 
spricht.  — 1902  publizierte  er:  Le  premier 
Livre  des  cachets,  marques  et  monogrammes 
(Paris).  Wie  man  seine  Arbeiten  in  Eng- 
land schätzt,  so  fand  er  auch  in  Deutschland 
bei  seiner  Ausstellung  in  der  Münchener  Se- 
zession 1896  verdiente  Anerkennung. 

K.  E.  Schmidt. 

Aurion,  G u i 1 1 a u m e,  Ornamentmaler,  geb. 
in  Rouen,  wo  er  1502  mehrere  vornehme 
Häuser  ausmalte,  1506  wurde  er  vom  Kar- 
dinal von  Amboise  mit  der  Ausschmückung 
des  Hauptgebäudes  des  Schlosses  Gaillon  be- 
auftragt. 

B c r a r d,  Dict.  biogr.  d.  Artist,  frang.  H.  V. 

Aurioust,  Paul,  französ.  Architekt,  wurde 
3.  5.  1667  zum  Aufseher  der  Bauten  der 
Grafschaft  Blois  ernannt. 

Lance,  Dict.  d.  Archit.  franc.  H.  V. 

Auripert  (Aribert  oder  Aurispert),  Maler 
im  8.  Jahrh.  zu  Lucca,  wurde  vom  Lango- 
bardenkönig Aistulf  der  Überlieferung  nach 
mit  dem  Bau  von  S.  Pier  Somaldi  zu  Lucca 
beauftragt. 

Hans  Semper  in  der  Zeitschr.  f.  bild.  Kst 
1671,  S.  337.  — A.  Venturi,  Storia  d.  Arte, 
Vol.  II  246.  H.  V. 

Aurispa,  N a r c i s o,  aus  Macerata,  italien. 
Festungsbaumeister  des  17.  Jahrh.  Stand  im 
Dienst  des  Herzogs  Francesco  Maria  II.  von 
IJrbino,  dem  er  das  unveröffentlichte  Werk 
„De  extruendis  propugnaculis“  widmete 
(Bibi.  Vaticana,  codici  urbinati  No.  285). 
Zwei  unveröffentlichte  Briefe  des  A.  v.  1606/7 
aus  Cagli  an  den  Herzog  von  Urbino  gerichtet 
und  Fragen  der  Kriegsbaukunst  behandelnd 
in  R.  Arch.  di  Stato  in  Florenz  (Estratti  dall’ 
Arch.  di  Urbino.  Classe  I G.  filza  262,  carte 
583 — 584).  (Mitt  von  Marchese  Degli  Azzi.) 

Ricci,  Mem.  stör.  II  200.  V.  Alcandri. 

Aumhammer,  E.  J.,  Gymnas.-Prof.,  Dilet- 
tant; geb.  14.  11.  1772  in  Regensburg,  t 6-  8. 
1817  in  Passau.  Von  ihm  6 lithographierte 
Landschaften.  Eine  italien.  Landschaftszeich- 
nung von  1799  bei  Maillingcr  genannt. 

Lipowsky,  Bayer.  Kstlerlex.  1810.  Nachtr. 
— Maillingcr,  Bilderchronik  N.  F.,  Bd.  IV, 
Augsburg  1886.  H.  V. 

Aurora,  Francesco  („Monsieur  Auro- 
ra“), Architektur-  und  Porträtmaler  in  Nea- 
pel um  1700,  nur  bei  Zani,  Enc.  met.  II  243 
ohne  Näheres  erwähnt.  •• 

Aurotß,  französ.  Goldschmied  von  Ruf,  war 
1762  mit  Pauzie  in  St.  Petersburg  mit  Her- 
stellung der  Kaiserkrone  für  Katharina  II. 
beschäftigt. 

D.  Roche  in  Bull,  de  l’art  anc.  et  mod.  1908 
p.  119. 


Auroux,  Nicolas,  französ.  Kupfcrst.,  geb. 
zu  Pont-Saint-Esprit,  arbeitete  in  Turin 
und  in  Lyon  und  führte  zahlreiche  Werke 
aus,  deren  Kataloge  man  im  Mcycrschcn 
Kstlerlex.  und  in  Le  Blancs  Manuel  findet. 
Sein  Gesamtwerk  besteht  aus  einigen  30 
Kupferstichen  und  Vignetten  von  1649  bis 
1670  datierend,  unter  diesen  Porträts,  Titel- 
und  Frontispice-Kupfcr,  Devisen-  u.  Drucker- 
zeichen. Er  starb  noch  vor  dem  9.  5.  1689 
(Datum  der  Heirat  einer  seiner  Töchter). 
Zani,  Enciclop.  nennt  einen  Kupferst.  A.  Au- 
roux 1664,  der  aber  wohl  mit  obigem  iden- 
tisch ist 

R o n d o t,  Lcs  Grav.  d'est.  sur  cuivre  ä Lyon 
au  XVIIe  s.  p.  59.  — Le  Blanc,  Manuel.  — 
Dussieux,  Art.  frang.  ä l'etranger.  — Nouv. 
Arch.  de  l’art  franc.  1687  Reg.  /.  Guibert. 

Aury,  Pierre,  französ.  Medailleur,  geb. 
4.  12.  1622.  Sohn  des  Augustin  Aury,  Siegel- 
schncidcrs  Ludwigs  XIII.  Wohl  sicher  der 
Verfertiger  der  mit  F.  Avry  (s.  d.)  bezeich- 
neten  Gcdächtnismedaille  auf  die  Ermordung 
der  Gebrüder  de  Witt  im  Haag  1672.  A.  muß 
sich  demnach  um  1672  kurze  Zeit  in  Holland 
aufgehalten  haben.  Nach  seiner  Rückkehr 
nach  Frankreich  gravierte  er  mehrere  Medail- 
len für  das  Kabinett  des  Königs. 

1673  datiert  ist  die  Medaille  mit  dem  Por- 
trät Ludwigs  XIV.  Sie  trägt  die  Bezeichnung 
AVRY  ET  BERTHINET  und  auf  der  Rück- 
seite außer  der  Jahreszahl  die  Inschrift:  Quas 
condidit  eruit  arces.  1687  entstand  eine  Me- 
daille mit  dem  Schlosse  von  Versailles,  1692 
eine  andere  mit  dem  Rheinübergang. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Guiffrey,  La  raon- 
naie  des  m£d.  (Revue  de  numismat.  1887).  — 
N.  Rondot,  Les  tned.  et  les  grav.  de  monnaics 
et  de  mcdailles  en  France.  Paris  1904. 

Frtd.  Alvin. 

Aus,  C a r o 1,  norwegisch-amerikan.  Maler, 
geb.  27.  3.  1868  in  Norwegen,  studierte  in  der 
Academic  Julian  und  unter  Jules  Lefcbvre  in 
Paris,  hat  sich  in  Chicago  niedergelassen  und 
gehört  zu  den  vorzüglichsten  Miniaturmalern 
unserer  Zeit.  Edmund  von  Mach. 

Auser,  Sebastian,  Maler  aus  Antwer- 
pen, übernimmt  1546  in  Neapel  Kuppclma- 
lereicn  etc.  in  der  Chicsa  delle  Grazie  a Ca- 
ponapoli. 

F i 1 a n g i e r i,  Indicc  degli  Artefici  I 38.  *• 

Ausfeld,  Friedrich  Armin,  geb.  15. 
2.  1808  in  Stuttgart,  t am  27.  6.  1885  als 
Kirchenrat  in  Wasungen,  war  als  Maler-Di- 
lettant tätig.  Erwähnt  wird  von  ihm  ein 
Miniaturbildnis  der  Frau  Dr.  Müller-Liegnitz 
aus  den  Jahren  1833 — 37,  zurzeit  im  Besitz 
von  Frl.  Ausfeld-Wasungen. 

Neue  Beitr.  z.  Gesell,  deutsch.  Altert.  . . . 
Meiningen  Lfg.  19.  Hs.  Loose. 

Ausfeld,  Johann  Carl,  Kupferstecher 
und  Lithograph,  geb.  am  16.  11.  1782  in  Jena, 
Schüler  des  Kupferstechers  Prof.  Joh.  Gotth. 
Müller  in  Stuttgart  und  später  daselbst  als 


258 


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Ausiter  — Austalis 


Ingenieur-Geograph  und  für  den  Cottaschcn 
Verlag  tätig.  1813 — 17  wohnte  er  in  Mei- 
ningen, 1817 — 38  in  Schnepfental  als  Land- 
kartenzcichner  und  Kupferstecher  und  seit 
1838  wieder  in  Meiningen,  wo  er  am  25.  10. 
1851  starb.  — Ausfeld  hat  sich  außer  als 
Kupferstecher  auch  als  Maler  und  Lithograph 
betätigt.  Stiche  von  ihm  befinden  sich  in  Salz- 
manns Heinrich  Glaskopf  (1820)  und  das 
Miniaturbildnis  des  Kirchenrates  Ausfeld  als 
Knabe  im  Besitz  von  Frl.  Amalie  Ausfeld- 
Wasungen.  Sein  eigenes  Pastellporträt,  Kopie 
eines  älteren  Bildes  von  Christophine  Rein- 
wald geb.  Schiller,  der  Lieblingsschwcster 
des  Dichters,  befindet  sich  noch  im  Besitz 
des  Herrn  Prof.  Ausfeld-IIildburghausen. 

Neue  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Altert.  . . . Meiningen 
Lfg.  19  p.  22,  23,  49,  64.  Hs.  Loose. 

Ausiter,  T.,  Blumenmaler  in  London,  stellte 
1783,  1785  und  1788  in  der  Roy.  Academy 
verschiedene  Blumenstiickc  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 

p.  80.  •• 

Ausola,  Juan  de,  Sohn  des  Miguel  de  A., 
baute  1646— 10Ö2  die  Kapellen  und  den  Turm 
der  Pfarrkirche  von  Eybar  in  Guipüzcoa  nach 
den  Zeichnungen  des  Jesuiten  Francisco  de 
Issasi. 

Ausola,  Miguel  de,  span.  Baumeister, 
Lehrer  seines  Sohnes  Juan,  scheint  gleich 
diesem  an  der  Kirche  zu  Eybar  in  Guipüzcoa 
gearbeitet  zu  haben,  da  Juan  nach  der  Voll- 
endung des  Turmes  im  Jahre  1662  neben  sei- 
nen eigenen  Arbeiten  auch  die  seines  Vaters 
taxieren  ließ. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  122.  A 

Aussandon,  Hippolyte,  Porträt-  und 
Gcnremaler,  geb.  zu  Paris  1836,  Schüler  von 
Horace  Vcrnct,  Glcyre  und  Pils,  in  seinen 
Porträts  Nachahmer  von  Carolus  - Duran, 
stellte  wiederholt  (1863 — 1801)  im  Salon  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gin.  und  Suppl.  — 
Kunstchronik  1878  XIII.  Sp.  683.  — Katal.  d. 
Salon.  H.  V. 

Austalis  de  Sala,  Name  einer  Baumeistcr- 
familic  in  Prag  im  16.  Jahrh.  Der  Name 
kommt  noch  in  folgenden  Formen  vor:  Au- 
stales, Austali,  Aostali,  Austalo,  Auostalli, 
Fasstallis,  Vastalis,  Vasstalles,  Vostali,  Voi- 
stal,  Vastiosa.  Die  Familie  stammt  aus  Ober- 
italien (Lugano).  Das  Verwandtschaftsver- 
hältnis der  drei  folgenden  Meister  Andreas, 
Giovan.  Baptista,  Ulrich  ist  noch  nicht  auf- 
geklärt, doch  gehören  sie  sicher  nicht  der- 
selben Linie  an,  was  aus  erhaltenen  Doku- 
menten hervorgeht. 

Jahrb.  d.  ksthist.  Samml.  d.  Allerb.  Kaiserh. 
XI.  Reg.  No.  6470.  Oskar  Pollok-Prog. 

Austalis  de  Sala,  Andreas,  wird  1550 
bis  1567  als  Maurer-  und  Baumeister  am 
Prager  Schlosse  erwähnt,  doch  nicht  in  lei- 
tender Stellung.  1550  will  er  durch  einen 
billigeren  Voranschlag  dem  Baumeister  Boni- 
facius  Wolgemut  den  Bau  der  Landstube  auf 


dem  Prager  Schlosse  wegnehmen,  was  ihm 
aber  nicht  gelingt. 

Jahrb.  d.  Kstsamml.  des  Allerh.  Kaiserh.  V 
(1887)  Regesten  No.  4282,  4283;  XII  (1891) 
Reg.  No.  8017. 

Austalis  de  Sala,  Giovanni  Baptista, 
Baumeister  Kaiser  Ferdinands  I.,  Maximi- 
lians II.  u.  Rudolfs  II.  beim  Schlosse  Podie- 
brad  (Böhm.),  f am  31.  7.  1575  in  Podiebrad. 
15-18  begann  der  Neubau  des  Podiebrader 
Schlosses,  den  *A.  schon  damals  in  unterge- 
ordneter Stellung  geleitet  haben  dürfte.  1554 
wird  er  gelegentlich  der  Verleihung  eines 
adeligen  Wappens  durch  Ferdinand  I.  „kai- 
serlicher Baumeister"  genannt.  Er  hat  dieses 
Amt  bis  zu  seinem  Tode  bekleidet. 

Schon  vor  1553  hatte  er  sich  in  Podiebrad 
angekauft.  1558  und  1566  vergrößert  er  seine 
Besitzungen,  gleichzeitig  mit  dem  Schloßbau 
führte  er  den  Bau  des  neuen  Spitalhauses, 
den  eines  Sommerhauses  im  Fasanengarten 
und  endlich  die  Restauration,  resp.  den  Um- 
bau der  gotischen  Pfarrkirche  durch.  In  die- 
ser Kirche  befindet  sich  noch  sein  Grabstein. 

Dlabacz,  Böhm.  Kstlcrlex.,  III  310.  — 
Jahrb.  d.  Kstsamml.  d.  Allerh.  Kaiserh.  V..  Reg. 
No.  4248 ; XI  Reg.  No.  6470.  — Z i g m.  Win- 
ter, Kulturni  obraz  ceskych  mist  (Kulturbild 
böhmischer  Städte),  1.  Teil  (1890)  p.  360.  — 
M ä d 1 in  Mitteil,  der  Zcntr.-Komm.  zur  Erf.  u. 
Erhalt  der  Kunstdenkm.,  Neue  Folge,  XXI 
(1895)  191. 

Austalis  de  Sala,  Ulrich,  kais.  Hofbau- 
meistcr  in  Prag  unter  Maximilian  II.  und 
Rudolf  II.,  gebürtig  aus  Lugano,  f am  10.  5. 
1597  in  Prag.  Sein  Geburtsjahr  und  die  Zeit 
seiner  Ankunft  in  Prag  ist  unbekannt.  Seit 
1540  steht  er  als  Baumeister  in  Diensten  des 
Obcrstlandrichters  Johann  von  Waldstein  und 
des  Jaroslaw  von  Smiritz.  (Jahrb.  d.  K.  S. 
d.  Allerh.  Kaiserh.  X.  Reg.  No.  6175.)  Seit 
1558  wird  er  vom  kaiserl.  Baumeister  in 
Prag,  Bonifazius  Wolmut  (oder  Wolgemut) 
heim  Bau  des  Prager  kaiserl.  Schlosses  am 
Hradschin  als  Maurermeister  zu  untergeord- 
neten Arbeiten  verwendet.  (A.  a.  O.  V.  Reg. 
Nr.  4292.)  Kurz  vor  1561  wird  er  von  Kai- 
ser Ferdinand  I.  als  „kaiserlicher  Maurer- 
meister“ angestellt  und  heiratet  in  diesem 
Jahre.  (A.  a.  O.  V.  Reg.  No.  4307.) 

1562 — 1507  baut  er  nach  den  Plänen  des 
Bonif.  Wolmut  am  kaiserl.  Schlosse  zu  Lissa 
bei  Prag.  Da  er  sich  eigenmächtige  Abwei- 
chungen vom  ursprünglichen  Bauplan  erlaubt, 
ergeben  sich  Mißhelligkeiten  mit  Erzherzog 
Ferdinand,  dem  Stellvertreter  des  Kaisers. 
(A.  a.  O.  X.  Reg.  Nr.  6229  und  XII.  Nr. 
8014.)  Erzherzog  Ferdinand  schlägt  auch 
dem  Kaiser  die  Auflassung  einer  eigenen 
Maurermeisterstclle  (neben  dem  Baumcister- 
amte)  vor,  doch  wird  Austalis  1567  auf  Für- 
bitte der  böhmischen  Kammer  auch  von  Kaiser 
Maximilian  II.  als  kaiserl.  Maurermeister 
angestellt.  (A.  a.  O.  XII.  Reg.  Nr.  8018.) 


259  17 * 


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Austalis 


Im  Jahre  1569  ist  er  wieder  beim  Prager 
Schloßbau  tätig.  (A.  a.  O.  V.  Nr.  4430.) 
1570  erscheint  er  bereits  als  „kaiserl.  Bau- 
meister“ (a.  a.  O.  XII.  No.  8095),  und  baut 
1570 — 72  als  leitender  Architekt  das  kaiserl. 
Schloß  in  Oilumctz.  (A.  a.  O.  XII.  Nr.  8087 
und  8127.) 

Seit  1573  bekleidet  er  das  Amt  eines  „kai- 
serl. Bauamtsverwaltcrs“,  d.  h.  er  ist  kais. 
Baumeister  und  kais.  Maurermeister  zugleich. 
(A.  a.  O.  XII.  Nr.  8144.)  Dieses  Doppel- 
amt versah  er  auch  unter  Rudolf  II.  bis  zum 
Jahre  15S3;  in  diesem  Jahre  wird  das  Amt 
wieder  geteilt  und  neben  ihm,  dem  Baumei- 
ster, wird  wieder  ein  Maurermeister  angestellt. 
(A.  a.  O.  XII.  No.  8226.)  1574  baut  er  am 

kaiserl.  Schlosse  in  Pardubitz  (Ostböhmen). 
1575 — 76  baut  er  für  den  Prager  Erzbischof 
Anton  Brus  von  Müglitz  (t  1580)  die  S. 
Adalbertskapelle  vor  der  damaligen  provi- 
sorischen Fassade  des  Prager  S.  Veitsdoms, 
die  aber  anläßlich  des  Domausbaues  im  J. 
1879  demoliert  wurde.  (A.  a.  O.  XII,  Reg. 
No.  8213.)  In  dieselbe  Zeit  dürften  auch  die 
Bauten  an  der  Prager  Residenz  des  genann- 
ten Erzbischofs  zu  setzen  sein.  (A.  a.  O.) 
1581  erwarb  er  bei  den  böhmischen  Ständen 
das  Inkolat  (Hcrain,  s.  u.)  und  wurde  1581 
oder  1588  in  den  Ritterstand  erhoben.  1582 
baut  er  wiederum  am  Prager  kaiserl.  Schloß. 
In  demselben  Jahre  liefert  er  auch  dem  Kai- 
ser die  Vermessungen,  die  Risse  und  den 
Kostcnüberschlag  für  ein  „lebenhaus  im  lust- 
garten“  (Jahrb.  der  Kstsl.  d.  Allerh.  Kaiserh. 
XII.  No.  8215),  in  welchem  nichts  anderes 
erkannt  werden  kann  als  das  sog.  „Ballhaus 
Kaiser  Rudolf  II.“  im  kaiserl.  Hofgarten  am 
Hradschin.  Kurz  nach  1582  entstand  die 
schöne  marmorne  Grabtumba  des  Obcrstkanz- 
lers  des  Königreiches  Böhmen,  Wratislaw  von 
Pcrnstcin,  der  1582  starb  u.  kurz  vor  seinem 
Tode  mit  dem  Meister  in  Verbindung  trat. 
(A.  a.  O.  XII.  No.  8216.)  Deshalb,  sowie  aus 
stilistischen  Gründen  ist  cs  höchst  wahrschein- 
lich, daß  der  Entwurf  zu  diesem  Grabmal,  das 
sich  noch  heute  in  einer  der  nördlichen  Ka- 
pellen des  Prager  Domes  befindet,  auf  Au- 
stalis zurückgeht.  Nicht  minder  wahrschein- 
lich ist  es,  daß  der  Meister  1583  im  Aufträge 
der  Witwe  des  Wratislaw  von  Pernstein  den 
Umbau  der  Trinitätskapelle  vor  dem  Prager 
Dom  ausführte.  Auch  dieses  Werk  fiel  dem 
Domausbau  1884 — 87  zum  Opfer.  Vor  1585 
war  der  Meister  für  die  Gräfin  von  Salm 
beschäftigt.  (A.  a.  O.  XII.  No.  8233.)  Alle 
Anzeichen  sprechen  dafür,  daß  diese  doku- 
mentarische Bemerkung  auf  das  Palais  Salm 
auf  dem  Karlsplatze  in  Prag  Bezug  hat.  Ein 
späterer  Umbau  hat  nur  das  Portal  unver- 
sehrt erhalten,  doch  genügt  dieses,  den  Mei- 
ster zu  erkennen.  Um  1587  tritt  er  eine  Reise 
in  seine  Heimat  an.  (A.  a.  O.  XII.  Nr. 


8233  u.  8245)  ; doch  scheint  er  sehr  bald  wie- 
der zurückgekehrt  zu  sein,  da  er  bereits  im 
Frühjahre  1588  bei  der  Restauration  der  bau- 
fälligen Burg  Karlstein  bei  Prag  beschäftigt 
ist.  (Landt.-Vcrhandl.  u.  Mares,  Reg.  No.  87.) 

1589  interveniert  er  beim  Baue  des  Lagrand- 
schcn  Hauses  auf  dem  Fünfkirchenplatze  in 
Prag-Kleinseite;  man  nimmt  deshalb  an,  er 
sei  auch  der  Erbauer  dieses  Hauses  (Herain). 
1591 — 93  baut  er  für  die  Herrn  von  Rosen- 
berg das  Schloß  in  Wittingau  (Südböhmen) 
(Mares,  Reg.  No.  107).  Da  die  Rosenberge 
1590 — 91  ihren  großen  Palast  auf  dem  Hrad- 
schin in  Prag  errichteten  (a.  a.  O.),  so  darf 
man  annchmcn,  daß  Austalis  auch  diesen  Bau 
geführt  hat.  Ein  völliger  Umbau  im  18. 
Jahrh.  hat  diesem  Gebäude  seinen  ursprüng- 
lichen Charakter  völlig  genommen. 

1592 — 93  leitete  er  die  gründliche  Reno- 
vierung der  Prag-Klcinscitner  Thomaskirche 
(Herain). 

1596  wurde  die  Barbarakapellc  im  Kreuz- 
gange des  Augustinerklosters  bei  S.  Thomas 
auf  der  Klcinseite  vollendet.  Zwei  schöne 
Portale,  die  in  die  Kapelle  führen,  weisen 
unzweifelhaft  auf  Austalis  als  Urheber  hin. 

Der  Meister  wurde  in  seinen  späteren  Jah- 
ren stets  zum  Ältesten  der  Maurerzunft  ge- 
wählt. Aus  seiner  Ehe  hatte  er  einen  Sohn 
Peter  Caranca,  der  auch  bei  den  kaiserlichen 
Bauten  beschäftigt  war,  doch  1585  als  be- 
reits gestorben  erwähnt  wird.  (Jahrb.  d.  Kstsl. 
d.  Allerh.  Kaiserh.  XII.  No.  8233.)  Eine  Toch- 
ter, Anna,  war  mit  Mathias  Fuch  v.  Fuchyrow 
verheiratet.  (A.  a.  O.  XII.  Nr.  8299  u.  8301.) 
Auch  sie  überlebte  den  Vater  nicht 

Austalis  besaß  mehrere  Häuser  in  Prag, 
sowie  mehrere  Höfe  und  Felder  in  der  Um- 
gebung, und  scheint,  gemäß  der  Inventarauf- 
nahme seiner  Hinterlassenschaft,  sehr  vermö- 
gend gewesen  zu  sein.  (A.  a.  O.  XII.  Nr. 
8276,  8296,  8299,  8301.)  Dafür  spricht  auch, 
daß  er  Geld  verlieh.  (A.  a.  O.  XII.  Nr. 
8293.)  Sein  Polier  Casagrande,  der  nach  des 
Meisters  Tode  mit  einem  Teil  von  dessen 
Habe  nach  Italien  floh,  stand  unter  dem  Ver- 
dachte, ihn  vergiftet  zu  haben.  (A.  a.  O. 
XIX.  Nr.  16330.)  Austalis  ist  im  Kreuz- 
gange  des  Augustinerklosters  bei  S.  Thomas 
auf  der  Kleinscite  begraben,  wo  sich  sein 
Grabstein  noch  heute  cingemauert  befindet. 

Jahrb.  der  Kstsamml.  d.  Allerh.  Kaiserh.  V 
Reg.  No.  4283  A,  4292,  4293,  4294,  4307,  4430; 
X Reg.  No.  6175,  6225,  6229 ; XII  Reg.  No.  7984, 
8013,  8014,  8018,  8084,  8087,  8089,  8095,  8102, 

8127,  8144,  8200,  8202,  8213,  8215,  8216,  8226, 

8232,  8233,  8245,  8272,  8276,  8293,  8296,  8299, 

8301 ; XIX  Reg.  No.  16330.  — Pamatky  archaeol. 

a mlstop.  (cechische  Kunstzeitschr.)  XVI  (1893 
bis  95)  Sp.  792  (Mares),  XVII  (1896—97)  Sp. 
240/1,  Reg.  No.  C VII  (Mareä)  und  XVII  Sp. 
88  u.  106  (Matejka).  — Hammerschmid, 
Prodromus  gloriae  Pragenae  1723,  p.  464.  — 
Dlabacz,  Kstlcrlex.  III  310.  — Ekert,  Pos- 


260 


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Austee  — Austin 


vütni  mista  kr.  hl.  mesta  Prahy  (Die  geheiligten 
Orte  Prags)  (1883)  I 220.  — Winter,  Kul- 
tumi  obraz  ccskych  möst  (Kulturbild  böhm. 
Städte)  1890.  I 360.  — Die  böhmischen  Land- 
taRsverhandlungcn  u.  I-andtagsbeschlüsse  1526  ff. 
VII  (1891)  286  u.  313.  — H e r a i n,  Alt-Prag. 
1902,  p.  13,  140,  146.  — Podlaha  u.  Hil- 
bert, Chräm  sv.  Vita  v Praze  (s.  Veitsdom  in 
Prag).  In  der  Topogr.  d.  Bau-  u.  Kunstdenkm. 
Böhmens.  1906  p.  128 — 131.  Oskar  Pollak-Prag. 

Austee,  Abt  von  Gorze,  f 960,  war  Archi- 
diakon  und  Baumeister  an  der  Kathedrale  zu 
Metz. 

B e g i n,  Hist,  de  la  cath.  de  Metz.  — Reunion 
des  Soc.  des  B.-Arts.  XXV  302.  C.  Enlarl. 

Austen,  Anton,  poln.  Maler,  geb.  1805  in 
Warschau,  wo  er  (1883 — 1887)  die  Zeichen- 
schule besuchte,  studierte  dann  in  der  Akad. 
Julian  (1889 — 1892)  in  Paris  unter  der  Lei- 
tung Jules  Lefcbvres,  Benjamin  Constants 
und  Robert  Tony-Fleurys.  Er  malt  Genre- 
Bilder  und  Landschaften,  worunter  sich  be- 
sonders die  luftigen  und  farbenfrischen  spa- 
nischen und  bretagnischen  Küsten  auszcich- 
nen.  Lebt  in  Warschau,  wo  er  auch  litera- 
risch, namentlich  auf  dem  Gebiete  der  Kunst- 
kritik, tätig  ist. 

Swieykowski,  Pamietnik  Towarzystwa  P. 
S.  P.  w Krakowie  1854 — 1904. 

C.  M.  v.  Görski. 

Austen,  William,  Metallgießer  des  16. 
Jahrh.  in  England,  Mitarbeiter  an  den  Figuren 
des  prächtigen  Grabmals  Richards  von  Beau- 
champ,  Grafen  von  Warwick  (f  1439),  das 
sich  in  einer  dem  Chor  der  Kollegialkirche  zu 
Warwick  angebauten  Kapelle  befindet.  Die 
Kapelle,  die  die  Gräfin  testamentarisch  ge- 
stiftet, wurde  1443  angefangen  und  21  Jahre 
später  vollendet. 

Sein  Arbeitsanteil  wird  betreffen : die  Statue 
des  Grafen  Richard,  der  liegend  in  seiner 
Rüstung  dargestellt  ist  mit  dem  Helme  zur 
Seite  des  Kopfes,  einem  Bären  mit  Maulkorb 
und  einem  Greif  zu  den  Füßen ; ferner  vier- 
zehn Statuetten  von  Leidtragenden  und  18 
kleine  Engelsgestalten.  Das  Messinggittcr, 
welches  die  Statue  des  Grafen  schützt,  ist 
gleichfalls  von  Austen  gefertigt  Barth. 
I^mbespring,  ein  holländischer  Goldarbeiter 
in  London,  übernahm  die  Ziselierung,  Ver- 
goldung und  Politur  aller  Erzteile  und  außer- 
dem die  Lieferung  von  14  vergoldeten  und 
emaillierten  Wappen.  Auch  Thomas  Stevens, 
der  Kupferschmied,  hatte  wesentlichen  Anteil 
an  der  Arbeit  der  Hauptfigur  und  den  14 
„weepers“,  während  John  Essex  nur  die 
Steinarbeit  geliefert  haben  wird.  Jede  Lang- 
scite  des  marmornen  Unterbaues  enthält  elf 
Abteilungen  von  ungleicher  Größe,  jede 
Schmalseite  fünf.  In  diesen  Abteilungen,  die 
durch  schöne  architektonische  Ornamente  ein- 
gefaßt werden,  sind  für  die  Statuetten  größere 
und  kleinere  Nischen  angebracht,  über  denen 
sich  marmorne  Baldachine  erheben.  In  den 
großen  Nischen  sieht  man  die  Statuetten  der 


Trauernden,  in  den  kleinen,  die  mit  jenen 
abwechseln,  die  Engelsfiguren  aufgestellt.  Die 
Trauernden  stellen  Heinrich  von  Beauchamp, 
den  Sohn  des  Verstorbenen,  und  dessen  Ge- 
mahlin Caecilie  Neville,  die  vier  Töchter  des 
Grafen  mit  ihren  Gatten  und  andere  Glieder 
der  Familie  Neville  dar. 

W a 1 p o 1 e,  Anecdotes  of  painting  I 38.  — 
L ü b k c,  Gesch.  der  Plastik  p.  440.  — Flax  • 
man,  Lcctures  on  Sculpture  p.  44,  45.  — Fort- 
n u m,  Bronzes  p.  150/1.  — Meyer,  Kstlerlex. 

Abbildungen  finden  sich  in  : D u g d a 1 e,  The 
Antiquities  of  Warwickshirc  1656  p.  354.  Ge- 
stochen von  W.  Hollar  (Parthey  2357).  — B r i t - 
ton,  Archit.  antiquities  IV.  — Stothard, 
Monumental  cffigics  of  Great  Britain  pl.  120  bis 
126.  *♦ 

Austen,  Miß  W i n i f r e d,  Tiermalerin  der 
Gegenwart,  in  I-ondon  tätig,  stellte  von  1899 — 
1903  regelmäßig  in  der  Roy.  Academy  ihre 
Raubtierdarstellungen  und  Ticrfabeln  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905. 
I 80.  •* 

Austen,  s.  auch  Justin  u.  Brown,  T.  Austen. 

Ansterlitzer  (Austerliczer),  Lorenz,  Gold- 
und  Silberarbeiter  in  Brünn,  wurde  1575  Bür- 
ger. 1591  in  den  Rat  aufgenommen,  welchem 
er  auch  1594,  1597  und  1600  angehörte;  in 
letzterem  Jahre  war  er  Bürgermeister.  Er 
starb  1607.  Für  den  Brünner  Rat  lieferte 
er  1601  einen  Becher,  ein  Hochzeitsgeschenk 
an  Paul  Honorio,  1802  ein  Silberkandel,  ein 
Geschenk  an  die  Frau  Unter-Kämmercrin  an- 
läßlich einer  Kindstaufe  und  1604  einen  Kre- 
denzbecher, ein  Hochzeitsgeschenk  an  den 
Landeshauptmann  von  Mähren,  Ladislaus 
Berka. 

C.  S c h i r e k,  Mitteil,  des  Mähr.  Gew.-Mus. 
1898  p.  157.  —Ar. 

Austin,  Mrs.,  Porträtmalerin  in  Bristol, 
stellte  1835  und  1838  in  der  Roy.  Academy 
Herren-  und  Damenporträts  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 81.  •* 

Austin,  Miss  C h r i s t i n a,  engl.  Miniatur- 
malerin, stellte  in  den  Jahren  1783 — 97  4 
Miniaturen  in  der  Society  of  Artists  und  5 
in  der  Royal  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  1905,  I 81. 

Austin,  George,  Dombaumeister  der  Ka- 
thedrale zu  Cantcrbury,  geb.  in  Woodstock, 
f 26.  10.  1842  zu  Canterbury,  bekannt  wegen 
seiner  wichtigen  Restaurationen  an  der  Ka- 
thedrale zu  C.  und  an  anderen  gotischen  Kir- 
chen. 

Redgravc,  Dict.  ** 

Austin,  H.,  Maler  in  London,  stellte  1833 
in  der  Roy.  Academy  „East  End  of  York 
Minstcr“  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 81.  ** 

Austin,  Richard  T.,  Holzschneider  und 
Maler,  in  London  tätig  um  1800 — 1818,  Schü- 
ler von  J.  Bcwick,  machte  zierliche  kleine 
Schnitte  und  Vignetten,  war  viel  für  Buch- 


261 


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Austin  — Auteroche 


händler  tätig  und  illustrierte  u.  a.  auch  Lin- 
naeus’  Travels  in  Lapland  (1811).  1802  er- 
hielt er  eine  silb.  Medaille  von  der  Soc.  of 
Arts.  1803  und  1806  stellte  er  2 Landschaften 
in  der  Royal  Acad.  aus  und  1818  daselbst  den 
Holzschnitt  vom  Bienheim  Park.  — Er  be- 
zeichnte bisweilen  nur  abgekürzt:  Aust. 

Rcdgrave,  Dict.  — Graves,  The  Roy. 
Acad.  of  Arts,  1905,  I.  R. 

Austin,  Samuel,  engl.  Aquarellmaler  von 
Landschafts-  und  Seestücken,  in  Liverpool 
geb.  1796,  f im  Juli  1834,  Autodidakt,  der 
nur  von  de  Wint  einige  Anleitung  erhielt. 
Er  stellte  1820  zum  ersten  Male  in  der  Royal 
Acad.  aus  und  zwar  das  Bild:  Spellow  Mill, 
Walton,  ncar  Liverpool;  1824  war  er  einer 
der  Mitbegründer  der  Society  of  British  Ar- 
tists,  an  deren  Ausstellung  in  der  Suffolk 
Street  er  teilnahm,  bis  er  1S27  Mitglied  der 
Old  Water  Colour  Society  wurde  und  nun 
deren  Ausstellung  beschickte,  im  ganzen  mit 
61  Zeichnungen.  Seine  besten  Bilder  sind 
staffierte  Küsten-  und  Flußszenen  aus  seiner 
Heimat,  später  auch  aus  Holland,  Belgien  und 
vom  Rhein.  Ein  Aquarell  von  ihm : Strat- 
ford  on  Avon  im  British  Museum  und 
„Shakespeares  Cliff“  im  South  Kensington 
Museum. 

Rogct,  History  of  the  Old  Water  Colour 
Soc.  I 52G — 8.  — Graves,  The  Roy.  Acad.  of 
Arts,  1905,  I.  — B i n y o n,  Cat.  of  drawings  I. 

R. 

Austin,  William,  Zeichner  und  Kupfer- 
stecher, geb.  zu  London  1721,  f 11.  5.  1820  zu 
Brighton,  lernte  das  Stechen  bei  G.  Bickham. 
Da  er  aber  wenig  Erfolg  im  Kupferstiche 
hatte,  ward  er  Zeichenlehrer  und  betrieb  zu- 
gleich einen  Handel  mit  Stichen.  Seine  mei- 
sten Blätter  sind  Landschaften,  z.  B.  die  Fol- 
gen : The  Ruins  of  Palmyra  (4  Blätter  von 
ihm),  Ruins  of  ancient  Rome  (4  Blätter), 
Seclandschaftcn  nach  van  Goyen  (6  BI.),  die 
4 Tageszeiten  (4  Blätter);  außerdem  stach 
er  auch  noch  eine  Folge  von  6 politischen 
Karikaturen  in  Bistermanicr.  1776 — 86  stellte 
er  auch  dreimal  in  der  Royal  Acad.  Land- 
schaften und  Studien  aus. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Meyer,  Kstlcrlcx. 
(hier  ausführliche  Liste  s.  Arbeiten).  — Gra- 
ves, The  Roy.  Acad.  of  Arts  I.  — Redgrave, 
Dict. 

Austin-Carter,  Matilda  (R.  M.  S.),  engl. 
Miniaturmalerin,  geb.  1840  in  Bristol,  Schü- 
lerin ihrer  Mutter,  Mrs.  S.  II.  Carter,  malte 
in  ihrer  Jugend  Aquarelle  mit  poetischen  und 
historischen  Sujets,  seit  1890  ausschließlich 
Miniaturen  auf  Elfenbein.  R. 

Austin,  s.  auch  Austen. 

Austorffer,  Friedrich,  Maler  in  Erding, 
um  1678 — 1692,  nur  urkundlich  bekannt. 

Die  Kunstdenkmalc  d.  Königr.  Bayern.  Bd.  I. 
Oberbayern,  p.  1208.  H.  V. 

Austria,  D.  Juan  de,  Dilettant  in  der 
Malerei  und  Kupfcrstcchkunst.  Sohn  König 


Philipps  IV.  von  Spanien  u.  der  Maria  Cal- 
derön,  geb.  Madrid  1629,  f ebenda  17.  9.  1679. 
Vizekönig  von  Aragonien,  Minister  Karls  II. 
etc.  In  der  Malerei  Schüler  des  Juscpc  Mar- 
tinez,  nach  anderen  des  Eugcnio  de  Las  Cue- 
vas.  In  der  Bibi.  Nacional  zu  Madrid  eine 
von  ihm  radierte  verkleinerte  Kopie  eines 
Stiches  von  Callot. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 82 — 83.  — V i - 
n a z a II  37.  — S e n t c n a c h y C a b a n a s, 
Pintura  en  Madrid  157.  M.  v.  B. 

Austyn,  P c c t e r,  Maler  in  Antwerpen, 
wird  1507  in  die  dortige  Lukasgilde  aufge- 
nommen. 

Liggercn  I 06.  *• 

Autelli,  J a c o p o,  Musivarbeiter  in  Florenz, 
Sohn  des  um  1620  in  gleicher  Technik  tätigen 
Giovanni  A.,  genannt  Monicca  oder  Monnicca, 
ebendaselbst.  Gemeinschaftlich  mit  anderen 
arbeitete  er  von  1633 — 1649  eine  reizende  acht- 
eckige Tischplatte  mit  rundem  Mittelstück, 
wozu  die  Zeichnung  von  Poccetti,  der  Fries 
rings  herum  von  Ligozzi  herrührtc  (jetzt  in 
den  Uffizien).  Andere  Werke  von  derselben 
Meisterschaft  — Reliefs  oder  vollständige  Sta- 
tuetten von  edeln  Steinen  — befinden  sich 
im  Kabinett  der  Gemmen  und  Kameen  in  S. 
Lorenzo  und  im  Palazzo  Pitti  zu  Florenz. 

Lanzi,  Stör,  pittorica  d.  Italia  V Ed.  1834,  I 
225.  — Meyer,  Kstlcrlcx.  II  (mit  alt.  Lit.). 

H.  V. 

Autenrieth,  Ludwig  Friedrich,  Kup- 
ferstecher, geb.  zu  Stuttgart  12.  3.  1773,  be- 
suchte die  Karlsschule  und  lernte  das  Kupfer- 
stcchen  unter  J.  G.  Müller.  Er  arbeitete  mei- 
stens für  Buchhändler,  namentlich  für  Cotta, 
und  gab  sich  nebenbei  besonders  mit  land- 
schaftlichen Zeichnungen  und  Aquarellen  ab. 
Lange  Zeit  war  er  Zeichenlehrer  an  Stutt- 
garter Lehranstalten  und  starb  arm  am  28. 
9.  1857. 

Bach,  Stuttgarter  Kunst  S.  148,  265.  — 
Meyer,  Kstlcrlcx.  M.  Bach. 

Autenzio,  S.,  italien.  Bildhauer,  war  188S 
bis  1893  fast  regelmäßig  im  Pariser  Salon  mit 
Porträtbüsten  in  Bronze  und  Terrakotta  ver- 
treten. 

Kat.  d.  Salon  1838-91,  1893.  *• 

Autereau,  s.  Autrcau. 

Auteri-Pomar,  Michele,  Schriftsteller, 
Dichter  und  Bildhauer,  geb.  1838  in  Palermo, 
kam  erst  spät  zur  Bildhauerei.  Genannt  seien 
von  seinen  Arbeiten  das  Denkmal  des  Gius. 
Lafarina  (Turin,  Piazza  Solfcrino)  und  sein 
Konkurrenz-Entwurf  für  das  Victor  Emanuel- 
Denkmal  in  Rom. 

Gubcrnatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  22. 

» • 

Auteroche,  Alfred  Eloi,  Tier-  u.  Land- 
schaftsmaler, geb.  zu  Paris  1831,  Schüler  von 
Brascassat  und  L.  Cogniet,  stellte  wiederholt 
(1859 — 1887)  im  Salon  aus;  auf  der  Wiener 
Weltausstellung  von  1873  sah  man  von  ihm 
2 Arbeiten:  „le  marchand  de  vaches“  und 


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Auteroche  — Autreau 


„animaux  au  paturagc“  (französ.  Staatseigen- 
tum). f in  Paris  im  Mai  1900. 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  und  Suppl. 
— Bullet,  de  l’art  anc.  et  mod.  1906  p.  163.  H.  V. 

Auteroche,  Eugcnie  Venot  d\  Porträt- 
und  Blumenmalerin  in  Paris,  Schülerin  von 
Leon  Cogniet,  stellte  1876 — 1880  im  Salon  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.,  Suppl. 

H.  V. 

Auteuil,  G i 1 o n d\  Ornamentbildhauer,  ar- 
beitete in  Poitiers  1383  unter  Guy  de  Dam- 
martin am  Turm  von  Maubergeon  und  am 
Palais  des  Herzogs  Jean  de  Berry. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Auteuil,  Jean  d’,  französ.  Maler,  führte 
wichtige  Arbeiten,  insbesondere  Wandmale- 
reien in  Paris  von  1322 — 1327  aus. 

Marcel  Pocte,  Lcs  primitifs  parisiens,  Pa- 
ris 1904.  P.  Dumeu. 

Autguers,  G..  französ.  Kupferst.,  tätig  zwi- 
schen 1624  und  1630  in  Lyon. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  Verz.  d.  Werke).  — 
Le  Blanc,  Manuel.  — R o n d o t,  Les  Grav. 
d’est.  en  cuivre  ä Lyon  au  XVI  Ie  s.  J.  Cuibert. 

Auther,  Bildhauer,  vermutlich  italien.  Ur- 
sprungs, war  1577  bei  der  inneren  Aus- 
schmückung des  herzoglichen  Schlosses  von 
Nancy  beschäftigt. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpt.  1898.  R. 

Authiat,  Eugene  Alfred,  Landschafts- 
und Stillebenmalcr  in  Paris,  stellte  wiederholt 
(1879 — 1889)  im  Salon  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Autin  (oder  Autrin),  Jean  Barthe- 
1 e m y,  französ.  Gießer,  Versilberer  und  Zi- 
seleur in  Paris,  scheint  für  die  berühmten 
Ebenisten  Ch.  A.  Boulle  u.  Ch.  Cressent  viel- 
fach tätig  gewesen  zu  sein,  da  er  bedeutende 
Forderungen  an  die  Nachlassenschaft  der- 
selben (1745  u.  1757)  geltend  machte. 

Charapcaux,  Dict.  d.  fondcurs  p.  46.  — 
M a c o n,  Les  Arts  dans  la  maison  de  Conde 
1903  (ob  identisch  mit  Obigem?).  •* 

Autinans,  V i 1 a m,  Glockengießer,  goß  laut 
Inschrift  1413  eine  Glocke  zu  Feddewardcn  in 
Oldenburg. 

M i t h o f f,  Mittelalt.  Kstler.  u.  Werkm.  Nie- 
ders.  u.  Westf.  1885.  H.  V . 

Autissier,  Jean  Franqois,  s.  Autissier, 
Louis  Marie. 

Autissier,  Louis  Marie,  Miniaturmaler, 
geb.  in  Vannes  (Frankreich)  8.  2.  1772,  stu- 
dierte in  Frankreich  unter  Vautrin  und  ließ 
sich  nach  einem  langen  Aufenthalte  in  den 
Niederlanden  naturalisieren.  Seine  Beliebt- 
heit scheint  sehr  groß  gewesen  zu  sein  zu  der 
Zeit,  wo  die  Miniaturmalerei  blühte,  die  er 
wirklich  mit  Geschick  ausübte.  König  Wil- 
lem I.  der  Niederlande  beauftragte  ihn  mit  sei- 
nem Porträt.  Wir  konstatieren  übrigens,  daß 
er  auch  Phantasickompositionen  malte,  z.  B. 
Hebe  im  Olymp  Nektar  spendend  (Gent  1812), 
Eine  friesische  Waffelverkäuferin  (Brüssel 
1828),  Eine  Magdalena  (Haag  1827),  Eine 


Brüsselerin  im  Strohhut  (Brüssel  1827).  Zwi- 
schen 1812  und  1821  muß  der  Maler  zeitweise 
nach  Paris  zurückgekehrt  sein,  bald  danach 
finden  wir  ihn  in  Brüssel  ansässig,  wo  er  4. 
9.  1830  starb.  Er  hatte,  wie  es  scheint,  nach 
der  Revolution  die  Vornamen  Jean  Francois 
angenommen.  Die  Katal.  geben  ihm  keine 
Initialen  und  van  Eyndcn  und  van  der  Wil- 
ligen kennen  seinen  Vornamen  nicht. 

v.  E y n d e n en  v.  Willigen,  Geschiedenis 
d.  Nederlandsche  Schilderkunst  III.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Ausstellungskataloge.  H.  H. 

Autobulos,  griechischer  Maler  unbekannter 
Zeit  und  Herkunft,  nur  als  Schüler  einer 
Malerin  Olympias  erwähnt. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  300.  — Pau- 
ly-Wissowa,  Realenc.  II  2595,  4 (Rossbach). 

Sauer. 

Autoriello,  Francesco,  neapolitan.  Ma- 
ler, Professor  am  R.  Istituto  di  Belle  Arti, 
geb.  1824  in  Neapel,  Schüler  von  Filippo  Pa- 
lizzi.  Genannt  seien  von  seinen  Gemälden : 
Der  Tod  Colignys  (angekauft  vom  Municipio 
von  Neapel)  und  das  große  Bild:  Sokrates 
besucht  Aspasia  (Ausstcll.  in  Turin  1834). 
1870  veröffentlichte  er  ein  Werk  über  Linear- 
perspektive, von  dem  eine  Neuauflage  erschien. 

Gubernatis,  Diz.  d.  art.  ital.  viventi  p. 23. 
— Rass.  bibliogr.  d.  arte  it.  II  263.  H. 

Autran,  Augustin,  Architekt  in  Paris, 
geb.  in  Marseille,  war  im  Salon  1870  mit 
12  Zeichnungen,  Plänen  für  die  Abtei  von 
Mont-Saint-Michcl  vertreten. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.,  Suppl. 

Autran,  Eugene,  Emailmaler,  geb.  zu 
Genf  1838,  tätig  in  Paris,  malte  Porträts  und 
figürliche  Darstellungen,  letztere  auch  nach 
fremden  Vorbildern  wie  z.  B.  nach  Gleyrc 
(„Les  Helvctcs“,  Royal  Academy  Exhibition, 
London  1881)  ; auf  der  Pariser  Weltausstel- 
lung 1878  war  er  mit  6 Arbeiten,  darunter 
einem  Selbstporträt  in  Aquarell  vertreten ; 
ebenso  auf  den  Weltausstellungen  von  1889 
und  1900  in  Paris  sowie  auf  der  Genfer  Na- 
tional-Ausstellung  1890.  Vier  Proben  seiner 
Kunst,  darunter  eine  Kopie  nach  Penicaud, 
befinden  sich  in  dem  Musce  des  Arts  decora- 
tifs  zu  Genf. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1902.  — Graves, 
The  Royal  Academy  of  Arts  1905.  — Gaz.  d. 
beaux-arts  III  Per.  II  (1889)  pag.  88  mit  Abb. 
pag.  85.  H.V. 

Autreau,  Jacques,  französ.  Porträtmaler 
und  dramatischer  Dichter,  getauft  30.  10. 
1657  in  Paris,  t daselbst  16.  10.  1745  im 
Hospice  des  Incurables.  Eines  der  bekann- 
testen Bilder  A.s  stellte  Fontencllc,  Houdart 
de  la  Motte  und  Danchet  dar,  cs  wurde  von 
M.  de  la  Faye  erworben,  ist  aber  verschollen. 
1738  malte  er  zu  einem  Porträt  des  Kardi- 
nals Fleury  nach  Rigaud  sich  selbst  als  Dio- 
genes mit  der  Laterne  (gestochen  von  H.  S. 
Thomassin,  J.  Houbrakcn,  G.  Bodenehr,  CI. 
Roy,  S.  Pinssio  und  Thcvcnard).  Das  ein- 
zige bekannte  erhaltene  Bild  A.s  ist  wohl  sein 


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Autreau  — Auvigny 


Selbstporträt  im  Mus.  von  Versailles.  Im 
Alter  von  60  Jahren  begann  A.  Theaterstücke 
zu  schreiben,  und  verfaßte  auch  den  Text  zu 
Rousscaus  Oper  Platee.  Seine  „Oeuvres  dra- 
matiques"  (mit  einem  Vorwort  über  das  Le- 
ben von  Pesselier)  erschienen  1749  in  Paris. 
A.  starb  im  Elend,  Voltaire  nennt  ihn  „hom- 
me  assez  franc,  d'ailleurs  mauvais  peintre  et 
mauvais  poete“. 

Mcmoires  de  Trcvoux  1756  p.  1171.  — J a 1, 
Dict.  crit.  — Bellier-Auvray,  Dict.  gen. 
— Heinecken,  Dict.  des  Art.  — Meyer, 
Allgcm.  Kstlerlcx.  H.  Stein. 

Autreau,  Louis,  Bildnis-  und  Genrema- 
ler, Sohn  des  vorigen,  geb.  zu  Paris  um  1692, 
t daselbst  26.  8.  1760,  wurde  24.  2.  1741 
Mitglied  der  Akad.  infolge  seiner  Porträts 
des  Bildhauers  Rene  Fremin  und  des  Malers 
Favannes.  Das  crstcre  befindet  sich  in  der 
Akad.  zu  Paris.  J.  Balechou,  P.  Avclinc 
P.  Dupin,  Therese  Rousselet  haben  nach  ihm 
gestochen  resp.  radiert.  Auf  den  Ausstel- 
lungen des  Pariser  Salon  war  er  1738,  39,  40, 
43,  45,  47,  48,  50,  55,  59  mit  verschiedenen 
Bildnissen  vertreten. 

J.  J.  G u i f f r e y in  Meyers  Kstlerlcx.  — 
J a 1,  Dict.  crit.  — Bellier-Auvray,  Dict. 
gdn.  — Notizen  von  F.  L.  Bruel.  R. 

Autrique,  Edouard,  Sohn  des  Jean,  belg. 
Maler,  geb.  um  1800,  Schüler  seines  Vaters, 
dann  von  Kinson.  Er  stellte  1823  im  Salon 
von  Gent  vier  Porträts  aus  und  sandte  1827 
von  Paris  auf  den  Brüsseler  Salon  zwei  Gen- 
rebilder. Gäbet  (1834)  nennt  von  A.  reli- 
giöse Gemälde  und  eines,  dessen  Gegenstand 
der  griechischen  Geschichte  entnommen  ist, 
und  gibt  an,  sie  seien  zu  Paris  in  der  Galerie 
Lebrun  ausgestellt  gewesen.  Er  fügt  hinzu, 
der  Künstler  habe  zu  Vaugirard  bei  Paris  ge- 
wohnt, und  gibt  ihm  den  Titel  eines  Malers 
des  Herzogs  von  Gloucester. 

Alex.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlcx.  *• 

Autrique,  Jean  Baptiste  Joseph, 
untergeordneter  Maler,  geb.  zu  Brügge  den 
28.  11.  1777,  machte  seine  Studien  zu  Paris 
unter  seinem  I^ndsmannc  Suvec.  1811  wurde 
er  als  Zeichenlehrer  an  die  Akad.  von  Ypern 
berufen,  deren  erster  Professor  er  wurde. 
F.  Böhm,  A.  de  Bruck,  Roffiaen  u.  a.  waren 
hier  seine  Schüler.  Drei  Bilder  von  ihm  er- 
schienen auf  dem  Brüsseler  Salon  von  1837 ; 
sie  stellten  Ansichten  französ.  Gegenden,  aus 
der  Brie,  Dauphine  etc.,  dar.  Zu  Ypern,  wo 
er  den  21.  1.  1853  starb,  hat  er  einige  Bild- 
nisse gemalt. 

Meyer,  Kstlerlcx.  ** 

Autun.  Zwei  Miniaturporträts  des  Mar- 

quis Lafayctte  und  seiner  Gemahlin  (auf 
Elfenbein,  in  Wiener  Privatbesitz)  tragen  die 
Signatur  eines  sonst  nicht  bekannten  Minia- 
turisten Autun.  — Vermutlich  Autissier,  s. 
dort. 

Katal.  d.  Miniat.  Ausst.  bei  Friedmann  u.  We- 
ber, Berlin  1906.  ** 


Auvera,  Jakob  van  der,  Bildhauer,  geb. 
um  1700  zu  Mecheln,  f zu  Würzburg  um  1760. 
Der  bedeutendste  Künstler  aus  der  Familie  A., 
Schwiegersohn  des  Malers  Onghers.  Würz- 
burgischer  Hofbildhauer.  Arbeitete  mit  Vor- 
liebe in  der  Manier  des  Bernini.  Von  ihm 
Kolossalbrunnen  im  Kloster  Ebrach,  Chor- 
stühle mit  den  Wappen  der  adligen  Domherren 
im  Dom  zu  Würzburg (1749),  die  Statuen  an 
den  Portalen  der  Neumünster-Kirche,  des  Kle- 
rikalseminars und  der  Peterskirchc  zu  Würz- 
burg. Unter  seiner  Leitung  wurde  auch  die 
dekorative  Plastik  der  Würzburger  Residenz 
ausgeführt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Niedermaier,  Kst- 
gesch.  d.  Stadt  Würzburg  (2.  Aufl.).  — G.  De- 
ll i o,  Deutsche  Kunstdenktn.  I.  Fr.  Leitschuh. 

Auvera,  Johann  Wolfgang  van  der, 
Würzburgischer  Hofbildhauer,  f >n  Würzburg 
1756.  Sohn  des  Jakob  van  der  A.,  ausgcbildct 
in  Rom,  beteiligt  an  der  dekorativen  Plastik 
in  der  Residenz  zu  Würzburg.  Von  ihm  die 
Kanzel  der  Benediktinerabtei  Amorbach,  die 
beiden  Gruppen  aus  der  Geschichte  des  Her- 
kules in  den  Würzburger  Glacisanlagen,  öl- 
berg im  Würzburger  Friedhof,  zahlreiche 
Skulpturen  an  Würzburger  Kirchen  (Johan- 
nesstatue am  Portal  von  Stift  Haug),  Kurien 
und  Privathäusern,  schwerfällige  Marmorgrab- 
mäler  für  Lothar  Franz  und  Friedrich  Karl 
von  Schönbom  in  Bamberg  (früher  im  Dom, 
jetzt  Michaclsbcrg)  Auch  in  Mainz  tätig. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Niedermaier, 
Kunstgesch.  d.  Stadt  Würzburg  (2.  Aufl.).  — 
D e h i o,  Deutsche  Kunstdenkm.  I.  — Spon- 
sei,  Klosterkirche  Amorbach.  Fr.  Leitschuh. 

Auvera,  Lukas  Anton  van  der,  Bild- 
hauer, t zu  Würzburg  1766.  Sohn  des  Jakob 
van  der  A.,  beteiligt  an  der  plastischen  Aus- 
schmückung der  Würzburger  Residenz,  von 
ihm  auch  viele  Statuen  an  Würzburger  Privat- 
häusern. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Niedermaier, 
Kunstgesch.  d.  Stadt  Würzburg  (2.  Aufl.). 

Auvera,  s.  auch  Auicera. 

Auvergne,  Lina,  Emailmalerin,  geb.  29. 
11.  1871  zu  Genf,  tätig  in  Paris,  später  in 
Genf;  Arbeiten  von  ihr  sind  auf  mehreren 
Ausstellungen  (Genf  1896,  Brüssel  1898,  Pa- 
ris 1900)  ausgezeichnet  worden.  Das  Stutt- 
garter Kunstgewerbemus.  hat  den  „Falkner 
zu  Pferde"  von  ihr  angekauft 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  II.  V. 

Auvigny,  Charles  d\  französ.  Maler, 
tätig  in  Polen  ca.  1780 — 1830;  geb.  1740,  kam 
nach  Polen  wahrscheinlich  mit  seinem  Vater, 
der  Tanzmeister  beim  Fürsten  Adam  Czar- 
toryski  war.  Er  malte  Miniaturen  und  klei- 
nere Ölbilder,  welche  in  den  Jahren  1819  und 
1821  in  Warschau  ausgestellt  waren;  er  gab 
auch  Zeichenstunden  in  derselben  Stadt,  wo 
er  am  4.  2.  1830  starb. 

Rastawieck  i,  Slownik  mal.  polskich  I 
14.  — F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze. 

Dr.  Graf  Georg  Mycielski. 


264 


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Auvray  — Auwelier 


Auvray,  Alexandre  Hippolyte,  Ma- 
ler, geb.  zu  Cambray  15.  3.  1798,  f zu  Valen- 
ciennes  2.  6.  1860,  Bruder  des  Felix  u.  Louis 
A.,  studierte  bei  Momal  in  Valenciennes, 
wandte  sich  hauptsächlich  der  Dekorations- 
malerei zu.  Mehrere  Kirchen  in  der  Um- 
gebung von  Valenciennes  bewahren  Gemälde 
von  ihm.  F.ine  Lithographie  mit  der  An- 
sicht des  großen  Platzes  von  Valenciennes 
ist  im  Besitz  des  dortigen  Mus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.,  Suppl.  — 
M e y e r,  Kstlerlcx.  H.  V. 

Auvray  de  la  Bataille,  französ.  Zeich- 
ner, tätig  zu  Anfang  des  18.  Jahrh.,  zeichnete 
die  zu  seiner  Zeit  in  der  Abbaye  de  la  Tri- 
nite  zu  Caen  befindlichen,  Ende  des  18.  Jahrh. 
zerstörten  Grabsteine  der  Äbtissinnen  und 
das  ehemals  an  demselben  Ort  befindliche, 
heute  gleichfalls  zerstörte,  1592  errichtete 
Grabmal  der  3 Schwestern  Montmorcncy. 

R6union  des  Soc.  d.  Beaux-Arts  XIX  523. 

H.  V. 

Auvray,  Felix,  Bruder  des  Al.  Hipp.  A., 
Maler,  geb.  zu  Cambrai  31.  3.  1800,  kam  mit 
seinen  Eltern  noch  als  kleines  Kind  nach  Va- 
lenciennes. Nach  glänzenden  Fortschritten  auf 
der  dortigen  Akad.  kam  er  1820  nach  Paris 
in  das  Atelier  von  Gros.  Im  Salon  1824  de- 
bütierte er  unter  dem  Namen  Fäix  mit  der 
Eifersucht  der  Ocnone  und  unter  seinem  Fa- 
miliennamen mit  dem  hl.  Ludwig  als  Ge- 
fangenen. Bald  darauf  ging  A.  nach  Rom, 
wo  er  mehrere  Jahre  verweilte.  1826  hielt 
er  sich  in  Florenz  auf,  ging  aber  im  folgen- 
den Jahre  nach  Rom  zurück.  Daselbst  ent- 
standen einige  seiner  besten  Werke,  so  das 
Gastmahl  des  Damokles,  welches  das  Datum 
1827  trägt  Im  Salon  desselben  Jahres  brachte 
der  Künstler:  Hl.  Paulus  in  Athen,  Aufopfe- 
rung von  Gautier  de  Chatilion  (Mus.  von 
Cambrai)  und  Spartanischer  Flüchtling  von 
den  Thermopylen  (Gruppe  von  sechs  Fi- 
guren), Mus.  von  Valenciennes.  Dem  letz- 
teren gehören  auch  andere  Gemälde  des 
Künstlers,  darunter  die  Erhebung  Pipins  des 
Kurzen  auf  den  Thron,  Der  Tod  Mcleagcrs 
usw.  Vom  J.  1831  datiert  Der  letzte  Tag 
von  Pompeji.  A.  starb  11.  9.  1833  in  seiner 
Vaterstadt  (und  nicht  in  Paris,  wie  mehrere 
Biographen  angeben). 

A.  Pincbart  in  Meyers  Kstlerlcx.  — Du- 
r i e u x,  Les  artistes  cambrcsiens  1873  p.  400.  R. 

Auvray,  Louis,  französ.  Bildhauer,  Archit. 
und  Schriftsteller,  Bruder  des  Felix  A.,  geb. 
7.  4.  1810  zu  Valenciennes,  arbeitete  zunächst 
in  seiner  Vaterstadt  mit  Leonce  de  Fieuzal, 
kam  dann  1830  nach  Paris  in  das  Atelier  Da- 
vid d’ Angers.  Außer  zahlreichen  Bildhaucrei- 
arbeiten,  die  er  ausführtc,  veröffentlichte  der 
Künstler  die  Revue  des  Salons  1857 — 1868, 
gründete  1860  die  Revue  artistique  et  litteraire 
und  vollendete  den  Dictionnairc  general  des 
artistes  frangais,  von  Bellier  de  la  Chavig- 


nerie  begonnen.  Louis  Auvray  starb  1890. 
Seine  Hauptwerke  sind  im  Museum  von  Va- 
lenciennes: die  Büsten  seines  Bruders  Felix, 
des  Bildgießers  Jacques  Saly,  Antoine  Wat- 
teaus  und  des  Bildgießers  Milhomme,  der 
Kopf  eines  Greises  und  die  Anlage  des  Grab- 
mals Napoleons  I.  im  Invalidcndom ; in  der 
Kirche  Saint-Nicolas  zu  Valenciennes  eine 
steinerne  Statue  der  hl.  Cäcilie;  in  der  Kathe- 
drale von  Valenciennes  ein  Christus  in  Mar- 
mor; im  Palais  des  Louvre  „die  Astronomie“, 
eine  Gruppe  in  Stein,  und  2 Marmorstatucn, 
die  die  aus  dem  Bade  steigenden  Göttinnen 
Ceres  und  Venus  darstellcn ; in  den  Galerien 
des  Louvre:  die  Büsten  Watteaus  und  A. 
Sauvagcots;  im  Palais  des  Instituts:  die 
Büsten  Condillacs  und  des  Bildgießers  Moitte; 
im  ehern.  Hotel  de  ville  zu  Paris:  eine  stei- 
nerne Statue  Jean  de  la  Vacqueries;  im  Taub- 
stummen-Institut : die  Büsten  des  Abbe  Si- 
card  und  des  Abbe  de  l’Epec;  in  Nogcnt-le- 
Rotrou:  das  Monument  Watteaus  (das  1865 
feierlich  eingeweiht  wurde) ; im  Mus.  zu  Ver- 
sailles: die  Büste  Jean  Froissards;  im  Mus. 
von  Douai : die  Büste  Solons ; an  der  Fassade 
des  Hotel  de  ville  in  Valenciennes:  5 steinerne 
Karyatiden ; auf  dem  Platz  von  Forges-les- 
Eaux  (Seine-Inferieure)  : das  Monument  des 
Kupferst  Breviere,  und  im  Opernhause  zu 
Paris:  die  Büste  des  Komponisten  Lesueur. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Richcsses 
d’art  de  la  France,  Paris,  raon.  civ.  I.  Latni. 

Auvray,  Philipp  Peter  Joseph,  gen. 
Noel,  Porträtmaler,  geb.  zu  Dresden  1778, 
f daselbst  1815,  Schüler  der  Dresdener  Akad., 
dann  Casanovas  und  Schenaus;  er  war  auf 
den  Dresdener  Ausstellungen  bis  1807  teils 
mit  Kopien  nach  historischen  Gemälden,  teils 
mit  originalen  Erfindungen,  Porträts  in  Mi- 
niatur und  öl,  vertreten. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze  1824.  H.  V. 

Auvray,  Pierre-Laurent,  französ.  Kup- 
ferstecher und  Radierer,  geb.  1736  zu  Paris, 
Schüler  von  Laurent  Cars,  tätig  zu  Paris 
und  Basel.  Von  ihm  les  Pctards  und  les 
Jets  d’eau,  nach  Fragonard;  La  Marchande 
de  marrons  et  la  marchande  d’ herbes,  nach 
Jean  Bcrtaux.  Er  fertigte  auch  Kupfer 
für  „Voyage  pittoresque  de  la  France,  Paris 
Lamy  1787“;  für  „le  voyage  pittoresque  ou 
description  des  royaumes  de  Naplcs  et  de  Si- 
cile,  par  l’abbe  de  St.  Non,  Paris  1781“;  für 
die  „tableaux  pittoresques  de  la  Suisse,  Paris 
1780“  und  führte  auch  Porträts  aus,  u.  a.  die- 
jenigen von  Preville  und  von  Lamettc,  nach 
Ch.  Monet.  Seine  Manier  war  etwas  kalt 
und  glanzlos. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Portalis  et  B 6 - 
r a 1 d i,  Les  graveurs  d.  XIXc  s.  — Meyer, 
Kstlerlex.  P.  A.  Lemoisne. 

Auwelier,  P e e t e r,  Maler  in  Antwerpen, 
wurde  1669/70  Meister  in  der  dortigen  St. 


265 


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Auwera  — Auzou 


Lukasgilde  und  wird  1689/90  als  verstorben 
erwähnt. 

Liggcrcn  II  295,  297,  394,  398,  546.  ** 

Auwera,  Franz,  Bildhauer,  gcb.  zu  Aub 
(Unterfranken),  t zu  München  um  1816,  Schü- 
ler des  Bamberger  Bildhauers  J.  L.  Kamm 
und  des  Müncheners  Roman  Anton  Boos. 

J ä c k,  Leben  und  Werke  der  Bamberger  Künst- 
ler. — Deutsches  Kunstblatt  1851  S.  415. 

Auwera,  s.  auch  Auvera. 

Auwercx,  Familie  von  Brüsseler  Teppich- 
wirkern, deren  Name  sich  auch  Auwerickx 
oder  Auricx  schrieb.  Sie  waren  in  der  2. 
Hälfte  des  17.  und  im  18.  Jahrh.  tätig.  Der 
erste  dieser  Teppichwirker,  Namens  Albert, 
wurde  1657  in  die  Korporation  eingeschrieben 
und  war  „conscillcr  communal“  1679  u.  1680. 
Die  Kartons  zur  Geschichte  des  Grafen  Guil- 
laume  Raitnond  de  Moncade,  seigneur  d’Airola 
in  Sizilien,  in  5 Nummern,  ausgeführt  in 
Auwercx’  Atelier,  wurden  ihm  1663  von  den 
Malern  van  Herp  und  Jean  van  Kessel  gelie- 
fert. Diese  Folge  befindet  sich  heute  beim  Gra- 
fen Potocki  in  Paris.  Man  arbeitete  zur  sel- 
ben Zeit  an  einer  „Geschichte  des  hl.  Paulus“, 
von  der  einzelne  Stücke  und  im  besonderen 
die  „Enthauptung  des  Heiligen“  A.s  Sig- 
natur tragen.  Das  Modell  gehörte  dem  Gra- 
fen Vilain  XIV. 

Ist  dieser  Meister  nun  identisch  mit  dem 
gleichnamigen,  der  1707  noch  7 Webstühle 
besaß  und  unter  den  acht  letzten  Brüsseler 
Fabrikanten  vom  Anfang  des  18/  Jahrh.  auf- 
geführt wird?  — Dieser  Albert  Auwercx  war 
Witwer  von  Claire  van  den  Bossche,  von  der 
er  7 Kinder  gehabt  hatte.  Mehrere  davon 
übten  den  Beruf  ihres  Vaters  aus.  Ihre  Na- 
men sind:  Nicolas,  der  noch  1738  genannt 
wird  und  1703  sein  Privilegium  von  der  Stadt 
erhielt;  Guillaume  war  Ältester  (Doyen)  1719 
und  wohnte  nahe  dem  Hotel  d’Orange.  Phi- 
lippe war  1732  als  Teppichwirker  tätig  und 
starb  vor  1749.  Ein  anderer  Teppichwirker 
aus  derselben  Familie,  mit  dem  Vornamen 
Philippe , starb  zwischen  1772  und  1776.  Man 
kennt  noch  einen  Nicolas,  einen  Gaspar  und 
einen  Paul  Auwercx,  deren  Namen  in  den 
Registern  der  Korporation  der  Teppichwirker 
vet  zeichnet  sind. 

Wauteri,  Lcs  tapisscrics  bruxelloises. 

/.  J.  Guiffrey. 

Auxentius,  römischer  Architekt  und  In- 
genieur, nach  dem  späten  Epigramm  aus 
Adana  CIG  4440  Erbauer  einer  steinernen 
Bogenbrücke  (nicht  einer  Wasserleitung,  auch 
nicht  von  Uferdämmen)  über  den  Fluß  Kyd- 
nos  in  Kilikicn.  Vielleicht  identisch  mit  dem 
„comes  et  mechanicus  (=  Ingenieur)“  Au- 
xentius, der  um  384  n.  Chr.  mit  dem  Bau  eben- 
falls einer  Brücke,  in  Rom,  beschäftigt  war. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  343.  — K a i - 
bei,  Epigram.  gr.  1078.  — Pauly-Wisso- 
w a,  Realenc.  II  2615,4  2616,7  (Fabricius). 

H.  Thier  sch. 


Auxion,  Francois,  französ.  Bildhauer 
aus  Toulouse,  war  1668  unter  der  Direktion 
Pierre  Turreaus  mit  den  Arbeiten  der  Schiffs- 
bildhaucrci  in  Toulon  beschäftigt. 

Lami,  Dict.  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Auxonne,  J e h a n d’,  französ.  Werkmeister, 
arbeitete  1427 — 1431  am  Portal  der  Jakobiner- 
kirchc  zu  Dijon. 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Archit.  C.  Enlart. 

Auzard,  s.  Alizard. 

Auziere,  französ.  Maler  in  Toulon,  erhielt  gc- 
mcinschaftl.  mit  dem  Maler  Jean  Jacques  1653 
Zahlungen  für  ein  Porträt  des  Gouverneurs 
der  Provinz,  Herzog  von  Mcrcoeur,  sowie  für 
Arbeiten,  die  sie  in  demselben  Jahre  gelegent- 
lich des  Einzugs  des  Herzogs  fertigten.  Seine 
Tochter  Catherine  heiratete  1685  den  Bild- 
hauer Denis  Herpin. 

Nouv.  Arcb.  de  l’art  frang.  3.  ser.  V (1889) 
p.  305/6.  H.  Stein. 

Auziers,  Emailmalcr  des  18.  Jahrh.  in  Genf. 
Eine  Arbeit  von  ihm  (Uhrkasten)  im  Musec 
de  Cluny. 

E.  M o 1 i n i c r,  Dict  des  Emaillcurs. 

Auzoni,  Antonio,  italien.  Dekorations- 

bildhaucr  und  Stuckarbeiter,  tätig  in  Däne- 
mark, f in  Vallö  (Seeland)  1729.  Von  sei- 
nen Arbeiten  werden  erwähnt:  Stückarbei- 
ten im  Schlosse  Rosenborg  (1706),  im  Schlosse 
Frederiksberg  (1723,  1724  und  1728)  u.  a. 

F.  J.  Meier,  Fredensborg  Slot  (Kopenhagen 

1880)  S.  172.  — F.  R.  Friis,  Satnlinger  til  dansk 
Bygnings-  og  Kunsthistorie  (Kopenhagen  1872 
bis  78)  S.  111.  — F.  R.  Friis,  Bidrag  til  dansk 
Kur.sthistorie  (Kopenhagen  1890 — 1901)  S.  273 
und  394.  A.  R. 

Auzou,  P a u 1 i n e,  geb.  Dcsmarquets,  Ma- 
lerin, gcb.  zu  Paris  24.  3.  1775,  lernte  bei 
Regnault;  sie  verheiratete  sich  1794  oder  95. 
1793  stellte  sic  zuerst  im  Salon  des  Louvre 
einen  Studienkopf  und  eine  Bacchantin  aus. 
Bis  1817  ließ  sie  keine  Ausstellung  vorüber- 
gehen, ohne  durch  ein  Genrebild  und  ein  Por- 
trät, fast  immer  sogar  durch  mehrere  Werke, 
vertreten  zu  sein. 

Der  größere  Teil  ihrer  ersten  Arbeiten  ist 
der  griechischen  Geschichte  entnommen,  die 
dazumal  an  der  Tagesordnung  war.  Sie  ver- 
suchte es  auch  mehrmals  mit  dem  historischen 
Genre,  so  1810  mit  der  Ankunft  Maria  Lui- 
sens in  Compiegne  und  1812  mit  dem  Gegen- 
stück dazu,  Abschied  Maria  Luisens  von  ihrer 
Familie,  welche  beide  sich  in  den  Galerien 
zu  Versailles  befinden.  Zum  historischen 
Genre  gehören  auch  ihre  Agnes  de  Meranie 
(1808)  und  Diana  von  Frankreich  und  Mont- 
morency  (1814),  die  Landon  sehr  günstig  be- 
urteilt. Mehrere  ihrer  besten  Werke  befanden 
sich  in  den  Sammlungen  des  Königs  Ludwig 
XVIII.  und  der  Herzogin  von  Berry;  auch 
der  Staat  und  die  Gesellschaft  der  Kunst- 
freunde haben  einige  derselben  erworben. 
Von  Bildnissen  malte  Frau  Auzou  die  des 


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Aval  — Avanzarani 


berühmten  Volney,  ihres  Lehrers  Regnault, 
des  älteren  Picard  und  des  Placide-Bruno 
Valayer,  Pfarrers  von  S.  Nicolas  des  Champs 
um  1810 — 23.  Dieses  Porträt  noch  heute  in 
der  Sakristei  dieser  Kirche.  Hauptsächlich 
aber  zeigte  sich  ihr  Geschick  in  den  weib- 
lichen Porträts,  deren  sie  eine  große  Anzahl 
gemalt  hat.  Gegen  20  Jahre  lang  hielt  sie  ein 
Atelier  für  junge  Leute.  Sie  starb  zu  Paris 
15.  5.  1835. 

A.  Pinchart  in  Meyers  Kstlerlex.  — No- 
tizen von  F.  L.  Bruel.  R. 

Aval,  Goldschmiedfamilie  in  Genf,  18.  Jahrh., 
nur  urkundlich  bekannt. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Avalla,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona. 
Aus  dem  Jahre  1559  im  Innungsarchiv  zu  B. 
eine  Zeichnung  von  ihm  zu  einem  kleinen 
Aquamanile. 

V i n a z a,  Adic.  II  38.  Ai.  v.  B. 

Avalla,  N a r c i s o,  Goldschmied  in  Barce- 
lona. Aus  dem  Jahre  1575  im  Innungsarchiv 
zu  Barcelona  eine  Zeichnung  von  ihm  zu 
einem  Halsschmuck.  (Reprod.  von  Davillier, 
Ürfevr.  en  Espagne.) 

V i n a z a,  Adic.  II  38.  hi.  v.  P. 

Avallone,  Giovanni,  ncapolitaner  Bild- 
hauer, Professor  an  der  technischen  Schule, 
geb.  in  Neapel  10.  8.  1859,  stellte  in  Neapel, 
Turin  etc.  Büsten  in  Bronze  und  Terrakotta 
aus. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  23. 

•• 

Avalos,  Simeon,  span.  Architekt,  geb. 
1829,  f 16.  3.  1904  zu  Madrid,  nahm  eine  sehr 
angesehene  Stellung  in  seinem  Vaterlande  ein, 
war  Direktor  der  National-Schulc  f.  Archi- 
tektur, Inspektor  der  Zivil-Bauten,  Bürgermei- 
ster von  Madrid  und  ständiger  Sekretär  der 
Kunst-Akad.  Er  hat  zahlreiche  Gebäude  er- 
richtet, aber  sein  rühmlichstes  Werk  bleibt  die 
Bauleitung  an  der  Basilika  San  Francisco  el 
Grande  in  Madrid,  die  1784  von  Fray  Fran- 
cisco Cabezas  begonnen  worden  war. 

Chronique  des  Arts.  Paris  1904.  P.  Lafond. 

Avancini,  Giustiniano  degli,  Histo- 
rienmaler, geb.  den  17.  1.  1807  in  Lcvico  bei 
Trient,  f daselbst  den  22.  7.  1843,  lernte  zu- 
nächst in  Padua  unter  dem  Belluneser  Gio- 
vanni Demin,  und  war  erst  18  Jahre  alt,  als 
er  1826  nach  einem  vom  Ferdinandeum  in 
Innsbruck  ihm  vorgeschlagenen  Thema  sein 
erstes  Bild  malte:  Erzherzog  Ferdinand  er- 
blickt am  Fenster  in  Augsburg  die  Philippine 
Welser.  Er  studierte  hierauf  4 Jahre  bei  Pe- 
lagio  Palagi  in  Mailand  und  zog  hernach  von 
da  nach  Rom,  wo  er  gleichfalls  ungefähr  vier 
Jahre  weilte,  während  welcher  er  Cornelius, 
Ingres,  Delacroix,  Tcnerani  und  andere  unter 
den  bedeutendsten  Künstlern  seiner  Zeit  ken- 
nen lernte.  In  Rom  malte  A.  die  Madonna 
della  Concezione  mit  Engelsglorie  und  zwei 
Heiligen,  welches  Bild  er  der  Pfarrkirche 


seines  Geburtsortes  schenkte.  Nach  Beendi- 
gung seiner  Studien  besuchte  er  München, 
und  begleitete  von  hier  aus  Cornelius  nach 
Paris,  wo  er  die  Festlichkeiten  mitmachte, 
womit  die  Franzosen  den  großen  deutschen 
Künstler  feierten,  weilte  etwa  ein  Jahr  in  der 
französischen  Hauptstadt,  und  nachdem  er 
auf  kurze  Zeit  London  besucht  hatte,  kehrte 
er  über  Hamburg,  Dresden,  Berlin  und  Wien 
nach  Hause  zurück.  Kurz  hierauf  unterlag 
er  im  Alter  von  nur  36  Jahren  einer  Gehirn- 
entzündung. 

Außer  den  zwei  bereits  angeführten  Bil- 
dern sind  hauptsächlich  noch  zu  erwähnen: 
Der  Levit  von  Ephraim  vor  seinem  ermorde- 
ten Weibe,  und  Kolumbus  mit  seinem  Sohne 
Diego  im  Kloster  von  Sta.  Maria  de  la  Ra- 
bida,  beide  im  Tricntiner  Museum. 

A.  zeichnete  korrekt  u.  verfügte  meistens 
über  sehr  anmutsvolle  Farbenakkordc.  Ein 
tiefer  Ernst  und  eine  große  Vornehmheit 
sprechen  aus  seinen  Werken.  Auch  als 
Schriftsteller  hat  er  sich  mit  Glück  versucht. 
Die  Novelle  Ferdinando  Conte  del  Tirolo 
(Rovereto,  1825,  8°),  welche  er  als  18jähriger 
Jüngling  schrieb,  zeichnet  sich  aus  durch 
Reinheit  der  Sprache  und  Gefühlsticfe. 

II  Messaggierc  Tirolese  vom  4.  10.  1843.  — 
österr.  Biograph.  Lexikon.  — Meyer,  Kstler- 
lex. — Wurzbach,  Biograph.  Lexikon.  — 
Tschischka,  Kunst  u.  Altertum  p.  139.  — 
Kunstblatt  1844  p.  100.  — F.  Ambrosi,  Scrit- 
tori  e artisti  Trentini,  2.  Aufl.  p.  288.  L.  O. 

Avancini,  s.  auch  Avansini. 

Avanjon,  Ernest  Thiirion  d’,  Still- 
lebenmaler in  Paris,  Schüler  von  C.  Busson 
und  Comte,  stellte  1868—1873  im  Salon  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl. 

H.  V. 

Avantino  dal  Borgo,  sonst  unbekannter 
ital.  Zeichner,  von  dem  in  der  Albertina  in 
Wien  eine  Kreide-  und  Rötelzcichnung,  histor. 
Szene  mit  gefesselten  Greisen,  erhalten  ist. 

Jahrb.  d.  kunsth.  Samml.  d.  österr.  Kaiserh. 
XIII  2.  Teil.  ** 

Avanzarani,  Francesco,  gen.  „il  Fanta- 
stico",  italien.  Maler  des  15.  Jahrh.  in  Vi- 
terbo.  Schöpfer  eines  in  der  dortigen  Pina- 
cotcca  comunale  befindlichen  Gemäldes,  das 
früher  dem  Spagna  zugeschrieben  wurde,  von 
Ccsare  Pinzi  („Storia  di  Viterbo“)  jedoch  auf 
Grund  urkundlicher  Forschungen  als  Werk  des 
A.  erkannt  worden  ist.  Auch  mehrere  andere 
in  Viterbo  vorhandene  Gemälde  werden  jetzt 
infolge  ihrer  stilistischen  Verwandtschaft  mit 
dem  crstcren  Bilde  dem  A.  zugeschrieben. 
Ein  Triptychon  im  Museo  Cristiano  der  Va- 
tikanischen Bibliothek  dürfte  gleichfalls  als 
Werk  des  A.  zu  betrachten  sein.  1494  erhielt 
A.  in  Cittä  di  Castello  Zahlung  für  Gemälde, 
die  er  dort  im  Palazzo  Communale  (Camera 
dei  Priori)  ausgeführt  hatte,  die  jedoch  nicht 
mehr  vorhanden  sind.  Der  Künstler  gehört 
dem  Stilcharakter  seiner  Gemälde  nach  augen- 


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Avanzi  — Avanzini 


scheinlich  zu  den  Schulnachfolgern  des  Peru- 
gino. 

G.  M a n c i n i,  Illustr.  etc.  di  Cittä  di  Ca- 
stello,  Perugia  1832  I 47  f.,  II  56.  — L’arte  II 
279.  A.  Murios. 

Avanzi,  A g o s t i n o,  Architekturmalcr  zu 
Brescia,  geh.  1585.  Er  malte  die  architekto- 
nischen Prospekte  zu  Camillo  Ramas  Fresken 
aus  dem  Leben  der  hl.  Katharina  von  Siena 
in  der  Cappella  di  S.  Tomaso  in  S.  Dome- 
nico zu  Brescia,  sowie  angeblich  auch  die- 
jenigen zu  Giov.  Giac.  Barbellas  Fresken  im 
Oratorio  di  S.  Rocco  zu  Brescia,  die  von 
anderen  für  Arbeiten  des  Ottavio  Viviani  ge- 
halten werden.  Noch  1663  fertigte  A.  einige 
Zeichnungen  für  die  Filippiner-Patres  zu 
Brescia. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — Z a n i, 
Encicl.  II  247.  — Fenaroli,  Art.  Brcsciani. 

F.  Malaguszi-Valeri. 

Avanzi,  Bartolome  o,  Majolikatöpfer 
(und  vielleicht  auch  Tcrrakotta-Reliefbild- 
ner)  in  Parma,  urkundlich  erwähnt  1487. 

Campori,  Not.  stör.  art.  d.  Majolica  etc. 
in  Ferrara  etc.  (1871)  p.  225.  E.  Scatassa. 

Avanzi,  Giovanni  Antonio,  Architekt 
in  Brescia,  reichte  1603  gleichzeitig  mit  Pietro 
Maria  Bagnadorc  und  Giov.  Batt.  Lantana 
einen  Entwurf  ein  für  den  Neubau  der  dor- 
tigen Kathedrale.  Um  dieselbe  Zeit  war  A. 
außerdem  mit  der  Anfertigung  von  Plänen 
zur  Restaurierung  der  Kirche  S.  Giovanni 
Evangelista  zu  Brescia  beauftragt. 

Z a n i,  Encicl.  II  248.  — Fenaroli,  Art.  Bres- 
ciani.  — Jahrb.  d.  Kgl.  preuß.  Kstsaminlgn.  III 
125  (über  Lantana  1603).  F.  Malaguszi-Valeri. 

Avanzi,  Giuseppe,  Maler,  gcb.  in  Fer- 
rara 30.  8.  1645,  f daselbst  29.  5.  1718.  In 
seiner  Jugend  Fcchtkünstler,  studierte  A.  spä- 
ter in  der  Werkstatt  seines  Freundes  Costanzo 
Cattaneo  die  Malkunst  und  setzte  nach  des- 
sen Tode  (1665)  seine  Malstudien  durch  Ko- 
pieren nach  Tizian  und  Correggio,  Guercino 
und  den  Carracci  weiterhin  selbständig  fort 
Leichtschaffend  und  außerordentlich  aneig- 
nungsfähig, aber  oberflächlich  und  mehr  imi- 
tatorisch veranlagt,  brachte  der  Künstler  in 
kurzer  Zeit  eine  ungewöhnlich  große  Anzahl 
von  Malwerken  für  die  Kirchen  und  Paläste 
Ferraras  hervor.  Cesarc  Cittadella,  Barotti, 
Baruffaldi  und  andere  zitieren  eine  Menge 
von  Arbeiten  dieses  Künstlers,  von  denen 
jedoch  einige  (wie  z.  B.  das  Altarbild  und 
die  Fresken  von  S.  Francesco  dclla  Mi- 
randola)  heute  nicht  mehr  existieren.  Von 
den  besseren  Werken  A.s  sind  zu  erwähnen: 
Die  Enthauptung  Johannes  des  Täufers  in  der 
Certosa,  die  Verkündigung  und  Heimsuchung 
Mariä  in  S.  Giuseppe,  der  Sturz  Luzifers  in 
der  Casa  Bartoli  und  die  Verlobung  der  hl. 
Katharina  in  S.  Domcnico  zu  Ferrara.  Be- 
sonders geschickt  war  A.  als  Maler  von  Land- 
schaften sowie  von  Blumen-  und  Friichte- 
StilJeben,  die  er  in  großer  Anzahl  für  die 


Paläste  der  Fcrraresi sehen  Nobilität  zu  lie- 
fern hatte. 

Baruffaldi,  Vite  de'  pittori  etc.  Ferra- 
resi  II  306.  — Ladcrehi,  La  Pitt.  Fcrrarese 
(1856)  p.  175.  — C c 3.  Cittadella,  Catalogo 
istorico  IV  52.  — Barotti,  Pitture  di  Ferrara 
(1770)  passim.  — Campori,  Gli  artisti  etc. 
negli  Stati  Estcnsi  p.  15.  — R o s i n i,  Storia 
dclla  Pittura  VII  27.  — I.anzi,  Storia  pitt.  IV 
293,  301.  — Meyer,  Kstlerlex.  E.  Modigliani. 

Avanzi,  N i c o 1 o,  Edclstcinschncider  aus 
Verona  im  Anfang  des  16.  Jahrh.  Er  machte 
sich  zu  Rom  einen  großen  Namen  durch  die 
Schönheit  seiner  Kameen  und  Intaglicn.  Eine 
dieser  letzteren  zeigte  die  Darstellung  der 
Geburt  Christi  in  Lapis  Lazuli,  welche  Gemme 
von  Isabella  Gonzaga,  Herzogin  von  Urbino, 
erworben  worden  ist.  In  der  Sammlung  Za- 
nettis  befand  sich  von  ihm  ein  schöner  Kameo : 
der  Kopf  Alexanders  d.  Gr.  in  der  Rüstung 
und  im  Schmuck  der  Minerva. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nuova  Antologia  vol.  63 
fase.  11  p.  441—469,  fase.  14  p.  294 — 324.  — Ms. 
H.  Rollctt. 

Avanzi,  V i 1 1 o r i o,  italien.  Landschafts- 
maler, gcb.  21.  2.  1850  in  Verona  (nach  an- 
deren im  Tessin),  studierte  in  München  und 
fand,  in  seine  Heimat  zurückgekehrt,  ver- 
dienten Beifall  mit  Bildern  wie  „Umgegend 
von  Dachau"  (angekauft  vom  Herzog  von 
Genua)  und  „Isarlandschaft“,  Daneben  malte 
er  auch  italien.  Sujets,  z.  B.  La  marina  di 
Capri  und  venctianische  Marinen.  Wieder- 
holt sah  man  seine  Bilder  auf  Schweizer  Aus- 
stellungen und  im  Glaspalast  in  München 
noch  1901  ein  Bild  „Oktober“. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viventi. 

— F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh. 

— Rasscgna  Nazionalc  vol.  114  p.  793—802.  — 

Natura  cd  arte  1893/4  I 961—66,  II  289—300, 
918—35.  H. 

Avanzi,  s.  auch  Avanzo. 

Avanzini,  Bartolomeo,  d.  Ä.,  Architekt 
aus  Genua,  1600  in  Rom  mit  Bauarbeiten  bezw. 
Bausteinlieferungcn  für  den  Palazzo  Vaticano 
beschäftigt. 

Bertolotti,  Art.  Subalpini  in  Roma  (1884) 
p.  164,  165. 

Avanzini,  Bartolomeo  d.  J„  Architekt, 
gcb.  im  1.  Jahrzehnt  des  17.  Jahrh.  zu  Rom 
als  Sohn  des  päpstlichen  Hofmalers  Sante 
Avanzini.  1634  vom  Herzog  Francesco  I. 
nach  Modena  berufen,  entwarf  Bartolomeo  A. 
(wohl  unter  Zugrundelegung  der  schon  vor- 
her eingereichten  Bauzeichnungen  des  mode- 
nesischen  Architekten  Girol.  Rainaldi)  die 
Pläne  zum  Umbau  und  teilweisen  Neubau 
des  dortigen  Palazzo  Ducalc,  deren  Ausfüh- 
rung unter  seiner  persönlichen  Leitung  als- 
bald in  Angriff  genommen  wurde.  Jedoch 
war  bis  zum  Tode  des  Künstlers  (1658)  in 
der  Hauptsache  nur  der  architektonisch  wenig 
erquickliche  Fassadenbau  des  Palastes  voll- 
endet, worauf  dann  Antonio  Luraghi,  der 
Schüler  und  Erbe  A.s,  mit  der  Weiterführung 


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Avanzini  — Avanzo 


des  Baues  betraut  wurde.  Die  glänzende,  der 
Palladio-Basilika  zu  Vicenza  nachgebildete  Hof- 
architektur wie  auch  die  nicht  minder  präch- 
tige Haupttreppenanlage  des  Palazzo  Ducale 
zu  Modena  wurden  bisher  gleichfalls  noch  auf 
die  Entwürfe  des  Bartolomeo  A.  zurückge- 
führt, sind  jedoch  neuerdings  von  Sandonnini 
als  Schöpfungen  des  Padre  Guarini  erkannt 
worden,  der  auch  den  von  A.  begonnenen  Kup- 
pelaufbau von  S.  Vinccnzo  zu  Modena  nach 
eigenen  Entwürfen  fortgesetzt  hatte.  — Gleich- 
zeitig mit  dem  Bau  des  Palazzo  Ducale  be- 
gann A.  1634  auch  mit  demjenigen  der  Kirche 
Madonna  di  Fiorano,  während  sein  Modell 
zum  Oratorio  di  S.  Carlo  zu  Reggio  Emilia 
erst  1666  durch  den  dortigen  Architekten 
Girol.  Beltrami  zur  Ausführung  gelangte. 
Der  angeblich  von  A.  besorgte  Umbau  der 
Kirche  S.  Giovanni  zu  Parma  reduziert  sich 
auf  einen  Entwurf  unseres  modenesischen 
Hofarchitekten  zu  dem  1657  von  Arcioni  ge- 
stifteten Hochaltäre  dieser  Kirche.  — Einen 
zweiten  großen  Palastbau  unternahm  A.  im 
Aufträge  des  Herzogs  von  Modena  1645  mit 
dem  Umbau  der  alten  Rocca  di  Sassuolo  zum 
herzogl.  Lustschlosse.  Auch  dieser  Schloß- 
bau wurde  erst  von  Antonio  Luraghi  vollen- 
det, jenem  Schüler  des  A.,  den  dieser  bei  sei- 
nem am  3.  7.  1658  in  Modena  erfolgenden 
Ableben  nicht  nur  zu  seinem  Vermögenserben 
bestimmt  hatte,  sondern  auch  zu  seinem  Nach- 
folger im  Amte  eines  Architctto  Ducale. 

Campori,  Art.  Ital.  etc.  negli  Stati  Esten«! 
p.  16—22,  301,  398,  438.  — A f f 6,  Scritt  Par- 
migiani  (1797)  V 245.  — Arcioni,  Pompe 
festive  etc.  di  Parma  (1661)  p.  15.  — San- 
donnini, Del  Padre  Guarino  Guarini  (Modena 
1890).  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  III  221,  223. 
— Illustraz.  Emiliana-Romagnola,  Bologna  1899, 
No.  4.  — Burckhardt,  Cicerone.  — Meyer, 
Kstlcrlcx.  F.  Malagussi-Valeri. 

Avanzini,  Pier  Antonio,  italicn.  Maler, 
geb.  1656  in  Piacenza,  lernte  bei  Marc-An- 
tonio Franceschini  in  Bologna,  der  zu  vielen 
Bildern  die  Zeichnungen  geliefert  haben  soll, 
während  A.  sie  in  Farben  ausführte.  Fran- 
ceschini erhielt  um  1686  den  Auftrag  zu  um- 
fassenden Malereien  im  Dome  von  Piacenza, 
an  deren  Ausführung  A.  wohl  einen  Hatipt- 
antei!  hat  In  der  Kirche  S.  Vergine  di  Cam- 
pagna,  Kapelle  des  hl.  Bernhardin  von  Siena, 
zu  Piacenza,  sicht  man  von  A.  ein  Gemälde 
mit  der  Madonna  und  Heiligen.  Die  Kirche 
Madonna  di  Piazza  besaß  von  ihm  den  hl. 
Philippus  Benizzi  die  Messe  lesend,  im  Chor, 
und  über  den  Türen  drei  andere  Bilder,  wo- 
von eines  die  Esther  darstellt.  Die  Kirchen 
S.  Giovanni,  S.  Simone,  S.  Protasio,  della 
Morte  etc.  enthalten  ebenfalls  verschiedene 
Gemälde  des  Künstlers.  Auch  soll  er  (nach 
anderen  dagegen  Giuseppe  Nogari)  um  1728 
die  Kopie  der  Sixtinischen  Madonna  gemalt 
haben,  die  in  S.  Sisto  zu  Piacenza  an  der 
Stelle  des  nach  Dresden  verkauften  Raffacli- 


schen  Originales  ihren  Platz  fand.  — Er  soll 
um  1733  gestorben  sein. 

C a r a s i,  Lc  pubbliche  pitture  di  Piacenza 
1780  pp.  41,  83  f.  — A m b i v c r i,  Artisti  Piacen- 
tini  (1878)  p.  112  ff.  — L a n z i,  Storia  pitt.  1822 
IV  94.  — B o n i,  Biogr.  — Scarabelli,  Guida 
di  monumenti  storici  ed  artistici.  Lodi  1841.  — 
Zahn,  Jahrb.  für  Kunstwissenschaft  III  251. 

— Notizen  von  St.  Lottici  nach  den  Mscr. 

Z a n i s und  Scarabelli-Zuntis  in  der 
Bibi.  Palat  zu  Parma.  R. 

Avanzini,  S a n t e,  italicn.  Maler,  geb.  in 
Siena  1581,  tätig  in  Rom,  wo  er  im  Aufträge 
des  Antonio  Bosio  für  dessen  Tafelwerk  „Ro- 
ma Sotterranea“  mit  dem  Kopieren  der  anti- 
ken Malereien  in  den  Katakomben  beschäf- 
tigt war.  Sein  Name  findet  sich  häufig  an 
den  Wänden  der  Katakomben  verewigt,  zum 
ersten  Male  1600,  zum  letzten  Male  1632, 
mehrmals  auch  mit  dem  Zusätze  „pittore  se- 
nese“.  Die  Katakomben  der  Hl.  Petrus  und 
Marcellinus  hat  A.  aus  Lokalpatriotismus  so- 
gar mit  einem  eigenhändigen  Wandgemälde 
geschmückt,  auf  dem  die  hl.  Katharina  von 
Siena  dargestellt  ist.  Für  seine  Zeit  kann 
er  noch  als  ein  außerordentlich  gewissenhaf- 
ter Zeichner  gelten,  und  obwohl  er  in  der 
Interpretation  der  antiken  Malereien  bisweilen 
starke  Irrtiimer  begangen  hat,  sind  seine  Ko- 
pien doch  weit  wahrheitsgetreuer  als  diejeni- 
gen der  übrigen  Zeichner  Bosios. 

V a 1 e r i,  Cenni  biografici  di  Antonio  Bosio. 

— Wilpert,  Die  Malereien  der  Katakomben 

Roms,  p.  174.  A.  Mutlos. 

Avanzini,  s.  auch  Avoncini. 

Avanzino,  Maler  aus  Gubbio,  17.  Jahrh., 
soll  ein  Freskobild  mit  dem  Erzengel  Michael 
in  S.  Maria  de  Vettorino  zu  Gubbio  ausge- 
führt *haben.  — Ein  Maler  des  Namens  soll 
auch  nach  Baldinucci,  Elenco  de’  Pittori  etc. 
in  Neapel  tätig  gewesen  sein. 

Baldinucci,  Opere  XIX  163.  H.  V. 

Avanzo,  Dominik,  Architekt,  Professor 
für  Fach-  und  Ornamentzeichnen  am  k.  k. 
technolog.  Gewerbe-Mus.  in  Wien,  geb.  in 
Köln  4.  1.  18-15,  Schüler  von  Wiethasc  in  Köln 
und  F.  v.  Schmidt  in  Wien,  war  1874 — 80 
Bauführer  am  k.  k.  Justizpalast  in  Wien.  Teils 
allein,  teils  in  Verbindung  mit  Paul  Lange 
baute  er  u.  a.  die  k.  k.  Unterrichtsanstalt  I, 
Wien,  Hegclgasse,  das  k.  k.  anatomische  In- 
stitut daselbst,  Schloß  Oslavan,  Achleithen, 
Grimschitz,  das  Gasthaus  „Zur  güldenen  Wald- 
schnepfe“ in  Dornbach,  Villa  Ernst  in  Kaltcn- 
leutgeben,  Villa  Pauer  in  Landshut,  Villa  Lö- 
venich in  Heidelberg,  Villa  Kobicrski  in  Hak- 
king. Er  publizierte  auch  ein  Möbelwerk: 
Renaissance-Möbel,  Verlag  J.  Stockingcr  & A. 
Morsack,  Wien  und  3 Serien  für  Hausindu- 
strie. Unter  mancherlei  Medaillen  und  Aus- 
zeichnungen erhielt  er  den  II.  Preis  bei  der 
Konkurrenz  um  das  Hamburger  Rathaus. 

K o s e 1,  Deutsch-österr.  Kstler-  u.  Schrift- 
stcllcrlex.  I 1902.  •* 


26g 


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Avanso 


Avanzo,  Giovanni,  Baumeister  in  Ve- 
nedig, war  1475  Vorsteher  des  Salzamtcs  und 
wurde  in  demselben  Jahre  als  Sachverständi- 
ger mit  Taxierung  einiger  Häuser  auf  der 
Guidccca  beauftragt. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  c scult  nel  Kinase,  in 
Venezia  II  117.  L.  Ferro. 

Avanzo,  Jacopo,  Paduaner  Maler  der  zwei- 
ten Hälfte  des  14.  Jahrh.,  Schüler  und  Mitar- 
beiter Altichicros  (s.  dort).  In  Verona  sind 
keine  Arbeiten  von  ihm  nachweisbar;  er 
scheint  erst  in  Padua  mit  Altichiero  zusam- 
mengetroffen zu  sein.  Lange  Zeit  glaubte  man 
aus  der  Inschrift  unter  den  Fresken  in  S. 
Michele  in  Padua  von  1397  schließen  zu  sol- 
len, daß  Jacopo  aus  Verona  stamme.  Aber 
Schubring  (Altichiero  S.  121)  hat  nachgcwie- 
sen,  daß  der  hier  tätige  Jacopo  da  Verona  ein 
späterer  und  weniger  bedeutender  Maler  ist; 
zu  demselben  Resultat  kam  neuerdings,  unbe- 
kannt mit  den  Ergebnissen  der  deutschen  For- 
schung, Giuseppe  Badego  in  der  Schrift:  II 
pittore  Jacopo  da  Verona  1355 — 1442  (Trc- 
viso  1906).  Auch  mit  Jacopo  Avanzo  da  Bo- 
logna (s.  d.)  ist  der  Paduaner  nicht  zu  iden- 
tifizieren. Seine  Hauptlcistung  ist  die  Lucia- 
legende  im  Oratorium  S.  Giorgio  beim  Santo 
in  Padua  und  die  Fresken  der  Schmalwände 
dieser  Kapelle  (Kreuzigung  und  Geburtsgc- 
schichtc  Christi),  während  die  Fresken  der 
Catcrinalegende  einem  zweiten  Altichiero- 
Schülcr  angehören,  der  seinem  Meister  näher 
steht  als  Jacopo.  Liegt  Altichieros  Stärke  im 
malerischen  Aspekt  und  in  der  Bewältigung 
der  Gruppe,  so  spricht  Jacopo  mehr  mit  der 
Linie,  dem  Umriß  und  mit  der  perspektivischen 
Freiheit.  Auch  gelingt  es  ihm,  den  aus  vier 
Bildern  bestehenden  Freskenzyklus  der  Lucia- 
legende  in  einheitlichem  Duktus  vorzuführen, 
so  daß  das  Ganze  wie  eine  Prozession  vorüber- 
zieht, um  im  mächtigen  Kirchenportal  des 
letzten  Bildes  zu  verschwinden.  Jacopo  steht 
der  Florentiner  Tradition  näher  als  sein  Leh- 
rer, und  die  Fresken  der  Arena  haben  ihn  be- 
einflußt. Aber  er  sucht  statt  des  monumen- 
talen Lebens,  wie  es  Giotto  gibt,  viel  lieber 
das  Idyll  und  den  Zufall  der  Erscheinungen 
zu  malen,  so  daß  eine  bürgerlich-innige  Stim- 
mung die  Bilder  durchzieht.  Ihm  fehlt  das 
Romantische  und  Ritterliche,  das  Altichiero, 
der  „familiaris“  der  Scaliger,  hat  und  das 
diesen  mit  Simone  Martini  verbindet.  Pa- 
duaner Lokalpatriotismus  (Mich.  Savonarola) 
hat  Jacopo  mit  Altichiero  in  eine  Linie  ge- 
stellt; nichts  falscher  als  dies.  Der  Genosse 
seiner  Heimat  und  seines  Stils  ist  Guariento, 
dem  er  so  nahe  kommt,  daß  man  ihn  seinen 
Lehrer  nennen  möchte.  — Von  dem  oben  er- 
wähnten Jacopo  da  Verona  ist  außer  den  ge- 
nannten Fresken  in  S.  Michele  in  Padua,  die 
von  dem  42jährigen  stammen,  fcstgestcllt  seine 
Tätigkeit  für  die  Carraresen  in  Verona  1404 
(nach  der  Eroberung  der  Stadt)  ; er  bleibt 


dann  in  Verona,  wo  er  bis  1442  nachweisbar 
ist.  Seine  Söhne  Lamberto  (1375 — 1399)  und 
Battista  (1385  bis  ca.  1464)  sind  ebenfalls 
Veroneser  Maler. 

Lit.  s.  unter  Altichiero ; außerdem  die  im  Texte 
genannte  Schrift  von  G.  Biadego.  — Bcr- 
n a s c o n i,  Studi  sopra  la  storia  dclla  pittura 
Italiana  dei  secoli  XIV  e XV  c della  scuola 
pittorica  Veronese.  Verona  1864.  — Z a n n an- 
dre i s,  Le  vite  dei  pittori  etc.  veronesi,  cd. 
Biadego,  1891.  P.  Schubring. 

Avanzo,  Jacopo,  da  Bologna,  Bolog- 
neser Maler  des  Trecento,  (nicht  zu  verwech- 
seln mit  Altichieros  Genossen  in  Padua,  noch 
mit  dem  ebenfalls  in  Padua  tätigen  Jacopo  da 
Verona,  der  die  Freske  in  S.  Michele  in  Pa- 
dua u.  a.  gemalt  hat),  ein  Genosse  des  Vi- 
tale, Simone  und  Cristoforo  da  Bologna.  Von 
ihm  eine  kleine  bez.  Tafel  mit  der  Kreuzigung 
in  Rom,  Galleria  Colonna,  bez.:  Jacobus  de 
Avanciis  de  Bononia  f.  Außerdem  befindet 
sich  in  der  Akad.  in  Venedig  auf  dem  Bilde 
No.  410  die  Bezeichnung  Jacobus  Avanzi  1307. 
Ähnlich  die  Krcuzigungstafcl  der  Bologneser 
Pinacoteca  No.  160  und  die  Tafel  No.  159  ib. 
mit  dem  Tod  Mariae,  der  Geburt  Christi,  der 
Anbetung  der  Könige,  der  Beschneidung, 
Flucht  nach  Ägypten,  der  Disputa  des  12jäiir. 
Jesus,  Himmelfahrt  und  dem  Pfingstbild.  Der 
Künstler  scheint  der  zweiten  Hälfte  des  14. 
Jahrh.  angehört  zu  haben;  er  ist  auch  noch 
an  den  1404  vollendeten  schönen  Fresken  der 
Chicsa  di  Mczzarata  bei  Bologna  (alt-  und 
neutestamentl.  Darstellungen  von  der  Schöp- 
fung bis  zum  Tod  des  Moses)  beteiligt.  Nach 
Vasari  III  41  soll  hier  Cristofano  gemalt  ha- 
ben. Aber  unter  dem  Fresko  des  Wunders 
am  Teich  Bcthcsda  (Phot.  Alinari  10523)  liest 
man : Jacobus  fecit.  Von  ihm  stammt,  ge- 
meinsam mit  Simone  dc’Crocifissi  gemalt,  das 
Fresko  der  Beschncidung  Christi,  und  allein 
die  Anbetung  der  Könige;  ebenso  wird  sich 
der  unter  der  Josephgeschichte  der  rechten 
Wand  früher  (Guida  di  Bologna  1792)  les- 
bare Name  Jacobus  f.  auf  unseren  Künstler 
und  nicht  auf  Jacobus  Pauli  da  Bologna  (s. 
dort)  beziehen.  Unser  Künstler  repräsentiert 
mit  den  obengenannten  Bologncscrn  die  we- 
nig bedeutende  von  Rimini  und  Padua  beein- 
flußte Trecentomalerci  der  alten  Bononia,  die 
dem  Buchstaben  und  dem  Wissen  stets  mehr 
gehuldigt  hat  als  der  Form  und  Farbe.  Der 
starke  Einfluß  Altichicros,  der  sich  in  den 
Fresken  in  S.  Petronio  (rechts  die  ersten  drei 
Kapellen)  verrät,  fällt  erst  in  die  Zeit  nach 
Avanzos  Tode. 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Italien.  Ausg. 
IV  77  ff.  — A.  B r a c h,  Giottos  Schule  in  der 
Romagna  S.  95  ff.  — Schubring,  Altichiero 
etc.  S.  80.  p-  Schubring. 

Avanzo,  Johann,  Landschafts-  und  Bild- 
niszeichner und  Kunsthändler  zu  Köln,  geh. 
am  2.  8.  1804  zu  Pieve  Tessino  bei  Trient, 
t zu  Köln  am  1.  7.  1853.  Eine  Folge  von  10 


270 


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Avanzo  — Aveele 


Rheinlandschaften  ist  nach  Zeichnungen  von 
ihm  lithographiert. 

M e r 1 o,  Kölnische  Kstler.  1895.  H.  V. 

Avanzo,  s.  auch  Avansi. 

Avarne,  C.,  Miniaturmaler  in  London,  stellte 
1793  drei  Porträtininiaturcn  (Mrs.  Keil,  Sir 
W.  Dolbcn  u.  Miß  Linwood)  in  der  Roy. 
Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 81.  *• 

Avayn,  s.  Havein. 

Ave,  Emile  Georges,  Landschaftsmaler, 
geb.  in  Saint-Denis.  Schüler  von  Mouchot  und 
Grollan,  tätig  in  Villencuvc-la-Garcnne ; stellte 
im  Salon  18S0 — 1888  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Avecilla,  C r i s p u 1 o,  span.  Stecher  und 
Nielleur,  geb.  im  Juni  1828  zu  Toledo,  Schü- 
ler der  Akäd.  S.  Isabclla  daselbst,  trat  1S42 
in  die  Waffcnfabrik  zu  Toledo  ein,  wo  er  bis 
1876  verblieb,  um  dann  ein  Privat-Atelier  ein- 
zurichten. Er  führte  zahlreiche  Waffen  aus. 
ebenso  andere  Gegenstände  im  arabischen  und 
ira  Renaissance-Stil  mit  Gold-  und  Silber-In- 
krustationen, wie  Degen,  Spieße,  Dolche, 
Jagdmesser,  Schnallen,  Kandelaber,  Kästchen 
usw.  Wir  erwähnen  besonders  eine  Vase  in 
maurischem  Stil,  die  von  Kennern  für  ein 
antikes  Kunstwerk  gehalten  wurde.  Er  betei- 
ligte sich  an  einer  großen  Anzahl  spanischer 
sowie  fremdländischer  Ausstellungen,  ganz  be- 
sonders an  den  Madrider  Ausstellungen  von 
1848,  1862  und  1864,  ebenso  an  der  zu  Wien 
von  1868,  wo  seine  sehr  geschätzten  Kunst- 
werke Auszeichnungen  erlangten. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  cspanolcs  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Aved,  Mme  Anne  Charlotte  geb.  Gau- 
thicr  de  Loiserolle.  Franzos.  Malerin.  Toch- 
ter eines  Offiziers.  1695  geb.,  heiratete  1725 
den  Maler  Jacques-Andre-Joseph-Camelot  A., 
der  zwei  Porträts  von  ihr  gemalt  hat  (ge- 
stochen von  Balechou).  Mme  Aved  soll  auch 
selbst  einige  gute  Porträts  gemalt  haben. 

J a 1,  Dict.  crit.  — Bulletin  des  b.-a.  I 176. 

E.  Langevtrt. 

Aved,  Jacques-Andre-Joseph-Ca- 
melot, französ.  Porträtmaler,  geb.  12.  1. 
1702  wahrscheinlich  zu  Douai  und  von  vlä- 
mischen  Eltern.  Früh  des  Vaters  beraubt, 
wurde  er  in  Amsterdam  erzogen  und  kam 
ganz  jung  zu  dem  Stecher  Bernard  Picart, 
seinem  Landsmanne,  in  die  Lehre,  später  nach 
Paris  zu  dem  Porträtmaler  A.  S.  Belle  (f  1734) 
u.  war  befreundet  mit  dessen  Schülern  Carle 
Vanloo,  Boucher,  Dumont  lc  Romain  und  be- 
sonders mit  Chardin.  Mit  letzterem  arbeitete 
er  gemeinsam,  und  manches  seiner  Bilder  wird 
Chardin  zugeschrieben,  der  ihn  in  seinem  be- 
rühmten Bilde  Le  Souffleur  porträtiert  hat. 
A.  heiratete  1725  und  wurde  1734  Akademie- 
mitglied auf  Grund  der  Porträts  von  J.  F.  de 


Troy  und  von  Cazcs;  1744  wurde  er  Conscil- 
ler  der  Akad.  und  1764  Pensionär.  Das  Ge- 
mälde, das  ihn  auf  die  Höhe  seines  Rufes 
brachte,  war  das  Porträt  des  Mehemct-  Effen- 
di,  Gesandten  des  Sultans,  ausgestellt  im  Sa- 
lon 1742,  jetzt  im  Mus.  zu  Versailles.  1744 
wurde  er  beauftragt,  das  Porträt  Louis'  XV. 
zu  malen,  das  ihm  den  Hofmalertitel  eintrug, 
und  1751  malte  er  im  Haag  den  Statthalter 
Willem  IV.  (in  mehreren  Wiederholungen, 
eine  im  Mauritshuis,  2 im  Rijksmus.,  alle  3 
1751  datiert).  Er  stellte  in  9 Salons  von  1737 
bis  1759  aus,  eine  lange  Reihe  meist  hervor- 
ragender Persönlichkeiten,  Männer  wie  Frauen. 
Mariette  zufolge,  der  ihm  sonst  schwache 
Zeichnung  nachsagt,  war  eins  seiner  schön- 
sten das  Porträt  des  Marschall  Clermont-Ton- 
nerre,  in  ganzer  Figur,  1759  gemalt.  Außer 
den  genannten  Mus.  hat  der  Louvre  von  ihm 
die  Porträts  des  Marquis  de  Mirabeau,  des  P. 
J.  Cazes  und  des  J.  F.  de  Troy;  das  Mus. 
zu  Versailles  außer  dem  Porträt  des  Mehe- 
met-Effendi  noch  das  des  J.  B.  Rousseau ; das 
Mus.  von  Valencicnnes  das  Bildnis  der  Frau 
von  Tencin;  das  Mus.  zu  Montpellier  das  der 
Mme  Crozat.  — Im  Besitz  der  Familie  Cour- 
nault-Aved  in  Nancy  befinden  sich  noch  16 
seiner  Bilder.  — Er  starb  in  Paris  am  4.  3. 
1766  u.  hinterließ  eine  wertvolle  Kunstsamm- 
lung, die  z.  B.  das  volle  Oeuvre  der  Radie- 
rungen Rembrandts  enthielt. 

C a s t i 1 1 o n,  Necrologe  des  artistes  et  des 
curieux  de  1765 — 1782  (Revue  universelle  des 
arts  t.  XII.  113).  — Catal.  raisonne  de  ta- 
blcaux  ....  par  P.  Remy,  Paris,  Didot  1766, 
mit  der  biogr.  Notiz  von  Aved  von  Loizerolle.  — 
Gar.  d.  b.-arts,  I scr.  XVI  152—156,  XVII  165 ; 
II  scr.  VIII  234,  XV  522,  528,  529;  scr.  de 
1869—1880,  XI  480,  XII  274,  III.  s6r.  XXXII 
89 — 100,  215—224,  341 — 352.  — Memoircs  ine- 
dits  sur  la  vie  et  les  ouvrages  des  membres  de 
l'acad.  roy.  de  peinture  et  de  sculpture  235,  436. 

— V i t e t,  L‘acad£mie  roy.  de  peinture  et  de 
sculpture  361.  — Dussieux,  Les  artistes 
frang.  ä l'6trangcr.  — Guiffrey,  Collection 
des  livrets  des  ancienncs  expositions  . . . passim. 

— Mariette,  Abcccdario  I 41.  — La  Bi- 

garrure  vol.  9.  — De  Fontenay,  Dict. 

des  Artistes.  — Jal,  Dict.  crit.  — Bellier- 
Auvray,  Dict.  gen.  — R£un.  des  Soc.  des 
Beaux-Arts  III  107.  — Archives  de  l’art  frang. 
I 384;  II  358,  366,  375;  V 207.  — O b r e e n, 
Archief  IV.  — Wurzbach,  Nicdcrl.  Kstlerlex. 
1904.  — Meyer,  Kstlerlex.  (hier  zahlreiche 
Stiche  nach  ihm).  — Oud  Holland  1901.  — B r e- 
d i u s,  Kat.  d.  Mauritshuis.  — Guide  ott  nouvclle 
description  de  la  Haye  et  de  ses  environs.  La 
Haye  1785  p.  129.  — Revue  univ.  des  Arts  XXI 
351.  — Oeuvres  de  J.  B.  Rousseau.  Lettres. 
18.  Oct.  1738.  10.  Mai  et  26.  Sept.  1738.  10.  Mai 
1739.  2.  Sept.  1739.  2.  Janvicr  1740.  3.  Jan- 

vier  1740.  9.  Juillet  et  9.  Aout  1740.  25.  Sept. 
1740  (ä  Boutct  de  Montheri,  ä Aved,  ä Louis 
Racine,  k M.  B.  chanoine  d’Anvcrs.  — Oeuvres 
de  Voltaire.  — Richcsses  d’art  de  Fr. : Arch.  d. 
Mus.  Rg.  Bd.  III.  — Duthilloeul,  Galerie 
Douaisienne.  E.  Langevin. 

Aveele,  Johannes  van  den,  früher 
wahrscheinlich  ansässig  in  Leiden,  wurde,  als 


271 


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Aveiro  — Aveline 


Willem  Swidde  gestorben  war,  1698  nach 
Schweden  berufen,  um  an  der  Ausführung  des 
großen  Prachtwerkes  „Suecia  antiqua  et  ho- 
dierna“  zu  helfen,  das  1716  vollendet  wurde; 
gegen  160  Blatt  sind  darin  von  seiner  Hand. 
Von  seinen  noch  in  der  Heimat  radierten 
Blättern  ist  die  frühest  bekannte  Arbeit  die 
große  Darstellung  eines  aufgetakelten  Schif- 
fes „J.  van  den  Aveele  Fee  et  aqua  forti“, 
erschienen  in  Jac.  Robyn,  HollandscheSchecps- 
bouw,  Amsterdam  1678.  Die  große  Folge 
von  Ansichten  des  Landgutes  Sorgvlict  bei 
Haag  und  eine  ähnliche  Folge  über  das  Land- 
gut Anguien  sind  verdienstvolle  Leistungen. 
In  Schweden  hat  er  außer  seiner  Mitarbei- 
tung  an  dem  obengen.  Werke  auch  viele  Por- 
träts usw.  für  Bücher  radiert.  Er  wurde  spä- 
ter Vorleser  in  der  holländ.  Kirche  zu  Stock- 
holm, geriet  in  dürftige  Verhältnisse  u.  starb 
dort  am  18.  5.  1727.  Der  Künstler  zeichnete 
sich  Aveelen,  Aveele,  Avelen  und  Avelc  und 
bediente  sich  auch  eines  aus  J.  V.  D.  A. 
ligierten  Monogramms  sowie  der  Initialen  J. 
V.  D.  A. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (Verz.  v.  38  Nummern). 

— S.  L.  Gahm.  - Pehrssens  Künstlerbiogr. 
in  der  Bibi,  der  Univ.  Upsala.  — Klercker, 
Geneal.  Samml.  in  der  kfd.  Bibi,  in  Stockholm. 

— Kupfcrstichsamml.  d.  kgl.  Bibi,  und  des  Na- 

tionalmus. in  Stockholm.  (Mit  Notizen  von  J. 
Kruse.)  E.  W.  Moes. 

Aveiro,  Maria  de  Guadelupe,  Alen- 
castre  e Cardcnnas,  Herzogin  von  A., 
porttig.  Malerin,  gcb.  1630,  + 1715,  malte  zahl- 
reiche Bilder  für  Lissaboner  Kirchen  und 
wurde  1659  durch  die  Maler  in  das  Schieds- 
gericht der  Lukasgilde  gewählt. 

Cyrillo  Machado,  Colleccäo  de  mem.  p. 
41.  — R a c z y n s k i,  Dict.  p.  127.  — B e r m u - 
d e z,  Dicc.  — Q u i 1 1 i e t.  Dict.  des  p.  espagn.  — 
F i o r i 1 1 o,  Gesch.  d.  z.  Kste.  IV.  — Dict  biogr. 
da  Pintores,  Sev.  1875.  A.  Haupt. 

Avela,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona. 
Aus  dem  Jahre  1532  eine  Zeichnung  von  ihm 
zu  einem  Medaillon  im  Archiv  der  Innung  zu 
Barcelona. 

Vifiaia,  Adic.  II  38.  M.  v.  B. 

Avelar,  Braz  (Blasius)  d’,  portug.  Maler. 
Von  Cyrillo  unter  den  ältesten  portug.  Malern 
erwähnt  Nach  Taborda,  der  sich  auf  Fr. 
Jos.  Pereira  de  Sta.  Anna  beruft,  arbeitete  er 
um  1510.  Er  erzählt,  daß  A.  sicher  für  das 
Kloster  zu  Bclem  malte.  Carvalho  gibt  an, 
daß  über  der  Treppe  des  Haupteinganges 
Malereien  von  ihm  und  Arrerino  sich  be- 
fänden. Er  schwankt  aber,  ob  das  Gemälde 
des  kreuztragenden  Christus  von  ihm  oder 
dem  letztgenannten  stamme.  Cyrillo  schreibt 
dies  Bild  dem  Campello  zu.  — Taborda  zählt 
A.  zu  den  Malern,  die  durch  König  D.  Ma- 
nuel zu  ihrer  Ausbildung  nach  Italien  ge- 
schickt wurden. 

Cyrillo  Machado,  Colleccäo  de  mem.  p. 
17.  — R a c z y n s k i,  Dict.  p.  17.  — Taborda, 


Regras  da  arte  da  pintura  1815  p.  152.  — Car- 
valho, Chorographia  T.  3 p.  660.  A.  Haupt. 

Avelar,  R e b e 1 1 o Jose,  d’,  Maler  zu 
Lissabon,  der  1639 — 56  erwähnt  wird.  Er 
malte  1639 — 48  für  die  Decke  der  Kirche  dos 
Martyres  72  Gemälde  aus  dem  Leben  Jesu 
und  die  Einnahme  von  Lissabon  über  dem 
Chorbogen ; besonders  gerühmt  wird  der 
Knabe  Christus  unter  den  Schriftgelehrten 
in  S.  Roque;  ferner  Gemälde  in  der  erzbi- 
schöfl.  Bibliothek,  in  Sakristei  und  Biblio- 
thek zu  Belem  (dort  ein  hl.  Hieronymus). 
Ebenso  in  der  Vorhalle  von  S.  Bcnto  ein 
mächtiges  Bild  Triumph  der  hl.  Jungfrau  von 
1656.  Die  zuerst  genannten  Deckengemälde 
wurden  1746  durch  eine  reiche  Stuckdeko- 
ration von  Jo.  Grossi  und  ein  großes  Ge- 
mälde des  Vieira  Lusitano  ersetzt  — Cyrillo 
rühmt  seine  Begabung,  die  ihn  ohne  Lehr- 
meister, nur  durch  großen  Fleiß,  zu  bedeu- 
tenden Leistungen  gelangen  ließ.  — A.  war 
1644  Schiedsrichter  in  der  Lukasgilde. 

Cyrillo  Machado,  Colleccäo  de  mem.  p. 
76.  — Raczynski,  Dict.  p.  17.  — Dcrs.,  I-cs 
arts  en  Portugal  p.  288 — 89.  A.  Haupt. 

Avele  u.  Avelen,  s.  Aveele. 

Aveline,  französ.  Medailleur,  gravierte  1810 
eine  Erinnerungsmedaille  auf  den  General  De- 
caen,  den  Gouverneur  von  Mauritius  (Ile- 
de-France). 

Forrer,  Biogr.  Diction.  of  Mcdall.  H.  V. 

Aveline,  Antoine,  französ.  Maler,  wurde 
16.  4.  1646  Mitglied  der  Academie  de  St  Luc 
in  Paris  und  starb  daselbst  am  26.  10.  1678. 
Sonst  nichts  bekannt 

Revue  univers.  des  arts  XIII  324.  — Her- 
1 u i s o n,  Actes  d’etat  civil  d’art.  franc. 

H.  Stein. 

Aveline,  Antoine,  französ.  Kupferstecher, 
geb.  1691,  f 1743,  stach  Ansichten  von  Schlös- 
sern und  Städten,  z.  B. : Saint  Cloud,  Chan- 
tilly, Meudon,  Versailles,  Chambord,  Mailand, 
Lissabon  und  nach  Mondon  le  fils  1736  sechs 
Hefte  mit  Ornamenten  und  Modefiguren  im 
Rokokostil ; weiterhin  führte  er  nach  dem- 
selben Maler  aus:  l’heure  du  matin  und  l’heure 
du  midi.  Vornehmlich  stach  er  aber  topogra- 
phische Ansichten.  Seine  Stcchmanicr  ist 
ziemlich  hell. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verz.  von  Werken).  — 
Portalis  et  Biraldi,  Lcs  graveurs  d.  XIX« 
s.  — Arch.  de  l’art  frangais  I 398;  III  178; 
IV  49,  339.  — Nouv.  Arch.  de  l'art  frang.  IX 
191.  — Engine  Piot,  Etat  civ.  — Le  Blanc, 
Manuel.  P.  A.  Lemoisne. 

Aveline,  Franqois  Antoine,  gen.  der 
jüngere,  französ.  Zeichner  und  Kupferstecher, 
gcb.  zu  Paris  21.  5.  1727,  f zu  London  1780, 
Schüler  seines  Vetters  Pierre.  Da  er  in  Paris 
keine  Anerkennung  fand,  ging  er  im  Alter 
nach  England,  um  dort  sein  Glück  zu  suchen. 
Man  kennt  von  ihm:  la  Vue  perspective  de 
rillumination  de  la  rue  de  la  Fcrrouerie; 
Chinoiseries,  nach  Boucher,  chinesische  Su- 
jets nach  Pillement;  andere  Stiche  nach  Vel- 


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Aveline  — Avellino 


scn  und  Teniers;  ferner:  le  temps  de  l’apres- 
diner  und  le  temps  de  la  soiree,  nach  Mondon 
le  fils;  außerdem  führte  er  Illustrationen  für 
die  „Histoire  generale  des  Voyages  de  l’abbe 
Prevost“  aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  (33  Num.  s.  Oeuvre).  — 
Fontenai,  Dict.  des  Art.  1776.  — P o r t a 1 i s 
et  B £ r a 1 d i,  Les  graveurs.  — Le  Blanc, 
Manuel.  P.  A.  Letnoisne. 

Aveline,  Jean,  französ.  Maler,  wahr- 
scheinlich der  Sohn  des  Antoine  A.,  gcb.  in 
Paris  im  Mai  1658,  f daselbst  bereits  am  2.  3. 
1685.  Sonst  nichts  bekannt. 

H c r 1 u i s o n,  Actes  d’etat  civ.  d’art.  frang.  — 

P i o t,  Etat  civil.  H.  Stein. 

Aveline,  Jean,  französ.  Stecher,  geb.  1739, 

+ 4.  9.  1781.  Man  kennt  von  ihm  Akademie- 
Darstellungen,  gestochen  für  die  „Serie  de 
diverses  figures  d’Academie  dessinees  par  Edm. 
Bouchardon".  Er  arbeitete  meist  für  Ver- 
leger. 

H c r 1 u i s o n,  Actes  d’Etat  civ.  — Eugene 
P i o t,  Etat  civ.  P.  A.  Letnoisne. 

Aveline,  Joseph,  französ.  Kupferstecher, 
von  Heinccken  als  1638  gcb.  und  1690  gest 
erwähnt  p.  A.  Letnoisne. 

Aveline,  Louis,  französ.  Stecher,  Sohn  des 
Antoine  A.,  starb  1753,  21  Jahre  alt,  zu  Paris. 

E.  P i o t,  Etat  civ.  — Hcrluison,  Actes 
d'Etat  civ.  P.  A.  Letnoisne.  • 

Aveline,  Pierre,  gen.  „le  Vieux“,  französ. 
Kupferstecher,  1654 — 1722.  Schüler  von  Adam 
Perellc.  Er  stach  Kostümkupfer  und  viele  An- 
sichten von  Paris  und  anderen  Städten  Frank- 
reichs, vornehmlich  auch  topographische  An- 
sichten. 

Meyer,  Kstlerlex.  (52  Num.  s.  Oeuvre).  — 
G u i 1 m a r d,  Les  maitres  ornem.  — Porta- 
lis  ct  B e r a 1 d i.  — Gaz.  des  Beaux-Arts  I, 
XV,  XVI,  XXV;  2e  p6r.  XXIII,  XXXVIII; 
3e  per.  I,  XIII,  table  alphab&ique.  — E.  P i o t, 
Etat  civ.  — Le  Blanc,  Manuel.  — M a r i e 1 1 e, 
Abcccdario.  P.  A.  Letnoisne. 

Aveline,  Pierre,  Maler,  Sohn  des  Ste- 
chers Pierre  A.,  geb.  28.  11.  1679;  nach  einer 
Urkunde  vom  7.  4.  1742  scheint  er  später 
die  Malerei  aufgegeben  zu  haben,  um  sich 
der  Medizin  zu  widmen. 

Hcrluison,  Actes  d’Etat-Civil  1873,  p.  15. 

H.  V. 

Aveline,  Pierre  Alexandre  od.  Pierre 
II,  1702 — 1760,  französ.  Kupferstecher,  Sohn 
vor.  Pierre  A.,  Schüler  von  J.  B.  de  Poilly. 
1737  wurde  er  Akademiemitglied,  indessen 
1742  im  Register  ausgestrichen,  weil  er  seine 
erforderlichen  beiden  Porträts  nicht  ausge- 
führt hatte.  Er  stach  nach  einigen  alten  Ge- 
mälden, aber  vornehmlich  reproduzierte  er 
solche  seiner  Zeitgenossen,  wie  Bouchers  und 
Bouchardons,  von  dem  er  z.  B.  les  livres  d’en- 
fants  stach;  nach  Oudry:  le  gibier  mort, 
garde  par  un  chicn;  nach  Lebrun  stach  er 
Ornamente.  Am  besten  interpretierte  er  Wat- 
teau, z.  B.  la  Recreation  italiennc,  les  Char- 
mes de  la  Vic,  l’Enlevement  d’Europe,  Venus 


blessee  par  l’amour,  Diane  au  bain,  l’Amante 
inquiete,  l’cnscigne  de  Gcrsaint,  le  May.  Er 
führte  auch  Porträts  aus;  seine  besten  sind 
Chuppin  nach  J.  Autrcau;  Joseph  Paris  Du- 
verney  nach  Vanloo;  Kardinal  Fleury  nach 
Jean  Chevalier.  Er  stach  endlich  auch  Vig- 
netten nach  Boucher,  Le  Mesle  etc.  Seine 
Manier  ist  sehr  hell  und  leuchtend. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  Katal.  159.  Num- 
mern). — Bcllier-Auvray,  Dict.  gen.  — 
Dussieux,  Artistes  frang.  ä i'Etranger.  — E. 
P i o t,  Actes  d’Etat  civ.  — J a 1,  Dict.  crit.  — 
Portalis  ct  Beraldi,  Les  graveurs  d. 
XIXo  s.  — Le  Blanc,  Manuel.  P.  A.  Letnoisne. 

Avellä,  G u i 1 1 c r m o,  Archit  in  Barcelona 
im  Jahre  1391. 

V i n a z a,  Adic.  I 21.  M.  v.  B. 

Avellaneda,  Francisco  de,  Holzbild- 
hauer in  Madrid,  1551 — 1568. 

Gomei,  Escult  en  Esp.  S.  603. 

Avellanus,  P.  A 1 b e r i c u s,  florent.  Ma- 
ler, wahrscheinlich  des  18.  Jahrh.,  nur  be- 
kannt durch  das  von  G.  Guttierez  nach  ihm 
gestochene  Blatt : Der  hl.  Bernhard  von  Siena. 

II  c i n e c k e n,  Dict.  d.  Artistes  I 597.  H.  V. 

Avellar,  s.  Avelar. 

Avelli,  Francesco  Xanto,  s.  Xanto,  Fr. 

Avelli,  s.  auch  Avello. 

Avellino,  G a e t a n o,  Silberschmied  in  Nea- 
pel, arbeitete  1756  verschied.  Kirchengerät  für 
Carmine  Maggiore  daselbst. 

G.  F i I a n g i e r i,  Indice  d.  artefici  etc.  Na- 
poli 1891,  I 39.  ** 

Avellino,  G i u 1 i o (od. Giacinto) , gen.  il  Mes- 
sinese,  italicn.  Landschaftsmaler,  geb.  in  Mes- 
sina, f 3.  8.  1700  im  Hospital  dei  Battuti 
Bianchi  in  Ferrara  und  in  der  Parochialkir- 
che  S.  Salvatore  begraben.  Studierte  zuerst 
in  Messina  bei  Niccolö  Francesco  Maffei 
Mathematik,  Perspektive  und  Architektur, 
ging  nach  Neapel,  kehrte  dann  wieder  nach 
Messina  zurück,  hielt  sich  vorübergehend  in 
Rom  und  Venedig  auf  und  ließ  sich  schließ- 
lich in  Ferrara  nieder.  Man  weiß  nicht,  wer 
sein  Lehrer  in  der  Landschaftsmalern  war. 
Vielleicht  ließ  er  sich  in  Rom  durch  Salvator 
Rosas  Gemälde  beeinflussen,  dessen  eigentli- 
cher Schüler  er  jedoch  nicht  gewesen  ist. 
In  seinen  Gemälden  behandelte  er  Szenen  aus 
der  alten  Geschichte  und  schmückte  seine 
I-andschaften,  in  der  Art  des  Gian  Paolo 
Pannini,  mit  den  Ruinen  antiker  Bauwerke 
und  Säulenhallen  mit  zierlicher  Staffage.  Seine 
Hauptwerke  führte  er  in  Ferrara  aus,  wo  er 
den  Vorraum  des  großen  Saales  der  Re- 
sidenza  dei  Consoli  ausmaltc  und  für  ver- 
schiedene vornehme  Familien  wie  die  Donati, 
Pomatelli,  Cremona  und  andere  tätig  war. 
Er  gehörte  auch  verschiedenen  literarischen 
Gesellschaften,  wie  der  der  Intrepidi  an. 

B a r o 1 1 i,  Pitt,  di  Ferrara  p.  193.  — Baruf- 
f a 1 d i,  Vite  dei  pittori  ecc.  Fcrraresi  1846  II 
p.  222.  — Cittadclla,  Cat.  istor.  IV  341.  — 
Lanii,  Stör.  pitt.  IV  300.  — R o s i n i,  Stör. 


Künstlerlexikon.  Bd.  II. 


273 


18 


Avellino  — Avendano 


della  pitt.  VII  129.  — Memorie  dei  Pitt  Mes- 
sinesi,  Messina  1821  p.  202.  — Meyer,  Kst- 
lerlex.  Ossola. 

Avellino,  O n o f r io,  neapol.  Maler,  f 17. 

4.  1741  in  Rom,  67  J.  alt.  Zuerst  Schüler  des 

Luca  Giordano,  dessen  Art  er  in  geschicktester 
Weise  nachahmtc.  Er  kopierte  zahlreiche 

Bilder  seines  Lehrers,  besonders  Schlachten 
(mehrmals  z.  B.  Gideon,  der  die  Sonne  an- 
hält) und  vollendete  mehrere  unfertige  Werke 
desselben.  Nachher  trat  er  in  die  Schule  So- 
limcnas  ein,  von  dem  er  viel  in  bezug  auf  die 
Figurenmalerei  und  besonders  das  Porträt 
lernte.  Er  arbeitete  in  Sorrent  (Madonna 
mit  Engeln  und  Heiligen  in  der  Karmeliter- 
kirche), Vico  (die  Hl.  Ciro  und  Giovanni 
Kranke  heilend),  Neapel  (2  Gemälde  mit 
der  Geschichte  des  hl.  Dominicus  in  der  Kir- 
che dcl  Rosaricllo  delle  Pigne  vor  der  Porta 

5.  Gcnnaro),  und  ließ  sich  schließlich  in  Rom 
nieder.  Hier  malte  er  u.  a.  einen  S.  Alberto, 
der  Kranke  heilt  in  der  Kirche  von  Monte 
Santo.  Lanzi  nennt  als  sein  größtes  Werk 
die  Decke  von  S.  Francesco  di  Paola  in  Rom. 
A.  v.  Westcrhout  stach  nach  ihm  das  Por- 
trät des  Kardinals  Rufus. 

Dominici,  Vite  dei  Pitt.  etc.  Napolct.,  Na- 
poli 1843  IV  450,  675.  — Heinccken,  Dict. 
I 598.  — Lanzi,  Stör.  pitt.  — Napoli  Nobi- 
lissima  VII  19.  Ossola. 

Avellino,  Scipione  di,  neapol.  Maler, 
1711  in  die  Liste  der  Korporation  der  Maler 
eingeschrieben. 

Napoli  Nokilissima  VII  11.  G.  Dcgli  Assi. 

Avello,  Francesco  X a n t o,  s.  Santo,  Fr. 

Avello,  Gabriele,  Mailänder  Bronze- 
gießer in  Rom,  wo  er  1502  für  die  von  Al- 
berto Piacentino  errichtete  Fontana  der  Pi- 
azza di  S.  Pietro  verschiedene  Bronzearbei- 
ten lieferte. 

E.  Müntz,  Les  Arts  ä la  Cour  des  Papc3 
Innocent  VIII  etc.  (1898)  p.  174,  196,  198.  • 

Avemann  (Auemann,  Aumann),  Wolf, 
Maler  aus  Cassel,  kam  um  1610  nach  Nürn- 
berg und  ward  hier  alsbald,  obgleich  er  von 
den  einheimischen  Malern  angefeindet  wurde, 
zum  Bürgerrecht  zugclassen,  weil  er,  wie 
es  heißt,  „vor  anderen  seiner  Kunst  halben 
berühmt'.'  war.  Das  Jahr  1611  verbrachte 
er  vermutlich  in  Italien,  kehrte  aber  von  dort 
nach  Nürnberg  zurück  und  ward  hier  28.  7. 
1612  Meister.  „Nach  1620,“  wie  Doppelmayr 
sagt,  zog  er  wieder  nach  Hessen,  wo  er  dann 
— das  berichtet  auch  Johann  Hauer  (1586  bis 
1660),  dessen  Aufzeichnungen  sich  auf  alte, 
verloren  gegangene  Malerbücher  stützen  — 
durch  einen  Stich  ums  Leben  kam.  Hauer 
oder  dessen  Vorlage  ist  auch  wohl  Doppcl- 
mayrs  Quelle  gewesen  für  die  Angabe,  daß 
A.  sich  namentlich  durch  perspektivisch  ge- 
malte Kirchen,  also  Kirchcn-Intcricurs,  in 
der  Art  des  älteren  Hendrick  van  Steenwyck 
ausgezeichnet  habe.  Nachgewiesen  ist  bisher 
kein  Werk  seiner  Hand. 


Doppelmayr  215.  — Mitteilungen  aus  dem 
german.  Nationalmus.  1899  S.  126  (Hauers  Auf- 
zeichnungen). — H a m p e,  Nürnberg.  Ratsver- 
lässe II  No.  2341  u.  2344.  Th.  Hampe. 

Aven,  L.  d’,  s.  Tltiry,  Lconh. 

Avena,  neapol.  Maler,  arbeitete  mit  anderen 
Malern  am  Ende  des  18.  Jahrh.  an  der  Aus- 
schmückung des  Palazzo  Gravina  in  Neapel. 

Napoli  Nobilissima  VI  4.  — R.  Archivio  di 
Stato  in  Neapel : Ufficio  di  Giustizia,  num.  3823 
della  Pandctta  de'  Processi.  G.  Degli  Assi. 

Avenarius,  Tony,  Maler,  gcb.  am  17.  4. 
1836  zu  Bonn,  studierte  auf  der  Münchener 
Akademie  und  ließ  sich  1861  in  Köln  nieder. 
Von  ihm  die  5 monumentalen  Porträts  der 
Stifter  des  Kölner  Gesangvereins  im  Ver- 
einshause  „Wolkenburg“.  Sein  weit  bekannt 
gewordenes  Hauptwerk  sind  die  Aquarelle 
des  glänzenden  Festzuges  zur  Feier  der  Voll- 
endung des  Kölner  Doms  im  Oktober  18S0; 
sic  wurden  in  Farbendruck  reproduziert.  In 
einer  späteren  Arbeit,  drei  Fricsbildcrn,  faßte 
er  alle  historischen  Persönlichkeiten  Kölns, 
an  600  Figuren,  in  Gruppen  zusammen.  — 
Er  war  auch  auf  musikalischem  Gebiete  tätig 
und  hat  14  komische  Opern  und  Operetten 
verfaßt.  — Er  starb  am  31.  1.  1901. 

M e r 1 o,  Köln.  Künstler,  hcrausg.  v.  Firme- 
nich-Richartz.  — Das  geistige  Deutschland, 
Leipzig  1898.  — Kunst  f.  A.  1901,  294.  *• 

Avendano,  span.  Maler,  führte  1718  für  das 
Kloster  Eslonza  ein  Bild  mit  dem  Martyrium 
des  Petrus  aus. 

V i n a z a,  Adic.  II  38.  M.  v.  B. 

Avendano,  Diego,  span.  Maler  1661  in 
Valladolid  erwähnt. 

Ce  an  Bermudez,  Dicc.  I 83.  M.  v.  B. 

Avendafio,  Scrafin  de,  span.  Maler,  geb. 
12.  10.  1838  zu  Vigo,  Schüler  der  Akad.  S. 
Fernando  in  Madrid  und  von  Esquivel  und 
Villamil,  widmete  sich  fast  ausschließlich  der 
Landschafts-  und  Marine-Malerei,  in  welchen 
beiden  Genres  er  eine  allgemein  anerkannte 
Berühmtheit  erlangte.  Einige  der  Sujets  sei- 
ner Gemälde  sind  den  italien.  Gegenden  ent- 
lehnt, in  denen  er  jahrelang  lebte.  Er  hat 
verschiedene  Auszeichnungen  auf  nationalen 
und  fremdländischen  Ausstellungen  erlangt. 
Er  ist  Mitglied  der  Akad.  zu  Genua,  Turin 
und  Mailand.  Unter  seinen  Hauptwerken 
führen  wir  an:  Idylle;  Ein  Brunnen  in  Ga- 
lizien; Auf  dem  Lago  maggiore  (alle  drei  im 
Mus.  für  moderne  Kunst  zu  Madrid) ; Der 
Frühling  (im  Nationalmus.  zu  Rom) ; Um- 
gebung von  Genua  (Akad.  zu  Genua)  ; La 
Rosa ; Eine  Mühle ; Eine  Ecke  der  Barxa  in 
Vigo;  August  in  den  Pyrenäen;  Eine  Straße  in 
den  Pyrenäen;  Herbst  in  den  französ.  Pyre- 
näen ; Die  Prozession  in  St.  Hilario ; Klippen 
und  Riffe  in  der  Umgebung  von  Genua. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 
— M u r g u i a,  Ix>s  Prccursorcs.  — C h i r t a n i, 
Ilistoria  de  la  pintura.  — El  Calderini, 


274 


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Avendano  — Averara 


Vida  de  Fontanesi.  — Archivio  storico  d'arte 
VI  75.  P.  Lafond. 

Avendafio  Fernandez,  Donato,  span.  Ma- 
ler, geb.  12.  12.  1840  zu  Laredo  (Prov.  Santan- 
der), Schüler  des  Instituts  zu  Santander  und 
von  Carlos  de  Haes,  wurde  Lehrer  für  Zeich- 
nen, Malkunst  und  Lithographie  an  der  Natio- 
nalschule der  Taubstummen  zu  Madrid.  Seit 
1878  beteiligte  er  sich  an  den  meisten  Ma- 
drider Kunstausstellungen  mit  Landschaften, 
Seestücken  und  Porträts. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  espanolcs  dcl  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Avendorp,  Cornelis  Cornelia z.,  1635 
als  Mitglied  der  Lukasgilde  in  Alkmaar  ge- 
nannt. 

Obreen,  Archief  II.  ••• 

Avent,  s.  Avant. 

Aventi,  Carlo,  Kunststicker  in  Ferrara, 
lieferte  1721  eine  gestickte  Decke  für  den 
dortigen  Magistratstisch. 

Cittadella,  Not  relat.  a Ferrara  p.  648. 

F.  Malagussi-Valeri. 

Aventi,  Giovanni  Antonio  di  Fran- 
cesco, Maler  in  Ferrara,  urkundlich  er- 
wähnt 1539. 

Cittadella,  Doc.  ed  Illustr.  etc.  Ferrar.  p. 
109.  F.  Malagussi-Valeri. 

Aventi,  Giovanni  Maria,  Maler  in 
Ferrara,  in  einer  Urkunde  von  1520  bereits 
als  verstorben  erwähnt. 

Cittadella,  Not.  relat.  a Ferrara,  p.  596; 
Doc.  ed  illustr.  etc.  Ferrar.  F.  Malagussi-Valeri. 

Aventi,  Michiel  degli,  Architekt  in  Fer- 
rara, erhielt  mit  seinen  Brüdern  1472  Bezah- 
lung für  die  Errichtung  von  Fcstungsmauem 
in  der  dortigen  Citadellc  (Casteltcdaldo?). 

Cittadella,  Not  relat.  a Ferrara  p.  237. 

F.  Malagussi-Valeri. 

Aventi  (da  Vento),  Sigismondo,  Archi- 
tekt in  Ferrara,  lieferte  1600  fwei  für  den 
Papst  und  für  den  Kardinal  Aldobrandini 
bestimmte  Aufrißzeichnungen  des  damals  sei- 
ner Vollendung  cntgegengchcnden  Campani- 
les der  dortigen  Kathedrale. 

Cittadella,  Not.  relat  a Ferrara  p.  103. 

F.  Malaguszi-Valeri. 

Aver,  Giorgio  (=  Georg  Auer?),  deut- 
scher Holzschnitzer,  der  um  1700  in  Süd- 
italien tätig  war.  Von  seiner  Hand  stammt 
das  reichgeschnitzte  Chorgestühl  in  der  Ka- 
thedrale zu  Gallipoli. 

Erculei,  Catalogo  etc.  d'Intaglio  etc.  (Roma 
1885)  p.  100.  — Schulz,  Denkmäler  der  Kunst 
in  Unteritalien.  * 

Aver,  s.  auch  Auer. 

Averani,  Antonio,  florentinischer  Maler, 
von  dessen  Hand  in  der  Pfarr-  und  Kloster- 
kirche S.  Francesco  bei  Chiusi  ein  von  1755 
datiertes,  voll  signiertes  Altargemälde  erhalten 
geblieben  ist,  darstellend  die  Madonna  in 
Engclgloric  auf  Wolken  thronend  und  dar- 
unter fünf  Heiligengestalten.  — Kronthal  er- 
wähnt außerdem  einen  Florentiner  Miniatur- 
maler des  17.  Jahrh.  namens  Averani. 


F.  B r o g i,  Invent.  gen.  etc.  della  prov.  di 
Siena  (1897)  p.  141.  — P.  Kronthal,  Lex. 
der  techn.  Künste  (1898)  p.  44.  * 

Averara,  Ambrosio  da,  Maler  in  Bres- 
cia, 1465  urkundlich  erwähnt. 

Fenaroli,  Art.  Bresciani,  Append. 

Averara,  Cristoforo  da,  Maler  in  Bres- 
cia, 1465  urkundlich  erwähnt.  Vgl.  auch  Ba- 
schcnis,  Cristoforo  d.  Ä.  u.  d.  J. 

Fenaroli,  Art.  Bresciani,  Append. 

F.  Malaguszi-Valeri. 

Averara,  D i o n i g i da,  lombardischer  Ma- 
ler, der  laut  eigenhändiger  Inschrift  1493  die 
noch  jetzt  erhaltenen  Malereien  in  der  Kirche 
S.  Antonio  Abate  (zwischen  Pelugo  und 
Borzago)  im  Val  Rendena  (Südtirol,  nördlich 
des  Lago  d’Idrio)  ausgefiihrt  hat.  — 1507 
malte  er  die  Apsis  der  Curatiekirche  in  Lo- 
dronc  (Welschtirol)  mit  schönen  Fresken  aus, 
die  die  Hl.  Katharina,  Appolonia,  Vigilius  u. 
verschiedene  andere  und  den  Erlöser  dar- 
stellen (Mitt.  von  Dr.  Fr.  Innerhofer). 

Malaguzzi-Valeri,  Pitt.  Lombardi,  p. 
244.  F.  Malaguszi-Valeri. 

Averara,  Giambattista  (oder  Avcraria, 
Avcrnaria,  d’Averara),  Freskomaler  in  Ber- 
gamo, f 5.  11.  1548.  Schüler  des  Cam.  Boc- 
caccino  in  Cremona  und  des  Correggio  in 
Parma.  Um  1533  verfertigte  er  die  Malereien 
der  Kapelle  S.  Bernardino  in  der  Kirche  S. 
Francesco,  die  im  19.  Jahrh.  abgebrochen 
wurde.  Ebenso  sind  seine  Fresken,  die  Ri- 
dolfi  im  Vallombrosaner  Kloster  in  Astino 
sah,  nicht  mehr  vorhanden.  Erhalten  dagegen 
die  Marienfresken  an  der  Presbyteriumdecke 
des  Nonnenklosters  S.  Grate  in  Bergamo, 
ferner  die  Fresken  in  S.  Michele  al  Pozzo 
Bianco  und  in  Sa.  Maria  Maddalena,  die 
Olymp-  und  Psychefresken  im  Salon  der 
Casa  Morandi  daselbst.  — In  diesen  wenigen 
erhaltenen  Resten  einer  nach  der  Überliefe- 
rung reichen  Tätigkeit  zeigt  er  sich  als  ein 
talentvoller  Schüler  seiner  obengen.  Lehrer. 

— Im  Refektorium  des  Klosters  zu  Astino 
befindet  sich  ein  Christus  am  Kreuz  und  die 
vier  Evangelisten  mit  ihren  Symbolen.  Das 
Bild  trägt  die  Bezeichnung:  „Joanny  Baptista 
de  Averaria  et  Cristoforus  de  Bergamo  pin- 
xerunt  anno  domini  MDLXIX  die  octavo 
Aprilis".  Da  aber  Averara  bereits  1548  starb, 
so  muß  ein  jüngerer  Giambattista  d’Averara 
angenommen  werden. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (mit  alt.  Lit.).  — Loca- 
telli,  Illust ri  Bcrgamaschi  (1869)  II  112 — 203. 

R. 

Averara,  G i o v.  Antonio  da,  s.  Ba- 
schenis,  G.  A.  de. 

Averara,  Scipione  da,  Maler  in  Ber- 
gamo, malte  im  1.  Jahrzehnt  des  16.  Jahrh. 
Fresken  in  der  dortigen  Kirche  S.  Maria  dcllc 
Grazie,  die  von  Antonio  Boselli  begutachtet 
wurden. 

Tassi,  Pitt.  etc.  Bcrgamaschi  (1793)  I 48,  51. 

— Crowe  u.  Cavalcasclle,  Gesch.  d.  ital. 
Mal.,  VI  598,  Anm.  77.  F.  Malaguszi-Valeri. 


275  l8* 


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Averara  — Averecht 


Averara,  Simone  da,  s.  Baschenis,  S.  de. 

Averardo  da  Cremona,  ital.  Maler  des 
16.  Jahrh.,  nur  dem  Namen  nach  bekannt. 

A 1 i z e r i,  Not.  dei  Prof.  d.  disegno  in  Li- 
guria  1870,  I 214.  ** 

Averardo  di  Francesco,  Miniaturist  in 
Perugia.  Er  war  im  2.  Semester  1425  Massaio 
der  Zunft  der  Miniaturisten. 

L’arte  dei  Miniatori  in  Perugia,  Giom.  di 
Erud.  art.  II  1873  fase.  11—12  p.  317.  IV.  Bombe. 

Averaria,  Averario,  s.  Averara. 

Averbeke,  Emil  van,  belg.  Architekt  und 
Zeichner,  geb.  in  Berchem  bei  Antwerpen, 
Schüler  der  dortigen  Akad.  und  dann  von 
1892 — 1899  unter  Emil  Thielens  praktisch 
tätig.  Sein  Arbeitsfeld  ist  sowohl  die  Außen- 
und  Innenarchitektur  wie  das  Kunstgewerbe 
m moderner  Auffassung.  Sein  Werk  um- 
faßt jetzt  Herren-  und  Mietshäuser,  Villen 
und  auch  Möbel,  farbige  Fenster,  Plakate, 
Buchillustrationcn  und  Exlibris.  Zusammen 
mit  dem  Architekten  van  Asperen  in  Ant- 
werpen richtete  er  in  der  Mailänder  Welt- 
ausstellung 1906  eine  Antwerpcncr  Abteilung 
ein.  Seit  1902  ist  er  Mitarbeiter  an  den 
„Modernen  Bauformen“ ; Zeichnungen  von  ihm 
im  „Studio“,  „Art  decoratif“,  „Art  et  Decora- 
tion“,  „de  Architekt“  (Amsterdam). 

Pol  de  Mont. 

Averberg,  H.,  Maler  in  Hamburg,  1806  tätig. 

Averberg,  J.  Ed.,  Landschaftsmaler,  geb.  in 
Hamburg  1.  1.  1811,  in  München  ausgebildet 
und  57  Jahre  alt  gestorben. 

F ü s s 1 i,  Kstlerlex.  Neue  Zus.  1824. 

E.  Bcnesi. 

Avercamp,  B e r e n d,  Sohn  von  Peter  Aver- 
camp  und  Lysbeth  van  Ingen,  Neffe  von  Hcn- 
drick  Avcrkamp,  malte  1654  Wappen  für  den 
Amtmann  Witten  in  Kämpen,  und  war  1656, 
1662  und  1677  „Dcken“  der  dortigen  Gilde. 
In  erster  Ehe  war  er  verheiratet  mit  Mechtclt 
Oberinck,  1671  heiratete  er  Aechtken  Gcerts. 

Ob  ree  ns  Archief  II  234.  E.  IV.  Moes. 

Avercamp,  H e n d r i c k,  Maler,  wegen  ei- 
nes Sprachfehlers  „de  Stommc  van  Kämpen“ 
gen.,  geb.  Amsterdam  25.  1.  1585  als  Sohn  des 
Apothekers  und  vormaligen  Schullehrers  Ba- 
rend Hendricksz.  A.  und  Beatrix  Pietersdr. 
Vekcmans  van  Meerhout  und  war  somit  ein 
Enkel  des  bekannten  Gelehrten  Petrus  Meer- 
houtanus.  Schon  1588  zog  sein  Vater  nach 
Kämpen;  er  ist  aber  wahrscheinlich  in  Am- 
sterdam erzogen,  wo  er  meistens  zu  den  vie- 
len Schülern  von  Gillis  van  Coninxloo  gezählt 
wird.  Es  gibt  eine  in  Kupfer  gestochene 
Landschaft,  ganz  in  Coninxlooschcr  Art,  mit 
den  Trümmern  eines  Turmes  mitten  in  einem 
breiten  Fluß,  bezeichnet : M.  J.  Schulptor  H. 
de  Stom  inventer.  Visschcr  excudebat.  Jeden- 
falls war  er  1607  in  Amsterdam  bei  Pieter 
Isaacsz.  Wenn  auch  schon  1619  30  Gulden 
für  eine  Winterlandschaft  von  ihm  bezahlt 
wurden,  so  war  seine  Familie  wohl  wegen 


seines  hilfsbedürftigen  Zustandes  um  seine 
Zukunft  besorgt,  und  er  wurde  in  dem  Testa- 
ment seiner  Mutter  1633  — der  Vater  war  schon 
1603  gestorben  — besonders  bevorzugt.  Zu 
dieser  Zeit  wohnte  er  wahrscheinlich  wieder 
in  Kämpen.  In  Holland  ist  seine  Anwesen- 
heit nur  bis  1625  nachzuweisen,  wo  er  eine 
Zeichnung  des  „Haarlemermeers“  verfertigte 
(S.  Fokke  sc.).  Er  war  ein  sehr  tüchtiger 
und  selbständiger  Künstler,  dessen  Land- 
schaften mit  reicher  Staffage  von  buntge- 
kleidctcn  Figürchen  belebt  sind;  namentlich 
seine  Wintcrlandschaftcn  mit  Eisstaffage  zei- 
gen die  hohen  Vorzüge  seiner  Kunst.  Da 
seine  ziemlich  häufig  vorkommenden  Bilder 
(u.  a.  in  Amsterdam,  Berlin,  Christiania, 
Hamburg,  Köln,  London  und  Rotterdam)  nur 
selten  datiert  sind  — von  1620  ist  eine 
Winterlandschaft  im  Amalienstift  zu  Dessau, 
von  1655  eine  andere  in  der  Sammlung  Gott- 
schald  im  Leipziger  Mus.  — ist  sein  Ent- 
wickelungsgang schwierig  zu  verfolgen,  zumal 
er  archaistisch  veranlagt  war,  wie  sich  deut- 
lich in  der  großen  1663  datierten  Winterland- 
schaft mit  einem  Blick  auf  Kämpen  im 
dortigen  Rathause  zeigt.  Bald  nach  1663  muß 
A.  gestorben  sein.  Sehr  häufig  sind  seine 
farbigen  Handzeichnungen,  ebenfalls  meistens 
Eisszenen,  von  denen  man  gute  Exemplare 
in  den  Sammlgn.  zu  Amsterdam,  Berlin,  Dres- 
den, Frankfurt,  Haarlem  (Teyler),  Hamburg, 
Wien  (Albertina)  und  namentlich  in  Wind- 
sor findet.  S.  Fokke  hat  mehrere  (datiert 
1619 — 1625)  radiert,  und  C.  Ploos  van  Amstel 
faksimiliert.  In  der  Sammlg.  Gcrritsen  im 
Haag  ist  sein  gezeichnetes  Selbstbildnis. 

Obree  ns  Archief  II  195 — 234.  — Lerius, 
Biogr.  d’artistes  anversois  II  141 — 152.  — Oud- 
Holland  II  46,  53.  — Dr.  JohannadeJongb, 
Hct  Hollandsche  landschap  83 — 89.  — Bulletin 
Ncd.  Oudh.  Bond  V 151,  152.  E.  W.  Hots. 

Averdieck,  Eduard,  Archit,  geb.  in  Ham- 
burg 17.  2.  1810,  f das.  Febr.  1882.  Schüler 
Gärtners  und  Stiers.  1832  in  der  Vaterstadt 
niedergelassen.  Nach  dem  großen  Brande 
von  1842  viele  Privatbauten,  ferner  Kirche 
der  deutsch-reform.  Gemeinde  und  Kapelle 
der  französ.-reform.  Gemeinde;  Stiftskirche 
und  das  Kindcrhospital  in  St.  Georg.  Bevor- 
zugte den  roman.  Stil. 

Hamb.  Kstlerlex.  — Meyer,  Kstlerlex. 

E.  Benezi. 

Averecht,  Malerfamilic  zu  Brügge: 

Jacob  A.,  Maler  (Schildere),  der  zuerst  in 
der  städtischen  Rechnung  von  1382/83  er- 
wähnt wird,  wonach  er  65  mit  den  Wappen 
des  Königs  verzierte  Fahnen  gemalt  hatte. 
Ebenso  malte  er  1388/89  eine  große  Anzahl 
Wimpel  und  Wappenschilde  mit  dem  städti- 
schen Wahrzeichen.  In  den  Jahren  1402  und 
1403  wurde  er  dazu  verwendet,  das  Holzge- 
wölbc  des  Schöffcnsaalcs  im  Rathaus  zu  be- 
malen, ebenso  die  Türen  und  das  Portal  des 


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Averlino  — Avesnes 


gleichen  Saales  nebst  den  darin  befindlichen 
Statuetten,  welche  Cornelius  van  Aellre  aus- 
geführt hatte.  1412  machte  er  die  Statuetten 
der  Lettner  in  der  Stiftskirche  St.  Donatianus 
in  Brügge.  Auch  bekleidete  er  verschiedene 
Ämter  in  der  St.  Lukas-  und  St.  Eligiusgilde: 
1399 — 1400  war  er  Dekan,  1400 — 1401  Gou- 
verneur, 1406 — 07  wieder  Dekan  und  1415 — 
1416  Vinder.  Er  starb  um  1420.  — Einem 
Mitgliede  der  Familie  Averccht  dürfte  das 
mit : Awerchs  bezeichnte  Gemälde  mit 
der  Darstellung  der  Grablegung  der  Heil. 
Stephan  und  Laurentius  im  Museum  zu  Mou- 
lins  gehören  (vgl.  Gonse,  Les  chefs-d’oeuvrcs 
d.  Mus.  de  Frances,  Sculpturc,  1904  p.  128). 

Jan  A.,  Maler  (Beildescrivere),  Vinder  der 
Brüggcr  Zunft  1405 — 6,  1410 — 11,  1419 — 20, 
1429 — 30,  und  Dekan  1416 — 17.  f um  1435. 

Willem  A.,  Maler  (Scilder),  Vinder  der 
Brüggcr  Zunft  1420 — 21,  1431 — 32.  f um  1440. 

James  Weale. 

Averlino,  A n t.,  s.  Filarete. 

Averman,  J.  J.,  Zinngießer  in  Naumburg, 
18.  Jahrh.,  fertigte  namentlich  zierliche  Tisch- 
geräte mit  trefflich  modellierten,  reich  ge- 
schweiften Rändern.  Demiani. 

Avemaria,  s.  Averara. 

Avern(e),  Edward,  engl.  Medailleur,  tätig 
um  1818—1830  und  bekannt  durch  die  Me- 
daillen auf  den  Tod  Georgs  III.  und  des  IV., 
ferner  auf  Izaak  Walton  und  Charles  Cotton. 

F o r r e r,  Dict.  of  mcdallists.  — Graves, 
Royal  Academy  I.  *• 

Avernier,  Antoine,  französ.  Bildhauer, 
wohnhaft  in  Amiens,  führte  1508 — 1522  die 
Chorstühle  in  der  dortigen  Kathedrale  aus. 
Bei  dieser  Arbeit  halfen  ihm  die  Holzbild- 
hauer Arnould  Boullin,  Alexandre  Huct  und 
Jean  Turpin.  Die  Gesamtkosten  beliefen  sich 
auf  11230  livres.  Das  schöne  Schnitzwerk 
existiert  nur  noch  unvollständig;  es  fehlen 
8 Chorstühle,  die  im  18.  Jahrh.  beseitigt  wur- 
den, und  80  Statuetten,  die  1839  gestohlen 
wurden. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  frang.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Aversa,  Mercurio  d’,  neapolitan.  Maler 
des  17.  Jahrh.,  von  geringer  Bedeutung,  Schü- 
ler des  G.  B.  Caracciuoli.  Genannt  seien  von 
ihm  die  vier  Bilder  über  den  Türen  der  Je- 
suitenkirche S.  Giuseppe  an  der  Chiaja  in 
Neapel. 

Domin  i c i,  Vite  dei  Pittori  Napol.  III  62. 
— L a n z i,  Storia  pitt  ** 

Aversa,  Paolo,  sizilian.  Silberschmied. 
Nach  Inschrift  ergänzte  er  1634  das  Trag- 
gestell des  Reliquiariums  der  hl.  Agata  im 
Dome  von  Catania  (s.  Atti  e Memoric  d.  So- 
cictä  Sicil.  di  Stör.  patr.  Palermo  1892),  das 
1542/3  von  Ant.  Archifel  (s.  d.)  begonnen 
worden  war.  Italien.  Quellen  (s.  Franc.  Pa- 
ternd  Castello,  Descriz.  di  Catania  1841  p.  161 
und  G.  Di  Marzo,  I Gagini,  Palermo  1880  I 
631)  versetzen  Aversa  wohl  irrtümlich  in  das 


16.  Jahrh.  und  halten  ihn  für  den  eigentlichen 
Meister  des  Traggestells.  *** 

Aversa,  Simone  d’,  sizilian.  Silberschmied. 
Das  einzige  erhaltene  Werk  seiner  Hand  in 
Sizilien  ist  ein  kostbarer  silberner  Reliquien- 
schrein im  Dome  von  Piazza  Armerina  mit 
Inschrift:  Simon  de  Aversa  fecit  hoc  opus 
sub  anno  Domini  Millesimo  CCCC°  quinto 
indictione  duodccima. 

E.  M a u c c r i,  L’Arte  IX  p.  16.  E.  Mauceri. 

Aversa,  d’,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen. 

Aversano,  Francesco  Paolo,  ncapoli- 
tan.  Landschaftsmaler,  gcb.  in  Caserta  1.  2. 
1853,  tätig  in  Neapel. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  24. 

•• 

Averulino,  Antonio,  s.  Filarete. 

Avery,  Henry  Ogden,  amerikan.  Archi- 
tekt, geb.  in  Brooklyn  31.  1.  1852,  f 30.  4.  1890 
in  New  York,  studierte  in  der  Coopcr  Union 
Art  School  und  unter  Rüssel  Sturgis,  später 
(1872 — 1879)  an  der  Ecolc  des  Beaux-Arts,  Pa- 
ris. Dann  wurde  er  Assistent  von  Richard 
M.  Hunt,  und  selbständig  1883.  Er  war  Mit- 
glied der  Architcctural  Lcague  und  entfaltete 
eine  ausgebreitete  Tätigkeit,  er  entwarf  die 
Pläne  zu  mehreren  Monumenten,  Kapellen 
und  zahlreichen  Häusern.  Edmund  von  Mach. 

Avery,  Samuel  P.,  amerikan.  Sammler, 
Kupfer-  und  Holzstecher,  geb.  17.  3.  1822, 
f New  York,  11.  8.  1904.  Lernte  die  Kupfer- 
stichkunst und  arbeitete  in  einer  Banknoten- 
firma. Wandte  sich  darauf  dem  Holzstich  zu, 
hauptsächlich  humoristischen  Genres.  1865 
wurde  er  Verleger  und  Kunsthändler  und  gab 
bald  darauf  den  Holzstich  ganz  auf. 

E.  Richter. 

Avesaet,  Cornelis  Pieters z.,  war  1569 
als  „Cleedtschryvcr"  Mitglied  der  Zunft  in 
Utrecht 

Müller,  Utr.  Arch.  61.  E.  W.  Moes. 

Avesanl,  ( Awesani ) , S a v e r i o,  Kriegs- 
baumeister, geb.  1690  zu  Verona.  Nach 
Zeichnungen  von  ihm  hat  Fr.  Zucchi  die  Plä- 
ne zu  dem  Theater  in  Verona  (gr.  qu.  Fol.), 
einen  Stadtplan  und  einige  Vignetten  (in 
dem  Buche:  Verona  illustrata)  gestochen. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  — Dal  Pozzo,  Ag- 
giunta,  p.  31.  H.  V. 

Avesnes,  Fanny  d’,  s.  Dubois,  F. 

Avesnes,  Jean  d',  von  Averkerques,  Bild- 
hauer-Architekt, tätig  1387  an  der  Kirche  S. 
Pierre  in  Lille,  wurde  1398  Werkmeister  der 
Stadt  und  wird  1399  zum  letztenmal  erwähnt. 

Lami,  Dict  d.  sculpt.  1898.  — Bauchal, 
Nouv.  Dict  d.  architectcs  frang.  R. 

Avesnes,  Jean  d\  Zinngießer  in  Amiens. 
1516/7  erwähnt:  „pour  XXXV  petis  pots  ä 
pied,  esquels  ont  ete  presentes  les  vins  au 
Roy  et  ä la  Regne“.  Die  besondere  Gelegen- 
heit, bei  welcher  die  erwähnten  Zinngeräte 
verwendet  wurden,  berechtigt  wohl  zu  der 
Annahme,  daß  dieselben  sich  durch  schöne 


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Avesnes  — Avice 


Form  oder  beachtenswerte  Verzierungen  aus- 
zeichneten. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  VI  232.  *** 

Avesnes,  d’,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen und  Davesnes. 

Aveta,  G e n n a r o,  Stukkateur  im  19.  Jahrh. 
Unter  der  Regierung  Ferdinands  II.,  Königs 
von  Neapel,  führte  er  im  Schlosse  von  Ca- 
serta  die  Ornamente  der  Wände  und  der 
Kuppel  des  prächtigen  Thronsaals  aus.  Man 
erwähnt  von  ihm  noch  eine  Anzahl  Basreliefs, 
im  Hauptschlafgemach  des  Palastes  Stagliano 
zu  Neapel,  die  nach  den  Zeichnungen  des  Ar- 
chitekten G.  Turi  ausgeführt  sind. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Napoli  Nobilissima  I 
158.  *• 

Aveta,  V i n c e n z o,  neapol.  Medailleur. 
Prägte  gelegentlich  der  Rückkehr  Ferdinands 
III.  aus  Palermo  nach  Neapel  eine  Medaille 
mit  dem  Brustbild  des  Königs  in  Rüstung 
zwischen  zwei  Lorbcerzweigen,  von  der  32 
Exemplare  in  Silber  ausgeführt  wurden.  Daß 
A.  der  Schöpfer  dieser  Medaille  ist,  geht  aus 
einem  Brief  des  Marchese  G.  Zurlo  an  den 
Principe  di  Cutö  vom  19.  2.  1803  hervor  (be- 
findet sich  im  Staatsarchiv  in  Palermo). 

Napoli  Nobilissima  VIII  78 — 79.  — R.  Archiv, 
di  Stato  in  Palermo : R.  Segrcteria,  fase.  3409. 

G.  Degli  Assi. 

Avezino,  Santo,  Miniaturmaler  unbekann- 
ter Herkunft,  1640  in  Rom  nachweisbar;  Ar- 
beiten von  ihm  sind  nicht  bekannt. 

Bertolotti,  Artisti  bologn.  etc.  in  Roma. 
1885.  p.  184.  H.  V. 

Avezzi,  Virginia,  s.  Vouet,  V. 

Avgherinos,  N.,  Genremaler  in  Paris,  geb. 
in  Konstantinopel,  griechischer  Abkunft,  stellte 
im  Salon  1S93  und  1896  aus.  H.  V. 

Avialo,  Tomaso,  s Aiala , T. 

Aviani,  Maler  in  Vicenza,  geb.  um  1560, 
soll  Schüler  des  Palladio  gewesen  sein  und 
zeigt  sich  wohlbewandert  in  der  Architektur 
in  seinen  4 prächtigen  Prospekten  im  Palazzo 
della  Rotonda.  Er  blieb  immer  in  seiner 
Vaterstadt  und  starb  jung.  5.  Rumor. 

Aviani,  Francesco,  Sohn  des  Bernardo, 
Maler  in  Vicenza,  geb.  daselbst  in  der  2. 
Hälfte  des  17.  Jahrh.,  war  1713  Zeuge  beim 
Testamente  des  Camillo  Seroffa,  der  ein  Oval- 
bild A.s  mit  einer  Darstellung  der  Zerstörung 
Karthagos  dem  Marchese  Saraceno  hintcrlicß. 
Für  den  Conventssaal  des  Servitcnklosters 
auf  Monte  Bcrico  malte  er:  Einen  Mccrcs- 
sturm,  einen  Hafen,  eine  Winterlandschaft 
und  eine  Feuersbrunst.  Ferner  malte  er  hier 
ein  Zimmer  in  Fresko  mit  schöner  Architek- 
tur. Im  Museo  Civico  in  Vicenza  von  ihm 
3 Gemälde:  2 Landschaften  mit  Architektur 
und  Der  wunderbare  Fischzug.  5.  Rumor. 

Aviani,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen. 

Avianius.  C.  Avianius  Euander,  Bildhauer 
und  Toreut  aus  der  Zeit  des  Caesar  und  Au- 
gustus.  Er  war  gebürtig  aus  Athen,  von  wo 


ihn  M.  Antonius  nach  Alexandrcia  mitnahm. 
Von  dort  kam  er  als  Gefangener  nach  Rom, 
wo  er  im  Hause  des  M.  Aemilius  Avianus 
zunächst  als  Sklave,  dann  als  Freigelassener 
lebte.  Augustus  vertraute  ihm  den  Auftrag 
an,  den  Kopf  der  Artemis  des  Timothcos, 
die  er  im  palatinischen  Apollontempcl  aufstcl- 
len  wollte,  zu  ersetzen;  der  ursprüngliche 
Kopf  wird  schadhaft  gewesen  sein,  und  man 
muß  A.  E.  für  fähig  gehalten  haben,  einen  des 
Originals  und  des  neuen  Aufstellungsortes 
würdigen  Ersatz,  wahrscheinlich  doch  eine 
Kopie  zu  schaffen  (vgl.  über  diese  Statue 
und  ihre  Nachbildung  auf  der  Sorrentiner 
Basis  Amelung,  Röm.  Mitt.  1900,  S.  199). 
Um  Kopien  nach  älteren  Werken,  wenn  nicht 
geradezu  um  Originale,  wird  es  sich  auch  bei 
dem  Ankauf  von  zwei  Bacchantinnen  u.  einem 
Mars  gehandelt  haben,  die  Cicero  zum 
Schmuck  seiner  Villa  durch  Q.  Fadius  Gallus 
von  ihm  bezog ; daraus,  daß  Cicero  bei  der  Be- 
stellung augenscheinlich  nicht  Skulpturen,  son- 
dern Gemälde  gemeint  hatte,  gewinnt  man 
den  Eindruck,  daß  A.  E.  den  Kunsthändler 
machte,  wozu  ihn  seine  Beziehungen  zu  Athen 
und  Alexandreia  befähigen  mochten.  Bei  der- 
selben Gelegenheit  ist  auch  von  einem  Tra- 
pezophoros  die  Rede,  augenscheinlich  einem 
kunstvoll  skulpiertcn  Tischfuß.  Dieses  rein 
dekorative  Stück  erinnert  an  das  catillum 
Euandri  manibus  tritum  bei  Horaz  (Sat. 
I 3,  90  f.),  doch  wohl  feines  Erzgerät,  wie  cs 
in  Pompeji  gefunden  worden  ist. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstlr.  I 547  f.  — 
Overbeck,  Schriftq.  2227 — 8.  — Hauser, 
Neuatt.  Reliefs  S.  186.  — C o 1 1 i g n o n.  Hist, 
de  la  sculpt.  gr.  II  611.  — P a u 1 y -W  i s s o w a, 
Realenc.  II  2372,  5 (Robert).  Amelung. 

Aviat,  Jules  Charles,  Porträt-  und 
Genremalcr  in  Paris,  geb.  in  Brienne-le-Chä- 
teau,  Schüler  von  Hebert,  Bonnat  und  La- 
france,  stellte  wiederholt  (1876 — 1905)  im  Sa- 
lon aus. 

Bcllicr-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  — 
Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Aviat,  Louis  Auguste,  Landschaftsma- 
ler in  Troyes,  geb.  in  Arcis  (Aube),  Schüler 
von  Pron,  stellte  im  Salon  1866 — 1870,  meist 
Kohlezeichnungen  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  und  Suppl. 

H.  V. 

Aviati,  Ercolc  di  Cento,  wenig  be- 
kannter italien.  Ornamentmaler  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jahrh.,  malte  in  den  Kreuz- 
armen  und  Seitcnkapdlen  der  Karthäuscr- 
kirche  zu  Ferrara. 

G r u y e r,  L’Art  ferrarais  1897  II  393.  H.  V. 

Avibus,  Caesar  ab,  italien.  Stecher  im 
16.  Jahrh.  in  Padua  tätig,  von  Heinecken 
(Dict.)  erwähnt.  S.  auch  Osello,  Gasparo,  ab 
Avibus.  p.  K. 

Avibus,  Gasparo  ab,  s.  Osello,  Gasparo. 

Avice,  Henri  d',  französ.  Zeichner  und 
Stecher  (Amateur)  ; das  erste  bekannte  Da- 


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Avicc  — Avila 


tum  aus  seinem  Leben  ist  1642,  in  dem  er 
ein  Titelblatt  für  das  Werk:  Tombeaux  des 
personnes  illustrcs  von  Le  Laboureur  zeich- 
nete und  stach.  1654  zeichnete  er  auf  Be- 
fehl des  Königs  ,.la  ceremonie  du  sacre“ 
(1655  veröffentlicht). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Arch.  de  l’art  franc. 
VI  249,  410.  — Le  Blanc,  Manuel. 

J.  Guibert. 

Avice,  Noel,  Maler,  erhält  1603—1605  Be- 
zahlung für  ein  für  St.  Nicolaus  in  Caen  ge- 
liefertes Johannesbild  nebst  Umrahmung. 

Reunion  d.  Soc.  d.  Beaux-Arts  XXII  113. 

Avigdor,  Rene,  Porträtmaler  in  Paris, 

stellte  wiederholt  (1891 — 1905)  im  Salon  aus. 

H.  V . 

Avignon,  Clotaire  Philippe  Jean 

Gabriel  d\  französ.  Stecher  und  Schriften- 
maler, geb.  im  Dezember  1783,  unterhielt  1881 
ein  Kupfcrstccher-Atclicr. 

Gäbet,  Dict.  des  art.  de  l’Ec.  franc.  Paris 
1831.  /.  Guibert. 

Avignon,  F.  d’,  Lithograph,  um  die  Mitte 
des  19.  Jahrh.  in  Amerika  tätig.  War  1S59 
Teilhaber  der  Firma  D’ Avignon  & Brainard 
in  Boston.  Seine  Porträts  nach  Daguerreo- 
typen  wurden  in  einem  Bande  in  den  50er  Jah- 
ren veröffentlicht.  E.  Richter. 

Avignon,  d’,  s.  auch  damit  verbundene  Vor - 
namen. 

Avignone,  Antonio  d\  Stukkateur  in 
Rom,  mit  Pierino  del  Vaga  tätig  im  Palazzo 
Apostolico,  erhält  Lohn  nach  den  Rcchnungs- 
büchern  von  1542 — 48. 

Bcrtolotti,  Artisti  Bologn.  in  Roma  1885 
p.  37.  •* 

Avigny,  Simon,  französ.  Bildhauer  und 
Archit,  der  sich  in  Chälons-sur-Marne  nie- 
derließ, arbeitete  1525  mit  seinen  Genossen 
Huguet  und  Jean  Lecomte  für  die  Kirche  des 
Augustinerklosters  eine  Predigtkanzel  in 
Stein,  die  mit  5 Figuren  geschmückt  war. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  franc.  au  moy.  äge  et 
ä la  renais.  Lami. 

Avila,  Antonio  de,  Maler  in  Valladolid. 
Arbeitet  1565  mit  an  den  Malereien  der 
Triumphbögen,  welche  die  Stadt  zu  Ehren 
der  nach  Bayonne  reisenden  Königin  Elisa- 
beth errichten  ließ.  Er  war  verheiratet  mit 
Maria  de  Ribera  und  hatte  1569  einen  Sohn. 

Marti  y Monsö,  Estud.  histor.  artist. 
S.  424  etc.  M.  v.  B. 

Avila,  Cefcrino  de,  Modelleur  der  kgl. 
Porzcllanmanufaktur  in  Bttcn  Retiro,  1799 
bis  1808  erwähnt. 

R i a fi  o,  Industr.  arts  in  Spain  S.  224.  A 

Avila,  Cristobal  de,  Goldschmied  in 
Toledo.  Im  Archiv  der  dort.  Kathedrale  eine 
Quittung  von  ihm  aus  dem  Jahre  1568.  1553 
erhält  er  eine  Zahlung  für  ein  Räuchcrgcfäß 
für  die  Kirche  S.  Maria  la  Antigua  in  Valla- 
dolid. 

V i fi  a x a,  Adic.  II  38.  — Marti  y Monsö, 
Estud.  histor.  artist.  S.  343.  M.  v.  B. 

Avila,  Diego  de,  Goldschmied  in  Toledo. 


1567  schätzen  er  und  Francisco  Carrillo  ein 
silbernes  Siegel,  welches  Alejo  de  Montoya 
angefertigt  hatte. 

V i n a z a,  Adic.  II  38.  M.  v.  B. 

Avila,  Francisco  d\  span.  Maler,  17. 
Jahrh.  in  Sevilla.  Stand  in  den  Diensten  des 
Erzbischofs  Don  Pedro  de  Castro.  Pacheco 
gibt  an,  er  habe  aus  dem  Gedächtnis  die  ähn- 
lichsten Porträts  malen  können.  1606  schätzt 
er  die  Custodie  der  Kirche  S.  Martin  in  Val- 
ladolid. Ein  bczcichnctcs  Stillcben  des  Ma- 
lers (Wand  mit  aufgehängten  Utensilien,  dar- 
unter Palette,  Uhr,  Spielkarten  usw.)  in  der 
Galerie  Liechtenstein  in  Wien. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 83.  — Marti 
y Monsö,  Est.  art.  371.  — Kat.  der  Galerie 
Liechtenstein.  A 

Avila,  Hernando  de,  Maler  und  Bild- 
hauer des  Königs  Philipp  II.  von  Spanien, 
Schüler  des  Francisco  Comontcs,  f 1595.  1565 
wurde  er  zum  Maler  des  Kathedral-Kapitels 
von  Toledo  ernannt,  für  welches  er  1568  ein 
Altarbild,  den  hl.  Johannes  d.  Täufer  und  die 
Anbetung  der  Könige,  vollendete.  1576  ent- 
warf er  die  Zeichnungen  für  den  Hauptaltar 
von  S.  Domingo  cl  antiguo,  1586  wählte 
ihn  das  Kapitel  zum  Schiedsrichter,  um  mit 
Miguel  Barroso  den  Wert  des  berühmten  Ge- 
mäldes von  Luis  Velasco,  hl.  Jungfrau  mit 
den  hh.  Anton  und  Blasius,  zu  bestimmen. 
Durch  einen  notariellen  Akt  vom  27.  8.  1594 
(Madrid),  verband  sich  A.  mit  Luis  de  Car- 
vajal  und  Miguel  Martin,  um  die  Ausführung 
der  monumentalen  Grabstätten  zu  überneh- 
men, die  in  der  Kapelle  del  Obispo  errichtet 
werden  sollten;  doch  blieb  es  beim  Projekt. 
Aus  einem  Dokument  im  Archiv  der  Kathe- 
drale von  Burgos  erhellt  ferner,  daß  A.  auch 
an  dem  Wettbewerbe  teilnahm,  den  das  Ka- 
pitel zur  Neugestaltung  des  Hauptaltars  er- 
öffnet hatte;  indessen  wurden  seinen  Plänen, 
die  das  Kapitel  um  200  Realen  ankaufte,  jene 
von  Martin  del  Haya  vorgezogen.  Die  von 
ihm  im  Auftrag  Philipps  II.  begonnenen  Ma- 
lereien im  Alcazar  von  Scgovia  beendigten 
Balth.  Ordönez  und  Juan  Lagarte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 83 — 84.  — 
P o n z,  Viage  en  Espafia.  — Rico  y Sinobas, 
caligr.  esp.  S.  11.  A 

Avila,  Fr.  Juan  de,  Mönch  im  Hierony- 
miten-KIoster  Guadalupe.  Mit  dem  Ordens- 
bruder Francisco  de  Salamanca  verfertigte  er 
1520  das  prachtvolle  Eisengitter  des  Chores 
in  der  Klosterkirche. 

Ponz,  Viage  VII  60.  — R i ano,  Industr. 
arts  in  Spain  S.  67.  — Cean  Bermudez, 
Dicc.  I 85.  M.  v.  B. 

Avila,  D.  Juan,  Goldschmied  in  Sevilla. 
Schüler  des  Diego  Alvarez.  Er  besteht  seine 
Prüfung  1739  und  wird  in  Dokumenten  des 
Innungsarchivs  1764  und  1775  nochmals  ge- 
nannt, in  letzterem  Jahr  arbeitet  er  in  Ge- 
meinschaft mit  Joseph  Alvarez. 

Gestoso,  Artif.  Scvill.  II  143.  M.  v.  B 


279 


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Avila  — Avisseau 


Avila,  Juan  de,  Modelleur  der  kgl.  Por- 
zcllanmanufaktur  in  Bucn  Retiro,  1771  und 
1808  genannt. 

R i a n o,  Industr.  arts  in  Spain  S.  224. 

M.  v.  B. 

Avila,  Martin  de,  Miniaturmaler  in  Se- 
villa. 1525  erhält  er  eine  Zahlung  für  drei 
Initialen,  welche  er  für  ein  Offizium  B.  M.  V. 
ausgeführt  hat. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 317.  Af.  v.  B. 

Avila,  Miguel  Fausto  de,  Maler,  Spa- 
nien um  1750. 

Z a n i,  Enc.  II  254. 

Avila,  Pedro  de,  Maler  in  Sevilla.  1610 
urkundlich  genannt 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  15.  Af.  v.  B. 

Avila  Calderon,  Franz  Jakob  Al- 
phon s d’,  span.-niederl.  Archit.,  1660 — 1666 
Oberbauinspektor  in  Württemberg. 

Kst.-  u.  Altcrtumsdenkmale  i.  Königr.  Würt- 
temberg, Ncckarkrcis  566.  H.  V. 

Aviler,  Charles  Augustin  d’,  Hofar- 
chitekt, geb.  1653  zu  Paris,  1700  in  Mont- 
pellier, studierte  1676 — 1681  in  Rom,  arbeitete 
darauf  8 Jahre  unter  dem  jüngeren  Mansart 
in  Paris,  um  dann  in  Montpellier  mit  dem 
Bau  des  Triumphtores  Peyrou  eine  reiche 
Tätigkeit  zu  entfalten,  von  der  Städte  wie 
Nimes,  Carcassonc,  Beziers  und  Montpellier 
ein  glänzendes  Zeugnis  ablegen.  1693  über- 
trug man  ihm  die  Würde  eines  „architecte  de 
la  province"  (Languedoc).  Zu  seinen  bedeu- 
tendsten Werken  zählt  der  erzbischöfliche 
Palast  zu  Toulouse,  den  er  für  den  F.rzbischof 
Colbert  ausführte.  A.  hat  auch  als  Theore- 
tiker große  Verdienste.  So  gab  er  1685  eine 
Übersetzung  des  VI.  Buches  des  Tractates  des 
Scamozzi  heraus  und  lieferte  einen  vorzüg- 
lichen Kommentar  zum  Vignola,  dessen  Werk 
ihm  «als  Muster  zu  einer  eigenen  Abhand- 
lung, dem  „Cours  complet  d’architecture“ 
diente.  (In  mehreren  Auflagen  erschienen, 
von  Sturm  ins  Deutsche  übersetzt.)  An  der 
Vollendung  eines  architektonischen  Wörter- 
buches „Explication  des  termes  d’architecturc“ 
verhinderte  ihn  der  Tod;  das  Material  ver- 
wertete A.  Le  Blon  bei  der  Abfassung  seines 
Wörterbuches,  das  bis  zur  Herausgabe  des 
Dict.  hist.  d’Architecture  des  Quatremere  de 
Quincy  als  das  beste  Werk  seiner  Art  galt. 

Lance,  Dict.  d.  Archit.  (unter  Daviler). 

H.  V. 

Aviler  (Daviler),  ClaudcLouisd’,  fran- 
zös.  Hofarchitckt,  f 14.  9.  176-1  zu  Paris,  viel- 
leicht identisch  mit  einem  Architekten  Da- 
vilcr,  der  nach  urkundlicher  Notiz  1730  bei 
der  Akademie-Konkurrenz  um  einen  Triumph- 
bogen den  grand  prix  d’architecture  erhielt, 
und  welchem  I-ance  noch  folgende  Arbeiten 
zuweist:  Bau  der  Abtei  Saint-Julien,  des  erz- 
bischöfl.  Palastes  in  Sens,  der  Kirchen  in 
Trucy  und  Malöme  und  des  Glockenturmes 
der  Kirche  zu  Vincelottes. 

Lance,  Dict.  d.  Archit.  franc.  1872.  — Ar- 


chives  de  l’Art  Iran?.,  Documenta  V 290.  — 
Nouv.  Archiv,  de  l’Art  franc;.,  II  Sdrie,  Bd.  V 
(1884),  p.  271,  335—338.  H.  V. 

Avink,  Warnaar,  Maler,  geb.  in  Amster- 
dam, kaufte  dort  1.  6.  1735  das  Bürgerrecht. 

Aemstels  Oudhcid  V 67.  E.  W.  Mocs. 

Avi(o)nello  (Avinello),  Balthasar,  Bau- 
meister Kaiser  Ferdinands  I.,  erhält  1553  und 
1554  rückständige  Lohnzahlungen. 

Jahrb.  d.  ksthist.  Samml.  d.  österr.  Kaiserh. 
VII  Reg.  No.  4874,  4898.  *• 

Avisard,  G u i 1 1 a u m e,  französ.  Glasmaler 
in  Fougeres  (Bretagne),  lieferte  1443 — 16  ge- 
malte Glasfenster  für  die  dortige  Kirche  S. 
Sulpice. 

Villeneuve,  Melanges  d'archdologie  bre- 
tonne.  *• 

Avisart  (Avissart),  Robin  oder  Robert, 
„mestre  des  ouvraiges  de  la  conte  de  Blois“, 
quittiert  1398,  1.  8.  1400  und  1401  über  Emp- 
fang seines  Gehalts  im  Dienste  des  Herzogs 
von  Orleans;  1410 — 1412  leitet  er  Befesti- 
gungsarbeiten am  Schlosse  Chambord. 

De  Laborde,  Les  Ducs  de  Bourgogne  III 

N.  5923.  — Bauchal,  Dict.  d.  Archit.  franc. 
1887.  H.  V. 

Avisse,  Francois  Remi  Joseph,  fran- 
zös. Genremaler,  geb.  zu  Douai  am  29.  5.  1763, 
f daselbst  am  10.  11.  1843,  studierte  in  Ant- 
werpen. Das  Museum  von  Douai  besitzt  von 
ihm  einen  Fischmarkt  bei  Abendbelcuchtung. 

Meyer,  Kstlerlcx.  II.  H.  V. 

Avisse,  Jean,  französ.  Zimmcrmcister,  geb. 
in  Rouen,  von  wo  er  1500  vom  Kardinal  von 
Amboise  nach  Gailion  berufen  wurde  zur 
Konstruktion  des  Dachstuhles  für  den  dorti- 
gen Schloßbau. 

Berard,  Dict.  des  Artistes.  C.  Ettlart. 

Avisse,  Paul,  einer  der  ersten  Zeichner  der 
Porzellanmanufaktur  in  S£vrcs.  starb  anfangs 
Dez.  1886,  nachdem  er  dort  34  Jahre  lang 
künstlerisch  tätig  gewesen  war. 

Chronique  d.  arts  1886  p.  319.  — I.aba  rtr, 
Hist.  d.  art.  industr.  1872  vol.  III  236.  •• 

Avisseau,  Charles  Jean,  Steinzeugfabri- 
kant, geb.  zu  Tours  am  25.  12.  1796,  t da- 
selbst am  6.  2.  1861,  seit  1825  in  der  Manu- 
fakturei zu  Beauinont  (Eure  et  Loire)  tätig. 
Der  Anblick  eines  Werkes  von  B.  Palissy 
spornte  ihn  zu  Untersuchungen  an,  um  die 
Geheimnisse  des  berühmten  Entdeckers  der 
emaillierten  Geschirre  wieder  aufzufinden ; 
1843,  nach  jahrelanger  Arbeit,  kam  er  zu 
dem  gewünschten  Resultate.  Nach  seiner 
Entdeckung  gründete  er  in  seiner  Geburts- 
stadt eine  Fabrik,  die  von  seinem  Sohne 
Edouard  fortgeführt  wurde,  und  deren  Er- 
zeugnisse die  Aufmerksamkeit  der  Kenner 
früh  erregten.  Er  erhielt  zahlreiche  Aufträge, 
namentlich  für  England.  Die  Nachahmer  der 
Palissyfaycncen  sind  heutzutage  zahlreich ; 
Avisseau  war  es,  der  ihnen  den  Weg  eröff- 
nete.  Da  er  alle  seine  Werke  langsam  und 
sorgfältig  ausführte,  ist  ihre  Zahl  nicht  be- 
trächtlich ; sic  zieren  die  Sammlungen  der 


280 


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Avisseau  — Avont 


reichsten  Liebhaber  in  und  außerhalb  Frank- 
reichs. Eines  davon  erwarb  1845  das  Museum 
von  Sevres.  Eine  Schale  und  einen  Henkel- 
korb von  ihm  besitzt  das  Museum  von  Tours. 

Nagler,  Monogr.  V 992.  — L.  Clement 
de  R i s : C.  Avisseau,  biographic  Paris  1804.  — 
D u s s i c u x,  Artist,  franc.  ä l'etrang.  3.  Aufl. 
1876.  Reg.  — Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit  alt. 
Lit).  — Giraudct,  Artist,  tourangeaux  1885 

H.  V. 

Avisseau,  Edouard,  Keramiker  von  Tours, 
Schüler  seines  Vaters  Charles  Jean,  den 
er  übertrifft  und  dessen  Manufakturci  zu 
Tours  er  fortsetzte.  Er  machte  seine  künst- 
lerischen Studien  unter  L.  Lobin.  Auf  der 
Londoner  Ausstellung  1S62  erhielt  er  eine 
Medaille:  er  hatte  zwei  Leuchter  und  eine 
Schüssel  in  der  Art  der  Fayencen  von  Hein- 
rich II.  eingesandt,  ferner  eine  Gruppe,  Reiher 
eine  Schlange  verschlingend.  Das  Museum 
des  Louvre  besitzt  von  ihm  eine  prachtvolle 
ovale  Schüssel  mit  einem  Seekrebs,  die  1883 
als  ein  echtes  Werk  von  Palissy  der  Samm- 
lung zum  Geschenk  gemacht  wurde.  Das 
South-Kcnsington-Muscum  bewahrt  von  ihm 
einen  Reiher,  der  einen  Fisch  verschlingt,  das 
Museum  von  Tours  eine  Gruppe:  Kampf  zwi- 
schen Vogel  und  Schlange  (1881). 

Gazette  des  Beaux-Arts  XIII  379,  XIV  72, 
X V 197.  — Nagler,  Monogr.  V 992.  — D u s - 
sieux,  Artist,  franc.  ä l’ctranger,  Ed.  1S76  p. 
158.  — Richcss.  d’art.  Prov.  Monum.  civ.  V 390. 

H.  V. 

Avitabile,  G e r o n i m o,  wird  in  den  „Ri- 
me“  des  Horatio  Comitc  (Napoli,  Beltrano 
1627,  p.  47)  als  vorzüglicher  zeitgenössischer 
Maler  genannt,  ebendort  (p.  27)  ist  ein  So- 
nett zum  Lobe  eines  seiner  Werke. 

Napoli  Nobilissima  VII  16.  G.  Degli  Assi. 

Avitabile,  T e o d a t o,  Silberschmied  in 
Neapel,  arbeitete  1737  zusammen  mit  G. 
Tumo  ein  silbernes  Ostensorium  für  die 
Kirche  del  Carmine. 

Filangieri,  lndice  d.  Artcfici  I 39.  •* 

Avogadro,  Pietro,  Maler  in  Brescia,  17. 
und  18.  Jahrh.  Schüler  von  Pompco  Ghiti 
(t  1704),  nach  dessen  Tode  er  in  Bologna 
lernte.  In  seine  Heimat  zuriickgckchrt,  zeich- 
nete er  sich  nicht  nur  durch  die  Absonderlich- 
keit seiner  Kompositionen  aus,  sondern  auch 
durch  die  Kühnheit  der  Verkürzungen  und 
die  Farbenharmonie  seiner  Bilder,  in  denen 
mehr  der  venezianische  Einfluß,  als  der  bolog- 
nesische  sichtbar  ist.  Nach  Moretto,  Roma- 
nino, Savoldo  und  Lattanzio  Gambara  wird 
er  als  der  beste  Brescianer  Maler  ange- 
sehen. Unter  seinen  vielen  Bildern,  deren 
Verzeichnis  sich  im  Meyer  und  im  Diz.  von 
Fenaroli  befindet,  ist  sein  Hauptwerk  das  Al- 
tarbild in  S.  Giuseppe  in  Brescia,  die  Marter 
der  Heiligen  Crispino  und  Crispiniano  dar- 
stellend. Andere  Werke  in  S.  Pietro  Martirc, 
S.  Maria  Maddalcna,  S.  Giuseppe,  S.  Barnaba, 
S.  Francesco  (Kapelle  S.  Pietro),  S.  Carlo 
alla  casa  di  Dio  etc.  Avogadro  fertigte  auch 


Zeichnungen  für  Stiche,  die  von  Luciani  (siehe 
Meyer,  Kstlerlex.)  gestochen  wurden. 

C h i z z o 1 a,  Le  pitt.  e scult  di  Brescia  (1760) 
p.  19,  21,  22,  67,  73,  77,  80,  95.  — Z a n o 1 1 o, 
Stör.  d.  pitt.  Venez.  p.  379.  — Meyer,  Künst- 
Ierlcx.  — Fenaroli,  Diz.  d’art.  Bresc.  1877 
p.  14.  Lisctta  Ciaccio. 

Avogaro,  Marco  di  Giovanni  d e 1 1', 
angesehener  Miniaturmaler  der  älteren  ferra- 
resischen  Lokalschulc,  vielbeschäftigt  für  die 
Herzoge  Lionello  und  Borso  von  Este,  in 
deren  Rechnungsbüchern  von  1449 — 1476  er- 
wähnt. Er  erhält  am  14.  11.  14-49  Bezahlung 
für  2 Titelbl.  und  Initialen  in  einem  Psalmcn- 
kommentare  des  Alexander  von  Haies ; am  30. 
9.  14ö0  für  weitere  Initialen  dieser  Hand- 
schrift, ferner  am  23.  3.  1450  für  Minia- 
turen in  den  Reden  des  Augustinus.  Im 
nächsten  Jahre  wurde  er  bezahlt  für  ein  Titel- 
blatt und  9 große,  figurengeschmückte  Buch- 
staben in  einer  Liviushandschrift,  die  Cam- 
pori  mit  Unrecht  in  dem  Codex  ital.  MXV 
der  Bibi.  Estcnsc  zu  Modena  wiederzuerken- 
nen glaubte.  Ferner  wurde  A.  am  5.  4.  1452 
und  am  31.  8.  1453  für  Initialen  einer  Sucton- 
handschrift  bezahlt.  Alle  diese  Arbeiten  sind 
verschollen,  aber  seine  Mitarbeit  an  der  be- 
rühmten Prachtbibel  Borsos  (jetzt  in  Wien) 
ist  durch  3 Quittungen  vom  24.  1.  und  11.  11. 
1458  und  vom  31.  12.  1461  belegt.  Freilich 
zeigen  nun  grade  die  in  erster  Linie  in  Be- 
tracht kommenden  Stellen  die  Arbeit  von 
mehreren  Gehilfenhänden,  so  daß  seine  eigene 
künstlerische  Handschrift  noch  problematisch 
ist.  Ein  mit  ihm  erwähnter  Vincentio  delV 
Avogaro,  vielleicht  sein  Sohn,  wird  nur  für 
Rubrikenschreibercien  bezahlt. 

Campori,  Notizie  dei  miniatori  dei  principi 
Estensi.  — Vcnturi,  I-a  miniatura  fcrrarcsc 
nel  sec.  XV,  in  Galtcrie  Nazionali  Ital.  IV  194 ; 
derselbe : L'arte  a Ferrara  etc.  in  Rivista  stör, 
ital.  II  732.  — H.  J.  Hermann  in  den  Jahrb. 
d.  Kstsamml.  d.  Allerh.  Kaiscrh.,  XXI  (s.  Re- 
gister) mit  Dokumenten.  ** 

Avoli,  L u d o v i c o,  italien.  Maler  vom 
Anfang  des  17.  Jahrh.,  malte  die  Kuppel  der 
1611  erbauten  Cappella  Paolina  in  Sta.  Maria 
Maggiore  in  Rom  aus;  mit  Ausnahme  der 
vier  Propheten,  die  von  Giuseppe  Cesari  d'Ar- 
pino  ausgeführt  wurden. 

Diego  Angel  i,  Chicse  di  Roma,  324. 

H.  V. 

Avolio,  G c n n a r o,  neapol.  Maler,  arbei- 
tete um  1750  in  der  kgl.  Porzcllanfabrik  von 
Capodimontc  und  malte  hauptsächlich  Tiere 
und  Schlachten,  gemeinsam  mit  Gius.  Deila 
Tor  re. 

Napoli  Nobilissima  III  133.  G.  Degli  Assi. 

Avondo,  V i 1 1 o r i o,  Direktor  des  Museo 
Civico  in  Turin  (seit  1891),  Landschaftsmaler, 
Schüler  Calamcs  in  Genf. 

Rassegna  Nazionalc  III  219 — 20,  872;  XIX 
284.  ** 

Avont,  oder  Avcnt,  van  oder  van  den. 
Häufig  vorkommender  Name  belg.  Künstler, 


281 


Avont 


meist  wenig  bekannt,  da  sie  der  Gewohnheit 
ihrer  Zeit  folgend,  ihre  Werke  fast  niemals 
Unterzeichneten.  Bildhauer  sind  folgende: 

Jean  I.  A.,  Vater  von  Rombaut,  Jean  II. 
und  Abraham,  f 13.  11.  1604  zu  Mccheln, 
scheint  nur  untergeordnete  Arbeiten  ausge- 
führt zu  haben.  Dokumente  bestätigen,  daß 
dieser  Künstler  im  Jahre  1595  für  die  Summe 
von  12  Gulden  ein  Kruzifix  herstellte,  das 
für  die  Karfreitags-Feierlichkeiten  bestimmt 
war.  Im  vorhergehenden  Jahre  hatte  er 
ebenfalls  eine  kleine,  wenig  bedeutende  Ar- 
beit ausgeführt,  die  „gloire“  oder  „soleil“, 
welche  hinter  dem  Bilde  der  Madonna  in  der 
Notre-Dame- Kirche  angebracht  wurde. 

Hans  van  A.,  Vater  und  Lehrer  des 
bekannten  Malers  von  Ruf  Pecter  Avont  (geb 
1000  zu  Mecheln),  war  Bildhauer  in  Mecheln, 
das  damals  die  religiöse  Metropole  Belgiens 
geworden  war. 

George  van  A.,  ein  Bildhauer,  des- 
sen Arbeiten  unbekannt  sind.  1570  war  er 
Meister  in  Mecheln  und  starb  daselbst  1608. 

Josse  van  A.,  war  1588  in  Mecheln 
tätig,  ist  ebenfalls  ganz  unbekannt  geblieben. 

Jean  II.  van  A.,  in  Mecheln,  geb.  da- 
selbst 1571,  erhielt  1599  das  Meisterrecht 
und  war  zugleich  Bildhauer  und  Illuminator. 
Man  hat  ihm  die  Statuen  des  hl.  Johannes 
und  des  hl.  Joseph  zugeschricben,  die  1608 
für  den  Altar  Notre-Dame  der  Kirche  glei- 
chen Namens  (Notre-Dame-au-delä  de  la 
Dylc)  ausgeführt  wurden. 

Rombaut  van  A.,  Sohn  von  Jean  I., 
Maler  und  Bildhauer,  übte  seine  Tätigkeit 
ebenfalls  in  Mccheln  um  1616  aus,  zu  wel- 
cher Zeit  er  ein  Bild  der  hl.  Jungfrau  für 
die  Kirche  Saint-Jean  zum  Preise  von  12 
Gulden  ausführte. 

Abraham  van  A.,  Statuenbildhauer  und 
Maler  zu  Mccheln,  wurde  dort  1593  ge- 
boren (oder  1595)  und  starb  1631.  Zur 
Meisterschaft  in  der  Gilde  des  Quatre-Cou- 
ronnes  in  Brüssel  1621  zugelasscn,  ließ  er 
sich  in  dieser  Stadt  nieder,  die  vom  Glanz 
Mechelns  geerbt  hatte,  und  wurde  dort  einer 
der  tüchtigsten  Mitarbeiter  von  Luc.  Fayd’- 
hcrbc.  Indes  sind  seine  eigenen  Arbeiten 
unbekannt. 

Pierre  van  A.,  aus  Mecheln  gebürtig, 
arbeitete  ebenfalls  in  Brüssel.  Im  Zulas- 
sungsregister der  Gilde  des  Quatre-Couron- 
nes  wird  er  1022  aufgeführt.  Er  war  im 
Atelier  des  Abraham  van  A.  tätig  und  wurde 
1625  zur  Meisterschaft  zugelassen.  1631 
lebte  er  noch.  Seine  Werke  sind  nicht  be- 
kannt. 

Jean  III.  van  A.,  geb.  1607  zu  Mecheln, 
starb  im  jugendlichen  Alter  von  22  Jahren. 

Guillaume  van  A.,  geb.  1605  zu  Me- 
cheln, studierte  dort,  nahm  dann  längeren 
Aufenthalt  in  Holland,  wo  er  sich  1625  zu 


Amsterdam  verheiratete.  Im  folgenden  Jahre 
kehrte  er  in  seine  Vaterstadt  zurück  als 
„clcynstckker"  und  „belthouwer".  Er  hat 
in  Belgien  keine  Arbeit  hinterlassen,  die  der 
Anführung  würdig  wäre. 

Jean  van  A.  IV.  lebte  1653  in  Brüssel, 
zu  welcher  Zeit  er  bereits  der  Gilde  des 
Quatre-Couronnes  angehörte. 

Jean  van  A.  V.,  Bildhauer  in  Brüssel, 
wo  er  1710  zur  selben  Gilde  zugelassen  wurde. 
Die  beiden  Jean  IV.  und  V.  aus  Brüssel  sind 
vielleicht  Nachkommen  von  Pierre  III.  Ihre 
Arbeiten  sind  fast  alle  unbekannt. 

Chev.  Edm.  Marchal,  La  sculpture  bei- 
ge, p.  389,  390,  391  und  534.  — „Les  Liggeren’* 
de  la  Gilde  de  Saint-Luc,  & Anvers. 

E.  de  T aeye. 

Avont,  Augustin  van,  Maler  und  Illu- 
minator von  Mecheln,  getauft  24.  1.  1602  da- 
selbst, Bruder  des  Peter  van  A.,  ging  1622 
nach  Deutschland,  kehrte  1624  von  Köln  in 
seine  Heimat  zurück  und  ließ  sich  darauf  in 
Brüssel  nieder. 

E.  N c e f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines  (1876)  I 387—88.  H.  V. 

Avont,  Melchiorvan,  Maler  in  Mccheln, 
Bruder  des  Rombaut  v.  A.,  getauft  am  5.  1. 
1592,  f am  3.  11.  1619;  nur  urkundlich  be- 
kannt. 

S i r e t,  Dict.  d.  Peintres  III,  Ausg.  1883.  — 
E.  N e e f f *,  Hist,  de  la  peinture  ctc.  ä Malines 
1876,  I.  H.  V. 

Avont,  Nicolaus  van,  Maler  von  Mc- 
cheln, geb.  4.  9.  1604,  nur  urkundlich  be- 
kannt. 

E.  N e e f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines  (1876)  I 482.  H.  V. 

Avont,  P e e t e r van,  Maler,  Radierer  u. 
Kupferstichverleger,  wurde  getauft  zu  Mecheln 
14.  1.  1600.  Sein  Lehrer  ist  unbekannt,  da- 
gegen weiß  man,  daß  er  1622/23  als  Freimci- 
ster  in  die  Antwerpencr  St.  Lukasgilde  zuge- 
lasscn  wurde.  1625/26  nahm  er  als  Schüler 
Peetcr  van  de  Cruys.  1629  Frans  Wouters 
und  1631/32  dessen  Bruder  Peeter  auf.  17. 
10.  1631  wurde  Avont  Bürger  von  Antwer- 
pen, nachdem  er  sich  26.  6.  desselben  Jahres 
das  Haus  „de  Backerye“  in  der  Kaiserstraßc 
gekauft  hatte.  Zu  gleicher  Zeit  (1632/33) 
wurde  der  Künstler  in  die  Redcrykkamer  der 
Violicrc  aufgenommen,  verließ  aber  1633/34 
dieselbe  wieder.  Er  stand  mit  Jan  Brueghel 
dem  Jüngeren  in  Freundschaft,  ebenso  wie 
mit  Wenzel  Hollar,  der  mehrere  Stiche  bei 
Avont  verlegte.  — 1.  11.  1632  starb  A.  in 
seinem  neu  erbauten  Hause  in  Deume  bei  Ant- 
werpen, aber  so  überschuldet,  daß  die  Erben 
auf  die  Hinterlassenschaft  verzichteten.  Seine 
traurigen  Vermögensverhältnisse  mögen  auch 
die  Schuld  sein,  daß  der  begabte  Künstler 
teilweise  Werke  hinterlassen  hat,  die  seiner 
wenig  würdig  sind. 

Avonts  Gemälde  sind  nicht  sehr  selten.  C, 
de  Bie  rühmt  mit  Recht  die  Weichheit  seiner 


282 


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Avostalis  — Avrial 


Fleischtöne,  die  Zartheit  und  zugleich  die 
Kraft  seines  Vortrages  in  der  Malerei  seiner 
kleinen  Kinder,  ebenso  wie  die  Grazie  seiner 
Kompositionen.  Der  Künstler  zierte  öfter  die 
Landschaften  anderer  Maler  mit  Figürchen, 
so  die  des  David  Vinckeboons,  Jan  Brueghcl 
des  Älteren  und  des  Jüngeren,  Luc.  van  Uden, 
Jan  Wildens,  J.  d'Arthois,  Luc.  Achtschel- 
linckx  und  Lod.  de  Vadder,  kopierte  ferner 
mehr  als  einmal  Bilder  von  Rubens  und  A. 
van  Dyck  und  scheute  sich  manchmal  nicht, 
den  Liebhabern  wenig  ausgeführte  Bilder  zu 
liefern.  In  der  St.  Jakobskirche  in  Antwer- 
pen ist  eine  hl.  Familie,  dabei  die  hl.  Mar- 
garetha, eine  andere  Heilige  (wie  es  scheint 
Maria  Magdalena),  der  hl.  Georg  und  der 
kleine  Johannes  der  Täufer,  der  sein  Lamm 
liebkost  und  von  zwei  Engeln  begleitet  wird. 
In  einzelnen  Teilen  dieser  Komposition  ist 
eine  freie  Nachahmung  von  Rubens  erkenn- 
bar ; das  Christkind  selbst  läßt  zu  wünsenen 
übrig,  die  anderen  Figuren  aber  sind  vortreff- 
lich und  namentlich  der  kleine  Johannes  und 
die  Engel  entzückend.  Die  schöne  Landschaft 
ist  ganz  die  Erfindung  des  Meisters.  Dieselbe 
Kirche  bewahrt  von  Avont  noch  eine  hl.  Jung- 
frau mit  dem  schlafenden  Kinde,  darum  ein 
fein  ausgeführter  Blumenkranz,  der  von  Frans 
Ykens  1636  gemalt  ist.  Die  St.  Nikolauska- 
pclle  der  Krämerinnung  in  Antwerpen  besitzt 
ebenfalls  ein  ausgezeichnetes  Werk  des  Künst- 
lers: hl.  Jungfrau  mit  dem  Kinde;  der  ge- 
schnitzte Rahmen  ist  mit  zwei  Engelsköpfen 
verziert,  und  über  ihm  erhebt  sich  eine  Büste 
der  hl.  Anna.  Ein  verdienstliches  Bild,  eine 
hl.  Familie  mit  Engeln  in  einer  Landschaft, 
bewahrt  auch  die  Spitalverwaltung  daselbst. 

Die  Galerie  zu  Wien  enthält  drei  Bilder: 
1)  Waldige  Landschaft  mit  der  von  Engeln 
umgebenen  hl.  Familie.  2)  Waldige  Land- 
schaft mit  Maria,  dem  Kind  und  dem  kleinen 
Johannes.  3)  Flora  mit  Genien  im  Vorder- 
gründe eines  großen  Ziergartens.  Alle  drei 
sind  Peeter  van  Avont  bezeichnet. 

Die  Galerie  Liechtenstein  zu  Wien  hat  eben- 
falls drei  Bilder:  1)  Landschaft;  im  Vorder- 
grund ruht  eine  Mutter  mit  zwei  Kindern, 
auf  welche  Diana  aus  den  Wolken  mit  Pfeil 
und  Bogen  zielt.  2)  Hl.  Jungfrau  mit  dem 
Kind  und  dem  hl.  Johannes.  Engel  spielen 
mit  dem  Lamm.  Bez.  P.  V.  Avont.  8)  Silen 
mit  dem  Bacchus. 

In  der  Pinakothek  zu  München  befindet  sich 
die  hl.  Familie,  dabei  der  kleine  Johannes  der 
Täufer  und  mehrere  Engel ; die  Landschaft 
und  das  einrahmende  Blumen-  und  Frucht- 
gthänge,  das  den  Namen  Maria  bildet,  sind 
von  Jan  Brueghel  dem  Älteren  gemalt. 

In  Terwestens  Katalog  (3.  Teil  zu  Hoets 
Catalogus  of  naamlijst  van  schilderijcn)  sind 
drei  Bilder  verzeichnet:  1)  Hl.  Magdalena, 
von  Engeln  umgeben.  2)  Hl.  Jungfrau,  von 


Engeln  umgeben.  Beide  stammten  aus  der 
Sammlung  des  Antwerpcncr  Malers  u.  Kunst- 
händlers Jan  Siebrechts  und  wurde  daselbst 
1754,  das  erste  um  64,  das  zweite  um  16  fl. 
verkauft.  8)  Die  hl.  Jungfrau  mit  dem  Kinde, 
von  zwei  Engeln  begleitet,  umgeben  von  einem 
Blumenkranz.  Dies  Bild  kam  in  der  Ver- 
steigerung der  Verlassenschaft  des  Lambert 
van  Gemert  zu  Antwerpen  1764  auf  11  fl. 
10  Stüber.  In  dem  Verzeichnis  der  Gemälde 
des  Malers  Snyers  von  Antwerpen  wird  eine 
Landschaft  von  Luc.  van  Uden  erwähnt,  wo- 
zu Avont  die  Figuren  gemalt  hatte.  Ter  wes- 
ten, der  bloß  einen  Teil  jener  Sammlung 
gibt,  hat  das  bezeichnete  Bild  weggelassen. 

A.  hat  auch  radiert.  Mit  Sicherheit  wer- 
den ihm  die  beiden  Gegenstücke : 2 Kinder 
in  einer  Landschaft  mit  weinlaubbekränztera 
Satyr  (P.  V.  A F E in  umgekehrten  Buch- 
staben) und  ein  Engel  und  ein  Kind  auf 
Wolken  sitzend  (ebenso  bez.)  zugeschrieben. 
Auch  die  in  der  Zeichnung  und  Technik  fei- 
nere Folge  von  24  numerierten  Blättern  mit 
Kindern,  deren  1.  Blatt  bezeichnet  ist  P.  van 
Avond  fecit  F.  de  Widt  Exc.  wird  ganz  sein 
Werk  sein.  Ferner  trägt  die  Folge  der  4 
Elemente  seine  Signatur:  Pet.  van  Auont  inu. 
et  exc.,  und  eine  unbezeichnete  Folge  der  4 
Tageszeiten  schließt  sich  diesen  stilistisch  un- 
mittelbar an.  — Außer  Hollar  haben  auch  P. 
Pontius,  Susanne  Vcrbruggen  und  Th.  v. 
Merlen  nach  A.  gestochen. 

Th.  v.  Lerius  u.  W.  Schmidt  in  Meyer» 
Kstlerlcx.  mit  älterer  Lit.  u.  Oeuvrcang.  — No- 
tizen von  H.  Hymans. 

Avostalis,  s.  Austalis. 

Avramovic,  Demetrius,  serb.  Maler,  geb. 
27.  3.  1815  zu  Sveti-Ivan  im  Tschaikisten- 
Distrikte,  f zu  Neusatz  13.  3.  1855,  Schüler 
der  Wiener  Akad.,  1840  nach  Belgrad  berufen 
zur  Ausmalung  der  Metropolitankirche,  dar- 
auf nach  Topola,  um  die  dortige  Kirche  aus- 
zumalen. 1 £46/47  unternahm  er  im  Auftrag 
der  Regierung  eine  Studienreise  durch  Ser- 
bien und  nach  dem  Berge  Athos,  deren  Er- 
gebnisse er  in  2 illustrierten  Schriften  (Bel- 
grad 1848  und  1849)  niederlcgte.  Er  be- 
faßte sich  auch  mit  der  Lebensbeschreibung 
serb.  Maler,  die  jedoch  Manuskript  geblie- 
ben ist. 

Meyer,  Kstlerlcx.  H.  V. 

Avrial  y Flores,  F c d e r i c o,  span.  Maler, 
geb.  zu  Madrid,  Schüler  der  Akad.  San  Fer- 
nando und  von  Manuel  Dominguez,  wurde 
auf  der  Madrider  Ausstellung  von  1904 
ehrenvoll  erwähnt.  Von  seinen  Arbeiten, 
Genre-  und  Landschaftsbildern,  führen  wir 
an:  La  Atalaya;  Eine  Herberge;  Zwischen 
zwei  Lichtern  ; Ein  Stall ; Ein  Dorfplatz ; Eine 
Ansicht  der  Arena  von  San  Pablo  in  Avila. 

P.  Lafond. 

Avrial  y Flores,  Jose  Maria,  span.  Ma- 
ler, geb.  26.  2.  1807  zu  Madrid,  trat  im  Alter 


283 


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Avril 


von  12  Jahren  in  die  Akad.  San  Fernando 
ein,  wo  er  sich  durch  außergewöhnlich  rasche 
Fortschritte  auszeichnete  und  1832  den  Preis 
für  Perspektive  erlangte.  Seine  Lehrer  Jose 
de  Madrazo  und  Fernando  Brambilla  stellten 
sein  junges  Talent  auf  die  Probe:  der  erstere. 
indem  er  ihn  verschiedene  Gemälde  der  Mei- 
ster des  Prado-Mus.  lithographisch  reprodu- 
zieren ließ  (für  seine  Veröffentlichung  der 
Gemälde  des  kgl.  Mus.),  der  andere,  indem  er 
ihn  beauftragte,  Ansichten  der  kgl.  Domänen 
zu  malen.  Er  wurde  1837  Professor  an  der 
Zcichcnschule  zu  Segovia,  1840  an  der  Kunst- 
schule zu  Cadiz,  1857  wurde  er  in  gleicher 
Eigenschaft  an  die  höhere  Schule  zu  Madrid 
berufen.  Unter  seinen  Hauptwerken  (fast 
nur  Landschaften),  von  denen  die  meisten  auf 
Madrider  Ausstellungen  vertreten  waren, 
führen  wir  an : Der  Manzanares ; Die  Ge- 
mäldegalerie; Madrid,  vom  Castilla-Wegc  aus 
gesehen ; das  Haus  des  Juan-Bravo  in  Segovia ; 
Die  Castillana  von  San  Andres;  Philipp  III., 
das  Pantheon  der  Könige  von  Leon  besuchend ; 
Lot  und  seine  Töchter;  Tobias  und  der  Erz- 
engel St  Michael;  Eliesar  und  Rebekka;  Vor- 
halle der  Kirche  San  Esteban;  Der  Landungs- 
platz des  Manzanarcs-Kanals.  Er  führte  auch 
große  dekorative  Malereien  aus,  z.  B.  für  die 
Kirche  von  Pastrana,  die  Kapelle  „de  la  Prä- 
sentation“ zu  Madrid;  ferner  die  malerische 
Ausschmückung  der  Theater  zu  Gijon,  Leon, 
Oviedo  (1849),  ebenso  diejenige  mehrerer 
Madrider  Bühnen,  ohne  seine  Beteiligung  bei 
der  Erbauung  von  Triumphbögen  und  bei  an- 
deren Kunstbauten  von  ebenso  kurzer  Dauer 
zu  erwähnen.  Er  hat  außerdem  zahlreiche 
Zeichnungen  und  Lithographien  für  die  her- 
vorragendsten illustrierten  Publikationen  Spa- 
niens geliefert. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galcria  biogr.  de 
artistas  cspanolcs  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4. 

P.  Lafond. 

Avril,  Edouard  Henri,  Maler  in  Paris, 
geb.  in  Algier,  Schüler  von  Pils  und  P.  Leh- 
mann, stellte  im  Salon  1878 — 1884  Porträts 
und  Figurenbilder  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  18S5. 
— Katal.  des  Salon.  H.  V. 

Avril,  E t i e n n e,  Kunsttischler  in  Paris 
um  1774.  Ein  bczcichnetes  Möbel,  aus  St 
Cloud  stammend,  erwähnt: 

Mazc-Sencier,  Livre  de  Collectionneurs, 
1885  p.  32. 

Avril,  Jean  Jacques,  der  ältere,  französ. 
Kupierst,  geb.  16.  12.  1744  (1756  nach  den 
Angaben  Hubers)  zu  Paris,  f 26.  11.  1831 
dortselbst  (nach  Bcraldi  t 1823),  war  ein 
Schüler  von  Wille.  Er  gilt  als  ein  sehr 
fruchtbarer  Künstler;  nach  Joubert  müßten 
seine  gesamten  Werke  500  Blatt  überstei- 
gen. Er  führte  eine  ganze  Anzahl  Repro- 
duktionen von  Ornamentzeichnungen  aus,  Blu- 
men nach  Bapt.  Monnoycr,  Louis  Tessicr, 


und  chinesische  Sujets  nach  Jean  Pillement 
Ebenso  Stiche  nach  Gemälden  von  van  der 
Werff,  J.  F.  de  Troy,  Guido  Rcni,  Sebast. 
Bourdon,  Eust.  Lesueur,  Carle  van  Loo, 
Ann.  Carracci,  Rubens,  Carlo  Maratta,  J. 
Bapt.  Le  Barbier,  Ant.  Fr.  van  der  Meulen, 
Alex.  Wille,  Jos.  Vernet,  Mme  Vigee-Lc- 
brun,  Jan  Steen  u.  a.  — Sein  Genre  ist  das- 
jenige seines  Lehrers  Wille,  jedoch  übertrie- 
ben : es  ist  etwas  kalt  und  langweilig.  „Den- 
noch", sagt  Bcraldi,  „hat  diese  Art  von  Kunst 
eine  ganze  Generation  zur  Bewunderung  hin- 
gerissen.“ 

Meyer,  Kstlerlex.  (Katal.  seiner  Werke). 

— Le  Blanc,  Manuel  (Katal.  seiner  Werke). 

— Bellier-Auvray,  Dict.  — P o r t a 1 i s 

et  B 6 r a 1 d i,  Grav.  du  18c  s.  — A p e 1 1, 
Handb.  f.  Kupferstichslr.  — Guilmard,  I.cs 
maitres  orncin.  /.  Guiber:. 

Avril,  J e a n J a c q u e s,  d.  j.,  französ.  Kup- 
ferst,  Sohn  von  J.  J.  A.  d.  ä.,  geb.  19.  4. 
17^1  zu  Paris,  f dortselbst  8.  11.  1835,  Schü- 
ler seines  Vaters,  von  Lebarbier,  Suvee  und 
Bcrvic.  Er  führte  eine  Anzahl  von  Stichen 
antiker  Statuen  für  das  Musee  Royal  aus,  die 
von  Henri  Laurent  (Paris,  Didot  1816)  ver- 
. öffentlicht  wurden,  außerdem  verschiedene 
Kupferstiche  nach  Ann.  Carracci,  Guido  Reni, 
Drouais,  David,  Gerard,  Lebarbier. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Verz.  seiner  Werke).  — 
Le  Blanc,  Manuel.  — Bellier-Auvray, 
Dict.  — Heller-Andrescn,  Handb.  für 
Kupferstichslr.  — Bcraldi,  Grav.  du  XIXc  s. 

Avril,  Paul,  französ.  Zeichner  und  Ra- 
dierer, geb.  zu  Algier  19.  10.  1843;  seine 
Illustrationszeichnungen  wurden  von  anderen 
Künstlern  gestochen,  durch  Lichtdruck  re- 
produziert oder  auch  von  ihm  selbst  radiert. 
In  der  1.  Kategorie  muß  man  seine  Zeich- 
nungen anführen,  die  von  Gaujean  für  die 
„Contcs  de  Moncrif“  (Paris  1882)  gestochen 
wurden,  ferner  diejenigen,  welche  Taluet 
für  die  „Contes  du  baron  de  Besenval“  (Pa- 
ris 1882)  ausführte,  die,  welche  Dcpollier 
für  die  „Contcs  de  La  Fontaine“  im  Stich  re- 
produzierte, sowie  endlich  diejenigen,  die 
Monzies  für  „Faublas“  gleicherweise  repro- 
duzierte. — In  der  2.  Kategorie  sind  zu  er- 
wähnen: eine  Serie  von  Zier-Buchstaben  für 
den  Fortunio  von  Th.  Gauticr,  Illustrationen 
für  die  Erzählungen  von  Fromaget  (Paris 
1S83)  ; für  die  „Ornements  de  la  femme“  von 
Oct.  Uzanne  (Paris  18S1 — 1S82),  für  „Hier“ 
von  A.  Picdagnel.  — Zur  3.  Kategorie  ge- 
hören „Moeurs  secretes  du  XVIIIe  siede“ 
von  Oct.  Uzanne,  „Salambö“  von  Flaubert. 
„Mon  onclc  Barbassou“  von  Mario  Uchard 
tisw.  — Unter  Mitarbeit  von  Franqois  Cour- 
boin  stach  er  auch  die  Zeichnungen  von 
Rochcgrossc  für  „Les  Debüts  de  Cesar  Bor- 
gia“ von  Richepin  (Ausgabe  der  Sodetc  des 
Cent  bibliophiles).  Endlich  sind  noch  einige 
Zeichnungen  zu  erwähnen  für  den  Fächer- 
malcr  Tourneur,  sowie  Exlibris. 


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Avry  — Awram 


B e r a 1 d i,  Lcs  Grav.  du  XIXc  s.  — Fin- 
ch a m,  Art.  and  cngr.  of  Brit  and  Amer.  book- 
plates.  London  1897.  J.  Cuibcrt. 

Avry,  F.,  Signatur  eines  Medailleurs,  der 
in  der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.  arbeitete,  und 
den  die  meisten  Schriftsteller,  wie  Immerzeel, 
Bolzenthal  und  Pinchart,  für  einen  Holländer 
gehalten  haben,  da  sich  sein  Name  auf  einer 
großen  Medaille  befindet,  die  zum  Gedächtnis 
der  Ermordung  der  Gebrüder  de  Wit  im 
Haag  1672  gefertigt  wurde.  Wir  haben  allen 
Grund  anzunehmen,  daß  dieser  Avry  mit  dem 
französ.  Medailleur  Pierre  Aury  identisch  ist 
(s.  dort).  FrSd.  Alvin. 

Avy,  französ.  Miniaturmaler,  nur  durch  ein 
1804  auf  Elfenbein  gemaltes  Miniatur-Brust- 
bild des  Grafen  Barras  im  Mus.  Calvet  zu 
Avignon  bekannt.  Es  trägt  die  Signatur : 
Avy  pt.  an.  12. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  II.  V. 

Avy,  Marius  Joseph,  französ.  Maler, 
geb.  21.  9.  1871  in  Marseille,  Schüler  von 
Leon  Bonnat  und  Albert  Maignan.  A.  ge- 
hört zu  den  modernen  Malern,  die  mit  Vor- 
liebe den  Problemen  des  Lichtes  nachgehen, 
und  zwar  sucht  er  nicht  das  helle  Sonnen- 
licht im  Freien  auf,  sondern  er  schildert  die 
delikaten  Wirkungen  dämmriger  Zimmer  oder 
des  stillen  Lampenscheins.  Eines  seiner 
besten  Bilder  dieser  Art  ist  sein  „Mädchen- 
ball"  vom  Jahre  1903,  den  die  Stadt  Paris  an- 
gekauft und  im  Petit  Palais  der  Champs  Ely- 
sces  untergebracht  hat.  Im  Museum  von 
Marseille  ist  eine  „Frühstücksszene",  in  dem 
von  Lyon  eine  „Tanzstunde"  von  ihm.  A. 
hat  auch  einige  religiöse  Gemälde  und  zahl- 
reiche gute  Bildnisse  gemalt. 

Kat  d.  Salon  1895—1901.  K.  R.  Schmidt. 

Aw  (Ow),  Meinrad  von,  geb.  zu  Sig- 
maringen 20.  11.  1712,  Kirchenmaler,  ein  Mit- 
glied der  adeligen  Familie  von  Ow.  Von  sei- 
nen Werken  werden  genannt:  Fresken  in  der 
Kirche  zu  Pfullendorf  1742 — 50  mit  Bild- 
nissen der  Ratsherren  und  Geistlichen;  die 
Decke  der  Pfarrkirche  zu  Klosterwald,  1753 
bezeichnet  mit  A.  W.  de  Owe  pinxit.  Fres- 
ken in  der  Stadtkirche  zu  Haigcrloch  1756, 
desgl.  zu  Sigmaringen  1757 — 61,  zu  Mcßkirch 
1775.  In  der  Kirche  zu  Otterswang  malte  er 
1776  Darstellungen  aus  der  Oswaldlegendc, 
1780  den  Plafond  der  Kirche  im  Kloster 
Roth.  Ferner  sind  von  ihm  die  Scitenaltäre 
in  der  Kirche  zu  Bittelschieß  und  der  Hoch- 
altar in  Harthausen  auf  der  Schecr;  auch 
einige  Porträts  kennt  man  von  ihm. 

Beck  im  Diözcsanarchiv  von  Schwaben  1902 
p.  71.  — Zingcler  u.  Laur,  Die  Bau-  und 
Kunstdenkmäler  der  hohenzollernschen  Lande. 

M.  Bach. 

Awdei,  russ.  Steinmetz  des  13.  Jahrh., 
führte  um  1250  die  Skulpturen  und  die  Por- 
tale in  der  dem  hl.  Johannes  Chrysostomus 
geweihten  Kathedrale  zu  Cholm  im  Aufträge 
des  Fürsten  Daniel  Romänowitsch  Galitzki 


aus.  Die  Ipatjeffsche  Chronik  nennt  ihn 
„Chitrez“,  d.  i.  der  Pfiffige,  Schlaue,  wegen 
seiner  besonderen  Kunstfertigkeit. 

N.  P.  S o b k o , Kuss.  Kstlcrlcx.  — Pyccx.  fiiiß.r. 
cflouapt.  (Russ.  Bibliogr.)  I 30.  — Iloaii.  cofip. 
pyccx.  2-feTonuc.  llriarieucKas  a+.TonHCb  (Vollst. 
Sammlung  russ.  Chroniken.  DielpatjcfTsche  Chronik) 
II.  St.  Petersburg  1843,  S.  190.  IV.  Neumann. 

•Awdejeff,  Alexei  Alexändro  witsch, 
russ.  Architekt,  geb.  12.  3.  1819  in  dem 
Dorfe  Betkowo  im  Tulaschen  Gouvernement, 
t 18.  3.  1855  in  Petersburg,  wandte  sich 
auf  Anregung  des  Akademikers  Bykoffski 
dem  Studium  der  Architektur  zu.  Er  be- 
reiste 1851  Deutschland,  Frankreich  und 
Italien  und  veröffentlichte  die  gewonnenen 
Eindrücke  in  der  Moskauer  Zeitung  und  in 
den  von  Prof.  Leontjeff  herausgegebenen 
„Propyläen“.  1853  beteiligte  er  sich  an  den 
archäologischen  Ausgrabungen  an  der  Stelle 
des  alten  Tanais  (an  der  Mündung  des  Don) 
durch  das  Zeichnen  der  aufgefundenen  Gegen- 
stände. Nach  einer  zweiten  italienischen 
Reise  (1856)  wurde  er  1857  vom  Fürsten 
Wassiltschikoff  zur  Ausführung  einer  Kirche 
• in  Sewastopol  berufen  und  siedelte  in  die 
Krim  über,  wo  sich  die  Mehrzahl  seiner  Bau- 
ten befindet  Außer  mehreren  Privatgebäuden 
in  Moskau,  einer  Kirche  im  Dankoffschen 
Kreise  des  Rjansanschen  Gouvernements, 
führte  er  in  Sewastopol  die  Gedächtniskirche 
St.  Nikolaus  zum  Andenken  an  die  bei  Ver- 
teidigung Sewastopols  Gefallenen  aus  (voll- 
endet 1870),  die  Kapelle  über  dem  Grabe  des 
Fürsten  Gortschakoff,  die  Kapelle  auf  der 
Höhe  von  Inkermann,  zur  Erinnerung  an  die 
Heerschau  des  Kaisers  Alexander  II.  nach 
dem  Falle  von  Sewastopol  und  die  Wladimir- 
kirche in  Sewastopol. 

N.  P.  Sobko,  Russ.  Kstlcrlcx.  — Zeitung 
„rojioc-b“  (Die  Stimme)  St.  Petersburg  1770,  No. 
32.  — Cntal.  illustr.  Expos.  Moscou  1882,  S.  5H,  65. 

IV.  Ntumann. 

A Wengen,  s.  W engen. 

Awerchs,  s.  Averccht. 

Awram  (=  Abram,  Abraham).  Meister 
Awram,  russ.  Erzbildner,  wahrcheinlich  aus 
Deutschland  stammend,  inschriftlich  einer  der 
Verfertiger  der  berühmten  ehernen,  mit  Re- 
liefs geschmückten  „Korssunschen  Tür“  an 
der  Westseite  der  Sophicnkathedrale  zu  Now- 
gorod. Als  seine  Mitmeister  werden  Riquin 
und  Waismuth  genannt 

N.P.Sobko,  Russ.  Kstlcrlcx.  mit  Abb.d.Tür.  — 
Meyer,  Kstlcrlcx.  — Mitthoff,  Mittclalt. 
Kstler.  Nictlcrs.  u.  Wcstf.  — Champeaux,  Dict. 
des  Fondcurs  (aus  Magdeburg  stammend).  — 
Adelung,  Die  Korssunschen  Türen  etc.,  Berlin 
1823.  — Maxapil,  Apxeoaor.  onnc.  uepx. upemi. 
m>  Iloarop.  (Makari,  ArchSol.  Beschreibung 
kirchl.  Altertümer  in  Nowgorod)  II  271 — 274.  — 
CoaoBbcin.,  Onnc.  Hoerop.  Co«>.  coöopa 
(Ssoloffjeff,  Beschreibung  d.  Nowgor.  Sophien- 


285 


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Awramoff  — Axentowicz 


Kathedr.).  — Eine  gute  Abb.  d.  Korssunschen  Tor 
in:  Ap»H.  pocc.  rocyj.  (Altertümer  d.  russ.  Reichs) 
Abt.  VI,  No.  21 — 26.  IV.  Ntumarm. 

Awramoff  (Abramoff),  Gregor,  russ. 
Zeichner  und  Buchmaler  des  17.  Jahrh., 
wurde  von  1668 — 76  an  der  Staatsdruckerei 
in  Moskau  beschäftigt ; später  außerctatsmäßig 
angestellt.  Von  ihm  Bildnis  des  Ephraim 
Syrus,  gestochen  von  F.  J.  Petrow  für  das 
1647  von  Ephraim  herausgegebene  Werk. 
Mit  dem  „Goldmaler  des  Gesandtenamts" 
Gregor  Blaguschin  verzierte  er  1649  zwei 
Drucke  über  das  Leben  des  Wundertäters 
Sabbas,  die  dem  Zaren  dargebracht  werden 
sollten.  Im  Mai  1677  wird  er  für  eine  Zeich- 
nung der  Figur  des  Evang.  Lukas  bezahlt. 

N.  P.  S o b k o,  Russ.  Kstlerlex.  — W.  Rum- 
j a n z of  f in  PoumicKiU:  PyccK.  rjWBcpw  (R  o w i n sk  i : 
Russ.  Stecher)  Moskau  1870,  S.  367,  374,  875. 

IV.  Neumann. 

Axandri,  Tommaso,  renommierter  Glas- 
maler in  Venedig,  wurde  um  1400  nach  Mai- 
land berufen,  um  die  Fenster  im  Dom  zu 
malen. 

Atti  dcll'  Atcneo  Veneto.  Ser.  II  vol.  II  172. 
— Nuova  Antologia,  vol.  140  fase.  IX  57.  — P. 
Molment i,  Stör,  di  Venezia  nella  vita  pri- 
vata,  Bergamo  1905  I 311.  L.  Ferro. 

Axareto  (Assercto),  Antonio,  Gold- 
schmied in  Genua  im  Anfang  des  17.  Jahrh., 
vielleicht  ein  Verwandter  des  Giocch.  Asse- 
reto.  Von  ihm  ein  großes  Medaillon,  welches 
1626  in  den  Grundstein  der  Mauern  Genuas 
gelegt  worden  war. 

O 1 i v i c r i,  Un  medaglionc  storico  Gcnovcsc. 
Genova  1862.  H.  V. 

Axareto,  s.  auch  Assereto. 

Axbeck,  Maler  um  1800.  Nach  seinem  Por- 
trät der  Schauspielerin  Betty  Roosc  (f  1808) 
stach  Stubenrauch  ein  bezeichnctcs  Blatt  8vo. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Axcle,  s.  Axpoelc. 

Axelson,  Axel,  schwed.  Maler,  geb.  24.  10. 
1854  in  Stockholm,  f 10.  4.  92  in  Lund,  stu- 
dierte an  der  Akad.  in  Stockholm  1872 — 76. 
nachher  in  Düsseldorf  und  machte  Studien- 
reisen in  Italien,  Spanien  und  Nord-Afrika. 
Er  malte  Kircheninterieurs  aus  der  Rhein- 
gegend, später  meistens  und  am  besten  in 
Aquarell,  Architekturmotive  aus  Venedig, 
Rom,  Tunis  und  Marokko.  G.  Nordcnsvan. 

Axelt,  s.  Azelt. 

Axenfeld,  Heinrich,  russ.  Maler  des  19. 
Jahrh.,  geb.  in  Odessa,  Schüler  von  L.  Cogniet 
in  Paris  und  dort  tätig.  Er  malte  anfangs 
Porträts,  später  landschaftliche  Genrebilder. 
Sein  Bild  einer  Hexe  (La  Strega),  1873  im 
Salon,  machte  ihn  in  weiteren  Kreisen  be- 
kannt. 

Kunstchronik  1873,  S.  194.  — Singer,  Kst- 
lerlex. — Chronique  des  arts  1865,  S.  14.  — Pa- 
riser Salon  1885,  1887,  1S88,  1889,  1890. 

IV.  Neumann. 

Axentowicz,  Theodor,  poln.  Maler,  geb. 
13.  5.  1859  zu  Brassö  (Kronstadt,  in  Sieben- 


bürgen), absolvierte  die  Realschule  in  Lem- 
berg, studierte  1879 — 83  in  München,  dann 
bei  Carolus  Duran  in  Paris,  wo  er  längere 
Zeit  lebte.  Ein  Aufenthalt  in  London  1893 
machte  ihn  mit  der  älteren  und  der  heutigen 
englischen  Kunst  bekannt.  Ein  Moderner 
durch  und  durch,  hat  er  doch  während  seiner 
im  Auslande  verbrachten  Jahre  alte  Meister 
studiert  und  kopiert : Correggio,  Tizian,  Velas- 
quez  und  sogar  Lebrun.  1895  wurde  er  Pro- 
fessor der  Krakauer  Kunstschule  und  blieb 
auf  diesem  Posten,  als  die  Anstalt  zur  Kunst- 
akad.  erhoben  wurde.  Seit  1891  Associe  der 
Societe  Nationale  des  Beaux-Arts  (Champ- 
de-Mars),  gehört  er  zu  den  Begründern  der 
poln.  Künstlcrgenossenschaft  „Sztuka“  (=  Se- 
zession). Abgesehen  von  Jugendwerken, 
wie  „Würzburg  im  Jahre  1811“  und  „Pol- 
nische Gesandtschaft  bei  Heinrich  III.  von 
Valois“,  lassen  sich  drei  zeitlich  nebeneinan- 
der laufende  Richtungen  in  A.s  Tätigkeit  ver- 
folgen: 1.  Szenen  aus  dem  Leben  der  ost- 
galizischcn  Bauern:  Der  Tanz,  Begräbnis 
(1887,  1895),  ferner  huzulischc  Frauentypen 
(1887,  1905).  Diese  Bilder  tragen  das  Merk- 
mal einer  frischen,  kräftigen,  unmittelbaren 
Naturanschauung.  2.  A.  wirkt  auch  als  Por- 
trätist, besonders  als  Maler  von  bald  vor- 
nehmen, bald  pikanten  Frauenbildnissen,  in 
denen  er  eine  feine  Empfindung  für  Farbe 
und  Verständnis  für  weibliche  Grazie  und 
Schick  zeigt.  Diese  Eigenschaften  kommen 
ebenso  auch  seinen  aristokratischen  Männer- 
porträts zugute.  Von  seinen  Porträts  seien  ge- 
nannt: die  Tragödin  Sarah  Bernhardt,  ihr 
Sohn  mit  seiner  Frau,  Gräfin  Dzialynska  — 
alle  in  Paris  entstanden.  In  London  erfreute 
sich  A.  einer  außerordentlichen  Beliebtheit 
und  malte  eine  Reihe  von  Bildnissen  der 
engl.  Aristokratie;  auch  das  vorzügliche,  auf 
der  Lemberger  Landesausstellung  1S94  mit 
einer  goldenen  Medaille  ausgezeichnete  Por- 
trät seiner  Frau  stammt  aus  dieser  Londoner 
Zeit.  Zu  den  in  Krakau  ausgeführten  Por- 
träts gehören  vor  allem:  Fürst  Wladyslaw 
Czartoryski,  Erzherzog  Karl  Stefan  (1900, 
1903),  die  Töchter  desselben  etc.  1905  stellte  A. 
ein  breit  und  flott  gemaltes  Bildnis  des  Kra- 
kauer Stadtpräsidenten  Friedlcin  aus.  3.  In  in- 
nigem Zusammenhänge  mit  seinen  Porträts 
stehen  A.s  ideale  Frauenköpfc.  Durch  ihre 
Verträumtheit  den  engl.  Praerafacliten  nahe, 
haben  sie  anderseits  einen  feinen,  leise  sinn- 
lichen Zug.  (Gelbe  Blume,  Blaue  Vase,  beide 
1900.)  Voll  innerlichen  Lebens  sind  die  „bei- 
den Frauen  in  tiefster  Trauer“  (1903).  Er 
wirkt  auch  als  Autolithograph ; im  Jahre  1896 
lieferte  er  den  Entwurf  zu  einem  Fenster 
für  die  Lemberger  Kathedrale  ritus  latini. 

S w i e >•  k o w s k i,  Pamictnik  Towarzystwa  P. 
S.  P.  w Krakowie  1854 — 1904.  — K.  M.  Kui- 
raany  in  Die  Kunst  (Bruckmann)  IX  289  f. 

C.  M.  v.  Görski. 


286 


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Axeochos  — Axmann 


Axeochos  (Axiochos?),  vielleicht  Name  ei- 
nes antiken  Gemmenschneiders.  Jedoch  be- 
ruht die  Kenntnis  dieses  Meisters  lediglich 
auf  dem  Abdruck  einer  jetzt  verschollenen 
Gemme,  deren  Echtheit  nicht  nachweisbar  ist. 
Andere  erhaltene  Steine  mit  diesem  Namen 
sind  sehr  verdächtig. 

Brunn,  Gcsch.  d.  gr.  Kstler.  II  557.  — Ar- 
chäol.  Jahrb.  III,  Taf.  11,  11 ; IV  72.  — P a u - 
1 y - W i s s o w a,  Realenc.  II  2627,  3 (Rossbach). 

Pemice. 

Axereto,  s.  Assercto  u.  Axareto. 

Axilette  (Axilete),  Alexis,  Porträtmaler 
in  Paris,  stellte  wiederholt  im  Salon  (1885 — 
1901)  und  bei  Georges  Petit  aus.  Außer 
Porträts  malt  er  auch  Figuren  in  Landschaft 
wie  „L’etc“,  drei  nackte  Mädchen  im  Freien. 
Salon  1891  (Abb.  im  Katalog).  Auf  der 
Münchener  Sezessions-Ausstellung  1896  war 
er  mit  einem  großen  Pastell:  Aurora  (Mäd- 
chenakt) vertreten. 

Kunst  f.  Alle  XI  (1896),  S.  291.  — The  Stu- 
dio, vol.  35,  p.  80.  — Katal.  d.  Salon.  H.  V. 

Axios,  Gemmenschneider?  Der  Name  be- 
gegnet auf  einem  (antiken?)  Stein  mit  der 
Darstellung  eines  Steinbocks. 

Brunn,  Gesch.  d.  gr.  Kstler.  II  606. 

s Pcrnice. 

Axmacher,  Karl,  Porträtmaler  in  Düssel- 
dorf, geb.  2.  6.  1874  in  Düsseldorf.  Besuchte 
nach  Absolvierung  des  Realgymnasiums 
(1880 — 89)  die  Kunstakad.  in  Düsseldorf 
(1890 — 97)  und  bildete  sich  privatim  in  Brüs- 
sel 1898  und  in  Paris  1905  weiter  aus.  Por- 
trät und  Figuren.  Board. 

Axmann,  Anton,  Maler,  nur  bekannt  als 
Verfertiger  eines  Deckengemäldes  in  der 
Pfarrkirche  zu  Zentbcchhofen  (Oberfranken) 
aus  dem  Jahre  1735. 

Meyer,  Kstlcrlex.  H.  V. 

Axmann,  Ferdinand,  Historienmaler, 
Sohn  des  Kupferstechers  Josef  Axmann,  geb. 
zu  Wien  3.  11.  1838,  besuchte  die  Malerschule 
der  Akad.  der  bildenden  Künste  und  die 
Meistcrschulc  unter  Kupelwieser  u.  C.  Rahl, 
wurde  1866  Professor  an  der  Staatsoberreal- 
schule in  Salzburg  und  1878  an  der  Staats- 
oberrealschule des  III.  Bezirks  in  Wien,  wo 
ihm  auch  die  Stelle  eines  Administrators  der 
Pensionsgesellschaft  bildender  Künstler  über- 
tragen wurde.  Letzteres  Amt  bekleidet  er 
noch  heute,  während  er  als  Professor  des 
Freihandzeichnens  1897  in  den  Ruhestand 
trat.  Wir  verdanken  ihm  eine  Reihe  ausge- 
zeichneter Altargemälde  und  Porträts,  unter 
letzteren  die  Bildnisse  Adalbert  Stifters  (Linz, 
Privatbesitz),  Stelzhammcrs  (Linzer  Landes- 
galerie), Grillparzers  (Eigentum  des  ersten 
Kaufmännischen  Vereins  in  Wien)  und  sei- 
nes Vaters,  des  berühmten  Kupferstechers 
Axmann  ( Axmann-Zimmer  im  Brünncr  Mu- 
seum). 

Bodenstein,  Hundert  Jahre  Kunstgesch. 
Wiens  1788—1888  S.  11  f.  W.  Schram. 


Axmann  (Achsmann),  Johann  Ignatz 
Anton,  Porträt-  und  Historienmaler  in  Bres- 
lau, geb.  1778,  Sohn  des  Stadtchirurgen  Jo- 
seph A.  in  Neiße,  lernt  in  Breslau  bei  Adal- 
bert Longinus  Höcker  von  1795 — 1798.  Ist 
selbständig  tätig  seit  etwa  1805.  Erwirbt  das 
Bürgerrecht  am  28.  11.  1817.  Geschickter 
Kopist  alter  Gemälde.  e.  Hintte. 

Axmann,  Josef,  Kupfer-  u.  Stahlstecher, 
geb.  zu  Brünn  7.  3.  1793,  erhielt  von  dem 
geschickten  Historienmaler  Weidlich  den 
ersten  Unterricht  im  Zeichnen  und  Malen. 
1811  kam  er  an  die  Akad.  der  bildenden 
Künste  in  Wien  und  erhielt  bald  darauf  in- 
folge seines  Stiches  „Die  Macocha“  von  den 
mährischen  Ständen  ein  Stipendium  für  6 
Jahre.  Seine  Ausbildung  in  der  Kupfcrstech- 
kunst  gewann  er  bei  Joh.  Blaschke.  Auch 
der  berühmte  Bartsch  förderte  sein  künstle- 
risches Streben.  Nachdem  A.  durch  viele 
Stiche  für  ausländische  Almanache  einen 
Ruf  erworben  hatte,  erfand  er  1829  eine  Art 
Hochätzung  auf  Zink  und  Kupfer.  1843  be- 
schäftigte er  sich  mit  Versuchen  des  Ätzens 
von  Daguerrotypen  und  wurde  wirkl.  Mitglied 
der  k.  Akad.  der  bildenden  Künste.  Nach 
langer  und  angestrengter  Tätigkeit  in  Wien 
übersiedelte  er  1866  nach  Salzburg,  wo  er 
9.  11.  1873  starb.  Die  vollständigste  Samm- 
lung der  Werke  Axmanns  befindet  sich  in 
der  Wiener  Hofbibliothek.  (Sie  enthält  auch 
Probedrucke  und  verschiedene  Stände  ein- 
zelner Platten.)  Sehr  reichhaltige  Sammlun- 
gen auch  in  der  Wiener  Albertina  und  im  Ax- 
mann-Zimmer des  Stadtmuseums  in  Brünn, 
nach  Inhalt  und  Ausstattung  ein  Geschenk 
des  Wiener  Historienmalers  Prof.  Ferd.  Ax- 
rnann.  Die  Zahl  der  nachweisbaren  Stiche 
A.s,  welche  durchweg  eine  vollendete  klassi- 
sche Technik  und  daneben  eine  poetische  Art 
des  Vortrags  offenbaren,  beträgt  537  (Por- 
träts, Landschaften,  religiöse  Gegenstände, 
Genre,  Kostümbilder  und  Vignetten).  Von 
diesen  sind  in  dem  von  Dr.  Cyriak  Boden- 
stein verfaßten  Werke:  „Hundert  Jahre 

Kunstgeschichte  Wiens  1788 — 1888“  nicht 
weniger  als  308  sorgfältig  verzeichnet.  Zu 
den  populärsten  Grabstichelarbeitcn  unseres 
Künstlers  gehören  die  zahlreichen  Blätter, 
welche  er  zu  den  Werken  des  Dichters  Adal- 
bert Stifter,  seines  intimen  Freundes,  lieferte, 
und  das  herrliche  Blatt  „Dichterliebc“  nach 
J.  Danhauser  (österr.  Kunstvcrcinsblatt  1848). 

Schram,  Verz.  mähr.  Kupferstecher  (Brünn 
1894)  mit  Literaturangaben  und  Schrams  Auf- 
satz „Das  Axmannzimmer  in  Brünn“  (österr. 
Rundschau  IV  231  ff.).  W.  Schram. 

Axmann,  Karl,  Miniaturmaler  in  Breslau 
um  1835. 

E.  Lembergcr,  Bcitr.  z.  Gesch.  d.  Minia- 
turmalerei 1906.  ** 

Axmann,  Martinus,  ungar.  Maler  des 
17.  Jahrh.  Einzig  beglaubigte  Arbeiten  sind 


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Axpoele  — Ayala 


die  reich  ornamentierten  Sgrafitto- Werke, 
Ungar.  Könige,  Helden  und  Allegorien  dar- 
stellend, am  Schloß  Fries  im  Kom.  Säros,  un- 
weit von  Eperjcs.  Daselbst  signiert:  Mar- 
tinus  * Axmann  • Pinx  • 1630.  Wahrschein- 
lich sind  ihm  auch  andere  derartige  Sgrafitto- 
Werke  in  Oberungarn,  z.  T.  noch  erhalten, 
zuzuschreiben. 

„Archaeologiai  Ertesitö,  ü.  f.“  XI  33,  Buda- 
pest 1891.  K.  Lyka. 

Axpoele,  Daneel,  Gcrard,  Jacob  und 
Henri,  s.  Schluß  d.  Art.  Willem  v.  Axpoele. 

Axpoele,  Jan  van,  Sohn  des  Daneel  A., 
wurde  in  die  Korporation  der  Gentcr  Maler 
1409  aufgenommen;  einer  seiner  Bürgen  war 
Willem  van  Axpoele. 

Victor  van  der  Hacghen. 

Axpoele  (Axpolc,  Axcle),  Martin  van, 
Miniaturmaler  von  Brügge,  1489 — 92  nach- 
weisbar. Arbeiten  von  ihm  sind  nicht  bekannt. 

Lc  Beffroi  IV  319/22.  H.  V. 

Axpoele,  Willem  van,  Maler,  erscheint 
zuerst  in  dieser  Eigenschaft  in  einem  Akten- 
stück von  1402,  das  den  Schöffen  zu  Gent 
vorgclegt  wurde,  und  in  dem  der  Glasmacher 
Jan  van  Aken  als  Bürge  aufgeführt  ist.  — 
Er  nahm  als  Lehrling  für  8 Jahre  den  jungen 
Willem  (Willckine)  van  Lovendeghem,  Sohn 
des  Daneel,  laut  einem  Aktenstück  vom  17. 
11.  1104.  W.  van  Axpoele  ist  in  der  Ge- 
schichte der  vläm.  Malerei  durch  den  äußerst 
merkwürdigen  Vertrag  vom  3.  6.  1419  be- 
kannt (zuerst  1815  vom  Chevalier  Charles 
Diericx  veröffentlicht:  Memoircs  sur  Ia  villc 
de  Gand,  t II,  p.  73;  zuletzt  in  den:  Bulle- 
tins de  la  societ£  d’histoire  et  d’archeologie 
de  Gand,  1899  p.  72,  Artikel  von  A.  van  Wes- 
veke,  und  p.  270,  Artikel  von  Nap.  de  Pauw). 
Zufolge  dieses  Vertrags  verpflichteten  sich 
Willem  van  Axpoele  und  ein  anderer  Maler 
aus  Gent,  „Jan  Martins“,  die  Porträts  der 
Grafen  von  Flandern  mit  guter  Ölfarbe  (met 
goeder  olieverwen)  wieder  aufzufrischen,  die 
schon  früher  die  Wände  des  ersten  Vorsaales 
des  Schöffenhauses  von  der  Keure  schmück- 
ten. Diese  Porträts,  welche  ungefähr  30 
Wandflächen  füllen  und  alle  Grafen  und  Grä- 
finnen von  Flandern  bis  zum  regierenden  Für- 
sten, Jean  sans  Pcur,  Herzog  von  Burgund 
darstellen,  sollen  in  gewisser  Beziehung  den- 
jenigen gleichen,  die  in  Kortryk  existieren. 
— (Zu  bemerken  ist  hier,  daß  man  im  19. 
Jahrh.  in  der  Notrc-Dame-Kirche  zu  Kor- 
tryk sehr  wichtige  Spuren  der  Porträts  ent- 
deckt hat,  auf  welche  in  diesem  Aktenstück 
angcspielt  wird,  und  die  das  Werk  des  Ma- 
lers Jan  van  der  Assclt  [1372]  waren).  — 
Die  Rechnungen  der  Stadt  Gent  1418  bis 
1419,  fol.  255v  und  1419—1420,  fol.  292,  geben 
Einzelheiten  über  die  Zahlungen,  die  für 
obengenannte  Gemälde  geleistet  wurden.  Wil- 
lem van  A.  wird  zum  letzten  Male  in  einem 
Aktenstück  genannt,  das  am  23.  10.  1436  den 


Genter  Schöffen  vorgelegt  wurde.  Das  ist 
alles  Authentische,  was  man  über  den  Künst- 
ler weiß. 

Die  biographischen  Details,  die  E.  de  Bus- 
schcr_  gibt  in  den : Rechcrches  sur  les  peintres 
gantois,  1859,  und  in  der:  Biographie  nationale 
de  Belgique,  t.  I (1866)  enthalten  mit  Wahr- 
heit vermischte  falsche  Angaben.  Was  die  Ma- 
ler Gerard,  Daneel,  Jacob  und  Henri  van  Ax- 
poele anbetrifft,  die  von  einigen  Autoren  ange- 
führt werden,  so  sind  dies  Personen,  welche 
niemals  gelebt  haben,  ebensowenig  wie  der  Bild- 
hauer Willem  von  Axpoele,  Sohn  des  Henri.  — 
Cf.  V.  van  der  Hacghen,  Memoircs  sur  les  docu- 
ments  faux  rclatifs  aux  anciens  peintres,  sculp- 
teurs  et  graveurs  Flamands.  (Acad.  roy.  de 
Bruxelles)  1899.  Victor  van  der  Hacghen. 

Axter,  Ignatius,  schles.  Maler,  nach- 
weisbar 1735 — 1746,  Schüler  des  Christian 
Philipp  Bentum,  malte  Fresken  und  Altar- 
bilder für  die  Stadtkirche  und  das  Kloster 
Leubus  und  die  Dorfkirche  in  Seitsch  und 
Camöse  in  Schlesien. 

Schultz,  Untersuchungen  zur  Geschichte 
der  Breslauer  Maler,  Breslau  1882. 

C.  Buchwaid. 

Axtmann,  J.  P„  Porträtmaler  in  Prag,  nach 
ihm  stach  A.  Birkhart  1725  das  Porträt  des 
Grafen  Jos.  Joh.  Franz  in  Wrbna  und  Freu- 
denthal. 

D 1 a b a c z,  Böhm.  Kstlerlex.  1815  p.  15S 
No.  32.  A\ 

Axtmann,  Leopold,  geb.  29.  4.  1700  zu 
Fulnck  in  Mähren,  war  ein  Schüler  Hamil- 
tons zu  Wien  und  wurde  einer  der  besten 
Tiermaler  seiner  Zeit,  besonders  in  Pferden 
und  Hunden.  Sein  Gönner  war  Graf  Czemm 
in  Prag,  in  dessen  Diensten  er  dort  am  12. 
10.  1748  starb. 

Neue  Bibi,  der  schönen  Wisscnsch.  und  Kstc., 
20.  Teil  S.  146.  — Ccrroni,  Gesch.  der  bild. 
Künste  in  Mähren  und  Schlesien  III  (Ms.  des 
Mähr.  Landes-Arch.).  — Bäuerle,  Zeitschr. 
f.  Theater,  Kunst  und  Lit.  v.  29.  4.  1842.  — 
Dobrowsky,  Böhm.  Literatur  I 229. 

Ayala,  Bernabc,  span.  Maler,  geb.  in 
Sevilla  im  Anfang  des  17.  Jahrh.,  f daselbst 
um  1672.  Schüler  und  Nachahmer  des 
Zurbaran.  Eine  Zeit  lang  auch  in  Madrid 
tätig.  1660  Mitgründer  der  Kunstakad.  in 
Sevilla,  deren  Mitglied  er  bis  1671  blieb.  Bei 
der  Neugestaltung  der  Akad.  1673  fehlt  sein 
Name,  so  daß  er  wohl  vorher  gestorben  ist. 
A.  malte  für  die  Kirche  S.  Juan  de  Dios  in 
Sevilla  eine  Himmelfahrt  Mariae,  sowie  ver- 
schiedene andere  Werke.  Das  Mus.  in  Sevilla 
besaß  6 Bilder  von  ihm  mit  Aposteln  und 
Heiligen. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 85.  — Meyer, 
Kstlerlex.  A 

Ayala,  Diego  de,  Goldschmied  in  Medina 
del  Campo,  fertigte  1504  einen  goldenen 
Becher  für  die  Königin  Isabella. 

Marti  y Monsö,  Estud.  histor.  artist. 
S.  304.  M.  v.  B. 

Ayala,  Diego  de,  span.  Maler.  1533  und 
1534  in  Sevilla  urkundlich  erwähnt. 

G c s t o s o,  Artif.  Scvill.  II  15.  M.  v.  B. 


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Ayala  — Aye 


Ayala,  Diego  de,  span.  Bildhauer  aus 
Murcia.  Bruder  des  Francisco  de  A.  Ar- 
beitete 1583  mit  diesem  an  dem  Tabernakel 
des  Hauptaltars  fiir  die  Pfarrkirche  von  Ju- 
milla  und  zwar  führte  er  die  Bildwerke  an 
den  Seiten  aus. 

Ccan  Bcrmudez,  Dicc.  I 86—  87.  A 

Ayala,  Francisco,  Glasmaler,  1516  ver- 
pflichtet er  sich,  die  Fenster  des  Querschiffes 
der  Kathedrale  von  Palencia,  sowie  jene  der 
Capilla  mayor,  der  Kapellen  S.  Pedro  und  S, 
Ursula,  Corpus  Christi,  S.  Miguel  und  N. 
Scnora  la  Bianca  insgesamt  für  30  Dukaten 
in  Gold  auszubcssern.  Er  starb  16.  12.  1519. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  38/39,  M.  v.  B. 

Ayala,  Francisco  de,  Bildhauer  in  Vi- 

toria,  geb.  1518.  1553  als  Zeuge  erwähnt. 

Martiy  Monsö,  Estud.  histor.  art.  S.  178. 

M.  v.  B. 

Ayala,  Francisco  de,  Bildhauer  zu 
Murcia  zu  Ende  des  16.  Jahrh,,  lernte  bei 
Pedro  Martinez  de  Castaneda  zu  Toledo,  und 
ließ  sich  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder,  wo 
er  vorzügliche  Arbeiten  im  Königreich  Mur- 
cia ausführte.  In  Jumilla  übernahm  er  1583 
mit  seinem  Bruder  Diego  das  Tabernakel  für 
den  Hauptaltar  der  Pfarrkirche  und  lieferte 
selbst  davon  die  ganze  Vorderseite,  nament- 
lich die  bewunderten  großen  Reliefs  mit  der 
Himmelfahrt  und  dem  hl.  Jacobus.  1584  voll- 
endete er  in  Valencia  das  von  Joseph  Gonza- 
lez hinterlassenc  Tabernakel. 

Ccan  Bcrmudez,  Dicc.  I 85 — 87.  — 
Araujo  Gomez,  Escultura  en  Espana  S.  603. 

A 

Ayala,  Josefa  de,  span.  Malerin  in  Obi- 
dos (Portugal)  und  deshalb  meist  Josefa  de 
Obidos  genannt.  Geb.  in  Sevilla  um  1630, 
Schülerin  und  vielleicht  auch  die  Tochter  des 
Landschaftsmalers  Baltasar  Gomez  Figueira 
oder  Figucircdo.  f 22.  7.  1681.  Sie  malte 
meist  Blumen,  aber  auch  Heilige  und  Bild- 
nisse, und  stach  auch  in  Kupfer.  Bekannt 
von  ihr  ist  ein  bczeichnctcs,  1653  datiertes 
Blatt  in  der  Ausgabe  der  Statuten  der  Uni- 
versität Coimbra  von  1654.  Auch  Arbeiten 
in  Kupfer  und  Silber  werden  von  ihr  ange- 
führt, die  in  „Pontinho“  gearbeitet  sind  (mit 
dem  Hammer  getriebene  Punktierung). 

Machado,  Colleccäo  de  Mcmorias  p.  77. 
— Raczynski,  Dict.  p.  211  und  Lcs  Arts  en 
Portugal  p.  246,  357.  A 

Ayala,  Juan  de,  Goldschmied  der  Königin 
Isabella  der  Katholischen.  Er  war  ein  Sohn 
des  Diego  de  A.,  welcher  um  1510  Münz- 
meister von  Kastilien  war.  Die  Namen  bei- 
der erwähnt  Juan  de  Arphe  in  seinem  Qui- 
latador. 

V i ft  a z a,  Adic.  II  38 — 39.  M.  v.  B. 

Ayala,  Luis  de,  Waffenschmied  des  17. 

Jahrh.  in  Toledo,  von  dem  die  Madrider  Ar- 
meria  Real  (Catal.  1898,  p.  243)  einen  Gala- 
degen mit  reichem  (späterem)  Gefäß  besitzt. 


Er  war  der  Sohn  des  berühmteren  Thomas 
Aialo;  s.  dort. 

Nagler,  Monogr.  V 328  (Marken).  * 

Ayala,  Martin  de,  Maler  in  Valladolid 
um  1609. 

Marti  y Mons6,  Estud.  histor.  artist. 
S.  493.  M.  v.  B. 

Ayala,  Melchior  de,  Kunst-Sticker,  der 
hauptsächlich  für  das  Eskurial  tätig  war,  wo 
er  anscheinend  seit  1582  lebte  und  3.  8.  1610 
starb. 

Vinaza,  Adic.  II  39.  M.  v.  B. 

Ayala,  Pedro  de,  Bildhauer  von  Vitoria, 
führte  1628  den  schlichten  Hochaltar  der 
Pfarrkirche  von  Mondragön  in  Guipüzcoa 
aus.  ein  dreigeschossiges  Werk  mit  Säulen- 
stellungen, zwischen  denen  Nischen  angeord- 
net sind,  im  ersten  Stockwerk  die  Statue  Jo- 
hannes des  Täufers,  im  zweiten  die  hl.  Jung- 
frau, im  dritten  ein  Kruzifix  mit  einem  aber- 
mals dreigeschossigen  Tabernakel. 

Viftaza,  Adic.  II  39—40.  M.  v.  B. 

Ayala,  s.  auch  Aiala. 

Ayanza,  Geronimo  de,  Maler  u.  Kunst- 
freund, Ritter  des  Alcantaraordens,  lebte  in 
Madrid  um  1620.  Pachcco  u.  Palomino  nen- 
nen ihn  einen  geschickten  Maler. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 87 — 88.  A 

Aybar  Ximenes,  Pedro,  span.  Maler  um 
1682  in  Calatayud.  Schüler  und  Verwandter 
des  Francisco  Ximenes,  der  eine  Zeitlang  in 
Rom  studierte  und  den  Stil  der  römischen 
Schule  auf  seinen  Schüler  übertrug.  A.  malte 
für  die  Marienkirche  in  Calatayud  1682  eine 
hl.  Familie,  die  Geburt  Christi  und  die  An- 
betung der  Könige.  Das  Museo  provincial  in 
Zaragoza  besitzt  von  ihm  drei  Bilder  mit 
Passionsszenen. 

P o n z,  Viaee  de  Espana  XIII.  — Cean 
Bermudez,  Dicc.  I 88.  — Vinaza,  Adic. 
IV  88.  A 

Aycard,  Bildhauer  in  Marseille,  nur  bekannt 
durch  ein  Schreiben  vom  24.  6.  1777,  in  wel- 
chem er  den  Rat  von  Toulon  um  den  An- 
kauf dreier  von  ihm  verfertigter  Porträtbil- 
der von  Louis  XVI.  angeht. 

Nouv.  Archiv,  de  l’Art  fran?.,  III  S6r.  1887, 
p.  340,  1894,  p.  202.  H.  V. 

Aycart,  C 1 e m c n t c,  um  1789  Modelleur 
der  Fayence-Manufaktur  zu  Alcora  bei  Va- 
lencia ; besonderen  Ruf  genossen  seine  Tiere. 

R i a fi  o,  Industr.  arts  in  Spain  S.  196. 

Aychmayer,  Johan  Christiaan,  der 
Sohn  eines  Laurcns  A.,  hat,  noch  nicht  großj., 
1786  in  Rotterdam  eine  Kompanie  für  sechs 
Jahre  mit  Matthys  d’Sallicth  ebendaselbst  ge- 
schlossen. Zu  dem  von  ihm  selbst  übersetzten 
Schauspiel  „De  dubbele  Kindcrlicfdc“  von  F. 
G.  von  Nesselrodc,  Haag  1789,  hat  er  ein 
Titelblatt  radiert. 

Rottcrdamsche  Historiebladen  III  1 675 — 677. 

E.  IV.  Mocs. 

Aye,  Caspar,  Steinmetz  in  Görlitz,  ur- 
kundlich nachweisbar  1479 — 1500,  als  Par- 


Kür.silerlcxikon.  BJ.  II. 


28g 


»9 


Ayembre  — Aymericus 


lirer  der  Kreuzkapelle  des  „Heiligen  Grabes“ 
in  Görlitz  erwähnt.  C.  Buchwald. 

Ayembre  (Aijembrc),  Giovanni,  vläm. 
Maler,  1597  in  Rom,  nur  urkundlich  dadurch 
bekannt,  daß  Paul  Bril  27.  3.  1597  die  Bürg- 
schaft für  die  Mitgift  von  Ayembres  Frau 
übernahm. 

Obreen,  Archief  III  212.  H.  V. 

Ayers,  C.  R.,  Architekt  in  London,  stellte 
1827 — 1829  Entwürfe  für  Wohnhäuser  in  der 
Roy.  Academy  aus.  — Ein  C.  Ayers  (viel- 
leicht der  Obige?)  war  dort  schon  1823  mit 
einem  Ticrbilde  (Sau  mit  Ferkeln)  ver- 
treten. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1903, 
I 81.  •• 

Ayes,  Francesco,  wenig  bekannter  Vero- 
neser Maler  (u.  Stecher?)  des  18.  Jahrh. 
Bernasconi,  Studi  p.  383.  ** 

Ayettes,  J.  d e s,  französ.  Bildhauerin,  stellte 
im  Pariser  Salon  1889 — 1893  Porträtmedail- 
lons und  wcibl.  Studienköpfe  aus.  H.  V. 

Aylesford,  Hcncage  Finch,  4th  Earl 
of,  früher  Lord  Guernsey,  Dilettant  im  Ra- 
dieren u.  Aquarellieren,  aber  von  besonderem 
Geschick  und  Geschmack,  geb.  15.  7.  1761  in 
London,  f 20.  12.  1812.  Ein  großer  Bewun- 
derer der  Landschaften  von  Rembrandt,  ist  er 
in  seinen  Radierungen  einer  der  glücklichsten 
Nachahmer  dieses  Meisters.  Manchmal  be- 
zeichnet er  seine  Blätter  mit  A unter  Bei- 
fügung eines  Datums  und  hie  und  da  eines 
Titels;  doch  fehlen  diese  Kennzeichen  in  den 
ersten  Drucken  oft.  Ottley,  Notices,  hat  das 
Oeuvre,  wohl  ziemlich  vollständig,  zusammen- 
gestellt.  Aylesford  stellte  auch  in  den  Jahren 
1786 — 1790  als  „Ehrcn-Aussteller“  in  der 
Royal  Academy  7 Architckturansichten,  dar- 
unter dreimal  Alnwick  Castle,  aus.  Drei 
Sepiazeichnungen  von  ihm  im  British  Mus. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  — Rcdgrave,  Dict.  — 
Graves,  Royal  Acad.  Exb.  I.  — Binyon, 
Catal.  of  drawings  in  the  British  Mus.  ** 

Ayling,  Albert  W.  (R.  C.  A.),  engl. 
Porträtmaler  der  Gegenwart,  f um  1905, 
stellte  seit  mehr  als  einem  halben  Jahrhun- 
dert aus.  Von  1853 — 1892  war  er  fast  alljähr- 
lich in  der  Roy.  Academy  vertreten,  seitdem 
stellte  er  meist  in  Liverpool  und  in  der  Roy. 
Cambrian  Academy  bis  1905  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 81.  — The  Ycars  Art.  *• 

Ayling,  J.,  Porträtmaler  in  London,  stellte 
von  1823 — 1842  eine  lange  Reihe  von  Por- 
träts, meist  Herrcnbildnissen,  in  der  Roy. 
Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 82.  *• 

Ayllön,  D.  J o s 6 d e,  Goldschmied  aus  Cor- 
dova  und  Schüler  des  D.  Blas  Antonio  de  la 
Cruz.  1745  lieferte  er  sein  Meisterstück,  eine 
Monstranz,  und  1747  ließ  er  sich  in  Aguilar 
de  la  Frontera  nieder,  wo  er  zum  Aufseher 
der  dortigen  Goldschmiede  bestellt  wurde. 


R a m i r e z,  Artist  Cordob.  S.  87.  — Vifla» 
z a,  Adic.  IV  88.  Af.  v.  B. 

Ayllon,  Martin,  Maler  in  Sevilla.  1530 
erscheint  sein  Name  in  Urkunden  des  Ar- 
chivs des  Alcazar. 

G e 8 t o s o,  Artif.  Sevill.  II  15.  Af.  v.  B. 

Aylmer,  George  R.,  engl.  Zeichner  der 
Gegenwart  in  London,  machte  sich  durch 
sehr  tüchtige,  aber  etwas  altmeisterlich  ge- 
haltene Zeichnungen  historischer  oder  bibli- 
scher Sujets  bekannt.  Genannt  seien  davon: 
Christi  Berufung  an  St.  Peter,  Seine  Lord- 
schaft, Velazquez  aufgebahrt;  letztere  beiden 
abgebildet  im  Art  Journal  1896,  58  u.  1898, 
280.  ** 

Aylmer,  T.  B.,  engl.  Landschaftsmaler, 
Zeichner  und  Aquarellist,  tätig  im  II.  Drittel 
des  19.  Jahrh.  Er  stellte  1838 — 1855  zahl- 
reiche Ansichten  und  Landschaftsbilder  von 
seinen  Reisen  in  Belgien,  Deutschland  und 
Italien  in  der  Roy.  Academy  aus.  — W.  J. 
Cook  hat  nach  ihm  „Rock  and  Promontory 
of  Scylla"  gestochen  und  G.  P.  Nicholls  sei- 
nen „Marktplatz  von  Lüttich"  in  Holz  ge- 
schnitten. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  493.  — Graves,  Roy. 
Acad.  of  Arts  1905,  I 82.  ** 

Aylward,  William  James,  amerikan. 
Illustrator,  geb.  5.  9.  1876  in  Milwaukee.  Er 
ist  besonders  gut  in  Bildern  von  der  See. 
Seine  bedeutendste  Arbeit  sind  die  Illustratio- 
nen zu  Jack  Londons  „The  Sca  Wolf'. 

Edmund  von  Mach. 

Aymard,  Simon.  Ornamcntbildhauer,  ar- 
beitete 1383  an  der  Ausschmückung  des 
Schlosses,  welches  Herzog  Jean  de  Berry  sich 
in  Poitiers  bauen  ließ. 

L a m i,  Dict  d.  sculpt.  1898.  R. 

Ayme,  Genfer  Goldschmiedfamilie,  Ende 
des  17.  bis  Ende  des  18.  Jahrh.,  deren  Ver- 
treter: Isaak,  Pyramus  und  Marc  nur  ur- 
kundlich bekannt  sind. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Aymeric,  Kanonikus  und  Werkmeister  an 
der  Kathedrale  von  Toulouse,  t 1282.  Nur 
bekannt  durch  sein  bilderreich  geschmücktes 
Grabmal,  früher  im  Kreuzgangc  der  Kathe- 
drale, jetzt  im  Museum  zu  Toulouse. 

J.  de  Lahondis,  L’^glise  St.  Etienne, 
cath^dr.  de  Toulouse  p.  32.  — E.  Ro  sch  ach, 
Catalogue  du  Musie  de  Toulouse  p.  235.  — 
B a u c h a 1,  Dict  des  Archit  C.  Enlart. 

Aymeric,  s.  auch  Aymeric. 

Aymericus  Christian i,  Goldschmied  u. 
Emailleur  in  Limoges.  Ein  kupfcrvergolde- 
tes  Reliquiar  mit  dem  Haupte  des  heil.  Fer- 
reol  in  der  Kirche  zu  Ncxon  (Haute-Vienne) 
trägt  auf  der  Rückseite  seine  ausführliche 
Signatur  mit  dem  Datum  1346.  Das  Werk 
selbst  ist  nach  Molinier  nur  eine  ziemlich 
mittelmäßige  Arbeit.  — Auch  ein  Aymericus, 
Petrus,  Emailleur  in  Limoges,  wird  1336  er- 
wähnt. 

Molinier,  Dict.  d.  Emailleurs  1885  p.  19 


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Aymerie  — Ayres 


(mit  Faksimile  der  Inschrift).  — Ardant,  Les 
imailleurs  limousins.  ** 

Aymerie  oder  Esinery,  Michel,  französ. 
Bildhauer,  in  Paris  tätig,  wurde  1669  Mit- 
glied der  Acad.  de  St  Luc.  Er  lebte  noch  1682. 

Lami,  Dict  d.  sculpt.  frang.  sous  Louis  XIV. 

Lami. 

Aymery,  Nicolas,  Münzgraveur,  Paris, 
geh.  1502,  machte  die  Wappcnjetons  für  die 
Königin  von  Navarra  (1531)  und  für  ihre 
Offiziere,  1534  auch  für  ihren  Sekretär  Gal- 
liot  Mandot. 

J.  A.  B 1 a n c h e t,  Les  grav.  en  B6am.  *• 

Aymieutz,  Pierre,  Architekt,  gcb.  1221, 
+ um  1269,  seit  1254  maitre  des  oeuvres  und 
vereidigter  Sachverständiger  in  Montpellier, 
nur  urkundlich  bekannt. 

B 6 r a r d,  Dict.  biogr.  d.  art.  frang.  1872. 

H.  V. 

Aymonier,  Jean  Charles,  Architektur- 
maler und  Zeichner  in  Genf,  geb.  18.  9.  1803 
daselbst,  f 26.  6.  1892,  studierte  an  der  Gen- 
fer Akad.  und  in  Italien,  später  als  Zeichner 
bei  der  Stadtverwaltung  beschäftigt  Zahl- 
reiche Zeichnungen  von  ihm  in  dem  Album 
pittorcsque  de  Ia  Suisse  romande.  Auch  ein 
großes  Ölgemälde  (Kircheninneres)  u.  Litho- 
graphien werden  von  ihm  erwähnt 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  1905.  H.  V. 

Aynard,  J.,  Genremaler  in  Paris,  stellte  im 
Salon  1898,  1900  und  1901  aus.  h.  V. 

AynS,  L.  A.,  französ.  Landschaftsmaler, 
stellte  im  Pariser  Salon  1879,  1884  und  1888 
aus.  • h.  V. 

Aynssa,  Fr.  Aniceto  de,  Architekt,  geb. 
zu  Aynssa  1640.  1671  legte  er  im  Domini- 
kaner-Kloster zu  Zaragoza  Profeß  ab  und 
starb  24.  11,  1698.  Er  führte  den  Cimborio 
der  Kirche  seines  Klosters  auf  und  verfaßte 
1691  einen  Traktat,  in  dem  die  Sicherheit  der 
Konstruktion  desselben  bewiesen  wurde.  (Die- 
se Kirche  ist  jetzt  dem  hl.  Herzen  Jesu  ge- 
weiht) 

Vifiaza,  Adic.  II  40.  M.  v.  B. 

Ayrard,  s.  Errard. 

Ayrer,  Christian  Victor,  Radierer, 
doch  nur  Dilettant  in  dieser  Kunst  zu  Nürn- 
berg. Geb.  15.  6.  1650  — die  Bezeichnung 
„actatis  LIX“  auf  dem  von  1705  datierten 
Bildnis  A.s  von  P.  Decker  beruht  vermutlich 
auf  einem  Versehen  — zu  Bernburg,  wurde 
1688  „Genannter“  in  Nürnberg,  später  Spital- 
meistcr  und  starb  — als  letzter  seines  Ge- 
schlechts in  Nürnberg  — am  12.  11.  1719. 
Es  rühren  von  ihm  eine  Anzahl  künstlerisch 
ziemlich  minderwertiger  Bildnisradierungen 
her,  die  zumeist  Verwandte  von  ihm  dar- 
stellen und  sich  von  W.  Schmidt  nach  Pan- 
zers „Verzeichnis  von  Nürnberger  Porträten“ 
in  Meyers  Kstlerlex.  aufgezählt  finden. 

Kroker  in  den  Mitteilungen  d.  Vereins  f.  d. 
Gesch.  der  Stadt  Nürnberg  XIV  188.  — Pan- 
zer, a.  a.  O.  — Nagler,  Monogrammisten  II 
No.  764,  782;  III  No.  1346.  — Meyers 
Kstlerlex.  Th.  Hampe. 


Ayrer  (Airer),  Georg,  „Ätzer“  — also 
wohl  Ätzmaler,  doch  kaum  im  Sinne  von 
Radierer,  sondern  eher  ein  Künstler,  dessen 
Tätigkeit  im  Verzieren  von  Harnischen  mit 
Ätz-  und  Eraailarbeit  oder  auch  im  Ätzen 
steinerner  Tischplatten  usw.  bestand  — und 
Bürger  zu  Nürnberg,  mußte  1539  nach  dem 
Tode  seiner  Frau  Katharina,  mit  der  er  „ein 
Kind  mit  Namen  Jorgle“  erzeugt  hatte,  seine 
gesamte  Habe  „inventiern  und  schätzen“  las- 
sen, wobei  sich  nach  Abzug  der  Schulden  die 
Summe  von  17  fl.  3 U 11  ^ ergab  (Nürn- 
berger Stadtarchiv:  Inventare  IX  BL  201a). 

Th.  Hampe. 

Ayrer  (Airer),  Johann,  von  Nürnberg, 
hinterließ  nach  Naglers  schwer  zu  kontrol- 
lierender Angabe  (Monogrammisten  III 
No.  1782)  „Zeichnungen,  welche  einen  ge- 
schickten Dilettanten  verraten.  Eine  solche 
mit  I.  A.  und  der  Jahreszahl  1579  stellt 
den  hl.  Franziskus  in  der  Stigmatisation  nach 
A.  Dürers  Holzschnitt  (Bartsch  110)  vor. 
Das  Bild  ist  mit  der  Feder  Umrissen  und  in 
Farben  übergangen“.  Th.  Hampe. 

Ayrer,  Justine,  gcb.  zu  Danzig  1704, 
Schülerin  von  Dumas,  malte  Bildnisse  und 
Genrebilder  in  Miniatur.  Sie  war  die  Tante 
und  erste  Lehrerin  des  berühmten  Daniel 
Chodowiecki. 

F ü 8 s 1 i,  Kstlerlex.  — F i o r i 1 1 o,  Gesch.  der 
Malerei  in  Deutschland.  III  405.  — W.  Engel- 
m a n n,  Daniel  Chodowieckis  sämtliche  Kupfer- 
stiche. 1857  p.  XXXIII.  •* 

Ayrer,  Michael  I,  Hofseidensticker,  Dres- 
den. Er  wurde  1539  geboren  und  kam 
später  als  Hofseidensticker  nach  Dresden,  wo 
er  die  Tochter  des  Hofseidenstickers  C.  Bley- 
felder  heiratete  und  1582  starb. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zusätze  1824.  R.  Bruck. 

Ayrer,  Michael  II,  Sohn  des  Michael  I 
A.,  gcb.  1579  in  Dresden,  f das.  1635,  Gold- 
schmied und  Ratsmitglied. 

F ü s s 1 i,  Neue  Zus.  1824.  *** 

AyTes,  Pietro,  Turiner  Porträtmaler,  geb. 
in  Savigliano  9.  11.  1794,  f H.  7.  1878  in 
Turin,  nahm  1812  an  Napoleons  I.  Feldzügen 
teil,  arbeitete  in  Warschau  (Willanow)  und 
England  und  war  nach  seiner  Rückkehr  ins 
Vaterland  zuerst  in  Rom,  später  in  Turin 
tätig.  1830  ernannte  ihn  König  Carlo  Al- 
berto zu  seinem  Hofmaler  und  zum  Professor 
der  Akad.  Seine  zahlreichen  Porträts  fan- 
den seinerzeit  lebhaften  Beifall.  Gelegent- 
lich malte  er  auch  Historienbilder,  z.  B.  Ha- 
gar  in  der  Wüste  und  dekorative  Bilder  in 
Schlössern  und  Kirchen. 

Stella,  Pittura  e scultura  in  Piemonte.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  H. 

Ayres  do  Quental  s.  Quental. 

Ayres,  Thomas,  Kupferstecher,  am  Ende 
des  17.  Jahrh.  zu  London.  Von  ihm: 

2 Bll.  zu  einem  Schreiblchrebuchc.  Sehr 
zierlich  gestochen  und  mit  Ornamenten  ver- 
ziert. Das  Buch  wurde  (nach  einer  handschr. 


291  19* 


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Ayrton  — Azcutia 


Notiz  auf  dem  Ottley  vorliegenden  Excmplr.) 
1694/05  herausgegeben  und  dem  König  Wil- 
helm gewidmet.  Auf  dem  einen  dieser  Bll. 
steht:  Ayres  Londini  Faciebat,  auf  dem  an- 
dern : Tho.  Ayres  fecir. 

Meyer,  Kstlcrlex.  *• 

Ayrton,  Mmc  A n n i e,  engl.  Blumen-  und 
Stillebcnmalerin  in  Paris,  stellte  von  1879 
bis  1888  wiederholt  in  der  Roy.  Academy, 
von  1881 — 1887  auch  im  Pariser  Salon  aus. 
— Sie  hat  auch  radiert,  z.  B.  einen  Kinder- 
akt und  „Küchenecke“. 

Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts,  1905, 
I 82.  — Katal.  des  Salon.  •* 

Ayrton,  O.  Maxwell,  moderner  engl. 
Architekt,  stellte  seit  1S99  mehrmals  in  der 
Roy.  Academy  in  London  Bauentwürfe  aus. 
Besonders  erwähnt  seien  die  originellen  Wet- 
terfahnen, die  er  entworfen  und  in  seinem  Ar- 
tikel über  Wetterfahnen  (im  Studio  XXVIII 
129  ff.)  abgebildct  hat.  ** 

Aysteter  (Eichstätter ?),  Georg,  Maler, 
ward  19.  11.  1496  in  Nürnberg  als  Bürger 
aufgenommen. 

Gümbel  im  Repert.  f.  Kstwiss,  XXIX  331. 

Th.  Hampe. 

Ayton,  Charles  W.,  amerikan.  Bildhauer 
der  Jetztzeit,  geb.  in  St.  Louis,  Schüler  von 
Dubois  und  Gauquie  in  Paris,  wo  er  lebt  und 
sich  einen  guten  Ruf  erworben  hat.  Seit 
mehreren  Jahren  stellt  er  im  Salon  aus.  Eine 
seiner  besten  Arbeiten  befindet  sich  im  Mu- 
seum of  Fine  Arts,  St.  Louis. 

Edmund  von  Mach. 

Ayuso,  Emilio  Rodriguez,  span.  Ar- 
chitekt, geb.  28.  9.  1845  zu  Madrid,  dessen 
Hauptwerk  der  große  Stierkampfplatz  in 
Madrid  ist,  aus  Stein  u.  Eisen  in  arabischem 
Stil  unter  Mitarbeit  von  Alvarez  Capra  erbaut. 

J.  S a n c h e z N e i r a,  El  Toreo  2 vol.  Ma- 
drid 1879.  P.  Lafond. 

Ayz  (?),  Castellanus  van  Levcrdcn,  „Schil- 
der“ (Maler),  1618  im  Emdcr  Bürgerbuch 
genannt  (civis  factus,  juravit  et  solvit). 

Jahrb.  d.  Gesch.  für  bild.  Kst.,  Emden  1899 
p.  182.  Hs.  Loose . 

Azaire,  E t i e n n c d’,  Kanonikus  der  Kathe- 
drale zu  Angers,  leitet  den  Bau  des  Krcuz- 
schiffcs  dieser  Kirche  1230 — 1236. 

B a u c h a 1,  Dict.  d.  Archit.  frang.  1887. 

H.  V. 

Azaldegui,  Juan  de,  Bildhauer,  ein  Bis- 
kaycr.  1603  vergrößerte  er  den  Hochaltar 
der  Pfarrkirche  von  Renteria,  1605  fertigte 
er  noch  4 Statuen  für  denselben  an.  1608 
machte  er  für  die  gleiche  Kirche  das  Monu- 
ment, welches  in  der  Karwoche  aufgeschla- 
gen wird.  1610  starb  er. 

V’  i n a z a,  Adic.  II  40.  M.  v.  B. 

Azalte  y Ramira,  J o s.  A n t.  In  der  Auk- 
tion der  Bibi.  Jussieu  in  Paris  am  11.  1.  1858 
kamen  von  ihm  25  Zeichnungen  von  ameri- 
kanischen Tieren  und  Pflanzen,  fol..  vor. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  III  scr.  VIII  (1892) 
p.  223.  *• 


Azam,  Jean-Baptist  e,  Blumen-  und 
Stillebenmaler  in  Paris,  stellte  1876,  78,  79 
im  Salon  aus. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl. 

H.  V. 

Azambre,  E t i e n n e,  französ.  Maler  der 
Gegenwart,  stellte  im  Pariser  Salon  1885  bis 
1901  fast  regelmäßig  aus.  Er  behandelte 
meist  religiöse  und  Genrestoffe  wie:  S.  Fran- 
ziskus predigt  den  Vögeln;  Jesus  bei  Maria 
u.  Martha;  Traum  d.  hl.  Caccilie;  Inspiration; 
Zimmermusik.  In  allen  diesen  Bildern  spricht 
sich  eine  altertümelnd-naive  und  wenig  phan- 
tasievolle Auffassung  aus. 

Katal.  des  Salon  (z.  T.  mit  Abbild.).  H.  V. 

Azara  (Dazara),  span.  Maler  im  17.  und 
18.  Jahrh. 

Z a n i,  Enc.  II.  258. 

Azard,  G u y o n,  genannt  Guinet  de  Lacus 
oder  1c  Phifon,  französ.  Maler,  wird  in  einer 
Liste  der  „Maitres  Pcintrcs  de  Bordeaux“,  die 
von  1525 — 1620  reicht,  aufgeführt. 

Reun.  des  Soc.  des  b.-a.  XXI  820. 

Azarello,  venezianischer  Maler  und  Mönch 
um  1639,  nahm  den  Namen  des  Ortes  Aza- 
rello bei  Piove  di  Sacco  an,  den  er  als  Geist- 
licher zu  versorgen  hatte  und  wo  er  jung 
starb.  Im  Museum  Gualdo  in  Vicenza  ist  von 
ihm  ein  Bild  auf  Holz  von  schöner  Erfindung 
und  gutem  Kolorit,  das  den  Apostel  Petrus 
darstellt  mit  vielen  Personen,  einem  schönen 
Brunnen  und  einem  schönen  jungen  knienden 
Mädchen  mit  gefalteten  Händen  (9.  Thekla), 
welches  die  Taufe  empfängt. 

Nuovo  Arch.  Vcneto  VIII,  parte  II  p.  415. 

L.  Ferro. 

Azbe,  Anton,  Maler  ti.  Leiter  einer  sehr 
bekannten  Münchener  Malschule,  aus  der  viele 
tüchtige  Künstler  hervorgegangen  sind.  Er 
stammte  aus  Laibach  (geb.  1859),  war  anfangs 
Kaufmann,  studierte  in  Wien  und  München 
und  wirkte  lange  Jahre  als  Lehrer  der  Ju- 
gend, die  ihn  wegen  seiner  Unterweisung  und 
der  Originalität  seines  Wesens  schätzte.  Er 
starb  in  München  anfangs  August  1905. 

Kunstchronik  N.  F.  XVI  505  (Nekrol.).  H.  V. 

Azberto  Dezplä,  J a i m e,  Maler  in  Barcelo- 
na. In  einer  Urkunde  vom  Jahre  1408  er- 
wähnt. 

V i ft  a z a,  Adic.  I 21.  M.  v.  B. 

Azcutia,  C o s m e de,  Maler  in  Valladolid. 
1578  malte  er  ein  Bild  der  hl.  Elisabeth  über 
dem  Portal  des  Klosters;  im  gleichen  Jahre 
übernahm  er  in  Gemeinschaft  mit  dem  Bild- 
hauer Andres  de  Rada  einen  Altar  für  die 
Michaclskapelle  der  Kirche  S.  Paul.  1596 
übernimmt  er  mit  Juan  de  Vila,  Kunsttischler, 
den  Altar  für  die  capilla  mayor  der  Kirche 
der  hl.  Jungfrau  in  Castrobega.  1597  hat  er 
ein  Gitter  im  Franziskaner-Kloster  zu  Bena- 
vente  zu  bemalen  und  zu  vergolden.  1599 
arbeitet  er  mit  anderen  an  dem  Trauergerüst, 
welches  die  Universität  in  Valladolid  für  die 


2g2 


Aze  — Aznar 


feierlichen  Exequien  Philipps  II.  aufschlagcn 
ließ. 

Marti  y Monsö,  Estud.  histor.  art.  S.  235 
etc.  M.  v.  B. 

Am  (od.  Asse),  Pariser  Gießer  u.  Ziseleur, 
um  1789,  geschätzt  wegen  seiner  Fassungen 
von  Porzellan  und  kostbarer  Vasen.  — Ein 
Ziseleur  Asse  machte  in  der  Empirezeit  eine 
Reiterstatuette  von  Napoleon  I.,  von  der  im 
Mus6e  Napoleon  in  S.  Martino  auf  Elba  ein 
Exemplar  war. 

Champcaux,  Dict.  d.  fondeurs.  *• 

Aze,  französ.  Kupferst  (auch  in  Punktier- 
manicr),  in  Paris  zwischen  1828  und  1885 
tätig.  Genannt  wird  von  ihm  ein  Porträt  Gre- 
gors XVI.  und  „Siege  de  York-Town  etc. 
1781“  nach  Coudcrs  Gemälde  in  Versailles. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc,  Manuel. 

J.  Cuiberl. 

Aze,  Adolphe,  französ.  Maler,  geb.  4.  8. 
1823  in  Paris,  f ebenda  19.  8.  1884,  Schüler 
von  Robert-  Fleury,  besuchte  in  den  Jahren 
1842 — 44  Italien  und  den  Orient  und  stellte 
nachher  teils  Historien  in  der  kalten  und 
korrekten  Art  Robert-Flcurys,  teils  orien- 
talische Volksszenen  aus,  wie  sie  damals  durch 
Decamps,  Marilhat,  Delacroix  usw.  in  die 
Mode  gekommen  waren.  Einige  dieser  Bil- 
der, so  das  Eingcborenen-Tribunal  in  Algerien 
und  die  Waschungen  in  der  Moschee  vom 
Jahre  1865,  sind  recht  tüchtige  Leistungen, 
indessen  erhebt  sich  A.  doch  nur  selten  über 
ein  anständiges  Mittelmaß  hinaus.  Im  Mu- 
seum von  Rodez  befindet  sich  eine  Rats- 
sitzung von  Kardinälen  aus  dem  Jahre  1851 
von  ihm. 

Bellier-Auvray.  Dict.  gen.  u.  Suppl,  — 
Chronique  d.  arts  1884  p.  105  (Nekrolog). 

K.  E.  Schmidt. 

d’Azeglio,  Massimo  Taparelli,  Mar- 
chese. Staatsmann  und  Minister  König  Karl 
Alberts,  geb.  2.  10.  1798  in  Turin,  hatte  in 
seiner  Jugend  eine  Zeitlang  in  Rom  als  Maler 
studiert.  In  den  Jahren  1835 — 43  stellte  er 
seinerzeit  gerühmte  Landschaften  (oft  mit 
historischer  Staffage,  z.  B.  mit  der  Schlacht 
bei  Lcgnano  oder  dem  Kampfe  bei  Barlctta) 
aus.  t 15.  1.  1866  in  Turin. 

M.  T a b a r r i n i,  Di  Massimo  d’Azeglio.  — 
Rassegna  Nazionale  vol.  106,  477 — 94.  — Vinc. 
G a r e 1 1 i,  I contcmporanci  ital.  — Meyer, 
Kstlerlex.  H. 

d’Azeglio,  Roberto  Taparelli,  Mar- 
chese, Bruder  des  Massimo,  Begründer  und 
Direktor  der  Turiner  Galerie  seit  1830,  geb. 
zu  Turin  am  24.  9.  1790,  f daselbst  am  24.  12. 
1862.  Sein  Hauptverdienst  liegt  in  der  Or- 
ganisation der  Galerie,  über  die  er  1836 — 46 
das  Tafelwerk  La  Reale  Gallcria  di  Torino 
illustrata  (4  Bdc.  mit  164  Kupfern,  fol.)  her- 
ausgab ; ferner  in  einer  Reihe  von  ästhetischen 
und  kunsthistorischen  Studien.  Als  Kunst- 
dilettant malte  er  einige  Historienbilder  und 


Aquarelle  und  zeigte  sich  als  geschickter 
Zeichner  in  Karikaturen-Federzeichnungen. 

Stella,  Scultura  e pittura  in  Piemonte.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  H. 

Azel,  E.,  s.  Atsel. 

Azel,  Johann  Jakob,  Baumeister  in 
Württemberg,  geb.  1754,  f 1820,  Schüler  der 
Karlsakademic. 

Kst.-  u.  Altcrtumsdcnkmale  i.  Königr.  Würt- 
temberg, Kcckarkrcis  587.  H.  V . 

Azelt  (Azold,  Atzelt  etc.),  Johann, 
Zeichner  und  Kupferst.  zu  Nürnberg,  geb.  da- 
selbst 1654,  nachweislich  — namentlich  im 
Porträtfach  und  für  Buchausstattung  — 
tätig  von  1672 — 1692,  talentvoll  und  frucht- 
bar, aber  bald  in  Handwerksmäßigkeit  aus- 
artend. Ein  Verzeichnis  seiner  Blätter  in 
Meyers  Kstlerlex. 

Vgl.  Panzer,  Verzeichnis  von  nümberg. 
Porträten  (1790)  S.  8.  — Baader  in  Zahns 
Jahrbüchern  f.  Kstwisscnsch.  I 252.  — Nagler, 
Monogrammisten  Bd.  I No.  60,  726  u.  741 ; 
III  No.  1771  u.  1781.  — Schmidt  in  Meyers 
Kstlerlex.  (mit  weiteren  Literaturangaben). 

Th.  Hampe. 

Azer,  s.  Adzer. 

Azevedo,  Ramon  Jose  d',  Ornament- 
bildhauer in  Holz  zu  Lissabon,  arbeitete  an 
der  Orgel  zu  Mafra  und  starb  etwa  1825, 
70  Jahre  alt. 

Raczynski,  Dict.  p.  18.  A.  Haupt. 

Azibert,  J..  Porträtbildhauer  in  Paris,  stellte 
zwischen  1887  und  1897  wiederholt  und  zwar 
meist  Medaillons  in  Terrakotta  im  Pariser 
Salon  aus.  H.  V. 

Azilli,  D o m c n i c o,  italien.  Kupferstecher, 
geb.  in  Piacenza  am  4.  5.  1818,  f ebenda  am 
11.  3.  1896.  Ausgebildet  am  dortigen  Istituto 
Gazzola,  widmete  sich  A.  mit  gutem  Erfolge 
der  Ausführung  von  Illustrationsstichcn 
kleinsten  Formates,  für  die  er  auf  der  Wie- 
ner Weltausstellung  1873  prämiiert  wurde. 

Gemini,  Not.  d'uom.  illustri  Piacentini 
(Mscr.  in  Piacenza,  Bibi.  Passerini  Landi).  — 
A m b i v c r i,  Art.  Piacentini  (1879)  p.  235. 

St.  Lottici. 

Azilo  (Acillo),  Giulio  d\  Maler,  arbei- 
tete 1558  als  Gehilfe  seines  Verwandten  Mar- 
co Mazzaroppi  an  den  Fresken  der  Unter- 
kirche zu  Monte  Cassino. 

Caravita,  I codici  e le  arti  a Monte  Cas- 
sino 1871,  III  45,  49,  50.  — Meyer,  Kstlerlex. 

H.  V. 

Azling,  Karl,  Ungar.  Bildhauer  und  Holz- 
schnitzer, geb.  zu  Ofen,  Ungarn,  Ende  des 
18.  Jahrh.,  wirkte  daselbst  als  Holzschnitzer 
und  bekam  1819  Anstellung  an  der  Akad. 
zu  Leipzig. 

S z a n a,  „Szäz  iv  a magyar  müveszet  tör- 
teneteböl.“  Budapest  1901.  K.  Lyka. 

Aznar,  Fray  Atanasio  de,  Franziska- 
ncrmönch  und  Baumeister  in  Aragonien.  Sein 
Hauptwerk  ist  die  Pfarrkirche  von  Munebre- 
ga  im  Distrikt  Calatayud,  die  aber  erst  nach 
seinem  Tode  1760  ihre  Vollendung  fand.  Er 


293 


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Aznar  — Azzerboni 


wurde  1758  zum  Ehrenmitglied  der  Akad.  S. 
Fernando  ernannt  und  starb  1764. 

Llaguno  y Amirola,  Notic.  IV  276.  A 

Aznar,  J a i m e,  Goldschmied,  Bürger  in 
Zaragoza,  fertigte  1618  einen  reichen  Kelch 
für  die  Pfarrkirche  von  S.  Felipe  und  San- 
tiago. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  41.  U.  v.  B. 

Aznar,  Oliver  Mariano,  span.  Maler 
der  Gegenwart  in  Zaragoza,  stellte  1904  auf 
der  internat.  Kunstausstellung  in  Düsseldorf 
die  beiden  Bilder  aus  „Chordirektorprüfung 
im  Jahre  1800  in  der  Kirche  El  Pilar  in  Zara- 
goza" und  „Der  Vater  kommt".  *• 

Aznar  y Garda,  Francisco,  span.  Maler, 
geb.  in  der  1,  Hälfte  des  19.  Jahrh.  zu  Zara- 
goza, Schüler  der  Akad.  San  Fernando  zu 
Madrid,  ging  1864  nach  Rom.  Sein  erstes  Ge- 
mälde, das  von  1858  datiert,  wurde  sehr  gün- 
stig aufgenommen;  1860  sandte  er  ein  Ge- 
mälde auf  die  National-Kunstausstellung  zu 
Madrid:  St.  Hermenegild  im  Gefängnis,  das 
alsbald  berühmt  und  von  der  Regierung  für 
das  National-Mus.  erworben  wurde  (heute  in 
der  Universität  zu  Barcelona  befindlich).  Von 
weiteren  Werken  nennen  wir:  Ein  verwun- 
deter Krieger;  Sappho  (in  der  Akad.  San  Fer- 
nando) ; Der  König  Recaredo  II.  (für  die 
chronologische  Serie  der  Könige  von  Spanien 
ausgeführt) ; Die  Schlacht  von  las  Navas  de 
Tolosa  (von  der  Provinzial-Gesandtschaft 
Tarragonas  bestellt) ; Das  Leichenbegängnis 
Karls  V.;  Die  Meuchelmörder  von  Escobedo; 
das  Porträt  von  Ventura  de  la  Vega  (Eigen- 
tum des  wissenschaftlichen  Athenäums  zu 
Madrid)  ; das  Porträt  der  Gattin  des  Archi- 
tekten Jarefio  u.  a.  Man  verdankt  ihm  ferner 
die  ebenso  glänzende  als  geistvolle  malerische 
Ausschmückung  des  Cafe  Madrid  in  dieser 
Stadt.  Er  lieferte  auch  Zeichnungen  für  die 
Iconografia  espafiola  von  Cardcrcra,  für  das 
Museo  espanol  de  antiquidades  und  veröffent- 
lichte das  wertvolle  Werk  der  „Indumentarias 
cspafiolas".  1875  wurde  er  zum  Hilfslehrer 
für  Zeichnen  am  Konservatorium  der  Künste 
zu  Madrid  ernannt  und  1881  wurde  er  von 
der  Regierung  abgeordnet,  um  im  Auslande 
die  Organisation  der  Kunstschulen  und  des 
Unterrichts  in  diesen  Instituten  zu  studieren. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
artistas  cspanoles  del  siglo  XIX.  Madrid  1883/4, 

P.  La j und, 

Azold,  s.  Azelt.  . 

Azon,  986  Bischof  von  Seez,  soll  selbst 
Werkmeister  am  Bau  der  von  ihm  neu  er- 
richteten dortigen  Kathedrale  gewesen  sein. 
Das  Baumaterial  hierfür  wurde  aus  der  ab- 
gebrochenen älteren  Domkirchc  sowie  aus  den 
Befestigungsbauten  der  Stadt  gewonnen.  Die 
fast  ausschließlich  aus  Holz  erbaute  Kirche 
wurde  1048  durch  eine  Feuersbrunst  wieder 
zerstört. 

F € 1 i b i e n,  Ric.  Hist,  de  la  vie  et  des  ou- 


vrages  des  plus  celebres  architectes.  — Bau- 
c h a 1,  Dict  des  Archit.  — V.  Ruprich-Ro- 
b e r t,  La  cath6dr.  de  Seez.  C.  Enlart. 

Azure,  Jacques,  Maler  in  Paris,  am  21. 
3.  1778  daselbst  genannt. 

Nouv.  archiv.  de  l'art  Iran?.  VI  1885  p.  96. 

H.  V. 

Azunnendi,  D.  Felipe,  Bildhauer  und  Ar- 
chitekt, geb.  in  Idiazabal  in  Guipüzcoa  vor 
der  Mitte  des  18.  Jahrh.,  f in  Alzo  de  Abajo 
1798.  Für  die  Kirchen  Guipüzcoas  hat  er 
eine  überaus  große  Anzahl  von  Statuen,  Bas- 
reliefs und  Altarwerken  geliefert,  fast  alles 
im  churrigueresken  Styl,  einiges  allerdings 
auch  nach  Plänen  von  Ventura  Rodriguez, 
Diego  de  Villanueva  und  Silvester  Perez. 
Seine  Hauptwerke  befinden  sich  in  den  Kir- 
chen und  Klöstern  von  Allegria,  S.  Sebastian, 
Renteria,  Andoain,  Alsasua,  Ibarguren,  Sc- 
gorrctan,  Urbieta,  Azcoitia,  Ezurquil,  Tolosa 
etc. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  S.  41—42.  M.  v.  B. 

Azzali,  Baldassare  und  Giovanni 
B a 1 1 i s t a,  Holzschnitzer  in  Ferrara  um 
1582.  Der  erstere  machte  ein  Tabernakel  für 
die  Compagnia  della  Morte  1599. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Doc.  ed.  illustr.  etc.  Ferrara 
1868  p.  242.  •• 

Azzallni,  s.  Assolini. 

Azzanelli,  Giovanni  Battist a,  Histo- 
rienmaler, geb.  zu  Bergamo  1646  oder  1647, 
f 1719.  Er  lernte  bei  Giacomo  Cotta,  von  dem 
er  vortreffliche  Anleitung  zum  Zeichnen  er- 
hielt, vervollständigte  seine  Studien  in  Pa- 
dua und  Venedig,  wo  er  die  Akademie  be- 
suchte und  mit  großer  Sorgfalt  die  Werke 
alter  Meister,  P.  Veroneses,  Tizians  und  an- 
derer, in  Federzeichnungen  kopierte,  ließ  sich 
dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder  und  malte 
verschiedene  Bilder  für  die  Kirchen  derselben 
und  der  Umgegend.  Zu  Ende  des  18.  Jahrh. 
sah  man  noch  zu  Bergamo  in  der  Kirche 
San  Alcssandro  in  Colonna  ein  Altarbild 
des  hl.  Cajetan,  ein  anderes  mit  Engeln  in 
der  Kirche  der  hl.  Anna,  in  der  Vorstadt 
Palazzo,  und  den  12jährigen  Jesus  im  Tempel 
in  der  KJrchc  des  hl.  Rochus,  in  der  Vorstadt 
S.  Leonardo.  Nach  Tassi  soll  A.  auch  radiert 
haben.  Pasta  führt  in  seinem  Werke  (Le 
pitture  notabili  di  Bergamo  1775)  kein  Werk 
des  Meisters  an. 

Tassi,  Vite  de’  pittori,  scultori  e architetti 
Bergaraaschi.  I 239.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Azzara,  s.  Adsara. 

Azzemino,  s.  Rizso,  Paolo. 

Azzerboni,  Giovanni,  italien.  Kupferst, 
tätig  in  Rom  um  1800,  Schüler  des  Guglielmo 
Morghen.  Von  ihm  wird  nur  eine  hl.  Mag- 
dalena nach  Gucrcino  aufgeführt.  Sein  Werk 
ist  wohl  auch  ein  kleines  Medaillonbildnis  des 
Juvenal  im  Berliner  Kabinett 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Azzerboni,  Giuseppe,  italien.  Kupferst., 
tätig  am  Ende  des  18.  Jahrh.,  von  dem  Kupfer- 


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Azzi 


Stiche  nach  Zeichnungen  von  Francesco  Lapc- 
gno  sich  finden  in : Oronzio  de'  Bcrnardi,  L’uo- 
mo  galeggiante  e l’arte  ragionata  del  nuoto. 
Parte  II.  Napoli  1794. 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Azzi,  d e*  oder  dei  Dipintori,  Malerfa- 
milie in  Modena  im  15.  u.  10.  Jahrh.  Erwähnt 
werden : Antonio  ( 1433)  — Francesco 
— Tommaso  ( 1476)  — Gian  Antonio 
(1485)  — Marco  (f  1531,  72  Jahr  alt)  — 
A z z o (1542,  ungewiß,  ob  Maler)  — Ludo- 
vico  und  Gian  Battista  (beide  1577). 

Venturi  in  Atti  e Mem.  della  R.  Deput. 
di  Stör.  Patr.  per  le  Prov.  Mod.  e Parin.,  Ser. 
III  vol.  3 parte  1 p.  247.  — Ferrari-Mo- 
re n i,  ebenda,  Ser.  IV  voL  9 p.  267/8. 

Lisetta  Ciaccio. 

Azzi,  Alberto  di  Prendiparte,  Mi- 
niaturmaler des  14.  Jahrh.  in  Bologna,  Vater 
des  Stefano  di  Alberto  Azzi,  mit  dem  zusam- 
men er  häufig  als  Handschriften-Illustrator 
Erwähnung  findet. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  VII  4,  10.  — Arch. 
stör,  ital.,  ser.  V,  vol.  18,  p.  243  ff.  — M a 1 a - 
guzzi-Valeri  in  Atti  e Mem.  etc.  per  la 
Romagna,  ser.  III,  vol.  XI,  fase.  I — III  (I  codici 
miniati  di  Nie.  di  Giacomo  etc.). 

F.  Malagutti-  Valeri. 

Azzi,  Giovanni  degli,  Miniaturist  und 
Missalenschreibcr  des  15.  Jahrh.  Ein  von 
diesem  „Dominus  Johannes  de  Aciis“  ge- 
schriebenes und  mit  Miniaturen  geschmücktes 
Missale  stiftete  der  Parmesaner  Nobile  Luca 
di  Colombino  Carissimi  laut  erhaltener  no- 
tarieller Urkunde  der  Kirche  S.  Maria  Mad- 
dalena  in  Collucchiello.  Der  Künstler  war 
1441  Erzpriester  in  S.  Prospero  zu  Collechio, 
1443  Besitzer  des  Ospedale  di  S.  Nicolö  del 
pontc  zu  Fornovo  und  1444  Prior  von  Sant’ 
Ermanno  bei  Parma. 

Zani,  Encicl.,  Appendice  (in  der  Bibi.  Palat. 
zu  Parma).  — Scarabelli-Zunti,  Mser.  in 
Parma,  Bibi.  Palatina.  St.  Lottici. 

Azzi,  Giovanni  Battista,  italien.  Ma- 
ler, gcb.  in  Mantua  um  1781,  f am  24.  3.  1857 
in  Parma  als  Professor  der  dortigen  Kunst- 
akademie. 1826  malte  er  hübsche  Medaillons 
im  Redoutcnsaalc  des  Regio  Teatro  sowie 
eine  Darstellung  des  Gastmahles  in  Emmaus 
auf  den  Außenflügeln  des  Altartabcrnakels 
in  der  8.  Kapelle  der  Annunziatenkirche ; 1844 
ein  Martyrium  des  hl.  Quintinus  in  der  2. 
Kapelle  zur  Rechten  in  der  Pfarrkirche  die- 
ses Heiligen.  Außerdem  ist  A.  in  Piacenza 
und  Borgotaro  für  Privatbesteller  tätig  ge- 
wesen. 

Scarabelli-Zunti,  Mem.  e doc.  fase. 
IX  u.  Guida  (Mser.  in  Parma,  R.  Museo).  — 
G r a z i o 1 i,  Guida  di  Parma  1887.  St.  Lottici. 

Azzi,  Giuseppe,  Maler  aus  Ferrara,  in 
der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  ein  Schnell- 
nialer  und  lustiger  Marktschreier.  Ein  Bild 
von  ihm  sieht  man  in  der  Kirche  S.  Giuseppe 
zu  Ferrara. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit  ält.  Lit.).  H.  V. 


Azzi,  N i c c o 1 ö,  Maler  in  Castelnuovo  di 
Garfagnana,  erste  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  nur 
bekannt  durch  ein  in  der  Sakristei  der  Votiv- 
kirche zu  Modena  aufbewahrtes  Ölbildnis  des 
Herzogs  Alfons  III.  von  Modena  in  der 
Tracht  eines  Kapuziners.  Eine  latein.  In- 
schrift erklärt,  daß  das  Bild  nach  dem  (1644 
erfolgten)  Tode  Alfons’  auf  Befehl  des 
Kardinals  d’Este  gemalt  worden  sei. 

Campori,  Memorie  biografiche  . . . 1873, 
p.  13.  — M e y e r,  Kstlerlex.  H.  V. 

Azzi,  S c i p i o n e,  Maler,  Sohn  des  Giu- 
seppe, geb.  zu  Ferrara,  wo  er  auch  seine  Stu- 
dien machte.  1782  hielt  er  sich  in  Bologna 
auf,  wo  er  verschiedene  Gemälde  ausführte: 
so  in  der  Spitalkirche  von  S.  Giovanni  De- 
collato  zwei  Bilder,  eines  den  hl.  Spiridion, 
das  andere  den  hl.  Joachim,  die  hl.  Anna  und 
Maria  vorstellend,  sowie  eine  Kopie  nach  M. 
A.  Franceschini,  den  Tod  des  hl.  Joseph 
u.  s.  f.  Auch  in  Rom  hat  der  Künstler  gemalt, 
wo  sich  in  S.  Giuliano  eine  hl.  Jungfrau  von 
ihm  befindet. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  497  (mit  ält.  Lit). 

H.  V. 

Azzi,  Stefano  di  Alberto,  Miniatur- 
maler 1388 — 1410,  in  Bologna  tätig;  Sohn  des 
Alberto  di  Prendiparte  A.  und  Schüler  des 
Maestro  Niccolö  di  Giacomo.  Malte  nach 
Ausweis  einer  Zahlungsurkunde  im  Bologne- 
ser Staatsarchiv  1388  in  den  ebenda  befind- 
lichen „Statuti  della  Socictä  dei  Notai"  eine 
Pergamentminiatur,  auf  der  ein  schreiben- 
der Notar  in  Amtstracht  dargestellt  ist.  Of- 
fenbar ebenfalls  1388  von  seiner  Hand  gemalt 
sind  die  vier  Miniaturdarstellungen  von  No- 
taren sowie  die  zahlreichen  mehrfarbigen  Ini- 
zialen  der  Bologneser  „Matricola  dei  Notai“ 
(1280 — 1530).  Die  gleiche  Maltechnik  zeigen 
auch  die  „Statuti  delP  Arte  dei  Barbieri“  von 
1376,  sowie  einige  andere  Miniaturenwerke 
derselben  Zeit  mit  beschränktem  Ornament- 
dekor. Urkundlich  findet  sich  der  Künstler 
um  1400  mehrfach  erwähnt ; so  erhielt  er 
1391  von  der  Bologneser  Kommune  den  Auf- 
trag, in  dem  leider  nicht  erhalten  gebliebenen 
„Libro  dei  Defraudanti“  die  Hölle  und  das 
Paradies  in  Miniaturen  darzustellen.  Das 
späteste  Werk,  das  dem  Stefano  A.  seinem 
Stilcharakter  nach  zuzuschreiben  ist,  nämlich 
die  „Statuti  dell*  Arte  della  Seta"  von  1410, 
zeigt  auf  dem  Titelblatte  Miniaturdarstellun- 
gen der  Heiligen  Petronius,  Petrus  und 
Michael  (mit  dem  Drachen)  ; und  darunter 
in  einem  goldfarbenen  Ornamentfries  (auf 
schwarzem  Grund)  die  Wappen  der  Bolog- 
neser Notare  und  der  Bologneser  Kommune. 

Repertor.  f.  Kstwissensch.  XXI  184.  — Arch. 
stör.  d.  Arte  ital.  VII  4,  8 — 10.  — Arch.  stör, 
ital.,  ser.  V,  vol.  XVIII,  p.  243  ff.  — Mala- 
guzzi-Valeri  in  Atti  e Mem.  etc.  per  la 
Romagna,  scr.  III,  vol.  XI,  fase.  I — III  (I  codici 
miniati  di  Nie.  di  Giacomo  etc.). 

F.  Malagussi-Valeri. 


295 


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Azzo  — Azzolini 


Azzo,  Erzgießer  des  11. — 12.  Jahrh.  Von 
ihm  laut  Inschrift  ein  romanischer  Leuchter* 
fuß  aus  Bronze  mit  der  Darstellung  der  Pa- 
radiesflüsse und  Evangelisten  in  der  Sakristei 
des  Domes  zu  Chur. 

C.  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  //.  V. 

Azzo,  Steinmetz  in  Venedig.  Arbeitete  1391 
bis  92  für  die  Kirche  S.  Giovanni  e Paolo  und 
machte  am  14.  1.  1405  (nach  venez.  Zeitrech- 
nung) sein  Testament,  f vor  dem  2.  7.  des- 
selben Jahres. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Arch.  e Scult.  del  Rinasc.  in 
Venezia.  1893  I 73,  100.  L.  Ftrro. 

Azzo,  Angiolo,  da  Varignana,  Stein- 
metz in  Bologna,  arbeitete  1384  gemeinsam 
mit  Niccolö  da  Firenze  an  den  Kragsteinen 
und  Zinnen  des  Dachgesimses  des  Palazzo  dei 
Notai  zu  Bologna. 

Repcrtor.  f.  Kstwisscnsch.  XXI  167  ff. 

F.  Malagussi-Valcri. 

Azzola,  Bcrnardo  und  Picrantonio, 
Architekturmaler  in  Bergamo  um  1700,  die 
wenig  bedeutenden  Söhne  des  Giovanni  Bat- 
tista  Azzola. 

Z a n i,  Enc.  mct.  II  260.  ** 

Azzola,  Giovanni  Battist  a,  vielbe- 
schäftigter Dekorationsmaler  aus  Desenzano 
in  der  Valle  Seriana  bei  Bergamo,  geb.  1614, 
f 13.  5.  1689,  Schüler  des  Architektur-Malers 
Viviani  in  Brescia.  1649  schmückte  er  zwei 
Zimmerdecken  des  Palazzo  Francesco  Morone 
zu  Bergamo  mit  Fresken  in  Chiaroscuro,  1660 
malte  er  den  Chor  der  Pfarrkirche  von  De- 
senzano aus,  in  den  nächsten  Jahren  lieferte 
er  Malereien  in  öl  und  Fresko  für  die  Kar- 
melitcrkirchc  in  Desenzano  und  die  Kirche 
in  Albino,  seit  1665  war  er  mit  der  Aus- 
malung von  Chor  und  Decke  der  Kirche  S. 
Andrea  zu  Bergamo  beschäftigt,  woran  sich 
die  Arbeiten  an  der  Fassade  des  Hauses  Mo- 
joli  in  Bergamo  anschlossen.  Ein  Auftrag 
der  Königin  Maria  Anna  rief  ihn  1666  nach 
Spanien,  wo  er  wahrscheinlich  bis  1684  weilte, 
von  wo  ab  wir  ihn  wieder  in  seiner  Heimat- 
stadt antreffen,  mit  Aufträgen  für  den  Gra- 
fen Carlo  Carrara  in  Bergamo  beschäftigt. 
Durch  einen  Sturz  vom  Gerüste  während  ei- 
ner Arbeit  in  Albino  ereilte  den  schon  hoch- 
betagten Künstler  ein  jäher  Tod. 

Tassi,  Vite  de’  pitt.  Bergamaschi  II  125.  — 
Lettere  sulla  pittura  V 208.  — Meyer,  Künst- 
lerlex.  H.  V. 

Azzolini,  Antonio  Maria,  Architekt  u. 
Ingenieur,  Generalbaudircktor  des  Herzog- 
tums Mantua,  geb.  1687,  t 1754.  Unter  sei- 
nen Werken  nennt  man  den  Erneucrungsbau 
der  1188  von  Albertus  Pitcntinus  errichteten 
Brücke  de’Mulini  (1752». 

C o d d e,  Memorie  biografiche  dei  Pittori  etc. 
Mantovani,  p.  9.  — C.  d ’ A r c o,  Arti  c Artefici 
di  Mantova  I 102  II  252  f.  — Susani, 
Nuovo  prospetto  della  pittura  etc.  di  Mantova 
1S30  p.  105.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Azzolini,  Domenico  de,  Maler  aus  Man- 
tua, geb.  1476,  f am  7.  8.  1501. 


C.  d ’ A r c o,  Arti  e Artefici  di  Mantova  I 45, 
II  253.  — Gualandi,  Memorie  etc.  III  21.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Azzolini,  Ercole  degli,  Bildhauer  aus 
Reggio,  lebte  um  1574  und  gehört  zu  den  vie- 
len mittelmäßigen  Talenten,  welche  durch  die 
Este  in  Ferrara  Beschäftigung  fanden. 

Perkins,  Lcs  Sculpteurs  Italiens  II  280, 
Not.  2.  — Cittadella,  Notizie  relative  etc.  a 
Ferrara  p.  662.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Azzolini,  Giacomo,  Baumeister  und 
Theatcr-Dekorations-Architekt  in  Lissabon, 
geb.  zu  Bologna,  wurde  von  J.  Carlo  Bibbiena 
1752  nach  Lissabon  mitgebracht,  um  ihm  bei 
seinen  Arbeiten  für  das  kgl.  Theater  Hilfe 
zu  leisten.  1755  ging  er  nach  Coimbra  zum 
Bau  des  Seminars,  1767  oder  1768  wurde 
er  als  Leiter  der  Dekorationen  für  das  kgl. 
Theater  zu  Ajuda  berufen,  in  welchem  Amte 
er  1786  oder  87  starb,  ungefähr  70  Jahre  alt. 
Er  erbaute  auch  die  Türme  von  S.  Francisco 
de  Paula  und  anderes.  Schüler : Jose  Carlos 
Binhetti  und  Manoel  Piolti. 

Cyrillo  Machado.  Colleccäo  de  mcm.  p. 
190.  — Raczynski,  Dict.  p.  18.  — Sousa 
V i t e r b o,  Dicc.  dos  archit.  p.  84.  A.  Haupt. 

Azzolini,  Giovanni  Bernardo  oder 
Bernardino,  genannt  M a s s o 1 i n i und 
M a z z o 1 i n i,  geb.  um  1560  in  Neapel, 
Wachspossicrer  und  Maler.  In  seiner  Vater- 
stadt und  in  Rom  übte  er  seine  Kunst, 
aber  erst  in  Genua,  wohin  er  um  1610  kam, 
gelangte  er  zu  Ansehen.  Namentlich  durch 
seine  Arbeiten  in  Wachs  gewann  er  Beifall: 
kleine  Figuren,  Porträts  oder  Allegorien,  de- 
nen er  sowohl  durch  die  Form  als  durch  die 
Farbe  eine  überraschende  Lebenswahrheit 
verlieh.  Für  Marcantonio  Doria  brachte  er 
in  vier  Halbfiguren  „die  vier  letzten  Dinge“, 
d.  h.  vier  Zustände  der  Seele  nach  dem  Tode, 
in  farbigem  Wachs  zur  Darstellung  (die 
Seele  in  der  Gestalt  eines  Kindes  innerhalb 
eines  Skeletts,  im  Fegefeuer,  im  Paradiese,  in 
der  Hölle).  Man  rühmte  hier  die  unsagbare 
Genauigkeit  und  Feinheit  der  Ausführung  und 
die  Wahrheit  des  Ausdrucks.  Letzteren  be- 
wunderte man  auch  in  einem  lachenden  und 
einem  weinenden  Kind,  die  Freude  und 
Schmerz  des  Lebens  versinnbildlichen  soll- 
ten. Auch  in  großen  Ölgemälden  offenbarte 
Azzolini  ein  nicht  gewöhnliches  Talent.  Für 
den  Hauptaltar  der  Monachc  Turchine  in 
Genua  verfertigte  er  eine  Verkündigung  und 
für  die  Kirche  S.  Giuseppe  eine  hl.  Apollonia 
(mit  besonders  realistischer  Darstellung  der 
Henker,  die  dieser  Märtyrin  die  Zähne  aus- 
brechen). 

S o p r a n i,  Vite  de’  pittori  etc.  Gcnovcsi.  I 
417  (Druckfehler  1510  statt  16101).  — Or- 
1 a n d i,  Abecedario.  — M a r i e 1 1 e,  Abece- 
dario.  — Bottari,  Raccolta  V 35,  VI  2.  — Fr. 
Pacheco,  Arte  de  la  Pintura  etc.  Sevilla  1649 
p.  26  und  29.  — Dominici.  Pittori  etc.  Na- 
poletani  II  407  ( z.  t.  irrtümliche  Nachrichten). 
— Meyer,  Kstlerlex.  II  498.  — Napoli  Nobi- 
lissima  VI  109,  VII  18,  VIII  47.  *• 


296 


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Azzolini  — Baade 


Azzolini,  G i u 1 i a n o,  wird  in  einer  Anmer- 
kung Petruccis  in  Baruffaldis  Vite  dei  pittori 
e scultori  Ferrarcsi  (I  60)  als  „cesellatore  e 
bulinatore“  erwähnt,  der  nach  Dokumenten 
an  der  Ausschmückung  der  Chorbücher  des 
Domes  in  Ferrara  (der  Einbände  oder  der 
Vergoldungen?)  beteiligt  gewesen  ist.  P.  K. 

Azzolini,  Tito,  Architekt,  Professor  am 
R.  Istituto  di  Belle  Arti  in  Bologna,  geh.  da- 
selbst 1837,  hat  sich  besonders  als  Theater- 
bauer einen  Namen  gemacht.  1887  lieferte 
er  auch  einen  der  15  besten  Entwürfe  für  die 
Mailänder  Domfassade. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  p.  24. 
— Natura  ed  Arte  1895/96  II  529—35.  •* 

Azzon,  O 1 1 a v i o,  Waffenschmied  des  18. 
Jahrh.,  nur  bekannt  durch  die  Signatur  auf 
dem  Mascaron-Relief  am  Lauf  eines  Stein- 
schloßgewchrs  in  der  ehemaligen  Sammlung 
Gubler  in  Zürich. 

Katal.  d.  Kst.-Sammlg.  J.  J.  Gubler  in  Zürich, 
1893  No.  1984.  H.  V. 

Azzone  di  B e n e 1 1 o,  Miniaturmaler  in 
Bologna,  1410  in  der  Mitgliederliste  der  dor- 
tigen Societä  delle  quattro  Arti  aufgeführt. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  VII  14. 

F.  Malagussi-ValerL 


Azzurri,  Francesco,  römischer  Archi- 
tekt, Professor  und  Präsident  der  Accademia 
di  San  Luca,  geb.  in  Rom  1831,  f daselbst  8. 

7.  1901,  Neffe  des  tüchtigen  Architekten  Gio- 
vanni Azzurri,  Schüler  der  Universitä  romana 
und  der  Accademia  di  San  Luca,  baute  außer 
Palästen  und  Villen  in  Rom  z.  B.  das  Hotel 
Bristol  an  der  Piazza  Barberini  und  das  neue  . 
Teatro  Nazionale ; sein  Hauptverdienst  liegt 
aber  in  seinen  musterhaften  großen  Hospital- 
und  Asylbauten.  Besonders  erwähnt  sei  auch 
seine  Restaurationsarbeit  an  der  Basilica  Sta. 
Maria  Maggiore  in  Rom  und  die  Erbauung 
des  neuen  Regierungspalastes  in  S.  Marino. 

Gubernatis,  Diz.  d.  art.  viventi.  — A.  R. 

W i 11  a r d,  History  of  modern  ital.  art.  p.  568. 

— L’Arte  XIV  43-44,  XV  87-88.  R. 

Azzurri,  Giovanni,  italien.  Architekt, 
tätig  in  Rom,  wo  er  1828  den  Plan  für  ein 
Gebäude  am  Arco  del  Monte  di  Pieta  für  die 
Familie  Bonomi  machte,  das  als  ein  Beispiel 
schlichter  Eleganz  und  rein-klassischen  Stiles 
erwähnt  wird. 

L.  P o 1 e 1 1 i in  Giomale  Arcadico  1829,  vol. 

42,  p.  120  ff.;  1830,  vol.  47,  p.  219  ff. 

G.  Degli  Assi. 


Baade,  Knud  Andreassen,  norweg. 
Landschafts-  u.  Marinemaler,  geb.  am  28.  3. 
1808  im  Kirchspiel  Skjold  in  der  Nähe  von 
Stavanger,  t am  24.  11.  1879  in  München. 
Zunächst  Autodidakt  (seit  1823  bei  dem  Por- 
trätisten  Lehmann  in  Bergen  ausgebildetl  u. 
als  Porträt-  u.  Landschaftsmaler  in  Bergen 
tätig.  Seit  1825  studierte  er  auf  der  Kopen- 
hagener  Akad.,  in  der  Hauptsache  Figuren- 
malerei bei  C.  W.  Eckersberg.  Er  behandelte 
dann  Stoffe  aus  der  Mythologie  des  Nordens 
„Hcimdal  ruft  die  Götter  zum  Kampf“  und 
„Hermoder  in  Helheim“.  1829  verließ  er  Kopen- 
hagen u.  zog  nach  Kristiania,  wo  er  bis  1831 
als  Porträtmaler  lebte.  In  diesem  Jahre  lernte 
er  die  großartige  Natur  im  innern  Sogn  ken- 
nen u.  ging  allmählich  ganz  zur  Landschafts- 
malerei über.  Er  machte  nun  ausgedehnte 
Studienreisen  im  Amt  Bergen,  sowie  (1834) 
über  Dronthcim  nach  dem  Nordland  (bis  nach 
Bodö),  um  die  Natur  hoch  im  Norden  zu  stu- 
dieren. Im  Sommer  1836  traf  er  seinen  gro- 
ßen Landsmann  J.  C.  C.  Dahl  in  Sogn  u.  be- 
gleitete ihn  auf  seine  Aufforderung  hin  nach 
Dresden,  wo  er  mehrere  Jahre  lang  dessen 
Schüler  war.  1839  befiel  ihn  ein  Augenleiden, 
das  ihn  auf  mehrere  Jahre,  die  er  in  der  Hei- 


mat verbrachte,  zur  Aufgabe  seiner  Arbeit 
zwang.  1843  kehrte  er  nach  Dresden  zurück 
und  lebte  hier,  bis  er  1845  auf  Dahls  Rat 
nach  München  ging,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode 
(1879)  blieb.  [Studienreisen  in  Norwegen 
(Sogn,  Hardanger),  Bayern,  Sachsen,  Tirol, 
Schweiz.]  In  München  hatte  er  seinen  er- 
sten großen  Erfolg,  als  er  1849  im  Kunst- 
vcrcin  ein  Mondscheinbild  von  der  nor- 
weg. Küste  ausstellte.  Dies  Bild  wurde  vom 
Kunstvercin  angekauft,  für  Prinz  Luitpold  von 
Bayern  wiederholt  und  machte  Baade  mit 
einem  Schlag  berühmt.  Selbst  Kaulbach  und 
Rottmann  sprachen  sich  anerkennend  aus. 
Dieser  Erfolg  wurde  für  Baade  entscheidend, 
sowohl  für  seine  Wahl  von  Stoffen  wie  für 
seine  Zukunft  überhaupt.  Bisher  hatte  er 
Motive,  meist  aus  Bergens  Umgebung  in  Dahls 
Richtung  gemalt,  von  jetzt  an  werden  Mond- 
scheinbilder, in  der  Regel  Strandpartien  aus 
Norwegen  mit  unruhiger  See,  seine  Speziali- 
tät, bei  der  sich  seine  Vorliebe  für  Mystik  u. 
unklare  Umrisse  recht  entfalten  konnte.  Sein 
effektvolles  Kolorit,  das  ihn  seinerzeit  berühmt 
machte,  kann  seine  nachlässige  Behandlung 
der  Formen,  die  Eintönigkeit  und  den  Mangel 
an  Lokalgepräge  freilich  nicht  überdecken. 


297 


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Baader  — Baagöe 


Gleichwohl  wurde  er  in  München  sehr  ge- 
schätzt und  stand  bei  König  Ludwig  in  Gunst, 
der  1861  B.s  Büste  in  der  Künstlergalcrie 
der  Pinakothek  aufstellen  ließ.  Andere  Ehrun- 
gen für  ihn  waren  die  erste  Medaille  bei  einer 
Ausstellung  in  Genf  1861  und  die  Ernennung 
zum  Mitglied  der  Akademie  zu  Stockholm 
im  Jahre  1872.  Er  stellte  aus  in  Kopenhagen 
(1827,  28,  29,  45,  47,  50,  64,  66),  in  London, 
auf  der  nordischen  Ausstellung  in  Stockholm 
(1886),  in  Paris  (1878),  Wien  (1873),  Phila- 
delphia (1876),  oft  in  München,  sowie  auf 
den  Ausstellungen  der  Akademie  in  Stockholm 
1856 — 73  und  im  Kristianiaer  Kunstverein  (nach 
1836).  Seine  Bilder  sind  meist  im  internationa- 
len Privatbesitz  verstreut,  aber  auch  folgende 
Galerien  haben  Bilder  von  ihm : die  Pinakothek 
in  München  (Aus  der  norweg.  Sagazeit,  1851), 
das  Nationalmuseum  in  Stockholm  (Mond- 
scheinlandschaft, 1857),  die  Galerie  des  Groß- 
herzogs von  Oldenburg  (1869),  die  Galerie  in 
Bergen,  das  Kunstmuseum  in  Kristiania 
(1870,  76),  die  Galerie  des  Prinzen  Luitpold 
von  Bayern  (1849,  50,  70). 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  auch  Lithogr.  nach 
s.  Bildern).  — F.  von  Bötticher,  Maler- 
werke des  19.  Jahrh.  — VV  e i 1 b a c h,  Nyt  dansk 
Kunstner-Lex.  1896  II.  — Regnet,  Münchener 
Künstlerbilder  I (Nekrolog).  — Nordisk  Fami- 
liebok  (1904  Stockh.).  — Salomoniens 
Nordiske  Konversations-Lex.  — Jul.  Lange, 
Nutidskunst,  Kopenhagen  1873,  S.  396.  — B ö g h, 
Bergens  Kunstforening,  Bergen  1888,  S.  87  u. 
passim.  — Aubert,  Det  nyc  Norges  Maler- 
kunst, Kristiania  1904,  S.  10.  — Thommes- 
s e n,  Norsk  billedkunst,  Kristiania  1904,  S.  53. 
— T h i i s,  Norske  malere  og  billedhuggcre.  Ber- 
gen 1904.  I 26,  46 — 49;  II  106.  — Illustreret  Ny- 
hcdsblad,  27.  Aug.  1865.  — Skillingmagazin, 
9.  Mai  1868.  — Diethrichson,  Det  Norske 
Nationalgallerie,  Kristiania  1887,  S.  38  u.  43.  — 
Eigene  Mitteilungen  des  Künstlers. 

