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Künstler von
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ALLGEMEINES LEXIKON
DER BILDENDEN KÜNSTLER
ZWEITER BAND
ALLGEMEINES LEXIKON
DER BILDENDEN KÜNSTLER
VON DER ANTIKE BIS ZUR GEGENWART
UNTER MITWIRKUNG VON 320 FACHGELEHRTEN
DES IN- UND AUSLANDES
HERAUSGEGEBEN VON
Dr. ULRICH THIEME und Dr. FELIX BECKER
ZWEITER BAND
Antonio da Monza — Bassan
LEIPZIG
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN
NEW YORK. G. E. STECHERT & Co.
1908
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ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG,
BLEIBEN VORBEHALTEN
Druck von C. G. RÖDER G. m. b. H., Leipzig.
(Fortsetzung.)
Antonio d a M o n z a, Fra, Miniaturmaler u.
wahrscheinlich auch Kupferstecher, tätig in
Mailand am Ende des 15. Jahrh. Den Na-
men Antonios kennen wir nur aus der Be-
zeichnung auf einem prächtigen miniierten
Blatte der Albertina zu Wien, das aus einem
für Papst Alexander VI. hergestellten Missale
oder Pontificale zu stammen scheint. Die In-
schrift lautet: „F. Antonii de Modoetia Mi-
norite opus D. G.“ Es ist möglich, aber kei-
neswegs sicher, daß A. identisch sei mit dem
Antonio da Monza, der (nach Moschini, Pit-
tura in Padova p. 24) im Jahre 1456 massaro
der Fraglia dei pittori in Padua war. Nach
den Werken, die wir A. auf Grund des be-
zeichneten Blattes der Albertina zuschreiben
können, arbeitet er zuerst im Stile der älte-
ren, vor-leonardesken Mailänder Schule, zeigt
sich aber auch hier schon von Leonardo be-
einflußt; später gerät er vollständig in die
Abhängigkeit von Leonardo und seiner Schule,
besonders von Luini. Außer dem erwähnten
Blatte der Albertina, das die Ausgießung des
hl. Geistes darstcllt (Abb. Albertina-Hand-
zeichnungen alter Meister II, n. 237 und 238)
werden A. zugeschrieben, die Miniaturen einer
Handschrift von La vita e le azioni di Gia-
como Sforza (Paris, Bibi. Nat. n. 9941), die
im Pontificale Cod. Ottob. lat 601 der Vati-
cana und im libro d’ore der Bona von Sa-
voien (Brit. Mus. hgb. von Warner 1894),
die Titelumrahmung in einem Exemplar der
1490 in Mailand gedruckten Sforziade des
Giovanni Simonetta (Brit Mus.), die Ver-
zierungen des Assegnamento contradotale, das
Lodovico il Moro 1494 für Bcatrice d’Este
bestellte (Brit. Mus. Add. Ms. 21413) und
eine Schenkungsurkunde Lodovicos an das
Kloster von S. M. dclle Grazie in Mailand
(Abb. Müntz, Hist, de l’art p. la ren. II 803),
ferner eine AN MA bezeichnete Miniatur,
Madonna mit Antonius Eremita, Katharina,
Engeln und Stifter, und eine Kreuztragung,
beide in der Sammlung des Herrn Leopold
Goldschmidt in Paris. Außerdem hält man
einzelne Initialen und Miniaturfragmente in
Berlin und Florenz für Arbeiten des Künst-
lers. A.s Werke zeichnen sich aus durch
alle die Eigenschaften, die am Miniaturmaler
besonders geschätzt zu werden pflegen, durch
Reichtum der Detailschilderung, Feinheit und
Schärfe der Zeichnung, Glanz der Farben
und Pracht der Verzierungen. A. ist beson-
ders als geschmackvoller und erfindungs-
reicher Omamentiker und als Kolorist her-
vorragend; der Stil seiner Figuren und Land-
schaften ist bei allem Reiz der Schilderung
und Ausführung doch stark manieriert, so
daß seine künstlerische Handschrift an vielen,
oft bizarren Eigenheiten leicht erkennbar ist.
Die überaus große stilistische Ähnlichkeit
einer Reihe von Kupferstichen, die in der
Zeichnung und in der Ornamentik mit den
Miniaturen bis in die kleinsten Einzelheiten
übereinstimmen, hat den Gedanken nahe ge-
legt, daß diese Blätter, die jedenfalls von A.
gezeichnet sein müssen, von ihm auch eigen-
händig gestochen seien. Zu diesen Kupfer-
stichen gehören: eine Madonna mit Hiero-
nymus (B. XIII 85 n. 8), eine Madonna mit
Heiligen in der Ambrosiana zu Mailand,
eine Pieta der Albertina, eine Himmelfahrt
Mariae (Pass. V 15 n. 12) und ein Stich nach
Leonardos Abendmahl (B. XIII 88 n. 28). Als
Werk des A. muß auch die bekannte Folge
der zwölf großen, dem Zoan Andrea zuge-
schriebenen Montants (Candeliere B. VIII
306 ff. n. 21 — 82) angesehen werden. Eines
dieser Blätter (B. 24) trägt das Zeichen des
Zoan Andrea. Dieser Stich und zwei andere
der Folge (B. 25 und 27) sind in der Tat von
Zoan Andrea gestochen worden und zwar
ohne Zweifel nach Zeichnungen A.s. Die
übrigen neun Stücke der Folge weichen aber
in der Technik von diesen dreien stark ab
und zeigen genau die gleiche Ausführung
wie jene oben erwähnten Stiche, die man
wohl für eigenhändige Arbeiten A.s halten
darf. Zoan Andrea hat also hier unserem
A. bei der Arbeit geholfen, wie er auch sonst
nach seinen Stichen kopiert zu haben scheint
(so z. B. den Stich B. 14). Er kann also
jedenfalls mit dem Stecher der oben dem A.
zugeschriebenen Blätter — mag er nun A.
sein oder ein anderer Meister — nicht iden-
tisch sein.
Gazette d. Beaux-Arts 1870 (IV) p. 151. — Re-
pert. f. K.-W. VII (1884) p. 85. — M o n g e r I e
d’A d d a im Arch. Stör. Lombardo XII (1885) p.
771 ff. — Bradley, Dictionary of miniatunsta.
Künstlcrlexikon. Bd. II.
X
X
Antonio
London 1887 — 89. — Archivio Storico dcll’ Arte
II (1889) p. 168. — Lermolieff, Gallcric
Borghese etc. (1890) p. 203. — Venturi in
L'Arte I (1898) p. 154 ff. — Arte e Storia XVII
(1898) p. 144. — L’Arte II (1899) p. 114.
— Kristeller in Rassegna d’Arte I (1901)
p. 161 f. — L i v e in L’Arte VI (Arte decorativa
p. 13 ff.). — Warner, Illum. Manuscripts in
the British Mus. London 1903. P. K.
Antonio da Morbegno, lombard. Bild-
hauer, der längere Zeit in Mantua tätig ge-
wesen zu sein scheint und 1515 gemeinsam
mit seinem Gehilfen Anzolino die Grabmäler
für die Gräfin Lucia Rangoni-Rusca (f 27. 8.
1508, beigesetzt in der Familienkapelle der
Rangoni im Dom zu Modena) sowie für
deren Gemahl, den Grafen Francesco Maria
Rangoni (f 6. 10. 1511, beigesetzt in S. Ago-
stino zu Spilaraberto) vollendete. Beide
Werke bestehen aus stilvoll architektonisch
gegliederten und profilierten, mit Urnen be-
krönten Sarkophagen in Rundbogennischen,
die von Pilastern flankiert werden. Die Ni-
schenarchitcktur ist bei beiden Monumenten
mit Waffentrophäen dekoriert.
Meyer, Kstlerlex. II 147 f. (mit ält. Lit).
— Campori, Art. Ital. etc. negli Stati Estensi,
p. 325 f. R.
Antonio da Murano. Venezianer Maler
der 2. Hälfte des 15. Jahrh. Nur aus Ur-
kunden bekannt. Am 21. 6. 1472 wird er zu-
gleich mit dem Maler Andrea da Murano als
Zeuge genannt. In den Akten des Podestä
von Murano wird er am 4. 8. 1408 und 21. 6.
1484 erwähnt, und eine Urkunde vom 20. 8.
1496 trägt seine eigenhändige Unterschrift
„antonio da muran dipintore santo cassian“.
Dieser Antonio da Murano ist sicher ver-
schieden von dem bekannten gleichfalls An-
tonio da Murano genannten Maler, der zur
Familie der Vivarini gehört, wie ein Ver-
gleich der Autogramme erweist, abgesehen
davon, daß Antonio Vivarini 1490 bereits
sicher verstorben war, und als in der Parochie
von Santa Maria Formosa wohnend genannt
wird, während dieser, einer späteren Gene-
ration angehörende Antonio da Murano in
der von Santo Casciano lebte.
Paoletti u. Ludwig im Repert. f. K.-W.
XXII 265. G. Fogolari.
Antonio da Murano, s. Vivarini, Ant.
Antonio dal M u s a i c o, s. Antonio di
Giacomo.
Antonio di ser Naddo, Maler in Siena,
1427 in das Breve dell’ Arte eingeschrieben,
erhielt 1448 Bezahlung von 18 Lire für 4
Darstellungen aus dem Leben des h. Nico-
laus und wird 1460/51 zuletzt erwähnt.
Milanesi, Doc. Senesi I 49; II 282/3. •*
Antonio da Napoli, Maler in Neapel
1489 — 1491, wohin er mit zwei anderen nea-
politanischen Malern, Girolamo und Niccolö
da Napoli, durch Eleonora von Aragonien be-
rufen worden war. Für die Hochzeitsausstat-
tung der Beatrice d’Este lieferte A. bei deren
Verehelichung mit Lodovico il Moro vergol-
dete Kassetten und Moschusbehälter.
A. Venturi in Atti c mem. d. R. Deput di
Stör. Patr. per le Romagnc, scr. III, vol. VII 387.
F. Malaguzsi-VaUri.
Antonio da Negroponte. Venezianer
Maler des 15. Jahrh. Bekannt und wichtig
durch ein kolossales Tafelbild in Tempera-
farben in der Kapelle Morosini in S. Fran-
cesco della Vigna in Venedig: die thronende
Madonna mit dem nackten auf ihren Knien
liegenden Kind und zwei kleinen Engeln
rechts und links von dem Throne, der ebenso
wie die an beiden Seiten befindlichen Nischen
überreich mit Relieffiguren, tanzenden Putten,
Köpfen und Füllhörnern geschmückt ist. Im
Hintergrund ein Rosengarten, vorn auf einer
Wiese Wasservögel, oben ein Fruchtgewinde
(der obere Teil mit Gottvater ist nicht zu-
gehörig, sondern eine Zutat von einem spä-
teren Jahrhundert). Die Fleischpartien des
Bildes sind stark retouchiert. Auf der unte-
ren Stufe des Thrones die Bezeichnung „Fra-
ter Antonius de Negropon pinxit“, der in et-
was dunkleren Farben gehaltene Zusatz „or-
dinis Minorum“ dagegen stammt aus späterer
Zeit und wahrscheinlich von den Mönchen
von S. Francesco. Sichere urkundliche Nach-
richten über den Künstler sind nicht bekannt.
Eine Urkunde aus dem Jahre 1469, in wel-
cher Jac. Bellini einen Bevollmächtigten er-
nennt, um eine Schuld im Orient „ab Antonio
Falcrio pictore habitatore Negroponti“ einzu-
treiben, kann nicht ohne weiteres auf diesen
Antonio da Negroponte bezogen werden (s.
Paoletti, Raccolta di Doc. ined. fase. I. J.
Bellini 1897 p. 11). Der Künstler ist als Ver-
treter der Paduaner Kunst aus der Schule
des Squarcione anzusehen, deren Elemente
uns in dem reichen schmückenden Beiwerk
auf Antonios Madonna begegnen. Während
er aber einerseits mit Squarciones Nachfol-
gern Marco Zoppo und Gregorio Schiavone
im Zusammenhang steht, verraten sich vene-
zianische Einflüsse in den ikonographischcn
Typen, in denen er vieles mit Gentile Bellini
und den Vivarini gemein hat. Venezianisch
ist auch die Falten- und Farbengebung. Seine
Stärke liegt übrigens in dem ornamentalen
Beiwerk, das besser ist als der figürliche Teil
des Bildes. Andere dem Antonio da N.
früher zugeschriebene Werke haben mit sei-
ner Kunst nichts gemein, dagegen nehmen
Crowe u. Cavalcasellc vielleicht nicht ohne
Grund die thronende Madonna im Oratorio
della Disciplina in Lcgnago für ihn in An-
spruch. Von einigen Schriftstellern (San-
sovino, Boschini) ist dem Antonio fälschlich
der Vorname Francesco gegeben worden.
Crowe u. Cavalcaselle, Gesch. d. ital.
Malerei V 10. — M o s c h i n i, Guida di Vene-
zia 38, 44, 61. — R i d o 1 f i, Maraviglie etc. I
48. — Meyer, Kstlerlex. — L. Venturi. Le
Origini della Pittura Veneziana. Venezia 1907.
G. Fogolari.
2
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Antonio
Antonio di N i c o 1 6, Sieneser Maler, 1398
urkundlich genannt.
M i 1 a n e s i, Docum. Senesi I 39. •*
Antonio di Nicolö oder Antonino di
Nicolö, auch Antonio da Venezia genannt,
Bildhauer in Venedig, führte 1448 ein Altar-
werk für die Kirche S. Lorcnzo in Vicenza
aus, das eine große Seidenstoffdraperie in
Gestalt eines Zeltes darstellt, ausgespannt ge-
halten von 8 Engeln ; darunter stehen 3 Statuen
in voller Figur : die Madonna das Kind haltend
zwischen den Heiligen Petrus und Paulus,
mit der Inschrift: „Hoc opus fecit mag. Ant.«
de Venetijs“. 1448 machte er ein großes Bas-
relief an der Wand hinter dem Altar in der
Kapelle dell' Incoronata im Dom derselben
Stadt, welches die Krönung der Jungfrau
darstellt und die Inschrift trägt: „per mi An-
tonio qm Nicolai de Venetijs factum fuit hoc
opus MCCCCXLVIII“. Die Arbeiten dieses
Künstlers zeigen ganz den Geschmack der
venezianischen Schule aus dem Anfang des
15. Jahrh. und nähern sich nach Bode dem
Stil der dalle Massegne, indessen ohne sie zu
erreichen. — In Ferrara arbeitete ein Antonio
da Venesio schon 1480, und zwar machte er
für die Sakristei der Kathedrale das Maß-
werk der Fenster und die Gesimse des Ka-
mins. Boni nennt mit Unrecht diesen Künst-
ler Antonio da Vicenza.
Meyer, Kstlerlex. (mit Lit.). — P. Pao-
1 etti, Arch. e scult. d. Rinasc. in Venezia I 52.
L. Ferro.
Antonio di N i c c o 1 ö, Bildhauer. Arbeitet
urkundlich 1489 an dekorativen Arbeiten im
Dom zu Pisa.
S u p i n o, Arte Pisana S. 196 f. Swareenski.
Antonio di Niccolö da Firenze, gen.
Brogliola od. Diversolo, Goldschmied
in Rom, wo er 1449 für Papst Nikolaus V.
eine mit Saphiren besetzte goldene Rose an-
zufertigen hatte, sowie 1450 zwei weitere gol-
dene Rosen und einen goldenen Degen nebst
goldenem Hutschmuck.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) I 166 ff., II 318 f., sowie in Gaz. des
B.-Arts., 2. Per. XV 418. *
Antonio di Niccolö da Firenze, s.
auch Baroncelli, A. di N.
Antonio di Nicolö da Napoli, Maler
in Padua, 1379 urkundlich erwähnt.
M o s c h i n i, Deila Pitt, in Padova Mem.
p. 9. Moschetti.
Antonio di Nicolö da Verona, Maler
in Verona um 1367, nur von Zani, Enc.
met XIX 188 erwähnt. **
Antonio da Novar a, Maler in Vcrcelli,
wo er 18S7 die Fassade des Palazzo Comu-
nale mit Wappen- und Ornamentfresken zu
schmücken hatte.
G. Colombo, Artisti Vercellesi (1883) p.
48 f. *
Antonio di Odorico da Spilimber-
go, s. Celega, Antonio di Odorico.
Antonio di Orlando, gen. Cicogna, Ma-
ler und Miniaturist in Bologna, 1265—1287
erwähnt. Malte einige Figuren im Palazzo
del Popolo daselbst.
F. Malaguzzi-Valeri, La miniatura in
Bologna, Florenz 1896. (Archivio Stör. Ital. ser.
V, tom. XVIII, pag. 243 ff.) *
Antonio da Orte, Maler in Rom. Arbei-
tet in den Jahren 1453 — 54 zusammen mit
dem Maler Pietro Gentile da Forli und dem
Miniaturisten Giuliano di Giacomo da Terni,
in Diensten Papst Nicolaus’ V.
Giornale di Erud. art. VI 269—70. — Arch.
stör, dell’ Arte VII 480. — Bertolotti,
Studi e ricerche, Bologna 1886 p. 9. — E.
Müntz, Les Arts 4 la Cour des Papes (1878)
I 95. W. Bombe.
Antonio da Orvieto, Architekt in Temi,
inschriftlich beglaubigt als Erbauer der 1445
vollendeten dortigen Kirche S. Francesco
nebst Campanile.
Guardabassi, Indicc-Guida etc. nell’ Um-
bria p. 314. A. Bcllucci.
Antonio di O s t e n o, s. Maffioli, A.
Antonio d’O s t i g 1 i a, Bildhauer in Bo-
logna, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. für
S. Petronio tätig.
Ang. Gatti, La fabbrica di S. Petronio,
Bologna 1881. F. Malagussi-Valeri.
Antonio di Paciolo Romano, Holz-
schnitzer in Rom, brachte 1463 — 64 die Bal-
kendecke der von Pius II. errichteten Cap-
pella di S. Andrea in der alten St Petersbasi-
lika zur Ausführung.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) I 286. — V. Leonardi in L’Arte III
262. •
Antonio da Paderno oder Antoninus de
Pademo, Sohn eines Ambrosius, war Bau-
meister und Maler in Mailand, wo er 1399
bis 1439 als Ingenieur beim Dombau in meh-
reren Verhandlungen auftritt. Namentlich
erscheint er bei der Beratung über die von
Joh. Mignothus angefangene Konstruktion des
Gewölbes am 26. März 1401 als einer der
eifrigsten Gegner des letzteren. Er versuchte
sich auch in der Glasmalerei, indem er sich
am 6. 8. 1404 neben Paolino da Montorfano
zu einem Versuche in dieser Kunst erbot, von
der damals die erste Anwendung für den
Dom gemacht werden sollte.
N a v a, Memorie e Documenti etc. pp. 82, 101,
107, 116, 119, 120, 129, 147, 150, 151, 210. —
Meyer, Kstlerlex. R.
Antonio da Padova, Maler des 14. Jahrh.
in Padua. — Marcanton Michiel, der Ano-
nymus Morellianus, weist bei Besprechung
der Baptisteriums-Kapelle des heiligen Lu-
kas im Santo (San Antonio) in Padua auf
die Ähnlichkeit der Wandmalereien daselbst
mit denjenigen im Baptisterium hin und
sagt: „Man liest über der zum Kreuzgange
führenden Tür die Inschrift: ,Opus Joannis
t*
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Antonio
et Antonii de Padua'.“ — Auf Grund dieser
Inschrift also glaubt Michiel sich berechtigt
zu der Annahme, nicht nur die Malereien im
Innern des Baptisteriums, sondern auch die-
jenigen in der Cappella di S. Luca der St. An-
tonius-Basilica — von Campagnola u. Rizzo
gleichfalls dem Giusto da Padova zugeschrieben
— seien in der Tat Werke der Meister Antonio
u. Giovanni da Padova. Bedauerlicherweise ist
außer dieser Notiz Michiels keinerlei sonstige
Nachricht über diese beiden Meister vor-
handen ; auch die angegebene Inschrift im
Inneren des Baptisteriums ist heute leider
völlig verschwunden (wahrscheinlich war sie
gemalt, obwohl Selvatico in seiner Guida di
Padova behauptet, sie sei in Stein gehauen
gewesen). Die übrigen älteren Autoren, —
z. B. Vasari, sowie auch Savonarola, zu des-
sen Jugendzeiten Giusto sogar noch am Leben
war, und der doch sonst so eingehend und
zuverlässig ist in seinen Angaben über das
Kunstleben in Padua — stimmen in ihren
Angaben über die innere Ausmalung des Bap-
tisteriums mit Campagnola und Andrea Rizzo
völlig überein. Von den neueren Autoren
haben Gonzati, Cavalcaselle u. Venturi sich der
allgemein herrschenden älteren Annahme an-
geschlossen, während Moschini zuerst zu der
Ansicht gelangte, daß Giusto und Altichicri
als die Schöpfer der jetzt nicht mehr existie-
renden Außenmalereien des Baptisteriums, An-
tonio und Giovanni dagegen als diejenigen
der inneren Freskoausmalung zu betrachten
seien. Späterhin ging Moschini zwar zu der
diametral entgegengesetzten Ansicht über,
daß Giusto der Meister der Innenfresken,
und statt dessen Antonio und Giovanni die
Schöpfer der Außcnmalereien gewesen sein
müßten; jedoch erwarb sich seine frühere
Hypothese, der namentlich Selvatico und
neuerdings auch von Schlosser beipflichteten,
eine weit überwiegende Anhängerschaft. Wir
selbst sind mit Gonzati zu der Überzeugung
gelangt, daß dem Zeugnisse Savonarolas, die-
ses Zeitgenossen Giustos, maßgebende Bedeu-
tung beizumessen ist. Die von Michiel ent-
deckte Inschrift würde sich demnach nicht
auf die gesamte Innenausmalung des Bap-
tisteriums, sondern wahrscheinlich nur auf
ein einzelnes Freskobild bezogen haben; jeden-
falls muß diese Inschrift in ziemlich kleinen
Schriftzügen an schwer zugänglicher Stelle
angebracht gewesen sein, da sie von keinem
der zahlreichen gewissenhaften Autoren, die
vor und nach Michiel über die Baptisterium-
fresken geschrieben haben, wahrgenommen
wurde. Endgültig ist die ganze Frage vor-
läufig überhaupt nicht zu lösen.
Die unteren Freskenreihen des Baptisterium-
Inneren sind gegen Ende des 18. Jahrhunderts
von einem barbarischen Restaurator arg ver-
dorben worden; besser erhalten sind die Ma-
lereien an den Oberwänden und in der Kup-
pel. An den Wänden sind Szenen aus dem
Alten und dem Neuen Testamente dargcstellt.
Dem Altäre gegenüber sieht man die thronende
Madonna, die der Stifterin dieser Wandmale-
reien, Fina di Buzzaccarina (Gemahlin des
Francesco il Vecchio da Carrara), den Segen
erteilt.
Die Kuppel fresken, die schönsten des gan-
zen Zyklus, zeigen Gott-Vater, umgeben von
mehreren Reihen von Engeln und Heiligen;
die durch Restaurierung verdorbenen Fres-
ken der Altarkapelle eine Menge kleiner Ein-
zeldarstellungen aus der Apokalypse. Auf
der Mitteltafel des dreireihigen Altarwerkes
ist die Madonna dargestellt, während die nie-
drigeren Seitenflügel mit verschiedenen Hei-
ligcnlcgenden geschmückt sind. Auch in der
Sakristei sind Reste von Wandmalereien er-
halten geblieben. — Die Fresken der Cappella
di S. Luca in S. Antonio sind infolge spä-
terer Übermalungen in einem noch schlimme-
ren Zustande, als diejenigen des Baptisteriums ;
sie stellen Szenen aus dem Leben der Hl.
Philippus und Jacobus sowie des Beato Luca
Bellerdi dar.
Ein Maler namens Antonio di Giovanni da
Bologna wird in paduanischen Urkunden vom
Ausgange des 14. Jahrh. mehrfach erwähnt;
ein Antonio pittore qm. maestro Alber tino in
einer von Gennari publizierten Urkunde von
1400 und in zwei Urkunden von 1402 (die
eine unter den Pergamenthandschriften Dal
Venne des Arch. civ. zu Padua, die andere
publiziert von Gloria, hier mit dem Zunamen
„dalle Targhe"). Gennari berichtete außer-
dem noch über einen Antonio pittore qm.
Giovanni nach einer Urkunde von 1402. —
Moschini zitiert einen Antonio Zucconi da
Padova, der 1423 im Dome zu Padua Male-
reien ausführte um einen Schrein, der „ein
vom Evangelisten Lucas gemaltes Madonnen-
bild“ umschloß. 1431 findet sich ein Antonio
cartolajo figlio di Maestro Antonio pittore
in Padua urkundlich erwähnt, und in dem-
selben Jahre sowie fernerhin 1442 ein 1448
bereits verstorbener Antonio pittore qm. Gio-
vanni Toselli (Archivio civico zu Padua, Ab-
teilung der Steuereinschätzungen). Ein 1458
bereits verstorbener Antonio da Padova hatte
einen Sohn namens Tito Livio, der 1453 bis
1473 in Ferrara als Maler tätig war. — Ob
einer dieser Antonios mit dem praesumptiven
Schöpfer der Baptisterium-Fresken identi-
fiziert werden kann, muß vorläufig dahinge-
stellt bleiben.
Savonarola, Libellua de omamentis Pa-
due (in Rer. ital. script. ediz. Lapi p. 44). —
Morelli, Not. d’opcre di disegno, ediz. 2 p.
14, 77. — Gennari, Misccllanee (Mscr. in
Bibi. civ. zu Padua IV 225). — Moschini,
Guida per la cittä di Padova p. 81 ; Origine
e vicende dclla pitt. in Padova p. 11, 21. —
Gonzati, La bas. di S. Antonio I 235. —
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Antonio
Cittadella, Not. rclat. a Ferrara p. 566,
583. — Selvatico, Guida di Padova p. 128.
— Gloria, Doc. int al Petrarca p. 41 f. —
Crowe u. Cavalcaselle, Stör. d. pitt.
in Italia IV 181 ff. — Von Schlosser,
Giustos Fresken p. 3. — V e n t u r i, Storia d.
arte it V 921. A. Moschetti.
Antonio da P a n d i n o d. Ä., Bildhauer
und Glasmaler in Mailand, Bruder (oder Va-
ter?) des Stefano da Pandino. 1899 beim
Mailänder Dombau beschäftigt, malte er 1416
einige Glasfcnster für die Certosa von Pavia.
N a v a, Mcm. c Doc. p. 186.
F. Malaguszi-Valeri.
Antonio da Pandino d. J., Architekt,
Fresko- und Glasmaler in Mailand, Sohn des
Stefano da P. War gleich Antonio da P. d.
A. für die Certosa von Pavia als Glasmaler
tätig (1477) ; ein Glasfenster in der S. Siro-
Kapelle der Certosa mit der Darstellung des
Erzengels Michael als Drachentöter trägt die
Inschrift .Antonius de Pandino me fedt“.
1478 war er beim Mailänder Dombau beschäf-
tigt, und zwar lieferte er damals wohl jenes
von Bramante begutachtete Dommodell, das
W. von Seidlitz erwähnt. Nach neueren Ur-
kundenfunden hat er sodann 1483 in Gemein-
schaft mit Antonio Raimondi in den Kuppel-
zwickeln von S. Satiro zu Mailand die vier
Evangelisten-Fresken gemalt, die früher als
Schöpfungen Bramantes galten. Der Künst-
ler bewohnte in Mailand ein Haus in näch-
ster Nähe von S. Satiro und diktierte am ‘29.