C.  W.  Schnitter. 

Baader,  Amalie,  s.  Schattenhofer,  A.  v. 

Baader,  Johann,  bayer.  Heiligen-  und 
Historienmaler,  geb.  1709  als  Müllcrssohn  in 
Eichstätt  in  Mittclfrankcn,  t 1779  im  Kloster 
Polling,  studierte  mit  Martin  Knoller  in  Ita- 
lien (1749 — 1754  in  Rom,  wo  er  1750  an  der 
Accad.  di  S.  Luca  einen  Preis  erhielt).  Bil- 
der von  ihm  befinden  sich  in  den  Kirchen 
von  Wessobrunn  (Choraltarblatt  und  ein 
Fresko),  Polling  (kreuzschleppender  Christus), 
Diessen  (Geburt  Christi),  Schlehdorf  (Apostel- 
gruppe) usw.  Er  ist  wohl  identisch  mit  einem 
Maler  Baader,  der  sich  um  1774  von  Basel 
aus  vergeblich  um  den  Auftrag  für  2 Altar- 
gcmäldc  für  die  Kirche  zu  Beromünster  be- 
wirbt und  ebenso  mit  einem  von  Zani  (Enc. 
met.  III  6)  erwähnten,  1753  in  Rom  befind- 
lichen Jo.  Bapt.  Baader. 

L i p o w s k y,  Bayer.  Kstlerlex.  — Brun, 
Schweiz.  Kstlerlex.  — Notizen  von  Dr.  F.  Noack. 

H.  V. 

Baader,  Johann  M i c h ae  1,  Maler  und 
Radierer,  geb.  zu  Eichstädt  1736,  studierte  in 


Paris  1759  und  wurde  1788  Maler  des  Erz- 
bischofs von  Eichstädt,  wo  er  im  Schlößchen 
des  fürstbischöfl.  Hofgartens  die  Geschichte 
der  Jephta  malte. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  499  (hier  Radierungen 
von  und  nach  ihm  genannt).  — Portalis- 
B e r a 1 d i,  Graveurs  du  XVIIIe  siede  III  Ap- 
pendice.  H.  V. 

Baader,  Johannes,  Architekt  der  Gegen- 
wart, tätig  in  Dresden,  dann  in  Berlin,  bewies 
in  zahlreichen  Entwürfen  ein  starkes  monu- 
mentales Können  und  eigenartige  Phantasie. 
Von  ihm  u.  a.  das  große  Schreibersche  Mau- 
soleum in  Ebcrswaldc,  das  eine  wuchtig 
ernste,  in  wenigen  starren  aber  ausdrucks- 
vollen Linien  sich  bewegende  Architektur 
zeigt. 

Die  Kunst  für  Alle  1904  (14.  Jahrg.)  p.  189, 
192.  Hnl. 

Baader,  Louis  Marie,  französ.  Maler,  geb. 
am  20.  6.  1828  in  Lannion  (Cötcs-du-Nord), 
Schüler  von  Yvon,  malte  in  seinen  früheren 
Jahren  Stoffe  der  antiken  Mythologie,  Hi- 
storien- später  Genrebilder.  Er  hat  im  Salon 
von  1857 — 1907  ausgestellt.  Eins  seiner  Hi- 
storienbilder „Washington,  zum  Präsidenten 
erwählt  und  von  seiner  Mutter  Abschied  neh- 
mend“ befindet  sich  im  Museum  von  Dun- 
kerque. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  und  Suppl. 

— Katal.  der  Salons.  Fr.  M. 

Baader,  Tobias,  Bildschnitzer  zu  Mün- 
chen in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrh. 
Von  ihm  ein  Crucifixus  mit  Maria  in  der 
früheren  Klosterkirche  zu  Attl,  eine  Maria 
mit  Kind  in  der  Kirche  zu  Schlehdorf  und 
eine  Mater  dolorosa  vom  Jahre  1651  in  der 
Herzogs-Spitalkirche  zu  München  (Stiche 
dieses  Bildes  von  Jungwirth,  S.  Sondermayr, 
B.  Stückhlcr  u.  Gottfr.  Steinberg).  In  der 
Sakristei  dieser  Kirche  befand  sich  ehedem 
des  Künstlers  Bildnis. 

Meyer,  Kstlerlex.  — L i p o w s k y,  Bayer. 
Kstlerlex. 

Baader,  s.  auch  Bader. 

Baadhauser,  Schreinermeister,  erhält  1780 
Bezahlung  für  die  Schnitzereien  am  Hoch- 
altar der  Kirche  zu  Rott  in  Oberbayern. 

Kunstdenkmale  des  Königr.  Bayern  I 2035. 

Baadsgaard,  Alfrida  Vil  helmine  Lu- 
ll o v i c a,  geb.  Madscn,  dän.  Blumenmalerin, 
geb.  am  17.  9.  1839  in  Kopenhagen,  Schü- 
lerin von  O.  D.  Ottescn,  Balsgaard  und  O. 
A.  Hermansen.  Sie  hat  seit  1876  ausgestellt. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I 1896. 

— Ausstellungskatal.  (Charlottenborg)  seit  1876. 

A.  R. 

Baagöe,  Carl  Emil,  dän.  Secmaler,  geb. 
in  Kopenhagen  am  22.  8.  1829,  f am  16.  4. 
1902,  kurze  Zeit  Schüler  der  Kunstakademie, 
später  selbständig  ausgebildet.  Reisen  nach 
Island  1855,  nach  Norwegen  1866  und  1868. 
Seit  1855  stellte  er  alljährlich  aus,  meist 
Marincbilder  mit  stiller  See  und  Strandbilder 


2g8 


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Baagöe  — Babandi 


von  dänischen  Fischerdörfern.  Er  war  auch 
Zeichner  für  „Ulustreret  Tidende“. 

B r i c k a,  Dansk  biograf.  Lex.  I.  — Weil- 
bach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896).  — Aus- 
stellungskatal.  (Charlottenborg)  1855 — 1887. 

A.  R. 

Baagöe,  Peder,  dän.  Kupferstecher,  geb. 
in  Dragör  (Amager)  am  27.  2.  1789,  f am 
18.  10.  1826,  stach  für  das  botanische  Werk 
„Flora  danica",  außerdem  Blätter  mit 
Schiffen. 

W e i 1 b a c b,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

Baak,  Marie,  Porträtmalerin  in  Potsdam, 
Schülerin  von  C.  Burggraf,  stellte  in  der  Ber- 
liner Akademie  1842,  44,  64  und  06  einige 
Bildnisse  in  öl  aus. 

Katal.  d.  Akad.-Ausstellgn.  — Dioskuren  1864 
p.  400.  H.  V. 

Baak  Hattigh,  Jan,  s.  Hattiglt. 

Baalen  ( Baelen ),  Jacob  van,  Maler, 
wird  am  23.  9.  1750  in  die  S.  Lukasgilde  von 
Antwerpen  aufgenommen.  Er  ist  wahrschein- 
lich identisch  mit  dem  von  Siret  genannten 
/.  v.  Bael,  der  1751—53  Akademiepreise  in 
Antwerpen  errang. 

Liggeren  II  807.  — Siret,  Dict.  d.  peintres. 
3o  edit.  1883  I.  H.  V. 

Baalen,  s.  auch  Baien. 

Baan,  Baane,  s.  Baen. 

Baar,  Hugo,  Maler,  geb.  am  8.  3.  1873  zu 
Neutitschein  in  Mähren,  kam  nach  Wien  an 
die  Kunstgewerbcschulc  zu  Direktor  Hofrat 
Stork,  der  ihn  dann,  da  B.  mehr  Interesse  für 
das  Naturalistische  hatte,  zu  Prof.  Rud.  Ri- 
barz  brachte.  Nach  Absolvierung  dieser 
Schule  ging  er  nach  München  zu  Prof.  Hackl 
und  später  zu  Heinrich  Knirr,  der  ihn  beson- 
ders fesselte.  1903  schlug  er  sein  Heim  in 
Wien  auf,  seit  1907  hat  er  sein  Atelier  in  sei- 
ner Vaterstadt  Schon  früh  empfand  er  den 
Drang,  seine  Heimat  bildlich  zu  schildern. 
In  den  letzten  Jahren  entstanden  „Alte  Kirche 
im  Kuhländchen“  (im  Besitz  der  Gesellschaft 
der  Kunstfreunde  in  Olmütz),  „Alter  Fried- 
hof in  den  Beskiden“  (Eigentum  des  regier. 
Fürsten  von  und  zu  Liechtenstein),  „Bes- 
kidcnlandschaft“  (im  mähr.  Landes-Mus.), 
„Waldandacht"  (im  Besitze  der  modernen 
Galerie  in  Wien),  „Fasanen  im  Schnee"  (von 
J.  J.  Löwy  in  Wien  reproduziert)  etc.  1906 
bekam  der  immer  vorwärtsstrebende  Künstler 
auf  „Weiden  im  Schnee“  die  silb.  Medaille 
der  Stadt  Graz.  w.  Schram. 

Baar,  s.  auch  Bahr  u.  Slangenburgh. 

Baardt,  C.,  holl.  Goldschmied  des  17.  Jahrh. 
in  Boisward.  Boeles  (Bulletin  uitgeg.  door 
d.  Nederl.  Oudheidkundigen  Bond,  II  1900 — 
1901  p.  143)  schreibt  ihm  die  Abendmahls- 
schüssel in  Ytens  zu.  Das  Niederländische 
Museum  in  Amsterdam  besitzt  von  ihm  den 
Untersatz  eines  getriebenen  Kandelabers  und 
eine  Tischbürste  mit  silbernem  Rücken,  und 
(nach  Notizen  von  Marc  Rosenberg)  befindet 
sich  ein  Präsentierteller  im  Besitz  des  Herrn 


H.  W.  de  Blocq  van  Scheltinga  in  Oranje- 
woud  und  Tafelgeschirr  mit  einem  getriebe- 
nen Reitergefecht  bei  Herrn  D.  Franken  in 
Paris.  /.  c.  E.  Peelen. 

Baars,  Jan  Hendrik,  holl.  Bildhauer 
und  Medailleur,  geb.  am  4.  8.  1875  in  Amster- 
dam, f daselbst  am  15.  6.  1899.  Schüler  von 
B.  v.  Hove,  Ludwig  Jünger  und  F.  Leenhoff. 
Von  ihm  Porträtmedaillen  der  Königin  Wil- 
helmina,  B.  W.  F.  v.  Riemsdijks,  F.  Lccnhoffs 
usw. 

H.  J.  Dompierre  de  Chaufepi£,  Les 
Med.  et  Plaq.  mod.,  La  Haye  1899 — 1902  (mit 
Abb.).  — Forrer,  Dict.  of  Med.  — The  Studio 
XXVII  280,  281. 

Baarael,  C.  van,  in  Amsterdam,  hat  von 
etwa  1790  an  mehrere  Landkarten  und  Ähn- 
liches gestochen,  z.  B.  in  diesem  Jahre  eine 
Situationskarte  der  preußischen  Quartiere  vor 
Amsterdam  1787,  und  1825  mit  seinem  Sohne 
eine  Karte  des  Überschwemmungsgebiets  in 
der  Provinz  Ovcryssel.  Seit  etwa  1817  tragen 
diese  Arbeiten  öfters  die  Bezeichnung  C.  van 
Baarsel  & Zoon.  E.  IV.  Moes. 

Baarael,  W.  C.  van,  der  Sohn  von  C.  van 
Baarsel,  ist  um  1791  geboren.  Er  wohnte 
1832  in  der  Halstceg  in  Amsterdam  und  ist 
dort  am  17.  4.  1854  gestorben.  Außer  Land- 
karten, auch  in  Verbindung  mit  seinem  Vater 
gestochen,  hat  er  u.  a.  1832  mit  Tuyn  eine 
Abbildung  der  Leiche  van  Spcijks  gestochen. 

Baas,  Marie,  Malerin  in  Hamburg,  geb. 
am  19.  11.  1844,  studierte  im  Haag  bei  Mar- 
garete Roosenboom.  Malt  seit  1883  feine 
Blumenstücke  und  Stilleben.  Ihre  „Weißen 
Stockrosen"  erzielten  1889  auf  der  Melbour- 
ner  Zentcnarausst.  einen  2.  Preis.  E.  Benest. 

Baasch,  Frederik  Theodor,  dän. 
Maler,  geb.  1S21  in  Eckernförde  als  Sohn 
des  Malers  Hans  Frederik  B.,  Schüler 
Eckersbergs  in  der  Kunstakademie  in  Kopen- 
hagen (1839 — 44).  Im  letzteren  Jahre  war 
er  wieder  in  Eckemförde,  wo  er  sich  nament- 
lich mit  Porträtieren  beschäftigt.  Er  hat  in 
Kopenhagen  1841 — 44  Bildnisse  und  Genre- 
bilder ausgestellt.  Ein  Genrebild:  „Der  Va- 
ter tadelt  den  Sohn“  (1844),  wurde  von 
König  Christian  VIII.  angekauft. 

W c i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Baasch,  Hans  Frederik,  dän.  Maler, 
Schüler  der  Kunstakademie  in  Kopenhagen 
1806—1811.  Er  stellte  1810—12  und  1823 
einige  Bildnisse  und  einen  Prospekt  vom 
Schlosse  Gottorp  in  Schleswig  aus.  1823  wird 
er  in  Eckernfördc  ansässig  erwähnt,  wo  er 
nach  1847  gestorben  ist. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Babandi,  Antonio,  italien.  Glockengießer, 
goß  1725  eine  Glocke  für  die  Kathedrale  zu 
Ferrara. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Not.  rel.  a Ferrara.  1864  p. 
111.  H.  V. 


299 


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Babano  — Babel 


Babano,  J a c o p o,  Bildhauer  und  Bronze- 
bildncr  von  Padua,  18.  Jahrh.,  nur  bei  Zani 
(Enc.  met.  III  6)  erwähnt.  //_  yw 

Babarigo,  Giovanni,  Stukkator,  fertigte 
um  1670  die  Stukkaturen  für  die  Serviten- 
kirche  in  Wien. 

B ö c k h,  Merkwürdigkeiten  der  Haupt-  und 
Residenzstadt  Wien,  I 513. 

Babb,  Stanley  Nicholson,  engl.  Bild- 
hauer der  Gegenwart,  Mitglied  der  Soc.  of 
British  Sculptors,  studierte  auf  der  Roy.  Aca- 
demy und  gewann  1902  die  große  goldene 
Medaille  und  das  Reiscstipendium  durch  ein 
figurenreiches  Basrelief : „Boadicea  urging 

the  Britons  to  avenge  her  outraged  daugh- 
ters  . Man  sah  Reliefs,  Porträtmedaillons, 
Statuetten  und  Figurengruppen  von  ihm  auf 
verschiedenen  Ausstellungen,  und  er  war  auch 
seit  1898  ein  regelmäßiger  Aussteller  in  der 
Roy.  Academy. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 85.  — The 
Studio  XVI  127,  XVIII  288.  XXII  43,  XXV  41. 
— I'orrer,  Biogr.  Dict.  of  Mcdallists  I 109. 

. A\  Peacock. 

Babbo,  1 1,  s.  Petrom,  Bencd.  di  Franc. 

Babcock,  H.  E.,  amerik.  Holzstccher.  Um 
1885  für  Zeitschriften  tätig.  e.  Richter. 

Babcock,  William  P.,  nordamerik.  Maler, 
geb.  am  17.  1.  1820  zu  Boston,  f 1899,  stu- 
dierte mit  einer  schon  in  der  Heimat  erhal- 
tenen Vorkenntnis  1847  in  Paris  unter  Cou- 
ture und  ließ  sich  dauernd  dort  nieder.  „An 
seinen  Bildern  lobt  man  die  Kraft  der  Farbe 
und  den  warmen  gediegenen  Gesamtton,  ta- 
delt dagegen  oft  die  inkorrekte  Zeichnung.“ 
Schon  1855  stellte  er  in  der  Royal  Academy 
in  London  ein  Bild  „Rcpose“  aus.  Eins  sei- 
ner bigurcnstücke  hängt  im  Athenäum  in 
Boston,  im  Salon  in  Paris  stellte  er  1868  bis 
1S78  ein  Stilleben  und  Landschaften  aus.  — 
B.  gehörte  zu  den  Freunden  Millcts. 

Meyer,  Kstlerlcx.  II  500.  — Bellier- 
Auvray,  Dict.  gen.  I.  — Graves,  Royal 
Acad.  of  Arts  I.  Edmund  v.  Mach. 

Babel  (Bablc),  Johann  Baptist,  Ba- 
rockbildhaucr,  wahrscheinlich  französ.  Ab- 
stammung, verfertigte  in  den  60er  Jahren  des 
IS.  Jahrh.  die  12  Apostel  und  4 allegorische 
Figuren  (Stuck)  für  den  Chor  der  neuen 
Stiftskirche  zu  Einsiedeln  (Schweiz)  und  ar- 
beitete 1772 — 1775  für  die  Fassade  der  Stifts- 
kirche zu  Solothurn.  Ferner  sind  von  ihm 
die  allegorischen  Gestalten  von  Heiligen  und 
Putten  für  die  Balustrade  der  Kraingasse  in 
Einsiedeln. 

Alb.  Kuhn  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 
Babel,  Jorge,  span.  Glasmaler,  dem  1605 
vo,1_ Philipp  III-  der  Hoftitcl  verliehen  wurde. 
1617  empfing  er  eine  Gehaltszulage. 

Cean  Bcrraudcz,  Dicc.  I 89.  M.  v.  B. 
Babel,  P.  E.,  französ.  Ornamentcnzeichner 
und  Kupferätzer  in  der  ersten  Hälfte  des  18. 
Jahrh.  Man  kennt  ihn  aus  zierlich  radier- 
ten Blättern  nach  eigenen  und  fremden  Zeich- 


nungen in  reifem  Rokokostil,  hauptsächlich 
für  Ausschmückung  von  Büchern.  In  den 
von  ihm  selbst  erfundenen  und  radierten  Blät- 
tern zeigt  er  sich  als  bemerkenswerter  Vertre- 
ter jener  kleinen  Ornamentik,  die  für  die 
Kunsttendenzen  seiner  Zeit  und  Nation  gerade 
dadurch  besonders  bezeichnend  ist,  daß  sic 
die  Neigung  hat,  sie  auf  die  Spitze  zu  treiben. 
Die  Angaben  über  seine  Herkunft,  über  sein 
Geburts-  und  Sterbejahr  sind  nicht  zuverläs- 
sig. Einen  gewissen  Anhalt  gewährt  aber 
seine  erste  bekannte  Arbeit,  nämlich  für  das 
zu  Paris  1725 — 1735  herausgegebene  Oeuvre 
de  J.  A.  Meissonnier  drei  große  radierte  Blät- 
ter, die  zu  seinen  vorzüglichsten  Arbeiten  ge- 
hören. Die  Spuren  seiner  Tätigkeit  lassen 
sich  nicht  über  1765  hinaus  verfolgen;  aber 
das  von  Zani  gegebene  Todesjahr  1770  hat 
einige  Wahrscheinlichkeit.  Die  von  ihm  selbst 
komponierten  Radierungen  unterzeichnet  er 
bisweilen : P.  E.  Babel  inv.  et  sculpsit,  ge- 
wöhnlich aber:  Babel  inv.  et  sculp.,  Babel 
fecit  und  die  von  ihm  nach  fremden  Zeichnun- 
gen ausgeführten  Platten  sind  bezeichnet : Ba- 
bel sculp.,  Babel  sculpsit.  Die  wichtigsten  sei- 
ner Blätter  sind:  a)  Von  ihm  selbst  erfunden 
und  radiert:  1)  72  Schlußvignetten  und  Zier- 
leisten für:  Traitc  de  perspective  ä l’usagc 
des  artistes,  von  E.-S.  Jeaurat.  Paris  1750 
4.  — Die  Schlußvignette  auf  Seite  40,  mit 
dem  Datum  1738.  2)  Randverzicrungen  zu 
zwanzig  Seiten  des  gestochenen  Textes  in: 
Representation  des  fetes  donnees  par  la  ville 
de  Strasbourg  pour  la  convalescence  du  Roi, 
ä l’arrivee  et  pendant  le  sejour  de  Sa  Majeste 
en  cette  ville  (octobre  1744).  Invcnte,  dessine 
et  dirige  par  J.  M.  Weiss.  Prachtwerk  mit 

12  Kupfern.  Imprime  par  L.  Aubert,  ä Paris, 
gr.  Fol.  3)  Randverzierungen  zu  achtzehn 
Seiten  des  gestochenen  Textes  in:  Description 
des  Festes  donnees  par  la  ville  de  Paris,  les 
23  et  26  Fcvrier  1745,  ä l’occasion  du  mariagc 
de  Monseigneur  le  Dauphin  avec  Madame  Ma- 
rie-Therese, Infantc  d’Espagne.  Prachtwerk 
mit  Kupfern,  gr.  Fol.  — Diese  Randverzic- 
rungen sind  unbczeichnet,  aber  gewiß  von  Ba- 
bel erfunden  und  geätzt.  4)  Titelblatt  und 
Randverzierung  der  Dcdikation  des  Verlegers 
au  Monseigneur  le  Dauphin  für : Nouveau 
Rccueil  des  Troupcs  Legeres  de  France.  A 
Paris  ches  F.  Chereau.  kl.  Fol.  5)  Titelblatt 
und  zehn  Zierleisten,  Kartuschen  und  Schluß- 
vignetten für:  Le  Nouveau  Vignolc  ou  Reg- 
les  des  cinq  ordres  d’architccturc.  Par  Jac- 
ques Barozzio.  Enrichi  de  moulures,  cartels 
et  culs  de  lampes,  composes  et  graves  par  Ba- 
bel. Dedie  aux  artistes.  M.DCC.LV.  A 
Paris,  chcz  F.  Chereau.  4.  — 6)  Rand- 
verzicrungen mit  weißen  Feldern.  Folge  von 

13  Blättern,  kl.  Fol.  7)  Kartuschen  mit  wei- 
ßen Zierfcldem,  gebildet  aus  Springbrunnen, 
Wasserwerken  und  Ziergartensachen.  8 Blät- 


300 


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Babelli  — Babouot 


ter.  Unter  dem  Einfassungsstrich  links: 
Babel  delineavit  et  sculp. ; rechts : Avec  Priui- 
lege  du  Roy.  Im  Unterrande  Titel  und  die 
Adresse:  A Paris  chez  Jacques  Chereau  . . . 
kl.  Fol.  — Kopien : Blondcl  dcl.  Joh.  Georg 
Hertel  excud..  Aug.  Vind.  8)  Kartusche  mit 
Landschaft  im  Zierfelde.  Oben  rechts:  PI.  85. 
Unten  in  der  Mitte : Babel  invenit  et  sculpsit. 
8.  9)  20  Blätter  Passc-partout.  Umrahmun- 
gen von  Muschel-  und  Blumenornament.  4. 
Für  die  Quartausgabe  von  Dreux  du  Radier, 
L’Europe  illustre.  6 Bände.  Paris.  Odieuvre. 
1755 — 1765.  Die  meisten  sind  unten  bezeich- 
net: Babel  invenit  et  sculpsit.  10)  4 Blätter 
Cartels  nouveaux.  livre  3mc.  ■ Schilder  auf 
schraffiertem  Grund,  dem  Stil  Ludwigs  XVI. 
sich  nähernd.  A Paris  chez  Jacques  Chereau. 
Fol. 

b)  Von  ihm  nach  andern  gestochen:  1)  Drei 
Platten  für:  Oeuvre  de  Juste  Aurele  Meison- 
nicr.  A Paris  ches  Huquier.  gr.  Fol.  (1725 
bis  1735.)  2)  Sieben  Platten  für:  Livre  d’Ar- 
chitecture,  von  Boffrand.  Paris  1745.  Fol. 
Alle  sieben  Blätter  radiert  nach  den  Zeichnun- 
gen dieses  Architekten  für  Ausschmückung 
von  Zimmern  im  Hotel  de  Soubisc  zu  Paris. 
3)  12  Blätter  in  den  beiden  ersten  Teilen  von : 
Architecture  franqaise,  von  J.  Fr.  Blondel. 
Paris,  M.  DCC.  LII.  Fol.  4)  Premier  livre 
de  desseins  de  jouaillcrie  et  bijouterie.  Nach 
Maria.  35  Blätter.  4.  Lebl.  33 — 67.  5)  Nou- 
veaux Livres  de  plusieurs  Projets  d’Autels 
et  Baldaquins.  J.  F.  Neufforge  inv.  A Paris 
chez  Jacques  Chereau.  gr.  Fol.  In  Heften 
zu  7 Blättern.  Seine  künstlich  verschlunge- 
nen Titel  für  Metastase  sind  um  1879  von 
Mr.  Loizelet  in  Paris  in  Nachbildungen  her- 
ausgegeben worden.  — Babel  war  übrigens 
der  Lehrer  von  Choffard. 

Meyer,  Kstlerlex.  (Artikel  von  E.  Kolloff). 
— Portalis  et  Beraldi,  Les  Graveurs  du 
XIXe  s.  I 68.  — Guilmard,  Les  Maitres  Orne- 
manistes  I 173  (ausführl.  Oeuvre).  — G.  Ma- 
c o n,  Les  Arts  dans  la  Maison  de  Conde,  p.  103. 

•• 

Babelli,  Giovanni  Battist a,  italien. 
Kupferstecher  des  17.  Jahrh.  Als  sein  Werk 
gilt  eine  mit  dem  Monogramm  aus  G.  B.  J. 
bezeichnete  Radierung,  die  eine  Caritas  dar- 
stellt 

Nagler,  Monogr.  I 2346.  P.  K. 

Baber,  J.,  Architekt  in  London;  stellte 
1806 — 12  in  der  Roy.  Academy  Entwürfe  von 
Mausoleen,  Moscheen,  Observatorien  usw. 
aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 85.  ** 

BabSre,  Porträt-  und  Stillebenmaler  (Pa- 
stell) in  Paris,  um  1756. 

Siret,  Dict  d.  Peintres.  III.  Ausg.  1883. 

H.  V. 

Babettr,  s.  Baburen. 

Babin,  Ornamentstechcr  in  Paris,  um  1750. 
Von  ihm:  7 Folgen  Eisenarbeiten,  Gitter,  Ge- 
länder, Wappentiere  für  Gitterverzierungen, 


zusammen  6S  Blätter;  (1—4.  7.  je  10  Blätter, 
5 zu  6 Blättern,  6 zu  12  Blättern).  Guilmard, 
Maitres  ornemanistes,  p.  184  nennt  von  einem 
Meister  desselben  Namens  Schmuckvorlagen : 
Nouveau  Livre  fait  par  Babin,  dessinateur 
pour  le  metteur  en  oeuvre  ä Paris. 

Orn.-stich-slg.  Berlin.  768  (seither  ergänzt). 

Bable,  s.  Babel. 

Babo,  ein  Architekt  aus  dem  Laienstande, 
baute  1117  in  Bamberg  für  Bischof  Otto  die 
Benediktinerkirchc  auf  dem  Michelsbergc  von 
Grund  auf.  Sie  wurde  1121  geweiht,  aber 
1147  erweitert  und  1189  neugebaut. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  502.  ** 

Babo,  Lambert  von,  Radierer  (Dilet- 
tant), geb.  1790  in  Mannheim,  t am  20.  6. 
1862  in  Weinheim,  radierte  um  1810 — 15 
9 Blätter:  „Erinnerungen  aus  dem  Neckar- 
tale“, in  denen  er  den  Jean  Jacques  de 
Boissieu  nachzuahmen  strebte.  Ferner  sind 
von  ihm:  Ansichten  aus  der  Schweiz  und  vom 
Bodensee  (6  Bll.),  Le  triomphe  de  Louise, 
reine  de  Prusse  1799  (12  Bll.)  u.  a. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  502.  — Nagler,  Mo- 
nogr. II  No.  963,  IV  No.  1022.  H.  V. 

Baboccio  (Babosius),  Antonio,  von  Pi- 
perno, Abt,  „Maler  und  Bildhauer  in  Stein 
und  Metall“  (wie  er  sich  selbst  nennt),  tä- 
tig in  Neapel,  geb.  1351,  f 1435.  Als  erste 
seiner  Arbeiten  gilt  (nach  seiner  Inschrift 
auf  dem  Grabmale  des  Ant.  Penna:  Abbas 
Antonius  Babosus  me  fecit  et  Portam  majo- 
rem  Kathedralem  Ecc.  Neapolis  Honophrius 
de  Penna  Regis  Ladislai  Secretarius  ficri  fe- 
cit) das  in  reichem,  spätgotischem  Stile  1407 
vollendete  Portal  der  Kathedrale  von  Neapel. 
Im  Jahre  1412  fertigte  er  mit  Alesius  Do- 
minicus  das  Grabmal  der  Margareta  von 
Durazzo,  der  Gemahlin  Karls  III.  für  S. 
Francesco  zu  Salerno  (jetzt  in  der  Kathe- 
drale) ; 1421  arbeitete  er  „anno  septegenaio“ 
das  Grabmal  des  Admirals  Lodovico  in  San 
Lorcnzo  Maggiore  und  zwei  Jahre  später  das 
Grabmal  des  Geheimschrcibers  Antonio  da 
Penna  in  Sa.  Chiara.  — Als  ein  Frühwerk 
gibt  ihm  St.  Fraschetti  aus  stilistischen  Grün- 
den mit  viel  Wahrscheinlichkeit  das  Grabmal 
der  Agnese  und  Clcmenza  d’Angiö,  ausge- 
führt bald  nach  1381,  ebenfalls  in  Sa.  Chiara 
(abgebildet  in  L’Arte  I 436). 

L’Artc  I u.  II.  — Filangieri,  Indice  d. 
Artcfici  etc.  I 43.  — Napoli  Nobilissima  III  — 
IX.  XI,  XIV.  — A.  Vcnturi,  Storia  dclL 
Arte  ital.  IV  315,  320.  — Rivista  d’Italia  III 
fase.  10  p.  247  ff.  ** 

Baboneau,  Henri  Franqois  Marie, 
Glas-  und  Grisaillemaler  in  Paris,  geb.  in 
Nantes,  Schüler  von  Echappe  und  Chalot, 
stellte  in  den  Salons  1S76 — 1879  aus. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  g<n.  Suppl.  H.  V. 

Babosius,  s.  Baboccio. 

Babouot  (Babonot),  Antoine,  französ. 
Graveur  und  Elfenbeinschnitzer.  In  den  Sa- 
lons 1791 — 1822  waren  verschiedentlich  Ar- 


301 


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Babron  — Baccalari 


beiten  von  ihm  in  Metall,  Elfenbein  u.  Wachs, 
meist  Porträts  in  Medaillonform,  ausgestellt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  — F o r r e r, 
Biogr.  Dict.  of  Medallists  I.  — A.  M a z e -S  e n - 
c i e r,  Livre  des  Collect.  1885  p.  624.  H.  V. 

Babron,  A.,  französ.  Genremaler;  von  ihm 
eine  bezeichnete  Aquarell-Miniatur  im  Mu- 
seum zu  Orleans. 

Richcsscs  d’art  de  la  France.  Prov.  Monum. 
civ.  I 141.  H.  V. 

Babson,  R.  E.,  amerik.  Kupferstecher,  um 
1850;  von  ihm  das  Porträt  von  John  Adams. 

E.  Richter. 

Babst  (Babpst,  Bobst),  Caspar,  Frci- 
berger  Maler  und  seit  1543  Bürger,  wurde 
1546  im  Domkirchspiel  mit  100  Schock  ein- 
geschätzt. 

Mitt.  d.  Freiberger  Altert.-Ver.  Heft  36,  p.  68. 

Hs.  Loose. 

Babst  (Pabst),  Paul,  Steinmetz  in  Roch- 
litz  (Sachsen),  fertigte  1522  für  10  fl.  eine 
Gruppe:  Christus  am  ölberge,  für  die  Kirche 
von  Penig,  eine  Arbeit,  deren  Reste  schon 
1609  abgetragen  wurden.  Bei  S.  G.  Heine, 
hist.  Beschr.  der  Stadt  u.  Grafsch.  Rochlitz, 
Leipzig  1729,  übertriebene  Nachrichten  über 
ihn.  — 1573  wird  unter  den  Rochlitzer  Stein- 
metzen „der  alte  Babst"  erwähnt,  der  wohl 
nicht  identisch  mit  dem  Obigen  ist. 

Repert.  f.  Kstwissensch.  XVIII  169.  — Bau- 
u.  Kstdenkm.  d.  Königr.  Sachsen,  XIV.  Heft  p. 
43.  ** 

Babu,  Porträtminiaturmaler  in  London, 
stellte  1765  vier  Miniaturen  in  der  Free  So- 
ciety und  1775  ein  Herrn-  und  zwei  Knaben- 
porträts in  der  Society  of  Artists  aus. 

Graves,  The  Society  of  Artists  etc.,  Lon- 
don 1907.  ** 

Baburen,  Dirck,  geb.  in  Utrecht,  war  1611 
dort  Schüler  des  Paulus  Moreelse  und  dann 
wohl  namentlich  in  Rom  tätig  (dort  zusam- 
men mit  David  de  Haen),  wo  Caravag- 
gios  Bilder  ihn  beeinflußten.  Für  die  Kirche 
von  S.  Pietro  in  Montorio  malte  er  drei  große 
Bilder,  eine  Grablegung  (1617),  eine  St.  Ve- 
ronika und  Christus  als  Knabe  im  Tempel, 
ersleres  bezeichnet:  Theod.  Bab.  pinx.  Seine 
Rückkehr  nach  Holland  wird  durch  den  Um- 
stand wahrscheinlich,  daß  Corn.  Bloemaert 
1625,  also  noch  vor  dessen  italien.  Reise,  ein 
Bild  von  ihm  gestochen  hat.  In  seinen  le- 
bensgroßen Genrefiguren  schloß  er  sich  ganz 
seinen  Stadtgenossen  Gcrard  van  Honthorst 
und  Jan  van  Bylert  an.  Sehr  kräftig  in  den 
Farben  und  kühn  in  der  Pinselführung,  ge- 
hört er  dennoch  wegen  seines  derben,  oft 
übertriebenen  Naturalismus  zu  den  wenig  er- 
freulichen Meistern  seiner  Zeit,  wenn  auch 
Huygcns  ihn  1631  zu  den  tüchtigen  Malern 
im  historischen  Fache  zählt.  Datiert  sind 
von  seinen  ziemlich  seltenen  Bildern  u.  a. 
noch  ein  Christus  als  Knabe  im  Tempel 
(1622)  in  Christiania,  eine  Darstellung  des 
verlorenen  Sohnes  (1623)  in  Mainz  und  ein 


gefesselter  Prometheus,  vom  selben  Jahre,  in 
Amsterdam.  Er  gehörte  zu  den  Künstlern, 
welche  für  Prinz  Friedrich  Heinrich  von 
Oranien  Brustbilder  von  römischen  Kaisern 
gemalt  haben.  Von  der  obengenannten  Grab- 
legung in  Rom  existiert  eine  gegenseitige  Ra- 
dierung, welche  ihm  wahrscheinlich  mit  Un- 
recht selber  zugeschrieben  wird.  Cr.  de 
Passe,  Corn.  Bloemaert,  J.  F.  Lconart  u.  a. 
haben  nach  ihm  gestochen. 

S.  Müller,  Utr.  Arch.  93.  — de  B i e,  Gul- 
den Cabinet.  155.  — Oud-Holland  IX  118.  — 
Gaz.  d.  b.-arts  XVI  310.  — Hofstede  de 
Groot,  Houbrakcn,  210.  — Nagler,  Monogr. 
V 561,  667.  — Helbings  Monatsberichte  I 136. 

E.  W.  Moes. 

Babynga,  Timotheus,  Glasmaler  in 
Ypern,  malte  1612  ein  Glasfenster  für  die 
Kirche  von  Woumen  bei  Dixmude. 

Notiz  von  James  Weale. 

Bac,  Daniel,  s.  Louvet,  Emile. 

Bacalari,  s.  Baccalari. 

Bacallao,  Mlle,  Malerin  auf  Cuba,  war  auf 
der  Exposition  decennale,  Paris  1900,  mit 
einem  Landschaftsbild  vertreten. 

Catal.  ill.  officiel  p.  297.  H.  V. 

Bacareel,  s.  Backereel. 

Bacarelli,  s.  Baccherelli  u.  Beccarelli. 

Bacari,  s.  Baccarit. 

Bacarino,  s.  Baccarini. 

Bacarisas,  G u s t a v o,  span.  Maler  der 
Gegenwart,  in  Rom  tätig.  Er  zeigte  sich  in 
den  Freilichtbildern,  die  er  1897  in  der  Roy. 
Academy  in  London  und  1899  und  1905  in 
Venedig  ausstcllte,  als  ein  scharfer  Beobach- 
ter der  Natur  und  des  modernen  Lebens. 

V.  Pica,  L'Arte  mond.  alla  Espos.  di  Venezia 
1899,  1905.  — Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I. 
— Rassegna  Nazionale  vol.  108  p.  262  ff.  — 
Arte  e Storia  XVIII  53,  54.  •• 

Bacauda,  soll  nach  Agnello  (s.  u.)  zusam- 
men mit  seinem  Schwiegervater  Giuliano  Ar- 
gentario  die  Kirche  S.  Michele  „ad  Frigiselo“ 
in  Ravenna  erbaut  haben,  die  545  geweiht 
wurde. 

Rassegna  d'Arte  V (1905)  136.  •• 

Baccalari,  Dante  de,  verones.  Maler.  An- 
fang 15.  Jahrh.  In  der  S.  Zenokirchc  in  S. 
Giovanni  Ilarione  bei  Verona  befindet  (oder 
befand)  sich  eine  Bildtafel  mit  der  Bezeich- 
nung: „Dante  de’  Baccalari  1409“.  Vielleicht 
identisch  mit  dem  Maler  des  4.  Kreuzgewölbe- 
systems am  Domkreuzgang  von  Brixen,  wel- 
cher sich  nach  Tinkhauser  an  einer  Stelle  mit 
P.  Baccar.  bezeichnete.  (Contraction?)  An 
anderer  Stelle  die  Jahreszahl  1417.  Diese 
Fresken  nähern  sich  in  der  Tat  dem  Stil  der 
gleichzeitigen  veron.  Malerei. 

Zannandreis,  Le  vite  de’  pitt.,  scult.  ed 
archit.  veronesi.  Ed.  G.  Biadcgo.  Verona  1891, 
p.  33.  — Tinkhauser,  Beschreibung  der 
Diözese  Brixen.  Brixen  1851.  I 107  f.  — H. 
Semper,  Wandgemälde  u.  Maler  des  Brixen. 
Kreuzganges.  Innsbruck , 1887,  p.  20  f.  — 
Walchegger,  Der  Kreuzgang  am  Dom  zu 
Brixen.  1895.  p.  69  f.  — Vortrag  von  H.  S e m - 


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Baccalario  — Baccelli 


per  am  kunstbist.  Kongreß  1902.  Innsbruck. 
{Offiz.  Bericht.  Berlin,  Sittenfeld  p.  63.)  H.  S. 

Baccalario,  A n g e 1 o,  italien.  Maler,  geb. 
1852  in  Acqui,  lebt  in  Turin,  wo  er  1873  in 
das  Atelier  des  Malers  C.  F.  Biscarra  ein- 
trat und  nach  einem  weiteren  Studienauf- 
enthalte bei  Serafino  Avendano  in  Quinto  al 
Mare  bei  Genua  seine  künstlerische  Ausbil- 
dung schließlich  unter  der  Leitung  Umberto 
Pafinis  vollendete.  Durch  seine  auf  zahl- 
reichen Ausstellungen  gezeigten  Landschafts- 
und Marinebilder  hat  sich  B.  bedeutenden 
Ruf  erworben. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  — C h i r - 
tani  in  Illustraz.  Ital.  1883,  I 342;  II  183. 

Baccanelli,  Gianantonio  di  Giulio, 
Florentiner  Maler  um  1647,  nur  bei  Zani, 
Enc.  met.  III  7 ohne  Näheres  erwähnt.  ** 

Baccani,  A 1 1 i 1 i o,  Porträtmaler,  meist  in 
London  tätig,  stellte  1850 — 1882  zahlreiche 
Herren-  und  Damenporträts  der  englischen 
Gesellschaft  aus,  gelegentlich  auch  Idealpor- 
träts (Dante  in  Florenz)  oder  die  Bildnisse 
von  Schauspielern  in  ihrem  Rollenkostüm. 
Seit  1884  scheint  er  nach  Paris  übergesiedelt 
zu  sein  und  stellte  1S80  ein  Bild : Die  Frucht- 
händlcrin  im  Salon  aus. 

Gaz.  d.  B.-Arts  II  243.  — Graves,  Roy. 
Acad.  I 85.  — Kat.  des  Pariser  Salon  1889.  •* 

Baccani,  G a e t a n o,  Architekt,  Professor 
der  Accad.  di  belle  Arti  zu  Florenz,  geb.  zu 
Florenz  am  6.  0.  1792,  f am  12.  7.  1867,  Schü- 
ler der  dortigen  Akad.  unter  Paoletti  und 
Cacialli,  die  in  Toscana  den  architektonischen 
Klassizismus  jener  Zeit  vertraten.  Ihrem  Bei- 
spiel folgend,  erstrebte  B.  in  seinen  Bauten 
vor  allem  Reinheit  der  Linien  und  eine  ge- 
wisse, an  die  Antike  erinnernde  Großartig- 
keit. Seine  Hauptwerke  in  Florenz  sind:  Der 
Palast  Borghese  (in  via  Ghibeliina),  ein  rei- 
cher und  eleganter  Bau  mit  glänzenden  Fest- 
sälen, ausgeführt  nach  den  Intentionen  des 
fürstlichen  Bestellers  Camillo  Borghese,  Ge- 
mahls der  Schwester  Napoleons  I.,  Paolina 
Bonaparte;  der  Neubau  des  Domherrngebäu- 
des (canonica)  am  Domplatz  (1826) ; die 
innere  Restauration  des  Domes  (1842),  bei 
welcher  der  Chorraum  und  der  Orgelbau  er- 
neuert wurden ; der  Glockcnturm  von  Santa 
Croce  (1847) ; das  große  Vestibül  und  die 
Ausschmückung  des  Theaters  della  Pergola 
(1857)  ; endlich  die  Restauration  der  Kirche 
San  Lorcnzo  (1860). 

Meyer,  Kstlerlcx.  II  504.  H.  V. 

Baccani,  Giovanni,  Maler  in  Rom,  Mitte 
des  16.  Jahrh.,  war  namentlich  in  den  Grot- 
ten des  Vatikan  beschäftigt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  504.  H.  V. 

Baccarat,  französ.  Glas-  und  Kristallkünst- 
ler der  Gegenwart,  liefert  feine  Services,  Va- 
sen, Flaschenkühlcr,  Lampen,  Kästchen  usw. 
Er  war  auf  der  Exposition  universelle,  Paris 
1878,  mit  zahlreichen  Arbeiten  vertreten. 

Gazette  d.  bcaux-arts.  XVIII  1878  II  697 — 99. 


Baccarelli,  s.  Baccherelli  u.  Beccarelli. 

Baccarini  (Bacarino),  Jacopo,  ital.  Ma- 
ler, Schüler  des  Orazio  Talami;  geb.  um  1605 
u.  + 1682  in  Reggio  Emilia,  wo  er  für  die 
Kirche  S.  Filippo  eine  Ruhe  auf  der  Flucht 
nach  Ägypten  und  den  Tod  des  S.  Alessio 
malte  (gestochen  von  Buonvicini).  Ein 
großes  Genregemälde  von  seiner  Hand,  dar- 
stellend einen  „Zahnbrecher“  (acht  Figuren) 
befand  sich  1698  im  Palazzo  der  Fürsten  Fo- 
resto,  Cesare  und  Luigi  d’Este  zu  Ferrara. 

Tiraboschi,  Not.  de’  Artefici  Modenesi 
(1788).  — Lanzi,  Storia  pitt.  d.  Italia  (1834) 
IV  47.  — Rosini,  Storia  d.  Pittura  (1839) 
VT  237.  — B o n i,  Biogr.  d.  Artisti  (1840).  R. 

Baccarit  (Bacari),  Louis  Antoine, 
französ.  Bildhauer;  Sohn  des  Pariser  Hofar- 
chitekten Baccarit  und  Schüler  der  Bildhauer 
Lccomtc,  Pajou  und  Vasse,  wurde  1778  und 
1780  durch  Akademiepreise  augsczcichnet,  ging 
hiernach  auf  5 Jahre  nach  Rom  und  präsen- 
tierte sich  1788  der  Acad.  Royale,  ohne  je- 
doch in  diese  aufgenommen  zu  werden.  1791 
beschickte  er  den  Pariser  Salon  mit  der 
Gipsstatuc  eines  „Soldat  en  repos“  und  1793 
mit  dem  Wachsmodell  zu  einem  Rousseau- 
Monumente,  darstellend  die  Zeit  und  die 
Freiheit,  wie  sie  das  Standbild  des  Philo- 
sophen aufrichten.  Um  dieselbe  Zeit  ar- 
beitete B.  im  nördlichen  Seitenschiffe  des  Pa- 
riser Pantheon  am  Ersätze  der  Zwickcldar- 
stellungcn  byzantinischer  Kirchenväter  durch 
Allegorien  der  Wissenschaften;  und  zwar  fiel 
ihm  die  Darstellung  der  „Physik“  zu,  wie  sic 
die  Geheimnisse  der  Natur  enthüllt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes. 

— Archivcs  de  l'art  francais  1857—58,  p.  303  f. 

— Nouv.  Arch.  de  l’art  frangais  1879,  p.  353; 

1885,  p.  167  f.  — Gaz.  des  B.-Arts  1872,  II  234 ; 
1880,  II  510.  5.  Lami. 

Baccaro,  Carlo,  italien.  Architekt,  geb. 
1776  in  Grottaglic  (Prov.  Otranto)  ; 1804 — 6 
und  1817  Professor  für  Architektur  an  der 
Neapeler  Universität.  Er  war  beteiligt  an  der 
topographischen  und  kartographischen  Auf- 
nahme des  Provinzialbezirkes  Neapel,  an  der 
Aquäduktregulierung  des  Carmignano  u.  von 
Caserta  und  am  Hafenbaue  zu  Brindisi.  Von 
künstlerischen  Bauwerken  entwarf  er  den 
Campanile  für  die  Kathedrale  zu  Oria  (Prov. 
Otranto)  sowie  einen  Triumphbogen  zur  Feier 
der  Rückkehr  Ferdinands  IV.  nach  Neapel. 

Amodeo  in  Atti  dell’  Accad.  Pontaniana 
XXXIV  5.  — V i 11  a n i,  Scritt.  ed  Art.  Pugliesi, 
p.  85.  — Napoli  Nobiliss.  XIV  94.  G.  Ceci. 

Baccelli,  Bartolomeo  di  Piero,  da 
Settignano,  gen.  ü Baccellino,  italien.  Bild- 
hauer der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.,  der  mit 
seinem  Sohne  Piero  B.  in  der  Kathedrale  zu 
Arezzo  arbeitete.  Er  war  der  erste  Bearbei- 
ter jenes  mächtigen  Carrareser  Marmorblok- 
kes,  den  Michelangelo  späterhin  für  seinen 
David  verwendete.  B.  hatte  diesen  Block 
im  Aufträge  des  Bildhauers  Agostino  d’An- 


303 


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Baccelli  — Bacchini 


tonio  Fiorentino  in  Carrara  für  eine  Gigan- 
tenstatuc  aus  dem  Rohen  zu  behauen  und 
hatte  sich  dabei  verhauen. 

Vasari-Milanesi,  Vite  II  178,  Anm.  t ; 
VII  153,  Anm.  2.  — Romanei  li  in  Rass. 
naz.  VIII  276.  — A.  Melani  in  Arte  e Sto- 
ria  XVIII  80.  C.  Degli  Assi. 

Baccelli,  M a 1 1 c o,  italicn.  Maler,  tätig  be- 
sonders in  Polen.  Geb.  in  Lucca  1769,  kam 
nach  Rom  17S7,  wo  er  sich  in  der  Malerei 
bildete  und  Mitglied  der  Accad.  di  S.  Luca 
wurde ; er  blieb  dort  bis  1803.  Als  Thaddäus 
Czacki  das  berühmte  Gymnasium  in  Krzcmic- 
niec  in  Volhynien  stiftete,  berief  er  auch  Bac- 
celli 1807  in  diese  Stadt,  wo  der  Künstler 
Privatstunden  im  Zeichnen  und  Malen  an 
dieser  Schule  gab.  Im  Jahre  1817  ging  er 
nach  Kamicniec  in  Podolien  und  verblieb 
dort  bis  1827  als  Zeichenlehrer  am  Gymna- 
sium. Im  Jahre  1827  kehrte  er  nach  Krzc- 
mienicc  zurück  und  endlich  von  1830  an 
weilte  er  im  Schlosse  des  Grafen  Przczdziecki 
in  Czarny-Ostrow  in  Podolien,  wo  er  1850 
starb.  Er  malte  viele  Kirchcnbildcr  und  Por- 
träts, meistens  in  den  Provinzen  Volhynien  u. 
Podolien;  seine  zwei  größten  Kirchenbilder 
befinden  sich  in  der  Pfarrkirche  zu  Czarny- 
Ostrow,  sein  Porträt  von  Thaddäus  Czacki 
wurde  von  Saundcrs  in  Wilno  gestochen. 

Rasta  wieck  i,  Slownik  mal.  polskich  I 
17,  18;  III  117.  — Ciampi,  Notizie  degli  Ar- 
tisti  etc.  in  Polonia  p.  87. 

Dr.  Georg  Graf  Myciclski. 

Baccelli,  P i e r o,  italien.  Bildhauer,  Sohn 
des  Bart,  di  Piero  B.  da  Scttignano,  mit  dem 
er  in  der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.  im  Dome 
zu  Arezzo  arbeitete. 

Romanelli  in  Rass.  naz.  VIII  276. 

G.  Degli  Assi. 

Baccellino,  i 1.  s.  Baccelli,  Bart. 

Baccetti,  Marccllo  Andrea,  italicn. 
Holzbildhauer,  geb.  1850  in  Florenz,  f da- 
selbst 1903.  Seit  seinem  13.  Jahre  Schüler 
des  Bildschnitzers  Angelo  Barbetti  und  spä- 
terhin Gehilfe  verschiedener  anderer  Meister 
(darunter  zuletzt  auch  des  berühmten  Frilli), 
cröffnete  B.  schließlich  eine  eigene  Werkstatt, 
die  er  zu  hohem  Ansehen  brachte.  Er  ar- 
beitete für  Auftraggeber  aus  allen  Gegenden 
Europas,  Amerikas  und  Australiens  und 
wurde  vielfach  ausgezeichnet.  Mit  Feinheit 
und  Eleganz  arbeitete  er  in  den  verschieden- 
sten dekorativen  Stilartcn,  in  den  orientalisch- 
maurischen  und  den  byzantinischen  so  gut 
wie  in  denjenigen  der  Gotik  und  der  Renais- 
sance. Besonders  Hervorragendes  leistete  er 
in  der  holzbildnerischen  Darstellung  von 
Früchten  und  Tieren,  sowie  in  Paneelen  und 
Medaillons  mit  Puttengruppen,  die  er  nach 
den  Vorbildern  der  hellenistischen  Rclief- 
kunst  wie  nach  denjenigen  der  italienischen 
Renaissanccgrottesken  in  heiteren  Spielen 
oder  in  ernster  Arbeit  begriffen  darstcllte, 
und  zwar  in  einem  weichen  und  reizvollen 


Hochreliefstile.  Unter  den  zahllosen  Schnitz- 
arbeiten B.s  seien  hier  nur  seine  Schmuck- 
möbel  für  die  Inszenierung  von  Gabriele 
d’Annunzios  „Francesca  da  Rimini"  erwähnt. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  — Arte  e 
Storia  1882,  p.  175.  — Rasscgna  Naz.  Vol.  104, 
1898,  p.  367.  — Natura  cd  Arte  1901—2,  II  651 ; 
1902—3,  II  888;  1903-4,  I 247  ff.  — II  Marzocco, 
1903  No.  45  p.  3.  N.  Tarchiani. 

Baccherelli  (oder  Baccarelli),  V i n c c n z o, 
italien.  Maler,  geb.  1672  und  + 1745  in  Flo- 
renz; Schüler  von  P.  da  Cortona,  Dom.  Gab- 
biani  und  Ghcrardini.  Einzelne  seiner  Werke 
befinden  sich  in  Livorno  und  Florenz  (Depot 
der  Uffizien)  ; in  der  Porträtgalerie  der  Uffi- 
zien sein  Selbstbildnis.  Eine  gewisse  kunst- 
geschichtliche Bedeutung  hat  B.  durch  seinen 
Aufenthalt  in  Lissabon,  wo  er  der  Cortones- 
ken  Dekorationsmalerei  zuerst  Eingang  ver- 
schaffte und  eine  förmliche  Schule  gründete. 
Unter  den  zahlreichen  Arbeiten,  die  er  hier 
ausführte,  gelten  die  Deckengemälde  in  S. 
Vincente  aus  dem  Jahr  1710  für  die  besten. 
Durch  das  Erdbeben  von  1755  teilweise  zer- 
stört, wurden  sie  1796  von  Manuel  da  Costa 
wieder  hcrgestcllt. 

P a z z i,  Serie  di  Ritratti  di  ccl.  pitt.,  Firenze 
1764,  I 2,  p.  41.  — Cyrillo  Machado,  Coli, 
de  memorias.  p.  181.  — L a n z i,  Pitt.  ital.  I 
236.  — Raczynski,  Dict.  hist.  art.  d.  Portu- 
gal 19.  — M e y e r,  Kstlerlex.  R. 

Baccherelli,  s.  auch  Bcccarclli. 

Baccheri,  Francesco,  Architekt  und 
Mönch  aus  Lendinara.  nach  dessen  Plänen 
1782  der  Neubau  der  Chicsa  della  Trinitä  zu 
Forli  unter  Benutzung  der  Fundamente  einer 
älteren  Kirche  auf  Kosten  des  Erzpricstcrs 
Franc.  Quartaroli  errichtet  wurde. 

Calzini  e Mazzatinti,  Guida  di  Forlt 
(1893)  p.  31.  G.  Degli  AmsL 

Baccherini,  Anna,  s.  Biattoli. 

Bacchetta,  s.  Bachctta. 

Bacchi,  Pietro,  s.  Bacchius. 

Bacchi  (Bachy),  Raffael  e,  gewöhnlich 
Raphael  genannt,  Porträtminiaturmalcr  aus 
Turin,  geb.  1716,  jüdischer  Herkunft,  t zu 
Paris  am  11.  4.  1767.  Nach  seiner  Zeichnung 
hat  Pietro  Monaco  das  Porträt  der  Herzogin 
Maria  Teresa  von  Modena  gestochen.  B. 
hat  die  Mitglieder  der  höchsten  französ.  Ari- 
stokratie, u.  a.  auch  den  Prinzen  Condc  zwei- 
mal gemalt. 

Campori,  Gli  artisti  etc.  neg.  stati  Estensi. 
1855  p.  22,  321.  — Nouv.  archiv.  de  l'art  franc. 
V 1884  p.  396—403;  VII  1891  p.  278.  — G.  C. 
Williamson,  Ilistory  of  Portrait-Miniatures, 
II  71.  H.  V . 

Bacchiacca,  i 1,  s.  Uherlini,  Franc. 

Bacchini,  A c h i 1 1 e,  italien.  Bildhauer  in 
Modena,  wo  er  1576  mit  anderen  Meistern 
die  Formen  für  die  Stuckdekorationen  an 
der  Decke  und  an  den  Wänden  des  Orato- 
riums im  Ospcdale  della  Morte  modellierte. 

A.  Venturi  in  Atti  e Mcm.  etc.  per  le 
Prov.  Mod.  e Parm.,  scr.  III,  vol.  III,  parte  I, 
p.  275.  G.  Degli  Assi. 


304 


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Bacchini  — Bacciarelli 


Bacchini,  M a u r i z i o,  Architekt  und  Ma- 
ler aus  Borgo  S.  Donnino,  geb.  1545,  + 1616. 
1596  in  Piacenza  als  Wasserbauingenieur  tätig, 
baute  dann  1599  die  prächtige  Dorfkirchc  zu 
Stirone  bei  Piacenza,  die  leider  1813  im  In- 
teresse eines  Brückenbaues  abgebrochen  wor- 
den ist. 

Z a n i,  Encicl.  III  8.  — Scarabeili-Zunti, 
Mcm.  di  B.  Arti.  (Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.) 
— Trccasali,  Cron.  di  Borgo  S.  Donnino, 
(Mscr.  in  Parma).  St.  Lottici. 

Bacchiocco,  Carlo,  Maler  des  17.  Jahrh. 
aus  Mailand,  von  dem  in  Brescia  eine  Reihe 
von  Werken  erhalten  geblieben  ist:  in  S.  Gi- 
rolamo  eine  Madonna  dcl  Carmine  mit  Jo- 
seph und  Johannes  d.  Täufer;  in  S.  Giacomo 
e Filippo  ein  hl.  Antonius  von  Padua  mit 
dem  Christkinde  und  ein  S.  Carlo  Borromco; 
in  S.  Orsola  Szenen  aus  dem  Leben  der  hl. 
Angela  Merici  (gemeinsam  mit  Pompco 
Ghitti  ausgeführt) ; endlich  einiges  in  S. 
Marta. 

Averoldo,  Scelte  pitt.  di  Brescia.  — C h i z- 
z o 1 a,  Descriz.  etc.  di  Brescia,  p.  35,  38,  83,  132. 

L.  Ozzola. 

Bacchione,  s.  Paccltioni. 

Bacchius  (od.  Bacchus,  Bacchi),  Petrus, 
nieder länd.  (?)  Maler  und  Kupferstecher  in 
Neapel,  nach  Zani  f uni  1650.  Seine  Signatur 
trägt  ein  vom  7.  7.  1647  datiertes,  für  authen- 
tisch geltendes  Kupfcrstichbildnis  des  be- 
rühmten Neapeler  Volksführcrs  Masaniello. 

Zani,  Encicl.  III  9 (Signatur:  Petrus  Bac- 
chius inv.  fecit  et  sculpsit).  — Capasso  in 
Arch.  Stör.  Napoletano  XXII  86.  G.  Ceci. 

Bacci,  Agnese  Dolce,  s.  Dolci,  Agnese. 

Bacci,  Andrea,  Bildhauer  zu  Rom,  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Wir  wissen 
von  ihm,  daß  er  ein  Freund  der  Cavaliere 
Gaddi  in  Florenz  war  und  für  diese  Aufträge 
hatte.  Für  den  Kardinal  Este  lieferte  er 
1572  Statuen  nach  Tivoli.  — Gandellini  er- 
wähnt ohne  Zeitangabe  einen  Stecher  gleichen 
Namens,  der  einige  allegorische  Blätter  ge- 
stochen haben  soll  und  vielleicht  mit  Obigem 
identisch  ist. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Gandellini, 
Notiz,  istor.  deg.  Intagl.  2.  Ausg.  1808  I.  H.  V. 

Bacci,  Antonio,  Stilleben-  und  Blumen- 
maler, wurde  um  1600  in  Padua  oder  Mantua 
geboren  und  war  noch  1663  in  Venedig  tätig. 
Von  seinen  Bildern,  an  denen  man  große  Na- 
turwahrheit rühmt,  werden  in  der  Galerie 
Casilini  am  Dome  in  Rovigo  erwähnt:  zwei 
Bilder  mit  Fischen  und  zwei  mit  Küchen- 
geräten. 

B a r t o 1 i,  Descr.  di  Rovigo.  p.  193.  — Pie- 
t r u c c i,  Artisti  di  Padova.  — L a n z i,  Pitt, 
ital.  III  211.  — Coronelli,  Viaggi.  I 81.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Bacci,  Domenico,  italicn.  Bildnismalcr 
des  18.  Jahrh.  Man  kennt  2 Radierungen  von 
Franc.  Zuccarclli  nach  Bildnissen  von  ihm. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 


Bacci,  Giovanni,  italien.  Bildhauer,  um 
1670,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III  9.)  erwähnt. 

H.  V. 

Bacci,  Pietro,  italien.  Bildhauer  im  17. 
Jahrh.,  verfertigte  für  Ravenna  die  Statue 
Alexanders  VII. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bacci,  T o r e 1 1 o,  von  Livorno,  anfangs  als 
Bildhauer  tätig,  später  Kunsthändler  und  Re- 
staurator. Von  seiner  Hand  ist  in  Florenz 
das  Monument  seines  Vaters  im  Kloster  von 
Santa  Crocc  und  die  Statue  Pier  Capponis  im 
Portikus  der  Uffizien.  — Er  lebte  noch  1873. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bacciameo,  Goldschmiedefamilie  vom  Ende 
des  13.  bis  Anfang  des  15.  Jahrh.  in  Pisa, 
deren  Mitglieder  nur  urkundlich  bekannt  sind. 

Tanfani  Centofant  i,  Notiz,  di  artisti 
pisani  1897  p.  55  ff.  H.  V. 

Bacciarelli.  Von  einem  Maler  dieses  Na- 
mens wird  in  Privatbesitz  in  Ascoli  die  Dar- 
stellung eines  Eremiten  erwähnt.  Zani  (Enc. 
met.  III  10)  nennt  zwei  Maler  desselben  Na- 
mens, Carlo  und  G.  B.,  die  nach  seiner  An- 
gabe beide  im  18.  Jahrh.  lebten,  und  von 
denen  er  den  ersteren  nach  Rom  versetzt. 

O r s i □ i,  Descr.  di  Ascoli.  p.  139.  H.  V. 

Bacciarelli,  Anna,  Miniaturmalcrin  des  18. 
Jahrh.  in  Polen.  Tochter  des  Malers  Mar- 
cello  B.  und  seiner  Frau,  geb.  Richter.  Sie 
erbte  der  Eltern  Malcrtalent,  deren  Schülerin 
sie  auch  wurde.  Im  poln.  Mus.  in  Posen  be- 
finden sich  von  ihr  zwei  ein  wenig  dilettantisch 
ausgeführte  Miniaturen,  deren  eine  die  be- 
rühmte schöne  Griechin,  Sophia  Tchelitche, 
damals  Frau  des  Generals  von  Witt,  später 
Gräfin  Felix  Potocka,  darstellt.  Sie  malte 
auch  religiöse  Bilder,  z.  B.  eine  „Verkündi- 
gung Mariä“,  welches  Bild  sich  in  der  Pfarr- 
kirche in  Odechöw  bei  Sandomir  befindet. 
Dort  starb  sie  auch  unvermählt. 

E.  Rastawieck  i,  Stownik  mal.  polskich 
III  118.  — Prof.  Dr.  Georg  Graf  Myctels- 
k i,  Sto  lat  dziejöw  malarstwa  w Polscc  (Hundert 
Jahre  Polnischer  Malerei)  p.  63. 

Dr.  Georg  Graf  Mycielski. 

Bacciarelli,  Carlo  u.  G.  B.,  s.  Artikel 
Bacciarelli  (oben). 

Bacciarelli.  Johanna  Juliana  Frie- 
derike, geb.  Richter,  Miniaturmalerin.  Geb. 
in  Dresden  am  21.  5.  1733.  Sie  heiratete  1756 
den  Maler  Marccllo  Bacciarelli,  ging  mit  ihm 
auf  eine  kurze  Zeit  nach  Polen,  später  nach 
Wien  1761.  Beide  kamen  1765  wieder  nach 
Warschau,  wo  sie  bis  zu  ihrem  Tode  1812 
blieb.  Sie  malte  dort  Miniaturen  auf  Elfen- 
bein, welche  jedoch  in  Polen  selten  sind.  Das 
von  ihr  gemalte  Porträt  des  jungen  Königs 
Stanislaus  August  wurde  1765  von  Marccnay 
gestochen.  Nähere  Daten  über  ihre  künstleri- 
sche Tätigkeit  in  Polen  fehlen. 

Rozmaitosci  (Varia)  zur  „Warschauer 
Zeitung“  v.  Jahre  1819,  No.  41  p.  108,  wo  sich 
ein  über  sie  von  ihrem  Sohne  Kr.  Bacciarelli 


Künstlerlcxikon.  Bd.  II. 


305 


30 


Bacciarelli  — Baccigaluppo 


geschriebener  Artikel  befindet.  — E.  Rasta- 
wieck i,  Slownik  mal.  polskich  I 46,  47. 

Dr.  Georg  Graf  Mycielski. 

Bacciarelli,  M a r c e 1 1 o,  italien.  Maler,  tä- 
tig hauptsächlich  in  Polen.  Geb.  in  Rom  am 
16.  2.  1731,  bildete  sich  dort  unter  Bencfiali 
in  der  Malerei  aus  und  wurde  schon  1753  nach 
Dresden  vom  Könige  August  III.  von  Polen 
berufen.  Dort  begann  er  seine  künstlerische 
Laufbahn  mit  Zeichnungen  von  Bildern  für 
das  große  Kupferstichwerk  der  Dresdener 
Galerie.  Er  vermählte  sich  in  Sachsen  1756 
mit  der  Miniatur-Malerin  Friederike  Richter 
und  besuchte  auch  mit  dem  Könige  wahr- 
scheinlich in  diesen  Jahren  mehrmals  War- 
schau. Im  Jahre  1761  ging  er  nach  Wien 
und  malte  dort  für  die  Kaiserin  Maria  The- 
resia Porträts  der  ganzen  kaiscrl.  Familie. 
Nach  dem  Tode  August  III.  lehnte  er  den 
Antrag  des  Fürsten  Kaunitz  in  kaiscrl.  Dienst 
zu  treten  ab  und  ging  im  Jahre  1765  nach 
Warschau,  wohin  ihn  der  neu  erwählte  König 
Stanislaus  August  (Poniatowski)  berufen  hatte. 
In  Polen  blieb  nun  der  Künstler  bis  zu  seinem 
Tode  als  der  gefeiertste  ausländische  Maler 
und  übte  den  größten  Einfluß  auf  die  künstle- 
rische Tätigkeit  einer  ganzen  Schar  von  poln. 
Malern,  die  ihn  für  ihren  Meister  hielten. 
Er  wohnte  seit  1766  mit  seiner  Familie  im 
kgl.  Schlosse  und  eröffnete  dort  seine  be- 
rühmte Maler-Schule.  Im  Jahre  1768  erhielt 
er  den  poln.  Adel  und  wurde  bald  darauf  zum 
General-Baudircktor  und  Verwalter  der  kgl. 
Paläste  und  Schlösser  sowie  der  Kunstsamm- 
lungen des  Königs  ernannt.  Im  Jahre  1787 
begann  er  eine  längere  Reise  nach  Italien 
über  Wien,  Venedig,  Bologna,  Florenz  nach 
Rom  und  Neapel,  wo  er  Mitglied  mehrerer 
Kunst-Akademien  wurde  und  eine  große  An- 
zahl von  Bildern  und  anderen  Kunstwerken 
für  die  Sammlungen  des  Königs  erwarb.  Bis 
zur  dritten  Teilung  Polens  blieb  er  im  Dienste 
Stanislaus  Augusts,  der  ihn  als  den  größten 
Künstler  in  seinem  Reiche  mit  seiner  be- 
sonderen Gnade  auszeichnete.  Nach  der  Ab- 
dikation des  Königs  1795  verließ  er  Warschau 
nicht  mehr,  wurde  im  Jahre  1807  zum  Mit- 
glied der  Warschauer  „Gesellschaft  der 
Freunde  der  Wissenschaft“  ernannt  und  starb 
dort  am  6.  Januar  1818.  Er  wurde,  sowie 
seine  Frau,  in  der  Domkirche  zu  Warschau 
begraben,  wo  das  schöne  Doppclgrabmal  des 
Künstlerpaares  sich  befindet.  Mehr  als  ein 
halbes  Jahrh.  dauerte  die  sehr  fleißige,  viel- 
seitige und  einflußreiche  Tätigkeit  des  Künst- 
lers in  Polen.  Er  schuf  die  angesehenste 
akademische  erste  Malcrschule  in  Warschau 
und  bildete  in  derselben  mehrere  poln.  Künst- 
ler von  Bedeutung  aus.  Am  Hofe  des  Königs 
wurde  er  der  brillante  Repräsentant  der  höfi- 
schen Residcnzmalcrci  der  zweiten  Hälfte 
des  18.  Jahrh.  und  war  in  seiner  Produktion 
äußerst  vielseitig  und  charakteristisch  für  seine 


Zeit.  Das  Königsschloß  in  Warschau  besitzt 
seine  großen,  prunkvollen  dekorativen  Dccken- 
Frcskogemälde  in  den  Marmor-,  Ritter-  und 
Konzert-Sälen:  allegorische  und  mythologi- 
sche Kompositionen,  unter  dem  Einfluß  von 
G.  B.  Tiepolo  ausgeführt.  Das  Lustschloß 
des  Königs  „tazienki“  („Die  Bäder“)  in 
Warschau  wurde  von  ihm  mit  eleganten  Sze- 
nen aus  der  Geschichte  des  Königs  Salomo 
geschmückt,  in  welchen  viele  Persönlichkeiten 
vom  Hofe  porträtiert  wurden  und  wo  der 
Künstler  die  Coypel,  die  Vanloo,  die  Lemoine 
und  die  Natoire  nachgcahmt  hat.  Er  malte 
auch  mehrere  affektierte  Bilder  aus  der  poln. 
Geschichte  für  das  Schloß  in  Warschau,  so- 
wie einige  Szenen  aus  dem  Leben  des  Königs. 
Als  Maler  von  Altarbildern  war  er  süßlich 
und  akademisch.  Seine  größte  Tätigkeit  aber 
war  die  Porträt-Malerei,  in  der  er  der  an- 
gesehenste Künstler  in  Polen  bis  zu  seinem 
Tode  blieb.  Er  malte  wenigstens  30  Porträts 
des  Königs,  Bildnisse  der  ganzen  Familie 
Poniatowski,  sowie  beinahe  alle  Repräsentan- 
ten des  Hofes  und  der  poln.  Aristokratie  sei- 
ner Zeit : die  Czartoryski,  Radziwilt  Lubo- 
mirski,  Sapieha,  Potocki,  Branicki,  Tyszkie- 
wicz,  Zamoyski,  Mniszech,  Massaiski,  Mata- 
chowski  usw.  Diese  Porträts  sind  alle  vor- 
nehm in  der  Haltung,  sehr  fein  gedacht  und 
ausgeführt,  im  duftigen  französ.  Stil  der  Zeit 
gehalten,  in  der  Technik  fließend  und  leicht 
und  immer  in  einem  goldenen,  hellen  Ton 
ausgeführt.  Als  Porträtmaler  hat  Bacciarelli 
gewiß  das  beste  geleistet  und  ist  als  einer 
der  feinsten  Künstler  seiner  Zeit  anzusehen. 

S.  Szaniawski.  Biographie  des  Künstlers 
in  den  Jahrbüchern  der  kgl.  Warschauer  Gesell- 
schaft der  Freunde  der  Wissenschaft  XVI  222, 
232.  — Seb.  Ciampi,  Notizie  etc.,  l.ucca  1830 
und  Bibliografia  critica  II  238 — 244,  — M. 
Wiessner,  D.  Akad.  d.  b.  K.  zu  Dresden 
1864.  — Rastawieck  i,  Slownik  mal.  pol- 
skich I 18-46.  332;  III  117,  118.  — Prof.  Dr. 
Georg  Graf  Mycielski,  Sto  lat  dziejöw 
malarstwa  w Polsce  (Hundert  Jahre  poln.  Ma- 
lerei) 1760—1860.  Krakau  1897  p.  27—34.  — 
Sitzungsberichte  der  Kommission  zur  Forschung 
der  Kunstgeschichte  in  Polen,  an  der  Akad.  der 
Wissenschaften  in  Krakau,  von  1880 — 1906: 
passim.  — Fournier-Sarloveze,  Les 
peintres  de  Stanislas  Auguste  roi  de  Pologne, 
Paris  1907  p.  5—20.  — Katal.  der  Bilder-Galerie 
des  Königs  Stanislaus  August  Poniatowski 
(2227  Bilder),  Handschrift  in  der  Sammlung  des 
Grafen  L.  Branicki  in  Sucha,  von  Bacciarelli 
redigiert  u.  korrigiert,  welcher  nächstens  in  Be- 
arbeitung des  Unterzeichneten  in  den  Publika- 
tionen der  Krakauer  Akad.  der  Wissenschaften 
erscheinen  wird.  Dr.  Georg  Graf  Mycielski. 

Bacciccia  (Bacciccio),  G i o v.  B a t L,  s. 
Gaulli. 

Baccigaluppo,  Giuseppe,  Landschaftsma- 
ler aus  Genua,  wurde  1772  von  seinem  Gönner 
Giac.  Gentile  nach  Rom  geschickt.  In  der 
Galerie  Durazzo  seiner  Vaterstadt  befinden 
sich  von  ihm  sechs  mittelmäßige  Landschaften 


306 


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Baccilleri  — Bach 


mit  mythologischer  Staffage.  Er  starb  um 
1812  und  hinterlicß  eine  Tochter,  die  eine 
tüchtige  Malerin  gewesen  sein  soll. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — A 1 i z e r i,  Notizie 
etc.  1864  I.  — Descrizione  di  Genova  1846  III  61. 

H.  V. 

Baccilleri,  s.  Bacilleri. 

Baccio  d’Agnolo  Baglioni  (und  seine 
Söhne),  s.  Baglioni. 

Baccio  d’A gnolo  di  Lorenzo  da  Fi- 
renze, Bildschnitzer  in  Perugia,  f 1529  da- 
selbst. 

Erculei,  Catal.  d.  op.  ant.  d'Intaglio  (1885) 
p.  49.  •• 

Baccio  di  Fino  di  Ventura  de  P u n - 
t e 1 1 i s oder 

Baccio  da  Firenze,  s.  Pontelli,  B. 

Baccio  da  Montelupo,  s.  Montelupo. 

Baccio  della  Porta,  s.  Fra  Bartolovwico. 

Baccio  di  Puccionc,  Gehilfe  Michelan- 
gelos, aber  wohl  mehr  Steinmetz  als  Bild- 
hauer (vgl.  Milanesi,  Le  Lettere  585),  ging 
Michelangelo  bei  der  Ausführung  der  Ton- 
modelle für  die  Grabfiguren  der  Sakristei  von 
S.  Lorenzo  in  Florenz  1524  zur  Hand  (Jahrb. 
d.  preuß.  Kunstsamml.  I 18,  19).  Ein  ,.scar- 
pellino"  Bacio  wird  auch  in  einem  Briefe 
Buonarrotis  an  Michelangelo  vom  14.  8.  1518 
genannt  (vgl.  Frey,  Ausgew.  Briefe  112). 

E.  Steinmann. 

Baccio  da  U r b i n o,  italien.  Architekt  in 
Senigallia  (Prov.  Marche),  wo  er  1491  ge- 
meinsam mit  Sabatino  da  Fabriano  nach 
eigenem  Entwürfe  die  wegen  der  Harmonie 
ihrer  architektonischen  Linienführung  ge- 
rühmte Chiesa  dellc  Grazie  erbaute. 

G.  N a t a 1 i in  Italia  Moderna  1905,  V 128. 

G.  Degli  Assi. 

Baccio,  s.  auch  Pacio. 

Bacciocchi  (oder  Baciocchi),  Fra  Cesare, 
italien.  Maler,  geb.  am  30.  11.  1626  in  Cat- 
tolica  bei  Rimini  als  Sohn  des  Marcantonio 
B.  und  der  Caterina  Pronti,  von  der  er  selbst 
den  Beinamen  Pronti  erhielt  (auch  Padre  Ce- 
sare da  Ravenna  genannt) ; f am  22-  10.  170S 
in  Ravenna.  Ausgebildet  durch  Guercino, 
war  als  Historien-,  Architektur-  und  Porträt- 
maler tätig.  Besonders  gerühmt  wurden  seine 
Arbeiten  in  S.  Nicolö  in  Ravenna  (Altar- 
bilder u.  Fresken),  ein  Altargcmälde  in  der 
Kathedrale  v.  Ravenna  (Martyrium  des  hl. 
Ursicino)  und  ein  „Samson  u.  Dalila"  im 
Pal.  Guiccioli  in  Venedig.  Auf  der  Mostra 
d'Arte  sacra  in  Ravenna  1904  befand  sich  ein 
bez.  Bild  des  Meisters. 

C r e s p i,  Lettere  pitt.  I 9.  — Baruffaldi, 
Vite  dei  pitt.  etc.  Ferraresi.  — Pascoli,  Vite 
d.  pitt  II  176.  — Meyer,  Kstlerlex.  — Mar- 
tinetti  Cardoni,  Vite  Brevi  degli  ärtefici 
defunti  etc.  Ravenna,  1873  p.  34.  — Rasscgna 
d’arte.  1904  p.  94.  R. 

Bacciocchi,  Fra  Ferrante,  Maler  in  Fer- 
rara, im  17.  Jahrh.  Er  gehörte  zu  dem  Or- 
den der  Filippini  und  malte  für  die  Kirche 
S.  Stefano  in  Ferrara  alle  Bilder  der  Haupt- 


kapelle, sowie  die  Steinigung  des  Stephanus 
über  der  Porticella  des  Campanile. 

Barotti,  Pitture  di  Ferrara,  p.  67,  96.  H.  V. 

Baccot,  Philippe,  französ.  Maler,  Ende 
des  16.  und  Anfang  des  17.  Jahrh.;  nach  da- 
mals häufiger  Sitte  zugleich  Kammerdiener 
und  Hofmaler  Heinrichs  II.  von  Bourbon, 
Prinzen  von  Conde,  in  dessen  Palais  er 
wohnte.  Werke  von  ihm  sind  nicht  bekannt; 
von  seinen  Familienverhältnissen  weiß  man 
nur,  daß  er  mit  Catherine  de  La  Landre  ver- 
heiratet war.  Langlois  (Geschichte  der  Glas- 
malerei) führt  ihn  ohne  nachweislichen  Grund 
unter  den  Glasmalern  auf. 

J a 1,  Dict.  critique.  — Herluison,  Actes 
d'6tat  civil  d'artistes  fran^ais. 

Baccot,  s.  auch  Bacot. 

Baccuet,  Genfer  Goldschmiedefamilie  vom 
Ende  des  17.  bis  Mitte  des  18.  Jahrh.,  deren 
Vertreter  Daniel.  Jacques  und  Moise  nur  ur- 
kundlich bekannt  sind. 

Brun,  Schweiz.  Kstlerlex.  H.  V. 

Baccuet,  Prosper,  französ.  Landschafts- 
maler, Schüler  Watelets,  geb.  1798  in  Paris, 
t daselbst  am  28.  6.  1854,  beschickte  seit  1827 
fast  regelmäßig  die  Salonausstcllungen.  Er 
begleitete  als  Landschaftszeichner  1830  die 
wissenschaftliche  Expedition  nach  Morea. 
In  den  Salons  der  folgenden  Jahre  war  von 
ihm  eine  große  Anzahl  von  Ansichten  griechi- 
scher Städte  und  Gegenden  ausgestellt ; in 
den  Salons  von  1845 — 1853  außer  einigen  ita- 
lienischen u.  spanischen  Landschaften  haupt- 
sächlich Ansichten  von  nordafrikanischen  Ge- 
genden. Arbeiten  von  ihm  befinden  sich  in 
den  Museen  zu  Bagueres-de-Bigorre  und  zu 
Bordeaux.  Ein  Altarbild  für  die  Eglise  de 
Saint-Gervais  et  de  Saint-Protais  in  Paris, 
darstellend  den  Guten  Hirten,  wurde  ihm 
1849  in  Auftrag  gegeben. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Richesses 
d'art  de  la  France.  Paris.  Monura.  relig.  III 
173.  H.  V. 

Bach,  Abraham,  Formschneider  u.  Bricf- 
maler  zu  Augsburg  um  1680.  Man  kennt  nur 
3 sehr  seltene  Folioblättcr  von  ihm:  eine  hl. 
Familie  im  Garten;  Familie  beim  Essen;  Der 
neue  Komet. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  507.  H.  V. 

Bach,  Alois,  Genre-,  Tier-  u.  Landschafts- 
maler, geb.  am  12.  12.  1809  zu  Eschlkam 
a.  d.  Cham,  f 1893  zu  München,  Schüler  der 
Münchener  Akad.  unter  Heinrich  Hess,  ver- 
tauschte aber  die  alten  Heiligen  desselben  bald 
mit  dem  neueren  Genre.  Einflüsse  Wagen- 
bauers u.  Bürkels,  besonders  aber  Wouwer- 
mans  sind  in  seinen  zahlreichen,  häufig  mili- 
tärische Szenen  behandelnden  Bildern  erkenn- 
bar. Das  Landschaftliche  spielt  bei  ihm  durch- 
weg eine  so  vorherrschende  Rolle,  daß  die  Fi- 
guren mehr  nur  als  Staffage  erscheinen  und 
als  Mittel  zur  Vervollständigung  der  koloristi- 
schen Stimmung,  die  er  mit  Vorliebe  in  einem 
kühlen  grauen  Tone  hält.  In  der  Behandlung 


307  20* 


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Bach 


des  Landschaftlichen  schloß  er  sich  an  seinen 
Freund  Ed.  Schleich  an,  zu  dessen  Schule 
man  ihn  rechnen  kann.  Seine  bedeutendsten 
Bilder  aus  der  späteren  Zeit  sind:  Ein  ober- 
bayerisches  Dorf  zur  Erntezeit  u.  Eine  Vieh- 
herde bei  herannahendem  Gewitter.  Neben 
der  Malerei  haben  ihn  auch  Radierung  und 
Lithographie  vielfach  beschäftigt.  Ein  Aqua- 
relle von  ihm  befindet  sich  in  der  Handzeich- 
nungcn-Sammlung  der  Kgl.  National-Galerie 
in  Berlin. 

Maiilinger,  Bilderchronik  1876.  II  223, 
IV  163.  — Meyer.  Kstlcrlex.  II.  — Müller, 
Biogr.  Kstlerlex.  1882.  — F.  v.  Bötticher, 
Malerwerke  d.  19.  Jahrh.  — Nagler.  Monogr. 
I No.  1620.  — Dioskuren  1860/61,  1865/66,  1S70 
passim.  H.  V. 

Bach,  Armand  Eugene,  Porträt-  und 
Genremaler  in  Paris,  gcb.  daselbst,  Schüler 
von  Cabanel.  stellte  in  den  Salons  1879 — 1896 
fast  alljährlich  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  — 
Kat.  d.  Salon.  H.  V. 

Bach,  Carl  Daniel  (später,  als  er  evan- 
gelisch geworden,  D a v i dl  Friedrich, 
Maler,  geb.  im  Mai  1756  in  Potsdam  als  Sohn 
eines  jüdischen  Kaufmanns,  f in  Breslau  am 
8.  4.  1829.  Er  erhielt  seine  erste  künstlerische 
Ausbildung  bei  dem  Maler  Krüger  in  Pots- 
dam; später  wurde  er  Schüler  des  Berliner 
Akademiedirektors  Lcsucur  und  mit  Künst- 
lern wie  Frisch,  Chodowiccki  und  Berger  ein 
eifriges  Mitglied  der  Gesellschaft  für  Akt- 
zeichnen. Seine  ersten  Erfolge  hatte  er  mit 
Porträts  in  öl  und  Pastell.  1780  trat  er  in 
die  Dienste  des  Grafen  Ossolinsky  in  War- 
schau, für  den  er  Porträts,  auch  ein  lebens- 
großes Reiterbild  des  Königs  Johann  Sobiesky 
malte.  Vier  Jahre  später  ging  er  mit  dem 
Grafen  Johann  Potocki  auf  Reisen  nach  den 
Niederlanden,  Frankreich  und  Italien.  In 
Rom  kopierte  er  Gemälde,  namentlich  Raffaels 
und  Michelangelos,  in  Neapel  und  Portici 
zeichnete  er  antikes  Kunsthandwerk.  Nach 
der  Rückkehr  nach  Berlin  veranstaltete  er 
1789  eine  Ausstellung  seiner  Arbeiten.  1791 
wurde  er  als  „Professor  der  Mal-  und  Zei- 
chenkunst“ erster  Lehrer  und  Leiter  der 
neugegründeten  Kunstschule  in  Breslau,  wel- 
ches Amt  er  bis  zu  seinem  Tode  bekleidete. 
Für  das  schlesische  Kunsthandwerk,  insbeson- 
dere für  die  Proskauer  Fayencefabrikation  lie- 
ferte er  Vorlagen ; nach  diesen  ausgeführte 
Proskauer  Vasen  in  antikem  Geschmack  sind 
im  Schlesischen  Museum  für  Kunstgewerbe 
und  Altertümer  in  Breslau  erhalten.  V’on 
seinen  Gemälden  läßt  sich  heute  keines  nach- 
weisen.  Erwähnt  werden  außer  vielen  Kopien 
nach  Raffael,  Michelangelo,  Rubens,  Snyders 
Porträts  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  II. 
und  des  Ministers  Grafen  von  Hoym  (von 
Sinzenich  gestochen  1795),  ein  hl.  Hierony- 
mus, ein  Christus  am  Kreuz  (1824),  eine  Ge- 
burt Giristi  „in  altdeutschem  Geschmack“  und 


besonders  viel  Allegorien.  Namentlich  machte 
er  die  Ereignisse  der  vaterländischen  Ge- 
schichte, soweit  sie  das  preußische  Königs- 
haus betrafen,  zum  Gegenstände  figurenreicher 
allegorischer  Kompositionen. 

Im  Besitz  der  kgl.  Kunst-  u.  Kunstgewerbc- 
schule  in  Breslau  befinden  sich  19  Sammel- 
bände  und  Mappen  mit  Zeichnungen  und  Ra- 
dierungen seiner  Hand,  darunter  mehrfach 
sein  Selbstbildnis,  ferner  Entwürfe  religiösen 
Inhalts,  Tierdarstellungen  und  Studien  nach 
antiken  Skulpturen  und  Geräten.  Mit  dem 
Schriftsteller  Benkowitz  gab  er  1796 — 1797 
eine  Kunstzeitschrift  „Der  Torso“  heraus,  für 
die  er  literarische  und  künstlerische  Beiträge 
lieferte.  Auch  legte  er  durch  seinen  Schüler 
Mützel  ein  großes  Fcderzeichnungssammel- 
werk  an  „Abbildungen  der  vorzüglichsten  Al- 
tertümer und  Denkmäler  der  Stadt  Breslau 
an  Bauwerken,  Malereien,  Bildhauerarbeiten 
und  anderen  Merkwürdigkeiten,  gesammelt 
und  herausgegeben  von  Carl  Bach,  königlicher 
Hofrat  und  Professor“  (heute  aufbewahrt  im 
Schlesischen  Museum  der  bildenden  Künste 
in  Breslau). 

Rasta  wieck  i,  Slownik  Malarzöw  Polskich 
III  (Warschau  1857)  118  u.  Robert  Becker, 
Aus  Alt-Breslau  1900  (Text).  C.  Buchuald. 

Bach,  Christian  Wilhelm,  deutscher 
Porträtmaler  und  Kupferstecher,  2.  Hälfte 
des  18.  Jahrh.  Von  ihm  gestochen : Bildnis 
des  Arztes  J.  G.  Dennewitz,  nach  eigener 
Zeichnung.  1775. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bach,  Edward,  Genre-  u.  Stillebenmaler 
in  London,  war  in  der  Roy.  Academy  1875 — 
1898,  in  der  Roy.  Hibernian  Acad.  und  in 
anderen  englischen  Ausstellungen  vertreten. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 85.  — The 
Ycars  Art  1880—1894.  ** 

Bach,  Göttlich  Friedrich,  Kabinetts- 
malcr  und  Hoforganist  in  Meiningen,  gcb.  am 
10.  9.  1714,  f am  25.  2.  1785,  war  väterlicher- 
seits ein  Verwandter  des  Joh.  Sebastian  B., 
mütterlicherseits  ein  Enkel  des  beim  Bau  der 
Meininger  Elisabethenburg  tätigen  Baumei- 
sters Samuel  Rust.  — Bach  hat  sich  vorwie- 
gend als  Pastellmalcr  betätigt  und  seinen  Bil- 
dern werden  — wenngleich  sic  denen  seines 
Sohnes  nachstchcn  — edle  Auffassung  und 
frisches  Kolorit  nachgerühmt  Von  seinen 
Ölgemälden  befinden  sich  5 Porträts  der 
Söhne  und  Töchter  Herzog  Anton  Ulrichs  im 
Besitze  der  Stadt  Meiningen,  teils  im  Vorzim- 
mer des  Sitzungssaales  des  Gemeinderates, 
anderenteils  im  Trauungszimmer,  3 weitere 
Porträts  in  Meininger  Privatbesitz.  Was  sich 
sonst  an  Pastellporträts  und  Skizzen  in  letz- 
terem befindet,  war  1904  auf  der  Meininger 
Gemäldeausstellung  vereinigt. 

Neue  Beitr.  z.  Gcsch.  d.  Altert.,  Meiningen, 
I.f.  19.  — Schenk,  Vcrz.  aller  weltl.  u.  gstl. 
Beamten,  Meiningen  1862,  p.  14.  Hs.  Loose. 


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Bach 


Bach,  Guido,  Porträt-  und  Genremaler, 
gcb.  1828  zu  Annaberg  im  Erzgebirge,  t am 
10.  9.  1905  in  London,  wo  er  seit  1862  lebte. 
Schüler  der  Dresdener  Akademie  und  von 
Julius  Hübner.  Er  zeichnete  sich  namentlich 
in  der  Aquarellmalerei  aus.  In  der  Royal 
Academy  1880  und  1883  sowie  auf  der  Dres- 
dener Aquarell-Ausstellung  1887  waren  Ar- 
beiten von  ihm  ausgestellt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Bötticher,  Ma- 
lerwerke  d.  19.  Jahrh.  — Graves,  Royal  Aca- 
demy I.  H.  V. 

Bach,  Henri,  Architekt  in  Toulouse,  Pro- 
fessor an  der  dortigen  Ecole  d.  Beaux-Arts, 
geb.  1815,  f am  11.  5.  1899  daselbst,  baute 
im  Stile  des  13.  Jahrh.  Von  ihm  die  Jesuiten- 
kapclle  in  Toulouse,  der  Kapitelsaal  des  Do- 
minikanerklosters daselbst. 

Chronique  d.  Arts.  1899.  p.  180.  H.  V. 

Bach,  Hermann,  Bildhauer,  lebt  Som- 
mers in  Berchtesgaden,  im  Winter  in  Lo- 
carno, geb.  zu  Stuttgart  am  11.  10.  1842.  Er 
wurde  1862  Zögling  der  Stuttgarter  Kunst- 
schule, wo  Prof.  Wagner  sein  Lehrer  war. 
Nachdem  er  später  in  dessen  und  in  Prof. 
Kopps  Atelier  gearbeitet,  ging  er  mit  einem 
Staatsstipendium  nach  Italien  und  hielt  sich 
von  1868 — 1870  in  Rom  auf.  Dort  nahm  er 
eine  Wendung  zur  religiösen  Kunst.  Von 
seinen  Arbeiten  sind  zu  nennen:  1)  Die  Spin- 
nerin, halb  lebensgroße  Figur  in  karrar.  Mar- 
mor, im  Besitz  I.  M.  der  Königin  von  Würt- 
temberg. — 2)  Der  Pifferaro,  Pendant  zum 
vorigen.  — 3)  Madonna,  überlebensgroß  in 
Sandstein,  in  der  F.  Löwcnstcin-Wertheim- 
schen  Schloßkapcllc  zu  Klein-Heubach  bei 
Wertheim.  — 4)  Schiller  und  Liszt,  über- 
lebensgroße Figuren  in  Sandstein  an  der  Fas- 
sade des  Georgenäums  in  Calw.  — 5)  Kalk- 
steinstatuen von  Winckelmann,  Schöpflin, 
Sleidanus  und  Niebuhr  für  die  Universität  in 
Straßburg.  — 6)  Die  allegor.  Gestalten  des 
Handels  und  der  Industrie  für  eine  Villa  in 
Offenburg  a/M.  — 7)  Das  Grabdenkmal  für 
Dr.  Löwe  in  Stuttgart.  — 8)  Zwei  Apostel- 
figtiren  für  das  Mausoleum  des  Fürsten  von 
Hohenzollern  in  Sigmaringen.  — 9)  Schiller- 
statue im  Auftrag  der  Königin  Olga  für  die 
Aula  des  Polytechnikums  in  Stuttgart.  — 
Außerdem  verschiedene  dekorative  Arbeiten 
und  zahlreiche  Büsten,  u.  a.  die  der  Kaiser 
Wilhelm  I.  und  II. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Notizen  von  M.  Bach. 

Bach,  Johann,  Siegburger  Töpfer,  1573 
und  1580  als  „berühmter“  Meister  urkundlich 
erwähnt. 

Beffroi,  IV  155,  158,  185.  H.  V. 

Bach,  Johann  Philipp,  Sohn  des  Gott- 
lieb Friedr.  B.,  wurde  am  5.  8.  1752  in 
Meiningen  geb.  und  starb  als  Kabinettsmaler 
und  Hoforganist  daselbst  am  2.  11.  1846.  — 
Von  seinem  Vater  vorgebildet,  widmete  er 


sich  neben  der  Ölmalerei  vorwiegend  dem 
Pastellbildnis  und  ist  auf  diesem  Gebiete  äu- 
ßerst produktiv  gewesen.  Einen  Beleg  hier- 
zu liefert  sein  erhaltenes  Einnahmebuch,  das, 
abgesehen  von  der  großen  Zahl  seiner  Cra- 
yonzeichnungen, allein  985  Pastelle  verzeich- 
net. Wir  finden  darunter  fast  sämtliche  Mit- 
glieder der  Fürstenhöfe  zu  Sachsen-Meinin- 
gen, Hildburghausen,  S.-Koburg  u.  Schwarz- 
burg-Rudolstadt. Außerdem  porträtierte  er 
im  Juni  1802  in  Regensburg  und  Mai  1804  in 
Marchthal  die  gesamte  fürstliche  Familie 
Turn  und  Taxis.  Einen  wesentlichen  Ein- 
fluß hat  Bach  auf  den  Erlanger  Porträtisten 
Konrad  Geiger  ausgeübt,  mit  welchem  ihn 
seit  seiner  Erlanger  Tätigkeit  im  Jahre  1779 
eine  innige  Freundschaft  verband.  Ein'en 
Überblick  über  Bachs  Tätigkeit  gewährte  die 
Meininger  Gemäldeausstellung  1904,  die  an- 
nähernd 120  seiner  Bilder  aus  Meininger  Pri- 
vatbesitz vereinigte  (vgl.  Verz.  u.  Abb.  in 
nachstehender  Lit.) . 

Neue  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Altert.,  Meiningen, 
Lf.  19.  (m.  Abb.).  — Ludw.  Bechstein, 
Kunstfleiß  und  Gewerbefleiß,  Leipzig  1860.  — 
Schenk,  Verz.  aller  weltl.  u.  gcistl.  Beamten, 
Meiningen  1862.  Hs.  Loose. 

Bach,  Johann  Samuel,  Maler,  Sohn 
des  Philipp  Emanuel  Bach,  geb.  1749  in  Ber- 
lin, studierte  in  Berlin  und  Potsdam  bei 
Krüger,  seit  1770  in  Leipzig  bei  Oeser,  1772 
versuchte  er  sich  in  Dresden  zuerst  mit  Land- 
schaften. f am  11.  9.  1778  in  Rom,  wohin 
er  im  Februar  1777  gekommen  war.  Ein 
1790  gedrucktes  Nachlaßverzeichnis  (J.  F. 
Goldschmidts  Abschrift  davon  im  Besitz  des 
Hamb.  Geschichtsvcrcinsj  beschreibt  103  Blatt 
Zeichnungen  vcrchiedcner  Manieren,  vielfach 
leicht  koloriert,  voll  Kraft  und  farbiger  Wir- 
kung: Aktstudien  nach  Antiken,  Baumstudien, 
Landschaften  mit  Tempeln,  Schalmei  blasen- 
den oder  tanzenden  Nymphen,  Faunen,  Hir- 
ten, Bacchanalen,  ferner  Vignetten  mit  Ge- 
nien. Zuweilen  verzichtet  er  auch  auf  die 
mythologische  Staffage,  z.  B.  Bauernhaus  mit 
arbeitenden  Landleutcn : römische  I-andschaft 
mit  dem  zeichnenden  Künstler  darin  neben 
einem  zuschauenden  Freunde,  Mönchskopf  etc. 
Erwähnt  werden  anderen  Orts:  Ruinen  von 
der  Brücke  Augusts  bei  Narni.  Wir  hören  ge- 
legentlich von  Anlehnung  an  Salvator  Rosa, 
van  der  Meer  und  Geßner.  — In  der  Kunst- 
halle zu  Hamburg  befindet  sich  eine  südliche 
Ideallandschaft  in  öl  von  1776:  Terrasse  mit 
Blick  über  breiten  Fluß,  Felswände,  Aquä- 
dukt, Kaskaden,  bewaldete  Höhen  mit  Tem- 
pel. Auf  der  Terrasse  Frauen  und  Kinder. 
— Der  Verein  für  Hamb.  Geschichte  besitzt 
von  ihm  aus  demselben  Jahre  eine  Zeichnung 
mit  Villa  und  Hain,  an  dessen  Eingang  eine 
Vase  und  mythologische  Personen,  eine  ge- 
tuschte Landschaft  befindet  sich  im  Städt. 
Mus.  in  Leipzig.  — Ferner  genannt  ein  Por- 


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Bach 


trat  des  Musikdirektors  J.  B.  Ziegler  in  Halle ; 
einige  seiner  Zeichnungen  stach  J.  F.  Bause. 

Meyer,  Kstlerlcx.  — Lebensbeschr.  von  G. 
W u s t m a n n in  der  Wissensch.  Beilage  der 
Leipziger  Ztg.  1907  No.  8.  E.  Bencsi. 

Bach,  Joseph,  Situations-  und  Landkar- 
tenstecher, an  der  Akad.  zu  Dresden,  geh.  am 
17.  1.  1774,  f am  29.  5.  18*13.  Zu  seinen  besten 
Arbeiten  gehören:  ein  großer  sorgfältig  ge- 
stochener Plan  der  Gegend  um  Leipzig  und 
ein  solcher  der  Gegend  bei  Tharandt. 

Nagler,  Kstlerlcx.  I 217.  H.  V. 

Bach,  Karl  Theodor,  Architekt  in 
Wien,  geb.  daselbst  am  17.  11.  1858,  Schüler 
der  dortigen  Hochschule,  von  Ferstel,  Baurat 
Theyer  und  Prof.  Karl  König.  Von  ihm  zahl- 
reiche Wohn-  und  Geschäftshäuser  in  Wien 
(darunter  die  Häusergruppe  „Casa  piccola“), 
Salzburg.  Padua  und  Bukarest,  ferner  die 
Bauten  der  Volkswohnungen  in  Breitensee 
und  der  Arbeiterhäuscr  in  Florisdorf  (mit 
Arch.  Simony).  Gemeinsam  mit  dem  Arch. 
Ludwig  Schöne  erbaute  er  die  dritte  evangel. 
Kirche  in  Wien  sowie  die  evangel.  Kirche  in 
Währing. 

Das  geistige  Deutschland,  Leipzig-Berlin  1898. 
— K o s c 1,  Deutsch-österr.  Kstlcr.-  u.  Schrittst. - 
Lex.  Wien  1902.  Bd.  I.  H.  V. 

Bach,  Max,  Maler  in  Stuttgart,  Bruder 
des  Hermann,  geb.  in  Stuttgart  den  17.  10. 
1841,  erhielt  den  ersten  Zeichenunterricht  von 
seinem  Vater  und  dem  Maler  Obach.  1858 
in  die  dortige  Kunstschule  eingetreten,  wid- 
mete er  sich  vornehmlich  der  Landschaft  unter 
Prof.  Funks  Leitung.  Da  aber  die  Richtung 
seines  Talentes  weniger  auf  die  Ölmalerei 
ging,  besuchte  er  von  1864 — 66  neben  der 
Kunstschule  auch  das  Polytechnikum,  um  dort 
das  technische  Zeichnen  zu  erlernen.  Zugleich 
machte  er  Versuche  im  Lithographieren  und 
Radieren,  worin  er  sich  1868—70  zu  Nürn- 
berg und  München  tüchtig  ausbildete,  nicht 
ohne  sich  auch  umfassende  Kenntnisse  in  der 
Geschichte  der  Kunst  und  des  Kunstgewerbes 
anzueignen.  1871  bis  1873  war  er  Lehrer 
an  der  Real-  und  der  Handwerkerschule  zu 
Alzey  und  1876 — 76  desgl.  an  der  Zeichen-  und 
Modellierschule  zu  Basel.  1877 — 83  nahm  er 
seinen  Wohnsitz  in  Ulm  und  hat  dort,  angeregt 
durch  die  mittelalterlichen  Kunstdenkmale  der 
Stadt  und  den  dortigen  Kunst-  und  Alter- 
tumsverein, sich  mehr  und  mehr  dem  Studium 
mittelalterlicher  Kunst  und  Kunstgeschichte 
gewidmet,  welches  Fach  ihn  besonders  anzog 
und  schon  während  seines  früheren  Aufent- 
halts in  Nürnberg  vielfach  beschäftigt  hatte. 
1883  nach  Stuttgart  zurückgekehrt,  widmete 
er  sich  künstlerischen  und  kunstliterarischcn 
Arbeiten  aller  Art,  worunter  besonders  her- 
vorzuheben ist  eine  illustrierte  Geschichte  von 
Württemberg  und  ein  Werk  über  die  Renais- 
sance im  Kunstgewerbe  mit  Farbendruck- 
tafeln. 1889 — 91  war  er  beim  k.  statistischen 


Landesamt  verwendet  und  beteiligte  sich  in 
den  folgenden  Jahren  bei  allen  einschlagen- 
den  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  Württembergi- 
scher  Landesgeschichtc  und  Altertumsfor- 
schung. 1895  erschien  sein  Buch  „Bilder  aus 
Alt  - Stuttgart“,  1900  „Stuttgarter  Kunst 
1794 — 1860“,  außerdem  schrieb  er  zahlreiche 
Artikel  in  Kunst-  und  historischen  Zeitschrif- 
ten. 1904  wurde  er  in  den  Verwaltungsaus- 
schuß der  k.  Staatssammlg.  vaterländ.  Kunst- 
und  Altertumsdenkmale  berufen.  Von  ihm 
radiert:  Architektur-Skizzen  aus  Nürnberg. 
Nürnberg  1869 — 71.  30  Bll.  4.  Von  ihm 

lithographiert:  1)  Das  Lenninger  Tal,  Pano- 
rama mit  Randansichten.  Stuttg.  gedruckt 
bei  F.  Malt6  1866.  gr.  Fol.  — 2)  Ansicht  von 
Waldenbuch,  gr.  4.  — 3)  Stuttgart  im  Jahre 
1592,  Faksimile  nach  der  Radierung  von 
J.  Sauter  (2  Bl.  gr.  Fol.  1867).  4)  Ulm  im 
Jahre  1570,  Faksimile  nach  der  Radierung 
von  Georg  Rieter  (1870). 

Nach  Mitteilungen  des  Künstlers. 

Bach,  Nikolaus,  Bildhauer,  geb.  am  27. 
1.  (8.  2.)  1853  in  Petersburg,  f daselbst  am 
17.  1.  (29.)  1885,  Schüler  seines  Vaters  Ro- 
bert B.  und  der  Petersburger  Akad.  Haupt- 
werke: Prometheusbüste;  Pythia;  David  mit 
der  Schleuder  (Gipse  auf  den  Petersburger 
akad.  Ausstcllgn.  1881 — 1885). 

Bulgakoff,  Unsere  Künstler  (russisch) 
I 27 — 29.  W.  Neumann. 

Bach,  Paul,  Maler  in  Berlin,  geb.  am  27. 
8.  1866  in  Dresden,  Schüler  der  Düsseldorfer 
Akademie,  bildete  sich  weiter  in  Paris  und 
war  dann  10  Jahre  in  München  tätig,  von 
wo  er  nach  Berlin  übersiedelte.  Abgesehen 
von  einigen  Porträts,  die  im  Privatbesitz 
sind,  hat  er  Stillebcn,  Interieurs  und  figür- 
liche Bilder  geschaffen.  Er  malt  am  liebsten 
im  Freien  und  geht  den  feinen  Wirkungen 
und  Problemen  von  Luft  und  Licht  nach. 
Viel  Anerkennung  fanden  auch  seine  feinen 
und  stimmungsvollen  Zeichnungen  sowohl  mit 
Motiven  aus  alten  Städten  wie  aus  dem  groß- 
städtischen modernen  Getriebe.  Man  hat  auch 
einige  Radierungen  von  ihm,  z.  B.:  Dame 
mit  Papagei  und  Kakadu,  Mutter  und  Kind. 

Mit  Notizen  von  Th.  Brodersen.  •* 

Bach,  R o b e r t d.  J.,  Bildhauer,  geb.  am  28. 
1.  (9.  2.)  1859  in  Petersburg,  Schüler  seines 
Vaters  Robert  B.  und  der  Petersburger  Akad. 
Hauptw. : Denkmal  des  Kaisers  Alexander 
III.  in  Feodosia  (Bronze),  Porträtbüsten  in 
Bronze  von  Puschkin,  Gogol,  Turgenjew,  Do- 
stojewski, Krylow,  Shukoffski,  Lefort  u.  a. 
1887 ; Undine,  Marmorstatuettc. 

Bulgakoff,  Unsere  Künstler  (russisch) 
I 27  u.  ff.  — Meyer,  Kstlerlcx.  W.  Neumann. 

Bach,  W.  H.,  Landschaftsmaler  in  London, 
stellte  1829 — 1859  eine  lange  Reihe  von  Land- 
schaften und  Ansichten  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 86.  ** 


310 


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Bach  — Bachelier 


Bach,  i m,  s.  Imbach. 

Bache,  Otto,  dän.  Maler,  geb.  in  Roskilde 
am  21.  8.  1889,  zehnjährig  bereits  Schüler 
der  Kunstakademie  in  Kopenhagen  und  gleich- 
zeitig Schüler  W.  Marstrands.  1860 — 68  un- 
ternahm er  Reisen  nach  Paris  und  Italien, 
wurde  1872  Mitglied  der  Kunstakademie  in 
Kopenhagen,  1887  Professor  an  derselben, 
1889 — 92,  1896 — 99  und  jetzt  wieder  (seit 
1905)  Direktor  der  Kunstakademie.  Er 
ist  einer  der  vielseitigsten  der  gegenwärtigen 
dänischen  Maler.  Er  malt  Historien-  und 
Genrebilder,  Landschaften  und  Porträts  und 
ist  ein  vorzüglicher  Tiermaler.  Von  seinen 
Historienbildern  seien  erwähnt:  Die  Ver- 
schwörer reiten  von  Finnerup  fort  nach  der 
Tötung  des  Königs  Erik  Glipping  (1882, 
Frederiksborg-Museum).  Die  berittene  Garde 
wird  eingeschifft  (1888)  und  „König  Chri- 
stian IX.  besucht  die  Schanzen  bei  Dybbol“ 
(1888),  letztere  beide  dem  Könige  Christian 
IX.  geschenkt:  „Die  Krönungsfeier  des  Kö- 
nigs Christian  IV.“  (Frederiksborg  Schloß) ; 
„Die  Heimkehr  der  Soldaten  1849“  (1894, 
ebenda).  Monumentale  Bildnisse  von  ihm 
sind:  Admiral  Suenson  (1882),  General  Krog 
(1889),  General  Max  Müller  (1887),  General 
Schleppegrell  (1896),  sämtlich  im  Frederiks- 
borg-Museum. — B.  ist  der  bevorzugte  Por- 
trätmaler des  Hofes  und  der  Aristokratie. 
Von  höherem  Interesse  aber  als  diese  Bild- 
nisse sind  diejenigen  von  seinen  Kunstkol- 
legcn,  z.  B.  dem  Dekorationsmaler  Hilker 
(1871),  dem  Bildhauer  Peters  (1882)  und 
dem  Marinemaler  Blache  (1904).  Sein  eige- 
nes Bildnis  hat  er  1888  für  die  Uffizien  in 
Florenz  gemalt.  — Von  seinen  populären 
Genre-  und  Tierbildern  seien  genannt:  „Ar- 
beitswagen an  einem  Ziegclwerk“  (1864  kgl. 
Gemäldegalerie)  ; „Dachshund  mit  Jungen" 
(1806) ; „Die  Hunde  werden  gefüttert" 
(1871) ; „Nach  der  Eberjagd“  (1876,  kgl. 
Gemäldegalerie) ; „Eine  Koppel  Pferde  bei 
einer  Schenke"  (1878)  ; „Pferde  am  Strande“ 
(kgl.  Gemäldegalerie  1892)  ; „Die  Kühe  wer- 
den aus  dem  Stalle  getrieben“ ; „Oktober- 
morgen" (1885,  kgl.  Gemäldegalerie)  ; „Edel- 
wild im  Kornfeld“  (1892).  — In  allen  die- 
sen Arbeiten  zeigt  B.  sich  als  ein  phantasie- 
volles, frisches  Temperament,  als  ein  sicherer 
Kompositor  und  Zeichner,  während  er  als 
Kolorist  vielleicht  weniger  bedeutend  ist. 

Kunst  für  Alle  III  1888,  VI  1891.  — Illustre- 
ret  Tidende:  Af  Samtidens  Kunst  S.  193.  — 
Sigurd  Müller,  Nyere  dansk  Malcrkunst 
(1884)  S.  18.  — Julealbum  1895.  — Wcilbacb, 
Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896).  — Bricka, 
Dansk  biografisk  Lex.  I.  — Kunst  (Kopenhagen) 
V Heft  11/12:  Knud  Söeborg,  Otto  Bache. 
— Been-Hannover,  Danraarks  Malerkunst 
II  89,  107—112.  — Karl  Madsen,  Kunstens 
Historie  i.  Danmark  S.  379.  — Emil  Han- 
nover, Dänische  Kunst  des  19.  Jahrh.  (Lpz. 
1907)  S.  75.  A.  R. 


Bachelard,  M a r c e 1 i n,  französ.  Maler,  geb. 
in  Firminy  (Loire)  am  6.  5.  1816,  Schüler 
der  Ecolc  des  Bcaux-Arts  in  Lyon  1834  bis 
1837,  wohnte  daselbst  1842 — 1848  und  stellte 
alljährlich  im  Salon  aus  (Porträts  u.  Genre- 
bilder). Im  Museum  zu  Lyon  ist  von  ihm: 
Jeune  fillc  vetue  de  noir  (Reserven  des  Mu- 
seums). A.  G ranger. 

Bacheier,  Jean,  Miniaturmaler  in  Brügge, 
um  1478  Mitglied  der  Gilde  der  Enlumineurs. 

Le  Beffroi  IV  297—323.  H.  V. 

Bacheier,  s.  auch  Bachelier. 

Bachelet,  M.,  Goldschmied  in  Paris,  der  in 
den  60er  Jahren  des  19.  Jahrh.  wegen  seines 
Kirchcngcräls  nach  Kompositionen  von  Viol- 
let-Le-Duc  bedeutenden  Ruf  genoß. 

Gaz.  d.  B.-Arts  XIV  540;  XXIV  141.  — Ri- 
chesses  d’art.  Paris.  Mon.  rel.  I.  *• 

Bachelet,  M a t h i e u,  französ.  Bronze- 
gießer des  18.  Jahrh.,  bezeichncte  mit  seinem 
Namen  eine  kunstvolle,  kleine  Wanduhr  in 
cuivre  dore,  die  1883  bei  M.  Georges  in  Paris 
verkauft  wurde. 

Champeaux,  Dictionnaire  des  Fondcurs 
etc.  •• 

Bacheley,  Jacques,  französ.  Stecher  und 
Zeichner,  geb.  1712  zu  Pont-l’Eveque,  in  der 
Normandie,  f 1781  in  Rouen,  Schüler  von 
Ph.  Le  Bas  und  Mitglied  der  Akademie  von 
Rouen.  Er  stach  hauptsächlich  Landschaften 
und  Marinen  nach  holländ.  Meistern.  Man 
kennt  von  ihm  eine  Ansicht  von  Rotterdam 
nach  van  Goyen,  eine  Ansicht  von  Ryswyck 
nach  Ruisdael,  nach  demselben  eine  solche 
von  Utrecht,  einen  Sturm  an  der  Küste  von 
Grönland  nach  J.  Peters  usw.  Es  gibt  auch 
einige  Originalstiche  von  ihm  mit  Ansichten 
von  Le  Havre,  Rouen  usw.,  sowie  ferner  einige 
Vignetten  nach  Gravelot  mit  Kinderspielen 
und  allegorischen  Darstellungen. 

Le  Blanc,  Manuel.  — Meyer,  Kstlerlex. 
II.  — Portalis  et  Blraldi,  Les  Graveurs 
du  XVIIIe  siede.  1880.  I.  P.  A.  Lemoisne. 

Bacheley,  Jean,  französ.  Maler,  am  13.  10. 
1691  in  die  Malergilde  von  Rouen  aufgenom- 
men und  1699  zum  Vorsteher  der  St.  Lukas- 
Gilde  ernannt,  lebte  noch  1713.  Vielleicht 
Vater  des  Kupferstechers  Jacques  B. 

Archives  de  l’art  frangais.  VI  199,  201,  212. 

H.  V. 

Bacheley,  L.  G.  M.,  Zeichner  und  Radierer 
zu  Paris  um  1800. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  H.  V. 

Bachelier,  C.,  französ.  Ornamentstecher, 
von  dem  ein  kleines  Blatt  mit  Laubwerk, 
bezeichnet:  C.  Bachelier  F 1712,  bekannt 
geworden  ist. 

G u i 1 m a r d,  Les  maitres  ornemanistes  1880 
I 154.  ** 

Bachelier,  Charles  Claude, Landschafts- 
und Architekturmaler  und  Lithograph  in  Pa- 
ris, geb.  daselbst,  stellte  in  den  Salons  1834 
bis  1836  und  1852  aus.  Ein  Verzeichnis  seiner 
meist  nach  eigenen  Zeichnungen  angefertigten. 


311 


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Bachelier 


aber  mittelmäßigen  Lithographien  bei  Meyer, 
Kstlerlex. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g<n.  H.  V. 

Bachelier,  Dominique,  französ.  Bild- 
hauer und  Architekt,  Sohn  des  Nicolas  B., 
t 1015,  lebte  in  Toulouse,  wo  er  verschiedene 
Arbeiten  des  Vaters  fortsetzte,  wie  den  Bau 
der  Brücke  St.  Cyprien,  der  1543  begonnen 
war  und  erst  1601  von  Pierre  Souffron  be- 
endigt wurde.  Gemeinschaftlich  mit  letzte- 
rem baute  er  das  Palais  des  Präsidenten  Clari 
zu  Toulouse.  1607 — 1612  errichtete  er  das 
Portal  der  Kirche  Saint- Pierre. 

L a m i,  Dict.  d.  sculptcurs  1898.  — Rassegna 
Nationale  XCI1I  493  ff.  H.  V. 

Bachelier,  Jean-Jacques,  französ.  Ma- 
ler u.  Ornamentzeichner,  geb.  zu  Paris  1724, 
f ebendaselbst  am  13.  4.  1806.  Er  malte  Blu- 
men, Früchte,  Jagdstücke  und  — weniger 
glücklich  — Historienbilder.  Mit  einem  sol- 
chen (Tod  Abels)  gewann  er  1763  die  Mit- 
gliedschaft als  Peintre  d’histoire  der  k.  Akad., 
ersetzte  dieses  Gemälde  aber  durch  „Cimon 
im  Gefängnis“,  das  sich  noch  im  Louvre  be- 
findet. Sein  Talent  als  Blumenmaler  ver- 
schaffte ihm  die  Leitung  der  Porzellanmale- 
reien in  der  kgl.  Fabrik  zu  Sevres,  in  welchem 
Amte  er  mit  vielem  Erfolge  tätig  war.  Eben- 
so rühmlich  und  nachhaltiger  wirkte  er  durch 
die  1766  auf  seinen  Betrieb  und  seine  Kosten 
gestiftete  freie  Zeichenschulc  für  Kunsthand- 
werker in  Paris.  Von  1751  an  stellte  er  bis 
1767  immer  ein  um  das  andere  Jahr  im  Salon 
aus.  Er  muß  ein  besonderer  Günstling  des 
Hofes  gewesen  sein,  denn  aus  publizierten 
Rechnungen  (Chronique  des  arts  1905,  p. 
319  ff.)  erfährt  man  seine  zahlreichen  Auf- 
träge auf  dekor.  Tierbilder  für  die  kgl.  Schlös- 
ser und  zugleich  die  ungewöhnlich  hohen 
Preise  dafür.  Nach  seinen  Zeichnungen  wurde 
gestochen : Collection  de  cul  de  lampes  et  fleu- 
rons  inventes  et  dessines  par  M.  Bachelier, 
peintre  du  Roy,  tiree  de  la  grande  Edition  in 
folio  des  Fables  de  Lafontaine,  et  graves  par 
P.  P.  Choffard.  Distribues  cn  quatre  suites. 
A Paris  ches  la  Vvc.  Chereau.  4.  Erste  Folge. 
Sechs  Blätter,  numeriert  von  la — 6a.  Zweite 
Folge.  Sechs  Blätter,  numeriert  von  7b  bis 
12b.  Als  eifriger  Experimentator  auf  dem 
Gebiete  der  Enkaustik  veröffentlichte  er  die 
Schrift:  Histoire  et  secrct  de  la  pcinture  ä 
la  circ  contre  le  sentiment  du  comte  de  Cay- 
lus.  Paris  1755.  8. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  512  (mit  ält.  Lit.).  — 
Guilmard,  Maitrcs  ometnanistes  p.  223.  — 
Chronique  des  arts  1905  p.  319  ff.  — F o r r e r, 
Biogr.  Dict.  of  Medallists.  — Nouv.  Archiv,  de 
l’art  franc.  XII  (1885)  310;  III  sir.  II  (1880),  V 
(1889),  XIII  (1897),  XXII  (1900  Reg.).  — Bull, 
d.  1.  soc.  de  l’hist.  de  l’art  franc.  II  48.  — Jahrb. 
d.  k.  preuß.  Kstsamml.  XIV  143,  147,  151,  154. 
157.  ** 

Bachelier,  Nicolas,  französ.  Werkmeister 
und  Bildhauer,  geb.  in  Toulouse  um  1485, 


t nach  1566  (nach  Angabe  einiger  Autoren 
1572)  ; anerkannt  als  führender  Meister  der 
Toulouser  Schule  in  der  Renaissance,  so  daß 
sein  Name  geradezu  zur  Bezeichnung  jenes 
prunkvollen  Dckorationsstiles  verwendet  wird, 
der  seit  ca.  1550  in  Languedoc  herrscht.  Seit 
dem  17.  Jahrh.  hat  man  diesem  Künstler  eine 
große  Zahl  von  Werken  verschiedener  Stil- 
arten  zugeschrieben,  von  denen  viele  ihm  in 
der  Tat  nicht  angchören  können;  von  den 
authentischen  Werken  B.s  dagegen  ist  nur 
weniges  erhalten  geblieben,  und  ebensowenig 
von  sicheren  Daten  aus  seinem  Leben. 

Der  erste  Lehrer  B.s  scheint  sein  Vater 
gewesen  zu  sein,  ein  aus  Lucca  stammender, 
in  Toulouse  verheirateter  und  ansässiger 
Künstler.  In  Italien  soll  dann  Nicolas  B. 
seine  Studien  vollendet  haben,  und  zwar  in 
der  Werkstatt  Michelangelos.  1510  nach 
Toulouse  zurückgekchrt,  wurde  er  zum  Werk- 
meister der  Stadt  ernannt  und  mit  der  Ver- 
schönerung des  Rathauses  (Capitols)  beauf- 
tragt, in  dessen  Hof  er  zwei  Portale  errich- 
tete. Eines  derselben  ist  samt  seinem  aus  3 
Statuen  bestehenden  Skulpturenschmucke  er- 
halten geblieben ; die  Reste  des  1817  zerstör- 
ten zweiten  Portales  werden  im  Museum  zu 
Toulouse  aufbewahrt.  — 1528  arbeitete  B.  an 
der  Maison  de  Pierre  (dem  einzigen  Hause 
von  Toulouse,  das  ohne  Verwendung  von 
Ziegeln  erbaut  wurde),  einem  reichen,  aber 
schwerfälligen  und  wenig  geschmackvollen 
Prunkbauc,  dessen  Skulpturenschmuck  erst  in 
neuester  Zeit  vollendet  worden  ist.  1553 — 54 
arbeitete  er  am  Hotel  du  Parlcment ; 1555  am 
Hotel  Lasbordes,  dessen  zweite  Hälfte  er  in 
einem  sehr  reichen  Stile  erbaute  und  mit  ge- 
schickt behandeltem  statuarischem  Schmuck 
versah.  Auch  sonst  war  er  am  Baue  des 
Hotel  Lasbordes  beteiligt  (wahrscheinlich  er- 
richtete er  den  Turmbau).  1543  begann  er 
mit  dem  Brückenbaue  von  St.  Cyprien,  der 
dann  nach  seinem  Tode  von  seinem  Sohne 
Dominique  B.  vollendet  wurde.  — Zugeschrie- 
ben werden  dem  Künstler:  die  Porte  de  l'Es- 
quile  (ruc  du  Taur),  die  Porte  de  la  Com- 
mutation  (Jardin  des  Plantcs),  eine  Fenster- 
umrahmung  im  Museum  zu  Toulouse  (von 
einem  abgebrochenen  Hause  aus  der  Um- 
gebung der  Place  Bourbon)  ; ferner  das  Por- 
tal der  Eglise  de  la  Dalbadc  (altertümlicher 
als  die  übrigen  Werke  B.s  mit  nordfranzö- 
sisch-gotischen Stilnachklängcn)  und  das 
Triumphportal  vor  der  St.  Scrnin-Kirche  (in 
rein  klassischem  Stil,  sehr  schlicht  und  ohne 
Statuenschmuck).  In  der  Eglise  de  la  Dau- 
radc  hat  er  1550  einen  Kapcllenbau  ausge- 
führt. Außerdem  hat  er  für  die  Kirchen  zu 
Toulouse  zahlreiche  Bildwerke  geschaffen, 
die  zur  Revolutionszeit  zerstört  worden  sind: 
Für  die  St.  Etienne-Kathedrale  ein  Altarwerk 
mit  Darstellung  des  Todes  der  Maria  in 


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Bachelier  — Bachelin 


Rundfiguren;  für  die  Trinitarierkirche  ein  Al- 
tarwerk mit  der  Geburt  Christi;  anderes  für 
die  Kirchen  St.  Nicolas,  La  Dalbadc  (nach 
Inschrift  beendigt  1545)  und  Des  Cordcliers. 
Skulpturenreste  aus  der  letzteren  Franzis- 
kanerkirche und  aus  St.  Etienne  verwahrt  das 
städtische  Museum ; eine  Beschreibung  der 
verschiedenen  Bildwerke  B.s  hat  Dupuy  du 
Grez  im  17.  Jahrh.  veröffentlicht. 

Die  außerhalb  von  Toulouse  geschaffenen 
Werke  B.s  sind  noch  weniger  bekannt.  Man 
weiß  nur,  daß  er  1541  in  der  Kirche  zu  Mont- 
giscard gearbeitet  hat.  Ohne  jeden  Grund 
und  mit  wenig  Wahrscheinlichkeit  schreibt 
man  ihm  zu  das  Schloß  und  die  Kirche  zu 
Assier  (Lot)  und  in  letzterer  das  Grabmal 
des  grand-maitre  de  l’artillerie  Gourdon  de 
Genouillac  (1515  im  Stile  der  Loire-Gegend 
begonnen),  das  Sakristeiportal  der  Kathedrale 
zu  Rodez,  das  Chorgestühl  in  St.  Bertrand  zu 
Cominges,  einen  Teil  des  Chorgestühles  in 
Stc.  Marie  zu  Auch,  endlich  den  gotischen 
Glockcnturm  zu  Villefranche  de  Rouergue.  — 
Sicherlich  hat  B.  auch  Möbel  in  Holz  aus- 
geführt; unter  den  aus  Toulouse  stammen- 
den Renaissancemöbeln  und  Boiscricn  sind 
wahrscheinlich  hie  und  da  eigenhändige  Ar- 
beiten von  ihm.  Als  Goldschmied  hat  B.  einen 
prachtvollen  Reliquicnschrcin  des  hl.  Georg 
geschaffen.  — Ohne  jeden  Beweis  behauptet 
man  schließlich.  B.  sei  gegen  das  Ende  seines 
Lebens  von  Karl  V.  oder  Philipp  II.  nach 
Spanien  berufen  worden  und  sei  dort  nächst 
Berruguete  als  Bahnbrecher  des  Renaissance- 
stiles aufgetreten. 

Die  Büste  dieses  berühmten  Künstlers  von 
der  Hand  des  Toulouscr  Bildhauers  M.  Arcis 
wurde  in  der  „Salle  des  Illustrcs“  auf  dem 
Kapitol  in  Toulouse  aufgestellt. 

Dupuis  du  Grez,  Traitc  de  pcinture  1699. 
— Roschach,  Catal.  du  Musce  de  Toulouse 
1865.  — A.  Berty,  La  Renaissance  monumen- 
tale en  France.  — L.  Palustre,  L’architecture 
de  la  Renaissance.  — F.  de  Verneilh,  Rap- 
port sur  les  monuments  eivils  de  Toulouse  (Con- 
gres  archeol.  1874).  — V.  A d v i e 1 1 e,  Les 
beaux-arts  en  Rouergue  (Reunion  d.  soc.  d.  b.- 
arts  d.  d£part.  1879).  — Lavigne,  Etüde  biogr. 
sur  N.  Bachelier  (Mem.  de  l'acad.  de  Toulouse 
1879).  — A.  Thiers,  Nie.  Bachelier  (La  Grande 
Encycl.).  — J.  de  Malafosse,  Rech,  nur 
l'archit.  ä Toulouse  ä l'epoque  de  la  Renaiss. 
(Revue  des  Pyrenies,  1890 ; Bulletin  d.  1.  soc. 
archeol.  du  Midi,  1888).  — Bern.  Benezet, 
Hist,  de  l’art  toulousain  dans  Toulouse,  1887.  — 
A b b £ Douais  et  Pasquier,  Communica- 
tion  ä la  soci£t£  nat.  d.  antiquaires  (Bull.  d.  1. 
soc.  1896,  p.  246).  — J.  de  Lahondcs,  Ca- 
thedralc  de  Toulouse,  1890.  — Ed.  Bonaff d, 
Etudcs  sur  le  meublc  en  France  (Gaz.  d.  b.-arts, 
II  per.  XXXII  142).  — Meyer,  Kstlerlex.  — 
Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  et  suppl.  — 
Lance,  Dict.  d.  archit.  {rang.  — Bauchal, 
Nouv.  Dict.  d.  archit.  franq.  — Dussieux, 
Artistes  franc.  ä l’etranger.  — Bertolotti, 
Artisti  franccsi  in  Roma,  1882,  p.  48.  — Ras- 
segna  Nazionale  vol.  93,  p.  493.  C.  Enlart. 


Bachelier,  Nicolas,  geschätzter  Pariser 
Blumenmaler,  wurde  am  30.  9.  1752  in  die 
Akademie  daselbst  aufgenommen.  1760  fer- 
tigte er  4 Supraporten  für  das  chätcau  de 
Choisy  mit  den  4 Erdteilen,  die  durch  Vögel 
charakterisiert  waren. 

Nouv.  archiv.  de  l'art  frang.  3 s^r.  XX.  1904. 
Reg.  XIX— XX.  H.  V. 

Bachelin,  Auguste,  bekannter  Schweizer 
Historien-,  Genre-  und  Landschaftsmaler  und 
belletristischer  Schriftsteller,  gcb.  am  30.  9. 
1830  in  Ncuchitel,  f am  3.  8.  1890  in  Bern. 
Schüler  von  W.  Moritz  d.  J.  1850  ging  er 
nach  Paris,  zunächst  zu  Charles  Gleyre,  dann 
zu  Couture.  Mehrere  Jahre  arbeitete  er  in 
Paris  und  beschickte  neben  Ausstellungen  sei- 
ner Heimat  seit  1857  alljährlich  den  Pariser 
Salon  (zuletzt  1874).  Seine  Neigung  ging 
auf  das  historische  Fach  und  nur  widerwillig 
beschränkte  er  sich  anfangs  auf  Genre  und 
Landschaft.  Auf  der  Neuchäteler  Ausstel- 
lung von  1853  trat  er  zum  erstenmal,  und 
zwar  mit  6 Bildern  sehr  verschiedener  Art 
auf.  Neben  mehreren,  im  Charakter  bestimm- 
ter Jahreszeiten  gehaltenen  Landschaften  stell- 
ten die  „Primaveres  et  Marguerites“  zwei  Da- 
men in  städtischer  Toilette  auf  einer  Blumen- 
wiese dar;  „Mai“  eine  ziemlich  freie  Gesell- 
schaft von  Damen  und  Herren  im  Grünen. 
Man  erkannte  sogleich  den  originellen  Künst- 
ler, der  sich  der  Natur  mit  einem  strengen, 
aber  noch  ziemlich  kühlen  Realismus  anschloß. 
Mit  solchen  Stoffen  befand  sich  B.  noch  nicht 
auf  dem  eigentlichen  Felde  seines  Talents. 
1856  war  er  bei  den  eidgenössischen  Truppen, 
welche  die  Rheingrenze  besetzten,  und  1859 
begleitete  er  in  Italien  die  Freischar  unter 
Garibaldi,  um  von  den  Gefechtsfcldem  Skiz- 
zen und  Korrespondenzen  an  illustrierte  Jour- 
nale zu  schicken.  Hier  entschied  sich  seine 
Vorliebe  für  militärische  Szenen;  in  die  Hei- 
mat zurückgekehrt,  wurde  er  bald  zum  be- 
liebten Darsteller  der  nationalen  Tagesge- 
schichte. Gelegentlich  griff  er  auch  in  frem- 
des Volkstum  hinüber:  im  Pariser  Salon  von 
1861  sah  man  die  Vcdette  (einen  französi- 
schen Garde-Kürassier  auf  Vorposten)  und 
die  Erstürmung  des  Kirchhofs  in  der  Schlacht 
bei  Magenta;  vorwiegend  blieben  aber  die 
heimischen  Stoffe.  So  hat  B.  aus  dem  Marsch- 
und  Lagerlcben  der  Schweizer.  Armee  eine 
große  Zahl  Ölbilder  gemalt.  Von  lustigen 
Szenen  der  Verproviantierung,  der  Feldpost 
usw.,  steigt  er  zu  ernsten  und  tragischen  Dar- 
stellungen auf.  Ein  großes  Hauptbild  war 
auf  der  Neuchäteler  Ausstellung  von  1860: 
Der  Marsch  eines  Schweizer  Infanteriebatail- 
lons zur  Grenzbesetzung  von  1857,  wirksam 
besonders  durch  die  düstere  Stimmung  der 
winterlichen  Landschaft.  Aus  dem  Kriege 
1870 — 1871,  bei  dem  er  die  Schweizer  Armee 
an  die  französische  Grenze  im  Jura  begleitete, 
hat  er  das  Hauptereignis  an  dieser  Grenze, 


313 


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Bachellarii  — Bacher 


den  Übertritt  von  Bourbakis  flüchtiger  Armee 
auf  Schweizer  Boden,  in  einem  großen,  sehr 
wirkungsvollen  Gemälde  dargestellt.  Gern 
hat  der  Künstler  auch  auf  nationale  Erinne- 
rungen zurückgegriffen.  So  brachte  die  Neu- 
chätelcr  Ausstellung  von  1806  eine  Szene  aus 
der  Verteidigung  der  inneren  Schweiz  gegen 
die  cindringcnden  Truppen  der  französischen 
Republik  und  Den  Tod  des  Fähnrichs  von 
Montmollin.  Das  letztere  Bild  jetzt  im  Mu- 
seum von  Ncuchätel.  Von  den  historischen 
Darstellungen  wendete  sich  B.  zuweilen  auch 
zu  genremäßiger  heimatlicher  Schilderung. 
Zu  den  Bildern  dieser  Art  gehören  die  präch- 
tigen „Faucheurs  des  Alpes"  im  Pariser  Sa- 
lon von  1863,  und  das  Schwingfest  („lutteurs 
du  Hasli“),  ein  großes  lebensvolles  Bild,  das 
auf  der  Pariser  Ausstellung  von  1867  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich  zog.  Reich  an  Erfin- 
dung, glücklich  in  der  Wahl  neuer  und  an- 
ziehender Stoffe,  führte  Bachelin  seine  Bilder 
mit  rascher  Hand  aus.  Er  liebte,  ähnlich  wie 
sein  Landsmann  und  Freund  A.  Anker,  einen 
flotten  Vortrag;  um  Feinheit  der  Durchfüh- 
rung war  es  ihm  weniger  zu  tun.  Seine  Büste 
wurde  1892  im  musee  historique  zu  Ncuchätel 
aufgestellt. 

G.  Kinkel  in  Meyers  Kstlerlex.  II.  — P h. 
Godet  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — Le- 
ben des  Malers  u.  Schriftstellers  Auguste  Bache- 
lin (Ncujabrsbl.  d.  Künstlerges.  in  Zürich  f. 
1893.  N.  F.  53)  gr.  4°.  Zürich.  H.  V. 

Bachellarii  (oder  Bachalarius),  Enrico, 
italien.  Maler,  1450  und  1458  urkundlich  er- 
wähnt in  Pincrolo,  wo  er  wahrscheinlich  als 
Gehilfe  des  bekannteren  gleichzeitigen  Pine- 
rolesen  Giov.  Canavesio  gearbeitet  hat. 

A.  Caffaro  in  Bollet.  Stör.  Bibliogr.  Sub- 
alp. I 156.  G.  Degli  Assi. 

Bacher,  Alois,  zeitgenössischer  Tiroler 
Bildhauer  aus  Gais  (Pustertal).  Kopierte 
das  schöne  Holzkruzifix  von  Vulpmes  (jetzt 
in  Breslau)  für  die  Krypta  der  Stiftskirche 
Innichen,  schuf  1907  das  Modell  für  das 
Denkmal  der  Freiheitskämpfer  von  1809, 
welches  1909  zu  Sand  in  Täufers  aufgestellt 
werden  soll  und  stellte  1905  in  Bozen  eine 
Marienstatue  aus. 

Kunstfreund  1898,  S.  22.  — Mitteilungen  des 
Herrn  Dr.  Fr.  Innerhofer.  H.  S. 

Bacher,  Franz,  Tiroler  Bildhauer  des  18. 
Jahrh.,  geb.  zu  Fügen  im  Zillertal.  Schüler 
des  berühmten  Holzbildhauers  Franz  Xaver 
Nissl  von  Fügen.  Näheres  unbekannt. 

F.  (Ferdinandeumshandschrift)  2735.  H.  S. 

Bacher,  Gideon,  Ulmer  Baumeister  und 
Mathematiker,  baute  1590  ein  Schloß  für  den 
Markgrafen  von  Baden  in  Hochberg,  nach- 
dem er  vorher  die  Tortürme  in  Nördlingen 
errichtet  hatte.  Stand  dann  in  Diensten  des 
Markgrafen  Georg  Friedrich  von  Branden- 
burg und  errichtete  1594 — 97  den  mittleren 
Turm  der  Stiftskirche  St.  Gumpcrt  zu  Ans- 
bach. 1601  leitete  er  die  umfassenden  Restau- 


rationsarbeiten am  Schlosse  zu  Hof.  Im  De- 
zember 1604  wurde  er  nach  Ulm  zum  Fe- 
stungsbau berufen.  1614  war  er  am  Bau  der 
Veste  Coburg  tätig. 

W eyermann,  Nachrichten  von  Gelehrten, 
Künstlern  etc.  aus  Ulm.  p.  31.  — Löffler,  Ge- 
schichte der  Festung  Ulm.  S.  108  ff.  — Klemm, 
Württ.  Baumstr.  u.  Bildhauer.  S.  153.  — Fr.  H. 
H o f m a n n,  Kst.  am  Hofe  der  Markgrafen  von 
Brandenburg  (Stud.  z.  deutsch.  Kstgesch.  Heft 
32)  1901.  — Bau-  u.  Kstdcnkm.  Thüringens: 
Sachs.-Cob.-Gotha,  Heft  XXXIII,  Bd.  IV  497. 

M.  Bach. 

Bacher,  Girolamo,  italien.  Goldschmied 
in  Neapel,  wo  er  1725 — 35  im  Aufträge  der 
Suorc  della  Trinitä  dclle  Monache  an  einer 
für  den  Hochaltar  der  gleichnamigen  Kloster- 
kirche bestimmten,  reich  mit  Edelsteinen  ver- 
zierten Altarbekleidung  aus  Kupfer  und  ver- 
goldetem Silber  arbeitete.  Der  vom  Maler 
Giacomo  del  Po  gezeichnete  Entwurf  zu  die- 
sem „paliotto“  war  nach  dessen  Tode  einigen 
Veränderungen  unterworfen  worden  durch 
den  Architekten  Filippo  Marinelli,  der  unter 
Mitwirkung  des  Malers  Paolo  De  Matteis 
auch  die  Ausführung  des  Werkes  leitete. 
Nach  Vollendung  seiner  Arbeit  erhielt  Giro- 
lamo B.  die  Gesamtsumme  von  6000  Dukaten 
ausgezahlt,  in  die  wahrscheinlich  die  hohen 
Materialauslagen  des  Goldschmiedes  mit  in- 
begriffen waren. 

A.  Fiordelisi  in  Napoli  Nobiliss.  VIII 
184.  G.  Degli  Asm*. 

Bacher,  Leonhard,  Kunstschrciner  von 
Amberg,  verfertigt  1779  gemeinschaftlich  mit 
dem  Bildhauer  Joh.  Philipp  Luz  den  Chor- 
altar der  Kirche  zu  Obcrviechtach.  Am  20. 
9.  1790  liefert  er  einen  Voranschlag  zu  einem 
neuen  Hochaltar  für  die  Kirche  in  Weiden, 
doch  wurde  das  einfachere  Konkurrenzpro- 
jekt des  Bildhauers  Friedr.  Wagner  zur  Aus- 
führung bestimmt. 

Kunstdenkmäler  d.  Königr.  Bayern  II,  Heft 
VII  41,  Heft  IX  129.  H.  V. 

Bacher,  Otto  Henry,  amerik.  Maler  u. 
Radierer,  geb.  am  81.3. 1856  in  Cleveland,  Ohio, 
Schüler  von  Duveneck  in  Cincinnati,  studierte 
später  in  Paris  unter  Carolus-Duran,  Bou- 
langer  und  Lefebvre.  1882  stellte  er  in  der 
Royal  Acad.  in  London  eine  Ansicht  von  S. 
Marco  in  Venedig  aus,  1894  in  der  Jahres- 
ausstellung amerikanischer  Künstler  in  New 
York  zwei  nackte  Figuren  im  Freien.  B. 
ist  besonders  hervorragend  als  Radierer;  ein 
Verzeichnis  seiner  Blätter,  meist  flott  hinge- 
worfener Landschaften,  befindet  sich  in  der 
Amcric.  Art  Review  von  1881.  1904  erhielt 
er  für  seine  Radierungen  auf  der  Weltaus- 
stellung in  St.  Louis  die  silberne  Medaille. 

Mit  Notizen  von  E.  Richter. 

Edmund  von  Mach. 

Bacher,  Peter,  Kunstschreiner  von  Am- 
berg, Verwandter  des  Leonhard,  lieferte  1757 
die  Schrcinerarbeiten  an  Hochaltar,  Kanzel, 
Beichtstühlen  und  Kirchengestühl  für  die 


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Bacher  — Bachlechner 


Wallfahrtskirche  Wies  bei  Moosbach.  1762 
stellte  er  gemeinschaftlich  mit  dem  Bildhauer 
Peter  Hirsch  den  südl.  Ncbenaltar  der  Kirche 
zu  Weiden  auf.  1776  wird  sein  und  des  Bild- 
hauers Philipp  Luz’  Hoch-  und  Seitcnaltar- 
projekt  für  die  Kirche  zu  Neudorf  genehmigt. 

Kunstdenkmälcr  d.  Königr.  Bayern,  II,  Heft 
VIII  76,  Heft  IX  75,  128,  166.  H.  V. 

Bacher,  Rudolf,  Maler  u.  Bildhauer,  geb. 
am  20.  Jan.  1862  in  Wien,  besuchte  Mitte  der 
1880er  Jahre  die  Wiener  Akademie,  wo  Leop. 
C.  Müller  sein  Lehrer  war,  erhielt  1886  den 
1.  Hofpreis  und  schuf  später  hauptsächlich 
Gemälde  mit  religiösen  Stoffen  (1888  „Er- 
löst“, jetzt  in  der  Galerie  in  Graz;  1889 
„Mater  dolorosa“;  1891  „Ave  Maria",  Pe- 
trus begegnet  Christus  1899),  daneben  auch 
Bildnisse,  darunter  besonders  das  Porträt  sei- 
ner Mutter  u.  drei  Herrenporträts  (Wiener 
Sezession,  Frühjahr  1907)  hervorzuheben. 
Bei  Gründung  der  „Vereinigung  bildender 
Künstler  österr.  (Sezession)“,  schloß  er  sich 
derselben  an.  Seit  1903  ist  er  Professor  an 
der  Wiener  Akademie  und  hat  sich  neuer- 
dings auch  als  Bildhauer  betätigt;  die  Aus- 
stellung der  Wiener  Sezession  im  Frühjahr 
1907  zeigte  die  realistisch  aufgefaßte  Bronze- 
büste einer  Greisin. 

Bötticher,  Malerw.  d.  19.  Jahrh.  — Das 
geistige  Wien  1893.  — Kosel,  Deutsch-österr. 
Kstlerlex.  I.  — H e v c s i,  österr.  Kst.  p.  302. 
— Ders.,  Acht  Jahre  Sezession.  — Zeitschr.  f. 
b.  K.  XXIV  194  (m.  Abb.).  — Die  Kunst  XV 
397.  — Ausstellungs-Kat.  Wien,  Dresden,  Mün- 
chen, Berlin.  -y 

Bachcre,  Gaspard  de,  s.  Backire. 

Bachereau-Reverchon,  Victor,  französ. 
Maler,  geb.  zu  Batignolles  (Paris)  1842, 
Schüler  von  G.  Deville,  stellte  von  1863 — 1888 
eine  lange  Reihe  von  dekorativen  Panneaux, 
Stilleben  und  Genrebildern  aus.  1877  war  er 
auch  in  der  Ausst.  der  Berliner  Akademie  mit 
dem  Bilde:  Galerie  de  Glaces  (Versailles  als 
Lazarett  1870/71)  vertreten. 

Bellier-Auvray,  Dict.  I u.  Suppl.  — 
Gaz.  d.  b.-arts  II  P6r.  XVI  66.  — Kataloge  der 
Ausstellungen.  _ ** 

Bacherelli,  s.  Baccherelli  u.  Beccarelli. 

Bacherini,  Anna,  s.  Piattoli,  Anna. 

Bachet,  Leon  und  Louis,  Pariser  De- 
korationsmaler, vielleicht  ein  und  dieselbe 
Person  und  besser  Bachot,  Louis,  genannt; 
siehe  dort. 

Bachet,  M a c 6,  französ.  Bildhauer  in  Pa- 
ris, verpflichtet  sich  1524  für  das  Karthäuser- 
kloster ein  Bild  der  Madonna  „assisc  dedens 
ung  tableau“  auszuführen. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  1898.  R. 

Bachetta,  Pietro,  sizil.  Bildhauer,  1584 
in  Palermo  urkundlich  erwähnt  als  Begut- 
achter einer  Arbeit  des  Vinccnzo  Gagini  in 
der  Crucifixus-Kapelle  des  dortigen  Domes. 

Di  M a r z o,  I Gagini  I 575,  II  307. 

E.  Mauceri. 

Bachi,  s.  Bacchi. 


Bachiacca,  s.  Ubertini,  Franc. 

Bachiller,  D o r o t e o,  span.  Zeichner  und 
Lithograph,  geb.  zu  Beginn  des  19.  Jahrh., 
f 1866.  Ausgcbildet  in  Paris  und  London, 
späterhin  Mitarbeiter  an  Werken  wie  „Atlas 
de  Espaiia“  — „Album  artistico  de  Toledo“ 

— „Viaje  artistico  a los  sitios“  — „Plano  de 
Madrid“  — „Mapa  historico  de  las  Catallas 
en  tiempo  de  los  Romanos“  — „Memoria  des- 
criptiva  del  Teatro  Real  de  Madrid“  usw. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espafioles  del  siglo  XIX  (1883 — 434). 

P.  Lafond. 

Bachin,  Franz  Ferdinand,  als  Maler 
in  Breslau  zwischen  1673  u.  1684  urkundlich 
erwähnt.  c.  B. 

Bachlechner,  Anton,  Tiroler  Maler,  geb. 
zu  Bruneck  am  5.  12.  1806,  f daselbst  am 

27.  12.  1854  (nach  Mitteilung  von  Dr.  Fr. 
Innerhofer).  Studierte  mit  gutem  Erfolg 
seit  1826  an  der  k.  Akad.  zu  München. 
Stellte  1827  im  Ferdinandeum  aus.  Von  1829 
stammt  von  ihm  die  Lithographie  einer  Ma- 
donna, welche  er  1832  in  einem  großen  Ge- 
mälde ausführte.  Andere  Werke  von  ihm: 
In  der  S.  Nicolauskirche  zu  Issing  (Puster- 
tal) am  linken  Seitenaltar  Gemälde  der  hl. 
Elisabeth.  S.  Annakirche  der  Franziskaner 
zu  Reute  (Lechtal)  : Entwurf  zu  drei  Dek- 
kcngemälden  in  der  Schiffswölbung:  1)  Der 
hl.  Franziskus  das  Christkind  anbetend.  — 
2)  Derselbe  erbittet  den  Portiuncula-Ablaß. 

— 3)  Derselbe  auf  einer  Tragbahre  segnend. 
Ausgeführt  vom  Maler  Kärle. 

Kstlerlex.  1S30.  — Tiroler  Bote  1826,  S.  348, 
1830,  S.  336,  1832,  S.  236.  — Kunstfreund  1897, 
S.  26.  — H.  Semper,  Wanderungen  u.  Kunst- 
studien  in  Tirol.  Innsbruck  1894,  S.  135.  H.  S. 

Bachlechner,  Eduard,  Sohn  des  Anton 
B.,  lernte  in  den  Jahren  1853 — 1857  bei 
dem  Maler  Mühlmann  in  Brixen  die  Malerei, 
wurde  aber  nicht  so  tüchtig  wie  sein  Vater. 

Dr.  Frans  Innerhofer. 

Bachlechner,  Joseph,  Holzbildhauer,  geb. 

28.  10.  1871  in  Bruneck  im  Pustertal.  Be- 
suchte die  Fachschule  für  Bildhauerei  in  Bo- 
zen unter  Prof.  Haider.  Arbeitete  dann  bei 
Parth  in  Brixen  und  Diechtl  in  Hall,  und 
studierte  in  Rom  und  an  der  Münchener  Aka- 
demie unter  Prof.  Eberle.  Seit  1900  dauernd 
in  Hall  ansässig.  Seine  Werke,  hauptsächlich 
Statuen  mit  Reliefs,  befinden  sich  in  verschie- 
denen Kirchen  Tirols,  Salzburgs,  Ober-  und 
Nieder-Österrcichs,  Böhmens  etc.  Hauptwerke : 
14  Stationen  in  Relief,  S.  Nikolauskirche  bei 
Innsbruck,  1897.  Seitenaltar  ebendort,  rechts 
vom  Chor,  mit  Holzskulpturen  aus  dem  Le- 
ben Jesu.  Am  Hochaltar  der  Pfarrkirche 
von  Kauns  (Oberinntal)  die  Reliefs:  Be- 
rufung und  Martyrium  des  hl.  Jacob,  1899  bis 
1900.  An  einem  Scitcnaltar  der  Kirche  von 
Untermicming  (Oberinntal),  dessen  Archi- 
tektur von  seinem  Bruder  Ludwig  nach  einem 
Entwurf  des  Architekten  Müller  in  München 


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Bachlechner  — Bachmann 


ausgeführt  wurde:  Holzreliefbild  des  hl.  Isi- 
dor im  Gebet.  Im  Aufsatz  Holzstatuen  der  Hl. 
Cassian,  Andreas  von  Rinn  und  Simon  von 
Trient.  An  der  Predella  S.  Franciscus  und 
S.  Antonius  v.  Padua  in  Relief.  Ein  zwei- 
ter Seitenaltar  ebenda,  gleichfalls  von  Lud- 
wig B.  erbaut,  von  Joseph  B.  mit  Statuen 
und  Reliefs  von  Holz  geschmückt,  1900  bis 
1901.  In  der  Kirche  von  Hochgallmig  (Ti- 
rol) gotischer  Flügclaltar,  von  Ludwig  B. 
gebaut,  von  Joseph  B.  mit  Schnitzfiguren  und 
Reliefs  geschmückt.  Mittelgruppe:  Geburt 
Christi.  Relieffiguren  des  hl.  Isidor  und 
Wendelin,  1902 — 1903.  In  der  Franziskaner- 
kirche zu  Telfs  (Oberinntal)  Holzgruppe  der 
Pietä.  In  der  Curatiekirche  von  Burgstall 
(Südtirol)  Holzstatue  der  Unbefleckten, 
1904.  Ebenda:  Seitenaltar  (Herz  Jesu- Al- 
tar), Holzfiguren:  Jesus,  Anna,  Maria, 

Notburga,  Engel,  1904.  In  der  Pfarrkirche 
von  Umhausen  (ötztal)  Statuen  der  Unbe- 
fleckten und  des  guten  Hirten,  1905.  Außer- 
dem Statuen  und  Reliefs  für  die  Pfarrkirche 
von  Schmirn  am  Brenner,  für  2 Altäre  in 
Völturns  bei  Brixen,  für  Marling,  Matrei  am 
Brenner,  Wenns  im  Pitztal.  für  die  neue 
Kirche  des  Fraucnklosters  in  Wien,  für  zwei 
Altäre  in  der  neuen  S.  Andreaskirche  in  Salz- 
burg u.  s.  f.  Für  einige  Altäre  stellte  er  auch 
die  Gemälde  her.  — B.  schloß  sich  früher 
mit  feinem  Nachempfinden  dem  altdeutschen 
Schnitzstil  vom  Ende  des  15.  und  Anfang  des 
IG.  Jalirh.  an,  neuerdings  folgt  er  mehr  der 
Bcuronschen  Kunstschule. 

Kunstfreund  1897 — 1905  passim.  — Mittcil. 
des  Künstlers.  H.  S. 

Bachlechner,  Ludwig,  Kunsttischler  und 
Altarbauer,  tätig  in  Hall  in  Tirol.  Bruder 
des  Joseph  B.  (s.  d.).  H.  S. 

Bachler,  Glasmaler,  tätig  in  der  Westmin- 
ster- Abtei,  London,  im  17.  Jahrh. 

Lasteyrie,  Les  peintres-verriers  etc.  Pa- 
ris 1880  p.  34.  •• 

Bachman,  Goldschmiede  in  Augsburg,  von 
denen  ein  Hans  Jacob  1024  Gschaumaister, 
1633  Vorgchcr  in  der  Zunft  war  und  1651 
starb.  — Ein  Jacob  B.  starb  1678;  ein  gleich- 
namiger Goldschmied  daselbst  t 1709. 

Notizen  von  M.  Rosenberg.  — Schauss, 
Histor.  Katalog  d.  K.  Bayr.  Schatzkammer,  Mün- 
chen 1879  p.  62,  67.  ** 

Bachmann,  Adam,  Glasmaler,  von  Zug, 
um  1602 — 1611  daselbst  erwähnt.  Zugeschrie- 
ben wird  ihm  ein  A.  B.  15  . . bczcichncter 
Scheibenriß  im  Museum  daselbst. 

A.  Weber  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Bachmann,  Adele,  s.  Corby. 

Bachmann,  Alfred,  Landschaftsmaler,  geb, 
am  1.  10.  1863  in  Dirschau  bei  Danzig,  Schü- 
ler der  Königsberger  Akademie  unter  Prof. 
Max  Schmidt;  seit  1891  in  München  tätig. 
Die  Motive  zu  seinen  Bildern  (Seestücke, 
Dünen-  und  Moorlandschaften)  gewann  er 


auf  ausgedehnten  Studienreisen  nach  den  nor- 
dischen Küsten  und  Nordseeinseln,  nach  Is- 
land und  den  Scilly-Inseln,  in  die  Normandie, 
an  die  portugiesische  Küste  und  nach  Tene- 
riffa. Doch  tritt  bei  seiner  Darstcllungsart 
das  Gegenständliche  der  Szenerie  zumeist  zu- 
rück vor  einer  intimen  Beobachtung  der  Luft- 
und  Lichterscheinungen.  Mit  Vorliebe  be- 
handelt er  den  flachen  Meeresstrand  mit  her- 
anrollenden und  im  Sande  verlaufenden  Wel- 
len. In  den  Werken,  die  er  seit  1887  alljähr- 
lich im  Münchener  Glaspalast  ausstellte,  kehrt 
das  Thema  des  Sonnenunterganges  auf  hoher 
See,  mannigfach  variiert,  häufig  wieder.  Feine 
malerische  Wirkung  erzielt  er  auch  in  seinen 
meisterhaften  Pastellen.  Von  ihm  besitzt  das 
städtische  Museum  in  Leipzig  das  Ölbild: 
„Das  Meer“,  die  Münchener  Pinakothek  das 
Pastell  „Sonnenuntergang“  1907.  Ende  1907 
vollendete  er  im  Hause  des  Landgcrichtsdirck- 
tors  Quincke  in  Frankfurt  a.  M.  einen  großen 
Temperafries:  I.andschaft  im  Charakter  Is- 
lands, dessen  dekorative  Wirkung  gerühmt 
wird. 

Kataloge  der  Ausstellungen  im  Münchener 
Glaspalast.  — Abbildungen:  Kunst  f.  Alle  XV 
554,  XXII  575.  — F.  v.  Bötticher,  Malcr- 
werke  des  19.  Jahrh.  — Dreßler,  Kunsthand- 
buch 1906  S.  39.  — Mitteilungen  des  Künstlers. 

Bachmann,  Anton,  Architekt  in  München, 
1871  zu  Aschaffenburg  geboren,  bildete  sich 
an  der  gewerblichen  Fachschule,  der  Kgl. 
Kunstgcwcrbcschule  und  dem  Polytechnikum 
in  München  aus.  Ein  Reichsstipendium  er- 
möglichte ihm  1896  Studienreisen  nach  Italien, 
der  Schweiz,  nach  Tirol.  Darnach  trat  er  in 
das  Bureau  des  Prof.  Romcis  an  der  Kunst- 
gcwerbeschule  ein  und  wurde  gleichzeitig 
Fachlehrer  an  der  städtischen  Gewerbeschule 
in  München.  Seit  1898  führt  er  selbständige 
kunstgewerbliche  und  architektonische  Ar- 
beiten aus.  Hauptwerke  sind:  Grabdenk- 
mäler in  München,  Innsbruck,  Brixen,  Cham 
und  Reichcnhall;  das  Winklerhaus  zu  Inns- 
bruck; Villenbauten  in  Mühlau,  Traunstein, 
Reichenhall,  München;  Neuausstattungen, 
z.  B.  des  Sitzungssaales  des  Rathauses  in 
Landshut;  Kirchenrenovationen,  u.  a.  der 
Morizkirche  in  Augsburg,  der  Stadtpfarr- 
kirche in  Traunstein;  verschiedentlich  Kon- 
kurrenzerfolge (für  einen  kath.  Kirchenbau, 
für  Kölner  Dom-Fassaden  u.  a.).  1900,  1905 
und  1906  stellte  er  Skizzen  und  Entwürfe  zu 
Kirchen,  zu  einem  Rathaus  und  einem  Grab- 
denkmal im  Münchener  Glaspalast  aus 
(Aquarelle). 

Katalog  d.  Ausst.  im  Glaspalast,  München, 
1900  S.  170,  1905  S.  208  und  190G  S.  136.  — 
Mitteil,  des  Künstlers.  H.  F.  Nasse. 

Bachmann,  Beat  Jacob,  Schweiz.  Maler, 
hat  (nach  einem  Schreiben  des  Statthalters 
und  Rats  der  Stadt  Zug  an  Schultheiß  und 
Rat  von  Luzern  vom  1.  2.  1620)  im  Kapuzincr- 


316 


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Bachmann 


klostcr  zu  Sursce  die  Legende  des  hl.  Fran- 
ziskus gemalt  Bis  Weihnachten  1619  sollte 
er  die  Restzahlung  von  160  Gulden  dafür  er- 
halten. 

Notiz  von  Dr.  von  Liebcnau  im  Anz.  f. 
Schweiz.  Altertumskunde  V (1903/4)  p.  285.  *• 

Bachmann,  Christian,  Bildhauer,  wird 
am  Schloßbau  zu  Ludwigslust  als  Schüler  des 
Bildhauers  Rud.  Kaplungcr  erwähnt  und  wird 
1795  Nachfolger  des  Hofbildhauers  Sievert 
an  der  „Karton-Fabrik“  daselbst,  welche  aus 
Papiermache  Reliefs,  Büsten  und  Statuen  hcr- 
stellte.  Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  Bild- 
hauer C.  Bachmann,  welcher  1793  in  der 
Berliner  Akademie  2 Arbeiten  ausstcllte. 

Kst.-  u.  Gesch.-Dcnkmäl.  d.  GroBhcrzt.  Meck- 
lenburg-Schwerin. 2.  Aufl.  1900.  III  255.  269.  — 
Kat.  d.  Berlin.  Akad.-Ausstcllg.  1793  p.  47. 

H.  V. 

Bachmann,  Enoch  d.  Ä.,  Freiberger  Gold- 
schmied, Vater  des  später  in  Dresden  tätigen 
Enoch  Bachmann  d.  J.  Er  wurde  in  der 
Werkstatt  seines  Vaters,  Hans  B.  d.  Ä.  aus- 
gebildet, war  seit  1587  Meister  und  Bürger 
und  starb  1832  im  Domviertel.  — Dem  Rate 
lieferte  er  1604 — 5 einen  Becher,  beiderseits 
mit  dem  Ratswappen,  1605  zwei  Wappcn- 
schildc,  1606 — 7 einen  Becher  zur  Hochzeit 
von  Wolf  Pragers  Tochter  und  der  Gold 
schmiede- Innung  1587  das  Handwerkssicgcl 
(vgl.  Abb.  in  nachstehender  Lit).  Außerdem 
erneuerte  er  1005 — 6 das  noch  erhaltene  Kru- 
zifix in  der  Ratsstube. 

Mitt.  d.  Freiberger  Altert.-Ver.  Heft  31,  p.  40  f. 

Hs.  Loose. 

Bachmann,  Georg,  auch  Pachmann  und 
Bachman,  Kirchcnmalcr,  geb.  wahrscheinlich 
1600  in  Friedberg  in  Böhmen,  + zu  Wien  1652. 
Er  scheint  ziemlich  viel  beschäftigt  gewesen 
zu  sein,  denn  Bilder  von  seiner  Hand  sind 
in  den  barocken  Kirchen  Wiens  nicht  selten. 
Die  Schottenkirche  besitzt  von  ihm  das  Bild 
des  Papstes  Gregor,  die  der  Dominikaner 
einen  Thomas  von  Aquino.  Das  Hochaltar- 
blatt der  Stephanskirche  zu  Eggenburg  in 
Niederöstcrrcich,  1642  datiert,  ist  gleichfalls 
von  seiner  Hand.  In  Melk  besitzt  die  Stifts- 
kirche, und  zwar  als  einen  Rest  der  Aus- 
schmückung des  altern  Baues,  ein  Altarbild 
B.s,  bezeichnet  1650 : ein  zweites  von  ähn- 
licher Größe  die  sog.  Wintersakristei  daselbst, 
darstellend  die  Übertragung  der  Leiche  des 
hl.  Coloman  nach  Melk  (1014),  die  Vorhalle 
des  Kapitelsaales  endlich  ein  großes  Altar- 
blatt, die  Heiligen  in  der  Glorie.  Auch  als 
Porträtmaler  genoß  B.,  wie  es  scheint,  eines 
nicht  geringen  Ansehens,  so  malte  er  (nach 
dem  Panzerschcn  Porträtkatalog  p.  93)  das 
Porträt  des  Nürnberger  Senators  G.  Ph. 
Harsdörffcr  (gestochen  von  Elias  Wiede- 
mann). — Sein  Grabmal  entdeckte  man  im 
J.  1852  in  der  ehemaligen  Dreifaltigkeits- 
Kapelle  im  Lazenhof  zu  Wien  beim  Umbau 
dieses  Gebäudes.  Die  Grabschrift  ist  mitge- 


teilt in  Freih.  von  Sackens  Aufsatz  über  den 
Lazenhof  im  Literaturblatt  der  Wiener  Zei- 
tung, 1853,  p.  89. 

Sandrart,  T.  Akad.  I 323.  — F ü s s 1 i, 
Kstlerlex.  — F i o r i 1 1 o,  Gcsch.  der  zeichnen- 
den K.  in  Deutschland  etc.  II  142.  — Dla- 
bacz,  Böhm.  Künstlerlcx.  *• 

Bachmann,  Hans,  d.  A.,  siche  unter  Bach- 
inatin,  Enoch. 

Bachmann,  Hans,  Genremaler,  geb.  am  1. 
5.  1852  in  Winikon  (Luzern),  war  1870 — 74 
auf  der  Akademie  in  Düsseldorf  Schüler  von 
Eduard  von  Gebhardt  und  Carl  Hoff,  kehrte 
bald  darauf  in  seine  Heimat  zurück.  Er 
malte  ernste  und  heitere  gemütvolle  Szenen 
aus  dem  schweizerischen  Volksleben,  unter 
denen  genannt  seien:  „Eine  Beerdigung  im 
Hochgebirge“  in  der  Kunsthalle  zu  Düssel- 
dorf (ein  Bild  gleichen  Inhalts  im  Museum 
Luzern)  ; „Weihnachtssingen  im  Kanton  Lu- 
zern“ (Museum  Basel)  ; „Zum  erstenmal  ins 
Tal“  (Museum  Bern)  ; „Abcndglockcn“  (Mu- 
seum Aarau)  ; „Holzschlitten“  (Bundespalast 
Bern). 

Das  geist.  Deutschland.  1898  I.  — C.  Brun, 
Schweizer.  Kstlerlex.  Board. 

Bachmann,  Johann  („Hans“),  Dekora- 
tionsmaler von  Säckingen,  malte  1608  in  Bero- 
münster das  von  Meister  Antony  ausgebaute 
„Sicgelthal“  der  Stiftskirche  mit  ornamen- 
talen Fresken  aus. 

F.  Heinemann  bei  Brun,  Schweizer.  Kst- 
lerlcx.  H.  V. 

Bachmann,  Johann  Andreas,  Glocken- 
gießer zu  Zwickau,  später  zu  Glauchau,  goß 
1783  die  große  Glocke  für  Langcnleuba-Ober- 
hain,  1753  diejenige  für  Thurm,  ferner  die 
für  Lobsdorf,  Ernstthal. 

Bau-  u.  Kstdenkm.  d.  Königr.  Sachsen  Heft 
13  p.  6,  21,  34 ; Heft  14  p.  20.  H.  V. 

Bachmann,  Johann  Christian,  Glok- 
kengießer  in  Halle,  goß  1711  eine  Glocke  für 
Dahlen,  1712  zwei  Glocken  für  Zwenkau,  1713 
für  Niederlungwitz  und  Glauchau,  1731  eine 
solche  für  Domnitz. 

O 1 1 e,  Glockenkunde.  — Bau-  u.  Kstdenkm. 
d.  Königr.  Sachsen,  Heft  7 p.  6;  Heft  13  p.  8, 
26;  Heft  16  p.  148.  H.  V. 

Bachmann,  Jürgen,  Architekt  in  Char- 
lottenburg, geb.  am  16.  5.  1872  in  Nübel  an 
der  Flensburger  Förde.  Schüler  der  Bau- 
gewcrkschule  in  Eckernförde  und  der  Techn. 
Hochschule  in  Berlin,  dann  im  Atelier  Jürgen 
Krögers  tätig,  für  den  er  auch  Kirchenbauten 
in  Sachsen  .leitete.  1903  assoziierte  sich  B. 
mit  dem  Architekten  Peter  Jürgensen,  und 
ihre  Firma  Jürgensen  und  Bachmann  ent- 
faltete eine  umfangreiche  Bautätigkeit  und 
beteiligte  sich  mit  Erfolg  an  zahlreichen  Kon- 
kurrenzen. Unter  den  ausgeführten  Bauten 
ist  besonders  zu  erwähnen  die  Synagoge  für 
die  Israelitische  Rcligionsgesellschaft  in  Frank- 
furt a.  M.,  ein  unter  freier  Benutzung  romani- 
scher Formen  hergestellter  Gebäudekomplex, 
ausgezeichnet  durch  eine  Fülle  reizvoll  be- 


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Bachmann  — Bachofen 


handeiter  Details  u.  überaus  stattliche  Raum- 
wirkung des  20  m breiten,  tonnengewölbten 
Mittelschiffes  des  Hauptgebäudes,  das  ein 
malerischer  Vorhof  mit  seitlichen  Flügel- 
bauten von  der  Straße  trennt.  Ferner:  Ma- 
rienkirche in  Flensburg,  Kirche  in  Stellingen 
bei  Hamburg,  mehrere  Schulen,  Privatwohn- 
häuscr  usw. 

Deutsche  Bauztg.  1903  S.  236,  499,  578,  656, 
1904  S.  520,  1905  S.  72,  348,  360,  1900  S.  154. 

— Der  Baumeister  VI.  Jahrg.  (1907)  Heft  2 (mit 
zablr.  Abb.).  — Deutsche  Konkurrenzen  XVII 
(1904)  Heft  5 u.  6 S.  40-43,  Heft  11  S.  15—17. 

— L.  Bernoully  in  d.  Frkf.  Zeit.  29.  8.  07 

(2.  Mgbl.).  H.  V. 

Bachmann,  Karo  ly  (Karl),  ung.  Maler, 
geb.  1874  in  Budapest,  war  1890 — 92  Schüler 
von  Agghäzy  und  B.  Szekely,  kam  dann  nach 
Paris  zu  Lefevre,  Jean  Paul  Laurens  und  Ro- 
bert-Fleury,  stellte  sein  erstes  Bild  „Rast  in 
der  Csärda“  1892  in  Budapest  aus.  Nach  sei- 
nem größeren  Gemälde  „Anarchisten“  wid- 
mete er  sich  ganz  der  Miniaturmalerei.  Hält 
zurzeit  eine  Kunstschule  in  Ujpest.  K.  Lyka. 

Bachmann,  Nikolaus,  Porträtmaler  und 
Illustrator  in  Berlin,  geb.  in  Heide  (Holstein) 
am  20.  11.  1885,  studierte  in  Dresden,  Wei- 
mar, Berlin  und  Paris.  Von  ihm  im  Kieler 
Museum  das  Bild:  „Kinder  mit  Laterne“  u. 
Ehrenbürgerbrief  für  Klaus  Groth.  ** 

Bachmann,  Simon,  Schweizer  Bildschnit- 
zer des  17.  Jahrh.,  geb.  in  Muri  (Aargau), 
kehrte  nach  weiten  Reisen  gegen  Ende  des 
30jährigen  Krieges  in  die  Heimat  zurück.  Um 
1650/61  fertigte  er  ein  neues  Chorgestühl  für 
die  Klosterkirche  in  Muri  mit  26  kleinen  Re- 
liefs mit  Darstellungen  aus  der  Jugendge- 
schichte Christi  und  der  Passion  und  26  krö- 
nenden Heiligenfiguren.  Nach  Vollendung 
dieses  Werkes  siedelte  B.  nach  Luzern  über, 
wo  er  1662  zum  letzten  Male  erwähnt  wird. 
Außerdem  sind  2 kleine  Holzstatuen  in  der 
hl.  Angelsachsenkapclle  bei  Sarmcnsdorf 
(Aargau)  als  Arbeiten  von  ihm  nachgewiesen. 

H.  Lehmann  bei  Brun,  Schweiz.  Kstlcrlcx. 

H.  V. 

Bachmanssen,  Hugo  Elias,  Maler,  Finn- 
land (Rußland),  geb.  am  17.  4.  1860  zu  Abo. 
Russ.  Infanterie-Offizier  (1898  Abschied  mit 
Oberstleutnantsgrad).  1899 — 1902  Reserve- 
Kapitän  bei  den  finnländischcn  Truppen. 
Kunststudien  in  Abo,  St.  Petersburg,  Paris 
(1895  bei  E.  Boutigny)  und  München  (bei 
H.  v.  Bartels  und  1904  Zügel).  Hat  Kadetten- 
und  Soldatenbilder,  genremäßige  Studien  (oft 
in  Aquarell)  aus  Tunis  (1898),  der  Mand- 
schurei (bei  dem  russisch-japanischen  Kriege), 
Spanien  und  Marokko  (1906 — 7)  und  Por- 
träts gemalt.  Eine  große  „Rekognoszierung 
der  russ.  Armee  bei  Kara-Lom“  in  Bulgarien 
1877  (gemalt  1895 — 7)  hängt  in  der  Militär- 
Galerie  des  Wintcrpalastes,  eine  Abendge- 
sellschaft der  Offiziere  des  Ismailoffschen 


Regiments  (mit  über  40  Porträts,  vollendet 
1903)  im  Offiziers-Klub  des  Regiments  in 
St.  Petersburg.  j.  /.  Tikkanen. 

Bachmatoff,  Iwan  Jäkowlewitsch, 
russischer  Heiligenbildmaler  aus  Kostroma, 
tätig  Ende  des  17.  Jahrh.  und  im  ersten  Vier- 
tel des  18.  Jahrh.,  schmückte  1702  mit  dreißig 
unter  seiner  Leitung  stehenden  Malern  aus 
derselben  Stadt  die  Snamenski-Kathedrale  zu 
Nowgorod  mit  Wandgemälden. 

Russ.  Bibliog.  II  600.  — Rowinski,  Hct.  pyccx. 
ruK.  iiKOHon.  (Gesch.  d.  russ.  .Schulen  d.  Hciligen- 
bildmalerci  i.  d.  Mit.  d.  Kaiscrl.  arch.  Ges.)  Peters- 
burg 1856,  VIII  13i  tu  132.  W%  Ntumann. 

Bachmatowicz,  Kasimir,  Maler  und  Li- 
thograph, geb.  1808,  t in  Dobrowslany  1837, 
studierte  und  lebte  in  Wilna,  war  Schüler 
von  Prof.  Rüstern  dort,  malte  nur  kleinere 
Landschaften  und  Porträts  und  hinterließ  fol- 
gende lithographische  Werke:  1)  Souvenir 

de  Dobrowlany  1835.  10  Blätter  in  der 

Anstalt  von  Ozicmblowski  in  Wilna  abge- 
druckt. — 2)  Orlosiady  1836.  6 Bl.  nach  den 
Zeichnungen  Alexanders  Orlowski  lithogra- 
phiert u.  in  Dobrowlany  gedruckt  — 3)  Sou- 
venir pittoresque  des  petits  ouvrages  de  J. 
Rüstern.  Album  von  6 Bl.  und  Rustems 
Porträt.  — 4)  Przypomnienic  Wilna  1837. 
Album  von  4 Bl.  in  der  Art  V.  Adam.  — 
5)  Fortsetzung  des  Vorigen.  Album  von  6 
Bl.  in  Dobrowlany  gedruckt.  — 6)  Costumcs 
et  scencs.  Album  von  6 Bl. 

Rasta  wieck  i,  Slownik  rytowniköw  pol., 
Posen  1886  I 47.  — Kraszcwski,  Ikono- 
theka,  Wilna  1858  S.  70.  — K o I a c z k o w s k i, 
Slownik  rytowniköw  pol.,  Lemberg  1874. 

Marian  Gumowski. 

Bachmayr  (Pachmayr),  Peter,  kaiscrl. 
Kammer-Goldschmied  in  Wien  seit  1656,  lie- 
ferte 1670  eine  Medaille  auf  die  Grundstein- 
legung in  der  Leopoldstadt  und  1675  eine  sil- 
berne Statue  des  heil.  Joseph  für  die  Carme- 
liter  in  der  Leopoldstadt. 

A.  1 1 g,  im  Monatsblatt  d.  Altertums-Vereins 
zu  Wien,  II.  Bd.  V.  Jahrg.  Febr.  1888.  •* 

Bachmayr,  s.  auch  Pachmayr. 

Bachnetzer,  Bernhard,  Kunstschlosser 
von  Stams  in  Tirol  (Oberinntal).  1716  lie- 
ferte er  das  schöne  Eisengitter  der  hl.  Bluts- 
kapelle in  der  Stiftskirche  von  Stams.  Er 
war  der  Lehrmeister  des  Laienbruders  Mi- 
chael Neurauter,  der  mehrere  andere  schöne 
Eisengitter  daselbst  verfertigte. 

Nachträge  zum  Tirol.  Künstlerlex.  Hand- 
schrift der  Fcrdinandcumsbibl.  1212  n.  11,  S.  24. 

Bachofen,  Joh.  Heinrich,  Hafner  zu 
Zürich,  arbeitete  gemeinsam  mit  dem  Ofen- 
malcr  Jakob  Hofmann.  Ein  hübsches  Ofen- 
modell, bez.  „Joh.  Heinrich  Bachoffen.  Jacob 
Hoffmann  pinxit  1765“  befindet  sich  im 
Schweiz.  Landesmuseum.  Ihre  blau  bemalten 
Turmöfen  trifft  man  häufig  in  Zürich  und 
Umgebung.  Eine  signierte  Standuhr  aus  ver- 


318 


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Bachofen  — Bachstett 


goldetem  Messing  von  ihm  wurde  1893  mit 
der  Sammlung  Gubler  in  Köln  versteigert. 

H.  Lehmann  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

— Katal.  d.  Sammlg.  Gubler  in  Zürich  1893 

No.  189  u.  851.  H.  V. 

Bachofen,  Matthias,  Schweizer  Land- 
schaftsmaler, gcb.  zu  Reigoldswil  (Baselland) 
1776,  f zu  Basel  1829,  studierte  in  Paris  und 
war  später  als  Lehrer  an  der  Zeichen* 
schule  zu  Basel  tätig.  Die  Motive  zu  seinen 
in  harter  Zeichenmanier  ausgeführten,  meist 
aquarellierten  Landschaften  sind  zum  größten 
Teil  der  Umgebung  Basels  entnommen. 

D.  Burckhardt  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex.  H.  V. 

Bachoit,  Jacques,  s.  Bachot. 

Bachot,  Hierosme,  französ.  Ingenieur 
und  Kupferstecher,  geb.  in  Paris  1688  (?), 
t in  Nantes  am  8.  11.  1635;  Schwiegersohn 
des  Ch.  Errard  d.  Ä.  und  dessen  Nachfolger 
im  Amt  eines  „commissaire  architecte  des 
fortifications  et  reparations  de  Bretagne“. 
Man  kennt  nur  zwei  gestochene  Blätter  von 
ihm,  darunter  ein  Porträt  des  Kardinals 
Beruhe. 

Nouv.  archiv.  de  l'art  frang.  3 s<r.  (1898) 
XIV  14/5.  /.  Guibert. 

Bachot,  Jacques,  franz.  Bildhauer  und 
Werkmeister.  In  den  städtischen  Rcchnungs- 
biiehern  erwähnt  1493 — 1526  in  Troyes  in  der 
Champagne,  wo  er  im  erstgenannten  Jahre  zu- 
nächst nur  als  Ornamentbildhauer  arbeitete, 
entfaltete  der  Künstler  um  1500  eine  umfang- 
reiche Tätigkeit  für  die  Grabkapelle  des  Hau- 
ses Lothringen  in  der  St  Laurentiuskirche  bei 
Schloß  Joinville,  wo  er  die  Marmorarbeiten 
an  den  3 Altären  und  an  den  Grabmälern 
Heinrichs  von  Lothringen,  Bischofs  von  Metz, 
sowie  Ferrys  II.  von  Lothringen,  Grafen  von 
Joinville,  und  seiner  Gemahlin  Jolanthe  von 
Anjou  auszuführen  hatte.  Leider  sind  diese 
Marmorgrabmäler,  von  denen  dasjenige  Hein- 
richs von  L.  durch  den  lothringischen  Bild- 
hauer Henrion  Costerel  mit  der  bronzenen 
knienden  Bildnisstatuc  dieses  Bischofs  ge- 
schmückt worden  war,  1793  durch  die  Revo- 
lutionäre zerstört  worden.  — Späterhin  war 
B.  längere  Zeit  in  Lothringen  selbst  tätig,  u. 
zwar  schuf  er  in  der  Krypta  unter  dem  Hoch- 
chore der  1495—1544  erbauten  Abteikirche 
St.  Nicolas-du-Port  bei  Nancy  die  noch  jetzt 
daselbst  existierende,  achtfigurigc  Grablegungs- 
gruppe. — In  Troyes  arbeitete  B.  1504 — 5 an 
einer  Statue  des  Apostels  Petrus  für  die  Ka- 
thedrale, 1506 — 7 an  einer  Gruppe  „Notre 
Dame-de-Pitie“  mit  2 Engeln  etc.  für  die 
Kirche  St.  Jean,  1510 — 11  an  einer  Madonnen- 
figur für  die  „grandc  volte“  der  Kirche  St. 
Pantalöon  und  1524 — 25  an  der  Madonnen- 
statue für  den  Hochaltar  der  Kirche  St.  Ni- 
colas. 1526  wird  B.  zum  letzten  Male  er- 
wähnt mit  Arbeiten  für  St.  Jean  zu  Troyes. 

— Vermutlich  ist  dieser  Künstler  zu  identi- 


fizieren mit  einem  1519  in  Troyes  erwähnten 
Maler  gleichen  Namens. 

Dom.  C a I m e t,  Hist,  de  Lorraine  IV  69.  — > 
Nouv.  Archive«  de  l'art  frangais  1887,  p.  78  ff. 

— Lami,  Dict.  des  Sculptcurs  (1898).  S.  Lami. 

Bachot,  Louis,  Maler  zu  Troyes  in  der 

2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.,  vielleicht  Schüler 
von  Dominique  Florentin  oder  Frangois  Gen- 
til.  Er  arbeitet  in  Paris,  in  Fontainebleau 
unter  Primaticcio,  scheint  aber  nach  dem  ge- 
ringen Gehalt,  den  er  bezog,  nur  ein  mittel- 
mäßiger Maler  gewesen  zu  sein. 

Les  Comptcs  des  Bätiments  du  roi,  publ.  par 
L.  de  Laborde  1877.  I 191.  — L.  Dimier, 
Le  Primatice.  317.  — Babe  au,  Fr.  Gentil  im 
Annuaire  de  l’Aube,  1879.  2.  p.  59 — 61. 

H.  Langeyin. 

Bachot,  Marc,  französ.  Bildhauer,  Bruder 
oder  wenigstens  Verwandter  von  Jacques,  tä- 
tig in  Troyes,  wo  er  1517 — 18  Zahlung  erhielt 
für  Restaurierung  der  damals  arg  zerstörten 
Statuen  der  Hl.  Petrus  u.  Michael  am  Fried- 
hof-Portale der  Kirche  Ste.  Madeleine.  In 
einem  an  die  Stadtschöffen  gerichteten  Bitt- 
gesuche seiner  Gattin  Barbara  von  1524  wird 
der  Künstler  als  zu  dieser  Zeit  jung  vermählt, 
arm  und  häufig  auf  längeren  Berufsreisen  von 
Troyes  abwesend  dargestellt 

Nouv.  Archives  de  l'art  frangais  1887,  p.  86. 

— Lami,  Dict  des  Sculpteurs  (1898).  S.  Lami. 

Bachot,  Yv  o n,  französ.  Bildhauer  und 

Bildschnitzer,  vermutlich  verwandt  mit  Jac- 
ques und  Marc.  B.,  geb.  in  Troyes  um  1490, 
tätig  daselbst,  und  zwar  1524—25  in  der 
Kirche  St  Nicolas,  1531 — 34  in  der  Kathe- 
drale; für  letztere  hatte  er  1531 — 32  nach  den 
Zeichnungen  und  unter  der  Leitung  des  mai- 
tre  Mathicu  de  Rommelles  das  Chorgestühl 
und  1532 — 33  eine  Anzahl  von  Lettner-Engeln 
in  Holz  zu  schnitzen  sowie  1533 — 34  „zwei 
kleine  Historien“  zur  Ausschmückung  des 
Hauptportales  zu  liefern.  Außerdem  war  er 
1534  mit  figürlichen  Schnitzarbeiten  an  den 
Triumphdekorationen  für  den  Einzug  der 
Königin  Eleonora  beteiligt. 

Nouv.  Archives  de  l’art  frangais  1887,  p.  87. 

— Lami,  Dict  des  Sculpteurs  (1898).  S.  Lami. 

Bachrach-Bar6e,  E m a n u e 1,  Genremaler 

und  Illustrator,  geb.  am  11.  4.  1863  in  Oder- 
berg in  Schlesien,  Autodidakt,  seit  1885  in 
München.  Stellte  im  Münchener  Glaspalast 
(Luitpoldgruppe)  aus:  1890  Erntenachlese, 
Der  Maler;  1891  Im  Hauptquartier  Napo- 
leons ; 1892  Konskription  in  Deutschland ; 
1893  Einsamer  Posten,  Unterbrochene  Flucht ; 
1901  Studienkopf ; 1902  Invalidenandacht ; 
1906  Alter  Bauer,  Pastellmaler;  1907  Der 
Spieler,  außerdem  1896  in  der  Sczessionsaus- 
stellung:  Meine  Bedienerin.  Als  Illustrator 
für  deutsche  illustrierte  Zeitungen  tätig. 

Wgn. 

Bachstett  (Backstedt,  Badstedt),  Bend  ix, 
Zinngießer  in  Dresden,  16.  Jahrh.  Lieferte 
1590  zusammen  mit  Gottschalch  Specht  (vgl. 
den  betr.  Artikel)  für  800  Gulden  Kannen- 


319 


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Bachsturz  — Bäcker 


gießerarbeit  für  kurfürstliche  Gebäude  in 
Dresden. 

D c m i a n i,  „Sächsisches  Edelzinn“,  Neues 
Archiv  für  sächs.  Geschichte  und  Altertums- 
kunde, Band  XXV,  S.  27.  — Bau-  u.  Kunst- 
dcnkm.  Sachsens,  Heft  21 — 23,  S.  406,  414. 

Dcmiani. 

Bachsturz,  Johann,  steirischer  Bildhauer 
in  Leibnitz,  verfertigte  1711  vier  Statuen  und 
vier  Engel  dazu  für  den  St.  Josef-Altar  zu 
Schwanberg. 

Handschriftl.  Notiz  von  J.  Wastler.  •* 

Bachta,  Eva,  s.  folg.  Artikel. 

Bachta,  Jakob,  Historienmaler  in  Koblenz, 
geb.  1806,  f 1855,  Schüler  seines  Vaters  Joh. 
B.  und  des  Peter  Cornelius.  Er  hat  für  ver- 
schiedene Kirchen  an  der  Mosel  Altarbilder 
gemalt.  Auf  der  Berliner  Akad.-Ausstellg. 
1S38  war  er  mit  dem  Gemälde  „Tobias,  seinem 
blinden  Vater  die  Augen  heilend“  vertreten. 
Seine  Schwester  Eva  B.  galt  als  geschickte 
Blumcnmalerin. 

Püttmann,  Die  Düsseldorfer  Malerschule, 
1839.  — Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Berlin  Kat. 
d.  Akad.  1838  p.  103.  H.  V. 

Bachta,  Johann,  Historien-  und  Land- 
schaftsmaler, auch  Radierer  in  Trier,  geb. 
1782  in  dem  Schlosse  Schönbornslust  bei  Ko- 
blenz, f daselbst  1856,  Schüler  von  J.  Zick 
und  J.  L.  E.  Morgenstern.  Altarbilder  von 
ihm  finden  sich  in  verschiedenen  Kirchen  an 
der  Mosel.  Von  seinen  landschaftlichen  Dar- 
stellungen, meist  Rhein-  und  Moselansichten, 
hat  er  mehrere  selbst  radiert.  Besonderen 
Beifall  fanden  seine  Porträts  und  Miniatur- 
bilder. Im  J.  1820  wurde  ihm  die  Wieder- 
herstellung der  Fresken  von  Zick  in  der  St. 
Floriankirche  zu  Koblenz  übertragen.  In  der 
Oldenburger  Galerie  von  ihm  ein  bczeichnctes 
Bild,  „Plündernde  Soldaten“  (1806),  das  auf 
ein  unbekanntes  holländ.  Original  um  1630/40, 
vielleicht  von  Pieter  Codde  zurückgeht. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Bode,  Galerie  Ol- 
denburg p.  25.  H.  V. 

Bachuc  (Bacus  oder  Bacqus),  Jehan  oder 
H a q u i n e t,  Bildhauer  zu  Tournai,  erhält 
Bezahlungen : 1460  für  eine  in  die  Kapelle 
Saint-Loys  in  der  Notre-Dame-Kirche  ge- 
lieferte Steintafel ; 1466  für  2 Altarbilder  in 
privatem  Auftrag  und  1489  für  eine  Statue 
des  hl.  Lehirc  (Eleutherius)  für  die  Kuppel 
der  „Halle“. 

M a r c h a 1,  La  Sculpture  etc.  1895  p.  177. 

Bachy  oder  Bassist,  Jacques  de,  Bild- 
hauer zu  Tournai,  erhält  1516  Bezahlung  für 
die  geschnitzten  kgl.  Wappen  am  Zeughaus 
daselbst  u.  1519  für  ähnliche  Arbeiten.  Am 
19.  6.  1526  schließt  er  mit  dem  Maler  Jehan 
Feroul  einen  Vertrag  behufs  Lieferung  eines 
kreuztragenden  Christus  für  den  Kirchhof 
Saint-Ame. 

E.  M a r c h a 1,  La  Sculpture  etc.  1895  p.  187. 

Bachy,  R a p h.,  s.  Bacchi. 

Baciccia  (Baciccio),  s.  Gaulli , Giov.  Batt. 

Bacigaluppo,  s.  Baccigoluppo. 


Bacile,  Filippo,  italien.  Architekt  des 
19.  Jahrh.,  geb.  in  Spongano  als  Mitglied  der 
alten  Adelsfamilic  der  Baroni  di  Castiglione, 
Schöpfer  eines  prächtigen,  im  Stile  des  11. 
Jahrh.  gehaltenen  Entwurfes  für  die  Kathe- 
drale zu  Nardö,  der  von  der  staatlichen  Bau- 
behörde zur  Ausführung  angenommen,  bis 
jetzt  jedoch  noch  nicht  ausgeführt  worden  ist. 
Als  Architckturhistorikcr  hat  B.  die  Kunst- 
denkmäler von  Lecce  sehr  sachkundig  be- 
arbeitet. 

C.  V i 1 1 a n i,  Scritt.  cd  Artisti  pugliesi 
(Trani  1904)  p.  86;  1206.  — Napoli  Nobiliss. 
XIV  94.  G.  Degli  Az:i. 

Bacillen,  Sebastian  o.  italien.  Stuck- 
bildner in  Palermo.  1600 — 1601  hatte  er  ge- 
meinsam mit  Giovan  Maria  Cannivali  aus 
Mailand  die  Stuckdekorationen  auszuführen 
in  der  Kapelle  des  Giov.  Andrea  de  Ballis  in 
der  Hauptkirche  zu  Alcamo,  darstellend 
Engelgruppen  und  andere  Figuren,  sowie  in 
der  Mitte  des  Deckengewölbes  die  Gestalt  des 
Gott- Vater. 

Di  Mario,  I Gagini  II,  425,  nota. 

E.  Mauceri. 

Bacio  u.  Baciocchi,  s.  Baccio  u.  Bacciocchi. 

Back,  Jakob  Conrad,  mittelmäßiger 
Kupferstecher,  nach  den  Angaben  auf  seinen 
Arbeiten  um  1760  in  Frankfurt  a.  M.  tätig. 
Nähere  Lebensumstände  sind  unbekannt. 
G\v  inner  erzählt,  daß  B.  viel  in  Offenbach 
gelebt  habe  und  lobt  seine  Arbeiten  in  dem 
seltenen  Werk  des  Chev.  Berny  de  Nogent, 
Atlas  de  Porträts  et  Figures  etc.  1761  fol. 

G w i n n e r,  Kunst  u.  Künstler  in  Frankf. 
S.  283  u.  Nachtrag  S.  120.  — Meyer,  Kstlcr- 
lex.  II.  Sehre y. 

Back,  W.  M.,  Porträtmaler  in  London  1S36. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 86.  ** 

Backelee  (Baklc),  Salomon,  Maler. 
1626 — 27  als  Meister  in  die  S.  Lukasgilde  zu 
Antwerpen  aufgenommen. 

Liggeren  I 572,  637.  H.  V. 

Backenberg,  Felix,  deutscher  Kupfer-  u. 
Stahlstecher,  Mitte  des  19.  Jahrh.  (in  Frank- 
furt a.  M.t  tätig.  Apell  (Handbuch  für 
Kpfstch.)  verzeichnet  von  ihm  nur  einen 
Amor,  in  Ornamentbordüre,  nach  R.  Mengs, 
bekannt  sind  ferner  von  ihm  die  Stahl- 
stiche: 1)  Mignon  und  der  Harfner  (8°) 
nach  M.  Oppenheim;  2)  Lili  geb.  Schöne- 
mann  verm.  Frau  v.  Türkheim  (nach  einer 
Zeichnung  von  deren  Tochter  Elise  v.  T.  gr. 
8°);  3)  Sonntagmorgen  nach  Jac.  Becker; 
4)  Thronende  Madonna  mit  Kind  nach  Steinle. 

Sehre y. 

Backenius,  s.  Pakeni. 

Bäcker,  Adriaen,  geb.  in  Amsterdam 
1635  oder  1636,  Sohn  von  Tjcrck  Bäcker, 
war  ein  Neffe  von  Jacob  Bäcker,  dessen  Un- 
terricht er  noch  genossen  haben  kann,  der 
aber  bereits  1651  starb.  Längere  Zeit  ver- 
weilte er  in  Italien  und  war  1666  zusammen 
mit  Dirck  Freres  in  Rom.  Er  heiratete  Elsje 


320 


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Bäcker 


Colyn  am  27.  8.  1669  in  Amsterdam,  wo  er 
damals  an  der  „Kolk“  wohnte.  Dort  ver- 
kehrte er  namentlich  in  den  Kreisen  der  Re- 
monstranten  und  wurde  am  23.  5.  1684  be- 
graben. Von  seinen  tüchtigen  Porträts  (Da- 
niel Niellius  1671,  Rijksmuseum,  Amster- 
dam) sind  einige  von  Hendr.  Bary,  Jan  Ver- 
kolje  und  Petr.  Schenck  gestochen.  Auch 
hat  er  mehrere  Korporationsstückc  geschaffen, 
deren  drei  (von  1670,  1674  und  1683)  sich  im 
Amsterdamer  Museum  befinden,  ein  viertes 
von  1676  im  Rathaus  daselbst  und  ein  fünftes 
von  1683  im  Bürgerwaisenhause.  In  seinen 
historischen  und  allegorischen  Darstellungen 
änderte  er  seine  anfangs  mehr  naturalistische 
Richtung  allmählich  in  Nachahmung  von 
italien.  Meistern.  V'on  seinen  übrigen  Wer- 
ken sind  hervorzuheben : Die  Darstellung  des 
Jüngsten  Gerichts  als  Deckenbild  des  großen 
Saales  im  Kgl.  Palais  zu  Amsterdam ; für 
das  Rathaus  in  Haarlem  eine  Justitia  (1671) 
und  im  dortigen  Museum  ein  Bild  mit  der 
Scmiramis  (von  1669)  sowie  im  Museum  zu 
Braunschweig  ein  Raub  der  Sabinerinnen 
und  im  Museum  zu  Bremen  eine  badende 
Diana.  Er  bezeichnete  seine  Bilder  entweder 
mit  seinem  vollen  Namen  oder  mit  einem 
Monogramm,  zusammcngcstcllt  aus  den  Buch- 
staben A und  B.  — Christoffel  Lubienietzki 
war  sein  Schüler. 

Houbraken  II  186.  — Meyer,  Kstlerlex. 
II  519.  — Oud-Hoiland  III  59.  — Riegel, 
Beiträge  II  302 — 304.  — Gasp.  Brandt, 
Poezy,  Amst.  1723,  S.  69.  E.  IV.  Moes. 

Bäcker,  Catharina,  Tochter  des  Am- 
sterdamer Patriziers  Willem  Bäcker,  geb.  da- 
selbst am  22.  9.  1689,  heiratete  im  Äug.  1711 
den  reichen  Leidener  Kaufmann  Allard  de  la 
Court  van  der  Voort,  den  Besitzer  einer  aus- 
gezeichneten Gemäldesammlung,  und  starb  in 
Leiden  am  8.  2.  1766.  Sie  malte  Genrebilder 
und  namentlich  Blumen-  und  Fruchtstücke, 
die  sehr  gerühmt  wurden,  und  von  denen 
Kramm  einige  bei  einem  Nachkommen  ge- 
sehen hat.  Mit  Porträts  aus  der  Familie  de 
la  Court  wurden  am  21.  9.  1904  bei  Fred. 
Müller  & Cie.  in  Amsterdam  zwei  voll  bezcich- 
nete  Blumenstücke,  eins  davon  1712  datiert, 
und  ebenda  am  14.  11.  1905  mit  der  Samm- 
lung Guimbail  ein  voll  signiertes  Blumen- 
stück verkauft.  — Ihr  1713  von  Arn.  Boonen 
gemaltes  Porträt  ist  bei  Jhr.  C.  H.  Bäcker 
in  Amsterdam. 

Kramm,  De  Levens  etc.  — Elias,  De 
Vrocdschap  van  Amsterdam.  II  824. 

E.  W.  Moes. 

Bäcker,  Christoffel,  geb.  in  Zerbst, 
kaufte  am  22.  10.  1726  in  Amsterdam  das 
Bürgerrecht  und  war  Maler. 

Aemstels  Oudhcid  V 68.  E.  IV.  Moes. 

Bäcker  ( Backere) , D i e r i c k de,  Maler, 
wird  1538  als  Meister  in  die  S.  Lukasgilde  zu 
Antwerpen  aufgenommen. 

Liggeren  I 131,  161,  172.  H.  V. 


Bäcker,  Frans  de,  s.  Bäcker,  Joh.  Franz  de. 

Bäcker,  Frans  Cornclisz.,  geb.  in 
Amsterdam,  kaufte  dort  am  14.  1.  1672  das 
Bürgerrecht  und  war  Maler. 

Aemstels  Oudheid  IV  63.  E.  W.  Moes. 

Bäcker,  Francois  Joseph  Thomas 
de,  Historien-  und  Genremaler,  geb.  am  2.  5. 
1812  zu  Gheel  bei  Antwerpen,  f Dez.  1872  zu 
Antwerpen,  Schüler  der  Antwerpener  Akad. 
Das  Genrebild  „Eine  unglückliche  Familie“,  das 
er  1843  im  Salon  von  Antwerpen  ausstellte, 
versprach  Bedeutenderes  als  der  Künstler 
später  geleistet.  Außer  Genrebildern  malte  er 
eine  Reihe  religiöser  Bilder:  1851 — 58  die  Sta- 
tionen, die  für  Kirchen  der  Umgegend  von 
Antwerpen  bestimmt  waren.  Für  die  Kirche 
St.  Bavo  zu  Wilryck  eine  Darstellung  des 
Patrons  dieser  Kirche,  für  den  Altar  einer 
Kapelle  in  Sainte-Dymphne  zu  Gheel  das  Mar- 
tyrium des  hl.  Georg.  1837 — 1867  waren  Bil- 
der von  ihm  in  den  Salons  von  Antwerpen, 
Brüssel  und  Gent  ausgestellt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bäcker,  Gilles  de,  Graveur  von  Medail- 
len, Münzen  und  Siegeln  in  Namur,  wie  sein 
Name  lehrt  vlämischer  Herkunft,  wird  1711 
bis  1715  erwähnt.  Die  Medaillen,  die  man  von 
ihm  kennt,  beziehen  sich  auf  Ereignisse  aus 
der  Regierung  des  Kurfürsten  Maximilian- 
Emanuel  von  Bayern  in  seiner  Eigenschaft 
als  comte  de  Namur,  duc  de  Luxembourg 
und  comte  de  Chiny.  Seine  Arbeiten  sind 
bezeichnet  mit  B.,  G.  D.  B.,  G.  D.  BAC  und 
D.  BA.  In  der  Siegelstempelsammlung  der 
Archives  du  royaume  de  Belgique  in  Brüssel 
befindet  sich  ein  mit  seinem  vollen  Namen 
und  1715  bezeichnetes  kupfernes  Petschaft 
des  Hauptamtes  der  Grafschaft  Namur.  Er 
ist  vermutlich  auch  der  Verfertiger  der  Stem- 
pel für  die  Münzen  mit  dem  Bildnis  Maxi- 
milian Emanuels,  die  1713  in  Namur  ge- 
schlagen wurden. 

Pinchart,  Recherches  s.  les  grav.  de  med. 
I 307.  — Nagler,  Monogr.  I No.  1591,  II 
No.  985,  2849.  — Forrer,  Biogr.  Dict.  of  me- 
dallists.  Fred.  Alxnn. 

Bäcker,  Hans  Henrik  Sartz,  norweg. 
Landschafts-  u.  Dekorationsmaler,  geb.  in 
Skedsmo  am  20.  9.  1865.  Er  wohnte  1873 — 79 
im  Nordland,  wo  sein  Künstlerdrang  durch 
den  Maler  Gunnar  Berg  geweckt  wurde,  be- 
suchte dann  4 Jahre  lang  die  Kgl.  Kunst-  und 
Gewerbeschule  in  Kristiania,  malte  bei  dem 
Marinemaler  Hjalmar  Johnsen  in  Frederiks- 
vaem  1888 — 89  u.  zeichnete  1889  in  einer  Pa- 
riser Akademie.  Sein  Gebiet  ist  die  Landschaft, 
vor  allem  Wintcrbilder,  oft  mit  Schneegestöber 
und  Motiven  aus  Nordland,  das  er  wiederholt 
besucht  hat.  Allmählich  widmete  er  sich  immer 
mehr  der  Dekorationsmalerei  (Theatermaler 
am  Zentraltheater  in  Kristiania  1899 — 1900), 
sowie  der  billigen  und  geschmackvollen  Deko- 
ration von  Möbeln  und  Wohnungen.  Er  hat 


Künstlerlexikon.  Bi.  II. 


331 


21 


Bäcker 


auf  den  staatlichen  Ausstellungen  in  Kristia- 
nia 1898,  1900,  1902  ausgestellt  und  selbst 
eine  Reihe  von  Ausstellungen  eingerichtet. 

Mitteilungen  des  Künstlers.  C.  W.  Schnitter . 

Bäcker,  H a r r i e t,  norweg.  Malerin,  geb. 
am  21.  1.  1845  in  Holmestrand  in  Norwegen. 
Schülerin  zunächst  von  Eckersbergs,  dann  von 
Bcrgsliens  Malerschule  in  Kristiania.  Diese 
Zeit  wurde  durch  wiederholte  Aufenthalte  in 
Berlin  und  Weimar  unterbrochen.  Den  Win- 
ter 1870  verbrachte  sie  in  Italien,  studierte 
dann  Figurenmalerei  in  München  (zuerst  bei 
Linder,  später  bei  ihrem  Landsmann  Eilif  Pe- 
tersen)  vom  Herbst  1874  an,  bis  sie  1878  nach 
Paris  zur  Weltausstellung  reiste.  Hier  blieb 
sie  ungefähr  10  Jahre  und  studierte  bei  Ge- 
röme  und  Bonnat  und  kurze  Zeit  bei  Bastien 
Lepage.  1883 — 84  malte  sie  in  Rochefort-en- 
Terre  in  der  Bretagne  und  kehrte  1889  nach 
Kristiania  zurück,  wo  sie  seitdem  ansässig  ist. 
Seit  Anfang  der  90er  Jahre  des  vorigen  Jahrh. 
hat  die  Künstlerin  eine  größere  private  Maler- 
schule in  Kristiania  geleitet  und  übt  dadurch 
einen  großen  und  günstigen  Einfluß  auf  die 
jüngste  Generation  der  norweg.  Maler  aus. 
Interieurs  mit  reichen  Licht-  und  Reflexwir- 
kungen nehmen  den  größten  und  bedeutsam- 
sten Platz  in  ihrer  Produktion  ein.  Sie  hat 
außerdem  nach  1889  in  Norwegen  Landschaf- 
ten und  einzelne  Porträts  gemalt.  Fast  alles 
von  ihrer  nicht  sehr  umfassenden,  aber  um  so 
wertvolleren  Produktion  ist  in  öffentlichem 
oder  privatem  Besitz  und  gehört  durch  sei- 
nen ungemein  kräftigen  und  eigenartigen  ma- 
lerischen Stil  zu  dem  Vornehmsten  u.  Höch- 
sten in  der  neueren  norweg.  Kunst.  Gemälde 
von  ihr  befinden  sich  im  Kunstmuseum  in 
Kristiania,  auf  dem  Kgl.  Schloß  daselbst,  in 
den  Kunstvereinsgalerien  in  Stavanger  und 
Drontheim  und  in  der  Galerie  in  St.  Louis 
U.  S.  A.  Sie  hat  auf  dem  Pariser  Salon  1880 
ausgestellt  (mention  honorable),  auf  der 
Weltausstellung  in  Paris  1889  (silberne  Me- 
daille) und  sehr  oft  auf  den  staatlichen  Aus- 
stellungen, Kristiania  (nach  1884). 

Mitteilungen  der  Künstlerin.  — A u b e r t,  Dct 
nye  Norges  Malerkunst,  Kristiania  1904,  S.  42, 
48,  08,  74.  — T h i i s,  Norske  malere  og  bil- 
ledhuggerc.  Bergen  1904,  I 308,  311,  312,  315; 
II  173,  317 — 321.  — Thommessen,  Norsk  bil- 
ledkunst,  Kristiania  1904,  S.  170.  — Die  Fest- 
schrift „La  Norvege“  im  Figaro  Illustrc  1906. 
— Gazette  des  Beaux-Arts  1880. 

C.  W.  Schnitter. 

Bäcker,  II  c n d r i c k,  Porträtmaler  aus 
Kopenhagen,  der  in  der  Mitte  des  17.  Jahrh. 
in  Rom  lebte. 

J.  Six  van  Chandelier,  Poezy  S.  335. 

E.  W.  Mocs. 

Bäcker,  Henry  1c,  Goldschmied  in  Brüssel 
1456,  verfertigte  kostbares  Goldgerät,  darun- 
ter auch  die  Figuren  für  ein  Kruzifix  für 
den  Grafen  von  Charolais  1456.  Am  Fuße 
des  Kreuzes  brachte  er  auch  die  Porträts  des 


Stifters  und  seiner  Gemahlin  in  den  Gestalten 
des  heil.  Georg  und  der  heil.  Elisabeth  an. 

T e x i e r,  Dict.  d'orfevrerie,  Paris  1857.  ** 

Bäcker,  Herman  Major,  norweg.  Archi- 
tekt, geb.  am  30.  10.  1856  in  Kristiania,  be- 
suchte drei  Semester  lang  des  Architekten 
v.  Hannos  Zeichcnschule  für  Architektur  in 
Kristiania,  wurde  1875  Assistent  des  Staats- 
baumeisters daselbst,  studierte  von  1876  un- 
gefähr 3 Jahre  lang  an  der  Hochschule  in 
Dresden  bei  den  Professoren  Weißbach,  Heyn 
und  Zeuner,  im  wesentlichen  Renaissance- 
Architektur.  Nach  der  Rückkehr  war  er 
3 Jahre  stellvertretender  Bauinspektor  in  Kri- 
stiania. wo  er  noch  gegenwärtig  als  Architekt 
tätig  ist.  Er  hat  eine  Reihe  Hotels  und  Kur- 
häuser in  Norwegen  und  auch  Villen  (beson- 
ders in  Kristiania)  gebaut  In  den  90er  Jah- 
ren errichtete  er  sein  Hauptwerk:  die  Johan- 
neskirche in  Bergen. 

Private  Mitteilungen  des  Künstlers. 

C.  IV.  Schnitter, 

Bäcker,  J.,  s.  unter  Bäcker,  Nie.  de. 

Bäcker,  Jacob  de,  vläm.  Maler,  um  1560 
geb.  zu  Antwerpen  als  Sohn  eines  Malers. 
Er  arbeitete  zuerst  beim  Maler  A.  van  Pa- 
lermc,  nach  welchem  er  von  den  Zeitgenossen 
gewöhnlich  Jacob  van  Palermo  genannt  wurde. 
Die  Einzeichnung  seines  Namens  in  das  Re- 
gister der  St.  Lukas-Gilde  ist  aus  unbekannten 
Motiven  unterblieben.  Aus  der  Werkstatt 
Palermcs  ging  B.  später  zu  Ilendrick  van 
Steenwyck  d.  A.  (Jedenfalls  nicht  vor  1577, 
da  Steenwyck  das  Meisterrccht  erst  in  diesem 
Jahre  erwarb.)  Er  starb,  wie  berichtet  wird, 
in  den  Armen  der  Tochter  seines  ersten  Mei- 
sters, Katharine  van  Palermo,  die  damals 
Witwe  des  Malers  P.  Goetkint  war.  Das 
Grabmal  des  letzteren  in  der  Kirche  des 
Grands  Carmes  in  Antwerpen  war,  wie  wir 
aus  alten  Beschreibungen  wissen,  mit  einem 
Gemälde  Bäckers,  der  Darstellung  des  jüng- 
sten Gerichts,  geschmückt;  vermutlich  ward 
das  Bild  1583,  im  Todesjahr  Goetkints,  oder 
kurz  nachher  ausgeführt.  Eine  andere  Dar- 
stellung des  jüngsten  Gerichts  malte  B.  für 
das  Grabmonument  des  berühmten  Buch- 
druckers Christoph  Plantin  (t  1589)  in  Notre- 
Dame  zu  Antwerpen ; das  Gemälde  befindet 
sich  jetzt  in  der  Kapelle  der  Quatre-Couron- 
ncs  derselben  Kirche.  Die  verloren  gegange- 
nen Seitenflügel  des  Bildes,  die  vorn  die  Por- 
träts Plantins  und  seiner  Familie,  auf  der 
Rückseite  die  Gestalten  des  hl.  Christoph 
(oder  Rocchus?)  und  Johannes  des  Täufers 
zeigten,  wurden  von  anderer  Hand  1591  ge- 
malt. Dieser  Umstand  und  das  Datum  von 
Plantins  Todesjahr  machen  cs  wahrschein- 
lich, daß  B.  1590  oder  1591  starb. 

Die  beiden  genannten  Bilder  befanden  sich 
unter  der  französischen  Kriegsbeute  von  1796 
und  sind  in  der  Liste  der  Gemälde  erwähnt, 
die  von  Belgien  1815  reklamiert  wurden.  Das 


322 


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Bäcker 


zweite  wurde  um  diese  Zeit  zurückgegeben; 
die  Seitenflügel  desselben  und  das  andere  Bild 
sind  auf  dem  Wege  nach  Paris  verloren  ge- 
gangen. In  diesem  einzigen  authentischen 
Gemälde  zeigt  sich  B.  als  ein  Manierist  in  der 
Nachfolge  des  Fr.  Floris,  während  van  Man- 
der ihn  als  einen  der  besten  Koloristen  seiner 
Zeit  rühmt.  Ein  bekannter  Sammler  jener 
Epoche,  Melchior  Wyntgis  von  Middelburg, 
besaß  von  ihm  mehrere  Bilder:  Adam  u.  Eva, 
Caritas,  Christus  am  Kreuz.  Bei  einem  ge- 
wissen Oppenberch  sah  van  M.  drei  zusam- 
mengehörige Bilder  Bäckers,  Venus,  Juno  u. 
Pallas  (Fig.  in  halber  Lcbensgr.).  (In  der 
von  Hoet  und  Terwesten  veröffentlichten 
Sammlung  niederländischer  Auktionskataloge 
(vom  Ende  des  17.  Jahrh.  bis  1708)  sind  unter 
dem  Namen  Jacob  Bäckers  des  „Älteren“ 
drei  Werke  aufgeführt,  womit  aber  sicher  der 
gleichnamige  B.  aus  Harlingen  gemeint  ist.) 
Ferner  erwähnt  von  ihm  der  Gemäldckatalog 
Err.sts  von  Österreich:  „Peccatum  originale, 
Annonciatio,  Passio,  Resurrectio,  Tempus  et 
Adolescens“ ; der  Antwerpcner  Bilderhändler 
Duarte  besaß  von  ihm  1682  ein  fein  ausge- 
führtes Jüngstes  Gericht.  Im  Inventar  der 
Prager  Schatz-  und  Kunstkammer  von  1621 
erscheint  er  mit  folgenden  Werken : 1)  Ein 
großes  Marienbild  mit  Kind  und  Johannes; 
2)  Ein  weibliches  Porträt;  3)  Schlafende  Ve- 
nus mit  Satyren. 

Ant.  und  Hier.  Wiericx  haben  nach  B.  ge- 
stochen, und  zwar  der  erstere : Eine  nackte 
Frau  an  einen  Felsen  geschmiedet  und  von 
einem  Engel  gekrönt;  der  andere:  Einen 
Kruzifixus  umgeben  von  den  Gestalten  Glaube, 
Liebe,  Hoffnung.  Crisp.  de  Passe  hat  nach 
ihm  eine  Deckenkomposition  mit  den  Em- 
blemen der  Temperantia  gestochen.  — Die 
Albertina  in  Wien  besitzt  eine  Federzeichnung 
von  ihm  mit  Figuren  zu  einem  Jüngsten  Ge- 
richt. 

Van  Mander,  Hct  Schildcrboeck,  ed.  Hy- 
mans,  I 286.  — De  B i e,  Het  Gulden  Cabinet 
p.  130.  — Houbrakcn,  De  groote  Schouburgh 
etc.  I 336.  — Descamps,  La  vic  des  pcintres. 
1753,  I 142.  — Ders.,  Voyage  pittoresque.  1769 
p.  147,  177.  — Mariette,  Abecedario  I 48.  — 
Description  des  principaux  ouvrages  de  peinturc 
etc.  d’Anvers.  1763  p.  14,  49;  1768  p.  15,  58.  — 
Hoet  et  Terwesten,  Catalogues  I 3,  III 
10,  373.  — Huber  u.  Rost,  Handbuch,  V 154. 
— S i r e t,  Journal  des  Beaux-Arts  1862.  — In- 
scriptions funcraires  et  monumentales  de  la  pro- 
vince  d’Anvers  I 43,  44.  — A 1 v i n,  Catalogue 
de  l’oeuvrc  des  trois  freres  Wierix.  No.  1027.  — 
Van  den  Branden,  Geschiedenis  d.  Antw. 
Schilderschool.  — A.  Pinchart  in  Meyers 
Kstlerlex.  II  216.  — A.  v.  W u r z b a c h,  Niederl. 
Kstlcrlex.  I 40  (erwähnt  noch  einen  Stich : Mag- 
dalena, nackt,  im  Walde  kniend;  Jacobus  pisto- 
rius  pinxit.  Joannes  barra  sc.  Fol.).  — Oud  Hol- 
land, 1905  p.  141.  — Jahrb.  d.  ksthist.  Samml.  d. 
Allcrh.  Kaiserhauses  XXV.  ** 

Bäcker,  Jacob  Adriaens  z.,  geb.  in 
Harlingen  1608,  war  erst  in  Lccuwarden 


Schüler  von  Lambert  Jacobsz.,  dann  etwa 
1632  in  Amsterdam  von  Rcmbrandt.  1638 
muß  er  in  Vlissingen  gewohnt  haben,  wie  die 
Inschrift  auf  einem  Selbstporträt  in  der  Al- 
bertina zu  Wien  bezeugt.  Sonst  war  er  in 
Amsterdam  ansässig,  wo  er  am  27.  8.  1651 
gestorben  ist.  Schon  1634,  also  sehr  bald, 
nachdem  er  Rembrandts  Atelier  verlassen 
hatte,  zeigte  er  seine  Meisterschaft,  als  ihm 
der  Auftrag  zufiel,  die  Regentinnen  des  Bür- 
gerwaisenhauses zu  Amsterdam  zu  malen. 
Diese  ausgezeichnete  Leistung  wird  noch  an 
Ort  und  Stelle  bewahrt.  Auch  das  groß- 
artige Schützenstück  von  1642,  jetzt  im  Am- 
sterdamer Rathause,  zeigt  ihn  als  einen  der 
begabtesten  Schüler  Rembrandts.  Weniger 
schön  ist  ein  Regentenstück  von  etwa  1650 
im  Rijksmuseum.  Auch  in  seinen  Einzel- 
porträts kommt  er  seinem  Meister  oft  sehr 
nahe,  wie  in  dem  wundervollen  Bildnis  des 
Johannes  Wttcnbogaert  (1634)  in  der  Re- 
monstrantenkirche  zu  Amsterdam  (L.  Vis- 
scher  sc.).  Andere  Porträts  sind  gestochen 
von  S.  Savry,  J.  Lutma  und  namentlich  von 
Th.  Matham.  Für  das  Prinzenschloß  Buren 
malte  er  1645  eine  jetzt  verschollene  Dar- 
stellung der  Freiheit.  Im  Gegensatz  zu  sei- 
nen tüchtigen  Leistungen  im  Porträtfach  sind 
seine  mythologischen  Darstellungen,  u.  a.  in 
den  MusceV  zu  Braunschweig  und  Cassel, 
gemein  in  der  Auffassung,  manieriert  in  der 
Komposition  und  unangenehm  in  der  Farbe. 
Besser  ist  eine  Darstellung  von  Christus  und 
der  Kanaänitischen  Frau,  von  1644,  in  der 
Sammlung  der  Herren  Vincent  van  Spaen- 
donk  in  Tilburg.  M.  Mosyn  hat  einige  dieser 
mythol.  Bilder  gestochen.  Von  der  Schnellig- 
keit, mit  welcher  B.  gemalt  haben  soll,  wie 
Sandrart  als  Augenzeuge  erzählt,  ist  in  sei- 
nen Werken  wenig  zu  spüren.  Meistens  be- 
zeichnte er  seine  Bilder  mit  einem  Mono- 
gramm, zusammengestellt  aus  den  Buch- 
staben JAB.  Geschützt  sind  auch  seine 
mit  Kohle  oder  schwarzer  und  weißer  Kreide 
auf  blauem  Papier  ausgeführten  Aktstudien 
und  Porträts.  Ob  die  radierte  Folge  von  den 
fünf  Sinnen,  dargestellt  als  Nymphen  in 
Landschaften,  welche  ihm  immer  bcigclegt 
wird,  wirklich  von  ihm  ist,  bleibt  fraglich ; 
er  steht  nur  als  der  Erfinder  verzeichnet,  und 
der  Verleger  Joannes  Mcyssens  wohnte  in 
Antwerpen.  Außer  dem  obengenannten 
Selbstporträt  von  1638  ist  ein  anderes  von 
P.  Bailliu  gestochen  und  ein  drittes  Porträt 
hat  Th.  Matham  nach  Thomas  de  Keyser  ge- 
stochen. Ein  Selbstbildnis  nebst  vielen  Bil- 
dern und  100  Zeichnungen  von  ihm  befand 
sich,  nach  einer  Notiz  von  A.  Bredius,  im 
Nachlaß  des  Bruders  des  Künstlers,  1659. 
Als  seine  Schüler  werden  genannt  sein  Neffe 
Adriaen  Bäcker,  David  van  Stapelen,  David 
Eversdyck,  Joh.  Lyster,  Wipper  Dormans, 


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Bäcker  — Backereel 


Jan  de  Bacn,  Jan  van  Neck,  Bern.  Vaillant, 
Mich.  Willmann  und  Michael  Neidlinger. 

De  B i e,  Het  Guldenkab.  129,  130.  — Sand- 
rart  304.  — Houbraken  I 336 — 338.  — 
Kunstkronyk  N.  F.  II  38.  — Hofstede  de 
G r o o t,  Houbraken  239.  — Oud  Holland  XVIII 
226.  — Catalog  de  Ridder  No.  21.  E.  IV.  Moes. 

Bäcker,  Jan  de,  Illuminator,  wird  1674 — 75 
als  Meister  in  die  S.  Lukasgilde  zu  Antwerpen 
aufgenommen. 

Liggeren  II  337,  340,  437,  442.  H.  V. 

Bäcker,  Johann  Franz  de,  aus  Ant- 
werpen, wo  er  1693/4  in  den  Liggeren  (II 
566,  570)  als  Lehrjunge  des  Malers  Andries 
van  Hooff  genannt  wird.  Hofmaler  des  Kur- 
fürsten von  der  Pfalz,  Johann  Wilhelm,  der 
in  Düsseldorf  residierte.  Begleitete  wahr- 
scheinlich nach  dessen  Tode  (1716)  die  Kur- 
fürstin Anna  Louise  de  Medici  nach  Florenz 
an  den  Hof  ihres  Vaters,  Cosimos  III.  1721 
war  er  in  Rom,  wo  er  sein  Selbstporträt 
malte,  das  auf  Veranlassung  seiner  Gönnerin 
in  die  Sammlung  der  Malcrbildnisse  der  Flo- 
rentiner Galerie  aufgenommen  wurde  (abgeb. 
im  Museo  Fiorentino,  G.  Rossi  sc.,  IV  293). 
Von  1725  ab  ist  B.  in  Breslau  tätig;  1733 
verliert  er  dort  seine  Frau  Maria  Magdalena, 
geb.  Bischof!  aus  Antwerpen,  auf  deren  Grab- 
stein in  der  Adalbertskirche  es  heißt:  „Mein 
Leben  war  ein  Wandern  von  einer  Stadt  zur 
andern“.  1749  war  B.  noch  am  Leben.  1725 
malte  er  ein  Porträt  des  kais.  Rates  Daniel 
Riemer  von  Riemberg,  von  Barth.  Strahowsky 
gestochen.  1725  und  1726  entstanden  ferner 
2 Bilder  für  die  Ceslauskapelle  der  Adalbert- 
kirche mit  Szenen  aus  der  Geschichte  dieses 
Heiligen,  1727  eine  „Unbefleckte  Empfängnis“ 
für  die  Mauritiuskirche  in  Breslau,  auf  der 
er  sich  „Pictor  Principis  Palatini  et  elcctoris 
Trevirensis“  (d.  h.  des  Breslauer  Fürst- 
bischofs Franz  Ludwig  1683 — 1732)  bezeich- 
net. In  derselben  Kirche  ferner  von  ihm  eine 
Himmelfahrt,  in  der  kurfürstl.  Kapelle  des 
Breslauer  Domes  die  Opferung  Melchisedeks 
und  das  Abendmahl,  in  der  Kreuzkirche  in 
Breslau  eine  Kreuzfindung,  in  der  Kloster- 
kirche in  Wahlstatt  das  Hochaltarbild  mit  der 
Auffindung  des  Leichnams  Herzog  Heinrichs 
II.  und  in  der  Kirche  in  Deutsch-Lissa  eine 
Himmelfahrt.  — Als  Jugendarbeiten  dieses 
de  Bäcker  sind  wohl  auch  mit  Sicherheit  die 
„F.  de  Bäcker“  bcz.  Radierungen  aus  dem 
Jahre  1704  nach  Gemälden  A.  Schoonjans  an- 
zusehen („Kain  erschlägt  Abel“,  das  Gegen- 
stück „Der  erschlagene  Abel“,  sowie  „Kimon 
u.  Pera“),  da  Schoonjans  um  dieselbe  Zeit 
wie  Joh.  Fr.  de  Bäcker  in  Düsseldorf  tätig 
war.  Diese  Blätter  wurden  bisher  meist 
fälschlich  dem  Holländer  F.  de  Bakker  (s.  d.) 
zugeschrieben. 

Meyer,  Kstlerlex.  C.  Buchwald. 

Bäcker,  Joh.  Jak.,  s.  Bäcker,  Nie  de. 

Bäcker,  J o o s de,  vläm.  Maler,  von  dem 
1042  eine  Kopie  nach  Brouwer  im  Nach- 


lasse des  Kunsthändlers  H.  van  Nyt  in  Delft 
erwähnt  wird. 

Oud  Holland  1901  p.  58.  ** 

Bäcker,  Josse  de,  Messinggießer  aus  Ant- 
werpen, goß  1540  in  Mecheln  den  Taufbrun- 
nen für  die  Grootc  Kerk  in  Breda. 

Gaz.  d.  b.-arts  1903  II  484.  •• 

Bäcker,  Markus  de,  Maler  im  16.  Jahrh. 
Nach  dem  Inventar  der  Prager  Kunst-  und 
Schatzkammer  von  1621  sind  folgende  Werke 
von  ihm:  1)  Judith  (Originalgemälde  No. 
19421,  Inv.-No.  816).  2)  „Die  Tugend  gegen 
die  Untugend  streitend“  (Inv.-No.  1197). 

Jahrb.  d.  kunsthist.  Sammlgn.  des  Allerh.  Kai- 
serhauses XXV.  Br.  Bischoff. 

Bäcker,  Nicolas  de,  Maler  aus  Antwer- 
pen, geb.  um  1648,  tätig  in  London,  Gehilfe 
Gottfried  Knellers,  t daselbst  1697.  Er  soll 
Draperien,  (Porträts)  und  Kircheninterieurs 
gemalt  haben.  — Sein  Vorname  ist  nicht 
sicher;  einige  Autoren  nennen  ihn  Johann 
Jacob  und  identifizieren  ihn  mit  dem  J.  Bäcker, 
nach  dem  Earlom  das  Porträt  des  Sir  Ste- 
phan Fox  radierte. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  519.  — A.  v.  Wurz- 
bach,  Niederl.  Kstlerlex.  •* 

Bäcker,  Peter,  s.  Backert. 

Bäcker,  Thomas  de,  Kupferstecher,  wird 
1697 — 98  als  Freimcistcr  in  die  S.  Lukasgilde 
zu  Antwerpen  aufgenommen. 

Liggeren  II  525,  527,  599,  604.  H.  V. 

Bäcker,  s.  auch  Baker  u.  Bakker. 

Backere,  Gaspard  de,  Sicgclschneider  in 
Brüssel  und  wahrscheinlich  ebendorther  ge- 
bürtig, wird  1483 — 87  erwähnt  als  „valet  de 
chambrc“  und  Goldschmied  Erzherzog  Phi- 
lipps des  Schönen.  Er  ist  der  Verfertiger 
eines  Silbcrsiegcls,  das  die  vereinigten  Pro- 
vinzen Flandern,  Hennegau  und  Brabant  ihm 
beim  Tode  Marias  von  Burgund  in  Auftrag 
gaben,  und  das  Philipp  mit  dem  Schwert  in 
der  Hand  und  von  Kopf  bis  zu  Füßen  ge- 
panzert auf  reichgeschirrtem,  galoppierendem 
Pferde  darstellt,  sowie  eines  silbernen  Gcgen- 
sicgcls  und  eines  kleinen  goldenen  Petschaf- 
tes mit  den  Wappen  dieses  Fürsten.  Nach 
den  Abdrücken  dieser  Arbeiten  in  dem  Brüs- 
seler Staatsarchiv  zu  urteilen,  war  B.  ein 
äußerst  geschickter  Graveur. 

P i n c h a r t,  Rccherchcs  sur  les  grav.  de 
m£d.  I.  — Forrer,  Biogr.  dict  of  medalliats. 

Frid.  Alvin. 

Backere,  Loys  (Eloi)  de,  Miniaturmaler 
von  Brügge,  wird  am  21.  3.  1500  als  Mitglied 
der  S.  Lukasgilde  daselbst  erwähnt. 

Beffroi  II  298.  H.  V. 

Backereel,  Gilles,  Historienmaler,  geb. 
zu  Antwerpen,  nach  der  Angabe  der  meisten 
Biographen  1572,  wurde  1630  Freimeister, 
hatte  1651  vier  Lehrlinge  und  starb  vor  1662 
daselbst.  Er  gehörte  zur  Klasse  der  italicni- 
sierenden  niederländischen  Meister,  studierte 
in  Rom  und  lebte  dann  fast  ausschließlich 
in  seiner  Vaterstadt.  Von  vielen  Bildern,  an 


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Backereel  — Backhuysen 


denen  die  kräftige  Färbung  gerühmt  wird, 
befand  sich  früher  eine  große  Anzahl  in  den 
Kirchen  Antwerpens.  Jetzt  bewahrt  noch 
daselbst  die  St.  Jacobskirche  zwei  Darstellun- 
gen : „St.  Franziskus  predigt  den  Vögeln“ 
und  „S.  Jacob  della  Marcha“,  und  die  St. 
Antoniuskapcllc  der  Hauptkirchc  einen  heil. 
Felix ; ferner  die  St.  Salvatorkirche  in  Brügge 
den  h.  Carolus  Borromaeus,  den  Pestkranken 
die  letzte  Ölung  bringend.  Auch  besitzt  das 
Museum  in  Brüssel  zwei  Gemälde  von  ihm: 
die  Anbetung  der  Hirten  und  die  Vision  des 
hl.  Felix;  die  k.  k.  Gem.-Gal.  in  Wien: 
Hcro,  Leander  betrauernd.  — Der  Name  des 
Künstlers  findet  sich  häufig  entstellt:  Bac- 
carelles,  Bakarcl,  Baccarelli,  Bacarecl  und 
Bakkarell. 

Houbraken,  Groote  Schouburgh.  — Campo 
Wey  er  man,  Levens-Beschr.  II  6.  — Oud- 
Hoiland  VIII  9.  — Van  den  Branden,  Ant- 
werpsebe  Schilderschool  p.  660.  — Jahrb.  d. 
ksthist.  Samtnl.  d.  Allerh.  Kaiscrh.  Reg.  No.  495 
fol.  184.  — A.  v.  Wurzbacb,  Niederl.  Kst- 
lerlex.  I.  Pol  de  Mont. 

Backereel,  Jacques,  Maler  in  Antwer- 
pen, wird  in  den  Liggcren  1012  als  Schüler 
des  Tob.  Verhaecht,  1618  als  Freimeister 
erwähnt.  Er  hatte  als  Schüler  Hendrik 
Backerecl  (1645),  Abr.  Genocls  (1651 — 1656 
nach  Houbraken)  und  J.  B.  Huybrecht  (1658). 
Arbeiten  von  ihm  sind  nicht  bekannt. 

Liggeren  I u.  II.  Pol  de  Mont. 

Backereel  (Baquercel),  Peter,  Kupfer- 
stecher, wird  1617  als  Freimeister  in  die  S. 
Lukasgilde  zu  Antwerpen  aufgenommen, 
f vor  1637. 

Liggeren  I 432,  535,  538 ; II  97.  H.  V. 

Backereel,  Willem,  Maler  von  Antwer- 
pen, Bruder  des  Gilles  B.,  gcb.  1570  daselbst, 
+ am  2.  1.  1615  in  Italien,  wohin  er  sich  jung 
begeben  hatte;  1605  wurde  er  als  Freimeister 
in  die  Gilde  aufgenommen.  Er  malte  vor- 
zugsweise Landschaften,  doch  ist  kein  Werk 
seiner  Hand  bekannt. 

Immerzeel,  De  levens  en  werken  1842  I. 
— R o o s e s,  Gcsch.  d.  Malersch.  Antwerpens. 
Deutsche  Ausg.  1889.  p.  156.  H.  V. 

Backert  (Bäckers),  Bildhauer,  Anfang  des 
17.  Jahrh.  nach  Hamburg  gekommen  u.  dort 
gestorben.  Von  ihm  ein  Epitaphium  im  Dom. 

Hamb.  Kstlerlex.  E.  Bcnexi. 

Backert  (Bäckers),  Peter,  Hamb.  Bild- 
hauer, Sohn  des  Vorigen  u.  Schüler  Schlüters, 
nach  dessen  Modellen  er  mehrere  Statuen  aus- 
führte. An  den  Sklavenfiguren  am  Denkmal 
des  Großen  Kurfürsten  in  Berlin  war  er  1703 
gemeinschaftlich  mit  Henri  Herfort,  Henzi 
und  Nahl  beschäftigt.  Außerdem  modellierte 
er  mit  letzterem  die  Reliefs  am  Sockel  nach 
den  Entwürfen  des  Malers  Wentzcl. 

Hamburg.  Kstlerlex.  I 1854.  — Lüer- 
Crcutz,  Gesch.  d.  Metallkunst  I 516  (fälsch- 
lich Bäcker  genannt).  H.  V. 

Backerwerd,  Wilhelm,  Baumeister  aus 
Utrecht,  vollendete  1486 — 1493  den  Bau  des 


nördlichen  Seitenschiffes  der  S.  Viktorskirche 
in  Xanten. 

Kunstdenkm.  der  Rhcinprov.  I 339.  *** 

Backhoff ner,  Mrs.  Caroline  (gcb.  Derby), 
Miniaturmalerin  in  London  1835. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 86.  ** 

Backhouse,  Mrs.  Margaret  (geb.  Hol- 
den), wurde  1818  in  Summer  Hill  bei  Bir- 
mingham geboren,  studierte  in  Paris  und 
zeichnete  sich  namentlich  als  Porträtistin 
graziöser  Frauen  und  anmutiger  Kinder  aus. 
Sie  war  ständige  Ausstellerin  in  der  Roy. 
Academy  (1846 — 1882)  und  der  Society  of 
Lady  Artists. 

C 1 a y t o n,  Engl.  Fcmale  Artists  (1876)  II 
21.  — Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 86.  •* 

Backhouse,  R.  William,  Architekt  in 
London,  tätig  um  1783 — 1818. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 87,  und  The 
Society  of  Artists  etc.  (1907)  p.  18.  ** 

Backhuysen,  Ludolf,  geb.  zu  Emden  am 
18.  12.  1631  als  Sohn  des  Gerhard  Backhaus, 
dem  früheren  Schreiber  am  Gerichtshöfe  zu 
Aurich,  kam  1649  als  Kommis  nach  Amster- 
dam ins  Geschäft  des  ebenfalls  in  Emden  ge- 
borenen Großkaufmanns  Guilielmo  Bartolotti. 
Er  betrieb  auch  die  Kalligraphie  u.  wird  noch 
1656  als  Schreiblehrer  erwähnt.  Unterdes- 
sen übte  er  sich  bei  Aldert  von  Everdingen 
und  Hendrick  Dubbels  im  Zeichnen  und  Ma- 
len und  wurde  ein  so  geschätzter  Marine- 
maler, daß  z.  B.  1665  die  Stadt  Amsterdam 
bei  ihm  ein  großes  Marinebild  bestellte  als 
Geschenk  für  den  französ.  Minister  Hugucs 
de  Lionne  (nicht  für  Ludwig  XIV.,  wie  Hou- 
braken fälschlich  berichtet ; das  Bild  ist  jetzt 
im  Louvre).  Zar  Peter  der  Große,  der  Kö- 
nig von  Preußen,  der  Kurfürst  von  Sachsen 
und  der  Großherzog  von  Toskana  sollen  sein 
Atelier  besucht  und  ersterer  auch  Zeichen- 
unterricht bei  ihm  erhalten  haben.  Viermal 
heiratete  er,  starb  nach  längerem  Leiden  in 
Amsterdam  im  Nov.  1708  und  wurde  am 
17.  11.  in  der  Westerkirche  begraben.  In 
seiner  Zeit  und  noch  das  ganze  18.  Jahrh. 
hindurch  wird  er  neben  Willem  van  de  Velde 
als  der  größte  Marinemaler  bewundert.  Nach- 
her hat  sein  Ruhm  etwas  nachgelassen,  als 
man  erkannte,  daß  das  Schwere  in  der  Dar- 
stellung der  Wolkenmassen,  das  undurchsich- 
tig Wollige  in  seinen  Wellen,  das  öfters  Bunte 
in  der  Staffage  allzusehr  absticht  von  dem 
poetischen  Reiz  in  van  de  Veldes  Meister- 
werken. Immerhin  war  er  ein  tüchtiger 
Marinemaler,  der  es  namentlich  in  seinen  frü- 
heren Arbeiten  verstanden  hat,  die  Natur 
glücklich  wiederzugeben.  Als  die  frühest  da- 
tierten seiner  eben  nicht  seltenen  Seestückc 
und  Hafenansichten  gelten  ein  trotz  der 
deutlichen  Bezeichnung  auch  dem  Jan  van 
de  Cappelle  zugeschriebenes  Seestück  in  der 
Kunsthalle  zu  Hamburg  und  ein  ähnliches 
Bild  im  Museum  zu  Leipzig,  beide  von 


325 


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Backhuijzen  — Backoffen 


1658.  In  fast  sämtlichen  größeren  Museen 
findet  man  seine  Marinen,  vereinzelt  mit 
biblischer  Staffage  (Kopenhagen),  öfter  mit 
zeitgenössischen  historisch.  Begebenheiten  als 
Sujets  (Amsterdam,  Haag).  Auch  Porträts 
hat  er  gemalt,  und  zwar  in  kleinem  For- 
mat nicht  unglücklich,  aber  seine  lebens- 
großen Bildnisse  sind  wenig  beachtenswert 
wie  die  Ganzfigur  des  Professors  Petrus 
Francius  in  der  Universität  zu  Amsterdam 
(168S)  und  das  Brustbild  des  Dichters  Jo- 
hannes Antonides  van  der  Goes  ebendaselbst 
(1680,  P.  van  Gunst  sc.).  Seine  Bilder  sind 
fast  immer  bezeichnet,  entweder  mit  seinem 
vollen  Namen  oder  mit  Initialen.  Auch 
Handzeichnungen  von  ihm  findet  man  häufig; 
namentlich  die  Sammlungen  in  Dresden,  wo 
eine  zusammengehörige  große  Folge  von 
Skizzen,  in  London  und  in  Amsterdam  haben 
deren  aufzuweisen.  Im  18.  Jahrli.  haben  hol- 
ländische, französische  und  englische  Stecher 
sich  vielfach  bemüht,  seine  Marinen,  zu  re- 
produzieren (Sibelius,  Beauvarlet,  Malocuvre, 
Tardieu,  Canot  u.  a.).  Mit  geübter  Nadel 
hat  er  auch  selber  mehrere  Blätter  radiert; 
für  eine  Folge  hat  er  am  22.  10.  1701  von 
den  Staaten  von  Holland  das  Verlagsrecht 
bekommen.  — Als  seine  Schüler  werden  ge- 
nannt Jan  Claesz.  und  Hcndrick  Rietschoof, 
Michiel  Maddersteg,  Jan  Dubbels,  Pieter 
Coopse  und  der  Dilettant-Zeichner  Anthonie 
Rutgers.  öfters  hat  er  sein  eigenes  Porträt 
gemalt,  1699  im  Museum  zu  Amsterdam. 
Sein  von  Willem  van  Mieris  1697  gemaltes 
Bildnis  ist  im  Museum  zu  Schwerin.  J.  Golc 
hat  es  geschabt  und  J.  Houbraken  gestochen. 

Houbraken,  De  groote  Schouburgh  II  236 
bis  244.  — Smith,  Katalog  VI  405 — 455.  IX 
777 — 785.  — Jahrbücher  Emden  VII  2,  67.  — 
Oud-Holland  III  59,  60,  XI  30—33.  — 

Obreens  Archicf  VII  161.  — Van  der 
Willigen,  Les  artistes  de  Haarlem,  73.  — 
R a r t s c h,  Peintrc-graveur  IV  275—283.  — 
W c i g c 1,!  197 — 200.  — M o c s,  Iconographia 
Batava.  — Meyer,  Kstlcrlcx.  II  527.  — Waa- 
gen, Handbuch  II  234.  E.  W.  Moes. 

Backhuijzen,  Gerrit,  Maler-Dilettant,  von 
Beruf  Ziegelbrenncr,  gcb.  in  Amsterdam  um 
1700,  begraben  in  Rotterdam  am  27.  12.  1760. 
Enkel  des  Marinemalers  Ludolf  B.,  Sohn  des 
Johannes  B.  (+  1731),  Bruder  des  jüngeren 
Ludolf  B.,  übte  als  Dilettant  die  Bildnismale- 
rei. Er  kaufte  41  Jahre  alt  eine  Ziegelei  zu 
Rotterdam,  wo  er  am  1.  6.  1741  Bürger  wurde. 
Die  Ziegelei  wurde  nach  seinem  Tode  von 
seinem  Bruder  Ludolf  weitergeführt.  Nach 
Gerrit  gestochen:  1)  Porträt  von  Wilhelmus 
Vinck,  Dr.  med.  zu  Rotterdam,  gestochen  von 
P.  Tanj£,  gr.  Fol.  — 2)  Porträt  von  Cor- 
nelis  van  Oeveren,  wagemaker,  op  de  Haag- 
sche  veer,  te  Rotterdam,  1747  gestochen  von 
P.  Tanje. 

Van  Eyndcn  cn  van  der  Willigen 
II,  1817  S.  83.  — ImmerzccI,  De  Levens  en 


Werken  I.  1842,  24.  — C.  K r a m m,  De  Levens 
en  Werken  etc.  I 1857,  41.  — Rottcrd.  Historie- 
bladen  III.  1871,  555.  — Heinecken,  Dict. 
des  artistes  II.  Haverkorn  v.  Rijsewijk. 

Backhuijzen,  Ludolf  d.  J.,  Maler  (und 
Ziegelbrenner),  geb.  in  Amsterdam  am  29. 
8.  1717 ; f in  Rotterdam  am  6.  4.  1782,  be- 
graben in  Amsterdam  am  12.  4.  1782.  Sohn 
des  Johannes  B.,  Enkel  des  Marinemalers  Lu- 
dolf Backhuysen  und  Bruder  von  Gerrit  Back- 
huijzen. Er  bildete  sich  anfangs  auf  Wunsch 
seiner  Mutter,  gegen  die  eigene  Neigung,  die 
ihn  zum  Kriegsdienst  zog,  zum  Kaufmann  aus, 
um  das  Geschäft  seines  Vaters  zu  überneh- 
men. Später  entwickelte  sich  jedoch  bei  ihm 
Liebe  zur  Kunst,  so  daß  er  1738  unter  der 
Leitung  des  Porträtmalers  Quinkhard  Zeich- 
nen und  Malen  erlernte.  Seiner  alten  Nei- 
gung folgend,  stellte  er  meist  kriegerische 
Szenen  dar  und  machte  zu  diesem  Zwecke 
auch  1743  einen  Feldzug  in  Deutschland  mit. 
Nach  dem  Tode  seines  Bruders  Gerrit  im 
Jahre  1760  übernahm  er  dessen  Zicgelbrennc- 
rci  in  Rotterdam,  wo  er  1771  u.  1772  Haupt- 
mann der  Zicgelbrennergilde  war.  Tiebaut 
Regters  malte  1743  sein  Bildnis.  Ein  frag- 
liches Selbstporträt  iin  Rijksmuseum. 

J.  van  Cool,  De  Nieuwe  Schouburg  II 
354,  366.  — Van  Eyndcn  en  van  der 
Willigen  II  81.  — C.  Immcrzeel,  De 
Levens  en  Werken  I 24.  — C.  K r a m m,  De 
Levens  en  Werken  I 41.  — Rotterdainsche  Hi- 
storiebladen III  555.  Haverkorn  v.  Rijsewijk. 

Backhuijzen,  s.  auch  Bakhuijzcn. 

Backmeister,  Hans,  Maler  zu  Lübeck,  er- 
hält am  8.  9.  1456  und  am  14.  2.  1457  Be- 
zahlungen für  ein  noch  in  Arbeit  begriffenes 
Gemälde  für  die  Dominikaner  im  Kloster 
Nestwede  in  Seeland. 

M i t h o f f,  Mittelalt.  Kstler.  u.  Werkmstr. 
Niedersachs.  u.  Westf.  1885.  H.  V. 

Backmester,  C 1 a w c s,  Glockengießer  zu 
Magdeburg,  goß  laut  Inschrift  1507  zwei 
Glocken  für  Kerkau  und  für  Kleinau  (Alt- 
mark). 

M i t b o f f,  Mittelalt.  Kstler.  u.  Werkmstr. 
Niedersachs.  u.  Westf.  1885.  H.  V. 

Backmester,  Jacob,  pictor,  wird  1446  in 
den  Lübecker  Stadtbüchern  genannt. 

Goldschmidt,  Lübecker  Mal.  u.  Plastik 
bis  1530,  p.  98.  Hs.  L. 

Backofen,  Lam  b.,  Maler,  gcb.  um  1810 ; 
in  Rom  1835 — 1836. 

Pfarr.  S.  Vinccnzo  in  Rom.  Friedr.  Noack. 

Backoffen,  Hans,  Bildhauer  und  Bürger 
zu  Mainz,  f am  21.  9.  1519,  ist  der  Verferti- 
ger der  schönen  Kreuzigungsgruppc  auf  dem 
St.  Peters-Kirchhof  in  Frankfurt  a.  M.,  wie 
sich  aus  neuerlich  aufgefundenen  Akten  er- 
geben hat.  Die  Gruppe  besteht  aus  3 über- 
lebensgroßen Figuren : dem  Gekreuzigten, 

Maria  und  Johannes  und  erhebt  sich  auf  einem 
altarähnlichen  Unterbau,  der  bei  der  Ver- 
setzung des  Denkmals  1895  erneuert  wurde. 
Als  das  Jahr  der  Errichtung  der  Gruppe  wird 


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Backstedt  — Bago 


von  einigen  1509,  von  anderen  1510  bezeich- 
net. Auf  Grund  dieses  beglaubigten  Werkes 
lassen  sich  B.  mit  Sicherheit  auch  die  weit 
bedeutendere  Tfigurige  Kreuzigungsgruppe  auf 
dem  Dom-Kirchhofe  daselbst  sowie  die  mit 
letzterer  bis  auf  geringe  Unterschiede  iden- 
tische sechsfigurige  Gruppe  an  der  Pfarr- 
kirche zu  Wimpfen  am  Berg  zuweisen.  Der 
Kalvarienberg  des  Dom-Kirchhofes  ist,  wie 
eine  Inschrift  am  Unterbau  besagt,  eine  Stif- 
tung Jakob  Hellers  und  Katharinas  von  Mol- 
heim aus  dem  Jahre  1509.  Eine  in  das  Kreuz 
eingelassene  Bronzcplattc  überliefert  den  17. 
S.  1509  als  den  Tag  der  Weihe.  Die  Gruppe 
umfaßt  die  Gestalten  von  Maria,  Johannes, 
Magdalena  u.  Longinus  zwischen  dem  Kreuze 
Christi  und  den  beiden  Schächern;  Großartig- 
keit der  Auffassung  und  eine  „für  jene  Zeit 
ganz  überraschend  vorzügliche  Vollendung  in 
der  Behandlung  des  Nackten“  sprechen  aus 
ihr.  Wie  Farbspuren  beweisen,  trug  sic  ehe- 
mals reiche  Bemalung  und  Vergoldung.  Mit 
diesen  beiden  Werken  steht  in  naher  Be- 
ziehung die  gleichfalls  sechsfigurige  Gruppe 
auf  dem  ehemaligen  Kirchhof  der  St.  Ignaz- 
kirche in  Mainz,  deren  Inschrift  am  Unter- 
bäu besagt,  daß  die  Ehefrau  des  am  21.  9. 
1519  f „ . . . ersam  meister  Hans  Backoffenn 

von  Sultzpach,  Bildhauer diss  Crucifix 

uss  irem  testament  haben  lassen  machen“, 
und  deren  Sockel  das  Bildnis  des  Stifters 
zeigt,  der  unzweifelhaft  identisch  ist  mit  dem 
als  Verfertiger  der  Kreuzesgruppe  auf  dem 
Peters-Kirchhofe  erwähnten  Bildhauer  B. 
Auch  diese  Mainzer  Gruppe  geht  wahrschein- 
lich auf  eine  Skizze  von  B.  zurück.  Durch 
diese  drei,  dem  Künstler  mit  Sicherheit  zuzu- 
schreibenden Werke  gebührt  demselben  ein 
Rang  unter  den  ersten  deutschen  Bildhauern 
seiner  Zeit. 

Die  Baudenkmäler  in  Frankfurt  a.  M.  1898 
II  366—390  u.  Tafel  XVIII  u.  XVIIIa.  H.  V. 

Backstedt,  B e n d i x,  s.  Bachstet  t. 

Backvis,  Fran?ois,  belg.  Tiermaler  um 
die  Mitte  des  19.  Jahrh. 

Siret,  Dict.  d.  peintres,  3.  Ausg.  p.  50.  ** 

Bade,  Andrienne  Pauline,  geb.  Ma- 
caire,  Miniaturmalerin,  geb.  am  15.  8.  1796  in 
Genf,  f am  22.  10.  1855.  Von  ihr  ein  männl. 
Porträt  auf  der  Ausstellung  des  Museums 
Rath  1820. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Bader  d’Albe,  Baron  Louis  Albert 
Guillain,  Brigadegencral  unter  Napo- 
leon I.  und  Landschaftsmaler  und  Zeichner, 
geb.  1761  zu  St.  Pol  (Pas  de  Calais),  t 1824 
zu  S£vres.  Seine  Landschaften  zeigen  nur 
die  akademisch-klassische  Richtung,  während 
seine  Schlachtenbilder  aus  dem  italien.  Feld- 
zuge 1797  und  einige  Porträts  historisches 
Interesse  haben.  Auch  als  Landkartenstecher 
und  Lithograph  war  er  tätig. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  525  (Oeuvreangabe).  — 
Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  ** 


Baco,  Andre  Etienne,  französ.  Maler 
in  Auxcrre,  Sohn  des  Claude  B.,  urkundlich 
genannt  1773. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frans.  II  ser.  tom.  VI 
(1885)  p.  46.  ** 

Baco,  Charles,  französ.  Maler,  urkund- 
lich genannt  1711. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frans.  III  ser.  tom.  XII 
(1896)  p.  271.  ** 

Baco,  Claude  und  Claude  Noel,  fran- 
zös. Maler  des  18.  Jahrh.,  bloß  dem  Namen 
nach  erwähnt,  und  zwar  der  erstere  als  Ma- 
ler der  Akademie  St.  Luc  in  Paris,  f am  17. 
1.  1773,  der  zweite,  Sohn  des  Vorhergehenden 
und  ebenfalls  Maler  der  Akademie  St.  Luc, 
im  selben  Jahre. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frans.  II  ser.  tom.  VI 
(1885)  p.  46.  *• 

Bag6,  Jacomart,  katalan.  Maler  aus  Va- 
lencia, welchen  König  Alphons  von  Arago- 
nien  1440  nach  Neapel  kommen  ließ.  Im 
Aufträge  desselben  führte  der  Künstler  dort 
1444  einen  Altar  für  die  Kirche  S.  Maria 
della  Pace  aus  (der  1528  bei  der  Zerstörung 
der  Kirche  untergegangen  sein  dürfte),  malte 
1447  Fahnen  im  Feldlager  des  Königs  auf 
dem  Zuge  nach  Toskana,  befand  sich  aber 
seit  1451  wieder  in  Valencia,  wo  er  am  16.  7. 
1461  gestorben  ist.  Ein  authentisches  Werk 
seiner  Hand,  durch  den  am  23.  1.  1460  ab- 
geschlossenen Kontrakt  beglaubigt,  befindet 
sich  in  der  Kirche  zu  Cati  unweit  Tortosa, 
ein  Polyptychon  mit  Predella  der  HH.  Lau- 
rentius und  Petrus  Martyr.  Sein  Stil  zeigt 
in  diesen  Bildern  außer  einer  mehr  oder  min- 
der direkt  erworbenen  Kenntnis  der  Kunst 
und  Technik  des  Jan  van  Eyck  charakte- 
ristische Motive  rein  Valencianischer  Über- 
lieferung. Auf  Grund  dieses  Werkes  haben 
D.  Luis  Tramoycrcs  und  E.  Bertaux  das 
Oeuvre  des  Malers  wenigstens  teilweise  her- 
zustellen versucht.  Danach  würden  ihm  an- 
gehören: eine  Heimsuchung  und  S.  Petrus 
mit  Kardinälen  (vor  1440  gemalt)  in  der 
Kirche  S.  Juan  zu  Morella;  ein  Triptychon 
S.  Anna  selbdritt  mit  S.  Augustin  und  S. 
Ildephons  und  dem  Stifter,  Kardinal  Alfonso 
Borgia  (zwischen  1444  und  1457  ausgeführt) 
in  der  Kollegiat-Kirche  zu  Jativa;  ein  1457 
datiertes  Polyptychon  S.  Martin  von  Tours 
in  der  Sakristei  des  Klarissinnen-Klosters  in 
Segorbe.  Ferner  S.  Franciscus  seine  Regel 
gebend  (bisher  dem  maestro  Colantonio  zu- 
gcschricben)  in  der  Sakristei  der  Franziska- 
ner Kirche  S.  Lorenzo  in  Neapel ; S.  Vincenz 
Ferrer  in  der  Sakristei  der  Kathedrale  in 
Valencia;  ein  ganz  übermaltes  Altarwerk  S. 
Egidius  u.  S.  Jakob  im  Museum  in  Valencia, 
schließlich  ein  Dominikaner  Profeß  ablegend 
ira  Musec  des  Arts  decoratifs  in  Paris. 

E.  Bertaux,  Revue  de  l’Art  ancicn  et  mod. 
XXII  339  ff.  — Gaz.  d.  beaux-arts  1908  I 92/3, 
96  f.  — Sanpere  y Miquel,  Cuatroc.  Catal. 
II  253—59.  M.  v.  Boehn. 


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Baco  — Bacon 


Baco,  Jean  Guillaume,  französ.  Maler, 
Sohn  des  Claude  B.,  1773  als  abwesend  von 
Paris  erwähnt. 

Nouv.  Arcb.  de  l’art  frang.  II  scr.  tom.  VI 
(1885)  p.  46.  ** 

Bacon,  C.,  Architekt  in  London,  der  von 
1800 — 1812  Architektur-Skizzen  und  Entwürfe 
in  der  Roy.  Academy  ausstclltc. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 87.  •* 

Bacon,  Charles,  Bildhauer  in  London, 
war  von  1S42 — 1884  ständiger  Aussteller  in 
der  Roy.  Academy.  In  den  früheren  Jahren 
arbeitete  er  eine  Reihe  von  Gemmen  nach 
Flaxman,  E.  H.  Baily  u.  a.,  später  widmete 
er  sich  ganz  der  zeitgenöss.  Porträtbüste  und 
Statue. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 87.  ** 

Bacon,  Frederick,  reproduzierender 
Stecher  und  Radierer,  geb.  in  London  1803, 
f 1887  in  Kalifornien,  war  Schüler  der  Roy. 
Academy  unter  H.  Füssli,  später  Schüler  und 
Gehilfe  Findens.  Er  war  meist  als  Buch- 
illustrator tätig,  bis  er  1869  seine  Kunst 
aufgab. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  526  (mit  Oeuvrean- 
gabe). — Bryan,  Dictionary,  1903,  I 69.  *• 

Bacon,  Gco.  C.,  amerik.  Maler,  geb.  um 
1855,  f am  27.  12.  1883  in  Maiden  bei  Boston. 
Zeichnete  sich  besonders  durch  dekorative 
Wandmalereien  aus.  Edmund  von  Mach. 

Bacon,  Henry,  nordamerikan.  Maler,  geb. 
am  8.  10.  1839  zu  Haverhill,  Mass.,  studierte 
in  Boston.  1864  ging  er  nach  Frankreich,  wo 
er  unter  Cabanel  und  später  1866 — 67  unter 
Ed.  Frere  studierte.  Auch  in  Dresden  war 
er  ein  Jahr.  Nach  einem  Besuch  in  der  Hei- 
mat 1871  ließ  er  sich  dauernd  in  Paris  nie- 
der. Bacons  Bilder  stellen  meist  Szenen  des 
Volks-  und  Kinderlebens  dar.  Seine  Kompo- 
sition ist  gut,  seine  Farbe  aber  nicht  immer 
angenehm.  Zu  seinen  bekanntesten  Bildern 
gehören  „Boston  Boys  und  General  Gage“ 
(1875),  Luck  of  Roaring  Camp  (1881)  und 
Der  Doktor. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  526.  — B e 1 1 i e r - 
Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  Edmund  von  Mach. 

Bacon,  H u m b e r t,  Kunstschlosser,  Dcle- 
mont  (Schweiz),  schmiedete  um  1714  die 
schönen  Chorschranken  in  der  Klosterkirche 
der  Prämonstratcnser  Abtei.  Dieses  Gitter 
befindet  sich  jetzt  an  der  Gartenpforte  des 
ehemal.  Hauses  Wildernett  in  Bienne. 

S.  Schwab,  L'Art  et  les  Artistes  du  Jura 
Bernois  1888.  •* 

Bacon,  John,  der  Alt.,  Bildhauer  in  Lon- 
don, R.  A.,  geb.  am  24.  11.  1740  zu  South- 
wark,  f am  4.  S.  1799  in  London,  Schüler 
der  Roy.  Academy  seit  1758,  machte  sich  zu- 
erst durch  eine  Statue  des  Mars  bekannt. 
Später  führte  er  eine  Anzahl  von  Denkmä- 
lern aus,  unter  welchen  dasjenige  der  Miß 
Draper  in  der  Kathedrale  von  Bristol  und 
besonders  die  Monumente  William  Pitts  in 


der  Guildhall  und  in  der  Westminster-Abtci 
und  die  des  Dr.  Johnson,  Mr.  Howard  und 
Sir  William  Jones  in  St.  Paul’s  genannt  seien. 
Zahlreiche  seiner  Arbeiten  stellte  er  von 
1769 — 99  in  der  Roy.  Academy  aus,  während 
er  schon  1762 — 64  in  der  Free  Society  mit 
Reliefs  vertreten  war.  — Er  war  Methodist, 
schrieb  Fabeln  und  moralische  Betrachtun- 
gen; auch  einige  Aufsätze  über  Kunst.  — 
Seine  Biographie  verfaßte  der  Geistliche  Rieh. 
Cecil  1801. 

S.  Redgrave,  Dict.  of  artists,  London  1878. 

— Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 88.  — B i n - 
yon,  Catal.  of  drawings  etc.  in  the  British 
Museum  I 66.  — Dict.  of  Nat.  Biography  II.  *• 

Bacon,  John,  der  Jüng.,  Bildhauer  in  Lon- 
don, geb.  im  März  1777  als  zweiter  Sohn 
John  B.s  des  Älteren,  Schüler  der  Roy.  Aca- 
demy, stellte  schon  als  Fünfzehnjähriger  aus 
und  gewann  1794  die  goldene  Medaille  der 
Academy.  1796  stellte  er  zwei  Figuren 
„Wachsamkeit"  und  „Klugheit“  aus,  die  in 
das  Trinity  House  kamen.  Nach  dem  Tode 
seines  Vaters  1799  vollendete  er  verschiedene 
Werke  desselben  und  stellte  bis  1824  in  der 
Roy.  Academy  Büsten,  Statuen  und  allego- 
rische Darstellungen  aus.  Mehrere  seiner 
Monumente  findet  man  in  der  St.  Pauls  Ka- 
thedrale, andere  in  der  W'estminster-Abtei. 

— Er  starb  1859. 

S.  Redgrave,  Dict.  of  artists,  1878  p.  18. 

— Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 88.  — Dict. 

of  Nat.  Biography  II.  ** 

Bacon,  John  H.  F.,  Maler  in  London,  geb. 
1868,  Associate  der  Royal  Academy  seit  1903, 
studierte  auf  der  Roy.  Academy,  stellte  dort 
seit  1889  eine  lange  Reihe  von  Gemälden 
mit  genreartigen  oder  kirchlichen  Stoffen  und 
mehrere  Porträts  aus.  Besonders  sein  Bild 
„A  Romance“  (ausgestellt  1903)  zeigte  eine 
neue  Seite  von  Bacons  Talent  in  Hinsicht  der 
Feinheit,  minutiösen  Ausführung  und  des 
sprühenden  Glanzes.  — Mehrere  seiner  aus- 
drucksvollen Porträtskizzen  abgcbildet  im 
Studio  XXII,  XXIII  und  XXV.  N.  Peacock. 

Bacon,  Sir  Nathanicl,  of  Culford, 
geschickter  Amateurmaler,  geb.  1585,  + 1627. 
Sein  Grabmal  in  der  Culfordkirche  zeigt  eine 
Palette  u.  Pinsel;  Zeitgenossen  rühmen  seine 
Kunst  und  Familientradition  nennt  ihn  als 
Urheber  zweier  Sclbstporträts  (eine  Voll- 
figur, ein  Brustbild)  im  Schloß  Gorhambury, 
wo  sich  auch  die  Darstellung  einer  Frau  mit 
Fischen  („The  Cook  Maid“)  befindet,  die 
schon  in  einem  Inventar  von  1659  als  seine 
Arbeit  bezeichnet  wird. 

H.  H.  Prince  Frederick  Duleep 
S i n g h im  Burlington  Magazine  XI  236  (mit 
Abbildungen  u.  Richtigstellung  älterer  ungenauer 
Nachrichten).  ** 

Bacon,  T.,  Bildhauer  in  London,  Sohn  des 
älteren  John  B.,  stellte  1793 — 95  drei  pla- 
stische Arbeiten:  der  verlorene  Sohn  (Terra- 
kotta), Christus  und  die  Samaritcrin,  ferner 


328 


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Bacon  — Badajoz 


Christus  im  Garten  in  der  Royal  Academy 
aus. 

Redgrave,  Dict.  of  Artists  1878.  •* 

Bacon,  W„  Maler  in  London,  stellte  1800 — 
1823  landschaftliche  Kompositionen  aus  Nord- 
Wales  u.  a.  O.  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 90.  ** 

Bacor,  Josse,  lothr.  Teppichwirker,  war 
in  der  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  in  Lunevillc 
tätig.  Er  hat  dort  13  Portieren  gewebt,  die 
in  der  kaiserl.  Sammlung  zu  Wien  aufbe- 
wahrt werden.  Sie  zeigen  die  Wappen  des 
Herzogs  Leopold  und  der  Herzogin  Elisabeth- 
Charlotte  v.  Orleans,  und  in  ihrer  Bordüre 
ist  das  Doppelkreuz  von  Lothringen  in  mehre- 
ren Wiederholungen  eingewebt.  Das  eine 
dieser  Stücke  trägt  die  Signatur:  F.  J.  Bacor 
u.  S.  M.  1717  führte  Bacor  zwei  Porträts  des 
Herzogs  Leopold  in  haute  lisse  aus.  Er  war 
mit  Sigisbert  Mengin  associert  in  der  Leitung 
des  Ateliers  zu  Lunevillc,  das  übrigens  nur 
ein  Dutzend  Jahre  bestanden  zu  haben  scheint 
und  1723  mit  demjenigen  von  Malgrangc  ver- 
einigt worden  sein  muß. 

E.  Müntz,  Les  fabriques  de  tapisserie  de 
Nancy,  1883.  — H.  Lepage,  Les  tapisseries 
des  ducs  de  Lorraine,  Journal  de  la  Soc.  d’Ar- 
cheologie  lorraine,  1886.  /.  /.  Guiffre y. 

Bacot,  E d m o n d,  französ.  Landschafts- 
maler, stellte  während  der  40er  Jahre  des  19. 
Jahrh.  in  den  Pariser  Salons  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gön.  H.  V. 

Bacot,  Emile,  französ.  Porträt-  u.  Minia- 
turmaler, Schüler  von  Lepoittevin,  tätig  in 
Cacn  1834. 

S i r e t,  Dict.  d.  peintres  I 50  (ohne  nähere 
Angaben).  *• 

Bacot,  Jacques,  Maler  in  Nantes,  ge- 
bürtig aus  Paris,  verheiratete  sich  am  22.  1. 
1674.  — Sonst  unbekannt. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  III  ser.  tom.  XIV 
(1898)  p.  16.  ** 

Bacot,  s.  auch  Baccot. 

Bacquet  (Le  Pcre),  französ.  Architekt  und 
Karmelitermönch,  begann  1584  in  Gray 
(Haute-Saöne)  den  Bau  des  Klosters  de  la 
Visitation. 

Gattin  et  Besson,  Hist,  de  la  ville  de 
Gray.  — Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des 
artistes  u.  Suppl.  — Lance,  Dict.  des  Archit. 
frang.  — Bauchal,  Nouv.  Dict.  des  Archit. 
frang.  C.  Enlart. 

Bacquet,  Paul  Eugene  Victor,  fran- 
zös. Bildhauer,  gcb.  in  Villemaur  (Aubc) 
1848,  f am  28.  8.  1901,  Schüler  von  Farochon 
und  Dumont.  Er  stellte  im  Salon  von  1870 — 
1899  aus.  Unter  seinen  Arbeiten  seien  ge- 
nannt eine  Säule  mit  dem  Bildnis  Ferd.  Poises 
für  die  Stadt  Nimcs  und  mehrere  Büsten  be- 
kannter Männer. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Chronique  d.  arts  1901,  239  (Nekrolog).  — Ka- 
tal.  des  Salon.  ** 

Bacqueville,  P.  P.,  Omamcntstcchcr  (Dilet- 
tant), Paris,  um  1720.  Von  ihm:  Liurc  d'Or- 


nemens  propre  pour  les  meubles  et  pour  les 
Peintres. 

Guilmard,  Maitrcs  ornemanistes.  94 : 2 Se- 
rien zu  je  6 Bl. 

Bacquoy,  s.  Baquoy. 

Bacsäk,  György  (Georg),  ung.  Maler, 
geb.  1870  zu  Pozsony  (Prcßburg),  absolvierte 
seine  Studien  bei  Lotz  in  Budapest  und  Hol- 
lösy  in  München.  Stellte  zum  erstenmal  in 
Budapest  1891  eine  Waldpartie  aus.  K.  Lyka. 

Bäcsszentivänyi,  Dömötör  (Demetrius  de 
Bäcsszcntiväny),  ung.  Maler  vom  Ende  des 
15.  Jahrh.  zu  Kassa,  doktimcnt.  erwähnt. 

Archaeologiai  Ertesitö,  üj  f.  XV  55.  K.  Lyka. 

Bacueil,  französ.  Architekt  („architecte  des 
Quinze-Vingts"),  um  1777. 

Bauchal,  Dict.  d.  archit.  frang.  H.  V. 

Bacx,  Josse,  Maler  oder  Bildhauer  von 
Mecheln,  nur  bekannt  durch  seine  Signatur 
unter  der  von  96  Künstlern  Unterzeichneten 
Bittschrift  der  Lukasgilde  daselbst  vom  8.  5. 
1619. 

E.  N e e f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines  (1876)  I.  H.  V. 

Baczaldo,  Antonio,  Wachsbossierer,  er- 
hält in  Prag  am  9.  5.  1596  für  etliche  Kaiser 
Rudolf  II.  gewidmete  „Kunst  stuckh“  in 
Wachs  den  Betrag  von  58  fl.  20  H.  ausbezahlt. 

Urkunden  aus  dem  Archiv  der  K.  K.  Hof- 
bibliothek Reg.  No.  5555 ; im  Jahrb.  d.  kunsthist. 
Sammlgn.  des  Allerh.  Kaiserhauses  VII. 

Baczko,  Margarete  von,  Malerin  in 
Weimar,  gcb.  am  21.  6.  1842  in  Görlitz,  Schü- 
lerin von  Prof.  Max  Schmidt  in  Weimar, 
malte  meist  Landschaften  aus  dem  Harz  und 
von  der  pommerschen  Küste. 

Das  geist.  Deutschland,  Leipzig  1898  (Selbst- 
biogr.).  — F.  von  Bötticher,  Malcrwcrke 
des  19.  Jahrh.  — Katal.  der  Berliner  Akademie- 
Ausstellungen  1874 — 79.  *• 

Baczynski,  Joseph,  Maler  aus  Wolhynien, 
f 1838  in  Dawidöwka  im  Zytomirskischen, 
malte  Karikaturen  und  historische  Szenen. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  527.  ** 

Bada,  Josef,  span.  Architekt,  Oberbau- 
meister an  der  Kathedrale  zu  Granada,  wurde 
1719  nach  Malaga  berufen,  um  den  seit  1623 
betriebenen  Bau  der  dortigen  Kathedrale  wei- 
ter zu  führen.  B.  baute  an  der  Fassade  nach 
dem  Plane  des  Vicente  Acaro  bis  an  seinen 
Tod  1756,  worauf  Antonio  Ramos  das  Werk 
zu  Ende  führte. 

Llaguno  y Amirola,  Not  I 201,  IV  99. 

Badajoz,  Juan  de,  aus  Badajoz  gebürtig, 
war  einer  der  ausgezeichnetsten  span.  Bau- 
meister des  16.  Jahrh.  und  ein  Anhänger  der 
Renaissance.  Dem  Bau  der  Kathedrale  von 
Leon  stand  er  1512  als  Obermeister  vor.  Wie 
groß  schon  damals  sein  Ansehen  war,  zeigt 
seine  Berufung  nach  Salamanca  1512  und  1522 
und  nach  Sevilla  1513  zur  Begutachtung  der 
Pläne  und  Arbeiten  für  die  dortigen  Kathe- 
dralen. Zeugnisse  seiner  Kunst  sind  außer- 
dem in  Leon  die  Fassade  des  prachtvollen 
Klosters  S.  Marcos  und  die  Hauptkapelle  der 


329 


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Badalocchi  — Badalocchio 


Stiftskirche  S.  Isidoro.  Die  erstere  wurde 
von  1587 — 1543  bis  über  die  Hälfte  ausge- 
führt. Auch  der  Bau  des  Kreuzganges  an 
dem  Benediktinerkloster  S.  Zoil  zu  Carrion 
de  los  Condes  (Königreich  Leon)  wurde  nach 
B.s  Zeichnung  ausgeführt  (laut  Inschrift  am 
7.  3.  1537  begonnen  und  am  27.  8.  1004  voll- 
endet). — B.  hat  endlich  noch  1545  laut  In- 
schrift im  Kloster  Exlonga  unweit  Leon  den 
Bau  des  Kreuzganges  begonnen,  der  erst  1719 
zur  Vollendung  gelangte.  1548  war  er  Sach- 
verständiger in  dem  Prozeß  des  Franc.  Gi- 
ralte  gegen  Juan  de  Juni. 

Meyer,  Kstlerlcx.  II  527.  — Cean  Ber- 
mudez,  Dicc.  II  43.  — Llaguno  y Ami- 
r o 1 a,  Not.  I.  — M a r t i y M o n s 6,  Estud.  hist, 
artist.  A 

Badalocchi,  Antonio,  Maler  aus  Parma, 
um  1650,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III  17)  er- 
wähnt. h.  V. 

Badalocchio,  S i s t o.  italicn.  Maler  u.  Kup- 
ferstecher, nach  landläufiger  Annahme  der 
meisten  Autoren  geb.  1581  (nach  anderen 
1585)  in  Parma,  f 1647  in  Ordogno;  Bartsch 
vermutet  jedoch,  daß  diese  Zeitangaben  in 
der  Tat  nicht  auf  die  Lebensdauer  des  Sisto 
B.,  sondern  auf  diejenige  des  G.  Lanfranco 
zu  beziehen  seien.  Wenn  diese  Vermutung 
richtig  sein  sollte,  dann  würden  für  die  Bio- 
graphie des  Sisto  B.  nur  die  Jahresdaten 
1608 — 9 (Aufenthalt  in  Rom)  feststehen; 
jedoch  sind  mit  ziemlicher  Sicherheit  auch 
diejenigen  urkundlichen  Nachrichten  auf  ihn 
zu  beziehen,  in  denen  ein  „Maler  Sisto“  um 
1613  in  Bologna  erwähnt  wird.  Malvasia 
identifiziert  mit  Sisto  B.  einen  Schüler  des 
Annibale  Carracci  namens  Sisto  Rosa,  ohne 
jedoch  für  die  Verschiedenheit  der  Namen 
irgendwelche  Erklärung  zu  geben;  nach  Cam- 
pori  stammte  die  Familie  B.s  aus  Modena. 
Mit  seinem  Lehrer  Annibale  Carracci  und 
seinem  Mitschüler  G.  Lanfranco  ging  B. 
(nach  Malvasia)  1606  von  Bologna  nach 
Rom.  Dort  war  er  zunächst  als  Gehilfe  Car- 
raccis  an  der  Ausmalung  des  Pal.  Farnese 
beteiligt.  Gemeinsam  mit  Lanfranco  veröf- 
fentlichte er  dann  1607  in  Kupferätzung  eine 
Sammlung  von  Zeichnungen  nach  Raffaels 
vatikanischen  Loggienfresken.  Endlich  malte 
B.  im  Palazzo  Verospi  (jetzt  Pal.  del  Crc- 
dito  Italiano)  zu  Rom  4 mythologische  Sze- 
nen nach  Cartons  von  Francesco  Albani.  — 
Nach  Carraccis  Tode  kehrte  B.  1609  nach 
Bologna  zurück.  1613  malte  er  im  Benti- 
voglio-Palaste  zu  Gualtieri  Freskodarstellun- 
gen aus  dem  Herakles-Mythus  sowie  eine 
Allegorie  des  Ruhmes.  Ohne  diese  Malereien 
völlig  vollendet  zu  haben,  ging  er  noch 
in  demselben  Jahre  über  Correggio  (vergl. 
Pungilconi)  nach  Reggio  d’Emilia  (laut  einer 
von  Campori  publizierten  Briefstcllc),  wo  er 
dann  zahlreiche  Arbeiten  ausführte.  Sein 
Hauptwerk  in  dieser  Stadt  sind  die  Kuppel- 


gemälde über  dem  Altarchore  der  Kirche  S. 
Giovanni,  darstellend  Christus  in  der  Engel- 
gloric  und  in  den  4 Pfeilerzwickeln  die  alle- 
gorischen Gestalten  der  Tugenden;  das  Ganze 
ist  sichtlich  von  den  Kuppelmalereien  Correg- 
gios beeinflußt,  jedoch  keineswegs,  wie  Lanzi 
behauptet  hat,  direkt  nach  ihnen  kopiert. 
Außerdem  schuf  B.  in  Reggio  Malereien  im 
Oratorio  della  Morte  (Gefangennahme  und 
Grablegung  Christi),  in  S.  Maria  del  Car- 
minc  (Malereien  am  Deckengewölbe  und  in 
der  Madonncnkapelle)  und  in  S.  Pietro  Mar- 
tire  (einen  hl.  Ubaldus).  — Die  Familie 
Coccapani  in  Parma  erwarb  1640  eine  Zeich- 
nung und  9 Gemälde  von  seiner  Hand.  Auch 
in  den  alten  Katalogen  anderer  Parmenser 
Gemäldesammlungen  (Palazzo  Farnese,  Casa 
Boscoli  etc.)  figuriert  mehrfach  der  Name 
unseres  Künstlers.  Die  Pinakothek  der  Aka- 
demie zu  Parma  besitzt  von  ihm  nur  ein  aus 
der  dortigen  Kapuzinerkirche  stammendes 
Altarbild  des  hl.  Franziskus  von  Assisi.  Von 
den  Parmenser  Kirchen  beherbergen  noch 
jetzt  Malereien  von  B.s  Hand:  S.  Anna  (Ma- 
donna zwischen  zwei  Heiligen),  S.  Maria 
dellc  Grazie  (Schutzengel),  S.  Trinitä  de' 
Rossi  (Madonna  mit  8 Heiligen),  S.  Bernar- 
dino (Altarbild  mit  4 Heiligen).  — Bemer- 
kenswert ist,  daß  B.  von  einigen  Autoren  un- 
ter denjenigen  Künstlern  genannt  worden  ist, 
die  als  Urheber  des  angeblichen  Selbstporträts 
des  Leonardo  da  Vinci  in  den  Florentiner 
Uffizien  in  Frage  kommen  könnten.  — Bekann- 
ter und  verbreiteter  als  die  Gemälde  B.s  sind 
seine  Radierungen,  flüchtig  und  skizzenhaft 
behandelte,  aber  mit  einer  leichten  und  geist- 
reichen Nadel  ausgeführtc  Platten,  teils  nach 
eigenen  Kompositionen,  teils  nach  anderen 
Meistern.  Seine  Hauptarbeit  auf  diesem 
Kunstgebiete  repräsentieren  die  schon  oben 
erwähnten  Radierungen  nach  Raffaels  Vati- 
kanischen Loggienfresken,  jene  sogen.  „Bibel 
Raffaels“,  die  B.  gemeinsam  mit  G.  Lanfranco 
1607  bei  Giov.  Orlandini  in  Rom  erscheinen 
ließ  unter  dem  Titel:  Historia  del  Testamento 
Vecchio  dipinta  in  Roma  nel  Vaticano  da 
Raffaelle  di  Urbino ; im  ganzen  51  Blätter, 
von  denen  23  von  B.s  Hand  herrühren.  Das 
Werk  erlebte  in  demselben  Jahre  1607  drei 
Auflagen,  deren  jeder  eine  Widmung  an 
Annibale  Carracci  vorgedruckt  ist.  Später 
gelangten  die  Platten  nach  Amsterdam,  wo 
sie  1614  von  Michael  Colyn  und  1638  von  C. 
Jz.  Visschcr  neu  aufgelegt  wurden. 

Scarabelli-Zunti,  Doc.  e Mem.  di 
Belle  Arti  (Mscr.  im  Museo  d’Antichitä  zu 
Parma)  fase.  IV — V.  — Bertoluzzi,  Guida 
di  Parma  (1830)  p.  C,  43,  147,  150,  181.  — P. 
Martini,  Guida  di  Parma  (1871),  p.  41,  47, 
137  f.  — Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  weiterer  ält. 
Lit  u.  graph.  Oeuvre-Verzeichnis).  — C.  Ricci, 
La  R.  Galleria  di  Parma  (1896)  p.  155 — 159, 
162.  — Catalogo  della  R.  Pinacoteca  di  Torino 
(1899)  p.  542.  — Mit  Notizen  von  Stef.  Lottici. 

L.  Ocsola. 


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Badaloni  — Badens 


Badaloni,  Paolo,  s.  Schiavo,  P. 

Badarocco,  Giovanni  Raffaello,  ita- 
lien.  Maler,  geb.  1648  in  Genua  als  Sohn  des 
Giuseppe  B.,  + 1726.  In  Rom  war  er  zuerst 
Schüler  Marattas,  folgte  aber  nachher  der 
herrschenden  Manier  Pietros  da  Cortona. 
Nach  achtjährigem  Aufenthalte  in  Rom  be- 
suchte er  noch  Neapel  und  Venedig  u.  kehrte 
dann  nach  Genua  zurück..  Von  seinen  Bil- 
dern, in  denen  er  ein  sehr  dauerhaftes  Ultra- 
marin mit  Vorliebe  verwendete,  war  die 
Mehrzahl  für  genuesische  Kirchen  bestimmt. 
Zwei  der  größten  (nach  Ratti  und  Rosini  die 
besten  des  Malers)  besitzt  die  Certosa  von 
Polcevera. 

S o p r a n i,  Pitt.  Genovesi  p.  206.  — Ratti, 
Genova,  II  69.  — Rosini,  St.  dclla  pitt.  VII 
155.  — L a n z i,  Pitt.  It.  V 286.  — Meyer, 
Kstlcrlcx.  R. 

Badarocco,  Giuseppe,  genannt  „il  Sor- 
do",  Maler  aus  Genua,  geb.  1588,  + 1657,  zu- 
erst Schüler  Strozzis,  dann  Andrea  Ansaldos. 
Später  ging  B.  nach  Florenz,  wo  er  nament- 
lich Andrea  del  Sarto  studierte  und  nachzu- 
ahmen strebte.  Fast  vierzig  Jahre  alt,  kehrte 
er  nach  Genua  zurück.  Hier  sah  Lanzi  bei 
einem  Signor  di  Novi  ein  Bild,  Achill  in 
Skyros,  das  den  Namen  B.s  mit  der  Jahres- 
zahl 1654  trug,  aber  nicht  in  der  Weise  des 
Andrea  del  Sarto,  sondern  in  der  naturalisti- 
schen Art  der  Genueser  Maler  jener  Zeit  be- 
handelt war.  — Ein  anderes  Gemälde  B.s,  S. 
Filippo  Neri,  der  den  Gekreuzigten  anbetet, 
befand  sich  in  der  Sakristei  von  S.  Nicolö  zu 
Voltri. 

Zani,  Encicl.  — Sopran  i,  Pittori  Genovesi 
1 212.  — Rosini,  Storia  della  Pittura  VI  255. 
— Lanzi,  Pitt.  Ital.  V 277.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  R. 

Bade,  Jean  de,  Bildhauer  deutschen  Ur- 
sprungs, 1479  als  Bürger  von  Straßburg  ge- 
nannt. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  1898.  R. 

Badei,  Jules  Louis,  Schweizer  Land- 
schaftsmaler, geb.  in  Longirod  (Vaud)  1840, 
t in  Genf  1969.  Das  Genfer  Museum  erwarb 
1888  2 Landschaften  von  ihm. 

P.  V e i 1 1 o n bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Badely,  C.  J.,  englischer  Porträtist  der 
ersten  Hälfte  des  19.  Jahrh.  Nach  ihm  stach 

Finden  das  Porträt  der  Lady  Alicia  Conroy. 

»* 

Baden,  Kupferstecher  in  Krakau  aus  dem 
18.  Jahrh.,  bekannt  nur  nach  einem  Blatte, 
eine  Art  Dekoration  darstellend,  mit  der  Un- 
terschrift: Baden  sc.  et  excud.  Cracoviae. 

Kraszewski,  Ikonotheka,  Wilna  1858. 

Marian  Gumowski. 

Baden,  Meister  Hans  von,  Steinmetz  zu 
Horb,  baute  1498 — 99  die  Kirche  von  Diessen 
(Hohenzollern). 

Bau-  u.  Kstdenkm.  in  den  Hohenzollernschen 
Landen,  p.  65,  herausg.  von  Zingeler  u.  Laur.  •* 

Baden,  Hans  Jurriaensz.  van,  Holl. 


Maler,  etwa  1604  geb.,  wohnte  in  Amster- 
dam, verheiratete  sich  dort  viermal  und  starb 
1663  (Notiz  von  Dr.  Bredius).  Er  malte 
Kirchen-Interieurs  und  sonstige  Architek- 
turstücke, die  ziemlich  selten  Vorkommen 
u.  meist  nur  in  kleineren  Privatsammlungen. 
Ein  Architekturstück  von  1636  ist  in  der 
Sammlung  Pcltzer  zu  Köln  a.  Rh.,  ein  klei- 
nes Kirchenintcrieur  von  1637  in  der  Samm- 
lung Berg  in  Stockholm,  ein  größeres  von 
163S  in  der  Sammlung  Glitza  zu  Hamburg, 
eine  Kirche  staffiert  mit  Christus  und  der 
Ehebrecherin  von  1641  war  in  der  Sammlung 
Hammer  in  Stockholm,  und  ein  Kirchen- 
interieur von  1645  ist  in  der  Sammlung  Cla- 
sen  in  Upsala.  Auch  in  Stuttgart,  in  der 
Ermitage  zu  St.  Petersburg,  in  Pommers- 
feldcn  finden  sich  noch  ähnliche  Bilder  vor. 
1648  wurde  eine  kathol.  Kirche  von  seiner 
Hand  auf  24  Gulden  taxiert,  während  ein 
Bild  von  Fr.  Hals  nur  auf  10  Gulden  ge- 
schätzt wurde  (Notiz  v.  Bredius). 

Oud-Holland  III  60.  — Obree  ns  Archief 
V 13.  — G r a n b e r g,  Les  collections  privees 
189.  E.  IV.  Moes. 

Baden,  J.  v a n,  hat  für  das  1675  in  Amster- 
dam erschienene  Buch  „’t  Verwaerloosde  For- 
mosa“ von  C.  E.  S.  einige  Radierungen  ge- 
macht. E.  W.  Moes. 

Baden-Powell,  Frank  Smyth  (F.  R.  G. 
S. ; F.  Z.  S ),  engl.  Maler  und  Bildhauer,  geb. 
in  Oxford  1850,  in  Paris  Schüler  von  Caro- 
lus-Duran  und  Rodin.  Er  stellte  seit  1880 
wiederholt  in  der  Roy.  Academy  aus,  darun- 
ter auch  zwei  Darstellungen  aus  dem  Bode- 
tale ihi  Harz;  ferner  sah  man  seine  Arbei- 
ten im  Pariser  Salon  (1895)  und  auf  ande- 
ren Ausstellungen.  Zu  seinen  wichtigsten  Ge- 
mälden gehören : „The  Last  Shot  at  the 

Spanish  Armada",  „Nelson  at  St.  Vincent“, 
„Trafalgar  Refought“,  „Queen  Victoria’s 
Wooden  Walls“,  „Wrcck  of  the  Foudroyant“, 
„Nelson  ncaring  Trafalgar“,  „Colonel  Baden- 
Powell  at  Mafeking“  und  zahlreiche  Porträts. 

Graves,  Roy.  Academy  of  Arts  I 90.  — 
Who's  Who  1908.  N.  Peacock. 

Badenier,  Alexandre  Louis,  Architekt 
(„Architecte  du  domaine  prive  du  roi“)  und 
Lithograph  in  Paris,  geb.  1793  daselbst,  Schü- 
ler von  Vignon  und  Huve,  stellte  in  den  Sa- 
lons 1833 — 47  aus  (lithographierte  Pläne  zur 
Verbindung  des  Louvre  und  der  Tuilerien, 
etc.). 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  H.  V . 

Badens,  C a r e 1,  holl.  Maler ; lebte  1635  in 
Amsterdam  und  wird  im  Testament  des  Ma- 
lers ChristofFcl  Grylich  erwähnt,  der  mit 
seiner  Schwester  verheiratet  war.  Beide  sind 
wohl  Kinder  des  Malers  Francesco  Badens. 

Urkundl.  Notizen.  A.  B. 

Badens,  Francesco,  geb.  in  Antwerpen 
1571,  wahrscheinlich  als  Sohn  des  Joost  Ba- 
dens, der  kurz  nach  dem  18.  11.  1576  nach 
Amsterdam  übersiedelte.  Von  etwa  1593  bis 


331 


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Badens  — Bader 


1507  war  er  mit  Jac.  Matham  in  Italien  und 
1598  kaufte  er  in  Amsterdam  ein  Haus  in 
der  Kalverstraat,  wohnte  dort  ständig,  war 
verheiratet  mit  Maryken  Munnicx,  und  war 
am  17.  11.  1618  schon  tot  (Notiz  von  Dr.  Bre- 
dius).  Er  war  ein  sehr  geschätzter  Maler, 
den  der  Dichter  Theod.  Rodenburg  1617 
rühmend  erwähnt,  ebenso  wie  im  selben  Jahre 
der  Maler  Comelis  Claesz.  Heda,  welcher 
ihm  aus  Indien  schönes  Ultramarin  zuschicken 
ließ.  Er  malte  große  biblische,  mythologische 
und  Genre-Darstellungen  in  Anlehnung  an 
die  Venezianer,  von  denen  aber  nichts  erhalten 
zu  sein  scheint ; denn  das  in  der  Sammi.  Ham- 
mer in  Stockholm  erwähnte  Bild  ist  ihm  je- 
denfalls falsch  beigelegt.  Karel  van  Mander 
beschreibt  aber  mehrere,  wie  auch  ein  eben- 
falls verschollenes,  1618  gemaltes  Schützen- 
stück für  einen  der  Amsterdamer  Doelen. 
E.  van  Pacndcrcn  hat  nach  ihm  einen  hl.  Hie- 
ronymus gestochen,  B.  Lens  eine  Darstellung 
von  Bacchus,  Venus  und  Ceres  geschabt.  H. 
Hondius  gibt  in  seiner  Sammlung  von  Maler- 
porträts B.s  Bildnis.  Als  seine  Schüler  werden 
erwähnt:  Adriaen  van  Nieulandt,  Jeremias 
van  Winghe,  Philips  Lysart,  Comelis  Jansz., 
Anthonie  Barnaert,  Caspar  Duyff,  Lenacrt 
Gerritsz.  und  der  berühmte  Dichter  Gerbrand 
Adriaensz.  Bredero. 

C.  v.  Mander,  Het  Schilderboeck  ed.  1618 
211  uff.  — Obreens  Archief  VI  35.  — Oud- 
Holland  I 197,  III  172,  IX  189,  XXI  79.  — G. 
Az.  Bredero,  Nederduytsche  Poemata,  Am- 
sterdam 1644.  — V.  d.  Willigen,  Les  artistes 
de  Haarlem,  155.  E . W.  Mocs. 

Badens,  Jan,  Bruder  des  Francesco  Ba- 
dens, geb.  in  Antwerpen  am  18.  11.  1576,  be- 
reiste Deutschland  und  Italien  u.  hatte  schon 
einen  guten  Ruf  als  Maler,  als  er  bei  seiner 
Rückkehr  in  die  Heimat  von  Soldaten  ge- 
fangen und  geplündert  wurde,  infolgedessen 
er  1603  gestorben  ist. 

C.  v.  Mander,  Hct  Schilderboeck  ed.  1618, 
S.  212  recto.  E.  W.  Mocs. 

Badens,  Joost,  wird  als  Meisterssohn  1569 
in  den  Liggere  zu  Antwerpen  erwähnt  und 
ist  wahrscheinlich  der  Vater  von  Francesco 
u.  Jan.  Kurz  nach  dem  18.  11.  1577  siedelte 
er  nach  Amsterdam  über,  wo  er  1601  starb. 
Von  seinen  Bildern,  welche  van  Mander  un- 
bedeutend nennt,  ist  nichts  übrig  geblieben. 

C.  v.  Mander,  Het  Schilderboeck  ed.  1618 
S.  211  verso.  E.  IV.  Mocs. 

Badens,  s.  auch  Batcns. 

Bader,  Ravensburger  Malerfamilie  des  15. 
und  16.  Jahrh.  Nachweisbar  sind  von  1482 
bis  97  Jörg,  1482 — 94  Hans,  1482  Andreas 
und  1515  Oswald. 

Württembergische  Viertel jahreshefte  XII.  Heft 
2—3,  p.  121.  Hs.  L. 

Bader,  Augustin,  Landschafts-  und  Por- 
trätmaler in  Paris,  geb.  in  Tours  (Indre-et- 
Loirc),  Schüler  von  Renoux,  stellte  in  den 


Salons  1835 — 1868  wiederholt,  meist  Schwei- 
zer Landschaften,  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.  H.  V. 

Bader,  Christian  Gottlieb  aus  Tor- 
gau, seit  1732  Maler  an  der  Meißner  Porzeil. - 
Manufakt.,  f am  15.  7.  1797.  Ein  Christian  B. 
war  dort  bereits  unter  Böttgcr  als  Maler  tätig. 

W.  Loose,  Lebensläufe  Meißner  Künstler,  p. 
206.  — Mannschaftsb.  d.  kgl.  Manuf.  1744— 93. 

— B e r I i n g,  Meißn.  Porz.,  1900.  — Zimmer- 
mann, Erfindg.  d.  Meißn.  Porz,  etc.,  Bcrl.  1908, 

Bader,  Constantin,  Bildhauer  von  Mün- 
chen, fertigte  die  rotmarmome  Grabplatte  des 
Hainerich  Jörg,  Grafen  zu  Hohenwaldeckh  u. 
Mäxelrain,  f am  14.  4.  1639  und  seiner  (nach 
1643  gestorbenen)  Gemahlin  Maria  Elisabeth 
in  der  Kirche  zu  Beiharting  in  Oberbayem. 

Kunstdenkmale  d.  Königr.  Bayern  I 1580. 

Bader,  Friedrich  Wilhelm,  bekann- 
ter Wiener  Holzschneider,  geb.  am  3.  7.  1828 
in  Brackenhein  bei  Heilbronn,  Schüler  von 
Deis  in  Stuttgart.  Im  Jahre  1850  schnitt  er 
im  Atelier  August  Gabers  in  Dresden  die 
Lud.  Richterschcn  Werke:  Beschauliches  und 
Erbauliches,  Illustrationen  zu  Bcchstcins 
Märchenbuch,  der  Kalender:  Die  Spinnstubc. 
1851  siedelte  er  nach  Wien  über,  wo  er  1855 
mit  Rud.  von  Waldhcim  eine  Kunstanstalt 
gründete  und  1869  ein  bald  blühendes  eige- 
nes Institut  für  Holzschneidekunst  eröffnete. 
Er  pflegte  als  erster  wieder  in  Österreich  den 
echten  Holzschnitt  im  Stile  des  16.  Jahrh. 
und  schnitt  u.  a.  die  Trachtenbildcr  nach 
Dürers  Zeichnungen  in  der  Albertina,  die 
große  Ansicht  Wiens  1873,  ferner  die  Text- 
bilder für  das  Kronprinzenwerk  „Eine  Orient- 
reise“ und  die  Illustr.  für  das  Werk:  Der 
Reliquienschatz  des  Braunschweig-Lüncburg- 
schen  Hauses. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  531.  ** 

Bader,  Johann,  Bildhauer  zu  Margreid 
um  1776.  Dr.  Frans  Innerhafer. 

Bader,  Joseph,  Vater  und  Sohn,  Schwei- 
zer Kunstschreiner  in  Rüttnau  bei  Solothurn, 
fertigten  in  den  70er  Jahren  des  18.  Jahrh. 
nach  den  Angaben  des  Architekten  Gaetano 
Mattheo  Pisoni  das  im  Museum  zu  Solothurn 
aufbewahrtc  große  Holzmodell  der  neuen  Ka- 
thedrale von  St.  Urs  und  Victor  daselbst. 

Zetter-Collin  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex.  H.  V. 

Bader,  M.  Han  s,  Kunstgießer  in  Frank- 
furt a.  M.,  fertigte  1623  eine  verschollene 
Platte  für  das  Epitaphium  des  Nicolaus  Lohr 
für  den  St.  Peterskirchhof  daselbst.  Dar- 
gestellt waren  N.  Lohr,  seine  Frau  und  vier 
Kinder,  die  betend  in  einer  Landschaft  knieten. 

Hüsgen,  Nachrichten  v.  Frankf.  Künstlern. 

— G w i n n c r,  Kunst  u.  Künstler  in  Frankfurt. 

S.  129.  Schrey . 

Bader,  Micher,  Geschützgießer  in  Stock- 
holm, fertigte  1494  und  1495  zwei  Kanonen, 
die  sich  heute  im  kaiscrl.  Arsenal  in  St.  Pe- 
tersburg befinden. 

Champeaux,  Dict.  d.  fondeurs  etc.  1886. 


332 


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Bader  — Badiale 


Bader,  Wilhelm  Jo h.,  Maler  und  Radie- 
rer, gcb.  zu  Darmstadt  am  24.  7.  1855,  seit 
1873  Schüler  der  Berliner  Akad.,  ging  1874 
nach  einer  Studienreise  durch  Tirol  an  die 
Akad.  zu  München  und  wurde  Schüler  von 
Löfftz,  Dietz,  O.  Seitz  und  A.  Müller.  Von 
hier  aus  kehrte  er  1897  nach  Darmstadt  zu- 
rück, wo  er  eine  Malschule  leitet.  Zu  seinen 
früheren  Arbeiten  gehören:  Sisyphus  und 
Danaide,  Unschuld  und  Liebe  (1881),  Im 
Reich  der  Töne  (1883)  ; dekorative  Malerei 
des  „Cafe  Danner“  (München),  Malerei  der 
Sängerlaubc  auf  Schloß  Neuschwanstein.  — 
Spätere  Arbeiten:  Waldquelle,  Ruine  am 
Meer,  Windig  Wetter,  Dämmerung,  Das  Al- 
ter (v.  Heyl),  Flora  (Hofrat  Koch)  und 
mehrere  Porträts.  Er  liebt  poetisch-innige 
Darstellungen  einfacher  Art,  die  er  in  leuch- 
tenden Farben  gibt.  Von  besonderem  Reiz 
sind  seine  zart  aquarellierten  Landschaften 
nach  Motiven  seiner  Heimat.  Von  ihm  sind 
radiert:  Der  Sack  in  der  Winde,  Der  betende 
Pilger,  Sturmabend  auf  der  Heide,  Der  Esel 
mit  dem  Sack,  Die  Wassermühle,  Die  alte 
Eiche,  Die  alte  Windmühle  (Glasradierung). 
Lithographien:  Die  Figur  mit  dem  Heiligen- 
schein, Waldkapelle,  Einöde,  Mondnacht,  Am 
Waldrand,  Die  Quelle,  Vergänglichkeit,  Altar 
im  Walde,  Es  lacht  die  Au,  Betender  Eremit, 
Die  Felskapclle  (Waitz’  Verlag,  Darmstadt). 

Kunstchronik  XVII  210.  — Kunst  f.  Alle  III 
(1888),  VII  (1892),  XIX  (1904),  (Die  Kunst, 
IX),  XX,  (Die  Kunst  XI).  — Die  Graphischen 
Künste  1909.  Mittlgn.  p.  20.  — Deutsche  Kunst 
u.  Dekoration  IX  T.  1.  Beringer. 

Bader- Pfafi,  C a e c i 1 i e,  s.  Graf,  C. 

Bader,  s.  auch  Baader. 

Badereau,  Pierre,  französ.  Steinmetz 
(„maitre  Maqon“),  arbeitete  1639  an  der  Voll- 
endung der  Altäre  der  Kirche  von  Angric. 

C.  Port,  Les  Artistes  Angevins.  H.  V. 

Baderl,  Maler  des  19.  Jahrh.  aus  dem  ötz- 
tal  (Tirol).  Zu  Huben  im  ötztal  zwei  Seiten- 
altarbilder von  ihm : Herz  Jesu  und  Maria, 
von  c.  1820. 

Ritter  von  Alpcnburgs  Reise  ins  ötz- 
tal. H.  S. 

Baderna,  Bartolome o,  Maler  und  Kup- 
ferstecher in  Piacenza,  wo  er  durch  den  Cav. 
Ferrante  ausgcbildet  und  gemeinsam  mit  sei- 
nem Bruder  Pietro  B.  ca.  1655 — 85  künstle- 
risch tätig  war.  Nach  Boni  sollen  die  besten 
Bilder  von  der  Hand  dieses  Malers  (Madon- 
nen und  Porträts)  unter  anderen  Namen 
gehen.  Sicher  von  ihm  stammen  einige  in  den 
Kirchen  seiner  Vaterstadt  befindliche  Altar- 
gemälde, so  der  Dreieinigkeitsaltar  in  S.  An- 
drea, der  hl.  Petrus  von  Alcäntara  in  der 
Gticsa  di  Campagna  und  die  um  1685  ent- 
standenen Malereien  in  S.  Paolo  (Fassaden- 
fresken und  biblische  Historien  im  Innern). 
Ebenso  hat  B.  gemeinsam  mit  seinem  sti- 
listisch nicht  von  ihm  unterscheidbaren  Bru- 


der und  Gehilfen  Pietro  die  großen  Gemälde 
in  einem  Saale  der  Casa  Fogliani  zu  Piacenza 
ausgeführt. 

R o s i n i,  Storia  d.  Pitt.  VI  240.  — L a n z i, 
Stör.  Pitt.  (ediz.  V)  IV  94.  — Boni,  Biogr.  d. 
Art.  — Carasi,  Le  pubbl.  pitt.  di  Piacenza 
(1780).  — L.  Scarabclli,  Guida  di  Piacenza 
(1841).  — A m b i v e r i,  Artisti  Piacentini  (1879) 
p.  116  ff.  St.  Lottici. 

Badema,  Pietro,  s.  Baderna,  Bartolomeo. 

Badealade,  Thomas,  topographischer  Zeich- 
ner, tätig  in  London  um  1718 — 1750,  zeich- 
nete für  die  Stecher  Toms  und  Harris  eng- 
lische Herrenhäuser  und  machte  die  Zeich- 
nungen für  Dr.  John  Harris*  History  of  Kent 
1719. 

Redgrave,  Dict.  of  Artists  1878.  — 

Meyer.  Kstlerlex.  II  532.  •* 

Badessa,  italien.  Zeichner  u.  Kupferstecher 
vom  Ende  des  17.  Jahrh.,  von  dem  nur  eine 
Radierung,  der  Tod  zu  Roß  der  Zeit  folgend, 
bezeichnet:  „II  Badessa  di  sua  Invcntione“ 
bekannt  ist. 

M e y e r,  Kstlerlex.  P.  K. 

Badger,  T.,  amerik.  Malcr-Lithogr.  Sein 
1825  auf  Stein  gezeichnetes  Porträt  von  Col. 
James  Gark,  einer  der  frühesten  guten  Stein- 
drucke in  Amerika.  E.  Richter. 

Badia,  Antonio,  span.  Maler  und  Zeich- 
ner, geb.  in  Valencia,  ausgebildet  seit  1854 
an  der  dortigen  Acad.  de  San  Carlos.  Als 
geschickter  Zeichner  entwickelte  B.  eine  reiche 
Tätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Buchillustration 
u.  zwar  sowohl  für  Sonderpublikationen  wie 
Madoz*  „Diccionario  geografico“  als  auch  für 
Zeitschriften  wie  „El  Fenix“  und  „Las  Bellas 
Artcs“. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espaftolcs  del  siglo  XIX  (1883 — 84).  — Al- 
c a h a 1 i,  Diccion.  biogr.  de  art.  valencianos 
(1897).  P.  Lafond. 

Badia,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona. 
Im  dort.  Innungsarchiv  eine  Zeichnung  von 
seiner  Hand  zu  einem  Halsschmuck,  dat.  15. 
2.  1565. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  43.  M.  v.  B. 

Badia,  Juan,  Maler  in  Valencia.  Am  30. 
5.  1618  empfängt  er  eine  Zahlung  für  ein 
Bild  des  hl.  Narcissus. 

Alcahali,  Artist.  Valenc.  S.  56.  M.  v.  B. 

Badiale,  Alessandro,  italien.  Maler  u. 
Kupferätzer,  gcb.  1623  zu  Bologna,  t eben- 
daselbst 1668,  wurde  von  Flaminio  Torre, 
einem  Schüler  des  Guido  Rcni,  unterrichtet, 
und  lieferte  angeblich  schätzbare  Gemälde 
für  verschiedene  Staats-  und  Privatgebäude 
seiner  Vaterstadt.  Er  hinterlicß  auch  eine 
kleine  Anzahl  Radierungen  in  freier,  etwas 
nachlässiger,  aber  geistreicher  Manier,  Bartsch 
beschreibt  von  unserem  Künstler  nur  fünf 
Bll.;  zwei  weitere  erwähnt  Kolloff  in  Meyers 
Kstlerlex.  Es  sind:  3 Madonnendarstellungen 
nach  Carlo  Cignani  (B.  1)  u.  Flaminio  Torre 
(B.  2 u.  3),  eine  Kreuzabnahme  (B.  4),  ein 


333 


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Badiaschi  — Badile 


Evangelist  Johannes  (Bartsch  XIX  216,  No. 
5 unter  Flaminio  Torrc),  ein  Ziegenhirt  (B. 
5,  gleich  den  beiden  vorhergehenden  nach 
Flaminio  Torre)  und  eine  Dame  mit  ihrem 
Sohne  am  Schreibpultc  (Katal.  Malaspina  II 
322).  — Die  beiden  Heiligen  Familien,  die 
ihm  Hcinecken,  Huber  u.  andere  beilegen, 
sind,  wie  Bartsch  (XIX  p.  152,  No.  3 u.  p. 
156,  No.  8)  versichert,  von  Elisabetta  Sirani 
nach  G.  A.  Sirani  radiert. 

Z a n i,  Encicl.  III  19.  — Malvasi  a,  Fel- 
sina  Pittrice  II  130.  — Huber  u.  Rost,  Hand- 
buch IV  47.  — Bartsch  XIX  225.  — Le 
Blanc,  Manuel  I 117.  — Nagler,  Monogr. 
I No.  144,  175,  215.  — E.  K o 1 1 o f f in  Meyers 
Kstlerlcx.  R. 

Badiaschi,  Giuseppe,  italien.  Maler,  gcb. 
in  Piacenza  am  29.  8.  1795,  f ebenda  am  26. 
1.  1883.  Ausgebildet  am  dortigen  Istituto 
Gazzola,  führte  B.  später  dekorative  Male- 
reien aus  in  den  Palazzi  Scotti  dclla  Scala, 
Calciati,  Fogliani  und  Scotti  di  Vigoleno. 
Für  die  Theater  zu  Piacenza,  Turin  und  Ve- 
nedig malte  er  Bühnendekorationen.  Unter 
seinen  zahlreichen  Bildnismalereien  ist  her- 
vorzuheben das  Porträt  des  Conte  Paolo 
Scotti,  letzten  bourbonischen  Gouverneurs 
von  Piacenza  (jetzt  im  Besitze  der  Familie 
Scotti  in  Piacenza). 

Gazzetta  di  Parma  1858.  — Gtmmi,  Not. 
d'uom.  illustri  Piacentini  (Mscr.  in  Piacenza 
Bibi.  Passerini-Landi).  — L.  Scarabelli, 
Mem.  (Mscr.  in  Piacenza,  Bibi.).  — L.  Ambi- 
v e r i,  Art.  Piacentini  (1879)  p.  227.  St.  Lottici. 

Badier,  Florimond,  französ.  Buchbinde- 
künstlcr  des  17.  Jahrh.  Wir  kennen  2 Ein- 
bände, die  er  selbst  mit  seinem  Namen  als 
seine  Arbeiten  bezeichnet  hat  (Nationalbiblio- 
thek in  Paris).  Einige  Gelehrte  wollen  ihn 
mit  seinem  berühmten  Zeitgenossen  Le  Cas- 
con  identifizieren,  indem  sie  des  letzteren  Na- 
men als  bloßen  Beinamen  („der  Gascogncr") 
auffassen,  doch  bleibt  diese  Ansicht  Hypo- 
these. 

J.  Loubier,  Der  Bucheinband  (Bd.  X d. 
Monogr.  d.  Kunstgew.,  herausg.  v.  Sponsel)  p. 
155,  156.  H.  V. 

Badile,  Angelo,  Maler  des  16.  Jahrh.  in 
Verona,  Sohn  (oder  Neffe)  und  Schüler  des 
Antonio  IV  Badile,  dessen  Bildnis  er  auf  einer 
ihm  zugeschriebenen  Darstellung  der  Be- 
schneidung Christi  in  der  nicht  mehr  vorhan- 
denen Kirche  S.  Zeno  in  Monte  zu  Verona 
angebracht  haben  soll. 

Dal  Pozzo,  Le  vite  de'  pitt.  etc.  Veronesi, 
p.  270.  — Arch.  stör.  d.  arte  ital.  1890,  220.  — 
Zannandreis,  Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi 
(ed.  G.  Biadego  1891).  L.  Simeotti. 

Badile,  Antonio  I,  Maler  in  Verona, 
f vor  1409,  wie  aus  der  urkundlichen  Be- 
zeichnung seines  Sohnes  Giovanni  B.  in  der 
Veroneser  Steuereinschätzung  von  1409  her- 
vorgeht. L.  Simeoni. 

Badile,  Antonio  II,  Maler  in  Verona, 
geb.  1424  als  Sohn  des  Giovanni  B.;  urkund- 


lich erwähnt  bis  1507.  Zani  sah  von  ihm  ein 
Gemälde  mit  der  Signatur:  Anno  1481.  An- 
tonius Bailus  de  Vena.  Pinxit.  Für  S.  Maria 
della  Misericordia  (jetzt  S.  Alö)  malte  er 
1497  im  Aufträge  der  Veroneser  Goldschmiede 
2 Altarbilder,  darstellend  3 Heilige  und  die 
Pietä  (jetzt  verschollen). 

Zani,  Encicl.  III  260.  • — Bernasconi, 
Studj  etc.  della  scuola  pitt.  Veronese  (1864)  p. 
225,  243.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  1890,  220. 
— Zannandreis,  Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi 
(ed.  G.  Biadego,  1891).  — Nuovo  Arch.  Veneto 
1906,  II  91—134;  1907,  I 152-170. 

Badile,  Antonio  III,  Maler  in  Verona, 
Sohn  des  älteren  Bartolomeo  B.,  urkundlich 
erwähnt  1492. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  1890,  220.  — Zan- 
nandreis, Vite  dei  pitt  etc.  Veronesi  (ed. 
G.  Biadego,  1891).  L.  Simeoni. 

Badile,  Antonio  IV  (oder  Giov.  Antonio 
B.),  Maler  in  Verona,  gcb.  daselbst  um  1516 
als  Sohn  des  Girolamo  B.,  t 1560;  Schüler 
des  Francesco  Torbido  gen.  il  Moro,  Lehrer 
seines  Neffen  und  späteren  Schwiegersohnes 
Paolo  Veronese.  In  Verona  sieht  man  von 
ihm  in  der  Kirche  S.  Nazaro  e Celso  eine  Ma- 
donna in  Gloria  mit  4 Heiligen,  signiert  A. 
B.  und  datiert  1544;  in  S.  Benedetto  eine  Auf- 
erweckung des  Lazarus,  datiert  1546;  in  der 
Pinakothek  eine  Wiederholung  der  letzteren 
Darstellung,  eine  von  Tizians  Pesaro-Ma- 
donna  inspirierte  Madonna  in  Trono  mit  den 
Aposteln  Petrus  und  Andreas  (aus  S.  Spirito) 
u.  ein  Kinderbildnis;  ferner  in  der  Kirche  zu 
Quinzano  eine  Madonna  mit  Heiligen.  Ver- 
schiedene vonRidolfi  erwähnte  Bildnismalercien 
B.s  sollen  nach  Bernasconi  teils  unter  den  dem 
Paolo  Veronese  usw.  zugeschriebenen  Werken 
noch  existieren  (nach  Wickhoff  z.  B.  das  Por- 
trät der  Caterina  Cornaro  im  Wien.  Hofmus.), 
teils  verschollen  sein  (darunter  ein  Porträt 
des  1543  verstorbenen  Bischofs  Giberti).  — 
Das  Turiner  Museum  besitzt  von  B.  ein  zwar 
unsigniertes,  aber  auf  Grund  einer  alten  Über- 
lieferung ihm  offenbar  mit  Recht  zugcschrie- 
bcncs,  vortreffliches  Altargemälde,  eine  ziem- 
lich große  Darstellung  der  Jungfrau  im  Tem- 
pel, bei  der  man  merkwürdigerweise  im  ein- 
zelnen den  Einfluß  Carotos,  Girolamos  dai 
Libri,  Bonifazios,  ja  sogar  Morcttos  da  Bres- 
cia nachweiscn  kann.  In  der  ausgezeichnet 
schön  behandelten  Architektur,  besonders  in 
den  Marmorsäulen,  erkennt  man  deutlich  das 
Vorbild  für  die  Architekturen  Paolo  Vero- 
nescs.  Auch  erhellt  aus  dem  Ganzen  die 
Richtigkeit  der  Angabe,  daß  B.  als  einer  der 
ersten  in  Verona  eine  freiere  Darstellungs- 
weisc  und  eine  breitere  malerische  Behand- 
lung eingeführt  habe.  Zu  Badiles  Schülern 
gehörte  Battista  Zclotti  und  nach  den  neue- 
ren Herausgebern  des  Vasari  auch  Orlando 
Fiacco. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — Zani, 
Encicl.  III  20,  260.  — G.  Cignaroli  in  Mis- 


334 


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Badile 


cell.  ser.  IV  dei  Monum.  cd.  dalla  R.  Deputaz. 
Veneta  di  storia  patria,  vol.  XI  p.  19. — G2.  — 
C.  Bernasconi,  Studj  etc.  dclla  scuola  pitt. 
Veronese  (1864)  p.  308.  — R.  v.  Eitelberger 
in  Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  1873  p.  213  ff.  — Catal. 
delle  R.  Gallerie  di  Venezia  (1887)  p.  63.  — 
P.  Caliari,  Paolo  Veronese  (Rom  1886)  p. 
12  f.  — Zannandreis.  Vite  dei  pitt.  etc. 
Veronesi  (cd.  G.  Biadego,  1891).  — Arch.  stör, 
d.  Arte  ital.  1897  p.  134,  242.  — Catal.  dclla  R. 
Pinacoteca  di  Torino  (1899)  p.  567.  — Catal. 
dell’  Esposiz.  d’Arte  Sacra  a Cremona  1899.  — 
G.  Bi  ermann,  Verona  (Leipzig  1904)  p. 
176  f.  — J.  Burckhardt,  Cicerone  II.  — Mit 
Notizen  von  L.  Simeoni.  R. 

Badile,  Bartolomeo  I,  Maler  in  Verona, 
Sohn  des  Giovanni  B.,  urkundlich  erwähnt 
1445  und  1451.  Seine  Signatur  „Bartolomeus 
Baili“  findet  sich  auf  einem  der  neuerdings 
von  ihrer  Ubertünchung  wieder  befreiten  Vo- 
tivfresken  in  S.  Pietro  Martire  zu  Verona, 
auf  denen  unter  steter  Wiederholung  des 
gleichen  Kompositionsschemas  die  Madonna 
dargestellt  ist  mit  2 Heiligen  u.  einem  knien- 
den Ritter.  In  der  handwerksmäßigen  Aus- 
führung dieser  Fresken  lassen  sich  gleichwohl 
verschiedene  Hände  nachwcisen ; Biermann 
vermutet  daher,  daß  außer  Bartolomeo  B.  auch 
dessen  Brüder  (Antonio  II  u.  Pier  Paolo,  nicht 
Francesco  und  Girolamo  B.)  an  diesen  Vo- 
tivmalereien beteiligt  waren.  — Außerdem  be- 
trachtet Biermann  diesen  älteren  Bartolomeo 
B.  auch  als  den  Schöpfer  des  Triumphbogen- 
freskos in  S.  Fermo  Maggiore  zu  Verona, 
darstellend  Gott  Vater  und  die  in  Anbetung 
knienden  Vollender  des  Kirchenbaues  Gug- 
liclmo  da  Castelbarco  und  Abt  Daniele  Gus- 
mano.  In  den  älteren  Veroneser  Guiden  da- 
gegen wird  dieses  Fresko  als  das  Werk  eines 
jüngeren,  erst  15-45  verstorbenen  Bartolomeo 
B.  ausgegeben,  der  augenscheinlich  identisch 
wäre  mit  unserem  Bartolomeo  Badile  II. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  1890  p.  220.  — Taa- 
fani-Centofanti,  Art.  Pisani  (1897)  p. 
234.  — G.  Biermann.  Verona  (Leipzig  1904) 
p.  102,  — Nuovo  Arch.  Vcncto  1906,  II  91 — 134. 

— Zannandreis,  Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi 

(ed.  G.  Biadego,  1891).  — Mit  Notizen  von  L. 
Simeoni.  R. 

Badile,  Bartolomeo  II,  Maler  in  Ve- 
rona, Sohn  des  Antonio  II  B. ; urkundlich  er- 
wähnt 1464 — 1544.  Über  das  nach  Persico 
u.  Rossi  angeblich  von  ihm  gemalte  Triumph- 
bogenfresko in  S.  Fermo  Maggiore  zu  Verona 
s.  Badile,  Bartolomeo  I. 

Persico,  Dcscriz.  di  Verona  (1820)  p.  190. 

— G.  M.  R o s s i,  Nuova  Guida  di  Verona  (1854) 
p.  146.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  1890,  p.  220. 

— Zannandreis,  Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi 

(ed.  G.  Biadego,  1891).  R. 

Badile,  Francesco  I,  Maler  und  Bild- 
schnitzer in  Verona,  Sohn  des  Antonio  II  B., 
urkundlich  erwähnt  1478 — 1544.  Im  Museo 
Civico  zu  Verona  wird  ihm  ein  Gemälde  mit 
der  Darstellung  der  Ausgießung  des  hl.  Gei- 
stes zugeschrieben,  ebenso  im  Hospital  ein 
aus  S.  Bovo  stammender  Madonnenaltar. 


Persico,  Dcscriz.  di  Verona  (1820)  p.  228. 
— Bernasconi,  Studj  etc.  dclla  scuola  pitt. 
Veronese  (1864)  p.  308.  — Arch.  stör.  d.  Arte 
ital.  1890,  p.  220.  — Zannandreis,  Vite  dei 
pitt.  etc.  Veronesi  (ed.  G.  Biadego,  1891).  — 
Biadego,  L’Arte  degli  orefici.  — Nuov.  Arch. 
Veneto  1906,  II  91 — 134.  — Mit  Notizen  von  L. 
Simeoni.  R. 

Badile,  Francesco  II,  Maler  in  Verona, 
Sohn  des  Bartolomeo  II  B.;  urkundlich  er- 
wähnt 1505—1557. 

Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  1S90  p.  220.  — Zan- 
nandreis, Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi  (ed. 
G.  Biadego,  1891).  R. 

Badile,  Giovanni,  Maler  in  Verona, 
Sohn  des  Antonio  I B.,  1409 — 1447  urkund- 
lich erwähnt,  t vor  1478  laut  einer  auf  seinen 
Sohn  Antonio  II  B.  bezüglichen  Urkunde 
(„Antonius  Baylus  pictor  q.  Magistri  Johan- 
nis pictoris").  Schwächerer  Schulnachfolgcr 
des  Stefano  da  Zevio.  Seine  (von  L.  Venturi 
angezwei feite)  Signatur  „Johes  Baili“  findet 
sich  auf  einem  aus  S.  Tommaso  Cantuariense 
stammenden  7teiligen  Altarwerke  des  Museo 
Civico  zu  Verona,  darstellend  die  Madonna 
zwischen  6 Heiligen  und  stilistisch  überein- 
stimmend (nach  Simeoni)  mit  dem  Madon- 
nenaltarc  der  Kirche  zu  Boi  (Caprino  Vero- 
nese). Außerdem  hat  Giovanni  B.  nach  Si- 
meoni 1443  die  Cappella  Guanticri  in  S.  Ma- 
ria dclla  Scala  zu  Verona  mit  den  noch  jetzt 
daselbst  vorhandenen  Frcskodarstellungen  aus 
dem  Leben  des  hl.  Hieronymus  geschmückt. 

Bernasconi,  Studj  etc.  d.  scuola  pitt.  Vero- 
nese (1864)  p.  224  f.  — Crowe  u.  Caval- 
caselle,  Gesch.  d.  ital.  Mal.  (1873)  V 487.  — 
G.  Cignaroli  in  Miscell.  ser.  IV  de'  Monum. 
ed.  dalla  R.  Deputaz.  Veneta  di  storia  patria 
XI  19 — 62.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  1890,  p. 
220.  — Zannandreis,  Vite  dei  pitt.  etc. 
Veronesi  (ed.  G.  Biadego,  1891).  — Tanfani- 
Centofanti,  Art.  Pisani  (1897)  p.  233  f.  — 
J.  Burckhardt,  Cicerone  (Leipzig  1904)  II 
735  i.  — G.  Bi  ermann,  Verona  (Leipzig 
1904)  p.  101  f.  — L.  Venturi,  Le  Origini  d. 
pitt.  Vencziana  (1907)  p.  72 — 75.  — L.  Si- 
meoni in  Nuovo  Arch.  Veneto  1907,  I 152 — 
170.  — Mit  Notizen  von  L.  Simeoni.  R. 

Badile,  Girolamo,  Maler  in  Verona,  Sohn 
des  Antonio  II  B.  und  Vater  des  Antonio  IV 
B. ; urkundlich  erwähnt  1465 — 1531. 

Arch.  stör.  d.  arte  ital.  1890,  p.  220.  — Zan- 
nandreis, Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi  (ed. 
G.  Biadego,  1891).  R. 

Badile,  N i c c o 1 ö,  Maler  in  Verona,  älte- 
stes bisher  bekanntes  Mitglied  der  Künstlcr- 
familic  B. ; in  einer  Urkunde  von  1303  als 
bereits  verstorben  erwähnt.  £,.  Simeoni. 

Badile,  Pietro  Paolo  I,  Maler  in  Ve- 
rona, geb.  zu  Beginn  des  15.  Jahrh.  als  Sohn 
eines  Francesco  B.  (vermutlich  eines  Bruders 
des  Antonio  I B.). 

Bernasconi,  Studj  ctc.  d.  scuola  pitt. 
Veronese  (1864)  p.  226.  R. 

Badile,  Pietro  Paolo  II,  Maler  in  Ve- 
rona, Sohn  des  Giovanni  B. ; urkundlich  er- 
wähnt 1446 — 76. 

Lit  s.  Badile , Girolamo.  R. 


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Badillo  — Badius 


Badillo,  Felix,  span.  Porträtmaler  und 
Lithograph,  der  1872 — 73  eine  große  Samm- 
lung von  Bildnissen  in  Steinzeichnung  ver- 
öffentlicht und  auch  für  die  Zeitschrift  „La 
Ilustraciön“  eine  reiche  Tätigkeit  als  Bild- 
niszeichner entwickelt  hat.  Von  seinen  Por- 
trätgemälden sind  besonders  erwähnenswert 
die  Bildnisse  des  Königs  Alfonso  XII.  von 
Spanien  (gemalt  im  Aufträge  der  Deputaciön 
provinciale  zu  Guadalajara),  der  Königin 
Mercedes  von  Spanien  und  des  Antonio  Al- 
cala  Galiano. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espanoies  del  siglo  XIX  (1883 — 84). 

P.  Lafond. 

Badin,  Jean  Jules,  Maler,  geb.  zu  Paris 
1843,  Sohn  des  P.  A.  Badin,  folgte  seinem 
Vater  in  der  Direktion  der  kgl.  Manufaktur 
von  Bcauvais.  Schüler  von  Cabanel  und 
Baudry,  stellte  im  Salon  seit  1873  Porträts, 
Genre-  und  Historienbilder  aus.  Die  haupt- 
sächlichsten sind:  Haydec  (1873),  die  Köni- 
gin Mabe  (1874),  Circe  (1875),  die  Tochter 
des  Landsknechts  (1881),  Kleine  Musikan- 
tinnen  (1884). 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen.  — Salon- 
kataloge 1873 — 1899.  G.  Gtffroy. 

Badin,  Jean  Victor,  französ.  Bildhauer, 
geb.  in  Toulouse,  Schüler  von  Falguierc  und 
De  Mercier;  im  Pariser  Salon  stellte  er  aus: 
1897  „Arion“  (Gipsgruppe),  1899  „Schlum- 
mernde Qucllnymphe  (Marmor),  1902  „Ruhen- 
der Faun“  (Gipsgruppe),  1903  „Bethmalaise 
aux  champs“  (Gipsstatue),  1904  „Erwachende 
Nymphe“  (Gipsrclief). 

Pariser  Salon-Kataloge  1897 — 1904.  S.  Lanxi . 

Badin,  Pierre  Adolphe,  französ.  Por- 
trät- und  Genremaler,  geb.  zu  Auxcrre  am 
28.  7.  1805,  f 1877,  Schüler  von  Edouard 
Picot,  studierte  seit  1826  an  der  Ecole  des 
B.-A.  und  stellte  1833  zuerst  im  Salon  einen 
sich  vor  dem  Sturme  schützenden  Bettler  aus. 
In  den  nächsten  Jahren  sandte  er  Porträts, 
Geschichts-  und  Genrebilder ; unter  diesen 
sind  hauptsächlich  erwähnenswert:  „Der  ster- 
bende Wouwermans  verbrennt  seine  Studien“ 
(Salon  von  1834),  „St.  Germain,  Bischof  von 
Auxerre,  die  Gnade  des  Königs  Eocarix  er- 
flehend“ (Salon  1849),  „Die  Verteidigung  von 
S.  Jean  de  Losne  1636“  (Salon  1847,  im  Mus. 
von  Avignon).  Diese  beiden  Gemälde  waren 
vom  Ministerium  des  Auswärtigen  beim  Künst- 
ler bestellt.  „Das  kranke  junge  Mädchen“ 
(Museum  von  Le  Havre).  Sein  „Landarzt“ 
brachte  ihm  1839  eine  Medaille  3.  Klasse. 
Als  Porträtist  malte  er  das  Bildnis  des  Mar- 
schalls, Herzog  Gaspard  de  Clermont-Ton- 
nerre  (1835)  und  eins  von  Louis,  Herzog  von 
Orleans  (1839),  das  sich  im  ehemaligen  Pa- 
lais von  St.  Cloud  befand.  Einige  Werke 
von  Badin  sind  mit  dem  Namen  Godcfroy  be- 
zeichnet. Im  Salon  von  1848  stellte  er  zum 
letzten  Male  aus,  und  zwar  „Die  Predigt  des 


hl.  Antonius“.  In  diesem  Jahre  wurde  er  zum 
Direktor  der  Gobelin-Manufaktur,  1850  zum 
Direktor  der  Manufaktur  von  Bcauvais  er- 
nannt. Dort  führte  er  nützliche  Verbesse- 
rungen im  technischen  Verfahren  ein  und 
blieb  bis  1870  Direktor  der  vereinigten  Gobe- 
linmanufakturcn. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  G.  Geffroy. 

Badioli,  Nicola,  italicn.  Goldschmied  in 
Neapel,  wo  er  1750  für  den  Altar  des  Klosters 
„Trinita  delle  Monache“  eine  goldene  Krone 
mit  Lapislazuli-Knauf  auszuführen  hatte. 

Fiordelisi  in  Napoli  Nobilisa.  VIII  184. 

G.  Ceci. 

Badiou  de  La  Tronchere,  Jacques  Jo- 
seph Emile,  französ.  Bildhauer,  geb.  am 
16.  11.  1828  in  Monasticr,  f 1888  in  Puy. 
Ausgebildet  seit  1849  an  der  Pariser  Aka- 
demie unter  Jouffroy,  blieb  B.  in  Paris  selbst 
hauptsächlich  als  Porträtbildncr  tätig.  Seine 
Hauptwerke  sind:  Zwei  Schwestern  (Gips- 
gruppe 1852),  Valentin  Haüy  gründet  das 
Pariser  Blindenheim  (Gipsgruppe  1855,  in 
Marmor  ausgeführt  1861  für  den  Hof  jenes 
Institutes),  La  Prodigalite  (Marmorstatue 
1859),  Bronzestatue  des  Baron  Larrey  für 
die  Stadt  Tarbes  (1864),  Marmorstatue  der 
Marguerite  de  Valois  für  die  Stadt  Angou- 
lömc  (1872),  Marmorbüste  des  Pariser  Uni- 
versitätsrektors von  1694,  Charles  Rollin,  für 
die  Ecole  normale  zu  Paris  (1872),  bron- 
zenes Medaillon-Bildnis  des  Ingenieurs  Alex. 
Clair  für  dessen  Grabmal  auf  dem  Mont- 
parnasse-Frledhofe  (1885). 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes 
(mit  Supplement).  — Nouv.  Arch.  de  I’Art  fran- 
cais  1897,  p.  277.  — Kunst  f.  Alle  1889,  p.  61. 

S.  Lami. 

Baditz,  Otto,  ung.  Genremaler,  geb.  1849 
in  Töt-Keresztür,  studierte  anfangs  Rechts- 
wissensch.,  widmete  sich  jedoch  bald  künstle- 
rischen Studien,  erst  in  Wien,  dann  3 Jahre 
bei  Diez  in  München  und  malte  schon  hier 
Szenen  aus  d.  ung.  Bauernleben.  Sein  erstes 
größeres  Werk  „Verurteilt“  wurde  als  Prä- 
mienblatt für  d.  Ung.  Landesverein  f.  bild. 
Künste  von  Papp  radiert.  1882  wurde  sein 
Gemälde  „Weihnacht“  vom  Kultusetat  mit 
500  fl.  prämiiert.  1885  stellte  er  die  Engel- 
macherin aus,  welche  für  d.  Residcnzst.  (Mu- 
seum Budapest)  erworben  wurde.  1890  ge- 
wann er  den  Künstlerpreis  mit  dem  Genre 
„Vor  dem  Richter"  (jetzt  im  Museum  d. 
schönen  Künste,  Budapest).  In  diesem  Jahre 
verließ  er  München,  um  fortan  in  Budapest 
zu  wirken,  wo  er  auch  für  Zeitschriften  Feder- 
zeichnungen machte  und  u.  a.  Gedichte  Josef 
Kiss’  illustrierte.  Sein  malerischer  Stil  ist 
vom  Münchener  Genrebild  der  80er  Jahre  ab- 
hängig. Lebt  in  Budapest.  K.  Lyka. 

Badius,  J.  F.,  Architekt,  Schöpfer  der 
1520 — 28  neu  erbauten  Abteikirche  zu  Mont- 
benoit,  wie  aus  der  neuerlich  am  Schlußstein 


336 


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Badlowsky  — Baeckelmans 


der  Gewölbe  entdeckten  Inschrift:  J.  F.  Ba- 
dius  faciebat  1525  Kl.  Martii  hervorgeht.  Er 
ist  vielleicht  ein  Sohn  oder  Verwandter  des 
berühmten  Druckers  Jodocus  Badius  (geb. 
1462  in  Assche  bei  Brüssel). 

Reun.  d.  sociit.  d.  bcaux-arts  XXI  245  ff., 
XXIII  682.  H.  V. 

Badlowsky,  s.  Boilowsky. 

Badollet,  Abraham,  Ornamentstecher, 
Frankreich,  um  1700.  Von  ihm  eine  Folge 
Dcsenteile,  Uhrdeckel,  Flacons  u.  a. 

Badouin,  Claude,  französ.  Freskomaler, 
erst  unter  Rosso,  dann  unter  Primaticcio 
1535 — 1550  in  Fontainebleau  tätig  und  da  als 
Hilfsarbeiter  von  erstem  Rang  bezahlt.  Er 
arbeitete  dort  Teppichkartons  und,  nach  Fe- 
libien.  soll  er  für  die  noch  zum  Teil  erhalte- 
nen Glasmalereien  in  der  heiligen  Kapelle  zu 
Vincennes  Handzeichnungen  gefertigt  haben. 
Vielleicht  ist  er  mit  dem  von  Vasari  erwähn- 
ten Gaudio  da  Parigi  identisch. 

F e 1 i b i e n,  Entretiens  sur  la  vie  des  plus 
fameux  peintres  I 704.  — Vasari  - Mila- 
ne s i,  IV  418,  420.  — Laborde,  Comptcs  des 
Batiments  du  roi  I 89,  204.  — F.  Herbet,  Le 
chäteau  de  Fontainebleau  1903,  p.  28. 

L.  Dimier. 

Badoureau,  J.  F.,  Kupferstecher  in  Paris, 
um  1810  bis  1835,  arbeitete  meist  nach  frem- 
den Vorbildern  (Raffael,  Tizian,  Lionardo, 
Tassaert  etc.).  Unter  den  Blättern  eigener 
Erfindung  ist  namentlich  erwähnenswert  das 
Porträt  Ducrows,  premier  Ecuyer  de  Londres 
(gr.  Fol.). 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  ausführl.  Verzeich- 
nis seiner  Arbeiten).  — B 6 r a 1 d i,  Les  Gra- 
veurs du  XIXe  Siede.  H.  V. 

Badouz,  Robert  de,  s.  Baudous. 

Badowsld,  Adam,  poln.  Maler,  geb.  zu 
Warschau  1857,  f daselbst  am  23.  9.  1903. 
Studierte  seit  1878  in  der  Krakauer  Kunst- 
schule unter  Florian  Cynk  und  Leopold  Loeff- 
ler,  dann  mehrere  Jahre  in  Wien,  München 
und  Rom.  Seinen  Jugendwerken  (z.  B.  Co- 
lumbarium),  in  welchen  er  als  Historienmaler 
auftrat,  folgten  fast  ausschließlich  Porträts, 
die  ihm  die  Anerkennung  seiner  Vaterstadt 
und  auch  des  Auslandes  erwarben.  Er  wurde 
zum  Nachfolger  Gersons  an  der  Warschauer 
Zeichenschule  ernannt.  Abgesehen  von  einer 
allgemeinen  braunen  Tönung  im  Kolorit, 
zeichnen  sich  seine  Porträts  durch  scharfe 
Charakteristik  aus  (Warschauer  Erzbischof 
Vinzenz  von  Popiel  1896). 

Auf  deutschen  Ausstellungen  war  er  vertre- 
ten : in  München  1893,  in  Berlin  1891  und 
1896,  in  Dresden  1901. 

Swieykowski,  Pamietnik  T.  P.  S.  P.  w 
Krakowie  1854 — 1904,  mit  weiteren  bibliogr.  An- 
gaben. — Wielka  Encyklopcdya  Illustr. 

C.  M.  V.  Gorst::. 

Badstedt,  B c n d i x,  s.  Bachstett. 

Badstüber,  Christoph  (nicht  Christian), 
in  Nürnberg,  geb.  1613,  der  in  Meyers  Kst- 
lerlex. (wohl  auf  Grund  des  anonym  erschie- 


nenen Werkes  von  Panzer  „Bcytrag  zur  Ge- 
schichte der  Kunst  oder  Verzeichnis  der  Bild- 
nisse der  Nürnbergischen  Künstler“.  Nürn- 
berg 1784  S.  1)  fälschlich  als  Kupferstecher 
figuriert,  hat  mit  dieser  Kunst  nur  insofern 
etwas  zu  tun,  als  er  Kupferplatten  für  die 
Stecher  verfertigte.  Dies  geht  aus  dem 
Spruch  auf  dem  Schabkunstblatt  des  Georg 
Fennitzer,  der  1674  B.  „ad  vivum“  porträ- 
tierte, deutlich  hervor: 

„Der  so  der  Blatten  viel  zum  stechen  hat 
gemacht 

wird  von  den  Stecher  selbst  zu  kupffer  hier 
gebracht.“  Th.  Hampe. 

Baduel,  französ.  Architekt,  geb.  in  Bourna- 
zel  (Aveyron),  tätig  um  die  Mitte  des  16. 
Jahrh.,  studierte  in  Italien  und  war  später 
am  Bau  des  Louvre  beschäftigt. 

Lance,  Dict.  d.  Architectes  fran$.  H.  V. 

Baduel,  Paul  Antoine,  Genre-  und  Por- 
trätmaler in  Paris,  geb.  daselbst,  Schüler  von 
Pils,  Leon  Cogniet  und  Feyen- Perrin,  stellte 
in  den  Salons  1875,  77,  80  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  H.  V . 

Badur,  John,  schott.  Maler  in  Rom  im 
18.  Jahrh. 

M i s s i r i n i,  Storia  d.  rom.  Accad.  di  S. 
Luca  1823  p.  463.  •* 

Baeck,  Elias,  genannt  Heldenmut h, 
Maler  und  Kupferstecher,  geb.  1679.  Er  stu- 
dierte in  Rom,  wo  er  den  Beinamen  erhielt, 
war  1705  in  Venedig,  lebte  dann  längere  Zeit 
in  Laibach  und  ließ  sich  später  in  Augsburg 
nieder,  wo  er  1747  starb.  Er  malte  und  stach 
hauptsächlich  Porträts,  Landschaften,  Batail- 
len, Krönungszüge  und  sonstige  Darstellungen 
zeitgeschichtlicher  Ereignisse.  Einige  seiner 
Stiche  sind  bezeichnet:  E.  B.  a.  H.  (Elias 
Baeck  alias  Heldenmuth). 

Meyer,  Kstlerlex.  II  534  (mit  Oeuvre).  — 
Nagler,  Monogr.  II  No.  513,  1520.  ** 

Baeck,  s.  auch  Beck. 

Baeckelmans,  F r a n g o i s,  Architekt  in 
Antwerpen,  geb.  daselbst  1827,  f 1896,  Schü- 
ler der  Antwerpener  Akademie  und  von  Berg- 
mans.  Sein  Hauptwerk  ist  die  Kirche  Notre- 
Dame  de  bon  Sccours  in  Peruwelz.  Gemein- 
sam mit  seinem  Bruder  Louis  erbaute  er  das 
Palais  de  Justice  und  die  Kirche  St.  Amand 
in  Antwerpen,  gemeinsam  mit  H.  Bcyacrt  die 
Kirche  Saint  Jean  in  Borgerhout. 

Cat.  ill.  de  l’expos.  ritrosp.  de  l’art  beige. 
Brüssel  1905.  H.  V. 

Baeckelmans,  Louis,  Architekt  und  Pro- 
fessor an  der  Akad.  zu  Antwerpen,  Bruder 
von  Frangois,  geb.  daselbst  1835,  + im  No- 
vember 1871,  Schüler  der  Antwerpener  Akad., 
wo  er  1856  den  prix  de  Rome  erhielt.  Er 
reiste  darauf  drei  Jahre  in  Frankreich,  Ita- 
lien und  Deutschland.  Seine  beiden  Haupt- 
werke in  Antwerpen  sind  der  an  die  französ. 
Schloßbauten  aus  der  Zeit  Louis’  XIII.  er- 
innernde Justizpalast  und  die  in  frühgoti- 
schem Stil  erbaute  Backstein  - Kirche  St. 


Künstlerlexikon.  ßd.  II. 


337 


22 


Baede  — Baehr 


Amand.  In  der  Konkurrenz  um  den  Bau 
eines  Justizpalastes  in  Brüssel  errang  er  den 
ersten  Preis,  doch  kam  sein  Entwurf  nicht 
zur  Ausführung. 

Zeitschrift  f.  bild.  Kunst.  XII  51,  78,  79.  — 
Journal  d.  beaux-arts  1871  pag.  168  (Nekrolog). 

H.  V. 

Baede-Martini,  Johann,  kunstvoller  Bein- 
drechsler in  Breslau,  stirbt  88  Jahre  8 Mo- 
nate alt,  wird  begraben  am  1.  12.  1748. 

E.  Hintee. 

Bähr,  Adam,  Goldschmied,  Augsburg,  t 
1769,  „berühmter  Gold-Arbeiter  allhicr“,  wie 
er  in  einer  Dedikationsschrift  zu  seiner  Wie- 
derverheiratung 1734  genannt  wird.  Sein 
Wappen,  ein  schreitender  Bär  u.  sein  Todes- 
datum ergibt  sich  aus  der  Augsb.  G.  S.  Wap- 
pcntafcl  1741. 

Notizen  von  M.  Rosenberg.  •• 

Baehr,  Georg,  Baumeister,  geb.  1086  zu 
Fürstenwalde  bei  Lauenstein  im  Sächsischen 
Erzgebirge,  f am  16.  3.  1738  als  Ratszimmer- 
meister zu  Dresden,  ist  in  der  Geschichte  des 
protestantischen  Kirchenbaues  von  epoche- 
machender Bedeutung.  Sein  Hauptwerk,  die 
Frauenkirche  zu  Dresden,  ist,  wenn  auch 
nicht  die  erste,  so  doch  die  charakteristischste 
und  monumentalste  Erfüllung  der  zu  seiner 
Zeit  zuerst  aufgestellten  Forderungen  nach 
einer  den  besonderen  Kultbedürfnissen  evan- 
gelischer Gemeinden  dienenden  Raumgestal- 
tung. Der  gelehrte  Baumeister  Leonhard 
Christoph  Sturm  (1669 — 1729)  bekundet  in 
seinen  Schriften  (1718)  das  Streben  der  Zeit, 
eine  dem  protestantischen  Gottesdienst  die- 
nende Kirchenbauform  zu  finden.  Zentrale 
Raumanlagen  mit  eingebauten  Emporen;  Or- 
gel, Kanzel  und  Altar  in  der  Hauptaxe  des 
Baues  und  im  Angesicht  der  zu  gemeinsamem 
Gesang  und  Gebet  und  zum  Anhören  der  Pre- 
digt zusammengeschlossenen  Gemeinde  wer- 
den gefordert  und  hier  und  da  schon  zu  bil- 
den versucht.  Schon  war  im  sächsischen  Erz- 
gebirge zu  Carlsfeld  (1684 — 1688)  die  neue 
Form  in  einer  kleinen  Dorfkirche  gefunden 
worden,  und  an  der  einen  Seite  des  vierecki- 
gen Innenraums  Altar  und  darüber  Kanzel 
und  Orgel  zusammengruppiert  worden.  Zu- 
nächst konnte  dann  Baehr  an  solchen  kleinen 
Aufgaben  von  Dorfkirchen  an  der  weiteren 
Lösung  der  Bauaufgabc  arbeiten.  Die  Kirche 
in  Loschwitz  bei  Dresden  wurde  1705 — 1708 
nach  seinen  Plänen  errichtet.  In  einem  läng- 
lich achteckigen  saalartigen  Raum  sind  die 
Emporen  hufeisenförmig  bis  zum  Altarplatz 
herumgeführt.  In  der  Kirche  zu  Schmiede- 
berg (1713 — 1716)  wird  dann  von  ihm  die 
zentrale  Raumanlage  noch  mehr  betont.  Von 
außen  in  der  Form  eines  griechischen  Kreuzes 
mit  Mansardendach  und  zentralem  Giockcn- 
turm  zeigt  die  kleine  Kirche  im  Innern  drei 
im  Achteck  an  den  Altarraum  angelegte  Em- 
porenreihen unter  einer  seitlich  gewölbten 


Decke.  Eine  ganz  ähnliche  symmetrische 
Zentralanlage  von  etwas  größeren  Maßen 
zeigt  dann  die  Kirche  zu  Forchheim  bei 
Lengefeld,  1719 — 1721  von  Baehr  errichtet, 
mit  geräumigerem  Altarplatz.  Es  folgt  1725 — 
26  die  Kirche  zu  Hohnstein  bei  Pirna,  bei 
der  infolge  Benutzung  vorhandener  älterer 
Bauteile  der  Altarraum  eine  größere  Tiefe 
bekommt,  aber  der  quadratische  Gemeinde- 
raum  mit  abgestumpften  Ecken  auch  im  In- 
nern durch  die  im  Kreisbogen  angelegten 
Sitzreihen  als  zentrale  Raumbildung  klar  be- 
tont wird. 

An  diesen  kleineren  Aufgaben  hatte  Baehr 
sein  Bauprogramm  für  den  evangelischen 
Kirchenbau  mehr  und  mehr  festigen  können. 
Vom  Jahr  1722  ab  erhält  er  Gelegenheit,  die- 
ses in  weit  größeren  Verhältnissen  und  in 
monumentaler  Form  im  Bau  der  Dresdener 
Frauenkirche  zum  Ausdruck  zu  bringen. 
Schon  der  beschränkte  Bauplatz  drängte  zu 
einer  zentralen  Anlage  mit  mehrfach  über- 
einander liegenden  Emporen.  Sein  erster 
Entwurf  in  der  Form  eines  griechischen 
Kreuzes  von  1722  mit  einem  achteckigen  Mit- 
telsaal zeigt  deutlich  die  enge  Verwandtschaft 
mit  seinen  Dorfkirchen.  Aber  das  Verlangen 
nach  größerer  Monumentalität  führt  zum  Ab- 
schluß des  Saales  durch  eine  Innenkuppel  und 
darüber  zu  einem  hohen  Kuppelbau  mit  be- 
krönender schlank  aufstrebender  Laterne.  Die 
Beanstandung  der  den  Kreuzarmen  vorgclcg- 
ten  Treppenhäuser  führte  zu  einer  neuen  Pla- 
nung mit  kreisrundem  von  acht  Pfeilern  ge- 
tragenem Innenraum,  ringartigen  Emporen  u. 
quadratischen  Außenmauern  und  Anlage  der 
Treppen  in  den  verbrochenen  Ecken  des  Qua- 
drates. Wiederum  ist  das  Innere  mit  einer 
offenen  Kuppel  abgeschlossen,  Kanzel,  Orgel 
und  Altar  in  dem  angebauten  Altarraum  ver- 
einigt. Wiederum  wächst,  die  innere  Anlage 
charakteristisch  zum  Ausdruck  bringend,  aus 
der  Bedachung  des  unteren  Baukörpers  der 
mittlere  Kuppelturm  organisch  empor.  Die 
Treppen  in  den  vier  Exken  erhalten  jetzt 
kleine  Türmchen.  So  hat  Baehr  in  dem  1726 
genehmigten,  zunächst  für  eine  Holzkuppcl 
entworfenen  Plan,  im  Innern  den  Bedingun- 
gen des  evangelischen  Kirchenbaues  in  voll- 
kommener Weise  Rechnung  tragend,  in  der 
äußeren  Erscheinung  eine  Form  gefunden,  an 
der  durch  die  Überführung  aus  dem  würfel- 
förmigen Unterbau  mittels  der  eingeschweif- 
ten  Bedachung  zu  der  Wölbung  des  Kuppcl- 
turmes  das  Dach  für  die  künstlerische  Ge- 
samterscheinung des  von  hohen  Häusern  ern- 
geschlossenen  Bauwerkes  eine  höchst  reiz- 
volle bisher  bei  keinem  Kuppelbau  entspre- 
chend ausgebildete  Bedeutung  bekommen  hat. 
Während  der  Ausführung  faßt  plötzlich  Baehr 
den  Plan,  das  ganze  Bauwerk  bis  in  die  Spitze 
des  Kuppelturmes  in  Stein  auszuführen,  und 
er  vermag  cs  auch,  trotz  mannigfacher  Be- 


338 


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Baehr  — Baekare 


kämpfung  seines  kühnen  Vorhabens,  trotz 
steter  Knappheit  an  Geldmitteln,  den  Plan 
durchzuführen.  Indem  er  an  der  äußeren 
glücklich  gefundenen  Silhouette  festhält,  wird 
ihm  diese  der  Anlaß,  die  Kuppel  auch  kon- 
struktiv aus  dem  Unterbau  herauswachsen  zu 
lassen,  dadurch,  daß  er  die  Last  der  Kuppel 
und  deren  Seitenschub  auf  die  Umfassungs- 
mauern überführt.  Dies  geschieht  durch  die 
in  das  eingeschweifte  Dach  eingebauten  Stre- 
bebögen (Spiramen,  wie  er  sie  nennt).  So 
ist  der  konstruktive  Organismus  des  Baues 
in  seiner  äußeren  Erscheinung  klar  zum  Aus- 
druck gelangt  und  hat  zu  einer  im  Zcntral- 
und  Kuppelbau  einzigartigen  künstlerischen 
Monumentalität  geführt.  Die  Bedeutung 
Bachrs  als  Baukünstler  ist  mehr  noch  durch 
diese  seine  geniale  schöpferische  Tat  begrün- 
det als  durch  Erfüllung  der  Forderungen  des 
protestantischen  Kirchenbaues.  Als  Baehr 
1738  infolge  eines  Schlaganfalles  starb,  war 
der  Bau  erst  bis  zu  dem  Schlußring  der  Außen- 
kuppcl  aufgeführt.  Statt  der  schlanken  steiner- 
nen Laterne  mit  hohem  bekrönendem  Obelis- 
ken, wodurch  der  Charakter  des  von  ihm  ge- 
wollten Kuppelturmes  besser  zum  Ausdruck 
gelangt  wäre,  wurde  dann  wegen  auftauchen- 
der  Bedenken  gegen  die  Tragfähigkeit  des 
Unterbaues  von  seinem  Schüler  Johann  Ge- 
org Schmidt  eine  Laterne  mit  gedrungener, 
kupferbedeckter  Haube  dem  Bau  als  Ab- 
schluß gegeben.  Ein  Gutachten  des  Erbauers 
der  katholischen  Hofkirche,  Gactano  Chiaveri, 
forderte  sogar  die  Abtragung  der  Steinkup- 
pel, die  nur  durch  das  Gegengutachten  des 
Leipziger  Stadtbaumeisters  David  Schatz  ver- 
hindert wurde.  Am  27.  5.  1743  erhielt  die 
Laterne  das  bekrönende  Kreuz.  Die  Ausfüh- 
rung des  Baues  in  den  damals  herrschenden 
Barockformen  ist  der  Konstruktion  glücklich 
angepaßt,  sie  hat  aber  im  19.  Jahrh.  lange 
verhindert,  seiner  künstlerischen  Bedeutung 
vollauf  gerecht  zu  werden.  Gottfried  Semper 
war  dann  der  erste,  der  sich  in  die  Baehrschen 
Baugedanken  vertieft  hat.  Baehrs  Schüler 
Schmidt  hat  an  der  Annenkirche  in  Dresden 
(1764 — 1769)  die  Errungenschaften  Baehrs 
im  protestantischen  Kirchenbau  weiter  fort- 
führen können,  doch  mußte  er  in  dem  Neu- 
bau der  Kreuzkirche  in  Dresden  (1764 — 1792) 
der  Gegnerschaft  der  Klassizisten  weichen. 
In  Sachsen  ist  der  Einfluß  der  Dresdner 
Schule  an  der  nach  dem  von  Hünichen  1766 
gefertigten  Entwurf  ausgeführten  Johannis- 
kirche in  Zittau  wahrnehmbar,  außerhalb 
Sachsens  an  Joh.  Leonhard  Preys  bedeutend- 
stem Werke,  der  1906  durch  Brand  zerstörten 
St.  Michaclskirche  in  Hamburg  (1751 — 62). 

Zu  dem  Bau  der  Dreikönigskirchc  in  Dres- 
dcn-N.  hatte  M.  D.  Pöppelmann  die  Pläne  an- 
gefertigt, aber  die  Ausführung  wurde  Fchre 
und  Baehr  von  der  Stadt  übertragen.  Seit 


1732  wurde  daran  gebaut,  1734  wird  Baehr 
Leiter  des  Baues,  im  Herbst  dieses  Jahres 
aber  ist  die  Kirche  schon  unter  Dach.  In 
dem  länglichen  Saalbau  konnten  also  Baehrs 
Baugedanken  nur  unvollkommen  zum  Aus- 
druck kommen.  — Baehr  war  auch  vielfach  im 
Privatbau  tätig,  eines  seiner  Hauptwerke  mit 
kräftiger  Barockfassade  ist  das  ehemalige  Pa- 
lais de  Saxe  Geizt  Löwenbräu),  einer  der 
wenigen  erhaltenen  Paläste  des  18.  Jahrh. 
in  Dresden. 

E.  Sülze,  Die  Dreikönigskirchc  in  Dresden, 
1889.  — J.  L.  Sponsel,  Die  Frauenkirche  in 
Dresden.  1893.  — Bau-  u.  Kstdenkm.  des  Kgr. 
Sachsen,  Heft  1,  2,  5,  6,  16,  18.  19,  21—23,  24. 
26,  28.  — D o h m e,  Gesch.  d.  Baukunst  400  ff. 
— A.  Barth,  Zur  Baugesch.  d.  Dresdner 
Kreuzkirche.  1907  p.  43 — 65.  Sponsel. 

Baehr,  Johann  Karl,  Historien-  und 
Porträtmaler,  geb.  am  18.  8.  1801  in  Riga, 
t am  29.  9.  1869  in  Dresden.  Schüler  der 
Dresdner  Akad.  und  Matthäis.  1827  und 
1834  in  Italien,  zuerst  im  Verkehr  mit  Thor- 
waldscn  und  J.  A.  Koch,  später  mit  Cornelius, 
F.  Reinhart  und  Horace  Vernet.  1837  sie- 
delte er  nach  Dresden  über,  wurde  1843  Leh- 
rer und  1846  Professor  der  Akad.  Hauptw. : 
Virgil  und  Dante  vor  der  Stadt  des  Dis  (Bes. 
Frl.  Cäcilie  Bähr,  Dresden) ; die  Wieder- 
täufer in  Münster  (Bes.  Geh.  Finanzrat  v. 
Berlepsch,  Dresden ; eine  Wiederholung  in 
der  Kunsthütte  zu  Chemnitz.  Lithogr.  v.  Fr. 
Hanfstängl.  1840.  Fol.) ; Iwan  dem  Schreck- 
lichen verkünden  finnische  Zauberer  den  na- 
ben Tod.  1850.  Dresdner  Gal.;  der  barm- 
herzige Samariter.  1855  (Bes.  R.  Stauwe, 
Riga).  Christus  am  Kreuz  in  der  Kirche  zu 
Zschoppau ; kleinere  Wiederholung  in  der 
Frauenkirche  zu  Dresden;  Tod  des  Franz  von 
Sikkingen  1865  (Bes.  v.  Kyber,  Riga).  — 
Er  schrieb:  die  Gräber  der  Lieven,  1850,  4° 
mit  21  Tafeln ; Vorträge  über  Dante  1852 ; der 
dynamische  Kreis,  Dresden  1862.  2 Bdc.  in 
Fol.;  auch  in  französ.  Übersetzung  erschie- 
nen ; der  animalische  Magnetismus  und  die 
experimentierenden  Naturwissenschaften,  1862 ; 
Vorträge  über  Newtons  und  Goethes  Farben- 
lehre 1863.  — B.  war  ein  Urenkel  Georg 
Baehrs. 

Raczynski,  Gesch.  d.  modern.  Kst.  III.  — 
Schorns  Kunstblatt  1837,  p.  332.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr.  I No.  2286.  — 
Bötticher,  Malerwerke  des  19.  Jahrh.  Nach- 
träge z.  I.  Bd.  — W.  N e u m a n n,  Balt.  Maler 
u.  Bildh.  des  19.  Jahrh.  — Kat.  d.  Ausst.  Dresdn. 
Maler,  1800—1850.  Dresden  1908. 

W.  Neumann. 

Baehr,  s.  auch  Baer,  Beer,  Beltr. 

Baehrenstecher,  s.  Baerenstecher. 

Baeilleur,  s.  Baellieur. 

Baekare,  J a e p p a (Jakobus  Bikare),  schwe- 
discher Baumeister,  f den  15.  Mai  1404,  ge- 
hörte einem  adeligen  Gcschlechtc  an,  das  sich 
in  der  Geschichte  Schwedens  unter  der  cal- 
marischen  Union  hervortat.  1398  wurde  er 


339  2a* 


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Bael  — Baen 


Laienbruder  des  Birgittinerklostcrs  zu  Wad- 
stena  und  stand  dem  Bau  der  Klosterkirche, 
die  1388  durch  eine  Feuersbrunst  zerstört 
worden  war,  bis  zu  seinem  Tode  vor. 

Ericus  Benzelius,  Diarium  Vazstenense. 
(Ups.  1721.)  — Svcnsk  Biogr.  Lex.  Ny  följd. 
2.  — Meyer,  Kstlerlcx.  R. 

Bael,  s.  B aalen. 

Baelberghe  (Bamelberghe),  Jannekin 
van,  Illuminator  von  Briigge,  um  1474 — 88. 

Beffroi  IV  288,  315.  H.  V. 

Baelemans,  Peter,  Maler  von  Mecheln, 
Schüler  von  Nicolaus  Smeyers  seit  14.  6. 
1636,  nur  urkundlich  bekannt. 

E.  N e e f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines  (1876)  I.  H.  V. 

Baelen,  s.  Baalen  u.  Baien. 

Baella,  i 1,  s.  Cortesi,  Jac. 

Baellieur,  Cornelis  de,  der  Ältere,  Ma- 
ler, geb.  am  6.  2.  1607  in  Antwerpen,  trat 
schon  1617  bei  Antoon  Lisart  in  die  Lehre, 
wurde  neun  Jahre  später  Freimeistcr  in  der 
St.  Lukasgilde,  heiratete  zweimal  1633  und 
1636,  war  1644  Dekan  der  „Schildcrs- 
Kamer",  machte  am  16.  6.  1671  sein  Testa- 
ment und  starb  am  26.  7.  1671  in  Antwerpen, 
wie  sein  Grabstein  in  St.  Jacques  meldet. 
Man  kannte  früher  von  seinen  Werken  nur 
die  Darstellung  „Christus  und  die  Ehebre- 
cherin“ in  der  Braunschweiger  Galerie,  be- 
zeichnet Cor.  d.  Baellieur  fec.  (auf  Kupfer) ; 
1879  kam  dann  eine  ebenfalls  bezeichnete  An- 
betung der  Weisen  in  das  Brüsseler  Museum 
(jetzt  wohl  im  D£pöt,  da  der  neue  Katalog 
von  1906  das  Bild  nicht  mehr  aufführt)  hinzu. 

Van  den  Branden,  Antwerpsche  Schil- 
derschool 907,  1422.  — Th.  van  Lcrius. 
Biogr.  d’artistes  anversois,  Antw.  1880.  — De 
Liggeren  I.  — Katal.  der  Galerien  von  Braun- 
schweig und  Brüssel.  ** 

Baellieur,  Cornelisde,  der  Jüngere,  Ma- 
ler in  Antwerpen,  Sohn  des  Cornelis  d.  Alt., 
getauft  1642,  wurde  erst  1683 — 84  Meister  in 
der  St.  Lukasgilde  und  starb  1687.  Er  scheint 
Basreliefs  in  Grau  gemalt  zu  haben. 

Th.  van  Lerius,  Biographies  d'artistes  an- 
versois, Antwerpen  1880  p.  188  ff.  — De  Lig- 
geren II.  •* 

Baemler  (Bemlcr,  Boemler),  Hans  (Jo- 
hannes), Maler,  Miniaturmaler,  Schreiber  u. 
Buchdrucker  zu  Augsburg.  Geb.  um  1435. 
1453  erscheint  sein  Name  zum  ersten  Male  in 
den  Augsburger  Steuerbüchern,  mit  der  Orts- 
bezeichnung „vor  dem  Tor",  1457  bezeichnet 
er  sich  unter  2 Miniaturen  (s.  u.),  1460  ist 
Tlioman  Burgkmair  bei  ihm  als  Lchrjunge. 
1462  wohnt  B.  in  der  Kathcrinengassc,  1403 
bis  73  (mit  Unterbrechung)  „beim  Rathaus", 
1465  wird  er  in  die  Zunft  der  Schreiber  und 
Miniatoren  aufgenommen.  Von  1466  an  war 
er  bei  Straßburger  Druckern  als  Rubricator 
beschäftigt;  1466  findet  sich  ein  Rubricator- 
vermerk  von  ihm  in  dem  Exemplar  einer  bei 
Eggestein  gedruckten  Bibel  (Hain  3035),  das 
früher  im  Besitze  der  Herzoge  von  Braun- 


schweig-Lüncburg gewesen  ist,  1468  kommen 
ähnliche  Vermerke  in  einer  bei  Mentelin  er- 
schienenen „Summa“  des  Thomas  v.  Aquino 
(Hain  1454;  Exemplar  der  Münchener  Hof- 
u.  Staatsbibi.)  und  in  dem  „Augustinus,  De 
arte  praccandi"  desselben  Druckers  (Hain 
1956)  in  der  Bibliothek  von  Manchester  (Dib- 
din,  Aedes  Althorpianae  II  S.  20)  vor.  Diese 
Bücher  sind  von  dem  Rubricator  reich  ver- 
ziert worden.  1474  läßt  sich  B.  selbst  als 
Drucker  in  Augsburg  nieder,  wo  er  bis  1495 
eine  große  Anzahl,  meist  mit  Holzschnitten 
reich  geschmückter  Volksbücher  herausgab. 
1477  wird  er  in  den  Akten  zuerst  als  Drucker 
genannt.  1474 — 1503  wohnt  er  „Von  Predi- 
gern“. 1504  ist  er  gestorben.  Die  einzige  be- 
zeichnete künstlerische  Arbeit,  die  man  von 
ihm  kennt,  sind  zwei  1457  datierte  Miniaturen 
auf  Pergament,  eine  „Kreuzigung“  und  „St. 
Leonhard  befreit  Gefangene“  (B.  Quaritch, 
General  Catalogue  of  Books.  London  1887. 
Vol.  VI  No.  35777),  in  Farben  auf  Goldgrund 
gemalt,  von  Arabeskenumrahmungen  um- 
geben. Die  von  ihm  gedruckten  Bücher 
scheint  er  nicht  selbst  illustriert  zu  haben, 
was  daraus  hervorgeht,  daß  der  hauptsächlich 
von  ihm  beschäftigte  Formschneider  auch  für 
andere  Augsburger  Drucker  gearbeitet  hat. 
Die  Holzschnitte  der  1487  bei  Schoenspergcr 
erschienenen  Bibel  (Hain  3139)  werden  ihm 
von  Nagler  zu  Unrecht  zugewiesen. 

Zani,  Encicl.  III  50  u.  266,  22.  — Nagler, 
Monogr.  I No.  1605  u.  III  No.  653.  — A.  B cr- 
n a r d,  De  l’origine  et  des  debuts  de  l’im- 
primerie.  II  101  u.  122.  — Gazette  des  Beaux- 
Arts.  XVI  335.  — Report,  f.  K.-W.  I 226.  — 
Jahrb.  d.  preuß.  Kst.-Samml.  III  8,  IX  186,  XV 
184.  — Meyer,  Kstlerlex.  III  495.  — R.  VI- 
scher,  Studien  zur  Kunstgeschichte  S.  488 
u.  566.  — B r a d 1 e y,  Dict.  of  miniat.  I 90  f.  — 
Mut  her,  Bücherillustration  I 15.  — Pol- 
1 a r d.  Early  Ulustrated  Books.  S.  46.  — L. 
B a e r,  Die  illustrierten  Historienbücher.  S.  29  u. 
42.  — K.  Burger.  Index  to  Copinger’s  Supple- 
ment to  Hain’s  Repertorium  bibliographicum. 
S.  19  t L.  Baer. 

Baeu,  Jacobus  de,  Sohn  und  Schüler 
von  Jan  de  Baen,  geb.  im  Haag  März  1673, 
und  dort  1684  und  1687  als  Schüler  erwähnt, 
kam  1693  unter  dem  Hofstaat  des  Königs 
Wilhelm  nach  England,  wo  er  ein  gesuchter 
Porträtmaler  wurde;  u.  a.  malte  er  den  1700 
verstorbenen  Thronfolger,  den  Herzog  von 
Gloucester,  in  Lebensgröße  in  ganzer  Figur. 
Schon  einige  Jahre  vorher  war  er  durch 
Frankreich  nach  Italien  gereist,  wo  er  längere 
Zeit  am  Hofe  des  Großherzogs  von  Toskana  in 
Florenz  verweilte,  und  außer  Porträts  auch 
historische  Darstellungen  in  fresco  malte.  In 
Rom  erhielt  er  wegen  seiner  kräftigen  Ge- 
stalt in  der  Malcrzunft  den  Namen  Gladiator. 
Schließlich  folgte  er  einem  deutschen  Fürsten 
nach  Wien  und  soll  dort  bald  darauf  1700 
gestorben  sein. 

Houbrakcn  II  314.  — v.  Gool  II  466. 


340 


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Baen  — Baer 


— Obrecns  Archief  IV  168,  169.  — G. 
Hoct,  Aanmerkingen,  27.  E.  W.  Mo  es. 

Baen,  Jan  de,  geb.  zu  Haarlem  am  20.  2. 
1633,  war  der  Sohn  eines  Kaufmannes  und 
der  Schwester  des  Malers  Heinrich  Pieman 
in  Emden,  der  dem  jung  verwaisten  Knaben 
den  ersten  Unterricht  erteilte.  Etwa  1615 
zog  er  nach  Amsterdam  zu  Jacob  Bäcker, 
blieb  bei  ihm  drei  Jahre  und  bildete  sich  zu 
einem  tüchtigen  Bildnismaler  aus.  Von  den 
Porträts,  die  er  in  der  nächsten  Zeit  in  Am- 
sterdam malte,  ist  keins  nachzuweisen.  Nur 
die  sehr  verdienstvolle  Radierung,  den  Brand 
des  dortigen  Rathauses  (1652)  darstellend, 
erinnert  an  seinen  Amsterdamer  Aufenthalt. 
1660  siedelte  er  nach  dem  Haag  über,  wo  er 
namentlich  in  fürstlichen  Kreisen  ein  hoch- 
geschätzter  Porträtmaler  wurde.  Karl  II., 
König  von  England,  lud  ihn  an  seinen  Hof, 
wo  der  Künstler  den  König,  die  Königin  und 
viele  Persönlichkeiten  des  Hofstaates  malte, 
wie  nach  seiner  Heimkehr  den  Herzog  von 
Celle  (Universität  Göttingen),  den  Großher- 
zog von  Toskana,  öfters  den  Prinz  von  Ora- 
nien  (u.  a.  von  1667  im  Besitz  des  deutschen 
Kaisers)  und  die  Führer  der  antioranischen 
Partei  Jan  und  Cornelis  de  Witt  (u.  a. 
Museum  Dordrecht).  Als  der  Pöbel  die  Ge- 
brüder de  Witt  ermordet  hatte,  fand  Baen  es 
ratsam,  sich  zu  verstecken.  Auch  als  Lud- 
wig XIV.  sich  bei  seinem  Aufenthalt  in  Hol- 
land (1672)  von  ihm  malen  lassen  wollte, 
soll  sich  B.  entschuldigt  haben,  und  so  blieb 
er  der  bevorzugte  Hofmaler  der  Oranier. 
1675  war  er  Taxator  der  künstlerischen  Hin- 
terlassenschaft der  Prinzessin-Witwe  Amalia. 
Der  Große  Kurfürst,  der  ihn  1676  besucht 
haben  soll,  ernannte  ihn  am  23.  7.  1676  zu 
seinem  Hofmaler.  Von  1666  an  war  er  öfters 
Hoofdman,  1671,  1672  und  1676  Dekan  des 
Malerbundes  Pictura  und  1699  Regent  der 
Akademie.  1672  war  er  Kapitän  der  Schüt- 
zen. Auch  von  seinen  Mitbürgern  wurde  er 
geschätzt.  Schon  1668  nannte  Jacob  van  der 
Docs  ihn  neben  Johannes  Mytens  u.  Adriaen 
Hanneman  unter  den  besten  Porträtisten  der 
Residenz.  Sein  großer  Erfolg  hatte  mehrfach 
den  Neid  der  Fachgenossen  dermaßen  erregt, 
daß  sogar  zweimal  von  ihnen  ein  Attentat  auf 
sein  Leben  ausgeübt  wurde,  wobei  er  einen 
Finger  einbüßte.  Sehr  zahlreich  sind  die  Por- 
träts, welche  man  namentlich  in  Privatbesitz 
von  ihm  findet;  zwei  der  besten  sind  wohl  die 
Bildnisse  des  Staatsmannes  Hieronymus  van 
Bevcrningk  und  seiner  Frau,  1673,  im  Mu- 
seum zu  Amsterdam.  In  seinen  großen  Re- 
gentenstücken (1675  Museum  zu  Leiden. 
1682  Gemeinde-Museum,  Haag,  1683  und  1684 
Museum  zu  Amsterdam,  1686  Museum  zu 
Hoorn)  steht  er  weit  hinter  seinen  Vorgängern 
zurück.  — Barend  Appelman  malte  öfters  die 
Hintergründe  in  de  Baens  Porträts  und  Johan- 
nes Vollevens  die  Kleider.  Im  Schlosse  Pod- 


horcc  in  Galizien  sollen  zwei  Darstellungen 
aus  der  polnischen  Geschichte  von  seiner 
Hand  sein.  Er  verdiente  sehr  viel,  hatte  aber 
außer  seinen  vier  eigenen  Kindern  drei  sei- 
ner Schwester  und  fünf  seiner  Schwägerin 
zu  erziehen.  Er  wohnte  am  Noordeinde  und 
wurde  am  8.  3.  1702  begraben.  — H.  Bary, 
A.  Bloteling,  J.  Visscher,  Ph.  Philippe,  P. 
van  Gunst,  D.  Coster  u.  a.  haben  viele  seiner 
Porträts  gestochen.  Außer  seinem  Sohne 
Jacobus,  seinem  Schwiegersöhne  D.  Vincen- 
tius  und  seinem  Neffen  Jan  van  Sweel,  wer- 
den als  Schüler  von  ihm  genannt  Joh.  Vol- 
lcven  Sr.,  Nie.  van  Ravcsteyn,  J.  F.  Bodecker, 
Jac.  van  de  Roer,  Hendr.  van  Limborgh, 
Hendr.  Brey,  D.  Godyn  u.  a.  Sein  Selbst- 
porträt ist  im  Museum  zu  Dresden;  ein  an- 
deres hat  Sam.  von  Biesendorff  nach  dem 
Leben  gezeichnet  und  geschabt. 

Houbraken,  De  Groote  Schouburgh,  II 
303 — 314,  321,  322.  — Jac.  van  der  Docs, 
’s  Graven  Hage  (1668)  91.  — J.  C.  Weyer- 
man,  Leven  der  Schilders  IV  136.  — 

Obreens  Archief  IV  79,  136,  173,  V 85—89, 
131.  — Ned.  Spectator  1875,  349;  1877,  4,  5.  — 
Tijdschrift  voor  Geneeskunde  XXI  1080.  — 
Jahrb.  der  k.  preuB.  Kunstsamml.  XI  131. 

E.  W.  Moes. 

Baena,  Alfonso  de,  s.  Alfonso,  Jaime. 

Baena,  Diego  de,  span.  Baumeister,  wel- 
cher von  1585 — 89  die  Kirche  vom  süßen  Na- 
men Jesus  in  Puente  Gcnil  errichtete.  Er  starb 
15S9. 

V i n a z a,  Adic.  IV  89.  — R a m i r e z,  Ar- 
tist. Cordob.  S.  88.  M.  v.  B. 

Baena,  Juan  de,  Bildhauer  in  Sevilla. 
Am  15.  12.  1571  zahlte  die  Stadt  an  ihn  und 
Diego  Hcrnandez  Cerezo  12  750  maravedis  für 
Tischler-  u.  Bildhauer-Arbeiten  am  Gefängnis. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 174.  M.  v.  B. 

Baena,  Pedro  de,  span.  Maler,  lebte  um 
1670  in  Madrid,  wo  sich  ein  mittelmäßiges 
Bild  von  ihm,  der  hl.  Franziskus,  im  Kapu- 
zinerkloster befindet.  Für  besser  gelten  seine 
Leistungen  im  Porträtfach. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 90. 

Baener,  Joh.  Alex.,  s.  Boener. 

Baer,  Christian,  Tischler  in  Breslau, 
wird  1736  Meister ; sein  Meisterstück,  ein 
Ausziehtisch  mit  reichen  figürlichen  und  orna- 
mentalen Intarsien,  in  der  Ratsstubc  des  Rat- 
hauses in  Breslau. 

Lutsch,  Kunstdenkm.  der  Prov.  Schlesien, 
I 257.  E.  Hintee. 

Baer,  Christian  Maximilian,  Ma- 
ler in  München,  geb.  am  24.  8.  1853  in  Nürn- 
berg, Schüler  der  Münchener  Akademie  unter 
W.  Lindcnschmit.  Er  schloß  sich  frühzeitig  den 
koloristischen  Bestrebungen  des  Leibl-Trüb- 
»erkreises  an.  Seine  Frühwerke  sind  durch 
tiefe  kräftige  Farben  ausgezeichnet.  Eine 
Reihe  von  Jahren  malte  er  für  Speisesäle  in 
Schlössern  Jagdstilleben  mit  lebensgroßen 
Hirschen,  Rehen,  Geflügel  usw.  Daneben 
pflegte  er  das  Stilleben  mit  Figuren  (In- 


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Baer 


terieurs),  aus  dem  sich  allmählich  das  reine 
Genre  entwickelte.  Auch  in  der  Biidnis- 
malerei  war  er  mit  Erfolg  tätig.  Von  seinen 
Werken  waren  im  Münchener  Glaspalast 
ausgestellt:  1879  Wild  und  Geflügel,  Still- 
leben; 1883  Martin  Behaim  erklärt  seinen 
ersten  Globus  (jetzt  im  Besitze  des  Königs 
von  Rumänien,  Schloß  Sinaia) ; 1888  Nach 
der  Jagd;  1889  Gemüsegarten;  1890  Durch 
den  Boten,  Garteninterieur;  1894  Fastenzeit 
(II.  Medaille),  Garteninterieur,  Genre;  1896 
Garten  in  Frauenchiemsee;  1897  Bei  der  Ar- 
beit; 1899  Am  Fischtrog;  1901  Im  Fisch- 
gewölbe; 1902  Violinspielerin;  1903  Dem 
Sieger;  1904  Küchenintcrieur ; 1905  Bauern- 
mädchen aus  dem  Chiemgau;  1907  Sommer- 
morgen im  Garten;  Stilleben.  In  der  Mann- 
heimer Ausstellung  1907 : Studienkopf ; in  der 
städtischen  Galerie  in  Nürnberg;  Netzstrik- 
kender  Chiemseefischer  (1883);  Bei  der  Ar- 
beit (1897).  Abbildungen  seiner  Werke:  in 
den  Katalogen  des  Münchener  Glaspalastes 
1889,  1890,  1894,  1907 ; der  Großen  Berliner 
K.-A.  1898;  der  Düsseldorfer  Ausstellung 
1902;  Kunst  unserer  Zeit  1899,  II.  S.  47. 
Kunst  für  Alle.  XIII.  S.  356. 

Müller,  Biogr.  Kstlerlex.  1882.  — F.  v. 
Bötticher,  Malerwerke  des  19.  Jahrh.  Wgn. 

Baer,  Ernst,  Historienmaler  zu  Anfang 
des  19.  Jahrh.,  gcb.  in  Durlach,  Schüler  von 
Russ  in  Wien.  Er  behandelte  zumeist  Gegen- 
stände aus  der  Geschichte  des  Mittelalters 
und  wird  namentlich  als  gewandter  Zeichner 
gerühmt.  Mit  besonderem  Lob  wurde  sein 
Gemälde  „Die  Befreiung  Friedrichs  III.  durch 
Podjebrad“  von  der  Kritik  1820  erwähnt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bär,  Eugen,  Architekt  in  München,  geb. 
am  16.  5.  1865  zu  Nordhausen,  lernte  an  der 
Kunstschule  und  dem  Polytechnikum  zu 
München  und  führte  verschiedene  städtische 
und  staatliche  Bauten  aus.  1901  und  1905 
waren  Entwürfe  zu  einer  fürstlichen  Resi- 
denz und  zu  einem  Rathaus  im  Münchener 
Glaspalast  von  ihm  ausgestellt. 

Katalog  d.  Ausst  im  Glaspalast  in  München, 
1901  S.  185;  1905  S.  208.  H.  F.  Nasse. 

Baer,  Franz,  erzbisch.  Bauinspektor  in 
Freiburg  (Br.),  t 1891.  Von  ihm  die  Ent- 
würfe für  das  großherz.  Mausoleum  in  Karls- 
ruhe, für  das  große  Steinkreuz  auf  Mainau 
und  die  Herz  Jesu-Kirche  in  Freiburg.  — 
1889  erschien  in  Freiburg  von  ihm  die  Schrift: 
Baugeschichtliche  Betrachtungen  über  Un- 
serer lieben  Frauen  Münster.  ** 

Bär,  Franz  Michael,  Schweizer  Kup- 
ferstecher, geb.  am  4.  2.  1800  in  Cham  (Zug), 
t daselbst  am  10.  6.  1880,  stach  hauptsächlich 
Porträts  und  religiöse  Sujets  nach  fremden 
Vorbildern. 

» Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Baer,  Fritz,  k.  Professor,  Landschafts- 
maler, geb.  am  18.  8.  1850  in  München,  tätig 


in  Pasing.  Er  widmete  sich  erst  nach  voll- 
endetem juristischen  Studium  (1875)  unter 
Leitung  von  Prof.  Baisch  der  Landschafts- 
malerei. Großen  Einfluß  gewannen  auf  ihn 
die  Werke  der  Schule  von  Barbizon.  Dupre 
und  Troyon  bezeichnet  er  selbst  als  seine 
eigentlichen  Leitsterne;  doch  wußte  er  stets 
seine  künstlerische  Selbständigkeit  zu  wahren, 
deren  Eigenart  sich  in  großer,  fast  leiden- 
schaftlicher Naturauffassung  und  in  äußerst 
temperamentvollem  Vortrag  ausspricht.  Die 
zerrissene,  nervöse  Technik  seines  Farben- 
auftrages, die  auf  Fernwirkung  berechnet  ist, 
verleiht  seinen  Bildern  stark  dramatische  Be- 
lebung. Die  hohe  künstlerische  Wertung  ver- 
danken seine  Werke  ihrer  zwingenden  Stim- 
mungsgewalt. In  den  ersten  beiden  Jahr- 
zehnten seiner  Tätigkeit  entnimmt  er  seine 
Motive  vorwiegend  der  intimen  Landschaft 
der  bayerischen  Hochebene:  Frühlings-  und 
Herbststimmungen  aus  dem  bayerischen  Moos, 
aus  dem  Allachcr  Eichwald,  aus  der  Gegend 
von  Blutenburg  und  Pasing  sind  seine  Lieb- 
lingsthemen. Von  1900  an  ist  er  mit  Erfolg 
bestrebt,  die  Hochgebirgswelt  malerisch  zu 
erschließen.  „Der  große  Eiger"  (1901),  „Aus 
den  Liechtensteinschen  Bergen"  (1902),  „Der 
Patteriol"  (1903),  „Die  Kuchenspitze“  (1904) 
bedeuten  die  Hauptwerke  dieser  auf  wahrhaft 
monumentale  Wirkung  abziclenden  Richtung 
seiner  Kunst.  In  öffentlichen  Galerien  befin- 
den sich:  Herbstabend  (Gal.  Budapest),  Son- 
nenuntergang (Mus.  Weimar),  Herbstabend 
im  Mühltal  (Gal.  Solothurn),  Vorfrühlings- 
abend (Kunsthalle  Bremen),  Blutenburg  (Pi- 
nakothek München)  ; ferner  ein  Bild  in  der 
städt.  Galerie  in  Nürnberg  und  eines  im  Be- 
sitze der  Verbindung  für  historische  Kunst. 
Charakteristische  Proben  seiner  Zeichnungs- 
kunst verwahren  das  Kupferstichkabinett  in 
Darmstadt  und  die  graphische  Sammlung  in 
München.  Eine  radierte  Landschaft  in  der 
Jahresmappe  1902  des  Münchener  Radierver- 
eins, dessen  Vorsitzender  B.  lange  Jahre  war. 
Von  seinen  Auszeichnungen  seien  nur  ge- 
nannt: Gold.  Med.  I.  und  II.  Kl.  München, 
kl.  Gold.  Med.  Berlin. 

Abbildungen  seiner  Werke  in  den  Kaulogen 
der  GlaspalasUusstellungen  in  München : 1896, 
1898,  1900,  1901,  1902,  1903,  1904,  1905,  1906, 
1907 ; ferner  in  „Die  Kunst  unserer  Zeit"  1890, 
S.  156;  1895  II  68:  1901  S.  171;  1903  S.  199; 
1904  S.  164 ; 1905  S.  237 ; 1907  S.  215.  — Mit- 
teilungen des  Künstlers.  Wgn. 

Baer,  Jean  de  La,  s.  Barre,  J.  de  La. 

Baer,  Johann  Friedrich,  Graveur, 
geb.  1724  in  Straßburg,  f 1794,  machte  sich 
besonders  durch  Erfindung  einer  Art  Guil- 
lochiermaschine  verdient  Als  sein  vorzüg- 
lichstes Werk  wird  ein  in  Mainz  in  Privat- 
besitz befindlicher  Kelch  bezeichnet  für  wel- 
ches Werk  der  Künstler  von  der  Pariser  Aka- 
demie durch  ehrenvolle  Erwähnung  ausge- 


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Baer  — Bärenfänger 


zeichnet  wurde.  — Er  ist  wahrscheinlich  mit 
Baer  von  Schle{tt)stadt  identisch,  s.  dort. 

Baer  (Beer),  Joh.  Heinrich,  Glocken- 
gießer von  Aarau,  Sohn  des  Glockengießers 
Friedrich  Jakob  B.,  geb.  am  11.  10.  1773, 
t am  9.  2.  1826,  lieferte  mit  seinem  Bruder 
Friedr,  Jac.  (1770 — 1845)  mehrere  Glocken 
für  verschiedene  Kantone  (Aargau,  Bern, 
Glarus). 

W.  Merz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

Bär,  Karola,  geb.  v.  Mathcs,  Landschafts- 
malern, Gemahlin  des  Prof.  Fritz  Baer-Pa- 
sing;  geb.  am  26.  9.  1857  in  Ried  in  Ober- 
Österreich.  Schülerin  ihres  Gatten,  ist  sie  so- 
wohl in  der  Wahl  ihrer  Motive  (Abendstim- 
mungen, herbstliche  Wälder)  wie  in  ihrer 
Malweisc  stark  von  ihm  beeinflußt.  Im  Mün- 
chener Glaspalast  stellte  sie  von  1891  bis  1899 
alljährlich  aus.  Von  1890 — 94  leitete  sie  die 
Landschafts-  und  Stillebenklasse  des  Münche- 
ner Künstlerinnenvereins. 

Mitteilungen  von  Prof.  F.  Bär-Pasing.  IV gn. 

Baer  „von  Schle(tt)stadt“ , elsässicher  Edel- 
steinschneider in  Paris  in  der  2.  Hälfte  des 
18.  und  in  der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.,  stellte 
in  den  Salons  von  1776  u.  1793  aus.  1791  be- 
richten von  ihm  die  Tablettes  de  renommie: 
„Baer,  der  berühmte  Edelsteinschneider  des 
Grafen  von  Artois,  graviert  in  größter  Voll- 
endung Schrift  und  Devisen  auf  Christall, 
Petschafte  und  Porträts  nach  der  Natur.“ 
Von  seinen  sehr  seltenen  Arbeiten,  bezeich- 
net: Baer  F.,  finden  sich  einige  erwähnt  z.  B. 
in  der  Sammlung  Tassie  (Porträt  Heinrichs 
IV.  von  Frankreich),  bei  Leturcq  (auf  bei- 
den Seiten  tief  gravierter  Comalin)  und  in 
der  Sammlung  von  Paul  de  Bussieres  (Por- 
trät Napoleons  I.)  ; hier  auch  ein  Miniatur- 
porträt Baers,  von  oder  nach  Greuze  gemalt. 

Almanach  des  Artistes,  Paris  1777  p.  110  u. 
186.  — Tablettes  de  renommie,  Paris,  1791, 
Supp.  Cahier  Q.  — Catal.  du  Salon  1793  (edit 
Guiffrey)  p.  44.  — B a b e 1 o n,  Catal.  des  ca- 
mees  antiques  et  modernes  de  la  Bibi.  Nat.  p. 
CIX.  — Raspe,  Catal.  de  Tassie,  Londrcs, 
1791,  p.  732  No.  13947.  — Leturcq,  Notice 
sur  Jacques  Guay,  Paris,  1873,  p.  192  Anm.  — 
Catal.  de  l’Expos.  rctrosp.  de  la  Maison  Kam- 
merzel,  Strasbourg,  1893,  No.  60  u.  63.  — Vgl. 
auch  Baer,  Johann  Friedrich.  Andri  Girodie. 

Baer,  William  Jacob,  amerikan.  Ma- 
ler, geb.  am  29.  1.  1860  in  Cincinnati,  Ohio, 
widmete  sich  zuerst  der  Lithographie,  stu- 
dierte dann  von  1880  an  mehrere  Jahre  in 
München,  und  ebenda  auch  1891 — 92.  In 
diesem  Jahre  malte  er  seine  ersten  Miniatur- 
bilder, die  lebhaften  Beifall  fanden.  Seine 
besten  Idealminiaturen  sind:  „Die  Goldene 
Stunde“  (1S95),  „Aurora“  (1896),  in  der 
Walter’s  Collection  in  Baltimore,  „Daphne“ 
und  „Halcyon  Days“.  Im  ganzen  hat  er  nur 
elf  solche  Kompositionen  gemalt  (Nymphe, 
Madonna,  In  Arkadien,  Der  Apfel,  Betty. 
Laodicia  und  Flora),  alle  übrigen  sind  Por- 
träts oder  Idealköpfe.  Man  könnte  ihn  mit 


Recht  den  Vater  der  modernen  Miniatur- 
malerei in  Amerika  nennen.  Er  ist  Präsi- 
dent der  American  Society  of  Miniature 
Painters. 

Scribner's  Magazine  Fcb.  1697.  — New  York 
Evenlng  Post,  Fcb.  1898.  Edmund  von  Alach, 

Baer,  s.  auch  Baelir,  Beer  u.  Behr. 

Bäräth,  Joh.  S t e f.,  s.  Barath. 

Baerdemaeker,  Felix  de,  belg.  Land- 
schaftsmaler und  Radierer,  geb.  in  Löwen 
1836,  f in  Gent  1878.  Zuerst  Militär,  wurde 
er  nach  dem  Beispiel  mehrerer  Familienmit- 
glieder Künstler  und  zwar  ohne  Lehrer,  was 
ihn  indes  nicht  hinderte,  ein  geschickter  Prak- 
tiker und  ein  Mann  von  Geschmack  in  der 
Wahl  seiner  Gegenstände  zu  werden.  Er 
wählte  seine  Motive  meist  in  den  hügeligen 
Teilen  des  Landes.  Seine  Arbeiten  waren  mit 
Erfolg  auf  den  belgischen  Ausstellungen  bis 
zu  seinem  Tode.  Das  letzte  Gemälde:  Le 
Barrage  ä Anseremme  wurde  noch  1878  in 
Brüssel  ausgestellt.  Das  Museum  zu  Gent 
besitzt  eine  Landschaft  von  ihm. 

L’Art  Universel  1875.  — Gaz.  d.  b.-arts  II 
P6r.  XII  350/1.  — Journal  d.  b.-arts  1877,  169; 
1878,  174  (Nekrolog).  — Meyer,  Kstlerlex. 

H.  Hymans. 

Baerend,  Karl,  Bildhauer  und  Medailleur, 
geb.  in  Dukla  in  Polen  1770,  f in  Warschau 
nach  1824.  Studierte  in  Dresden  unter  Mat- 
thaei,  Mattersperger,  Casanova  und  Höckncr. 
Verschiedene  in  Wachs  ausgeführte  Reliefs 
seiner  Hand  befanden  sich  1794  auf  der  Dres- 
dener Kunstausstellung.  Bei  der  Bildung  der 
neuen  Münze  in  Warschau  1810  wurde  er 
zum  ersten  Graveur  ernannt  und  blieb  in  die- 
ser Stellung  bis  zu  seinem  Ende.  Während 
dieser  Zeit  beschäftigte  er  sich  fast  aus- 
schließlich mit  der  Medaillenkunst  und  schuf 
folgende  Medaillen:  1818  Fürst  Joseph  Poni- 
atowski.  1814  Graf  Wincent  Krasinski. 
1815  Alexander  I.  von  Rußland.  1816  Onufry 
Kopczynski.  1816  Samuel  Gottlieb  Linde. 
1818  Maria,  Mutter  Alexanders  I.  von  Ruß- 
land. 1819  Karl  Kurpinski.  1821  General 
Stanislaus  Mokronowski.  1824  Adam  Fürst 
Czartoryski.  Giov.  Batt.  Casanova.  Von  seinen 
anderen  Arbeiten  sind  noch  zu  nennen:  Ein 
Denkmal  des  in  Rom  verstorbenen  Malers  A. 
C.  Kirsch,  das  B.  noch  unter  Prof.  Matters- 
perger in  Dresden  ausgeführt  hatte,  und  meh- 
rere modellierte  Brustbilder,  1821  in  der 
Kunstausstellung  in  Warschau  ausgestellt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Kraszewski,  Iko- 
notheka,  Wilna  1858.  Marian  Gumotushi. 

Bärenfänger,  M a x,  Radierer,  Holzschnei- 
der und  Porträtmaler  in  München,  geb.  am 
1.  1.  1860  daselbst,  Schüler  der  dortigen 
Akademie  unter  den  Professoren  Gysis,  Löfftz 
und  Raab.  Stellt  seit  1890  regelmäßig  im 
Münchener  Glaspalast  aus  (1900  Selbstpor- 
trät in  Ölmalerei).  In  seinen  Radierungen 
und  Holzschnitten  arbeitet  er  teils  nach  frem- 
den Meistern  (Holbein,  v.  Dyck,  W.  Diez, 


343 


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Bärenhart  — Baerer 


L.  Löfftz,  Gysis  usw.),  teils  nach  eigenem 
Entwurf. 

Kunstchronik  N.  F.  VII  138.  — Kunst  f.  Alle 
VI  355.  Ws n. 

Bärenhart,  Rudolf,  Bildhauer,  geb.  am 
5.  6.  1814  in  Karlsburg  in  Siebenbürgen, 
t 1837  in  München  an  der  Cholera,  kam  11 
Jahre  alt  nach  Wien.  Erst  bei  einem  Holz- 
schnitzer, dann  als  Gefäßmodclleur  an  der 
kaiserl.  Porzellanfabrik  beschäftigt,  gelangte 
er  dann  in  die  Akademie  und  trat  1833  mit 
seiner  ersten  selbständigen  Arbeit  hervor, 
einer  Gruppe  aus  der  Sintflut,  die  vom  Gra- 
fen Palffy  in  Hernals  gekauft  wurde.  Die 
Gruppe  Bacchus  und  Ariadne,  die  im  folgen- 
den Jahre  entstand,  erweckte  allgemeine  Auf- 
merksamkeit. Er  erhielt  den  Auftrag,  für 
die  Kirche  der  Wiener  Vorstadt  Schottenfeld 
ein  kolossales  Steinbild  des  Gekreuzigten  aus- 
zuführen und  ging,  von  der  Erzherzogin  So- 
phie unterstützt,  1835  nach  München,  wo  er 
den  Entwurf  eines  Monuments  für  Kaiser 
Franz  I.  und  wahrscheinlich  auch  das  Mo- 
dell zum  Triumph  der  Venus  arbeitete. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Baerens,  Magdalene  Margrethe, 
geb.  Schäffcr,  dän.  Blumenmalerin  und  Stik- 
kerin,  geb.  in  Kopenhagen  am  30.  9.  1737, 
f am  7.  6.  1808.  Ihre  Blumenstücke  (haupt- 
sächlich Gouache)  wurden  viel  bewundert, 
und  erwarben  ihr  die  Gönnerschaft  der  Kö- 
nigin Juliane  Marie  von  Dänemark  und  der 
Kaiserin  Katharina  II.  von  Rußland.  1780 
wurde  sie  Mitglied  der  kgl.  Kunstakademie 
in  Kopenhagen  und  stellte  im  Salon  1794  21 
Arbeiten  aus. 

B r i c k a,  Dansk  biograf.  Lex.  III  303.  — 
W c i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlcx.  I (1896) 
133.  A.  R. 

Baerenstecher,  Jakob  Gottlieb,  Maler 
und  Dichter  des  18.  Jahrh.,  Galericaufseher  in 
Ludwigsburg;  Vater  des  Nicolaus  Gottlieb  B., 
mit  dem  er  in  Meusels  Tcutschem  Kstlerlex. 
zusammengeworfen  wird. 

Meyer,  Kstlerlex.  (unter  Nie.  Gottl.  Bacren- 
stecher). 

Baerenstecher,  Nicolaus  Gottlicb. 
Maler  und  Kupferstecher,  geb.  am  12.  0.  1769 
in  Ludwigsburg,  Sohn  des  dortigen  Galerie- 
Aufsehers,  auch  Malers  und  Dichters  Jakob 
Gottlieb  B.,  besuchte  seit  1789  die  Zeichen- 
stunden der  Karlsschule  und  lernte  das  Kup- 
ferstechen unter  der  Leitung  Joh.  Gotth.  Mül- 
lers; später  zog  er  nach  Nürnberg,  wo  er  vor- 
zügliche Miniaturbildcr  malte  und  als  Stecher 
tätig  war.  Er  scheint  daselbst  um  1S0S  ge- 
storben zu  sein. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit  ält.  Lit.).  H.  V. 

Baerentzen,  E m i I i u s D i 1 1 e v,  dän.  Por- 
trätmaler, geb.  in  Kopenhagen  am  30.  10. 
1799,  f ebenda  am  14.  2.  1868,  1821—26  Schü- 
ler der  dortigen  Kunstakademie,  hauptsäch- 
lich unter  Einfluß  von  Eckcrsbcrg  ausgebil- 
■det ; studierte  darauf  in  München  und  Paris. 


Er  hat  eine  außerordentliche  Produktivität 
als  Bildnismalcr  entfaltet.  Mehr  als  2000 
Bildnisse  soll  er  gemalt  haben,  darunter  meh- 
rere größere  Familienstücke.  Zu  seinen  besten 
Arbeiten  gehören:  König  Christian  VIII. 

und  Königin  Caroline  Amalie  (Schloß  Jae- 
gerspris)  ; die  Schauspielerin  Johanne  Louise 
Hcibcrg  (Thorwaldsen-Museum,  Kopenha- 
gen), ein  llOjähriger  Invalide  (kgl.  Gemälde- 
samml.  Kronborg).  Er  hat  auch  Miniatu- 
ren und  einzelne  Genrebilder  gemalt.  1837 
gründete  er  ein  lithographisches  Institut,  das 
er  bis  1845  leitete.  Eine  Reihe  künstlerisch 
wertvoller  Lithographien,  teils  von  ihm  selbst, 
teils  von  jüngeren  Künstlern  ausgeführt,  sind 
aus  dieser  Anstalt  hervorgegangen.  In  sei- 
nen letzten  Jahren  malte  er  besonders  kleine 
Kopien  nach  älteren  Meistern.  (Rembrandt, 
Velazquez  u.  a.) 

Bricka,  Dansk  biografisk  Lex.  III  304.  — 
Wei Ibach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

— R e i t z e 1,  Ausstellungs-Verzeichnis  (Kopen- 

hagen 1883).  — Been-Hannover,  Dan- 
marks  Malerkunst  I (1902)  69,  108—110.  — 
Meyer,  Künstlerlex.  II.  (hier  fälschlich  Erna- 
nuel  B.).  A.  R. 

Baerentzen,  Thomas  Vilhelm,  dän. 
Bildhauer,  geb.  in  Kopenhagen  am  6.  4.  1869, 
Schüler  Stefan  Sindings,  wcitcrausgebildct  in 
Paris,  in  Rom  und  in  Florenz.  Von  seinen 
Werken  seien  erwähnt:  „Waldstimmung“, 

Statue  (1890)  ; Relief  über  einem  Armen- 
stock  (1895) ; Modell  zur  Rekonstruktion  der 
alten  Fontäne  im  Schloßhofe  zu  Kronborg 
(1899) ; „Greisenaltcr“,  Statuette,  Bronze 
(1906)  und  „Diogenes  als  Laternenträger", 
Sandstein  (1907).  In  den  letzten  Jahren  hat 
er  besonders  größere  dekorative  Arbeiten 
ausgeführt,  meist  gemeinschaftlich  mit  dem 
Architekten  C.  Brummer. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1S96). 

— Ausstellungskataloge  (Charlottenborg)  1889 

bis  1907.  — Kunst  (Kopenhagen).  A.  R. 

Barer  (Beer),  Blasius,  Steinmetz  in 
Ulm.  Nach  Weyermann,  II  646,  kommt  der- 
selbe als  Steinmetz  in  den  öffentlichen  Bü- 
chern zu  Ulm  das  letztemal  1495  vor.  Von 
ihm  wurde  1492  nach  einem  aus  Jerusalem 
gekommenen  Modell  das  heilige  Grab  gefer- 
tigt, das  in  der  1817  abgebrochenen  Rothschen 
Kapelle  am  Münster  stand.  Mit  ihm  ist 
wahrscheinlich  identisch  der  Steinmetz  „Blasi", 
welcher  bei  Jäger,  Ulms  Leben  im  M.  A.  p. 
574,  mit  der  Jahrzahl  1495  aus  Ulmer  Bürger- 
büchern aufgeführt  wird. 

Klemm,  Württemb.  Baumstr.  u.  Bildhauer. 
No.  61.  M.  Bach. 

Baerer,  Hcnr  y,  deutsch-amerikan.  Bild- 
hauer, geb.  am  22.  3.  1837  in  Kirchhain, 
Hessen-Kassel,  siedelte  1854  nach  Amerika 
über,  wo  er  unter  v.  Launitz  studierte.  Spä- 
ter ging  er  nach  München,  wo  er  mit  Prof. 
Widcmann  zusammen  die  Kolossalstatucn 
der  Viktoria  für  das  kgl.  Schloß  und  der 


344 


Bärin  — Baers 


Thalia  für  das  Opernhaus  schuf.  1866  kehrte 
er  nach  New  York  zurück.  Von  ihm  das 
Beethoven- Monument  im  Centralpark,  New 
York;  Franz  Schubert-Monument  im  Fair- 
mount Park,  Philadelphia;  die  Statue  J.  H. 
Paynes  im  Prospektpark  zu  Brooklyn  und 
viele  Porträtbüsten. 

Kunst  u.  Kunsthandwerk,  Wien,  1903  p.  246. 
— Archivio  storico  del  arte  III  84.  — Kunst 
für  Alle  V.  1890.  — Kstchronik  N.  F.  I 106; 
XI  7.  Edmund  von  Mach. 

Bärin,  Hans  Konrad,  Maler  aus  Schaff- 
hausen, geb.  1592,  seit  1617  mit  einer  Ulmerin 
verheiratet,  daher  vielleicht  in  Ulm  tätig  ge- 
wesen, nur  urkundlich  bekannt. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Bärki,  s.  Berki. 

Baerlem,  Hortense  van,  Miniaturma- 
lerin in  Belgien,  tätig  1842. 

Siret,  Dict.  d.  peintres.  •• 

Baerll,  van.  Man  kennt  3 holl.  Medail- 
leure dieses  Namens  in  der  2.  Hälfte  des  18. 
Jahrh.: 

Adrian  (der  bedeutendste  unter  ihnen) 
erhält  am  15.  4.  1765  die  Stelle  eines  Gra- 
veurs an  der  holl.  Münze  zu  Dordrecht,  wel- 
ches Amt  er  noch  1781  inne  hatte.  Von  ihm 
sind  gefertigt:  1)  Jeton  auf  die  Zweihundert- 
jahrfeier der  Utrechter  Union  mit  der  Dar- 
stellung des  Statthalters  Wilhelm  V.  von 
Oranien  als  Gott  Mars  mit  dem  Wappen- 
schild Oranien-Nassau,  1779  (Verv.  van 
Loon,  No.  538)  ; 2)  Jeton  auf  die  Bewaffnete 
Neutralität  zwischen  Rußland,  Dänemark, 
Schweden  und  den  vereinigten  Niederlanden, 
1780  (Verv.  van  Loon,  No.  548)  ; 3)  Jeton 
zu  Ehren  Jacobs  van  der  Wint,  Komman- 
danten des  Aviso  Vlaardingen,  1781  (Verv. 
van  Loon,  No.  654) ; 4)  Medaille  zur  Er- 
innerung an  die  Reise  Kaiser  Josephs  II.  in 
die  Niederlande,  1781  (Verv.  van  Loon,  No. 
561) ; 6)  Jeton  zur  Erinnerung  an  die  See- 
schlacht von  Doggersbank,  1781  (Verv.  van 
Loon.  No.  563)  ; 6)  Jeton  der  Munizipalität 
von  Delft,  1785  (Verv.  van  Loon,  No.  634). 

J.  van  Baerll,  wahrscheinlich  Bruder 
des  Vorigen,  tätig  1781 — 84.  Man  kennt  von 
ihm  6 Arbeiten:  1)  Jeton  zur  Erinnerung  an 
die  Reise  Kaiser  Josephs  II.  in  die  Nieder- 
lande, 1781  (Verv.  van  Loon,  No.  560) ; 
2)  Medaille  auf  den  Stapellauf  des  Schif- 
fes Herkules,  1782  (Verv.  van  Loon,  No. 
571)  ; 3)  Medaillen  jeton  auf  die  Unabhängig- 
keitserklärung d€r  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  und  den  Freundschafts-  und 
Handelsbund  derselben  mit  den  Niederlanden 
im  Haag,  1782  (Verv.  van  Loon,  No.  576)  ; 
4)  Medaille  auf  das  25jährige  Jubiläum  der 
Freimaurerloge  „Die  Tugend“  in  Leyden, 
1782  (Verv.  van  Loon,  No.  589)  ; 5)  Medail- 
lenjeton  für  die  Ehrenmitglieder  der  St.  Ge- 
orgsgilde in  Dordrecht,  1784  (Verv.  van 
Loon,  No.  600). 


Endlich : Johannes  Josephus  van 
Baerll  Adz.,  geb.  im  Haag  als  Sohn  des 
Adrian,  kam  nach  Rotterdam,  wo  er  am  2.  8. 
1786  heiratete  und  am  11.  2.  1788  als  Bürger 
der  Stadt  zugclasscn  wurde.  Er  verfertigte 
zu  dem  Feste  der  Alliance  mit  Frankreich  am 
24.  4.  1786  eine  Medaille  mit  symbolischen 
Darstellungen  (Verv.  van  Loon,  No.  642). 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Kramm,  De  Le- 
vens cn  Werken  I.  — Forrer,  Biogr.  Dict.  of 
mcdallists.  — Mit  archivalischen  Notizen  von 
Haverkorn  v.  Rijsewijk.  Frid.  Alvin. 

Bärnkopf,  Hans  Jakob,  Goldschmied  in 
Kremsier,  war  der  Brünncr  Zeche  einver- 
lcibt.  Anläßlich  eines  Streites  mit  Gesellen 
1691  geht  hervor,  daß  er  an  der  „fürstl.  Ar- 
beit oft  ziemlichen  Abgang  befunden“  und 
unter  dem  1.  10.  1689  gestattet  ihm  der  01- 
mützer  Fürstbischof  Karl  von  Liechtenstein 
auf  sein  Ansuchen,  die  Probe  mit  den  „Säu- 
len oder  Pyramides“  des  fürstl.  Wappens  auf- 
zuschlagen, wenn  er  sich  der  in  Mähren  ge- 
bräuchlichen Probe  von  12  Lot  bedienen 
werde.  Daß  dies  geschehen,  zeige  die  Probe 
C (=  Crembsier)  in  der  Spezifikation  vom  29. 
10.  1718  des  von  Kardinal  Schrattenbach  als 
Gesandten  nach  Rom  mitgenommenen  Tafel- 
silbers — es  waren  dies  24  „Kuchel-Täller“. 
Von  ihm  rühren  vielleicht  aber  auch  die  Brun- 
ner Proben  in  dem  Verzeichnis  des  Liechten- 
steinschen  Tafelsilbers  von  1691  her;  es  sind 
dies  „12  Zokolady  Lefferle  sambt  12  Dartzue 
gehörigen  Schalelen“.  — 1694  (17.  6.)  wird 
ein  Jakob  Bemkopf,  Goldschmied  und  Gold- 
arbeiter von  Kremsier  als  (Land-) Meister 
in  die  Olmützer  Zeche  aufgenommen,  welcher 
mit  dem  vorstehenden  Hans  Jakob  B.  iden- 
tisch sein  könnte;  denn  daß  dieser  das  Mei- 
sterrecht bereits  früher  ausgeübt  haben  muß, 
geht  daraus  hervor,  daß  er  schon  am  27.  6. 
1694,  also  kurze  Zeit  nach  der  Einwerbung, 
den  Wenzel  Stupka,  welcher  5%  Jahre  ge- 
lernt hatte,  freisprechen  konnte;  er  ist  also 
in  diesem  Jahre  wahrscheinlich  nur  aus  der 
Brünner  in  die  Olmützer  Zeche  übergetreten. 

Dr.  K.  L e c h n e r,  Mitteil,  der  k.  k.  Zentral- 
Kommission,  Wien  N.  F.  XXII  140  und  147.  — 
C.  Schirek,  Mitteil,  des  Mähr.  Gew.-Mus.  in 
Brünn  1893  p.  25.  — Ders.,  Journal  der  Gold- 
schmiedekunst, Leipzig  1896,  No.  18  p.  129. 
— Ders.,  Punzierung  in  Mähren  1902  p.  122 
und  135.  — k. 

Baers,  Andr^,  Miniaturmaler  von  Brügge, 
wird  1500  als  Schüler  von  Adrien  Metteneye 
erwähnt;  Arbeiten  von  ihm  sind  nicht  be- 
kannt. 

Le  Bef froi  II  303.  H.  V. 

Baers,  Jacques  de,  s.  Baerse. 

Baers,  Joannes,  ein  Maler  in  Utrecht, 
von  dem  1638  zwei  Genrebilder  in  einem  Am- 
sterdamer Inventar  erwähnt  w'erdcn,  das  er- 
stere  eine  Küche,  das  andere  einen  Soldaten 
mit  einem  Bauern  darstellend. 

Oud-Holland  V 236.  E.  W.  Moes. 


345 


Bärschin  — Bärwald 


Bärschin,  David,  Goldschmied  in  Brugg 
(Schweiz),  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Sichere 
Arbeiten  von  ihm  sind  nicht  nachweisbar;  der 
Abendmahlsbecher  im  Pfarrhause  zu  Mönthal 
(Aargau)  mit  den  Wappen  von  Brugg  (1596) 
wird  ihm  vermutungsweise  zugeschrieben. 

H.  Lehmann  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Baerse,  Jacques,  s.  Baersc. 

Baerstraet,  s.  Beerstraeten. 

Baert,  Alexander,  Teppichweber,  war 
aus  Oudenaardc  nach  Holland  verzogen  und 
mietete  am  1.  5.  1699  im  städt.  Arsenal  von 
Amsterdam  für  150  G.  jährlich  Atelierräume. 
Am  20.  1.  1701  wurden  ihm  Zimmer  auf  der 
Börse  überlassen,  um  seine  Teppiche  zum 
Verkauf  auszustcllen.  1728  muß  er,  gemäß 
einer  Urkunde,  verstorben  gewesen  sein. 
Nach  seinem  Tode  wurde  von  der  Witwe  und 
den  Söhnen  die  Werkstätte  fortgesetzt.  Sein 
Sohn,  Alexander  d.  Jüng.,  scheint  1742  in 
Middelburg  noch  ein  Atelier  einrichten  haben 
zu  wollen.  1760  war  das  Amsterdamer  Ate- 
lier leer  und  das  „Tapijthuis“  wurde  als  Re- 
mise verwandt.  — Das  Nederl.  Museum  zu 
Amsterdam  bewahrt  2 wollene  Gobelins,  ohne 
Borten.  Einer  davon  trägt  die  Bezeichnung: 
Baert  und  das  Wappen  von  Amsterdam.  Bei 
Fred.  Müller  in  Amsterdam  wurde  im  No- 
vember 1907  eine  Gobelinborte  verkauft,  die 
mit:  A.  Baert  signiert  war  (mit  dem  Wappen 
von  Amsterdam).  Sichere  Arbeiten  des  jün- 
geren Alexander  B.,  und  zwar  6 Gobelins, 
darstellend  die  5 Weltteile  (Asien  in  2 Tei- 
len), einer  signiert:  A.  Baert  1735,  wurden 
im  Febr.  1897  beim  Antiquar  Schulman  in 
Amsterdam  verkauft.  Im  Katalog  dieser 
Auktion  auf  Tafel  IV  und  V 3 dieser  Gobe- 
lins abgebildet. 

Algemeen  Handclsblad  vom  17.  2.(?)  1897.  — 
J.  Guiffrey,  Histoire  de  la  tapisseric  p.  3S3, 
388.  — Amstcrdamsch  Jaarbockjc  1904  p.  104. 

J.  C.  E.  Peelen. 

Baert,  H.,  Landschaftsmaler  in  Belgien,  tä- 
tig um  1842. 

Siret,  Dict.  des  peintres.  •• 

Baert,  eine  vläm.  Tapissier-Familie,  deren 
erster  nachweisbarer  Vertreter  Jean  Baert  ist. 
Er  verließ  seine  Vaterstadt  Oudenaardc  nach 
dem  Bombardement  1684  und  ließ  sich  zu- 
erst in  Lille  nieder,  wo  er  bis  1692  wohnte. 
Dann  lockten  ihn  besondere  Privilegien  nach 
Toumai.  Hier  erhielt  er  den  Auftrag  auf 
4 Fauteuil-Bezüge,  die  als  Geschenk  für  den 
Marschall  von  Boufflers  bestimmt  waren. 
Nach  etwa  20jähriger  Tätigkeit  erlangte  B. 
Patentbriefe  zur  Niederlassung  in  Torcy,  aber 
er  verließ  auch  diese  Stadt  wieder,  um  sich 
1724  nach  Cambrai  zu  wenden,  wo  er  1741 
starb. 

Sein  Nachfolger  wurde  sein  Sohn  Jean 
Jacques,  der  damals  schon  60  Jahre  alt  war 
und  1766  im  Alter  von  S5  Jahren  starb. 


An  die  Spitze  des  Ateliers  trat  nun  sein 
Sohn  Jean  Baptiste  (geb.  1726)  ; indes  wurde 
das  Atelier  nach  mancherlei  Wechselfällen 
bei  Beginn  der  Revolution  geschlossen. 

J.  Guiffrey,  Histoire  glnerale  de  la  tapis* 
Serie : Tap.  frangaises.  — D u r i e u x,  Les  ta- 
pisserics  de  Cambrai  1879.  J.  J.  Guiffrey. 

Baerts,  Corneille,  s.  Rutz. 

Baertson,  Albert,  vläm.  Maler,  geb.  in 
Gent  im  Januar  1866,  begann  in  seinem  neun- 
zehnten Jahre  das  Studium  der  Malerei,  ent- 
wickelte sich  auffallend  selbständig  und  debü- 
tierte 1886  in  der  Kunstvereinigung  L’Essor 
in  Brüssel.  Er  malte,  was  er  von  Jugend 
auf  kannte:  Gent,  Brügge,  Nieuport,  die 

Ufer  der  Schelde,  die  Küste  der  Nordsee, 
aber  mit  ausgesprochener  Vorliebe  die  stillen 
Plätze,  Kanäle  und  Gäßchen  der  Armenvicr- 
tel  in  ihrer  Melancholie.  Seine  besondere 
Stärke  liegt  in  der  Luft-  und  Lichtmalerei, 
freilich  keines  sonnigen  Lichtes,  sondern  vor- 
wiegend eines  trüben,  sanften,  trauernden 
Lichtes,  wie  es  Wintermorgen  oder  Abend- 
dämmerungen an  seinen  Lieblingsplätzen  zei- 
gen. Sein  wichtigstes  Jugendbild  (um  1891 
entstanden)  ist  „Abend  in  einer  vlämischen 
Stadt“;  zu  seinen  vollendetsten  Gemälden  aus 
der  Folgezeit  gehören : „Abend  auf  der 

Schelde“  und  „Abend  in  Nieuport“.  Das 
Museum  in  Gent  besitzt  von  ihm  „Schnec- 
morgen  in  einer  vlämischen  Stadt"  (1895), 
das  Mus6e  Luxembourg  „Oude  Vlandersche 
Vaart“  (1895),  das  Museum  zu  Antwerpen 
„Pleintje  in  een  Volksbuurt“  (1897),  das 
Museum  zu  Brüssel  „Bcurtschepen  in  de 
Sneeuw“.  — Neben  der  Ölmalerei  übt  B. 
auch  meisterhaft  Pastell  und  Zeichnung  und 
begann  vor  einer  Reihe  von  Jahren  zu  ra- 
dieren, wobei  er  meist  seine  eigenen  Gemälde 
zum  Gegenstand  nahm.  Die  ersten  Radierun- 
gen waren  ziemlich  schwarz  und  schwer,  bald 
aber  kam  er  zu  einer  leichten,  skizzierenden 
Behandlung  und  feinen  Wiedergabe  atmo- 
sphärischer Probleme.  — Baertsons  stille,  an- 
spruchslose, künstlerisch  aber  sehr  wertvolle 
Malerei  hat  auch  im  Ausland  volle  Anerken- 
nung gefunden  und  sichert  dem  Künstler  sei- 
nen Platz  in  der  vordersten  Reihe  der  mo- 
dernen vlämischen  Maler. 

Pol  de  Mont  in  Het  Schilderbock,  herausg. 
von  M.  Rooses,  Antwerpen  1901.  — Pol  de 
Mont  in  den  Graphischen  Künsten  XXIV  19  ff. 
The  Studio  XIV  227  ff.,  XXXIX  38  ff.  — V itt. 
Pica  im  Emporium  1902  p.  96  ff.  — F i e - 
rcns-Gevaert,  L'Art  moderne  vom  4.  9. 
1904.  — Art  et  116coration  XIV  p.  258  ff.  •* 

Bärwald,  Robert,  Bildhauer,  geb.  am  2. 
12.  1858  in  Salwin  bei  Bromberg,  t in  Wil- 
mersdorf am  11.  11.  1896,  war  1880 — 1884 
$chüler  der  Berliner  Kunstakademie.  Tiefe- 
ren Einfluß  erfuhr  er  durch  Reinh.  Begas 
und  entscheidend  für  seine  Denkmalsplastik 
wurde  das  Vorbild  Schlüters,  dessen  Denkmal 
des  Großen  Kurfürsten  und  Zcughausskulp- 


346 


Baerze  — Baes 


turen.  B.  machte  sich  außer  durch  kleinere 
Arbeiten  durch  seine  Denkmäler  Kaiser  Wil- 
helms I.  einen  ehrenvollen  Namen.  In  dem 
Jahrzehnt  seines  Wirkens  hat  er  mit  nimmer 
rastendem  Geiste  geschaffen.  Sein  Konkur- 
renzentwurf zum  Berliner  Bismarckdenkmal 
erhielt  den  1.  Preis. 

Werke : 1886 — 88  Denkmal  Kaiser  Wil- 
helms I.  für  Posen;  die  Gestalt  des  Kaisers 
(in  Bronze)  schlicht,  wahr,  ohne  Theater- 
pose, aber  stark  und  edel,  eine  der  besten  und 
aufrichtigsten  Darstellungen  des  liebenswür- 
digen alten  Kaisers;  am  kreisförmig  vor- 
tretenden unteren  Teil  des  oblongen  Posta- 
ments zwei  allegorische  weibliche  Marmor- 
figuren, die  Trauernde  weiht  den  Gefallenen 
Lorbeerkränze,  die  andere,  in  erhobener  Fcst- 
stimmung,  spendet  Siegeskränze.  Schönes 
Gleichgewicht  des  idealen  und  realistischen 
Moments.  Die  Sockelfigurcn  von  reiner 
Schönheit  und  Liebreiz,  das  Ganze  von  siche- 
rer Kraft.  — Ähnliche  Statuen  desselben  Kai- 
sers für  Altenburg,  Pforzheim,  Ravensburg, 
Liegnitz  (Kaiser  in  stehender  Figur,  am 
Sockel  sitzende  Viktoria,  Trophäen,  Wappen). 
1893  Reiterstatuc  Kaiser  Wilhelms  I.  für 
Bremen.  Der  Kaiser  auf  hohem  Postament, 
hoheitsvoll,  friedfertig,  mild,  in  leise  antiki- 
sierendem Kostüm  von  Hermelin  umwallt, 
vollendet  lebenswahr;  das  kräftig  gebaute, 
in  schönen  Linien  gezeichnete  Roß  beugt  sich 
gebändigt  unter  der  Hand  seines  Lenkers; 
Roß  und  Reiter  vereinigen  sich  in  vollkom- 
mener Weise  zu  einem  harmonischen  Ganzen; 
eins  der  besten  Reiterbilder  seiner  Zeit.  — 
Konkurrenzentwürfe  zum  Berliner  und  Düs- 
seldorfer Bismarckdenkmal  (einfach  u.  geist- 
voll, Bismarck  eine  innerlich  starke  Kraft- 
gestalt). — Für  Wiesbaden  Bodenstedt-Denk- 
mal  (Marmorpostament  mit  Bronzebüste)  ; 
für  Schwerin  Denkmal  Heinr.  Schliemanns 
(1895).  Marmorgruppe  Mutterglück. 

B.  war  ein  strenger,  gediegener  Arbeiter, 
übermütigem,  genialem  Schaffen  u.  glänzen- 
den Effekten  abhold.  Von  Schlüter  lernte  er 
den  gewaltigen  Schwung,  die  selbstsichere 
Stärke  und  die  bei  aller  Wahrheit  schöne 
Linie,  die  seinen  Denkmälern  eine  geschlos- 
sene, kräftig  geschwungene  Einheitlichkeit 
geben.  B.  war  kein  Nachahmer  des  großen 
Barockbildners,  er  erkannte  Schlüters  kraft- 
vollen Geist  und  bildete  ihn  immer  freier  und 
freier  aus.  Begas  vermittelte  ihm  einen 
frischen,  sinnlich-warmen  Realismus.  B.  war 
frei  von  genialen  Allüren,  aber  seine  aus 
tiefer  Phantasie  geborenen  Werke  umweht 
ein  Hauch  echten  Künstlertums,  selbständi- 
ger, poetischer  Empfindung.  Man  kann  seine 
Kunst,  ähnlich  wie  die  Siemcrings,  bezeich- 
nen als  Vermittelung  zwischen  idealem  und 
realem  Element,  als  realisierenden  Idealismus. 
Die  Vereinigung  von  realistischer  Schärfe 


und  monumentaler  Charakteristik  ist  für  B.s 
Kunst  bezeichnend.  Als  Meister  des  Nackten 
erweist  sich  B.  in  der  Marmorgruppe  „Mut- 
terglück“ ; das  frische,  warme  Leben  des 
Fleisches  läßt  an  die  Vorbilder  der  guten 
Antiken  und  die  reizvollsten  Arbeiten  Begas’ 
(Venus  und  Amor)  denken;  wundervoll  zarte 
Schilderung  des  mütterlichen  Körpers;  wei- 
ches schwellendes  Fleisch  des  Kinderkörper- 
chens. 

Singer,  Kstlerlex.  — Robert  Bärwald,  Ein 
Nachruf  von  M.  S c h m i d - Aachen  (Kunst  f. 
Alle,  XII  102  f.).  — Das  Kaiser  Wilhelm-Denk- 
mal in  Bremen  von  D.  Kropp  (Kunstchronik 
N.  F.  V 114).  P.  Kühn. 

Baerze  (Baerse,  Barse),  Jacques  de, 
vläm.  Holzbildhauer  aus  Termonde,  einer  der 
bedeutendsten  unter  den  zahlreichen  Künst- 
lern, die  am  Hofe  der  burgundischen  Herzoge 
zu  Dijon  tätig  waren.  1390  verpflichtete  sich 
dieser  „Houtenbeeldsnyder“  alias  „bakmaker“ 
(Altarschnitzer)  Philipp  dem  Kühnen,  nach 
dem  Muster  seiner  Altarschnitzwerke  in  der 
Kirche  zu  Termonde  und  in  der  Abtei  By- 
loke  (Biloque)  bei  Gent  zwei  ebenfalls  be- 
malte und  vergoldete  Altarwerke  für  die  1383 
gegründete  Karthäuserkirchc  zu  Champmol 
bei  Dijon  zu  liefern.  — Als  Schnitzwerke  voll- 
endet zu  Termonde  1392,  dann  zu  Ypern  von 
Melchior  Broederlam  in  den  Figuren  poly- 
chromiert  und  auf  den  Außenflügeln  bemalt 
und  endlich  1399  in  Champmol  aufgestellt, 
wurden  beide  Altarschreine,  für  die  Jacques 
de  Baerze  600  und  Broederlam  800  Franken 
erhalten  hatte,  zur  Zeit  der  französ.  Revolu- 
tion beiseite  geworfen,  wobei  der  eine  seiner 
Malereien  verlustig  ging.  In  den  Jahren 
1841 — 43  notdürftig  restauriert,  kamen  die 
beiden  Altäre  in  das  Mus.  zu  Dijon  und  zei- 
gen in  ihren  skulpicrten  Teilen  die  Enthaup- 
tung Johannes  des  Täufers,  die  Anbetung  der 
Könige,  die  Kreuzigung  Christi,  die  Grab- 
legung Christi,  das  Martyrium  der  hl.  Katha- 
rina, die  Versuchung  des  hl.  Antonius  und 
eine  Reihe  Heiligenstatuen. 

A.  Darcel  in  Gaz.  des  B.-Arts  1887,  I 298  f. 

— L.  G o n s c,  L’Art  gothique  (1890),  p.  376.  — 
E.  Marchal,  La  sculpt.  etc.  beiges  (1895),  p. 
269  f.  — S.  Lami,  Dict.  des  Sculpteurs  (189S). 

— Annales  de  la  Soc.  d’Archcologic  de  Bru- 
xelles 1904,  p.  83.  — H.  B o u c h o t,  Expos,  des 
Primitifs  fran?.  (Paris  1904).  — Ficrens- 
Gevaert,  La  Renaiss.  septentr.  p.  26,  30,  33, 
34.  — A.  K 1 e i n c 1 a u s z in  Revue  de  l’Art 
anc.  et  mod.  1906,  XX  256  f.,  174  (Abb.). 

E.  de  Taeye. 

Baes,  Edgar  Alfred,  belg.  Maler,  Ra- 
dierer u.  Schriftsteller,  geb.  am  24.  6.  1837 
in  Ostende.  Als  Maler  schuf  er  neben  zahl- 
reichen Landschafts-  und  Marinebildern  in 
öl  und  Aquarell  die  größeren  Gemälde  „Le 
martyre  de  Marguerite  de  Louvain“  u.  „Un 
otiragan  dans  les  Dunes“.  Als  Radierer  hi- 
storische Darstellungen  wie  „La  Mort  de  Mar- 
gucrite  de  Bourgogne“,  Künstlcrporträts  wie 


347 


/ 


Baes  — Baeschlin 


diejenigen  des  Hcri  met  de  Bles,  des  Joachim 
Patinir,  des  Paulus  Bril,  sowie  Genre-  und 
Landschaftsstudien  wie  „Le  modele“,  — „Feu 
de  joie“,  — „Los  inondations“  etc.  Als 
Kunstschriftsteller  historische  Abhandlungen 
über  den  Grundcharakter  der  vlämischen  Ma- 
lerschule (1864  gleichzeitig  mit  der  Ant. 
Wiertzschen  Abhandlung  über  dasselbe  The- 
ma mit  der  goldenen  Medaille  der  Brüsseler 
Akademie  prämiiert  und  in  deren  Annalen 
veröffentlicht),  über  die  Kunst  des  Mittel- 
alters, über  die  französische  Malerei  des  18. 
Jahrh.  etc.,  sowie  zahlreiche  Einzel  auf  sätze 
im  Brüsseler  „Journal  des  B.-Arts“  und  in 
anderen  belgischen  und  französischen  Zeit- 
schriften. Außerdem  veröffentlichte  er  meh- 
rere Romane  (darunter  in  der  Revue  Gene- 
rale den  Künstlerroman  „La  famille  Floris“), 
sowie  zahlreiche  Novellen.  Er  wurde  zum 
Offizier  der  Pariser  Akademie  und  dann  des 
öffentlichen  Unterrichts  ernannt  und  vom 
Cercle  Artistique  zu  Brüssel,  von  der  Societe 
des  B.-Arts  zu  Gent  etc.  durch  Medaillen 
ausgezeichnet.  £.  Baes. 

Baes,  Emile,  Professor,  Maler,  Illustra- 
tor und  Literat  in  Brüssel,  gcb.  am  12.  11. 
1879  daselbst,  studierte  auf  den  Akademien 
in  Brüssel  und  Paris  und  bei  dem  Belgier  J. 
Stallaert.  Nach  eifrigem  Studium  der  gro- 
ßen Meister  in  den  Galerien  entschied  er  sielt 
dann  für  die  ihm  zusagenden  Gebiete  des 
reichen  Interieurbildcs,  des  historischen  Genre 
und  des  Porträts.  Er  ist  ein  Kolorist  mit 
den  Ausdrucksmittcln  des  Impressionismus. 
Von  seinen  Werken  seien  genannt:  Soumis- 
sion ä Charlcmagne  (Brüsseler  Salon  1903), 
L’ecole  de  Platon  (1904)  und  Leonardo  da 
Vinci  (1904).  ** 

Baes,  F i r m i n,  bclg.  Maler,  geb.  in  Brüs- 
sel am  19.  4.  1874,  Sohn  des  Henri  B., 
einer  der  besten  Schüler  des  Leon  Frederic. 
Seine  Darstellungen  mit  Kinderszenen  vom 
belgischen  Badestrande  und  mit  ländlichen 
Idyllen  aus  dem  Luxemburgischen,  aus 
Knocke,  aus  Seeland  etc.  erregten  durch  die 
Korrektheit  und  Frische  ihrer  malerischen 
Ausführung  und  durch  die  Originalität  ihrer 
künstlerischen  Auffassung  auf  den  Kunstaus- 
stellungen der  letzten  Jahre  die  Aufmerksam- 
keit der  Kenner. 

Kunstchronik,  1897,  p.  3.  — Die  Graphischen 
Künste  1900,  p.  31.  — Die  Kunst  XI  (Kunst  f. 
Alle  XX,  1905)  460.  — Kataloge  der  Kunstaus- 
stellungen in  Brüssel  (seit  1897),  Paris,  Mün- 
chen, Ostende  etc.  E.  Baes. 

Baes,  Henri,  belg.  Maler,  gcb.  in  Brüssel 
am  11.  8.  1850,  Bruder  des  Jean  B.,  dessen 
Mitarbeiter  er  war  bei  dessen  dekorativen  Ar- 
beiten in  Brüssel  und  dessen  Nachfolger  er 
wurde  als  Leiter  der  Brüsseler  Ecole  des  arts 
dccoratifs.  Hochbegabt  auf  dem  Gebiete  der 
dekorativen  Malerei,  war  Henri  B.  fast  an 
allen  größeren  Arbeiten  dieser  Art,  die  in  un- 


serer Zeit  in  Brüssel  entstanden  sind,  beteiligt. 
Er  ist  Mitglied  der  belgischen  Kommission 
des  Monuments.  e.  Baes. 

Baes,  Jean,  belg.  Architekt  u.  Maler  der 
Gegenwart,  geb.  1848  in  Brüssel,  wo  er  Schü- 
ler des  Emile  Janlet  war  und  die  Kuppel- 
bekrönung des  Palais  de  Justice  geschaffen 
hat.  Seine  so  glänzend  beginnende,  von  einem 
großen  Talente  getragene  Architektenlaufbahn 
wurde  leider  durch  schwere  Krankheit  unter- 
brochen. Ein  von  ihm  in  feinstem  Aquarell- 
druck veröffentlichtes  Werk  „Tours  et  tou- 
rclles  de  la  Bclgique“  trug  ihm  die  Ernennung 
zum  Präsidenten  der  Brüsseler  Societe  des 
aquarellistes  et  aquafortistes  ein.  Dort  hat  er 
auch  eine  Anzahl  prächtiger  Zeichnungen  aus- 
gestellt. Er  war  Sous-Dircctcur  der  Brüsse- 
ler Acadeinie  des  B.-Arts. 

Journal  des  B.-Arts  (Bruxelles)  1876  p.  147; 
1877  p.  87 ; 1885  p.  157.  — Kunstchronik.  N.  F. 
III  40.  E.  Baes. 

Baes,  Lioncl  Oscar,  bclg.  Maler,  geb. 
am  18.  7.  1839  in  Ostende,  Schüler  der  Ant- 
werpener  Akademie,  war  später  lange  Zeit 
Vorsteher  der  Academie  Libre  zu  Brüssel. 
Hier  malte  er  zahlreiche  Einzelfigurcn,  Stu- 
dienköpfe und  Porträts,  die  er  im  Cercle  Ar- 
tistique ausstcllte;  darunter  ein  Bild,  das  die 
Gräfin  v.  Flandern  ankauftc.  Außerdem  malte 
er  Landschaften  aus  den  Ardennen,  Marinen 
u.  Strandbilder  von  Ostende,  Aquarellstudien, 
Genrebilder  und  dekorative  Darstellungen 
mit  mythologischen  Figuren,  namentlich  für 
die  Theater  in  Namur  und  in  Loewen.  Auch 
als  Landschaftsradierer  hat  sich  Lionel  B. 
bekannt  gemacht. 

Journal  des  B.-Arts  (Bruxelles)  1877  p.  87 ; 
1887  p.  138,  161.  E.  Baes. 

Baes  (Bas,  Basse,  Bassius),  Martin, 
Zeichner  und  Kupferstecher  von  Antwerpen, 
lebte  vermutlich  in  Douai,  da  er  1618 — 31  für 
Verleger  dieser  Stadt  beschäftigt  war,  tätig 
laut  Datierung  seiner  Stiche  seit  1614.  Er 
stach  in  der  Manier  des  Hieron.  Wicricx  und 
Joh.  Valdor  und  lieferte  hauptsächlich  Por- 
träts für  verschiedene  Schriftwerke;  seine 
Art  der  Behandlung  ist  sauber,  aber  etwas 
hart  und  trocken.  Er  bezeichnete  seine  Stiche 
in  verschiedener  Weise:  M.  B.  f.  — M.  Bass, 
od.  Mart.  Bass.  f.  — Mart.  Baes.  — M.  Baes, 
zuweilen  auch  Mart.  Bast.  — Er  war  wohl 
der  Vater  des  Martin  Bast  (s.  d.). 

Nagler,  Monogr.  IV  1627,  1657,  1680.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  II  540  u.  III  103  (mit  ält 
Lit.  und  Aufführung  seines  Werkes).  — Merlo. 
Köln.  Kstler.  1893 — 95  (unter  Bas).  H.  V. 

Baeschlin  (Bacschclin),  Johann  Jakob. 
Maler  und  Kupferstecher  aus  Schaffhausen, 
geb.  1745,  f daselbst  1789,  arbeitete  in  Nürn- 
berg, Augsburg  und  Lyon,  kehrte  dann  in 
seine  Heimat  zurück.  Es  gibt  einige  gemalte 
Bildnisse  von  seiner  Hand,  die  er  z.  T.  selbst 
gestochen  hat. 

Vogler  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 


348 


Baese  — Bäumer 


Baese,  Baven  de,  Maler,  wird  1533  als 
Freimeister  in  die  S.  Lukasgilde  zu  Antwer- 
pen aufgenommen. 

Liggeren  I 119.  H.  V. 

Baese,  Johann  C.,  Maler  aus  Braun- 
schweig. Wahrscheinlich  in  den  letzten  Jah- 
ren des  18.  Jahrh.  geb.,  endete  in  Madrid 
durch  Selbstmord  und  wurde  am  7.  8.  1837 
dort  begraben.  Tätig  in  Rom  (nach  Mitteil, 
von  Dr.  F.  Noack  von  1821  bis  Frühjahr  1824), 
dann  in  Florenz  und  Madrid.  Er  leistete  als 
Spezialist  in  Kopien  nach  Raffael  Ausgezeich- 
netes. Seine  letzte  Arbeit  war  die  für  den 
Bremer  Dom  von  der  Familie  Retberg  be- 
stellte Kopie  nach  Raffaels  Spasimo  di  Sicilia, 
deren  unzureichendes  Gelingen  jedoch  den 
Künstler  in  den  Tod  trieb.  Drei  Raffael- 
kopien B.s  in  der  Bremer  Kunsthalle.  — Für 
die  bekannte  Lackwarenfabrik  von  Joh.  Heinr. 
Stobwasser  in  Braunschweig  ist  der  Künstler 
auch  als  Miniaturmaler  tätig  gewesen. 

Kunstblatt  1821,  1824.  — Beschr.  Verz.  d. 
Gern.  u.  Bildhauerw.  d.  Kunstvereins,  Bremen 
1892.  Pauli. 

Baeseler,  s.  Beseler. 

Baesing,  s.  Haesling , Dan. 

Bäsaler,  W.,  wenig  bekannter  Maler  und 
Lithograph  in  Dresden,  t daselbst  um  1853. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  einige  seiner  Litho- 
graphien aufgeführt).  H.  V. 

Bässner,  Heinrich,  Schweizer  Maler, 
1644  in  das  Landrecht  von  Uri  aufgenommen, 
nur  urkundlich  bekannt. 

P.  Ganz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Baesten,  Maria,  belgische  Malerin  in  der 
ersten  Hälfte  des  19.  Jahrh.,  eine  Tochter 
von  Balthazar  Paul  Ommeganck.  Ihr  Bild 
bei:  J.  J.  Eeckhout,  Collection  de  portraits 
etc.  Brüssel  1882,  4to.  — Sie  ist  in  der  älte- 
ren Literatur  öfter  mit  Maria  Jacoba  Myin, 
einer  Schwester  Ommegancks  verwechselt 
worden. 

K r a m m,  De  Levens  en  Werken  etc.,  Aan- 
hangsel  112.  ** 

Baesteroy  (Basteroey  oder  Baestrooy),  An- 
d r i e s,  Maler,  wird  1652 — 63  als  Freimcistcr 
in  die  S.  Lukasgildc  zu  Antwerpen  aufge- 
nommen. Desgleichen  die  gleichnamigen  Ma- 
ler: Jacob  (1687 — 88),  Jan  Baptist  (1695 — 
96)  und  Peter  I u.  II  (1657-58  u.  1088—89). 

Liggeren  II  Reg.  p.  882.  H.  V. 

Baetenborch,  M i c h i c 1 van,  Maler,  wird 
1626 — 27  als  Freimeister  in  die  S.  Lukasgilde 
zu  Antwerpen  aufgenommen. 

Liggeren  I 637.  H.  V. 

Baetea,  Francois  Ignace,  Medailleur, 
geb.  am  3.  8.  1826  in  Antwerpen,  f daselbst 
am  15.  10.  1890,  Schüler  von  Veyrat;  be- 
gründete ein  Gravierinstitut,  das  jetzt  von 
seinen  Söhnen  Jules  und  Lion  geleitet  wird. 
Seine  Signatur  findet  sich  auf  einer  Medaille 
mit  dem  Bildnis  Wilhelms  III.  von  Holland 
(1883). 


Jules  B.,  Graveur,  Bildhauer  und  Me- 
dailleur, Sohn  des  Vorigen,  geb.  am  6.  10. 
1861  zu  Antwerpen,  Schüler  des  Bildhauers 
Th.  Vinqotte  und  der  dortigen  Akademie. 
1896  erhielt  er  einen  1.  Preis  in  einem  von 
der  Academic  royale  de  Belgique  ausgeschrie- 
benen Medaillenwettbcwcrb.  Von  seinen 
zahlreichen  Medaillen  seien  erwähnt:  die- 
jenigen der  Antwcrpcncr  Handelskammer, 
Börse  und  S.  Lukasgilde,  sowie  eine  Medaille, 
die  den  Triumph  der  Kunst  darstellt. 

De  Witte,  La  med.  en  Belgique  au  XIXe 
siccle.  — Forrer,  Biogr.  dict.  of  medallists. 

— Eigene  Notizen.  Frid.  Alvin. 

Baets,  Angelus  de,  Maler  und  Zeichner, 

Sohn  von  Joannes  de  Baets  und  der  Joanna 
Judoca  Vereecke,  geb.  in  Evergem  bei  Gent 
am  24.  11.  1793,  + in  Gent  am  23.  4.  1855, 
Schüler  der  dortigen  Akademie,  an  der  er 
später  als  Lehrer  wirkte.  Er  beteiligte  sich 
an  den  Gentcr  Ausstellungen  1832 — 1850. 
Bekannt  sind  seine  Stadt-  und  Architektur- 
ansichten sowie  seine  Interieurdarstellungen, 
doch  malte  er  auch  Porträts.  Er  hat  Zeich- 
nungen und  schöne  Aquarelle  hinterlassen, 
darunter  ein  Inneres  der  Dominikanerkirchc 
zu  Gent,  1835;  Die  Weihe  des  Bischofs  Del- 
becque,  1838.  — Er  war  verheiratet  mit  M. 
B.  van  der  Haeghcn. 

Collection  gantoise  ä la  bibliotheque  de  Gand. 

— Catal.  des  expos.  — Piron,  Levensbeschrij- 
ving.  — Biogr.  nation.  de  Belgique  IV. 

V.  v.  d.  Haeghcn. 

Baets,  Jan  Frans,  Bildhauer,  wird  1749 — 
50  als  Meister  in  die  S.  Lukasgilde  zu  Ant- 
werpen aufgenommen. 

Liggeren  II  792.  H.  V. 

Baets,  Paul,  Bildhauer,  wird  1697 — 98  in 
die  S.  Lukasgilde  zu  Antwerpen  als  Meister 
aufgenommen,  1707  noch  tätig. 

Liggeren  II  599,  604.  — Marchal,  La  sculp- 
ture  etc.  1895  p.  501.  H.  V. 

Baets,  Peter  und  Marc,  Landschafts- 
maler in  Antwerpen,  um  1700,  Brüder  und 
durch  Heirat  ihrer  Schwester  Schwäger  des 
Bildhauers  J.  P.  van  Bauerscheit.  Peter  wird 
1693 — 94  als  Freimeister  in  die  S.  Lukasgilde 
aufgenommen. 

S i r e t,  Dict.  d.  pcint.  3o  fidit.  1883.  — Lig- 
geren II  563,  569.  H.  V. 

Baetsoleyr  (?),  Periin,  Illuminator  in 
Brügge,  1464 — 67. 

Beffroi  IV  273.  H.  V. 

Bäuerlein,  s.  Beuerlein. 

Bäumchen,  s.  Bäumgen. 

Bäume,  Andreas,  Bildhauer  in  Dresden, 
mittätig  am  Neubau  des  Schlosses  Hcidccks- 
burg  in  Thüringen  (1787  begonnen,  1786  voll- 
endet). 

Bau-  u.  Kunstdcnkmäler  Thüringens.  Schwarz- 
burg-Rudolstadt I 55.  H.  V. 

Bäumer,  Georg,  Bildhauer  in  München, 
geb.  in  Rottenburg  1763.  Von  seinen  Arbei- 
ten (nach  Lipowsky)  im  kgl.  bayer.  Familien- 
besitz eine  Kreuzabnahme  mit  19  Figuren 


* 


✓ 


349 


Bäumer  — Bäumgen 


in  Basrelief  und  eine  Büste  Napoleons  I. ; 
ein  Altar  von  ihm  in  der  Studienkirche  ist 
nicht  mehr  erhalten. 

Lipowslcy,  Bayer.  Kstlerlex. 

Bäumer,  Heinrich,  Bildhauer,  geb.  am  25. 
2.  1830  in  Warendorf  (Westfalen)  als  Sohn 
eines  Schreinermcistcrs.  Bei  seinem  Vater 
lernte  er  als  Modelleur,  und  wandte  sich  1859 
als  Schüler  Wilhelm  Schwencks  in  Dresden 
ganz  der  Bildhauerei  zu.  Nachdem  er  in  den 
Jahren  1800 — 08  in  Rom  gewesen  war,  lebte 
er  bis  zu  seinem  Tode  am  27.  4.  1898  in 
Dresden.  Seine  erste  größere  Arbeit  war  die 
Kolossalfigur  Salomos  für  das  Mausoleum 
des  Prinz-Gemahls  Albert  in  Frogmore.  Von 
seinen  weiteren  Werken  sind  zu  nennen : 
Prometheus  und  Zeus  (Hoftheater),  Justi- 
tia, Schuld  und  Unschuld  (Landgericht), 
vier  Evangelisten  (Johanneskirche),  Büste 
König  Alberts  (Amtsgericht),  Venus  und 
Amor  (in  den  Anlagen  der  Bürgerwiese), 
diese  sämtlich  in  Dresden,  ferner  der  Stadt- 
brunnen in  Zittau;  dann  ein  Satyrknabe  in 
Marmor  als  Brunnenfigur,  und  allerlei  Klein- 
plastik, besonders  in  Bronze:  Susanna,  Haus- 
frau, Prometheus,  Das  verlorene  Paradies 

и.  a.  Bei  ausgesprochen  klassizistischer  For- 
mensprachc  eignet  seinen  Werken  eine  große 
Anmut  des  Ausdrucks  und  eine  Zartheit  des 
Umrisses,  die  z.  B.  die  Gruppe  Venus  und 
Amor  in  Dresden  sehr  populär  gemacht 
haben. 

Das  geistige  Deutschland,  Leipzig  1898  (Auto- 
biogr.).  — Kunst  für  Alle  1890,  1891,  1894,  1898. 

— Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  u.  Kunstchronik  an 

vielen  Stellen,  s.  Registerband.  E.  H. 

Baeumer,  Wilhelm,  Baumeister,  geb.  am 
18.  4.  1829  in  Ravensburg.  Nachdem  er  das 
Polytechnikum  in  Stuttgart  besucht,  ging  er 
1854  nach  Paris  und  trat  in  die  Ecole  des 
Beaux-Arts  ein,  wo  er  mehrere  Medaillen  und 
Preise  erhielt.  Aus  der  Zeit  seiner  Lehrer- 
wirksamkeit am  Stuttgarter  Polytechnikum, 
an  das  er  1858  berufen  wurde,  sind  nament- 
lich die  baugeschichtlichcn  Exkursionen  her- 
vorzuheben, deren  Resultate  zum  Teil  in  hüb- 
schen, von  seinen  Schülern  gezeichneten  Stu- 
dienblättcrn  veröffentlicht  wurden.  (Aufnah- 
men und  Skizzen  der  Architekturschulc  des 

к.  Polytechnikums  zu  Stuttgart.  Stuttgart 
1869.  Fol.  Architektonische  Reiseskizzen  aus 
Belgien,  gcz.  von  Ad.  Schill.  Stuttgart  1809. 
Fol.)  Im  Interesse  des  Kunstgewerbes  war 
er  in  besonders  verdienstlicher  Weise  tätig: 
1863  begann  er  im  Verein  mit  Jul.  Schnorr 
die  Herausgabe  der  kunstgewerblichen  Zeit- 
schrift „Gewerbehalle“,  von  welcher  schon 
1870  in  6 Sprachen  20  000  Exemplare  ver- 
breitet wurden;  1809  entstand  unter  seiner 
Leitung  die  Kunstgewcrbcschulc  in  Stuttgart. 

— Zur  Ausführung  seines  Entwurfs  für  den 
Wiener  Nordwestbahnhof,  der  bei  der  Kon- 
kurrenz den  Preis  erhalten  hatte,  siedelte  B. 


1870  nach  Wien  über.  Der  Bau  wurde  1873 
beendigt  und  ist  von  ihm  selbst  in  der  Wiener 
Allg.  Bauzcitung  ausführlich  beschrieben.  1874 
kehrte  der  Künstler  nach  Stuttgart  zurück 
und  erhielt  nach  einigen  Jahren  privater  Tä- 
tigkeit die  Stelle  eines  Vorstandes  der  Bau- 
gewerbeschule  zu  Karlsruhe,  welche  er  aus 
Gesundheitsrücksichten  nach  5 Jahren  nieder- 
legen mußte.  Der  durch  schwere  Verluste 
niedergebeugte  Mann  raffte  sich  aber  immer 
wieder  auf,  gründete  zu  Anfang  der  80er 
Jahre  eine  kunstgewerbliche  Schule  im  Bad 
Freiersbach  und  zog  1884  nach  Straßburg, 
wo  er  als  Privatarchitekt  und  Privatdozent 
an  der  Universität  bis  zu  seinem  Tode  am  4. 
11.  1895  tätig  war. 

In  der  Mehrzahl  der  ersten  Stuttgarter 
Bauten  zeigte  sich  B.  sehr  entschieden  von 
den  Eindrücken  seines  Pariser  Aufenthalts  be- 
stimmt; seine  spätere  Richtung  geht  mehr  auf 
italien.  Renaissance  mit  gräzisierenden  De- 
tails, übrigens  immer  noch  hier  und  da  mit 
Anklängen  an  die  alt-  und  neufranzösische 
Schule.  Weitere  Schriften  von  ihm  sind: 
1)  Das  bürgerliche  Wohnhaus  der  Stadt  bei 
den  Griechen  und  Römern,  im  deutschen  Mit- 
telalter, im  16.,  17.,  18.  und  19.  Jahrh.  Stutt- 
gart 1862.  — 2)  Das  ehemalige  Lusthaus  in 
Stuttgart  als  Monument  des  früheren  Renais- 
sancestils. Stuttgart  1809. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Notizen  von  M.  Bach. 

Bäumgen  (Bäumchen),  Josef,  Bildhauer, 
geb.  1714  in  Düsseldorf,  f 1789  daselbst. 
Lebte  20  Jahre  als  Hofbildhauer  in  Peters- 
burg, dann  in  Düsseldorf  als  Professor  an 
der  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  gegründe- 
ten Kunst-Akademie.  Die  Marmorstatue  Jo- 
hann Wilhelms  im  früheren  Galcriehofe  in 
Düsseldorf  (jetzt  Hof  der  Kunstgewerbe- 
schule) schreibt  Clemen  (Kunstdenkmäler  d. 
Rheinprovinz  III  61)  einem  Johann  Baum- 
gärt gen  nach  Theod.  v.  Haupt  (die  Düssel- 
dorfer Galerie,  Düsseldorf  1818,  S.  131)  zu. 
Dieser  Name  geht  wohl  auf  „Mindels  Weg- 
weiser von  Düsseldorf“,  1817,  wo  er  zuerst 
vorkommt,  zurück.  Wahrscheinlich  ist  dieser 
Baumgärtgen  aber  identisch  mit  Bäumgen. 
Der  Sockel  der  erwähnten  Statue  war  ehe- 
mals mit  Marmorplatten  bekleidet,  die  sich 
jetzt  im  historischen  Museum  der  Stadt  be- 
finden, die  Vorderseite  trägt  die  Inschrift: 
„Serenissimo  Joanni.  Wilh.  Elcctori  Palatino 
etc.  Artium  Protectori“  und  die  Rückseite: 
„Jos.  Bäumgen  fec.  1780.“  Andere  Arbeiten 
von  B.  sind:  Sandsteinfiguren  der  4 Jahres- 
zeiten in  einem  dem  Düsseldorfer  Hofgarten 
benachbarten  Garten  (1774,  — drei  erhalten). 
Zwölf  Kindergruppen,  die  Monate  darstellend 
(1777).  — Die  Figuren  Bäumgens  sind  in 
dem  schwülstigen  Stile  des  niederländischen 
Rokoko  gehalten,  entbehren  aber  gleichwohl 
nicht  einer  gewissen  malerischen  Wirkung. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  542.  — Schaar- 


350 


Bäumler  — Baeza 


Schmidt,  Geschichte  der  Düsseldorfer  Kunst 
1902  S.  24,  27,  375.  — Strauven,  Uber  künst- 
lerisches Leben  und  Wirken  in  Düsseldorf,  1362 
S.  41,  42.  Board. 

Bäumler,  Georg,  Bildhauer  in  Frankfurt 
a.  M.,  gcb.  am  26.  Dez.  1871  in  Kitzingen,  be- 
suchte vom  April  1891  bis  Herbst  1896  die 
Städelsche  Kunstschule  zu  Frankfurt  a.  M., 
wo  er  den  Unterricht  Kauperts  und  Haus- 
manns genoß,  ging  dann  mit  Professor  Hil- 
gers  nach  Italien  und  lebt  seit  seiner  Rück- 
kehr (1898)  ständig  in  Frankfurt.  Sein  1901 
zuerst  ausgestelltes  Bildwerk  „Erwachen“ 
fand  vielen  Beifall;  in  den  folgenden  Jahren 
schuf  er  den  plastischen  Schmuck  am  Ge- 
bäude des  Physikalischen  Vereins  (Karya- 
tiden, Giebelfeld  und  Bekrönungsfiguren) 
in  Frankfurt  a.  M.  und  am  Fürstenbau  des 
neuen  Bahnhofes  in  Homburg  v.  d.  H., 
außerdem  viele  Bildnisbüsten  (u.  a.  Baurat 
Fr.  v.  Hoven  für  die  Künstlergescllschaft). 
1908  wurde  er  Lehrer  der  Bildhauerklasse 
der  Städelschen  Kunstschule. 

Schülerverzeichnis  der  Städelschen  Kunst- 
schule. — Die  Kunst  V.  Sehre y. 

Bäurlein,  Johann,  Wismutmaler,  wird 
am  15.  8.  1693  in  Nürnberg  Bürger  und  zahlt 
dabei  von  einem  Vermögen  von  150  fl.  als 
Abgabe  4 fl.  (Bürgerbuch  1631 — 1725  im 
Nürnberger  Kreisarchiv  S.  209).  Th.  Hampe. 

Baeyens,  Louis  Emile,  französ.  Maler, 
geb.  in  Roubaix  (Nord)  am  7.  12.  1872.  Als 
Sohn  eines  Ausländers  in  seiner  Laufbahn 
behindert,  mußte  er  in  seiner  Vaterstadt  zu- 
nächst für  Stoff-  und  Möbelfabrikanten  als 
Musterzeichner  arbeiten.  Nachdem  er  jedoch 
1894  nach  Paris  übergcsiedelt  war,  machte 
er  sich  sehr  bald  vorteilhaft  bekannt  durch 
die  persönliche  Eigenart  seiner  der  Flora  wie 
der  Fauna  entlehnten  ornamentalen  Ent- 
würfe für  bedruckte  Stoffe  und  Buntpapiere, 
die  bei  den  Konkurrenzen  der  Union  Centrale 
des  Arts  Decoratifs  mehrfach  ausgezeichnet 
wurden.  Im  Pariser  Salon  stellte  er  seit 
1902  ebenfalls  erfolgreich  eine  Anzahl  von 
Friesdekorationen  für  Kinderzimmer  aus. 
Als  Mitarbeiter  kunstgewerblicher  Publikatio- 
nen, wie  „Ameublements  de  Style  Moderne“ 
(Herausgeber  Archit.  Lambert),  — „Album 
de  la  Decoration“  (Herausgeber  Calavat),  — 
„Der  moderne  Stil“  (Herausg.  Hoffmann- 
Stuttgart),  sucht  B.  neue  Schönheitsformen 
zu  schaffen,  die  einen  billigen  Ersatz  bieten 
sollen  für  die  in  bescheideneren  Wohnungen 
so  geschmackverderbend  wirkenden  Häßlich- 
keiten der  niederen  Kunstindustrie.  G.  Gefiroy. 

Baez,  Andres,  Goldschmied  in  Sevilla, 
wurde  am  21.  5.  1677  geprüft.  Er  fertigte  ein 
Kleinod  des  Calatrava-Ordcns  als  Meister- 
arbeit. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  146.  M.  v.  B. 

Baez,  Diego,  Maler  in  Sevilla,  wo  er  1534 
in  der  Pfarrei  S.  Salvator  wohnte. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  II  15.  M.  v.  B. 


Baez,  Fructuoso,  Goldschmied  in  Valla- 
dolid. 1586  lieferte  er  für  die  Kirche  S.  Ju- 
liana  in  Villarmentero  den  Fuß  eines  silb. 
Kruzifixes. 

Marti  y M o n s ö,  Estud.  hist,  artist.  543. 

M.  v.  B. 

Baez,  Juan,  Goldschmied  in  Salamanca, 
der  1608  für  die  Herzogin  von  Alba  eine  sil- 
berne Lampe  anfertigte. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  hist,  artist  245. 

M.  v.  B. 

Baeza  (Vaega),  Gaspar  de,  span.  Maler, 
1555  in  Tordesillas  bei  Simancas  ansässig,  wo 
er  damals  eine  bedeutende  Zahlung  erhielt 
für  Fahnen-  und  Wandmalereien  sowie  für 
Vergolderarbeiten,  die  er  aus  Anlaß  der  Lei- 
chenfeier für  Johanna,  die  Mutter  Karls  V., 
in  der  dortigen  Klosterkapclle  S.  Clara  aus- 
geführt hatte.  — Wohl  nicht  identifizierbar 
mit  dem  gleichfalls  Gaspar  de  Baeza  (in  An- 
dalusien) genannten  Gaspar  Becerra. 

Jahrb.  der  kunsthistor.  Samtnl.  d.  österr.  Kai- 
serhauses XII  (1891)  II  p.  CLIII.  * 

Baeza,  Matthias,  span.  Waffenschmied, 
Sohn  und  Schüler  des  Nicolas  Bis,  1739  zum 
Waffenschmied  Philipps  V.  ernannt. 

Ed.  Laforge,  Des  arts  et  des  artistes  en 
Espagne  p.  308.  — Catalogo  de  la  Real  Armeria 
de  Madrid  (1898),  p.  321,  Note  1. 

Baeza,  Pedro,  Kupferstecher,  der  1682  in 
Sevilla  lebte. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 233.  M.  v.  B. 

Baeza,  Rafael  de,  Kunststicker  in  Sevilla, 
1594  empfängt  er  14960  Maravedi  für  die 
Ausbesserung  einer  der  Kathedrale  gehörigen 
Stickerei. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 27.  M.  v.  B. 

Baeza,  Salvador,  Silberschmied  in  Se- 
villa, der  am  18.  9.  1687  geprüft  wurde  und 
als  Meisterstück  eine  getriebene  silberne 
Schüssel  fertigte.  1694  tritt  er  als  Bürge  für 
den  Tischler  Pedro  de  Luque  auf. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  II  146.  M.  v.  B. 

Baeza  y Bis,  Francisco,  span.  Lauf-  u. 
Büchsenmacher  in  Madrid,  Sohn  und  Schüler 
des  Matias  Baeza,  Enkel  des  Nicolas  Bis; 
1740  zum  Arcabucero  dcl  Rey  ernannt,  t 1766. 
Die  Madrider  Armeria  Real  besitzt  eine  An- 
zahl von  Jagdbüchsen  aus  der  Sammlung  des 
Königs  Carlos  II.  usw.,  deren  goldtauschierte 
Schlösser  die  Signatur  „Francisco  Baeza  y 
Bis“  zeigen,  während  die  Läufe  in  der  Regel 
die  Marke  des  Nicoläs  Bis  tragen;  dazu  2 
reichverzierte  Pistolen  mit  den  goldtauschier- 
ten  Medaillonbildnissen  des  Königs  Fernando 
VI.  und  seiner  Gemahlin  und  mit  der  Marke 
des  Francisco  B.  In  der  Sammlung  des  Für- 
sten Joh.  von  und  zu  Liechtenstein  in  Felds- 
berg  befinden  sich  sechs  prachtvoll  ausgestat- 
tete Schrotflinten  mit  goldtauschierten  Läu- 
fen, signiert  „Franco  Bis  en  Madrid  1734". 

Kunstgewerbebl.  II  76.  — W.  Boeheim, 
Meister  d.  Waffenschmiedekst.  1897,  p.  20.  — 
Catalogo  de  la  Real  Armeria  de  Madrid  (1898), 
p.  327  f.,  324  f.,  336.  M.  v.  B. 


Bafcop  — Bagard 


Bafcop,  Alexis,  Porträt-  und  Genrema- 
ler, geb.  am  6.  11.  1804  zu  Cassel  in  Flandern, 
f 1895  daselbst.  Gemälde  von  ihm  waren  in 
den  Pariser  Salons  von  1831 — 1848  wieder- 
holt ausgestellt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  H.  V. 

Baffi,  Filippo,  Bildschnitzer  in  Perugia, 
wo  er  1625  für  die  Confraternita  dclla  Giu- 
stizia  ein  Prozessionskruzifix  schnitzte. 

S i e p i,  Descriz.  etc.  di  Perugia  (1822)  p. 
814.  G.  Degli  Assi. 

Baffier,  Jean  Eugene,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  am  18.  11.  1851  in  Ncuvy-lc-Bar- 
rois,  ausgcbildet  an  der  Kunstschule  zu  Ne- 
vers,  an  der  Pariser  Ecolc  des  Arts  decora- 
tifs  und  durch  Aime  Millet  in  Paris.  1883 
und  1889  in  den  Pariser  Salons  prämiiert,  ge- 
hört B.  jetzt  zu  den  angesehensten  Mitglie- 
dern der  Societe  nationale  des  Beaux-Arts. 
Seine  Hauptwerke  sind : La  Republique 

(Gipsbüste  im  Salon  1880,  1881  in  Marmor 
ausgeführt  für  die  Mairie  des  14.  Arrondisse- 
ments zu  Paris),  Bronzestatue  Marats  (1883, 
Besitz  der  Stadt  Paris),  Bronzestatue  Lud- 
wigs XI.  und  des  Jacques  Bonhomme  (1884 
und  1885,  in  den  Museen  zu  Bourges  und 
Uzes),  Bronzebüsten  der  Mutter  und  des 
Vaters  des  Künstlers  (18S6 — 87,  in  den  Mu- 
seen zu  Bourges  und  Nevers),  Marmorbüsten 
La  Mariette  (1888)  und  La  Jeannette  (1891, 
Besitz  der  Stadt  Paris),  endlich  Denkmäler 
für  Georges  Rcgnault  und  für  Michel  Servet 
(Salon  1907,  letzteres  für  die  Place  de  la 
Vieillc  Estrapade  zu  Paris  bestimmt).  Auch 
als  Kunstgewerbler,  insbesondere  als  Zinn- 
gießer, hat  sich  B.  mehrfach  erfolgreich  be- 
tätigt; so  zeigte  er  im  Salon  1893  einen  zin- 
nernen Tafelaufsatz  (zwei  Bäuerinnen  einen 
Fruchtkorb  tragend.  — weitere  wertvolle  Zinn- 
arbeiten B.s  in  Pariser  Privatsammlungen) 
und  1898  einen  großen  Kaminaufbau  für  einen 
Speisesaal. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes, 
Supplement.  — J.  Martin,  Nos  Peintres  et 
Sculptcurs  (1897).  — Gaz.  des  B.-Arts  1893,  II 
141  ff.  — The  Studio  1898,  III  8.  — Pariser  Sa- 
lon-Kataloge 1880 — 1907.  S1.  Lami. 

Baffini,  T o m m a s o,  Maler  von  Modena, 
um  1380,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III  22)  er- 
wähnt. H.  V. 

Baffo,  B a 1 1 i s t a,  italien.  Goldschmied  u. 
Münzstempclschncidcr,  f vor  dem  24.  5.  1540 
in  Venedig,  wo  er  unter  Andrea  Spinelli  als 
„torsello“  (II.  Münzstcmpelschneidcr)  an  der 
Münze  angestellt  war.  Auch  als  Schriftstel- 
ler und  als  Freund  des  Pietro  Aretino  be- 
kannt. 

Zani,  Encicl.  III  22,  261,  Anm.  7.  — Ar- 
chivio  Vencto  XXXV  275.  — Rivista  ital.  di 
Numismatica  I,  fase.  II  p.  357.  — F o r r e r, 
Biogr.  Dict.  of  Mcdallists.  A.  Daracchi. 

Bagard,  Cesar,  Bildhauer,  geb.  1620  in 
Nancy  als  Sohn  des  Nicolas  B.,  f daselbst 
1709.  Schüler  von  Jacquin,  tätig  zunächst  in 


seiner  Vaterstadt,  insbesondere  1658  an  einer 
steinernen  Brunnengruppc  für  den  Garten  des 
Palais  Ducal,  darstellend  Amor  als  Löwen- 
bändiger. Bald  darauf  begleitete  er  seinen 
Lehrmeister  nach  Paris,  wo  er  für  den  1659 
zur  Hochzeitsfeier  Ludwigs  XIV.  und  der 
Maria  Theresia  von  Österreich  errichteten 
Triumphbogen  die  allegorischen  Statuen  der 
Stärke  und  der  Tugend  ausführte.  Nach 
Nancy  zurückgckchrt  und  1669  zum  Hofbild- 
hauer Herzog  Karls  IV.  ernannt,  schuf  B. 
zahlreiche  Werke  in  Marmor,  Sandstein  und 
Holz  für  dortige  Kirchen  und  Klöster  etc., 
darunter  1673  das  Mausoleum  für  Jean  des 
Porcelets,  Bischof  von  Toul ; einzelne  Frag- 
mente davon  in  der  Franziskanerkirche  und 
im  Musee  Lorrain  zu  Nancy  erhalten,  geben 
von  dem  kraftvollen  plastischen  Stile  ihres 
Schöpfers  Kunde.  Die  Mehrzahl  seiner  übri- 
gen Werke  — Kruzifixe,  Madonnen-  und  Hei- 
ligenstatuen in  oft  kolossalen  Proportionen, 
Grabmäler,  eine  Büste  Ludwigs  XIV.  für  die 
ehemalige  Porte  Royale  zu  Nancy  etc.  — ist 
in  der  Revolutionszeit  zugrunde  gegangen. 
Daß  der  Künstler  gelegentlich  auch  als  Mö- 
belschnitzer tätig  war,  geht  aus  Zahlungs- 
urkunden hervor,  wonach  er  1687  für  die 
Kapelle  des  „Auditoire“  zu  Nancy  einen 
Schrank  und  ein  anderes  Mal  für  die  Pfarr- 
kirche St.  Sebastian  außer  einem  noch  exi- 
stierenden Kruzifixe  ein  Chorpult  zu  liefern 
hatte.  Ausgeschlossen  jedoch  erscheint  es, 
daß  B.  als  vielbeschäftigter  Großplastiker 
(vergl.  das  umfangreiche  Oeuvreverzeichnis 
in  Lamis  Dictionnairc)  auch  jene  Unzahl 
gleichzeitiger  lothringischer  Schnitzarbeiten 
u.  Kleinkunstwerke  (Truhen,  Rahmen,  Holz- 
statuetten etc.)  geschaffen  haben  könnte,  die 
ihm  im  heutigen  französischen  Kunsthandel 
wie  in  Museen,  Privatsammlungen  etc.  zuge- 
schricben  werden. 

I.  a m i,  Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV. 
(1906,  mit  weiterer  Literatur).  — Gaz.  des  B.- 
Arts  1864,  II  164:  1865,  II  342;  1874,  I 196; 
1675,  II  282  f.;  1907,  II  153  ff.  5.  Lami. 

Bagard,  Emile,  Zeichner  und  Maler  in 
Paris,  seit  1855  namentlich  für  die  Pariser 
Gazette  illustree  tätig,  deren  Holzschnittab- 
bildungen aus  dem  Alltagsleben  mit  seinem 
Monogramme  E.  B.  signiert  sind. 

Nagler,  Monogr.  II  No.  1514.  • 

Bagard,  Jean,  lothr.  Bildhauer,  tätig  1551 
in  Nancy;  vermutlich  Vorfahre  der  dortigen 
Künstlerfamilie  B. 

Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  XXIV  312. 

* 5.  Lami, 

Bagard,  Nicolas,  lothr.  Bildhauer,  tätig 
in  Nancy  in  der  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh. ; nur 
bekannt  als  Vater  des  C<?sar  B. 

Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  des  Departements 
1900,  p.  312.  — Gaz.  des  B.-Arts  1907,  II  158. 

S.  Lami. 

Bagard,  Toussaint,  französ.  Bildhauer, 
Sohn  und  Schüler  des  Cesar  B.,  tätig  in 


353 


Bagatti  — Bager 


Nancy,  wo  er  1695  für  die  marechalc  de 
Lorge  ein  Kruzifix  zu  schnitzen  hatte,  sowie 
1700  am  Katafalke  Herzog  Karls  V.,  1701 
im  Gendarmeriegebäude  und  1702  für  das 
Schloß  Lunevillc  arbeitete.  Für  den  Kirchen- 
chor des  Jesuitennoviziates  schuf  er  die  noch 
jetzt  vorhandenen  Kolossalstatucn  der  Heil. 
Stanislaus  Koska  und  Luigi  Gonzaga.  Er 
starb  um  1712. 

L a m i,  Dict.  des  Sculptcurs  sous  Louis  XIV. 
(1906,  mit  Lit.  u.  Oeuvreverzeichnis).  — Gar. 
des  B.-Arts  1907,  II  158  ff.  5.  Lami. 

Bagatti  (Baggattino),  Giovanni,  Zeich- 
ner in  Mailand,  f 1781 ; nur  erwähnt  bei 

Zani,  Enc.  met.  III  22.  ** 

Bagatti-Valaecchi,  Pietro,  Glas-  u.  Email- 
malcr  in  Mailand,  geb.  1801,  f am  27.  11.  1864. 
In  der  Bibliotheca  Ambrosiana  daselbst  von 
ihm  eine  Emailkopic  nach  Francesco  Podcstis 
1838  in  Mailand  ausgestellt  gewesenem  Ge- 
mälde „Raffaello  Santi  in  seiner  Werkstatt“. 
Für  eines  der  Fassadenfenster  des  Mailänder 
Domes  und  für  die  Kirche  S.  Carlo  zu  Mai- 
land lieferte  B.  umfangreiche  Glasgemäldc 
nach  den  Entwürfen  des  Mailänder  Malers 
M.  Conconi. 

Schorns  Kunstblatt  1837,  p.  229.  — C a i m i, 
Arti  del  disegno  etc.  di  Lombardia  (1862),  p. 
122,  Anm.  — Mongeri,  L’Arte  in  Milano 
(unter  Valsecchi).  — Willard,  Hist,  of  mod. 
ital.  art  (1902),  p.  327  f.  E.  Verga. 

Bagazotti,  Camillo  (auch  Bagazoto), 
Maler  aus  Camerino  in  den  Marken,  geb. 
1585.  Vom  30.  11.  1554  an  ist  er  als  Ge- 
hilfe Lorcnzo  Lottos  tätig  und  am  6.  2.  1555 
erhält  er  eine  Zahlung  von  9 Fl.  6 Bol.  4 Quatt. 
für  2 Monate  und  8 Tage  Arbeit,  die  er  un- 
ter Lotto  an  den  Bildern  im  Chor  der  S.  Casa 
zu  Loreto  geleistet  hatte  (Pietro  Gianuizzi, 
Nuov.  Riv.  Miscna  VII  p.  88).  Frizzoni  ist 
geneigt,  von  den  genannten  Bildern  die  Dar- 
stellung iin  Tempel,  das  Opfer  an  Mclchisc- 
dek  und  die  Anbetung  der  Könige,  welche 
sich  durch  graues,  trübes  Kolorit  von  den 
Werken  Lottos  unterscheiden,  dem  Bagazotti 
zuzuschrciben.  Am  26.  4.  1557  erhielt  er  1 Fl. 
für  die  Zeichnung  zu  einem  Holzschnitt  zum 
Schmuck  der  Statuten  von  Camerino.  (Titel- 
blatt.) Die  ältere  Lit.  über  den  Künstler 
enthält  sich  widersprechende  Angaben  über 
seinen  Lehrmeister.  Lanzi  u.  Ricci,  (Mem. 
etc.  dclla  Marca  di  Ancona)  rieten  auf  Bene- 
detto  Nucci  aus  Gubbio,  andere  auf  Sebasti- 
ano  del  Piombo  und  auf  Felice  del  Tesoro 
(Felice  Damiani,  der  sehr  viel  in  den  Marken 
gearbeitet  hat).  Nach  den  oben  mitgeteiltcn 
Notizen  ist  es  aber  weit  wahrscheinlicher, 
daß  er  Schüler  Lorenzo  Lottos  gewesen  ist. 
Er  malte  in  Camerino,  Rimini  und  Spello, 
wo  in  der  Kollcgiatkirche  S.  Maria  Mag- 
giore ein  Leinwandbild  mit  der  Darstellung 
der  Kommunion  der  hl.  Lucia  firmiert  und 
1573  datiert  ist.  Für  die  Kirche  S.  Venanzo 
in  Camerino  malte  B.  einen  hl.  Perfirio,  der 


zugrunde  gegangen  ist.  Der  Charakter  sei- 
ner Kunst  ist  venezianisch. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Arch.  Stör,  dell’  arte 
Ser.  II  Vol.  II  p.  440,  442,  444  (Frizzoni).  — 
Nuova  Rivista  Miscna  VI  164,  VII  88  (Gianu- 
izzi). — Aleandri,  Le  Stampe  degli  Statuti 
di  Camerino.  Camerino  1902  (angezeigt  in  Rass. 
d’Arte  1902  p.  144).  — Arte  e Storia  XIII  140 
bis  43  (Urbini).  — Berenson,  Lorenzo  Lotto, 
New  York-London  1895  p.  292,  302,  303. 

Walter  Bombe. 

Bagelaar,  Ernst  Willem  Jan,  Dilettant 
im  Zeichnen  und  Radieren,  geb.  am  16.  9. 
1775  zu  Eindhoven  in  Brabant.  Zuerst  Mili- 
tär, gab  er  als  Major  den  Kriegsdienst  auf, 
um  sich  auf  sein  Landgut  Zon  bei  Eindhoven 
zurückzuziehen,  wo  er  am  8.  2.  1837  an 
Gift  starb.  Im  Radieren  übte  er  sich  mit 
Hilfe  von  A.  Bosses  Handbuch  und  er  er- 
hielt dann  für  eine  neue  Art  von  Radierungen 
in  Handzeichnungsmanier  1816  von  der  Nc- 
derlandschc  Huishoudelyke  Maatschappy  zu 
Haarlem  die  silberne  Medaille.  Seine  Ab- 
handlung über  das  Verfahren  erschien  in  den 
Werken  der  Maatschappy  1817  in  8.  In  die- 
ser Manier  reproduzierte  er  namentlich  Zeich- 
nungen von  Jan  Luyken,  welchen  er  beson- 
ders hochschätzte  und  von  dem  er  eine  große 
Sammlung  von  Handzeichnungen  besaß.  Un- 
ter seinen  Nachahmungen  älterer  Radierun- 
gen sind  besonders  die  Kopien  nach  A.  Cuyps 
Folge  von  6 kleinen  Bll.  mit  Kühen  bemer- 
kenswert. Der  größere  Teil  seiner  andern 
Bll.  besteht  aus  Radierungen  nach  von  ihm 
selbst  entworfenen  Landschaftszcichnungen  u. 
nach  Kompositionen  von  Rembrandt,  A.  van 
de  Velde,  Jac.  Janson  und  J.  Kobell ; bemer- 
kenswert sind  auch  mehrere  Porträts,  unter 
denen  sich  sein  Selbstbildnis  befindet. 

Daß  B.  auch  gemalt,  beweist  die  Unter- 
schrift auf  einem  Bl.  mit  zwei  nach  links  ge- 
wendeten Stieren:  Bagclaar  pinx.  et  fccit.  kl. 
Fol.  — Nach  Zeichnungen  von  ihm  hat  L. 
Portman  das  Porträt  des  Herrn.  Hagcdoorn 
(1807),  und  J.  E.  Marcus  einige  Landschaften 
gestochen. 

Van  Eynden  en  van  der  Willigen, 
Gcschicdenis  etc.  III  188.  — Immerzeel,  Ge- 
schiedenis  etc.  — C h.  Kramm,  De  Levens  en 
Werken  etc.  — Hippcrt  et  Linnig,  Le 
Peintrc-Graveur  holtandais  et  beige  du  XIXme 
Siccle.  Bruxelles  1874.  (In  der  Ksthalle  zu 
Bremen,  Sammlg.  H.  H.  Meier,  283  Blätter  B.s, 
von  denen  einige  bei  Hippcrt  u.  Linnig  nicht 
verzeichnet  sind,  andere  derart  im  Amsterdamer 
Kupferstichkab.)  — Le  Bibliophile  Beige,  1869 
(5.  Jahrg.).  — Meyer,  Kstlerlex.  II  543  (mit 
Oeuvre).  — Mit  Notizen  von  J.  Veth  und  C. 
G.  ’t  Hooft. 

Bagenier(s),  Thomas,  Maler,  wird  1649 — 
50  als  Freimeister  in  die  S.  Lukasgilde  zu 
Antwerpen  aufgenommen. 

Liggeren  II  208,  210.  H.  V. 

Bager,  Johann  Conrad,  Sohn  u.  Schü- 
ler des  Joh.  Dan.  B.,  geb.  am  18.  12.  1780 
zu  Frankfurt,  j am  25.  1.  1855  ebenda.  Nach 


Künstlerlexikon.  Bd.  II. 


353 


*3 


Bager  — Bagge 


Gwinner  geschickter  Miniaturmaler,  fand  aber 
seinen  Hauptberuf  als  ausübender  Musiker. 

Gwinner,  Kunst  u.  Künstler  in  Frankfurt. 
S.  385.  Schrey. 

Bager,  Johann  Daniel,  Maler  und  Ra- 
dierer in  Frankfurt  a.  M.,  geb.  1734  in  Wies- 
baden, f am  17.  8.  1815,  Schüler  von  Johann 
Christian  Fiedler  in  Darmstadt  und  Justus 
Junker  in  Frankfurt.  Er  malte  Bildnisse, 
Genrestücke,  auch  Landschaften,  hauptsäch- 
lich aber  Fruchtstückc,  die  nicht  ohne  Fein- 
heit ausgeführt  sind,  und  in  denen  er  bis- 
weilen A.  Mignon  nahe  kommt.  Seine  Bil- 
der sind  fast  alle  sehr  sichtbar  mit  dem  vol- 
len Namen  bezeichnet.  In  dem  Städelschen 
Institut  und  der  städtischen  Gemäldesamm- 
lung zu  Frankfurt,  in  der  Großherzoglichen 
Galerie  zu  Darmstadt  finden  sich  treffliche 
Arbeiten  des  Meisters.  Weniger  bedeutend 
sind  seine  Versuche  im  Radieren  (eine  Frau 
mit  einem  Kinde  an  der  Brust  und  Bildnis 
eines  Knaben:  seines  Sohnes  Isaak). 

Gwinner,  Kunst  u.  Künstler  in  Frankfurt 
a.  M.  p.  384.  — Meyer,  Kstlerlex.  II.  — 
Samtnlg.  Goldschmidt,  Versteigerungskatalog, 
Wien  1907.  Schrey. 

Bager,  Isaak,  Historienmaler,  Sohn  und 
Schüler  des  Joh.  Dan.  B.  Geb.  1768  zu 
Frankfurt,  f am  16.  9.  1797  zu  Mainz.  Im 
Städelschen  Institut  zu  Frankfurt  zwei  Hand- 
zeichnungen von  ihm  nach  J.  C.  Seckatz,  die 
als  Vorlagen  für  seine  nicht  sehr  geschickten 
Radierungen  dienten. 

Gwinner,  Kunst  u.  Künstler  in  Frankfurt. 
S.  385.  Schrey. 

Baget,  Jules  Pierre,  Blumenmaler 
(Aquarellist)  in  Paris,  geb.  am  27.  1.  1810, 
f am  81.  1.  1893. 

Bdlicr- Auvray,  Dict.  g6n.  — Chro- 
nique  des  arts  1893  p.  46  (Nekrolog).  ** 

Bagetti,  Giuseppe  Pietro,  Aquarell- 
maler und  Architekt  von  Turin,  geb.  1764,  f 
1831,  Schüler  von  Palmieri,  begab  sich  1807 
nach  Paris,  wo  er  den  Auftrag  erhielt,  die 
Siege  der  Napoleonischen  Armee  zu  malen; 
diese  Aquarelle  befinden  sich  jetzt  im  Mus. 
von  Versailles.  Landschaften  von  ihm,  meist 
Ansichten  von  Italien,  waren  in  den  Salons 
1812  und  1814  ausgestellt.  Eine  kolossale 
Aquarelle,  die  eine  Totalansicht  Italiens  von 
den  Alpen  bis  Neapel  darstcllt,  ist  besonders 
bemerkenswert.  Später  kehrte  der  Künstler, 
der  sich  auch  durch  eine  kunsttheorctische 
Arbeit  hervorgetan  hat,  nach  Turin  zurück. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Siret,  Dict  d. 
pcintres.  1883  I.  — K u g 1 e r,  Kleine  Schriften 
III  482.  — G.  Claretta,  I Reali  di  Savoia 
protettori  dcllc  Arti,  in  Miscell.  di  St.  Ital.  edita 
dalla  Dcput.  Piemontcse  di  St.  Patria,  XXX 
279/80.  //.  V. 

Bagg,  William,  Porträtmaler  in  Lon- 
don, stellte  1827 — 29  mehrere  Herren-  und 
Damenporträts  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 90.  ** 

Bagge,  Hamb.  Miniaturporträtmaler  um 


1790,  nicht  näher  bekannt.  — 1791  ein  Bagge 
Zögling  der  Bau-  und  Zcichenschulc  der  Pa- 
triot Gesellschaft  in  Hamburg.  E.  Beneei. 

Bagge,  Bertha,  Malerin  und  Radicrcrin, 
geb.  am  5.  3.  1859  zu  Frankfurt  a.  M.  Schü- 
lerin des  Städelschen  Kunstinstitutes,  Hein- 
rich Hasseihorsts  (1884 — S6),  Anton  Burgers 
in  Cronbcrg  (1886—1891)  und  Peter  Halms 
in  München  (Sommer  1895).  Seit  1897 
krankheitshalber  an  der  Ausübung  künstleri- 
scher Tätigkeit  in  größerem  Umfange  ge- 
hindert. Werke:  1)  Aus  dem  alten  Frank- 
furt. 86  Radierungen  in  6 Heften  1891 — 1896. 
2)  Lieder  und  Bilder.  Illustrationen  zu  Ge- 
dichten. 12  Heliogravüren  nach  Federzeich- 
nungen 1892.  3)  Die  alte  Pctcrskirche  und 
ihre  Umgebung  in  Frankfurt  a.  M.  14  Licht- 
druckblättcr  nach  Federzeichnungen  1895. 
4)  12  Radierungen  (1892 — 95)  zu  dem  in  60 
Exemplaren  gedruckten  und  nicht  im  Buch- 
handel erschienenen  Werke:  „Simon  Moritz 
von  Bethmann  und  seine  Vorfahren“  von  Dr. 
Heinr.  Pallmann.  — Außerdem  verschiedene 
einzelne  Radierungen:  Ex  libris,  Ansichten 
aus  Tirol,  München  und  vom  Walchensee. 
Endlich  zahlreiche  Aquarelle,  Pastelle  und 
Ölbilder  im  Privatbesitz. 

Die  Graphischen  Künste  1896.  Mitteilungen. 
No.  3 S.  10.  — K.  E.  Graf  zu  Leinin  gen- 
Westerburg,  Deutsche  u.  österr.  Biblio- 
thekzeichen, Ex  libris.  1901  p.  451.  P. 

Bagge,  Eva,  schwcd.  Malerin,  geb.  in  Stock- 
holm am  15.  12.  1871,  studierte  an  der  Kunst- 
akademie 1892 — 95,  in  Paris  und  Italien  1896 
bis  98.  Sie  malt  Porträts,  Genre-  und  Land- 
schaftsbildcr.  G.  Nordensvan. 

Bagge,  Ilerman,  dän.  Maler,  geb.  in 
Flensburg,  wird  1701  als  wohnhaft  in  Kopen- 
hagen erwähnt. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlcx.  I (1896). 

A.  R. 

Bagge,  Johann,  norweg.  Stempelschncider 
des  18.  Jahrh.,  geb.  in  Bergen,  widmete  sich 
der  Medailleurkunst.  Christian  VI.  schickte 
ihn  ins  Ausland  und  ernannte  ihn  am  6.  6. 
1746  zum  Zollbeamten  in  Drammcn  in  Nor- 
wegen. In  der  Kgl.  Münzsammlung  in  Ko- 
penhagen befinden  sich  3 Medaillen  von  ihm: 
eine  auf  die  Einweihung  des  Schlosses  Hörs- 
holm  (1739),  die  zweite  auf  den  Einzug  des 
Hofes  in  Christiansborg  (1740)  und  die  dritte 
mit  den  Porträts  des  Königs  und  der  Königin. 

„Minerva“  1800,  IV  288.  — Weinwich, 
Kunsthistorie,  Kopenhagen  1811,  S.  147.  — 
W e i n w i c h,  Kunstnerlcx.,  Kopenhagen  1829. 
— Weil  hach,  Nyt  dansk  Kunstnerlcx.  I,  Ko- 
penhagen 1896.  C.  IV.  Schnitter. 

Bagge,  Magnus  Thulstrup,  norweg. 
Landschaftsmaler,  geb.  am  9.  8.  1825  in  Chri- 
stianssund, t wahrscheinlich  in  den  90er  Jah- 
ren in  Berlin.  Besuchte  die  kgl.  Zeichen-  und 
Kunstschule  in  Kristiania,  und  studierte  un- 
gefähr 3 Jahre,  seit  1843  oder  44,  an  der  Akad. 
in  Kopenhagen  und  hatte  gleichzeitig  Untcr- 


354 


Bagge  — Baglione 


rieht  bei  Prof.  J.  P.  Möller.  1845—47  stellte 
er  norweg.  Landschaften  in  Kopenhagen  aus 
und  1846  u.  47  zum  erstenmal  im  Kunstverein 
zu  Kristiania.  Ein  größeres  Bild  „Der  Labro- 
foß“  galt  für  einen  vielversprechenden  An- 
fang. Seit  1850  war  er  in  Düsseldorf,  vor- 
nehmlich bei  Professor  Leu  und  bekam,  nach- 
dem er  mehrere  Bilder  in  die  Heimat  geschickt 
hatte,  1852  ein  Staatsstipendium.  In  Düssel- 
dorf begann  schon  eine  zahlreiche  norweg. 
Kolonie  sich  um  Tidemand  und  Gude  zu  sam- 
meln, und  Bagge  trug  im  Verein  mit  diesem 
Kreis  dazu  bei,  das  neu  aufkommende  Inter- 
esse für  die  heimatliche  Kunst  in  Norwegen 
zu  befestigen  und  aufrecht  zu  erhalten.  Er 
unternahm  in  diesen  Jahren  wiederholt  Stu- 
dienreisen nach  Norwegen,  besonders  nach 
Valdcrs  und  Tclemarken  und  malte  meist 
Berg-  und  Waldpartien,  in  der  Regel  mit  Bin- 
nenseen und  weiter  Aussicht.  1866  wohnte  er 
noch  in  Düsseldorf,  zog  aber  später  nach  Ber- 
lin, wo  er  1894  noch  lebte.  Er  war  in  den 
50er  Jahren  in  Kristiania  Henrik  Ibsens  Leh- 
rer im  ölmalen.  Stellte  bis  1860  oft  in  nor- 
wegischen Kunstvcrcincn  aus,  auf  den  skandi- 
navischen Ausstellungen  in  Stockholm  1866 
und  in  Kopenhagen  1872.  — Eine  Landschaft 
aus  Valders  (1857)  ist  in  der  Kgl.  Sammlung 
auf  Bygdö  bei  Kristiania;  einen  Sonnenunter- 
gang am  Bydingscc  besitzt  der  deutsche 
Kaiser. 

L.  Diethrichson,  Skandinav.  Konstexpo- 
sitionen  in  Stockholm  1860,  S.  80.  — Meyer, 
Kstlerlcx.  — Kunstchronik  V 52.  — Weil- 
b a c h,  Nyt  dansk  Kunstncrlex.  II. — Rosen- 
berg, Düsscld.  Malersch.  1890  p.  65.  — F. 
von  Bötticher,  Malcrwerke  des  19.  Jahrh. 
— L.  Diethrichson,  Af  Hans  Gudes  Liv  og 
Vaerker,  Kristiania,  1898,  S.  39.  — Derselbe, 
Adolph  Tidemand  II,  Kristiania  1879,  S.  29  u. 
47.  — T h i i s.  Norske  malere  og  billcdhuggcrc, 
Bergen  1904,  I 222.  — Henrik  Ibsens  breve,  hg. 
von  H.  Koth  u.  J.  Elias,  Kristiania  1904,  II  181. 

C.  IV.  Schnitter, 

Oluf  Olufsen,  dän.  Kupferste- 
cher und  Schriftsteller,  geb.  am  22.  12.  1780, 
t am  22.  9.  1836,  studierte  im  Auslände 
1821 — 24.  Er  hat  u.  a.  eine  Reihe  Blätter  für 
das  botanische  Werk  „Flora  danica"  und 
„Blumenzeichnungen  für  die  Jugend“  (nach 
J.  L.  Camradt)  gestochen. 

B r i c k a,  Dansk  biograf.  Lex.  — Weil- 
bach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896).  A.  R. 

Baggenstoss,  Adalbert,  Schweizer  Maler 
in  Stans,  geb.  daselbst  am  81.  5.  1863,  f am 
28.  10.  1897,  Schüler  der  Münchener  Akad., 
schloß  sich  der  Schule  Dcschwandens  an.  Auf 
der  ersten  schweizer.  Kunst-Ausstellung,  Bern 
1890  war  er  mit  einem  Stilleben  „Wohnzim- 
mer in  der  Rosenburg  in  Stans“  vertreten. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlcx.  — Kunst  f.  Alle 
V 1890.  H.  V. 

Baggi,  L u d o v i c o,  italicn.  Bildhauer,  1664 
urkundlich  erwähnt  als  „console  de’  maestri 


di  pietra“  in  Rom ; tätig  speziell  in  der  dor- 
tigen Chiesa  de’  Quattro  Santi  Coronati. 

Bertolotti  in  Arch.  stor.-art.  di  Roma 
III  225.  G.  Degli  Assi. 

®aggs,  Arthur  E.,  Keramiker  in  Mar- 
blchcad,  Mass.  U.  S.  A.,  geb.  in  Alfred,  N. 
Y.  am  27.  10.  1886,  studierte  an  der  New 
York  State  School  of  Clay  Working  and 
Ceramics  und  besonders  unter  Prof.  Charles 
F.  Binns.  Erst  seit  kurzem  selbständig,  hat 
er  schon  viele  Potcrien  gemacht,  die  in  Form, 
Farbe  und  Textur  einen  außerordentlich  hohen 
Grad  von  Kunst  und  Können  zeigen. 

F.  A.  Whiting. 

Bagier,  Jean,  Architekt,  erhält  1607  den 
Auftrag,  die  zerstörte  Chorbühne  der  Kathe- 
drale zu  Le  Mans  wiederherzustellen. 

Esnault,  Dict.  d.  artist.  manceaux.  1899. 

H.  V. 

Bagioli,  T o b i a,  Bildhauer  des  19.  Jahrh. 
in  Ravenna,  wo  er  für  den  Arkadenhof  des 
Cimitero  die  Büste  des  Angelo  Mariani  und 
die  Grabmäler  Boggi,  Lovatelli,  Rambaldi, 
Randi  und  Vignuzzi  ausführte.  Nach  seinem 
Modell  schuf  außerdem  Enrico  Pazzi  die 
Büste  des  Dichters  Jacopo  Landoni  in  der 
Kirche  S.  Giovanni  Evangclista  zu  Ravenna. 

C.  Ricci,  Guida  di  Ravenna  (1900)  p.  67, 
146  f.  G.  Degli  Assi. 

Bagioni,  Marco,  Sohn  des  Rocho,  wird  im 
Jahre  1597  in  einem  Dokumente  als  Maler  in 
Venedig  erwähnt. 

Cicogna,  Inscrizioni  Venete  IV  346.  ** 

Bagley,  engl.  Geschütz-  und  Glockengießer- 
familie von  Chacombe,  Northants,  17. — 18. 
Jahrh.,  deren  Mitglieder  sind:  Henri  I;  Mat- 
thew (seit  1687  in  London  ansässig,  f da- 
selbst 1715;  von  ihm  Glocken  in  Sharnbrook 
1683,  Tooting  1705) ; James  (Glocke  in 
Woodmanstcrnc,  1707) ; Henri  II  (in  Rea- 
ding  ansässig).  Von  einem  Mitglied  dieser 
Familie  stammt  eine  Kanone  im  Arsenal  zu 
Woolwich,  laut  Inschrift  aus  dem  vierten 
Jahr  der  Regentschaft  der  Königin  Anna 
(1702—14). 

Champcaux,  Dict.  d.  fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Baglieto,  Leoncio,  span.  Bildhauer,  geb. 
in  Murcia,  ausgebildet  an  der  Escuela  espe- 
cial  de  pintura,  escultura  etc.  zu  Madrid; 
späterhin  Leiter  der  Modcllicrklasse  an  der 
Escuela  de  bellas  artes  zu  Sevilla.  Von  sei- 
nen Werken  sind  erwähnenswert  die  Statue 
des  Bischofs  Fray  Domingo  de  Silos  Moreno 
in  Cadiz  (1854)  und  eine  Kolossalbüstc  Muril- 
los  (1860  in  Madrid  ausgestellt). 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  cspanoles  del  siglo  XIX  (1883 — 84). 

P.  Lafond. 

Baglione  (Baglioni),  Cavaliere  G i o v a n- 
n i,  Maler,  geb.  in  Rom  1571,  f daselbst 
1644,  tätig  namentlich  in  Rom,  kurze  Zeit 
in  Neapel  (1609/10),  Schüler  des  Florenti- 
ners Francesco  Morelli.  Weitergebildet  un- 
ter der  Einwirkung  des  Cav.  d’Arpino,  dann 


355 


23* 


Baglioni 


auch  beeinflußt  von  Caravaggio.  Die  Haupt- 
zahl seiner  Werke  noch  heute  in  den  Kirchen 
und  Palästen  von  Rom.  Anfangs  tätig  un- 
ter der  Leitung  der  römischen  Unternehmer 
großer  Freskodekorationen : in  der  Scala 

Sancta  beim  Lateran  (um  1589) ; in  S.  Ma- 
ria delP  Orto  (Tribuna):  Geschichten  der 
Maria;  unter  der  Leitung  des  Cav.  d’Arpino: 
Fresken  im  Qncrschiff  von  S.  Giov.  in  La- 
terano  (um  1600) ; in  S.  Maria  Maggiore 
(Capp.  Paolina  und  Gewölbe  vor  dieser)  um 
1606.  Für  den  Gesü  malte  er  um  1803  das 
Altarbild  der  Auferstehung  Christi  (vgl.  die 
von  Bertolotti,  Art.  Lomb.  veröffentlichten 
Akten  seines  Prozesses  gegen  Caravaggio)  ; 
Fresken  im  Palazzo  Santacroce  (um  1604). 
Sein  Hauptwerk  die  Auferweckung  der  Ta- 
bitha  in  S.  Peter,  für  das  ihm  Clemens  VIII. 
das  Kreuz  des  Christusordens  verlieh,  ist  im 
18.  Jahrh.  zugrunde  gegangen  (Kopie  aus  dem 
18.  Jahrh.  in  S.  Maria  degli  Angcli).  Malereien 
in  der  Anima  (vollendet  1607)  ; in  S.  Cosma 
e Damiano:  Johannes  der  Evangelist  er- 

weckt einen  Toten  (1818)  ; in  S.  Peter  (Capp. 
Gregoriana)  : Fußwaschung  um  1630  (nicht 
mehr  vorhanden).  Auch  tätig  für  Perugia 
(Cattedralc  di  S.  Lorcnzo:  Martyrium  der  hl. 
Barbara,  die  hl.  Clara  als  Befreierin  ihres 
Klosters  in  Assisi  von  den  Sarazenen,  Steini- 
gung des  hl.  Stephanus),  Mantua  und  Loreto. 
Mehrmals  Principe  der  Akademie  von  S.  Luca 
(z.  B.  1618).  Von  ihm  gestochen : Jakobs 
Traum.  Baglioni  fec.  Kl.  Fol.  (in  Rumohrs 
Katalog  erwähnt).  Verfasser  des  für  die 
Kunstgeschichte  wichtigen  Werkes  über  die 
Künstler,  welche  in  Rom  von  1573 — 1642  ge- 
arbeitet haben,  eine  Art  Fremdenführers  und 
biographischen  Lexikons  in  Dialogform. 

Seine  Schriften: 

1)  Le  vite  de’  pittori,  scultori,  architetti  ed 
intagliatori  dal  Pontif.  di  Grcgorio  XIII.  del 
1572  fino  a’  tempi  di  Papa  Urbano  VIII.  nel 
1642.  Roma  1644.  Am  Schluß:  La  vita  del 
Baglionc,  unter  dem  Namen  des  Stampatorc. 

— Die  in  Neapel  erschienene  Ausgabe  von 
1733  hat  als  Anhang  die  Vita  Salvator  Rosas 
von  Passari  (Gio.  Batt.  Passcri.  S.  in:  Päs- 
sen, Le  vite  etc.  die  Anmerkung  des  Heraus- 
gebers. p.  416). 

2)  Le  nove  Chiesc  di  Roma,  ncllc  quali  si 
contengono  le  Istorie,  Pitture,  Scolture  e 
Architetture.  Roma.  1639. 

T i t i,  Descriz.  delle  pitt.  di  Roma.  — Or- 
s i n i,  Guida  di  Perugia.  — La  n z i.  Storia  Pitt. 
II  157.  — S i e p i,  Descr.  etc.  di  Perugia,  1822 
p.  81,  09.  — Campori,  Raccolta  de'  cataloghi, 
p.  82.  — Bertolotti,  Artisti  Bologn.  in 
Roma.  — Ders.,  Artisti  subalpini  in  Roma  und 
Artisti  Lombardi  in  Roma.  — Baruffaldi, 
Vite  dei  pittori  e scult.  Ferraresi.  — Arch.  Stör, 
d'arte.  ser.  II,  Bd.  II,  p.  147.  — Nuova  Rivista 
Misena  IV  156.  — Napoli  Nobilissima  VI  132. 

— Heinecken,  Dict.  (Stiche  nach  B.).  — 
A.  Riegl,  Entstehung  d.  Barockkst.  in  Rom. 
1908  p.  18.  — Mit  Notizen  aus  dem  lit.  Nachlaß 


W.  Kallabs,  die  durch  Herrn  Dr.  W.  Koehler  in 
Wien  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt  wurden. 

Posse. 

Baglioni,  Alessandro,  Architekt  in 
Perugia  um  1700. 

O r s i n i,  Guida  di  Perugia  1784  p.  291.  *• 

Baglioni,  Andrea  di  Puccino,  Gold- 
schmied in  Pistoja,  verfertigte  1337  für  den 
Silberaltar  der  Kapelle  S.  Jacopo  im  Dom  zu 
Pistoja  silberne  und  emaillierte  Kandelaber. 

C i a m p i,  Notizie  della  Sagristia  Pistojese, 
p.  134.  •• 

Baglioni,  Angel o,  da  Monte-novo, 
Bildhauer  von  Perugia,  um  1733,  nur  bei 
Zani  (Enc.  met  III  24)  erwähnt.  H.  V. 

Baglioni,  Baccio  d’Agnolo,  hervor- 
ragender Architekt  und  Holzschnitzer,  gcb. 
1462  zu  Florenz,  f ebenda  1543.  Ursprüng- 
lich einfacher  „legnaiuolo“,  d.  h.  sowohl  Zim- 
mermann als  Holzschnitzer  und  Meister  in 
eingelegter  Arbeit,  blieb  er  diesem  Handwerk 
auch  dann  noch  treu,  als  er  im  Laufe  der 
Zeit,  begünstigt  durch  nahen  Umgang  mit  den 
hervorragendsten  Künstlern  zu  einem  der  füh- 
renden Baumeister  von  Florenz  geworden  war. 
Sein  Ansehen  als  Architekt  drückt  sich  beson- 
ders durch  die  Wahl  zum  „capomacstro“  des 
Dombaues  aus,  welches  Amt  er  von  1506  an 
wiederholt  längere  Zeit,  wenn  auch  häufig  mit 
anderen  zusammen,  innegehabt  hat.  Immerhin 
beruht  die  Stellung  Baccios  als  eines  der 
Hauptvertreter  der  Hochrenaissance  in  Flo- 
renz wesentlich  mit  darauf,  daß  während  der 
kurzen  Blütezeit  dieser  Stilperiode  die  her- 
vorragenden Baukünstler  auch  dieser  Stadt 
selbst  meist  außerhalb  derselben  beschäftigt 
gewesen  sind  und  daß  dann  die  politischen 
Verhältnisse  von  1529  an  auf  längere  Zeit  das 
Entstehen  bedeutender  Bauwerke  verhindert 
haben. 

Das  Hauptgewicht  von  Baccios  Tätigkeit 
liegt  auf  dem  Gebiet  der  bürgerlichen  Bau- 
kunst. Aber  auch  hier  gründet  sich  sein 
Ruhm  als  Bahnbrecher  eigentlich  nur  auf  ein 
einziges,  noch  dazu  nicht  umfängliches  Bau- 
werk, den  Palazzo  Bartolini  in  Florenz,  via 
Tornabuoni  8,  begonnen  1520.  Das,  was  an 
diesem  nach  einer  Anekdote  Vasaris  den  Flo- 
rentinern neu  und  sogar  lächerlich  erschien, 
war  die  Umrahmung  der  Fenster  und  des 
Portals  mit  Halbsäulen,  Gebälk  und  Giebel. 
Aber  dieses  Dekorationsmotiv  war  nicht  Bac- 
cios Erfindung,  sondern  entstammte  ebenso 
wie  das  am  Pal.  Bartolini  gleichfalls  ver- 
wandte Nischensystem  der  Bramante-Raffael- 
schcn  Schule  in  Rom,  wo  es  in  dem  (später 
abgerissenen)  Pal.  d’Aquila  Raffaels  seine 
Hauptverkörperung  gefunden  hat.  Doch  auch 
in  Florenz  selbst  ist  der  derselben  Schule  ent- 
stammende Pal.  Pandolfini  mit  derselben  Fcn- 
stcrumrahmung  in  größeren  Verhältnissen 
mindestens  gleichzeitig  mit  Pal.  Bartolini  ent- 
standen. Baccio  hat  seine  Studien  in  Rom 
gemacht.  Er  hat  auch  mit  Raffael  und  an- 


356 


Baglioni 


deren  hervorragenden  Architekten  des  römi- 
schen Kreises  in  engen  Beziehungen  gestanden. 
Die  Annahme  liegt  deshalb  nahe,  daß  er  beim 
Pal.  Bartolini  direkten  Inspirationen  von  die- 
ser Seite  gefolgt  ist.  Der  ästhetische  Wert 
dieser  Bauwerke  liegt  nun  aber  nicht  allein  in 
der  Anwendung  jener  neuen  Dekorations- 
mittel, sondern  vor  allem  in  der  harmonischen 
Durchbildung  des  Äußern  und  Innern  im 
Geiste  der  festlich-heiteren  aber  noch  nicht 
überladenen  u.  schweren  Pracht  der  beginnen- 
den Hochrenaissance,  insbesondere  auch  in 
der  feinsinnigen  Ausbildung  der  Details.  Die 
schmale  Fassade  mit  nur  drei  Achsen  ist  in 
wohl  abgewogenem  Verhältnis  der  Vertikal- 
zur  Horizontalgliederung  gehalten.  Denn 
während  einerseits  die  Portal-  und  Fenster- 
säulcn  sowie  die  kräftige  Rustikaeinrahmung 
der  Ecken  nach  oben  streben,  stellen  Gurt- 
gesimse u.  Kranzgesims  sowie  die  Fortführung 
des  Fenstcrgebälks  an  der  Wandfläche  das 
Gleichgewicht  im  horizontalen  Sinne  her,  u.  die 
Nischen  zwischen  den  Fenstern  wirken  mit  Er- 
folg nach  beiden  Richtungen.  Die  Fensteröff- 
nungen sind  dem  Aedicula-Motiv  entsprechend 
rechtwinklig  und  durch  je  zwei  übereinander- 
gestellte und  durch  Querbalken  getrennte 
Säulchen  belebt.  Über  den  Fenstern  wechseln 
Rund-  und  Spitzgicbel  ab.  Das  von  Vasari 
als  zu  schwer  getadelte  Kranzgesims  wird 
ohne  rechten  Grund  einer  späteren  Hand  zu- 
geschrieben. Die  Seitenfronten  nach  zwei 
engen  Gassen  sind  entsprechend  einfacher  ge- 
halten, ohne  den  Charakter  der  Hauptfassadc 
aufzugeben.  Die  Raumdisposition  des  Innern 
mit  anmutigem  Säulenhof  an  der  einen  Seite 
weiß  sich  geschickt  der  schmalen  etwas  un- 
regelmäßigen Grundfläche  anzupassen.  Alle 
Profile,  Decken  usw.  sind  auf  das  Sorgfäl- 
tigste ausgearbeitet. 

Stellt  nach  alledem  der  Pal.  Bartolini  einen 
bedeutsamen  Fortschritt  auf  dem  Gebiete  des 
bürgerlichen  Wohnhauses  dar,  so  läßt  sich 
ein  Gleiches  von  den  anderen  beglaubigten 
Bauten  Baccios  keineswegs  behaupten,  die- 
selben halten  vielmehr  den  cingeführten  Flo- 
rentiner Palasttypus  (Rundbogenfenster  und 
-türen  mit  Quaderumrahmung,  Rustikaeinfas- 
sung der  Ecken,  Sparrendach  usw.)  im  all- 
gemeinen durchaus  fest.  Fortgeschrittenere 
Renaissanceformen  zeigen  nur  das  Innere, 
insbesondere  Vestibüle,  Höfe,  Treppen,  Dek- 
ken  usw.  An  erster  Stelle  wäre  zu  nennen 
der  Pal.  Borgherini  jetzt  Rosclli  del  Turco, 
via  Borga  Apostoli  15.  Hier  erfreuen  beson- 
ders die  schönen  Kompositkonsolcn-Kapitäle 
im  Vestibül,  sowie  die  vortreffliche  innere 
Raumeinteilung  und  die  Trcppenanlage.  Fer- 
ner der  Pal.  Taddei,  später  Pecori-Giraldi 
dann  Ginori,  via  dei  Ginori  13  mit  höchst 
reizvollem  Hof,  dessen  Kapitälc  den  dorischen 
Stil  Bramantes  zeigen.  Einen  gleichfalls  sehr 
anmutigen  Hof  mit  korinthischen  Säulen 


hat  der  Pal.  Lanfredini,  später  Corboli,  jetzt 
Palace  Hotel,  Lungarno  Guicciardini  7,  wel- 
cher in  neuerer  Zeit  geschmackvoll  restauriert 
worden  ist.  Die  ehemaligen  Sgraffitti  der 
Fassade  sind  leider  verschwunden.  Uber  den 
ursprünglichen  Zustand  des  Pal.  Torrigiani, 
ehemals  Nasi,  dann  del  Nero,  piazza  dei 
Mozzi  6,  welcher  1547  infolge  eines  Berg- 
sturzes teilweise  cingcstürzt,  durch  Baccios 
Sohn  Domenico  fortgeführt  und  durch  Tom- 
maso  del  Nero  ausgebaut  worden  ist,  läßt 
sich  wenig  fcststellen.  Dasselbe  gilt  von  der 
Tätigkeit  Baccios  an  dem  ehemaligen  Garten- 
grundstück der  Familie  Bartolini  in  via  Val- 
fonda,  welches  später  in  den  Besitz  der  Fa- 
milien Riccardi,  dann  Stiozzi-Ridolfi,  schließ- 
lich Strozzi  überging. 

Es  ist  bei  der  vielfach  bezeugten  außer- 
ordentlichen Bautätigkeit  in  Florenz  von  ca. 
1490  bis  zur  Belagerung  von  1529  sowie  der 
angesehenen  Stellung  Baccios  ohne  weiteres 
anzunehmen  und  wird  auch  von  Vasari  aus- 
drücklich bestätigt,  daß  B.  noch  bei  einer 
großen  Anzahl  anderer  bürgerlicher  Bauten 
erheblich  beteiligt  gewesen  ist.  So  wird  ihm 
der  Umbau  des  älteren  Pal.  Bartolini,  später 
Torrigiani,  jetzt  albergo  della  Porta  Rossa, 
via  Porta  Rossa  13,  ferner  der  Pal.  Ginori, 
via  Ginori  11,  auch  der  Pal.  Cocchi,  später 
Serristori,  dann  Agostino  della  Seta,  piazza 
S.  Croce  1 und  anderes  zugeschricbcn.  Die 
Autorschaft  an  dem  höchst  eigenartigen  zu- 
letztgenannten Bauwerk  würde  für  Baccios 
Kunst  von  hervorragender  Bedeutung  sein, 
sich  aber  nicht  halten  lassen,  wenn  die  Notiz 
Redtenbachers  zutrifft,  daß  der  pal.  Cocchi 
schon  1409 — 1474  erbaut  ist. 

Ein  anmutiges  Werk  Baccios  auf  dem  Ge- 
biete der  Landhaus-Architektur  ist  die  villa 
Castellani,  früher  Borgherini  auf  Bellosguardo 
bei  Florenz  mit  großem  Säulenhof  und  Ter- 
rassen. Von  geringerer  Bedeutung  die  villa 
Bartolini,  jetzt  Favard  in  Rovczzano. 

Nicht  unbedeutend  ist  die  Beschäftigung 
des  Meisters  an  öffentlichen  Bauten.  Im 
Verein  mit  Antonio  da  Sangallo  schuf  er  am 
Dom  die  nur  auf  einer  der  Seiten  des  Tam- 
bours ausgeführte  Galerie,  aufgestellt  1514 — 
1515,  welche  bekanntlich  den  Tadel  Michel- 
angelos fand,  ferner  an  piazza  SS.  Annun- 
ziata die  der  gegenüberliegenden  Halle  der 
Innoccnti  Bruncllcscos  nachgebildctc  Portikus 
(1516 — 1519).  Die  Kirche  S.  Giuseppe  in  via 
dei  Malcontenti  ist  kein  hervorragendes  Werk. 
Ebensowenig  sind  dies  die  beiden  Glocken- 
türme von  S.  Spirito  u.  S.  Miniato  al  monte. 

Die  Entwickelung  von  Baccios  Stil  insbe- 
sondere auf  dem  Gebiet  des  bürgerlichen  Bau- 
wesens ist  bei  dem  Mangel  genauerer  Daten 
auch  bei  den  meisten  seiner  beglaubigten  Bau- 
ten schwer  festzustellen.  Immerhin  spricht 
die  Vermutung  dafür,  den  1520  begonnenen 
Pal.  Bartolini  als  das  fortgeschrittenste  Werk 


Baglioni 


an  das  Ende  der  Reihe  zu  stellen.  Der 
Mangel  weiterer  Werke  Baccios  dieser  Rich- 
tung erklärt  sich  aus  den  politischen  Verhält- 
nissen besser  als  aus  der  Kritik,  die  dieser 
Bau  bei  den  Florentinern  fand. 

Als  Holzschnitzer  und  Intarsiator  schuf 
Baccio  eines  seiner  wichtigsten  Werke  bereits 
1491 — 1490  in  dem  Chorgestühlwerk  von  S. 
Maria  Novella  in  Florenz.  Mit  verschieden- 
farbigen Hölzern  eingelegte  Renaissance-Or- 
namente, Arabesken  von  anmutigstem  Fluß 
der  Zeichnung  und  zierlich  in  den  Raum  ver- 
teilt. Der  von  Baccio  gleichfalls  gelieferte 
Orgellcttner  derselben  Kirche  ist  zum  Teil  in 
das  South-Kensington  Museum,  zum  Teil  in 
die  Kirche  von  Rucil  bei  Paris  gewandert. 
Das  Holzschnitzwerk  an  dem  Hauptaltar  der 
SS.  Annunziata  (1500)  ist  nicht  mehr  vor- 
handen. Von  1497  an  war  Baccio  mit  der 
Holzschnitzarbeit  in  dem  Saal  der  500  im  Pal. 
Vecchio  beschäftigt,  wo  er  sowohl  die  ganze 
Decke,  wie  das  Schnitzwerk  für  den  Altar 
der  daselbst  errichteten  Kapelle  und  den  Rah- 
men eines  Altarbildes  ausführte.  Diese  Ar- 
beiten sind  bei  dem  späteren  Umbau  des  Saa- 
les durch  Vasari  verschwunden.  1502  über- 
nahm der  Meister,  die  geschnitzten  und  ein- 
gelegten Chorstühlc  von  S.  Agostino  zu  Pe- 
rugia angeblich  nach  der  Zeichnung  des  Pietro 
Perugino  zu  fertigen.  Dreißig  Jahre  später 
führte  er  die  Arbeit  weiter,  aber  in  reicherer, 
überladener  Ornamentation.  Auch  weiterhin 
war  Baccio  mit  großen  Holzarbeitcn  im  Auf- 
träge der  Stadt  Florenz  beschäftigt,  so  mit 
den  Triumphbögen  für  die  Ankunft  Leos  X. 
und  später  1536  mit  seinem  Sohne  Giuliano 
für  den  Einzug  Karls  V.  In  den  Häusern, 
die  er  baute,  waren  die  innere  Einrichtung, 
die  Vertäfelung  und  die  Möbel  öfter  von  sei- 
ner Hand,  so  besonders  in  dem  oben  erwähn- 
ten pal.  Borgherini  (Roselli  del  Turco).  Va- 
sari berichtet  uns  auch  von  verschiedenen 
Bilderrahmen,  die  Baccio  für  Bilder  des  er- 
steren  lieferte. 

Inwieweit  der  Fußboden  des  Domes  zu 
Florenz  von  unserem  Künstler  stammt,  ist 
nicht  genau  fcstzustcllcn. 

Vasari  - Milanesi.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  (mit  alt.  Lit.).  — Guhl-Rosenberg, 
Kstlerbriefe.  — Giornale  stör.  d.  archivi  toscani 
I 50  ff.  — Jahrb.  d.  Preuß.  Kstsamml.  XVII  12, 
237.  — Arch.  Stör.  Ital.  ser.  III,  tom.  XVIII 
294  ff.  — Redtenbacher,  Die  Architektur 
der  ital.  Renaissance  p.  216  ff.  — II  nuovo  Os- 
servatore  Fiorentino  1885/6  p.  114,  126,  206.  — 
Geymüller-Widmann,  Die  Architektur 
der  Renaissance  in  Toskana.  IV.  Limburger. 

Baglioni,  Ccsarc,  Sohn  des  unbedeuten- 
den Malers  Giovanni  Pietro  B.,  geb.  um  die 
Mitte  des  16.  Jahrh.  in  Cremona,  + im  ersten 
Viertel  des  17.  Jahrh.  Keiner  bestimmten 
Schule  angehörig,  bald  diesem,  bald  jenem 
Muster  folgend,  arbeitete  B.,  mit  untergeord- 
netem Talent,  aber  mit  handfester  Fertigkeit 


auf  den  verschiedensten  Gebieten  der  Malerei; 
er  lieferte  Historienbilder  und  Stilleben, 
Kirchengcmälde  und  Tierstückc,  Landschaf- 
ten und  architektonische  Prospekte.  Zahl- 
reiche Aufträge  erhielt  er  vom  Herzog  Ra- 
nuccio  von  Parma,  bei  dem  er  in  besonderer 
Gunst  stand,  u.  a.  1610  den  Auftrag  zur  ma- 
lerischen Ausschmückung  der  1599  von  Maur. 
Bacchini  erbauten,  1812  zerstörten  Kirche  zu 
Stirone  bei  Parma  und  der  S.  Sepolcro-Kirche 
in  Parma  selbst.  Anspruch  auf  ein  gewisses 
Verdienst  haben  seine  jetzt  größtenteils  zer- 
störten dekorativen  Malereien  in  Bologneser 
und  Parmenser  Adelspalästen.  Gut  erhalten 
geblieben  sind  namentlich  seine  13  Freskodar- 
stellungen aus  der  Geschichte  der  Grafen- 
familie Rossi  in  der  Rocca  di  S.  Secondo, 
dem  Parmenser  Kastell  jenes  jetzt  ausgestor- 
benen Adelshauses. 

M a 1 v a s i a,  Felsina  pittr.  I 253  ff.,  344,  347  ; 

II,  passim.  — Baldinucci,  Not.  dei  prof. 
del  disegno  III  414.  — Gualandi,  Memorie 
IV  157,  I.  — Amorini,  Vite  dei  pitt.  Bologn. 

III.  — M a s i n i,  Bologna  perlustrata,  p.  617. 

— Bertoluzzi,  Guida  di  Parma  (1830)  p. 
162.  — P.  Martini,  Guida  di  Parma  (1871) 
p.  134  f.  — Meyer,  Kstlerlex.  — Hain- 
h o f e r,  Korresp.  Quellenschr.,  N.  F.  VI  123.  — 
Arte  e Storia  XII  65—70.  — Notizen  von  Stef. 
Lottici.  R. 

Baglioni,  D o m e n i c o,  Architekt  u.  Holz- 
schnitzer in  Florenz,  geb.  1511  als  der  jüngste 
Sohn  Baccios  d’Agnolo.  Er  ist  Erbauer  des 
pal.  Niccolini,  ursprünglich  für  Bastiano  Ciani 
Montaguto  um  1550  erbaut,  jetzt  Boutourlin. 
Unbekümmert  um  die  baulichen  Errungen- 
schaften seines  Vaters  wendet  Domcnico  hier 
wieder  den  alten  toskanischen  Palasttypus  an, 
mit  der  Besonderheit,  daß  kleine  Pfeilcrchcn 
mit  Sockel  und  Kämpfer  auf  beiden  Seiten  in 
die  Rundbogenfenster  und  das  Portal  ein- 
gestellt sind.  Die  Gartenloggia  ist  erst  1650 
hinzugefügt  worden.  Am  pal.  Torrigiani,  ur- 
sprünglich Nasi,  piazza  dei  Mozzi  6,  hat  Do- 
menico nach  dem  Übergang  dieses  von  Bac- 
cio d’Agnolo  erbauten  Palastes  an  die  Familie 
del  Nero  im  Jahre  1552  gewisse  Arbeiten  aus- 
geführt, dagegen  hat  er  ebensowenig  wie  sein 
Vater  Baccio  etwas  mit  dem  angrenzenden 
pal.  Torrigiani,  piazza  dei  Mozzi  5,  zu  tun, 
wie  irrtümlich  behauptet  worden  ist. 

Lit.  s.  Baglioni,  Baccio  d’A.  W.  Limburger. 

Baglioni,  Filippo,  Bildschnitzer  u.  Archi- 
tekt in  Florenz  in  der  2.  Hälfte  des  16. 
Jahrh.,  Sohn  des  Baccio  d’Agnolo. 

Arte  e Storia  I 82/3.  — Bocchi-Cinelli, 
Bellczze  di  Firenze,  1677  p.  274.  ** 

Baglioni,  G i o v.  Pietro,  s.  Baglioni,  Ces. 

Baglioni,  Giuliano,  tüchtiger  Architekt 
und  Holzschnitzer,  in  Florenz  geb.  1491, 
+ 1555,  der  älteste  Sohn  Baccios  d’Agnolo 
u.  in  dessen  Werkstätte  gebildet.  Als  Archi- 
tekt sucht  Giuliano  bereits  seinem  Vater  ge- 
genüber wenigstens  im  Detail  nach  neuen 
Ausdrucksmitteln.  Von  seinen  größeren  bür- 


358 


Baglioni  — Bagnadore 


gediehen  Bauten  hat  der  pal.  Grifoni,  jetzt 
Catanti  in  S.  Miniato  al  Tedesco  noch  den 
gewöhnlichen  Florentiner  Typus  mit  Rund- 
bogenfenstern, Rustikaecken  und  Sparrendach 
sowie  einer  hübschen  Säulenloggia  im  ober- 
sten Geschoß.  Nur  zwei  große  Fenster  im 
Erdgeschoß  (fincstrc  inginocchiate)  erscheinen 
im  Gewände  der  späteren  Zeit.  Wichtiger  der 
pal.  Campana  in  Colle  an  aussichtsreicher 
Stelle,  leider  nur  bis  zur  Fensterbrüstung  des 
oberen  Stocks  von  Giuliano  ausgeführt.  Die 
Fenster  umrahmt  von  Säulen  mit  Gebälk  und 
teils  Rund-,  teils  Spitzgiebeln.  Unter  den 
Fensterplatten  Konsolenpaare.  Allerlei  an- 
tike Details  sind  in  etwas  gesuchter  Weise 
angebracht.  Alles  dies  schon  in  der  Art 
Michelangelos.  Ein  anmutiges  Werk  ist  die 
kleine  frühere  villa  Campana,  jetziges  Pfarr- 
haus in  Montughi  mit  hübscher  doppelter 
Loggia.  Die  Kapelle  Turini  im  Dom  zu 
Pescia  ohne  besondere  Bedeutung. 

Giuliano  mühte  sich  auch  als  architektoni- 
scher Beirat  Bandinellis  an  der  Ausschmük- 
kung  der  sogenannten  Udienza  am  Nordende 
des  Saales  der  500  des  pal.  Vecchio  zu  Flo- 
renz. Von  ihm  dürfte  insbesondere  auch  das 
Fenster  nach  der  piazza  herrühren.  Schließ- 
lich schuf  er  in  derselben  Eigenschaft  die 
jetzt  verschwundenen  Chorschranken  des  Do- 
mes ebenda  (vollendet  ca.  1549)  mit  schon 
etwas  komplizierterem  Säulen-  und  Pilaster- 
system. Das  Haus  des  Giovanni  Conti,  an 
welchem  Giuliano  nach  Vasari  zwei  besonders 
reich  gegliederte  Parterrefenster  („finestre 
inginocchiate“)  cinbaute,  scheint  abgerissen  zu 
sein.  Allerdings  glaubt  ein  Autor  diese  Fen- 
ster in  den  noch  vorhandenen  beiden  Fenstern 
der  casa  Fiaschi  ursprünglich  Almeni,  via  dei 
Servi  10  wiederzuerkennen,  aber  kaum  mit 
Recht. 

Vasari  führt  eine  Reihe  von  Holzschnitz- 
arbeiten Giulianos  auf,  so  für  den  Chor  des 
Domes  von  Arezzo  (1554). 

Lit.  s.  unter  Baglioni,  Baccio  d’Agnolo,  be- 
sonders Gey  müller-Widmann,  Die  Archi- 
tektur der  Renaissance  in  Toskana. 

W.  Limburger. 

Baglioni,  O r a z i o,  italien.  Maler,  fertigte 
nach  Angabe  Camporis  eine  Magdalena,  die 
sich  1640  zu  Reggio  im  Studio  des  Cocca- 
pani  befand. 

Campori,  Raccolta  de’  Catal.  p.  152.  H.  V. 

Baglioni,  Pietro,  weitgereister  Architekt 
und  Schriftsteller,  geb.  am  80.  1.  1629  in  Pe- 
rugia, t am  28.  8.  1705,  stammte  aus  dem  in 
der  Geschichte  Perugias  berühmten  altadeli- 
gen Geschlecht  der  Baglioni.  Nach  seiner 
Zeichnung  wurde  1692  das  Oratorium  der 
Padri  Filippini  in  Perugia  erbaut  und  ihr 
Wohnhaus  erweitert  und  restauriert.  Das 
Kloster  und  die  Kirche  der  Väter  des  hl. 
Bernhard  sind  ebenfalls  sein  Werk. 

O r s i n i,  Guida  di  Perugia  1784  p.  286/7, 
321.  — Meyer,  Kstterlex.  II.  H.  V. 


Bagmihl,  Julius  Theodor,  Architek- 
turmaler in  Stettin,  stellte  in  der  Berliner 
Akademie  183-4  zwei  innere  Ansichten  der 
St  Nikolaikirche  und  der  Klosterkirche  zu 
Berlin  aus. 

Kat  d.  Akad.-Ausatellg.  Berlin  1834  p.  3. 

H.  V. 

Bagnacavallo,  s.  damit  verbundene  Vor- 
namen sowie  Ramenghi. 

Bagnadore  (oder  Bagnatore),  Pier  Ma- 
r i a,  italien.  Architekt  und  Maler,  geb.  um 
1550  in  Orzi  Nuovi  bei  Brescia,  t um  1619; 
nach  Rosini  Schüler  des  Bergaraasken  Giov. 
Batt.  Moroni.  In  Rom  trat  er  1566  in  die 
Dienste  des  Alfonso  Gonzaga,  Grafen  von 
Novellara.  Seitdem  blieb  er  zum  Hause  der 
Gonzaga  in  naher  Beziehung,  und  in  späteren 
Jahren  verkaufte  er  dem  Grafen  Camillo 
Gonzaga  seine  ansehnliche  Kunstsammlung. 
Er  arbeitete  viel  in  Novellara  und  in  Reggio 
d'Emilia,  hauptsächlich  aber  in  Brescia,  wo 
er  nach  Zamboni  1572  den  Neubau  der  Ka- 
thedrale leitete,  1580  die  Kirche  S.  Afra  ar- 
chitektonisch erneuerte  und  mit  ornamen- 
talen und  figürlichen  Malereien  schmückte 
(über  der  Cappella  di  S.  Angela  Merici  von 
ihm  ein  trefflich  verkürzter  „Redentore  mor- 
to“),  1591  den  Monte  Grande  und  1595  die 
Portikus  vor  dem  Palazzo  Municipale  er- 
baute, 1596  das  Modell  zu  dem  Schmuck- 
brunnen an  der  Torre  deila  Pallata  u.  schließ- 
lich 1611  den  Kirchenbau  von  S.  Domcnico 
ausführte.  — „Seine  Malereien,  unter  denen 
ein  bethlehemitischer  Kindermord  und  das 
Martyrium  der  hl.  Margarete  in  S.  Fran- 
cesco zu  Brescia  zu  den  umfänglichsten  ge- 
hören, sind  ziemlich  schwach  und  geistlos, 
mit  verwässertem  Rot  im  Fleisch,  ein  blasser 
Nachklang  Morettos.  Das  erste  jener  Bilder 
ist  bezeichn.:  BALNEATOR.  F.  MDXCIIII.“ 
(O.  Mündler.)  Das  Gemälde  Morettos  in  S. 
Faustino  in  riposo  zu  Brescia  (Das  Wunder 
des  Faustino  und  der  Giovita)  kopierte  B. 
für  das  Oratorium  derselben  Kirche.  Brescia 
besitzt  von  B.  außerdem  noch  eine  Geburt  der 
Maria  in  der  Sakristei  von  S.  Maria  delle 
Grazie,  sowie  eine  Verkündigung  und  eine 
Geburt  der  Maria  in  S.  Maria  dei  Miracoli. 
Endlich  malte  er  für  seine  Geburtsstadt  Orzi 
Nuovi  die  Kreuzabnahme  in  der  Pfarrkirche 
und  das  Martyrium  des  hl.  Laurentius  sowie 
die  Heiligen  Bartholomäus  und  Georg  im 
Munizipalgcbäude.  — Nach  Rossi  hat  B.  drei 
vorzügliche  Landschaften  von  Muziano,  die 
eine  mit  dem  hl.  Onophrius,  die  andere  mit 
dem  hl.  Eustachius,  die  dritte  mit  der  hl. 
Magdalene,  in  Federzeichnungen  kopiert,  nach 
denen  sie  von  Cornelis  Cort  gestochen  wur- 
den. Die  Zeichnungen  befanden  sich  eine 
Zeitlang  in  Rubens’  Besitz,  später  in  der 
Sammlung  Crozat. 

Canipori,  Art.  it  e stran.  negli  stati  est.  — 
F e n a r o 1 i,  Diz.  d.  Art.  Bresciani  (1877)  p. 


359 


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Bagnara  — Bagno 


15.  — C h i z z o l a,  Le  Pitture  di  Brescia, 
p.  24.  — Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gesch. 
d.  ital.  Malerei  (1871)  VI.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  — Bradley,  Dict.  of  Miniaturists  (1887). 
— Arch.  Stör.  Lomb.  VI  586 — 575.  — Commen- 
tari  dell’  Atenco  di  Brescia  (1896)  p.  179 — 198. 

L.  Oesolo. 

Bagnara  (Bagnaja  oder  Baynara),  Padre 
P i e t r o d a,  aus  Imola,  Maler  und  „Canonico 
Lateranense“.  Um  1550  tätig  in  Ravenna. 
Die  Angabe,  daß  er  ein  Schüler  Raffaels  ge- 
wesen, ist  wenig  glaublich,  da  ein  Bild  von 
ihm  in  S.  Maria  della  Passione  zu  Mailand 
das  Datum  1579  trägt.  In  Padua  besitzt  die 
Kirche  S.  Giovanni  di  Vcrdara  ein  Gemälde 
von  seiner  Hand,  das  1537  bezeichnet  ist: 
oben  Maria  mit  dem  Kind,  unten  in  einer 
Landschaft  Johannes  der  Täufer  und  Au- 
gustin. In  der  Sakristei  ebendort  von  ihm 
eine  hl.  Familie.  Für  die  Kirche  seines  Or- 
dens, S.  Maria  in  Porto  zu  Ravenna,  malte 
er  einen  hl.  Sebastian  und  eine  figurenreiche 
Kreuzigung  Christi ; für  das  Refektorium  die 
wunderbare  Speisung  in  der  Wüste.  Der  In- 
schrift auf  seinen  Gemälden  pflegte  er  bei- 
zufügen: Oratc  Deum  pro  anima  hujus 

pictoris. 

L a n z i,  Storia  pittor.  d.  Italia.  5.  Aus«.  1834. 
II  85,  V 57.  VI  19.  — Meyer,  Kstlcrlex.  II 
(mit  ält.  Lit.).  H.  V. 

Bagnaschi  (Bcgnaschi),  Alessandro,  eine 
in  der  Kunstiiteratur  bis  auf  die  Neuzeit  wic- 
derkehrende  Verwechslung  mit  Magnasco, 
Alessandro,  genannt  auch  Lissandrino,  dem 
bekannten  Nachahmer  Salvator  Rosas. 

Siehe  unter  Magnasco,  A. 

Bagnasco,  Rosario,  italicn.  Bildhauer, 
gcb.  1845  in  Palermo,  ausgcbildct  daselbst 
unter  N.  Morcllo,  in  Florenz  unter  Dupre 
und  in  Rom  unter  Montcvcrde.  Eine  in  Flo- 
renz von  ihm  ausgeführte  Statue  „Un  primo 
dolore“  wurde  in  Syrakus  mit  einer  silbernen 
Medaille  prämiiert.  1873  cröffncte  er  in  Pa- 
lermo eine  eigene  Werkstatt,  und  gleichzeitig 
ging  er  aus  einer  dortigen  Konkurrenz  um 
eine  marmorne  Rclicfdarstellung  der  Grund- 
steinlegung des  Palazzo  di  Cittä  als  Sieger 
hervor.  Ebenso  siegte  er  1880  in  Catania  rftit 
einer  Konkurrenzarbeit.  Seine  Hauptwerke 
sind:  L’Uragano  (angekauft  vom  König  Um- 
berto), Aurora  u.  Doni  dell’  Onda  (Marmor- 
statuetten, angekauft  vom  Principe  di  Bau- 
cina),  Bildnisbüsten  des  Maestro  Pctrclla 
(angekauft  vom  Munizipium  von  Palermo) 
u.  des  Filippo  Parlatorc  (im  Istituto  Tec- 
nico  zu  Palermo)  usw. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  ital.  viventi 
(1889).  — Dupri,  Ricordi  autobiografici  (Fi- 
renze 1890).  G.  Tutino. 

Bagnato,  Franz  Anton,  s.  folg.  Artikel. 

Bagnato,  Giovanni  Gasparc,  Archi- 
tekt aus  Como,  t 1757  im  Sommersitz  des 
Land-Komturs  auf  der  Insel  Mainau  im  Bo- 
denscc,  wo  er  seit  1732  die  Kirche  und  seit 


1739  das  großherzogl.  Schloß  errichtete. 
Vorher  war  er  Deutschordensbaumcister  zu 
Altshausen,  wo  er  aber  „mehr  geplant  als  aus- 
geführt“ hat.  Im  Aufträge  des  Abtes  von 
St.  Gallen  baut  er  1748 — 47  das  Kornhaus  in 
Rorschach,  „einen  etwas  nüchternen  Barock- 
bau“, und  entwirft  1750  einen  Plan  für  eine 
neue  Stiftskirche.  Aus  demselben  Jahr 
stammt  das  Schloß  in  Meersburg,  einstige 
Residenz  des  Bischofs  von  Konstanz,  „ein 
wohlangelegtcr,  weiträumiger  Bau“.  Seit 
1753  war  er  in  Salem  beschäftigt;  1756  ent- 
warf er  Pläne  für  die  neue  Münsterkirche 
von  St.  Gallen,  die  aber  bei  der  Ausführung 
stark  modifiziert  wurden,  wie  das  auf  der 
Stiftsbibliothek  aufbewahrtc  Modell  beweist ; 
nur  die  Ostfassade  ist  wesentlich  sein  Werk. 
Außerdem  baute  er  1747  ff.  am  Kloster  zu 
Marchthal,  1754  ff.  an  der  Stadtpfarrkirche 
zu  Ehingen,  wo  ihm  als  Baudirektor  sein 
Sohn  Frans  Anton  Bagnato  (1732 — 1810) 
folgte. 

Ad.  Fäh  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlcrlex.  — 
Kraus,  Kst.-Dcnkm.  d.  Großherzogt.  Baden  I. 
Kr.  Konstanz  p.  301,  538.  — Kst.-  u.  Altert.- 
Dcnkm.  i.  Königr.  Württemberg.  Donaukr.  p.  42. 

H.  V. 

Bagnatore,  s.  Bagnadorc. 

Bagni,  Alessandro,  s.  Alessandro  da 
Modena. 

Bagni,  Carlo,  s.  Bagnini,  Carlo. 

Bagni  (Bagno),  Fedcrico  di,  Maler  aus 
Mantua,  gcb.  1527,  f am  8.  6.  1561. 

C.  d'Arco,  Delle  arti  etc.  di  Mantova  notiz. 
II  145.  H.  V. 

Bagni,  Stefano,  Maler  in  Siena  um  1670. 

Zani,  Enc.  III  25.  — Rassegna  Bibliogr.  I 
(1898)  229  ff.  R. 

Bagnieux  (oder  Vaigneux),  Emmanuel. 
Bildhauer  in  Lyon,  wo  er  um  1675  nach  den 
Entwürfen  des  Thomas  Blanchet  mit  Nie. 
Bidau  und  Simon  Lacroix  an  der  plastischen 
Ausschmückung  der  Abteikirche  St.  Pierre 
arbeitete. 

Lami,  Dict.  des  Sculptcurs  sous  Louis  XIV 
(1906).  S.  Lami. 

Bagnini,  Carlo  (auch  Bagni  genannt), 
italicn.  Kupferstecher,  tätig  in  Siena  um  die 
Mitte  des  17.  Jahrh.  Von  ihm  werden  eine 
Allegorie  auf  die  Familie  Medici  nach  Dcifobo 
Burbarini,  Moses  auf  dem  Sinai  nach  Antonio 
Maria  Ruggieri  und  eine  hl.  Brigitta  von 
Schweden  angeführt. 

Heineckcn,  Dict.  — Gualandi,  Me- 
morie  V 91.  — Meyer,  Kstlcrlex.  P.  K. 

Bagno,  Ccsareda,  italicn.  Medailleur  und 
Gcmmcnschncidcr,  mit  vollem  Namen:  Cesare 
di  Niccolo  di  Mariano  Federighi,  gcb.  um 
1530  in  Santa  Maria  in  Bagno,  f in  Mailand 
1564.  Er  signierte  die  schöne,  michclangclcskc 
Medaille  mit  den  Porträts  des  Alfonso  II. 
von  Avalos  und  des  Ferdinando  Francesco  II. 
Avalos.  Hieran  reiht  sich  eine  andere  auf 
Giambattista  Castaldo.  — Der  Künstler  wird 
auch  identisch  sein  mit  einem  Cesare  Federico 


360 


Bagnoli 

da  Bagno,  der  um  1558  eine  (nicht  mehr  exi- 
stierende) Statue  der  Fides  für  die  Loggia 
Municipalc  zu  Brescia  arbeitete. 

Armand,  Les  Medailleurs  I 173,  III  77.  — 
Forrer,  Biogr.  Dict.  of  Medallists  I.  — Com- 
mentari  del  Ateneo  di  Brescia,  1889,  p.  60  ff.  *• 

Bagnoli,  Bernardo,  Bildhauer  von  Reg- 
gio, nach  Zani  (Enc.  met.  III  26)  um  1575, 
arbeitete  gemeinsam  mit  seinem  Bruder  Vin- 
ccnso  die  Evangclistcnstatucn  und  Rclief- 
ornamentc  in  der  cappella  maggiore  von  S. 
Pietro  (Dom)  zu  Bologna. 

Gua  1 an  di,  Memorie  etc.  Serie  IV  158/9. 

H.  V. 

Bagnoli,  Giovanni,  italien.  Maler,  geb. 
am  29.  3.  1678  in  Florenz,  f ebenda  1713; 
Schüler  des  Domen.  Tempcsta,  besonders  als 
Tier-,  Früchte-  und  Blumenmaler  geschätzt. 

Zani,  Encicl.  III  26.  — Meyer,  Kstlerlex. 

R. 

Bagnoli,  P o m p e o,  Maler  aus  Bologna, 
seinem  Stile  nach  wahrscheinlich  Schüler  des 
Orazio  Sommacchini  oder  des  Lorcnzo  Sab- 
battini.  1620  malte  er  in  der  Chiesa  del  SS. 
Rosario  zu  Amandola  (Prov.  Ascoli)  eine 
Freskodarstcllung  der  Madonna  mit  dem 
Christkinde,  die  beim  Umbaue  der  Kirche 
(1655 — 57)  über  dem  versetzten  Hauptportale 
erhalten  blieb.  Nach  dem  Urteile  G.  Canta- 
lamessas  würde  der  Stil  dieses  Bildes  eher 
auf  einen  Maler  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh., 
als  auf  einen  solchen  der  1.  Hälfte  des  17. 
Jahrh.  schließen  lassen.  — Vielleicht  war 
Pompeo  ein  Bruder  des  Vincenzo  B. 

Nuova  Rivista  Misena  II  (1889)  215  ff. 

M.  Morici. 

Bagnoli,  Vincenzo,  Bildhauer  von  Reg- 
gio, Bruder  des  Bernardo  (s.  dort),  mit  dem 
zusammen  er  für  S.  Pietro  zu  Bologna  tätig 
war.  1573  übertrugen  ihm  die  Mönche  von 
S.  Procolo  zu  Bologna  eine  lebensgroße  Por- 
trätstatue eines  gewissen  Graziano,  Verfassers 
des  Dccreto,  zur  Ausführung  in  Terrakotta. 
Am  24.  9.  1584  erhält  er  Bezahlung  für  Stück- 
arbeiten am  Chor  der  Kathedrale  zu  Ferrara. 
1604  errichtete  er  einen  Stucco-Altar  in  der 
Kirche  del  Rosario  zu  Amandola. 

G u a 1 a n d i,  Memorie  etc.  Serie  IV  158/9. 
— Cittadella,  Not.  relat.  etc.  a Ferrara  1864 
p.  58,  61.  — Mit  Notiz  von  Stef.  Lottici.  H.  V. 

Bagnolino,  G i o v.  Maria,  s.  Cerva. 

Bagnolo,  Giorgio  (Zorzi),  italien.  Maler 
in  Venedig,  wo  er  1463  Zahlung  erhielt  für 
Malereien,  die  er  in  der  „chiesa  piccola“  von 
S.  Zaccaria  ausgeführt  hatte. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  67.  A.  Baracchi. 

Bagolim,  Leonardo,  Maler  in  Verona, 
tätig  in  Sizilien,  wo  er  zunächst  längere  Zeit 
in  Termini  als  Bürger  ansässig  war,  um  dann 
gegen  1557  nach  Alcamo  iiberzusicdcln ; + da- 
selbst 1585.  — In  Alcamo  schuf  B.  1557  die 
jetzt  nicht  mehr  existierenden  Fresken  der 
Cappella  di  S.  Marco  in  der  Franziskaner- 
kirche; 1566  die  Madonna  dclla  Grazia  in  der 


■ Bagutti 

Sakristei  und  die  Darstellungen  Gott-Vaters 
und  der  Heil.  Petrus  und  Paulus  in  der  Tri- 
buna  von  S.  Maria  del  Soccorso;  ferner  in 
der  Sakramentskapelle  der  Annunziatcnkirchc 
einen  Gott-Vater,  6 Propheten,  4 Heilige  und 
eine  Auferstehung;  in  S.  Maria  di  Gcsü  eine 
Verkündigung  Mariä  und  eine  Madonna  dei 
Pcricoli  mit  den  Heil.  Franziskus  und  Katha- 
rina; in  der  Chiesa  Madre  die  Fresken  der 
Hochaltar-Tribuna  und  der  Cappella  di  S. 
Sebastiano,  sowie  ein  Altarbild  mit  den  Heil. 
Cosmas  u.  Damianus;  in  der  Cappella  Mag- 
giore von  S.  Oliva  das  Freskogemälde  der 
Madonna  del  Rosario  und  den  Madonnen- 
altar mit  den  Heil.  Vitus  und  Franziskus; 
endlich  im  November  1580  die  Bemalung  und 
Vergoldung  des  von  Antonio  Gagini  ausge- 
führten, jetzt  leider  nicht  mehr  existierenden 
Sakramentschreines  in  der  Kirche  der  Con- 
fratemitä  del  Sacramento. 

F i 1 a n g i e r i,  Ind.  d.  Artefici  etc.  Napolet. 
c Sicil.  (1891)  I 41.  — Mirabella  in  Arch. 
Stör.  Sicil.,  N.  S.  VI  3 f.  — Di  Marzo,  I Ga- 
gini I 411,  489.  L.  Ossola. 

Bagolino,  Giov.  Maria  u.  Picranto- 
n i o,  s.  Cerva. 

Bagolino,  Sebastiano,  italien.  Maler  u. 
Dichter,  geb.  in  Alcamo  am  19.  1.  1560  als 
Sohn  des  Malers  Leonardo  B.,  f am  27.  7. 
1604,  tätig  in  Alcamo  (Sizilien).  Von  seinen 
urkundlich  erwähnten  Malereien  ist  nichts 
erhalten  geblieben.  Einige  Zeichnungen  von 
seiner  Hand  befinden  sich  in  Alcamo  und  in 
der  Bibliotcca  Comunale  zu  Palermo. 

Zani,  Encicl.  III  26.  — Mirabella  in 
Arch.  Stör.  Siciliano  IX,  430  ff.  E.  Mauceri. 

Bagshaw,  J.  Richard  (R.  B.  A.,  1904), 
engl.  Landschafts-  u.  Marinemaler,  Schüler 
der  South  Kensington  School  of  Art,  dann 
von  van  Hove  in  Brügge  u.  Hubert  Vos  in 
London.  Er  stellte  1897  zum  ersten  Male  in 
der  Roy.  Academy  aus  und  zwar:  Calm  in 
the  Channel ; dann  folgten  1900 : The  Eve  of  a 
Storm,  Her  last  Signal,  etc.  1901:  In  Peril 
und  The  Ebb  Tide,  1903:  Off  to  the  Fishing 
Ground,  1904:  A Summers  Day  off  Whitby. 

Graves,  Roy.  Academy  of  Arts  I 91.  — 
Who's  Who  1908.  N.  Peacock. 

Bagu&s,  Eugene  Joseph  Antoine, 
Porträt-  und  Genremaler  in  Paris,  geb.  da- 
selbst, Schüler  von  Laporte  und  J.  Lcquien, 
stellte  in  den  Salons  1881 — 1895  wiederholt 
aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Supp).  — 
Kat.  des  Salon.  H.  V. 

Bagueuil  1794  ist  die  Bezeichnung  einer 
Miniatur  auf  Elfenbein,  Halbfigur  eines  jun- 
gen Mädchens,  in  der  chemal.  Sammlg.  Georg 

Hirth  in  München.  Verkaufskatalog  II  1148. 

• * 

Bagutti,  Abbond  io,  Freskomalcr,  geb.  in 
Rovio  1788,  f am  4.  10.  1850,  Schüler  der  Mai- 
länder Akad.  und  seines  Vaters  Giov.  Bat- 
tisla.  Seine  Hauptarbeiten  sind  die  Fresken 


Bagutti  — Bahr 


an  den  Seitenwänden  des  Hochaltars  in  der 
Torrianischen  Kirche  zu  Mendrisio  mit  Sze- 
nen aus  der  Zeit  der  Christenverfolgungen, 
sowie  die  gemeinsam  mit  Francesco  Catenazzo 
1816  ausgeführten  Fresken  in  der  Kirche  S. 
Sixinius  ebendort. 

B i a n c h i,  Artisti  Ticinesi  1900.  — E.  L. 
G i r a r d bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Bagutti,  G a e t a n o,  Maler  aus  Rovio,  fer- 
tigte 1830 — 32  die  allegorischen  Wand-  und 
Deckenmalereien  im  Großratssaale  des  frühe- 
ren Regierungspalastes  zu  Locarno. 

E.  L.  G i r a r d bei  Brun,  Schweizer.  Kstler- 
lcx.  H.  V. 

Bagutti,  Giovanni  Battist  a,  Maler 
aus  Rovio,  geh.  1744,  f am  28.  11.  1823.  Von 
seinen  Gemälden  seien  erwähnt:  Ein  St.  Si- 
xinius am  Hochaltar  der  Kirche  alla  Torre 
in  Mendrisio  und  ein  St.  Ludwig  Gonzaga  in 
der  Sakristei  der  dortigen  Kirche  beim  Gym- 
nasium. 

B i a n c h i,  Artisti  Ticinesi.  — E.  L.  G i - 
rard  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  (Hier 
Giov.  Baltasaro  B.  genannt)  H.  V. 

Bagutti  (Baguti),  Pietro  Martire, 
tüchtiger  Dekorationsbildhauer  und  Stucka- 
teur aus  Bologna,  um  1760 — 80.  Erwähnt 

werden  Bildhauerarbeiten  von  ihm  in  den 
Kirchen  Uomobono  und  Aldobrando  zu  Bo- 
logna. 

Füssli,  Kstlerlex.  — Z a n i,  Enc.  met.  III 
26.  H.  V. 

Bahamontes-Agudo,  Jose,  span.  Maler, 
geb.  in  Madrid,  ausgebildct  an  der  dortigen 
Escuela  especial  de  pintura  etc.  Seit  1866 
beschickte  er  mit  seinen  Gemälden  die  Ma- 
drider Exposiciön  nacional  de  bellas  artes, 
die  ihn  1887  und  1897  durch  Medaillen  aus- 
zeichnete. Unter  seinen  Genrebildern  und  Ar- 
chitekturstücken sind  erwähnenswert:  „Blu- 
menmädchen" — „Zeitungsverkäufer“  — 
„Straße  in  Toledo"  — „Patio  der  Kathedrale 
zu  Toledo“  — „Inneres  der  Capilla  de  Buen 
Consejo  in  S.  Isidro  zu  Madrid"  (letzteres 
Gemälde  angekauft  für  das  Museo  de  Arte 
moderna  zu  Madrid).  Außerdem  hat  der 
Künstler  zahlreiche  Porträts  gemalt. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  cspanolcs  del  siglo  XIX  (1883—84). 

P.  Lafond. 

Bahieu,  J.  G.,  Landschaftsmaler  in  Cham- 
pigny,  stellte  in  den  Pariser  Salons  1885 — 1895 
wiederholt  aus  (Küstenmotive  bei  Granvillc, 
Dicppc  etc.). 

Kat.  d.  Salon.  H.  V. 

Bahlsen,  Goldschmied  der  Empirczeit.  Zwölf 
Leuchter  von  seiner  Hand  mit  dem  Monogr. 
des  Kurfürsten  Friedr.  Wilhelm  wurden  in 
der  Auktion  des  Fürsten  von  Hanau  1889  in 
Köln  verkauft.  — Ein  Goldschmied  Heinrich 
Ludwig  Bahlsen  war  1S22  und  vermutlich  in 
Erfurt  tätig. 

Notizen  von  M.  Rosenberg.  *• 

Bahmann,  Ferdinand,  deutscher  Kup- 
ferstecher, geb.  um  1S00,  stach  Bildnisse  nach 


eigener  u.  anderer  Erfindung  f.  d.  Bibliogr. 
Inst,  in  Hildburghausen,  sowie  2 Blätter  nach 
Lionardo  und  Dominichino. 

Bahner,  Hermann,  Landschaftsmaler  in 
Düsseldorf,  geb.  am  12.  7.  1867  in  Kaisers- 
werth, Schüler  von  Jcrnberg  auf  der  Düssel- 
dorfer Kunstakademie,  später  in  Bensheim 
in  Hessen  tätig.  Er  malt  mit  Vorliebe  holl. 
Motive:  Abendstimmung  am  holländischen 
Kanal  (Mus.  Magdeburg)  : Aprilabend  (Nat.- 
Gal.  Berlin)  ; Holl.  Dörfchen  am  Kanal. 

Das  geist.  Deutschland.  1898,  I.  — VIII.  Jah- 
resausstellung der  Freien  Vereinigung  Düssel- 
dorfer Künstler  1899.  — Kat.  d.  Gr.  Berliner 
Kstausstcllg.  1904.  Board. 

Bahns  (ßehns  oder  Bauss),  George, 
Kunsttischler  aus  Zittau,  verfertigte  1657  in 
der  alten,  1868  abgebrochenen  Kirche  zu  Frie- 
dersdorf die  Holzdcckc  und  zusammen  mit 
dem  Maler  Kremsier  die  Kanzel  (1656)  und 
den  Altar  (1659),  die  bei  dem  Abbruch  der 
Kirche  leider  mit  verloren  gingen.  Für  die 
Petri-Paulikirchc  in  Zittau  lieferte  er  1661 — 
62  mit  mehreren  anderen  Meistern  das  Ge- 
stühl und  erhielt  am  14.  1.  1668  mit  Hans 
Kunert  und  Hcinr.  Prescher  den  Altar  und 
die  beiden  Statuen  Petri  und  Pauli  in  Auf- 
trag. In  demselben  Jahr  fertigt  er  mit  dem 
Bildhauer  Hans  Bubcnik  die  Kanzel  für  diese 
Kirche  (nicht  mehr  in  völlig  ursprünglichem 
Zustand).  Am  14.  11.  1654  (laut  Inschrift) 
stellt  er  mit  Martin  Feist  den  Altar  der 
Kreuzkirche  daselbst  auf,  „ein  charakteristi- 
sches Beispiel  für  die  verwilderte  Stilbildung 
in  Knorpclwerk  nach  dem  30jährigen  Kriege". 
In  ähnlichem  Stil  das  Epitaph  des  Georg 
Schnitter  daselbst  von  1602. 

Bau-  u.  Kstdenkm.  d.  Königr.  Sachsen.  Heft 
XXIX  11 ; Heft  XXX  31,  32,  35,  100,  101,  104, 
105.  H.  V. 

Bahr  (Bocr),  Hans,  wälscher  Maurer, 
Bruder  Jakobs,  vielleicht  identisch  mit  Jo- 
hann Baptista  Parr,  der  1555—1572  an  den 
Schloßbauten  in  Schwerin  und  Güstrow  tätig 
war.  Er  wird  als  Baumeister  des  15S2  voll- 
endeten Rotschlosses  im  Kreis  Nimptsch  ge- 
nannt. 1559  erscheint  er  beim  Kauf  eines 
Hauses  in  der  Burgstraßc  zu  Brieg,  wobei 
sein  Bruder  Jakob  Boer  (Baar)  Zeuge  war. 
— Vermutlich  ein  dritter  Bruder:  Franz  Parr 
(Boer)  genannt,  ist  Baumeister  in  schwedi- 
schen Diensten,  s.  Parr. 

Schlesiens  Vorzeit  III  270,  271,  432.  — An- 
zeiger für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit  1878, 
Sp.  82,  165.  — Fr.  Sarre,  Beiträge  zur  Meck- 
lenb.  Kunstgcsch.,  Berlin  1890,  p.  85.  — Ver- 
zeichnis der  Kunstdenkmäler  Schlesiens  II  41S  ; 
V 521.  L.  Burgemeistcr. 

Bahr  (Baar,  Bavor,  Bavaro,  Pahr,  Pawer, 
Parr),  Jakob,  meist  Jakob  der  Wahle  ge- 
nannt, aus  Mailand,  „wälscher  Maurer“.  Er 
erscheint  1547  in  Brieg  als  Schloßbaumeister. 
1548  nimmt  er  an  einer  Beratschlagung  mit 
Lorenz  Günther,  Baumeister  der  Stadt  Bres- 
lau, und  Jakob  dem  Stadtmüller  wegen  des 


Bahr  — Bäja 


Fortganges  der  Arbeiten  am  Schloß  teil.  Sein 
Anteil  ara  Schloßbau  bis  wenigstens  1556 
steht  fest.  1548  erbaut  er  mit  Antoni  von 
Theodor  (Anthonis  von  Zerusa,  Zerroen, 
Szerrunn?)  die  Stadtschule  auf  dem  Pfarr- 
kirchhofe  in  Brieg.  Gegenüber  den  Anfein- 
dungen der  einheimischen  zünftigen  Maurer 
bescheinigt  ihm  unterm  26.  10.  1664  Herzog 
Georg,  daß  er  ihm  sein  fürstlich  Schloß  mch- 
renteils  gebaut  und  noch  andre  ansehnliche 
Bauten  gefördert  und  sich  stets  eines  ehr- 
baren Lebens  beflissen  habe;  er  nimmt  ihn  in 
besonderen  Schutz.  Im  gleichen  Jahre  1564 
wird  B.  zum  Bau  des  Brieger  Gymnasiums 
berufen,  das  ehedem  reiche  Giebel  mit  den 
Bildnissen  der  neun  Musen  hatte,  während  der 
Turm  mit  dem  Bilde  Apollos  geschmückt  war. 
Auch  bei  kleineren  Arbeiten  niederer  hand- 
werksmäßiger Art  erscheint  er  in  dieser  Zeit 
im  Dienste  des  Magistrats  von  Brieg.  Es  ist 
dies  ein  charakteristischer  Zug  der  wälschen 
Maurer,  daß  ihnen  jeder  Verdienst  gut  genug 
war.  So  hatte  B.  auch  unter  den  Kaufkam- 
mern einen  Stand.  Am  12.  6.  1570  schließt 
der  Magistrat  in  Gegenwart  des  Herzogs  mit 
dem  vorsichtigen  Jacob  Baar,  Baumeister  und 
Maurer,  den  Kontrakt  wegen  Wiederaufbaues 
des  im  Jahre  vorher  abgebrannten  Rathauses 
ab.  Der  Bau  wurde  von  ihm  1572  vollendet. 
B.  war  das  Haupt  der  italien.  Maurcrkolonie 
in  Brieg  und  besaß  ein  Haus  in  der  Burg- 
straße nahe  dem  herzoglichen  Schloß.  Er 
starb  am  16.  8.  1575.  Der  Gatte  seiner  Toch- 
ter I.ucretia  war  Bernhard  Niuron,  ebenfalls 
ein  Walde,  der  Hofarchitekt  des  Herzogs  Ge- 
org II.  und  seines  Nachfolgers  Joachim  Fried- 
rich. 

Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift  (Zeit- 
schrift des  Museums- Vereins  zu  Breslau)  II 
149,  195;  III  267—272,  299—301,  308,  427,  428, 
431,  432;  VI  220,  223—225,  228;  VII  489.  — 
Anzeiger  für  Kunst  der  deutschen  Vorzeit,  Or- 
gan des  Germanischen  Museums  in  Nürnberg 
1878,  Sp.  77—83,  97,  98,  100,  166,  201,  202,  203, 
205,  295.  — L ü b k e,  Deutsche  Renaissance, 
2.  Aufl.  II  186.  — Dohmc,  Gcsch,  d.  deutschen 
Baukunst  1887,  296,  360.  — Fr.  Sarre,  Bei- 
träge zur  Mccktcnb.  Kunstgcsch.,  Berlin  1890, 
p.  84  ff.  — Verzeichnis  der  Kunstdenkmäler 
Schlesiens  II  314,  325,  326,  335,  337,  338;  V 
521.  JL.  Burgemeister. 

Bahr,  Johann,  Maler  und  Illustrator,  geb. 
in  Flensburg  am  22.  8.  1859.  Wohnt  in  Frie- 
denau bei  Berlin.  Während  kurzer  Zeit  Stu- 
dium auf  der  Kgl.  Hochschule  f.  bild.  Künste 
zu  Berlin,  sonst  Autodidakt.  Humoristische 
Illustrationen,  besonders  für  die  „Fliegenden 
Blätter“,  „Lustige  Blätter“  u.  a.  Wochen- 
schriften. Hochgebirgsbilder  in  Tempera. 
Aquarelle  humoristischen  Inhalts,  „Schulzens 
Lene“  (1900),  „Gaudeamus"  (1902),  „Sie 
kommen“  (1905),  „Kriegskameraden“  (1906) 
u.  a.  m /.  Svt. 

Bahr,  Theodor  Anton,  norweg.  Maler, 
geb.  am  20.  9.  1868  in  Stavanger,  bildete  sich 


vom  Herbst  1884  bis  1886  auf  Bergslicns  Ma- 
lerschule in  Kristiania  aus.  war  den  Winter 
1886 — 87  Schüler  von  Chr.  Krohg,  E.  We« 
renskiold  und  Eilif  Petersscn  in  Kristiania. 

Er  hielt  sich  1887  in  Kopenhagen  auf,  reiste 
1889  nach  Melbourne,  1896  nach  Kapstadt. 

Im  Winter  1901 — 02  nahm  er  Studienauf- 
enthalt in  Paris  und  lebt  zurzeit  in  Südafrika. 

Er  malt  meist  Landschaften  und  Porträts  und 
stellte  auf  den  staatlichen  Ausstellungen  in 
Kristiania  1887  und  88,  sowie  in  Kopenhagen 
1887  aus. 

Mitteilungen  der  Gattin  des  Künstlers. 

C.  IV.  Schnitter, 

Bahr,  s.  auch  Baar  u.  Parr. 

Bahren,  s.  Baren. 

Bahuche,  Jean,  französ.  Hofmaler,  in  den 
Listen  derselben  1686 — 48  erwähnt.  Wahr- 
scheinlich ein  Verwandter  der  bekannten  Ma- 
lerin Margareta  Bunel,  geb.  Bahuche. 

Ja!,  Dict.  crit.,  Paris  1872  p.  92.  ** 

Bahuche,  Margarethe,  s.  Bunel. 

Bahnet,  Alfred,  französ.  Zeichner  und 
Lithograph,  geb.  in  Paris,  Schüler  von  He- 
bert, Roll,  Sirouy  und  Chauvel.  Man  hat 
von  ihm  folgende  Lithographien:  Marechal 
Prim  nach  Henri  Regnauit ; Ismael  nach 
Cazin  (Salon  1885) ; Faust  au  Combat,  Faust 
au  sabbat,  nach  Chifflart  (Salon  1002). 

Livrets  de  salons  1885.  1902.  — Gaz.  d.  beaux- 
arts.  1885.  2.  p.  126 ; 1891.  1.  p.  484.  /.  Guibcrt. 

Bahuet,  J e a n n i n,  französ.  Maler  im 
Dienste  des  Herzogs  von  Mantua  gegen  Ende 
des  16.  Jahrh.  Von  den  Arbeiten  dieses 
seinerzeit  renommierten  Malers  scheint  nichts 
erhalten  zu  sein.  In  einem  Briefe  an  den 
Herzog  vom  2.  12.  1681  erwähnt  er  das  von 
ihm  gemalte  Porträt  der  Herzogin.  Ein  an- 
derer Brief  vom  1.  2.  1582  zeigt  B.  als  Lei- 
ter bei  den  Vorbereitungen  für  ein  Turnier; 
endlich  finden  wir  in  der  Korrespondenz 
des  Muzio  Manfred»,  veröffentlicht  Venedig 
1606,  einen  Brief,  datiert  aus  Nancy  am  21.  6. 
1591,  in  dem  Manfrcdi  den  Bahuet  freund- 
schaftlich tadelt,  daß  er  ihm  die  Bildnisse 
noch  nicht  gesandt  hat,  die  B.  ihm  von  der 
Komtesse  von  Miraudola  und  der  Komtesse 
von  Sale  versprochen  hatte.  Er  bittet  den 
B.,  ihm  nun  zur  Entschädigung  das  Bildnis 
der  Schönsten  von  Mantua  zu  malen.  — Die 
Daten  seiner  Lebensgrenzen  sind  nicht  be- 
kannt. 

Bertolotti,  Artist»  francesi  ln  Roma,  1886. 

— Reun.  des  Soc.  des  b.-a.  XXIII  402. 

H.  Longnon. 

Baja,  A n g e 1 o,  Maler  in  Padua,  urkund- 
lich erwähnt  1565. 

M o s c h i n i,  Deila  pitt.  in  Fadova  Mem. 
(1826)  p.  83.  * 

Bäja,  Stefan,  ung.  Maler  vom  Ende  des 
18.  Jahrh.  Wirkte  vornehmlich  in  D6va,  wo-  , 
selbst  er  auch  Grundbesitzer  und  rcf.  Ober- 
kurator war.  Malte  zumeist  Miniaturporträts. 


363 


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Baia  — Baier 


Einiges  von  ihm  wurde  in  den  20er  Jahren 
des  19.  Jahrh.  gestochen. 

Müv6szet,  1904,  207  u.  1907,  419.  Bu- 
dapest. K.  Lyba. 

Baia,  i 1,  s.  Corso,  Jacopo  di. 

Baiardi,  Francesco,  Maler  in  Parma, 
Sohn  des  Goldschmieds  Giberto  B.,  malte  1542 
„il  quadro  di  S.  Giacomo“. 

Baistrocchi,  Spogli  Storici  (Mscr.  in 
Parma,  Bibi.  Palat.).  St.  Lottici. 

Baiardi,  Giberto  di.Bertolino,  Gold- 
schmied in  Parma,  1444  zum  ersten  Male  er- 
wähnt in  einem  Prozeß  um  die  Bezahlung  von 
ihm  gefertigter  und  an  den  Goldschmied  Mel- 
chiorre  de’  Posterla  verkaufter  Goldschmuck- 
sachen. 1495  erwarb  er  vom  Kloster  S.  Gio- 
vanni Evangelista  eine  Familienkapelle,  für 
die  einige  von  ihm  gearbeitete  silbervergoldete 
Kelche  mit  in  Zahlung  genommen  wurden. 
Von  seinen  drei  Söhnen  Gaspare,  Palamino 
und  Francesco  wird  der  letztere  als  Maler  er- 
wähnt. Giberto  B.  t 1500. 

Scarabelli-Zunti,  Mcm.  di  B.  Arti. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  — Baistroc- 
chi, Spogli  Stör.  (Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.). 

St.  Lottici. 

Baiardi,  M e r c u r i o,  Maler  in  Parma ; 
malte  1574  am  Hause  eines  seiner  Freunde 
ein  Freskobild  der  ihr  Kindlein  säugenden 
Madonna  mit  dem  in  Anbetung  knienden  hl. 
Franciscus  von  Assisi.  Späterhin  wurde  die- 
ses als  wundertätig  verehrte  Gemälde  von  der 
Mauer  losgelöst  und  auf  dem  Altäre  der  nach 
ihm  benannten  Kirche  S.  Maria  del  Quartiere 
aufgcstellt.  — Auch  die  Chiaroscuro-Malercicn 
auf  den  Pilastern  einer  Nische  dieser  Madon- 
ncnkirchc  wurden  von  Mercurio  B.  ausge- 
führt. 

Scarabelli-Zunti,  Mem.  di  B.  Arti. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  St.  Lottici. 

Bajardo,  Giovanni  Battist  a,  italicn. 
Maler,  geh.  um  1620  in  Genua,  + 1657  da- 
selbst an  der  Pest.  Von  den  zahlreichen  Ge- 
mälden, die  er  für  genuesische  Kirchen  etc 
ausführte,  werden  besonders  gerühmt:  die 
Fresken  im  Kloster  S.  Agostino  und  in  S. 
Pietro  di  Banchi,  die  Heil.  Hieronymus  und 
Franziskus  Xavcrius  in  der  Jesuitenkirche, 
das  Wunder  und  das  Begräbnis  des  hl.  Ste- 
phanus im  Oratorio  dei  Disciplinati  di  S. 
Stefano,  das  Hochaltarbild  mit  der  Christus- 
Vision  der  hl.  Clara  in  S.  Chiara  di  Carignano 
und  dasjenige  mit  der  Kreuzauffindung  in 
der  Chiesa  dei  Frati  Minimi.  — Zani.  Enc. 
met.  TI  erwähnt  auch  einen  Bruder  des  Obigen 
als  Maler  in  Genua  um  1640  (ohne  Vor- 
namen). 

Soprani-Ratti,  Vite  de’  pittori  etc.  Ge- 
novesi  (1768)  I 334  f.  — L a n z i,  Storia  pitt. 
d.  Italia  (1834)  V 278.  — Raldinucci,  Not. 
dei  prof.  del  Discgno  (1847).  L.  Ossola. 

Baiatta,  F..  italicn.  Kupferstecher,  nur  von 
Zani,  Enc.  III  27,  erwähnt.  p . k. 

Baier  (Bayer,  Bair,  Pair),  Hans,  Maler 
und  wohl  auch  Bildschnitzer  in  Nürnberg,  wo 


er  sich  1630  verheiratete  (Ehebücher  bei  St. 
Sebald  in  Nürnberg).  Am  4.  6.  1541  ließ 
ihm  der  Rat  8 fl.  für  ein  Modell  („patron“), 
der  Stadt  Nürnberg,  das  er  verfertigt  und 
dem  Rat  dediziert  hatte,  verehren,  ihm  aber 
gleichzeitig  einschärfen,  „ferner  dergleichen 
nit  mehr  weder  zu  schnitzen  noch  zu  malen“. 

Bayer.  Gewerbe-Zeitung  1897  S.  31  f. 

Th.  Hampe. 

Baier  (Bayr),  Jeremias,  Maler  zu 
Nürnberg,  verheiratete  sich  daselbst  am  16. 
4.  1599  (Ehebücher  bei  St.  Lorenz)  und  ward 
am  16.  10.  1604  Meister.  Da  Hauer  drei 
Lehrlinge  von  ihm  nennt:  Barthel  Wernlein, 
Matthcs  Trost  und  Christoph  Melonius,  so 
scheint  er  einen  größeren  Werkstattbetrieb 
gehabt  zu  haben.  Arbeiten  von  seiner  Hand 
sind  nicht  bekannt. 

Mitteilungen  aus  dem  german.  Nationalmus. 
1899  S.  126  (Aufzeichnungen  Johann  Hauers). 

Th.  Hampe. 

Baier  (Bair,  Bayr  etc.),  Melchior,  einer 
der  hervorragendsten  und  meist  beschäftigten 
Goldschmiede  der  Nürnberger  Hochrenais- 
sance, wurde  am  4.  2.  1525  zu  Nürnberg 
gegen  eine  Gebühr  von  4 fl.  Bürger  und  2 
Tage  darauf  gegen  Erlegung  von  10  fl.  Mei- 
ster. Wenn  er  in  dem  Arnoldschcn  Verzeich- 
nis der  Nürnberger  Goldschmiede  (1652)  als 
„Silber-  und  Goldarbeiter“  bezeichnet  wird, 
so  kommt  dies  vielleicht  daher,  daß  Arnold, 
wie  cs  scheint,  2 Meister  des  Namens  Mel- 
chior Baier  (oder  Payer,  Peuer,  Pewer), 
einen  Silberschmied  (Meister  1521)  und  un- 
seren Goldschmied  (Meister  1525)  zusam- 
mengeworfen hat.  Die  Möglichkeit  eines 
Doppelgängers  ist  auch  für  die  folgenden 
Angaben  gelegentlich  in  Betracht  zu  ziehen. 

1528  kommt  B.  als  Vertrauensmann  in  der 
Veit  Hirschvogclschen  Nachlaßsache  vor; 
1531  fertigte  er  Silbergeschirr  (Waschgeschirr 
und  Tafelsilber)  für  Adam  Grafen  von  Beich- 
lingen; von  1532  bis  in  den  Anfang  der  40er 
Jahre  ist  er  vielfältig  für  den  bekannten 
Rcchtsgel ehrten  Dr.  Christoph  Schcurl  und 
durch  dessen  Vermittelung  auch  für  den  Kar- 
dinal von  Trient,  Bernhard  von  Cles,  tätig: 
eine  Reihe  bedeutender  Arbeiten  von  B.  wer- 
den in  Schcurls  Schuld-  und  Rcchnungsbuch 
genau  beschrieben.  Der  Meister  wohnte  da- 
mals in  der  Bindergasse.  1532 — 38  ist  Hein- 
rich Lautensack  (s.  d.),  der  1550  zu  Frank- 
furt Meister  wurde,  bei  ihm  in  der  Lehre 
(Meisterbuch  der  Frankfurter  Goldschmiede 
im  Besitz  des  Barons  v.  Erlanger  in  Obcr- 
ingelhcim  — nach  Hofrat  Rosenbergs  mir 
freundlichst  zur  Verfügung  gestellten  Exzerp- 
ten). 1534 — 37  ist  er  Geschworener  seines 
Handwerks.  Von  1538  ist  der  mit  *M*B* 
signierte  Silbcraltar  in  der  Jagelloncnkapellc 
des  Doms  zu  Krakau  datiert,  den  wir  mit 
annähernder  Sicherheit  als  eines  der  Haupt- 
werke B.s  betrachten  dürfen;  schreibt  doch 


364 


Baier 


Neudörfer  1547  über  unseren  Meister,  daß  er 
„im  Treiben,  Reißen  (Zeichnen,  hier  wohl 
auch  Gravieren)  und  großen  Werken,  von 
Silber  zu  machen,  berühmt"  gewesen  sei  und 
dem  „König  in  Polen  (Sigismund  I.  regierte 
1506 — 1548)  eine  ganz  silberne  Altartafel“ 
gemacht  habe;  „die  wog  viel  Mark“.  „Zu 
solcher  Tafel“,  heißt  es  bei  Neudörfer  wei- 
ter, „machet  Peter  Flötner  die  Patron  (d.  h. 
die  Zeichnung,  den  Karton)  und  Figuren 
von  Holz  (also  die  Buchsbaum  (?) -Modelle), 
aber  Pankraz  Labenwolf  goß  dieselben  höl- 
zernen Patronen  von  Messing ; über  diese 
messingene  Tafeln  wurden  die  silbernen  Plat- 
ten eingesenkt  und  getrieben.“  Überdies  ist 
auch  noch  später  in  den  Akten  von  Bezie- 
hungen B.s  zu  Krakau  die  Rede.  Da  Neu- 
dörfer auch  von  Hans  (recte  Albrecht) 
Glim  bemerkt,  daß  er  „in  den  großen  Werken 
der  silbernen  Bilder  von  ganzen  Stücken  zu 
treiben  hoch  berühmt"  gewesen  sei,  und  man 
auf  diesen  Freund  Dürers  um  die  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  größere  Werke  der  Silbcr- 
schmicdckunst  der  Nürnberger  Renaissance 
zu  beziehen  liebte,  so  ist  vielfach  auch,  doch, 
wie  mir  scheint,  ohne  Grund,  jener  silberne 
Flügelaltar  Sigismunds  I.  mit  Albrecht  Glim, 
wenigstens  als  Mitarbeiter,  in  Verbindung  ge- 
bracht worden.  In  seiner  heutigen  Form  voll- 
endet wurde  der  Altar  allerdings  erst  unter 
Sigismund  II.  (regierte  1548 — 1572).  — Nicht 
ohne  Grund  möchte  neuerdings  Peartree  auch 
die  beiden  kunstvoll  gearbeiteten  silbernen 
Altarleuchter  im  Krakauer  Dom,  gleichfalls 
ein  Geschenk  König  Sigismunds  I.,  bereits 
aus  dem  Jahre  1536,  Melchior  Baier  zuschrei- 
ben. 

1540  lieferte  er  eine  größere  Anzahl  von 
Magöllein,  d.  h.  kleinen  Bechern  (16  silberne 
„mit  vergulten  Raifen  und  Fücßen“  und  16 
silbcrvcrgoldete)  für  den  Silberschatz  des 
Nürnberger  Rates,  der  im  Februar  desselben 
Jahres  auch  jenes  vergoldete  Trinkgeschirr 
„mit  einer  deck  (=  Deckel),  darauf  die  siben 
planeten  mit  iren  efectcn  künstlich  geschmelzt 
(=  emailliert)  und  ausgetriben“,  für  460 
Gulden  von  B.  kaufte,  das  dann  im  Fe- 
bruar des  folgenden  Jahres  vom  Rat  Kaiser 
Karl  V.  als  Ehrengeschenk  gewidmet  wurde. 

1544  hatte  unser  Meister  Unannehmlichkeiten 
wegen  einiger  wohl  älterer  Becher,  die  er 
einem  Händler  zum  verkaufen  gegeben  hatte, 
die  aber  nicht  das  seit  1541  gesetzlich  vor- 
geschriebene  Kontrollzcichen  der  geschwore- 
nen Meister  trugen.  Von  einer  Bestrafung 
B.s  sah  der  Rat  indessen  ab.  Im  Februar 

1545  erbat  sich  und  erhielt  der  Künstler  mit 
zwei  anderen  Goldschmieden  (Rüdiger  von 
der  Burg  und  Nikolaus  Nunhart)  vom  Rat 
eine  „Fürschrift  gen  Krakau“;  es  handelte 
sich  dabei  möglicherweise  um  eine  Restfor- 
derung für  den  König  Sigismund  I.  geliefer- 


ten Altar.  Zum  25.  2.  1548  hören  wir  von 
einer  Beschwerde  seiner  Frau,  daß  ihr  Mann 
„ganz  kindisch  und  wahnwitzig“  sei,  nicht 
zu  handeln  verstände  und  nicht  mit  Geld 
umzugehen  wisse  etc.;  sie  wird  damit  vom 
Rat  an  das  Gericht  verwiesen.  Noch  im 
gleichen  Jahre  — zwischen  Crucis  (14.  9.) 
und  Lucie  (13.  12.)  1548  — starb  „Anna 
Melchior  Bairin,  goldschmidin  an  S.  Egidicn- 
gassen“.  In  den  Jahren  1549—1551  ist  B. 
verschiedentlich  für  den  Nürnberger  Pa- 
trizier Licnhard  Tücher  tätig,  wie  aus  dessen 
Haushaltungsbuch  (im  Freihcrrl.  von  Tucher- 
schen  Familienarchive)  hervorgeht.  Etwa 
um  die  gleiche  Zeit  mag  die  köstliche  silber- 
vergoldete, mit  plastischen  Zutaten  und  rei- 
cher Emailmalerei  auf  das  geschmackvollste 
verzierte  Schale  in  der  kgl.  Silberkammer  zu 
München,  ein  Meisterwerk  ersten  Ranges, 
aus  seiner  Hand  hervorgegangen  sein.  Sie 
trägt  außer  dem  Nürnberger  Beschau-  und 
dem  Wüchsenzcichcn  eine  Meistermarke  mit 
einem  aus  M und  B zusammengesetzten 
Monogramm,  das  auch  als  Merkzeichen 
Melchior  Baiers  auf  den  zugleich  mit  der 
Stempelung  seitens  der  Meister  1541  cinge- 
ftihrten  Goldschmiedstafeln  erscheint.  Für 
ein  Mitglied  etwa  der  Goldschmicdsfamilic 
Bauch  (s.  d.),  der  im  übrigen  wohl  die  in 
Rosenbergs  Buche  „Der  Goldschmiede  Merk- 
zeichen“ ( No.  1249)  unter  Melchior  Baiers 
Namen  vereinigten  Werke  auch  nach  der 
Meinung  unseres  besten  Kenners,  eben  des 
Verfassers  jenes  Buches  selbst,  zugcteilt  wer- 
den müssen,  ist  aber  die  Arbeit  nach  Aus- 
weis ihres  Stiles,  ihrer  ganzen  Art  enschie- 
den  zu  früh. 

Nach  1551  hören  wir  nichts  mehr  von  B. 
bis  zu  seinem  Tode,  der  nach  Dopplmayr 
am  3.  8.  1577  erfolgte.  Das  offizielle  Toten- 
buch von  1576/79  im  Nürnberger  Kreis- 
archive enthält  auf  Bl.  132  zum  6.  August 
1577  die  Notiz:  „Der  ersam  Melchior  Bair 
der  eher,  goltschmidt  in  Sant  Egidiengassen“ 
und  nennt  damit  wohl  den  Tag  des  Begräb- 
nisses. Nur  ein  Sohn  „Jobst  Bair,  instrumen- 
tist“ (also  Instrumentenmacher)  überlebte 
ihn  und  trat  das  für  die  damalige  Zeit  und 
für  handwerkliche  Verhältnisse  nicht  unbe- 
trächtliche Erbe  an,  das  nach  Begleichung 
aller  Passiva  noch  1852  fl.  7 h 9 ^ betrug. 

Wie  in  bezug  auf  sein  Leben  bleibt  auch 
hinsichtlich  der  Arbeiten  B.s  noch  vieles,  ja 
fast  alles  dunkel  oder  unsicher.  Wenn,  wie 
cs  den  Anschein  hat,  in  der  Tat  sowohl  die 
Silberarbeit  am  Krakauer  Altar  als  auch  die 
wundervolle  Münchener  Schale  von  B.  her- 
rühren, so  muß  er  ein  vielseitiger  Künstler 
und  ein  Meister  in  den  verschiedensten  Tech- 
niken gewesen  sein.  Der  geistige  Haupt- 
anteil an  dem  Altar  gebührt  ja  allerdings 
Flötner,  der  sich  dabei  — vielleicht  gemäß 


365 


Baier  — Baiitsu 


seines  Auftrages  — namentlich  in  den  Dar- 
stellungen aus  dem  Leben  der  Jungfrau  Maria, 
stark  an  Dürersche  Vorbilder  anlchnte.  Für 
den  hochentwickelten  Geschmack  B.s  zeugt 
vor  allem  die  Münchener  Schale.  Wie  weit 
er  auch  im  einzelnen  schöpferisch  tätig  ge- 
wesen ist,  das  müßte  eine  besondere  genaue 
Untersuchung  und  die  Auffindung  weiterer 
Werke  des  Meisters,  die  an  der  Hand  der 
oben  erwähnten  eingehenden  Beschreibungen 
Christoph  Schcurls  nunmehr  in  das  Bereich 
der  Möglichkeit  gerückt  scheint,  lehren.  Mit 
der  Veröffentlichung  dieses  und  anderen  un- 
gedruckten  Materials  über  den  Künstler  ist 
der  Unterzeichnete  zurzeit  beschäftigt. 

Archivalischc  Quellen  u.  handschriftliche  No- 
tizen Marc  Rosenbergs  (s.  o.),  dem  für  seine 
frdl.  Unterstützung  hiermit  herzlichster  Dank 
gesagt  sei.  Ferner  zu  M.  B.s  Leben  vgl. : 
Neudörfers  Nachrichten  von  Künstlern  u.  Werk- 
leuten (Edition  Lochncr)  S.  125  u.  149.  — 
Heinrich  Arnolds  Verzeichnis  der  Nürnberger 
Goldschmiede  (1652,  fortgeführt  bis  1868)  nach 
der  Hs.  im  Bayer.  Gewerbemuseum  hrsgg.  von 
Stockbauer  als  Beiträge  zum  VI.  Bde.  (1893) 
der  Bayerischen  Gewerbezeitung.  — Doppel- 
mayr,  Historische  Nachricht  S.  204.  — Roth, 
Geschichte  des  Nürnberger  Handels  I (1800) 
S.  310.  — Kunst  und  Gewerbe  X (1876)  S.  122 
u.  123.  — B o e s c h,  Revers  des  Goldschmieds 
M.  B.  von  Nürnberg  für  Adam  Grafen  von 
Beichlingen  etc.  in  den  Mitteilungen  aus  dem 
german.  Nationalmuseum  I 164  f.  — Derselbe, 
ebenda  II  162.  — Th.  Hampe  in  der  Bayer. 
Gcwerbczcitung  X (1897)  S.  30  f.  — Derselbe, 
Nürnberger  Ratsvcrlässe  I No.  3080  (der  hier 
u.  a.  vorkommende  Daniel  Engelhard  war  ein 
ausgezeichneter  Edelsteinschneider). 

Vorzugsweise  die  Werke  betreffend : Essen- 
w e i n,  Die  mittelalterlichen  Kunstdenkmale  der 
Stadt  Krakau  (1866)  S.  92  f.  — Bergau 
in  der  Zeitschrift  für  bildende  Kunst  XV  (1880) 
S.  18  (hier  werden,  um  die  Frage  hinsichtlich 
Albrecht  Gliras  zu  lösen,  2 verschiedene  Altäre 
konstruiert).  — Marian  Sokolowski, 
Hans  Sues  von  Kulmbach.  Krakau  1883,  S. 
115 — 116  (in  polnischer  Sprache) ; vgl.  dazu : 
Derselbe  im  Repertorium  für  Kunstwissensch. 
VIII  418.  — Bode,  Geschichte  der  deutschen 
Plastik  (1887)  S.  189.  — Jahrbuch  der  Kunst- 
sammlungen des  Allerhöchsten  Kaiserhauses  X 
(1889)  No.  5862.  — D o m a n i g,  ebenda  XVI 
(1895)  2,  dazu  Anm.  3.  — Marc  Roscn- 
berg,  Der  Goldschmiede  Merkzeichen  (1890) 
S.  236  und  No.  1249  d (vgl.  im  übrigen  oben 
und  unten  Meinrad  Bauch  d.  ä.).  — Mum- 
menhoff, Das  Rathaus  in  Nürnberg  (1891) 

S.  283,  286.  — Odrzywolski,  Die  Renais- 
sance in  Polen  (1899)  S.  6 u.  Taf.  11  u.  12 
(gute  Abbildungen  des  Krakauer  Altars).  — 
Gazette  des  Beaux-Arts  1901  I 423.  — Leo- 
nard Lepszy,  Krakau  (Berühmte  Kunst- 
stätten No.  36)  S.  130  (Abb.)  u.  S.  132.  — (F. 

T.  Schulz),  Katalog  der  histor.  Ausstellung 
der  Stadt  Nürnberg  (1906)  No.  365.  — Pear- 
trec  im  Burlington  Magazine  No.  XLIV  (No- 
vember 1906)  S.  117  f.  (daselbst  auch  leidliche 
Abbildung  der  Münchener  Schale).  Th.  Hampe. 

Baier,  Michel,  Gcschützgicßcr  zu  Riga, 
goß  10  reichverzierte  Kanonen  in  den  Jahren 
1566 — 1582,  die  1837  von  Riga  nach  Peters- 
burg geschafft  wurden,  und  von  denen  das 


kaiserliche  Arsenal  zu  St.  Petersburg  noch 
drei  Stück  mit  den  Daten  1566,  156S  und 
1575  bewahrt. 

Champeaux,  Dictionnaire  des  fondeurs 
etc.  — Meyer,  Kstlerlex.  II  549.  Th.  Hampe. 

Baier  (Bair),  Nikolaus,  Bildschnitzer, 
wurde  am  8.  7.  1503  in  Nürnberg  Bürger  und 
zahlte  dabei  4 fl.  Stadtwährung  als  Steuer. 

G ü m b e 1 im  Repertor.  f.  Kunstwiss.  XXIX 
333. 

Baier,  s.  auch  Bair,  Bayer,  Bayr,  Beyer, 
Fair  etc. 

Baierle,  s.  Bayerle. 

Baietti,  Antonio,  s.  Antonio  Baietti. 

Baignol,  £ t i e n n e,  namhafter  Porzcllan- 
fabrikant  zu  Limoges,  gcb.  um  1740,  t 1824, 
begründete  1797  die  erste  große  Porzcllan- 
fabrik  in  Limoges,  nachdem  er  vorher  die 
Fabrik  de  la  Scynie  in  Saint-Vrieix  geleitet 
hatte.  Er  lieferte  zahlreiche  Biskuits,  die 
sich  durch  Schönheit  der  Masse  wie  durch 
künstlerische  Ausführung  auszeichnen.  Aus 
seiner  Fabrik  gingen  namentlich  hervor:  Sta- 
tuetten, Vasen,  der  verschiedensten  Form  u. 
Dekoration,  zierliche  Karaffen,  Schalen  in 
Gondelform,  Schmuckkästchen,  Tintenfässer, 
zahlreiche  Kaffeeservice  usw. 

Röun.  d.  soc.  d.  beaux-arts  XXV  458 — 67. 

Baiitsu,  Gö  (Künstlername)  des  Y a m a- 


moto  B.  (Jj 

eines  japanischen  Malers  der  neuchincsischcn 
Schule  (1770 — 1857).  Na  (eigtl.  Name)  Ryö 


Meikei  ( 


Azana  (Beiname)  Meikyö  oder 


0p 


).  Geb.  in  Nagoya, 


studiert  die  Meister  der  Chin.  Yuan-,  Ming- 
und  Ch’ing-Dynastien,  außerdem  Nakabayashi 
Chikudö  (s.  d.),  dem  er  nach  Kyoto  folgt, 
t Ansci  4.  Jahr,  1.  Monat,  2.  Tag  = 27.  1. 
1857,  68  Jahre  alt.  Unter  Baiitsus  Werken 
— Landschaften,  Figuren-,  Tier-  und  Pflan- 
zenbildern  — stehen  reiche,  phantastische 
Pflanzenkompositionen  obenan,  die  er  mit 
größter  technischer  Meisterschaft  ohne  die 
übliche  Kohlenvorzeichnung  entwarf.  Re- 
produktionen seiner  Bilder  Kokkwa  H.  132, 
Selccted  relics  of  jap.  art  XII  37,  XIII  40. 
XV  37,  XVI  37.  — Nanshü  - Mcigwaen 
(Tökyö,  Shimbi  Shoin)  H.  2.  H.  12. 

Hist,  de  l’art  du  Japon  S.  215.  — Ander- 
son, Cataloguc  S.  191.  — Dai  Nihon  jimmei 
jisho  (5.  A.,  Tökyö  1903)  S.  2057.  — Karo- 
kawa ctc.,  Honchö  gwaka  jimmei  jisho  (17. 
A.,  Tökyö  1903)  S.  165.  — A s a o k a,  Kogwa 
Bikö  (Tökyö  1903)  S.  1285.  — Yokoyama, 
Bijutsu  meika  shöden  S.  190  (Osaka  1901).  — 
Fujioka,  Kinsei  kwaigwashi  (4.  A„  Tökyö 
1906)  S.  205,  206.  — Y o k o i,  Nihon  kwai- 
gwashi (Tökyö  1901)  S.  174.  — Kosugi  etc., 
Dai  Nihon  meika  zensho  (2.  A.,  Tökyö  1903)  S. 
743.  — Kohitsu,  Dai  Nihon  shogwa  jimmei 
jisho  (3.  A.,  Tökyö  1903)  S.  273.  O.  Kümmel. 


366 


V 


ÜHMÜ 


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Baikoff  — Bail 


Baikoff,  Fcodor.  russ.  Maler,  geb.  1825 
in  Petersburg,  + 1879  in  Tiflis,  Schüler  der 
Petersburger  Akad.,  malte  ansprechende  Land- 
schaften und  Genrebilder  aus  Südrußland. 
In  Tiflis  hat  er  die  Kathedrale  und  das  Stadt- 
tlieater  mit  Gemälden  ausgestattet.  Zwei 
Landschaften  des  Künstlers  befanden  sich 
auf  der  Jubiläumsausstellung  in  Wien  1888. 

Zeitschr.  f.  bild.  Kunst.  Chronik  1873.  S.  388. 
Singer,  Kstlcrlex.^  W.  Neumann. 

Bail,  Antoine,  französ.  Maler,  geb.  am 
8.  4.  1830  in  Chasselay  (Rhone),  Vater  des 
Joseph  und  des  Franck  B.,  ausgebildet  1844 
t>is  1845  und  1853 — 54  an  der  Ecole  des  B.- 
Arts  zu  Lyon,  debütierte  im  Salon  von  Lyon 
1864 — 65  mit  einem  Interieur  d’atelier,  dem  er 
1857  zwei  Stillcben  folgen  ließ;  den  Pariser 
Salon  1861  beschickte  er  mit  dem  Bilde  „Les 
Ceriscs“.  Seitdem  hat  er  in  Paris  und  Lyon 
zahlreiche  Interieurs  und  Stillcben,  seltener 
Landschaften  ausgestellt.  Seine  fein  durch- 
geführten und  breit  gemalten  Gemälde  stellen 
meist  häusliche  Szenen  aus  dem  Leben  der 
Landleute  und  der  kleinen  Handwerker  vor 
Augen.  Seit  1876  in  Paris  ansässig,  ist  B. 
bis  jetzt  mit  folgenden  Hauptwerken  in  öf- 
fentlichen Galerien  vertreten:  Le  petit  pein- 
tre  und  La  fanfarc  de  Bois-le-Roi  (Salon 
de  Lyon  1881,  Mus.  zu  Lyon),  Soldat  Louis’ 
XIII.  (Mus.  zu  Montpellier),  La  soupe  (Sa- 
lon de  Paris  1875,  Mus.  zu  Pau),  Tisserand 
normand  (Mus.  zu  St.  Eticnne),  Le  dimanchc 
en  Auvergne  (Salon  de  Paris  1894,  Mus.  zu 
Washington).  Außerdem  seien  noch  genannt 
die  Gemälde : Aubergc  de  Normandie  ( Salon  de 
Paris  1882),  Cour  de  ferme  ä Champagne 
(Salon  de  Paris  1890  Artistcs  franqaisl,  Brie  ä 
brac(  Salon  de  Paris  1891),  Le  pain  bdnit  (Salon 
de  Paris  1892),  L’ecuclle  vidc  (Salon  de  Paris 
1897).  Ferner  hat  er  einige  Radierungen  ver- 
öffentlicht. Seine  Signatur  ist  in  der  Regel 
„BaiV‘  oder  ,A.  Bail",  (die  beiden  Initialen 
zum  Monogramm  verschlungen). 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistcs 
u.  Suppl.  — Gaz.  des  B.-Arts  I.  per.,  V 265,  338; 
VII  242;  X 40;  XVI  220;  XVIII  285;  XX  36S. 
— Bulletin  des  B.-Arts  I 178.  E.  V. 

Bail,  Franck,  französ.  Maler,  geb.  am 
15.  8.  1858  in  Paris,  Schüler  seines  Vaters 
Antoine  B.  und  später  von  Gerome,  seit  1876 
in  Paris  ansässig,  debütierte  im  Pariser  Sa- 
lon 1878  mit  Poissons,  sowie  gleichzeitig  im 
Lyoner  Salon  mit  Le  pot  au  feu,  denen  er 
dann  zahlreiche  Stilleben,  Interieurs  mit  Fi- 
guren und  Porträts  folgen  ließ.  Seine  Arbei- 
ten zeigen  sorgfältigste  Durchführung  bei 
breitem  Auftrag  und  kühner  Farbengebung. 
Hauptsächlich  erwähnenswert  sind:  Portrait 
de  mon  pere  (Salon  de  Paris  1886),  Un  enlu- 
mineur  d'imagcs  (Exposit.  universelle  de 
Paris  1889,  mention  honorable),  Un  coin  de 
cellier  (Salon  de  Paris  1890  Artistes  fran- 
?ais),  G.  Dechaumo  dans  son  atelicr  (Salon 


de  Paris  1891,  Trocadero-Museum),  L’ecail- 
lerc  (Salon  de  Paris  1900,  III.  Medaille), 
Meditation  (Salon  de  Paris  1901),  Interieur 
auvergnat  u.  Interieur  normand  (1904,  II. 
Medaille),  Interieur  de  ferme  und  Scrvante 
ä la  fontaine  (Salon  de  Paris  1906).  Er 
lithographierte  auch  zwei  Gemälde  seines 
Bruders  Joseph  B.,  s.  dort.  Seine  Signatur 
ist:  Bail  Franck. 

Bellier-Auvray,  Dict  d.  artistes,  Suppl. 
— Gaz.  des  B.-Arts  I.  p<5r„  XV,  XVI,  XXV.  E.  V. 

Bail,  Jean,  s.  Bail,  Pierre. 

Bail,  Joseph,  französ.  Maler,  geb.  am  22. 
1.  1862  zu  Limonest  (Rhone),  Schüler  seines 
Vaters  Antoine  B.,  später  von  G6rome  und 
Carolus  Duran,  debütierte  1878  im  Pariser 
Salon  mit  einem  Stillcben  und  gleichzeitig 
im  Lyoner  Salon  mit  dem  Stilleben:  Les 
huitres.  Seitdem  malte  er  außer  Stilleben, 
auch  Genre-Interieurs  und  einige  Tierstücke. 
Seine  wohlstudicrte,  dabei  breite  Malweisc 
und  seine  Kraft  der  Modellierung  und  des 
Kolorits  sichern  ihm  seinen  Platz  unter  den 
Besten  der  französ.  zeitgenössischen  Stilleben- 
und  jlntcrieurmalcr.  Nachdem  er  sich  dauernd 
in  Paris  niedergelassen  hatte,  wurde  er  1887 
durch  eine  Medaille  2.  Klasse,  1900  durch 
eine  goldene  Medaille  auf  der  Pariser  Welt- 
ausstellung und  1902  durch  die  medaillc  d’hon- 
ncur  du  Salon  de  Paris  ausgezeichnet.  Seine 
Hauptwerke  sind:  Le  verrc  d’cau  (Salon 
de  Paris  1883),  Bibclots  du  Musee  de  Cluny 
(Salon  de  Paris  1886,  im  Mus.  zu  Nancy), 
Lc  marmiton  (Salon  de  Paris  1887),  Oeufs 
sur  le  plat  (Salon  de  Paris  1891,  Artistes 
franqais,  Mus.  zu  Lyon),  Rcflets  de  soleil 
(Salon  de  Paris  1895,  Mus.  zu  Lyon),  La 
inenagerc  (Salon  de  Paris  1897,  Luxembourg- 
Mus.),  Les  Joueurs  de  cartcs  (Salon  de  Paris 
1897,  Pariser  Stadtmus.,  Petit  Palais),  Unc 
cendrillon  (Salon  de  Paris  1900,  Luxem- 
bourg-Mus.), Les  dcntclliercs  (Salon  de  Pa- 
ris 1902),  Lc  benedicite  des  hospitaliercs  de 
Beaune  (Salon  de  Paris  1903),  Pctites  Alles 
de  l’Ue  de  Marken  (Salon  de  Paris  1905),  Unc 
boulangerie  cn  Bretagne  (Salon  de  Paris  1906) 
etc.  Er  signiert:  Bail  Joseph.  — Mehrere 
seiner  Arbeiten  sind  reproduziert  worden: 
Besognc  faitc  (Salon  de  Paris  1893)  und 
Les  joueurs  de  cartes,  lithogr.  von  Maurou ; 
Bataille  de  chicns  (Salon  de  Paris  1899), 
lithogr.  von  Franck  Bail;  La  scrvante  (Salon 
de  Paris  1899),  lithogr.  von  demselben  und 
gestochen  von  Lefort.  Les  dentelliercs,  ge- 
stochen von  Focillon;  Petitcs  Alles  de  l’Ile 
de  Marken,  gestochen  von  Chiquet. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes, 
Suppl.  — J.  Martin,  Nos  pcintres  et  sculp- 
teurs.  — Les  Arts  1904,  No.  30,  p.  3,  8.  E.  V. 

Bail,  die  Brüder  Pierre  und  Jean,  fran- 
zös. Architekten,  die  1464  die  Gewölbe  der 
Kapelle  zu  Kcrnasclcden  (Morbihan,  Ge- 
meinde Caradcc-Tregomel)  vollendeten  laut 


367 


Bailardi  — Baillarge 


einer  Inschrift  im  Altarraume  dieser  großen 
Kapelle.  Begonnen  1443,  präsentiert  sich 
dieses  Bauwerk  in  einem  flachbogigen  Flam- 
boyantstile. 

Bellier- Auvray,  Dict,  g6n.  des  artistes 
u.  Suppl.  — Lance,  Dict.  des  archit.  fran$.  — 
Bauchal,  Nouv.  Dict.  des  archit.  fran?. 

Bailardi,  E 1 1 o r c,  Maler  aus  Bologna,  + 
1590,  nur  von  Zani  (Enc.  mct.  III  27)  er- 
wähnt H.  V. 

Bailardino  di  Perino  da  Modena,  Ma- 
ler in  Modena  um  1351,  nur  von  Zani,  Enc. 
mct.  XIII  301  erwähnt.  ** 

Baildon,  W.  A.,  Landschaftsmaler  in  Lon- 
don, stellte  1824  eine  Ansicht  von  Edgcroft 
und  1841  eine  Landschaft  in  der  R.  Academy 
aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 91.  •* 

Baile,  Joseph,  französ.  Maler,  geb.  am  3. 
9.  1819  in  Lyon,  t am  11.  3.  1856  daselbst, 
ausgebildct  1833—39  an  der  dortigen  Ecole 
des  B.-Arts  als  Schüler  von  Thierriat  und  ar- 
beitete später  bei  Lepage.  Nachdem  B.  dar- 
auf in  Lyon  als  Fabrikzeichner  tätig  gewesen 
war,  ließ  er  sich  für  längere  Zeit  in  Paris  als 
Musterzeichner  nieder,  kehrte  jedoch  1844 
nach  Lyon  zurück,  um  sich  nunmehr  aus- 
schließlich der  Malerei  zu  widmen.  Bereits 
1840  hatte  er  die  Lyoner  Kunstausstellung  mit 
einem  Porträt  beschickt  (falls  dies  nicht  etwa 
von  der  Hand  eines  gleichnamigen  Künstlers 
herrührtc)  ; 1848 — 50  stellte  er  dann  eine  An- 
zahl weiterer  Porträts  in  Lyon  aus,  sowie  spä- 
terhin eine  Reihe  sorgfältig  durchgeführter, 
in  leichten  Farben  gehaltener  Blumcnstillcbcn, 
ebenso  auch  in  den  Pariser  Salons  der  Jahre 
1848 — 51  und  1855.  Neben  einigen  Bildnis- 
zcichnungcn  hat  er  nur  etwa  15  Ölgemälde  ge- 
malt, darunter:  Fleurs  au  pied  d’un  rocher 
(18511  und:  Nid  d’oiseau  et  fruits  (1853) 
(beide  im  Museum  zu  Lyon),  ferner  Corbeille 
de  fruits  (Pariser  Weltausstellung  1855). 
Seine  Signatur  ist:  /.  Baile  oder  /.  Baile  de 
Lyon. 

F.  Gros,  Baile  peintre  (Notiz  u.  Oeuvre- 
Liste)  in  Revue  du  Lyonnais  1850,  II  148.  — 
Le  Salut  Public  de  Lyon  15.  3.  1856.  — B e 1 - 
lier-Auvray,  Dict.  gen.  — Revue  univers. 
des  arts  III  26.  — E.  V i a 1,  Catalogue  illustre 
de  l’Expos.  rdtrospect.  des  Art.  Lyonnais,  Lyon 
1904.  E.  V. 

Baile,  s.  auch  Baille  u.  Badile. 

Bailey,  Albert  E.,  engl.  Landschafts- 
maler in  Leicester,  von  1890 — 1904  regelmäßi- 
ger Aussteller  in  der  Roy.  Academy. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 91.  •* 

Bailey,  E.,  Maler  in  I-ondon,  stellte  1796  in 
der  Roy.  Academy  ein  Porträt  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 91.  ** 

Bailey,  Edward  Hodges,  s.  Baily, 
E.  H. 

Bailey,  G.,  Miniaturmaler  in  London,  stellte 
178C — 97  Herren-  und  Damenporträtminia- 
turen in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 91.  ** 


Bailey,  Mrs.  Gervase,  s.  Levick,  Miß 
Ruby. 

Bailey,  Henry,  engl.  Landschafts-  u.  Fi- 
gurenmaler der  Gegenwart  in  Chclmsford, 
stellte  seit  1880  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 92.  *• 

Bailey,  J.,  engl.  Architekt  in  Lambeth,  war 
1803 — 1820  in  der  Roy.  Academy  mit  Ent- 
würfen für  Villen  und  mit  einem  solchen  für 
ein  Nationalmuseum  vertreten. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 92.  •* 

Bailey,  J.,  engl.  Bildhauer  in  Paddington, 
stellte  1851—61  eine  Reihe  von  Porträtbüsten 
hervorragender  Persönlichkeiten,  Gelehrten, 
Militärs  usw.,  und  auch  3 Damenporträts  in 
der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 92.  ** 

Bailey,  John,  engl.  Radierer  u.  Zeichner 
des  18.  Jahrh.,  Autodidakt  und  später  Agro- 
nom, radierte  in  seiner  Jugend  für  Hutchin- 
son’s  Histories  of  Northumberland  and  Dur- 
ham  1781—84,  Culley’s  Observations  on  Life 
etc.  — Ein  Exlibris  für  Geo.  Allan,  bezeich- 
net: J.  Bailey  ft.  1780  wird  von  ihm  sein. 

Redgrave,  Dict.  1878.  — F i n c h a m,  .Ar- 
tists  and  Engravers  of  British  and  American 
Bookplatcs,  London,  1897. 

Bailey,  John  W.,  geschickter  Emailmaler 
in  London,  stellte  von  1859 — 97  eine  Reihe 
von  Arbeiten  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 92. 

Bailey,  Vernon  Howe,  amerikan.  Zeich- 
ner der  Gegenwart,  Schüler  der  Pennsylvania 
School  und  der  Academy  of  Fine  Arts  in 
Philadelphia.  Viele  seiner  flotten  und  siche- 
ren Skizzen  alter  Architekturen  und  moder- 
nen Straßenlebcns  aus  London,  Oxford  und 
Cambridge  sind  in  Studio  XXV,  XXXI, 
XXXIII  abgebildet.  ** 

Bailey,  W h i t m a n,  amerikan.  Illustrator, 
geb.  am  2.  4.  1883  in  Providencc,  R.  J.,  stu- 
dierte am  Pratt  Institute,  Brooklyn,  N.  Y. 
Hat  sich  in  New  York  niedergelassen.  Viele 
Illustrationen  von  ihm  in  den  laufenden  Num- 
mern der  besten  Monats-  u.  Wochenschriften, 
auch  in  Büchern,  z.  B.  in  Maurice  Hewlett's 
„A  sacrifice  at  Prato“.  Edmund  von  Mach. 

Bailget,  Jacop,  wird  als  Freimcister  1423/4 
in  der  Gentcr  Malergilde  zugelassen. 

V.  van  der  Haeghen,  Mem.  sur  des  do- 
cuments  faux,  Bruxelles  1899  p.  52. 

Baili,  s.  Badile. 

Baillargfi,  Alphonse  Jules,  Architekt 
in  Tours,  geb.  in  Mclun,  Schüler  von  Duban, 
stellte  in  den  Pariser  Salons  aus:  Pläne  zur 
Wiederherstellung  der  Basilika  Saint-Martin 
zu  Tours  (1875)  ; Chateau  de  Loches  (1876)  ; 
Entwurf  zu  einem  Grabdenkmal  des  Abtes 
Gueranger  für  die  Kirche  zu  Solesmes  (1S77). 
Er  leitete  die  Restaurationsarbeiten  am 
Schlosse  zu  Blois. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Gaz.  d.  beaux-arts  1873.  1.  p.  570 ; 1875.  2.  p. 
132.  V - 


368 


BaiUart  — Baillie 


Baillart  oder  Biilart,  Charles,  französ. 
Werkmeister  und  Steinmetz  („expert  jure  du 
roi  et  maitre  magon  du  conn^table  de  Mont- 
morency“),  war  laut  Vertrag  vom  10.  8.  1540 
an  der  großen  Treppe  des  Schlosses  Fontaine- 
bleau mitbeschäftigt.  Er  wird  zuletzt  1554 
erwähnt.  Nach  L.  Palustre  (la  Renaissance) 
soll  er  1581 — 1560  als  erster  Architekt  am 
Schlosse  zu  Ecouen  tätig  gewesen  sein  und 
die  Pläne  dazu  gefertigt  haben. 

Baucbal,  Dict.  d.  archit.  frans.  H.  V. 

Baiile,  Alexander,  s.  Baillie. 

Bail  Le,  Edouard,  französ.  Historien-  und 
Porträtmaler,  geb.  in  Besangon  am  14.  10. 
1814,  f daselbst  am  22.  5.  1888,  Schüler  von 
Picot,  stellte  von  1837 — 1885  im  Salon  aus. 
Das  Museum  seiner  Vaterstadt  bewahrt  die 
„Fun^railles  de  s.  S^bastien“  und  mehrere 
Porträts  von  seiner  Hand. 

Belüer-Auvray,  Dict  g£n.  — Richesses 
d’art,  Prov.  Mon.  civ.  V 88,  89,  260.  — Ber- 
ge r e t,  Le  peintre  Ed.  Baiile  etc.  Besangon 
1891.  — A.  F.  D u c a t,  Le  peintre  Ed.  Baiile 
et  son  oeuvre.  Besangen  1891.  ** 

Baiile,  Louis,  französ.  Kapuziner  und 
Maler  von  Besangon,  genannt:  Pöre  Raphael, 
stellte  von  1885 — 1899  wiederholt  im  Pariser 
Salon  Interieurs  und  landschaftliche  Motive 
aus.  In  der  Bibliothek  zu  Besangon  von  ihm 
2 Zeichnungen  nach  alten  Porträts.  *• 

Baiile,  Pierre,  Goldschmied  in  Paris, 
wurde  Meister  1646.  Von  ihm  eine  Vase  im 
Catal.  Pichon,  Paris  1878  p.  XI  und  29.  ab- 
gebildet. 

Notiz  von  M.  Rosenberg.  •* 

Baillenil,  s.  Baiile  ul. 

Baillet,  Architekt  in  Paris  („architectc  du 
roi“),  18.  Jahrh.,  erbaute  das  hötel  de  Brunoy, 
faubourg  Saint-Honore. 

Bsuchal,  Dict  d.  Archit.  frang.  H.  V. 

Baillet,  E r n e s t,  französ.  Landschafts- 
maler in  Paris,  stellte  von  1877 — 1897  im 
Salon  aus. 

Belüer-Auvray,  Dict.  g<n.  SuppJ.  ** 

Baillet,  Marie  Caroline  Elisa,  Com- 
tesse  de,  Malerin  in  Antwerpen,  geb.  1821, 
t 1879,  Schülerin  von  Swerts  und  Guffens, 
malte  die  Wandbilder  in  der  chapelie  des  en- 
fants  de  Thospice  zu  Antwerpen. 

S i r e t,  Dict.  d.  peint.  3.  Ausg.  Suppl.  H.  V. 

Baillet,  Nicolas,  Bildhauer  und  Maler  in 
Paris,  1689  urkundlich  als  Meister  und  Werk- 
stattbesitzer erwähnt. 

L a m i,  Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV 
(1906).  S.  l-ami. 

Baillet,  Pierre,  französ.  Bildhauer,  An- 
fang des  15.  Jahrh.  urkundlich  in  Dijon  ge- 
nannt. 

L a m i,  Dict,  des  sculpt.  1898.  R. 

Bailleul,  B a u d o u i n oder  Baudccon 
de,  Maler  von  Arras,  erhält  1419 — 1420 
Bezahlung  für  Bemalung  des  herzoglichen 
Sitzes  im  Ratssaal  daselbst  mit  Wappenschil- 
den. Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  gleich- 


namigen Maler,  der  1448  für  Philipp  den 
Guten  Teppichmuster  lieferte. 

L.  de  Laborde,  Les  ducs  de  Bourgogne  I 
164,  172,  394.  — Rcun.  d.  soc.  d.  beaux-arts  XIII 
229.  — Kraram,  De  Levens  en  Werken  I. 

H.  V. 

Bailleul,  F.,  französ.  Porträt-  und  Land- 
schaftsmaler des  18.  Jahrh.,  nur  bekannt  durch 
einen  Stich  des  B.  Picart  nach  ihm,  darstel- 
lend den  Erzbischof  von  Cambrai  de  la  Motte 
Fenelon,  ferner  durch  einen  solchen  des  C. 
Duflos  mit  dem  Porträt  eines  Bischofs  und 
einige  Landschaftsstiche  von  Le  Bas. 

Heinecken,  Dict.  d.  artist.  1788  (hier 
Baillenil  genannt).  H.  V. 

Bailleul  ( Baillicul ),  Francois,  französ. 
Kupferstecher,  um  1720 — 1748  in  Paris  tätig. 
Man  kennt  von  ihm  einige  Blätter  mit  Dar- 
stellungen der  Feierlichkeiten  bei  der  Krö- 
nung Ludwigs  XV.,  eine  Ansicht  der  festlich 
beleuchteten  rue  da  la  Ferronerie  nach  A. 
Siodtz  usw.  Außerdem  hat  er  verschiedene 
geographische  Karten  gestochen. 

Ein  jüngerer  Bruder  von  ihm,  Nicolas  B., 
gleichfalls  Stecher,  war  1742  an  dem  großen 
Plan  von  Paris  mitbeschäftigt,  eine  Schwe- 
ster beider,  Marie  B.,  stach  für  die  Verleger- 
werke ihres  Vaters  Gaspard  Bailleul. 

Heinecken,  Dict.  d.  artist.  1788  (unter 
Baillenil).  — Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Por- 
talis-Beraldi,  Les  Graveurs  du  XVIIIe 
sicclc,  Appendice.  P.  A.  Lemoisne, 

Bailleul,  Marie  u.  Nicolas,  s.  Bailleul , 
Frangois. 

Bailleul,  Pieter,  s.  Bailliu. 

Bailleur,  s.  Baellieur. 

Bailli,  Jean,  Ornamcntbildhaucr,  arbeitet 
1324  am  Karthäuserkloster  von  Val-Saint- 
Esprit-de-Gosnay  in  Artois. 

L a ro  i,  Dict.  des  sculpt.  1898.  R. 

Bailli,  s.  auch  Bailly. 

Baillie,  Alexander,  wenig  bekannter 
schottischer  Stecher,  1764  in  Rom,  später  in 
Edinburgh.  Erwähnt  werden  von  ihm  die 
Stiche  der  Sta.  Cecilia  und  der  hl.  Familie, 
beide  nach  Francesco  Imperiali,  ferner  einige 
Porträts,  darunter  dasjenige  des  Arztes  Rob. 
Simon,  datiert  1778. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Meyer, 
Kstlerlex.  II  549.  — Graves,  Society  of  Ar- 
tists 1760—91.  *• 

Baillie,  William,  engl.  Amateur-Radierer 
ttnd  Kunsthändler,  gewöhnlich  „Captain  Bail- 
lie“ genannt,  geb.  in  Kiltbride  (Carlow)  am 
5.  6.  1723,  f im  Dez.  1792  in  London.  Er 
war  einige  Jahre  Militär,  kämpfte  auch  in 
Deutschland,  muß  aber  schon  während  seiner 
Militärzeit  die  Radierkunst  geübt  haben,  da 
man  ein  Blatt,  Porträt  des  Grenadiers  J.  Goi- 
ding,  mit  dem  Datum  1753  von  ihm  hat.  Von 
1760—79  fertigte  er  Jahr  für  Jahr  einige 
Werke  in  Ätz-,  Kreide-,  Tusch-,  Schab-  und 
Farbenmanier,  das  Beste  aber  leistete  er  wohl 
in  seinen  Schabkunstblättern.  Eine  Reibe  von 
Arbeiten  bezeugen  seinen  Aufenthalt  in  Rom 


Künsticriexikon.  Bd.  II. 


369 


34 


Baillieu  — Bailliu 


1759 — 63.  Er  hat  sich  offenbar  an  Rem- 

brandts  Radierungen  geschult  und  in  seinen 
Blättern  oft  eine  gewisse  äußerliche  Ähnlich- 
keit mit  denen  Rcmbrandts  erreicht,  freilich 
in  der  Wirkung  des  Plattcngrades  und  der 
Schatten  meist  zu  viel  getan. 

Baillic  war  sein  eigener  Verleger.  Seine 
Werke  erschienen  zuerst  einzeln,  nachher  ge- 
sammelt in  zwei  Foliobänden,  von  welchen 
jeder  einige  50  Bll.  enthält,  und  die  er  für 
33  Pfund  Sterling  6 Schilling  verkaufte. 
Dreizehn  oder  vierzehn  Stücke  sind  nach 
Baillics  eigener  Erfindung,  die  andern  nach 
verschiedenen  italienischen,  holländischen  u. 
brabantischcn  Meistern,  die  er  sehr  verstän- 
dig wiedergegeben  hat.  Das  früheste  Datum 
auf  den  Bll.  ist  1753,  das  späteste  1787.  Mit 
dem  Verlag  seiner  Kupferstiche  verband  er 
einen  ausgedehnten  Kunsthandel  und  hatte 
dabei  zugleich  die  günstigste  Gelegenheit  zum 
Anlegen  einer  eigenen  Privatsammlung.  Die 
ihm  ehemals  zugehörigen  Handzeichnungen 
und  Kupferstiche  führen  sein  mit  der  Feder 
aufgezeichnetes  Monogramm,  das  bei  heuti- 
gen Versteigerungen  ein  Attestat  guter  Her- 
kunft ist  und  den  Marktwert  erhöht. 

An  seinen  Kupferstichverlag  und  Kunst- 
handel knüpft  sich  ein  kunsthistorisch  sehr 
merkwürdiger,  fast  unglaublicher  Umstand: 
die  Verstümmelung  der  Rembrandtschen  Kup- 
ferplatte, die  unter  dem  Namen  „das  Hun- 
dertguldcnblatt“  weit  und  breit  berühmt  ist. 
In  stark  abgenutztem  Zustande  hatte  er  die 
Platte  von  einem  Mr.  Grecnwod  übernommen, 
stach  sic  wieder  auf  und  machte  Abdrücke 
von  der  wiederaufgestochenen  Platte,  die  auf 
gewöhnlichem  Papier  den  Pränumcranten  für 
4,  den  Nichtsubskribenten  für  5 Guineen  (die 
auf  chinesischem  Papier  % Guinee  teurer) 
verkauft  wurden.  Diese  Neudrucke  haben 
nichts  mehr  von  dem  zauberischen  Total- 
effekte der  früheren  Drucke,  sondern  eine 
harte,  klecksige  Wirkung.  Um  seinen  Neu- 
drucken hochgeschätzten  Vorzug  der  Seltenheit 
zu  bewahren,  machte  B.  davon  nur  eine  ge- 
ringe Anzahl,  und  beging  nachher  die  von 
seiten  eines  Kesselflickers  erklärliche,  aber 
von  seiten  eines  Kupferstechers  unbegreifliche 
Grausamkeit,  daß  er  die  Platte  in  vier  Stücke 
verschiedener  Größe  zerschnitt,  die  er  einzeln 
abdrucktc  und  ebenfalls  unter  seine  gesam- 
melten Werke  aufnahm. 

A Catalogue  of  prints  engraved  by  Capt.  W. 
Baillie  etc.  London,  by  Boydell.  1792,  2 vol.  fol. 
— Le  Blanc,  Manuel  I 119.  — Meyer,  Kst- 
lerlex.  II  549  (mit  ausführl.  Oeuvre,  von  E. 
Kolloff).  — Redgrave,  Dict.  of  Artists,  IS?'’. 

** 

Baillieu,  C h r e t i c n,  Maler,  wird  1738  als 
von  auswärts  kommend  in  die  S.  Lukasgildc 
zu  Brüssel  aufgenommen ; lebt  noch  1744. 

S i r e t,  Dict.  d.  peintres.  3.  Ausg.  H.  V. 

Baillieu,  d c,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen. 


Baillieul,  s.  Bailleul. 

Baillieur,  s.  Baellieur. 

Baillif,  Rene,  Architekt  in  la  Fleche,  er- 
hält am  14.  Ö.  1703  den  Auftrag  zur  Wieder- 
herstellung des  großen  Portals  seiner  Priorei 
von  Sainte-Colombe.  Der  Entwurf  wird  auf- 
bewahrt in  den  Archiven  des  Schlosses  Cha- 
vigne  bei  Brion. 

C.  Port,  Artist,  angev.  1881.  H.  V. 

Bailliu,  Barend  de,  belg.  Kupferstecher, 
geb.  zu  Antwerpen,  getauft  daselbst  am  3.  5. 
1641,  trat  als  Meisterssohn  1662/3  in  die  St. 
Lukasgildc.  Im  Verlage  von  G.  G.  Rossi  in 
Rom  sind  alle  seine  Kupferstiche  herausge- 
kommen ; man  darf  daher  annchmcn,  daß  er 
sich  lange  in  Rom  aufhielt.  In  der  damals 
hier  bestehenden  nordischen  Schildcrsbent 
hatte  er  den  Beinamen  Hemel  (Himmel). 
Er  war,  wie  cs  scheint,  ebensosehr  Maler 
als  Kupferstecher  und  bildete  sich  in  letzterer 
Eigenschaft  wohl  nach  Cornelis  Bloemaert, 
der  gleichzeitig  mit  ihm  in  Rom  lebte.  Ohne 
den  schönen  und  brillanten  Grabstichel  dieses 
Meisters  zu  haben,  betätigte  er  sich  doch  mit 
gutem  Erfolg  u.  hintcrließ  eine  kleine  Anzahl 
schätzbarer  Blätter.  Er  soll  aus  Rom  in  die 
Heimat  zurückgekchrt  und  daselbst  gestorben 
sein;  es  wird  aber  nicht  gesagt,  wann  und  wo. 
Die  Namcnuntcrschriftcn  auf  seinen  Kupfer- 
stichen lauten  sehr  verschiedenartig:  Bernard 
Baleu,  de  ßalcu,  de  Bailliu,  Baliu  und  Balliu. 
Sein  Hauptblatt  sind  die  fünf  von  Clemens 
X.  am  12.  4.  1671  kanonisierten  Heiligen  in 
einer  Reihe  nebeneinander:  der  h.  Kajetan 
von  Thiena,  der  hl.  Franciscus  Borgia,  der  hl. 
Philippus  Benizzi,  der  hl.  Ludwig-Bertrand 
und  die  hl.  Rosa  de  Santa  Maria.  — gr.  fol. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  (mit  Oeuvreverzeichnis). 
Notizen  von  H.  Hymans.  R. 

Bailliu,  Cornelis,  s.  Balliu. 

Bailliu  (oder  Bailleul),  Pieter  de,  belg. 
Kupferstecher,  getauft  zu  Antwerpen  am  1. 
5.  1613,  und  daselbst  1629  in  die  St.  Lukas- 
gilde aufgenommen.  Er  lernte  in  seiner  Va- 
terstadt und  ging  dann  nach  Italien.  Sand- 
rart,  der  sich  damals  in  Rom  aufhiclt,  spricht 
rühmend  von  ihm  und  gebrauchte  ihn  mit 
mehreren  anderen  niederländischen,  französi- 
schen und  italienischen  Stechern  für  die  Aus- 
führung der  Kupfcrplatten  zur  Galleria  Giu- 
sliniana  (1631).  P.  de  Bailliu  verweilte  ziem- 
lich lange  in  Rom;  er  arbeitete  daselbst  noch 
1637.  Später  ging  er  nach  Antwerpen  zurück 
u.  gehörte  hier  in  den  Jahren  1640 — 1660  zu 
den  namhaften  und  vielbeschäftigten  Mei- 
stern seiner  Kunst.  Man  könnte  ihn  für  einen 
Schüler  des  Schelte  ä Bolswcrt  halten,  dessen 
Behandlungsweise  seine  Stiche  augenschein- 
lich zur  Grundlage  haben.  Er  bediente  sich 
ausschließlich  des  Grabstichels,  freilich  nicht 
mit  der  Kraft  und  Geschicklichkeit  jenes 
Meisters,  an  die  er  niemals  nahe  hinankommt, 
doch  bisweilen  ziemlich  glücklich  erinnert, 


370 


Bailliu 

zumal  in  seinen  besten  Bll.,  als:  Jakobs  Ver- 
söhnung mit  Esau  und  Die  Hochzeit  der  Epi- 
damia,  nach  Rubens ; Der  gekreuzigte  Christus 
und  Der  eingeschlummerte  Rinaldo,  nach  A. 
van  Dyck ; Der  tote  Christus  auf  dem  Schoß 
der  Maria,  nach  Annib.  Carracci,  den  er  be- 
greiflicherweise in  seine  heimische  Sprache, 
d.  h.  in  die  Rubenssche  Schulmanier  über- 
setzte. Zu  den  von  E.  Kolloff  (s.  unten)  an- 
geführten 103  Stichen  fügte  Lerius  (s.  unten) 
noch  ein  Kleinfolioblatt  hinzu  mit  der  Dar- 
stellung des  hl.  Franz  Xaver  im  Gebet,  be- 
zeichnet: Theodor,  ä Tulden  delin.  — Petrus 
de  Bailluc  fecit  et  excudit.  Sein  Todesjahr 
ist  unbekannt.  Er  schreibt  seinen  Namen  auf 
sehr  verschiedene  Art:  P.  de  Bailleu,  P.  de 
Bailliu,  P.  de  Bailtieu,  P.  de  Baillue,  Balieu, 
P.  Baileu,  P.  de  Balliu,  so  daß  man  nicht 
weiß,  welche  unter  diesen  Varianten  vorzu- 
ziehen ist. 

E.  Kolloff  in  Meyers  Kstierlex.  II  556 
(mit  ausführl.  Oeuvre).  — H.  H y m a n s,  La 
gravure  dans  l’ecole  de  Rubens  p.  465.  ■—  Le- 
rius, Biogr.  d'artistes  anversois,  I 196  ff.  ** 

Bailliu,  Pieter  de,  d.  Jüng.,  Grisaillen- 
maler,  getauft  am  27.  5.  1644  in  Antwerpen, 
t um  1727  daselbst,  Sohn  des  Obigen,  war 
lange  in  der  Fremde  und  trat  erst  1689  als 
Freimeister  in  die  Antwerpener  St.  Lukas- 
giide.  1708  malte  er  für  das  kleine  Kollegium 
im  Stadthaus  die  zwei  Wandbilder,  Gerechtig- 
keitsdarsteilungcn  in  überlebensgroßen  Figu- 
ren und  grau  in  grau.  Auch  in  die  Stilleben 
Antwerpener  Blumenmaler  soll  er  nach  J.  C. 
Weyerman  (s.  unten)  zierliche  Vasen  in  Gri- 
saille  gemalt  haben.  Von  einem  Christusbilde 
des  Künstlers  spricht  Weyerman  allerdings  in 
sehr  geringschätzenden  Worten. 

Campo  Weyerman,  De  Levensbeschry- 
vingen  etc.  III  230.  — F.  J.  van  den  Bran- 
den, Geschiedenis  der  Antwerp.  Scbildcrschool 
949/50.  — Lerius,  Biographies  d’artistes  an- 
vers.  I 205.  •* 

Bailion,  Jean,  französ.  Bildhauer  in  Rom, 
wo  er  nach  Deseines  „Rome  moderne“  vor 
1718  (dem  Erscheinungsjahre  dieses  Buches) 
für  S.  Giovanni  in  Laterano  eine  Statue  des 
hl.  Philipp  ausgeführt  haben  soll. 

D u s s i e u x,  Les  Art.  frang.  ä l’dtrangcr, 
p.  488.  .S.  Lami. 

Baillon,  Nicolas  de,  französ.  Bildhauer, 
ist  nach  den  Baurechnungen  1537 — 1540  am 
Schloß  von  Fontainebleau  beschäftigt. 

Lami,  Dict.  des  sculpt,  1898.  R. 

Baillon,  Nicolas  de,  Werkmeister  in 
Amiens,  gibt  mit  Jean  Bullant  und  Ant.  Lom- 
hart  1562  ein  Gutachten  über  die  Wiederher- 
stellung des  1561  niedergebrannten  Beffroi  ab. 
— Vielleicht  identisch  mit  dem  Vorhergehen- 
den. 

Biuchal,  Dict.  des  archit.  frang.  R. 

Baillot,  Charles,  Kupferstecher,  geb. 
1791  in  Neufchätel,  f am  18.  6.  1824  in  Rom. 

Evang.  Pfarrbuch  Rorn.  Fricdr.  Noack. 

Baillou,  s.  Bailliu. 


- Bailly 

Baillu,  Ernest  Joseph  (auch  Bailly 
genannt),  Maler,  geb.  zu  Lille  am  17.  10.  1753, 
f in  Gent  1828.  Studierte  zuerst  an  der  Aka- 
demie von  Gent  und  entlehnte  dort  den  vlä- 
mischen  Kunstcharakter,  der  seine  ganze  Tä- 
tigkeit beherrscht  und  der  nur  wenig  von  den 
französ.  Einflüssen,  die  er  während  seines 
Aufenthalts  in  Paris  empfing,  berührt  wurde. 
Dort  vollendete  er  seine  Studien,  nachdem  er 
in  Gent  und  Antwerpen  gearbeitet  hatte.  An 
der  Kunstakademie  in  Paris  blieb  er  nur 
zwei  Jahre  (1775 — 77),  dann  kehrte  er  nach 
Gent  zurück  und  hatte  dort  viel  Erfolg,  nach- 
dem er  vier  Porträts  des  Kaisers  Leopold  II. 
und  ein  Porträt  von  Marie  Christine  von 
Österreich  gemalt  hatte.  1792  erhielt  er  von 
der  Genter  Akademie  einen  Preis  für  seinen 
Ödipus  auf  Kolonos.  Dieses  Werk  veran- 
laßte  ihn,  sich  fast  ausschließlich  der  Histo- 
rienmalerei zu  widmen.  Auch  war  er  ein  ge- 
schickter Landschafter.  Für  seine  Allegorie: 
„Die  Geburt  des  Königs  von  Rom“  erhielt  er 
1811  von  der  Genter  Akademie  eine  goldene 
Medaille.  Gleichfalls  errang  sich  Baillu  eine 
Berühmtheit  in  der  Dekorationsmalerei  und 
in  der  ornamentalen  Ausschmückung  von  In- 
nenräumen, ohne  jedoch  nennenswerte  Ar- 
beiten in  diesem  Genre  hinterlasscn  zu  haben. 
Baillu  stellte  von  1796  ab  im  Salon  von  Gent 
eine  Anzahl  Landschaften  (öl)  und  Aquarelle 
aus,  in  denen  er  mit  Geschick  Landschaften 
und  Genreszenen  mit  mythologischen  Alle- 
gorien verband.  Diesem  letzteren  Genre  ent- 
nahm er  auch  die  Motive  zu  seinen  oben  er- 
wähnten Kamin-  und  Türdekorationen. 

Biogr.  nat.  de  Belgique.  — Meyer,  Kstierlex, 

G.  Geffroy. 

Baillu,  s.  auch  Bailliu  u.  Bailly. 

Bailly,  Adolphe,  französ.  Genrcmaler, 
stellte  in  den  Pariser  Salons  1846 — 1848  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  g&a.  H.  V. 

Bailly  ( Bally ) , Alexandre,  französ. 
Porträtmaler,  geb.  1764  zu  Paris,  Schüler  Da- 
vids, tätig  zuerst  in  Nimes,  später  in  Mar- 
seille. Im  Mus.  zu  Orleans  befinden  sich  von 
ihm  die  Bally  signierten  Bildnisse  von  M.  und 
Mtne  Crette  (1798). 

S i r e t,  Dict.  d.  peintres.  1883.  — Invent. 
gen.  d.  richesses  d’art  de  la  France.  Prov.  monum. 
civ.  I 75.  H.  V. 

Bailly,  Antoine  Nicolas  Louis,  fran- 
zös. Architekt,  geb.  1810  in  Paris,  wo  in  den 
Jahren  1860 — 66  mehrere  öffentliche  Gebäude 
von  ihm  aufgeführt  wurden,  + 1892.  Schüler 
der  Ecole  d.  beaux-arts.  Seine  hauptsächlich- 
sten Werke  sind:  das  tribunal  de  commerce, 
die  mairie  du  IVe  arrondissement,  die  hötels 
Schneider,  Montmorency-Luxembourg  und 
marquis  de  Ganay.  Außerdem  war  er  mit 
bedeutenden  Arbeiten  namentlich  an  der 
Kathedrale  von  Botirges  beschäftigt,  erbaute 
den  Turm  der  Kathedrale  von  Valencc  und 
restaurierte  die  Kathedrale  von  Digne,  sowie 
das  Haus  des  Jacques  Coeur  in  Bourges.  B. 


Bailly 


wurde  1891  an  Stelle  Meissoniers  zum  Prä- 
sidenten der  Pariser  Akad.  ernannt. 

D e 1 a i r e,  Les  architectes  cleves  etc.  Paris 
1907  p.  160.  — Bellier- Auvray,  Dict.  gen. 
u.  Suppl.  — Chronique  d.  arts  1892  p.  13  (Ne- 
krolog). — A.  A n c e 1 e t.  Notice  sur  A.  N. 
Bailly.  Paris  1893.  H.  V. 

Bailly,  Charles  Eloy,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  am  7.  1.  1830  in  Remenoville,  + im 
September  1895  in  Paris.  Ausgebildct  seit 
1855  unter  Robinct  an  der  Ecole  des  B.-Arts, 
blieb  dauernd  in  Paris  tätig,  stellte  1863  zum 
ersten  Male  im  Salon  aus  (Gipsstatue  des  hl. 
Sebastian)  und  wurde  im  Salon  1867  prä- 
miiert für  seine  Gipsstatue  „La  besace“  (nach 
Lafontaine).  Unter  seinen  spätem  Werken 
sind  bemerkenswert:  Junge  Römerin  am  Al- 
täre der  Fortuna  Virilis  (1808,  Gipsstatue), 
Amphorenträgerin ( 1869,  Gipsstatue) , Grabmal 
mit  Medaillonbildnis  des  Bildhauers  Jean 
Bart.  Daumas  auf  dem  Montparnasse-Fried- 
hofe  zu  Paris  (1879),  Marmorbüste  des  Ed- 
mond  Valentin  (1881,  Besitz  des  französ. 
Staates),  Statue  der  Stadt  Brest  (1881,  am 
Pariser  Hotel  de  Ville),  Gipsbüste  Garibaldis 
(1882,  im  Pariser  Hotel  de  Ville),  bronzene 
Dcnkmalstatue  des  Abbe  Gregoirc  in  Lune- 
ville  (1885),  Bronzebüste  der  Mme  Julie 
Kicffcr-Grandidier  auf  dem  Pere  Lachaise 
(1887),  Chiromantie  (Gipsgruppc,  Salon  1892), 
Diogenes  (Salon  1895). 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  d.  Artistes 
u.  Suppliment.  — Richesses  d’Art,  Paris,  Monum. 
civils,  III  13,  50,  356  f.  — Nouv.  Arcb.  de  l’art 
franqais  1897,  p.  106.  — Pariser  Salon-Katal. 
1863 — 95.  — Chron.  d.  Arts  1895,  p.  296.  5.  Lami. 

BaUly,  Charles  Franqois,  französ. 
Bildhauer,  geb.  in  Tarare  (Rhone),  Schüler 
des  Joseph  Fabisch,  stellte  im  Pariser  Salon 
1886  eine  „Amphitrite“  aus  (Terrakotta), 
1895  eine  Marmorstatue  Duphots  (für  die 
Rhönepräfcktur),  1899  die  Marmorstatue 
eines  Erdarbeiters  mit  der  Hacke,  1903  die 
Gipsstatue  eines  Kugelspielcrs,  1906  die  Mar- 
morgruppe „Das  Echo  und  die  Welle“. 

Pariser  Salon-Kataloge  1886 — 1906.  5.  Lami. 

BaUly,  Claude,  Maler  in  Paris,  läßt  am 
26.  9.  1655  einen  Sohn  taufen  und  wird  am 
18.  5.  1662  in  die  St.  Lukas-Akad.  daselbst 
aufgenommen. 

J a I,  Dict.  crit.  2«  6dit.  1872.  — Revue  univers. 
d.  arts  XIII  327.  H.  V. 

BaUly,  David,  Sohn  des  Pieter  Bailly, 
geb.  in  Leiden  1584,  lernte  bei  seinem  Vater, 
bei  dem  Kupferstecher  Jacques  de  Gheyn,  bei 
Adr.  Verburch  und  kam  1601  nach  Amster- 
dam zu  Com.  van  der  Voort,  der  ihn  zu 
einem  tüchtigen  Porträtmaler  ausbildete. 
Bis  etwa  1607  blieb  er  dort,  kam  dann  wieder 
nach  Leiden  und  machte  1608  eine  längere 
Reise  über  Hamburg,  wo  er  etwa  ein  Jahr 
blieb,  Frankfurt,  Nürnberg,  Augsburg,  durch 
Tirol  und  über  Venedig  nach  Rom,  zog 
aber  bald  wieder  für  einen  fünfmonatlichen 


Aufenthalt  nach  Venedig  und  kehrte  von 
dort  wieder  denselben  Weg  entlang  heim- 
wärts. Unterwegs  hatte  er  viel  für  hohe 
Herrschaften  zu  malen,  u.  a.  für  den  Herzog 
von  Braunschweig  und  die  Grafen  von  Sti- 
mm, Lippe,  Schaumburg  und  Oldenburg. 
Erst  1613  kam  er  wieder  nach  Leiden,  wo  er 
als  Porträtmaler  geschätzt  wurde.  So  war 
er  1626  Joris  van  Schooten  behilflich  bei  des- 
sen erstem  Schützenstück.  Namentlich  war 
er  aber  tätig  in  Universitätskreisen,  und  meh- 
rere seiner  Professorenporträts  sind  gestochen 
von  W.  Jz.  Dclff,  C.  van  Dalen,  S.  Savry,  J. 
Suyderhoeff,  H.  Danckerts  u.  a.  Am  23.  0. 
1626  reichte  er  eine  Bitte  ein,  von  den  Schüt- 
zendiensten befreit  zu  werden,  da  er  beab- 
sichtige, sich  außerhalb  Leidens  niederzulas- 
sen, welche  Bitte  aber  abgeschlagen  wurde. 
Bei  der  Vorbereitung  zur  Gründung  einer 
Malerzunft  in  Leiden,  1642,  war  er  beteiligt, 
und  1648  war  er  Hoofdman.  Am  3.  5.  1642 
heiratete  er  Agneta  van  Swanenburgh.  Er 
soll  in  Leiden  1657  gestorben  sein.  Von  sei- 
nen seltenen  Bildern  sind  zu  erwähnen  die 
Porträts  von  Maria  van  Reygcrsbergen 
(1626)  in  Amsterdam,  des  Prinzen  Ulrich 
von  Dänemark  (1627)  in  der  Sammlung  Ko- 
now in  Kopenhagen,  von  Ant.  Walaeus 
(1636)  in  der  Sammlung  Crespi  in  Mailand 
und  ein  männliches  Porträt  mit  Stilleben  als 
Vanitas  (1651),  früher  in  der  Sammlung  Du- 
mont  in  Cambrai.  Namentlich  das  Stilleben 
im  letztgenannten  Bilde  ist  eine  verdienst- 
volle Leistung,  und  so  kann  cs  nicht  über- 
raschen, daß  seine  Neffen,  die  Brüder  Här- 
men und  Pieter  Steenwyck,  seine  Schüler  ge- 
wesen sind.  Weniger  selten  als  seine  Ge- 
mälde sind  seine  sorgfältig  ausgeführten,  bis- 
weilen getuschten  Federzeichnungen,  z.  B.  in 
den  Samml.  zu  Amsterdam,  Berlin  u.  Dres- 
den. Eine  Folge  von  Kupferstichen  „Bam- 
bocci  diversi“  wird  in  der  älteren  Literatur 
erwähnt.  Joris  van  Schooten  hat  1626  sein 
Porträt  gemalt  als  Fähnrich  der  Leidener 
Schützen  in  einem  Schützenstück  im  dortigen 
Museum,  und  sein  Selbstbildnis  ist  von  C. 
Waumans  für  de  Bie  gestochen. 

Orlcrs,  Leiden,  371,  372.  — Oud-Holland 
II  133,  V 151,  VIII  146.  XXII  124.  — 
O b r e e n s Archief  V 41,  187,  196,  — Ncder- 
landsche  Kunstbode  I 49.  — Werken  van  de 
Maatsch.  der  Nedcrl.  Letterkunde  N.  F.  VII,  2 
S.  107.  — Gazette  des  Beaux-Arta  VIII  306, 
307.  2.  Per.  X 485.  — Navorscher  XXI  351. 
— Martin,  Dou  27.  E.  W.  Moes. 

Bailly,  Erncst  Joseph,  s.  Baillu. 

Bailly,  Felix,  französ.  Landschaftsmaler 
in  Melun,  geb.  in  Troyes  (Aube),  stellte  in 
den  Pariser  Salons  1870  und  1872  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  H.  V. 

Bailly,  F r a n q o i s,  lothr.  Bildhauer  in 
Nancy,  geb.  um  1645,  Mitglied  seiner  Zunft 
seit  1667,  f am  9.  12.  1685. 


372 


Bailly 


Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  des  Depart.  1900, 
p.  314.  S.  Lami. 

Bailly,  F r a n g o i s,  Tischler  in  Mirecourt 
(Vogesen),  erhielt  um  1733  für  die  Kanzel 
der  dortigen  Kirche  670  livres  ausbezahlt. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.  III  ser.  IV  (1888) 
268.  *• 

Bailly,  Gcrard,  Bildhauer  in  Reims,  f 
1548.  Für  die  Kathedrale  schuf  er  den  jetzt 
nicht  mehr  existierenden  Skulpturenschmuck 
an  den  Altären  der  Transfiguration  und  des 
Saint-Lait;  von  letzterem  ist  in  den  Archiven 
des  Domkapitels  wenigstens  eine  Zeichnung 
erhalten  geblieben.  Das  Museum  zu  Reims 
besitzt  von  B.  einen  dreiteiligen  steinernen 
Altaraufsatz,  darstellend  die  Geburt  Christi. 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  des  artistes, 
Supplement.  £.  Lami. 

Bailly,  Guillaume  de,  Illuminator,  illu- 
minierte 1381  ein  Exemplar  der  Chronik  von 
Jean  Froissart,  das  letzterer  für  den  König 
von  England  bestimmte. 

L.  D e 1 i s 1 e,  Le  Cabinet  d.  Manuscrits  d.  1. 
Bibi.  Nat.  I 55.  Cte.  P.  Durriev. 

Bailly,  Huguenin  I,  Bildhauer  in  Tro- 
ycs,  arbeitete  1439 — 1440  als  Gehilfe  des 
Jeannin  Oudot  am  Tabernakel  der  Kathe- 
drale daselbst. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  3 Serie.  III  1887 
p.  71.  H.  V. 

Bailly,  Hugucs  oder  Huguenin  II, 
Bildhauer  u.  Architekt  in  Troyes,  wo  er  1508 
bis  1516  unter  der  Leitung  des  Jean  Gailde 
mit  anderen  Meistern  am  Lettner  und  an  der 
Cronceaulx-Pforte  der  Madeleinekirche  ar- 
beitete, zu  deren  Vollendung  er  1515  seine 
Tätigkeit  in  der  Kirche  Stc.  Savine  unter- 
brechen mußte.  1511  und  1520 — 21  hatte  er 
mit  seinem  Bruder  Jean  I und  mit  Jehan 
Gailde  die  Bauarbeiten  an  der  Kirche  St.  Jean 
zu  inspizieren. 

Lami,  Dict.  d.  sculpteura  de  l’Ecole  frang.  d. 
moyen-age  au  rigne  de  Louis  XIV.  — Bau- 
chs], Dict.  des  Archit  frangais  (1887). 

S.  Lami. 

Bailly,  Jacques  I,  französ.  Blumen-, 
Miniaturmaler  und  Kupferätzer  (Peintre  du 
Roi),  geb.  zu  Gragay  (Cher)  um  1634,  t zu 
Paris  in  seinem  Logement  im  Louvre  am  2. 
11.  1679,  wurde  Mitglied  der  Akademie  1664. 
Man  hat  von  ihm  12  radierte  Bll.  mit  Blumen- 
buketts; sie  sind  unten  links  numeriert,  und 
auf  dem  ersten  liest  man : Diverses  fleurs 
mises  en  bouquets.  Dessignees  et  Gravees 
par  I.  Bailly.  Fol.  (s.  Robert-Dumesnil,  II. 
89,  No.  1 — 12).  Nach  Basan  (I  38)  radierte 
J.  B.  auch  kleine  Stücke  mit  lasziven  Darstel- 
lungen für  Tabaksdosen  und  Schmuckkäst- 
chen, die  nicht  mehr  bekannt  sind.  Seb.  Le- 
dere und  P.  Lepautre  stachen  nach  seinen 
Miniaturen  die  drei  Titelbll.,  die  zwei  Vig- 
netten und  die  auf  Ludwigs  XIV.  Tugenden 
bezüglichen  32  Devisen  für  die  Tapisseries  du 
Roy,  auf  welchen  die  vier  Elemente  und  die 
vier  Jahreszeiten  nach  Ch.  Lebrun  dargestellt 


sind.  Paris,  1668.  gr.  Fol.  (in  der  unter  dem 
Namen  „Lc  Cabinet  du  Roy“  bekannten 
Sammlung  von  Prachtkupferwerken).  Die 
Beschreibung  dieser  Bll.  findet  man  im  Cata- 
logue  raisonne  de  l’oeuvre  de  Sebastien  Le- 
dere, von  Ch.  Ant.  Jombert  (Paris,  1774, 
2 Bde.  8).  I 93  ff. 

M a r i e 1 1 e,  Abeccdario  I.  — Archives  de 
l’art  frang.  III  315/6.  — Fidicre,  Etat  civil. 
— Nouv.  Archives  de  l’art  frang.  IV  50.  — Ja  1, 
Dict.  crit.  p.  95.  — Bradley,  Dict.  of  Miniat. 
I 87.  — J.  J.  Guiffrcy  in  L’Art  II  193  und 
J.  J.  Guiffrey  ct  F.  Engerand  in  den 
Archives  de  l'art  frang.  1896  p.  113  ff.  (wichtige 
Dokumente).  *• 

Bailly,  Jacques  II,  Maler  des  Königs 
und  Inspektor  der  k.  Gemäldesammlungen, 
geb.  in  Paris  1700,  f am  18.  11.  1768,  Sohn 
des  Nicolas  B.,  verfaßte  den  Katalog  der  Ge- 
mälde des  k.  Kabinetts  im  Luxembourg. 

J a 1,  Dict.  crit  — J.  J.  Guiffrey  et  Enge- 
rand in  Nouv.  Archives  de  l’art  frang.  1896 
p.  113  ff.  *• 

Bailly,  Jean  I,  Werkmeister  in  Troyes, 
geb.  um  1480,  f um  1530.  Seit  ca.  1500  Ge- 
hilfe des  Jean  Garnache  bei  der  Leitung  der 
Arbeiten  an  der  Kathedrale,  scheint  B.  mit 
demselben  Meister  1506 — 7,  während  nach 
den  Plänen  des  Martin  Chambigcs  die  Por- 
tale und  Türme  der  Kathedrale  erbaut  wurden, 
an  anderen  Teilen  des  Kirchenbaucs  beschäf- 
tigt gewesen  zu  sein;  1508  figurierte  er  unter 
den  Begutachtern  des  Turmbaues  und  arbei- 
tete, nachdem  er  im  letzteren  Jahre  zum  Werk- 
meister beim  Kirchenbaue  von  St.  Pantaleon 
ernannt  worden  war,  auch  1509  noch  am 
Kathedralenbaue.  In  St.  Pantaleon  erneuerte 
er  die  Pfeiler  und  die  Flachwölbungen. 
Beim  Kirchenbaue  von  St.  Jean  fungierte 
er  1509  mit  Jean  Garnache  als  Sachverstän- 
diger, führte  1511  gemeinsam  mit  letzterem 
den  Erneuerungsbau  des  kleinen  Glockcntur- 
mes  aus  und  besichtigte  die  ganze  Kirche  1520 
gemeinsam  mit  Jean  Gailde  und  mit  seinem 
Bruder  Huguenin  Bailly,  wahrscheinlich  wegen 
Abnahme  der  fertigen  Arbeiten.  Ein  Paro- 
chialregistcr  von  St.  Jacques  zu  Troyes  von 
1529 — 31  erwähnt  eine  Stiftung  von  ihm,  wor- 
aus hervorgeht,  daß  Jean  B.  um  1530  gestor- 
ben sein  muß. 

A r n a u d,  Voyage  archeol.  dans  l’Aubc.  — 
A s s i e r,  Maitres  magons  et  comptes  de  la  ca- 
thedr.  et  de  St  Jean.  — D u h a 1 1 e,  Comptes 
de  la  constr.  de  l’igl.  St.  Jean  de  Troyes.  — 
L.  Pigeotte,  Etüde  sur  les  trav.  d’archit.  de  la 
cathedr.  de  Troyes.  — Baucbal,  Nouv.  Dict. 
des  Archit  frang.  C.  Enlart. 

Bailly,  Jean  II,  Bildhauer  und  Architekt 
in  Troyes,  tätig  an  der  Kathedrale  daselbst 
und  1532  in  Nachfolge  seines  Schwiegervaters 
Jean  de  Soissons  zum  Werkmeister  am  Dom- 
bau ernannt  Er  arbeitete  hier  bis  zu  seinem 
Tode  am  19.  8.  1559.  Außer  anderem  voll- 
endete er  nach  den  Plänen  des  Martin  Cham- 
biges  die  große  Portalrose,  die  reich  skulpier- 
ten  Pyramiden  der  Fassadentürmchen,  die 


373 


Bailly  — Baily 


Tour  St.  Pierre  bis  zum  Kranzgesimse  über 
der  Uhr  und  1554  nach  eigener  Zeichnung  den 
prächtigen  steinernen  Abschluß  der  Chapelle 
Drouyn. 

Lit.  s.  vorhergeh.  Artikel  und  S.  Lami,  Dict. 
d.  sculptcurs,  1898.  S.  Lami. 

Bailly,  Jean  III,  französ.  Werkmeister, 
geh.  1480  in  Bourgcs,  wo  er  1516  als  Stein- 
vermesser  der  Kathedrale  mit  der  Begutach- 
tung des  baulichen  Zustandes  dieser  Kirche 
betraut  wurde,  nachdem  damals  einer  der 
Kathcdralcntürmc  zusammengestürzt  war. 
1537  wurde  B.  zum  städt.  Werkmeister  und 
zum  geschworenen  Sachverständigen  ernannt. 

De  Girardot,  Les  artistes  de  Bourgcs  de- 
puis  le  Moyen-age.  — De  Girardot  et  Du- 
rand, La  cathedrale  de  Bourges.  C.  Enlart. 

Bailly,  Jean  IV,  lothr.  Bildhauer,  ansässig 
in  Damas-aux-Bois;  schuf  1725  das  Altar- 
tabernakel in  der  Klosterkirche  zu  Bayon 
(Meurthe-et-Mosellc). 

Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  des  Departe- 
ments, 1900,  p.  314.  S.  Lami. 

Bailly,  Jcsson,  französ.  Werkmeister  in 
Rcthel,  wo  er  1512  das  reiche  und  elegante 
gotische  Portal  des  südlichen  Querschiffes  der 
Stadtkirchc  errichtete.  1517  leistete  er  Bürg- 
schaft für  seinen  Mitarbeiter  an  demselben 
Kirchcnbauc  Kambaut  Le  Buz,  der  mit  der 
Bauvollcndung  betraut  werden  sollte. 

Jadart  et  Dcmaison,  Monogr.  de  l’eglisc 
de  Rethcl  (1899).  C.  Enlart. 

Bailly,  Joseph  A.,  französisch-amerikan. 
Bildhauer,  1825  in  Paris  geboren,  kam  früh 
nach  Philadelphia,  wo  er  am  15.  6.  1883  starb. 
Arbeitete  zuerst  als  Holzschnitzer,  dann  als 
Bildhauer;  war  jahrelang  Professor  an  der 
Pennsylvania  Academy  of  Arts.  Von  ihm 
„Washington",  1869  vor  dem  Regicrungsge- 
bäude  in  Philadelphia  errichtet ; „Franklin" 
ebenda;  „General  Grant“  in  Washington  und 
die  Rcitcrstatuc  des  Präsidenten  Blanco  von 
Venezuela. 

Meyer,  Ksilcrlcx.  II  504.  — Clement 
and  Hutton,  Artists  of  the  19th  Century,  Lon- 
don 1893.  — Taft,  American  Sculpture  S.  505. 

Edmund  von  Mach. 

Bailly,  Leon  Charles  Adrien,  fran- 
zös. Maler,  geh.  1826  zu  Saint-Omer  (Pas  de 
Calais),  Schüler  Cogniets,  stellte  seit  1859  im 
Pariser  Salon  historische  Bilder,  Genrestücke 
und  auch  einzelne  Porträts  aus. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  gen.  I 36  u. 
Suppl.  p.  34.  — Gar.  d.  b.-arts  V 264 ; VII  63, 
249;  XVI  260;  XVIII  284,  473.  *• 

Bailly,  Maurice.  Maler  in  Paris,  + am 
19.  9.  1774,  sonst  unbekannt. 

N'ouv.  archiv.  de  l’art  frang.  2c  s£r.  (1885)  VI 
298.  H.  V. 

Bailly,  Nicolas,  lothring.  Maler,  sonst 
unbekannt,  läßt  am  22.  1.  1711  in  Lunevillc 
einen  Sohn  taufen. 

R^un.  d.  soc.  d.  !>caux-arts  XXIII  402.  H.  V. 

Bailly,  Nicolas,  französ.  Miniaturmaler 
und  Radierer,  „gardc  des  tableaux  du  Roi" 
(1699),  geb.  am  3.  5.  1659  in  Paris,  f da* 


selbst  am  13.  11.  1736,  Sohn  des  Miniatur- 
malers Jacques  B.  und  Großvater  des  Jean 
Sylvain  B.,  des  ersten  Bürgermeisters  von 
Paris  während  der  französ.  Revolution,  der 
1793  das  Schafott  bestieg.  Er  malte  Land- 
schaften und  radierte  nach  eigenen  Zeichnun- 
gen in  etwas  trockener  und  kleinlicher,  aber 
niedlicher  Manier  eine  Sammlung  von  An- 
sichten aus  der  Umgegend  von  Paris  unter 
dem  Titel:  Livre  de  diverses  vues  des  En- 
virons  de  Paris  et  d’autres  endroits.  A Paris 
chez  S.  Thomassin.  Titclbl.  und  17  Bll.  (nicht 
10,  wie  Nagler  und  Lc  Blanc  angeben).  Fer- 
ner gibt  cs  von  ihm  ein  wertvolles  „Inven- 
taire  des  tableaux  du  Roy“,  das  kürzlich  von 
Fernand  Engerand  veröffentlicht  wurde. 

J a 1,  Dict.  crit.  1872.  — E.  K o 1 1 o f f bei 
Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Archiv,  de  l'art  frang. 
(1851)  I 239.  — Nouv.  archiv.  de  l’art  frang. 
3«  sie.  (1887)  III  204/5;  (1896)  XII  113  ff. 
(Les  Bailly,  peintres  et  gardes  d.  tableaux  du 
Roi,  J.  Guiffrey  u.  F.  Engerand).  — P.  Mar- 
cel, La  Peinture  frangaise  1690 — 1721  p.  126, 
128,  193.  J.  Guibcrt. 

Bailly,  Paul-Ernest,  Bildhauer  in  Pa- 
ris, Schüler  des  Vital-Dubray  und  des  Aimc 
Millet.  Von  seinen  Arbeiten  sind  erwähnens- 
wert: Bronzebüstc  des  Simon  Saint-Jean 

(1885),  Weinlese  (1886,  Gipsstatuc),  Genius 
der  Musik  (1887,  Gipsstatuc),  Kindliches 
Gebet  (1898,  Gipsgruppe). 

Pariser  Salon-Kataloge  seit  1885.  5.  Lami. 

Bailly,  Pieter,  gebürtig  von  Antwerpen, 
war  Schrciblehrer  in  Leiden  und  heiratete 
dort  am  28.  12.  1577  Willcmpjc  Wolphcrtsdr. 
Als  1594  Prinz  Moritz  von  Oranicn  seinen 
Einzug  in  Leiden  hielt,  entwarf  B.  eine  60 
Fuß  hohe  Ehrcnsäulc  in  der  Gracht  am  Ra- 
penburg und  schrieb  die  Verse  an  der  Ehren- 
pforte. Seit  1597  war  er  auch  Fechtlehrer  in 
der  Schule  des  bekannten  Mathematikers  Lu- 
dolf van  Cculcn.  Als  1602  der  Leidener  Ma- 
gistrat ihm  verboten  hatte,  auch  außerhalb 
dieser  Schule  Fechtunterricht  zu  geben,  zog 
er  nach  Amsterdam  und  heiratete  dort  zum 
zweiten  Male  am  19.  5.  1604  (erstes  Auf- 
gebot) Cathclina  de  Witt. 

Kronick  Hist.  Gezelschap  1846,  352 — 354.  — 
Navorscher  1858,  317—  1871,  351.  — Oud-Hol- 
land  V 236.  E.  W.  Moes. 

Bailly,  s.  auch  Bailliu,  Baillu  u.  Baily. 

Bailo,  Pietro,  italicn.  Kupferstecher,  t zu 
Mailand  1792,  nur  von  Zani,  Enc.  III  29,  er- 
wähnt. P.  K. 

Bailo,  s.  auch  Badile. 

Baily,  MUc  Caroline  Berthe  Alice, 
französ.  Miniaturporträtmalerin,  geb.  in  Havre, 
stellte  anfangs  der  80er  Jahre  des  19.  Jahrh. 
mehrfach  im  Pariser  Salon  aus. 

Bulletin  d.  Beaux-Arts  I 187. 

Baily,  Edward  Hodgcs.  engl.  Bild- 
hauer, geb.  am  10.  3.  1788  in  Bristol,  t atu  22. 
5.  1867  in  Holloway,  Sohn  eines  Schiffsbild- 
schnitzcrs.  Zwei  Gruppen,  die  er  nach  Flax- 


374 


Baily  — Baird 


mans  Kompositionen  zu  Homer  ausführte,  er- 
regten das  Interesse  dieses  Meisters  und  ver- 
schafften B.  Eintritt  in  das  Atelier  dessel- 
ben, in  dem  er  über  7 Jahre  arbeitete  und 
u.  a.  Flaxmans  kolossale  Britannia  ausführte. 
Gleichzeitig  besuchte  er  die  kgl.  Akademie, 
wo  er  1811  die  goldene  Medaille  erhielt.  1818 
begründete  B.  seinen  Ruf  mit  einer  Statue, 
Eva  am  Brunnen,  die  er  für  das  literarische 
Institut  in  Bristol  in  Marmor  ausführte.  1821 
wurde  er  Mitglied  der  Akademie  und  erhielt 
den  Auftrag  zur  Ausführung  von  Skulpturen 
für  den  Buckingham-Palast  (Reliefs  im 
Thronsaal,  Grazien,  Jäger,  schlafende  Nym- 
phe). Von  idealen  Bildwerken,  die  sämtlich 
an  einer  gewissen  Einförmigkeit  leiden,  ar- 
beitete er  noch  eine  große  Anzahl : Eva  auf 
die  Stimme  lauschend,  Herakles  und  Lykos, 
Mütterliche  Liebe,  Apollo,  Die  Grazien,  Der 
müde  Jäger  (die  letzten  ß für  Jos.  Noeld), 
Helena  sich  vor  Paris  entschleiernd,  Schla- 
fende Nymphe  (für  Lord  Monteaglc).  Doch 
war  sein  eigentliches  Kunstgebict,  auf  dem  er 
sich  mit  Auszeichnung  bewährte,  die  Porträt- 
statue und  Porträtbüste.  Von  ersteren  sind 
zu  nennen:  Tclford,  Graf  Egrcmont,  Sir  Ast. 
Coopcr,  Sir  S.  Bourke,  Herzog  von  Susscx, 
Sir  Roh.  Peel,  Nelson  für  Trafalgar  Square, 
Lord  Holland  für  Wcstminstcr;  von  Büsten: 
Flaxman,  Byron,  Brougham,  Hcrschcl.  — Er 
war  regelmäßiger  Aussteller  in  der  Roy.  Aca- 
demic,  wo  von  1810  bis  1862  im  ganzen  186 
Werke  erschienen.  Mehrere  davon  jetzt  in 
der  National  Portrait  Gallery. 

The  Art-Union  1847  p.  260.  — Art-Journal, 
1867  p.  170  (Nekrolog),  1903  p.  331/2,  mit  sei- 
nem Porträt  von  G.  Mogford.  — Athenäum, 
1867.  — Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Gra- 
ves, Roy.  Acad.  of  arts  I 93.  ** 

Baily,  J.,  engl.  Radierer  gegen  Ende  des  18. 
Jahrh.,  führte  eine  Anzahl  guter  Aquatinta- 
radierungen von  Landschaften  und  Ansichten, 
ferner  auch  einige  Sujets  nach  Morland  aus. 
— Vielleicht  ist  der  Obige  identisch  mit  J. 
Bayly;  s.  dort. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  ** 

Baily,  R.  H.,  Maler  in  London,  stellte  1848 
und  1846  2 Fruchtstilleben  und  1847  eine 
Landschaft  in  der  Roy.  Academy  aus. 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 95.  *• 

Baily,  s.  auch  Bailly  u.  Bayly. 

Bain,  französ.  Architektenfamilie  des  16. 
und  17.  Jahrh.  in  Angers;  ihre  Mitglieder 
sind:  Mathurin,  erneuerte  die  Kirche  Saint- 
Aubin  in  Lcs  Ponts-dc-Cc  und  den  Hochaltar 
daselbst  (1526)  ; Jean  I,  Sohn  des  Vorigen, 
+ am  29.  3.  1622;  Jean  II,  Sohn  des  Vorigen, 
f am  6.  12.  1649 ; Etienne,  f am  7.  7.  1676. 

C.  Port,  Artist,  angev.  1881.  H.  V. 

Bain,  Barthelemy,  s.  folgenden  Artikel. 
Bain,  Pierre,  französ.  Goldarbeiter,  gcb. 
um  1640,  f am  30.  11.  1700.  Er  war  beson- 
ders durch  emaillierte  Goldarbeiten  berühmt, 
bei  denen  er  hauptsächlich  das  email  clair 


(das  durchscheinende  Email)  anwendete. 
Für  Ludwig  XIV.  arbeitete  er  um  1684  eine 
große,  am  Rande  mit  Schmclzwerk  versehene 
Schale,  die  100  000  Livres  kostete.  Sein 
Schwager  Gedeon  Lesgare,  mit  dem  er  im 
Louvre  eine  gemeinschaftliche  Wohnung  hatte, 
war  sein  Gehilfe;  sein  jüngster  Sohn  Bar- 
thelemy, gcb.  am  27.  4.  1689,  war  gleichfalls 
Goldschmied. 

J a 1,  Dict.  crit.  2«  Rdit.  1872.  — Meyer, 
Kstlerlex.  II.  — Nouv.  archiv.  de  l’art  franc. 
2®  serie  IV  1883  p.  234.  — Gaz.  d.  bcaux-arts  X 
155;  1869,  2.  p.  188/89.  H.  V. 

Bain,  W.,  Medailleur,  geb.  in  Edinburgh 
gegen  Ende  des  18.  Jahrh.,  kam  um  1823  nach 
London  und  lebte  dort  noch  1862.  Von  ihm 
eine  Anzahl  Porträtmedaillen  auf  hervor- 
ragende schottische  und  englische  Persönlich- 
keiten, wie  W.  Scott,  James  Watt,  Herzog 
von  Wellington  u.  a.  Er  stellte  in  der  Roy. 
Academy  von  1823  bis  1847  aus. 

L.  Forrcr,  Biogr.  Dict.  of  Medallists  I 144. 

— Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 96.  •* 

Bainer,  Hans,  Baumeister,  errichtete  1507 
die  Kirche  zu  Prcdcl  im  Kreise  Zeitz. 

Bau-  u.  Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Sachsen,  I. 
Heft  1.  p.  26,  65. 

Baini,  italien.  Bildhauer,  tätig  in  Rom,  wo 
er  1829  vom  päpstlichen  Schatzmeister  Kar- 
dinal Belisario  Cristalli  den  Auftrag  erhielt, 
gemeinsam  mit  drei  anderen  jungen  Bild- 
hauern die  Endsockel  der  beiden  Halbrund- 
Balustraden  an  der  Piazza  del  Popolo  mit 
den  allegorischen  Statuen  der  vier  Jahres- 
zeiten zu  schmücken.  Und  zwar  schuf  B. 
für  diesen  Zweck  die  Darstellung  des  Win- 
ters in  Gestalt  eines  in  einen  weiten  Mantel 
gehüllten  Mannes,  der  zu  seiner  Erwärmung 
die  linke  Hand  über  ein  Kohlenbecken  aus- 
streckt. 

F.  Gerardi  in  Giomale  Arcadico  1829,  vol. 
44,  p.  349  ff.  G.  Degli  Assi. 

Bainville,  Charles,  Pariser  Maler  und 
Dichter,  + 1754;  Gemälde  von  ihm  sind  nicht 
bekannt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bajodt,  Benedict,  Magister,  ein  Glocken- 
gießer, aus  Lothringen  gebürtig,  goß  1659 
eine  fein  geschmückte  Glocke  für  die  Pfarr- 
kirche in  Soutic  in  Böhmen.  Teige. 

Bair,  Paulus,  namhafter  Goldschmied  von 
Nürnberg,  laut  Inschrift  auf  Arbeiten  seiner 
Hand  bis  1673  tätig.  M.  Rosenberg  nennt 
von  ihm  zwölf  Pokale,  meist  Ananaspokale, 
in  verschiedenen  Sammlungen.  Ein  kleiner 
Abendmahlskelch  aus  vergoldetem  Silber  be- 
findet sich  in  der  Kirche  zu  Hausen  (Groß- 
herzogtum Hessen). 

M.  Rosenberg,  Goldschm.  Merkzeich.  1890 

No.  1318.  — Kunstdenkm.  d.  Großhcrzogt.  Hes- 
sen II.  Kr.  Friedberg,  p.  131.  H.  V. 

Bair,  s.  auch  Baier,  Bayer,  Bayr,  Beyer, 
Pair  etc. 

Baird,  Nathaniel  Hughes  J.,  engl. 
Maler  der  Gegenwart  in  Dawlish,  Devon., 


Baird  — Baistrocchi 


stellte  seit  1883  in  der  Roy.  Academy  Por- 
träts und  Genrebilder  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 96.  ** 

Baird,  William  Baptist e,  Maler  in 
Paris,  geb.  in  Chicago,  ausgebildet  in  Paris, 
stellte  von  1872 — 1899  im  Pariser  Salon  Gen- 
rebilder, Landschaften  und  Vichstiickc  aus. 
Von  1877 — 1399  war  er  auch  in  der  Roy.  Aca- 
demy in  London  vertreten. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  Suppl.  — 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 96.  — Ka- 
tal.  der  Salons  1872—1899.  ** 

Baisch,  Hermann,  Maler  und  Radierer, 
geb.  als  Sohn  des  Lithographen  B.  am  12.  7. 
1846  zu  Dresden,  f am  18.  5.  1894  in  Karls- 
ruhe, siedelt  als  Kind  mit  seinen  Eltern  nach 
Stuttgart  über  und  ist  bei  seinem  Vater  im 
Geschäft  tätig;  besucht  hierauf  die  Stuttgarter 
Kunstschule  und  geht  1868  nach  Paris,  wo  er 
sowohl  fleißige  Galeriestudien  an  den  alten 
Holländern  (Pottcr,  Cuyp)  machte,  als  auch 
starke  Anregungen  durch  die  Schule  von 
Fontainebleau  (Rousseau,  Daubigny,  Dupre, 
Troyon)  empfing.  1869  geht  er  zu  A.  Lier 
nach  München  und  wird  neben  seinem  Mei- 
ster der  Bahnbrecher  einer  neuen  Richtung: 
Die  Natur  zu  erfassen  wie  sie  ist  und  den 
einfachsten  Motiven  und  Gegenständen  durch 
die  idealisierende  Macht  des  Lichtes  zu  be- 
deutender Wirkung  zu  verhelfen.  1881  wird 
er  Professor  an  der  Karlsruher  Kunstakad., 
bildet  von  da  an  seinen  kraftvollen  Stil  zu 
höchster  Vollendung  aus  und  wird  einer  der 
trefflichsten  Freilichtmaler  in  Deutschland. 
Durch  Ferienreisen  nach  Holland  erweitert 
er  sein  bis  dahin  fast  nur  auf  die  Münchener 
Umgebung  beschränktes  Stoffgebiet.  Neben 
den  Bildern  aus  Süddeutschland  entstehen 
jetzt  Strand-  und  Marinebildcr,  holländ.  Wei- 
den u.  s.  f.  Er  wird,  nachdem  er  verschie- 
dene goldene  und  silberne  Medaillen  (Berlin, 
Wien,  München,  Karlsruhe,  London,  Mel- 
bourne) erworben  hat,  Ehrenmitglied  der 
Akad.  in  München,  Wien  und  Berlin.  Durch 
die  massive  Kraft  im  Tierstück,  durch  die 
Schlichtheit  und  Natürlichkeit  seiner  Land- 
schaft, durch  die  Feinheit  seines  Naturgefühls, 
durch  die  leuchtende  Farbengebung  erzielt  er 
bedeutende  Wirkungen.  Er  wählt  einfache 
Motive  landschaftlicher  Art,  belebt  sic  meist 
mit  Tier-  oder  Menschenstaffage,  gibt  ihnen 
tiefgefühlte  wahre  Stimmungen  und  hat  einen 
energischen  u.  flüssigen  Farbenauftrag.  Wich- 
tige Werke  von  ihm  sind : Maimorgen,  Wei- 
denbach, Frühlingsmorgen,  Dünenlandschaft, 
Viehherde  am  Wasser  (Karlsruhe),  Mühle 
im  Mondschein  (1878,  Stuttgart),  Viehherde 
im  Regen  am  Kanal  hinzichend,  Waldinneres 
im  Herbst.  Serfauser  Alp,  Holländische  Vieh- 
weide (München),  Tauholer,  Krevettenfischer, 
Schiffswerft  in  Volcndam,  An  der  Tränke 
(Hannover),  Bei  Dordrecht  zur  Ebbezeit 
(Berlin),  Aufschleppung  eines  holländ.  Fi- 


scherfahrzeugs, Ankunft  des  Fischerbootes 
(Aquarell),  Vorfrühling  bei  München,  hol- 
länd. Flußlandschaft,  Kanallandschaft  (Dres- 
den), holländ.  Krautgarten,  Auf  der  Höhe 
der  Dünen  etc.  Als  Radierer  und  Illustrator 
zu  Gedichten  und  Sprüchen  seines  Bruders 
Otto  hat  er  sich  auch  in  der  Schwarzweiß- 
kunst betätigt.  Gemälde  von  ihm  befinden 
sich  in  den  Gal.  zu  Breslau,  Frankfurt,  Mün- 
chen, Prag  (Rudolphinum),  Stuttgart  etc. 

F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh. 
u.  Nachtr.  zu  Bd.  I.  — Zeitschr.  f.  bild.  Kunst 
XVI— XXIV,  N.  F.  IV  u.  V.  — Kunstchronik 
X— XXIV,  N.  F.  I— VII  an  zahlr.  Stellen.  — 
Kunst  f.  Alle  III  (1888),  IV  (1889),  V (1890), 
VII  (1892),  IX  (1894)  Nekrolog  v.  P.  Schultze- 
Naumburg.  p.  282.  Beringer. 

Baisch,  Otto,  Lithograph  und  Maler,  geb. 
am  4.  5.  18-10  in  Dresden.  Außer  lithogra- 
phierten Blumen-  und  Fruchtstücken  lieferte 
derselbe  hauptsächlich  Genrebilder  größeren 
Formates  in  Farbendruck  für  Amerika.  1873 
verkaufte  er  seine  lithographische  Anstalt  und 
siedelte  nach  München  über,  um  sich  aus- 
schließlich der  Malerei  zu  widmen,  für  welche 
er  sich  schon  früher  in  der  Stuttgarter  Kunst- 
schule ausgcbildct  hatte.  Jedoch  erzielte  er 
auch  als  Maler  keine  größeren  Erfolge  und 
wandte  sich  der  Schriftstellern  zu.  1882  er- 
schien sein  Buch:  Christian  Reinhard  u.  s. 
Kreise:  1885  wurde  er  der  Hauptredakteur 
von  „Uber  Land  und  Meer".  Erst  62  Jahre 
alt  starb  er  am  18.  10.  1892. 

Eigene  Mitteilungen.  — Schwab.  Chronik  1892 
No.  245.  — Uber  Land  u.  Meer  1892/3.  No.  6. 

M.  Bach. 

Baiach,  Wilhelm  Heinrich  Gott- 
lieb. Lithograph,  geb.  am  3.  6.  1805  in  Stutt- 
gart, f daselbst  am  3.  1.  1864.  Als  artistischer 
Leiter  der  Hofdruckerei  von  C.  C.  Mcinhold 
in  Dresden  hat  er  viel  zur  Entwickelung  des 
Farbendruckes  beigetragen.  Auch  als  er  nach 
26jähr.  Abwesenheit  wieder  in  seine  Vater- 
stadt zurückgekehrt  war,  pflegte  er  in  dem 
daselbst  errichteten  lithographischen  Institut 
vorzugsweise  die  Chromolithographie. 

Meyer,  Kstlerlex. 

Baisch,  s.  auch  Beisch  u.  Beusch. 

Baise,  Alberto,  Arduino  etc.  d a,  s. 
Abaisi. 

Baise  oder  Baize,  Jean,  Architekt  in  Le 
Mans,  f vor  dem  3.  12.  1659,  schließt  am  22. 
7.  1648  einen  Vertrag  mit  den  Nonnen  von 
Sainte-Maric  in  Beau-inont-le-Vicomte  be- 
hufs Erbauung  eines  Klostergcbäudes.  1642 
war  er  für  die  Nonnen  von  Ave  Maria  in  Le 
Mans  beschäftigt,  wo  er  auch  das  Oratorium 
baute  (Vertrag  vom  22.  6.  1650). 

E s n a u 1 1,  Dict.  d.  artist.  manceaux.  1890. 

H.  V . 

Baise,  s.  auch  Btse. 

Baisier,  s.  Baisier. 

Baisio,  Baiso,  s.  Abaisi. 

Baistrocchi,  Pietro,  Kupferstecher  vom 
Ende  des  17.  Jahrh.  in  Parma,  vermutlich  der 


376 


I 


Baittler  — Bakalowicz 


Verfertiger  der  mit  P.  B.  F,  signierten  Titel- 
blattradierung zu  Potnpeo  Sacco’s  1893  von 
Giuseppe  dalt*  Oglio  in  Parma  herausgegebe- 
nem „Novum  sistema  medicum“.  Das  Bildnis 
des  Künstlers  selbst  ließ  P.  Isidoro  Grassi  für 
seine  Sammlung  von  Porträts  berühmter  Par- 
mesaner Künstler  durch  Dionigi  Valesi  in 
Kupfer  stechen. 

Scarabelli-Zunti,  Mem,  di  B.  Arti.  IV. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  St.  Lottici. 

Baittler,  s.  Beutler. 

Baiulardus,  Maler,  Süditaiien,  1249.  In 
einer  von  Muratori  überlieferten  Künstler- 
inschrift, die  zugleich  das  Datum  der  Ent- 
stehungszcit  angibt,  nennt  sich  B.  als  Maler 
eines  zugrunde  gegangenen  Madonnenbildes 
in  der  Abteikirche  (später  Kathedrale)  zu 
Nardö  bei  Gallipoli.  Die  Inschrift  lautet: 

Gosfridi  cura  virgo  geniti  genitura 

Pio  Biscardi  doctaque  manu  Baiulardi 

Hic,  sub  felici  regno  divi  Friderici, 

Praeses  erat  quando  fecit  te  venerando. 

Annus  millcnus  Christi  decesque  vicenus 

Quartus  agebatur  quindenus  tcr  comitatur. 
Das  hier  angegebene  Datum  ist  zu  lesen  als 
1000  + (10  X 20)  + 4 + (15  X 8)  = 1249, 
womit  sich  die  Angabe,  daß  der  Künstler  un- 
ter der  Regierungszeit  Friedrichs  (II.)  lebte, 
deckt  Das  Madonnenbild  selbst  ist  zugrunde 
gegangen,  doch  bewahrt  die  Kirche  in  einem 
abgenommenen  Freskenrest  mit  der  Darstel- 
lung des  segnenden  Christus  ein  Fragment 
hohenstaufischer  Malerei,  welches  vermutlich 
in  Zusammenhang  mit  jenem  Madonnenbildc 
entstanden  ist.  Der  Stil  der  Malerei  ist  by- 
zantinisicrend ; doch  deutet  der  Name  des 
B.,  der  sicher  nicht  byzantinisch  ist,  eher  auf 
normannische  oder  lombardische  Heimat  des 
Künstlers. 

Muratori,  R.  I.  S.  XXIV  col.  898.  — 
Zani,  Enc.  I,  III  27.  — Schulz,  Denkm.  d. 
Kst.  in  Unterit.  I 273.  — Bertaux,  L’art  dans 
l'It  mirid.  I 147.  Swaracnski. 

B&ix,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona ; im 
Innungsarchiv  daselbst  eine  Zeichnung  von 
ihm  zu  einem  Aquamanile  vom  9.  9.  1575. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  43.  M.  v.  B. 

Baixas-Garrate,  Juan,  span.  Maler,  geb. 
in  Barcelona;  Schüler  des  Antonio  Caba,  be- 
schickte B.  1892  mit  Auszeichnung  die  Kunst- 
ausstellung seiner  Vaterstadt  und  1896  die- 
jenige zu  Berlin.  Von  seinen  Gemälden  sind 
erwähnenswert:  „Forellenangler“  — „Kinder- 
spiele“ — „Auf  dem  Flusse“  usw. 

Ausstellungskataloge  von  Barcelona  u.  Berlin 
1892  u.  1896.  P.  Lafond. 

Baixeras-Verdaguer,  D i o n i s i o,  span.  Ma- 
ler, geb.  in  Barcelona,  ausgebiidet  an  der 
dortigen  Academia  de  Bellas  Artes  und  unter 
der  Leitung  des  A.  Rigalt,  errang  er  Medail- 
len und  Auszeichnungen  auf  den  Ausstellun- 
gen zu  Madrid  (1884),  Paris  (1886)  und  Bar- 
celona (1888).  Von  seinen  Gemälden  sind 
erwähnenswert:  „Schiffer  im  Hafen  von  Bar- 


celona“, „Szenerie  in  Hoch-Katalonien“,  „Aus- 
besserung der  Seeschäden“,  „Erwartung  der 
Fischerboote“  (Pariser  Weltausstellung  1900). 
Außerdem  betätigt  sich  der  vielseitig  begabte 
Künstler  als  Porträtmaler. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art  espafioles  de!  siglo  XIX  (1883—84).  — A. 
O p i s s o.  Arte  y Artistas  Catalanes  ( Barcelona 
1900)  p.  8 ff.  — - Pariser  Salonkataloge  seit  1886. 

P.  Lafond. 

Baixet,  Juan,  span.  Architekt,  war  1586 
am  Bau  des  Collegium  Corpus  Christi  zu 
Valencia  beschäftigt. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  3,  69.  —> 
A 1 c a b a 1 i,  Art  Valenc.  S.  408.  ^ 

Baize,  s.  Baise. 

Baixier,  Pierre  Franqois  Joseph, 
französ.  Porträtmaler  in  öl  und  Miniatur, 
geb.  am  19.  2.  1800  zu  Saint-Amand  (Nord), 
f 1863  zu  Valenciennes,  Schüler  von  Momai 
und  Aubry  und  der  Ecole  des  Beaux-Arts, 
hauptsächlich  in  Valenciennes  tätig.  Das  dor- 
tige Museum  besitzt  von  ihm:  Bildnis  des  Bi- 
schofs von  Cambrai,  Louis  Belmas.  Auf  der 
Miniaturen-Ausstellung  Berlin  1906,  im  Sa- 
lon Friedmann  u.  Weber,  sah  man  von  ihm 
ein  Herrenporträt  in  Ovalform,  datiert  183t. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Kat  d. 
Miniat.-Ausstellg.  Berlin  1906  No.  1077.  H.  V. 

Bak,  Willem  tcr,  geb.  in  Amsterdam, 
kaufte  dort  am  20.  5.  1732  das  Bürgerrecht 
und  war  Maler, 

Aemstels  Oudhcid  V 68.  E.  W.  Moet. 

Bak,  s.  auch  Back. 

Bakalowicz,  Ladislaus,  poln.  Porträt- 
u.  Genremaler,  geb.  1883  in  Chrzanow.  Schü- 
ler der  Warschauer  Kunstschule,  tätig  in 
Paris.  Beschickte  mit  seinen  eleganten,  auf 
Effekt  berechneten  Bildern  die  Ausstellungen 
in  Paris,  London,  New  York,  Wien  etc. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bötticher,  Malerw. 
d.  19.  Jahrh.  — Katal.  d.  Polnischen  Kunstaus- 
stellung in  Lemberg,  1894  p.  164.  *** 

Bakalowicz,  Stephan  Wladisläwo- 
witsch,  russ.  Maler,  geb.  1857,  besuchte 
von  1874 — 76  die  Warschauer  Kunstschule 
und  seit  1876  die  Petersburger  Akad.,  war 
von  1881 — 85  Pensionär  der  Akad.  und  wurde 
1886  zum  Akademiker  ernannt.  Tätig  vor- 
herrschend in  Rom.  Von  ihm : Der  hl.  Sergius 
segnet  den  Großfürsten  Dmitri  Donski  vor  sei- 
nem Zug  gegen  die  Tartaren  (Slg.  der  Peters- 
burger Akad.)  ; Abcndunterhaltung  (Gal.  Sol- 
datenko)  ; Maiabend  (in  kaiserl.  Bes.)  ; Kas- 
sandra prophezeit  den  Untergang  Trojas; 
Nachbarinnen  (Gal.  K.  T.  Soldatenko) ; die 
Ode  (Bes.  Großfürst  Konstantin  Konstantino- 
witsch) ; Klienten  den  Ausgang  ihres  Patrons 
im  Atrium  erwartend  (in  kaiserl.  Bes.). 