7. 1484 sein Testament.
C a 1 v i, Notizie etc. II 281. — Visita alla
Certosa di Pavia (Milano 1865) p. 24. — M e y e r,
Kstlerlex. II 143. — Crowe und Cavalca-
selle, Gesch. der ital. Mal. VI 71 f. — G.
C a r o 1 1 i in Rassegna Naz., vol. 43 p. 438 ff.
— W. v. Seidlitz in Jahrb. der K. PreuB.
Kst.-Sammlgn. VIII 199. — Malaguzzi -Va -
leri, Pittori Lombardi del 400 (Milano 1902)
p. 234. F. Malaguszi-Valeri.
Antonio di Paolo, in der Matrikel der
Peruginer Malerzunft einmal unter den im
Rione S. Pietro und ein zweites Mal unter den
im Rione S. Angclo ansässigen Mitgliedern
angeführt. Er bekleidete, während er im
Rione S. Angelo wohnte, im 2. Semester 1412
das Camerlengat. Werke von ihm sind nicht
bekannt IV. Bombe.
Antonio di Paolo dei Fabbri da S.
Marino, Goldschmied und Maler in Rom
und Perugia. Geburtsjahr unbekannt, f 1522?
Er arbeitete in Rom als Gehilfe verschiede-
ner Goldschmiede, bis er im August 1492 zu-
sammen mit Jacopo di Magnolino aus Florenz
die Werkstätte des Florentiner Goldschmieds
Guglielmo di Bartolommeo in Rom erwarb.
Am 10. 11. 1510 ermächtigt ihn Cesarino del
Roscetto, der ausgezeichnete Peruginer Gold-
schmied, eine Schuld bei Agostino Chigi für
ihn einzukassieren. Im November 1512 hei-
ratet er die Florentincrin Faustina di Gio-
vanni Fedcrici. Von Papst Leo X. zum
Hofgoldschmied ernannt, fertigte er, z. T.
nach Zeichnungen Raffaels, Geräte in Edel-
metall für den Vatikan, die Farnesina, die
Cappella Chigi, und zeitweilig für den Hof
von Urbino. Im Aufträge der Republik S.
Marino war er Gesandter beim Papst und
bei den Medici in Florenz. Bei Gelegenheit
eines Häuserkaufes in Perugia am 21. 7. 1513
wird er als Goldschmied und Maler bezeichnet
Agostino Chigi verordnet in seinem Testa-
ment vom 28. 8. 1519, daß die Cappella Chigi
in S. Maria del Popolo vollendet werde :
„juxta ordinationem per ipsum testatorem
alias factam de qua ordinatione Mgr. Raphael
de Urbino et Mgr. Antonius de Sanctomarino
sunt bene informati“. D. Gnoli vermutet
daß dem Antonio die geschäftliche Leitung,
Raffael dagegen als Architekten die Baulei-
tung oblag. Am 24. 8. 1620 wird er im Testa-
ment Raffaels mit einer Schenkung bedacht.
Ara 18. 10. 1522 macht er, schwer erkrankt,
sein Testament. Benvenuto Cellini, der ihn
persönlich gekannt hat nennt ihn: „il primo
piü eccellente Orefice di Roma“. Von seinen
Werken ist, wie es scheint, nichts mehr er-
halten.
D e 1 f i c o, Stör. d. Repubblica di San Marino.
— M o m o, Antonio da San Marino im „Buo-
narroti“ I 1866, pag. 97 — 101. — Bertolotti,
Artisti subalpini etc. in Roma. — Gaz. des b.-a.
2. Serie Bd. XXII 310, XXVII 419, 3. Serie VII
87. — Arcbivio Governativo della Repubblica di
S. Marino. — Da docum. nuovi ed inediti racc.
da P. Franciani. — Benvenuto Cel-
lini, Autobiografia. — M o m o. Lottere romane
(Barbcra 1872). — Cugnoni, Agostino Chigi
etc. Roma 1881. — II Raffacllo 2. Serie I 1897
No. 9. — D. Gnoli, La sepoltura di Agostino
Chigi in Arch. stör, dell’ arte II 318. — E.
Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes Innoccnt
VIII. etc. (1898), p. 105 ff., cf. 209 f.
IV. Bombe u. E. Scatassa.
Antonio da Parma, Steinmetz und Terra-
kottaformer, fertigte 1488 das Portal am Pa-
last des Grafen Cajazzo, das mit Ornamenten
und Figuren reich verziert war. 1510 arbei-
tete er für S. Giovanni Evangelista in Parma
„außerordentlich schöne“ Säulenkapitelle. Sie
tragen die Bezeichnung: Anno Salutis MDX
Antonius Parmcnsis faciebat.
Lopez, II Battistero di Parma p. 46. —
P e r k i n s, Les Sculptcurs Ital. II 294. — C a m -
pori, Not. stör, art dclle Majoliche etc. in
Ferrara etc. (1879) p. 24. — Meyer, Kstlerlex.
Antonio il Passarino, Steinmetz in Fer-
rara, erwähnt 1473 in einer Zahlungsurkundc
als mitbeteiligt an den Arbeiten der Gebrü-
der Jacomo und Albcrtino Rasconi da Man-
tova für die Kathedrale zu Ferrara.
Cittadella, Not rclat. a Ferrara p. 659.
F. Malaguszi-Valeri.
Antonio da Pavia, Architekt in Rom, wo
er 1495 gewisse Bauaufträge in der Kirche
S. Benedetto an den Maestro Pasquale da
Caravaggio abtrat.
Bertolotti, Art. Lombardi a Roma II 284.
— E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
Innocent VIII etc. (1898) p. 169.
5
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Antonio
Antonio da P a v i a, Maler, der sich 1528
unter den Künstlern verzeichnet findet, welche
an der Ausstattung des Palazzo del Te zu
Mantua beschäftigt waren. Er war ein ge-
ringes Talent und gehörte zu den mittelmä-
ßigen Nachfolgern der Schulen von Murano
und Padua, in denen sich die Weise der Vi-
varini und des Mantegna sehr unvollkommen
mischte. Seine Gestalten sind schwer und
fast abstoßend, seine Temperamalerei roh und
von schroffem Kontrast zwischen Licht und
Schatten. Diese Züge zeigt eine Altartafel
mit seinem Namen in dem Museo Virgiliano
zu Mantua: Thronende Jungfrau mit Kind
zwischen vier Heiligen (fast lebensgroße Fig.),
bez. : Ant. Papiesis p. Das Bild erinnert an
die Altartafel des Andrea da Murano zu Mus-
solone, ist aber schwächer. Doch ist zu beach-
ten, daß die Malerei sehr trüb geworden und
stark nachgedunkelt hat — Den in Mantua
und in Pavia befindlichen Gemälden des An-
tonio da P. ist weit überlegen ein neuerdings
von F. Malaguzzi-Valeri in S. Stefano zu
Novellara aufgefundencs Altarwerk mit der
Signatur: „1514 Antonio de Pavia, P. Man-
tovano.“ Das Gemälde zeigt die Gestalten der
drei Heiligen Ivon, Augustinus und Johannes
der Täufer aufrecht in einer Landschaft ste-
hend; im Hintergründe eine Felscnquelle, aus
deren Sammelbecken zwei Mönchlcin ihren
Durst löschen. Dieses trefflich erhaltene
Hauptwerk des A., das in seiner strengen For-
menmodcllierung trotz seiner späten Ent-
stehungszeit noch immer im Bannkreise der
Mantegnaschule steht, ist 1900 für die Mai-
länder Brera-Galerie angekauft worden. —
Ein Gemälde in der Sammlung Barker zu
London, Jungfrau mit Kind unter reich or-
namentiertem Bogen zwischen zwei Engeln,
in der Art der Paduaner Schule und dein
Schiavone verwandt, hat in den Pilastern die
Buchstaben A. P., welche wohl auf unsern
Meister hindeuten könnten (vgl. auch Antonio
della Corna).
Carlo d’A reo, Delle Arti etc. di Mantova
I 50. — Crowe and Cavalcaselle, Hi-
story of Painting in North Italy I 34, 341, 343,
419. — Gualandi, Mcmorie III 27. — Arch.
stör. d. Arte Italiana I 45 (eigentlich p. 101,
da falsch paginiert). — Rassegna bibliograf. d.
Arte ital. III 104. — Meyer, Kstlerlex. (Ar-
tikel von Crowe u. Cavalcaselle.) — P. Kri-
steller, Andrea Mantegna, 1902. — Mit Not. v.
F. Malaguzzi-Valeri. R.
Antonio, Pedro, span. Maler, geb. 1814 in
Cordova, f daselbst 1676. Schüler des An-
tonio del Castillo. Seine Gemälde, die sich
durch klare und ansprechende Färbung aus-
zeichneten, wurden von den Kirchen und
Klöstern Cordovas sehr begehrt. Als seine
besten Werke galten eine hl. Rosa de Lima
und ein hl. Thomas von Aquino im Kloster
S. Pablo, sowie eine Empfängnis, die 1741
an den Banquier Jos£ Salamanca verkauft
wurde. In Privatsammlungen in Cordova be-
fanden sich auch Staffeleibilder des Meisters.
Palomino, Museo pict. III 570. — C e a n
Bermudez, Dicc. I 38 — 39. — R a m i r e z,
Artist. Cordob. S. 85. &
Antonio de Pergamo, Architekt in Rom
unter Sixtus IV., in dessen Auftrag er 1471
bis 1472 ein Wachgebäude am vatikanischen
Palaste errichtete.
E. Müntz, Lcs Arts ä la Cour des Papes
(1878) III 80, 113 f. *
Antonio del Perrione, carraresischer
Bildhauer, war 1493 mit Giov. Dom. di Pe-
drone und Fil. di Jacopo mit der Umänderung
des Grabdenkmals Kaiser Heinrichs VII. im
Camposanto zu Pisa beschäftigt.
Repcrt. f. Kstwissensch. XVII 385. H. V .
Antonio da Pesaro, gen. Braga, Maler
in Pesaro, Sohn des Marchionne de Fede, der
gleichfalls als Maler in Pesaro lebte. Seine
Signatur „Antonius Pis .... pinxit“ findet
sich auf einem 1489 gemalten Altar des hl.
Antonius in der Sakristei der Kirche S. An-
tonio zu Pesaro.
Z a n i, Appendice zur Encicl. (Mscr. in der
Bibi. Palat. zu Parma). St. Lottici.
Antonio da Pesaro, Marmorario in Rom,
laut urkundlicher Nachricht 1536 für Papst
Paul III. tätig.
Giorn. d’Erudiz. Artist. VI 228. A. Bellucci.
Antonio di Petruccio, Goldschmied, in
den Jahren 1377, 1379, 1380—1383, 1384, 1890
und 1410 in Gubbio nachweisbar.
Er erhielt am 31. 12. 1383 eine Bezahlung
„pro mcdallis comunis factis per eum pro no-
tario custodie“.
Mazzatinti, Documenti per la Stör, delle
Arti a Gubbio in: Arch. stör, per le Marche e
l’Umbria Vol. III fase. 9/10 p. 15. W. Bombe.
Antonio da Piacenza, italien. Maler, der
wahrscheinlich im Dienste der Este stand, da er
nach einem Briefe von 1438 Nicolö III. d'Este
ein von Simone d’Argcntina gemaltes kleines
Altarbild mit dem hl. Hieronymus schenkte.
Atti e Memor. delle R. Deput. di Stör. Patr.
per le Prov. Mod. e Parm. ser. III, vol. III,
part. II, p. 525 — 606. G. Degli Assi.
Antonio Piccolo Lombard o, Archi-
tekt in Urbino, begann 1507 den Bau der
heute noch bestehenden Befestigungsmauern
dieser Stadt. Dieses prächtige, die malerische
Bergstadt rings umschließende Festungsbau-
werk ist mit 12 weit vorspringenden Bastio-
nen versehen, die sämtlich — mit Ausnahme
von zweien — wiederum durch „Orccchioni"
geschützt sind.
Nuova Rivista Misena VIII 67. — C a 1 z i n i,
Urbino e i suoi Monumenti p. 190. E. Scatasso.
Antonio di Pietro, Glasmaler und Mo-
saicist in Orvieto, wo er 1384 und 1390 beim
Dombau urkundlich erwähnt wird.
L. F u m i, II Duomo di Orvieto, p. 137, 220. *
Antonio di Pietro, Miniaturmaler in Bo-
logna, 1391 in bolognesischen Prozeßakten er-
wähnt.
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Antonio
Arch. stör. Ital., ser. V, vol. XVIII („La
miniatura in Bologna“)* F. Malagucai-Valeri.
Antonio di P i c r o, Bildschnitzer in Siena,
wo er 1441 urkundlich erwähnt wird.
V. Lusin i in Arte Antica Senese (1904) p.
215. •
Antonio di Pietro, Steinmetz in Perugia,
1464 am Bau des dortigen Cambio beschäftigt.
— Wohl identisch mit jenem Maestro di pietra
gleichen Namens, der 1476 in der Matrikel
der lombardischen Bildhauer-Korporation zu
Perugia aufgeführt ist. (Mscr. No. 1451 — 62
der Biblioteca Communale zu Perugia.)
G. Degli Azzi in L'Umbria 1892.
A. Bellucci.
Antonio di Pietro, Steinmetz in Ve-
nedig, wurde 1489 zum Schiedsrichter er-
nannt und fällte ein Urteil in einem Streit
zwischen den beiden Meistern Giovanni Candi
und Giovanni Baston; 1496 wurden ihm be-
deutende Arbeiten für die Kirche S. Helena
übertragen und 1515 wurde er zum Proku-
rator von Stefano, Sohn des Paolo da Ru-
bino erwählt.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult. d. Rinasc. in
Venezia II 120, 258. L. Ferro.
Antonio di Pietro, Steinmetz (intaglia-
tore) in Venedig. Wohnte 1506 in der Pfar-
rei S. Bartolomeo. Sein Name erscheint 1504
und 1506 in Dokumenten als Zeuge. 1609
gab er dem Bildhauer Bapt. Brugno Prokura
und 1521 arbeitete er in Ferrara.
Arch. di St. di Venezia, Esaminador-Preces
R. o 49 c. 25. — P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult.
d. Rinasc. in Venezia. II 127, 275. L. Ferro.
Antonio di Pietro aus Cittadella, Bau-
meister in Venedig, restaurierte unter Lei-
tung des Bartolomeo Alessandro genannt
Monopola die Hofseite des Palazzo Ducale
in Venedig 1602 — 1615. Sein Hauptverdienst
war, daß er die Mauern zwischen dem großen
Saal des Großen Rates und dem Unter-
suchungssaal fortnahm und sie durch Bogen
ersetzte, in der ganzen Länge des Hofes.
Meyer, Kstlerlex. L. Ferro.
Antonio di Pietro di Bartolommeo
bekleidete die Würde des Camerlengats in der
Peruginer Malerzunft an Stelle seines Vaters
im 1. Semester 1425. w. Bombe.
Antonio di Pietrodi Briosco aus Mai-
land, Bildhauer, übernahm 1442 die Vollen-
dung der Türen von S. Petronio in Bologna,
welche Giacomo della Quercia begonnen hatte
und die auszuführen dessen Bruder Priamo
verhindert war. Mit Genehmigung des Se-
nates von Bologna und der Baudircktion von
S. Petronio übertrug Priamo das Werk an
Antonio, behielt aber jegliche Verantwortung.
M i 1 a n e s i, Documenti Sencsi II 210. —
Meyer, Kstlerlex. R.
Antonio di Pietro da Como, Steinmetz
in Gubbio, erhält am 16. 1. 1407 das Bürger-
recht und ist, wie aus einem Camerlengats-
buch hervorgeht, noch 1417 in Gubbio nach-
weisbar. Uber seine Tätigkeit ist nichts
Näheres bekannt
Mazzatinti, Stör, delle Arti a Gubbio, Ar-
chivio storico per le Marche e per l'Umbria
Vol. III 31. W. Bombe.
Antonio, di Piergiacomo aus San
Severino, Architekt, erbaute 1519 in seiner
Heimat die großartige Kirche S. Maria del
Glorioso, bei der er zum Teil den Entwurf
des M° Rocco da Vicenza benutzte.
V. Aleandri, Nuova Guida stör, e art. di
S. Severino 1898. — R a n a 1 d i, Mem. stör, di
S. Maria del Glorioso 1837. — Ricci, Mem. ator.
II 13, 36. — Valentini, II forastiere in
Sanseverino 1868. V. Aleandri.
Antonio di Pietro di Giovanni, Ar-
chitekt in Rom; 1447 — 48 unter Papst Niko-
laus V. „mastro del palazo de Canpitoglio"
und Restaurator des capitolinischen Senato-
renpalastcs, war er 1451 — 62 am Baue des
Ponte di S. Angelo und der von Alessandro
Vives geleiteten neuen Stadtbefestigungen
Roms beteiligt.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) I 148, 153, 159. •
Antonio di Piergiovanni da Roma,
Architekt in Rieti, erbaute 1466 unter Papst
Calixtus III. laut Inschrift die dortige Brücke
über den Tarano-Fluß.
Guardabassi, Indice-Guida etc. nell* Um-
bria p. 258. — Bollettino d. R. Deputaz. Um-
bra di Stör. Patr. I 601 ff. A. Bellucci.
Antonio di Pietro Paolo da Vene-
zia, s. Massegne.
Antonio di Piero del Vagliente,
Goldschmied in Florenz, verfertigte 1405 für
die Kaufmanns-Innung ein silbernes und ver-
goldetes Reliquiarium, für das er 350 Gul-
den erhielt.
Meyer, Kstlerlex. — Labarte, Les Arts
somptuaires II 496. H. V.
Antonio di Pietro da Venezia, Bild-
hauer in S. Severino, wo er mit seinem Bru-
der M° Francesco 1580 den Monumental-
brunnen della piazza grande ausführte.
Arch. comun. di S. Severino. V. Aleandri.
Antonio di Pietro da Verona, Maler
in Padua, 1393 — 98 urkundlich erwähnt.
Moschini, Della Pitt, in Padova Mem.
p. 9. — Zannandreis, Le vite dei pitt. etc.
Veronesi, p. 25. Moschetti.
Antonio da Pisa, Glasmaler, Verfasser
eines Traktats über die Glasmalerei und
wahrscheinlich derselbe, der das herrliche
Fenster über der zweiten Südtüre des Domes
von Florenz 1395 signiert hat. Wahrschein-
lich war er auch an den Glasfcnstcrn des
Domes von Assisi tätig.
R. Bruck, Repert. f. Kstwisscnsch. XV 240
ff. (Übersetzung des Traktats). — H. v. Sem-
per, Mitt. d. k. k. Zentral-Komm. (1872) XVII
25 u. 28. **
Antonio da Pisa, Bildhauer in Neapel, wo
er laut urkundlicher Nachricht 1458 gemein-
sam mit Isaia da Pisa, Paolo di Mariano
Romano und anderen Künstlern für Alfonso
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Antonio
von Aragonicn am Skulpturenschmucke des
Triumphbogen-Portales zum Castelnuovo ar-
beitete.
V. Leonardi in L’Arte III 91, 93. — Arch.
Stör. Napoletano XXV 27 ff. — Napoli Nobiliss.
XIII, 148. — Natura cd Arte 1904/5, II 98 ff. *
Antonio Pisano, Gemmenschneider zu Fo-
ligno um 1461, ward wegen seiner kunstvollen
Arbeiten gerühmt, wie eine Notiz in Muratori
„Scritt. Italian.“ I 34t, berichtet.
Da Morrona, Pisa illustrata II 449. — E.
Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes (1878)
II 114. — Ms. H. Rollett.
Antonio da P 1 u r i o, „quondam magistri
Jacomi in domo q. Christophori de Figino pic-
toris“, lombard. Maler, im 16. Jahrh. gemein-
sam mit Dionigi da Galliano in Mailand tätig.
M a 1 a g u z z i -Va 1 e r i, Pittori Lombardi del
quattrocento p. 239. F. Malagu sti- Valeri.
Antonio da Pordenone, Maler, t vor
1398 in Pordenone. Erwähnt in einer Per-
gamenthandschrift des Mus. zu Padua (Di-
verse, XXVIII, 603A 21. 9. 1398: „Daniele
pellattiere qm. Antonio pittore abitantc in
Pordenone"). a. Moschetli.
Antonio da Primiero, Baumeister und
Steinmetz in Venedig, erhielt 1462 von der
Signoria in Venedig den Auftrag, die Ar-
beiten für die Befestigung von Modone aus-
zuführen und zu überwachen.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult. d. Rinasc. in
Venezia I 44. L. Ferro.
Antonio del Proconsolo, s. Rossel-
lino, A.
Antonio di P u c c i o, s. Benintendi, A. di
P. dci.
Antonio di Rabotto von Piperno im
Volsker Gebirge, baute die Vorhalle der dor-
tigen Kathedrale laut einer Inschrift, die über
deren Einweihung 1183 berichtet. Die Skulp-
turen dieser Vorhalle mögen ebenfalls von
ihm herrühren. Indessen ist die Kirche nach
einer zweiten Inschrift 17S2 gründlich restau-
riert worden.
Ricci, Storia dell* Architettura d'Italia I.
550.
Antonio di Raffael e, Bildhauer in Rom,
arbeitete 1589 gemeinsam mit Domenico Ros-
sello am Marmorportal der Cappella Paolina
des vatikanischen Palastes.
Giom. d’Erudiz. Artist. VI 228. A. Bellucci.
Antonio di Raffacilo und M a 1 1 c o di
Antonio, Goldschmiede, machten 1449 für
den Stadtrat von Perugia zwei silberne Tafel-
aufsätze in Gestalt von Schiffen, sogenannte
Ncfs, von denen eins später dem Kardinal
Giovanni Borgia geschenkt wurde, als der-
selbe Legat in Perugia war. Gio. Batt. Ana-
stagi mußte dafür 1512 ein anderes machen.
M a r i o 1 1 i, Lettere pittorichc Perugine p. 172.
R.
Antonio da Reggio, als Maler erwähnt
in einem vom 13. 6. 1481 datierten Empfeh-
lungsbriefe des Herzogs von Ferrara an den
Gouverneur seiner Vaterstadt Reggio d’Emi-
lia, wonach der Künstler daselbst einen acht-
tägigen Aufenthalt zur Ordnung von Fami-
lienangelegenheiten nehmen sollte, um sodann
den Schwiegersohn des Markgrafen von Man-
tua nach Frankreich begleiten zu können.
Vermutlich ist mit ihm identisch jener An-
tonio di Bartolomeo, der 1492 wegen schwe-
rer Exzesse in Ferrara ins Gefängnis kam,
und für den damals Giovanni Bcntivoglio von
Bologna den Herzog von Ferrara um Begna-
digung bat. Auch in ferraresischen Steuer-
einschätzungen von 1484 und 1496 wird dieser
Antonio da Reggio namentlich aufgeführt —
Ferner wird nach L. Marinelli einem Antonio
da Reggio die Entwurfzeichnung zu einem
1490 — 1496 errichteten prächtigen Renaissance-
Tempietto in der Kirche zu Piratello (zwi-
schen Bologna und Imola) zugeschrieben. —
Endlich wird ein Antonio da Reggio 1511 in
Bologna als „Maestro di lcgnamc" erwähnt
in den Akten der dortigen Compagnia di S.
Giacomo Apostolo.
Atti e Mcm. d. R. Deput di Stör. Patria
per le prov. Modenesi e Barmensi, ser. III vol.
III, parte II 525 — 604. — Rassegna d’Arte 1901
p. 26, 1905 p. 54. — Arch. stör. Ital., ser. V
vol. XVIII 243 ff. F. Malagussi-Valcri.
Antonio di R e n z o, Kunststicker in Pe-
rugia, verpflichtet sich am 19. 10. 1423, ge-
stickte Wandbekleidungen für einen Saal im
Palazzo der Priorcn zu Perugia zu fertigen.
Am 22. 6. 1426 erhält er für die fertige Arbeit
eine Zahlung von 8 Gulden. Die hierauf be-
züglichen Dokumente publizierte Adamo Rossi
im Appcndice di Erudizione varia, Giorn. di
Erud. art. Vol. III, 1874 p. 316 — 20. w. Bombe.
Antonio da Rho (de Räude), Maler in
Mailand; arbeitete 1474 in Gemeinschaft mit
Melchiorre da Lampugnano und anderen Mei-
stern im dortigen Castello Sforzesco und wird
auch sonst in Urkunden dieser Zeit mehrfach
als Maler niederen Ranges erwähnt.
Malaguzzi-Valeri, Pitt. Lomb. del 400
(Milano 1902) p. 220. F. Afalaguszi-Valeri.
Antonio di Ridolfo da Firenze, gen.
Sosso oder Saxo, Kunststicker und Fahncn-
malcr in Rom, wo er 1450 — 51 für Nikolaus
V. Altarparamcntc, Pluviales, Mitren etc. aus-
zuführen hatte, ferner 1459 und 1463 für
Pius II. päpstliche Fahnen mit Wappensticke-
reien, 1471 die Paramente zur Leichenfeier
Pauls II. und zur Krönungsfeier Sixtus’ IV.,
sowie 1472 — 74 Fahnenmalereien für Sixtus
IV. 1478 figurierte A. noch unter den Be-
gründern der römischen Malerkorporation di
S. Luca.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) I 184, 321 ff., 331; II 126 f. ; III 99, 102,
251, 264 ff., 270.
Antonio da R i g e s i o, Steinmetz in Ve-
nedig. arbeitete 1425 und 1426 die Ornamente
und die Friese in Marmor für die Fenster
und die Loggia des Palastes Cä d’Oro. nach
8
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Antonio
Bestellung des lombardischen Meisters Matteo
Rcvcrti.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. c scult. d. Rinasc. in
Venezia I 21, 44. L. Ferro.
Antonio di Rigo, Steinmetz in Venedig,
arbeitete 1488 Gesimse und Friese für die
Scuola grande von S. Marco und für seine
eigenen Häuser.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult. d. Rinasc. in
Venezia II 202, 223. L. Ferro.
Antonio da Rimpacta da Bologna,
Bologneser Maler des 16. Jahrh., in Neapel
tätig. Nach einem aufgefundenen Dokument
verpflichtete er sich 22. 8. 1509 den Chorherren
von S. Pietro ad Aram für den Hauptaltar
der Kirche ein Altargemälde mit der thro-
nenden Madonna und Heiligen zu malen.
Das Bild wurde erst 1511 vollendet und von
zwei sonst unbekannten Malern, Pirro Anto-
nio di Manfreds da Bologna und Simone di
Antonio Pctriani da Firenze auf 140 Dukaten
geschätzt. Das Gemälde befindet sich jetzt
im Museo Nazionale in Neapel (Neapeler
Schule No. 7) und galt bis zur Auffindung
des Dokumentes als Hauptwerk des Antonio
Solario, genannt Zingaro. Filangicri will ohne
stichhaltige Gründe den Antonio da Rimpacta
mit dem um 1480 in Rom und Neapel tätigen
Bologneser Maler Jocopo Ripanda oder Ri-
pranda identifizieren. Das Gemälde (dessen
Altaraufbau von Giovanni Marigliano da Nola
in Holz geschnitzt wurde) „erinnert an vene-
zianische Vorbilder und zeichnet sich durch
eine gewisse Monumentalität zugleich aber
Derbheit der Figuren aus“ (H. Thode, Der
Kunstfreund, p. 45).
A. Colombo in Napoli Nobilissima IX 169.
— Filangicri, Docum. per la storia delle
Arti etc. III 185. — Ders., Arch. Stör. Napo-
letano IX, fase. 1, p. 103. G. Degli Assi.
Antonio da Roma, s. Anloniazzo Romano.
Antonio di Romagna, italien. Bildhauer
und Architekt, wurde nach 1423 von Bischof
Angclo von Troia in Apulien zugleich mit
Giacomo della Marca berufen, um die seit
1407 begonnenen Restaurationsarbeiten des
romanischen Domes von Troia zu leiten. Die
beiden Künstler blieben lange in der Stadt,
deren Bürger sie wurden.
Napoli Nobilissima VIII 62—63. G. Degli Assi.
Antonio Romano, Architekt und Bild-
hauer in Pavia, wo er 1491 unter Giov. Ant.
Amadco mit Ant. Tamagnino, Benedctto Bri-
osco etc. am Fassadenbau der Certosa betei-
ligt war.
Archivio Lombardo 1879 p. 137 ff. — Jahrb.
der k. preuß. Kst.-Sammign. XIII 11. •
Antonio Romano, Architekt in Rom, der
1502 die päpstlichen Befestigungsbauten zu
inspizieren hatte. — Vielleicht identisch mit
dem 1497 — 1516 in Rom ansässigen Archi-
tekten Antonio Melone (s. Melone, Antonio).
E. Müntz, Les Arts k la Cour des Papes
Innocent VIII etc. (189S) p. 159, 210, 221. *
Antonio d a 1 1 a Rosa, Maler, um 1410 in
Bologna tätig.
Z a n i, Encicl. XVI 194. — Arch. stör. d.
Arte ital. VII 16, Anm. *
Antonio della Rosa, Holzbildhauer des
16. Jahrh. in Pistoja, von dessen Hand das
ursprünglich für die Chorkapelle derselben
Kirche gearbeitete Chorgestühl vor dem
Hochaltäre von S. Maria de’ Servi herrührt.
G i g 1 i o 1 i, Pistoja nelle sue Opere d’Arte
(1904) p. 114. — Repertor. f. Kstwissensch.
XXIV 162. •
Antonio S a c h o, Steinmetz in Rom, wo er
1488 mit Marmorarbeiten für den Umbau des
Palazzo und der Kirche S. Marco betraut war.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1678) II 76.
Antonio von S a c i 1 e, Maler in Friaul, er-
hält 23. 5. 1500 Bezahlung für ein für Udine
geliefertes Altarbild.
Rcpert. f. Kstwissensch. II 147. H. V.
Antonio di Sandro, genannt Marcone
(Orafo), Goldschmied zu Florenz um 1515,
erster Lehrmeister des Benvenuto Ccllini.
E. Pion, Bcnv. Cellini, Paris 1883 p. 4.
H. V.
Antonio dal Santo, Maler des 15. Jahrh.
in Padua. Die einzige Nachricht über diesen
Künstler, die auf uns gekommen ist, findet
sich ohne jede Quellenangabe in den paduani-
schen Guidcn des 18. Jahrh. ; danach soll dieser
Künstler das wundertätige Madonnenbild der
Kirche S. Maria del Torresino zu Padua ge-
malt haben. Ursprünglich soll dieses Fresko-
Gemälde — Halbfigurdarstellung der Maria,
die den auf ihren Knien ruhenden Leichnam
Christi betrauert, — die äußere Mauerfläche
eines kleinen Wart-Turmes geschmückt ha-
ben, der zur alten, 1337 von Marsilio da Car-
rara errichteten Stadtmauer gehörte, und von
dem das Bild selbst wie auch die später an
dieser Stelle errichtete Kirche ihren Namen
erhielten. Jedenfalls existierte dort seit 1403
eine von einer religiösen Bruderschaft er-
baute Kapelle des Namens S. Maria del Tor-
resino. Aus diesem Grunde glaubte Grin-
zato annchmcn zu dürfen, daß das besagte
Frcskogcmälde noch vor 1400 entstanden sein
müsse, und im Vertrauen auf die Richtigkeit
dieser Annahme behandelten alle späteren
Autoren den Meister Antonio del Santo als
einen Trecentomaler. Dem widersprechen
jedoch die offenkundig squarcioneskcn Stil-
kriterien des Gemäldes, aus denen vielmehr
der Schluß zu ziehen ist, daß die Konfratemi-
tät dieses Fresko erst um die Mitte des 15.
Jahrh. ausführen ließ. In der Tat datieren
die frühesten Nachrichten über die Wunder-
wirkungen dieses Madonnenbildes erst aus
der Zeit um 1450. Ob die Zuschreibung an
Antonio dal Santo historisch begründet ist,
läßt sich nicht fcststcllcn, da ein Maler An-
tonio mit dem Zunamen dal Santo sonst nir-
gends erwähnt wird ; in der Parochie von S.
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Antonio
Antonio, von der dieser Zuname abgeleitet
sein könnte, scheint im 15. Jahrh. kein Maler
des Namens Antonio ansässig gewesen zu
sein. Die Vermutung einiger Autoren, daß
Stefano dall’ Arzerc der Maler der Madonna
del Torresino gewesen sein könnte, erweist
sich im Hinblick auf die angeführten histo-
rischen Daten als völlig unhaltbar.
Cornaro, Not. stör, delle apparizioni etc.
p. 164. — Rossctti, Descrizione delle pit-
ture di Padova p. 103. — Brandolese,
Pitt, di Padova p. 78. — M o s c h i n i, Guida
di Padova p. 165. — Grinzato, Mem. d.
chiesa di S. Maria del Torresino p. 5. — A. M.,
Cenni stör, dell’ imagine di S. Maria del Torrc-
sino p. 3. — F. B., Cenni stör, sulla chiesa di S.
Maria del Torresino p. 5. A. Moschetti.
Antonio di Santo da Milano kommt
als Bildhauer in der zweiten Hälfte des 15.
Jahrh. vor. Er war Bürger und Einwoh-
ner von Reggio. Wiederholt hatte er Auf-
träge vom Grafen Bosio Sforza. Mit diesem
schloß er 1474 einen Kontrakt, wonach er für
21 Dukaten sechs größere und sechs kleinere
Säulen mit Blattwerk und anderen schönen
„Sachen" verzieren sollte. Am 9. 9. 1475
kam es zwischen denselben beiden Personen
zu zwei neuen Verträgen. Nach dem ersten
übernahm A. die Ausführung eines Portales
am gräflichen Palaste, wo oben der Helm-
schmuck des Grafen mit zwei Putten an den
Seiten als Verzierung anzubringen war. In
dem letzten Dokumente versprach der Meister
die 50 Ellen lange Balustrade der Treppe zu
machen und an ihrem Fuße zwei Pfeiler, jeder
mit einem Löwen oben, zu errichten.
G u a 1 a □ d i, Memorie Italiane etc., Serie Vt,
p. 31, 33. — Meyer, Kstlerlcx. R.
Antonio, Maestro . . di S. Angelo in
V a d o, Ornamentbildhauer und Gießer von
Glocken und Kanonen, tätig im 16. Jahrh.,
von Zani, Enc. met. erwähnt, sonst fast unbe-
kannt. Camillo Castracane.
Antonio (fra) da San Bcnedetto.
Italien. Maler und Kupferstecher in Venedig.
Hcinecken (Dict. II 449) führt von ihm
das Bildnis in ganzer Figur des Abtes Aurc-
lius Nomosius an. Nach Zani, Enc. met.
XVII 36 war er um 1664 tätig. P. K.
Antonio da San Canziano, Maler in
Padua, 1469 urkundlich erwähnt.
M o s c h i □ i, Deila Pitt, in Padova Mem.
p. 25. Moschetti.
Antonio da S. Marino, s. Antonio di
Paolo dei Fabbri.
Antonio di S. Michele in Bosco, s. Asi-
nellt, A.
Antonio da San Petrignano, Archi-
tekt in Perugia, arbeitete 1534 am Gewölbe-
bau der Cappella di S. Giovanni neben der
LJdienza des Cambio.
G. Degli Azzi in L’Umbria 1902 p. 82, 85.
A. Bellucci.
Antonio da S. Zaccaria, s. Gatnbello, A.
Antonio da S. Zuane Evangelist a,
Bildhauer in Venedig, arbeitete mit anderen
Künstlern 150S an der dem Kanal zugewand-
ten Fassade des Dormitorio di S. Giorgio
Maggiore.
M o t h e s, Gesch. d. Baukunst in Venedig II
103. L. Ferro.
Antonio di S a n z i o, Maler in Avignon,
wo er um 1370 — 71 gemeinsam mit dem ma-
gister Nobis Wandmalereien ausführte im
Palaste Papst Urbans V., und zwar sowohl
„in magno tinello“, als „in camera paramen-
ti ac in camera imperatoris".
E. Müntz, Le Pape Urbain V (1889, aus
„Revue archeol.“) p. 8 f.
Antonio Sasso, s. Antonio di Ridolfo.
Antonio da Sebenico „protomastro“,
dalmatinischer Architekt, Mitarbeiter des
Giorgio da Sebenico um 1447.
Archivio stör. d. arte _V1I 404.
Antonio da Sestri, s. T ravi, A.
Antonio Sforzcsco (di Giovanni), Stein-
metz in Perugia, 1476 in die Matrikel der
lombardischen Bildhauer-Korporation einge-
tragen.
Mscr. 1451—52 der Biblioteca Communale zu
Perugia. A. Bellucci.
Antonio da Siena, Kunststicker in Rom,
hatte 1458 für Pius II. eine Anzahl Decken
mit dem päpstlichen Wappen zu besticken.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) I 321. , . „ *
Antonio da Siena, s. auch Antomo Vene-
ziano, Gabriello d'Antonio da Siena, Minella,
Antonio di Tommaso.
Antonio di Silvestro, war Camerlengo
der Arte dei Miniatori in Perugia im 1. Se-
mester 1416. Werke nicht bekannt.
L’arte dei Miniatori in Perugia, Giom. di Erud.
art. II 1873 fase. 11—12 p. 311. W. Bombe.
Antonio di maestro Simone, Maler
in Siena, urkundlich von 1428 — 1471 nach-
weisbar, malte hochbetagt 1484 eine Loggia
für Pietro di Giovanni Trevcrchi.
Milanesi, Docum. Scncsi I 48, II 327, 329,
336. H. V.
Antonio di Simone aus Florenz, Mitglied
des Ordens San Giovangualberto, schrieb 1445
bis 1451 drei Antiphonare für den Dom der
genannten Stadt.
V a s a r i, cd. I.e Monnier VI 164, 327.
Antonio di Simone, Glasmaler in Or-
vieto, wo er 1471 mit einem ungenannten
Meister aus Perugia zur Ausführung des
Glasfensters der Cappella del SS. Corporale
im Dome verpflichtet wurde.
L. Fumi, II Duomo di Orvieto, p. 241. *
Antonio (di) Simone, Maler und Stuc-
catorc, nach Zani um 1520 in Nizza tätig.
Zani, Encicl. XVII 288. *
Antonio di Simone Fiorentino, Stein-
metz des 15. Jahrh. in Bologna; in den Bo-
logneser Urkunden häufig erwähnt, nament-
lich als Mitarbeiter des Pagno da Fiesoie bei
der plast. Ausschmückung des Palazzo Bo-
IO
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Antonio
lognini an der Piazza S. Stefano zu Bologna.
Ein gleichfalls als Bildhauer vielfach in Bo-
logna beschäftigter Sohn des Meisters namens
Marsilio d’ Antonio machte 1517 ebendaselbst
sein Testament.
Repertor. f. Kstwisscnsch. XXII 294. — Jahrb.
der Kgl. Preuß. Kstsammlgn. XXIV, Beiheft
p. 131. F. Maloguszi-Valcri.
Antonio di Simone Francesco da
U r b i n o, Architekt und Bildhauer, geb. in
Montccalende, tätig in Urbino um 1470. An-
tonio erbaute in Gemeinschaft mit seinem
Landsmann Francesco Santi, genannt Papa,
die im korinthischen Stile gehaltene dreibogige
Loggia des Spitals zu Urbino, ein prächtiges
Werk von großer Feinheit der Linienführung.
Außerdem hat Antonio zusammen mit Am-
brogio da Milano sicherlich auch am herzog-
lichen Palaste gearbeitet, ferner an der Kirche
S. Bernardino und vielleicht auch am Pa-
lazzo Passionci.
Rass. bibl. d. Arte ital. VIII 194. E. Scatassa.
Antonio dei Solari, s. Antonio di Giov.
di Piero da Venezia.
Antonio di Stefano da Pandino, s.
Antonio da Pandino d. J.
Antonio di Teodoro, s. Antoni v. Theo-
dor.
Antonio de T i s o i o. Venezianer Maler
im Anfang des 16. Jahrh., der nach Crowe u.
Cavalcaselle (Deutsche Ausg. II 222) „in
einem Mischcharaktcr zwischen den Vivarini,
Bellini und Cima ungefähr auf gleicher Stufe
mit Jacopo da Valcnzia steht“. Das von
Crowe u. Cavalcaselle in der Madonnenkirche
von Orzes gesehene „Antonio de Tisoio pin-
xit 1512“ bezeichnete fünfteilige Altarwerk
mit der Madonna und den Hl. Georg, Johan-
nes d. T., Sebastian und Andreas ist kürzlich
für die Liechtensteingalerie in Wien erwor-
ben worden und das einzige bekannte sichere
Bild des Meisters, von dem Crowe u. Caval-
caselle in Belluno in der Casa Pagani noch
eine kleine ebenfalls bezeichnete Madonna,
sowie drei Fragmente bei Contc Agosti (drei
Engel, aber nur das eine gut erhalten), und
in demselben Stil ein Wandbild an der Casa
Carlo Miari, Piazza del Mercato, Maria mit
dem Kind, aufzählen.
Crowe u. Cavalcaselle, Gesch. d. ital.
Mal. VI 222. — L. Venturi, Le Origini della
Pittura Veneziana. Venezia 1907. (Hier An-
tonio da Tisoio.) •••
Antonio di Tommaso, Bildhauer in Flo-
renz, Gehilfe des Lorenzo Ghiberti bei Aus-
führung der Bronzetüren von S. Giovanni.
Vasari, ed. Milanesi IL 255. H. V.
Antonio diTommaso, Bildhauer in Rom,
1420 urkundlich erwähnt.
E. Müntz, Le s Arts ä la Cour des Papes
(1878) I 31. *
Antonio di Tommaso, Architekt in Pe-
rugia, arbeitete 1514 am Gewölbebau des Ho-
spitals neben dem dortigen Cambio.
G. Degli Azzi in L’Umbria 1902 p. 82 ff.
A. Dellucci.
Antonio di Tommaso Romano, Maler
in Rom. Am 17. 4. 1472 werden ihm für 16
vergoldete Stäbe aus der päptlichen Schatz-
kammer 7 Gulden vergütet. 1478 figurierte
er unter den Mitbegründern der römischen
Malerkorporation di S. Luca.
R o s s i Spogli Vatieani, Giom. di Erud. art.
Vol. VI 272, 1877. — E. Müntz, Les Arts ä la
Cour des Papes (1878) III 98, 102. fV. Bombe.
Antonio T o s c a n o, Maler in Ancona, wo
er 1450 die Gcwölbemalercien in der von
Giorgio da Scbenico und Giovanni Sodo er-
bauten, 1554 jedoch abgebrannten und durch
den Neubau des Pellegrino Tibaldi ersetzten
„Loggia“ auszuführen hatte. — Vielleicht ist
dieser Künstler zu identifizieren mit jenem
Antonio d’ Ancona, der 1472 ein Altarbild für
die Kirche S. Francesco delle Scale zu An-
cona gemalt hat. (S. auch unter Andrea da
Ancona.)
Z a n i, Encicl. XVIII 251. — Ricci, Mem.
stör, di Ancona. — Fcrretti, Pittori An-
conitani (1883) p. 7 ff. •
Antonio da Trent o, italien. Maler und
Holzschneider, tätig in Bologna in der ersten
Hälfte des 16. Jahrh. Wir wissen von ihm
nur, was Vasari (V 226) erzählt, nämlich, daß
er in Bologna von Parmigianino, der sich
nach seiner Rückkehr aus Rom nach dem
Sacco (1527) längere Zeit dort aufgchalten
hat, in der Kunst des Farbenholzschnittes
unterwiesen und mit der Wiedergabe einer
Reihe seiner Zeichnungen in dieser Technik
beauftragt worden sei. A. habe dann eines
Morgens dem Meister seine Holz- und Kup-
ferplatten und Zeichnungen gestohlen und
sei auf und davon gegangen. An anderer
Stelle (V 422) führt Vasari mehrere Arbei-
ten A.s in Helldunkelholzschnitt einzeln auf.
Es ist nun von der einen Seite behauptet,
von der anderen energisch bestritten worden,
daß A. identisch sei mit Antonio Fantuzzi,
der, wie aus den Rechnungen des Schloß-
baucs hervorgeht, um 1537 — 40 in Fontaine-
bleau unter Primaticcio als Maler tätig war,
und der auch eine Reihe von z. T. mit vollem
Namen, z. T. mit Monogramm aus A T F
oder A N T F bezeichnctcn Radierungen
nach Primaticcio, Parmigianino u. a. ausge-
führt hat Man meint, daß A. auf seiner
Flucht aus Bologna, wo er einen Teil seines
Raubes hatte liegen lassen, sich nach Frank-
reich gewandt und bei Primaticcio, der mit
zahlreichen italienischen Gehilfen in Fon-
tainebleau tätig war, Arbeit gesucht und ge-
funden habe. Für die Identität des A. mit
Antonio Fantuzzi lassen sich weder aus den
äußeren Umständen noch aus der stilistischen
Vergleichung der Holzschnitte mit den Ra-
dierungen schlagende Beweise herlciten. Aber
auch die Gründe, die von Kolloff in Meyers
Kstlerlex. und von Herbet gegen die An-
II
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Antonio
nähme, daß A. und Fantuzzi eine und die-
selbe Person seien, angeführt wurden, sind
nicht der Art, daß sic die Möglichkeit der
Identität der beiden Personen ausschließen.
Die Verschiedenheit der Monogramme auf
den Holzschnitten und auf den Radierungen
erklärt sich leicht aus der Verschiedenheit
des Materials, wie ja überhaupt Künstler ihre
monogrammatischen Bezeichnungen zu wech-
seln pflegten. Wenn sich Fantuzzi in Fon-
tainebleau einen Bologneser nennt, so würde
das noch nicht unbedingt beweisen, daß er
in Bologna auch geboren sei. Er kann es
sehr wohl für empfehlenswerter gehalten
haben, in Frankreich den unbekannten Ort
seiner Geburt durch den hier berühmten Ort
seiner Herkunft, an dem er lange gearbeitet
und vielleicht sogar Bürgerrecht erworben
hatte, zu ersetzen. Auch daß tatsächlich in
Bologna später eine Familie Fantuzzi an-
sässig war, beweist nichts gegen den Ur-
sprung Fantuzzis aus Trento, da diese Bo-
logneser Fantuzzi ja von jenen abstammen
könnten. Da es aber jedenfalls zweifelhaft
ist, ob die beiden Künstler Antonio da Trento
und Antonio Fantuzzi da Bologna eine und
dieselbe Person seien, so sollen die Radie-
* rungen unter dem Namen Fantuzzi aufge-
führt werden; hier soll nur von den Farben-
holzschnitten, für die die Autorschaft An-
tonios durch Vasari beglaubigt ist, gesprochen
werden. Von den 87 Helldunkelholzschnit-
ten. die von Bartsch (P.-Gr. XII) und von
Kolloff (Meyers Kstlerlex.) Antonio zuge-
schrieben werden und die alle nach Zeich-
nungen Parmigianinos ausgeführt sind, tra-
gen nur 2 das aus A oder A und T gebildete
Monogramm des Künstlers, der Johannes in
der Wüste (K. 6; B. IV 17) und der Lauten-
spielcr (K. 35; B. X 8). Einige andere Blätter
werden von Vasari als seine Werke ange-
führt: das Martyrium der hhl. Petrus und
Paulus (K. 20; B. IV 28), die Tiburtinische
Sibylle (K. 22; B. V 7), der vom Rücken ge-
sehene, sitzende nackte Mann (K. 36; B. X 13)
und die Madonna (in oval) (K. 3; B. III 12).
Die übrigen Holzschnitte werden ihm von
Bartsch und Kolloff auf Grund ihrer stilisti-
schen Verwandtschaft mit diesen Werken zu-
geschricben. Die Berechtigung dieser Zu-
weisungen steht nicht immer außer Zweifel.
Die Arbeiten der einzelnen Meister des Far-
bcnholzschnittes lassen sich nur sehr schwer
voneinander unterscheiden, zumal die Künst-
ler ihre Technik wechseln und besonders auch
die Verschiedenheit der Abdrücke in dieser
subtilen Technik außerordentlich stark den
künstlerischen Eindruck dieser Werke mit
bestimmt. Kolloff selber ist in seinen Zu-
schreibungen oft nicht sicher und möchte z.
B. die zwölf Apostel mit Christus (K. 7 — 19;
R. IV 1 — 12) eher für Arbeiten Ugos da Carpi
halten. Eine von Bartsch (XII 125, VII 26)
A. zugeschriebene Darstellung der Verehrung
der schönen Psyche, die Passavant (VI 222
No. 26) seinerseits für eine Arbeit des Giu-
seppe Nicolo Vicentino hält, wird von Kolloff
nicht aufgeführt. Dagegen gibt Kolloff dem
A. 10 Blätter, die von Bartsch als Arbeiten
Unbekannter (K. 1, 2, 3, 6. 26, 27, 28, 83)
oder gar nicht (K. 4 und 7) beschrieben sind.
Wie die anderen gleichzeitigen italienischen
Meister des Farbenholzschnittes geht auch
A. von der Technik Ugos da Carpi aus. Er
betont aber mehr die zeichnende Linie als die
Fläche und führt die schwarze Strichplatte
in freier, aber ganz detaillierter Linienbildung
aus, so daß sie schon für sich allein die Dar-
stellung fast vollständig gibt Er verwendet
fast immer nur eine einzige Tonplatte mit
ausgesparten Lichtern, die der Strichplatte
nur einen farbigen Gesamtton hinzufügt. Er
durchbricht hierin also das Prinzip des Ugo
da Carpi, der die Formen fast ganz aus den
Linien und Flächen der verschiedenen Far-
benplatten zu bilden strebt und die dicken
schwarzen Linien der Strichplatte wesentlich
nur zur Verstärkung der tiefsten Schatten
benutzt Doch sind auch A.s Holzschnitte
alle schon von vornherein auf die Mitwirkung
der Tonplatte, die auch einzelne wesentliche
Linien der Zeichnung beiträgt, berechnet.
Mehr als in den beiden mit seinen Mono-
grammen bezeichneten Arbeiten nähert sich
A. der Technik Ugos z. B. in dem von Vasari
als sein Werk erwähnten Martyrium der
Apostel Petrus und Paulus und in anderen
ihm zugeschricbcncn Blättern. Im Schnitt
der Strichplattc mit ihren fließenden, weichen
Linienzügen, die in freier Unregelmäßigkeit
und Bi*cite der Strichbildung ganz indivi-
duellen, malerischen Charakter bewahren,
weiß sich A. der Formgebung seines Meisters
und Vorbildes Parmigianino ganz vortrefflich
anzupassen und die Zeichnung mit großer
Sicherheit und vollem Verständnis wieder-
zugeben.
Meyer, Kstlerlex. — Brandolese, Pit-
turc di Padova p. 105. — Bertolotti, Ar-
tisti Bolognesi ctc. in Roma (Bologna 1883) p.
110. — H erbet, Lcs graveurs de l’öcole de
Fontainebleau (Annales de la soc. hist, et arch.
du Gatinais, Fontainebleau 1897). — Suster im
Archivio Trentino XVII (1902) p. 5 ff. P. K.
Antonio da Trcvigi, Maler im Anfänge
des 15. Jahrh. Für S. Niccolö in Treviso
malte er den hl. Christophorus mit dem
Christkinde in kolossaler Größe: seine Höhe
betrug 34 Fuß. Ein Martyrium des hl. Pe-
trus verfertigte er 1414 für die damals ge-
gründete Confraternitä de’ Nobili.
Zanotto, Pittura Vcneziana p. G4, nach den
Registern des Archivs von S. Niccolö in Tre-
vigl. — Fcderici, Memorie Trevigiane etc.
I 200. •*
Antonio di T r o i a n o, im Rione S. Su-
12
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Antonio
sanna in Perugia ansässig. War Camerlengo
der Peruginer Malcrzunft im 1. Semester
1561 und im 2. Semester 1565 an Stelle von
Carlo di Niccolo. Werke von ihm sind nicht
bekannt W. Bombe.
Antonio da Urbino (il sordo), s. Vi-
viani, A.
Antonio Ursini da Milano, Maler in Fer-
rara laut Ausweis des dortigen „Carteggio de-
gli Oratori Estensi“. 1436 zeichnete er auf
Pergamcntbogen drei Pläne des Stadt- und
I.andgebietcs von Cremona.
A. Venturi im Arch. stör. Lombardo XII
228. F. Matagussi-Valeri.
Antonio da Valsold a, s. Peracca, Giov.
Ant
Antonio da Varcse, s. Vanosino, Giov.
Ant.
Antonio da Vendri, Veroneser Maler um
1518.
Bernasconi, Studi etc., Verona 1865. *•
Antonio da Venezia (Sohn des Cristo-
foro da Milano), Maler in Ferrara, wo er
mit anderen Künstlern 1452 die Entwürfe
lieferte für die Gewänder des Klerus zum
Empfange Kaiser Friedrichs III. und zur
Ernennung des Borso d’Este zum Herzog von
Ferrara. 1473 u. 1481 urkundlich noch mehr-
mals als lebend erwähnt, muß A. vor 1496
gestorben sein, wie aus einer auf seinen Sohn
Girolamo del quondam Antonio bezüglichen
Urkunde des letzteren Jahres hervorgeht. —
Die von Cittadella vorgeschlagene Identifi-
zierung dieses Künstlers mit Antonio Pochet-
tino entbehrt jeglicher Begründung.
Baruffaldi, Vite de’ pittori etc. Ferraresi
ed Illustr. etc. Ferrar. (1868) p. 147.
E. Modigliani.
Antonio da Venezia, Maler in Orvieto,
wo er 1463 bei der Restaurierung eines der
gemalten Glasfenster des Domes die Ent-
wurfzeichnung für eines der betr. Glasgemälde
lieferte. Der Künstler starb bereits 1464.
Arch. stör. d. Arte I 342. — L. F u m i, II
Duomo di Orvieto. p. 236 — 237. E. Modigliani.
Antonio da Venezia, Keramiker in Ve-
nedig. P. Molmenti erwähnt ein Dokument
von 1470, welches von einem „Maestro An-
tonio archimista“ spricht, der bei S. Simeone
einen Ofen erbaut hatte, aus dem sehr schöne,
durchscheinende „porcelane“ hervorgingen, die
den von „Barbaria“ kommenden ähnlich, aber
vielleicht noch schöner waren.
Rassegna Nazionale, vol. 113 p. 9. — C a m -
p o r i, Maiol. e Pore, a Ferrara p. 129. — Bullett.
di Arti Ind. e curios. Venez. I 79. — Studi
intomo la Ceramica Venez. 1876 p. 38. — Gaz.
des b.-a. 2. pir. XVIII 764. L. Ferro.
Antonio da Venezia, s. auch Antonio
di Nicolö.