Kunst  für  Alle  II  4 ; III  200 ; VI  223.  — 
Kunstchronik  N.  P.  II  468.  — Catalogue  Expos. 
Moscou  1882,  S.  2.  — Berlin,  Jub.  Ausstellg.  Akad. 
1886.  — Internat.  Kat.-Atmt.  Berlin  1891.  — Hanm 
xyAOHOiuKH  (Unsere  Künstler)  i 23  n.  24. 

W.  Ktumnnn. 


377 


I 

I 


Digitizeö  byGöögli 


iy75öogl^ 


L 


Bake  — Baker 


Bake,  Willem  de,  Maler,  Sohn  von 
Arend  de  Bake  und  Cathcrina  Ysewyn,  geb. 
um  1450,  gehört  zu  den  Malern,  die  unter 
dem  Dekanat  des  Hugo  van  der  Goes  in  die 
Center  Korporation  aufgenommen  wurden. 
Ungefähr  21  jährig  erbte  er  am  21.  3.  1470 
(1471  neuen  Stils)  von  seinen  Eltern  ein 
großes  Vermögen,  das  andere  Erbschaften  in 
der  Folge  noch  vermehrten.  Nichtsdesto- 
weniger suchte  er  die  Freimcisterschaft  nach, 
die  er  am  28.  11.  1474  erlangte.  Er  wird 
zum  letztenmal  am  28.  11.  1488  erwähnt. 

Genter  Archive.  V.  v.  d.  Haeghen. 

Bake,  Willem  Archibald,  holl.  Maler, 
Schüler  von  J.  J.  Eeckhout  und  Pieneman, 
starb,  nachdem  er  Proben  besonderen  Talentes 
gegeben  hatte,  kaum  24jährig  in  Aricia  1845. 

Kramm,  De  Levens  cn  Werken  I 47  u.  Aan- 
hangsel  p.  7.  — Koel  man,  In  Rome,  I 19. 

Baker,  Alfred  R.,  engl.  Landschafts-  und 
Porträtmaler  in  Belfast,  stellte  1889 — 1901  in 
der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 96.  •* 

Baker,  C ii  a r 1 e s,  amerik.  Landschafts-Ra- 
dierer, um  1888/9  tätig.  E.  Richter. 

Baker,  Frau  Elizabeth  G o w d y,  ame- 
rikan.  Porträtmalcrin,  geh.  1860  in  Xenia, 
Ohio,  begann  ihre  Studien  im  Alter  von 
zwölf  Jahren.  Ihre  besten  Leistungen  sind 
Aquarell-Porträts  (Oberst  J.  M.  Jarvis,  Dr. 
Edmund  Carleton,  Frau  Allen  B.  Forbcs  u.  a.). 
Bilder  von  ihr  hängen  in  den  Regiments- 
sälen des  8.  und  72.  Regiments  in  New  York. 

„Town  and  Country"  July  30.  1904  (mit  Ab- 
bildung). — New  York  Herald,  Dcc.  2.  1905. 

Edmund  von  Mach. 

Baker,  F.  W.,  jun.,  engl.  Maler  der  Gegen- 
wart, stellte  See-  und  Küstenbilder  1881 — 1893 
in  der  Roy.  Academy,  in  späteren  Jahren  auch 
in  der  Roy.  Hibernian  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 97.  ** 

Baker,  Fredcrick  W.,  Landschaftsmaler 
in  London,  stellte  in  der  Roy.  Academy  1850 — 
1868  aus. 

Graves.  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 97.  ** 

Baker,  George  A.,  amerikan.  Porträt- 
maler, geh.  1821  in  New  York,  f ebenda 
am  2.  4.  1880.  Erhielt  den  ersten  Unterricht 
von  seinem  Vater,  George  A.  Baker , einem 
Miniaturmaler,  u.  an  der  National  Academy, 
studierte  1844 — 46  in  Europa.  1851  wurde  er 
Mitglied  der  Akademie  in  New  York.  Seine 
liebenswürdigen  und  oft  sehr  anmutenden 
Porträts  machten  ihn  zu  einem  der  gesuchte- 
sten Maler  seiner  Zeit,  besonders  von  Frauen 
und  Kindern.  Zu  seinen  besten  Bildern  ge- 
hören : Porträt  eines  kleinen  Kindes  (A.  M. 
Cozzcns),  welches  1867  auf  der  Pariser  Welt- 
ausstellung erschien,  und  „Coming  from  the 
Woods“  (ein  junges  Mädchen  in  Zigeuner- 
hut). 

T uckermann,  Book  of  the  Artists,  S. 
489  f.  — Meyer,  Kstlcrlex  II  567.  — Cle- 
ment and  Hutton,  Artists  of  the  19.  Cent. 

Edmund  von  Mach. 


Baker,  Henry  Aaron  (R.  H.  A.),  Ar- 
chitekt in  Dublin,  Schüler  von  Gandon,  f 1838. 
Er  errichtete  den  Triumphal  Arch  zu  Derry. 

Redgrave,  Dictionary  of  artists.  •• 

Baker,  Horace,  amerik.  Holzstecher,  um 
1885  für  Zeitschriften  tätig.  E.  Richter. 

Baker,  J.,  engl.  Radierer  in  Islington,  tätig 
gegen  Ende  des  18.  Jahrh.  Erwähnt  werden 
von  ihm  niedliche  Illustrationskupfer,  nament- 
lich Porträts.  Er  arbeitete  auch  für  „Euro- 
pean“ und  andere  Zeitschriften. 

Redgrave,  Dictionary  of  artists.  ** 

Baker,  J.,  hat  1830  eine  Ansicht  des  State 
Housc  in  Boston  auf  Stein  gezeichnet. 

E.  Richter. 

Baker,  J.,  s.  auch  unter  Bäcker,  Nie.  de. 

Baker,  J.  H.,  amerik.  Stecher  in  Punktier- 
manicr.  Hat  um  1860  in  Boston  gute  Por- 
träts gefertigt. 

D.  Mc  N.  Stauffer,  Americ.  engravers  1907. 

E.  Richter. 

Baker,  James  Barnes,  amerikan.  Archi- 
tekt, geb.  1S64  in  Elizabeth,  New  Jersey,  ab- 
solvierte das  Lafayctte  College  1884  und  ließ 
sich  in  New  York  nieder.  Bauten : Das  Han- 
delskammcrgcbäude  und  die  Hanovcr  Bank, 
beide  in  New  York.  Ersteres  bemerkenswert 
wegen  des  Reichtums  des  verwendeten  Ma- 
terials und  der  vielen  schön  skulpiertcn  Ein- 
zelheiten. Lewis  F.  Pilcher. 

Baker,  James  H.,  Kupferstecher  zu  Lon- 
don, geb.  zu  Beaconsfield  1829,  Schüler  der 
Akademien  zu  London  und  Ryalls.  Er  ar- 
beitet meist  für  das  Art-Journal,  wo  von  ihm 
eine  große  Anzahl  von  Stichen,  sämtlich  nach 
Bildwerken,  erschienen  ist. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  566  (zahlr.  Arbeiten 
aufgeführt).  •• 

Baker,  John,  engl.  Blumen-  und  Früchte- 
maler, geb.  um  1736,  f am  30.  4.  1771,  Mitglied 
und  einer  der  Gründer  der  kgl.  Akademie  in 
London.  Dort  stellte  B.  1769 — 1771  4 Blu- 
menstücke aus,  nachdem  er  1762 — 1768  häufig 
in  der  Society  of  Artists  mit  Blumenstücken 
vertreten  gewesen  war.  Ein  Gemälde  von 
ihm  soll  sich  im  Ratssaal  in  Somcrsct-Housc 
befinden. 

B r y a n,  Dict.  of  painters  and  engravers  I.  — 
Rcdgrave,  Dict.  of  artists.  — Graves,  The 
Roy.  Acad.  of  Arts  I 98  und  The  Society  of  Ar- 
tists (1907)  p.  19.  *• 

Baker,  John,  amerik.  Kupferstecher  und 
Radierer.  Von  ihm:  Battlc  of  Bunker’s  Hill, 
Washington  Crossing-  the  Delaware,  auch 
eine  große  gestochene  Auferstehung,  alle  1832 
bis  35  erschienen. 

D.  Mc  N.  Stauffer,  Americ.  engravers  1907. 

E.  Richter. 

Baker,  Joseph,  engl.  Schauspieler  und 
Architekturzeichner,  f am  25.  4.  1770.  Er 
zeichnete  die  Kathedralen  von  York  und  Lin- 
coln, die  von  Fr.  Vivares  gestochen  wurden. 

Rcdgrave,  Dict.  of  artists.  — B r y a n, 
Dictionary  of  painters  and  engravers  I.  •* 


378 


Baker  — Bakewell 


Baker,  Joseph  E.,  amerik.  Lithograph. 
Letzte  Hälfte  des  19.  Jahrh.  tätig.  Porträts. 

E.  Richter. 

Baker,  Martha  Susan,  aincrikan.  Ma- 
lerin, geb.  am  25.  12.  1871  in  Evansville,  In- 
diana. Erhielt  ihren  Unterricht  am  Art  In- 
stitute of  Chicago,  wo  sic  eine  große  Zahl 
von  Porträts,  auch  Miniaturbildnisse  gemalt 
hat  und  eine  sehr  erfolgreiche  Lehrtätigkeit 
entwickelt.  Sie  war  mit  vier  Bildern  (dar- 
unter „In  an  old  gown“)  an  der  Ausschmük- 
kung  des  Fine  Arts  Building  in  Chicago  be- 
teiligt. 

International  Studio  1904.  — The  World  To- 
day 1905.  — Pariser  Salonkat.  1907. 

Edmund  von  Mach. 

Baker,  Miß  M a r y,  Miniaturmalern  in  Lon- 
don, stellte  1842  — 56  eine  Reihe  von  Porträt- 
miniaturen und  auch  eine  Innenansicht  der 
National  Gallery  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 98.  *" 

Baker,  Oliver  (A.  R.  C.  A.,  R.  E.),  Ma- 
ler, Radierer,  Kunstgewerbler  und  Antiquar, 
geb.  in  Birmingham  1856,  tätig  in  Stratford- 
on-Avon,  stellte  1883 — 96  in  der  Roy.  Aca- 
demy Landschaften  aus.  Auch  auf  der  Aus- 
stellung der  graphischen  Künste  in  Wien 
1883  sah  man  7 Radierungen  von  ihm  und 
auf  der  Internat.  Kstausst.  Berlin  1891  deren 
zwei. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 98.  — 
The  Studio  XIX  127-129,  XXIII  125,  XXXII 
345;  Winter  Number  1901/2,  Summer-Number 
1902.  — Who’s  Who  1908.  ** 

Baker,  Peter,  s.  Backert,  P. 

Baker,  S.,  Maler  in  Lewes,  Sussex,  stellte 
1788  eine  Landschaft  in  der  Roy.  Academy 
aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 98.  •• 

Baker,  S.  F.,  amerik.  Holzstecher,  um  die 
Mitte  des  19.  Jahrh.  tätig.  Illustrationen. 

E.  Richter. 

Baker,  Samuel,  engl.  Kupferstecher  um 
1690,  stach  für  eine  Serie  von  Kostümen 
einige  wenig  bedeutende  Blätter. 

Redgrave,  Dict.  of  artists. 

Baker,  Samuel  H.  (R.  E.),  Maler  und 
Radierer  in  Birmingham,  stellte  1875 — 96  vor- 
wiegend Landschaftsbilder  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus.  Noch  in  den  letzten  Jahren  war 
er  in  der  Roy.  Cambrian  Academy  und  in  der 
R.  Society  of  Artists  in  Birmingham  vertre- 
ten. — Er  hat  auch  Radierungen  publiziert, 
z.  B.  in  den  English  Etchings,  und  einige  auf 
der  Intern.  Kstausst.  in  Berlin  1891  aus- 
gestellt. ** 

Baker,  Thomas  („Baker  of  Leamington“), 
engl.  Landschaftsmaler  in  Aquarell,  geb.  am 
8.  10.  1809,  f am  10.  8.  1869,  holte  seine  Mo- 
tive meist  in  den  Midland  Counties.  1831 — 
1858  stellte  er  in  der  Roy.  Academy  aus.  Im 
British  Museum  befindet  sich  ein  kleines 
Aquarell,  darstellend  Kenilworth  Castle,  be- 
zeichnet T.  Baker,  und  im  South  Kcnsington 
Museum  eine  Viehstudie,  bez. : T.  B.  1862. 


Redgravc,  Dictionary  und  Descriptive  Ca- 

tal in  the  South  Kcnsington  Mus.  (1877). 

— Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 99.  — 
L.  Binyon,  Catal.  of  drawings  ...  in  the 
British  Mus.  1898.  •* 

Baker,  W.  M.,  Porträtmaler  in  London, 
stellte  1827 — 33  eine  Reihe  von  Porträts  und 
ein  Interieur  in  der  Roy.  Academy  aus. 
Wahrscheinlich  ist  er  auch  der  Urheber  eini- 
ger Exlibris,  die  die  Signatur  tragen:  W.  M. 
Baker  Southampton.  *• 

Baker,  William,  engl.  Maler  des  15. 
Jahrh.,  malte  1479 — 1488  über  den  Chor- 
schranken der  Kapelle  im  Eton  College  82 
Szenen  aus  dem  Leben  Mariae:  Verkündi- 
gung, Himmelfahrt,  Begräbnis  und  eine  Reihe 
von  Wundern,  dazwischen  Ganzfiguren  von 
Propheten,  den  4 Evangelisten,  4 Kirchen- 
doktoren und  anderen  Heiligen.  Diese  Ma- 
lereien wurden  1560  auf  Befehl  der  Königin 
Elisabeth  weiß  überstrichen,  aber  1S47  wie- 
derentdeckt und  sorgfältige  Zeichnungen  nach 
ihnen  von  R.  H.  Essex  gemacht.  Diese  Zeich- 
nungen und  farbige  Kopien  nach  zwei  Köp- 
fen befinden  sich  in  der  College  Library.  Die 
Originale  bilden  die  beste  Reihe  von  Wand- 
malereien in  England.  Eine  ähnliche  Reihe 
befindet  sich  in  der  Lady  chapel  zu  Winche- 
ster und  ist  zwischen  1498 — 1524  gemalt. 

Willis  and  Clark,  Architectural  History 
of  Eton  College  I 411 — 412,  1886.  — M.  R.  J a - 
ni  e s,  Frescoes  in  the  chapel  of  Eton  College 
with  facs.  of  the  drawings,  1907.  James  IVeale. 

Baker,  William  Bliss,  amerikan.  Land- 
schaftsmaler. geb.  in  New  York  1859,  f am  20. 
11.  1886  in  Hoosic  Falls,  N.  Y.,  Schüler  von 
Bierstadt,  M.  F.  H.  de  Haas  und  von  der 
National  Academy.  Seinen  größten  Erfolg 
hatte  er  1884  mit  „Woodland  Brook“  und 
1886  mit  „Undcr  the  Apple-Trees“. 

Champlin-Pcrkins,  Cyclop.  of  Pain- 
ters  etc.  Edmund  von  Mach. 

Baker,  William  H.,  amerikan.  Maler, 
geb.  1825,  f 1875  in  New  York,  studierte  zu- 
erst in  New  Orleans,  tätig  seit  1865  in  New 
York,  seit  1869  in  Brooklyn,  wo  er  1871  die 
Aufsicht  über  die  Schulen  der  Art  Associa- 
tion übernahm.  Außer  Porträts  malte  er 
Genrebilder  und  ideale  Vorwürfe.  Mehr  noch 
als  seine  Künstlcrschaft  wird  seine  Geschick- 
lichkeit als  Lehrer  hervorgehoben. 

Clement  and  Hutton,  Artists  of  the 
19th  Century  1893  p.  29.  — L’Art  III  24  (Nekro- 
log). Edmund  von  Mach. 

Baker,  s.  auch  Bäcker  u.  Bakker. 

Bakereel,  s.  Backereel. 

Bakewell,  Thomas,  Zeichner  und  Kupfer- 
stecher in  Schwarzkunst,  war  zu  London  in 
der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  tätig.  Von 
ihm  gestochen:  1)  The  Cook  maid.  Fol.  — 
2)  The  Contrast.  Brustbilder  eines  Traurigen 
und  Fröhlichen  oder  Hcraklit  und  Demokrit. 
In  Hogarths  Manier.  In  Ovalen,  gr.  Fol. 

Meyer,  Kstlcrlex.  II  367.  ** 


379 


Bakhuijzen  — Bakker 


Bakhuijzen,  Alexander  H.,  um  1830  im 
Haag  geb.,  Schüler  seines  Oheims  Hendrik 
B.,  war  wie  dieser  als  Landschafts-  und  Tier- 
maler tätig.  Von  ihm  radiert:  Eine  Land- 
schaft. A.  H.  Bakhuijzen  f.  1856  (in  8 Etats). 

Bakhuijzen,  Gerardina  Jacoba  van 
de  Sande,  Tochter  und  Schülerin  von  Hen- 
drik Bakhuijzen,  geb.  im  Haag  am  27.  7.  1826, 
f am  19.  9.  1895  daselbst.  Sie  hat  sich  durch 
eine  reiche  Produktion  von  Blumen-  und 
Fruchtstücken  (in  öl  und  Aquarell)  weit  be- 
kannt gemacht  und  zahlreiche  Auszeichnun- 
gen erhalten.  In  den  70er  u.  80er  Jahren 
des  19.  Jahrh.  erschienen  ihre  technisch  sehr 
vollendeten  Blumenstückc : Rosen,  Feldblu- 
men, Azaleen  u.  a.  auch  häufig  auf  deutschen 
und  österr.  Ausstellungen.  Von  öffentlichen 
Sammlungen  besitzen  die  Museen  zu  Amster- 
dam, Haag  (Gern.  Mus.),  Haarlem,  Hanno- 
ver und  Rotterdam  je  ein  Gemälde  von  ihrer 
Hand. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  525.  — J.  Gram  in 
Rooscs,  ilet  Schilderbock  (ausführlich  mit  Abb.). 

— F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh. 

— Marius,  De  Hollandsche  Schilderkunst  etc. 
1903.  — Mit  Not.  von  J.  Vcth  u.  C.  G.  ’t  Hooft. 

Bakhuijzen,  Hendrik(us)  van  de 
Sande,  Maler  im  Haag,  geb.  am  2.  1.  1795, 
t am  12.  12.  1860  daselbst.  Er  war  Schüler 
von  J.  Heijmans,  bildete  sich  aber  wesentlich 
durch  fleißiges  Studium  der  Natur  in  Holland, 
Belgien  u.  Deutschland.  Seine  ungekünstel- 
ten Landschaften : Weiden  mit  Vieh,  Wintcr- 
bilder  und  Sccstücke,  erregten  früh  die  all- 
gemeine Aufmerksamkeit.  Sie  wurden  auf 
verschiedenen  Ausstellungen  preisgekrönt,  und 
der  Künstler  selbst  bereits  1822  zum  Mitglied 
der  Akademie  von  Amsterdam  und  zum  Vor- 
stand der  Zcichcnschulc  im  Haag  ernannt. 
Mit  B.  C.  Koekkoek  und  A.  Schelfhout  war 
B.  einer  der  Führer  der  Holland.  Landschafts- 
malern der  1.  Hälfte  des  19.  Jahrh.,  eigent- 
lich ihr  Wiedererwecker.  Seine  Gemälde 
finden  sich  in  den  bedeutenderen  öffentlichen 
und  Privatsammlungen  Hollands  und  Bel- 
giens, auch  in  den  Kunsthallcn  zu  Hamburg 
(Vieh  auf  der  Weide,  1832)  und  Karlsruhe 
(Schneelandschaft  u.  Seestück)  und  in  der 
Münchener  Neuen  Pinakothek  (2  Winter- 
landsch.).  Man  kennt  von  ihm  auch  6 kleine 
(8vo)  seltene  Landschaftsradierungen  und 
eine  farbige  Lithographie:  Weidende  Kuh 
bei  3 Schafen  (qu.  fol.).  — Der  treffliche 
W.  Roelofs  gehört  zu  seinen  Schülern. 

Immerzeel,  De  Levens  en  Werken  I 24. 

— F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  des  19.  Jahrh. 

— Meyer,  Kstlerlex.  II  524.  — Marius,  De 
Hollandsche  Schilderkunst  etc.  1903  130  ff.  — 
Mit  Notizen  von  J.  Veth  u.  C.  G.  ’t  Hooft. 

Bakhuijzen,  Julius  Jacobus  van  de 
Sande,  wurde  am  18.  6.  1835  im  Haag  geb., 
Schüler  seines  Vaters  Hendrik,  studierte  mit 
Sadee  1866  ein  halbes  Jahr  in  Düsseldorf  und 
ließ  sich  dann  in  seiner  Vaterstadt  nieder.  Er 


blieb  der  Richtung  seines  Vaters  treu,  fand 
aber  seine  selbständige  Note  und  eine  mo- 
dernere Technik.  Seine  früheren  Bilder 
haben  viel  Licht  und  Farbe,  die  späteren  sind 
gedämpfter.  Für  seine  Aquarelle  wie  Öl- 
gemälde erhielt  er  auf  verschiedenen  Ausstel- 
lungen Preise,  so  1871  die  große  Medaille  auf 
der  Ausstellung  zu  Amsterdam.  Das  städt 
Museum  im  Haag  und  das  Rijksmuseum  in 
Amsterdam  haben  waldige  Landschaften  von 
ihm.  Prägnanter  und  frischer  sind  seine  bei- 
den ausgezeichneten  Stadtansichten  im  Tey- 
ler-Mus.  in  Haarlem  und  im  Museum  Boy- 
mans  zu  Rotterdam.  — Gelegentlich  radierte 
er  auch,  z.  B.  3 Waldlandschaften  und  J.  v. 
Goijens  Ansicht  des  Haag. 

L.  M u 1 d e r in  Hct  Schilderboek  von  M.  Roo- 
scs. — J o h.  Gram,  Onze  Schildcrs  in  Pulchri 
Studio  p.  102.  — F.  v.  B ö 1 1 i c h e r,  Malerwerke 
d.  19.  Jahrh.  — Vosmaer,  Onze  hedendaagsche 
Schilders  II.  — Marius,  De  holl.  Schilder- 
kunst etc.  1903.  — Mit  Notizen  von  J.  Veth  u. 
C.  G.  ’t  Hooft. 

Bakhuijzen,  s.  auch  Backhuijsen. 

Bakkarell,  s.  Backereel. 

Bakker,  Arend,  Maler  in  Rotterdam,  geb. 
daselbst  am  14.  8.  1806,  f in  Matenessc,  in 
der  Nähe  von  Schiedam,  am  10.  1.  1843  als 
dritter  Sohn  von  Cornelis  Bakker.  Nachdem 
er  den  Unterricht  seines  Vaters  genossen, 
ging  er  auf  ein  Jahr  nach  Antwerpen  in  das 
Atelier  von  G.  Wappers.  In  seine  Vaterstadt 
zurückgekehrt,  war  er  als  Genremaler  tätig. 
Sein  Porträt,  1835  von  J.  E.  J.  van  den  Berg 
gemalt,  befindet  sich  im  städt.  Museum  im 
Haag.  In  den  Jahren  1832,  1836,  1840  stellte 
er  zu  Rotterdam  Interieurs  mit  Figuren  aus, 
ebenso  befand  sich  daselbst  bei  der  Auktion 
de  Bie  am  26.  10.  1840  ein  Interieur  von  A. 
Bakker.  Nach  ihm  gestochen  ein  Vignette- 
Titelblatt  zu  G.  van  Rijn,  Gesch.  d.  St.  Rot- 
terd. I 1832,  bezeichnet:  A.  Bakker  del.  W. 
Nieuwhoff  sc. 

Immerzeel,  De  Levens  en  Werken  I 26. 
— Rotterdamsche  Historiebladen  III  558. 

Haverkom  v.  Rijsewijk. 

Bakker,  Barent  de,  Kupferstecher  in 
Amsterdam,  dessen  Arbeitszeit  nach  Datie- 
rungen auf  Stichen  von  1762  bis  1804  be- 
grenzt ist  Er  wohnte  1777  an  der  Elands- 
gracht  bei  der  Baangracht.  Namentlich  für 
den  Buchhandel  tätig,  hat  er  Bibelillustratio- 
nen, Stadtansichten,  Titel  usw.  gestochen,  so- 
wie mehrere  Porträts  von  Pfarrern.  Am 
besten  ist  wohl  die  Darstellung  des  Leichen- 
begängnisses von  Baron  Bcntinck  in  Amster- 
dam 1781  nach  einer  Zeichnung  von  H.  P. 
Schouten.  E.  W.  Moes. 

Bakker,  Cornelis,  Maler,  geb.  am  5.  6. 
1771  zu  Goedcreede,  f am  9.  1.  1849  zu  Rot- 
terdam. War  daselbst  Schüler  von  A.  C. 
Hauck,  dessen  Tochter  er  am  20.  11.  1795 
heiratete.  Am  24.  3.  1803  wurde  er  in  Rot- 
terdam Bürger  und  am  24.  9.  desselben  Jahres 


380 


Bakker  — Bakof 


Hauptmann  der  St.  Lukasgildc.  Er  war  als 
Zeichenlehrer  sehr  bekannt  und  matte  Por- 
träts in  öl  und  auch  Miniaturen,  sowie  kleine 
Interieurs,  weiche  in  seiner  Zeit  sehr  rühmend 
erwähnt  werden.  Nach  ihm  gestochen : 
1)  Porträt  des  Predigers  D.  Barb6  1797,  Aet. 
66,  gestochen  von  J.  Snoek.  — 2)  Porträt  des 
Predigers  H.  van  Hasselt,  f 1806  in  Amster- 
dam, gestochen  von  H.  Roosing  4®.  — 3)  Por- 
trät des  Predigers  Jac.  Rijsdijk  Takens, 
f 1804  Amsterdam,  gestochen  von  H.  Roosing ; 
sowie  eine  von  ihm  und  A.  C.  Hauck  gesto- 
chene Serie  von  14  kolorierten  Typen  von 
Sansculottes,  bezeichnet  A.  C.  H(auck)  und 
C.  B(akkcr). 

Nagler,  Mon.  I 142.  — J.  F.  van  Some- 
ren,  Catal.  v.  Portretten  II  105.  — Van  E y n - 
den  en  van  der  Willigen  III  159.  — 
Immerzeel,  De  Levens  en  Werken  I 25.  — 
Kramm,  De  Levens  en  Werken  I 28.  — Rot- 
terdamsche  Historiebladen  III  556. 

Haverkorn  v.  Rijsewijk. 

Bakker,  F.  de,  Kupferstecher  in  Amster- 
dam, tätig  von  1788 — 1765.  Von  seinen  Wer- 
ken sind  nur  Buchillustrationen  bekannt,  so 
von  1752  ein  Folge  von  Bildnissen  der  Statt- 
halter und  von  1765  eine  große  Ansicht  des 
Amsterdamer  Rathauses  nach  einer  Zeich- 
nung von  R.  Vinkeles.  E.  W.  Moes. 

Bakker,  Hubert,  Maler,  wird  1763  Schü- 
ler von  Pieter  Snyders  in  Middelburg. 

O b r e e n s Archief  VI  240.  E.  IV.  Moes. 

Bakker,  Job  Augustus,  Maler,  geb.  am 
4.  9.  1796  zu  Rotterdam,  daselbst  f am  7.  6. 
1876,  ältester  Sohn  des  Cornelis  B.  und  Bru- 
der des  Arend  B.  Neben  dem  Unterricht  sei- 
nes Vaters  genoß  er  auch  den  der  Maler  W. 
van  Leen  und  J.  Kouwenhoven.  1816  wurde 
er  Zeichenlehrer  des  Vereins  „Hierdoor  tot 
Hooger“,  worin  seine  Haupttätigkeit  bestand. 
Er  malte  auch  Landschaften  mit  Vieh.  Spä- 
ter widmete  er  sich  kunstphilosophischen 
und  kunsthistorischen  Studien  und  schrieb 
verschiedene  Abhandlungen.  Gleichzeitig  war 
er  Mitarbeiter  an  literarischen  Zeitschriften. 

Van  Eynden  en  van  der  Willigen 
III  806,  IV  274.  — Immerzeel,  De  Levena 
en  Werken  I 25.  — Rotterdamscbe  Historiebla- 
den  III  556—57.  Haverkorn  v.  Rijsewijk. 

Bakker- Korff,  Alexander  Hugo,  be- 
kannter holl.  Genremaler,  Sohn  des  Schriftstel- 
lers Johannes  Bakker-Korff  u.  Neeltje  Stark, 
geb.  am  31.  8.  1824  im  Haag,  t am  28.  1.  1882 
in  Leiden.  Er  besuchte  anfangs  das  Schüler- 
Atelier  von  Corn.  Kruseman  und  später  die 
Haager  Akademie  unter  Prof,  von  den  Berg. 
1845  zog  er  nach  Antwerpen,  wo  er  bei  Wap- 
pers  und  de  Keyscr  studierte.  1848  kehrte 
er  zurück  und  wohnte  dann  in  Oegstgeest, 
1850  in  Leiden,  1852  im  Haag,  seit  1856  defi- 
nitiv in  Leiden.  Die  historische  Richtung 
seiner  Lehrer  sagte  ihm  auf  die  Dauer  nicht 
zu;  sobald  er  selbständig  war,  trat  er  mit 


sittenbildüchen  Darstellungen  vor  das  Publi- 
kum, die  jedoch  anfangs  nicht  den  erwarte- 
ten Erfolg  hatten.  Seine  Gemälde  erregten 
aber  allmählich  die  allgemeine  Aufmerksam- 
keit, sein  Ruhm  mehrte  sich  und  man  nannte 
ihn  mit  einigem  Recht  „den  holländischen 
Meissonier“.  Auf  verschiedenen  Ausstellun- 
gen erhielt  er  Medaillen,  war  Mitglied  meh- 
rerer Akademien  in  Belgien  und  Holland. 

In  seinen  Bildern  führt  er  uns  meist  in  den 
Anfang  des  19.  Jahrh.  zurück,  am  liebsten  in 
den  Kreis  des  wohlhabenden  Bürgerstandes 
seiner  Heimat,  in  die  kostbar  ausgestatteten 
Wohnungen  alter  Tanten  und  Jungfern,  deren 
Gehaben  er  mit  ebenso  großer  Treue,  als  alt- 
meisterlicher Feinheit  schildert.  Seine  sorg- 
fältig komponierten  Figuren  (wofür  Nahvcr- 
wandte  immer  wieder  mit  großer  Hingabe 
Modell  saßen),  gewöhnlich  im  kleinsten  MaB- 
stabe  gehalten,  sind  sicher,  sauber  und  geist- 
reich gezeichnet,  die  Farbe  ist  harmonisch 
und  lebhaft,  die  Durchführung  von  seltener 
Schärfe  und  Zartheit.  Ein  Hauptwerk  ist 
„Die  Romanze“,  drei  alte  Kaffeeschwestern 
in  vornehmem  Interieur,  von  denen  die  eine 
ihre  Lieblingsromanze  auf  dem  Piano  spielt 
(1869).  Durch  Ausstellungen  sind  u.  a.  be- 
kannt: Die  Zeitungsicktüre,  Der  Toast,  Die 
Verleumdung,  Die  Kranke,  Gläsersammlung, 
ein  Bild,  das  er  selbst  für  sein  bestes  er- 
klärt haben  soll.  — Gemälde  von  ihm  im 
Rijksmuseum  und  im  Stedelijk  Museum  in 
Amsterdam,  Haag  (Stadt.  Mus.),  Haarlem 
(Teyler)  und  in  der  Lakenhai  zu  Leiden,  wo 
man  Skizzen,  Zeichnungen  und  allerhand  Er- 
innerungen an  ihn  vereinigt  hat. 

Meyer,  Kstlerlex.  — J.  Gram  in  Rooses, 
Het  Schilderboek  (ausführlich  mit  Abb.).  — 
Vosnutr,  0n2e  hedendaagsche  Schilders  I. 
— Marius,  De  hollandsctae  Schilderkunst  etc. 
1903.  — Mit  Not.  von  J.  Vcth  u.  C.  G.  'tHooffc, 

Bakker,  s.  auch  Bäcker  u.  Baker. 

Baklewski,  Peter  Michailowitsch, 
russischer  Pastcilmalcr  und  Zeichner  des  19. 
Jahrh.  In  der  Pastellmalerei  Schüler  von 
Latour  und  Vidal  in  Paris.  Zu  seinen  besten 
Pastellen  gehören  die  Bildnisse  des  Grafen 
L,  A.  Nesselrode,  K.  T.  Soldatcnkos  und 
sein  Selbstporträt.  Später  vorherrschend  als 
Illustrator  tätig.  Er  lieferte  Illustrationen 
zu  den  Werken  Stachowitschs ; zu  W.  J. 
Dahls  Erzählung  vom  Kampf  bei  Sinope,  zu 
den  Lustspielen  von  Ostrowski  „Armut  ist 
kein  Laster“,  „Setz'  dich  nicht  in  einen  frem- 
den Schlitten“  und  zum  2.  Teil  von  Gogols 
„Tote  Seelen“. 

PaMasaHoai,,  uaiep.  ä. acrop.  xyjow.  b^Poccui 
(Raroasanofl,  Mater,  i.  Gesch.  d.  Künste  in  Rufiland) 
Moskau  1868,  S.  278—282.  W.  Neumann. 

Bakof,  Julius,  Landschaftsmaler,  geb.  am 
23.  3.  1819  in  Hamburg;  1839 — 47  in  Mün- 
chen nnd  im  bayer.  Hochgebirge;  bis  1849  in 
Hamburg,  während  des  Sommers  in  der 


381 


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Bakotic  — Balaam 


Göhrde;  1849/50  in  Schleswig  als  Freischär- 
ler und  Kriegszeichner  mit  General  Gerhard ; 
1852 — 60  besuchte  er  das  Atelier  A.  Calames 
in  Genf  und  machte  mit  diesem  Studienreisen 
in  der  Schweiz.  1857  (Jan.  bis  Okt.)  in  Pa- 
ris und  Barbizon.  Er  starb  am  9.  11.  1857 
in  Hamburg.  — Er  malte  und  zeichnete  Wald- 
und  Gebirgspartien,  Mühlen,  Schmieden,  Rui- 
nen, Kapellen  und  sonstige  Romantik,  Vier- 
waldstätter und  Genfer  See  zu  verschiedenen 
Tages-  und  Jahreszeiten.  2 Landschaften 
(Morgen  und  Abend,  1843),  im  Besitz  Sigm. 
Freih.  v.  Pranckh,  München,  waren  auf  der 
retrospekt.  Ausstellung  1906  im  kgl.  Glas- 
palast ausgestellt.  — 12  Federzeichnungen  zu 
deutschen  Liedern.  — Ein  gedrucktes  Ver- 
zeichnis von  ziemlich  300  Gemälden,  Zeich- 
nungen und  Studien  begleitete  Juni  1897  eine 
Ausstellung  des  Hamb.  Kunstvereins. 

Hamb.  Kstlerlex.  — Deutsches  Kunstbl.  IV 
1853,  441.  — F.  von  Bötticher,  Maler- 
werkc  des  19.  Jahrh.  — Hamb.  Nachr.  14.  6. 
1897.  — Meyer,  Kstlerlex.  E.  Benezö. 

Bakotiö,  Fulgentius,  Bildschnitzer  und 
Minoritenmönch,  geh.  im  Anfang  des  18. 
Jahrh.  zu  Gomiliza  im  Kreise  von  Spalato  in 
Dalmatien,  f 1793  in  Umbrien.  Seine  Heili- 
genbilder, in  Holz  und  Elfenbein  geschnitzt, 
befinden  sich  in  verschiedenen  Kirchen  und 
Klöstern  Dalmatiens  und  Italiens. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

BgkowBki,  Johann,  poln.  Maler,  geb.  am 
19.  8.  1872  in  Krakau.  Studierte  1895 — 1898 
an  der  dortigen  Kunstschule,  wo  Axentowicz 
und  Wyczolkowski  den  größten  Einfluß  auf 
ihn  ausübten.  Er  kopierte  viele  Porträts  be- 
rühmter Persönlichkeiten,  besonders  für  das 
fürstbischöfliche  Palais  in  Krakau,  meisten- 
teils koloristisch  noch  harte  Arbeiten.  1903 
studierte  er  an  der  Münchener  Akad.  Seit- 
dem malte  er  hauptsächlich  Porträts  und  fand 
viel  Beifall  in  den  Kreisen  der  polnischen, 
österreichischen  und  böhmischen  Aristokratie. 
Sein  letztes  und  wohl  bestes  Bildnis  (Gräfin 
Valerie  Mycielska)  ist  noch  etwas  flau  in 
Kolorit  und  Zeichnung. 

Swieykowski,  Pamictnik  T.  P.  S.  P.  w 
Krakowie  1854 — 1904.  C.  M.  v.  Görski. 

B§.kowski,  Graf  Johann  Wincent, 
Schriftsteller  und  Dilettant  im  Zeichnen  und 
Stechen,  geb.  1760  in  Wisniowczyk,  + 1826  in 
Lemberg.  Von  seinen  Arbeiten  sind  bekannt: 
1)  Porträt  von  Johann  Andreas  Morsztyn, 
poln.  Großschatzmeister  des  17.  Jahrh.  Eine 
Nachzeichnung  nach  dem  Kupferstiche  J.  Ede- 
lincks,  1792  gemacht.  — 2)  Dasselbe  Blatt  ra- 
diert. — 3)  Porträt  des  pommerschen  Woi- 
woden  Gerhard  Dönhof,  gestochen.  — 4)  Alte 
Münzen  und  Medaillen.  Stich.  — 5)  Ver- 
schiedene Zeichnungen  und  Skizzen  in  der 
Ossolinskischen  Bibliothek  in  Lemberg. 

Orgclbrand,  Enzykl.,  Warschau  1900.  — 
Kolaczkowski,  Stownik  rytowniköw  pol.. 


Lemberg  1874.  — Kraszewski,  Ikonothcka, 
Wilna  1858.  — Zeitschrift  Ossolinski  p.  123. 

Marian  Gumowski. 
Bakst,  Leon  Nikolajc  witsch,  russ. 
Maler  und  Zeichner  der  Gegenwart,  Schüler 
der  Petersburger  Akad.,  weitcrgcbildct  in 
Paris,  tätig  in  Moskau.  Er  malt  zierliche  Gen- 
reszenen, doch  liegt  seine  Hauptstärkc  auf 
dem  Gebiet  der  dekorativen  Graphik.  Auf 
der  Ausstellung  der  Münchener  Sezession  1899 
befand  sich  ein  Pastellporträt  B.s. 

Kunst  f.  Alle  XVIII  483;  XXII  285.  — Ber- 
lin, Int.  Kst.-Ausst.  1896.  — Kunstchronik.  N. 
F.  XVIII  466.  — A.  Bcnois,  Geschichte  der 
russ.  Malerei  im  19.  Jahrh.  (russ.)  II  268. 

W.  Neumann. 

Bai,  Jean  Baptiste  Edouard,  Land- 
schafts- u.  Porträtmaler,  geb.  in  Paris,  stellte 
seit  1868 — 1901  ziemlich  regelmäßig  im  Salon 
aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  Suppl.  — 
Salonkataloge.  •• 

Bai,  Joseph,  Kupferstecher,  geb.  am  7. 
4.  1820  zu  Antwerpen,  f daselbst  am  31.  7. 
.1867.  Nachdem  er  auf  der  Akademie  in  Ant- 
werpen seine  ersten  Studien  unter  E.  Corr 
gemacht,  ging  er  nach  Paris  und  bildete  sich 
hier  namentlich  unter  der  Leitung  Achillc 
Martinets. 

1848  wurde  ihm  der  große  Preis  für  Rom 
zuerkannt.  Nach  einem  Aufenthalt  in  Italien 
und  mehreren  Reisen  ließ  er  sich  in  Paris 
nieder  und  begründete  seinen  Ruf  durch  einen 
Stich  nach  der  Versuchung  des  hl.  Antonius 
von  Gallait.  Nach  dem  Tode  des  Kupfer- 
stechers E.  Corr  wurde  er  1862  an  dessen 
Stelle  zum  Professor  an  der  Antwcrpener 
Akademie  ernannt.  Seine  Hauptwerke  sind : 
Die  Versuchung  des  hl.  Antonius  nach  Gal- 
lait, La  belle  Jardiniere  (1S56)  nach  Raffael, 
Johanna  die  Wahnsinnige  nach  Gallait,  Die 
Montenegrinerin  nach  Czermack,  Die  Ab- 
dankung Karls  V.  nach  Gallait  war  unvoll- 
endet bei  B.s  Tode. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Chronique  des  arts 
1867,  238  (Nekrolog).  — Gaz.  d.  b.-arts  III  186, 
XI  192.  H.  Hymans. 

Bai,  Willem,  holländ.  Holzschneider,  geb. 
in  Rotterdam  am  4.  8.  1808,  begann  als 
Schriftsetzer  im  Haag,  widmete  sich  aber 
dann  mit  bemerkenswertem  Verdienst  der 
Holzschneidekunst.  Nach  Immerzeel  zeigte 
er  seinen  ersten  Holzschnitt  im  Nedcrlandsch 
Magazijn  1834  p.  360  und  betätigte  sich  wei- 
terhin als  Buchillustrator  z.  B.  in  Aardbol, 
Ncderlanders  door  Nederlanders  geschetst, 
de  Klok  van  Meester  Humphry  etc. 

T.  Immerzeel,  De  Levens  cn  Werken, 
p.  26. 

Bai,  s.  auch  Ball. 

Bala,  s.  Balla. 

Balaam,  S.,  Bildhauer  in  London,  stellte 
1817  eine  Reiterstatuette  des  Herzogs  von 
Wellington  in  der  Roy.  Academy  aus. 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 99.  •• 


382 


Balabarca  — Balaguer 


Balabarca,  Juan  de,  Glockengießer  aus 
Cordova,  der  am  7.  9.  1588  die  große  Glocke 
der  Giralda  in  Sevilla  goß. 

Gettoto.  Artif.  Sevill.  I 47.  M.  v.  B. 

Balabin,  P a t r i k e i,  russ.  Kupferstecher, 
geb.  1734  als  Sohn  eines  Soldaten,  wurde 
1749  Schüler  der  Zeichenkammer  bei  der 
Akad.  der  Wissenschaften  in  Petersburg,  seit 
1755  Schüler  von  Iwan  Sokoloff  und  seit  1757 
Schüler  von  G.  F.  Schmidt.  Von  ihm  meh- 
rere Ansichten  von  Moskau  nach  Zeichnungen 
von  M.  Machajeff  (1781) ; die  Schlacht  bei 
Palzig,  1761  mit  N.  Ssablin  gest.;  die  Sta- 
tuen am  Katafalk  der  Kaiserin  Elisabeth  zu 
der  Beschreibung  der  Begräbnisfeierlichkeiten 
1765. 

PoBUHcxia,  Pvccic.  rpan.  (Rowinski,  Russ.  Grav.) 
Moskau  1870,  S.  38,  40,  97,  155,  254 

IV.  Neumann. 

Balaca,  Jose,  span.  Maler,  geb.  1810  in 
Cartagena,  f 19.  11.  1869  in  Madrid,  aus- 
gebildet seit  1838  an  der  Escuela  especial  de 
pintura  ctc.  zu  Madrid,  ließ  sich  1844  in 
Lissabon  als  öl-  und  Miniaturporträtist  nie- 
der, wo  er  u.  a ein  Ganzfigurbildnis  der  por- 
tugiesischen Königin  Dona  Maria  de  la  Glo- 
ria malte.  Nach  einem  längeren  Aufenthalte 
in  England  und  Frankreich  kehrte  er  dann 
1850  für  immer  nach  Madrid  zurück  und 
beschickte  seit  1852  die  dortigen  Kunstausstel- 
lungen mit  seinen  Porträtgemälden. 

Ossorio  y Bernard,  Gaicria  biogr.  de 
art.  espaßoles  del  siglo  XIX  (1383 — 84), 

P.  Lafond. 

Balaca  y Canseco,  Eduardo,  span.  Maler, 
geb.  1840  in  Madrid,  ausgebildet  an  der  dor- 
tigen Escuela  especial  de  pintura  etc.,  be- 
schickte er  seit  1858  die  Ausstellungen  seiner 
Vaterstadt  mit  zahlreichen  Gemälden.  Beson- 
ders erwähnenswert  sind:  „Eine  Kastanien- 
verkäuferin“, „Episode  aus  dem  Leben  der 
hl.  Therese“,  „Die  Philosophie“  (für  das 
Athenäum  zu  Madrid),  Die  Evangelisten  Mat- 
thäus und  Markus  (für  die  Kuppel  der  Kirche 
Buen  Suceso  zu  Madrid),  sowie  namentlich 
zahlreiche  Porträts  (darunter  mehrere  des 
Königs  Alfonso  XII.  von  Spanien,  der  den 
Künstler  außerdem  1867  mit  9 anderen  span. 
Malern  beauftragte,  in  Sevilla  seine  Braut, 
die  Infantin  Dona  Maria  Mercedes,  zu  por- 
trätieren). 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espafioles  de!  siglo  XIX  (1883 — 84).  — 
Grande  Encyciopedie  Lamirault- Paris 

P.  Lafond. 

Balaca  y Canseco,  Ricardo,  span.  Maler, 
geb.  am  81.  12.  1844  in  Lissabon  als  Sohn  des 
Jos6  B.,  f am  12.  2.  1880.  Ausgebildet  durch 
seinen  Vater  sowie  an  der  Escuela  especial  de 
pintura  etc.  zu  Madrid,  beteiligte  sich  B.  schon 
als  18jährigcr  Knabe  mit  Auszeichnung  an 
der  dortigen  Exposiciön  de  Bellas  Artcs. 
1878  wurde  er  vom  spanischen  Kriegsminister 
beauftragt,  die  Schauplätze  des  spanischen 


Bürgerkrieges  zu  bereisen  und  die  Haupt- 
episoden dieses  Krieges  malerisch  darzustel- 
len. In  der  Tat  hat  sich  der  Künstler,  der 
übrigens  auf  allen  Gebieten  des  malerischen 
Schaffens  wohl  bewandert  war,  als  Schlach- 
tenmaler besonders  ausgezeichnet.  Seine  be- 
deutendsten Gemälde  sind:  „Episode  aus  der 
Schlacht  von  Bailen“  und  „Schlacht  von  Al- 
mansa“  (beide  für  das  Madrider  Museo  de 
Arte  moderna  angekauft),  „Der  Ursprung 
der  Wappencmblemc  in  der  Kathedrale  zu 
Cadiz“  (jetzt  im  dortigen  Museo  provincial), 
„Episode  aus  der  Schlacht  von  Castilfejos“, 
„Husarenattake  im  afrikanischen  Feldzuge", 
„Kaperung  einer  türkischen  Galiotc  durch  die 
Bevölkerung  von  Cadiz“,  .Jesus  mit  seinen 
Jüngern“,  „Francisco  Pizarro,  den  Plan  zur 
Eroberung  von  Peru  entwerfend“,  „Don  Pe- 
dro de  Castiila  stürzt  sich  bei  Empfang  der 
Nachricht  von  seiner  Exkoramunizierung  mit- 
samt seinem  Rosse  in  den  Guadalquivir“, 
„Angriff  der  Navarresen“,  „Christoph  Kolum- 
bus wird  nach  Rückkehr  von  seiner  ersten 
Amerikafahrt  am  Hofe  der  katholischen  Kö- 
nige empfangen".  Außer  einer  Reihe  treff- 
licher Porträtgemälde  hat  B.  sodann  noch 
die  farbigen  Illustrationstafeln  zu  der  von 
Montaner  und  Simon  in  Barcelona  verlegten 
Don  Quijote-Ausgabe  geliefert;  auch  für  die 
„Crönica  de  la  Guerra“,  für  die  „Ilustradon 
Espanola  y Americana“  und  für  die  von 
ihm  selbst  künstlerisch  geleitete  „Academia“ 
ist  er  als  Illustrator  tätig  gewesen. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  cspafioles  del  siglo  XIX  (1883 — 84).  — F. 
M.  T u b i n o,  El  arte  y los  artistas  contempo- 
r&ncos  (1877).  — Grande  Encyciopedie  Lami- 
rault-Paris.  P.  Lafond. 

Balacescu,  Constantin,  Bildhauer,  geb. 
1865  in  Balbosi  in  Rumänien,  besuchte  die 
Gewerbe-  und  Kunstschule  zu  Craiova,  dann 
die  Kunstakad.  in  Venedig  und  Mailand.  B. 
vertritt  die  italienische  Bildhauerkunst  in  Ru- 
mänien und  ist  der  Schöpfer  zahlreicher  Bü- 
sten hervorragender  Männer  Rumäniens. 
Hauptwerke:  die  Statuen  des  Nationalhelden 
Tudor  Vladimirescu  in  Tirgu-Jiu,  des  Woi- 
woden  Mircea  des  Großen  in  Tulcea  u.  a.  — 
Professor  an  der  Kunstakad.  zu  Jassy.  T.  S. 

Balagny,  Pierre,  Maler  und  Bildhauer  in 
Paris,  1758  dem  Namen  nach  erwähnt. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  fran?.  1884  p.  172.  ** 

Balaguer,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona 
um  1610.  Er  führte  ein  reichverziertes  Aqua- 
manile im  Ubergangsstil  aus;  die  Zeichnung 
im  dortigen  Innungsarchiv. 

V i fi  a * a,  Adic.  II  43.  — D a v i 1 1 i e r,  Or- 
f£vr.  en  Esp.  pl.  2.  M.  v.  B. 

Balaguer,  Juan  Bautista,  span.  Bild- 
hauer, geb.  in  Valencia,  f daselbst  1747,  Schü- 
ler des  Francisco  Estebe.  In  den  Klöstern 
und  Kirchen  von  Valencia  finden  sich  mehrere 
seiner  Werke,  ein  Eccehomo  im  Convento  del 


383 


Balaire  — Balassi 


Pilar,  vier  Statuen  auf  dem  Hauptaltar  in  S. 
Miguel  de  los  Reyes. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 90.  — A 1 c a - 
h a 1 i,  Art.  Valenc.  S.  346.  A 

Balaire,  Charles,  Holzschneider  in  Pa- 
ris, gcb.  daselbst,  Schüler  von  Fagnion,  stellte 
in  den  Pariser  Salons  1876—77  und  1882  aus. 
Er  arbeitete  für  verschiedene  Zeitschriften: 
Le  Monde  illustre,  l’Art,  für  eine  Geschichte 
Karls  d.  Gr.,  für  eine  Walter  Scott-Ausgabe. 

Bellier  - Auvray,  Dict.  g£n.  Suppl. 

/.  Guiberl. 

Balan,  Eugene,  französ.  Maler  und  Li- 
thograph, gcb.  1809  zu  Rouen,  f daselbst  1858. 
Er  malte  Stilleben  und  hauptsächlich  Archi- 
tekturstückc,  die  sich  durch  große  Feinheit 
der  Behandlung  auszeichnen.  Von  letzteren 
waren  einige  im  Pariser  Salon  von  1837  und 
in  der  Berliner  Akademie  1835,  1838  und 
1842  ausgestellt  (Das  Innere  der  Kirche  St. 
Eticnne  du  Mont  in  Paris,  Ansicht  der  Ka- 
thedrale von  Rouen  u.  a.).  Einige  vorzüg- 
liche Lithographien  von  ihm  mit  Ansichten 
von  Amiens  befinden  sich  in  der  Kunsthalle 
zu  Bremen  (Sammlg.  H.  H.  Meier).  Eine 
Zeichnung  von  ihm,  Kathedrale  und  Häuser- 
partie am  Fluß,  bez.  E.  Balan,  1837,  bewahrt 
die  Berliner  Nationalgalerie. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Bellier-Au- 
v r a y,  Dict.  gen.  — Kat.  d.  Handzeichn,  i.  d. 
K Nation.-Gal.  1902.  H.  V. 

Balanche-Richarde,  B 1 a i s e,  Maler  in 
Grand’  Combe,  geb.  daselbst  am  24.  3.  1622, 
t am  11.  1.  1695.  Von  seinen  Porträts,  Gen- 
re- und  Kirchcnbildern  haben  sich  einige  er- 
halten, z.  B.  das  Porträt  des  Schöffen  Boi- 
chard  im  Schloß  Champagne  (1655)  und  der 
hl.  Joseph  in  der  Kirche  von  Pirey  (1684), 
ferner  ein  Exvoto-Bild  aus  dem  Schweden- 
kriege in  der  Kirche  von  Mortcau.  — Er  be- 
zeichnete  mit  B.  B.  Richarde. 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt. 

Balanche-Richarde  (oder  Richard),  Clau- 
de-Adricn,  Maler,  1662  in  Grand'  Combe 
als  Sohn  des  Blaisc  B.  geb.,  starb  1748  in 
Bcsan<;on.  Er  malte  in  den  Jahren  1680  bis 
1748  eine  sehr  große  Anzahl  von  Bildern 
meist  religiösen  Inhaltes,  teils  mit  seinem 
Vater,  teils  mit  seinem  Sohne  Claude-Marie 
zusammen.  Diese  Bilder  befinden  sich  zu- 
meist in  den  Kirchen  von  Bonnetage,  Grand’- 
Combe,  Marchatix,  Pirey  u.  a. 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt. 

Balanche-Richarde  (oder  Richard),  Clau- 
de-Marie, Maler,  Sohn  des  Claude- Adrien. 
Ein  Bild  von  ihm  aus  dem  Jahre  1743  befin- 
det sich  in  der  Kirche  von  Villcrs-le-Sec. 

Gauthier,  Dict.  d.  artist.  franc-comt 

Balanche-Richarde  (oder  Richard),  Gas- 
p a r d,  Maler,  Sohn  des  Blaisc,  geb.  um  1670, 
f 1725.  Ein  bezeichntes  Bild  von  ihm,  der 
Schutzengel,  befindet  sich  in  der  Kirche  von 
Pontarlier. 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt. 


Balanche,  s.  auch  Dallanche. 

Balante  da  Tiene,  Maler  des  17.  Jahrh., 
Schüler  des  Cavaliere  Liberi,  malte  vier  große 
Bilder  (Jagd-  und  Rciterszenen)  im  Palazzo 
Orazio  Porto  zu  Vicenza. 

Descrizione  di  Vicenza  etc.  II  86.  H.  V. 

Balanza,  Luis  de,  Kunststicker,  der  16S4 
an  den  Ornaten  im  Escorial  arbeitete. 

V i ii  a z a,  Adic.  II  43.  M.  v.  B. 

Balarino,  Giorgio,  de  Ostravia,  Stein- 
metzmeistcr,  bekannt  aus  einem  im  Kamal- 
dulcnserkloster  Bielany  bei  Krakau  aufbewahr- 
ten Vertrage  aus  dem  Jahre  1618,  wonach 
er  unter  Leitung  des  Baumeisters  Andreas 
Spezza  an  der  schönen  und  großgedachten 
Barockfassade  der  dortigen  Klosterkirche 
Steinmetzarbeiten  ausführen  sollte. 

S p r a w,  Kom.  h.  szt.  Bd.  VI. 

St.  Tomkowicx. 

Balarino,  s.  auch  Ballarino. 

Balassa,  Fcrenc  (Franz),  ung.  Maler; 
Mitte  des  19.  Jahrh.  wird  ein  Gemälde  von 
ihm,  „Tod  des  Mathias  Corvinus"  lobend  er- 
wähnt. 

S z a n a,  Szäz  ev  a magyar  müveszet  törtcnc- 
t6böl,  Budapest  58.  K.  Lyka. 

Balassi,  M a r i o,  Maler  aus  Florenz,  gcb. 
1004,  f am  3.  10.  1667.  Seine  Lehrer  waren 
Jacopo  Ligozzi,  Matteo  Rossclli,  zuletzt  Pas- 
signano,  bei  dessen  Arbeiten  in  Rom  er  als 
Gehilfe  beschäftigt  war.  Für  den  Fürsten 
Taddeo  Barberini  malte  er  hier  eine  ziemlich 
plumpe  Kopie  nach  Raffaels  Transfiguration, 
die  sich  jetzt  in  der  Kapuzinerkirchc  zu  Rom 
befindet.  Später  gewann  B.  die  Gunst  des 
Fürsten  Ottavio  Piccolomini,  *der  ihn  mit  sich 
nach  Wien  nahm,  wo  Kaiser  Ferdinand  III. 
sich  von  ihm  porträtieren  ließ.  Vielleicht 
malte  er  in  dieser  Zeit  auch  die  Madonna  mit 
dem  Christuskind  und  dem  kl.  Johannes,  ein 
Bildchen  auf  Stein,  das  sich  jetzt  in  der  k.  k. 
Gemäldegal.  in  Wien  befindet.  Eine  Zurück- 
setzung, die  ihm  widerfuhr  — die  Ausfüh- 
rung eines  bei  ihm  bestellten  Altarbildes  für 
die  Stephanskirche  wurde  an  Joachim  Sand- 
rart  übertragen  — verleidete  ihm  den  Auf- 
enthalt in  Wien;  er  kehrte  nach  Italien  zu- 
rück, wo  er  für  verschiedene  Kirchen  in 
Prato,  Florenz  und  Empoli  eine  beträchtliche 
Anzahl  von  Altarbildern  ausführte  (in  Flo- 
renz für  S.  Michele  eine  Himmelfahrt  der 
Maria,  für  die  Compagnia  dellc  Stimate  einen 
hl.  Franziskus,  in  Prato  für  S.  Agostino  den 
hl.  Nikolaus  von  Tolcntino,  der  für  eines  sei- 
ner besten  Werke  galt)  ; für  die  Porträtgale- 
rie der  Florentiner  Uffizien  malte  er  außer- 
dem sein  Selbstbildnis.  Ein  Gemälde  B.s, 
das  Martyrium  des  Ev.  Johannes  kam  nach 
Kastilien.  In  späteren  Jahren  suchte  er  die 
Malwcise  älterer  Meister  nachzuahmen;  so 
malte  er  für  den  Kardinal  Carlo  de’  Medici 
im  Stile  Albrecht  Dürers  den  Großherzog 
Ferdinand  II.  und  dessen  Gemahlin  Viktoria 
von  Toskana  als  hl.  Georg  und  als  hl.  Vik- 


384 


Balat  — Balbi 


toria.  Salvatore  Rosa  richtete  gegen  diese 
archaisierenden  Tendenzen  seiner  Zeitgenos- 
sen die  satirische  Schrift  „La  pittura“. 

Baldinucci,  Not.  dei  prof.  del  disegno 
(1847)  III  450;  IV  586.  — Richa,  Chicse 
Fiorcntine,  I 142.  III  78.  216,  224,  V 94,  327, 
228,  VII  178.  — T i t i,  Descr.  di  Roma.  p.  299. 
337.  — Gactano  Guasti,  Alcuni  quadri 
della  Galleria  Comunalc  di  Prato.  — Arte  e 
Storia  XII  65 — 70.  L.  Oszola. 

Balat,  A 1 p h o n s e,  angesehener  belgischer 
Architekt,  geh.  in  Gochenee  (Namur)  1818, 
f in  Ixelles-lcs-Bruxclles  1905,  Schüler  der 
Antwerpener  Akademie,  Architekt  des  Kö- 
nigs, tätig  in  Brüssel.  Seine  Hauptwerke 
dort  sind:  Palais  des  Bcaux-Arts,  Hotel  du 
marquis  d’Assche,  Vergrößerung  des  kgl.  Pa- 
lais, ferner  das  Schloß  von  Presle. 

Seine  Büste  von  Vin?otte  war  auf  der 
Ausstellung  des  L’Art  Beige,  Brüssel  1905, 
wo  auch  Entwürfe  und  Zeichnungen  Balats 
ausgestellt  waren.  •* 

Balat,  Jacques  Christophe  Paul, 
jung  verstorbener  Maler,  geb.  in  Bordeaux 
am  22.  3.  1804,  f daselbst  am  17.  11.  1828. 
Die  dortige  Galerie  bewahrt  von  ihm  das 
Bild : Skythe,  den  väterlichen  Bogen  span- 
nend, das  Musce  d’Aquitaine  einige  Stadt- 
ansichten  von  Bordeaux. 

Bcllier  - Auvray,  Dict.  gin.  H.  V. 

Balateti,  G i n o t,  s.  Baletet,  Guyot. 

Balatri  (oder  Balatrio),  Giambattista, 
Bildhauer  und  Architekt  aus  Florenz,  nach 
Zani  (Enc.  met.  III  31)  um  1027 — 69.  Nach 
seiner  Zeichnung  ist  in  Florenz  die  kleine  ein- 
schiffige Kirche  S.  Paolo  di  padri  Tercsiani 
gebaut  (begonnen  1609). 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Balay,  Charles,  französ.  Maler,  geb.  in 
St.  Eticnne  (Loire)  am  29.  9.  1801,  Schüler 
von  A.  Morot  und  T.  Chartran,  stellte  in 
Paris  im  Salon  und  in  der  Societe  d.  art. 
franq.  Genrebilder  u.  Porträts  aus.  Z.  B.: 
Eine  Straße  in  El  Kantara,  1890;  vcrsch. 
Porträts  (1891,  1894,  1897) ; Soldat  Ludwigs 
XV.,  1904;  Kartenspiel,  1905;  Geheime  Ver- 
sammlung, 1906.  a.  Grätiger. 

Balay,  s.  auch  Ballay. 

Balazs  (Blasius),  ung.  Maler,  1533  in 
Kassa,  Ung.,  dokum.  erwähnt. 

Müvcszet,  Budapest  1903,  341.  K.  Lyka. 

Baibach,  Othcmar,  Bildhauer  und  Stem- 
pelschneider, ein  Schüler  Schwanthalers,  geb. 
am  20.  8.  1810  in  Karlsruhe,  184S  Münzme- 
dailleur,  seit  1850  Lehrer  für  den  Unterricht 
in  der  Skulptur  an  der  technischen  Hoch- 
schule zu  Karlsruhe,  f am  22.  4.  1897.  Re- 
liefdarstellungcn : die  kaledonische  Jagd,  Kom- 
positionen zur  Odyssee  u.  a.,  badische  und 
hohenzoliernsche  Münzstempel  mit  Hcrrscher- 
bildnisscn,  signiert  BALBACH. 

Nagler,  Kstlerlex.  II  569.  — E.  Bahr- 
f e 1 d t.  Das  Münz-  und  Geldwesen  der  Fürsten- 
tümer Hohenzollern  1900,  p.  140.  N. 


Balbas,  A 1 o n s o,  Bildhauer,  der  um  1660 
das  Chorgestühl  der  Dominikanerkirche  S. 
Esteban  in  Salamanca  ausführtc. 

Araujo  Gomez,  Escult.  en  Espana  367. 

M.  v.  B. 

Balber,  Johannes,  Goldschmied,  geb.  in 
Zürich  am  25.  12.  1761,  + daselbst  am  22.  1. 
1845.  In  Züricher  Privatbesitz  befinden  sich 
von  ihm  angefertigte  zierliche  Services  im 
Empirestil. 

F.  O.  Pestalozzi  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex.  H.  V. 

Balbi,  Miniaturmaler,  Wien  1770. 

E.  Lemberger,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  Mi- 
niaturmalerei, 1907. 

Balbi,  Alessandro,  Architekt  aus  Fer- 
rara, in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Nach 
seinem  Entwurf  ist  die  Kirche  S.  Maria  della 
Chiara  in  Reggio  ausgeführt,  ein  Kuppelbau 
mit  der  Grundform  des  griechischen  Kreuzes, 
der  namentlich  durch  die  schöne  Anlage  des 
Innern  zu  den  besten  derartigen  Architektur- 
werken jener  Zeit  gehört.  Der  Bau  wurde 
unter  Balbis  Leitung  1597  begonnen  und  spä- 
ter von  Francesco  Pacchioni  vollendet.  — In 
S.  Maria  del  Vado  in  Ferrara  erbaute  B.  im 
Auftrag  des  Herzogs  Alfons  II.  von  Este,  in 
dessen  Diensten  er  stand,  die  elegante  Vor- 
halle der  Capella  del  miraculoso  Sangue 
(1594).  Vielleicht  ist  auch,  nach  Cittadellas 
Vermutung,  die  Fassade  der  Universität  in 
Ferrara  (Palazzo  del  Paradiso),  die  gewöhn- 
lich Alcotti  (s.  diesen)  zugcschricbcn  wird, 
ein  Werk  Balbis. 

Campori,  Gli  artisti  negli  Stati  Estensi  etc. 
p.  25.  — Avventi,  Guida  per  Ferrara  1838 
p.  129,  170.  — Barotti,  Ferrara  p.  144.  — 
Barutfaldi.  Le  vite  dei  pittori  etc.  Ferraresi. 
I 22.  — L.  N.  Cittadella,  Notizic  relative  a 
Ferrara.  1864  p.  344,  546.  — Burckhardt, 
Cicerone.  ** 

Balbi,  Andrea,  Maler  in  Venedig,  nur  be- 
kannt durch  sein  Testament  vom  7.  (?)  5.  1471. 

Archivio  Vencto  XXIII  400.  A.  Baracchi. 

Balbi,  Andrea,  venczian.  Goldschmied, 
der  im  Pestjahre  1631  „per  placarc  con  opere 
propiziatorie  la  clemenza  divina“  vom  Con- 
siglio  Municipale  zu  Padua  die  Ausführung 
von  5 Silberstatuetten  in  Auftrag  erhielt. 
Diese  5 Statuetten  im  Mctallwcrte  von  ins- 
gesamt 16  591  Lire,  darstellend  die  Madonna 
del  Carmine  und  die  4 Stadtheiligen  von 
Padua,  waren  erst  1643  vollendet ; dem  Künst- 
ler wurden  für  seine  Arbeit  1000  Dukaten 
(ca.  6200  Lire)  ausgezahlt.  Neuere  Nach- 
forschungen nach  dem  Verbleib  dieser  Sta- 
tuetten waren  erfolglos. 

A.  Moschetti,  Un  voto  art.-relig.  della 
cittä  di  Padova  (1900,  per  lc  nozze  Lazzarini- 
Sesler,  Padova).  — Rassegna  bibliograf.  d.  Arte 
ital.  1900,  p.  246.  * 

Balbi,  Filippo,  italien.  Maler,  geb.  in 
Neapel,  tätig  um  1855  in  Rom,  wo  er  damals 
im  Kloster  und  in  der  Kirche  S.  Maria  degli 
Angeli  eine  Anzahl  malerischer  Arbeiten  aus- 

zs 


Künstlerlexikon.  Bd.  □. 


385 


Balbi  — Balckeneynde 


führte,  für  die  ihm  Papst  Pius  IX.  bei  einem 
Besuche  des  Klosters  hohes  Lob  spendete. 

Vita  italiana,  1896,  II  450.  G.  Degli  Assi. 

Balbi,  Marc  o,  italien.  Maler,  1491  in  Ve- 
nedig urkundlich  erwähnt. 

Arch.  Vencto  XXXIII  400.  A.  Baracchi. 

Balbierer  (Balbyrer,  Barbieri),  Al  brecht, 
Architekt  von  Rovcrcdo,  Kanton  Graubün- 
den, baute  mit  seinem  Bruder  Martin  1627  ff. 
den  Chor  der  Klosterkirche  von  Weißenau 
bei  Ravensburg  (Württemberg).  1642  wurde 
ihm  der  Bau  der  Klosterkirche  zu  Neu  St. 
Johann  im  Thurtal  in  Auftrag  gegeben. 

Rothenhäuslcr  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlcrlcx.  — Kst.  u.  Altertumsdenkm.  i.  Königr. 
Württemberg.  Donaukr.  p.  49.  H.  V. 

Balbierer,  Julius,  Architekt  von  Rove- 
redo,  Sohn  des  Albrecht  B.,  leitete  mit  seinen 
Brüdern  seit  1660  den  Neubau  der  Kloster- 
kirche zu  Isny  im  Allgäu. 

Rothenhäuslcr  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlcx.  H.  V. 

Balbierer,  Martin,  Architekt  aus  Rove- 
redo,  Bruder  von  Albrecht,  erbaute  1617  die 
kathol.  Pfarrkirche  zu  Frohnstetten  bei  Sig- 
maringen (das  Schiff  im  18.  Jahrh.  umge- 
baut). 1627  war  er  mit  seinem  Bruder  in 
Weißenau  beschäftigt  (s.  unter  Albrecht  B.). 

Zingeler-Laur,  Die  Bau-  u.  Kstdenkm. 
in  d.  Hohenzollernschen  Landen.  1896  p.  3.  — 
Rothenhäusler  bei  Brun,  Schweizer.  Kst- 
lcrlex.  H.  V. 

Balbirer,  Hans,  Bildhauer  zu  Schleiz,  er- 
hält 1642  den  Auftrag,  zum  Schmuck  der 
Burgkischcn  Gruft  in  der  dortigen  Bergkirchc 
ein  Epitaphium  anzufertigen.  Das  Denkmal 
wurde  — nach  einem  ausführlichen  Programm 
in  Holz  ausgeführt  — erst  1706  fertiggestellt, 
wie  die  Inschrift  im  Fries  besagt. 

Bau-  und  Kst.-Denkm.  Thüringens.  Heft  XII 
Fürstent.  Rcuß  j.  L.  p.  70/71.  H.  V. 

Balbulus,  Notker,  s.  Notker  Balbulus. 

Baibus,  N.,  Miniator  des  16.  Jahrh.,  er- 
wähnt ohne  nähere  Angaben  von  Bradlcy,  im 
Appendix  zum  III.  Bdc.  seines  Dict.  of  Mi- 
niaturists.  ** 

Balbyrer,  s.  Balbierer. 

Balcewicz,  Franz  Wenzel,  Kupfer- 
stecher in  Wilna  in  der  Mitte  des  18.  Jahrh., 
wahrscheinlich  Geistlicher  oder  Ordensbruder, 
stach  meistens  Heiligenbilder  und  zeichnete 
sich  gewöhnlich  mit  verkürztem  Namen:  F. 
B.  — Fr.  Balc.  — Franc.  Wenzell.  Balc.  — F. 
Balcewicz  sc.  Wilnae.  Folgende  Blätter 
sind  von  ihm  bekannt:  1746  Marie  Josephe, 
reine  de  Polognc.  Aus  der  Schrift:  Panc- 
giryk  X.  Rcginalda  Illiusza.  Wilno.  1747  R. 
P.  Petrus  Skarga  S.  J.  Stephani  ac  Sigis- 
mundi  III.  Regum  Pol.  concionator.  1749  Ef- 
figies  S.  Casimiri  Regii  Poloniae  AMDL. 
principis.  Mater  pulchrae  dilectionis.  Der 
hl.  Joseph  Kalasanty.  S.  Joannes  Ncpomu- 
cenus.  S.  Antonius  Paduanus.  Mater  admir- 
abilis  Eysymontovicnsis.  Der  hl.  Johann  Ne- 
pomuk. S.  Petrus  Rcgalis.  S.  Albertus  Vil- 


leoniensis.  Muttergottesbild  in  der  Michaels- 
kirche zu  Wilna.  Muttergottesbild  in  Lu- 
kiski.  Der  hl.  Winzenz  Ferrerius. 

Kraszewski,  Ikonotheka,  Wilna  1858.  — 
Rastawieck  i,  Slownik  rytowniköw  polskich., 
Posen  1886.  Marian  Gumowski. 

Balcewski,  E.,  poln.  Maler,  tätig  in  Litauen 
in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Er  malte 
Porträts  des  Königs  August  III.  und  seiner 
Gemahlin,  der  Königin  Maria  Josepha.  Wei- 
tere Nachrichten  über  ihn  fehlen  bis  jetzt. 

Heinecken,  Dict.  des  Artistes  II  51.  — 
Rastawieck  i,  Slownik  mal.  polskich  III  121. 

Dr.  Georg  Graf  Mycielski. 

Balch,  V i s t u s,  amerik.  Kupferstecher,  geb. 
Williamstown,  Mass.,  am  18.  2.  1799,  f John- 
stown,  N.  Y.,  am  25.  10.  1884.  In  New  York 
tätig.  Illustrat.,  Porträts.  Hat  nach  1820 
einige  Flußlandschaften  zaghaft  auf  Stein  ge- 
bracht, auch  1825  ein  Porträt  von  Dr.  Mit- 
chell. Teilhaber  der  Firmen  Balch,  Rawdon 
& Co.  in  Albany,  und  später  Balch  & Stiles  in 
New  York. 

D.  Mc  N.  Stauffer,  Amcric.  engravers  1907. 

E.  Richter. 

Balgisqueta,  Martin  de,  Bildhauer  in  Se- 
villa, von  dem  1566  gesagt  wird,  daß  er  schon 
länger  als  20  Jahre  für  die  Kathedrale  ar- 
beite. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 174.  M.  v.  B. 

Balcke,  Alfred  Julian,  Architekt  in 
Berlin,  geb.  am  1.  5.  1857  daselbst,  Schüler 
der  dortigen  Bauakademie,  weiter  ausgebil- 
det in  den  Ateliers  von  Ende  u.  Böckmann, 
dann  Hon.- Ass.  an  der  Techn.  Hochschule 
zu  Charlottcnburg,  arbeitete  15  Jahre  als 
künstlerischer  Leiter  der  Baufirma  Schulz- 
Schlichting  in  Berlin.  Unter  seinen  eignen 
Werken  sind  das  Landhaus  G.  Röhlich,  Wild- 
park und  das  Palais  des  Barons  von  Besser 
in  St.  Petersburg  zu  nennen.  Der  große  Re- 
präsentationssaal der  Ausstellungshalle  am 
Lehrter  Bahnhof,  den  er  1903  schuf,  ist  eine 
glänzende  Arbeit,  nicht  ohne  selbständige 
Formgedanken  und  von  kräftigem,  dekorati- 
vem Geschmack.  * E.  H. 

Balckenende  (Balkenende,  Balkeneynde), 
Claes  Dirks z.  van,  holl.  Baumeister  im 
Haag,  1664  +•  Schwiegervater  des  Malers 
Paul  Potter.  Restaurierte  für  den  Prinzen 
Friedrich  Heinrich  das  Schloß  Honsholredijk 

u.  erhielt  1636  den  Auftrag,  das  Doclenhuis 
neu  zu  erbauen.  Jan  v.  Ravcsteijn  hat  ihn 
auf  dem  aus  diesem  Jahre  stammenden  Bild 
(Haag,  Musee  Municipal)  unter  den  Magi- 
stratsmitglicdem  porträtiert,  die  über  das 
Bauprojekt  beraten. 

Houbraken,  Groote  Schouburgh  (Obers. 

v.  A.  v.  Wurzbach,  Quellenstud.  z.  Kunstgesch. 
XIV  216).  — Oud-Holland  XIV  124.  — Wurz- 
bach, Niederl.  Kstlerlex.  I 50. 

Balckeneynde,  Maerten  Ariaensz.  van, 
Maler,  begraben  zu  Rotterdam  am  10.  1.  1631. 
Mit  diesem  Namen  wird  er  in  einer  Urkunde 
vom  26.  2.  1631  genannt,  worin  der  Maler 


386 


Balcone  — Baldassare 


Adriaen  Fransz.  Verwilt  zutn  Vormund  über 
seine  Kinder  gestellt  wird. 

Rotterdamer  Archiv.  Hoverkom  v.  Rijsewijk. 

Balcone,  Bartolome o,  italien.  Holzbild- 
hauer, wahrscheinlich  aus  Rom  stammend, 
ansässig  in  Sulmona,  wo  er  1677 — 79  das 
Chorgestühl  der  Annunziatenkirche  schnitzte» 
eine  reiche  und  geschickte,  aber  nicht  beson- 
ders geschmackvolle  Arbeit  Außerdem  schuf 
er  noch  das  Chorgestühl  für  die  dortige  Ka- 
thedrale, das  späterhin  in  die  Krypta  dieser 
Kirche  übergeführt  wurde  und  dort  bis  heute 
in  wenig  erfreulichem  Zustande  erhalten  ge- 
blieben ist. 

Piccirilli  in  Rasscgna  Abruzxcse  I L 

G.  Ceci. 

Balcone,  Paolo,  italien.  Holzbildhauer, 
wahrscheinlich  aus  Rom  stammend,  ansässig 
in  Sulmona,  wo  er  1602  das  Orgelgehäuse  der 
Annunziatenkirche  schnitzte. 

Piccirilli  in  Rassegna  Abruzxcse  I 6. 

G.  Ceci. 

Baldacci-Gozzi,  Maria  Magd.,  s.  Gozxi, 
M.  M. 

Bald&mus,  A.,  Maler  in  Berlin,  stellte  in 
der  dortigen  Akademie  1844  zwei  Bildnisse, 
eine  Landschaft  und  ein  Genrebild  aus. 

Kat  d.  Berlin.  Akad.  Ausstellg.  1844  p.  154. 

H.  V. 

Baldancoli,  Pietro,  Maler,  geb.  am  7.  12. 
1834  in  Florenz,  f daselbst  1901;  Schüler  des 
Vinc.  Saccardi  und  seit  seinem  12.  Jahre  des 
Aless.  Maffci  an  der  Florentiner  Kunstaka- 
demie. Da  er  im  14.  Lebensjahre  den  rech- 
ten Arm  verlor,  brachte  er  es  durch  ausdau- 
ernde Übung  zu  nicht  minder  geschicktem 
Gebrauche  des  linken  Armes.  Unter  den 
zahlreichen  dekorativen  Malereien,  die  er  in 
Florenz  ausführtc,  sind  hervorzuheben:  Zwei 
Salons  und  eine  Galerie  in  der  Villa  Stibbert, 
ein  Saal  im  Palazzo  Borghese,  Deckenmale- 
reien in  Theatern  und  Privathäusern,  Fries- 
dekorationen in  Künstler ateliers  etc.  Außer- 
dem malte  er  in  Bern  die  Treppenhausdecke 
des  Museums  der  Bildenden  Künste  und  das 
Vestibül  des  Naturhistorischen  Museums. 

Gubernatis,  Dix.  d.  Art.  Ital.  Viventi 
(1889) ; sowie  In  memoria  di  P.  Baldancoli  (Flo- 
renz 1906).  N.  Tarchiani. 

Baldanza,  Luca,  sizil.  Goldschmied,  t ver- 
mutlich 1548  in  Palermo.  1537  übernahm  er 
die  Ausführung  eines  silbernen  Hostienschrei- 
nes für  das  Kloster  S.  Maria  del  Cancelliere 
zu  Palermo.  Ebenso  lieferte  er  den  Hostien- 
schrein für  die  Sakramcntskapcllc  der  Haupt- 
kirche zu  Petralia  Soprana. 

Di  Marto,  I Gagini  I 629.  E.  Mauceri. 

Baldassare,  maestro,  Bildhauer  („marmo- 
rarius“)  in  Rom,  erhält  1452  Bezahlung  für 
Lieferung  einiger  Wappen,  zweier  Marmor- 
Kamine  und  eines  kleinen  Portales  in  den 
Kapitolspalast. 

Müntz,  Les  arts  ä la  cour  d.  papes  1878  I 
150.  H.  V. 

Baldassare,  Mastro,  Töpfer  in  Pesaro. 


Die  keramischen  Kunstproduktc  der  Werk- 
stätte Baldassars  sind,  wie  ein  von  einem  Ar- 
beiter desselben  signierter  Teller  von  1580 
beweist,  hochentwickelt  gewesen. 

Passeri,  Maioliche  Pesaresi  p.  37. 

E.  Scjtassa. 

Baldassare,  Holzschnitzer  von  Florenz,  nach 
Zani  (Enc.  mct.  III  31)  um  1700,  arbeitete 
zwei  Putten,  die  sich  1722  in  der  Galerie  Ga- 
burri  zu  Florenz  befanden. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Baldassarre,  genannt  B a r o c c i o,  Maler 
in  Perugia.  Aus  seinem  Beinamen  darf  ge- 
schlossen werden,  daß  er  Schüler  und  Nach- 
ahmer des  großen  Federigo  B.  gewesen  ist. 
Wir  wissen,  daß  er  viel  in  der  Kirche  und 
im  Kloster  S.  Pietro  zu  Perugia  gemalt  hat 
und  daß  er  daselbst  1632  den  Plafond  neu 
vergoldet  hat,  der  durch  Blitzschlag  beschä- 
digt war. 

Manari,  Doc.  63  u.  Note  63  im  „Apolo- 
gctico“.  — Lupattelli,  Storia  della  Pitt  in 
Perugia  p.  61.  Waller  Bombe. 

Baldassarre  di  Bartolom meo.  Wohnte 
zu  Perugia  im  Quartier  Porta  S.  Angelo  und 
war  iin  2.  Sem.  1460  Massaio  und  im  2.  Sem. 
1461  Camerlengo  der  dortigen  Miniaturisten- 
zunft. 

L'arte  dei  Miniatori  in  Perugia  (Giorn.  di 
Erud.  Art  II,  1873  p.  317).  Waller  Bombe. 

Baldassare  di  Bartolommco  da  Mo- 
dena, in  Gerichtsakten  1486  als  Maler  in 
Bologna  erwähnt. 

Archiv,  stör.  d.  arte  VII  371.  ** 

Baldassare  da  Cividale,  Architekt,  stellte 
1463  gemeinsam  mit  seinem  Sohn  und  den 
Meistern  Haelias  und  Beitram  die  am  25.  L 
1448  durch  Erdbeben  zerstörte  Kathedrale 
(später  S.  Antonio  genannt)  zu  Cividale  wie- 
der her  (1631  wegen  Baufälligkeit  abgetra- 
gen), 

Mothcs,  Bank.  d.  Mittclalt.  in  Italien  1883 
p.  267.  H.  V. 

Baldassare  E s t c n s e,  italien.  Maler  und 
Medailleur,  geb.  als  natürlicher  Sohn  des 
Niccolö  III  d’Este,  Herrn  von  Ferrara,  in 
Reggio  d’Emilia  u.  deswegen  auch  Baldassare 
da  Reggio  genannt.  Seine  künstlerische  Aus- 
bildung scheint  er  in  Mailand  erhalten  zu 
haben,  wo  er  im  Dienste  der  Herzoge  Fran- 
cesco und  Galeazzo  Maria  Sforza  stand.  Die 
früheste  auf  ihn  bezügliche  Urkunde,  datiert 
vom  16.  1.  1461,  besteht  in  einem  ihm  vom 
Mailänder  Herzoge  bewilligten  Reisepässe, 
gültig  auf  2 Jahre  für  ihn  und  2 Begleiter. 
Am  25.  2.  1469  finden  wir  B.  im  Castell  zu 
Pavia  mit  der  Ausführung  von  Bildnissen  des 
Gal.  Maria  Sforza  und  seiner  Gemahlin  Bona 
von  Savoyen  beschäftigt.  1469  begab  er  sich 
mit  einem  warmen  Empfehlungsschreiben  des 
Gal.  Maria  an  Borso  d’Este  nach  Ferrara 
,,perche  vale  molto  nel  mestiere  suo,  nel  che 
in  molte  cose  ci  ha  soddisfatto  benissimo,  c 
ne  ha  riportato  commendazione  assai“.  Auf 


387 


2S* 


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Baldassare 


diese  Empfehlung  hin  veranlaßte  Borso  den 
Künstler,  ganz  in  seine  Dienste  überzutreten, 
wozu  der  Herzog  von  Mailand  nur  ungern 
die  erbetene  Zustimmung  gab.  Noch  vor  Ein- 
treffen der  letzteren  (am  20.  9.  1469)  ließ 
Herzog  Borso  seinen  Halbbruder  nebst  Fa- 
milie und  Hausrat  zu  Schiffe  von  Pavia  nach 
Ferrara  überführen,  um  ihn  von  da  an  mit 
Ehrungen  und  Gunstbezeugungen  zu  über- 
häufen. Gleich  Cosme  Tura  wurde  B.  offi- 
ziell zum  Hofmaler  der  Este  ernannt  und 
1469 — 74  seinem  speziellen  Rufe  gemäß  na- 
mentlich mit  zahlreichen  Porträtaufträgen  be- 
dacht. Nach  dem  Leben  porträtierte  er  den 
Antonio  da  Correggio  vor  dessen  Flucht  aus 
Ferrara;  für  den  Herzog  Borso  malte  er  zum 
zweiten  Male  die  Bildnisse  des  Galeazzo  Ma- 
ria Sforza  und  der  Bona  di  Savoia.  An  Bea- 
trice d’Estc,  Gemahlin  des  Tristano  Sforza  in 
Mailand,  sandte  er  das  Bildnis  der  Marietta 
Calcagnino;  ebenso  porträtierte  er  den  Contc 
Lorenzo  Strozzi  und  den  Monsignor  di  Foy 
mit  einem  seiner  Freunde.  Den  Herzog 
Borso  selbst  hatte  er  mehrfach  zu  malen : 
1)  Auf  einem  großen  Lein  Wandgemälde  hoch 
zu  Roß,  umgeben  von  den  gleichfalls  beritte- 
nen Hofkavalieren  Alberto  d’Este,  Lorenzo 
Strozzi  u.  Tcofilo  Calcagnino,  — 2)  im  Brust- 
bilde auf  Leinwand  (auf  eine  Holztafel  ge- 
spannt), — 3)  ebenfalls  im  Brustbilde  (dem 
Monsignor  di  Foy  als  Geschenk  zugedacht),  — 
4)  in  ganzer  Figur.  Letzteres  Bild  wurde 
von  Baldassare  selbst  in  Begleitung  zweier 
Gehilfen  dem  Herzoge  Galeazzo  Maria  Sforza 
zur  Erinnerung  an  den  am  24.  5.  1471  ver- 
storbenen Este-Fürsten  im  Oktober  desselben 
Jahres  in  Mailand  überreicht.  Galeazzo  war 
so  entzückt  von  dieser  Porträtlcistung  ( — „ci 
pare  vcdcrlo  vivo  quasi  non  li  tnanchi  altro 
che  l’animo“,  schrieb  er  in  einem  Briefe),  daß 
er  den  Maler  in  Mailand  zurückbehielt,  um 
sich  selbst  von  ihm  porträtieren  zu  lassen. 
Baldassare  kehrte  jedoch  noch  vor  Vollendung 
dieses  Bildnisses  nach  Ferrara  zurück,  da  der 
Herzog  an  den  Pocken  erkrankte.  — Alle 
diese  zahlreichen  Porträtmalercien  schuf  der 
Künstler  — mit  Ausnahme  des  erst  nach  1473 
vollendeten  großen  Rciterbildnisses  des  Borso 
d’Este  und  seiner  Kavaliere  — in  nicht  ganz 
2 Jahren.  Dazu  kamen  noch  36  Porträtköpfe 
und  eine  Anzahl  Brustbilder  des  Herzogs 
Borso,  die  Baldassare  (vermutlich  um  sie 
ähnlicher  zu  machen)  zu  übermalen  hatte, 
sowie  eine  Reihe  von  Köpfen  im  Palazzo  Schi- 
fanoia,  wo  Francesco  Cossa  und  die  Schüler 
des  Cosme  Tura  den  großen  Festsaal  ausge- 
malt hatten.  — Für  Borsos  Nachfolger  Ercole 
I.  d’Este  malte  Baldassare  2 Porträts  dieses 
neuen  Herzogs  selbst,  die  bei  dessen  Ver- 
lobung mit  Elconora  von  Aragonicn  an  den 
Neapeler  Königshof  gesandt  wurden,  sowie 
gleichzeitig  2 Porträts  des  Fabrizio  Caraffa, 
Gesandten  des  Königs  von  Neapel  in  Ferrara. 


Von  all  diesen  Porträtmalereicn  B.s  ist 
nichts  erhalten  geblieben.  Als  einziges  Zeug- 
nis für  sein  künstlerisches  Schaffen  dient  uns 
heute  eine  von  ihm  gegossene  Medaille  mit 
dem  Brustbilde  des  Ercole  I.  auf  der  Vorder- 
seite und  dem  Rciterbildnisse  desselben  Her- 
zogs auf  der  Rückseite.  — 1472  arbeitete  B. 
im  Aufträge  des  Simone  Ruffini,  eines  Mai- 
länder Kaufmannes  und  Bürgers  von  Ferrara, 
an  der  Ausmalung  einer  Kapelle  in  S.  Do- 
menico zu  Ferrara.  Und  zwar  malte  er  dort 
die  Fresken  aus  dem  Leben  des  hl.  Ambro- 
sius um  dessen  Altarbild,  auf  dem  man  den 
Heiligen  selbst  dargcstellt  sieht  nebst  der  in 
Anbetung  knienden  Stifterfamilie  (Simone 
Ruffini  mit  seiner  Gattin  und  seinen  Neffen 
Antonio  und  Ambrogio)  und  dem  Notar  Gio- 
vanni di  Castclio,  dem  Abfasser  des  Liefe- 
rungsvertrages zwischen  dem  Maler  und  dem 
Stifter.  Einige  Zeit  nach  Vollendung  dieser 
Fresken  siedelte  B.  nach  seiner  Vaterstadt 
Reggio  d’Etnilia  über,  wo  er  zum  Capitano  di 
Porta  Castello  ernannt  wurde.  Von  dort  aus 
wandte  er  sich  1493  an  den  Herzog  Ercole  I., 
um  von  diesem  Rache  für  die  Entehrung  einer 
seiner  Töchter  zu  fordern.  1497  kehrte  er 
wiederum  nach  Ferrara  zurück  und  blieb  da- 
selbst bis  1504;  wahrscheinlich  ist  er  im  letz- 
teren Jahre  daselbst  gestorben.  In  dieser  sei- 
ner letzten  Schaffensperiode  war  ein  Bildnis 
des  Tito  Strozzi  entstanden,  das  noch  im  vori- 
gen Jahrh.  sich  in  der  Sammlung  Costabili  zu 
Ferrara  befand,  jetzt  jedoch  nicht  mehr  auf- 
findbar ist.  Es  zeigte  den  Dichter  im  Profile, 
das  Haupt  mit  einem  Barett  bedeckt,  daneben 
nach  Baruffaldi  die  Signatur:  BALDASA- 
RES  • ESTENSIS  • NOB.  PIX.  ANOR. 
36.  1499  Fcb.  24.  — 1502  malte  B.  eine  Altar- 
tafel mit  den  12  Aposteln  für  die  Nonnen  von 
Mortara,  die  damals  in  Ferrara  Unterkunft 
gefunden  hatten.  Ich  bin  zu  der  Vermutung 
gelangt,  es  sei  dies  vielleicht  jenes  Altarbild 
gewesen,  das  sich  früher  in  der  von  den  Mor- 
tara-Nonnen gegründeten  Kirche  S.  Maria 
dellc  Grazie  befand,  späterhin  gleich  so  vielen 
anderen  Gemälden  aus  den  in  Napoleonischer 
Zeit  aufgehobenen  ferrarcsischcn  Kirchen  in 
die  Sammlungen  Saroli  und  Lombardi  über- 
ging und  jetzt  zur  Sammlung  des  Duca  Mas- 
sari  gehört.  Es  stellt  den  Tod  der  Maria  dar 
und  wurde  im  18.  Jahrh.  dem  Mantcgna  und 
dem  Michele  Coltellini,  von  Morelli  dem 
Bianchi  Ferrari,  von  Crowe  u.  Cavalcaselie 
dem  jugendlichen  Grandi  bezw.  dem  jugend- 
lichen Lorenzo  Costa  oder  dem  Michele  Col- 
tellini zugeschrieben.  — Baruffaldi  erwähnt 
noch  einige  weitere  Malwerke  mit  Baldassa- 
rcs  Signatur,  so  in  S.  Maria  degli  Angeli  zu 
Ferrara  ein  Altarbild  mit  den  Heil.  Thomas 
von  Aquino  und  Katharina,  — ein  zweites 
Altarbild  in  der  Chiesa  della  Consolazione, 
eine  Predella  itn  Besitze  des  Abtes  Carlo 
Lalli ; auch  diese  Gemälde  sind  jedoch  heute 


388 


Baldassare  — Baldauf 


verschollen.  — Trotz  seiner  doppelten  Be- 
rufsstellung als  Maler  und  als  Capitano  von 
Castel  Tedaldo  befand  sich  B.  1502  in  schwe- 
rer Notlage.  Gleichwohl  konnte  er  bei  seinem 
Ableben  seinen  Töchtern,  die  in  Reggio  ver- 
heiratet waren,  und  seiner  zweiten  Gemahlin 
aus  der  Reggianer  Adelsfamilic  der  Fogliani 
ein  nicht  unbeträchtliches  Erbe  hinterlassen. 
Während  seines  ersten  Aufenthaltes  in  Fer- 
rara war  sein  „garzone“  ein  gewisser  Andrea 
da  Como,  während  des  zweiten  hingegen  Bar- 
tolomco  di  Jacopo  Benati  aus  Parma. 

B a r o 1 1 i,  Pitt  e scult.  etc.  di  Ferrara  (1770). 
— C.  Cittadella,  Catal.  ist.  de’  pitt  etc. 
Ferraresi  (1782)  I 66;  II  212.  — R o s i n i, 
Storia  d.  pitt.  iul.  (1839  ff.)  III  199  (II.  Ausg. 
1850,  III  152,  mit  Abb.).  — Baruftaldi,  Vite 
de’  pitt.  etc.  ferraresi  (1844)  I 92  f.  — La- 
de rc  bi,  La  pitt.  ferrarese  (1856),  p.  38;  so- 
wie Descriz.  della  quadr.  Costabili  (1838).  — 
L.  N.  Cittadella,  Not.  relat.  a Ferrara 
(1864)  p.  581  f. ; sowie  Ricordi  e docum.  etc.  di 
Cosimo  Tura  (1866).  — Crowe  u.  Caval- 
c a s e 1 1 e,  History  of  painting  in  North  Italy 
(London  1871)  I 526  f.  — H e i ß,  Les  m<5d.  de 
la  Renaiss.  (Paris  1881).  — Armand,  Medail- 
leurs ital.  (1883).  — Campori,  I pittori  degli 
Estensi  (Modena  1886,  Estratto  dagli  Atti  e 
Mem.  dcllc  Dcp.  di  stör,  patria  p.  le  Prov.  Mod. 
e Parm.  Ser.  III,  vol.  III,  pte.  II).  — A.  Ven- 
turi,  Balthazar  d'Este  (L’Art,  Paris,  1884); 
ders.,  Gli  affrcschi  di  Schifanoia  secondo  re- 
centi  pubblicazioni  c nuove  ricerche  (Atti  e 
mem.  della  Dcp.  di  Storia  Patria  per  le  Ro- 
magne,  1885) ; ders.,  L’arte  a Ferrara  nel  pe- 
riodo  di  Borso  d’Este  (Rivista  storica  italiana 
II  4,  1885)  ; ders.,  L’arte  ferrarese  nel  periodo 
di  Ercole  I d’Este  (Atti  e mem.  della  R.  Dep.  di 
St  Patria  per  le  prov.  di  Romagna,  III  seria, 
VI  c VII,  1888).  — E.  Motta  in  Archivio 
Storico  Lombardo  1889.  — G.  G r u y e r,  L’art 
ferrarais  (Paris  1897).  — F.  Malaguzzi- 
V a 1 e r i,  Pitt.  Lombardi  (Milano  1902) ; sowie 
in  Rasscgna  d'arte  1903,  p.  148 ; und  in  L'Artc 
1900,  p.  146.  — Forrer,  Biogr.  Dict.  of  Me- 
dallists  (London  1904).  — Arch.  stör,  lombardo 
XII  225—280;  XVI  403—9;  XVII  099;  XXII 
408  ff.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  I 142 ; II 
380  f. ; VII  95.  — Jahrb.  d.  preuß.  Kst.-Sammlgn. 
I 9 f. ; II  51  f. ; V 101,  120  ff. ; VIII  71,  79  ff., 
123,  126;  IX  15  ff.,  21;  XI  188.  — Repertor.  f. 
Kstwissensch.  XXII  358.  — Gaz.  d.  B.-Arts 
1879,  I 371,  382;  1883,  I 82  f. ; 1890,  II  95. 

Adolfo  Venturi. 

Baldassare  da  Facnza,  Majolikafabrikant, 
erhält  1574  eine  Abschlagszahlung  auf  Alba- 
rclli  für  die  Apotheke  von  Isola. 

Gaz.  d.  beaux-arts  XVII  222.  *• 

Baldassare  da  F o r 1 i,  s.  Carrari,  Bald.,  il 
vecchio. 

Baldassarre,  Francesco  di,  ital.  Gold- 
schmied in  S.  Angelo  in  Vado.  Er  heira- 
tete 1551  Girolama,  Tochter  des  Michelangelo 
Fagnani  mit  einer  Mitgift  von  550  Fiorini. 
Er  war  „capo-maestro  d’arte“  und  fertigte 
geschätzte  Arbeiten. 

Lanciarini,  Dei  Fratelli  Nardini  etc.  p. 
16.  E.  Scatassa. 

Baldassarre  di  Matteo,  italien.  Miniat. 
In  die  Zunft  der  Miniaturisten  zu  Perugia 


eingeschrieben.  Wohnte  daselbst  im  Quar- 
tier Porta  Sole,  im  Hause  des  Costantino  dei 
Ranicri  und  bekleidete  dreimal  das  Amt  des 
Camcrlcngats : Im  2.  Semester  1455,  1458  u. 
1463.  Im  2.  Sem.  1456  war  er  Massaio. 

Giorn.  di  Erud.  Art.  II  315,  IV  47. 

Walter  Bombe. 

Baldassarre  di  Matteo  di  Ercolano. 
War  im  2.  Semester  1505  und  im  ersten  Se- 
mester 1509  Camcrlengo  der  Peruginer  Ma- 
lerzunft. In  der  Matrikel  findet  sich  sein 
Name  nicht.  Walter  Bombe. 

Baldassare  di  Paolo  da  Grona  (Ca- 
rona),  s.  Alberto  di  Pietro  da  Grona. 

Baldassare  da  Prato,  italien.  Goldschmied, 
tätig  in  Padua,  wo  er  1505  für  S.  Antonio 
2 silbervergoldete  Tabernakel  für  Reliquien 
des  hl.  Felix  und  des  hl.  Bonaventura  aus- 
führte; eines  dieser  Tabernakel  ist  mit  dem 
Bildnis  des  letzteren  Heiligen  geschmückt. 

G o n z a t i,  S.  Antonio  di  Padova  I 209,  224 ; 
u.  p.  CXXIV,  Doc.  CXV.  R. 

Baldassare  da  Reggio,  italien.  Maler, 
urkundlich  erwähnt  am  17.  8.  1498  als  Sohn 
„olim  Francisci  de  Regio  habitatore  Forlivii“ 
und  in  einem  anderen  Dokument  vom  28.  9. 
1502;  deshalb  zu  unterscheiden  von  dem  gleich 
ihm  in  Reggio  d’Emilia  geborenen  Baldassare 
Estense  (s.  diesen). 

C.  G r i g i o n i in  Rassegna  bibliograf.  d.  Arte 
ital.  1898  p.  4 f. 

Baldassare  da  Siena,  Sohn  des  Vito,  Ma- 
ler in  Siena  um  1487,  nur  von  Zani,  Enc.  met. 
XVII  259  erwähnt.  ** 

Baldassare  da  Siena,  s.  auch  Perussi,  B. 

Baldassare  di  Simone  d’Aliotto,  s. 
Embriachi,  B.  degli. 

Baldassare  di  Terzago,  venezian.  Minia- 
tor des  16.  Jahrh. 

B r a 1 1 i,  Miniatori  Veneziani  (Nuovo  Ar- 
chivio Vcneto  1901,  nuova  scr.  tom.  II  parte  I 
p.  74).  P.  d’Ancona. 

Baldassare  da  Varignana,  Steinmetz  in 
Bologna,  errichtet  den  steinernen  Hauptaltar 
in  S.  Giovanni  in  Monte  daselbst  und  erhält 
1456  dafür  Bezahlung. 

Arch.  stör.  d.  arte,  ser.  II,  Bd.  III  227.  •* 

Baldassari,  V a 1 e r i o,  wenig  bekannter 
Maler  in  Pescia,  um  1715,  Schüler  des  Pier 
Dandini. 

L a n z i,  Stör.  d.  Pittura,  Firenze  1838,  I 232. 
— Zani,  Enc.  met.  III  31.  •• 

Baldaasini,  Giovanni  Maria,  Maler  in 
Gubbio,  geb.  1540,  f am  29. 8. 1010.  Schüler  des 
Benedetto  Nucci.  Er  malte  eine  S.  Caterina 
für  die  Kirche  S.  Agostino  und  andere  Altar- 
bilder in  Gubbio,  sowie  eine  Madonna  dei 
Rosario  für  die  Kirche  S.  Niccolo  in  Can- 
tiano. 

G u a 1 a n d i,  Metnorie  etc.  Ser.  IV  49.  — 
L u c a r e 1 1 i,  Guida  di  Gubbio  p.  448. 

Walter  Bombe. 

Baldasaini,  s.  auch  Baldissini. 

Baldauf  (Baldauff),  Anton,  Kupferste- 
cher, geb.  1777  in  Klagenfurt,  t 1812  in  Wien. 


389 


Baldauf  — Baldelli 


Er  stach  in  punktierter  Manier  und  radierte 
Bll.  nach  Kompositionen  H.  Fügers.  Die  Al- 
bertina in  Wien  bewahrt  von  ihm  u.  a.  eine 
gehöhte  Kreidezeichnung:  Herkules  am  Schei- 
deweg. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Baldauf,  C.,  Landschaftsmaler  des  18.  Jahrh., 
wahrscheinlich  Sohn  des  Eugen  Baldauf. 
Einige  seiner  Bilder  mit  den  Buchstaben  C. 
B.  bezeichnet. 

Nagler,  Monogr.  I 2335.  — Lipowsky, 
Bayer.  Kstlerlex.  — Meyer,  Kstlerlex.  II  570. 

Wgn. 

Baldauf,  Eugen,  deutscher  Landschafts- 
und Porträtmaler,  wahrscheinlich  Sohn  des 
Ignaz  Baldauf,  geb.  1758  in  Inchenhofen,  f in 
Besangon  (nach  anderen  um  1790  in  Mün- 
chen). Er  hielt  sich  längere  Zeit  in  den  Nie- 
derlanden und  in  Frankreich  auf  und  wurde 
1783  Hofmaler  des  Fürstbischofs  von  Frei- 
sing. Einige  seiner  Bilder  sind  mit  einem  aus 
E.  und  B.  zusammengesetzten  Monogramm 
bezeichnet. 

Nagler,  -Monogr.  I 1777.  — Gauthier, 
Dict.  d.  artist.  franc.  comt.  — Meyer,  Kstler- 
lex. 570.  Wgn. 

Baldauf!,  Ignatz,  Freskomaler,  Hofmaler 
des  Bischofs  von  Augsburg,  geb.  in  Inchen- 
hofen (Oberbayern),  + 1783  in  Augsburg; 
nähere  Lebensverhältnisse  unbekannt.  Einer 
der  Schnellmalcr  aus  der  Augsburger  Schule, 
die  über  ein  nicht  unbedeutendes  Dekorations- 
geschick verfügten,  aber  durch  sehr  ungleiche 
technische  Ausführung  ihre  Leistungen  her- 
abminderten. Von  ihm  stammen : 1)  Die 
Deckenfresken  in  St.  Salvator  in  Schroben- 
liausen  (Christus  am  Teiche  Bethesda,  Spei- 
sung der  6000)  1760  ; 2)  Das  Deckenfresko 
in  der  Pfarrkirche  zu  Obergriesbach  (Grün- 
dung der  Rosenkranzbruderschaft)  1763  ; 8) 
Die  Dcckcnbildcr  in  der  Kirche  zu  Lauter- 
bach (David  und  Abigail;  Maria  als  Trö- 
sterin der  Betrübten)  1765;  4)  Die  Fresken 
in  der  Kirche  in  Hollenbach  (aus  der  Ge- 
schichte des  hl.  Kreuzes)  1765;  5)  Die  Fresken 
in  der  Kirche  zu  Beinberg  1767  (Die  7 Tod- 
sünden, Maria,  die  Zuflucht  der  Sünder,  Die 
Kreuzigung) ; 6)  Die  Dcckenbilder  in  der 
Kirche  zu  Langenmoosen  1780  (Glorifi- 
kation, Berufung  des  hl.  Andreas)  ; 7)  Des- 
gleichen in  der  Kirche  zu  Inchenhofen  1780 
(Leben  des  hl.  Leonhard) ; 8)  Die  Fresken 
in  St.  Martin  in  Unterwcssen  1781  (Das 
Abendmahl,  Ein  heiliger  Mönch).  Ferner 
die  Fresken  in  den  Kirchen  zu  Zahling  (Dek- 
kenbildcr  aus  der  Legende  des  hl.  Gregor), 
zu  Bruck  (Die  Ungarnschlacht),  zu  Mering 
1779  (verdorben),  Sandizcll  (Kommunion 
eines  Priesters,  Tod  des  hl.  Joseph;  in  der 
Art  des  B.).  Altarbilder  seiner  Hand  befin- 
den sich  in  der  Kirche  zu  Halsbach  (Erz- 
engel Michael),  in  der  Klosterkirche  zu  Alto- 
münster (Salvator  mundi),  in  der  Kirche  zu 
Einertshofcn  (Beweinung  Christi),  in  der 


Kirche  zu  Fürstenfeld  (2.  u.  8.  Seitenaltar  r., 
Petrus  und  Paulus  Abschied  nehmend ; hl. 
Bernhard.  3.  u.  4.  Seitenaltar  1.,  Tod  des 
hl.  Benedikt,  hl.  Florian)  und  in  der  Pfarr- 
kirche zu  Aichach  (Himmelfahrt  Mariä). 
Letzteres  wird  als  eine  seiner  besten  Arbeiten 
gerühmt. 

W e 1 i s c h,  Augsburger  Maler  im  18.  Jahrh. 
1901  p.  85/86.  — Kunstdcnkm.  d.  Kgr.  Bayern 
I 151/52,  169,  184/5,  187,  191,  196,  205,  211,  240, 
449,  1884.  Wgn. 

Baldauf(f),  s.  auch  Baiduff. 

Baldazar  oder  Baltiscr,  Krakauer  Maler, 
tätig  1443 — 1452,  steht  in  Beziehungen  zu 
dem  Augustinerkloster,  wo  sich  Denkmäler 
der  Malerei  aus  dieser  Zeitepoche  erhalten 
haben. 

A.  Grabow  ski,  Skarbniczka  p.  39  u.  Kra- 
kow i jego  okolice,  5.  Ausg.  p.  188.  — Ra- 
stawiecki,  Slownik  mal.  pol.  III  125. 

Leonard  Lepssy. 

Balde,  J.  Senator  Semenov  in  St.  Peters- 
burg besitzt  ein  männliches  Porträt,  beeinflußt 
von  Rembrandt  und  bezeichnet : J.  Balde. 
Vielleicht  sind  von  derselben  Hand  einige 
von  Kramm  erwähnte  Werke. 

Semenov,  Etudes  sur  les  peintres  etc.  Cata- 
logue  S.  9.  — Kramm,  49.  E.  W.  Moes. 

B&ldegora,  s.  Baldigara. 

Baldelli,  Francesco,  Maler  aus  Urbino. 
Schüler  und  Neffe  des  Barocci.  Malte  viel- 
leicht 1588  die  Tafel  der  hl.  Lucia  über  dem 
Altäre  der  Danzctta  in  S.  Agostino  zu  Peru- 
gia, ferner  daselbst  für  S.  Maria  dcl  Popolo 
(nach  Lanccllotti,  scorta  sacra,  Ms.  der  Bibi. 
Comunalc  zu  Perugia,  c.  493  t u.  500)  die 
Geburt  Christi  auf  dem  Altar  der  Floramonti, 
unvollendet  und  noch  erhalten  in  der  städti- 
schen Pinakothek,  Sala  della  Decadenza  No. 
25.  Das  erste  dieser  Bilder  wird  ihm  von 
Orsini  abgesprochen  und  einem  anderen  Schü- 
ler des  Barocci,  dem  Antonio  Viviani  (il 
Sordo)  gegeben.  Als  Werk  des  Sordo  wurde 
es  1797  nach  Frankreich  entführt.  Seitdem 
ist  es  verschollen.  Vielleicht  trägt  die  An- 
gabe der  dargcstellten  Personen:  „Madonna 
mit  dem  Kinde,  S.  Lucia  und  S.  Antonio 
Abate"  dazu  bei,  es  wieder  aufzufinden. 

Orsini,  Guida  di  Perugia  p.  142 — 3,  wo  in 
der  Anm.  weitere  Literatur.  Walter  Bombe. 

Baldelli,  Luigi,  Architekt  in  Pesaro,  wo 
er  um  1760  geboren  war.  In  Fossombrone  er- 
baute er  die  in  einem  einzigen  Bogen  den 
Fluß.  Metauro  überspannende  Brücke,  deren 
ursprüngliches  Projekt  allerdings  der  Cav. 
Cosimo  Morelli  aus  Imola  entworfen  haben 
soll.  Von  seiner  Vaterstadt  wurde  B.  zum 
Oberintendanten  des  öffentlichen  Bauwesens 
ernannt  Außerdem  wurde  er  für  seine  künst- 
lerischen Verdienste  in  den  Grafenstand  er- 
hoben. 

Z a n i,  Encicl.  III  32,  sowie  Appendice  alla 
Encicl.  (Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palatina.) 

St.  Lottici. 


390 


Baldelli  - Baldi 


Baldelli,  Suor  Maria  Chiara,  Malerin 
in  Perugia.  Nonne  des  Klosters  S.  Giuliana 
für  dessen  Kirche  (r.  u.  1.  vom  Hauptportal) 
sie  zwei  Bilder  malte,  einen  S.  Matthäus  und 
eine  hl.  Familie  mit  Joh.  dem  Täufer.  + 1805. 

Siepi,  Descr.  etc.  di  Perugia  p.  689.  — Lu- 
p a 1 1 e 1 1 i,  Stör,  della  Pitt,  a Perugia  p.  81. 

Walter  Bombe. 

Baldello  di  N e 1 1 o,  1334 — 37  gemeinsam 
mit  Angclo  di  Luccolo  in  seiner  Vaterstadt 
Gubbio  Bauvorstchcr,  „soprastante",  bei  den 
Neubauten  des  Palazzo  dei  Consoli  und  des 
Palazzo  del  Podcsta  und  legte  1337  Rech- 
nung ab  über  17161  Lire  Baukosten.  ' 

Mazzatinti  in  Arch.  stör,  per  le  Marche 
e l’Umbria,  vol.  IV,  fase.  13—14,  p.  27 — 30. 

G.  Degli  Asti. 

Baldenbach,  Peter,  Medailleur,  geb.  1762 
zu  Linz  a.  Rh.,  kam  1784  nach  Wien,  1797  bis 
1800  Graveur- Adjunkt  an  der  Kaiscrl.  Münze, 
t 1802.  Medaillen  auf  die  Siege  der  öster- 
reichischen Armee  unter  dem  Prinzen  von 
Sachsen-Koburg,  auf  die  Siege  der  russisch- 
österreichischen  Armee  in  Italien,  auf  die 
Hinrichtung  Ludwigs  XVI.  und  der  Marie 
Antoinette,  auf  den  Erzherzog  Karl  u.  a. 
Signatur  B.  und  B.  D.  B. 

Nagler,  Monogr.  I 1592,  1766.  — H.  Bol- 
ze n t h a 1,  Skizzen  zur  Kunstgescb.  der  moder- 
nen Medaillen-Arbcit,  p.  273.  — Forrer,  Biogr. 
Dict.  of  Medallists  I 116.  N. 

Baldensperger,  Hans,  Maler  des  17.  Jahrh., 
dessen  nähere  Lebensumstände  nicht  bekannt 
sind.  In  der  Sammlung  Rolas  du  Roscy  be- 
fanden sich  zwei  Handzeichnungen  desselben, 
beide  effektvoll  in  Tusche  auf  bräunlichem 
Grunde  ausgeführt:  eine  Geißelung  Christi 
und  eine  Kreuzerhöhung,  die  letztere  1621 
bezeichnet.  Beide  Bll.  trugen  den  Stempel 
der  alten  Kabinette:  J.  D.  und  J.  P.  V. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Bälden  wyn,  s.  Balduin. 

Balder,  G.,  Zeichner  und  Maler  in  Luzern, 
um  1837,  nur  bekannt  durch  eine  Porträt- 
zeichnung des  Jos.  Karl  Amrhyn. 

F.  Heinemann  bei  Brun,  Schweizer.  Kst- 
lerlex. H.  V. 

Balder  (Baldcrer),  Georg,  Lithograph, 
Zeichner,  Historien-  und  Hciligcnmaler,  geb. 
in  Zürich  1810,  f in  Freiburg  i.  Br.  am  2.  2. 
1882,  Schüler  K.  Weidenmanns  in  Winterthur 
und  der  Münchener  Akademie,  später  in  Frei- 
burg i.  B.  ansässig,  wo  er  als  Maler  von  Por- 
träts u.  Kirchenbildern  beschäftigt  war.  Die 
Samml.  d.  Kst.-Vcreins  in  Winterthur  und 
die  Kupf.-Samml.  d.  Polyt.  in  Zürich  bewah- 
ren von  ihm  einige  Handzeichnungen  und 
lithographierte  Bildnisse. 

A.  Ernst  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Balderas,  A 1 o n s o de,  Maler  in  Sevilla, 
der  1597  mit  anderen  bei  der  Restauration 
der  Kuppelmalereien  im  Gesandten-Saal  des 
Alcazar  beschäftigt  wird. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  15.  M.  v.  B. 


Balderrain,  Martin  de,  Bildhauer  in  Ci- 
zurquil,  der  1026  die  Arbeiten,  welche  Este- 
ban de  Ostiza  am  Hauptaltar  der  Pfarrkirche 
in  Fuentarrabia  ausgeführt  hatte,  schätzte. 

Viiiaza,  Adic.  III  201.  M.  v.  B. 

Baldery,  J.  K.,  engl.  Maler  in  Holborn, 
stellte  in  der  Roy.  Academy  1793  ein  Porträt, 
1794  ein  Bild  „The  Gamekeeper“  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 99.  *• 

Baldes,  s.  Waldes. 

Baldeschi,  Conte  Federigo,  Maler  des 
19.  Jahrh.  in  Perugia.  Schüler  des  Mi- 
nardi. Einige  seiner  Landschaften  befinden 
sich  noch  jetzt  im  Palazzo  Baldcschi  und  in 
anderen  Häusern  in  Perugia. 

Lupattelli,  Stör,  della  pittura  in  Perugia 
p.  90.  Walter  Bombe. 

Baldewein,  Eberhard,  Baumeister.  Er- 
baute laut  Inschrift  im  Jahr  1582  für  den 
Landgrafen  Ludwig  von  Hessen  die  stattliche 
Herrcnmühle  in  Marburg.  Der  Bau  steht 
noch  (am  Rudolfsplatz),  die  Inschrift  ist 
erneuert. 

Jacob  Hoffmeisters  gesammelte  Nach- 
richten über  Künstler  u.  Kunsthandwerker  in 
Hessen  usw.  Herausgeg.  von  G.  Prior.  Hanno- 
ver 1855,  S.  7.  — Dehn-Rotfelscr  und 
Lotz,  Die  Baudenkmäler  im  Reg.-Bcz.  Kassel. 
Kassel  1670,  S.  163.  R.  Kautzsch. 

Baldewin,  s.  Balduin. 

Baldewinus,  angelsächs.  Goldschmied,  der 
um  1170  für  die  Abtei  Saint  Albans  arbeitete. 
Im  Aufträge  des  Abtes  Simon  schuf  er  einen 
großen  goldnen,  mit  reichem  Rankenwerk 
und  mit  Blumen  aus  Edelsteinen  verzierten 
Abendmahlskelch  „quo  non  videmus  in  regno 
Angliac  nobiliorem“,  sowie  einen  ebensolchen 
Hostienbehälter,  der  über  dem  Hochaltäre  der 
Abteikirche  aufgehängt  und  unter  König 
Heinrich  II.  in  eine  von  diesem  gestiftete, 
nicht  minder  kostbare  Cuppa  eingelassen 
wurde.  Außerdem  lieferte  B.  an  die  Abtei 
3 kleinere  Meßkelche,  einen  goldenen  für  die 
„major  missa  quotidiana“  und  zwei  silberne 
für  die  „missa  quotidiana“  und  für  den  St. 
Pctersaltar. 

Texier,  Dict.  d’Orfcvrerie  (1857).  S.  Lami. 

Baldi,  Bildhauer  in  Venedig,  im  17.  Jahrh., 
ein  untergeordneter  Nachahmer  Bcminis.  Im 
Oratorio  degli  Scalzi  daselbst  ist  von  ihm  die 
Marmorstatuc  einer  hl.  Theresa,  deren  Herz 
von  einem  Engel  durchbohrt  wird.  Vielleicht 
rühren  auch  die  beiden  Engel  zwischen  den 
Säulen  des  Altarcs  und  oben  das  Relief  mit 
der  engelumschwebtcn  Dreieinigkeit  von  ihm 
her. 

Moschini,  Venezia  p.  73.  — Cicog- 
nara,  Storia  della  Scultura  III  108.  H.  V. 

Baldi,  Accursio  . . . . da  Monte  S. 
S a v i n o,  Bildhauer  und  Erzgießer  in  Flo- 
renz in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Für  den 
Hauptaltar  der  Hospitalkirche  in  Siena  ver- 
fertigte er  zwei  Engclfigurcn,  über  deren  Be- 
zahlung Streit  entstand.  Aus  dem  Briefe,  den 
B.  am  6.  April  1585  aus  Florenz  darüber  an 


391 


Baldi 


Scipione  Cibo  schrieb,  erfährt  man  zugleich, 
daß  Baldi  auch  den  architektonischen  Schmuck 
des  Altares  modelliert  hatte.  — In  Fermo  ist 
von  B.  die  Bronzestatue  Papst  Sixtus’  V.  am 
dortigen  Kommunalpalast,  die  irrtümlicher- 
weise Andrea  Sansovino  zugeschrieben  wor- 
den ist,  ein  zu  jener  Zeit  durch  verschiedene 
Lobgcdichtc  gefeiertes  Werk.  ( Rime  Tos- 
cone  e versi  Latini  da  diversi  Autori  com- 
posti  in  lode  di  Sisto  V.  c della  statua  di 
Bronso  della  Cittä  di  Fermo  dedicata  a sua 
Santilä  e fatta  da  Accursio  Baldi  Sansovino. 
In  Fermo  per  Sertorio  Monti  1590.  4.)  — 
Nach  einem  von  Ricci  zitierten  Manuskript 
von  Catalani  ist  auch  das  marmorne  Denk- 
mal des  Orazio  Brancadoro  am  Haupteingang 
des  Domes  in  Fermo  von  B.  ausgeführt. 

Gaye,  Carteggio  III  464.  — Milanesi, 
Documenti  Sencsi.  III  257.  — Ricci,  Memorie 
storiche  dcgli  artisti  della  marca  di  Ancona.  II 
64.  — Mazzuchelli,  Gli  scrittori  d’Italia.  II 
114.  *• 

Baldi  (Baldo),  Antonio,  Maler  und  Kup- 
ferstecher, geh.  in  La  Cava  im  Neapolitani- 
schen um  1692,  f um  1773.  (nach  Boni), 
Schüler  des  Francesco  Solimcna.  Gemälde 
seiner  Hand  finden  sich  in  Neapel,  wo  er  tätig 
war.  Die  Kupferstechkunst,  der  er  sich  später 
ganz  widmete,  hat  er  von  Andrea  Magliard 
erlernt.  Heincckcn,  Dict.,  führt  eine  Anzahl 
von  Stichen  auf,  die  B.  nach  Solimena,  Guido 
Reni  u.  a.  und  auch  nach  eigenen  Zeichnungen 
angefertigt  hat.  Hervorzuheben  sind  der  hl. 
Gregor  (1738),  die  Kommunion  der  hl.  Ma- 
ria Aegyptiaca  (nach  eigener  Zeichn.),  der 
hl.  Filippo  Neri,  Antonius  von  Padua,  S. 
Emigdius,  drei  Widmungsbildcr  zur  Hoch- 
zeit des  Königs  beider  Sizilien  und  der  Ein- 
zug des  Königs  in  Neapel,  ferner  die  Bild- 
nisse Kaiser  Karls  VI.,  des  Königs  Don 
Carlos  von  Sizilien,  des  Arztes  Nie.  Cyrillus 
und  der  Maria  Aurclia  Caracciola. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Boni,  Biografia  etc.  — 
Heinecken,  Dict.  P.  K. 

Baldi,  Bernardino,  italien.  Maler,  geb. 
und  tätig  in  Bologna,  f am  25.  2.  1615 ; am  5. 
12.  1599  wurde  er  in  das  Ratskollegium  der 
Bologneser  Malerzunft  gewählt.  Von  Ma- 
sini  wird  eine  Reihe  von  Gemälden  namhaft 
gemacht,  die  B.  für  die  Kirchen  S.  Maria  de' 
Servi,  S.  Maria  di  Miramonte,  S.  Paolo  in 
monte  und  S.  Cristina  in  Bologna  ausführte. 
Hier  gründete  er  auch  die  Academia  dcgl’  In- 
different, die  bis  zu  der  Zeit,  wo  die  Carracci 
ihre  Akademie  eröffneten,  ein  gewisses  An- 
sehen genoß.  B.  war  ein  eifriger  Sammler 
und  hinterließ  verschiedene  Manuskripte  an- 
tiquarischen Inhalts,  die  von  Malvasia  häufig 
zitiert  werden. 

M a s i n i,  Bologna  pcrlustrata,  p.  132,  170. 
563.  — Malvasia,  Felsina  pittrice,  passim.  — 
Mazzuchelli,  Gli  scrittori  d’Italia,  II,  I 
125.  — Z a n i,  Encicl.  — Gualandi,  Memorie 
III  186,  IV  164.  — Arch.  Stör.  d.  Arte  Ital., 
ser.  II,  vol.  III,  p.  313.  R. 


Baldi,  Bernardino,  Architekt,  Gelehr- 
ter und  Dichter,  geb.  1553  in  Urbino,  f eben- 
da 1617  (begraben  in  S.  Francesco).  Sein 
Leben  und  seine  bedeutende  literarische  Wirk- 
samkeit ist  in  den  unten  angeführten  Werken 
von  Mazzuchelli,  Affö  und  Tiraboschi  ein- 
gehend geschildert.  1580  trat  B.  als  Mathe- 
matiker in  die  Dienste  Ferrantes  II.,  Herzogs 
von  Guastalla,  der  ihn  1586  zum  Abt  (Ab- 
bate ordinario)  von  Guastalla  ernannte.  Von 
1609  bis  zu  seinem  Tode  lebte  er  in  seiner 
Vaterstadt  Urbino.  Aus  den  von  Campori 
mitgetcilten  Dokumenten  geht  hervor,  daß  er 
in  Guastalla  verschiedene  bauliche  Unterneh- 
mungen des  Herzogs  leitete.  Seine  künstle- 
rische Bedeutung  im  Gebiete  der  Architektur 
erhellt  aus  dem  Umstand,  daß  die  Kirche  S. 
Chiara  in  Urbino,  die,  wie  Pungilconi  nach- 
gewiesen, von  B.  erbaut  wurde,  lange  Zeit 
für  ein  Werk  Bramantcs  gegolten  hat. 

Campori,  Gli  artisti  etc.  negli  stati  Estensi. 
p.  26.  — Mazzuchelli,  Gli  scrittori  d’Italia. 
— Affö,  Vita  di  Monsignore  Bernardino  Baldi 
da  Urbino.  Parma  1783.  — Tiraboschi, 
Storia  della  Lit.  It.  H.  V. 

Baldi,  Carlo,  italien.  Kupferstecher,  tätig 
in  Neapel  um  die  Mitte  des  18.  Jahrh.,  hat  be- 
sonders nach  Solimena  gestochen. 

Heinecken,  Dict.  — Z a n i,  Enc.  III  33. 

P.  K. 

Baldi,  P.  Filippo  di  Bartolome o, 
Architekt,  17.  Jahrh.  Von  ihm  die  Zeich- 
nungen für  die  Fassade  und  für  den  inneren 
Ausbau  des  Bcncdiktincrinncnklosters  S.  Ma- 
ria degli  Angeli  zu  Pistoia. 

Tolomei,  Guida  di  Pistoia  1821  p.  127, 
152.  Walter  Bombe. 

Baldi,  Giovanni,  Bildhauer  aus  Mailand, 
der  laut  brieflicher  Mitteilung  des  Ministers 
Co.  Ignazio  Rocca  an  den  Herzog  Francesco 
Farnese,  datiert  aus  Piacenza  vom  16.  8.  1720, 
bald  nach  Absendung  jenes  Briefes  in  Pia- 
ccnza  eintreffen  sollte,  um  dort  oder  in  Parma 
eine  Anzahl  in  Mailand  für  den  Herzog  be- 
gonnener kupferner  Statuen  zu  vollenden. 

Scarabelli-Zunti,  Mem.  di  B.  Arti. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  St.  Lottici. 

Baldi,  Giovanni  Battist a,  Architekt 
aus  Pistoja,  baute  1720  den  Palazzo  Amati 
Ccllesi  daselbst  sowie  eine  Kapelle  im  Palazzo 
Vescovile.  Außerdem  schreibt  ihm  Gurlitt 
die  Palazzi  Marchetti  und  Talini  in  Pistoja 
vermutungsweise  zu. 

G u r 1 i 1 1,  Gcsch.  des  Barockstiles  in  Italien. 
Stuttgart  1887  p.  262.  H.  V. 

Baldi,  Giuseppe.  Nach  Zani,  Enc.  met. 
III  33  ein  vortrefflicher  Wandmaler  in  Neapel 
im  18.  Jahrh.,  den  wir  aber  sonst  nicht  er- 
wähnt finden.  ** 

Baldi,  L a z z a r o,  Maler,  geb.  um  1624  zu 
Pistoja,  f zu  Rom  den  30.  3.  1703,  tätig  in 
Rom,  Schüler  und  Nachfolger  des  Pietro  da 
Cortona,  beeinflußt  durch  Carlo  Maratta. 
Zahlreiche  Fresken  und  Ölgemälde  von  seiner 
Hand  in  den  Kirchen  von  Rom,  Perugia,  Ca- 


392 


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Baldi  — Baidinger 


merino,  Pistoia,  Massa.  Der  hl.  Martin,  ein 
totes  Kind  erweckend,  im  Wiener  Hofmu- 
seum.  Als  Radierer  durch  ein  einziges  Blatt 
bekannt ( Bekehrung  Pauli,  bez. : DEL  SAVLO. 
PAVLVS.  ET.  DOCTOR.  GENTIVM. 
LAZZERVS.  BALDVS.  PISTORIENSIS. 
INVENIT.  ET.  EXCVDIT.  kl.  Fol.  (B.  XXI. 
8S,  No.  1.)  Verfasser  einer  Lebensbeschrei- 
bung seines  Schutzpatrons,  des  griechischen 
Malers  S.  Lazzaro  (9.  Jahrh.)  mit  Kupfern 
nach  eigenen  Zeichnungen  (Breve  compendio 
dclla  vita  e morte  di  S.  Lazzaro  monaco  et 
insigne  pittore.  Roma  16S1). 

Pascoli,  Vite  de*  Pittori  etc.  II  153  ff.  — 
F i 1.  T i t i,  Dcscr.  delle  pitture  di  Roma.  — 
Heinecken,  Dict.  — Le  Blanc,  Manuel 
I 125.  — Arcb.  della  Soc.  Rom.  di  Storia  Patria 
VIII  549.  — Orsini,  Guida  di  Perugia.  — 
Tolomei,  Guida  di  Pistoia  182L  — Can- 
c e 1 1 i e r i,  II  Mercato,  il  Lago  deli'  Acqua  Ver- 
gine  ed  il  Palazzo  Panfiliano.  . Roma,  1811.  — 
Arch.  stör,  dell’  arte  I 460.  Posse. 

Baldi,  Pier  Maria,  italicn.  Maler  und 
Architekt,  tätig  in  Florenz;  um  1680  großher- 
zoglichcr  Oberaufseher  der  Bauten  in  Livorno 
und  Pisa,  In  Florenz  wurde  nach  seiner 
Zeichnung  1673  die  Fontäne  auf  der  Piazza 
S.  Croce  ausgeführt  (erneuert  1816).  In  S. 
Domenico  al  Maglio  ebenda  malte  er  den  hl. 
Dominikus,  der  von  der  Madonna  den  Rosen- 
kranz empfängt,  in  S.  Spirito  die  Taufe  des 
hl.  Augustin. 

R i c h a,  Chiese  Fiorentine  I 39,  VII  106,  IX 
56.  — Z a n i,  Encicl.  III  33.  — Meyer,  Kst- 
leriex.  R. 

Baldi,  Valentino  di  Raffaello, 
Blumen-  und  Dekorationsmaler,  geb,  zu  Pi- 
stoia 1744.  Lernte  die  Anfangsgründe  der 
Malerei  unter  Francesco  Beneforti,  ging  dann 
nach  Bologna,  wo  er  Gehilfe  des  Malers 
Mauro  Tezi  wurde  und  die  Förderung  des 
Grafen  Massimiliano  Gini  erfuhr.  Er  starb 
in  Bologna  am  22.  10.  1816.  Tat  sich  als 
Maler  von  Blumenstöcken,  Architekturen  und 
Dekorationen  hervor,  nach  Zani  III  p.  38 
war  er  auch  Stecher.  Er  war  auch  als  Bil- 
derrestaurator tätig. 

Tolomei,  Guida  di  Pistoia  1821  p.  41,  154, 
155.  Walter  Bombe . 

Baldi,  s.  auch  Baldo. 

Baldigara,  Julius  u.  Octavius,  italicn. 
Architekten  im  Dienste  Kaiser  Maximilians 
II.  Julius  erhält  1571  Gehaltszahlung  und 
wird  als  Baumeister  zu  Görz  noch  1608  beim 
Aufbau  des  Schlosses  Maranut  erwähnt.  Oc- 
tavius wird  1571  nach  Prag  berufen;  1588 
erhält  seine  Witwe  eine  Pension. 

Jahrb.  d.  Kstsamml.  d.  Allerh.  Kaiserh.  IV, 
VII,  XI,  XV,  XIX.  ** 

Baldin,  Hermann,  Schweizer  Bildhauer, 
geb.  1877  in  Zürich,  Schüler  der  dortigen 
Kunstgewerbeschule  und  der  Berliner  AJka- 
demie,  weitergebildet  in  Florenz.  1897  und 
1904  stellte  er  im  Züricher  Künstlerhause  aus 
(Porträtbüsten).  Von  ihm  die  Rütligruppe 


für  den  Kuppelbau  des  Parlamentsgebäudes 
in  Bern. 

C.  Brun,  Schweizer.  Kst’.erlex.  — Die  Kunst 
XI  (Kunst  f.  Alle  XX)  p.  439.  H.  V. 

Baldinacci,  Pietro  Paolo,  Maler  in  Gub- 
bio.  Schüler  des  Bernardino  di  Nanni,  arbei- 
tete in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Ging 
später  zur  Manier  des  Sinibaldo  Ibi  und  des 
Orlando  Merlini  über.  Von  ihm  viele  Altar- 
bilder in  Gubbio,  die  Lucarelli  angibt.  — 
Wohl  identisch  mit  Pierpaolo  di  Filippo  Bal- 
dinacci, der  gemeinsam  mit  Mastro  Silvio 
ein  Pallium  für  S.  Croce  della  Focc  in  Gub- 
bio bemalte  und  für  die  Confraternita  von 
S.  Maria  dei  Laici  ebenda  einen  Baldachin 
und  ein  Pallium.  1525  und  1527  erhielt  er 
Zahlungen  dafür  (s.  Giorn.  di  Erud.  art. 
III  290—297). 

Gualandi,  Memorie  IV  49,  — Luca- 
relli, Guida  di  Gubbio  p.  44C.  Walter  Bombe. 

Baldinelli,  B a 1 d i n o,  Florentiner  Maler, 
von  Vasari  unter  den  Schülern  des  Dom. 
Ghirlandaio  erwähnt,  war  1476  als  der  Sohn 
des  Antonio  d’Ubaldino  del  Rosso  geboren 
und  lebte  noch  1515.  Arbeiten  von  ihm  sind 
nicht  bekannt. 

Vasari,  Vite,  cd.  Milancai  III  277  u.  Amu. 

** 

Baiding,  H.  C.,  engl.  Kupferstecher,  von 
dem  man  Blätter  im  Art  Journal  1869—1876 
findet.  ** 

Baidinger,  Arnold  Karl,  Maler  und  Ra- 
dierer, Sohn  des  Architekten  Franz  Heinrich 
B.,  geb.  am  10.  4.  1850  in  Wien.  Schüler  der 
Stuttgarter  Kunstschule  und  der  Wiener  Aka- 
demie. Er  radierte  für  die  Gesellschaft  für 
vervielfältigende  Kunst  in  Wien  mehrere 
Bll.,  darunter  Rahls  Vorhang  im  Wiener 
Opernhaus.  Späterhin  hat  er  sich  mit  Vor- 
liebe dem  Illustrationsfache  zugewendet  und 
eigene  Kompositionen  für  verschiedene  illu- 
strierte Zeitschriften  ausgeführt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Oud-Holland  II 
(1884)  247,  VI  (1888)  140.  H.  V . 

Baidinger,  Franz  Heinrich,  Architekt 
in  Stuttgart,  geb.  am  19.  9.  1827  in  Zurzach, 
Kanton  Aargau,  f zu  Stuttgart  am  8.  8.  1887. 
Er  kam  1888  nach  Wien  und  machte  seine 
Fachstudien  im  dortigen  polytechnischen  In- 
stitut Später  arbeitete  er  im  Atelier  des 
Dombaumeisters  Ernst  an  der  Restauration 
der  Stefanskirche,  von  welcher  er  eine  große 
Ansicht  mit  genauester  Wiedergabe  der  De- 
tails aufnahm  (abgeb.  in  d.  Leipz.  111.  Zeitg. 
1857  No.  721).  1859  nach  der  Schweiz  zu- 
rückgekehrt, erhielt  er  bei  der  Konkurrenz 
für  das  St  Jakobs-Denkmal  in  Basel  für  sei- 
nen (nachher  nicht  ausgeführten)  Entwurf 
den  ersten  Preis,  In  Stuttgart  wohin  er 
1866  übcrsiedelte,  bekleidete  er  seit  1869  an 
der  Baugewerkeschule  eine  Lehrstelle  für  Bau- 
zeichnen. Seine  Spezialität  waren  architek- 
tonische Illustrationen,  wie  er  sie  zu  ver- 


i 


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Baldini 


schiedenen  kunstgeschichtl.  Werken,  haupt- 
sächlich zu  denen  Lübkes,  ausgeführt  hat 

Meyer,  Kstlerlex. 

Baldini,  Antonio,  italicn.  Bildhauer  in 
Neapel,  1618  an  der  Abfassung  der  Statuten 
der  dortigen  Bildhauerkorporation  beteiligt. 

C e c i in  Napoli  Nobiliss.  VI  125.  G.  Ceci. 

Baldini,  Baccio  (Bartolomeo),  italien. 
Goldschmied  und  Kupferstecher,  tätig  in  Flo- 
renz in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrh. 
Unsere  Kenntnis  von  diesem  Künstler  be- 
schränkt sich  auf  das,  was  Vasari  im  An- 
schluß an  seine  anekdotenhafte  Erzählung 
von  der  Erfindung  der  Kupferstcchkunst 
durch  Maso  Finigucrra  in  Florenz  über  ihn 
mitteilt  (Vasari,  ed.  Milanesi  V 396)  : „Fu 
seguitato  costui  (Finigucrra)  da  Baccio  Bal- 
dini orefice  fiorentino,  il  quäle,  non  avendo 
molto  disegno,  tutto  quello  che  fece  fu  con  in- 
venzione  e disegno  di  Sandro  Botticelli." 
Sonst  wird  B.  von  zeitgenössischen  Schrift- 
stellern nicht  erwähnt.  Es  läßt  sich  auch 
kein  einziger  Florentiner  Kupferstich  mit 
Sicherheit  als  sein  Werk  bezeichnen.  Alle  Zu- 
schreibungen späterer  Autoren  beruhen  auf 
Vermutungen.  Vasaris  Worte  gestatten  nur 
den  einen  Schluß,  daß  wir  B.s  Arbeiten 
unter  denjenigen  florcntinischen  Kupferstichen 
des  15.  Jahrh.  zu  suchen  haben,  deren  Zeich- 
nung den  Stil  Botticellis  erkennen  läßt.  Va- 
sari erzählt  im  Leben  Botticellis  (III,  317), 
daß  dieser  mit  der  Illustration  von  Dantes  In- 
ferno und  mit  der  Vervielfältigung  anderer 
seiner  Zeichnungen  viel  Zeit  vertan  habe: 
„ . . per  csscrc  persona  sofistica,  comentö  una 
partc  di  Dante,  e figurö  lo  Inferno,  e lo  mise 
in  stampa ; . . . mise  in  stampa  ancora  molte 
cosc  sua  di  disegni  ch'egli  aveva  fatti,  ma  in 
cattiva  maniera,  perche  l’intaglio  era  mal 
fatto:  onde  il  meglio  che  si  vegga  di  sua 
mano  e il  trionfo  dclla  Fedc  di  Fra  Girolamo 
Savonarola  da  Ferrara  . . Der  hier  er- 
wähnte Trionfo  della  Fede  hat  sich  nicht  mehr 
nachweisen  lassen,  die  Illustrationen  zum  In- 
ferno könnte  man  dagegen  vielleicht  in  den 
19  Kupferstichen  wicdercrkcnncn,  die  für  die 
am  30.  August  1481  in  Florenz  von  Nicolö  di 
Lorcnzo  Dellamagna  vollendete  Ausgabe  der 
von  Landini  kommentierten  Comedia  divina 
angefertigt  worden  sind.  (Bartsch,  P.-Gr. 
XIII  175  No.  87—56,  Kolloff,  Baldini  in 
Meyers  Kstlerlex.  No.  124 — 142.)  In  die 
meisten  Exemplare  dieses  Druckes  sind  nur 
2 oder  8 der  Kupfer  eingedruckt,  manche 
haben  überhaupt  gar  keine  Illustrationen  und 
nur  in  einige  wenige  sind,  offenbar  später, 
Abdrücke  auch  der  übrigen  Platten  eingcklcbt 
worden.  Die  stilistische  Beziehung  dieser 
Stiche  zu  Botticelli  ist  augenfällig.  Sie  schei- 
nen einzelne  Szenen  und  Gruppen  der  groß- 
artigen Zeichnungen  Botticellis  im  Berliner 
Kupferstichkabinett  in  abgekürzter  Form  wie- 
derzugeben. Die  Technik  dieser  Blätter  cha- 


rakterisiert sich  durch  sehr  kräftige,  dicke 
Linien  der  Umriß-  und  Innenzcichnung  und 
durch  eigentümliche  Modellierung  der  Formen 
mittels  breiter  Schattenflächen,  die  aus  engen, 
unregelmäßigen,  feinen  Strichmassen  zusam- 
mengesetzt sind.  Die  Absicht  dieser  Technik 
ist  offenbar  die,  eine  malerische  Wirkung 
durch  die  zu  Tönen  sich  zusammenschlicßcn- 
den  Schraffierungsmassen  hervorzubringen. 
Im  Gegensätze  zu  einer  anderen  ebenso  großen 
Gruppe  Florentiner  Kupferstiche,  die  nur 
durch  gleichlaufende,  weite  Schraffierungen, 
wie  Federzeichnungen  modelliert  sind,  scheint 
hier  die  Nachahmung  der  getuschten  (lavier- 
ten) Federzeichnung  beabsichtigt  zu  sein. 
Kolloff  hat  (in  Meyers  Kstlerlex.:  Baldini) 
den  Stil  dieser  Gruppe  von  Stichen  als  die 
„feine  Manier“,  den  jener  anderen,  den  Feder- 
zeichnungen ähnlichen  als  die  „breite  Manier“ 
bezeichnet.  Man  könnte  die  Gruppe  der  „fei- 
nen Manier"  auch  die  Botticellcske,  die  der 
„breiten  Manier“  die  Pollaioleske  nennen, 
weil  jene  fast  ausschließlich  Zeichnungen  im 
Stile  Botticellis  wiedergeben,  diese  nicht  nur 
von  der  Technik  der  eigenhändigen  Stiche 
Antonio  Pollaiolos  ausgeht,  sondern  auch 
zum  größten  Teil  den  Kunstcharakter  dieses 
Meisters  erkennen  läßt.  Ob  die  ganze  Masse 
der  Stiche  der  feinen  Manier,  die,  wie  gesagt, 
wegen  ihrer  künstlerischen  Beziehung  zu 
Botticelli  allein  für  B.  in  Betracht  kommen 
können,  von  einem  und  demselben  Stecher 
herrührt,  ist  zum  mindesten  sehr  zweifelhaft 
Kolloff  rechnet  in  seinem  Verzeichnis  (a.  a. 
O.  p.  580  ff.)  zu  dieser  Gruppe  sogar  noch 
zahlreiche  nicht  zugehörige  Blätter,  auch 
Werke,  die  überhaupt  gar  nicht  fiorentinischcn 
Ursprungs  sind,  wie  die  venezianische  Folge 
der  sogenannten  „Tarocchi"  (Lehrbilderbuch 
No.  64 — 113),  den  ebenfalls  venezianischen 
Tod  des  Orpheus  (No.  52)  u.  a.  m.  — Außer 
den  19  Kupferstichen  für  die  Danteausgabe 
von  1481  sind  nur  noch  die  drei  Illustrationen 
zu  Antonio  Bettinis  Monte  Santo  di  Dio,  der 
1472  in  Florenz  von  dem  Drucker  des  Dante 
herausgegeben  wurde  (Bartsch,  P.-Gr.  XIII 
187  ff.  No.  67—59,  Kolloff  121—123),  sicher 
zu  datieren.  Diese  drei  Stiche  sind  wesentlich 
besser  gezeichnet  und  sauberer,  sorgfältiger 
und  zarter  gestochen  als  die  Bilder  zum 
Dante.  Von  anderen  Florentiner  Stichen 
gleichen  Stils  und  gleicher  Technik,  die  mög- 
licherweise zu  B.s  Werk  gehören  könnten, 
sind  zu  nennen:  Die  Folgen  der  24  Propheten 
und  der  12  Sibyllen  (in  der  feinen  Manier  K. 
1 — 36),  der  Erzengel  Gabriel  (K.  37),  die 
Geburt  Christi  (K.  38  u.  39),  Christus  vor 
Pilatus  (K.  41),  die  Bekehrung  Pauli  (K. 
42),  Madonna  mit  Sebastian  und  Katharina 
(K.  46),  hl.  Nikolaus  (K.  174),  Theseus  und 
Ariadne  (K.  53),  der  Bacchuszug  (K.  54), 
einer  der  vorzüglichsten  und  Botticellis  Art 


394 


Baldini 


am  nächsten  stehenden  Stiche  dieser  Gruppe, 
die  Folge  der  7 Planeten  (K.  114 — 120),  Dante 
nach  dem  Bilde  im  Florentiner  Dom  (K.  145), 
das  .Jagdabenteuer"  (K.  146),  ferner  eine 
Folge  reizvoller,  meist  runder  Blätter  mit 
allegorischen  und  erotischen  Darstellungen, 
die  wohl  zum  Bekleben  von  Schachteln  und 
dergl.  bestimmt  gewesen  sind.  24  dieser  Blät- 
ter (K.  150 — 173)  waren  ehemals  in  der 
Sammlung  Otto  vereinigt,  einzelne  andere 
gleichartige  Stücke  finden  sich  im  British 
Museum  (K.  61,  62,  148),  in  der  Trivulziana 
zu  Mailand,  in  der  Samml.  Rothschild  zu  Pa- 
ris u.  a.  O.,  ein  Rahmen  (Albertina,  K.  176). 
Außer  den  von  Kolloff  aufgeführten  Stichen 
sind  noch  zu  erwähnen  ein  hl.  Antonius  von 
Padua  (Rom,  Casanatcnse),  eine  Maria  Mag- 
dalena (Trivulziana),  Allegorie  auf  Leben 
und  Tod  (Passavant  V 70  u.  71),  der  Kampf 
um  die  Hosen  (München),  der  Kaufmann  und 
die  Affen  (Pass.  V 190  u.  105),  die  Bären- 
jagd (Pass.  V 190  u.  104).  ein  Tierkarapf 
(Rothschild),  drei  Schiffe  (Pass.  V 192  u. 
111),  Ornamentstreifen  (Pass.  V 24,  52 — 60, 
Trivulziana).  p,  k. 

Baldini,  Bernardo,  italicn.  Goldschmied 
in  Florenz,  von  wo  aus  er  in  einem  Briefe 
vom  23.  5.  1548  dem  Herzoge  Cosimo  I.  de’ 
Medici  die  Zusendung  einer  Anzahl  wert- 
voller Kunstgegenstände  ankündigte,  darunter 
zweier  „bcllissimi  bicchieri  di  cristallo“. 

M i 1 a n c s i,  Unpubl.  Urkundenforschungen 
im  Archivio  Mediceo  (R.  Arch.  di  Stato)  zu 
Florenz,  filza  388,  c.  102.  G.  Degli  Assi. 

Baldini,  D o m e n i c o,  Zeichner  u.  Stecher 
in  Vicenza  um  1810.  Nur  von  Zani,  Enc.  met. 

III  34  erwähnt.  ** 

Baldini,  Francesco  Maria,  Bildhauer, 

geb.  ca.  1600  in  Urbino,  hat  vermutlich  in 
der  Schule  des  Brandani  oder  des  Barocci 
die  erste  Ausbildung  erhalten,  später  ging  er, 
wie  es  scheint,  nach  Florenz.  1654  von  der 
Universitätsverwaltung  seiner  Vaterstadt  zu- 
rückgerufen, führte  er  eine  Statue  von  gro- 
ßen Dimensionen,  die  Empfängnis  Mariä,  der 
Beschützerin  des  Studiums,  innerhalb  dreier 
Jahre  in  Bronze  aus. 

Am  2.  12.  1657  erhielt  er  von  der  Com- 
pagnia  dclla  Grotta  zu  Urbino  25  scudi  für 
ein  Prozessions-Kruzifix.  1660  bestellte  die- 
selbe Bruderschaft  von  ihm  ein  großes  Hoch- 
relief in  Bronze,  die  Auferstehung  Christi 
darstellend,  für  eine  neue  Kapelle  ihres  Bet- 
hauses (1798  von  den  Franzosen  eingeschmol- 
zen). Während  der  Arbeit  erhielt  er  einen 
Ruf  nach  Bologna,  aber  die  Proteste  der  Bru- 
derschaft hielten  ihn  bis  zur  Fertigstellung 
der  Arbeit  zurück.  Als  Greis  lebte  er  in  Ur- 
bino und  war  1685 — 86  Prior  der  Gemeinde. 

Rass.  bibl.  d'Arte  ital.  V 138.  — Le  Marche 

IV  362.  E.  Scatassa. 

Baldini,  G i a c o m e 1 1 o,  wenig  bekannter 
Bildhauer  des  16.  Jahrh.  in  Ravenna.  Von 


ihm  in  der  dortigen  Akademie  die  Marmor- 
statuc  eines  toten  Kriegers. 

Cardoni,  Vite  brevi  d.  artefici  defunti,  che 
fecero  per  Ravenna  (1873)  12mo  p.  5.  •* 

Baldini,  Giovanni,  Maler  aus  Florenz. 
Um  1500.  Nach  Vasari  ein  „ziemlich  geübter 
Meister“,  mit  dem  Garofalo  während  seines 
ersten  Aufenthalts  in  Rom  eine  Zeitlang  zu- 
sammcnlcbte  (1499).  Zani  gibt  1559  als  sein 
Todesjahr  an.  Milancsi  vermutet  in  diesem 
Namen  einen  Druckfehler  statt  Busini,  da  der 
Künstlername  Giovanni  Baldini  sonst  nir- 
gends vorkommt. 

Vasari,  ed.  Milanesi  VI  460  u.  Anm.  ** 

Baldini,  Giuseppe,  italien.  Maler,  tätig 
um  1730  in  Florenz;  erwähnt  als  Schüler 
Ant.  Dom.  Gabbianis  u.  als  jung  verstorben. 

Zani,  Encicl.  III  34.  — Lanzi,  Stör.  pitt. 
d.  Italia  (1834)  I 234.  R. 

Baldini,  Pietro  Paolo,  italien.  Maler, 
tätig  um  1660  in  Rom,  Schüler  des  Pietro  da 
Cortona,  genoß  seinerzeit  bedeutenden  Ruf. 
In  verschiedenen  Kirchen  Roms,  in  S.  Mar- 
ccllo  al  Corso,  S.  Nicolo  da  Tolentino,  S. 
Eustachio  u.  a.,  malte  er  Decken-,  Wand-  u. 
Altarbilder,  die  bei  Titi  aufgeführt  sind. 

T i t i,  Dcscr.  di  Roma,  passim.  — Lanzi, 
Stör.  pitt.  d.  Italia  (1834 j II  181.  — Meyer, 
Kstlerlex.  R. 

Baldini,  T a d d e o,  italien.  Maler,  tätig  um 
1680  in  Florenz;  erwähnt  als  Schulnachfolger 
des  Salvatore  Rosa. 

Zani,  Encicl.  III  34.  — Lanzi,  Stör.  pitt. 
d.  Italia  (1834)  I 220. 

Baldini,  Fra  T i b u r z i o,  italien.  Maler  des 
17.  Jahrh.  aus  Bologna.  Im  Chor  von  S. 
Maria  delle  Grazie  zu  Brescia  sind  von  ihm 
zwei  Bilder : ein  Sposalizio  und  ein  bethlc- 
hemitischer  Kindermord.  Daß  er  in  Brescia 
tätig  war,  besagt  die  von  Lanzi  und  Zani  mit- 
gctcilte  Inschrift  der  „Darstellung  im  Tem- 
pel" in  S.  Jacopo  zu  Ancona:  F.  Tiburtius 
Baldinus  Bononicnsis  F.  Brixiac  1611  (bei 
Zani  1671).  Ein  anderes  Bild,  mit  der  Be- 
zeichnung: FRATE  TIBVRTINVS  BALDI- 
NVS  BONONIENSIS  PINGEBAT,  sah 
Otto  Mündler  in  Privatbesitz  zu  Mailand: 
ein  Prescpc,  links  oben  die  Verkündigung  an 
die  Hirten,  die,  wie  er  bemerkt,  an  Bassano 
erinnert.  „Das  Ganze,  fügt  er  hinzu,  sieht 
eher  fcrraresisch  oder  veroncsisch  aus,  als 
bolognesisch  und  nähert  sich  der  Art  des 
Scarsellino.  Von  Carracis  Einfluß  keine 
Spur;  die  lebensgroßen  Figuren  sind  auffal- 
lend breit,  kurz  und  klotzig." 

Zani,  Encicl.  III  34.  — Lanzi,  Stör.  pitt. 
d.  Italia  (1834)  V 51.  — Meyer,  Kstlerlex.  R. 

Baldini,  Vinccnzo,  Maler  zu  Perugia, 
geb.  1809.  Schüler  des  Monotti  und  später 
des  Sanquirico,  eines  hervorragenden  Thea- 
terdekorationsmalcrs.  Zusammen  mit  seinem 
Mitschüler  Annibale  Angelini  führte  er  in 
zahlreichen  Städten  Italiens  Theaterdekora- 
tionen aus,  in  Rom  und  Neapel  gemeinsam 
mit  Vernier.  Auch  das  Ausland  überhäufte 


Baldini  — Baldner 


ihn  mit  Aufträgen:  für  Valencia,  Athen, 
Corfu,  Berlin,  Oxford,  Rio  de  Janeiro  und 
andere  Städte  schuf  er  Bühnenbilder.  Er 
starb  am  26.  11.  1SS1  zu  Perugia,  als  Lehrer 
an  der  dortigen  Akademie. 

Lupattelli,  Storia  della  pittura  in  Pe- 
rugia, Foiigno  1895  p.  88 — 89.  — C e s.  F a n i. 
Elogio  funebre  di  Annibale  Angelini,  Perugia 
1881.  Walter  Bombe. 

Baldini,  Vittorio,  italien.  Buchdrucker 
und  Holzschneider,  tätig  in  Ferrara  erst  als 
herzoglicher,  dann,  seit  159S  als  päpstlicher 
Drucker,  f in  Ferrara  1618.  Er  hat  mehrere 
Sonette  gedichtet  und  eine  „Cronologia  ecclc- 
siastica“  (1591)  verfaßt.  Das  Titelblatt  mit 
dem  Bildnis  des  Heiligen  in  der  ..Orazione  in 
lode  di  S.  Carlo  Borromeo"  von  Gasparo  Le- 
valori (1611)  ist  bezeichnet  V.  B.  F.  Als 
seine  Arbeiten  werden  auch  die  35  Holz- 
schnitte in  den  „Profetie  dclP  Abbate  Gio- 
achino  et  di  Anselmo  Vescovo  di  Marsico“, 
deren  einer  ein  liegendes  B als  Künstlersigna- 
tur aufweist,  angesehen,  ebenso  die  topographi- 
schen Tafeln  in  der  1601  von  ihm  gedruckten 
„Difesa  per  riparare  alla  sommersione  del  Po- 
lesine  di  S.  Giorgio"  von  Aleotti.  Papillon 
(Traite  hist,  ct  prat.  d.  1.  grav.  s.  bois) 
schreibt  ihm  auch  die  Illustrationen  zur  Aus- 
gabe von  Tassos  Amyntas  von  1599,  Nagler 
(Monogr.  I 1557)  die  in  der  1606  in  Venedig 
erschienenen  Ausgabe  von  Guarinos  „Pastor 
fido“  zu. 

C i 1 1 a d c 1 1 a,  Not.  rel.  a Ferrara  p.  482  f. 
u.  702  u.  desselben  Mcmorie  int.  a.  vita  dell’ 
Aleotti  in  seiner  1847  in  Ferrara  erschienenen 
Ausgabe  von  Alcottis  „Interrimcnti  del  Po  di 
Ferrara".  — Gaz.  d.  Beaux-Arts  1889  I 345.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Baldino,  Maler  in  Rom,  wo  er  1513  eine 
Zahlung  von  655  Golddukaten  erhielt  für 
Fahnenmalereicn  zur  Krönungsfeier  Papst 
Leos  X. 

R o s s i im  Giorn.  di  Erudiz.  Artist.  VI  279. 

G.  Degli  Assi. 

Baldino  di  Cino  da  Firenze,  italien. 
Architekt,  ist  gemeinsam  mit  einem  Meister 
Nicolo  di  Francesco  1363  als  Architekt  des 
Palazzo  della  Fraternitä  in  Arezzo  in  einer 
im  dortigen  Archiv  bewahrten  Urkunde  ge- 
nannt. 

L.  Cittadini,  Storia  di  Arezzo.  Firenze 
1893  (mit  Abdruck  d.  Urkunde).  Siuarsenski. 

Baldino  di  S u r s o,  italien.  Holzbildhauer 
aus  Pavia,  dessen  Signatur  nebst  dem  Datum 
des  20.  10.  1477  in  das  wundervoll  geschnitzte 
und  mit  Intarsien  geschmückte  Chorgestühl 
von  S.  Giovanni  de  Dommate  zu  Asti  ein- 
gemeißclt  ist.  Dieses  Gestühl,  demjenigen 
von  S.  Ambrogio  zu  Mailand  stilistisch  nahe 
verwandt,  blieb  bis  1764  an  Ort  und  Stelle 
unversehrt  erhalten;  1866  wurde  es  von  bar- 
barischen Restauratoren  leider  wesentlich  um- 
gestaltet. — Demselben  Künstler  werden 
außerdem  vier  meisterhaft  geschnitzte  Tür- 
füllungen mit  Darstellungen  aus  dem  Leben 


des  S.  Secondo  — des  Stadtheiligen  von  Asti 
— zugeschricben,  die  sich  zurzeit  im  Besitze 
von  Maggiora-Vcrgano  befinden. 

A.  M e 1 a n i in  Arte  e Storia  XXIV  65  f.  — 
A.  T a r a m e 1 1 i in  Arte  ital.  dccor.  e industr. 
VIII  83.  — Dell’Acqua,  Ricordi  biografici. 

G.  Degli  Assi. 

Baldino,  s.  auch  Baldinus. 

Baldinotti,  D o m c n i c o,  Architekturmalcr 
von  Pisa,  18.  Jahrh.,  ohne  nähere  Angaben 
nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III  34)  erwähnt. 

H.  V. 

Baldinucci,  Filippo,  bekannter  Floren- 
tiner Kunstschriftsteller  sowie  Dilettant  im 
Malen  und  Zeichnen,  geb.  in  Florenz  1624, 
t dort  1.  1.  1696.  Mehrere  von  ihm  gezeichnete 
Bildnisse  bewahrt  das  Handzeichnungen-Ka- 
binett des  Louvre.  Sein  literarisches  Haupt- 
werk sind  die  in  mehreren  Auflagen  erschie- 
nenen Notizic  de’  professori  del  disegno  da 
Cimabue  etc.  — Firenze,  1681 — 1728.  6 Bde.  4. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit  ält  Lit.).  H.  V. 

Baldinus  de  V a r i s i o,  lombard.  Fresko- 
maler des  15.  Jahrh.,  von  dem  Caffi  ein  sig- 
niertes und  1428  öder  1478  datiertes  Fresko 
in  Bizzozero  gesehen  haben  will. 

Fr.  Malaguzzi-Valeri,  Pittori  lom- 
bardi,  Milano  1902  p.  208.  *• 

Baldissari,  s.  Baldassari. 

Baidissera,  s.  Baldassarc. 

Baidissera  da  Ferrara,  s.  Mascare,  B.  da. 

Baldissini  (auch  Baldassini),  Nicolö, 
Maler  in  Venedig,  lebte  von  1709  bis  1783. 
Sein  Lehrer  war  Pasquali.  In  Venedig  malte 
er  die  Allegorien  der  Fortezza  und  Tempe- 
ranza  in  S.  Pantaleone  und  die  Engelsglorie 
an  der  Decke  der  Kirche  Raffaello  Arcangelo. 
Außerdem  war  er  auch  in  Padua  tätig. 

M o s c h i n i,  Venezia,  p.  243,  247,  278.  _ — 
Braudolcsc,  Pitture  etc.  di  Padova,  p.  114, 
115.  H.  V. 

Baldissini,  s.  auch  Baldassini. 

Baldner,  Baumeister  von  Straßburg,  baute 
im  14.  Jahrh.  zu  Hagenau  den  im  Anfang  des 
19.  Jahrh.  zerstörten  Chor  der  Augustiner- 
Kirche,  wo  sich  in  einem  Fenster  hinter  dem 
Altar  sein  Bildnis  befand. 

Bernhard-Hcrtzog,  Elsässische  Chro- 
nik, Straßburg,  1592.  Buch  IX.  p.  158.  — G e - 
rard,  Les  art.  de  l’Alsace  I 328. 

Baldner,  Leonhard,  Maler  in  Straßburg, 
geb.  daselbst  1612,  f 1694.  Von  Beruf  Fi- 
scher und  Hagcmcister,  hatte  er  sich  nebenbei 
zu  einem  geschickten  Maler  von  allerhand 
Getier,  Wasservögeln  und  Insekten  in  Aqua- 
rellfarben hcrangcbildet.  Auf  der  Ausstellung 
von  Kunst  und  Altertum  in  Straßburg  1895 
sah  man  von  ihm  auch  ein:  Schifferstechen 
auf  der  111  von  1666. 

Nagler,  Kstlerlex.  — Reiber,  L’Histoire 
naturelle  des  eaux  strasbourgeoises.  1887.  — Re- 
pertorium für  Kstwissensch.  XVIII  476.  — Mit 
Notizen  von  A.  Seyboth. 

Baldner,  Oswald,  Büchsengießer,  wird 
am  16.  6.  1540  in  Nürnberg  Bürger,  wobei 
ihm  das  Bürgergeld  nachgelassen  wird.  1515 


396 


Baldo 


und  1646  ist  verschiedentlich  von  dem  Pul- 
verhandel die  Rede,  den  er  nach  Solothurn, 
Mühlhausen  i.  E.,  Straßburg  betreibt ; 1546 
fertigte  er  für  das  Zeughaus  des  Nürnberger 
Rats  Haubitzen.  Im  September  1547  hatte 
er,  wie  cs  scheint,  einige  Rolschmiede  (viel- 
leicht als  Büchsenmeister)  für  fremde  Kriegs- 
dienste anwerben  wollen,  wofür  er  mit  Turm- 
haft bestraft  wird.  Am  28.  11.  1547  sagt 
er  sein  Bürgerrecht  auf,  soll  aber  zuvor 
noch  die  ihm  vom  Rate  angedingte  Kar- 
taune  fertig  machen.  Zwei  Jahre  darauf 
kommt  er  aufs  neue  um  das  Nürnberger 
Bürgerrecht  ein,  das  ihm  auch  am  8.  8. 
1550  wiederum  unentgeltlich  zuteil  wird.  Im 
August  desselben  Jahres  kauft  er  dem  Kunst- 
töpfer Paulus  Preuning  (s.  d.)  einen  Stadel 
in  der  Nähe  des  Karthäuscrklosters  ab, 
pfuscht  im  September  den  Beutlern,  Nest- 
lern und  Handschuhmachern  ein  bißchen  ins 
Handwerk,  worüber  dieselben  sich  beim  Rate 
beschweren,  und  verbüßt  im  November  (1551) 
abermals  eine  Turmhaft,  weil  er  einen  Rot- 
schmied geschmäht  und  beschimpft  hat.  Im 
April  1555  liefert  er  der  Königin  Maria  von 
Böhmen,  der  Tochter  Kaiser  Karls  V.  und 
Gemahlin  Maximilians  II.,  3 Falkonette  und 
„etliche  müstcrlcin“,  im  Oktober  1555  dem 
Kurfürsten  von  Sachsen  18  kleine  Büchsen, 
August  1556  nach  Frankfurt  etliche  kleine 
Geschütze,  Dezember  1557  Sigismund  II. 
August  König  in  Polen  2 Büchsen.  Bald 
darauf  scheint  er  ganz  in  die  Dienste  des 
Polcnkönigs  getreten  zu  sein.  Er  ließ  sich  in 
Krakau  nieder,*)  wenn  auch  die  Beziehungen 
zu  Nürnberg  nicht  völlig  aufhörten  und  er 
sein  Bürgerrecht  daselbst  vielleicht  überhaupt 
nicht  aufgegeben  hat.  Ein  prächtiger  Bronze- 
Vorderlader  im  Zeughause  zu  Berlin  trägt 
die  Inschrift:  „Oswaldus  Baldnerus  Cracovie 
me  fecit  anno  1561“,  und  in  den  Jahren  1564, 
1567  und  1568  erfolgten  aus  der  Kasse  des 
Herzogs  von  Preußen  kleinere  und  größere 
Zahlungen  an  B.  „kgl.  Majcst.  Bückscngicßcr 
zu  Krakau“,  für  allerlei  von  ihm  geliefertes 
Geschütz. 

Man  ist  den  Spuren  des  Meisters  bisher 
nicht  nachgegangen.  Daß  er  ein  vielbeschäf- 
tigter Geschützgießer  war,  zeigt  die  obige 
Zusammenstellung  seiner  Lebensdaten ; und 
nach  dem  erwähnten  Geschütz  im  Berliner 
Zeughaus  verdient  er  ohne  Zweifel  auch  den 
Namen  eines  Künstlers.  Es  weist  außer  rei- 
chem, vortrefflich  ausgeführtem  Zierat  und 
den  üblichen  zwei  Delphinshenkeln  auch  eine 
figürliche  Darstellung:  Herkules  den  Antäus 
bekämpfend  in  teilweise  beinahe  vollrundem 
Hochrelief  auf. 

Nürnberger  Staats-Calcndcr  auf  das  Jahr  1786 
Bl.  G 1 (Beschreibung  des  Zeughauses).  — 
Hampe,  Nürnberger  Ratsverlässe,  an  vielen 
Orten  (vgl.  das  Register).  — Hermann 
Ehrenberg,  Die  Kunst  am  Hofe  der  Her- 


zoge von  Preußen  246,  250.  — (Ubisch),  Das 
Kgl.  Zeughaus  (1000)  185  f.  Th.Hampe. 

*)  Uber  Baldncrs  Aufenthalt  in  Polen  fügen 
wir  folgende  Nachricht  hinzu:  Er  kam  1559 
nach  Krakau  und  trat  als  „regius  tormento- 
rum  fusor“  in  die  kgl.  Dienste  ein.  Nach 
wenigen  Jahren  (1567)  kaufte  er  sich  in  Kra- 
kau ein  Haus  um  1000  poln.  Gulden  und  be- 
trieb hier  seine  Kunst  bis  ca.  1575,  um  welche 
Zeit  er  starb.  Zu  den  von  ihm  zu  Krakau 
ausgeführten  Werken  gehört  das  obenge- 
nannte prächtige,  sich  im  Berliner  Zeughause 
befindliche  Geschütz,  dann  eine  schöne  Glocke 
in  der  galizischen  Dorfkirche  zu  Olpiny  von 
1569.  Unter  den  in  Flachrelief  ausgeführten 
Verzierungen  ihrer  Oberfläche  ist  ein  Me- 
daillon mit  der  Darstellung  des  Urteils  des 
Paris  zu  sehen,  das  mit  der  Flötnerschcn 
Plakette  im  Rijksmuseum  zu  Amsterdam  iden- 
tisch ist.  Seiner  Werkstatt  dürften  auch  zwei 
mit  Flachreliefs  verzierte  Handglocken  im  Diö- 
zesanmuseum zu  Tarnöw  zuzuschrciben  sein. 

Przezdziccki  und  Rastawieck  i, 
Wzory  sztuki  ärcdniowiecznej,  III.  Teil,  O.  o. 
— Sprawozdnnia  kom.  hist,  sztuki  IV  p.  LXXI ; 
V p.  XLI : VI  p.  XXVI.  XLII ; VII  p.  XIV  bis 
XXI,  CCCLXXI.  — M.  Sokotowski,  O 
wplywach  wloskich  p.  23.  — Teka  konserwato- 
röw  Galicyi  zach.  II  p.  320.  — Zcgota  Pauli, 
Ms.  in  d.  Jagell.  Bibliothek  zu  Krakau  No.  5348 
T.  II  309,  410.  Leonard  Lepssy. 

Baldo  (maestro),  Intarsiator,  1450  zusam- 
men mit  Giac.  Pcllegrini  an  den  Deckenintar- 
sien des  Palazzo  dei  Notai  beschäftigt. 

Repertor.  f.  Kstwisscnsch.  XXI  172. 

Baldo  d’Alberto  di  Cambio,  Archi- 
tekt in  Bologna,  1396  urkundlich  erwähnt  als 
Gehilfe  des  Giovanni  da  Siena  bei  dessen  Bo- 
logneser Kastcllbauten  und  gleich  diesem  so- 
wie gleich  seinem  Vater  Alberto  di  Cambio 
(de’  Canetoli)  vermutlich  hauptsächlich  als 
Fcstungsbaumeistcr  tätig.  — Vielleicht  ist  er 
zu  identifizieren  mit  jenem  maestro  Baldo,  der 
1447  den  Kreuzgang  von  S.  Michele  in  Bosco 
bei  Bologna  erbaute,  an  dessen  Stelle  im  17. 
Jahrh.  der  Seckige  Loggienhof  der  Carracci 
errichtet  wurde. 

C.  Ricci  in  Arte  Antica  Scncse  (1904)  p. 
262.  — Arch.  stör.  d.  Arte  ital.,  scr.  II,  vol.  I,  p. 
195.  * 

Baldo  di  Giovanni,  Maler,  1415  in  der 
Florentiner  Malergilde  genannt. 

Gualandi,  Memorie  VI  178. 

Baldo  di  Giovanni  di  Paolo,  Holz- 
schnitzer in  Perugia.  Arbeitet  1440  an  einem 
Scrittoio  für  die  Dieci  dell’  Arbitrio,  ver- 
pflichtet sich  am  19.  9.  1420  ein  hölzernes 
Ciborium  für  den  Altar  des  hl.  Bartholomcus 
in  der  Kirche  S.  Domcnico  zu  fertigen  und 
wählt  1442  in  einer  Streitsache  mit  seinem 
Genossen  Scnso  di  Francesco  di  Rcnzo  einen 
Schiedsrichter.  Sein  Name  findet  sich  in  der 
Matrikel  der  Maestri  di  Pietra  e Lcgnamc 
zu  Perugia. 

Giornale  di  Erudizione  Artistica  Vol.  I p.  34, 
353.  Walter  Bombe. 


Baldo  — Baldovinetti 


Baldo  di  P i e r o u.  Baldo  di  Rusticho, 
2 Malernamcn,  von  denen  sich  der  erstere 
1350 (?),  der  andere  1337  im  Gildenbuche  der 
Florentiner  Maler  verzeichnet  findet. 

Gualandi,  Mcmorie  VI  178/9.  •* 

Baldo  di  Simone  di  Bernardino, 
Maler  in  Perugia,  im  Quartier  Porta  S.  An- 
gelo  ansässig..  Erhält  1528 — 1553  verschie- 
dene Zahlungen  für  Malereien,  die  er  im 
Ospcdalc  dclla  Miscricordia  daselbst  ausge- 
führt hatte.  Walter  Bombe. 

Baldo,  s.  auch  Baldi. 

Baldolf,  Maler  in  Straßburg,  um  1470  er- 
wähnt. Vielleicht  verwandt  mit  dem  Baseler 
Ilans  Baiduff ; sonst  unbekannt. 

Nagler,  Monogrammistcn  I No.  1603. 

Baldolf,  s.  auch  Baiduff. 

Baldouin,  Claude,  s.  Badouin. 

Baldovinetti,  A 1 c s s o,  Maler  u.  Mosaizist, 
wurde  in  Florenz  vermutlich  am  14.  10.  1425 
geboren.  Dieses  Jahr  ergibt  sich  aus  einer 
Steuererklärung  seines  Vaters  und  aus  der 
Angabe  eines  Nachkommen,  des  Francesco 
Baldovinetti  in  seinem  „Mcmoriale"  (Mila- 
nesi  scheint  das  Datum  in  den  Libri  dell’  Etä 
verlesen  zu  haben).  Als  Todesdatum  ist 
durch  die  Eintragung  im  Libro  de’  Morti  der 
29.  8.  1499  gesichert  Welche  künstlerische 
Erziehung  B.  durchgemacht  hat,  läßt  sich 
mit  Hilfe  literarischer  Zeugnisse  nicht  nach- 
weisen.  1448  ließ  er  sich  in  die  Florentiner 
Malergilde  aufnehmen.  Gleich  im  nächsten 
Jahr  setzt  sein  uns  abschriftlich  erhaltenes 
Geschäftsbuch,  die  Ricordi,  ein,  in  das  er  seine 
Aufträge,  Arbeiten,  Schulden,  Ansprüche  etc. 
aufgezcichnct  hat.  Die  früheste  Tätigkeit 
B.s  ist  in  Dunkel  gehüllt,  da  uns  für  diese 
Zeit  kein  Werk  überliefert  ist.  Möglicher- 
weise war  er  in  seiner  Jugend  als  Geselle  bei 
der  Ausmalung  der  Kirche  S.  Egidio  im  Ho- 
spital von  S.  Maria  Nuova  beschäftigt,  wo 
Domenico  Veneziano  von  1439  bis  1445  tätig 
war  und  Castagno  1451  die  Arbeit  fortsetzte. 
Seine  Beteiligung  an  diesen  Fresken  wird  bei 
Vasari  und  Albcrtini  erwähnt,  während  seine 
Ricordi  darüber  schweigen.  Urkundlich  wis- 
sen wir  über  Arbeiten  von  ihm  in  S.  Egi- 
dio nur,  daß  er  1460  eine  kleine  Zahlung 
für  einige  Figuren  am  Hochaltar  erhielt  und 
1461  eine  Geschichte  der  Maria,  die  Dome- 
nico Veneziano  unfertig  gelassen,  zu  vollen- 
den hatte.  Auf  Beziehungen  zu  Castagno 
weist  ein  Auftrag,  den  er  von  diesem  1454 
übernahm : eine  Hölle  für  das  Hospital  der 
Servi  zu  malen.  Das  früheste  erhaltene  und 
beglaubigte  Werk  ist  das  Fresko  der  Geburt 
Christi  im  Vorhofe  der  S.S.  Annunziata,  an 
dem  er  von  1460  bis  1462  malte.  Gewisse 
Eigenschaften  seiner  Kunst  werden  trotz  star- 
ker Zerstörung  daran  noch  deutlich.  Er  zeigt 
sich  als  Anhänger  jener  realistischen  Rich- 
tung, die  auf  exakte  zeichnerische  Durchbil- 
dung besonderen  Wert  legt.  Kein  hoher 


Schönheitssinn  ist  ihm  eigen;  er  strebt  mehr 
dem  Wahren  als  dem  Gefälligen  zu.  Um 
eine  möglichst  natürliche  Wiedergabe  der  Fi- 
guren und  des  Beiwerkes  ist  cs  ihm  zu  tun. 
Die  Gestalten  sind  meist  schmächtig  und  fein- 
gliedrig  und  treten  mit  einer  gewissen  Steif- 
heit auf.  Um  sie  legen  sich  schwunglos,  hart 
und  brüchig  die  Gewandungen.  Alles  Bei- 
werk wird  mit  liebevollem  Eingehen  der 
Wirklichkeit  nachgebildet.  Die  Landschaft 
ist  ein  besonderes  Forschungsgebiet  des 
Künstlers.  Vasari  sucht  dessen  Fähigkeit 
nach  der  Richtung  in  ein  helles  Licht  zu 
rücken.  Und  in  der  Tat  ist  B.  in  dem  ein- 
heitlichen Zusammenfassen  eines  größeren 
landschaftlichen  Ausschnittes  einer  von  den 
Bahnbrechern  gewesen.  Für  das  Arnotal  hat 
er  die  künstlerischen  Darstcllungsmöglich- 
keiten  entdeckt.  Der  Reiz  seiner  Kunst  liegt 
in  der  ihm  eigenen  etwas  herben  Art  seines 
zeichnerischen  Stils,  der  wie  das  Quattro- 
cento überhaupt  zum  streng  Dekorativen 
neigt.  Für  dekorative  Arbeiten  der  verschie- 
densten Richtungen  wurde  er  auch  vielfach 
in  Anspruch  genommen.  Dem  Giuliano  da 
Majano  zeichnete  er  1463  für  seine  Intarsien 
der  Florentiner  Domsakristei  fünf  Köpfe  und 
die  Geburt  Christi,  die,  wie  man  noch  heute 
an  dem  Holzmosaik  erkenneu  kann,  dem 
Fresko  der  Annunziata  sehr  nahe  steht.  Eine 
malerisch  dekorative  Aufgabe,  die  viel  Takt 
erforderte,  war  die  Ausschmückung  der  an 
Kunstwerken  so  reichen  Kapelle  des  Kardi- 
nals von  Portugal  in  S.  Miniato,  wo  B.  an 
der  Wand  eine  Verkündigung,  an  der  Decke 
Evangelisten  und  Kirchenväter  malte.  Der 
Zeitraum  der  Ausführung  wird  durch  die 
Jahre  1466  und  1473  begrenzt.  Ein  dem 
Künstler  am  14.  2.  1469/70  in  Auftrag  ge- 
gebenes Altarbild  mit  einem  Tabernakel  in 
der  Mitte  für  die  Sakramentsreliquie  in  der 
Kirche  S.  Ambrogio  ist  kürzlich  von  Herbert 
Horne,  allerdings  in  sehr  schlechtem  Zustand, 
in  einem  Nebenraum  der  Kirche  wiederge- 
funden worden.  Da  die  Reliquie  später  in 
einem  andern  Tabernakel  untergebracht  wur- 
de, so  wurde  in  dem  Bilde  die  Mitte  durch 
eine  bei  B.  bestellte  Anbetung  des  Christkin- 
des ausgefüllt,  die  Horne  nicht  unwahrschein- 
lich einem  Schüler  Graffione  zuschreibt,  so 
daß  sich  jetzt  dieses  Mittelstück  von  den 
anbetenden  Heiligen  und  Engeln  der  ur- 
sprünglichen Tafel  umgeben  darstcllt.  Den 
Höhepunkt  seines  Lebenswerkes  bildeten  wohl 
die  Fresken  in  der  Chorkapelle  von  S.  Trinita, 
die  er  Anfang  der  70er  Jahre  in  Angriff  nahm. 
Leider  sind  mit  Ausnahme  von  vier  Pro- 
pheten an  dem  Kreuzgewölbe  nur  traurige 
Reste  erhalten.  Ein  sehr  lebendiger  männ- 
licher Kopf  der  Gail.  Morelli  in  Bergamo, 
der  aus  S.  Trinita  stammt,  soll  von  diesen 
Fresken  herrühren  und  wird  als  das  Selbst- 
bildnis des  B.,  das  sich  auf  einer  der  Dar- 


398 


Baldovinetti 


Stellungen  unter  den  Porträts  befunden  ha- 
ben soll,  ausgegeben.  Auf  uns  gekommen  ist 
aber  sein  Altarwerk  für  S.  Trinitä,  die  Trini- 
tät mit  Heiligen  und  Engeln  (1470 — 71,  Aka- 
demie, Florenz),  das  die  etwas  vulgären  Ty- 
pen seiner  späteren  Periode  und  eine  ziem- 
lich plumpe  Formgebung  zeigt.  Als  Vision 
gedacht  ist  das  Bild  doch  mit  seiner  brutalen 
Deutlichkeit  in  dieser  Absicht  verfehlt.  Aus 
der  letzten  Zeit  seines  Lebens  hören  wir 
noch,  daß  er  1491  als  Preisrichter  für  die 
Florentiner  Domfassade  fungierte.  — Die  Tä- 
tigkeit seiner  späteren  Jahre  war  besonders 
der  Mosaikarbeit  gewidmet.  In  seinem  lan- 
gen Leben  hat  er  sich,  wie  wir  aus  seinen 
Ricordi  ersehen,  ebenso  wie  seine  meisten 
Zeitgenossen  auch  mit  den  kleinen  handwerk- 
lichen Arbeiten  seines  Berufes  abgeben  müs- 
sen und  Truhen,  Kästchen,  Schilde,  Wappen 
bemalt.  Auch  als  Glasmaler  muß  er  sich 
eines  gewissen  Rufes,  auch  außerhalb,  erfreut 
haben.  Man  ließ  ihn  in  den  70er  Jahren  Ent- 
würfe für  Glasfcnstcr  in  S.  Martino  in  Lucca 
anfertigen ; 1481  lieferte  er  Kompositionen 
für  Fenster  in  S.  Agostino  in  Arezzo.  Er- 
halten hat  sich  von  diesen  Glasgcmälden 
nichts.  Hörne  möchte  aber  ein  Fenster  mit 
dem  hl.  Andreas  in  der  Pazzi-Kapelle  von  S. 
Crocc  auf  ihn  zurückführen,  dessen  Zeich- 
nung in  der  Tat  seinem  Stil  nahesteht. 

Spärlich  ist  die  Zahl  der  Arbeiten,  die  sich 
auf  Grund  stilistischer  Übereinstimmung  mit 
den  beglaubigten  Werken  B.  zuweisen  lassen. 
Drei  Madonnenbilder  dürfen,  wie  ich  glaube, 
auf  eigenhändige  Ausführung  ohne  weiteres 
Anspruch  machen:  Maria,  das  Kind  anbetend, 
mit  8 Heiligen  aus  der  ehemaligen  Mediceer- 
villa in  Caffaggiolo  (Uffizien),  eine  kleine 
Madonna,  die  das  auf  ihrem  Schoße  liegende 
Kind  in  ähnlicher  Weise  wie  dort  anbetet 
(Paris,  Mad.  Andre)  und  eine  Madonna  in 
einer  Landschaft,  die  einen  weiten  Blick  über 
das  Arnotal  gewährt  (Louvre,  ehemal.  Slg. 
Duchatel) ; die  letztere  besonders  reizvoll 
durch  den  innigen  Blick  der  Mutter  und  die 
muntere  Anmut  des  lockigen  Kindes.  In  S. 
Marco  hat  man  jüngst  einen  starkbeschädig- 
ten Crucifixus  mit  dem  hl.  Antoninus  ent- 
deckt, der  B.s  Richtung  nahekommt.  In  S. 
Pancrazio,  der  Palastkapelle  der  Rucellai, 
wird  ihm  ein  auferstandener  Christus  von 
einigen  Forschern  zugeschrieben.  Die  Gür- 
telspcnde  der  Maria  an  den  Apostel  Thomas 
in  S.  Niccolö  oltr’  Arno,  die  zuweilen  un- 
ter seinem  Namen  geht,  ist  sicher  kein  eigen- 
händiges Werk.  Von  Handzeichnungen,  die 
man  versucht  hat  auf  B.  zu  taufen,  ist  keine 
auch  nur  einigermaßen  glaubwürdig.  Allge- 
mein anerkannt  ist  jetzt  aber  das  Gemälde 
einer  Verkündigung  Mariae,  die  in  einer 
Säulenhalle  vor  sich  geht  (Uffizien),  eines 
seiner  anmutigsten  Bilder.  Um  der  Zartheit 
des  Ausdruckes  willen  ist  man  geneigt,  es  in 


seine  Jugendperiode  zu  setzen.  Als  früheste 
Arbeiten  B.s  hat  man  sich  entschlossen,  drei 
kleine  Bildchen  in  der  Florentiner  Akademie 
anzusehen,  die  zu  dem  Zyklus  gehören,  den 
Fra  Angelico,  wahrscheinlich  am  Ende  der 
40er  Jahre,  für  die  Sakristeitüren  der  S.S. 
Annunziata  herstellte:  Taufe  Christi,  Hoch- 
zeit zu  Kana,  Verklärung.  Stilistische  Zu- 
sammenhänge verknüpfen  sie  mit  den  beglau- 
bigten Werken,  und  die  naive  Unbeholfcnhcit 
läßt  sie  wohl  als  frühe  Versuche  eines  be- 
gabten Künstlers  erscheinen.  Diese  Bildchen 
bringen  zum  Teil  einen  fremden  Geist  in  die 
Folge  Angclicos.  Sie  zeigen,  daß  der  junge 
Künstler  mehr  einer  Richtung  zuneigte,  die 
man  als  die  realistische  zu  bezeichnen  pflegt, 
als  deren  Vertreter  ihn  auch  alle  seine  spä- 
teren Werke  erweisen.  Mit  Angelico  steht 
er  in  keinem  unmittelbaren  Schulzusam- 
menhange.  Er  hat  jedenfalls  von  Anfang 
an  mehr  zu  der  Kunst  eines  Domcnico 
Veneziano  und  Castagno  geneigt.  Sein  Ma- 
donnentypus steht  besonders  dem  Domenicos 
nahe.  Vielleicht  hat  er  auch  zu  Giuliano  Pc- 
sello  in  Beziehungen  gestanden,  wenn  dieser, 
wie  ich  nachzuweisen  versuchte,  mit  dem 
Meister  des  Carrandschen  Triptychons  zu 
identifizieren  ist.  Dafür  spräche  auch  der 
Umstand,  daß  uns  der  alte  Pesello  als  Mo- 
saizist bekannt  ist,  daß  B.  also  von  ihm  die 
Kunst  des  Mosaizicrens  gelernt  haben  könnte, 
in  der  er  zu  seiner  Zeit  unübertroffen  war, 
und  die  er  dann  auf  seinen  Schüler  Ghir- 
landajo  vererbte.  Da  die  Mosaikkunst  da- 
mals in  Florenz  wenig  verbreitet  war,  so 
dürfte  die  Annahme  eines  solchen  Zusam- 
menhangs nicht  der  Berechtigung  entbehren. 
Die  Anekdote,  die  Vasari  erzählt,  wie  B.  zur 
Kenntnis  dieser  Kunst  gelangte,  ist  jeden- 
falls höchst  unwahrscheinlich.  — Urkundlich 
wissen  wir  von  einer  ganzen  Anzahl  seiner 
Mosaikarbeiten.  1461  wurde  er  nach  Pisa  be- 
rufen, um  an  der  Außenseite  des  Domes  über 
einer  Tür  einen  Johannes  Baptista  zu  mosa- 
izicren,  der  jedoch  durch  die  späteren  Re- 
staurationsarbeiten gänzlich  entstellt  worden 
ist.  1481  besserte  er  das  Fassadenmosaik 
von  S.  Miniato  aus.  In  derselben  Kirche 
führte  er  Rcstaurationsarbeiten  in  der  Chor- 
kapelle aus,  für  die  er  1491  bezahlt  wurde. 
Die  umfangreichste  Arbeit  auf  dem  Gebiete 
war  die  Ausbesserung  der  Mosaiken  des  Bap- 
tisteriums, die  1482  begonnen  wurde  und  ihn 
Jahre  hindurch  in  Anspruch  nahm.  Er  galt 
als  erste  Autorität  in  der  Mosaikkunst  und 
soll  auch  ein  Lehrbuch  über  diese  Technik 
verfaßt  haben. 

Das  Technische  spielt  überhaupt  in  seiner 
Kunst  eine  große  Rolle.  Auf  dem  Gebiete 
der  Malerei  scheint  er  ein  Experimentator 
gewesen  zu  sein.  Vasari  nennt  ihn  mit  Giu- 
liano Pesello  und  Domenico  Veneziano  zu- 
sammen als  die,  welche  zuerst  (vor  Anto- 


399 


Baldovini  — Bai  dry 


nello  da  Messina)  Versuche  mit  Ölma- 
lerei machten.  In  welcher  Weise  das  öl  da- 
bei verwendet  wurde,  hat  bisher  nicht  auf- 
geklärt werden  können.  Nach  dem  heutigen 
Aussehen  Baldovinettischcr  Bilder  läßt  sich 
sagen,  daß  sie  tiefer  und  kräftiger  in  der 
Farbenwirkung  besonders  an  einzelnen  Gc- 
wandpartien  sind,  als  etwa  Werke  anderer 
gleichzeitiger  Maler,  wie  Angelicos  oder  Fi- 
lippo Lippis.  Die  Zusammenstellung  der  Far- 
ben ist  bunt,  ohne  Rücksicht  auf  eine  Ge- 
samtharmonic.  Bezeichnend  für  ihn  ist,  daß 
er  cs  liebt,  einzelne  kleine  Stücke  mit  inten- 
siver Lokalfarbc  grell  heraustreten  zu  lassen. 
Wenn  Werke  von  ihm  auch  wohl  intimere 
künstlerische  Reize  besitzen,  so  ist  er  seiner 
Richtung  nach  zu  sehr  Techniker,  als  daß 
das  Technische  ganz  hinter  der  Verwirk- 
lichung großer  künstlerischer  Ideen  zurück- 
trätc.  Durchaus  originell  und  stellenweise 
anziehend,  ist  er  für  uns  nicht  so  sehr 
bedeutsam  durch  Genialität  der  künstlerischen 
Gestaltungskraft  wie  historisch  interessant 
als  Mittelglied  zwischen  den  Generationen 
am  Anfang  und  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Quattrocento. 

G.  P i e r o 1 1 i,  Ricordi  di  A.  B.,  Lucca,  1868. 
— Crowc  u.  Cavalcascllc,  Storia  della 
pittura  in  Italia,  VI.  — Emil  io  Londi, 
Alesso  Baldovinctti,  Floren*,  1907.  — B.  Be- 
r c n s o n,  The  study  and  criticismc  of  Italian 
art,  II  scrics.  — Derselbe,  Drawings  of  the  Flo- 
rentine Paintcrs  I.  — Repertorium  f.  Kstwiss. 
XXV  1902,  S.  393  (F  a b r i c * y,  Dokumente  f. 
Annunziata-Fresko),  XXVIII  1905,  S.  540  (Fa- 
hr i c * y,  Memoriale  des  Francesco  Baldovi- 
netti).  — Jahrbuch  der  k.  preuß.  Kunstsamml. 
XXII  1901,  S.  51  (Weisbach,  Der  Meister 
des  Carrandschcn  Triptychons).  — Kunstchronik, 
N.  F.  IX  325  (Weisbach,  Duchatcl-Madonna 
im  Louvre).  — Archivio  storico  dcll'  arte  V, 
1892,  S.  221  (Frizzoni,  Selbstbildnis,  Gail. 
Morelli),  VI,  1893,  S.  419  (Supino,  Mosaik, 
Pisa).  — Mise,  d’arte  1,  1903  S.  50  ff.  — 
Rivista  d’arte  III,  1905,  S.  206  (Giglioli, 
S.  Egidio),  IV,  1906,  S.  89  (Giglioli. 
S.  Miniato),  ebenda  S.  191  (Londi,  Geburts- 
datum). — Rassegna  d’arte  VII,  1907,  S.  26 
(G  i g i i o I i,  S.  Marco).  — Arte  c Storia  VII, 
1S89,  S.  42  (Cavallucci,  Mosaiken  in  S. 
Giovanni).  — The  Burlington  Magazine  II,  1903, 
S.  22,  167  (H.  Hornc,  A newly  discovered 
„Libro  di  Ricordi“  of  A.  B.)  ; VIII,  1905,  S.  51 
(Hornc,  Altar  in  S.  Ambrogio), 

IVerncr  Wcisbach. 

Baldovini,  Bcrnardo,  Maler  und  Por- 
trätist in  Mailand  um  1681 ; nur  von  Zani, 
Enc.  ract.  III  35  ohne  nähere  Angaben  er- 
wähnt. 

Baldrey,  John  K..  engl.  Radierer  u.  Zeich- 
ner, geh.  um  1750,  tätig  in  London  und  Cam- 
bridge um  1780 — IS  10,  zog  sich  später  nach 
Hatfield  zurück,  wo  er  noch  1821  lebte.  Er 
hat  in  Punktierinanier,  z.  T.  in  Farben,  eine 
Reihe  von  Darstellungen  nach  Salv.  Rosa, 
Maratti,  Reynolds  u.  a.  radiert.  Sein  Haupt- 
werk ist  nach  Redgravc:  Ansicht  des  Ost- 


fensters der  King’s  College  Chapcl  in  Cam- 
bridge, gezeichnet,  radiert  und  fein  in  Farben 
ausgeführt. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  615.  — Le  Blanc. 
Manuel.  — Redgrave,  Dict.  of  artists.  *• 

Baldrighi,  Costanza,  italicn.  Malerin  u. 
Kupferstcchcrin,  Tochter  des  Giuseppe  B.  und 
seit  1S03  Gattin  des  Malers  Biagio  Martini, 
nach  Zani,  Enc.  XIII  83,  geb.  in  Parma.  Nag- 
ler, Monogr.  I 2339,  schreibt  ihr  vermutungs- 
weise eine  C.  B.  f.  signierte  Radierung,  Nar- 
cissos  darstellend,  zu. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Campori,  Lcttcre 
art.  p.  386.  P.  K. 

Baldrighi,  G a c t a n o,  italien.  Maler  um 
1700  (vielleicht  ein  Verwandter  von  Giu- 
seppe), nur  von  Zani,  Enc.  met.  III  36  er- 
wähnt. ** 

Baldrighi,  Giuseppe,  Maler  in  Parma, 
geb.  1723  in  Stradella  bei  Pavia,  f 1802.  Zu- 
nächst Schüler  des  Vinccnzo  Meucci  in  Flo- 
renz, ging  B.  1756  auf  Kosten  des  Herzogs 
von  Parma  nach  Paris,  wo  er  unter  Francois 
Boucher  an  der  Acadcmic  des  Bcaux-Arts 
studierte.  Seine  akademische  Preisarbeit,  ein 
lebensgroßes  Gemälde  der  „Caritas  Romana“ 
(1757  im  Pariser  Salon  ausgestellt)  ist  1872 
aus  dem  Depot  des  Louvremuscums  in  die 
Galerie  zu  Angers  übergeführt  worden.  Nach 
Parma  zurückgekehrt,  wurde  B.  zum  Hof- 
maler des  Infanten  Philipp  von  Bourbon,  Her- 
zogs von  Parma,  ernannt,  den  er  dann  im 
Kreise  seiner  Familie  auf  einem  lebensgroßen 
Gruppcnbilde  porträtierte.  Letzteres  Kolos- 
salgcmäldc  befindet  sich  jetzt  in  der  Pinako- 
thek zu  Parma,  ebenso  ein  gleichzeitig  ent- 
standenes Gemälde  mit  der  Befreiung  des 
Prometheus  durch  Herakles.  Späterhin  war 
B.  hauptsächlich  als  Porträtist  in  öl-,  Pastell- 
und  Miniaturmalerei  tätig.  Besonders  zu  er- 
wähnen ist  sein  von  P.  A.  Pazzi  in  Kupfer 
gestochenes  Bildnis  des  Herzogs  Antonio  de’ 
Medici,  sowie  außerdem  das  Selbstbildnis  des 
Künstlers  in  der  Florentiner  Uffizicngalcric 
(ebenfalls  gestochen  von  Pazzi).  Interessant 
sind  auch  drei  Gruppcnbildnissc  in  der  Pina- 
kothek und  in  der  Bibliotcca  Palatina  zu 
Parma,  auf  denen  man  Giuseppe  Baldrighi 
mit  seinen  Parmenser  Freunden  und  Kunst- 
genossen Gactano  Callani  und  Pietro  Ferrari 
dargestcllt  sieht;  und  zwar  ist  jedes  dieser 
drei  Bilder  von  einem  der  drei  Künstler  selbst 
gemalt. 

Lanzi,  Stör.  Pitt.  (edi*.  IV)  IV  112.  — 
B o n i,  Biogr.  d.  Art.  (1840).  — Martini,  La 
Scuola  Parmcnse  di  B.  Arti  (1862).  — Cam- 
pori, Lcttcrc  artistichc.  — Meyer.  Kstlerlex. 
— Arehives  de  l’Art  Francais,  Documenta  I 389, 
II  358.  — Richesscs  d’Art  en  Provincc,  Monum. 
civils,  III  53.  St.  Lottici. 

Baldry,  Alfred  Lys,  engl.  Maler,  geb. 
1858  in  Torquay,  Schüler  der  South  Kensing- 
ton  School  of  Art,  dann  von  Alb.  Moore, 
stellte  seit  den  SOcr  Jahren  in  vielen  Londoner 


400 


Baldtauf  — Balducci 


und  Provinzialausstellungcn  aus.  Im  Febr. 
1906  bot  er  in  der  Ryder  Gallery  eine  kleine 
Separatausst.  von  Porträts,  Figurenstudien 
und  Landschaften  in  01  und  Aquarell  meist 
aus  der  Gegend  von  Christchurch.  — Bekann- 
ter noch  sind  seine  kunstgeschichtlichen  Pu- 
blikationen: Alb.  Moore,  his  Life  and  Works, 
1904;  The  Life  and  Works  of  Marcus  Stone, 
1896 ; Sir  J.  E.  Millais,  1899 ; H.  von  Her- 
komer,  1901 ; Modern  Mural  Dccoration  1902 ; 
The  Wallacc  Collection  1904,  G.  H.  Bough- 
ton  1904  und  viele  Artikel  in  Zeitschriften. 

The  Studio  XXXVII  154.  — Who’s  Who  190S. 

N.  Peacock. 

Baldtauf,  Thaddäus,  Salzburger  Hof- 
tischlcrmeistcr,  fertigte  den  am  28.  1.  1718 
aufgestellten  Hochaltar  der  Kapelle  Maria- 
Ponlach  bei  Tittmoning  in  Oberbayern.  Gu- 
ter Säulcnaufbau  mit  älterem,  dem  Anfang 
des  17.  Jahrh.  angehörendem  Gnadenbild  (be- 
malte Holzstatuc).  Das  Altarblatt  im  Auf- 
sätze mit  einer  Darstellung  Gott- Vaters  malte 
der  Salzburger  Hofmaler  Jacopo  Zanusi. 

Kunstdcnkmalc  des  Kgr.  Bayern  I.  2814. 

H.  V. 

Balduc,  französ.  Goldschmied  unter  Louis 
XV.,  führte  1771  für  die  Kapelle  des  Hotel 
des  Mcnus-Plaisirs  in  Versailles  Altargerät 
aus. 

A.  Maze-Sencier,  Le  Livre  d.  collection- 
neurs  p.  70 — 74,  Paris  1885.  ** 

Balduc,  Roquc,  Bildschnitzer  in  Sevilla, 
■f  1561.  Er  erhielt  1550  mit  Pedro  Beccrril, 
Juan  de  Villaloa,  Diego  Vazquez  und  Pedro 
Bernal  den  Auftrag,  das  große  von  Vancart 
1482  begonnene  und  von  Jorge  Fernandcz 
Alcman  1526  vollendete  Tabernakel  des 
Hauptaltars  durch  Seitenflügel  zu  erweitern. 
1559  fertigte  er  die  Modelle  für  die  silbernen 
Engel,  die  Hernando  de  Ballcstcros  ausführte. 
15-17  war  ihm  und  Guillen  Ferraz  die  Aus- 
führung eines  Altars  für  die  Kirche  S.  Maria 
la  Mayor  in  Caccres  übertragen  worden. 

Cean  Bcrmudcz,  Descripc.  de  la  catedral 
de  Sevilla,  p.  40  und  Dicc.  I 90,  V 147.  — Ge- 
st o s o,  Artif.  Scvill.  I 324.  — Marti  y Mon- 
sö,  Estud.  hist,  artist.  158.  M.  v.  B. 

Balducci,  Giovanni  (oder  Giovanni  di 
Balduccio,  Giovanni  da  Pisa),  Bildhauer,  gcb. 
in  Pisa,  wo  er  1317 — 18  in  der  Dom-Opera 
handwerklich  arbeitete  unter  Leitung  der  Ca- 
pomacstri  Giovanni  Pisano,  Tino  di  Camaino 
u.  Lupo  di  Francesco.  Sein  erstes  selbstän- 
diges Werk  ist  die  mit  seinem  Namen  sig- 
nierte Kanzel  der  Kirche  S.  Maria  del  Prato 
(jetzt  Oratorio  dalla  Misericordia)  in  S.  Cas- 
ciano  bei  Florenz ; sein  zweites,  das  nach 
1328  entstandene,  gleichfalls  signierte  Grab- 
mal des  Guarnicro,  Sohnes  des  Castruccio 
Castracanc,  in  S.  Francesco  bei  Sarzana,  aus- 
geführt im  Stile  der  sicnesischen  Grabmonu- 
mente  und  speziell  derjenigen  des  Tino  da 
Camaino.  Von  Sarzana  wurde  Giov.  di  B. 
(angeblich  durch  Azzone  Visconti)  nach  Mai- 


land berufen,  wo  er  1339  die  große  Area  des 
hl.  Petrus  Martyr  in  S.  Eustorgio  vollendete, 
u.  zwar  unter  Mitwirkung  von  Campioncscn, 
denen  diese  Area  bei  späteren  Arbeiten  als 
typisches  Vorbild  diente.  Von  Giov.  di  B. 
selbst  kennen  wir  nur  noch  ein  späteres 
authentisches  Werk,  nämlich  die  von  1347 
datierte  bildnerische  Ausschmückung  der 
Porta  di  S.  Maria  di  Brera  (zur  Zeit  des 
Regno  Italico  zerstört,  Reste  im  Mailänder 
Museo  Archeologico).  — 1349  wurde  er  von 
Mailand  nach  Pisa  berufen  als  Capomacstro 
der  dortigen  Dom-Opera;  jedoch  scheint  er 
diesem  Rufe  nicht  gefolgt  zu  sein.  Spätere 
Nachrichten  über  ihn  sind  nicht  vorhanden.  — 
Sein  Einfluß  auf  die  lombardischen  Bildhauer 
seiner  Zeit  war  so  bedeutend,  daß  er  als  der 
eigentliche  Bahnbrecher  des  neuen  Stils  in 
der  norditalienischen  Plastik  bezeichnet  wer- 
den darf.  Mit  Recht  zugeschrieben  werden 
ihm  die  großen  Statuen  über  der  Vorhalle  des 
Domes  zu  Crcmona  sowie  die  im  Palazzo  Tri- 
vulzio  zu  Mailand  befindlichen  Reste  des 
Grabmonumentes  für  Azzone  Visconti.  Von 
seinen  Schulnachfolgcrn  stammt  der  mar- 
morne Altaraufsatz  der  Cappella  de’  Magi 
und  das  Grabmonument  für  Stefano  I.  und 
Uberto  III.  Visconti  in  S.  Eustorgio  zu  Mai- 
land, die  Grabmäler  für  Salvarino  Aliprandi 
(f  1344)  und  Lanfranco  Settala  in  S.  Marco 
zu  Mailand,  die  Area  des  hl.  Augustinus  in 
S.  Pietro  in  Cicl  d’Oro  zu  Pavia  usw. ; sie 
gehen  direkt  unter  dem  Namen  des  Giov.  di 
B.,  sind  jedoch  nur  als  Schulwerke  zu  be- 
trachten. 

Tolomci,  Guida  di  Pistoia  (1821)  p.  100. 

— M.  C a f f i,  Deila  chiesa  di  S.  Eustorgio  in 
Milano  (1841)  ; u.  Nanni  Pisano  scult.  in  Arch. 
stör.  Lombardo  XVIII  (1866)  ; cf.  XVII  129— 
156  (D.  Sant’  Ambrogio  über  die  Badia  von 
Morimondo).  — P.  Landin  i.  Ist.  dell'  Orat. 
etc.  di  S.  M.  d.  Misericordia  (Florenz  1843).  — 
C a s s i n a,  Lc  fabbr.  piü  cosp.  di  Milano  (1844). 

— L.  C a 1 v i,  Not.  sulla  vita  etc.  dei  princip. 
arcliit.  ctc.  in  Milano  (1859).  — Crowe  u. 
Cavalcascllc,  Gesch.  d.  italicn.  Mal.  (1869) 
I 288  f.  — Mongcri,  L'Arte  in  Milano  (1872). 

— A I i z c r i,  Not.  dei  prof.  ctc.  in  Liguria 
(1870—80)  IV  39  ff.  — Zeitschr.  f.  bild.  Kst. 
1873  p.  55.  — V.  Marchese,  Mcm.  dei  pitt. 
etc.  Domenicani  (1878)  I 159.  — E.  Lechcva- 
licr-Chcvignard  in  Gaz.  des  B.-Arts  1879, 
I 229  f.  — L.  Scott,  Balduccio  di  Pisa  etc. 
(London  1882).  — Belgioioso,  Guida  del 
Famedio  ncl  Cimit.  monum.  di  Milano  (1888). 

— Bcltrami,  La  Capp.  di  S.  Pietro  Mart,  in 
Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  V (1892)  ; cf.  I 126.  — 
Bollcttino  d.  Consulta  del  Museo  archeol.  di 
Milano  1892  p.  37  f.  — Arzano,  Degli  alto- 
rilicvi  d.  scult.  Balducci  in  Pizzighcttone,  in 
Arte  e Storia  XII  (1893)  60;  cf.  XI  163  f.  — 
A.  G.  Meyer,  Lombard.  Denktn.  des  14.  Jahrh. 
(Stuttgart  1893)  ; sowie  in  Rcpertor.  f.  Kstwis- 
scnsch.  XVII  18  ff. ; cf.  147  ff.  — Tanfani- 
Centofanti,  Not.  d.  artisti  etc.  Pisani  (Pisa 
1898).  — M a i o c c h i,  L’Arca  di  S.  Agostino 
in  S.  Pietro  in  Cicl  d'oro ; u.  L’Autore  d.  Area 
di  S.  Agost.  etc.  (Pavia  1900  u.  1901).  — Jahrb. 
der  preuß.  Kstsammlgn.  XXIV  (1903)  p.  270.  — 


KQnstlerlexikon.  Bd.  II. 


40X 


26 


Balducci  — Baiduff 


Supino,  Arte  Pisana  (Florenz  1904).  — A. 
Ventnri,  Storia  d.  Arte  ital.  (Milano  1906) 
IV  640 — 635.  Adolfo  Venturi. 

Balducci,  Giovanni,  nach  seinem  mütter- 
lichen Oheim  Cosci  zubenannt,  Maler  aus  Flo- 
renz, in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Er  war 
ein  Schüler  des  Battista  Naldini.  An  dem 
Kardinal  Alessandro  de’  Medici,  dem  nach- 
maligen Papst  Leo  XI.,  fand  er  einen  Gönner, 
der  ihn  reichlich  beschäftigte.  Von  Florenz, 
wo  er  im  Dom  das  Abendmahl  und  andere 
Fresken,  im  Kloster  della  Crocetta  die  Auf- 
findung des  Kreuzes  Christi  malte,  ging  er 
um  1590  nach  Rom  und  führte  auch  hier  zahl- 
reiche Bilder  aus,  unter  denen  die  Fresken  in 
S.  Prassede  und  in  S.  Giovanni  in  Laterano 
für  die  besten  gelten.  Später  folgte  er  einem 
Rufe  des  Kardinals  Alfonso  Gesualdo  nach 
Neapel,  wo  er  um  1603  starb. 

B a g 1 i o n i,  Le  Vite  de’  pittori  etc.  p.  74.  — 
Heinecken,  Dict.  des  artistes  II.  — L a n z i, 
Pitt.  It.  I 176.  — R i c h a,  Cbiese  Fiorentine, 
passim.  — Descrizione  del  regale  Apparato  etc. 
Firenze  1589  (unter  A.  Allori  I.  506).  — Ce- 
lano, Notizie  della  cittä  di  Napoli.  — Ras- 
segna  d’arte  1904  p.  91  (eine  feine  Zeichnung 
von  ihm  abgebildet).  — Arte  e Storia  XXIV  7/8, 
27/28,  56/57,  87/89.  *• 

Balducci,  G r e g o r i o,  italicn.  Maler  in 
London,  stellte  1777  in  der  Society  of  Artists 
ein  Bild  „Tod  des  Adonis“  aus.  — Dieser 
Künstlername  ist  uns  sonst  nicht  begegnet. 

Graves,  The  Society  of  Artists  etc.  London 
1907.  *• 

Balducci,  M a 1 1 e o (di  Giuliano  di  Lo- 
renzo),  umbrischer  Maler,  gcb.  im  letzten 
Viertel  des  16.  Jahrh.  in  Fontignano  bei  Pe- 
rugia, Schulnachfolger  Pinturicchios,  zu  dem 
er  laut  Zeugenunterschrift  unter  einer  Ver- 
tragsurkunde von  1509  in  persönlichen  Be- 
ziehungen gestanden  zu  haben  scheint.  1617 
trat  er,  bis  dahin  bereits  in  Cittä  della  Pieve 
ansässig,  auf  6 Jahre  als  Gehilfe  in  die  Siene- 
ser  Werkstatt  des  Sodoma  ein.  1523  hatte 
er  für  die  Kirche  S.  Francesco  zu  Pian  Ca- 
stagnaio  (Montamiata)  ein  Altarbild  zu  ma- 
len. 1643  wird  er  in  Cittä  della  Pieve  als 
Grundbesitzer,  1550  und  1654  ebenda  als  Mit- 
glied des  Gemeinderates  aufgeführt.  — Zu- 
geschrieben werden  ihm  die  folgenden  Pin- 
turicchio-Schulwerke,  in  denen  freilich  von 
einem  Einflüsse  Sodomas  keine  Spur  wahr- 
nehmbar ist:  In  der  Cappella  Borghesi  von 
S.  Spirito  zu  Siena  das  Altarbild  der  Assunta 
in  der  Engelglorie  zwischen  den  Heil.  Fran- 
ziskus und  Katharina;  in  der  Akademie  zu 
Siena  die  zu  diesem  ersteren  Altäre  gehörige 
Predella  mit  einer  Pieta  zwischen  Darstel- 
lungen der  Stigmatisierung  derselben  beiden 
Heiligen,  — zwei  Halbfigur-Madonnen  zwi- 
schen anbetenden  Heiligen,  — ein  anbetender 
Engel,  — 4 allegorische  Einzelfigurcn  der 
christlichen  Kardinaltugenden;  in  S.  Madda- 
lena  zu  Siena  eine  Geburt  Christi  und  eine 
Madonna  mit  den  beiden  Kindern;  im  Mino- 


ritenkloster  zu  Cetona  (Prov.  Siena)  eine 
Madonna  zwischen  den  Heil.  Laurentius  und 
Franziskus  und  mit  6 Heiligcn-Rundbildem 
auf  der  Predella ; in  der  Pfarrkirche  Madonna 
delle  Nevi  zu  S.  Giusto  bei  Murlo  (Prov. 
Siena)  eine  Halbfigur-Madonna  mit  dem 
segnenden  Christkinde;  in  der  Klosterkirche 
S.  Agnese  bei  Montepulciano  eine  Halbfigur 
der  hl.  Katharina  von  Siena;  endlich  im  Pa- 
riser Louvre-Museum  eine  Madonna  mit  Hei- 
ligen und  in  der  Sammlung  des  Earl  of  Craw- 
ford  in  London  ein  Tondo  mit  Diana  und 
Aktacon. 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gesch.  d. 
italicn.  Malerei  (1871)  IV  319  f.  — Mila- 
nesi,  Arte  Toscana  (1873)  p.  194  f.  — Ler- 
nt o 1 i e f f in  Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  1887,  p.  148 ; 
sowie  Die  Galerie  zu  Berlin  (1893)  p.  29,  248, 
358.  — Kunstchronik  1893,  p.  159.  — Brogi, 
Inventario  gen.  d.  prov.  di  Siena  (1897)  p.  107, 
323,  379.  — Arch.  Stör.  d.  Arte  Ital.  II  52 ; VII 
174.  — Rassegna  d’Artc  1904,  p.  153.  — Les 
Arts  1904,  No.  33,  p.  14;  No.  34,  p.  14.  — 
F r i z zo  n i,  Le  Gallerie  dell’  Acc.  Carrara  in 
Bergamo.  1907,  p.  63.  • 

Balducci,  Mauro,  s.  Malduc ci. 

Balducci,  N i c c o 1 o,  Maler  in  Venedig, 
den  nur  Zani,  Enc.  met.  III  37  und  zwar  ohne 
Zeitangabe  erwähnt.  •• 

Balducci,  Pier  Antonio,  itaiien.  Stein- 
metz, der  laut  Zahlungsurkunde  vom  14.  L 
1564  seit  Juli  1563  an  den  Neubauten  der 
Porta  del  Popolo  und  der  Porta  Pia  zu  Rom 
tätig  war,  von  denen  der  erstere  erwiesener- 
maßen, der  letztere  wahrscheinlich  nach  den 
Entwürfen  und  unter  der  Leitung  Michel- 
angelos ausgeführt  wurde.  Vermutlich  war 
B.  nicht  nur  Steinmetz,  sondern  auch  Bau- 
meister, da  er  in  obiger  Urkunde  unter  den 
Architekten  und  Bauleitern  der  beiden  Stadt- 
tore aufgeführt  wird ; ebenso  auch  in  einer 
Urkunde  vom  22.  8.  1566  über  Zahlungen  für 
Arbeiten  an  den  römischen  Stadtbefestigun- 
gen. 

Bertolotti,  Art.  Subalpini  in  Roma 
(1884)  p.  44;  und  in  Arch.  stor.-art.  di  Roma 
I 165.  G.  Degli  Azsi. 

Balduccio  de  B a c z a,  itaiien.  Architekt 
in  Neapel,  wo  er  1340  als  Nachfolger  des 
Atanasio  Primario  zum  Leiter  der  Bauarbei- 
ten am  Castclio  di  Beiforte  und  an  der  hier- 
mit verbundenen  Certosa  ernannt  wurde,  die 
König  Robert  auf  dem  St.  Erasmus-Berge 
bei  Neapel  errichten  ließ  (jetzt  bekannt  un- 
ter dem  Namen  Castello  di  S.  Elmo). 

Staatsarchiv  in  Neapel : Registro  Giovanna  I, 
No.  340  E,  f.  194  (cf.  Schulz,  Denkm.  der 
Kunst  des  Mittelalters  in  Unterital.  IV,  Doc. 
417).  — M o t h e s,  Baukunst  des  Mittelalt.  in 
Italien,  p.  650.  — F.  Colonna  di  Stigli- 
a n o in  Napoli  Nobiliss.  V 28;  X 97.  G.  Ccci. 

Balduccio  di  Cecco,  s.  Andrea  di  Neri. 

Baiduff  (Balluff,  Ballof,  Baldolf,  Baldus), 
Hans,  Maler,  seit  1451  in  Basel  wohnhaft, 
wird  1461  Bürger  daselbst,  1488  zum  letzten- 
mal erwähnt,  f am  8.  9.  1492.  Arbeiten  von 


402 


Baiduff  — Baidung 


ihm  sind  nicht  nachweisbar.  Er  ist  vielleicht 
verwandt  mit  dem  1470  in  StraBburg  nach- 
weisbaren Maler  Baldolf. 

D.  Burckhardt  u.  Ganz  bei  Brun, 
Schweizer.  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr.  I 
No.  1608.  H.  V. 

Baiduff  (Baldauf),  Michael,  Glockengie- 
ßer von  Bern  (?),  1454 — S7  urkundlich  nach- 
weisbar, ansässig  in  Luzern,  seit  1471  in  Bern. 
In  diesem  Jahre  goß  er  Glocken  für  Saancn  u. 
Rougemont  (Kt.  Waadt) ; 1480  erhielt  er  die 
große  Glocke  von  Saint-Nicolas  in  Freiburg 
(Schweiz),  1487  eine  Glocke  in  Thun  in  Auf- 
trag. 

F.  Heinemann  bei  Brun,  Schweizer.  Kst- 
lerlex. — Champeaux,  Dict.  d.  fondeura 
etc.  1886.  H.  V. 

Baiduff,  s.  auch  Baldauf(f). 

Balduin  (Balduwin,  Baldewin),  Peter, 
Schweizer  Glasmaler,  doch  niedcrl.  Abstam- 
mung. 1558  ward  er  Bürger  zu  Zofingen,  zu- 
letzt 1602  erwähnt.  Signierte  Arbeiten  von 
ihm  sind  bisher  nicht  nachgewiesen,  doch  stam- 
men einige  der  im  städt.  Museum  daselbst 
aufbewahrten  Glasgcmälde  zweifellos  von 
seiner  Hand.  Seine  3 Söhne,  Jörg,  Josua  und 
Peter  d.  1.  setzten  die  Kunst  des  Vaters  fort; 
von  ersteren  beiden  kennt  man  einige  sig- 
nierte Scheibenrisse. 

H.  Lehmann  bei  Brun,  Schweizer.  Kstler- 
lcx.  H.  V. 

Balduino,  Sebastian  o,  Zeichner  und 
Bildhauer  in  Genua,  geb.  1794. 

Cervetto,  I Gaggini  p.  201  u.  Anm.  ** 

Balduinus,  P a g a n u s,  Bürger  von  Mes- 
sina und  Münzmeister  zu  Brindisi  unter  Kai- 
ser Friedrich  II.,  der  ihm  1221  in  Anerken- 
nung seiner  Verdienste  Besitzungen  in  Via- 
reggio bei  Lucca  verlieh.  In  Messina,  Brin- 
disi und  Amalfi  ließ  der  Kaiser  damals  die 
berühmten  goldenen  Augustalen  prägen,  die 
in  Nachahmung  antiker  Münzen  den  Profil- 
kopf Friedrichs  II.  und  auf  der  Rückseite 
einen  sitzenden  Adler  mit  ausgebreiteten  Flü- 
geln zeigen,  und  die  zu  den  schönsten  Mün- 
zen gehören,  welche  das  Mittelalter  aufzuwei- 
sen hat. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit  ält.  Lit.).  — For- 
r e r,  Biogr.  Dict.  of  Mcdallists  I.  H.  V. 

Baidung,  Hans,  genannt  Grien,  Maler, 
Kupferstecher,  Zeichner  für  Holzschnitt  und 
Glasmalerei.  Der  Meister  signiert  mit  H G 
(ineinandergestellt),  mit  H B (aneinanderge- 
stellt), gewöhnlich  aber  mit  H G B (G  im 
H).  Geb.  um  1480  in  dem  Dorfe  Weyers- 
heim „am  hohen  Turm“,  unfern  von  Straß- 
burg, als  ein  Sohn  eines  rechtsgelehrten  Be- 
amten des  Bischofs  von  Straßburg.  Die  Fa- 
milie stammt  aus  Schwäbisch-Gmünd  (B. 
nennt  sich  „Gamundanus"  in  der  Inschrift  des 
Freiburger  Hochaltares)  und  führte  ein  sil- 
bernes Einhorn  auf  rotem  Grund  im  Wappen. 
Abgesehen  von  einem  Aufenthalt  in  Freiburg, 
wo  er  Altäre  und  Glasbilder  für  das  Münster 


schuf,  war  der  Meister  hauptsächlich  in  Straß- 
burg tätig.  In  seiner  Kunst  wurde  er  von 
Dürer  angeregt  und  war  nachweislich  mit 
dem  Nürnberger  Meister  in  persönlicher  Be- 
ziehung. Dürer  führte  Blätter  von  „Grün- 
hans"  mit  sich  auf  der  niederländischen  Reise, 
und  eine  Locke  Dürers  kam  in  den  Besitz 
des  Straßburgers.  Man  nimmt  an,  daß  B. 
zwischen  1500  und  1606,  oder,  was  weniger 
wahrscheinlich  ist,  zwischen  1507  und  1509 
in  Dürers  Werkstatt  gearbeitet  habe.  Das 
erste  datierte  und  durch  Signatur  (HG)  ge- 
sicherte Malwerk  B.s  ist  der  Flügelaltar  mit 
dem  Martyrium  des  hl.  Sebastian  bei  Frau 
H.  Goldschmidt  in  Brüssel  von  1507.  Dieser 
Altar  stammt  angeblich,  wie  ein  stilistisch 
verwandter  und  annähernd  gleich  großer, 
mit  der  Anbetung  der  Könige  im  Kaiser- 
Fricdrich-Museum  zu  Berlin,  aus  der  Stadt- 
kirche von  Halle.  Seit  1509  ist  B.  in  Straß- 
burg nachweisbar.  Das  Bürgerbuch  enthält 
zu  diesem  Jahre  die  Eintragung:  Item  Hans 
Baidung  der  molor  hat  das  Burgrecht 
Koufft  tertia  post  quasimodo  geniti.  — Man 
nahm  an,  daß  B.  in  der  1.  Hälfte  des  Jahres 
1511  nach  Freiburg  übergcsicdelt  wäre,  weil 
ein  Hansen  von  Gmünd  uff  Montag  nach 
Cantate  (19.  Mai)  dieses  Jahres  in  einem 
Freiburger  Ratsprotokoll  genannt  wird.  In 
den  Rechnungen  der  Münsterfabrik  kommt 
B.  erst  am  14.  1.  1513  vor.  Vielleicht  ist  er 
mit  jenem  Hans  von  Gmünd  nicht  identisch 
und  kam  erst  gegen  Ende  1512  nach  Freiburg, 
wo  er  etwa  4 Jahre  blieb  und  außer  dem  um- 
fangreichen Hochaltäre  mindestens  noch  einen 
Altar  und  viele  Glasfcnstcr  ausführte  oder 
entwarf.  1510  heiratete  B.  Margarete  Herlin, 
die  1552  starb.  Seit  1517  bis  zum  Tode 
scheint  B.  ohne  längere  Unterbrechungen  in 
Straßburg  tätig  gewesen  zu  sein.  Er  ward 
dort  bischöflicher  Hofmaler  und  kurz  vor 
seinem  Tode  Ratsherr.  Er  starb  1545. 

Die  vermeintlichen  Jugendwerke  B.s  in  Lich- 
tenthal  bei  Baden-Baden  — mit  dem  Datum 
1496  und  Signatur  — haben  schärferer  Prü- 
fung nicht  standgehalten  (Repertorium  f. 
Kstw.  XXV  477  ff.).  Die  Signatur  ist  falsch. 

Hypothetisch  als  Jugendwerke  sind  dem 
Meister  namentlich  von  Schciblcr  und  Rieffel 
(Repertorium  XV  288  ff.)  mehrere  stilistisch 
miteinander  verwandte  Bilder  zugeschrieben 
worden,  nämlich  die  Darreichung  Christi  im 
Tempel  im  städt.  Museum  zu  Frankfurt  a. 
M.  und  der  Flügelaltar  mit  der  Anbetung  der 
Könige  in  der  städt.  Galerie  zu  Mainz  (abg. 
Repertorium  XV,  bei  Ricffcls  Aufsatz).  Die- 
ser Gruppe  angereiht  hat  man  das  als  „Dürer“ 
von  H.  Thode  im  Jahrbuch  d.  k.  pr.  Ksts. 
XIV  208  publizierte  Männerporträt  bei  Georg 
Freiherrn  v.  Holzhausen  zu  Frankfurt  a.  M. 
(Haack  im  Repertorium  XXIV  876  ff.)  und 
das  Altarblatt  in  Ansbach  mit  Christus  in  der 
Kelter,  das  nach  einer  Zeichnung  Dürers  ge- 


403 


26* 


Baidung 


schaffen  ist.  Weizsäcker  trennt  die  Gruppe 
von  B.s  Werk  und  gibt  sie  einem  besonderen 
Dürer-Nachfolger,  der  um  1506  etwa  in 
Frankfurt  tätig  gewesen  sei  (Repertorium 
XXV  82  ff.). 

In  der  Vorstellung,  daß  B.  in  Dürers  Werk- 
statt gelernt  habe,  hat  man  ihm  die  guten 
Wiederholungen  der  Adam-  und  Eva-Tafeln 
in  Florenz  zugesprochen  (No.  14,  in  Eisen- 
manns Liste  in  Meyers  Kstlerlex.). 

Erst  von  1507  an  ist  die  Tätigkeit  B.s  un- 
unterbrochen zu  übersehen.  Die  Freiburger 
Periode  (1512 — 1516)  kann  als  die  eigent- 
liche Blütezeit  seiner  Malkunst  angesehen 
werden.  Der  Freiburger  Hochaltar  ist  sein 
Meisterstück,  durch  Umfang,  Gestaltenreich- 
tum und  Dekorationswirkung  hervorragend. 
(F.  Baumgarten,  der  Fr.  Hochaltar,  49.  Heft 
d.  Stud.  z.  Deutsch.  Kstg.  Straßburg  i.  E.) 
Von  1512  ist  die  spät  bekannt  gewordene  Be- 
weinung Christi  in  der  londoner  National 
Gallery  datiert,  die  zu  den  vollkommen,  auch 
koloristisch  befriedigenden  Schöpfungen  des 
Meisters  gehört.  1517,  soweit  wir  sehen,  zum 
ersten  Male,  hat  B.  einen  profanen  Vorwurf 
im  Gemälde  behandelt,  den  Tod,  der  ein  jun- 
ges Weib  angreift  (Basel,  öffcntl.  Kunsts.). 
Von  dieser  Zeit  an  hat  er  oft  nackte  Gestal- 
ten gemalt,  mit  besonderer  Vorliebe,  unter 
verschiedenen  Vorwänden,  gewöhnlich  allc- 
gorisicrcnd.  Von  1513  und  1515  sind  die  er- 
sten Bildnisse  datiert,  die  wir  von  B.  besitzen. 

B.  stand  mit  dem  Markgrafen  Christoph 
von  Baden,  dessen  Holzschnittporträt  er 
schon  1511  herausgab,  in  Beziehung  und  hat 
für  diesen  Fürsten  mehrere  Aufträge  aus- 
geführt. Für  das  Ansehen,  dessen  er  sich 
bei  Lebzeiten  erfreute,  spricht  die  Erwäh- 
nung seines  Namens  („Hans  Grün“)  in  Jean 
Pclcrins  De  artificiali  perspectiva  von  1521. 

Die  beste  Übersicht  über  die  Gemälde  des 
Meisters  bietet  G.  v.  Tercys  große  Publi- 
kation (Straßburg,  bei  Hcitz  1896,  mit  96 
Lichtdrucktafcln),  eine  bessere  Übersicht  als 
das  von  demselben  Verfasser  1893  herausge- 
gebene Verzeichnis  (Straßburg,  bei  Hcitz,  als 
1.  Heft  der  Studien  zur  deutschen  Kunst- 
geschichte). Seitdem  haben  einige  Gemälde 
Eigentümer  und  Ort  gewechselt,  so  sind  die 
Tafeln  mit  Adam  und  Eva  aus  dem  Besitz 
des  Grafen  Schönborn  zu  Wien  in  die  Ga- 
lerie von  Pest  gekommen,  das  Fragment  des 
Amor,  das  G.  v.  Tcrcy  besaß,  ist  in  den  Pa- 
riser Handel  gelangt,  und  mehrere  Bilder  hat 
die  Straßburger  Galerie  an  sich  gezogen.  We- 
nige Nummern  der  T^rcyschen  Liste  sind  mit 
einem  Fragezeichen  zu  versehen,  wie  die  Ma- 
donna mit  der  Meerkatze  zu  Nürnberg  und 
Christus  am  Kreuz  in  Breslau. 

Einige  Werke  führe  ich  zur  Vervollständi- 
gung des  Bilderkatalogcs  hier  an:  1)  Venus  in 
natürlicher  Größe,  zweimal  signiert  mit  H B 


(aneinandergestellt)  und  von  1525  datiert, 
im  Pariser  Handel  (1906).  — 2)  Die  Bewei- 
nung Christi,  1906  für  das  Kaiser-Friedrich- 
Museum  in  Berlin  erworben,  aus  Süd-Frank- 
reich stammend.  Dem  Stil  nach  um  1515 
anzusetzen.  — 3)  Maria  mit  dem  Kinde  und 
dem  kleinen  Johannes,  Venedig,  Sammlung 
Manfrin.  — 4)  Maria  mit  dem  Kinde,  Sig- 
maringen (1907  in  Basel  erworben).  — 5)  Ma- 
ria mit  dem  Kinde  und  Engeln,  Straßburg 
städt.  Museum  (neuere  Erwerbung).  — 6) 
Bildnis  des  Grafen  Ludwic  zuo  Lewenstein 
von  1513,  signiert  HB,  in  Berliner  Privat- 
bcsitz. 

Zum  Verständnis  des  Meisters  sind  die 
Holzschnitte  mindestens  ebenso  wichtig  wie 
die  Bilder.  B.  entfaltet  im  Holzschnitt  seine 
Phantasie  freier,  wählt  die  Aufgaben  mehr 
nach  eigener  Lust.  Die  gedruckten  Blätter 
verraten  mehr  von  seinem  Innern  als  die  Ma- 
lereien. B.  ist  eher  Zeichner  als  Maler. 
Seine  Farbentechnik  ist  zumeist,  nament- 
lich in  der  späteren  Zeit,  ohne  Feinheit,  sein 
Farbensinn  unsicher.  Namentlich  im  Holz- 
schnitt sind  ihm  einige  kühne  Erfindungen, 
markige,  große  und  gut  bewegte  Gestalten  ge- 
lungen. Das  beste  Verzeichnis  seiner  Holz- 
schnitte findet  man  hei  Eisenmann  (Meyers 
Kstlerlex.),  wo  den  älteren  Listen  von  Bartsch 
und  Passavant  allerlei  zumeist  mit  Recht  hin- 
zugefügt ist.  Zweifelhaft  ist  die  Apostelfolge, 
die  Eisenmann  unter  No.  50 — 62  katalogisiert 
hat.  Für  den  Straßburger  Buchholzschnitt 
hat  B.  einiges  geschaffen  (a.  1511  und  1516). 
Einige  wirkungsvolle  Blätter  hat  er  mit  meh- 
reren Platten  gedruckt,  wie  die  bekannte 
Hcxendarstcllung  von  1510  (E.  140).  Ein 
unbeschriebenes  Blatt  mit  dem  Studienkopf 
eines  bärtigen  Mannes  im  Berliner  Kupfer- 
stichkabinett. 

Im  Kupferstich  ist  die  Leistung  B.s  auf- 
fallend gering.  Auf  diesem  Felde  folgte  der 
Meister  dem  Dürcrschen  Vorbild  nicht.  Seine 
Grabstichel tcchnik  ist  ohne  Schmiegsamkeit. 
Er  scheint  nach  wenigen  Versuchen  in  frühe- 
rer Zeit  diese  Technik  aufgegeben  zu  ha- 
ben. Eisenmann  führt  nur  vier  Kupfer- 
stiche auf,  dabei  ein  Blatt  mit  dem  Datum 
1507  und  der  Signatur  H.  G.  Der  Stich  mit 
Herkules  u.  Omphalc,  den  Passavant  (No.  5) 
notiert,  von  dem  Eisenmann  meint  „dürfte 
echt  sein“  (Meyer,  Kstlerlex.  S.  635),  ist 
nicht  einmal  süddeutsch,  vielmehr  in  der  Art 
Jan  Gossacrts. 

B.  hat  eine  große  Zahl  Zeichnungen  hinter- 
lassen, eine  größere  Zahl  als  irgendein  ande- 
rer deutscher  Maler  seiner  Zeit,  von  Dürer 
und  dem  jungen  Holbein  abgesehen.  Diese 
Zeichnungen  sind  zum  Teil  Studien,  zum  Teil 
Entwürfe  zu  Glasscheiben,  zum  Teil  sorgsam 
in  Helldunkeltechnik  durchmodellicrte,  in  sich 
abgeschlossene  Schöpfungen.  G.  v.  Terey 


404 


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Baldus  — Balechou 


hat  fast  alle  Zeichnungen  des  Meisters  in 
einer  dreibändigen,  bei  Hcitz  in  Straßburg  er- 
schienenen Publikation  (1894 — 1896)  auf  276 
Tafeln  reproduziert.  Viele  Blätter  sind  frei- 
lich aus  dieser  Veröffentlichung  als  Kopien, 
Nachahmungen  oder  Arbeiten  verwandter 
Meister  auszuscheiden  (vgl.  H.  A.  Schmid 
im  Repertorium  XXI  304  ff.).  Das  so- 
genannte Skizzenbuch  B.s  in  Karlsruhe  ent- 
hält Stiftzeichnungen,  Studien  aller  Art,  auch 
Bildnisse,  die  der  Meister  zu  verschiedenen 
Zeiten  seines  Lebens  ausgeführt  hat  (veröf- 
fentlicht von  M.  Rosenberg,  Frankfurt  a.  M. 
18S9).  Die  Schcibenrissc  mit  Wappen  von 
B.s  Hand  befinden  sich  in  größerer  Zahl  in 
der  Albertina  zu  Wien  (veröffentlicht  von  A. 
Greuser,  Wien  1877/8  H.  B.  Gr.  und  seine 
heraldische  Tätigkeit,  20  Wappenentwürfe  im 
Besitz  der  Albertina)  und  in  Koburg  (ver- 
öffentlicht von  Rob.  Stiaßny,  Zeitschrift  der 
k.  k.  heraldischen  Gesellschaft  Adler,  Wien 
1895). 

Umfangreich  und  glücklich  war  die  noch 
nicht  nach  Gebühr  geschätzte  Tätigkeit  B.s 
für  die  Glasmalerei.  Reiche  Proben  seiner 
Kunst  auf  diesem  Felde  im  Freiburger  Mün- 
ster (Fr.  Geiges,  d.  alte  Fensterschmuck  des 
Fr.  M.,  Freiburg  1902  ff.  Herder).  Auf  glei- 
cher Höhe  wie  die  besten  Fenster  in  Frei- 
burg stehen  die  14  Scheiben  der  gräfl.  W. 
Douglasschcn  Sammlung,  die  1897  auf  einer 
Versteigerung  bei  J.  M.  Hcberlc  in  Köln 
(25.  November)  zerstreut,  zum  Glück  fast 
ausnahmslos  in  deutsche  Museen  gerettet 
wurden  (Berlin,  Nürnberg,  Basel,  Karlsruhe, 
Ficiburg).  Uber  diese  angeblich  aus  der 
Karthäuserkirche  zu  Basel,  wohl  eher  aus 
Freiburg  i.  B.,  stammenden,  dann  im  Klo- 
stergymnasium zu  St.  Blasien  bewahrten, 
zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  vom  Groß- 
herzog Ludwig  von  Baden  für  Schloß  Lan- 
genstein  erworbenen  Scheiben  ist  der  mit 
Abbildungen  versehene  Auktionskatalog  zu 
vergleichen  und  der  Bericht  im  Repertorium 
XXI  71  ff. 

In  der  Glasmalerei,  im  .Heraldischen,  im 
Holzschnitt,  entfaltet  B.  seine  Gaben  am 
glücklichsten.  Breitspurige,  landsknechtmä- 
ßige Figuren  gelingen  ihm  zuweilen  vortreff- 
lich. Eine  dreiste  Sinnlichkeit  ließ  ihn  gern 
schwere  nackte  Frauen  in  starker  Bewegung 
in  Holzschnitten  und  Zeichnungen  gestalten. 
Für  die  Landschaft,  für  Architektur  und  Re- 
naissance-Ornamentik zeigt  er  geringeres  In- 
teresse als  die  meisten  seiner  Zeit-  u.  Lands- 
genossen. Den  Ton  für  das  Idyllische  und 
für  das  Andachtsbild  fand  er  nicht  leicht. 

Literatur : Die  ganze  ältere  Literatur  ist  in 
Eisenmanns  Aufsatz  in  Meyers  Kstlerlex.  sorg- 
fältig aufgeführt  und  verarbeitet.  Die  Publi- 
kationen G.  v.  Tireys,  die  das  Material  an  Zeich- 
nungen und  Gemälden  (auch  einige  Glasmale- 
reien) ausbreiten,  wie  mehrere  neuere  kritische 
Beiträge,  sind  im  Text  zitiert.  Die  Holzschnitte 


und  Kupferstiche  sind  bei  Bartsch  (peintre  gra- 
veur  VII  202  ff.)  und  bei  Passavant  (p.  gr.  III 
318  ff.)  beschrieben. 

Ferner : R.  V i s c h c r,  Uber  H.  B.  Gr.,  Mün- 
chener Allgemeine  Zeitung  1896  Beil.  15.  — H. 
Geiger,  Einiges  über  H.  B.  Gr.,  die  Rhein- 
landc  V 85  (1902/3).  — F.  W o 1 f f,  Ein  altes 
Glasfcnstcr  in  der  Klosterkirche  zu  Nieder- 
münstcr,  nach  H.  B.s  Zeichnung,  Das  Kunst- 
gewerbe  in  Elsaß-Lothringen  III  (1902/3)  141. 

Friedländer. 

Baldus,  s.  Baiduff. 

Balduwin,  s.  Balduiu. 

Baldwin,  A.  H.,  amerik.  Radierer.  Hat 
1879 — 92  in  New  York  ein  paar  Studienköpfc 
usw.  ausgestellt.  E.  Richter. 

Baldwin,  B.,  Porträtmaler  in  London,  stellte 
1842—  45  3 Porträts  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 100.  ** 

Baldwin,  Robert,  vielbeschäftigter  Archi- 
tekt in  London,  der  1762 — 83  in  der  Society 
of  Artists  und  1767 — 73  in  der  Free  Society 
zahlreiche  Entwürfe  für  Villen,  Mietshäuser, 
Brücken  (Black-Fryars  bridge)  usw.  ausstellte. 

Graves,  The  Society  of  Artists  etc.  London 
1907  p.  19.  •* 

Baldwin,  Thomas,  bekannter  engl.  Ar- 
chitekt, tätig  in  Bath  um  1775,  entwarf  dort 
viele  Mietshäuser,  das  Stadthaus,  die  Bade- 
hallen, die  Westfront  und  die  Portikus  für 
..King’s  pump-room“  (1796).  Er  starb  dort 
70jährig  am  7.  3.  1820. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  •* 

Bale,  Edwin  (R.  J.),  Maler,  Art  Dircctor 
bei  Casscll  & Co.  in  London,  gcb.  daselbst 
1S42,  Schüler  der  South  Kensington  Schools 
und  der  Akademie  in  Florenz,  stellte  von 
1870 — S3  Genrebilder  und  Landschaften  in 
der  Roy.  Academy  aus. 

Who’s  who  1908.  — Graves,  Roy.  Acad. 
of  Arts  I 100.  ** 

Balechini,  N i c o 1 ö,  Karrosscnmaler  in 
Ferrara,  tätig  1654  für  den  Marchese  Tassoni. 

Cittadclla,  Not.  rcl.  a Ferrara  p.  632.  ** 

Balechou  (Baleschoux),  Jehan,  Maler  in 
Tours,  1557  daselbst  urkundlich  erwähnt. 

G i r a u d c t,  Artist,  tourangeaux.  p.  12.  H.  V. 

Balechou,  Jean  Joseph,  französ.  Kup- 
ferstecher, geb.  zu  Arles  am  9.  7.  1719,  + zu 
Avignon  am  18.  8.  1764.  Zuerst  Schüler  des 
Pctschaftstcchers  Michel  in  Avignon,  bildete 
sich  weiter  bei  Lepicie  in  Paris.  Hier  wurde 
er  Mitglied  der  kgl.  Malerakademie,  aber  1752 
aus  ihren  Listen  gestrichen,  nachdem  er  un- 
redlicherweise von  einer  Platte  mit  einem 
Bildnis  König  Augusts  III.  von  Polen,  die 
er  nach  Rigaud  gestochen  hatte,  gegen  sein 
Versprechen  einige  Abdrücke  für  sich  behal- 
ten hatte.  Er  mußte  nach  Avignon  fliehen, 
wo  er  sein  Leben  beschloß. 

B.  hat  eine  Sammlung  Ornamentzeichnun- 
gen gestochen  unter  dem  Titel:  Livre  de  di- 
vers dessins  d’ornements.  Ferner  gibt  es 
große  Blätter  von  ihm  nach  Vcrnet : Der 
Gewittersturm,  Die  badenden  Frauen,  Die 
Windstille;  nach  Jeaurat  hat  er  Die  Näherin 


405 


Balegno  — Baien 


gestochen,  Der  Imbiß,  Der  eifersüchtige  Gatte, 
Der  Operateur  Barri,  Die  entlassene  Dienerin ; 
nach  C.  Van  Loo  eine  hl.  Genoveva.  Aber 
die  Eigenart  B.s  offenbart  sich  recht  erst  im 
Porträt.  Seine  berühmtesten  Porträtstiche 
sind  die  der  Mme  Aved  nach  J.  A.  Aved ; des 
Grafen  Brühl  nach  L.  Silvestre;  Augusts  III. 
von  Polen  nach  Rigaud;  der  Herzogin  von 
Chätcauroux  nach  Natticr;  des  M.  de  Ju- 
lienne nach  de  Troy;  des  M.  de  la  Pope- 
liniere nach  L.  Vigec;  der  Mme  Louise  Elisa- 
beth de  France,  Herzogin  von  Parma  nach 
Nattier  usw. 

B.  gehört  zu  den  eleganten  französischen 
Kupferstechern  des  18.  Jahrh.,  die  sich  vor- 
nehmlich durch  die  effektvolle  Wiedergabe 
der  stofflichen  Dinge  auszeichnen.  Es  lag  ihm 
mehr  daran,  die  Bravour  seiner  Hand  zu  zei- 
gen und  seinen  Stichen  einen  schimmernden 
Glanz  zu  verleihen,  als  die  geistige  Eigentüm- 
lichkeit des  Vorbildes  getreu  wiederzugeben. 
Bei  aller  Schönheit  haben  seine  Bll.  durch 
die  übertriebene  Glätte  und  Brillanz  der  Be- 
handlung etwas  Hartes  und  Kaltes  und  ent- 
behren der  Naturwahrheit,  besonders  im 
Nackten  der  Figuren,  das  meist  ein  eigen- 
tümlich metallenes  Ansehen  hat. 

E.  K o 1 1 o f f bei  Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit 
auaführl.  Oeuvre).  — Portalis  et  Blraldi, 
Lea  Graveurs  du  XVIIIe  siede.  1880.  — Bel- 
lier-Auvray,  Dict.  gen.  P.  A.  Lcmoisne. 

Balegno,  Giuseppe,  Maler,  geb.  in  Tu- 
rin, tätig  um  1793,  nur  von  Zani,  Enc.  met. 
III  39  ohne  Näheres  erwähnt.  ** 

Baleman,  Jan,  geb.  in  Groningen,  kaufte 
am  30.  7.  1727  in  Amsterdam  das  Bürger- 
recht und  war  Maler. 

Aemstcls  Oudhcid  V 68.  E.  IV.  Moes. 

Baien,  Fernande  van,  Antwerpencr  Ma- 
ler, wird  1546  Lehrling  des  Pieter  Aertsen 
und  1561  Freimeister  in  der  Gilde.  Sonst 
nicht  weiter  bekannt. 

Liggeren  I 157,  226.  ** 

Baien,  Gaspard  van,  Maler,  zweiter 

Sohn  Hendricks  des  alten,  geh.  in  Antwerpen, 
getauft  am  12.  5.  1615,  + in  Rom  am  7.  3. 
1641,  Schüler  seines  älteren  Bruders  Jan, 

den  er  1639  nach  Italien  begleitete.  Wie  sein 
Bruder  und  sein  Schwager  Dirck  van  Thul- 
den,  beteiligte  sich  Gaspard  um  1635  an  der 
Dekoration  von  Triumphbögen,  die  unter  Ru- 
bens’ Leitung  in  Antwerpen  zum  Einzug  des 
Kardinal-Infantcn  Ferdinand  von  Österreich 
errichtet  wurden. 

J.  van  den  Branden,  Geschiedenis  der 
Antw.  Schilderschool,  1883  p.  467.  H.  Hymens. 

Baien,  Hendrik  van,  Maler,  geb.  in  Ant- 
werpen 1575,  f daselbst  am  17.  7.  1632.  Nach 
van  Mander  Schüler  des  Adam  van  Noort, 
wurde  er  1592  — also  mit  17  Jahren  — als 
Freimeister  in  die  Lukasgilde  aufgenommen, 
deren  Dekan  er  1609 — 1610  war.  Ohne  Zweifel 
hielt  er  sich  in  Rom  auf,  denn  er  gehörte  in  Ant- 
werpen zur  Bruderschaft  der  „Romanisten“,  die 


sich  aus  Vlamen,  die  Rom  besucht  hatten,  rekru- 
tierten ; 1613  war  er  auch  hier  Dekan.  1605 
heiratete  er  in  Antwerpen  Margareta  Briers, 
die  ihm  11  Kinder  gebar,  von  denen  mehrere 
Maler  wurden.  Die  Gildenregister  erwähnen 
26  seiner  Schüler,  von  denen  die  meisten  un- 
bekannt blieben,  dafür  aber  zwei  zu  Welt- 
ruhm gelangten:  Anton  van  Dyck  und  Frans 
Snyders.  Das  Porträt  des  Meisters  von  der 
Hand  van  Dycks  befindet  sich  in  der  Ikono- 
graphie. öfters  hat  er  mit  andern  Malern  ge- 
meinschaftlich gearbeitet,  zuweilen  mit  Josse 
de  Moraper  und  seinem  Schüler  Fr.  Snyders, 
besonders  häufig  mit  den  Jan  Brucghel,  denen 
er  in  einer  großen  Zahl  seiner  Bilder  die  Aus- 
führung des  Hintergrunds  und  des  Beiwerks 
überließ,  während  er  viele  ihrer  Landschaften 
mit  Staffage  versah.  Die  figurenreichen  my- 
thologischen und  biblischen  Darstellungen, 
die  er  meist  in  kleinem  Maßstab  auf  Holz 
oder  Kupfer  malte,  sind  gut  komponiert  und 
erfreulich  durch  die  Sorgfalt  der  Ausführung 
und  die  Frische  und  Durchsichtigkeit  der 
Farbe.  In  den  Werken  seiner  späteren  Zeit 
gewahrt  man  deutlich  den  glücklichen  Ein- 
fluß, den  sein  großer  Schüler  van  Dyck  auf 
ihn  ausübte,  so  unter  den  drei  Gemälden  der 
Jakobskirche  zu  Antwerpen,  einer  Dreieinig- 
keit, einer  Verkündigung  und  einer  Aufer- 
stehung, besonders  in  dem  letzteren  Bild, 
welches  sein  Grabmal  in  dieser  Kirche  ziert 
und  so  elegant  in  der  Form,  so  klar  in  der 
Färbung  und  so  fein  im  Ton  ist,  daß  man 
es  vielfach  für  eine  Arbeit  van  Dycks  ge- 
halten hat.  Von  den  vortrefflichen  Bild- 
nissen Balens  und  seiner  Frau,  die  gleich- 
falls an  dem  Grabmal  aufgcstellt  sind,  ist 
bis  auf  den  heutigen  Tag  ungewiß,  ob  sic 
von  ihm  oder  von  van  Dyck  herrühren; 
jedenfalls  sind  sie  des  letzteren  würdig. 
Die  Kathedrale  von  Antwerpen  besitzt  von 
B.  eine  hl.  Familie,  das  dortige  Museum 
die  Seitenflügel  dazu,  musizierende  Engel ; 
das  Museum  im  Haag:  Die  Jahreszeiten, 

der  Kybcle  opfernd ; die  Galerie  in  Brüssel : 
Die  Fruchtbarkeit;  das  Museum  in  Amster- 
dam: Die  Götter  des  Olymp;  die  Uffi- 

zien in  Florenz:  Vermählung  der  Maria;  der 
Louvre  in  Paris:  Ein  Göttermahl;  das  Mu- 
seum in  Berlin:  Die  Schmiede  Vulkans  (das 
Beiwerk  von  Jan  Brueghel)  ; die  Galerie  in 
Dresden:  Diana  und  ihre  Nymphen,  von  Sa- 
tyrn belauscht  (mit  Landschaft  von  Jan 
Brueghel),  Hochzeitsfest  des  Peleus  und  der 
Thetis,  Hochzeitsfest  des  Bacchus  und  der 
Ariadne,  Diana  und  Aktäon ; die  Galerie  in 
München : Hieronymus  in  Betrachtung,  Ein 
Göttermahl,  Ein  Bacchanal,  Diana,  nach  der 
Jagd  ruhend  (die  Landschaften  auf  den  drei 
letzten  Bildern  von  J.  Brucghel),  Die  vier 
Jahreszeiten  (Folge  von  vier  Bildern,  die 
Landschaften  gleichfalls  von  J.  Brueghel),  Er- 


406 


Baien  — Baleno 


legtes  Wild,  von  Nymphen  auf  Maultiere  ge- 
laden (Tiere  von  Fr.  Snyders) ; die  Gal.  in 
Wien:  Jupiter  und  Europa;  die  Galerie  in 
Kassel:  Diana  und  Aktäon  (Landschaft  von 
Brueghel).  Auch  kleinere  Galerien  besitzen 
Bilder  von  ihm,  so  die  Gemäldesammlung  in 
Sanssouci.  — Übrigens  hat  er  auch  Kartons 
für  Glasfenster  geschaffen. 

Er  bezeichnete  seine  Bilder  gewöhnlich 
H.  v.  balen,  auch  h.  v.  bael  ; die  Bezeichnung 
HVbale,  nach  Brulliot,  auf  einigen,  von  Cris- 
pin de  Passe,  L.  Vorsterman,  Cornelis  Galle, 
Hieronymus  Wierx  u.  a.  nach  Gemälden  oder 
Zeichnungen  Balens  ausgeführten  Stichen. 

van  Mander,  Het  Schilder  Boeck,  Fol. 
208a  und  die  Übersetzung  von  H.  Hymans  II 
292.  — Houbraken,  De  groote  Schouwburgh 
etc.  I 81.  — C.  d e B i e,  Het  Gulden-Cabinet.  — 
Campo  Weyerman,  De  Leven-Beschryvin- 
gen  I 349.  — Descamps,  La  Vie  des  peintres 
flam.  etc.  I 237.  — Biogr.  nationale  de  Belgique. 

— De  Liggeren  I u.  II.  — Meyer,  Kstlerlex. 

— J.  van  den  Branden,  Geschiedcnis  der 

Antw.  Schildcrschool,  p.  463.  — Van  Lerius, 
Biogr.  d’Artistes  Anvcrs.  1881,  II  235 — 337.  — 
Mit  Notizen  von  H.  Hymans.  R. 

Baien,  Hendrik  van,  d.  J.,  Maler,  Sohn 
Hendriks  d.  Ä.,  geb.  in  Antwerpen  am  10.  1. 
1023,  f daselbst  am  2.  3.  1001.  Zuerst  Schü- 
ler seines  Bruders  Jan,  hatte  er  dann  seit 
1038  Jan  Wildcns  zum  Lehrer  u.  wurde  1040 
Freimeister  in  der  Antwerp.  Lukasgilde.  1045 
war  er  in  Frankreich  und  scheint  sich  in 
Tours  bis  1048  aufgehalten  zu  haben.  Man 
findet  ihn  dann  (am  18.  1.  1053)  in  Rom,  im 
November  desselben  Jahres  in  Genua.  Er 
malte  religiöse  Gegenstände,  kam  aber  weder 
zu  Vermögen  noch  zu  Ruf.  Man  weist 
ihm  die  Staffagefiguren  in  einigen  Gemälden 
des  Samt-Brueghcl  zu,  besonders  in  dem  Bilde 
im  Museum  zu  Besanqon:  Christus  erscheint 
der  Magdalena ; da  aber  Johann  Brueghel  1025 
tot  war,  kann  Hendrik  v.  B.  nicht  sein  Mit- 
arbeiter gewesen  sein. 

Th.  van  Lerius,  Biogr.  d’artistes  anvcrs. 
p.  352  ff.  — J.  van  den  Branden,  Antwerp. 
Schilderschool,  p.  368.  H.  Hymans. 

Baien,  Jacob  Wolfertsz.  van,  kommt 
1037  und  1043  vor  als  Glasmaler  in  Haarlem. 

Van  der  Willigen,  73.  B.  W.  Uoes. 

Baien,  Jan  van,  Maler,  Sohn  Hendriks 
d.  Ä.,  getauft  am  21.  7.  1011  zu  Antwerpen, 
t daselbst  am  14.  3.  1054.  Er  bildete  sich 
unter  der  Leitung  seines  Vaters  und  besuchte 
dann  Italien,  von  wo  er  1042  nach  Antwerpen 
zurückkehrte.  Seine  Malereien,  in  denen  er 
besonders  gern  Kindergruppen,  Engel  und 
Amoretten  darstellte,  haben  ein  frisches  und 
heiteres  Kolorit  und  erinnern  öfters  an  die 
Bilder  Albanis,  die  er  mit  Vorliebe  studierte. 
1035  nahm  er  mit  seinem  Bruder  Gaspard  teil 
am  Schmucke  von  Triumphbögen,  die  für  den 
Einzug  des  Kardinal-Infanten  Ferdinand  von 
Österreich  in  Antwerpen  errichtet  wurden. 
Die  K.  K.  Gemäldegalerie  in  Wien  besitzt 


unter  mehreren  Bildern  Balens  eine  Kopie 
desselben  nach  Rubens’  Liebesgarten.  Sein 
Selbstbildnis,  gestochen  von  W.  Hollar,  in: 
C.  de  Bie,  het  Gulden-Cabinet 

Lerius,  Biogr.  d’artistes  anvers.  II  338  ff. 

— J.  van  den  Branden,  Geschieden»  der 

Antw.  Schilderschool  467  ff.  — Mit  Notizen  von 
H.  Hymans.  R. 

Baien,  M a 1 1 h y s,  geb.  in  Dordrccht  am 
24.  2.  1084,  war  der  Sohn  von  Jan  Baien  und 
Dina  Schepens  und  der  Enkel  des  bekannten 
Dordrechter  Historiographen  Matthys  Baien. 
Er  war  Schüler  von  Arn.  Houbraken,  hei- 
ratete am  8.  0.  1728  Maria  van  Bavel  und 
starb  zu  Dordrecht  am  7.  L 1700.  In  der 
Samml.  Bonde  in  Eriksberg  ist  ein  kleines 
Bildchen  mit  einem  lesenden  Eremiten,  be- 
zeichnet M.  Baien;  und  in  der  Galerie  in 
Darmstadt  wird  ihm  von  altersher  eine  Land- 
schaft mit  einer  hl.  Familie  zugeschrieben. 
Nach  seinen  Vorzeichnungen  sind  die  Bild- 
nisse der  holländischen  Gencralgouverneure 
von  Indien  gestochen  in  Fr.  Valentyns  Oud- 
en  Nieuw-Ost-Indicn,  Dordrecht,  Amsterdam 
1724—20.  Selber  radierte  er  einen  Hausierer 
(Kopie  nach  Adr.  van  Ostade). 

v.  G o o 1,  II  55-57.  — Oud-Holland  XII  195. 

— Mitt  von  J.  L.  van  Dalen,  Archivar  von 

Dordrecht  E.  W.  Hots. 

Baien,  Nicolaus  van,  Maler  oder  Bild- 
hauer von  Mecheln,  am  19.  11.  1540  in  die 
Lukasgilde  daselbst  aufgenommen. 

E.  N e e f f s,  Histoire  de  la  peinture  etc.  ä 
Malines  (1876).  I 302.  H.  V. 

Baien  (Balem),  Pieter,  Maler,  geb.  1580 
zu  Lüttich,  erhielt  den  ersten  Unterricht  bei 
Jean  Ramaye,  einem  Schüler  von  Lambert 
Lombard,  studierte  später  in  Italien  und  kehrte 
dann  nach  Lüttich  zurück,  wo  er  noch  1050  am 
Leben  war.  Er  soll  nur  Kabinettstücke  klei- 
nen Formates  gemalt  haben;  eine  Ausnahme 
wäre  dann  die  in  großen  Dimensionen  ausge- 
führte Dreieinigkeit  in  der  Kirche  St.  Chri- 
stoffcl  zu  Lüttich.  — Unter  den  Gemälden  im 
Besitze  des  Erzherzogs  Leopold  Wilhelm, 
deren  Inventar  im  Archive  des  Fürsten  von 
Schwarzenberg  erhalten  ist,  figuriert  unter 
No.  151  der  vläm.  Werke:  „Ein  Stuckh  von 
Ohl  färb  auf  Holcz  worin  ein  Ecce  homo  auf 
einem  Althan  . . . hoch  4 Span  und  3 Span 
5 Finger  breidt,  von  Petro  von  Baelen  Ori- 
ginal, Mahler  von  Antorff.“  — Ob  es  sich  um 
unseren  Künstler  handelt,  läßt  sich  freilich 
nicht  sicher  sagen. 

K.  van  Mander,  Het  Schilderboeck  ed. 
Hymans  I.  — Immerzeel,  De  Levens  en 
Werken  etc.  — Biographie  nationale  de  Bel- 
gique. — Mit  Notizen  von  H.  Hymans. 

Baien,  s.  auch  Booten. 

Baleno  (Baien?),  Ruggiero,  Maler  in 
Rom  1022,  nach  eigener  Aussage  aus  Ant- 
werpen stammend.  In  den  Liggeren  nicht  er- 
wähnt und  sonst  unbekannt. 

Bertolotti,  Artist!  subalpini  II.  Ausg. 
1884.  •• 


407 


Balester  — Balestra 


Balester,  s.  Ballester. 

Balestra,  Architekt  aus  Rom.  Er  begleitete 
den  Lord  Hamilton  17Ö9  auf  seiner  Reise 
nach  Griechenland,  Asien  und  Ägypten  und 
lieferte  zur  Beschreibung  dieser  Expedition 
eine  Reihe  architektonischer  Aufnahmen. 
Später  baute  er  den  englischen  Gesandt- 
schaftspalast in  Pcra  bei  Konstantinopel. 

Meyer,  Kstlerlcx.  II.  H.  V. 

Balestra,  A n g e 1 o,  italicn.  Maler,  gcb.  in 
Bassano  am  4.  9.  1S03,  f in  Rom  am  5.  5. 
1881 ; Schüler  von  Paroli.  Seine  Hauptwerke 
sind  eine  Kopie  von  Tizians  Assunta  und 
eine  Maria  im  Museo  Civico  zu  Bassano. 

Brcntari,  Storia  di  Bassano  (1884)  p.  717. 

— G.  G c r o 1 a,  Catal.  dei  dipinti  della  pinaco- 

tcca  di  Bassano.  P.  M.  Tua. 

Balestra,  Antonio,  italien.  Maler  u.  Kup- 
ferstecher, geb.  am  12.  8.  1668  in  Verona,  t da- 
selbst am  21.  4.  1740;  ausgebildct  durch  Giov. 
Zeffio  in  Verona,  Ant.  Bellucci  in  Bologna 
u.  Carlo  Maratta  in  Rom,  tätig  und  ansässig 
meist  in  Venedig.  Seine  Gemälde  wurden  von 
den  Zeitgenossen  sehr  hoch  geschätzt  u.  sind 
in  den  Kirchen  zu  Venedig,  Vicenza,  Padua, 
Verona,  Brescia,  Bergamo,  Crcmona  noch  zahl- 
reich vorhanden,  darunter  verschiedene  Nach- 
ahmungen von  Correggios  berühmter  „Notte 
Santa“.  Auch  für  den  Marchese  di  S.  Tom- 
maso  in  Turin  und  für  den  Kurfürsten  von 
der  Pfalz  hatte  B.  mehrfach  Gemälde  zu  lie- 
fern. Aus  seinen  Briefen  an  den  Floren- 
tiner Kunstsammlcr  Gabburri,  der  Zeichnun- 
gen von  seiner  Hand  besaß,  geht  hervor,  daß 
er  auch  literarische  Studien  betrieb.  Als  Ma- 
ler ein  mittelmäßig  begabter  Eklektiker,  hat 
B.  als  Lehrer  seiner  Kunst  hervorragende 
Talente  wie  Mariotti,  Nogari  und  die  Rosalba 
Carricra  gleichwohl  erfolgreich  zu  fördern 
gewußt.  Als  Radierer  hat  er  eine  kleine  An- 
zahl frei  und  geistreich  behandelter,  aber  sehr 
nachlässig  ausgeführtcr,  jetzt  ziemlich  selte- 
ner Blätter  hervorgebracht,  und  zwar  2 Ma- 
donnen mit  Engeln  (datiert  1702),  eine  Ma- 
donna mit  2 Heiligen,  eine  Soldatcnszcnc  u. 
ein  Blatt  mit  leicht  hingckritzelten  Studien- 
köpfen ; dazu  noch  0 Radierungen  für  ein 
1735  von  B.s  Freund  u.  Schüler  Contc  Aless. 
Pompei  in  Verona  veröffentlichtes  Werk,  be- 
titelt „Le  cinque  ordini  delP  architettura  ci- 
vile  di  Michele  San  Michcli“  (Titelblatt  mit 
Allegorie  der  Architektur  und  mit  San  Mi- 
chelis  Bildnis,  Vignette  mit  allegor.  Putto, 
endlich  Porträts  der  Architekten  L.  B.  Al- 
berti,  A.  Palladio,  V.  Scamozzi  und  G.  Vig- 
nola). 

F c d e r i c i,  Biogr.  di  A.  Balestra  (1733).  — 
Z a n e 1 1 i,  Dcscriz.  d.  pitture  di  Venezia  (1733). 

— Brancolini,  Suppl.  II  221.  — Dal  Poz- 
z o,  Vite  dei  pitt.  etc.  Veroncsi.  — Z a n n an- 
dre i s,  Vite  dei  pitt.  etc.  Vcronesi.  — Mor- 
rona,  Pisa  illustr.  (1793).  III  136.  — M a n i a g o, 
Guida  di  Udine  (1826)  p.  42.  — S u s a n i,  Nuov. 
prosp.  d.  pitt.  etc.  di  Mantova  (1830)  p.  16.  — 
Bcrtoluzzi,  Guida  di  Parma  (1830)  p.  89. 


— Scarabelli,  Guida  di  Piacenza  (1841)  p. 
173.  — Martini,  Guida  di  Parma  (1871)  p. 
107.  — Carbon  i,  Pitt,  e Scult.  a Brescia  p. 
150,  152,  171,  174.  — Federighi.  Mem.  Trc- 
vigianc  II  135.  — Cignaroli  in  Miscell.  scr. 
IV  della  R.  Deput.  Vcneta  di  Stör.  Patr.  XI 
19 — 62.  — Miscell.  della  R.  Deput.  Picmontese 
di  Stör.  Patr.  XXX  66.  — Nagler,  Monogr. 
I 153,  219,  221,  222,  1058.  - Wessely  in  Rc- 
pertor.  f.  Kstwisscnsch.  V 44.  — Meyer,  Kat- 
lerlex.  (mit  weiterer  ält.  Lit.  u.  graph.  Ocuvrc- 
Vcrzcichnis).  — Ferro,  Catal.  dei  disegni  d. 
Uffizi.  — Moschetti,  Boll.  dei  Mus.  Civ.  di 
Padova  (1900)  p.  136.  — Matteucci,  Le 
Chicsc  dei  Mantovano  (1902).  — Gonzati, 
La  Basil.  dei  Santo  etc.  di  Padova  I,  Doc. 
CXXIX.  — Rivista  d’Arte  V 66  ff.  L.  Ossola. 

Balestra,  Carlo  P i o,  röm.  Architekt  und 
Hydrauliker,  + 1776. 

Z a □ i,  Enc.  met.  III  40.  *• 

Balestra,  Giovanni,  italicn.  Kupfer- 
stecher. gcb.  in  Bassano  1774,  f in  Rom  1342. 
Ausgebildet  durch  Suntach  sowie  in  der  Cal- 
cografia  Rcmondini  zu  Bassano,  war  B.  seit 
1803  in  Rom  ansässig,  wo  er  Gemälde  alter 
Meister  (namentlich  Raffaels)  sowie  Skulp- 
turen Canovas  und  Thonvaldsens  in  Kupfer- 
stich reproduzierte. 

Catal.  d.  Art.  Bassanesi  viv.  (1807)  p.  20.  — 
Di  Bassano  e dei  Bass.  ill.  (1847)  p.  205.  — 
Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  Oeuvre-Verzeichnis). 

— Brentari,  Storia  di  Bassano  (1884)  p.  727. 

P.  Af.  Tua. 

Balestra,  Pietro,  lombard.  Architekt  in 
Atri  (Abruzzen),  wo  er  1554  den  Bau  der 
Kathcdralcn-Sakristci  vollendete. 

Sorricchio  in  Rivista  Abruzzese  XII  6. 

G.  Ceci. 

Balestra,  Pietro,  Maler  aus  Piacenza, 
geb.  1711,  f 1789,  hauptsächlich  in  Busscto 
tätig,  wo  sich  in  den  Kirchen  S.  Bartolomco. 
S.  Nicolö,  S.  Ignazio  und  in  verschiedenen 
Villen  eine  große  Anzahl  Gemälde  von  ihm 
befinden. 

Z a n i,  Enc.  met.  III  40.  — Vitali,  Le  Pit- 
ture di  Busscto  1819  p.  52  ff.  H.  V. 

Balestra  (Balestri),  Pietro,  aus  Siena 
(genannt  Pictruccio),  mittelmäßiger  Bild- 
hauer aus  der  Schule  Berninis,  in  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jahrh.  Er  arbeitete  in  Rom 
und  stand  längere  Zeit  in  den  Diensten  der 
Königin  Christina  von  Schweden.  Unter  den 
Marmorwerken  des  großen  Gartens  in  Dres- 
den, die  unter  August  II.  angekauft  wurden, 
befindet  sich  eine  Gruppe  von  ihm:  der  Gott 
der  Zeit,  von  welchem  die  Schönheit  entführt 
wird;  zu  Füßen  ein  weinender  Amor.  Meh- 
rere andere  Skulpturen  Balcstras,  ein  Mclc- 
ager,  Venus  mit  Amor,  Herkules  und  der 
Silen  mit  dem  Bacchuskind,  Kopien  nach  der 
Antike,  wurden  zu  derselben  Zeit  für  Dresden 
erworben.  Die  beiden  letzteren  stehen  jetzt 
vor  dem  Palais  des  Großen  Gartens.  Im 
Kreuzgang  des  Doms  von  Siena  ist  von  B. 
die  Statue  Papst  Pius'  III. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  (mit  älL  Lit.).  — Bau- 
und  Kunstdenkm.  d.  Königr.  Sachsen.  Heft  XXI 
bis  XXIII  479,  480,  482,  594.  H.  V. 


408 


Balestrieri  — Baifourier 


etwas  allzu  einseitig  gepflegten  Stoffgebiete 
der  Boheme  entlehnt.  — Diejenige  Kunstgat- 
tung jedoch,  in  der  ß.  bisher  die  größte  und 
beständigste  Frische  und  Kraft  des  Schaffens 
gezeigt  hat,  ist  in  der  Tat  nicht  die  Malerei, 
sondern  die  mehrfarbige  Kupferätzung;  und 
zwar  übt  er  diese  Technik  nicht  in  dem 
komplizierten  Druckverfahren  von  mehreren 
Farbplatten,  sondern  er  trägt  nach  dem 
Vorgänge  des  jungverstorbenen  Malerradie- 
rers Vitalini  die  verschiedenen  Töne  einer 
allerdings  ziemlich  beschränkten  Farbenskala 
auf  eine  einzige  Ätzplatte  auf,  wobei  er  durch 
Verreiben  der  Farben  vermittels  der  Finger- 
spitze (oder  auch  eines  leinenen  Wischers) 
außerordentlich  harmonische  und  zarte  Über- 
gänge hervorzubringen  weiß.  Von  diesen  seit 
1902  entstandenen,  mehrfarbig  gedruckten 
Radierungen  B.s,  unter  denen  (ebenso  wie 
auf  seinen  Gemälden)  die  mannigfaltig  be- 
lebten Darstellungen  aus  dem  Pariser  Welt- 
stadtlcbcn  überwiegen,  seien  hier  als  die  be- 
kanntesten hervorgehoben:  Notturno,  — A 
Montmartre  (eine  trübe  und  regnerische  Pa- 
riser Dämmerungsstimmung  mit  einem  lei- 
denschaftlichen Liebespaare  unter  dem  Regen- 
schirme), — Fra  Lucerta  (Klostermauer- 
Idyll  mit  einem  Mönchlein  und  drei  lachend 
an  ihm  vorübercilendcn  jungen  Mädchen),  — 
Notre  Dame  (eine  wundervolle  Sonnenunter- 
gangsvision mit  der  in  abendliches  Sonnen- 
gold getauchten  Pariser  Kathedrale  und  mit 
der  bereits  von  rötlichen  Dämmerungsschat- 
ten überlagerten,  von  Dampfern  und  Last- 
kähnen belebten  Seine),  endlich:  In  viaggio, 
Crepusculo  und  Heidelberg  (die  beiden  letz- 
teren Blätter  1907  in  Venedig  ausgestellt.). 

V.  Pica,  L’Arte  Mondiale  a Venezia  1901, 
1903,  1905,  1907 ; sowie  im  Emporium  (Ber- 
gamo) 1904,  p.  477  ff.  — R.  Paralupi,  L’Arte 
Europca  a Venezia  (Florenz  1901).  — R.  Pin- 
t i n i,  L’Arte  Italiana  (herausgeg.  von  der  Ras- 
segna  Intcrnaz.,  Florenz  1901).  — A.  Cola- 
santi  in  L’Arte  1901,  p.  266.  — Willard, 
History  of  Modem  Italian  Art  (1902)  p.  580  f. 
— K.  E.  S c h m i d t in  der  „Woche“  1908  No.  4. 

Dr.  M.  Maffii. 

Balestrieri,  Marco,  Miniaturist  und  Kalli- 
graph in  Parma,  wo  er  15-11  eine  Zahlung  von 
13  Goldscudi  erhielt  für  seine  Kalligraphen- 
arbeiten im  Dienste  der  Stadtbehörden.  In 
der  Tat  sind  die  Aktenbändc  des  Parmenser 
Stadtarchives,  in  denen  die  „Ordinationes“ 
aus  den  Jahren  vor  1541  enthalten  sind,  mit 
einer  Anzahl  trefflicher  Miniaturmalereien  ge- 
schmückt. 

Scarabelli-Zunti,  Mem.  di  B.  Arti. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  St.  Lottici. 

Balestrini,  Carlo,  Maler  in  Mailand,  geb. 
daselbst  1868,  Schüler  Bertinis  an  der  dorti- 
gen Akad.,  tätig  als  Historien-,  Genre-,  Bild- 
nis- und  Landschaftsmaler ; jedoch  bevor- 
zugte er  sittenbildliche  Freiluftmotive  aus 
seiner  engeren  lombardischen  Heimat.  Für 


seine  Gemälde  „Abel“  u.  „Le  Slitte“  wurde  B. 
auf  Mailänder  Ausstellungen  prämiiert  (letz- 
teres für  die  Brera-Galerie  angekauft)  ; der 
König  von  Italien  erwarb  von  ihm  das  Öl- 
bild „Cavallanti  di  ritorno“.  Auf  vielen  euro- 
päischen Kunstausstellungen  sah  man  Bilder 
von  ihm,  z.  B.  1901  im  Münchener  Glaspalaste 
„Eissammler  bei  Mailand“,  1903  in  Venedig 
„La  calata  della  neve“,  „La  quiete  del  Ves- 
pero“,  „Triste  vigilia“  und  „Fiori  del  Con- 
vento“,  1907  in  Venedig  „Rimorchiatori  del 
Naviglio“. 

Rassegna  Kazionale,  vol.  133,  p.  581;  134,  p. 
217.  — Natura  ed  Arte  1898 — 1905,  passim.  — 
Arte  e Storia  XVIII  53  f.,  XXIV  67  ff.,  82  ff., 
100  ff.,  150  ff.,  181  ff.  E.  Verga. 

Baletet,  Guyot,  Miniaturmaler  von  Avig- 
non, 1468 — 91  daselbst  urkundlich  vorkom- 
mend, f vor  1510,  von  welchem  Jahre  das 
Testament  seiner  Witwe  datiert.  Auf  der 
Bibliothek  zu  Avignon  befindet  sich  ein  mit 
figürlichen  Initialen  verziertes  Gebetbuch  von 
ihm,  das  er  laut  Inschrift  am  28.  4.  1488  voll- 
endete. Es  ist  dies  das  einzige  Miniatur-Ma- 
nuskript sicher  bezeugten  Avignoneser  Ur- 
sprungs aus  dieser  Zeit,  daher  besonders  wert- 
voll. Die  27  Miniaturen  stellen  biblische  Sze- 
nen u.  Heilige  dar  u.  sind  mit  außerordentlicher 
Sorgfalt  u.  Delikatesse  ausgeführt.  B.  scheint 
ein  sehr  beschäftigter  Miniaturist  gewesen  zu 
sein,  denn  am  21.  9.  1468  muß  er  die  Anfer- 
tigung zweier  Manuskripte  an  den  Bruder 
Jeoffroy  de  Closo  abgeben,  vermutlich  weil  er 
nicht  allen  ihm  erteilten  Aufträgen  nachkom- 
men  konnte.  (Sein  Testament  ist  vom  7.  8. 
1494  datiert.) 

L.  H.  L a b a n d e in  der  Reunion  d.  societ.  d. 
beaux-arts  XXII  (1898)  p.  501  ff.  — Ders.  in 
der  Gazette  d.  beaux-arts  1907  I 303  ff.  H.  V. 

Baleu,  s.  Dailliu. 

B&lfour,  David,  dän.  Architekt,  wird  1618 
als  Baumeister  des  Königs  Christian  IV.  er- 
wähnt. Scheint  vor  1634  gestorben  zu  sein. 

Wei  Ibach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I. 

V.  Lorenzen. 

Balfour,  Robert  S.,  Architekt  in  London, 
stellte  1897 — 1902  mehrere  große  Bauentwürfe 
in  der  R.  Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 100.  •• 

Baifourier,  Adolphe  - Paul  - Emile, 
französ.  Maler  und  Kupferstecher,  geb.  am 
11.  8.  1816  in  Montmorcncy  (Seine-et-Oise). 
War  zuerst  Advokat  in  Paris.  Nachdem  er 
aber  bei  Ch.  Raymond  Malerei  studiert  hatte, 
der  damals  mitten  in  der  romantischen  Be- 
wegung fast  allein  den  alten  klassischen  Stil 
von  David  repräsentierte,  besuchte  B.  Italien, 
Spanien,  Süd-  und  Mittelfrankreich  und 
schickte  dem  Salon,  von  1843  bis  1875,  fast 
ohne  Unterbrechung,  Bilder,  die  er  selbst 
charaktcristischcrweise  als  „Komponierte  Land- 
schaften“ bezeichnctc.  Seine  Ansichten  vom 
Lugancr  See  brachten  ihm  1844  eine  Medaille 
2.  Klasse,  trotz  ihres  ein  wenig  monotonen 


4IO 


Balkema  — Ball 


ßcn.  Bilder  von  ihm  finden  sich  in  Bergcns 
städt.  Bildergalerie  und  im  Nationalmus.  in 
Stockholm. 

Private  Mitteilungen.  — T h i i s,  Norske  Ma- 
lere og  billedhuggere,  Bergen  1904,  I 62.  — 
Kunstblatt,  Stuttgart  1851.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  C.  fV.  Schnitter. 

Balkema,  Cornclis  Filippus,  holländ. 
Zeichner  und  Schriftsteller,  geh.  am  25.  12. 
1805  zu  Holwierda.  Einige  seiner  Zeichnun- 
gen sind  gestochen  worden. 

Immerzecl,  De  Levens  cn  Werken  p.  28. 

Balkenende,  Balkeneijnde,  s.  Balckcnende. 

Balko,  s.  Palko. 

Ball,  Arthur  E.,  engl.  Maler  und  Ra- 
dierer in  Richmond,  stellte  1SS0 — 85  in  der 
Roy.  Academy  Stimmungslandschaften  und 
Straßenansichten  aus  und  behandelte  auch  in 
seinen  meist  kleinen  Radierungen  ähnliche 
Sujets,  z.  B.  Altcnglischc  Straße  und  Bcn- 
flect  marsh.  ** 

Ball,  Frau  Caroline  Peddle,  amc- 
rikan.  Bildhauerin,  gcb.  am  11.  11.  1869  in 
Tcrre  Haute,  Indiana,  studierte  in  Phila- 
delphia, New  York,  Florenz  und  Paris.  Ihr 
Hauptlehrer  war  der  irisch-amerikanische 
Bildhauer  Aug.  St.  Gaudens  in  New  York. 
Von  ihr  die  Viktoria  auf  dem  Vereinigte 
Staatcn-Gcbäudc  auf  der  Pariser  Wcltausst. 
1900.  Eine  andere  Hauptarbeit  von  ihr  ist 
der  „Gedächtnisbrunnen“  in  Flushing,  Long 
Island ; außerdem  seien  noch  Porträtstatuen 
und  das  Rundrelicf  „Der  Kuß“  genannt. 

„Scrip",  July  1900.  — „Harpcrs  Bazaar". 

Edmund  von  Mach. 

Ball,  Hugh  S w i n t o n,  amerikan.  Ma- 
ler, f am  16.  1.  1838,  seinerzeit  hochgeschätzt 
und  1837  zum  Mitglied  der  National  Aca- 
demy gewählt. 

C u m m i n g s,  Ilistory  of  the  National  Aca- 
demy. Edmund  von  Mach. 

Ball,  L.  Clarence,  amerikan.  Land- 
schaftsmaler, gcb.  am  4.  7.  1855  in  Mount 
Vcrnon,  Ohio,  bekannt  durch  seine  Bilder  von 
dem  „Kaukakee  Marsh“,  die  sowohl  auf  der 
Ausstellung  in  Chicago  (1893)  als  auf  der  in 
St.  Louis  (1904)  rühmend  erwähnt  wurden. 

Edmund  von  Mach. 

Ball,  P c r c i v a 1,  Bildhauer  in  London, 
Schüler  der  Roy.  Academy,  1866  prämiiert 
für  sein  Basrelief:  Aufrichtung  der  ehernen 
Schlange,  wandte  sich  später  hauptsächlich 
der  Porträtbildhauerei  zu.  Er  stellte  1865 — 82 
in  der  Roy.  Academy  aus.  In  der  Nat.  Por- 
trait Gallery  befindet  sich  von  seiner  Hand 
die  schlichte  Marmorporträtbüstc  der  Schrift- 
stellerin A.  Blandford  Edwards  (in  Rom  1873 
vollendet). 

L.  C u s t.  The  Nat.  Portrait  Gail.  II  181.  — 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 101.  •* 

Ball,  Thomas,  amerikan.  Bildhauer,  geb. 
am  3.  6.  1819  in  Charlcstown  bei  Boston 
Mass.,  zuerst  Maler,  widmete  sich  aber  spä- 


ter ganz  der  Bildhauerei.  Seine  Erstlings- 
werke z.  B. : Büste  von  Jenny  Lind,  haben 
nur  historischen  Wert,  obgleich  auch  sie  schon 
die  wahrhaft  künstlerische  Auffassung  B.s 
zeigen.  1854  ging  er  zum  erstenmal  nach 
Florenz,  kehrte  nach  zwei  Jahren  zurück  und 
ist  dann  wiederholt  in  Europa  gewesen.  Seine 
Tätigkeit  erstreckte  sich  bis  beinahe  zu  sei- 
nen» 80.  Lebensjahr.  Seitdem  hat  er  sich 
immer  mehr  von  der  Öffentlichkeit  zurück- 
gezogen. Er  lebt  in  Montclair,  New  Jersey. 

Seine  bedeutendsten  Werke  sind:  in  Boston 
Rciterstatue  von  Washington  im  Public  Gar- 
den, Josiah  Quincy  vor  dem  Rathaus  und 
Lincoln  und  der  kniende  Neger  (Kopie  der 
Emanzipationsgruppe  in  Washington)  im 
Park  Square,  Charles  Sumner  im  Public  Gar- 
den, St.  John  the  Evangelist  im  Forest  Hill 
Ccmctcry;  in  Cambridge,  Mass.  im  Mt  Au- 
burn  Cemetcry  das  Chickering  Monument;  in 
Methuen,  Mass.  das  Washington  Monument, 
vielleicht  sein  bedeutendstes  Werk.  „Es  ist 
pyramidal  auf  einem  ungeheueren  Block  von 
Carrara-Marmor  aufgebaut.  Auf  der  unter- 
sten Stufe  sitzen  vier  Bronze-Figuren:  Cin- 
cinnatus,  Viktoria,  Revolution  und  Bedrük- 
kung.  In  Nischen  darüber  sind  vier  Porträt- 
büsten von  Washingtons  berühmten  Generä- 
len, Lafayette,  Greene,  Knox  und  Lincoln  u. 
oben  steht  Washington  selbst,  eine  Kolossal- 
figur.“ Diese  Statue  von  Washington  war 
1893  auf  der  Weltausstellung  von  Chicago  in 
der  großen  Rotunda  des  Kunstpalastes  aus- 
gestellt. In  Washington:  Emanzipations- 

gruppc.  In  New  York:  Kolossalstatuc  von 
Daniel  Webster  im  Centralpark;  in  Philadel- 
phia: Edwin  Forest  als  Coriolanus  im  Actors 
Home;  in  Concord,  N.  H.  eine  Statue  von 
Daniel  Webster.  Seine  Büsten  sind  sehr  zahl- 
reich, und  es  seien  von  ihnen  nur  genannt: 
Napoleon  I.,  Rufus  Choatc,  Henry  Ward 
Becchcr,  Ephraim  Peabody  (in  der  King’s 
Chapel,  Boston).  Von  Idealfiguren  seien  er- 
wähnt: „Weihnachten“,  „St.  Valentines 

Morgen“,  „Der  Liebe  Gedächtnis“,  „Pan- 
dora“ (eine  seiner  wenigen  Aktstückc)  und 
„Eva  ins  Leben  tretend“.  Dies  letztere  hält 
Ball  für  sein  bedeutendstes  Werk.  Sein 
Idealkopf  „La  Pctitc  Pcnsee“  ist  sehr  be- 
rühmt. Gerühmt  werden  auch  seine  Sta- 
tuen vom  Gouverneur  John  A.  Andrew  und 
dem  Zirkusbesitzer  P.  T.  Barnum. 

Wer  Ball  richtig  würdigen  will,  darf  seine 
historische  Stellung  nicht  vergessen.  Er  fing 
an  zu  arbeiten,  als  das  Land  gute  Kunst  nicht 
kannte  und  war  schon  beinahe  vierzig  Jahre 
alt,  als  er  nach  Italien  ging.  So  fehlt  denn 
der  Oberfläche  seiner  meisten  Figuren  die 
Grazie  einer  leichten  Technik;  auch  zeigt  sich 
hier  und  da  (z.  B.  in  der  Emanzipierungs- 
gruppe in  Washington  und  Boston)  eine  ge- 
wisse Härte  in  der  ganzen  Komposition.  Ele- 


412 


I 


Ballanti  — Ballarini 


Ballanti,  Francesco,  Italien.  Tcrrakotta- 
bildner  in  Facnza,  wo  er  um  1796  gemeinsam 
mit  seinem  Bruder  Giov.  Batt.  B.  für  die 
Majolikafabrik  von  Ferniani  als  Modelleur 
tätig  war. 

Lit.  s.  u.  Ballanti,  Giov.  Batt.  N.  Tarchiani. 

Ballanti,  Giovan  Battist  a,  gen.  Gra- 
z i a n i,  italien.  Bildhauer  u.  Modelleur,  geb. 
1762  in  Facnza,  + 1885.  Zunächst  als  Zeich- 
ner für  den  Kupferstich  ausgebildet,  widmete 
er  sich  später  ausschließlich  der  Bildhauer- 
kunst, studierte  die  Kunstdenkmäler  Vene- 
digs, Paduas,  Ferraras,  und  Roms  (1826). 
In  Facnza  hat  er  zahlreiche  Schüler  aus- 
gebildet. Für  die  Kirchen  der  Romagna  und 
der  Emilia  hat  er  eine  große  Anzahl  von 
Hciligcnstatucn  in  Gips  modelliert,  darunter 
diejenigen  in  der  Klosterkirche  des  SS.  Sa- 
cramento  zu  Fognano,  sowie  auch  den  Sar- 
kophag des  heil.  Emilianus  im  Dome  zu 
Facnza.  Ferner  arbeitete  er  Kruzifixe,  Engcl- 
figuren  etc.  für  Turincr,  Mailänder,  Floren- 
tiner und  Römische  Kirchen  und  für  ein 
Stadttor  zu  Imola  ein  Terrakottarclicf,  dar- 
stellend die  Madonna  zwischen  den  Heil. 
Cassianus  und  Petrus  Chrysologus.  Auch 
Grabdenkmäler  und  Bildnisbüsten  hat  er  aus- 
geführt. Endlich  arbeitete  er  gemeinsam  mit 
seinem  Bruder  Francesco  B.,  sowie  mit  Tren- 
tanove,  G.  B.  Sangiorgi  und  Giulio  Tomba 
als  Modelleur  für  die  Majolikafabriken  von 
Ferniani  und  Dal  Borgo  zu  Facnza;  für  die 
letztere  Fabrik  fertigte  er  in  der  durch  ihn 
wieder  zu  Ehren  gebrachten  Robbiatechnik 
einen  heil.  Franziskus,  der  die  Wundmale 
empfängt  (jetzt  in  der  Vernia). 

D.  Vaccolini  in  Giom.  Arcad.  1834 — 35, 
p.  343  ff. ; sowie  in  T i b a 1 d o s Biogr.  d.  Ital. 
Illustri  IV  315,  318.  — G.  Campori,  Art. 
Ital.  etc.  negli  Stati  Estensi  (1851)  p.  30.  — C. 
Malagola,  Mem.  stör,  sulle  maioliche  di 
Faenza  (1880)  p.  198  ff..  216  f.,  273,  528.  — 
Arte  e Storia  1882,  p.  126.  N.  Tarchiani. 

Ball&ntyne,  Miß  Edith,  engl.  Malerin  in 
Melksham,  Wilts.,  stellte  von  1866 — 84  in  der 
Roy.  Academy  und  bis  1887  in  der  Roy.  Scot- 
tish  Acad.  Genrebilder  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 102.  •* 

Ballantyne,  John  (R.  S.  A.  1845),  schott. 
Porträtmaler,  geb.  1815  zu  Kelso,  f am  12.  5. 
1897,  studierte  in  Edinburgh,  kam  1882  nach 
London,  stellte  schon  1835  in  der  Roy.  Academy 
ein  Porträt  aus  und  war  dort  fast  alljährlich 
bis  1888  vertreten.  Bekannt  ist  seine  Reihe  von 
Porträts  berühmter  Maler  in  ihren  Ateliers. 
So  stellte  er  auf  dem  Bilde  in  der  Nat.  Portr. 
Gallery  den  berühmten  Tiermaler  Sir  E. 
Landsccr  in  Baron  Marochetti’s  Studio  dar, 
wie  er  einen  der  großen  Löwen  für  den  Tra- 
falgar Square  (31.  1.  1867)  modellierte. 

Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 102/3.  — 
Bryan,  Dict.  of  painters  I.  — Nat.  Portr.  Gail. 
Cat.  1903.  — Studio  1907,  Roy.  Scottish  Aca- 
demy. — People  of  the  Period,  vol.  I. 

N.  Peacock. 


Ballard,  F.,  französ.  Kupferstecher,  der  um 
1625,  wahrscheinlich  in  Limoges,  tätig  war. 
Man  kennt  von  ihm  drei  Blätter,  darunter 
zwei  Stiche  nach  Bamboccio. 

Meyer,  Kstlcrlex.  II.  J.  Guibert. 

Ballard,  Jean,  Glasmaler,  fertigte  1249 
Glasmalereien  für  die  Kathedrale  zu  Chartres. 

B u 1 1 e a u,  Dcscription  de  la  cathdd.  de 
Chartres.  H.  V. 

Ballard,  Laurent,  französ.  Geschützgie- 
ßer. Eine  mit  seinem  Namen  und  1676  bez. 
kleine,  mit  trefflichen  Gravierungen  verzierte 
Kanone  befindet  sich  im  Musee  d’artillerie  in 
Paris. 

Champeaux,  Dict.  d.  fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Ballard,  Thomas,  Maler  in  London, 
stellte  1865 — 77  Genrebilder  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts  I 103.  •* 

Ballarini,  Anna  de,  vermählte  de  Hebra, 
Malerin,  geb.  in  Trient  am  11.  11.  1820,  + in 
der  Pflegeanstalt  in  Pcrgine  am  6.  2.  1906, 
malte  kleine  Landschaften,  meistens  Aquarell, 
versuchte  sich  aber  auch  mit  Glück  in  der 
Figurenmalerei.  Ein  vortreffliches  Selbst- 
porträt von  ihr  besitzen  die  beiden  Nichten 
der  Künstlerin,  Frls.  de  Ballarini  in  Trient. 

L.  O. 

Ballarini  (Ballerini),  Carlo,  Maler  aus 
Ferrara,  nach  Zani  (Enc.  met.  III  42)  um 
1640,  malte  hier  verschiedene  Deckcnbildcr  in 
der  Kirche  S.  Francesco. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Not.  rel.  a Ferrara,  p.  28,  29. 
— Ces.  Barotti,  Pitt,  e Scult.  a Ferrara, 
1770  p.  130.  H.  V. 

Ballarini,  Domenico  de,  Onkel  der 
Anna  de  B.,  Aquarellist,  + 1891  fast  90jährig 
in  Rovereto.  Seine  kleinen  Landschaften  sind 
sehr  graziös  und  zeichnen  sich  durch  Farben- 
harmonie und  poetisches  Gefühl  aus.  L.  O. 

Ballarini,  E r n c s t o,  geschätzter  ital.  Holz- 
schneider der  Gegenwart,  geb.  im  September 
1S45  zu  Bologna,  Schüler  der  dortigen  Aka- 
demie und  von  Ratti,  seit  1SS0  Professor  an 
der  Holzschneidcschulc  im  Ospizio  di  S.  Mi- 
chele in  Rom.  Er  hat  für  verschiedene  illu- 
strierte Werke  mitgearbeitet  und  begründete 
1883  gemeinsam  mit  Bccchetti  und  Bianchi 
die  Italia  artistica  illustrata. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  Art.  Ital.  Viventi 
1S89.  — Chron.  f.  verviclf.  Kunst  II  37,  III  14. 
Wien  1889  u.  90.  H.  V. 

Ballarini  (oder  Ballerini),  Giambat- 
t i s t a,  italien.  Architekt  in  Bologna,  wo  er 
15S3  gleichzeitig  mit  Pietro  Fiorini  zum 
Stadtbaumeister  ernannt  wurde.  An  der 
Porta  delle  Lamme  (bei  S.  Filippo  e Gia- 
como)  errichtete  er  1589  eine  Portikus,  und 
1006  erhielt  die  Kirche  S.  Benedetto  nach 
seinem  Plane  ihre  jetzige  Gestalt.  Im  Hause 
B.s  befand  sich  die  Akademie  der  Carracci. 

B i a n c o n i,  Guida  di  Bologna  (1826)  p.  15, 
65.  — Gualandi,  Memorie  (1843 — 45)  IV 
161,  VI  9 f.,  28.  R. 


414 


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Ballecto  — Ballester 


Virgen  de  los  Rcmedios  der  Kirche  S.  Gil 
in  Z.  aus. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  44.  M.  v.  B. 

Ballecto,  Francesco  del,  s.  Francesco 
d’Antonio. 

Balleis,  Macarius,  Kupferstecher,  geh. 
am  1.  1.  1761  zu  Aindling  in  Bayern.  Er  kam 
lljähr.  in  die  Karlsschulc  nach  Stuttgart, 
wurde  dort  Schüler  von  Joh.  Gotth.  Müller 
und  erhielt  1789  die  Ernennung  zum  Hof- 
kupferstecher. f am  4.  2.  1790.  Er  stach 
vorzugsweise  architektonische  Entwürfe  und 
Landschaften. 

Meyer,  Kstlerlex.  (hier  11  Ntim.  s.  Arbei- 
ten). — Wagner,  Gesch.  d.  H.  Karlsschule  I 
361,  474. 

Ballenbcrger,  Friedrich,  Maler,  gcb.  am 
6.  4.  1S65  zu  München,  Schüler  der  dortigen 
Akademie.  Längere  Jahre  in  München  an- 
sässig, betätigte  er  sich  zumeist  im  Porträt- 
fach. Auch  versuchte  er  sich  in  landschaft- 
lichen Studien,  die  er  auf  seinen  Reisen  in 
Italien  gesammelt  hat. 

Das  geistige  Deutschland,  Leipzig  1898,  S.  25. 
— Singer,  Kstlerlex.  Nachtr.  1906. 

Ballenberger,  Karl,  Maler,  Radierer  und 
Lithograph,  gcb.  am  24.  7.  1801  zu  Ansbach, 
t am  21.  9.  1860  zu  Frankfurt  a.  M.  Er  war 
anfänglich  Tassenmaler  in  der  Porzellan- 
fabrik zu  Bruckberg,  dann  Steinmetz,  als 
welcher  er  durch  ein  heimlich  verfertigtes 
Basrelief  die  Aufmerksamkeit  des  Ansbachcr 
Architekten  Keim  (Vater)  auf  sich  lenkte, 
bei  dem  er  die  gotische  Kunst  gründlich 
studierte.  1831  kam  er  nach  München,  wo  er 
von  dem  begeisterten  Gotikcr  Fr.  HofYstadt 
Zeichenunterricht  erhielt  und  die  Akademie 
besuchte.  In  Frankfurt,  wo  er  1833  seinen 
Aufenthalt  nahm,  schloß  er  sich  an  Phil. 
Veit  an  und  studierte  im  Sinne  der  roman- 
tischen Richtung  jener  Zeit  mit  großer  Hin- 
gebung die  „altdeutsche“  Kunst.  Seine  Bil- 
der, klein  im  Format,  meist  hart  in  Zeich- 
nung und  Färbung,  aber  sorgfältig  durchge- 
führt, fanden  damals  lebhafte  Anerkennung. 
(Kleine  Heiligenbilder  in  öl,  aquarellierte 
Zeichnungen:  Götz  von  Bcrlichingen,  Sieg- 
fried mit  dem  Drachen.)  Zu  seinen  tüchtig- 
sten Leistungen  gehören  die  für  den  Kaiser- 
saal des  Römers  zu  Frankfurt  von  ihm  aus- 
geführten  Bildnisse  von  Konrad  I.,  Ludwig 
dem  Bayer,  Ruprecht  von  der  Pfalz  und 
Günther  von  Schwarzburg.  Zu  den  von  J. 
von  Hcfner  herausgcgcbcncn  „Trachten  des 
christlichen  Mittelalters“  (Mannheim  1840) 
lieferte  er  verschiedene  Beiträge.  Seine  zahl- 
reichen Studien  hierzu  befinden  sich  in  der 
Trachtensammlung  des  Städelschcn  Instituts 
zu  Frankfurt,  daselbst  auch  zwei  Ölgemälde 
und  zahlreiche  Handzeichnungen,  meist  Auf- 
nahmen mittelalterlicher  Gebäude,  nur  wenige 
ausgeführte  Studien  zu  Gemälden.  Die  durch 
seine  ersten  Lehrer  ihm  eingepflanzte  Vor- 


liebe für  die  Gotik  äußert  sich  auch  in  der 
Anbringung  gotisierender  Ornamente  und 
Umrahmungen  auf  und  um  seinen  Bildern. 
Er  lithographierte  ein  Blatt  „Das  Fahrtor  in 
Frankfurt“  und  radierte  ein  Künstlerwappen. 
B.  beschäftigte  sich  auch  mit  der  Herstellung 
von  Modellen  für  Monstranzen,  Kelche, 
Abendmahlkanncn,  Grabsteine  und  schnitzte 
Wappen  und  Figuren  in  Holz.  Im  Jahre 
1S43  zog  er  in  der  Gefolgschaft  Ph.  Veits  in 
das  Deutschordenshaus  in  Sachsenhausen. 

Gwinner  in  Mitteilgn.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u. 
Altert.-Kde.  in  Frankf.  IV  98  ff.  (ausführlich: 
wieder  abgedruckt  in  Rittwegers  Frankf.  Haus- 
blätter N.  F.  1.  Jahrg.  S.  234.  235).  — J.  B. 
Bauer,  Biographie  (Manuskript  in  der  Samm- 
lung der  Frankf.  Künstlcrgescllsch.).  — Meyer, 
Kstlerlex.  II.  — F.  v.  Bötticher,  Malcrwerke 
d.  19.  Jahrh.  — Raczynski,  Gesch.  d.  mod. 
Kst.  III  379,  380.  — Weizsäcker,  Frankf. 
Kunstlcbcn  S.  37.  — Eggers.  Dtsch.  Kunstbl. 
1S54  S.  199.  — Kunstchronik  X 397.  Schrey. 

Ballerwi,  Giovanni,  italien.  Architekt, 
erbaute  1606  die  einschiffige  Kirche  S.  Benc- 
detto  zu  Bologna;  die  Fassade  zeigt  Einflüsse 
Pellcgrino  Tibnldis. 

C.  G u r 1 i 1 1,  Gesch.  d.  Barockstiles  in  Italien 
1S87  p.  141.  H.  V. 

Balierini,  s.  auch  Ballarini. 

Ballerino  da  Vicenza,  s.  Bittonte,  Giov. 

Ballero  (Balleri),  Giovanni,  reproduzie- 
render ital.  Kupferstecher  des  19.  Jahrh.,  gcb. 
in  Genua,  Schüler  von  G.  Ixmghi. 

A 1 i z c r i,  Not.  d.  Prof.  d.  dis.  in  Liguria 
1866.  III  366,  479.  — Meyer,  Kstlerlex.  II. 

H.  V. 

Balleroy,  Albert,  comte  d e,  Tier-,  Genrc- 
und  Porträtmaler  und  Radierer  in  Paris,  gcb. 
in  Ige  (Ome)  am  15.  S.  1828,  f 1873.  Schüler 
von  Schmitz,  stellte  in  den  Salons  1853 — 1S70 
fast  alljährlich  aus.  Einen  besonders  belieb- 
ten Vorwurf  für  ihn  bildeten  Jagdszenen 
(Hirsch-,  Eberhetzen  etc.).  Zu  seinen  besten 
Arbeiten  gehören  die  Meuten  von  Jagdhunden 
in  Lebensgröße  („La  Meute  sous  bois“,  Salon 
1861,  Landschaft  von  L.  Belly,  etc.),  die  er 
auch  in  der  Radierung  festgehalten  hat 
(Hunde,  sich  um  einen  Hasen  streitend.  1S62, 
Societc  des  Aqua-fortistes.  qu.  fol .). 

Bcllier-Auvray,  Dict.  g6n.  u.  Suppl.  — 
Singer,  Kstlerlex.  Nachtr.  1906.  — Heller- 
Andrcscn,  Handbuch  f.  Kupfcrstichsammler. 
1870.  H.  V. 

Balleroy,  Charles  de,  Maler  in  Paris, 
geb.  in  Limoges  (Haute-Vienne),  Schüler 
seines  Vaters  Albert  d.  B.  und  von  Geröme, 
stellte  in  den  Salons  1878  und  1880  aus. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  gen.,  Suppl.  H.  V. 

Ballester,  M°,  Bildhauer,  geb.  Lluchmayor 
auf  den  Balearen,  + in  Palma  1.  12.  1681. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  46.  M.  v.  B. 

Ballester,  Gabriel,  katalan.  Maler  um 
1478. 

Sanperc  y Miquel,  Cuatroc.  Catal.  I 8. 

M.  v.  B. 

Ballester,  J o a q u i n,  Maler  und  Kupfer- 
stecher aus  Valencia,  gcb.  um  1741,  wurde 


416 


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Ballin 


Ballin,  Auguste,  französ.  Radierer  und 
Maler,  geb.  in  Boulognc-sur-Mcr  am  17.  3. 
1842,  Schüler  von  J.  Noel,  stellte  im  Pariser 
Salon  1868 — 1880,  nach  seiner  Übersiedlung 
nach  England  in  der  Roy.  Academy  von  1872 
bis  97  Gemälde  und  Radierungen  aus.  In 
seiner  Frühzeit  malte  er  Marincbilder,  z.  B. 
Hafen  von  Le  Havre,  Hafen  von  Boulognc- 
sur-Mcr.  Später  wandte  er  sich  vorwiegend 
der  Radierung  zu.  Er  gab  bei  Cadart  in  Pa- 
ris ein  Heft  von  25  Radierungen  heraus  unter 
dem  Titel : Paysages  et  Marines  ä l’eau  forte. 
Seine  Arbeiten  sind  sehr  ungleich,  oft  trocken 
und  zerfahren,  am  geringsten  die  Seegefechte 
und  bewegte  See,  dagegen  zumeist  besser  die 
Architckturblätter. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g6n.  Suppl.  — 
B c r a 1 d i,  Graveurs  du  19«  siccle  I.  — Gra- 
ves, The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 103.  — Eine 
ziemlich  vollständige  Samml.  seiner  Radierun- 
gen in  der  Bremer  Kunsthalle,  Samml.  H.  H. 
Meier.  •* 

Ballin,  Claude  I,  Bildhauer  und  Gold- 
schmied in  Paris,  geb.  um  1615,  f am  22.  1. 
1678.  Schüler  seines  Vaters  Pierre  B.,  trieb 
er  bereits  1634  für  Kardinal  Richelieu  vier 
große  silberne  Schalen  mit  Darstellungen  der 
vier  Weltalter.  Seine  späteren  Hauptwerke 
sind:  Silberne  Reliefs  mit  Darstellungen  der 
Träume  Pharaos,  der  erste  Degen  und  der 
erste  Brustharnisch  Ludwigs  XIV.  (reich 
ziseliert),  zahlreiche  für  denselben  König  ge- 
arbeitete kostbare  Gefäße  und  Geräte,  Arm- 
leuchter, silberne  Tische  etc.  (1689 — 90  zur 
Bestreitung  von  Kriegskosten  eingeschmol- 
zen),  6 silberne  Kandelaber,  ein  Kruzifix,  ein 
Ostcnsorium  und  ein  Lampadarium  für  die 
Pariser  Notre-Dame-Kirchc  (während  des 
siebenjährigen  Krieges  eingeschmolzen),  ein 
in  Silber  gearbeitetes  Haupt  des  hl.  Remigius 
für  die  Kathedrale  zu  Reims  (von  Ludwig 
XIV.  zur  Krönungsfeier  gestiftet).  Erhalten 
sind  nqr  Nicolas  De  Launa^’s  Zeichnungen 
nach  den  für  Ludwig  XIV.  geschaffenen  Sil- 
berarbeiten B.s,  sowie  eine  Anzahl  bronzener 
Vasen  in  den  Gärten  von  Versailles  (Parterre 
du  midi  und  Parterre  du  Nord).  — 1676 
wurde  B.  als  Nachfolger  Jean  Warins  zum 
Direktor  der  Pariser  Münze  („garde  de  la 
monnaye  du  moulin  aux  galleries  du  Louvre“) 
ernannt.  Die  Stadt  Paris  hat  diesem  größten 
Goldschmiede  Ludwigs  XIV.  an  einer  der 
Fassaden  des  Hotel  de  Ville  durch  den  Bild- 
hauer Alfred  Roß  1882  eine  Statue  errichten 
lassen. 

P.  M a n t z in  Gaz.  des  B.-Arts  1861,  X 138  ff., 
149  f.,  15)  {.,  XI  115.  — Meyer,  Kstlerlcx.  — 
L a m i,  Dict.  d.  Sculpt.  sous  Louis  XIV.  — For- 
rer,  Biogr.  Dictionary  of  Mcdallists  (1904).  — 
E u g.  P i o t,  Etat  Civil  (1873)  p.  8.  — Nouv. 
Archives  de  l'art  frangais  1872,  p.  265;  1876, 
p.  307 ; 18S5,  p.  39.  — Richcsscs  d’Art,  Paris, 
Monum.  civils  III  18.  S.  Lami. 

Ballin,  Claude  II,  Pariser  Goldschmied, 
Sohn  des  Malers  Michel  B.,  geb.  1661,  f am 


18.  3.  1754.  Er  kam  an  Talent  und  Ruf  dem 
älteren  Claude  B.,  seinem  Oheim,  nicht  gleich, 
gehörte  aber  zu  den  angesehensten  Goldar- 
beitern seiner  Zeit.  Unter  seinen  zahlreichen 
für  kirchliche  Zwecke  bestimmten  Arbeiten 
wird  besonders  eine  große,  reich  mit  Figuren 
geschmückte  Monstranz  von  vergoldetem  Sil- 
ber gerühmt,  die  er  1708  für  die  Kathedrale 
Notre  Dame  in  Paris  ausführte;  die  Zeich- 
nung lieferte  de  Cotte,  das  plastische  Modell 
der  Bildhauer  Bcrtrand.  1722  fertigte  er  die 
Krone  Ludwigs  XV.  Für  den  Prinzen  Eugen 
und  verschiedene  europäische  Höfe,  für  den 
König  von  Spanien  und  den  König  von  Däne- 
mark war  er  vielfach  beschäftigt.  Für  den 
Marschall  Daun  lieferte  er  1726  ein  berühm- 
tes Silbergeschirr.  In  seinen  Arbeiten,  von 
denen  ein  beträchtlicher  Teil  zugrunde  ge- 
gangen, tritt  das  reine  Ornament  gegen  den 
figürlichen  Schmuck  mehr  und  mehr  zurück, 
und  in  der  Überladung  mit  dekorativen  De- 
tails zeigen  sich  schon  die  Ausartungen  des 
Rokokogeschmacks.  Zwei  weißsilbeme  Tafel- 
aufsätze von  ihm  bewahrt  die  kaiscrl.  Silber- 
kammer in  Petersburg,  einen  vergoldeten 
Aufsatz  von  1726  Graf  Schercmetreff  da- 
selbst. — Sein  Sohn  Jacques  war  gleich- 
falls Goldschmied,  geh.  gegen  Ende  des  17. 
Jahrh.,  f 1764  zu  Paris. 

J a 1,  Dict.  crit.  1872  p.  102/03.  — Gazette  d. 
b.-arts  XI  111  ff.  — D u s s i e u x,  Artist,  franc. 
ä l’itrang.  1876  p.  105,  149,  374.  — Rosen- 
berg,  Goldschm.  Merkzeichen  1890  No.  1977. 

— Kunstgewerbeblatt  III  (1887)  p.  62.  H.  V. 

Ballin,  Henry  Edward,  Graveur,  Kup- 
ferstecher und  Kupferdrucker  in  Hamburg: 
geb.  ca.  1783  in  London,  f am  11.  1.  1853  in 
Hamburg.  £.  Benesi. 

Ballin,  Hugo,  amerikan.  Maler  und  Illu- 
strator, geb.  am  7.  3.  1879  in  New  York  City. 
Mit  achtzehn  Jahren  besuchte  er  die  Art 
Students  League  in  New  York  und  machte 
dann  eine  dreijährige  Studienreise  nach 
Europa.  Er  ist  einer  der  vielversprechend- 
sten jungen  amerikanischen  Künstler  und  ge- 
hört als  Associate  bereits  der  National  Aca- 
demy of  Design  an.  In  seinen  großaufgefaß- 
ten,  farbigen  Figurenstücken  zeigt  er  Ein- 
flüsse sowohl  von  italicn.  Renaissancemalerci 
als  auch  von  Meistern  wie  Böcklin  und 
Stuck.  Von  seinen  bedeutendsten  Bildern 
sind  zu  nennen:  Susanna  im  Bad,  Die  Lauten- 
schlägerin, Drei  Frauen  in  Renaissancetracht 
einen  Amor  umringend  (Shaw-Preis  1905) 
und  Mutter  und  Kind  (Clarke-Preis  1906). 
Neuerdings  widmet  er  sich  auch  der  deko- 
rativen Wandmalerei. 

Homer  St.  Gaudens,  Critic  Mag.  1905. 

— Kunst  u.  Kunstbandwcrk  (Wien)  1906  p.  684, 

685.  Edmund  von  Mach. 

Ballin,  Jacques,  s.  Ballin,  Claude  II. 

Ballin,  Joel  (im  Auslande  häufig  John 
genannt),  dän.  Kupferstecher,  geb.  am  22.  3. 
1822  in  Vejlc  (Jütland),  t am  21.  3.  1885 


418 


Ballini  — Ballu 


in  den  ÖOer  Jahren  für  25  000  Dollars  verkauft. 
Er  führte  dann  48  Illustrationen  zum  alten 
und  neuen  Testament  aus,  sowie  Kolossalbil- 
dcr  zu  Bunyans  Pilgrims  Progreß  (1867), 
„Grant  in  the  Trenches  before  Vicksburg“  und 
eine  Reihe  Porträts  von  den  großen  Männern 
der  Republik  (wie  z.  B.  Admiral  Ferragut,  in 
der  Scekadcttenakad.  in  Annapolis,  die  Gene- 
räle Thomas  und  Reynolds  in  Union  Lcague 
in  Philadelphia).  Aus  Norwegens  alter  Ge- 
schichte malte  er  die  Schlacht  in  Hafrsfjord. 
Im  Mai  1874  ließ  er  sich  in  Horten  in  Nor- 
wegen nieder,  wo  er  34  Porträts  von  norweg. 
Marineoffizieren  für  die  Porträtgalerie  der 
Marinewerft  malte.  Im  Herbst  1879  zog  er 
wieder  nach  New  York,  wo  er  Porträts  malte 
(General  Roome  im  Tempel  der  großen  Loge 
in  New  York)  und  mehrere  größere  Dekora- 
tionsarbeiten ausführte.  18S1 — 90  weilte  er 
in  Mexiko  und  führte  auch  dort  große 
Dekorationsarbeiten  aus  (die  Metropolitan- 
bank, die  Kirche  St.  Maria,  die  Blindenanstalt, 
Zentralbahnhof  in  Vera  Cruz  u.  a.),  ferner 
auch  Porträts  (General  Grant,  amerikan.  Ho- 
spital, daselbst).  Seit  1890  wohnte  er  in  Kri- 
stiania als  mexikanischer  Konsul,  abgesehen 
von  einem  Aufenthalt  in  New  York  1895—96. 

Mitteilungen  der  Gattin  des  Künstlers.  — 
Selbstbiographie,  „Erinnerungen  aus  einem  lan- 
gen Leben“,  Kristiania  1905.  — Norsk  Folkeblad 
1870,  S.  124.  - Folkebladet  1893  (s.  225),  1899 
(s.  317),  1901  (s.  151,  s.  159).  — Meyer,  Kst- 
lerlex.  C.  IV.  Schnitter. 

Ballini,  Camillo,  Maler  in  Venedig, 
Schüler  des  Jacopo  Palma  Giovanc,  zweite 
Hälfte  des  16.  Jahrh.  Mehrere  seiner  manie- 
ristischcn  Dekorationsmalereien  sind  im  Do- 
genpalast zu  Venedig:  in  der  Sala  dello 
Scrutinio  Der  Scesicg  des  Marco  Gradenigo 
und  Jacopo  Dandolo  im  Hafen  von  Trapani, 
in  der  Galerie,  die  zu  diesem  Saale  führt, 
drei  Dcckenbilder : Flora,  Pallas  und  Venezia, 
vom  Ruhme  gekrönt.  Carlo  d’Arco  nennt  B. 
unter  einer  Reihe  von  Malern,  die  in  Sabbio- 
neta  arbeiteten;  in  der  Tat  wird  ihm  im 
Testamente  des  Vespasiano  Gonzaga  ein  An- 
denken vermacht. 

Vasari-Milanesi,  V 116,  Anm.  5.  — 
Z a n i,  Encicl.  — Moschin  i,  Venezia,  p.  460, 
472,  474,  475.  — Zanctti,  Venezia,  p.  362.  — 
Rossctti,  Padova.  354.  — L a n z i,  Pitt.  It. 
III  171.  — Carlo  d’Arco,  Arti  etc.  in  Man- 
tova. II  206.  — Gaz.  d.  b.-arts  1898,  I 213.  •* 

Ballini,  G i u 1 i o,  Italien.  Kupferstecher  und 
Verleger,  tätig  in  Venedig  in  der  2.  Hälfte 
des  16.  Jahrh.,  soll  die  1569  in  Venedig  von 
ihm  hcrausgegebenen  „Discgni  delle  piü  illu- 
stri  cittä  e fortezze  del  mondo“  gestochen 
haben.  Die  Tafeln  dieses  Werkes  sind  aber 
jedenfalls  von  verschiedenen  Stechern,  z.  T. 
von  Domenico  Zcnoi,  gearbeitet  worden. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  P.  K. 

Balliu  (Ballyus),  C o r n e 1 i s,  Maler,  trat 
kurz  nach  der  Reorganisation  der  Genter 
Malergildc  1575  in  dieselbe  ein.  1599 — 1600 


beteiligte  er  sich  an  den  wichtigen  Arbeiten, 
die  zu  dieser  Zeit  für  den  Empfang  des  Erz- 
herzogs Albrccht  von  Österreich  und  seiner 
Gemahlin  Isabella  von  Spanien  in  Gent  aus- 
geführt wurden. 

E.  de  B u s s c h e r,  Peintrcs  gantois  II.  — 
Reg.  de  la  Corporation  de  Gand. 

V.  v.  d.  Haeghcn. 

Balliu,  s.  auch  Bailliu. 

B&llö,  Ede  (Eduard),  ung.  Maler,  gcb. 
1860  in  Liptö-Szcnt-Miklös,  absolvierte  die 
ung.  Landes-Zeichenschule  in  Budapest  unter 
J.  Greguss  u.  B.  Szekely  und  verbrachte  lange 
Jahre  auf  Studienreisen.  Erst  in  München 
bei  Seitz  u.  Benczür,  in  den  90er  Jahren  in 
Paris  bei  Bouguereau  u.  J.  P.  Laurens,  dann 
in  Belgien,  Madrid  und  Rom.  1895  wurde  er 
zum  Professor  an  der  ung.  Landes-Zeichen- 
schule ernannt  und  wirkt  noch  jetzt  daselbst. 
Seine  ersten  Bilder  sind  Genrcdarstcllungen, 
doch  widmete  er  sich  bald  ausschließlich  der 
Bildnismalerci,  malte  u.  a.  Hohenlohe,  Statt- 
halter von  Elsaß- Lothringen  (1893),  Kardinal 
Schlauch,  den  Tondichter  Franz  Erkel,  die 
Politiker  Grafen  Albert  Apponyi  u.  Dcsidcr 
Szilägyi,  den  Chemiker  Vincenz  v.  Wartha 
u.  a.  Wurde  1S92  in  Madrid  mit  2 Medaillen, 
auf  der  Jubil.-Kunstausstellung  in  Rom  1893 
mit  der  gold.  Medaille  der  Stadt  Rom,  in  Bu- 
dapest 1897  mit  der  kleinen  gold.  Medaille 
ausgezeichnet.  Sein  malerischer  Stil  lehnt 
sich  an  den  der  jüngeren  Piloty Schüler  an. 

Ezred^vcs  Orsz.  Kiällitäs.  A Kepzöm.  eso- 
port  köpes  tdrgymutatöja.  Budapest  1896,  66. 
— Pallas-Lex.  K.  Lyka. 

Ballof,  s.  Baiduff. 

Ballon,  Spitzname  von  Jean  Petit  und  von 
Pieter  Verbruggen  in  der  Malerzunft  zu  Rom. 

Houbrakcn  II  356. 

Ballors,  Henri,  Bildhauer  und  Maler, 
1536  in  Fontainebleau  beschäftigt,  wo  er  ver- 
schiedene Stückarbeiten  in  der  großen  Ga- 
lerie des  Schlosses  herstellte. 

Lami,  Dict.  des  sculpt.  1898.  R. 

Ballot,  Georges  Henri,  französ.  Ma- 
ler, geb.  am  14.  0.  1866  in  Paris,  Schüler  der 
dortigen  Ecolc  des  B.-Arts,  beschickte  seit 
1885  den  Salon  der  Soc.  des  Artistes  Fran- 
qais  und  seit  1896  denjenigen  der  Soc.  Nat. 
des  B.-Arts.  1905  und  1906  bereiste  er  Al- 
gier und  Tunis  und  stellte  hierauf  im  Salon 
der  Soc.  des  Peintrcs  Orientalistes  aus,  wo 
sein  Gemälde  „Mosquee  ä Bou-Saada“  vom 
Staate  angekauft  wurde.  B.  gehört  zu  den 
modernen  „Intimistcn“,  malt  aber  außer  In- 
terieurs auch  Bildnisse.  Im  Salon  1907  sah 
man  von  ihm:  La  vieille  et  les  deux  servantes 
u.  Tisscrands  tunisiens  a Raz-el-Djebel. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1885.  G.  Geffroy. 

Ballu,  Albert,  Architekt  in  Paris,  geb. 
daselbst  1849,  Schüler  von  Magne,  F.  Barrias 
und  seinem  Vater  Theodore  B.,  erhielt  zahl- 
reiche Auszeichnungen  und  Medaillen.  Unter 
seinen  Bauten  seien  erwähnt:  Die  Gerichts- 


420 


Balmer  — Baimette 


Glasmalereien  vertreten.  1908  erhielt  der 
Künstler  gemeinsam  mit  Alb.  Welti  den  Auf- 
trag, ein  Frcskogemäldc  für  den  Ständerats- 
saal in  Bern  zu  malen. 

J.  Zemp  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — 
P.  Ganz,  Schweizer.  Exlibriskünstler : Aloys 
Balmer.  Schweizer.  Blätter  für  Exlibrissammler 
II  108 — 110.  — Kunst  u.  Handwerk.  54.  Jahrg. 
1903/04  p.  241 — 49  (ausführl.  Aufsatz  von  M.  O. 
Baron  Lasser,  mit  zahlr.  Abbldgn.).  H.  V. 

Balmer,  George,  engl.  Aquarellmaler,  geb. 
in  North  Shields  um  1806,  + am  10.  4.  1846  zu 
Ravensworth.  Er  fand  zuerst  mit  einer  An- 
zahl aquarellierter  Landschaften,  die  er  1831 
zu  Newcastle  ausstcllte,  lebhaften  Beifall. 
Auf  einer  Reise  durch  Deutschland,  die  Nie- 
derlande, die  Schweiz  und  Frankreich  malte 
er  die  Ansichten  von  Bingen,  St.  Goar,  Rot- 
terdam, Haarlem  usw.  Späterhin  wandte  er 
sich  hauptsächlich  der  Sccmalerei  zu.  Sein 
Hauptbild  ist  die  Schlacht  bei  Trafalgar  in 
Trinityhouse  zu  Newcastle.  1836  begann  er 
im  Verlag  von  Finden  eine  große,  aber  un- 
vollendet gebliebene  Publikation:  The  Ports 
and  Harbours  of  Great  Britain.  — Ein  klei- 
nes Seestück  in  Aquarell,  bezeichnet:  Balmer, 
im  British  Mus. 

The  Art  Union  1846  p.  2S0/1  (Nekrolog).  — 
Redgrave,  Dictionary.  — B i n y o n,  Catal. 
of  drawings  in  the  British  Mus.  I.  •* 

Balmer,  Joseph  A.,  Schweizer  Historicn- 
u.  Hciligcnmaler,  geb.  am  27.  11.  1828  zu  Abt- 
wyl  im  aargauischen  Freiamt,  lebt  in  Luzern. 
Den  ersten  Unterricht  empfing  er  durch  Ant. 
Bütlcr  in  Luzern  (f  1874),  kam  1852  auf  die 
Düsseldorfer  Akad.  und  trat  bald  in  das  Ate- 
lier des  Heiligenmalers  Professor  Mücke.  Ein 
Bild  von  lokalem  Interesse,  das  er  in  seiner 
Heimat  malte:  Wie  die  Bürger  von  Zofingcn 
nach  der  Schlacht  bei  Sempach  die  Leiche 
ihres  Schultheißen  Niklaus  Thut  finden,  der 
gegen  die  Eidgenossen  kämpfend  in  das  Ban- 
ner der  Stadt  mit  den  Zähnen  sich  cingcbissen 
hatte,  verschaffte  ihm  ein  kleines  Stipendium. 
Nach  einer  Studienzeit  in  Karlsruhe  unter 
Des  Coudres  u.  später  unter  Canon,  erhielt  er 
zahlreiche  Bestellungen  für  katholische  Kir- 
chen im  Badischen  und  in  der  Schweiz.  Für 
die  Kirchen  in  Küsnacht  hat  er  Decken-  und 
Wandbilder  ausgeführt,  sowie  Altarbilder  für 
die  Kirchen  zu  Mühlau  (Kanton  Aargau)  und 
Oos  (Großhcrzogt.  Baden).  1865  nahm  er 
seinen  dauernden  Aufenthalt  in  Luzern  und 
ist  dort  für  die  Kirchen  in  Baldegg,  Oberrüti, 
Dietwyl  (Aargau),  St.  Oswald  in  Zug,  St 
Imien  (Bern)  u.  a.  mit  Bestellungen  für  Al- 
tarbilder und  Wandgemälde  beschäftigt  ge- 
wesen. Auf  der  Schweizer  Ausstellung  von 
1871  hatte  er  einen  Zyklus  von  Aquarellskiz- 
zen für  neue  Fresken  in  der  Tcllskapclle  auf 
der  Tcllcnplattc  bei  Fluclcn,  die  lebhaft  ge- 
malt, ausdrucksvoll  komponiert  und  sehr  an- 
sprechend waren.  Dies  Werk  ist  aber  nicht 
zur  Ausführung  gelangt.  — Unter  den  Ar- 


beiten der  letzten  Jahre  9ind  die  Wandmale- 
reien in  Tempera  in  der  neuen  Kirche  zu  Nott- 
will, sodann  ein  Hochaltarbild  für  Appenzell 
(der  hl.  Mauritius)  und  eine  Kreuzabnahme 
für  die  Kirche  in  Meierskappel  (Kant.  Lu- 
zern) wohl  die  bedeutendsten.  — Auch  für 
Glasgcmäldc  (z.  B.  für  die  Kirche  von  Schaff- 
hausen) hat  er  die  Kartons  entworfen.  In 
seinen  mittleren  Jahren  entfaltete  er  als  Illu- 
strator eine  erfolgreiche  Tätigkeit,  und  man 
findet  seine  Arbeiten  in  „Über  Land  und 
Meer",  „Die  Schweiz“,  „Die  Monatrosen“ 
(Bern),  „Christliche  Abendruhe“  (Solothurn), 
in  J.  Näfs  „Hausiererfranz“  und  in  X.  Her- 
zogs „Der  Götti“.  Als  Radierer  versuchte  er 
sich  in  2 Blättern  für  Krüsis  „Album  von 
Schwcizcrkünstlcm“. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Franz  Heine- 
mann bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  •* 

Balmer,  Wilhelm,  Maler  und  Radierer, 
geb.  in  Basel  am  18.  6.  1865,  Schüler  der 
Münchener  Akademie,  namentlich  unter  Prof. 
G.  Hackl  u.  Prof.  Ludw.  Löfftz,  weiter  aus- 
gebildet auf  Reisen  nach  Paris,  England,  Hol- 
land und  Italien.  1892  stellte  er  im  Pariser 
Salon  zwei  Bilder:  „In  den  römischen  Ther- 
men“ und  „Aktstudie“  aus.  1892 — 97  lebte 
er  in  Basel,  dann  in  München,  seit  1902  in 
Florenz  ansässig. 

Sein  Hauptgcbict  ist  das  Porträtfach  (na- 
mentlich Kinderbildnissc).  Von  seinen  zahl- 
reichen Bildnissen  seien  erwähnt  die  des  Re- 
gicrungsrates  Dr.  Karl  Burckhardt-Burck- 
hardt  und  des  Musiklehrers  R.  Löw.  Das 
Basler  Museum  besitzt  ein  lebensgroßes 
Damenporträt  von  ihm,  das  Museum  Rath 
in  Genf  ein  Bildnis  seiner  Gattin  mit  den 
beiden  jüngeren  Knaben  des  Künstlers  (1900) 
sowie  den  „Erstgeborenen“  (Mutter  mit 
Kind  im  Arm,  1896),  der  Basler  Kunstver- 
cin  sein  Selbstporträt  und  nacktes  Mäd- 
chen am  Meer.  Arbeiten  von  ihm  waren 
in  Basel,  Bern,  München  (Sezession  1899), 
Berlin  (1896),  Düsseldorf  (1904),  Paris 
(Expos,  dcccn.  1900)  usw.  ausgestellt.  In 
letzter  Zeit  hat  B.  auch  die  dekorative  Ma- 
lerei gepflegt.  So  hat  er  in  Basel  ein  Zim- 
mer mit  einem  Fries  von  Kinderköpfen  aus- 
gemalt und  den  neuen  Basler  Rathausturm 
mit  einem  über  6 m hohen  Bannerträger  ge- 
schmückt; auch  hat  er  die  Fassadenmalercicn 
des  alten  Rathauses  1900 — 01  neu  hergestellt, 
sowie  im  Inneren  und  im  Hof  Malereien  aus- 
geführt. Seine  Radierungen  behandeln  teils 
Landschaften  (für  das  „Basler  Jahrbuch“), 
teils  Bildnisse. 

II.  Trog  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — 
Kst.  f.  Alle  V 1890:  Die  Kunst  I 1900  (Kst. 
f.  Alle  XV);  X (1904)  p.  529:  XI  (1905)  p. 
210,  438;  XIII  (1906)  p.  71.  — The  Studio,  vol. 
27  p.  307  (mit  Abb.).  H.  V. 

Baimette,  Jules  Jean,  französ.  Porträt- 
und  Genremalcr,  geb.  in  Cognac  (Charente), 


422 


Ihm 


Balsimelli  — Baltard 


(1833).  Ein  bezcichnetes  und  1850  datiertes 
Bild  aus  seiner  Pariser  Zeit  befindet  sich  in 
der  Hamburger  Kunsthallc;  ein  kleines  Still- 
leben (1845)  aus  der  Sammlung  des  Ham- 
burger Malers  Eiffe  gelangte  1903  mit  zur 
Versteigerung. 

F.  v.  Bötticher,  Malerw.  d.  19.  Jahrh.  — 

Weilbach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 
— B r i c k a,  Dansk  biograf.  Lex.  I.  — Katal.  d. 
Hamburger  Kunsthallc  1887.  — Verkaufskat.  d. 
Sammlg.  Eiffe,  Köln  1903.  A.  R. 

Balsimelli,  Francesco  di  Giulio,  nea- 
pol.  Bildhauer,  verpflichtete  sich  1603,  ein 
Grabmal  für  Monsignor  Resca  zu  machen. 

G.  Ceci,  Per  la  biogr.  d.  artisti  etc.,  Trani 

1907,  p.  30.  *• 

Balsimelli,  Giulio  di  Lessandro  und 
Lessandro  di  Niccolajo,  italien. 
Steinmetzen,  arbeiteten  1567  unter  Vasari  an 
der  Lantcrna  von  S.  Maria  dcll’  Umilta  in 
Pistoia. 

O.  H.  Giglioli,  Pistoia,  1904  p.  14.  ** 

Balsimelli,  R o m o 1 o,  italien.  Bildhauer  u. 
Architekt,  aus  Florenz  stammend,  tätig  in 
Neapel  als  geschickter  Renaissance-Dekora- 
teur; er  schuf  daselbst  1512 — 15  die  Kapelle 
der  Carafa,  Grafen  von  S.  Severina,  in  S.  Do- 
menico Maggiore  mit  ihrem  köstlichen  Relief- 
dekor, sowie  1519  im  Brunellesco-Stile  den 
Wiederaufbau  der  Kirche  S.  Catcrina  a For- 
mello. 

Filangieri  in  Doc.  per  la  Storia,  lc  Arti 
etc.  III  35,  V 24.  — Ceci  in  Napoli  Nobiliss. 
IX  70.  G.  Ceci. 

Balsimelli,  s.  auch  Balsimelli. 

Baltanel,  Juan,  Bildhauer  in  Sevilla  um 
1541. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 174.  M.  v.  B. 

Baltard,  Jules,  französ.  Maler,  gcb.  am  3. 
6.  1807  zu  Paris  als  Sohn  des  Architekten 
Louis-Pierre  B.,  ausgebildet  an  der  Ecole  des 
B.-Arts  unter  der  Leitung  von  Hersent,  be- 
schickte er  die  Pariser  Salon-Ausstellungen 
1837  und  1S49  mit  einigen  Porträts. 

Baltard,  Louis  Pierre,  französ.  Archi- 
tekt, Maler  u.  Kupferstecher,  gcb.  am  9.  7. 
1764  in  Paris,  f am  22.  1.  1846  in  Lyon.  In 
der  1766  von  J.  J.  Bachelier  zu  Paris  gegrün- 
deten Frcischulc  zunächst  im  Zeichnen  und 
Kupferstechen  ausgcbildct,  wurde  er  später  in 
die  damals  im  Louvrepalais  installierte  Ecole 
academique  d’architecture  aufgenommen,  wo 
er  durch  die  Professoren  Mique  (Hofarchi- 
tekten der  Marie- Antoinette),  Pcyre  le  jeunc, 
Ledoux  u.  Brongniard  unterrichtet  wurde. 
1784 — S8  hatte  er  für  den  Comte  de  Caylus  u. 
für  den  Baron  de  Breteuil  Baupläne  zu  ent- 
werfen und  Abbildungen  von  Kunstalter- 
tümern zu  zeichnen.  1788  wurde  er  vom  Mi- 
nister des  Kgl.  Hauses  mit  einer  Jahrespen- 
sion nach  Rom  geschickt  zur  zeichnerischen 
Aufnahme  der  Hauptmonumente  der  römi- 
schen Antike.  Von  dort  brachte  er  zahlreiche 
Ölstudien  sowie  Sepia-,  Rötel-  und  Tusch- 


zeichnungen mit  nach  Frankreich  zurück. 
Nachdem  er  in  Lyon  eine  Zeitlang  als  Ölmaler 
tätig  gewesen  war,  ging  er  1791  wieder  nach 
Paris,  wo  er  am  Opernhause  als  Dekorations- 
zeichner angestellt  wurde  und  später  beim 
Geniekorps  der  französ.  Armee  als  Konstruk- 
tionszeichncr  Dienste  leistete.  1818  wurde  er 
dann  zum  Professor  für  Architekturtheorie 
an  der  Pariser  Ecole  des  B.-Arts  ernannt  und 
schließlich,  nachdem  er  inzwischen  verschie- 
dene andere  städtische  Ämter  bekleidet  hatte, 
1837  zum  Inspecteur  general  des  Travaux  de 
Paris.  Die  Pariser  Salonausstellungen  1791 
bis  1835  beschickte  er  mit  einer  Reihe  von 
Gemälden  sowie  Tusch-,  Feder-  und  Bleistift- 
zeichnungen, darstellend  historische  Land- 
schaften, Ansichten  aus  Italien,  aus  der 
Schweiz  und  von  der  Isere,  sowie  Bauent- 
würfe und  Rekonstruktionen  antiker  Baudenk- 
mäler. Unter  den  in  Paris  von  ihm  ausge- 
führten Bauwerken  seien  erwähnt  die  Kapel- 
len in  den  Gefängnissen  von  Stc.  Pelagic  und 
St.  Lazare  sowie  einige  Gebäude  zu  Bicetre 
(1815  und  1818);  unter  denjenigen  zu  Lyon 
der  Salzspeicher  (1828,  jetzt  abgebrochen), 
das  Gefängnis  von  St.  Joseph  zu  Perrache 
(1836)  und  das  Palais  de  Justice  (1836 — 42). 
Von  der  umfangreichen  Liste  der  Architek- 
turwerkc,  die  B.  herausgegeben  oder  an  denen 
er  mitgearbeitet  hat,  sind  hier  anzuführen: 
Recueil  de  vues  des  monuments  antiques  et 
des  principales  fabriques  de  Rome  (1801)  ; — 
Paris  et  ses  monuments,  dessines  et  graves 
par  Baltard,  avcc  des  descriptions  historiques 
par  le  citoycn  Amaury  Duval  (1803)  ; — 
Essai  methodique  sur  la  decoration  des  edi- 
ficcs  (1817) ; — Grands  Prix  d’Architec- 
ture  . . .,  Projets  couronnes  . . .,  graves  et 
publics  par  Baltard  et  Vaudoyer  (2  Bde., 
1818  und  1834)  ; — Pariseum  des  monuments 
de  France  etc.  Die  Mehrzahl  der  häufig  in 
Aquatinta -Technik  geätzten  Kupfertafcln  aller 
dieser  Werke  stammt  von  seiner  Hand.  Au- 
ßerdem hat  er  zahlreiche  Illustrationsplattcn 
in  Kupfer  gestochen  für  das  große  Werk  der 
Expedition  nach  Ägypten  und  für  Denons: 
Voyage  dans  la  haute  et  basse  Egypte.  End- 
lich schuf  er  ein  Kupferstichporträt  des  Phi- 
libert  de  Lorme.  Auch  als  Stcinzcichncr  ist 
er  tätig  gewesen.  Die  Pariser  Ecole  nat.  des 
B.-Arts  besitzt  von  ihm  zwei  Handzeichnun- 
gen,  darstellend  das  Innere  der  Cappella  Si- 
stina  zu  Rom.  Zwei  Kupferstiche  F.  Gode- 
froys  mit  Darstellungen  der  Wasserfälle  von 
Tivoli  sind  nach  B.s  Zeichnung  ausgeführt. 

A.  Lance,  Dict.  des  artistes  franc.  — B e 1- 
1 i c r,  Dict.  — Meyer,  Kstlerlcx.  (Oeuvrcver- 
zcichnis,  27  Nm.).  — Qudrard,  France  litte- 
raire.  — Gäbet,  Dict.  des  Artistes.  — Porta- 
lis  et  Böraldi,  Les  graveurs  du  XVIIIe  s. 
— Beraldi,  Les  graveurs  du  XIXo  s.  appen- 
dice.  — Invent.  des  richesses  d’art.  Paris,  Mo- 
num  civils  I.  — Gaz.  des  Beaux-Arts,  Iere  sörie 
XI  44.  — Arch.  de  l’Art  frang.VI  312,  317,  329. 


424 


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Baltenius  — Balthasar 


Unter-Dekan.  K.  van  Mander  gibt  irrtüm- 
lich 1579  als  Jahr  der  Zulassung  Baltens  in 
die  Gilde  an,  aber  er  bringt  die  interessante 
Notiz,  daß  B.,  befreundet  mit  Com.  Ketel, 
mit  diesem  Epistel  in  Versen  gewechselt  habe. 
Man  setzt  B.s  Tod  in  das  Jahr  1598.  Seine 
Arbeiten,  hauptsächlich  Genrebilder,  haben 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  denen  Pieter 
Brucghcls  d.  Ä.,  wozu  noch  die  Gleichheit  der 
Initialen  P.  B.  tritt.  Ein  Stich  des  N.  Gue- 
rand  z.  B.  nennt  P.  Brueghel  als  Autor  einer 
großen  Komposition  des  Festes  des  hl.  Mar- 
tin, eines  Werkes  Pieter  Baltens,  das  in  meh- 
reren bczcichncten  Exemplaren,  besonders  in 
Amsterdam  und  in  Antwerpen  erhalten  ist. 
Lukas  Kilian  hat  mit  dem  Datum  1609  das 
Porträt  des  Künstlers  gestochen.  — 1558  hatte 
P.  B.  die  Orgelflügcl  in  der  Hauptkirche  in 
Antwerpen  zu  malen.  Van  Mander  zitiert  von 
ihm  eine  Predigt  Johannis,  mit  der  unkon- 
trollierbarcn  Notiz,  daß  Kaiser  Rudolph  II. 
den  Heiligen  in  diesem  Bilde  durch  einen  Ele- 
fanten habe  ersetzen  lassen.  Nach  dem 
Mechelschen  Kataloge  besaß  die  Wiener  Ga- 
lerie von  B.  eine  Predigt  Johannis  in  Aqua- 
rell auf  Pergament,  während  das  betr.  Ölge- 
mälde nicht  mehr  nachweisbar  ist.  Die  Stiche 
B.s  tragen  seinen  Namen  oder  seine  Initialen, 
mit  Ausnahme  der  Folge  der  brabantischen 
Herzoge  im  Kostüm  des  goldenen  Vlieses, 
herausgeg.  1575  unter  dem  Namen  Petrus 
Balthazarus.  Dem  in  Meyers  Kstierlex.  ge- 
gebenen Verzeichnisse  der  Stiche  ist  noch 
hinzuzufügen  : 1)  Dörfliche  Hochzeit,  wo  zum 

Dudelsack  getanzt  wird,  mit  der  Beischrift 
„Noch  prys  ick  ons  bruyt.  Sy  en  can  niet 
pronckcn  . . ."  Signiert  P.  B.,  querfol.  — 
2)  Der  Hochzeitsabend,  Halbfiguren,  mit  der 
Beischrift:  Maintcnant  pleurcr  icy  voycz 

l’Epouscc,  Nu  schryt  de  bruyt,  nochtans  ick 
wedde.  . . . Signiert  P.  B.  breit  quart.  Do- 
minicus  Custos,  der  fruchtbare  Stecher,  war 
sein  Sohn. 