Antonio Veneziano, eigentlich Antonio di
Francesco da Venezia. Hervorragen-
der Maler des Trecento, der wohl aus Vene-
dig stammte, aber in Toskana tätig war, wo
er 1370 — 1388 in Siena, Florenz und Pisa
nachweisbar ist. Vasari berichtet von ihm,
daß er in Venedig geboren und mit Agnolo
Gaddi nach Florenz gekommen sei ; er wäre
dann als berühmter Maler wieder nach Ve-
nedig zurückgekehrt und hätte dort in der
Sala del Consiglio des Palazzo Ducale ge-
malt, aber der Neid und die Mißgunst seiner
Fachgenossen hätten ihn bald für immer aus
seiner Vaterstadt vertrieben. Von diesen Ge-
mälden des Antonio in Venedig ist aber nichts
erhalten und bekannt, und nicht einmal sein
Name wird in dortigen Urkunden und Quel-
lenschriften genannt, so daß Vasaris Erzäh-
lung mit Vorsicht aufzunehmen ist. Trotz-
dem aber in den uns sonst erhaltenen Urkun-
den und Quellen die Herkunftsbezeichnung
des Meisters schwankend ist (eine Sieneser
Urkunde nennt ihn „da Venezia", Pisancr Ur-
kunden bald „de Fiorensa", bald „de Vcne-
tiis“, Baldinucci bezeichnet ihn als Floren-
tiner [s. den Artikel Antonio da Firenze,
Maler in Venedig], der Anonimo Maglia-
becchiano als Sienesen), wird man doch an
der Venezianer Herkunft des Meisters fest-
halten können und annehmen, daß er bereits
in jungen Jahren, vielleicht tatsächlich mit
Agnolo Gaddi, aus seiner Vaterstadt nach
Toskana gekommen ist, da seine Kunstweise
durchaus in der Toskanischen wurzelt. Crowe
und Cavalcaselle haben ein Bild von 1388 mit
der Geißelung Christi bei der Bruderschaft
S. Nicolö Reale di S. Francesco in Palermo'
dem Meister zugeschrieben und die Reste der
darauf befindlichen Bezeichnung „An . . .
Lo . . . da Vinexia pinx." auf Antonio Longhi
gedeutet und vermutet, daß Longhi der Fa-
milienname des Antonio Vcncziano gewesen
sei. Da die Zuschreibung des Bildes an An-
tonio Veneziano sowohl, als die Deutung der
Bezeichnung nicht zweifellos sind und Antonio
in den zahlreichen erhaltenen Urkunden nie
den Beinamen Longhi führt, verdient Crowes
und Cavalcasclles Vermutung keinen Glauben.
Sichere Daten aus Antonios Leben sind
folgende: Nach einer Urkunde in Siena er-
hält er im Oktober 1370 gemeinsam mit An-
drea Vanni Zahlung für Malereien an den
Gewölben des Domes in Siena (Milanesi, Doc.
I 305). Am 20. 9. 1374 ist er in Florenz in
der Matrikel der Ärzte und Apotheker, zu
deren Zunft damals die Maler gehörten, ein-
getragen. Vom 7. 12. 1384 bis zum 10. 4. 1387
erhält Antonio in Pisa Zahlungen für die
drei unteren Gemälde mit der Legende des
hl. Raniero im Camposanto. Die Zahlungsein-
tragungen sind bis auf die letzte von dem
operaio Parasone Grasso vorgenommen wor-
den, der den Meister beständig als aus Florenz
stammend bezeichnet (Maestro Antone di
Francicscho dipintore da Fiorensa), während
13
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Antonio
die letzte Eintragung vom 10. 4. 1387 von der
Hand des Notars und Schreibers der Dom-
opera „pro pictura trium storiarum inferius
sancti Rainerii in camposanto“ ihn „Magister
Antonius pictor condam Francisci de Vene-
tiis“ nennt. Unter dieser Bezeichnung er-
hält er ferner vom 14. 4. bis 4. 8. 1387 Zah-
lungen für weitere Arbeiten (Einrahmungen
u. Restaurationsarbeiten an älteren Fresken)
im Camposanto für sich und seine Schüler
Giovanni und Pietro und am 2. 8. 1387 vom
Domwerkmeister Zahlung für ein Gemälde
in der Orgelkapelle des Domes, „welches er
ganz auf seine Kosten ausgeführt hatte“. Bei
Empfang der letzten Bezahlung wohnte An-
tonio in einem Hause im Bezirk S. Nicola;
vorher hatte er zwei Jahre in einem ihm von
der Domopera gemieteten Hause im Bezirk
S. Lorenzo gewohnt, dessen Schlüssel er son-
derbarerweise erst am 1. 3. 1388 dem Dom-
werkmeister auslieferte, obgleich er schon
lange nicht mehr dort wohnte.
Das uns erhaltene Hauptwerk des Antonio
Vencziano sind die drei unteren Fresken aus
der Legende des hl. Roniero an der Südwand
des Camposanto in Pisa aus den Jahren 1884
bis 1387 (die drei oberen 1377 von Andrea
da Firenze vollendet). Sie stellen die Reise
des Heiligen aus Palästina, seine Ankunft in
Pisa, seinen Tod und seine Wundertaten da-
selbst vor und sind leider so schlecht erhalten,
daß man sich nur mit Hilfe der Abbildungen
T^sinios über alle Einzelheiten orientieren
kann. In ihnen tritt uns Antonio besonders
als ein vorzüglicher Beobachter der Natur ent-
gegen. Die nackten Körper zeigen ein über-
raschendes anatomisches Verständnis, an den
Kranken, bei den Wundertaten des Heiligen,
sind ihre Gebrechen auf das Bestimmteste dar-
gestellt, die verschiedenen Lebensalter, Be-
schäftigungen und Charaktere der einzelnen
Personen überall treffend geschildert u. viele
seiner Figuren ohne Zweifel Porträts ; die Ge-
wänder sind nicht stilisiert, sondern je nach
der Art des Stoffes verschieden behandelt.
Weit überflügelt er seine Zeitgenossen in
Siena und Florenz durch seine klare und be-
stimmte Wiedergabe der Architektur und die
ausgezeichnete Perspektive. Er findet auch
lebhaftere Farbentönc, arrangiert seine Grup-
pen mit großer Fertigkeit und verläßt Giottos
Großartigkeit u. Strenge durch seine mehr gen-
rehafte Auffassung, die sich in vielen Zügen
offenbart. Bei all seinem Realismus aber
liebte er, wie Vasari schon rühmt, das Zarte
und Anmutige. Antonio Venezianos Kunst
ist sicher aus der Toskanischen hervorge-
gangen. Vasari berichtet, daß er sich an Ag-
nolo Gaddi angeschlossen habe, doch waren
beide wohl gleichaltrig, so daß man kaum ein
richtiges Schulverhältnis annehmen kann. Gio-
vanni da Milano und Giottino mögen A. be-
einflußt haben. Mag die Behauptung Vasaris,
daß Antonio der Lehrer des Gherardo Stamina
gewesen sei — durch den er wieder Maso-
lino, Angelico und Masaccio beeinflussen
konnte — auf Wahrheit beruhen oder nicht,
jedenfalls ist er als Vorläufer dieser bahn-
brechenden Neuerer ein wichtiges Glied in der
Entwickelung der toskanischen Malerei. — Von
anderen Werken des Antonio Veneziano sind
uns nur noch die in schlechtem Zustand be-
findlichen Fresken an einem Tabernakel in den
Gärten von Nuovoli vor Porta Prato, in der
Besitzung der Familie Panciaticchi in Flo-
renz erhalten, die A. im Auftrag des Giovanni
degli Agli malte und die als verschollen gal-
ten, aber von Crowe und Cavalcasellc wieder
aufgefunden wurden. Es sind nur noch die
Spuren einer Kreuzabnahme, des jüngsten Ge-
richtes und des Todes und der Himmelfahrt
Mariae sichtbar. Die anderen Arbeiten An-
tonios in Florenz sind alle nicht mehr vor-
handen. Vasari berichtet, daß A. im Chiostro
von S. Spirito die Berufung der Apostel, Ver-
mehrung des Brotes und der Fische und an
der Außenseite den Mannaregen gemalt habe
und daß er selbst die Zeichnungen zu diesen
Bildern besäße, die er als die schönsten jener
Zeit rühmt Ferner nennt er die Predella des
Hochaltars in S. Stefano a Ponte Vecchio
mit Szenen aus dem Leben des hl. Stephanus,
Malereien oberhalb des Portals von S . An-
tonio al Ponte dclla Carraia, ein von den Ac-
ciaiuoli bestelltes Altarbild für die Certosa v.
Florenz sowie ebendort ein Fresko mit der
Verklärung Christi. Von dem ebenfalls ver-
schollenen Gemälde in der Orgelkapelle des
Doms von Pisa, für das A. 1387 Zahlung er-
hielt, war schon oben die Rede, ebenso von
den Malereien an den Gewölben des Do-
mes in Siena von 1370, die A. gemeinsam
mit Andrea Vanni ausführte. Auch an der
Kuppel des Domes in Pisa muß A. tätig ge-
wesen sein, da er und sein Schüler Giovanni
für Arbeiten zu derselben 1385 Zahlung er-
hielten (s. Tanfani Centofanti, Not. di ar-
tisti, p. 441). Zweifelhaft als Werke des An-
tonio Veneziano sind: das schon genannte
Altarwerk mit der Geißelung Christi und Ein-
zclgestalten von Engeln, Heiligen und Apo-
steln von 1388 in S. Nicold Reale in Palermo
mit der oben angeführten Bezeichnung, die
dem Antonio von Crowe und Cavalcasellc zu-
geschriebenen Deckenfresken im Capellone
degli Spagnuoli in S. Maria Novella in Flo-
renz, sowie die Malereien in der Capp. Castel-
lani in St. Croce in Florenz und zwei Bilder
mit Heiligen in den Mus. in München und
Altenburg, die Schmarsow dem Antonio zuer-
teilt hat Schwerlich sind auch andere Werke,
die dem Antonio Vencziano zugeschrieben
werden, von seiner Hand. Gefälschte Be-
zeichnungen tragen die Bilder in der R. Gal-
14
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Antonio
leria dell’ Accademia (No. 2) und im Museo
Correr (No. 44) in Venedig.
Vasari (ed. Lcmonnier II 171 f., ed. Mila-
nesi I 661 f.). — M i 1 a n e s i, Doc. Senesi I
305. — Tanfani Centofant i, Provincia di
Pisa 1881 n. 33 u. Notizie di Artisti 1897 p. 31
bis 40, 441 — 12. — K. Frey, II Codice Maglia-
becchiano, 1892 p. 253, 259. — C i a m p i, Not.
sul Campo Santo di Pisa, 151. — K o s i n i,
Descr. dcllc Pitture del Campo Santo, Pisa 1816
p. 80 — 98. — Crowe und Cavalcasclle,
Storia d. pitt. II 209 — 228 (Dtsche. Ausg. I 328,
II 56 f.) — Gualandi, Memorie . . VI 136.
— Morrona, Pisa illustr. II. — C. Bemas*
coni, Antonio Veneziano, Verona 1862. — G.
M a n c i n i, Venti Vite d' Artisti di G. B. Gelli
(per nozze) Firenze 1896. — J. B. S u p i n o,
II Camposanto di Pisa. 1896. — A. Schraar-
sow, Masaccio-Studien III 17, 42. — Schu-
bring, Altichiero und seine Schule 1898, p. 129.
— G. Di Marzo, La Pittura in Palermo, 1899
p. 47, 49. — A. Dell’ A c q u a G i u s t i, An-
tonio Veneziano. Venezia. — Repertor. f. K.-W.
VI 16, XVII 267. — A. Venturi, Storia
dell’ arte ital. V. — L. Venturi, Le Origini
dclla Pittura Veneziana, Venezia 1907. — Meyer,
Kstlerlex. (mit weiterer Lit.). — Abbildungen
der Fresken im Camposanto s. C. L a s i n i o,
Pitture a fresco del Campo Santo di Pisa. Fi-
renze 1832 — 1838. G. Fogolari.
Antonio Veneziano, s. auch Musi, A.
Antonio di Venturino, Steinmetz in
Venedig, arbeitete 1494 mit Mauro Coducd
an den Dekorationen der Scuola grande von
S. Marco; und mit seinem jungen Sohne zu-
sammen in der Kirche S. Giovanni Criso-
stomo. Er wird bis 1499 erwähnt.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult. d. Rinasc. in
Venezia II 111, 176, 179. L. Ferro.
Antonio da Venzone, italien. Maler.
1462 in der Bottega eines Meisters Leonardo
in Venedig tätig, u. 1498 von einem „Meister
Leonhard (Thanner) Teutonicus“ aus Ven-
zone nach Cividale berufen um als Sachver-
ständiger eines von dessen Bildern zu schätzen.
Vielleicht ist dieser Leonhard Teutonicus mit
dem oben erwähnten Meister Leonardo iden-
tisch und nicht Leon. Boidrin, wie P. Paoletti
und G. Ludwig vermuten.
Repertor. II 150, XXII 446.
Antonio da Vercelli, soll nach Vasari
Architekt in Florenz gewesen und um 1420
mit einem Kuppelmodell für S. Maria del
Fiore in Konkurrenz mit Filippo Brunellcschi
getreten sein. Er war aber nur einfacher
„legnajuolo" der Dom-Opera, wie ganz kleine
Lohnzahlungen erweisen.
Vasari, Vite, ed. Milanesi II 359. H. V.
Antonio da Verona, Maler in Rom, um
1527 Mitglied der römischen Accademia di
S. Luca.
M i s s i r i n i, Stör. d. rom. Accad. di S. Luca
p. 15, 461. — Bertolotti, Artisti Veneti in
Roma. F. Malagussi-Valen.
Antonio diVettore aus Venedig, Bronze-
gießer. Von ihm ist eine Glocke auf dem
Glockenturm von S. Cristoforo, die er 1426
ausführte.
Mosch ini, Guida di Venezia 1815 II 23.
Antonio V i c e n t i n o, genannt Tognone.
Maler in Vicenza um 1580, Schüler des G. B.
Zelotti, soll auch von Palma d. J. mehrfach
als Gehilfe verwandt worden sein. In Vi-
cenza betätigte er sich als Fresken- und Fassa-
denmaler. Er gab aber die Malerei bald auf
und starb noch jung als Soldat.
Meyer, Kstlerlex. (mit älL Lit). — G. Zi-
m e 1 1 o, Pittori Vicentini (Venezia 1847) p. 7 f.
— Nuovo Arch. Veneto VIII parte II p. 373 ff.
••
Antonio da Vicenza, Intarsiator. —
So nennt Zani, Enc. mct. XIX 164 mit irr-
tümlichen Angaben sowohl in der Signatur
wie in der Datierung einen Intarsiator, dessen
Name Antonio Cossetti ist.
Antonio da V i g i ü, lombard. Bildhauer,
nach Zani und Nagler 1556 — 1590 in Mai-
land für den dortigen Dom tätig; und zwar
sollen daselbst als Werke von seiner Hand zu
betrachten sein das Grabmal des Papstes Pius
V. (t 1572), eine Christusstatue und die bei-
den nach Martino Bassis Zeichnung ausge-
führten weiblichen Tragfiguren unterhalb des
Orgclgehäuses. — Vielleicht ist mit ihm
identisch jener Antonio da Vigiü, der nach
Bertolotti sich 1591 in der Mitgliederliste der
Congregatio artis lapicidarum zu Rom ange-
führt findet.
Zani, Encicl. XIX 88. — Nazi er, Kstler-
lex. XX 245. — Cicognara, Storia d. Scul-
tura II 182. — Bertolotti, Art. Lombardi
a Roma I 227. — Mcrzario, I Maestri Co-
macini, Milano 1893 I 542. F. Malagusxi-Valeri.
Antonio da Vignonovo, Architekt, tätig
in Rom, erhält 20. *12. 1458 als Gehilfe des
Architekten Lorenzo aus Mailand Bezahlung
für Arbeiten am Vatikan.
Bertolotti, Artisti Lombardi a Roma.
H. V.
Antonio di Vinccnzo, Architekt in Bo-
logna, geb. daselbst um 1850, wie aus der
Mitgifturkunde seiner Gemahlin Agnese Ta-
bolacci hervorgeht. 1382 begegnet er uns zum
ersten Male als Fcstungsarchitekt der Bo-
logneser Stadtgemcindc, und zwar wurde er
damals mit Inspektions- und Bauarbeiten in
den umliegenden* Bologneser Kastellen be-
traut. 1883 erhielt er Bezahlung für den
Bau der Bergveste von Cento, während er
gleichzeitig an der Porta Saragozza zu Bo-
logna arbeitete. 1384 führte er Erncuerungs-
bauten an den Bologneser Stadtmauern aus.
Auch übte er in diesem Jahre als Gonfalonicre
zusammen mit Lorenzo Bagnomarino eine
Art Oberaufsicht über die zu errichtende Mer-
canzia aus und wurde ebenfalls mit Bagno-
marino mit dem neuen Entwürfe für den
Palazzo de’ Notai betraut, dessen nach der
Piazza grande gehende große Prachtfenster
sein Werk sind. 1385 arbeitete er wiederum
an den Bologneser und Imolescr Landkastel-
len, 1386 in Gemeinschaft mit Giovanni
da Siena am Bau der S. Proculo-Bastion
15
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Antonio
zu Faenza und 1887 am Bau der Bergveste
S. Giovanni zu Persiceto. — 1388 erhielt A.
sodann von den Sechshundert den Auftrag,
nach den Anweisungen und unter der Leitung
des Frate Andrea Manfredi da Faenza die
Risse zu zeichnen zum Neubau der abzubre-
chenden älteren Kirche von S. Petronio zu
Bologna (von 1211). Nach Genehmigung die-
ser Entwurfzeichnungen 1390 mit der Aus-
führung eines Stein- und Gips-Modells im
Maßstabe von V1t (18,71 m) der wirklichen
Größe betraut, wurde A., nachdem schon im
Juli desselben Jahres der Grundstein zur
neuen Kirche gelegt worden war, am 14. 1.
1393 schließlich rite zum Obermeister des
Neubaues von S. Petronio ernannt. Daß er
auch sonst eine angesehene Stellung in seiner
Vaterstadt einnahm, geht daraus hervor, daß
er in das Kollegium der „Riformatori dello
Stato“ erwählt war und 139Ö mit einer Spe-
zialgesandtschaft der Stadt Bologna an die
Republik Venedig abgeordnet wurde. In
diesem Jahre war er auch wieder Gonfaloniere
und wurde zum Notar ernannt. — Der groß-
artig angelegte Neubau von S. Petronio sollte
ein Kreuz bilden von BOß7 Länge und 436'
Breite mit einer achteckigen Vierungskuppel
von 110' Durchmesser und quadratischen Sei-
tenschiflfkapellen ; den drei Eingängen an der
Hauptfront und an den Enden der Kreuz-
schiffe sollten weitläufige Vorhöfe entspre-
chen. Ganz deutlich zeigt sich in seinen
Plänen, daß der Meister die nordische Gotik
genau kannte und vor allem die Kuppel nach
•gotischen Konstruktionsprinzipien entworfen
hat (vgl. Ludw. Weber, San Petronio, s. u.).
Gleichzeitig begann man auch bereits mit der
Ausschmückung der Fassade von S. Petronio.
Nachdem uns in den Jahren 1393 — 94 noch
von Studienreisen berichtet wird, die der Ma-
gister Antonius im Interesse des Kirchenbaues
von S. Petronio nach Florenz, Mailand u. Ve-
nedig unternahm, sind die Nachrichten über
die Fortführung dieses Kirchenbaues selbst
mit einem Male unterbrochen. Dagegen er-
scheint der Name des Künstlers 1397 in einer
Zahlungsurkunde für Grundlegungsarbcitcn
zum Campanile von S. Francesco in Bologna,
und gleichzeitig muß A. im Aufträge des
Lippo di Giacomo Muzzarello auch am Bau
der Sakristei von S. Francesco beschäftigt
gewesen sein. Auch der Campanilebau scheint
hierauf wieder längere Zeit geruht zu haben,
da erst unter dem 20. 2. 1401 sich wiederum
ein Zahlungscintrag findet „in fäctura unius
castclli lignei pro faciendo designare Campa-
nile novum“; 29 Tage später erhielten dann
endlich die Maurermeister Bonino und Nic-
colö den Auftrag, den Bau des Campanile zur
Ausführung zu bringen, und zwar nach den
Plänen, die „maistro Anthonio di Vincenzo
fara dipingere in la sponda de la sacrestia".
Leider sollte der große Meister Antonio „vir
magnac intclligentiae“, wie ihn seine Zeit-
genossen nannten, mitten aus seiner Bau-
tätigkeit an San Petronio durch den Tod im
Jahre 1402 abgerufen werden.
Sein besonderer Ruhmestitel bleibt, daß er
jenem Ziele nachging, das Bruncllesco, Bra-
mante und Michelangelo anstrebten : dem
monumentalen Kirchenbau unter der Herr-
schaft einer gewaltigen Kuppel, so wie es in
St. Peter in Rom in seiner vollendetsten
Form erreicht worden ist Allein wenn das,
was wir jetzt noch auf der Piazza grandc
hinter der unfertigen, rußigen Fassade finden,
auch nur ein kümmerliches Rudiment bedeu-
ten kann im Vergleich mit dem, was Antonio
vollbringen wollte, so sind und bleiben die
sechs mächtigen Joche, auf ihr herrliches
Stützen- und Wölbesystem hin geprüft doch
das Beste, was die italienische Gotik hervor-
gebracht hat.
G. Guidicini, Cose notabili dt Bologna
(Bologna 1869). — A. Rubbiani, La chicsa
di S. Petronio (Bologna 1886). — A. Gatti,
La fabbrica di S. Petronio (Bologna 1889). —
Arch. stör. d. Arte ital. III 153, IV 96, 172, 194,
V 236, 387, 394. — L’Arte I 461. — Rassegna
d’Arte 1901 p. 2, 56, 1904 p. 38, 1905 p. 161. —
Repertor. f. Kstwissensch. XX 178, XXI 167,
169. — Meyer, Kstlcrlex. — Malaguzzi-
V a 1 e r i, L’Archit. a Bologna nel Rinasc. (1899).
— Ludwig Weber, San Petronio in Bo-
logna, Leipzig 1904. — Mit Notizen von Dr. L.
Weber. F. Malaguzsi-Valeri.
Antonio „de V i o 1 o n o", italicn. Maler,
1379 — 1405 in Pinerolo nachweisbar. 1401
malte er ein Zimmer im dortigen Palaste aus.
Bollett. Stor.-Bibliogr. Subalpino I 155.
G. Degli Assi.
Antonio V i p c r a, Architekt in Ascoli-Pi-
ceno, erbaute laut Angabe der Klostcrchronik
von S. Francesco daselbst 1262 die Kirche von
5. Francesco, eine dreischiffige gotische An-
lage mit geradlinigem Frontabschluß (in der
Art der abruzzesi sehen Kirchenfassaden), zwei
schlanken Chortürmen neben den siebenfachen
Apsidenanbauten der beiden Seitenschiffe und
achteckiger Vierungskuppel. Nahe verwandt
erscheint in ihrer Gesamtanlage die 1238 — 10
erbaute Franziskanerkirche zu Fcrmo, die da-
her von Ricci gleichfalls als ein Werk des
Antonio Vipera von Ascoli angesprochen wird.
Neuerdings wird jedoch die Architcktcntätig-
keit des Antonio V. auch für S. Francesco in
Ascoli angezwcifclt.
O r 8 i n i, Guida di Ascoli p. 40. — Ricci,
Mem. stör, di Ancona I 42 f. — Schulz, Dcnkm.
d. Kunst des Mittelalt. in Unterital. II 4 — 5. —
C. M a r i o 1 1 i in Rassegna Bibliograf, d. Arte
Ital. III 213. *
Antonio de Visenem, Palast-Archit.
Papst Calixtus’ III. in Rom. Am 8. 6. und
6. 7. 1457 werden ihm und seinen Gehilfen
am Bau des vatikanischen Palastes Gehalt-
zahlungcn aus der päpstlichen Schatzkammer
16
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Antonio
angewiesen. — Vermutlich identisch mit An-
tonio dalla Ylesio {de Ecclesia), der noch
unter Pius II. mit den gleichen Gehilfen, wie
Ant. de Visenem, am vatikanischen Palastc
arbeitete.
R o s s i, Spogli Vaticani, Giorn. di Erud. art.
Vol. VI 1877 p. 202. — E. Müntz, Les Arts
» la Cour des Papes (1878) I 193, 238.
W. Bombe.
Antonio Vite, s. Ricci, A. Vite.
Antonio da V i t e r b o . (eigentl. Antonio
Massari da Vitcrbo) gen. Pastura, italien.
Maler, begegnet uns zum erstenmal als Mit-
glied der Akad. von San Luca in Rom im
Jahre 1478. Wir dürfen annehmen, daß er
sich damals längere Zeit in Rom aufgehalten
hat. Im Jahre 1489 erscheint er in Orvieto;
fünf Jahre später ist er wieder in Rom. In
den Jahren 1497 — 99 arbeitet er aufs neue in
Orvieto, und im Jahre 1504 hat er in Viterbo,
seiner Vaterstadt, ein Tafelgemälde herge-
stellt. Im Jahre 1509 hat er seine Künstler-
laufbahn, wie es scheint, mit dem Fresken-
zyklus der Chorkapelle von Cometo ruhm-
reich abgeschlossen. Schon 7. 2. 1516 ist er
nicht mehr unter den Lebenden ; er scheint
nicht alt geworden zu sein. Denn noch 8 Jahre
nach seinem Tode, 15. 1. 1524, vermählte sich
seine Witwe Sabette mit Clcmente Anastasi
aufs neue. Die ältesten urkundlich beglaubig-
ten Arbeiten A.s entstanden in Orvieto. Hier
haben sich im Dom an der rechten Chorwand
noch teilweise die Fresken erhalten, welche
A. 1497 unter den Fresken Pinturicchios ge-
malt hat: die Flucht nach Ägypten (fast zer-
stört), Darstellung im Tempel, Verkündi-
gung und Heimsuchung. Das wohlerhaltene
Fresko eines hl. Sebastian stammt aus der
Madonna della Fonte und hat im Palast der
Päpste in Orvieto seinen Platz gefunden. Die
Fresken in dem Kirchlein S. Trinitä bei Or-
vieto haben sehr gelitten. In Rom dürfen
■wir dem Viterbesen vor allem das anmutige
Fresko der thronenden Madonna mit den
Heiligen Franz und Chiara zuschreiben, wel-
ches das Kirchlein von S. Cosimato schmückt.
Es ist wohl nur das Fragment eines größeren
dort gemalten Bilderkreises. Auch sein
Hauptwerk, die Fresken der Chorkapelle der
Kathedrale von Cometo, ist vor allem durch
einen Brand i. J. 1642 schwer geschädigt
worden. Die Vitellcschi haben diese Ge-
mälde gestiftet; 1509 waren sic vollendet.
Alle Fragmente lassen darauf schließen, daß
der Bilderzyklus ein Marienleben schilderte.
Oben in den vier Gewölbefeldern erscheint
dreimal ein Paar von Propheten und Sibyllen
mit Spruchbändern, deren Inhalt sich auf die
Jungfrau bezieht; im vierten Felde ist die
Krönung Mariae dargestellt. Auch die Lü-
nettenmalereien haben sich erhalten: links
erblickt man die Geburt Mariae, rechts gegen-
über das Sposalizio. An der W'and links
sind drei Schilderungen ohne zeitlichen Zu-
sammenhang nebeneinander gestellt: eine
Beweinung Christi, die Begegnung Joachims
und Annas und endlich Maria in einer Strah-
lenglorie mit dem segnenden Kinde im Arm.
Vermutungsweise werden dem Antonio d. V.
Freskenreste in S. Maria della veritä in Vi-
terbo und in San Flaviano in Montefiascone
zugeschrieben.
Die Tafelbilder des Viterbesen sind sehr
selten. Im Palast der Päpste in Orvieto hat
sich eine Madonna erhalten, im Stadthaus zu
Viterbo eine große Anbetung des Kindes und
ein Madonncnbild. In der Kirche del Riposo
in Toscanella gleichfalls ein Madonnenbild.
Ein dreigeteiltes Altarbild, 1497 bezeichnet
und die Himmelfahrt Mariae mit den Heili-
gen Gregor und Hieronymus darstellend, be-
findet sich im Vatikan; eine Pieta mit den
Heiligen Paulus und Johannes — eine Stif-
tung der Altoviti vom Jahre 1500 — bewahrt
die Großherzgl. Gemäldegalerie in Schwerin
i. M. Diese beiden Gemälde sind besonders
wohlerhalten und in Temperafarben auf Holz
gemalt. Vermutungsweise darf dem Meister
auch die Darstellung im Tempel in S. Bcr-
nardo bei Assisi zugewiesen werden.
In seinem Kunstcharakter gibt sich der
Umbro-Viterbese als einer der zahllosen, in
ihrer Kunst wenig charaktervollen Perugino-
Schüler zu erkennen. Er scheint vor allem
auch als Madonnenmaler tätig gewesen zu
sein, und von seinen Tafelbildern dürfte sich
in den Galerien Europas noch manches er-
halten haben. Seine Leistungen sind un-
gleich; daß er aber auch vor monumentalen
Aufgaben nicht zurückschreckte, beweisen
die Freskenwerke in Corneto.
Steinmann, Antonio da Viterbo. — Fü-
ll i, II duomo di Orvieto 278, 299, 300, 301,
303, 305, 366, 373, 402, 405, 407. — P i n z i,
Gli ospizi medioevali e l’ospedal-Krande in Viter-
bo 129 — 130, 276. — Rassegna d’arte 1903
p. 177. — Giorn. di erudizione artistica V 10, 15,
89 — 91 ; VI 258. — Müntz, Les arts ä la cour
des papes III 99; IV (1898) 180. — Crowe u.
Cavalcaselle (Deutsche Ausg.) IV 19. —
L’Arte VII (1904) p. 513. E. Steinmann.
Antonio da Viterbo, s. auch Antonio
di Michele da V.
Antonio di Vi viano da Albino, Ma-
ler in Venedig. Ernannte am 26. 3. 1497 sei-
nen Bruder Pietro zu seinem Bevollmächtigten.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult. d. Rinasc. in
Venezia II 127. L. Ferro.
Antonio di Vivian dei Valnigrenis
da Miräguel, bergamaskischer Maler in
Venedig, urkundlich erwähnt von 1462 (?)
— 1506. Nach G. Ludwig (s. u.) wird er
von Antonio di Viviano da Albino zu unter-
scheiden sein. (Vgl. auch Antonio de Mira-
guel.)
Jahrb. d. preuß. Kstsamml. XXIV, Beih. 89 ff.
**
Kürutlerlexikon. Bd. U.
17
2
Antonio — Antonius
Antonio dalla Ylesia, s. Antonio de
Visenem.
Antonio Zucconi, s. Antonio da Padova.
Antonio, s. auch damit verbundene Vor-
namen, Patronymika und Ortsbezeichnungen
sowie Antoni u. Antonius.
Antonioli, F a u s t o, italien. Maler, gcb.
1814 in Bergamo, war 1844 in der Ausstellung
zu Bergamo mit guten Landschaftsbildern ver-
treten.
Schorns Kunstblatt 1845 p. 236. R.
Antoniollo di Bartolome o, Maler in
Ferrara, erhält am 14. 5. 1494 von Giovanni
Guasconi eine Pension von 100 Lire ausge-
zahlt, um ein Jahr lang Studien in der Mal-
kunst betreiben zu können.
Cittadella, Doc. cd illustr. etc. Ferrar.
p. 108. F. Malagutsi-V aleri.
Antoniolo da Brenn a, lombard. Glasma-
ler, brachte in Gemeinschaft mit Ambrogio
da Lodi und Bertino Morone eine Anzahl
Glasgemäldc für den Dom zu Mailand 1430
zur Ausführung.
Malaguzzi-Valeri, Pitt. Lombard« p.
208. F. Malagussi-Voleri.
Antonisio (Antonigi) di Gaspare da
C a m e r i n o, Holzschnitzer in Rom, wo er
1468 — 70 Deckenkasscttierungen und Wand-
vertäfelungen im Palazzo di S. Marco und
1470 — 71 die Holzdecke in S. Lorenzo in Pescc
(im Borgo S. Pietro) auszuführen hatte.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) II 65 f.; 70 f.; 86. •
Antonisio (Antoniazzo) di Niccolö de
Urbc (Romano), carpentarius und Holz-
schnitzer in Rom, wo er 1468 die mit orna-
mentalen Schnitzereien verzierte Holzbeda-
chung des Gartens im Palazzo di S. Marco
auszuführen hatte und 1480 Zahlung erhielt
für Wappenschnitzereien an der Decke der
Libreria Secreta Sixtus’ IV.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) II 62 f.; III 134. *
Antonisio, Pietro Paolo de, s. Pietro
Paolo de A.
Antonissen, Hcnricus Josephus, Land-
schafts- und Tiermaler, geb. zu Antwerpen
0. 6. 1737, f daselbst 4. 4. 1794. In dem
Gildejahr 1752/58 trat er in das Atelier von
Balth. Beschey d. A, 1765/56 wurde er als
freier Meister aufgenommen; zweimal, in den
Jahren 1762/63 und 1772/73, wurde er zum
Dekan der Malerzunft gewählt. Am 4. 11.
1765 verheiratete er sich mit Katharina Jo-
sephine Rademackcrs.
Er versuchte sich zuerst mit der Historien-
malerei, sein Talent aber wies ihn auf die
Landschaft mit Tierstaffage, während er
menschliche Figuren im allgemeinen weniger
glücklich behandelte. Ausnahmsweise aber
malte er auch nach der Natur Blumen und
Früchte. Er gelangte seinerzeit zu einem
nicht unbedeutenden Rufe; seine Bilder fan-
den besonders auch in Paris und Holland
Aufnahme. Sie sind den Gegenden der Maas
und anderen Teilen des Landes entnommen.
Er bildete verschiedene Schüler ; der be-
rühmteste darunter ist der Landschafts- und
Tiermaler Balthazar Paul Ommcganck, den
er 1767/68 aufnahm. Man kennt auch 2 Ra-
dierungen von A: 1. Landschaft mit Figuren,
1767, und 2. Fünf Kühe am Flusse, nach A.
Cuyp, 1767, qu. fol.
Th. v. Lerius in Meyers Kstlerlex. — No-
tizen von II. Hymans.
Antonissen, s. auch Anthonissen.
Antonisz, A n t o n i s, holl. Baumeister, er-
baute 1544 den St. Salviusturm in Dronryp
in Friesland.
Kramn, De Levens en W. Aanhangsel. ***
Antonisz, Rombout, Maler, urkundl. 1619
bis 1629 in Amsterdam erwähnt. A. B.
Antonisz, s. auch Ant honiss.
Antonius und Silvester, Mosaikarbeiter
in Venedig, machten in S. Marco laut In-
schrift 1458 die Figuren der hh. Bcrnardin,
Paulus I. Eremita, Vincenz und Antonius
unter dem Bogen neben dem großen runden
Fenster des rechten Kreuzflügcls. In den Do-
kumenten des Archivs kommen sie erst I486
als Meister (Mistro Antonio und Mistro Sil-
vestre) vor.
Pietro Saccardo, Saggio d’uno Studio di
storia artistica sopra i musaici della chiesa di S.
Marco in Venezia, Ven. 1864 p. 10. — Vene-
zia e le sue lagune II 30. **
Antonius, Paulinermönch zu’Szt. Lörincz,
Ungarn, wird als Xylograph in der 2. Hälfte
des XV. Jahrh. erwähnt.
„Archaeologiai Ertcsitö, ü. f." XVIII 214.
K. Lyka.
Antonius, Goldschmied zu Kassa, Ungarn.
Erhielt daselbst 1493 das Bürgerrecht, f 1520.
Als gesuchter Meister arbeitete er auch für
auswärts. Werke: das städL Siegel von
Kassa, datiert 1504, dann wahrscheinlich auch
der noch gut erhaltene Kelch des Domes zu
Kassa.
„Archaeologiai Ertesitö ü. f.“ XV 372 u.
XVIII 396. K. Lyka.
Antonius (Aurifaber), angesehener Gold-
schmied zu Brassö (Kronstadt) in Ungarn, um
1507 — 1511, gelangte später zu munizipalen
Würden, nahm als„hawbtman“an der Schlacht
zu Mohäcs (1526) teil, wurde vielfach mit
politischen Missionen betraut, so 1528 zu
Prag bei König Ferdinand, wird 1534 zum
letztenmal erwähnt. Keine bestät. Werke.
„Quellen zur Gcsch, der Stadt Kronstadt in
Siebenbürgen" II, Kronstadt 1S89. K. Lyka.
Antonius, f r a t e, s. Pelchinger, A.
Antonius, Almanus Vernensis (ob
nicht Bcrnensis?), Baumeister, kam nach
Krakau 1572.
Sprawozdania, kom. hist, sztuki IV p.
LXII. L. Lcpssy.
Antonius B i c t i n i, s. Bittino, A.
Antonius de Ecclesia, s. Antonio de
Visenem.
18
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Antonius
Antonius Florii von St. Valentin o,
Architekt, erbaute laut Inschrift 1309 den
Glockenturm von S. Francesco zu Teramo in
den Abruzzen.
Schulz, Denkm. d. Kst d. Mittelalters in
Unterit. II 12. H. V.
Antonius Lucae Nicole de Monte-
vecchis de Pisauro, Architekt aus Ur-
bino, im Juli 1522 in Rom urkundlich erwähnt.
Bertolotti, Artisti Urbinati in Roma p. 61.
H. V.
Antonius de Lugano, Italien. Maurer-
meister, war nach einer Urkunde von 1466
am Bau der Torre di S. Giorgio und des
Castelletto zu Genua tätig und lebte 1463 in
Rom. Vielleicht identisch mit Antonio da
Lugano (s. d.).
Bollettino della Svizz. ital. 1893, p. 181. —
Brun, Schweizer. Kstlerlex. A. Munoz.
Antonius di Mario, Florentiner Notar
und Schreiber und Miniator, im Dienste Al-
phons’ I. von Neapel als Kopist und Agent
verwendet, schrieb zahlreiche erhaltene Manu-
skripte, datiert 1419 — 1451 ; die meisten in der
Laurentiana, Florenz. Im Jahre 1429 schrieb
er einige Codices, die in der Abtei von Monte-
cassino aufbewahrt werden, die Caravita we-
gen ihrer wundervollen Schrift und der ein-
fachen und eleganten Initialen lobt.
Bradley I 57 und ausführlich II 258 ff. —
Caravita, I codici e le arti a Montecassino
(Montecassino 1869) I 417. **
„Antonius de Paullo de Fossa pinxit
1436“ lautet die Bezeichnung für einen Zy-
klus von Wandgemälden aus der hl. Ge-
schichte, die sich in der Kirche S. Domenico
zu Aquila befinden.
Schulz, Denkmäler der Kunst des Mittel-
alters in Unteritalien II 72, III 174. *•
Antonius d e S i 1 v e s, Bildhauer oder Stein-
metz in Avignon, wo er um 1870 am Palast-
baue Papst Urbans V. als „magister lapiscida“
tätig war.
E. Müntz, Le Pape Urbain V (1889, aus
„Revue Archdol.“) p. 7. *
Antonius de Urbeveteri, italicn. Glok-
kengießer in Viterbo (?). Eine Glocke in S.
Francesco zu Temi trägt seinen Namen mit
der Jahreszahl 1445.
Guardabassi, Indice-Guida dcll’ Umbria.
»*
Antonius, Wilhelm, italien. Architekt,
seit 1575 unter Herzog Johann Friedrich am
Bau des Schlosses zu Stettin beschäftigt, des-
sen West- und Nordflügel von ihm errichtet
sind (1577 datiert).
K u g 1 e r, Gesch. d. Baukunst V. H. V.
Antonius, s. auch Antonio.
Antonov, W a 1 1 s c h o, bulgarischer Genre-
maler und Porträtist, geb. in Kozludja (Bez.
Warna, Bulgarien) am 8./21. 11. 1871, stu-
dierte in München bei A. von Liezen-Mayer.
Während seines Münchener Aufenthaltes
malte er 1889 ein Bildnis der Kinder des
Herzogs Max Emanuel. Dann entfaltete er
— Antony
eine sehr produktive Tätigkeit, die besonders
der Darstellung von Szenen aus dem Land-
leben und historischen Ereignissen galt. Da-
neben schuf er auch zahlreiche Porträts her-
vorragender bulgarischer Persönlichkeiten.
Seine wichtigsten Arbeiten sind: Der Tod
des Revolutionshelden Hadji Dimitri (an-
gekauft vom Stadtrat von Rustchuk) ; Die
Grausamkeiten der Tscherkessen 1876; Die
mazedonische Sklavin. — Gegenwärtig malt
der Künstler Landschaften und Porträts und
ist Zeichenlehrer am Gymnasium zu Philip-
POPOl*- G. Palascheff.
Antonozzi, Antonio Maria, Miniatur-
maler in Rom, der 1633 mit 20 Scudi vom
päpstlichen Schatzmeister für Miniaturen auf
ein Elfenbeintablett in den Stanzen des alten
vatikanischen Palastes bezahlt wurde.
Bertolotti, Art. Bolognesi in Roma, und
in II Bibliofilo 1882 (Mai). »»
Antonozzi, Francesco, Maler von Land-
schaften und Kirchenbildern in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrh., wurde nach Zani in
Ancona, nach Ricci aber in Osimo geboren
und ließ sich in Ancona nieder. Die Kirche
S. Niccolö de’ Lorenesi in Rom bewahrt von
ihm in der ersten Kapelle rechts ein Altar-
gemälde.
Ricci, Memorie stör, di Ancona II 423, 441.
— Titi, Descriz. di Roma p. 410. •*
Antonozzi, L e o p o 1 d o oder Leopard o,
Miniator, der 1629 in Rom für den Papst ar-
beitete. 1638 gab er das Werk: De’ caratteri
heraus. Zani rühmte von ihm, daß er mit
einem Federstrich jede Art von Figuren
machen konnte. Er war auch Sänger in der
Cappella Papalc und lebte noch 1658.
A. Bertolotti, Artisti Bolognesi etc. a
Roma, p. 158. — Zani, Enc. met. **
Antonozzo, Innocenzo, Miniator, der 1635
in Rom arbeitete und ein Verwandter der
Miniatoren Antonio Maria und Leopoldo (od.
Leopardo) Antonozzi war.
Bertolotti, Artisti Bolognesi, Ferraresi . . .
a Roma, p. 158. **
Antonuccio da J e s i, Sohn des Andrea,
Maler in Jcsi, 1530 — 1572, als Schüler des
Lorenzo Lotto in den Jahren 1553 — 1555 er-
wähnt.
Rassegna Bibliogr. III 205, 210. — Nuova Ri-
vista Misena V 99, VI 163, VII 90. ••
Antonuccius, J. A. (wohl eigentlich Anto-
nucci oder Antonozzo), röm. Maler des 17. bis
13. Jahrh., nach dem Nie. Oddi das Porträt des
R. P. Rizerius a Mutia stach. Bei Zani (Enc.
met. II 157) ein G. A. A. erwähnt, wohl
identisch mit Obigem, sowie vielleicht mit
Innocenzo Antonozzo.
Heinecken, Dict. d. Artistes I 414. H. V.
Antony (Formschncider), s. Courthois, A.
Antony-Beraud, s. B(raud, A.
Antony, Charles, engl. Münzgraveur im
Dienste König Jacobs I. (1603 — 1625).
Fiorillo, Gesch. d. zcichn. Kste. V 311. —
Forrer, Dict. of Medallists. **
Antony — Anwander
Antony, s. auch Anthony.
Antorides, s. Antenorides.
Antreter, s. Andrötter.
Antrobulos, Erzbildner unbestimmter Zeit.
Er hatte nach Plinius N. II. 34, 86 Porträt-
statuen von Philosophen ausgeführt (identisch
mit Androbulos?, s. d.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 526. Amelung.
Antropoff, Alexei Petröwitsch, russ.
Maler, geb. 14. 3. 1716, f 12 6. 1795, war der
Sohn eines Soldaten des Semjenowschen Leib-
garderegiments. Begann seit seinem 16. Jahre
seine künstlerische Ausbildung bei verschiede-
nen russ. u. ausländischen Künstlern zu suchen,
so bei A. Matwejeff, M. A. Sacharoff, U. J.
Wischnjakoff und L. Carravac, ahmte aber
größtenteils Rotari nach, der 1747 nach Pe-
tersburg berufen war und sich seiner annahm.
Als dessen Gehilfe arbeitete er mit an den
Malereien im Anitschkoffpalais und in der neu
erbauten Oper. 1752 wurde er zur Ausfüh-
rung der Wandmalereien in der vom Archi-
tekten Graf F. Rastrelli erbauten Andreas-
kirche nach Kiew geschickt und 1756 nach
Moskau zur Ausführung der Plafondmalereien
in dem von Rastrelli erbauten Golowinschen
Palais. 1759 für seine Arbeiten zum Offizier
befördert, wurde er 1761 auf Fürsprache Schu-
waloffs zum Aufseher über die Hciligcnbilder-
malcr beim Synod ernannt. Aus dieser Zeit
stammt das Porträt des 1762 verstorbenen
grusinischen Fürsten Teimuras II. Nikolaje-
witsch. das er für den Grafen Woronzoff
malte (gest. v. E. Winogragoff u. A. Gre-
koff). — Von ihm ferner: die Porträts des
Kaisers Peter III. in ganzer Figur für den
Synod, der Kaiserin Katharina II. im Krö-
nungsornat (1765), des Kaisers Peter I. für
den Synod (1769), des Kaufmanns U. S.
Tschirkin (gest. von Sercbrjanski, 1770),
des Patriarchen Philaret für die Moskausche
Rüstkammer, der Zarin Natalie Kirilowna, der
Großfürstin Anna Pctrowna und das Jugend-
bild des Großfürstcn-Thronfolgcrs Paul Petro-
witsch (Ermitage). — Außerdem verschie-
dene Heiligenbilder für die Kaiserin und für
viele Kirchen 1775—78.
Pyccx. 6h6 n. caosap», (Russ. Bibliogr.) II 232. —
N. P. Sobko, Russ. Kstlerlex. — A. H. Ah-
XpecBi», >KnBonnch n acHBoancubi (A. N. An-
drejeff, Malerei u. Maler) St Petersburg 1857,
S. 479. — PoBHHCxil, Pyccx. rpauepw (Ro-
w i n s k i, Die russ. Stecher) St. Petersburg 1870,
S. 167. tV. Ntumann.
Antropp, Joseph, unbedeutender deutscher
Kupferstecher zu Ende des 18. Jahrh., für
Buchschmuck tätig.
Füssli, Kstlerlex. Neue Zusätze, 1824. H. V.
Antum, A ert van, holländ. Marinemaler
am Anfang des 17. Jahrh., von dessen Leben
nichts bekannt ist. Eine Marine von 1604 ist
im Mus. zu Emden, und das Mus. zu Amster-
dam besitzt von ihm zwei Marinen, eine
Seeschlacht der Holländer gegen die spa-
nische Armada, gemalt 1008 und eine Dar-
stellung, wie das Jachtschiff der Staaten 1617
Ysselmonde passiert. Audi im Mus. zu Prag
und anderwärts sind Werke von ihm, alle
mit vollem Namen bezeichnet. Vielleicht iden-
tisch mit Acrt Anthonisz. e. W. Moes.
Antunes, J o ä o, portugiesischer Baumeister,
wurde 9. 5. 1699 zum kgl. Archit. ernannt,
nachdem er 16 Jahre lang als Eleve gedient
hatte und Silva Tinoco, Meister der kgl.
Paläste da Ribeira, gestorben war. Erbauer
des kgl. Klosters do Louriqal und seiner
Kirche, wozu der Grundstein 9. 3. 1690 ge-
legt wurde. Der König D. Pedro II. schenkte
zu dem Bau des Gebäudes 6000 Cruzados.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 42. —
Raczynski, Dict. p. 14. A. Haupt.
Antwerpen, Anversa, s. damit verbundene
Vornamen.
Anwander, Andreas, bayr. Maler, von
ihm ein Deckengemälde von 1753 in der Kirche
von Prittriching.
Kstdenkm. des Königr. Bayern I 538.
Anwander, B., bayr. Maler ; von ihm Decken-
gemälde (Himmelfahrt Mariae), u. Gemälde
an der Orgelempore (bcz. B. Anwander 1701)
in der Kirche in Klingen.
Kstdenkm. des Königr. Bayern I 207. •••
Anwander, F. A., bayr. Maler ; von ihm ein
Altargemälde (Martyrium der hl. Afra) von
1771 und ein zweites von 1788 (gemeinsam
mit J. P. A.) mit dem Meßopfer des hl. Ul-
rich am Oioraltar der Kirche von Spotting.
Kstdenkm. des Königr. Bayern I 494, 548. **•
Anwander, Gottfried, bayr. Maler; von
ihm Deckengemälde im Schiff der Kirche von
Grunertshofen, der hl. Laurentius Almosen
spendend, bcz. Gottfried Anwander pinxit et
invenit 1752.
Kstdenkm. des Königr. Bayern I 462.
Anwander, J. B., bayr. Maler; von ihm
Deckengemälde in den Kirchen von Grunerts-
hofen (1752) und Hausen bei Geitendorf
(Glorifikation des hl. Nicolaus, bez. J. B.
Anwander 1795).
Kstdenkm. des Königr. Bayern I 446, 463. •**
Anwander, J. P., bayr. Maler; von ihm das
Altarbild mit dem Meßopfer des hl. Ulrich, in
Spotting 1788 gemeinsam mit F. A. A. gemalt.
Kstdenkm. des Königr. Bayern I 494, 548. *•*
Anwander, Johann. Maler, geb. um 1715
zu Landsberg am Lech, f um 1770, tätig in
Schwaben und Franken, namentlich im Hoch-
stift Bamberg. Haupt einer verbreiteten
Künstlcrfamilie. Formgewandter Rokokoma-
ler. Von ihm die äußerst effektvollen (heute
restaurierten) Fassademalcreien des Rathauses
in Bamberg (1756), denen sich bescheidenere
Leistungen im Dominikanerkloster und in Pri-
vathäusern Bambergs anschließen. Die ehe-
malige Benediktinerabtei Scheyern besitzt von
A. zwei größere Darstellungen (Geburt Christi
und übergäbe der hl. Kreuzpartikel an den
20
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Anzelotto — Aparicio
Abt 1156). In der ehemaligen Dominikaner-
kirche zu Gmünd lieferte A. ein technisches
Bravourstück in einer figurenreichen Decken-
komposition; von seiner Hand sind auch die
Deckenfresken (Marienlcbcn) in der kathol.
Pfarrkirche in Unterkochen (Jagstkreis).
L i p o w s k y, Bayer. Kstlerlex. S. 10. —
J ä c k und Heller, Leben und Werke der
Künstler Bambergs 1891 S. 9. — Kunstblatt,
1847 S. 87. — Denkmalspflege, 1903 S. 19 ff. —
Kst. u. Altert. Denkm. im Kgr. Württemberg.
Jagstkr., p. 35, 356, 407, 410. Fr. Leitschuh.
Anselotto, maestro, s. Angelino da Murano.
Anzenhofer, Ignaz, ung. Holzschnitzer d.
18. Jahrh. Geb. zu Eger, Ungarn. Ein Kruzi-
fix von ihm im Nationalmus. zu Budapest
K. Lyka.
Anziani, G i a c o m o (Anciani) von Raven-
na, nach Zani geb. 1681 und t 1733, war zu-
gleich Maler, Zeichner, Baumeister und Ra-
dierer. A. Tuschini und Dom. Capaci waren
nach Beltrami seine Schüler. Das von dem
Kardinallegatcn C Bcntivogli im J. 1724 zu
Ravenna erbaute Theater ist nach A.s Plä-
nen. Ein Privatmann dieser Stadt, Bonanzi,
besaß 1783 verschiedene Gemälde des Künst-
lers.
B e 1 1 r a m i, II Forestiere istruito delle cosc
notabili dclla cittä di Ravenna. 1783 p. 50, 87,
140, 149. — (Nanni) II Forestiere di Ravenna
1821 p. 26. — Zani, Enc. mct. *•
Amil, Gerardo, di Vilacco, Architekt
aus Civitale um 1446, nur bei Zani (Enc. met.
II 160) erwähnt. H. V.
Anzolino da Brescia, auch Angclo da
Brescia genannt, Bildhauer, machte 1468 für
die Kirche degli Eremitani in Mailand ein
schönes Altarblatt mit Reliefs in Terrakotta.
Nach Cicognara könnte dieser Meister neben
Begarelli und Mazzoni als Urheber von ge-
wissen Terrakotta-Reliefs in der Certosa von
Pavia in Frage kommen. Der genannte
Schriftsteller hat dabei namentlich die drei
Putten im Auge, von denen der eine Laute
spielt, und dann das Relief mit der Samarita-
nerin am Brunnen. — Im Anfänge des 16.
Jahrh. kommt ein tajapreda oder Steinmetz
Ansolino in Mantua vor, der dem Bildhauer
Antonio da Morbegno (s. d.) bei der Ausfüh-
rung zweier Grabmonumente half. Schwer-
lich dürfte dieser für identisch mit Anzolino
da Brescia gehalten werden.
Cicognara, Storia della Scultura II 181. —
P e r k i n s, Lcs Sculptcurs Italiens II 264. —
Meyer. Kstlerlex. R.
A (bei nordischen Namen) siehe unter A.
Aousten, französ. Bildhauer aus Avignon,
erhielt 1861 den Auftrag auf einen Teil der
Bildhaucrciarbciten im neuen Justizpalast zu
Marseille. Von ihm hier die Flachreliefs des
ersten Zimmers, die unter Mitarbeit Truphc-
mes ausgeführt sind.
Parrocel, Annales de la peinture. 1862,
p. 317, 507. Lami.
Apana, Jacques, Teppichweber in Brügge,
fertigte 1480 nach Zeichnungen des Malers
Jean Fabiaen 8 mit den französ. Wappen ge-
schmückte Gobelins für den Gcrichtssaal an.
Le Beffroi IV 80. ' H. V.
Aparici Solanich, Antonio, span. Blumen-
malcr des 19. Jahrh., geb. zu Valencia, bot
1878 der Königin Mercedes, der ersten Gattin
Alfons’ XII., ein Blumenstück an, das sehr
anerkannt wurde und seinen Ruf als Maler
begründete. Unter seirten Werken führen
wir an: Erinnerungen an Valencia; Blumen-
büschel ; Eine Grotte.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
artistas espafloles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
— A 1 c a h a 1 j, Dicc. biogr. de artistas valen-
cianos, Valencia 1897. P. Lafond.
Aparici y Soriano, F e d e r i c o, span. Archi-
tekt des 19. Jahrh., geb. zu Valencia, Schüler
der Akad. San Carlos in seiner Vaterstadt;
1854 erlangte er den 1. Preis in einem Wett-
bewerb, der in Madrid eröffnet wurde, um
Don Augustin Arguelles, Don Jose Maria
Calatrava und Don Juan Alvarez Mendizabal
ein Grabdenkmal zu errichten. Von Gebäu-
den, die nach seinem Plan errichtet wurden,
erwähnen wir die Kirche von Covadonga.