Karcl  v.  Mander,  Het  Schilderbocck  ed. 
Hymans  II  17.  — M e y e r,  Kstierlex.  (mit  Vcrz. 
der  Stiche).  — Biographie  Nationale  de  Bcl- 
gique.  — Tb.  v.  Friramcl,  Kleine  Galcrie- 
studien  II  50.  — van  Bastclaar  et  de  Loo, 
P.  Brueghel  l'ancicn.  son  ocuvre  et  son  temps, 
Bruxelles,  190G  p.  371  ff.  H.  Hymans. 

Baltenius,  s.  Balten. 

Baltens,  D o m i n i c u s,  s.  Custos. 

Baltens,  Pieter,  s.  Balten. 

Balteser,  F 1 o r i s,  s.  Bcrckcnrodc. 

Balthasar  („Paltzcr“),  „Meister“,  Rats- 
maurcr  zu  Leipzig  1499 — 1503,  erneuerte  1498 
bis  1503  die  Trcppengiebel  des  nicht  mehr 
vorhandenen  gotischen  Gewandhauses  daselbst, 
dessen  Erbauung  1477  begonnen  war,  baute 
1500  auf  1501  am  Grimmaischcn  Tor  in  Leip- 
zig und  tünchte  1502  auf  1503  das  neu  er- 
baute städt.  Wagegebäude  daselbst,  das  1555 
abgebrochen  und  durch  die  in  veränderter 


Gestalt  jetzt  noch  erhaltene  „alte  Wage“  er- 
setzt wurde. 

Bau-  u.  Kunstdenkm.  d.  Kgr.  Sachsen  XVII — 
XVIII  293,  305,  347/9,  377.  A.  Kurewelly. 

Balthasar,  Glasmaler,  1487 — 1517  in  Luzern 
nachweisbar,  wo  er  eine  reiche  Tätigkeit  ent- 
faltete, von  der  sich  jedoch  keine  Spuren  er- 
halten haben. 

F.  Heinemann  bei  Brun,  Schweizer.  Kst- 
lcrlex.  H.  V. 

Balthasar  von  Balingen,  Steinmetz, 
1513  in  Konstanz  am  Münsterbau  beschäftigt. 

Kunstdenkm.  d.  Großherzogt.  Baden.  I.  Kr. 
Konstanz,  p.  124.  H.  V. 

Balthasar,  Casimir  Victor  Alexan- 
dre de,  Maler  in  Paris,  geb.  am  4.  11.  1811 
zu  Hayange,  + im  April  1875,  Schüler  von 
Paul  Dclaroche.  Die  Mehrzahl  seiner  Ge- 
mälde, Historienbilder  und  Porträts,  waren 
in  den  Pariser  Salons  von  1833  bis  1868  aus- 
gestellt. Von  ihm  sind  in  der  Galerie  zu  Ver- 
sailles das  Porträt  der  Marie  Louise  Gabrielle 
von  Savoyen,  Königin  von  Spanien  (Kopie 
nach  dem  Gemälde  von  Mencndez)  und  das 
Porträt  des  General  Law.  Die  letzten  10  Jahre 
seines  Lebens  verbrachte  er  in  Toul,  wo  er 
mit  der  Wiederherstellung  der  Glasmalereien 
der  dortigen  Kathedrale  beauftragt  war. 

Schorns  Kunstblatt  1836  p.  136;  1837  p.  182 
(Balthazar).  — Bellier-Auvray,  Dict. 
gen.  — Chron.  d.  arts  1875  p.  142  (Nekrolog). 

Balthasar  von  Darmstadt,  Baumeister, 
seit  1535  am  Schloßbau  zu  Tübingen  mittätig, 
aber  nicht  als  leitender  Architekt.  Klemm 
urteilt:  „Neben  Hieronymus  Latz  war  er  aus- 
führender  Werkmeister.  Der  sächsische  Edel- 
mann Hcintz  von  Lütter  scheint  beratend  als 
des  Festungsbaues  kundig  mitgewirkt  zu  haben. 
Die  Oberleitung  hatte  der  jeweilige  fürstliche 
Baumeister.“  Klemm  teilt  auch  das  vermut- 
liche Steinmetzzeichen  des  Meisters  mit. 

Die  Kunst-  und  Altertumsdenkmale  im  Kö- 
nigreich Württemberg.  Inventar.  Schwarzwald- 
kreis.  Anhang  (Klemm,  Baumeister  und  Bild- 
hauer) S.  519.  Stuttgart  1897.  R.  Kautssch. 

Balthasar,  Fr  an«;.  Sav.,  s.  Balthasar,  Fr. 

Balthasar  v.  G a i s 1 i n g en,  s.  Guidoni, 
Bald.  dei. 

Balthasar  von  Horrheim,  Arch.,  zuerst 
1458  genannt  in  einer  Inschrift  über  dem 
westl.  Eingang  der  Kirche  zu  Mühlhausen  an 
der  Enz.  Eine  Inschrift  vom  28.  7.  1459  über 
dem  südl.  Portal  der  Kirche  zu  Lomersheim, 
O.-A.  Maulbronn,  nennt  ihn  als  deren  Er- 
bauer und  bezeichnet  seine  Herkunft  aus 
Horrheim.  Wahrscheinlich  ist  auch  die  In- 
schrift am  östl.  Sakristeifenster  der  Kirche 
zu  Tiefenbronn  in  Baden : 1463  maystcr  bal- 
thasar  auf  ihn  zu  beziehen.  Er  ist  vielleicht 
identisch  mit  einem  1460 — 81  in  Pfaffenhofen, 
O.-A.  Brackenheim  vorkommenden  Balthasar, 
Murer. 

Klemm,  Württ.  Baumstr.  u.  Bildh.  121.  — 
Kst.-  u.  Altcrt.-Dcnkm.  im  Königr.  Württemberg. 
Xeckarkr.  p.  429,  478,  577.  H.  V. 


426 


f 


Balthasar  — Balugani 


Balthasar,  Jürgen,  Maler  aus  Rostock, 
1552  nur  urkundlich  erwähnt. 

Fr.  S a r r e,  Beitr.  z.  Mccklenb.  Kstgcsch. 
Berlin  1890  p.  33.  •** 

Balthasar  von  Ottingen,  Steinmetz, 
kommt  1479  in  den  Ausgaberegistem  der 
Abtei  Heidenheim  in  Schwaben  vor ; 1508 
findet  sich  sein  Name  in  den  Ansbachcr  Ge- 
richtsbüchern wieder. 

Alb.  G ü m b e 1 im  Repertor.  f.  Kstwissen- 
sch.  XXVIII  451 ; XXIX  137  (Anmkg.).  H.  V. 

Balthasar,  Mme  S i d o n i e,  gcb.  Gagelin 
aus  Paris,  Zeichnerin  von  Genrebildern  in 
Kreidemanier,  seit  1830  in  Luzern  ansässig, 
wo  sic  in  den  40er  Jahren  des  19.  Jahrh.  starb. 

F.  H c i n e m a n n bei  Brun,  Schweizer.  Künst- 
lerlex.  H.  V. 

Balthasar,  s.  auch  Balthazar. 

Balthauser,  Michael,  Kupferstecher  in 
Graz,  lieferte  1712  60  Landkarten  für  die 
Steiermark. 

Wastlcr,  Steirisches  Kstlerlex.  1883.  H.  V. 

Balthazar,  Pariser  Goldschmied  des  Zeit- 
alters Louis’  XIV.  Sein  Name  findet  sich  auf 
einer  prächtigen  großen  Boulle-Uhr  mit 
Schildpattbelag  und  reichen  Goldbronze-Ap- 
plikationen in  der  ehern.  Sammi.  des  Konsuls 
Carl  Becker  in  Frankfurt  a.  M. 

Kat.  d.  Kunstsammlg.  des  Konsuls  Becker, 
Köln  1898  No.  279  (mit  Abb.).  H.  V. 

Balthazar,  D o m i n i c u s,  s.  Custos. 

Balthazar,  F 1 o r i s,  s.  Berckcnrode. 

Balthazar  (Balthasar,  Baltazar,  Baltazard), 
Francois,  französ.  Maler,  Ende  des  18. 
Jahrh.  Er  war  ein  Schüler  Restouts  und 
malte  hauptsächlich  Kirchenbildcr,  u.  a.  eine 
Auferstehung  für  den  Hauptaltar  der  Petites- 
Maisons  in  Paris.  In  den  Pariser  Salons  von 
1791  und  1793  waren  Gemälde,  Zeichnungen 
und  Skizzen  von  ihm  ausgestellt.  Mehrere 
Gemälde  seiner  Hand  werden  in  dem  Inventar 
des  Karmeliterklostcrs  an  der  rue  Saint-Jac- 
ques  in  Paris  aufgczählt.  In  den  Archives 
nationales  zu  Paris  findet  sich  die  Beschrei- 
bung eines  allegorischen,  auf  die  Entbindung 
der  Königin  Marie  Antoinette  bezüglichen 
Bildes,  welches  die  Bezeichnung  trägt:  Bal- 
tazard de  Nancy,  1779.  Vermutlich  ist  Fran- 
cois B.  mit  dem  Maler  dieses  Bildes  dieselbe 
Person,  sonach  aus  Nancy  gebürtig,  und  so- 
mit wohl  auch  mit  dem  Maler  Francois  Sa- 
vary  Balthasar  identisch,  der  als  Mitglied  der 
Akademie  in  Nancy  erwähnt  wird.  Ein  Ma- 
ler Allin,  der  um  1800  Porträts  malte,  nennt 
sich  einen  Schüler  Balthazars. 

Nouv.  archiv.  de  l’art  franc.  2o  sörie  II  33  fl. ; 
3®  serie  (1890)  VI  72/73.  — Rcun.  d.  Soc.  d. 
beaux-arts  XXIII  402.  — Meyer,  Kstlerlex.  II 
659.  H.  V. 

Balthazar,  Pieter,  s.  Balten. 

Balthazar,  s.  auch  Balthasar. 

Balthazard,  G o d o n,  namhafter  Glasmaler 
in  Troyes  im  15.  Jahrh. 

Labarte,  Histoir.  d.  arts  industr.  1872.  ** 


Baltner,  s.  Baldner. 

Baitram,  N a z e i,  Schweizer  Ornament- 
maler, malte  laut  Inschrift  am  23.  4.  1575  ge- 
meinsam mit  Guilmo  Plot  und  anderen  die 
Ornamente  an  der  Decke  der  zweischiffigen 
Kirche  Sta.  Maria  di  Castello  bei  Giornico. 

C.  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Baltraxni,  s.  Beltrami. 

Baltz,  J.  Georges,  französ.  Maler,  geb. 
1760  zu  Straßburg.  Er  malte  in  Miniatur  u. 
auf  Porzellan  Porträts  u.  Landschaften,  die 
in  französischen,  russischen  und  deutschen 
Kunstsammlungen  zerstreut  sind  und  sehr  ge- 
schätzt waren.  Er  hatte  sich  frühzeitig  in 
Paris  niedergelassen  und  starb  daselbst  nach 
1831.  Auf  der  Miniaturcn-Ausst.  bei  Fried- 
mann u.  Weber,  Berlin  1906,  war  ein  ,, Baltz“ 
bez.  Damenporträt  auf  Elfenbein  ausgestellt. 

Gäbet,  Dict.  d.  artist.  1831.  — Kat.  d.  Mi- 
niat.-Ausstellg.  Berlin  1906  No.  301.  H.  V. 

Baltzer,  Karl  Emil  Lauritz,  schwed. 
Zeichner,  geb.  in  Kopenhagen  am  16.  3.  1875, 
studierte  an  der  dortigen  Akademie,  war  Zei- 
chenlehrer in  Göteborg  und  hat  Zeichnungen 
von  Altertümern  in  Bohnslän  ausgeführt. 

G.  Nordensvan. 

Baltzer,  s.  auch  Balzer. 

Balugani,  Filippo,  Bildhauer,  Stempel- 
schneider und  Stukkateur  in  Bologna,  geb. 
1734,  f 1780,  Schüler  des  Vittorio  Bigari. 
Plastische  Arbeiten  seiner  Hand  finden  sich 
in  verschiedenen  Kirchen  Bolognas,  mehrere 
Statuen  im  Hof  des  dortigen  Palastes  Bacioc- 
chi  (früher  Ranuzzi).  Er  hatte  das  städti- 
sche Amt  eines  Münzgraveurs.  Seine  Me- 
daillen pflegte  er  F.  B.,  F.  BAL.  oder  F.  B. 
F.  zu  bezeichnen.  Die  letzteren  Buchstaben 
finden  sich  auf  einem  Medaillon  mit  dem 
Bildnis  des  Mathematikers  Francesco  Zanotti 
aus  Bologna. 

Z a n i,  Encicl.  — Bianconi,  Guida  di  Bo- 
logna 1826  p.  203.  — Nagler,  Monogr.  II 
1960.  — Forrer,  Biogr.  Dict.  of  medallists  I. 

*• 

Balugani,  L u i g i,  italien.  Architekt,  gcb. 
1737  in  Bologna,  f 1770  in  Gondar  (Äthio- 
pien). 1758  von  der  Akademie  zu  Parma 
durch  Verleihung  eines  Preises  ausgezeichnet, 
wurde  er  bereits  1759  zum  Mitglicde  der  Ac- 
cademia  Clementina  zu  Bologna  und  zum 
Leiter  des  Architekturunterrichtes  an  dieser 
Akademie  ernannt  1761  begab  er  sich  zur 
Vervollkommnung  seiner  Ausbildung  nach 
Rom,  wo  er  seines  hervorragenden  Zeichcn- 
talentes  wegen  von  dem  engl.  Orientreisenden 
James  Bruce  zum  Reisebegleiter  erwählt 
wurde.  Mit  diesem  Gelehrten  bereiste  er 
dann  die  antiken  Kulturstätten  Nordafrikas 
und  Westindiens  und  zeichnete  dabei  eine 
große  Anzahl  prächtiger  Architekturaufnah- 
men der  Denkmälerreste  von  Karthago,  Pal- 
myra, Baalbek  usw.  Diese  jm  ganzen  4 starke 
Bände  füllenden  Zeichnungen  Baluganis  wur- 
den nach  dessen  Tode  von  Bruce  nach  Eng- 


427 


Baluschek  — Balzan 


!and  gebracht,  wo  sie  unpubliziert  in  der  Lon- 
doner Royal  Library  aufbewahrt  werden. 

E.  Panzacchi  in  Vita  Italiana  1806 — 97, 
I 295  ff.  G.  Degli  Assi. 

Baluschek,  Hans,  Maler,  Zeichner  und 
Graphiker,  geb.  am  9.  5.  1870  zu  Breslau, 
wohnt  in  Schöneberg  bei  Berlin.  Studium 
auf  der  kgl.  Akad.  d.  bild.  Kste.  in  Berlin, 
1889 — 1894,  ohne  Anschluß  an  einen  bestimm- 
ten Lehrer,  frühzeitige  Herausbildung  der 
später  eingeschlagenen  Richtung.  B.  ist  Mit- 
glied der  Berl.  Sezession,  des  Deutsch.  Kstler.- 
Bundes,  des  Vereins  Berlin.  Kstler.  u.  d.  Ver- 
bandes Deutscher  Illustratoren.  Nur  für 
seine  größten  Bilder  bedient  sich  B.  der  Öl- 
malerei, meist  bevorzugt  er  eine  Kombination 
von  Aquarell-  resp.  Gouachefarben  mit  Öl- 
kreidestiften. — 

Eigenartige,  oft  unbeholfene  perspektivische 
Behandlung,  klare,  häufig  nüchterne  Farben- 
gebung. Die  Farbtöne  stehen  etwas  unver- 
mittelt nebeneinander,  wodurch  leicht  der 
Eindruck  einer  gewissen  Buntheit  entsteht.  — 

Er  entnimmt  die  Vorwürfe  zu  seinen  Kom- 
positionen in  erster  Linie  dem  Leben  der  un- 
teren Volksschichten  Berlins,  er  schildert  ihr 
Treiben  in  den  zum  Teil  noch  halbbebauten 
Straßen  an  der  Peripherie  der  Großstadt  und 
beobachtet  das  Volk  an  den  dürftigen  Stätten, 
die  seinem  Vergnügen  dienen,  in  zweifelhaf- 
ten Kneipen  und  Lokalen  mit  zweifelhaften 
Kunstgenüssen.  Ferner  den  Arbeiter  bei  sei- 
ner Tätigkeit,  auf  dem  Heimwege  und  in  sei- 
ner freien  Zeit,  wie  er  mit  Frau  und  Kind 
Erholung  sucht  in  der  mageren  Natur,  die 
ihm  die  Nähe  von  Wohnung  und  Fabrik  bie- 
tet, den  „kleinen  Mann“  am  Sonntag,  auf  dem 
Spaziergang,  in  Bier-  und  Kaffeegärten  und 
in  den  vorstädtischen  Tanzlokalcn.  Weiter 
gibt  die  Eisenbahn  dem  Künstler  mannig- 
fache Anregung  zu  Darstellungen  von  Bahn- 
höfen und  nächtlichen  Rangierfeldern  mit 
ihrem  Gewirr  von  bunten  Lichtern,  Signalen 
und  endlosen  Güterzügen.  — Schließlich  schuf 
B.  auch  Landschaftsbilder  in  Zyklen,  mit  der 
besonderen  Tendenz  die  Entwicklung  einer 
Gegend  durch  Menschenhand  darzulegcn. 

Der  Künstler  steht  jedem  Pathos,  jeder 
Sentimentalität  ebenso  fern,  wie  einem  kari- 
kierenden Betonen  des  Gewöhnlichen  oder 
Lächerlichen.  Er  will  nicht  tendenziös  wir- 
ken, er  kritisiert  auch  nicht,  sondern  be- 
schränkt sich  lediglich  auf  die  Schilderung 
von  Dingen,  an  denen  er  ein  warmes  Inter- 
esse nimmt.  — 

Seine  Hauptzverke  sind:  „Berliner  Bilder- 
buch: Zwischen  O.  und  W.“  (Schwarzweiß- 
rotzeichnungen), „Die  Betrunkene“,  „Mon- 
tagmorgen“, „In  der  Sonne“.  — 1897 : Krie- 
gerverein „Düppel“.  — 1898 : Zyklus  „Die 
Eisenbahn“  (6  Buntzeichnungen),  „Kohlen- 
zug“ (Mus.  zu  Magdeburg),  Landschafts- 
zyklus „Sylt“.  — 1900:  „Fabrikarbeiterinnen“. 


— 1901:  „Kohlenfuhren“.  — 1902:  „Bahn- 
wärterglück“, „Der  Mai  ist  gekommen“,  „Auf 
der  Lokomotive“.  — 1903 — 04 : „Sonntags- 
sänger“, „Der  Bahnhof“.  — 1904:  Zyklus 
„Aus  dem  Riesengebirge“.  — 1905:  „Die  Spi- 
ritisten“. — 1906:  „Bettlerfamilie“,  „Der  Va- 
gabond“,  „Mittag“,  „Tippelschicksen“.  — 
1907 : „Zur  Walderdbeere",  „Dachgarten“, 
„Artistenfamilic“,  „Sonntag  auf  dem  Tempel- 
hofer Feld“,  Zyklus  „Opfer"  (12  Berliner 
Kohlezeichnungen).  Graphische  Arbeiten  u. 
a „Der  Landstreicher“,  färb.  Lithogr. 

Das  geistige  Deutschland,  Leipzig  1898  (auto- 
biogr.  Angaben).  — H.  Esswein,  Moderne 
Illustratoren  II.  Hans  Baluschek  (Piper,  Mün- 
chen). — F.  Servaes,  „Präludien“  (Schuster 
u.  Löffler,  Berlin).  — G.  Hermann,  „Mono- 
graphie“ (Schuster  u.  Löffler,  Berlin).  — W. 
Pastor,  „Charakterköpfe“  (Essays).  — H. 
Mackowsky,  Aufs.  i.  Kst.  u.  Künstler,  I 
Jahrg.  1903.  /.  Sievers. 

Balvay,  s.  Bcrvic. 

Balzac,  Charles  Louis,  Architekt,  geb. 
1752  zu  Paris,  f daselbst  am  29.  3.  1820;  er 
wurde  der  Expedition  nach  Ägypten  beigeord- 
net und  entwarf  zahlreiche  Zeichnungen  für 
das  große  Werk  der  Kommission  Dcnon  über 
die  Monumente  Ägyptens.  Unabhängig  von 
diesen  Arbeiten  machte  er  zahlreiche  Auf- 
nahmen der  interessantesten  Gebäude,  die  er 
in  Ägypten  sah:  der  Moschee  von  Hassan,  des 
Karnac-Palais,  der  Pyramiden  von  Ghizch. 

B.  war  nicht  nur  Architekt,  er  verfaßte 
auch  Gedichte,  unter  denen  „doulcur  et  gue- 
rison“  1819  ziemlich  berühmt  war.  Er  dich- 
tete auch  das  Textbuch  zu  einer  komischen 
Oper:  „Les  deux  meuniers“,  die  in  Kairo  mit 
Musik  von  Rigal  aufgeführt  wurde.  1817 
veröffentlichte  er  ein  „Recucil  de  poesies  ad 
libitum“.  Betreffs  seiner  Architekturentwürfe 
sind  seine  Ausstellungen  im  Salon  erwähnens- 
wert: Der  Triumph  der  Freiheit,  Der  Plan 
eines  öffentlichen  Platzes  auf  dem  Terrain 
der  Bastille,  Das  Innere  des  französ.  Pan- 
theons (1793),  Die  Ruinen  antiker  Bäder, 
Plan  einer  Schwimmschule  und  eines  Was- 
serschlosses (1810),  Innere  Ansicht  der  gro- 
ßen Moschee  (1811),  Ansicht  des  Camac- 
Palais  in  Theben  (1814).  g.  Geffroy. 

Balzac,  Jean  Franqois,  Goldschmied 
in  Paris,  tätig  um  1748 — 55. 

Eudel,  Orf.  1884,  Taf.  30,  38.  •• 

Balzac,  s.  auch  Baudry  de  Balzac. 

Balzafiori,  Antonio,  Maler  und  Stecher, 
wahrscheinlich  von  Vicenza,  um  1808.  nur  bei 
Zani  (Enc.  met.  III  47)  erwähnt.  Ebendort 
wird  auch  ein  gleichzeitig  tätiger  Palladio 
Balzafiori,  Maler  und  Architekturzcichncr, 
wahrscheinlich  von  Viterbo,  genannt.  H.  V. 

Balzan,  Peter  (Pierre),  Ziseleur  aus  Lüt- 
tich, 17.  Jahrh.  Er  wurde  nach  Paris  be- 
rufen, wo  Ludwig  XIV.  ihm  verschiedene 
Arbeiten  auftrug.  1784  befanden  sich  in  der 
Mobilienkammer  des  Königs  noch  mehrere 


428 


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Balzani  — Balzer 


von  B.  ausgeführte  silberne  Tische  und  Toi- 
lettenkästen; in  der  Kathedrale  von  Lüttich 
bis  zur  französ.  Revolution  ein  besonders  fein 
gearbeiteter  Rcliquienschrein. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — E.  Marcbal,  La 
Sculpture  etc.  1693  p.  463.  H.  V. 

Balzani,  Giov.  Girolamo,  Maler  und 
Bildhauer  in  Bologna,  geb.  1667,  f 1734, 
Schüler  Pasinellis;  malte  Altarbilder  für  ver- 
schiedene Kirchen  Bolognas  und  Porträts, 
die  mit  Lob  erwähnt  werden. 

Crespi,  Vite  de’  pitt.  Bol.  non  dcscr.  nella 
Felsina  Pittrice.  p.  136.  — G u i d a di  Bologna, 
1782  u.  1826.  — Zani,  Encicl.  — Meyer, 
Kstlerlex.  R. 

Balzani,  Giuseppe,  Maler  aus  Bologna, 
Ende  des  18.  Jahrh.  Er  lernte  bei  Antonio 
Gionima  und  Giov.  Battista  Grati  und  hielt 
sich  lange  Zeit  außerhalb  Italiens,  namentlich 
in  Polen,  auf.  Später  lebte  er  vielbeschäftigt 
wieder  in  seiner  Vaterstadt. 

Zani,  Encicl.  met.  III  48.  — Guida  di  Bo- 
logna, 1782.  H.  V . 

Balzano,  Battista,  Intarsiator  in  Fer- 
rara um  1571. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Not.  rcl.  a Ferrara  1S44  p. 
326,  705.  •• 

Balzaretti,  Giuseppe,  Architekt,  geb.  am 
20.  1.  1801  in  Pavia,  f am  30.  4.  1874  in  Mai- 
land, wo  er  hauptsächlich  tätig  war  und  1857 
bis  1858  im  Aufträge  des  Erzherzogs  Maxi- 
milian von  Österreich  die  Parkanlagen  der 
Giardini  Pubblici  schuf,  in  denen  ihm  selbst 
späterhin  ein  Ehrendcnkmal  errichtet  wurde. 
Eine  eigenartige  Bauschöpfung  des  Künstlers 
ist  das  kirchturmartige,  in  romanischen  Zier- 
formen reich  gegliederte  Mausoleum,  das  er 
über  dem  Grabe  des  letzten  Gonzaga  im  Parke 
der  Villa  Poldi-Pezzoli  (jetzt  Trivulzio)  bei 
Bellagio  am  Lago  di  Como  zu  errichten  hatte. 

lllustraz.  Ital.  1874,  No.  26,  p.  207.  — Natura 
ed  Arte  1897—98,  II  567.  — Th.  Gsell-Fcls, 
Oberitalien  (1892),  p.  121.  E.  Verga. 

Balz&ri,  (Claudio)  Salvator  c,  italien. 
Landschaftsmaler,  geb.  am  25.  12.  1761  in 
Colorno,  f am  17.  4.  1839  in  Parma.  Land- 
schaftsgemälde von  seiner  Hand  befinden  sich 
in  einigen  Adclspalästcn  in  Parma;  sein 
Selbstbildnis  in  der  Pinakothek  zu  Parma. 

F.  De  Castagnola,  Not.  biogr.  zu  S.  B. 
(Parma  1839)  ; und  in  Gazetta  di  Parma  1839, 
No.  33.  — Scarabelli-Zunti,  Mscr.  fase. 
IX  im  R.  Museo  zu  Parma.  — C.  Ricci,  La 
Gallcria  di  Parma  (1896)  p.  259.  St.  Lottici. 

Balze,  Paul,  französ.  Maler  u.  Emailleur, 
von  französ.  Eltern  in  Rom  geboren  am  29. 
4.  1815,  f in  Paris  am  24.  8.  1884,  Schüler 
von  Ingres  und  zwar  einer  derjenigen,  die 
sich  des  Meisters  Lehren  am  engsten  an- 
schlossen. So  hat  er  auch  Kopien  nach  meh- 
reren Kompositionen  desselben  hergcstellt. 
Seine  wichtigsten  Arbeiten  sind:  1)  Wand- 
malereien in  der  Kirche  St.  Roch  in  Paris 
(Die  Pest  in  Mailand.  — Der  Tod  Pius’  IV., 
dat.  1857)  und  in  der  Vorhalle  der  Kirche 


Ste.  Trinite  in  Paris  (vcrsch.  auf  die  Trini- 
tät bezügl.  Darstellungen,  1868).  2)  Ausge- 
zeichnete Kopien,  zusammen  mit  seinem  Bru- 
der Raymond,  nach  den  Loggien  und  Stanzen 
Raffaels.  3)  Malereien  auf  Email,  auf  glasier- 
ten Lavaziegeln  und  auf  Faycnceplatten,  inter- 
essant wegen  der  dekorativen  Verwendung  die- 
ser Technik  für  Arbeiten  großen  Formats.  Der- 
artige Arbeiten  sind  die  Kopien  nach  der  Vision 
Ezechiels  und  dem  Triumph  der  Galatc  von 
Raffael  (Ecole  Nat.  d.  Beaux-Arts),  ferner 
die  drei  theologischen  Tugenden  in  der  Kirche 
S.  Augustin  in  Paris  (1862)  und  die  Fassa- 
dcnmalcrcicn  der  Kirche  Notre  Dame  in  Pui- 
seux  (Loiret)  (1862). 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.  I 40  und 
Suppl.  p.  36.  — Notice  sur  les  fresques  de  Ra- 
phael et  de  Michel-Ange,  dont  les  copies  cxecu- 
tees  par  MM.  Raymond  et  Paul  Balze  sont  ex- 
posccs  au  Pantheon,  Paris  1847.  — A.  P i c h o t, 
P.  Balze  et  la  peinture  d’Email,  Paris  1863 
(Auszug  aus  der  „Revue  Britannique“  1863). 

— Journal  d.  Beaux-Arts,  Bruxelles  1864,  101. 

— Gaz.  d.  Beaux-Arts,  Table  alphab.  I — XV, 

XVI— XXV,  II  Per.  I— XXII.  Fr.  M. 

Balze,  Raymond,  französ.  Maler,  Pa- 
stcllist  und  Zeichner,  von  französ.  Eltern  in 
Rom  geb.  am  4.  6.  1818,  Bruder  Pauls  und 
wie  dieser  ein  Schüler  von  Ingres.  Er  malte 
Historien  und  stellte  im  Salon  von  1849 — 1898 
aus.  Seine  wichtigsten  Arbeiten  sind:  Chri- 
stus beschwichtigt  den  Sturm  (1849),  Die 
Apotheose  des  h.  Ludwig  (1859),  Päpstlicher 
Segen  in  S.  Maria  Maggiore  in  Rom  (1874), 
Jeanne  d’Arc  in  Patay  (1877).  Mit  seinem 
Bruder  arbeitete  er  an  den  Kopien  nach  den 
Stanzen  Raffaels,  und  lieferte  ferner  zahl- 
reiche Kartons  für  die  Glasmalerei-Manufak- 
tur von  Saint-Galmier. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  I 40  und 
Suppl.  p.  36.  Fr.  M. 

Balzer,  Andreas  und  Hans,  ausgezeich- 
nete Baumeister  aus  Neiße  in  Schlesien,  am 
Hofe  des  Ladislaus  Welcn  von  Zierotin  1589 
bis  1622  in  Mähr.-Trübau  tätig.  1603  er- 
bauten sie  die  dortige  Friedhofskirche  zur 
Auffindung  des  hl.  Kreuzes. 

Mitteil,  der  k.  k.  Zentral-Kommission  für 
Kunst-  u.  histor.  Denkm.  N.  F.  X p.  CLXXXI 
u.  CLXXXII.  — Czerny,  Der  polit.  Bezirk 
M.  Triibau  1882.  S.  40  u.  62.  — Prokop,  Die 
Markgrafschaft  Mähren  in  kunstgeschichtl.  Be- 
ziehung III  680.  IV.  Schram. 

Balzer,  Anton.  Kupferst.,  Sohn  des  Jo- 
hann B.,  geb.  zu  Prag  1771  (nach  Dlabacz), 
t am  19.  12.  1807.  Nach  den  ersten  vom 
Vater  erlernten  Anfangsgründen  studierte  er 
gemeinsam  mit  seinem  Bruder  Johann  Karl 
an  der  Wiener  Kunstakademie  unter  dem 
Kupferstecher  Jak.  Schmutzer.  In  Dresden 
lernte  er  später  bei  Schulze  und  Klengel.  Er 
bereiste  Böhmen,  die  Alpenländcr,  Tirol, 
Venedig  und  widmete  sich  ausschließlich  dem 
Landschaftsstich.  In  seinen  Stichen  und 
Zeichnungen  herrscht  zwar  oft  eine  ideale 


429 


Balzer  — Balzico 


Zeitauffassung  als  auch  phantastische  Deko- 
ration vor,  er  erreicht  aber  trotzdem  auf  ein- 
fache Art  getreue  Abbildung,  u.  manchmal 
kommt  auch  das  Streben  nach  gehöriger  Be- 
leuchtung zur  Geltung.  Die  Reise  in  das 
Riesengebirge  1792  hatte  die  Herausgabe  von 
24  Blättern  mit  Ansichten  desselben  als  auch 
mit  Motiven  von  Adersbach  zur  Folge.  Nach 
des  Vaters  Tode  arbeitet  er  gemeinschaftlich 
mit  seinem  Bruder  in  Prag.  Seine  Werke 
dediziert  er  mit  großer  Vorliebe  seinen  Gön- 
nern, deren  Gastfreundschaft  er  wohl  bei  sei- 
nen Reisen  in  Anspruch  genommen  hatte. 

Über  Literatur  u.  Oeuvre  s.  Johann  Baiser. 

A.  D. 

Balzer,  Ferdinand,  Frankfurter  Maler, 
stellte  auf  der  VII.  Jahresausstellung  Frank- 
furter Künstler  1905  einige  aquarellierte  Kin- 
derszenen, „Aus  meinem  Skizzenbuch"  betitelt, 
aus. 

Die  Kunst  XIII  (Kunst  f.  Alle  XXI)  p.  133. 

H.  V. 

Balzer,  Gregor,  Kupferstecher,  Bruder 
des  Johann  B.,  f am  9.  0.  1824  in  Prag,  70 
Jahre  alt  (nach  den  Matrikeln).  Wahrschein- 
lich zu  Gradlitz  geboren,  wo  seine  Eltern 
um  1750  weilten.  Anfangs  half  er  bloß  sei- 
nem älteren  Bruder,  nach  dessen  Tod  jedoch 
errichtete  er  seine  eigene  Werkstätte  und 
einen  Verlag.  Nur  wenige  Stiche  von  ihm 
sind  erhalten,  deren  einige  das  Monogramm 
Gr.  B.  führen  (siehe  Nagler,  Monogr.  III 
824).  In  künstlerischer  Hinsicht  steht  er  sei- 
nem Bruder  nach. 

Über  Literatur  u.  Oeuvre  s.  Johann  Baiser. 

A.  D. 

Balzer,  Hans,  s.  Baiser,  Andreas. 

Balzer,  Johann,  k.  k.  privilegierter  Kup- 
ferstecher, geb.  1738  zu  Kukus  in  Böhmen, 
f am  14.  12.  1799  in  Prag.  Sein  Lehrer  war 
der  an  Schöpfungen  historischen  und  religiö- 
sen Inhalts  fruchtbare  Kupferstecher  Mich. 
H.  Rcntz,  welcher  sich  in  Diensten  seines 
Gönners,  des  bekannten  Kunstfreundes  Gra- 
fen Fr.  v.  Sporck,  befand.  Nach  seiner  Aus- 
bildung in  Deutschland  trat  B.  in  Sporcks 
Dienste  ein  und  ließ  sich  auf  dessen  Herr- 
schaft Lysa  (Lissa)  nieder,  wo  er  jahrelang 
verblieb.  Nachdem  er  bekannt  geworden  und 
ein  Vermögen  erworben  hatte,  zog  er  nach 
Prag,  wo  er  mit  seinen  Brüdern  Gregor  und 
Matthias  eine  große  Werkstätte  mit  einem 
Kupfcrstichverlagc  errichtete.  Es  gibt  eine 
große  Anzahl  seiner  Stiche;  über  1000  Blät- 
ter von  sehr  ungleicher  künstlerischer  Bedeu- 
tung werden  ihm  zugeschrieben,  die  nicht  sel- 
ten bloß  handwerksmäßig  gearbeitet  sind. 
Von  seinen  besseren  Arbeiten  ist  besonders 
zu  erwähnen  die  Sammlung  von  Bildnissen 
böhmisch-mährischer  Künstler,  die  ursprüng- 
lich mit  dem  lateinischen,  später  mit  dem  von 
Pelzl  erweiterten  deutschen  Texte  erschienen 
ist.  Ähnlich  wie  dieses  Album  hat  er  noch 


viele  Bildnisse  gleichzeitiger  Herrscher  und 
hervorragender  Männer  nach  Kleinhardt  und 
Jahn  herausgegeben.  Am  meisten  wurde  er 
(selbst  im  Auslande)  durch  phantastische 
Landschaften  und  Genres  bekannt,  die  er  nach 
den  Bildern  seines  Freundes  Norbert  Grund 
gestochen.  Diese  phantastischen  Landschafts- 
bilder und  reizenden  „Fetes  champetres", 
deren  Originale  nur  in  geringer  Anzahl  in 
Prager  Sammlungen  erhalten  sind,  entspra- 
chen dem  Geschmack  der  Zeit  und  waren  sehr 
verbreitet. 

F ü s s 1 i,  Kstlerlex.  II  33.  — D 1 a b a c z, 
Kstlerlex.  für  Böhmen  I 73  f.  — L c Blanc, 
Manuel.  — v.  W u r z b a c h,  Biogr.  Lex.  I 140. 
— Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr. 
III.  — Öttuv  Slovnik  Nau£n$-  III.  — Neue  Bibi, 
der  schönen  Wisscnsch.  u.  Künste  XVIII,  1775, 
S.  324.  — Karel  Chytil,  Norbert  Grund  in 
der  Monatschrift  ..Kvety“  V 1883,  S.  427 — 40.  — 
Jan  H c r a i n,  Jahn  Jakub  Quirin.  Biographi- 
sche Daten  als  Einleitung  z.  Katalog  d.  Privat- 
galcrie  Ing.  Richard  Jahn  in  Prag  1902.  — Das 
Kupferstichkabinett  des  böhmischen  Landesmu- 
seums in  Prag  besitzt  eine  große  Anzahl  von 
Stichen  der  Balzer.  Der  Unterzeichnete  be- 
reitet eine  monographische  Arbeit  über  die  ver- 
schiedenen Mitglieder  dieser  Familie  vor,  auf 
die  besonders  auch  des  Oeuvrcvcrzcichnisscs 
halber  hiermit  verwiesen  wird.  A.  Dolensky. 

Balzer,  Johann  Karl,  Bruder  Antons, 
geb.  in  Prag  1708  (nach  einem  Reisepaß  im 
Prager  Stadtarchiv),  + dorts.  am  14.  5.  1805. 
Seine  künstlerische  Bildung  gewann  er  mit 
dem  Bruder  Anton  in  Wien  und  Dresden. 
Er  brachte  wohl  mehr  die  Zeichnung  zur 
Geltung,  denn  auf  einigen  Blättern  des  Va- 
ters ist  er  als  „Delineator“  bezeichnet;  und 
selbst  seine  eigenen  Arbeiten  haben  einen 
mehr  kompositiven  Charakter.  Einige  Zeit 
verbrachte  er  teils  auf  Reisen  mit  seinem 
Bruder,  teils  in  London. 

Uber  Literatur  u.  Oeuvre  s.  Johann  Baiser. 

A.  D. 

Balzer,  Matthias,  Kupferstecher,  Bru- 
der des  Johann  und  Gregor.  Geburts-  und 
Todesjahr  sind  unbekannt.  Lernte  mit  seinem 
Bruder  Johann  bei  Rentz  und  trat  später  in 
Johanns  Werkstätte  ein.  Seine  nicht  zahl- 
reichen Arbeiten  bezeugen  eine  sorgsame 
Durcharbeitung,  sowie  das  Bestreben,  die 
Vorbilder  richtig  zu  erfassen.  Am  meisten 
bekannt  sind  die  Abbildungen  von  Münzen 
im  Werke:  Nie.  Adauct.  Voigt.  Beschreibung 
böhm.  Münzen.  Prag,  1771 — 1787. 

Über  Literatur  u.  Oeuvre  s.  Johann  Baiser. 

A.  D. 

Balzer,  s.  auch  Ballser. 

Balzico,  Alfonso,  italien.  Bildhauer,  geb. 
1820  in  Cava  de’  Tirreni  bei  Neapel,  f am 
2.  2.  1901  in  Rom;  ausgcbildct  an  der  Nea- 
peler Akademie  unter  Tito  Angelini  u.  Franc. 
Citarelli,  erhielt  für  seine  Reliefdarstellung 
der  „Befreiung  Petri  aus  dem  Gefängnisse" 
den  Rompreis  zuerkannt.  Während  seiner 
römischen  Studien  schuf  er  neben  einer  Kolos- 


430 


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Balzimelli  — Bamberger 


salstatue  Johannes  des  Täufers,  einer  „Ver- 
gine  della  puritä",  einem  „Noli  me  tangere“ 
seine  prächtige  Büste  des  Flavio  Gioja,  die 
ihm  eine  goldene  Medaille  eintrug,  und  die 
er  späterhin  zur  Ausführung  eines  der  schön- 
sten Monumente  Amalfis  verwertete.  Auf 
Studienreisen  durch  Italien  wurde  er  dann 
in  Mailand  mit  Vela,  Hayez,  Magni  und  Ber- 
tini  bekannt,  sowie  in  Florenz  mit  Massimo 
d’Azcglio,  der  ihn  seitdem  protegierte.  Nach 
seiner  Rückkehr  nach  Neapel  verkaufte  er  an 
verschiedene  Mitglieder  des  bourbonischcn 
Königshauses  seine  3 Statuetten  „L'Ingenua", 
— „La  Povera“,  — „La  Vendetta“,  und  1860 
an  die  Stadt  Neapel  als  Geschenk  für  den 
König  Vittorio  Emanuele  eine  ähnliche  Sta- 
tuette, betitelt  „La  Civetta“.  Im  letzteren 
Jahre  vollendete  er  außerdem  für  eine  Nea- 
peler Preiskonkurrenz  das  Modell  zu  einer 
patriotischen  Dcnkinalgruppe  „II  plcbiscito“, 
das  ihm  eine  Einladung  an  den  Turiner  Kö- 
nigshof und  die  Aufträge  auf  2 Porträtbüsten 
des  Principe  di  Carignano,  auf  das  Turiner 
Massimo  d’  Azeglio-Monument  und  auf  ein 
bronzenes  Reiterdenkmal  für  den  Duca  Fer- 
dinando  di  Genova  eintrug.  Letzteres  Mo- 
nument, das  Hauptwerk  des  Künstlers,  das 
den  Licblingsbrudcr  des  Königs  in  der 
Schlacht  von  La  Bicocca  auf  seinem  todes- 
wund unter  ihm  zusammenbrechenden  Rosse 
darstellt,  wurde  1867  in  Turin  enthüllt.  Der 
mächtige  Marmorsockel  ist  mit  bronzenen 
Schlachtenreliefs  geschmückt.  Das  Bronze- 
standbild des  Dichters  Massimo  d’Azeglio 
wurde  1872  vollendet.  Nach  der  Enthüllung 
dieses  zweiten  Turiner  Monumentalwerkes 
siedelte  B.  nach  Rom  über.  Dort  schuf  er  das 
1886  in  Neapel  enthüllte  Marmorstandbild 
des  Opcinkomponistcn  Vincenzo  Bcllini  und 
die  1897  vollendete  Reiterstatue  zu  dem  von 
Emilio  Franceschi  begonnenen  Neapeler  Vic- 
tor Emanuel-Monument  (die  Sockelfiguren 
und  Reliefs  sind  von  Tom.  Saleri  ausgeführt). 
Von  seinen  übrigen  römischen  Bildwerken 
sind  noch  zu  erwähnen:  die  Porträtbüsten  des 
Erbprinzen  von  Portugal  und  des  Botschaf- 
ters Conte  Nigra,  sowie  die  1900  in  Paris  mit 
einer  goldenen  Medaille  prämiierte  marmorne 
Aktstatue  „Klcopatra“.  Zahlreiche  Skulp- 
turen und  Modellskizzen  aus  seinem  Nach- 
lasse werden  in  seinem  römischen  Atelier  in 
Via  S.  Susanna  aufbewahrt,  darunter  eine  be- 
sonders gerühmte  Gruppe  des  Romulus  und 
Remus.  Bei  einer  1907  in  Neapel  veranstal- 
teten Sonderausstcllung  der  hintcrlassenen 
Hauptwerke  B.s  kam  man  zu  der  Erkennt- 
nis, daß  B.  in  der  sonst  so  wenig  glücklichen 
letztvergangenen  Epoche  der  italienischen 
Plastik  in  der  Tat  eine  der  erfreulichsten 
Künstlererscheinungcn  gewesen  ist. 

Dioskuren  1872,  p.  294 ; 1873,  p.  28.  — Kunst- 
chronik 1883—84,  p.  93,  239,  645;  1883—86,  p. 
722 ; 1896 — 97,  p.  476.  — Gubernatis,  Diz. 


d.  Art.  ital.  viventi  (1S89).  — Natura  ed  Arte 
1896—97,  II  342  ff.,  853  ff.;  1900—1901,  p. 
711 — 717  (mit  Abb.).  — Arte  e Storia  VII  49  f., 
VIII  82  ff.,  XVI  102  {.,  XVII  146  f.  — Napoli 
Nobiliss.  IX  32.  — Illustraz.  Ital.  1900,  I 121. 

G.  Tutino. 

Balzimelli,  J a c o p o,  Bildhauer  in  Rom 
um  1600,  nach  Zani,  Enc.  met.  III  48. 

Balzimelli,  s.  auch  Balsimelli. 

Bambaglioli,  Uguccione,  Zeichner,  Mi- 
niaturist und  Kalligraph,  gcb.  gegen  Ende  des 
13.  Jahrh.  in  Bologna,  wo  er  1313  durch  Kaiser 
Heinrich  VII.  als  Feind  der  Ghibellinenpartei 
vor  Gericht  geladen  wurde,  1318  Mitglied 
guelfischer  Kampf genossenschaften  war,  1323 
zum  Notar  im  Ufficio  dei  Memoriali  erwählt 
wurde  und  1325  dem  Consiglio  dcl  Popolo 
und  dem  Consiglio  degli  Anziani  angchörte. 
In  einem  der  von  B.  eigenhändig  geführten 
Urkundenbücher  findet  sich  nun  eine  gra- 
ziöse Handzeichnung,  darstellend  eine  üppige 
Frauenfigur,  die  einem  vor  ihr  knienden 
Manne  einen  Kranz  darreicht,  — nach  einer 
wohlbegründeten  Hypothese  die  „grassa  e 
dotta  Bologna“,  durch  deren  Hand  Dante 
Alighieri  mit  dem  Dichterlorbeer  bekrönt 
wird.  Die  Vermutung,  daß  wir  es  hier  in 
der  Tat  mit  einer  der  ältesten  bildlichen  Dar- 
stellungen des  Dichters  der  Divina  Commedia 
zu  tun  haben,  hat  Giov.  Livi,  der  Direktor 
des  Bologneser  Staatsarchives,  des  weiteren 
durch  den  Nachweis  zu  erhärten  vermocht, 
daß  der  Schöpfer  dieser  Zeichnung,  Uguc- 
cione Bambaglioli,  in  nahen  Verwandtschafts- 
und Freundschaftsbezichungcn  zu  Ser  Gra- 
ziolo  Bambaglioli  gestanden  hat,  der  eben- 
falls in  Bologna  als  Notar  tätig  war,  als 
einer  der  ersten  Kommentatoren  Dantes  her- 
vortrat und  sicherlich  mit  dem  großen  Dich- 
ter persönlich  bekannt  war. 

G.  Livi  in  Nuova  Antologia  vom  1.  4.  1904, 
p.  10—23 ; u.  vom  1.  6.  1906,  p.  442—456. 

G.  Degli  Assi. 

Bambaja,  s.  Busti,  Agostino. 

Bambelli,  s.  Damiano  u.  Stefano  da  Ber- 
gamo. 

Bamberg,  Peter  von,  Schweizer  Archi- 
tekt, erbaute  laut  untergegangener  Inschrift 
1505  die  spätgotische  Kirche  S.  Maria  bei 
Lenz  (Graubünden). 

J.  R.  Rahn  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlcrlcx. 

H.  V. 

Bamberger,  Fritz,  Landschaftsmaler,  k. 
Professor;  geb.  am  17.  10.  1814  in  Würzburg, 
f am  13.  8.  1873  in  Neuenhain  bei  Bad  Soden. 
Die  erste  geregelte  Unterweisung  erhielt  B. 
1828  an  der  Berliner  Akademie  unter  G. 
Schadow;  er  trat  jedoch  bald  wieder  aus  der 
Anstalt  aus  und  nahm  bei  dem  Marinemaler 
Wilhelm  Krause  Unterricht.  Nach  Über- 
siedelung seiner  Eltern  nach  Kassel  (1830) 
wurde  er  Schüler  des  kurfürstl.  Hofmalers 
Primavosi.  1832  kam  er  nach  München,  wo 
er  unter  den  Einfluß  Carl  Rottmanns  geriet. 


431 


Bamberger  — Bambini 


Vcrlcgcraufträge,  malerische  Ansichten  aus 
dem  Rhein-  und  Maintal  zu  zeichnen,  führten 
ihn  1835  nach  Frankfurt  zurück.  1838  be- 
reiste er  zum  ersten  Male  die  Küsten  von 
Nordfrankreich  und  England.  Nachdem  er 
1837 — 10  in  Würzburg  seiner  Militärpflicht 
genügt  hatte,  wurde  ihm  zu  Beginn  der  40er 
Jahre  (wahrscheinl.  1841)  die  Gelegenheit 
geboten,  als  Begleiter  eines  Frankfurter 
Herrn  die  pyrenäische  Halbinsel  zu  bereisen. 
Mit  Studienmaterial  reich  beladen,  nahm  er 
nach  seiner  Rückkehr  dauernden  Aufenthalt 
in  München,  das  er  in  späteren  Jahren  noch 
zweimal  (1851  und  1863)  zu  längeren  Reisen 
nach  Spanien  verließ.  Hatte  ihn  die  Reise 
nach  England  zu  einem  seiner  besten  Bilder : 
Das  Schlachtfeld  von  Hastings  mit  dem  Aus- 
blick auf  das  Meer,  angeregt,  so  wandte  er 
sich  nun  ganz  der  Schilderung  der  südspani- 
schen Landschaft  zu.  — In  seiner  Kunst 
schließt  er  sich  eng  an  Rottmann  an,  ohne  je- 
doch die  Größe  seiner  Auffassung  zu  er- 
reichen. Bei  unruhiger  Detailausführung 
bleibt  er  in  rein  äußerlichen  Farbeneffekten 
stehen,  die  in  unerfreuliche  Manier  ausarten. 
Einen  regen  Förderer  seiner  Kunst  fand  B. 
in  München  in  Graf  Schack,  der  seiner  Ga- 
lerie 7 von  B.s  besten  Bildern  — Ansichten 
von  Gibraltar,  Toledo,  Granada,  aus  der 
Sierra  Nevada  u.  a.  — einvcrleibte.  Auch  für 
die  Höfe  in  Stuttgart,  München  und  Schwe- 
rin war  B.  viel  beschäftigt,  hat  er  doch  seine 
dritte  spanische  Reise  im  Aufträge  des  Groß- 
herzogs von  Mecklenburg  unternommen.  Be- 
kanntere Gemälde  seiner  Hand  besitzt  die  k. 
Neue  Pinakothek  in  München  (Felsschlucht 
bei  Cuenca,  San  Geronimo  in  Kastilien)  und 
das  k.  Landhaus  Rosenstein  bei  Stuttgart 
(Sorrent,  Alcazar,  Cuenca).  Von  seinen  sehr 
exakt  durchgeführten  Handzeichnungen  befin- 
den sich  charakteristische  Proben  in  der  Mail- 
linger-Sammlung  und  in  der  k.  graphischen 
Sammlung  in  München.  Man  hat  von  ihm 
auch  eine  Originallithographie:  Auf  der  Alp. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  II  665.  — Allg.  Deutsche 
Biographie  II  38/39.  — Rechenschaftsbericht  des 
Kunstvcrcins  in  München  f.  d.  Jahr  1873,  S. 
65/66.  — Bötticher,  Malerw.  — Schack, 
Meine  Gemäldcsaratnlg.  3.  A.  1884  S.  217 — 222. 
— Kataloge  der  Ausstellungen  im  k.  Glaspalast 
in  München,  1888  S.  XII  und  1906  II.  Abt.  S. 
6.  — M a i 1 1 i n g c r,  Bilderchronik,  II  3621 — 36, 
IV  1918—27.  Wgn. 

Bamberger,  Gustav,  Aquarellist  in  Krems 
a.  d.  Donau,  geh.  1860  in  Würzburg,  stu- 
dierte zuerst  das  Baufach  auf  dem  Wiener 
Polytechnikum  und  war  von  1881 — 91  im 
Atelier  des  Oberbaurats  Fricdr.  von  Schmidt 
in  Wien  mit  dekorativen  Arbeiten  am  Wie- 
ner Rathaus  und  im  Dom  zu  Fünfkirchen  be- 
schäftigt. 1S96  wandte  er  sich  ganz  der  Ma- 
lerei zu,  studierte  in  Karlsruhe  bei  Carlos 
Grcthe,  und  fand  dann  viel  Beifall  mit  seinen 
ungekünstelten  landschaftlichen  Aquarellen. 


Die  Graphischen  Kste.  XXII  96.  — Kst.- 
Chronik  IV  423,  V 243,  VI  4,  298.  — Kataloge 
des  Wiener  Aquarellistenklubs,  des  Hagenbun- 
des  usw.  *• 

Bamberger,  Johann,  Zinngießer  des  18. 
Jahrh.  in  Linz.  Im  Stifte  St.  Florian  bei 
Linz  befinden  sich  zwei  Werke  von  ihm  von 
künstlerischem  Wert:  zwei  große,  je  hundert 
Pfund  schwere  Apothekervasen  aus  Zinn  vom 
Jahre  1768,  auf  Schlangengewinden  ruhend 
und  gekrönt  von  einem  mit  einer  Schlange 
kämpfenden  Adler  aus  vergoldetem  Messing. 

A.  Czerny,  Kunst  u.  Kunsthandw.  im  Stift 
St.  Florian.  Linz  1886,  p.  212.  •** 

Bamberini,  Domenico  (oder  Anton  Do- 
mcnico),  Maler  in  Florenz,  geb.  1666,  f 1741. 
Schüler  des  Simone  Pignoni,  studierte  einige 
Zeit  in  Rom  und  malte  nach  seiner  Rückkehr 
nach  Florenz  für  dortige  Kirchen  und  Pa- 
läste eine  große  Anzahl  Fresken  und  Ölbilder. 
Auch  als  Porträt-  und  Stillebenmalcr  ist  er 
bekannt.  Die  Uffizicngalcrie  besitzt  das 
Selbstbildnis  des  Künstlers. 

Z a n i,  Encicl.  III  4S.  — P a z z i,  Serie  de’ 
Ritratti  ctc.  I 229.  — Arte  e Storia  XXIII  147  f., 
161  f.  R. 

Bamberini,  Giuseppe,  namhafter  Mo- 
saikmaler in  Florenz  um  1700. 

Zani,  Enc.  mct.  III  48.  ** 

Bambi,  Giuseppe  Francesco  (einst 
genannt  der  Michelangelo  der  Silberschmiede), 
tätig  in  Florenz  um  1586.  Von  ihm  im  Dom 
zu  Florenz  ein  silbernes  Tabernakel. 

Zani,  Enc.  met.  III  48. 

Bambini,  Giacomo,  Maler,  geb.  um  15S2 
in  Ferrara,  f ebenda  1629.  Schüler  des  Do- 
menico Mona,  von  dessen  bizarrer  Manier 
er  sich  später  befreite.  Mit  dem  Maler  Giulio 
Cromcr  (genannt  Croma)  gründete  er  in 
Ferrara  die  erste  Akademie,  jedenfalls  unter 
dem  Einflüsse  der  Bestrebungen  der  Carracci. 
In  den  Kirchen  seiner  Vaterstadt  sind  von 
ihm  viele  Gemälde  zu  finden:  in  der  Kathe- 
drale eine  Verkündigung  und  ein  Abendmahl 
sowie  2 weitere  Bilder  im  Altarchore;  in  S. 
Stefano  mehrere  die  Ikona  di  Maria  Vcrgine 
umgebende  Malereien;  in  S.  Giov.  Battista 
eine  Madonna  mit  S.  Carlo  Borromeo;  im 
Jesuitenkolleg  eine  Assunta  u.  eine  Christus- 
vision des  hl.  Ignatius;  in  S.  Margherita  das 
Deckenfresko  mit  dem  Martyrium  der  hl. 
Margarete  und  eine  Darstellung  der  Paticn- 
tia;  in  S.  Guglielmo  eine  hl.  Katharina;  in 
der  Chiesa  alle  Stimmate  eine  Madonna  in 
Gloria  mit  den  Heil.  Carlo  und  Francesco 
Saverio;  in  S.  Francesca  Romana  eine  Ma- 
donna mit  den  Heil.  Benediktus  und  Ber- 
nardo  Tolomei;  im  Oratorio  della  Dogana 
eine  Madonna  mit  den  Heil.  Georg,  Carlo  u. 
Franziskus;  in  S.  Giuliano  das  Altarbild  des 
Namensheiligen  (B.s  letzte  Arbeit,  vollendet 
von  Ccsare  Cromer).  Außerdem  in  der  Pina- 
kothek des  Ateneo  Civico  zu  Ferrara  die  Heil. 
Nikolaus  und  Ludwig  von  Frankreich  und  in 


432 


Bambini  — Ban 


der  Chiesa  del  Gesü  zu  Mantua  3 Altarbilder 
mit  den  Heil.  Ignatius  de  Loyola,  Luigi  Gon- 
zaga und  Francesco  Saverio. 

Avventi,  Guida  per  Ferrara  (1838)  p.  110 
passim.  — Frizzi,  Mem.  etc.  di  Ferrara  (1847 
ff.,  2.  Ausg.)  V 429.  — Campori,  Raccolta 
dei  catalogi  (1870).  — Meyer,  Kstlerlex.  (mit 
weit.  ält.  Lit.).  — Arte  c Storia  XIV  187  ff. 

L.  O sxola. 

Bambini,  Giovanni,  italien.  Maler  des 
17. — 18.  Jahrh.,  nur  erwähnt  als  Sohn  des  Ni- 
colö  B.  R. 

Bambini,  Giovanni  Battist a,  Maler 
in  Ferrara,  nur  dem  Namen  nach  urkundlich 
genannt  1646. 

Cittadella,  Not.  rel.  a Ferrara  p.  631.  •* 

Bambini,  N i c o 1 6,  italien.  Maler,  geb.  1651 
in  Venedig,  t ebenda  1736.  Ausgcbildct  unter 
Mazzoni  in  Venedig  und  unter  Maratta  in 
Rom,  geriet  nach  seiner  Rückkehr  nach  Vene- 
dig unter  den  Einfluß  Liberis.  Schwächer  in 
der  Farbe  als  in  Kompositionen,  ließ  er  man- 
che seiner  Bilder  durch  den  Genuesen  Cassana 
rctouchieren.  Unter  den  zahlreichen  Malwer- 
ken B.s  sind  hervorzuheben:  in  Venedig  die 
Deckenmalereien  in  S.  Mose  (früheste  Arbeit 
des  Künstlers),  die  Geburt  Christi  in  S.  Ste- 
fano und  die  Anbetung  der  Könige  in  S.  Zac- 
caria; in  Udine  die  Deckenmalereien  in  der 
Privatkapclle  des  erzbischöfl.  Palastes,  die 
Gemälde  in  der  Bibliothek  und  die  Heimsu- 
chung Mariae  im  Convertitenkloster ; im  Aus- 
lande das  Urteil  des  Midas  im  Museum  zu 
Basel,  die  Rache  der  Fulvia  in  der  Galerie  zu 
Kassel  und  das  Achilles-Bild  im  Neuen  Pa- 
lais zu  Potsdam. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  — Kunst- 
sammlung Basel,  Katalog  1889,  p.  63.  — M a - 
n i a g o,  Guida  di  Udine  (1825).  — Moschin  i, 
Guida  di  Murano  1808,  p.  6,  116.  — Federigi, 
Mem.  Trevigianc  II  134.  — C r i c o,  Lcttere,  p. 
295.  R. 

Bambini,  Stefano,  italien.  Maler  des  17. 
bis  18.  Jahrh.,  nur  erwähnt  als  Sohn  des 
Nicolö  B.  r. 

Bambocci,  Pietro-Santc  di  Carlo, 
Maler  aus  Florenz,  um  1711,  nur  bei  Zani 
(Enc.  met.  III  49)  erwähnt.  H.  V. 

Bambocdate,  Michelangelo  delle,  s. 
Cerquozsi. 

Bamboccio,  s.  Daboccio  u.  Laer,  Pieter  v. 

Bambost,  Jean,  Holzbildhauer  von  Gent, 
fertigte  1657  die  schönen  durchbrochenen 
Holztüren  der  Einfriedigung  der  Notrc- 
Dame-Kapellc  in  St.  Bavo  zu  Gent. 

E.  Marchal,  La  Sculpture  etc.  1895  p.  386. 

H.  V. 

Bambridge,  Arthur,  engl.  Porträt-  und 
Stillebenmaler,  stellte  in  den  80er  und  90er 
Jahren  des  19.  Jahrh.  sowohl  in  der  Roy. 
Academy  in  London  wie  auch  auf  deutschen 
Ausstellungen  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 103.  — 
Kstchronik  XXII  615.  — Kst.  f.  Alle  V (1890). 

Bamelberghe,  s.  BaelbergUe. 


Bameabier,  Hans,  nach  van  Mander  ein 
geborener  Deutscher,  war  Schüler  von  Lam- 
bertus  Lombardus  und  wohnte  als  Porträt- 
maler in  Gouda  und  in  Amsterdam,  wo  er 
ungeachtet  seiner  Trunksucht  in  einem  Alter 
von  beinahe  100  Jahren  gestorben  sein  soll. 

C.  v.  Mander,  Het  Schilderboeck  ed.  1617, 
148  verso.  E.  W.  Moes. 

Bamford,  Alfred  Bennett,  engl.  Maler 
der  Gegenwart,  tätig  in  Chelmsford,  stellte 
hauptsächlich  Architektur-  und  Seestücke  seit 
1883  in  der  Roy.  Academy,  im  Roy.  Inst  of 
Painters  in  Water  Colours  und  auf  anderen 
Ausstellungen  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 103/4.  •• 

Bamfylde,  Copplestone  Warrc,  engl. 
Baron,  Amateur-Maler  und  -Radierer,  Ende 
des  18.  Jahrh.,  f 1791.  Auf  den  Ausstellun- 
gen der  Londoner  Akademie  1771 — 83  befan- 
den sich  von  ihm  eine  Landschaft,  Gegend 
von  Dcvonshire,  eine  Ansicht  von  Southamp- 
ton u.  a. 

Meyer,  Kstlerlex.  (daselbst  einige  Arbeiten 
aufgeführt).  — Redgrave,  Diction.  — Gra- 
ves, The  R.  Acad.  of  Arts  I 104.  H.  V. 

Bamler,  s.  Baemler. 

Bampfylde,  s.  Bamfylde. 

Bampton,  Thomas,  Silberschmied,  Lon- 
don, 16.  Jahrh.  Ein  kunstvoll  im  Renais- 
sancestil ausgeführtes  Salz-  und  Pfeffergefäß, 
Tempietto-Form,  silbervcrgoldct  mit  Berg- 
kristall, mit  der  Londoner  Hall  Mark  1577 
wird  von  J.  W.  Caldicott,  The  Values  of  old 
English  Silver,  Lond.  1906,  dem  Bampton 
zugcschricbcn.  Abgebildet  Taf.  IV  (1902 
für  3000  Pfd.  Sterl.  verkauft).  ** 

Ban,  Aernkin  van  der,  vläm.  Bild- 
schnitzer, erhält  1468  Bezahlung  im  Dienste 
der  Herzoge  von  Burgund. 

De  Laborde,  Lcs  ducs  de  ßourgogne,  II 
No.  4746. 

Ban,  Benedikt,  Maler  zu  Luzern,  um 
1665,  nur  urkundlich  bekannt;  wohl  identisch 
mit  dem  Benedikt  Bann,  der  (nach  Brun, 
Schweizer.  Kstlerlex.)  um  dieselbe  Zeit  Mit- 
glied der  Luzerner  Lukas-Bruderschaft  war. 

P.  Ganz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Ban,  Christoffel,  Maler  und  Form- 
schneider (?)  von  Zürich,  geb.  daselbst  am 
17.  12.  1554,  lebte  1596  in  Frankfurt  a/M., 
nur  urkundlich  bekannt. 

P.  Ganz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Ban,  Gerbrand,  geb.  in  Haarlem  etwa 
1613,  heiratete  am  26.  7.  1640  (erstes  Auf- 
gebot) in  Amsterdam,  wohnend  Achterburg- 
wal, Willemyntje  Boclen,  und  war  dort  auch 
als  Kunsthändler  beschäftigt.  In  der  Samm- 
lung des  Herzogs  von  Leicester  zu  Carton  in 
Irland  ist  ein  männl.  Porträt  von  1649  (Notiz 
von  Dr.  Hofstede  de  Groot),  im  Museum  zu 
Amsterdam  ein  kleines  männliches  Porträt, 
bezeichnet:  G.  Ban  1650,  und  ein  ähnliches 
von  1052  in  Privatbesitz  in  Haarlem.  Da 
dies  letztere  und  einige  andere  seiner  Por- 

38 


Künstlerlexikon.  BJ.  II. 


433 


Ban  — Banck 


träts  Enkhuiser  Patrizier  darstellen,  ist  es 
wahrscheinlich,  daß  er  um  diese  Zeit  dort 
gewohnt  hat.  In  der  Ausstellung  in  Bremen 
1904  war  bei  den  Anonymen  (No.  77)  eine 
von  ihm  bezeichncte  Judith  (Notiz  von  Dr. 
Hofstede  de  Groot). 

Obreens  Archief  V 11.  — Moes,  Iconogr. 
Bat.  no  7147.  — Pauli,  Gemälde  alter  Meister 
im  bremischen  Privatbcsitz  1904.  E.  W.  Moes. 

Ban,  Hans  Heinrich,  Glasmaler  und 
Glaser  von  Zürich,  gcb.  daselbst  1536,  f nach 
1583,  Sohn  Ulrichs  d.  J.,  nur  urkundlich  be- 
kannt. 

P.  Ganz  bei  Brun,  Schweizer  Kstlerlcx.  H.  V. 

Ban,  Heinrich,  Maler  und  Glasmaler 
von  Zürich,  gcb.  daselbst  vor  1625,  f 1599, 
Sohn  von  Ulrich  B.  d.  Ä.,  mutmaßlicher  Schü- 
ler des  Hans  Funk  in  Bern,  1540 — 1650  in 
Freiburg  (Schweiz)  ansässig,  wo  er  am  11. 
2.  1541  als  Stadtglasmaler  angestellt  wird, 
darauf  bis  an  seinen  Tod  in  Zürich  tätig. 
Hier  gab  er  die  Glasmalerei  vollkommen  auf 
und  arbeitete  ausschließlich  als  Maler  und 
Flachmaler.  Eine  Rundscheibc  mit  den  Wap- 
pen des  Peter  Ammann  und  seiner  Ehefrau 
Isabelle  de  Gruyere  von  1545  legt  ein  glän- 
zendes Zeugnis  von  seinem  hohen  zeichneri- 
schen und  malerischen  Können  ab. 

P.  Ganz  bei  Brun,  Schweizer  Kstlerlex.  H.  V. 

Ban,  Jan  M a 1 1 h y s z.,  Goldschmied  und 
Kunstfreund  in  Haarlem,  begleitete  um  1591 
Hendrik  Goltzius  nach  Neapel.  Er  war  auch 
mit  Karel  van  Mander  nahe  befreundet,  der 
ihm  und  C.  G.  Vlasman  sein  Schilderboek 
1604  widmete. 

K.  van  Mander,  Het  Schilder-Boek,  edit. 
Hymans  II  367.  /.  C.  E.  Peelen. 

Ban,  Ulrich  d.  Ä.,  Glaser  und  Glasmaler 
in  Zürich,  Stammvater  einer  bedeutenden  Zü- 
richer Künstlerfamilic,  nur  urkundlich  er- 
wähnt: 1513,  1614  und  1532—1535. 

P.  Ganz  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Ban  (Bann,  Pan),  Ulrich  d.  J.,  einer 
der  vielbeschäftigtsten  Glasmaler  in  Zürich, 
seit  1532  für  den  Rat  tätig,  lieferte  er 
102  Wappenscheiben,  darunter  zweibogige  u. 
vierbogige,  also  prunkvolle  Stücke,  von  denen 
aber  noch  keines  nachgewiesen  worden  ist. 
Neben  der  Kunst  des  Glasmalens  verschmähte 
er  auch  einfache  Glaserarbeiten  nicht  und 
muß  andererseits  auch  als  Maler  tätig  ge- 
wesen sein,  denn  er  gehörte  auch  der  Malcr- 
zunft  zur  Meise  an  und  wurde  1571  bei  sei- 
ner Aufnahme  in  den  Rat  Maler  genannt.  — 
Er  starb  1576. 

H.  Meyer,  Die  Schweiz.  Sitte  der  Fenster- 
u.  Wappen verschenkg.  p.  191.  ** 

Baaato,  Carlo,  Maler  in  Genua  im  18. 
Jahrh.,  nur  von  Zani,  Enc.  mct.  III  50  mit 
unvollständigen  Angaben  erwähnt.  ** 

Banaurek,  Martin,  Maler  in  Kunstadt  in 
Mähren,  malte  in  der  2.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
das  Altarblatt  „des  hl.  Martin“  für  die  Kirche 
in  Rowctschin. 


Cerroni,  Verzeichnis  von  Malern  u.  ihren 
Arbeiten  in  verschiedenen  Kirchen  Mährens  u. 
Schlesiens.  S.  9 (Ms.  im  mähr.  Landcs-Archiv) . 

W.  Schram. 

Bane,  s.  Banck. 

Bance,  Albert,  Tier-  und  Landschafts- 
maler in  Paris,  geb.  daselbst  um  1848,  f im 
Februar  1899,  Schüler  von  Butin  und  van 
Marcke,  stellte  wiederholt  in  den  Salons 
1875 — 1885  aus  (Landschaften  mit  weidenden 
Kühen,  Marinen  usw.). 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.,  Suppl.  — 
Chron.  d.  arts  1899  p.  60  (Nekrol.).  H.  V. 

Bancelin,  E t i e n n e,  Bildhauer  in  Paris, 
urkundlich  erwähnt  1667. 

Jal,  Dict.  crit  de  biogr.  et  d'hist.  (1872)  p. 
206  (unter  Bernard,  Nicolas).  S.  Lami. 

Banchero,  A n g c 1 o,  Maler,  gcb.  in  Sestri 
bei  Genua  am  80.  7.  1744,  f am  18.  11. 
1794  in  Rom.  Er  bildete  sich  hier  unter  der 
Leitung  Battonis,  malte  anfangs  Porträts,  so 
z.  B.  1772  in  Genua  das  Bildnis  des  Dogen 
Giambatt.  Cambiaso.  Seit  1773  blieb  er 
dauernd  in  Rom  und  malte  eine  Reihe  von 
Altarbildern  wie  für  die  Kirche  dcllc  Romite 
in  Rom  (bei  S.  Maria  Maggiore)  das  Hoch- 
altarbild mit  der  Predigt  Johannes’  des  Täu- 
fers (1777),  für  die  Kapuzinerkirche  zu  Ge- 
nua 2 ovale  Bilder  mit  Halbfiguren  von  Heili- 
gen, für  die  Annunziata  al  Guastato  eine 
Mater  Dolorosa.  — Nach  Alizeri  (s.  u.),  der 
ausführliche  Nachrichten  und  Berichtigungen 
über  diesen  Künstler  gibt,  war  B.  ein  begab- 
ter Eklektiker,  dessen  Arbeiten  doch  ein  ge- 
wisser künstlerischer  Wert  innewohnt. 

Alizeri,  Not.  dei  prof.  etc.  in  Liguria 
(1864)  I 391.  •• 

Banchi,  Giovanni,  Bildhauer  in  Ferrara, 
machte  für  die  Festdekoration  bei  Ankunft 
des  Papstes  Paul  III.  die  Figuren  der  Pru- 
dentia  und  der  Justitia. 

Cittadella,  Not.  rcl.  a Ferrara  p.  667.  *• 

Banchieri,  A g o s t i n o und  Francesco, 
Genueser  Sticker,  für  den  Papsthof  im  17. 
Jahrh.  tätig. 

Bertolotti,  Art.  Subalpini,  II.  Ausg.  1884. 

• • 

Banchieri,  s.  auch  Banchero. 

Bancio,  Antonio  de,  Maler  in  Ferrara, 
1423  dem  Namen  nach  erwähnt. 

Cittadella,  Doc.  cd  illustr.  Ferraresi, 
1868.  ** 

Banck  (auch  Bane  oder  Bank),  Johan 
oder  Jan  van  der,  Maler,  der  in  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jahrh.  in  London  tätig  war 
und  daselbst  am  23.  12.  1739  ungefähr  45 
Jahre  alt  gestorben  ist;  vermutlich  war  er 
ein  Sohn  des  Pieter  van  der  B.  Er  malte 
hauptsächlich  Bildnisse  in  leichter,  oft  ziem- 
lich nachlässiger  Manier,  die  großenteils  von 
J.  Faber  in  Schabmanier  reproduziert  wurden. 
Sehr  häufig  findet  man  Bildnisse  ihm  zuge- 
schrieben, die  von  Johan  de  Bacn  herrühren. 
Geschickt  als  Karikaturist,  zeichnete  er  die 
Illustrationen  für  die  Übersetzung  des  „Don 


434 


Banck 

Quichote“  von  Lord  Carteret.  In  der  Nat. 
Portr.  Gail,  befinden  sich  von  v.  d.  Banck  das 
Porträt  des  Rcv.  Sam.  Clarke  und  das  von 
Isaac  Newton;  ferner  ein  weniger  gelungenes 
großes  Figurenstück  in  Hampton  Court. 

Wal  pole  (und  Vertue),  Anecdotcs  of 
painting  in  England.  — Van  Eynden  en 
Van  der  Willigen,  Gcschicdenis  der  vader- 
landsche  Sckildcrkunst.  I 280.  — Sternberg, 
Kat.  IV  No.  4796,  5408.  — Nagler,  Kstlerlex. 
I 249,  252.  — Le  Blanc,  Manuel.  — Red- 
grave, Dict.  — Meyer,  Kstlerlex.  (Verz. 
von  Stichen  nach  ihm).  — Kat.  d.  Nat.  Portr. 
Gallery,  London.  ** 

Banck  (oder  Bane),  Pieter  van  der, 
Kupferstecher,  geb.  1649  in  Paris,  t 1697  in 
Bradford,  Schüler  von  Francois  Poilly.  Um 
1674  ging  er  mit  dem  französischen  Maler 
Henri  Gascard  nach  London,  wo  er  bis  zu 
seinem  Tode  tätig  war.  Seine  Stiche,  mei- 
stenteils Bildnisse,  sind  durch  große  Sauber- 
keit und  Feinheit  der  Behandlung  ausgezeich- 
net und  haben  zum  Teil  besonderes  histori- 
sches Interesse,  wie  seine  Porträtköpfc  für 
Kennet’s  History  of  England,  seine  Stiche 
nach  vielen  bedeutenden  Porträts  Knellers 
und  nach  Vcrrios  Gemälden  in  Windsor. 

W a 1 p o 1 e,  Anecdotes  of  painting  in  Eng- 
land p.  137.  — Ders.,  A Catal.  of  engravers  p. 

10.  — Meyer,  Kstlerlex.  (Verz.  s.  Werke).  — 

Redgrave,  Dict.  1878  p.  441.  *• 

Banck,  s.  auch  Bank. 

Banckaert,  J o o r i s,  Glasmaler  in  Brügge, 
lernte  bei  Buckel  Hcrman  seit  dem  26.  7. 
1523,  wurde  Frcimcistcr  am  2.  11.  1536,  „Vin- 
der“  1539/40  und  Regent  der  Gilde  1546/7. 
Am  7.  5.  1544  wurde  ein  Kontrakt  mit  ihm 
abgeschlossen  betreffs  Lieferung  von  6 ge- 
malten Glasfenstern  für  den  neuen  Saal  im 
Schöppenhausc.  Die  Fenster  sollten  enthalten 
die  Porträts  des  Königs,  des  Kaisers  und  der 
Kaiserin,  das  Wappen  der  Königin-Regentin, 
die  Devise  Plus  oultre,  das  Wappen  von  Vlan- 
dern  und  dasjenige  von  Brügge.  Für  jedes 
sollte  er  14  s.  gr.  erhalten.  — Bald  darauf,  am 

11.  8.  desselben  Jahres,  übernahm  er  auch  die 
Lieferung  2 gemalter  Fenster  für  die  Kapelle 
im  Schöppenhause. 

Feric  Boucken  der  Tresorie  van  der  stede 
van  Brügge,  vol.  2.  James  Weale. 

Bancks,  s.  Banks. 

Banco,  A b r a m o,  italien.  Kupferstecher 
aus  Siena,  tätig  in  der  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh., 
von  dem  nur  eine  Reihe  von  Begräbnisfeier- 
lichkeiten nach  Zeichnungen  des  Francesco 
Perucci  (Sohn  des  Orazio  P.),  die  1639  in  Ve- 
nedig erschienen,  bekannt  ist. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc,  Manuel. 

P.  K. 

Banco,  Antonio  di,  florentinischcr  Bild- 
hauer gegen  Ende  des  14.  und  zu  Anfang  des 
15.  Jahrh.  In  den  Jahren  1394 — 1407  war  er 
bei  den  Arbeiten  an  der  äußeren  Ausschmük- 
kung  des  Domes  von  Florenz  beschäftigt,  ur- 
sprünglich, wie  cs  scheint,  als  bloßer  Stein- 
metz (lastrajuolo),  später  als  Bildhauer  und 


Banco 

Maestro.  In  dem  letztgenannten  Jahr  ar- 
beitete er  mit  seinem  Sohn  Giovanni  oder 
Nanni  (s.  diesen)  gemeinschaftlich  an  den 
Skulpturen  des  (nach  dem  Chor  zu)  zweiten 
nördlichen  Domportals.  1414  ist  er  Dom- 
baumeister. Neuerdings  schrieb  man  ihm 
eine  streng  gehaltene  Verkündigung  im  Dom- 
museum zu,  aber  die  Urkunden  ergaben  Ja- 
copo  di  Picro  als  Verfertiger. 

Vasari-Milanesi,  II  161  ff.  — Quellen- 
schriften zur  Kunstgcsch.  etc.  herausg.  von  Ei- 
telbcrgcr,  IX : Donatello,  seine  Zeit  u.  Schule, 
von  H.  Semper  p.  55,  56,  58,  60,  61.  — H.  Sem- 
per, Die  Vorläufer  Donatellos,  in  Zahns  Jahrb. 
f.  Kstw.  III  26  ff.  — Jahrb.  d.  preuß.  Kstsamml. 
VIII  148,  149,  152,  153,  227—230;  XI  98.  — 
A.  Venturi,  Storia  d'arte  IV  716. 

Frits  Knapp. 

Banco,  Nanni  d’Antonio  di,  floren- 
tinischer  Bildhauer,  Sohn  des  Antonio,  geb. 
ca.  1373,  am  12.  2.  1421  schon  gestorben, 
Schüler  Niccolo  d’Arczzos,  nicht  Donatellos, 
dessen  Altersgenosse  er  war.  An  Talent  und 
Bedeutung  diesem  nicht  gleich,  gehört  er  im 
Gebiet  der  Skulptur  jedoch  jedenfalls  mit  zu 
den  bahnbrechenden  Meistern  der  Renais- 
sance. Er  wurde  am  2.  2.  1405  in  der  Stein- 
metzenzunft immatrikuliert.  Zusammen  mit 
seinem  Lehrer  arbeitete  er  1407 — 09,  gemein- 
schaftlich mit  seinem  Vater  und  gleichzeitig 
mit  Donatello,  an  dem  zweiten  nördlichen 
Scitenportal  des  Florentiner  Doms  ein  Kranz- 
gesims mit  Blattwerk  und  einen  Fries  mit 
Engclfiguren.  1408  wurde  er,  zugleich  mit 
Niccolö  d’Arczzo,  Donatello  und  Ciuffagni 
beauftragt,  für  die  Fassade  des  Doms  die 
sitzenden  Evangelistcnstatuen  auszuführen, 
die  seit  1586  in  den  Seitenkapellen  des 
Domchorcs  ausgestellt  sind.  Seine  Statue  des 
Evangelisten  Lukas  ist  noch  vorwiegend  im 
Stile  Niccolös.  Mehr  als  Donatello,  der  eher 
von  ihm  gelernt  hat,  wirkte  das  Vorbild  der 
Antike  auf  ihn  wie  bei  keinem  andern  Pla- 
stiker seiner  Zeit.  Besonders  seine  frühen 
Statuen  an  Or  San  Michele  zeigen  das  so- 
wohl in  den  schweren  untersetzten  Proportio- 
nen, wie  in  der  Bildung  der  Köpfe  und  der 
stark  eingebohrten  Haare.  Der  hl.  Philippus 
und  die  seit  1408  gearbeiteten  vier  Heiligen 
für  die  Nische  der  Bauhandwerker  bekunden 
das  am  besten.  Freilich  lassen  sic  in  ihrer 
Unbelebtheit  und  starren  Haltung  sehr  die 
frische  Naturanschauung  vermissen.  Darun- 
ter ist  ein  vorzügliches,  von  antikem  Rc- 
licfstil  stark  influcnziertes  Relief,  das  einen 
Bildhauer  bei  der  Arbeit  an  einer  Knabenfigur, 
andere  mit  architektonischen  Arbeiten  be- 
schäftigt darstellt.  Bezüglich  der  Gruppe  der 
vier  Heiligen  erzählt  Vasari,  daß  Donatello 
dem  Künstler  für  ein  Abendessen  Hilfe  ge- 
leistet, indem  er  die  Statuen  durch  Ver- 
kürzung der  Schulterbrcite  und  andere  Ver- 
änderungen dem  Raume  angepaßt  habe;  doch 
ist  an  den  Figuren  von  solchen  gewaltsamen 

: z8* 


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Banco  — Bändel 


Verbesserungen  nichts  zu  bemerken.  Dona- 
tcllos  Einfluß  macht  sich  an  einem  hl.  Petrus 
ebenda  bemerkbar.  Unter  Ghibertis  Einfluß 
lebendiger,  zugleich  gotischer  ist  der  hl.  Eli- 
gius, um  1515,  an  Or  San  Michele,  der  in 
seiner  frischen  Haltung  vielleicht  auf  Dona- 
tellos  Ritter  Georg  gewirkt  hat. 

Ein  Meisterwerk,  das  den  Geist  der  Re- 
naissance schon  in  voller  Deutlichkeit  zeigt, 
ist  seine  letzte  Arbeit,  die  schöne,  zu  Vasaris 
Zeit  dem  Jacopo  della  Quercia  zugeschriebene 
Gicbelgruppe  über  dem  oben  erwähnten,  nörd- 
lichen Scitcneingang  des  Domes:  Die  Ma- 
donna, in  einer  Mandorla  von  Engeln  um- 
geben, dem  hl.  Thomas  ihren  Gürtel  reichend. 

— Uber  Bancos  architektonische  Tätigkeit 
haben  wir  nur  die  eine  Notiz,  daß  er  1416  im 
Auftrag  der  Dombauverwaltung  gemeinschaft- 
lich mit  Bruncllcschi  und  Donatcllo  ein  Kon- 
kurrcnzmodell  für  die  Domkuppel  herstellte. 

— Ein  Porträt  des  Künstlers,  Brustb.  im 
Profil,  gez.  von  Vasari,  Holzschn.  in  versch. 
Ausg.  des  Vasari,  in  der  Bottarischen  Radie- 
rung. Gest,  von  Cecchi,  in:  Serie  degli 
uomini  i piu  illustri  etc.  4. 

Vasari-Milanesi,  II  1G1 — 5.  — Va- 
sa ri-  Heit  z,  III  21.  — Baldinucci,  Op. 
V 172 — 180.  — M.  Rcymond,  Gazette  d.  b.- 
arts  1895  I 40.  Frits  Knapp. 

Banco,  s.  auch  damit  verbundene  Vornamen. 

Bancoli,  italicn.  Kupferstecher  des  18.  Jahrh., 
nur  von  Zani,  Enc.  III  51,  erwähnt.  p.  K. 

Bancosis,  Lotto  de.  Seine  Signatur : 
„Ego  Presbyter  Lottus  de  Bancosis  hanc  prae- 
fatam  primam  partem  scripsi,  hac  die  prima 
mensis  Novembris  cxplevi  1471“  sah  Zani  (Enc. 
met.  III  61,  266)  und  nennt  ihn  einen  vor- 
trefflichen Schreiber  u.  Miniator,  ohne  nähere 
Angaben  über  den  betreffenden  Codex.  ** 

Bancroft,  Elias  (R.  C.  A.),  engl.  Land- 
schaftsmaler in  Manchester,  stellte  seit  1874 
bis  in  die  letzten  Jahre  häufig  in  der  Roy. 
Academy  und  in  der  Roy.  Cambrian  Academy 
aus.  Unter  den  Motiven  seiner  Bilder  be- 
gegnen uns  auch  mehrere  aus  Rothenburg 
o.  d.  T. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts  I 104.  ** 

Band,  engl.  Gemmenschneider  des  18. 
Jahrh.,  bekannt  durch  eine  Gemme,  darstel- 
lend : Kastor  und  Pollux,  mit  Helm  u.  Lanze, 
zu  Pferd.  Bez.  BAND.  INV. 

Raspe,  Descriptive  Catalogue  (der  großen 
Gemmenpastensammlung  von  Tassie).  London 
1791,  No.  1266.  — Manuscr.  Rollett. 

Band,  Franz,  gen.  Bondinelli,  Zeichner 
und  Maler,  aus  Porrentruy  im  Bern.  Jura, 
t daselbst  1813.  Von  ihm  ein  Jugendporträt 
Leopold  Roberts,  der  1805 — 06  sein  Schüler 
war  (im  Besitz  Nicolet  in  Chaux-de-Fonds). 
Ein  anderes  Gemälde  von  ihm  stellt  den 
Durchmarsch  Schweiz.  Gefangener  bei  Cour- 
rendlin  1798  dar.  Ein  besonderes  Verdienst 
Bands  ist  die  zeichnerische  Aufnahme  der 
alten  Schlösser  und  Ruinen  des  Berner  Jura. 


E.  L.  G i r a r d bei  Brun,  Schweizer.  Kstler- 
lex.  H.  V. 

Ban  dar,  Claude,  Radierer,  1651  in  Paris, 
nur  dem  Namen  nach  urkundlich  genannt. 

Herluison,  Actes  d’£tat-Civil,  Orleans 
1873  p.  18.  M 

Bandarth.  Jesuitenbruder  aus  Antwerpen, 
beendete  gegen  1619  den  von  Bcmardoni  und 
anderen  begonnenen  Bau  der  Jesuitenkirche 
zu  St.  Peter  in  Krakau,  eines  umfangreichen 
und  zu  den  edelsten  im  Nordosten  Europas 
gehörenden  Denkmals  der  Barockarchitektur. 

St.  Tomkovricx. 

Bandau,  Carl,  wenig  bekannter  Porträt- 
maler in  Berlin,  stellte  auf  der  Ausstellung 
der  k.  Akad.  der  Künste,  Berlin  1834  meh- 
rere Bildnisse  in  Ol  aus. 

Kat.  d.  Ausstellg.  H.  V. 

Bandeira,  D.  Laura  Saurinet,  Malerin, 
Portugal,  war  auf  der  Dezennal-Ausstellung, 
Paris  1900  mit  dem  Porträt  des  Geigenma- 
chcrs  Victor  Wagner  vertreten.  a.  Haupt. 

Bändel,  Ernst  von,  Bildhauer,  gcb.  am 
17.  5.  1800  in  Ansbach,  kam  1817  nach  Mün- 
chen auf  die  Kunstakademie  und  arbeitete  im 
Atelier  Karl  von  Fischers  plastische  Archi- 
tekturomamente. Nach  Fischers  Tod  (1820) 
ging  B.  von  der  Architektur  zur  Malerei  über 
und  zeichnete  und  malte  als  Schüler  von  P. 
v.  Langer,  der  der  streng  antikisierenden  Auf- 
fassung in  der  Malerei  huldigte,  korrekt  und 
fleißig  nach  der  Antike.  Andere  Lehrer  B.s 
auf  der  Akademie  waren  Kcllcrhovcn,  J. 
Haubcr,  A.  Seidl,  W.  v.  Kobell,  C.  E.  Heß. 
B.  kopierte  Rubens  und  van  Dyck;  seine  Fa- 
milienbildnisse in  öl,  Aquarell,  Bleistift  und 
Farbstift  zeigen  früh  seine  Begabung  im  Bild- 
nis. Zahlreiche  Aktstudien  nach  dem  leben- 
den Modell  (Auswahl  der  besten  in  der  Tech- 
nischen Hochschule  in  Hannover).  König 
Maximilian  von  Bayern  nahm  sich  seiner  vä- 
terlich an ; im  Aufträge  der  Königin  malte  er 
in  großen  Aquarellen  die  Zimmer  der  kgl. 
Familie  im  Münchener  Schloß  (1821).  B. 
fing  auch  zu  modellieren  an,  geriet  1820  in 
die  Werkstatt  des  durch  seine  Porträtbüsten 
bekannten  Bildhauers  Haller  und  ging  zur 
Bildhauerei  über.  1825  ging  er  auf  2 Jahre 
nach  Italicn;  in  Rom  trat  er  zu  Thorwaldsen 
in  Beziehung,  mit  dessen  Klassizismus  er 
nicht  einverstanden  war ; er  suchte  nach  Wahr- 
heit und  Natürlichkeit  und  einer  gesunden 
volkstümlichen  Kunst.  In  Rom  strenges  Stu- 
dium der  Antike  und  des  lebenden  Modells, 
gezeichnet,  modelliert,  gemeißelt;  er  haut  die 
Büste  Ebelings  direkt  aus  dem  Marmor.  Die 
beiden  römischen  Jahre  sind  die  arbeitsreich- 
sten u.  glücklichsten  seines  Lebens.  Freund- 
schaftlicher Verkehr  mit  Schwanthaler,  ohne 
Möglichkeit  eines  dauernden  Verständnisses. 
September  1827  kehrt  er  nach  München  zu- 
rück; hier  gehört  er  7 Jahre  zu  dem  Kreise 
der  klassizistischen  Bildhauer,  die  Ludwig  I. 


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Bändel 


um  sich  versammelte  und  beschäftigte  (Gie- 
belschmuck der  Glyptothek,  Walhalla) ; B. 
arbeitet  zusammen  mit  Rauch,  Rietschcl, 
Schwanthaler.  1834  ging  er  nach  Berlin ; 
hier  sagte  ihm  die  realistische  Richtung  Scha- 
dows  und  seine  scharf  charakterisierende  Ar- 
beit sehr  zu ; auch  zu  Rauch  trat  er  in  nähere 
Beziehung.  Größere  Aufträge  führten  ihn 
noch  1834  nach  Hannover,  wo  er  Reliefkom- 
positionen für  den  Tanzsaal  im  Schloß  und 
die  Schloßkirche  schuf  und  im  Anschluß  dar- 
an Gipsreliefs  in  der  Aula  der  Universität 
Göttingen.  Schon  in  München  hatte  er  den 
Plan  eines  monumentalen  Armin-Denkmals 
gefaßt;  dieser  Plan  führte  ihn  1836  nach  Det- 
mold; er  wählte  die  Grotenburg  (Teutberg) 
im  Teutoburger  Wald  als  Denkmalsplatz. 
Das  erste  kleine  Modell  zum  Denkmal  ent- 
stand 1830,  ein  größeres  stellte  B.  1834  in 
Berlin  aus,  1836  entstand  in  Hannover  ein 
weiter  ausgeführtes.  Die  lange  Entstehungs- 
geschichte durchzieht  das  ganze  fernere  Le- 
ben B.s.  Der  architektonische  Unterbau,  eine 
Art  Rundtempel  mit  kuppelförmiger  Be- 
dachung war  1846  vollendet.  Dazwischen 
unternahm  B.  wieder  zwei  Reisen  nach  Ita- 
lien, 1838 — 39  war  er  in  Carrara  aufs  eifrigste 
mit  Marmorarbeiten  beschäftigt;  es  entstan- 
den einige  seiner  besten  Werke.  1844  war 
er  abermals  zu  diesem  Zwecke  in  Carrara. 
1847  siedelte  er  von  Detmold  wieder  nach 
Hannover  über;  von  1846  bis  1862  trat  ein 
vollständiger  Stillstand  in  der  Denkmalsfrage 
ein ; in  diesen  Jahren  schuf  B.  in  Hannover 
eine  große  Reihe  neuer  Werke.  1862  wurde 
die  Denkmalsarbeit  wieder  aufgenommen ; 
eigenhändig  hämmerte  B.  die  Riesenfigur  des 
Armin  in  Kupfer.  Am  16.  8.  1875  wurde  das 
Denkmal  in  Gegenwart  Kaiser  Wilhelms  I. 
und  vieler  deutscher  Fürsten  eingeweiht.  B. 
starb  auf  der  Rückkehr  aus  Italien  am  25. 
9.  1876. 

Werke:  Büste  P.  v.  Langers  (in  Marmor 
1834)  auf  dem  Friedhof  in  Haidhausen.  Le- 
bensgroße Statue  eines  ruhenden  Mars,  Faun, 
der  einer  Ziege  auf  einer  Schalmei  vorbläst, 
Amor,  Caritas  (1834  in  Marmor,  Museum 
Hannover),  Mädchen  mit  Orakclblume,  sämt- 
lich 1820  in  Gips.  1821 — 22  in  Nürnberg  zur 
Restaurierung  des  Schönen  Brunnens  sechs 
große  Figuren  in  Sandstein  und  die  Modelle 
zu  Moses  und  den  Propheten.  1824  die  Fi- 
guren am  Skelldenkmal  in  München,  in  Sand- 
stein. — In  Rom  entstanden  in  Marmor  die 
Büsten  von  Sickingen  (Walhalla),  Ebcling, 
Maximilian  I.,  des  Bankiers  Eichthal,  ein 
Grabrclicf  in  Marmor  (auf  B.s  eigenem  Grab, 
Friedhof  Hannover),  die  Figur  eines  sich 
verhüllenden  Amor  und  die  Büste  der  schö- 
nen Albanesin  Vittoria  (Hannover,  Privatbe- 
sitz). — In  der  Münchener  Zeit  von  1827  bis 
1834  entstanden  meist  im  Aufträge  Ludwigs  I. 
die  Glyptothck-Gicbclfigurcn  „Bildhauer“  und 


„Hoffnung“,  lebensgroß  in  Marmor,  Karya- 
tidenköpfe für  das  Herzog  Max-Palais,  ein 
segnender  Christus  für  die  Michaeliskirche 
in  Hof  (beide  in  Gips),  eine  Marmorvase  für 
Graf  Schönborn,  eine  Kopie  der  griechischen 
Vase  von  St.  Cacilia  in  Trastevere,  Büsten 
von  P.  Heß,  Stieler,  Gärtner,  Dominik  Quag- 
lio,  Skizzen  zu  den  Büsten  von  H.  Heß,  Zim- 
mermann, Rottmann,  Ohlmüller,  Voigt,  Ams- 
ler,  Ziebland;  die  ersten  Skizzen  des  Armin- 
Denkmals.  In  Berlin  1834  Büste  Chamissos 
(Gips),  in  Hannover  Relief  der  9 Musen  u. 
von  Orpheus  und  Arion  im  Schloß,  die  Re- 
liefs aus  der  Hcilsgcschichte  Christi  in  der 
Schloßkirche,  in  Göttingen  das  Giebclrelief 
für  die  Aula  Der  Genius  der  Wissenschaften 
(Sandstein),  zwei  Grabmäler  in  Sandstein 
und  die  Statue  Wilhelms  IV.  vor  der  Uni- 
versität. In  Hannover  wiederum:  Büste  der 
Prinzessin  Augusta  von  Cambridge  (Mar- 
mor), die  Figur  Heinrichs  des  Löwen  (Gips). 
In  Carrara  1838 — 39  und  1844 — 45:  Thus- 
neldastatue in  Marmor  (Detmold,  Schloß), 
Thusneldabüsten  in  Gips,  die  Marmorgruppe 
Herakles  und  Iphiklca  (Berlin,  Privatbes.), 
Christus  auf  dem  Kreuz  schlafend  (Marmor), 
Madonna  mit  dem  Christuskinde  (Gips), 
Taufstein  für  die  St.  Petrikirche  in  Hamburg, 
Sich  schmückende  Venus  (Marmor,  Hanno- 
ver, Museum),  Büsten  des  Fürsten  und  der 
Fürstin  Pauline  zu  Lippe  (Marmor,  Detmold, 
Schloß),  Mädchen  mit  Amor,  Venus  in  der 
Muschel  (beide  in  Gips),  Merkur,  der  die 
Leier  erfindet  (Cumberland-Galerie  Hanno- 
ver), Jahreszeiten  (Statuetten  in  Marmor, 
Blasewitz  Privatbes.),  Skizze  von  Venus, 
Juno,  Minerva,  zu  einer  Gruppe  Paris'  Urteil, 
Erste  Skizze  der  Amor  u.  Psyche-Gruppe, 
Jäger  mit  Hunden.  In  Hannover  von  1846 
bis  1862:  Sandstcinreliefs  am  Militärhospital, 
der  Entbindungsanstalt,  Taufsteine  in  Mar- 
mor für  die  Kirche  in  Rosdorf  u.  die  Schloß- 
kirche in  Hannover,  Apostelfiguren  in  Sand- 
stein für  den  Loccumer  Altar,  Bronzemedail- 
lons von  F.  Andreä  und  Rohrs  (Hannov., 
Grabmal),  Büste  Grabbes  (Gips,  Detmold 
Bibliothek),  Shakespeare-  und  Goldoni-Sta- 
tuetten  in  Sandstein  (Hannov.,  Hoftheater), 
Goethe-Statuette,  Amazone,  Ruthstatue  (Berl., 
Privatbesitz),  David-Statuette  (Hannover, 
Mus.),  Tag  und  Nacht  (kl.  Gruppe),  Gerech- 
tigkeit und  Einigkeit  (Statuetten),  sämtlich 
in  Gips,  Marmormedaillons  von  König  Ge- 
org V.  und  Königin  Marie,  Wandmalereien 
im  Saale  des  Kunstvcrcins  in  Hannover,  bis 
1875:  Arminstandbild. 

B.  wollte  der  herrschenden  antikisierenden 
Richtung  nicht  angehören  und  auch  der  Ro- 
mantik (Schwanthalers)  sich  nicht  in  die 
Arme  werfen;  er  wollte  ganz  selbständig  sein, 
aber  er  war  nicht  groß  genug,  eine  Plastik, 
die  er  ahnte,  zu  verwirklichen,  wie  es  in 
Frankreich  Rüde  und  David  d’Angers  getan 


437 


Bändel  — Bandiera 


hatten.  Ähnlich  wie  Rauch  und  Rietschel  er  - 
strebte er  eine  realistische,  nationale  Plastik, 
ohne  sich  über  die  Mittel  ihrer  Verwirkli- 
chung klar  zu  sein,  denn  B.  war  kein  bahn- 
brechendes Genie,  auch  nicht  in  seinem  Ar- 
mindenkmal, sondern  nur  ein  Talent;  sein 
deutscher  Charakter  war  größer  als  sein 
künstlerisches  Ingenium.  So  ist  er  im  Grunde 
über  die  Schranken  der  Hallerschen  Kunst- 
richtung nicht  hinausgekommen;  er  ist  im 
wesentlichen  in  der  klassizistischen  Formen- 
welt im  Sinne  Thorwaldsens  gebannt  ge- 
blieben. Dabei  leidet  er  zuweilen  an  dem 
Grundfehler  Schwanthalers,  der  Flüchtigkeit 
der  Mache.  Sein  Bestes  und  Eigenstes  gab 
B.,  wie  sein  Lehrer  Haller,  in  seinen  Porträt- 
büsten. Sie  bekunden  am  deutlichsten  seinen 
gesunden  Blick  für  das  wirkliche  Leben  und 
für  das  Charakteristische,  eine  frische  Natür- 
lichkeit und  Realistik,  die  ihn  in  die  Nähe 
von  Rauch  führt;  man  spürt  das  gründliche 
Studium  der  Porträtplastik  der  römischen 
Kaiserzeit.  Von  seinen  Idealfiguren  sind  die 
bedeutendsten  die  Caritas  (durch  Brand  ver- 
nichtet) und  die  sich  schmückende  Venus. 

Herrn.  Schmidt,  Ernst  von  Bändel.  Ein 
deutscher  Mann  u.  Künstler.  Neue  Aufl.  Han- 
nover 1900.  — Bändel,  Die  Arminsäule,  Han- 
nover 1861.  — H.  Thorbecke,  Zur  Geschichte 
des  Hermannsdenkmals.  Festschrift  m.  e.  biogr. 
Skizze.  Detmold  1875.  — Das  Hermannsdenkmal 
u.  d.  Teutoburger  Wald,  nach  d.  Nat.  aufgen.  v. 
J.  Menke.  Mit  e.  Titelbl.  in  Farbendruck  von 
Scheuren  u.  poet.  Text  v.  F.  Dahn,  F.  Freilig- 
rath,  E.  Geibcl,  R.  Gottschall  u.  a.  Detmold 
1875.  — Zeitschrift  f.  bild.  K.  Beiblatt  VI  (1871) 
212  ff.,  X 736  ff.  P.  Kühn. 

Bändel,  F.  A.  Ein  diesen  sonst  unbekann- 
ten Namen  tragendes  Stilleben  (totes  Ge- 
flügel) wurde  mit  der  Sammlung  Brade 
(Wiesbaden)  bei  Ileberle  in  Köln  im  Dez. 
1897  verkauft.  ** 

Bändel,  Heinrich  von,  Sohn  des  Ernst, 
Bildhauer,  geb.  am  23.  6.  1829  in  München, 
f am  10.  10.  1864  in  London.  Er  bildete  sich 
unter  Leitung  seines  Vaters,  zeigte  außerge- 
wöhnliche Begabung  für  das  Porträt  Im 
Winter  1844—45  war  er  mit  seinem  Vater  in 
Carrara,  wo  er  seine  erste  Marmorarbeit,  ein 
Reliefbildnis  des  Fürsten  von  Lippe-Detmold 
ausführte.  1849  folgte  er  einem  Ruf  nach 
London,  arbeitete  dort  zuerst  für  den  Bild- 
hauer Campbell  ein  überlebensgroßes  Modell 
Lord  Benticks  und  entwarf  zahlreiche  Kom- 
positionen für  andere  Künstler.  In  den  Jah- 
ren 1853 — 1861  war  er  auch  regelmäßiger 
Aussteller  in  der  Royal  Academy. 

Werke:  Lebensgroßes  Gipsmodell  eines  jun- 
gen Achill,  eine  auf  springendem  Panther 
sitzende  Bacchantin,  Gruppe  Venus  u.  Amor, 
beide  in  Gips.  Eine  Gruppe  Bacchantin  mit 
Satyr,  eine  sterbende  Amazone  zu  Pferd,  mit 
Figuren  reich  verzierter  Kandelaber,  sämtl. 
in  Bronze,  12  Rclieffiguren  (Tages-  u.  Jahres- 


zeiten) im  Bridgewater-Housc  in  London 
(Gips),  eine  lebensgroße  Mignon  in  Marmor 
auf  Marmorpostament  mit  bronzenem  Relief. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  670.  — Graves,  The 
Roy.  Academy  of  Arts,  1905  p.  104.  P.  Kühn. 

Bändel,  Johann  Georg,  Medailleur  in 
Kassel,  dessen  Monogramm  J.  G.  B.  auf  einer 
ovalen  Schaumünze  des  Landgrafen  Ludwig 
VI.  von  Hessen-Darmstadt,  datiert  1666,  er- 
scheint. — Auch  im  18.  Jahrh.  werden  in 
Kassel  noch  mehrere  Münzmeister  des  Na- 
mens (auch  Bandell,  Bantel  geschrieben)  er- 
wähnt. 

Hoffmeisters  gesammelte  Nachr.  über 
Kstlcr.  u.  Ksthandw.  in  Hessen.  Hannover  1885. 

Bandeil,  E u g e n i e L.,  Landschaftsmalcrin 
und  Radicrerin  zu  Frankfurt  a.  M.,  geb.  da- 
selbst am  21.  12.  1863,  Schülerin  von  G.  Cor- 
nicelius,  B.  Mannfcld  und  W.  Trübner. 

Drcßlcrs  Kunstjahrbuch  1908.  — Hirsch, 
Künstlerinnen  der  Neuzeit  S.  30.  — Kunst  für 
Alle  XVIII.  — Weizsäcker,  Kunst  u.  Kstl. 
in  Frankf.  S.  99.  — Ausstellungskataloge  u.  a. 
München,  Berlin  (Sezession).  -y. 

Bandeville,  französ.  Bildhauer,  1863  er- 
wähnt unter  denjenigen  Künstlern,  die  zur 
Ausschmückung  des  1862 — 64  neu  erbauten 
Grand  Theätre  zu  Toulon  dekorative  Skulp- 
turen zu  liefern  hatten. 

Richesses  d’Art,  Province,  Monum.  civ.  VI  277. 

5.  Lami. 

Bandiera,  Bcncdctto,  Maler  in  Perugia, 
geb.  1564  in  Perugia,  f am  1.  5.  1634  daselbst 
(nach  Lanccllotti,  Eph.  Perusina,  Ms.  der 
Bibi.  Communale,  ad  diem.).  Nach  Lanzi  ist 
er  ein  Verwandter  des  Sienesen  Franc.  Vanni. 
Als  sein  Lehrmeister  gilt  Fedcrigo  Baroccio, 
unter  dessen  Einfluß  ihn  seine  Gemälde  in 
S.  Angelo  dclla  Pace,  im  Hospital  der  Mi- 
scricordia,  in  S.  Caterina,  in  S.  Francesco  al 
Prato  und  anderen  Peruginer  Kirchen  zeigen. 
Von  1590 — 1619  war  er  für  die  Kirche  und 
das  Kloster  S.  Pietro  dei  Cassincsi  vor 
Perugia  tätig.  Mehrere  Werke  von  ihm  sind 
dort  noch  vorhanden.  Eine  Madonna  mit 
S.  Caterina,  Maria  Maddalena  und  anderen 
Heiligen  wurde  von  den  Franzosen  1811  auf 
Grund  eines  kaiserlichen  Dekretes  aus  der 
Kirche  S.  Caterina  im  Quartier  Porta  S.  An- 
gelo entführt,  aber  1817  wieder  zurückgege- 
ben. Seine  Fresken  in  den  Lünetten  des  er- 
sten Klosterhofes  von  S.  Agostino  und  vier 
Limetten  im  Klosterhof  von  S.  Girolamo, 
letztere  Taten  des  Hl.  Franz  darstellend,  sind 
zugrunde  gegangen.  In  der  Matrikel  der 
Peruginer  Malerzunft  wird  er  unter  den  Mit- 
gliedern fuori  dcl  Collegio  aufgezählt  und 
zur  Steuer  von  jährlich  10  Soldi  heran- 
gezogen. 

P a s c o 1 i.  Vite  de’  pitt.  scult.  e archit.  perug., 
Roma  1732  p.  162.  — Orlandi,  Abeced.  pitt. 
— Orsini,  Guida  di  Perugia  (an  vielen  Stel- 
len). — Lanzi,  Storia  pitt.  II  135.  — Ma- 
tt a r i,  Doc.  c Note  63  in : Apologetico.  — 


438 


Bandinelli 


R o s s i,  Giomale  di  Erud.  Art.  IV  212,  214,  V 
326,  VI  23,  105.  — Lupattelli,  Storia  della 
Pitt,  in  Perug.,  Foligno  1895  p.  59,  61,  62. 

Walter  Bombe. 

Bandinelli,  Bartolommco,  gen.  Baccio 
Bandinelli,  geb.  am  12.  11.  1493  in  Florenz, 
Sohn  des  angesehenen,  von  den  Medici  viel 
beschäftigten  Goldschmieds  Michelangelo  di 
Viviano  de’  Brandini  da  Gaiuole,  nahm  1530 
statt  seines  eigentlichen  Familiennamens  de' 
Brandini  unberechtigterweise  den  Gcschlcchts- 
namen  der  altadeligen  Sienescr  Familie  Ban- 
dinelli an  (Vasari-Milanesi  VI  133,  Anm.  2). 
Er  bildete  sich  als  Schüler  seines  Vaters  und 
des  Giovanfrancesco  Rustici,  unter  dem  Ein- 
fluß der  Schlachtenkartons  von  Michelangelo 
und  Lionardo. 

Die  zeitgenössischen  Quellen  über  sein  Le- 
ben sind  nicht  ungetrübt:  teils  stehen  sie 
unter  dem  Eindruck  des  Hasses,  den  sein  un- 
seliger Charakter  sich  selbst  gesät,  teils  der 
verlogenen  Schönfärberei,  mit  der  er  die 
eigene  Entwickelung  der  des  von  ihm  be- 
neideten Michelangelo  anzunähern  suchte. 
Cellinis  Ausfälle  wie  Vasaris  ausführliche,  auf 
eigene  Angaben  B.s  zurückgehende  Notizen 
wollen  darum  mit  gleicher  Kritik  aufgenom- 
men sein.  Von  dem  Vorwurf,  aus  Miß- 
gunst Michelangelos  Karton  1516  zerschnitten 
zu  haben,  hat  ihn  die  neuere  Forschung  be- 
freit. Schon  Vasari,  auf  dessen  Biographie 
diese  Nachricht  zurückgeht,  widerspricht  sich 
selbst  im  Leben  Michelangelos;  auch  erwäh- 
nen weder  Condivi  noch  Bcnedctto  Varchi  in 
seiner  Leichenrede  auf  Buonaroti  diese  Tat- 
sache, und  nicht  einmal  Cellini,  der  1518  noch 
vor  dem  Karton  studierte,  weiß  davon  zu  mel- 
den. Herrscht  über  seinen  Charakter  bei  Mit- 
und  Nachwelt  ziemliche  Einmütigkeit,  so  ist 
seine  künstlerische  Persönlichkeit  desto  mehr 
umstritten. 

Als  Bildhauer  hat  er  sich  selbst  geschädigt, 
indem  er  sich  ohne  Aufhören  neben  die  Größ- 
ten stellte  und  ihre  Wege  kreuzte,  dabei  in 
ewiger  Gier  nach  Erwerb  Auftrag  über  Auf- 
trag an  sich  reißend,  seine  unausgereiften  Ar- 
beiten halb  fertig  ließ  oder  flüchtig  durch- 
führte. Die  Malerei  hat  er  nach  geringen 
Versuchen,  über  die  Vasari  anekdotisch  be- 
richtet, aufgegeben  (sein  gutes  Bildnis  in  der 
Malcrsammlung  der  Uffizien  soll  von  B.s 
eigener  Hand  herrühren).  Als  Meister  der 
Zeichnung  hat  der  Vielgetadcltc  der  Floren- 
tiner Schule  zweifellos  Ehre  gebracht.  So 
hat  nach  ihm  Marcanton  den  Kindermord 
und  das  berühmte  große  Blatt  mit  dem  Mar- 
tyrium des  hl.  Laurentius  gestochen,  Ago- 
stino  Veneziano  anatomische  Studien,  eine 
Komposition  der  Iphigenie,  eine  nackte  Cleo- 
patra. 

Als  Bildhauer  begann  er  seine  Laufbahn 
mit  einer  IVj  Ellen  hohen  in  Wachs  ana- 
tomisch subtil  und  naturalistisch  durchgeführ- 


ten Hieronymusstatue,  die  Lionardo  gelobt 
haben  soll  (vielleicht  eine  der  ersten  dieser 
später  so  beliebten  anatomischen  Akademien), 
und  einem  jugendlichen  Merkur,  der  später 
an  Franz  I.  nach  Frankreich  kam.  — Mit  der 
Rückkehr  der  Medici  setzte  für  B.  die  Pro- 
tektion dieser  Familie  ein.  Der  Herzog  von 
Nemours  verschaffte  ihm  den  Auftrag  zu  einer 
der  Apostelstatuen  für  den  Dom,  dem  hl.  Pe- 
trus. Beim  Einzug  Leos  X.  in  Florenz  fiel 
sein  Kolossalcntwurf  einer  Gruppe  Herkules 
und  Cacus  auf,  sein  größter  künstlerischer 
Gedanke,  dessen  Ausführung  oft  durchkreuzt, 
sich  durch  sein  ganzes  Leben  hinziehen  sollte. 

Besonders  reich  ist  er  in  Rom  mit  Auf- 
trägen bedacht  worden:  die  Arbeit  für  den 
Papst  an  der  Santa  Casa  in  Loreto  unterbrach 
er  zwar  nach  einem  Zerwürfnis  mit  Sanso- 
vino,  soll  aber  doch  1531  sein  Relief  der  Ge- 
burt Mariä  selbst  vollendet  haben.  Auf  Ver- 
wendung des  ihm  besonders  gewogenen  Kar- 
dinals Giulio  bestellte  Leo  bei  Ba.  eine  Mar- 
morgruppc  Orpheus  u.  Cerberus  für  den  Hof 
des  Pal.  Medici,  die  später  ins  Casino  di  S. 
Marco  kam.  Die  Kopie  des  Laokoon,  die  der 
Papst  an  Stelle  des  versprochenen  Originals 
für  Franz  I.  bestimmt  hatte,  ist  noch  heute  in 
den  Uffizien  erhalten. 

Für  den  Eingang  der  Villa  des  Kardinals 
am  Monte  Mario  (später  Villa  Madama)  hat 
B.  damals  zwei  „giganti“  gearbeitet,  die  zu- 
grunde gegangen  zu  sein  scheinen. 

Als  Günstling  des  mediceischen  Hauses 
mußte  er  zwischen  1527  und  1530  die  Vater- 
stadt meiden.  Zu  Genua  und  Bologna  tritt 
er  damals  in  Beziehungen  mit  Karl  V.;  auf 
das  Geschenk  eines  Bronzereliefs  der  Kreuz- 
abnahme machte  ihn  der  Kaiser  zum  Ritter 
von  S.  Jago.  Das  Standbild  des  Andrea 
Doria  als  Neptun  für  die  Genueser  Republik 
ließ  er  trotz  empfangener  Bezahlung  unvoll- 
endet. Unausgeführt  blieb  auch  das  Modell 
eines  hl.  Michael,  der  nach  dem  Wunsch  des 
Papstes  die  Engelsburg  krönen  sollte. 

Die  Wiederkehr  der  Medici  bringt  eine 
Zeit  der  Triumphe  für  B. : der  mächtige  Mar- 
morblock aus  Carrara,  seit  1508  bestimmt  von 
Michelangelo  zu  einer  Gruppe  des  Herkules 
und  Cacus  am  Eingang  des  Palazzo  vecchio 
dem  David  gegenüber  verarbeitet  zu  werden, 
wurde  unter  Einwirkung  seiner  jetzt  fürst- 
lichen Gönner  dem  republikanisch  gesinnten 
Meister  aberkannt  und  dem  loyalen  Bandinelli 
übergeben.  Die  1534  erfolgte  Aufstellung 
der  Gruppe,  die  seither  ihren  Platz  vor  dem 
Pal.  Vecchio  (anders  wie  ihr  Gegenstück) 
behauptet  hat,  bedeutete  zwar  den  ersten  wirk- 
lichen Triumph  über  sein  mit  Neid  verfolgtes 
großes  Vorbild,  brachte  aber  die  abfällige 
Meinung  über  den  künstlerischen  Charakter 
seiner  Arbeiten  in  vernichtender  Schärfe  zum 
Ausdruck.  Dafür  äußerte  sich  die  Zufrieden- 
heit seiner  Auftraggeber  in  Belohnungen,  wie 


Bandinelli 


der  Dedikation  eines  Landgutes  oder  in  neuen 
großen  Aufträgen.  Die  Gräber  der  beiden 
Medici-Päpste  — heute  im  Chor  der  Minerva 
in  Rom  — waren  ihm  von  Clemens  VII.  zu- 
gedacht, sollten  aber  nach  des  Papstes  Tode 
1554  an  Alfonso  Lombardi  vergeben  werden. 
Durch  die  Gunst  der  Donna  Lucrezia  Salviati, 
einer  Schwester  Leos  X.,  wußte  B.  den  Auf- 
trag wieder  an  sich  zu  bringen,  erfüllte  ihn 
aber  erst  nach  Jahren,  wobei  er  gerade  die 
Hauptfiguren  dem  Raffaello  da  Montelupo 
und  dem  Nanni  di  Baccio  Bigio  überließ. 
Denn  inzwischen  hatte  er  sich  dem  Monument 
zugewandt,  das  der  junge  Herzog  Cosimo  I. 
seinem  Vater  Giovanni  delle  bande  nere  in  S. 
Lorenzo  setzen  wollte.  Der  Sockel  mit  sei- 
nem historischen  Relief  wird  zu  B.s  befrie- 
digendsten Arbeiten  gerechnet;  mit  der  un- 
fertigen Statue  ist  er  erst  1850  zu  dem  heuti- 
gen unerfreulichen  Ensemble  vor  der  Kirche 
zusammengefügt. 

Durch  seine  Berufung  als  Baumeister  und 
Bildhauer  bei  Vollendung  der  von  Michel- 
angelo begonnenen  Kirche  der  Madonna  della 
Quercia  vor  Florenz  zum  Renommee  eines 
Architekten  gekommen,  wurde  er  ähnlich  wie 
Michelangelo  bei  Paul  III.  vom  Herzog  zum 
Leiter  aller  Arbeiten  beim  Dom  bestellt. 

Als  der  Herzog  1540  den  alten  Familien- 
palast der  Witwe  Alessandros,  Margareta 
von  Österreich  überließ  und  selbst  den  Pal. 
Vecchio  bezog,  projektierte  B.  gemeinsam 
mit  Giuliano  di  Baccio  Bigio  einen  großen 
Audienzsaal,  dem  in  Wirklichkeit  später  Va- 
sari  die  endgültige  Gestalt  geben  durfte. 
Ausgeführt  wurden  von  ihm  nur  die  Porträt- 
statucn  der  Medici : Herzog  Alcssandro,  Leo 
X.,  und  die  nur  zum  Teil  von  ihm  gearbeitete 
Krönung  Karls  V.  durch  Clemens  VII. 

Als  Leiter  des  Dombaus  ging  er  im  Auf- 
trag des  Herzogs  an  die  Verwirklichung  von 
Brunncllescos  ursprünglichem  Plan  für  den 
„coro“,  Schranken,  die  in  weitem  Achteck  mit 
architektonischen  Abschlüssen  den  riesigen 
Altar  unter  der  Kuppel  umziehen  sollten.  Die 
Einzelstatuen  hatten  ihre  Schicksale : eine,  den 
Adam,  arbeitete  er  gleich  zu  einem  Bacchus 
um  (Pal.  Pitti)  ; die  schließlich  aufgestelltcn 
Figuren  der  Voreltern  sind  als  indezent  unter 
Spott  entfernt  und  ins  Bargcllo  gekommen ; 
die  Statue  Gottvaters  (von  Vinccnzio  de' 
Rossi  ausgeführt)  und  die  Gruppe  des  toten 
Christus  stehen  heute  in  der  Kirche  und  im 
vorderen  Klosterhof  von  S.  Crocc.  Die  88 
Rclieffüllungen  mit  Propheten  und  Heiligen 
an  der  Balustrade  zeigen  ihn  endlich  von  sei- 
ner glücklichsten  Seite:  als  Zeichner  voll 
Grazie  und  Kraft,  mit  feinem  Sinn  für  die 
Füllung  eines  gegebenen  Raums  und  uner- 
müdet  im  Finden  neuer  Motive  für  das  gleiche 
Thema.  Als  man  die  Chorschranken  enger 
machte,  brachte  man  24  Reliefs  in  die  Opera 
del  Duomo. 


Die  unglücklichen  Arbeiten  der  Altarfigurcn 
haben  das  günstige  Urteil,  das  diese  Reliefs 
verdienten,  beeinträchtigt.  In  den  Augen  des 
Herzogs  begann  die  Menge  der  Arbeiten,  die 
er  an  sich  gerissen  und  dann  unvollendet  ge- 
lassen, gegen  ihn  zu  sprechen.  Der  schwung- 
lose,  aber  gewissenhafte  und  brauchbare  Va- 
sari  hat  ihn  für  die  letzten  Lebensjahre  zu- 
rückzudrängen vermocht.  Dem  Einfluß  des 
Aretiners  mag  auch  zuzuschreiben  sein,  daß 
des  abwesenden  Michelangelo  Bedeutung  für 
den  Herzog  und  Florenz  wieder  stieg. 

An  Bandinellis  Stelle  hat  Vasari  dann  den 
Ausbau  u.  die  Ausschmückung  der  neuen  Säle 
im  Pal.  Vecchio  besorgt  Doch  hat  jener 
gegen  sein  Ende  hin  wenigstens  die  Gunst 
der  Herzogin  Eleonora  v.  Toledo  zurückzu- 
gewinnen gewußt;  einige  dekorative  Arbeiten 
im  Giardino  Boboli  mögen  am  Ende  der 
langen  Reihe  für  die  Medici  geschaffener 
Werke  stehen.  Der  Herzogin  dankt  er  auch 
den  vornehmen  Platz  für  sein  eigenes  Grab 
in  der  SS.  Annunziata;  hierfür  hatte  sein 
Sohn  Clemens  die  Gruppe  des  toten  Christus 
und  Nikodemus  (dem  er  die  Züge  des  Va- 
ters gab)  begonnen.  Kurz  nachdem  diese 
Gruppe  ihren  Platz  erhalten,  ist  Bandinelli 
am  7.  2.  1560  (1559  flor.  St.)  gestorben.  Bac- 
cios  viclumstrittene  Erscheinung  verknüpft 
auch  da,  wo  sie  unbefriedigt  läßt  und  durch 
Mangel  an  Seele  und  Gewissen  verletzt,  kunst- 
geschichtlich sehr  interessant  die  alte  tos- 
kanische Herrschaft  über  den  Stein  mit  der 
Bravour  der  Barockzeit.  Alle  Vorzüge  der 
Florentiner  Schule  aber  offenbaren  die  Zeich- 
nungen. 

Bandinellis  Züge  überliefern  uns  außer  dem 
erwähnten  ihm  selbst  zugeschriebenen  Por- 
trät der  Künstlergalerie  in  den  Uffizien  und 
dem  Holzschnitt  bei  Vasari  das  Marmorrelicf 
der  Opera  del  Duomo  in  Florenz  und  das 
Tonmodell  dazu  im  Kaiser  Friedrich-Museum 
zu  Berlin,  eine  Medaille  von  Leone  Leoni 
(Armand  I 163)  und  schließlich  ein  dem  Se- 
bastiano  oder  Salviati  zugeschricbenes  Por- 
trät (Sammlg.  Mrs.  Gardener,  Boston)  in 
ganzer  Figur,  sitzend,  im  Schmuck  des  S. 
Jagoordens,  mit  einer  Rötelzeichnung  des 
Herakles  u.  Cacus,  seiner  Licblingsschöpfung. 

Biographien  in  Meyers  Kstlerlex.  III  (H. 
Lücke)  und  Zeitschrift  f.  bild.  Kst.  XI  (1870) 
(Jansen),  in  denen  wichtigste  ältere  Lit.  — Da- 
zu: M o 1 i n i,  La  metrop.  fiorentina  1820  p. 
43  ff.  — B e r e n s o n,  Drawings  of  the  Flor. 
Paintcrs,  1903.  — ColasantT,  II  memoriale 
di  B.  B.  (Repert  f.  Kstwiss.  XXVIII  406  ff.). 

O.  Fischet. 

Bandinelli,  C 1 e m e n t e,  italien.  Bildhauer, 
geb.  1534  in  Florenz  als  natürlicher  Sohn  des 
Baccio  B.,  in  dessen  Werkstatt  er  später  als 
Gehilfe  tätig  war;  t 1554  in  Rom.  Als  viel- 
versprechende eigenhändige  Arbeiten  hinter- 
ließ Clemente  B.  das  Terrakottamodell  des 
Kopfes  zu  einer  Bildnisstatue  des  Herzogs 


440 


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Bandinelli  — Bandini 


Cosimo  de’  Medici,  die  für  die  Udienza  in 
dessen  Florentiner  Palazzo  bestimmt  war; 
einen  fast  vollendeten  Marmorkopf  Cosimos, 
den  Baccio  B.  später  über  dem  Portale  seines 
in  der  Via  de’  Ginori  gelegenen  Hauses  auf- 
stellte; sowie  eine  unvollendete  Gruppe  des 
Nikodemus  mit  dem  Leichnam  Christi,  die 
von  Baccio  B.  in  der  Familienkapelle  der  Ban- 
dinclli  in  der  Chicsa  de’  Servi  zu  Florenz  auf- 
gestellt wurde.  Der  Nikodemus  der  letzteren 
Gruppe  soll  nach  Vasari  ein  wohlgetroffenes 
Bildnis  des  Baccio  B.  dargestellt  haben. 

Zani,  Encicl.  III  53.  — Vasari-  Mila- 
ne s i,  Vite,  VI  102,  185  f.  — Repert.  XXVIII 
439,  441.  * 

Bandinelli,  Francesco,  da  Imola,  Ma- 
ler zu  Anfang  des  16.  Jahrh.,  wird  von  Mal- 
vasia  unter  den  Schülern  des  Francesco  Fran- 
cia  aufgeführt. 

Malvasia,  Felsina  pittricc.  ** 

Bandinelli,  Franz,  s.  Band. 

Bandinelli,  Marco,  gen.  Marchino  di 
Guido  Reni,  Maler  in  Bologna,  erwähnt  1642 
als  Modell,  Hausmeister,  Gehilfe  und  Schüler 
des  Guido  Reni.  Für  das  Oratorium  der  Bo- 
logneser Confratemitä  di  S.  Giacomo  malte 
er  (nach  Malvasia)  ein  Altarbild. 

Malvasia,  Felsina  pittrice  (Ausg.  1841)  II 
42,  410  etc.  — Crespi,  Vite  dei  pitt.  Bologn. 
non  dcscr.  nella  Fels,  pittr.  (1769).  — Zani, 
Encicl.  III  53.  — B o n i,  Biogr.  d.  Artisti 
(1840).  R. 

[Bandinelli],  Michelangelo  di  Vivi- 
a n o (richtiger  de"  Brandini,  da  erst  der  Sohn 
Baccio  den  Namen  Bandinelli  annahm),  ita- 
lienischer Goldschmied,  geb.  1459  in  Florenz; 
Vater  und  erster  Lehrer  des  Bildhauers  Bac- 
cio B.  Nach  dem  übereinstimmenden  Urteile 
des  Benven.  Cellini,  des  Raffaello  da  Monte- 
lupo  und  Vasaris  war  er  einer  der  bedeutend- 
sten Goldschmiede,  Nicllisten  und  Emailleure 
seiner  Zeit.  Nach  Vasari  wurde  er  von  Lo- 
renzo  il  Magnifico  de’  Medici  und  dessen  Brü- 
dern und  Söhnen,  die  ihn  1494  bei  ihrer  Ver- 
treibung aus  Florenz  auch  mit  der  Verwah- 
rung ihrer  Gold-  und  Silberschätze  betrauten, 
hauptsächlich  mit  der  Anfertigung  von  prunk- 
vollem Turniergerät  beschäftigt,  wie  auch 
Raffaello  da  Montelupo,  der  1515—17  in  B.s 
Werkstatt  als  Lehrling  arbeitete,  in  seiner 
Autobiographie  bestätigt.  Ein  silbernes  Kru- 
zifix mit  Passionsrelicfs,  das  B.  seit  1514  ge- 
meinsam mit  Antonio  di  Salvi  im  Aufträge 
Papst  Clemens’  VII.  für  den  Florentiner  Dom 
auszuführen  hatte,  hinterließ  er  bei  seinem 
Tode  (13.  8.  1528)  unvollendet  (auf  päpst- 
lichen Befehl  wurde  cs  wieder  eingeschmol- 
zen). 

Zani,  Encicl.  III  52.  — Vasa  ri- Mil  a- 
n e s i,  Vite,  IV  553  ; VI  133  ff.  — T e x i e r, 
Dict.  d’Orfevr.  (Paris  1857)  p.  224.  — Repert. 
f.  Kstwissensch.  XXVIII  409,  418  f.  * 

Bandinelli,  Michelangelo,  Bildhauer  in 
Florenz,  legitimer  Sohn  des  Baccio  B.,  in 


dessen  Memoriale  1552  noch  als  Kind  er- 
wähnt; nach  Zani  jung  verstorben. 

Zani,  Encicl.  III  52  f.  — Repert.  f.  Kstwis- 
sensch. XXVIII  416,  440  ff.  • 

Bandinelli,  Michelangelo,  Bildhauer  in 
Florenz,  Neffe  oder  Enkel  des  Baccio  B.; 
arbeitete  1596  mit  Domen.  Atticciati  am  Altäre 
der  hl.  Katharina  von  Siena  in  S.  Maria  No- 
vella  zu  Florenz.  — S.  unter  Atticciati,  Do- 
menico. 

Meyer,  Kstlerlex.  • 

Bandini,  C a n d i d o,  italicn.  Kupferstecher 
des  18.  Jahrh.,  von  dem  1904  in  Siena  eine 
Stichdarstellung  des  Oratorio  del  Palazzo 
Reale  ausgestellt  war. 

C.  Ricci  im  Catal.  gen.  della  Mostra  d.  ant. 
arte  Senese  1904  p.  30.  G.  Degli  Assi. 

Bandini,  Francesco,  Florentiner  Bild- 
hauer, Freund  Michelangelos.  Ihm  und  sei- 
nem Diener  Antonio  schenkte  Michelangelo 
die  berühmte  Pieta,  die  er  für  sein  Grabmal 
bestimmt  hatte,  dann  zerbrach  und  liegen  ließ. 
Sie  wurde  von  Bandini  und  Tibcrio  Calcagni 
restauriert,  befand  sich  dann  im  Besitz  seines 
Sohnes  Pierantonio  Bandini  und  wurde  spä- 
ter hinter  dem  Hauptaltar  des  Florentiner 
Domes  aufgcstcllt.  Francesco  B.  gehörte  auch 
zu  den  Männern,  die  Michelangelo  veranlaß- 
ten,  ein  Modell  für  die  Kuppel  der  Peters- 
kirche auszuführen.  Im  August  1561  wird 
B.  noch  als  lebend  erwähnt,  im  März  1564 
war  er  bereits  gestorben. 

Vasari-Milanesi,  VI  125,  VII  243,  244, 
249,  277.  — D a e 1 1 i.  Carte  Michelang.  inedite, 
Milano  1865,  p.  34,  55.  — Nuova  Antologia  vol. 
125  (1906)  p.  443.  E.  Steinmann. 

Bandini,  Francesco  Maria,  s.  Baldini. 

' Bandini,  Giorgio,  italien.  Maler,  'geb. 
1830  in  Siena,  f daselbst  1899.  Schüler  von 
Maffci,  Bruni  und  Mussini  an  der  Akademie 
zu  Siena.  Seine  Erstlingsarbeiten  waren  de- 
korative Malereien  in  einigen  Sieneser  Pa- 
lästen und  ein  Freskobild  im  Teatro  dei  Rin- 
nuovati.  Ihnen  folgten,  nachdem  B.  nach  den 
Raffaclischen  Loggienfresken  im  Vatikan  zu 
Rom,  sowie  nach  den  Malereien  Peruzzis  und 
der  Venezianer  erneute  Studien  gemacht  hatte, 
die  Dcckcnfrcsken  der  Sala  Monumentale  des 
Palazzo  Pubblico  zu  Siena,  Wanddekoratio- 
nen in  den  Palästen  der  Odescalchi  und  der 
Lavaggi  in  Rom,  Malereien  im  Dome  zu  Or- 
victo,  in  S.  Margherita  zu  Cortona,  sowie  in 
Salisbury-Castle  in  England.  Als  Restaura- 
tor hat  B.  namentlich  an  den  Fresken  des 
Pastorino  und  der  Rustici  am  Deckengewölbe 
der  Loggia  di  Mcrcanzia  zu  Siena  gearbeitet, 
sowie  an  den  Peruzzi-Fresken  im  Schlosse  zu 
Bclcaro. 

F.  Petrucci  Bargagli  in  Arte  e Storia 
1899,  p.  66  ff.  — L Fum  i,  II  Duomo  di  Or- 
vieto  (1891)  p.  255,  258,  382,  384.  N.  Tarchiani. 

Bandini,  Giovanni,  Miniaturmaler  in 
Avignon  unter  Papst  Clemens  VII.,  Ende  des 
14.  Jahrh. 

Gazette  d.  beaux-arts  1907  I 219.  H.  V. 


441 


Bandini  — Bang 


Bandini,  Giovanni  di  Benedctto,  da 
C a s t e 1 1 o,  Florent.  Bildhauer,  geb.  1540, 
t am  18.  4.  1599,  Schüler  Baccio  Bandinellis, 
mit  dem  Beinamen  Giovanni  dall’  Opera  (del 
Duomo),  weil  er  immer  in  einer  Werkstatt 
des  Dombauplatzes  arbeitete.  Er  war  bei 
der  Ausführung  von  Bandinellis  Relieffiguren 
an  den  Chorschranken  im  Florentiner  Dom 
beteiligt  und  arbeitete  später  für  den  Dom 
die  Statuen  der  Heil.  Philippus  und  Jakobus 
d.  J.,  die  sich  in  jener  Zeit  des  beginnenden 
Barock  durch  eine  gewisse  Schlichtheit  der 
Behandlung  auszeichnen  (abgebildet  bei  Ci- 
cognara,  II.  Tav.  LXI);  für  die  Kirche  S. 
Maria  Novella  in  Florenz  lieferte  er  die  Altar- 
reliefs in  der  Kapelle  Gaddi  (eines  derselben 
abgebildet  bei  Cicognara,  II.  Tav.  LV.),  für 
das  von  Vasari  entworfene  Grabmal  Michel- 
angelos in  S.  Croce  zu  Florenz  die  allegori- 
sche Figur  der  Baukunst,  gleichfalls  eine 
tüchtige,  an  die  Muster  der  früheren  Epoche 
erinnernde  Arbeit  (abgebildet  bei  Cicognara, 
II.  Tav.  LXV).  Eine  große  Arbeit  aus  sei- 
nen letzten  Jahren  war  die  marmorne  Kolos- 
salstatue des  Großherzogs  Ferdinand  I.  für 
Livorno.  Die  Porträtbüsten  Bandinis,  deren 
Baldinucci  mehrere  erwähnt,  waren  sehr  ge- 
schätzt. 

Vasari,  ed.  Milanesi  VII  298,  304,  317, 
638.  — Baldinucci,  Not.  d.  Prof.  d.  disegno 
III  529.  — G.  Campori,  Gli  artisti  ital.  ctc. 
negli  stati  estensi,  1855.  — Arte  e Storia 
XXIV.  — L'Arte  II  (1899)  388.  ** 

Bandini,  Niccolo  di  Francesco,  Bild- 
hauer aus  Florenz,  erwähnt  in  einem  Ge- 
richtsakt in  Siena  von  1570,  wo  er  erklärt, 
49  Jahre  alt  zu  sein. 

Milanesi,  Docum.  d’artc  scn.  III  237.  ** 

Bandini,  Tomniaso,  italicn.  Bildhauer, 
geb.  1807,  Schüler  Lor.  Bartolinis  in  Florenz, 
tätig  in  Parma  als  Akademiclehrcr.  Er  starb 
daselbst  am  3.  5.  1849  als  ein  Vorkämpfer 
des  Verismus  gegen  den  Konventionalismus. 
Seine  in  Parma  erhalten  gebliebenen  Haupt- 
werke sind:  Im  Dome  das  Grabmal  des  Kar- 
dinals Casclli  (in  der  3.  Kapelle  des  nördl. 
Seitenschiffes)  ; in  der  Kirche  der  Madonna 
della  Stcccata  die  1S45  von  der  Erzherzogin 
Marie  Louise  gestiftete  Pictä-Gruppc  und  die 
Reliefkomposition  über  dem  Hauptportale;  in 
der  Kirche  der  Madonna  del  Quartiere  die 
Statue  des  heil.  Ludwig  von  Frankreich ; end- 
lich die  Porträtstatue  der  als  „Harmonie“ 
dargestellten  Sängerin  Giulietta  Grcsi. 

Campori,  Lcttcrc.  — P.  Martini,  Guida 
di  Parma  (1871)  p.  127,  134.  — Scarabelli- 
Z u n t i,  Mem.  di  belle  Arti  (Mscr.  in  Partna, 
R.  Museo).  — Mit  Notizen  von  Stef.  Lottici. 

G.  Tutino. 

Bandino  di  Ser  R a i n u c c i o,  in  die 
Zunft  der  Miniaturmaler  zu  Perugia  einge- 
schrieben; wohnte  daselbst  im  Quartier  Porta 
Santa  Susanna.  Er  war  Camerlengo  der  Mi- 
niaturisten im  1.  Semester  1377. 


L’arte  dei  Miniatori  in  Perugia  (Giom.  di 
Erud.  Art.  Vol.  II,  1873  p.  311).  Walter  Bombe. 

Bandino  di  Stefano,  Florent.  Bildhauer 
oder  Bronzegießer,  Gehilfe  Ghibertis  an  den 
Baptisterium-Türen,  um  1403. 

Vasari,  cd.  Milanesi  II  255.  ** 

Bandol,  s.  Bondol. 

Banducci,  s.  Vanducci. 

Banegas,  Antonio,  Bildhauer  in  Sevilla, 
fertigte  zwischen  1839  und  1657  den  Retablo 
der  Brudcrschaftkapelle  vom  allerheil.  Sakra- 
ment in  der  Pfarrkirche  von  S.  Isidoro. 

G e s t o s o.  Artif.  Scvill.  I 219.  M.  v.  B. 

Banelli,  Francesco,  italien.  Zeichner 
und  Holzschneider,  tätig  in  Lucca  um  1630. 
Zani,  Enc.  III  54  u.  267  erwähnt  einen  Holz- 
schnitt aus  2 Blättern,  mit  dem  Crocifisso  di 
Lucca,  umgeben  von  17  Darstellungen  aus  der 
Legende  des  hl.  Nicomedcs,  der  die  Bezeich- 
nung: „Fran.  Banelli.  inven.  e scul.“  trägt. 

P.  K. 

Banfi,  Antonio,  Historien-  und  Genre- 
maler in  Mailand.  In  den  zwanziger  und 
dreißiger  Jahren  des  19.  Jahrh.  sah  man  Ar- 
beiten von  ihm  auf  den  Kunstausstellungen 
der  Brera.  (Diomedes,  Orest  und  Iphigenie, 
Francesca  da  Rimini,  Kaiser  Joseph  II.  am 
Krankenbett  einer  Witwe,  römische  Ostcric.) 

Meyer,  Kstlcrlex.  II.  H.  V. 

Banfi,  G i r o 1 a m o,  Maler  von  Mailand, 
tätig  daselbst  um  1720  (nach  Zani,  Enc.  met. 
III  54).  Gemälde  von  ihm  in  mehreren  Kir- 
chen Mailands. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Bang,  Christian,  dän.  Maler,  geb.  in 
Rönne  (Bornholm)  am  29.  4.  1868.  Er  hat 
Bildnisse,  Genrebilder  (Besucher  der  Werk- 
statt Thorwaldsens,  1899)  und  auch  einige 
Altarbilder  gemalt. 

Ausstcllungskatal.  (Charlottenborg)  seit  1397. 

A.  R. 

Bang,  Dietrich,  s.  Bang,  Theodor. 

Bang,  Georg,  Nürnberger  Silberschmied, 
Sohn  des  Hieronymus  B.,  bei  dem  er  1605 — 9 
lernte.  Von  ihm  ein  prächtiger  Tafelaufsatz, 
aufbewahrt  im  Romanoffschen  Hause  in  Mos- 
kau und  bestehend  aus  chinesischer  Porzcl- 
lanschale  auf  einem  Korallenzweigc,  der  sich 
von  einem  Berge  aus  vergoldetem  Silber  er- 
hebt. Am  Fuße  des  Zweiges  ist  ein  Mann 
dargestellt,  der  ihn  mit  einer  Axt  fällen  will. 
Bezeichnet : 1630.  Georg  Bang. 

Martin,  Dänische  Silberschätze  in  Moskau : 
Stockholm  1900,  No.  15.  ** 

Bang,  Hieronymus,  Goldschmied,  Or- 
namentstecher und  Kunstverleger  in  Nürn- 
berg, war  1553  zu  Osnabrück  geboren  und, 
wie  cs  scheint,  von  Haus  aus  Färber.  Als 
Goldschmiedsgeselle  kam  er  1587  nach  Nürn- 
berg, ward  daselbst  1588  als  Silberarbeiter 
Meister  und  am  12.  7.  1589  gegen  eine  Ge- 
bühr von  4 fl.  Bürger  (Bürgerbuch  1534  bis 
1631  Bl.  122a).  1598  liefert  er  Goldschmiede- 
arbeit für  ein  Mitglied  der  Schcurlschen  Fa- 


442 


Bang 


milie.  Jakobi  1598  bis  Jakobi  1004  erlernt 
ein  Jakob  Michel  bei  ihm  das  Goldschmicdc- 
handwerk ; desgleichen  Ostern  1605  bis 
Ostern  1609  sein  Sohn  Georg  Bang  und  Neu- 
jahr 1628  bis  Neujahr  1833  ein  Paulus  Krieg- 
baum. Letzterem  gibt  nach  Schluß  der  Lehr- 
zeit „sein  lerfrauch  zeignis,  das  er  sich  erlig 
hat  fcrhalten  und  ausgclcrncd“  (Lehrlings- 
rolle der  Nürnberger  Goldschmiede  1595  bis 
1639  in  der  Bibliothek  d.  Kunstgewerbemus. 
in  Berlin).  Zum  31.  10.  1629  erscheint  „Anna, 
Hieronymi  Bangs,  goldtschmidts,  filia“,  als 
Taufpatin:  der  Meister  wird  hier  noch  nicht 
als  „s(clig)“  bezeichnet.  Er  starb  also  zwi- 
schen dem  31.  10.  1629  und  1.  1.  1633. 

Goldschmiedearbeiten  von  B.  haben  bisher 
nicht  nachgewiesen  werden  können.  Wenn 
ich  früher  meinte,  er  möge  etwa  mit  dem 
Meister  HB  — No.  1228  bei  Rosenberg,  Der 
Goldschmiede  Merkzeichen  — identisch  sein, 
so  widerspricht  dem  doch  die  Verschieden- 
heit der  Monogramme  auf  dem  betr.  Gold- 
schmiedestempel und  B.s  Stichen.  Uber  diese, 
Folgen  der  12  Monate,  der  5 Sinne  usw., 
namentlich  aber  Ornamentstiche,  die  wohl  in 
erster  Linie  auf  Verwendung  in  der  Gold- 
schmiedekunst berechnet  waren,  vgl.  die  un- 
ten zitierten  Bücher  von  Heller,  Nagler,  An- 
dresen  und  das  Meyersche  Künstlerlexikon. 
Man  wird  daselbst  auch  einiges  über  die  Sig- 
nierung der  Blätter  — außer  dem  HB  er- 
scheint gelegentlich  ein  zweites  aus  C und  F 
bestehendes  Monogramm,  das  man  auf  einen 
Gehilfen  B.s  hat  deuten  wollen  — angegeben 
finden,  indessen  ist  die  Forschung  über  den 
Künstler  und  sein  Werk  noch  nach  keiner 
Richtung  hin  abgeschlossen,  was  zum  Teil 
in  der  großen  Seltenheit  der  B.schcn  Blätter 
seinen  Grund  haben  mag.  Insbesondere  seine 
Ornamentstichfolgcn  sind  noch  nirgends  ge- 
nauer beschrieben  worden,  und  eine  derselben, 
10  numerierte  Bll.  mit  Fruchtgehängen  und 
der  Bezeichnung  „Hlang  fecit  — Paulus 
Fürst  Excudit“  auf  Bl.  1 (Kupferstichkabi- 
nett des  Germanischen  Museums  in  Nürn- 
berg) scheint  überhaupt  in  der  Literatur  noch 
nicht  erwähnt  worden  zu  sein.  Ebensowenig 
vermag  ich  eine  Folge  von  10  unnumerierten 
Bll.  — bez.:  „Hieronimus  Banng  in  Nürn- 
berg Excudit“  (er  war  also  vielleicht  nur  der 
Verleger)  und  je  75  mm  hoch  und  110  mm 
breit,  mit  Fruchtbündeln,  Vögeln  und  Gro- 
tesken in  lambrequinartiger  Anordnung  — 
mit  einer  der  in  der  Literatur  bisher  aller- 
dings nur  ungenügend  beschriebenen  Folgen 
zu  identifizieren.  In  den  besten  seiner  Blät- 
ter zeichnet  er  sich  durch  Geschmack  und 
Eleganz  aus;  in  ihnen  klingt  noch  die  große 
Zeit  der  Renaissance  nach.  Punzenstiche 
von  B.s  Hand,  von  denen  Heineckcn  spricht, 
scheint  cs  nicht  zu  geben. 

Vgl.  B.s  Brustbild  („aet.  76.  1629“),  Schab- 
kunstblatt von  Joh.  Friedr.  Leonart.  — Gold- 


schmiedeverzeichnis in  der  Beilage  zum  6.  Bde. 
der  Bayerischen  Gewcrbezcitung  No.  545.  — 
H a m p e.  Nürnberger  Ratsvcrlässe  II  No.  930, 
932.  — Derselbe  in  den  Mitteilungen  aus  d. 
germ.  Nationalmus.  1900  S.  113.  — Heller, 
Handbuch  f.  Kupferstichsammler  S.  29.  — Nag- 
ler, Monogrammisten  III  No.  678.  — An- 
dre s e n,  Handbuch  I 59.  — Meyer,  Kstlcr- 
lcx.  — Winkler  im  Jahrbuch  d.  Kgl.  preuß. 
Kunstsammlungen  XIII  105.  Th.  Hampe. 

Bing,  J.  August,  schwed.  Maler,  geb. 
1831,  Gutsbesitzer,  machte  Malstudien  bei 
Holm  u.  Kallenberg,  malte  eine  Menge  Land- 
schafts- und  Küstenbilder.  G.  Nordensvan. 

Bang,  Jens,  dän.  Architekt,  geb.  am  1.  8. 
1737  in  Kopenhagen,  + daselbst  am  23.  2.  1808. 
Seinem  eigentlichen  Beruf  nach  Arzt,  trieb 
er  als  Liebhaberei  architektonische  Studien 
und  erhielt  1765  die  goldene  Medaille  der 
Kopenhagener  Akademie,  in  die  er  1788  als 
Ehrenmitglied  aufgenommen  wurde.  Es  gibt 
Entwürfe  von  ihm  für  eine  Strafanstalt  und 
ein  Hospital. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I. 

V.  Lorcnscn. 

Bang,  Ingeborg  Marie,  dän.  Malerin, 
geb.  am  27.  8.  1833,  Schülerin  von  F.  Helsted 
und  Rasmus  Eilersen,  stellte  1871 — 93  eine 
Reihe  Landschaften  aus. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 
— Ausstellungskatal.  (Charlottenborg)  1871 — 93. 

A.  R. 

Bang,  Knut  Sevaldsön,  norweg.  Kup- 
ferstecher, geb.  in  Kristiania  1633,  f 1694, 
kam  1648  nach  Dänemark  und  absolvierte 
1656  die  Schule  zu  Sorö,  wurde  1662  Pfarrer 
in  Toten,  im  Amt  Kristiania,  1690  Propst  in 
Totens-Lands  und  Hadelands  Propstei.  Von 
seinen  religiösen  Schriften,  die  zum  Teil  mit 
Stichen  von  seiner  Hand  ausgestattet  sind, 
können  genannt  werden:  Ein  neues  Gesang- 
buch für  die  Kinder  Gottes  in  Tötens  Ge- 
meinde (Kopenhagen  1679)  ; die  Katechismus- 
erklärung: Die  süße  und  wohlschmeckende 
Cathechismi  Brustmilch  (Kopenhagen  1681). 
Er  hat  außerdem  den  Titel-Kupferstich  in : 
Niels  Thomesen,  Cestus  Sapphicus  (Kristia- 
nia 1661)  hergestellt. 

Dansk  biographisk  Lex.  von  C.  F.  B r i c k a, 
Kopenhagen  1887,  I 485.  — Worin,  Lex.  over 
laerde  Macnd.  Helsingör  1771,  I 85.  — C.  P. 
C a s p a r i s Ausgabe  von  Bangs  Katechismus- 
erklärung, Kristiania  1865.  — Salomonscn, 
Nordisk  Konvcrsationslcx.  C.  W.  Schnitler. 

Bang,  Paul,  dän.  Maler,  Sohn  des  Ma- 
lers Peter  Marius  B.,  geb.  in  Aarhus  (Jüt- 
land) am  11.  8.  1809,  Schüler  der  Kunst- 
akademie in  Kopenhagen.  Er  malt  haupt- 
sächlich Bildnisse. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Bang,  Peter  Marius,  dän.  Blumen- 
malcr,  geh.  in  Aarhus  (Jütland)  am  22.  10. 
1829,  Schüler  der  Kunstakademie  in  Kopen- 
hagen, Ottesens  und  J.  L.  Jensens.  Eine 


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Bang  — Bankei 


Augenkrankheit  bereitete  seiner  künstlerischen 
Laufbahn  ein  frühzeitiges  Ende. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Bang,  Theodor,  Kupferstecher,  ist  wahr- 
scheinlich identisch  mit  einem  Silberarbeiter 
Dietrich  Bang  und  war  wohl  ein  Verwandter 
von  Hieronymus  B.  (s.  d.),  der  gelegentlich 
B.  zugeschriebene  Blätter  verlegte.  Nach 
einer  handschriftl.  Nürnberger  Chronik  von 
1629  wird  er  1606  in  Nürnberg  Meister;  von 
1611  ist  seine  Ansicht  von  Bamberg  datiert 
Mit  seinem  vollen  Namen  bezeichnet  ist  eine 
bei  Balthasar  Caimox  verlegte  Folge  von  12 
mit  Schwung  und  Geschmack  gezeichneten 
Ornamentstichen,  Stickercivorlagen  mit  Vö- 
geln, Blumen  und  Früchten  in  reichem  Ara- 
besken- und  Rankenwerk.  Außerdem  wird 
ihm  noch  eine  Folge  mit  Darstellungen  der 
7 freien  Künste  zugeschrieben. 

Goldschmicdeverzcichnis  i.  d.  Beilage  zum  6. 
Bde.  der  Bayer.  Gewerbezeitung  No.  630.  — 
Nagler,  Monogrammisten  II  No.  950.  — An- 
dre s e n,  Handbuch  I 59.  — Meyer,  Kstler- 
lex.  Th.  Hampe. 

Bang,  Vilhelmine  Marie,  dän.  Ma- 
lerin, geb.  in  Kopenhagen  am  3.  3.  1848, 
Schülerin  von  Vilh.  Kyhn,  1S76 — 79  in  Paris 
unter  Robert  Fleury  weiter  ausgebildet.  Sic 
malt  besonders  Landschaften,  Interieurs  und 
Bildnisse. 

Weilbach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Bange,  Claude,  Bildhauer  in  Troyes,  wo 
er  1627  am  Statuenschmuck  der  Kathedrale 
arbeitete  und  1644  für  das  Hauptportal  der 
Kirche  St.  Pantaleon  eine  Madonnenstatue 
ausführte. 

Lami,  Dict.  des  Sculpteurs  (1898).  S.  Lami. 

Bangert,  Karl  Eduard,  Berliner  Archi- 
tekt, stellte  auf  der  großen  Berliner  Kunst- 
Ausstellung  1904  und  1906  mehrere  Entwürfe 
(Villen  im  Grunewald,  Neu-Ruppin,  Etablis- 
sement Kaiser-Wilhelm-Garten,  Treptow  etc.) 
aus.  Von  ihm  stammt  u.  a.  die  stattliche  Villa 
Hecht  im  Grunewald  (1898/99  erbaut). 

Kat.  d.  Ausstellgn.  — Berliner  Architekturwelt 
II  (1899)  196  ff.  H.  V. 

Bangerth,  Christian  Gottfried, 
Bildhauer  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh., 
wird  tätig  am  Neubau  der  Kreuzkirche  zu 
Dresden  erwähnt. 

Bau-  u.  Kstdenkmäler  d.  Kgr.  Sachsen,  Heft 
21—23  p.  34.  H.  V. 

Bangillon,  Emile,  französ.  Bildhauer,  geb. 
1826  in  Meru  (Oise),  ausgcbildet  unter  der 
Leitung  Rüdes.  Von  seinen  Werken  sind  er- 
wähnenswert: Steinstatue  des  hl.  Julien, 

Bischofs  von  Le  Mans,  für  die  Kirche  zu  Gouy 
(Maine-et-Loire,  1859),  — Prometheus-Gruppe 
(1861,  Gips),  — Bronzestatuette  einer  Bac- 
chantin (1864). 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes 
(1882).  — Gaz.  des  B.-Arts  1859,  III  186. 

5.  Lami. 


Banhard(t),  Johannes,  Maurermeister 
aus  Ludwigsburg,  f 1756;  baut  1739  unter 
Aufsicht  des  Frater  Aegidius  das  ehemalige 
Kapuziner-Hospiz  auf  dem  Michaelsberg  bei 
Cleebronn  (O.-A.  Brackenheim). 

Kst.-  u.  Altert.-Denkm.  im  Königr.  Württem- 
berg. Neckarkr.  p 113,  568,  582.  H.  V. 

Banier,  Louis,  französ.  Historienmaler, 
um  1675  als  Hofmaler  in  Piemont  erwähnt. 

L a n z i,  Storia  pittorica.  V Ed.  1834.  V 318, 
VI  19.  H.  V. 

Baninck,  P a u e 1 s,  Maler,  wird  1542  als 
Freimeister  in  die  S.  Lukasgilde  zu  Antwer- 
pen aufgenommen. 

Liggeren  I 143.  H.  V. 

Bank,  Heinrich,  Landschafts-  und  Ar- 
chitekturmalcr  in  Graz,  geb.  am  23.  11.  1834 
in  Dux  (Böhmen),  1855 — 62  an  der  Akade- 
mie der  bild.  Künste  in  Prag  unter  Ed.  En- 
gerth,  1864  ordentl.  Professor  an  der  tcchn. 
Hochschule  in  Graz.  1906  trat  Bank  in  den 
Ruhestand. 

Im  „Steirischen  Künstlerlexikon“  (Graz 
1883)  gibt  J.  Wastler  ein  Verzeichnis  seiner 
hauptsächlichsten  Werke.  Seine  Aquarelle 
(seit  1870;  vorher  malte  er  in  öl)  sind  meist 
Landschaften  (Böhmen,  Schweiz,  Italien, 
Kärnten,  Kroatien)  und  Architekturbilder. 
Wastler  rühmt  das  getreue  Erfassen  des  ar- 
chitektonischen Details,  die  korrekte  Per- 
spektive, die  klare,  durchsichtige  Behandlung 
der  Feme. 

Mitteilungen  der  K.  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Graz.  Wilhelm  Gärtner. 

Bank,  John,  engl.  Bildhauer,  Schüler  des 
Franc.  Fancelli,  tätig  noch  1713. 

W a 1 p o 1 c,  Anccdotes  of  painting. 

Bank,  s.  auch  Banck. 

Bankart,  G.  P.,  engl.  Plastiker  der  Gegen- 
wart, hat  sich  besondere  Verdienste  um  die 
Wiederbelebung  des  engl.  Wand-  u.  Dccken- 
stucks  erworben,  der  sich  übrigens  von  dem 
italienischen  „stucco  duro“  unterscheidet 
Seine  im  besten  Sinne  modernen  Arbeiten 
z.  B.  Weinrebengewinde  oder  figürliche  ein- 
fache Motive  an  Wänden,  Friesen,  Decken- 
flächen u.  Deckenbalken,  in  leichtem  Relief 
weiß  auf  weiß,  den  besonderen  Bestimmun- 
gen der  Räume  angemessen,  zeigen  einen  vor- 
nehmen, feinsinnigen  Geschmack.  Auch  in 
reliefiertem  Zinnguß  zu  bauornamentalen 
Zwecken  z.  B.  als  Dachrinnenköpfe,  hat  er 
interessante  und  künstlerisch  wertvolle  Ar- 
beiten geschaffen. 

Studio,  XXVII  268  ff.  mit  Abb. ; XXIX  90  ff. 
mit  Abb.  von  Zinngüssen ; XXXIX  144  ff.  mit 
Abb.  iV.  Peacock. 

Bankei,  Johann,  Kupferstecher,  geb.  1837 
in  Nürnberg,  + am  12.  6.  1906  in  München; 
Schüler  und  Schwager  des  Kupferstechers  u. 
Radierers  Albr.  Schultheiß,  dessen  malerische 
Wiedergabe  der  Originale  er  sich  aneignctc. 
1866  in  Paris,  ließ  er  sich  1867  dauernd  in 
München  nieder.  Unter  seinen  Arbeiten  be- 


444 


Banken  — Bannestet 


finden  sich  viele  Blätter  für  Pcchts  „Lessing- 
und  Shakespeare-Galerie“  (Leipzig,  Brock- 
haus). Eine  seiner  bekanntesten  Arbeiten  ist 
der  Stich  nach  Walters  „Lustige  Fahrt“ 
(1871),  ein  vielbeliebtes  Nietenblatt  für 
Kunstvereine.  Seit  1874  lieferte  er  Porträts 
v.  Liebig  (nach  Trautschold),  Mozart,  Händel, 
Richard  Wagner  (im  Auftrag  König  Lud- 
wigs II.)  usw.,  die  ihn  den  besten  Farben- 
stechern der  Münchener  Schule  anreihten. 
Zu  seinen  glänzendsten  Leistungen  zählt  der 
„Raub  der  Sabinerinnen“  und  „Kastor  u.  Pol- 
lux" (nach  Rubens). 

Fr.  P e c h t in  Meyers  Kstlerlex.  — Zeit- 
schr.  f.  bild.  Kst.  VII  88.  — Wien,  Graphische 
Ausstell.  1886  p.  2.  Hyac.  Holland. 

Banken  (Banquy),  Quirinus  van,  Ma- 
ler, der  von  1018—1640  in  Avignon  arbeitete 
und  daselbst  starb.  Sein  Name  scheint  auf 
vlämische  Herkunft  hinzuweisen.  1640  malte 
er  ein  großes  Altarbild  für  die  Chapelle  du 
Refuge  in  Avignon.  Sein  Grab  befindet  sich 
in  der  dortigen  Kirche  Saint  Agricol. 

Archives  de  l’art  frangais,  Documents.  IV  185. 
— Barjavel,  Dict  biogr.  de  la  Vaucluse.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Banks  (eigentlich  Bancks),  Charles, 
schwed.  Miniaturmaler,  tätig  in  England  seit 
1746.  Sein  Selbstminiaturporträt  von  M’  Ar- 
dell  gestochen.  Eine  Handzeichnung  von 
ihm  im  South  Kensington  Mus. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — William- 
8 o n,  History  of  Portrait  Miniat.  I 182.  ** 

Banks,  Charles,  engl.  Bildhauer,  Bruder 
des  Thomas,  Schüler  der  Roy.  Academy, 
deren  goldene  Medaille  er  1774  gewann.  Auf 
den  Ausstellungen  der  R.  Academy  war  er 
von  1776 — 92  gelegentlich  vertreten,  zuerst 
mit  dem  Modell  eines  schlafenden  Adonis, 
zuletzt  mit  der  Gruppe  Diana  und  Endymion. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Graves, 
The  R.  Acad.  of  Arts  I 104.  ** 

Banks,  J.  O.,  engl.  Gcnrcmalcr  in  Dulwich, 
stellte  1856 — 73  in  der  R.  Academy  aus. 
Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts  I 105.  •* 

Banks,  R.,  engl.  Maler,  stellte  1816  und 
1822  in  der  Roy.  Academy  die  Bilder:  Near 
St.  Ives,  Front  of  Penhurst  Palace  and  In- 
ferior of  Leigh  Church,  Kent,  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts  I 105.  *• 

Banks,  R.  R.,  s.  Barry,  Charles. 

Banks,  Thomas,  R.  A.,  engl.  Bildhauer, 
gcb.  am  22.  12.  1735  zu  Lambcth,  f am  2.  2. 
1805  zu  London.  Schüler  der  Roy.  Academy, 
deren  goldene  Medaille  er  1770  für  das  Bas- 
relief „Raub  der  Proserpina“  erhielt.  Von 
1772 — 79  studierte  er  in  Rom,  ging  dann  nach 
kurzem  Aufenthalte  in  London  nach  Peters- 
burg, wo  er  der  Kaiserin  sein  Werk  „Cupido 
quält  einen  Schmetterling“  verkaufte.  Nach 
etwa  2 Jahren  nach  London  zurückgekehrt, 
beendigte  er  hier  sein  erstes  großes  Werk, 
eine  Kolossalstatue  des  „Achilles,  der  den 
Verlust  der  Briseis  beweint“.  Seit  1770 — 
1803  war  er  regelmäßiger  Aussteller  in  der 


Roy.  Academy,  deren  gewähltes  Mitglied  er 
seit  1785  war.  Von  seinen  klassizistischen 
Werken  befinden  sich  mehrere  in  der  West- 
minsterabtei  und  in  der  Paulskirche  zu  Lon- 
don; in  der  letzteren  die  Statue  des  Marquis 
von  Comwallis  und  das  Monument  des  an 
Nelsons  Seite  gefallenen  Kapitäns  Blaydon 
Westcott.  Bekannt  sind  ferner  zwei  Reliefs 
von  seiner  Hand : Shakespeare  zwischen  der 
tragischen  und  komischen  Muse  und  ein  ge- 
stürzter Gigant,  im  Hintergrund  flüchtender 
Satyr,  Hund  und  Ziege. 

Cunningham,  The  lives  of  the  most 
eminent  painters  etc.  1830,  III.  — Redgrave, 
Dict.  of  artists.  — Graves,  The  Roy.  Acad. 
of  Arts  I 105.  — The  Art  Journal  1890,  342.  — 
Catal.  der  Nat.  Portrait  Gallery.  ** 

Banka  and  Barry,  s.  Barry,  Charles. 

Bann,  s.  Ban. 

Bannatyne,  J.  J.,  schott.  Landschaftsmaler, 
stellte  von  1869 — 88  in  der  Roy.  Academy, 
1898  zum  letzten  Male  im  Glasgow  Institute 
seine  meist  der  Umgebung  der  schottischen 
Lochs  entnommenen  Landschaftsbildcr  aus. 

Bannennan,  Alexander,  engl.  Kupfer- 
stecher, geb.  in  Cambridge  um  1730,  in  Lon- 
don bis  gegen  1780  tätig.  Er  stach  mehrere 
Bll.  für  Boydells  Kollektion  und  eine  Reihe 
von  Bildnissen  für  Walpolcs  Anccdotes  of 
Painting.  Seinen  Ruf  begründete  er  mit  dem 
sorgfältig  ausgeführten  Stich  nach  Velazquez 
„Der  Tod  des  hl.  Joseph“.  — Eine  Reihe  sei- 
ner Stiche  nach  Reni,  Le  Nain,  Pourbus, 
Ostade  usw.  stellte  er  1761 — 74  in  der  Society 
of  Artists  in  London  aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Red  grave,  Dict. 
of  artists.  — Graves,  The  Society  of  Artists 
1760—91,  London  1907.  ** 

Bannennan,  J.,  amerik.  Kupferstecher.  An- 
fang des  19.  Jahrh.  tätig.  Porträts. 

D.  Mc  N.  Stauffer,  Americ.  engravers  1907, 

Bannennan,  W.  W.,  amerik.  Kupferstecher. 
Erste  Hälfte  19.  Jahrh.  tätig.  Porträts  für 
Zeitschriften. 

D.  Mc  N.  S t a u f f e r,  Americ.  engravers  1907, 

E.  Richter. 

Bannes  du  Port  de  Pontcharra 
Puygiron,  Frederic  Charles  Ed- 
m o n d de,  Militärmaler  und  Gardeoffizier 
in  Paris,  geb.  am  1.  11.  1824  in  Straßburg, 
Schüler  von  Jobbe-Duval,  stellte  1863 — 1866 
in  den  Pariser  Salons  aus.  Seine  Bilder  be- 
handeln meist  Szenen  aus  den  Kriegen  der 
Franzosen  in  China  und  Rußland.  Eins  der- 
selben, „Abend  nach  der  Einnahme  des  Forts 
Ta-Kow  in  China“,  befand  sich  auf  der  Aus- 
stellung des  rheinischen  Kunstvereins  in 
Karlsruhe  1865. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Diosku- 
ren  1865.  p.  325.  H.  V. 

Bannestet,  C 1 a w e s,  Glockengießer  von 
Magdeburg,  goß  1415  die  große  Glocke  für 
die  St  Nicolaikirche  zu  Kalbe. 

M i t h o f f,  Mittelalterl.  Kstler.  u.  Werkmstr. 
Niedersachsens  u.  Westf.  1885.  H.  V. 


Banning  — Banti 


Banning,  William  J.,  geschickter  ameri- 
kan.  Porträtmaler,  geb.  in  Lyme,  Ct.  1810, 
f 1856,  Schüler  der  Nat.  Acad.  unter  Sam. 
Waldo,  tätig  in  Long  Island  und  Connecticut. 

Clement  and  H u 1 1 o n,  Artists  of  the 
XIXth  ccnt.  ** 

Baimister,  Edward  M.,  amerikan.  Ma- 
ler, geb.  1833  in  St  Andrews,  New  Bruns- 
wick, t am  9.  1.  1901,  kam  jung  nach  Boston, 
wo  er  unter  Dr.  Rimmer  studierte.  Seine 
Bilder  erschienen  jahrelang  auf  den  Aus- 
stellungen des  Boston  Art  Club.  Trotz  guter 
Leistungen  ist  sein  Ruf  lokal  geblieben,  nur 
ein  „Under  the  Oaks“,  welches  1876  auf  der 
Weltausstellung  in  Philadelphia  erschien, 
machte  ihn  weiter  bekannt.  Er  lebte  lange 
in  Boston,  und  zog  sich  dann  nach  Provi- 
dence  zurück.  B.  war  einer  der  wenigen 
Neger,  die  in  der  Kunst  Gutes  geleistet  haben. 

Edmund  von  Mach. 

Baimister,  James,  anglo-amerik.  Kupfer- 
stecher, geb.  England  1821,  + Brooklyn  am 
11.  10.  1901.  Banknotenstecher,  einer  der 
Gründer  der  Franklin  Bank  Note  Engr.  Co. 
und  darin  langjährig  tätig.  e.  Richter. 

Bannois.  Diesen  sonst  unbekannten  Stecher- 
namen trägt  ein  Porträtstich  der  Königin 
Elisabeth  von  England. 

S t r u 1 1,  Biogr.  Dict.  of  Engravers.  •• 

Bano,  Francesco,  Mailänder  Kunst- 
sticker, erhält  seit  1594—1619  große  Summen 
für  Gold-  und  Silberstickereien,  die  er  für 
den  Papsthof  z.  T.  als  Geschenke  für  die  Kö- 
nige von  Spanien  und  England  geliefert  hat. 

Bcrtolotti,  Art.  lomb.  a Roma  I 376,  II 
265.  •• 

Banon,  Pierre  de,  Werkmeister  von 
Montpellier,  1489  zum  Konsul  seiner  Korpo- 
ration ernannt,  nur  urkundlich  bekannt. 

B a u c h a 1,  Dict.  d.  Archit.  frang.  H.  V. 

Banpene,  D.  J a c o b o,  Goldschmied  in  Se- 
villa. Im  Juli  1755  war  er  Obermeister  der 
Innung. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  148.  M.  v.  B. 

Banquy,  s.  Banken. 

Banse,  französ.  Architekt,  entwirft  1756  den 
Marienaltar  in  der  Kirche  Saint-Sylvestre, 
Gemeinde  Grand-Camp. 

B a u c h a 1,  Dict  d.  Archit.  frang.  H.  V. 

Bansi,  B a r b.  (Babette),  verehcl.  Nannoni, 
Genrcmalerin,  geb.  am  26.  10.  1777  zu  Fläsch 
bei  Maienfeld  in  Graubünden,  f am  27.  5. 
1863  im  Kloster  Ste.  Clotilde  in  Paris,  wo  sie 
seit  1823  als  Lehrerin  der  Malerei  tätig  war, 
Schülerin  von  Vestier,  Gerard  und  Suvee  in 
Paris.  Sie  lebte  lange  Jahre  in  Italien  und 
begleitete  hier  Lätitia  Bonaparte,  die  Mutter 
Napoleons  I.,  einige  Zeit  nach  Rom  und  Nea- 
pel, um  1814  nach  Paris  zurückzukehren.  Sie 
lieferte  mehrere  Porträts  für  die  Familie 
Murat. 

C.  J e c k 1 i n bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 
— Gazette  d.  beaux-arts  1890.  2 p.  4C2.  H.  V. 

Bansis,  s.  Pensicri. 


Bant,  G.,  süddeutscher  Freskomaler  des  18. 
Jahrh.,  malte  das  Gewölbe  der  Kirche  in  Te- 
gernbach aus. 

Kunstdenkmale  d.  Königr.  Bayern.  Bd.  I. 
Oberbayern,  p.  446.  H.  V. 

Bantel,  J.  C h r.  Diesen  Namen  tragen  3 
Zeichnungen  für  Rokokogießer  u.  Tafelauf- 
sätze. Die  Blätter  waren  vor  einigen  Jahren 
im  Kunsthandcl  und  sollen  aus  dem  Anfang 
des  18.  Jahrh.  stammen.  *' 

Banteimann,  Joh.  Fried  r.  Ludwig, 
Amtsmaler  in  Hamburg,  geb.  1774  bei  Han- 
nover, t am  25.  7.  1842  in  Hamburg.  Ko- 
pierte Landschaften,  Blumenstücke  und  Hi- 
storienbilder. 

Hamb.  Kstlerlex.  E.  Benezi. 

Banteimann,  Joh.  W i 1 h.  David,  Por- 
trätist und  I^ndschafter  in  Hamburg,  geb. 
am  8.  2.  1806,  f am  21.  3.  1877.  Er  war  Sohn 
des  Vorigen,  Schüler  von  G.  Hardorff:  stu- 
dierte in  Berlin,  München  und  Wien.  Reiste 
im  Harz,  in  der  Sächs.  Schweiz  und  in  Tirol 
und  stellte  1826  Kopien  nach  Battoni  u.  Sal- 
vator Rosa  aus;  1831  „Das  belauschte  Ren- 
dezvous“ ; 1833  „Hof  in  der  Burg  in  Lübeck“ ; 
ferner  Heidegegenden,  Waldhüttcn,  Sommer- 
landschaf ten  aus  Holstein,  Blankeneser  Strand, 
Familienbilder  usw.  In  der  Kunsthalle  zu 
Hamburg  „Heide  im  Hannoverschen“ ; „Diele 
in  Blankenese“  u.  a. 

Hamb.  Kstlerlex.  E.  Bcnesi. 

Banti,  C r i s t i a n o,  italien.  Maler,  geb. 
1824  in  Santa  Croce  (am  Arno),  + 1904  in 
Florenz.  Ausgebildet  an  der  Akademie  zu 
Siena  unter  Nanis  Leitung,  errang  er  seinen 
Erstlingserfolg  mit  einem  „Galileo  dinanzi 
all’  Inquisizionc“.  Er  siedelte  nach  Florenz 
über  und  widmete  sich  dort  unter  dem  Ein- 
flüsse der  bekannten  „Macchia“-Genossen- 
schaft  des  Caflte  Michelangelo  mit  Feuereifer 
naturalistischen  und  Freilichtstudien.  Unter 
seinen  nur  selten  auf  Ausstellungen  gezeigten 
Gemälden  sind  besonders  bekannt  geworden : 
Le  tre  vccchie  in  riposo,  — Le  predone,  — 
II  ritorno  dalla  pesca  dal  lago  di  Bientina ; 
letzteres  Bild  erweckte  namentlich  in  Eng- 
land großen  Beifall.  Alle  drei  Werke  sind 
mit  anderen  Bildern  von  Bantis  Hand  und 
mit  zahlreichen  Gemälden,  Studien  und  Zeich- 
nungen der  berühmtesten  unter  den  übrigen 
Florentiner  „Macchiaiuoli"  bisher  im  Besitze 
der  Familie  Banti  in  Florenz  verblieben.  Ein 
großer  Teil  dieser  interessanten  Sammlung 
wurde  auf  der  1905  in  Florenz  veranstalte- 
ten Toskanischen  Kunstausstellung  in  einem 
besonderen  Saale  vorgeführt.  — Reich  begü- 
tert, konnte  B.  in  Florenz  ein  wahres  Maece- 
natcnlebcn  führen.  Auch  Fontanesi  hat  seine 
Gastfreundschaft  genossen,  und  die  wertvoll- 
sten Gemälde  dieses  Künstlers  befinden  sich 
noch  jetzt  im  Besitze  der  Familie  Banti.  Als 
allgemein  geschätzter  Kenner  wurde  er  1870 
zum  Juror  der  Kunstausstellung  zu  Parma 


446 


Banti  — Banu 


ernannt.  Er  starb  als  Professor  der  Floren- 
tiner Kunstakademie. 

L’Arte  in  Italia  1871,  tav.  32.  — Guberna- 
t i s,  Diz.  de  Art.  Ital.  Viventi  (1889).  — C h i r - 
tani  in  Natura  cd  Arte  1893 — 94,  II  926.  — A. 
Franchi,  Arte  e Artisti  Toscani  (1902)  p. 
95  ff.  — A.  Cecioni,  Scritti  e Ricordi  (1905), 
p.  312  ff.  — C.  J.  C a v a 1 1 u c c i,  Manuale  di 
Storia  dell'  Arte  IV  322.  N.  Tarchiani. 

Banti,  D o m e n i c o,  italien.  Bildhauer,  geb. 
in  Verona,  tätig  um  1810  in  Carrara,  wo  er 
damals  eine  Statue  Napoleons  I.  vollendete, 
die  ihm  von  der  Camera  di  Commercio  zu 
Venedig  in  Auftrag  gegeben  worden  war. 
Der  Imperator  war  in  heroischer  Haltung 
dargestellt,  in  der  Linken  den  Globus  tragend, 
die  Rechte  zum  Friedensgruße  ausgestreckt, 
wie  aus  einem  seltenen  Kupferstiche  von  Fe- 
lice  Zuliani  zu  ersehen  ist.  B.  wurde  für  die- 
ses Werk  zum  Ehrenmitgliede  der  Akademie 
zu  Carrara  ernannt. 

G.  Campori,  Mcm.  biogr.  d.  scult.  etc.  di 
Carrara  (1873)  p.  180  f.  — Comandini, 
L’Italia  nci  Cento  Anni  (1901)  p.  503.  — P. 
Marmottan,  Lcs  Arts  cn  Toscanc  sous  Na- 
poleon (1901)  p.  49,  228  f.  N.  Tarchiani. 

Bantli,  Leonhard,  Schweizer  Dilettant 
im  Aquarellmalcn,  geb.  in  Meilen  am  17.  1. 
1810,  f daselbst  am  5.  2.  1880,  Neffe  und 
Schüler  des  Aquarellmalers  J.  J.  Meyer  von 
Meilen.  Eine  größere  Aquarelle  von  ihm  mit 
der  Ansicht  der  Jungfrau  von  der  Wengernalp 
(1829  ausgestellt)  befindet  sich  in  der  Samm- 
lung der  Züricher  Kunst-Gesellschaft,  andere 
Arbeiten  werden  in  der  Kupferstich-Samm- 
lung des  Eidgen.  Polytechnikums  aufbewahrt. 

F.  O.  Pestalozzi  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlerlex.  H.  V. 

Bantzer,  Carl  Ludwig  Noah,  Maler, 
geb.  am  6.  8.  1857  in  Ziegenhain  (Hessen), 
studierte  1875 — 1880  auf  der  Berliner  Aka- 
demie als  Schüler  von  Thumann,  Knille, 
Michael  und  Gussow,  dann  in  Dresden  bei 
Leon  Pohle,  und  lernte,  zweimal  in  Paris 
weilend,  besonders  technisch  allerhand  von 
den  Franzosen.  Schon  in  den  feinen  kleinen 
Genrebildern,  die  man  Ende  der  80er  Jahre 
von  ihm  sah,  konnte  man  die  Intimität  der 
Auffassung  und  den  sichern  Geschmack  der 
Komposition  bewundern.  Ein  historisches 
Sittenbild  von  1888  „Wallfahrer  am  Grabe 
der  hl.  Elisabeth  in  Marburg“  (Dresdner 
Galerie),  verriet  seine  Fähigkeit,  den  Stoff 
tiefer  zu  beseelen,  als  die  geschichtliche  At- 
mosphäre sonst  herzugeben  pflegte,  und  dazu 
eine  Beherrschung  des  Malerischen,  wie  sie 
nur  ein  reifer  Künstler  geben  konnte.  In 
seinem  Heimatland  Hessen  holte  sich  B.  von 
nun  an  die  Anregung  zu  seinem  weiteren 
Schaffen,  und  so  gelang  ihm  mit  der  „Abend- 
mahlsfeier in  einer  hessischen  Dorfkirche“ 
(1899,  Berlin,  Nationalgalerie)  ein  wahrhaft 
großer  Wurf.  Die  ernste  und  kraftvolle  Stim- 
mung, die  diese  prachtvollen  Bauern  in  ihrer 
schlichten  Andacht  umschwebt,  hat  er  in 


glänzendem  Realismus  fcstgehalten,  für  die 
ganze  Szene  eine  geradezu  monumental  zu 
nennende  malerische  Form  gefunden.  Die 
„Hessische  Bauernhochzeit“,  die  1904  auf  der 
Dresdner  Kunstausstellung  erschien,  bezeich- 
net auf  diesem  Wege  einen  Fortschritt  in 
der  Richtung  der  farbigen  Delikatesse  und 
intimen  Charakteristik,  in  dem  „Dorftanz“ 
wird  ein  schwieriges  malerisches  Problem, 
das  Wogen  und  Rauschen  der  faltigen  Frauen- 
röcke, meisterhaft  gelöst.  In  dem  „Bildnis“ 
seiner  Frau,  wie  in  dem  Bildnis  einer  alten 
hessischen  Bäuerin  (Dresdner  Galerie)  be- 
wies er  seine  gesunde  und  ernste  Künstler- 
schaft auch  auf  diesem  Gebiete.  B.  ist  kein 
Künstler,  dem  das  Schaffen  leicht  von  der 
Hand  geht;  er  läßt  seine  Werke  ruhig  aus- 
reifen, bis  sie  jene  innere  Konzentration, 
jene  Einheit  gewinnen,  die  allein  bleibende 
Bedeutung  gewährleistet.  Auch  als  Organi- 
sator — er  war  der  erste  Vorsitzende  der 
Dresdner  „Sezession“,  die  später  in  die 
Kunstgenossenschaft  zurückkehrte  — und 
Lehrer  — seit  1897  Professor  an  der  Dres- 
dener Akademie  — hat  B.  eine  ungemein 
fruchtbare  Tätigkeit  entfaltet.  Die  Universi- 
tät Marburg  hat  den  Künstler,  in  dessen  Ar- 
beiten das  Hessenland  und  seine  Bewohner 
sich  so  eindringlich  verkörpern,  zum  Ehren- 
doktor gemacht. 

Bötticher,  Malerw.  d.  19.  Jahrh.  u.  Nach- 
trag zu  Bd.  I.  — The  Studio  XIX  65,  XX  126. 
— Katalog  Künstlcrhaus  Wien  1894,  p.  43.  — 
Kunst  f.  Alle  III.  IV.  V.  VIII,  IX,  XI,  XII, 
XVIII,  XX.  — Zeitschrift  für  bild.  Kst.  u.  Kst.- 
Chronik  an  vielen  Stellen,  s.  Registerbände.  — 
Eine  Sammlung  seiner  Lithographien  in  der 
Bremer  Kunsthalle.  E.  H. 

Bantzer,  Christof,  Augsburger  Gold- 
schmied, f 1658;  ein  vergoldeter  Pokal  von 
ihm  im  Budapester  National-Museum,  ein 
ähnliches  Stück  mit  der  Sammlg.  Agath  im 
Nov.  1906  in  Berlin  bei  Lepke  verkauft. 

M.  Rosenberg,  Goldschmiede  Merkzcich. 
II.  Aufl.  1909  p.  75  (hier  weitere  Werke  von 
B.).  H.  V. 

Bann  el  Mu'allim  ist  der  arabische  Name 
eines  Stammes  oder  einer  Familie  in  Ägyp- 
ten, welche,  wie  es  scheint,  die  Malerei  zunft- 
mäßig betrieb.  Als  die  Moschee  am  großen 
Karäfa-Berge  bei  Kairo  im  Stadtteile  des 
Stammes  cl  Ma’äfir  976  n.  Chr.  durch  die 
verwitwete  Fürstin  Dcrzän  nach  dem  Vor- 
bildc  der  großen  Moschee  el  Azhar  in  Kairo 
umgebaut  und  in  eine  Hauptmoschcc  verwan- 
delt wurde,  schmückten  die  Banu  el  Mu’allim 
gemeinschaftlich  mit  den  Basrensern  (s.  diese) 
das  Innere  der  Moschee,  Wände,  Decken, 
Bögen  und  Pfeiler  mit  reichen  Malereien. 
Diese  erlangten  eine  große  Berühmtheit  und 
waren  ohne  Zweifel  Dekorationen  im  Charak- 
ter jener  hauptsächlich  auf  mathematischen 
Formen  beruhenden,  an  den  Dekorationsstil 
der  Byzantiner  anknüpfenden  Ornamentik,  die 


Baptist  — Baquero 


Baptist,  Johannes,  geb.  in  Amsterdam, 
kaufte  dort  am  10.  1.  1731  das  Bürgerrecht 
und  war  Maler. 

Aemstels  Oudhcid  V 68.  E.  W.  Mocs. 

Baptista  (frere),  französ.  Maler  in  Rom; 
von  ihm  stammen  3 Wandgemälde  in  einer 
Kapelle  des  Klosters  der  hl.  Dominikus  und 
Sixtus  in  Rom,  bez. : Fra  Baptista  Francese 
de’  Prcdicatori  Pingcbat  An.  1697,  mit  den 
Darstellungen  der  Heimsuchung  Mariä,  der 
Geburt  und  der  Darstellung  im  Tempel. 

Nouv.  archiv.  de  l’art  franc.  3«  s£r.  XI  1895 
p.  35/6.  H.  V. 

Baptista,  B c r n a b e,  Steinschneider  in 
Sevilla,  1599  urkundlich  erwähnt. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 333.  M.  v.  B. 

Baptista,  Hans,  italien.  Maurer,  wird 
1545  in  Breslau  Bürger,  lebt  um  1550  in 
Neiße.  Er  arbeitete  wahrscheinlich  mit  dem 
Steinmetzen  Hans  Bernhard  von  Verona  an 
dem  Schloßbau  des  Hcrtwig  Seidlitz  auf 
Töpliwoda  bei  Münsterberg. 

Anzeiger  f.  Kunde  d.  deutsch.  Vorzeit  1879 
Sp.  74.  — Schultz,  Wälsche  Maurer,  S.  147. 

E.  Hintse. 

Baptista,  padre  J o ä o,  portugies.  Archi- 
tekt, 18.  Jahrh.  Entwarf  die  Kirche  Nossa 
Senhora  de  Ayres  in  Vianna  do  Alcmtejo,  die 
1743  zu  bauen  begonnen  wurde;  geweiht  1760. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  arch.  87. 

A.  Haupt. 

Baptista,  Johann,  Hofmaler  des  Kurfür- 
sten Joachim  I.  zu  Berlin,  der  erste  besoldete 
Hofmaler  daselbst.  Er  wird  schon  1524  er- 
wähnt und  war  vermutlich  Italiener.  1571 
malte  er  das  Bildnis  der  Kurfürstin  Katha- 
rina : um  dieselbe  Zeit  das  Porträt  Thurneissens 
in  Küstrin,  von  dem  in  einem  Briefe  die  Rede 
ist,  in  welchem  sich  B.  „fürstlich  Pommer- 
scher Konterfaitmaler"  unterschreibt. 

Nicolai,  Nachrichten  von  Künstlern  Ber- 
lins. p.  12.  — Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baptista,  Juan,  Steinschneider,  der  1528 
ein  Kreuz  von  Bergkristall  für  die  Kathedrale 
von  Sevilla  arbeitete,  das  ihm  mit  50  Dukaten 
bezahlt  wurde. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  I 333.  M.  v.  B. 

Baptista,  Juan,  Kupferstecher  in  Valla- 
dolid, der  1605  eine  Zahlung  von  440  Realen 
für  eine  Arbeit,  den  Stich  eines  Gnadenbildes 
U.  L.  Fr.  in  der  Pfarrkirche  S.  Lorenzo  in  V. 
erhielt. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  47.  M.  v.  B. 

Baptista,  L u i z,  Architektur-  und  Dekora- 
tionsmaler in  Lissabon,  geb.  1725  oder  1726, 
t 1785.  Angeleitet  von  Thomaz  Gomes,  war 
er  zuerst  Gehilfe  bei  Francisco  de  Moura  bei 
der  Deckenbemalung  der  Kapelle  in  der  Kar- 
meliterkirche, dann  bei  Lourenqo  da  Cunha 
im  Theater  do  Bairro  Alto ; dann  malte  er  um 
1781  den  perspektivischen  Plafond  der  Pfarr- 
kirche der  Pena  unter  Beihilfe  von  Jose  Tho- 
maz Gomes  und  Jeronimo  de  Andrade.  Schü- 
ler; die  Brüder  Manoel  und  Euscbio  Lopes 
Macario.  — 


C y r i 1 1 o M a c h a d o,  Coli,  de  memoriaa,  p. 
206.  — Raczynski,  Dict.  p.  20.  — Meyer, 
Kstlerlex.  A.  Haupt. 

Baptista,  Fr.  M a n o e 1,  Baumeister  aus 
Damäo  (Portugal)  16.  Jahrh.  Erbaute  das 
Kloster  Nossa  Senhora  do  Pilar  in  Goa  (In- 
dien). 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  arch.  87. 

A.  Haupt. 

Baptista,  Michel,  italien.  Waffenschmied, 
dessen  Signatur  auf  den  Bügeln  zweier  1772 
in  der  kgl.  Waffenfabrik  zu  Neapel  gearbeite- 
ten, auf  den  Läufen  mit  Geldeinlagen  verzier- 
ten Jagdflinten  der  Madrider  Armeria  Real  zu 
lesen  ist. 

Catälogo  de  la  Real  Armeria  de  Madrid 
(1898)  p.  328.  • 

Baptista,  s.  auch  Battista. 

Baptiste,  renommierter  französ.  Blumen- 
maler, tätig  für  die  kgl.  Gobclinmanufaktur 
in  Paris;  er  malte  z.  B.  1683  die  Blumen  für 
die  Bordüre  des  Gobelins  „Passage  du  Rhin“. 

Nouv.  Arch.  l’art  fran?.  Ille  ser.  XII  1896 
p.  141.  — Gaz.  d.  b.-arts  XII  391,  Ile  Per.  VII 
370.  *• 

Baptiste,  französ.  Bildschnitzer,  Schüler  des 
Pierre  Puget ; schnitzte  1692  eine  Anzahl 
Holzrcliefs  mit  Darstellungen  aus  dem  Le- 
ben verschiedener  Heiligen  des  Dominika- 
nerordens für  das  Sanktuarium  der  Kirche 
zu  St.  Maximin  (Var). 

L a m i,  Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV 
(1906).  5.  Lami. 

Baptiste,  Porträt-  und  Miniaturmaler  in 
Paris  um  1790,  nur  bekannt  durch  seine  Ge- 
schäftsanzeige. 

Maze-Sencier,  Le  Livre  des  collection- 
neurs  (1885)  p.  482.  •* 

Baptiste,  Hennequin,  vläm.  Maler,  1468 
in  Brügge  tätig  erwähnt. 

De  Laborde,  Les  ducs  de  Bourgognc  I. 

Baptiste,  Martin  Sylvestre,  Maler 
und  Lithograph,  geb.  am  21.  4.  1791  zu  Paris, 
t daselbst  1859,  Schüler  von  Vincent  Guerin. 
Er  malte  hauptsächlich  Genrebilder,  die  in 
den  Pariser  Salons  1822 — 1840  ausgestellt  wa- 
ren. In  die  Galerie  von  Versailles  kam  ein 
Gemälde  von  ihm:  Die  Belagerung  von  Na- 
mur  (1692).  In  Lithographie  veröffentlichte 
er  eine  Folge  von  Darstellungen  zur  Ge- 
schichte des  Gil-Blas  und  eine  Reihe  von 
Volksszenen  (die  letzteren  bei  Engelmann  in 
Paris). 

Gäbet,  Dict.  — Bellier- Auvray,  Dict. 
gen.  H.  V. 

Baquero,  G i r o 1 a m o,  span.  Maler  um 
1757. 

Z a n i,  Enc.  III  56. 

Baquero,  M a r i a n o,  span.  Maler,  geb.  in 
Aranjucz.  Ausgebildet  an  der  Escuela  espe- 
cial  de  pintura  etc.  zu  Madrid  sowie  durch 
Glcyre  in  Paris,  debütierte  B.  in  der  Madrider 
Ausstellung  1860  mit  einem  Gemälde  „La 
bonne  aventure“  (nach  einer  Romanze  des 
Duque  de  Rivas). 


KQrutlerlexikon.  Bd.  II. 


449 


-9 


Baquero  — Bar 


Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espanolcs  d.  s.  XIX  (1883—84).  P.  Lafond. 

Baquero  y Rodado,  Isabel,  span.  Malerin, 
geb.  in  Madrid,  wo  sie  an  der  Escuela  especial 
de  pintura  etc.  ausgebildet  wurde  und  auf 
den  Kunstausstellungen  1892  und  1895  Aus- 
zeichnungen erhielt.  Von  ihren  Gemälden 
seien  genannt : „Muscumsintericur“,  „Die  Bar- 
ken“. 

Madrider  Ausst.-Kat.  seit  1892.  P.  Lafond. 

Baquero  y Zar  za,  Juan.  span.  Maler,  geb. 
zu  Iman  (Prov.  Guadalajara),  debütierte  auf 
der  Madrider  Kunstausstellung  1881  mit  dem 
Gemälde  „Gestörtes  Frühstück“  und  malte 
seitdem  hauptsächlich  Genrebilder. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espanoles  d.  s.  XIX  (1883—84).  P.  Lafond. 

Baquoy,  Angelique  Rosalie  Adele, 
französ.  Stecherin,  geb.  am  29.  7.  1796  zu 
Paris  als  jüngste  Tochter  von  Pierre  Charles 
B.,  stach  Vignetten  nach  A.  Deveria  und  a. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baquoy.  Henriette,  s.  Baquoy,  Louise 
Scbasticnnc. 

Baquoy,  Jean  Charles,  Kupferstecher 
in  Paris,  Sohn  des  Stechers  Maurice  B.,  geb. 
daselbst  am  16.  6.  1721,  f am  24.  2.  1777. 
Er  signierte  seine  Arbeiten  meist  C.  Baquoy 
und  gehört  zu  den  guten  Vignettenstechern 
des  18.  Jahrh.  Er  fertigte  Platten  für  die 
von  Basan  verlegte  französ.  Übersetzung  der 
Ovidschen  Metamorphosen ; Vignetten  nach 
J.  B.  Oudry  für  die  Fabeln  des  Lafontaine, 
Paris  1755;  Vignetten  nach  Ch.  Eisen  für  die 
Erzählungen  des  Lafontaine  usw. 

Ferner  stach  er:  Lc  contract  de  mariage 
nach  Jan  Steen;  Le  coup  de  l’etrier  nach 
Wouwerman ; Les  Laveuses  nach  Vernet  usw. 

E.  K o 1 1 o f f b.  Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Po  r- 
talis  et  B 6 r a 1 d i,  Les  Grav.  du  18«  siecle.  — 
P i o t,  Etat  civil  1873.  — Invent.  g£n.  d.  rieh, 
d’art  Paris,  Monum.  civ.  I 46.  P.  A.  Lemoisne. 

Baquoy,  Louise  Scbasticnnc,  gen. 
Henriette,  französ.  Stecherin,  geb.  am 
2.  8.  1792  zu  Paris,  Tochter  von  Pierre 
Charles  B„  stach  hauptsächlich  Vignetten, 
z.  B.  8 solche  nach  Chasselat  für  eine  Vol- 
taire-Ausgabe und  eine  Reihe  von  Vignetten 
für  das  Musee  Royal  de  France,  Filhol,  Paris 
1827,  10  Bde.  Sie  stach  auch  Blätter  nach 
A.  Carracci,  Albrier  u.  a. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baquoy,  Maurice.  Kupferstecher  in 
Paris,  geb.  um  1680,  f am  6.  8.  1747,  stach 
namentlich  Vignetten  für  historische  Werke. 
Man  kennt  von  ihm  Vignetten  nach  Zeich- 
nungen Fr.  Bouchers  für  die  Histoire  de 
France  von  Gabr.  Daniel,  Paris  1713;  Vig- 
netten für  die  Histoire  de  l’abbaye  de  St. 
Germain-des-Prcz  von  Jacq.  Bouillart,  Paris 
1724;  das  Seegefecht  bei  Hangouss  (am  27. 
7.  1714)  nach  P.  D.  Martin  junior;  Eine  An- 
sicht vom  Portal  des  Hospitals  St.  Franqois 
in  Rouen  etc. 


Le  Blanc,  Manuel  I.  — E.  K o 1 1 o f f bei 
Meyer,  Kstlerlex.  II.  — D u s s i e u x,  Artist, 
frang.  ä l'etranger  3«  £dit.  1876  p.  549. 

P.  A.  Lemoisne. 

Baquoy,  Pierre  Charles,  Kupferste- 
cher in  Paris,  geb.  daselbst  am  27.  7.  1759, 
t am  4.  2.  1829,  Sohn  und  Schüler  des  Jean 
Charles  B.  Er  stach  hauptsächlich  Vignet- 
ten; so  nach  Moreau  le  Jeunc  für  die  bei 
Kehl  herausgegebene  Voltaire-Ausgabe,  1784— 
1789;  ferner  nach  Marillier,  Monnet,  Mon- 
siau,  Challiou,  Chasselat  und  Lc  Barbier  für 
die  Ausgaben  der  Pucclle,  des  Faublas,  der 
Rcligieuse,  der  Idyllen  des  Theokrit,  der  Li- 
aisons Dangercuscs  usw.  Er  stach  ferner 
einige  große  Blätter  wie:  Der  hl.  Vinccnz 
von  Paula  nach  Monsiau.  1819;  Fenelon  nach 
Evar.  Fragonard,  1822;  Montaigne  und  Tor- 
quato Tasso  nach  L.  Ducis  usw. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — E.  Kolloff  bei 
Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Portalis  et  Be- 
r a 1 d i,  Les  Graveurs  du  18«  siecle  1880.  — 
Beraldi,  Les  Graveurs  du  19e  siecle  1885  I. 

P.  A.  Lemoisne. 

Bar,  Alexandre  de,  Landschaftsmaler 
und  Radierer  in  Paris,  später  in  Auteuil,  geb. 
am  14.  7.  1821  zu  Montreuil-sur-Mer,  Schüler 
von  Alexis  de  Fontenay.  Landschaftsge- 
mälde, Zeichnungen  und  Radierungen  von 
ihm  waren  in  den  Pariser  Salons  1848 — 1881 
fast  alljährlich  ausgestellt.  1856  beteiligte  er 
sich  als  Zeichner  an  der  ägyptischen  Expedi- 
tion zur  Erforschung  der  Nilquellen.  Er  hat 
sich  namentlich  als  Illustrator  betätigt,  so 
z.  B.  an  dem  Magasin  pittoresque,  dem  Tour 
du  mondc,  sowie  für  lc  lac  von  Lamartine  (16 
Bl.  gr.  in  4).  Ein  vollständiges  Verzeich- 
nis seines  radierten  Werkes,  das  72  Bl.  um- 
faßt, gibt  Beraldi.  Eine  Orientlandschaft  von 
ihm  bewahrt  das  Museum  in  Chälon-sur- 
Saöne. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  und  Suppl. 
(mit  Aufzählung  seiner  ausgestellten  Arbeiten). 
— Beraldi,  I-es  Graveurs  du  XIX®  siecle. 
1885.  I 92.  — Inv.  d.  rieh,  d’art  de  la  France. 
Prov.  ntonum.  civ.  I 20.  H.  V. 

Bar,  Bastien  de,  Bildhauer,  machte  1531 
dekorative  Skulpturen  im  Schlosse  des  Her- 
zogs von  Lothringen  zu  Gondreville  und  1532 
im  herzogl.  Schlosse  zu  Nancy. 

Reunion  d.  soc.  d.  beaux-arts  XXIV  314.  •• 

Bar,  Bonaventurc  de,  Maler  in  Paris, 
geb.  daselbst  1700,  + 1.  9.  1729.  Ein  Jahr  vor 
seinem  Tode  (25.  9.  1728)  wurde  er,  gleich- 
zeitig mit  Chardin,  in  die  Akademie  aufge- 
nommen. Seine  Rezeptionsarbeit  („Fete 
champetrc“,  von  D’Argenville  „Foire  de  Be- 
zons“  genannt)  befindet  sich  im  Louvre;  die- 
selbe zeigt  ihn  als  einen  geistvollen  Nach- 
ahmer Watteaus.  Seine  Bilder  sind  selten. 
Eine  „Danse  cn  plcin  air“  von  ihm  besitzt 
der  Marquis  de  Barthelemy.  Im  Louvre  wird 
eine  Handzeichnung  (bez.  De  Bar  F.),  einen 
Bauerntanz  darstellend,  im  Museum  zu  Ren- 
nes einige  Bleistiftzeichnungen  mit  Figuren- 


450 


Bar  — Barabas 


Studien  von  ihm  aufbewahrt.  Ein  Gemälde 
von  seiner  Hand  „La  Nöce  champetre“  be- 
fand sich  in  der  ehemal.  Sammlung  Sedcl- 
meycr  in  Paris  (Abb.  im  Cat.  I p.  143,  Paris 
1907). 

Chronique  d.  arts  1905,  p.  335  u.  343,  ausführl. 
Aufsatz  v.  Antony  Valabrigue.  — D’Ar- 
g e n v i 1 1 e,  Dcscr.  d.  ouvrages  exp.  dans  les 
salles  de  TAcademie  1728.  H.  V. 

Bar,  Mlle  Clementine  de,  Porträt-, 
Genre-  und  Heiligenmalerin,  geb.  in  Paris 
1807,  f in  Martincourt  (Vosges)  am  5.  0. 
1856,  Schülerin  von  Paul  Guerin,  später  Zei- 
chenlehrerin an  der  maison  de  la  Legion 
d’honneur  zu  Saint-Denis,  stellte  in  den  Pa- 
riser Salons  fast  alljährlich  1836 — 1849,  haupt- 
sächlich Damenbildnisse,  aus.  In  der  Kirche 
zu  Saint-Goudon  befindet  sich  von  ihr  das 
Gemälde:  Esther,  das  1841  im  Salon  ausge- 
stellt war. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Invent. 
gen.  d.  rieh,  d’art  etc.  Prov.  Mon.  rel.  I 213. 

H.  V. 

Bar,  Etienne  de,  Bildhauer-Architekt  u. 
Bischof  von  Metz,  f am  29.  12.  1163, 
schmückte  den  Hochaltarraum  seiner  Kathe- 
drale und  restaurierte  die  Kirchen  Saint- 
Pierre-aux-Images  und  Notre-Danie-la-Ronde. 
• Bcgin,  La  cathidrale  de  Metz.  H.  V. 

Bar,  Jacques  Charles,  französ.  Ra- 
dierer und  Arbeiter  in  Tuschmanier,  war 
zwischen  1776  und  1800  in  Paris  tätig.  Er 
ist  besonders  bekannt  durch  die  Herausgabe 
eines  großen  Kostümwerks:  Recueil  de  tous 
les  costumcs  des  ordres  religieux  et  militaires, 
enrichi  de  notes  et  de  planches  coloriees  par 
M.  Bar,  ä Paris,  etc.  Bei  Beginn  der  Re- 
volution (1792)  setzte  er  diese  Publikation 
unter  dem  Titel:  Mascarades  monastiques 

und  unter  dem  Pseudonym  Rabelli  fort. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — Portalis  et  B d - 
r a 1 d i,  Les  Graveurs  du  18«  siede  I. 

P.  A.  Lemoisne. 

Bar,  Nicolas  de,  französ.  Architekt  in 
Pont-Saint-Vincent  (Meurthe),  wurde  1515 
zum  „maitre  des  oeuvres  de  magonnerie“  der 
Grafschaft  Vaudemont  (Lothringen)  an  Stelle 
des  verstorbenen  Mengin-Chevron  ernannt. 
Wichtige  Arbeiten  von  ihm  am  Schloß  zu 
Nancy. 

Lance,  Dict.  d.  archit.  I.  — Riunion  d. 
Societes  d.  beaux-arts.  XXV  337.  H.  V. 

Bar  (auch  Bari),  Simon  de,  Bildhauer 
und  Maler,  geb.  wahrscheinlich  in  Bar-le-Duc 
gegen  Ende  des  15.  Jahrh.,  arbeitete  1532  am 
Louvre.  — Ein  gleichnamiger  Münzschneider 
in  Nancy  1515 — 1526  tätig. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpteurs  etc.  1898  p.  34.  — 
Rondot,  Medailleurs  en  France.  •* 

Bar,  d e,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen. 

Bara,  Johann,  s.  Barra,  Joh.  u.  Barre, 
Jean  de  la. 

Bara,  Joseph.  Bildhauer  in  Angers,  nur 
urkundlich  dadurch  bekannt,  daß  er  am  20. 


8.  1784  ein  Gutachten  über  einige  Statuen  ab- 
gibt, welche  der  Bildhauer  Gaultier  für  den 
Chor  der  Kathedrale  daselbst  geliefert  hatte. 

C.  Port,  Artistea  angevins.  H.  V. 

Bara,  Leopold,  Genre-,  Porträt-  und  Hi- 
storienmaler in  Wien,  geb.  daselbst  am  23. 
10.  1846,  Schüler  der  dortigen  Akademie  un- 
ter A.  Feuerbach,  bildete  sich  dann  in  Italien 
weiter  und  beteiligte  sich  an  der  wissenschaft- 
lichen Expedition  des  Grafen  Lanckoronski  nach 
Griechenland  und  Klcinasien.  Er  stellte  seit 
Mitte  der  70er  Jahre  in  Wien  in  den  Jahres- 
ausstellungen  des  Künstlcrhauscs  und  in  den 
internat.  Kunstausstellungen  in  München  viel- 
fach aus. 

F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh. 
1891.  — Kosel,  Deutsch-östcrr.  Kstlerlex.,  Wien 
1902  I.  H.  V. 

Baraban,  Louis  Victor,  Architekt  in 
Paris,  geb.  daselbst  am  8. 10.  1839,  Schüler  von 
J.  Henard  und  der  Ecole  des  Beaux-Arts, 
stellte  in  den  Salons  1867,  1869  und  1872  aus 
(Kirchbauentwurf : Saint-Michcl  in  Lille  etc.) 
und  führte  zahlreiche  Privatbauten  aus.  B. 
war  Inspecteur  des  monuments  historiques 
und  starb  1903. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  u.  Suppl.  — 
E.  Delaire,  Les  architcctes  cleves  etc.,  Pa- 
ris 1907.  H.  V. 

Baraban,  s.  auch  Barraban. 

Baraband,  s.  Barraband. 

Barabäs,  Miklös  (Nikolaus),  sehr  be- 
kannter und  populärer  ung.  Maler  und  Gra- 
phiker, geb.  1810  in  Mdrkusfalva,  zeichnete 
sich  schon  als  Schulknabe  durch  frappante 
Porträtzeichnungen  aus.  Lange,  bevor  er  in 
Wien  an  der  Akademie  einen  eigentlichen 
Unterricht  genossen  hatte,  war  er  schon  als 
Porträtzeichner  bekannt.  1830  ging  er  von 
der  Wiener  Akademie  in  seine  Heimat,  Sie- 
benbürgen, wo  er  viele  Porträts  (in  Kolozs- 
vär,  Nagyszcben)  zeichnete  und  malte,  kam 
dann  nach  Rumänien  und  verdiente  viel  Geld 
in  Bukarest,  konnte  somit  auf  längere  Zeit 
nach  dem  lange  ersehnten  Italien  reisen.  Er 
hielt  sich  in  Venedig,  Bologna,  Florenz,  Rom 
und  Neapel  auf,  überall  fleißig  zeichnend  und 
die  alten  Meister  studierend,  ohne  seinen  eige- 
nen, schwer  erworbenen,  anmutig-weichen, 
peinlich  genauen  Vortrag  beeinflussen  zu  las- 
sen. 1840  siedelte  er  nach  Pest  über  und  kon- 
terfeite mit  seinem  staunend  fruchtbaren  Stift 
fast  alle  berühmten  Zeitgenossen.  Eine  Ga- 
lerie, welche  in  die  Tausende  zählt  und  alles 
in  sich  birgt,  was  damals  bekannt  war  oder 
sein  wollte.  Seine  äußerst  sauberen  und  spie- 
gelblanken Ölporträts  finden  sich  heute  noch 
fast  in  jeder  wohlhabenden  Ungar.  Familie, 
eine  Unzahl  Albumblätter.  Almanach-Illu- 
strationen,  Zigeuner-  und  Bauernszenen,  hu- 
moristischer Apergus,  Lithographien  waren 
Jahrzehnte  hindurch  der  stereotype  Wand- 
schmuck des  kleinen  Mannes.  Eines  seiner 
Ölgemälde,  die  wandernden  Zigeuner  (1843 


451 


29 


Barabasz  — Baracchis 


bis  44),  besang  der  große  Dichter  Petöfi  in 
einem  längeren  Gedichte.  Außer  diesem  be- 
finden sich  von  ihm  noch  im  Bestände  des 
Museums  d.  schönen  Künste  Budapest:  Die 
Ankunft  der  Braut  (1866),  Grundsteinlegung 
der  Kettenbrücke  (1865)  ; dann  von  den  Por- 
träts: Erzh.  Albrecht,  Benj.  Egressy,  Franz 
Joseph  I.,  General  Gosztonyi,  Baron  Jeszenak, 
Palatin  Erzh.  Josef,  Franz  Liszt,  Rosalie 
Schodel  usw.  Kaum  ist  es  heute  noch  mög- 
lich, all  seine  graph.  Porträts  zu  sichten.  In 
jeder  Weise  geehrt,  setzte  er  seine  Tätigkeit 
auch  noch  im  Greisenalter  bis  zu  seinem  1898 
eingetretenen  Tode  emsig  fort.  Ein  Teil  sei- 
nes kiinstl.  Nachlasses  war  1899  in  Budapest 
ausgestellt.  Inmitten  dieser  regen  Arbeitsam- 
keit verfaßte  er  auch  einen  theoretischen  Trak- 
tat über  neue  Gesichtspunkte  der  Perspektive 
und  wurde  hierfür  1836  zum  Mitglied  der 
ung.  Akademie  der  Wissenschaften  gewählt. 
Seine  Memoiren  sind  nach  seinem  Tode  unter 
dem  Titel  „Barabas  Miklös  emlekiratai“  Bu- 
dapest, 1902,  Franklin,  erschienen.  Ihm  auch 
ist  es  zu  verdanken,  daß  das  Künstlerleben 
in  Budapest  reger  geworden  ist  und  der  noch 
heute  blühende  Landes-Kunstverein  gegrün- 
det wurde. 

Szegedy-Maszäk,  Barabäs.  — Budapest« 
Naplö  1898,  Feb.  23.  „Barabäs  Miklös".  K.  Lyka. 

Barabasz,  Stanislaus,  poln.  Architekt, 
1857  in  Bochnia  (Westgalizien)  geb.,  stu- 
dierte am  Wiener  Polytechnikum,  darauf  in 
der  Wiener  Kunstgewcrbeschule  am  österr. 
Mus.  für  Kunst  u.  Industrie.  1884 — 91  war 
er  Leiter  der  städtischen  Zeichen-  und  Mo- 
dellier-Schule  in  Krakau,  1891 — 1901  Pro- 
fessor an  der  Staats-Gewerbeschule  daselbst. 
Seit  1883  stellt  er  im  Kunstvercin  Ölbilder 
und  Aquarelle  aus:  Ansichten.  Interieurs. 
Kanzeln  Krakauer  Kirchen,  1891  das  schöne 
Projekt  eines  Rcliquienschreines.  1900  fer- 
tigte er  die  Zeichnung  zu  dem  etwas  schweren 
Rahmen  der  Gedächtnistafel,  welche  von  dem 
Krakauer  Stadtrat  der  Jagellonischcn  Univer- 
sität zur  fünfhundertjährigen  Feier  ihrer 
Wiedergeburt  gewidmet  wurde  (Hof  der 
Univ.-Bibliothck).  1901  wird  er  Direktor 
der  Fachschule  für  Holzarbeiten  in  Zakopane 
(am  Tatragebirge).  — Er  publizierte  Orna- 
mente aus  der  Renaissanceepoche  in  Polen. 

Swieykowski,  Pamictnik  T.  P.  S.  P.  w 
Krakowie  1854 — 1904.  C.  M.  v.  Görski. 

Barabbino,  s.  Barrabbino. 

Barabö,  Pierre  Andre,  Architekt  und 
Radierer  in  der  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  geb. 
zu  Rouen,  um  1730  in  Paris  und  Versailles 
tätig.  Er  war  einer  der  ersten,  die  in  Aqua- 
tintamanier (Gravüre  dans  lc  goüt  du  lavis) 
arbeiteten. 

F i o r i 1 1 o,  Gesch.  d.  zeichn.  Kste.  1805  III 
375.  — Meyer,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 

Barabini,  Gaetano,  Freskomaler  des  19. 
Jahrh.  in  Mailand,  erwähnt  als  Schüler  des 
Pclagio  Palagi. 


C a i m i,  Artisti  nelle  prov.  di  Lombardia 
(1862),  p.  57.  E.  Verga. 

Barabino,  Carlo  Francesco,  Architekt, 
geb.  zu  Genua  am  11.  2.  1768,  f daselbst  am 
3.  9.  1835.  Er  gehört  zu  den  Künstlern,  wel- 
che unmittelbar  vor  und  während  der  französ. 
Revolution  von  der  Kunstweise  des  Rokoko 
sich  vollständig  ab-  und  einem  strengen  Stu- 
dium der  Antike  zuwendeten.  Schüler  von 
Giuseppe  Barberi  in  Rom.  Nach  Genua  zu- 
rückgekehrt, wurde  er  zum  Stadtbaumeister 
ernannt,  durch  Umtriebe  dieser  Stelle  jedoch 
bald  entsetzt  (1798).  1818  wurde  ihm  vom 

Könige  von  Sardinien  das  Stadtbaumeister- 
Amt  wieder  anvertraut;  damit  fiel  ihm  der 
Entwurf  und  die  Ausführung  aller  öffent- 
lichen Bauten  der  Stadt  zu.  Indessen  blieben 
viele  seiner  umfassenden  Pläne,  denen  man 
Hinneigung  zu  allzugroßer  Pracht  vorwarf, 
unausgeführt.  1820  führte  er  die  „kaltnüch- 
terne“ Westfassade  von  S.  Siro  in  Genua  aus. 
Auch  der  Entwurf  zu  dem  neuen  großen 
Friedhofe  rührte  von  ihm  her;  doch  starb  B. 
über  dessen  Ausarbeitung.  Seine  Büste  wurde 
zur  Ehre  seines  Andenkens  in  der  Akad.  auf- 
gestellt. 

F.  A 1 i z e r i,  Notizie  dei  Professor«  del  Di- 
segno  in  Liguria.  1864 — 66.  III  7 — 147.  — N.. 
d ’ A 1 1 h a n,  Gli  artist.  italiani  1902.  — Natura 
ed  arte  1902/3.  I 470 — 74.  — M o t h e s,  Bauk.  d. 
Mittelalt.  i.  Italien  657  Anm.  H.  V. 

Barabino,  Ni  colo,  bekannter  Historicn- 
und  Freskomalcr  zu  Genua,  geb.  in  Sampier- 
darena  bei  Genua  1832,  f in  Florenz  1891.  Er 
hatte  seinen  ersten  Erfolg  mit  seiner  „Ma- 
donna Consolatrice  degli  afflitti“  und  fand 
dann  lebhaften  Beifall  mit  dem  Gemälde:  Der 
Tod  Bonifaz’  VIII.,  das  er  1856  in  Florenz 
ausstellte.  Neben  der  Tafelmalerei  widmete 
er  sich  auch  der  Freskomalerei  und  schuf  in 
Genua  in  einem  Saale  der  palazzina  Celesia 
seine  Hauptwerke  in  drei  Fresken : Galilei  vor 
der  Inquisition,  Pier  Capponi  vor  Carl  VIII. 
und  die  Sizilianische  Vesper.  Andere  bedeu- 
tende Fresken  malte  er  im  Palazzo  des  Ad- 
vokaten Orsini  und  im  Ospedale  der  Herzogin 
von  Galliera,  beide  in  Genua. 

A.  de  Gubernatis,  Dizionario  d.  art.  ital. 
viventi,  Firenze  1889.  — E.  de  Fonseca,  Nie. 
Barabino.  Studio  sulla  vita  etc.,  Firenze  1892. 
— Archivio  stör.  d.  arte,  IV  5 (Nekrolog).  — 
Arte  e Storia,  X 23  (Nekrolog).  ** 

Barabino,  Pietro,  Maler  und  Zeichner  in 
Genua,  19.  Jahrh.,  Schüler  des  Gius.  Isola. 

A 1 i z e r i,  Not.  d.  Prof.  d.  disegno  in  Li- 
guria, 1866,  III  435.  ** 

Barabino,  s.  auch  Barrabbino. 

Baracchis,  A n d r i o 1 a de’,  Äbtissin  des 
Bcnediktinerinnenklosters  S.  Felice  in  Pavia 
tim  1489,  signierte  als  Malerin  ein  jetzt  im 
Museo  Civico  in  Pavia  befindliches  Madon- 
nenbild (No.  70) : Opus  reveren  — due  An- 
driole  de  Baracchis  hujus  monasterii  abba- 
disse  1489.  Nach  Malaguzzi-Valeri  zeigt  das 


452 


Barach  — Barat 


kleine,  mäßige  und  nicht  gut  erhaltene  Bild 
den  Einfluß  Borgognones. 

Rassegna  d’Arte,  1901,  152;  1905,  90.  ** 

Barach,  G u i 1 1 a u m c de,  schrieb  und  illu- 
minierte 1352 — 67  Bücher  für  die  Kathedrale 
von  Troyes. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  IX  43. 

Baradel,  Pariser  Goldschmied  und  Ziseleur 
vom  Anfang  des  18.  Jahrh.,  Verfertiger  phy- 
sikalischer Instrumente,  von  Sonnenuhren  u. 
den  kleinen,  unter  dem  Namen  „ecritoires 
ä Ia  Baradel“  bekannten  Schreibzeugen.  Ein 
Baradel  „le  jeune“  wird  in  gleicher  Tätigkeit 
1779  in  Paris  erwähnt  und  ist  wohl  Sohn  des 
Obigen. 

Im  Besitz  des  Majors  v.  Baidinger,  Stutt- 
gart, befindet  sich  ein  Etui  mit  silbernen  Meß- 
instrumenten, bezeichn.  Baradelle,  Paris,  des- 
sen Verfertiger  vermutlich  mit  einem  der 
beiden  obengenannten  Künstler  identisch  ist. 

Champeaux,  Dict.  d.  Fondeurs  etc. 
1886.  — Mit  Notiz  von  M.  Rosenberg.  H.  V. 

Baräth,  s.  Barath. 

Baraguay  ( Baraguey ) , Thomas  Pierre, 
Pariser  Architekt,  geb.  am  24.  6.  1748,  f am 
16.  8.  1820,  „architccte  du  roi  et  du  palais 
du  Luxembourg“,  leitete  1818  mit  Chalgrin 
den  Umbau  des  Theätre  de  l’Odcon.  Sein 
Grabmal  auf  dem  Pere-Lachaisc  mit  einem 
Marmormcdaillon  von  der  Hand  Davids 
d 'Angers. 

Lance,  Dict.  d.  archit.  1872.  — Nouv.  Ar- 
chiv. de  l’art  frang.  3e  Serie,  XIII.  1897,  p.  133. 

H.  V. 

Barahona,  Sebastian  de,  Maler  in  Se- 
villa um  1597. 

Gestoso,  Artif.  Sevill.  II  15.  M.  v.  B. 

Baral,  Ludwig,  Berliner  Hofgoldschmied, 
erhielt  am  27.  7.  1665  das  Recht  als  Frei- 
meistcr. 

Sarre,  Berliner  Goldschm.-Zft.,  Berlin  1895, 
p.  6,  80,  113.  Hs.  L* 

Baralet,  s.  Barralet. 

Baralis,  Louis  A.,  französ.  Bildhauer,  geb. 
am  7.  7.  1862  in  Toulon.  Ausgcbildet  in 
Paris  unter  Cavelicr  und  Barrias,  stellte  B. 
seit  1888  im  Pariser  Salon  aus  und  erwarb 
sich  damals  wie  1894  und  1902  mehrfache 
Auszeichnungen.  Seine  Hauptwerke  sind : 
Gipsstatue  des  Philoktet  (1888  für  das  Mus. 
zu  Toulon  angekauft),  — 2 Gipsgruppen,  dar- 
stellend „Rettung“  und  „Schiffbruch“  (1894 
und  1902,  ebenfalls  jetzt  im  Mus.  zu  Toulon), 

— Gipsbüste  des  Bildhauers  Barrias  (1896), 

— Allegorie  der  Mechanik  (dekorative  Fi- 
gur an  der  Gare  de  Lyon  zu  Paris). 

Pariser  Salon-Kataloge  seit  1888.  — Persön- 
liche Mitteilungen.  5.  Latni. 

Barambio,  Fray  G r e g o r i o,  span.  Mönch 
aus  dem  Orden  dcla  Merced  Calzada,  der  int 
Kloster  seines  Ordens  zu  Burgos  die  Malerei 
übte.  1738  malte  er  für  die  Kirche  dieses 
Klosters  einen  hl.  Pedro  Nolasco.  Er  war 
der  Lehrer  des  Bildhauers  Celedonio  de  Arce. 

Ccan  Bermudcz,  Dicc.  I 91.  M.  v.  B. 


Baran,  Samuel,  Maler  aus  Brieg  in  Pr.- 
Schlesicn,  wurde  1721  in  Brünn  getraut  und 
starb  dort  am  22.  4.  1738. 

Schweigel,  Verzeichnis  der  Maler  etc.  in 
Brünn  von  1588—1800,  S.  20  (Ms.  des  mähr. 
Landes- Arch.).  IV.  Schram. 

Baranetzki,  Glykeri,  russ.  Formschnei- 
der des  18.  Jahrh.  in  Kiew.  Von  ihm  das 
Titelblatt  zu  dem  Kiewschen  Kalender  von 
1718,  daselbst  auch  die  Geburt  Jesu.  — In 
dem  Buche  der  Apostel  (1722)  das  Bild  des 
Apostels  Petrus. 

PonitucKttt,  PyccK.  rpaB.(Rowinski,  Russ.Grav.) 
Moskau  1870,  S.  155.  IV.  Neumann. 

Barangier,  s.  Barengier. 

Baranin,  R a d o s,  Architekt  des  14.  Jahrh., 
geb.  zu  Antivari  in  Albanien.  1336  übernahm 
er,  laut  eines  noch  vorhandenen  schriftlichen 
Kontraktes  mit  dem  Steinmetz  Peter  von 
Cattaro,  den  Bau  des  schönen  Benediktiner- 
klosters von  Cattaro  in  Dalmatien,  welchen  er 
auch  vollendete. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baranoff,  Nikolaus  v.,  balt.  Porträt-  und 
Genremaler,  geb.  am  1.  (13.)  5.  1808  zu  Wätz, 
Kirchspiel  Turgel  in  Estland,  t am  6.  (IS.)  8. 
1863  in  Weißenstein  in  Estland.  B.  war  taub- 
stumm und  wurde  seit  seinem  10.  Jahre  in 
der  Wachschen  Taubstummenanstalt  in  Ber- 
lin erzogen.  Er  studierte  in  München  und 
Wien.  Nach  längerem  Aufenthalt  in  Peters- 
burg lebte  er  in  Weißenstein.  1859  wurde  er 
auf  Grund  eines  Landschaftsbildes  zum  freien 
Künstler  der  Akad.  ernannt.  Von  Genrebildern 
des  Künstlers  sind  bekannt : Der  Waffenherold, 
Jäger  am  Brunnen  u.  a. ; unter  seinen  Por- 
träts eine  große  Reihe  von  Bildnissen  russ. 
Schauspieler  und  Schauspielerinnen : A.  P. 
Bobrows,  A.  G.  Schtschcnikows,  der  Ssem- 
jonowa,  Ponomarews,  Botschenkows  u.  a. 

Raczynski,  Gesch.  der  neueren  deutschen 
Kunst.  III  27.  — R a m a s a n o w s Artikel : 
„Einige  Briefe  S.  F.  Schtschedrins“  in  der 
Kunstzeitschr.  der  Gesellsch.  der  Kunstfreunde 
zu  Moskau,  red.  vom  Grafen  A.  S.  Uwarow.  p. 
185.  — Mitteil.  d.  Frau  M.  v.  Baranoff. 

IV.  Neumann. 

Baranoff,  Wassili,  russ.  Medailleur,  war 
bis  1843  Schüler  der  Petersburger  Akad., 
wurde  1846  als  Medailleur  beim  Petersburger 
Münzhof  angcstellt,  1852  zum  älteren  Me- 
dailleur ernannt  und  1866  wegen  Erblindung 
pensioniert.  Er  hat  vorzugsweise  kopiert,  und 
daher  trägt  die  Mehrzahl  seiner  Medaillen  ein 
K Hauptarbeiten : Verdienstmedaille  der 

medico-chirurgischen  Akad.  in  Wilna;  Me- 
daille zu  Ehren  des  Admirals  Adam  Joh.  v. 
Krusenstern;  Medaille  der  kaukas.  landwirt- 
schaftlichen Gesellschaft. 

K).  Hnepcein,,  Cbob.  Mcä.  (Jul.  Iversen,  Lex.  d. 
Medailleure).  — Russ.  Bibi.  II  482.  IV.  Neumann. 

Barassi,  s.  Barrassi. 

Barat,  A.,  Uhrmacher  in  Paris  um  1750. 
Eine  prächtige  Rokoko-Wanduhr,  reich  mit 


453 


Barat  — Baratta 


Rocaillcn  in  Goldbronze  verziert,  ehemals  in 
der  Sammlung  Hammer  in  Stockholm  (Ver- 
kaufskat. I 1240  mit  Abb.),  trägt  auf  dem 
Zifferblatt  seine  Signatur.  •* 

Barat,  Jacques,  französ.  Bildschnitzer, 
der  1577  an  Dorothea  von  Lothringen,  Her- 
zogin von  Braunschweig,  eine  Anzahl  künst- 
lerisch skulpierter  Möbel  lieferte. 

Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  des  Departe- 
ments, 1900,  314.  S.  Lami. 

Barat,  Jean,  Maler  von  Cambrai,  um 
1568/69,  nur  urkundlich  bekannt. 

Reunion  d.  Societ.  d.  Beaux-Arts.  XII  434. 

H.  V. 

Barat  (Barrat,  auch  Berat),  Pierre  Mar- 
t i n,  französ.  Porträtmaler  der  2.  Hälfte  des 
18.  Jahrh.,  „professeur  de  l’Academic  royale 
de  peinture  et  sculpture  de  Lyon  et  peintre 
de  la  ville  de  Nimes“.  1774  malte  er  ein  Por- 
trät Voltaires  (von  B.  L.  Henriquez  gestoch. 
Folio),  der  in  einem  Brief  vom  28.  6.  1775 
an  die  Kaiserin  Catharina  II.,  in  deren  Be- 
sitz das  Bild  überging,  des  Malers  Verdienste 
rühmt.  Um  1784  ist  das  „Barat"  bczeichnete 
Bildnis  des  in  diesem  Jahre  verstorbenen  be- 
rühmten Antiquars  J.  Franqois  Seguier  anzu- 
setzen, das  in  seiner  geistvollen  Konzeption 
den  Maler  in  bestem  Lichte  zeigt  (abgeb.  in 
der  Reunion,  s.  u.).  1784  verpflichtet  B.  sich, 
in  einer  noch  erhaltenen  vom  25.  8.  datierten 
„proposition“,  ein  Ölbildnis  von  Louis  XVI. 
für  den  Beratungssaal  des  Stadthauses  in 
Nimes  zu  malen,  das  1785  an  seinem  Bestim- 
mungsort aufgestellt  wurde.  Im  Museum  zu 
Grenoble  wird  eine  Schwarzstift-Zeichnung 
von  einem  Pierre  Barat  aufbewahrt:  Junges 
Mädchen  mit  einer  Mausefalle,  der  wohl  mit 
Obigem  identisch  ist. 

Rlunion  d.  Sociit.  d.  beaux-arts  XXVIII  557 
ff.  (ausführ].  Aufsatz  von  Paul  Clauzel). 
— Invent.  g4n.  d.  rieh,  d’art:  Prov.  Monum.  civ. 
VI  99.  H.  V. 

Barat.  s.  auch  Barrat. 

Barata,  Antonio,  katalan.  Maler  in  Bar- 
celona. erwähnt  1426  u.  1434. 

Sanperey  Miquel,  Cuatroc.  Catal.  I 177. 

M.  v.  B. 

Barata,  Gabriel,  katalan.  Maler  in  Bar- 
celona. erwähnt  1400. 

Sanperc  y Miquel,  Cuatroc.  Catal.  I 114. 

M.  v.  B. 

Barata,  L a u r c n s,  geb.  in  Rom,  wohnte 
1628  in  Utrecht  und  schenkte  1629  dem 
Hiobsstift  daselbst  eine  von  ihm  gemalte 
Landschaft  mit  Figuren.  Er  hat  auch  einige 
Folgen  von  italienischen  Ruinenlandschaften 
radiert,  bezeichnet  mit  seinem  Namen  oder 
mit  Initialen. 

Kramm,  De  Levens  etc.  — Müller,  Arch. 
134.  — Meyer,  Kstlcrlex.  II  689.  E.  IV.  Mocs. 

Barata,  M a n o e 1,  Kalligraph,  Portugal, 
16.  Jahrh.,  geb.  zu  Lissabon.  Wird  gerühmt 
als  „die  ausgezeichnetste  Feder,  die  man  bis 
zu  seiner  Zeit  in  Europa  gekannt  habe“.  Lebte 
zur  Zeit  König  Sebastians,  dessen  Schreib- 


meistcr  er  war ; gab  das  kalligraphische  Werk : 
„Arte  de  cscrevcr"  1571  heraus.  Nach  seinem 
Tode  erschien  (1590)  eine  Sammlung  ver- 
schiedener Alphabete  von  ihm. 

Raczynski,  Dict.  p.  20.  — B a r b o s a 
Machado,  Bibi,  lusitania  III  190.  A.  Haupt. 

Barata,  s.  auch  Baratta. 

Baraterio,  s.  Barattiero. 

Barath  (Baräth,  Bäräth  Woräth),  Jo- 
hann Stefan,  Maler,  wurde  am  7.  4.  1684 
auf  Empfehlung  des  Grafen  Nicola  von  Lo- 
dron  trotz  des  Widerspruches  der  übrigen 
Maler  zu  Innsbruck  als  Inwohner  aufgenom- 
men. A.  Sikora. 

Barath  (Baräth,  Bäräth),  Stefan  d.  J.,  Ma- 
ler zu  Innsbruck,  war  mit  Anna  Gast  verhei- 
ratet; seine  3 Kinder:  Franz  Xaver  (geb. 
1700),  Johann  Anton  (geb.  1701)  und  Maria 
Theresia  (geb.  1702)  wurden  zu  Innsbruck 
getauft.  A.  Sikora. 

Barati,  Innocenz,  Maler  zu  Burghausen, 
malte  das  Innere  der  Kirche  zu  Varmbach 
1637  in  Fresko. 

L i p o w s k y,  Bayer.  Kstlerlex. 

Barati,  s.  auch  BarattL 

Baratieri,  s.  Barattiero. 

Baratoni,  L u i g i,  Architekt  in  Rom.  Von 
ihm  die  Fassade  der  Kirche  S.  Giovanni  Cala- 
bita  gelegentlich  der  Wiederherstellung  der 
Kirche  1741. 

A n g e 1 i,  Le  Chiesc  di  Roma  p.  164.  ** 

Baratta,  italien.  Bildhauer,  wurde  aus  Car- 
rara nach  Spanien  berufen,  wo  er  zwischen 
1736  und  1740  am  Palast  S.  Ildefonso  die 
Karyatiden  und  sonstigen  plastischen  Deko- 
rationen der  Fassade  auf  der  Gartenseite  nach 
Zeichnungen  des  Yubarra  ausführte.  Er  ist 
vielleicht  identisch  mit  dem  Bildhauer  Giov. 
Maria  B.  d.  der  1702  einen  Preis  von  der 
Accad.  di  S.  Luca  in  Rom  erhält. 

• Cean  Bermudez,  Dicc.  hist.  1800  p.  91. 
— A n t.  P o n z,  Viage  de  Espafia  X 122.  — 
C a m p o r i,  Mem.  biogr.  di  Carrara.  1873  S.  22. 

Baratt«,  Alcssandro,  italien.  Veduten- 
zeichner und  Kupferstecher,  tätig  1629 — 30 
in  Neapel,  wie  aus  zwei  mit  seinem  Namen 
signierten  Kupferstichpanoramen  von  Neapel 
hervorgeht.  Auf  diesen  aus  je  6 Qucrfolio- 
blättern  zusammenzusetzenden  friesartigen 
Kompositionen  ist  dargestellt  der  Einzug  des 
Herzogs  von  Alcala  am  16.  8.  1629  und  die 
Abreise  der  Infantin  Maria  d’ Austria  am  19. 
12.  1630.  — Vielleicht  ist  dieser  Künstler  zu 
identifizieren  mit  einem  nach  Zani  allerdings 
erst  1708  in  Parma  verstorbenen  Architekten 
und  Vedutenstecher  gleichen  Namens.  — 
Außerdem  wirkte  in  Parma  ein  nach  Zani 
1637  geborener  und  1714  gestorbener  Archi- 
tektur- und  Theatermaler  namens  Alessan- 
dro  B. 

Zani,  Encicl.  III  60.  — Bertoluzzi, 
Guida  di  Parma  (1830)  p.  54.  — Le  Blanc, 
Manuel  de  l’amat  d’estampes  (1854)  I 142.  — 
G.  C a p a s s o,  II  Collegio  dei  Nobili  di  Parma 
(1901).  — Napoli  Nobiliss.  X 130.  XIII  161.  R. 


454 


Baratta 


Baratt«,  Andrea,  italicn.  Bildhauer  aus 
Carrara,  1665  in  Rom  tätig;  und  zwar  erhielt 
er  damals  Zahlung  für  die  von  ihm  ausge- 
fiihrten  Statuen  der  Religion  und  der  Ca- 
ritas über  dem  Portale  der  von  Giov.  Maria 
Baratta  neu  erbauten  römischen  Kloster- 
kirche S.  Nicola  di  Tolentino.  Späterhin  ar- 
beitete er  hauptsächlich  für  den  herzoglichen 
Hof  zu  Modena.  So  schuf  er  eine  Statue  des 
Kardinals  u.  späteren  Herzogs  Rinaldo  (laut 
eigener  Briefangabc  dieses  Fürsten)  und  eine 
Büste  des  Herzogs  Francesco  II.  (jetzt  im 
Treppenhause  der  kgl.  Galerie  zu  Modena), 
2 allegorische  Figuren  für  die  Haupttreppe 
und  eine  Neptun-  und  Amphitrite-Gruppc  für 
den  Brunnen  im  Hofe  des  herzoglichen  Pa- 
lastes (1690),  endlich  gemeinschaftlich  mit 
Andrea  Vannucci  den  Altar  für  die  Kirche 
der  Madonna  del  Voto  zu  Modena. 

G.  A n g e 1 i n i,  I marmi  santificati  etc.  della 
Mad.  del  Voto  (Modena  1694).  — Tira- 
boschi,  Notizie  de'  pitt.  etc.  di  Modena  (1786). 

— Campori,  Mem.  biogr.  d.  scult.  etc.  di 

Carrara  (1873)  p.  19,  380.  — Bertolotti, 
Art.  Modenesi  etc.  in  Roma  (1882)  p.  96  f.  — 
Arte  c Storia  XXV  97  ff.,  113  ff.  — Notizen  von 
L.  Ozzola.  R. 

Baratta,  Antonio  (oder  Baratti),  italien. 
Kupferstecher,  geb.  7.  1.  1724  in  Belluno, 
t 23.  7.  1787  in  Venedig,  wo  er  hauptsächlich 
tätig  war,  hat  nach  G.  B.  Piazetta  (Halb- 
figur des  hl.  Hieronymus  Aemilianus,  u.  eine 
hl.  Theresa),  nach  G.  Rcni  (hl.  Joseph  mit 
dem  Christkinde),  nach  Paolo  Veronese, 
Francesco  Vanni  (Verzückung  des  hl.  Fran- 
ciscus),  nach  Fr.  Maiotto  u.  O.  Marinari 
gestochen,  nach  P.  A.  Novclli  die  Religions- 
gebräuche der  Juden  und  der  Kaffern,  je 
6 Blatt,  nach  J.  B.  Canale  eine  Vorstellung 
im  Theater  S.  Benedetto  vor  den  Großfür- 
sten von  Rußland  (22.  Jan.  1782),  nach 
Petitot  ein  Blatt  zu  den  „Feste  cclebratc  in 
Parma  per  le  nozze  dell’  Infame  Don  Fer- 
dinando  colla  Arciduchcssa  Maria  Amalia“, 
Parma  1769,  nach  Giacoboni  zwei  Genredar- 
stellungen in  der  Art  Joseph  Wagners.  Von 
B.  sind  auch  Bildnisse,  z.  B.  die  Papst  Bene- 
dicts XIV.,  des  Patriarchen  F.  M.  Giovanelli 
und  Buchillustrationcn  und  Buchtitel,  z.  B. 
für  P.  E.  Pampis  Tragödie  „Bibli“  (Modena 
1744)  und  für  Lecchis  „Mcmorie  idrostatico- 
storiche“  (Modena  1773)  u.  a.  m.  bekannt. 
Er  hat  auch  an  den  Stichen  des  von  Monal- 
dini  in  Rom  hcrausgcgcbencn  Virgilcodex  und 
in  Declaustres  Dizionario  mitologico  (Vene- 
dig 1755)  mitgearbeitet.  Seine  drei  Söhne: 
Domenico,  Pietro  und  T o m a s o ha- 
ben als  seine  Gehilfen  mit  ihm  in  Venedig 
gearbeitet. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc,  Man. 

— Campori,  Art.  n.  Stati  Estensi  p.  31  und 
495.  — V o 1 p e,  Cat.  cronol.  d.  scult.  etc.  Bel- 
lunesi.  Nozze  Monti-Crocini,  Belluno  1892. 

P.  K. 

Baratta,  Carlo,  Bildhauer,  in  Berlin  tätig, 


Schüler  von  Rauch,  beteiligte  sich  dort  1836 — 
1842  an  den  Ausstellungen  der  Akademie  mit 
Marmorporträts  und  einer  Nymphenstatuette. 
1864  und  1865  wird  ein  gleichnamiger  Bild- 
hauer in  Carrara  erwähnt,  der  wohl  mit 
Obigem  identisch  ist. 

Katal.  d.  Berl.  Akad.  1836—42.  — Dioskurcn 
1864—65.  *• 

Baratta,  Carlo  Alberto,  italicn.  Maler, 
geb.  zu  Genua  1754,  + 1815. 

Alizeri,  Not.  d.  Prof.  d.  dis.  in  Liguria  II 
45.  300,  371,  384,  391  ; III  112.  — Arch.  stör.  d. 
arte  2a  Serie,  II  126.  P.  K. 

Baratta,  Domenico,  Bildhauer  von  Car- 
rara, fertigte  1747  das  Ciborium  des  Sakra- 
mentsaltars im  Dom  zu  Pietrasanta. 

Campori,  Mem.  biogr.  deg.  scult.  etc.  di 
Carrara.  1873  p.  23.  H.  V. 

Baratta,  E u m o n e,  italien.  Bildhauer,  geb. 
1823  in  Carrara  als  ein  Nachkomme  der 
dort  seit  Jahrhunderten  ansässigen  Künstler- 
familie. Seine  erste  Ausbildung  erhielt  er 
in  seiner  Vaterstadt,  um  dann  seit  1847  in 
Rom  seine  Studien  zu  vollenden.  Von  hier 
aus  stiftete  er  der  Kunstakademie  zu  Carrara 
einige  noch  jetzt  daselbst  befindliche  Studien- 
arbeiten, wie:  Gesü  legato  alla  colonna,  — 
L’cducazione  inatcrna,  — Una  compagna  di 
Diana  cacciatricc.  Beim  Ausbruche  der  rö- 
mischen Revolution  von  1849  beteiligte  er  sich 
als  leidenschaftlicher  Republikaner  eifrig  an 
der  Verteidigung  Roms  gegen  die  päpstlichen 
Belagerer.  Nach  dem  Wiedereinzuge  des 
Papstes  in  Rom  siedelte  B.  nach  Florenz  über 
und  schuf  dort  eine  Anzahl  romantischer 
Gruppenkompositionen,  deren  Darstellungs- 
motive  er  meist  den  Dichtungen  Ariosts  und 
Tassos  entlehnte.  1855  zum  Lehrer  an  der 
Akademie  zu  Carrara  ernannt,  kehrte  er 
schließlich  für  immer  in  seine  Vaterstadt  zu- 
rück. Sein  bekanntestes  Werk  ist  die  1860 
vollendete,  maßvoll  abgewogene  und  aus- 
drucksvoll durchgcbildetc  Gruppendarstellung 
aus  Tassos  Gerusalemme  Liberata:  Olindo 
c Sofronia  condannati  ad  esser  bruciati  vivi. 
In  seinen  reiferen  Jahren  bevorzugte  B.  dann 
religiöse  Stoffe  aus  dem  Neuen  Testamente. 
Seine  schönsten  Schöpfungen  dieser  Art  sind : 
Gesü  a dodici  anni  che  disputa  fra  i Dottori 
u.  Gesü  nel  sepolcro.  In  Rom  wurden  be- 
sonders geschätzt  seine  heiter-gelassen  und 
friedlich-maßvoll  aufgefaßten  allegorischen 
Bildwerke,  wie:  Fedeltä,  Amore  e Fcdeltä, 
Mansuctudinc  etc.;  für  letzteres  Werk  wurde 
ihm  1870  auf  der  Esposizione  Romana  dellc 
Opcrc  d’arte  relative  al  culto  cattolico  sogar 
der  1.  Preis  zuerkannt.  Gleichzeitig  errang 
er  auch  einen  ziemlich  bedeutenden  schrift- 
stellerischen Erfolg  mit  seiner  satyrischcn 
Komödie  „Onestä  c valore".  In  höherem 
Alter  wurde  er  bei  abnehmender  Produktivi- 
tät in  seiner  bildnerischen  Darstellungsweisc 
immer  banaler  und  konventioneller.  Er  starb 


455 


Baratta 


zu  Carrara  gegen  Ausgang  des  19.  Jahrhun- 
derts. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  Vivcnti 
(1889).  Dr.  M.  Maffii. 

Baratta,  Francesco,  Italien.  Bildhauer, 
geb.  als  Sohn  des  Steinmetzen  Jacopo  B.  in 
Massa  di  Carrara,  f 1666  zu  Rom,  ein  ge- 
schickter Schüler  Berninis,  arbeitete  län- 
gere Zeit  als  dessen  Gehilfe.  In  Berninis 
Auftrag  führte  er  für  den  Altar  der  Kapelle 
Raimondi  in  S.  Pietro  in  Montorio  zu  Rom 
ein  Relief  aus  (der  hl.  Franziskus,  die  Wund- 
male empfangend)  ; für  den  von  Bernini  ent- 
worfenen Hauptbrunnen  auf  der  Piazza  Na- 
vona  in  Rom  die  Statue  des  einen  Flußgottes, 
der  in  der  Gestalt  eines  Mohren  den  La- 
Plata-Strom  darstellt,  eine  der  besten  Fi- 
guren des  Künstlers,  in  welcher  die  Manier 
Berninis  ziemlich  gemäßigt  auftritt.  In  S. 
Nicolo  di  Tolentino  zu  Rom  arbeitete  B.  an 
dem  nach  Algardis  Plänen  errichteten  Haupt- 
altar die  Engelfiguren  im  Frontispiz.  Von 
den  übrigen  sehr  zahlreichen  Arbeiten  des 
Künstlers  wurden  mehrere  von  August  II. 
für  Dresden  erworben : Herkules.  Marsyas, 
Klcopatra,  Lukretia,  Herkules  und  Omphalc 
(meist  im  Großen  Garten  aufgestellt),  eine 
Statue  der  büßenden  Magdalena  (in  der  ka- 
thol.  Hofkirche)  etc. 

B e 1 1 o r i,  Le  Vite  etc.,  Roma,  1728  p.  258. 
— P a s s e r i,  Le  Vite  etc.,  Roma,  1772  p.  360— 
363. — P a s c o 1 i,  Lc  Vite  etc.,*  Roma,  1736  p. 
437 — 445.  — Campori,  Mcm.  biogr.  etc.,  Mo- 
dena 1873  p.  15.  — Meyer,  Kstlerlex.  — Ber- 
t o 1 o 1 1 i,  Art.  Lomhardi  a Roma  ; Art.  Modc- 
nesi  a Roma ; Art.  Svizzeri  a Roma.  — Bau-  u. 
Kstdenkm.  des  Königr.  Sachsen  XXI — XXIII 
(1903)  242,  479  ff.  (mit  Abbildgn.).  R. 

Baratta,  Francesco,  Bildhauer  von  Car- 
rara, t am  21.  5.  1747.  Von  ihm : der  Altar 
in  der  Kirche  der  Madonna  dcllc  lacrime  in 
Carrara  (Vertrag  vom  23.  7.  1722)  ; Statue 
des  Castagnola  für  das  Hospital  degli  Incu- 
rabili  in  Genua  (Vertrag  vom  24.  Oktober 
1724)  ; die  beiden  allegorischen  Figuren  der 
Jungfräulichkeit  und  der  Demut  für  die  Stcc- 
cata  zu  Parma  (bestellt  1720,  vollendet  1736). 

Campori,  Mcm.  biogr.  degli  scult.  etc.  di 
Carrara  1873  p.  23.  H.  V. 

Baratta,  Francesco,  italicn.  Maler,  geb. 
1805  in  Genua,  wo  er  hauptsächlich  als  Hi- 
storienmaler tätig  war  und  gegen  1870  starb. 
Sein  Hauptwerk  ist  ein  umfangreiches  Ge- 
mälde aus  der  Geschichte  der  ligurischen 
Guclfcn-  und  Ghibellincnkämpfc  mit  der  die 
gesamte  wilde  Kampfesszene  beherrschenden 
Mönchsgestalt  des  Jacopo  da  Voragine,  des 
Verfassers  der  „Legenda  aurea“.  In  seiner 
Darstellung  hat  er  einen  gewissen  grandiosen 
Zug,  zeigt  sich  aber  doch  als  ein  echtes  Kind 
seiner  im  klassizistischen  Akademismus  be- 
fangenen Zeit. 

Giorn.  Arcad.  1824,  p.  112  f.  — A 1 i z c r i, 
Not.  dei  Prof.  d.  Dis.  in  Liguria  dalla  Fondaz. 
dell’  Accad.  (1964  ff.),  I 129,  13S.  194.  216;  II 
132  f.,  148;  III  437.  Dr.  M.  Maffii. 


Baratta,  Francesco,  s.  auch  Baretta. 

Baratta,  Giovanni,  d.  J.,  Bildhauer  von 
Carrara,  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
Er  wird  in  dem  Briefe  eines  deutschen  Bi- 
schofs vom  21.  10.  1767  als  Verfertiger  einer 
trefflichen  Puttengruppc  gerühmt.  In  einem 
Brief  vom  15.  3.  1763  an  den  Contc  Alderano 
Luciani  bewirbt  er  sich  um  den  Auftrag  zu 
einigen  Statuen  für  die  Neapler  Stadtmauer. 

Campori,  Memorie  biogr.  di  Carrara  1873 
p.  23/24.  H.  V. 

Baratta,  Giovanni  Battist  a,  italicn. 
Bildhauer,  tätig  um  1614  in  Massa  Carrara. 
Nach  Zani  war  er  ein  Sohn  des  Jacopo  B. 
und  Bruder  des  Francesco  und  des  Giov.  Ma- 
ria scn.  B.  (also  nicht  zu  verwechseln  mit 
dem  Contc  Giov.  di  Isidoro  B.) ; Werke  un- 
bekannt. 

Zani,  Encicl.  III  59.  — Campori,  Mcm. 
biogr.  di  Carrara  (1873)  p.  14.  R. 

Baratta,  Giovanni  Giacomo,  d.  J., 
Bildhauer  von  Carrara.  Er  führte  mit  Hilfe 
seines  Bruders  zwei  Kolossalstatucn  des  Da- 
vid und  Joachim  aus,  die  1722  am  Maricn- 
altar  in  der  Steccata  zu  Parma  aufgcstellt 
wurden. 

Campori,  Memorie  biogr.  di  Carrara  1873 
p.  23.  H.  V. 

Baratta,  Giovannijacopo,  Maler,  geb. 
in  Carrara  1539,  f im  17.  Jahrh.,  malte  u.  a. 
die  große  Pieta  auf  dem  Hauptaltar  in  der 
Kirche  S.  S.  Giacomo  c Cristoforo  daselbst. 
Von  ihm  ist  auch  das  Martyrium  der  5 Schutz- 
heiligen von  Carrara  im  Dome  S.  Andreae. 

Lazzoni,  Carrara,  Guida,  II  cd.  1905,  p. 

207.  H.  V. 

Baratt«,  Contc  Giovanni  di  Isidoro, 
italien.  Bildhauer,  geb.  zu  Carrara  am  13.  5. 
1670,  t daselbst  am  21.  5.  1747.  Schüler  von 
Foggini  und  Soldani  in  Florenz  und  in  Rom 
durch  einen  Preis  ausgezeichnet,  erhielt  er 

bald  für  Genua  und  Turin  zahlreiche  Bestel- 
lungen, und  zwar  sowohl  für  vornehme  Pri- 
vate als  für  Kirchen.  Darunter  sind  hervor- 
zuheben in  Genua:  zwei  Statuen  der  Klco- 
patra und  Artemisia  für  den  Palazzo  Du- 
razzo  (jetzt  Pal.  Reale),  die  Aeneas  und 
Anchises-Gruppe  für  den  Brunnen  der  Piazza 
di  Fossatello,  die  Grabmäler  des  Giulio  und 
Francesco  Spinola  in  der  Kirche  S.  Caterina. 
sowie  die  Statuen  des  Ignazio  Bona  und  des 
Marcello  Durazzo  im  Hofe  des  Ospedalc  di 
Pammatone;  in  Turin:  die  Statuen  an  der 
Kirche  S.  Teresa,  die  Statuen  an  der  Fassade 
des  Palazzo  Reale  (1720),  sowie  die  Statuen 
der  vier  Kirchenväter  in  der  Kirche  dclla 
Veneria.  Ferner  schuf  B.  fiir  Livorno  den 
Sakramentsaltar  im  Dome,  die  Statuengruppe 
auf  dem  Hochaltäre  von  S.  Fcrdinando  und 
die  Scitcnaltarstatuen  in  der  Chiesa  Arrnena : 
für  Florenz  die  Nischenstatuc  des  hl.  Tho- 
mas an  der  Kirche  S.  Michele  degli  Antinori, 
sowie  die  Gruppe  Tobias  und  Raphael  in  S. 
Spirito;  für  Pistoja  den  Ilauptaltar  mit  zwei 


456 


Baratta 


Statuen  in  S.  Giovanni  Battista;  für  Lucca 
den  Sakramentsaltar  in  S.  Ponziano,  endlich 
für  Pisa  die  Büste  des  Mathematikers  Giov. 
Grandi  auf  dessen  Grabmal  in  S.  Michele. 
Die  Leichtigkeit,  mit  der  er  im  Geschmack 
seiner  Zeit  arbeitete,  erwarb  ihm  vielen  Bei- 
fall und  sogar  1722  von  seiten  des  Königs 
einen  Ruf  nach  England,  dem  er  aber  nicht 
gefolgt  zu  sein  scheint.  Als  Auszeichnung 
für  seine  Werke  verlieh  ihm  der  Herzog  von 
Massa  den  Grafentitcl. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  alt.  Lit.).  — Laz- 
zoni,  Guida  di  Carrara  (1905)  p.  209  f. 

L.  Oszola. 

Baratta,  Giovanni  Maria  d.  Ä.,  ita- 
licn.  Steinmetz  und  Architekt,  geb.  in  Massa 
di  Carrara  als  Sohn  des  Jacopo  B.  und  als 
Bruder  des  Francesco  B.,  mit  dem  er  nach 
Rom  ging.  Dort  unter  der  Leitung  Algardis 
zum  Architekten  ausgcbildet,  wurde  B.  von 
letzterem  mit  der  Ausführung  seiner  bedeu- 
tenden Bauentwürfe  betraut,  insbesondere  mit 
dem  Baue  der  Villa  Pamfili  vor  der  Porta  S. 
Pancrazio  und  mit  der  Restaurierung  des 
Palazzo  Pamfili  am  Corso.  Nach  dem  Tode 
Algardis  (1654)  erbaute  dann  B.  nach  eige- 
nen Entwürfen  im  Aufträge  des  Principe  Ca- 
millo Patnfili  die  Kirche  S.  Nicola  da  Tolen- 
tino  in  Rom;  nur  für  den  Hauptaltar  dieser 
Kirche  hatte  Algardi  Entwurfzeichnungen 
hinterlassen.  Außerdem  schuf  B.  für  die 
Kirche  S.  Agostino  zu  Rom  den  Altar  des 
hl.  Thomas  von  Villanova.  — 1660  wurde  B. 
zum  Mitgliede  der  Accademia  di  S.  Luca  er- 
nannt; 1666  findet  er  sich  beim  Tode  seines 
Bruders  Francesco  zum  letzten  Male  urkund- 
lich erwähnt. 

C a m p o r i,  Mcm.  biogr.  di  Carrara  (1873) 
p.  17  f.  — Bertolotti,  Art.  Modenesi  etc. 
a Roma  (1882)  p.  83.  96 : sowie  in  Arch.  stör, 
art.  etc.  di  Roma  III  316  f.  — Lazzoni,  Guida 
di  Carrara  (1905)  p.  208.  R. 

Baratta,  Giov.  Maria  d.  J.,  s.  Artikel 
Baratta,  p.  454. 

Baratta,  Giuseppe  Antonio,  Bildhauer 
von  Carrara,  Sohn  des  Giov.  Maria  d.  J.,  in 
der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  tätig,  lebte 
noch  1818.  Er  war  dem  französ.  Bildhauer 
L.  Guiard  bei  der  Ausführung  des  Denkmals 
für  den  hl.  Bernhard  in  der  Abtei  von  St. 
Clairvaux  behilflich  und  erhielt  nach  dessen 
Tode  (1788)  den  Auftrag  zur  Vollendung,  die 
indes  durch  die  Revolution  unterbrochen 
wurde. 

Campori,  Mcmorie  biogr.  di  Carrara.  1873. 

H.  V. 

Baratta,  Lorenzo,  ital.  Bildhauer,  geb. 
1782  in  Carrara  als  Sohn  des  Giuseppe  An- 
tonio B.,  von  dem  er  den  ersten  Kunstunter- 
richt erhielt.  Nachdem  er  bis  gegen  1806 
in  Toscana  gelebt  hatte,  ging  er  nach  Mai- 
land, wo  Napoleon  I.  damals  die  Vollendung 
der  Domfassade  in  Angriff  nehmen  ließ.  B. 
fand  bei  diesem  Werke  reichliche  Beschäfti- 


gung als  Ornamentbildhauer  u.  hatte  auch 
eine  ganze  Reihe  von  Statuen  für  den  Dom 
auszuführen,  ohne  jedoch  in  diesen  ziemlich 
harten  und  groben  Arbeiten  höhere  künst- 
lerische Begabung  zu  bekunden.  Er  starb  in 
Carrara  um  1350. 

Campori,  Mem.  biogr.  di  Carrara  (1373) 
p.  25.  Dr.  M.  Mafßi. 

Baratt«,  Lorenzo,  s.  auch  Barata,  Lau- 
rens. 

Baratta,  Paolo,  italien.  Maler,  geb.  1874 
in  Xoceto  bei  Parma,  ausgcbildet  an  der  Aka- 
demie zu  Parma  unter  Barilli  und  nach  Er- 
langung des  großen  Rompreises  an  derjeni- 
gen zu  Rom;  seit  1897  Lehrer  an  der  Kunst- 
akademie seiner  Vaterstadt.  Noch  während 
seiner  römischen  Studienzeit  erhielt  er  Aus- 
zeichnungen für  die  Gemälde:  II  giuramento 
in  Pontida  und  Paolo  davanti  ad  Agrippa. 
Von  seinen  späteren  Werken  seien  genannt: 
Enthauptung  des  B.  Pietro  Fabbre  in  S.  Gio- 
vanni dccollato  (1897)  u.  B.  Diego  da  Cadice 
in  der  Chicsa  dei  Cappuccini  zu  Parma 
(1898),  In  attesa  (1898  in  Turin  ausgestellt), 
cnkaustische  Mcdaillongemälde  mit  Heiligen 
in  der  Kirche  zu  Cicognara  bei  Mantua,  Kir- 
chenmalcreien  in  Chiavari  bei  Genua.  Die 
Pinakothek  zu  Parma  besitzt  von  ihm  die 
Gemälde : Povcrtä  e Quiete  und  Una  visita 
al  convcnto.  In  jüngster  Zeit  malte  B.  für 
die  Scuola  Centrale  di  Tiro  zu  Parma  ein 
lebensgroßes  Bildnis  des  Königs  Vittorio 
Emanuele  III. 

C.  Ricci,  La  R.  Gallcria  di  Parma  (1896) 
p.  185.  — U.  Ojetti  in  Corriere  d.  Sera  1898. 
— U.  Flcrcs  in  Rivista  d’Italia  1898,  XII 
749.  — Rivista  d.  Esposiz.  d'Arte  Sacra  in  To- 
rino 1898,  II  292  (mit  Abb.).  — Rondani  in 
Gazzetta  di  Parma  1898  u.  1905.  — Propaganda 
Socialista,  Nov.  1905,  No.  60.  St.  Lottici. 

Baratta,  Pietro,  Bildhauer  von  Carrara, 
nach  Zani  (Enc.  met.  III  59)  um  1695.  Von 
ihm  soll  das  Denkmal  der  Kardinäle  und 
Päpste  mit  Engeln  in  der  Kapelle  Casoni  des 
Domes  zu  Sarzana  gefertigt  sein. 

Campori,  Mcmorie  biogr.  degli  scultori  etc. 
di  Carrara,  1873.  H.  V. 

Baratt«,  Pietro,  Bildhauer  in  Venedig, 
in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Er  ar- 
beitete für  die  Fassaden  der  Jesuitenkirche 
und  der  Chicsa  di  S.  Eustachio  sowie  den  Al- 
tar der  Kirche  S.  Sebastiano  (für  letzteren 
zwei  Statuen:  Joseph  und  Anna).  Als  Haupt- 
werk des  Künstlers  gelten  die  Statuen  und 
Basreliefs  am  Grabmal  des  Dogen  Bertucci 
Valicr  in  der  Kirche  S.  Giovanni  e Paolo 
in  Venedig.  Mehrere  seiner  zopfigen,  sehr 
unbedeutenden  Skulpturen,  die  allegorischen 
Figuren  des  Ruhms,  der  Stärke,  der  Pracht 
und  der  Großmut,  kamen  zur  Zeit  Augusts  II. 
nach  Dresden. 

B a r t o 1 i.  Pitt.  Scult.  etc.  di  Rovigo.  1793  p. 
24.  — M e y e r,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baratta,  s.  auch  Baratti. 


457 


Barattelia  — Barba 


Barattelia,  Z a n i n u s,  Maler  in  Treviso  im 
15.  Jahrh. 

Memorie  Trevigiane  sulle  opere  di  disegno 
etc.  Venezia  1803  (herausg.  von  Federigi  de’ 
Predicatori).  ** 

Baratt!,  Giovanni,  italicn.  Kupferstecher, 
geb.  in  Venedig;  tätig  in  der  1.  Hälfte  des 
19.  Jahrh.  in  Bassano  für  die  Calcografia  Re- 
mondini.  Unter  seinen  Kupferstichen  waren 
besonders  beliebt:  II  Pescatore  und  11  Macel- 
lajo. 

Di  Bassano  e dei  Bass,  illustri  (1847)  p.  170. 

P.  M.  Tua. 

Baratti,  s.  auch  Baratta. 

Barattiero,  Niccolo,  Baumeister  und  In- 
genieur aus  der  Lombardei,  in  Venedig 
tätig.  Auf  der  Piazzetta  daselbst  hat  er 
1172  die  beiden  Granitsäulen  aufgerichtet, 
die  der  Doge  Domenico  Michele  1125  von 
seinem  siegreichen  Zuge  gegen  den  griechi- 
schen Kaiser  mitbrachte.  Die  Sockel  und 
Kapitelle  der  Säulen  wurden  wahrscheinlich 
nicht  mit  aus  dem  Orient  herübergebracht, 
sondern  von  Barattiero  hinzugefügt ; sie  sind 
im  byzantinischen  Stil  gehalten,  jedoch  sehr 
eigentümlich  behandelt.  Erst  viel  später  sind 
der  bronzene  Markus-Löwe  und  die  Marmor- 
statue des  hl.  Theodorus  auf  die  Spitze  die- 
ser Säulen  gestellt  worden. 

Von  B.  wird  außerdem  berichtet,  daß  er 
Mathematiker  und  Baumeister  gebildet,  Ma- 
schinen zum  Heraufschaffen  des  Baumaterials 
auf  den  Campanile  erfunden  und  ein  Modell 
zu  der  Rialtobrücke  gemacht  habe.  Nach  die- 
sem Modell  kam  die  Brücke,  aus  Holzbalken 
bestehend,  die  über  eine  Anzahl  Barken  ge- 
legt wurden,  1180  zur  Ausführung.  Es  war 
wohl  dieselbe  hölzerne  Rialtobrücke,  die  noch 
1252  eine  Restauration  erfuhr.  Erst  1264 
trat  an  ihre  Stelle  eine  auf  eingerammten 
Pfählen  errichtete  Brücke. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  alt.  Lit.).  — P. 
Molmenti,  Storia  di  Venezia  nella  vita  priv. 
(1905)  I 349.  A.  Daracchi. 

Baratti ni,  Francesco,  wird  als  Holz- 
schneider genannt.  Nagler,  Monogr.  I 1612 
und  2040,  schreibt  ihm  ohne  Begründung  die 
mit  b oder  b.  R.  bezeichncten  Holzschnitte  in 
Marozzos  zuerst  in  Modena  1536,  dann  in 
Venedig  1550  erschienener  „Opera  nova  chia- 
mata  Duello“  zu,  deren  Verfertiger  Drugulin 
(Naumanns  Archiv  f.  d.  z.  Künste  IX  409) 
in  Giovanni  Britto,  dem  Gehilfen  Francesco 
Marcolinis,  vermutet  (s.  dort).  Die  frei 
zeichnerisch  und  rauh  geschnittenen  Illustra- 
tionen im  Marozzo  haben  jedoch  mit  der 
einzig  bekannten  Arbeit  Brittos,  dem  Bildnis 
Tizians  (Passavant,  P.  gr.  VI  244  No.  103a) 
nichts  gemein. 

G a n d c 1 1 i n i,  Not.  I 39.  — Meyer,  Künst- 
lerlex.  P.  K. 

Barattini,  Francesco,  Holzbildschnitzcr 
und  Münzstempelschneider,  geb.  in  Bologna, 
tätig  um  1760,  zeichnete  nach  Nagler,  Mo- 


nogr. II  1960,  mit  den  Buchstaben  F.  B.  F. 
Drugulin  (Meyers  Kstlerlex.)  identifiziert 
ihn  vermutungsweise  mit  einem  Holzschnei- 
der, der  zwei  Holzschnitte,  die  Heiligen  Cris- 
pin und  Crispinian  und  den  hl.  Alö,  F.  B. 
BOL  bezeichnet  hat. 

F o r r e r,  Biogr.  Dict.  of  Medallists.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Barau,  Emile,  französ.  Landschaftsmaler 
in  Neuilly,  geb.  in  Reims  am  11.  3.  1851, 
Schüler  von  Geröme  an  der  Ecole  des  b.-arts. 
reiste  in  Holland  und  Dänemark  und  fand 
dann  lange  Zeit  die  Lieblingsmotive  für  seine 
einfachen,  sonnigen  Freilichtbilder  in  Reims 
und  Umgegend.  Im  Luxembourg  sind  von 
ihm  die  Gemälde  „Sur  la  Suippe“  (1884)  und 
„Vuc  de  la  butte  de  Chälons“  (1895);  andere 
Arbeiten  von  ihm  findet  man  in  den  Museen 
von  Tours  und  Blois.  Er  stellte  öfter  im 
Salon  aus,  so  1906  und  1907  die  Bilder  „Le 
vieux  parc  et  l’aqueduc  d’Arcueil“  und  „Le 
Printemps*'. 

J.  Martin,  Nos  peintres  et  sculpteurs.  — 
Bellier-Auvray,  Dict.  gin.  Suppl.  — Gaz. 
d.  b.-arts  1887  p.  500.  — Kataloge  des  Salon 
1885—1907.  *• 

Barauderie,  Jean  Michel,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  27.  4.  1674  in  Angers  als  Sohn  des 
Pierre  B.,  schon  1688  urkundlich  als  „sculp- 
teur"  erwähnt,  mehrere  Jahre  in  St.  Georges- 
sur-Loire  tätig,  t 1728  in  Vern  (Maine-et- 
Loire),  wo  er  an  der  plastischen  Ausschmük- 
kung  des  Hauptaltares  der  Pfarrkirche  ar- 
beitete. 

Lami,  Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV 
(1906).  S.  Lami. 

Barauderie,  Pierre,  französ.  Architekt  u. 
Bildhauer,  geb.  1643  in  Poitiers,  f 2.  4.  1729  in 
Angers,  wo  er  sich  seit  1666  niedergelassen 
und  zunächst  unter  der  Leitung  des  Pierre 
Biardeau  gearbeitet  hatte.  Im  Stile  dieses 
Meisters,  dessen  dekorative  Begabung  sich  bei 
ihm  in  erhöhtem  Maße  wiederfindet,  war 
Pierre  Barauderie  namentlich  für  die  Kirchen 
St.  Samson,  St.  Maimboeuf,  des  Augustins 
und  de  Fontaine-Couverte  zu  Angers  tätig. 
Erhalten  geblieben  sind  von  ihm  2 plastische 
Gruppen  in  der  Kirche  zu  Allcnqon  und  ein 
Altar  in  der  Kirche  zu  Faye  bei  Angers. 

Lami,  Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV 
(1906).  S.  Lami. 

Barba,  A 1 o n s o,  span.  Architekt.  Er 
wurde  von  Andres  de  Valdevira  in  dessen  Te- 
stamente vom  16.  4.  1575  zu  seinem  Nach- 
folger als  Obcrbaumeister  der  Kathedrale  von 
Jaen  empfohlen.  Der  Bau  blieb  nach  wenigen 
Jahren,  nachdem  Barba  die  Sakristei  1577  zu 
Ende  geführt  hatte,  aus  Mangel  an  Geldmit- 
teln liegen  und  wurde  erst  1634  wieder  auf- 
genommen. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  I 132,  II  191. 
III  36.  — Cean  Bcrinudez,  Dicc.  I 91,  V 
100.  A 

Barba,  G a c t a n o,  italicn.  Architekt  in 
Neapel,  wo  er  17S7  die  Entwürfe  zeichnete 


458 


Barba  — Barbachoux 


für  den  Marmordekor  der  Cappella  Cito  in 
S.  Chiara.  Gleichzeitig  veröffentlichte  er  im 
Verlage  von  Barbiellini  in  Rom  eine  Denk- 
schrift über  die  Restaurierung  der  Stuckdeko- 
rationen am  Kuppeltambour  der  St.  Januarius- 
kapelle im  Dom  zu  Neapel.  1788  leitete  er 
die  Dekorierung  des  Hochaltares  in  S.  Giu- 
seppe zu  Neapel. 

C a t a 1 a n i,  Chiese  di  Napoli  II  134.  — Ce- 
lano, Not.  etc.  di  Napoli  (Ausg.  1792)  III  62. 
— M i s s i r i n i,  Storia  d.  rom.  Acad.  di  S. 
Luca  (1823)  p.  462.  G.  Ceci. 

Barba,  Galeazzo  della,  s.  Rivcllo,  G. 

Barba,  Gencsio  del,  Maler,  gcb.  am  17. 
10.  1691  zu  Massa  di  Carrara,  lebte  noch  1736. 
Er  malte  hauptsächlich  Tapeten  (Nachahmun- 
gen von  Arazzi)  und  war  mit  solchen  Arbei- 
ten in  Rom  für  die  Paläste  Corsini,  Odes- 
calchi,  Pamfili  u.  a.  vielfach  beschäftigt.  Bild- 
nis des  Künstlers  bei  Pazei,  Serie  di  ritratti 
di  cel.  pitt.  1784. 

Campori,  Mem.  biogr.  1873  p.  84/85.  H.  V. 

Barba,  Giuseppe,  italien.  Bildhauer,  tätig 
in  Rom,  wo  er  1830  im  Aufträge  des  Mon- 
signore Muzzarelli  für  die  Protomoteca  des 
Kapitols  die  Bildnisherme  des  Jesuiten- 
Schrifstellers  Daniello  Bartoli  auszuführen 
hatte ; die  prächtige  Büste  zeigt  treffende 
Ähnlichkeit  mit  dem  in  der  Bibliothek  des 
Collegio  Romano  befindlichen  Porträt  des 
dargestellten  Jesuitenpaters.  — In  der  Bawo- 
rowskischen  Bibliothek  in  Lemberg  befindet 
sich  die  Statue  eines  liegenden  Satyrs,  be- 
zeichnet Giu.  Troyse  Barba  F.  Roma  1849, 
wahrscheinlich  gleichfalls  ein  Werk  des  oben- 
genannten Künstlers  (Mitteil,  von  Herrn  Z. 
Batowski). 

A.  Bianchini  in  Giornale  Arcadico  1830, 
vol.  46,  p.  115  ff.  G.  Degli  Assi. 

Barba,  Jacopo  della,  Florent.  Bronze- 
gießer des  16.  Jahrh.,  der  nach  Vasari  meh- 
rere Güsse  für  Baccio  Bandinclli  vortrefflich 
ausführte. 

Vasari,  ed.  Milanesi  VI  153.  ** 

Barba,  Juan,  Kunstschmied  in  Sevilla,  der 
für  die  Kathedrale,  den  Alcazar  und  das  Rat- 
haus verschiedene  Arbeiten  geliefert  hat.  1672 
mit  Francisco  Lopez  für  die  Kapelle  der  An- 
tigua beschäftigt,  führt  er  dann  von  1586  bis 
1590  die  Reja  der  gleichen  Kapelle  aus  und 
empfängt  inzwischen  1587  eine  Zahlung  von 
764  338  maravedis  für  einen  Balkon  des  Rat- 
hauses. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  362.  M.  v.  B. 

Barba,  Juan  Sanchez,  s.  Sanchez. 

Barba,  L u i g i,  italien.  Maler,  geb.  1828 
in  Palermo,  studierte  zunächst  die  Baukunst, 
widmete  sich  dann  ausschließlich  der  Malerei, 
in  der  er  mit  Vorliebe  historische  und  reli- 
giöse Darstcllungsstoffc  behandelte.  Ein  1861 
in  Florenz  ausgestelltes  Odaliskcnbild  B.s 
wurde  mehrfach  prämiiert.  Die  Pinakothek 
zu  Palermo  besitzt  von  ihm  mehrere  Arbei- 
ten, darunter  das  Gemälde  „Ruggero  di  Lau- 


ria“.  Für  den  Palazzo  Municipale  seiner  Va- 
terstadt malte  er  eine  Episode  aus  der 
Schlacht  bei  Novara,  für  die  Real  Chiesa  zu 
Calascibetta  ein  riesiges  Velarium  mit  einer 
Kreuzigungsdarstcllnng. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  Viventi 
(1889).  N.  Tarchian i. 

Barba,  Nunzio  (oder  Nuzzo),  italien. 
Bildhauer  und  Architekt,  gcb.  in  Galatina 
(Prov.  Otranto),  tätig  in  einigen  Städten  der 
Nachbarprovinz  Bari ; und  zwar  schuf  er  zu 
Conversano  1481  das  Grabmal  des  Giul.  Ant. 
Acquaviva  in  der  Kirche  S.  Maria  dell’  Isola 
und  zu  Bitonto  1485  das  Grabmal  des  Pietro 
Bovio  in  der  Kirche  S.  Domenico.  In  letzte- 
rer Stadt  leitete  er  außerdem  1484 — 86  die 
bauliche  Wiederherstellung  eines  der  Kathe- 
dralentürmc. 

Napoli  Nobiliss.  VIII  10,  29,  57,  XIV  95. 

G.  Ceci. 

Barba,  R a m o n,  span.  Bildhauer,  geb.  1767 
in  Moratclla,  t 1831  in  Madrid.  Von  König 
Carlos  IV.  zum  Studium  der  Bildhauerkunst 
nach  Italien  gesandt,  führte  er  in  Rom  für 
die  Kirche  St.  Alexis  ein  Basrelief  aus,  fer- 
ner die  jetzt  in  Madrid  befindlichen  Statuen 
des  Königs  und  seiner  Gemahlin  Dona  Maria 
Luisa.  Nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimat 
beteiligte  sich  B.  1821  an  der  plastischen  Aus- 
schmückung der  damals  neu  aufgebauten  Puer- 
ta  de  Toledo  zu  Madrid  und  modellierte  eine 
Merkurstatue  sowie  eine  allegorische  Gruppe, 
darstellend  die  Hispania,  wie  sie  der  Göttin 
Minerva  die  jugendliche  Infantin  Isabella  zu- 
führt. Nach  dem  Tode  des  Pedro  Hermoso 
wurde  B.  zum  ersten  Hofbildhauer  der  Köni- 
gin, 1823  zum  Mitgliede  der  Acad.  de  San 
Fernando  und  1828  zum  Leiter  der  Bildhauer- 
kurse an  dieser  Akad.  ernannt. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espanoles  del  siglo  XIX  (1883 — 84).  — Vi- 
fi  a z a,  Adiciones  al  Diccion.  hist,  de  Ceän  Ber- 
mudez  (1894).  — M i s s i r i n i,  Stör,  della  ro- 
mana  Accad.  di  S.  Luca  (1823).  — Grande  En- 
cyclopcdie  Lamirault- Paris.  P.  Lafond. 

Barba,  s.  auch  Morelli,  Giuliano  di  Niccolö. 

Barbabin,  Francois,  Landschaftsmaler 
und  Radierer,  in  der  1.  Hälfte  des  18.  Jahrh. 
tätig,  wahrscheinlich  Franzose.  Seine  Ar- 
beiten erinnern  an  die  Art  Abraham  Genoels, 
dessen  Schüler  er  vielleicht  gewesen.  Von 
ihm  radiert:  1)  Wasserfall  mit  doppeltem 
Sturz.  F.  Barbabin  in  et  fecit  1710.  — 2)  Ein 
monumentaler  Brunnen.  Bcz.  F.  B.  F.  — 
3)  Befestigte  Brücke.  Bcz.  F.  B.  F.  — 4)  Fel- 
sige Landschaft.  Bez.  F.  B.  F.  Jedes  Bl.  h. 
58  mm,  br.  62  mm. 

R.  Dumesnil,  Lc  Peintre-Graveur  III  313. 
— Nagler,  Monogr.  2.  No.  1944.  H.  V. 

Barbachoux,  Pierre,  französ.  Glasmaler 
der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Von  ihm  ein 
Fenster  im  rechten  Nebenschiff  (vom  Chor 
aus)  der  Kirche  Saint-Ithier  in  Sully-sur- 
Loire  mit  5 Szenen  aus  dem  Leben  des  hl. 


459 


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Barbacovi  — Barbalonga 


Jacobus,  deren  Reihenfolge  bei  einer  Restau- 
rierung des  Fensters  (1842)  verändert  wurde. 

Invcnt.  gen.  d.  rieh,  d'art : Prov.  Monutn. 
relig.  I 240,  248.  H.  V. 

Barbacovi,  Francesco,  Bildhauer,  geb. 
um  1640  zu  Taio  im  Nonsberge  bei  Trient, 
erhielt  seine  künstlerische  Bildung  in  Salz- 
burg. Sonst  ist  sein  Leben  in  tiefes  Dunkel 
eingehüllt.  Sein  Geburtsort  Taio  besitzt 
mehrere  Stücke  von  ihm : so  die  Medaillons 
mit  der  Büste  der  Mutter  Gottes  und  dem  hl. 
Johannes  v.  Nepomuk  im  Hause  Depero-Mau- 
rizi ; ferner  ein  Medaillon  mit  der  Madonna 
und  dem  Kinde  auf  dem  Platze  vor  der  Ma- 
riakirche und  ein  Weihwasserbehälter  von 
zwei  Engeln  getragen,  Privateigentum  einer 
Familie  Barbacovi;  unweit  von  Taio,  im 
Schloß  Bragher  ein  Basrelief,  die  Mutter 
Gottes  mit  ihrem  göttlichen  Sohne  darstel- 
lend. überdies  kennt  man  von  B.  eine  kleine 
Zierplatte  mit  dem  hl.  Sebastian  und  eine 
Madonnenbüste,  Basreliefs  im  städt.  Museum 
in  Trient,  und  zwei  weitere  Stücke  im  Mu- 
seum Ferdinandeum  in  Innsbruck,  Lot  mit 
den  zwei  Töchtern  und  Rinaldo  und  Armida 
aus  Tassos  befreitem  Jerusalem.  Ein  Meister- 
werk des  Künstlers  ist  die  Gruppe  von  Adam 
und  Eva,  aus  einem  Block,  oberhalb  des  Mar- 
moraltars der  Kruzifix-Kapelle  im  Dom  von 
Trient.  Eine  allerdings  nicht  sehr  alte  Über- 
lieferung schreibt  dem  B.  noch  das  schöne 
Portal  (zwei  Karyatiden  tragen  einen  mit 
drei  kleinen  Putti  gezierten  marmornen  Bal- 
kon) des  Palazzo  Sardagna  in  Via  Calepina 
in  Trient  zu.  Jedoch  Francesco  Bartoli  aus 
Bologna  (Manuskript  No.  1207  der  Trienter 
Biblioteca  comunale),  der  in  einer  dem  Ent- 
stehen des  genannten  Werkes  näher  liegen- 
den Epoche  lebte,  weist  es  mit  mehr  Recht 
dem  Christoph  Benedetti  (s.  diesen)  zu,  mit 
dessen  Stil  das  Eingangstor  des  Palazzo  Sar- 
dagna in  der  Tat  auch  mehr  im  Einklang 
steht. 

Fr.  Ambrosi,  Scrittori  ed  artisti  Trentini. 
2.  Aufl.  Rovcreto  1893,  8°  p.  66.  — Nie.  To- 
ne a 1 1 i,  Saggio  d’illustrazionc  del  Duomo  di 
Trcnto.  Trento,  1872,  16°,  p.  76.  — Tirol.  Kst- 
lerlex.  p.  20.  L.  O. 

Barbade,  Pierre,  Maler  von  Bordeaux, 
erhält  am  23.  9.  1620  mit  Pierre  Barbot  Be- 
zahlung für  die  Bemalung  der  Jacht  des  Kö- 
nigs anläßlich  dessen  feierlichen  Einzugs  in 
Bordeaux. 

Reun.  d.  Socict.  d.  beaux-arts  XXI  820,  862, 
954,  1125,  1130.  H.  V. 

Barbadillo  y Oserio,  D.  Michele,  span. 
Maler  um  1757. 

Zani,  Enc.  III  62. 

Barbagelata,  Giovanni  di  Niccolö, 
von  Rapallo,  Maler  in  Genua,  1484  zuerst 
erwähnt.  Von  seinen  zahlreichen  Altarwcr- 
ken  und  Fresken  ist  allein  erhalten  das  Altar- 
bild in  der  Kirche  zu  Candiasco  bei  Sestri 
mit  den  Darstellungen  der  Verkündigung 


Mariä,  Christi  am  Kreuze  und  Johannes  des 
Täufers  zwischen  St.  Paulus  und  dem  Erz- 
engel Michael.  Es  ist  bezeichnet : Joannes 
Barbazcrata  pinxit  MCCCCLXXXXVIIII. 
Um  1508  muß  er  gestorben  sein,  da  am  16. 
11.  dieses  Jahres  seine  Werkstatt  an  Lor. 
Fasolo  weitervermietet  wird. 

Alizeri,  Not.  d.  prof.  d.  disegno  in  Li- 
guria  II  169—205,  251  (ausführliche  Angaben). 

BarbaglU,  Giuseppe,  Genremaler  in  Mai- 
land, geb.  daselbst  1841,  Schüler  Bertinis  an 
der  dortigen  Akad.  Sein  Erstlingswerk,  ein 
„Christus  am  ölberge“,  wurde  vom  König  von 
Italien,  eine  seiner  frühesten  Genrcdarstellun- 
gen,  die  „Ziviltrauung“,  vom  Mailänder  Bür- 
germeister G.  Bellinzaghi  angekauft.  Von  sei- 
nen späteren  Werken  seien  genannt : „Hun- 
gersnot in  Sizilien“  (jetzt  im  Munizipalpalaste 
zu  Pavia),  — „Pompejanisches  Bad“  (durch 
einen  Akademiepreis  ausgezeichnet),  — „L*al- 
loggio  forzato“  (Quartier  eines  Napolconi- 
schen  Grenadiers  in  einem  Pfarrhause,  das 
populärste  Bild  des  Künstlers),  — „L’arlec- 
chino  ardito“  (Hintergrund  wie  auf  vielen 
Gemälden  B.s  ein  meisterlicher  Prospekt  des 
großen  Saales  im  Palazzo  Clerici  zu  Mailand). 
Unter  den  ihrer  altmcisterlichen  Durchfüh- 
rung wegen  vielgerühmten  Porträts  B.s  ist 
das  bekannteste  dasjenige  des  Komponisten 
Giuseppe  Verdi  (1887). 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  ital.  viventi 
(1889).  — Zeitschr.  f.  Bild.  Kst.  IV  22. 

E.  Vcrga. 

Barbaglia,  L e o n e 1 1 o,  ferrares.  Künstler, 
t 1589. 

Baruffaldi,  Vite  dei  pitt.  e scult.  ferrar. 
II  589.  • 

Barbai,  U r s i n,  französ.  Architekt,  geb. 
am  2t.  1.  1750  bei  Lcs  Andclys,  f am  17.  10. 
1824  in  Montmirail,  lieferte  in  den  letzten 
Jahren  der  Regierung  Louis’  XVI.  die  Pläne 
zu  dem  Schloß  seines  Heimatsdorfes. 

Lance,  Dict.  d.  Archit  franc.  H.  V. 

Barbalonga,  Antonio,  italien.  Maler  aus 
der  edlen  Familie  der  Alberti  (häufig  ver- 
wechselt mit  Ant.  Ricci),  geb.  1600  zu  Mes- 
sina, + daselbst  1649.  Er  studierte  die  Ma- 
lerei in  seiner  Vaterstadt  bei  Simone  Co- 
mande,  dann  in  Rom.  in  der  Schule  des  Do- 
minichino,  dessen  Manier  er  sich  vollkommen 
zu  eigen  machte,  wie  die  Himmelfahrt  der 
Maria  in  S.  Andrea  dclla  Vallc  zu  Rom  und 
noch  inehr  das  große  Altarbild,  die  Heil.  Gac- 
tano  und  Andrea  Avellino  in  einer  Engel- 
glorie, in  S.  Silvestro  a Monte  Cavallo  be- 
weisen. 163t  kehrte  er  nach  Messina  zurück. 
Das  erste  Bild,  das  er  hier  malte,  war  der  hl. 
Filippo  Neri  in  der  dortigen  Chiesa  dell’  Ora- 
torio;  ein  anderes  Gemälde  in  der  nämlichen 
Kirche,  eine  Pieta,  hat  die  Inschrift:  An- 
tonius Alibcrti  Barbalonga  1634.  Als  das 
Hauptwerk  unter  den  zahlreichen  übrigen 
Gemälden,  die  er  für  verschiedene  Kirchen 
Messinas  ausführte,  gilt  die  Bekehrung  des 


460 


Barbalonga  — Barbari 


Paulus  in  der  Klosterkirche  S.  Anna.  Für 
die  öffentliche  Galerie  in  Messina  malte  er 
eine  Anzahl  Bilder,  die  vom  Conte  di  S.  Ste- 
fano nach  Spanien  gebracht  wurden  (eines 
derselben,  die  „Signora  dclla  Lettera“,  ist  in 
der  Iconologia  Samperis  gestochen).  Einige 
Bilder  des  Künstlers  werden  als  in  Palermo 
befindlich  erwähnt  (in  der  Galerie  des  Prin- 
cipe di  Belmontc  und  in  der  Compagnia  del 
Sanguc  di  Cristo).  Im  Museo  del  Prado  zu 
Madrid  ist  von  ihm  eine  hl.  Agathe  (im  Ka- 
taloge Madrazos  irrtümlich  dem  Ant.  Ricci 
zugeschrieben).  In  seiner  Vaterstadt  grün- 
dete B.  eine  Malerschule,  die  lange  Zeit  in 
Blüte  stand. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (mit  ält.  Lit.).  R. 

Barbalonga,  s.  auch  Ricci,  Ant.  u.  Vermeyen, 
J.C. 

Barbani,  N i c o 1 o,  Maler  aus  Capodistria, 
wird  in  Modena  von  1453 — 83  verschieden- 
fach urkundlich  erwähnt. 

G.  Carapori,  Gli  artisti  ital.  e stran.  negli 
stati  cstensi.  •* 

Barbani,  Pietro,  Miniator  und  Architekt 
von  Carpi,  um  1476,  nur  bei  Zani  (Enc.  met. 
III  62)  rühmend  erwähnt.  h.  V. 

Barbant,  Charles,  bekannter  Reproduk- 
tionsholzschneider in  Paris,  geb.  daselbst. 
Schüler  von  Best,  stellte  fast  alljährlich  in 
den  Salons  1869 — 1882  aus. 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g6n.,  Suppl.  (mit 
Verzeichnis  seiner  Arbeiten).  H.  V. 

Barbantan,  Charles,  französ.  Heiligcn- 
maler,  malte  laut  Inschrift  1886  die  Antonius- 
kapelle der  Kirche  Saint- Pierre  in  Avignon 
aus  u.  schmückte  1887  die  Josephskapelle  der- 
selben Kirche  mit  7 figürlichen  Fresken  aus 
der  Geschichte  des  alttestamentlichen  Joseph 
und  des  Pflegevaters  Jesu. 

Invent.  gen.  d.  Richesses  d’Art.  Province. 
Monum.  religieux.  III  149,  154.  H.  V. 

Barbara,  Alonso  u.  Thomas,  span.  Ge- 
schützgießer um  1477. 

Champeaux,  Dict.  des  Fondeurs  58. 

M.  v.  B. 

Barbara  y Belza,  J o a q u i n,  span.  Maler, 
geb.  in  Llodio  (Prov.  Alava).  Ausgcbildet 
an  der  Escuela  cspecial  de  pintura  etc.  zu 
Madrid,  errang  er  auf  der  dortigen  Kunst- 
ausstellung 1897  eine  Medaille  2.  Klasse.  Von 
den  bisherigen  Gemälden  dieses  vielverspre- 
chenden jungen  Künstlers  sei  als  das  bedeu- 
tendste hier  angeführt  „Der  Gang  nach  Em- 
maus“. 

Madrider  Ausstellungskataloge  seit  1897. 

P.  Lafond. 

Barbaras,  französ.  Bildhauer  in  Nevers,  wo 
er  1710  für  die  Johanneskapelle  der  St.  Pere- 
Kirchc  ein  Altarbild  meißelte. 

Lami,  Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV 
(1906).  S.  Lami. 

Barbaras,  Louis,  französ.  Zeichner  und 
Stecher,  gehörte  dem  Prämonstratenserorden 
an  und  war  1673  ordentlicher  Kanonikus  von 


S.  Martin  de  Laon  und  Prior  von  Missy. 
Man  kennt  von  ihm  zwei  Blätter  mit  Aufriß 
und  Perspektive  der  Prämonstratenscr-Abtei 
(1656)  und  einen  Plan  der  Abtei  St.  Jean 
des  Vignes  zu  Soissons  (1673). 

Meyer,  Kstlcrlex.  II.  J.  Guibcrt. 

Barbarat,  Jean,  Glasmaler  von  Troyes, 
tätig  daselbst  um  1653 — 1694.  In  der  Kirche 
St.  Martin  daselbst  stammt  von  ihm  laut  In- 
schrift die  obere  Hälfte  des  Fensters  des 
südl.  Querschiffes  (1654).  Der  vom  1.  2.  1653 
datierte  Vertrag  hat  sich  erhalten.  Wohl  ein 
Bruder  des  Obigen  ist  der  1692  und  1694  mit 
ihm  erwähnte  Glasmaler  Edme  B. 

Reun.  d.  Soc.  d.  bcaux-arts  XXVII  557,  566. 
— Levy,  Histoire  de  la  Peint.  sur  verrc.  H.  V. 

Barbarelli,  Giorgio,  s.  Giorgione. 

Barbari,  J a c o p o de’,  italien.  Maler,  Kup- 
ferstecher und  Zeichner  für  den  Holzschnitt, 
ist  in  Venedig  geboren  und  zwar  etwa  1440 
bis  50,  da  er  1511  von  Margarete  von  Öster- 
reich, der  Statthalterin  der  Niederlande,  deren 
Hofmaler  er  damals  war,  als  alt  und  ge- 
brechlich mit  einer  Pension  bedacht  wird. 
So  sicher  es  ist,  daß  B.  mit  dem  von  Dürer 
und  Neudörffer  genannten  Jacob  Walch  iden- 
tisch ist,  wie  jetzt  auch  allgemein  anerkannt 
wird,  so  wenig  wahrscheinlich  ist  es,  daß  der 
vom  Anonimo  des  Morclli  (M.  A.  Michiel) 
mehrfach  erwähnte  Miniaturmaler  Jacomctto 
ein  und  dieselbe  Person  sei  wie  B.  Der  Stil 
seiner  erhaltenen  Gemälde  und  seiner  Kupfer- 
stiche zeigt  deutlich,  daß  B.  aus  der  Schule 
der  Vivarini  hervorgegangen  ist  und  in  ihrer 
Art  gearbeitet  hat.  Bis  zum  Ende  des  15. 
Jahrh.  ist  B.,  soweit  wir  wissen,  in  Venedig 
geblieben,  1494 — 95  scheint  ihn,  wie  wir  sehen 
werden,  Dürer  dort  getroffen  zu  haben,  seit 
1497  ist  er  mit  der  1500  von  Anton  Kolb  her- 
ausgegebenen großen  Ansicht  von  Venedig, 
deren  Zeichnung  ihm  mit  der  allergrößten 
Wahrscheinlichkeit  zugeschrieben  werden  kann, 
beschäftigt  gewesen.  1500  tritt  er  in  die 
Dienste  Kaiser  Maximilians  als  „contra- 
feter  und  illuminist“,  wie  es  in  der  Bestallung 
vom  8.  April  1500  heißt,  und  ist  vornehmlich 
wohl  in  Nürnberg  ansässig.  Anfang  1504  er- 
folgt die  endgültige  Abrechnung  zwischen  ihm 
und  Anton  Kolb  einerseits  und  dem  Kaiser 
andererseits.  Er  war  also  auch  hier,  wie  ver- 
mutlich in  Venedig,  in  Gemeinschaft  mit  Kolb 
tätig  und  mag  wohl  durch  diesen,  der  nach 
Dürers  Äußerung  sein  Bewunderer  war,  dem 
Kaiser  empfohlen  worden  sein.  1603 — 1505 
steht  B.  in  festem  Dienst  als  Maler  des  Kur- 
fürsten Friedrich  III.  des  Weisen.  Er  wird 
in  den  Urkunden  mit  vollem  Namen  oder 
„Meister  Jacob  der  weylische  oder  wcllischc 
Maler“  genannt  und  arbeitet  in  Torgau, 
Naumburg,  Weimar  und  in  Wittenberg,  wo 
wahrscheinlich  die  Gemälde  des  Schlosses, 
die  vornehmlich  Gegenstände  aus  der  Mytho- 
logie und  der  römischen  Geschichte  darstell- 


461 


L 


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Barbari 


ten,  von  ihm  ausgeführt  worden  sind,  und  wo 
er  auch  u.  a.  im  August  1504  mit  Dürer  zu- 
sammentraf. 1508  ist  B.  für  Joachim  I.  von 
Brandenburg  tätig.  Bildnisse  der  Ursula,  der 
Tochter  des  Kurfürsten  Johann  von  Bran- 
denburg und  ihres  Gemahls,  des  Herzogs 
Heinrich  von  Mecklenburg  vom  Jahre  1507 
werden  im  Heidelberger  Schloßinventar  von 
1685  aufgeführt.  Nach  dieser  Zeit  muß  B. 
nach  den  Niederlanden  gegangen  sein.  Er 
wird  hier  als  Maler  des  kunstsinnigen  Grafen 
Philipp  von  Burgund  von  dessen  Biographen 
Gerardus  Noviomagus  (Geldcnhauer)  genannt. 
1510  ist  er  als  „varlct  de  chambre  et  pcin- 
tre“  in  Diensten  der  Statthalterin  Margarete 
von  Österreich,  die  ihn  augenscheinlich  sehr 
hoch  schätzt  und  ihm  am  1.  März  1511  in  An- 
sehung seiner  guten  und  dauernden  Dienste  und 
in  Anbetracht  seines  Alters  und  seiner  Gebrech- 
lichkeit eine  Pension  von  100  livres  anweist. 
In  den  Inventaren  von  1515  und  1516  wird  er 
als  verstorben  bezeichnet,  sein  Tod  muß  also 
zwischen  1511  und  1515  cingetreten  sein.  In 
diesen  Inventaren  (von  1515,  1516  und  1524) 
werden  Gemälde  B.s  als  besonders  vorzüglich 
hervorgehoben,  und  zwar  ein  großes  Bild  mit 
einem  Armbrustschützen  mit  einem  Hirsch- 
kopf (begleitet  von  seinem  Armbrustspan- 
ner?), ein  hl.  Antonius,  ein  Kruzifix,  der  Kopf 
eines  Portugiesen  in  Helldunkel  (sans  couleur) 
und  ein  Bildnis  der  Fürstin  selber,  ferner  23 
gestochene  und  zum  Abdruck  benutzbare  Kup- 
fcrplatten  verschiedener  Größe  „de  divers 
mystcrcs“.  Es  wären  das,  wenn  man  den  Aus- 
druck „mysteres“  als  gleichbedeutend  mit 
„representation“,  Darstellung  überhaupt,  auf- 
fassen darf,  die  Platten  der  bekannten  Stiche 
B.s.  Als  Dürer  1521  in  Mecheln  von  der 
Erzherzogin  Margarete  empfangen  wird,  be- 
wundert er  gute  Werke  von  B..  den  er  Jacob 
Walch  und,  wie  in  seinem  Briefe  von  1506 
aus  Venedig,  Meister  Jacob  nennt,  und  er- 
bittet ein  Zeichenbuch  des  Meisters  von  der 
Fürstin,  die  cs  aber,  wie  sic  sagt,  schon  ihrem 
Hofmaler  versprochen  hatte.  Marcantonio 
Michiel  (der  Anonimo  des  Morelli)  sah  1521 
Werke  von  „Barberino  Vcnctiano,  che  ando 
in  Alemagna  et  Borgogna  et  presa  quella 
manicra  fcce  moltc  cose“  im  Hause  des  Kar- 
dinals Grimani  in  Venedig.  Ncudörffcr,  der 
uns  auch  mitteilt,  daß  Hans  von  Kulmbach 
sein  Schüler  gewesen  sei,  kennt  von  „Jacob, 
Walch  genant“  zwei  Stücke,  ein  Bildnis  des 
Friedrich  Behaim,  des  Vaters  und  ein  anderes, 
dessen  Gegenstand  er  nicht  mehr  zu  nennen 
weiß.  Von  den  erhaltenen  Gemälden  B.s  be- 
fand sich  das  wichtigste,  eine  Madonna  mit 
dem  Kinde,  Johannes  und  Antonius  Abbas  in 
Landschaft,  im  Besitze  Galichons,  der  in  der 
Gaz.  d.  Bcaux-Arts  1861,  XI  318/9  eine  Ab- 
bildung gibt,  bezeichnet  mit  I.  A.  D.  B. 
und  dem  Schlangenstab.  Sein  gegenwärtiger 


Aufbewahrungsort  ist  nicht  bekannt.  Ganz 
gleichen  Stils  scheint  das  Bild  der  Berliner 
Galerie,  die  Madonna  mit  dem  Kinde,  Bar- 
bara und  Johannes,  der  die  Stifterin  Caterina 
Cornaro  empfiehlt  Die  Dresdener  Galerie 
besitzt  eine  Halbfigur  Christi,  die  der  Inschrift 
auf  einem  Holzschnitte  von  1553  zufolge  1503 
gemalt  worden  ist,  ferner  zwei  Halbfigurcn 
der  hl.  Barbara  und  Katharina  und  endlich 
eine  Galatea,  die  nackt  auf  einem  Delphin 
durch  das  Meer  fährt.  Die  Sammlung  zu 
Weimar  bewahrt  eine  Wiederholung  des  Dres- 
dener Christus  (aus  dem  Praunschen  Kabinett 
in  Nürnberg),  die  mit  IA  DB  und  dem  Cadu- 
ceus  bezeichnet  ist.  Eine  zweite  Wieder- 
holung ist  aus  den  Sammlungen  F.  Lippmann 
und  Przibram  zu  Frau  Goldschmidt  in  Brüs- 
sel gekommen.  Die  Augsburger  Galerie  be- 
sitzt ein  mit  dem  vollen  Namen  „Jac°  de  bar- 
barj  P.  1504“  und  dem  Caduceus  signiertes 
Stilleben,  ein  Rebhuhn,  ein  paar  Eisenhand- 
schuhe und  ein  Armbrustbolzcn,  die  an  einem 
Nagel  aufgehängt  sind.  Ein  Bild  mit  einem 
Falken  befindet  sich  in  der  Sammlung  Layard 
in  Venedig.  Die  Darstellung  einer  Mandoline 
hatte  Mündler  in  Regensburg  gekauft  (s. 
Zcitschr.  f.  bild.  Kunst  1869.  IV  162  f.). 
Ebendaher  stammt  auch  das  Bild  der  Samm- 
lung Weber  in  Hamburg,  die  Halbfiguren 
eines  Alten,  der  eine  junge,  mit  Lorbcerkranz 
gekrönte  Frau  umarmt,  bezeichnet:  IA.  DA. 
BARBARI.  MDIII,  und  Schlangenstab  (S. 
Aich.  stör.  d.  Arte  IV  [1891]  p.  86).  Die 
anderen  B.  zugcschricbenen  Gemälde  und 
Fresken  sind  wenig  gesichert.  Am  meisten 
Wahrscheinlichkeit  hat  der  von  Frizzoni  B. 
zugeschriebene  Fries  am  Grabmal  des  Melch. 
Trevisani  in  S.  M.  d.  Frari  zu  Venedig  für 
sich.  Dagegen  würden  die  von  Morelli  als 
B.s  Werke  aufgeführten  Fresken  des  Onigo- 
Grabmals  im  Dom  zu  Treviso  und  das  Bildnis 
der  Wiener  Galerie,  die  auch  untereinander 
wie  gegenüber  anderen  von  Morelli  B.  zuge- 
schriebenen Werken  starke  Verschiedenheit 
zeigen,  eine  ganz  andere  künstlerische  Potenz 
und  Auffassung  voraussetzen,  als  die,  die  sich 
aus  den  gesicherten  Werken  B.s  ergibt.  Das 
neuerdings  von  der  Galerie  zu  Neapel  er- 
worbene schöne  Bildnis  des  Luca  Pacioli  hat 
mit  B.  gar  nichts  zu  tun  (S.  Napoli  Nobilis- 
sima  XII  [1903]  27.  — L’Artc  1903  p.  95  m. 
Abb.  — Kunstchronik  XIV  [1903]  506.  - 
Rasscgna  d’Arte  1905  p.  28.).  Außer  den  auf- 
geführten Gemälden  und  einigen  wenigen 
Zeichnungen  gehören  noch  etwa  30  Kupfer- 
stiche und  3 große  Holzschnitte  zu  dem,  was 
noch  von  B.s  Werk  erhalten  geblieben  ist. 
Bartsch  (P.-Gr.  VII  516  ff.)  beschreibt  von 
dem  „maitre  au  caducee“,  wie  er  B.  in  Un- 
kenntnis seines  Namens  nannte,  24  Blätter. 
Er  führt  diese  Stiche  der  Tradition  folgend 
unter  den  deutschen  Arbeiten  auf,  obgleich  er 


462 


Barbari 


ihren  italienischen  Charakter  wohl  erkannt 
hatte.  Passavant,  Nagler  u.  a.  haben  zu 
Bartschs  Verzeichnis  Nachträge  geliefert.  Daß 
diese  Kupferstiche,  wie  man  behauptet  hat, 
von  B.  alle  im  Norden  ausgeführt  worden 
seien,  ist  nicht  bewiesen  — auch  nicht  durch 
die  nordischen  Wasserzeichen  des  Papiers  — 
und  auch  nicht  wahrscheinlich.  B.  bleibt  in 
diesen,  in  Komposition  und  Formgebung 
schwächlichen  aber  doch  anziehenden  Werken 
seinem  italienischen  Zcichenstil  immer  treu ; 
die  einzelnen  Blätter  zeigen  aber  untereinan- 
der so  große  Verschiedenheit  in  der  techni- 
schen Behandlung,  daß  ihre  Entstehung  sich 
ohne  Zweifel  über  einen  größeren  Zeitraum 
als  den  seines  Aufenthaltes  im  Norden  er- 
streckt haben  muß.  Wie  andere  italien.  Ste- 
cher um  die  Wende  des  15.  Jahrh.  hat  sich 
auch  B.  die  Technik  Schongauers  und  der 
frühesten  Arbeiten  Dürers  zum  Vorbildc  ge- 
nommen. Diese  kann  er  aber,  wie  die  ande- 
ren italienischen  Stecher,  auch  sehr  wohl  in 
seiner  Heimat  studiert  haben.  Der  große 
1500  herausgegebene  Plan  von  VeneGig  be- 
weist, daß  B.  schon  in  Venedig  sich  längere 
Zeit  mit  den  graphischen  Techniken  vertraut 
gemacht  haben  muß.  B.s  früheste  Stiche,  wie 
Sieg  und  Ruhm  (Kristeller  26),  die  Madonna 
(K.  8),  das  große  Priapopfer  (K.  2ö),  die 
Viktoria  (K.  27)  zeigen  noch  eine  wenig 
schmiegsame,  oft  sogar  ungeschickte  und  we- 
nig eingehende  technische  Behandlung,  seine 
spätesten  und  vorzüglichsten  Arbeiten  dage- 
gen, wie  der  Sebastian  (K.  8),  die  Kleopatra 
(K.  28),  Mars  und  Venus  (K.  12),  Pegasus 
(K.  29),  der  Kentaur  (K.  21),  sind  mit  gro- 
ßer Subtilität  ausgeführt  und  lassen  in  ihrer 
runden  Stichelführung  und  in  ihrem  silbrigen 
Ton  den  Einfluß  des  Lucas  von  Leyden  (schon 
vor  1508  tätig)  deutlich  erkennen.  Fünf 
Stiche  (K.  1,  10,  16,  17,  18),  die  der  mittle- 
ren Periode  von  B.s  Tätigkeit  als  Kupfer- 
stecher angehören,  müssen  jedenfalls  vor  1504 
entstanden  sein,  da  sie  von  Hartman  Schedel 
in  ein  in  diesem  Jahre  angefertigtes  Manu- 
skript während  der  Arbeit  eingeklebt  worden 
sind.  B.  würde  als  venezianischer  Maler 
dritten  Ranges  die  Beachtung,  die  man  ihm 
geschenkt  hat,  keineswegs  verdienen,  wenn 
seine  Beziehungen  zur  deutschen  Kunst  und 
im  besonderen  zu  Dürer  seiner  Person  als 
Mensch  und  Künstler  nicht  eine  besondere 
Bedeutung  für  uns  gäben.  Was  B.  den  deut- 
schen Malern  von  italienischer  Kunst  vermit- 
teln konnte,  war  weniger  die  eigenartige  süd- 
ländische Auffassung  der  Natur  oder  gar  tech- 
nische Fertigkeit,  als  die  Gegenstände  und  Be- 
wegungsmotive, die  man  in  seiner  Heimat  der 
Antike  abgewonnen  hatte,  und  auf  die  man  hier 
wie  dort  ein  großes  Gewicht  gelegt  haben  muß. 
Daneben  war  es  ohne  Zweifel  auch  ein  ge- 
wisser Wohllaut  der  Formen,  ein  harmonisches 


Verhältnis  der  Glieder  zueinander,  was  die 
Nordländer  auch  in  den  Werken  dieses 
schwachen  venezianischen  Malers,  da  es  ihnen 
hier  zum  ersten  Male  entgegentrat,  bewun- 
derten. Vor  allem  scheint  B.  das  modern  ge- 
wordene antike  Stoffgebiet  und  die  Formen 
antiker  Trachten  und  Geräte  gut  beherrscht  zu 
haben,  sodaß  auch  die  Professoren  u.  Studen- 
ten der  Wittenberger  Universität  seinen  Um- 
gang suchten.  Daß  Dürer  B.  schon  1494 — 95  in 
Venedig  kennen  gelernt  hat,  muß  eine  unbe- 
fangene Beurteilung  aus  der  bekannten  Stelle 
in  Dürers  Brief  vom  Februar  1506  an  Pirck- 
heimer  mit  Notwendigkeit  folgern,  ebenso 
wie  aus  dem  vollständigen  und  plötzlichen 
Umschwung,  der  in  Dürers  ganzer  künstleri- 
scher Auffassung  nach  jener  Zeit  cintritt,  aus 
der  Änderung  sozusagen  seiner  künstleri- 
schen Gangart,  aus  den  zahlreichen  Studien 
nach  italienischen  Werken,  die  in  diesem 
Umfange  nur  durch  die  lebendige  Anschau- 
ung vermittelt  worden  sein  können,  ein  Auf- 
enthalt in  Italien  vor  der  Apokalypse  unab- 
weisbar erscheint.  Hier  in  Venedig  muß  es 
auch  gewesen  sein,  wo  Dürer,  wie  er  selber 
in  seinem  Entwurf  zu  einer  Vorrede  der  Pro- 
portionslehre von  1523  erzählt,  von  B.  die 
ersten  Anregungen  zu  seinen  Proportionsstu- 
dien und  zu  zahlreichen  antikisierenden  Dar- 
stellungen erhielt.  Dürer  selber  schien  spä- 
ter dieser  Moment  epochemachend  in  seiner 
Entwickelung.  B.  mag  gewiß  auch  seiner- 
seits durch  Dürers  Stichtechnik  u.  seine  feine 
Naturbcobachtung  gefördert  worden  sein,  in 
der  Kunst  der  Bildgestaltung,  der  Verwen- 
dung von  Motiven  nach  antiken  Vorbildern 
kann  nur  der  viel  jüngere  und  unerfahrenere 
Dürer  der  Lernende,  der  ältere  B.  der  Ge- 
bende oder  Vermittelnde  gewesen  sein.  Dürer 
scheint  sich  11  Jahre  später  fast  geschämt 
zu  haben,  daß  ihm  jene  Gegenständlichkeiten 
damals  so  sehr  imponiert  hatten.  In  B.s  Ge- 
mälden hat  man  einen  starken  Einfluß  der 
deutschen  Kunst  zu  bemerken  gemeint.  Die 
miniaturartige  Behandlung  des  Details,  die 
man  in  einzelnen  Bildern  B.s  als  spezifisch 
nordisch  anspricht,  ist  aber  an  sich  gar  nicht 
unitalienisch ; sie  kann  einem  „Illuministen“, 
wie  B.  es  ja  war,  nicht  fremd  gewesen  sein. 
Das  Berliner  Bild  mit  der  Caterina  Cornaro 
und  gewiß  auch  das  verschollene  aus  Gali- 
chons  Besitz  sind  sicher  in  Italien  entstanden; 
die  Landschaften  sind  durchaus  italienisch. 
Sie  haben  mit  den  Stichen  in  Formgebung 
und  in  den  Motiven,  besonders  z.  B.  auch 
in  den  wie  aus  dem  Boden  auftauchenden 
Halbfiguren,  die  engste  Verwandtschaft,  vgl. 
K.  4,  5,  14,  19,  20.  Sic  stehen  aber  auch  zu 
den  später  in  Deutschland  entstandenen  Ge- 
mälden nicht  in  Gegensatz,  wenn  auch  hier 
nordische  Elemente  in  den  Typen  und  in  der 
Technik  vielleicht  stärker  hervortreten.  Es 


463 


Barbari  — Barbarini 


ist  aber  auch  zu  beachten,  daß  B.s  lichte,  flüs- 
sige Farbengebung  und  sein  Stil  nicht  bloß 
auf  den  als  seinen  unmittelbaren  Schüler  be- 
kannten Hans  von  Kulmbach  sondern  wahr- 
scheinlich auch  auf  andere  deutsche  Maler 
jener  Zeit  stark  eingewirkt  haben  müssen. 

Literatur.  Urkunden : Jahrb.  d.  kunstb.  Samml. 
d.  allerh.  Kaiserh.  III.  Wien  1885,  Urk.  No.  2880, 
2284.  2397,  2550.  — Repertorium  XVII  (1894) 
p.  425  u.  XVIII  (1895)  p.  113.  — Bruck, 
Friedr.  d.  Weise  als  Ford.  d.  Kst.  Straßb.  1903 
p.  166  ff.  u.  286  f.  — Geldcnbaucr  (Ger. 
Noviomagus),  Vita  Fhilippi  Rurgundi  in  Fre- 
hers  Rer.  germ.  script.  Straßb.  1717,  III  224.  — 
Le  G 1 a y,  Maximilien  I et  Marguerite  d’Autri- 
che,  Paris  1839  p.  96  ff.  — Societe  de  l’hist.  de 
France,  vol.  16  u.  17 : Le  Glay,  Correspond,  de 
Maximilien  et  de  Marguerite.  Paris  1839  II 
p.  466  ff.  — Cabinet  de  1’ Amateur  (Piot)  1842 
p.  216  ff.  — Rövue  archöologique  VII  (Paris 
1850)  p.  36  u.  80.  — Mitteilungen  z.  Gesch.  d. 
Heidelberger  Schlosses  III  (1896)  p.  201  u.  225. 

— Dürers  Tagebücher,  hgb.  v.  Thausing  p.  6 u. 
126 ; hgb.  v.  Leitschuh  (1884)  p.  87.  — Zahns 
Jahrb.  f.  Kstwiss.  I (1868)  p.  14.  — Anonimo 
Morclliano,  Notizie,  hgb.  v.  Frimmel  (Wien  1888) 
p.  102  u.  Beiblatt  II  zu  d.  Blättern  für  Gcmälde- 
kunde.  Wien  1907.  — Neudörf  f er,  Nach- 
richten (Wien  1875)  p.  130  u.  134.  — C i - 
c o g n a,  Iscrizioni  Veneziane  IV  699  u.  751. 

— Marin  Sanuto,  Diario  III  730.  — Vinccntii 

Ravenatis  (de  Thomais)  Oracio,  Wittenberg 
1505.  4°,  Fol.  A lila.  — Publikation  der 

Kupferstiche  B.s  durch  die  Internat.  Chalcogr. 
Gcscllsch.  1896  (hgb.  v.  Kristeller). 

Abhandlungen : Rcnouvicr,  Kstbl.  1854,  p. 
99.  — Harzen  im  Archiv  f.  d.  zcichn.  Künste 

I (1855)  p.  210  ff.  — Galichon,  Gaz.  d. 
Beaux-Arts  1861  (XI)  p.  311  u.  445;  1873  (VIII) 
p.  223.  — Passavant,  P.  gr.  (1862)  II  134. 

— Grimm,  Über  Künstler  u.  Kunstw.  I (1865) 
p.  142  ff.  — M ü n d 1 e r,  Zcitschr.  f.  bild.  Kunst 
IV  (1869)  p.  162  f.  — Crowe  u.  Cavalca- 
seile,  Gesch.  d.  italien.  Mal.  (1873)  V p. 
237  ff.  — Gaz.  d.  Beaux-Arts  1894,  X 399.  — 
Ephrussi,  Notes  biogr.  sur.  J.  d.  B.  Paris 
1876  (Gaz.  d.  Beaux-Arts  1876,  XIII  529  ff. 
Dazu  s.  Jahrb.  d.  k.  pr.  Kunsts.  IV  (1883)  p. 
138  u.  Zcitschr.  f.  bild  K.  XI  (1876)  p.  383.  — 
Zcitschr.  f.  bild.  K.  XII  (1877)  p.  1 u.  38.  — 
Gaz.  d.  Beaux-Arts  1878,  XVII  p.  122  ff.  — Kol- 
lo f f in  Meyers  Kstlerlex.  (1878).  — Frizio- 
ni  im  Arch.  Veneto  XV  u.  XVI  (1878).  — 
W i c k h o f f,  Mitt.  d.  Inst.  f.  österr.  Gesch.- 
Forsch.  I (1880)  p.  415  ff.  u.  ebenda  (Lehrs) 

II  (1881)  p.  281  ff.  — Grimm,  Jahrb.  d.  k.  pr. 
Kunsts.  II  (1881)  p.  189  f.  — A.  E.  Can- 
ditto,  Jac.  de  Barbari  et  A.  Dürer,  Bru- 
xelles 1881  (Appendice  par  A.  W.  Francois). 

— Ephrussi,  Dürer  et  ses  dessins.  Paris 
1882.  — Thode,  Jahrb.  d.  k.  pr.  Kunsts. 

III  (1882)  p.  107  ff.  — Janitsch,  ebenda  IV 
(1883)  p.  60  ff.  — Frizzoni,  Gaz.  d.  Beaux- 
Arts  1883  (XXVII)  p.  365.  — Del  ab  or  de, 
Grav.  en  Italic.  Paris  (1883)  p.  134  ff.  — Er- 
rard,  Lucas  de  Lcydc  et  A.  Dürer.  Brux.  1864. 

— Thausing,  A.  Dürer  2.  A.  1884,  I 289  ff. 

— Thode,  Kunstfreund  I (1885)  p.  59.  — 
Fisher,  Introd.  to  a Cat.  of  the  early  ital. 
prints  in  the  Brit.  Mus.  Lond.  1886  p.  291  ff.  — 
I.ippmann,  Italian  Woodengr.  in  the  15  Cent. 
Lond.  1888.  — Stiassny,  Repertorium  XI 
(1888)  p.  385.  — Jahrb.  d.  k.  pr.  Kunsts.  XI 
( 1890)  p.  92  f.  — M o r e 1 1 i,  Gal.  zu  München 
u.  Dresden  (1891)  p.  19,  47,  254  f.,  370  u. 


Gal.  zu  Berlin  (1893)  p.  96.  — Schmidt,  Re- 
pertorium XV  (1892)  p.  69  u.  433.  — Cust, 
Jahrb.  d.  k.  pr.  Kunsts.  XIII  (1892)  p.  113. 

— Paoletti,  Arch.  e Scult.  in  Venezia 
(1893),  bcs. : II  150  u.  174.  — Berenson, 
Vcnctian  painters  2nd  cd.  1895  p.  34  ff.  — Jacob- 
s e n,  Arch.  stör.  d.  Arte  1895  p.  109.  — R e i - 
nach,  Gaz.  d.  Beaux-Arts  1896  (XVI)  p.  326  ff. 

— Frimmel,  Kleine  Galeriestudien,  N.  F.  V 
(1897)  51  ff.  — Frizzoni,  Zeitschr.  f.  bild. 
K.  N.  F.  VIII  (1897)  p.  97.  — Biscaro,  Note 
c doc.  d.  arti  Trevigiane  (1897)  p.  25  ff.  u.  38. 

— Haendcke,  Jahrb.  d.  k.  pr.  Kunsts.  1898 
(XIX)  p.  161  ff.  — J u s t i,  Repertorium  XXI 
(1898)  p.  346  u.  439  (u.  XXIX  [1906]  p.  372). 

— Lange,  Zeitschr.  f.  bild.  K.  N.  F.  IX  (1898) 

123  u.  XI  (1900)  204.  — Berenson,  Gaz.  d. 
Beaux-Arts  1899  I p.  377  ff.  — Dcrs.,  Lorenzo 
Lotto  2d  ed.  London  1901  p.  26  ff.  — Justi, 
Konstruierte  Figuren  u.  Köpfe  unter  den  Werken 
Dürers,  Leipz.  1902.  — Burckhardt,  Cice- 
rone. IX  Aufl.  (1904)  p.  731.  — Wölfflin. 
die  Kunst  Albrecht  Dürers.  München  1905  p. 
313  ff.  — Daun.  Kunstchronik  N.  F.  XVI 
(1905)  152.  — Wurzbach,  Niederländ.  Kst- 
lcrlex.  1906  I 32  ff.  — W e i s b a c h,  Der  junge 
Dürer.  Leipzig  1906.  P.  K. 

Barbari,  N i c c o 1 ö d e’,  Maler  aus  Venedig, 
Zeitgenosse  und  vielleicht  Verwandter  des 
Jacopo  de’  Barbari.  Im  Palast  Aluise  Mo- 
ccnigo  zu  Venedig  befindet  sich  von  ihm  ein 
Gemälde,  die  Ehebrecherin  vor  Christus,  mit 
der  Bcz. : Nicholaus  de  barbaris  fecit ; dar- 
unter ein  Dreizack. 

Der  Charakter  dieses  Bildes,  dem  Crowe  u. 
Cavalcaselle  „Härte  der  Farbengebung“,  „In- 
haltlosigkcit  und  Häßlichkeit  der  Physio- 
gnomien“, sowie  Steifheit  der  Gcwandbehand- 
lung  vorwerfen,  läßt  Einflüsse  der  Schule 
Giov.  Bcllinis  und  auch  von  nordischer  Ma- 
lerei erkennen.  Andere  Arbeiten  des  Künst- 
lers sind  nicht  bekannt.  Der  einzige  urkundl. 
Nachweis  über  ihn  ist  eine  Zahlung,  die  er 
1516  im  Kloster  zu  Montecassino  erhalten  hat. 

Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Crowe  u.  Ca- 
valcaselle, Gesch.  d.  italien.  Mal.  Deutsche 
Ausg.  1873,  V 237/38.  — Burckhardt,  Cice- 
rone. H.  V. 

Barbarin,  Thomas  de,  französ.  Porträt- 
und  Genrcmalcr,  + am  23.  3.  1892  zu  Paris 
71  jährig,  Schüler  von  Delaroche  und  Scheffcr, 
stellte  in  den  Salons  seit  1846  wiederholt  aus. 

Chronique  d.  Arts.  1892.  p.  117.  H.  V. 

Barbarini,  Franz,  Landschaftsmaler  und 
Radierer,  geb.  1804  in  Znaim,  trat  beim  Bild- 
hauer Jos.  Kempel  in  Wien  in  die  Lehre, 
widmete  sich  später  der  Landschaftsmalern 
und  lieferte  Graveurarbeiten  für  Gold-  und 
Silberwarenfabrikanten.  Er  schuf  zahlreiche 
ansprechende  Ölgemälde.  Aquarelle  und  Ra- 
dierungen, die  hauptsächlich  als  Frucht  seiner 
Studienreisen  durch  die  österr.  Alpen  und  die 
Schweiz  zu  betrachten  sind.  Sein  Ölbild  „Ti- 
roler Landschaft  mit  einer  in  den  Felsen  ge- 
hauenen Straße  zur  Rechten“  (1842)  befindet 
sich  im  kunsthistor.  Hofmuseum  in  Wien. 
Die  Radierungen  u.  Lithographien  des  Künst- 
lers hat  F.  K.  Zimmermann  in  Meyers  Kstler- 


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Barbarini  — Barbault 


lex.  sorgfältig  verzeichnet.  Barbarini  starb 
zu  Wien  am  20.  1.  1878. 

Meyers  Kstlerlex.  II.  — A.  v.  Wurz- 
bach, österr.  biogr.  Lex.  1856  I.  W.  Schram. 

Barbarini,  Giov.  Battist a,  Maler  in 
Ferrara,  nur  nach  seinem  Todesdatum  16.  4. 
1621  bekannt. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Not.  rel.  a Ferrara  p.  625. 

Barbaro,  Antonio  (Marcantonio),  Archi- 
tekt aus  Venedig,  um  1560,  nur  bei  Zani  (Enc. 
met.  III  63)  erwähnt.  h.  V. 

Barbaroux,  Edmond  Paul  Auguste, 
französ.  Maler,  gcb.  in  Toulon  am  6.  7.  1882, 
Schüler  von  Montenardet  de  Cauvin,  debü- 
tierte im  Salon  der  Soc.  Nat.  des  B.-Arts  mit 
geschickt  gemalten  Landschaften  und  Ma- 
rinen. Er  schildert  mit  Vorliebe  die  maleri- 
schen Reize  seiner  Heimat.  1903  brachte  er 
Landschaftsstudien  aus  der  Provence  in  Paris 
zur  Ausstellung  sowie  Veduten  von  alten 
Straßen  und  Gäßchen  in  Ollioulcs  (Var),  die 
ihm  auf  der  Marseiller  Exposition  Coloniale 
et  Maritime  desselben  Jahres  einen  Grand- 
prix eintrugen ; 1904  Ste.  Anastasic,  Provence, 
Les  bords  du  Loiret  und  La  Moisson  (letz- 
teres Bild  auf  der  Lyoner  Exposit  Internat, 
desselben  Jahres  mit  dem  Grand-prix  ausge- 
zeichnet) ; 1905  Le  Cannct  du  Luc  (Ausstel- 
lung zu  Bastia)  und  1906  La  vicille  garde 
(Exposit.  Coloniale  des  B.-Arts  zu  Paris), 
letztere  beiden  Bilder  für  den  französ.  Staat 
angekauft;  endlich  im  Pariser  Salon  1907 
dekorative  Entwürfe  für  Buntpapiere  und  für 
Fayencen.  G.  Geffroy. 

Barbaroux,  Jean,  Glockengießer  von  Tou- 
lon, goß  1657  eine  Glocke  für  das  Stadthaus 
daselbst. 

Champeaux,  Dict.  d.  Fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Barbaroux,  Joseph,  Gießer  von  Toulon, 
erhält  1635  gemeinsam  mit  Francois  Biragc 
den  Auftrag  für  zwei  große  Messingleuchter 
für  die  chapeile  du  Corpus  Domini  in  der 
Kathedrale  daselbst,  für  die  er  die  Zeichnun- 
gen geliefert  hatte.  Er  wird  zuletzt  am  16. 
11.  1663  erwähnt. 

Xouv.  archiv.  de  l’art  frang,  3«  s6r.  X 1894 
p.  30/31;  XI  1895  p.  13.  H.  V. 

Barbaroux,  Joseph,  Maler  von  Toulon, 
vielleicht  ein  Sohn  des  Vorigen,  kommt  1682 — 
1696  daselbst  urkundlich  vor,  f nach  1720, 
in  welchem  Jahre  sein  Name  in  einer  dorti- 
gen Steuerrechnung  erscheint. 

Nouv.  archiv.  de  I’art  frang.  3«  s6r.  IV  1888 
p.  150 ; VI  1890  p.  215 ; X 1894  p.  203.  — Reun. 
d.  Soc.  d.  bcaux-arts  VIII  355.  H.  V. 

Barbaroux,  Pierre  Francois,  französ. 
Bildhauer,  geb.  in  Marseille;  beschickte  seit 
1880  die  Pariser  Salonausstellungen,  in  denen 
er  1884,  1888  und  1889  durch  Medaillen  aus- 
gezeichnet wurde,  t 1903.  Von  seinen  Wer- 
ken sind  erwähnenswert:  Graziella  l’Almee 
(Gipsstatue  1SS4),  La  Nuit  (Gipsstatue  1888), 


Joseph  und  Potiphars  Weib  (Gipsgruppe 
1893),  L’adieu  au  mousse  (Gipsgruppe  1899). 

Pariser  Salonkataloge  seit  1880.  S.  Lami. 

Barbia,  G e r o n i m o,  Bildhauer  von  Cadix, 
arbeitete  1709  den  Hochaltar  des  Sagrario 
der  Kathedrale  zu  Sevilla.  Die  Kolossal- 
Statuen  daran  gehören  noch  zu  den  besten 
Arbeiten  des  Pedro  Duque  Comejo.  Barbäs 
fertigte  vermutlich  auch  die  Tabernakel  der 
Seitenaltäre. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 92.  M.  v.  B. 

Barbasan,  Louis,  s.  Barbar  an. 

Barbasin,  M a r i a n o,  Maler  in  Anticoli 
Corrado  (Italien),  gcb.  in  Saragossa  am  3.  2. 
1864,  malt  Straßenszenen,  Marktbilder  (Markt 
in  Toledo,  in  Anticoli)  und  Landschaften. 
Er  war  auch  auf  deutschen  Ausst.,  z.  B.  In- 
tern. Kstausst.  Berlin  1891,  Münchener  Glas- 
palast 1901,  ferner  im  Wiener  Künstlerhaus 
1894  vertreten.  *• 

Barbat.  Familie  von  Tapissicrs  in  Aubus- 
son  im  17.  und  18.  Jahrh. 

Reunion  d.  societis  d.  b.-arts  XVIII  559. 

Barbatelli,  Bernardino,  s.  Poccetti,  B. 

Barbato,  Antonio,  neapolit.  Bildschnitzer 
in  Sizilien,  Schwager  des  Giovanni  Gili,  des 
bedeutendsten  Bildschnitzers  von  Palermo. 
1520  hatte  er  die  Hälfte  des  Chorgestühles 
von  S.  Maria  di  Gesü  zu  Alcamo  auszuführen. 
1530  arbeitete  er  gemeinsam  mit  Andrea  del 
Ponte  aus  Neapel  unter  Vito  la  Pica  aus  Tra- 
pani  am  Chorgestühle  der  Hauptkirche  zu 
Alcamo,  sowie  1543  gemeinsam  mit  seinem 
Sohne  Geronimo  B.  an  Schnitzarbeiten  für 
den  Dom  zu  Palermo. 

Erculei,  Catalogo  etc.  d'intaglio  (Rom 
1885)  p.  110,  112.  — Filangieri,  Indice  d. 
artefici  etc.  Napoletani  (1891)  I 44.  * 

Barbato,  Marco,  Italien.  Bildhauer,  um 
1490.  Man  schreibt  ihm  die  von  einigen  auf 
Ovid  getaufte  Statue  im  Gymnasium  zu  Sul- 
mona  zu,  welche  früher  vor  dem  Prätoren- 
palast daselbst  aufgcstellt  war. 

Filangieri,  Indice  degli  Artefici.  H.  V. 

Barbato  da  Sulmona,  italien.  Gold- 
schmied, dessen  Signatur  auf  einem  1340  im 
Aufträge  des  Bischofs  Giovanni  di  Gocco  aus- 
geführten Reliquiar  der  Kirche  S.  Nicandro 
zu  Venafro  (Prov.  Campobasso)  zu  lesen  ist. 
Das  prächtig  in  Silber  getriebene  Büsten- 
reliquiar  umschließt  den  Schädel  des  hl.  Ni- 
kander.  — Irrtümlicherweise  ist  dieser  Künst- 
ler früher  mit  dem  gleichzeitigen  Sulmoncser 
Staatsmanne  und  Kleriker  Marco  Barbato  ver- 
wechselt worden,  der  in  Neapel  mit  Petrarca 
in  freundschaftlichem  Verkehr  stand  und  1343 
von  dort  nach  Sulmona  zurückkehrte. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  718.  — G m e 1 i n, 
L’Oreficeria  medioev.  negli  Abruzzi  (Übers,  von 
L.  Crugnola,  Teramo  1891)  p.  23,  43.  G.  Ccci. 

Barbault,  Jean,  französ.  Maler  und  Kup- 
ferstecher, geb.  um  1705,  f zu  Rom  1766. 
Er  erhielt  das  Studienstipendium  für  den 
Aufenthalt  in  der  französ.  Akademie  zu  Rom, 


KQnstlerlexikon.  BJ.  II. 


465 


30 


Barbazelli  — Barbe 


wo  er  den  größten  Teil  seines  Lebens  zu- 
brachte und  sich  vorzüglich  mit  Zeichnen 
und  Radieren  antiker  Architektur-  und  Skulp- 
turüberreste beschäftigte.  Seine  illustrierten 
Werke  enthalten  zahlreiche  Radierungen  nach 
eigenen  Zeichnungen.  (Les  plus  beaux  monu- 
ments  de  Rome  ancienne,  Rom  1761  u.  a.) 
Außerdem  radierte  B.  etliche  große  Blätter, 
die  in  der  kecken,  effektvollen  Manier  des 
Tiepolo  behandelt  sind.  Seine  Gemälde  sind 
ziemlich  selten;  12  Naturstudien  von  ihm  hat 
Leon  Gaucherel  gestochen  und  unter  dem 
Titel  „douze  costumes  d’Italie  d’aprös  les 
peinturcs  inedites  de  B.“  herausgegeben.  Sein 
Hauptgemälde : Les  quatre  parties  du  Monde, 
1751  befindet  sich  im  Museum  zu  Besanqon. 

E.  K o 1 1 o f f bei  Meyer,  Kstlerlex.  II.  — P. 
M a n t z in  der  Chron.  d.  arts  1863  p.  157  ff.  — 
Inv.  g£n.  d.  rieh,  d’art.  Prov.  Mon.  civ.  V 90. 

H.  V. 

Barbazelli,  Teodoro,  italien.  Kupferste- 
cher, tätig  zu  Rom  um  1750.  Von  ihm  wer- 
den nur  die  Illustrationen  zu  Zabaglias  Werk: 
Castelli  e ponti  . . . con  la  descrizione  del 
trasporto  dell’  obelisco  Vaticano  e di  altri  del 
Cav.  Dom.  Fontana  (Rom  1743)  erwähnt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — B o n i,  Biogr.  P.  K. 

Barbazerata,  s.  Barbagelata. 

Barbazza,  Antonio  Giuseppe,  italien. 
Maler  und  Kupferstecher,  geb.  zu  Rom  1722. 
Er  soll,  nach  Heinecken,  Mitglied  der  Akad. 
zu  Bologna  gewesen  und  1771  nach  Spanien 
gegangen  sein.  Von  seinen  Radierungen  wer- 
den aufgeführt  4 Köpfe  nach  der  Natur  (1765), 
ein  Medaillon  mit  einem  Kopfe  mit  der  Um- 
schrift: „GENIO  P.  R.  F.  Barbazza  ine."  und 
ein  karikierende  Darstellung  von  Musikanten. 
B.  hat  an  den  Kupfern  zu  Monaldinis  Ausgabe 
des  Virgilcodex  und  zu  Bianchinis  „Istoria 
Ecclcsiastica"  mitgearbeitet.  Einen  Antonio 
Barbazsa,  der  in  Rom  um  1670  (Druckfehler?) 
gearbeitet  habe,  erwähnt  Zani  Enc.  III  65. 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Barbazza,  Francesco,  italien.  Kupferste- 
cher, tätig  zu  Rom  am  Ende  des  18.  Jahrh. 
Er  hat  nach  Ant.  Barbazza  den  Aloysius  Cen- 
turionus  Januensis  und  nach  Francesco  Pan- 
nini  eine  Reihe  von  Ansichten  römischer 
Gebäude  (Calcografia  Romana  1797)  und 
Visitenkarten  gestochen. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Kunst-Chronik  N.  F. 
VIII  (1897)  275.  P.  K. 

Barbe,  französ.  Glockengießer,  goß  laut  In- 
schrift 1544  die  Glocke  der  Kirche  zu  Fon- 
tcnay-le-Vicomte. 

Champcaux,  Dict.  d.  fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Barbe,  Genfer  Goldschmiedefamilic  der  zwei- 
ten Hälfte  des  17.  und  ersten  Hälfte  des  18. 
Jahrh.,  nur  urkundlich  bekannt. 

Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  H.  V. 

Barbe,  La,  s.  Pins,  Hennequin  du. 

Barbe,  A n c e 1 e t,  Pariser  Goldschmied  u. 
Graveur  von  Jetons,  fertigte  Jetons  für  meh- 


rere hohe  Persönlichkeiten,  darunter  1503  für 
den  Sieur  de  Taillebourt,  1513  für  Suzannc, 
Herzogin  von  Bourbon. 

Forrer,  Biogr.  dict.  of  medallists.  — R o n - 
d o t,  Les  midailleurs  etc.  en  France  173.  — 
M a z e r o 1 1 e,  Les  medailleurs  frangais,  1902. 

Frid.  Alxrin. 

Barbe,  Antoine,  französ.  Architekt,  wird 
1656  unter  den  zur  Erhaltung  des  Louvre 
angcstellten  Architekten  erwähnt. 

Nouvelles  Archives  de  l’art  frang.  I 1872.  p.  9. 

H.  V. 

Barbe,  Claude,  französ.  Maler  und  Bild- 
hauer, seit  1653  Mitglied  der  Academie  de  St. 
Luc  zu  Paris;  übernahm  1674  die  Ausführung 
verschiedener  Arbeiten  im  Hause  des  ehe- 
maligen conseillcr  du  roi  Claude  Baudoin  in 
der  rue  St.  Louis  en  lTlc. 

Revue  univers.  des  arts  1861,  p.  325.  — L a m i, 
Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV  (1906). 

S.  Lami. 

Barbe,  G u i 1 1 a u m e und  Jean,  Glas- 
maler in  Rouen  im  15.  Jahrh.,  werden  ur- 
kundlich als  mittätig  an  den  Fenstern  der 
Kathedrale  von  Rouen  erwähnt.  Jean  B. 
führte  auch  in  Gemeinschaft  mit  Ant.  Che- 
ncssen  die  Fenster  des  Schlosses  Gaillon  aus. 

Labarte,  Histoire  d.  arts  industr.  1872.  •• 

Barbe,  Jacques,  französ.  Architekt,  wird 
am  25.  7.  1527  als  am  Bau  der  Kathedrale  von 
Limoges  tätig  erwähnt,  woselbst  die  zwischen 
1515  und  1530  errichtete  Nordfassadc  ihm 
zugeschrieben  werden  dürfte. 

Louis  Bourdery  in  Reunion  d.  Societ.  d. 
Beaux-Arts.  XX  312  u.  f.  H.  V. 

Barbe,  Jacques,  französ.  Bildschnitzer, 
seit  1668  Mitglied  der  Acad.  de  St.  Luc  zu 
Paris;  schnitzte  1670  für  den  garde-meuble 
du  roi  vier  große  Schränke  aus  Eichenholz, 
arbeitete  1676 — 78  in  St.  Germain-en-Laye, 
Versailles  und  Clagny  und  f 1679. 

Revue  univers.  des  arts  1861,  p.  329.  — Lami, 
Dict.  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV.  S.  Lami. 

Barbe,  J e h a n 1 a,  Illuminator,  in  Dijon 
um  1490  erwähnt. 

Gaz.  d.  b.-arts,  III«  Per.  VI  170. 

Barbe,  Jean,  s.  auch  Barbe,  Guill. 

Barbe,  Jean  Baptist e,  Zeichner,  Kup- 
ferstecher und  Kupferstichverleger  in  Ant- 
werpen, getauft  daselbst  am  28.  7.  1578. 
Schüler  von  Philips  Galle,  wurde  1610  Mei- 
ster in  der  St.  Lukasgilde.  In  der  Zwischen- 
zeit war  er  in  Italien  und  begegnete  dort 
Rubens.  Nach  seiner  Rückkehr  nach  Ant- 
werpen heiratete  er  Christine  Wiericx,  eine 
Tochter  des  Stechers  Hieron.  Wiericx.  1633 
führte  er  einen  Prozeß  gegen  N.  Lauwers 
wegen  Usurpation  von  Privilegien,  in  dem 
die  meisten  Antwcrpener  Künstler  der  Zeit, 
Rubens  mit  einbegriffen,  als  Zeugen  vor- 
kamen. Er  starb  in  Antwerpen  1649  und 
wurde  in  der  Hauptkirchc  begraben.  Sein 
Bildnis,  von  van  Dyck  gemalt,  hat  Schelte 
a Boiswert  für  die  Ikonographia  gestochen. 
Seine  Blätter  zeigen  dieselbe  Manier  wie  die 


466 


• • Ml  I 


I 


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Barb6  — Barbella 


der  Galle  und  Wiericx,  die  nämliche  außer- 
ordentlich feine  und  sorgsame  Behandlung. 
Man  hat  von  diesem  fleißigen  Künstler  eine 
Menge  sowohl  nach  seiner  eigenen  Erfindung, 
als  nach  andern  Meistern  gestochener  Heili- 
gen- und  Andachtsbildchen,  die,  im  Geist  und 
Geschmack  der  jesuitischen  Religiosität  ge- 
dacht, zu  seiner  Zeit  sehr  gesucht  waren. 