A 1 c a h a 1 i, Dicc. biogr. de artistas valen-
cianos, Valencia 1897. P. Lafond.
Aparicio, E s t e b a n, span. Maler des 19.
Jahrh., geb. zu Madrid, Schüler seines Vaters
Jose A. ; er nahm zunächst eine Professur für
Zeichnen am Unterrichtsinstitut zu Santander
an. und später, 1870, am Konservatorium der
Künste zu Madrid. Man verdankt ihm als
Maler unter anderen Werken ein Porträt Al-
fons’ XII. — Er war auch literarisch tätig.
Esteban A. hat aus dem Französischen über-
setzt und das Buch des Dr. Fau „Anatomie
des formes extericures du corps humain“ in
spanischer Sprache veröffentlicht.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Aparicio, Jose, span. Maler, geb. 1773 zu
Alicante, f 1638 zu Madrid, Schüler der
Akad. San Carlos in Valencia und der Akad.
San Fernando, studierte dann unter der Di-
rektion Louis Davids in Paris und begab sich
darauf nach Rom. Nach dem Unabhängig-
keitskriege nach Madrid zurückgekehrt, wurde
er 1815 von Ferdinand VII. zum Hofmaler
ernannt. 1817 berief ihn die Akad. San Fer-
nando mit dem Titel eines Ehrenmitgliedes
und ernannte ihn etwas später zu ihrem Di-
rektor. Ebenso war er Mitglied der S. Lukas-
Akad. in Rom. Unter den Hauptwerken die-
ses Künstlers, der in seinem Vaterlande als
einer der angesehensten Vertreter der klassi-
schen Schule gilt, führen wir an: Das Jahr
der Hungersnot in Madrid (Episode aus dem
Unabhängigkeitskriege, Madrid. Mus. Mod.):
Austausch von Gefangenen zur Zeit Karls III.
(im Mus. für moderne Kunst zu Madrid) ;
21
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Aparicio — Apeldoorn
Athalia und Joas (in der Akad. San Fernan-
do) ; Das gelbe Fieber in Valencia (in Paris
1806 im Musce Napoleon ausgestellt) ; Der
Tod des Patroclus; Der Kampf der Horatier
und Curiatier; Die hl. Dreieinigkeit (in den
Kapellen des Kapuziner-Nonnenklosters zu
Madrid) ; Die Schlacht von San Marcial (1821
in der Akad. San Fernando ausgestellt) ; Die
Einschiffung der Majestäten in Puerto Santa
Maria (dem Staate gehörig) ; ferner eine
ganze Anzahl Porträts.
Ossorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas espanolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
— P. de Madrazo, Catalogo dcscriptivo e
historico del Museo del Prado de Madrid, Ma-
drid 1872. — Jos6 Caneda, Memorias p. la
Historia de la Real Academia de San Fernando,
Madrid 1867. — B r y a n, Dict. of painters, Lon-
don 1903. P. Lafond.
Aparicio, Manuel, 1750 Maler der Fayen-
cemanufaktur zu Alcora bei Valencia.
R i a n o, Industr. arts in Spain S. 196.
Aparicio Moreno, Don Manuel, Glasma-
ler, von welchem Nachrichten aus dem Jahre
1773 Glasgemälde, die er in Toledo und in
Leon ausgeführt habe, rühmen.
Fiorillo, Gcsch. d. z. Kste. IV 189—190.
M. v. D.
Aparicio, s. auch Apparicio, Apparitio.
Apaturios, griechischer Dekorationsmaler
aus Alabanda in Karien. Vitruv, de archit.
7, 6 berichtet, daß A. das kleine Theater
(Ekklesiasterion) der karischen Stadt Tralles
mit einer wunderlichen Dekorationsmalerei
versah, in der über einer reichen und voll-
ständigen, auch mit plastischem Schmuck
ausgestatteten Architektur noch eine weitere
sich aufbaute, die Rundbauten, Tcmpelvor-
hallen, Halbgiebel und allerhand Gebälk-
schmuck umfaßte. Ein Mathematiker Likym-
nios übte Kritik an diesen aller Möglichkeit
widersprechenden Architckturgcbildcn und
überzeugte A., so daß dieser seine Dekoration
abänderte. Der Maler ist interessant als Vor-
läufer des zur Zeit Vitruvs aufkommenden
Dekorationsstils, der, mit allerlei architektoni-
schen Elementen launenhaft schaltend, sie
schließlich ohne alle Rücksicht auf architek-
tonische Möglichkeit rein ornamental ver-
wendet, des Stils, den Mau den ornamentalen
genannt hat. Genaue Datierung des A. ist
nicht möglich; da er für Vitruv der Ver-
gangenheit angchört — V. wünscht, daß Li-
kynnios wieder auferstehe, um die neuen
Tollheiten zu bekämpfen — , ist er der helle-
nistischen Epoche zuzuweisen.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstler. II 280. — Mau,
Gesch. d. dekor. Wandmalerei in Pompeji S.
247. — Pauly-Wissowa, Realenc. I 2681, 6
(Rossbach). — B e t h e, Arch. Jahrb. 1900 S. 62.
Sauer.
Apeghehem, Hcnryd’, Ornamentbildhauer,
vläm. Ursprungs, war 1356—57 am Schloß
von Escaudoeuvrcs bei Cambrai beschäftigt.
I.ami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Apel, Friedrich Jonas, Zeichner ( ?) in
Leipzig um 1770, entwarf die Blumenmuster
für ein kostbares Kirchenornat in grünem
Seidenbrokat, das 1771/2 für 2533 Thl. für
die Thomaskirche in Leipzig angeschafft
wurde und sich noch dort befindet.
G u r 1 i 1 1, Bau- und Kunstdcnkm. des Kgr.
Sachsen XVII 66. A. Ky.
Apel, Hans, Kupferst. in Nürnberg. 21. 6.
1654 verheiratet sich „Michael Apel, Zinn- und
Kannengießer, Hans Apel, gewesenen Kunst-
stechers, auch Wirths und Weinschenks secli-
gen Sohn“ (Ehebücher zu St. Lorenz in Nürn-
berg). Die Blätter dieses „Künstlers“ werden
sehr volkstümlicher Art gewesen sein ; man ist
ihnen bisher nicht nachgegangen. Th. Hampc.
Apel, J., deutscher Radierer des 18. (?)
Jahrh., angeblich Dilettant in Kassel, als des-
sen Arbeiten in Meyers Kstlerlcx. mit Vor-
behalt acht Radierungen aufgeführt werden.
Nach W. Schmidt (ebendort) ist J. Apel viel-
leicht mit J. H. Apel identisch oder mit Wil-
helmina Carolina von Apell, gcb. Tischbein
in Kassel verwechselt worden, die auch einige
Blatt radiert hat. **•
Apel, J. H., deutscher Radierer des 18.
Jahrh. Mit der Bezeichnung J. H. Apel oder
A. sc. finden sich einige Radierungen nach
Seckatz, D. Tcnicrs und. J. G. Wagner, so-
wie einige Landschaften, die W Schmidt in
Meyers Kstlerlex. unter Johann Heinrich Apel
zusammengestellt hat. Eine Identifizierung
dieses sonst unbekannten J. H. Apel mit dem
Leipziger Dekorationsmaler Joh. Heinr. Apel
(s. d.) ist wohl kaum zulässig, doch sind ihm
vielleicht die Radierungen, die J. Apel (s. d.)
zugewiesen werden, zuzuschreiben.
Meyer, Kstlerlex. (mit Lit.).
Apel, Johann Heinrich, Innungsma-
ler in Leipzig, in den Adreßbüchern nach-
weisbar 1763 — 1801, 1794 Oberältester der
Innung. Als Innungsmaler war er zweifels-
ohne Dekorationsmaler. An dem Umbau der
Nikolaikirche zu Leipzig, der 1784 — 97 unter
Dauthes Leitung stattfand, war er mit zwei
Innungsgenossen als Lackierer und Vergol-
der tätig. Es geht daher nicht an, den Künst-
ler mit dem Radierer J. H. Apel zu identi-
fizieren, wie es Füssli und W. Schmidt in
Meyers Kstlerlex. getan haben.
G e y s e r, Gesch. d. Mal. in Leipzig S. 75
Anm. 65. — G u r 1 i 1 1, Bau- u. Kunstdcnkm.
d. Kgr. Sachsen XVII 35. — Füssli, Neue
Zusätze S. 149/50. — Meyer, Kstlerlex. A. Ky.
Apel, s. auch Appel.
Apeldoorn, Jan, holl. Zeichner und Minia-
turmaler, gcb. zu Amcrsfoort 27. 1. 1765, f 10.
2. 1838 daselbst, Schüler von J. Hoorn, tätig
in Utrecht, wo er 1806 Mitglied der Akad.
wurde. Sein künstlerischer Nachlaß, Zeich-
nungen und einige Gemälde, wurde 1839
öffentlich versteigert.
Immerzeel, De Levens. . . — Notiz von
E. W. Moes. •*
22
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Apeldoorn — Apelles
Apeldoorn, R o e 1 a n t, „Constschilder“ in
Amsterdam, ist urkundl. 14. 2. 1668 35 J. alt
und wohnt in No. 5 bfci dem Reguliersturm.
Noch erwähnt 1671 (1661 aber 30 J. alt!).
A. B.
Apelleas (Apellas), Erzbildncr, Sohn des
Kalliklcs aus Mcgara, Enkel des Theokosmos,
aus dem Anfang des 4. Jahrh. v. Chr. Plinius
N. H. 34, 86 berichtet von ihm nur, er habe
Philosophen und Frauen, die mit ihrem
Schmuck beschäftigt waren (adornantes se;
nicht, wie die schlechteren Handschriften bie-
ten, adorantes) dargestcllt. Pausanias erwähnt
von ihm zwei in Olympia aufgestellte Weih-
geschcnke der Kyniska, Schwester des Königs
Agesilaos von Sparta, ein ehernes Viergespann
mit den Figuren des Wagenlenkcrs und der
Kyniska selber und im Pronaos des Zeustem-
pels die Pferde allein. Fragmente beider Ba-
sen. die auf unter lebensgroße Figuren hin-
weisen, haben sich gefunden; auf der Basis
der großen Gruppe stand ein Epigramm
(= Anthol. Pal. 18, 16), nach dem Kyniska
das Werk zu Lebzeiten und zur Zeit der Re-
gierung ihres Bruders (zwischen 398 und 861,
nach Robert genauer zwischen 396 und 389)
aufgcstcllt hat. Aus der Form des erhalte-
nen Fragmentes dieser Basis kann man schlie-
ßen, daß die Figur der Kyniska auf einem
halbkreisförmigen Vorsprung der Basis stand ;
unwahrscheinlich ist, daß sie auf eigener Ba-
sis, ganz gesondert von dem Viergespann war.
Furtwänglers Annahme, Kyniska sei betend,
um Sieg flehend dargestellt gewesen, beruht
noch auf der früher akzeptierten, schlechteren
Lesart des Plinius.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 287. — Over-
beck, Schriftq. 1020 f. — Furtwängler,
Dornauszicher u. Knabe m. d. Gans Anm. 39.
— Dcrs., Arch. Zeit. 1879 S. 151 No. 301. 152.
— Brunn, Sitzungsber. d. bayer. Akad. 1880 S.
484. — Löwy, Inschr. gr. Bildh. 99, 100. —
Hauser, Rom. Mitt. 1895 S. 116 f. — Pauly-
W i s s o w a, Realenc. I 2686, 9 u. Suppl. 100
(Robert). — Robert, Hermes 1900 S. 194
f. — Inschr. von Olympia No. 160, 634. — Fra-
ter, Pausanias IV 3 f. Amelung.
Apeller (Appeller), Joseph u. Gallus,
Zinngießer in Innsbruck. Joseph ist geb. in
Innsbruck am 6. 3. 1695 u. f daselbst am
22. 6. 1759 (Mitteilung von Dr. Fr. Inner-
hofer). Er gehörte einer bekannten Inns-
brucker Zinngießerfamilie an, von deren Mit-
gliedern auch noch Gallus A. und David A.
eine beachtenswerte Tätigkeit entwickelten,
und fertigte sehr zierliche Tafclgeräte. Von
ihm in der Sammlung Dcmiani ein schöner
Waschapparat, dessen Rückwand ein großes,
kräftiges Relief mit St. Georg dem Drachen-
töter aufweist. Apeller bediente sich einer
runden Marke, die auf einem Teller (Unter-
satz) eine oben offene Henkelkanne mit weit
ausladendem Ausguß zeigt, über und unter
welcher sich je ein Spruchband mit seinem
Vornamen und seinem Familiennamen (ohne
Abkürzung) befindet. — Gallus A., der Vater
Josephs, ist in Innsbruck geboren und dort
am 26. 4. 1702 f. Das Museum zu Meran
besitzt mehrere von ihm herrührende Zinn-
teller. Er war auch Hofsteinmetz u. baute
die am 3. 12. 1678 eingeweihtc Kirche in
Pradl. (Mitt. von Dr. Fr. Innerhofer.) Demiani.
Apelles I, der berühmteste Maler des Alter-
tums, über den die antike Überlieferung mehr
als über andere zu berichten weiß. Schon
über sein äußeres Leben hören wir mancher-
lei, überwiegend allerdings Anekdotenhaftes.
Er war der Sohn eines Pytheas, Bruder des
wenig bekannten Malers Ktcsiochos (wahr-
scheinlicher Ktesilochos, s. d.), gebürtig aus
Kolophon, bsoti jedoch Ephesier, also ent-
weder durch Verleihung des ephesischen Bür-
gerrechtes geehrt oder von einem Ephesier
adoptiert Daß er daneben auch Koer ge-
nannt wird, mag sich ähnlich erklären, doch
ist es auch möglich, daß er sein Leben in
Kos beschloß, wo sich ein berühmtes unvoll-
endetes Bild von seiner Hand befand. Seine
Zeit bestimmt Plinius nach der Alexanders
auf ol. 112 (333) ; seine Tätigkeit scheint
fast die ganze 2. Hälfte des 4. Jahrh. ausge-
füllt zu haben. Er lernte zuerst bei dem
sonst unbekannten Ephesier Ephoros, wurde
aber als schon bewunderter Künstler, angeb-
lich gegen ein Honorar von 1 Talent, noch
Schüler des Pamphilos, des Hauptes der
durch Exaktheit und methodisches Verfahren
berühmten sikyonischcn Schule, arbeitete auch
mit Melanthios und anderen an einem großen
Schulbild, das den Tyrannen Aristratos auf
einem Siegeswagen darstellte. Daß er in Ko-
rinth und in Attika sich aufgchalten hat, ergibt
sich aus dem Zusammentreffen mit der nach-
mals berühmten Lais, mit Phryne, der Ge-
liebten des Praxiteles, und dem athenischen
Maler Asklepiodoros, der nicht, wie Wust-
mann, Apelles 9 annimmt, sein Schulgenoß
in Sikyon war. Da er Philipp öfter gemalt
hat, wird er auch Makedonien, das Vaterland
seines Lehrers Pamphilos, besucht und dort
wohl die Beziehungen zu Alexander ange-
knüpft haben, als dessen „Hofmaler“ er be-
zeichnet werden darf. Später mag er nach
seiner Adoptiwaterstadt Ephesos zurückge-
kehrt sein, die bedeutende Werke von ihm
besaß, wie wir auch in Pergamon (aedem
Apellis manu insignem nach Mommsen statt
des überlieferten Apollinis bei Solin 27, vgl.
Six, arch. Jahrb. 1905, 175), Samos, Smyr-
na, Rhodos, Kos, Alexandreia Spuren seiner
Kunst und ihn selbst, als Besucher des Proto-
genes, in Rhodos, vorübergehend auch in Ale-
xandreia finden. Er ist ein Vertreter der
ionischen Malerei wie Protogenes, aber im
Gegensatz zu diesem wesentlich autodidakti-
schen Künstler durch die Schulung in Sikyon
zu universellerer Bedeutung gelangt. Leb-
haftere Lehrtätigkeit hat er kaum entfaltet
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Apelles
wir kennen als seine Schüler nur seinen Bru-
der Ktesiochos (oder Ktesilochos) und einen
gewissen Perseus, an den er eine Schrift
über Malerei richtete. Als Kunstschriftsteller
erwähnt ihn noch Plinius im Verzeichnis sei-
ner Autoren.
Vieles, was wir über sein Leben erfah-
ren, ist erweislich oder wahrscheinlich er-
funden. Er war keineswegs der einzige
Maler, der Alexander porträtieren durfte
(vgl. Aetion, Antiphilos, Nikias), und die
Verleumdungsgeschichte (vgl. Antiphilos),
die ihm den Anlaß zu seiner Allegorie der
Verleumdung gegeben haben soll, kann so
wie sic Lukian überliefert, sich nicht ereignet
haben, weil sie in den Hauptzügen eine histo-
rische Begebenheit viel späterer Zeit wieder-
gibt ; sie wird also vermutlich aus dem Bilde
erst abgeleitet sein. Daß er Alexander, als
dieser in seinem Atelier Unverständiges über
Malerei redete, zum Schweigen gemahnt habe,
weil die farbereibenden Buben ihn auslachten,
wäre nicht unglaublich, wenn nicht dieselbe
Geschichte von Apelles und Megabyzes und
von Zeuxis und Megabyzes erzählt würde.
Glaubhafter ist die Geschichte von dem Schu-
ster, dessen Kritik Apelles sich zunutze
macht, soweit sie das Schuhwerk betrifft, dem
er aber rät, beim Leisten zu bleiben, als er
nun auch das Bein zu tadeln wagt. Und
wenn er von der „goldreichen" Helena eines
Schülers gesagt haben soll, er habe sie reich
gemalt, weil er sie nicht schön habe malen
können, und einem Stümper seine Verwunde-
rung bezeugt haben soll, daß er in der Eile
nicht noch mehr Schund fertig gebracht habe,
so haben diese Berichte nichts innerlich Un-
wahrscheinliches. Denn gesunde Kritik, die
aber nicht nur streng, sondern auch wohl-
wollend sein konnte, verraten manche indi-
vidueller gefärbte Berichte, die bei der Wür-
digung einzelner Werke sowie des Kunst-
charaktcrs des A. zu besprechen sein werden.
So braucht man auch nicht zu bezweifeln,
daß er gegen den zum Jähzorn geneigten
Alexander, der ihn oft in seinem Atelier be-
suchte, sich viel hcrausnehmen durfte und
als er sich in die Theassalicrin Pankaspe, eine
Konkubine des jungen Königs, die dieser von
ihm malen ließ, verliebte, die Gnade seines
königlichen Gönners keineswegs verscherzte,
vielmehr die Schöne von ihm zum Geschenk
erhielt. Daß er mit Ptolemaios schlecht
stand, wird auch unabhängig von jener Ver-
leumdungsgeschichte berichtet. Das hellste
Licht werfen auf seinen Charakter die Ver-
gleichungen, die er zwischen sich und seinen
namhaftesten Rivalen anstellte (s. u.), und
sein liebenswürdig uneigennütziges Benehmen
gegen den weltfremden, unpraktischen Proto-
genes, den er in den Augen seiner rhodischen
Landsleute plötzlich zu einer Berühmtheit
machte, indem er das Gerücht aussprengte, er
wolle die fertigen Werke des Meisters für
50 Talente ankaufen, tim sie als seine eigenen
loszuschlagen. Er war ähnlich seinem Lands-
mann Parrhasios ein feiner Weltmann, und
dadurch für die schwierige Stellung eines
Hofkünstlers geschaffen; aber allem Anschein
nach hat er stets sein Selbstbewußtsein und
die Würde der Kunst zu wahren gewußt.
Unter seinen Werken begegnet uns zunächst
eine große Anzahl von Bildnissen, teils
schlicht im Sinne der Wirklichkeit aufgefaßt,
teils idealisiert und mit Götterbildern und
Allegorien gelegentlich direkt verbunden.
Daß unter den ersteren auch Alexanderbilder
waren, können wir fast nur vermuten, denn
das Reiterbild, das dem Schlachtroß des Kö-
nigs angeblich mehr Eindruck machte als
diesem selbst, ist durch eine solche Anekdote
wohl nicht sicher genug bezeugt. Auch von
Bildnissen Philipps hören wir nur ganz all-
gemein. Klcitos, den Retter des Königs in
der Schlacht am Granikos, malte er mit dem
Pferd in den Kampf eilend und den Helm
aus der Hand des Waffenträgers empfangend,
Neoptolemos beritten im Kampfe gegen Per-
ser, Antigonos, den spätem König, im Pan-
zer mit dem Pferd am Zügel, ein andermal
beritten, und zwar stellte er ihn im Profil
dar, um den Einäugigen möglichst günstig
wirken zu lassen. Der Umgebung Alexan-
ders gehört ferner Archelaos mit Frau und
Tochter, wohl auch ein gewisser Antaios an,
und wenn es auch nicht ausgeschlossen ist,
daß A. den Komödiendichter Menander por-
trätierte, so ist das bezeugte Mcnanderbildnis
doch wahrscheinlicher das des Feldherrn und
Hetairen Alexanders. Ein nicht genannter
König von Karicn, wahrscheinlich Pixodaros
(Wustmann 46), einer der Nachfolger des
Maussolos, ein tragischer Schauspieler Gorgo-
sthenes, ein Habron, in dem man den ohne
Zeitangabe von Plinius erwähnten Maler er-
kennen möchte (Wustmann 32), endlich
ein Selbstporträt vervollständigen diese Reihe
von Bildnissen. Das Bildnis der nackten
Pankaspe (oder Pakate), an dem die rosige
Hautfarbe gerühmt wird, entstand, da die
Thcssalicrin als erste Maitresse des Königs
bezeichnet wird, vor dem Perserkrieg und hat
keinen sicheren Zusammenhang mit dem Bilde
der Anadyomene, als deren Vorbild cs man-
chen galt. Was es mit den Bildern von Ster-
benden auf sich hat, die Plinius summarisch
erwähnt, steht nicht fest. Bildnisse, die den
Siegeszug des Königs und die Steigerung
seiner Persönlichkeit ins Göttliche voraus-
setzen, waren der Alexander auf dem Tri-
umphwagen mit der fälschlich als verkörper-
ter Krieg ausgclegten Personifikation der
unterworfenen Feinde, welche, die Hände auf
den Rücken gebunden, vermutlich vor dem
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Apelles
Wagen hergeführt wurde, Alexander von den
Dioskuren und der Siegesgöttin umgeben,
endlich der Alexander mit dem Blitz, der so
meisterhaft gemalt war, daß die Finger und
der Blitz aus der Tafel herauszutreten schie-
nen und für den dem Künstler 20 Talente
Goldes angeblich nicht aufgezählt, sondern
zugemessen wurden (vgl. Wustmann S. 88,
der den Vorgang richtiger auffaßt als Six,
arch. Jahrb. 1905, 170). In anderem Sinne
geht A. über das einfache Porträt hin-
aus in der Darstellung einer Prozession des
Megabyzos, des Oberpriesters der ephcsischen
Artemis, und in dem Bild eines Stieropfers,
das sich im Asklepieion von Kos befand und
durch Herondas (4, 59 — 73) bekannt gewor-
den ist: er rühmt daran das plastische Her-
vortreten der Formen, die packende Darstel-
lung des aus dem Bild hcrausglotzenden
Stiers, der das Tier heranführenden und um-
gebenden Personen und des Opfergerätes.
Von Tierbildern, die auch Teile größerer Ge-
mälde gewesen sein können, einem Pferd mit
blutigem Schaum vor dem Maule und einem
Hirschkalb (nicht Hirschkuh, wie Six, arch
Jahrb. 1905, 174 zugunsten einer höchst ge-
wagten Hypothese annimmt), wissen wir
nichts Näheres; von ersterem erfahren wir
sogar nur in der auch an andere Künstler-
namen geknüpften Anekdote, daß die Dar-
stellung des Schaumes nach vielem vergeb-
lichen Bemühen des Künstlers dem Zufall,
nämlich dem im Zorn gegen das Bild ge-
worfenen Schwamm zu verdanken war.
Unter den Götter- und Hcroenbil-
d e r n, deren die Überlieferung nicht viele zu
nennen weiß, war das bedeutendste und be-
rühmteste ohne Zweifel die Aphrodite Ana-
dyomene in Kos, die Augustus gegen einen
Stcuernachlaß von 100 Talenten erwarb und
im Tempel des Divus Caesar auf st eilte. Die
Göttin war, wie aus mehreren Epigrammen
hervorgeht, aus dem Meere auftauchend so
dargestellt, daß der Oberkörper ganz sichtbar
v/ar, der Unterkörper nur durch die Wellen
hindurch schimmerte (Benndorf, Ath. Mitt. I
50 ff.), während die Hände beschäftigt waren,
die feuchten Haare auszupressen; es scheint,
daß ein statuarischer Typus, bei dem das um
die Hüften geschlungene Himation das ver-
hüllende Meerwasser vertreten würde, uns
die Schöpfung des A. in ihren Grundzügen
wiedergibt (vgl. zuletzt Furtwängler, Hel-
bings Monatshefte I 177, 179). Das Bild litt
später in seinem unteren Teil durch Fäulnis
des Holzes u. scheint auf diese Weise zu dem
Namen der ixovoxvtipo«, der Einschenkeligen,
gekommen zu sein (vgl. Studniczka, Vermut,
z. gr. Kunstgesch. S. 37 ff.) ; endlich wurde es,
nachdem kein Künstler sich an eine Repara-
tur gewagt hatte, unter Nero durch eine Kopie
von Dorotheos ersetzt. Eine Aphrodite, von
der A. nur den Kopf und den oberen Teil der
Brust hatte vollenden können, befand sich in
Kos (Six, a. a. O. 178 ff. sucht es mit un-
zureichenden Gründen der Anadyomene gleich-
zusetzen), auch hier getraute sich kein Maler
die Arbeit fortzusetzen. Eine vollbekleidcte
Charis, eine sitzende Tyche, eine Artemis im
Kreise „opfernder“ Jungfrauen, nach Dil-
they Rh. Mus. 25, 321 vielmehr Artemis
unter „schwärmenden“ Nymphen, ein fast ganz
abgewandter Herakles, vielleicht nur Teil ei-
ner umfangreicheren Darstellung, ein nackter
Heros vervollständigen die kleine Reihe dieser
Idealbilder. Zur Allegorie leitet hinüber
das merkwürdige Gewitterbild, das, w-ohl nach
Analogie der hesiodcischen Kyklopen Brontes,
Steropes, Arges erfunden, drei weibliche Dä-
monen Bronte, Astrape, Keraunobolia, wahr-
scheinlich mit erstaunlichen Licht- und Far-
beneffekten, darstellte. Endlich ist die reine
Allegorie vertreten durch das Bild der Ver-
leumdung, an dessen Realität mit Jahn (Ber.
d. sächs. Gesch. 1853, 57 Anm.) oder an des-
sen Echtheit mit Bliimner (arch. Studien zu
Lukian S. 41 f.) zu zweifeln kein Grund vor-
iiegt. Auf einen Mann mit langen Midasohren,
dem Unwissenheit und Argwohn zur Seite
stehen, schreitet erhitzt und aufgeregt, mit
einer Fackel in der Linken, die wunderschön
gestaltete Verleumdung zu, indem sie einen
Jüngling, der die Hände seine Unschuld be-
teuernd gen Himmel streckt, an den Haaren
hinter sich herschleift. Der Neid, ein häßli-
cher, gelber abgemagerter Mann mit stechen-
dem Blick führt sie, zwei Frauen, Tücke und
Betrug, geleiten sie und putzen sic noch auf.