Zu  dem  ausführlichen  Oeuvreverzeichnisse, 
das  E.  Kolloff  in  J.  Meyers  Kstlerlex.  gibt, 
ist  hinzuzufügen:  1)  zu  No.  75.  Vita  beati 
P.  Ignatii  Loyolac,  Rom  1609,  78  Bll.  4»o,  als 
Komposition  dem  Rubens  zugeschrieben,  doch 
als  solche  zweifelhaft;  2)  Die  hl.  Cecilie, 
oval,  für  das  Werk  des  Agilonius : Opticorum 
libri  VI,  Antwerpen  1613. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  720  ff.  — Hymans, 
Histoire  de  la  Gravüre  dans  l’Ecole  de  Rubens 
26 — 36.  — A.  v.  Wurzbach,  Niederl.  Kstler- 
lex. — Mit  Notizen  von  H.  Hymans.  R. 

Barbe,  Jules  Edouard  Desire,  Still- 
lcbenmaler  in  Paris,  geb.  daselbst,  Schüler 
von  Dieterle  und  Sechan,  stellte  in  den  Salons 
1865 — 1876  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gfn.  u.  Suppl. 

H.  V. 

Barbecca,  s.  Giovanni  di  Feo. 

Barbedienne,  Ferdinand,  Fabrikant  von 
Bronzen,  geb.  am  10.  1.  1810  zu  St.  Martino 
de  Fresnoy  (Calvados).  Seine  Eltern  waren 
einfache,  mittellose  Bauern  und  schickten  1822 
ihren  Sohn  nach  Paris,  wo  er  einige  Zeit  bei 
einem  Sattler  und  dann  4 Jahre  bei  einem 
Tapetenhändler  arbeitete.  Nach  einigen  Jah- 
ren der  Tätigkeit  in  derselben  Branche  fand 
er  die  Mittel,  die  ihm  erlaubten  auf  eigene 
Kosten  in  kurzer  Zeit  eines  der  wichtigsten 
Handelshäuser  der  Hauptstadt  zu  gründen. 
1833  schloß  er  sich  mit  Ungestüm  der  roman- 
tischen Bewegung  an  und  auf  den  Rat  von 
Künstlern  versuchte  er  die  Meisterwerke  der 
französ.  u.  italien.  Renaissance  in  Bronze  zu 
reproduzieren.  1839  assoziierte  er  sich  mit 
einem  Erfinder  Achille  Collas,  dessen  ge- 
schickten Versuchen  es  gelungen  war.  die 
größten  Kunstwerke  mathematisch  zu  verklei- 
nern. Durch  das  Verfahren  Collas’  kannte 
Barbedienne  keine  Schwierigkeiten  mehr,  die 
besten  Kunstwerke  unserer  europäischen  Mu- 
seen in  allen  Formaten  herzustellen.  Mit 
Hilfe  von  300  Arbeitern  und  Künstlern  fabri- 
zierte er  durchschnittlich  1200  Stück  im  Jahr. 

Leider  hatte  das  Unternehmen  Barbedienne- 
Collas  nach  einem  großen  Erfolg  kritische 
Zeiten,  da  eine  finanzielle  Krise  es  zu  ruinie- 
ren drohte.  Jedoch  gelang  es  durch  Arbeit 
und  unausgesetzte  Energie  das  Werk  fortzu- 
setzen, die  Werkstätten  und  die  Produktion 
zu  vergrößern  und  zu  vervollkommnen,  sowie 
die  Fabrikation  von  Bronzen  zu  dekorativen 
Zwecken  neu  anzufügen.  Barbedienne  ist  cs 
zu  verdanken,  daß  die  Meisterwerke  der  Pla- 
stik zum  Allgemeingut  wurden,  die  ohne  ihn 


so  gut  wie  unbekannt  geblieben  wären,  und 
hierdurch  gewinnt  er  die  Berechtigung,  in 
diesem  Werke  erwähnt  zu  werden.  Auch 
japanische  Bronzen  und  chinesische  Emaillen 
brachte  er  in  die  Mode;  diese  führte  er  mit 
größter  Sorgfalt  weniger  in  cloisonne  als  in 
champ  leve  aus.  1850  wurde  er  mit  dem 
Ameublement  der  Salons  des  Pariser  Rat- 
hauses betraut.  1855  erhielt  er  die  Ehren- 
medaille auf  der  Pariser  Weltausstellung  und 
von  Jahr  zu  Jahr  bis  zu  seinem  Todesjahre 
1892  unzählige  Auszeichnungen. 

Gazette  d.  b.-arts  I P*r.  XXIII  420,  422—25, 
428,  433,  XXIV  76,  78—79.  — J.  Falke,  Die 
Kunstindustrien  der  Gegenwart,  Leipzig  1868, 
101,  103.  — Kunst  und  Kunstindustrie  auf  der 
Wiener  Weltausst.  1873,  herausg.  von  C.  von 
Lützow,  Leipzig  1875  p.  146/7,  327.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Vict.  Champier,  Ferd.  Bar- 
bedienne. G.  Geffroy. 

Barbedor,  G u i 1 1 a u m e.  Pariser  Gold- 
schmied um  1439 — 79,  und  Stammvater  einer 
während  des  15.  und  16.  Jahrh.  tätigen  Gold- 
schmiedefamilie, unter  deren  Mitgliedern  je- 
doch nur  Jehan  B.  erwähnenswert  ist,  der 
1494  für  Karl  VIII.  einen  Schmuck  mit  3 
figurengezierten  Kameen  lieferte. 

Bf  rard,  Dict.  biogr.  1872.  — Forrer, 
Biogr.  Dict.  of  Medallists  1904  I.  H.  V. 

Barbee,  William  Randolph,  ame- 
rikan.  Bildhauer,  der  in  der  ersten  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts  einen  großen  Ruf  be- 
saß. Gestorben  im  Juni  1868  in  Virginien. 
Heute  kennt  man  eigentlich  nur  noch  seine 
etwas  exzentrische  Statue  „Kokette“.  — Sein 
Sohn  Herbert  war  auch  Bildhauer. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  724. 

Edmund  von  Mach. 

Barbei,  s.  Barbe y. 

Barbella,  Costantino,  italien.  Maler, 
geb.  1852  in  Neapel,  lebt  in  Chieti.  Schüler 
der  Neapeler  Kunstakademie.  1874  debü- 
tierte er  auf  der  Promotrice-Ausstellung  mit 
dem  Gemälde  „Duc  contadinelli  abruzzesi“, 
das  vom  König  von  Italien  für  die  Gemälde- 
sammlung zu  Capodimonte  angekauft  wurde. 
Seitdem  beschickte  er  die  Kunstausstellungen 
mit  frischen  und  lebensvollen  Darstellungen 
aus  den  Abruzzen.  Diese  Gemälde  fanden  in 
viele  Kunstsammlungen  Italiens  und  des  Aus- 
landes Eingang.  Auch  als  Porträtist  hat  B. 
Hervorragendes  geleistet,  insbesondere  mit 
den  1899  in  Venedig  ausgestellten  Porträts 
der  Musiker  Braga  und  Mascagni. 

M.  Deila  Rocca,  L’Arte  modema  in  Italia 
(1883)  p.  351  ff.  — Gubernatis,  Diz.  d.  Art. 
Ital.  Viventi  (1889).  — L.  Lucilio  in  Natura 
ed  Arte  1895 — 96,  II  376.  — W i 1 1 a r d,  History 
of  mod.  ital.  art  (1898)  p.  177  ff.  — Lo  scultore 
C.  B.  in  „Regina“  1907,  No.  11-12,  p.  14  ff.  — 
Vita  Ital.,  1895,  vol.  2 p.  452.  — Rivista  Abruz- 
zese.  1894,  vol.  9 p.  262;  1890,  vol.  11  p.  223  ; 
1897,  vol.  12  p.  29.  — Secolo  XX,  1906,  p.  707. 

N.  Tarchiani. 

Barbella  (oder  Barbello) , Giovanni 
Giacomo,  italien.  Maler  u.  Kupferstecher, 

30* 


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467 


Barber 


geb.  1590  in  Crema,  f 1656 ; tätig  in  Bergamo, 
wo  er  für  S.  Lazzaro  das  von  Pasta  beson- 
ders gerühmte  Altarbild  mit  dem  Titular- 
heiligen  der  Kirche  malte,  und  in  Brescia, 
wo  er  für  S.  Francesco  den  Kirchenheiligen 
im  Paradiese  darstellte.  Außerdem  soll  B. 
nach  Franc.  Paglias  Beschreibung  der  Kunst- 
schätze von  Brescia  (vom  Anf.  des  17.  Jahrh.) 
im  Oratorio  di  S.  Rocco  zu  Brescia  eine  Reihe 
von  Fresken  gemalt  haben,  zu  denen  angeb- 
lich Agostino  Avanzi  die  architektonischen 
Prospekte  ausführte.  Zani  sah  von  ihm  eine 
Handzeichnung,  darstellend  eine  Heilige,  die 
durch  ihre  Fürbitte  Seelen  aus  dem  Fege- 
feuer befreit;  u.  signiert  „Gio.  Giacomo  Bar- 
bella D.“.  Als  Kupferstecher  ist  B.  bekannt 
geworden  durch  einen  dem  Sr.  Conte  Pon- 
zoni  zugccigncten  Foliostich,  darstellend  die 
Madonna  in  Gloria  mit  2 Heiligen  und  sig- 
niert „Jac.  Barbella  pinx.  et  sc.  1634“. 

Averoldo,  Scelte  pitt.  di  Brescia  (1700). 

— Pasta,  Le  pitt.  not.  di  Bergamo  (1775).  — 
Zani,  Encicl.  (1820)  III  65,  285,  nota  31.  — 
Brognoli,  Guida  di  Brescia  (1826).  — Ro- 
sin i,  Storia  pitt  d.  Italia  (1834)  III  210.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  II  724;  cf.  455  (u.  Avanzi). 

— Napoli  Nobiliss.  VII  18.  R. 

Barber,  Charles  Burton,  engl.  Tier- 
maler, geb.  in  Great  Yarmouth  1845,  tätig  in 
London  und  f daselbst  am  27.  11.  1694,  Schü- 
ler der  Academy  Schools  in  London.  Er 
malte  meist  Hundeporträts,  auch  kombiniert 
mit  Kinderporträts;  so  auch  die  Lieblings- 
hundc  der  Königin  Viktoria  zusammen  mit 
ihren  Enkeln.  Er  stellte  von  1886—1893 
regelmäßig  in  der  Roy.  Academy  aus. 

B r y a n.  Dict.  of  painters  etc.  — Graves, 
Roy.  Acad.  of  Arts  1905  I 107.  N.  Peacock. 

Barber,  Charles  E.,  geb.  London  1840. 
Wurde  1869  als  Graveur  an  der  Ver.  St. 
Münze  in  Philadelphia  angestcllt.  Seine 
besten  Arbeiten  die  Garfield-Arthur-Medaille, 
Indian  peace  medal  und  das  große  Siegel  der 
Ver.  Staaten.  Folgte  seinem  Vater,  William 
Barber,  1880  als  Hauptgraveur  der  Münze. 

D.  Mc  N.  Stauffer,  Americ.  engravers  1907. 

E.  Richter. 

Barber,  Charles  Vincent,  engl.  Land- 
schaftsmaler, geb.  in  Birmingham,  tätig  in 
Liverpool,  zuerst  Lehrer,  seit  1813  Präsident 
des  Institute  of  Art.  1812  wurde  er  Associatc 
der  Water-Colour  Society,  deren  Ausstellungen 
er  1818 — 16  beschickte.  Er  war  regelmäßig 
in  den  Lokalausstcllungen  vertreten,  gelegent- 
lich auch  (1829  u.  1849)  in  der  Roy.  Aca- 
demy. Sein  eigentliches  Gebiet  waren  Land- 
schaften mit  Figuren  und  Stimmungsbilder 
wie  Sonnenaufgänge,  neblige  Tage,  Abend 
nach  dem  Regen  und  ähnliche  Motive.  In- 
des ist  er  doch  nur  zu  lokalem  Ruf  gekom- 
men. Er  starb  in  Liverpool  im  Januar  1854. 

Rcdgravc,  Dictionary  1878  u.  Water-Colour 
Paintings  1877  p.  73.  — The  Art  Journal  1854 
p.  50  (Nekrolog).  — J.  L.  R o g c t,  Hist,  of  old 
Water-Colour  Society  1891  I 341.  ** 


Barber,  Christophe  r,  engl.  Porträt- 
miniaturist, geb.  um  1736,  f in  Marylebone, 
London,  am  8.  3.  1810.  Itn  Jahre  1763  wurde 
er  Mitglied  der  Incorporated  Soc.  of  Artists, 
aber  1765  wieder  ausgeschlossen,  da  er  mit 
der  konkurrierenden  Free  Society  ausgestellt 
hatte.  Von  1770 — 1808  zeigte  er  zahlreiche 
Damenporträts  in  Crayon  wie  in  Ölmalerei, 
auch  einzelne  kleine  Landschaften  und  1808 
sein  Selbstporträt,  in  der  Roy.  Academy. 

Redgrave,  Dict  1878.  — Graves,  Roy. 
Acad.  of  Arts  I 107.  — W i 1 1 i a m s o n,  Hi- 
story  of  portr.  miniatures,  London  1904  (Tafel 
LXXV  5 u.  7 Abb.  von  2 Kinderportrats). 

N.  Peacock. 

Bazber,  D.,  Porträtmaler  um  1828  in  Lon- 
don, um  1837  in  Paris,  stellte  in  diesen  Jah- 
ren in  der  Roy.  Academy  in  London  ver- 
schiedene Porträts  aus. 

Grave«,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 108.  •• 

Barber,  ).,  engl.  Medailleur,  führte  1814 
eine  schöne  Medaille  auf  die  Wiederherstel- 
lung des  Friedens  in  Europa  aus,  ferner  1838 
als  sein  bestes  Werk  die  Porträtmedaille  auf 
Geo.  Walter  und  1841  eine  sehr  seltene  Me- 
daille auf  Sir  Charles  Nappier.  In  den  Jah- 
ren 1823 — 1838  war  er  mehrfach  mit  Porträts, 
einer  Pferdegruppe,  Medaillen  usw.  in  der 
Roy.  Academy  vertreten. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Graves, 
The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 108.  — Forrer. 
Dict.  of  medallists  I 122.  ** 

Barber,  J.,  engl.  Kupferstecher  um  1830, 
stach  malerische  Ansichten  von  der  Isle  of 
Wight,  aus  Schottland  usw. 

Meyer,  Kstlerlex.  II  725.  ** 

Barber,  John  Thomas,  s.  Beaumont, 
John  Th.  Barber. 

Barber,  John  (?)  Vincent,  engl.  Land- 
schaftsmaler und  Zeichner,  geb.  vermutlich 
in  Birmingham  gegen  Ende  des  18.  Jahrh., 
wo  sein  Vater  Joseph  (1757 — 1811)  Zeichen- 
lehrer war,  f in  Rom  bald  nach  1830.  In 
der  Roy.  Academy  war  er  1812 — 1830  mit 
Bildern  wie:  Luganer  See,  Morgen,  Abend 
u.  a.  vertreten.  Er  war  auch  an  den  Illu- 
strationen für  „Graphic  Illustrations  of  War- 
wickshire“  (1829)  mit  anderen  namhaften 
Aquarellmalern  beteiligt. 

Redgrave,  Dict.  1878.  — Graves,  Roy. 
Academy  of  Arts  I 108.  — Dict.  Nat.  Biography. 

N.  Peacock. 

Bazber,  John  Warner,  amerik.  Holz- 
und  Kupferstecher;  geb.  Windsor,  Conn.  am 
2.  2.  1798,  f New  Haven,  Conn.  Juni  1885. 
Gab  eine  Anzahl  geschichtlicher  u.  religiöser 
Werke  heraus,  deren  selbstverfaßten  Text  er 
mit  hunderten  von  kleinen  selbstgezeichneten 
Holzstichen,  zuweilen  auch  Kupferstichen, 
ausstattetc. 

W.  J.  L i n t o n,  History  of  Wood-engravinß 
in  America.  — Appleton,  Cyclop.  of  American 
Biography.  E.  Richter. 

Barber,  Joseph  Moscley,  engl.  Maler, 
früher  in  Birmingham,  später  in  Chclsea,  de- 


468 


Barber  — Barben 


butierte  1859  in  der  Ausst.  der  Institution  of 
Fine  Arts  mit  dem  Genrebilde  „Falsehood, 
and  a Mother’s  Admonition“  u.  stellte  Land- 
schaften und  Genrebilder  in  der  Roy.  Aca- 
demy von  1864 — 78,  auf  anderen  Ausstellun- 
gen bis  1889  aus.  Er  hatte  in  Birmingham 
David  Cox  und  John  Pye  zu  Schülern. 

The  Art  Journal  1859,  121.  — J.  L.  Roget, 
Hist,  of  the  Old  Water-Colour  Soc.  I 331/2.  — 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 108.  ** 

Barber,  Lucius,  s.  Barbor. 

Barber,  R.(?),  unbekannter  engl.  Zeichner 
um  1775,  von  dem  das  British  Mus.  2 Illu- 
strationen zu  Sterne's  „Sentimental  Journey“ 
besitzt. 

B i n y o n,  Catal.  of  drawings  etc.  in  the  Bri- 
tish Mus.  I 67.  *• 

Barber,  Reginald,  engl.  Genre-  u.  Por- 
trätmaler der  Gegenwart  in  Manchester, 
stellte  1885 — 93  in  der  Roy.  Academy,  1894/5 
im  Pariser  Salon,  später  meist  in  Manchester 
aus.  ** 

Barber,  Thomas,  engl.  Porträtmaler  in 
Nottingham,  geh.  daselbst  um  1708,  f ebenda 
am  12.  9.  1843.  Er  hatte  (nach  Rcdgrave) 
einigen  Unterricht  bei  Sir  Th.  Lawrence  ge- 
nossen und  malte  unter  dessen  Einflüsse,  aber 
ohne  rechte  Kraft  u.  Ausdruck  Porträts,  die 
ihm  wenigstens  einen  lokalen  Ruf  verschafft 
zu  haben  scheinen.  1810 — 1829  stellte  er  wie- 
derholt in  der  Roy.  Academy  aus,  darunter 
1819  auch  ein  Porträt  der  Mrs.  Siddons. 
Auch  einige  Landschaften  hat  er  gemalt. 

Rcdgrave,  Dict.  1 878.  — Graves,  Roy. 
Acad.  of  Arts  1905  I 109.  N.  Peacock. 

Barber,  W.  T.  S c o 1 1,  engl.  Miniaturmaler, 
früher  in  Clifton,  später  in  Florenz  tätig, 
sandte  1893 — 1901  zahlreiche  Porträtminia- 
turen in  die  Roy.  Acadcmy-Ausstcllungcn. 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 108.  *• 
Barber,  William,  geb.  London  am  2.  5. 
1807,  t Philadelphia  am  31.  8.  1879.  Kam 
mit  seinem  Vater  John  B.  nach  Amerika, 
lernte  von  diesem  das  Stechen  auf  Silbergerät 
und  betrieb  diese  Tätigkeit  10  Jahre  in  Bo- 
ston. Wurde  1865  Assistent  des  James  B. 
Longacre  an  der  Ver.  St.  Münze  in  Phila- 
delphia und  folgte  diesem  1869  als  Haupt- 
gravettr. 

D.  Mc  N.Stauffer,  Americ.  engravers  1907. 

E.  Richter. 

Barber,  William  Thompson,  Minia- 
turporträtmalcr  in  London,  war  mit  zahl- 
reichen Miniaturporträts  (meist  von  Damen) 
in  der  Roy.  Acad.  von  1876 — 85  vertreten. 
Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 109.  *• 
Barbera  (la),  Vincenzo,  italicn.  Maler 
des  17.  Jahrh.,  aus  Termini.  In  der  Kirche 
San  Domcnico  seiner  Vaterstadt  wird  ein 
Bild  mit  der  Darstellung  des  hl.  Cosimo  er- 
wähnt. — Ferner  findet  man  seinen  Namen 
auf  einem  großen  Stiche  mit  der  Bezeich- 
nung: Arcus  genvensis  nationis  Vincentius 
Barbera  inv.  et  pict.  (1  Exemplar  in  der 
Bibi.  Nat.  in  Paris). 


R o s i n i,  Storia  d.  pitt.  VI  176.  — G u i 1 - 
m a r d,  Les  maitres  omemanistes,  Text.  p.  312. 

*• 

Barbereau,  Claude,  Maler,  nur  bekannt 
durch  Erwähnung  seiner  Aufnahme  in  die 
Acad.  de  Saint-Luc  in  Paris  am  17.  10.  1671. 

Revue  univers.  d.  arts  XIII  330.  H.  V. 

Barberet,  Goldschiniedefamilie  in  Lyon,  de- 
ren Mitglieder  Fronfois  (1623 — 1628),  Clau- 
de (1680—1705)  und  Pierre  (1704—1712) 
nur  urkundlich  bekannt  sind. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  fran;.  3«  Serie,  IV. 
1888,  p.  105,  109,  111.  H.  V. 

Barberi,  C.,  Goldschmied  zu  Anfang  des 
19.  Jahrh.  in  Petersburg(  ?).  Von  ihm  Dosen 
mit  Mosaikdarstellungcn  auf  der  Petersbur- 
ger Ausstellung  1885. 

Notiz  von  M.  Rosenberg.  •* 

Barberi,  Enrico,  italien.  Bildhauer  und 
Schriftsteller,  geb.  am  22.  7.  1850  in  Bologna, 
Schüler  u.  späterhin  Lehrer  an  der  dortigen 
Accademia  di  Belle  Arti.  Seine  späteren 
Hauptwerke  sind  neben  einer  Statue  des  hl. 
Franziskus  (in  der  Chiesa  dei  Cappuccini  zu 
Imola)  einige  Grabmonumente  in  der  Certosa 
zu  Bologna,  darunter  diejenigen  der  Familien 
Trombetti,  Bisteghi  u.  Cavazza.  1896 — 97 

schuf  er  das  Denkmal  für  Marcello  Malpighi 
zu  Crevalcore  bei  Bologna  mit  der  bronzenen 
Sitzstatue  dieses  großen  Bologneser  Arztes  u. 
Naturforschers. 

T.  Tozzi  in  Natura  ed  Arte  1892 — 93,  II 
601—9  (mit  Abbildgn.) ; cf.  1896-97,  II  664  u. 
662  (Abbildg.).  — L’Italia  artistica  e Industriale 
(Roma)  1893,  p.  5.  — La  Vita  Italiana  1895, 
p.  234.  E.  Verga. 

Barberi,  Francesco,  Bildhauer  aus  Rom, 
18.  Jahrh.,  nach  Zanis  unvollständiger  Angabe 
(Enc.  met.  III  66),  wohl  identisch  mit  dem 
von  Erculei,  Catalogo  etc.  d’intaglio  (Rom 
1885)  p.  112  erwähnten  gleichnamigen  Holz- 
bildhauer in  Sizilien.  H.  V. 

Barberi,  Giovanni,  Architekt  und  Archi- 
tekturmalcr  in  Rom,  entwarf  1786  den  Pro- 
spekt der  neuen  Sakristei  der  Peterskirche. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barberi,  Michel  Angel  o,  Mosaicist  in 
Rom,  19.  Jahrh.  Seine  Arbeiten  gehören  zu 
den  vorzüglichsten  Leistungen  der  neueren 
italienischen  Mosaikkunst.  1843  vollendete  er 
für  den  Kaiser  von  Rußland  zwei  große  Mo- 
saiktafeln, welche  die  Stadt  Rom  in  den  4 
Hauptepochen  ihrer  Geschichte  darstellen, 
1854  im  Aufträge  des  Fürsten  Demidoff  in 
Florenz  ein  Mosaikbild,  das  Forum  romanum, 
das  wegen  seiner  harmonischen  Farbenwirkung 
besonders  gerühmt  wird.  Ein  anderes  Mo- 
saik desselben,  den  Triumph  der  Liebe  dar- 
stellend, wird  unter  den  Kunstwerken  des 
kaiserl.  Museums  in  St.  Petersburg  erwähnt. 

Kunstblatt  1843  p.  368  ; 1854  p.  87,  450.  — 
PeTpoBi,  KpaTKoe  0603p.  mosousk.  ataa  oeoö.  bt> 
Pocciu  (Petrow,  kurze  Übersicht  der  musivi- 
schen Kunst,  bes.  in  Rußland).  St.  Petersburg 
1864,  p.  56,  57,  63,  64.  — G.  C.  S e r v i,  Su  di 
una  tavola  in  Musaico  rappr.  le  24  ore  del 


469 


Barberiis  — Barbet 


giorno  in  Roma,  eseguita  da  M.  Barberi.  s.  1. 
n.  d.  8vo.  — Alcuni  Musaici  usciti  d.  Studio  del 
Cav.  M.  Barberi,  22  pl.  fol.  Roma  1S56.  — Gaz. 
d.  b.-arts,  Ile  Per.  XVI  10.  — L’Art  XX  40  (mit 
Abb.).  ** 

Barbtriis,  E.  d e,  Landschafts-,  Genre-  und 
Porträtmaler  in  Marseille,  stellte  in  den  Pa- 
riser Salons  1883 — 1901  fast  alljährlich  aus 
(Schlachtfeldszenen:  „Fgares“  1893.  — „Fra- 
ternite  1894  etc.). 

Kat.  d.  Salon.  H.  V. 

Barberi»,  P i c t r o d e,  italien.  Bildhauer  in 
Neapel,  wo  er  1684  den  Marmordekor  des 
Altarchores  von  S.  Croce  di  Lucca  und  1688 
die  Weihwasserbecken  für  dieselbe  Neapeler 
Kirche  ausführte. 

C e c i in  Napoli  Nobiliss.  XII  147.  C.  Ceci. 

Barberiii,  Le  Chevalier,  französ.  Architekt 
und  Ingenieur,  fertigte  um  1777  die  Pläne 
zu  dem  von  Dupoux  und  Martin  ausgeführ- 
ten Zeughause  zu  Lyon. 

Baucfaal,  Dict.  d.  archit.  franc.  H.  V. 

Barberim,  Giovanni  Battist a,  lom- 
bard.  Bildhauer,  geb.  in  Laino  di  Val  d’Intelvi 
bei  Como  (nach  anderen  aus  Mendrisio  stam- 
mend), f 1666  in  Cremona.  Letztere  Stadt 
besitzt  von  seiner  Hand  in  der  Kirche  S. 
Agostino  außer  verschiedenen  Stuccoarbeiten 
eine  Anzahl  plastischer  Passionsszenen:  Man- 
tua im  Palazzo  dei  Sordi  gleichfalls  Stucco- 
arbeiten und  einige  Statuen;  Bologna  in  S. 
Petronio  verschiedene  Ornamentskulpturcn  am 
Hochaltäre,  am  Sakramentshause  und  am  Or- 
gelgehäuse. 

Malvasia,  Le  pitture  di  Bologna  (1686)  p. 
241.  — P a n n i,  Cose  notevoli  di  Bologna  p.  83, 
86,  90.  — B i a n c o n i,  Guida  di  Bologna  (1826) 
p.  114.  — M.  C a f f i,  Di  alc.  archit.  e scult.  d. 
Svizzera  ital.  (1885)  p.  18.  — Arch  Stör.  Lomb. 
XII  65 — 85.  St.  Lottici. 

Barberino,  Francesco  da.  Dichter  und 
Allegorienzeichner  in  Florenz  und  Treviso 
in  der  1.  Hälfte  des  14.  Jahrh. 

Alb.  Zenatti,  Trionfo  d’Amore  cd  altrc 
allegorie  di  Franc,  da  Barberino  (Rivista  d'Italia 
1891  fase.  7—8).  — L’Arte  V 1902  p.  1 ff. 

Barberis,  Luigi,  Architekt  in  Turin,  wo 
er  1764  die  Fassade  der  Karmeliterkirche  S. 
Teresa  ausführte.  Außerdem  soll  er  nach 
Bartoli  die  Kapelle  der  Madonna  del  Rosario 
in  S.  Domenico  und  die  Cappella  de’  Sartori 
in  S.  Francesco  d’ Assisi  zu  Turin  neu  aus- 
gebaut haben. 

F.  Bartoli,  Not.  d.  pitt.  etc.  d'Italia  (1776) 
I 19,  23,  48.  • 

Barbery,  Louis,  französ.  Kupferstecher, 
tätig  in  Paris,  geb.  um  1652,  f am  28.  12. 
1729.  Er  ist  vielleicht  ein  Bruder  eines  gleich- 
zeitig in  Paris  tätigen  Stechers  (oder  Ver- 
legers) Charles  B.,  denn  einige  Blätter  von 
Louis  tragen  auch  die  Pariser  Adresse  des 
letzteren.  E.  Kolloff  in  Meyers  Kstlcrlcx.  II 
zählt  13  Stiche,  meist  biblische  Vorwürfe, 
Porträts,  einen  Plan  von  Paris  von  ihm  auf. 

J a I,  Dict.  crit.  2e  edit.  1872.  — Le  Blanc. 
Manuel  I 146.  J.  Guibert. 


Barbery,  Fra  Luigi,  Maler  aus  Savoyen, 
um  1670 — 90,  Schüler  des  P.  Pozzi  und  Ge- 
hilfe desselben  bei  der  Ausmalung  der  Kup- 
pel der  Kirche  S.  Bartolomeo  in  Modena. 

Er  wird  häufig  mit  dem  gleichzeitigen  Pa- 
riser Stecher  Louis  B.  verwechselt. 

C a m p o r i,  Gli  artisti  ital.  etc.  estensi  1855. 

H.  V. 

Barbesti,  Giambattista,  Maler  aus  Mai- 
land, um  1700,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III  68) 
erwähnt.  fj.  V. 

Barbet,  A d r i c n,  Medailleur  und  Stein- 
schneider in  Paris,  geb.  daselbst  am  9.  9. 
1832,  Schüler  von  Caillouette  und  Levasseur, 
stellte  in  den  Salons  1864 — 1882  wiederholt 
Medaillen  und  Kameen  mit  Porträts  usw.  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  u.  Suppl. 

H.  V. 

Barbet,  J.,  Architekt,  Frankreich,  um  1635. 
Nach  ihm:  Livre  D’Architccture  d’Autels,  et 
de  Cheminees  de  J.  Barbet.  Grave  ä I’eau 
forte  Par  A.  Bosse.  1632.  — Ein  Architekt 
Barbet  — vielleicht  identisch  mit  Obigem  — 
baute  1642 — 1653  einen  Glockenturm  „ä  la 
moderne“  auf  den  Nordturm  der  Kathedrale 
von  Orleans. 

Guilmard,  Maitrcs  omemanistes.  S.  49.  — 
Buzonnicrc,  Histoire  d'Orleans. 

Barbet,  Jean  (genannt  Barbet  de  Lyon), 
Bildhauer  und  Bronzegießer  in  Lyon.  1475 
modellierte  und  goß  er  eine  mächtige  bron- 
zene Engelfigur,  die  ein  hohes  und  schlankes 
Kreuz  in  der  Linken  hält  und  auf  der  Rück- 
seite des  linken  Flügels  die  gotische  Inschrift 
zeigt:  „Le  XXVIIe  jour  de  mars  l’an  Mil 
CCCCLX  -f-  XV  Jehan  Barbet  dit  de  Lyon  fist 
cet  angelot“.  Diese  prächtige  spätgotische 
Bronzestatue  schmückte  bis  1867  eine  der 
Turmspitzen  des  Schlosses  Le  Lude  (Sarthe) 
als  Wetterfahne,  wurde  dann  im  Treppen- 
hausc  dieses  Schlosses  aufgestellt  und  ge- 
langte schließlich  in  die  Kunstsammlung  des 
Amerikaners  Pierpont  Morgan  (Gipsabguß  im 
Pariser  Trocadero-Mus.).  — Seit  1491  führte 
B.  den  Titel  „canonnicr  du  Roy“  und  war 
dann  mit  seinem  Bruder  Valentin  B.  bis  1512 
für  die  Stadt  Lyon  als  Kanonengießer  und 
Pulverfabrikant  tätig.  Zwei  von  der  Insel 
Rhodos  in  das  Pariser  Musee  d’Artilleric  ge- 
langte Kanonen  mit  den  Namensinschriften 
„Lc  Saint-Gilles“  und  „Le  Furieux“  zeigen 
die  Signatur  „faict  ä Lyon  1507“  und  sind 
daher  mit  Sicherheit  als  Erzeugnisse  der 
Barbctschon  Gießerwerkstatt  zu  betrachten. 
Jehan  B.  starb  um  1514. 

Gaz.  des  B.-Arts  1867,  II  316.  — Cham- 
peaux,  Dict.  des  Fondeurs  (1886).  — Lami, 
Dict.  des  Sculpteurs  (1898).  — Esnault,  Dict- 
des  artistes  etc.  Manceaux  (1899,  mit  Abbildg.). 

5.  Lami. 

Barbet,  P i e r k i n,  Maler  von  Arras,  um 
1470,  Schüler  des  Jacques  Lombart,  sonst 
nicht  weiter  bekannt. 

S i r e t,  Dict.  d.  peintres  3®  edit.  1883.  H.  V. 


470 


Barbet  — Barbiani 


Barbet,  Valentin,  s.  Barbet,  Jean. 

Barbett«,  Giovanni  Battist a,  Brescia- 
ner  Maler  um  1780,  ohne  Näheres  erwähnt  im: 

Arch.  Stör,  per  Trieste,  l'Istria  e il  Trentino 
III  96. 

Barbetta,  Paolo,  Baumeister  in  Venedig, 
der  nach  Sansovino  (Venetia  descr.  fol.  10b.) 
den  842  begonnenen  Bau  der  dortigen  Kir- 
che S.  Maria  formosa  1075  nach  dem  Vorbild 
des  mittleren  Teils  der  Markuskirche  zum 
Abschluß  brachte.  Die  Fassade  von  istrischem 
Stein  ist  jedoch  erst  durch  den  Senator  Vin- 
ccnzo  Capello  (t  1541)  hinzugefügt. 

Fälschliche  Angabe  von  Mothcs  (Geschichte 
der  Bauk.  u.  Bildh.  Vcned.  I 129)  : die  Kirche 
sei  1850  durch  Barbetta  restauriert  worden. 
Er  fügt  hinzu:  im  15.  Jahrh.  habe  Turin 
Tonon  die  Kirche  neu  bauen  lassen,  nachdem 
der  Blitz  eingeschlagen,  und  spätere  Aus- 
schmückung habe  jede  Spur  der  alten  Form 
vertilgt. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barbetta,  S i 1 v e s t r o (fu  Pietro),  Mosai- 
cist  an  San  Marco  in  Venedig,  urkundlich 
1492  und  1512  erwähnt. 

Archivio  Vcneto,  t.  XXXIII  parte  II,  anno 
XVII  N.  S.  (1887)  p.  40.  XXXIV  205.  — P. 
Saccardo,  Les  mos.  de  S.  Marc  ä Venise. 
1897  p.  40.  •* 

Barbette,  Josias  (Josie),  Email-  und  Mi- 
niaturmaler, geb.  in  Straßburg  um  1660, 
flüchtete  1685  nach  Kopenhagen,  f nach  1728. 
Von  seinen  Arbeiten  werden  erwähnt:  Bild- 
nisse des  Königs  Christian  V.  und  der  Kö- 
nigin Sophie  Hedcvig,  sowie  einige  „Tugen- 
den“ (im  Schlosse  Rosenborg).  — Sehr  zier- 
liche bezeichnete  Emailmalereien  von  ihm  aus 
den  Jahren  1690 — 98,  die  er  auf  seinen  Reisen 
gemalt,  befinden  sich  im  Museum  zu  Cassel, 
bei  Herrn  Bankdirektor  Klempcrer  in  Dresden 
und  Herrn  Dr.  List  in  Magdeburg.  Er  zeich- 
nete auch  manchmal  nach  seiner  Heimat: 
Argcntinae  (Notiz  v.  Dr.  E.  W.  Braun). 

B r i c k a,  Dansk  biograf.  Lex.  I 516.  — 
Weilbach,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

— Dussieux,  Artistes  frangais  ä l’6tranger 
p.  347.  — M o 1 i n i e r,  Dict.  des  Imailleurs  1885. 

— Curiosite  d’Alsace  II  163  (hier  Barbet.  Jos.). 

— H.  Meyer,  Straßb.  Goldschm. -Zunft  S.  219. 

A.  R. 

Barbetti,  Angiolo,  italien.  Bildschnitzer, 
geboren  im  Jahre  1803  in  Siena,  + um 
1880  in  Florenz;  mit  seinem  Heimatgenossen 
Manetti,  mit  den  Florentinern  Spighi  und 
Falcini  und  mit  dem  Bresciancr  Rosani  einer 
der  Wiedererweckcr  der  italien.  Bildschnitzer- 
und Intarsiatorenkunst.  Gemeinsam  mit  Ma- 
netti restaurierte  er  ein  altes  Schnitzaltar- 
werk in  der  Kirche  der  Contrada  della  Tar- 
tuca  zu  Siena  und  fertigte  dann  im  Anschlüsse 
an  ältere  Vorbilder  eine  Anzahl  trefflicher 
Originalarbeiten,  die  auf  verschiedenen  Kunst- 
ausstellungen prämiiert  wurden.  Nach  seiner 
Übersiedelung  nach  Florenz  errichtete  er  da- 
selbst eine  vielbesuchte  Bildschnitzcrschule, 


in  der  auch  seine  Söhne  Raffaello  und  Rinaldo 
ihre  Ausbildung  erhielten. 

Finocchietti,  Della  scult.  e tarsia  in 
legno  0873)  p.  210  f.,  221,  228;  sowie  in  L'Arte 
in  Italia  1869,  p.  112  ff.  — P.  P.  Cocchi,  In- 
tomo  ad  Angelo  c Rinaldo  Barbetti  (Florenz 
1879).  N.  Tarchioni. 

Barbetti,  Cristofano  di  Bartolo- 
me o,  Architekt  aus  Pistoia,  tätig  um  1538 
nach  Fioravanti  (Mem.  Car.  430).  Baute 
für  die  Venezianer  das  Kastell  Alma  Nuova. 

T o 1 o m e i,  Guida  di  Pistoia,  1821  p.  155. 

Walter  Bombe. 

Barbetti,  Raffaello,  italien.  Bildschnit- 
zer, geb.  1828  in  Siena  als  Sohn  des  Angiolo 
B.,  mit  dem  er  gleich  seinem  Bruder  Rinaldo 
gemeinschaftlich  auf  verschiedenen  Kunst- 
ausstellungen für  Schnitzarbeiten  prämiiert 
wurde. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  Viventi 
(1889).  N.  Tarchiani. 

Barbetti,  R i n a 1 d o,  italien.  Bildschnitzer, 
geb.  1830  in  Siena,  f 1903  in  Florenz.  Schü- 
ler und  Gehilfe  seines  Vaters  Angiolo  B., 
fertigte  dann  Statuetten  und  Flachreliefs,  die 
er  nach  eigenen  Tonmodellen  in  Holz 
schnitzte.  Seine  bekanntesten  Werke  sind: 
Die  Tür  der  russischen  Kirche  S.  Donato  mit 
24  Reliefdarstellungen  aus  dem  Alten  Testa- 
mente, die  in  Elfenbein  und  Ebenholz  ge- 
schnitzte Kassette  für  die  italien.  Königs- 
krone, 6 große  Reliefdarstellungen  aus  dem 
Alten  Testamente  für  die  Kollegiatkirche  zu 
Nottingham,  sowie  die  Decken-  und  Möbel- 
schnitzereien im  Kabinett  der  Camera  dei 
Deputati  zu  Rom.  Zahlreiche  Arbeiten  des 
Rinaldo  B.  wurden  auf  Kunstausstellungen 
prämiiert. 

F i o r e 1 1 i in  L’Esposiz.  Ital.  del  1861,  p. 
19  ff.,  23  ff.,  56.  — Finocchietti,  Della 
scult.  e tarsia  in  legno  (1873)  p.  226,  227;  sowie 
in  L’Arte  in  Italia  (1869)  p.  113  f.  — P.  P. 
Cocchi,  Intorno  ad  Angelo  c Rinaldo  Barbetti 
(Florenz  1879).  — Gubernatis,  Diz.  d.  Art. 
Ital.  Viventi  (1889).  N.  Tarchiani. 

Barbey  (Barbei),  Antonio,  Kupferstecher, 
tätig  in  Rom  in  der  zweiten  Hälfte  des  17. 
Jahrh.,  nach  der  Biographie  nationale  de  Bel- 
gique  vielleicht  niederländischer  Herkunft.  Er 
hat  einen  großen,  1697  veröffentlichten  Plan 
von  Rom  u.  36  Blätter  für  das  von  Domenico 
Rossi  1702 — 21  herausgegebene  „Studio  d'Ar- 
chitettura  civile  sopra  gli  ornamenti  . . . tratti 
da  alcune  fabbriche  insigni  di  Roma“  und  auch 
ein  Blatt  für  desselben  Verlegers  „Palazzi  di 
Roma“  gestochen. 

Meyer,  Kstlerlex.  — B o n i,  Biogr.  — Hei- 
necken, Dict.  (unter  Barberi).  P.  K. 

Barbi,  Francesco,  italien.  Maler  und 
Schriftsteller,  tätig  im  17.  Jahrh.  in  Brescia. 

Zani,  Encicl.  III  68.  — Fcnaroli,  Art. 
Bresciani,  Append.  R. 

Barbiani,  Andrea,  italien.  Maler,  geb.  um 
1709  in  Ravenna  als  Sohn  des  Dekorations- 
malers Pier  Damiano  B.,  + daselbst  1779.  In 
Ravenna  und  Rimini  sind  in  Kirchen  und 


471 


Barbiani  — Barbier 


öffentlichen  Gebäuden  seine  Bilder  sehr  zahl- 
reich. In  Ravenna  malte  er  in  der  Dom- 
kapellc  der  Madonna  del  Sudore  an  den  Trag- 
steinen  der  Kuppel  die  vier  Evangelisten  in 
Fresko  und  in  der  Kruzifixus-Kapelle  von  S. 
Domenico  schmückte  er  die  Kuppel  selbst  mit 
Freskomalereien.  Als  sein  bestes  Ölgemälde 
wird  ein  in  S.  Vitale  zu  Ravenna  befindliches 
Altarbild  gerühmt,  auf  dem  die  hl.  Gertrudis 
von  Engeln  gen  Himmel  getragen  wird. 
F.  Morghen  stach  nach  B. : S.  Angelo,  der 
Karmeliter  verkündet  dem  hl.  Franz  Xavier 
die  Stigmata,  dieser  jenem  das  Märtyrertum. 

Zani,  Encicl.  III  69.  — Cardoni,  Vite 
brevi  etc.  per  Ravenna  (1873)  p.  5.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — Ricci,  Guida  di  Ravenna,  1900. 

— Calzini  e Mazzatinti,  Guida  di  Forli, 

1893.  R. 

Barbiani,  Bartolommeo,  Maler  aus 
Montepulciano.  Von  ihm  eine  Altartafel 
(1632)  mit  einer  Szene  aus  der  Legende  der 
Kreuzfindung  in  S.  Maria  delle  Grazie  in 
Montepulciano,  andere  Altarbilder  in  S.  Mi- 
chele in  Stroncone  (1628) ; S.  Niccolö  in 
Montecastrilli  (1639) ; S.  Silvestro,  S.  Ilario 
(1640)  und  S.  Antonio  (1642)  in  Todi ; u.  S. 
Monaca  (1642)  in  Amclia. 

Guardabassi,  Ind.-guida  dei  mon.  dell' 
Umbria  (1872).  — Brogi,  Inv.  gen.  d.  prov. 
di  Siena  (1897). 

Barbiani,  Domcnico,  Maler  und  Archi- 
tekt in  Ravenna,  Bruder  des  Andrea,  malte 
Fresken  in  einer  Kapelle  von  S.  Girolamo  und 
entwarf  auch  den  Plan  für  den  Palazzo  Guic- 
cioli  (später  im  Besitz  der  Familie  Baronio). 

Gasp.  Martinetti  Cardoni,  Vite  brevi 
d.  artef.  defunti,  che  fecero  per  Ravenna  (1873) 
p.  6.  — C.  Ricci,  Guida  di  Ravenna  1900.  ** 

Barbiani,  Giovanni  Battist a.  italicn. 
Maler,  geb.  am  27.  1.  1619  in  Ravenna  als 
Sohn  eines  sonst  unbekannten  Malers  Gio- 
vanni B.  Nach  Lanzi  haben  seine  mehr  oder 
minder  manieristischcn  Arbeiten  eine  beson- 
dere Ähnlichkeit  mit  denen  des  Cesi.  Zu 
Ravenna  sind  von  ihm  in  der  Kirche  S.  Fran- 
cesco zwei  Altarbilder  der  Heil.  Andreas  und 
Joseph,  in  der  Kirche  S.  Agata  ein  hl.  Pe- 
trus und  (nach  Lanzi)  ein  Bild  der  Titular- 
hciligen,  in  S.  Romualdo  über  der  Orgel  die 
Freskodarstellung  einer  Vision  des  Titular- 
heiligen,  endlich  im  Dome  an  der  Kuppel- 
wölbung der  Kapelle  der  Madonna  del  Su- 
dorc  die  Himmelfahrt  der  Maria,  das  in  Öl- 
malerei ausgeführte  Hauptwerk  des  Künst- 
lers. — Die  Florentiner  Uffiziensammlung  be- 
sitzt 2 Handzeichnungen  B.s  mit  Darstellun- 
gen von  Anbetungen.  Bei  Zani  findet  sich 
eine  datierte  Signatur:  „Joannes  Baptista 
Barbianus  Ravenas  pingebat  1650“. 

Zani,  Encicl.  III  68,  289,  nota  34.  — 
Lanzi,  Storia  d.  pitt.  ital.  (4.  Ausg.)  V 152. 

— Fr.  M a n n i,  II  forestiere  in  Ravenna  p.  6, 

55.  — Cardoni,  Vite  brevi  etc.  per  Ravenna 
(1873)  p.  5 f.  — Ricci,  Guida  di  Ravenna, 
1900.  R. 


Barbiani,  L u i g i,  Maler  aus  Ravenna,  IS. 
Jahrh.,  Sohn  des  Domenico,  nur  bei  Zani 
(Eine.  met.  III  69)  erwähnt.  H.  V. 

Barbiani,  Pier  Damiano,  s.  Barbiani, 
Andrea. 

Barbiani,  Simone,  Maler  aus  Ravenna, 
um  1700,  Sohn  des  Giambattista,  nur  bei  Zani 
(Enc.  met.  III  69)  erwähnt.  h.  V. 

Barbi€,  F r.,  „Zeichenmeister“  in  Berlin, 
stellte  1787  in  der  Akademieausst.  5 Land- 
schaften (in  Aquarell  u.  Tusche)  aus. 

Kat.  d.  Akademie- Ausst.  1787  p.  18.  •• 

Barbit  (Barbier),  Jacques,  französ. 
Stecher  in  Linien-  und  Punktiermanier,  ar- 
beitete 1755 — 1790  in  Paris.  Er  ist  beson- 
ders durch  seine  Porträtstichc  bekannt,  wor- 
unter die  besten  sind:  Brustb.  des  Fr.  de 
Chevert;  des  Charles  Henri,  Grafen  von 
Eistaing;  die  Medaillonbilder  des  Dauphin 
Louis-Auguste  und  der  Dauphine  Marie- 
Antoinette;  das  Bildnis  des  Marquis  de 
Mont-Calm  nach  J.  B.  Masse,  diejenigen 
Rousseaus  und  Voltaires. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — E.  K o 1 1 o f f bei 
Meyer,  Kstlerlex.  II.  — Portalis  et  Be- 
raldi,  Les  Graveurs  du  18e  siede  I (hier  Jean- 
Baptiste  B.).  P.  A.  Lemoisne. 

BarbiS,  Jacques,  s.  auch  Barbier. 

BarbiS,  Jean  Bapt.,  s.  Barbie,  Jacques. 

Barbier,  Adriaen,  s.  Dape,  A. 

Barbier,  Antoine,  französ.  Aquarellist, 
geb.  am  8.  5.  1859  in  St.  Symphorien-dc-Lay 
(Loire),  Membre  laureat  de  la  Societe  des 
artistes  franqais,  Officicr  d’Academie  etc.,  hat 
dekorative  Gemälde  ausgeführt  und  zwar  für 
die  Kirche  von  Matarieh  (Cairo)  eine  „Flucht 
nach  Ägypten“;  für  das  Palais  in  Sophia  „Die 
bulgarische  Sobranje“,  und  für  die  Ecole  Ma- 
lcshcrbes  in  Paris  verschiedene  Arbeiten.  Er 
leitet  auch  periodische  Kurse  in  der  Aquarell- 
malerei nach  der  Natur  in  Frankreich,  der 
Schweiz  und  England,  und  man  findet  Ge- 
mälde von  ihm  in  allen  größeren  Provinzial- 
musecn  Frankreichs,  auch  im  Stadthaus  zu 
Algier,  in  der  Union  artistique  in  Cairo. 

A.  Grangrr. 

Barbier  de  B 1 i g n i e r,  Architekt  in  Paris, 
erbaute  das  am  18.  2.  1744  eingeweihte  ana- 
tomische Amphitheater  in  der  rue  de  la  Bü- 
cherie  daselbst. 

Lance,  Dict.  d.  archit.  I.  H.  V. 

Barbier,  Charles,  Miniaturmaler  von  Pa- 
ris, am  6.  5.  1682  das.  tirkundl.  erwähnt,  f vor 
dem  9.  4.  1701,  dem  Todestag  seiner  Witwe. 

H e r 1 u i s o n,  Actes  d’etat-civil.  H.  V. 

Barbier,  Charles  Auguste,  Medail- 
leur, Sohn  des  Nicolas  Franqois,  geb.  am  20. 
2.  1806  in  Namur,  t am  26.  9.  1887  in  Wal- 
court, Schüler  seines  Vaters  und  des  Gra- 
veurs Braemt.  Erwähnenswert  ist  unter  sei- 
nen Arbeiten  nur  die  Porträtmcdaille  des 
Baron  de  Stassart,  1830. 

F o r r c r,  Biogr.  dict.  of  medallists. 

Frtd.  Alfrin. 


472 


Barbier 


Barbier,  D e s i r e,  Tier-  und  Landschafts- 
maler, geb.  in  Paris  im  August  1822,  Schüler 
von  Budelot,  stellte  in  den  Salons  1840  bis 
1848  wiederholt  aus  (Kühe  auf  der  Weide 
etc.). 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  H.  V. 

Barbier,  Francois,  Maler,  nur  bekannt 
durch  Namenserwähnung  bei  seiner  Auf- 
nahme in  die  Acad.  de  Saint-Luc  in  Paris  am 
26.  4.  1673. 

Revue  univers.  d.  arts  XIII  330.  H.  V. 

Barbier,  G.  P.,  französ.(?)  Porträtmaler, 
gegen  Ende  des  18.  Jahrh.  in  London  tätig, 
stellte  1702 — 1795  jedes  Jahr  eine  Reihe  von 
Herren-  und  Damenporträts  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  arts  I 107.  ** 

Barbier,  J.  B.,  französ.  Glockengießer,  goß 
1743  eine  Glocke  für  Auzainvilliers  (Vosges) 
und  schmolz  1747  mit  Jean  Burct  die  große 
Glocke  von  Saint-Epvrc  in  Nancy  um. 

Champeaux,  Dict.  d.  Fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Barbier,  Jacques,  französ.  Maler  der 
ehern.  Provinz  Gätinais,  arbeitete  1645  — 
damals  lOjährig  — im  Königszimmer  im 
Schloß  zu  Fontainebleau. 

Reunion  d.  Societ.  d.  bcaux-arts  XXVI  442. 

H.  V. 

Barbier,  Jacques,  s.  auch  Barbif. 

Barbier,  J a n,  s.  Dope,  J. 

Barbier,  J e h a n,  Goldschmied  in  Paris, 
wird  1463  als  Lieferant  für  Louis  XI.  er- 
wähnt. 

L a b a r t e,  Arts  industr.  II  400.  ** 

Barbier,  Nicolas  Alexandre,  Land- 
schaftsmaler, geb.  am  18.  10.  1789  zu  Paris. 
+ am  4.  2.  1864  in  Sceaux,  Schüler  von  Xavier 
Leprince.  Ursprünglich  malte  er  Genrebilder 
mit  architektonischen  Motiven,  dann  wurde 
er  von  Courbet  und  Daubigny  beeinflußt.  Er 
hinterließ  zahlreiche  Werke,  die  seinerzeit  ge- 
schätzt waren.  Im  ganzen  war  er  ein  ver- 
dienstvoller, gewissenhafter  Künstler.  Wäh- 
rend einiger  Jahre  war  er  Zeichenlehrer  der 
Söhne  Louis-Philippcs.  Bellier  veröffent- 
lichte eine  lange  Liste  der  vom  Künstler  in 
den  Pariser  Salons  von  1824  bis  1861  aus- 
gestellten Werke.  Die  geschätztesten  sind: 
Schloß  de  la  Muette  (die  Figuren  von  Le- 
piince),  Kirche  von  Vcrneuil  (Salon  v.  1824), 
Bauernfamilie  (S.  1839),  Ansichten  vom 

Seine-Ufer  und  Das  Dorfwirtshaus  (S.  1842), 
verschiedene  Interieur-Szenen  und  Ansichten 
von  Denkmälern  (S.  1843 — 1850),  Umgebung 
von  Paris,  Ansichten  von  Sceaux,  Meulan, 
Bougival  (S.  1858 — 1861).  Der  Salon  von 
1861  war  der  letzte,  in  dem  der  Künstler  ver- 
treten war. 

Er  war  ein  vielseitig  gebildeter  Künstler. 
In  Gemeinschaft  mit  Chenet  (1845,  12mo) 
schrieb  er  das  „Resume  du  manuel  de  mo- 
rale pratique  et  religieuse“  und  zusammen  mit 
seiner  Tochter  Victoire  (1861,  8vo)  „Le 


Maitrc  d'aquarelle“.  Er  ist  auch  der  Ver- 
fasser der  „Lcttres  familieres  sur  la  littera- 
turc“  (1862,  12mo)  und  verschiedener  Ar- 
tikel in  Zeitschriften. 

Gäbet,  Dict.  d.  artistes  1831.  — Bellier- 
Auvray,  Dict.  gen.  — Meyer,  Kstlerlex.  — 
Chronique  des  arts  1864  p.  301  (Nekrolog). 

G.  Gefiroy. 

Barbier,  Nicolas-Franqois,  belg.  Ar- 
chitekt, Bildhauer,  Graveur  und  Ziseleur,  geb. 
am  8.  9.  1768  zu  Namur,  f am  10.  6.  1826 
daselbst.  Ausgebildet  in  Antwerpen  und  spä- 
ter in  Paris  bei  J.  Verberkt  aus  Antwerpen, 
wurde  B.  dann  zum  „sculpteur  des  bätiments 
du  roi“  ernannt  mit  Amtswohnung  im  Louvre. 
Nach  Namur  zurückgekehrt,  zeichnete  er  sich 
besonders  aus  durch  kleinere  Arbeiten  in  ge- 
triebenem Metall,  sowie  durch  Figuren  und 
Medaillons  in  Terrakotta.  Seinen  Haupter- 
folg erzielte  er  1825  in  der  Nationalausstel- 
lung zu  Harlem  mit  den  getriebenen  ziselier- 
ten Medaillon-Darstellungen  einer  Christus- 
figur, einer  Vestapriesterin,  eines  sinnenden 
Greises,  eines  Löwen  etc.  Die  Mehrzahl  sei- 
ner durch  eine  silberne  Medaille  ausgezeich- 
neten Arbeiten  wurde  vom  König  Wilhelm 
von  Holland  angekauft.  Das  1816  übernom- 
mene Amt  als  Stadtbaumeister  von  Namur 
legte  er  bald  wieder  nieder,  um  sich  ganz  sei- 
ner bildnerischen  Tätigkeit  wieder  widmen  zu 
können. 

J.  H e 1 b i g,  La  Sculpt.  au  pays  de  Li£ge 
(1890),  p.  196.  — E.  March  a 1,  La  sculpture 
etc.  beiges  (1895),  p.  644.  — Biographie  Natio- 
nale de  Belgique  I 208.  E.  de  Taeye. 

Barbier,  Nicolas  Louis,  Maler  von  Pa- 
ris, Mitglied  der  Academie  de  Saint-Luc, 
t daselbst  am  11.  6.  1779,  nur  urkundlich  be- 
kannt. 

Nouv.  archiv.  de  l’art  frang.  VI  1885.  p.  102 
u.  103.  H.  V. 

Barbier,  Simon,  Bildhauer  zu  Laon  um 
1538 — 49,  war  an  der  Ausschmückung  der 
Kapellen  der  Kathedrale  und  von  Saint-Martin 
beschäftigt. 

Lami,  Dict.  d.  sculpteurs  etc.  1898.  — Nouv. 
archiv.  de  l'art  frang.  3e  ser.  XI  1895  p.  78/9. 

H.  V. 

Barbier,  V i c t o r i n e,  s.  Regnier,  V. 

Barbier- Walbonne.  Jacques  Luc,  Gc- 
schichts-  und  Porträtmaler,  geb.  zu  Nimcs 
1769,  Schüler  von  David,  malte  verschiedene 
Bilder  mit  Sujets  aus  der  römischen  Ge- 
schichte, und  seine  Arbeiten  waren  sehr  ge- 
schätzt. Zwei  davon  sind  im  Museum  von 
Versailles:  Porträt  von  Moreau  und  Porträt 
von  Monccy,  die  während  des  Kaiserreichs 
mit  dem  Porträt  des  Herzogs  von  Ragusa 
(Salon  v.  1810)  in  der  „salle  des  marechaux“ 
in  den  Tuilerien  sich  befanden.  1797  erhielt 
er  einen  Preis  von  3000  Frcs.  für  sein  Ge- 
mälde „Moralpredigt  eines  Vaters  an  seinen 
Sohn“. 

Barbier-Walbonne  stellte  1822  im  Salon 
einen  neapolitanischen  Fischer  aus,  den  der 


Barbier  — Barbieri 


Herzog  von  Berwick  kaufte.  Sein  „Tod  des 
Paulus  Emilius“  und  „Numa  Pompilius  bei 
der  Nymphe  Egeria“  waren  im  Salon  von  1827 
bemerkenswert.  Seitdem  stellte  er  nur  noch 
selten  aus,  er  wurde  Misanthrop  und  zog  sich 
von  seinen  Zeitgenossen  zurück. 

Er  starb  1880  in  Passy,  91  Jahre  alt,  nach- 
dem man  ihn  schon  seit  Jahren  verstorben 
wähnte. 

Gäbet,  Dict.  d.  artistes  1831.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — J.  van  den  Branden,  Antwerp. 
Schilderschool,  Antwerpen  1883  p.  1270 — 78. 

G.  Geffroy. 

Barbier,  s.  auch  Barbii  u.  Lebarbier. 

Barbiere,  A 1 c s s a n d r o,  s.  Fei. 

Barbiere,  Domenico  del,  Bildhauer, 
Stukkateur,  Maler,  Kupferstecher  und  Archi- 
tekt, geb.  um  1506  zu  Florenz  (genannt  Do- 
menico Fiorentino).  Er  war  ein  Schüler  des 
Rosso,  den  er  nach  Frankreich  begleitete,  als 
dieser  1540  von  Franz  I.  dorthin  berufen 
wurde,  um  an  der  Ausschmückung  des  neuen 
Schlosses  in  Fontainebleau  teilzunehmen. 
Hier  und  im  Palast  von  Meudon  war  B.  unter 
Rossos  und  Primaticcios  Leitung  vornehmlich 
mit  Stückarbeiten  beschäftigt,  in  denen  er 
sich,  wie  Vasari  in  den  Biographien  jener  bei- 
den Künstler  rühmt,  besonders  auszeichnete. 
Bei  Cte.  De  Laborde,  in  den  Auszügen  aus 
den  Rechnungsbüchern  von  Fontainebleau, 
sind  Zahlungen  für  verschiedene  Arbeiten 
Barbieres  während  des  Zeitraums  von  1537 — 
1562  aufgeführt.  Er  wird  da  meist  als  Bild- 
schnitzer und  Maler  bezeichnet  u.  hatte  z.  B. 
1560  9 Statuen  von  Göttern  u.  Göttinnen,  aus 
Holz  geschnitzt,  für  die  Gärten  von  Fontaine- 
bleau zu  liefern.  Seit  1541  hatte  er  seinen 
Wohnsitz  in  Troyes,  arbeitete  dort  viel  für 
Kirchen,  z.  B.  St.  Etiennc  einen  Lettner  (von 
dem  sich  4 Reliefs,  jetzt  in  der  Kirche  von 
Bar-sur-Aubc,  erhalten  haben)  und  für  St. 
Pantaleon.  Auf  der  Höhe  seines  Ansehens 
stand  er,  als  er  1548  zum  Einzug  Heinrichs  II. 
und  Katharinas  von  Medici  in  Troyes  die 
großartigen  Festdekorationen  zu  entwerfen 
hatte.  1565  machte  er  auch  das  Modell  für 
die  Grabstatue  Heinrichs  II.  in  St.  Denis. 

Am  meisten  bekannt  machte  sich  B.  als 
Kupferstecher.  Seine  Blätter  sind  mit  zier- 
lichem Grabstichel  und  sicherer  Hand  aus- 
geführt; der  Stil  seiner  Zeichnung  ist  aber 
ganz  in  der  manierierten  Geschmacksrichtung 
des  Rosso  befangen.  Er  bezcichneto  seine 
Platten  zuweilen:  Domenico  Fiorentino,  Do- 
menico del  Barbiere,  zuweilen  mit  den  Buch- 
staben: D.  F.  — Früher  ist  B.  nicht  selten 
mit  dem  französischen  Kupferstecher  Do- 
minique Barriere  (t  1678)  verwechselt  wor- 
den.— Von  plastischen  Arbeiten  desselben  wird 
noch  das  Piedestal  u.  das  Modell  zur  Bronze- 
vase am  Grabmonument  Heinrichs  II.  von 
Frankreich  erwähnt;  die  Vase,  in  welcher  das 
Herz  des  Königs  aufbewahrt  wurde,  ging  zu- 


grunde, die  drei  allegorischen  Gestalten  von 
Gennain  Pilon,  die  sie  trugen,  befinden  sich 
jetzt  im  Louvre  zu  Paris.  — Sein  Todesdatum 
ist  nicht  bekannt,  muß  aber  zwischen  1565 
und  1575  liegen. 

Alb.  B a b e a u,  Dominique  Florentin,  in  der 
Reunion  des  Soc.  d.  bcaux-arts  I (1877)  p.  108 
ff.  — Meyer,  Kstlerlex.  II  728  (mit  ält.  Lit. 
u.  Verzeichn,  seiner  Stiche).  •* 

Barbierer  (Palbierer,  Palberer),  Domini- 
kus, Maler  aus  Dillingen,  bat  schon  1637  um 
Aufnahme  als  Inwohner  zu  Innsbruck,  wurde 
aber  erst,  nachdem  er  am  9.  2.  1638  die  Wald- 
burg Lederer,  Witwe  des  Malers  Balthasar 
Moser,  geheiratet  hatte,  aufgenommen.  Er 
führte  um  1846  Malereien  am  hl.  Dreifaltig- 
keitsaltar der  Pfarrkirche  aus,  wofür  er  5 
Gulden  erhielt.  1654  verlangt  er  8 Gulden 
als  Bezahlung  für  seine  Arbeit  bei  dem  in 
der  Pfarrkirche  aufgerichteten  Altar.  1682 
war  er  des  Todschlags  an  seinem  Gesellen 
angeklagt,  wurde  aber  auf  die  Vorstellungen 
seiner  Frau  freigelassen.  A.  Sikora. 

Barbieri,  Alessandro,  Bildhauer  von 
Reggio,  im  18.  Jahrh.  zu  Bologna  tätig,  Schü- 
ler des  Petronio  Tadolini.  An  der  Türe  von 
S.  Petronio  zu  Bologna,  die  nach  dem  Platze 
del  Pavaglione  führt,  sind  die  Ornamente 
und  Figuren  von  seiner  Hand  (Nachahmung 
von  Marmor)  ; andere  Arbeiten  in  S.  Apollo- 
nia daselbst. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barbieri,  Alessandro,  Genremaler  in 
Mailand,  geb.  daselbst  1850.  1881  debütierte 
er  in  der  Kunstausstellung  seiner  Vaterstadt 
mit  dem  Gemälde  „In  attesa  del  morticino“. 
Seitdem  beschickte  er  die  Ausstellungen  Mai- 
lands und  Venedigs.  Hervorgehoben  seien 
die  Genrebilder  „Avanti  la  cresima“,  — „Do- 
lorose  rimembranze“,  — „Bufcra  infernale“, 

— „Dopo  vespro“  usw.  Auf  der  Mailänder 
Ausstellung  1906  sah  man  von  ihm  das  Ge- 
mälde „Alba  Cristiana“. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  ital.  viventi 
(1889).  — Natura  cd  Arte  1893—94,  II  673  ff. 

— Arte  e Storia  VII  142  f.  E.  Verga. 

Barbieri,  Alessandro,  s.  auch  Fei. 

Barbieri  (Barbier),  Annibal,  Maler  in 

Paris,  erhält  1685  als  II.  Akademiepreis  eine 
goldene  Medaille.  — Er  scheint  der  Sohn  des 
gleichnamigen  „peintre-decorateur“  der  kgl. 
italien.  Oper  gewesen  zu  sein,  der  1665  in 
Paris  begraben  wurde. 

Archivcs  de  l’art  franq.  V 280.  — Herlui- 
s o n,  Actes  etc.  p.  20.  *• 

Barbieri,  Antonio,  Bologneser  Maler  des 
16.  Jahrh.,  nur  in  Gerichtsakten  erwähnt. 

Archivio  stör.  d.  arte,  VII  371. 

Barbieri,  Carlo,  lombardischer  Maler,  geb. 
Ende  November  1816  zu  Mailand,  ausgcbildet 
an  der  Brera-Akademie  unter  Comerio,  Sa- 
batclli,  Sala  u.  Palagi,  war  in  seiner  Vaterstadt 
hauptsächlich  als  Illustrationszeichner,  Litho- 
graph u.  Zeichenlehrer  tätig.  Die  lithographi- 


474 


i 


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Barbieri 


sehe  Illustrierung  von  Manzonis  „Promessi 
Sposi“  mußte  er  nach  Ausführung  der  ersten, 
von  Manzoni  selbst  sehr  gelobten  Platten  in- 
folge des  Todes  des  Verlegers  D’Apel  unvoll- 
endet lassen.  Als  Maler  beschickte  er  in 
jüngeren  Jahren  mehrfach  die  Mailänder 
Brera-Ausstellungen ; unter  seinen  späteren 
Altargcmälden  wird  dasjenige  in  der  Privat- 
kapcllc  des  Priesters  Giuseppe  Silva  zu  Mai- 
land lobend  hervorgehoben. 

Gubernatis,  Diz.  degli  Art.  Ital.  viventi 
(1889),  p.  567  f.  E.  Verga. 

Barbieri,  D o m e n i c o,  Goldschmied  in 
Parma,  wo  er  1750  von  der  Familie  Scarabclli 
Zahlung  erhielt  für  Ausführung  eines  Salz- 
fasses sowie  mehrerer  Eßbestecke  und  1763 
für  den  Dom-Altar  des  hl.  Bernhard  eine  sil- 
berne Altarbckleidung  zu  liefern  hatte. 

Scarabelli-Zunti,  Mem.  di  B.  Arti. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  — Sgavetta, 
Cronaca  (im  Archivio  di  Stato  zu  Parma). 

St.  Lottici. 

Barbieri,  D o m e n i c o,  s.  auch  Barbiere. 

Barbieri,  Enrico,  italien.  Maler,  geb.  1818 
in  Parma,  f daselbst  1888;  ausgebildet  an 
der  Akademie  seiner  Vaterstadt  und  nach 
Erlangung  des  großen  Rompreises  an  derjeni- 
gen zu  Rom.  Seit  1860  Inspektor  und  spä- 
terhin Professor  an  der  Akademie  zu  Parma, 
wurde  er  1882  zum  Direktor  der  dortigen 
Pinakothek  ernannt.  Die  letztere  besitzt  von 
ihm  außer  seinem  Selbstbildnis  das  Gemälde 
„L’incredulitä  di  S.  Tommaso“.  Andere  Ge- 
mälde von  seiner  Hand  befinden  sich  in 
Parma  in  Privatbesitz. 

Scarabelli-Zunti,  Mscr.  fase.  IX  im 

R.  Museo  zu  Parma.  — Gazzetta  di  Parma  1888, 

No.  323  f.  — C.  Ricci,  La  R.  Galleria  di 
Parma  (1896)  p.  170,  264.  St.  Lottici. 

Barbieri,  Francesco,  Bildhauer  aus  Ma- 
nerbio,  um  1550  unter  Palladio  am  Baue  des 
Palazzo  Comunale  zu  Brescia  beschäftigt. 

Z a n i,  Encicl.  III  71.  — Fenarol  i,  Diz.  d. 
Art.  Bresciani  (1877)  p.  17.  * 

Barbieri,  Francesco  (genannt  Francesco 
Sfrisä  oder  Sfrisato  oder  il  Legnago),  Maler, 
geb.  1623  zu  Legnago  bei  Verona,  + 1608.  Er 
war  ein  Schüler  Pietro  Ricchis  und  malte 
außer  Historienbildern  hauptsächlich  Land- 
schaften und  Architekturen,  meist  in  kleinem 
Format.  Im  Palazzo  Canossa  zu  Verona 
schmückte  er  1673  einige  Gemächer  mit  Dek- 
kcngemälden.  Kirchliche  Gemälde  von  seiner 
Hand  sieht  man  in  S.  Pietro  zu  Legnago,  in 

S.  Vito  zu  Ccrea  und  im  Duomo  Vecchio  zu 
Brescia  (Evangelisten  Matthaeus  und  Jo- 
hannes). Das  große  Deckenbild  aus  S.  Ma- 
ria della  Ghiara  zu  Verona  ist  neuerdings 
nach  Ungarn  ausgeführt  worden.  — B.s  Schü- 
ler war  Giov.  Batt.  Lanceni. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Literatur).  — 
Zannandreis.  Vite  dei  pitt.  etc.  Veronesi 
(ed.  G.  Biadego,  1891).  L.  Simeoni. 

Barbieri,  Francesco,  Maler  in  Pavia,  wo 
ef  1742  den  Kreuzaltar  mit  Maria,  Joseph  u. 


Pius  V.  für  die  Pfarrkirche  S.  Maria  Cappella 
malte.  Auch  für  andere  Kirchen  Pavias  schuf 
er  laut  Bartoli  größere  Altarbilder,  darunter 
für  den  Hochaltar  von  S.  Francesco  die  figu- 
renreiche Darstellung  der  Gründung  des 
F ranzi  skanerordens. 

F.  Bartoli.  Not.  d.  pitt.  etc.  d’Italia  (1776) 
I 14,  25,  37,  38.  * 

Barbieri,  Francesco,  s.  auch  Guercino. 

Barbieri,  Franz  Dominik,  italien.  Ma- 
ler in  Prag  1732 — 41,  um  1732  Lehrer  des  dor- 
tigen Malers  Joh.  Wenzel  Spitzer.  Er  war 
kirchlicher  Historienmaler,  und  es  sind  fol- 
gende Werke  von  ihm  bekannt:  1)  Der  hl. 
Bartholomäus  für  die  St.  Bartholomäuskirche 
in  Dobrowitz.  2)  Für  den  1736  aufgestellten 
Hauptaltar  der  St.  Nikolaikirche  in  Zereie 
malte  er  ein  Bild,  wofür  er  90  fl.  bekam.  Ab- 
bildg.  des  Altares  p.  411  Fig.  346.  8)  Für  die 
Pfarrkirche  zu  Sejcin  malte  er  den  hl.  Wen- 
zel. Als  von  seiner  Hand  herrührend,  wer- 
den noch  die  Altargemälde  St.  Johann  Ne- 
pomuk in  der  St.  Nepomuk-Pfarrkirche  von 
Rejschitz  (1737)  und  St.  Martin  in  der 
Pfarrkirche  von  Luschtcnitz,  wofür  der 
Künstler  42  fl.  bekam,  bezeichnet. 

Soupis  pamatek  histor.  a umfl  v Cechach,  XXI 
1905  Bez.  Jung-Bunzlau  p.  44,  140,  339,  348, 
411.  — D 1 a b a c z,  Kstlerlex.  I 89. 

Br.  Bischoff. 

Barbieri,  Giac  o m o,  Bildhauer  in  Parma, 
wahrscheinlich  Schüler  des  Luca  Reti,  an- 
geblich Schöpfer  des  grandiosen  Relief- 
schmuckes über  dem  Portale  der  Annunzia- 
tenkirchc  (Stuckdarstellung  der  Verkündi- 
gung Mariae),  der  ihm  nach  einigen  Quellen 
1652,  nach  Affö  dagegen  erst  nach  1680  vom 
Pater  Guardianus  Don  Diego  da  Parma  in 
Auftrag  gegeben  worden  sein  soll.  Ebenso 
sollen  die  1691  vollendeten  Statuen  der  hl. 
Lucia,  Agathe  und  Hilarius  Episcopus  an  der 
Fassade  des  Oratorio  di  S.  Lucia  von  B.  aus- 
geführt sein. 

Z a n i,  Encicl.  III  67,  71.  — Affö,  Ricerche 
stör,  sulla  chiesa  deU’  Annunziata  (Parma  1796) 
p.  73.  — B a r t o 1 u z z i,  Guida  nuoviss.  di 
Parma  (1830)  p.  7 ; 148.  Mscr.  in  Parma.  — 
Scarabelli-Zunti,  Mem.  di  B.  Arti  (Mscr. 
in  Parma,  Bibi.  Palat.)  und  Guida  di  Parma 
(Mscr.  in  Parma,  R.  Museo).  St.  Lottici. 

Barbieri,  Giacomo  de,  Bildhauer,  geb.  in 
Genua  1844,  Schüler  von  S.  Varni  daselbst, 
vielbeschäftigt  in  Genua,  Neapel  und  Rom 
mit  Porträtbüsten,  Grabmälern  und  Reliefs 
für  Kirchenschmuck. 

Gubernatis,  Dizion.  d.  art.  ital.  viv.  1889 
p.  584.  ** 

Barbieri,  Giambattista  di  Pelle- 
g r i n o,  Bildhauer  aus  Correggio,  tätig  in 
Parma  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  (Bei 
Zani,  Encicl.  III  70  und  Nota  37,  wird  der 
Künstler  schon  1544  zum  ersten  Male  urkund- 
lich in  Parma  erwähnt,  und  zwar  als  Maler.) 
Sein  Hauptwerk  ist  das  Grabmal  des  Conte 
Guido  da  Correggio  in  der  Kirche  Della  Stec- 


Barbieri 


cata  zu  Parma,  mit  dessen  Ausführung  er 
1568  von  der  Compagnia  della  Steccata  beauf- 
tragt wurde;  1570  ward  das  Denkmal  voll- 
endet. (Abgebildet  in  Littas  Albero  Genea- 
logico  de’  Correggesi.)  Aus  den  Rechnungs- 
büchern der  Kathedrale  in  Parma  ergibt  sich, 
daß  B.  in  der  Zeit  von  1564  bis  1578  für  Her- 
stellung eines  zur  Aufnahme  der  Gebeine  des 
hl.  Agapito  bestimmten  marmornen  Reliqui- 
ariums  in  verschiedenen  Raten  175  Gold- 
scudi, und  1573  für  Ausführung  eines  mar- 
mornen Weihwasserbeckens  25  Goldscudi  er- 
hielt. Das  Reliquiarium,  in  der  Unterkirchc 
der  Kathedrale,  besteht  aus  einem  Sarkophag 
mit  der  Statue  des  Heiligen  und  allegorischen 
Darstellungen.  Außerdem  von  B.  ein  Relief 
der  Verkündigung  über  dem  Haupttor,  das 
zum  inneren  Vorhof  der  Annunziata  zu  Parma 
führt. 

Pungileoni,  Mem.  Stör.  d’A.  Allegri.  I 
177,  II  206.  — Gualandi,  Mem.  orig.  ctc.  V 
121 — 126.  — D o n a t i,  Nuova  Descrizione  di 
Parma,  p.  24,  111,  171.  — Martini,  Guida  di 
Parma,  1876.  p.  108,  126  <T.  — Meyer,  Kstlerlex. 

Barbieri,  Giovanni,  italien.  Landschafts- 
maler, geb.  am  17.  3.  1780  in  Bologna,  f da- 
selbst am  18.  11.  1864.  Schüler  Tambronis, 
wurde  er  1S35  zum  Mitgliedc  der  Akademie 
in  Parma  ernannt.  Die  dortige  Pinakothek 
besitzt  von  ihm  die  beiden  1832  datierten  Öl- 
gemälde: Monastero  sopra  un  collc  und  Villa 
Aldini  presso  Bologna. 

Scarabelli-Zunti,  Mscr.  fase.  X im 
R.  Museo  zu  Parma.  — P.  Martini,  Guida  di 
Parma  (1871)  p.  56.  — C.  Ricci,  La  Gallcria 
di  Parma  (1896)  p.  367.  St.  Lottici. 

Barbieri,  Giovanni  Battist  a,  Maler, 
geb.  zu  Soncino  1580,  tätig  daselbst  um  1614 
und  1616.  In  Cremona  ausgebildet,  dann  in 
seine  Heimat  zurückgekehrt,  verblieb  er  da- 
selbst bis  an  sein  Ende.  Er  malte  1616  eine 
Madonna  mit  Heiligen  und  dem  Stifterpaar 
für  die  Kirche  S.  Maria  bei  Soncino. 

G r a s s e 1 1 i,  Abecedario  liiograf.  dei  Pittori 
etc.  Crcmoncsi.  — Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barbieri,  Giovanni  Domcnico,  Archi- 
tekt und  Theatermaler  aus  Parma,  ausgebil- 
det in  der  Schule  der  Bibbiena,  tätig  in  Mai- 
land, wo  er  1717  im  Aufträge  der  Nobilität 
und  des  österreichischen  Gouverneurs  Fürsten 
von  Loewcnstcin  das  1708  durch  eine  Feuers- 
brunst zerstörte  Teatro  Ducalc  wieder  auf- 
baute, das  dann  1776  von  neuem  abbrannte. 
Nach  Zani  war  der  Künstler  1740  noch  am 
Leben. 

La  t tu  a da,  Descriz.  di  Milano  (1737)  II 
138.  — F.  Bartoli,  Not.  d.  pitt.  etc.  d’Italia. 
1776  I 210.  — Zani,  Encicl.  III  71.  — Scara- 
belli-Zunti, Mem.  di  B.  Arti  (Mscr.  in 
Parma,  Bibi.  Palat.).  St.  Lottici. 

Barbieri,  Giovanni  Francesco,  s.  Gu- 
ercino. 

Barbieri,  Giuseppe,  italien.  Architekt, 
geb.  am  2.  12.  1777  in  Verona,  f am  10.  1. 
1838  daselbst  als  Ingegnere  Municipale,  war 


Schüler  von  Bart.  Giuliari  und  Luigi  Trezza, 
in  seinem  Schaffen  ein  strenger  Klassizist. 
Seine  Veroneser  Hauptwerke  sind:  Der  im 
dorischen  Stile  durchgeführte  Cimitero  Mo- 
numentale, der  Palazzo  del  Municipio  (ko- 
rinthisch), die  Loggia  Arvedi  in  Via  Mazzini, 
der  Palazzo  Palmarini  (jetzt  Goldschmiedt) 
in  Stradone  S.  Fermo  etc. 

Zani,  Encicl.  III  72.  — B.  Morel  1 i,  II 
Cimitero  d.  R.  cittä  di  Verona  (1833).  — 
Schorns  Kunstblatt  1843  p.  413.  L.  Simeoni. 

Barbieri,  Giuseppe,  Architekt  in  Ferrara, 
erwähnt  als  Erbauer  des  1741  geweihten  Ora- 
torio  di  S.  Teresa  zu  Ferrara  nebst  dem  zu- 
gehörigen Karmeliternonnenkloster. 

A v v e n t i,  Guida  per  Ferrara  (1838)  p.  150.  • 

Barbieri,  Giuseppe  Maria,  Maler  in 
Carpi,  geb.  1682,  f 1767,  nach  Boni  hauptsäch- 
lich als  begabter  Kopist  tätig.  Auf  zwei  um 
1750  entstandenen  Kupferstichdarstellungen 
der  Kreuzabnahme  Christi,  gestochen  von 
Gius.  Benedetti  da  Bologna  und  vom  Monaco 
Pietro  da  Belluno,  wird  Gius.  Maria  B.  als 
Zeichner  der  Stichvorlagen  genannt. 

Boni,  Biogr.  d.  Artisti  ital.  1840.  — C a m - 
p o r i,  Art.  Ital.  ctc.  negli  Stati  Estensi  (1855) 
p.  61,  321.  — Zani,  Encicl.  III  73.  • 

Barbieri,  Lodovico  (zuweilen  verwech- 
selt mit  Luca  B.),  italien.  Maler  und  Kup- 
ferstecher, 1660 — 1704  in  Bologna  tätig;  viel- 
leicht zu  identifizieren  mit  einem  von  Zani  er- 
wähnten Savoyarden  gleichen  Namens,  einem 
Schüler  des  Andrea  Pozzo.  In  Bologna  malte 
er  für  S.  Gabriele  eine  Madonna  mit  Heiligen 
und  für  die  Chiesa  de’  Servi  einen  S.  Pas- 
quale.  Als  Kupferstecher  ist  er  bekannt  ge- 
worden durch  einen  seltenen  Foliostich  in  der 
Art  des  Pietro  Cantarini,  darstellend  eine 
Krankenheilung  des  „B.  PellegTino  Laziosi 
servita“  und  signiert  „Lod.co  Barbieri  Invent. 
et  fecit“. 

Zani,  Encicl.  III  72,  290,  nota  39.  — 
Bartsch,  Peintre-Graveur,  XIX  418.  — 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  weit.  ält.  Lit.).  R. 

Barbieri,  Lorenzo,  Maler  in  Fano.  Von 
ihm  ein  Bild  in  der  Kirche  S.  Pietro  in  Valle 
zu  Fano  mit  der  Darstellung  des  S.  Paulus, 
der  den  jungen  Euticlüus  erweckt. 

Rass.  Bibliogr.  dell’  Arte  Ital.  I 1898  p.  233 
(Scipioni).  Walter  Bombe. 

Barbieri,  Luca,  italien.  Maler  des  17. 
Jahrh.,  nach  Malvasia  Schüler  des  A.  Tiarini, 
tätig  in  Bologna  als  Gehilfe  des  Freskomalers 
Franc.  Carboni ; in  der  älteren  Literatur 
mehrfach  mit  Lodovico  B.  verwechselt. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  R. 

Barbieri,  N i c c o 1 ö,  Architekt  aus  Fer- 
rara. Von  ihm  der  Bau  des  Oratoriums  S. 
Teresa  daselbst  v.  1741. 

A v v c n t i,  Guida  per  Ferrara.  1838  p.  150. 

Walter  Bombe. 

Barbieri,  Paolo  Antonio,  Bruder  des 
Giov.  Francesco  Barbieri  gen.  Gucrcino,  geb. 
am  7.  5.  (nach  Baruffaldi),  getauft  am  16.  5. 
1603  zu  Cento,  f 1649  zu  Bologna.  Einer 


476 


Barbieri 

der  Italien.  Hauptmeister  in  dem  Fache  der 
Stillcbenmalerei  (Frucht-,  Blumen-  u.  Tier- 
stückc) ; auch  Maler  von  Landschaften,  die 
sein  Bruder  mehrfach  staffiert  haben  soll. 
Fünf  Tier-  und  Fruchtstücke  in  der  Galerie 
zu  Modena,  ein  Geflügelstück  und  ein  Still- 
leben (Pflanzen,  Pilze,  dazwischen  lebende 
Vögel)  in  der  Gail.  Nazionale  (Pal.  Corsini) 
in  Rom,  andere  ehemals  in  Privatbesitz  in 
Modena  und  in  der  Galerie  Costabili  zu  Fer- 
rara. Von  seiner  Hand  ist  das  durch  Mal- 
vasia  publizierte,  mit  dem  4.  1.  1629  begin- 
nende Verzeichnis  seiner  Werke  und  der 
Werke  seines  Bruders  mit  Angabe  der  dafür 
eingenommenen  Summen. 

M a 1 v a a i a,  Felsina  Pittrice  II.  — C a m - 
p o r i,  Gli  artisti  negli  Stati  Estensi,  p.  56.  — 
Baruffaldi,  Vite  dei  pitt.  e scult.  Ferrareai. 

Posse. 

Barbieri,  Pietro,  Maler  von  Ferrara,  tä- 
tig in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrh.,  zu- 
meist in  Bologna,  wo  er  zum  Ehrenmitgliede 
der  Accademia  Clementina  ernannt  wurde,  u. 
in  Rom.  Fresken  und  Altarbilder  von  ihm 
daselbst  in  den  Kirchen  S.  Giovanni  e Paolo, 
S.  Girolamo  della  Caritä,  S.  Maria  in  Araceli 
und  S.  Claudio. 

T i t i,  Descririone  delle  Pitture  etc.  in  Roma. 
1763  p.  77,  118,  194,  350.  — Ces.  Barotti, 
Pitt,  e Scult.  a Ferrara  1770  p.  188.  H.  V. 

Barbieri,  Pietro  Antonio,  Maler,  geb. 
1663  zu  Pavia,  t 1704,  ein  Schüler  Bastiano 
Riccis.  Bilder  von  ihm  finden  sich  in  ver- 
schiedenen Kirchen  Pavias. 

Bartoli,  Not.  d.  pittor.  etc.  d’Italia  (1777) 
II  4 — 58  u.  187.  — Lanzi,  Stör.  Pitt.  Ed.  5 
(1834)  IV  211.  — Zani,  Enc.  met.  III  72. 

H.  V. 

Barbieri,  Sebastian  o.  Ornamentmaler 
in  Bologna,  geb.  1720,  f 1770;  nur  erwähnt 
von  Zani,  Encicl.  III  72.  * 

Barbieri,  T o m m a s o.  Maler  aus  Modena, 
um  1636,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III  71)  er- 
wähnt. H.  V. 

Barbieri,  V i n c e n z o,  Bildhauer  aus  Ma- 
nerbio,  tätig  in  Brescia,  wo  er  um  1556  mit 
Giacomo  Fostinelli  und  Arone  da  Frae  am 
Baue  des  Palazzo  Comunale  arbeitete  und 
speziell  die  prächtigen  Architrave  und  Gesims- 
ornamente an  der  Nordseite  dieses  Palastes 
ausführte. 

Zani,  Encicl.  III  71.  — Fenaroli,  Diz.  d. 
Art.  Bresciani  (1877)  p.  17.  — Commentari  dell’ 
Ateneo  di  Brescia  1889,  p.  60 — 89.  * 

Barbieri,  V i 1 1 o r i o,  Bildhauer  (nach  Zani 
Encicl.  met.  Bd.  3,  p.  72  auch  Maler),  geb. 
1678  zu  Florenz.  Von  ihm  das  schöne  Grab- 
mal des  Otto  Melani  (Sekretärs  des  Mini- 
sters Mazarin  unter  Ludwig  XIV.),  in  der 
Kapelle  Melani  in  S.  Domcnico  zu  Pistoia. 
Gori,  in  den  Anmerkungen  zu  der  Vita  di 
Michelagnolo  Buonarroti  des  Condivi,  Florenz 
1796,  rühmt  ihn  als  einen  der  besten  Bild- 
hauer seiner  Zeit.  Von  B.  ist  auch  die  mar- 
morne Pieta  in  S.  Trinitä  (firmiert  und  da- 


Barbiers 

tiert  1743),  welche  er  dem  zugehörigen  Klo- 
ster schenkte. 

Zani,  Enc.  met.  — Gori,  s.  oben.  — T o 1 o - 
m e i.  Guida  di  Pistoia,  1823  p.  122.  — Meyer, 
Kstlerlex.  ff 'alter  Bombe. 

Barbieri,  Zaccaria,  Maler  aus  Pieve  di 
Cadore,  tätig  um  1680(?)  im  Friaul. 

Zani,  Encicl.  III  70.  * 

Barbiers,  Anthony,  getauft  zu  Rousse- 
laere  in  Flandern  am  14.  5.  1676,  war  der 
ältere  Bruder  des  in  Antwerpen  geborenen 
Balthazar  Barbiers,  ist  also  in  jungen  Jahren 
wohl  schon  dorthin  übergesiedelt.  Auf  länge- 
ren Reisen  soll  er  sich  namentlich  große  Kennt- 
nis in  fremden  Sprachen  erworben  haben, 
deren,  er  elf  sprach.  In  Rom  war  er  zusam- 
men mit  Pieter  van  Blocmen.  Er  heiratete 
in  Amsterdam  am  4.  4.  1711  (erstes  Aufge- 
bot) Geertruy  Natrop.  Als  Maler  übte  er 
das  historische  Fach,  aber  keines  seiner  Bil- 
der ist  nachzuweisen.  In  Amsterdam  ist  er 
1726  gestorben. 

v.  E y n d e n u.  v.  d.  Willigen  II  141,  142. 
— Oud-Holland  III  60.  E.  IV.  Mo  cs. 

Baibiers,  Balthazar,  Maler  in  Antwer- 
pen, getauft  das.  5.  12.  1685,  trat  1703  in  die 
Lehre,  wurde  1708  Freimeister,  malte  1713 
noch  jetzt  erhaltene  Plafondverzierungen  im 
Antwerpener  Gemeinderatssaale  u.  1715  eben- 
falls noch  erhaltene  Grisaillen  (Genien)  in 
der  „Trcsorierskamer“  daselbst.  B.  heiratete 
am  2.  7.  1709  und  muß  1728  gestorben  sein. 

Van  den  Branden,  Antwerpsche  Schil- 
derschool, p.  1178  ff.  ** 

Barbiers,  Bartholomeus,  zweiter  Sohn 
und  Schüler  von  Pieter  Barbiers,  geb.  in 
Amsterdam  1740,  t Anfang  1808.  Er  wurde 
Landschaftsmaler,  hat  aber  namentlich  für 
die  Bühne  gearbeitet  und  Unterricht  in  Per- 
spektive gegeben.  Er  malte  mit  der  linken 
Hand.  Aus  seiner  Ehe  mit  Johanna  Hendrica 
Kieman  ist  Pieter  Barbiers  Barthsz.  geboren. 

v.  E y n d e n u.  v.  d.  Willigen  II  300, 
301.  E.  IV.  Moes. 

Barbiers  Pieters  z.,  Bartholomeus, 
Sohn  und  Schüler  von  Pieter  Barbiers  Pie- 
tersz.,  geb.  in  Amsterdam  1784,  t daselbst  am 
28.  4.  1816.  Er  hat  Landschaften  gezeichnet. 

v.  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  III  50. 

E.  W.  Moes. 

Barbiers,  Maria  Geertruida,  Tochter 
und  Schülerin  von  Pieter  Barbiers  Bartholo- 
meusz.,  zeichnete  sich  als  Blumenzeichnerin 
aus.  1823  heiratete  sie  den  Maler  Pieter  de 
Goejc.  t am  30.  1.  1849  in  Haarlem. 

Immerzeel,  De  Levens  etc.  E.  ff'.  Moes. 

Barbiers,  Pieter,  geb.  Amsterdam  1717. 
lernte  Zeichnen  bei  seinem  Vater  Anthony, 
der  aber  schon  1726  starb.  Er  übte  sich  nun 
nach  dessen  Skizzen  und  malte  anfangs  na- 
mentlich Fächer,  wofür  er  eine  größere  Fa- 
brik gründete.  Am  16.  5.  1737  heiratete  er 
Pieternclla  de  Maagd,  und  um  seine  sich  bald 
stark  vermehrende  Familie  zu  ernähren,  fing 


I 


Barbiers 


er  auch  eine  Fabrik  von  Tapeten,  Zimmer- 
u.  Gartendekorationen  an,  deren  er  viele  für 
die  Landsitze  in  der  Umgebung  von  Amster- 
dam lieferte.  Eine  Folge  „Verzameling  von 
verscheide  Tuin-gezigten  naar  Chinees  ge- 
volgt,  zoogenaamde  Grotwerken,  Koepels,  Ka- 
binetten, Boogen  en  Zitbanken  enz.  van 
nieuwe  en  vreemde  vinding,  zoo  hier  als 
clders,  op  Buitenplaatsen  gebouwd  en  ge- 
schilderd  van  Pt.  Barbiers“  ist  von  H.  Henke 
in  Kupfer  gestochen.  Er  zeichnete  sich  aber 
namentlich  in  vorzüglichen  Theaterdekoratio- 
nen aus,  nicht  nur  für  das  Amsterdamer,  son- 
dern auch  für  die  Theater  in  Leiden,  Haag 
und  Rotterdam.  Von  den  Amsterdamer  De- 
korationen sind  mehrere  von  C.  Philips,  C. 
Bogcrts  und  R.  Vinkeles  gestochen.  Sein 
großes  Interesse  für  das  Theater  hatte  er 
auch  früher  schon  gezeigt,  als  er  in  seinen 
Mußestunden  ein  „Theatrum  Artificiosum“ 
oder  „Migniatur  Theater“  anfertigte,  das 
er  selber  in  einer  bei  Frans  Sadclaar  in  Am- 
sterdam erschienenen  Broschüre  beschrieb,  am 
14.  5.  1756  dem  Hofe  im  Haag  zeigen  durfte, 
und  das  danach  in  der  Kalverstraat  in  Am- 
sterdam für  das  Publikum  zugänglich  war. 
Von  seinen  gemalten  Kabinettstücken  scheint 
nichts  übrig  geblieben  zu  sein;  erwähnt  wird 
eine  Innenansicht  der  Amsterdamer  Reit- 
schule, wozu  Lud.  Bakhuysen  die  Pferde 
malte.  Mehrere  seiner  Zeichnungen  sind  ge- 
stochen ; so  eine  Folge  Darstellungen  des 
Theaterbrandes  in  Amsterdam  1772  (C.  Bo- 
gerts  sc.),  zwei  Folgen  von  Bettlern  (P.  Lan- 
gendijk  und  A.  Smit  sc.)  usw.  Selber  hat  er 
1766  das  Brustbild  eines  Greises  mit  Pelz- 
mütze radiert.  Er  gab  Unterricht  im  Zeich- 
nen und  in  Perspektive,  spielte  mehrere  Mu- 
sikinstrumente, war  Dichter,  namentlich  für 
die  Bühne,  und  schließlich  ein  ungemein  ge- 
schickter Gaukler.  Er  wohnte  1756  in  der 
Anjelierstraat  und  starb  in  Amsterdam  am 
7.  9.  1780.  Sein  Nachlaß  wurde  dort  am  16. 

I.  1781  versteigert.  J.  E.  Marcus  hat  sein 
Porträt  für  van  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  ge- 
stochen. Außer  seinen  Söhnen  Peter  und 
Bartholomeus  werden  als  Schüler  genannt 

J.  P.  van  Horstok,  J.  Kamphuysen  und  J. 
Hulswit. 

v.  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  II  141 — 145, 
IV  193.  — de  Roevcr,  Uit  onze  oude  Amstel- 
stad  II  38 — 50.  — Mitteilungen  von  W.  R.  Ve- 
der,  Archivar  von  Amsterdam.  E.  IV.  Moes. 

Barbiers  Bartholomeus  z.,  Pieter, 
Sohn  u.  Schüler  von  Bartholpmeus  Barbiers, 
geb.  Amsterdam  am  23.  1.  1772,  übte  neben 
der  Landschaftsmalern  auch  das  historische 
Fach  und  war  ein  sehr  gesuchter  Zeichenlehrer 
in  Haarlem.  Seine  Zeichnungen  mit  histori- 
schen Darstellungen  wurden  wiederholt  von 
der  Gesellschaft  Felix  Meritis  in  Amsterdam 
preisgekrönt  (1804,  1807,  1810).  Im  Haar- 
lcmer  Museum  ist  von  ihm  eine  Szene  aus 


der  Belagerung  dieser  Stadt  i.  J.  1573.  Seine 
Darstellung  der  Trümmer  der  Abtei  Rijns- 
burg  (1812)  ist  von  J.  P.  Visser  Bender  ge- 
stochen. Er  heiratete  Maria  Gecrtruida 
Snabilie,  selber  eine  bekannte  Blumenmalerin. 
Er  Starb  am  Schlage  am  10.  9.  1837  in  Haar- 
lem, wo  im  selben  Jahre  noch  sein  Nachlaß 
versteigert  wurde.  Einige  Aquatintablätter, 
wovon  eines  zusammen  mit  A.  Serne,  eine 
radierte  Landschaft  mit  Figurenstaffage  und 
eine  größere  Zahl  lithographischer  Versuche 
bilden  sein  graphisches  Werk.  Er  war  der 
Vater  von  Pieter  Barbiers  Jr.  Sein  Porträt 
ist  von  seinem  Sohne  auf  Stein  gezeichnet. 

v.  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  III  164  bi# 
166,  IV  60,  61.  E.  W.  Moes. 

Barbiers  Pieters  z.,  Pieter,  Sohn  und 
Schüler  von  Pieter  Barbiers,  geb.  in  Amsterdam 
am  26.  10.  1749,  bildete  sich  zu  einem  tüch- 
tigen Landschaftsmaler  aus,  malte  aber  auch 
viele  Zimmerdekorationen  (z.  B.  ein  Zimmer 
im  städtischen  Archiv  zu  Haarlem),  öfters 
staffiert  mit  Figuren  von  J.  Lauwcrs.  Von 
seinen  Landschaften,  meistens  mit  Motiven 
aus  der  Umgebung  von  Haarlem,  aus  Drenthe 
und  aus  Brabant,  besitzt  das  Amsterdamer 
Museum  ein  Bauerngehöft  bei  Helvoirt  (Bra- 
bant). Sehr  zahlreich  sind  seine  Handzeich- 
nungen, außer  Landschaften  auch  vorzüg- 
liche Tierstudien,  von  denen  eine  große  Zahl 
im  Amsterdamer  Kabinett  ist.  1822  wurde 
er  Mitglied  der  Kgl.  Akademie  in  Amster- 
dam. Er  starb  daselbst  am  26.  10.  1842;  im 
nächsten  Jahre  wurde  sein  Nachlaß  verstei- 
gert. Außer  seinem  Sohne  Bartholomeus 
werden  als  seine  Schüler  genannt  J.  Hulswit, 
J.  Jelgerhuis  Rz.,  C.  L.  Hansen,  D.  Kerkhoff 
und  A.  J.  Ruytcnschildt.  B.s  Porträt  wurde 
1814  von  J.  E.  Marcus  für  dessen  „Studiewerk“ 
gestoch. ; in  hohem  Alter  ist  B.  bei  Immerzecl 
abgcbildct,  eine  Ganzfigur  von  J.  P.  Visser 
Bender  gezeichnet  im  Amsterdamer  Kabinett. 

v.  Eynden  u.  v.  d.  Willigen  III  49.  50. 
— Immerzeel,  De  Levens  etc.  E.  IV.  Moes. 

Barbiers  Jr.,  Pieter,  geb.  in  Haarlem  am 
27.  4.  1798,  Sohn  des  Pieter  Barbiers  Bar- 
tholomeusz.,  bildete  sich  unter  Leitung  seines 
Vaters  zum  Landschaftsmaler.  1823  wurde 
er  Stadtzcichenlehrer  zu  Zalt-Bommel,  1824 
zu  Kämpen  und  1826  Lehrer  an  der  Kunst- 
schule zu  Hcrzogenbusch,  wo  er  bis  1846 
blieb.  Er  war  verheiratet  mit  Maria  Agnes 
Meycrink  und  starb  in  Zwollc  am  29.  11. 
1848.  Außer  den  von  Hippert  u.  Linnig  ge- 
nannten Landschaften  existieren  noch  andere 
Radierungen  seiner  Hand,  und  auf  Stein  hat 
er  mehrere  Porträts  gezeichnet,  u.  a.  die  sei- 
nes Vaters  und  seiner  Mutter.  Sein  gemal- 
tes Porträt  ist  in  der  Kunstschule  zu  Herzo- 
genbusch. 

Immerzeel,  De  Levens  etc.  — van  der 
A a,  in  voce.  — Hippert  u.  Linnig,  62. 

E.  W.  Moes. 


478 


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Barbiette  — Barbonnois 


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Barbiette,  Pierre,  französ.  Maler  in  Rom. 
im  Januar  1617  daselbst  erwähnt. 

Bertolotti,  Artisti  Francesi  in  Roma. 
1886  p.  97.  H.  V. 

Barbieur,  J e h a n 1 e,  Archit.  in  Cambrai, 
um  1437 — 39,  nur  urkundlich  bekannt. 

Reunion  d.  Sociit.  d.  Beaux-Arts.  VIII  310, 
XII  437.  H.  V. 

Barbieux,  Glockengießer  des  18.  Jahrh.  in 
Toumay,  woselbst  in  der  Kirche  S.  Jacques 
bezeichnete  Glocken  von  ihm  sind. 

L.  C 1 o q u e t,  St.  Jacques  ä Tournay.  ** 

Barbier,  Jacques,  aus  der  Champagne 
stammend,  wird  als  Stempelschneider  in  Ber- 
lin im  18.  Jahrh.  genannt.  Werke  von  ihm 
sind  nicht  bekannt. 

Forrcr,  Biogr.  Dict.  of  Med.  I 123.  N. 

Barbier,  Ludwig  Heinrich,  Sohn  des 
Medailleurs  Jacques  B„  seit  1741  Stempel- 
schneider an  der  Kgl.  Münze  in  Berlin,  t 
1754.  Ein  Reihe  von  Medaillen  auf  Friedrich 
d.  Gr.  und  dessen  Kriegstaten.  Signiert  L.  H. 
BARBIEZ,  BARBIEZ  und  L.  H.  B. 

F o r r e r,  Biogr.  Dict.  of  Med.  I 123.  N. 

Barbillon,  Jacques,  Maler  und  Glasma- 
ler in  Nantes,  zwischen  dem  23.  3.  1665  und 
dem  20.  1.  1676  daselbst  urkundlich  vorkom- 
mend. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  3«  Serie,  XIV. 
1898,  p.  16.  H.  V. 

Barbin,  Porzellanmaler  in  Sevres,  malte  mit 
Moriot  1832  ein  Tee-Service,  welches  Napo- 
leon III.  1861  dem  Könige  von  Siam  zum 
Geschenk  machte. 

D u s s i e u x,  Artist,  frang.  ä l’ctranger.  3.  Aufl. 
1876,  p.  346.  H.  V. 

Barbini,  Silvio,  Arenig  bekannter  Maler 
aus  Modena,  um  1750,  Schüler  von  Antonio 
Consctti.  Ein  mit  Barbini  bezeichnetes  Da- 
menporträt in  Miniatur  wurde  mit  der  Samm- 
lung Jaffe  1905  in  Köln  verkauft. 

B o n i,  Biografia  degli  Artisti  1840.  H.  V. 

Barbino,  Pietro,  genannt  Bacco,  Floren- 
tiner Bildhauer  des  18.  Jahrh.,  nur  bei  Zani 
(Enc.  met.  III  73)  erwähnt.  H.  V. 

Barbioni,  N i c c o 1 a,  Arch.  aus  Citta  di 
Castello,  gcb.  1637,  Schüler  des  Antonio  Ga- 
brielli.  Von  ihm  Bauten  in  den  Klöstern 
Spirito  Santo,  Tutti  Santi  und  S.  Pietro  in 
Citta  di  Castello,  ferner  der  Bau  der  Kapelle 
des  S.  S.  Sacramcnto  im  Dom  daselbst  (in 
der  Form  des  griech.  Kreuzes),  des  Campanile 
am  Dom,  der  Fassade  des  Palazzo  apostolico 
in  Piazza  Vitelli.  Gemeinsam  mit  seinem 
Lehrer  Ant.  Gabrielli  begann  er  1609  den 
Bau  der  Madonna  di  Belvedere  (gleichfalls 
in  der  Form  des  griech.  Kreuzes,  die  Kuppel 
flankiert  von  zwei  Glockentürmen)  1684  voll- 
endet. Diese  Kuppel,  wie  auch  die  von  ihm 
1683  vollendete  Kuppel  des  Doms,  litt  schwe- 
ren Schaden  bei  dem  Erdbeben  von  1789. 
Sein  letztes  Werk  in  Citta  di  Castello  war 
die  Portikus  vor  der  Kirche  S.  Giovanni  Bat- 
tista  der  Minori  Osscrvanti,  1087  beendet. 


Er  wurde  dann  an  den  Hof  des  Großherzogs 
von  Toskana  berufen,  aber  noch  bevor  er  dort 
seine  Tätigkeit  beginnen  konnte,  starb  er  am 
29.  8.  1688  und  wurde  in  der  Scrvitenkirche 
S.  Maria  delle  Grazie  begraben.  — Barbioni 
war  gelegentlich  auch  als  figürlicher  Zeichner 
tätig  und  lieferte  z.  B.  Kartons  für  die  Ma- 
lereien an  der  Decke  und  an  den  Wänden 
der  Kirche  der  Brüderschaft  S.  Sebastiano, 
welche  von  dem  mittelmäßigen  Maler  Gius. 
Gasparini  ausgeführt  wurden.  Auch  als 
Schriftsteller  ist  B.  tätig  gewesen.  Er  ist 
Verfasser  des  nur  lokalgeschichtlich  inter- 
essanten Diario  Sacro  de’  notabili  di  Cittä 
di  Castello. 

T i t i,  Ammaestramento  ecc.  nelle  Chiese  di 
Roma  p.  439 — 442.  — M a n c i n i,  Istr.  Stör. 
Pitt,  di  Cittä  di  Castello,  1832,  I 65,  174,  267, 
293,  298,  II  177  (daselbst  Lebensskizze).  — 
Meyer,  Kstlerlex.  Walter  Bombe. 

Barbiset,  A.,  französ.  Emailleur,  lieferte  seit 
1850  Imitationen  nach  Palissy,  sowie  eigene 
Kompositionen  in  diesem  Genre,  besonders 
Jardinieren,  aber  auch  andere  Fayencen  und 
moderne  Majoliken,  meist  in  stark  barockem 
Geschmack.  Seine  Arbeiten  zeichnen  sich 
sämtlich  durch  gute  Modellierung  aus,  wäh- 
rend seine  Farben  oft  flau  und  geschmacklos 
sind.  Seine  Erzeugnisse  sind  teils  unbczeich- 
nct,  teils  mit  B.  V.  gestempelt. 

Jaennicke,  Grundr.  d.  Keramik  1879,  p.  839. 
— Gazette  d.  beaux-arts  1859  I 315,  1865  II 
376,  1874  II  235,  315,  316.  H.  V. 

Barbd,  Maria  Felice  (eigentlich  Clara), 
Miniaturmalerin,  Schwester  im  Kloster  S. 
Quirico  zu  Cremona,  geb.  daselbst  1700,  f 
am  13.  7.  1734,  Schülerin  des  Angelo  Masse- 
roti.  In  Cremona  fanden  sich  vor  wenigen 
Jahrzehnten  im  Privatbesitz  noch  Arbeiten 
von  ihrer  Hand. 

Grasseil i,  Abecedario  etc.  — Meyer, 
Kstlerlex.  H.  V. 

Barbona,  Pietrodi  (in  den  Akten  Petrus 
Borbon,  oder  Barbon  Italus,  Murator), 
italien.  Baumeister  in  Lemberg,  im  16.  Jahrh. 
tätig.  Wahrscheinlich  aus  der  Gegend  von 
Padua,  f 1588  in  Lemberg.  Arbeitete  eine 
Zeitlang  im  Verein  mit  Paolo  Romano.  Sein 
Monumental  werk  ist  der  Turm  der  Walachi- 
schen  Kirche  in  Lemberg  (vollendet  1580), 
eines  der  gelungensten  Baudenkmäler  der  Rc- 
naissanccarchitektur  in  Polen.  Ferner  das 
Korniakt-Haus  am  Lemberger  Ringplatz,  spä- 
ter Eigentum  des  Königs  Joh.  Sobieski. 

WL  Lozinski,  Sztuka  lwowska.  Lwow 
1898.  Z.  Batowski. 

Barboni,  M a 1 1 e o,  reproduzierender  Kup- 
ferstecher, nach  Zani  (Enc.  met.  III  74)  auch 
Maler,  geb.  zu  Bologna,  arbeitete  gegen  Ende 
des  18.  Jahrhunderts  in  Spanien  und  um  1810 
in  Rom.  Er  stach  nach  Poussin,  Claude  Lor- 
rain  u.  a. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  H.  V. 

Barbonnois  (Bourbonnois),  Franqois, 


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Barbor  — Barbut 


Maler  aus  Nancy,  tätig  daselbst,  f am  22.  8. 
1636,  nur  urkundlich  bekannt. 

Reunion  d.  Soci£t.  d.  Beaux-Arts.  XXIII 
402/03.  H.  V. 

Barbor,  Lucius,  schwed.(?)  Miniatur- 
maler des  18.  Jahrh.  in  London,  gerühmt 
wegen  seiner  geschickten  Miniaturporträts  so- 
wohl in  Aquarell  wie  in  Ölmalerei  und  in 
Email,  stellte  in  den  Spring  Gardens  Exhibi- 
tions,  1763 — 66  in  der  Society  of  Artists  aus. 
Er  starb  am  7.  11.  1767.  — Zwei  Sclbstpor- 
träts  eines  Mr.  Barbor  werden  von  William- 
son,  History  of  Portr.  Miniatures,  II  138  er- 
wähnt. ** 

Barborini,  D o m e n i c o,  Gießer  in  Parma, 
wo  er  1763 — 81  zahlreiche  Glocken  ausführtc 
für  die  Kirchen  S.  Basilide,  S.  Maria  del  Car- 
mine, S.  Vitale  und  dei  Serviti  in  Parma,  so- 
wie für  die  Pfarrkirchen  zu  Marano  und  So- 
ragna.  St.  Lottici. 

Barbosa,  Albino  Pinto  Rodrigucs, 
Maler,  Portugal,  war  auf  der  Dczennalaus- 
stellung  in  Paris  1900  mit  Porträts  auf 
Fayence  vertreten.  — Eine  Mme  A.  V.  Bar- 
bosa, Malerin  in  Lissabon  stellte  im  Pariser 
Salon  1898  ein  Gemälde:  Matin  de  la  Saint- 
Jean  aus. 

Katal.  d.  beiden  Ausst.  A.  Haupt. 

Baibot,  Gabriel,  Maler  in  der  Gemeinde 
Saint-Picrrc  de  Saumur,  zwischen  1684  und 
1693  urkundlich  vorkommend. 

C.  Port,  Les  Artistes  angevins.  H.  V. 

Barbot,  Jean-Franqois,  französ.  Bild- 
hauer in  Caen,  urkundlich  erwähnt  1775 — 83. 

Reunion  des  soc.  des  B.-Arts  des  departements 
1899,  p.  93.  S.  Lami. 

Barbot,  M a t h i e u,  Dekorationsmaler  in 
Nantes,  malte  1551  für  den  feierlichen  Ein- 
zug Heinrichs  II.  und  der  Katharina  von 
Medici  Figuren  zum  Schmucke  von  Schau- 
gerüsten  und  Bühnen,  die  hier  aufgerichtet 
wurden. 

Nouvclles  Archives  de  l'art  frang.  tom.  XIV 
(1898).  H.  Longnon. 

Barbot,  Pierre,  s.  Barbade,  Pierre. 

Barbot,  Prosper,  französ.  Landschafts- 
maler in  Le  Caire  bei  Nantes,  geb.  in  Nan- 
tes 1798,  Schüler  von  Watelet  und  Jules  Coig- 
net,  stellte  in  den  Pariser  Salons  fast  alljähr- 
lich 1827 — 1840,  anfangs  hauptsächlich  italie- 
nische Landschaften  aus.  Im  Mus.  zu  Nan- 
tes 2 Bilder  von  ihm : Antiker  Aquädukt  bei 
Tivoli  (1833)  und  Wald  bei  Woodstock 
(1833),  im  Mus.  zu  Angers:  Umgegend  von 
Dicppe  (1835). 

Bcllier-Auvray,  Dict.  g6n.  — Invent. 
gen.  d.  rieh,  d’art,  Prov.  Monum.  civ.  II  11,  12, 
III  12.  H.  V. 

Barbotin,  William,  Maler,  Bildhauer  und 
Radierer  in  Paris,  geb.  in  Ars-cn-Re  (Char. 
Infer.)  am  25.  8.  1861,  Schüler  von  Bougue- 
reau,  Robert-Fleury  u.  a.  Er  debütierte  im 


Pariser  Salon  1880,  wo  er  auch  1891,  94  und 
96  Radierungen  und  Skulpturen  ausstellte. 
Das  Museum  von  La  Rochelle  hat  von  ihm 
„Paysan  et  Paysanne“.  Eine  seiner  delikaten 
Radierungen  nach  Prud’hon  abgebildet  in  der 
Revue  de  l'art  anc.  et  mod.  1903,  II  364. 

J.  Martin,  Nos  peintres  et  sculpteurs,  Pa- 
ris 1897.  — Kataloge  der  Salons.  *• 

Barbotti,  Paolo,  Maler  in  Pavia  um  1850 ; 
ausgebildet  an  der  dortigen  Kunstschule  unter 
der  Leitung  Giacomo  Trecourts,  malte  Ende 
der  50er  Jahre  des  vorigen  Jahrh.  ein  großes 
Ölgemälde,  darstellend  den  hl.  Epiphanius, 
Bischof  von  Pavia. 

G.  d.  C.,  Illustr.  di  un  gran  quadro  di  Bar- 
botti (Pavia  1858).  E.  Verga. 

Barbudo-Sanchei,  Salvador,  span.  Ma- 
ler, geb.  1858  in  Xeres  de  La  Frontera  (nach 
And.  in  Sevilla)  ; ausgebildet  durch  Jose  Vil- 
legas,  ließ  er  sich  dauernd  in  Rom  nieder 
und  widmete  sich  dort  hauptsächlich  der 
Interieur-  und  Bildnismalerei.  Unter  seinen 
Gemälden  sind  hervorzuheben : Das  Fest  des 
Erlösers,  Ein  Gala-Konzert,  Genesung,  Ate- 
lierintcrieur  usw.  Ein  1886  in  Mailand  prä- 
miiertes Hamlet-Gemälde  dieses  Künstlers 
wurde  für  das  Mus.  zu  Barcelona  angekauft. 

L’Art  en  Italie  1885,  No.  47,  p.  3—16.  — 
Gubernatis,  Di*,  d.  Art.  Ital.  viventi  (1889). 
— A.  G.  T e m p 1 e,  Modem  Spanish  Painting, 
London,  1908,  p.  97. 

Barbulia,  Giuseppe  de,  Maler  des  16. 
Jahrh.  in  Bergamo,  nur  erwähnt  bei  Locatelli. 
Illustri  Bergamaschi  II  (1869  ) 271. 

Baxbut,  James,  Inscktenmaler  in  London, 
stellte  1777 — 86  zahlreiche  Bilder  in  der  Roy. 
Academy  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  1905, 

I 110. 

Barbnt,  Salomön,  jüd.  Goldschmied  in 
Barcelona.  Im  Mai  1349  verpflichtet  er  sich, 
für  das  Kloster  der  Augustiner-Eremiten  ein 
silbervergold.  Reliquiarium  auszuführen.  Er 
scheint  1361  gestorben  zu  sein. 

V i fi  a z a,  Adic.  I 22.  M.  v.  B. 

Barbut-Davray,  Luc,  französ.  Maler,  geb. 
im  Oktober  1862  zu  Nimes,  Schüler  Cabanels 
während  seines  fünfjährigen  Studiums  an  der 
Pariser  Ecole  des  B.-Arts.  Seine  ersten  Ar- 
beiten waren  Porträts  und  Historienbilder 
wie  David  vor  Saul  (Pariser  Salon  1888), 
Biblis  (Salon  1895)  etc.,  aus  denen  zunächst 
noch  die  streng  akademische  Schulung  spricht. 
Späterhin  dagegen  wandte  sich  B.  der  Gcnre- 
und  Interieurmalcrei  zu,  in  der  er  ausgezeich- 
nete Werke  voll  Leben  und  Charakter  schuf. 
Mehrere  derselben  wurden  auf  den  Ausstel- 
lungen zu  Reims,  Nimes  und  Angers  prä- 
miiert, auch  für  deutsche  (Berliner),  engli- 
sche und  amerikanische  Privatsammlungen 
angekauft.  Das  Charakteristische  in  seiner 
Kunst  ist  sein  sorgfältiges  Studium  von  Luft 
und  Licht  in  intimen  Ausstattungen. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1885.  G.  Geffroy. 


480 


Barbuzza  — Barcelö 


Barbuzza,  M a 1 1 e o,  sizil.  Maler,  der  1465 
für  einen  gewissen  Marco  Burza  ein  Altarbild 
zu  malen  hatte. 

Di  Mario,  La  Fittura  a Palermo,  p.  81. 

E.  Mauceri. 

Barby,  Johann  (Matthaeus),  Bildhauer 
in  Breslau,  Sohn  des  Zimmermeisters  Mat- 
thaeus Barby  in  Altenburg  i.  Sachs.,  heiratet 
am  12.  10.  1723  Anna  Margareta,  die  Toch- 
ter des  Breslauer  Kupferstechers  Johann 
Oertl.  Stirbt  vor  1741 ; am  20.  10.  1741  wird 
seine  Witwe  begraben.  E.  Hintut. 

Barca,  Architekt,  seit  1809  Hofbaumeister 
in  Ludwigslust  an  Scydewitz’  Stelle;  voll- 
endet 1817  den  Turm  der  katholischen  Kirche 
daselbst  (Weihe  am  18.  8.  1817)  und  entwirft 
die  Zeichnungen  zur  Kanzel  und  zum  Beicht- 
stuhl. Ferner  stammen  von  ihm  der  Rathaus- 
neubau in  Wismar  (1817/19),  „ein  etwas 
schwerer  Bau  klassizicrenden  Stils“,  sowie 
wahrscheinlich  auch  das  Mausoleum  der  1808 
verstorbenen  Herzogin  Louise  zu  Ludwigslust. 

Die  Kst.-  u.  Geschichts-Denkm.  d.  Großhcrzgt. 
Mecklenburg-Schwerin.  2.  Aufl.  (1900)  II  176, 
III  262,  268.  H.  V. 

Barca  (Barcha),  Ettore,  Architekt  aus 
Mailand,  um  1580,  nur  bei  Zani  (Enc.  met. 
III  74)  erwähnt  H.  V. 

Barca  (oder  Barchi),  Giovanni  Bat- 
tist a,  Maler  aus  Mantua,  hauptsächlich  in 
Verona  tätig,  in  der  ersten  Hälfte  des  17. 
Jahrh. ; vielleicht  ein  Schüler  Dom.  Fetis.  Er 
gehörte  in  Verona  zu  den  geschätztesten  Ma- 
lern jener  Zeit  und  wurde  zum  Cavaliere  er- 
nannt. Für  die  Kirche  S.  Fermo  in  Verona 
malte  er  eine  Pictä,  für  S.  Maria  della  Scala 
ebenda  eine  Madonna  mit  Heiligen  und  das 
Martyrium  der  hl.  Crispin  und  Crispinian; 
andere  Gemälde  von  seiner  Hand  in  den  Kir- 
chen S.  Bernardino,  S.  Niccolö,  S.  Maria  An- 
tica,  in  der  Pinacotcca  comunale  (Besuch  der 
Maria  bei  Elisabeth),  sowie  in  Kirchen  der 
Umgebung  Veronas  (Illasi,  Volargne,  Avio, 
Lonato,  Concamarise).  1650  war  B.  noch  am 
Leben. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält  Lit.).  — Zan- 
n a n d r e i s,  Vite  dei  pitt.  etc.  Veroni  (cd.  G. 
Biadego,  1891).  L.  Simeoni. 

Barca,  Giuseppe,  Architekt  von  Mailand, 
um  1617 — 1639,  Neffe  des  Pietro  Antonio 
Barca.  Die  alte  Kirche  S.  Romano  in  Mai- 
land wurde  nach  seinen  barocken  Plänen 
restauriert. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barca,  Joh.  Petrus,  Baumeister  aus  Por- 
lctia  im  Mailändischen,  stellte  1574 — 1582  das 
Kloster-  und  Kirchengebäude  zu  Bruck  bei 
Znaim  wieder  her.  Er  wurde  von  dem  dor- 
tigen berühmten  Abt  Freytag  von  Cziepiroh 
als  ingeniosus  architectus  bezeichnet  und  zum 
Stiftsbaumeister  ernannt. 

Schram,  Der  Abt  von  Kloster-Bruck  Frey- 
tag von  Cziepiroh.  S.  6 u.  Zcitschr.  d.  deutsch. 


Ver.  f.  die  Gcsch.  Mährens  und  Schlesiens,  1897, 
3.  Heft,  S.  107  f.  W.  Schram. 

Barca,  Pietro  Antonio,  Architekt  in 
Mailand,  beteiligte  sich  1600  an  der  Konkur- 
renz für  den  Bau  der  Fassade  des  Mailänder 
Domes.  Die  Konkurrenzarbeiten  (Modelle 
und  Zeichnungen)  werden  im  Mailänder  Dome 
aufbewahrt.  Eine  Schrift  Barcas  über  die 
bürgerliche  und  Kriegs-Baukunst  erschien 
1620  in  Mailand. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — M o t h e s,  Baute, 
d.  Mittelalt.  in  Italien  1883  p.  507  (Anm.).  — 
Arch.  Stör.  Lomb.  ser.  2 XIII  298—362.  — Arte 
c Storia  XXI  39—41.  H.  V. 

Barca,  d c 1 a,  s.  Calderon  de  Ia  B. 

Barcaglia,  Donato,  ital.  Bildhauer,  geb. 
in  Pavia  am  1.  12.  1849,  tätig  hauptsächlich 
in  Mailand,  wo  er  unter  der  Leitung  des  A. 
Sangiorgio  an  der  Akademie  ausgcbildct 
wurde.  Sein  Erstlingswerk  war  die  „II  ri- 
torno  dalla  vendemmia“  betitelte  Aktstatue 
eines  Jünglings  (im  Palazzo  Reale  zu  Mai- 
land). Nachdem  er  in  Rom  seine  Studien 
beendet  hatte,  errang  er  sich  1875  in  der  Flo- 
rentiner Kunstausstellung  die  große  goldene 
Medaille  mit  einer  Gruppe  „Junges  Mädchen, 
von  Amor  geblendet“.  Seine  in  Philadelphia 
prämiierte  Gruppe  „Das  Leben  versucht  den 
Lauf  der  Zeit  zu  hemmen“  wurde  für  das 
Museo  Civico  zu  Triest  angekauft,  ebenso 
seine  Statue  „La  Vcrgogna".  In  Boston 
wurde  seine  Gruppe  „Seifenblasen“  prämiiert. 
Sein  Meisterwerk  ist  eine  1902  in  Petersburg 
durch  die  große  goldene  Medaille  ausgezeich- 
nete Athletcnstatue.  Auch  seine  Gruppe  „Groß- 
vaterfreuden“ wurde  1904  in  Petersburg  prä- 
miiert. Größere  Monumentaufträge  hatte  der 
Künstler  auszuführen  für  Mailand,  Triest, 
Fiume,  London  u.  Warschau.  Neuerdings 
wurde  er  für  Entwurf  u.  Ausführung  des 
grandiosen  Ossariums  bei  Melegnano  (für  die 
Gefallenen  vom  8.  6.  1859)  vom  König  von 
Italien  zum  Commendatore  u.  vom  Präsiden- 
ten der  französ.  Republik  zum  Ritter  der 
Ehrenlegion  ernannt. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  Ital.  viventi 
(1889).  — Natura  ed  Arte,  1903—4,  II  202 ; 
1905—6,  II  321  ff.,  371  ff.  — L’Arte  all’  Esposiz. 
di  Torino  1898,  No.  22,  p.  170.  — Zeitschr.  f. 
bild.  Kunst  XVI  365.  — Kunst  f.  Alle  III  233. 

E.  Verga. 

Barcas,  D.  Salvadore  de,  Töpfer,  der  im 
18.  Jahrh.  in  Sevilla  feines  Steingut,  eine  Art 
von  Porzellan,  hcrstellte. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 74.  M.  v.  B. 

Barcatta,  Fabian  P.,  zurzeit  Franziskaner- 
mönch zu  Kaltem,  verfertigte  1907  die  Por- 
trätbüste des  Erzherzogs  Heinrich  in  Mar- 
mor und  ein  Modell  für  das  Speckbacher- 
Denkmal  am  Berg  Isel.  Er  ist  ein  geborener 
Bozcner.  Dr.  Franz  Innerhofer. 

Barcelö,  Joaquin  Garcia,  span.  Maler, 
geb.  in  Valencia,  t am  30.  3.  1879  in  Madrid, 
wo  er  Lehrämter  an  der  Acad.  de  San 
Fernando  und  am  Conservatorio  de  Bellas 


KQnstlcrlcxikon.  Bd.  II. 


48z 


31 


Barcelö  — Barcke 


Artes  bekleidete.  Unter  seinen  Gemälden  sind 
erwähnenswert  mehrere  Porträts  der  Königin 
Isabclla  II.  (im  Justizpalaste  zu  Madrid,  im 
Ayuntamiento  zu  Talavera  und  in  der  In- 
fantericschule  zu  Toledo)  sowie  das  Kolossal- 
bild „Die  Virgcn  dcl  Carmel  als  Retterin  der 
Seelen  aus  dem  Fegefeuer“. 

A 1 c a h a 1 1,  Diccion.  biogr.  de  art.  valencia- 
nos  (1897).  P.  Lafond. 

Barcelö,  M i q u e 1,  Bildhauer  in  Palma  auf 
Mallorca  um  1682. 

V i n a z a,  Adic.  II  48.  < M.  v.  B. 

Barcelon,  Juan,  Kupferstecher  in  Madrid 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Stach 
(gemeinsam  mit  Nie.  Barsanti)  24  Blatt  nach 
Luca  Giordanos  Fresken  im  Palast  Bucn  Re- 
tiro  (nach  Zeichnungen  Castillos),  das  Por- 
trät des  Juan  de  Torquemada  (nach  J.  Maea) 
und  2 Blatt  für  die  1780  in  Madrid  erschie- 
nene Ausgabe  des  Don  Quijote. 

Meyer,  Kstlcrlex.  III  12.  A 

Bärcena,  Gonzalo  de  la,  span.  Baumei- 
ster, gebürtig  aus  Guennes  in  den  Bergen  von 
Santander,  um  1585  in  Valladolid  tätig.  Er 
baute  zwischen  1583  und  1631  einen  Brunnen 
im  Schlosse  Simancas  in  Altcastilicn  nebst 
der  dazu  gehörigen  Wasserleitung  und  er- 
neuerte den  von  Juan  de  Ccrecedo  (t  1568) 
aufgeführten  Aquäduct  de  los  Pilares  bei 
Oviedo. 

Llaguno  y Amirola,  Noticias.  II  330, 
III  96.  — M a r t i y M o n s 6,  Estud.  hist,  artist. 

661.  A 

Barcet,  D e s i r e,  französ.  Bildhauer  in 
Lyon;  ausgebildet  an  der  dortigen  Ecole  des 
B.-Arts  und  unter  der  Leitung  Caveliers  in 
Paris,  figurierte  B.  seit  1888  im  Pariser  Salon 
mehrfach  als  Porträtbildhauer  und  erzielte 
1893  eine  „mention  honorable“  mit  einer 
Gipsgruppe  „Ismael“. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1888.  S.  Latni. 

Barch,  s.  Borck  u.  Bark. 

Barcha,  s.  Barca. 

Barchetta,  Andrea,  s.  Borghetta,  Ago- 
stino. 

Barchi,  s.  Barca. 

Barchmann  (Berchmann,  Borchmann),  Ja- 
cob, Glaser  in  Bremen,  wurde  1614  Meister 
und  starb  1644.  Laut  Reederbuch  von  1617 
u.  ff.  lieferte  er  mehrfach  Wappenfenster, 
1641  auch  eines  für  den  Dom  im  Werte  von 
88  Mark. 

F o c k e,  Bremische  Werlcmstr.,  p.  8.  Hs.  L. 

Barchmann,  S i v e r t,  Lüneburger  Grapen- 
gießer,  goß  laut  Inschrift  1540  den  bronzenen 
Taufkessel  der  ehemaligen  Lambertikirche  zu 
Lüneburg,  der  heute  im  Chor  der  Johannis- 
kirche daselbst  steht.  Wahrscheinlich  sind 
von  ihm  auch  einige  für  die  Stadt  Lüneburg 
gegossene,  mit  S.  B.  und  der  Jahreszahl  1584 
bezeichnete  Geschütze. 

M i t h o f f,  Mittelalterl.  Kstler.  u.  Werkm. 
Nieders.  u.  Westf.,  2.  Aufl.  1885.  — Kunstdenk- 
mäler d.  Prov.  Hannover.  III.  Reg.-Bez.  Lüne- 
burg. Heft  5 u.  6,  p.  122,  129.  H.  V. 


Barchmann,  Valentin,  Lüneburger  Erz- 
gießer, goß  1553  eine  Uhrglocke  für  die  (jetzt 
abgebrochene)  Lambertikirche  daselbst,  1560 
eine  Schelle  für  den  Heiligengeistturm  (hängt 
heute  im  Turm  der  Nikolaikirche),  sowie 
mehrere  Geschütze  in  den  Jahren  1542 — 1574. 
Seine  Initialen  V.  B.  auf  einer  Bronzetafel 
von  1554  an  einem  der  Garlopenhäuser  in 
Lüneburg. 

M i t h o f f,  Mittelalterl.  Kstler.  u.  Werkm. 
Nieders.  u.  Westf.,  2.  Ausg.  1885.  — Kunstdenk- 
mäler d.  Prov.  Hannover.  III.  Reg.-Bez.  Lüne- 
burg. Heft  5 u.  6,  p.  154,  310.  H.  V. 

Barchof,  Hans,  Glockengießer  goß  laut 
Inschrift  1555  eine  Glocke  für  die  Kirche  zu 
Ivenack  in  Mecklenburg  und  wahrscheinlich 
noch  eine  zweite  Glocke  daselbst. 

M i t h o f f,  Mittelalterl.  Kstler.  Nieders.  u. 
Westf.,  2.  Ausg.  1885.  H.  V. 

Barci,  Andrea,  Goldschmied  in  Vicenza, 
ziselierte  um  1730  die  Messingplatten,  welche 
die  südliche  Eingangstür  von  S.  Antonio  in 
Padua  zieren,  mit  heiligen  Geschichten.  Man 
liest  darauf  sein  Monogramm  A.  B. 

Moschin  i,  Guida  di  Padova.  p.  18,  252.  — 
Gon  zati,  S.  Antonio  di  Padova.  I 191.  — 
Meyer,  Kstlcrlex.  H.  V. 

Barcia  y Pavon,  Angel,  span.  Maler,  geb. 
in  Cordova.  Ausgebildet  an  der  Academia 
de  San  Fernando  zu  Madrid,  debütierte  er 
1858  in  der  Provinzialausstellung  zu  Cadiz 
mit  einer  Landschaft  mit  Staffagefiguren  und 
beschickte  dann  bis  1871  die  Madrider  Kunst- 
ausstellungen mit  Gemälden  wie  „Tintoretto 
an  der  Leiche  seiner  Tochter",  „Sub  umbra 
illius“,  „Eine  Synagoge“,  „Heilige  Familie", 
„Hl.  Hieronymus  und  Erzengel  Raphael“, 
„Darstellung  der  Jungfrau  Maria  im  Tem- 
pel“. — Späterhin  trat  B.  in  einen  Mönchs- 
orden ein  und  widmete  sich  dem  Kunstunter- 
richte und  der  Kunstkritik.  An  der  Biblio- 
teca  Nacional  zu  Madrid  war  er  Vorsteher 
der  Abteilung  für  die  bildenden  Künste. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espaiioles  del  siglo  XIX  (1883 — 84). 

P.  Lafond. 

Barck,  Nilslvanjoakim,  Graf,  schwe- 
discher Künstler,  geb.  in  Malmö  am  30.  12. 
1863,  seit  der  Kindheit  in  Paris  wohnhaft, 
machte  sich  in  den  „Salons"  durch  Küsten- 
motive aus  Nordfrankreich  bekannt:  Das  Ret- 
tungsboot sticht  in  See  (1897),  Marine  (1900) 
u.  a.  Er  hat  sich  indessen  besonders  in  der 
angewandten  Kunst  ausgezeichnet  und  viele 
verdienstvolle  Arbeiten  in  gebranntem  Ton 
ausgeführt.  Eine  Kollektion  solcher  Arbeiten 
stellte  er  auf  der  Weltausstellung  1900  aus 
und  erhielt  die  silberne  Medaille.  Er  ist  ver- 
treten im  Stockholmer  Nationalmuseum. 

G.  Nordtnsvan. 

Barck,  s.  auch  Bark. 

Barcke,  Francesco  di  Francesco 
aus  Antwerpen,  Maler  in  Perugia.  Erhielt 
1578  das  Peruginer  Bürgerrecht.  Am  8. 9. 1580 
wurde  er  in  die  Peruginer  Malergilde  auf- 


482 


Barckhan  — Barco 


genommen  und  1590  starb  er.  In  der  Ka- 
pelle des  Hl.  Gregorius  ira  Klosterhofe  von 
S.  Pietro  malte  er  1578  die  Jungfrau  Maria 
mit  S.  Cecilia,  S.  Agata,  S.  Ildefonso  und  S. 
Bernardo  Abate.  Diese  Malereien  sind  mit 
der  Kapelle  zerstört  worden. 

M a r i o 1 1 i,  Lettere  pittor.  perug.,  Perugia 
3788  p.  70,  — Rassegna  bibl.  delT  arte  II  p.  212 
(Mazzatinti).  Walter  Bombe. 

Barckhan  (Barkhan),  Johann  Hiero- 
nymus, Maler  und  Lithograph  in  Hamburg, 
geb.  am  25.  8.  1785,  lebte  1855  noch.  Er 
lernte  bei  seinem  Onkel  Joh.  Ad.  Koch  aus 
Hildesheim,  später  bei  G.  Hardorff.  1805  bis 
1807  ermöglichte  ihm  ein  Stipendium  der  Pa- 
triot. Gesellschaft  das  Studium  in  Dresden 
unter  Graff  und  Schubert  1821  war  er  wie- 
der in  Hamburg  und  lithographierte  „Aus- 
sicht von  Itzehoe“.  Seit  1822  Zeichenlehrer 
am  Hamburger  Waisenhause.  Bildnisse  in 
Pastell,  Steindruck  und  öl.  1828  Pastor 
Noodt  für  die  Petrikirche.  Miniaturen  des 
Kaufmanns  Kinnecke  u.  seiner  Frau  (Kunst- 
halle). Viele  Wappen  für  die  Wappenbücher 
der  bürgerlichen  Deputationen.  Porträts  in 
Lith. : J.  C.  Gläser  (1829);  R.  D.  Prale 
(1888) ; Schenkwirtin  Marianne  und  Erbprinz 
von  Oldenburg. 

Hamb.  Kstlerlex.  — E.  Zimmermann, 
Gesch.  d.  Lith.  in  Hamburg.  29.  E.  Bene  ei. 

Barckhaus,  s.  Barkhaus. 

Barckhuis,  Joost  Einige  1729  von  ihm 
gemalte  Porträts  sind  in  holländischem  Pri- 
vatbesitz. 

Moei,  Iconographia  Batava  No.  4330—4338, 

E.  W.  Moes. 

Barckhuysen,  J.  B.,  vläm.  Goldschmied  und 
Edelsteinschneider,  18.  Jahrh.  Seine  Signa- 
tur befindet  sich  auf  einer  großen  Silberdose 
in  der  ehemal.  Samml.  Perlbach  in  Hamburg, 
deren  Deckel,  eine  Perlmutterplatte,  in  ge- 
schnittenem Relief  eine  Darstellung  des  Paris- 
urtciles  zeigt.  Drei  weitere  Arbeiten  von  ihm, 
zwei  Basreliefs  und  ein  Bürstenrücken  mit 
einer  Diana-  und  Actaeon-Szene  im  Pariser 
Privatbesitz. 

Katal.  d.  Sammlgn.  J.  H.  Perlbach  zu  Ham- 
burg, Köln  1899  No.  842.  — Maze-Sen- 
c i e r,  Livre  d.  Collectioneurs,  Paris  1885  p. 
654.  H.  V. 

Barclay,  Edgar,  engl.  Landschafts-  und 
Figurenmaler  und  Radierer  in  Hampstead, 
war  1864  Schüler  von  Schnorr  in  Dresden, 
studierte  1874 — 75  in  Rom,  und  stellte  seit 
1869  bis  in  die  letzten  Jahre  fast  regelmäßig 
seine  einfachen,  kraftvollen,  oft  an  Millet  er- 
innernden Landschaften  mit  wirksamer  Fi- 
gurenstaffage aus  dem  Volksleben  in  der  Roy. 
Academy  aus.  — Eine  seiner  stimmungsvollen 
Radierungen  bringt  das  Art  Journal  1894  p. 
268. 

The  Art  Journal  1894  p.  266.  — Graves, 
The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 111.  — The  Years 
Art  — Catal.  de  l’cxpos.  dcccnnale  de*  b.-arts. 


Paris  1900.  — Catal.  du  Salon  1885.  — Notizen 
von  Dr.  F.  Noack  in  Rom.  ** 

Barclay,  H u g h,  Miniaturmaler,  geb.  in 
London  1797,  tätig  daselbst  und  in  Paris,  wo 
er  ira  Louvre  die  großen  Italien.  Meister  ko- 
pierte. Er  starb  1859. 

Redgrave,  Dict  o£  art ists.  ** 

Barclay,  J.  M.,  schott.  Porträtmaler,  geb.  in 
Perth,  tätig  in  Edinburgh,  Mitglied  der  Roy. 
Scottish  Academy  seit  1871,  stellte  1850 — 75 
eine  Reihe  von  Porträts  hervorragender  Per- 
sönlichkeiten der  engl.  Gesellschaft  in  der  R. 
Academy  in  London,  später  meist  in  Edin- 
burgh aus.  Er  muß  um  1887  gestorben  sein. 

Clement  and  H u 1 1 o n,  Artists  of  the  19th 
Century.  — Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts, 
II  111.  — The  Studio  1907 : Royal  Scottish  Aca- 
demy. ** 

Barclay,  William,  Miniaturmaler  in  Tot- 
tenham in  Middlessex,  war  1704 — 69  regel- 
mäßig mit  mehreren  Porträtminiaturen  (auch 
nach  antiken  Gemmen)  in  den  Ausstellungen 
der  Free  Society  in  London  vertreten. 

Graves,  The  Society  of  Artists  of  Great 
Britein  1760—91  etc.,  London  1907  p.  21.  ** 

Barclay,  William,  Miniaturmaler  in  Lon- 
don, stellte  von  1882—1856  eine  lange  Reihe 
von  Porträtminiaturen  in  der  Roy.  Academy 
aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  I 111.  •* 
Barco,  A Ion  so,  Kunstschmied  in  Valla- 
dolid, welcher  im  Anfang  des  16.  Jahrh.  an 
der  Reja  des  Chors  der  Kathedrale  in  Palen- 
cia  arbeitete. 

V i fi  a z a,  Adle.  II  48.  — Z a r c o d e 1 Va  1 1 e, 
Docum.  S.  364.  M.  v.  B. 

Barco,  Alonso  del,  Maler,  geb.  in  Ma- 
drid 1645,  f daselbst  1685.  Schüler  des  Josef 
Antolinez,  wendete  sich  von  der  Historienma- 
lerei später  ausschließlich  der  Landschaftsma- 
lerei zu,  in  welcher  er  zu  ziemlichem  Rufe 
gelangte.  Von  seinen  Bildern  befinden  sich 
die  meisten  in  span.  Privatsammlungen. 

Palomino,  El  museo  pict.  III  609.  — C e a n 
Bermudez,  Dicc.  I 92.  A 

Barco,  Gabriel  del,  Fliesenmalcr,  Portu- 
gal, 17.  Jahrh.  Von  ihm  sind  in  der  Kapelle 
des  Landgutes  der  Familie  Cordes  bei  der 
Kirche  von  Barcarcna  die  Wände  mit  blauer 
Fliesenmalerci  geschmückt.  Diese  stellen  dar: 
die  Taufe  S.  Johannis,  und  diesen  Heiligen 
in  der  Wüste;  sonst  Omamentwerk  mit  Kin- 
dern. Links  vom  Eingang  liest  man:  D.  Ga- 
briel del  Barco  F.  1691  (92?).  — In  der 
Kirche  S.  Thiago  zu  Evora  sind  schöne  Flie- 
senmalereien,  die  Geschichte  des  verlorenen 
Sohnes  darstellend,  bez. : Gabriel  del  Barco 
1699.  In  der  Kirche  S.  Bartholomeu  da  Char- 
neca  sind  ebenfalls  zwei  Flicscnbilder  von 
ihm,  eines  bez.:  G.el  B.co  F.  1699. 

Bei  der  ungeheuren  Verbreitung  besonders 
blauer  Fliesenmalereien  aus  dem  17.  und  18. 
Jahrh.  in  Portugal,  mit  denen  Kirchenwände 
innen  und  außen,  wie  auch  die  Wände  von 
Zimmern  und  Sälen  bedeckt  waren,  sind  die 


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Barco  — Bardey 


sehr  spärlichen  Namen  von  solchen  Malern 
von  Wichtigkeit. 

Sousa  Viterbo,  Noticia  de  alguns  pin- 
tores  portuguczes,  Lissabon  1903.  A.  Haupt. 

Barco,  Garciadel,  span.  Maler  aus  Avila, 
verpflichtete  sich  im  Okt.  1476,  in  Gemein- 
schaft mit  Juan  Rodriguez  aus  Bejar  im  Pa- 
last des  Herzogs  von  Alba  in  Barco  de  Avila 
verschiedene  Räume  auf  maurische  Weise  aus- 
zumalcn. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  VI  59 — 61. 

M.  v.  B. 

Barco,  Juan  d e 1,  Kunstschmied  in  Valla- 
dolid. 1596  liefert  er  ein  Gitter  für  die  von 
Luis  de  Mcrcado  gestiftete  Kapelle  S.  Jacinto 
im  Kloster  S.  Pablo  in  V.;  1601  empfängt  er 
eine  Zahlung  für  8 Balkons,  die  er  in  dem 
Kloster  S.  Pablo  ausgeführt  hat;  1616  über- 
nimmt er  die  Anfertigung  zweier  Gitter  für 
2 Kapellen  der  Kirche  S.  Maria  la  Real  delas 
Iiuclgas,  die  nach  Entwürfen  des  Francisco 
de  Prades  angefertigt  werden  sollen. 

Marti  y M o n s 6,  Estud.  hist,  artist.  passim. 

M.  v.  B. 

Barco,  Pedrodel,  Kunstschmied  in  Valla- 
dolid. 1608  liefert  er  ein  eisernes  Kreuz  für 
das  Dach  der  capilla  de  S.  Catalina  in  Valla- 
dolid, 1635  das  Gitterwerk  für  die  Kirche  S. 
Maria  de  la  Espina  ebenda. 

Marti  y Monsö,  Estud.  hist  artist.  186, 
231.  M.  v.  B. 

Barcone,  s.  Bargone. 

Bard,  Jean  Auguste,  Historien-,  Genre- 
und  Porträtmaler  in  Paris,  geh.  daselbst  am 
15.  1.  1812,  Schüler  von  Paul  Delaroche  und 
Ingres,  stellte  in  den  Pariser  Salons  1831  bis 
1861  wiederholt  aus.  Im  Museum  des  Louvre 
befindet  sich  von  ihm  eine  Madonna  mit  dem 
Christuskinde  (1841). 

Bellier-A.ivray,  Dict.  g6n.  H.  V. 

Bard,  Nicolas  Vernier,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  1721  in  Omans  (Doubs),  tätig 
um  1750  in  Besanqon. 

G a u t h i e r,  Dict.  des  art.  franc-comtois. 

5.  Lami. 

Bard,  O 1 i v i c r,  s.  Bart. 

Bardanelli,  J acopo,  goß  laut  Inschrift  im 
Jahre  1400  eine  Glocke  der  Kathedrale  zu 
Andria. 

Schulz,  Dcnkm.  d.  Kst.  des  MA  in  Untcr- 
italicn  I 152.  ** 

Bardault,  s.  Bardoul. 

Bardaxi,  Francisco,  katalan.  Maler  in 
Barcelona,  erwähnt  1516. 

Sanperey  Miquel,  Cuatroc.  Catal.  I 8. 

M.  v.  B. 

Barde,  Joseph,  Goldschmied,  geb.  1715  in 
Grenoble,  tätig  in  Nancy,  f daselbst  am  26. 
2.  1785.  Er  war  Hofgoldschmied  des  Königs 
Stanislas  Leczinski.  1769  hatte  er  für  das 
Damenkloster  in  Nancy  2 massiv  silberne 
Leuchter  zu  machen. 

R6union  d.  soci6tes  d.  b.-arts  XXIX  489.  *• 

Barde,  L c r o y,  vicomte  d e,  s.  Leroy. 

Bardel,  Louis  Thomas,  französ.  Genre- 


und  Militärmalcr,  geb.  in  Paris  am  2.  2.  1804, 
Schüler  der  Ecole  des  Beaux-Arts,  stellte  in 
den  Salons  1833 — 1841  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  H.  V. 

Bardelle,  Leon-R.,  französ.  Bildhauer, 
geb.  in  Limoges;  ausgcbildct  unter  Bonnas- 
sieux,  Dumont  und  Thomas,  hat  B.  seit  1891 
im  Pariser  Salon  zahlreiche  Bildnisbüsten 
ausgestellt  und  ist  1895  für  seine  Gipsstatue 
„Desespoir“  mit  einer  3.  Medaille  prämiiert 
worden. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1891.  S.  Lami. 

Bardelli,  Alessandro,  Maler,  geb.  1583 
zu  Uzzano  bei  Pescia,  1633  wegen  eines  Lie- 
beshandcls  getötet.  Er  arbeitete  in  der  Ma- 
nier der  Guercino  und  Curradi,  welch  letz- 
terer vermutlich  sein  Lehrer  war.  Für  das 
früher  dem  Margaritone  zugeschriebene,  aber 
dem  Bonaventura  Berlinghieri  gehörige  Ge- 
mälde in  der  Kathedrale  von  Pescia,  das  den 
hl.  Franziskus  darstellt,  malte  er  friesartige 
Randbilder  (Die  Tugenden  des  Heiligen), 
oben  eine  Engelgloric ; in  der  Taufkapelle  der- 
selben Kirche  die  Taufe  Christi. 

Z a n i,  Encicl.  met.  III  76.  — L a n z i,  Stör. 
Pitt.  4.  Ed.  I 251.  — C r e s p i,  Descr.  delle 
pitt.  etc.  di  Pescia.  p.  25.  — Meyer,  Kstlerlex. 

H.  V. 

Bardellini,  Pietro,  neapolit.  Maler  des  18. 
Jahrh. 

Napoli  Nobiliss.,  VIII  25 ; IX  73,  125;  X 4,  23. 

Bardenwerper,  Goldschmiedefamilie  der  2. 
Hälfte  des  16.  Jahrh.  in  Braunschweig, 
deren  Vertreter:  Epiphanius,  Hans,  Hennig 
und  Zacharias  nur  urkundlich  bekannt  sind. 

M i t h o f f,  Mittelalt.  K stier,  u.  Werkmstr. 
Niedersacbs.  u.  Westf.  1885.  H.  V. 

Bardery,  Louis  Armand,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  in  Neuilly-sur-Mamc,  ausgebildet 
unter  Thomas,  Injalbert  und  Vital  Cornu, 
errang  im  Pariser  Salon  1905  eine  „Mention 
lionorable"  mit  seiner  Gipsstatue  „Premiere 
disillusion“. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1905.  5.  Lami. 

Bardewiek,  Wilhelm,  Maurermeister  in 
Glückstadt  (seit  1739),  später  kgl.  Bauinspek- 
tor daselbst,  geb.  daselbst  1715,  + am  25.  L 
1778.  Von  ihm  die  neue  Kirche  in  Breiten- 
berg (1764 — 68),  die  St.  Georgskirche  in 
Horst  (1768 — 1771,  1861  restauriert)  und  das 
neue,  von  Mose  1851 — 53  umgebaute  Herren- 
haus in  Heiligenstedten. 

Bau-  u.  Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Schleswig- 
Holstein  II  445,  468,  476;  III,  I.  Teil,  Kstlcr.- 
Reg.  H.  V. 

Bardey,  Auguste,  französ.  Bildhauer, 
geb.  in  Bcaumc-lcs-Dames  (Doubs),  Schüler 
Dumonts  in  Paris,  t daselbst  1876.  Von  sei- 
nen Werken  sind  erwähnenswert:  „Le  berger 
Tircis“  (1869,  Marmorstatue)  und  „Le  bar- 
bier du  roi  Midas“  (1876,  Gipsstatue). 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n  d.  artistes.  — 
L a v i g n e,  Etat  civ.  d.  art.  frangais.  S.  Lami. 

Bardey,  Louis,  französ.  Maler  u.  Deko- 
rateur, geb.  am  1.  10.  1851  in  Lyon,  seit  1867 


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Bardi 


Schüler  der  dortigen  Ecole  des  B.-Arts  unter 
Bonirote,  Guichard  u.  L.  Charvet,  arbeitete 
nach  Vollendung  seiner  Studien  für  die  Lyo- 
ner Seiden  Industrie  sowie  für  die  Architekten 
Andre  u.  L.  Charvet  und  zeichnete  Dekora- 
tions-  und  Möbelentwürfe  für  das  Geschäfts- 
haus Flachat  et  Cochet.  Den  Lyoner  Salon 
beschickte  er  1872  mit  einer  Bildniszeichnung 
(Portrait  de  Dardel),  1874  mit  einer  Land- 
schaft. Um  1880  etablierte  er  sich  in  Lyon 
als  Dekorateur  und  hat  seitdem  für  Lyon  und 
Umgegend  eine  große  Anzahl  Entwürfe  für 
verschiedene  Industrien,  für  Webereien,  für 
Architektur,  Möbel,  Bucheinbände,  Gold- 
schmiedewaren etc.  geliefert  Seit  1897  Pro- 
fessor für  dekorative  Kunst  an  der  Lyoner 
Ecole  des  B.-Arts,  hat  B.  durch  sein  Wissen 
und  seine  eigenartige  Begabung  für  Dekor 
zur  Erneuerung  der  alten  Stilformen  beige- 
tragen. Häufig  stellt  er  in  seinen  Komposi- 
tionen die  natürlichen  Blumenformen  den  de- 
korativen Formen  gegenüber.  In  der  Lyoner 
Kunstgewerbeausstellung  1883  erhielt  er  eine 
Große  Medaille  für  sein  allegorisches  Wand- 
bild: Les  arts  dccoratifs  d Lyon  d l’epoque 
de  la  Renaissance,  sowie  für  3 Plafondent- 
würfe. Unter  seinen  Dekorationsarbeiten 
sind  noch  hervorzuheben  diejenigen  im  Rats- 
sitzungssaale des  Lyoner  Hotel  de  Ville,  im 
Festsaale  der  Rhone-Präfektur,  in  der  Kirche 
St.  Louis,  in  der  Brasserie  Tantonville  und 
in  den  Cafe-Häusern  Maderni  und  Maison 
Doree  zu  Lyon,  sowie  diejenigen  im  Schlosse 
zu  La  Perolliere  bei  Sain  Bel  und  in  den 
Theatern  zu  Bourg  und  zu  Besanqon.  End- 
lich hat  er  auch  für  das  Grand  Thöätre  zu 
Lyon  eine  Reihe  von  Bühnendekorationen  ge- 
malt. 

J.  B.  G i r a u d,  Les  Industries  d’Art  d Lyon 
(1890)  u.  L.  Magnin,  relicur  lyonnais  (1905). 

E.  V. 

Bardi,  Antonio  di  Giovanni  Mi- 
ne 1 1 i de’,  Bildhauer  in  Padua,  wo  er  ver- 
mutlich um  1480  als  Sohn  des  Giov.  d’ Antonio 
Minellt  de’  B.  geboren  wurde  und  seit  1600 
als  Gehilfe  seines  Vaters  an  der  Ausschmük- 
kung  der  S.  Antonius-Kapelle  im  Santo  be- 
teiligt war.  Die  im  „Cicerone“  enthaltene 
Notiz,  wonach  Antonio  bereits  1503 — 8 in 
Venedig  tätig  gewesen  sein  soll  als  Gehilfe 
des  Lorenzo  Bregno  bei  Ausführung  des 
Grabmales  für  Benedetto  Pesaro  in  der  Frari- 
Idrche,  erscheint  nicht  haltbar,  da  sie  durch 
keine  einzige  zeitgenössische  Nachricht  be- 
glaubigt wird.  Wohl  aber  arbeitete  er  1510 
und  auch  späterhin  vorübergehend  in  Bologna ; 
u.  zwar  schuf  er  dort  gemeinsam  mit  Antonio 
da  Ostiglia  15  Halbfiguren  von  Propheten  für 
das  Hauptportal  von  S.  Petronio.  In  Padua 
sind  außer  den  in  dem  Artikel  über  seinen 
Vater  Giovanni  aus  stilistischen  Gründen  ihm 
zugewiesenen  Arbeiten  3 Bildwerke  Antonios 
mit  Sicherheit  nachweisbar.  Zunächst  das 


erste  der  die  Innenwände  der  S.  Antonius- 
kapeile  im  Santo  schmückenden  Marmor- 
reliefs, darstellend  die  Einkleidung  des  Heili- 
gen als  Ordensbruder,  eine  ärmliche,  nüch- 
terne und  phantasielose  Arbeit,  die  trotz  ge- 
wisser technischer  Fertigkeiten  schon  den 
Zeitgenossen  des  Bildners  mißfiel:  Laut  Be- 
schluß der  Bauverwaltung  vom  20.  5.  1512 
mußte  dieser  sich  mit  einem  Arbeitslöhne  von 
60  Dukaten  „ad  summum“  zufriedengeben, 
andernfalls  er  außer  den  bereits  empfangenen 
Teilzahlungen  den  von  der  Bauverwaltung 
gelieferten  Rohstein  zurückerstatten  sollte  „et 
accipiat  pro  se  tabuiam  satis  inepte  exculp- 
tam“.  Gleichzeitig  wurde  ihm,  allerdings  un- 
ter entsprechender  Preisnormierung,  die  Aus- 
führung eines  zweiten  Marmorreliefs  über- 
tragen, auf  dem  die  Wundererweckung  des 
Knaben  Parrasio  darzustellen  war.  Antonio 
förderte  jedoch  diese  ursprünglich  dem  Vene- 
zianer Giov.  Batt.  Bregno  übertragene  Arbeit 
so  langsam  (1522  hatte  er  noch  immer  das 
Modell  nicht  abgcliefert)  und  wiederum  zu  so 
geringer  Zufriedenheit  seiner  Auftraggeber, 
daß  diese  1528  den  Meister  Jacopo  Sansovino 
mit  der  Vollendung  des  Reliefs  betrauten. 
Nach  weiteren  0 Jahren  kam  die  Arbeit  end- 
lich zustande;  jedoch  verweigerte  Sansovino 
die  Signierung  der  Platte  mit  seinem  Autor- 
namen, — und  in  der  Tat  läßt  das  Relief  trotz 
den  von  Sansovino  angebrachten  Verände- 
rungen die  bereits  bei  dem  ersten  Relief  An- 
tonios gerügten  Mängel  deutlich  genug  wie- 
dererkennen. — Gleichzeitig  mit  jener  ersten 
Reliefarbcit  für  die  Santokapelle  hatte  An- 
tonio auch  die  Ausführung  des  Grabdenkmales 
für  Giov.  Calfurnio,  Lehrer  des  Griechischen 
an  der  Universität  Padua,  übernommen.  Ur- 
sprünglich in  S.  Giovanni  di  Verdara  aufge- 
stellt, wurde  dieses  Monument  erst  im  vori- 
gen Jahrh.  in  den  Chiostro  del  Noviziato  bei 
S.  Antonio  übergeführt.  Die  Bildnisfigur  des 
Gelehrten  ist  in  der  für  Professorengräber 
üblichen  Weise  auf  dem  Lehrstuhle  sitzend 
dargestellt.  Die  im  Quattrocentostile  von 
graziösen  Fruchtgehängen  flankierte  Relief- 
tafel wirkt  trotz  einer  gewissen  auch  hier 
sich  geltend  machenden  Nüchternheit  der 
Ausführung  immerhin  recht  gefällig  infolge 
einer  gewissen  primitiven  Schlichtheit  der 
Auffassung  wie  auch  durch  die  an  Bellano 
erinnernde  Genauigkeit  der  technischen  Be- 
handlung. Obwohl  Calfurnio  bereits  1503  ge- 
storben war,  ist  die  Ausführung  des  Monu- 
mentes laut  Pictruccis  Angabe  erst  1512  er- 
folgt. — Der  Hauptgrund,  weshalb  A.  das 
zweite  Antoniusrelief  für  die  Santokapelle 
unvollendet  ließ,  dürfte  in  seiner  1524  bewerk- 
stelligten Übersiedelung  nach  Venedig  zu 
suchen  sein.  In  eben  diesem  Jahre  war  Lo- 
renzo Bregno  gestorben,  und  Antonio  über- 
nahm jetzt  die  Vollendung  des  von  diesem 
venezianischen  Bildhauer  bereits  ziemlich 


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Bardi 


weit  geförderten,  von  Paolo  Trevisan  gestif- 
teten Altarwerkes  in  S.  Maria  Mater  Domini. 
Anfang  1525  erwarb  er  von  Lor.  Bregnos 
Witwe  Maddalena  das  gesamte  Werkstatt- 
inventar des  Verstorbenen  mit  der  Verpflich- 
tung, einige  von  diesem  unvollendet  hinter- 
lassene  Bildwerke  zu  Ende  zu  führen.  Unter 
anderem  hatte  er  zu  einem  von  Lorcnzo  ge- 
meißelten Engel  das  Gegenstück  anzufertigen 
sowie  eine  für  den  Dom  zu  Montagnana  be- 
stimmte Madonnenfigur  zu  vollenden.  Letz- 
tere ist  vermutlich  zu  identifizieren  mit  der 
über  dem  Portal  jener  Kirche  erhalten  ge- 
bliebenen Madonnenstatue,  die  in  der  Tat 
von  einem  zu  Beginn  des  16.  Jahrh.  vorgenom- 
menen Erneuerungsbaue  des  Domes  herzu- 
rühren scheint. 

Lit  s.  u.  Bardi,  Giovanni.  A.  Moschetti. 

Bardi,  Baldassare,  Bronze-Bildhauer, 
wahrscheinlich  aus  Rom,  um  1743,  nur  bei 
Zani,  Enc.  mct.  III  77,  erwähnt.  h.  V. 

Bardi,  Boniforte  Conte  d e’,  Maler  aus 
Pavia,  jüngerer  Bruder  des  Donato  d.  B.,  er- 
scheint 1434  zuerst  in  Genua.  Am  21.  6. 
1434  bittet  er  gemeinsam  mit  seinem  Bruder 
den  Dogen  um  Entlastung  von  öffentlichen 
Abgaben.  Am  7.  7.  1438  übergibt  B.  getreu- 
lich einige  Gegenstände,  die  er  im  Hause  eines 
an  der  Pest  gestorbenen,  aus  Pavia  gebürtigen 
Priesters  übernommen  hatte,  den  Erben  des- 
selben. Auch  bei  dem  Volkstumult  gegen  den 
Dogen  Tomaso  da  Campofregoso  hat  B.  wie- 
der Räubern  ihre  Beute  abgekauft  und  stellt 
sic  am  9.  1.  1443  den  rechtmäßigen  Eigen- 
tümern zurück.  Gegen  einen  Zunftgenossen, 
der  sich  ungebührlich  benommen,  Gaspare 
dcll’  Acqua  (s.  d.)  verbindet  sich  B.  mit  zwei 
anderen  Malern  in  dem  gegenseitigen  Ver- 
sprechen, den  Geächteten  in  keiner  Weise 
unterstützen  zu  wollen.  Genaueres  über  seine 
Person  berichtet  B.s  Eingabe  an  den  Rat 
vom  20.  4.  1450:  Er  sei  aus  edlem  Geschlecht, 
Krieg  habe  die  heimatlichen  Güter  verwüstet, 
er  habe  die  Malerei  nur  zum  Vergnügen  ge- 
lernt und  jetzt  solle  er  sein  Brot  damit  ver- 
dienen; als  Fremder  sei  er  preisgegeben,  er 
bitte  um  eine  jährliche  Unterstützung,  um 
mit  6 Töchtern  und  3 Söhnen  ruhig  und 
sicher  leben  zu  können.  Zum  letzten  Male 
findet  sich  B.  am  10.  10.  1453  erwähnt,  als  er 
einen  seiner  Söhne  zu  einem  Tuchweber  für 
6 Jahre  in  die  Lehre  gab. 

Ein  malerisches  Werk  B.s  ist  nicht  be- 
kannt, bisher  auch  kein  Dokument,  das  einen 
Auftrag  auf  ein  solches  enthielte. 

Fed.  Alizeri,  Notizie  de’  Professor!  del 
disegno  in  Liguria,  Pittura  I p.  248—260,  444 — 
447.  — M.  S t a g 1 i e n o,  App.  e Doc.  sopra  div. 
art.  etc.  in  Genova  (1870)  p.  28 — 33. 

Wilhelm  Suida, 

Bardi,  Cristofero  de’,  mailänd.  Maler 
der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.,  im  Dienste  Kö- 
nig Ludwigs  XI.  von  Frankreich;  vielleicht 


mit  dem  1474  in  einem  Briefe  erwähnten  „Ma- 
gistro  Cristoforo  de  Mediolano  pictor“  iden- 
tisch. 

Fr.  Malaguzzi-Valeri,  Pittori  lombardi 
(Milano  1902)  p.  233.  — Arch.  Stör.  lomb.  «er. 
III  fase.  XXII  (1895)  p.  408  ff.  ** 

Bardi,  Donato  Conte  d e',  Maler  aus  Pa- 
via, tätig  in  Ligurien.  Zum  erstenmal  in 
einem  Akt  von  1426  in  Genua  als  Bürge  ge- 
nannt Ein  adeliger  Pavese,  hatte  er  in 
Kriegswirren  seine  heimatlichen  Güter  ver- 
loren und  kam  so  wie  sein  Bruder  Boniforte 
nach  Ligurien,  um  dort  als  Künstler  seinen 
Unterhalt  zu  verdienen.  Am  20.  3.  1433  er- 
hielt er  von  dem  Kanonikus  Oderico  da  Cre- 
mona  den  Auftrag  auf  ein  Altarwerk  mit 
Malereien  und  Schnitzereien,  darstellend  die 
hl.  Magdalena  und  andere  Heiligen  und  Hi- 
storien, wahrscheinlich  für  den  Dom  von 
Genua,  über  die  schlechten  Vermögensver- 
hältnisse des  Künstlers  unterrichtet  ein  Akt 
vom  13.  9.  1448:  Eine  Zahl  von  Goldschmie- 
den richtet  eine  Petition  an  den  Rat  der  Re- 
publik, Donato  möge  Steuerfreiheit  gewährt 
werden  wegen  der  hohen  Kunst  des  Meisters 
und  dessen  Nutzen  für  ihr  Gewerbe.  Vor 
dem  30.  6.  1451  ist  Donato  gestorben.  An 
diesem  Tage  wurde  ein  von  ihm  unvollendet 
gelassenes  Altarwerk  dem  Pavescr  Maler 
Giovanni  Giorgio  zur  Fertigstellung  über- 
geben. 

Erhalten  ist  von  Donato  ein  bezeichnetes 
Gemälde  auf  Leinwand:  Der  Gekreuzigte  mit 
Maria,  Johannes  und  Magdalena  nebst  Scha- 
ren kleiner  schwebender  Engel  im  Museum 
von  Savona,  bezeichnet:  Donatus  Comes  Bar- 
dus  papiensis  pinxit  hoc  opus.  — Eine  zweite 
noch  im  Spitzbogen  abschließende  Kreuzi- 
gungstafel Donatos  habe  ich  in  S.  Giuliano 
d’Albaro  bei  Genua  gefunden.  Man  weiß, 
daß  Donato  auch  Wappen  für  die  Comune 
und  Dekorationen  an  Häusern  gemalt  hat, 
doch  ist  davon  nichts  erhalten  geblieben. 

Die  beiden  sicheren  Werke  zeigen,  daß  Do- 
nato, mit  dessen  Auftreten  das  Vorherrschen 
des  lombardischen  Einflusses  in  der  liguri- 
schen  Malerei  beginnt,  ein  Meister  von  sehr 
hohem  Range  war.  Er  erhebt  sich  weit  über 
den  Stil  der  Ubergangsmeister,  seiner  Zeit- 
genossen, eines  Michelino  Mulinari  da  Be- 
sozzo,  Lionardo  da  Besozzo  od.  der  Zavattari. 
Nicht  unbeeinflußt  durch  den  florcntinischen 
Frührenaissancestil,  der  ihm  etwa  durch  Do- 
menico Veneziano  vermittelt  sein  könnte, 
schafft  er  als  Lombarde  etwas  den  Werken 
dieses  letztgenannten  Künstlers  Analoges. 
Von  Donato  leitet  dann  Vincenzo  Foppa,  seit 
1461  in  Ligurien  nachweisbar,  seinen  Stil  ab. 

Fed.  Alizeri,  Notizie  de’  Professori  del 
disegno  in  Liguria ; Pittura  I 248 — 260,  444 — 
447.  — M.  Staglien o,  App.  e Doc.  sopra  div. 
art.  etc.  in  Genova  (1870)  p.  28 — 33.  — W. 
Suida,  Genua,  Leipzig  1906  p.  71  f. 

Wilhelm  Suida. 


486 


Bardi 


Bardi,  Donato  di  Niccolö  di  Betto, 
s.  Donatello. 

Bardi,  Emil  io,  italien.  Architekt  und 
Kunstschriftsteller,  geb.  in  der  1.  Hälfte  des 
19.  Jahrh.  in  Florenz,  f 1905  durch  Selbst- 
mord; namentlich  bekannt  als  Restaurator 
einiger  bedeutender  Florentiner  Baudenk- 
mäler, wie  z.  B.  des  Palazzo  Vecchio. 

Arte  e Storia  1888,  p.  62  f.  N.  Tarchiani. 

Bardi,  Giovanni  d'Antonio  Mi- 
ne 1 1 i de’,  Bildhauer  und  Architekt  in  Pa- 
dua, wo  er  vermutlich  um  1460  als  Sohn  eines 
Magister  Antonio  Minelli  de’  B.  geboren 
wurde  und  1527  starb.  Laut  urkundlichen 
Nachrichten  von  1490,  1500  und  1503  war  der 
Meister  in  der  via  di  S.  Luca  (alias  SS.  Agata 
e Cecilia)  wohnhaft.  Seine  früheste  urkund- 
lich erwähnte  Arbeit  war  die  am  17.  11.  1482 
ihm  übertragene  Marmorbckleidung  und  bild- 
nerische Ausschmückung  des  Hochaltarchores 
von  S.  Antonio,  für  den  er  damals  24  Heili- 
genstatuen, 20  von  Jacopo  da  Montagnana 
entworfene  Kandelaber,  einen  Fries  mit  Sera- 
phimköpfen und  prächtige  Pilaster  und  Flach- 
reliefs zu  meißeln  hatte.  Mit  diesen  umfang- 
reichen Arbeiten  war  Giovanni  noch  immer 
beschäftigt,  als  er  1490  die  Marmorumrahmung 
der  10  Bronzereliefs  des  Bart.  Bellano  für  die 
Seitenwände  der  Chorschranken  übernahm. 
Infolge  mehrfacher  Umbauten  der  gesamten 
Choranlage  sind  heute  nur  noch  die  zuletzt 
genannten  Seitenwände  vorhanden,  und  auch 
diese  in  veränderter  Aufstellung  und  in  einer 
im  17.  Jahrh.  teilweise  erneuerten  Ausfüh- 
rung ; von  Giovannis  Marmorarbeiten  sind 
jedenfalls  nur  die  mit  Arabesken  verzierten 
Pilaster  am  Presbyteriumeingange  sowie  das 
Schmuckgebälk  an  den  Außenseiten  der  bei- 
den Seitenwände  erhalten  geblieben.  Von  der 
Herbheit  der  Formensprache  und  des  Aus- 
drucks, die  den  marmornen  Chorstatuen  Gio- 
vannis zur  Zeit  der  Barockumbauten  des 
Santo-Chores  zum  Verhängnis  geworden  sein 
mag,  geben  uns  nur  noch  drei  beinahe  lebens- 
große Terrakottastatuen  ^on  seiner  Hand  im 
Mus.  Civico  zu  Padua  eine  Vorstellung,  die 
mit  einer  nicht  mehr  vorhandenen  vierten 
Figur  der  gleichen  Art  ursprünglich  am  Ein- 
gänge zum  großen  Saale  des  bischöflichen 
Palastes  aufgestellt  waren.  Den  Auftrag 
hierfür  hatte  Giovanni  1487  vom  Bischof 
Pietro  Barozzi  erhalten  und  Ende  1490  die 
4 Figuren  bereits  vollendet.  Die  3 noch  vor- 
handenen stellen  Christus  und  die  Apostel 
Petrus  und  Johannes  dar  und  zeigen  als 
charakteristische  Stileigentümlichkeiten : die 
Bildung  des  halbgeöffneten  Mundes  und  der 
vorspringenden  Backenknochen,  die  etwas 
wirre  Anordnung  des  starklockigen  Haar- 
und  Bartwuchses,  die  Zeichnung  der  bald 
faltig  vorgebauschten,  bald  straff  niederfallen- 
den,  in  der  Regel  grob  empfundenen  u.  etwas 
knitterigen  Gewanddrapierung.  Ferner  die 


Modellierung  der  Hände  mit  ihrer  stark  ein- 
gedrückten Mittelhand,  die  eigentümliche  Art, 
die  Gewandzipfcl  gleichsam  um  die  Füße 
hcrumzuwickcln,  u.  einige  weitere  Besonder- 
heiten, die  Fabriczy  (s.  unten)  mit  scharfem 
Blick  hervorgehoben  hat  — Gleichzeitig  ar- 
beitete Giovanni  im  bischöflichen  Palaste  an 
der  ornamentalen  Umrahmung  einer  Tür,  von 
der  aus  man  über  eine  offene  Treppe  in  den 
Cortile  delle  Scuderie  hinabgelangte ; diese 
nach  Fabriczy  nicht  mehr  auffindbare  Tür- 
umrahmung (nach  Abbruch  der  Treppe  ver- 
mauert) ist  in  der  Tat  ca.  5 m über  dem  Erd- 
boden noch  jetzt  vom  Hofe  aus  sichtbar.  Ver- 
schwunden ist  dagegen  ein  1500  ebenfalls  für 
den  Vescovado  gemeißelter  Zierbrunnen  Gio- 
vannis. 

Seit  1500  war  der  Meister  dann  von  neuem 
im  Santo  tätig,  und  zwar  als  Leiter  der  Bau- 
und  Bildhauerarbeiten  an  dem  vom  Franzis- 
kaner-Ordensgeneral Sansone  gestifteten,  von 
Andrea  Briosco  entworfenen  Erneuerungsbaue 
der  Grabkapellc  des  hl.  Antonius.  Als  eigene, 
zum  Teil  unter  Mitwirkung  seines  Sohnes  An- 
tonio ausgeführte  Skulpturen  Giovannis  haben 
sich  aus  den  Rechnungsbüchern  der  Bauver- 
waltung fcststellen  lassen  (außer  zahlreichen 
Ornamentpfeilern,  Kapitellen,  Friesen  u.  Ge- 
simsen) : Die  in  den  Sockel  der  Rückwand 
eingelassenen  2 Relicfplatten  mit  den  Bildnis- 
figuren des  Stifters  Sansone  und  des  Kardi- 
nals Oleario,  die  8 Puttenreliefs  an  den  Aus- 
senfriesen der  Kapellenfront,  die  8 Evan- 
gelisten- und  Prophetenmedaillons  der  Ar- 
kaden, die  beiden  Reliefs  mit  den  Opferszenen 
Kains  und  Abels  am  großen  Fensterbogen, 
endlich  die  erste  der  Heiligenstatucn  über  der 
Frontattika,  darstellend  die  hl.  Justina.  Aus- 
serdem schuf  Giovanni  für  den  Altar  der 
gegenüberliegenden  Kapelle  eine  Statue  des 
hl.  Felix  und  den  Sarkophag-Altar  für  den 
Leichnam  desselben  Heiligen,  letzteren  ebenso 
wie  das  von  der  Justina-Statue  des  Pirgotele 
überragte  Weih  Wasserbecken  im  linken  Qucr- 
schiffe  des  Santo  (und  wie  vermutlich  auch 
die  beiden  Weihwasserbecken  am  Hauptpor- 
tale des  Mittelschiffes)  unter  Mitwirkung  des 
Bildhauers  Francesco  di  Cola.  Alle  diese 
1500 — 1521  entstandenen  Santoskulpturen  las- 
sen einen  bemerkenswerten,  jedoch  keines- 
wegs glücklichen  Stilwechsel  des  Künstlers 
erkennen,  einen  Übergang  von  seiner  früheren 
Energie  und  Herbheit  zu  einer  flauen  und 
unsicheren  Nachahmung  der  Antike.  Vieles 
davon  dürfte  allerdings  auf  Rechnung  seines 
künstlerisch  weit  schwächer  begabten  Sohnes 
und  Gehilfen  Antonio  de’  B.  zu  setzen  sein, 
so  nach  Fabriczy  namentlich  die  4 Evan- 
gelistenmcdaillons,  wie  ein  Vergleich  mit  dem 
als  selbständige  Arbeit  des  Antonio  beglaubig- 
ten ersten  Antonius-Relief  der  Kapelle  be- 
stätigen kann. 

Sein  Amt  als  Leiter  der  Arbeiten  in  der  St. 


487 


Bardi 


Antonius-Kapelle  legte  Giovanni  1519  wieder 
nieder.  — Die  letzte  urkundliche  Nachricht 
über  ihn  besagt,  daß  ihm  1526  die  Ausführung 
des  Stadtwappens  von  Padua  und  des  vene- 
zianischen Marcus-Löwen  für  die  Loggia  del 
Consiglio  in  Auftrag  gegeben  wurde,  von 
denen  der  letztere  beim  Sturze  der  Dogen- 
republik vernichtet  wurde,  während  das 
erstere  sich  noch  jetzt  am  alten  Platze  be- 
findet. 

Den  bisher  besprochenen  urkundlich  be- 
glaubigten Arbeiten  Giovannis  reihen  sich 
einige  weitere  an,  die  diesem  Künstler  aus 
stilkritischen  Gründen  zuzusprechen  sind,  dar- 
unter mehrere  zeitlich  ziemlich  genau  be- 
stimmbare. Vor  allem  sind  hier  die  beiden 
prächtigen  polychromen  Terrakotta-Altäre  der 
Eremitanikirche  zu  nennen  (zu  beiden  Seiten 
des  Hauptportales,  jetzt  ihrer  Altartische  be- 
raubt). Ihre  Zuweisung  an  Giovanni  de’  B. 
stammt  von  W.  Bode.  Der  Altar  zur  Rechten 
wurde  1495  von  der  Scuola  di  S.  Nicola  di 
Tolentino  errichtet.  Er  zeigt  drei  von  4 ele- 
ganten Pilastern  und  einem  Luncttcnfronton 
umrahmte  Nischen,  deren  zwei  seitliche  die 
mit  den  Tonstatuen  des  Museo  Civico  sti- 
listisch völlig  übereinstimmenden  Statuen  der 
Apostel  Philippus  und  Jacobus  enthalten.  — 
Der  ähnliche  Altar  zur  Linken  enthält  in  den 
Seitennischen  die  Statuen  der  Apostel  Johan- 
nes und  Petrus,  in  der  Mittelnische  dagegen 
ein  altertümliches  Madonnenfresko  mit  Engeln 
und  Heiligenfiguren  zu  beiden  Seiten,  über 
dem  Abschlußgesimsc  Puttenfigürchen  und 
einige  Heiligenbüsten.  Die  Madonna  des 
Frcskobildes  zeigt  den  Stil  der  paduanischen 
Trcccntomalcrci,  während  die  Gestalten  der 
Engel  und  der  Heil.  Christina  und  Katharina 
in  einem  allerdings  etwas  archaisierenden 
Cinquecentostile  gehalten  sind.  Mitten  unter 
dem  Bilde  ist  die  Jahreszahl  MDXI  aufgcmalt, 
die  jedoch  Fabriczy  nicht  als  Datum  für  die 
Errichtung  des  Altares  akzeptieren  möchte, 
und  zwar  auf  Grund  einer  ihm  von  mir  selbst 
angegebenen  testamentarischen  Urkunde  vom 
2.  8.  1478,  worin  der  Altarstifter  Francesco 
Polcastro  das  Jahr  1481  als  Termin  für  die 
Errichtung  des  Altares  angibt.  In  der  An- 
nahme, die  Errichtung  sei  in  der  Tat  zu  die- 
sem Termine  erfolgt,  glaubt  nun  Fabriczy  die 
offenkundige  Inferiorität  der  Statuen  dieses 
Madonnenaltares  gegenüber  denjenigen  des 
Nikolausaltares  u.  des  Museo  Civico  aus  der 
Unentwickclthcit  des  1481  allerdings  wohl 
noch  sehr  jugendl.  Giovanni  de’  B.  erklären 
zu  können.  Nach  meinen  neuerlichen  Unter- 
suchungen und  Urkundenforschungen  hat  sich 
jedoch  jene  Annahme  Fabriczys  mitsamt  den 
daraus  abgeleiteten  Schlußfolgerungen  als  irr- 
tümlich erwiesen.  Den  neu  von  mir  aufge- 
fundenen Urkunden  zufolge  gab  das  Kapitel 
der  Eremitanimönche  erst  1503  den  Erben 
des  Stifters  Polcastro  seine  Einwilligung  zur 


Errichtung  des  Altares,  und  wurde  dieser 
selbst  erst  am 1520  geweiht.  Das  zwi- 

schen diesen  beiden  Jahreszahlen  in  der  Mitte 
liegende  Datum  MDXI  kann  sich  also  nur 
auf  die  Vollendung  des  Freskogemäldes  und 
auf  den  Beginn  der  Arbeiten  an  dem  zur  Um- 
rahmung bestimmten  Altäre  beziehen.  Dieser 
Zeitangabe  entspricht  dann  auch  der  Orna- 
mentstil an  den  Pilastern  dieses  Altares,  der 
jedenfalls  jünger  ist  als  derjenige  des  Niko- 
lausaltares (mit  Ausnahme  eines  einzigen  Pfei- 
lers, der  merkwürdigerweise  mit  denen  des 
älteren  Altares  stilistisch  zusammengeht). 
Ebenso  die  Formcnbehandlung  der  beiden 
Apostelstatuen,  die  nach  meiner  festen  Über- 
zeugung nicht  von  Giovanni  de’  B.  herrühren 
können,  sondern  in  den  weniger  bauschigen 
und  dafür  zierlicheren,  enger  an  die  Körper 
sich  anschmiegenden  Gewandfalten,  in  der 
viel  feineren  Ausführung  des  Haupt-  und 
Barthaares,  in  den  weniger  vorspringenden 
Backenknochen  und  in  der  flaueren  Gesamt- 
wirkung die  Manier  des  Sohnes  Antonio  de’ 
B.  erkennen  lassen,  wie  sic  uns  in  dessen  be- 
glaubigten Bildwerken  in  der  St.  Antonius- 
Basilika  entgegentritt. 

Als  weitere  schätzenswerte  Arbeiten  Gio- 
vannis sind  nach  Fabriczy  auf  Grund  ihrer 
stilistischen  Eigenart  mit  Sicherheit  zu  be- 
trachten : Der  nach  meinen  Feststellungen 
1483 — 87  entstandene,  aus  S.  Agostino  in  Pa- 
dua nach  Boston  in  den  Besitz  der  Mrs.  Gar- 
dener  gelangte  Terrakotta-Altar  mit  der  Re- 
liefdarstcllung  der  Grablegung  Christi  und  der 
in  Anbetung  knienden  Stifterin  Carlotta,  Toch- 
ter des  Königs  Jakob  von  Cypern  (von  Bode 
dem  Bellano  zugeschrieben,  von  Fabriczy  da- 
gegen weit  richtiger  als  Jugendarbeit  des  aus 
der  Werkstatt  des  ersteren  hervorgegangenen 
Giovanni  de’  Bardi  nachgewiesen).  Ferner 
die  wahrscheinlich  um  1493  entstandene,  in 
farbigem  Stuck  modellierte,  aus  9 fast  lebens- 
großen Hochrelicffigurcn  zusammengesetzte 
Gruppe  der  Taufe  Christi  mit  5 Engeln  und 
2 Propheten  in  S.  Giovanni  Battista  zu  Bas- 
sano.  Dann  eine  Terrakottatafel  mit  den 
Hochrelieffigurcn  der  Hl.  Franciscus  und  An- 
tonius im  Besitze  des  Sign.  Acton  zu  Florenz ; 
die  Tcrrakottastatucn  der  Hl.  Augustinus  und 
Monika  im  Besitze  des  Herrn  von  Beckerath 
zu  Berlin  (letztere  meiner  Ansicht  nach  wohl 
eher  dem  Antonio  de’  B.  zuzuweisen).  Hier- 
zu kommen  nach  meinen  eigenen  Feststellun- 
gen im  Museo  Civico  zu  Padua  eine  Hoch- 
relieffigur des  St  Bernardinus  (Gips),  ein 
prächtiger  Kamin  mit  biblischen  und  mytho- 
logischen Flachreliefs,  der  Kopf  eines  weinen- 
den Johannes  (wohl  aus  einer  Pietakompo- 
sition), sowie  vielleicht  auch  ein  Tondo  mit 
der  Ganzfigurdarstellung  Gott  Vaters.  — 
Nicht  beistimmen  kann  ich  der  Fabriczyschen 
Zuschreibung  der  Madonnenstatuette  der  Sa- 
kristei von  S.  Giustina  zu  Padua,  die  ich  schon 


488 


Bardi  — Bardou 


als  unzweifelhafte  Arbeit  des  Giovanni  da 
Pisa  nachgewiesen  habe  auf  Grund  ihrer 
nahen  Stilverwandtschaft  mit  der  Madonnen- 
statue dieses  Meisters  in  der  Mantegna-Ka- 
pelle  der  Ercmitanikirche.  Auch  Bode  hat 
im  „Cicerone“  die  Madonna  von  S.  Giustina 
mit  der  Manier  des  Giovanni  da  Pisa  in  Zu- 
sammenhang gebracht.  Der  von  der  Porta 
Ognissanti  zu  Padua  zur  Revolutionszeit  in 
den  Stadtgraben  gestürzte  und  jetzt  auf  dem 
Palazzo  delle  Assccurazioni  Generali  zu  Rom 
(Piazza  Venezia)  aufgestellte  Marcus-Löwe 
wurde  früher  dem  Gigli  Bergamasco  als  dem 
Erbauer  jenes  Stadttores,  dann  dem  Giovanni 
Minelli  und  schließlich  dem  Angclo  Buono 
zugeschrieben,  ohne  daß  für  eine  dieser  Zu- 
schreibungen überzeugende  Beweise  beige- 
bracht worden  wären. 

C.  v.  F a b r i c z y,  Giov.  Minello,  ein  Pa- 
duaner  Bildner  vom  Ausgang  des  Quattrocento 
(Jahrb.  d.  Preuß.  Kstsamml.  XXVIII  53  fg. 
mit  Abb.  und  Zusammenfassung  der  ält  Lit.). 

— Eigene  Notizen.  A.  Moschetti. 

Bardi,  Pietro,  italien.  Bildhauer,  der 

1818  in  der  Akademie  zu  Carrara  eine  Re- 
liefkomposition „Joseph  als  Traumdcuter“ 
ausstcllte;  späterhin  hauptsächlich  als  Orna- 
mcntbildhaucr  tätig,  f in  Carrara  als  Aka- 
•demieprofessor. 

G.  C a m p o r i,  Mcm.  Biogr.  d.  Scult  etc.  di 
Carrara  (1873)  p.  25.  G.  Tutino. 

Bardili,  Alessandro,  Maler  des  15. 
Jahrh.  in  Parma(?),  nur  dem  Namen  nach 
•erwähnt. 

Gallerie  Nazionali  Ital.  I 22. 

Bardin,  Ziseleur  und  Gießer  des  18.  Jahrh. 
in  Paris,  tätig  für  die  kgl.  Schlösser. 

Champeaux,  Dict.  d.  Fondcurs.  *• 

Bardin,  Ambroise  Marguerite,  Por- 
trätmalerin und  Stccherin,  vermählt  mit  Mo- 
liere,  dem  Direktor  einer  Porzcllanmanufak- 
tur  zu  Orleans,  gcb.  am  20.  5.  1768  zu  Char- 
mentray,  Tochter  und  Schülerin  von  Jean  B. 
Ein  Miniaturbildnis  ihres  Vaters  von  ihrer 
Hand  im  Mus.  zu  Orleans.  Von  ihr  gesto- 
chen 2 Blätter : Exercice  de  Diane  und  L’A- 
mour  guerrier,  nach  Jean  Bardin.  Von  ihr 
lithographiert  das  Porträt  ihres  Bruders,  des 
Baron  Etienne  Alexandre. 

Herluison,  Artistcs  Orlianais.  Orleans 
1863.  — Meyer,  Kstlerlex.  (mit  älterer  Lit.). 

— Nouv.  archiv.  de  l’art  franq.  3«  S6rie  I 1885.  p. 

156.  — Reunion  d.  societ.  d.  beaux-arts.  XXVI 
«2.  H.  V. 

Bardin,  Jean,  Historienmaler,  geb.  am 
31.  10.  1732  zu  Montbard,  t am  6.  10.  1809 
zu  Orleans.  Er  war  ein  Schüler  Lagrcnies 
d.  A.  und  Pierres  und  ging  1765  mit  dem 
akad.  Stipendium  nach  Rom.  Von  da  nach 
Paris  zurückgekehrt,  erwarb  er  sich  1779  mit 
dem  Gemälde  „Disputation  der  hl.  Katharina“ 
das  Recht  zum  Eintritt  in  die  Akad.,  ließ  sich 
jedoch  nicht  in  dieselbe  aufnehmen.  1788 
wurde  er  zum  Direktor  der  Ecole  des  Beaux- 
Arts  zu  Orleans  und  nach  der  Revolution 


zum  korrespondierenden  Mitglied  des  Insti- 
tut fran^ais  ernannt.  Die  Pariser  Salons 
beschickte  er  seit  1776  mit  seinen  Gemälden, 
teils  religiösen,  teils  historischen  Inhalts.  Für 
die  Kapelle  von  Fontainebleau  malte  er 
1780/81  eine  Anbetung  der  Könige  (oval), 
für  die  Kirche  Saint  Andre  von  Douai  1770 
das  Martyrium  des  hl.  Andreas.  Als  Künst- 
ler war  er  von  geringer  Bedeutung;  seine 
Zeichnung  ist  zwar  elegant  und  korrekt,  sein 
Kolorit  aber  matt  und  ohne  Feuer.  Als  Leh- 
rer ist  er  jedoch  nicht  ohne  Verdienste;  seine 
berühmtesten  Schüler  waren  David  und  Reg- 
nault  Im  Mus.  zu  Orleans  befinden  sich  von 
ihm  das  Gemälde:  Mars  und  Venus,  sowie 
eine  1799  datierte  Skizze  zu  diesem  Bilde; 
ferner  eine  signierte  Zeichnung  von  1786: 
Der  Ruhm.  Ebendort  wird  ihm  das  Bildnis 
eines  Greises  zugeschrieben ; ferner  daselbst 
sein  Minaturporträt,  von  seiner  Tochter  Am- 
broise Marguerite  gemalt. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  älterer  Lit.).  — B e 1 - 
lier-Auvray,  Dict  g£n.  (mit  Aufführung  sei- 
ner ausgest.  Arbeiten).  — Chronique  d.  arts.  1895, 
p.  347.  — Revue  univers.  d.  arts  XXII  167  u.  f. 
— Invent  gin.  d.  richess.  d’art  de  la  France. 
Prov.  Monum.  civ.  I 75—76,  97,  141—142.  H.  V. 

Bardin,  Jean  Hippolyte,  französ. 
Zeichner  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrh.  (?). 
Im  Mus.  zu  Bcsangon  von  ihm  eine  lavierte 
Federzeichnung:  Entwurf  für  den  plastischen 
Schmuck  einer  Gebäudefront  mit  der  Dar- 
stellung einer  Caritas.  Auf  demselben  Blatt 
finden  sich  außerdem  2 Zeichnungen  von 
Jean  Honori  Fragonard  (Allegorien  der  Ma- 
lerei und  Skulptur).  In  der  Bibliothek  da- 
selbst von  ihm  eine  Bisterzeichnung:  Heim- 
kehr der  Winzer. 

Invent.  g6n.  d.  richesses  d'art  de  la  France. 
Prov.  Monum.  civ.  II  222;  V 185.  H.  V. 

Bardon,  Michel  Francois  d ’ Andre, 
s.  Dandri-Bardon,  M.  F. 

Bardon,  Theodore,  französ.  Landschafts- 
maler, stellte  in  den  Pariser  Salons  1839,  1848 
und  1849  aus  (Motive  der  Normandie  etc.). 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  H.  V. 

Bardot,  J e h a n,  Werkmeister  von  Blois,  er- 
hält 1420  Bezahlung  für  Arbeiten  an  der  Kir- 
che Saint-Sauveur  daselbst 

B a u c h a 1,  Dict  d.  archit  franq.  H.  V. 

Bardou,  französ.  Bildhauer  in  Paris,  wo  er 
1782  im  Salon  de  la  Corrcspondance  eine 
Anzahl  Wachsreliefs  mit  Tierdarstellungen 
ausstellte. 

Revue  univers.  des  arts  1864,  p.  254.  5.  Lami. 

Bardou,  Alexander,  jun.,  Porträtmaler 
in  Berlin,  stellte  auf  den  Ausstellungen  der 
kgl.  Akad.  d.  Kste.  1838,  1839  und  1842  ver- 
schiedene Pastellbildnisse  aus. 

Kat  d.  Ausstellgn.  H.  V. 

Bardou,  E m a n u e 1,  Bildhauer,  geb.  174-1 
in  Basel,  t 1818  in  Berlin,  wo  er  seit  1775 
Modelleur  an  der  kgl.  Porzellanmanufaktur 
war.  Er  stellte  in  den  Akad.-Ausstellungen 


489 


Bardou  — Bardwell 


seit  1786  häufig  aus,  so  1786  eine  Bronzesta- 
tuette Friedrichs  des  Großen  (ausgest  auf 
der  histor.  Abtlg.  der  Berliner  intern.  Aus- 
stellung 1866)  und  eine  Statue  Schwerins, 
1787  eine  Leda,  1789  einen  Faun  und  eine 
Karyatide  usw.  Namentlich  beschäftigte  ihn 
das  Porträt.  Der  Verein  für  die  Geschichte 
Berlins  besitzt  von  ihm  eine  Chodowiecki- 
Büste.  In  der  Marienkirche  daselbst  von  ihm 
das  Rohloffsche  Grabmal,  Standbild  der  Hoff- 
nung (1794). 

Deutsches  Kunstblatt  1851,  p.  173 — 197  u.  210. 

— R.  Waiden,  Die  Chodowiecki-Büste  d.  Ver- 

eins f.  d.  Gcsch.  Berlins  (Sonderabdruck  aus  d. 
Schriften  d.  Vereins  f.  d.  Gesch.  Berlins.  Heft  37. 
Berlin  1900).  — Katal.  d.  Berliner  Akademie- 
Ausstcllgn.  1786  p.  33,  1787  p.  40,  1788  p.  46, 
1789  p.  47,  1791  Anhang  p.  15,  1794  p.  46.  47, 
1802  p.  13.  — Katal.  der  intern.  Kst.-Ausstellg. 
1896  p.  190.  — D e h i o,  Handb.  der  deutschen 
Kunstdenkm.  II  24.  H.  V. 

Bardou  (Bardow),  Johann  P.,  Berliner 
Pastell-Maler,  kam  1776  nach  Warschau  und 
arbeitete  hier  einige  Jahre,  aber  ohne  größe- 
ren Erfolg.  Er  war  kgl.  Maler,  und  in  der 
Galerie  des  Königs  Stanislaus  August  be- 
fanden sich  4 seiner  Bilder:  Porträt  eines 
Grafen  im  Jagdanzug,  Porträt  des  Fürsten 
Adam  Czartoryski,  der  Fürstin  Jablonowska 
vom  Hause  Czaplic  und  der  Gräfin  Potocka. 
Während  dieses  Aufenthaltes  in  Warschau 
fertigte  er  auch  einige  unbedeutende  Kupfer- 
stiche und  3 russische  Porträts:  1784  Graf 
Lanskoj  und  Katharina  II.,  1788  Fürst  A. 
M.  Golitzyn.  Vielleicht  sein  schönstes  Blatt 
ist  das  Porträt  der  Sängerin  Henriette  Ba- 
ranius,  in  Schwarzkunst.  Gr.  Fol. 

Rastawieck  1,  Stownik  rytowniköw  pol., 
Posen  1886.  III  125.  — Kraszewski,  Ikono- 
theka,  Wilna  1858.  — Rowinski,  CaoBap-h 
pyccKiixi.  rpaüep.  nopTpeT.,  Petersburg  1872.  IV. 

— Le  Blanc,  Manuel.  — Meyer,  Kstlerlex. 

Marian  Gumowskü 

Bardou,  Karl  Wilhelm,  Porträtmaler 
in  Berlin,  stellte  auf  den  Kunstausstellungen 
der  kgl.  Akad.  der"  Kste.  1797,  1836,  1838, 
1839  und  1842  verschiedene  öl-  und  Pastell- 
bildnisse aus. 

Kat  d.  Ausstellgn.  H.  V. 

Bardou,  Paul  Joseph,  Porträt-  u.  Genre- 
maler in  Berlin,  geb.  daselbst  1746,  f 1814, 
stellte  auf  der  Ausstellung  der  k.  Akad.  der 
Künste  1797  verschiedene  öl-  und  Pastcll- 
gemälde  aus.  Von  ihm  war  in  der  histor.  Ab- 
teilung der  intern.  Kunstausstellung,  Berlin 
1896  ein  Pastell:  „Der  Künstler“  (Eigentum 
der  k.  Akad.  der  Künste). 

Kat  d.  Ausstellgn.  H.  V. 

Bardoul  de  la  Bigottiere,  Michel, 
französ.  Architekt,  geh.  in  Angers  um  1785, 
f in  Trelazd  1806,  Schüler  der  Pariser  Akad. 
(seit  1762).  Nach  Sjährigem  Aufenthalt  in 
Italien  ließ  er  sich  in  seiner  Vaterstadt  nieder, 
wo  er  am  28.  2.  1780  zum  „inspecteur  des 
travaux,  edificcs  etc.  de  la  ville"  ernannt 


wurde.  Seine  beiden  Hauptwerke  sind  das 
1781 — 1784  errichtete  Hotel  Besnardiere  in 
Angers  und  Schloß  Pignerollcs  in  Saint-Bar- 
thelemy.  Andere  Werke  von  ihm  sind : 
Schloß  Chateaubriand  am  Einfluß  der  Maine 
in  die  Loire  sowie  die  hötels  Livois,  Maquille 
und  Lantivy  zu  Angers. 

C.  Port,  Les  Artistes  Angevins.  1881.  — 
Godard-Faultrier,  L’hötel  Besnardiere. 
Angers  1887.  H.  V. 

Bardow,  s.  Bardou. 

Bardt,  Balthasar,  Maler  in  Brieg 
(Schlesien),  1605  erwähnt. 

Lutsch,  Kstdcnkm.  Schlesiens,  V 522. 

Bardtenachlager,  Andreas,  Stadtwerk- 
meister und  Steinmetz  in  Reutlingen,  1717, 
baut  laut  Inschrift  1731  am  Spital  daselbst. 

Klemm,  Württemberg.  Baumstr.  u.  Bildh. 
1882.  — Kunst-  u.  Altertumsdenkmale  im  Königr. 
Württemberg.  Schwarrwaldkr.  p.  528.  H.  V. 

Bardtenachlager,  Johann  Kaspar,  Werk- 
meister in  Reutlingen,  um  1726—1749,  ver- 
mutlich Sohn  des  Andreas  B.,  plant  nach  dem 
Brand  1726  den  Wiederaufbau  des  Salmanns- 
weiler  Hofs. 

Kunst-  u.  Altertumsdenkmale  im  Königr.  Würt- 
temberg. Schwarzwaldkr.  p.  528.  H.  V. 

Bardtenachlager,  Joseph,  Werkmeister  in 

Reutlingen,  vermutlich  Sohn  des  Johann  Kas- 
par B.,  erbaut  1770  das  jetzige  Pfarrhaus  da- 
selbst 

Kunst-  u.  Altertumsdenkmale  im  Königr.  Würt- 
temberg. Schwarzwaldkr.  p.  528.  H.  V. 

Bardua,  Caroline,  Porträt-  und  Histo- 
rienmalerin in  Berlin,  Schülerin  von  Hein- 
rich Meyer  und  Franz  Gerhard  Kügelgen. 
Von  ihr  2 Bildnisse  Goethes,  das  eine  von 
1805  „frommsüßlich“,  das  andere  in  römi- 
schem Kostüm.  Ein  „dilettantcnhaftes“  Bild- 
nis von  Christiane  Vulpius  befindet  sich  im 
Goethehaus  in  Weimar.  Sie  stellte  in  den 
Ausstellungen  der  Berliner  Akad.  zwischen 
1822  und  1840  verschiedentlich  aus. 

H.  Grimm,  Die  Malerin  Carol.  Bardua.  Ber- 
lin 1874.  — W.  Bardua,  Jugendleben  der  Ma- 
lerin Carol.  Bardua.  Nach  e.  Manuskr.  heraus- 
geg.  von  W.  Schwarz.  Breslau  1874.  — Zeit- 
schrift f.  bild.  Kunst  N.  F.  V 252,  284.  H.  V. 

Barducri,  V.,  italien.  Kupferstecher,  tätig 
um  1768.  Diese  Jahreszahl  trägt  das  von 
ihm  gestochene  Bildnis  des  korsischen  Generals 
Pascale  Paoli. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc,  Man. 

P.  K. 

Barduleck,  Max,  moderner  Medailleur,  Kgl. 
sächs.  Münzgraveur,  fertigte  außer  Münz- 
stempcln  auch  verschiedene  Medaillen,  so  auf 
König  Albert  u.  Königin  Carola  von  Sachsen, 
im  Aufträge  des  deutschen  Münzforschcrtages 
auf  mehrere  hervorragende  Numismatiker, 
Jos.  v.  Madcr,  K.  F.  W.  Erbstein,  Jos.  v. 
Bergmann,  Julius  Friedländer. 

Forrcr,  Biogr.  Dict.  of  Medallists  I 124. 
— Kunstchronik  N.  F.  V.  13.  N. 

Bardwell,  Thomas,  engl.  Porträtmaler  tu 
Kopist,  f um  1780.  In  der  Sammlung  der 


490 


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Bardwell 


Baren 


Universität  Oxford  von  ihm  die  Bildnisse 
des  Earl  und  der  Countess  of  Pomfret  in 
ganzer  Figur.  Er  veröffentlichte  ein  Buch: 
„The  Practice  of  Painting  and  Perspective 
made  easy“  (1756). 

Redgrave,  Dict.  of  artists  etc.  1878.  H.  V. 

Bardwell,  William,  Architekt  in  Lon- 
don, stellte  1829 — 1845  fast  alljährlich  in  den 
Ausstellungen  der  Roy.  Acad.  aus  (Pläne  für 
eine  Kirche,  für  ein  Konzerthaus  in  Liver- 
pool u.  a.). 

Graves,  The  Royal  Academy  I 1905.  H.  V. 

Bare,  J e h a n,  französ.  Ornamentstecher, 
um  1618,  arbeitete  vielfach  gemeinschaftlich 
mit  Pierre  Gtiillcbaud  (Arabesken,  Friese, 
Schlüsselschilder,  Schlüssel,  etc.). 

Gazette  d.  beaux-arts.  II  27.  H.  V. 

Barä,  s.  auch  Barre. 

Bareau,  Georges,  französ.  Bildhauer, 
geb.  1866  in  Paimboeuf  (Loire-infer.),  seit 
1887  an  der  Ecole  des  B.-Arts  zu  Paris,  so- 
wie im  Atelier  Thomas’  ausgebildet,  errang 
in  den  Pariser  Salonausstellungen  1893,  1895, 
1897  und  1906  immer  höhere  Auszeichnungen. 
Seine  Hauptwerke  sind : Sterbender  Leander 
(1893,  Gipsstatue  im  Mus.  zu  Nantes),  — 
„Pour  le  drapeau"  (1895,  Denkmalgruppe  in 
Nantes),  — „Le  temps  cröant  la  Sagesse“ 
(1897,  Gruppe  im  Mus.  zu  Nantes),  — Vic- 
tor Hugo-Monument  (1902  angekauft  von  der 
Stadt  Paris),  — „Le  reveil  de  l’Humanit^ 
(1906,  Marmorstatue).  Außerdem  schuf  B. 
eine  „Diane  chasseresse“  (im  Petit  Palais  des 
Champs-Elysees),  eine  allegorische  Statue 
„L’Art  asiatique“  (im  Grand  Palais  des 
Champs-Elysees),  die  Bildnisstatuen  Jehan 
Foucquets  und  Brigonnets  am  Hotel  de  Ville 
zu  Tours,  die  Denkmäler  des  Dr.  Benott  zu  St. 
Nazaire,  des  Chirurgen  Alph.  Guerin  zu  Ploer- 
mel,  des  Jacques  Cartier  zu  St.  Malo,  endlich 
das  „Monument  aux  Morts  pour  la  Patrie" 
zu  Nantes. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1889.  — Chronique 
des  Arts  1905,  p.  214.  — Kunstcbronik  1902, 
p.  452.  — Eigene  Notizen.  S.  Lami. 

Bareau,  s.  auch  Barreau. 

Bareis,  W i 1 h.  F r i e d r.  Karl,  Architekt, 
geb.  am  18.  3.  1819  in  Tübingen,  f am  12.  7. 
1885  in  Stuttgart,  wo  er  seit  1877  Professuren 
an  der  königl.  Baugewerkschulc  und  am  Poly- 
technikum bekleidete,  nachdem  er  vorher 
(seit  1860)  Stadtbaumeister  in  Winterthur 
war.  Schüler  der  Bauakademien  zu  München 
und  Berlin,  bildete  er  sich  auf  Studienreisen 
durch  Italien,  Österreich,  Holland,  Belgien 
und  Frankreich  weiter  aus.  Seine  Haupt- 
werke sind  die  katholische  Kirche,  das  Post- 
gebäude, die  Friedhofkapelle,  die  stattliche 
Badeanstalt,  der  Umbau  der  Kunsthalle  und 
die  Kavalleriekaseme,  sämtlich  in  Winterthur. 
Vor  1860  leitete  er  den  Umbau  des  Schlosses 
bei  Neeresheim,  1866 — 68  führte  er  nach  den 


Plänen  Gottfr.  Sempers  das  Stadthaus  zu 
Winterthur  aus. 

Alfr.  Ernst  bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Baxelet,  s.  Barralet. 

Barelia,  Carlo,  italien.  Architekt,  erbaute 
1680  die  Chiesa  dell'  Araceli  zu  Vicenza  und 
vollendete  die  Kirche  S.  Stefano  daselbst. 

C.  G u r 1 i 1 1,  Gesch.  d.  Barockstil,  in  Ital. 
1887  p.  391.  H.  V. 

Barelli,  A g o s t i n o,  Baumeister,  geb.  (zu 
Bologna?)  1627  als  Sohn  des  Architekten 
Giambattista  Barelli.  Kurfürst  Ferdinand 
Maria  von  Bayern  berief  ihn  nach  München, 
wo  er  für  den  Kurfürsten  und  seine  Gemahlin 
Adelheid  Henriette  den  Bau  der  Theatiner- 
klosterkirchc  St.  Cajctan  plante  und  begann. 
Der  Grundstein  wurde  1663  gelegt,  die  Kirche 
1675  geweiht. 

Barelli  entwarf  und  baute  auch  für  die  Kur- 
fürstin das  erste  Lusthaus  zu  Nymphenburg 
(um  1665),  ein  einfaches,  aber  stattliches  Ge- 
bäude mit  einer  großen  zweiläufigen  Frei- 
treppe, das  seit  1702  unter  Max  Emanuel  durch 
Giovanni  Antonio  Viscardi  erweitert  wurde. 
Von  der  ursprünglichen  Anlage  Barellis  gibt 
Michael  Wening  (s.  u.)  eine  deutliche  Vor- 
stellung. 

Zurückgekehrt,  wurde  er  Ratsbaumeister  in 
Bologna  und  führte  hier  noch  eine  ganze  Reihe 
vor  allem  kirchlicher  Bauten  aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Die  Kunstdenkmale  des 
Kgr.  Bayern  I.  1895.  S.  957  ff.  und  793  ff.  — 
Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  XIII.  1878.  S.  289  ff.  — 
G u r 1 i 1 1,  Gesch.  des  Barockstils  usw.  in 
Deutschland.  S.  126.  Stuttgart  1889.  — Mi- 
chael Wening,  Beschreibung  d.  Kurfürsten- 
und  Herzogtums  Ober-  und  Niederbayern.  I.  95. 
München  1701.  — K.  Th.  Heigel,  Nymphen- 
burg = Bayr.  Bibliothek,  begründet  und  heraus- 
geg.  von  Reinhardstöttner  u.  Trautmann.  25. 
Band.  Bamberg  1891.  S.  11.  — Gius.  Gui- 
d i c i n i,  Cose  notabili  della  cittä  di  Bologna. 
Bologna  1868  ff.  vol  V.  — Ascoso,  Le  pitture 
di  Bologna.  Bologna,  Longhi.  1754  p.  169  u. 
291.  R.  Kautzsch. 

Barelli,  Bernardino,  s.  Beltramelli, 
Cipr. 

Barelli,  Giambattista,  Architekt  zu 
Bologna,  1.  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  Vater  des 
Agostino  B.,  sonst  unbekannt. 

Meyer,  Kstlerlex.  (unter  Agostino  Barelli). 

H.  V. 

Barelli,  N i c o 1 o,  Sohn  des  Agostino,  Ar- 
chitekt in  Bologna,  Nachfolger  seines  Vaters 
im  Amte  des  Stadtbaumcisters.  Um  1680  er- 
baute er  daselbst  die  Kirche  S.  Nicolo  degT 
Alberi. 

Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barelli,  Fra  Pellegrino,  Theatiner- 
mönch  von  Bologna  und  Dilettant  in  der 
Architektur,  um  1628 — 1706,  Bruder  des  be- 
kannten Agostino  B.,  nur  bei  Zani  (Enc.  met. 
III  78)  erwähnt.  h.  V. 

Baren,  Johannes  Antonius  van  der, 
Blumenmaler,  Hofkaplan  und  Galericdirektor, 


491 


Baren  — Barendsz. 


starb  am  30.  oder  31.  12.  16S6  in  Wien  im 
Alter  von  71  Jahren.  Wo  er  geboren  wurde, 
ist  nicht  nachzuweisen.  Er  war  Kanonikus 
zu  Soignics  (Henegau,  Belgien)  und  trat  um 
1650  als  Nachfolger  des  Hofkaplans  Vincenz 
Jcllich  in  die  Dienste  des  Statthalters  der 
Niederlande,  des  Erzherzogs  Leopold  Wil- 
helm, in  dessen  Gefolgschaft  er  1656  nach 
Wien  übcrsiedelte.  Hier  führte  er  dann  die 
Aufsicht  über  die  Kunstsammlungen  des  Erz- 
herzogs und  verfaßte  wahrscheinlich  selbst 
jenes  von  ihm  und  zwei  andern  Hofbeamten 
Unterzeichnete,  außerordentlich  interessante 
und  wichtige  Inventar  des  erzherzoglichen 
Kunstbesitzes  von  1659,  das  im  1.  Bde.  des 
„Jahrbuchs  der  kunsthist.  Sammlungen  des 
Allcrh.  Kaiserhauses“  publiziert  ist.  Nach 
dem  Tode  Leopold  Wilhelms  wurde  van  der 
B.  in  die  kaiserlichen  Dienste  übernommen 
und  verwaltete  weiterhin  die  Sammlungen, 
die  jetzt  Kaiser  Leopold  I.  gehörten.  — Das 
genannte  Inventar  beschreibt  auch  zwölf  Ge- 
mälde des  van  der  Baren,  Stilleben,  Blumen- 
stücke und  von  Blumen  bekränzte  Darstel- 
lungen, eine  Gemäldegattung,  die  in  der 
Sammlung  des  Erzherzogs  zahlreich  vertreten 
war.  Von  diesen  zwölf  Bildern  sind  nur  noch 
zwei  im  Wiener  Hofmuseum  ausgestellt,  ein 
drittes  befindet  sich  im  Vorräte  der  Galerie, 
andere  sind  nur  in  Reproduktion  bei  Storffer 
und  bei  Stampart  und  Prcnner  nachzuweisen. 
Ein  Gemälde  des  Wiener  Hofmuseums,  das 
erst  jüngst  als  van  der  Baren  erkannt  wurde, 
kommt  im  Inventar  von  1659  noch  nicht  vor. 
Außerdem  besitzt  dann  noch  das  Stift  Hei- 
ligenkreuz ein  Werk  des  Künstlers,  das  dort 
aber  als  Daniel  Seghers  verzeichnet  ist.  Ein 
Gemälde  der  Schleißheimcr  Galerie,  das  der 
Katalog  dem  van  der  Baren  zuschrcibt,  hat 
mit  diesem  Künstler  nichts  zu  tun,  es  gehört 
eher  dem  Philipp  van  Thielen.  — Van  der 
Barens  Malweisc  ist  bestimmt  durch  subtilste 
Zeichnung  von  fast  photographischer  Treue. 
Die  malerischen  Qualitäten  liegen  nicht  in  der 
Pinselführung,  sondern  nur  in  der  Zusam- 
menstellung der  Farben,  die  immer  vornehm 
und  harmonisch  bleibt.  Von  Seghers  unter- 
scheidet sich  van  der  Baren  durch  größere 
Naturtreue  des  Kolorits  und  durch  das  Be- 
streben, seine  Blumengewinde  in  geschlosse- 
nen Linien  zu  gruppieren.  Die  Nachricht, 
daß  er  ein  direkter  Schüler  des  Seghers  sei 
oder  ihn  überhaupt  persönlich  kannte,  ist 
nicht  zu  erweisen  und  geht  wohl  nur  darauf 
zurück,  daß  beide  Maler  Priester  waren. 

Literatur : Register  des  „Jahrbuch  der  kunst- 
historischen  Sammlungen  des  allerhöchst.  Kaiser- 
hauses“ I,  V,  X,  XXIV.  — Die  lexikalischen 
uellen  sind  durchaus  falsch  oder  unzureichend, 
ine  größere  Studie  von  V.  Fleischer  erscheint 
in  einem  der  nächsten  Bände  d.  Jahrb.  d.  Kst- 
samml.  d.  Allcrh.  Kaiserh.,  Wien.  Viel.  Fleischer. 

Baren,  Josse  van  der,  Maler  zu  Löwen 
um  1600,  wahrscheinlich  Schüler  von  M. 


Coxie.  Er  gehörte  zu  den  italienisiercnden 
Manieristen  dieser  Epoche.  In  der  Peters- 
kirche zu  Löwen  befindet  sich  ein  Triptychon 
seiner  Hand:  Die  Enthauptung  der  hl.  Doro- 
thea (1594),  in  der  St.  Gertrudskirche  ein 
Altarfragmcnt.  Für  die  Abbaye  du  Parc  in 
Löwen  malte  er  ein  Bildnis  des  Abtes  Fr.  van 
Vlicrden  und  eine  Szene  aus  dem  Leben  des 
hl.  Norbert;  1604  entwarf  er  Zeichnungen 
für  das  „Lovanium“  mit  Ansichten  von  Lö- 
wen und  Hevcrle. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Even,  L'anc.  ecole  de 
peint.  de  Louvain,  1870  p.  435.  — Biogr.  Nat.  de 
Belgique.  H.  V. 

Barenburg,  D.,  wenig  bekannter  Porträt- 
zeichner. Von  ihm  eine  bezeichncte  und  1845 
datierte  Bildniszeichung  des  Kaspar  Maxi- 
milian von  Droste-Vischcring,  Bischofs  von 
Münster,  in  der  Handzeichnungen- Sammlung 
der  Berliner  National-Galerie. 

Katal  d.  Handzeichn,  etc.  d.  kgl.  Nation.-Gal. 
1902.  H.  V. 

Barend,  ein  Glasmaler  in  Haarlem,  der 
1498  in  den  Rechnungen  der  dortigen  St. 
Bavokirche  erwähnt  wird. 

v.  d.  Willigen,  Les  Artistes  de  Haarlem 
53.  E.  W.  Mott. 

Barends,  Barendsen,  s.  auch  Barendsz,  Ba- 
rents,  Barentsen  u.  Barentsz. 

Barendsz.,  Anthony,  s.  den  1.  Artikel 
Barendsz.,  Dirck. 

Barendsz.,  C o r n e 1 i s,  geb.  in  Amsterdam, 
kaufte  dort  am  15.  10.  1684  das  Bürgerrecht 
und  war  Maler. 

Aemstcls  Oudheid  IV  63.  E.  W.  M oes. 

Barendsz.,  Dirck  (Theodoricus  Bernardi), 
Maler,  aus  Amsterdam  stammend,  kam  1519 
(oder  etwas  früher)  nach  England.  Er 
scheint  sich  in  Susscx  und  zwar  in  Chichestcr 
niedergelassen  zu  haben.  Robert  Sherbome, 
Bischof  dieser  Diözese,  hat  ihn  häufig  be- 
schäftigt. So  sind  noch  in  der  Kathedrale 
von  Chichcster  zwei  umfangreiche  historische 
Malereien  von  B. : 1)  König  Ceadwalla  ver- 
leiht Selsey  an  St.  Wilfrid  und  2)  König 
Heinrich  VII.  bestätigt  die  Schenkung  an 
Bischof  Sherborne.  Beide  Gemälde  wurden 
1747  von  Mr.  Tremaine  restauriert.  Ferner 
malte  er  dort  die  Reihe  von  Halbfiguren- 
porträts der  Könige  von  England  und  der 
Bischöfe  von  Selsey  und  Chichcster  (alle  in 
Ölmalerei  auf  Holz).  In  Amberlcy  Castle,  für 
das  Königszimmer,  malte  er  in  Halbfiguren 
die  Reihe  von  9 berühmten  Frauen  der  Welt: 
Cassandra,  Tomyris,  Sinope,  etc.  (jetzt  in 
das  bischöfliche  Palais  in  Chichester  über- 
geführt). Ferner  bemalte  er  die  Chor  Wöl- 
bung der  Kirche  der  Boxgrove  Priorei ; be- 
merkenswert ist  daran  das  eigentümlich  blau- 
grüne Laubwerk.  — Alle  diese  Arbeiten  wer- 
den Dirck  zugeschrieben,  aber  wahrscheinlich 
gehören  sie  wenigstens  zum  Teil  seinem 
Sohne  Anthony,  der  in  Chichester  im  Alter 


49a 


Barendsz.  — Barentsen 


von  105  Jahren  starb  und  am  29.  12.  1619 
begraben  wurde. 

Sussex  Archacological  Collections  XVII  201. 
— Ilistory  o £ Western  Sussex  I 181. 

/.  Weal e. 

Barendsz.,  D i r c k,  Sohn  und  Schüler  von 
Barend  Dircksz.,  wurde  geboren  zu  Amster- 
dam 1534.  1555  zog  er  nach  Italien  und  kam 
in  Venedig  ins  Atelier  zu  Tizian,  dessen  Por- 
trät er  gemalt  hat.  Als  Weltmann  — er  war 
angenehm  im  Umgang,  beflissen  in  der  Lite- 
ratur, der  lateinischen  Sprache  mächtig  und 
ein  großer  Musikliebhaber  — wurde  er  mit 
mehreren  bedeutenden  Männern  eng  befreun- 
det. Philips  Mamix  machte  in  Italien  seine 
Bekanntschaft  und  besuchte  ihn  später  öfters 
in  Amsterdam;  mit  Dominicus  Lampsonius 
führte  er  eine  ständige  Korrespondenz. 
Durch  Frankreich  kehrte  er  1562  in  seine 
Vaterstadt  zurück  und  heiratete  dort  in  die- 
sem Jahre  Agnies  Florisdr.  aus  vornehmer 
Familie.  Als  Porträtmaler  bekam  er  bald 
wichtige  Aufträge.  Von  1564  an  malte  er 
mehrfach  Schützenstücke,  welche  z.  T.  noch 
im  Amsterdamer  Rijksmuseum  sich  befinden 
und  einen  wesentlichen  Fortschritt  in  der 
Entwickelung  der  Korporationsmalerei  be- 
deuten. Bei  Einzclporträts  wurde  ihm  öfters 
Nachlässigkeit  in  der  Behandlung  vorgewor- 
fen. Auch  das  historische  Genre  fand  in  ihm 
einen  eifrigen  Pfleger,  aber  wenn  auch  van 
Mander  noch  mehreres  gesehen  hat,  so  be- 
schränkt sich  unsere  Kenntnis  auf  ein  ein- 
ziges großes  Triptychon,  mit  Darstellungen 
aus  dem  Leben  der  Maria,  gemalt  für  das 
Brüderhaus  in  Gouda,  jetzt  im  Museum  da- 
selbst aufgestellt.  Zwar  manieriert  in  der 
Komposition,  hat  es  in  figuraler  Beziehung 
manche  Vorzüge,  während  man  über  das 
Kolorit  bei  dem  kläglichen  Zustande  des  Bil- 
des kein  Urteil  mehr  haben  kann.  Als  1587 
Leicester  seinen  feierlichen  Einzug  in  Amster- 
dam hielt,  arbeitete  B.  mit  an  der  Bemalung 
einer  Ehrenpforte.  1567  wohnte  er  am  Turf- 
markt und  am  7.  11.  1569  hatte  er  ein  Grund- 
stück außerhalb  des  Regulierstores  am  Am- 
stelfluß  gekauft ; als  er  aber  am  26.  5.  1592  in 
der  Neuen  Kirche  begraben  wurde,  stand 
seine  Wohnung  in  der  Nähe  des  Gasthuis- 
molcntores.  Bei  seiner  Tochter  sah  van 
Mander  das  1562  gemalte  Selbstporträt  des 
Künstlers  und  dasjenige  seiner  Frau.  Viel- 
leicht geht  das  Porträt  in  der  Hondiusschcn 
Sammlung  auf  dieses  Bild  zurück.  Viele  sei- 
ner Handzeichnungen  mit  biblischen,  mytho- 
logischen und  allegorischen  Darstellungen 
sind  schon  während  seines  Lebens  von  den 
bedeutendsten  Stechern  reproduziert  worden, 
•wie  von  Hendr.  Goltzius,  Adr.  Collaert,  Här- 
men und  Jan  Müller,  Joh.  und  Raph.  Sadeler, 
Jac.  Matham  u.  a.  Die  Vorzeichnung  einer 
Darstellung  von  Jonas  ist  in  der  Albertina 
zu  Wien.  Schüler  von  ihm  waren  Hans  de 


Weerdt  von  Antwerpen,  Willem  Betz  von 
Mccheln  und  Andries  Jacobsz.  von  Delft. 

Hadr.  Junius,  Batavia,  L-B.  1588,  239. 

— C.  v.  Mander,  Het  Schilderboeck  cd.  1617, 
176,  177.  — Pontanus,  Reram  et  urbis  Amst. 
historia,  1611,  245.  — H o o f t s Brieven  No.  133. 

— Taurel,  Christelijke  Kunst  II  175 — 202.  — 

Riegel,  Das  holländische  Gruppenporträt  136 
bis  145.  — De  Wapenbcraut,  1903,  186.  — 
Elias,  De  Vrocdschop  van  Amsterdam  I 139, 
140.  — Obreens  Archief  VI  36.  — Oud-Hol- 
land  XXI  65 — 80.  — Arend  van  Buchei 
(in  seinem  kürzlich  erschienenen  Tagebuchc)  er- 
zählt, daß  er  1592  im  Garten  der  Bogenschützen 
kunstvolle  und  lebenswahre  Gemälde  von  „Theo- 
doras Bernardus“  sah  (Notiz  von  Bredius).  — 
Noch  unveröffentlichte  Notizen  von  Dr.  N.  de 
Roevcr.  E.  W.  Mocs. 

Barendsz.,  D i r c k,  wurde  1644  Schüler 
von  Zacharias  Paulusz.  in  Alkmaar. 

Obreens  Archief  II  44.  E.  W.  Moes. 

Barendsz,  s.  auch  Barcntss. 

Barenger,  J.  R.,  Maler  in  Camberwcll;  von 
ihm  auf  der  Ausstellung  der  Roy.  Acad.  1853 
2 Bilder:  Plumstcad  Church  und  Eltham  Pa- 
lace in  Kent. 

Graves,  The  Royal  Acad.  of  arts  1905.  H.  V. 

Barenger,  James,  Tiermaler  in  Kentish 
Town,  geb.  zu  London  den  25.  12.  1780,  f da- 
selbst nach  1831.  Schon  sein  gleichnamiger 
Vater  (1745 — 1813)  hatte  sich  durch  Zeich- 
nungen von  Insekten  in  Wasserfarben  be- 
kannt gemacht  (1793 — 1799  in  der  Roy.  Acad. 
vertreten).  James  hatte  namentlich  mit  der 
Darstellung  von  Rennpferden  Erfolg;  doch 
malte  er  auch  Park-  und  Wald-Szenen,  die 
er  mit  allerhand  Tieren  belebte.  Um  1820 
war  er  für  die  Tattersalls  mit  Porträts  von 
Pferden  und  Hunden  viel  beschäftigt.  In 
der  Roy.  Acad.  waren  von  1807 — 1831  gegen 
40  seiner  Gemälde  ausgestellt. 

Redgrave,  Dictionary.  1878.  — Graves, 
The  Royal  Academy  of  arts  1905.  H.  V. 

Barengier,  Antoine,  Hofmaler  („peintre 
ordinaire  du  Roi“)  in  Laon,  geb.  daselbst, 
f Anfang  Febr.  1667,  erhält  am  3.  9.  16-11  ge- 
meinsam mit  dem  Maler  Nicolas  Bcllot  und 
den  Bildschnitzern  Louis  Cocquelet  und  Jac- 
ques Ducastel  den  Auftrag  zur  Lieferung 
zweier  Altarblätter  für  die  Franziskanerkirche 
daselbst.  Er  kommt  urkundlich  in  Laon 
1639 — 1667  vor. 

Röunion  d.  Societös  d.  beaux-arts.  XIX  124. 

— Nouv.  Arch.  de  l’art  frang.,  3«  Sirie.  XI  1895 

p.  85—87.  H.  V. 

Barents(z),  Gerijt,  „glaessemaicker“  zu 
Amsterdam,  lieferte  1568  für  den  verhältnis- 
mäßig hohen  Preis  von  18  Gulden  eine  gemalte 
Scheibe  auf  Bestellung  des  dortigen  Bürger- 
meisters. 

Oud  Holland  1905  p.  242.  H.  V. 

Barents,  Jan,  holl.  Bildhauer,  1659  ur- 
kundlich in  Amsterdam  genannt. 

O b r e e n,  Archief  V 19. 

Barentsen,  D i r i k,  Goldschmied,  Leeuwar- 
den  um  1625.  Von  ihm  eine  reliofierte  weiß- 


493 


Barentsen  — Barfraleri 


silberne  Platte  auf  der  Ausstell.  Amsterdam 
1883  im  Stile  der  Vianen. 

Notiz  von  M.  Rosenberg.  •* 

Barentsen,  s.  auch  Borcndsz  u.  Barentsz. 

Barentsz,  Dirk,  s.  Barendsz. 

Barentsz,  Jan,  holländ.  Maler,  geb.  1588/ 
1589  zu  Leiden,  wohnte  schon  vor  1618  in 
Amsterdam,  wo  er  in  diesem  Jahre,  und  1628 
zum  zweiten  Male  heiratete.  A.  B. 

Barentsz,  Jan,  holländ.  Maler,  aus  Leiden 
gebürtig,  geb.  1579/1580,  heiratete  1618  Hen- 
drickje  Hermansdochter  und  lebte  als  Wit- 
wer wieder  1623  in  Amsterdam.  1667  be- 
klagte sich  ein  Maler  Jan  Barentsz  in  Amster- 
dam, daß  er  nicht  malen  könne,  weil  man 
ihm  das  Licht  seines  Ateliers,  nahe  beim 
Dach,  zugezimmert  habe.  Wahrscheinlich  ein 
anderer  Maler  dieses  Namens,  vielleicht  Jan 
Barentsz  Muyckens  (s.  dort).  Eigentümlich 
ist,  daß  am  7.  11.  1626  ein  Mr.  Jan  Barentsz, 
„Schilder“  (Maler)  alt  81  Jahre  ungefähr, 
in  Amsterdam  vor  dem  Notar  Carels  erklärt, 
er  habe  1622  dem  Kaufmann  Benjamin  Bon- 
nei, in  Amsterdam,  wohnend  auf  der  Hecrcn- 
gracht,  ein  großes  Gemälde  Salomo  und 
Bathseba  und  ein  männliches  und  weibliches 
Bildnis  (Kopf)  geliefert,  alle  drei  von  ihm 
selbst  gemalt,*  und  1623  habe  er  im  Hause 
Bonneis  dessen  Gattin  auch  selbst  contra- 
feihet.  Das  Geburtsjahr  stimmt  nicht  mit 
dem  in  Leiden  geborenen  Maler.  1631  wohnt  ein 
Jan  Barentsz,  Maler,  in  Amsterdam;  seine 
Frau  heißt  Lysbeth  Valckenburgh.  A.  B. 

Barentsz,  M i c h i e 1,  holländ.  Maler,  zwi- 
schen 1625—1651  in  Amsterdam  erwähnt.  Er 
starb  dort  im  März  1651.  Heißt  Maler  der 
Ost-Indischen  Compagnie.  In  seinem  Nach- 
laß unfertige  Bilder,  viele  Landschaften,  Bac- 
chus, Venus  und  Ceres,  Judith  und  Holo- 
fernes, ein  David,  ein  nacktes  Kind;  zahllose 
Zeichnungen,  Radierungen,  Kuriositäten  usw. 
Einmal  wird  er  merkwürdigerweise  Michiel 
Barentsz  Keyser  genannt.  a.  B. 

Barentsz,  s.  auch  Barendsz. 

Baröre,  Jean  Louis,  Maler,  f am  3.  8. 
1778  in  Paris,  wohl  identisch  mit  dem  Ver- 
fertiger des  Kruzifixus  in  der  Kirche  Saint- 
Germain  in  Sully-sur-Loirc,  bez. : Barere  1718, 
und  dem  bei  Heinecken  (Dict.  d.  Artistes. 
1788.  II)  erwähnten  gleichnamigen  Pariser 
Maler,  nach  dessen  Porträt  des  Louis  Chau- 
bert,  Abtes  von  St.  Genevieve,  Ficquet  1760 
einen  Stich  gefertigt  hat. 

Nouvelles  Archivcs  de  l’art  franc.  2«  Serie.  VI 
255.  — Inventaire  gönöral  d.  Richcsscs  d’art  de 
la  France.  Province  Monum.  relig.  I 242.  H.  V. 

Barescut,  Mlle  Estelle  Felicite  Ma- 
rie de,  Porträt-  und  Genremalerin,  geb.  in 
Versailles,  stellte  in  den  Pariser  Salons  1842 
"bis  1851  wiederholt  aus  (meist  Damen-  und 
•Kindcrbildnissc). 

Bellier-Auvray,  Dict  gön.  H.  V. 

Baret  du  Coudert,  Mine,  geb.  Rozier,  Por- 


trätminiaturenmalerin, geb.  in  Chartres  am 
81.  1.  1832,  Schülerin  von  Mlle  Durieu,  stellte 
in  den  Pariser  Salons  1857 — 1877  wiederholt 
Arbeiten  teils  eigener  Erfindung,  teils  nach 
alten  Meistern  (Mme  Lebrun,  van  Dyck,  etc.) 
aus. 

Bulletin  d.  beaux-arts.  I 188.  H.  V. 

Baret,  s.  auch  Barret. 

Baretta,  Miniator  aus  Mailand,  soll  1571 
für  die  Certosa  da  Pavia  13  große  Choral- 
bücher miniiert  haben. 

M o n g e r i,  L’arte  del  minio  nel  Ducato  di 
Milano  (Arch.  stör.  Lombardo  XII  544,  791). 

P.  d’ Ancona. 

Baretta,  Francesco,  römischer  Mosaik- 
künstler der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  fer- 
tigte im  Aufträge  Urbans  VIII.  eine  Kopie 
der  Giottoschen  Navicella  in  S.  Pietro  in  Va- 
ticano  für  die  1624  gegründete  Kirche  S.  Ma- 
ria della  Concezione  in  Rom. 

A n g e 1 i,  Le  Chiese  di  Roma,  293.  H.  V. 

Baretta,  Francesco  (od.  Baratta),  italien. 
Stecher,  tätig  in  Venedig  in  der  2.  Hälfte  des 
18.  Jahrh.  Er  hat  nach  Pietro  Mainotti  die 
vier  Fakultäten  und  einige  Genrcdarstellun- 
gen:  lo  Speziale,  il  Seggiolajo,  l’Ortolano,  il 
Barbiere  gestochen. 

Meyer,  Kstlerlex.  P.  K. 

Baretta,  Baretti,  s.  auch  Baratta. 

Barettone,  N i c c o 1 ö,  röm.  Maler  von  ge- 
ringer Bedeutung,  erwähnt  von  Bertolotti  im 
Arch.  stör.  art.  di  Roma  IV  30. 

Bareuille,  MR«,  Kupferstecherin  zu  Paris 
um  1780;  von  ihr  2 Blätter  nach  Gemälden 
Angelica  Kauffmanns. 

Le  Blanc,  Manuel.  H.  V. 

Barezzi,  Stefano,  italien.  Maler  und  Bil- 
derrestaurator, aus  Busseto,  1820  in  Rom,  um 
1854 — 1856  in  Mailand  tätig,  Erfinder  eines 
Verfahrens,  Freskogemälde  von  der  Mauer 
auf  Holz  zu  übertragen.  Vermutlich  identisch 
mit  dem  bei  Brun  (Kstlerlex.)  erwähnten 
Schweizer  Fresken-  und  Dekorationsmaler 
Barozei  aus  Brissago,  der  1825  die  Malereien 
an  der  Schlachtkapelle  zu  Sempach  erneuerte. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — F.  Heinemann 
bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex.  — Arte  e Storia 
XXVI  66 — 72.  — Emilio  Scletti,  Comme- 
morazione  del  pittore  Barezzi.  Milano  1899. 

H.  V . 

Barfoot,  J.  R.,  Miniaturmaler  in  London, 
stellte  1830 — 1857  wiederholt  in  der  Roy. 
Acad.,  meist  Porträts,  aus. 

Graves,  The  Royal  Academy  Exhib.  I 1905. 

H.  V. 

Barfraleri,  Giovanni,  Maler  aus  Pine- 
rolo.  Erhielt  1501  den  Auftrag,  das  Haus 
der  Disciplinati  (Geißelbrüder)  in  Bussana 
(Ligurien)  für  den  Preis  von  12  Dukaten  zu 
dekorieren.  Es  scheint,  daß  er  diese  Arbeit 
nicht  ausgeführt  oder  doch  nicht  zu  Ende 
geführt  hat,  denn  gegen  Ende  des  Jahres  ist 
er  im  Kloster  S.  Francesco  in  Ventimiglia 
tätig.  Während  der  Arbeit  erkrankte  er, 


494 


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Barfus  — Bargellesi 


machte  am  21.  12.  1601  sein  Testament  und 
starb  wenige  Stunden  danach. 

Arte  e Storia  X,  1891  p.  33 — 34  (Girol.  Rossi). 

Walter  Bombe. 

Barfus,  Martin,  Briefmaler  und  Form- 
schncider  in  Breslau  um  1469 — 1471,  f vor 
1477. 

Lutsch,  Kstdenkm.  d.  Prov.  Schlesien  V 521. 

H.  V. 

Barfus,  Paul,  Kupferstecher,  geb.  am  17. 
8.  1828  zu  Großgründlach  bei  Nürnberg,  f am 
24.  8.  1896  in  München,  wo  er  seit  1851  tätig 
war.  Schüler  der  Kunstschule  in  Nürnberg 
unter  Reindel,  der  Akad.  in  Leipzig  unter 
Neher,  dann  in  München  in  der  Schule  von 
Prof.  Julius  Thäter  weiter  ausgebildet.  Er 
stach  hauptsächlich  Bildnisse  nach  fremden, 
meist  zeitgenössischen  Vorbildern,  z.  B.  Mo- 
zart und  Beethoven  nach  Fr.  Schwörer  (gr. 
Fol.),  Luther,  Brustbild  nach  L.  Cranach 
(4°),  etc.,  dann  aber  auch  Genreszenen  nach 
Gemälden  von  Defregger  („Die  Brüder“),  W. 
Lindenschmitt  („Auerbachs  Keller“),  J. 
Schnorr  (Kreuzigung  Christi). 

Heller-Andresen,  Handbuch  f.  Kupfer- 
stichsammler 1870.  — Meyer,  Kstlerlex.  — 
Kunstchronik.  N.  F.  VI  347  (Nekrolog).  — Allg. 
Deutsche  Biogr.  Bd.  46  (1902)  p.  215.  H.  V. 

Barg,  Erhard,  Bildhauer  aus  Schwäbisch- 
Gmünd  in  Freiburg,  um  1500,  nur  urkundlich 
bekannt. 

Kunst-  u.  Altertumsdenkm.  im  Königr.  Würt- 
temberg. Jagstkr.  p.  352.  H.  V. 

Barg,  Erhard,  Bildhauer,  der  zweite  die- 
ses Namens,  geb.  1644  zu  Schwäbisch-Gmünd, 
Mitarbeiter  des  bekannten  Bildhauers  Simon 
Schlör.  Als  Wappenbildner  1582  tätig  am 
Portal  des  alten  Würzburger  Universitäts- 
gebäudes, auch  in  Württembergisch-Franken 
nachweisbar.  Er  arbeitete  zu  Komburg  1685 
wahrscheinlich  an  den  Bauten  Neustetters 
und  in  Kocherstetten,  übernahm  die  Anferti- 
gung des  Grabdenkmals  für  Eberhard  von 
Stetten.  Wird  als  „ehrloser,  verlogener  und 
versoffener  Bösewicht  und  Hadler“  bezeich- 
net, arbeitet  aber  trotzdem  mit  seinem  Mei- 
ster Schlör  158ö  in  Stuttgart.  Zuletzt  1587 
erwähnt,  wo  er  verklagt  wird  wegen  Nicht- 
lieferung eines  für  Eichstätt  bestimmten  Ala- 
baster-Epitaphiums. 

Niedermaier,  Kstg.  d.  St.  Wirzburg,  2. 
Aufl.  274.  — Klemm,  Württ.  Baumstr.  und 
Bildh.  (auch  unter  Barsch).  — Kst.-  u.  Altert.- 
Denkm.  Im  Königr.  Württemberg,  Jagstkreis 
S54,  488,  590,  624.  Fr.  Leitschuk. 

Bargas,  A.  F.,  Radierer  (und  Maler?)  in 
Brüssel,  wo  er  1692  Meister  wurde.  Er  war 
vermutlich  ein  Schüler  von  Pieter  Bout;  seine 
teils  nach  Kompositionen  desselben,  teils  nach 
eigener  Erfindung  radierten  Blätter  sind 
leicht  und  sicher  behandelt  und  meist  mit 
seinem  Namen  bezeichnet  (die  Anfangsbuch- 
staben der  Vornamen  zuweilen  verschlungen). 
Nagler  in  den  Monogrammisten  I No.  561 
•erw’ähnt  ein  mit  A F (ligiert)  B f.  bez.  Gemälde 


„eine  Landschmiede“,  für  dessen  Urheber  er 
B.  hält,  das  aber  wahrscheinlicher  dem  A.  F. 
Baudewyns  zuzuschreiben  sein  wird.  Für 
seine  Tätigkeit  als  Maler  haben  wir  vorläufig 
keinen  anderen  Anhalt  als  die  dokumentari- 
sche Notiz,  daß  der  „Figurenmaler  de  Bar- 
gas“ 1692/3  als  Meister  in  die  St.  Lukasgilde 
zu  Brüssel  aufgenommen  wurde. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit  u.  Oeuvre- 
verzcichnis).  — Journal  d.  b.-arts  1878  No.  4 
p.  31.  — Biographie  Nat.  de  Belgique.  — A.  v. 
Wurzbach,  Niederl.  Kstlerlex.  — Mit  No- 
tizen von  H.  Hymans.  R. 

Bargas,  Armand,  Medailleur  der  Gegen- 
wart, geb.  in  Paris,  Schüler  von  Mayeux  und 
Valton,  stellte  im  Salon  1887  1 Porträt  und 
2 Medaillen,  1902  2 Plaketten,  4 Medaillen 
und  1 Bildnis  aus. 

Forrer,  Biogr.  dict.  of  medalüsts.  — Kat. 
d.  Salon.  Frtd.  Alvin. 

Bargas,  Paul,  Pariser  Bildhauer  und  Me- 
dailleur der  Gegenwart,  Schüler  von  Vimonti. 
Er  stellte  im  Salon  1901  zwei  Porträtmedail- 
lons der  MM.  di  Marso  und  Chevalier  und 
1903  eine  Bildnisplakette  der  Mme  Madeleine 
Tellier  aus. 

Forrer,  Biogr.  dict.  of  medalüsts. 

Frtd.  Alvin. 

Bargellesi,  F 1 o r i a n o,  italien.  Steinmetz, 
tätig  in  Bologna,  wo  er  1545  beim  Baue  des 
Klosters  S.  Giovanni  in  Monte  erwähnt  wird; 
und  zwar  hatte  er  damals  (vermutlich  unter 
der  Leitung  des  Ant.  Terribilia)  den  Bau  des 
zweiten  Klosterhofes  vollendet  sowie  den  dem 
Refektorium  zugewandten  Teil  des  Kloster- 
baues. In  den  damals  entstandenen  Deko- 
rationsskulpturen dieses  Baues,  von  denen 
wenigstens  ein  Teil  ihm  zuzuschreiben  sein 
wird,  bekundet  sich  B.  als  ein  korrekter  und 
gewissenhafter  Bildhauer,  wenn  er  auch  nur 
nach  Modellen  des  Terribilia  gearbeitet  zu 
haben  scheint  Erhalten  sind  von  diesen  Klo- 
sterbauten: Eine  reich  dekorierte  Vorhalle, 
deren  Türumrahmungen  an  den  Architravcn 
mit  Triglyphen,  Metopen,  Stierköpfen,  Disken 
und  Schilden  (nach  dem  Muster  der  von 
Peruzzi  am  Palazzo  Massimo  in  Rom  ange- 
brachten Wappenschilde)  geschmückt  sind; 
der  erste  Hof  mit  doppelter  Loggienanlage, 
deren  Arkadenpfeiler  bis  zum  Dachgesimse 
durchgeführt  sind,  während  die  Fenster  des 
Obergeschosses  von  toskanischen  Säulen  flan- 
kiert werden;  ein  noch  reicherer  zweiter  Hof 
mit  ebenfalls  zweigeschossigem  Arkadcn- 
lungange  (Erdgeschoß  dorisch,  Obergeschoß 
jonisch),  der  bekrönt  wird  von  einem  dritten 
Geschosse  mit  korinthischen  Halbsäulen. 
Außerdem  sind  im  Treppenhause  und  in  an- 
deren Räumen  des  Klosters  an  den  architek- 
tonischen Bindegliedern  aufs  feinste  in  Sand- 
stein gemeißelte  Ornamentfriese  des  Cinque- 
cento erhalten  geblieben,  die  vermutlich  auf 
B.s  Bildhauerhand  zurückzuführen  sind. 

O.  Mazzoni-Tosclli,  Mem.  etc.  di  S. 


495 


Bargellesi  — Baric 


I 


Giov.  in  Monte  (Bologna  1844).  — C.  Ricci, 
Guida  di  Bologna  (1893).  — F.  Malaguzzi- 
Valeri,  L’Archit.  a Bologna  nel  Rinasc. 
(1899)  p.  197  f. ; und  in  Arch.  stör.  d.  Arte  ital. 
Ser.  II,  Vol.  III,  p.  230.  F.  Malagussi-Voleri . 

Bargellesi,  G i r o 1 a m o,  italien.  Bildhauer, 
1520 — 30  in  Bologna  tätig,  nur  von  Zani,  Enc. 
met.  III  80  erwähnt.  R- 

Bargellesi,  Sigismondo,  italien.  Bild- 
hauer in  Bologna,  wo  er  1524  nach  Modellen 
des  Ercole  Leccadcnari  einen  Teil  der  Mar- 
mordekorationen an  den  beiden  seitlichen  Fas- 
sadenportalen von  S.  Petronio  ausführte  und 
um  1550  als  Gehilfe  des  Andrea  da  Formigine 
an  den  Reliefdekorationen  der  Portikus  von 
S.  Petronio  arbeitete. 

Zani,  Encicl.  III  80.  — C.  Ricci,  Guida  di 
Bologna  (1893).  — F.  Malaguzzi-Valeri, 
L’Archit  a Bologna  nel  Rinasc.  (1899)  p.  197 
u.  f.  F.  Malagussi-V alert. 

Bargellesi,  Stefano,  italien.  Steinmetz 
der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  in  Bologna. 

O.  M o t h c s,  Die  Baukunst  des  Mittelalt  in 
Italien  (1883)  p.  499,  Anm.  R. 

Bargellini,  Sigismondo,  Bildh.  in  Bo- 
logna, 1504  urkundlich  erwähnt.  Vielleicht 
identisch  mit  Sig.  Bargellesi. 

Rep.  f.  K.-W.  XXII  299. 

Bargelloso,  s.  Bargellesi. 

Bargen,  Cordt,  Glockengießer,  goß  laut 
Inschrift  1597  eine  Glocke  für  Sack  bei  Al- 
feld a.  d.  Leine. 

M i t h o f f,  Mittclaltcrl.  Kstler.  u.  Werkmstr. 
Niedersachs.  u.  Westf.  1885.  H.  V. 

Bargiacchi,  F 1 a m i n i o,  reproduzierender 
Kupferstecher  des  19.  Jahrh.  zu  Florenz, 
Schüler  des  Perfetti. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  H.  V. 

Bargigli,  Paolo,  italien.  Architekt,  geb.  in 
Livorno  in  der  2.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Zu 
Beginn  des  19.  Jahrh.  wurde  er,  nachdem 
er  laut  Alizeris  Angabe  vorher  „architetto 
del  Consolato  Romano“  gewesen  war,  von 
der  Fürstin  Elisa  Baciocchi  als  Lehrer  für 
Architektur  und  Ornamentzeichnen  an  die 
Kunstakademie  zu  Carrara  berufen,  wo  er 
dann  1809  als  Nachfolger  Fantonis  zum  Se- 
kretär ernannt  wurde.  In  dieser  Stellung 
blieb  er  bis  1814;  einige  Jahre  später  starb 
er.  Seinen  ausgezeichneten  Ruf  scheint  er 
mehr  seiner  Lehrtätigkeit,  als  eigenen  Arbei- 
ten von  künstlerischem  Wert  zu  verdanken 
gehabt  zu  haben. 

Campori,  Mem.  biogr.  di  Carrara  (1873)  p. 
281.  — A 1 i z e r i,  Not  dei  Prof.  d.  Dis.  in  Li- 
guria  dalla  fondaz.  d.  Accad.  (1864  ff.),  III  37  f. 

Dr.  M.  Maffii. 

Bargman,  H i n r i c h,  Glockengießer  zu 
Hannover,  goß  laut  Inschrift  1510  die  große 
Glocke  für  den  Dora  zu  Verden  und  wahr- 
scheinlich auch  die  aus  demselben  Jahre  stam- 
mende Cäcilicnglocke  daselbst. 

Mithoff,  Mittelalterl.  Kstler.  u.  Werkmstr. 
Niedersachs.  u.  Westf.  1885.  H.  V. 

BargnoLa,  G i a c o m o,  s.  Paracca,  Giov. 
Giac. 


Bargone  (Barcone),  Giacomo  (von  eini- 
gen irrtümlich  Barbone  genannt),  Dekora- 
tionsmaler von  Ruf  in  Genua,  Ende  des  16. 
und  Anfang  des  17.  Jahrh. 

Lanzi,  Storia  pittor.  d.  Italia,  V.  Ausg.  1S34 
V 249.  H.  V. 

Bargue,  Charles,  Maler  und  Lithograph, 
geb.  zu  Paris,  f 1883;  er  war  ursprünglich 
Genremaler  unter  der  Leitung  von  J.  L.  Ge- 
röme,  aber  er  stellte  niemals  Bilder  im  Salon 
aus.  Bald  wendete  er  sich  der  Lithographie 
zu  und  erhielt  bei  den  Ausstellungen  von  1S67 
und  1868  Medaillen  für  seine  nach  Zeichnun- 
gen alter  und  moderner  Meister  ausgeführten 
Arbeiten.  Die  Lithographien  nach  den  Genre- 
bildern Ed.  de  Beaumonts  gehören  zu  den 
besten  seiner  Arbeiten.  Seine  Malerei  fand 
aber  auch  Liebhaber,  wie  man  nach  hohen 
Preisbewertungen  annehmen  muß.  So  brachte 
ein  Bild  von  ihm:  Flötenbläser,  vente  Pillet 
1881,  30  000  Frcs.  Gemälde  von  Bargue  be- 
finden sich  in  der  Sammlung  C.  L.  Wolf  in 
New  York  und  in  der  Sammlung  W.  H.  Van- 
derbilt:  Die  Wache  in  Algier,  der  Künstler 
und  sein  Modell,  Die  Almeh. 

Von  seinen  lithographischen  Publikationen 
seien  genannt:  1)  Cours  de  dessin  execute 
avec  le  concours  de  J.  L.  Geröme.  1.  Partie: 
Modcles  d’apres  la  bosse.  70  pl.  2.  Partie: 
Modeles  d’apres  les  maitres  de  toutes  les 
epoques  et  de  toutes  les  ecoles.  67  pl.  Paris, 
Goupil.  Fol.  — 2)  Exercices  au  fusain  pour 
preparer  ä l’etude  de  l’academie  d’apres  na- 
ture.  60  pl.  Paris,  Goupil  1870,  fol. 

Bellier-Auvray,  Dict.  u.  Suppl.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  — B c r a 1 d i,  Les  Graveurs 
de  XI  Xe  siiclc.  — Gazette  d.  b.-arts  Ie  Per.  XXIII 
263,  XXIV  118.  G.  Geffroy. 

Bargucs,  Jean  de,  Schreiber,  Illuminator 
und  Buchbinder,  tätig  in  Troyes  14S0 — 86. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  fran$.  IX  49. 

Bari,  Johann  Christoph,  Kupfer- 
stecher zu  Regensburg,  stach  um  1625  nach 
der  Zeichnung  eines  Monogrammisten  S.  C. 
(Simon  Cato)  eine  Ansicht  von  Karlsbad  in 
Vogelperspektive. 

Nagler,  Monogr.  II  No.  245.  H.  V. 

Bari,  Niccolö  da,  s.  Area,  Nie.  dall’. 

Bari,  Peter,  Maler  in  Polen  in  der  ersten 
Hälfte  des  17.  Jahrh.,  ohne  Zweifel  italien. 
Herkunft,  vielleicht  aus  Bari.  Er  malte  Altar- 
bilder für  die  Kapuziner-Kirche  in  Krakau, 
in  welcher  sich  auch  sein  Grabmal  befindet. 

S.  C i a m p i,  Viaggio  in  Polonia  135  (Firenze 
1831).  — Derselbe,  Bibliographia  critica  II  245. 
— Rastawieck  i,  Slownik  mal.  polskich 
I 48.  Dr.  Georg  Graf  MycielskL 

Bari,  s.  auch  damit  verbundene  Vornamen 
und  Bary. 

Baric,  Jules  Jean  Antoine,  Kari- 
katurenzeichner, geb.  1830  in  St.  Catherine 
de  Fierbois  (Indrc-et-Loire),  + am  27.  6.  1905 
in  Monnnaie  (Indre-et-Loire).  In  Tours  er- 
zogen, erst  Postbeamter,  ging  dann  nach 
Paris  und  wurde  seit  1857  Illustrator  der 


496 


d 


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Baricolo  — Barile 


Witzblätter  „Petit  Journal  pour  rire“  und  des 
.Journal  amüsant“  und  bildete  sich  zu  einem 
der  fruchtbarsten  und  schärfsten  französischen 
Karikaturisten  aus.  Von  seinen  Einzclpubli- 
kationen  sind  die  geschätztesten  die  Proverbes 
travestis  und  Baliverncs  militaircs  (1857),  die 
Parodie  der  Miserables  von  Victor  Hugo 
(1802)  „un  tour  au  salon“  (1865)  und  die 
Parodie  de  Quatre-Vingt-Treize  von  Victor 
Hugo  (1874). 

Auch  für  das  Theater  ist  er  als  Mitver- 
fasser von  Revuen  und  Operetten  tätig  ge- 
wesen und  hat  selbst  ein  Drama  in  5 Akten: 
La  tete  noire,  mit  Musik  von  Laurent  de  Rille 
geschrieben. 

Chronique  d.  arts  1905,  198  (Nekrolog).  — 
Bulletin  de  l'art  ancien  et  moderne  1905,  204 
(Nekrolog).  — M.  Legrand,  Jules  Baric  et 
ses  paysans,  in  der  Revue  de  Bien  I,  IX. 

G.  Geffroy. 

Baricolo,  F.,  Maler  in  Paris  im  18.  Jahrh., 
fertigte  nach  J.  S.  Duplessis  die  Kopie  des 
Brustbildes  Benj.  Franklins,  die  sich  jetzt  in 
der  National  Portrait  Gallery  in  London  be- 
findet ; abgeb.  in  L.  Custs  Catalogue  I 289.  ** 

Barier  (Barrier),  Franqois  Julien, 
Edelsteinschneider,  geb.  am  31.  1.  1680  zu 
Laval  als  Sohn  eines  später  zu  Paris  arbeiten- 
den Goldschmiedes  und  Schmelzmalers,  führte 
in  Hoch-  und  Tiefschnitt  Köpfe  nach  An- 
tiken, Bildnisse  nach  dem  Leben,  die  sehr  ge- 
schätzt waren,  Figuren,  Tiere  und  reiche 
Kompositionen  aus.  Er  war  in  technischer 
Beziehung  sehr  geschickt  und  er  wußte  ganz 
kleine  Figuren,  besonders  auf  Karneol-  und 
Achat-Vasen,  mit  großer  Deutlichkeit  zu 
schneiden;  doch  fehlte  es  ihm  dabei  an  Si- 
cherheit der  Zeichnung.  Viele  seiner  Ar- 
beiten kamen  in  den  Besitz  des  Königs  Lud- 
wig XV.,  welcher  ihn  zum  Hof-Edclstcin- 
schneidcr  ernannte.  Der  Künstler  starb  am 
12.  5.  1746  zu  Paris.  Von  seinen  Arbeiten 
sind  hervorzuheben : 1)  Weibliches  Brust- 

bild, mit  Weinblättcrkranz  im  Haar  (Bac- 
chantin?). Bez.  BA.  — 2)  Fontenelle,  Bild- 
niskopf. — 3)  Bildnis  des  Marchese  Rangoni, 
Gesandten  des  Herzogs  von  Modena  am  fran- 
zös.  Hofe.  (Besonders  gerühmte  Arbeit.)  — 
4)  Vase  mit  der  Darstellung  von  Venus  und 
Amor  u.  mit  aus  Sirenen  gebildeten  Henkeln. 

Mari  et  t e,  Trait6  des  pierres  grav£es.  Pa- 
ris 1750.  I 149.  — Giulianelli,  Memorie  etc., 
p.  72.  — L e t u r c q,  Notice  sur  Jacques  Guay 
etc.,  Paris  1873,  p.  38—39.  — L.  Forrer,  Biogr. 
Dict.  of  Medallists  etc.  I 1904.  — Bücher,  Ge- 
schichte der  techn.  Künste,  Stuttg.,  1875,  p.  350 
(im  Abschnitt  „Glyptik“  von  Hermann  Rollett). 
— Manuscr.  H.  Rollett. 

Barier,  Jacques.  Werkmeister  am  Bau 
der  Kathedrale  zu  Le  Mans,  wo  sich  außen 
an  der  Galerie  des  um  1420  erbauten  Nord- 
giebels sein  Name  eingchaucn  findet. 

Esnault,  Dict.  d.  artist.  manceaux.  1899. 

H.  V. 

Barier,  s.  auch  Barrier. 


Barigiani,  Sismondo  (oder  Giocondo) 
di  Vincenzo,  Maler  in  Perugia  1613. 

Rass.  Bibi.  d.  arte  ital.  II  212,  215. 

Barigioni,  Filippo,  Architekt  und  Bild- 
hauer, geb.  1690  in  Rom,  f ebenda  1753,  angeb- 
lich Schüler  Matteo  Rossis.  Erbaute  verschie- 
dene öffentliche  Gebäude  in  Rom;  in  der 
Peterskirche  daselbst  ist  von  ihm  die  Statue 
des  hl.  Norbert  und  das  Grabmal  der  Maria 
Clcmentina  Sobieska.  Die  Katafalke  für  die 
Excquien  beim  Tode  der  Päpste  Clemens  XI., 
Innoccnz  XIII.  u.  Clemens  XII.  in  der  Pc- 
terskirche,  sowie  der  Katafalk  für  die  Leichen- 
feier Augusts  II.,  Königs  von  Polen,  in  S. 
Clcmcnte  zu  Rom  wurden  nach  seinen  Ent- 
würfen errichtet.  Von  ihm  ist  auch  die  reich 
mit  Marmor  und  Bronze  ornamentierte,  dem 
hl.  Franciscus  von  Paola  geweihte  Kapelle 
des  Qucrschiffcs  von  S.  Andrea  dclle  Fratte 
erbaut.  1729  renovierte  er  die  Kirche  S.  Gre- 
gorio  dclla  Divina  Pieta  in  Rom,  1732  die  bis 
dahin  gotische  Kirche  di  S.  Domenico  in 
Urbino. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  (mit  ält.  Lit.).  — 
A n g e 1 i,  Le  Chiesc  di  Roma  (hier  fälschlich 
Barigoni).  — E.  C a 1 z i n i,  Urbino  e i suoi 
Monum.  (1899)  p.  92.  H.  V. 

Barigioni,  Giannantonio,  Maler  und 
Zeichner  in  Rom,  um  1696 — 1706  (nach  Zani, 
Enc.  met.  III  81),  malte  Allegorien,  Madon- 
nen, Heilige  und  Porträts. 

Heinecken,  Dict.  d.  Artistes.  1788.  II. 
(mehrere  Arbeiten  aufgeführt).  H.  V. 

Bariglietto,  Antoine,  Maler ; Hofmaler 
des  Herzogs  Karl  Emanuel  I.  von  Savoyen, 
1603  zuerst  erwähnt,  1609  seines  Amtes  als 
„peintre  du  chätcau  de  Rivoli“  enthoben  und 
zum  Gouverneur  des  Schlosses  ernannt.  Von 
Werken  seiner  Hand  ist  nichts  bekannt. 

Mem.  de  la  Societe  Savoisienne  T.  XV  2, 

p.  216. 

Bariglione,  A Scan  io,  Maler  des  17.  Jahrh. 
in  Rom. 

M i s s i r i n i,  Storia  d.  rom.  Accad.  di  S. 
Luca  p.  462. 

Barile  (Barili),  Antonio  (di  Neri  di  An- 
tonio), geb.  in  Siena  am  12.  8.  1453,  f am  20. 
2.  1516,  berühmter  Holzschnitzer  und  Intar- 
sialor.  Seine  Arbeiten,  namentlich  seine 
durch  reiche  und  phantasievolle  Erfindung, 
durch  Eleganz  und  Kraft  der  Formen  und 
Feinheit  der  technischen  Behandlung  gleich 
ausgezeichneten  Intarsien  gehören  zu  den 
vorzüglichsten  Leistungen  im  Gebiete  der 
Dekorationskunst  der  Rcnaissancczcit.  Über 
die  Lebensverhältnisse  des  Künstlers  ist 
wenig  bekannt;  er  war  mit  Maddalena  di 
Domcnico  dcl  Rossi  vermählt,  von  der  er 
vier  Kinder  hatte;  sein  Neffe  war  der  unten 
genannte  Giovanni  B.  Hinsichtlich  seiner 
Tätigkeit  wird  berichtet,  daß  er  mehrfach 
auch  mit  architektonischen  Arbeiten,  nament- 
lich mit  Entwürfen  zu  Befestigungswerken 
beschäftigt  war ; 1484  restaurierte  er  die 


KQnstlerlexikon.  BJ.  II. 


497 


32 


Barile 


durch  Hochwasser  zerstörte  Brücke  von 
Buonconvento,  1485  erhielt  er  Bezahlung  für 
das  Modell  zu  einer  anderen  Brücke,  die  er 
später  gemeinschaftlich  mit  einem  Ingenieur 
ausführte.  1503,  für  die  Feier  der  Krönung 
Pius’  III.  (Franc.  Piccolomini),  errichtete  er 
vor  dem  Palast  der  Signoria  in  Siena  eine 
reich  dekorierte  Tribüne.  Sein  erstes  be- 
deutendes Werk  im  Gebiet  der  Holzschnitze- 
rei war  das  Chorgestühl  der  Taufkapelle  des 
Doms  von  Siena,  an  welchem  er  während 
eines  Zeitraums  von  19  Jahren  (von  1483 — 
1602)  arbeitete.  Gegen  Ende  des  18.  Jahrhun- 
derts ward  dasselbe  wegen  seines  schadhaf- 
ten Zustandes  aus  der  Kapelle  entfernt;  ein- 
zelne Teile  desselben  befinden  sich  gegen- 
wärtig in  der  Kirche  S.  Quirico  d’Orcia 
(Prov.  Siena),  eine  Intarsientafel  mit  dem 
Selbstbildnis  Ant.  Barilcs,  die  zu  diesem 
Werke  gehörte,  besitzt  das  k.  k.  österr.  Mu- 
seum für  Kunst  u.  Industrie  in  Wien.  Nach 
der  ausführlichen  von  Deila  Valle  in  den 
Lcttcre  Senesi  (s.  u.)  publizierten  Beschrei- 
bung Landis  zog  sich  das  Stuhlwerk  rings 
um  die  Wände  des  achteckigen  Kapellen- 
raumes; die  Lehne  (spalliera)  über  den  Sitz- 
bänken war  durch  Pilaster  in  neunzehn  mit 
Intarsien  ausgefüllte  Felder  geteilt,  Architrav 
und  Gesims  über  den  Pilastern  mit  reichem 
Schnitzwerk  geziert.  Die  erwähnte  Intarsien- 
tafel, die  eines  der  Felder  schmückte,  trägt 
die  Inschrift:  Hoc  ego  Antonius  Barilis  opus 
coelo  (sic)  non  penicello  (mit  dem  Messer, 
nicht  mit  dem  Pinsel)  cxcussi  An.  Dn. 
MCCCCCII.  Stellenweise  ist  die  Tafel  un- 
geschickt restauriert.  Näheres  über  dieselbe 
s.  in  den  Mitteilungen  des  k.  k.  österr.  Mu- 
seums für  Kuns*  und  Industrie,  XIV.  Jahrg. 
(1879),  No.  160.  — Von  anderen  Arbeiten 
Bariles  sind  zu  erwähnen:  die  Büchergestelle, 
die  er  1496  im  Auftrag  des  Kardinals  Fran- 
cesco Piccolomini  für  die  Libreria  des  Domes 
ausführte,  die  Ergänzung  des  Stuhlwerks  im 
Hauptchor  des  Doms,  die  ihn  1506  gemein- 
schaftlich mit  seinem  Neffen  beschäftigte, 
die  Lettner  der  Orgel  und  der  Sängertribüne 
des  Doms,  mit  deren  Ausführung  er  und 
sein  Neffe  zugleich  mit  Giovanni  di  Pietro 
gen.  Castelnuovo  1510  beauftragt  wurden. 
Bald  nachher  (um  1511)  fertigte  er  die  Wand- 
bekleidung eines  Zimmers  im  Palast  des 
Pandolfo  Petrucci,  von  welcher  sich  8 un- 
gemein  reich  und  zierlich  ornamentierte  Pi- 
laster erhalten  haben,  die  jetzt  in  der  Aka- 
demie (Saal  8 u.  9)  in  Siena  aufbewahrt  wer- 
den. Das  Stuhlwerk  der  Certosa  von  Mag- 
giano,  zu  dessen  Ausführung  er  und  Gio.  B. 
1611  den  Auftrag  erhielten,  eine  mit  Intar- 
sien, teils  architektonischen  Perspektiven, 
teils  Figuren,  reich  geschmückte  Arbeit,  ist 
vollständig  zugrunde  gegangen.  Besonderen 
Ruf  hatten  die  von  B.  geschnitzten  Bilder- 
rahmen, von  denen  Landi  a.  a.  O.  mehrere 


ausführlich  beschreibt.  Von  einem  derselben, 
der  ein  der  Familie  Savini  gehöriges  Madon- 
nenbild Sodomas  einfaßte,  besitzt  das  österr. 
Museum  das  mit  Rankenwerk  und  Greifen 
in  starkem  Relief  geschmückte  Friesstück, 
das  auf  einem  Täfelchen  die  Bezeichnung 
hat:  Antonius  Barilis  Senensis  Opus  (sic). 
Nach  einer  Bezeichnung  an  anderer  Stelle 
stammte  diese  Arbeit  vom  Jahr  1501.  Im 
folgenden  Jahre  lieferte  B.  einen  Rahmen  für 
das  Altarbild  Raffaelinos  dcl  Garbo  in  der 
Kirche  S.  Maria  degli  Angeli  vor  der  Porta 
Romana  von  Siena.  (Das  Gemälde  ist  be- 
zeichnet: Raphael  de  Florentia  pinxit  a.  d. 
1502.)  — Wir  erwähnen  noch  von  Arbeiten, 
die  ihm  zugeschrieben  werden:  in  der  Nische 
des  Klosters  della  Osservanza  bei  Siena  die 
verzierten  Schränke  in  der  Sakristei,  auf 
Kosten  des  Pandolfo  Petrucci  ausgeführt;  in 
dem  Kloster  II  Santuccio  zu  Siena  den  reich 
geschnitzten  Rahmen  um  die  „Geburt  Christi“ 
von  Pinturicchio,  ferner  eine  kleine  Truhe 
im  Besitze  des  Municipiums  von  Siena.  Auch 
die  schönen  Schränke  in  der  Sakristei  des 
Klosters  Montoliveto  Maggiore  in  der  Nähe 
von  Siena,  vom  Jahre  1487,  ebenso  die  fein 
geschnitzten  Türen  der  Libreria  daselbst 
wurden  und  werden  noch  bisweilen  als  ein 
Werk  des  B.  angesehen;  da  aber  der  nicht 
minder  berühmte  Bildschnitzer  und  Intarsia- 
tor Giovanni  da  Verona  zu  den  Brüdern  des 
Ordens  gehörte  und  seit  1476  in  jenem  Klo- 
ster sich  aufhielt,  werden  diese  Arbeiten  ohne 
Zweifel  ihm  angchören. 

V a s a r i - M i 1 a ne  s i.  III  518 ; IV  409—415; 
VI  396  No.  3.  — Deila  Valle,  Lettere  Se- 
nesi. Venezia  e Roma.  1782 — 1786.  — Mila- 
ne s i,  Documenti  per  la  storia  dell’  arte  Senese, 
1856  und  Sulla  storia  d.  arte  toscana,  Siena  1873, 
p.  69/70,  160,  176-181.  — Finocchietti, 
Deila  scultura  e tarsia  in  legno.  Firenze,  1873. 

— Burckhardt,  Gesch.  der  Renaissance  in 
Italien.  2.  Aufl.  p.  303,  307,  308,  314,  323.  — Mit- 
teilungen des  k.  k.  österr.  Museums  für  Kunst 
u.  Industrie.  XIV.  Jahrg.  No.  166.  (Artikel  von 
Prof.  H.  v.  Tschudi,  mit  einem  Holzschnitt 
nach  dem  oben  erwähnten  Selbstbildnis  A.  Ba- 
riles und  einem  Holzschnitt  nach  dem  gleich- 
falls oben  erwähnten  Fries  vom  Rahmen  des 
Sodomaschen  Gemäldes.)  — Guida  artistica  di 
Siena,  p.  82,  130,  137,  148,  152,  158.  - Bor- 
ghesi  e Banchi,  Nuovi  Docum.,  Appendice 
alla  racolta  dei  docum.  p.  d.  G.  Milanesi,  p.  342, 
359,  385/6,  407.  — Rivista  Storica  Beneaittina, 
I 31—53,  196 — 225.  — Nuova  Antologia,  vol. 
16  fase.  2 p.  467 — 475.  — Archivio  Storico  Ital. 
ser.  III,  tom.  X,  parte  I,  p.  178  ff.  — Arte  e 
Storia  XXIII  128—131.  — Brogi,  Inventario 
Generale  d.  oggetti  d’arte  d.  prov.  di  Siena  (1897). 

— Calzini  c Mazzatinti,  Guida  di  Forli 

(1893).  — Ricci,  Mostra  d.  antica  arte  senese; 
Catal.  generale,  Siena  1904.  *• 

Barile  (Barilla  oder  Barilli),  Aurel  io, 
Maler  in  Parma,  Schüler  und  Nachahmer 
des  Franc.  Mazzola  (il  Parmegianino),  in 
dessen  Stil  er  1574 — 76  die  Cappella  dei  Ca- 
nonici im  rechten  Seitenschiffe  des  Domes 
sowie  die  an  diese  anstoßende  Altarkapelle 


498 


Barile  — Barillot 


mit  Wandgemälden  schmückte.  Nur  diejeni- 
gen der  letzteren  Kapelle  sind  erhalten  ge- 
blieben, und  zwar  sieht  man  hier  die  Ge- 
stalten der  Heiligen  Anastasius,  Katharina 
und  Agathe,  die  letztere  an  einen  Baumstamm 
gefesselt,  sowie  ein  Madonnenbild ; in  der 
Cappella  dei  Canonici  dagegen  sind  nur  noch 
Reste  der  alten  Ornamentumrahmungen  wahr- 
nehmbar. In  S.  Pietro  Martire  malte  B. 
die  Glorie  der  Cappella  di  S.  Croce  dell’  In- 
quisizionc.  Nach  Lanzi  u.  Boni  soll  B.  außer- 
dem 1588  in  der  Steccata-Kirche  Malereien 
ausgeführt  haben. 

A f f b,  II  Parmigianino  Servitor  di  Piazza 
1794).  — Bertoluzzi,  Guida  di  Parma 
1830).  — Lanzi,  Stör.  Pitt.  (ediz.  IV)  IV 
102.  — Boni,  Biogr.  d.  Art.  (1840).  — Z a n i, 
Encicl.  III  85 ; u.  Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat. 
No.  3622.  — Scarabelli-Zunti,  Guida  di 
Parma  (Mscr.  in  Parma,  R.  Museo).  St.  Lottici. 

Barile,  G i a n,  Maler  in  Florenz  gegen  Ende 
des  16.  Jahrh.,  ein  Künstler  von  untergeord- 
netem Rang,  bekannt  nur  als  erster  Lehrer 
Andreas  dcl  Sarto.  Milanesi  identifiziert  ihn 
irrtümlicherweise  mit  dem  1625  in  den  Flo- 
rentiner Malerlisten  vorkommenden  Giovanni 
di  maestro  Salvi  e casagi,  genannt  Gaiuole, 
der  erst  I486  geboren  ist. 

Vasari-Milanesi  V 7.  — Gualandi, 
Memorie  VI  183.  H.  V. 

Barile,  Giovanni,  Holzschnitzer  und  In- 
tarsiator, Neffe  des  Antonio,  geb.  in  Siena, 
f daselbst  1529  (?).  Die  Werke,  die  er  mit 
seinem  Oheim  gemeinschaftlich  ausführte,  s. 
unter  Barile,  Antonio.  Er  war  namentlich  in 
geschnitzten  Arbeiten  berühmt.  Um  1614 
siedelte  er  nach  Rom  über,  wo  Raffael  ihn 
kennen  lernte.  An  den  Türen  der  Raffael- 
schen  Stanzen  des  Vatikans,  die  durch  eine 
besonders  schöne  Verbindung  von  Intarsien 
mit  Schnitzarbeit  ausgezeichnet  sind,  ist  die 
letztere  von  B.  (in  der  Zeit  von  November 
1614  bis  Oktober  1621,  für  6 Dukaten  mo- 
natlich) nach  Zeichnungen  Raffaels  ausge- 
führt. (Die  Intarsien  sind  von  Fra  Giovanni 
Veronese.)  Für  Raffaels  Transfiguration 
schnitzte  er  einen  Rahmen,  der  nicht  mehr 
vorhanden  ist 

Vasari-Milanesi,  IV  363,  372;  V 571. 
— Milanesi,  Doc.  senesi  III  42,  147;  ders., 
Arte  toscana  etc.,  Siena  1873  p.  69,  70,  160, 
176—181.  — Gaz.  d.  b.-arts  1879  II  524.  — Ar- 
chivio  Stör.  Ital.  ser.  III,  tom.  X,  parte  I,  p. 
178  ff.  •• 

Barile,  s.  auch  Barili  u.  Barilli. 

Barilhault,  Jean,  Maler  von  Bordeaux,  16. 
Jahrh.,  nur  urkundlich  bekannt. 

Reunion  d.  Sociites  d.  beaux-arts.  XXI  819. 

H.  V. 

Barili,  Salvi  d’Andrea  di  Dome- 
nico, Steinmetz  von  Rovezzano,  geb.  1438, 
•f  1503.  Er  war  Oberaufschcr  am  Neubau 
der  Kirche  Santo  Spirito  in  Florenz  u.  hatte 
2 Söhne,  Andrea  (geb.  1468)  und  Giovanni 
(geb.  1486),  die  beide  Maler  waren  und  am 


10.  11.  1617  bez.  am  16.  1.  1625  in  die  Floren- 
tiner Malergilde  aufgenommen  wurden.  Letz- 
terer wird  von  Milanesi  mit  Gian  Barile , dem 
Lehrer  des  Andrea  dcl  Sarto,  verwechselt. 

Vasari-Milanesi,  V 7 Anm.  2.  — 
Gualandi,  Memorie  VI  183.  H.  V. 

Barili,  s.  auch  Barile  u.  Barilli. 

Barilla,  s.  Barile. 

Barillari,  Bildschnitzer  in  Serra  in  Calabrien, 
von  denen  außer  Domenico  B.  namentlich 
Michele  B.  mit  Auszeichnung  erwähnt  wird. 
Ein  von  letzterem  1864  gearbeitetes  Madon- 
nenrelief wurde  von  Lenormant  seltsamerweise 
als  spätrömisches  Bildwerk  aus  der  Zeit  des 
Justinian  beschrieben  und  abgebildet. 

R.  Erculei,  Catalogo  etc.  d'intaglio  (Rom 
1885)  p.  102.  — E.  Caviglia  in  Byzant.  Zeit- 
schr.  1904,  p.  294  ff.  * 

Barille,  Jacques,  s.  Barilli,  Giac. 

Barillet,  E t i e n n e,  Gießer  in  Paris,  er- 
hält am  17.  4.  1521  Bezahlung  für  Lieferung 
des  Chorgitters  in  die  Kirche  Notre-Dame 
daselbst. 

Nouv.  arebiv.  de  l’art  fran q.  3e  sir.  III  1887 
p.  90/1.  H.  V. 

Barilli,  C e c r o p e,  italien.  Maler,  geb.  in 
Parma,  wo  er  als  Akademielehrer  tätig  ist; 
stellte  1883  in  Parma,  1885  in  Turin,  1888  in 
Bologna,  1896  in  Genua  Genregcmälde  aus. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art  Ital.  Viventi 
(1889).  N.  Tarchiani. 

Barilli,  Giacomo  (Jacques  Barille ),  De- 
korationsmaler aus  der  Schule  der  Bibbiena. 
Trat  1701  mit  Franc.  Galli  da  Bibbiena  in  den 
Dienst  des  Vizekönigs  von  Neapel ; 1703 — 
1706  war  er  an  der  Ausmalung  der  Gemächer 
im  Palazzo  Farnese  zu  Colorno  beteiligt  und 
1710 — 1722  in  Nancy  tätig.  Er  malte  daselbst 
zahlreiche  Paläste  und  Theater  aus,  darunter 
die  in  einen  Theatersaal  umgewandelte  salle 
des  machines  (1710),  die  hotels  Mahuct  und 
Lupcourt  (1712)  und  die  Chapelle  du  College 
(1717),  letztere  gemeinschaftlich  mit  Claude 
Charles,  der  die  Figuren  und  Blumen  lieferte. 

R6un.  d.  Soc.  d.  beaux-arts.  XXIII  403.  — G. 
Lombard  i,  La  Versailles  dei  Famesi.  H.  V. 

Barilli,  s.  auch  Barile  u.  Barili. 

Barillot  (Barillat,  Barillet),  Bildnismaler  in 
Angers,  Anfang  des  18.  Jahrh.,  wurde  vom 
Stadtrat  daselbst  häufig  mit  der  Ausführung 
von  Bürgermeister-  oder  Schöffenporträts  für 
die  salle  d’honneur  des  Stadthauses  beauf- 
tragt (Delaunay  und  Romain  1725,  Olivier 
und  Rousseau  de  Pantigny  1726,  Portelise, 
Delorme,  Crosnier,  Trioche  de  Boispineau 
1727).  Das  Museum  zu  Angers  besitzt  von 
ihm  das  Porträt  von  Claude  Pocquet  de  Li- 
vonnierc. 

C.  Port,  Les  artistes  angevins.  1881.  — Inv. 
d.  rieb,  d’art  de  la  France.  Prov.  monum.  civ. 
III  298/9.  H.  V. 

Barillot,  Leon,  Maler,  geb.  in  Montigny- 
Ics-Bains  (Lothringen)  1844,  war  in  seiner 
Vaterstadt  Schüler  von  C.  Cathelinaux,  de- 
bütierte dann  im  Pariser  Salon  1869,  nachdem 


Barillot  — Barisanus 


er  noch  Bonnats  Atelier  besucht  hatte.  Er 
machte  sich  besonders  als  Tiermaler  bekannt 
Sein  Gemälde:  Le  guc  de  Las-Laudies  (1878) 
wurde  auf  der  Ausst.  in  Melbourne  mit  einer 
Medaille  ausgezeichnet.  Seine  Motive  fand 
er  nacheinander  in  Haute  Marne,  Lothringen, 
Somme  und  in  der  Niedernormandie.  — Seine 
Bilder  zeigen  einen  klaren,  lichten  Ton  und 
eine  sehr  eingehende  Durchführung.  Bei  der 
Wiedergabe  der  Tiere,  besonders  der  Kühe, 
trägt  der  Künstler  Sorge,  die  verschiedenen 
Tierrassen  immer  genau  in  diejenige  Natur- 
umgebung zu  stellen,  in  der  man  sie  gewöhn- 
lich findet:  Sologne,  Charolais,  Normandie 
oder  Dombes.  Er  exzelliert  in  der  Darstel- 
lung der  Wiederkäuer  auf  den  grasigen  und 
feuchten  Wiesen,  er  weiß  sie  in  der  Munter- 
keit des  Morgens,  in  der  Melancholie  des 
Abends  zu  geben.  Die  Kühe,  die  roten, 
weißen,  schwarzen,  scheckigen,  die  dahin- 
zichen  oder  im  hohen  Grase  am  Saume  der 
Weidenreihe  ruhen,  zeigen  ein  langsames  Ge- 
haben oder  gähnen  ernst,  und  ihre  starren 
Augen  reflektieren  die  Ruhe  der  Dinge,  die 
sie  umgeben.  — Solche  Bilder  B.s  gehen  jetzt 
unter  in  der  Überfülle  der  jährlichen  Salons, 
aber  man  wird  sic  später  schätzen  wegen  ihrer 
einsichtigen  Wahrheitsliebe  und  ihrer  feinen 
und  harmonievollen  Poesie. 

Hauptwerke  von  ihm  sind:  Les  etangs  de 
St.  Paul  de  Varax  (Ain)  (Museum  von 
Amiens)  ; La  barriere  (Museum  zu  Rouen)  ; 
Matinee  d’ete  (Mus.  zu  Lille);  Bergeres  Lor- 
raincs  (Mus.  du  Luxembourg) ; Embarque- 
ment  de  bestiaux  au  marais  Poitcvin  (Mus. 
zu  Nancy). 

Außer  Gemälden  hat  B.  auch  Radierungen 
in  die  Salons  geschickt,  von  denen  genannt 
seien:  Verhungerte  Pferde  vor  Metz  (Salon 
1872)  und  einige  vortrefflich  radierte  Wieder- 
gaben seiner  Gemälde. 

Seine  Biographie  in  „La  galerie  contempo- 
raine“,  herausg.  von  L.  Baschet  — Le  Dic- 
tionnaire  illustre  des  contemporains,  herausg. 
von  E.  Dentu.  — Bellier-Auvray,  Dict. 
gen.  II  Suppl.  38.  G.  Geffroy. 

Barillot- Bonvalet,  Mme  L e o n i e,  Blumen- 
malerin  in  Paris,  geb.  in  Montigny-les-Metz 
(Moselle),  f am  12.  12.  1901  in  Paris,  Schü- 
lerin von  Jules  Lefebvre,  Benjamin  Constant 
und  ihrem  Bruder  Leon  Barillot,  stellte  in 
den  Salons  seit  1878  fast  alljährlich  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.,  Suppl.  (auch 
unter  Bonvalet).  — Chronique  des  arts  1901.  p. 
327  (Nekrolog).  H.  V. 

Barilotto  (Barilotti,  Barlotti),  Pietro, 
Bildhauer  von  Faenza.  Im  Dom  zu  Faenza 
befinden  sich  zwei  von  ihm  ausgeführtc  Grab- 
mäler ; das  eine  — das  des  Africano  Severoli 
(f  1522)  — „zierlich  aufgebaut  und  deko- 
riert“, trägt  die  Inschrift:  Petrus  Barilotus 
Favcntinus  fccit  1528,  das  andere  — das  des 
Giovanbatt.  Bosi  — , das  bereits  späte  Renais- 


sanceformen zeigt,  die  Inschrift:  Petrus  Bari- 
lottus  Civis  Favcntinus  facicbat  1542. 

Zani,  Enc.  met  III  82.  — Burckhardt, 
Cicerone.  — Rass.  bibl.  d.  arte  ital.  II  (1899) 
2,  5.  H.  V. 

Barina,  Juan,  Goldschmied  in  Barcelona 
am  Ende  des  15.  Jahrh.  Im  dort.  Innungsar- 
chiv die  Zeichnung  seines  Meisterstücks  (ab- 
gcbildct  bei  Davillicr). 

V i n a z a,  Adic.  I 22.  — D a v i 1 1 i e r,  Re- 
cherches  pl.  1.  M.  v.  B. 

Barinci,  Giovanni  Battist a,  Bildhauer 
und  Bronzearbeitcr  in  der  1.  Hälfte  des  17. 
Jahrh.,  geb.  in  Siena.  Er  ging  1620  mit  G.  B. 
Cresccnzi,  dem  Philipp  III.  den  Bau  der  Kö- 
nigsgruft (des  „Pantheon“)  im  Eskorial  über- 
tragen hatte,  nach  Spanien  und  war  bei  der 
plastischen  Ausschmückung  derselben  be- 
schäftigt. 

Zani,  Encicl.  met.  III  82.  — B e r m u d e z, 
Dicc.  — Meyer,  Katlerlex.  H.  V. 

Barinelli,  N i c c o 1 ö,  Bildhauer  in  Forli,  wo 
er  nach  Cignani  — vermutlich  1786  beim  Um- 
baue der  Pfarrkirche  S.  Mercuriale  — die 
Marmorskulpturcn  in  der  Kapelle  zur  Linken 
des  Hochaltares  ausführte. 

C.  Cignani,  Cenni  stör.  ccc.  d.  cittä  di 
Forli  (1838)  p.  25. 

Barjolle,  französ.  Bildhauer  in  Rouen,  wo 
er  1731  nach  den  Zeichnungen  des  Architek- 
ten Jcan-Picrrc  Defrance  den  Altarvorsatz 
und  das  Tabernakel  der  Kirche  St.  Jean  aus- 
geführt hat. 

B a u c h a 1,  Dict.  des  Architectes  francais 
(1887)  p.  161.  S.  Lami. 

Barjon,  Victor,  französ.  Maler,  geb.  am 
12.  12.  1845  in  Moirans  (Isere),  ließ  sich, 
nachdem  er  14  Jahre  lang  mit  dem  Maler  J. 
A.  Achard  aus  der  Dauphine  zusammen- 
gearbeitet hatte,  1887  in  Lyon  nieder,  wo  er 
in  demselben  Jahre  ein:  Dans  le  ruisseau  de 
Morgcs  ä Moirans  betiteltes  Gemälde  im  Sa- 
lon ausstelitc,  das  er  1886  schon  im  Salon 
de  Paris  gezeigt  hatte.  Seitdem  sah  man  von 
ihm  in  den  Lyoner  Salons  alljährlich  Land- 
schaften von  der  Loire  und  aus  der  Bretagne 
sowie  Marinen  von  der  Küste  des  Mittel- 
ländischen Meeres,  und  zwar  sowohl  in  öl-, 
Aquarell-  und  Pastell-Malerei,  wie  in  Feder- 
zeichnung. Auch  hat  er  ca.  40  Blatt  Radie- 
rungen geschaffen.  Seine  Gemälde  haben 
Luft  und  Licht.  Er  ist  übrigens  auch  der 
Erfinder  eines  Verfahrens,  durch  das  Zeich- 
nungen in  Ätztechnik  faksimiliert  werden 
können.  Seine  Signatur  ist:  Vor  Barjon. 

E.  V. 

Barisanus  da  T r a n i,  süditalien.  Bildhauer 
u.  Erzgießer  der  2.  Hälfte  des  12.  Jahrh.. 
Schöpfer  der  3 zweiflügeligen  Bronzetüren  an 
den  Domkirchen  zu  Trani,  Ravello  und  Mon- 
rcale.  Die  älteste  ist  diejenige  von  Trani. 
Sic  besteht  aus  zwei  Eichcnholzflügeln,  auf 
die  32  durch  schmale  Tierfriese  voneinander 
getrennte  Bronzcplatten  aufgenagelt  wurden. 


Soo 


Bariscord  — Barisien 


Die  Darstellungen  dieser  in  8 Querreihen  zu 
je  4 Reliefs  angeordneten  Bronzeplatten  zei- 
gen (von  oben  beginnend)  : 2 kniende  Engel 
und  dazwischen  den  Erlöser  und  den  Evang. 
Matthäus;  die  Madonna,  Apostel  Petrus,  Pro- 
phet Elias,  Johannes  d.  Täufer;  Apostel  Si- 
mon, die  Anastasis,  Evang.  Johannes,  Apostel 
Paulus;  Evang.  Markus,  Apostel  Andreas, 
Simon  und  Bartholomäus;  St.  Nikolaus  (mit 
dem  daneben  knienden  Schöpfer  der  Reliefs), 
die  Grablegung,  St.  Georg  mit  dem  Drachen, 
St.  Eustachius;  2 Trophäen  und  2 Armbrust- 
schätzen; 2 Paare  von  Kämpfenden,  1 Tro- 
phäe und  einen  Armbrustschützen.  Neben 
der  erwähnten  Bildnisfigur  des  Künstlers  liest 
man  die  Inschrift:  Barisanus  Tran,  me  fecit. 
— Die  Türflügel  von  Ravello  sind  mit  54  in 
9 Reihen  zu  je  6 Reliefs  angeordneten  Bronze- 
platten geschmückt.  Die  Darstellungen  dieser 
Reliefs  zeigen  (von  oben  beginnend) : Zwi- 
schen 2 knienden  Engeln  2 Erlöserfiguren, 
den  Verkündigungsengel  und  die  Maria; 
Apostel  Thomas,  Kreuzabnahme  zweimal,  da- 
zwischen die  Evangelisten  Johannes  und  Mat- 
thäus, Apostel  Simon;  Evang.  Markus,  Auf- 
erstehung Christi  zweimal,  dazwischen  die 
Apostel  Petrus  und  Filippus,  Apostel  Bar- 
tholomäus; Apostel  Thomas  und  Bartholo- 
mäus, St.  Nikolaus  zweimal,  Apostel  Philip- 
pus und  Petrus ; Johannes  d.  Täufer,  Ma- 
donna mit  Christkind  dreimal,  Prophet  Elias, 
St.  Eustachius ; Prophet  Elias,  St.  Georg  drei- 
mal, Apostel  Paulus,  St.  Eustachius;  3 Arm- 
bi  ustschützen  in  unregelmäßigem  Wechsel 
mit  3 Paaren  von  Kämpfenden;  endlich  in 
den  beiden  letzten  Reihen  Trophäen  mit  Grei- 
fen und  Löwen.  — Die  Türflügel  des  Nord- 
portales  am  Dom  zu  Monreale  sind  weniger 
reich  ornamentiert  und  nur  mit  28  Bronze- 
platten  bekleidet,  die  in  7 Reihen  zu  je  4 Re- 
liefs angeordnet  wurden ; und  zwar  zeigen  sie 
(von  oben  beginnend)  : 2 Erlöscrfiguren  zwi- 
schen zwei  ihnen  zugewandten  Darstellungen 
Johannes  d.  Täufers;  Kreuzabnahme,  Auf- 
erstehung Christi,  Madonna  mit  Christkind 
und  St.  Nikolaus  von  Bari  (mit  der  Inschrift 
„Barisanus  Tranensis  me  fecit“)  ; St.  Georg 
und  St.  Eustachius;  einen  jugendlichen  Her- 
kules, einen  Armbrustschützen,  ein  Wappen 
und  anderes. 

Häufig  begegnen  wir  auf  diesen  drei  Dom- 
türen  (und  mehrfach  sogar  auf  ein  und  der- 
selben Tür)  identischen  Wiederholungen  der 
einzelnen  Darstellungsmotive;  offenbar  wur- 
den derartige  Wiederholungen  sämtlich  aus 
der  gleichen  Form  gegossen.  Datiert  ist  nur 
die  Tür  von  Ravello,  und  zwar  wurde  sie  laut 
Inschrift  1179  im  Aufträge  des  Patriziers 
Sergio  Muscetola  ausgeführt.  Etwa  4 Jahre 
früher  entstand  die  Tür  von  Trani;  erst  spä- 
ter dagegen  diejenige  von  Monreale:  vermut- 
lich gleichzeitig  mit  der  1180  vom  Pisaner 
Bonannus  vollendeten  zweiten  Domtür  von 


Monreale.  Ein  Vergleich  der  Türen  des  Ba- 
risanus und  des  Bonannus  ergibt  wesentliche 
und  interessante  Stilunterschiede : Der  Pi- 
saner verschmäht  fast  jegliche  Ornamcntie- 
rung  und  beschränkt  sich  darauf,  die  Um- 
rahmungen mit  einfachen  Akanthusvolutcn  zu 
schmücken ; der  Apulier  dagegen  legt  größe- 
res Gewicht  auf  die  Ornamenticrung  als  auf 
die  figürlichen  Kompositionen,  die  er  ungc- 
scheut  in  schematischen  Repliken  anbringt,  um 
dafür  die  Laubwerkumrahmungen  um  so  sorg- 
fältiger und  reicher  durchzubilden.  Seine 
Kentauren,  Pfcilschützcn,  Sirenen  usw.  sind 
byzantinischen  Metallarbciten  und  Elfenbein- 
schnitzereien entlehnt,  und  auch  seine  religiö- 
sen Reliefdarstellungen  geben  sich  in  ikono- 
graphischer  wie  in  stilistischer  Hinsicht  als 
genaue  Wiederholungen  byzantinischer  Vor- 
bilder zu  erkennen.  Auf  einigen  der  Bronze- 
platten an  den  Türflügeln  von  Trani  und  Ra- 
vello wurden  sogar  die  griechischen  Inschrif- 
ten beibehalten.  Augenscheinlich  bestand  die 
künstlerische  Tätigkeit  des  Barisanus  in  der 
Hauptsache  darin,  von  den  in  seinem  Besitze 
befindlichen  Formen  eine  größere  Anzahl  von 
Reliefabgüssen  herzustcllen  und  diese  dann 
(ohne  besondere  Rücksicht  auf  die  logische 
Reihenfolge  der  Darstellungen  oder  auf  et- 
waige Wiederholungen)  auf  die  hölzernen 
Türflügel  aufzunagcln. 

Schulz,  Dcnkm.  der  Kunst  usw.  in  Unter- 
italien. — Palmarini  in  L’Arte  1898,  p.  15- 
26  (mit  Abb.).  — Bertaux,  L'Art  dans  l'Italie 
Meridionale  (Paris,  1904)  p.  418—423.  — Arch. 
storico  d.  Arte  I 24  f . ; II  257.  — Arch.  stör, 
ital.,  scr.  III,  vol.  XVI,  p.  324.  — Napoli  Nobi- 
liss.  V 85;  VII  63.  — A.  Venturi,  Storia  d. 
arte  II  566  ff.  A.  Muüos. 

Bariscord,  Jcan-Bleycr  de,  Ornament- 
und  Wappcnmaler  aus  Lothringen,  seit  1572 
in  Nancy  ansässig,  wo  er  an  den  Malereien  in 
der  Galerie  des  Cerfs  und  in  den  Gemächern 
des  herzogl.  Palastes  mit  tätig  war.  1593  ist 
er  für  die  aus  Anlaß  der  Hochzeit  der  Prin- 
zessin Elisabeth  mit  Herzog  Maximilian  von 
Bayern  stattfindenden  Hoffeierlichkeiten  da- 
selbst beschäftigt.  Er  ist  in  Nancy  ferner 
1C12,  1613  und  1618  urkundlich  nachweisbar. 

Reunion  d.  Societes  d.  bcaux-arts.  XXIII  403. 
— B e r a r d,  Dict.  biogr.  d.  Artistes  fran$.  1872. 

H.  V. 

Barisei,  französ.  Holzschnitzerfamilie  in 
Bethune,  deren  Mitglieder  sind : Jean,  tätig 
um  1465 ; dessen  beide  Söhne : Florent  und 
Mathieu,  die  1492  gemeinschaftlich  das  Chor- 
gestühl der  Kirche  Saint-Barthelemy  daselbst 
anfertigten ; endlich  Nyet,  Sohn  und  Schüler 
von  Florent,  tätig  um  1509. 

L a m i,  Dict.  d.  sculpteurs  etc.  1898.  H,  V. 

Barisiel,  Jean,  Maler  in  Cambrai  1421  bis 
1122,  nur  urkundlich  bekannt. 

Reunion  d.  Societes  d.  beaux-arts.  XII  440. 

Barisien,  Friedrich  Hartmann,  Por- 
trätmaler, geb.  am  13./27.  2.  1724  in  Koburg, 
f am  19./80.  8.  1796  in  Mitau,  erhielt  seine 


50i 


1 


Barisini  — Barker 


künstlerische  Ausbildung  in  Dresden.  1760 
folgte  er  der  Aufforderung  eines  russ.  Edel- 
manncs  nach  Astrachan,  kam  1767  nach  Riga, 
wo  er  sich  als  Porträtmaler  beschäftigte,  und 
1770  an  den  herzogl.  kurländischcn  Hof  als 
Hofmaler.  Im  Mus.  zu  Mitau  eine  große  An- 
zahl seiner  Porträts,  viele  in  Privatbes.  und 
in  den  Rigaschen  Mus.  Mehrere  seiner  Por- 
träts wurden  von  Joh.  Fried.  Martin  in  Stock- 
holm gestochen.  1786  erteilte  ihm  die  Peters- 
burger Akad.  für  das  Bild  der  102  Jahre 
alten  Frau  des  Rigaschen  Brandmeisters  Link, 
die  er  mit  einem  verlöschenden  Licht  in  der 
Hand  dargestellt  hatte,  den  Künstlergrad.  In 
Deutschland  ist  bisher  nur  eine  Jugendarbeit, 
das  Porträt  des  Grafen  Johann  Christian  v. 
Hennicke  in  der  Kirche  zu  Wiederau  bei 
Pegau  in  Sachsen  nachgewiesen.  1783  malte 
er  die  Dekorationen  zur  Oper  Cyrus  u.  Kas- 
sandra für  das  herzogl.  Hoftheater.  Im  her- 
zogl. Schloß  zu  Mitau  befanden  sich  Decken- 
gemälde von  ihm ; im  ehemaligen  herzogl. 
Schloß  zu  Ruhental  (jetzt  in  Gräfl.  Schuwal- 
lowschcm  Bes.)  werden  ihm  die  Deckenmale- 
reien in  10  Zimmern  zugeschrieben. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bau-  u.  Kunstdenk- 
mäler in  Sachsen.  XV  118.  — Sitzgsber.  der 
kurländ.  Ges.  f.  Lit  u.  Kunst.  1866.  p.  44. 

W.  Neumann. 

Barisini,  Barisino  dei,  Maler  in  Mo- 
dena, f 1343,  Vater  des  Tommaso  da  Modena. 
Fedcricis  Identifikation  Barisinos  mit  dem 
Treviscr  Maler  Buzacarino  ist  durch  neuere 
Dokumentenfunde  widerlegt. 

G.  B e r t o n i e E.  P.  V i c i n i,  Tommaso  da 
Modena,  in  Atti  e Memorie  d.  R.  Dcput.  di  Sto- 
ria  patria  p.  1.  prov.  Modenesi,  scr.  V vol.  III 
(1903).  •* 

Barisini,  s.  auch  Tommaso  da  Modena  und 
Bonifacio  di  Tommaso. 

Barison,  Giuseppe,  italien.  Genremaler 
in  Triest,  gcb.  daselbst  am  6.  9.  1853,  Schüler 
der  Wiener  Akademie  unter  Prof.  Ed.  v. 
Engerth.  Seine  häufig  Motive  aus  Venedig 
behandelnden  Bilder  sind  trefflich  beobachtet. 
Er  stellte  in  Berlin  (1884,  1886),  in  München 
(1888,  1900,  1901,  1907)  und  in  Wien  (intern. 
Jubil.-Ausstell.  1888)  aus.  Zwei  Arbeiten 
von  ihm:  „Heitere  Lektüre"  und  „Erwartung" 
kamen  mit  der  ehemaligen  Sammlung  Zeller 
in  Prag  1906  in  Berlin  zur  Versteigerung. 
Ein  anderes  Bild  „Venezianische  Familie“  be- 
wahrt die  Stuttgarter  Gemäldesammlung. 

F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh. 
II  - Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  XXIII  231.  — Kst.- 
Chronik  IX  741,  XVII  632,  XIX  352,  XXII 
553.  H.  V. 

Barizeu  (Baryzcu),  Jan,  Bildschnitzer, 
wird  1499  als  Freimcister  in  die  S.  Lukas- 
gildc  zu  Antwerpen  aufgenommen. 

Liggeren  I 32,  54,  67,  70,  115.  H.  V. 

Barizon,  Robert  Louis,  Maler  in  Paris, 
Bruder  des  178S  daselbst  verstorbenen  „peintre 


en  rubans"  Jean  Antoine  Marie  B.,  nur  ur- 
kundlich bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frans.  2 Sdrie.  VI  212. 

H.  V. 

Bark  (Barch),  Klaus,  Maler,  erhält  1611 
die  Bezahlung  von  18  Tlr.  24  Groschen  für 
Arbeiten  im  Innern  der  Schloßkapelle  zu  Got- 
torf  bei  Schleswig. 

Bau-  u.  Kstdenkm.  d.  Prov.  Schleswig-Hol- 
stein. II  354,  III  1.  Teil,  Nachtrag  p.  15.  Reg. 
p.  18.  H.  V. 

Bark,  s.  auch  Barck. 

Barkenman,  Willem,  vläm.  Gießer.  Von 
ihm  ein  bezcichncter  und  1436  datierter  Apo- 
thekermörser im  Musec  de  la  porte  de  Hai 
in  Brüssel. 

Champeaux,  Dict.  d.  fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Barkentin,  Hanss,  1598  Maler  zu  Ham- 
burg, 1611  Ältermann  des  Maleramts,  f am 
4.  2.  1624. 

Hambg.  Zeitschr.,  N.  Folge  II  356.  E.  Benesf. 

Barkentin  and  Slater,  Bronzegießer  in  Lon- 
don um  1804.  Von  ihnen  eine  reliefierte,  ver- 
goldete und  versilberte  Tischglocke  im  South- 
Kensington  Mus.  *• 

Barkenwerd,  s.  Backcrwerd. 

Barker,  Benjamin,  d.  Ä.,  engl.  Pferde- 
maler, seinerzeit  geschätzt  wegen  seiner 
Pferdeporträts,  geb.  in  Newark,  f am  12.  6. 
1793  in  Bristol. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  •* 

Barker,  Benjamin,  d.  J.,  engl.  Land- 
schaftsmaler, Bruder  des  Thomas,  geb.  1776, 
f am  2.  3.  1838  in  Totness  (Devonshire),  tätig 
in  Bath,  stellte  1800 — 1831  gelegentlich  in  der 
Roy.  Academy  und  regelmäßig  in  der  Water- 
Colour  Society  seine  verdienstvollen,  aber 
etwas  altmodischen  Landschaftskompositionen 
(sowohl  Ölmalerei  als  Aquarelle)  aus.  — 
Theodore  Fielding  hat  48  derselben  in  Aqua- 
tinta reproduziert.  Mehrere  seiner  Aquarelle 
befinden  sich  im  South-Kcnsington  Mus. 

The  Art  Union  1843  p.  36.  — R e d g r a v e, 
Dict.  of  Artists  und  Descript.  Catal.  of  the  hi- 
stor.  Coli,  of  Water-Colour  Paintings  in  the 
South  Kensington  Mus.  (1877)  p.  74/5.  — J.  L. 
R o g e t,  Hist,  of  old  Water-Colour  Society  I 
395.  — Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  I 
113.  •• 

Barker,  Henry  Aston,  engl.  Panoramen- 
maler, geb.  in  Glasgow  1774,  Sohn  Robert 
B.s,  f am  19.  7.  1856  in  Bitton  bei  Bristol. 
Schüler  der  R.  Academy,  befreundet  mit  Tur- 
ner und  Robert  Kcr  Porter.  1792/3  voll- 
endete er  sein  erstes  Panoramenbild  mit  einer 
Londoner  Ansicht.  Die  Zeichnungen  dazu 
gab  er  in  Radierungen  (datiert  1792  und  93) 
heraus.  1802  war  er  in  Paris  und  vollendete 
dort  sein  Panorama  von  Paris;  sein  letztes 
Werk  dieser  Art  war  der  Krönungszug 
Georgs  IV.  1822. 

J.  L.  R o g e t,  History  of  the  „Old  Water- 
Colour“  Society  I 103 — 5,  112.  — Redgrave, 
Dict.  of  artists.  — The  Art  Journal,  1857,  46/7 
(Nekrolog).  •• 


502 


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Barker 


Barker,  J.,  Porträtmaler  in  London,  stellte 
1818  in  der  R.  Academy  aus.  — Ein  Barker, 
J.  S.,  war  dort  ebenfalls  mit  Historien  und 
Porträts  in  den  Jahren  1841 — 58  vertreten. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts  I 113.  *• 

Barker,  John  Joseph,  engl.  Genremaler 
in  Bath,  stellte  1835 — 63  in  der  R.  Academy 
aus. 

Barker,  Robert,  Panoramenmaler,  geb. 
1739  zu  Keils  in  Irland,  f am  8.  4.  1806  in 
Lambeth.  Sein  erstes  noch  sehr  unvollkom- 
menes Panoramenbild  war  eine  Ansicht  von 
Edinburgh,  wo  er  sich  längere  Zeit  aufhielt; 
er  stellte  dasselbe  1788  in  dieser  Stadt,  im 
folgenden  Jahr  in  Glasgow  und  London  aus, 
ohne  besondere  Aufmerksamkeit  für  seine 
interessante  Erfindung  zu  erregen.  Später 
jedoch  erlangte  seine  in  Perspektive  u.  augen- 
täuschender Naturdarstcllung  wesentlich  ver- 
besserte Panoramenmalerei  Popularität,  na- 
mentlich durch  die  Panoramen  von  London, 
das  er  von  den  Albion  Mills  aufnahm,  von 
Elba,  Athen,  Lissabon  und  der  russischen 
Flotte  bei  Spithead.  — Nach  ihm  stach  Th. 
Gaugain  „The  wood  boy“.  Sein  Porträt,  von 
C.  Allingham  gemalt,  ist  von  J.  Flight  in 
Mezzotinto  geschabt. 

Germ.  Bapst,  Essai  sur  l'histoire  des  Pa- 
noramas et  des  Dioramas,  Paris,  Masson  1891. 
— S.  Hausmann,  Die  Erfindung  der  Pano- 
ramen (in  Kst  f.  Alle,  IV)  p.  198  ff.  •* 

Barker,  Samuel,  engl.  Blumenmaler,  f 
1727  in  jugendlichem  Alter.  Er  war  ein  Vet- 
ter und  Schüler  von  J.  van  der  Banck  und 
malte  zuerst  Bildnisse,  wandte  sich  aber  bald 
der  Blumen-  und  Früchtemalerei  zu,  wobei 
er  hauptsächlich  Monnoyer  nachahmte.  — 
Nach  ihm  stach  J.  Sturt  das  Bildnis  von  W. 
Addy  (Fol.). 

Redgrave,  Dict.  of  artists,  1878.  — Meyer, 
Kstlerlex.  H.  V. 

Barker  (genannt  Barker  von  Bath),  Tho- 
mas, Landschafts-,  Porträt-  und  Genremaler, 
Lithogr.,  Bruder  des  Benjamin,  geb.  1769  zu 
Pontypool  (Monmouthshire),  f am  H-  12. 
1847  in  Bath.  Er  studierte  anfangs  haupt- 
sächlich nach  holländischen  Meistern,  in  den 
Jahren  1790 — 93  hielt  er  sich  in  Italien  auf 
und  fand  in  England  später  besonders  mit 
seinen  genreartigen  Bildern  Beifall.  Darstel- 
lungen, wie  Der  alte  Tom,  Die  Zigeunerin, 
Der  Holzhauer  u.  a.  wurden  damals  auf  Por- 
zellan- und  Tongefäßen  und  selbst  in  Ge- 
weben vielfach  nachgebildet.  Zu  seinen  grö- 
ßeren Gemälden  gehört  Das  Verhör  der  Kö- 
nigin Karoline  von  England  (mit  zahlreichen 
Porträts,  1821) ; in  seinem  Hause  malte  er 
1822  in  Fresko  den  Angriff  der  Türken  auf 
Chios.  In  der  Roy.  Academy  war  er  von 
1791 — 1829  gelegentlich  vertreten.  Zwei  sei- 
ner mit  Hirten  und  Herden  staffierten  Land- 
schaften kamen  in  die  National  Gallery;  zwei 
Aquarellskizzen  in  das  South-Kensington  Mu- 
seum und  eine  Aquarellskizze  ins  British  Mu- 


seum. Von  seinen  lithogr.  Veröffentlichungen 
sind  zu  nennen:  1)  Bll.  in  den  Inkunabeln  der 
engl.  Lithographie  aus  den  Jahren  1801 — 1807 
Landschaften  u.  historische  Darstellungen. 
Qu.  Fol.  2)  Forty  Lithographie  impressions, 
from  drawings  by  T.  B.,  selected  of  Rustic 
Figures  after  Nature.  Fol.  Bath  1813. 
8)  Thirty-two  Lithogr.  impressions  from  Pen 
drawings  of  Landscape  scenery  (nur  in  50 
Exempl.  gedruckt).  Fol.  Bath  1814. 

The  Art-Union,  1848  p.  51  (Nekrolog).  — P. 
Bäte,  Thomas  Barker  of  Bath  im  Connoisseur 
X 107—112,  XI  76-81,  mit  Abbildungen.  — 
Graves,  The  Roy.  Academy  of  Arts  I 114.  — 
Katal.  des  South  Kensington  Mus.,  des  British 
Mus.,  der  National  Gallery  etc.  •• 

Barker,  Thomas  Edward,  engl.  Pano- 
ramenmaler, ältester  Sohn  Roberts  B.,  tätig 
anfangs  für  seinen  Vater,  seit  1802  in  Ge- 
meinschaft mit  R.  Rcinagcl.  Außer  Pano- 
ramen hat  er  gelegentlich  auch  Seestücke  ge- 
malt wie  A Fresh  Breeze  und  Weymouth 
Harbour,  die  er  1800  und  1801  in  der  Roy. 
Academy  ausstcllte. 

J.  L.  R o g e t,  Hist,  of  the  old  Water  Colour 
Society,  I 537.  — Graves,  The  R.  Acad.  of 
Arts,  I 114.  ** 

Barker,  Thomas  Jones,  Schlachten- 
maler, geb.  zu  Bath  1815,  f zu  Haverstock 
Hill  am  29.  3.  1882,  Sohn  u.  Schüler  des  Tho- 
mas B.  19  Jahre  alt  ging  er  nach  Paris,  wo 
er  im  Atelier  Horace  Vcrnets  arbeitete,  dem 
er  sich  im  Stil  seiner  Darstellungen  und  in 
der  Wahl  der  Gegenstände  am  nächsten  an- 
schloß. In  der  Zeit  von  1835 — 1845,  wo  er 
nach  England  zurückkehrte,  waren  von  ihm 
in  den  Pariser  Salons  zahlreiche  Bilder  aus- 
gestellt. Eines  seiner  Hauptwerke  aus  dieser 
Zeit,  im  Auftrag  Louis  Philippes  ausgeführt, 
war  Der  Tod  Ludwigs  XIV.  (1848  bei  der 
Plünderung  des  Palais  Royal  zerstört),  ein  an- 
deres, für  das  er  das  Kreuz  der  Ehrenlegion 
erhielt,  Die  Braut  des  Todes,  für  die  Prin- 
zessin Maria  gemalt.  Die  bedeutendsten  un- 
ter seinen  späteren  Arbeiten,  wegen  deren 
man  ihn  den  engl.  Horace  Vemet  nannte, 
waren  fast  ausschließlich  Kriegsszenen  und 
Schlachtcnbilder : Napoleon  nach  der  Schlacht 
bei  Bassano,  Die  Begegnung  Wellingtons  und 
Blüchers  bei  Waterloo,  Wellingtons  Übergang 
über  die  Pyrenäen,  eine  Episode  aus  Welling- 
tons Einnahme  von  Pamplona,  Die  verbünde- 
ten Generale  vor  Sebastopol,  Die  Räumung 
von  Kars,  Die  Belagerung  von  Lucknow. 
Mehr  genreartige  Schilderungen  waren  „Sal- 
vator Rosa  unter  den  Räubern“  und  „Das 
Rennen  auf  dem  Corso  in  Rom“,  welches 
letztere  Bild  namentlich  wegen  der  trefflichen 
Darstellung  der  Pferde  gerühmt  wird.  1870 — 
71  befand  er  sich  auf  den  Hauptschauplätzen 
des  deutsch-französischen  Krieges,  aus  wel- 
chem er  verschiedene  Vorgänge  geschildert 
hat  (den  Angriff  preußischer  Kürassiere  auf 
Chasseurs  d’Afrique  bei  Vionville,  Napoleon 


503 


“■•"□I 


Barker  — Barläum 


nach  der  Schlacht  bei  Sedan,  Herrenlose 
Pferde  nach  dieser  Schlacht  zwischen  den 
Leichen  ihrer  Reiter).  — Von  anderen  Bil- 
dern des  Künstlers  sind  noch  zu  nennen:  „A 
Poacher’s  Cottage  in  the  Olden  Time“  (von 
1871),  „Balaklava;  One  of  the  Six  Hundred“ 
(von  1874),  „The  Return  through  the  Valley 
of  Death“  (von  1870).  Von  1845 — 1876  war 
er  fast  regelmäßiger  Aussteller  in  der  Roy. 
Academy. 

Clement  and  Hutton,  Artists  of  the 
19th  Century.  — The  Art  Journal  1858,  126 ; 1860, 
183;  1861,  253;  1867,  158;  1878,  69—72;  1862, 
159.  — Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts, 
I 114.  ** 

Barker,  W.  B 1 i g h,  Blumenmaler  in  Lon- 
don, tätig  um  1835—50.  — Auch  seine  Frau 
malte  Blumen. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  I 115.  •* 

Barker,  William,  amerik.  Kupferstecher, 
um  1705 — 1803  in  Philadelphia  u.  New  York 
tätig.  Stach  meist  Landkarten.  E.  Richter. 

Barker,  W r i g h t (R  B A),  engl.  Maler  der 
Gegenwart,  tätig  in  Ollerton,  Ncwark,  stellte 
seit  1893  ziemlich  regelmäßig  in  der  Roy. 
Academy  seine  einfachen  aber  eindrucksvollen 
Landschaften  und  Figurenbilder  aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  I 115.  ** 

Barkhaus-Wiesenhütten,  Charlotte  von, 
gcb.  von  Veltheim,  Dilettantin  im  Malen  und 
Radieren,  geb.  am  12.  2.  1736  in  Frankfurt 

a.  M.,  f am  29.  3.  1804  ebenda.  Ihre  radier- 
ten Blättchen,  mit  Bildnissen  oder  Genre- 
darstellungen sind  wenig  geschickt  gearbei- 
tet, auch  die  von  ihr  gelegentlich  angefertig- 
ten gemalten  Porträts  werden  wohl  auf  glei- 
cher Stufe  stehen. 

B r u 1 1 i o t,  Dict.  — Le  Blanc,  Manuel.  — 
Nagler,  Monogr.  I No.  2446.  — Gwinner, 
Kunst  u.  Künstler  in  Frankfurt.  S.  353.  Schrey. 

Barlacchi,  Francesco,  Kupfcrstichvcr- 
leger  des  16.  Jahrh.  Seinen  Namen  vermutet 
Nagler,  Monogr.  II  1936  in  der  Adresse  F. 
B.  exc.  auf  einem  Stich  nach  Battista  Franco. 

P.  K. 

Barlacchi,  T o m m a s o (auch  Barlacca,  Bar- 
lacch,  Barlacchio),  italien.  Kupferstecher  und 
Verleger  des  16.  Jahrh.,  aus  Salona  (in  Dal- 
matien) oder  Saloniho  (Salonichi?)  gebürtig. 
Er  hat  in  Rom  zahlreiche  Platten  von  Stechern 
der  Marcantonschule  herausgegeben,  die  er 
vielleicht  retuschiert  hat.  Von  ihm  selber  ge- 
stochen ist  ein  Kranz  von  Grotesken  in  der 
Art  des  Enea  Vico,  bcz.:  Tommaso  Barlacchi 
faciebat. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Nagler,  Monogr.  V 
690  u.  803.  — Gandellini,  Not.  I.  P.  K. 

Barlach,  Ernst,  Bildhauer  in  Friedenau 

b.  Berlin,  gcb.  am  2.  1.  1870  in  Wedel  in  Hol- 
stein, Schüler  der  Dresdener  Akademie  unter 
Robert  Diez,  bildete  sich  in  Paris  weiter.  Er 
stellte  1906  in  der  Großen  Berliner  Kstausst., 
1907  in  Düsseldorf,  1907  und  1908  in  der  Ber- 
liner Sezession  und  1908  in  Dresden  aus. 


Er  bevorzugt  stilisierte  russische  Bauern-  u. 
Bettlertypen  und  als  Material  Ton  und  Holz. 
Seine  sensible,  phantasievolle  Art  kommt  be- 
sonders in  seinen  stark  ornamental  gehalte- 
nen Zeichnungen  zum  Ausdruck. 

Singer,  Kstlerlex.  Nachtr.  1906.  — Die 
Kunst  V (1902)  78  ff.  — Kunstgcwerbcblatt  N. 
F.  XIII  225.  — Deutsche  Kst.  u.  Dekoration 
XI  (1902/03).  H.  V. 

Barlach,  Jacob  August  Georg,  dän. 
Maler  und  Lithograph,  geb.  1822  in  Flens- 
burg, f ebenda  nach  1856.  Schüler  der 
Kunstakademie  in  Kopenhagen,  wo  er  1845 
bis  1850  Bildnisse  und  Genrebilder  ausstellte. 
Drei  dieser  letzteren  hat  der  Kunstverein  an- 
gekauft. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Barlaer,  Abraham  van,  Glasmaler,  kam 
als  Meisterssohn  1649/50  in  die  Zunft  in 
Middelburg  und  starb  1668.  Wahrschein- 
lich war  er  ein  Sohn  von  Cornelis  van  Bar- 
lacr  Sr. 

O b r e e n s Archicf  VI  176,  204.  E.  W.  Moes. 

Barlaer,  Abraham  van,  kam  1665  in  die 
Zunft  in  Middelburg.  Er  zeichnete  das  Por- 
trät von  Cornelis  van  den  Brande  (R.  ä Per- 
syn  sc.). 

Obrecns  Archicf  VI  201.  E.  W.  Moes. 

Barlaer,  Cornelis  van,  Glasmaler  in 
Middelburg,  war  1631  und  1639  „Beleeder“ 
in  der  Zunft  und  starb  daselbst  1643/44. 
1638  lieferte  er  der  Stadt  ein  Glasgem.  für  die 
Kirche  von  Westersouburg.  Er  war  verhei- 
ratet und  wahrscheinlich  der  Vater  von 
Abraham  van  Barlacr  Sr.  und  Cornelis  van 
Barlaer  Jr. 

Obrecns  Archicf  VI  171,  262,  263.  — Ar- 
chicf Zceland  VIII-3  S.  73.  E.  W.  Moes. 

Barlaer,  Cornelis  van,  Glasmaler  in 
Middelburg,  ist  wahrscheinlich  ein  Sohn  von 
Cornelis  van  Barlaer  Sr.,  1662/63  und  1666 
bis  67  war  er  „Deken“  der  Zunft  Von  1647 
bis  1672  lieferte  er  der  Stadt  Middelburg 
Glasgcmälde  für  das  Rathaus  und  für  die 
Kirchen  von  Oostcapcllc,  St.  Laurcns,  Ooster- 
Iand,  Wcstcapclle  usw.  1658  zeichnete  er 
Wappen  für  den  Magistrat  und  1672  entwarf 
er  einen  Leuchter  für  die  Neue  Kirche  in 
Middelburg.  1674  dedizierte  er  dem  Magi- 
strat ein  Gedicht.  1681  war  er  bereits  tot 
Als  sein  Schüler  wird  Abraham  de  Roose 
erwähnt 

Obrecns  Archief  VI  197,  202,  203.  — Ar- 
chicf Zceland  VIII— 3,  S.  45,  74,  75,  VIII-4, 
S.  32,  41,  43,  58,  59,  62.  78,  126,  142. 

E.  W.  Moes. 

Barläum  (Barläus?),  Johann,  Maler,  be- 
malte (laut  untergegangener  Inschrift)  1649 
den  schönen  aus  teils  geschnitzten,  teils  stuk- 
kierten  Reliefs  sich  zusammensetzenden  Ba- 
rock-Altar der  Marienkirche  zu  Rendsburg 
vom  Jahre  1640. 

Bau-  u.  Kstdenkmäler  d.  Prov.  Schleswig-Hol- 
stein. 1888.  II  203/204  (mit  Abbildg.).  H.  V. 


504 


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Barlag  — Barlow 


Barlag,  Isak  Philip  Hartvig  Ree, 
norweg.  Landschaftsmaler,  gcb.  am  7.  12.  18-10 
in  Kristiania.  Schüler  der  Kgl.  Zeichcnschule 
in  Kristiania,  dann  in  Eckcnbcrgs  Malcr- 
schule,  wo  er  von  1861  bis  1863  arbeitete. 
In  diesem  Jahr  zog  er  mit  Staatsstipendium 
nach  München  und  studierte  dort  ohne  Leh- 
rer bis  1864.  Tätig  seitdem  in  Kristiania, 
wo  er  1879  Lehrer  im  Zeichnen  an  der  Kgl. 
Kunst-  und  Gewerbeschule,  1880  Oberlehrer 
w'urde.  Er  stellte  von  ca.  1865  bis  in  die 
achtziger  Jahre  im  Kunstvercin  zu  Kristiania 
aus,  1866  auf  der  nordischen  Ausstellung  in 
Stockholm,  1872  auf  der  nordischen  Ausstel- 
lung in  Kopenhagen.  Seine  Motive  sind 
Hochgcbirgs-,  Winter-  und  Fjordbilder. 

Private  Mitteilungen  des  Künstlers.  — Thiis, 
Norske  malere  og  billcdhuggere.  Bergen  1904, 
I 268—69;  II  142.  — Jul.  Lange,  Nu- 
tidskunst,  Kopenhagen  1873,  S.  400.  — Meyer, 
Kstlerlex.  — L.  Diethrichson,  Den  Skan- 
dinaviska  Konstcxpositionen  in  Stockholm  1866, 
S.  80.  — Aubcrt,  Det  nye  Norgcs  Malcrkunst, 
Kristiania  1904,  S.  28.  C.  W.  Schnitter. 

Barland,  Adams,  Landschaftsmaler  in 
I-ondon,  stellte  von  1843 — 63  regelmäßig  in 
der  Roy.  Academy  Wald-  und  Flußlandschaf- 
ten aus. 

Graves,  The  Roy.  Acad.  of  Arts,  I 115/6.  ** 

Barlese,  Domenico,  Architekt  aus  Cal- 
darola,  wurde  gemäß  Kontrakt  vom  17.  ß. 
1449  in  Sansevcrino  nach  mangelhafter  Ar- 
beit verschiedener  Meister  mit  der  Wiederher- 
stellung der  Stadtmauer  zwischen  den  Türmen 
Abramo  und  Peso  betraut.  Die  Arbeit  wurde 
schnell  ausgeführt  und  am  22.  6.  1449  be- 
zahlt. 

Nuova  Rivista  Misena  III  140.  JE.  Scatassa. 

Barlese,  Giovanni,  Architekt  aus  Calda- 
rola  in  den  Marken,  vollendete  1435  einen 
grandiosen  Stauwerk-  und  Brückenbau  über 
den  Potenza-Fluß  bei  S.  Severino  und  erhielt 
1437  den  Auftrag,  den  Neubau  des  Podestä- 
Palastes  zu  Caldarola  auszuführen. 

Ricci,  Mem.  stör.  etc.  d’Ancona  I 132.  — 
A 1 e a n d r i in  Arte  e Storia  1S95,  No.  12—13. 
— Nuova  Guida  stor.-art.  di  S.  Severino,  1898. 

V.  Alcandri. 

Barlet,  Claudius,  Architekt,  war  1746 
mit  Johannes  Louis  zusammen  beim  Bau  des 
S.  Arnulfklosters  in  Metz  beschäftigt. 

Kraus,  Kunst  u.  Altert,  in  Els.-Loth.  Bd. 
III,  Lothringen,  p.  663. 

Barletta,  da.  s.  damit  verbundene  Vor- 
namen, sowie  Bonolio,  Pietro  de. 

Barlien,  Hans,  norweg.  Bildschnitzer,  gcb. 
in  Overhalden  in  Namdalcn  um  1770,  + in 
Nordamerika  am  31.  10.  1S42.  Seit  1803 
wohnte  er  einige  Jahre  in  Drontheim,  wo  er 
einen  kleinen  Hof  kaufte,  um  den  Betrieb 
einer  Töpferwerkstatt  zu  übernehmen.  Neben- 
bei beschäftigte  er  sich  mit  der  Herstellung 
verschiedener  Arten  mechanischer  Arbeiten, 
z.  B.  von  Uhren  und  wurde  ein  tüchtiger 
Holzschnitzer.  Später  erwarb  er  den  Hof 


Overgaard  in  Namdalcn  und  legte  dort  eine 
Buchdruckerei  an.  Wegen  seiner  Kunstfertig- 
keit wurde  er  am  28.  6.  1809  zum  Dancbrog- 
mann  ernannt,  wanderte  1837  nach  Nordame- 
rika aus.  Er  ist  auch  Verfasser  mehrerer 
politischer  und  ökonomischer  Schriften. 

Halvorsen,  Norsk  Forfattcrlex.  I,  Kristia- 
nia 1885.  — B.  M o c,  Biographiske  Efterrctnin- 
ger  om  Eidsvolds  Rcpracscntantcr  og  Storthings- 
mand,  Kristiania  1845.  — W e i n w i c h,  Kunst- 
nerlex.,  Kopenhagen  1829.  — Ders.,  Kunsthisto- 
rie, Kopenhagen  1811,  S.  222.  — Sevel  Block, 
Trondhjcmskc  Blandinger  I 92—94,  Drontheim 
1804.  — C.  Pavels,  Dagbogsoptegnelser  1815 
bis  1816,  Kristiania  1867,  passim.  — E.  S u n d t, 
Beretning  om  Fantcfolkct,  2.  Ausg.,  S.  143 — 44, 
Kristiania  1852.  — L.  Diethrichson.  Den 
norske  Traeskjaererkunst,  Kristiania  1878,  S-  89. 
— Historiske  Afhandlinger  tilegnet  Prof.  Dr.  J. 
E.  Sars,  Kristiania  1905,  S.  162.  C.  W.  Schnitter. 

Barlösius,  Georg,  Illustrator  und  Maler 
in  Charlottenburg,  geb.  am  8.  6.  1864  in  Mag- 
deburg, Schüler  der  Bcrl.  Kstgew.-Schulc,  der 
Münchener  Akad.  u.  Otto  Knilles.  + im  Juli 
1908.  Besonders  bekannt  sind  seine  Illu- 
strationen für  Kalender,  für  die  Publikatio- 
nen des  Jungbrunnens,  für  die  Meistersinger 
usw.,  die  in  altdeutscher  Manier  voll  herber 
Charakteristik  mit  klaren  energischen  Linien 
wirken.  Ferner  lithographierte  er  Burgen- 
bilder, Ex-libris  etc.  Von  seinen  malerischen 
Arbeiten  seien  erwähnt:  Bildnis  des  Staats- 
sekretärs Stephan  (Reichspost-Mus.  Berlin), 
Wandgemälde  im  Theater  des  Westens  in 
Charlottcnburg,  im  Rathause  zu  Halberstadt, 
im  neuerbauten  Dompropsteigebäude  daselbst, 
Glasfenster  in  der  Berliner  Dankeskirche. 
Außerdem  Genrebilder  voll  behaglichen,  ori- 
ginellen Humors,  die  ihre  Stoffe  gern  aus  der 
Biedermeierzeit  holen.  Er  stellte  in  Berlin 
(Große  Kstausst.  1896,  1906,  1907)  und  in 
Düsseldorf  (Dcutschnat.  Kstausst.  1902)  aus. 

Singer,  Kstlerlex.  Nachtr.  1906.  — Die 
Kunst  II  1900  (Dekor.  Kst.  III)  p.  240/41;  VII 
1903  (Kst.  f.  Alle  XVIII)  p.  267;  XIII  (Kst. 
f.  Alle  XXI)  p.  47.  H.  V. 

Barlotti,  s.  Barilotto. 

Barlow,  Francis,  engl.  Tiermaler,  geb.  in 
Lincolnshire  1626,  f 1702,  Schüler  des  Por- 
trätmalers Will.  Sheppard.  Anfangs  malte  er 
auch  Porträts,  folgte  aber  dann  seiner  beson- 
deren Begabung  für  die  Darstellung  von  Tie- 
ren, besonders  Pferden,  Hunden,  Vögeln. 
Man  rühmt  an  seinen  Tierbildcrn  die  Kraft 
und  Naturwahrheit  und  die  schönen  land- 
schaftlichen Gründe.  Seine  Bilder  sind  meist 
in  englischem  Privatbesitz.  Von  deutschen 
Sammlungen  dürfte  allein  die  Amalicnstiftung 
in  Dessau  ein  Werk  von  ihm  besitzen  (Jagd- 
gesellschaft im  Freien,  früher  irrtümlich  als 
von  Pieter  Baroldt  im  Katalog  bezeichnet). 
Er  hat  auch  in  Kupfer  gestochen  und  viel 
radiert  und  gezeichnet.  Eine  Hauptarbeit  von 
ihm  derart  sind  die  Illustr.  zu:  Acsop’s  fables 
with  his  life  in  English  Frcnch  and  Latin  etc. 


5°5 


' 


Barlow  — Baraa 


Illustrated  with  one  hundred  and  twelve 
sculptures  by  Francis  Barlow.  London  1666. 

— II.  Ausg.  Amsterdam  1714.  — Die  Ori- 
ginalzeichnungen hierzu  im  British  Museum. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Le  Blanc, 
Manuel.  — Meyer,  Kstlerlex.  III  24.  — Bin- 
y o n,  Catal.  of  drawings  by  British  Artists  etc. 
I 67—73.  •* 

Barlow,  Miß  Hannah  Bolton,  engl. 
Tierzeichnerin,  geb.  in  Little  Hadham  bei 
Bishop’s  Stortford,  Herts,  seit  1868  Schülerin 
der  Mrs.  J.  Sparkes,  auf  deren  Anregung  hin 
sie  anfangs  der  70cr  Jahre  begann,  Tierzeich- 
nungen in  Sgraffitomanier  in  die  Poterien  von 
Doulton  & Co.  zu  machen.  Diese  Arbeiten 
fanden  vielen  Beifall ; eine  Vase  und  ein 
Becher  derart  von  1878  im  Hamburgischcn 
Kunstgewerbemuseum.  In  der  Roy.  Academy 
war  sie  mit  ihren  Arbeiten  1881 — 1890  ver- 
treten. 

Clayton,  English  Fetnale  Artists  (1876)  II 
303.  — Graves,  The  R.  Academy  of  Arts  I 116. 

— Brinckmann,  Katal.  d.  Hamburger  Kst- 

gewerbemus.  ** 

Barlow,  I n i g o,  Kupierst,  in  London  um 
1790,  radierte  ein  Porträt  der  Mrs.  Siddons 
als  „Rosalind“  und  zahlreiche  Illustrationen 
für  Rees’  Encyclopaedia  und  andere  derart 
Werke.  Er  hat  auch  Ornamente  und  eine 
Reihe  von  Exlibris  radiert. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Fincham, 
Artists  and  Engravers  of  Bookplates  etc.,  Lon- 
don 1897.  ** 

Barlow,  John  Noble,  engl.-amerikan. 
Landschaftsmaler,  geb.  1861  in  Manchester, 
Engl.,  studierte  in  Paris  unter  Constant,  Le- 
febvre  und  Dalauce  und  wurde  1887  amerika- 
nischer Bürger.  1893 — 1902  stellte  er  in  der 
Royal  Academy  in  London  aus;  auch  auf 
den  Salons  in  Paris  befanden  sich  Bilder  von 
ihm  (1889,  1890,  1899),  auf  der  Pariser 
Weltausstellung  von  1900  sein  „Sommer- 
abend'*. 

Graves,  The  Royal  Acad.  of  Arts. 

Edmund  von  Mach. 

Barlow,  Thomas  Oldham,  engl.  Kup- 
ferstecher, geb.  am  4.  8.  1824  zu  Oldham  bei 
Manchester,  t in  Kcnsington  am  24.  12.  1889, 
Schüler  der  dortigen  Stecher  Stephcnson  und 
Royston,  ließ  sich  1846  in  London  nieder,  wo 
er  dann  Lehrer  an  der  South-Kensington 
Schule,  1881  Mitglied  der  R.  Academy  wurde. 
Besonders  geschätzt  sind  seine  Stiche  nach 
John  Phillip,  J.  E.  Millais  und  Turner.  Von 
1861 — 1890  war  er  regelmäßiger  Aussteller  in 
der  R.  Academy. 

The  Art  Journal  1890  p.  94  (Nekrolog).  — 
Clement  and  Hutton,  The  artists  of  the 
19th  Century.  — Graves,  The  R.  Academy  of 
Arts  I 116.  — Heller-Andresen,  Hand- 
buch für  Kupferstichsammler,  I 65.  •* 

Barly,  C o s m e de,  französ.  Architekt,  er- 
hält 1558  gemeinsam  mit  Louis  Dupuy  Be- 
zahlung für  Arbeiten  am  Palais  von  Tour- 
nelles  und  in  demselben  Jahr  weitere  Bezah- 


lungen für  Arbeiten  am  Arsenal  und  am 
Grabmal  Franz’  I. 

B a u c h a 1,  Dict.  d.  Architectes  frang.  H.  V. 

Barly,  Pierre  de,  französ.  Steinmetz, 
war  1876 — 79  mit  den  Arbeiten  am  Turmhelm 
der  Kathedrale  zu  Cambrai  beschäftigt. 

L a m i,  Dict  d.  sculpteurs  1898.  H.  V. 

Barmann,  Michael,  Bildhauer  aus  Sulz- 
bach, fertigte  1757  den  noch  an  Ort  und  Stelle 
befindlichen  Hochaltar  der  Kirche  zu  Kal- 
tenbrunn. 

Kunstdenkmäler  d.  Königr.  Bayern.  II.  Bd.  IX. 
Heft,  p.  58,  166.  H.  V. 

Barmont,  Honore,  Landschafts-,  Archi- 
tektur- und  Stillebenmaler  in  Paris,  geb.  da- 
selbst 1810,  Sohn  von  Jean  Honore  Marmont 
de  B.,  Schüler  von  V.  Bertin,  stellte  in  den 
Salons  1889 — 1851  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gen.  H.  V. 

Barmont,  Jean  Honore  Marmont  de, 
Landschaftsmaler  in  Paris,  geb.  daselbst  1770, 
t 1846,  Schüler  von  V.  Bertin,  stellte  in  den 
Salons  1817 — 1834  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  H.  V. 

Baraa  (oder  Berna,  nicht  zu  identifizieren 
mit  dem  Bildschnitzer  Baraa  di  Turino  da 
Siena),  Maler  aus  Siena,  wo  er  in  S.  Ago- 
stino  Freskomalereien  ausführte,  die  jedoch 
ebenso  zugrunde  gegangen  sind,  wie  diejeni- 
gen, die  er  in  S.  Spirito  zu  Florenz  (Capp. 
di  S.  Niccolö)  und  in  verschiedenen  Kirchen 
von  Cortona  und  Arezzo  malte.  In  Arezzo, 
wohin  B.  1369  übersiedelte  und  wo  er  unter 
anderem  die  bereits  in  Florenz  dargestellte 
Legende  des  hl.  Jacobus  wiederholte,  ist  von 
seiner  Hand  nur  eine  Kreuzigung  mit  Heili- 
gen, die  er  für  Guccio  di  Vanni  Tarlati  malte, 
im  bischöflichen  Palaste  erhalten  geblieben. 
Am  besten  jedoch  ist  er  uns  heute  noch  be- 
kannt durch  seinen  großen  Freskenzyklus  in 
der  Pfarrkirche  zu  S.  Gimignano,  der  in  der 
Tat  unvollendet  blieb,  da  B.  nach  einer  von 
Vasari  überlieferten  Tradition  1380  bei  dieser 
Arbeit  durch  einen  Sturz  vom  Malgcrüste  sei- 
nen Tod  fand.  Seine  Fresken  bedecken  die 
gesamte  rechte  Kirchenwand.  In  drei  Reihen 
übereinander  angeordnet  sind  hier  ca.  30  Sze- 
nen aus  dem  I-eben  Christi  geschildert,  von 
der  Verkündigung  Mariä  an  bis  zur  Aus- 
gießung des  hl.  Geistes.  Die  verschiedenen 
Tendenzen  der  sicncsischen  Schule  des  Tre- 
cento  treten  in  diesen  Freskomalereien  B.s 
deutlich  genug  zutage;  und  zwar  sind  seine 
Bildkompositionen  aus  denjenigen  auf  Duc- 
cios  berühmtem  Sienescr  Altarwerke  herge- 
leitet (Christus  an  der  Säule  usw.),  seine  dra- 
matischen Bewegungsmotive  aus  den  Gemäl- 
den der  Lorenzetti  (Judas’  Verräterlohn 
usw.),  seine  Typen  endlich  häufig  aus  den- 
jenigen des  Simone  Martini  (man  vergleiche 
z.  B.  seinen  Johannestypus  auf  der  Darstel- 
lung des  hl.  Abendmahles).  — Zugeschrieben 
werden  dem  Künstler  (allerdings  nicht  wider- 
spruchslos) einige  Tafelgemälde,  wie  die 


506 


Bama  — Barnaba 


Kreuztragung  der  Sammlung  Benson  in  Lon- 
don, die  Madonna  zwischen  den  Hl.  Bernar- 
din  und  Katharina  von  Siena  in  der  Kirche 
der  Confratemita  della  Misericordia  zu  Colle 
di  Val  d’Elsa,  die  Madonna  del  Latte  in  der 
Cappella  dei  SS.  Chiodi  zu  Siena  etc.  Völlig 
irrig,  wenn  auch  heute  noch  immer  wieder  be- 
hauptet, ist  die  Zuweisung  der  Malereien  am 
Ciborium  von  S.  Giovanni  in  Laterano  zu 
Rom  an  Barna,  da  diese  Malereien  in  der  Tat 
von  Antoniazzo  Romano  ausgeführt  wurden. 