Trauernd folgt, in schwarzem, zerrissenem
Kleid, die Reue, die sich umwendet und wei-
nend und beschämt auf die nahende Wahrheit
blickt. Die Beschreibung Lukians, aus der
wir das Bild kennen, läßt auf einfache Kom-
position, wie man sie von Reliefen gewöhnt ist,
schließen, und in der Tat haben die zahlrei-
chen modernen Wiederholungen (vgl. Förster,
die Verl, des Apelles in der Renaissance-
kunst, Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen VIII
29 ff.) das Werk so aufgefaßt.
Um die Berühmtheit des A. zu verstehen,
muß man die mancherlei Nachrichten über
seine Technik und den Charakter sei-
ner Kunst kritisch prüfen. Wiederum lie-
gen eine Anzahl Anekdoten vor, auf die nicht
allzuviel zu geben ist: das lebenswahr gemalte
Pferd wird von dem lebendigen angewichert,
mit nur vier Farben führt A. seine virtuosen
Gemälde aus — in der Tat beschränkte er sich
auf die bescheidenen koloristischen Wirkungen
• der Temperatechnik und gab sich mit En-
kaustik nicht ab — , Sicherheit der Linienfüh-
rung beweist er im Wettstreit mit Pertogenes,
indem er die dünne Linie, die dieser in die von
Apelles auf die frische Tafel gemalte einge-
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Apelles
tiagen hatte, mit einer ganz feinen Linie noch
einmal teilt, endlich heißt es, daß er sein
Leben lang sich täglich im Zeichnen übte, wo-
von sich das Sprichwort nuila dies sine linea
herschreibt. Alles dies bringt uns seine Kunst
nicht näher. Auch zwei Überlieferungen, die
nichts Unglaubliches an sich haben: daß er,
auf Anstiften seiner Feinde durch einen Hof-
narren in den Palast des Ptolemaios geladen
und vom König ungnädig mit der Frage emp-
fangen, wer ihn gebeten, mit wenigen Kohlc-
strichen das Porträt des Narren auf die Wand
geworfen habe und daß aus seinen erstaunlich
ähnlichen Bildnissen ein prrtorooxoroc, d. h. ein
Physiognom oder Phrenolog, das Lebensalter
der Dargestellten geweissagt habe, beweisen
nur die ungewöhnliche Treffsicherheit und
die peinliche Sorgsamkeit des Meisters. Die
ihm zugeschriebene Erfindung des Elfenbein-
schwarzes mag an und für sich von geringer
Bedeutung sein; aber A. gab ihr eine Nutzan-
wendung, die seinen Bildern einen geheimnis-
vollen, für seine Rivalen unerreichbaren Zau-
ber verlieh, indem er mit dünnen Lasuren
dieses Schwarz seine fertigen Gemälde über-
zog und damit zugleich die grellen Farben
dämpfte und ihnen eine schützende Decke gab.
Wahrscheinlich beruht auf dieser Technik die
Wirkung seines blitztragenden Alexander, der
absichtlich schmutzig-fahl gemalt war, um die
Feuerfarbe des Blitzes energisch hervortreten
zu lassen, und Ähnliches wird von den Gewit-
terdämonen gelten. Die bestimmteste Vor-
stellung von den Vorzügen und den Schwä-
chen seiner Kunst gewinnen wir aus der ver-
gleichenden Kritik, die A. selbst an sich und
seinen Rivalen Mclanthios, Asklcpiodoros und
Protogenes übte. Melanthios sei ihm in der
Komposition, der Verteilung der Figuren im
Raum, überlegen, Asklcpiodoros in den Ab-
messungen oder der Symmetrie, d. h. in die-
sem Falle: der Perspektive (die von Wust-
mann, Rh. Mus. 22, 18 vorgeschlagene, von
Overbeck in den Text der Schriftquellen
übernommene Umstellung der Worte des
Plinius N. H. 35, 80 läßt sich nicht recht-
fertigen), Protogenes in allem wenigstens
gleich, nur könne er der sorgfältigen Ar-
beit kein Ende finden, die Hand nicht vom
Bild abzichen (manum de tabula) und ver-
nichte damit seine Anmut. Oder, wie cs in
anderer Formulierung, aber doch wohl im
Anschluß an Aussprüche des A., bei Quinc-
tilian heißt: an wissenschaftlicher Gründlich-
keit und Methode (ratione) seien Panphilos
und Mclasthios, an Sorgfalt (cura) Protoge-
nes, an Leichtigkeit (facilitas) Antiptilos, an
Geist und Anmut (ingenio et gratia) Apelles
der erste. Die war es» *n der er sich
allen seinen Rivalen überlegen fühlte, die ihm
das uneingeschränkte Lob der Kunstkenner er-
warb. Aber diese x®Plt beruhte nicht nur
auf glücklicher Anlage, sondern war, wie Quinc-
tilians Ausspruch lehrt, in unermüdlichem
Studium durchgebildet und vertieft. Weder
Vielseitigkeit noch großartige Komposition,
weder Tiefsinn noch psychologische Feinheit
machten Apelles zum großen Künstler, aber
innerhalb der Schranken, die seine Begabung
ihm zog und die er klug respektierte, brachte
er das spezifisch malerische Können zur Voll-
endung. Der offene Blick, das bewegliche Na-
turell des Ioniers und ein ohne Zweifel bedeu-
tendes malerisches Talent verband sich bei
ihm mit der Gründlichkeit und Gediegenheit
der Sikyonier, wenn man auch nicht mit Wust-
mann (Apelles 20) so weit gehen darf, zu be-
haupten, er sei mit Leib und Seele ein Sikyo-
nier geworden, und alle Vorzüge und alle
Schwächen seiner Malerei — hier sind beson-
ders die unerfreulichen Allegorien gemeint —
seien deutlich auf die Einflüsse der sikyoni-
schen Schule zurückzuführen. Man hat Apel-
les oft mit Raffael verglichen und nicht mit
Unrecht. Wie dieser erreichte er scheinbar
mühelos und doch auf Grund gewissenhaftester
Arbeit die höchste Anmut, wie dieser war
er auch als fertiger Künstler ungemein an-
passungsfähig und wußte die Vorzüge seiner
Rivalen unbefangen zu würdigen. Von seiner
höfischen Porträtmalerei, besonders soweit sie
Bildnisse in bewegter Situation vorführt, ge-
winnt man eine Vorstellung am besten wohl
an der Kunst des Velasquez, wie überhaupt
ein Zug zum feierlichen Barock, der Zcitstim-
mung entsprechend, dem Maler der Anmut
nicht fremd gewesen ist.
Nachbildungen seiner Werke sind bis
jetzt leider nicht nachgewiesen, auch die ange-
führten plastischen Umbildungen des Ana-
dyomenemotivs sind nicht gesichert und ge-
ben natürlich wenig von der Wirkung des
Originals. Der Versuch von Six (Jalirb. d.
Inst. 1905, 172 ff.), das berühmte hcrkula-
nensische Telephosbild und danach andere
Wandgemälde auf Originale des Apelles zurück-
zuführen, ist mißlungen, wenn es auch möglich
ist, daß der in jenem und anderen Bildern vor-
kommende Typus eines abgewandt stehenden
Herakles auf den bezeugten, nach Rom ge-
brachten Herakles des A. zurückgeht.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlcr. II 202 ff. —
Wustmann, Apelles (die einzige umfassende
Biographie, wertvoll durch Gewinnung genauerer
Daten aus den allgemeinen historischen Verhält-
nissen und durch kritischere Behandlung der
anekdotenhaften Überlieferung, im einzelnen je-
doch vielfach überholt). — Woermann, Ge-
schichte d. Mal. im Alt. 55 ff. — Brunn in
Meyers Kstlcrlcx. II 164 ff. — Studnicika,
Vermutungen z. gr. Kunstgcsch. 37 ff. — Klein,
Arch. epigr. Mitt. 11, 219. — Robert, Arch.
Märchen 69 ff. — v. Rohden bei Baumeister,
Dcnkm. II 868 f. — G i r a r d, Peint. ant.
234 ff. — Pauly-Wissowa, Realenc. I
2689, 13 (Rossbach). — Six, Arch. Jahrb. 1905
169 ff. Sauer.
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Apelles — Aphrodisios
Apelles II, Torcut um 100 — 60 v. Chr. Er
beschäftigte sich nach der Überlieferung ( Athc-
naeus VI 488 c. cL) mit der Rekonstruktion
des von Homer beschriebenen Nestorbechers
und galt als Kenner der alten korinthischen
Mctallgcfäße.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 403. — P a u -
ly-Wissowa, Realenc. I 2692, 14 (Rossbach).
Pcmicc.
Apelles III, vielleicht Verfertiger, wahr-
scheinlicher aber ehemaliger Besitzer einer
antiken Gemme der Sammlung Jablonowski
mit dem Bilde einer tragischen Maske.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 546. — P a u -
ly-Wissowa, Realcnc. I 2692, 15 (Rossbach).
Pernice.
Apelt, s. Appel.
Apengeter, nordd. Glockengießer, goß laut
Inschrift 1494 eine mit einem erhabenen Ma-
donnenrelief geschmückte Glocke von 1,18 m
Durchmesser für die Alexanderkirche zu
Wildeshausen. (Am Weihnachtsfest 1835 ge-
sprungen.)
Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums
Oldenburg, Amt Wildeshausen, p. 113 (mit Fak-
simile der Inschrift). H. V.
Apengheter, Conradus, Bildgießer in
Lübeck 1337, nur urkundlich bekannt.
Mithoff, Mittclalterl. Kstlr. u. Werkmstr.
Niedersachs. u. Westf. H. V.
Apengheter, Johannes (bei Lüer-Creutz :
Hans Apengeter „van Sassenlant“), Bild-
gießer, 1332 — 1342 zu Lübeck urkundlich vor-
kommend, verfertigte 1327 einen großen sic-
benarmigen Leuchter für den Dom zu Kol-
berg, 1337 den Taufkessel von Messing für
die Marienkirche zu Lübeck und 1344 (1340?)
einen Taufkessel für die Nikolaikirche in
Kiel. Nach Hachs Vermutung dürfte unser
Künstler identisch sein mit Hannes oder
Jan van Halverstat.
M i t h o f f, Mittclalt. Kstlr. und Werkmstr.
Niedersachsens und Westf. — Lüer - Crcutz,
Gesch. d. Metallkunst, Stuttgart 1904. — Hach
im Repert. f. Kstwissensch. 1881 p. 177 ff. —
Bau- u. Kstdenkm. von Lübeck II 239 f. H. V.
Apengheter oder Grave (auch Grove),
Laurens, norddeutscher Erzgießer, f 1478
zu Hamburg, wo er seit 1466 das Amt eines
Wagemeisters bekleidete ; von ihm ein sehr
sauber ausgeführter Taufkessel zu Hittfeld
(A. Harburg) von 1438 und ein Taufgefäß zu
Handorf (A. Winsen a. d. Luhe) von 1440,
beide bez. „Lavrens apengheter“, während der
von ihm 1455 gefertigte Taufkessel im Dom
zu Lübeck „Laurens grove“ signiert ist, unter
welchem Namen der Künstler auch in den
Kämmerei-Rechnungen der Stadt Hamburg
seit 1461 geführt wird. Von seinen Arbeiten
für Hamburg sind noch besonders erwähnens-
wert die beiden messingenen Kronleuchter für
Rathaus und Kanzlei aus den Jahren 1462
bezw. 1467 und 3 große Bombarden von 1470.
M i t h o f f. Mittelalt. Kstlr. ynd Werkmstr.
Niedersachsens und Westfalens. H. V.
Apenzäller (Appenzeller), Franz, Maler
in Chur, Lehrer des Hans Ardüser, nur be-
kannt durch seine jetzt leider völlig über-
tünchten allegorisch-dekorativen Malereien in
dem Hause des Landrichters Regctt von Capol
(Pension Brun) in Flims von 1580.
Brun, Schweizer. Kstlerlcx. H. V.
Apeus, C o r n e 1 i s, Kupferstecher, geb. um
1634/35, wohnte 1666 in Lceuwarden, ver-
weilte aber damals in Amsterdam, vielleicht
zur Herstellung der großen in Verbindung
mit M. Noe nach F. Carre gestochenen
und höchst seltenen Darstellung der Begräb-
nisfeier des friesischen Statthalters Willem
Frederik. Außerdem hat er einige Porträts
gestochen; dasjenige des katholischen Geist-
lichen Guiliclmus Cromstreyen wahrscheinlich
1688. Eine Karte in vier Blättern der Pro-
vinz Groningen nach W. und F. Conders van
Helpen ist dem Statthalter Hendrik Casimir
II. dediziert
Meyer, Kstlcrlex. E. IV. Afoes.
Apezteguia, Juan Felipe, ein Navarrese,
in seiner Jugend bei einer der Kapellen in
Madrid als Sänger angestellt, erlernte dann
bei Luis Salvador Carmona die Bildhauerei.
Die Akad. von S. Fernando ernannte ihn 1777
zum Ehrenmitglied, er starb 1785.
Cean Bermudez, Dicc. I 40. A
Apfalterer (Abfalderer), Martin, tiroler
Maler, gebürtig auf dem Wald im Gericht
Thauer (bei Innsbruck), sucht 1645 mehrere
Male beim Stadtrat zu Innsbruck um Auf-
nahme als Inwohner an; der Widerstand der
Innsbrucker Maler scheint die Abweisung des
Gesuches verursacht zu haben, obwohl A. vor-
brachte, daß er die Tochter des Innsbrucker
Bürgers und Malers Mathias Liebl zu heiraten
gedenke. 1647 wiederholte er sein Gesuch u.
27. 9. 1652 und noch später erhält seine Wit-
we für sich und ihre beiden Kinder (Sohn
und Tochter) vom Stadtrat Unterstützungen.
A. Sikora.
Apfalterer, s. Abfeit er er.
Apfelmann, Hans, Maler, in der zweiten
Hälfte des 16. Jabrh., schmückte 10 Räume
der alten Burg in Wien mit dekorativen Ma-
lereien (vier Jahreszeiten, Tiere, exotische
Szenen, Historien, Taten des Herkules etc.).
Laut Verz. i. K. u. K. Reichs-Fin.-Archiv zu
Wien v. 1597. Ernst Dies.
Aphel (Apphel), Goldschmied und Münz-
eisenschncider im Dienste des österr. Kaiser-
hauses, mehrfach urkundlich erwähnt von 1443
bis 1465.
Jahrb. d. Kstsamml. d. österr. Kaiserhauses
XVII Regesten. M
Aphrodisieus, s. Kobl . . . nos.
Aphrodisios I, Bildhauer aus Tralles in Ka-
rien. Werke von ihm standen nach Plin. N.
H. 36, 38 in den römischen Kaiserpalästen.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 473. 475. 528.
— Overbeck, Schriftq. 2300. — P a u ly-
Wissowa, Realenc. I 2728, 10 (Robert).
Amelung.
27
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Aphrodisios — Apol
Aphrodisios II, Bildhauer, Sohn eines Deme-
trios, aus der späteren Kaiserzeit, bekannt
aus seiner Grabschrift, die vor den Mauern
Roms zwischen Via Latina und Via Appia
gefunden wurde. Nach ihr wurde er auch
Epaphras genannt und war zugleich Bildhauer
und Statucnbcmalcr (aYotipotroTcoisc rptauartje).
L ö w y, Inschr. gr. Bildh. 551. — P a u 1 y -
Wissowa, Realenc. I 2728, 11 (Robert).
Amelung.
Aphrodisios (M. Aurelius A.), Sohn des
Onesimos, angesehener Architekt in Antiochia
a. M. nach der von seinen drei Söhnen ge-
stifteten und zu Nysa gefundenen Grabinschrift
aus dem 2. Jahrh. n. Chr.
Bull. corr. hell. 1883, 270 (Ramsay). — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. Suppl. I 102 (Fa-
bricius). H. Thier sch.
Apianus (Bennewitz), Peter, berühmter
Mathematiker am Hofe Karls V., geb. 1495
zu Leisnig in Sachsen, f 1552 zu Ingolstadt,
fertigte Wappenmalereien, Landkarten- und
Städtezcichnungen.
Meyer, Kstlerlex. — F ü s s 1 i, Kstlerlex.
Neue Zusätze, 1824. H. V.
Apianus, Philipp, Sohn des Peter A.,
Arzt und Mathematiker, geb. zu Ingolstadt
14. 9. 1531, f zu Tübingen 1589, fertigte
einige Landkartcnzcichnungen, wovon die be-
rühmteste die 1561 auf Befehl Herzog Al-
brechts V. aufgenommene Karte von Bayern
ist, welche 1566 in vergrößertem Maßstab in
24 Holztafcln geschnitten wurde unter dem
Titel: „Phil. Appiani bayrische Landtafeln“
und mehrere Auflagen erlebte. (Die Stöcke im
Reichsarchiv zu München.) Das auf einem
ein Horologium vorstellcnden Holzschnitt be-
findliche Monogramm AB wird von Nagler
(Monogr. I 139) auf ihn gedeutet (Apianus
Bienewitz).
Meyer, Kstlerlex. — L i p o w s k y. Bayeri-
sches Kstlerlex. Anhang. H. V.
Apice, V i n c c n z o d\ Bildhauer in Nea-
pel, führte 1748 unter Leitung des Architek-
ten Constantino Manni in Tuffstein die Gie-
bel und Seitenteile der Haupttür des Klosters
„Croce di Lucca“ in Neapel aus.
Napoli Nobilissima XII 148. — R. Archivio di
Napoli : Monastcri Soppressi vol. 3611.
G. Degli Assi.
Apiello, italicn. Modelleur in Porzellan an
der 1736 durch Karl III. von Neapel gegrün-
deten Porzcllanmanufaktur von Capo di
Monte. Von ihm zwei bezcichnete Figuren,
Mann und Frau in chinesischer Tracht, in der
Sammlung Langford und gleichfalls signierte
Statuetten von Landlcuten in der Sammlung
Fortnum. (Faksimile der Signatur bei Jacn-
nickc. No. 1923.)
Meyer, Kstlerlex. — Jaennicke, Grund-
riß der Keramik. H. V.
Aplemain, Pierre, französ. Bildhauer, ar-
beitete um 1401, unter der Leitung des Claux
Sluter, am Portal der Karthäuser-Klostcr-
kirche von Champmol bei Dijon.
L a m i, Dict. des sculpt. fran?. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Apoil, Ch., Genremaler in Sevres, wohl
Sohn des Charles Alexis, stellte in den Pari-
ser Salons seit 1887 fast alljährlich aus.
H. V.
Apoil, Charles Alexis, Porträt- und
Genremaler, geb. zu Mantes (Seine-et-Oise)
24. 10. 1809, f zu Sevres 22. 12. 1864, wo er
an der Porzellan-Manufaktur tätig war, Schü-
ler von Eugene Deveria, stellte seit 1843
wiederholt in den Pariser Salons meist Pastell-
bildnisse aus. Er hat sich besondere Ver-
dienste um die Emailmalerci auf Eisenblech
erworben. Im Mus. zu Avignon befindet sich
von ihm ein Porträt von Cesar de Bus, dem
Gründer der „Congregation de la Doctrine
Chretienne“.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Gazette d.
Beaux-Arts 1893 I p. 430. H. V.
Apoil, Susanne Estelle, geb. Beran-
gcr, französ. Malerin, geb. 19. 10. 1825 in
Sevres, Witwe von Charles Alexis Apoil, hat
seit 1846 zumeist Aquarelle und Emaillemale-
rcien ausgestellt, gewöhnlich Blumen, aber
auch Figuren, besonders Kopien nach Raffael
und Guido Reni, und hat lange Jahre für die
Porzcllanmanufaktur in Sevres gearbeitet
1874 schenkte die französ. Regierung der Kai-
serin von Rußland 2 Scvres-Vasen (päte
tendre, fond bleu), auf welche die Künstlerin
die Darstellungen der „Education“ und der
„Rccreation“ gemalt hatte.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Dus-
s i c u x, Artistes frang. ä l'itranger 1876 p. 576.
— Gaz. d. beaux-arts I. P6r. XVII 85, III. Per.
I 430. K. E. Schmidt.
Apol junior, sonst unbekannter niederlän-
discher Maler oder Zeichner der 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts, nach dessen Vorlage
Ph. Velijn das Porträt des Dichters Jonkhcer
Jan van der Noot stach. Kramin nennt den
Künstler fälschlich Jan v. d. N., wohl infolge
eines Lesefehlers (junior für Jan).
K r a m m, De Levens en Werken ctc.
E. W. Mocs.
Apol, Bentname des Franciscus de Witt,
auch Fcbus genannt. ••
Apol, Louis (eigentl. I-odewyk Franciscus
Hendrik), bekannter holl. Landschaftsmaler
im Haag, geb. daselbst 6. 9. 1850, Schüler
von Joh. Hoppenbrouwers und Pieter Stor-
tenbeker, hatte seinen ersten öffentlichen Er-
folg auf der Ausstellung im Haag 1875, wo
von ihm das Gemälde „Ein Winter im Walde“
für den Staat angekauft wurde. (Jetzt im
Reichsmus. Signiert: Louis Apol ft. 75.)
Die Darstellung der Natur im Winterkleide
blieb auch in Zukunft sein Lieblingsgebiet,
und er behandelte dieses Thema in immer
neuen Variationen und immer mit einer ganz
persönlichen Note, die ihn rasch bekannt
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Apolini — Apollodoros
machte. Das Eigentümlichste in seiner Auf-
fassung ist vielleicht, daß in seinen Bildern
der Winter selbst zu uns spricht und nur
selten Staffagefiguren die Aufmerksamkeit auf
sich ziehen. Ihm liegt daran, die Stille des
schwer beschneiten und von der Winter-
sonne hier und da farbig bestrahlten Waldes
und die ganze einsame Winterstimmung effekt-
voll zu geben. Sein Interesse an Schnee- und
Eisszenerien ließ ihn 1880 an der 3. arktischen
Expedition des „Willem Barents“ teilnchmen,
von wo er mit reichem Skizzen- und Studien-
material zurückkehrte, das er dann 16 Jahre
später zu dem geschickten Panoramarund-
gemäldc „Novaja Semlja“ in Amsterdam ver-
wertete. 1886 — 92 lebte er in Roozendaal bei
Arnhem, im waldigen Gelderland, seitdem ist
er wieder im Haag tätig. Seine Bilder fan-
den auch im Auslande Beifall und wurden
z. B. in Lüttich, Philadelphia und München
mit Medaillen ausgezeichnet und sind vielfach
in englischen und amerikanischen Privat-
besitz übergegangen. In öffentlichen hollän-
dischen Sammlungen findet man ihn außer
im Ryksmuseum in Amsterdam auch im
Haag, in Dordrecht, Haarlem und Rotterdam
vertreten. — Wie in seinen Ölgemälden gibt
er gelegentlich auch in Aquarell seine Win-
terlandschaften und greift bisweilen auch zur
Radiernadel. Im Archiv der Haager Künst-
lergenossenschaft Pulchri Studio finden sich
seine Radierungen, von denen hier genannt
seien: Die 3 Bäume am Ententeich (8vo)
und die Wäscherin vor dem Bauernhause
(8vo). — Natürlich hat der Künstler nicht
ausschließlich Winterbilder gemalt, sondern
es finden sich in seinem Werk auch Frühlings-,
Sommer- und besonders Herbstlandschaften.
G. H. Marius, De Hollandsche Schilder-
kunst. — Rooses, Het Schilderbock II, Ar-
tikel von J. Gram. — J. Gram, Onze Scbil-
ders in Pulchri Studio 118. — The Art Journal
1893, 353. — Zeitschrift für bildende Kunst
und Kunstchronik passim. — Kunst für Alle
1888, 1890. — Ausstellungskat. München 1901,
Düsseldorf 1895 u. a. — Mit Notizen von J.
Veth u. E. t’Hooft. F. Decker.
Apolini, G i u 1 i a n o de, Goldschmied in
Ferrara, fertigte Medaillen nach denjenigen,
die G. F. Enzola für die Einbände der Chor-
bücher des Doms zu Ferrara gemacht hatte.
Er signiert: opus Juliani Appolini.
Cittadella, Not. rcl. a Ferrara. — Jahrb.
d. Kstsamml. d. österr. Kaiserhauses XXI I 202,
264. **
Apollodoro, Francesco, Maler aus Pa-
dua, geb. um die Mitte des 16. Jahrh. Seinen
Beinamen di Porcia führte er nach einem
Kastell in Friaul. Unterrichtet wurde er von
Dario Varotari. Durch Porträtmalcrei machte
er sich ehrenvoll bekannt. Er soll fast alle
Paduanischen Gelehrten seiner Zeit gemalt
haben ; erwähnt werden Sperone, Mcrcuriale,
Capo di Vacca und Acquapendente. O. Münd-
lcr hat in Mailand ein Bildnis gesehen, das
er für einen Gelehrten oder Diplomaten an-
sprach und welches die folgende Bezeichnung
trug: FRANC. APOLLODORUS PINXIT
ANNO 1585 MENSE MAIO. Er fand darin
eine kräftige Behandlung und jene Art Härte,
wie sie wohl dem alten Pourbus eigen war.
Nach Rossetti befand sich 1776 im Palaste
Borromei bei S. Lucia in Padua ein hl. Fran-
ziskus mit Christus am Kreuz, gemalt von
Apollodoro. Noch 1606 erscheint dieser Mei-
ster in der Paduanischen Malerliste. Giam-
battista Bissono war sein Schüler.
Pietrucci, Biografia degli Artisti Pado-
vani. — M o s c h i n i, Origine e vicende etc.
in Padua p. 92, 93. — Rossetti, Descrizione
di Padova p. 325. — R i d o 1 f i, Maraviglie etc.
II 260. — Lanzi, Storia pitt. 1825, III 243. —
Boissardi Poemata (1591) p. 177, 233, 290, 324.
R.
Apollodoro, P a o 1 i n o, Maler aus Padua,
machte das Porträt des Alessandro Fortezza
(t 1613). Pietrucci hält diesen Meister für
identisch mit Francesco Apollodoro, Moschini
aber für dessen Sohn oder Neffen.
Tommasini, Illustrium Virorum Elogia. Pa-
tavii 1630, I 254. — Pietrucci, Biogr. degli
art. Padovani. — Moschini, Origine e vi-
cende etc. in Padova p. 92, 93. — Meyer,
Kstlerlcx. R.
Apollodoro« I, Architekt aus Athen. Nach
einer sehr zertrümmerten Architravinschrift
aus Delos Erbauer eines dort 140 v. Chr.
den ägyptischen Göttern Serapis, Isis u. Anu-
bis geweihten Tempels.
H o m o 1 1 e, Bull. corr. hell. 1892, 479 ff. —
Pauly-Wissowa, I 2896, 74 (Fabricius).