Vasari-Milanesi,  I 647 — 651.  — B a 1 - 
dinucci,  Not.  d.  prof.  d.  dis.  (1767)  II  192  ff. 
— Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gescb.  der 
Italien.  Mal.  II  280 — 284.  — Arch.  Stör.  Ital., 
ser.  V,  vol  XII,  p.  70  f.,  299,  301.  — Rasscgna 
d’Arte  1904,  p.  117,  147.  — Arte  e Storia  IX 
45  f.  — A.  Venturi,  Stör.  d.  Arte  ital.  V 
(1907)  740  f.  — W.  Rothes,  Die  Blütezeit  d. 
Sien.  Malerei,  Straßb.  1904.  G.  De  Nicola. 

Barna  B e r t i n i,  Maler  in  Siena,  1340 
unter  den  Geschworenen  auf  der  Mercanzia 
daselbst  erwähnt;  nach  Milanesis  Vermutung 
(Vasari,  I 647)  identisch  mit  dem  bekannten 
Sieneser  Maler  Barna,  s.  dort. 

Bama  di  T u r i n o,  Bildschnitzer  in  Siena, 
wo  er  seit  1378  erwähnt  wird  in  Schätzungs- 
urkunden über  die  von  Francesco  del  Tonghio 
u.  dessen  Sohn  Jacopo  ausgeführten  Schnitz- 
arbeiten am  Chorgcstühle  des  Domes.  Nach- 
dem B.  am  6.  2.  1387  von  seinem  Vater  Tu- 
rino  di  Btfrnardo  für  „sui  juris“  erklärt  wor- 
den war,  übernahm  er  1388  selbständige  Ar- 
beiten am  Domchorgestühle,  u.  zwar  schnitzte 
er  bis  1394  nach  den  Entwürfen  des  Mariano 
d'Agnolo  Romanelli  gemeinsam  mit  Giov.  di 
Franc,  del  Cicchia  u.  Luca  di  Giovanni  eine 
Reihe  von  Tabernakeln  und  anderen  Zier- 
stückcn,  für  die  er  nebst  seinen  Genossen 
1398  Zahlung  erhielt;  1388 — 91  fungierte  er 
außerdem  als  Capomaestro  der  Domopera.  — 
Nachdem  er  ferner  bereits  1379 — 80  für  die 
Compagnia  della  SS.  Trinitä  zu  Siena  eine 
Altartafel  gefertigt  hatte,  erhielt  er  1397 — 98 
Zahlungen  für  eine  von  ihm  geschnitzte  und 
von  Paolo  di  Giovanni  bemalte  Altartafel  für 
die  Capp.  di  S.  Pietro  im  Dome  sowie  für  ein 
gleichfalls  für  den  Dom  bestimmtes  Weih- 
wasserbecken; auch  schnitzte  er  1400  im  Auf- 
träge des  Domkanonikus  Mino  für  den  Hoch- 
altar von  S.  Stefano  eine  Altartafel,  deren 
Bemalung  von  Andrea  di  Vanni  ausgeführt 
wurde.  — Schließlich  übernahm  er  1408,  nach- 
dem er  gleichzeitig  für  eine  von  ihm  gelieferte 
Aktentruhe  von  der  Signoria  Zahlung  erhalten 
hatte,  nach  dem  Muster  der  früher  ebenfalls 
von  ihm  gearbeiteten  Möbelausstattung  der 
„sala  dove  si  mangia“  die  Ausführung  des 
Prunkgestühles  und  der  Sitztruhen  für  die 
Sala  di  Balia  im  Palazzo  Comunale  zu  Siena; 
1510  war  diese  Arbeit  bereits  vollendet  und 
bezahlt. 

M i 1 a n e s i,  Doc.  Sen.  (1854)  I 306,  318, 
335,  346,  354,  356,  361,  368,  375,  382.  - Bor- 
ghesi  e Banchi,  Nuovi  Doc.  Sen.  (1898)  p. 


49,  50,  55,  62,  66  f.  — P.  Martini  in  Arch. 
Stör.  Ital.,  ser.  III,  vol.  X,  p.  I,  p.  178  ff.  — V. 
Lusini  in  Arte  Ant  Senese  (1904)  p.  203.  — 

A.  Venturi,  Storia  d.  Arte  Ital.  IV  (1906) 
882.  • 

Barna,  s.  auch  Barnaba  und  Bartolommeo 
di  Nuto. 

Bamaba  di  Bruno  da  Siena,  Maler  in 
Genua,  wo  er  sich  1360  dem  Giovanni  Re  da 
Rapallo  auf  6 Monate  und  1362  dem  Bamaba 
da  Modena  auf  2 Monate  als  Gehilfe  ver- 
dingte. 

A I i z e r i,  Not.  dei  prof.  etc.  in  Liguria 
(1870  ff.)  I 131  f.,  405  f.  G.  De  Nicola. 

Bamaba  da  Modena,  Maler  aus  Modena, 
1867  in  Genua  ansässig,  wo  er  damals  die 
Madonna  der  Frankfurter  Galerie  malte,  sig- 
niert „Barnabas  de  mutina  pinxit  in  ianua 
MCCCLXVII“.  Wahrscheinlich  arbeitete  er 
in  Ligurien  und  Piemont  bis  1380,  also  bis 
er  von  den  Pisanern  nach  Pisa  berufen  wurde 
zur  Vollendung  der  von  Andrea  da  Firenze 
begonnenen  Camposanto-Fresken  aus  der  St. 
Rainerius-Legende.  Von  1369  ist  Barnabas 
Bild  in  der  Berliner  Galerie,  von  1370  das- 
jenige der  Turiner  Galerie,  von  1374  das- 
jenige des  Lord  Wensleydale,  von  1377  die 
Madonna  in  der  Kirche  S.  Giovanni  Battista 
zu  Alba  datiert.  Alle  diese  Gemälde  lassen  in 

B.  einen  hinter  seinen  Zeitgenossen  zurück- 
gebliebenen Künstler  erkennen,  der  wahr- 
scheinlich in  Siena  oder  in  Pisa,  wo  damals 
siencsische  Maler  das  Feld  behaupteten,  aus- 
gebildet wurde.  Man  findet  bei  ihm  nicht 
nur  einige  der  hieratischen  Formen  der  siene- 
sischen  Schule  im  allgemeinen  wieder,  son- 
dern in  seinen  Putten  sogar  einige  der  beson- 
deren Charakteristika  der  Lorenzetti.  Bei  sei- 
ner Übersiedelung  nach  Pisa  i.  J.  1380  reiste 
er  über  Modena.  Die  Camposanto-Malereien, 
die  von  ihm  verlangt  worden  waren,  hat  er 
nicht  ausgeführt  Der  letzten  über  ihn  vor- 
handenen Nachricht  zufolge  war  er  1383  wie- 
der in  Genua  anwesend.  Hier  sieht  man  in 
SS.  Cosma  e Damiano  noch  jetzt  eines  seiner 
typischen  Madonnenbilder;  ein  zweites  (aus 
Finalborgo  stammend)  in  der  Pinakothek  zu 
Savona,  ein  drittes  (gleich  den  übrigen  mit 
der  üblichen  Goldhöhung  des  Madonnen- 
mantels) in  der  Cappella  di  S.  Secondo  des 
Domes  zu  Ventimiglia,  ein  viertes  im  Museo 
Civico  zu  Pisa,  ein  fünftes  im  Besitze  des 
Prof.  Schiff,  ein  sechstes  (dem  Simone  Mar- 
tini zugeschrieben)  im  Kölner  Museum.  Aus- 
ser diesen  Madonnen  malte  B.  das  große, 
1857  von  Lord  Wensleydale  in  Manchester 
ausgestellte  Altarwerk,  sowie  ein  ähnliches, 
von  dem  jedoch  nur  zwei  Tcilstücke  erhalten 
geblieben  sind:  Die  Himmelfahrt  Christi  in 
der  Sammlung  Sterbini  zu  Rom  und  die  Aus- 
gießung des  hl.  Geistes  in  der  Londoner 
National  Gallery.  B.s  Geburtsstadt  Modena 
endlich  besitzt  von  ihm  ein  aus  der  Samm- 


507 


Barnabas  — Bamard 


lung  Puccini  zu  Pistoja  stammendes  Altär- 
chen,  signiert  „Barnabas  de  Mutina  pinxit“. 

A 1 i z c r i,  Not.  dei  prof.  dcl  disegno  in  Li* 
guria  (1870—80)  I 129  ff.  (Urkundliche  Nach- 
richten über  Barnaba  von  1361  an).  — A.  Ven- 
turi,  La  R.  Gail.  Estense  in  Modena  (1883); 
ders.,  La  Gail.  Stcrbini  in  Roma  (1905)  ; der»., 
Storia  d.  Arte  ital.  (Milano  1906)  V 948  ff.  — 
E.  Jacobsen  in  Repertor.  f.  Kstwisscnsch. 
XVIII  (1895)  p.  99  f.  — Bcrtoni  c Vicini 
in  Rassegna  d'Arte  1903  p.  117  ff.  — Suida, 
Genua  (Leipzig  1906).  — Archivio  stör.  d.  Arte 
ital.  I 90,  139;  ser.  II,  vol.  III,  p.  122.  — Gal- 
lcrie  Naz.  Ital.  I 108.  — L’Arte  1905  p.  427 ; 
1906  p.  461  f.  — Arte  e Storia  XXIII  90  ff.  — 
Rassegna  Nazionale  XXIX,  fase.  616,  p.  483  ff. 

Adolfo  Venturi. 

Barnabas,  Anton,  Bildhauer  in  Krano- 
witz  bei  Ratibor  in  Oberschlesicn,  arbeitet  in 
den  Jahren  1750 — 17S9  den  Hochaltar  in  der 
kath.  Pfarr-  und  Wallfahrtskirche  in  Pschow 
Kr.  Rybnik  nach  dem  Muster  des  Marien- 
altarcs  der  Pfarrkirche  in  Troppau. 

Lutsch,  Kunstdenkm.  der  Prov.  Schlesien, 
IV  362.  E.  Hintse. 

Bamabe,  Felicc  Antonio  Maria,  s. 
Beinahe. 

Barnabei,  T o m m a s o,  s.  Papacello. 

Barnabei,  s.  auch  Bernabei. 

Bamaert,  Anthony,  war  1612  Schüler 
von  Francesco  Badens  in  Amsterdam. 

Obreens  Archief  VI  35.  E.  W.  Moes. 

Bamard  & Dick,  amerik.  Kupfcrstechcr- 
firma  um  die  Mitte  des  19.  Jahrh.  E.  Richter. 

Bamard,  Edward  Herbert,  amerikan. 
Landschaftsmaler,  gcb.  am  10.  7.  1855  in 
Beimont.  Mass.  Erhielt  eine  vorzügliche 
technische  und  akademische  Ausbildung  in 
Boston  und  Beimont  und  studierte  dann  von 
1885 — 1889  in  Paris  unter  Julian  und  Collin. 
Bradford  Academy  in  der  Nähe  von  Boston 
besitzt  mehrere  seiner  Werke,  ebenso  der 
St.  Botolph  Club  in  Boston  und  die  Ne- 
braska Art  Association  in  Lincoln,  Nebraska. 
Er  entwickelt  eine  sehr  erfolgreiche  Lehr- 
tätigkeit. 

Art  Intcrchange.  June  1901. 

Edmund  von  Mach. 

Bamard,  Frederick  (Fred),  Illustrator 
und  Gcnremaler  in  London,  geb.  daselbst  am 
26.  5.  1846,  f in  Wimbledon  am  28.  9.  1896, 
Schüler  von  Bonnat  in  Paris.  Er  war  Mit- 
arbeiter am  Punch  (schon  seit  1863),  an  den 
Good  Words,  Oncc  a Weck  und  Illustrated 
London  News.  Von  seinen  Gemälden  seien 
genannt:  „Die  Gardemusik  in  St.  James- 
Park“,  „Die  Samstag-Nacht  im  Ostviertel 
von  London“  (letzteres  Bild  befand  sich  auf 
der  Pariser  Weltausstellung  von  1878).  Eine 
Reihe  anderer  Bilder  von  ihm  erschienen  seit 
1858  (?)  bis  1887  auf  den  Ausstellungen  der 
Roy.  Academy. 

B r y a n,  Dictionary,  I 84.  — Graves,  The 
R.  Acad.  of  Arts,  I 117.  — The  Year’s  Art  1897 
p.  309.  — Dict.  of  Nat.  Biogr.  1908.  ** 

Bamard,  George,  engl.  Landschaftsmaler, 
soll  Schüler  von  J.  D.  Harding  gewesen  sein, 


t um  1890.  Von  1837 — 73  war  er  in  der  R. 
Academy  meist  mit  Alpenlandschaften  ver- 
treten. 

J.  L.  R o g e t,  Hist,  of  the  Old  Water-Colour 
Society  II  179.  — Graves,  The  R.  Acad.  o£ 
Arts  I 117.  ** 

Bamard,  George  Grey,  bekannter  Bild- 
hauer in  New  York,  gcb.  1863  in  Bellefonte, 
Pennsylvania,  verlebte  seine  Knabcnzcit  in 
Muscatinc,  Iowa,  und  erhielt,  durch  schwie- 
rige Verhältnisse  sich  hindurchringend,  sei- 
nen ersten  Kunstunterricht  im  Art  Institute 
in  Chicago.  Mit  dem  ersten  Ertrage  einer 
Arbeit,  einer  Mädchenbüste  in  Marmor,  eilte 
er  1883  nach  Paris,  wo  er  3%  Jahre  uner- 
müdlich studierte  und  die  volle  Meisterschaft 
in  der  bildnerischen  Technik  erwarb.  Seine 
erste  Arbeit  dort  war  „Boy“,  eine  fein  mo- 
dellierte Marmorstatue  eines  kriechenden  Kin- 
des ; 1887  folgte  ein  Grabdenkmal  „Brotherly 
Lovc“  für  Norwegen,  in  seiner  Behandlung 
übrigens  an  Rodinsche  Arbeiten  anklingend, 
was  man  von  den  späteren  Werken  höchstens 
noch  in  betreff  mancher  geheimnisvoller  Titel 
sagen  kann.  Im  Jahre  1891  folgte  „Norwe- 
gen Stove“  mit  Reliefdarstcllungen  aus  der 
altnordischen  Sage.  In  den  nächsten  beiden 
Jahren  entstand  dann  das  Hauptwerk  seiner 
Jugendzeit,  die  Marmorgruppe  mit  dem  selt- 
samen Titel : „Ich  fühle  zwei  Naturen  in 
mir.“  Es  ist  eine  echt  plastisch  aufgefaßte 
und  wirkungsvoll  dreieckig  aufgebaute  Gruppe 
aus  einem  liegenden  und  einem  wie  trium- 
phierend über  ihm  stehenden  nackten  Jüng- 
linge. Man  glaubt  das  Ende  eines  Ring- 
kampfes dargestellt  zu  sehen,  bei  dem  der 
Sieger  nach  dem  Publikum  schaut  und  auf 
den  Unterliegenden  hinweist.  Eine  Fülle  von 
plastisch  wirksamen  Formen  und  Linien  hat 
sich  dem  Künstler  aus  diesem  Motiv  ergeben 
und  ihm  Gelegenheit  geboten,  seine  Formcn- 
behcrrschung  und  glänzende  Technik  zu  zei- 
gen. Kein  Wunder,  daß  dies  Werk  ihm  auf 
der  Exposition  Nationale  des  B.-Arts  (1904) 
starken  Beifall  der  Kritik  einbrachte  und 
später  für  das  Metropolitan-Museum  erwor- 
ben wurde.  1896  kehrte  er  nach  New  York 
zurück,  zeigte  in  einer  Scparatausstellung 
seine  Arbeiten  und  errang  sich  in  unermüd- 
lichem Streben  nach  Vervollkommnung  all- 
mählich den  Ruf  eines  der  kraftvollsten  und 
selbständigsten  unter  den  modernen  nord- 
amerikanischen  Bildhauern.  Im  Jahre  1902 
vollendete  er  die  marmorne  Kolossalfigur 
„The  Hewcr“,  eines  athletischen  nackten 
Jünglings,  der  halbknicnd  in  weit  ausholen- 
der ziehender  Bewegung  einen  kraft-  und 
machtvollen  Eindruck  macht.  Ebenso  mei- 
sterhaft wie  er  gigantische  Jünglingskör- 
per in  schwierigen  Stellungen  darstellt,  so 
zart  und  sinnig  und  in  echt  weiblichem  Ge- 
haben weiß  er  weibliche  Gestalten  zu  ver- 
körpern. Zu  nennen  sind  da  seine  oft  er- 


508 


Barnard  — Barnett 


wähnte  Grabfigur  „Rose  Maiden“  (in  Mus- 
catine) und  die  reizvoll  halb  aufgerichtete 
und  schlicht-anmutige  Mädchenfigur  „Maiden- 
hood“.  In  den  letzten  Jahren  erhielt  er  den 
Auftrag  für  das  Staatskapitol  von  Pennsyl- 
vanien  in  Harrisburg  eine  Reihe  von  Kolos- 
salgruppen zu  schaffen,  deren  Mittelstück 
eine  35  Fuß  hohe  Apotheose  der  Arbeit  bil- 
den soll. 

The  World’s  Work,  Dez.  1902  (mit  Abb.).  — 
Taft,  The  History  of  American  Sculpture,  New 
York  1903  p.  356  ff.  (mit  Abb.).  — Kunst  u. 
Kunsthandw.,  Wien  1903  p.  243. 

Edmund  von  Mach. 

Barnard,  J.  Langton,  engl.  Maler  der 
Gegenwart,  geb.  1853  in  London,  tätig  in  W. 
Drayton,  Middlesex,  stellte  1878 — 1902  in 
der  Roy.  Academy,  1900  im  New  English  Art 
Club  aus.  — Auch  seine  Frau  ist  Malerin  und 
stellte  in  der  Roy.  Academy,  meist  Blumen, 
aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 118.  •• 

Barnard,  J.  P.,  Bildhauer  u.  Gemmenschnei- 
der in  London,  stellte  1840 — 50  in  der  Roy. 
Academy  Porträt-Intaglien  etc.  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 118.  •• 

Barnard,  Mrs.  P.  A.,  s.  Saunders,  Hebe. 

Barnard,  Philipp  Augustus,  Porträt- 
maler in  London,  stellte  1840 — 84  Herren-  u. 
Damenporträts  in  der  Roy.  Academy  aus, 
darunter  1851  auch  das  Bildnis  der  Miniatur- 
malerin Miß  Hebe  Saunders,  die  später  seine 
Frau  wurde. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 118.  •• 

Barnard,  Walter,  Porträtminiaturmaler  in 
London,  stellte  1876—1891  eine  Reihe  von 
Damen-  und  Herrenporträtminiaturen  in  der 
R.  Academy  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 118.  *• 

Barnard,  William,  reproduzierender  Kup- 
ferstecher in  Schwarzkunst-Manier  zu  Lon- 
don, geb.  1774,  f am  11.  11.  1849.  Er  stach 
meist  Bildnisse  (Nelson,  nach  L.  F.  Abbott). 
Zu  seinen  bekanntesten  Blättern  gehören 
Sommer  und  Winter  nach  G.  Morland. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — Redgrave,  Dict. 
of  Artists.  H.  V. 

Bameby,  John,  engl.  Maler,  mit  Hugo  von 
St.  Albans  an  den  1350 — 1358  ausgeführten 
Malereien  der  Stephanskapelle  im  Schlosse 
von  Westminster  beschäftigt  (die  Kapelle 
1834  niedergerissen).  Diese  Gemälde  wenig- 
stens erhalten  durch  im  Jahre  1800  von 
Smirkc  danach  angefertigte  Zeichnungen  und 
Stiche. 

Schnaase,  Gcsch.  d.  bild.  Kste.  2.  Aufl. 
1874.  VI  648  (mit  weiterer  Literatur).  H.  V. 

Bamekow,  Albert,  schwed.  Maler,  geb. 
am  30.  4.  1820,  + in  Anagria  (Italien)  am  17. 
2.  1889,  war  Offizier  1845 — 47,  zog  später 
nach  Rom  und  malte  im  Auftrag  König  Os- 
kars I.  Raffaels  Apotheose  (das  Gemälde 
später  in  Chr.  Hammers  Sammlungen). 

G.  Nordensvan. 

Bamekow,  B r i t a,  dän.  Malerin,  geb.  in 


Kopenhagen  am  4.  1.  1868,  Schülerin  der 
Fraucnschule  der  Kunstakademie  unter  Viggo 
Johansen.  Sie  malt  besonders  Bildnisse  in 
öl  und  Pastell. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

— Ausstellungskataloge  (Charlottenborg)  1892 

bis  1907.  A.  R. 

Bamekow,  Robert,  dän.  Maler,  geb.  in 
Faaborg  (Fünen)  am  2.  10.  1848,  Schüler 
der  Kunstakademie  in  Kopenhagen,  stellte 
1878 — 82  einige  Arbeiten  (Interieurs,  Genre- 
bilder und  Landschaften)  aus.  1890  ist  er 
nach  New-Zceland  übersiedelt. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  dansk  Kunstnerlex.  I (1896). 

A.  R. 

Bamers,  s.  Bernei. 

Barnes,  James,  Landschaftsmaler  der  Ge- 
genwart in  Liverpool,  stellte  meist  in  Liver- 
pool, von  1870 — 1901  auch  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 119.  ** 

Barnes,  Johann,  Kupferstecher,  um  1770 
in  Dresden  tätig,  nach  Le  Blanc  vielleicht  mit 
dem  gleichzeitigen  engl.  Kupferstecher  Barns 
identisch.  Bei  Heineckcn  und  im  Katalog 
Paignon-Dijonval  (No.  2444)  sind  als  von  J. 
B.  gestochen  angeführt:  eine  Ansicht  der 
Elbe  bei  Mühlberg  und  eine  Ansicht  des  Li- 
liensteines in  Sachsen.  Außerdem  soll  er  nach 
Zingg  und  van  de  Velde  gestochen  haben. 

Heinecken,  Dict.  — Le  Blanc,  Manuel. 

— Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Barnes,  Joseph  H.,  engl.  Genremaler  der 

Gegenwart,  in  Liverpool  tätig.  ** 

Barnes,  Robert  (A.  R.  S.  A.  — A.  R.  W. 
S.),  engl.  Genrcmaler,  zuletzt  in  Brighton 
tätig  in  den  70er  bis  90er  Jahren  des  19. 
Jahrh.,  war  1873 — 91  in  der  R.  Academy, 
1888  auf  der  Wiener  Intern.  Kstausst.  ver- 
treten. *• 

Barnes,  W.,  angesehener  Architekt  in  Lon- 
don, tätig  hauptsächlich  in  den  80er  Jahren 
des  19.  Jahrh.,  seit  1837  assoziiert  mit  W. 
Smith. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 120.  •• 

Barnes,  Zacharias,  Kunsttöpfer  zu  Li- 
verpool, f 1820. 

Jacnnickc,  Grundr.  d.  Keramik.  1879.  p. 
690  und  Anhang  p.  59  No.  1671.  H.  V. 

Bameto  y Vazquez,  V i c e n t e,  span.  Ma- 
ler, geb.  in  Jerez  de  los  Caballeros  (Prov. 
Badajoz),  debütierte  1871  in  der  Madrider 
Exposiciön  Nacional  mit  einer  Innendarstel- 
lung des  römischen  Colosseum  Flavianum 
und  brachte  1876  ein  Gemälde  „Die  Verdamm- 
nis des  Don  Juan  de  Lanuza“  zur  Ausstellung, 
ferner  eine  „Gemcinderatssitzung  in  einem 
Dorfe  der  Provinz  Estremadura“.  Außerdem 
zeichnete  er  vielfach  für  die  Zeitschrift  „Ilu- 
straeiön  Catolica". 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espafioles  del  siglo  XIX  (1883—84). 

P.  Lafond. 

Barnett,  James  D.,  engl.  Maler  der  zwei- 
ten Hälfte  des  19.  Jahrh.,  schuf  hauptsächlich 


509 


Barnett  — Barnoud 


malerische  Stadtansichten  sowohl  aus  Eng- 
land als  aus  Burgund,  der  Normandie  und 
vom  Rhein.  Er  stellte  1855 — 72  in  der  R. 
Academy  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 120.  •• 

Bamett,  R.  C.,  Porträtmaler  in  London  um 
1798.  ** 

Barnett,  W.,  engl.  Gemmenschneider  und 
Medailleur,  mit  dem  Titel:  Siegelstecher  und 
Medailleur  des  Prinzen  von  Wales,  in  Lon- 
don tätig  von  1788 — 1824.  Von  seinen  zahl- 
reichen Carneol-Intaglien  mit  antik-mytho- 
logischen u.  allegorischen  Darstellungen  hat 
Raspe  in  seinem  Descriptive  Cataloguc  (der 
Gemmenpastensammlung  von  Tassie)  Lon- 
don 1791  eine  Reihe  aufgeführt.  Mehrere 
Gemmen  und  Medaillen  stellte  er  1786 — 1824 
in  der  Royal  Academy  aus. 

Manuscr.  H.  Rollett  — F o r r e r,  Biogr.  Dic- 
tionary of  Medallists.  — Graves,  The  Royal 
Academy  of  Arts  I 120. 

Bameveld,  Gerrit  van,  geh.  in  Neerlang- 
broek,  kaufte  am  3.  1.  1737  in  Amsterdam 
das  Bürgerrecht  und  war  Maler. 

Aemstels  Oudheid  V 68.  E.  W.  Moet. 

Bameveld,  J a c o b u s,  holl.  Bildhauer  in 
Alkmaar.  Tritt  1720  als  Lehrling  bei  J.  Get- 
terlingh  ein,  wird  1728  Mitglied  der  Lukas- 
gilde u.  t 1749. 

O b r e e n,  Archief  II  38,  50. 

Baraevelt,  Maler  in  Rotterdam.  Die  Zunft 
der  Weinhändler  zu  Rotterdam  gab  im  18. 
Jahrh.  öfters  Festlichkeiten.  In  einer  Rech- 
nung vom  9.  11.  1731  steht:  An  Barneveit, 
den  Maler,  laut  seiner  Rechnung  fl.  9. 

O b r e e □,  Archief  III  230. 

Haverkom  v.  Rijsewijk. 

Baraevelt,  Hendrikvan,  geb.  in  Utrecht 
etwa  1759,  war  dort  Tapctenmaler  und  gab 
Zeichenunterricht.  Er  ist  1833  in  Utrecht 
bei  einer  Cholera- Epidemie  gestorben.  Kramm, 
der  sein  Schüler  gewesen  ist,  besaß  sein  ge- 
zeichnetes Selbstporträt 

Kramm,  De  Levens  etc.  E.  JV.  Moes. 

Barnewitz,  Bildhauer,  von  ihm  die  Grab- 
steine des  Cordt  Rudolph  Köncke  (t  1737) 
und  des  Hans  Heinrich  Rahlwes  (t  1758)  in 
Kirchhorst  (Hannover). 

Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Hannover  1902.  III. 
Regierungsbezirk  Lüneburg.  Heft  4 p.  66  (mit 
Abb.).  H.  V. 

Baraey,  Joseph,  reproduzierender  engl. 
Kupferstecher,  gegen  Ende  des  18.  Jahrh., 
arbeitete  meist  in  Punktiermanier. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — Redgrave,  Dict. 
1878.  H.  V. 

Baraey,  Joseph,  engl.  Maler,  namentlich 
von  Blumen-  und  Fruchtstücken,  geb.  1751 
zu  Wolverhampton.  Schüler  von  Zucchi  und 
Angelica  Kauffmann,  war  dann  27  Jahre  Zei- 
chenlehrer an  der  Royal  Military  Academy. 
Zum  ersten  Male  stellte  er  1777  in  der  So- 
ciety of  Artists  in  London  aus  und  war  von 
1784 — 1827  regelmäßiger  Aussteller  in  der 


Roy.  Academy;  seine  frühesten  Bilder  behan- 
deln vorzugsweise  Szenen  aus  Tasso  und 
Shakespeare  (Calypso,  Erminia  u.  a.) ; 1791 
folgte  eine  Kreuzabnahme,  dann  Darstellun- 
gen häuslicher  Vorgänge,  gelegentlich  auch 
Bildnisse.  Viel  Beifall  fanden  dann  seine 
Blumen-  und  Fruchtstücke  wegen  ihrer  zar- 
ten Ausführung.  Dieser  Gattung  widmete  er 
sich  nun  vorzugsweise  und  wurde  auch  1815 
als  Blumenmaler  beim  Prinz-Regenten  an- 
gestelit. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Graves, 
The  R.  Acad.  of  Arts,  I 120  und  The  Society 
of  Artists  etc.,  London  1907.  ** 

Baraey,  Joseph,  Blumcnmaler  in  South- 
ampton, Sohn  des  Vorhergehenden,  tätig  um 
1818. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  ** 

Baraey,  William  Whiston,  Bruder 
des  Vorhergehenden,  Kupferstecher  in  Mezzo- 
tinto (Porträts  und  Sport),  Schüler  von  Rey- 
nolds, gab  um  1805  seine  Kunsttätigkeit  auf. 

Redgrave,  Dict.  of  Artists.  — Illustr.  Cat. 
of  Engl.  Mezzotint  Portraits.  Burlington  Fine 
Arts  Club.  London  1902,  p.  57.  •* 

Barahora,  Clement  J.,  amerikan.  Bild- 
hauer, geb.  in  Cincinnati,  Ohio,  studierte  in 
Paris,  wo  er  seinen  ersten  großen  Erfolg  1895 
hatte.  Auf  der  Weltausstellung  in  Paris  1900 
erschien  seine  Magdalene,  ein  tief  ergreifen- 
des Werk  trotz  der  zu  realistischen  Wieder- 
gabe des  durch  moderne  Kleidung  verunschön- 
ten  Körpers  seines  Modells.  Die  Statue  ist 
jetzt  im  Kunstmuseum  in  Cincinnati,  wo  B. 
eine  große  Lehrtätigkeit  entwickelt.  Für  die 
Rockwood  Pottery  Co.  in  Cincinnati  model- 
lierte B.  1905  einen  schönen  Wandbrunnen. 

Taft,  American  Sculpt  520. 

Edmund  von  Mack. 

Barai,  Giuseppe,  reproduzierender  ital. 
Stahlstecher  um  1850. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — A p e 1 1,  Handb. 
f.  Kupferstichsammler.  H.  V. 

Baraicle,  James,  Maler  in  London,  stellte 
als  Honorary  Exhibitor  1821 — 1843  wieder- 
holt Landschaften  und  Architekturansichten 
in  den  Ausstellungen  der  Roy.  Acad.  aus. 

Graves,  The  Royal  Academy  1905,  I 121. 

H.  V. 

Baraikel,  C.,  Kupferstecher  um  1728  in 
Wittenberg,  meist  für  Buchhändler  tätig. 

Nagler,  Monogr.  I No.  2311.  H.  V. 

Baraoin,  Camille,  Porträtmaler  in  Paris 
und  Avignon,  Schüler  von  Cabanel  und  Yvon, 
stellte  in  den  Salons  1809 — 1879  wiederholt 
aus. 

Bellier-Auvray,  Dict  gin.,  Suppl.  H.  V. 

Baraola,  Jose,  Geschützgießer  in  Barcelona 
um  1756. 

Champeaux,  Dict.  d.  Fondeurs  S.  72. 

M . v.  B. 

Barnoud,  französ.  Maler  des  18.  (?)  Jahrh. 
Eine  Himmelfahrt  des  hl.  Franziskus  von 
Paula  von  ihm  wird  in  den  Inventarangaben 
der  Franziskaner  an  der  Place  royale  in  Paris 


5io 


Bamouin  — Barocci 


vom  20.  12.  1790  als  im  Sanktuarium  daselbst 
befindlich  aufgeführt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  3«  S£rie.  VI  1890 
p.  94.  H.  V. 

Bamouin,  Vincent,  Maler  in  Toulon,  geb. 
daselbst  1760,  wurde  1798  auf  Grund  falscher 
politischer  Verdächtigungen  zu  Toulon  er- 
schossen. 1782  erhielt  er  Bezahlungen  für 
im  Hafen  ausgeführte  Malereien  und  am  26. 
1.  1789  solche  für  ein  großes  Gemälde  der  Ge- 
burt der  Maria  für  das  Sanktuarium  der  neuen 
Pfarrkirche  von  la  Garde  bei  Toulon.  (Das 
Bild  wurde  1798  bei  der  Belagerung  von  Tou- 
lon zerstört.)  Eine  „heilige  Familie“  in  der 
Kirche  zu  Six-Tours-le- Vieux  wird  ihm  ver- 
mutungsweise zugeschrieben. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  3«  Serie.  I 1885 
p.  119—121,  IV  1888  p.  158,  X 1894  p.  203,  246, 
358.  H.  V. 

Bamouw,  N i c o 1 a a s,  Maler,  geb.  am  22. 
4. 1809  zu  Schiedam,  f zu  Overschie  1873  oder 
1874,  Schüler  des  J.  de  Meijer  zu  Rotterdam. 
Er  verheiratete  sich  am  2.  4.  1851  zu  Schiedam 
und  lebte  dort  in  einer  amtlichen  Stellung,  die 
seine  Kunsttätigkeit  einschränktc.  Am  14.  6. 
1869  zog  er  nach  dem  Dorfe  Rcnkum  (Prov. 
Gelderland),  vertauschte  jedoch  bald  Renkum 
mit  Overschie,  in  der  Nähe  von  Rotterdam. 
Er  malte  Landschaften  und  schickte  seine  sehr 
unbedeutenden  Gemälde  zu  den  Ausstellungen 
nach  Rotterdam  von  1840 — 1870. 

Immerzeel,  De  Levens  en  Werken  I 31. 

— Catal.-Ausst  Rotterdam.  — Archiv  Schie- 
dam. Havcrkom  v.  Rijsewijk. 

Barns,  engl.  Kupferstecher,  um  1783  in  Pa- 
ris tätig,  stach  nach  Jos.  Marie  Vien,  Jos. 
Vemet,  Pierre  Devos,  Louis  Beianger  etc. 
und  ist  vielleicht  mit  Joh.  Barnes  identisch. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  27. 

Bamsley,  James,  amerik.  Radierer,  um 
1889  tätig.  Marinen.  E.  Richter . 

Bamuccio,  italien.  Holzbildhauer,  stellte 
1488  die  alte,  wahrscheinlich  aus  Holz  ge- 
fertigt gewesene  Kanzel  der  Kirche  Santo 
Stefano  zu  Empoli  wieder  her  (1582  durch 
eine  neue  ersetzt). 

G i g 1 i o 1 i,  Empoli  artistica  (1906)  p.  129. 

Bamuevo,  s.  Herrera. 

Barnim,  Emily  Keene,  amerikan.  Ma- 
lerin, geb.  am  29.  8.  1874  in  New  York  City. 
Studierte  daselbst  und  in  Paris.  Sie  hat  be- 
sonders Gutes  in  Aquarellen  geleistet.  Bilder 
von  ihr  im  Privatbesitz  in  New  York,  Port- 
land, Buffalo,  Cincinnati,  Philadelphia  usw. 

New  York  Sunday  Herald,  Nov.  1899  u.  1906. 

— Harper’s  Bazaar,  Nov.  1899. 

Edmund  von  Mach. 

Baro,  Jean,  Maler,  1398  in  Lyon  erwähnt, 
wo  er  1413  oder  1414  in  Armut  starb. 

Nat  Rondo t,  Les  peintres  de  Lyon,  p.  47. 

Cte.  P.  Durriev. 

Barocci,  Ambrogio  d * Antonio,  s. 
Ambrogio  da  Milano. 

Barocci,  Ambrogio  di  Federico 
(auch  Barozzi,  Baroccio,  Barozio,  Barotius), 


Bildhauer,  geb.  zu  Mailand  in  der  2.  Hälfte 
des  15.  Jahrh.,  f zu  Urbino.  Er  wurde  vom 
Herzog  Federico  Montefeltro  zur  Ausschmük- 
kung  des  von  ihm  neu  erbauten  Palastes  mit 
einer  Anzahl  anderer  Künstler  nach  Urbino 
berufen.  Er  war  der  Vater  des  urbinatischen 
Malers  Federico  Barocci  und  ein  Enkel  des 
Ambrogio  d’ Antonio  Barocci. 

Beilori,  Le  vite  de’  Pittori  etc.  1728.  R. 

Barocci,  Bernardino  u.  Cristoforo 
d’ Ambrogio,  s.  Stoporone. 

Barocci  (auch  Baroccio),  Federico,  gen. 
Fiori  da  Urbino,  geb.  1526  (nach  älteren  An- 
gaben 1628)  in  Urbino,  t daselbst  1612,  ist 
der  Urenkel  des  Mailänder  Bildhauers  Am- 
brogio B.  und  der  Sohn  des  Ambrogio  di  Fe- 
derico Barocci  (s.  oben).  Seine  erste  ar- 
tistische Erziehung  verdankt  er  neben  sei- 
nem Vater  wahrscheinlich  dem  Maler  Bat- 
tista  Franco,  der,  obgleich  Venetianer,  doch 
ganz  in  den  Spuren  Michelangelos  wandelte; 
Franco  malte  1546  (und  1551)  Decken  im 
Dom  zu  Urbino.  Kaum  zum  Jüngling  her- 
angewachsen, begab  sich  B.  nach  Pesaro 
zu  seinem  Onkel  Bartolommeo  Genga,  der 
damals  Architekt  des  Herzogs  Guidobaldo  II. 
war.  Dieser  Genga  brachte  dem  jungen 
B.  Architektur,  Geometrie  und  Perspektive 
bei,  auch  verschaffte  er  ihm  Zutritt  zu 
der  herzoglichen  Guardaroba,  in  der  er 
hauptsächlich  Werke  von  Tizian,  aber  auch 
von  anderen  Meistern  studieren  konnte.  Als 
er  ungefähr  20  Jahre  alt  war,  schickte  ihn 
sein  Vater  nach  Rom,  damit  er  dort  an  den 
Werken  Raffaels  sich  weiterbilden  könne. 
Durch  Vermittlung  eines  anderen  Onkels,  der 
Hausmeister  des  Kardinals  Giulio  della  Ro- 
vere  war,  kam  er  unter  den  Schutz  dieses 
mächtigen  Mannes,  dessen  Porträt  er  auch 
malte,  und  konnte  sich  nun  ungestört  dem 
Studium  seines  großen  Landsmannes  Raffael 
widmen. 

Nach  einigen  Jahren  kehrte  er  nach  Urbino 
zurück.  Er  führte  dort  viele  Arbeiten  aus, 
u.  a.  das  große  Gemälde  des  hl.  Sebastian 
(1557),  das  sich  jetzt  im  Dom  zu  Urbino  be- 
findet. Besonders  die  Madonna  in  den  Wol- 
ken, die  über  dem  hl.  Sebastian  schwebt,  aber 
auch  anderes  in  diesem  Bild  — das  markante 
Gelb,  das  Eindringliche  des  Contraposto  — 
erinnert  stark  an  Correggio,  obgleich  Bellort 
(der  Hauptbiograph  B.s)  behauptet,  daß  ihm 
erst  kurz  nach  dieser  Zeit  Zeichnungen  und 
Pastelle  dieses  Meisters,  die  ein  Maler  von 
Parma  nach  Urbino  brachte,  bekannt  gewor- 
den seien.  Jedenfalls  gerät  er  von  nun  an 
stark  in  den  Bann  Correggios,  ohne  ihn  je- 
doch jemals  sklavisch  zu  imitieren.  Denn 
nach  Parma  selbst  ist  er  — zu  seinem  Glück 
— niemals  gekommen,  und  so  konnte  sich  sein 
Farbengefühl  ganz  unabhängig  entwickeln. 
1660  ist  er  neuerdings  in  Rom  und  führt  dort 
gemeinsam  mit  Fed.  Zucchero  Fresken  aus 


Barocci 


speziell  in  dem  sogenannten  Kasino  des  Pap- 
stes Pius  IV.  in  den  vatikanischen  Gärten,  das 
um  diese  Zeit  unter  Leitung  von  Pirro  Li- 
gorio  vollendet  wurde.  Diese  Fresken  sind 
noch  erhalten  (wenn  auch  teilweise  beschä- 
digt). Besonders  die  4 Tugenden  in  den 
Zwickeln  der  Wölbung  des  vorderen  Saales 
sind  von  außergewöhnlicher  Kraft  und  Ele- 
ganz sowohl  der  Zeichnung,  wie  der  Farbe 
und  zeichnen  sich  bei  weitem  vor  zeitgenössi- 
schen Werken  dieser  Art  aus.  Doch  konnte 
B.  diese  Fresken  nicht  vollenden,  da  er  mit- 
ten im  Werke  schwer  erkrankte,  nach  Bel- 
lori  infolge  eines  Vergiftungsversuches  seiner 
auf  sein  Talent  neidischer  Kollegen.  Die 
Krankheit  hat  ihm  jahrelang  zu  schaffen  ge- 
macht, so  daß  er  angeblich  nur  wenige  Stun- 
den am  Tage  zu  arbeiten  vermochte.  Trotz- 
dem hat  er  eine  überaus  große  Anzahl  von 
■Ölgemälden,  Zeichnungen  und  Pastellen  hin- 
terlassen. Er  nahm  von  nun  an  in  Urbino 
seinen  ständigen  Aufenthalt.  Für  verschie- 
dene Kirchen  der  Stadt  (S.  Francesco,  Cap- 
pucini)  schuf  er  religiöse  Bilder,  u.  a.  die 
Madonna  detta  di  S.  Simone,  jetzt  in  der 
Pinakothek  zu  Urbino  — ein  farbig  sehr 
fortgeschrittenes  Bild  trotz  Anklänge  an 
Correggio.  Sein  Ruf  verbreitete  sich  schnell, 
sodaß  die  Bürger  von  Perugia  ihm  das 
große  Bild  für  den  Altar  der  Kapelle  S. 
Bernardino  der  Kathedrale  in  Auftrag  gaben 
— eine  Kreuzabnahme,  die  1569  vollendet 
wurde.  In  der  Lichtwirkung  ist  auch  die- 
ses große  Gemälde  noch  von  Correggio  ab- 
hängig, farbig  geht  es  aber  darüber  hinaus 
und  läßt  ebenso,  wie  in  der  Komposition  fast 
schon  an  Rubens  oder  van  Dyck  denken. 
Ein  wenig  später  fällt  ein  Gemälde  „Die 
Flucht  nach  Ägypten“,  das  er  seinem  Gast- 
freund Simone  Anastagi  als  Dank  nach  Pe- 
rugia sandte  (1573).  In  der  Galleria  di  S. 
Luca  in  Rom  befindet  sich  ein  kleineres  Bild, 
•das  dieses  Thema  behandelt,  es  ist  besonders 
in  der  Komposition  stärker  von  Correggio 
abhängig,  als  gewöhnlich  (eine  Duplik  befin- 
det sich  in  engl.  Privatbesitz). 

Nach  diesem  Zwischenspiel  schuf  er  in  Ur- 
bino für  S.  Francesco  eine  große  Altartafel 
„il  perdono  di  S.  Francesco  d’Assisi“,  das 
Innere  einer  Kirche,  in  der  der  hl.  Franzis- 
"kus  zu  der  in  Wolken  thronenden  Madonna 
als  Fürsprecher  betet.  Er  soll  7 Jahre  an 
diesem  Werk  gearbeitet  haben.  Ein  Origi- 
nalstich danach  erschien  1581.  Für  die  Picve 
in  Arezzo  malte  er  ein  großes  Gemälde  einer 
Misericordia,  die  sogenannte  Madonna  del 
popolo  — die  Madonna  als  Fürsprecherin  der 
Armen  und  Kinder  (sign.  1579,  jetzt  in  den 
Uffizien  zu  Florenz),  ein  Bild,  das  ihm  eben- 
so, wie  das  Altarbild  in  Perugia  großen  Ruhm 
schon  bei  den  Zeitgenossen  eintrug.  Im  ein- 
zelnen, in  Genrefiguren  zeigt  cs  malerisch 
große  Schönheiten,  wenn  cs  auch  im  ganzen 


ziemlich  zerflackcrt.  Als  er  von  Arezzo  aus, 
wohin  er  das  Bild  persönlich  gebracht  hatte, 
Florenz  besuchte,  wollte  ihn  der  Großherzog 
für  Florenz  gewinnen.  Er  lehnte  aber  diesen 
Antrag  (ebenso  wie  die  späteren  von  Kaiser 
Rudolph  II.  und  Philipp  II.)  ab  und  blieb  in 
Urbino. 

Sehr  berühmt  war  auch  die  für  die  Con- 
fraternitä  di  Santa  Croce  in  Sinigaglia  1582 
gemalte  Grablegung,  die  viel  kopiert  wurde. 
(Sic  ist  von  ihm  selbst  am  Ende  seines  Le- 
bens restauriert  worden.)  In  der  Brera  zu 
Mailand  befindet  sich  ein  Martyrium  des  hl. 
Vitalis  (aus  S.  Vitale  in  Ravenna  stammend, 
gez.  1583),  ein  großes  Bild,  das  dieselben  Feh- 
ler in  der  Komposition  und  dieselbe  virtuose 
Behandlung  des  Fleisches  und  des  Stofflichen 
zeigt  wie  die  Florentiner  Madonna.  In  der 
Chiesa  nuova  zu  Rom  (S.  Maria  in  Valli- 
cella)  befinden  sich  2 Altarbilder  von  B.: 
eine  Heimsuchung  (jetzt  sehr  geschwärzt) 
und  ein  Tempelgang  Mariä  (der  aber  erst 
später,  ca.  1594  entstand).  Letzterer  sehr 
schön  im  Ton  und  genremäßig  in  der  Auf- 
fassung. 1584  vollendete  er  die  Berufung 
der  Apostel  Andreas  und  Paulus  zunächst  für 
die  Confraternitä  di  S.  Andrea  in  Pesaro; 
doch  wurde  das  Bild  von  dem  Herzog  Fran- 
cesco Maria  II.  als  Geschenk  für  Philipp  II. 
nach  Spanien  gesandt.  (Ein  Bild  dieses  Ge- 
genstandes jetzt  in  Brüssel.)  Für  die  Chiesa 
di  S.  Francesco  in  Pesaro  entstand  ein  Bild 
der  Beata  Michclina  im  Pilgerkleid,  die  auf 
dem  Kalvarienberg  kniet,  das  sich  jetzt  in 
der  Vatikan.  Galerie  befindet.  Ebenda  ist 
auch  eine  Verkündigung,  wahrscheinlich  die- 
selbe. die  ursprünglich  für  Loreto  gemalt 
wurde  (eine  andere  Verkündigung  kam  nach 
Spanien,  eine  dritte  soll  sich  angeblich  in  der 
Sammlung  Stroganoff  in  St  Petersburg  be- 
finden, eine  Duplik  des  Vatikan.  Bildes  in  den 
Uffizien).  Für  Fossombrone  malte  B.  eine 
Madonna  auf  einer  Wolke  thronend,  vermut- 
lich identisch  mit  dem  Louvre-Bild  zu  Paris. 
1590  ist  die  Darstellung  der  Beschneidung  in 
Pesaro  datiert.  Ebenso  das  Noli  me  tangere 
in  den  Uffizien  (ders.  Gegenstand  München 
Pin.  und  Pal.  Corsini,  Rom).  Einige  Jahre 
später  fällt  der  Kruzifixus  im  Dom  zu  Genua, 
im  Auftrag  des  Dogen  gemalt,  vom  Cicerone 
für  das  beste  Werk  des  Meisters  erklärt.  Ein 
anderer  Kruzifixus  mit  der  Jungfrau  und 
Maria  Magdalena,  gemalt  für  die  Compagnia 
della  niorte  in  Urbino,  ist  ungefähr  um  die 
Wende  des  Jahrhunderts  entstanden  (doch 
sind  die  Figuren  von  Alcssandro  Vitali,  dem 
begabtesten  Schüler  B.s  gemalt).  Auch  das 
einzige  nicht  religiöse  Werk,  das  wir  von 
B.  kennen:  der  Brand  von  Troja  mit  der 
Errettung  des  Anchiscs,  jetzt  in  der  Galleria 
Borghese  in  Rom  (ein  identisches  war  von 
Kaiser  Rudolph  II.  bestellt  worden)  fällt  in 
diese  Spätzeit  (bez.  1598).  Zwei  Darstcllun- 


512 


Barocci  — Baroffio 


gen  des  Abendmahls  fallen  in  sein  hohes  Al- 
ter, die  eine  für  den  Papst  Clemens  VIII., 
jetzt  in  S.  Maria  sopra  Minerva  zu  Rom,  die 
andere  größere  und  bedeutendere  in  der  Ka- 
pelle des  erzbischöflichen  Palastes  zu  Urbino, 
sein  letztes  größeres  Werk,  aber  vielleicht 
auch  sein  bedeutendstes  — in  der  Raumwir- 
kung schon  fast  scicentistisch  und  von  einer 
unveränderten  Süßigkeit  des  Tones  im  ein- 
zelnen. 

Von  anderen  Bildern  des  Meisters  mögen 
noch  erwähnt  werden:  eine  Stigmatisation  des 
hl.  Franz  für  die  Kapuzinerkirche  in  Urbino 
(jetzt  in  der  Pinak.  daselbst),  ein  ziemlich 
schwerflüssiges  Bild,  aber  durch  eine  Radie- 
rung B.s  sehr  bekannt  geworden ; die  sogen. 
Madonna  del  Gatto,  eine  hl.  Familie  mit  einer 
Katze,  ursprünglich  für  den  Conte  Branca- 
lconi  gemalt  — wahrscheinlich  das  jetzt  in 
der  Nationalgaleric  zu  London  aufbewahrte 
Bild  (dasselbe  in  Chantilly,  und  ein  wenig 
verändert  in  der  Galleria  Corsini  zu  Rom)  ; 
eine  schöne  und  farbenfrohe  hl.  Familie  in 
Spolcto;  eine  außerordentlich  feine  und  auch 
in  den  Schatten  von  Licht  erfüllte  Geburt 
Christi  (Joseph  öffnet  ein  wenig  die  Tür  des 
Stalles)  in  der  Ambrosiana  zu  Mailand  (viel- 
leicht nur  eine  Kopie  des  im  Prado  zu  Madrid 
befindlichen  Originals),  Bilder  in  Turin,  Fer- 
rara, Dresden,  Bologna  (letzteres  unvoll- 
endet). 

Als  Porträtist  zeichnete  er  sich  ebenfalls 
aus.  Hier  ist  das  glänzende  Porträt  des  Her- 
zogs Francesco  Maria  II.  von  Urbino  in  den 
Uffizien  zu  Florenz  zu  nennen,  sowie  das 
kleine  Kinderporträt  eines  Prinzen,  der  ge- 
wickelt auf  blauem  Lager  ruht,  aus  dem  Jahr 
1605,  im  Palazzo  Pitti. 

Zahllos  sind  die  Zeichnungen  und  Skizzen 
B.s,  von  denen  die  Uffizien  eine  reiche  Samm- 
lung besitzen.  Besonders  sind  seine  Pastell- 
köpfe hervorzuheben. 

Auch  als  Radierer  hat  sich  B.  ausgezeichnet, 
ja  eine  ganz  neue  und  eigenartige  Technik 
punktierter  Halbtönc  erfunden.  Nur  wenige 
Radierungen  B.s  sind  von  seiner  eigenen 
Hand  ( Verkündigung,  Maria  auf  den  Wol- 
ken, Stigmatisation  des  hl.  Franz  und  der  hl. 
Franz  in  der  Kapelle),  dagegen  sind  seine 
Gemälde  vielfach  und  schon  früh  im  Stich 
vervielfältigt  worden. 

Bellori  feiert  B.  als  Bahnbrecher  — er  ist 
es  auch  in  gewissem  Sinne.  Gegenüber  den 
sich  immer  mehr  in  nüchterne  Stilisierung 
verlaufenden  Bestrebungen  der  Michclangc- 
listen  — der  Vasari,  Salviati  usw.  — betonte 
er  das  Studium  der  Natur,  die  eifrige  Arbeit 
des  Zeichnens,  was  seine  vielen  Studien  be- 
weisen. Es  wird  von  ihm  erzählt,  daß  er  die 
Figuren  seiner  Bilder  mitunter  erst  in  wei- 
chem Wachs  formte,  was  wohl  vereinbar 
scheint  mit  der  Weichheit  seiner  Umrisse,  die 
von  der  schneidigen  Kälte  der  Florentiner 


überaus  absticht.  Er  übt  dadurch  einen  gro- 
ßen Einfluß  auf  die  spätere  Generation  aus 
und  ist  in  diesem  Sinne  als  ein  Vorläufer 
der  Carracci  anzusehen.  Sein  Hauptverdienst 
liegt  aber  darin,  daß  er  als  erster  wie- 
der in  Mittel-Italien  ein  stark  malerisches 
Element  vertritt  im  Sinne  der  weichen  Ver- 
schmelzung der  Töne.  Besonders  in  seinen 
späteren  Werken  geht  er  über  Correggio  und 
die  Norditaliener  hinaus.  Mitunter  setzt  er 
sogar  ganz  moderne  blaue  Töne  in  die  Fleisch- 
schatten. Am  meisten  erinnert  er  in  seiner 
Farbengebung  an  Rubens  — ohne  dessen 
Kraft.  Sicherlich  haben  die  Werke  B.s  auf 
Rubens  während  seines  italienischen  Aufent- 
halts großen  Eindruck  gemacht. 

A.  Lazzari,  Mcmorie  <li  Federico  Barocci. 

— Bellori,  Le  vite  de’  Pittori  1728  p.  98  ff. 

— Baldinucci,  Opcre  IX.  — Mczzanotte 
u.  V c r m i g 1 i o 1 i,  La  Dcposizione  della  Croce 
nella  Cattedrale  di  Perugia,  Perugia  1818.  — 
D.  C.  Farabulini,  Sopra  una  sacra  famiglia 
di  Barocci  nell’  Esposizionc  romana,  Roma,  1870. 
8°.  — C a 1 z i n i,  Urbino  e i suoi  Monumenti, 
Rocca  S.  Casciano  1897  (an  vielen  Stellen).  — 
The  Athenaeum  30.  1.  1904  p.  153,  181.  — Ga- 
zette des  Beaux-Arts  1904  I p.  424.  — 11  Ro- 
sario. Mcmorie  Domcnicane,  Nov.  1905  (An- 
sclmi).  — Schmcrbcr,  Italien.  Malerei  im 
17.  Jahrh.  1906  p.  150,  179—80.  — Meyer,  Kst- 
lerlex.  — Rasscgna  bibliogr.  dell’  arte  ital.  I 
103  (Calzini)  II  255  (Castcllani  und  Grigioni). 
III  78  (Scatassa).  IV  81  (Cantalamessa),  129 
(Scatassa).  VIII  140  (Ansclmi).  — E.  Sca- 
tass a in  Le  Marche,  giugno  1901.  — F.  Brogi, 
Invent.  gen.  . . . della  Provincia  di  Siena  1897. 

— L’Arte  IV  384  (Calzini).  — Repertor.  f.  Kst- 

wiss.  XXV  444.  W.  Friedlaendcr. 

Barocci,  Francesco,  italicn.  Maler,  Neffe 
u.  Schüler  des  Federico  B.,  tätig  1580—1600. 
Sicpi  sah  von  ihm  in  der  1595  gestifteten  Cap- 
pella Floramonti  in  S.  Maria  del  Popolo 
(neuerdings  als  Börsenhalle  ausgebaut)  zu 
Perugia  ein  unvollendetes  Altarbild,  darstel- 
lend die  Anbetung  der  Hirten,  das  sich  jetzt 
im  Oratorium  S.  Bernardino  befindet. 

Sicpi,  Dcscriz.  di  Perugia  (1822)  p.  649. 

W.  Bombe. 

Barocci,  Luigi,  reproduzierender  Kupfer- 
stecher in  Rom,  erste  Hälfte  des  19.  Jahrh. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — A p e 1 1,  Handb.  f. 
Kupferstichsammler  1880.  H.  V. 

Barocci,  s.  auch  Barossi  u.  Vignola. 

Baroccio,  s.  Barocci  u.  Baldassarre  (II  887). 

Barod,  Richard,  Maler,  1593 — 1611  in 
Besangon. 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt. 

Barodio,  Maler  um  1720,  wird  als  der  Ver- 
fertiger eines  der  Altarbilder  in  der  Drei- 
faltigkeitskirche in  der  Baura  bei  Lambach 
(Oberöstcrr.)  erwähnt. 

Mitt.  d.  C.-Commission,  N.  F.  XVI  101.  •• 

Baroffio,  Antonio,  Schweizer  Heiligcn- 
malcr,  gcb.  in  Mendrisio  1760,  f 1820  in  Mos- 
kau, wo  er  an  den  Dekorationsarbeiten  des 
Kremls  beschäftigt  war,  Schüler  der  Akad.  in 


Künstlerlexikon.  Bd.  II. 


513 


33 


Baroffio  — Baron 


Rom.  Arbeiten  von  ihm  in  Bellinzona  (Alle- 
gorie im  Großratsaal),  Mendrisio  (Heilige 
Familie  in  der  Pfarrkirche,  Johannes  Bap- 
tista  in  der  Sakristei  des  Gymnasiums),  Cagno 
in  der  Lombardei  (hl.  Michael  am  Hauptaltar 
der  Pfarrkirche). 

E.  M o 1 1 a bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

Baroffio,  Giuseppe,  Maler  des  18.  Jahrh. 

in  Pavia;  malte  daselbst  perspektivische 
Scheinarchitekturen  in  S.  Andrea  in  Cittadella 
(Deckenwölbung)  und  in  der  Jesuitenkirche. 

F.  Bartoli.  Not.  d.  pitt  etc.  d'Italia  (1777) 

II  2.  • 

Baroffio,  T o m m a s o,  Schweizer  Fresko- 
maler, von  Mendrisio,  f im  August  1877  da- 
selbst. Genannt  seien  seine  Fresken  in  den 
Kirchen  von  Marseille,  Nimes  und  Avignon, 
in  den  Theatern  von  Marseille  und  Mont- 
pellier, sowie  im  Schlosse  des  Marschalls  Soult 
in  St.  Amans-la-Bastide  (Depart  du  Tarn.). 

E.  G i r a r d bei  Brun,  Schweizer.  Kstlerlex. 

H.  V. 

Baroja,  Gregorio  de,  Goldschmied  in 
Toledo.  1584  beendet  er  für  die  Kathedrale 
einen  silbernen  Leuchter,  den  Franc.  Merino 
begonnen  hatte.  1585  erwirbt  das  Kapitel  von 
ihm  ein  silbervcrgold.  Prozessionskreuz  und 
läßt  es  von  Marcos  Hernandez  und  Lorenzo 
Marches  schätzen.  1589  und  1592  lieferte  er 
Rcliquiarien,  Gefäße  u.  a.  für  das  Sagrario  der 
Kathedrale  von  Toledo.  1589  hatte  er  Gefäße 
des  Diego  de  Valdivicso  und  1592  den  Sarko- 
phag der  Hl.  Lcocadia  zu  schätzen,  welchen 
Fr.  Marino  nach  Zeichnungen  des  Nie.  Ver- 
gara  ausgeführt  hatte. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 93.  — D a v i 1 - 
1 i e r,  Orfcvr.  S.  245 — 46.  M.  v.  B. 

Barois,  Bonaventurc,  französ.  Bild- 
hauer, 1878 — 82  als  Mitglied  der  Pariser  Acad. 
de  Saint-Luc  aufgeführt. 

Revue  univers.  des  arts  1861,  p.  333.  S.  Larni. 

Barois,  s.  auch  Barrois. 

Barolet,  s.  Barralet. 

Baron,  Sänftenmaler  in  Montpellier,  erste 
Hälfte  des  18.  Jahrh. 

Gazette  d.  beaux-arts.  XXII.  1867  p.  181.  H.  V. 

Baron,  Fayenccmaler  in  Rennes,  18.  Jahrh. 
Es  gibt  mit  „Baron  1775“  bczeichncte  Ar- 
beiten von  ihm,  welche  ein  reines  Mangan- 
violctt  zeigen  und  häufig  mit  einem  liegenden 
Schaf  verziert  sind. 

Jacnnicke,  Grundr.  d.  Keramik.  1879.  p. 
545.  — Gazette  d.  beaux-arts.  XVIII  1865  p.  169, 
170  (hier  fälschlich  1675  statt  1775).  H.  V. 

Baron,  Abel  Francois,  kam  1663  als 
Schüler  in  die  Haager  „Confrerie",  wird  aber 
schon  1658  dort  erwähnt  (Notiz  von  Dr. 
Brcdius). 

Obrcc  ns  Archief  V 147.  E.  IV.  Mors. 

Baron,  Balthazarjean,  s.  Baron,  Jean. 

Baron,  Bemard,  französ.  Stecher  und 
Radierer,  geh.  i.  J.  1696  in  Paris,  f am  24.  1. 
1762  (nach  anderen  1766)  zu  London,  Schü- 
ler und  Schwiegersohn  von  Nicolas  Tardieu, 
war  in  Paris  und  in  London  tätig. 


Er  stach  zahlreiche  Porträts  für  den  Lon- 
doner Verleger  Boydell,  darunter:  Karl  I. 
im  Kreise  seiner  Familie  nach  van  Dyck ; 
Robert,  Earl  of  Carnarvon  und  seine  Ge- 
mahlin nach  van  Dyck  usw.  Ferner  stach  er 
mehrere  Blätter  nach  Watteau:  l’Amour  pai- 
sible;  les  Com6dicns  italicns;  l’Accord  par- 
fait:  les  deux  Cousines;  a villagc  ploundcred 
by  the  Enemy ; the  Country-People’s  Revenge. 
Auch  für  die  Sammlung  Crozat  war  er  mit- 
beschäftigt und  stach  13  Vignetten  nach  Wot- 
ton  und  Kent  für  die  Fabeln  des  M.  Gay, 
London  1727. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  — Meyer,  Kstlerlex. 
III.  — Portalis  et  B6raldi,  Les  Graveurs 
du  ISe  siede.  — Invcnt.  gen.  d.  rieh,  d'art  Paris, 
Monum.  civ.  I 141.  P.  A.  Lemoisne. 

Baron,  Claude,  Kupferstecher,  gcb.  1738 
zu  Paris,  Schüler  von  Le  Bas.  Er  hat  nur 
einige  ziemlich  unbedeutende  Arbeiten  hintcr- 
lassen,  darunter  83  Blätter  für  Buffons  Natur- 
geschichte nach  de  Seve,  ferner  einige  Por- 
träts nach  zeitgenössischen  Meistern. 

Portalis  ct  B e r a 1 d i,  Les  Graveurs  du 
XVIIIe  siede.  1880  I 97  (hier  einige  Arbeiten 
aufgeführt).  //.  V. 

Baron,  Claude  Jean  Accary,  Archi- 
tekt, geb,  1783  in  Paris,  Schüler  von  Labarre. 
Er  erhielt  1812  den  zweiten  akademischen 
Preis  und  wurde  später  Inspectcur  des  tra- 
vaux  de  la  ville  de  Paris.  Das  College  Saint- 
Louis  und  ein  Teil  der  Gefängnisse  in  Paris 
wurden  von  ihm  erbaut. 

Gäbet,  Dict.  — Belller- Auvray,  Dict. 
gdn.  — Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baron,  Denis-Guillaumc,  Maler,  1765 
bis  71  in  Besanqon. 

G a u t h i e r,  Dict.  d.  artist.  franc-comt. 

Baron,  Dominique,  Genre-  und  Land- 
schaftsmaler in  Toulouse,  später  in  Paris,  geb. 
in  Toulouse,  stellte  in  den  Pariser  Salons 
1842 — 1881  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  u.  Suppl. 

H.  V. 

Baron,  Emile,  Gcnremaler  (Aquarell)  in 
la  Turballe,  gcb.  in  Paris,  Schüler  von  Mac- 
Henry  und  Ingres,  stellte  in  den  Salons  1870 
und  1878  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.,  Suppl. 

H.  V. 

Baron,  Enrico,  span.  Bildhauer  in  Rom, 
wo  er  um  1890  als  Pensionär  der  span.  Aka- 
demie 2 Hochreliefkompositionen  aus  dem 
Leben  des  hl.  Joseph  ausführte  als  Predcllen- 
stücke  für  den  1S90  nach  dem  Entwürfe  des 
Architekten  G.  Sacconi  vollendeten  Altar  der 
Cappella  di  S.  Giuseppe  in  der  Basilika  zu 
Loreto. 

Nuova  Rivista  Misena  III  (1890)  90. 

M.  Morici. 

Baron,  F.,  Prospektmalcr  und  Stecher  zu 
Potsdam  um  1775.  Von  ihm  gestochen:  Drei 
Prospekte  der  Stadt  Potsdam.  Nach  eigener 
Zeichnung. 

F ü s s 1 i,  Kstlerlex.  II.  H.  V. 


514 


Baron 


Baron,  G u i 1 1 a u m e,  Maler  von  Mont- 
pellier, war  1498  bei  den  Lcichenfeicrlichkeiten 
für  Karl  VIII.  tätig. 

Berard,  Dict  biogr.  d.  artistes  frang.  H.  V. 

Baron,  Henri  Charles  Antoine,  fran- 
zös.  Maler,  gcb.  am  23.  6.  1816  in  Besangon, 
t am  13.  9.  1885  in  Genf,  Schüler  seines 
Landsmannes  Jean  Gigoux,  debütierte  im  Pa- 
riser Salon  1S40  mit  einem  Interieur  de  sculp- 
tcur  und  Villa  dans  le  pays  latin  und  ließ  sich 
nach  einer  mit  seinem  Lehrer  unternommenen 
langen  Reise  durch  Italien  in  Paris  nieder.  Er 
malte  leuchtend  farbige,  bisweilen  etwas  ma- 
nierierte Genreszenen  (auch  zeitgenössische 
Sittenbilder)  in  öl  und  Aquarell;  seine  Mal- 
weise ist  temperamentvoll  und  elegant  und 
wirkt  reizvoll  durch  sprühende  Farben.  Be- 
sonders in  Mode  waren  seinerzeit  seine  Aqua- 
rellbilder. Seine  Hauptwerke  waren  im  Pa- 
riser Salon  in  folgenden  Jahren  ausgestellt: 
L’enfance  de  Ribcira  (1841) ; Une  sieste  en 
Italie  (1842) ; Les  oies  du  frerc  Philippe 
Balducci  (dies  Bild  sein  erster  großer  Erfolg, 
1845)  ; A.  dcl  Sarto  peignant  la  madone  dans 
le  cloitre  de  l’Annunziata  ä Florencc  (1847)  ; 
Un  printemps  de  Toscane  und  Enfant  vendu 
par  des  pirates  (1848) ; Les  noccs  de  Ga- 
machc  (1849.1 ; 3 Supraporten  (Le  Bouquet, 
Le  Toücher,  l’Ouie)  für  das  Ministerium  des 
Innern  und  Les  vendanges  cn  Romagne  (1856, 
Pariser  Weltausst.) ; La  fete  de  St.  Luc  ä 
Venise  (1859) ; Retour  de  chasse  (1801) ; 
Tir  ä l’arc  en  Toscane  (18641.  Dieses  Ge- 
mälde war  dann  auf  der  Pariser  Weltausst 
1867  zugleich  mit  dem  schon  genannten  La 
fete  de  St.  Luc.  Ferner  waren  im  Salon  aus- 
gestellt: Le  Benitier  et  Fete  officielle  aux 
Tuileries  pendant  l'exposition  univers.  de  1867 
(Aquarell,  1868)  ; Les  Patincurs  (1870)  ; Le 
vieux  fou  de  son  Altesse  und  Son  Eminence 
chez  ses  neveux  (1874)  ; Bebe  (1878).  — Seit 
1879  beteiligte  er  sich  auch  an  den  Ausstel- 
lungen der  Societe  des  Aquarcllistes  frangais. 
Außerdem  zeichnete  er  für  illustrierte  Publi- 
kationen und  illustrierte  zahlreiche  Werke 
gemeinsam  mit  Johannot,  Frangais,  C.  Nan- 
teuil.  Treffliche  Lithographien  schuf  er  nach 
seinen  eigenen  Jugendwerken  (L’enfance  de 
Ribeira,  L’Empirique,  Condottieri,  Une  sieste 
en  Italie,  Les  oies  du  frere  Philippe,  La  Sou- 
brette, Le  madrigal  etc.)  sowie  nach  Gemäl- 
den von  Couture,  P.  Huct  und  Lelcux.  1847, 
48,  55  und  67  wurde  B.  in  Paris  durch  Me- 
daillen ausgezeichnet.  Gemälde  von  seiner 
Hand  befinden  sich  in  den  öffentlichen  Gale- 
rien zu  Besangon  (Les  noces  de  Gamache), 
Chantilly  (Chantilly  au  16«  si£cle.  „La 
Peche“),  Genf  (Joucur  de  mandolinc  und  das 
Aquarell  „Le  cerf-volant“),  Paris,  Luxem- 
bourg-Museum (Les  vendanges  en  Romagne 
und  Fete  officielle  aux  Tuileries  pendant 
l’Exposition  universelle  de  1867,  aquarelle). 

Caz.  des  B.-Arts  V 62,  241,  VI  110,  265,  VIII 


57,  113  f.,  XI  55,  XVI  175.  — Bellicr-Au- 
vray,  Dict.  g6n.  des  artistes  u.  Supplement.  — 
B e r a 1 d i,  Les  graveurs  du  XIXe  siicle.  — 
L’Artiste,  passim  (Reproduktionen  der  Haupt- 
werke B.s).  — Chronique  des  Arts  3.  10.  1885. 

— La  Grande  Encyclopedie.  E.  V. 

Baron  (Baronius,  auch  Tolosano  genannt), 

Jean,  französ.  Kupferstecher,  geb.  in  Tou- 
louse 1631  (nach  anderer  Version  1616),  be- 
gab sich  frühzeitig  nach  Rom,  wo  er  bis  zu 
seinem  Tode  blieb.  Er  arbeitete  dort  unter 
der  Leitung  und  in  Gemeinschaft  mit  Com. 
Bloemaert.  Seine  Stiche  zeigen  eine  sorg- 
fältige, aber  etwas  trockene  Behandlung. 
Sein  99  Blätter  umfassendes  Werk  ist  bei 
Le  Blanc,  Manuel  I,  aufgeführt;  cs  behan- 
delt namentlich  religiöse  Vorwürfe  und  Por- 
träts berühmter  italien.  Künstler  (Folge  von 
67  Bildnissen.) 

Marictte,  Abecedario  I 71.  — Meyer, 
Kstlerlcx.  III.  J.  Guiberl. 

Baron,  Jean,  Maler  in  Montpellier,  um 
1733/34,  nur  urkundlich  bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  2«  Serie.  IV 
1883  p.  306.  II.  V. 

Baron,  Jean,  Bildhauer,  geb.  in  Angers, 
f vor  1770,  nur  urkundlich  bekannt. 

C.  Port,  Artistes  angevins.  1881.  H.  V. 

Baron,  Jean  (eigentlich  Balthazar  Jean  B.), 
französ.  Seidenfabrikant  und  Radierer,  geb. 
am  14.  7.  1788  zu  Lyon,  t am  24.  0.  1869 
ebendaselbst.  Er  lernte  ohne  Lehrer  Zeich- 
nen und  begann  mit  einigen  Lithographien 
und  widmete  sich  dann  um  1826  der  Radie- 
rung. Seine  Geschäftsreisen  nach  Paris  be- 
nutzte er  dazu,  im  Walde  von  Fontainebleau 
zu  zeichnen;  außerdem  bereiste  er  ganz 
Frankreich  und  besuchte  Ulyrien.  Anfangs 
stand  er  als  Radierer  völlig  unter  dem  Ein- 
flüsse seines  Landsmannes  de  Boissieu,  von 
dem  er  sich  jedoch  dank  den  Ratschlägen 
des  Pariser  Radierers  E.  B16ry  befreite.  Sein 
radiertes  Oeuvre,  von  dem  sich  in  der  Biblio- 
thek des  Palais  des  Arts  zu  Lyon  eine  Samm- 
lung befindet,  umfaßt  178  in  den  Jahren  1820 
bis  1868  entstandene  Radierungen  meist  klei- 
nen Formates  (viele  davon  nur  in  Visiten- 
kartengröße). Mit  wenigen  Ausnahmen  sind 
cs  Landschaftsdarstellungen,  und  zwar  meist 
in  Radierung;  nur  eine  kleine  Anzahl  von 
Blättern  ist  in  Vernis-mou-Technik ; 89  Blatt 
zeigen  Ansichten  aus  Lyon  oder  dem  Lyon- 
nais. Sic  sind  signiert:  J.  B.  (getrennt  oder 
im  Monogramme),  — B.  J.  B.,  — Baron  fccit., 

— J.  Baron  fecit.,  — B.  J.  Baron  fecit.  — Er 
zeigt  in  ihnen  echtes  Naturgefühl  und  eine 
klare,  schlichte  und  sichere  Zeichnung.  Die 
Bäume,  die  er  mit  Geschicklichkeit  und  Leich- 
tigkeit wiedergibt,  sind  sein  Licblingsmotiv, 
während  er  in  den  Staffagefiguren  fast  immer 
unbeholfen  erscheint.  Häufig  kommt  er  de 
Boissieu  in  der  Kraft  und  im  Effekt  nahe. 
Als  seine  besten  Blätter  sind  zu  nennen:  Les 
aqueducs  du  vallon  d’Ecully  (1830),  L’Ile 


SIS  33* 


Baron 


Barbe  (1831),  Tuilerie  a Rochecardon  (1836), 
Bois  ä Yzcron  und  Les  chataignicrs  ä Yzcron 
(1846), Vuc  de  Franchevillc(1849).  Sein  künst- 
lerischer Nachlaß  enthielt  Zeichnungen  in 
Feder-,  Bleistift-,  Tusch-  und  Sepia-Technik 
sowie  Aquarelle.  In  Paris  hat  er  1833,  1805 
und  1806,  in  Lyon  1851 — 52  und  1858  aus- 
gestellt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Le  Blanc,  Manuel. 
— Nagler,  Monogr.  III,  No.  1934.  1982.  — 
L’oeuvre  de  Baron  aquafortiste  (Kopie  des  von 
M.  Chatelain  aufgcstclltcn,  123  Nummern  um- 
fassenden Baronschen  Oeuvre- Katalogcs  in  der 
Bibliothek  des  Palais  des  Arts  zu  Lyon).  — C h. 
Fraissc  in:  Le  Salut  public  de  Lyon  30.  8. 
1869.  — Gaz.  d.  B.-Arts  XIX  84.  — Catalogue 
de  la  Collection  Agassis  (Lyon  1891).  — A. 
B 1 e t o n in  Revue  du  Lyonnais  1899,  I 385. 

E.  V. 

Baron,  Martin,  poln.  Maler,  gcb.  am  Ende 
des  16.  Jahrh.  in  Jaroslaw  (Galizien),  dann 
wahrscheinlich  in  Deutschland  tätig.  Er 
malte  Heiligenbilder,  nach  welchen  Peter 
Ovcradt  in  Köln  zwei  in  den  Jahren  1605  und 
1606  gestochen  hat,  den  hi.  Stanislaus  Kostka 
und  den  hl.  Hyazinth  darstellend.  Weitere 
Nachrichten  über  ihn  fehlen  gänzlich. 

Sancti  ct  Sanctac  Poloniae  (seltene  Ausgabe 
in  der  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel).  — Rasta- 
wieck i,  Stownik  mal.  polskich  III  126. 

Dr.  Georg  Graf  Mycielski. 

Baron,  Paul,  französ.  Maler,  geb.  am  11. 
11.  1827  zu  Givry  (Saönc  et  Loire),  Schüler 
der  Ecole  des  B.-Arts  zu  Lyon  1846 — 1852 
unter  der  Leitung  Bonnefonds.  Er  scheint 
in  der  dortigen  Kunstausstellung  1855 — 56  de- 
bütiert zu  haben  mit  einem  Gemälde  „Le  Vin“. 
Er  hatte  einen  Namensvetter.  Nach  seiner 
Übersiedelung  nach  Paris  beschickte  er  die 
dortigen  Salonausstcllungcn  mit  Gemälden, 
wie  Le  Parasol  und  Portrait  de  Femme 
(1859),  Mariage  mystique  de  Ste.  Catherine 
(1865,  dasselbe  1867  in  Lyon  ausgestellt  zu- 
sammen mit  dem  Genrebilde:  Depart  pour  la 
Promenade  und  mit  2 Porträts),  L’Amour 
desarme  (1868),  Odalisque  (1870). 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen.  des  Artistes. 

Baron,  Stephane,  französ.  Maler,  gcb. 
um  1830  in  Lyon  als  Sohn  des  Radierers  Bal- 
thazar  Jean  B.,  Schüler  seines  Vaters,  dann 
seit  1853  des  Leon  Cogniet  in  Paris,  debü- 
tierte im  Lyoner  Salon  1851  mit  seinem  Selbst- 
bildnis und  mit  einem  Fruchtstück  und  be- 
schickte diese  Ausstellungen  auch  weiterhin 
mit  Stillebcn,  Landschaften  und  Porträts.  Im 
Pariser  Salon  stellte  er  zum  1.  Male  1853  aus, 
und  zwar  ein  von  der  Kritik  erwähntes  Ge- 
mälde: Le  Fou,  dem  er  dann  eine  Reihe  tem- 
peramentvoller und  origineller  Historien-  und 
Genrebilder  sowie  einige  Landschaften  und 
Sccstückc  folgen  ließ.  Genannt  seien  noch 
die  Gemälde:  Le  doute  de  Faust  und  Episode 
des  massacres  de  Merindo!  cn  1510  (Salon 
de  Paris  1857)  und  ebenda:  Rolla  (1859), 


Un  reve  d’amour  (1861),  L’enfance  de  Ju- 
piter (1865),  Mariage  de  raison  (1867),  Bar- 
ques  cn  perdition  ä Capri  (1868),  La  Come- 
dic  de  l’Amour  (1869),  Retour  de  la  fontaine, 
Golfe  de  Naplcs  (1870),  Joueur  de  guitare  de 
la  vieille  Espagnc  (1875),  Unc  consultation 
(1879),  La  Tragedie  (dekoratives  Panncau 
für  das  Theater  zu  Beifort  (1880).  Seit  1863 
malte  er  in  Aquarell  eine  Anzahl  trefflicher 
Kopien  nach  Gemälden  Raffaels,  Tiepolos, 
Murillos  und  Velazquez’  in  den  Galerien  zu 
Madrid  und  Sevilla,  sowie  nach  Watteaus 
„Embarquement  pour  Cythere  (Salon  de  Pa- 
ris 1882).  Für  seine  Aquarcllkopicn  nach 
Velazquez  erhielt  er  im  Pariser  Salon  1863 
eine  „mention  honorable“.  Als  Radierer  hat 
er  einige  Reproduktionen  nach  Gemälden 
spanischer  und  italienischer  Meister  veröffent- 
licht 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes 
u.  Supplement.  — Gaz.  des  B.-Arts  IV  186.  — 
Nouv.  Archivcs  de  l’Art  frangais,  scr.  III,  voU 
III.  — A.  Thiers,  Grande  Encyclopcdie.  E.  V. 

Baron,  Theodore,  bekannter  belgischer 
Landschaftsmaler,  Direktor  der  Akademie  in 
Namur,  geb.  in  Brüssel  1840,  f am  4.  9.  1S99 
in  Saint-Servan  bei  Namur,  war  Schüler  von 
de  la  Charlerie  u.  L.  Dubois.  Sein  Lieb- 
lingsthema wurde  die  Dünenlandschaft  und 
die  Ufer  der  Maas,  meist  in  ernster,  melan- 
cholischer Stimmung.  Sein  echt  künstleri- 
sches Schaffen  blieb  nicht  ohne  Einfluß  auf 
die  moderne  belgische  Landschaftsmalern 
(Rosseels,  Crabccls,  Hymans),  und  er  kann 
als  der  Begründer  der  sogen.  Grijze  School 
(Ecole  grise,  1865—76)  angesehen  werden. 
Gemälde  von  ihm  besitzen  die  Museen  von 
Brüssel,  Antwerpen,  Mons,  Lüttich,  Namur, 
sie  finden  sich  auch  häufig  im  Privatbesitz 
z.  B.  in  Brüssel,  wie  die  retrospektive  Aus- 
stellung L’Art  Beige  in  Brüssel  im  Sommer 
1905  zeigte;  als  sein  Meisterwerk  ist  „Die 
Maas  bei  Profondeville“  (Mus.  in  Antwerpen) 
zu  betrachten. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  32.  — Chronique  des 
arts  1899  p.  269  (Nekrolog).  — Catal.  ill.  de 
l’Exposition  retrosp.  de  l’Art  Beige  1905.  — M. 
Des  Ombiaux,  Th.  Baron,  lc  peintre  de  la 
Meuse  (in  der  Wallonia  1902  p.  209).  — E.  Pi- 
card, A la  memoire  de  Th.  Baron  (im  Art  mo- 
derne 1902,  278).  — Lemonnicr,  l.’Ecolc 
beige  de  pcinture  1906.  Pol  de  Mont. 

Baron,  Vincent-Alfred,  französ.  Bild- 
hauer und  Medailleur,  gcb.  am  11.  6.  1820 
in  Meximicux  (Ain).  Ausgebildet  seit  1837 
an  der  Ecole  des  B.-Arts  zu  Paris  unter  Ra- 
• mey  und  Jacquot,  stellte  B.  1849 — 61  im  Pa- 
riser Salon  eine  Anzahl  Bildnismcdaillen  aus, 
unter  denen  diejenigen  des  Schauspielers  De- 
burcau  und  des  Generals  Comte  Boutourlin 
besonders  hervorgehoben  zu  werden  verdie- 
nen. Seit  1841  hatte  sich  B.  außerdem  am 
Pariser  Conservatoire  zum  Schauspieler  aus- 
bilden lassen  und  als  solcher  an  den  Pariser 


516 


Baron  — Baroncelli 


Theatern  Odeon,  Ambigu,  La  Gaite  und  Porte 
St.  Martin  mit  Erfolg  die  Bühne  betreten. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes. 

5.  Lami. 

Baron,  s.  auch  Barone,  Baroni  u.  Barron. 

Baroncelli,  Antonio  di  Niccolö,  da 
Firenze,  Holzschnitzer,  Sohn  des  Niccolö 
di  Giovanni  B.  (genannt  Nicolö  dal  Cavallo), 
erhält  laut  Vertrag  vom  20.  3.  1461  Bezahlung 
für  eine  in  die  Sakristei  der  Kathedrale  zu 
Ferrara  gelieferte  Holzschnitzerei,  darstellend 
Gott-Vater  und  zwei  Engel. 

C i 1 1 a d e 1 1 a,  Notize  relative  a Ferrara  63. 

H.  V. 

Baroncelli,  Carlo,  Bronzegießer  u.  Archi- 
tekt von  Florenz,  um  1440,  Sohn  des  Nicolö 
„dal  Cavallo",  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  II  87) 
erwähnt  H.  V. 

Baroncelli,  G i o v.  Franc.,  Maler  in  Turin, 
um  1672  (nach  Zani,  III  87),  nur  bekannt 
durch  den  von  G.  Tasniere  nach  ihm  gestoche- 
nen Entwurf  der  Schauseite  für  den  kgl.  Jagd- 
hof daselbst  und  die  Zeichnung  eines  Feuer- 
werks, von  Gius.  Abbiati  gestochen. 

Heinecken,  Dict.  d.  Artistes.  1788.  II.  — 
O 1 1 1 e y,  Noticcs.  H.  V. 

Baroncelli,  Giovanni  di  Niccolö,  s. 
folgenden  Artikel. 

Baroncelli,  Nicolö  di  Giovanni  (gen. 
Nicolö  dal  Cavallo),  Bildhauer  und  Bronze- 
gießer aus  Florenz,  nach  Vasari  Schüler  des 
Brunelleschi.  Schon  früh  siedelte  er  mit  sei- 
ner Familie  nach  Ferrara  über,  wo  er  sein 
ganzes  Leben  im  Dienste  des  Lionclio  d’Este 
zubrachte.  Im  Aufträge  des  letzteren  schuf 
er  1443  für  S.  Maria  degli  Angeli  (am  Pa- 
lazzo di  Bclfiore)  eine  Exvoto-Figur  aus  be- 
maltem Wachs,  darstellend  einen  lebensgros- 
sen Falkonier  mit  zwei  Jagdfalken,  und  1445 
für  die  Cappella  di  Corte  die  Wachsmodelle 
zu  6 Engelfiguren,  die  1446  in  Kupfer  gegos- 
sen, ziseliert  und  von  Michele  Ongaro  ver- 
goldet wurden.  B.  erhielt  für  diese  Engcl- 
figuren  einen  Lohn  von  237  Lire  marchcsine 
und  10  Soldi  ausgezahlt,  war  jedoch  mit  die- 
ser Bezahlung  nicht  zufrieden.  1444  faßte 
Lionello  den  Plan,  Nicolö  III  d’Este  (1398 — 
1441  Regenten  von  Ferrara)  ein  Reiterstand- 
bild zu  errichten,  und  beauftragte  die  Bild- 
hauer Nie.  Baroncelli  und  Ant.  di  Cristoforo 
(gleichfalls  Schüler  des  Brunelleschi)  mit  der 
Herstellung  von  Konkurrenzmodellen.  Da 
beider  Modelle  von  den  Schiedsrichtern  — 
darunter  Leon  Battista  Alberti  — einander 
ebenbürtig  befunden  wurden,  erhielten  die 
Konkurrenten  den  Auftrag  zu  gemeinsamer 
Ausführung  des  Monumentes.  Wahrschein- 
lich übernahm  jedoch  Baroncclli  speziell  die 
Ausführung  des  Rosses,  da  er  von  da  an  — 
ebenso  wie  sein  Gehilfe  Domcnico  di  Paris  — 
den  Beinamen  „dal  cavallo“  führte.  Das  Mo- 
nument fand  so  großen  Beifall,  daß  Borso 
d’Este  sich  entschloß,  noch  bei  Lebzeiten  sich 
ein  ähnliches  Reiterstandbild  setzen  zu  lassen 


und  bereits  am  1.  9.  1451  Baroncelli  die  Aus- 
führung übertrug.  Dieser  starb  jedoch  be- 
reits zwischen  dem  24.  und  29.  10.  1453,  so- 
daß  das  Borso-Monument  von  seinem  Sohne 
Giovanni  B.  unter  der  Mitwirkung  des  Do- 
mcnico di  Paris  u.  zahlreicher  anderer  Bild- 
hauer (der  Mehrzahl  nach  Florentiner)  voll- 
endet werden  mußte.  Das  Denkmal  des  Ni- 
colö III  wurde  am  Himmelfahrtstage  1461 
enthüllt,  dasjenige  des  Borso  d’Este  1454  und 
zwar  vor  dem  Palazzo  della  Ragione.  Von 
dort  wurden  beide  Monumente  1472  auf  den 
Platz  vor  dem  Hauptportale  des  Palazzo 
Estense  versetzt.  Bereits  1532  durch  eine 
Feuersbrunst  beschädigt,  wurden  sie  schließ- 
lich 1796  durch  die  Republikaner  völlig  ver- 
nichtet. — Für  die  Cappella  di  Corte  hatte  B. 
1447  zwei  weitere  Engclfiguren  gegossen. 
Gleichzeitig  arbeitete  er  an  einer  Madonna 
und  einem  Johannes  d.  T.,  für  die  er  1448 
Zahlung  erhielt;  dann  1450 — 53  an  den  5 
Bronzestatucn,  die  er  im  Aufträge  des  Bi- 
schofs von  Ferrara  für  den  dortigen  Dom 
auszuführen  hatte.  Und  zwar  vollendete  er 
selbst  mit  seinem  Sohne  Giovanni  den  ge- 
kreuzigten Christus  zwischen  Maria  und  Jo- 
hannes, während  die  Statuen  der  Heiligen 
Georg  und  Mauritius  von  seinem  Sohne  Gio- 
vanni unter  Mitwirkung  des  Domenico  di 
Paris  geschaffen  wurden.  Diese  bis  heute  er- 
halten gebliebenen,  überlebensgroßen  Bronze- 
statucn des  Domes  zu  Ferrara  sind  die  einzi- 
gen Bildwerke,  die  mit  Sicherheit  als  Ar- 
beiten B.s  betrachtet  werden  können.  Ob- 
wohl sich  B.  hier  als  ein  ziemlich  mittelmäßi- 
ger Künstler  bekundet,  wurden  früher  ver- 
schiedene Meisterschöpfungen  Donatellos  ihm 
zugeschrieben,  wie  z.  B.  die  beiden  Büsten  des 
Ludovico  III  Gonzaga  im  Berliner  Museum 
und  in  der  Sammlung  Andre  zu  Paris;  ja 
sogar  die  Bronzestatuetten  am  Santo-Altare 
zu  Padua  galten  ehemals  als  Arbeiten  des 
Nicolö  B. 

Vasari-Milanesi,  II  380.  — Gua- 
1 a n d i,  Mem.  orig.  ital.  IV  33 — 18;  V 178 — 183. 

— C i 1 1 a d e 1 1 a,  Not.  relat.  a Ferrara  (1864) 
p.  46—49,  74,  100,  415—422,  068;  Docum.  ed 
Illustr.  ctc.  Fcrrar.  (1868)  p.  21,  221.  — Gru- 
yer,  L’art  Fcrrarais  (1897)  I 42,  62,  287,  301, 
309,  475,  510-517,  559,  593,  601;  II  507.  — 
Gaz.  des  B.-Arts  1°  p<5r.,  XXV  314,  318;  Ile 
p6r„  XXV  234;  XXVII  78;  Ille  p6r„  VI  184. 

— Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  IV  414.  — L’Arte 

1904  p.  158.  — Arte  ital.  decor.  e industr.  III 
85.  G.  de  Nicola. 

Baroncelli-Javon,  Henriette  - Marie 
de  Chazclles  marquise  de,  f ranzös. 
Malerin,  gcb.  im  April  1845  auf  Schloß  Belle- 
Cötc  bei  Nimes,  t am  1-  8.  1906  zu  Avignon. 
Seit  1884  beschickte  sie  den  Pariser  Salon  de 
Ia  Soc.  des  Art  franqais  mit  fein  ausgeführ- 
ten, harmonisch  und  vornehm  wirkenden  Mi- 
niaturporträts, unter  denen  besondere  Erwäh- 
nung verdienen  diejenigen  des  Comte  de 
Chambord,  der  Comtesse  d’Eu,  des  Kaisers 


517 


Baroncini  — Baroni 


Dom  Pedro  von  Brasilien,  des  Dichters  Fre- 
d£ric  Mistral  (1891)  etc.  E.  V. 

Baroncini,  V i n c c n z o,  Bildhauer,  geh.  in 
Brescia,  tätig  um  die  Mitte  des  18.  Jahrh. 
Er  arbeitete  mehrere  Statuen  für  die  Kirche 
S.  Martino  zu  Alsano. 

Meyer,  Kstlerlcx.  III.  H.  V. 

Baroncz  (Barqcz),  Tadeusz  von,  Bild- 
hauer, geh.  in  Lemberg  1849,  stammt  aus 
einer  polnisch-armenischen  Familie.  Schüler 
der  Krakauer  Kunstschule  und  der  Münchener 
Akad.  Nach  2jähr.  Aufenthalte  in  Italien 
und  Wien  machte  er  sich  in  seiner  Vaterstadt 
selbständig,  wo  er  1905  starb.  Sein  nam- 
haftestes Werk:  Sobicski-Dcnkmal  in  Lem- 
berg (1898).  Außerdem  modellierte  er  viele 
Bildnisse  und  einige  kleinere  Denkmäler  für 
galizische  Provinzstädte.  Zeichnet  sich  durch 
gewandte  Kompositionsgabc  aus. 

Intern.  Kst-Ausst.  Berlin  1891  p.  212.  — 
Swieykowski,  Pamictnik  p.  196,  262.  — W. 
Encyklopedya  Illustr.  VI  p.  926.  Z.  Batowski. 

Barone,  Andrea,  italien.  Bildhauer,  fer- 
tigte 1544  eine  Statue  der  hl.  Helena  für  den 
Dom  zu  Palermo. 

Filangieri,  Indice  degli  artcfici  1891  I. 

H.  V. 

Barone,  s.  auch  Baron  u.  Baroni. 

Baroni,  Andrea,  wenig  bedeutender  Ma- 
ler, geb.  in  Bologna,  tätig  daselbst  von  1620 
bis  1650,  Lehrer  Lorenzo  Pasincllis. 

C r e s p i,  Vite  de’  Pittori  Bolognesi  non  de- 
scritte  nella  Fclsina  Pittrice.  p.  130,  131.  — 

Meyer,  Kstlerlcx.  H.  V. 

Baroni  (Barone),  Antonio,  gen.  Ba- 
roni il  vecchio,  Maler  zu  Verona,  um 
1650 — 1670  tätig,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III 
88)  erwähnt.  H.  V. 

Baroni,  Antonio,  gen.  Baroni  il  gio- 
v a n e,  Maler,  geb.  zu  Verona  1678,  f daselbst 
1744,  nach  Zani  (Enc.  met.  III  88)  vielleicht 
Sohn  des  Vorigen.  Er  machte  seine  ersten 
Studien  in  Verona  unter  Simone  Brcntana  und 
ging  dann  nach  Bologna  in  die  Schule  des 
Marcant.  Franceschini.  In  seine  Vaterstadt 
zurückgekchrt,  malte  er  daselbst  für  das  Re- 
fektorium des  Klosters  Deila  Caritä  eine 
Szene  aus  dem  Leben  des  hl.  Gualfardo  Gui- 
dotti,  für  die  Kirche  S.  Biagio  ein  Opfer 
Abrahams.  — D.  Zannandreis  führt  noch  eine 
Reihe  anderer  Werke  auf. 

Dal  Pozzo,  Le  Vite  de’  Pittori  etc.  Vero- 
nesi  p.  198.  — Meyer,  Kstlerlcx.  — D.  Zan- 
nandreis, Le  Vite  dei  pitt.  etc.  Veroncsi  (ed. 
Biadego  1891)  p.  343.  H.  V. 

Baroni,  Bartolommeo,  Bildhauer  von 
Vicenza,  18.  Jahrh.,  nur  bei  Zani  (Enc.  met. 
III  89)  erwähnt.  //.  v. 

Baroni,  Bernardino,  Maler  zu  Siena  um 
1630.  Von  ihm  u.  a.  in  der  Kirche  der  Cer- 
tosa vor  der  Porta  Romana  daselbst  die  Al- 
tartafel mit  der  Himmelfahrt  der  Maria 
(früher  Prozessionsfahne  der  Kirche).  Eine 
Madonna  in  der  Wolkenglorie  mit  den  h. 
Bcrnard  u.  Catarina  in  der  Kirche  in  S.  Nic- 


colö  a Maggiano  (Commune  dcllc  Masse  dcl 
Terzo  di  S.  Martino). 

Romagnoli,  Ccnni  storico-artistici  di  Siena. 
1840.  p.  84,  99,  114.  — Meyer,  Kstlerlex.  — 
Brogi,  Inv.  gen.  d.  Prov.  di  Siena  1897  p.  215. 

H.  V. 

Baroni,  Bernardino  di  Simone,  Ma- 
ler, geb.  1735  in  Siena,  Todesjahr  unbekannt. 
Er  malte  Altarbilder  für  verschiedene  Kirchen 
seiner  Vaterstadt. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  älterer  Lit.).  H.  V. 

Baroni,  Carlo,  italien.  Kupferstecher  aus 
Mantua,  tätig  in  Rom  um  1761 — 75.  Er  hat 
nach  Rubens  die  Salbung  Sauls  und  nach 
Poussin  (?)  das  Martyrium  der  hl.  Caecilie 
gestochen,  mit  C.  Faucci  zusammen : Acis  und 
Galatea  und  Herkules  als  Kind  die  Schlange 
würgend  nach  Pomp.  Batoni. 

Meyer,  Kstlerlcx.  — C.  d ’A  r c o,  Di  cinque 
valcnti  incisori  Mantovani  (Mantova  1840)  p.  60. 

P.  K. 

Baroni,  C e 1 s o,  Sieneser  Maler  des  18. 
Jahrh.,  von  dem  in  der  Prioria  di  S.  Ansano 
zu  Dofana  und  in  den  Pfarrkirchen  S.  Donato 
zu  Vallcrano  und  S.  Giov.  Evang.  zu  Basciano 
(Prov.  Siena)  Altarbilder  mit  Darstellungen 
der  Madonna  in  der  Wolkengloric  und  mit 
lebensgroßen,  in  Anbetung  knienden  Heiligen- 
figuren erhalten  geblieben  sind. 

F.  Brogi,  Invent  gen.  etc.  della  prov.  di 
Siena  (1897)  p.  85,  351,  374.  • 

Baroni,  Cosimo  de’,  Miniaturmaler  von 
Ferrara,  um  1458 — 1471,  lebte  noch  1475; 
schmückte  1468  „sonetti  e canzoni“  für  den 
Herzog  von  Ferrara  mit  Miniaturen.  Nach 
Cittadclla  (Docum.  ed  illustr.  etc.  Ferrarese. 
Ferrara  1868)  darf  man  ihm  vielleicht  die 
früher  fälschlich  Cosimo  Tura  zugeschricbc- 
nen,  in  der  Bibliothek  der  Certosa  zu  Ferrara 
aufbewahrten  Miniaturen  der  18  Chorbüchcr 
zuweisen,  welche  Herzog  Borso  der  Certosa 
zum  Geschenk  machte,  und  von  denen  ein 
Blatt  das  Datum  1468  trägt. 

Gruyer,  L’art  ferrarais.  Paris  1897,  II  427, 
451.  — Jahrb.  d.  kunsthist.  Sammlgn.  d.  Allerh. 
Kaiscrh.  XXI  182,  190.  H.  V. 

Baroni,  D o m e n i c o,  Maler  in  Bologna,  t 
daselbst  1671.  Für  den  Hauptaltar  der  Kirche 
S.  Giovanni  de’  Fiorcntini  zu  Bologna  malte 
er  Johannes  den  Täufer,  für  das  Oratorium 
derselben  Brüderschaft  mehrere  Wandbilder. 

Crespi,  Vite  de'  Pitt.  Bol.  non  descr.  nella 
Fels,  pittr.  p.  28.  — Pitture  etc.  di  Bologna. 
1782  pp.  122,  197.  H.  V. 

Baroni,  Domcnico,  italien.  Maler,  t uni 
1860  in  Modena,  wo  er  als  Akademielehrer 
tätig  war;  Schüler  des  Pietro  Benvenuti  aus 
Arezzo,  malte  er  hauptsächlich  Genrebilder 
sowie  Szenen  aus  Dantes  „Divina  commcdia“. 

Manfredin  i,  Arti  del  disegno  in  Modena 
(1862)  p.  17.  — G.  Campori,  Lettcre  artist. 
(1866)  p.  483  f.,  500.  N.  Tarchiani. 

Baroni,  Elena,  s.  Baroni,  Giuseppe. 

Baroni,  Francesco,  Glasmaler  aus  Pe- 
rugia, aus  der  Familie  der  Brunacci  stam- 
mend, Mönch  des  dortigen  Bcnediktiner- 


518 


Baroni 


klostcrs  S.  Pietro,  seit  1450  in  Rom  für  Ni- 
colaus V.  tätig.  1446  bekommt  er  vier  Glas- 
malereien für  den  Dom  zu  Orvieto  in  Auf- 
trag, nachdem  er  1443  ein  Fenster  für  Sta. 
Maria  de’  Servi  in  Perugia  geliefert  hatte. 
Am  20.  2.  und  am  30.  3.  1450  erhält  er  Zah- 
lungen für  Glasmalereien  für  den  Neubau  von 
St.  Peter  in  Rom  (weitere  Zahlungen  am  20. 
12.  1451,  29.  12.  1452,  17.  2.  1453).  1453—54 
finden  wir  ihn  mit  seinem  Neffen  Neri  da 
Monte  für  den  Palast  des  Vatikan  beschäftigt. 
1458  ist  ein  Aufenthalt  in  Perugia  bezeugt, 
wo  er  1460  für  sein  Kloster  arbeitete.  1461 — 
63  war  er  Kaplan  von  S.  Costanzo  daselbst. 
Er  ist  begraben  in  S.  Paolo  in  Rom. 

Müntz,  Lcs  arts  ä la  cour  d.  papes,  1878  I 
69,  77,  134 — 38.  — L.  M a n z o n i in  Report,  f. 
Kstwissensch.  XXVI  124,  126,  130  ff.  — Va- 
sa r i - M i 1 a n e s i,  II  530.  — L.  Furai,  II 
Duomo  di  Orvieto  (1891)  p.  108,  194  f.,  207, 
228,  231—235.  H.  V. 

Baroni,  Francesco,  Ornamentbildhauer 
aus  Rovigo,  um  1609,  nur  bei  Zani,  Enc.  mct. 
III  88  erwähnt.  H.  V. 

Baroni,  Giovanni,  Schlachtenmaler  aus 
Sacco  bei  Rovereto,  um  1690  in  Rovereto  tätig, 
erster  Lehrer  und  Vetter  des  G.  A.  Baroni  di 
Cavalcabo  (s.  d.). 

Zani,  Enc.  III  88. 

Baroni,  Giovanni,  Verfertiger  von  Fayen- 
cen zu  Nove  bei  Bassano,  Ende  des  18.  Jahrh. 
Eine  schöne  Vase  von  ihm  mit  feinen  Kopien 
nach  Lebrun  auf  blauem  Grunde  in  der  Samm- 
lung Reynolds  in  London,  bez. : „Fab  Baroni 
Nove“  und  „Bracciano  alle  Dove"  (der  letz- 
tere Name  wohl  den  Maler  bezeichnend). 

Jaennicke,  Grundr.  d.  Keramik.  1879.  p. 
573  (mit  Faksimile  der  Fabrikmarke.  Anhang 
No.  1193).  H.  V. 

Baroni,  Giuseppe,  italien.  Kupferstecher 
aus  San  Giuliano,  tätig  in  Rom  und  Venedig, 
wo  er  1730  starb.  Von  ihm  das  „Joseph  Ba- 
ronius  sculps.“  bezcichnete  Blatt  mit  der  gros- 
sen Regatta  von  1709  nach  Luca  Carlevaris, 
ein  hl.  Ignatius  (bez.  Giuseppe  Baroni)  usw. 
Mit  Dom.  Rossetti  u.  Andrea  Zucchi  arbeitete 
er  an  den  Kupfern  für  „II  gran  teatro  delle 
pitture  e prospettive  di  Venezia“  (das  Titel- 
blatt ist  Iseppo  Baroni  incid.  1720  bez.)  und 
nach  Heinecken  u.  Basan  soll  er  auch  nach 
einer  ganzen  Reihe  italien.  Maler,  wie  Pietro 
Liberi,  Franc.  Maffci,  J.  B.  Piazzetta,  Poussin, 
Pompco  Batoni  usw.  gestochen  haben.  Die 
von  Heineckcn  angeführten  Giuseppe  Baron 
(Dict.  II  153)  und  Joseph  Baroni  (II  159)  sind 
wohl  sicher  identisch.  — Auch  die  Tochter 
des  Giuseppe,  Elena  Baroni,  nennt  Heinecken 
als  geschickte  Kupferstecherin.  *** 

Baroni,  J.  B.,  conte  di  Tavigliano, 
italien.  Kupferstecher,  hat  1758  Juvaras  Ent- 
würfe zur  Kirche  S.  Filippo  Neri  zu  Turin 
in  20  Blättern  herausgegeben. 

Meyer,  Kstlcrlcx.  — Le  Blanc,  Man. 

iJ.  K. 

Baroni,  Paolo,  italien.  Maler  und  Kupfer- 


stecher, tätig  in  Venedig  im  Anfänge  des 
18.  Jahrh.  Sein  Name  findet  sich  auf  einem 
geistreich  radierten  Blatte,  das  die  Enthaup- 
tung eines  Heiligen  darstcllt.  Auf  einer  Ra- 
dierung, die  neun  Musen,  die  einen  Fürsten, 
dessen  Bildnis  oben  in  einem  Oval  erscheint, 
verherrlichen,  findet  sich  ein  Monogramm  aus 
P.  B.,  das  Nagler  Monogr,  IV  2813  auf  B. 
bezieht.  p.  K. 

Baroni  (Baronni),  Paul  Nicole  Fran- 
cois, Maler  aus  Piacenza,  spätestens  seit  1750 
in  Angers  ansässig,  + daselbst  am  12.  2.  1771, 
68jährig.  In  der  Kirche  zu  Chcffcs,  deren 
Chor  und  Schiff  er  ausgcmalt  hatte,  sicht  man 
von  ihm  noch  eine  Taufe  Christi.  In  Angers 
malte  er  in  der  Kapelle  des  Grand-Scminaire 
und  lieferte  zahlreiche  Arbeiten  für  dortige 
Kirchen. 

C.  Port,  Artistcs  angevins.  1881.  H.  V. 

Baroni,  Pietro  di  Nicola,  Maler  in 
Orvieto,  1447  Gehilfe  des  Fra  Angelico  bei 
Ausführung  der  Gewölbefresken  in  der  Cap- 
pella Nuova  des  Domes.  Nach  Fra  Angelicos 
Weggange  (im  Herbst  desselben  Jahres)  er- 
hielt Baroni  noch  bis  1450  fortlaufende  Zah- 
lungen für  Malereien  im  Dom,  ebenso  1458 
für  Ausführung  eines  Madonnenbildes  „in 
prodo“.  Ferner  hatte  er  1470  und  1471  Ma- 
donnenbilder zu  malen  „nella  bottega  di 
piazza“  sowie  in  S.  Sepolcro  fuori  porta  mag- 
giore.  Zum  letzten  Male  findet  er  sich  1489 
als  Mitglied  des  Dombauvorstandes  erwähnt. 

L.  F u m i,  II  Duomo  di  Orvieto  (1891)  p.  367, 
370,  394—397.  • 

Baroni,  S i r o,  Maler  zu  Mantua  um  1750. 
Altartafeln  von  seiner  Hand  in  den  Kirchen 
S.  Andrea  und  S.  Catarina  zu  Mantua. 

C o d d i,  Memorie  biografiche.  — Meyer, 
Kstlerlcx.  H.  V. 

Baroni  di  Cavalcabo,  Gaspare  Anto- 
n i o,  Maler,  geb.  1682  in  Sacco  bei  Rovereto, 
t 1759.  Schon  als  Knabe  verriet  er  große 
Neigung  zur  Kunst,  indem  er  ohne  Anleitung 
Zeichnungen  improvisierte  und  hie  und  da 
sich  selbst  in  der  Freskomalerei  versuchte. 
Den  ersten  Unterricht  gab  ihm  sein  Vetter 
Giovanni  Baroni,  welcher  sich  in  der  Schule 
des  Alessandro  Marchcsini  und  des  Antonio 
Calza  in  Verona  eine  gewisse  Gewandtheit 
im  Malen  erworben  hatte.  Hierauf  schickte 
ihn  sein  Vater  selber  nach  Verona  in  die 
Schule  des  Antonio  Balestra,  mit  dem  er 
bald  nach  Venedig  übersiedcltc.  Hier  ver- 
blieb B.  von  1703  bis  1705,  und  nachdem  er 
hierauf  auf  kurze  Zeit  die  Heimat  besucht 
hatte,  ging  er  1707  dem  Rate  des  Balestra 
folgend  zu  Carlo  Maratta  nach  Rom.  Der 
Tod  seines  Vaters  zwang  ihn  aber  schon  nach 
2 Jahren  wieder  heimzukehren,  um  der  Mut- 
ter in  der  Hausverwaltung  behilflich  zu  sein. 
B.,  der  damals  28  Jahre  zählte,  empfand 
schmerzlich  nebst  dem  herben  Verluste  die 
ihm  aufgenötigte  Unterbrechung  in  seiner 


Baroni  — Baronzio 


Kunsttätigkeit,  aber  kaum  war  sein  jüngerer 
Bruder  Quintilio  herangewachsen,  so  über- 
ließ er  diesem  ganz  die  häuslichen  Sorgen 
und  kehrte  mit  verdoppelter  Energie  wieder 
zur  Malerei,  von  welcher  er  sich  seitdem 
während  seines  langen,  ehelosen,  allein  dem 
künstlerischen  Schaffen  gewidmeten  Lebens 
nicht  mehr  trennte.  Baroni  starb  fast  78jäh- 
rig  in  Villa  Lagarina,  während  er  nahe  daran 
war,  die  Dekorierung  des  Presbyteriums- 
gewölbes der  Pfarrkirche  daselbst  zu  voll- 
enden. 

Dank  dem  unermüdlichen  Eifer  des  genia- 
len Künstlers  gibt  es  heute  noch  kaum  eine 
Kirche  oder  ein  herrschaftliches  Palais  im 
Lagertal,  welche  nicht  von  einem  oder  meh- 
reren Bildern  von  ihm  geschmückt  seien. 
Von  seinen  Werken  verdienen  hauptsächlich 
erwähnt  zu  werden  sechs  große  biblische  Dar- 
stellungen in  der  Kirche  von  S.  Maria  dcl 
Carmine  und  das  Abendmahl  in  S.  Maria 
Lauretana  in  Rovercto,  die  reichen  Fresko- 
malereien der  Pfarrkirche  in  Sacco  und  der 
Dreicinigkcitskirche  daselbst,  das  Bild  mit 
dem  Rosenkranz  und  eine  Madonna  mit  dem 
auf  einem  Kissen  ruhenden  Kinde  in  der  Vin- 
cenzkirche  zu  Isera,  das  herrliche  Altarge- 
mälde, den  Märtyrertod  des  hl.  Stephan  vor- 
stcllend,  in  der  Dekanatskirche  von  Mori,  die 
Jungfrau,  das  Kind  dem  hl.  Anton  von  Padua 
überreichend  in  der  Annunziatakirche  in 
Trient,  etc.  Auch  schmückte  B.  mit  Fresko- 
gemälden das  Gewölbe  des  Trientcr  Domes. 
Leider  aber  gingen  diese  Malereien  infolge 
von  Ablösungen  der  Mauer  großenteils  bald 
zugrunde  u.  mußten  von  L.  d’Origny  erneuert 
werden.  Gelegentlich  des  unlängst  erfolgten 
Umbaues  der  Domkirche  wurden  sie  jedoch 
insgesamt  vernichtet.  Die  einzigen  übrigge- 
blicbencn  Spuren  sind  ein  himmlischer  Vater 
und  ein  Engclskopf,  welche  nun  im  Trientcr 
Kommunalmuscum  aufbewahrt  werden. 

Nebst  einer  reichen  Phantasie  und  einem 
tiefen  Naturgefühl  besaß  B.  eine  genaue 
Kenntnis  der  prospekti sehen  Kunst.  Die  Hal- 
tung seiner  Figuren  ist  edel  und  die  Köpfe 
voll  Begeisterung,  die  Darstellung  des  Nack- 
ten ganz  vortrefflich.  In  seinen  letzten  Jah- 
ren verlor  er  jedoch  den  richtigen  Farben- 
sinn, seine  Pinsclführung  wurde  schwer  und 
unsicher,  und  von  seiner  früheren  Naturtreue 
abweichend  wurde  er  plump  und  geziert. 

Clcmentino  Vannetti,  Notizie  intomo 
al  pittore  Gasparantonio  Baroni  Cavalcabo  di 
Sacco  (Verona  1781,  8°).  — Adamo  Chiu- 
s o 1 e,  Notizie  antichc  e moderne  della  Valle 
Lagarina  c degli  uomini  illustri  della  medesima 
(Verona  17S7,  8°),  p.  212  u.  f.  — Agostino 
P e r i n i,  Statistica  dcl  Trentino  (Trcnto  1852, 
8°),  II  45  u.  f.  — Tirol.  Kstlcrlex.  — Fran- 
cesco Ambrosi,  Scrittori  cd  artisti  trentini. 
2.  Aufl.  (Trcnto  18'J4,  8°)  p.  152  u.  f.  L.  O. 

Baroni,  s.  auch  Baron  u.  Barone. 

Baronino,  Bartolome o,  Architekt  von 


Casal  Monferrato,  geb.  1511,  tätig  in  Rom  seit 
1635  als  Unternehmer  großer  Arbeiten  wie 
Straßenbauten,  Platzanlagen,  des  Baus  des 
Palazzo  des  Duca  di  Castro  usw.  Er  führte 
in  Rom  auch  einen  Brunnen  ans,  den  Vasari 
gezeichnet  hatte.  — B.  wurde  1554  in  Rom 
erstochen.  Man  ehrte  sein  Andenken  durch 
sein  Begräbnis  im  Pantheon  und  Aufstellung 
seiner  Büste  auf  dem  Kapitol. 

Bertolotti,  Artisti  Subalpini  in  Roma, 
Mantova  1884 ; derselbe : Archivio  stör.  art.  etc. 
di  Roma,  I 74  ff.  — G.  M i n i n a,  Di  B.  Baro- 
nino, in  der  Riv.  di  stör.  d.  arte  etc.  d.  provincia 
di  Alcssandria,  IV  (1895)  fase.  9.  •• 

Baronius,  s.  Baron,  Barone  u.  Baroni. 

Baronzio,  Giovanni,  daRimini,  wenig 
bekannter,  aber  zweifellos  erfolgreicher  Ver- 
breiter giottesker  Kunst  in  der  Romagna, 
t vor  1302.  Tonini  erwähnt  seinen  Namen 
mit  einigen  anderen  rimineser  Künstlern  in 
dem  Werke  „Rimini  nella  Signoria  dei  Mala- 
testa“,  als  er  beim  Jahre  1345  auf  das  be- 
kannte Polyptychon  im  Refektorium  der  Mi- 
nori  Conventuali  di  Maccrata  Feltria,  seit 
1861  oder  62  in  der  Galleria  di  Urbino,  hin- 
weist. Cavalcasclle  spricht  ebenfalls  von  dem 
kostbaren  Bild,  dessen  Unterschrift  nicht 
mehr  vollständig  leserlich  ist,  die  aber  ge- 
nügt, um  das  Werk  mit  dem  verloren  ge- 
glaubten zu  identifizieren.  Das  Triptychon 
mit  kleinen  Figuren  auf  Goldgrund  wurde 
in  den  alten  Katalogen  der  Galerie  von  Ur- 
bino dem  Taddeo  Gaddi  zuerteilt,  obgleich  die 
Unterschrift  sagt:  Anno  dni  tnillo  CCCXL 
quinto  tpe  dni  cletntts  pp.  oc.  opus  fecit  Jon- 
ttes  barontius  de  arimino.  Diese  Inschrift 
bei  der  geringen  Anzahl  der  Werke  des  Gio- 
vanni machen  das  Gemälde  doppelt  interes- 
sant. Es  wurde  von  Prof.  Calzini  zuerst  in 
der  Arte  1901  unter  den  wichtigsten  Gemäl- 
den der  Galerie  von  Urbino  publiziert.  Im 
Mittelpunkt  des  Gemäldes  die  Jungfrau  auf 
dem  Thron,  den  zu  ihren  Füßen  stehenden 
Christus  liebkosend,  auf  der  einen  Seite  ein 
Engel  und  ein  heiliger  Mönch  mit  Bischofs- 
stab, hierauf  2 Kompositionen  übereinander, 
oben  die  Anbetung  der  hl.  3 Könige,  unten 
die  Darstellung  im  Tempel,  auf  der  andern 
Seite  ein  Engel  und  S.  Francesco  und  in  der 
letzten  Abteilung:  Das  Abendmahl  Christi, 
darunter  die  Gefangennahme.  Von  den  7 
Giebeln  fehlt  einer  (kürzlich  durch  einen 
Holzgicbel,  aber  ohne  die  Figur  des  Heiligen, 
welche  verloren,  ersetzt).  In  dem  mittleren 
Giebel  die  Kreuzigung,  im  linken  vom  Be- 
schauer die  Heiligen  Pietro,  Agostino  und 
Gio.  Battista,  in  den  beiden  rechts  die  Ver- 
kündigung. Die  Figuren,  obgleich  arm  an 
Formen,  haben  schon  einen  bestimmten  Cha- 
rakter, die  weiblichen  besonders  eine  gewisse 
Grazie.  Die  technische  Ausführung  ist  gut, 
das  Kolorit  klar,  die  Rundung  etwas  mangel- 
haft. Die  langen  Köpfe,  mandelförmigen 


520 


Baronzio  — Barovieri 


Augen,  zarten  Nasen,  wächsernen  Fleisch- 
farben und  grauen  Schatten  werden  durch 
die  Frische  der  Farbe  und  den  zarten  Aus- 
druck des  Gesichtes  kompensiert,  wie  Thode 
bemerkt.  Nach  der  Ansicht  des  letzteren 
gehören  zwei  kleine  Tafeln  No.  756  u.  767 
mit  8 Passionsszenen  im  Kölner  Museum 
dem  Giuliano  da  Rimini  oder  dem  Giovanni 
Baronzio  an.  — Einstimmig  schreibt  die  Kri- 
tik unserem  Künstler  die  Ausmalung  von 
Santa  Maria  in  Porto  fuori  in  Ravenna  zu. 
Cavalcascllc  nannte  zuerst  Giovanni  Baronzio 
als  einen  der  rimineser  Künstler,  die  in  dieser 
Kirche  arbeiteten,  und  der  Charakter  des 
nach  Urbino  gekommenen  Tafelbildes  scheint 
die  neue  Hypothese  zu  bestätigen.  Die  Male- 
reien von  S.  Maria  in  Porto,  von  Rosini  dem 
Giotto  zugcteilt,  zeigen  in  der  Wölbung  des 
Presbyteriums  die  4 Doktoren  der  Kirche,  an 
den  Wänden  S.  Joachim  aus  dem  Tempel 
gejagt,  die  Geburt  der  Madonna,  die  Darstel- 
lung im  Tempel;  auf  der  andern  Seite  den 
Kindermord,  das  Abendmahl  der  Apostel,  den 
Tod  und  die  Verklärung  Mariae,  die  Him- 
melfahrt und  die  Krönung  Mariae.  In  einer 
der  Seitenkapellen  Szenen  vermutlich  aus 
dem  Leben  des  Apostels  Matthäus,  auf  dem 
Bogen  Christus  zwischen  2 Propheten  mit 
einem  Buch  in  der  Linken,  die  Rechte  zum 
Segnen  erhoben.  In  der  andern  Kapelle  sieht 
man  die  Reste  von  Fresken,  darunter  noch 
am  besten  die  Lünette  und  die  Figur  eines 
jungen  Heiligen,  der  auf  einem  Tuche  von 
2 Engeln  zum  Himmel  getragen  wird.  Auf 
den  Pfeilern  und  Bögen  noch  andere  wenig 
erhaltene  Figuren  von  Heiligen.  Diese  Ge- 
mälde mit  langen  Figuren  und  übertriebenen 
Bewegungen  scheinen  trotz  der  nachgcahmtcn 
Florentiner  Manier  nicht  von  einer  Hand. 
Baronzio  könnte  vielleicht  bei  der  Ausfüh- 
rung von  romagnolcn  Künstlern  unterstützt 
worden  sein. 

Hermanin  schreibt  dem  B.  in  einer  römi- 
schen Zeitschrift  (s.  Lit.)  auch  die  Gemälde 
in  der  großen  Kapelle  von  San  Nicola  in  To- 
lentino  zu,  welche  von  anderen  dem  Orcagna, 
Gaddi,  Giotto  zuerteilt  werden.  Wie  von 
andern  schon  bemerkt  worden  ist,  können 
diese  Malereien  aber  nicht  von  B.s  Hand 
sein,  da  sic  trotz  gewisser  Verwandtschaft 
weit  über  den  Fresken  von  S.  Maria  in  Porto 
und  den  Werken  der  giottesken  Meister,  welche 
gegen  Mitte  des  14.  Jahrh.  in  der  Romagna 
arbeiteten,  stehen.  — E.  Scatassa  beschreibt 
in  Arte  e Storia  1004  ein  Bild  mit  der  Ver- 
kündigung an  die  Jungfrau  in  Macerata  Fel- 
tria  und  glaubt  es  wegen  seiner  Ähnlichkeiten 
mit  dem  Triptychon  des  Baronzio  in  Urbino 
mit  letzterem  in  Beziehung  setzen  zu  können. 

Rosini,  Storia  dclla  pittura  vol.  II  p.  63. 
— C.  T o n i n i,  Rimini  nclla  Signoria  de’  Mala- 
testa  vol.  IV  p.  389  u.  f.  — C r o w c u.  Caval- 
c a s e 1 1 e,  Storia  della  pittura  italiana,  vol.  4°. 


— H.  Thode  in  Arch.  stör,  dell’  arte  I 138, 
II  51.  — E.  C a 1 z i n i,  Urbino  c i suoi  monu- 
menti  1897  p.  31  und  in  l’Artc  IV  1901,  364.  — 

A.  Brach,  Giottos  Schule  in  der  Romagna. 

Straßburg,  Hcitz  1902.  — E.  Scatassa  in  Arte 
e Storia  1904,  p.  92.  — Graf  Vitzthum  im 
Sitzungsbericht  d.  Berliner  Kunstgeschichtlichen 
Gesellschaft  1905  III  18.  — Rivista  Ligure  di 
Scienze,  Lcttcre  XXIV  249 — 262.  — J.  Her- 
manin, Gli  affrcschi  di  G.  Baronzio  e dei  suoi 
scguaci  in  Tolentino,  in  Bollettino  della  soc. 
filol.  romana  1905  No.  7 p.  65.  — A.  Cola- 
santi  in  Rivista  Marchigiana  illustr.  I 71  und 
in  L’Arte  1907  p.  272.  E.  Calsini. 

Baronzio,  L a u r e n t i o,  Maler  in  Mailand 
1481. 

Arch.  stör.  lomb.  scr.  III»,  fase.  VI  anno  XXII 
(1895)  p.  408  ff.  ** 

Barosso,  Andrea  und  Franccschino, 
s.  unter  Barosso , Girolamo. 

Barosso,  Girolamo  d’ Andrea  (7>ro- 
nimo  Baroxo),  Italien.  Steinmetz,  1378—1409 
in  Venedig  urkundlich  erwähnt,  darunter 
1403  als  Miterbc  im  Testamente  des  Pier 
Paolo  dalle  Masegnc,  unter  dessen  Leitung 
er  1391 — 99  am  Baue  von  S.  Pctronio  zu  Bo- 
logna mitarbeitete.  — Sein  Vater  Andrea  Ba- 
rosso scheint  in  der  Frarikirche  zu  Venedig 
gearbeitet  zu  haben,  da  1376  ein  „Andrea 
maestro  tajapiera“  für  sich  und  seine  Fa- 
milie in  dieser  Kirche  eine  Grabstätte  erhielt. 
Ein  zweiter  Sohn  dieses  Andrea  B.  war  wohl 
der  Steinmetz  Franccschino  Barosso,  der 
1382  seine  Gattin  Margarita  beerbte  und  1414 
im  Testamente  seiner  Tochter  Dominica  als 
bereits  verstorben  erwähnt  ist. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  4,  5,  20,  39,  46,  50,  54,  94. 

A.  Baracchi. 

Barotte,  Jean,  Bildhauer  und  Architekt  in 
Chaumont,  errichtete  1587  die  nicht  mehr  be- 
stehende porte  Chamarande  und  schmückte 
dieselbe  mit  einer  Statue  des  hl.  Michael. 

Bauchal,  Dict.  d.  archit.  franc.  H.  V. 

Barotti,  O d i n o,  Maler  aus  Fossano,  um 
1574,  nur  bei  Zani,  Enc.  met.  III  90  nach 
seiner  Signatur:  Odinus  Barottus  Foss.  fecit 
1574  ohne  nähere  Angaben  erwähnt.  H.  V. 

Barou  (Mrs.),  Miniaturmalerin  in  London, 
die  von  1797 — 1801  Porträtminiaturen  in  der 
R.  Academy  ausstclltc. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 122.  •* 

Barovicino,  Giovanni,  Maler  in  Parma, 
nur  dem  Namen  nach  durch  seinen  Ehekon- 
trakt vom  21.  8.  1583  bekannt. 

Bertolotti,  Artisti  modenesi  etc.  a Roma ; 
Modena,  1882  p.  57.  ** 

Barovieri  (oder  Barroero,  Beroviero,  Be- 
rucrio),  Angelo,  gen.  Agnolo  da  Murano, 
Glaskünstler  in  Murano,  zum  ersten  Male  er- 
wähnt 1424,  f zwischen  dem  18. — 24.  2.  1461. 
Er  war  1434  Camerlcngo  u.  1435  Cancelliere 
der  Stadt  Murano,  1453  Cancelliere  des  Pa- 
triarchen von  Venedig.  Noch  vor  1453  wurde 

B.  an  den  byzantinischen  Kaiserhof  berufen, 
dann  auch  an  den  römischen  Papsthof,  wo 
er  zum  Lcttore  Apostolico  und  Scgretario 


t 


521 


Barovieri  — Barozzi 


Papalc  ernannt  wurde;  ebenso  erhielt  er  Ein- 
ladungen an  die  Höfe  des  Königs  Alfonso 
von  Neapel,  der  Medici  in  Florenz  und  des 
Herzogs  Francesco  Sforza.  Er  war  Schüler 
des  venezianischen  Chemikers  Paolo  Godi  da 
Pergola,  von  dem  er  die  Buntfärbung  von 
Glasflüssen  erlernte,  und  Freund  des  An- 
tonio Filarcte,  der  ihn  in  seinem  „Trat tato 
d’Architettura“  als  hochbegabten  Verfertiger 
kunstvoller  Kristall-  und  Glasgefäße  rühmte 
und  ihn  für  den  geeignetsten  Künstler  er- 
achtete, zur  Ausführung  der  Fußbodenmo- 
saiken für  den  Fürstcnpalast  seiner  Ideal- 
stadt „Sforzinda“.  Marcou  hat  dem  Angelo 
B.  eine  in  der  Pariser  Sammlung  Dutuit  be- 
findliche frühvenezianische  Kanne  aus  dunkel- 
blauem Glas  mit  farbigem  Emaildekor  zuge- 
wiesen ; ähnliche  Stücke  in  den  Sammlungen 
Davillier  und  Rothschild  in  Paris. 

Ant.  Filaretcs  Traktat  über  die  Bau- 
kunst in  Quellenschr.  f.  Kst^esch.,  N.  F.  III 
302.  — V.  Lazari  in  Gaz.  des  B.-Arts  XI 
(1861)  p.  322  ff.  — A.  Jacquemart  in  Gaz. 
des  B.-Arts  1871,  II  136.  — E.  Müntz,  Les 
Arts  ä la  Cour  des  Papes  (1878)  II  295  (mit 
Anm.  1).  — C.  A.  Levi,  L’Artc  del  vetro  in 
Murano  (1895),  p.  12 — 18.  — F.  Malaguzzi 
in  Rasscgna  bibliograf.  d.  Arte  ital.  1900,  p.  218. 
— Nuov.  Antologia,  vol.  63,  fase.  11,  p.  411  ff., 
fase.  14.  p.  294  ff.  — P.  F.  Marco  u in  Gaz. 
des  B.-Arts  1903,  I 146  (cf.  Abbldg.  p.  145). 

A.  Baracchi. 

Barovieri  (oder  Beroviero  etc.),  Anto- 
nio, Glaskünstler  (phiolarius),  urkundlich 
erwähnt  in  Murano  in  der  2.  Hälfte  des  13. 
Jahrh.  und  demnach  Stammvater  der  gleich- 
namigen muranesischcn  Künstlerfamilic. 

C.  A.  Levi,  L’Arte  del  vetro  in  Murano 
(1895)  p.  11.  — P.  Molmenti,  La  storia  di 
Venezia  nella  vita  priv.  (1905)  I 314  f. 

A.  Baracchi. 

Barovieri,  Giacomo  di  Bartolome o, 
italien.  Glaskünstler  aus  Murano,  der  1418  in 
Padua  eine  Gläserwerkstatt  cröffncte. 

C.  A.  Levi,  L'Arte  del  vetro  a Murano 
(1895)  p.  12.  A.  Baracchi. 

Barovieri,  Giovanni  di  Angelo,  Glas- 
künstlcr  in  Murano,  wo  er  1481  zum  Gastaldo 
dei  vetrai  ernannt  wurde;  1489  hatte  er  die 
Glasflüsse  für  Mosaikarbeiten  in  S.  Marco  zu 
Venedig  zu  liefern. 

C.  A.  Levi,  L’Arte  del  vetro  a Murano 
(1895)  p.  19—24.  — P.  Paoletti,  Archit.  c 
Scult.  etc.  in  Venezia  (1893)  p.  118.  A.  Baracchi. 

Barovieri,  Giovanni  di  Giacomo, 
italien.  Glaskünstlcr  des  15.  Jahrh.  in  Mu- 
rano, nur  urkundlich  erwähnt. 

C.  A.  Levi,  L’Arte  del  vetro  a Murano 
(1895)  p.  12.  A.  Baracchi. 

Barovieri  (oder  Beroviero  etc.),  Marino, 
Glaskünstler  in  Murano,  wo  er  als  Sohn  des 
Angelo  B.  geboren  war  und  vor  1490  starb. 
Er  war  seit  1460  Gastaldo  dei  vetrai  und  spä- 
terhin Cavaliere  del  Podcstä  und  Richter  in 
Murano.  Aus  seiner  Schule  gingen  die  besten 
venezianischen  Glaskünstler  des  10.  Jahrh. 
hervor.  Nach  den  Entwürfen  Vivarinis  hatte 


Marino  B.  das  Hauptfenster  der  Kirche  S. 
Pietro  Martirc  zu  Murano  mit  Glasmalereien 
zu  schmücken. 

Mose  bi  ni,  Guida  di  Murano  (1S08)  p.  13. 
— V.  Lazari,  Not.  d.  opere  d'arte  etc.  della 
Raccolta  Correr  di  Venezia  (1859)  p.  91;  sowie 
in  Gaz.  des  B.-Arts  XI  (1861)  p.  326.  — M. 
C a f f i in  Arch.  Stör.  Ital.,  ser.  III,  vol.  XXVI, 
p.  328  f.  — C.  A.  Levi,  L’Arte  del  vetro  a 
Murano  nel  Rinasc.  (1895)  p.  18  f.  A.  Baracchi. 

Barovieri,  Pietro,  italien.  Glaskünstler  in 
Murano,  der  1480  von  der  venezianischen 
Signoria  an  den  Herzog  von  Mailand  emp- 
fohlen wurde  unter  gleichzeitiger  Übersen- 
dung zweier  von  ihm  gearbeiteter  kunstvoller 
Glasgefäße. 

F.  Malaguzzi  in  Rasscgna  bibliograf.  dell’ 
Arte  ital.  1900,  p.  218.  R. 

Barozzi,  Ambrogio,  s.  Ambrogio  da  Mi- 
lano. 

Barozzi,  Bartolom  meo,  da  Vignola, 
Maler  von  Modena,  um  1555,  nur  bei  Zani 
(Enc.  mct.  III  91)  erwähnt.  //.  V. 

Barozzi  (Barocci),  Gaetano,  Maler  von 
Bologna,  18.  Jahrh.,  Bruder  des  Giuseppe 
Gioachino  B.,  nur  bei  Zani,  Enc.  met.  III  85, 
erwähnt.  h.  V. 

Barozzi  (Barocci),  Giuseppe  Gioa- 
chino, Dekorations-  und  Ornamcntmaler  von 
Bologna,  + daselbst  1780,  Schüler  Gio.  Za- 
nardis.  Mit  seinem  Bruder  Serafino  ging  er 
nach  Rußland  und  war  hier  als  Dekorateur 
bei  den  Bauten  des  chinesischen  Palais  und 
des  „Rutschberg“  (Russischer  Berg,  Katäl- 
naja  Gorka)  in  Oranienbaum  bei  St.  Peters- 
burg sowie  in  Moskau  eine  Zeitlang  beschäf- 
tigt. In  Bologna  hat  er  im  Oratorium  der 
Kirche  SS.  Simone  e Taddco  und  in  S.  Gior- 
gio gemeinschaftlich  mit  Serafino  verschiedene 
dekorative  Arbeiten  ausgeführt  (Festons  an 
den  Pilastern,  Bogenverzierungen  etc.). 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  älL  Lit.).  — Reper- 
torium f.  Kstwisscnschaft  XXVI  239.  H.  V. 

Barozzi,  Guarnicro  di  Bartolom- 
meo,  da  Vignola,  Maler  von  Modena,  um 
1555,  Sohn  des  Bartolommco  B.,  nur  bei 
Zani  (Enc.  met.  III  91,  92)  erwähnt.  H.  V. 

Barozzi  (Barocci),  Serafino  Lodo- 
v i c o,  Ornament-  und  Architekturmaler, 
Bruder  des  Giuseppe  Gioachino  B.,  f 1810  in 
Bologna.  Er  lernte  bei  seinem  Bruder,  ging 
mit  diesem  nach  Rußland  und  war  nach  seiner 
Rückkehr  in  Bologna  mit  zahlreichen  und 
umfänglichen  Arbeiten  beschäftigt.  Außer  den 
mit  Giuseppe  gemeinschaftlich  ausgeführten 
(siche  diesen)  sind  zu  erwähnen  seine  Oma- 
mcntmalcreien  in  SS.  Cosma  c Damiano,  S. 
Catcrina,  S.  Maria  della  Vita  zu  Bologna, 
in  der  Sala  Armonica  des  Theaters  zu  Fer- 
rara, im  Pal.  Gini,  Pal.  Pallavicini,  Pal. 
Bovi  Silvestri  und  im  Istituto  delle  Scienze 
e dell’  Arti  ebenda.  Ähnliche  Dekorationen 
sind  von  ihm  in  der  Kirche  S.  Vitale  zu  Ra- 
venna. Auch  gab  er  1782  eine  Beschreibung 


522 


Barozzi  — Barraband 


dieser  Kirche  nebst  Plänen  und  Aufriß  her- 
aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  (mit  ält.  Lit.).  — 
C i 1 1 a d e 11  a,  Notiz,  rcl.  a Ferrara  1864  p. 
636.  — L’Arte  III  1900  p.  406.  — C a 1 z i n i 
e Mazzatinti,  Guida  di  Forli  (1893)  — C. 
Ricci,  Guida  di  Ravenna  (1900).  H.  V. 

Barozzi,  s.  auch  Baressi , Barocci  u.  Vignola. 

Barozzo,  Ariodante  (auch  Bramante  ge- 
nannt), Stukkator  aus  Vercelli,  arbeitete  1573 
in  der  Sala  dei  Re  im  Vatikan. 

Bertolotti,  Artisti  subalpini,  1884  p.  110. 

Barquea,  Vincent  de,  Goldschmied  in  St. 
Omer,  verfertigte  für  das  Schützenfest  da- 
selbst 1438/9  als  Siegespreise:  Bogen  u.  Pfeil, 
Schwert  und  Schild  aus  Silber. 

De  Laborde,  Les  ducs  de  Bourgogne,  I 360. 

Barra,  Joannes,  wahrscheinlich  aus  Mid- 
delburg stammend,  stach  1598  eine  Susanna 
nach  Hendr.  Goltzius,  herausgegeben  von  W. 
P.  Zimmermann  in  Augsburg,  1599  ein  Jüng- 
stes Gericht,  erschienen  in  Nürnberg,  und  im 
selben  Jahre  einen  Titel  zu  Barth.  Dolcndos 
Folge  „Justitic  over  Willem  den  Goede“ 
(Balth.  Caymox  exc.).  Eine  allegorische 
Darstellung  des  Todes,  1604  verlegt  von  Ri- 
chard Schilders  in  Middelburg,  ist  von  dem 
Stecher  dem  dortigen  Schulmeister  Johannes 
Coutcrcels  gewidmet.  Andere  Blätter,  wobei 
nach  Jod.  van  Winghe,  Hans  von  Aachen, 
Abr.  Bloemacrt,  P.  Stephani  u.  a.  sind  viel- 
fach von  ihm  selbst  hcrausgegeben.  1611 
wohnte  er  in  Amsterdam,  aber  von  1623  an, 
wahrscheinlich  schon  früher,  in  London.  Im 
letztgenannten  Jahre  ist  dort  von  ihm  ge- 
stochen eine  Folge  „De  Grotesco  perutilis 
atque  Omnibus  quibus  pertinebit  valde  neces- 
sarius  über“  nach  Nicasius  Rousseel,  dem 
Goldschmied  George  Hcriot  gewidmet.*)  Ein 
ausgezeichnetes  Porträt  von  Lodovic  Duke 
of  Richmond  & Lenox  nach  Paulus  van  So- 
mer,  ist  1624  datiert.  Die  letztbekannte  Da- 
tierung ist  1627,  wiederum  auf  einer  Darstel- 
lung der  Susanna.  Er  soll  erst  1634  in  Eng- 
land gestorben  sein,  öfter  ist  er  mit  dem 
Antwerpener  Glasmaler  Jan  de  la  Barre  (s. 
dort)  verwechselt  worden. 

Obreens  Archief  VII  248.  — Sidney 
C o 1 v i n.  Early  engravings  and  engravers  in 
England,  114,  115.  — A.  von  Wurzbach, 
Nicdcrl.  Kstlerlex.  E.  W.  Mocs. 

*)  Wird  von  H.  Hymans  dem  J.  de  la  Barre 
zugewiesen  (Anmerk.  d.  Redaktion). 

Barra,  s.  auch  Barre. 

Barraban  oder  Barraband,  weitverzweigte 
Teppichmacherfamilie  zu  Aubusson,  2.  Hälfte 
des  16.  bis  Ende  des  18.  Jahrh.  Deren  Mit- 
glieder sind:  Denys,  1578;  Jacques  I (auch 
als  Maler  erwähnt)  1655 — 79;  Isaac,  f 1673 
in  Kopenhagen ; Elie,  Sohn  des  Jacques,  auch 
als  Maler  erwähnt  1679 — 85;  Pierre,  Sohn 
des  Vorigen  ; Jacques  II,  1685 — 1700;  Lionard; 
Stbastien,  Sohn  des  Vorigen,  1725;  Charles, 
1723 — 53;  Jacques  III,  1760 — 86,  Vater  des 


gleichnamigen  Malers  (siche  dort).  — Uber 
Jean  I u.  II  s.  Barraban,  Jean. 

R6un.  d.  soc.  d.  bcaux-arts  XVIII  559.  H.  V. 

Barraban  (oder  Barraband),  Jacques, 
französ.  Maler,  geb.  1767  (oder  1768?)  in 
Aubusson  (Creuze),  f am  1.  10.  1809  in  Lyon 
(im  Totenregister  als  39jährig  bezeichnet  und 
Jacques  Barraband  genannt).  Schüler  von 
Malainc,  beschickte  er  die  Pariser  Salons 
1798 — 1806  mit  Porzcllangemälden,  für  die 
er  1804  mit  einer  goldenen  Medaille  ausge- 
zeichnet wurde.  Er  malte  hauptsächlich  Blu- 
men und  Vögel  und  war  nach  Bcllicr  nicht 
nur  für  die  Porzellanmanufaktur  zu  Sövres, 
sondern  auch  für  die  Gobelinsmanufaktur  als 
Zeichner  tätig.  Ferner  dekorierte  er  den 
Spciscsaal  im  Schlosse  zu  St.  Cloud,  bemalte 
nach  Pcrciers  Entwürfen  ein  „cabinet  portatif“ 
für  Joseph  Bonapartc  und  zeichnete  Illustra- 
tionstafeln zu  Le  Vaillants  „Histoirc  naturelle 
des  oiseaux  de  Paradis“,  zu  Buffons  „Hi- 
stoire  naturelle“  (edition  Sonnini)  und  zu 
Latrcilles  „Histoire  des  insectes“.  1807  sie- 
delte B.  von  Paris  nach  Lyon  über,  um  an 
der  dortigen  neu  gegründeten  Ecole  des  B.- 
Arts  die  Professur  für  Blumenmalerei  zu 
übernehmen.  Noch  nach  seinem  Tode  wur- 
den Malereien  von  seiner  Hand  in  den  Pari- 
ser Salons  1812  und  1814,  sowie  in  der  Lyo- 
ner Ausstellung  1828  (Gemälde  mit  Darstel- 
lungen von  Vögeln)  dem  Publikum  vorge- 
führt. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Gäbet,  Dict.  des  Ar- 
tistes.  — Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  des 
artistes.  — Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  XIII 
739.  — Bryan,  Dict.  of  Paintcrs  1903.  — Ar- 
chives  municipalcs  de  Lyon,  Serie  R*  (Ecole  des 
B.-Arts).  — Lyoner  Ausstellungs-Katalog  1828. 

E.  V. 

Barraban  (Barraband),  Jean.  Tapissicr  aus 
Aubusson,  war  mit  seinem  Schwager  Paul 
Mcrcier  1685  nach  Berlin  gekommen  und 
wohl  in  dessen  Atelier,  der  kurfürstl.  Hof- 
tapissicr  geworden  war,  tätig.  In  einem  In- 
ventar von  1699  wird  indes  ausdrücklich  ver- 
merkt, daß  B.  6 Tapeten  mit  Landschaften  an- 
gefertigt habe,  und  daß  ihm  eine  zweite  Folge 
von  6 Landschaften  abgekauft  worden  ist.  Er 
starb  in  Berlin  am  30.  3.  1709,  62  Jahre  alt. 
— Sein  gleichnamiger  Sohn,  Jean  Barraban 
II,  gründete  1720  in  Berlin  mit  Kaufmann 
Charles  Vigne  ein  Kompagniegeschäft,  das 
nach  seinem  Tode  am  7.  8.  1725  von  Vigne 
allein  weitergeführt  wurde. 

Jahrb.  d.  preuß.  Kstsamml.  XII  138,  153,  194 
(urkundl.  Forschungen,  die  die  Angaben  in  der 
Reunion  d.  societcs  d.  b.-arts  XIII  737  in  allen 
Punkten  berichtigen).  •* 

Barraban,  s.  auch  Baraban  u.  Barraband. 

Barraband,  Isaac,  Teppichweber  in  Berlin, 
Erbe  des  Jean  II  B.,  1725  dort  erwähnt. 

Jahrb.  d.  preuß.  Kstsamml.  XII  196.  ** 

Barraband,  Pierre  Paul  (falsche  Vor- 
namen), s.  Barraban,  Jacques. 

Banaband,  s.  auch  Barraban. 


5*3 


V # 


*7*  • 


Barrabbino  — Barras 


Barrabbino  (Barabbino),  Simone,  italien. 
Maler,  geb.  um  1586  in  Polcevera  im  Genue- 
sischen, tätig  in  Genua  und  Mailand.  Schü- 
ler des  Bern.  Castello.  Von  B.s  selbständigen 
Arbeiten  in  Genua  hebt  Soprani  besonders 
ein  Gemälde  in  S.  Giacomo  c Leonardo  her- 
vor, darstellend  ein  Wunder  des  hl.  Leonhard, 
sowie  ein  anderes  in  der  Annunziata  del  Gua- 
stato,  darstellend  ein  Wunder  des  hl.  Diego. 
Die  geringe  Anerkennung,  die  B.  in  seiner 
Heimat  fand,  vcranlaßte  seine  Übersiedelung 
nach  Mailand,  wo  er  rasch  zu  Ansehen  ge- 
langte. Für  die  dortige  Kirche  S.  Girolamo 
malte  er  ein  Altarbild  der  Madonna  mit  dem 
Leichnam  Christi  und  zwei  Heiligen,  das  von 
Lanzi  als  eine  sehr  tüchtige  Leistung  bezeich- 
net wird.  Später  begann  B.  einen  Handel 
mit  Farben,  der  schlechten  Erfolg  hatte;  er 
verlor  sein  Vermögen  und  starb  im  Mailän- 
der Schuldgefängnisse. 

Soprani-Ratti,  Vite  de’  pitt.  etc.  geno- 
vesi.  (17C8)  1 165  ff.  — Lanzi,  Pitt.  It.  V 256. 
— B o s s i,  Guida  di  Milano.  — Meyer,  Kst- 
lcrlcx.  L.  Ossoia. 

Barrable,  George  Hamilton,  Land- 
schafts- und  Figurcnmalcr  in  London,  stellte 
1875 — 87  wiederholt  in  der  R.  Academy  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 122.  ** 

Barrable,  Miß  M i 1 1 i e und  Mrs.  T.  J. 
(Amalia),  Miniaturmalerinncn,  London,  erstere 
1SS3 — 86,  letztere  1847 — 1880  in  der  Roy. 
Acad.  mit  Miniaturporträts  vertreten. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 122.  ** 

Barracchi,  s.  Baracchis. 

Barrachin,  Verfertiger  von  Porzellan  in  Pa- 
ris, seit  1773.  Er  fand  Unterstützung  durch 
Charles  Philippe,  Grafen  von  Artois,  daher 
die  Erzeugnisse  seiner  Fabrik  „porcclaine  du 
comte  d’Artois“  genannt  werden  und  das 
Monogramm  des  Protektors  mit  der  Krone 
darüber  tragen.  Seine  Arbeiten  zeichnen  sich 
durch  „geschmackvolle,  sorgfältig  behandelte 
Verzierung“  aus. 

Jaennicke,  Grundriß  d.  Keramik.  1879  p. 
798,  806.  . H.  V. 

Barrachin,  Honore,  Maler  in  Lyon,  er- 
wähnt 1507 — 1547 ; 1516  war  er  beschäftigt 
bei  den  Vorbereitungen  zum  Einzuge  der  Kö- 
nigin von  Frankreich. 

Nat.  Rondo  t,  Lcs  peintres  de  Lyon,  p.  75. 

Cte.  P.  Durrieu. 

Barrachin,  Louis,  Sohn  des  Honore,  Ma- 
ler in  Lyon  1516 — 1533. 

Nat.  Rondo t,  Lcs  peintres  de  Lyon,  p.  80. 

Ctc.  P.  Durrieu. 

Barraga,  Frau,  geb.  Ott,  Lithographin  in 
München  um  1825.  Von  ihr  einige  Land- 
schaften und  Städteansichten,  bez. : B.  geb.  O. 

Nagler,  Monogr.  I No.  1863.  H.  V. 

Barral,  Ornamcntbildhauer  in  Paris,  wo  er 
1873  die  Steinvasen  auf  den  Front-Akroterien 
der  Sorbonne-Kirche  zu  restaurieren  und  1875 
bis  1877  die  dekorativen  Skulpturen  am  Mai- 


rie-Gebäude des  XVI.  Arrondissements  aus- 
zuführen hatte. 

Richesses  d’art,  Paris,  Monum.  relig.  III  122 ; 
Monum.  civils  II  25.  5.  Lami. 

Barralet,  James,  Zeichner  und  Maler  in 
London,  stellte  1770 — 1772  in  der  Roy.  Aca- 
demy und  zwar  zuerst  Landschaftszcichnun- 
gen,  dann  Historienentwürfc  aus  dem  Alter- 
tum aus  (Alexander  und  Diogenes,  Tclemach 
und  Kalypso).  1778  und  1779  stellte  er  in  der 
Free  Society  Landschaften  mit  Hirten-  und 
Viehstaffage  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 123 ; der- 
selbe, The  Society  of  Artists  etc.  (1907)  p.  22. 

Barralet,  J.  Melchior,  engl.  Aquarellist, 
Bruder  des  John  James  B.,  Schüler  der  Roy. 
Academy,  stellte  dann  in  deren  Ausstellungen 
1775 — 1787  eine  Reihe  von  Veduten  in  Zeich- 
nungen aus.  1783  war  er  auch  in  der  Society 
of  Artists  mit  10  Ansichten  in  farbiger  Zeich- 
nung und  Aquarell  und  2 Porträts  in  Aquarell 
vertreten. 

R e d g r a v e,  Dict  — Graves,  The  R. 
Acad.  of  Arts,  I 123 ; ders.,  The  Society  of  Ar- 
tists (1907)  22.  •• 

Barralet  (Barelet,  Barolet),  John  Ja- 
mes, engl.  Aquarellmaler  und  Kupferstecher, 
geb.  1747  in  Irland,  bildete  sich  in  Dublin 
zum  Lehrer  aus,  betrieb  einige  Zeit  die  Glas- 
malerei und  wandte  sich  dann  besonders  der 
Aquarellmalerei  zu.  Er  wurde  Mitglied  der 
Society  of  Artists  in  London  und  stellte  dort 
1773 — 1780  aus,  1773  und  1776  auch  in  der 
Royal  Academy:  Landschaften,  Bildnisse  und 
historische  Zeichnungen.  1795  wanderte  B. 
nach  Philadelphia  aus  und  starb  dort  1815. 
B.  hat  selbst  einige  Blätter  gestochen  und 
zeichnete  auch  für  andere  Stecher,  z.  B.  für 
Bartolozzi. 

Redgrave,  Dict.  of  art  — Meyer,  Künst- 
lerlex.  — L.  B i n y o n,  Cat.  of  Drawings  . . in 
the  Brit.  Mus.  1898.  — Graves,  The  Royal 
Academy  1905  u.  The  Society  of  Artists  1907.  — 
D.  Mc  N.  Stauffer,  Americ.  engravers  1907. 

E.  Richter. 

Barranco,  Bern.,  s.  Martines  del  B.,  B. 

Barranco,  Francisco,  Maler,  geb.  in  An- 
dalusien, um  1646  tätig.  Er  malte  hauptsäch- 
lich Genrebilder  im  Geschmack  der  sog.  Bam- 
bocciaden  und  galt  in  solchen  Darstellungen 
als  ein  geschickter  Meister. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 93.  £ 

Barranco,  Pedro,  span.  Künstler  der  zwei- 
ten Hälfte  des  18.  Jahrh.  Er  hat  für  die 
Prachtausgabe  des  Don  Quijote,  Madrid  1780, 
einige  Illustrationen  gezeichnet. 

Heinecken,  Dict  d.  art.  II  159.  M.  v.  B. 

Barras,  Sebastien,  Maler  und  Stecher, 
geb.  1653  zu  Aix  in  der  Provence,  f daselbst 
1703.  Boyer  d’Aiguilles,  ein  reicher  Samm- 
ler zu  Aix,  der  selbst  die  Malerei  und  Radier- 
kunst übte,  sorgte  für  seine  Erziehung,  gab 
ihm  den  ersten  künstlerischen  Unterricht  und 
ließ  ihn  dann  zu  seiner  weiteren  Ausbildung 
nach  Rom  reisen.  Nach  seiner  Rückkehr  in 


524 


Barrassi  — Barraud 


die  Vaterstadt  war  B.  lange  Zeit  mit  Male- 
reien im  Hause  seines  Gönners  (Hotel  d’Ai- 
guilles)  beschäftigt;  im  großen  Saale  dessel- 
ben malte  er  eine  Kopie  des  von  Pietro  da 
Cortona  im  Palast  Barberini  zu  Rom  aus- 
gcführtcn  Deckengemäldes  (Sieg  der  Tugend 
über  die  Laster).  Von  größerer  Bedeutung 
war  er  als  Kupferstecher.  Mehrere  Porträts 
stach  er  nach  eigenen  Zeichnungen.  Den 
größten  Teil  seiner  Stiche  (Schwarzkunst- 
blätter) fertigte  B.  nach  Gemälden  der  Samm- 
lung Boyers.  Sie  finden  sich  in  einigen  Exem- 
plaren der  ersten,  von  dem  Stecher  J.  Coelc- 
mans  1709  zu  Aix  publizierten  Ausgabe  des 
„Recueil  des  plus  beaux  Tableaux  du  cabinet 
de  M.  Boyer,  seigneur  d’Aguillcs“,  sonst  nur 
selten.  In  dem  Recueil  wurden  die  Platten 
später,  bis  auf  zwei  Blätter  nach  R.  Mon- 
tagne  durch  J.  Coelemans  überarbeitet,  der 
eine  Anzahl  von  Platten  zu  dem  nämlichen 
Sammelwerk  geliefert  hatte,  da  Boyer,  wie 
P.  J.  Mariette  berichtet,  Gleichförmigkeit  in 
der  Behandlungsweise  der  Blätter  wünschte. 
Die  Stiche  von  Coelemans  kommen  denen  von 
B.  nicht  gleich.  Eine  zweite  Ausgabe  des 
Recueil  wurde  von  P.  J.  Mariette  (1744),  eine 
dritte  von  Basan  veröffentlicht. 

Mariette,  Abcccdario  I 71/2.  — Le 

Blanc,  Manuel  I.  — Meyer,  Kstlerlex.  III 
(mit  ält.  Lit.).  J.  Guibert. 

Barrassi  (Barassi),  Giov.  Domenico, 
Steinmetz  aus  Arscgno,  f 1530,  Sohn  des  1473 
im  Uffizio  dellc  biadc  in  Ferrara  tätigen  Stein- 
metzen Giacomo  dito  Barasso.  Er  war  um 
1519  mit  dem  Architekten  Ambrogio  Mut- 
toni  di  Legiuno  in  Carpi  beschäftigt. 

Campori,  Gli  artisti  etc.  estensi  1855.  — 
Cittadclla,  Notiz,  rel.  a Ferrara  1864  p. 
662.  H.  V. 

Barrat,  Adolph,  malte  zusammen  mit 
Lodewyk  van  Pais  9 Glasfenster  im  Chor  der 
Kirche  von  Sinte  Niclaus  zu  Dixmudc  (Wcst- 
flandem). 

Notiz  von  James  Weale. 

Barrat,  s.  auch  Barat. 

Barratt,  Reginald  (A.  R.  W.  S.),  Ma- 
ler, geb.  in  London  am  25.  7.  1861,  studierte 
Architektur  bei  Norman  Shaw  und  Malerei 
bei  Lefebvre  u.  Bouguereau  in  Paris.  Auf 
weiten  Studienreisen,  besonders  im  Orient, 
fand  er  die  Motive  für  seine  Darstellungen 
des  Volkslebens  und  der  Architektur.  Er 
stellte  in  der  Roy.  Academy  (seit  1885),  in 
der  R.  Society  of  Painters  in  Water-Colours 
und  der  New  Gallery  aus.  Zwei  seiner  Ge- 
mälde „The  Moolcd  Ahmadee“  und  „Cour- 
tyard of  Ducal  Palace,  Venicc“,  befinden  sich 
in  der  Manchester  Corporation  Gallery. 

Who’s  Who  1908.  — Graves,  Roy.  Acad.  of 
Arts  1905,  I 123.  N.  Peacock. 

Barratt,  Thomas,  engl.  Tier-  und  Land- 
schaftsmaler, stellte  1852 — 1893  in  der  R.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 124.  •* 


Barrau,  Kupferstecher  in  Paris  um  1820. 
Seine  Stiche  nach  Aubry,  Bouchot  u.  a.  er- 
schienen bei  Cereghetti  in  Paris. 

Le  Blanc,  Manuel.  H.  V. 

Barrau,  Laurcano,  Maler  in  Madrid, 
geb.  in  Caldatas  im  Jahre  1864,  ausgebildet  in 
Barcelona  durch  Antonio  Caba  und  in  Paris 
durch  Geröme,  brachte  B.  schon  mit  18  Jah- 
ren in  Barcelona  ein  Gemälde  zur  Ausstel- 
lung, auf  dem  ein  Aquarellistenatelicr  dar- 
gestellt war,  sowie  gleichzeitig  im  Madrider 
Aquarellistcnklub  vier  Zeichnungen,  darstel- 
lend eine  „Regenstimmung“,  das  „Portal  des 
Latina-Klosters“,  die  „Plaza  del  Angel  zu 
Barcelona“  und  „Die  Arbeit“.  Auf  den  Aus- 
stellungen zu  Barcelona  1892  und  zu  Madrid 
1904  wurde  er  durch  Medaillen  ausgezeich- 
net, und  die  Societe  Nationale  des  B.-Arts 
zu  Paris  ernannte  ihn  zu  ihrem  „associe“. 
Von  B.s  späteren  Gemälden  sind  erwähnens- 
wert: „Feigenverkäuferin“,  „Paressc“,  „Re- 
verie",  „Kinder  des  Kain“,  „Heimkehr  vom 
Fischzuge“,  „Strand  am  Mittelländischen 
Meere“,  sowie  eine  Anzahl  Porträts. 

Pariser  Salonkataloge  seit  1889.  — T e m p 1 e. 
Modern  Spanish  Painting,  London,  1908  p.  110. 

P.  Lafond. 

Barrau,  Theophile  Eugene  Victor, 
französ.  Bildhauer,  geb.  in  Carcassonne 
(Aude).  Ausgcbildet  in  Paris  unter  Jouff- 
roy  und  Falguicrc,  debütierte  B.  im  Salon 
1874  und  errang  Medaillen  in  den  Sa- 
lons von  1879,  1880,  1892  und  1900.  Seine 
Hauptwerke  sind:  Caprice  (Gipsgruppe  1878), 
Steinstatuc  der  Stadt  Le  Mans  am  Pariser 
Hotel  de  Ville  (1880),  Salome  (Marmor- 
statue 1889),  Matho  und  Salambö  (Marmor- 
gruppe 1892),  Susanna  (Marmorstatue  1895), 
Le  sommeil  de  l’innocencc  (Bronze  1897)  etc. 

Bell  ier-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes. 
— Bulletin  des  B.-Arts  I 114.  — Richcsscs  d'Art, 
Paris,  Monum.  Civils  III  13.  — Gaz.  des  B.-Arts 
1887,  II  43;  1892,  II  32  (mit  Abbildg.).  — Zcit- 
schr.  f.  Bild.  Kst.  1880,  p.  320;  1900,  p.  288.  — 
Kunst  für  Alle  1887,  p.  33C.  — Pariser  Salon- 
kataloge seit  1874.  S.  Lami. 

Barraud,  Allan  F.,  Maler  u.  Radierer, 
stellte  1873 — 1900  fast  regelmäßig  in  der  R. 
Academy  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 124.  •* 

Barraud,  Henry,  engl.  Porträt-  u.  Genre- 
maler, geb.  1811,  f am  17.  6.  1874,  in  London, 
Schüler  von  J.  J.  Middleton,  malte  Porträts 
in  Verbindung  mit  Pferden  und  Hunden, 
aber  auch  Landschaften  und  Figurenstücke 
wie  ..The  Pope  blessing  the  Animais“  (1842). 
Er  stellte  1833 — 1859  in  der  Roy.  Academy 
und  1831 — 1868  in  der  Soc.  of  British  Artists 
aus.  Bisweilen  arbeitete  er  mit  seinem  Bru- 
der William  gemeinsam,  z.  B.  in  dem  oben- 
genannten Bilde  von  1842.  Seine  populärsten 
Bilder  waren  „We  praisc  Thcc,  O God“, 
„The  London  Season",  „Lord’s  Cricket  Ground“ 
und  „Lobby  of  the  House  of  Commons“. 


.1 


525 


Barraud  — Barre 


Redgrave,  Dict.  1878.  — Graves,  Roy. 
Acad.  of  Arts  1905,  I 125.  — Dict.  Nat.  Bio- 
grapliy.  — Sir  W.  G i 1 b e y,  Animal  Painters  I. 

N.  Peacock. 

Barraud,  William,  engl.  Tiermaler,  geb. 
1810,  f im  Oktober  1850,  Bruder  Henrys, 
Nachkomme  einer  französischen  Emigranten- 
familie, Schüler  des  Abrah.  Cooper.  Biswei- 
len arbeitete  er  mit  seinem  Bruder  Henry 
gemeinsam.  Sein  eigentliches  Gebiet  war  die 
Darstellung  von  Pferden  und  Hunden.  Eine 
lange  Reihe  seiner  selbständigen,  wie  seiner 
mit  dem  Bruder  gemeinsam  gemalten  Bilder 
stellte  er  in  der  Roy.  Academy  von  1829  bis 
1850  aus.  Gelegentlich  war  er  auch  in  der 
British  Institution  und  in  der  Soc.  of  British 
Artists  vertreten. 

Art  Journal  1850,  339  (Nekrolog).  — Red- 
grave, Dict.  1878.  — Graves,  Roy.  Acad. 
of  Arts  I 125.  — Dict.  Nat  Biography.  — Sir 
W.  G i 1 b c y,  Animal  Painters  I.  N.  Peacock. 

Barre,  Bildhauer,  1767  in  Nantes  tätig, 
nur  urkundlich  bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  3«  Sirie.  XIV. 
1898  (unter  J.  Bapt.  B.).  H.  V. 

Barrfi,  französ.  Architekt,  um  1777,  baute  in 
Paris  das  Hotel  Grimod  de  la  Reyniere,  Ecke 
der  rue  des  Champs-Elysees  und  der  avenuc 
Gabriel. 

Lance,  Dict.  d.  archit.  frang.  1872  I.  H.  V. 

Barre,  Porzcllanmaler  in  Sevres;  eine  1778 
datierte,  aus  dem  Service  der  Kaiserin  Katha- 
rina II.  von  Rußland  stammende,  von  ihm  mit 
Blumen  bemalte  Teekanne  kam  1907  mit  der 
Sammlung  des  Dr.  Fritz  Klemm  in  Berlin  zur 
Versteigerung. 

Verstcigcr.-Katal.  d.  Sammlg.  Dr.  F.  Klemm, 
Berlin  1907  No.  145.  H.  V. 

Barre,  Albert  Desire,  Historienmaler 
und  Medailleur  zu  Paris,  geb.  daselbst  am  6. 
5.  1818,  gestorben  am  29.  12.  1878,  Sohn  des 
Jean  Jacques  B.,  dessen  Nachfolger  im  Amt 
eines  Graveur  general  de  l’hötel  des  Monnaics 
er  1855  wurde.  Schüler  von  P.  Dclarochc 
und  der  Ecolc  des  bcaux-arts.  Er  stellte  in 
den  Salons  1843 — 1851  wiederholt,  meist  bib- 
lische Vorwürfe  aus.  Seine  besten  Gemälde 
waren  dort:  Die  Rückkehr  des  verlorenen 
Sohnes  (Salon  1846),  Der  Komödiendichter 
Plautus  (Salon  1848),  J.  J.  Rousseau  im  Al- 
ter von  16  Jahren  (Salon  1851).  In  der  Cha- 
pelle  des  SS.  Innoccnts  der  Kirche  Saint- 
Eustache  zu  Paris  sieht  man  3 von  Gourlier 
1855  beendete  Fresken  von  ihm  (2  kniende 
Engel  zu  seiten  des  Altares,  Josephs  Traum 
und  David). 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g6n.  — Rlunion 
des  Societes  d.  beaux-arts.  XII  448.  — Invent. 
gdn.  d.  Richesses  d’Art  de  la  France.  Paris, 
Monutn.  rclig.  III  372.  — Forrer,  Biogr.  Dict. 
of  Mcdallists.  1904.  I.  — La  Grande  Encyclo- 
pcdic  (Artikel  von  Ad.  Thiers).  Frid.  Alvin. 

Bane,  Aristide,  französ.  Bildhauer  und 
Ziseleur,  geb.  in  Trappes  (Scine-et-Oise)  am 
23.  10.  1840;  stellte  im  Salon  1901  acht  Pla- 
ketten in  getriebenem  Silber  aus.  Man  sieht 


in  den  europäischen  Hauptmuseen  zahlreiche 
dekorative  Arbeiten  in  Silber  von  ihm. 

Forrer,  Biogr.  dict  of  mcdallists. 

Frid.  Alvin. 

Ban£,  Armand  Desire,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  in  Champsecrct  (Ome),  ausge- 
bildet in  Paris  unter  Leharivcl-Durocher, 
stellte  seit  1S08  im  Pariser  Salon  aus.  Unter 
seinen  Werken  sind  erwähnenswert:  Junger 
Faun  (Marmorstatue  (1874),  Traum  der  Ar- 
ntida  (Marmorstatue  1878),  La  Vierge  (Mar- 
morbüste 1880). 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  des  artistes, 
Supplement  5.  Latni. 

Barre,  Auguste,  s.  Barre,  Jean  Auguste. 

Barre,  Bertrand  de  la,  Maler  in  Avig- 
non 1407 — 1422.  Nach  seinem  Titel  „homme 
d’armes  du  pape“  könnte  er  auch  Bildhauer 
gewesen  sein.  Er  malte  für  den  Dauphin 
(den  späteren  König  Charles  VII.)  besonders 
2 Banner  mit  St.  Michel  gegen  den  Dämon 
kämpfend. 

J a 1,  Diction.  crit.  Ile  cd.  p.  116.  — Nouv.  Ar- 
chiv. de  l’art  frang.  IV  184.  — Abbd  Requin 
in  Röunions  des  Soci£t6s  d.  b.-arts  d.  depart. 
XIII  123.  Cte.  P.  Durrieu. 

Barre,  Charles  de  la,  Maler  in  Paris, 
f 1691,  64jährig  (bestattet  am  13.  1.),  sonst 
nicht  weiter  bekannt.  Seine  beiden  Söhne, 
Reni  und  Jacques  waren  ebenfalls  Maler. 

Herluison,  Actes  d’itat-civ.  1873.  H.  V. 

Barre  (oder  Barree),  Claes,  holländ.  Ma- 
ler, machte  am  4.  11.  1693  in  Amsterdam  sein 
Testament  Seine  Frau  hieß  Adriaentge  Ba- 
rents,  „toegenaemt“  Boclema.  Vielleicht  war 
sie  eine  Verwandte  des  Malers  Boclema. 

A.  B. 

Barre,  David,  Maler  in  Arras,  machte 
(nach  einer  Archivnotiz)  1419  einige  Arbei- 
ten für  die  dortige  Kirche  St.  Vaast. 

R£un.  d.  Soc.  des  b.-a.  XIII  237.  H.  Longnon. 

Barre,  Desire,  s.  Barre,  Albert  Des.  und 
Armand  Des. 

Baxrg,  F.,  französ.  Zeichner  und  Wappen- 
stecher, zu  Anfang  des  17.  Jahrh.  tätig. 

/.  Guiberl. 

Barre  (Delabarre),  Gervais  I,  Bildhauer 
und  Maler,  geb.  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh. 
in  Le  Mans,  skulpierte  1610  in  der  dortigen 
Kathedrale  ein  hl.  Grab  (zerstört  1793).  Schon 
1593  führte  er  in  Angers  2 Altäre  mit  den 
Gruppen  der  Grablegung  und  des  Todes  Ma- 
riä aus.  1619  verpflichtete  er  sich  in  Poiticrs 
zur  Herstellung  des  Hauptaltars  in  der  Kirche 
Puy-Notrc-Dame  (arrond.  Saumur),  der  1621 
fcrtiggcstcllt  wurde.  Noch  1642  erhielt  er 
Bezahlung  von  Arbeiten  für  die  Königin  Anna 
von  Österreich. 

S.  Lami,  Dict.  d.  sculpt  (1898)  p.  161.  — 
E s n a u 1 1,  Dict.  d.  artistes  et  artisans  man- 
ccaux,  Laval  (1899)  p.  178.  *• 

Bane  (Delabarre),  Gervais  II,  Bildh.  von 
lc  Mans,  Sohn  von  Gervais  I,  getauft  am  15. 
6.  1603,  wird  zum  ersten  Male  erwähnt  am 
4.  6.  1646,  f vor  1677.  1650  erhält  er  für  den 


5^6 


Barre 


Mauritius-Altar  der  dortigen  Kathedrale  eine 
Statue  des  hl.  Liborius  in  Auftrag. 

Esnault,  Dict.  d.  artist.  manceaux  1899,  I 
180/1.  H.  V. 

Barre,  Guillaume  de  la,  französ.  Bild- 
hauer in  Le  Mans,  der  1619  für  die  Abtei 
Beaumont-les-Tours  einen  Altaraufsatz  nebst 
Altarvorsatz  auszuführen  hatte. 

Bauchal,  Dict.  d.  Archit.  frangais  (1887).  • 

Barre,  Guillaume,  s.  auch  Barrey. 

Barre,  Jacques  de  la,  s.  Barre,  Charles 
de  la. 

Barre,  Jean  de  1 a,  Maler  und  Glasmaler 
von  Avignon,  tätig  1465 — 1514,  Sohn  des 
Pierre  B.  und  Schwiegersohn  des  berühmten 
Bildhauers  Francesco  Laurana,  nur  urkundlich 
bekannt. 

Reun.  d.  Soc.  d.  b.-a.  XIII  147,  148.  //.  V. 

Barrfi,  Jean,  französ.  Maler,  gcb.  um  1603, 
t am  22.  2.  1663  in  Fontainebleau,  wo  er 
hauptsächlich  gewohnt  zu  haben  scheint  und 
wo  er  1626  mit  seinen  Kollegen  C.  Bouze  und 
Guy  Vernansal  sich  für  Malereien  im  Hause 
des  Herrn  de  Lom&iie,  k.  Kabinettssekretärs, 
verpflichtet.  1640 — 42  arbeitete  er  im  Schlosse 
von  Fontainebleau  unter  Louis  Coubichon. 

Reunion  d.  Soc.  d.  Beaux-Arts  XXVI  427.  — 
F.  Herbet,  Artistcs  de  Fontainebleau  II«  Serie 
p.  7.  H.  Stein. 

Barre,  Jean  de  1 a (auch  Bara,  Barra  od. 
La  Baer),  Glasmaler,  Zeichner  und  Stecher, 
Sohn  des  Antoine,  geb.  zu  Herzogenbusch 
1603,  f in  Antwerpen  1668.  Diese  Daten  ge- 
nügen, um  frühere  Angaben  zu  entkräften,  nach 
denen  der  Künstler  mit  einem  Stecher  Joan- 
nes Barra  identisch  sein  sollte,  der  mit  1599 
datierte  Stiche  gemacht  hat  und  1634  in  Lon- 
don gestorben  sein  soll  (s.  unter  Barra).  — 
Den  obigen  Künstler  betreffend,  wissen  wir, 
daß  er  in  Amsterdam  unter  dem  Einflüsse 
des  Goltzius  I gelebt  hat.  Im  Februar  1625 
als  Freimeistcr  in  die  Antwerpencr  St.  Lukas- 
gilde aufgenommen  (ohne  Angaben  über  seine 
Lehrzeit),  wurde  er  im  August  desselben 
Jahres  Bürger.  Er  bezeichnetc  sich  selbst  als 
„pictor  vitrarius“,  und  mehrere  seiner  Glas- 
malereien existieren  noch.  In  Antwerpen  be- 
teiligte er  sich  1634  unter  Rubens  an  den  De- 
korationen für  den  Einzug  des  Statthalters 
Kardinal-Infanten  Ferdinand  von  Österreich. 
Als  ein  wirklich  hervorragender  Künstler  be- 
wies sich  Jean  de  la  B.  in  seinen  Glas- 
malereien in  St.  Jacques  und  in  St.  Paul  in 
Antwerpen  und  ganz  besonders  in  denen  der 
Capelle  de  la  Vierge  von  St.  Michel  und  Gu- 
dule  in  Brüssel.  Sie  sind  nach  erhaltenen 
Kartons  von  Th.  van  Thulden  ausgeführt, 
der  ebenfalls  aus  Herzogenbusch  stammte. 
Die  Fenster  sind  1649 — 1663  datiert  und  stel- 
len dar:  Albert  und  Isabclla,  den  Erzherzog 
Leopold  Wilhelm,  den  Kaiser  Ferdinand  III. 
und  seine  Gemahlin  Eleonore,  endlich  den 
Kaiser  Leopold.  Oben  in  den  reichen  Archi- 
tekturumrahmungen sind  dargestellt:  Die 


Verkündigung,  die  Heimsuchung,  Mariae  Ver- 
mählung und  Reinigung.  Dies  alles  bildet 
ein  glanzvolles  und  fast  einzigartiges  Gan- 
zes durch  seine  Stilgröße  und  die  Pracht 
der  Farben  und  das  zu  einer  Zeit,  wo  die 
Glasmalerei  sonst  ihre  Bedeutung  verloren 
hatte.  Die  Kartons  im  Kunstgewerbc-Mu- 
seum  in  Brüssel  sind  bezeichnet:  J.  de  la 
Baer  Antverpiensis  pictor.  Dcsignatis  a 
Thcodoro  van  Thulden  anno  1656,  habitante 
Sylvac  Ducis.  La  Barre  erhielt  die  Summe 
von  1390  Gulden  für  diese  bemerkenswerte 
Arbeit.  Seinem  Stichel  weist  man  eine  Reihe 
bezeichnetcr  Blätter  zu,  freilich  nicht  mit  vol- 
ler Sicherheit.  Die  Hauptblättcr  davon  sind: 
Die  Fassade  der  Jesuitenkirche  (jetzt  St. 
Carolus-Borromacus)  in  Antwerpen.  Bekannt- 
lich wurde  die  Architektur  dieses  Baus  lange 
Zeit  dem  Rubens  zugeteilt,  aber  einer  der 
Stiche  berichtigt  diesen  Irrtum;  nämlich  die 
Darstellung  der  Fassade  trägt  die  Inschrift: 
Petrus  Huijsens  Brugensis  Soc.  Jesu  Archi- 
tcctus  est.  — Joannes  de  la  Barra,  imaginum 
pictor  dclincavit,  in  aerc  sculpsit  et  excudit. 
— Nach  van  den  Branden  bezahlte  die  Regie- 
rung von  Antwerpen  dem  Künstler  am  3.  1. 
1645  60  Gulden  für  den  ihm  gewidmeten  Ab- 
druck dieser  Platte.  Indes  trägt  ein  Probe- 
druck die  Widmung  an  Gregor  del  Plano. 
1650  stach  er  auch  die  Errichtung  des  Tur- 
mes, ein  großes  Blatt  (1,20  m hoch),  das 
noch  seltener  als  das  vorhergenannte  ist  und 
die  Signatur  trägt:  Hane  famosissimi  templi 
Dom.  profess.  Soc.  Jesu  Ant.  turrim  in  acre 
expressit  Joan.  de  La  Barre  Pictor  vitrarius 
1650.  Dieses  Blatt  ist  sehr  wichtig. 

Barre  hielt  sich  in  London  auf  und  zwar 
vor  seiner  Ankunft  in  Antwerpen.  Man  hat 
nämlich  mit  dem  Datum  1623*)  eine  Folge 
von  Ornamentstichen  nach  Nicasius  Roussecl, 
betitelt : De  Grotesco  perutilis  atque  omnibus 
quibus  pertinebit  valde  nccessarius  Liber: 
Per  Nicasium  Roussecl  ornatissimo  generosis- 
simo  atq.  variarum  artium  peritissimo  viro: 
Domino  G.  Heriot.  Diese  außerordentlich 
seltene  Folge  ist  in  verschiedener  Hinsicht  be- 
achtenswert. Nie.  Roussecl  war  vläm.  Her- 
kunft und  Goldschmied  Jacobs  I ebenso  wie 
Georges  Herriot,  der  Gründer  des  berühmten 
und  heute  noch  bestehenden  College  in  Edin- 
burgh. Auch  noch  andere  Arbeiten  de  La 
Barres  bezeugen  seine  Beziehungen  zu  Eng- 
land, wie  besonders  das  Porträt  Ludwigs  von 
Richmond  und  Lenox  nach  Paul  van  Somer. 
Dieser  Stich,  datiert  1624,  zeigt  den  Darge- 
stellten in  Ganzfigur  in  Kniehosen.  Andere 
Blätter  z.  B.  Nr.  44,  45,  47  und  48  des  Oeuvre 
bei  Meyer  (s.  u.)  gehören  offenbar  in  dieselbe 
Zeit;  Nr.  44  mit:  D.  L.  inv.  ist  zweifellos 
nach  David  Loggan. 

•)  Wird  von  E.  W.  Mocs  Joannes  Barra  zu- 
gewiesen  (Anmerk.  d.  Redaktion). 


Barre 


Michel  Natalis  hat  nach  J.  de  la  „Baer“ 
gestochen:  Vrai  pourtrait  de  la  devote  et  tres 
vertucuse  socur  C.  M.  Fr.  de  Cusance,  Reli- 
gieuscs  de  l’ordre  de  la  Visitation  Stc.  Marie, 
fondatrice  du  couvent  de  Champlit.  Dieses 
Blatt  in  fol.  stellt  die  Nonne  (f  1640)  in 
Vollfigur  in  Ordenstracht  dar. 

Meyer,  Kstlerlcx.  (mit  ält.  I-it.  u.  Oeuvre- 
verz.).  — A.  v.  Wurzbach,  Niederl.  Kstler- 
lex.  — Henne  et  Wauters,  Histoire  de  la 
ville  de  Bruxelles  1845  III  260.  — Sidncy 
Colvin,  Early  Engraving  and  Engravers,  Lon- 
don, 1905.  H.  Hymans. 

Barre,  Jean  Auguste,  französ.  Bildhauer 
und  Medailleur,  geh.  am  25.  9.  1811  in  Paris 
als  Sohn  des  Medailleurs  Jean  Jacques  B.  u. 
älterer  Bruder  des  Albert  Desire  B.  Schüler 
seines  Vaters  und  seit  1826  Cortots  an  der 
Ecole  des  B.-Arts,  wurde  1834  und  1840  in 
den  Pariser  Salons  prämiiert,  + 1896.  Seine 
Hauptwerke  sind:  Odysseus  als  Bettler  von 
seinem  Hunde  wiedererkannt  (Marmorstatue 
18341,  Puttenallegorien  der  4 Jahreszeiten 
an  der  Fontaine  du  Cirque  aux  Champs-Ely- 
sees (Eisenguß,  1840),  Statue  des  Evang.  Lu- 
kas an  der  Fassade  der  Kirche  St.  Vincent  de 
Paul  zu  Paris  (1843)),  Marmorstatue  des  Ma- 
thieu  Mole  (1845  im  Musee  du  Luxembourg). 
Bronzebüsten  Napoleons  III.  und  des  Prinzen 
Louis-Napoleon  (1852  von  Patry  gegossen, 
im  Palais  des  Archives  Nationales  zu  Paris) 
sowie  Napoleons  III.  und  der  Prinzessin  Ma- 
rie Clotilde  (im  Musee  Napoleon  zu  Ajaccio), 
Grabmal  für  Alfred  de  Müsset  auf  dem  P£re 
Lachaise  (185S),  Prudentia-Statuc  an  der 
Fontaine  St.  Michel  zu  Paris  (1861),  Bronze- 
statue des  Pariser  Erzbischofs  Mgr.  Affre  für 
die  Stadt  Rodcz  (1864),  Bronzestatuetten  der 
Tänzerinnen  Fanny  Eisler  und  Maria  Ta- 
glioni  (1870,  Coli.  San  Donato  zu  Paris), 
ein  Bronzcmedaillon  mit  dem  Haupte  des 
Apollon  (1881),  sowie  eine  große  Anzahl 
weiterer  Bildnisstatucn,  Büsten  und  Medail- 
lons berühmter  Persönlichkeiten  vom  Hofe 
und  aus  der  Zeit  Napoleons  III.  Unter  sei- 
nen nicht  in  den  Salons  ausgestellten  Arbeiten 
sind  zu  erwähnen  die  Büsten  Louis’  II.,  Her- 
zogs von  La  Tremouillc,  und  Isabellas  von 
Aiagonien  im  Museum  zu  Versailles  sowie 
die  Statue  Gutenbergs  in  Straßburg  (1860). 
— Als  Medailleur  schuf  B.  unter  anderen 
Bildnismedaillen  diejenigen  des  Königs  Leo- 
pold von  Belgien  (1834)  und  des  Dichters 
Alexandre  Dumas-pere  (183S). 

Bellicr-Auvray,  Dict.  gen.  des  artistes 
u.  Supplement.  — Champeaux,  Dict.  des 
Fondcurs.  — F o r r e r,  Biogr.  Dict.  of  Medal- 
lists.  — Chron.  des  Arts  1896,  p.  51.  — Nouv. 
Archives  de  l'art  frangais  1897,  p.  331,  note  2.  — 
Richcsscs  d’Art,  Paris,  Monum.  relig.  I ; Monum. 
civils  I,  II,  III.  — Gaz.  des  B.-Arts  1859.  III 
33;  1860,  IV  54;  1862,  II  318;  1874.  I 492.  — 
Pariser  Salonkatalogc  seit  1831.  — Mit  Notizen 
von  Fred.  Alvin.  S.  Latni. 

Barrf,  Jean-Baptist  e,  Maler  u.  Ver- 


golder in  Nantes,  vermutlich  der  Sohn  eines 
1767  ohne  Vornamen  urkundlich  erwähnten 
dortigen  Bildhauers  Barre;  1769  verheiratet, 
übernahm  Jean-Bapt.  B.  1780  die  Restaurie- 
rung der  Altäre  in  St.  Julien-de-Concclles. 
1793  findet  er  sich  zum  letzten  Male  erwähnt 
als  „officier  municipal“  zu  Nantes. 

Nouv.  Arch.  de  l’art  frangais  1898  p.  18.  • 

BairS,  Jean-Baptist e,  französ.  Bild- 
hauer, geb.  1807  in  Nantes,  Schüler  Debays 
und  Malknechts,  wurde  1843  im  Pariser  Sa- 
lon prämiiert,  f 1877.  Seine  Hauptwerke 
sind:  Ecce  Homo  (Gipsstatue  1846),  Bronze- 
büsten der  Dichter  Ev.  Boulay-Paty  und 
Ed.  Turquety  (1851,  Mus.  zu  Nantes),  Rene 
Dcscartes  (Gipsstatue  1866),  Bronzebüste  des 
1793  zum  Maire  der  Stadt  Rennes  ernannten 
Bürgers  Leperdit  (1874,  Mus.  zu  Rennes). 

Bellicr-Auvray,  Dict.  g£n.  des  artistes 
u.  Supplement.  — Richesscs  d’Art,  Province, 
Monum.  civils  II  168.  — Pariser  Salonkatalogc 
seit  1843.  S.  Lami. 

Barre,  Jean  Jacques,  Medailleur,  geb. 
am  3.  8.  1793  in  Paris,  f am  10.  6.  1855.  Aus 
einer  armen  Arbeiterfamilie  hervorgegangen, 
trat  er  erst  12jährig  bei  einem  Ziseleur  in  die 
Lehre,  ging  aber  bald,  da  er  sich  hier  nicht 
befriedigt  fühlte,  in  das  Atelier  Thiolicrs, 
eines  Graveurs  der  Pariser  Münze,  über. 
Da  ein  Übermaß  von  Arbeit,  wozu  ihn  die 
materiellen  Sorgen  um  seine  Familie  zwangen, 
es  ihm  nicht  erlaubte,  den  Studiengang  der 
Ecole  d.  beaux-arts  zu  verfolgen,  bildete  er 
sich  autodidaktisch  weiter,  indem  er  einen 
Teil  der  Nächte  zum  Zeichnen  und  Modellie- 
ren benutzte.  Ohne  den  elementaren  Unter- 
richt genossen  zu  haben,  erregte  er  doch 
gleich  mit  seinen  ersten  Arbeiten  — zahl- 
reichen Beiträgen  für  die  Galerie  numis- 
matique  des  grands  hommes  frangais  und  die 
Scries  numismatica  universalis  — die  Auf- 
merksamkeit des  Publikums  und  wurde  einer 
der  besten  Mitarbeiter  des  Direktors  der 
Monnaie  des  medailles,  M.  de  Puymaurin. 
Im  Salon  1819,  seiner  erstmaligen  Ausstel- 
lung, fanden  einige  Medaillen  von  ihm  die 
beste  Anerkennung;  seitdem  stellte  er  häufig 
Medaillen,  Porträts,  Münzstcmpcl,  Denk- 
münzen und  auch  Entwürfe  in  Wachs  aus. 
1843  wurde  er  zum  „graveur  general  des 
monnaies  de  France“  ernannt,  welches  Amt 
er  bis  zu  seinem  Tode  innehatte.  Von  seinen 
zahlreichen  Arbeiten,  die  sämtlich  auf  Haupt- 
ereignisse der  französ.  Geschichte  Bezug  neh- 
men, seien  nur  die  folgenden  Hauptstücke 
erwähnt:  Salon  1822:  Der  Minister  Marquis 
de  Lauriston,  Wachsbildnis;  Tod  des  Prin- 
zen Conde;  Opfer  an  Aeskulap;  Salon  1834: 
Erinnerungsmedaille  auf  den  Besuch  des  Kö- 
nigs und  der  kgl.  Familie  in  der  Münze; 
2 Porträtmcdaillons  (Studien  für  letztge- 
nannte Arbeit);  Salon  1835:  Der  König 
schlägt  zugunsten  seines  Sohnes  die  Krone 


528 


Barre  — Barrera 


der  Belgier  aus  (Entwurf  zu  einer  Medaille)  ; 
Salon  1838:  Belohnungsmedaille  für  die  „ac- 
tes  de  devouement“,  Med.  der  kgl.  Familie, 
ein  wahres  Meisterstück;  Salon  1837:  Erin- 
nerungsmedaille auf  die  latcinisch-französ. 
Bibliothek  des  M.  Panckoucke  und  auf  die 
Eröffnung  der  Eisenbahn  von  Saint-Germain- 
cn-Laye;  Salon  1838:  Medaille  auf  die  Hoch- 
zeit des  Herzogs  und  der  Herzogin  von  Or- 
leans; Salon  1840:  Medaille  auf  die  Erhal- 
tung der  öffcntl.  und  histor.  Denkmäler;  Er- 
innerungsmedaille auf  den  Tod  des  Gencral- 
prokurators  Bcllart,  auf  die  französ.  Siege 
und  Eroberungen  von  1792 — 1815,  auf  das 
Denkmal  des  Herzogs  von  Berry  in  Lille, 
auf  die  Wiedereinführung  des  alten  Kultus 
in  der  Kirche  St.-Gencvieve,  auf  die  Salbung 
Karls  X.  (2  Med.  großen  Formats),  auf  die 
Statuen  Ludwigs  XIV.  in  Bordeaux  und 
Montpellier,  auf  die  Heimbringung  der  Ge- 
beine Napoleons,  auf  die  Errichtung  der  Sta- 
tue des  Herzogs  von  Orleans  usw.  In  dem 
Wettbewerb  um  die  Münze  der  Republik  von 
1848  erlangte  B.  die  3 Nebenpreise;  er  erhielt 
darauf  den  Auftrag  zur  Anfertigung  der  Sie- 
gel der  Nationalversammlung  und  der  des 
Staates.  Ferner  gravierte  er  die  Medaille 
auf  den  Präsidenten  der  Republik  (1850)  und 
auf  den  vom  Herzog  von  Luynes  1851  ge- 
gründeten landwirtschaftlichen  Verein. 

Ebenso  geschickt  im  Kupferstechen  wie  im 
Gravieren  von  Medaillen,  hat  er  1841—43  die 
Platten  gearbeitet,  die  lange  für  den  Druck 
der  Banknoten  der  Banque  de  France  dienten, 
sowie  die  für  die  Banken  von  Rouen,  Lyon 
und  Toulouse.  Seine  letzte  bedeutende  Me- 
daille war  die  auf  das  Comite  des  monuments 
historiques,  dessen  Mitglied  er  war  und  für 
das  er  1851  einen  beachtenswerten  Bericht 
über  ältere  und  neuere  Verfahren  des  französ. 
Münzwesens  erstattete.  — Sein  Porträt  ist 
1840  von  Amaury  Duval  gemalt  worden. 

D i d o t,  Biogr.  göner.  — Bellier-Au- 
vray,  Dict.  gen.  — Dussieux,  Art.  frang.  ä 
l’ötr.  3.  Aufl.  1876.  — Gäbet,  Dict.  d.  art.  1831. 
— L a v i g n e,  Etat-civil.  — Inv.  gön.  d.  Ri- 
chess.  d’art.  Prov.  Monrnn.  civ.  III ; Paris,  Mo- 
num.  civ.  I.  — Annuairc  de  la  Soc.  frang.  de 
numism.,  1867.  — La  Grande  Encyclopcdie.  — 
F o r r e r,  Biogr.  Dict.  of  medallists. 

Frid.  Alvin. 

Barrö,  Louis  Desire,  Porzellanmaler 
(Blumen)  an  der  Manufaktur  zu  Sevres,  seit 
1872  Chef  der  Malerateliers  daselbst.  Zwei 
von  ihm  1862  bemalte  Vasen  (Winden  auf 
hellblauem  Grund)  machte  Napoleon  1S68 
dem  König  von  Griechenland  zum  Geschenk. 

Dussieux,  Artistes  frang.  d l’ötranger. 
3«  Edit.  1S76.  — Chronique  d.  Arts.  1871 — 72  p. 
340.  H.  V. 

Barre,  Paul  de  1 a,  Goldschmied  in  Paris, 
hat  eine  Reihe  von  ihm  entworfener  Orna- 
mentstiche (Blumenbuketts  für  Goldschmiede) 
veröffentlicht. 


Cuilmard,  Les  maitres  ornemanistes,  Pa- 
ris 1881,  Textband  p.  49.  *• 

Barre,  Pierre  de  la,  Maler  in  Avignon 
1441 — 07,  Neffe  des  Bertrand.  Unter  ande- 
ren Arbeiten  erhielt  er  1441  von  Jean  de 
Quiqucran,  Ritter  von  Arles,  den  Auftrag  auf 
ein  Altarwcrk  mit  der  Darstellung  der  Ma- 
donna als  Trösterin  auf  Goldgrund  mit  den 
Porträts  des  Stifters  und  seiner  Frau. 

Abbe  R e q u i n in  Röunion  des  Sociötös  des 
b.-arts  XIII  129.  Clc.  P.  Durrieu. 

Barre,  R e n e d c 1 a,  s.  Barre,  Charles  de  la. 

Barre,  Roland  de  la,  Maler  von  le  Mans, 
Sohn  des  Bildhauers  Gervais  II  de  la  B., 
tätig  daselbst  um  16S7 — 1719,  nur  urkundlich 
bekannt. 

E s n a u 1 1,  Dict.  d.  artist.  manceaux  1899,  I 
181/2.  H.  V. 

Baire,  s.  auch  Dcbarre , Delabarre  u.  La - 
barre. 

Barreau  de  Chef deville,  Frangois  Do- 
minique, französ.  Architekt,  geb.  1725, 
Schüler  von  Boffrand  und  der  Akademie  in 
Rom.  Er  wurde  nach  dem  Tode  von  L’Assu- 
rancc  einer  der  Architekten  des  Palais-Bour- 
bon in  Paris.  1749  errang  er  den  großen 
Architckturpreis  in  der  Konkurrenz  um  einen 
Friedenstempel. 

I.ance,  Dict.  de  Archit.  frang.  1872.  H.  V. 

Barreau,  s.  auch  Bareau. 

Barreda,  M e 1 c h o r de  1 a,  Maler  in  Valla- 
dolid, 1543  an  der  Ausschmückung  der 
Triumphbogen  tätig,  welche  die  Stadt  zum 
Einzug  des  Infanten  Philipp  (II.)  und  seiner 
ersten  Gemahlin  errichten  ließ. 

Marti  y Monsö,  Estud.  hist  artist  443. 

M.  v.  B. 

Barreda,  Miguel  de,  Maler  in  Valladolid. 
1548  ist  er  Sachverständiger  im  Prozeß  des 
Francisco  Giralte  gegen  Juan  de  Juni;  1650 
beurteilt  er  in  der  gleichen  Eigenschaft  Ar- 
beiten des  Innocencio  Berruguete,  mit  dem  zu- 
sammen er  sich  1551  zur  Anfertigung  des 
Hochaltars  in  der  Kirche  der  Trinitarios  cal- 
zados  in  Valladolid  verpflichtet.  Im  gleichen 
Jahre  übernimmt  er  mit  anderen  die  Ausfüh- 
rung des  Hochaltars  der  Kirche  S.  Francisco 
in  Talavera.  Er  hat  nicht  sowohl  Bilder  ge- 
malt als  das  Bemalen  (cstofado)  der  Statuen 
besorgt  Ob  er  es  ist,  der  1587  noch  als  lebend 
erwähnt  wird? 

Marti  y Monsö,  Estud.  hist,  artist.  pas- 
sim. M.  v.  B. 

Barreda,  Miguel  de,  Bildhauer,  Schüler 
und  Gehilfe  des  Juan  de  Juni,  dem  er  1570  bis 
1583  bei  den  Arbeiten  für  den  Hauptaltar  der 
Pfarrkirche  in  Santoyo  zur  Hand  ging. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 93.  M.  v.  B, 

Barrena,  Martin  de,  Architekt,  der  von 
1578 — 85  an  verschiedenen  Bauten  des  Alca- 
zar  in  Toledo  tätig  war. 

Llaguno  y Amirola,  Not  II  314. 

M.  v.  B. 

Barrera,  Antonio,  Porträt-  und  Histo- 
rienmaler in  Savoyen  1782. 


Künstlcrlexikon.  BJ.  II. 


529 


34 


Barrera  — Barreto 


Mcm.  d.  1.  Socict6  Savoisicnnc,  tom.  XII  260. 
— Misccllanea  di  Stör.  Ital.  ed.  d.  Dcp.  Piemon- 
tese  di  Stör.  Patria  XXX  237.  •* 

Barrera,  Carlo,  Architckturzeichncr  von 
Vicenza  um  1785,  nur  bei  Zani  (Enc.  met.  III 
94)  erwähnt.  H.  V. 

Barrera,  Diego  (von  einigen  Jacobo  ge- 
nannt), span.  Maler  untergeordneten  Ran- 
ges. Er  malte  1522  die  Bilder  und  bemalte 
die  Statuen  an  der  Puerta  del  Perdon  der 
Kathedrale  von  Sevilla. 

Cean  Bermudcz,  Dicc.  I 93.  — Ge- 
st o s o,  Artif.  Sevill.  II  15.  A 

Barrera,  Francisco,  span.  Maler  von 
Blumen-  und  Fruchtstücken  im  17.  Jahrh.  Er 
beteiligte  sich  1640  an  dem  Protest  der  Kunst- 
maler gegen  die  Abgabe  der  Alcabala. 

Ccan  Bermudcz,  Dicc.  I 93.  — V i ft  a z a, 
Adic.  II  49.  M.  v.  B. 

Barrera,  Jacobo,  s.  Barrera,  Diego. 

Barr&re,  s.  Bardre. 

Barres,  Pierre,  Goldschmied  des  Königs 
und  „valet  de  chambre  du  Dauphin“  in  Paris, 
arbeitete  1352  für  die  Gemahlin  des  Dauphin. 

Labarte,  Arts  industr.  II  389.  ** 

Barreaa,  Juan,  Architekt,  der  1580  das 
zweite  Stockwerk  (mit  jonischen  Säulen)  des 
Kreuzgangs  im  Kloster  S.  Miguel  de  los  Reycs 
in  Valencia  aufführte. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  36. 

M.  v.  B. 

Barret,  Felix  Claude  Auguste 
Louis,  Porträt-  und  Genremalcr,  geh.  31.  8. 
1807  zu  Brest  (Finistere),  Schüler  von  F. 
Gerard.  In  den  Pariser  Salons  war  er  1831 
bis  1848  wiederholt,  hauptsächlich  mit  Dar- 
stellungen aus  dem  brctagnischcn  Volksleben 
vertreten. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g6n.  H.  V. 

Barret,  George,  d.  A.,  R.  A.,  Landschafts- 
maler, geb.  in  Dublin  1732  (1728  ?),  t am  29. 
5.  1784  in  Paddington.  Er  war  Autodidakt, 
ging  1762  nach  London,  kam  dort  schnell  zu 
Ruf  und  wurde  1768  einer  der  Gründer  der 
R.  Academy.  In  den  Ausstellungen  derselben 
war  er  von  1769 — 82  regelmäßig  und  meist 
mit  mehreren  seiner  Landschaften  und  An- 
sichten von  Schlössern  vertreten.  Viel  sprach 
man  zu  seiner  Zeit  von  einer  Serie  von  Land- 
schaften von  Cumberland  Lake,  die  er  in 
einem  großen  Saale  zu  Norburg  Park  als 
Wandbilder  gemalt  hatte.  Man  rühmt  an  sei- 
nen Landschaften  das  starke  Gefühl  für  die 
besonderen  Reize  englischer  ländlicher  Sze- 
nerie. Er  hat  auch  aquarelliert  und  radiert. 
Das  R.  Victoria  and  Albert  Mus.  besitzt  von 
ihm  eine  staffierte  Landschaft  und  das  British 
Mus.  eine  Landschaft  mit  Figuren  (Aquarell). 

R.  u.  S.  Rcdgravc,  Century  of  Painters 
(1866)  I 101 — 9.  — L.  Roget,  Hist,  of  the  old 
Water-Colour  Society,  I 149  (T.  — Graves, 
The  R.  Acad.  of  Arts,  I 126  u.  The  Society  of 
Artists  (1907)  p.  22.  — Binyon,  Cat.  of 
drawings  ctc.  in  the  British  Mus.  I 74.  *• 

Banet,  George,  d.  J.,  hervorragender 


engl.  Aquarellist  der  klassischen  Landschaft, 
Sohn  des  Vorhergehenden,  geb.  in  London  um 
1767,  f 1842.  In  den  Jahren  1800 — 1802  war 
er  in  der  R.  Academy  mit  Landschaften  ver- 
treten und  nachdem  er  1804  Mitglied  der  Old 
Water-Colour  Society  geworden,  war  er  in 
deren  Ausstellungen  regelmäßiger  Aussteller. 
Vor  allem  liebte  er  die  wunderbaren  Effekte 
der  aufgehenden  oder  sinkenden  Sonne  und 
zartgestimmtc  Mondschcinlandschaftcn  dar- 
zustellen. Manche  seiner  Landschaften  er- 
innern wohl  in  der  Komposition,  in  der  Weit- 
räumigkeit und  dem  ernsten  klassischen  Ein- 
drücke an  Werke  Claude  Lorrains,  haben  abet 
dabei  auch  einen  ganz  bestimmten  persön- 
lichen Stil.  Mehrere  seiner  Arbeiten  befinden 
sich  in  der  Art  Gallery  in  Manchester,  andere 
im  Printroom  des  British  Mus.  — 1840  ver- 
öffentlichte er  in  Briefform : Theory  and 
Practicc  of  Watcr-colour  Painting. 

Redgrave,  Dict.  of  artists,  I.  — J.  L. 
Roget,  Hist,  of  the  old  Water-Colour  Society, 
I 176.  — A E.  Cropper,  George  Barret  jun. 
in  The  Artist,  1896  p.  78.  — J.  Orrock,  George 
Barret  in  The  Art  Journal  1898  p.  129 — 132 
(mit  Abb.).  — The  Studio  1905:  The  old  Water- 
Colour  Society.  — Binyon,  Cat  of  drawings 
etc.  in  the  British  Mus.  I 74.  •• 

Barret,  James,  engl.  Aquarellist,  tätig  in 
Paddington,  Bruder  des  George  d.  J.,  war 
von  1785 — 1819  mit  einer  langen  Reihe  von 
Hochlandslandschaften,  Park-  u.  Waldszene- 
rien  und  Schloßansichten  vertreten.  Zwei 
Aquarelle  von  ihm  im  British  Museum. 

Redgrave,  Dict.  of  artists.  — Graves, 
The  R.  Acad.  of  Arts,  I 127.  — Binyon,  Cat. 
of  drawings  etc.  in  the  British  Mus.  I 75.  ** 

Barret,  Miß  M.,  Aquarellistin  und  Minia- 
turmalerin, Schwester  des  George  d.  J.,  stellte 
1797 — 1800  Porträtminiaturen  in  der  R.  Aca- 
demy aus,  wurde  1823  Mitglied  der  Water- 
Colour  Society  und  stellte  dort  ihre  Arbeiten 
(auch  Stilleben)  bis  1836  aus,  um  welche  Zeit 
sic  starb. 

Rcdgrave,  Dict.  of  Artists.  — Graves, 
The  R.  Acad.  of  Arts,  I 128.  •* 

Barret,  R a n e 1 a g h,  engl.  Kopist,  beson- 
ders gerühmt  wegen  seiner  Rubenskopien, 
t 1768. 

Redgrave,  Dict.  of  Artists.  •• 

Barret,  s.  auch  Barreit. 

Barreto,  Maler,  Portugal,  Anfang  des  19. 
Jahrh.,  aus  Porto.  Raczynski  sah  von  ihm 
ein  Gemälde,  Tod  der  Kleopatra,  im  Stil  des 
David.  (Wohl  identisch  mit  Jos.  Teix.  B.) 

Raczynski,  Dict.  p.  21,  22.  A.  Haupt. 

Barreto  (oder  Barrctto),  Antonio  Cor- 
rca,  portugies.  Kupferstecher  von  Landschaf- 
ten, Schüler  von  Comte,  geb.  1813  in  Lissabon, 
1843  Lehrer  an  der  Akad.  daselbst. 

Raczynski,  Dict.  p.  22.  A.  Haupt. 

Barreto,  Joseph  Teixeira.  portugies. 
Maler  und  Kupferstecher,  geb.  1767  zu  Porto. 
Mit  15  Jahren  wurde  er  Benediktinermönch; 
1790  wurde  er  von  Lissabon  aus  nach  Rom 


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Barrett 

geschickt,  wo  er  hauptsächlich  bei  Gagne- 
raux,  einem  französ.  Pensionär,  studierte.  Seit 
1791  ging  er  zur  Kupferstecherei  über  und 
stach  zuerst  Umrisse  zu  den  Scherzi  poetid 
des  Rossi;  nach  eigenen  Gemälden  dann  Mo- 
ses im  Flusse,  Darius’  Frau  vor  Alexander, 
Ruhe  in  Ägypten,  Venus  und  die  Nymphen 
und  ähnliches.  1797  kehrte  er  heim  und 
folgte  1805  Vieira  im  Amte  des  Direktors  der 
Akademie  zu  Lissabon.  Er  starb  1810.  Es 
werden  von  ihm  zahlreiche  Gemälde  im  Klo- 
ster de  Tibäes  in  Porto  erwähnt. 

Cyrillo  Machado,  Collccg.  de  memorias 
p.  298.  — Raczynski,  Dict.  p.  283.  A.  Haupt. 

BaiTett,  Charles  Robert,  engl.  Illu- 
strator von  topographischen  Werken  in  Feder- 
zeichnung, tätig  um  1890.  Er  veröffentlichte: 
„Essex“,  Serie  I mit  99  Ulustr.  (13  Radier.), 
Serie  II  mit  128  Ulustr.  (13  Radier.), 
ferner  „Somcrsetshire“  mit  167  Ulustr.  (6 
Rad.),  „Surrcy“  mit  140  Ulustr.  (5  Rad.), 
1 Band  „The  Battlcficlds  of  England“  mit 
102  111.  und  Studien  von  alten  Bauwerken 
z.  B.  The  Tower  of  London  mit  26  Ul.  (13 
Rad.). 

Sketchley,  English  Book-Illustr.  of  to-day. 

N.  Peacock. 

Barrett,  Jerry,  engl.  Maler,  geb.  um  1814, 
t am  21.  1.  1906.  Als  seine  besten  Bilder 
werden  genannt:  Miß  Florence  Nightingale, 
die  Verwundeten  in  dem  großen  Hospital  von 
Skutari  empfangend;  der  erste  Besuch  der 
Königin  im  Hospital  zu  Chatham  1855,  und 
Mrs.  Fry  bei  den  Gefangenen  in  Newgatc. 
In  der  Roy.  Academy  war  er  bis  1883  ver- 
treten. 

Art  Journal  1861,  191.  — Meyer,  Kstlcrlex. 
— Graves,  Roy.  Acad.  1905,  I 128.  — The 
Years  Art  1907.  H.  Peacock. 

Barrett,  s.  auch  Darret. 

Barrey,  G u i 1 1 a u m e,  französ.  Holzbild- 
hauer und  Maler  in  Rouen.  Er  lieferte  1622 
für  die  Notre  Dame-Kapelle  der  Kirche  St. 
Maclou  die  reich  geschnitzte  Umrahmung  zu 
einem  Altarbilde  sowie  einen  vergoldeten  höl- 
zernen Reliquienschrein.  1625  für  die  Pfarr- 
kirche St.  Victor  die  Statuen  der  Apostel 
Jacobus  und  Andreas  und  1627  für  die  lürche 
Notre  Dame  de  la  Couture  zu  Bemay  (Eure) 
einen  umfangreichen,  mit  verschiedenen  figür- 
lichen und  ornamentalen  Skulpturen  und  Ma- 
lereien geschmückten  Lettneraufbau.  — Au- 
genscheinlich ist  dieser  Künstler  identisch 
mit  jenem  Guillaume  Barri,  der  1653  die 
Schnitzarbeiten  am  Orgclgchäusc  der  Pfarr- 
kirche St.  Jean  zu  Rouen  auszuführen  hatte. 

Lani,  Dict.  des  Sculpteurs  1898,  p.  36 ; 1906, 
p.  21.  — Reunion  des  Soc.  des  B.-Arts  des  De- 
partements 1892,  p.  349  f.  5.  Lami. 

Barri,  G i a c o in  o,  Maler  und  Kupferste- 
cher französ.  Herkunft,  tätig  in  Venedig  um 
1670.  Als  Maler  ist  er,  nach  Lanzi,  Nach- 
ahmer Tizians,  Tintorettos  und  Paolo  Vero- 
neses  gewesen.  Er  hat  nach  Paolo  Veronese 


Barrias 

1667  die  Anbetung  der  Hirten  und  Christus 
beim  Pharisäer  Simon,  nach  Filippo  Gherardi : 
die  Sibylle  mit  Kaiser  Augustus  und  nach 
Giov.  Colli  Luchesi  und  Gherardi : Scleukus  und 
Stratonikc  am  Bette  des  Antiochus,  die  beide 
die  Bezeichnung:  „Giacomo  Barri  francese“ 
tragen,  radiert,  außerdem  die  von  Lucini  ge- 
stochenen Platten  nach  12  der  bedeutendsten 
Grabdenkmäler  in  Venedig  herausgegeben  und 
ein  Werk:  „Viaggio  pittorcsco,  in  cui  si 
notano  tutte  le  pitture  famose,  che  si  conser- 
vano  in  qualsivoglia  citta  d’Italia“,  verfaßt, 
das  1671  und  1679  in  englischer  Übersetzung 
von  W.  L.  (Lodge)  erschienen  ist. 

Meyer,  Kstlerlcx.  — Campori,  Artisti  it. 
e stran.  n.  stati  estensi  (1855)  p.  57.  — Ma- 
ri e 1 1 c,  Abcecd.  I 72.  — M a 1 v a s i a,  Fels, 
pittr.  I 251.  — Le  Blanc,  Man.  P.  K. 

Barri,  H e n d r i c k,  s.  Bary. 

Barrias  (le  Vieux),  Roulcaux-  und  Porzel- 
lanmaler, in  den  ersten  Dezennien  des  19. 
Jahrh.  in  Paris  tätig,  Vater  des  Felix  Joseph 
B.  und  des  Ernest  B. 

Meyer,  Kstlerlcx.  H.  V. 

Barrias,  Ernest,  französ.  Bildhauer,  geb. 
am  13.  4.  1841  in  Paris  als  Sohn  des  Rou- 
Ieaux-  und  Porzellanmalers  Barrias  und  als 
jüngerer  Bruder  des  Historienmalers  Felix- 
Joseph  B.,  f am  4.  2.  1905.  Ausgebildct 
wurde  B.  seit  1854  in  der  Werkstatt  Caveliers 
als  Lehrling  und  seit  1867  in  derjenigen 
Jouffroys  als  Schüler  der  Ecole  des  B.-Arts, 
die  ihn  1861  mit  dem  Rompreise  an  die  rö- 
mische Academie  de  France  entließ  und  ihm 
1865  für  die  Relieffriese  „Die  Gründung  von 
Marseille"  sowie  „Krieg,  Handel  und  Fische- 
rei“ den  1.  Ehrenpreis  verlieh.  Im  Pariser 
Salon,  den  B.  von  da  an  regelmäßig  beschickte, 
wurden  B.s  Bildwerke  1870,  72,  78,  89  und 
1900  mit  den  höchsten  Medaillen  prämiiert. 
1884  wurde  B.  an  Dumonts  Stelle  zum  Mit- 
gliedc  des  Institut  de  France  erwählt,  ferner 
1894  als  Nachfolger  Caveliers  zum  Leiter  des 
Meisterateliers  für  Bildhauerkunst  an  der 
Academie  des  B.-Arts  und  1897  zum  Vize- 
präsidenten dieses  Institutes.  — Als  Haupt- 
werke dieses  Künstlers,  der  einen  Kompro- 
miß anstrebte  zwischen  den  traditionellen 
Schönheitsidealen  des  akademischen  Klassi- 
zismus und  den  naturalistischen  Zielen  der 
neueren  Zeit,  sind  hier  hervorzuheben:  Mar- 
morstatue eines  Mädchens  von  Megara  (1870, 
Musee  du  Luxembourg),  Der  Eid  des  Spar- 
tacus  (Marmorgruppc,  1871  im  Tuilcrien- 
garten  aufgestellt),  Les  prcmiercs  funcrailles 
(Adam  und  Eva  den  Leichnam  Abels  be- 
stattend, 1878  in  Gips,  1883  in  Marmor  aus- 
geführte Hauptgruppe  des  Meisters),  La 
Comptabilitc  (Steinrelicf  von  1878  am  Pa- 
villon de  Marsan  in  den  Tuilerien),  Die  Ver- 
teidigung von  Paris  (Dcnkmalgruppe  von 
1880  am  Rond-Point  zu  Courbevoie),  Ber- 
nard  Palissy  (Bronzestatue  von  1881  am 


Barrias  — Barric 


Square  de  St.  Germain-des-Pres),  Die  Ver- 
teidigung von  St.  Quentin  (Dcnkmalgruppc 
von  1882),  Mozart  als  Knabe  seine  Geige 
stimmend  (Bronzestatue  von  1887  im  Musee 
du  Luxembourg),  Blumenstreuendes  Mädchen 
von  Bou  Saada  (Grabmal  für  den  Orient- 
maler Guillaumct  auf  dem  Montmartrc-Fricd- 
hofe,  1890),  Bronzegrabmal  des  Anatole  de 
Ja  Forgc  (auf  dem  P£re  Lachaise,  1893), 
Bronzemonument  für  Emile  Augicr  (auf  der 
Place  de  l’Odeon,  1896),  Der  Madagaskar- 
Feldzug  (Dcnkmalgruppe  von  1897),  Monu- 
ment Lavoisiers  (1898),  La  Nature  se  de- 
voilant  (polylithe  Marmorstatue  von  1899  im 
Musee  du  Luxembourg),  Die  große  Uhr  an 
der  Bibliotheque  Nationale  (1901),  das  Vic- 
tor Hugo-Monument  für  Paris  (1902),  Jeanne 
d’Arc  als  Gefangene  (1903),  Grabstatue  der 
Herzogin  von  Alcnqon  (1904)  ; endlich  eine 
große  Anzahl  von  Bildnisbüsten,  darunter  die- 
jenigen Jules  Favres,  Henri  Rcgnaults,  Mun- 
kaesys  und  Caveliers. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  g6n.  des  artistca 
u.  Supplement.  — Journal  des  Arts  8.  2.  1905.  — 
Chronique  des  Arts  1905,  p.  47.  — Gabr.  Mou- 
rey  in  Les  Arts  1905,  No.  40,  p.  29  ff.  — A. 
Soubies,  L.-E.  Barrias,  Notes  biogr.  (Paris 
1905).  — Ausführl.  Aufs,  von  G.  Lafcncstre 
in  Revue  de  l’art  anc.  et  mod.  XXIII  (1908)  p. 
321  ff,  S.  Latui. 

Barrias,  Felix  Joseph,  Maler,  gcb.  in 
Paris  am  13.  9.  1822,  f daselbst  am  25.  1. 
1907,  Sohn  des  Miniatur-  und  Porzellan- 
malers Barrias  d.  A.  Schüler  von  Leon  Cog- 
niet  und  während  der  ganzen  2.  Hälfte  des 
19.  Jahrh.  einer  der  ernstesten  Vertreter  der 
historischen  und  akademischen  Malerei  in 
Frankreich.  Er  stellte  in  den  Salons  1840 — 
1904  fast  alljährlich  aus.  Unter  seinen  Wer- 
ken seien  als  die  hauptsächlichsten  erwähnt: 
Gallischer  Krieger  mit  seiner  Tochter,  1849; 
Pilger  auf  dem  Wege  nach  Rom  zur  Jahr- 
hundertfeier im  Jahre  1300,  1855;  Verschwö- 
rung unter  den  Courtisanen  Venedigs  (1530), 
1861;  Horaz,  Augustus  und  Maccenas,  1864; 
Sokrates  nimmt  Abschied  von  seinen  Freun- 
den, 1873;  Tod  Chopins,  1885;  Triumph  der 
Venus,  1886;  Camille  Dcsmoulins  im  Palais 
Royal  am  12.  7.  1789,  1888;  Pause  während 
einer  Sitzung,  1895;  außerdem  zahlreiche 
Porträts  (1890,  92,  96,  1902)  usw.  Ferner 
betätigte  er  sich  als  Illustrator;  zu  seinen  be- 
kanntesten Arbeiten  auf  diesem  Gebiet  ge- 
hören die  Illustrationen  zu  den  bei  Didot  er- 
schienenen Virgil-  und  Horazausgaben.  Als 
Wandmaler  hat  sich  B.  namentlich  während 
der  Jahre  1860 — 75  hervorgetan.  So  fertigte 
er:  1852  einen  Rundfries  für  den  Pariser 
Winterzirkus  mit  Darstellungen  gymnasti- 
scher und  equestrischer  Spiele;  1855  die  Pla- 
fonddekorationen des  Großen  Saales  und  die 
des  Lesesaales  im  Hotel  du  Louvre  (letztere 
sowie  den  Zirkusfries  in  Gemeinschaft  mit 
Gosse) ; gleichfalls  1855  die  Malereien  der 


Chapelle  Saint-Louis  in  der  Kirche  St.  Eu- 
stache  in  Paris ; 1863  einen  Plafond  in  Wachs- 
malerei für  das  große  Treppenhaus  des  Mu- 
seums zu  Amiens  (die  Picardie  umgeben  von 
ihren  Hauptstädten)  ; 1865  Grisaillcfiguren 
für  die  Kuppel  des  Museums  zu  Amiens  (Der 
Ruhm  krönt  die  großen  Männer  der  Picar- 
die) ; 1868  Malereien  der  Giebelfelder  des 
Hauptschiffes  der  Eglise  de  la  Trinite  in  Pa- 
ris mit  Darstellung  der  Kirchenväter;  1877 
Malereien  der  Chapelle  Sainte-Gencvieve  in 
derselben  Kirche;  1868  verschiedene  deko- 
rative Arbeiten  für  das  Hotel  Hoare  in  Lon- 
don ; 1873  einen  Fries  mit  Darstellung  der 
Künste  und  Wissenschaften  in  der  großen 
Galerie  des  Grosvenor  House,  Palais  des 
Herzogs  von  Westminster,  in  London;  1874 
die  Malereien  in  einem  der  seitlichen  Foyers 
in  der  Grand  Opera  mit  Darstellungen  der 
lyrischen,  der  ländlichen  und  der  dramati- 
schen Musik  sowie  den  Plafond  mit  einer 
Verherrlichung  der  Harmonie. 

Im  Musee  du  Luxembourg  befinden  sich 
von  ihm:  Die  Verbannten  des  Tibcrius  (Sa- 
lons 1851  und  1855) ; andere  Gemälde  von 
ihm  in  den  Museen  zu  Versailles,  Nantes, 
Lava),  Autun  und  Tarbes. 

Bellier-Auvray,  Dict  g£n.  u.  Suppl.  — 
Grande  Encyclopcdie  V 490,  Artikel  von  A d. 
Thiers.  — Expos,  univer.  de  1900,  Rapports  de 
Jury,  introd.  gen.  2e  partie,  Beaux-Arts.  von 
I.eonce  Benedite,  Paris  1904  p.  200.  — Gaz. 
d.  beaux-arts,  passim.  — Invent.  d.  richess.  d’art, 
Paris,  monura.  rcl.  I,  II,  III,  monura.  civ.  I ; 
Provincc,  monum.  civ.  II,  V.  — Chronique  d. 
arts  1907  p.  39  (Nekrol.).  — Bulletin  de  l’art 
ancien  et  mod.  1907  p.  36  (Nekrol.). 

Franfois  Monod. 

Barrias,  Paul,  Architekt  in  Paris,  geb. 
1875,  Sohn  des  berühmten  Bildhauers  Ernest 
B.,  erhielt  bei  der  Konkurrenz  für  das  Mu- 
seum in  Beauvais  den  II.  Preis. 

Delaire,  Les  Architectes  etc.  Paris  1907.  •* 

Barriat,  Porzellanmaler  an  der  Manufaktur 
zu  Sevres.  2 von  ihm  mit  Darstellungen  der 
Jagd  und  des  Fischfanges  bemalte  rhodische 
Vasen  machte  Napoleon  III.  1868  der  preußi- 
schen Königin  zum  Geschenk.  Eine  mit  Or- 
chideen bemalte  Vase  von  Nimes  (1874)  von 
ihm  im  Besitz  des  belgischen,  2 weitere  Va- 
sen (1868,  Landmädchen  bei  der  Arbeit)  im 
Besitz  des  schwedischen  Königshauses. 

D u s s i e u x,  Artistcs  f rang.  ä l’6tranger. 
3«  Edit.  1876.  H.  V. 

Barriat,  Charles,  Landschafts-  und  Gen- 
remalcr  in  Paris,  geb.  daselbst  1821,  Schüler 
von  Sechan,  Dieterle  und  Desplechin,  stellte 
in  den  Salons  1852 — 1865  wiederholt  aus. 

Bcllier-Auvray,  Dict.  g6n.  H.  V. 

Barric,  H u g u e s,  Bildhauer  in  Montpel- 
lier, wo  er  1493  die  Ausführung  des  Hoch- 
altaraufsatzes für  die  Kirche  St.  Amans  zu 
Rodez  übernahm. 

Bauchal,  Dict.  des  Archit.  Francais  (18S7). 

5*.  Lami. 


532 


Barricelli  — Barriot 


Barricelli,  M a u r i z i o,  junger  Italien.  Ma- 
ler der  Gegenwart,  tätig  in  Rom.  1901  be- 
schickte er  die  venezianische  intern.  Kunst- 
ausstellung mit  dem  Gemälde  „Al  di  lä  della 
morte“,  dessen  Feinheiten  in  der  Perspektive 
und  in  der  Farbe  von  der  Kritik  hervorge- 
hoben wurden.  Lebhafte  Anerkennung  ern- 
tete B.  dann  mit  seinem  durch  die  Kühnheit 
der  Komposition  und  der  Lichteffekte  auf- 
fallenden, umfangreichen  Gemälde  „Le  ro- 
vine“,  das  er  1904  im  römischen  Palazzo  di 
Belle  arti  ausstellte. 

Roma  Letteraria  1901,  p.  276 ; 1904,  p.  168  ff. 

G.  Dcgli  Assi. 

Barrier,  Guy,  Maler  zu  Lyon,  nur  dadurch 
bekannt,  daß  er  am  16.  12.  1626  als  Pate  einer 
Zwillingstochter  des  Bildhauers  Simon  Har- 
doin  daselbst  urkundlich  erwähnt  wird. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frans.  3®  Serie.  1887  p. 
294.  H.  V. 

Barrier,  J e h a n,  Glasmaler  in  Rennes,  wo 
er  1496  in  der  Kathedrale  beschäftigt  war. 

V i 1 1 e n e u v c,  Melanges  d'archcologie  bre- 
tonne.  H.  V. 

Barrier,  s.  auch  Darier. 

Barriere,  Dominique,  französ.  Zeichner  u. 
Kupferstecher,  geb.  in  Marseille,  wahrschein- 
lich zwischen  1610  und  1620,  da  das  früheste 
seiner  Blätter  in  dem  1640  erschienenen 
Werke  von  Strada  „De  bello  Bclgico"  sich 
findet.  Er  lebte  lange  Zeit  in  Rom,  wo  er 
vermutlich  1678  starb.  Das  späteste  Datum 
in  der  Reihe  seiner  Blätter  ist  1674.  Seine 
Radierungen,  unter  denen  besonders  diejeni- 
gen nach  Claude  Lorrain  bemerkenswert  sind, 
zeichnen  sich  fast  durchgehends  durch  geist- 
reiche Leichtigkeit  und  Sicherheit  der  Be- 
handlung aus.  Sein  Stecherwerk  ist  ein  sehr 
umfangreiches  (208  Nummern  in  Meyers 
Kstlerlex.  aufgeführt) ; es  umfaßt  Marine- 
stücke, Landschaften,  Ansichten  von  Rom, 
römischen  Feststraßen.  Palästen  und  Villen 
(Pamfili,  Aldobrandini),  Allegorien,  antike 
Statuen  usw.  Ferner  lieferte  er  Zeichnungen 
für  einen  kleinen  römischen  Führer:  Roma 
ricercata  nel  suo  sito  ...  da  Fioravantc 
Martinclli  Romano.  Roma  1658. 

Mehrere  seiner  Blätter  tragen  das  Mono- 
gramm B u.  D (ligiert),  andere  die  Bezeich- 
nung: Dom.  Barr,  fe.,  noch  andere  den  voll- 
ständigen Namen. 

Lc  Blanc,  Manuel  I.  — Meyc  r,  Kstlerlex. 
III  (mit  alt.  Lit.).  — Bertolotti,  Artisti 
Francesi  in  Roma  1886.  J.  Guibert. 

Barrigioni,  s.  Barigioni. 

Barrigues  (Barrigue)  de  Fontainieu, 
Prosper  Franqois  Ircnee,  Land- 
schaftsmaler, geb.  am  17.  7.  1760  zu  Mar- 
seille, f daselbst  am  28.  9.  1850.  Er  war 
portugiesischer  Herkunft  und  widmete  sich 
anfänglich  dem  Marinedienst.  In  der  Malerei 
war  S.  Denis  in  Neapel  sein  Lehrer.  Von  1801 
bis  1819  beschickte  er  ziemlich  regelmäßig  die 
Pariser  Salons  mit  Landschaften,  deren  Mo- 


tive großenteils  den  Umgebungen  von  Neapel 
und  Marseille  entnommen  waren.  1822  er- 
blindete er.  Eines  seiner  Gemälde,  eine  An- 
sicht von  Cava  im  neapolitanischen  Gebiet, 
befindet  sich  im  Museum  zu  Marseille,  ein 
anderes,  „Franqois  I.  et  la  reine  Claude  de 
France  visitant  la  sainte  Beaume“,  im  Palais 
zu  Fontainebleau. 

Etienne  Parrocel,  Annales  de  la  pcin- 
ture.  Paris.  1861.  — Bell  ier-Auvray,  Dict. 
gen.  (hier  seine  ausgestellten  Arbeiten  aufge- 
führt). H.  V. 

Barrili,  s.  Barile  u.  Barrilli. 

Barrillet,  Louis.  Maler  in  Paris,  f vor  2. 
5.  1727,  nur  urkundlich  bekannt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  fran?.  2 S6rie.  IV  292. 

H.  V. 

Barrilli,  (ital. ?)  Maler,  stellte  1783  in  der 
Free  Society  in  London  einen  Seehafen  und 
eine  Seeschlacht,  letztere  in  Miniatur,  aus. 

Graves,  The  Society  of  Artists  etc.,  Lon- 
don 1907.  ** 

Barrio,  E v a r i s t o,  span.  Maler,  geb.  in 
Burgos,  seit  1874  korrespondierendes  Mit- 
glied der  Acad.  de  San  Fernando,  hat  seit 
1876  die  Madrider  Kunstausstellungen  regel- 
mäßig mit  seinen  Genremalereien  beschickt, 
unter  denen  besonders  hervorzuheben  sind : 
Ein  Eingeborener  von  Zaragoza,  Die  Fernan 
Gonzales-Straße  zu  Burgos,  Kreuzgang  der 
Kathedrale  zu  Burgos,  Grabmal  des  Kardinals 
Fernando  de  la  Puente. 

Ossorio  y Bernard,  Galeria  biogr.  de 
art.  espanoles  dcl  siglo  XIX  (1883—84). 

P.  Lafond. 

Barriot,  Claude  (gen.  Claudius),  französ. 
Maler,  geb.  am  9.  11.  1846  zu  Lyon,  f im 
April  1908.  Ausgebildct  an  der  Ecole  des 
B.-Arts  in  Lyon  1861 — 66  unter  Guichard 
und  später  in  Paris  6 Jahre  lang  in  den 
Ateliers  von  G6rome,  Gleyre  und  Jules  Le- 
febvre  tätig,  kehrte  dann  nach  Lyon  zu- 
rück und  debütierte  im  Lyoner  Salon  1865 
mit  seinem  Selbstbildnis  und  mit  einer 
Kopfstudie  (Zeichnung),  sowie  im  Pariser 
Salon  1888  mit  dem  Gemälde  „Unc  Fancusc". 
Neben  Porträts  hat  er  hauptsächlich  Frei- 
lichtszcncricn  ausgestellt,  darstellend  Motive 
von  den  Gestaden  der  obcritalienischen  Seen, 
aus  der  Schweiz,  aus  Südfrankreich,  sowie 
Marinen,  und  zwar  in  öl-  und  Aquarellmale- 
rei wie  in  Pastell-,  Kohle-  und  Bleistiftzeich- 
nung. Licht  und  leicht  sind  seine  dekorativen 
Malereien  im  Cercle  International  zu  Vichy 
(1884,  darstellend  den  Tanz,  die  Olympischen 
Spiele),  in  der  Kirche  zu  St.  Euphcmie  (Ain, 
um  1S99)  u.  in  der  Kirche  St.  Pierre  de  Vaise 
zu  Lyon  (um  1900 — 1905).  Außerdem  lie- 
ferte er  die  Cartons  zu  den  Dekorationen  der 
Karmel-Kapelle  zu  Kalpha  (um  1900)  und 
für  die  Krypta-Mosaiken  in  St.  Nizier  zu 
Lyon  (1904—5  ausgeführt).  Unter  seinen 
besten  Staffelcigemäldcn  sind  zu  nennen : Le 
roi  du  tapis  (Lyoner  Salon  1884),  Aux 


533 


Barriot  — Barron 


champs  (Pariser  Salon,  Marsfeld  1891),  La 
cueillctte  des  haricots  (Lyoner  Salon  1892), 
En  silencc  doucement  sur  les  flots  clapoteux 
(Pariser  Salon  1899,  Soc.  nat.  des  Beaux 
Arts),  Le  Lac  du  Grimscl  (Lyoner  Salon 
1903),  Les  joueurs  de  dominos  en  Normandie 
(Pariser  Salon  1906).  Im  Lyoner  Salon 
wurde  er  1891  durch  die  Medaille  d’honncur 
ausgezeichnet;  1892  veranstaltete  er  in  Lyon 
eine  Sonderausstellung  seiner  Werke.  Sein 
Bestes  gibt  er  in  Figuren  im  Freilicht  oder 
im  Sonnenschein.  Seine  Zeichnung  ist  äußerst 
gewissenhaft,  seine  Malerei  licht,  harmonisch 
und  breit  hingesetzt.  Die  Signatur  ist:  C. 
Barriot. 

Tairig,  Nos  pcintres  chcz  eux  (Lyon  1888), 
p.  7.  — Exposition  Barriot  et  Balouzct  in  „Re- 
vue du  Siede“  (Lyon)  1892,  p.  852.  — J.  L. 
Vitton  in  „La  Vie  frangaise“  (Lyon)  10.  8. 

1898.  — H.  Petit  in  „Revue  du  Siicle“  (Lyon) 

1899,  p.  337.  E.  V. 

Barriot,  Judith,  französ.  Malerin,  geh. 

um  1881  in  Lyon  als  Tochter  des  Malers 
Claude  B.,  Schülerin  ihres  Vaters,  sowie  der 
Lyoner  Cours  municipaux,  beschickt  sie  die 
Salons  ihrer  Vaterstadt  seit  1901  mit  figür- 
lichen Freilichtdarstellungen  und  mit  Land- 
schaften. e.  V. 

Barritt,  W.,  amerik.  Holzstccher.  Tätig 
um  die  Mitte  des  19.  Jahrh.  Illustrationen. 

E.  Richter. 

Barroero,  s.  Barovieri. 

Barroeta,  Juan,  span.  Maler,  geb.  am  10. 
10.  1835  in  Bilbao,  f 1906.  Ausgebildet  an  der 
Escuela  cspecial  de  pintura  etc.  zu  Madrid 
unter  der  Leitung  des  Federico  de  Madrazo, 
bewarb  er  sich  mehrmals  erfolglos  um  den 
Rompreis,  und  zwar  1854  mit  einer  „Aufer- 
stehung des  Lazarus“  (prämiiert  auf  der 
Madrider  Ausstellung  1856,  jetzt  im  dortigen 
Museo  de  Arte  Moderna)  und  1859  mit  einem 
„Auszug  des  Cajus  Gracchus  und  seiner  An- 
hänger“. Von  den  späteren  Gemälden  B.s 
sind  erwähnenswert:  Allegorie  der  Republik 
(1873  für  das  Ayuntamicnto  zu  Bilbao  ge- 
malt), Idealbildnisse  des  Chindosvinto  und 
des  Leovigildo  (für  eine  chronologische  Bild- 
nisseric  der  spanischen  Könige)  sowie  eine 
Anzahl  nach  dem  Leben  gemalter  Porträts 
(darunter  König  Alfonso  XII.  von  Spanien, 
datiert  1875).  Außerdem  lieferte  B.  eine 
Reihe  von  Zeichnungen  für  die  „Ilustracion“ 
und  andere  spanische  Zeitschriften. 

Ossorio  y Bcrnard,  Galeria  biogr.  de 
art.  cspanolcs  dcl  siglo  XIX  (1883—84). 

P.  Lafond. 

Barrois,  Francois,  französ.  Bildhauer, 
geb.  1656  in  Paris,  + daselbst  am  10.  10.  1726. 
Ausgebildet  an  der  Academie  des  B.-Arts, 
gewann  er  1683  den  Rompreis  und  wurde 
1700  für  seine  Marmorstatuette  der  sterben- 
den Klcopatra  zum  Mitgliedc,  1706  zum  Pro- 
fessor und  1720  zum  stellvertretenden  Rek- 
tor der  Akademie  ernannt.  — Nach  dreijähri- 


gem Studienaufenthalte  in  Rom  nach  Paris 
zurückgekehrt,  schuf  B.  für  Versailles  1686 
bis  88  die  Hermenstatixen  des  Vcrtumnus 
und  der  Pomona  sowie  eine  Marmorvase  mit 
Füllhörnern  (am  Tapis  vert  des  Schloßparkes) 
und  1707  die  allegorische  Statue  der  Religion 
(an  der  Außenseite  der  Schloßkapelle)  ; für 
das  Trianon-Palais  neben  ornamentalen  Sculp- 
turen  in  Stein  und  Holz  1688  die  vier  Putten- 
gruppen über  dem  Pcristyl  (gemeinsam  mit 
Jouvcnet  und  Mazeline)  ; für  das  Schloß  zu 
Marly  neben  dekorativen  Arbeiten  1706  eine 
Nymphengruppe  (gemeinsam  mit  Bcrtrand  in 
Gips  und  Zinn  ausgeführt)  und  1709  eine 
Marmorstatuc  der  Pomona;  endlich  für  den 
Pariser  Invalidcndom  1690—98  eine  Anzahl 
Engclfigurcn  und  Chcrubimköpfe  zur  äußeren 
Ausschmückung  der  Kirche  sowie  1705 — 9 
eine  Gipsstatuc  des  hl.  Gregorius  (seinerzeit 
in  der  Kapelle  dieses  Heiligen  aufgcstellt). 
Die  Salonausstcllungen  beschickte  B.  1700 
mit  der  bereits  erwähnten  Kleopatra-Statuette 
und  1704  mit  einem  Marmorrelief,  darstellend 
die  Mutter  Maria  mit  dem  auf  ihren  Knien 
ruhenden  Leichname  Christi. 

L a m i,  Dict  des  Sculpteurs  sous  Louis  XIV 
(1906,  mit  Oeuvrevcrzcicbnis  u.  Literatur). 

5.  Lami. 

Barrois,  Jean  Pierre  Frederic,  Por- 
trät- und  Genremalcr  in  öl  und  Miniatur,  geb. 
1786  zu  Paris,  t in  Meaux  (Todesjahr  unbe- 
kannt), Schüler  von  Fontallard  und  Ilersent. 
In  den  Pariser  Salons  von  1806 — 1841  waren 
wiederholt  Arbeiten  von  ihm  ausgestellt.  In 
der  Kathedrale  zu  Clermont  befindet  sich  ein 
Heiligenbild  von  seiner  Hand,  ein  anderes 
Bild  (sterbender  Savoyarde,  1827  ausgest) 
wurde  für  die  Galerie  der  Herzogin  von 
Berry  seinerzeit  erworben. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  — Gäbet, 
Dict.  d.  artistes.  1831.  H.  V. 

Barrois,  Pierre  Francois,  Kupferste- 
cher in  Paris,  geb.  daselbst  um  1770.  Er  war 
ein  Schüler  Bcrvics  und  stach  hauptsächlich 
Vignetten  und  naturgeschichtliche  Darstellun- 
gen. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  H.  V. 

Barrois,  s.  auch  Barois  u.  Barroy. 

Barron,  Maler  und  Bildhauer  in  Vezelize 
(Lorraine),  17.  Jahrh.,  sonst  unbekannt. 

Rdunion  d.  Soci6t£s  d.  beaux-arts.  XXIII  404. 

H.  V. 

Barron,  E d u a r d o,  span.  Bildhauer,  geb. 
in  Moraleja  del  Viso  (Prov.  Zamora).  Aus- 
gebildet an  der  Escuela  especial  de  pintura, 
escultura  etc.  zu  Madrid  unter  der  Leitung 
des  R.  Alvarez,  errang  auf  der  Madrider 
Ausstellung  1884  eine  Medaille  2.  Klasse. 
Später  an  der  Spanischen  Akademie  in  Rom, 
wo  sich  in  S.  Pietro  in  Montorio  eine  Gips- 
statue des  heil.  Joseph  von  ihm  befindet 
Unter  seinen  Bildwerken  sind  hervorzuheben: 
Die  Bronzestatuc  des  Lusitaniers  Viriathus 
im  Museo  de  Arte  Moderna  zu  Madrid,  die 


534 


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Barron  — Barros-Laboräo 


Statue  des  Hernan  Cortes,  das  Monument  für 
Roncevalles  sowie  eine  Anzahl  von  Bildnis- 
büsten und  -Medaillons.  Vor  einigen  Jahren 
ist  B.  zum  Konservator  und  Restaurator  für 
die  Skulpturenabteilung  des  Madrider  Museo 
Nacional  de  Arte  antica  ernannt  worden. 

L’Art  cn  Italic  1885,  No.  47,  p.  2.  — Arte  e 
Storia  VII  64.  — D.  Angcli,  Chiese  di  Roma 
p.  465.  P.  Lai  und. 

Barron,  Giovanni,  bologn.  Freskomalcr 
oder  Stuckarbeiter,  unter  der  Leitung  des 
Primaticcio  in  Fontainebleau  1538 — 1540  tä- 
tig; vielleicht  mit  Virgilio  Barun  verwandt. 

Laborde,  Comptes  des  ßätiments  du  roi  1 
132.  L.  Dimier. 

Barron,  Hugh,  Porträtmaler,  gcb.  um  1745 
in  London,  t daselbst  1791.  Er  war  Schüler 
von  Joshua  Reynolds;  auf  seiner  Reise  nach 
Italien,  die  er  1770  antrat,  blieb  er  eine  Zeit- 
lang in  Lissabon,  wo  er  einige  Porträts  malte. 
Nach  einem  zweijährigen  Aufenthalte  in  Rom 
kehrte  er  nach  London  zurück.  In  den  Jah- 
ren 1766 — 1778  stellte  er  zahlreiche  Porträts 
in  der  Society  of  Artists  und  1782,  1783  und 
1786  in  der  Academy  daselbst  mehrere  Bild- 
nisse aus,  schwache  Nachahmungen  der  Ma- 
nier seines  Lehrers.  Er  beschäftigte  sich  viel 
mit  Musik  und  war  als  vorzüglicher  Violin- 
spieler bekannt. 

R e d g r a v e,  The  Dict.  of  Artists.  — Gra- 
ves, The  R.  Acad.  of  Arts,  I 129  und  The  So- 
ciety of  Artists,  I 23.  ** 

Barron,  William  Augustus,  Land- 
schaftsmaler, jüngerer  Bruder  des  Hugh, 
Schüler  von  William  Tomkins,  tätig  um 
1764 — 91.  1766  gewann  er  einen  Preis  von 

der  Society  for  the  encouragement  of  Arts; 
in  den  Ausstellungen  der  Londoner  Academy 
von  1774 — 1777  war  er  mit  verschiedenen 
Landschaften,  großenteils  Veduten,  vertreten. 
Die  von  ihm  gemalte  Ansicht  von  „Wanstead 
House“  wurde  von  Picot  gestochen.  Später- 
hin gab  er  die  Malerei  auf.  — Ein  Aquarell 
von  ihm,  Ansicht  der  Richmond-Brücke  1776, 
bewahrt  das  British  Museum. 

Redgrave,  Dict.  of  Artists.  — Graves, 
The  R.  Acad.  of  Arts,  I 129.  — Binyon,  Ca- 
taloguc  of  drawings  etc.  in  the  British  Mus.  I 
75.  *• 

Barron  y Carrillo,  Manuel,  span.  Maler, 
gcb.  in  Sevilla.  Ausgebildet  1828—31  an  der 
dortigen  Escuela  de  Bellas  Artcs,  wurde  er 
späterhin  an  dieser  Schule  als  Lehrer  ange- 
stellt. Als  produzierender  Künstler  erschien 
er  auf  der  Madrider  Ausstellung  1834  mit 
den  Gemälden  „Posada  del  Hucsca“  und 
„Campana  de  Cordova“.  Von  seinen  späteren 
Werken  sind  hervorzuheben:  Büffelherde  an 
der  Tränke,  Kathedrale  von  Sevilla,  Pano- 
rama von  Sevilla  (1862  von  der  Königin  Isa- 
bella  von  Spanien  angekauft),  Der  Guadal- 
quivir mit  der  Torre  de  Oro  (im  Besitze  der 
Familie  Montpensier). 

Ossorio  y Bernard,  Galcria  biogr.  de 


art.  espanoles  del  siglo  XIX  (1883 — 84).  — 
Grande  Encyclopedie  Lamirault-Paris. 

P.  Lafond. 

Barron,  s.  auch  Baron. 

Barros,  Antonio  de,  Wappenmaler,  Por- 
tugal. 16.  Jahrh.,  f 1601.  Philipp  II.  ernannte 
ihn  1596  zu  seinem  Tempera-Maler  als  Nach- 
folger seines  indischen  Wappcnmalcrs  Gas- 
par  Carvalho. 

Raczynski,  Dict.  p.  23.  — S o u s a Vi- 
te r b o,  Noticia  de  alguns  pintores  portuguezes. 
p.  38.  A.  Haupt. 

Barros,  Eleuterio  Manocl  de,  portu- 
gics.  Maler  und  Kupferstecher,  gcb.  zu  Lissa- 
bon, Schüler  in  der  1769  errichteten  Schule 
des  Joaquim  Carneiro  da  Silva;  dann  in  Rom 
bei  Lodovico  Estemi.  Er  brachte  von  dort 
das  große  Bild  Batonis  für  die  Kirche  da 
Estrclla  zu  Lissabon  mit,  für  deren  Kloster 
er  „Elias  seinen  Mantel  zurücklassend“  malte. 
Er  entwarf  die  Decken  für  den  Palast  des 
Joäo  Ferreira,  die  durch  Francisco  de  Setubal, 
Domingos  de  Sequeira  u.  a.  ausgeführt  wur- 
den. Später  trat  er  in  die  Direktion  der  Akad. 
zu  Lissabon  und  wurde  Leiter  der  Zeichen- 
schule. Sein  Nachfolger  war  1823  Faustino 
Jose  Rodrigues. 

Cyrillo  Machado,  Collecg.  de  memorias 
p.  294.  — Raczynski,  Dict.  p.  22.  A.  Haupt. 

Barros,  Joäo  Baptist a,  Architekt,  Por- 
tugal. Wurde  1715  zum  Architekten  der  Rit- 
terorden von  S.  Thiago  und  S.  Bento  ernannt, 
als  Nachfolger  von  Joäo  Antunes.  + 1743. 
War  auch  Architekt  des  Senates  zu  Lissabon 
und  Fcstungsbaumcister. 

Sousa  Viterbo,  Dicc.  dos  archit.  p.  90. 

A.  Haupt. 

Barros- Ferreira,  Jeronymo  de,  Maler  u. 
Architekt,  Portugal,  gcb.  am  3.  9.  1750  zu 
Guimaräes,  f am  80.  10.  1803  in  Lissabon. 
Mit  Miguel  Antonio  de  Amaral  in  letzterer 
Stadt  studierend,  dann  Mitglied  der  Akad. 
S.  Jose,  übernahm  er  zuerst  das  Bemalen  von 
Prachtkutschen  für  Pedro  Alexandrino,  der 
auf  diesem  Gebiete  angesehen  war,  es  aber 
aufgab,  um  sich  Größerem  zuzuwenden.  Bar- 
ros-Ferreira  gelangte  hierin  zu  großem  Rufe; 
insbesondere  durch  seine  Blumen,  Ornamente 
und  Bambocciaden ; außerdem  pflegte  er  die 
Miniatur  im  Porträtfache.  Größere  dekora- 
tive Malereien  führte  er  aus  am  Plafond  der 
Klosterbibliothck  von  S.  Domingos,  der  Spci- 
scsaaldccke  beim  Marquis  von  Marialva ; Dek- 
ken  beim  Marquis  von  Niza  in  Xabregas;  an 
dem  Gewölbe  über  dem  Altar  der  Trinas  auf 
dem  Rato;  die  Architektur  und  die  Gemälde 
der  Brigittenkapclle  in  der  Kirche  zu  Lumiar; 
Porträts  der  Königin,  der  Eltern  des  D.  Mi- 
guel Pereira  Forjas  und  vieles  andere.  — 
Sein  Sohn  Silence-Chrttien  war  Kupferstecher 
an  der  Akad.  zu  Lissabon. 

Cyrillo  Machado,  Collccc.  de  memorias 
p.  127.  — Raczynski,  Dict.  p.  22.  A.  Haupt. 

Barros-Laboräo,  Joaquim  Josede,  Bild- 
hauer, gcb.  1762  zu  Lissabon,  f daselbst  am 


535 


Barroso  — Barry 


30.  3.  1820.  Zehn  Jahre  alt  kam  er  zu  Joäo 
Grossi,  bei  dem  er  vier  Jahre  blieb,  um  Zeich- 
nen und  Modellieren  zu  lernen,  dann  ging 
er  zu  dem  Holzbildhauer  Joäo  Paulo;  darauf 
war  er  Gehilfe  bei  Raymundo  da  Costa  u.  Pater 
Joäo  Chrisostorno,  zuletzt  5 Jahre  bei  Manoel 
Vieira.  Sodann  ließ  er  nach  eigenen  Modellen 
die  Statuen  von  Sta.  Clara  und  S.  Francisco 
durch  Francisco  Xavicr  und  Antonio  Machado 
ausführen.  Unter  seinen  zahlreichen  Werken 
werden  gerühmt  das  marmorne  Tympanon  der 
Kirche  zu  Bemposta  und  die  Fama  mit  den 
Bildnissen  des  Königspaares  am  Obelisk  von 
Bellas.  Der  König  übertrug  ihm  die  Weiter- 
führung der  Bildhauerarbeiten  am  Kloster- 
schlosse zu  Mafra,  die  aber  durch  den  Ein- 
bruch der  Franzosen  unterbrochen  wurde. 
Später  verfertigte  er  eine  Reihe  von  allegori- 
schen Figuren  und  anderes  für  den  neuen 
Palast  von  Ajuda,  unterstützt  von  seinen  Söh- 
nen Manoel  Joaquim  und  Jose  Pedro,  sowie 
seinem  Mitschüler  Gaspar  Joaquim  da  Fon- 
scca  aus  Vizeu. 

Cyrillo  Machado,  Collccc.  de  memoria» 
p.  274.  — Raczynski,  Dict  S.  23.  A.  Haupt. 

Barroso,  Miguel,  span.  Maler,  geb.  1538 
zu  Consuegra  (Ncu-Castilien),  f am  29.  9. 
1590  im  Escorial,  Schüler  Becerras.  1585 
malte  er  ein  Altarbild  für  die  Kirche  des  Ho- 
spitals S.  Juan  de  Afuera  in  Toledo,  dann 
führte  er  eine  Anzahl  Gemälde  im  Claustro 
de  los  evatigelistos  im  Escorial  aus;  an  den 
Außen-  und  Innenseiten  der  Türen  des  Ora- 
toriums: die  Himmelfahrt  Christi,  die  Aus- 
gießung des  hl.  Geistes,  Christus  nach  der 
Auferstehung  den  Jüngern  erscheinend,  die 
Predigt  des  hl.  Petrus;  auf  den  Außenwänden 
des  Oratoriums  dieselben  Gegenstände  in 
Fresko.  1589  ernannte  ihn  Philipp  II.  zum 
Hofmaler. 

Ccan  Bcrmudcz,  Dicc.  I 93—93.  — Pa- 
lomino, Museo  pict.  II  388.  A 

Barrovieri,  s.  Darovieri. 

Barrow,  J.,  Miniaturmaler  in  London,  stellte 
179S — 1S36  zahlreiche  Damen-  und  Herren- 
porträts aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 130.  •* 

Barrow,  John,  Maler  in  London,  stellte 
1812 — 23  Porträts  und  Idealfiguren  (Madonna, 
Venus)  in  der  Roy.  Academy  aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 130.  ** 

Barrow,  Joseph  Charles,  (F.  S.  A.), 
Maler  und  Antiquar  in  London,  stellte  1789 — 
1802  in  der  Roy.  Academy  und  1790  und  91 
in  der  Society  of  Artists  zahlreiche  Land- 
schaften und  Architckturansichten  aus.  Eine 
Zeichnung  von  ihm  (Feder  und  Aquarell) : 
Ansicht  von  Croyland  Abbey  im  British  Mus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 130 ; The 
Society  of  Artists  ctc.  (1907)  p.  23.  — B i n y o n. 
Cat.  of  drawings  etc.  in  the  British  Mus.,  I 75.  •* 

Barrow,  Tho  m a s,  engl.  Porträtmaler,  war 
1792 — 1819  in  der  R.  Academy,  1770 — 1775  in 


der  Society  of  Artists  Aussteller  von  Porträts 
(gelegentlich  auch  in  Miniatur). 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 130 ; The 
Society  of  Artists  etc.  (1907)  p.  24.  •• 

Barrowsky,  Johann  Christoph,  Gold- 
schmied in  Riga,  tätig  um  1773 — 76.  Ter- 
rinen, Becher  etc.  von  ihm  im  Privatbcsitz 
in  Riga  u.  St.  Petersburg,  eine  Patene  in  der 
Nicolaikirche  zu  Waldhcim  (i.  S.),  ein  über- 
reich in  Rokokoformen  ornamentiertes  sil- 
bernes Räuchergefäß,  früher  im  Besitz  der 
Kaiserin  Friedrich,  abgeb.  im  Jahrb.  d.  preuß. 
Kstsamml.  XIV  p.  30. 

M.  R o s e n b e r g,  Der  Goldschmiede  Merk- 
zeichen (1890)  p.  490.  *• 

Barroy  (Barrois),  Antoine,  Dekorations- 
maler zu  Paris  („pcintre  ordinaire  du  Roy“), 
t daselbst  am  6.  11.  1678,  nur  urkundlich  be- 
kannt. Er  schuf  mit  einem  gewissen  de  Quar- 
mes  zusammen  die  Bühnendekoration  zu  der 
Oper  Isis,  welche  1677  zuerst  in  Paris  aufge- 
führt wurde.  Es  werden  4 Gemälde  von  ihm 
als  nach  seinem  Tode  in  seinem  Atelier  be- 
findlich erwähnt:  Die  Samaritcrin,  der  Par- 
naß, eine  Madonna  und  eine  Landschaft. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  franc.  2e  Serie.  IV  p. 
XXI  u.  15—25.  — E u g.  P i o t,  Etat  civil  etc. 
1873.  II.  V. 

Barroy,  s.  auch  Barrois. 

Barru,  Jean,  französ.  Kupferstecher,  tätig 
in  Aix,  um  1690,  später  in  London;  man 
kennt  Porträtstiche  von  ihm. 

Le  Blanc,  Manuel  I.  /.  Guibert. 

Barrueta,  Bildhauer  in  Sevilla,  1549  in  den 
Büchern  der  Kathedrale  genannt. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 175.  M.  v.  B. 

Barrufat,  Juan,  span.  Architekt,  welcher 
14S7  den  Bau  der  Kirche  S.  Maria  in  Cervera, 
Prov.  Lcrida,  beendigte. 

V i n a z a,  Adic.  I 23.  M.  v.  B. 

Barry,  August,  amerik.  Radierer,  um 
1879 — 89  tätig.  Landschafts-  und  Genreblät- 
tcr  nach  einheimischen  und  französ.  Künst- 
lern. E.  Richter. 

Barry,  Sir  Charles,  Knt.  R.  A.,  hervor- 

ragender Architekt,  geb.  am  23.  5.  1795  zu 
London,  f daselbst  am  12.  5.  1860.  Seine  er- 
sten Studien  im  Architekturfach  machte  er  bei 
Middleton  und  Bailey  in  London  (Lambeth). 
Am  28.  6.  1817,  nach  dem  Tode  seines  Vaters, 
ging  B.  zu  seiner  weiteren  künstlerischen 
Ausbildung  zunächst  nach  Italien,  dann  be- 
reiste er  Griechenland,  die  Türkei,  Ägypten, 
Palästina  und  Syrien.  Nach  seiner  Rückkehr 
nach  England  (1820)  beteiligte  er  sich  bald 
an  mehreren  Konkurrenzen,  die  für  ihn  glück- 
lich ausficlcn.  Zunächst  erhielt  er  den  Auf- 
trag zur  Erbauung  der  St.  Pctcrskirche  in 
Brighton,  dann  folgten  rasch  einander  Auf- 
träge von  Manchester  und  Oldham,  gleich- 
falls zu  Kirchenbauten,  bald  nachher  ward  er 
zum  Architekten  des  Dulwich  College  er- 
nannt und  1832  vollendete  er  sein  erstes  be- 
deutendes Werk  in  London,  das  Haus  des 


536 


Barry 


Travcller’s  Club  (in  Pall  Mall),  einen  ebenso 
einfachen  wie  eleganten  und  graziösen  Bau. 
Später  wurde  daselbst  das  Reformklub-Haus, 
das  College  of  Surgcons  und  das  Bridge- 
water-I-Iaus  nach  seinen  Plänen  ausgeführt. 
In  allen  diesen  Londoner  Gebäuden  schloß 
sich  B.  dein  italienischen  Renaissancestil  an. 

Dasjenige  Werk  des  Künstlers,  das  seinen 
Namen  berühmt  machte,  ist  das  Parlaments- 
gebäude in  London  (the  new  Palace  of  West- 
minster).  Nachdem  1834  das  alte  Parla- 
mentshaus niedergebrannt  war,  hatte  man  im 
folgenden  Jahr  die  Errichtung  eines  neuen 
großartigen,  der  Bedeutung  der  englischen 
Volksvertretung  entsprechenden  Gebäudes  be- 
schlossen und  eine  Konkurrenz  dafür  ausge- 
schrieben, bei  welcher  B.  den  Preis  davon 
trug.  Am  27.  4.  1840  wurde  zu  dem  kolossa- 
len Gebäude,  der  größten  architektonischen 
Aufgabe  der  Zeit,  der  Grundstein  gelegt.  Die 
Wahl  des  Stiles  war  nicht  frei  gegeben,  son- 
dern der  englisch-gotische  als  der  am  mei- 
sten nationale  von  der  Baukommission  aus- 
drücklich verlangt.  Er  zeigt  sich  an  dem 
Gebäude  in  reichster  Gestalt,  namentlich  in 
der  vorwiegend  in  geometrischen  Formen  ge- 
haltenen Ornamentik  der  ganz  in  Hausteinen 
ausgeführten  Hauptfassade.  Die  Kosten  des 
Baues,  die  auf  eine  Million  Pfund  veran- 
schlagt waren,  haben  diese  Summe  bedeu- 
tend überschritten.  Das  House  of  Lords  war 
zur  Session  von  1847  fertig,  während  das 
House  of  Commons  1852  eingeweiht  wurde. 
Abschließende  Arbeiten  hat  dann  noch  sein 
Sohn  Edw.  Middleton  B.  auszuführen  gehabt. 
Bald  nach  dem  Tode  B.s  entspann  sich  eine 
auch  heute  nicht  vollständig  aufgeklärte  Kon- 
troverse über  den  vielleicht  sehr  bedeuten- 
den Anteil  des  Gotikers  Welby  Pugin  an  den 
Entwürfen  für  die  Aufrisse  des  Parlaments- 
hauscs;  indessen  stammt  wohl  zweifellos  die 
Komposition  und  der  Generalplan  von  Barry. 
Im  einzelnen  leistete  W.  Pugin  noch  wich- 
tige Dienste,  denn  er  war  praktisch  der  Lei- 
ter für  die  Modellierarbeiten,  für  die  Holz- 
schnitzereien, die  Inneneinrichtung,  die  Me- 
tallarbeiten, die  Glasmalereien  und  Ziegel- 
brennereien. — Von  den  Bauten  Barrys,  die 
ihn  gleichzeitig  mit  dem  Bau  des  Parlaments- 
hauscs  beschäftigten,  sind  noch  die  vorneh- 
men Landhäuser  zu  nennen,  die  er  für  Lord 
Tankerville  zu  Walton-on-Thames,  für  den 
Herzog  von  Sutherland  zu  Trentham,  Clief- 
den  und  Dunrobin  Castle  (in  Schottland) 
ausführte.  Auch  als  Landschaftsgärtner  hat 
er  Ausgezeichnetes  geleistet.  Er  war  Mit- 
glied der  Royal  Academy  (seit  1841),  der 
Royal  Society  und  des  Institute  of  British 
Architects  und  Ehrenmitglied  zahlreicher  Aka- 
demien des  Auslandes. 

Sir  D.  W y a 1 1.  On  tbe  architectural  career 
of  the  late  Sir  C.  Barry.  — E.  W.  Pugin.  Who 
was  the  Art  Architect  of  the  Houscs  of  Parlia- 


ment,  London  1867.  — A.  Barry,  Architect  of 
the  New  Palace  at  Westminster,  London  1868. 
— A.  Barry’ s Reply  to  Mr.  E.  Pugin,  London 
1868.  — E.  M.  Barry’s  Correspondence  with 
J.  R.  Herbert,  London  1868.  — A.  Barry,  Me- 
moir  of  the  life  and  works  of  Sir  Ch.  Barry,  2. 
Ausg.,  London  1870.  — Eastlake,  Hist,  of  * 
the  Gothik  Rivival,  London  1872.  — Fergus- 
son,  Hist,  of  the  modern  stylcs  of  archit.,  Lon- 
don 1873.  — Graves.  The  Roy.  Academy  of 
Arts,  1905,  I 130.  — Dict.  Nat.  Biography.  — 
The  Studio,  Summer  Number  1904.  — R.  Dell, 
Who  was  the  architect  of  the  Houscs  of  Parlia- 
ment?  im  Burlington  Magazine  VIII  403  ff. 

N.  Peacock. 

Barry,  Charles,  Architekt,  Sohn  des  Sir 
Charles  B.,  gcb.  1823,  Mitarbeiter  des  R.  R. 
Banks  (f  1872),  des  bekannten  Schülers  von 
Sir  Charles  Barry.  Die  Front  des  Burlington 
House  wurde  von  Banks  & Barry  entworfen, 
ferner  Dulwich  New  College,  viele  Kirchen 
und  Wohnhäuser.  Von  1876—78  war  Barry 
Präsident  des  Royal  Institute  of  British 
Architects. 

People  of  the  Pcriod  vol.  I.  N.  Peacock . 

Barry,  Charles  A.,  amerikan.  Zeichner 
und  Maler,  geb.  am  14.  7.  1830  zu  Boston. 
Studierte  in  London  und  Paris  und  ließ  sich 
später  in  Boston  nieder,  wo  er  sich  um  den 
Zeichenunterricht  in  Schulen  großes  Verdienst 
erwarb.  1860  wurde  er  zum  Mitglied  der 
National  Academy  erwählt,  trat  ihr  aber  nie 
bei.  Seine  Zeichnungen  von  Idealköpfen 
waren  in  den  sechziger  Jahren  besonders  be- 
liebt. 

Meyer,  Kstlcrlex.  Edmund  von  Mach. 

Barry,  Edward  Middleton  (R.  A.), 
hervorragender  Architekt,  dritter  Sohn  des  Sir 
Charles,  geb.  am  7.  6.  1830  zu  London,  t 
daselbst  am  27.  1.  1880.  Er  machte  seine 
künstlerischen  Studien  beim  Architekten  T.  H. 
Wyatt  und  zuletzt  unter  der  Leitung  seines 
Vaters,  mit  dem  er  später  gemeinschaftlich 
mehrere  Bauten  ausführte.  Nach  dem  Tode 
desselben  ward  ihm  die  Vollendung  des  Par- 
lamentshauses übertragen  (s.  oben).  Von 
seinen  zahlreichen,  meist  im  Charakter  des 
Renaissancestils  gehaltenen  Bauwerken  sind 
zu  nennen:  die  Grammar-School  von  Leeds, 
das  Covent-Garden-Theater  (1859 — 60),  die 
dicht  neben  dem  letzteren  gelegene  Floral 
Hall,  Duxbury  Hall.  Lancashire,  1859,  Burn- 
ley  Grammar-School,  1S60,  die  Birmingham 
Free  Public  Library,  1861,  das  Midland- 
Institute  zu  Birmingham,  New  Opera  House, 
Malta,  1861 — 4,  Barbon  Park  Lodgc,  Wcst- 
moreland,  1862 — 3,  die  Bahnhötels  von  Cha- 
ring-Cross  u.  Cannon  Street,  1863 — 6,  im 
New  Palace,  Westminster:  Arcade-Enclosure, 
New  Palace  Yard,  St.  Margaret’s  Square 
1866—8,  Crewe  Hall,  Cheshirc,  1866 — 71,  im 
New  Palace:  Qucen's  Robing  Room,  Royal 
Staircasc,  1866 — 9,  Anbau  an  das  Fitzwilliam- 
Museum  und  Downing-Collcgc  zu  Cambridge, 
das  Kinderhospital  von  Great  Ormond-Street 


537 


Barry 


zu  London  und  die  neuen,  großartig  angelegten, 
im  Charakter  des  italienischen  Palaststils  ent- 
worfenen Partien  der  Nationalgalerie  in  Lon- 
don, welche  letztere  zu  seinen  bedeutendsten 
Leistungen  gehören;  sie  wurden  nur  teilweise 
unter  seiner  Leitung  ausgeführt.  Mehrere 
alte  Schlösser  und  Landhäuser  der  englischen 
Aristokratie  hat  er  im  Stil  der  alten  Archi- 
tektur mit  großem  Geschick  restauriert  und 
ergänzt.  Seit  1869  war  B.  Mitglied  der  Royal 
Academy,  seit  1873  Professor  der  Architek- 
tur, seit  1874  Schatzmeister  an  genannter 
Akademie. 

Bitard,  Biographie  generale.  — Clement 
u.  Hutton,  Artists  of  the  nineteenth  Century 
and  their  works.  — Art  Journal  1880  139,  140. 
— B u i 1 d e r,  Lcctures  on  Architccture,  with 
Introductory  Memoir,  1880.  — The  Portfolio 
1880,  56;  Nekrolog.  — Dict.  Nat.  Biogr.  — 
Graves,  Roy.  Acad.  of  Arts  I 131/2  (zahlr. 
Entwürfe  von  1850 — 1876).  N.  Peacock. 

Bairy,  Frangois  Pierre  Bcrnard, 
Landschafts-  und  Marinemaler,  geb.  am  5.  5. 
1813  zu  Marseille,  f Ende  August  1905  in 
Saint-Laurent-du-Var.  Ursprünglich  Coif- 
feur, bildete  er  sich  in  seiner  freien  Zeit  an 
der  Akademie  seiner  Vaterstadt  unter  Aubert 
aus.  1838  stellt  er  bereits  einen  „Schiffbruch" 
und  „Inneres  einer  Schmiede"  aus.  Er  ging 
dann  18-10  nach  Paris  in  das  Atelier  Gudins 
und  erhielt  1840  im  Salon  eine  Medaille 
3.  Klasse  für  2 Marinebilder  „Nebelstimmung" 
und  „Fischerboot“.  Er  war  ein  sehr  guter 
Zeichner  und  leistete  Hervorragendes  in  der 
Wiedergabe  von  Luft-  und  Wasserstimmung. 
Die  meisten  seiner  Motive  sind  dem  Hafen 
von  Marseille  entnommen.  Seine  hauptsäch- 
lichsten Werke  sind:  „Ankunft  des  Prinzen 
von  Joinville,  des  Herzogs  und  der  Herzogin 
d’Aumalc  in  Marseille“  (Salon  1845,  Galerie 
in  Versailles),  „Fischerboot“  (Salon  1845,  Mu- 
seum in  Lyon),  „Franz  I.  das  Schloß  d’If  in 
Marseille  besuchend“  (Salon  1847),  Zwei 
Episoden  aus  der  Seeschlacht  von  Punto- 
Obligado  (Salon  1S47),  Ankunft  der  Königin 
von  England  auf  der  Reede  von  Cherbourg 
am  5.  August  1857  (Salon  1859,  Museum  in 
Marseille)  und  der  Empfang  des  Kardinals 
Patrizzi,  in  Marseille,  am  6.  6.  1856.  Im 
Gefolge  des  Prinzen  Napoleon  besuchte  Barry 
Ägypten  und  brachte  von  dort  verschiedene 
Bilder  mit,  unter  denen  die  Ruinen  von  Car- 
nak  u.  Ansicht  des  1.  Katarakts,  Tal  der  Ka- 
lifengräber (Salon  1867)  hervorzuheben  sind. 
Er  war  auch  ein  tüchtiger  Aquarellist. 

Eins  seiner  Hauptwerke:  Die  Einnahme 
von  Algier,  besitzt  das  Museum  zu  Versailles. 
In  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  hat  er 
nichts  mehr  gemalt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  u.  Suppl.  — 
Gar.  d.  b.-arts  I«  Per.  IV  188;  X 34.  — Chronique 
des  arts  1905,  247  (Nekrolog).  G.  Geffroy. 

Barry,  Frederick,  engl.  Maler,  stellte 
1848  zwei  Secstücke,  1849  ein  Architektur- 


bild (Oldcnham  Church)  in  der  Roy.  Aca- 
demy aus. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 132.  •* 

Barry,  G.,  Porträtmaler  in  London,  um 
1793 — 1800  tätig.  •• 

Barry,  Gustave,  Porträt-  u.  Landschafts- 
maler und  Lithograph  in  Paris,  geb.  in  Aves- 
nes-sur-Helpe  (Nord),  stellte  in  den  Salons 
1848 — 1882  wiederholt,  meist  Porträtzeich- 
nungen sowie  Lithographien  nach  fremden 
Vorbildern  (Bouguereau,  Leroy,  Linder  etc.) 
aus.  Sein  umfangreiches  lithographisches 
Oeuvre  ist  bei  Beraldi  in  den  Hauptstücken 
aufgeführt. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  u.  Suppl.  — 
Beraldi,  Les  Graveurs  du  XIX«  Siccle.  1S85. 

H.  V. 

Barry,  H c n d r i c k,  s.  Bary. 

Bany,  James  (R.  A.),  Maler  u.  Radierer, 
geb.  am  11.  10.  1741  zu  Cork  in  Irland,  t am 
22.  2.  1806  zu  London,  Schüler  der  Zcichcn- 
schule  Wests  in  Dublin.  22  Jahre  alt,  malte 
er  ein  großes  Historienbild,  „Die  Bekehrung 
und  Taufe  des  Königs  von  Leicester“,  welches 
Aufsehen  machte  und  ihm  die  Freundschaft 
Edmund  Burkes  u.  Reynolds  gewann.  Erstc- 
rer  ließ  ihn  1764  nach  London  kommen  und 
gab  ihm  die  Mitte!  zu  einer  Reise  nach  Italien, 
die  er  im  folgenden  Jahre  antrat.  In  Rom. 
wo  er  sich  5 Jahre  aufhielt,  hat  er  außer  einem 
Gemälde,  das  an  die  Akademie  in  Bologna 
kam  („Der  verwundete  Philoktet"),  wenig  pro- 
duziert. Nach  seiner  Rückkehr  nach  London 
stellte  er  daselbst  in  der  Royal  Academy  1771 
und  1772  zwei  Gemälde  aus,  „Adam  und  Eva” 
und  „Venus  Anadyomene“,  später  ein  drittes, 
„Jupiter  und  Juno“,  die  mehr  Widerspruch 
als  Anerkennung  fanden,  so  daß  er  lange  Zeit 
ganz  ohne  Aufträge  blieb.  1773  w’urde  er 
Mitglied  der  Akademie.  Zwei  Jahre  später 
veröffentlichte  er  über  „die  wirklichen  und 
eingebildeten  Hindernisse  des  Fortschreitcns 
der  Künste  in  England“  eine  Schrift,  die  sich 
hauptsächlich  gegen  Winckclmann  richtete. 
Ein  Gemälde,  das  er  1776  vollendete  und  in 
welchem  er  ein  modernes  Sujet  in  antikisie- 
rendem Geschmack  behandelte,  „der  Tod  des 
Generals  Wolf“,  erregte  gleichfalls  den  Wider- 
spruch der  Kritik.  Im  folgenden  Jahre  end- 
lich fand  er  die  Möglichkeit  zur  Ausführung 
eines  umfänglichen  Werkes,  wie  es  seinen 
Neigungen  entsprach.  Er  hatte  sich  erboten, 
für  den  großen  Versammlungssaal  der  Society 
for  the  Encouragement  of  Arts,  Manufactures 
and  Commerce  in  London  einen  Cyklus  von 
Bildern  auszuführen  und  nur  die  Bedingung 
gestellt,  daß  die  Gesellschaft  die  Kosten  für 
Leinwand,  Farben  und  die  nötigen  Modelle 
übernehme.  Letztere  war  auf  das  Anerbieten 
cingcgangcn;  in  einem  Zeitraum  von  6 Jahren 
malte  B.  für  den  genannten  Saal  eine  Reihe 
von  6 allegorischen  Bildern,  von  denen  die 
zwei  größten  je  14  m lang  sind,  und  zu  denen 


538 


Barry  — Barsimaker 


er  selbst  einen  ausführlichen  Kommentar  ver- 
faßte. Sie  schildern  den  Entwicklungsgang 
der  menschlichen  Kultur  und  haben  in  ihrer 
klassizistischen  Auffassung  vielfach  entschie- 
dene Züge  von  Großartigkeit.  Nach  diesen 
Bildern  sowohl,  wie  nach  anderen  seiner  Hand 
hat  B.  selbst  Radierungen  gefertigt.  1782, 
nach  dem  Tode  Pennys,  wurde  er  Professor 
der  Malerei  an  der  Royal  Academy.  Seinen 
hochgehenden  Intentionen,  mit  denen  er  in 
England  als  ein  Vertreter  der  klassischen,  auf 
den  großen  Stil  der  Kunst  gerichteten  Be- 
strebungen jener  Zeit  erscheint,  war  das 
künstlerische  Vermögen  nicht  in  vollem  Maße 
entsprechend.  Ein  exzentrisches  Naturell,  ein 
Sonderlingscharakter,  zum  Lehrer  wenig  ge- 
eignet, mißtrauisch  und  empfindlich,  verwik- 
' kclte  er  sich  mit  der  Londoner  Akademie  in 
Streitigkeiten,  infolge  deren  er  schließlich 
(1792)  abgesetzt  und  sein  Name  aus  der  Liste 
der  Akademiker  gestrichen  wurde.  Die  letz- 
ten Jahre  seines  Lebens  verbrachte  er  in  dürf- 
tigen Verhältnissen  und  völliger  Zurückge- 
zogenheit. Von  seinen  Radierungen  seien  ge- 
nannt: 1)  Der  Sturz  des  Satan.  1777.  Roy. 
Fol.  — 2)  Die  Bekehrung  des  Polemon  (Ge- 
genstand aus  den  Memorabilien  des  Valerius 
Maximus).  1778.  Aquatinta.  Gr.  Fol.  — 
8)  Der  verwundete  Philoktet.  1777.  Aqua- 
tinta. Gr.  Fol.  — 4)  A Series  of  16  Etchings 
by  J.  B.  from  his  original  paintings  in  the 
Great  Room  of  the  Society  of  Arts  etc.  Lon- 
don. 1808.  Fol.  — 5)  Milton,  seine  Dichtung 
diktierend.  — 6)  William  Pitt.  1778.  Aqua- 
tinta. Fol.  — Sein  Selbstporträt  bewahrt  die 
National  Portrait  Gallery. 

F r y e r,  The  works  of  J.  Barry,  historical 
paintcr,  London  1809,  2 Bdc.  (mit  einer  biogr. 
Einleitung).  — Redgrave,  Dict.  of  artists.  — 
The  Art  Journal  1890  p.  258 — 61  (mit  Porträt). 
— B i n y o n,  Catal.  of  drawings  etc.  in  the 
British  Mus.  I 76 — 78  (Verzeichnis  von  18  Ori- 
ginalzeichnungen). — Graves,  The  Roy.  Acad. 
of  Arts,  I 132.  ** 

Barry,  John,  Miniaturmaler  in  London, 
stellte  von  1784 — 1827  zahlreiche  Porträt- 
miniaturen (und  eine  landschaftliche)  in  der 
Roy.  Academy  aus.  Nach  Redgrave  soll  er 
1788  in  Lissabon  gewesen  sein.  ** 

Barry,  Nicolas  de,  französ.  Werk-  und 
Zimmermeister,  wurde  1572  mit  der  Vollen- 
dung des  Glockcnturmes  Saint-Picrre  der 
Kathedrale  von  Troyes  beauftragt.  1584  schloß 
er  mit  dem  Kapitel  der  Kirche  von  Sainte- 
Savine-les-Troycs  einen  Vertrag  betreffs  An- 
fertigung einer  Chorbühne,  welche  er  um  1598 
vollendet  haben  soll. 

B a u c h a 1,  Dict  <L  Archit  fran«;.  1887.  H.  V. 

Bars,  Nicolas,  Maler  in  Bourg,  wird 
1504  urkundlich  erwähnt  als  bei  den  Bei- 
setzungsfeierlichkeiten des  Herzogs  Philibert 
von  Savoyen  tätig. 

Mim.  de  la  Sociiti  Savoisienne  T.  XII.  p.  118. 

Barsac,  Mlle  L a u r e,  Genre-  und  Porträt- 


malerin in  Paris,  geb.  1808  daselbst,  Schülerin 
von  Rcgnault. 

Gäbet  Dict  d.  Artistes  etc.  1831.  H.  V. 

Barsac,  Mlle  Z u 1 i m e,  Genre-  und  Land- 
schaftsmalerin in  Paris,  geb.  daselbst  1809, 
wie  ihre  Schwester  Laurc  Schülerin  von  Rcg- 
nault, stellte  in  den  Salons  1835 — 1844  wie- 
derholt aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  gen.  H.  V. 

Barsanti  (Bersanti),  Ferdinand  o,  Ma- 
ler von  Rom,  um  1793,  Schüler  des  Ant.  Ca- 
vallucci.  Ein  von  ihm  gemaltes  Porträt  des 
Padre  Abate  di  Governo  befindet  sich  über 
einer  Tür  im  Kloster  S.  Bartolommco  zu 
Rovigo. 

Fr.  B a r t o 1 i,  Pitture,  Sculture  etc.  di  Ro- 
vigo 1793  p.  39,  277.  H.  V. 

Barsanti,  N i c o 1 o,  Kupferstecher  in  Ma- 
drid, 2.  Hälfte  des  18.  Jahrh.  Stach  (gemein- 
sam mit  Juan  Barcelon)  24  Blatt  nach  Luca 
Giordanos  Fresken  im  Palast  Buen  Retiro 
(nach  Zeichnungen  Castillos).  *** 

Barsch,  Erhard,  s.  Barg. 

Barschall,  M.,  Maler  in  Berlin,  war  1830  u. 
1832  in  den  Ausstell,  der  kgl.  Akademie  mit 
Porträts  (darunter  auch  Bildnis  Napoleons  als 
Konsul)  und  kirchlichen  Darstellungen  ver- 
treten. 

Akademickat.  1830/32.  •* 

Barschall,  Th.  Carl,  Porträtmaler  in 
Liegnitz,  stirbt  am  11.  3.  1873.  E.  Hintst. 

Barscher,  Gregor,  Glasmaler  in  Freiburg 
i.  d.  Schweiz,  erhält  Bezahlungen:  1484  für 
Fenster  mit  den  Wappen  der  Herzoge  von 
Zähringen  in  die  Kathedrale  St.  Nicolas  und 
das  Stadthaus,  1485  für  ein  Fenster  in  die 
Kirche  von  Mareens.  Arbeiten  von  ihm  ha- 
ben sich  bisher  nicht  nachweisen  lassen. 

J.  Z e m p bei  Brun,  Schweizer.  Kstlcrlex. 

Barse,  G.  R.  Jr.,  amerik.  Radierer,  um  1888 
bis  1889  tätig.  Genreblätter.  E.  Richter. 

Barse,  George  R.,  J r.,  amerikan.  Maler, 
geb.  1861  in  Detroit,  Mich.,  studierte  1878 — 
18S4  in  Paris  unter  Cabanel,  Boulanger  und 
Lefebvre.  Seine  besten  Leistungen  sind  im 
Ideal-Genre  und  besonders  in  der  Dekora- 
tionsmalerei, darunter  seine  „Literatur“  in 
der  National-Bibliothek  in  Washington.  Viele 
Privathäuser  in  New  York  verdanken  ihm 
ihren  würdigsten  Schmuck.  Er  ist  auch  ver- 
treten im  Carnegiemuscum  in  Pittsburg  und 
in  der  Bibliothek  in  Syracuse.  Mitglied  der 
Nat.  Academy  of  Design.  Abbildungen  un- 
ter den  Copley  Prints,  Curtis  und  Cameron. 
Boston.  Edmund  von  Mach. 

Barse,  Jacques  de  la,  französ.  Werk- 
meister und  Bildhauer,  arbeitete  1404  mit 
Claux  Sluter  an  der  großen  Karthause  zu 
Dijon  und  am  Grabmal  Philipps  des  Kühnen. 

Bauchal,  Dict.  d.  archit.  franc.  H.  V. 

Barsimaker,  Paulus,  „ Water schilder“,  1577 
als  Mitglied  der  S.  Lukasgilde  zu  Antwerpen 
erwähnt. 

Liggercn  I 264.  H.  V. 


539 


Barspalm  — Bartels 


Barspalm,  M i c h i e 1 van,  Figurcnmalcr 
aus  Flandern,  Unterzeichnete  am  8.  1.  1674  in 
der  römischen  Schilderbcnt  den  Aufnahme- 
brief für  A.  Gcnocls.  Sonst  unbekannt. 

Houbrakcn,  Groote  Schouburgh  III  102.  •* 

Barst  (Parst),  Georg,  Goldschmied  zu 
Nürnberg,  wo  er  am  25.  11.  1627  als  Silber- 
arbeiter Meister  wird.  1641  ist  er  Geschwo- 
rener seines  Handwerks.  Sein  Meisterstem- 
pel zeigt  ein  aus  einem  G mit  angcschlosse- 
nem,  etwas  kleinerem  B bestehendes  Mono- 
gramm. Außer  den  bei  Rosenberg  angegebe- 
nen Werken  des  Meisters  in  Wien,  Mariazell 
und  Gotha  nenne  ich  noch  die  hübsche  silbcr- 
vcrgoldetc  Fassung  eines  Glases  im  National- 
museum zu  Kopenhagen  (Höhe  16,  größte 
Breite  9 cm)  und  die  ähnliche  Fassung  einer 
prächtigen  Schale  aus  Bergkristall  im  Natio- 
nalmuseum zu  Stockholm  (Höhe  36,  größte 
Breite  18  cm). 

Beilage  zur  Bayer.  Gew.-Zeitung  VI  (1893) 
S.  10.  — Marc  R o s c n b e r g,  Der  Gold- 
schmiede Merkzeichen  No.  1336.  Th.  Hampe. 

Bart,  Ferdinand,  Maler  von  Courtrai, 
Sohn  des  Oliver  B.,  wurde  als  Freimeister  in 
die  Lukasgildc  zu  Brügge  am  28.  7.  1619  zu- 
gelassen. Er  war  viel  als  Kartograph  tätig 
und  führte  1619  ein  Gemälde  des  Jüngsten 
Gerichts  für  das  Brüggcr  Stadthaus  aus,  wo- 
für er  20  1.  16  s.  8 d.  g.  erhielt.  Indes  war  es 
bei  seinem  Tode  1623  noch  nicht  vollendet. 

P i n c h a r t,  Arch.  I 205.  — Castecle, 
Keuren  p.  254.  — Eigene  urkundl.  Notizen. 

James  Weale. 

Bart,  Jean.  Maler  (sonst  unbekannt)  in 
Lyon  1415 — 1441. 

Nat  Rondo  t,  Les  peintres  de  Lyon.  p.  49. 

Cte.  P.  Durrieu. 

Bart,  Oliver,  Maler  in  Brügge,  wird 
1580  in  einer  Vormundssache  erwähnt. 

Le  Beffroi,  III  299.  — C.  van  Mander, 
Het  Schildcrboeck,  I 399.  ** 

Bart,  Thomas,  Kupferstecher  aus  Salz- 
burg, sucht  1575  die  Erlaubnis  zur  Nieder- 
lassung in  Braunschweig  nach. 

M i t h o f f,  Mittclalt.  Kstlcr.  u.  Werkmstr. 
etc.  p.  26.  ** 

Bart,  Wilhelm,  Bildhauer  aus  Gent,  fer- 
tigte 1593  den  steinernen  Kamin  in  der  1596 
vollendeten  Sommerratsstubc  (sogen,  „roter 
Saal“)  des  Danziger  Rathauses.  Bemalt  und 
vergoldet  wurde  derselbe  von  Vrcdeman  de 
Vries. 

D o h m e,  Gesch.  d.  Deutschen  Bauk.,  1887  p. 
328,  364.  — D e h i o,  Handb.  d.  deutschen  Kst- 
denkm.  II  (1906)  p.  96.  H.  V. 

Bart,  s.  auch  Barth. 

Bartalache,  Simon,  Bildhauer  in  Avignon, 
1015  dem  Namen  nach  erwähnt. 

Arch.  de  l’art  fran$.,  IV  185.  •* 

Bartali,  L o r c n z o,  Marmor-  und  Bronzc- 
bildner  von  Siena,  um  1480,  nur  bei  Zani 
(Enc.  met.  III  96)  erwähnt.  //.  y , 

Bartalini,  s.  Bartolino. 

Bartalo,  s.  Bartolo  u.  Bartolommeo. 


Bartaumieux,  Charles  Victor,  Archi- 
tekt in  Paris,  geb.  daselbst  1832,  f im  Dezem- 
ber 1907,  von  ihm  zahlreiche  und  künstlerisch 
wertvolle  Nutzbauten  in  den  neuen  Pariser 
Stadtvierteln. 

D e I a i r e,  Lcs  architect.  eliv.  1907  p.  169. 
— Bulletin  de  l'art  anc.  et  mod.  1907  p.  315 
(Nekrolog).  H.  V. 

Bartel,  Adalbert,  Architekt  der  Gegen- 
wart in  Troppau.  Von  seinen  zahlreichen 
Bauten  sind  besonders  nennenswert:  das  Pa- 
lais für  den  Fürsten  Grigori  Stürza  in  Buka- 
rest, die  Bank  in  Troppau,  mehrere  Villen  in 
Reinowitz  und  Johannesberg,  die  Schule  in 
Joscfstal,  die  Kirche  in  Grünwald. 

K o s e 1,  Deutsch-österr.  Kstlcr-  u.  Schrittst.  - 
Lex.  II.  1906.  H.  V. 

Bartel,  s.  auch  Barthel. 

Bartelli,  Giuseppe,  italien.  Bildhauer  in 
Neapel,  wo  er  mit  anderen  Künstlern  an  der 
bildnerischen  Ausschmückung  der  Kirche  S. 
Trinitä  dcllc  Monache  beteiligt  war. 

Napoli  Nobiliss.  VIII  186,  XI  176.  G.  Cecü 

Bartelloni,  Giovanni  Lorenz  o,  Majo- 
likatöpfer in  Osimo,  urkundlich  erwähnt  173S. 

Nuova  Rivista  Miscna  III  73.  M.  Morici. 

Bartels,  Bartold,  aus  Osterode,  1620  bis 
1624  Münzmcistcr  in  Lauenburg,  zugleich  1619 
bis  1620  u.  1623 — 1625  Münzmeister  des  Her- 
zogs Julius  Ernst  zu  Dannenberg,  1630 — 1631 
in  Harburg.  Münzstempel;  auch  die  ovale 
Medaille  auf  Herzog  Julius  Heinrich  von  Lü- 
neburg wird  ihm  zugetcilt. 

M.  B a h r f e 1 d t,  Beitr.  z.  Münzgesch.  der 
Lüneburg.  Lande  1893,  S.  225.  — E.  Merz- 
bachcr,  Kunstmcdaillen-Katal.  1900,  No.  423. 

N. 

Bartels,  C.  E.,  Geschützgießer  in  Hannover 
um  1794.  Von  ihm  laut  Inschrift  eine  Kanone 
im  kaiserl.  Arsenal  zu  St.  Petersburg. 

Champcaux,  Dict.  d.  Fondeurs  etc.  1886. 

H.  V. 

Bartels,  Daniel,  Bildhauer  von  Hannover. 
Von  ihm  die  Schnitzarbeiten  (Mittelteil:  Auf- 
erstehung Christi)  des  1678  aufgestellten  Al- 
tarblattes der  Kirche  zu  Kirchhorst.  Die  [ge- 
malten?] Seitenteile  gingen  1774  bei  einer 
Umgestaltung  des  Altars  verloren. 

Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Hannover  1902,  Rcg.- 
Bez.  Lüneburg.  Heft  4.  p.  60.  H.  V. 

Bartels,  Gerrit,  wird  von  Houbrakcn  er- 
wähnt als  ein  Maler  in  Amsterdam,  der 
durch  einen  Steinwurf  tödlich  verwundet 
wurde.  Er  muß  um  die  Mitte  des  17.  Jahrh. 
gelebt  haben. 

Houbraken  I 220.  — Jan  V o s.  Gedich- 
ten 1662,  721.  E.  IV.  Moes. 

Bartels,  Hans,  Holzschnitzer  im  Anfänge 
des  16.  Jahrh.  Im  Lübecker  Dom  befindet 
sich  von  ihm  ein  dreisitziges  Gestühl  mit  Re- 
lieffigur der  hl.  Katharina  (aus  der  Katha- 
rinenkirche stammend). 

D c h i o,  Handbuch  d.  deutschen  Kunstdcnk- 
mälcr.  II  (1906)  258.  H.  V. 

Bartels,  Hans  von,  Maler,  geb.  zu  Ham- 
burg am  25.  12.  1856,  Sohn  des  einige  Mo- 


540 


Bartels 


nate  später  verstorbenen  russischen  Kollegien- 
assessors Dr.  von  Bartels.  Schon  als  12-  bis 
14jähriger  Knabe  hatte  sich  B.  auf  Reisen 
mit  seiner  Mutter  im  Skizzieren  geübt  u.  Lust 
zum  Malerwerden  bekommen,  zumal  er  früh- 
zeitig zufällig  durch  einen  englischen  Aquarel- 
listen in  Genf  wichtige  technische  Winke  emp- 
fangen hatte.  — Drei  Jahre  lang  war  der 
Hamburger  Marinemaler  Rud.  Hardorff  Bar- 
tels Lehrer.  Der  wollte  ihn  zum  Landschafts- 
maler machen.  Der  Zwang,  der  so  verschlos- 
senen anderen  Gebiete  der  Malerei  künstlerisch 
teilhaftig  zu  werden,  steigerte  im  jungen 
Künstler  früh  die  Fähigkeit  raschen,  gedächt- 
nisartigen Aufnehmens  der  Außenwelt  nach 
ihrer  wichtigsten  künstlerischen  Erscheinung. 

Auf  der  ersten  Studienreise  1874  nach  Lüt- 
jenburg  in  Holstein  reizte  B.  bereits  viel  mehr 
das  Studium  des  Wassers  nach  Bewegung 
und  Farbe,  als  das  der  Eichen.  Andere  Stu- 
dienreisen nach  deutschen  Küsten  folgten. 
Inzwischen  (1878/77)  war  B.  nach  Düssel- 
dorf übergesiedelt  zu  Ad.  Schweitzer.  1877 
stellt  er  in  Hamburg  sein  erstes  Bild  „Rahl- 
stedter  Mühle“  aus.  Luft  und  Lichtfreude 
ist  hier  noch  mehr  Richtung  des  Zeitge- 
schmackes als  Eigenart.  1879  in  Ham- 
burg, kommt  er  unter  den  Einfluß  des  jun- 
gen Oestcrley,  dessen  stärkere  Farbfrcudig- 
keit,  dessen  Liebe  für  die  Wässer  Norwegens 
B.s  zweifellosem  Hang  zu  Meer  und  Strand 
neue  Unterstützung  gab.  Jetzt  schon  ver- 
sucht er  sich  im  Aquarell,  also  der  Technik, 
die  rascheres  Erfassen  und  Schaffen  verlangt 
als  Ölmalerei.  Die  Momentanität,  Impulsi- 
vität des  Erfassens  und  künstlerischen  Fest- 
haltens bleibt  ja  eine  wichtige  Eigentümlich- 
keit Bartelsscher  Kunst.  Schon  in  den  ersten 
Aquarellen  sparte  er  jedoch  nicht  das  Weiß 
aus,  sondern  verwendete  auch  für  Weiß  Deck- 
farben. Das  fiel  den  Hamburgern  als  revolu- 
tionär auf,  zumal  B.  unerhört  große  Formate 
für  seine  Aquarelle  bevorzugte.  Wie  Ed. 
Hildebrandt,  wie  Ad.  Menzel  erweiterte  auch 
B.  unbeeinflußt  und  aus  eigener  Beobachtung 
und  Kühnheit  heraus  die  traditionellen  tech- 
nischen Grenzen  und  Möglichkeiten  der  Aqua- 
rellmalerei. 

Im  Winter  1879  zu  1880  macht  er  eine  Reise 
nach  Rom  und  Pästum.  In  Italien  führte  B. 
nur  die  Studien  in  Wasserfarben,  die  Bilder 
darnach  aber  meist  in  Ölfarben  aus.  — Bald 
darauf  ist  er  wieder  an  seiner  Waterkant,  um 
für  das  Krönersche  Verlagswerk  „Künstler- 
fahrten an  der  Nord-  und  Ostsee“  Zeichnun- 
gen zu  liefern.  — Neu  gibt  er  sich  als  Künst- 
ler bei  seiner  zweiten  italienischen  Studien- 
reise 1881.  Statt  bisheriger  Vielfarbigkeit 
sucht  er  nun  mehr  symphonische  Harmonien 
in  einem  Farbenton  zu  schaffen.  — Auf 
der  Hochzeitsreise  — er  hatte  sich  am  17. 
August  1882  mit  der  Dichterin  Wanda  Groß, 


einer  Rittergutsbesitzerstochter  von  Düster- 
walde in  Ostpreußen  vermählt  — trifft  er  auf 
Rügens  Mönchgut  mit  Hans  Gude  zusammen. 
1881  wohnt  B.  in  Berlin,  dann  in  Hamburg. 
In  den  nächsten  Jahren  führen  ihn  Studien- 
reisen wiederholt  nach  Ober-Italien,  bis  er 
endlich,  um  Italien  näher  zu  sein,  1885 
nach  München  übersiedelt.  Seine  Erwartung, 
sich  in  Münchens  frohgemuter  Luft  am  ehe- 
sten und  tüchtigsten  entwickeln  zu  können, 
hat  ihn  nicht  getäuscht.  Wenn  auch  die  Er- 
folge nun  gerade  eher  von  Norddeutschland 
kommen  sollten.  Und  von  München  aus 
geht’s  nun  erst  recht  oft  — nicht  nach  Ita- 
lien sondern  an  die  Ost-  oder  Nordsee.  Seine 
Bemühungen,  dem  Aquarell  endlich  die  der 
Ölmalerei  gleiche  Stellung  in  den  Kunstaus- 
stellungen zu  verschaffen,  hatten  endlich  Er- 
folg. Sicher  ist  kein  deutscher  Aquarellist 
durch  seine  Leistungen  in  technischer,  seine 
Schöpfungen  in  künstlerischer  Hinsicht  so 
sieghaft  gegen  das  alte  Vorurteil  — das  Aqua- 
rell sei  minderwertig  — losgezogen  wie 
Bartels.  Und  mit  der  allgemeinen  Rang- 
erhöhung, die  B.  dem  Aquarell  erwirbt,  ver- 
dient er  sich  ersten  auffallenden  Ruhm,  er- 
weitert er  sein  Gebiet  und  sein  Können  in 
erstaunlich  rascher  Weise.  Sein  „Fischerdorf 
auf  Mönchgut“  und  seine  „Heringsfischer  am 
Mönchguterstrande“  bringen  ihm  auf  der 
Berliner  Jubiläumsausstellung  von  1886  die 
zweite  Medaille.  Er  wird  in  einem  Lipper- 
heidcschen  Wettbewerbe  für  Vorlagen  zur 
Holzschnittwicdcrgabe  zweiter  Sieger  neben 
Hans  Hermann. 

Auf  der  Dresdener  Aquarellausstellung  von 
1887  bekommt  B.  das  Ehrendiplom.  — In 
diese  kunstgeschichtlich  bedeutsame  Wende- 
zeit für  die  Aquarellmalerei  Deutschlands, 
deren  Bahnbrecher  B.  zu  nennen  ist,  fällt  auch 
eine  andere  Erweiterung  seines  Schaffens- 
kreises. Die  Figuren  treten  jetzt  mehr  und 
mehr  in  seinen  Bildern  als  wichtige,  ja  oft 
entscheidende  Werte  auf.  Die  Neigung  zu 
der  ihm  vom  ersten  Lehrer  absichtlich  ver- 
schlossenen Figurenmalerei  bekam  in  dem 
warmen  Sommer  von  1887,  den  Bartels  in 
Katwijk  verbrachte,  zufällig  neue  Nahrung. 
Die  Seemalerci  fesselte  ihn  in  diesem  Som- 
mer nicht  so  wie  sonst.  Jetzt  entsteht 
auch  eine  ganze  Reihe  jener  fröhlichen 
und  frischen  holländischen  Interieurs,  die  mit 
Israels  ernsten,  Höckers  stillvergnügten  und 
Max  Liebermanns  oder  Kühls  sachlichen  Bil- 
dern ähnlicher  Art  verglichen,  erst  recht  die 
ganz  persönliche  malerische  und  lebensfrische 
impulsive  Art  Bartels’  deutlich  hervortreten 
lassen.  — Diese  Jahre,  in  denen  Bartels  volle 
Meisterschaft  in  der  malerischen  Darstellung 
des  Meeres,  der  bewegten  Fluten,  erreicht, 
bringen  ihm  manchen  Triumph  in  Nord- 
deutschland ein.  Die  Nationalgalerie  erwirbt 


541 


Bartels 


sein  „Fischerdorf  am  holländischen  Strande“. 
In  des  Kaisers  Besitz  kommt  die  erste  der 
vielen  Bartclsschcn  Marinen:  „Schleppdamp- 
fer mit  dänischer  Flagge  verläßt  die  Mole 
bei  starker  Brandung.“  Bornholm,  die  Stu- 
dieninsel B.s  188S,  hatte  auch  dieses  Bild  ge- 
zeitigt. 

Dann  wird  Holland  wieder  die  eigentliche 
Heimat  der  meisten  künstlerischen  Schöp- 
fungen B.s.  Mehr  als  ein  dutzendmal  war 
Katwijk  sein  Wohnsitz. 

Die  Hollandrcisen  wurden  selten  unter- 
brochen. Nach  England  ging  B.  erst  1894. 
Das  Ziel  war  ein  Ort  lauterster,  blauweißer 
Brandung:  Landsend  mit  seinen  Klippen  und 
Felsen,  die  Frucht:  große  Ölgemälde  des 
brandenden  Meeres.  Doch  die  ganze  Tendenz 
der  Entwickelung  scheint  auf  ein  anderes  zu 
gehen:  die  Figur  als  malerisch  und  mensch- 
lich Interessantes.  Immer  mehr  rückt  er  sie 
in  den  Vordergrund  seiner  Bilder.  Jetzt  ist 
die  Figur  oft  genug  alles,  nur  glücklich  um- 
rahmt von  allen  Farbenwundern,  die  er  zu 
bannen  weiß  in  den  fliesenumklcidcten  Wän- 
den, in  der  Luft  mit  dem  Meer  als  Hinter- 
grund. Neu  ist  jetzt  die  psychologische  Ver- 
tiefung in  B.s  Bildern.  Gesichtsfarbe  und 
Bewegung  lassen  sich  oft  schwer  darauf  prü- 
fen, ob  Malerisches,  Physisches  oder  Psychi- 
sches ausschlaggebend  wirkte. 

1896  wird  B.  Ehrenmitglied  des  Royal  In- 
stitute of  Painters  in  Water-Colours.  Tech- 
nisch immer  selbst  erfinderischer,  entschlos- 
sener, scheint  er  seine  Motive  nicht  zu  suchen, 
sondern  wie  ein  Glücklicher  nur  zu  finden. 
Tatsächlich  geht  B.  nie  auf  eine  bestimmte 
Studie  aus,  sondern  studiert  und  hält  das 
malerisch  intensiv  fest,  was  ihm  gerade  der 
Tag  zeigt.  Das  schließt  freilich  nicht  aus, 
daß  er  dann  zur  Vollendung  begonnener  Stu- 
dien denselben  Ort  wiederholt  aufsucht,  der 
ihn  einmal  zufällig  gefesselt  hat.  Ich  sah 
einen  ganzen  Zyklus  von  Studien  des  gleichen 
Raumes  — alle  aber  bei  anderer  Stimmung 
aufgenommen.  — Auch  die  Bilder  B.s  ent- 
stehen nicht  nach  einem  vorher  durchdachten 
Plane,  sondern  aus  der  Verwertung  der  Stu- 
dien heraus  so,  daß  immer  die  Frische  mo- 
mentaner Eingebung  und  Beobachtung  allein 
alle  Folgeerscheinungen  der  allmählichen  Ge- 
samtkomposition künstlerisch  notwendig  zeitigt. 

Nun  umfaßt  sein  künstlerisches  Gebiet, 
außer  der  großen  See-  und  Wasser malerei, 
Landschaften  und  Genre  und  Figürliches  von 
durchaus  selbständigem  Wert.  — So  hat  B. 
eine  Entwickelung  als  Maler  durchlaufen,  die 
uns  jetzt  pädagogisch  überdacht  Vorkommen 
könnte.  Die  Steigerung  der  Aufgaben  findet 
aber  in  B.s  künstlerischem  Naturell  allein 
schon  volle  Erklärung.  Es  ist  nichts  ausge- 
klügelt Planmäßiges,  aber  konsequente  Ent- 
wickelung von  Fall  zu  Fall  — wie  in  seinen 
Schöpfungen  von  Wert  zu  Wert. 


B.  führt  seit  1887  das  Adelsprädikat,  das 
er  früher  abgelegt  hatte.  — Er  hat  nie  Wert 
darauf  gelegt,  einer  bestimmten  Gruppe  un- 
serer viclgespaltencn  Künstlerschaft  anzuge- 
hören. Lange  Jahre  hat  er  in  der  Münchener 
Künstlergenossenschaft  ausgestellt,  und  nie 
hat  er  den  Ehrgeiz  gefühlt,  als  Gruppenführer 
zu  gelten  und  zu  glänzen. 

Die  von  Heyck  gegebene  Liste  ausgeführtcr 
Gemälde  finde  hier  nur  eine  Ergänzung  durch 
Angabe  öffentlicher  Sammlungen  und  der 
Orte,  die  Werke  B.s  besitzen:  National- 

galcrie  Berlin,  Prager  Galerie,  Hamburger 
Senat,  Kgl.  Schloß  in  Berlin,  K.  Pinakothek 
in  München,  St.  Petersburg,  Kunsthalle  Ham- 
burg, Ungarische  Nationalgalerie  zu  Budapest, 
Museum  zu  Indianapolis,  Museum  zu  Barce- 
lona, Museum  in  Brest,  Galerie  Magdeburg, 
Villa  Hügel  bei  Essen,  Städtisches  Museum 
zu  Leipzig,  Museum  Rivoltilles  in  Triest, 
Museum  zu  Elberfeld,  Museum  zu  Brüssel, 
Freiburger  Galerie,  Glasgow,  Musee  du 
Luxembourg,  Paris. 

Ed.  Heyck,  Hans  von  Bartels  (1903).  — F. 
von  Bötticher,  Malcrwcrke  des  19.  Jahrh.; 
dcsgl.  Nachträge  zu  I.  — Das  geistige  Deutsch- 
land 1893  (auf  Grund  eigener  Angaben).  — Die 
graphischen  Künste  XVI  21.  — Ferner  an  vielen 
Stellen  in : Zeitschrift  f.  b.  Kunst  und  Kunst- 
chronik, Kunst  für  Alle,  Leipziger  Illustrierte 
Zeitung,  Kunst  unserer  Zeit.  E.  W . Bredt. 

Bartels,  Hans  Georg,  Glockengießer,  goß 
1704  eine  Glocke  für  die  Barfüßerkirche  in 
Frankfurt  a/M.  und  1707  eine  solche  für  den 
Dom  daselbst. 

O 1 1 e,  Glockenkunde.  H.  V. 

Bartels,  Johann  Philipp,  Glocken- 
gießer in  Bremen,  goß  laut  Inschrift  1781  die 
größte  Glocke  der  Kirche  zu  Goldenstedt. 
Bezeichneter  Bronzc-Einpfünder  mit  dem 
Wappen  von  Bremen  (1786)  in  der  Berliner 
Ruhmeshallc. 

Bau-  u.  Kstdenkmälcr  d.  Herzogt.  Oldenburg. 
1900.  II  Heft.  p.  122.  H.  V. 

Bartels,  Konrad  Heinrich,  Bildhauer 
aus  Celle,  fertigte  1702  das  Schnitzwerk  an 
der  Kanzel  der  Kirche  zu  Walsrode  und  um 
1716 — 18  dasjenige  am  Altar  der  Kirche  zu 
Barsinghausen. 

Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Hannover  I Rcg.- 
Bez.  Hannover.  Heft  1.  p.  58 ; III  Rcg.-Bez. 
Lüneburg.  Heft  4.  p.  169.  H.  V. 

Bartels,  Wera  von,  Zeichnerin,  Bild- 
hauerin, Tochter  des  Hans  von  Bartels,  geb. 
am  4.  1.  1886. 

Sie  zeigte  schon  als  Kind  auffallende  künst- 
lerische Begabung,  die  ohne  Lehrer  sich  vor- 
züglich entwickelt  hat.  Sie  modellierte  aus 
verschieden  gefärbten  Wachstafcln  immer 
lebendiger  erfaßte,  oft  lebensgroße  Tiergrup- 
pen. Solche  Werke  wurden  bei  Tiffany  in 
New  York,  in  Paris  und  München  ausgestellt 
und  machten  Aufsehen  durch  Auffassung  und 
Technik.  Prinzregent  Luitpold  von  Bayern 


542 


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Barth 


30.  8.  1892  ebendort.  Er  begann  mit  der 
Schnitzerei  und  Holzskulptur,  bildete  sich  bei 
Kreling  in  Nürnberg,  ging  dann  zu  Knabl  u. 
Ludwig  Foltz  nach  München,  wo  er  insbeson- 
dere als  stilgerechter  Plastiker  bei  der  Restau- 
ration der  Frauenkirche  beschäftigt  war. 
Nebenher  zeichnete  er  viele  Illustrationen  für 
Braun  u.  Schneider  und  die  Fliegenden  Blät- 
ter und  gab  eine  Serie  von  25  Totentanzblät- 
tern („Die  Arbeit  des  Todes“  1865)  heraus. 
Mit  einem  vorzüglichen  Farbensinn  begabt, 
ging  B.  bei  Piloty  zur  Malerei  über;  hier 
malte  er  (1869)  eine  Szene  aus  der  Zeit 
des  sechzehnten  Jahrhunderts.  Mit  Glück 
pflegte  er  das  Genre  („En  passant“,  „Sonn- 
tag - Nachmittag“,  „Paganini  im  Kerker“, 
1871),  insbesondere  sind  zu  erwähnen  die 
koloristisch  hervorragende  „Wahl  der  Käst- 
chen“ (Kaufmann  von  Venedig)  tind  ein 
duftiges  „Märchen“  (1878).  Dazwischen 
schuf  B.  seit  1873  viele  kunstgewerbliche 
Entwürfe  zu  Kästchen,  Krügen,  Schmuck- 
gegenständen  und  zierlichen  Gerätschaften, 
darunter  einen  köstlichen  „Nautilus“  (1879) 
und  andere  Erzgüsse  der  Kleinkunst;  lieferte 
zahlreiche  Kartons  zu  Glasgemälden,  Modelle 
zu  Denkmälern  und  entwickelte  als  Professor 
an  der  Kunstgewerbeschule  eine  vielseitige 
Tätigkeit.  In  die  80er  Jahre  fällt  die  An- 
fertigung von  Kartons  für  Wandgemälde  im 
Treppenhaus  des  neuen  Münchener  Rathauses 
und  in  dem  von  Berger  erbauten  Münster  zu 
Partenkirchen.  Bekannt  sind:  eine  Radie- 
rung (Maskierter  Amor),  sowie  einige  Feder- 
zeichnungen auf  Stein  (Einladungskart.  usw.). 

Kunst  f.  Alle  III  112;  VI  314;  VIII  11,  28. 
— Zeitschrift  des  Münch.  Kunstgewcrbc-Vcreins 
1894  S.  13  ff.  — F.  v.  Bötticher,  Malcrwerke 
d.  19.  Jahrh.  I 150.  — Allgemeine  Deutsche 
Biogr.  1902  XLVI  217.  — Fr.  Pecht  in 
Meyers  Kstlerlex.  — Dcrs.,  Gesch.  d.  Münch. 
Kst.  1888  S.  240  u.  470.  Hyac.  Holland. 

Barth,  Franz  Xaver,  Historienmaler, 
gcb.  am  12.  2.  1821  zu  Velden  (Niederbayern), 
t am  9.  2.  1894  in  München.  Schüler  von 
Schnorr,  dem  er  bei  dem  Nibelungenzyklus 
in  der  Residenz  assistierte,  ging  dann  zu 
Schwind;  half  mit  Nilson,  Echter,  Palme  an 
Kaulbachs  Fresken  an  der  Außenseite  der 
Neuen  Pinakothek;  malte  die  neun  Musen  in 
den  Deckenfeldern  des  Zuschauerraumes  im 
Hoftheater  (1851),  mit  Hiltenspergcr  Fresken 
für  das  Museum  zu  Petersburg;  erhielt  vier 
Wandbilder  mit  historischen  Darstellungen  im 
Bayer.  Nat.-Museum.  Schwind  nahm  ihn 
mit  nach  Wien  zur  Ausführung  seiner  Tcm- 
perabilder  im  Opernhaus.  Zu  B.s  selb- 
ständigen Arbeiten  gehören  der  auferstandene 
Welterlöscr  auf  dem  Nord-Friedhof  zu  Mün- 
chen, ein  Ölbild  mit  „Hero  und  Leander" 
(Münchener  Ausstellung  1854),  zahlreiche 
Kirchen-  und  Altargemälde,  ein  „Friedens- 
inger (1858)  usw.  Ein  „Totentanz“  für  die 
Friedhofkapelle  zu  Velden  blieb  Projekt  (die 


Entwürfe  dazu  in  der  Kgl.  Graphischen 
Sammlung  in  München).  Für  König  Lud- 
wig II.  malte  B.  eine  „Bavaria  als  Beschütze- 
rin der  Künste  auf  der  Trausnitz  bei  Lands- 
hut ; sieben  Fresken  mit  den  „Werken  der 
Barmherzigkeit“  für  die  hl.  Geistkirche  in 
Landshut.  Sein  treffliches  Kompositions- 
talent bewährte  B.  in  zahlreichen  für  die 
Glasmalereien  von  Mayer  u.  Zettler  gezeich- 
neten Kartons.  Die  Entwürfe  zu  Wandbil- 
dern in  dem  Empfangsgebäude  eines  Bahn- 
hofes kamen  leider  nicht  zur  Ausführung. 

F.  v.  Bötticher,  Malcrwerke  d.  19.  Jahrh. 
I u.  Nachtr.  zu  I.  — Fr.  Pecht,  in  Meyers 
Kstlerlex.  III.  — Zeitschr.  f.  btld.  Kst.  N.  F. 
V 243.  — Maillinger,  Bilder-Chronik  III 
114.  — Allg.  Ztg.  No.  42  (12.  2.  1894).  — All- 
gcm.  Deutsche  Biogr.  1902,  XLVI  218.  — Beil. 
52  der  Augsb.  Postztg.  vom  25.  6.  1879. 

Hyac.  Holland. 

Barth,  Friedrich,  Radierer  in  Karls- 
ruhe, der  seit  1903  eine  Reihe  von  vielver- 
sprechenden Arbeiten  ausgestellt  hat.  Ein 
lebensgroßer  Männerkopf  in  kräftiger  Strich- 
rnanicr  in  der  Zeitschr.  f.  bild.  Kst.  N.  F. 
XV  96. 

Kat.  d.  Großen  Kstausst.  in  Berlin  1907 ; der 
deutsch-nat.  Ausst.  in  Düsseldorf  1907.  ** 

Barth,  Gottlob  Georg,  Baumeister,  gcb. 
am  21.  6.  1777  zu  Stuttgart  + daselbst  am  2. 
1.  1848.  Er  erhielt  seine  Bildung  in  der  hohen 
Karlsschule,  bei  einem  Stuttgarter  Baumeister 
und  auf  der  Bauakademie  in  Berlin.  Nach 
einer  Reise  durch  Norddeutschland  und  Hol- 
land und  einem  2jähr.  Aufenthalt  in  Paris, 
wo  er  im  Atelier  von  Durand  arbeitete,  be- 
gab er  sich  1803  nach  Rom  und  trat  hier  in 
Berührung  mit  vielen  bedeutenden  Künstlern, 
wie  Thorwaldsen,  Koch  u.  a.  Im  Frühling 
1805  nach  Stuttgart  zurückgekehrt,  wurde  er 
1S06  zum  Hofbaukontrollcur  ernannt;  1811 
ward  er  Hofbaumstr.,  1818  Oberbaurat  im  Fi- 
nanzministerium u.  1835  techn.  Referent  in 
Bausachen  beim  K.  Bergrat.  Er  hatte  wäh- 
rend seiner  langen  Dienstzeit  die  wichtigsten 
öffentlichen  Bauten  in  der  Residenz  und  sonst 
im  wiirttembergischen  Lande  auszuführen. 
Nach  der  Zeitfolge  geordnet  sind  seine  her- 
vorragendsten Leistungen  folgende:  Der  Aus- 
bau des  v.  Rauchschen  Hauses  in  Heilbronn 
(1805)  ; Teilnahme  am  Ausbau  des  Stuttgar- 
ter Rcsidcnzschlosscs  unter  Thourets  Ober- 
leitung (1806)  ; Erweiterung  der  ständischen 
Gebäude  und  Bau  des  Ständesaales  in  Stutt- 
gart (1819) ; Erbauung  des  für  das  K.  Haus- 
und Staatsarchiv  und  die  K.  Naturalicn- 
Sammlung  dienenden  Gebäudes  in  Stuttgart 
(1821 — 27,  drittes  Stockwerk  1837)  ; Errich- 
tung des  Kanzlei-,  (sogen.  Stock-)  Gebäudes 
daselbst  in  Gemeinschaft  mit  Oberbaurat  von 
Groß  (1833 — 38)  u.  des  Museums  der  bildenden 
Künste  in  Stuttgart  (1838 — 43)  ; Neugestal- 
tung der  K.  Badeanstalt  Teinach  (1840—42) ; 
Erbauung  des  Neuen  Universitäts-Gebäudes 


544 


Barth 


in  Tübingen  (1841 — 45).  B.  war  in  Würt- 
temberg der  bedeutendste  Vertreter  der  in 
seiner  Studienzeit  aufgekommenen  antikisie- 
renden Richtung  und  hatte  das  Glück,  eine 
Reihe  von  Aufträgen  zu  monumentalen  Bau- 
werken zu  erhalten,  für  die  sich  der  antike 
Stil  besonders  eignete. 

Nekrolog  von  Bnurat  L.  Fischer  in  der 
Schwäbischen  Chronik,  d.  Schwäbischen  Merkurs 
2.  Abteilung,  1848 ; p.  694.  — Meyer,  Kstlcrlex. 

Barth,  J.  S.,  engl.  Maler  u.  Radierer,  stellte 
von  1797 — 1809  Alpenlandschaften  und  an- 
dere Ansichten  in  der  R.  Academy  aus.  Ein 
Aquarell  von  ihm,  signiert  J.  S.  Barth  1807, 
im  British  Museum. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 134.  — 
B i n y o n,  Cat.  of  drawings  etc.  in  the  British 
Mus.,  I 78.  ** 

Barth,  Jacob,  Goldschmied  in  Posen,  wäh- 
rend der  letzten  Jahre  des  15.  Jahrh.  mehr- 
mals urkundlich  genannt,  wahrscheinlich  iden- 
tisch mit  dem  Goldschmied  Jakob  aus  Posen, 
der  1494  das  Rcliquiar  für  das  Haupt  des  hl. 
Adalbert  im  Dom  zu  Gnesen  fertigte  und  ver- 
mutlich auch  jenes  in  der  Kirche  zu  Samter 
vom  Jahre  1496. 

Kunstdenkmäler  d.  Prov.  Posen.  1898.  I 78, 
80.  126.  H.  V. 

Barth  (Parth),  Janos  (Johann),  aus 
Kassa  gebürtiger  und  daselbst  1565—86  be- 
zeugter Goldschmied.  Sein  Bruder  Jakab 
(Jacob)  war  ebenfalls  Goldschmied  daselbst. 
Joh.  B.  erhielt  nach  seinen  ausländischen 
Wanderungen  1565  das  Bürgerrecht  und  war 
viermal  auch  Senator  von  Kassa.  Eines  seiner 
Werke,  ein  getriebener  Silberkelch,  befindet 
sich  in  der  rcf.  Kirche  zu  Vilmäny.  Sein 
Meisterzeichen  ist  ein  (HP). 

M i h a 1 i k,  Kassa  vdros  ötvöss6g6nek  törte- 
nete.  Budapest.  — Magyar  Iparmüvdszct  1897  II. 

K.  Lyka. 

Barth,  Johan  Hendrik  (Heyn),  van 
K e r v e 1,  norweg.  Maler,  geb.  in  Horten  am 
13.  9.  1877  als  Sohn  des  Marinemalers  C.  W. 
Barth.  Von  1S96  an  Schüler  von  Alfred  Ph. 
Roll  in  Paris,  1901  Schüler  von  Professor 
Ehrentraut  an  der  Akad.  in  Berlin.  Reisen 
in  Italien,  Holland,  Bretagne,  Tunis.  1904 
bis  1906  in  Tunis  ansässig,  später  in  Kristia- 
nia. Er  malt  Landschaften,  Interieurs,  Por- 
träts und  stellte  auf  den  staatl.  Ausstellungen 
in  Kristiania  1898 — 1906,  auf  der  norweg. 
Ausstellung  in  Stockholm  1904,  Ausstellung 
in  Tunis  1903  aus. 

Mitteilungen  des  Künstlers.  C.  IV.  Schnitter. 

Barth,  Joseph  von,  Geistlicher  und  Di- 
lettant in  der  Malerei,  geh.  zu  München  um 
1730,  f um  1794  zu  Augsburg,  lebte  in  Wie- 
sensteig, später  in  Augsburg.  Von  ihm  einige 
Landschaftsbildcr  (2  Landschaften  einst  im 
Besitz  von  Lipowsky),  Allegorien  etc. 

Lipowsky,  Bayerisches  Kstlcrlex.  1810. 

H.  V. 

Barth,  Karl,  Zeichner  und  Kupferstecher, 
geb.  am  12.  10.  1787  in  Eisfeld,  t am  11. 


9.  1858  zu  Kassel.  Anfänglich  Goldschmicds- 
lehrling,  zeigte  er  bedeutende  künstlerische 
Begabung,  so  daß  die  Fürstin  Thurn  und  Taxis 
die  Sorge  für  seine  Ausbildung  übernahm. 
1805 — 1812  studierte  er  in  Stuttgart  bei  Joh. 
Gotth.  Müller,  eignete  sich  die  brillante 
Pariser  Manier  an,  lieferte  Illustrationen  für 
kunstgeschichtlichc  Werke;  1814  ging  er  zur 
weiteren  Ausbildung  nach  München  und  1817 
nach  Rom,  wo  er  bis  1821  blieb.  Dort  wohnte 
er  mit  Sam.  Amslcr  und  Joh.  Ant.  Ramboux 
zusammen,  schloß  sich,  obwohl  ein  starrer 
Protestant,  der  neudeutschen,  romantischen 
Richtung  der  Overbeck,  Cornelius  usw.  an ; 
wurde  befreundet  mit  Frdr.  Rückcrt,  mit  dem 
er  den  Sommer  1818  in  Ariccia  verlebte.  Un- 
ter dem  Einfluß  seiner  römischen  Freunde 
machte  er  sich  mit  der  Manier  Dürers  und 
anderer  Stecher  des  16.  Jahrh.  vertraut, 
wurde  Meister  in  ihrer  engen  Schraffierung 
von  vorwiegend  zeichnerischem  Charakter, 
verband  aber  infolge  seiner  früheren  Schu- 
lung damit  W'eichheit,  Eleganz  und  lebens- 
wahren Ausdruck.  Auf  der  deutschen  Aus- 
stellung im  Palazzo  Caffarelli,  Frühling  1819, 
ernteten  seine  Arbeiten  Lob  wegen  ihrer  eige- 
nen kräftigen  Manier.  Von  Rom  wandte  B. 
sich  nach  Nürnberg,  wurde  dann  Leiter  der 
Herderschen  Kunstanstalt  in  Freiburg  i.  B., 
arbeitete  bis  1830  in  Frankfurt  a.  M.,  dann 
in  Darmstadt  und  während  der  letzten  zwei 
Jahrzehnte  seines  Lebens  in  Hildburghausen 
für  das  Bibliogr.  Institut.  Von  ihm  hat  man 
mehr  als  400  Bildnisse,  nach  dem  Leben  ge- 
zeichnet und  gemalt,  an  Stichen  12  historische 
Blätter,  54  Porträts,  24  Vignetten  und  11  Ra- 
dierungen, wovon  die  besten:  der  segnende 
Heiland  und  die  betende  Madonna  von  Hol- 
bein, die  7 mageren  Jahre  von  Overbeck, 
die  Caritas  von  Vogel  v.  Vogclstein  (Dek- 
kengemälde  in  Pillnitz),  ein  Blatt  der  6 Dar- 
stellungen zu  Fouqucs  Undine  und  die  Bild- 
nisse Schlegels,  Rückerts,  Chamissos,  Hegels, 
des  Fürsten  Alex.  v.  Thum  u.  Taxis.  B. 
war  auch  schriftstellerisch  tätig,  veröffent- 
lichte volkstümliche  Erzählungen  und  Ge- 
dichte (z.  B.:  „Alles  nur  ein  Hauch“)  in 
der  Dorfzeitung  und  gab  1837  in  Hildburg- 
hausen unter  dem  Titel : „Die  Kupferste- 
chern“, eine  deutsche  Bearbeitung  von  Lon- 
ghis  „La  teorica  della  calcografia“  (Milano 
1830)  heraus,  deren  praktischer  Teil  ganz 
seine  eigene  Arbeit  ist. 

Allgem.  dtsch.  Biographie.  — Passavant, 
Ansichten  d.  bild.  Künste  S.  205.  — Kunstblatt 
1819  No.  7;  1820  No.  66.  — S e i d 1 e r,  Erinne- 
rungen a.  d.  Leben,  S.  263.  Friedr.  Noack. 

Barth,  Paul,  Zinngießer  in  Breslau,  wird 
c.  1640  Meister.  Stirbt  47  Jahre  5 Wochen  alt 
am  5.  8.  1655.  Sein  Meisterzeichen  ein  heral- 
discher Löwe  (Greif?),  darüber  die  Initialen 
PB.  Stadtzeichen  das  Breslauer  W.  Von 
Ihm  eine  mit  Ornamenten  und  Hirschen  gra- 


Künstlcrlcxikon.  Bd.  II. 


545 


35 


Barth  — Barthel 


vierte  Kuffe  im  Dresdener  Kunstgewerbe- 
museum und  eine  Kanne  von  1655  im  Mu- 
seum in  Oppeln  O.-S.  E.  Hintsc. 

Barth,  Sigmund,  Porträtmaler  von  Bern, 
t 1772,  Schüler  von  Joh.  Rud.  Huber  d.  Ä., 
seit  1767  Meister  der  Himmelzunft  in  Basel. 
Werke  seiner  Hand  sind  bisher  nicht  nachgc- 
wiescn. 

D.  Rurckhardtbei  Brun,  Schweizer.  Kst- 
lerlex.  1902.  H.  V. 

Barth,  Wilhelm,  Maler  an  der  kgl.  Por- 
zellanmanufaktur zu  Berlin,  stellte  auf  den 
Akademie-Ausstellungen  1800,  1804,  1830 

und  1840  mehrere  Landschaften  in  öl  und 
Aquarell  sowie  einige  farbige  Radierun- 
gen aus. 

Katal.  d.  Akad.-Ausstcllungcn.  H.  V. 

Barth,  s.  auch  Bart. 

Barthautz,  W.  Im  kgl.  Kupferstichkabinett 
in  Amsterdam  befindet  sich  eine  Reihe  von 
Aquarellen  mit  Darstellungen  aus  dem  hol- 
ländischen Bauern-  und  Alltagsleben,  von 
denen  einige  „W.  Barthautz  fecit  1796“  be- 
zeichnet sind.  E.  W.  Moes. 

Barthe,  Gerard  de  la,  französ.  Land- 
schaftsmaler, hielt  sich  um  1787 — 1810  in  Pe- 
tersburg u.  Moskau  auf,  wo  er  eine  Reihe  von 
Ansichten  der  Stadt  mit  reicher  Staffage 
zeichnete,  die  von  Eichler,  Guttenberg,  La- 
minit  u.  a.  gestochen  und  koloriert  wurden. 
Außerdem  lieferte  er  namentlich  schöne 
Aquarelle. 

Wohl  zu  Unrecht  ist  von  Le  Blanc  und 
Meyer  mit  Obigem  der  als  Radierer  und  Ma- 
ler bekannte,  um  1730  zu  Rouen  geb.  Comte 
J.  de  la  Barthe  identifiziert  worden,  von  dem 
man  aus  den  70er  Jahren  einige  D.  L.  B.  S. 
ct  p.  bez.  radierte  Landschaftsblättcr,  meist 
in  Rundformat,  kennt. 

Ein  B.  de  la  Barthe  ätzte  Landschaften 
nach  Both. 

Nagler,  Kstlcrlcx.  I 289/90;  Monogr.  II 
1210.  — Le  Blanc,  Manuel  I.  — Meyer, 
Kstlerlex.  III.  — Lempcrtz  sen.,  Autogra- 
phen-Katalog,  verst.  in  Köln  bei  Hcbcrlc  13.  11. 
1905.  H.  V. 

Barthe,  X a v i e r,  französ.  Bildhauer,  geb. 
in  La  Sclvc  (Aveyron),  f 1908,  ausgcbildet 
unter  Falguiere,  Pucch  u.  Mercie;  seine  Gips- 
gruppc  „L’amour  indiscret“  wurde  im  Pa- 
riser Salon  1901  mit  einer  Medaille  prämiiert. 

Pariser  Salonkatalogc  seit  1899.  5.  Lami. 

Barthe,  d c 1 a,  s.  auch  Labarthc,  de. 

Barthel,  Maler  in  Breslau;  malt  1489  Fres- 
ken im  dortigen  Dominikanerkloster.  c.  B. 

Barthel,  Antonius,  Bildhauer  von  Frei- 
berg i.  S.,  das  er  1623  verließ;  sonst  un- 
bekannt. Er  ist  vermutlich  Sohn  des  Chri- 
stoph B. 

K.  Knebel,  Bau-  u.  Bildhauerkunst  in  Trei- 
bern usw.  in  Mitteil.  d.  Freiberger  Altcrtums- 
vereins  Heft  31  (1897)  p.  70,  87/8.  H.  V. 

Barthel,  Ralzer  (oder  Balthasar),  Bild- 
hauer und  Bürger  zu  Meissen,  von  Freiberg 


i.  S.  gebürtig,  f am  14.  3.  1621,  lieferte  1604 
den  nicht  mehr  vorhandenen  Taufstein  in  die 
Ägidicnkirche  zu  Oschatz.  Sein  gleichnami- 
ger Sohn  Balthasar  B.  d.  J.  war  ebenfalls 
Bildhauer  in  Meissen,  wo  er  sich  1627  ver- 
mählte. 

K.  Knebel,  Bau-  u.  Bildhauerkunst  in  Frei- 
berg in  Mitteil.  d.  Freiberg.  Altertumsvereins 
Heft  34  (1897)  p.  87.  — W.  Loose,  Lebens- 
läufe Meißner  Kstlcr.  p.  7.  H.  V. 

Barthel,  Christoph,  Bildhauer  von  Dres- 
den, vielleicht  ein  Sohn  des  Melchior  B.,  wird 
seit  15S9  urkundlich  genannt,  f 1612.  1590 

erwarb  er  das  Bürgerrecht  in  Freiberg  i.  S., 
1600  ließ  er  eine  Tochter  in  der  Petrikirche 
daselbst  taufen.  Er  war  bei  der  Errichtung 
der  Freiberger  Fürstengruft  unter  Joh.  Maria 
Nosseni  beschäftigt.  Vielleicht  ein  Bruder 
von  ihm  ist  der  1590  in  Freiberg  genannte 
Steinmetz  Christian  B. 

K.  Knebel,  Bau-  u.  Bildhauerkunst  in  Frei- 
berg, Mitteil.  d.  Freiberg.  Altertumsvereins  Heit 
34  (1897)  p.  20,  70/1,  87.  H.  V. 

Barthel,  Friedrich,  braunschw.  Maler 
und  Kupferstecher,  geb.  zu  Leipzig  1775,  f in 
Braunschweig  1846,  war  Schüler  von  Bause. 
Da  er  ganz  mittellos  war,  mußte  er  sich  an 
einen  Kupferstecher  Böttcher  verkaufen,  unter 
dessen  Namen  seine  ersten  Arbeiten,  land- 
schaftliche Radierungen,  erschienen.  Nach- 
dem er  sich  von  Böttcher  losgemacht,  lieferte 
er  einige  sechzig  Stiche,  meist  nach  eigenen 
Kompositionen,  für  den  Buchhandel.  Später 
übte  er  sich  in  Dresden  in  der  Malerei  und 
ging  von  da  aus  nach  Braunschweig,  wo  er 
sich  mit  dem  Stecher  K.  W.  Schenk  zu  ge- 
meinsamer Herausgabe  von  Kupferstichen  ver- 
einigte und  wo  er  im  hcrzogl.  Schlosse  einige 
Gemälde,  auch  einen  Hoftheatervorhang,  aus- 
führte. Die  besseren  seiner  meist  nur  für 
den  Buchhandel  gearbeiteten  Stiche,  insbeson- 
dere seiner  früheren,  finden  sich  in  Meusels 
„tcutschem  Künstlerlexikon“  verzeichnet.  B. 
beschäftigte  sich  auch  mit  Ästhetik  u.  schrieb 
ein  Buch  unter  dem  Titel : „Eumorphea  oder 
Anleitung  zur  Geschmacksbildung  für  die 
zeichnenden  Künste,  mit  besonderer  Hinsicht 
auf  landschaftliche  Darstellung.  Mit  20  Kup- 
fern. Leipzig  1807.“ 

Meusel.  Teutsches  Kstlerlex.  II.  Aufl.  1808. 
I 38.  — K.  Steinacker,  Die  Graphischen 
Künste  in  Braunschweig ; Sonderabdr.  a.  d. 
Braunschweigischen  Jahrb.  1906.  ** 

Barthel,  Gustav  Adolf,  Maler  in  Braun- 
schwcig,  geb.  dort  1819,  ausgcbildet  durch  sei- 
nen Vater,  den  Maler,  Stecher  und  Zeichner 
Friedr.  Barthel  und  auf  dem  Collegium 
Carolinum  in  seiner  Vaterstadt,  dann,  mit 
Unterstützung  seines  Landesherrn,  seit  1838 
in  München  durch  Stielcr  und  Kaulbach,  in 
Düsseldorf  durch  Lessing,  tätig  in  Braun- 
schweig seit  1843,  besonders  als  geschickter 
Bildnismaler.  Er  malte  wiederholt  Bildnisse 
des  Herzogs  Wilhelm,  dessen  Hofmaler  er 
seit  1852  war  (sein  Bildnis  in  hannoverscher 


546 


Barthel  — Barthelemy 


Kürassieruniform  von  Knolle  gest.),  ferner 
zahlreiche  Bildnisse  von  Braunschweiger  Hof- 
schauspielern in  ihren  besten  Rollen  für 
Schloß  Sibyllenort  (vielfach  in  Lithographien 
verbreitet)  und  von  mehreren  Pastoren  für 
die  Katharinenkirche  in  Braunschweig.  1857 
bis  1880  Inspektor  der  Herzogi.  Gemäldega- 
lerie. f 1898. 

Meyer,  Kstlcrlex.  — F.  v.  Bötticher, 
Malerwerke  des  19.  Jahrh.  — H.  A.  Müller, 
Kstler.  d.  Gegenw.  — Dioskuren  1856  p.  59,  1863 
p.  383,  1870  p 238.  — Neueste  Nachrichten, 
Braunschweig  1898  31.  Juli.  P.  J.  Meier. 

Barthel,  Hieronymus,  Bildhauer  in 
Prag,  erwähnt  1626.  König  Georg  von  Podie- 
brad  hatte,  als  Prag  unter  seiner  Regierung 
utraquistisch  geworden  war,  seine  Statue 
zwischen  den  Türmen  der  Theinkirche  (am 
Altstädter  Ringplatz)  aufstcllcn  lassen.  Uber 
der  Statue  war  der  utraquistische  Kelch  an- 
gebracht. Nachdem  Ferdinand  II.  nach  der 
Schlacht  am  weißen  Berge  die  Macht  der 
Utraquisten  gebrochen  u.  die  Gegenreforma- 
tion in  Böhmen  eingeführt  hatte,  hatte  er  die 
Absicht,  diese  Statue  entfernen  und  dafür  die 
seine  an  jener  Stelle  aufstellen  zu  lassen. 
Unter  dem  29.  5.  1626  schickt  der  Bildhauer 
Barthel  einen  Kostenüberschlag  an  den  Kai- 
ser, dessen  Wortlaut  bei  Schottky  erhalten 
ist.  Das  Projekt  kam  nicht  zur  Ausführung, 
da  sich  heute  an  jener  Stelle  eine  Marien- 
statue befindet.  — 1625  wird  ein  gleichnami- 
ger Bildhauer  in  Dresden  erwähnt  (Vater  des 
Melchior  B.),  der  vielleicht  mit  Obigem  iden- 
tisch ist. 

Schottky,  Prag  wie  es  war  und  wie  cs  ist, 

I 265 — 267.  — G.  O.  Müller,  Vergessene  und 
halbvergessene  Dresdener  Kstler.  1895  p.  3. 

Oskar  Pollak-Prag. 

Barthel  (Bartelt),  Melchior,  Dresdener 
Steinmetz,  tätig  1579  am  Turmbau  der  dorti- 
gen Kreuzkirche  und  an  der  Moritzburg. 

Lindau,  Geschichte  der  Haupt-  u.  Residenz- 
stadt Dresden.  — Bau-  u.  Kstdenkm.  d.  Königr. 
Sachsen,  Heft  III  p.  41,  XXVI  p.  96.  •• 

Barthel,  Melchior,  Bildhauer,  geb.  am 
10.  12.  1625  zu  Dresden,  f daselbst  am  12.  11. 
1672.  Er  lernte  bei  seinem  Vater,  dem  Bild- 
hauer Hieron.  B.,  und  vollendete  nach  des- 
sen Tode  von  1640 — 1645  seine  Lehrzeit  bei 
Johann  Boehme  in  Schnecbcrg.  Er  ging  dann 
auf  Reisen  und  weilte  in  Augsburg,  Ulm,  Ve- 
nedig, Rom,  an  welchen  Orten  er  nicht  bloß 
als  Bildhauer,  sondern  auch  als  Baumeister 
tätig  gewesen  sein  soll.  In  Venedig  ist  von 
ihm  das  kolossale  Grabmal  des  Dogen  Gio- 
vanni Pcsaro  in  S.  Maria  de’  Frari,  ferner 
eine  Statue  des  Täufers  im  Oratorium  S. 
Maria  in  Nazaret  und  ein  Grabmal  in  S.  Gio- 
vanni e Paolo.  Auch  von  zwei  Statuen  des 
Petrus  und  Paulus,  die  er  für  das  Kastell 
ausführte,  wird  berichtet.  B.  blieb  17  Jahre 
in  Venedig.  1670  kehrte  er  nach  Dresden  zu- 
rück, wo  er  zum  Hofbildhauer  ernannt  wurde. 
In  Dresden  kam  er  zu  keiner  größeren  Arbeit 


mehr.  Sein  letztes  Werk  soll  ein  Monument 
für  den  Kammerrat  v.  Adlcrshelm  zu  Leipzig 
(Nicolaikirche,  zerstört  bei  Dauthes  Umbau) 
gewesen  sein.  — Die  oben  gen.  größeren  Skulp- 
turwerke in  Venedig  zeigen  den  Künstler 
ganz  der  Richtung  Berninis  ergeben.  Maß- 
voller zeigt  sich  die  Kunst  B.s  in  seinen  klei- 
neren, in  Elfenbein  ausgeführten  Arbeiten, 
die  öfters  in  Sammlungen  Vorkommen,  u.  an 
denen  namentlich  das  k.  Grüne  Gewölbe  in 
Dresden  reich  ist,  darunter  zwei  Gruppen, 
Nachbildungen  bekannter  antik  römischer 
Skulpturen.  Ein  Kruzifixus  in  Elfenbein  von 
ihm  im  Mus.  Naz.  in  Florenz. 

Curios.  Sax.  — Sandrar  t,  Deutsche 
Akad.  — J.  Burckhardt,  Cicerone.  — G.  O. 
Müller,  Vergessene  u.  halbvergess.  Dresdner 
Kstler.,  Dresden,  1895  p.  1 ff.  — Bau-  u.  Kst- 
denkmäler  d.  Königr.  Sachsen  an  vielen  Stellen. 
— P.  Molmcnti,  Venezia  negli  Ultimi  secoli 
(Rassegna  Naz.  vol.  120  p.  401 — 413). 

Barthel,  Paul,  Aquarellmaler  in  Valcntins- 
werder  bei  Spandau,  dann  in  Charlottenburg, 
geb.  am  24.  3.  1862  in  Zwickau,  Schüler  der 
Berliner  Akademie,  stellte  auf  der  Dresdener 
Aquarell-Ausstellung  1887  3 Genrestücke  und 
auf  den  Berliner  akad.  Kunstausstellungen 
1887  („Am  Eibsee“),  1888  („Strand  von  Ca- 
pri") und  1889  (2  pompeianische  Landschaf- 
ten) aus.  Er  war  ferner  auf  der  Großen  Ber- 
liner Kunstausstellung  1896  („Frühling  im 
Walde"),  1904  („Madonna",  Tempera)  und 
1906,  sowie  auf  der  Münchener  Jahrcsausstel- 
lung  1900  ( „Nixen  rcigen“)  vertreten.  Im 
Mus.  zu  Magdeburg  befindet  sich  ein  Bild  von 
ihm:  Träumerei  (1896). 

Bötticher,  Malerwerke  d.  19.  Jahrh.  1891. 
I.  — Singer,  Kstlerlex.  Nachtr.  1906.  — Kunst 
f.  Alle.  V.  1890.  — Katal.  d.  Ausstcllgn.  H.  V. 

Barthel,  s.  auch  Bartel. 

Barth&lemi,  s.  Barthilemy  u.  Bartholot. 

Barthelemy,  französ.  Werkmeister,  erbaut 
1294  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Sohn  den 
alten  Chor  der  Kathedrale  von  Eine. 

B a u c h a 1,  Dict.  d.  archit.  frang.  1887.  //.  V. 

Barthelemy,  Werkmeister  in  Lille,  wo  er 
1429  die  Kollegiatkirche  Saint-Pierre  erbaute. 

B6rard,  Dict.  biogr.  etc.  1872.  H.  V. 

Barthelemy,  Maler  in  Lyon,  1493 — 1529,  war 
1494  bei  den  Einzugsfeierlichkeiten  für  Karl 
VIII.  unter  Jehan  Perreal  beschäftigt. 

N.  R o n d o t,  Les  Peintres  de  Lyon,  p.  67. 

H . V. 

Barthelemy,  Architekt,  „commis  des  basti- 
ments"  de  l’höpital  general  zu  Paris,  1688, 
und  Leiter  am  Bau  des  Findelhauses  daselbst. 

Lance,  Dict.  d.  archit.  frang.  1872.  H.  V. 

Barthelemy,  Maler  zu  Paris.  Von  ihm  wird 
ein  um  1776  gemaltes  Porträt  der  berühmten 
Julie  de  Villeneuve  de  Vence,  Mme  de  Saint- 
Vincent,  erwähnt. 

Nouv.  Archiv,  de  l’art  frang.  3e  Serie.  IV.  1888 
p.  123.  H.  V. 

Barthelemy  (Berthelemy)  de  Clcrc,  Ma- 
ler, in  der  Provence  und  in  Anjou  tätig 

35* 


547 


Barthelemy 


i 


1447  bis  ca.  1476.  Sein  Familienname  wird 
in  den  Dokumenten  sehr  verschieden  ge- 
schrieben : de  Clerc,  de  Eilz,  de  Cilz,  de  Gils, 
de  Eclc.  Vielleicht  ist  er  identisch  mit  dem 
„Bcrthclemy  lc  paintre“,  der  1440  für  den 
Grafen  von  Charolais,  den  späteren  Karl  den 
Kühnen,  tätig  war.  Sicher  ist  indes,  daß  er 
1447  spätestens  in  Tarascon  für  den  König 
Rene  von  Anjou  arbeitete  und  der  bevorzugte 
Künstler  desselben  wurde.  Der  letztere 
machte  ihn  nicht  nur  zu  seinem  Hofmaler  u. 
Kammerdiener  (vor  1449),  indem  er  ihm 
einträgliche  Ämter  in  der  Provence  und  in 
Anjou  gab,  sondern  führte  ihn  bei  den  häufi- 
gen Verlegungen  der  Hofhaltung  mit  sich 
und  ließ  ihm  das  Atelier  immer  in  der  eigent- 
lichen königlichen  Residenz  cinrichten.  B. 
starb  zwischen  1472  und  1476,  aber  sein  Ruf 
überlebte  ihn,  denn  er  wird  noch  1521  unter 
den  größten  Malern  der  Zeit  aufgeführt. 

Der  Unterzeichnete  hat  darauf  hingewiesen, 
daß  man  Gründe  hat,  dem  Barthelemy  de 
Clerc  die  schönsten  Miniaturen  der  wunder- 
vollen Manuskripte  der  Cour  d'amour  Cpris 
u.  der  ThCseide,  beide  in  der  k.  k.  Hofbiblio- 
thek in  Wien  (No.  2597  und  2617),  zuzu- 
schreiben. Ebenso  die  gleichfalls  sehr  be- 
achtenswerten Aquarellskizzen  des  Livre  des 
Tournois  du  roi  Reni  (Paris,  Bibi.  Nat.  Ms. 
franq.  2695). 

Cte.  Paul  Durrieu  in  der  Bibliothique 
de  rficole  des  Chartes  1892  p.  142  u.  in  der  Hist, 
de  l’Art,  herausgeg.  v.  Andr6  Michel  t.  IV.  — 
Lecoy  de  la  Marche,  Le  roi  Rene  II  88. 
— Rud.  Beer  in  Kunst  u.  Kunsthandwerk 
1902,  312.  Cte.  P.  Durrieu. 

Barthelemy,  G u i 1 1 a u m c,  Maler  zu  Avig- 
non, gebürtig  aus  der  Diözese  Bcsanqon,  tritt 
22jährig  am  22.  6.  1434  bei  Jacques  Ivcrni  in 
Avignon  in  die  Lehre.  Am  22.  6.  1444  er- 
hält er  den  Auftrag,  den  ornamentalen  Teil 
an  den  Malereien  im  Hause  des  Doctor  Jean 
Isnard  anzufertigen.  Er  wird  zuletzt  urkund- 
lich genannt  am  14.  11.  1466. 

Riunion  d.  Soci6t.  d.  bcaux-arts.  XIII  127. 

H.  V. 

Barthelemy,  Henry,  Münzmcistcr  von 
Genf  während  der  Jahre  1571 — 1578  und  vom 
17.  1.  bis  29.  2.  15SvS.  Seine  zahlreichen  Ar- 
beiten tragen  keine  Signatur. 

Paul  Ch.  Strochlin  bei  Brun,  Schweizer. 
Kstlcrlcx.  77.  V. 

Barth61emy,  Jacques  Eugene,  Diöze- 
scn-Architekt  von  Rouen,  gcb.  daselbst  am  13. 
10.  1799,  f 31.  6.  1868.  Er  hat  zahlreiche  Rc- 
staurierungsarbeiten  an  älteren  Kirchenbau- 
ten der  Gegend  geleitet.  Als  seine  beiden  ge- 
lungensten Schöpfungen  der  Art  werden  der 
neue  Glockenturm  von  Saint-Romain  und  die 
Spitze  des  Turmes  von  Saint-Maclou  bezeich- 
net. Ein  Werk  seiner  eigenen  Erfindung  ist 
die  Ende  der  30er  Jahre  in  den  Stil  formen 
des  13.  Jahrh.  erbaute  stattliche  Kirche  Notre- 
Dame  de  Bon-Sccours  in  Rouen. 

Bcllicr-Auvray,  Dict.  g£n.  — Journal 


d.  bcaux-arts.  1878  p.  150.  — Gazette  des  beaux- 
arts.  2o  Per.  VII.  1873  p.  30.  77.  V. 

Barthelemy,  Jean,  französ.  Maler  am  An- 
fang des  17.  Jahrh.  Der  Abbe  Marolies  er- 
wähnt ihn  mit  Lob  in  seinem  „Livre  des  Pein- 
tres“.  Möglicherweise  identisch  mit  dem 
Lehrer  Sebastien  Bourdons  und  vielleicht  mit 
dem  bei  Jal  erwähnten  Josias  Bertelemy  oder 
mit  dem  1620  als  Mitarbeiter  des  Claude  B. 
erwähnten  Emailmalcr  von  Fontainebleau; 
Jchan  BerthClemy. 

Jal,  Dict.  — Meyer,  Kstlerlex.  — H e r b c t, 
Lcs  cmaillcurs  sur  terre  de  Fontainebleau.  1897. 
p.  26.  77.  V. 

Barthelemy,  Laurent,  französ.  Glasma- 

ler, geb.  in  der  Provence,  ließ  sich  in  Agcn 
nieder  um  die  Mitte  des  16.  Jahrh. 

B £ r a r d,  Dict.  biogr.  des  art.  franq. 

77.  Lor.gnon. 

Barthelemy,  Louys,  Maler  zu  Nantes,  am 
18.  1.  1662  daselbst  urkundlich  erwähnt. 

Nouv.  Archiv,  de  l'art  franq.  3e  Serie.  XIV. 
1898  p.  19.  77.  V. 

Barthelemy  de  Perpignan,  französ. 

Bildschnitzer,  arbeitete  1294  mit  seinen  zwei 
Söhnen  am  Chorgestühl  der  Kirche  zu  Eine 
(Ost-Pyrenäen). 

Lami,  Dict  des  Sculpteurs  (1S9S)  p.  438. 

5.  Lami. 

Barthelemy,  Pierre,  Porträtmaler  in 
Nancy,  malte  1505  für  das  Oratorium  Rcnes 
II.  ein  Porträt  des  Papstes  St.  Gregor,  das 
jedenfalls  mit  dem  noch  erhaltenen  Wand- 
gemälde in  der  Kirche  von  Malzeville  bei 
Nancy  identisch  ist. 

L e p a g c,  Quelques  mots  sur  lcs  peintres  lor- 
rains.  — R6un.  des  Soc.  des  b.-a.  XXI  250, 
XXIII  403.  77.  Longnon. 

BarthÖlemy,  Raymond,  französ.  Bild- 
hauer, gcb.  am  18.  6.  1833  in  Toulouse,  f am 
1.  10.  1902  in  Paris.  Seit  1857  Schüler  der 
Pariser  Ecolc  des  B.-Arts  sowie  Francisque 
Durets,  stellte  er  1859  zum  ersten  Male  im 
Salon  aus  und  errang  1860,  67,  69  und  89 
hohe  Ehrenpreise.  Seine  Hauptwerke  sind; 
Faun  mit  jungem  Bock  (Bronze  von  1866  im 
Musee  du  Luxembourg),  Darstellung  des 
Christkindes  im  Tempel  (Steinrelief  von  1870 
in  Notre  Dame  de  la  Croix  zu  Menilmontant), 
die  Ruhmesgöttinnen  am  Deckengewölbc  des 
Zuschauerraumes  in  der  Großen  Oper  zu  Pa- 
ris (Relicffigurcn  in  Gips),  Le  Sacre-Coeur 
(Steinstatue  von  1876  in  der  Kirche  St.  Jo- 
seph zu  Paris)  ; Marmorbüsten  Baltards  im 
Institut  de  France  (1877),  des  Kardinals  de 
La  Rochefoucaulds  in  der  Bibliotheque  Ste. 
Gcnevicve  (1878),  des  Elie  de  Beaumont  in 
der  Ecolc  des  Mincs  (1879),  Bacheliers  in 
der  Ecole  des  arts  decoratifs  (1S80),  Jean 
Berains  in  der  Academie  nationale  de  mu- 
sique  (1881)  ; endlich  die  Steinstatuen  des 
Arztes  Fagon  an  der  Fassade  des  Pariser 
Hotel  de  Villc  und  des  Malers  Sebast.  Bour- 
don an  der  Museumsfront  zu  Montpellier 
(1882),  die  Bronzestatue  einer  Nymphe  beim 


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Bartholet  — Bartholome 


linvirtuosen  Robberechts  auf  dem  Montmartre- 
Friedhofe  (1S60),  Brunnendenkmäler  Martin 
Schongauers  und  des  französ.  Admirals  Bruat 
in  Colmar  (1801  u.  1863),  „Martyr  moderne" 
(Gipsstatue  von  1S64  im  Museum  zu  Colmar), 
Bronzestatuc  der  „Trauer“  (Grabmal  G. 
Nefftzer  von  1806  auf  dem  Montmartre-Fried- 
hofe),  Standbild  des  Generals  Arrighi,  Her- 
zogs von  Padua,  in  Corte  auf  Corsica  (1867), 
Les  loisirs  de  la  Paix  (Bronzegruppe  1868), 
Bronzestatuc  eines  Elsässer  Winzerknaben 
für  Colmar  (1869),  Standbild  des  Marschalls 
Vauban  in  Avallon  (1870,  mit  dekorativer 
Architektur)  ; — ferner  nach  dem  deutsch- 
französischen  Kriege  1870 — 71,  an  dem  der 
Künstler  im  Generalstabe  Garibaldis  persön- 
lich teilnahm : bronzenes  Reiterstandbild  des 
Vercingctorix  in  Clermont-Ferrand,  Grabmal 
der  Gefallenen  der  Nationalgarde  in  Colmar 
und  die  Dcnkmalgruppe  „La  malediction  de 
l’Alsace“  für  Paris  (sämtlich  1872  vollendet), 
Lafayettes  Landung  in  Amerika  (Denkmal- 
statue in  New  York,  1873),  Reliefdarstellun- 
gen der  Taufe,  der  Kommunion,  der  Trauung 
und  des  Sterbesakramentes  für  den  Kirch- 
turm der  von  Richardson  erbauten  Brattlc 
Street  Church  zu  Boston  (1874),  Marmor- 
statue Campollions  für  das  College  de  France 
(1875)  ; — ferner  1875 — 85  die  beiden  be- 
rühmtesten Werke  des  Künstlers : der  Löwe 
von  Bel  fort  (Monument  zur  Erinnerung  an 
die  Verteidigung  dieser  Festung  im  Kriege 
1870 — 71,  in  Beifort  selbst  1878  in  den  das 
dortige  Schloß  bekrönenden  Granitfelsen  ein- 
gehaucn  — 22  m lang,  11  m hoch  — , in  Pa- 
ris eine  verkleinerte  in  Kupfer  getriebene 
Nachbildung  auf  der  Place  Denfert-Roche- 
rcau)  und  die  in  Kupfer  getriebene  Kolossal- 
statue der  Freiheit  (Geschenk  der  französ. 
Republik  an  die  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika,  1886  am  Eingänge  zum  Hafen 
von  New  York  als  Lcuchtturm  aufgestellt)  ; 
— endlich  als  Werke  der  letzten  Schaffens- 
periode des  Künstlers:  die  Bronzestatuc  Di- 
derots  in  Langres  (18S4>,  das  Grabmal  für 
Paul  Bert  in  Auxerrc  (1888),  das  Gambetta- 
Monument  in  Villc  d’Avray  (1891),  das 
bronzene  Doppelstandbild  Washingtons  und 
Lafayettes  auf  der  Place  des  Etats-Unis  zu 
Paris  (1892),  das  Standbild  Adolphe  Hirns 
in  Colmar  (1894),  die  Denkmalgruppe  „La 
Suisse  sccourant  les  douleurs  de  Strassbourg 
en  1870"  zu  Basel  (1S95),  das  Grabmal  für 
die  1871  in  Schinznach  gefallenen  Franzosen 
auf  dem  Friedhofe  zu  Birr  bei  Brugg  in  der 
Schweiz  (1899),  die  Aluminiumstatue  des 
Christoph  Columbus  (1900),  die  bronzene 
Brunnengruppc  „Les  grands  soutiens  du 
monde"  für  Lyon  (1902),  das  Denkmal  für 
den  Sergeanten  Hoff  (1904)  und  das  Monu- 
ment zur  Erinnerung  an  die  Leistungen  der 
Luftschiffahrt  während  der  Belagerung  von 


Paris  1870 — 71  (nach  dem  Tode  B.s  vor  der 
Porte  des  Tcrncs  zu  Paris  enthüllt). 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bellier-Auvray, 
Dict.  gin.  des  artistes  u.  Supplement  — Chro- 
nique  des  Arts  1895,  p.  370;  1904,  p.  266.  — 
Ch.  Lefebvre,  L’oeuvre  de  Bartholdi  (Paris 
1881).  — Discours  prononc^s  aux  obseques  de  F. 
A.  Bartholdi  (Paris  1904).  — Memoire  par  M. 
Aug.  Bartholdi  contre  la  ville  de  Marseille  (Pa- 
ris, ohne  Jahreszahl).  — Tägliche  Rundschau 
(Berlin)  6.  10.  1904.  S.  Lami. 

Bartholet,  s.  Bertholct. 

Bartholomaeus,  italicn.  Architekt,  erbaute 
1160  die  1694  durch  ein  Erdbeben  zerstörte 
Kirche  S.  Cataldo  in  Campagna,  wie  ein  er- 
haltenes Inschriftfragment  besagt. 

Schulz,  Denkm.  d.  Kunst  d.  Mittelalt  in 

Unter-Italien  II  305.  H.  V. 

Bartholomäus,  Glockengießer,  goß  laut  In- 
schrift 1415  eine  Glocke  für  die  Kirche  zu 
Mecklenburg  und  1417  eine  solche  für  die 
Kirche  zu  Kalkhorst. 

Kunst-  u.  Geschichtsdcnkm.  d.  Großhcrzogt. 
Mecklenburg-Schwerin.  2.  Aufl.  1889.  II  2S5, 
385.  H.  V. 

Bartholomaeus,  Maler  zu  Lüneburg,  1511 
als  „pictor  insignium"  erwähnt. 

M i t h o f f,  Mittclalt.  Kstlcr.  Nicdcrsachs.  u. 

Westf.  2.  Ausg.  1885.  H.  V. 

Bartholomaeus  aus  Florenz,  baut  1520  die 
Jagellonische  Kapelle  am  Dom  in  Krakau  und 
stellt  dort  1536  das  abgebrannte  Schloß  wie- 
der her. 

K u g 1 e r,  Gesch.  d.  Baukst.,  V 570.  — Jahrb. 
d.  Kstsammi.  d.  Allerh.  Kaiserh.  XVI,  I.  Teil.  ** 

Bartholomaeus  v.  Cymperg,  s.  Briccius,  B. 

Bartholomäus  („Bartolmcs“)  „von  K e c z z" 
(Ketsch  am  Rhein  unterhalb  Speyer?),  Ma- 
ler, wurde  am  25.  5.  1421  in  Nürnberg  Bür- 
ger, und  zwar  ohne  Entgelt,  was  auf  eine 
gewisse  Bedeutung  als  Künstler  schließen  läßt. 

G ü m b e 1 im  Repertorium  f.  Kunstw.  XXIX 
333.  Th.  Hampe. 

Bartholomaeus  P a i e r o 1 i,  Maler  aus  Mi- 
raguello,  urkundlich  mehrfach  erwähnt  von 
1529—1543. 

Jahrb.  d.  preuß.  Kstsammi.  XXIV,  Beiheft 
p.  91.  ** 

Bartholomaeus  von  Prag,  s.  Briccius.  B. 

Bartholomaeus,  s.  auch  Bartholomeo,  Bar- 
tholomeus,  Bartolo,  Bartolomaeus,  Barto- 
lom(tn)eo  u.  Bartoss. 

Bartholom6,  Albert,  französ.  Bildhauer 
und  Maler,  geh.  am  29.  8.  1848  in  Thiverval 
(Seine-ct-Oise).  Im  Alter  von  23  Jahren 
verließ  er  das  Studium  der  Rechtswissenschaf- 
ten, um  nach  kurzem  Studienaufenthalte  in 
den  Ateliers  Barthelcmy  Menns  in  Genf  und 
Leon  Gcrömes  in  Paris  die  Malkunst  als 
Autodidakt  zu  studieren.  Seine  1879  im  Pa- 
riser Salon  ausgestellten  Erstlingswerke,  ein 
Frauenporträt  und  das  Sitzbildnis  eines  alten 
Mannes,  schlossen  sich  stilistisch  eng  an  das 
weiche  Pleinair  und  die  breite  Vortragsweise 
von  Bastien-Lepage  an.  Ihnen  folgte  in  den 
Salons  der  nächsten  7 Jahre  eine  Reihe  ähn- 


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Bartholomeo  — Barthouts 


Bartholomeo,  maestro,  venczian.  Bildhauer 
und  Gießer,  der  einen  bedeutenden  Ruf  zu 
seiner  Zeit  genossen  haben  muß,  da  er  1479 
von  der  Signoria  erwählt  wird,  Gcntilc  Bel- 
lini  nach  Konstantinopcl  zu  begleiten. 

Gaz.  d.  beaux-arts  XX  286/7.  H.  V. 

Bartholomeo,  s.  auch  Bartholomacus,  Bar- 
tolommeo  u.  dort  verz.  Varianten. 

Bartholomeus,  Meister,  Bildhauer  von  Udi- 
ne,  erhält  am  11.  9.  1495  Bezahlung  für  eine 
für  die  Kirche  von  Agnello  (?)  gelieferte 
Statue  des  hl.  Nikolaus.  Wahrscheinlich  iden- 
tisch mit  dein  Holzbildhauer  Bartolommeo  di 
Biagio,  der  1499  u.  1501  in  Udine  erwähnt 
wird. 

Repert.  f.  Kunstwisscnsch.  I.  1876.  p.  99.  — 
Crowe  u.  Cavalcasclle,  Ital.  Mal.,  deut- 
sche Ausg.,  VI  230.  H V. 

Bartholomeus  Fabius  de  Sandall  o, 
signierte  mit  seinem  vollen  Namen  und  dem 
Datum  1409  ein  Offizium  Virginis,  italicn. 
Übersetzung  von  Filclfo  in  terza  rima,  jetzt 
in  der  Abtei  von  Montecassino.  Die  Stadt- 
bibliothek in  Breslau  bewahrt  von  ihm : Livii 
Ilistoriae  dccas  I,  geschrieben  1468  u.  1470, 
aber  mit  meist  nur  vorgetuschtem  Initial- 
schmuck. Allein  die  Initialen  des  VII.  Buches 
sind  fertig  ausgemalt  und  zwar  sehr  kunst- 
voll (Notiz  von  Dr.  Buchwald). 

P.  A.  Caravita,  I coüici  e le  arti  a Monte- 
cassino, Montccass.  1809  p.  430.  P.  d’Ancona. 

Bartholomeus,  s.  auch  Bartholomacus  u. 
dort  verz.  Varianten. 

Bartholomew,  Alfred,  engl.  Architekt,  be- 
kannt als  Architckturschriftstellcr  und  Her- 
ausgeber des  „Buildcr“,  geb.  in  Clerkcnwell 
am  28.  3.  1801,  f am  2.  1.  1845. 

The  Art-Union,  1845  p.  38  (Nekrolog).  — 
Redgravc,  Dict.  of  artists.  — Graves,  The 
R.  Acad.  of  Arts,  I 134.  ** 

Bartholomew,  Anne  Charlotte,  gebor. 
Faycrman,  engl.  Miniatur-  u.  Blumcnmalcrin 
und  Schriftstellerin,  geb.  am  28.  3.  1800  zu 
Ix>ddon,  Norfolk,  f am  18.  8.  1862  in  London. 
Verheiratet  in  erster  Ehe  mit  dem  Kompo- 
nisten W.  Turnbull,  in  zweiter  Ehe  mit  dem 
Blumcnmaler  V.  Bartholomew.  Eine  Reihe 
ihrer  Miniaturporträts  (auch  für  Broschen) 
stellte  sie  1841 — 1857  in  der  Roy.  Acad.  aus. 
Eine  Aquarellstudie  von  ihr  (Gartenlandschaft) 
im  British  Museum. 

C 1 a y t o n.  Engl.  Female  Artists,  I 398.  — 
Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 134.  — Bin- 
y o n,  Cat.  of  drawings  etc.  in  the  British  Mus.  I. 

•* 

Bartholomew,  Edward  Sheffield, 
amerikan.  Bildhauer,  geb.  1822  zu  Colchester, 
t am  2.  5.  1858  zu  Neapel ; ein  künstlerisches 
Genie,  dem  Schulung  und  Gesundheit  fehlten, 
um  gebührenden  Erfolg  zu  erringen.  Er  war 
Direktor  der  Wadsworth  Gallery  in  Hart- 
ford, wo  sich  die  meisten  seiner  Werke  be- 
finden. Am  bekanntesten  ist  „Die  reuige 
Eva“,  sonst  noch  „Sappho“  und  das  Rclief- 
porträt  der  Dichterin  Lydia  H.  Sigourney. 


Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit).  — Taft, 
Amer.  Sculpturc,  194.  Edmund  von  Mach. 

Bartholomew,  Valentine,  engl.  Blumcn- 
malcr,  geb.  am  18.  1.  1799  in  Clerkenwell,  f am 
21.  3.  1879  in  London.  Er  war  „Flowcr- 
Painter  in  Ordinary  to  Her  Majesty"  und  seit 
1836  Associatc  der  Water-Colour  Society, 
deren  Ausstellungen  er  mit  Blumen-  und  zu- 
weilen auch  mit  Fruchtstücken  beschickte. 
Von  1826 — 1854  war  er  auch  ziemlich  regel- 
mäßig in  der  Roy.  Acad.  vertreten. 

The  Art  Journal  1879  p.  109.  — J.  L.  Rogct. 
Hist,  of  the  Old  Water-Colour  Society,  II  245  ff. 
— Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 134.  ** 

Bartholomieu  de  Chamber y,  Glasmaler, 
war  1442  als  Gehilfe  des  „Jean  le  paintre“ 
(=Jcan  Bapteur)  bei  den  Einzugsfeierlich- 
keiten des  Duc  de  Bourbon  in  Savoyen  tätig 
und  arbeitete  auch  1445  noch  für  den  genann- 
ten Meister. 

Mcm.  de  la  Socictc  Savoisicnne  T.  XII.  p.  72, 
77. 

Bartholomieu,  J e h a n,  Werkmeister  von 
Montpellier,  1366  Vorsteher  seiner  Korpo- 
ration. Wohl  identisch  mit  ihm  oder  ein  Sohn 
von  ihm  der  1391  in  gleicher  Eigenschaft  Ge- 
nannte desselben  Namens. 

Bauchal,  Dict.  d.  archit.  franc.  1887.  H.  V. 

Bartholomieu  (oder  Barthomicu)  de  La- 
f o n t,  französ.  Goldschmied  in  Montpellier ; 
seit  1410  Mitglied  und  bis  1420  fünfmal  Kon- 
sul der  dortigen  Zunft,  wurde  er  1427  mit  7 
anderen  Meistern  von  Montpellier  wegen  Ver- 
kaufs von  nicht  vollwertigen  Gold-  und  Sil- 
berwaren zu  einer  Geldstrafe  verurteilt. 

T c x i e r,  Dict.  d’Orfivrerie  (1857)  p.  1207; 
cf.  1205,  1047,  235.  5.  Lami. 

Bartholony,  Charles,  Landschafts-  und 
Genremaler  in  Paris,  geb.  daselbst,  Schüler 
von  J.  Noel,  Saal  und  Palizzi,  stellte  in  den 
Salons  1868—1889  wiederholt  aus. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g£n.,  Suppl.  — 
Kat.  d.  Salon.  H.  V. 

Bartholot  de  Paris,  Illuminator  in  Avig- 
non 1357,  tätig  für  die  dortige  päpstliche  Bi- 
bliothek zur  Zeit  Clemens’  VI.  B.  ist  viel- 
leicht identisch  mit  einem  öfter  erwähnten 
Barthilemi. 

F a u c o n,  La  Librairie  des  papes  d’ Avignon 
I 52.  Cie.  P.  Durrieu. 

Bartholus,  Glaskünstler  aus  Mantua,  wurde 
1598  mit  seinem  Gefährten  Busson  von  Hein- 
rich IV.  nach  Rouen  berufen,  um  Kristall-, 
vergoldete  und  geschmelzte  Gläser,  wie  sie 
zu  Venedig  gemacht  wurden,  zu  verfertigen. 
Mit  B.  beginnt  die  Glasindustrie  von  Rouen. 

Lobmeyr,  1 1 g und  B 5 h e i m.  Die  Glas- 
industrie. Stuttg.  1874.  p.  IIS.  — Meyer,  Kst- 
lcrlcx.  H.  V. 

Bartholus,  s.  auch  Vidal. 

Bartholus  Falconctti,  wird  unter  den 
consules  artiurn  zu  Florenz  1326/7  genannt, 

Schulz,  Dcnkm.  d.  Kst.  des  M.  A.  in  Unter- 
italien, IV  152. 

Barthomieu,  s.  Bartholomieu. 

Barthouts,  Leendert,  Maler,  war  1623 


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Bartlett  — Bartolena 


Bartlett,  William  H.,  engl.  Landschafts- 
maler und  Zeichner,  geh.  185S,  Mitglied  des 
Inst,  of  Oil  Painters,  studierte  auf  der  Ecole 
d.  b.-arts  in  Paris  unter  Geröme.  Sein  Ge- 
mälde „Soft  Persuasion“  in  der  Nat.  Gal.  in 
Melbourne.  Zahlreiche  seiner  feinen,  schar- 
fen Zeichnungen  als  Illustrationen  zu  den  von 
ihm  selbst  verfaßten  Landschaftsschilderungen 
im  Art  Journal,  1894,  247 — 51;  1897,  292 — 5. 

Graves,  The  R.  Acad.  of  Arts,  I 135.  — Ab- 
bildungen in  den  Roy.  Acad.  Pictures  1891  ff.  ** 

Bartlett,  William  Henry,  bekannter 
engl.  Architektur-  und  topographischer  Zeich- 
ner, geb.  am  20.  3.  1S09  zu  Kentish  Town, 
f am  13.  9.  1854  auf  einer  Reise  von  Malta 
nach  Marseille.  Er  war  anfangs  für  J.  Brit- 
ton  beschäftigt,  zu  dessen  „Picturcsque  Anti- 
quities  of  English  Citics“  er  eine  Anzahl 
Zeichnungen  lieferte.  Später  unternahm  er 
zu  wiederholten  Malen  Reisen  nach  dem 
Orient  und  Amerika.  Von  der  großen  Menge 
seiner  Zeichnungen,  die  während  dieser  Rei- 
sen entstanden,  sind  die  meisten  in  Stahlstich 
in  folgenden  Werken  publiziert:  „Das  male- 
rische und  romantische  Nordamerika“,  nach 
Bartletts  Zeichnungen  in  Stahl  gestochen  von 
H.  A.  Payne,  Mit  Text  von  N.  B.  Willis. 
Ins  Deutsche  übertragen  von  Susemihl.  Leip- 
zig. 1840;  „Walks  about  Jerusalem“.  1845; 
„Forty  Days  in  the  Dcsert“,  1848;  „The  Nile 
Boat.“  1849;  „The  Ovcrland  Route.“  1850; 
„Footsteps  of  our  Lord.“  1851;  „Pictures 
from  Sicily.“  1852;  „The  Pilgrim  Fathers.“ 
1853.  — Zwei  Zeichnungen  von  ihm  im  British 
Museum. 

W.  B e a 1 1 i e,  Brief  Memoir  of  the  late  W. 
H.  Bartlett,  London  18.r>5.  — W.  Britton  im 
Art  Journal,  1855  p.  24—26.  — Redgrave, 
Dict.  of  artists.  — B i n y o n,  Catal.  of  Drawinsrs 
etc.  in  the  British  Mus.,  I 79. 

B&rtlme,  Meister,  Maler  in  Bozen  (1528 — 
1542)  verfertigte  den  berühmten  gotischen 
Flügelaltar  für  die  Pfarrkirche  zu  Heiligen- 
blut in  Kärnten.  Z?r.  Frans  Innerhofer. 

Bartlome,  Maler  von  Basel,  14S7  und  1495 
urkundlich  erwähnt.  Werke  seiner  Hand  sind 
bisher  nicht  nachgewiesen. 

D.  Burckhardt  bei  Brun,  Schweizer.  Ksf- 
lerlex.  1905.  H.  V. 

Bartning,  Ludwig,  Maler  in  Grunewald 
bei  Berlin,  geb.  am  80.  4.  1870  in  Hamburg, 
Schüler  von  Schultzc-Naumburg.  später  in 
Rom  und  Karlsruhe,  war  schon  1899  in  der 
Münchener  Sezession  mit  den  Landschaften 
„Pappeln“  und  „Herbst“  vertreten.  In  den 
nächsten  Jahren  erschienen  seine  Bilder  auf 
den  Sezcssionsausst.  in  Berlin,  auch  auf  der 
internat.  Kstausst.  in  Dresden  (1901  „Cam- 
pagna“)  und  fanden  wegen  ihrer  starken  und 
vielversprechenden  Eigenart  anerkennende  Be- 
achtung. 

Kunst  f.  Alle  1900,  1902,  1905.  — Katal.  der 
Berl.  Sezession  1900,  1901,  1908;  der  internat. 
Kstausst.  Dresden  1901.  ** 


Barto,  Münzmeistcr  in  Erfurt  im  10.  Jahrh. 

Dannenberg,  Die  deutsch.  Münzen  d. 
sächs.-fränk.  Kaiserzcit,  1876  p.  31.  •• 

Bartoccini,  Bartolom  me  o,  reproduzie- 
render Kupferstecher,  geb.  1S16  zu  Perugia, 
tätig  zu  Rom,  woselbst  er  sich  hauptsächlich 
unter  dem  Einfluß  deutscher  Kupferstecher 
der  Amslcrschen  Richtung  bildete.  Seine 
Hauptblättcr  sind  nach  Fr.  Overbeck  ge- 
stochen. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — Lupatelli, 
Pitt.  Pcrug.  1895  p.  90.  H.  V. 

Bartoccini,  Francesco,  gen.  il  Gubbino, 
Maler  und  Töpfer  in  Urbania,  bester  Schü- 
ler des  Tomaso  Amantini  (nach  dessen  Tage- 
buch), ging  infolge  des  abnehmenden  Interes- 
ses des  Publikums  für  die  Keramik  zur  Ma- 
lerei über.  Gemälde  von  seiner  Hand  be- 
finden sich  in  Ferro  und  Cagli.  Er  heiratete 
am  26.  11.  1630  Catcrina  Centi. 

R a f f a e 1 1 i,  Maioliche  Durantine  p.  152. 

E.  Scatassa. 

Bartoccini,  Francesco,  Bronzegießer  in 
Perugia,  wo  er  1723  im  Aufträge  des  Abtes 
Baldizzappi  den  bronzenen  Hochaltaraufsatz 
für  die  Basilica  di  S.  Pietro  goß  u.  ziselierte. 

L’Apologetico  II  fase.  13  (1865).  p.  59.  * 

Bartolam  (da)  B i e 1 1 a,  Waffenschmied  in 
der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Seine  Bezeich- 
nung auf  einer  Stabrunka  im  k.  Hist.  Mu- 
seum zu  Dresden.  — Biella,  Stadt  in  der 
oberital.  Provinz  Novara. 

Führer  durch  das  K.  hist.  Mus.  3.  Aufl.  p. 
151.  — Zcitschr.  f.  hist.  Waffenkunde  II  315. 

E.  H. 

Bartolamio.  Ein  mit  Figuren  geschmückter, 
gotischer  Altaraufsatz  in  zierlicher  Holz- 
schnitzerei, ehemals  in  Prcssana  (Cologna  Vc- 
neta).  jetzt  im  Privatbesitz  in  Venedig,  trägt 
die  Signatur:  Questa  ancona  ha  fatto  Barto- 
lamio intaliatore  di  Verona  1470. 

Rassegna  d’arte,  1905  p.  109  (mit  Abbild.).  ** 

Bartolammasi,  G i m i n i a n o,  Zeichner  aus 
Modena,  tätig  in  Mailand,  t in  Faenza  um 
1750. 

B o n i,  Biografia  degli  artisti,  1840.  •• 

Bartolanio,  Fclice  di  Giuliano,  Ma- 
ler in  Rom,  um  1408 — 1499,  nur  urkundlich 
bekannt. 

A.  B e r t o 1 o 1 1 i im  Repert.  f.  Kstwissen- 
schaft.  VI  217.  H.  V. 

Bartoldo,  s.  Bertoldo. 

Bartoldus,  P a p i r i u s und  Simon,  s. 
Bartoli,  P.  u.  S. 

Bartolena,  Cesarc,  italien.  Maler,  geb. 
1830  in  Livorno,  f daselbst  1903.  Nachdem 
er  bereits  in  früher  Jugend  in  Florenz  unter 
Pollastrini  studiert  hatte,  nahm  er  an  den 
Befreiungskämpfen  von  1848  als  Freiwilliger 
teil.  Hierauf  betätigte  er  sich  zunächst  als 
Porträtmaler  und  seit  1859  auch  als  Schlach- 
tenmaler, wobei  er  mit  historischen  Kriegs- 
szenen begann,  um  dann  zu  jenem  anekdo- 
tisch-novellistischen Soldatcngcnrc  überzu- 
gehen, das  durch  Edmondo  De  Amicis  in  die 


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Bartoli  — Bartolini 


Marc  Aurel-  und  Trajansäulc  (Meyer  No. 
276 — 352  und  353 — 380),  die  Serien  der  „An- 
tichi  scpolcri  etc.“  (Meyer  No.  381 — 190)  und 
„Pitture  antiche  delle  grotte  di  Roma  etc.“ 
(Meyer  No.  526 — 600),  letztere  gemeinsam  mit 
seinem  Sohne  Franc.  B.  ausgeführt,  ferner 
die  Gemmen  des  „Museum  Odescalchum“ 
(Meyer  No.  717 — 818)  und  die  Bilder  des  vati- 
kanischen Virgilcodex  (Meyer  No.  887 — 911); 
aus  der  späteren  italien.  Kunst  die  Wieder- 
gabe der  reliefartigen  Bilder  aus  Raffaels 
Schule  am  Wandsockel  unter  den  Fenstern 
der  Loggien  des  Vatikans  (Meyer  942 — 953) 
und  in  den  Fcnstcrlcibungen  der  Stanzen 
(Meyer  No.  954 — 968),  ferner  Einzelblätter 
und  Folgen  nach  Fr.  Albani,  C.  Maratta,  A. 
Carracci,  Giov.  Lanfranco,  Poüdoro  da  Cara- 
vaggio  etc.  Bezeichnet  sind  seine  Arbeiten  in 
verschiedener  Weise:  P.  B.  F.;  P.  S.  B.  del. 
ine.;  P.  S.  B.  S.;  P.  S.  B.  D.  S.;  Petr.  S. 
Bart,  sculp.;  Petrus  Santus  Bart,  sculpsit;  Pi. 
San.  Bart.  — Nach  Kristellcr  (s.  u.)  wählt  B., 
„dem  Zwecke  seiner  Arbeit  gemäß  eine  schnell 
fördernde,  leicht,  aber  mit  regelmäßiger  Li- 
nienführung zeichnende  Radiertechnik,  die 
ohne  malerische  Prätensionen,  den  Umriß  und 
alle  Einzelheiten  scharf  hervorhebend,  die 
Formen  des  Reliefs  flächenhaft  wiedergibt“. 

Meyer,  Kstlcrlex.  (mit  ält.  Lit.  u.  Oeuvre- 
verz.,  vgl.  dazu  wegen  der  verschiedenen  Aus- 
gaben der  einzelnen  Folgen  den  Univ.  Cat.  of 
Books  on  Art.  1870  I u.  Suppl.  v.  1877).  — Ar- 
chives  de  l'art  franc.  I 25,  2G,  37,  61,  154.  — 
Lupatclli,  Pitt.  Ferug.  3895  p.  74.  — P. 
Kristellcr,  Kupierst,  u.  Holzschn.  1905.  *** 

Bartoli,  Simone,  italien.  Kupferstecher, 
der  eine  Reihe  von  Thesenumrahmungen  ge- 
stochen hat. 

Hei  necken,  Dict.  II  p.  174.  — Gandcl- 
1 i n i,  Notizie.  — Le  Blanc,  Man.  P.  K. 

Bartoli,  s.  auch  damit  verbundene  Vor- 
namen sowie  Bartolo  u.  Bartolommeo. 

Bartolini,  Francesco,  Maler  von  Siena, 
geb.  1569,  f 1609,  Schüler  des  Franc.  Vanni. 
Von  ihm  eine  Fran.cus  Bartholinus  Sen.sis 
bez.  und  1601  datierte  Immaculata  Conccptio 
in  S.  Francesco  zu  Sarteano. 

B r o g i,  Invent.  gener.  d.  Prov,  d.  Siena.  1897 
p.  544.  //.  V. 

Bartolini,  Giuseppe,  da  Castel-Fiar- 
do,  Architekt  von  Loreto  (?),  um  1751,  nur 
bei  Zani  (Enc.  met.  III  101)  erwähnt. 

H.  V. 

Bartolini,  Giuseppe  Maria,  Maler,  geb. 
1057  zu  Imola,  f 1725.  Er  war  Schüler  des 
Lorcnzo  Pasinelli  und  Cignani  und  hat  für 
verschiedene  Kirchen  seiner  Vaterstadt  und 
der  Romagna  zahlreiche  Altarbilder  gemalt, 
unter  denen  „das  Wunder  des  St.  Blasius“ 
in  S.  Domenico  als  eines  der  besten  genannt 
wird. 

L a n z i,  Storia  Pitt.  5.  Ed.  V 1834  p.  169. 

//.  V. 

Bartolini,  L o r e n z o,  italien.  Bildhauer, 
geb.  am  7.  1.  1777  zu  Vernio  bei  Savignano 


(Toskana),  f am  20.  1.  1850  zu  Florenz. 
Von  Vernio,  wo  sein  Vater  Hufschmied  war, 
kam  B.  jung  nach  Florenz,  arbeitete  hier  wie 
in  Volterra  eine  Zeitlang  als  alabastrajo 
und  ging  1797  nach  Paris,  wo  er  neben  seiner 
handwerklichen  Tätigkeit  anfing,  künstlerische 
Studien  zu  treiben  und  an  dem  etwas  jün- 
geren Ingres  einen  Freund  fand.  Durch  ein 
Relief  „Kleobis  und  Biton“,  mit  dem  er  den 
zweiten  Preis  der  Pariser  Akademie  gewann, 
lenkte  er  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  sich. 
Kurze  Zeit  nachher  erhielt  er  von  Denon,  dem 
Gcncralinspcktor  der  Pariser  Museen,  den 
Auftrag  zur  Ausführung  einer  Büste  Napo- 
leons; für  die  Vendöme-Säule  entwarf  er  das 
Relief  der  Schlacht  bei  Austerlitz.  1808  sandte 
ihn  Napoleon  nach  Carrara  mit  dem  Auftrag, 
eine  Schule  für  Bildhauer  daselbst  zu  grün- 
den; er  blieb  hier  bis  zum  Sturz  des  Kaiser- 
reichs, siedelte  dann  nach  Florenz  über  und 
ward  nach  dem  Tode  des  Bildhauers  Ricci 
an  dessen  Stelle  zum  Professor  an  der  dor- 
tigen Akademie  ernannt  (1839). 

B.  w'ar  nach  Canova  der  gepriesenste  ita- 
lienische Bildhauer  und  galt  in  Italien  als 
der  Begründer  einer  neuen  Richtung  der 
Plastik.  Er  wrollte  in  der  Skulptur  etwas 
Ähnliches,  wie  Ingres  in  der  Malerei,  eine 
Belebung  des  Klassizismus,  der  die  Kunst  des 
Empire  beherrschte,  durch  das  Studium  der 
Natur;  er  verlangte,  daß  die  Plastik,  um  sich 
von  den  Fesseln  konventioneller  Formen  zu 
befreien,  den  Weg  der  italienischen  Quattro- 
centisten einzuschlagen  habe.  In  der  Floren- 
tiner Akademie  geriet  er  mit  den  Anhängern 
der  alten  Schule  bald  in  heftige  Konflikte. 
Doch  blieben  seine  Reformbestrebungen  vor- 
wiegend theoretischer  Art ; seine  eigenen 
Werke  stehen  mit  den  Grundsätzen,  die  er 
lehrte,  keineswegs  in  völligem  Einklang,  viel- 
mehr erscheinen  sie  noch  vielfach  im  Ma- 
nierismus der  früheren  Kunstepoche  befangen 
und  bezeichnen,  im  ganzen  genommen,  kaum 
einen  wesentlichen  Fortschritt  über  Canova 
hinaus;  jedenfalls  steht  B.  der  Manier  des 
letzteren  in  seiner  nicht  selten  weichlichen, 
zuweilen  auch  auf  drastische  Effekte  ausgehen- 
den Darstellungsweisc  näher,  als  dem  stren- 
gen und  einfachen  Stil  seines  größeren  Zeit- 
genossen Thorwaldsen.  Sein  Ruhm  wrar  weit- 
verbreitet, und  zu  verkennen  ist  nicht,  daß 
er  in  der  italienischen  Plastik  eine  lebendige 
und  fruchtbringende  Bewegung  hervorrief ; 
seine  begabtesten  Nachfolger  waren  Giovanni 
Dupre  und  Fcdi. 

Nach  Bartolinis  Übersiedlung  von  Carrara 
nach  Florenz  war  seine  erste  bemerkenswerte 
Arbeit  die  Statue  eines  Winzers,  der  Wein- 
trauben keltert  („rammostatore“),  in  der  sich 
vielleicht  am  meisten  ein  Anschluß  an  den 
Charakter  der  Renaissanceplastik  zu  erken- 
nen gibt.  Florenz  besitzt  von  den  Werken 


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Bartolino  — Bartolo 


selben  Namens  finden.  Crowe  und  Cavalca- 
selle  (D.  A.  II  419),  die  nur  die  letztere,  von 
Bertoluzzi  zuerst  entdeckte  und  im  Guida  di 
Parma  p.  32  publizierte  Inschrift  kannten, 
schrieben  ihm  daher  nur  die  rohen  Fresken 
an  den  unteren  Wänden  zu,  unter  denen  das 
Fragment  der  hl.  Lucia  noch  am  besten  er- 
halten ist.  und  setzten  dieselben  etwa  in  das 
Ende  des  13.  Jahrh.  Wenn  Bcrtolinus  aber 
die  ganze  Nische  ausgcmalt  hat,  wie  Lopez 
(Battistcro  di  Parma,  p.  28,  226)  annimmt, 
und  wenn  wirklich  eine  der  dort  vorkommen- 
den Figuren  den  hl.  Nikolaus  von  Tolentino 
darstellt,  der  erst  1310  starb  und  durch  eine 
päpstliche  Bulle  von  1331  öffentliche  Ver- 
ehrung erlangte,  so  können  diese  Gemälde 
frühestens  um  die  Mitte  des  14.  Jahrh.  ent- 
standen sein.  Die  Umgebung  des  Hauptes 
des  Nikolaus  mit  einem  Strahlenkränze  an- 
statt des  Heiligenscheins  spricht  jedenfalls  da- 
für, daß  sie  vor  der  Kanonisation  desselben, 
die  erst  1446  erfolgte,  gemalt  sind.  — Viel- 
leicht ist  der  Schöpfer  dieser  Fresken,  wie 
Bertoni  und  Vieini  vermuten,  zu  identifizieren 
mit  jenem  von  Alizcri  erwähnten  Maler  Bar- 
tolomeo  da  Piacenza,  der  1414  gemeinsam  mit 
Michele  da  Piacenza  im  Palazzo  des  Niccolö 
Grimaldi  zu  Genua  Wand-  und  Deckengemälde 
mit  Wildnisdarstellungen,  figürlichen  Kom- 
positionen u.  a.  m.  zur  Ausführung  brachte. 

R o s i n i,  Stör.  d.  Pitt.  Ital.  I 149.  — Lopez, 
II  Battistcro  di  Parma  p.  32  passim.  — Crowe 
u.  Cavalcaselle,  Gesch.  d.  Italien.  Mal.  II 
419.  — Meyer,  Kstlerlex.  III  722.  — Ali- 
z e r i,  Not.  dei  Prof,  del  Disegno  in  I.iguria 
(1870)  I 215  f.  — Ambiveri,  Artist,  piacent. 
1879  p.  30  ff.  — G.  Bertoni  u.  E.  P.  V i - 
c i n i in  Rasscgna  d'Arte  1903,  p,  158  (mit 
Nota  1).  — (Mit  Notizen  von  St.  Lottici.) 

Bartolino  (Bartalino),  Tesco,  Holz- 
schnitzer und  Intarsiator  von  Pienza,  tätig 
in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  zu  Siena.  1569 
arbeitete  er,  nach  Zeichnungen  Riccios,  ge- 
meinschaftlich mit  Benedetto  da  Montepul- 
ciano,  Baccio  Descherini  und  Domenico  de 
Chiari  an  einem  Teil  des  reichen  Schnitz- 
werks  im  Chor  des  Doms  von  Siena.  Für 
die  Kirche  von  Ccrtano  lieferte  er  einen  Al- 
tar, der  später  in  die  Sakristei  von  S.  Ber- 
nardo  vor  der  Porta  Tufi  von  Siena  gelangte. 
Er  wird  am  13.  5.  1572  erwähnt,  wo  Arbeiten 
von  ihm  für  die  Universitä  dei  Notari  begut- 
achtet werden,  und  zuletzt  am  5.  6.  1574,  wo 
Domcnico  Capo  und  Benedetto  Amaroni  ein 
von  ihm  geschnitztes  Prunkbett  auf  124  Gold- 
scudi abschätzen. 

Offenbar  ein  Sohn  von  ihm  ist  der  Sicneser 
Holzschneider  Bernardino  di  Teseo  B.,  der 
am  22.  1.  1576  ein  Gutachten  über  eine  Ar- 
beit des  Ansano  di  Francesco  abgibt. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — M i 1 a n c s i,  Sto- 
ria  dell’  arte  toscana.  1873  p.  71,  201.  — Bor- 
ghesi  c Banchi,  Nuovi  Documenti  Senesi, 
Äppcndice  zu  Milancsi  1898  p.  549,  551,  579, 


589,  597.  — Erculei,  Catalogo  ctc.  d'Intaglio 
(Rom  1885)  p.  144.  H.  V. 

Bartolino,  s.  auch  Bartolini,  Bartolommcj 
und  Bertolino. 

Bartolo,  Bildhauer  in  Florenz,  stellt  am  4. 
10.  1449  den  dem  hl.  Julius  geweihten  Altar 
in  der  Kirche  S.  Miniato  fra  le  torri  in  Flo- 
renz auf.  Er  ist  vielleicht  identisch  mit  dem 
Gehilfen  Ghibertis  Bartolo  di  Niccolö. 

Rivista  d’Arte  III  90/1.  H.  V. 

Bartolo,  maestro,  Maler  von  Trcviso,  um 
1651,  nur  bei  Zani,  Enc.  met.  III  102  erwähnt. 

H.  V. 

Bartolo  B r u n i,  Maler,  in  der  Florentiner 
Malergildc  1353  erwähnt. 

G u a 1 a n d i,  Mcmorie,  VI  17S. 

Bartolo  di  Cristoforo  di  Frances- 
co, Architekt,  Bildhauer  und  Maler  (?)  in 
Gubbio,  wo  er  1337 — 50  urkundlich  erwähnt 
wird ; 1338  war  er  mit  Gian  Angelo  Donti 
und  anderen  Meistern  in  der  Kirche  S.  Maria 
de’  Laici  zu  Gubbio  tätig,  wo  er  an  der  Aus- 
führung einer  verloren  gegangenen  Statue  der 
Madonna  mit  Kind  und  zwei  Engeln  betei- 
ligt war. 

Mazzatinti  in  Arch.  stör,  per  le  Marche 
etc.  vol.  III,  fase.  9—10,  p.  1 — 47;  vol.  IV,  fase. 
13 — 14,  p.  38.  — L u c a r e 1 1 i,  Guida  di  Gubbio 
p.  456,  459.  G.  Degli  Assi. 

Bartolo  di  Donato,  s.  Donato  Vencziano. 

Bartolo  da  Firenze,  Goldschmied  in  Rom, 
mehrfach  für  den  Vatikan  tätig,  erhält  1501 
und  1502  Bezahlung  für  2 vergoldete  Bronze- 
stiere  und  1 Wappen  des  Papstes  Alexander 
VI.  an  der  Fontäne  am  St.  Pctersplatze. 

M ü n t z,  Les  Arts  ä la  Cour  d.  Papes  Inno- 
cent VIII  etc.  1898.  ** 

Bartolo  da  Firenze,  s.  Gioggi,  Bart. 

Bartolo  (oder  Bartolomeo)  da  F o r 1 i,  Ar- 
chitekt in  Maccrata,  wo  er  1286 — 89  den  Neu- 
bau des  Palazzo  del  Comune  und  1290  den- 
jenigen des  anstoßenden  Palastes  auszuführen 
hatte. 

F o g 1 i e 1 1 i,  Conf.  di  stör,  medioev.  Macera- 
tese  (Torino  18851.  — Colini-Baldeschi 
in  Atti  c Mcm.  d.  R.  Dcputaz.  di  stör.  patr.  per 
le  Marche,  vol.  VI  (1903).  V.  Aleandri. 

Bartolo,  Francesco  di,  sizilian.  Stecher 
und  Radierer  der  2.  Hälfte  des  19.  Jahrh., 
gcb.  in  Catania,  Professor  an  der  Akademie 
zu  Neapel,  arbeitet  außer  nach  fremden  Vor- 
bildern auch  nach  eigenem  Entwurf  (nament- 
lich Bildnisse). 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — Gubcrnatis. 
Dizion.  1889.  H.  V. 

Bartolo  di  Fredi  B a 1 1 i 1 o r i,  sicneser  Ma- 
ler des  Trecento.  Man  lernt  den  Künstler 
am  besten  aus  zwei  Freskencyklen  in  S. 
Gimignano  (Collegiata  u.  S.  Agostino)  und 
— für  die  Tafelmalerei  — aus  dem  Bild  des 
Louvre  (No.  1151,  jetzt  No.  54)  kennen;  das 
letztere  (von  Venturi,  Storia  dell’  arte  itali- 
ana  V 743  Barna  zugeschricben)  schließt  sich 
eng  an  Ambrogio  Lorenzcttis  schöne  Präsen- 
tation in  der  Florentiner  Akademie  (No.  154, 


558 


■ II 

iik.« 


Bartolo  — Bartolom  (m)eo 


Ausgabe  Crowe  u.  Cavalc.,  Milancsis  u.  Borghesi- 
Banchis  Doc.  sen.  P.  Schubring. 

Bartolo  di  Giovanni,  Maler,  wird  1410 
als  Mitglied  der  S.  Lukas-Brudcrschaft  von 
Florenz  aufgeführt. 

Gualandi,  Meniorie  VI  178.  H.  V. 

Bartolo,  Giovanni,  gen.  R o s s o,  s. 
Rosso,  Giov.  d.  B. 

Bartolo,  Jacomcllo  di,  Steinmetz  aus 
Venedig,  ansässig  in  Ancona,  erhielt  1457  für 
Arbeiten  an  der  Veste  Roccacontrada  (Arce- 
via)  bedeutende  Zahlungen. 

Rivista  Miscna  V 54.  E.  Scalassa. 

Bartolo  da  Lobiano,  Steinmetz  in  An- 
cona, wo  er  1495  gemeinsam  mit  Antonio  da 
Lobiano  am  Palazzo  degli  Anziani  arbeitete. 

Nuova  Rivista  Miscna  IX  38.  M.  Morici. 

Bartolo,  Matteo  di  Giovanni,  s.  Mat- 
teo  di  G. 

Bartolo  di  Michele,  s.  Bartoluccio  di 
Michele. 

Bartolo,  N e n c i o (d.  h.  Lorenzo),  Bild- 
hauer und  Architekt  in  Florenz  um  1436,  nur 
von  Zani,  Enc.  met.  III  102  erwähnt. 

Bartolo  di  N i c c o 1 ö,  Bronzebildner  in 
Florenz,  erhält  als  Gehilfe  Ghibertis  bei  An- 
fertigung der  ersten,  1424  vollendeten  Tür 
des  Baptisteriums  eine  jährliche  Bezahlung 
von  75  Goldguldcn  (vgl.  auch  Artikel  Bartolo, 
p.  558). 

Patch,  Le  Porte  del  battistcro  di  S.  Gio- 
vanni, Firenze  1774.  H.  V. 

Bartolo  di  Paolo,  Miniaturmaler  von  Ve- 
nedig, um  1597,  nur  bei  Zani,  Enc.  met.  XIV' 
266,  mit  Lob  erwähnt.  H.  V. 

Bartolo  di  RichodiLapo,  s.  Richo  di  L. 

Bartolo  dclla  Roccacontrada,  Stein- 
metz aus  Arcevia,  der  1356 — 57  aus  Rovigno 
(Istrien)  Marmorblöckc  für  den  Bau  des 
päpstlichen  Kastells  zu  Ancona  herbeizuschaf- 
fen hatte. 

Nuova  Rivista  Misena  V (1892)  55. 

M.  Morici. 

Bartolo  di  R o m o 1 o,  s.  Romolo,  B.  di. 

Bartolo,  Taddeo  di,  s.  Taddco  di  B. 

Bartolo,  s.  auch  Bartoli,  Bartolommco  und 
Bortolo. 

Bartolomaeus  de  Artusis  de  Crcmo- 
na;  ein  Fresko,  darstellend  Maria  mit  dem 
Kinde  und  dem  hl.  Leonhard  (Halbfig.)  in  der 
Cappella  dcll’  Incoronata  des  Domes  zu  Man- 
tua, trägt  die  Inschrift  „d  btolomeus  de  ar- 
tusis de  cremona  fecit  fieri  die  26.  8.  1432“, 
womit  nur  der  Stifter  gemeint  ist. 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gcsch.  d.  ital. 
Malerei.  Deutsche  Ausg.  1873.  V 444.  II.  V. 

Bartolomaeus  B r i x i c n s i s,  s.  Bartolo- 
vieo  da  Brescia. 

Bartolomaeus,  s.  auch  Bartholomaeus,  Bar- 
tholomcus,  Bartolo  und  Bartolommco. 

Bartolome  (el  maestro),  span.  Bildhauer, 
lieferte  127S  neun  Apostelstatucn  in  Lebens- 
größe für  die  Hauptfassade  der  Kathedrale 
von  Tarragona. 

Cean  Bcrmudez,  Dicc.  I 95.  ^ 


Bartolome,  Maese,  Goldschmied  und  Archi- 
tekt, welcher  von  1320 — 25  verschiedene  Ar- 
beiten in  der  Kathedrale  von  Gerona  aus- 
führte. Am  10.  5.  1325  erhielt  er  für  seine 
Mitarbeit  an  dem  Altar  allein  1000  sueldos. 
Vgl.  auch  Berneö. 

V i n a z a,  Adic.  I 23.  M.  v.  B. 

Bartolomi,  Maler  in  Barcelona  um  1374. 

V i fi  a z a,  Adic.  I 23. 

Bartolome,  maestro,  Kunstschmied,  der  in 
den  20er  Jahren  des  16.  Jahrh.  das  köstliche 
Gitter  anfertigte,  welches  die  Capilla  real  in 
Granada  abschließt.  1524  erhält  er  eine  Zah- 
lung für  Arbeiten  an  dem  Gitter  vor  dem 
Hochaltar  der  Kathedrale  in  Sevilla.  Auch 
in  Jaen  scheint  er  tätig  gewesen  zu  sein. 

G e s t o s o,  Artif.  Scvill.  II  362.  — Cean 
Bcrmudez,  Dicc.  I 95.  — Lüer-Creutz, 
Metallkunst  I 161.  — Marti  y M o n s 6,  Estud. 
hist,  artist.  77.  M.  v.  B. 

Bartolome,  span.  Waffenschmied  in  Valla- 
dolid, dessen  Signatur  auf  zwei  von  1722  da- 
tierten, meisterhaft  ziselierten  Büchsenschlös- 
sem  der  Armcria  Real  zu  Madrid  zu  lesen  ist. 

Cat&Iogo  de  la  Real  Armeria  de  Madrid 
(1898)  p.  329. 

Bartolomei,  L u c a,  Töpfer  in  Urbania, 
von  P.  Pungileoni,  zuerst  am  4.  2.  1542  er- 
wähnt: schließt  am  26.  2.  1543  mit  den  Mei- 
stern Fedele  di  Giovanni,  Francesco  qu.  Ber- 
tini  und  mastro  Merlini  eine  Werkstattver- 
cinigung,  aus  welcher  gute  Arbeiten  hervor- 
gingen. Aus  dem  Kontrakte  ist  Art  und  Preis 
der  Arbeit  ersichtlich.  Nach  einem  weiteren 
Dokumente  lebte  er  noch  1567. 

P.  Pungileoni,  Storia  delle  Maiolichc 
Urbinati  p.  337.  — Rass.  bibl.  d'Arte  ital.  IV 
202.  E.  Scalassa. 

Bartolommeo,  Maler  in  Florenz,  1236  er- 
wähnt. 

Vasari  - Milanesi,  Vite  etc.  I 264. 

Bartolommeo,  einer  der  ersten  in  Florenz 
erwähnten  Maler,  soll  um  1240  dort  tätig  ge- 
wesen sein  und  wird  in  der  älteren  Kunstlite- 
ratur als  Urheber  des  Verkündigungsbitdes 
in  der  S.  Annunziata  angenommen.  Nach 
Milanesi  könnte  er  höchstens  für  ein  etwa  zu- 
grunde gegangenes  Original  der  jetzt  dort  be- 
findlichen Verkündigung  in  betracht  kommen. 

Vasari  - Milanesi,  Vite  etc.  I 542. 

Bartolomeo,  Maler  in  Verona,  urkundlich 
erwähnt  1350. 

P.  Molment i,  Stör,  di  Vencz.  nella  vita 
priv.  (1905)  I 392.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo,  Bildschnitzer  in  Venedig,  ur- 
kundlich erwähnt  1344 — 1371  als  Guardian 
Grande  der  Scuola  Grande  dclla  Caritä. 

P.  P a o 1 e 1 1 i.  Archit.  c Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  81.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo,  Maler  in  Venedig,  urkundlich 
erwähnt  1382. 

Archivio  Veneto  XXXIII  400.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo  (Fra).  Abt  von  S.  Felicc,  Minia- 
tor und  Architekt  in  Bologna,  begann  1384 
unter  Frate  Andrea  Manfrcdi  den  Bau  des 
Glockenturms  von  S.  Maria  dei  Scrvi,  Bologna. 


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Bartolommeo 


Mothes,  Die  Baukunst  des  Mittelalters,  p. 
496. 

Bartolomeo,  maestro,  italicn.  Architekt,  er- 
wähnt in  einer  Urkunde  vom  18.  1.  1400  als 
„homo  valde  fructuosus“,  der  damals  beim 
Baue  der  Stadtmauern  von  Reggio  Emilia 
beschäftigt  war. 

G.  B.  V e n t u r i in  Atti  e Mem.  etc.  per 
l’Emilia  (1883),  ser.  III,  vol.  II,  p.  29  ff. 

F.  Malaguasi-Valeri. 

Bartolomeo,  Holzbildhauer  in  Venedig, 
schnitzte  1463  die  Laub-  und  Blumenorna- 
mente an  einem  Kruzifix  für  die  Kirche  S. 
Zaccaria. 

P.  Paolctti,  Archit.  c Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  63.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo,  Bildhauer  in  Venedig,  f vor 
dem  3.  9.  1476. 

Archivio  V'eneto  XXXIII  419.  A.  Baracchi. 

Bartolommeo,  Fra.  „Bartolomeo  et  Sancti 
di  Paulo  di  Jacopo  popolo  di  San  Felicc“,  am 
28.  8.  1472  in  Florenz  geboren.  Sein  Vater, 
Maultiertreiber  und  Wagenbesitzer  (Fatto- 
rino),  aus  Genua  stammend,  wurde  1478  in 
Florenz  ansässig  und  erwarb  vor  der  Porta 
S.  Pier  Gattolino  ein  Haus,  wonach  Barto- 
lommeo familiär  Baccio  della  Porta  genannt 
■wurde.  1485  trat  er  bei  dem  Maler  Cosimo 
Rossclli  in  die  Lehre.  Mit  seinem  dortigen 
Mitschüler  Mariotto  Alber tinelli  schloß  er 
enge  Freundschaft,  und  sie  beide  taten  1492 
eine  gemeinsame  Werkstatt  in  dem  väter- 
lichen Hause  auf.  Ein  kurzer  Bruch  zwi- 
schen beiden  Freunden,  ein  erneutes  Zusam- 
menarbeiten, wiederum  Trennung  in  den  Jah- 
ren der  Bußpredigtendes  Fanatikers  Savonarola 
bezeichnen  den  Wechsel  der  äußeren  Verhält- 
nisse. 1496  und  1497  verbrennt  Bartolommeo 
alle  seine  Bilder  und  Zeichnungen  nicht  streng 
religiösen  Inhaltes  bei  den  von  Savonarola 
veranstalteten  „Bruciamcnti  dclle  vanitä“. 
1498  am  23.  Mai  wird  der  Fanatiker  selbst 
von  der  erregten  Gegenpartei  auf  den  Schei- 
terhaufen gebracht  und  verbrannt.  Barto- 
lommeo zaudert  noch,  übernimmt  den  Auf- 
trag eines  Jüngsten  Gerichts  für  den  Kirch- 
hof von  S.  Maria  Nuova.  1500  bricht  er 
mitten  in  der  Arbeit  ab  und  tritt  am  26.  7. 
als  Novize  in  das  Dominikanerkloster  zu 
Prato  ein.  1501  kehrt  er  als  Fratc  Bartolom- 
mco  nach  Florenz  zurück,  wo  er  in  S.  Marco 
weiterhin  sein  Leben  verbringt.  Anfänglich 
entsagt  er  der  künstlerischen  Tätigkeit,  offen- 
bar nur  im  stillen  für  sich,  wie  die  außer- 
ordentlich zahlreichen  Handzeichnungen  er- 
weisen, dieselbe  übend.  1504  jedoch  über- 
nimmt er  einen  neuen  Auftrag  für  ein  Bild: 
die  Erscheinung  der  Maria  vor  dem  hl.  Bern- 
hard, heute  in  der  Akademie  zu  Florenz. 
Mühselig  offenbar,  da  er  erst  nach  drei  Jah- 
ren das  Bild  abliefcrt,  arbeitet  er  sich  wieder 
hinein.  1505  wird  er  zum  Vorsteher  der  Ma- 
lcrwerkstatt  von  S.  Marco  ernannt.  Viel- 
leicht um  neue  Anregungen  zu  gewinnen,  geht 


er  im  April  1508  nach  Venedig.  — Florenz 
war  damals  gänzlich  verlassen,  Leonardo  da 
Vinci  war  nach  Frankreich  gegangen,  Michel- 
angelo weilte  schon  seit  einigen  Jahren  in 
Rom,  Raffael  hatte  sich  ebenfalls  dorthin  be- 
geben. — Nach  einigen  Monaten  kehrt  er 
zuiück,  und  nun  beginnt  eine  außerordent- 
lich rege  künstlerische  Tätigkeit.  Um  all  die 
Aufträge  zu  erledigen,  zieht  er  seinen  Jugend- 
freund Albertinelli  heran  und  errichtet  mit 
diesem  1509  in  S.  Marco  eine  große  Werk- 
statt. Das  Werkstattzcichcn  ist  ein  Kreuz  in 
zwei  verschlungenen  Ringen  stehend.  Am  3. 
1.  1512  wird  die  Arbeitsgemeinschaft  aufge- 
löst, und  der  Frate  ist  auf  geringere  Gehilfen, 
unter  denen  Fra  Paolino  und  Giovanni  Sogli- 
ani  voranstehen,  angewiesen.  1514  begibt 
sich  Fra  Bartolommeo  nach  Rom,  wo  er  neue 
Anregungen  von  Michelangelo  und  Raffael  in 
sich  aufnimmt.  Im  Juli  desselben  Jahres 
kehrt  er  malariakrank  zurück  und  begibt  sich 
auf  das  Landgut  der  Dominikaner  in  Pian’  di 
Mugnone  zusammen  mit  Fra  Paolino  und 
Fra  Agostino.  Anfang  1615  geht  er  über 
Pistoja  nach  Lucca,  seinen  alten  Freund  Pag- 
nini,  der  ihm  dereinst  nach  seiner  Einklei- 
dung den  ersten  großen  Auftrag  zukommen 
ließ,  zu  besuchen.  Dort  malte  er  seine  große 
Mater  misericordiae.  Zugleich  ergeht  eine 
Aufforderung  König  Franz’  I.  von  Frank- 
reich an  ihn,  nach  Paris  zu  kommen.  Am  4. 
10.  1515  ist  er  wieder  in  Pian’  di  Mugnone. 
Am  30.  11.  beehrt  ihn  Papst  Leo  X.,  der  da- 
mals seinen  festlichen  Einzug  in  Florenz,  sei- 
ner Vaterstadt,  hielt,  mit  einem  Besuch  seiner 
Werkstatt  in  S.  Marco.  Im  Sommer  1517  ist 
der  Künstler  wieder  leidend  in  Pian’  di  Mug- 
nonc,  wo  er,  wohl  an  einem  erneuten  Malaria- 
anfall, am  31.  10.  1517  starb. 

Die  künstlerische  Entwicklung  des  Meisters 
gliedert  sich  durch  genannte  Ereignisse  deut- 
lich in  vier  Epochen.  Die  Jugendzeit  (bis 
1500),  die  durch  den  Eintritt  ins  Kloster 
ihren  Abschluß  findet.  Die  zweite  Lehrzeit 
(1500 — 1508),  wo  im  Anschluß  an  seine  vene- 
tianische  Reise  seine  Maltechnik  einen  außer- 
ordentlichen Aufschwung  nimmt.  Dann  folgt 
die  erste  Blütezeit  (1508 — 1514).  Der  Stil 
seiner  letzten  Epoche  wird  durch  die  starken 
römischen  Eindrücke  bestimmt  (1514 — 17). 

Als  die  einzigen  absolut  echten  Werke  sei- 
ner Frühzeit  sind  zu  nennen : zunächst  das 
Porträt  Savonarolas  im  Kloster  von  S.  Marco, 
wo  in  den  hartgeschnittenen  Zügen  des  gro- 
ben, häßlichen  Profils  mit  der  großen  Nase, 
den  geschwollenen  Lippen  und  dem  flammen- 
den Auge  der  Fanatiker  gut  charakterisiert 
ist.  Bedeutsamer  ist  das  1498  begonnene 
große  Fresko  auf  dem  Kirchhof  von  S.  Maria 
Nuova.  Hier  setzt  Fra  Bartolommcos  außer- 
ordentliche kompositioneile  Begabung  mäch- 
tig ein.  Er  malt  ein  jüngstes  Gericht  feier- 
lich groß  von  tiefrcligiöscm  Geiste  erfüllt. 


KQnstlerlcxikon.  Bd.  II. 


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Bartolommeo 


ohne  jene  Kleinlichkeit  der  Dctailbildung,  die 
im  Quattrocento  immer  das  große  Ganze  ver- 
gessen ließ.  Domcnico  Ghirlandajos  Fresko 
der  Krönung  Mariae  im  Chor  von  S.  Maria 
Novclla  mag  das  Vorbild  gewesen  sein.  Aber 
der  Frate  geht  in  der  Disposition  der  Figuren 
ganz  bedeutend  über  dieselbe  hinaus.  In  der 
Himmelszone,  die  allein  eigenhändig  von  ihm 
vollendet  ist,  wagt  er  den  bedeutsamen  Schritt 
aus  der  auch  bei  Ghirlandajo  vorhandenen 
flächenhaften  Reliefkomposition  in  die  Raum- 
komposition. Gewiß  war  Leonardo  da  Vinci 
in  seiner  Epiphanie  als  Entdecker  der  Raum- 
werte  in  der  Gruppenkomposition  aufgetreten. 
Das  Jahrhundert  hatte  besonders  in  der 
ersten  Hälfte  mit  allen  Mitteln  der  perspek- 
tivischen Verkürzung  und  Überschneidung 
auf  dem  Wege  verstandesmäßiger  Betrachtung 
auf  räumliche  Wirkungen  im  Bild  hingestrebt. 
Das  spätere  Quattrocento  hatte  den  Kampf 
aufgegeben.  Ghirlandajo  bedeutet  ein  Zu- 
rückgreifen auf  Giottos  Flächenkomposition. 
Leonardo  hatte  das  Problem  des  Raumes  wie- 
der aufgegriffen.  Fra  Bartolommeo  sucht  in 
seiner  Weise  in  die  Tiefen  des  Raumes  zu 
dringen.  Wenn  Leonardo  als  Grundriß  den 
in  die  Tiefe  gelegten  Kreis  annahm  und  auf 
diesem  die  Raumpyramide  errichtete,  so  ist 
hier  der  nach  vorn  geöffnete  Halbkreis  ge- 
geben. Die  Jünger  rechts  und  links  bilden 
zusammen  einen  Halbkreis.  Starke  Über- 
schneidungen verstärken  die  räumliche  Wir- 
kung. Christus  schwebt  etwas  erhöht  im 
Hintergründe  am  äußersten  Rande  des  Halb- 
kreises. Diese  neu  gewonnene  Verwertung 
der  Tiefe  zur  Ausbreitung  der  Gestalten,  oder 
umgekehrt  gesagt,  diese  Konstruktion  des 
Raumes  mit  Hilfe  strenger,  fast  architektoni- 
scher Entwicklung  in  bewußter  Gliederung 
ist  außerordentlich  wichtig  geworden  für  die 
große  Komposition.  Raffaels  Disputa  liegt 
das  gleiche  Schema  zugrunde,  nur  daß  er 
das,  was  Fra  Bartolommeo  hier  bescheiden 
begonnen,  reicher  ausgestaltet.  Wenn  wir  die 
einzelnen  Gestalten  prüfen,  so  entdecken  wir 
starke  Reminiszenzen  besonders  an  Lorenzo 
di  Crcdi  und  dessen  schwere,  volle  Form- 
gebung, während  die  Manier  seines  Lehrers 
Rosselli  vollkommen  überwunden  ist.  Der 
untere  Teil  des  Bildes  ist  ebenso  wie  die 
Engel  von  Albcrtinellis  Hand  vollendet.  In 
dem  sehr  ruinierten  Zustand  lassen  sie  immer- 
hin die  schwächere  Hand  erkennen.  Auch 
hier  ist  der  auf  Fra  Bartolommeos  Entwurf 
zurückgehendc  Grundgedanke  der  der  räum- 
lichen Figurendisposition  im  Halbkreis  mit 
starker  Aushöhlung  der  Mitte. 

Außerdem  gehören  dieser  Zeit  noch  die 
mit  Hilfe  Albcrtinellis  vollendete  Verkün- 
digung im  Dom  zu  Volterra  (datiert  1497) 
und  die  entzückenden  kleinen  Fliigclbildcr  zu 
einer  Marmormadonna  Donatellos  in  den  Uf- 
fizien mit  der  Geburt,  der  Darbringung  im 


Tempel  auf  der  Vorderseite  und  der  Verkün- 
digung auf  der  Rückseite.  Die  Delikatesse 
der  Malweise  ließe  fast  eine  spätere  Ent- 
stehung vermuten,  wenn  nicht  die  ganze  Sau- 
berkeit der  Arbeit,  die  solide  Durchbildung 
der  Falten,  die  rundliche  Bildung  der  Kopi- 
typen  ganz  analog  denen  des  Jüngsten  Ge- 
richts wären  und  ebenso  wie  diese  stark  an 
Lorenzo  di  Credi  erinnerten,  auf  den  apch 
«der  landschaftliche  Grund  auf  der  Geburt  hin- 
weist. Das  Triptychon  in  der  Slg.  Poldi- 
Pezzoli  von  1500  ist  neuerdings  als  Alber- 
tinelli  erkannt  und  ist  sicher  von  den  Bild- 
chen des  Frate  influenziert 

Bei  der  sehr  geringen  Anzahl  von  Gemäl- 
den sind  wir  nun  auf  eine  andere  Quelle  zur 
Erkenntnis  von  Fra  Bartolommeos  Entwick- 
lung hingewiesen.  Das  sind  seine  sehr  zahl- 
reichen Handzeichnungen,  mit  denen  beson- 
ders die  Uffizien,  ferner  der  Louvre,  das 
Münchener  Kupferstichkabinett  und  das  Bri- 
tish Museum  in  London  reich  bedacht  sind. 
Endlich  kommt  Weimar  hinzu,  wo  in  zwei 
Bänden  Zeichnungen  des  Frate  und  seiner 
Werkstatt  vereint  sind.  Fra  Bartolommeos 
Handzeichnungswerk,  an  Größe  das  aller  an- 
dern Renaissancemcister  übertreffend,  birgt 
neben  vorzüglichen  Gewandstudien  von  ganz 
hervorragender  Schönheit,  sorgsamen  Krcidc- 
und  Rötelstudien  nach  der  Natur,  eine 
außergewöhnlich  große  Zahl  von  Bildskizzen, 
Kompositionsentwürfen.  Das  ist  etwas  ganz 
Eigenartiges.  Die  Kompositionsskizze  ist 
eigentlich  erst  durch  Leonardo  da  Vinci  ge- 
schaffen worden.  Fra  Bartolommeo  und  Raf- 
fael sind  darin  seine  besten  Schüler.  Zu- 
meist mögen  diese  Skizzen  während  der  Zeit 
entstanden  sein,  als  der  Künstler,  der  seiner 
künstlerischen  Tätigkeit  entsagte  und  still 
für  sich  seinen  bildnerischen  Gedanken  nach- 
ging, dieselben  in  leichter  Federskizze  fcst- 
hielt.  Es  sind  vorzüglich  Madonnenkompo- 
sitionen, die  Madonna  mit  Kind  und  Engeln, 
die  er  in  immer  neuen  liebenswürdigen  Varia- 
tionen hinwirft.  Raffaels  Madonnenkompo- 
sitionen sind  gewiß  manches  Mal  von  diesen 
anmutigen,  frischen  Zeichnungen  des  Frate 
angeregt.  Was  die  Technik  betrifft,  so  scheint 
sie  teils  von  Ghirlandajo,  teils  von  Pcrugino 
abzustammen:  feiner  Kreuzstrich,  leichte 

schwunghafte  Linienführung.  Anders  deu- 
ten seine  sorgfältigen  Studien  in  Kreide  mehr 
auf  Lorenzo  di  Credi  in  der  sorgsamen  Be- 
handlung und  runden  Formgebung  und  zu- 
gleich etwas  unbewegten  Haltung.  Bei  der 
weiteren  Entwicklung  sind  es  immer  grade 
die  Zeichnungen,  die  den  andauernden  Fort- 
schritt des  Meisters  besonders  glänzend  offen- 
baren. Die  nächste  Epoche  bringt  in  der 
Skizze  lebendigere  Linienführung,  frischere, 
mehr  leonardeske  Kompositionsmotive,  in  der 
Studie  weitere,  geschmeidigere  Formgebung. 
Die  Zeichnungen  der  dritten  Epoche  — Kom- 


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• an 


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Pllfe. 


Bartolommeo 


Bild  dieser  Reihe  ist  eine  stehende  Madonna 
mit  sechs  Heiligen  in  der  Kirche  von  S. 
Marco  zu  Florenz  (1509),  wirkungsvoll  in 
der  Kraft  der  Hclldunkelbeleuchtung,  die  ge- 
schickt der  Aufstellung  des  Bildes  angepaßt 
wird.  Besonders  interessant  der  schwebende 
Engel  rechts,  der  von  oben  her  vom  Licht 
getroffen  wird.  Die  nächste  Redaktion,  eine 
Verlobung  der  hl.  Katharina  im  Louvre 
(1511)  bringt  eine  neue  kompositioneile  Be- 
lebung. Mit  dem  venezianischen  Hclldunkel- 
nischcnsystem  vereint  sich  das  Leonardeskc 
Kompositionsprinzip  der  kraftvollen  Raum- 
pyramide. Maria  ragt  empor,  ringsherum  im 
Kreis  gruppieren  sich  die  Gestalten  räumlich 
klar  in  der  Tiefe.  Dazu  beleben  sich  die  ein- 
zelnen Figuren  in  lebensvollen  Motiven  mit 
frischen  Kontraposten.  Den  Höhepunkt  die- 
ses Themas  bezeichnet  die  Vermählung  der 
Katharina  im  Pitti  (1512).  Der  Reichtum 
der  Bewegungsmotive,  die  Lebendigkeit  der 
Gestalten,  deren  monumentale  Bildung  und 
Gcwandbehandlung,  dazu  die  prachtvolle 
Raumgestaltung,  bald  durch  die  architek- 
tonische Gruppierung  der  Gestalten,  bald 
durch  das  kraftvolle  Helldunkel  herausgeholt, 
sind  hervorragend.  Bewegungskontraste  wie 
Licht-  und  Schattenkontraste  geben  ein  außer- 
ordentlich lebendiges  Zusammcnspiel.  Das  ist 
eine  der  großartigsten  Altarkompositionen, 
die  die  florentinischc  Kunst  geschaffen  hat.  Die 
Madonna  in  Gloria  in  der  Kathedrale  zu  Be- 
sanqon  (1511),  nicht  ganz  eigenhändig  mit 
Hilfe  Albertincllis  ausgeführt,  hat  wieder 
mehr  malerische  Reize.  Besonders  schön  sind 
die  Aktfigur  eines  hl.  Sebastian,  eine  Re- 
miniszenz aus  Bcllinis  Konversation  in  der 
Akademie  von  1479  und  ein  pathetischer  hl. 
Bernhard.  Das  letzte  Stück  in  der  Reihe  ist 
eine  hl.  Anna  sclbdritt  inmitten  von  Heiligen 
in  den  Uffizien,  die  nicht  über  die  Unter- 
malung herausgekommen  ist.  Die  Kompo- 
sition ist  streng  architektonisch  und  bei  aller 
Großartigkeit  etwas  nüchtern.  Die  Grenzen 
der  Kunst  des  Frate  sind  hier  am  besten  zu 
erkennen.  Die  Erfindung  ist  mangelhaft  und 
es  fehlt  an  der  nötigen  Zusammenfassung. 
Man  merkt,  jedes  Motiv  ist  für  sich  mühsam 
herausgearbeitet  und  eine  Figur  ist  neben  die 
andere  gestellt.  Die  Erfindungskraft  versagt 
bald.  Und  so  ist  auch  die  Zahl  der  behandel- 
ten Themen  gering.  Außer  dem  vielfigurigen 
Altarbild  hat  er  nur  noch  die  heilige  Familie 
im  Grünen  gegeben.  Eine  solche  bei  Conte 
Visconti-Venosta  in  Mailand,  eine  bei  Mond 
in  London,  eine  andere  bei  Earl  Cowper  in 
Panshangcr  (England).  Verschiedene  Köpfe, 
Christus  und  Heilige  in  der  Akademie  zu 
Florenz. 

In  der  letzten  Epoche  wird  der  Stil  des 
Frate  durch  Michelangelo  und  Raffael  be- 
stimmt. Die  Kraft  der  Hclldunkelmodellie- 
rung  und  der  Glanz  der  Lichtbehandlung,  wie 


sie  so  schön  die  unter  venezianischem  Einfluß 
stehenden  Werke  der  vorigen  Epoche  zeigen, 
schwinden.  Das  Kolorit  wird  bunt  und  nüch- 
tern und  verliert  die  Kraft.  Aber  dafür  wach- 
sen die  Proportionen  der  Gestalten  ins  Monu- 
mentale, die  Bewegungen  werden  im  Geiste 
Michelangelos  machtvoll  belebt:  Starke  Kon- 
traposte,  energische  Haltung,  kolossale  Bil- 
dungen; ein  hl.  Petrus  und  Paulus  im  La- 
teran zu  Rom,  und  ein  hl.  Markus  in  den 
Uffizien,  endlich  jedoch  die  Mater  miseri- 
cordiae  im  Museum  zu  Lucca  bezeichnen  das 
Emporwachsen  der  Kunst  des  Frate  ins  Un- 
geheure. Auf  letztgenanntem  Bild  sucht  der 
Künstler  große  Massenwirkungen  zu  wecken. 
Auch  da  gruppiert  der  Künstler  nach  dem 
System  der  Pyramide,  die  Scharen  schieben 
sich  hintereinander  in  mächtigen  Massen  um 
die  stehende  Maria.  Ein  lebendiges  Licht 
überstrahlt  die  Gestalten.  Das  Ganze  hat  et- 
was Gequältes,  Konstruiertes  und  trotz  der 
starken  Belebung  der  Figuren  eine  gewisse 
Leere  des  Ausdrucks  und  eine  gewisse  Arm- 
seligkeit der  Motive.  Auch  die  Darbringung 
im  Tempel  in  Wien  zeigt  ähnliche  Mängel. 
Man  bedauert,  daß  die  malerischen  Anlagen, 
die  der  Frate  nach  Venedig  entwickelte,  hier 
mehr  und  mehr  verloren  gehen.  Man  sieht 
auch  an  letztgenannten  Bildern  eine  gewisse 
Freude  an  der  lebendigen  kraftvollen  Licht- 
behandlung. 

Die  beiden  Hauptwerke  dieser  Epoche  sind 
ein  Christus  als  Salvator  mundi  zwischen  den 
vier  Evangelisten  im  Pitti  und  eine  Bewei- 
nung ebenda  (beide  1516).  Der  Einfluß 
Michelangelos  tritt  zurück  und  Raffaels  milde 
Weise  klingt  mehr  durch.  Das  entsprach  bes- 
ser dem  sanften  Empfinden  des  Frate.  Auf 
crstcrcm  die  alte  Figurenpyramide,  Christus 
auf  erhöhtem  Sockel  stehend,  vor  einer  fein 
gezeichneten  Nische,  deren  leichte  Linie  die 
Gestalt  in  ihrer  schönen  Bewegung  kräftig 
heraushebt.  Milde  sanfte  Linien  durchbeben 
den  Körper;  man  wird  an  Raffaels  Sixtini- 
sche Madonna  erinnert  in  dem  Wurf  des  Ge- 
wandes, in  der  Haltung  der  Figur.  Die  vier 
Evangelisten,  die  die  Pfeiler  der  Komposition 
bilden,  haben  in  ihrer  Haltung  in  der  gleich- 
mäßigen Abwägung  der  Bewegungen  etwas 
Schematisches.  Die  Engel  unten  schließen 
die  Komposition  nach  unten  ab.  Das  Ganze 
hat  gegenüber  der  einstigen  weiträumigen  und 
der  deutlichen  Absicht  der  Komposition  auf 
räumliche  Ausdehnung  in  die  Tiefe  hinein 
etwas  Flaches,  Reliefartiges.  Der  Toncha- 
rakter des  Bildes  ist  licht  durchsichtig,  ent- 
gegen dein  tiefen  Helldunkel  etwa  auf  dem 
großen  Pittibilde  von  1512.  Das  andere  Mei- 
sterwerk der  späteren  Zeit,  die  Beweinung 
im  Pitti,  bedeutet  den  Höhepunkt  an  Aus- 
druck, Verinnerlichung  und  edler  Bildung. 
Schlichte  große  Linienführung  in  den  beiden 
Profilen  der  Hauptpersonen,  vornehme  Därap- 


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Bartolommeo 


fung  des  Schmerzes ; ruhige  Abwägung  der 
Massen  gegeneinander,  der  Linien  zueinan- 
der. Johannes  und  Magdalena  auch  kompo- 
sitionell  nur  Zutaten  zu  dem  starken  Kern 
der  Hauptgruppe,  die  vollkommen  in  sich  ge- 
schlossen ist:  ein  auf  die  Langseite  gelegtes 
rechtwinkeliges  Dreieck. 

Die  anderen  Hauptwerke  der  Spätzcit,  zwei 
sitzende  Prophetengcstaltcn  in  den  Uffizien, 
eine  kleine  Verkündigung  Mariae  zwischen 
Heiligen  im  Louvre,  eine  Himmelfahrt  Mariae 
in  Neapel  (von  Fra  Paolino  vollendet)  zeigen 
übertriebene  Steigerung  der  inneren  Erregung. 
— Ruhiger,  geschlossener  sind  verschiedene 
Madonnen.  Eine  Madonna  zwischen  Engeln 
in  Petersburg,  eine  hl.  Familie  in  Galerie 
Corsini  zu  Rom,  eine  ähnliche  Komposition 
mit  der  hl.  Elisabeth  in  Richmond  geben  Va- 
riationen der  auf  der  Erde  sitzenden  oder 
knienden  Maria,  zu  vergleichen  mit  Raffaels 
Canigiani-Madonna  in  München*  Ein  Chri- 
stus als  Gärtner  und  eine  von  Fra  Paolino 
vollendete  Verkündigung  in  Pian’  di  Mug- 
none,  beide  al  fresco  gemalt,  sind  die  Zeug- 
nisse seiner  Kunst,  die  Fra  Bartolommeo 
während  seines  Leidens  dort  hinterlassen  hat. 

Der  Kreis  der  Darstellungen  Fra  Barto- 
Iommeos  ist,  wie  wir  sehen,  ein  geringer. 
Vorzüglich  das  vielfigurige  Altarbild  von 
monumentalen  Proportionen  hat  er  mit  eigner 
Konsequenz  wcitcrcntwickelt.  Seine  wenig 
aus  dem  Frischen  schöpfende  Phantasie,  sein 
sanftes,  etwas  mattes  Temperament  bedurften 
gewissermaßen  eines  Haltes,  eines  Gewichtes, 
um  den  leichten  Schwingungen  seines  Ge- 
mütes lebendigen  Ausdruck  zu  verleihen. 
Sein  durchaus  religiöses  Gemüt  verlangte 
nicht  über  die  von  der  Kirche  gestellten  Auf- 
gaben hinauszudringen.  All  seine  Werke 
haben  etwas  Zeremonielles,  Feierlichernstes, 
das  manchmal  sogar  leicht  in  das  Theatrali- 
sche hinübcrspielt.  Immerhin  ersetzt  die 
durchaus  edle  Gesinnung  und  die  vornehme 
Zurückhaltung  seines  bescheidenen  Geistes 
wenigstens  etwas  doch,  was  ihnen  an  Leiden- 
schaftlichkeit des  Erfassens,  Reichtum  der 
Erfindung  zu  vollkommener  Größe  fehlte.  — 
Von  Schülern  und  Gehilfen  sind  neben  Ma- 
riotto  Albcrtinclli,  Fra  Paolino,  Giovanni 
Antonio  Sogliani  u.  a.  zu  nennen. 

Verzeichnis  der  Gemälde 
nach  Standorten: 

Berlin:  Kaiser-Friedrich-Museum.  No. 

249  Himmelfahrt  der  Maria;  bez. : orate  pro 
pictore.  Aus  dem  Jahre  1508.  — Besan- 
C o n : Kathedrale.  Madonna  in  Glorie  mit 
Heiligen  und  Stifter  (Ferry  Carondelet) 
1511 — 12  gemalt  mit  Albcrtinclli,  der  auch 
die  Lünette  mit  der  Krönung  der  Maria 
(heute  in  Stuttgart)  vollendete.  — Flo- 
renz: Uffizien.  No.  1.  Das  Jüngste  Gericht 
(von  S.  Maria  Nuova),  1498 — 99  mit  Hilfe 


Albertinellis  ausgeführt.  No.  1126  Jesaias 
und  No.  1130  Hiob  (beide  1516).  No.  1161 
Darbringung  im  Tempel  und  hl.  Familie.  Auf 
der  Rückseite  die  Verkündigung.  Flügel  zu 
einem  Klappaltar  ca.  1499.  No.  1265  Heilige 
Anna  selbdritt,  unvollendet,  1510  vom  Kon- 
vent der  Republik  Florenz  bestellt.  1512  in 
der  Untermalung  fertig.  Pitti.  No.  64  Be- 
weinung (1516),  No.  125  hl.  Markus  (ca. 
1515),  No.  159  Christus  zwischen  den  Evan- 
gelisten, bez. : Bartolomeus  C.  C.  pinxit  1516. 
No.  208  Vermählung  der  hl.  Katharina  zwi- 
schen Heiligen.  Bez.:  orate  pro  pictore  1512. 
No.  256  Heilige  Familie  (ca.  1516).  Aka- 
demie. No.  66  Erscheinung  der  Maria  vor 
dem  hl.  Bernhard  (1504 — 07).  No.  168  Chri- 
stuskopf und  neun  Köpfe  von  Heiligen,  bez. : 
orate  pro  pictore  1511.  Kloster  S.  Marco. 
Christus  in  Emmaus:  Fresko  ca.  1507.  Zwei 
Madonnen  in  Halbfigur  ca.  1515.  Porträt  Sa- 
vonarolas  ca.  1497.  — Florenz  (Um- 
gebung) : Pian’  di  Mugnone.  Verkündigung 
(1515),  Christus  als  Gärtner,  u.  a.  — Lon- 
don: Slg.  Mond.  Heilige  Familie.  Slg. 
Hertz.  Heilige  Familie.  — Panshanger: 
Slg.  Cowper.  Heilige  Familie.  Auf  Rück- 
seite: O.  Fra  Bartol.  di  S.  Marco.  . .,  ferner 
Apotheose  des  hl.  Antonius.  Farbenskizze.  — 
Richmond:  Slg.  Cook.  Maria  mit  Elisa- 
beth und  Kind,  bez.:  F.  Barto.  or.  pre.  1516. 
— Luc  ca:  Dom  (S.  Martino).  Madonna 
zwischen  hl.  Johannes  und  Stephanus,  bez. 
Fris  barthol.  florentini  opus  1509.  oris  predi- 
cator.  Museum.  No.  12  hl.  Katharina  und 
Magdalena  in  Verklärung  (1508/9).  — (Saal 
III,  3)  Mater  misericordiae,  bez.:  MDXV.  F. 
Bartholomeus  or.  pre.  pictor.  Florentinus.  — 
Paris:  Louvre.  No.  1115  Christus  als  Gärt- 
tier  und  Magdalena  (ca.  1506).  No.  1163 
Verkündigung  mit  Heiligen,  bez.  F.  Barto 
Florcnt.  oris  pre.  1515.  No.  1154  Verlobung 
der  Katharina,  bez.:  orate  pro  pictore  MDXI 
Bartholome  Floren  or  prae.  — Peters- 
burg: Ermitage.  No.  20  Madonna  zwi- 
schen Engeln.  Bart.  Fiorn.  Ord.  P.  — Mai- 
land: Conte  Visconti-Vcnosta.  Heilige  Fa- 
milie. — N e a p cl : Museum.  Himmelfahrt 
Mariae.  1516  mit  Hilfe  Fra  Paolinos  voll- 
endet. — Rom:  Lateran.  Paulus  und  Pet- 
rus. Letzterer  1516,  unvollendet.  Gal.  Cor- 
sini-nazionale.  No.  579.  Heilige  Familie, 
bez. : F.  B.  or.  pr.  1516.  — Volterra:  Dom. 
Verkündigung.  Von  Albertinelli  vollendet. 
Dat.  MCCCCIIIC.  — Wien:  Hofmuscum. 
No.  41  Darbringung  im  Tempel,  bez.:  1510 
orate  pro  pictore  olim  sacelle  hujus  novitio. 

Vasari-Milanesi,  IV  175.  — Vasari- 
Heitz  (deutsche  Ausg.)  VI  27.  — Mar- 
chese, Memorie  dei  piü  insigni  pittori  etc. 
Domcnicani.  II.  — Crowc  and  Cavalca- 
sellc,  Hist,  of  painting  in  Italy,  III  434  ff. 
(deutsche  Ausg.  IV  439  ff.).  — Ä.  v.  Zahn, 
Jahrbücher  für  Kunstwissenschaft  III  174  ff. 
(„Die  Handzeichnungen  Fra  Bartolommeos  etc.“ 


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Bartolommeo 


von  A.  v.  Zahn).  — E.  Frantz,  Fra  Barto- 
lommeo della  Porta.  Regensburg,  1879.  — Rio, 
L’Art  chr£tien.  I.  — M ü n d 1 e r,  Essai  d'une 
analysc  critique  etc.  Paris.  1850.  p.  84  ff.  — 
Dohme,  Kunst  und  Künstler.  No.  LIX.  Fra 
Bartolommeo  (von  Lücke).  — Leader  Scott, 
Fra  Bartolommeo.  London  1881.  — Archivio 
storico  d’arte  III  73,  217,  IV  118,  Ser.  II  vol. 
III,  p.  87.  — Rasscgna  nazionale  vol.  VIII,  p. 
390  ff.,  vol.  110,  p.  273—309,  462—500.  — Au- 
guste Castan,  La  physionomie  primitive  du 
retable  de  Fra  Bartolommeo  ä la  cathedrale  de 
Besangon.  Besangon  1889  (cf.  Cesare  Pinzi : 
Guida  di  Vitcrbo.  Rom  1889.).  — Archivio  Stör. 
Lombardo  III  101 — 115,  258 — 269.  — Nuova  An- 
tologia  anno  34,  fase.  665,  p.  13 — 20.  — Gior- 
nale  Ligustico  vol.  V,  p.  81 — 127.  — Fritz 
Knapp,  Fra  Bartolommeo.  Halle  1903  (mit 
Abbildungen  sämtlicher  Bilder  und  zahlreicher 
Zeichnungen).  Frits  Knapp. 

Bartolommeo,  Frate,  s.  auch  Bartolommeo 
da  Bologna. 

Bartolomeo  di  Alberto  da  Bergamo, 
venczian.  Steinmetz,  arbeitete  1473  mit  an- 
deren Meistern  in  S.  Michele  zu  Murano. 

P.  P a o 1 c 1 1 i,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  165,  167.  A.  Baracchi. 

Bartolommeo  d’Amandola,  Maler  um 
1490.  Von  ihm  erwähnt  Ricci,  Mem.  stör.  I 
195,  ein  geringes  Bild  in  der  Kirche  di  S. 
Agostino  in  Amandola.  ** 

Bartolommeo  d ’ A m i c o,  Maler  aus  Castc- 
lazzo,  tätig  in  Genua  um  1470. 

Alizeri,  Not.  d.  Prof.  d.  Disegno  in  Liguria, 
vol.  I 284,  294;  VI  20/1. 

Bartolommeo  d ’ Andrea  Bocchi,  Maler 
aus  Pistoja,  erhält  1450  den  Auftrag  auf  ein 
Gemälde  für  S.  Bastiano  di  Piuvica  und  1465 
Zahlungen  für  Reparaturen  an  einem  Altar- 
werke in  S.  Trinitä  in  Florenz. 

Rivista  d’arte,  1904  p.  176/7.  — Milanesi 
in  der  Zeitschr.  Buonaroti,  1885,  Augustheft, 
p.  109  ff. 

Bartolommeo  (Banco)  d' Andrea  della 
Scarperia,  Glasmaler,  vielbeschäftigt  für 
den  Dom  von  Pisa  und  erwähnt  von  1455 — 
1502.  Im  Jahre  1466  hatte  er  u.  a.  7 Fenster 
für  den  Camposanto  daselbst  zu  machen. 

Tanfani  Centofant  i,  Artisti  Pisani 
(1897)  p.  59  ff.  ♦♦ 

Bartolommeo  d’Andria  di  Somenti, 
Holzschnitzer,  arbeitete  für  S.  Petronio  in 
Bologna,  insbesondere  an  der  mittleren  Türe 
der  Fassade. 

Rassegna  d'Arte,  1901  p.  26. 

Bartolommeo  d’Angelo  Donati,  Holz- 
schnitzer gegen  Ende  des  15.  Jahrh.,  arbeitete 
an  den  Boiserien  und  Sitzen  im  Saale  und 
in  der  Kapelle  der  Signoria  in  Florenz. 

G a y e,  Carteggio,  I 577,  581,  587/8. 

Bartolommeo  (Bartoluccio)  di  Angc- 
luccio  dcl  Signor  Jacob o.  War  im 
2.  Semester  1390  Camerlengo  der  Peruginer 
Malerzunft.  Walter  Bombe. 

Bartolomeo  di  Antonio,  Bildhauer,  wird 
1350  als  Mitglied  der  S.  Lukas-Bruderschaft 
in  Florenz  aufgeführt. 

G u a 1 a n d i,  Memorie  VI  179.  H.  V. 


Bartolomeo  di  Antonio,  Bildschnitzer  in 
Venedig,  urkundlich  erwähnt  1431  als  „inta- 
jator  credentiarum“. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  99.  A.  Baracchi. 

Bartolommeo  d i A n t o n i o.  In  die  Zunft 
der  Miniaturisten  zu  Perugia  eingeschrieben. 
Wohnte  daselbst  im  Quartier  Porta  Sole  und 
bekleidete  zweimal  das  Amt  des  Camerlen- 
gats,  im  2.  Semester  1451  und  im  1.  Semester 
1457.  Im  2.  Sem.  1449  und  1459  war  er 
Massaio. 

L’Arte  dei  Miniatori  in  Perugia  (Giorn.  di 
Erud.  Art.  Vol.  II  1873  p.  315).  Walter  Bombe. 

Bartolomeo  d i maestro  Antonio  „quon- 
dam  Budonis  de  Forlivio  sartoris“.  Die 
erste  Nachricht  aus  dem  Jahr  1465  über  diesen 
Künstler  gab  C.  Grigioni  im  Bullettino  della 
Societä  fra  gli  Amici  dell’  arte,  Forli  1895 
p.  134:  Bartolomeo  erhält  1467  Auftrag  für  ein 
Tafelbild  der  Chiesa  dei  Santi  Pietro  e Paolo 
di  Picve  Quinta  (Forli),  welches  der  Künst- 
ler in  wenigen  Monaten  fertigstellte.  Die 
letzte  Nachricht  von  Bartolomeo  datiert  von 
1477.  Vermutlich  ist  er  nicht  identisch  mit 
dem  Bartolomeo  da  Forft  (s.  d.),  dem  Schüler 
des  Francia,  welcher  Ende  des  15.  Jahrh. 
lebte  und  darf  auch  nicht  mit  dem  Bartolo- 
meo di  Sante  Mercurioli  (s.  d.)  verwechselt 
werden.  £.  Calsini. 

Bartolommeo  d ’ A n t o n i o,  Miniator  in 
Florenz  im  15.  Jahrh.,  schmückte  zusammen 
mit  seinem  Bruder  Giovanni  ein  Lectionarium 
für  die  Kathedrale  S.  Maria  dei  Fiore  (jetzt 
in  der  Laurenziana). 

Milanesi,  Storia  d.  miniatura  ital.,  Firenze 
1850,  p.  164,  326.  — Bradley,  Dict.  of  Miniat. 
(1887).  P.  d' Ancona. 

Bartolommeo  d ’ Antonio  da  Man- 
tova, Maler  in  Bologna,  in  Notariatsakten 
1884  genannt. 

Arch.  stör.  d.  arte,  VII  370. 

Bartolommeo  di  Antonio  Nutoli,  Bild- 
hauer in  Ancona,  1391  urkundlich  erwähnt. 

Nuova  Riv.  Misena,  VI  37. 

Bartolomeo  da  A q u i I a,  italien.  Maler  in 
Neapel ; erhielt  1328  Zahlung  für  Malereien, 
die  er  in  einer  Kapelle  der  Kirche  S.  Chiara 
ausgeführt  hatte,  die  jedoch  beim  Barock- 
urnbau  dieser  Kirche  verloren  gegangen  sind. 

Schulz,  Denkm.  etc.  in  Untcrital.  IV,  Doc. 
CCCXC.  — Crowe  u.  Cavalcaselle,  Ital. 
Mal.  I 263.  G.  Ceci. 

Bartolomeo  da  Arezzo,  Maler  u.  Zeich- 
ner, tätig  in  Rom,  nach  Zani,  Enc.  met.  II 
187,  um  1560 — 70;  noch  1578  daselbst  er- 
wähnt. Er  gehörte  mit  zu  jenen  Bewunderern 
Michelangelos,  die  in  der  Sistina  nach  seinem 
jüngsten  Gericht  zeichneten. 

F i o r i 1 1 o,  Gesch.  d.  zcichn.  Kstc.  1798  I 
379.  — Bertolotti,  Artisti  lombardi  a Roma 
(1881)  II  294.  H.  V. 

Bartolomeo  di  Bartolomuccio,  Bild- 
hauer in  Orvicto,  wo  er  1337  einige  der  Mar- 


566 


Bartolommeo 


mit  einem  ans  S.  Francesco  zu  Palermo  in 
das  dortige  Museo  Nazionale  gelangten  Al- 
tarwerke mit  der  Inschrift : Nra.  Dna.  de 
Humilitatc.  MCCCXXXXVI  hoc  opus  pinsit 
magister  Btolomeu  de  Camulio  pintor.  Es 
zeigt  (in  Tempera  auf  Goldgrund)  die  sit- 
zende Gestalt  der  Madonna  mit  dem  Christ- 
kinde, in  den  Dreipaßzwickeln  der  Umrah- 
mung eine  Verkündigung  und  auf  der  Pre- 
della zu  beiden  Seiten  des  Kreuzsymboles 
Reihen  von  Büßern  und  betenden  Stiftern 
(ca.  30  Figürchen). 

G.  Di  Marzo,  La  Pitt,  in  Palermo  (1899) 
p.  38 — 41.  — S.  V a r n i,  Appunti  artist.  sopra 
Levanto  (1870)  p.  46  f.,  135  f.  — H.  Janit- 
schek  in  Repertor.  f.  Kstwissensch.  I 355  f.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  III  52.  — S u i d a,  Genua 
(Leipzig  1906)  p.  42.  — A.  Venturi,  Stör.  d. 
Arte  Ital.  V (1907)  p.  999  f.  * 

Bartolomeo  di  Carlo  Valentin  i,  Ma- 
ler in  Perugia,  wo  er  nach  Ausweis  der  dor- 
tigen Malermatrikcl  1497  starb. 

Mazzatinti  in  Rass.  Bibliograf.  II  212. 

— Append.  II  al  Boll.  della  R.  Dcputaz.  Umbra 
di  Stör.  Patr.  1901,  p.  109.  G.  Degli  Assi. 

Bartolommeo  di  Carlo  di  Valentin  o, 
Maler  in  Perugia.  Bekleidete  das  Amt  des 
Camerlengo  der  Peruginer  Malerzunft  in  den 
ersten  Semestern  1514  und  1524,  war  Prior 
im  1.  Bimester  1521.  Vom  Kardinallegaten 
von  Perugia  erhielt  er  am  22.  Scpt.  1515  das 
Privilegium,  alljährlich  das  Bild  der  Inquin- 
tana zu  malen.  Erhält  am  29.  10.  1511  einen 
Dukaten  für  ein  Altarbild  in  der  Madonna  di 
S.  Gilio  (Egidio)  vom  Kloster  S.  Giuliana. 
Für  dasselbe  Kloster  verpflichtet  er  sich  am 
22.  10.  1515  eine  Madonna  mit  S.  Bernardo 
und  dem  Täufer  zu  malen,  und  ein  Parament 
für  die  Madonna  di  S.  Gilio. 

Giomale  scientifico  letterario  perugino  1861 
p.  552.  Walter  Bombe. 

Bartolomeo  da  Carrara,  Maler  um  1500 ; 
sonst  nicht  weiter  bekannt. 

Campori,  Memoric  biogr.  di  Carrara  1873. 

Bartolomeo  da  Carrara,  Bildhauer,  wird 
1564  als  einer  der  Gehilfen  des  Francesco 
Moschino  bei  Gelegenheit  dessen  Statuenauf- 
trags für  die  Kapelle  der  Incoronata  (jetzt 
Ranicri)  im  Pisaner  Dom  erwähnt. 

Campori,  Memorie  biogr.  di  Carrara  1873. 

— Tanfani  Centofant  i,  Notizie  di  Ar- 

tisti  pisani  1897  p.  202.  H.  V. 

Bartolomeo  da  Carrara,  Maler  des  17. 
Jahrh.,  malte  in  den  Grotten  des  Vatikan  in 
Rom. 

Campori,  Memorie  biogr.  1873,  25.  H.  l\ 

Bartolomeo  da  Cassino,  itaiien.  Maler 
in  Mailand,  1481  als  Mitglied  der  dortigen 
„universitä  dei  pittori“  aufgeführt. 

Torre,  Ritratto  di  Milano,  p.  82.  — Arch. 
Stör.  Lombardo  1895  p.  408  ff. 

F.  Malagussi-Valeri. 

Bartolommeo  da  Castiglioni,  itaiien. 
Maler  des  16.  Jahrh.,  von  Vasari  unter  den 
Schülern  des  Giulio  Romano  erwähnt. 

Vasari  - Milanesi,  V 533. 


Bartolommeo  di  C h e c c o,  s.  Bartolommeo 
di  Francesco. 

Bartolommeo  della  Cisterna,  Archi- 
tekt in  Udine;  1448  erhält  Bartolommeo 
Buon  durch  seine  Vermittelung  den  Auftrag, 
eine  Madonna  für  den  Palazzo  pubblico  in 
Udine  zu  malen.  Am  6.  6.  1457  wird  ihm  der 
Neubau  des  Domes  zu  Cividale  übertragen. 
Der  Bau  war  zur  Hälfte  vollendet,  als  eines 
Nachts  die  Hälfte  einstürzte.  Er  blieb  dann 
liegen,  bis  1502  Pietro  Lombardo  den  gotisch 
begonnenen  Bau  in  Renaissanceformen  weiter- 
führte; das  schöne  Portal  Bartolommeos  blieb 
erhalten. 

Mothes,  Baukunst  d.  Mittclalt.  in  Italien 
S.  519.  — Rcpcrt.  f.  Kstwissensch.  XVIII  187. 

H.  V. 

Bartolommeo  Coffanario,  s.  Bartolom- 
meo di  Giovanni. 

Bartolommeo  da  Como,  Maler,  wird  am 
31.  8.  1492  in  Neapel  erwähnt.  Er  ist  viel- 
leicht identisch  mit  dem  von  Bertolotti  1478 
als  Mitglied  der  Accademia  di  S.  Luca  in 
Rom  erwähnten,  sonst  ebenfalls  nicht  weiter 
bekannten  Maler  Bartolomeo  da  Napoli. 

Filangieri,  Indice  deg.  Artcfici  I 133.  — 
Bertolotti,  Ärtisti  Bolognesi  etc.  in  Roma 
1885  p.  11.  H.  V. 

Bartolomeo  da  Como,  Steinmetz  aus  Sca- 
ria  in  Valle  d’Intelvi,  fertigte,  wie  urkundlich 
beglaubigt,  1509  die  Marmorsäulen  und  Ka- 
pitelle im  Kreuzgang  der  Certosa  von  Far- 
ncta  bei  Lucca.  Er  ist  vielleicht  identisch 
mit  dem  von  Paoletti  (Archit.  c Scult.  dcl 
Rin.  in  Venezia  II  225)  1492  in  Venedig  nach- 
gewiesenen Bartholomcus  de  Cumis. 

Repertorium  f.  Kstwissensch.  XXX  539.  H.  V. 

Bartolomeo  da  Como,  Goldschmied  in 
Rom,  wo  er  1545  gemeinsam  mit  einem  spani- 
schen Goldschmiede  namens  Alfonso  dem 
Papste  Paul  III.  verschiedene  Goldarbeiten 
zu  liefern  hatte,  die  als  Geschenke  für  einen 
Gesandten  des  Schweizer  Kantons  Grau- 
bünden bestimmt  waren. 

Bertolotti  in  Arch.  Stör.  Lomb.  II  139 ; 
und  in  Arch.  Stor.-Art.  di  Roma  I 31,  78. 

G.  Degli  Assi. 

Bartolommeo  Corradini,  s.  Carncvale, 
Fra. 

Bartolomeo  da  Cremona,  Stückgießer 
der  Republik  Venedig,  Vorgänger  des  Sigism. 
Alberghetti.  Vor  seiner  dortigen  Tätigkeit 
war  er  im  Dienste  der  Stadt  Ragusa  (seit 
1454),  wo  sich  noch  in  der  Dominikanerkirche 
eine  von  ihm  signierte  und  mit  1463  datierte 
Glocke  befindet.  Er  starb  1487. 

Mitt.  d.  Ccntr.-Commission,  N.  F.  XVII  20.  — 
Arch.  stör.  ital.  scr.  Va,  tom.  XV  p.  316  ff.  — 
Paoletti  di  Osvaldo,  Architett.  e Scult. 
del  Rin.  in  Venezia,  II  266. 

Bartolommeo  di  David,  Maler  zu  Siena, 
t daselbst  im  Jan.  1544.  Von  seinen  Arbei- 
ten in  öffentlichen  Gebäuden  und  Kirchen 
Sienas,  die  er  in  der  Zeit  von  1506  bis  1539 
ausführte,  haben  wir  nur  noch  urkundliche 


568 


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Bartolommeo 


Meyer,  Kstlcrlcx.  III  6Q  (mit  alt.  Lit.).  — 
E.  B e r t a u x,  L’Art  dans  lTtalie  m6rid.  I 
(1904)  p.  703,  705.  — A.  Venturi,  Storia  d. 
Arte  Ital.  III  (1904)  p.  632,  660,  672.  G.  Ceci. 

Bartolommeo  da  Foligno,  s.  Bartolom- 
meo di  Tommaso  da  F. 

Bartolomeo  da  F o r 1 1,  Maler,  durch  Mal- 
vasia  als  Schüler  des  Francia  aus  dessen  Re- 
gistern festgestellt.  Lanzi,  Ticozzi,  Rosini, 
Orlandi  wiederholen  diese  Mitteilung  ohne 
weitere  Angaben,  da  Werke  nicht  bekannt  sind. 
Lanzi  nennt  ihn  trotzdem  „etwas  trockner 
als  die  Menge  seiner  Studiengenossen“.  In 
der  Galleria  Civica,  Forli  (bis  Mitte  des  19. 
Jahrh.  in  S.  Biagio,  daselbst)  befindet  sich 
eine  Pieta  (No.  100).  bisher  Bartolomeo  da 
Forli,  jetzt  Michele  Lambertini  zugeteilt. 
Auch  das  ihm  bisher  zugeschricbcne  Gemälde 
No.  107  daselbst  mit  dem  knienden  Girolamo 
wird  nach  meiner  Bestimmung  wieder  dem 
Baldassarre  Carrari  d.  J.  zucrtcilt.  Die  Nach- 
forschungen Bertolottis  in  den  römischen  Ar- 
chiven ergaben,  daß  ein  Maler  Bartolomeo 
da  Forli  1538  mit  einem  Mailänder  Kauf- 
mann im  Streite  lag.  Nach  Zani  war  Bar- 
tolomeo 1510  tätig  (vgl.  auch  Bartolomeo  di 
macstro  Antonio  u.  Bartolomeo  di  Santo 
Mercuriali). 

M a 1 v a s i a,  Felsina  Pitt.  I 56.  — Lanzi, 
Scuola  BoIor.  Epoca  prima.  — Ticozzi,  Diz. 
II  162.  — Rosini,  Stör.  d.  pitt.  V,  120.  — 
Orlandi,  Abcc.  Pitt.  90.  — C a s a 1 i,  Guida 
di  Forli,  1838,  88.  — Calzini  e Mazza- 
t i n t i,  Guida  di  Forli  1893,  8L  — Arch.  stör, 
d.  Arte  VII  190.  E.  Calzini. 

Bartolomeo  da  Forli,  s.  auch  Bartolo  da  F. 

Bartolomeo  di  Francesco,  italicn.  Bild- 
hauer, nach  Zani  1400 — 1439  in  Venedig  tätig. 

Zani,  Encicl.  III  105.  A.  Baracchi. 

Bartolommeo  di  Francesco,  Holzschnit- 
zer in  Florenz  um  1420,  hilft  Brunelleschi 
beim  Modell  für  die  Kuppel  von  Sa.  Maria 
dcl  Fiore.  — Vielleicht  ist  er  identisch  mit 
einem  schon  13S8  in  Siena  erwähnten  Holz- 
schnitzer Bartolommeo  di  Francesco,  genannt 
Caviccltio. 

Vasari-Milanesi,  Vite  etc.,  II  353.  — 
M i 1 a n e s i,  Docum.  Scncsi,  I 346/7.  — L u - 
sini  in  Arte  Antica  Senese  (1904)  p.  240.  ** 

Bartolommeo  di  Francesco,  genannt 
Bartolommeo  (Meo)  di  Checco  da  Firenze, 
Bildhauer,  geh.  in  Florenz,  Schüler  des  1453 
+ Niccolö  Baroncclli,  wird  zuerst  1431  als  in 
Ferrara  wohnhaft  erwähnt.  1451 — 1454  war 
er  daselbst  als  Gehilfe  des  Baroncelli  und 
nach  dessen  Tode  als  Gehilfe  seines  Sohnes 
Giovanni  mit  Marmorarbeiten  für  die  Posta- 
mente der  beiden  später  zugrund  gegangenen 
Bronzcstatucn  des  Niccolö  und  Borso  d'Este, 
in  der  folgenden  Zeit  hauptsächlich  mit  Ar- 
beiten für  den  Campanile  der  Kathedrale  von 
Ferrara  beschäftigt,  wo  er  unter  Oberleitung 
des  Pietro  Benvenuto  mit  den  Marmorarbei- 
ten für  das  erste  Stockwerk  beauftragt  war 
(1458  vollendet).  Bei  der  Marmorbckleidung 


der  zweiten  und  dritten  Etage  wird  er  durch 
Albertino  und  Jacopo  Rusconi  ersetzt.  1458 
fertigte  er  gemeinsam  mit  seinem  Vetter  Paolo 
di  Lucca  die  vier  roten  Marmorsäulen  für  das 
Grabmal  Papst  Urbans  III.  in  der  Tribuna 
der  Kathedrale  zu  Ferrara  (das  Grabmal 
wurde  im  18.  Jahrh.  zerstört,  die  Säulen  für 
den  Altar  der  Hl.  Vincentius  und  Margareta 
daselbst  verwandt).  1461  arbeitete  er  mar- 
morne Brunnendeckel  für  den  Bclriguardo  in 
Ferrara.  Uber  seinen  späteren  Aufenthalt  in 
Rom,  wo  er  in  die  Dienste  Pius’  II.  trat,  fin- 
det sich  eine  erste  Notiz  vom  26.  4.  1464. 
(Vgl.  auch  d.  Art.  Bartolommeo  da  Firenze.) 

Meyer,  Kstlcrlcx.  III  (mit  ält.  Lit.).  — 
G r u y e r,  L’art  ferrarais.  Paris  1897,  II  Reg. 

H.  V. 

Bartolommeo  di  Francesco.  Sein  Na- 
me findet  sich  unter  den  Mitgliedern  der 
Miniaturistenzunft  in  Perugia.  Er  wohnte 
daselbst  im  Quartier  Porta  S.  Angelo  und 
war  im  2.  Semester  1436  und  1452  Camer- 
lengo.  im  2.  Sem.  1455  und  1481  Massaio 
der  Zunft.  Das  Amt  des  Priors  bekleidete 
er  im  3.  Bimester  1440. 

L’Arte  dei  Miniatori  in  Perugia  (Giorn.  di 
Erud.  Art.  Vol.  II,  1873  p.  316).  Walter  Bombe. 

Bartolommeo  di  Francesco,  genannt  „il 
Pronto“,  Maler  in  Siena  um  1535,  nur  von 
Zani,  Enc.  met.  IX  140,  erwähnt. 

Bartolommeo  di  Francesco  Almi,  s. 
Almi. 

Bartolomeo  di  Francesco  da  Ber- 
gamo (gen.  Bartolomeo  Bergamasco,  nicht 
zu  verwechseln  mit  Bartolomeo  Buon  aus  Ber- 
gamo), Bildhauer  in  Venedig.  Seit  1506  ar- 
beitete er  mit  anderen  Künstlern  unter  Lei- 
tung des  Tullio  Lombardo  in  S.  Marco  am 
architektonischen  Dekor  der  Grabkapelle  des 
Kardinals  Giov.  Batt.  Zeno.  Ferner  schuf 
er  für  den  Hochaltar  der  Kirche  S.  Geminiano 
die  drei  jetzt  in  der  Villa  Nazionale  zu  Strä 
befindlichen  schönen  Statuen  und  für  S.  An- 
drea dclla  Certosa  1524  vier  kleine  Bronze- 
relicfs  mit  dem  Wappen  der  Gucrini  auf  der 
Umrahmung.  Im  selben  Jahre  erhielt  er 
außerdem  von  den  Procuratori  de  Citra  eine 
Zahlung  von  40  Dukaten  für  eine  Statue  der 
hl.  Magdalena,  die  für  den  von  Donna  Verde 
di  Martino  dclla  Scala  gestifteten  und  dem 
Macstro  Guglielmo  dei  Grigi  für  S.  Maria 
dei  Scrvi  in  Auftrag  gegebenen  Altar  be- 
stimmt war.  Dieser  Altar,  an  dessen  deko- 
rativer Ausstattung  B.  gleichfalls  mitgearbei- 
tet hatte,  befindet  sich  jetzt  in  S.  Giovanni 
e Paolo,  ebenso  auch  die  Magdalcncnstatue, 
indes  hat  diese  Figur  auf  einem  anderen  Re- 
naissancealtar derselben  Kirche  Aufstellung 
gefunden.  Endlich  war  nach  Paolctti  dieser 
Bartolomeo  Bergamasco  (nicht  aber,  wie  bis- 
her nach  Sansovino  angenommen  wurde,  Bar- 
tolomeo Buon)  der  Schöpfer  der  Statue  des 
hl.  Rochus  auf  dem  in  seinen  übrigen  Teilen 


570 


Bartolorameo 


heißt  in  einem  Akt  dieses  Jahres,  Piergentile 
„quondam  Bhartolomei  pictoris  de  Urbino“; 
vermutlich  starb  er  um  1534. 

Lanzi,  Storia  pitt.  dcll’  Italia  III.  — A. 
Alippi,  Nuova  Riv.  Misena  V (1892)  35, 
VII  (1894)  48  und  182.  — E.  Müntz,  Chro- 
niquc  d.  arts  1884,  G9.  — E.  Scatass  a,  Ras- 
segna  bibl.  d.  arte  it.  I 1898,  198.  — E.  C a 1 - 
z i n i,  Urbino  e i suoi  monumenti  1897,  177, 
196.  E.  Calzini. 

Bartolomeo  di  G i a c o m o,  italien.  Archi- 
tekt in  Chieti  (Abruzzen),  wo  er  1335  laut 
Inschrifttafel  den  Campanile  der  Kathedrale 
erbaute,  ein  schlankes  Bauwerk  gotischen 
Stiles  mit  trefflichem  Ornamentdetail. 

B i n d i,  Monum.  stör,  ed  artist.  degli  Abruzzi 
(1889)  p.  642.  — De  Laurentiis,  La  Cattc- 
drale  di  Chieti,  p.  5.  G.  Ceci. 

Bartolomeo  di  Giacomo  da  Firenze, 
Bildschnitzer  in  Venedig,  1457  urkundlich  er- 
wähnt als  Mitglied  der  Bruderschaft  der 
Scuola  Grande  di  S.  Marco. 

P.  Paoletti,  Archit.  e Scult.  ctc.  in  Ve- 
nezia (1893)  p.  99.  A.  Daracchi. 

Bartolommeo  di  G i o r d a n o,  s.  Giordano. 

Bartolomeo  di  Ser  Giovanni,  Bildhauer 
von  Siena  um  1337,  nur  bei  Zani,  Enc.  met. 
X 72,  erwähnt.  H.  V. 

Bartolomeo  (di)  Giovanni,  Miniatur- 
maler, wird  1351  als  Mitglied  der  S.  Lukas- 
Bruderschaft  von  Florenz  erwähnt. 

G u a 1 a n d i,  Mcmoric  VI  178.  H.  V. 

Bartolomeo  di  Giovanni,  Maler  in  Pa- 
dua, urkundlich  erwähnt  1374.  — Vielleicht 
identisch  mit  einem  gleichnamigen  paduani- 
schen  Maler  vom  Ende  des  14.  Jahrh.,  der 
den  Beinamen  Coffanario  (Truhenmalcr) 
führte. 

Gloria,  Doc.  ined.  intorno  al  Petrarca,  p. 
41.  A.  Moschctti. 

Bartolommeo  di  Giovanni,  Maler  in 
Florenz,  bekannt  geworden  durch  einen  von 
Bruscoli  (s.  u.)  publizierten  Vertrag  mit  dem 
Prior  der  Hospitalkirche  der  Innocenti,  da- 
tiert vom  30.  7.  14SS,  in  dem  der  Künstler 
sich  verpflichtet,  die  7 Prcdellcnbildcr  zu 
Ghirlandajos  berühmtem  Altar  werk  der  An- 
betung der  Könige  in  den  Innocenti  noch  bis 
zum  Oktober  des  Jahres  zu  malen.  Mit  die- 
sem Dokumente  ist  ein  fester  Punkt  in  der 
alten  Streitfrage  über  Mitarbeit  von  Schüler- 
hand an  Ghirlandajos  schönstem  Altarwcrk 
gewonnen.  Mehrfach,  in  den  letzten  Jahren 
besonders  von  Steinmann  und  Berenson,  ist 
auf  die  evidente  Stilähnlichkeit  zwischen  den 
Predellenbildern  und  dem  im  Hauptbilde  im 
Hintergründe  dargcstclltcn  Bethlchcmitischen 
Kindermorde  hingewiesen  worden,  und  das 
genannte  Dokument  nennt  uns  offenbar  den 
Namen  dieses  bevorzugten  und  geschickten 
Schülers  des  Domenico.  An  den  Kindermord 
im  Hauptbilde  schließen  sich  nun  stilistisch 
unmittelbar  ein  paar  Cassonebiider  mit  den 
Darstellungen  des  Kindermordes  und  der  Ver- 
söhnung zwischen  den  Römern  und  den  Sa- 


binern, in  der  Colonna-Galerie  in  Rom,  an. 
Bernhard  Berenson  hatte  schon  vor  dem  Be- 
kanntwerden des  Kontraktes  das  Werk  des 
interessanten  Künstlers,  der  nicht  nur  von 
Ghirlandajo,  sondern  auch  von  Botticelli  und 
Piero  di  Cosimo  Einflüsse  erfahren  hat,  zu- 
sammenzustellen versucht  und  nannte  den  da- 
maligen Anonymus:  Aluttno  di  Domenico. 
Als  Nachschrift  konnte  er  seiner  Studie  noch 
den  ihm  eben  bekannt  gewordenen  dokumen- 
tarischen Fund  Bruscolis  anfügen,  mochte 
aber  doch  den  vorgeschlagenen  Hilfsnamen 
nicht  ohne  weiteres  mit  dem  dokumentarisch 
bekannt  gewordenen  Namen  vertauschen. 
Eine  solche  Reserve  dürfte  jetzt  betreffs  der 
obengenannten  Werke  unnötig  sein,  aber  das 
weitere  ihm  stilkritisch  zugcschricbene  Oeuvre 
bedarf  noch  der  Überprüfung  von  mehreren 
Seiten. 

Beruh.  Berenson  in  The  Burlington  Ma- 
gazine, 1902  p.  6 ff.  — G.  Bruscoli,  L’Ado- 
razione  dei  Magi.  Tavola  di  Dom.  Ghirlandaio 
nclla  chiesa  dcllo  Spcdale  dcgl’  Innocenti.  Con 
documcnti  inediti.  Per  le  N'ozze  Cancvaro-Ri- 
dolfi,  Firenze,  April  23,  1902. 

Bartolommeo  di  Giovanni,  s.  auch  Bar- 
tolommeo di  Nanni  und  Buon,  B.  di  G. 

Bartolomeo  di  Giovanni  di  Manno, 
Maler,  wird  1525  als  Mitglied  der  S.  Lukas- 
Bruderschaft  von  Florenz  aufgeführt. 

G u a 1 a n d i,  Memorie  VI  179.  H.  V. 

Bartolommeo  di  Giovanni  di  Uziodi 
C i n a g 1 i a.  Unter  den  im  Quartier  S.  Pie- 
tro ansässigen  Mitgliedern  der  Perugincr 
Malerzunft  eingeschrieben.  War  Camerlengo 
der  Zunft  im  1.  Semester  1408. 

Rass.  Bibi,  dell’  Arte  Ital.  II  219. 

Walter  Bombe. 

Bartolomeo  di  Girolamo  della  Mas- 
s a,  s.  Bartolommeo  della  Massa. 

Bartolommeo  della  Grazia,  s.  Barto - 
lommco  (dcl)  Palazzo. 

Bartolommeo  di  Guidonc  da  Como, 
Bildhauer,  ist  1394  mit  seinem  Bruder  Gio- 
vanni für  den  Pisancr  Dom  beschäftigt. 

Tanfani  Centofant  i,  Notiz,  di  artisti 
pisani  1897  p.  226.  H.  V. 

Bartolommeo  di  Guido  ne  da  Siena,  s. 
Meo  da  Siena. 

Bartolommeo  di  J a c o p o,  Bildhauer  und 
Holzschnitzer  von  Siena,  lieferte  1418  ein  ge- 
meinsam mit  Simone  d’Antonio  angefertigtes 
Modell  für  die  Florentiner  Domkuppcl. 

Vasari-Milanesi,  II  351  Anm.  H.  V. 

Bartolomeo  di  Jacopo  di  M artin  o, 
Florentin.  Maler  aus  der  Familie  der  Carucci, 
2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.,  Schüler  von  Do- 
menico Ghirlandajo,  bekannt  aber  nur  als 
Vater  des  Jacopo  da  Pontormo.  Er  soll  in 
Valdarno  und  in  Empoli  gearbeitet  haben. 

Vasari-Milanesi,  VI  245.  H.  V. 

Bartolomeo  da  I m o 1 a,  italien.  Bronzegie- 
ßer, dessen  Signatur  mit  der  Jahreszahl  1549 
auf  einer  1904  in  Siena  ausgestellten,  mit 


572 


I maiiaa 

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Bartolommeo 


Wappen  u.  Laubwerkornamenten  geschmück- 
ten kleinen  Glocke  zu  lesen  war. 

C.  Ricci  in  Catal.  gen.  della  Mostra  d.  ant. 
arte  Senese  1904  p.  184.  G.  Degli  Assi. 

Bartolommeo  da  Langasco,  italien.  Ma- 
ler, wird  1236  in  Genua  erwähnt,  sonst  un- 
bekannt. 

A 1 i z e r i,  Not.  dei  Prof,  dcl  Dis.  in  Liguria 
(1870)  I 120.  H.  V. 

Bartolommeo  dcl  q.  Leonardo,  Maler 
in  Padua  um  1441. 

M o s c h i n i,  Della  pittura  in  Padova,  1823 
p.  23. 

Bartolomeo  da  Levanto,  italien.  Holz- 
schnitzer, der  als  Mönch  und  Kaplan  in  Sar- 
zana  lebte  und  1502  die  dortige  Cittadelle  in 
einem  von  seinen  Zeitgenossen  viel  gerühm- 
ten, kunstvoll  geschnitzten  Holzmodcll  ab- 
bildctc. 

Neri  in  Giorn.  Ligustico  IV  304. 

G.  Degli  Assi. 

Bartolomeo  da  L i m i t o (auch  dal  Limite), 
italien.  Architekt ; nach  Lamo  geb.  in  Bologna 
und  1517  Erbauer  des  dortigen  Klosters  S. 
Salvatore,  mit  dessen  plastischer  Ausschmük- 
kung  der  Bildhauer  Bernardino  da  Milano 
betraut  wurde.  Das  jetzt  als  Kaserne  be- 
nutzte Bauwerk  zeigt  z.  T.  noch  die  glän- 
zende, augenscheinlich  von  B.  herrührende 
Cinquecentoanlage.  Im  ersten  Hofe  sicht 
man  über  dem  zweigeschossigen  Arkadcn- 
umgange  einen  Relieffries  von  Fruchtfcstons 
mit  den  Emblemen  Christi  und  der  Caritas 
Christiana  (Pelikan),  sowie  über  den  schlicht 
aber  vornehm  profilierten  kleinen  Fenstern 
des  2.  Obergeschosses  ein  reiches  Dachgesims 
mit  Konsolen  und  Rosetten  in  Terrakotta. 
Inmitten  dieses  Hofes  ist  ein  schöner  Mar- 
morbrunnen aufgestellt,  dessen  Pfeiler  mit 
Laubwerkornamenten  verziert  sind.  Der 
zweite  Hof  ist  größer  und  noch  reicher  deko- 
riert: Die  Bogenwölbungen  des  Erdgeschosses 
ruhen  auf  24  Marmorsäulen,  von  denen  die- 
jenigen in  den  4 Ecken  des  Hofes  noch  ver- 
doppelt sind;  über  den  Kompositcnkapitcllen 
dieser  Erdgeschoß-Säulen  erheben  sich  die 
jonischen  Marmorsäulchen  des  1.  Oberge- 
schosses, und  über  dessen  Loggienbögen  öff- 
nen sich  die  schlicht  umrahmten  Fenster  des 
2.  Obergeschosses,  das  schließlich  von  einem 
hohen  Architrave  im  Stile  des  15.  Jahrh.  be- 
krönt wird.  Der  noch  größere,  aber  weniger 
reich  mit  Marmor  geschmückte  3.  Hof  ist 
gleichfalls  mit  2 Loggiengeschossen  umgeben. 
Das  Ganze  ist  in  einem  vornehmen  und  doch 
streng  klösterlichen  Stile  ausgeführt.  Die 
von  Trombelli  erwähnten  malerischen  Deko- 
rationen sind  verschwunden. 

Trombelli,  Mem.  istor.  ctc.  di  S.  Salva- 
tore (Bologna  1752).  — Lamo,  La  Graticola 
di  Bologna.  — Z a n i,  Encicl.  XII,  — . — Bian- 
c o n i,  Guida  di  Bologna.  — Malaguzzi- 
V a 1 e r i,  L’Archit.  a Bologna  ncl  Rinasc. 
(1899)  p.  177  ff.  F.  Malagucsi-Valeri. 


Bartolomeo  da  L o d i,  italien.  Holzbild- 
schnitzcr,  tätig  in  Rom  um  1498 — 99. 

Bertolotti,  Art.  Lombardi  a Roma  I 32. 

P.  K. 

Bartolomeo  di  Lorcnzo  da  Figline, 
ital.  Miniaturmaler.  Eine  Miniaturhandschrift 
mit  der  ital.  Übersetzung  einiger  Schriften  des 
Aristoteles  gibt  inschriftlich  B.  als  Verfertiger 
mit  dem  Datum  1425  an.  (Questo  libro  c 
scripto  di  mano  di  Bartolomeo  di  lorcnco  da 
fighine  — Figline  — computo  a di  16  di 
marzo  1425.)  Die  Handschrift  enthält  53 
Miniaturen,  deren  Stil  offenbar  florcntinisch 
ist  und  die  Hand  eines  Übergangsmeisters 
zeigt,  der  vermutlich  von  Lorenzo  Monaco 
beeinflußt  ist.  Die  Handschrift  befindet  sich 
zurzeit  im  Kunsthandcl.  Vielleicht  ist  B. 
identisch  mit  einem  Meister  Bartolommeo  di 
Lorenzo,  den  Gualandi  (Mcmorie  VI  178) 
aus  dem  Jahre  1388  erwähnt.  Sivarsenski. 

Bartolomeo  de’  Lupoti,  Miniator  aus  No- 
vara,  auch  Schreiber  und  Buchbinder,  tätig 
im  16.  Jahrh.,  f in  Genua.  Er  signierte  ein 
Manuale  des  Archivs  von  S.  Giorgio  in  Genua. 

Mongeri,  L’arte  del  minio  nel  Ducato  di 
Milano  (Archiv.  Stör.  Lombardo  XII  557).  — 
S.  V a r n i,  Appunti  art.  sopra  Levanto  etc.  p. 
29  u.  62.  Genova  1870.  P.  d' Ancona. 

Bartolommeo  di  Manfred  i,  s.  Bartolo 
di  Fredi. 

Bartolommeo  da  Mantova,  Bildhauer  u. 
Stukkateur,  nach  Zani  (Enc.  met.  XII  302) 
um  1570,  aus  der  Schule  des  Giulio  Romano; 
er  war  am  Bau  der  1536 — 43  errichteten  her- 
zogl.  Residenz  zu  Landshut  mit  mehreren 
seiner  Landsleute  beschäftigt. 

L ü b k e,  Gcsch.  d.  deutsch.  Renaissance  1872 
p.  524.  H.  V. 

Bartolommeo  di  M a r i a n o,  genannt  il 
Mondriano,  Bildhauer  zu  Siena,  führte  1450, 
wahrscheinlich  nach  dem  Entwurf  des  Na- 
stagio  di  Guasparre,  vor  der  linken  Seiten- 
türe von  S.  Giovanni  in  Siena  die  Zeichnung 
des  Fußbodens  aus. 

M i 1 a n e s i,  Doc.  Senesi.  II  265.  — Ders., 
Storia  d.  arte  toscana.  Ed.  1873  p.  85.  — Guida 
artistica  di  Siena,  p.  35.  H.  V. 

Bartolommeo  della  M a s s a,  Holzschnit- 
zer in  Siena,  erhält  1525  die  ganzen  Holz- 
schnitzarbciten  der  Sakristei  des  Klosters  von 
S.  Maria  del  Carmine  in  Auftrag  und  wird 
noch  1544  als  Sachverständiger  betreffs  der 
Holzschnitzereien  in  der  Kirche  San  Spirito 
erwähnt. 

Milanesi,  Documenti  Senesi,  III  82;  Arte 
Toscana,  p.  179.  — Borghesi  e Banchi, 
Nuovi  Doc.  Sen.  1898.  III  491.  ** 

Bartolommeo  di  M a 1 1 i o 1 o,  s.  Mattioli,  B. 

Bartolommeo  di  Michelangelo,  s.  Ban- 
dinelli,  Baccio. 

Bartolommeo  di  Michele,  s.  Bartoluccio 
di  Michele. 

Bartolomeo  dcl  Milanese,  Bildhauer, 
wird  am  1.  4.  1462  als  in  Rom  für  Pius  II. 
tätig  erwähnt. 


573 


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Bartolommeo 


Müntz,  Les  arts  ä 1a  cour  d.  papes  1878, 
I 261.  H.  V. 

Bartolomeo  Milanese,  Miniaturist  und 
Kalligraph,  dessen  Signatur  „Bartolom.  1482. 
Mediolanus“  zu  lesen  ist  auf  dem  reich  orna- 
mentierten Titelblatte  eines  zweibändigen 
Psalteriums  in  der  Biblioteca  Classense  zu 
Ravenna.  Der  Noten-  und  Textinhalt  der 
beiden  fortlaufend  paginierten  Pergament- 
codices ist  mit  einer  Anzahl  prächtig  orna- 
mentierter und  figurierter,  mehrfarbig  auf 
Goldgrund  gemalter  Initialen  geschmückt. 
(Die  in  Rot  und  Blau  gehaltenen  Initialen 
bis  fol.  38  des  1.  Bandes  und  fol.  135 — 185  des 
2.  Bandes  sind  von  anderer  Hand.) 

St.  Lottici. 

Bartolomeo  (Meo)  di  Mino,  Bildschnitzer 
in  Siena,  wo  er  1382  mit  Bama  di  Turino  etc. 
die  Arbeiten  des  Francesco  und  Giacomo  dcl 
Tonghio  am  Chorgestühle  des  Domes  zu 
Siena  zu  begutachten  hatte. 

M i 1 a n e s i,  Doc.  Scnesi  (1854)  p.  339  f.  — 
L u s i n i in  Arte  Antica  Scncse  (1904)  p.  240.  * 

Bartolomeo  da  Modena,  italien.  Minia- 
turist, 1265  in  Bologna  urkundlich  erwähnt. 

Malaguzzi-Valcri  in  Arch.  stör,  ital., 
scr.  V,  vol.  XVIII,  p.  243. 

F.  Malaguzsi-Valeri. 

Bartolomeo  da  Modena,  italien.  Glocken- 
gießer, goß  laut  Inschrift  am  20.  11.  1352 
eine  der  Glocken  des  Domes  zu  Carpi. 

Campori,  Gli  artisti  estensi  1855  p.  496. 

H.  V. 

Bartolomeo  da  Modena,  italien.  Maler, 
in  der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.  in  Bologna 
urkundlich  erwähnt. 

Malaguzzi-Valeri  in  Rassegna  bibl. 
d.  Arte  ital.  I 3.  F.  Malaguszi-Valeri. 

Bartolommeo  (Fra)  da  Monte  napoli, 
Miniaturmaler  und  Dominikanermönch  in  Flo- 
renz, malte  1455  auf  Bestellung  des  Herzogs 
Borso  d’Este  ein  Graduale  und  ein  Antipho- 
narium,  welche  in  den  Besitz  der  Certosa  von 
Ferrara  übergingen. 

G r u y e r,  L’art  ferrarais,  Paris  1897,  II  435. 

H.  V. 

Bartolommeo  da  Murano,  s.  Vivarim,  B. 

Bartolommeo  di  N a n n i,  Pistoieser  Maler, 
tätig  1413.  Findet  sich  im  Priorista  (63,  69). 

T o 1 o m e i,  Guida  di  Pistoia  1821  p.  155. 

Walter  Bombe. 

Bartolommeo  da  Napoli,  s.  Bartolommeo 
da  Como. 

Bartolomeo  di  N a s s c i o,  Maler  aus  Fa- 
briano,  von  dem  im  Oratorio  di  S.  Mariano 
zu  Albacina  (Marken)  einige  gemeinsam  mit 
Tommaso  di  Nasseio  1481  ausgeführte  Fres- 
kogemäide  erhalten  geblieben  sind. 

Nuova  Rivista  Miscna  V (1892)  9.  — Arte 
c Storia  IX  122  ff.  M.  Morici. 

Bartolomeo  di  Ser  Nereo.  Maler  in 
Cittä  di  Castclio.  Erscheint  in  einem  Rogito 
des  Notars  Marco  di  Vanni  daselbst  iin  Jahre 
1354  als  Maler. 

M a n c i n i,  Cittä  di  Castclio  1832,  II  51. 

Walter  Bombe. 


Bartolommeo  di  N i c o 1 ö,  Maler  in  Verona 
um  1367  erwähnt,  nach  Zani,  Enc.  met  XIX 
138. 

Bartolomeo  di  Niccolö  Giovanni, 
italien.  Holzschnitzer  und  Intarsiator,  war 
um  1460  für  den  Herzog  Borso  d’Este  bei  der 
Ausschmückung  des  Kabinetts  des  Lionello 
im  Palazzo  Bclfiore  in  Ferrara  mitbeschäftigt. 

Gruycr,  L’art  ferrarais.  Paris  1897.  I 469. 
558.  H.  V. 

Bartolommeo  da  Novar a,  s.  Bartolino  da 
N.  und  Bartolomeo  de’  Lupoti. 

Bartolommeo  di  N u t o (Nutino),  Maler  in 
Siena  gegen  Ende  des  14.  Jahrh.  In  der  Aka- 
dcmiesammlung  zu  Siena  wird  ihm  eine  Ma- 
donna mit  Kind,  auf  den  Seiten  4 Heilige, 
freilich  ohne  nähere  Begründung,  zugeschrie- 
ben; Abbildung  bei  E.  Jacobsen,  Sicnesischc 
Malerei  des  Trecento,  Straßb.  1905  p.  55  u. 
Taf.  XXV.  — Um  die  Mitte  des  Jahrh.  be- 
gegnet man  einem  Meo  Nuti  (s.  dort)  als 
Capomastro  in  Orvieto.  ** 

Bartolomeo  di  M.  Pace,  Goldschmied  in 
Forli,  lebte  nach  den  Ricordanze  A.  fol.  10 
des  Archivs  von  S.  Mercuriale  in  Forli  gegen 
Ende  des  Quattrocento.  In  dem  1895  durch 
Mazzatinti  und  1904  in  der  Rassegna  bibl. 
dcH’  a.  it.  publizierten  Dokument  heißt  es,  daß 
Abt  Nicolö  di  Sancti  von  S.  Mercuriale  am 
10.  4.  1495  dem  Bartolomeo  ein  Kreuz  von 
Silber  von  9 Pfund  Gewicht  innerhalb  von 
18  Monaten  zu  fertigen  gab.  „Bartolomeo 
filius  magistri  Pasii  aurifex  de  Forlivio“ 
wird  noch  1488  und  1529  in  den  Akten  des 
Archivio  Notarile  in  Forli  vol.  92  fol.  137 
und  vol.  126  fol.  280  erwähnt. 

G.  Mazzatinti,  Bull,  della  soc.  fra  gli 
amici  dell’  arte  per  la  provincia  di  Forli  1895, 
p.  149  und  Rassegna  bibliogr.  dell’  a.  ital.  1904 
p.  87.  E.  Calsini. 

Bartolommeo  (del)  Palazzo  (auch  della 
Grazia  oder  della  Riverenza),  Maler  und  zu- 
gleich Possenreißer  am  Hofe  zu  Ferrara  unter 
den  Herzogen  Borso  und  Ercolc,  wird  1469 — 
94  erwähnt.  Auch  als  Bildhauer  muß  er  ge- 
legentlich tätig  gewesen  sein,  denn  es  wird 
von  seiner  Hand  ein  Wachs-  oder  Stucco- 
porträt  der  Eleonore  von  Aragonien  mit  ihrer 
kleinen  Tochter  Isabella  vom  Jahre  1478  er- 
wähnt. 

Cittadella,  Not.  rel.  a Ferrara  (1864)  p. 
215.  — Adolfo  Venturi,  L’Arte  Ferrarese 
nel  periodo  di  Ercole  I d’Este.  — Gruycr, 
L’Art  Ferrarais,  II  135.  — Repertor.  f.  Kstwis- 
sensch.  XXIV  492.  •* 

Bartolomeo  di  Paolo,  venczian.  Maler, 
1389  zum  ersten  Male  urkundlich  erwähnt. 
Um  1404  malte  er  für  die  Corpus  Domini- 
Kirche  zu  Venedig  das  jetzt  im  Museo  Ci- 
vico  Corrcr  befindliche  Altarbild,  dessen  Rah- 
mcnschnitzcrcien  von  Caterino  di  maestro 
Andrea  Moranzone  ausgeführt  wurden. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia I 80,  Anra.  4.  — Archivio  Veneto  XXXIII 


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Bartolommeo 


p.  401.  — Jahrb.  der  preufi.  Kstsammlgn.  XXIV, 
Beiheft  p.  29.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo  di  Paolo  da  Teramo,  ita- 
lien.  Goldschmied  in  Teramo  (Abruzzen), 
von  dem  in  S.  Flaviano  zu  Giulianova  ein 
1394  datiertes  silbernes  Reliquiar  in  Form 
eines  Armes  (für  Gebeine  des  S.  Biagio)  er- 
halten geblieben  ist,  signiert  „Bartholomeus 
Sir  Pauli  de  Teramo";  ebenso  in  der  Pfarr- 
kirche zu  Casacastina  ein  silbervergoldeter, 
mit  Emailmcdaillons  geschmückter  Abend- 
mahlskclch  von  1426.  Beide  Werke  waren 
1905  in  Chieti  ausgestellt. 

B i n d i,  Artist!  Abruzzesi  (1883)  p.  53.  — 
Rivista  Abruzzcsc  1893  p.  54 ; 1897  p.  66.  — 
Catal.  della  Mostra  d'arte  antica  abruzz.  in 
Chieti  1905,  p.  141.  — G.  Pellicola  in  Ras- 
scgna  d’Arte  1905,  p.  156.  — A.  Venturi, 
Storia  d.  Arte  ital.  IV  (1906)  p.  899.  G.  Ceci. 

Bartolomeo  da  P a v i a,  Maler,  tätig  1465 
an  den  einfachen  Deckenornamenten  im 
Chiostro  Piccolo  der  Certosa  in  Pavia. 

L.  Beltrami,  La  Certosa  di  Pavia,  Milano, 
1907  p.  63  (Abb.  p.  59).  •* 

Bartolommeo  di  P e r o,  Maler  in  Siena  um 
1383,  nur  urkundlich  bekannt. 

Milanesi,  Docum.  Senesi  I 33,  36,  37.  ** 

Bartolomeo  (maestro)  di  Pesaro,  Töp- 
fer, bat  den  Herzog  Guidobaldo  von  Urbino 
(f  150b)  namens  aller  „pignatari“  von  Pesaro, 
allen  Fremden  in  ihrem  Stadtgebiete  die  Aus- 
führung von  Majolikaarbeiten  zu  verbieten.  — 
Wohl  identisch  mit  dem  nach  Zani  1528  in 
Pesaro  tätigen  Maler  gleichen  Namens. 

Zani,  Encicl.  XV  68.  — Passcri,  Maioliche 
Pesaresi,  p.  17.  E.  Scatassa. 

Bartolomeo  da  Pctritoli,  Maler  in  San 
Severino,  1445  urkundlich  erwähnt  als  Emp- 
fänger einer  Zahlung  für  Ausführung  einer 
Wappenmalcrei. 

Archivio  Comun.  di  S.  Severino,  Camerlin- 
gato  1445,  c.  56.  V.  Aleandri. 

Bartolomeo  da  Piacenza,  italien.  Bild- 
schnitzer des  15. — 16.  Jahrh.,  der  die  Rück- 
lehnen des  noch  jetzt  vorhandenen  Chor- 
gestühlcs  von  S.  Sisto  zu  Piacenza  mit  histo- 
rischen u.  religiösen  Darstellungen  schmückte. 
— In  Arte  e Storia  IX  2 wird  ein  Bartolo- 
meo da  Busseto  als  an  demselben  Chorgestühl 
tätig  erwähnt,  wohl  mit  Obigem  identisch. 

L.  Mensi,  Kunst^cschichtl. -Biograph.  Mscr. 
in  Piacenza,  Bibi.  Passerini-Landi.  St.  Lottici. 

Bartolommeo  da  Piacenza,  s.  auch  unter 
Bartolino  da  P. 

Bartolomeo  da  Pian  Castagnajo, 
Franziskaner-Frate  und  Glasmaler  in  Siena, 
wo  er  nach  Zani  noch  1461  tätig  war;  nach 
Guardabassi  soll  er  mit  Fra  Gualberto  Giotti 
und  anderen  Glasmalern  an  der  Ausführung 
des  prächtigen,  zum  Teil  vermutlich  schon 
um  1400  entstandenen  St.  Antonius-Fensters 
der  Unterkirche  von  S.  Francesco  zu  Assisi 
beteiligt  gewesen  sein. 

Zani,  Encicl.  XV  104.  — Guardabassi, 
Ind.-Guida  etc.  dcll’  Umbria  (1872).  — F ra- 
tin i,  Stör.  d.  Bas.  di  S.  Franc,  di  Assisi  (1882) 


p.  213  f.  — C.  d e M a n d a c h in  Arch.  stör.  d. 
Arte  1897,  p.  69.  — A.  Venturi,  Stör.  d.  Arte 
ital.,  V (1907)  1083.  * 

Bartolommeo  di  P i c r o,  Maler,  1415  in  der 
Florentiner  Malerzunft  genannt. 

G u a 1 a n d i,  Memorie,  VI  178. 

Bartolommeo  di  Pietro,  Mönch  von  S. 
Domenico  in  Perugia,  Glasmaler  zu  Ende  des 
14.  und  Anfang  des  15.  Jahrhunderts,  Sohn 
eines  Pietro  di  Giovanni  aus  der  Familie 
Accomodati  in  Perugia.  Aus  dem  Testament 
seines  Vaters  vom  8.  4.  1370  geht  hervor, 
daß  B.  schon  damals  seine  Kunst  ausübte. 
In  der  Matrikel  der  Perugincr  Malerzunft 
von  1366  findet  sich  sein  Name  an  zehnter 
Stelle  unter  den  im  Stadtviertel  von  S.  Pietro 
ansässigen  Mitgliedern.  Am  18.  11.  1382  wird 
er  zum  Sindaco  des  Klosters  S.  Domcnico 
ernannt,  1413  zum  Prior  von  Perugia  (Nic- 
colo  Alessi,  Elogia  Virorum  ill.  Prcdicat.  Ms. 
der  Comunale,  Perugia  60),  und  1420  war 
er  vielleicht  schon  tot,  weil  er  in  einer  Ver- 
sammlung des  Kapitels  am  27.  2.  nicht  ge- 
nannt wird.  Das  gewaltige  Chorfenster  von 
S.  Domenico  (21  m hoch  und  8,5  m breit) 
trägt  seine  Namensinschrift  und  das  Datum 
1411.  Dieses  großartigste  Werk  seiner  Art 
in  Italien  ist  durch  Francesco  Moretti  in 
12jährigcr  Arbeit,  wie  eine  zweite  Inschrift 
angibt,  1879,  bis  auf  wenige  intakt  gebliebene 
Teile,  leider  völlig  erneuert  worden,  so  daß 
die  Frage,  wie  weit  Bartolommeo  di  Pietro 
daran  beteiligt  ist,  nicht  mehr  mit  Sicherheit 
beantwortet  werden  kann.  Die  schon  von 
Mariotti  (Lett.  pitt.  perug.  p.  80)  und  neuer- 
dings von  Manzoni  (Repertorium  für  Kunst- 
wissenschaft XXVI,  1903  p.  120  ff.)  verfoch- 
tene Ansicht,  daß  B.  nur  den  älteren  Teil  des 
Fensters  ausgeführt  habe,  gründet  sich  auf 
den  Bericht  des  Campanus  im  Leben  Papst 
Pius'  II.,  demzufolge  der  Papst  bei  der  Ein- 
weihung der  Kirche  1459  befahl,  das  große 
Fenster  hinter  dem  Altar  mit  einem  künst- 
lich, mosaikartig  zusammengesetzten  Glasfen- 
ster (artificio  et  textura  tcsellata  opere  vitreo) 
zu  verschließen.  Man  hat  daher  vermutet, 
daß  ein  älteres  und  kleineres  Fenster  einer 
Kapelle  später  an  seine  jetzige  Stelle  versetzt 
und  nach  1459  vergrößert  worden  sei.  Tat- 
sächlich zeigen  die  Darstellungen  aus  der 
Legende  des  S.  Giacomo  im  unteren  Teile,  der 
die  Inschrift  trägt  und  von  der  Erneuerung 
weniger  betroffen  wurde,  einen  altertümliche- 
ren Stil  und  deutliche  Anlehnungen  an  die 
Weise  des  zu  Anfang  des  Quattrocento  in 
Perugia  tätigen  Taddco  Bartoli  aus  Siena. 
An  dem  älteren  Teil  des  Fensters  ist  außer 
B.  auch  der  Florentiner  Mariotto  di  Nardo 
beteiligt,  der  die  Figur  einer  S.  Caterina 
1404  datiert  und  firmiert  hat.  Manzonis  An- 
sicht, daß  auch  Benedetto  Bonfigli  an  dem 
Werke  mitgearbeitet  habe,  ist  unzutreffend. 

Manzoni  Mariotti,  s.  Text.  — P.  V i n - 


575 


Bartolommeo 


cento  Marchese,  Memorie  Dom.  II  530 — 
44.  Walter  Bombe . 

Bartolomeo  di  Pietro,  Miniatur-,  Mo- 
saik- und  Freskomaler  in  Orvieto,  wo  er 
1410  zum  ersten  Male  erwähnt  wird  mit  einer 
Kruzifixusminiatur,  die  er  zu  einem  dem 
Prctc  Angclo  di  Pietro  für  den  dortigen  Dom 
in  Auftrag  gegebenen  Missale  beisteuerte. 
1417  arbeitete  er  dann  mit  Andrea  di  Gio- 
vanni da  Orvieto  und  1424 — 26  wiederum  mit 
Giovenale  da  Orvieto  an  der  Restaurierung 
der  älteren  und  an  der  Ausführung  neuer 
Mosaikbildcr  an  der  Fassade  des  Domes. 
Außerdem  malte  er  1425  im  Dom  an  der 
Wand  neben  dem  Choreingange  im  Aufträge 
des  Ser  Francesco  Guidi  die  Legende  der  hl. 
Katharina  al  fresco.  Er  lebte  noch  1437. 

L.  Fumi,  II  Duomo  di  Orvieto  (1891)  p.  108, 
140—142,  278  f.,  370,  378,  392  f.  * 

Bartolomeo  di  Pietro,  Holzschnitzer  in 
Perugia.  War  von  14S7 — 88  Gehilfe  der  Brü- 
der Giuliano  und  Antonio  da  Sangallo  bei 
der  Fertigstellung  der  Paneele  im  Refekto- 
rium von  S.  Pietro,  für  deren  Dekoration 
(Intarsien,  Rosetten  etc.)  Domenico  del  Tasso 
am  27.  4.  1488  bezahlt  wird.  — Ein  Bildschnit- 
zer Bartolomeo  fu  Pietro  wird  1475  in  Ve- 
nedig urkundlich  erwähnt.  (Archivio  Vencto 
1887,  p.  415.) 

Giom.  di  Erud.  Art.  Vol.  I.  Doc.  21  (Rossi). 

Walter  Bombe. 

Bartolomeo  di  Pietro,  Maler  in  Venedig, 
urkundlich  erwähnt  1510. 

Archivio  Vencto  XXXIII  401.  A.  Baracchi. 

Bartolommeo  di  Pietro  da  Cortona, 
Bildhauer,  Bruder  des  Urbano,  mit  dem  er 
um  1450  von  Padua  nach  Siena  übersiedelte. 
Auf  einer  der  beiden  Inschrifttafeln  an  dem 
Donatelloschen  Relief  mit  dem  Wunder  des 
Herzens  im  Santo  zu  Padua  findet  sich  die 
Inschrift:  S di  Pietro  e Bartolom  e suo,  die 
von  C.  v.  Fabriczy  auf  die  beiden  Brüder  ge- 
deutet wird,  die  als  Mitarbeiter  Donatcllos 
auch  sonst  beglaubigt  sind.  Am  19.  10.  1451 
übernehmen  er  und  Urbano  den  Auftrag,  die 
Kapelle  der  Madonna  della  Grazia  im  Sie- 
neser  Dom  zu  errichten.  Er  wird  zuletzt 
1453  in  Siena  erwähnt,  als  er  mit  seinem  Bru- 
der mit  einem  Grabmal  für  den  Spitalvor- 
stehcr  Urbano  beschäftigt  ist. 

C.  v.  Fabriczy  in  Repcrtor.  f.  Kstwissen- 
sch.  XII  103/4.  — M i 1 a n c s i,  Docum.  scncsi 
II  271  u.  f.,  4G0.  — Ders.,  Storia  dcll’  arte  tos- 
cana  (1873)  p.  138.  H.  V. 

Bartolommeo  di  Pietro  da  Setti- 
gnano,  s.  Baccelli , B. 

Bartolomeo  P i s a n o,  vielbeschäftigter 
Glockengießer  des  13.  Jahrh.  in  Pisa,  von  dem 
mehrere  signierte  und  z.  T.  datierte  Glocken 
erhalten  sind,  z.  B.  2 im  Campanile  der  Kirche 
S.  Paolo  a ripa  d’Arno,  1 im  Turme  von  San 
Francesco  von  Assisi,  1 in  der  Kirche  San 
Galgano  (1244).  Von  weiteren  und  auch  eini- 
gen zerstörten  Glocken  gibt  Morrona,  Pisa 


illustr.  (2.  Ausg.  1812)  II  105  ff.,  417  die  In- 
schriften an;  im  übrigen  hier  aber  eine  Ver- 
wechslung mit  Bartolommeo  da  Foggia. 

Supino,  Arte  Pisana  (1904)  p.  68.  — Gior- 
nale  Ligustico  IV  300  ff.,  XVII  41  ff.  — Arch. 
stör.  ital.  scr.  IV,  tom.  XI  320  ff. 

Bartolomeo  De  Pistorio  Me  Fecit  An. 
Dom.  1532.  Diese  Signatur  eines  Pistojcser 
Gießers  (vermutl.  von  einer  Glocke)  überliefert 
Zani,  Enc.  met.  XV  185,  ohne  nähere  Angaben. 

Bartolommeo  da  P o 1 a,  s.  Palla,  B.  della. 

Bartolommeo  da  Prato,  genannt  Bres- 
cia n o,  Maler  in  Mailand  um  1470,  stand 
mit  dem  Mäcen  Pigello  und  dem  Condotticre 
Bartolommeo  in  Beziehung,  wird  hauptsäch- 
lich als  Maler  von  Pferdeprunkgeschirr  er- 
wähnt, hat  sich  aber  auch  in  Wandmalereien 
betätigt.  Reste  von  solchen  in  Cascina  di 
Mirabello  an  dem  ehemaligen  Landhause  Por- 
tinaris erhalten,  die  freilich  nur  eine  ziemlich 
schwache  Hand  verraten.  Höher  steht  das 
Votivbild  der  Capella  Portinari,  der  Stifter 
vor  dem  hl.  Petrus  Martyr  kniend,  aber  die 
Autorschaft  Bartolommeos  ist  hier  nicht  völ- 
lig gesichert. 

Rassegna  d’Arte,  1901  p.  165.  — W.  S u i d a 
im  Repert.  f.  Kstwissensch.  1902  p.  344.  — M a - 
laguzzi-Valeri,  Pittori  lombardi,  Milano 
1902,  p.  152 — 162  (ausführlich).  ** 

Bartolomeo  da  Reggio,  Bildhauer,  wird 
1461 — 62  als  in  Rom  für  Pius  II.  tätig  er- 
wähnt. 

Müntz,  Les  arts  ä la  cour  d.  papes  1878,  I 
262.  H.  V. 

Bartolommeo  da  Reggio,  s.  auch  Mai- 
neri, B. 

Bartolommeo  da  R i m i n i,  s.  Coda,  B. 

Bartolommeo  della  Rivcrcnza,  s.  Bar- 
tolommeo Palazzo. 

Bartolommeo  del  Rosa,  s.  Torregiani,  B. 

Bartolomeo  da  S a 1 1 r i,  italicn.  Mosaicist 
und  Stcinbildncr  aus  Mailand,  tätig  in  Rom 
um  1563. 

Bertolotti,  Art.  Lombardi  a Roma  I 175 
u.  Artisti  Svizzeri  a Roma  p.  20.  P.  K. 

Bartolommeo  da  San  Marco,  s.  Fra 
Bartolommeo,  p.  661. 

Bartolomeo  di  Santa  Maria  For- 
mosa, Maler  in  Venedig,  urkundlich  er- 
wähnt 1463. 

Archivio  Veneto  XXXIII  401.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo  di  Sante  Mercuriali. 
Maler  in  Forli,  in  einem  Vertrag  des  Spinuzio 
Aspini  vom  Dezember  1487  erwähnt  „teste 
Magistro  Bartolomeo  quondam  Santis  Mer- 
curialis  pictore“.  Ein  anderes  Dokument 
ohne  Angabe  der  Herkunft  vom  26.  1.  1475, 
wodurch  der  Maler  einen  gewissen  Giovanni 
Albanese  wegen  einer  Schuld  von  10  Soldi 
„pro  rcsto  picture  unius  tabule“  vorladen 
läßt,  betrifft  ihn  sicherlich.  Am  31.  3.  148S 
kauft  er  ein  Stück  Land,  aber  1492  ist  er 
schon  tot.  C.  Grigioni  veröffentlichte  ein  Do- 
kument mit  dem  Verzeichnis  von  B.s  Hinter- 
lassenschaft vom  6.  6.  1492  (sämtlich  Gegen- 


Bartolommeo 


stände  seines  Ateliers)  vermutlich  für  seine 
Kinder  Taddeo  und  Maria  (vgl.  auch  Barto- 
loineo  di  maestro  Antonio  u.  Bartolomeo  da 
Forli). 

Carlo  Grigioni  im  Bullcttino  etc.  dell’ 
arte  per  la  provincia  di  Forli,  1895  p.  134  u. 
135  und  in  Rasscgna  bibl.  dell’  a.  ital.  II  p.  257. 

E.  Calzini. 

Bartolommeo  da  S.  V i t o,  s.  Pietro  da  S. 
Vito. 

Bartolommeo  da  Siena,  s.  Meo  da  Siena. 

Bartolommeo  da  Subiaco,  Freskomaler 
in  Tivoli,  1313. 

Attilio  Rossi,  S.  Maria  in  Vulturella, 
Roma  1905. 

Bartolommeo  da  Tcramo,  s.  Bartolom- 
meo di  Paolo  da  T. 

Bartolomeo  del  Tintore,  italien.  Minia- 
turist in  Bologna,  wo  er  1459  die  von  Nie. 
Mamelini  und  Bart,  di  Ces.  Panzacchi  ge- 
schriebenen „Statuti  della  Soc.  dei  Notai“  mit 
Miniaturen  schmückte;  ebenso  1476  für  die 
Canonici  von  S.  Salvatore  ein  Psalterium  und 
für  die  Kirche  S.  Petronio  ein  Missale.  1491 
scheint  B.  bereits  tot  gewesen  zu  sein,  da  die 
Bezahlung  für  Miniaturen,  die  er  in  einem 
„innario  novo“  und  einem  „manoalle  novo“ 
ausgeführt  hatte,  damals  an  seine  Erben  ent- 
richtet wurde ; nach  Frati  hingegen  soll  er 
erst  1495  gestorben  sein.  In  einer  Urkunde 
von  1479  über  Miniaturen  und  Einbände  B.s 
zu  Psalterien,  Brcviarien,  Missalen,  Hym- 
narien  und  Evangcliarien  wird  der  Künstler 
„dom.“  genannt,  woraus  Frati  schließt,  daß 
B.  Mönch  gewesen  sei ; sein  Beiname  „del 
Tintore“  scheint  darauf  hinzudeuten,  daß  sein 
Vater  Giovanni  von  Beruf  Färber  war.  In 
einer  Urkunde  von  1461  wird  B.  als  Ferraresc 
bezeichnet.  — Die  im  Bologneser  Staats- 
archive leider  in  arg  ruinösem  Zustande  er- 
halten gebliebenen  „Statuti  dei  Notai“  von 
1459  enthalten  neben  ornamentalen  Rand- 
leisten und  neben  einer  Figur  des  hl.  Augu- 
stinus auf  der  ersten  Seite  in  eleganter 
Festonumrahmung  vor  allem  die  Darstellung 
zweier  einen  Lorbeerkranz  tragenden  Putten- 
figürchcn,  die  in  ihrer  lebendigen  und  graziö- 
sen Zeichnung  an  analoge  Motive  Attavantes 
erinnert.  B.  bekundet  sich  hier  als  Vertreter 
eines  Ubergangsstilcs,  der  die  örtlichen  Kunst- 
traditionen in  der  Behandlung  des  herkömm- 
lichen Laub-  und  Rankenwerkes  der  Rand- 
leisten zu  vereinigen  suchte  mit  korrekterer 
Zeichnung  und  mit  dem  in  Bologna  damals 
erst  zur  Geltung  gelangenden  Renaissance- 
geiste. — Von  seinen  Arbeiten  für  S.  Pe- 
tronio scheint  nichts  erhalten  geblieben  zu  sein. 

L.  Frati,  I corali  d.  basil.  di  S.  Petronio  in 
Bol.  (1896)  p.  25.  — Malaguzzi-Valeri 
in  Arch.  Stör.  Ital.,  ser.  V,  vol.  XVIII,  p.  243  IT.; 
in  Arch.  stör.  d.  Arte  ital.  VII  12,  14;  und  in 
Repertor.  f.  Kstwisscnsch.  XXI  184  f.  — H.  J. 
Hermann  in  Jahrb.  der  Kstsammlgn.  des 
Österreich.  Kaiserh.  XXI,  T.  I 190. 

F.  Malagussi-Valeri. 


Bartolommeo  di  Tomaccllo,  italien. 
Maler,  wird  1478  als  Mitglied  der  S.  Lukas- 
bruderschaft in  Rom  erwähnt. 

Müntz,  Lcs  arts  ä la  cour  d.  papes  III  99, 
102.  H.  V. 

Bartolommeo  Tommasi,  Maler  in  Fer- 
rara um  1396,  nur  urkundlich  genannt. 

Cittadella,  Doc.  cd  illustr.  Ferraresi,  1868 
p.  145. 

Bartolommeo  di  Tommaso,  Maler,  wird 
1415  als  Mitglied  der  S.  Lukas-Bruderschaft 
von  Florenz  aufgeführt. 

G u a 1 a n d i,  Memoric  VI  178.  H.  V. 

Bartolomeo,  di  Tommaso,  Florentiner 
Glasmaler,  fertigte  1431/2  ein  großes  Fenster 
mit  kirchl.  Darstellungen  für  das  Baptisterium 
von  Pistoja.  Reste  des  Fensters  sind  dort 
noch  erhalten.  — Auch  schon  1402  hatte  er 
Glasmalereien  für  S.  Stefano  in  Empoli  aus- 
geführt. 

Rivista  d’Arte,  1906  p.  189.  ** 

Bartolommeo  di  Tommaso,  aus  Vene- 
dig, Goldschmied  und  Juwelier,  tätig  in  Rom, 
wo  er  am  3.  11.  1467  auf  päpstliche  Rechnung 
als  Gehilfe  des  Goldschmiedes  Michele  da 
Bologna  Zahlung  erhält.  1484  überträgt  ihm 
Sixtus  IV.  die  Anfertigung  einer  prächtigen 
Tiara,  deren  Vollendung  der  Papst  jedoch 
nicht  mehr  erlebte  (Zahlungen  vom  27.  4.,  3. 
6.  1484).  B.  ist  auch  noch  päpstl.  Hofjuwclier 
unter  Innocenz  VIII.  und  Alexander  VI. 
(Zahlungen  an  ihn  im  September  1500). 

Müntz,  Lcs  arts  ä la  cour  d.  papes  II  1879 
p.  112  Anm.  6;  III  1882  p.  243,  259;  Innocent 
VIII  etc.  1893  p.  108,  234.  H.  V. 

Bartolomeo  di  Tommaso  da  Foligno, 
umbrischcr  Maler,  Patriarch  der  Schule  von 
Foligno  und  wahrscheinlich  Lehrer  des  Nic- 
colö  Alunno.  Urkundlichen  Nachrichten  zu- 
folge 1425  und  1433  in  Ancona  ansässig, 
leistete  er  1444  mit  zahlreichen  anderen  Bür- 
gern von  Foligno  in  letzterer  Stadt  den  Treu- 
eid. Ferner  erfahren  wir,  daß  er  1446  und 
1447  seine  beiden  Töchter  und  seine  Gattin 
durch  den  Tod  verlor  u.  daß  er  1448  u.  1455 
der  Magdalenenkirche  zu  Foligno,  die  sein 
Familienbegräbnis  enthielt,  wertvolle  Stoffe 
u.  einen  Kelch  aus  Kupfer  und  emailliertem 
Silber  stiftete.  — Von  seinen  Gemälden  ist 
das  früheste  ein  1430  im  Aufträge  des  Ri- 
naldo di  Corrado  de’  Trinci,  Dynasten  von 
Foligno,  gemaltes  Triptychon  in  der  Colle- 
giata  di  S.  Salvatore  zu  Foligno,  darstellend 
die  Madonna  mit  dem  Christkinde  und  dem 
knienden  Stifter  zwischen  zwei  Heiligen;  die 
jetzt  in  einem  gemeinsamen  Rahmen  vereinig- 
ten drei  Bilder  sind  ihrer  alten  Inschrift  mit 
dem  Datum  1430  leider  verlustig  gegangen.  Die 
Fassade  von  S.  Salvatore  hatte  B.  außerdem 
mit  einer  Freskodarstellung  der  Flucht  nach 
Ägypten  geschmückt.  Ein  die  Legende  der 
hl.  Katharina  darstellendes  Freskogcmäldc, 
das  B.  im  Kloster  dieser  Heiligen  ausgeführt 
hatte,  ist  neuerdings  auf  Leinwand  über- 


Künstlerlexikon.  BJ.  II. 


577 


37 


Bartolommeo 


tragen  und  in  die  Pinacoteca  Communale  zu 
Foligna  übergeführt  worden.  Zwei  nach  ur- 
kundlichem Ausweis  für  die  Kirchen  S.  Do- 
menico u.  S.  Maria  Maddalcna  zu  Foligno 
gemalte  Madonnenaltäre  sind  leider  verloren 
gegangen.  — Späterhin  war  B.  in  Rom  tätig, 
und  zwar  arbeitete  er  1451  in  der  „secunda 
sala“  des  vatikanischen  Palastes  u.  1451 — 53 
im  Palazzo  di  Campidoglio,  wo  er  im  Trep- 
penhause ein  Madonnenbild  zu  malen  und  im 
großen  Saale  Friesmalcreien  auszuführen 
hatte.  Aus  der  Berufung  des  Künstlers  an 
den  römischen  Papsthof  ist  zu  schließen,  daß 
B.  unter  den  umbrischen  Meistern  seiner  Zeit 
eine  ehrenvolle  Stellung  eingenommen  hat. 

Crowe  u.  Cavalcaselle,  Gesch.  der 
ital.  Malerei  1871,  IV  131  ff.  — C i b o.  N'iccold 
Alunno  (1872),  p.  5 — 9,  31 — 33.  — Müntz, 
Les  Arts  ä la  Cour  des  Papes  (1878),  I 93  f., 
131 — 150.  — Faloci-Pulignani,  Le  Arti 
e lc  Lettcrc  alla  Corte  dei  Trinci  (Foligno  1888)  ; 
sowie  in  Arch.  stör,  per  le  Marche  e l’Umbria, 
vol.  IV,  fase.  13 — 14,  p.  124,  161 — 164 ; Augusta 
Perusia  II  129  u.  Arte  e Storia  VI  3 ff.  — Giorn. 
di  Erudiz.  Artist.  I 250 ; VI  2C8.  — Nuova  Ri- 
vista  Misena  III  182;  VI  36.  — Nuova  Anto- 
logia  1907,  p.  442  ff.  G.  Degli  Assi. 

Battolommeo  di  Tommc  (di  Tommaso 
di  Ser  Giannino)  genannt  Pissitto,  Bild- 
hauer und  Goldschmied  zu  Siena.  Mit  noch 
vier  anderen  Meistern  lieferte  er  seit  1375 
einige  der  0 erhaltenen  Apostelgestalten  in 
den  Tabernakeln  der  Turmkapelle  am  Pa- 
lazzo communale  daselbst.  Am  24.  0.  1381 
übernahm  er  in  Gemeinschaft  mit  Ncllo  di 
Giovanni  die  Anfertigung  von  vier  silbernen 
Reliquienbehältem  für  die  vier  Heiligen  des 
Doms  von  Siena  mit  Vergoldung  und  Email- 
Schmuck.  Die  letzte  Arbeit,  die  von  ihm  er- 
wähnt wird,  ist  1404  ein  Nimbus  für  den  ver- 
mutlich von  ihm  selbst  gefertigten  Petrus  an 
der  erwähnten  Kapelle. 

M i 1 a n e s i,  Doc.  Sen.  I 277,  279.  285,  289, 
335,  351.  — Dcrs.,  Storia  dell’  arte  Toscana 
1873  p.  35,  65.  — Donati  in  Arte  Antica  Se- 
nese  1904  p.  348.  H.  V. 

Bartolomeo  Trcvisano,  gen.  Napoli, 
Miniaturist  in  Venedig,  wo  er  16S4  die  „Pro- 
fcssionc“  einer  Nonne  mit  geringen  Minia- 
turen ausmalte. 

Nouv.  Arch.  Veneto,  N.  S.,  vol.  II,  parte  I 
p.  88  f.  A.  Baracchi. 

Bartolomeo  da  Treviso,  Maler  in  Fer- 
rara, erwähnt  1467 — 73  unter  Herzog  Borso 
und  im  Anfänge  der  Regierung  Ercolcs  I., 
beteiligte  sich  neben  mehreren  anderen  Künst- 
lern an  den  Festdekorationen  der  glänzenden 
Hochzeit  Ercoles  I.  mit  Eleonore  von  Aragon 
1473. 

A.  V e n t u r i,  L’arte  a Ferrara  nel  per.  di 
Ercole  I d'Estc,  p.  73/4.  — Gruyer,  L’art 
ferrarais,  s.  Register.  ** 

Bartolomeo  da  U d i n e,  vcnczian.  Archi- 
tekt, Leiter  des  Kastellbaues  zu  Udine,  ur- 
kundlich erwähnt  1554. 

P.  P a o 1 e 1 1 i,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Ve- 
nezia II  255.  A.  Baracchi. 


Bartolomeo  di  V a n n i,  Maler  in  Pistoja, 
der  1356  eine  urkundl.  beglaubigte,  aber  lange 
schon  verlorene  Tafel  mit  S.  Giovanni  Evang. 
für  den  Hochaltar  von  S.  Giovanni  Fuorcivitas 
in  Pistoja  lieferte. 

L.  Zdekaucr  im  Bullettino  senese  di  Storia 
patria  VIII  p.  176.  — Miscell.  Stör.  Senese,  vol. 
IV  p.  132.  — C.  v.  Fabriczy  im  Repert.  f. 
Kstwissensch.  XXIII  497.  — G i g 1 i o 1 i,  Pi- 
stoia,  p.  146. 

Bartolomeo  Veneto,  venezian.  Maler  der 
1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.,  dessen  künstlerische 
Persönlichkeit  erst  seit  wenigen  Jahren  in 
einigermaßen  sicheren  Umrissen  bekannt  ge- 
worden ist,  dank  den  Untersuchungen  einiger 
neueren  Kunstforschcr  u.  insbesondere  Adolfo 
Venturis.  Das  früheste  bisher  bekannt  ge- 
wordene Werk  B.s  ist  augenscheinlich  eine 
Madonna  mit  dem  Christkinde,  aus  der  Casa 
Martinengo  in  Val  Sansibio  stammend,  jetzt 
im  Besitze  des  Contc  Dona  delle  Rose  zu  Ve- 
nedig befindlich.  Die  Signatur  dieses  Bildes 
lautet:  „1502.  9 apr.  Bartolamio  mezo  Ve- 
nizian  c mezo  cremonese“.  Viele  seiner  sti- 
listischen Besonderheiten  lassen  sich  von  Giov. 
Bcllini  hcrleiten  und  sind  auch  für  andere 
Jugendarbeiten  B.s  charakteristisch;  so  für 
die  gleichfalls  signierte  und  1505  datierte  Ma- 
donna mit  dem  Christkinde  in  der  Galerie  zu 
Bergamo  u.  für  die  beiden  nahe  verwandten 
Madonncnbilder  der  Galleria  Crespi  zu  Mai- 
land u.  der  Akad.  zu  Venedig  (letztere  früher 
dem  Bissolo  zugeschrieben).  Andere  Madonnen- 
bilder aus  dieser  Frühzeit  B.s  sind  diejenigen 
der  Sammlung  Delaroff  zu  Petersburg  und 
des  Palazzo  Ducale  zu  Venedig,  sowie  (nach 
Venturi)  auch  dasjenige  mit  dem  eine  jugend- 
liche Heilige  segnenden  Christkinde  im  Mu- 
seum zu  Stuttgart  (von  einigen  dem  Marco 
Basaiti,  von  anderen  dem  Vincenzo  Catena 
zugeschricben).  — 1506 — 8 war  B.  in  Ferrara 
tätig,  und  zwar  hatte  er  Maler-  u.  Vergolder- 
arbeiten  in  den  Gemächern  der  Lucrezia 
Borgia  auszuführen,  für  die  er  außerdem  noch 
einen  Madonnenaltar  mit  Heiligen  malte. 
Aus  dieser  Zeit  stammt  die  echt  bez.,  1506 
dat.  Beschneidung,  ein  wichtiges  Bild  des 
Meisters,  das  auf  der  Akademie-Ausstellung 
in  London  im  Februar  1907  zu  sehen  war.  In- 
zwischen hatte  B.  seine  Studien  nach  Ge- 
mälden Giov.  Bellinis  (und  vielleicht  auch 
nach  solchen  des  Frate  Marco  Pcnsaben) 
durch  die  Aufnahme  anderweitiger  Formen 
ergänzt,  namentlich  aus  Gemälden  des  Cima 
da  Conegliano.  In  Bergamo  ist  ihm  nach 
Venturi  das  Altarbild  mit  den  Heil.  Johannes, 
Antonius  Abbas,  Antonius  von  Padua,  Lau- 
rentius und  Nikolaus  von  Bari  in  der  Galleria 
Lochis  zuzuweisen  (dort  dem  Girolamo  da  S. 
Croce  zugeschricben) ; derselben  Bergamasker 
Zeit  B.s  entstammt  auch  die  gleichfalls  dem 
Girolamo  da  S.  Croce  stilistisch  nahestehende 
heil.  Katharina  des  Städelschen  Institutes  zu 
Frankfurt  a.  M.  — In  der  Bibliotcca  Ambro- 


578 


Bartoloni  — Bartolozzi 


Zahlung  für  am  Dom  zu  Orvieto  geleistete 
Arbeiten. 

F u m i,  II  Duomo  di  Orvieto.  1891.  H.  V. 

Bartoloni,  s.  Bartolucci,  Mattia. 

Bartolotti,  Antonio,  nach  Zani  (Enc. 
met.  II  05)  eigentlich  Anceschio  oder  Attcini 
(genannt  Tognino),  Maler,  gcb.  um  1450  in 
Correggio,  + daselbst  1527.  Er  war,  wie  es 
scheint,  unter  den  zu  Anfang  des  16.  Jahrh. 
in  Correggio  ansässigen  Malern  der  ange- 
sehenste-und  soll  Lehrer  des  Correggio  ge- 
wesen sein.  Werke  seiner  Hand  sind  nicht 
mehr  mit  Sicherheit  nachzuweisen ; zuge- 
schrieben wird  ihm  ein  A B D N D F 
MCCCCCXI  bczeichnetcs  Fresko  in  der  Ga- 
lerie Estense  zu  Modena,  Maria  mit  dem 
Christuskind  und  einem  Engel  sowie  den 
Heil.  Franziskus  und  Quirinus,  welch  letz- 
terer ein  kleines  Votivmodell  der  Stadt  Cor- 
reggio trägt.  Die  Inschrift  wird  entweder: 
„Antonio  Bartolotti  Da  Novellara  Dipintore 
Fece“  oder:  „Antonio  Bartolotti  de  Nostra  De- 
votione  Facta“  ergänzt.  Dieses  Fresko  stammt 
aus  der  abgerissenen  Kirche  San  Quirino  zu 
Correggio  und  galt  früher  als  Arbeit  des 
Correggio,  für  den  Ad.  Vcnturi  das  sehr  über- 
malte Bild  (s.  u.)  von  neuem  in  Anspruch 
nimmt. 

Meyer,  Kstlerlcx.  III.  — L’Arte  IV  (1901) 
p.  312/13  (mit  Abb.  des  Bildes  in  Modena). 

H.  V. 

Bartolotto,  Camillo,  lombard.  Bildhauer, 
am  9.  0.  1591  als  tätig  an  der  Kirche  dei 
Santi  Quattro  Coronati  in  Rom  urkundlich 
erwähnt. 

Bertolotti,  Artisti  Lombardi  a Roma. 
1881.  I 228.  H.  V. 

Bartolozzi,  Francesco,  italicn.  Maler  und 
Kupferstecher,  geb.  in  Florenz  1727  als  Sohn 
des  Goldschmiedes  Gaetano  B.,  begann  seine 
Studien  beim  Vater,  dann  an  der  Florentiner 
Akad.,  wo  er  besonders  eifrig  Anatomie  trieb 
und,  ebenso  wie  während  eines  Aufenthaltes 
in  Rom,  nach  der  Antike  zeichnete.  Nachdem 
er  sich  der  Kupferstichkunst  zugewandt  und 
in  Florenz  besonders  durch  das  Kopieren  von 
Stichen  Giacomo  Freys  nach  Domenichino  sich 
vorgcbildet  hatte,  trat  er  1745  in  das  Atelier 
Joseph  Wagners  in  Venedig  ein.  Hier  arbei- 
tete er  unter  des  Lehrers  Leitung  und  auch 
schon  selbständig  für  dessen  Verlag.  Die 
Madonna  del  Casentino  nach  G.  B.  Piazzetta 
z.  B.  ist  bezeichnet : „F.  Bart,  sculp.  J.  Wagner 
recognovit  et  vend.“,  andere  Stiche:  „F.  Bar- 
tolozzi sculpsit.  appo.  Wagner  Venezia.“  In 
vielen  seiner  venczian.  Arbeiten,  besonders  nach 
A.  Zucchi.  Zuccarclli,  Marco  und  Sebastiano 
Ricci,  G.  B.  Piazctta  u.  a.  m.,  nähert  sich  B. 
der  leichten,  flockigen,  silbrig  wirkenden  Tech- 
nik der  Venezianer,  die  Tiepolo  zu  einer  ganz 
eigenartigen,  vollendeten  graphischen  Aus- 
drucksform entwickelt  hat;  er  betont  jedoch 
immer  mehr  als  jene  die  kräftige  Linie  und 


die  tiefen  Schatten.  Auch  als  Maler  von 
Miniaturporträts  in  Aquarell  und  als  vorzüg- 
licher Zeichner  verschaffte  sich  B.  schon  in 
Venedig  Ansehen  und  eine  Stellung,  die  ihm 
möglich  machte,  sich  hier  zu  verheiraten. 
Durch  Dalton,  den  Bibliothekar  und  künstle- 
rischen Berater  König  Georgs  III.  von  Eng- 
land, der  von  ihm  eine  Reihe  von  Zeichnun- 
gen Guercinos  hatte  stechen  lassen,  wurde  er 
1764  veranlaßt,  nach  England  überzusiedeln. 
Hier  gut  aufgenommen,  wurde  er  bald  zum 
Mitgl.  der  Society  of  Artists,  dann  zum  Kup- 
ferstecher des  Königs  ernannt  und  1769  in  sei- 
ner Eigenschaft  als  Maler  und  Zeichner  in  die 
damals  gegründete  Roy.  Acad.  gewählt,  für 
die  er  auch  das  von  Cipriani  entworfene  Dip- 
lom für  die  Aufnahme  der  Mitglieder  aus- 
führte. In  London  stach  B.  zuerst  für  Dal- 
ton die  Guercino-Zeichnungen  der  kgl.  Samm- 
lung, sein  erstes  Werk  in  England,  das 
„Siience“  nach  Annibale  Carracci,  den  „slee- 
ping  boy“  nach  Sirani  u.  a.  m.  Später  arbei- 
tete er  für  verschiedene  private  Auftraggeber 
und  für  Verleger,  besonders  für  Boydell  und 
eine  Zeitlang  auch  für  den  Verlag,  den  er 
seinem  Sohne  Gaetano  eingerichtet  hatte,  der 
aber  bald  aufgelöst  wurde.  In  London  traf 
B.  wieder  mit  seinem  Landsmann  G.  B.  Ci- 
priani zusammen,  mit  dem  er  an  der  Florenti- 
ner Akad.  gemeinsam  studiert  hatte,  und  mit 
dem  ihn  eine  herzliche  Freundschaft  dauernd 
verband.  Auch  zu  Angelica  Kauffmann,  die 
wie  Cipriani  in  England  mit  großem  Erfolge 
tätig  war,  und  zu  verschiedenen  Meistern 
der  englischen  Kunst  trat  er  in  Beziehung. 
Bald  nach  seiner  Übersiedelung  nach  England 
lernte  B.  die  von  Bylaert  in  Leyden  und  von 
Dcmarteau  in  Paris  ausgeübte,  von  Ryland  und 
Picot  in  England  cingcführte  Punktier-  oder 
Crayon-Manier  (rcd-chalk  manner)  ken- 
nen, die  er  von  nun  an  sehr  viel  verwendete 
und  zu  dem  höchsten  Grade  der  Vollendung 
brachte.  Cipriani  und  Angelica  Kauffmann 
begünstigten  diese  Technik,  die  sich  für  ihre 
weichliche  und  süßliche,  geleckte  Formcngc- 
bung  besonders  eignete  und  dem  englischen 
Gcschmackc  vorzüglich  zusagte.  B.  hat  die 
Crayonmanier  in  selbständiger  Weise  weitcr- 
und  umgebildct,  indem  er  die  Formen  nicht 
wie  Demarteau  u.  a.  zeichnerisch  durch  aus 
Punkten  gebildete  Striche  wiedergibt,  sondern 
sie  malerisch  — oder  vielmehr  miniaturartig 
— flächenhaft  mit  breiten,  zart  vertriebenen, 
duftig  im  Licht  verschwindenden  Massen  fei- 
ner Punkte  modelliert.  Er  schafft  so  eine 
neue  Abart  dieser  Technik,  die  mit  der  alten 
gehämmerten  Punktiermanier,  die  Giulio  Cam- 
pagnola,  später  Lutma  u.  a.  verwendet  hatten, 
Ähnlichkeit  hat,  und  die  man  in  England 
als  „stippled  work“  zu  bezeichnen  pflegt. 
Besonders  die  Stiche  kleinen  Formates,  die 
er  oft  auch  in  verschiedenen  Farben  auszu- 


580 


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Bartolozzi  — Bartoluccio 


schaft  von  anderen  Stechern,  wie  Vivares, 
Byrne,  Browne,  ausführen  lassen.  Meist  aus 
Gefälligkeit  stach  B.  Blätter  für  Einladungen 
und  Eintrittskarten,  besonders  für  Wohltätig- 
kcitsvorstellungcn,  Bälle  u.  dgl.  (sog.  benefit- 
tickets),  eine  Gattung  des  Stiches,  der  er 
durch  seine  leichte,  duftige  Formgebung  und 
seinen  feinen  Geschmack  einen  eigenen  Cha- 
rakter gegeben  hat.  Ernstere  künstlerische 
Absichten  verfolgten  die  zahlreichen  Nach- 
bildungen von  Zeichnungen  alter  Meister,  für 
die  B.  seine  ganze  technische  Geschicklichkeit 
aufgewandt  hat.  Der  Auftrag  Daltons  zur 
Reproduktion  der  Guercino-Zcichnungen  gab, 
wie  schon  erwähnt,  den  Anlaß  zu  seiner  Be- 
rufung nach  England.  Hier  hat  er  dann  noch 
eine  zweite  Folge  von  Zeichnungen  Guercinos 
und  anderer  italien.  Maler,  besonders  Ca- 
stiglioncs,  ausgeführt  und  sich  bemüht,  durch 
verschiedene  Techniken,  durch  Schabkunst 
und  Aquatinta,  den  Charakter  der  Originale 
wiederzugeben.  Besonders  berühmt  sind  die 
„Imitations  of  orig,  drawings  by  Hans  Hol- 
bein in  the  Coli,  of  H.  Majesty“  (1792),  die 
vornehmlich  in  Punktiermanicr  und  in  Farben 
ausgeführt  sind.  Als  eigentliche  Faksimiles 
können  sie  nicht  gelten,  und  sind  als  solche 
wohl  auch  nicht  beabsichtigt  gewesen.  B. 
hat  seine  Vorlagen  auch  in  diesem  Falle  ziem- 
lich selbständig  behandelt  und  ihnen  einen 
mehr  bildmäßigen  Charakter  gegeben,  dafür 
dann  neben  viel  Lob  auch  manchen  Tadel  hin- 
nehmen müssen.  Besondere  Erwähnung  ver- 
dienen in  diesem  Zusammenhänge  die  vorzüg- 
lichen Nachbildungen,  die  B.  nach  den  Gem- 
men der  Sammlung  des  Herzogs  von  Marl- 
borough  angefertigt  hat  (2  Bdc.,  1789 — 90). 
Obwohl  B.  ein  vorzüglicher,  selbstständiger 
Zeichner  war,  hat  er  doch  nur  wenige  Blätter 
nach  seiner  eigenen  Erfindung  gestochen,  wie 
den  Market  of  Love  (1795),  Eros  und  Psyche 
(1789),  Caritas  und  Prudencc  und  einige  an- 
dere ähnliche  Darstellungen. 

B.s  ganzes  Werk  hat  sein  letzter  Biograph, 
A.  W.  Tuer  (Bartolozzi  and  his  works,  a biogr. 
and  descript.  account  of  his  life  and  carcer,  Lond. 
1882)  in  2200  Mumm,  zusammengcstellt.  Ein  neues 
eingehendes,  wie  zu  erwarten  ist,  sehr  gründlich 
gearbeitetes  Verzeichnis  bereitet  Graf  B a u d i 
di  V e s m e seit  längerer  Zeit  vor.  Von  anderen 
Schriften  über  B.  sind  zu  erwähnen : Z a n i, 
Enc.  III  110  u.  Anm.  57.  — Mariette,  AWce- 
dario  I 78.  — Meyer,  Kstlcrlex.  — Gaz.  d. 
Beaux-Arts  1889,  I 387.  — Portalis-Bc- 
r a 1 d i,  I.es  graveurs  du  XVIII«  siede.  I (1880) 
98  ff.  — L’Artc  II  (1899)  1197.  — Bibliofilia  I 
(1899)  73.  — B rin  ton,  Bartolozzi  and  his 
pupils  in  England.  London  1901.  — J.  T.  Her- 
bert Bailly,  Fr.  Bartolozzi,  London  1907 
(„The  Connoisseur",  Extra  Number  3).  P.  K. 

Bartolozzi,  Gactano  Stefano,  italien. 
Kupferstecher,  Sohn  des  Francesco  B.,  geb. 
1757,  lebte  mit  seinem  Vater  in  London  bis 
1797,  dann  in  Paris,  wo  er  am  25.  8.  1821 
starb.  Er  beschäftigte  sich  viel  mit  Musik  — 


die  Sängerin  Frau  Vcstris  war  seine  Tochter 
— und  nur  nebenbei  mit  dem  Kupferstich. 
Das  British  Museum  bewahrt  eine  Zeichnung 
von  ihm,  das  Bildnis  des  George  Viscount  Ma- 
cartney  nach  W.  Edridge.  Von  seinen  Kupfer- 
stichen werden  nur  erwähnt:  das  Bildnis  der 
Madame  Recamier  nach  Cosway  und  eine 
weibliche  Aktfigur  nach  einer  Zeichnung  von 
Ann.  Carracci  für  Ottleys  Italian  School  of 
Design  (London  1823).  S.  auch  Francesco  B. 

Meyer,  Kstlerlex.  — Bryan,  DIct.  — B i n - 
y o n,  Cat.  of  drawings  in  the  British  Museum. 

P.  K. 

Bartolozzi,  Pietro,  Maler  des  18.  Jahrh., 
in  Rom  tätig;  nur  erwähnt  bei  Zani,  Enc.  met. 
III  110. 

Bartolt  van  Hemmynghe  (Hemmingen 
bei  Hannover),  Baumeister,  1480 — 1509  ur- 
kundlich genannt.  Er  wird  bei  dem  Bau  des 
Zwingers  zu  Hannover  (1492)  unter  den  Mau- 
rermeistern aufgeführt,  kommt  später  vielfach 
am  Rathausbau  daselbst  vor  (namentlich 
1503)  und  wird  zuletzt  1509  am  Bau  des 
Brodscharrcns  ebendort  erwähnt. 

M i t h o f f,  Mittclaltcrl.  Kstler.  u.  Werkmstr. 
Nicdersachs.  u.  Westf.  2.  Ausg.  1885.  H.  V. 

Bartolucci,  Giovanni,  Maler  in  Siena 
im  18.  Jahrh.,  nach  Zani,  Enc.  met.  III  110.  — 
Vielleicht  identisch  mit  einem  bei  Octtingcr, 
Moniteur  des  dates,  erwähnten  Giov.  Barla- 
lucci,  Maler  und  Architekt  in  Siena  (1732 — 
1802). 

Bartolucci,  Mattia,  da  San  Bellin o, 
hat  die  von  Bibiena  begonnenen  Kuppelfres- 
ken im  Sanctuarium  von  N.  D.  di  Vico  bei 
Mondovi  (Piemont)  laut  Dokument  1746  fort- 
geführt. 

Rass.  Bibliogr.  d.  arte  it.  II  134.  — L.  Me- 
lano  Rossi,  The  Santuario  of  the  Madonna 
di  Vico,  London,  1907. 

Bartoluccio  di  A n g c 1 u c c i o,  s.  Barto- 
lommeo  di  A. 

Bartoluccio  di  Maestro  Bartolo.  In 
die  Zunft  der  Miniaturisten  zu  Perugia  ein- 
geschrieben. Wohnte  daselbst  im  Quartier 
Porta  Sole  und  bekleidete  das  Ehrenamt  des 
Priors  im  4.  Bimester  1364. 

L’Arte  dei  Miniatori  in  Perugia  (Giorn.  di 
Erud.  Art.  Vol.  II,  1873  p.  314).  Walter  Bombe. 

Bartoluccio  di  Costanziolo,  war  Ca- 
merlengo  der  Perugincr  Malerzunft  iin  ersten 
Semester  1377.  In  der  Matrikel  wird  er  nicht 
genannt.  Walter  Bombe. 

Bartoluccio  (Bartolo)  di  Michele,  Gold- 
schmied in  Florenz,  Adoptivvater  und  erster 
Lehrer  des  Lorcnzo  Ghibcrti,  Mitarbeiter 
beim  Konkurrenzrclicf  für  die  erste  Bronze- 
tür am  Baptisterium  und  den  weiteren  Ar- 
beiten. Sein  Tod  fällt  um  1422.  Vasari  will 
Zeichnungen  von  ihm  besessen  haben,  irrt 
aber  in  der  Angabe,  daß  Ghiberti  an  der  Pa- 
radiesestür in  der  Nähe  seiner  Künstlcrsig- 
natur  Bartoluccios  Porträt  angebracht  habe. 
Es  ist  dies  in  der  Tat  Ghibertis  eigenes  Por- 


582 


Bartsch 


regne  de  l'Empercur  Maximilien  I.  etc.  Wien. 
1798,  mit  Holzschnitten  nach  H.  Burgkniair; 
Images  des  Saints  et  Saintes  issus  de  la  Fa- 
milie de  l’Empercur  Maximilien  I.,  en  une 
suite  de  cent  dix-ncuf  planchcs  gravees  en 
bois  d’apres  les  dessins  de  Hans  Burgkmair. 
Wien.  1799. 

Neben  seiner  schriftstellerischen  Arbeit  war 
er  unausgesetzt  auch  als  Kupferstecher  tätig; 
ein  vollständiges  u.  ausführlich  beschreibendes 
Verzeichnis  der  von  ihm  gestochenen  Blätter 
— die  Zahl  derselben  beläuft  sich  auf  505  — 
veröffentlichte  sein  Sohn  Friedrich  1808. 
Einige  derselben  hat  B.  nach  eigener  Erfin- 
dung gestochen,  die  meisten  nach  Zeichnun- 
gen verschiedener  Meister,  wenige  nach  Ge- 
mälden. Den  Grabstichel  und  die  Radier- 
nadel führte  er  mit  gleicher  Sicherheit  und 
verstand  insbesondere,  in  seinen  Kopien  von 
Stichen  und  Radierungen  älterer  Meister,  die 
verschiedenartigen  Manieren  derselben  tref- 
fend nachzuahmen.  Außer  diesen  Kopien  ge- 
hören zu  seinen  besten  Blättern  die  Faksimile- 
Stiche  nach  Handzeichnungen  Dürers  und 
Gucrcinos  und  die  Tierstücke  nach  Roos, 
Pottcr,  Bereitem,  van  Bioemen  u.  a.  Für 
einige  der  letzteren,  die  nur  Teile  der  Origi- 
nalkompositioncn  wiedergeben,  erfand  und 
zeichnete  Molitor  die  landschaftlichen  Hin- 
tergründe. Seine  Blätter  sind  entweder  mit 
dem  oben  angegebenen  Monogramm,  oder  den 
Buchstaben:  A.  B.f  A.  B.  f.,  A.  B.  sc.  oder 
mit  den  Abbreviaturen  seines  Namens:  A. 
Btch.  und  A.  Btsch.  bezeichnet. 

Meyer,  Kstlcrlex.  III  78—82  (mit  Aufzäh- 
lung seiner  Schriften  und  seines  vollständigen 
ocuvre).  II.  V. 

Bartsch,  Carl  Frcderik,  dän.  Maler  u. 
Radierer,  geb.  am  19.  11.  1829,  Schüler  der 
Kunstakademie  in  Kopenhagen,  später  an  der 
kgl.  Porzcllanfabrik  angestellt.  Er  hat  Land- 
schaften mit  Tierstücken  gemalt  und  einige 
Blätter  radiert,  welche  der  Kopenhagcner 
Kunstverein  1850  hcrausgab. 

Meyer,  Kstlerlcx.  III  (wo  seine  Radierun- 
gen angeführt  sind)  nennt  ihn  fälschlich  Chri- 
stian B.  und  f 1867.  — Weilbach,  Nyt  dansk 
Kunstnerlex.  I (1896).  — Ausstellungskataloge 
(Charlottenborg)  1848—1857  und  1877—1895. 

A.  R. 

Bartsch,  Else,  Landschafts-  und  Blumen- 
malerin in  Breslau,  Tochter  des  Ritterguts- 
besitzers R.  Bartsch  in  Lilienthal  bei  Bres- 
lau, besucht  etwa  sieben  Jahre  die  Kgl.  Kunst- 
schule in  Breslau,  an  der  sie  darauf  einige 
Jahre  als  Hilfslehrerin  tätig  war.  Seit  1903 
selbständige  Mallehrcrin.  War  kurze  Zeit 
Schülerin  von  Frau  Wisinger-Florian  in 
Wien.  Auf  der  Großen  Kstausst.  Berlin 
1906  war  sie  mit  2 Gouachen:  Kornblumen 
und  Märzblüten  vertreten.  £.  Hintse. 

Bartsch,  Friedrich,  Zinngießer  in  Bres- 
lau, wird  c.  1665  Meister.  Stirbt  43  Jahre  alt 
am  26.  12.  1681.  Sein  Meisterzcichen  eine 


Hausmarke,  darüber  die  Initialen  FB.  Stadt- 
zeichen das  Breslauer  W.  Von  ihm  eine 
schöne  große  Zinnkanne  auf  Löwenfüßen  vom 
Jahre  1666  in  der  Innungsstubc  der  Weiß- 
gerber in  Breslau.  £.  Hintie. 

Bartsch,  Gustav,  Porträt-  u.  Gcnremaler, 
geb.  am  12.  7.  1821  in  Glciwitz  (Oberschles.), 
tätig  in  Blascwitz  bei  Dresden,  vielgenannt 
gelegentlich  der  Kunstausstellungen  in  den 
60er  und  70er  Jahren  des  19.  Jahrh.  Eine 
Handzeichnung  von  ihm,  Brandlöschung  durch 
Feuerwehr,  in  der  Nationalgalerie,  Berlin. 

Dioskuren  1856  p.  6:  1860  p.  10,  417:  1861  p. 
330 ; 1864  p.  10,  27,  165 ; 1868  p.  364  ; 1872  p. 
306.  — Katal.  der  Akadeinieausst.  Berlin  1856, 
1 860.  — F.  v.  Bötticher,  Malerwerke  d.  19. 
Jahrh.  ** 

Bartsch,  Hans,  Maler,  lernt  bei  dem  Ma- 
ler Martin  Bucella  in  Kanth  in  Schlesien  und 
bei  Wenzel  Buhl  in  Breslau  u.  wird  1637  in  die 
Breslauer  Malerinnung  aufgenommen.  C.  B. 

Bartsch,  Johann  Gottfried,  reprodu- 
zierender Kupferstecher,  Schönschreiber  und 
Zeichner,  geb.  zu  Schweidnitz  in  Schlesien, 
erhielt  1674  in  Berlin  die  Stelle  eines  Hof- 
kupfcrstechcrs,  die  er  bis  1684  innehatte.  In 
den  90er  Jahren  finden  wir  ihn  für  den  be- 
kannten Breslauer  Sammler  Joh.  Sigismund 
von  Haunold  beschäftigt.  Die  Anzahl  seiner 
Blätter  beläuft  sich  auf  gegen  150,  von  denen 
indes  nur  der  geringere  Teil  sein  Monogramm 
trägt.  Er  stach  u.  a.  29  Platten  nach  Gemäl- 
den der  kurfürstl.  Galerie  in  Berlin,  außer- 
dem namentlich  Porträts.  Mehrere  von  ihm 
im  Aufträge  v.  Haunolds  angefertigte  Manu- 
skripte werden  in  der  Breslauer  Stadtbiblio- 
thek aufbewahrt. 

Le  Blanc,  Manuel  I 183.  — Nagler,  Mo- 
nogr.  I No.  1632.  — Jahrb.  d.  k.  pr.  Kstsannnlgn. 
IV  126.  — Mit  Notizen  von  C.  Buchwald.  //.  V. 

Bartsch  (Partsch,  Pars),  Johann  Jo- 
seph, Goldarbeiter  in  Olmütz,  am  27.  10. 
1715  von  dem  dortigen  Paul  Hanikh  freige- 
sagt, wurde  am  13.  7.  1722  Meister  und  ist 
1723  Besitzer  des  Hauses  Elisabethstraße  6, 
Verlorcnegasse  43.  Er  dürfte  identisch  sein 
mit  jenem  Partsch.  welcher  1723,  gelegentlich 
der  Anfertigung  seines  Meisterstückes,  einmal 
Johann,  das  andere  Mal  Joseph  genannt  wird, 
wobei  ihm  eine  Geldstrafe  auferlcgt  wurde, 
weil  er  die  Zeit  überschritten  hatte,  wogegen 
er  protestierte.  Außerdem  kommt  er  1729 
(26.  März)  vor  und  als  Johann  Partsch  auch 

1732  in  einer  Konsignation  der  Goldschmiede 
in  Mähren.  Aus  diesem  letzteren  Jahre  ist 
ein  Verzeichnis  der  von  ihm  für  den  Abt  des 
Klosters  Hradisch  (bei  Olmütz)  gelieferten 
„goldt  Arbeuthcr  Arbeit“  erhalten,  welches 
die  Edelsteine  und  Fassungsarbeit  aufzählt,  in 
Summe  2204  fl.  30  xr.,  wofür  er  am  6.  1. 

1733  rund  2200  fl:  erhielt.  1735  finden  wir 
ihn  zweimal  genannt.  1745  erscheint  Joseph 
Partsch,  Weinhändler,  früher  Goldarbeiter, 
als  Besitzer  des  Hauses  Oberring  18.  Am 


584 


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Bartsch  — Barucco 


14.  1.  1766  ist  Johann  Partsch  mit  Tod  ab- 
gegangen. 

C.  S c h i r e k,  Mitteil,  des  Mähr.  Gew.-Mus. 
in  Brünn  1893  p.  2G  und  30,  1894  p.  81.  — 
Ders.,  Punzierung  in  Mähren  1902  p.  39, 
41  und  151.  — K.  k.  Statthaltcrci-Archiv  Brünn. 
Faszikel  F 38,  G 85.  — k. 

Bartsch  (Partsch),  Joseph,  Maler  aus 
Wölfelsdorf  in  der  Grafsch.  Glatz;  malt  1753 
die  Minoritenkirche  in  Glatz  aus  und  staffiert 
1774  einen  Altar  in  der  Kirche  in  Habcl- 
schwerdt.  C.  B. 

Bartsch,  Joseph,  Maler  in  Breslau,  er- 
wirbt das  Bürgerrecht  am  6.  2.  1795. 

E.  Hintee. 

Bartsch,  Philipp  Anton,  Maler,  geb. 
am  12.  12.  1742  in  Breslau,  f daselbst  1788. 
Malte  Vögel,  Blumen  (eine  Flora  Silcsiaca) 
und  Landschaften.  c.  B. 

Bartsch,  Zacharias,  tüchtiger  Form- 
schneider und  Buchdrucker  in  Graz,  wo  er 
wahrscheinlich  kurz  vor  1588  starb.  Er  gab 
1567  die  im  Rittersaal  des  Landhauses  al 
fresco  gemalten  Wappen  der  steir.  Landstände 
in  166  Holzschnitten  heraus.  Diese  Wappen 
sind  vor  einiger  Zeit  bei  einer  Restaurierung 
des  Landhauses  von  den  Wänden  entfernt 
worden.  Vier  Jahre  später  erschien  bei  ihm: 
„Dav.  Saxcn  rhetoris  Elcgiacon  de  Miseria 
humanae  vitae.  Graccii  Styriae  metropoli  ex 
officina  typographica  Zachariae  Bartschii 
MDLXX.“  Ferner  illustrierte  er  das  Werk 
von  Sponrieb:  „Wahrhafte  Beschreibung  des 
Einzuges  Carl  II  ...  in  Graz,  1571“  mit  den 
Abbildungen  der  9 Triumphpforten,  des  Brun- 
nens, dem  Einritt  und  dem  Turnier,  sowie 
zahlreichen  Wappen  in  Holzschnitt.  Für  das 
bei  ihm  erschienene  Werk:  „Des  Ertzhertzog- 
thumbs  Khärndten  verbessert  und  New  auf- 
gerichtc  Policeyordnung,  Graz  1578“  fertigte 
er  die  Wappen  und  eine  Randleiste,  für  die 
„Kalender“  die  Titelblätter  in  Holzschnitt. 

Meyer,  Kstlcrlex.  III.  — W a s 1 1 e r.  Stei- 
risch. Kstlcrlcx.  1883.  H.  V. 

Bartscher,  P.,  Maler  zu  Osnabrück,  Anfang 
des  19.  Jahrh.,  königl.  westphäl.  Hof-  und 
Kabinettsmaler,  versuchte  sich  um  1811  mit 
Glück  in  der  enkaustischen  Malerei. 

Nagler,  Kstlerlex.  I.  H.  V. 

Bartsius,  Willem,  geb.  in  Enkhuizen  etwa 
1612,  Sohn  des  dortigen  „Pensionaris“  Pau- 
lus Bartsius  und  der  Frederickgcn  Meynerts- 
dr.,  kam  1634  in  die  Zunft  in  Alkmaar,  wohnte 
jedoch  1636  in  Amsterdam  und  war  1639 
noch  am  Leben.  Seine  Schwester  Aecht  war 
die  Frau  von  Pieter  Potter.  1634  hat  er  ein 
sehr  verdienstvolles  Schützenstück  gemalt 
für  Alkmaar,  noch  jetzt  im  Museum  daselbst. 
Außerdem  sind  nur  wenige  seiner  Porträts 
und  Genredarstellungen  bekannt.  Ein  klei- 
nes männliches  Bildnis,  ganze  Figur,  von 
1634  war  als  von  Willem  Buytcwcch  1887  in 
Mainz  ausgestellt.  In  der  Sammlung  James 
Simon  in  Berlin  ist  ein  reizender  Lauten- 


schläger von  1633.  Auch  in  einigen  anderen 
Privatsammlungen  sind  noch  Werke  seiner 
Hand.  Er  bczeichnete  seine  Bilder  mit  sei- 
nem vollen  Namen  oder  mit  den  Initialen 
W.  B.  Abraham  Meyndcrtsz.  war  1634  in 
Alkmaar  sein  Schüler. 

Oud-Holland  XI  36 — 38.  — Obrecns  Ar- 
chief  II  41.  — Ncderl.  Kunstbode  II  90.  — 
Krantm,  De  Levens  etc. 

C.  IV.  Bruinvis  und  E.  IV.  Mocs. 

Bartuccio  di  Rustichcllo,  Steinmetz 
in  Orvieto,  wo  er  1321 — 37  an  der  Ausfüh- 
rung der  Ornamentskulpturen  der  Domfas- 
sade beteiligt  war. 

L.  Fumi,  II  Duomo  di  Orvieto  (1891)  p.  28, 
42,  55.  • 

Bartus,  Stanislaw,  poln.  Porträtmaler, 
geb.  1821  in  Galizien,  lebte  in  Lemberg,  wo  er 
1859  starb.  Seine  Arbeiten  in  der  Baworows- 
kischen  Bibliothek  in  Lemberg  und  sonst  im 
Privatbcsitz. 

A n t o n i e w i c z,  Katalog  wystawy.  Lwow 
1894  p.  212.  — Mycielski,  Sto  lat  malarst- 
wa  w Polsce.  — Singer,  Kstlerlex.  V.  Nach- 
träge. Z.  Batoxvski. 

Bartusch,  ung.  Maler  1505  in  Brassö,  Ung. 
dokumentarisch  erwähnt. 

Archaeologiai  Brtesitö,  üj  f.  Budapest  VIII 
167.  K.  Lyka. 

Bartzfeldt,  Adolf,  Glockengießer  von  Er- 
furt, goß  laut  Inschrift  1638  die  mit  reichen 
plastischen  Friesverzierungen  geschmückten 
drei  Glocken  der  Kirche  zu  Syrau. 

Bau-  u.  Kstdenkmälcr  d.  Kgr.  Sachsen,  188S 
Heft  11  v.  82.  H.  V. 

Baruan,  Fernando,  Maler  in  Sevilla, 
1503  erwähnt. 

G c s t o s o,  Artif.  Sevill.  II  15.  M.  v.  B. 

Barucci,  Pietro,  italien.  Landschafts-, 
Genre-  und  Marinemaler,  geb.  am  20.  4.  1845, 
ausgebildet  unter  Achillc  Vertunni  an  der 
Akademie  in  Rom,  die  ihm  1878  eine  Me- 
daille für  Landschaftsmalerei  verlieh;  tätig  in 
Rom  als  Landschafter  im  Stile  Vcrtunnis. 
Unter  seinen  pittoresken  Stimmungsland- 
schaften  aus  der  römischen  Campagna  und 
den  Bergen  der  Apcnnincn  werden  mit  be- 
sonderem Lob  erwähnt  die  Gemälde  „La  pa- 
ludc“,  — „Castel  Fusano“  (1883  in  Rom 
ausgestellt),  — „Lake  in  the  Apennincs“ 
(1893  in  Chicago  ausgestellt),  — „I  timo- 
lcti  di  Maccaresc“  und  „L’albucccto  di  Ca- 
stcl  Fusano“  (1901  in  Rom  ausgestellt). 

Gubernatis,  Diz.  d.  art.  ital.  viventi 
(1889).  — L’Art  en  Italie  1885,  No.  46  p.  6.  — 
Katalog  der  Wiener  Künstlcrhaus-Ausstellung 
1894,  p.  23  f.  — L’Arte  1901,  p.  182.  — Natura 
cd  Arte  1901—2,  II  95—104.  — W i 1 1 a r d,  Hi- 
story  of  modern  Ital.  art  (1902)  p.  582. 

G.  Tulino. 

Barucco,  G i a c o m o,  Maler,  geb.  15S2  in 
Brescia,  tätig  daselbst  noch  1630.  Lanzi  er- 
wähnt ihn  unter  den  Manieristen  der  Palmes- 
ken  Richtung;  er  arbeitete  vielfach  gemein- 
schaftlich mit  Ant.  Gandini  und  Camillo  Ra- 
ma  (so  im  Hauptschiff  der  Kirche  Carmini  in 


Baruch  — Barvitius 


Brescia  die  Propheten  und  Sibyllen;  in  S. 
Domenico  ebenda  die  15  Mysterien  — von  B. 
„li  Gaudiosi“  — ; im  Oratorio  von  S.  Gio- 
vanni das  Leben  Johannes  des  Täufers  und 
Johannes  des  Evangelisten  in  Fresko).  In 
S.  Afra  zu  Brescia  malte  er  über  der  Haupt- 
tür das  Inferno,  in  der  Kirche  Deila  Miseri- 
cordia  ebenda  die  Kreuztragung. 

Lanzi,  Storia  pittor.  5.  Ed.  1834  III  205.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  III  (mit  alt.  Lit.).  — Vita, 
Catal.  dell’  Esposiz.  Bresciano  1878  p.  50.  — 
Commentari  del  Ateneo  di  Brescia  1896  p.  179 — 
198.  H.  V. 

Baruch,  Salomon,  Fayencier,  erwirbt  1S03 
die  von  Bcaumont  in  Ostrog  bei  Ratibor  ge- 
gründete Manufaktur  für  Steingut  u.  Wcdg- 
wood-Warc.  E.  Hintxe. 

Baruch,  Samuel,  Maler,  geb.  um  1823 
in  Frankfurt  a.  M.,  trat  1839  in  die  Kunst- 
schule des  Städclschen  Instituts,  verblieb  dort 
bis  1842,  ging  dann  nach  Antwerpen,  um  sich 
unter  Wappers  weiter  zu  bilden.  „Hat  ein 
Aufsehen  machendes  großes  Gemälde  „Die 
Sintflut“  gemalt,  ging  später  nach  England 
und  hat  nichts  Hervorragendes  mehr  gelei- 
stet.“ (Malß  im  Schülerverzeichnis  der 
Kunstschule.) 

Schorns  Kunstblatt  1847  S.  4 u.  88.  Sehre y. 

Baruel  (Barruel),  Jean  Guillaumc 
E u c li  a i r e,  Maler  in  Kopenhagen,  gcb.  am 
20.  2.  1809,  f am  6.  10.  1862.  Sohn  des  cin- 
gewanderten  französ.  Dekorationsmalers  Jean 
Matliicu  Baru'cl.  Studierte  seit  1825  auf  der 
Kunstakademie  und  stellte  von  1829 — 1S39 
Porträts  aus.  übernahm  später  das  Geschäft 
des  Vaters. 

W e i 1 b a c h,  Nyt  Dansk  Kunstncrlcx.  •** 

Baruffaldi,  Francesco,  Bildhauer  in  Mai- 
land, wo  er  1841 — 58  für  den  Dom  die  Sta- 
tuen der  Heil.  Eugenius,  Eutimius,  Maximus, 
Gactan  und  Margarete  von  Cortona  schuf ; 
von  Caimi  wird  er  1862  als  bereits  verstorben 
angeführt. 

Caimi,  Artisti  nelle  Prov.  di  Lombardia 
(1862),  p.  175.  — Annali  dclla  Fabbrica  dcl 
Duomo  di  Milano,  p.  244.  E.  Versa. 

Baruffaldi,  Giovanni  Antonio,  italien. 
Maler,  gcb.  um  1796  in  Ferrara,  + 1832  in 
Rom.  Man  kennt  von  ihm  ein  Madonnenbild 
und  ein  umfangreiches  Gemälde  mit  einer 
Darstellung  aus  Tassos  „Gcrusalemmc  Libe- 
rata". 

G.  Baruffaldi,  Vite  de’  pittori  ctc.  Fer- 
raresi  (1840)  II  594.  N.  Tarchiani. 

Baruffi,  Alfrcdo  (Barfredo),  Zeichner 
und  Maler  in  Bologna,  gcb.  daselbst  1874, 
autodidaktisch  gebildet,  besonders  tätig  für 
künstlerischen  Buchschmuck  (Illustrationen, 
Initialen,  Einbanddecken,  Exlibris  usw.). 
Seine  bisherigen  durch  Phantasie  und  deli- 
kate Ausführung  bemerkenswerten  Arbeiten 
sind  Illustrationen  zu  Alinaris  Ausgabe  von 
Dantes  „Divina  Commedia“  und  zur  „Vita 
Nuova",  zu  Tassos  „Aminta“  usw.  Als  Ma- 


ler beschickte  er  die  Jahresausstellungen  der 
Bologneser  „Societä  Francesco  Francia“  mit 
verschiedenen  Ölbildern  und  Aquarellen,  dar- 
unter z.  B.  „II  primo  bacio  della  primavera“. 

The  Studio  1901,  XXII  166,  169  ; 1905,  XXXIV 
137  ff.  (mit  Abb.).  — V.  Pica,  L’Artc  decorat. 
all’  Esposiz.  di  Torino  1902,  p.  339 ; u.  L’Artc 
mond.  all’  Esposiz.  di  Venezia  1905,  p.  238  ff.. 
296  (Abb.).  — Emporium  (Bergamo  1904)  XX 
372  ff.  — Kunst  f.  Alle  XX  (Kunst  XI,  1904-5) 
472  ff.  G.  Tutino. 

Baruffi,  Giovanni  Giacomo,  Holz- 
schnitzer in  Parma,  wo  er  1505 — 7 im  Auf- 
träge der  Abtissin  Cabrina  Carissimi  das 
prächtige  Chorgestühl  der  Kirche  S.  Ulderico 
ausführte. 

Scarabelli-Zunti,  Mem.  di  B.  Arti. 
(Mscr.  in  Parma,  Bibi.  Palat.)  Sl.  Lottici. 

Barulo,  s.  Barletta. 

Barun  (oder  Buron),  V i r g i 1 i o,  bologn. 
Freskomalcr,  unter  der  Leitung  des  Prima- 
ticcio  in  Fontainebleau  1538 — 1540  tätig  und 
da  als  Hilfsarbeiter  von  erstem  Rang  bezahlt. 
Schüler  des  Ferrarescn  Lorenzo  Costa  in  Bo- 
logna. 

L a b o r d e,  Comptes  des  Bätiments  du  roi  I 
132.  — M a 1 v a s i a,  Felsina  pittrice  I 60. 

L.  Dimicr. 

Baruzzi,  Andrea,  s.  unter  Andrea  di 
Alessandro. 

Baruzzi,  Cincinnato,  Bildhauer  aus 
Imola,  arbeitete  in  Imola,  Ferrara  und  Rom 
und  ließ  sich  schließlich  in  Bologna  nieder, 
wo  er  im  Anfang  des  Jahres  1878  in  hohem 
Alter  starb.  B.  war  wohl  ausschließlich  Mar- 
morbildner und  gehörte  als  Schüler  Canovas 
der  klassizistischen  Richtung  an.  Grabdenk- 
mäler von  ihm  auf  dem  städtischen  Friedhof 
zu  Ferrara  (Certosa).  Erwähnt  werden  fer- 
ner (Giornale  Arcadico  1822,  Vol.  15.  p.  391, 
1827,  Vol.  35,  p.  97 — 101)  eine  sitzende 
Nymphe,  einst  im  Besitz  des  Herzogs  von 
Bedford,  und  eine  Marmorfigur  Sylvia. 

A v v e n t i,  Guida  per  Ferrara  1S38  p.  226, 
228.  — Chroniquc  des  arts  1878  p.  44.  — C. 
Ricci,  Guida  di  Ravenna,  1900  p.  30,  112. 

Walter  Bombe. 

Barvitius,  Anton,  Architekt,  geb.  1823  in 
Prag,  studierte  in  Wien  unter  Ed.  v.  d.  Nüll, 
bildete  sich  weiter  aus  auf  einer  Reise  nach 
Italien,  während  welcher  er  sehr  genaue  Auf- 
nahmen von  spätmittclaltcrlichcn  und  Früh- 
rcnaissanccbautcn  anfertigte.  In  Rom  wurde 
ihm  1854  die  Leitung  der  Restauration  am 
österreichischen  Gesandtschaftspalais.  Palazzo 
di  Venezia,  übertragen,  welche  Arbeit  die  po- 
litischen Ereignisse  von  1866  unterbrachen, 
worauf  B.  nach  Prag  zurückkehrtc ; auf  dem 
Friedhofe  von  Volsan  bei  Prag  führte  er  den 
Bau  einer  großen  Doppelgruft  in  modernisiert 
romanischem  Stile  aus,  deren  Vorhalle  mit 
Fresken  und  Basreliefs  geschmückt  wurde. 
Dann  erbaute  er  mehrere  Landhäuser  bei 
Prag,  in  Bubenc,  u.  leitete  deren  Dekoration 
mit  Grotesken,  Fresko-  u.  Temperamalereien. 


586 


Barvitius  — Bary 


Meyer,  Kstlerlex.  III.  — Zeitschr.  f.  bild. 
Kst.  IV  247,  V 215.  — Kunstchronik  II  159. 

H.  V. 

Barvitius,  Victor,  Maler,  Böhmen,  wurde 
am  28.  3.  1834  als  Sohn  des  Kassiers  bei  d. 
Grafen  Buquoy  gcb.  und  besuchte  die  Prager 
Malerakadcmie  unter  Rüben  und  Engerth. 
Von  Prag  aus  ging  er  nach  Paris,  wo  er  sich 
1865  bis  68  auf  hielt  und  im  Gegensätze  zu 
den  Prager  Studien,  die  ihn  vornehmlich  auf 
den  großen  historischen  Stil  verwiesen,  dem 
Genrebild  widmete.  Auf  diesem  Gebiete  zog 
Barvitius  insbesondere  Motive  vor,  in  denen 
er  den  edlen  Schwung  des  Pferdes  verwenden 
konnte.  Die  Bilder  fanden  viel  Anklang  und 
wurden  zumeist  nach  Amerika  verkauft.  Auch 
das  kaiserliche  Haus  besitzt  Werke  von  sei- 
ner Hand.  Nach  Prag  zurückgekehrt,  führte 
er,  dem  Einflüsse  seiner  ersten  Meister  fol- 
gend, figurale  Fresken  aus.  (Villa  Lanna,  Bu- 
bentsch,  — Rathaus  in  Weinberge,  Prag  u.  a.) 
— Ein  schwieriges  aber  überaus  dankbares 
Gebiet  erschloß  sich  Barvitius,  als  er  zum 
Inspektor  der  Gemäldegalerie  des  Vereins 
patriotischer  Kunstfreunde  in  Böhmen  er- 
nannt wurde.  Als  solcher  hatte  er  auch  die 
Aufgabe,  an  der  Malerakademie  Perspektive 
zu  lehren,  und  die  meisten  namhaften  Künst- 
ler Prags  waren  seine  Schüler. 

Besonders  wertvoll  für  die  künstlerische 
Geschichte  Prags  ist  seine  Festschrift:  „Die 
ersten  25  Jahre  des  St.  Lukas- Vereines  und 
Rückblick  auf  die  früheren  Vereinigungen 
bildender  Künstler  in  Prag  von  1848 — 95.“ 
Er  starb  den  9.  Juni  1902  zu  Prag. 

Biographisches  Jahrbuch  u.  deutscher  Nekro- 
log VII  102  (H.  Schmeder).  — Jahrbuch  der 
bildenden  Kunst  II  102.  — Bohemia  Nekrolog 
1902.  S.  Scheglmann. 

Barwell,  Frederick  Bacon,  englischer 
Genre-  und  Landschaftsmaler,  gcb.  in  Nor- 
wich,  Schüler  der  R.  Academy.  In  deren 
Ausst.  war  er  von  1855 — 1887  regelmäßig  ver- 
treten. Später  stellte  er  nur  noch  selten  aus, 
z.  B.  1894  im  Inst,  of  painters  in  Oil  Colours. 
Er  wohnte  zuletzt  in  Swansea  und  muß  1897 
gestorben  sein. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  83.  — Graves,  The 
R.  Acad.  of  Arts,  I 137.  — The  Years  Art  1880 — 
1897.  •* 

Barwell,  Henry  George,  engl.  Aqua- 
rellmaler, tätig  in  Norwich,  gcb.  1829,  f am 
9.  7.  1898,  malte  meist  englische  Szenerien, 
die  viel  Beifall  fanden.  ** 

Barwig,  Franz,  Bildhauer,  geb.  zu  Schönau 
bei  Neutitschein  in  Mähren  am  19.  4.  1868, 
besuchte  die  Wiener  Kunstgewerbeschule  von 
1888 — 1897  und  beschäftigte  sich  dann  mit 
kunstgewerblichen  Arbeiten  modernen  Stils 
in  jedem  Material  und  mit  kirchl.  Arbeiten 
in  Holz  und  Stein.  Als  Lehrer  der  k.  k. 
Fachschule  für  Holzbearbeitung  in  Villach 
ist  er  gegenwärtig  dem  Lehrmittelbureau  am 


österr.  Museum  für  Kunst  und  Industrie  in 
Wien  zugewiesen. 

K o s e 1,  Dcutsch-österr.  Künstler-  u.  Schrift- 
stellerlex.  I (1902).  — Jahrbuch  d.  höheren  Un- 
terrichtswesens in  Österreich  (1907)  S.  449. 

IV.  Schram. 

Bary,  Dav  i d,  wird  1661  als  Maler  in 
Haarlem  erwähnt. 

v.  d.  Willigen,  Les  Artistes  de  Harletn  38. 

E.  W.  Afoes. 

Bary,  Eduard  Robert,  Geschichtsma- 
ler, geb.  am  2.  12.  1813  zu  Dresden,  studierte 
dort  und  in  Düsseldorf,  ging  als  sächsischer 
Stipendiat  Ende  1840  nach  Italien,  weilte  in 
Rom  von  Januar  1841  bis  Sommer  1843,  wo 
sein  Bildnis  im  Künstleralbum  dat.  1.  5.  1843. 
Seit  Nov.  1849  war  er  Lehrer,  seit  1853  Pro- 
fessor an  der  Dresdener  Akademie,  t am  28. 
6.  1875  in  Dresden.  Im  Aufträge  der  sächs. 
Reg.  entwarf  er  den  Karton  zu  einer  großen 
Glasmalerei  für  die  Kirche  in  Wildcnfels  im 
Erzgeb. 

W o 1 f g.  Müller,  Düsseldorfer  Künstler, 
S.  42.  — Ponte  Molle-Akten  zu  Roin.  — Dres- 
dener Akad.-Akten.  — Bötticher,  Malerwerkc 
d.  19.  Jahrh.  (mit  Verz.  einiger  Werke).  — Kat. 
d.  Ausst.  Dresdn.  Maler  1800 — 1850 ; Dresden 
1908.  Friedr.  Noack. 

Bary,  H e n d r i c k,  um  1640  in  Gouda  ge- 
boren, Sohn  des  Tabakhändlers  Hendrick 
Bary  und  Heyltje  Aerts.  Nachdem  sein  Va- 
ter sehr  bald  nach  seiner  Geburt  gestorben 
war,  heiratete  seine  Mutter  am  28.  12.  1642 
den  Rotterdamer  Willem  Govertsz.  Bosboom. 
Wahrscheinlich  hat  der  junge  Hendrick  also 
seine  Jugendjahre  in  Rotterdam  verlebt.  Er 
wurde  aber  in  seiner  Vaterstadt  zu  einem 
tüchtigen  Kupferstecher  von  Reynier  ä Per- 
syn  erzogen,  für  den  er  auch  ein  Blatt  zur 
Galeria  Giustiniana  gestochen  hat.  Sein  äl- 
tester datierter  Stich,  eine  noch  schülerhaft 
behandelte  Befreiung  Petri  nach  Gysbert  van 
der  Kuyl,  ist  von  1657.  Schon  viel  erfreu- 
licher ist  ein  Porträt,  das  er  1658  von  seinem 
Schwager  Aernout  Carlier  stach.  Von  1659 
und  1660  sind  zwei  kleine  Selbstporträts. 
Am  6.  3.  1666  zahlte  er  seinen  Jahresbeitrag 
der  Confrerie  im  Haag  und  am  10.  12.  1667 
unterschrieb  er  deren  Statuten.  Nachher  ist 
er  aber  wieder  nach  Gouda  gezogen,  wo  er 
1672 — 1675  Fähnrich  der  Schützen  und  1677 
bis  1703  Zuchthausvater  war.  Da  sein  letzt- 
datierter Stich  von  1675  (Porträt  des  Pfar- 
rers Simon  Simonidcs)  ist,  scheint  er  in  spä- 
teren Jahren  nicht  mehr  als  Künstler  tätig 
gewesen  zu  sein.  Vielleicht  hat  seine  Ver- 
heiratung in  Gouda  am  4.  2.  1676  mit  der 
Bürgermeisterstochter  Margriete  Suys  dazu 
beigetragen.  Jedenfalls  ist  er  1683  als  Holz- 
händler daselbst  erwähnt.  Am  16. 2. 1707  wurde 
er  von  seiner  Wohnung  in  der  Wachterstraat  in 
vornehmer  Weise  begraben.  Von  seinen  sechs 
Kindern  hat  sich  keines  der  Kunst  gewidmet. 
In  sauberer  und  eleganter  Manier  hat  er  mit 


587 


Bary  — Barye 


kräftiger  Hand  eine  ziemlich  große  Zahl  Por- 
träts gestochen,  unter  denen  hervorragen : die 
Bildnisse  von  Hier,  van  Beverningk  nach  Jan 
de  Bacn,  Joannes  de  Bout  nach  H.  van  Vliet, 
Barth.  Pracvostius  nach  A.  Bäcker,  Corn. 
Tromp  nach  J.  de  Bacn,  David  Vlugh,  Joh. 
de  Witt  nach  Caspar  Netscher  und  nament- 
lich das  herrliche  Porträt  des  Admirals  de 
Ruyter,  nach  F.  Bol  (1673).  Weniger  bedeu- 
tend sind  seine  sonstigen  Arbeiten,  Genrodar- 
stcllungen  nach  Pieter  Aertsz,  Frans  van 
Mieris  u.  a.  und  Buchtitel.  Auch  hat  er  sämt- 
liche Illustrationen  in  R.  de  Graaf,  De  mu- 
lierum  organis  gencrationi  inservientibus,  L-B. 
1672  gestochen. 

J.  Oudaan,  Roomscke  Mogcntheid,  Amst. 
1664,  Vorrede.  — Obreens  Archief  II  12,  IV 
65,  67,  152,  V 134,  VI  65-69.  — M tycr,  Kst- 
lcrlex.  III  83  (Artikel  von  W.  von  Scidlitz). 

E.  W.  M ocs. 

Bary,  P.  de.  Von  ihm  ist  ein  kleines  Or- 
namentblatt für  Goldschmiede  bekannt,  be- 
zeichnet: P.  de  Bary  Anno  1727. 

E.  W.  Moes. 

Barye,  Alfred,  französ.  Bildhauer,  geh. 
in  Paris  als  Sohn  des  Antoine-Louis  B.  Aus- 
gebildet in  der  Werkstatt  seines  Vaters,  war 
er  hauptsächlich  als  Tier-  und  Bronzcbildner 
im  Stile  seines  Vaters  tätig.  So  stellte  er  in 
den  Salons  1864 — 66  eine  Anzahl  Rennpferd- 
Bronzen  und  1874  eine  Rebhühnergruppe  aus; 
1882  sah  man  von  ihm  eine  Genrebronze,  dar- 
stellend einen  italicn.  Buffone  des  16.  Jahrh. 

Bellier-Auvray,  Dict.  g<n.  des  Artistcs 
u.  Supplement.  S.  Larni, 

Barye,  Antoine-Louis,  französ.  Bild- 
hauer, geh.  am  24.  9.  1796  in  Paris,  f am  28. 
6.  1875.  Sohn  eines  Goldschmieds,  kam  mit 
14  Jahren  in  die  Lehre  des  Mctallgraveurs 
Fourier,  wurde  1818  in  die  Ecole  des  B.-Arts 
aufgenommen,  studierte  zunächst  unter  der 
Leitung  Bosios  (die  Bildhauerkunst),  dann 
unter  Gros  (die  Malerei).  1820  errang  er 
den  Rompreis.  Den  ersten  bedeutenden  Er- 
folg hatte  er  im  Salon  von  1831  mit  der  plasti- 
schen Gruppe:  „Ein  Tiger,  der  ein  Krokodil 
zerreißt“  (Louvre-Mus.).  Mit  diesem  Werk 
und  noch  mehr  mit  dem  folgenden : „Ein 
Löwe  im  Kampf  mit  einer  Schlange“  (im  Sa- 
lon von  1832)  trat  in  der  französischen  Plastik 
eine  neue  Richtung  hervor,  derjenigen  ver- 
wandt, die  Gericault,  der  auf  Baryes  Entwick- 
lung nicht  ohne  direkten  Einfluß  war,  in  der 
Malerei  verfolgte.  Mit  ihrer  packenden  Na- 
turwahrheit und  der  leidenschaftlichen  Ener- 
gie in  Ausdruck  und  Bewegung  bczcichneten 
diese  Werke  die  entschiedenste  Abwendung 
von  der  bisher  herrschenden  akademisch  kon- 
ventionellen Manier.  Bald  nachher  hatte  B. 
für  den  Herzog  von  Orleans  eine  Reihe  von 
Tafelaufsätzen  in  Bronze  auszuführen,  Sze- 
nen von  Tiger-,  Löwen-  und  Bärenjagden,  an 
denen  die  Kraft  und  Kühnheit  der  Erfindung 
ebensosehr,  wie  die  Feinheit  der  Dctailbc- 


handlung  gerühmt  werden.  In  die  folgende  Zeit 
(bis  1836)  gehören:  Das  Bronzerclief  am 
Postament  der  Julisäule  auf  dem  Bastillcplatz, 
das  einen  ruhig  und  majestätisch  schreitenden 
Löwen  darstellt,  die  tote  Gazelle  und  der  Bä- 
renkampf, die  der  Herzog  von  Orleans  er- 
warb, ein  Elefant,  für  den  Herzog  von  Ne- 
mours, und  die  schöne  Gruppe:  „Ein  junger 
Löwe  im  Kampf  mit  einem  Pferd“,  für  den 
Herzog  von  Luynes  modelliert.  In  den  Sa- 
lons von  1835  und  1836  waren  der  oben  er- 
wähnte „Tiger“  und  der  „Löwe  im  Kampf 
mit  der  Schlange"  in  Bronze  ausgestellt,  spä- 
ter wurden  sic  vom  Staate  erworben,  jener 
für  das  Ministerium  des  Innern,  dieser  für 
den  Tuilcriengarten. 

1837  erklärte  sich  die  akademische  Jury  des 
Salons  gegen  die  Richtung  Baryes,  indem  sie 
die  von  ihm  eingesandten  Bronzen  nicht  in 
die  Ausstellung  aufnahm.  Er  hielt  sich  nun 
10  Jahre  lang  vom  Salon  gänzlich  fern,  nahm 
ein  Patent  als  Bronzier  und  gründete  als  sol- 
cher ein  eigenes  Geschäft.  Eine  Menge  von 
kleineren  und  größeren  Bronzearbeiten  ent- 
stand in  dieser  Zeit,  außer  Tierdarstellungen, 
die  seine  Spezialität  blieben,  auch  kunstge- 
werbliche Gegenstände,  Vasen,  Kandelaber 
u.  dgl.,  sowie  einige  mythologische  Figuren, 
die  Grazien,  Venus  und  Juno,  die  in  ihrer 
eigentümlichen,  fein  naturalistischen  Behand- 
lung kaum  geringeren  Beifall  fanden,  als  die 
Tierbildcr.  Für  die  Kirche  De  la  Madcleinc 
lieferte  er  auf  Bestellung  die  Marmorfigur 
der  hl.  Clotilde,  eine  Arbeit,  die  allerdings 
nicht  verkennen  läßt,  daß  der  Künstler  seiner 
Aufgabe  ziemlich  fremd  gegenüberstand. 

Auf  dem  Feld  seiner  eigentlichen  Begabung 
trat  B.  1847  mit  einem  großen  Werke  hervor, 
in  dem  sich  eine  neue  Phase  seiner  künstleri- 
schen Entwicklung  kundgab.  Es  stellte  einen 
ruhenden  Löwen  dar  und  zeigte  die  natura- 
listische Kraft  seiner  früheren  Darstellungen 
mit  einer  stilvollen  Größe  der  Auffassung  ver- 
bunden, die  er  in  seinen  späteren  Arbeiten 
fast  durchgehends  festhielt.  Das  Werk  er- 
langte große  Berühmtheit  und  wurde  mehr- 
fach in  Abgüssen  reproduziert.  (Einen  der- 
selben bestellte  die  Akademie  der  Künste  in 
Petersburg.)  1848  zum  Direktor  der  Abtei- 
lung der  Gipsabgüsse  im  Louvre  ernannt, 
bezog  B.  daselbst  ein  Atelier,  in  welchem 
während  der  folgenden  Zeit  die  beiden  Mei- 
sterwerke entstanden:  „Der  Kentaur  und  der 
Lapith“  (in  der  späteren  Umarbeitung  ge- 
nannt : „Theseus  im  Kampf  mit  dem  Kentau- 
ren Bienor“)  u.  „Der  Jaguar“.  Beide  Werke 
wurden  in  Bronze  ausgeführt ; das  erstere  be- 
findet sich  im  Museum  von  Puy,  das  letztere 
im  Musee  du  Luxembourg  zu  Paris.  Die 
Vorzüge  derselben  beruhen  ebensosehr  in 
der  Gewalt  des  Ausdrucks  und  der  Energie 
der  Bewegung,  wie  in  jener  Vereinfachung 


588 


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Barzaghi 


der  Formen,  die  dem  Charakter  derselben 
Stil  und  Größe  verleiht.  Zugleich  sind  diese 
Werke  Musterleistungen  der  Bronzetechnik. 
Im  Louvre  findet  man  die  vollständigste 
Sammlung  dieser  entzückenden  Kleinbronzen 
vereinigt.  Natürlich  sind  sie  begehrte  Ob- 
jekte auch  für  Privatsammler  wegen  der  Fein- 
heit ihrer  Ziselierung  und  der  Schönheit  ihrer 
Patina. 

Von  den  übrigen  plastischen  Arbeiten  Ba- 
ryes  sind  noch  zu  nennen:  die  4 Steingrup- 
pen „Krieg  und  Friede“,  „Stärke  und  Mäßi- 
gung“ an  der  Fassade  des  Pavillon  Dcnon 
und  Pavillon  Richelieu  des  Louvre,  die  Gie- 
belgruppe „Napoleon  I.  als  Beherrscher  der 
Geschichte  und  der  Künste"  am  Pavillon  de 
Sully  des  Louvre,  die  bronzene  Reiterstatue 
Napoleons  I.  in  Ajaccio.  Ferner  zwei  Jüng- 
lingsstatuen (Allegorien  von  Flüssen)  am 
Eingang  der  Cour  du  Carrouscl  im  Louvre; 
„Tiger  einen  Hirsch  zerreißend“  im  Museum 
zu  Lyon ; „2  Tiger  im  Kampfe  mit  Hirschen" 
und  „2  Löwen  im  Kampfe  mit  einem  Eber 
und  eine  Gazelle  zerreißend“  vor  dem  Mu- 
seum zu  Marseille.  Wie  früher,  widmete  er 
auch  in  späterer  Zeit  dem  Kunstgewerbe  ein 
lebhaftes  Interesse  und  entwarf  für  dasselbe 
eine  beträchtliche  Zahl  von  Modellen,  unter 
denen  das  für  eine  große  Pendule  im  Hotel 
Pereire  zu  Paris  (mit  Apollo  und  den  Ho- 
ren) besonders  gerühmt  wird. 

Wenn  sich  in  Baryes  Vorliebe  für  die 
Bronze  und  in  der  leidenschaftlichen  Be- 
wegtheit seiner  plastischen  Darstellungen  eine 
gewisse  Hinneigung  zum  Malerischen  zu  er- 
kennen gibt,  so  hat  der  Umstand  um  so  mehr 
als  charakteristisch  zu  gelten,  daß  er  neben 
der  Plastik  die  Malerei  selbst  zu  keiner  Zeit 
völlig  aufgab.  Seine  Ölbilder,  unter  denen 
sich  zahlreiche  Landschaften  befinden,  sind 
nicht  ohne  koloristische  Kraft,  wenn  auch 
technisch  unvollkommen : sie  stehen  gegen 
die  Aquarelle  des  Künstlers  entschieden  zu- 
rück, die  zum  großen  Teil,  landschaftliche 
sowohl,  wie  Ticrschildcrungen,  von  seltener 
Vorzüglichkeit  sind.  Meisterhaft  sind  seine 
Zeichnungen  von  Tieren,  die  in  den  letzten 
Jahren,  als  er  die  Zeichen-Professur  am  na- 
turgeschichtlichen Mus.  in  Paris  übernom- 
men hatte,  in  großer  Zahl  entstanden.  Zu- 
weilen hat  er  sich  auch  in  Lithographie  und 
Radierung  versucht. 

Th.  Silvestre,  Hist,  des  artistes  vivant»  et 
etrangers  1856.  — Bellier-Auvray,  Dict. 
gen.  des  artistes  de  l’ccole  frang.  — V.  Four- 
n e 1,  Les  artistes  frang.  cont.  1884.  — A.  Ale- 
xandre, Barye,  1889.  — B a 1 1 u,  L’oeuvre  de 
Barye,  Paris  1890.  — B 6 r a 1 d i,  Graveurs  du 
XIX«  s.  (Radier,  u.  Lithogr.).  — Chron.  des 
arts  1887  p.  293.  — Mit  Notizen  von  S.  Lami.  R. 

Barzaghi,  Francesco,  Bildhauer  in  Mai- 
land, gcb.  am  10.  2.  1839,  t am  21.  8.  1892, 
ausgebildet  an  der  Brera-Akademie  unter 


Giov.  Strazza  u.  V.  Vcla,  wurde  schon  1856 
von  der  Akademie  zu  Bologna  für  seine  Mar- 
morgruppc  „Herkules  u.  Antacus"  durch  einen 
Ehrenpreis  ausgezeichnet.  Die  Brera-Akademie 
selbst,  zu  deren  Leiter  er  später  ernannt  wurde, 
prämiierte  u.  erwarb  seine  Marmorstatuen  „Ju- 
dith“, „Ecce  Homo“  u.  „II  primo  amico“.  Für 
den  Mailänder  Dom  schuf  er  noch  in  seinen  An- 
fängerjahren die  Statuen  der  Heil.  Hilarius, 
Wenzeslaus  u.  Adelaide.  Seinen  großen  Ruf 
erwarb  er  sich  jedoch  erst  in  der  Pariser 
Ausstellung  1878  durch  seine  1863  bereits  in 
Mailand  ausgestellte  „Phrync“  und  durch  die 
1869  vollendete  „Mosca  cieca"  (Mädchen  beim 
Blindekuh-Spiele),  graziöse  weibliche  Statuen 
von  feiner  Realistik,  Eleganz  und  Virtuosität 
der  Marmorbehandlung,  die  auch  die  späteren 
Arbeiten  ähnlicher  Art  auszeichnen.  In  dieser 
Hinsicht  seien  noch  die  zu  Beginn  der  70er 
Jahre  entstandenen  Bildwerke  „Silvia“,  „Va- 
nerella“  (kleines  Mädchen  im  seiden.  Schlcpp- 
kleidc)  und  „Kind  mit  Sonnenschirm“  (20mal 
wiederholt),  sowie  die  1S81  in  Turin  prämi- 
ierte „Innocenza“-Statue  genannt.  Unter  sei- 
nen Monumentalskulpturen  verdienen  hervor- 
gehoben zu  werden : Die  Bildnisstatucn  des 
Raffaello  Santi  in  der  Gallcria  Vittorio  Ema- 
nuele,  des  Pompco  Litta  auf  der  Freitreppe 
des  Palazzo  Brera,  des  Francesco  Hayez  auf 
der  Piazza  di  Brera,  des  Alessandro  Manzoni 
auf  der  Piazza  S.  Fedele  u.  des  Giuseppe 
Verdi  im  Atrium  des  Scala-Theaters  zu  Mai- 
land; ferner  die  Denkmäler  für  Nicolö  Tom- 
maseo  in  Venedig,  für  Francesco  Dali'  Ongaro 
in  Neapel,  für  König  Vittorio  Emanucle  in 
Genua,  Bergamo,  Lodi  u.  Udine,  und  endlich 
das  prächtige  Reiterstandbild  Napoleons  III. 
im  Hofe  des  Mailänder  Scnatorcnpalastcs,  das 
demnächst  auf  einem  der  öffentlichen  Plätze 
Mailands  Aufstellung  finden  soll.  Ein  unvoll- 
endet hinterlassenes  Denkmal  für  Luciano 
Manara  vollendet  B.s  Schüler  Enrico  Cassi. 

C.  Boito  in  Nuova  Antol.  1871,  p.  406  f.  — 
Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  ital.  viventi  (1889). 
— Natura  cd  Arte  1892,  p.  745  ff.  — Illustraz. 
Ital.  1892,  II  135.  — W i 1 1 a r d,  Hist,  of  Mo- 
dern Ital.  Art  (London  1902).  E.  Vcrga. 

Barzaghi,  J o 1 e,  Landschafts-  und  Blumcn- 
malcrin  in  Lugano,  geb.  1866,  Nichte  und 
Schülerin  von  Antonio  Barzaghi-Cattanco, 
stellte  in  London  und  Bern  aus. 

E.  L.  G i r a r d bei  Brun,  Schweizer.  Kstler- 
lex.  1905.  H.  V. 

Barzaghi-Cattaneo,  Antonio,  Schweizer 
Historien-,  Genre-  und  Porträtmaler,  gcb. 
am  15.  3.  1837  zu  Lugano,  Schüler  der  Kunst- 
akad.  in  Mailand,  bildete  sich  weiter  auf  Rei- 
sen nach  Venedig  und  Florenz ; vorzugsweise 
nahm  er  die  Altvcnczianer  zum  Vorbild.  Ur- 
sprünglich für  Porträt  und  Genre  sich  bestim- 
mend, wurde  er,  nachdem  sein  Talent  sich  An- 
erkennung errungen,  durch  größere  Aufträge 
auf  die  Monumentalmalcrei  und  das  Fresko 
geführt.  Die  ersten  Arbeiten  dieser  Gattung 


Barzelli  — Basaiti 


waren  1867  in  der  Kirche  S.  Spiridione  zu 
Triest  die  Einzelfiguren  zwischen  den  Kom- 
positionen eines  Bilderfrieses  (die  letzteren 
von  G.  Bertini).  Einen  Saal  im  Hotel  Na- 
tional zu  Luzern  hat  er  in  Fresko  mit  weltli- 
chen Darstellungen  geschmückt.  Sein  erstes 
Staffeleibild  (1861)  war  eine  Beatrice  Cenci, 
fast  lebensgroß.  Es  folgten  ein  Tasso  (im 
Mus.  zu  Basel)  und  Die  Republikaner  in  Flo- 
renz. Beifall  fand  ein  kleines  Bild,  welches 
anfangs  der  70er  Jahre  auf  den  Schweizer 
Kunstausstellungen  auftrat:  Diana  von  Poi- 
tiers,  welche  bei  Franz  I.  für  ihren  verurteil- 
ten Vater  um  Gnade  bittet.  Hier  trat  bereits, 
neben  den  fein  individualisierten  Köpfen,  an 
Kleidern  und  Gerät  ein  ungemein  prächtiges 
und  harmonisch  gestimmtes  Kolorit  hervor. 
Raschen  Absatz  fanden  seitdem  seine  zum 
Teil  lebensgroßen  Halbfiguren  besonders  von 
Frauen,  durch  Üppigkeit  und  glänzende  Kar- 
nation  anziehend.  In  Wien  sah  man  1873, 
außer  zwei  Studienköpfen  dieser  Art  (Page 
und  sinnendes  Mädchen),  ein  interessantes 
Genrestück:  „Alte  und  neue  Korresponden- 
zen", ein  Bildchen,  reich  und  glänzend  in  der 
koloristischen  Wirkung. 

Eine  der  bedeutendsten  Arbeiten  dieses  ori- 
ginalen Künstlers  sind  aber  die  beiden  (1875 
vollendeten)  Fresken  in  der  reformierten  Kir- 
che zu  Horgen,  zwei  mächtige  Kompositionen : 
„Die  Gesetzgebung  Mosis  an  sein  Volk“  und 
„Die  Bergpredigt  Christi“.  Das  Kolorit  ist 
von  ungewöhnlicher  Brillanz  und  Pracht  und 
trotz  der  außerordentlichen  Kraft  der  Kon- 
traste von  harmonischer  Wirkung.  Nach  län- 
gerem Aufenthalt  in  Mailand  führten  ihn  die 
80er  Jahre  nach  Paris  und  London,  wro  er 
5 Jahre  verweilte,  mit  zahlreichen  Bildnisauf- 
trägen beschäftigt.  In  dieser  Zeit  entstand 
eines  seiner  Hauptgemälde:  Magdalena  mit 
dem  Leichnam  Christi.  Seit  1896  lebt  der 
Künstler  in  Lugano;  seine  letzte  größere  Ar- 
beit sind  die  Bilder  für  die  Wandelhalle  des 
Parlamentsgebäudes  in  Bern. 

Arbeiten  von  ihm  besitzen  folgende  Mus. : 
Basel,  St.  Gallen,  Winterthur,  die  Brera  in 
Mailand  und  die  Dore-Galcric  in  London. 

Gottfried  Kinkel  in  Meyers  Kstlerlex. 
III.  — H.  Appenzeller  bei  Brun,  Schwei- 
zer. Kstlerlex.  H.  V. 

Barzelli,  Antonio,  italicn.  Dekorations- 
maler und  Miniaturist  des  16.  Jahrh.,  gcb.  in 
Carpi,  tätig  daselbst  für  den  Herzog  Ercole  II. 
In  einem  Privathaus  zu  Modena  soll  sich  eine 
reich  verzierte  Zimmerdecke  von  ihm  erhalten 
haben. 

Meyer,  Kstlerlex.  (mit  ält.  Lit.).  H.  V. 

Barzelli,  Giovanni,  Architekt  von  Carpi, 
blühte  gegen  Ende  des  15.  Jahrh.  und  starb 
zu  Anfang  des  16.  Jahrh.  im  Alter  von  102 
Jahren.  Er  war  tätig  für  die  Signoria  seiner 
Vaterstadt,  wo  er  den  einen  der  mit  prächti- 
gen Portiken  nach  der  Piazza  sich  öffnenden 


Paläste  erbaut  haben  soll,  sowie  im  Dienste 
der  Herren  von  Lionello  und  Marco  Pico. 

Meyer,  Kstlerlex.  — H.  Semper,  Carpi, 
ein  Fürstensitz  der  Renaissance.  Dresden  18S2. 
Fol.  H.  V. 

Barzelli,  Giovanni-Matteo  (Giovan- 
ni-Maria), Architekt  u.  Künstler  in  „Scagliola- 
Technik“  aus  Carpi,  nach  Zani  (Enc.  met.  III 
113),  tätig  um  1556 — 1567,  Schüler  von  Ga- 
vignani. 

B o n i,  Biograf,  deg.  Artisti.  1840.  H.  V. 

Barzius,  s.  Bartsius. 

Bas,  Martin,  s.  Baes. 

Bas,  N i c h o 1 a s du,  von  Brüssel,  malte 
1695  für  die  Behörden  des  ehemaligen  Hauses 
der  „Vrijen“  in  Brügge  ein  Porträt  Kaiser 
Karls  II.  für  den  Preis  von  6 1.  16  s.  6 d.  g. 
— Möglicherweise  identisch  mit  dem  Pariser 
Maler  Lebas,  Nicolas;  s.  dort.  James  Weale. 

Bas,  Pedro,  span.  Bildh.,  geb.  in  Benimä- 
met  1675,  um  1700  in  Valencia  tätig.  Schüler 
des  Conchillos  u.  eines  Cucvas.  Von  ihm  eine 
hl.  Magdalena  in  San  Gregorio,  Bildhauer- 
arbeiten an  dem  Hauptaltar  der  Kapelle  San 
Pedro  in  der  Kathedrale,  sowie  an  einigen 
Altartabcrnakeln  in  S.  Juan  del  Mcrcado,  ein 
Prozessionsbild  der  hl.  Monica  in  San  Agu- 
stin,  und  der  Kalvarienberg  in  der  Kirche  des 
Nonnenklosters  der  Santa  Catalina  de  Sena 
etc. 

Cean  Bermudez,  Dicc.  I 95.  — Alca- 
h a 1 i,  Art.  Valenc.  347.  M.  v.  B. 

Bas,  1 e,  s.  Lebas. 

Basabe,  Martin,  span.  Bildhauer  zu  Au- 
leztia  in  Vizeaya.  Von  1603 — 1606  arbeitete 
er  den  dreigeschossigen  Hauptaltar  der  Pfarr- 
kirche von  Guetaria  in  Guipuzcoa,  mit  Statuen 
und  Basreliefs  aus  dem  Leben  Christi.  Für 
die  gleiche  Kirche  führte  er  in  Stein  einen 
Salvator  für  80  Dukaten  aus.  1612  war  er 
schon  tot.  Cean  Bermudez  I 96  nennt  ihn 
Vicente  B. 

V i fi  a z a,  Adic.  II  50.  M.  v.  B. 

Basacheni,  s.  Baschenis. 

Basaiti,  Andrea.  Nur  von  Zani,  Enc. 
met.  III  114  als  Maler  in  Venedig  um  1666 
angeführt. 

Basaiti,  Marco,  Maler,  tätig  zu  Venedig 
in  der  Zeit  von  1500  bis  1621.  Er  unterzeich- 
net : Basaiti,  Baxaiti,  Marcus  Basitus  oder 
Baxiti.  Vasari  erwähnt  zwei  Künstler  Marco 
Basaritti  und  Marco  Basaiti  als  tätig  in  Ve- 
nedig in  derselben  Zeit  (Vasari,  Edit.  Mila- 
nesi  1878  III  628,  646)  und  schreibt  dem 
Marco  Basarini  außer  anderen  Werken  Christi 
Gebet  in  Gethsemane  in  S.  Giobbe  zu  Venedig 
(jetzt  Akademie)  zu;  dem  Marco  Basaiti: 
Die  Berufung  des  Jacobus  und  Johannes  in 
S.  Andrea  della  Certosa  zu  Venedig  (jetzt 
Akademie).  Angesichts  der  Ähnlichkeit  die- 
ser beiden  Werke  hat  man  erkannt,  daß  Va- 
sari sich  irrt,  und  daß  es  sich  um  ein  und  die- 
selbe Person  handelt.  Dagegen  hat  man  be- 
zweifelt (A.  Venturi,  Galleria  Crespi-Milano 


590 


Basan 


1900  p.  121),  daß  der  venetianische  Künstler, 
der  unter  einer  Darstellung  einer  Madonna 
mit  dem  segnenden  Kinde  (Galerie  in  Stutt- 
gart No.  429)  unterzeichnet:  „marcho  d.  ioa. 
B.  P.“  (wohl  aufzulösen:  Marcho,  Schüler 
des  Johannes  Bcllini)  identisch  sei  mit  dem 
Maler,  der  gewöhnlich  Basaiti  genannt  wird  u. 
Schüler  des  Alvise  Vivarini  war.  Von  Marco 
Basaiti  fehlen  urkundliche  Nachrichten,  nur 
hat  man  in  einem  Testamente  1526  die  Be- 
zeichnung: „Manoli  Basaiti  quondam  ser  De- 
metri“  gefunden  (Ludwig-Paoletti)  und  aus 
dem  Namen  Demetrius  erkannt,  daß  die  Ba- 
saiti, wie  Vasari  sagt,  griechischer  Abstam- 
mung seien,  womit  es  immerhin  nicht  ausge- 
schlossen ist,  daß  Marco  aus  Friaul  herkam 
(wie  Ridolfi  und  Zanctti  behaupten),  wo  sich 
viele  griechische  Familien  niedergelassen  hat- 
ten. Die  erste  sichere  Nachricht  gibt  uns  die 
Altartafel  von  S.  Maria  dei  Frari,  Cappella  dei 
Milanesi,  von  Alvise  Vivarini,  mit  der  In- 
schrift: Quod  Vivarine  tua  fatali  Sorte  nc- 
quisti  Marcus  Basaitus  nobile  prompsit  opus. 
Das  Gemälde  ist  1503  angefangen  worden,  und 
da  Alvise  Vivarini  gleich  darauf  starb,  mußte 
Basaiti,  der  in  anderen  Werken  als  Schüler 
des  Vivarini  sich  offenbart,  als  der  beste  Ge- 
hilfe der  Werkstatt  die  Vollendung  des  Wer- 
kes übernehmen.  Die  zwei  vorderen  Heiligen 
des  Bildes,  Sebastian  und  Hieronymus,  sind 
nicht  recht  harmonisch  mit  der  ganzen  Kom- 
position verbunden  und  stammen  sicher  von 
Basaiti ; da  sie  aber  ziemlich  gut  gearbeitet 
sind,  lassen  sie  annehmen,  daß  B.  schon  vor 
1500  eine  künstlerische  Tätigkeit  gehabt  habe. 
Doch  ist  cs  schwer,  die  Werke  anzugeben, 
welche  dieser  Zeit  angchören,  weil  der  Künst- 
ler sich  niemals  von  einer  gewissen  Härte  in 
der  Bewegung  der  Figuren  und  in  den  Far- 
ben befreit  hat.  Zwei  wirklich  monumentale 
Werke  von  B.  sind  uns  geblieben : Die  Be- 
rufung des  Jacobus  und  Johannes  (Akademie 
Venedig.  No.  31),  bcz.  MDX  M.  BAXITI, 
die  einst  den  Hochaltar  von  S.  Andrea  dclla 
Certosa  zierte,  und  Christi  Gebet  in  Gethse- 
mane (Akad.  Venedig,  No.  69),  bez.  1510  Mar- 
cus Basitus,  welches  früher  auf  dem  Altäre 
des  Hauses  Fornari  in  S.  Giobbe  stand.  Man 
kann  nicht  sagen,  daß  B.  hier  mit  Giambel- 
lino  gewetteifert  hätte,  da  der  letztere  sein 
großes  Altarbild  für  S.  Giobbe  wenigstens  20 
Jahre  früher  gemalt  hatte.  Ungefähr  um 
diese  Zeit  malte  Carpaccio  seine  Darstellung 
im  Tempel  für  S.  Giobbe.  Jedenfalls  mußte 
B.  von  diesen  zwei  großen  Künstlern,  welche 
damals  Venedig  beherrschten,  eine  Beeinflus- 
sung erfahren  haben;  in  diesen  seinen  beiden 
Hauptwerken  aber  spürt  man  den  Schüler  des 
Alvise  Vivarini  durch  in  den  scharf  umrisse- 
nen  Figuren,  in  den  vereinfachten  Flächen, 
in  den  metallartig  modellierten  Gewändern, 
den  harten  Faltenbrüchcn  und  der  unnatura- 


listischen Art  der  Beleuchtung.  Eine  ver- 
kleinerte und  im  Gegensinn  komponierte  Wie- 
derholung noch  fast  höherer  Qualität  befindet 
sich  in  der  Wiener  Galerie,  datiert  1515.  Be- 
sonders gelungen  ist  in  diesen  Bildern  die 
Landschaft,  für  die  B.,  wie  namentlich  einige 
kleinere  Bilder  zeigen,  eine  ganz  besondere 
Begabung  besaß.  Daher  findet  man  bei  ihm 
auch  eine  starke  Vorliebe  für  das  Thema  des 
hl.  Hieronymus  in  schöner  Landschaft,  ein 
Bildvorw’urf,  der  vielleicht  auch  Alvise  Viva- 
rini, Cima  und  Lotto  oftmals  beschäftigt  hat. 
Der  hl.  Georg  zu  Pferde  in  S.  Pietro  di  Ca- 
stello  in  Venedig  (jetzt  Akademie),  datiert 
MCCCCCXX  ist  das  letzte  wichtige  Werk 
Basaitis;  das  Vorbild  ist  Carpaccio,  aber  das 
Bild  ist  kraftlos  in  der  Modellierung  und 
dunkel  in  der  Farbengebung,  das  Werk  eines 
altgewordenen  Meisters. 

Wie  die  Porträts  des  Alvise  Vivarini  eine 
große  Abhängigkeit  -zeigen  von  jenen  des  An- 
tonello  da  Messina,  so  halten  auch  diejenigen 
des  B.  denselben  Typus  fest,  unterscheiden 
sich  jedoch  durch  die  Härte  der  Modellierung. 
Das  männliche  Bildnis,  bez.  M.  Basaitus  1521, 
in  der  Sammlung  Morclli  in  Bergamo  ist  sein 
letztes  datiertes  Bild.  Von  den  ihm  gehören- 
den übrigen  Werken  seien  noch  folgende  ge- 
nannt: In  der  Galerie  von  Venedig:  der  hl. 
Jacobus,  bez.  Marcus,  der  hl.  Antonius,  bez. 
Basaiti,  und  der  Leichnam  Christi  zwischen 
zwei  Engeln,  später  im  Kloster  von  S.  Maria 
de’  Miracoli  in  Venedig.  Im  Museo  civico 
Correr:  No.  34,  Maria  mit  dem  Kinde  und 
Stifter,  bez.  Marchus  Bassaiti.  Im  Museo  ci- 
vico in  Padua:  No.  8,  Maria  das  Kind  ver- 
ehrend zwischen  den  Heiligen  Petrus  und 
Liberalis,  bcz.  Marchus  Baxaiti  P.  Im  Mu- 
seum zu  Berlin : No.  6,  Klage  um  den  Leich- 
nam Christi,  falsch  bez.:  Joannes  Bcllini  P. ; 
der  hl.  Sebastian  und  Maria  mit  dem  Kinde. 
In  der  Pinakothek  zu  München:  Maria  mit 
dem  Kinde  und  Stifter  zwischen  den  Heil. 
Hieronymus  und  Sebastian.  In  der  Galerie 
von  Budapest  eine  hl.  Katharina;  in  der  Gal- 
lcria  Crespi  zu  Mailand  eine  Madonna;  in  der 
Gallcria  Agliardi  zu  Bergamo  eine  Madonna. 

Über  den  von  Gust.  Ludwig  „Pseudo-Ba- 
saiti“  benannten  Künstler  siehe  den  Artikel 
Andrea  B u s a t i. 

Ridolfi,  Maraviglie  I 56  f.  — Zanctti, 
Pittura  Veneziana  I 98  f.  — O.  O c c i o n i, 
Marco  Basaiti,  Venezia  1808.  — Meyer,  Kst- 
lcrlcx.  (mit  alt.  Lit.).  — J.  Lermolieff, 
Kunstkrit.  Stud.  über  italicn.  Malerei.  Die  Gal. 
zu  München  und  Dresden ; Die  Gal.  zu  Berlin ; 
Die  Gal.  Borghese  und  Doria  Panfili  in  Rom. 
— Repertorium  f.  Kstwissensch.  XX  1897  p. 
301  ff.  (G.  Gronau,  über  ein  Madonnenbild  des 
M.  B.) ; XXII  1899  p.  455  ff.  (P.  Paolctti  u. 
Gust.  Ludwig,  Neue  Bcitr.  zur  Gesch.  d.  vcnc- 
zian.  Mal.).  — The  Burlington  Magazine  V 574 : 
VIII  33S  ff.  — Lion.  Venturi,  Le  Origini 
d.  Pittura  Venez.  1907.  G.  Fogolari. 

Basan,  Pierre  Francois,  französ. 


59i 


Basan  — Baschenis 


Kupferstecher  und  Radierer,  geb.  in  Paris 
am  23.  10.  1723,  f daselbst  am  12.  1.  1797, 
Schüler  von  Jean  Daulle  und  Et.  Fcssard. 
Obgleich  er  zahlreiche  Blätter  gestochen  hat, 
unter  denen  das  beste  La  Guinguette  nach 
Gabr.  de  S.  Aubin  ist,  war  Basan  doch  in 
erster  Linie  Kupferstichvcrlegcr.  Er  beschäf- 
tigte in  seinem  Hause  eine  Schar  der  tüchtig- 
sten Stecher  seiner  Zeit,  und  die  Blätter,  die 
aus  seinem  Verlage  hervorgingen,  sind  sehr 
vorzüglich.  1760  ließ  er  eine  erste  Serie  von 
100  Blättern  nach  alten  Meistern  erscheinen. 
1762  veröffentlichte  er  eine  zweite  Serie  mit 
150  Blättern,  der  vier  weitere  Serien,  jede 
100  Blätter  umfassend,  folgten,  von  denen  die 
letzte  1779  erschien.  Dieses  unter  Mitarbei- 
terschaft der  besten  Stecher  der  Zeit  entstan- 
dene Werk  Basans  ist  ein  glänzendes  Zeug- 
nis für  den  Geschmack  der  Kunstliebhaber 
dieser  Epoche.  Ferner  publizierte  B.  1770 
das  wichtige  Kabinett  des  M.  de  Choiseul 
und  1781  dasjenige  Poullains.  Außerdem  gab 
er  prächtig  illustrierte  Bücher  heraus,  dar- 
unter als  berühmtestes  eine  Ausgabe  der  Me- 
tamorphosen des  Ovid,  deren  Vignetten  von 
Le  Mire  und  anderen  zeitgenössischen  Ste- 
chern nach  Zeichnungen  von  Moreau,  Eisen 
u.  a.  gefertigt  sind.  In  seiner  Eigenschaft  als 
Kunstverleger  leitete  B.  zahlreiche  Kunstver- 
käufe, wie  die  von  Bouchardon,  J.-B.  Le 
Prince,  van  Loo,  Mariette  usw. 

Neben  all  dieser  vielseitigen  Tätigkeit  fand 
B.  noch  Zeit  zur  Herausgabe  eines  Diction- 
naire  des  Graveurs  anciens  et  modernes,  suivi 
d’un  catalogue  des  estampes  gravees  d'apres 
P.  P.  Rubens,  Paris  1767.  Nach  seinem  Tode 
setzten  seine  beiden  Söhne  das  Geschäft  fort ; 
der  jüngere  derselben  starb  schon  1798;  der 
ältere,  H.  L.  Basan , vermehrte  noch  bedeu- 
tend den  Verlagsfonds  und  veröffentlichte 
darüber  ein  Verzeichnis. 

L c Blanc,  Manuel  I.  — Portalis  et  B e - 
raldi,  Les  Graveurs  du  18e  siede  I.  — 
M e y e r,  Kstlcrlex.  III.  P.  A.  Lcmoisnc. 

Basan,  s.  auch  EaJuvius. 

Basarini,  M arco,  s.  Basaiti. 

Basch,  A r p ä d,  ung.  Maler  und  Graphiker, 
geb.  1873  in  Budapest,  wo  er  anfangs  in  einer 
Gewerbeschule  studierte,  später  kam  er  nach 
München  zu  Hollösy  und  nach  Paris  zu  Bon- 
nat  u.  J.  P.  Laurens.  Frühzeitig  arbeitete  er 
für  ill.  Zeitschriften  und  entwarf  eine  Reihe 
Plakate  (reprod.  in  The  Poster  u.  Maitrcs  de 
l'Affichc).  Ist  derzeit  in  Budapest  graphisch 
tätig.  K.  Lyka. 

Basch,  George  Heinrich,  „berühm- 
ter“ Kunst-  und  Porträtmaler  und  Kram- 
bäudner  in  Bernstadt  Kr.  Oels,  heiratet  dort 
am  1.  11.  1718  Anna  Katharina,  die  Tochter 
des  Glasers  Wilhelm  Pohl.  Muß  sich  zeit- 
weise auch  in  Breslau  aufgehalten  haben,  da 
er  hier  am  17.  10.  1719  und  15.  5.  1730  tau- 
fen läßt,  während  die  Taufen  von  1721,  1726, 


1728  in  Bernstadt  stattfanden.  Basch  stirbt  , 
in  Bernstadt  49  Jahre  10  Monate  25  Tage  alt, 
wird  begraben  am  13.  11.  1740.  E.  Hintse. 

Basch,  Gyula  (Julius),  ung.  Porträt-  und 
Gcnremaler,  geb.  1851  in  Budapest,  kam  ganz 
iung  zu  Moritz  von  Schwind,  dann  aufs  Po- 
lytechnikum in  Zürich,  wo  er  das  Ingenieur- 
Diplom  erhielt.  Doch  setzte  er  bald  seine 
künstlerischen  Studien  in  Paris,  Ecole  des 
Beaux-Arts  1873 — 74,  1885  bei  Franz  Paczka, 
188S  bei  Horowitz  in  Wien  fort.  Inzwischen, 
1S86,  stellte  er  sein  erstes,  lebensgroßes  Por- 
trät in  Budapest  aus,  dem  dann  Genrebilder, 
wie  „Habt  acht“,  „Die  erste  Uniform“,  „More 
patrio“  und  Porträts,  so  des  Tonkünstlcrs 
David  Popper,  des  Politikers  Max  Falk,  fer- 
ner einige  bibl.  Szenen,  so  „Jairi  Töchtcrlein“ 
folgten.  Lebt  in  Budapest.  K.  Lyka . 

Baschenis,  Antonio  di  Cristoforo, 
Maler  aus  Averara,  tätig  in  Bergamo,  wo  er 
1613  urkundlich  erwähnt  wird. 

Locatelli,  Illustri  Bcrgamaschi  II  (1S69) 
93,  Anm.  * 

Baschenis,  Antonio  di  Giacomo,  Ma- 
ler aus  dem  kleinen  Tale  Averara  bei  Ber- 
gamo, daher  auch  Baschenis  d'Averara  ge- 
nannt, wird  1451  in  Bergamo  erwähnt. 
Stammvater  einer  während  des  16.  und  17. 
Jahrh.  in  Bergamo  blühenden  Künstlerfamilie. 

P.  Locatelli,  Illustri  Bcrgamaschi  (1869) 

II  85.  Anm.  — Commentari  dcl  Ateneo  di  Brescia 
1876  p.  118—121.  H.  V. 

Baschenis,  Battista  d'Antonio,  Ma- 
ler aus  Averara,  Sohn  des  Antonio  di  Gia- 
como B.,  tätig  in  Bergamo,  wo  er  1490  und 
1500  urkundlich  erwähnt  wird. 

Locatelli,  Illustri  Bcrgamaschi  II  (1869) 

86.  • 

Baschenis,  Cristoforo,  d.  Ä.,  Maler  von 
Bergamo,  Sohn  des  Simone  B.,  wird  am  30.  9. 
1572  urkundl.  erwähnt,  an  welchem  Tage  ihm 
sein  Neffe,  der  jüngere  Cristoforo,  auf  5 Jahre 
in  die  Lehre  gegeben  wurde.  B.  d.  Ä.  scheint, 
wie  auch  sein  Neffe,  nur  Fresken  gemalt  zu 
haben,  sowohl  in  Kirchen  als  an  Häusern  zum 
Schmuck  der  Fassaden.  Von  dem  älteren 
werden  Fresken  in  den  Kirchen  S.  Maddalena 
u.  S.  Croce  zu  Bergamo,  in  der  Pfarrkirche 
von  Santo  Stefano  und  in  der  alten  Kirche 
von  Gorlago  (beide  in  der  Umgegend  von 
Bergamo,  letztere  von  1570)  erwähnt.  Schü- 
ler des  B.  war  außer  seinem  Neffen  noch 
Giampolo  Cavagna. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  (mit  ält.  Lit.).  — 
P.  Locatelli,  Illustri  Bcrgamaschi  (1869)  II 
86  Anm.  4.,  87  ff.  — Commentari  dcl  Ateneo  di 
Brescia  1876  p.  118 — 121.  — Catal.  dcll’  Esposiz. 
d’arte  sacra.  Bergamo  1898  p.  75.  H.  V. 

Baschenis,  Cristoforo  d.  J.,  da  Averara, 
Frcskomaler  zu  Bergamo,  Sohn  eines  Antonio 
di  Simone  de  B.,  Neffe  des  Vorigen  und  sein 
Schüler  seit  1572,  1618  noch  mit  dem  Schmuck 
von  Häuserfassaden  beschäftigt,  1626  urkund- 
lich als  f angeführt.  Von  ihm  die  Fres- 
ken mit  Darstellungen  aus  der  Legende  des 


593 


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Baschenis  — Baschet 


hl.  Benedikt  im  Klostcrhof  von  S.  Benedetto, 
bez.  Christophorus  Baschenis  de  Averaria 
pinsit  1597,  fünf  Fresken  mit  der  Geschichte 
der  hl.  Susanna  in  der  Torre  der  Familie  Va- 
cis  zu  Ossanesga,  bez.  und  datiert  1604,  sowie 
ein  Fresko  der  Verkündigung  in  der  Kirche 
S.  Lucia  in  Bergamo. 

P.  Locatelli,  Illustri  Bergamaschi  (1869) 
II  86  ff.  — Meyer,  Kstlerlex.  III.  H.  V. 

Baschenis,  E v a r i s t o,  Maler  und  Prie- 
ster, Sohn  des  Pietro  d’Antonio  B.,  ge- 
boren am  4.  12.  1617  zu  Bergamo,  t daselbst 
am  15.  3.  1677,  wendete  sich  mit  besonderer 
Liebe  der  Gattung  des  Stillebens  zu,  wobei  es 
ihm  in  erster  Linie  um  naturalistische  Wahr- 
heit zu  tun  war.  Namentlich  waren  in  dieser 
Art  seine  Darstellungen  musikalischer  Instru- 
mente als  „unübertrefflich“  gerühmt  und  ge- 
sucht. Doch  kam  cs  ihm  dabei  auch  auf  ma- 
lerische Anordnung  an:  die  Instrumente  lie- 
gen auf  oder  lehnen  an  mit  kostbaren  Teppi- 
chen bedeckten  Tischen,  dazwischen  Vasen, 
Bücher,  Früchte,  Blumen,  Federn,  plastische 
Figuren,  Noten  usw.  Außerdem  malte  er 
auch  genrehaft  aufgefaßte  Bildnisdarstcllun- 
gen  mit  fast  lebensgroßen  Figuren  und  haupt- 
sächlich phantastische  Schlachtenbilder  im 
Stile  des  mit  ihm  befreundeten  Jacques  Cour- 
tois,  gen.  Bourguignon,  dessen  Gemälde  er 
täuschend  zu  kopieren  verstand.  Wahrschein- 
lich ist  daher  manches  vermeintliche  Original- 
werk  des  letzteren  als  Kopie  oder  Nach- 
ahmung Baschenis’  zu  betrachten.  Fast  sämt- 
liche Paläste  und  vornehmen  Häuser  von  Ber- 
gamo besaßen  von  seinen  Bildern,  doch  waren 
dieselben  auch  auswärts  begehrt.  In  der 
Bibliothek  von  S.  Giorgio  Maggiore  zu  Ve- 
nedig sollen  sich  noch  acht  derartige  Gemälde 
befinden. 

P.  Locatelli,  Illustri  Bergamaschi  (1869) 
II  93 — 103.  — Meyer,  Kstlerlex.  III.  — Arte 
e Storia  XI  35/36.  H.  V. 

Baschenis,  Filippo  di  Simone,  Maler 
aus  Averara  bei  Bergamo,  1544  im  Trientini- 
schen  nachweisbar,  wo  er  damals  mit  seinem 
Vater  Simone  B.  an  den  Totentanzfresken  von 
S.  Vigilio  zu  Pinzolo  (Val  di  Rcndena)  ge- 
malt zu  haben  scheint. 

Arch.  Stör,  per  Trieste,  l’Istria  e il  Trentino 
1884  p.  96—98.  * 

Baschenis,  Giovanni  Antonio,  da 
Averara,  Maler  in  Brescia,  wo  er  1477 
bis  79  urkundlich  erwähnt  ist.  1486  malte  er 
in  Fuipiano  bei  Bergamo  in  der  Casa  Busi 
(später  Volpi)  ein  Freskobild,  darstellend 
die  Madonna  mit  dem  toten  Christus. 

Fenaroli,  Art.  Bresciani,  Append.  p.  304. 
— Malaguzzi-Valeri,  Pitt.  Lombardi 
(1902)  p.  239.  F.  Malagussi-Valeri. 

Baschenis,  Pietro,  Maler  von  Bergamo, 
Sohn  des  Antonio  di  Cristoforo  B.  Sig- 
nierte Madonncnbilder  von  1616  in  Bergamo 
und  1624  in  Locate  sind  verloren  gegangen. 


Dagegen  sind  von  ihm  erhalten : Allegorische 
und  dekorative  Wand-  und  Deckenmalereien 
im  Archivio  Municipale  zu  Bergamo,  signiert 
und  datiert  1615. 

P.  Locatelli,  Illustri  Bergamaschi  (1869) 
II  93.  H.  V. 

Baschenis,  Simone,  Maler  aus  Averara 
bei  Bergamo,  bekannt  als  Schöpfer  der  mit 
seinem  Namen  signierten,  vom  Juli  1519  da- 
tierten, leidlich  erhaltenen  Totentanzfresken 
an  der  Friedhofskapelle  S.  Stefano  zu  Cari- 
solo  im  Val  di  Rendcna  (bei  Trient).  Auch 
die  einige  Jahrzehnte  später  entstandenen 
stilverwandten  Totentanzfresken  an  S.  Vigilio 
im  benachbarten  Pinzolo  wurden  augenschein- 
lich von  ihm  ausgeführt,  und  zwar  wohl  unter 
Mitwirkung  seines  Sohnes  Filippo  B.,  mit 
dem  er  1544  wiederum  im  Trentino  nachweis- 
bar ist.  Jedenfalls  mit  ihm  identisch  ist  jener 
Simone  de  Averario,  der  am  6.  4.  1527  die 
Frcskodarstellung  der  Caritä  di  S.  Martino 
an  der  Kirche  zu  Sacco  im  Valtcllin  mit  sei- 
nem Namen  signierte. 

Arch.  Stör,  per  Trieste,  lTstria  e il  Trentino 
1884  p.  96  ff.;  1886  p.  137—218.  — Mala- 
guzzi-Valeri, Pittori  Lombardi  (Milano 
1902)  p.  239.  • 

Baschenis,  Simone  di  Filippo,  Maler 
aus  Averara,  Sohn  des  Filippo  di  Simone  B., 
1590  in  Bergamo  urkundlich  erwähnt. 

Locatelli,  Illustri  Bergamaschi  II  (1869) 
86,  Anm.  3.  * 

Baschenoff,  s.  Boshenoff. 

Baschet,  Marcel  Andre,  Maler  in  Paris, 
gcb.  in  Gagny  (Seine-et-Oise)  am  5.  8.  1862, 
Schüler  von  J.  Lefebvre  und  Boulanger  an 
der  Ecole  des  Bcaux-Arts.  Seine  erste  große 
Arbeit  war  ein  dekoratives  Gemälde  für  das 
Theätrc  d’ Application  (1888)  in  Paris.  Dann 
wandte  er  sich  dem  Porträt  zu  und  hat  eine 
Reihe  sehr  eindrucksvoller,  scharf  gefaßter 
Bildnisse  hervorragender  Persönlichkeiten  ge- 
schaffen. Auf  der  Expos,  decennale,  Paris, 
1900,  sah  man  12  Bilder  von  ihm ; andere  in 
den  Salonausst.  1889 — 1901  und  in  den  letz- 
ten Jahren,  z.  B.  1907,  das  Porträt  seines  Va- 
ters und  1908  dasjenige  Henri  Rocheforts. 

J.  Martin,  Nos  peintres  et  sculptcurs.  — 
Kataloge  des  Salon  seit  1889.  — Gaz.  d.  b.-arts 
1907,  I 455.  *• 

Baschet,  Nicolas,  französ.  Bildhauer  in 
Tours,  wo  er  1519  für  Jean  Thinel,  den  Se- 
kretär des  Königs  und  Gehilfen  des  General- 
steuereinnehmers von  Frankreich,  eine  Reihe 
von  Terrakottabildwerken  auszuführen  hatte. 
Es  waren  dies  7 Bildnismedaillons,  auf  denen 
Jean  Thinel  selbst  und  der  Sohn  des  General- 
steuereinnehmers, das  verstorbene  und  das 
regierende  Königspaar  und  die  Mutter  des 
regierenden  Königs  in  Brustbildern  darge- 
stellt  sein  sollten,  sowie  außerdem  eine  be- 
malte und  vergoldete  Statuengruppe,  dar- 
stellend die  Madonna  mit  dem  Christkinde 


KQngtlerlexikon.  Bd.  II. 


593 


38 


Baschiera  — Baseggio 


und  den  in  Anbetung  vor  ihr  knienden  Auf- 
traggeber selbst. 

Nouv.  Archivcs  de  l’art  frangais  1879,  p.  33  f. 

5.  Lami. 

Baschiera,  Nie  colo  di,  Ingenieur  und  Ar- 
chitekt, geb.  zu  Rom ; um  1760  in  kaiserlichem 
Dienste,  Kommandant  der  Befestigungsbauten 
von  Mantua.  Nach  seiner  Zeichnung  wurde 
1761  die  schwerfällige  Fassade  des  Domes 
(S.  Pietro)  zu  Mantua  ausgeführt. 

G.  S u s a n i,  Nuov.  Prospetto  delle  Pitt.  etc. 
di  Mantova  1830  p.  13.  — Meyer,  Kstlerlex. 
(mit  alt.  Lit.).  H.  V. 

Baschiera,  Simone  (cigentl.  S.  gen.  Ba- 
schiera), Goldschmied  zu  Pisa  um  die  Mitte 
des  14.  Jahrh.  Ihm,  in  Gemeinschaft  mit  den 
Meistern  Coscio  di  Gaddo  und  Nino  Pisano 
wurde  von  dem  Werkmeister  des  Pisancr 
Doms  Bonaggiunta  Maschari  die  Anfertigung 
der  silbernen  figurenreichen  Tafel  für  den 
Hochaltar  des  Domes  übertragen.  Die  Ur- 
kunde vom  15.  Mai  1358  ist  noch  erhalten. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — Archivio  storico 
d.  arte.  Ser.  II,  Bd.  I 344.  — Tanfani  Cen- 
to f a n t i,  Not.  di  artisti  etc.  Pisani  (1897), 
123  fl.  H.  V. 

Baschiloff,  Michael,  russ.  Maler  u.  Zeich- 
ner, t Ende  1870  in  Moskau,  wurde  1854  von 
der  Petersburger  Akad.  für  von  ihm  ausge- 
stellte Genreszenen  mit  der  silbernen  Me- 
daille prämiiert.  In  der  Gal.  Soldatenko  sein 
Bild  „Der  Bauer  im  Unglück“.  Von  ihm  fer- 
ner die  Illustrationen  zu  „Kummer  aus  Ver- 
stand“ von  Griboiedoff,  zu  dem  Roman  „Krieg 
und  Frieden"  von  L.  Tolstoi,  zu  den  „Skizzen 
aus  dem  Provinzleben“  von  Schtschedrin  u.  a. 

Ross.  Bibliogr.11611. — Bulgakoff:  Unsere  Künstler 
(russisch)  I 81.  IV.  Ntumann. 

B&schkirzewa,  Maria  Konstantinow- 
n a,  Malerin,  Musikerin  und  Schriftstellerin, 
geb.  am  11.  11.  1860  in  Gawronzi  bei  Pol- 
tawa,  f am  31.  10.  1884  in  Paris,  wurde,  da 
die  Eltern  getrennt  lebten,  von  ihrem  Groß- 
vater mütterlicherseits  erzogen  und  kam  1870 
mit  ihm  ins  Ausland.  In  Paris  erhielt  sie  den 
ersten  Kunstunterricht,  übte  sich  aber  auch 
gleichzeitig  im  Gesang  und  studierte  die  alten 
Sprachen.  1877  wurde  sic  Schülerin  von 
Tony  Rob.  Fleury,  dann  von  Rud.  Julian  und 
arbeitete  später  unter  der  Leitung  von  Bastien- 
Lepagc.  Ihre  ersten  Arbeiten  stellte  sie  unter 
dem  Pseudonym  Marie  Konstantinowna  Russ 
aus,  später  im  Atelier  „Giuliano“  unter  dem 
Namen  Andrei.  1883  stellte  sie  unter  ihrem 
eigenen  Namen  aus  „eine  Pariserin“  (Pastell) 
und  „Jean  und  Jacques“,  zwei  bleiche  Pariser 
Knaben.  Auf  der  Märzausstellung  der  Union 
des  femmes  sah  man  ihr  Bild  „trois  rire“,  im 
Salon  die  Bilder  „Herbst“  und  „Meeting". 
1878  bereits  begann  sie  zu  kränkeln.  Nach 
ihrem  Tode  wurde  eine  Ausstellung  ihrer  Ar- 
beiten veranstaltet.  Sie  hinterließ  ein  Tage- 
buch, das  1887  in  2 Bänden  auszugsweise  von 
A.  Tcricr  unter  dem  Titel:  „Journal  de  Marie 


Baschkirtzeff“  in  der  Bibliothek  Charpenticr 
veröffentlicht  wurde.  (Deutsch,  mit  biograph. 
Einleitung  von  T.  Lcssing;  2 Aufl.  Oppeln 
1900.)  Die  „Lettres  de  Marie  B.“  erschienen 
1891  in  Paris. 

Boahin.  3nuHKaon.  (Grosse  Encyklop.)  II  709. 
— Kunstchronik  N.  F.  XVIII  245.  — Meyers 
Konvers.-Lex.  — Catal.  des  Oeuvres  de  MUe.  B. 
1885  (Union  des  femmes  peintres  et  sculpteurs).  4*. 
Paris  1885.  — J.  Üastien-Lepage  and  his  art.  A Memoir 
by  Andre  Theuriet  . . and  a Study  of  Marie  B.  by 
Mat  bilde  Blind,  London  1892.  — F,  Bournand, 
Trois  grandes  artistes:  Elis.  Vig6e-Lebrun,  Rose 
Bonheur  ct  Marie  BashkirtscfT,  Paris  1906. 

IV.  Ntumann. 

Baschta,  Joh.,  goß  (1589)  ein  Taufbecken 
für  die  Kirche  zu  Castolovic  (Böhmen). 

Teige. 

Basconi,  L u i g i,  Maler  in  Rom  um  1786 ; 
nur  erwähnt  von  Zani,  Enc.  met.  III  116. 

Base  (Basel),  Andries  van  den,  Bild- 
schnitzer in  Antwerpen,  in  der  Zunft  von 
1685 — 99  mehrfach  genannt. 

Liggeren  II. 

Basebe,  C.,  Porträtminiaturmaler  u.  Litho- 
graph in  London,  stellte  1843 — 1879  in  der  R. 
Academy  ziemlich  regelmäßig  aus. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  — Graves,  The 
R.  Acad.  of  Arts,  I 137.  * 

Baseggi,  Giovanni  Battist a,  Archi- 
tekt von  Mailand,  geb.  1789,  + am  19.  6.  1838, 
Schöpfer  des  schönen  Palazzo  Mclzi  an  der 
contrada  del  Monte  daselbst. 

B o n i,  Biografia  degli  artisti.  H.  V. 

Baseggio,  Antonio,  italien.  Holzbild- 
schnitzer, tätig  in  Ferrara  um  1740. 

Cittadella,  Not.  rel.  a Ferrara  1864,  I 
703.  P.  K. 

Baseggio,  Giuseppe,  Holzschnitzer,  Sohn 
und  Schüler  von  Sante  B.  d.  Ä.,  geb.  um  1727 
zu  Rovigo,  t am  2.  8.  1775  in  Sinigaglia. 
Er  fertigte  zu  Rovigo  verschiedene  Holzsta- 
tuen für  Brüderschaften  zu  Prozcssionszwek- 
ken  und  nach  der  Zeichnung  seines  Bruders 
Massimino  eine  Statue  der  Maria  für  die 
Kirche  S.  Concezione,-  einige  Zeit  war  er 
auch  zu  Ferrara  tätig. 

B a r t o 1 i,  Le  Pitture  etc.  di  Rovigo.  p.  55, 
322.  — Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baseggio,  Massimino,  Ornament-  und 
Architekturmaler  in  Fresko,  Sohn  des  Sante 
B.  d.  Ä.,  geb.  zu  Rovigo  den  13.  5.  1737,  f 
1813.  Früh  mit  seinem  Vater  nach  Ferrara 
gezogen,  lernte  er  dort  unter  dem  Maler  Giu- 
seppe Facchinetti  und  dem  Baumeister  An- 
tonio Foschini;  er  scheint  später  nach  Ro- 
vigo zurückgekehrt  zu  sein,  da  er  dort  viel- 
fach tätig  war.  Er  schmückte  Fassaden  von 
Häusern  und  das  Innere  von  Kirchen  mit 
architektonischen  Darstellungen  in  Fresko, 
farbig  oder  grau  in  grau.  So  in  Ferrara  die 
Kirchen  S.  Maria  de’  Servi  und  S.  Agostino; 
in  Rovigo  S.  Bartolommeo  u.  S.  Concezione, 
wie  auch  das  Theater  Roncale.  Auch  in  der 


594 


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Bascggio  — Baset 


Umgegend  von  Ferrara,  in  Lendinara  usw. 
war  er  tätig. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  (mit  ält.  Lit.).  H.  V. 

Baseggio  (Basseggio,  Basejo),  Pietro, 
Baumeister  in  Venedig.  In  einer  nach  seinem 
Tode  ausgestellten  Urkunde  vom  16.  9.  1361 
(worin  den  drei  Kindern  des  „Basejo"  eine 
Forderung  an  den  Nachlaß  des  wegen  Hoch- 
verrats hingcrichtctcn  Filippo  Calcndario  ge- 
richtlich zuerkannt  wird)  „magister  prothus 
palatij  novi"  genannt.  Nach  derselben  Ur- 
kunde ist  B.  schon  vor  Calcndario  gestorben, 
der  seine  Beteiligung  an  der  Verschwörung 
des  Dogen  Marino  Falicri  am  IG.  4.  1355  mit 
dem  Leben  büßte.  B.  käme  also  nach  Ur- 
kunden als  „Protomagister“  an  dem  1340  be- 
gonnenen Neubau  des  palazzo  ducale  bis  spä- 
testens 1354/55  in  Betracht.  Ob  er  aber  auch 
als  der  Schöpfer  des  Planes  des  neuen  Dogen- 
palastes, an  dem  in  der  langen  Bauzeit  des- 
selben festgchaltcn  wurde,  anzusehen  ist,  läßt 
sich  nicht  erweisen.  Da  in  den  Urkunden 
gleichzeitig  mehrere  „protomagistri“  des  Do- 
gcnpalastcs  genannt  werden  (so  z.  B.  1351  u. 
1356  ein  maestro  Enrico  oder  Henricus  als 
„protomagister  palacii"  und  „protomagister 
Communis"),  so  können  unter  diesem  Titel 
auch  nur  die  Obermeister  der  verschiedenen 
an  dem  Baue  beschäftigten  Gewerke  gemeint 
sein.  — Eine  bis  ins  14.  Jahrh.  zurückgehende 
Tradition  nennt  den  oben  erwähnten  Filippo 
Calcndario  (s.  d.)  als  den  eigentlichen  Er- 
bauer des  Dogenpalastcs,  wofür  sich  aber 
nach  den  Veröffentlichungen  Vitt.  Lazzarinis 
(s.  Lit.)  kein  einziger  urkundlicher  Beweis  er- 
bringen läßt. 

G i o.  Cadorin,  Parcri  di  XVI  archit.  in- 
torno  al  pal.  duc.  di  Venezia  dopo  l'incendio  del 
1577.  Venezia  1837  p.  122—127,  160.  — Lo- 
re n z i,  Monumcnti  del  pal.  duc.  I No.  80,  94 — 
96,  98,  102 — 104.  — Sclvatico,  Archit.  etc. 
in  Venezia,  p.  108,  520.  — M o t h e s,  Gcsch.  d. 
Bauk.  in  Venedig.  I 193,  242.  — Zanotto, 
Guida  di  Venezia,  p.  120.  — Ricci,  Stör,  dell’ 
archit.  II  334 — 336.  — Gualandi,  Mem.  orig, 
ital.  etc.  1843,  VI  114.  — P.  Paolctti,  Archit. 
e Scult.  del  rinasc.  in  Venezia,  1893  I 10.  — V. 
Lazzarini,  Fil.  Calendario  etc.  (Nuov.  Ar- 
chiv. Veneto.  IV  429 — 446)  Venezia  1894.  — 
Repcrt.  f.  K.-W.  XVIII  181,  438.  - Möl- 
me n t i,  Stör,  di  Venezia  nclla  vita  priv.  1905 
I 357.  *** 

Baseggio,  S a n t e d.  Ä.,  Holzschnitzer,  geb. 
zu  Venedig,  f zu  Ferrara  um  1766,  meist  zu 
Rovigo  tätig.  Ihm  werden  u.  a.  die  Holzsta- 
tuen der  Hl.  Bartholomäus  und  Benedikt  in 
der  Kirche  S.  Madonna  de’  Sabbioni  und  die 
geschnitzte  Kanzel  in  S.  Francesco  zuge- 
schrieben. 

B a r t o 1 i.  Le  Pitture  etc.  di  Rovigo.  p.  90, 
92,  267.  — Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baseggio,  Santo  d.  J.,  Sohn  und  Schüler 
des  Giuseppe  B.,  Holzschnitzer  und  Baumei- 
ster, geb.  zu  Ferrara  am  1.  11.  1749,  1793  zu 
Rovigo,  wohin  er  als  Knabe  mit  seinem  Va- 
ter übergesiedelt  war,  noch  am  Leben ; aus- 


gebildct  in  Rom.  Seine  geschnitzten  Möbel, 
Rahmen  u.  s.  f.  waren  sehr  gesucht;  auch 
führte  er  größere  Arbeiten  für  Kirchen,  z.  B. 
S.  Bartolommeo  zu  Rovigo  aus,  wo  er  auch 
das  Theater  Roncale  neu  herstellte. 

B a r t o 1 i,  Le  Pitture  etc.  di  Rovigo.  p.  37, 
157,  215,  326.  — Meyer,  Kstlerlex.  H.  V. 

Baseilhac,  Jacques,  französ.  Maler  und 
Graphiker,  geb.  1874  zu  Trebours  (Hautcs 
Pyrenees),  f im  Oktober  1903  zu  Savigny-sur- 
Orge.  Er  stellte  mehrere  Jahre  im  Salon  de 
la  Societe  Nationale  des  Bcaux-Arts  aus,  dar- 
unter 1901  Illustrationen  zu  der  Chanson  des 
Gcux  sowie  einige  Zeichnungen. 

Chronique  d.  Arts.  1903  p.  271.  — Die  Graphi- 
schen Künste.  XXVII.  1904.  Mitteilgn.  p.  80. 

H.  V . 

Basejo,  s.  Baseggio. 

Basel,  F„  vläm.  Bildschnitzer,  wird  1730 
als  einer  der  Mitarbeiter  des  Theod.  Verhagen 
erwähnt  bei  Anfertigung  des  Chorgestühls 
für  die  Kirche  St.  Jcan-Baptiste  et  Jean 
l’Evangcliste  in  Mcchcln. 

E.  Marchal,  La  Sculpture  etc.  1S95  p.  546. 

H.  V. 

Basel,  s.  auch  damit  verbundene  Vornamen 
sowie  Base. 

Baseleer,  Richard,  Marinemaler,  einer 
der  interessantesten  unter  den  jungen  mo- 
dernen belgischen  Malern.  Nach  anfäng- 
lichen Ablehnungen  von  seiten  des  Publikums 
wurde  er  durch  seine  erste  Kollektivausstel- 
lung in  Antwerpen  1902,  wo  er  Studien  und 
Gemälde  in  Pastell  und  öl  zeigte,  mit  einem 
Schlage  bekannt.  Er  ist  der  Vcrherrlicher 
der  Unterscheide  („Bcnedenschelde“)  gewor- 
den und  weiß  mit  einer  breiten  impressionisti- 
schen Technik  Leben  u.  Treiben,  Luft,  Licht, 
Wasser  und  alle  atmosphärischen  Reize  in 
feingestimmten  Gemälden  frisch  und  fesselnd 
darzustellen.  Von  seinen  Werken  aus  den 
letzten  Jahren  seien  genannt:  De  Garnalen- 
vangst,  De  Visschers  in  den  Morgen,  Het 
Kerkhof,  De  Bui  (3  verschiedene  Ansichten), 
Het  Dricluik  der  Antwerpsche  Reede.  Das 
erstgenannte  Bild,  ein  Pastell,  sah  man  auch 
auf  der  Düsseldorfer  Ausst.  1904,  das  Ge- 
mälde „Die  Abreise"  auf  der  großen  Berliner 
Ausst.  1907  und  „Die  Fischer“  auf  der  Jahres- 
ausst.  in  München  1907. 

Onzc  Kunst,  1905  p.  69  ff.,  Artikel  von  V.  d e 
M c i j c r c,  mit  Abb.  — Lemonnier,  L’ecole 
beige  de  peinture,  Bruxelles  1906  p.  225.  *• 

Baseler,  C o r n e 1 i s (de  jonge)  u.  L u c a s, 
Maler,  1554  als  Mitglieder  der  St.  Lukasgilde 
in  Antwerpen  genannt. 

De  Liggcren  I 186. 

Basemont,  s.  Bazemont. 

Baset,  D.  J a i m e,  Maler,  geb.  in  Valencia 
1762.  Schüler  der  dort.  Akademie  von  S. 
Carlos,  die  ihm  1782 — 89  verschiedene  Preise 
zuerkannte.  Hauptsächlich  Blumenmaler. 

V i n a z a,  Adic.  II  50.  — A 1 c a h a 1 i,  Art. 
Valcnc.  57.  M.  v.  B. 


595 


38* 


Baset  — Basile 


Baset,  Macsc  Pedro,  span.  Architekt,  der 
in  Gemeinschaft  mit  Jaime  Alfön  1476  den 
got.  Kreuzgang  des  Klosters  auf  dem  Mont- 
serrat ausführte. 

V i ft  a z a,  Adic.  I 23,  M.  v.  B. 

Basevi,  George,  (F.  R.  J.  B.  A.;  F.  R.  S.; 
F.  S.  A.),  Architekt,  geh.  in  London  am  1.  4. 
1794,  f in  Ely  am  16.  10.  1845.  Er  war  der 
jüngere  Sohn  von  George  B.,  dessen  Schwe- 
ster Maria  Isaac  D’Israeli  heiratete  und  die 
Mutter  des  Benjamin  D’Isracli,  Earl  of  Bea- 
consfidd,  wurde.  Erzogen  in  der  Schule  des 
Dr.  Burney  in  Greenwich,  wurde  er  dann 
Schüler  des  Architekten  Sir  John  Soane  1811. 
Im  Jahre  1816  trat  er  seine  Studienreise  naclt 
Italien  und  Griechenland  an,  wo  er  3 Jahre 
blieb.  1819  kehrte  er  nach  England  zurück 
und  errichtete  bald  darauf  die  St.  Thomas- 
kirchc  in  Stockport,  Cheshire,  und  die  Kirche 
S.  Mary  in  Greenwich,  beide  im  romanischen 
Stile.  Zwischen  1825—40  entwarf  und  leitete 
er  den  Bau  der  Häuser  im  Belgravc  Square 
(ausgenommen  derjenigen  an  den  Ecken). 
Ferner  leitete  er  den  Bau  des  Thurloe  Square 
und  anderer  Häuser  in  South  Kensington. 
1S34  erweiterte  er  das  Middlesex-Hospital 
in  London,  1835  gewann  er  den  Wettbewerb 
um  den  Bau  des  Fitzwilliam-Museums  in 
Cambridge  und  begann  im  nächsten  Jahre  die- 
sen Bau,  der  sein  Meisterwerk  ist.  Bei  B.s 
Tode,  1845,  wurde  C.  R.  Cockerell  (R.  A.)  mit 
der  Vollendung  des  Baues  betraut,  befolgte 
aber  im  allgemeinen  die  Pläne  Basevis.  In 
dessen  letzte  Lebensjahre  fällt  auch  noch  ein 
anderer  wichtiger  Bau,  nämlich  das  Conscr- 
vative  Club  House,  in  der  S.  James’  Street, 
das  er  1843 — 45  zusammen  mit  Sidncy  Smirke 
(A.  R.  A.)  erbaute.  Im  letzteren  Jahre  hatte 
er  auch  übernommen,  den  Carlton  Club  in 
Pall  Mall  umzubaucn,  aber  noch  vor  Beginn 
der  Arbeit  starb  er  plötzlich  infolge  eines 
Sturzes  bei  Besichtigung  des  Glockenturmes 
der  Ely-Kathedralc.  In  den  Jahren  1820 — 37 
stellte  er  sechsmal  in  der  R.  Academy  aus  und 
zwar  hier  auch  die  Entwürfe  für  Belgravc 
Square  u.  das  Fitzwilliam-Museum. 

The  Buildcr,  1845,  vol.  III  p.  229,  209,  510.  — 
The  Art  Union,  1845  p.  345  (Nekrolog).  — Civil 
Engineer  & Architect’s  Journal,  vol.  IX,  May 
1846,  p.  129;  December  1840,  p.  301.  — Archi- 
tectural  Publication  Society 's  Dictionary  of  Ar- 
chitccturc,  1853  p.  33.  — Gaz.  d.  b.-arts,  II  Per. 
XXXIII  p.  199.  — Graves,  The  R.  Acad.  of 
Arts,  I 13S.  — Dictionary  of  Nat.  Biography, 
1908,  I 1274.  M.  W.  Brockwell. 

Basgape,  s.  Bcscapt. 

BashenoS,  Wassili  Iwänowitsch, 
russ.  Architekt,  geb.  am  1.  3.  1737  im  Malo- 
jaroslawschen  Kreise  des  Gouvernements  Ka- 
luga;  f am  2.  8.  1799  in  Petersburg,  erhielt 
den  ersten  Unterricht  in  der  Lateinschule  in 
Moskau,  besuchte  von  1751  an  die  Bauschule 
des  Fürsten  Dmitri  Uchtomski,  dann  die 
Moskauer  Universität  und  kam  1758  in  die 


Petersburger  Kunstakad.  1760  wurde  er  Ge- 
hilfe des  Hofarchitekten  Grafen  F.  Rastrelli 
und  1761  zur  weiteren  Ausbildung  nach  Paris 
geschickt.  Nach  einem  Besuche  Italiens  kehrte 
er  1765  nach  Petersburg  zurück  u.  wurde  un- 
ter Ernennung  zum  Artillerie-Kapitän  am  Hofe 
mit  der  Bearbeitung  verschiedener  Projekte 
beschäftigt,  worunter  das  Projekt  eines  neuen 
Kremls  in  Moskau  das  bedeutendste  war.  (Das 
Modell  kostete  60  000  Rbl.,  die  Ausführung 
war  auf  30  Mill.  Rbl.  berechnet.)  1784  wurde 
er  zum  Mitglied  der  Kunstakad.  erwählt  und 
von  Kaiser  Paul  zu  ihrem  Vizepräsidenten 
ernannt.  Von  ihm  stammt  das  Projekt  zum 
Palais  im  Katharinenhofschen  Park  mit  der 
Orangerie  und  dem  Tiergarten ; in  Petersburg 
erbaute  er  das  Arsenal  (jetzt  Gerichtsgebäude) 
an  der  Liteinaja,  das  Arsenal  im  Kreml  zu 
Moskau  u.  das  Palais  in  Zaritzina.  Der  Bau 
des  letztgenannten  wurde  von  der  Kaiserin  für 
unschön  gefunden  und  B.  aus  dem  kaiserl. 
Dienste  entlassen.  1792  wurde  er  begnadigt 
und  nach  Petersburg  zurückberufen,  wo  er  ein 
Palais  für  den  Großfürstcn-Thronfolger  aus- 
führte, dem  mehrere  Gebäude  für  die  Flotte 
in  Kronstadt  folgten.  Von  ihm  auch  ein  Ver- 
such zu  einer  Gesch.  d.  bild.  Künste  in  Ruß- 
land. 

Fiorillo,  Kleine  Schriften  II  67.  — Boatni. 
3imwuon.  Große  Encyklop.)  II  402.  — Kunst  u. 
Kstler.  VI  281,  283.  W.  Mettmann. 

Bashkirtseff,  s.  Baschkirsnva. 

Basile,  E r n e s t o,  italien.  Architekt,  geb. 
am  31.  1.  1857  in  Palermo,  tätig  daselbst  als 
Direktor  des  R.  Istituto  di  Belle  Arti  und  als 
Architekturprofessor  an  dieser  Akademie  wie 
an  der  Universität  zu  Palermo.  Schüler  sei- 
nes Vaters  Giov.  Batt.  Filippo  B.,  wurde 
Ernesto  B.  1877  Hilfslehrer  für  Architektur 
an  der  Scuola  di  Applicazione  zu  Palermo, 
1880 — 90  Professor  der  Architektur  an  der 
Scuola  di  Applicazione  in  Rom  und  errang 
erste  Preise  mit  Konkurrenzarbeiten  für  den 
dortigen  Palazzo  di  Giustizia  (1884 — 87)  und 
für  den  Parlamentspalast  (1884 — 89),  und 
gleichzeitig  erbaute  er  dort  das  Palais  des 
Malers  Villcgas.  1885  übertrug  ihm  die  ita- 
lien. Regierung  Entwurf  und  Ausführung  des 
Nationaldenkmales  für  die  Gefallenen  von  Ca- 
latafimi  (enthüllt  1892).  1888  entwarf  er  die 
Monumentalbauten  für  den  Zugang  zur  Ave- 
neida  da  Libcrtaqao  zu  Rio  de  Janeiro.  So- 
dann wurden  nach  seinen  Plänen  die  Bauten 
der  Esposizione  Nazionale  zu  Palermo  von 
1891 — 92  errichtet.  Seine  Hauptwerke  in 
Palermo  sind : Die  Vollendung  des  von  sei- 
nem Vater  entworfenen  und  errichteten  Tea- 
tro  Massimo  Vittorio  Emanuele  (1891 — 97), 
die  Palazzi  Bordonaro,  Francavilla,  Patemö, 
Beliella,  die  Villen  Vincenzo  Florio,  Fassini, 
Basile,  das  Grand  Hotel  Villa  Igiea,  das  Sana- 
torium für  Lungenkranke  u.  die  Adelskapellen 
Nicosia,  Guarnaschelli,  Scalea,  Gangi,  Ala- 


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Basile 


gona;  in  Rom  der  Palazzo  Antonio  di  Ru- 
dini  und  die  Villa  Carlo  di  Rudini,  in  Cal- 
tanissetta  das  Erlöser-Monument,  in  Cani- 
catti  das  Theater  und  die  Villa  Lombardo,  in 
Licata  der  Palazzo  Mutiicipale  usw.  Ferner 
entwarf  er  die  Pläne  für  die  Esposizionc 
Agricola  in  Palermo  1902  und  die  durch  ein 
Ehrendiplom  ausgezeichneten  Dekorationen  für 
die  Ausstellungssäle  der  südlfchen  Provinzen 
in  der  Mostra  Internazionale  zu  Venedig.  Auf 
der  Mailänder  Ausstellung  1906  erhielt  er  für 
die  von  ihm  ausgestellten  Baupläne  ein  Ehren- 
diplom und  für  den  nach  seinen  Plänen  aus- 
geiiihrtcn  Pavillon  Florio  den  Grand-Prix. 
Zur  Zeit  arbeitet  B.  in  Rom  am  Baue  des 
neuen  Sitzungssaales  des  Palazzo  di  Monte- 
citorio,  in  Palermo  am  Baue  der  neuen  Uni- 
versitätsaula, des  Sparkassengebäudes  usw. 

— Als  Architckturschriftsteller  veröffent- 
lichte er:  Sulla  costruzione  dei  teatri  (1883), 
Sul  Palazzo  di  Giustizia  in  Roma  (1884),  11 
monumento  nazionale  di  Calatafimi  (1885), 
Su  i mezzi  alti  a garantire  la  sicurczza  dei 
teatri  in  capo  d’incendio  (1883),  Sul  palazzo 
dcl  parlamento  italiano  (1890),  Ulustrazione 
dcl  Teatro  Massimo  Vittorio  Emanuele  in 
Palermo  (1896).  Er  ist  Ehrenmitglied  vie- 
ler italienischer  Akademien  und  seit  1893  be- 
ratendes Mitglied  der  Giunta  Superiorc  di 
Belle  Arti  per  clezione  degli  artisti.  — In 
allen  seinen  Bauten  weiß  er  die  Stilelemente 
der  älteren  sizilian.  Architektur  mit  den  Mo- 
tiven des  modernen  „Stile  floreale“  in  gra- 
ziöser und  korrekter  Weise  zu  vereinigen. 
Auf  diesem  Wege  ist  er  zu  einer  charakteri- 
stischen Eigenart  gelangt,  die  seine  Arbeiten 
leicht  von  denjenigen  anderer  Architekten  des 
heutigen  Italiens  unterscheiden  läßt.  Als  hoch- 
begabter Zeichner  bringt  er  in  seinen  Bauten 
außerdem  eine  Dekoration  von  ebenso  an- 
mutigem wie  erlesenem  Geschmack  zur  Gel- 
tung. Endlich  ist  er  einer  der  ersten  italicn. 
Baukünstler,  die  sich  auch  auf  dem  Gebiete 
der  Möbelarchitektur  erfolgreich  betätigt  ha- 
ben. 

Gubernatis,  Diz.  d.  Art.  ital.  viventi 
(1889).  — Illustraz.  Ital.  1891,  I 222,  399.  — 
Natura  ed  Arte  1896 — 1906  an  vielen  Stellen. 

— Arte  e Storia  IX  17  ff. ; XXV  134  ff.  — W i 1- 
lard,  History  of  mod.  ital.  art  (1902)  p.  571. 

— The  Studio  1904,  XXX  75  (mit  Abb.).  — 

Nuova  Antologia  1907,  vol.  128,  p.  166  ff.  — 
V.  Pica,  Esposiz.  Venez.  1907,  p.  36  ff.,  42  ff. 
(Abb.).  — Cällari,  Palazzi  di  Roma  (1907) 
p.  233.  G.  Tutino. 

Basile,  Francesco,  Porträtmaler  in  Nea- 
pel um  1700. 

Zani,  Enc.  III  117.  — Napoli  Nobil.  VII  12. 

Basile  Francese,  s.  Basilio  Francese. 

Basile,  G e n n a r o,  k.  k.  Hofmaler,  wurde 
1722  im  Neapolitanischen  geboren,  malte  1756 
im  Schlosse  Seeburg  im  Salzburgischcn  das 
Altarblatt  „Der  hl.  Rupert“  und  ließ  sich 
später  dauernd  in  Brünn  nieder,  wo  er  am 


22.  7.  1782  starb.  Sein  Bildnis  befindet  sich 
im  Schlosse  Leopoldskron  bei  Salzburg.  Von 
seinen  in  Mähren  ausgeführten  Arbeiten  sind 
bekannt:  Das  Gemälde  des  hl.  Nikolaus  auf 
dem  Hochaltarblatt  in  Gr.  Meseritsch,  wel- 
ches aber  nicht  mehr  existiert  und  durch  ein 
neues  von  dem  Iglauer  Maler  Franz  Preiss 
gemaltes  Bild  ersetzt  ist,  das  Scitenaltarblatt 
der  schmerzhaften  Muttergottes  daselbst,  das 
Hochaltarblatt  „Der  hl.  Wenzel“  in  der  Kirche 
zu  Swratka  und  das  Hochaltarblatt  „Der  hl. 
Martin“  in  der  Kapelle  St.  Michael,  gemalt 
1775.  — Von  ihm  auch  das  Porträt  des  letz- 
ten Abtes  d.  Bcncdiktinerklosters  Kladran, 
Amandus  Streer,  auf  der  Rückseite  bez.  G:ro 
Basille  pinx.  1770  (s.  G.  Schmidt,  Eine  Mieser 
Chron.  d.  18.  Jahrh.,  Mies  1907  p.  111  [mit 
Abb.]).  (Notiz  v.  Br.  Bischoff.) 

Cerroni,  Gcsch.  der  bild.  Künste  in  Mäh- 
ren u.  Ö.-Schlesicn,  III  (Ms.  des  mähr.  Landes- 
Arch.).  — Schweigel,  Verzeichnis  der  Ma- 
ler etc.  in  Brünn  von  1588 — 1800  (Ms.  des  mähr. 
Landes-Arch.).  — W o 1 n <r,  Kirchl.  Topogra- 
phie, Brünner  Diözese  III  53,  78  u.  88.  — 
Meyer,  Kstlerlex.  III.  IV.  Schram. 

Basile,  Giovanni  Battista  Filippo, 
sizil.  Architekt,  geb.  1825  in  Palermo,  aus- 
gebildet am  dortigen  Atenco,  an  dem  er  dann 
nach  Vollendung  seiner  Studien  schon  früh- 
zeitig als  Lehrer  wirkte,  sowie  später  in  Rom 
unter  Tortolini,  Venturoli,  Cavalieri,  Canina 
etc.  1848  nach  Palermo  zurückgekchrt,  wid- 
mete er  sich  zunächst  dem  Studium  der  histo- 
rischen Baudenkmäler  Siziliens,  um  dann  an 
der  bald  nach  1860  in  Palermo  gegründeten 
Architekten-  und  Ingenieurschule  eine  ordent- 
liche Professur  und  schließlich  das  Direktorat 
zu  übernehmen.  1864  errang  er  bei  der  für 
den  Neubau  eines  Opernhauses  in  Palermo 
ausgeschriebenen  Preiskonkurrenz,  in  deren 
Jury  Gottfried  Semper  als  Vorsitzender  fun- 
gierte, den  ersten  Preis.  Mit  der  Ausführung 
dieses  größten  Theaterbaues  ganz  Italiens,  des 
„Teatro  Massimo“,  war  B.  dann  bis  zu  seinem 
Tode  (16.  6.  1891)  dauernd  beschäftigt.  (Sein 
Sohn  Erncsto  B.  vollendete  den  Bau  1897.) 
— Daneben  schuf  B.  im  Aufträge  der  italien. 
Regierung  die  Entwürfe  für  die  italienische 
Abteilung  der  Pariser  Weltausstellung  1878; 
ferner  für  Palermo  die  Entwürfe  zur  Piazza 
Marina  und  zur  Piazzetta  S.  Spirito  sowie  für 
die  Villen  Santocanalc,  Cruillas,  Favaloro  etc. ; 
endlich  die  Entwürfe  für  die  Theaterbauten 
zu  Girgenti,  Militello  u.  Marsala,  für  die 
Cimiteri  zu  Monreale  und  Mistretta,  für  die 
Villa  pubblica  zu  Caltagirone  etc.  — Als 
Schriftsteller  veröffentlichte  B.  seit  1855  eine 
Reihe  ingcnieurwissenschaftlichcr  und  archi- 
tekturgeschichtlichcr  Bücher  und  Periodica. 
Er  war  Präsident  bezw.  Ehrenmitglied  zahl- 
reicher gelehrter  und  künstlerischer  Körper 
schäften,  Akademien  etc. 

Gubernatis,  Diz.  degli  Artisti  ital.  viventi 
(1889).  — Kunstchronik  1891  p.  545.  — Illustraz. 


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Basiletti  — Basire 


Italiana  1891,  2.  sein.  No.  27  p.  4.  — Napoli 
Nobiliss.  XIII  109.  — A.  R.  Willard,  Hi- 
story  of  modern  Italian  art  (1902)  p.  570 — 73 
(mit  Abb.).  * 

Basiletti,  L u i g i,  Maler  zu  Brescia,  gcb. 
daselbst  1780,  f 1860.  Schüler  von  Santo 
Cattaneo,  bildete  sich  in  Bologna  und  Rom 
weiter  aus.  In  Rom  wurde  er  mit  Canova 
bekannt  und  malte  dessen  Bildnis.  Nach 
Brescia  zurückgekchrt,  gelangte  er  bald  zu 
Ansehen  und  fand  reiche  Beschäftigung.  Im 
Duomo  Nuovo  ist  von  ihm  ein  Altarbild,  der 
Schutzengel  mit  einem  Knaben,  oben  Gott 
Vater  mit  Engeln ; in  der  Galerie  Tosio  der 
Tod  der  Niobiden.  Ebendort  befinden  sich 
auch  mehrere  Landschaften  von  ihm  (Tempel 
der  Sibylle  zu  Tivoli,  die  Insel  Ischia  u.  a.*) ; 
eine  der  besten,  La  Cascata  di  Tivoli,  in  der 
Brera  zu  Mailand.  — Von  ihm  auch  eine  Ra- 
dierung: Ausgegrabene  römische  Ruinen,  qu. 
Fol.  und  eine  Lithographie:  Das  Grabmal  des 
Nero.  4. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  (mit  ält.  Lit.).  — 
C a m p o r i,  Lettere.  — Fenaroli,  Diz.  d. 
art.  Bresc.  1877,  — Giorn.  Arcadico,  1819  vol. 
IV  102,  240,  H.  V. 

Basili,  G i a c o m o,  Architekt  von  Palermo, 
erbaute  1600  für  Olivetaner  Mönche  daselbst 
das  Kloster  S.  Maria  dcllo  Spasimo. 

H.  Janitschek  in  Repertor.  f.  Kstwissen- 
schaft.  III.  1880  p.  14C.  H.  V. 

Basili,  Pier  Angel o,  Maler,  geb.  in 
Gubbio  nach  1550,  t daselbst  1604.  Schüler 
und  Nachahmer  des  Felice  Damiani  und  des 
Cristoforo  Roncalli.  Lanzi  rühmt  seinen  Stil 
und  sein  Kompositionstalent.  Er  malte  1593 
im  Aufträge  der  Stadt  einen  Gonfalone  mit 
den  Figuren  des  S.  Ubaldo  und  des  Täufers, 
der  an  Ort  und  Stelle  nicht  mehr  existiert, 
restaurierte  1600  die  Madonna  della  Miseri- 
cordia  des  Ottaviano  Nelli  in  S.  Agostino  in 
Gubbio,  unter  Hinzufügung  von  8 neuen  Fi- 
guren, und  malte  gemeinsam  mit  Brunorino 
1601 — 1602  Fresken  im  Presbyterium  von  S. 
Crocc  daselbst  (zugrunde  gegangen).  Seine 
Fresken  im  Kloster  S.  Ubaldo  und  eine  figu- 
renreiche Bergpredigt  in  der  Kirche  S.  Mar- 
ziale,  mit  reicher  Architektur,  waren  beson- 
ders geschätzt. 

Raughiasci,  Elenco  de’  Profcssori  Eugu- 
bini  in  der  Sienes.  Ausg.  des  Vasari  IV  (am 
Ende).  — Ricci,  Belle  Arti  a Gubbio,  1831 
p.  16.  — Lanzi,  Storia  pitt.  1834,  II  114.  — 
Bonfatti,  Mem.  stör,  di  Ottav.  Nelli,  Gubbio 
1843  p.  9.  — Crowe  u.  Cavalcaselle, 
Gesch.  der  ital.  Malerei.  D.  Ausg.  IV  99.  — 
L u c a r e 1 1 i,  Guida  di  Gubbio,  1895  p.  449. 

Walter  Bombe. 

Basilicata,  A u r c 1 i o di,  italicn.  Bildhauer 
aus  Neapel  (de  regno  Neapoli),  bis  1539  in 
Palermo  urkundlich  erwähnt. 

Di  M a r z o,  I Gagini  I 27,  474  ff. ; II  217  ff., 
221.  E.  Mauceri. 

Basilicata,  Francesco  di,  Architekt  in 
Palermo,  Bruder  des  Aurelio  di  B.,  1526— 
1545  urkundlich  erwähnt. 


Filangieri,  Indice  degli  Artcfici,  Napoli 
1891. 

Basilicata,  Pietro  della,  s.  Afesa,  P. 

Basilio,  Bildhauer  in  Venedig,  f vor  dem 
20.  6.  1451. 

Archivio  Vencto  XXXIII  419.  A.  Baracchi. 

Basilio  (Basilc)  Francese,  französ.  Ma- 
ler der  2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.,  tätig  in  Rom. 
Von  ihm  daselbst  eine  Altartafel  mit  dem 
hl.  Nikolaus  in  der  zweiten  Kapelle  der  Kirche 
Gesü  e Maria.  Nach  Zani  (Enc.  met.  III  117) 
blühte  der  Künstler  um  1710. 

Meyer,  Kstlerlex.  III  99.  H.  V. 

Basilio,  N i c o 1 ö,  sizilian.  Miniaturist  und 
Holzschneider,  dessen  Bildnis  sich  im  Museo 
Gualdo  zu  Vicenza  befindet ; ebenda  auch 
einige  Arbeiten  von  seiner  Hand.  Sein  Por- 
trät trägt  die  Datierung  1650,  aber  es  kann 
zweifelhaft  sein,  ob  dies  das  Jahr  der  Geburt 
des  Künstlers  oder  das  Jahr  der  Entstehung 
des  Bildes  anzeigt. 

Nuovo  Arch.  Vencto  VIII,  parte  II,  p.  424  f. 

A.  Baracchi. 

Baailio  da  Ravenna,  s.  Bosani,  B.  dci. 

Basilio  da  la  Ringhiera,  Kunststicker 
in  Bologna,  lieferte  1460  Arbeiten  für  die  cap- 
pella dei  Notai  in  S.  Pctronio  in  Bologna. 

Repert.  f.  K.-W.  XXI  177. 

Baailisco,  Andrea,  Maler  in  Venedig,  ur- 
kundlich erwähnt  1444 — 1458,  u.  zwar  mehr- 
fach in  Gemeinschaft  mit  dem  Bildschnitzer 
Gasparino  Moranzonc. 

Archivio  Veneto  XXXIII  401 ; XXXIV  204.  — 
P.  Paoletti,  Archit.  e Scult.  etc.  in  Venezia 
(1893)  p.  98.  A.  Baracchi. 

Basilius  (Wasyl),  ruthcnischcr  Maler  in 
Lemberg,  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrh. 
Er  war  Hofmaler  des  Königs  von  Polen,  Jo- 
hanns III.  Sobieski,  welcher  im  Januar  16S7 
in  der  griechisch-katholischen  Kirche  zu  Lem- 
berg selbst  mit  der  Königin  Maria  Casimira 
der  Vermählung  des  Künstlers  beiwohnte. 
Er  malte  meistens  Altarbilder  für  ruthenische 
Kirchen  in  Lemberg,  Krcchöw,  Krasnopusty 
usw.  Mehrere  große  Schlachtenbildcr  aus  den 
türkischen  Kriegen  des  Königs  Sobieski,  in 
der  Pfarrkirche  zu  Zcdkiew,  sollen  ebenfalls 
von  seiner  Hand  sein. 

Bischof  Andreas  Zaluski,  Epistolae  hi- 
storico-familiares  1 1010,  1011.  — Rasta- 
wieck i,  Slownik  mal.  polskich  I 50 ; III  129, 
130.  Dr.  Georg  Graf  Mycielski. 

Basille,  s.  Basile. 

Basin,  Maler  und  Vergolder  zu  Angers,  er- 
hält 1704  Zahlungen  für  im  Stadthaus  ausge- 
führte Malereien. 

C.  Port,  Artistes  angevins.  1881.  H.  V. 

Basin,  Pierre,  Werkmeister  von  Noyon, 
1365  zum  Sachverständigen  über  sämtliche 
Bauarbeiten  der  Stadt  ernannt. 

B i r a r d,  Dict.  biogr.  etc.  1872.  H.  V. 

Basin,  s.  auch  Bazin. 

Basire,  James  I.  Von  den  drei  Kupfer- 
stechern dieses  Namens  ist  der  älteste,  gcb. 
am  6.  10.  1730  zu  London,  f daselbst  am  6.  9. 


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Basire  — Baspre 


1802,  der  Sohn  des  Isaak  B.,  der  hervor- 
ragendste. James  besuchte  Italien,  zeichnete 
in  Rom  nach  Raffaels  Werken,  wurde  um 
1760  Stecher  der  Society  of  Antiquaries  zu 
London,  1770  der  Royal  Society  daselbst.  In 
der  Free  Society  of  Artists  bekleidete  er  die 
Stelle  eines  Sekretärs.  Richtige  Zeichnung 
und  treue  Grabstichelführung  werden  ihm 
nachgerühmt.  Hauptsächlich  stach  er  Abbil- 
dungen zu  Werken  historischen  Inhalts  und 
Bildnisse. 

Von  selbständigem  künstlerischem  Wert 
sind:  Orestes  und  Pylades,  nach  B.  West, 
1771,  und  die  Bildnisse  von  Lord  Camden. 
nach  Reynolds,  1766,  und  Lady  Stanhope  als 
„Schöne  Büßerin“,  nach  West,  1772.  Die  7 
Blätter  aus  der  Geschichte  Heinrichs  VIII. 
sind  merkwürdig  durch  das  ganz  ungewöhn- 
liche Riesenformat  der  dazu  verwendeten 
Platten.  Sic  wurden  auf  Kosten  der  Lon- 
doner Soc.  of  Antiquaries  nach  Gemälden  des 
16.  Jahrh.  in  Windsor  u.  a.  für  das  Werk: 
Vetusta  Monumenta  (1747 — 1842,  6 Bde.  Fol.) 
auf  Platten  von  meist  etwa  % m Höhe  und 
1 Vi  m Breite  gestochen:  darunter  besonders 
das  Champ  de  drap  d’or  (die  Begegnung 
Heinrichs  VIII.  mit  Franz  I.  1520,  nach 
Zeichnung  von  E.  Edwards  1774).  — Außer- 
dem stach  er  die  Raffaclschcn  Kartons  in 
Hampton  Court  nach  Zeichnungen  von  R. 
Dalton,  sowie  7 Bll.,  davon  5 Landschaften, 
zu  dem  Faksimile-Werk  nach  Zeichnungen 
Guercinos,  das  Boydell  um  1765  hcrausgab. 

B a s a n,  Dict.  — S t r u 1 1,  Dict.  — Huber 
ti.  Rost,  Handbuch  IX  298.  — Z a n i,  Encicl. 
III  117.  — Heller,  Handb.  — Le  Blanc, 
Manuel.  — S.  Redgrave,  Dictionary  1878. 
— Meyer,  Kstlerlex.  (mit  Vcrz.  der  Stiche).  — 
Graves,  Soc.  of  Artists.  IV.  v.  S. 

Basire,  James  II.  Sohn  des  Vorigen,  gcb. 
am  12.  11.  1769  zu  London,  f am  13.  5.  1822 
in  Chigwell  Wells,  war  ebenfalls  Stecher  der 
Society  of  Antiquaries  und  der  Royal  Society. 
Ihm  gehören  die  17  Bll.  nach  dem  Teppich  von 
Bayeux,  nach  den  Zeichnungen  von  C.  A.  Stot- 
hard.  Publishcd  by  the  Society  of  Antiquarics 
of  London.  Vol.  VI.  1819—1828.  gr.  qu.  Fol. 

Strutt,  Dict.  — Z a n i,  Encicl.  III  117.  — 
Le  Blanc,  Manuel.  — Redgrave,  Dict. 
(1878).  — Meyer,  Kstlerlex.  W.  v.  S. 

Basire,  James  III,  Sohn  des  Vorigen,  geb. 
1796,  f am  17.  5.  1869  zu  London,  war  eben- 
falls Stecher  der  Soc.  of  Antiquaries  und 
stach  für  Gough’s  English  Cathedrals. 

Redgrave,  Dict  1878.  W.  v.  S. 

Basire,  I s a a c,  engl.  Kupferstecher,  geb. 
1704,  f am  24.  8.  1768,  der  Vater  des  weit 
bekannteren  Stechers  James  I B.  — Isaac  war 
Kartenstecher,  machte  aber  gelegentlich  auch 
ornamentale  Stiche,  z.  B.  das  Titelkupfcr  zu 
Bailey’s  Dictionary  1755. 

Redgrave,  Dict  1878.  IV.  v.  S. 

Baskerville,  Miß  Margaret,  Bildhaue- 
rn in  Australien,  stellte  auf  der  Third  Annual 


Exhibition  of  the  Yarra  Sculptors’  Society, 
Melbourne  1901  die  lebensgroße  Statue  eines 
blumenpflückenden  Mädchens  („Gathering 
Flowers“)  aus. 

The  Studio.  1901.  XXIII  145:  H.  V. 

Baslin,  französ.  Goldschmied,  um  die  Mitte 
des  17.  Jahrh.  Von  ihm  die  Ecken,  Mittel- 
stücke und  Schließen  des  Einbandes  einer 
Pergamenthandschrift  des  Denis  Gaultier:  La 
Rhetorique  des  Dieux  (kl.  qu.  Fol.,  im  Be- 
sitz des  kgl.  Kupferstich-Kabinetts  Berlin). 
Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  Goldschmied 
Claude  B.,  welcher  für  den  Hochaltar  von 
Notre-Damc  zu  Paris  silberne  Leuchter  an- 
gefertigt hatte,  welche  jedoch  im  18.  Jahrh. 
durch  vergoldete  kupferne  des  Philippe  Cafieri 
ersetzt  wurden. 

Repert.  f.  Kstwissenschaft.  VIII  107.  — Nouv. 
Archiv,  de  l’art  frans.  3°  Serie,  VI.  1890  p.  5. 
Anrakg.  2.  H.  V. 

Baso,  D.  B 1 a s.,  Töpfer  in  Sevilla,  der  im 
18.  Jahrh.  feines  Steingut  (Halbporzellan) 
fertigte. 

G e s t o s o,  Artif.  Sevill.  I 74.  M.  v.  B. 

Basoco,  Diego  de,  span.  Architekt,  Bild- 
hauer und  Kunstschreiner,  geb.  zu  Gordejuela 
in  Biscaya,  + 1621  in  Valladolid.  1597  er- 
scheint er  als  Kurator  der  minderjähr.  Söhne 
des  Isaac  de  Juni.  1602  erwirbt  er  ein  Haus 
in  der  calle  del  Sacramento  in  Valladolid. 

1619  erhält  er  eine  Zahlung  für  den  Altar 
(dessen  bildnerischer  Schmuck  von  Gregorio 
Hernandcz  stammte)  und  das  Chorgestühl  der 
Franziskanerkirche  in  Aranzazu  in  Guipuzcoa. 

1620  ist  er  Zeuge  im  Testament  der  Anna 
Maria  de  Juni,  Gattin  des  Benito  Chamosso. 

1621  übernimmt  er  die  Ausführung  des  Hoch- 
altars der  Kirche  S.  Miguel  in  Fuente  Am- 
pudia,  gibt  aber,  da  er  erkrankt,  diesen  Auf- 
trag an  Pedro  Martinez  de  Colina  ab,  macht 
am  16.  11.  1621  sein  Testament  und  muß  un- 
mittelbar darauf  gestorben  sein.  Aus  seiner 
Ehe  mit  Bcrnardina  de  Carvajal  hatte  er  eine 
Tochter  Magdalena,  die  1610  den  Bildhauer 
Agustin  Castano  heiratete. 

Llaguno  y Amirola,  Not.  III  178,  — 
Marti  y Monsö,  Est.  hist,  artist.  404. 

Af.  v.  B. 

Basoli,  Antonio,  Maler  von  Dekoratio- 
nen und  Architektur-Prospekten,  zu  Anfang 
des  19.  Jahrh.,  gebürtig  von  Bologna.  In  der 
Akademie  daselbst,  dann  in  Rom  durch  eigene 
Studien  wcitcrgcbildet,  hatte  er  seinerzeit  mit 
dekorativen  Arbeiten  in  Palästen  und  für 
Theater  großen  Erfolg. 

Meyer,  Kstlerlex.  III.  H.  V. 

Basotti,  s.  liassott i. 

Baspr§,  d c,  französ.  Maler  des  18.  Jahrh., 
nur  bekannt  durch  ein  signiertes  Gemälde  in 
der  Kirche  von  Saint-Gondon,  darstellend 
Maria  und  Johannes  unter  dem  Kruzifix  (Ic- 
bonsgr.  Figuren  l. 

Invcnt.  gin.  d.  Richess.  d'art  de  la  France. 
Prov.  Monum.  relig.  I 212.  H.  V. 


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Bass  — Bassan 


Bass,  Johannes,  Kupferstecher,  tätig  in 
Elbing  und  Danzig,  laut  Bezeichnung  auf  sei- 
nen Stichen  1G16 — 1655.  Man  kennt  von  ihm : 
ein  Bildnis  des  Königs  von  Polen,  Wladislaus 
Jagiello,  dat.  1638,  und  dasjenige  des  Israel 
Hopp;  eine  Kopie  nach  dem  Dürerschen  Se- 
bastianstich B.  55,  eine  solche  nach  J.  Callot, 
Durchgang  der  Israeliten  durch  das  rote 
Meer ; ferner  einige  Ansichten  von  Danzig 
(1652j  und  Elbing  (1655). 

K.  v.  R 6 z y c k i.  Die  Kupferstecher  Danzigs, 
1S93  p.  8.  H.  V. 

Bassa,  F e r r e r,  s.  Ferrcr. 

Bassaeus,  N i c o 1 a u s,  gab  um  1570  zu 
Frankfurt  a.  M.  Stickmuster  in  Holzschnitt 
heraus. 

Bassaget,  französ.  Maler  und  Lithograph 
des  10.  Jahrh.,  stellt  in  seinen  Genrebildern 
mit  Vorliebe  das  Leben  der  Kinder  dar.  Fer- 
ner hat  er  nach  eigener  Erfindung  die  fünf 
Sinne  und  eine  Monge  architektonischer  De- 
tails aus  verschiedenen  Stilen  lithographiert, 
Regnier  nach  ihm  einige  weibliche  National- 
typen. — Wahrscheinlich  derselbe  Künstler, 
der  im  Salon  von  1824  zu  Paris  ein  größeres 
Gemälde,  Abraham  und  Isaak,  ausstellte. 

Gäbet,  Dictionnaire.  — Meyer,  Kstlerlex. 

H.  V. 


Bassalectus,  s.  Vassalettus. 

Bassan,  Johann,  Maler  aus  Glogau ; ar- 
beitete 1659  am  Hochaltar  des  Domes  in 
Glogau  und  wird  noch  1668  urkundlich . er- 
wähnt. c.  B. 

Bassan,  Israel,  Blumen-  u.  Dekorations- 
maler in  Verona,  + 1792,  42  Jahre  alt. 

Zannandreis,  Le  Vite  dei  pittori,  scul- 
tori  etc.  Veronesi,  ed.  G.  Biadego,  Verona,  1891 
p.  461.  •* 

Bassan,  Salomon,  Blumen-,  Frucht-  und 
Küchenstillebenmaler  in  Verona,  f 1770  im 
Alter  von  74  Jahren.  — Diego  Zannandreis, 
der  veroneser  Lokalforscher,  sah  von  ihm  um 
1825  in  der  dortigen  Gallcria  Salvctti  ein 
kleines  Stilleben  und  rühmt  an  B.s  Blumen- 
und  Fruchtstücken  die  Grazie  und  Frische,  an 
den  Küchenstücken  den  guten  Aufbau  und  die 
treue  Naturnachahmung,  die  an  niederländi- 
sche Arbeiten  derart  erinnerte.  Jetzt  sind 
seine  Bilder  verschollen.  — Er  war  der  Leh- 
rer seines  Sohnes  Israel,  der  ihn  an  Kunst- 
fertigkeit nicht  erreichte. 

Zannandreis,  Le  Vite  dei  pitt.,  seult.  etc. 
Veronesi,  ed.  G.  Biadego,  Verona  1981  p.  461. 


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