H. Thitrsch.
Apollodoro« II, von Damaskos, einer der ge-
nialsten Architekten des Altertums, der größte
der römischen Kaiserzeit. Er ist im 2. Jahrh.
n. Chr. der Hauptvertreter griechisch-helleni-
stischer, aus dem Osten kommender Kunst-
prinzipien im Westen. Mit dem Reichtum
seiner im Osten gesättigten und zu kühner
Größe entwickelten Phantasie befruchtet er
Rom. Unter Trajan steht er in höchster
Gunst, die bedeutendsten Staatsaufträge sind
ihm anvertraut, auch im Kriege begleitet er
den Kaiser und wird mit kriegstechn. Auf-
gaben betraut. Er ist Trajans offizieller Ar-
chitekt. Bei Hadrian ist er von Anfang an
in Ungnade, da er vor den dilettantischen
Bauentwürfen des eitlen Kaisers in syrischem
Freimut mit scharfer Kritik nicht zurückhielt
(die letzten Aussetzungen betrafen den Ent-
wurf zu dem im Jahre 121 begonnenen Venus-
Romatempel). Feindschaft, Verbannung und
Hinrichtung w'urden sein Los. Ein vortreffliches
Porträt des großen Meisters ist erhalten in
einer durch antike Inschrift als Apollodor ge-
sicherten Büste in München (Amdt-Bruck-
mann, griech. u. röm. Porträts 48. 47), ein
echter Künstlerkopf voll trotziger Entschie-
denheit, alles individuell, nur in den tief in
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Apollodoros
die Stirne hereingekämmten Haaren der Mode
der Zeit folgend. Auch auf den Reliefs der
Trajansäule ist A. wahrscheinlich dargestellt
in der Gruppe rechts von dem vor der Donau-
brückc opfernden Trajan, aber nicht in dem
zuvorderst stehenden Mann (wie Cichorius a.
a. O. III 141 meint), sondern offenbar in
dem feinen unrömischen Profil unmittelbar
rechts hinter dem Kaiser. Wie viele große
Architekten des Altertums ist auch A. lite-
rarisch tätig gewesen. Überliefert sind:
1. eine Schrift über die von ihm unter Trajan
erbaute Donaubrücke bei Dobretae. — 2. Eine
Hadrian (nicht Trajan, wie Th. Reinach,
Rev. des etud. gr. 1895, 198 ff. wollte) ge-
widmete Schrift über Belagerungsmaschinen
(TOliopxrynxa). Ein Auszug davon ist erhalten;
französ. Übersetzung von Lacoste, Rev. des
etudes grecques III 360 ff.
Ausgeführt hat A. folgende Bauten: 1. die
schon genannte Donaubrücke unterhalb des
Eisernen Tores, „Pontes Trajani", erbaut im
Jahre 10-1/5 n. Chr. Beschreibung mit den
Hauptmaßen bei Cassius Dio 68, 13, Abbildun-
gen auf Münzen und den Reliefs der Trajan-
säule (nur ein kurzes Stück, Cichorius, Tafel
72). Die über 1 km lange Brücke ging an
einer besonders engen, aber um so tieferen
und reißenderen Stelle über den Strom. Von
Stein, massiven Quadern, waren nur die Bo-
genportale an beiden Enden und die zunächst
daran anstoßenden, noch auf dem Trockenen
fußenden Teile, dann die im Wasser selbst
stehenden 20 mächtigen Pfeiler. Die Bögen
über diesen dagegen waren wie die Pfeiler-
köpfe selbst, der Brückenboden und durch-
gehends das Geländer aus hölzernem, auf der
Trajansäule deutlich wiedergegebenen Spreng -
werk. — 2. Ein ebenfalls unter Trajan erbautes
„Odeion'" in Rom (Cass. Dio), nach Pausa*
nias ein „vollständig kreisrundes Theater".
Da für Rom nur ein einziges Gebäude dieser
Art bezeugt ist, eine domitianische Grün-
dung, so vermutet man, A. habe dieses nur
restauriert ( ?). — 3. Ein Zirkus von 2 Stadien
Länge in Rom, vielleicht der Circus Hadriani
nördlich von der moles Hadriana, der sich
nach Hülsen (Dissertazioni della pontif. Ac-
cad. Roman, archeol. 2. Ser. VIII 1903, 360
ff.) in der Tat als ein trajanischer Bau, und
zwar sicher als Naumachie erweist. — 4. Ein
gleichfalls unter Trajan erbautes „Gymnasion“
in Rom, wahrscheinlich identisch mit den von
Pausanias besonders gerühmten Thermen am
Esquilin. Über die älteren Titusthermen teil-
weise hinweggehend sind sic heute größtenteils
zerstört. Ältere vollständige Aufnahmen bei
Palladio und einem sorgfältigen unbekannten
Renaissancearchitcktcn (Röm. Mitt. 1892,
303;. Diese Thermen, in ihrer klaren und
großartigen Komposition, in der Bevor-
zugung des großen Apsidenmotives auch dem
größten Bau A.s, dem Trajansforum, unver-
kennbar verwandt, sind die ersten dieses
neuen Bautypus in Rom. Die berühmten
Diokletiansthermen sind nur eine neue Auf-
lage davon. — ß. Das Forum Trajani in
Rom, erbaut 107 — 113 n. Chr., das gewaltigste
der Kaiserfora, die großartigste antiker Platz-
anlagen überhaupt: von dem üblichen stadt-
römischen Forumschema (viereckiger Hof mit
zentralem Heiligtum) ebenso verschieden wie
durch seine kühne malerische Komposition
und großartige Steigerung in der wirkungs-
vollen Anordnung verwandt den hellenisti-
schen Anlagen des Ostens (Alexandria, Antio-
chia, Gerasa, Baalbek etc., nicht aber den Pha-
raonenbauten Ägyptens, wie man irrtümlich
gemeint hat). Auch der große Säulenhof in
Damaskus (wahrscheinlich kein Tempelhof,
sondern ein einfaches Forum; nach brief-
licher Mitteilung Puchsteins ein Werk der
ersten Kaiserzeit (Augustus-Tiberius), in den
sich später die Johanneskirche und die Oma-
jadenmoschee eingenistet haben), zeigt Ver-
wandtschaft mit der großen Area des Trajans-
forums. A.s Anlage in Rom galt dem Alter-
tum selbst als unübertrefflich, als der Höhe-
punkt aller Architektur. Von ihrer überwäl-
tigenden Wirkung auf den Kaiser Constan-
tinus berichtet Ammian. Marc. 16, 16. Der
Bau bestand zunächst aus einem quadratischen
Säulenhof von 126 m Seite, den Eingang bil-
dete ein im Jahre 112 errichteter sechssäuliger
Triumphbogen (auf Münzen bei Donaldson,
architectura numism. n. 67). Hinter den seit-
lichen Hallen 2 große zweigeschossige Apsi-
den, auch wieder mit vorgcstellten Säulen-
hallen; in der Mitte des Platzes das Reiter-
standbild Trajans. Dann quer eingelegt die
große Basilika Ulpia, innen mit 2 Säulen-
reihen, ringsum mit Oberlicht, in vergoldeter
Bronze eingedecktem Dach und 2 Apsiden
an den schmalen Schlußseiten. Dann auf an-
nähernd quadratischem Platze, rechts u. links
eingefaßt von zwei Bibliothekssälen die heute
noch stehende Trajanssäule mit seiner Sta-
tue auf der Spitze. Nach den neuesten Unter-
suchungen, von denen Boni in der „British
Academy“ berichtete, steht fest, daß die Säule
als Grabmonument errichtet wurde und in
ihrem Sockel eine Kammer mit Bestattungs-
resten, wahrscheinlich von der Beisetzung
Trajans und seiner Gattin Plotina, enthielt.
Die den Schaft der 40 m hohen Säule in
200 m langen Spiralwindungcn umziehenden
Reliefs, einst durch Farbe belebt, schildern
die dakischen Kriege (101 — 103 und 107 — 108).
Diese riesige, isoliert stehende Grab-Ehren-
säule ist die erste ihrer Art in Rom. A.
führte mit ihr einen ebenfalls im Osten
wurzelnden alten Monumentalgedankcn (vgl.
die Naxiersäule, die Kolossalsäulcn der
Ptolemäer in Olympia, die Säulen der kom-
30
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Apollodoros
magenischen Grabdenkmäler) wieder in die
römische Architektur ein. Im Hintergründe
des abschließenden Säulenhofs stand ein für
den Kult des Kaisers bestimmter Tempel,
den aber erst Hadrian hinzufügte. Der
ganze große Baukomplex ist wohl der monu-
mentalste Ausdruck der im Grunde orien-
talischen, hier in höchster hellenistischer Ver-
feinerung in Rom ihren Einzug haltenden
Apotheose des Monarchen. Auch im einzel-
nen überall ein großer freier Zug, nichts
Kleinliches und Überladenes. So auch in
dem sehr reichlich angewandten Skulpturen-
schmuck. Vom Trajansforum stammen die
20 m langen Reliefs der lebendigen Daker-
schlacht, die kolossalen Rundfiguren der ge-
fangenen Barbaren (nicht aber die acht
Rundmedaillons) am Constantinsbogen. Die
Reliefs an der Trajanssäule verraten in ihrer
malerischen Kompositionsweise und ausführ-
lichen Erzählung wieder einen entschieden
östlichen Einfluß. Eine Rekonstruktion des
Planes bei Canina, der Tatbestand des Grund-
risses nach Lanciani (Blatt 23 und 30) bei
Richter, Topographie von Rom Tafel 11, p.
114 ff., die beste Rekonstruktion im Pano-
rama von Rom von Bühlmann- Wagner. —
8. Ein von Apollodor dem Kaiser Hadrian ge-
machter Vorschlag, dem Helios-Nerokoloss
eine ebenso riesige Selene gcgenüberzustellcn,
kam nicht zur Ausführung (Histor. Aug.
Hadr. 19, 13).
Inwieweit A. beteiligt war bei den anderen
großen unter Trajan in Italien und den Pro-
vinzen ausgeführten Bauten, und wie weit er
andere Architekten seiner Zeit (z. B. Lacers
Brückenbau bei Alcantara über den Tajo) be-
einflußt hat, ist noch ganz ununtersucht. Am
wahrscheinlichsten ist A.s Beteiligung bei den
groß und kühn angelegten Hafenbauten von
Ostia: das Polygon des Hauptbassins, das
Sechseck des Trajanhafens geht auf helleni-
stisch-syrische Prinzipien zurück (vgl. die
späteren Sechsecks- und Achteckshöfe in
Baalbek und Kalat Siman). Ganz in Apollo-
dors Geist scheint ferner der elegante Ent-
wurf des Hafens von Ccntumcellae (die gro-
ßen Absiden diesmal als Molen) in Verbin-
dung mit der darüber gelegenen Villa Tra-
jans (Canina, archit. greca tav. CLX) und
endlich der vornehm schlanke, fast hellenisti-
sche, Trajan gewidmete Triumphbogen von
Ancona geschaffen zu sein.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. II 340 f. —
Prosopographia Romana I 112. — Schiller,
Gcseh. d. röm. Kaiserzeit I 593. — Dierauer
in Büdingcrs Untersuch, zur Kaiscrgesch. I 132
ff. — Promis, Mem. Acc. Torino, Ser. 2,
XXVII 1871 p. 5. — Pauly-Wissowa, Re-
alenc. I 2896, 73 (Fabricius) und Suppl. I 108. —
Th. R e i n a c h, Rev. des etudes grecqucs VIII 198
ff. — Arndt, Griech. u. röm. Porträts 46, 47. —
Furtwängler, Beschr. d. Glyptothek No. 334.
— Cichorius, Reliefs der Trajansäule III 135
ff* — Richter, Topographie von Rom S. 114.
— Michaelis in Springers Handb. d. Kunst-
gesch. I7 413 ff. — Donaldson, Archit nu-
mismat p. 250 ff. — Brunn-Bruckmann,
Denkmäler 565 (Sieveking). — Baumeister,
Denkmäler III, 1877 (P. Graef). — Holtzin-
g e r, Moderner Cicerone f. Rom I 74 f.
H. Thier sch.
Apollodoros III, Erzbildner, dessen Zeit zu-
nächst ungefähr dadurch bestimmt wird, daß
ihn Silanion (s.d.), ein Zeitgenosse des Praxi-
teles, porträtierte. Im zweiten alphabetischen
Verzeichnis nennt ihn Plinius dann als Ver-
fertiger von Philosophenstatuen. Plinius ent-
wirft ein merkwürdiges Bild seiner mensch-
lichen Eigenart : im unersättlichen Drang nach
Vollendung habe er die Mehrzahl seiner
Werke, nachdem er sie vollkommen ausge-
führt, wieder zerschlagen, und man habe ihn
deshalb den Tollen (insanum) genannt; des-
halb habe auch Silanion in seinem Porträt
nicht so sehr ein Bild des Menschen, als ei-
nen Typus des Zornmuts in Erz gebildet.
Sicher ist dieser A. der aus dem Phaleron ge-
bürtige Schüler des Sokrates, den Platon zum
Träger der Erzählung im Symposion gemacht
hat; denn auch er wird der Tolle (jiavutäc)
genannt, nur richtet sich sein Zornmut hier
nicht gegen seine Werke, von denen nicht die
Rede ist, sondern gegen alle Menschen, begon-
nen mit ihm selber und ausgenommen nur So-
krates. Er ist seinem Lehrer unbedingt, ja
schwärmerisch ergeben und hält bei ihm bis
zum Tode aus (Plat apol. 34a. 88b. Phaed. 59a.
b. 117d) ; all seine Worte bewahrt er treu im
Gedächtnis. Dabei ist es wohl denkbar, daß
Xenophon ihn richtig als beschränkten, guten
Jungen charakterisiert (apol. 28). Mit der
ihm eigenen Heftigkeit gab er sich der tief-
greifenden Wirkung der Persönlichkeit seines
Lehrers hin ; mit Gier lernte er die neue Kunst
des Denkens, ohne zu ahnen, wie gefährlich
gerade ihm, dem bildenden Künstler, die zer-
setzende Kraft der unermüdlichen Selbst-
kritik werden mußte, zumal eine andere so-
kratische Eigenschaft, der heilsame Humor
des Ironisiercns, in seiner Seele augenschein-
lich gar keinen Widerhall fand. Er war, als
der Agathon des platonischen Symposion sei-
nen ersten Sieg feierte, im Jahre 416, noch
ein Kind, als Sokrates starb (399), ein Jüng-
ling. Silanion muß ihn also als bejahrten
Mann, im Beginn seiner eigenen Tätigkeit,
porträtiert haben. Kekule hat eine Kopie die-
ses Bildnisses in der sogenannten Aeschylus-
büste im kapitolinischen Mus. vermutet (bei
Winter, Jahrb. d. Inst. 1890, S. 166) ; da-
gegen opponieren mit Recht Brunn (Sitzungs-
ber. d. bayr. Akad. 1892, S. 668 = Kl. Sehr. II
S. 350) und Studniczka (N. Jahrb. f. Phil. 1900,
S. 175). Bekanntlich hat Silanion auch ein
Porträt des Platon geschaffen ; danach läßt
sich zuversichtlich der Schluß ziehen, er habe
in naher Beziehung zu dem ganzen Kreise
31
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Apollodoros — Apollonio
der Sokratiker gestanden. Falsch aber ist es,
wenn man weiter geht u. in Apollodor seinen
Lehrer erkennen will ; wir wissen nicht ein-
mal, ob wir aus der Angabe bei Plinius, Apol-
lodor habe Philosophen dargestellt, nun auch
entnehmen dürfen, er habe nur Porträts ge-
bildet. Auf der athenischen Akropolis hat
sich eine fragmentarische Inschrift mit seinem
Namen und aus seiner Zeit gefunden.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 398. — Hert i,
De Apollodoro statuario ac philosopho. — Over-
beck, Schriftq. 1359, 1364. — Löwy, Inschr.
gr. Bildh. 55. — P a u 1 y -W issowa, Realenc.
I 2896, 75 (Robert) 2849, 15 (Kirchner). —
Klein, Praxiteles S. 33. Amelung.
Apollodoros IV, Bildhauer, Sohn eines Zcnon
aus Phokaia, aus hellenistischer Zeit. Be-
kannt durch die Inschrift einer Basis, die in
Erythrai in der Nähe des Hafens gefunden
wurde und auf der eine männliche Porträtsta-
tue (Theudoros, Sohn des Artcnion) gestan-
den hatte.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 503. — Over-
beck, Schriftq. 2050. — Löwy, Inschr. gr.
Bildh. 218. — P a u 1 y -W issowa, Realenc. I
2897, 76 (Robert). Amelung.
Apollodoros V, athen. Maler, der um 415 v.
Chr. blühte, nach der antiken Überlieferung ein
bedeutender u. bahnbrechender Meister. Von
seinen Werken werden genannt: ein betender
Priester, ein Odysseus, ein blitzgetroffener
Aias und ein im Anschluß an Euripidcs ge-
schaffenes (Wilamowitz, ind. lect. Gryphisw.
1S82 S. 10) Heraklidenbild, in dem u. a. Alk-
mene und ihre Enkelin Makaria als Schutz-
flehende vor Demophon erschienen; das letz-
tere Bild wurde von anderen allerdings dem
Sikyonier Pamphilos (s. d.) zugeschricben.
Ungewöhnlich bestimmt und ergiebig sind die
Äußerungen antiker Schriftsteller über Wesen
und Verdienst seiner Kunst. Er gilt als der
erste berühmte Tafclmaler (vor ihm gebe es
kein Tafelbild, das die Augen fessele, sagt
Plinius) und als unmittelbarer Vorläufer des
Zeuxis, woraus sich erklärt, daß das Motto
pwpr.ocTod paXXov r, ptpnarrai (Tadeln
ist leichter als Bcssermachen) beiden zuge-
schrieben und ihr Verhältnis durch epigram-
matisch formulierte Urteile beleuchtet wird
(durch die von Apollodoros geöffnete Pforte
der Kunst sei Zeuxis eingetreten, Zeuxis habe
seinen Vorgängern die Kunst entrissen und
mit sich genommen). Daß A. Skiagraphos
genannt und diese Bezeichnung durch Skeno-
graphos erläutert wird, läßt einen Zusammen-
hang zwischen A. und Agatharchos deutlich
erkennen: hatte dieser im Gebiete der Büh-
ncnmalerei, also im Architektur- und Land-
schaftsbild nach Illusion gestrebt und dazu
den Kontrast von Licht und Schatten ausge-
nützt, so überträgt A. diese Neuerung auf die
Figurenmalerei und wird der erste, der „leib-
hafte Gestalten" (species) malt, der erste Ma-
ler im eigentlichen Sinne.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 71 ff. — v.
Rohden in Baumeisters Denktn. II 859. —
Klein, Arch. epigr. Mitt. 12, 101 ff. — Ro-
bert, Ärch. Märchen 67 ff. — G i r a r d, Pcint.
ant. 201 f. — Pauly-W issowa, Realenc.
I 2897, 77 (Rossbach). Sauer.
Apollodotos. Der Name findet sich auf
einem geschnittenen Stein mit dem Kopfe der
Athena Parthenos des Phidias. Er bezeichnet
den Besitzer, nicht, wie angenommen worden
ist, den Gemmenschneider.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 692. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. I 2898, 8 (Rossbach).
— Furtwängler, Die ant. Gemmen II 185,
46, Taf. XXXVIII 46. Pernice.
Apolloni, A d o I f o, röm. Bildhauer, geb. in
Rom 1345, widmete er sich zunächst dem Stu-
dium der Mathematik und der Ingenicurwis-
senschaften, ging dann zum Studium der Bild-
hauerkunst über, in der er nunmehr seine
Schwärmerei für die klassische Antike sich
ausleben lassen konnte. So wurden die An-
tike selbst und neben ihr die Natur und das
Leben die eigentlichen Lehrmeister des jungen
Bildhauers, während er auf ausgedehnten Rei-
sen nach Frankreich, England und Nordame-
rika seinen Gesichtskreis erweiterte. In Ame-
rika fand er zugleich Bewunderer seiner Bild-
werke, wobei er mit zahlreichen weiteren
Kunstaufträgen betraut wurde. Nach zwei-
jähriger Abwesenheit kehrte er schließlich in
die Heimat zurück, um sich dauernd in Rom
niederzulassen. Mit gleicher Virtuosität be-
herrscht er die verschiedenen Arten plasti-
scher Aufgaben: Porträtreliefs. -Büsten,
Statuetten, allegorische Figuren u. Gruppen,
aber seine Hauptarbeiten sind dekorative
Brunnen in reichbewegtem, bald klassizistisch,
bald modern gemildertem Rokokoaufbaue. —
Wollen und Können dieses Künstlers erinnert
bis in Kleinigkeiten hinein an seinen deutschen
Kunstgenossen Gustav Ebcrlein, obwohl viel-
leicht keinerlei direkte Beziehungen zwischen
beiden vorliegen.
A. Colasanti in L’Arte 1900 p. 380 ff. —
Kunstchronik, N. F. III 110. — A. R. Wil-
lard, Hist, of modern ital. Art (London 1902)
p. 213. — Natura ed Arte 1907, 371 ff. (aus-
führlich mit Abb.). R.
Apolloni, s. auch Appolloni u. Appoloni.
Apollonides. Nach Plinius einer der bedeu-
tendsten Gemmenschneider der hellenistischen
Zeit, von dem jedoch kein einziges Werk auf
uns gekommen ist. Die Steine mit seinem
Namen sind sämtlich gefälscht.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 602 f. —
Archäol. Jahrb. IV 74. — P a u 1 y - W i s s o w a,
Realenc. II 121, 34 (Rossbach). Pernice.
Apollonio, Mosaizist in Venedig und Flo-
renz. Vasari berichtet, Andrea Tafi habe ihn
nach Florenz gebracht. Wir wissen nur, daß
bei den Arbeiten in S. Marco ein Apollonius
pictor Florentinus 1279 genannt wird und daß
ein Künstler des Namens auch in den Rcch-
32
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Apollonio — Apollonios
nungsbüchern des Florentiner Baptisteriums
vorkommt.
V a s a r i, ed. Milanesi I 333. — G a y e, Car-
teggio II 37. Rintelen.
Apollonio, Maestro, Ornamentbildhauer in
Venedig um 1561, vielleicht griechischer Ab-
kunft, nur bei Zani (Enc. met. II 164) er-
wähnt. H. V.
Apollonio da Capranica, italien. Mi-
niator, nur dem Namen nach erwähnt.
M i s s i r i n i, Stör. d. rom. Accad. di S. Luca,
p. 461. •»
Apollonio del Celandro, Miniator in
Perugia um 1470. Erhielt vom Peruginer
Magistrat den Auftrag, die dem Pietro di
Galeotto übertragene Altartafcl in der Ka-
pelle der Prioren auszuführen. An der Tafel
selbst hat er keinen Anteil; jedoch hat er
die Bildnisse der Prioren und ihres Notars
auf dem Tympanon gemalt. Diese Arbeit
mußte er laut Kontrakt in 15 Tagen ausfüh-
ren, während für die Tafel selbst ein Jahr
angesetzt war. Nach Gualandi vielleicht iden-
tisch mit dem 1461 in Florenz tätigen Maler
Apollonio.
Zani, Enc. met VI 120. — Gualandi,
Mcmorie IV 150. — O r s i n i, Lctterc pittoriche
Pcrugine. — Mariotti, Lett. pitt. perug. VI
147. IV. Bombe.
Apollonio, G i a c o m o, Maler in Bassano,
geb. um 1583 aus vornehmer bassanescr Fa-
milie, wurde in seiner Vaterstadt begraben
2. 12. 1654. Seine Mutter Marina war eine
Tochter des Malers Giacomo da Ponte. —
A. folgte ebenfalls der Schule seines Groß-
vaters und seiner Oheime und wurde unter
den Schülern der Bassani der bekannteste.
Indessen blieb er, besonders in betreff des
Kolorits, weit hinter seinen Lehrern zurück,
da ihm nicht nur die klare Sicherheit des Pin-
selstrichs, sondern auch die Harmonie und
Einheit der Tinten fehlten.
Von seinen vielen Arbeiten blieben nur drei
erhalten, die ihm mit voller Sicherheit zuge-
hören. Das eine Bild, in der Kirche S. Sc-
bastiano in Bassano, stellt die Hl. Sebastian,
Veronika, Gregor, Rocchus, Vitus, Apollonia
und Augustinus dar und trägt die Signatur:
[IACOJB.s APOL. BAS. ||FACIEB. Das an-
dere, in der Parochialkirche von Licdolo (Aso-
lo), stellt die Madonna mit dem hl. Lorenz,
dem hl. Carl und einem Stifter dar und
ist signiert: IACs • APOLLONIVS • BAS-
SAN.sis|| • P • LANNO • MDCXIIII. Das
dritte, in der Pfarrkirche von S. Eulalia (Aso-
lo) mit der Himmelfahrt, S. Eulalia, S. Jo-
hannes Evangelista und S. Prosdocimus, trug
früher ebenfalls die Signatur.
G. B. V e r c i, Notizie intomo alla vita de’
pittori di Bassano, Venezia, 1775 p. 229. —
Meyer, Kstlerlex. Gerola.
Apollonio di Giovanni, s. Apollonio da
Ripatransone.
Apollonio di Giovanni di Tornas o,
gcb. 1415, f 27. 9. 1465 (Testament v. 27. 8.
1465 im Florentiner Staatsarch. in den Pro-
tokollen des Ser Piero di Carlo del Viva).
Wie aus der Kopie seines Werkstattbuches
hervorgeht (vgl. Warburg, Jahrb. d. kgl.
preuß. Kunstsammlung 1902 p. 248) hatte A.
zusammen mit Marco del Buono (s. d.) ein
Atelier für Hochzeits-cassoni und Deschi da
Parto. Auch Cino Rinuccini erwähnt ihn in
seinen Ricordi (publ. Ajazzi) p. 23 als Ver-
fertiger seines Hochzeits-cassonc. Warburg.
Apollonio, Marcantonio, Freskomaler
in Bassano, geb. 6. 9. 1653, f 17. 3. 1729. Man
weiß, daß er in Bassano Fresken ausgeführt
hat, aber jetzt ist kein Werk von ihm mehr
vorhanden.
G. B. Verci, Notizie intomo alla vita de’
pittori di Bassano. Venezia 1775 p. 230. Gerola.
Apollonio (Petrocchi) da Ripatranso-
n c, ital. Holzbildhauer, wurde wahrscheinlich
1440 geboren. Sein Vater war Giovanni Pe-
trocchi. Er vollendete 1471 zusammen mit dem
Florentiner Tommaso den berühmten Chor in
der Unterkirche S. Francesco in Assisi. Der
Chor in Assisi erinnert in den Ornamenten
sowohl an den Chor der Kirche S. Domenico
in Perugia, der im Jahre 1476 angefangen ist,
wie auch an die Manier des Meisters Paolino
di Maestro Giovanni aus Ascoli, der in seiner
Heimat den Chor der Kathedrale ausführte
und zusammen mit Giovanni da Montelparo
1456 — 58 den Chor der Kirche S. Maria
Nuova in Perugia arbeitete. Die Namen Apo-
lonio und Paolino di Maestro Giovanni, die
zuerst durch Emidio Luzi zusammengebracht
wurden, weisen uns also mit großer Wahr-
scheinlichkeit darauf hin, daß Apollonio
der Schüler des Maestro Paolino war, der
ihn nach Umbrien zur Arbeit mit sich ge-
nommen hatte. Andere Nachrichten über das
Leben des Apollonio gibt uns Carlo Grigioni.
Am Ende des Jahres 1469 befand sich Apol-
lonio in seiner Vaterstadt; kurz darauf be-
gab er sich nach Assisi zurück. Aber nach-
dem der berühmte Chor im April des Jahres
1471 fertig war, kehrte A. sofort nach Ripa-
transone heim, wo er im August des genann-
ten Jahres ein Grundstück kaufte und im Ok-
tober noch eins neben dem ersten. Er starb
1475. Kein Werk des ausgezeichneten Mei-
sters befindet sich in Ripatransone, sein Ruhm
ist einzig durch den herrlichen Chor in Assisi
für immer gesichert.
D. Emidio Luzi, Cenno storico critico
descrittivo della Cattedrale Basilica di Ascoli-
Piccno, 1894, p. 62—64. — E r c u 1 e i, Catal. d.
op. ant. d’Intaglio etc. (1885) p. 34. — Rivista
d'Italia, a. II, fase. 2, p. 277. — ■ C. Grigioni
in Rassegna bibl. dcll’ arte ital. a. IX 29 — 34. —
Giomale di Erud. Art. I 355 ; III 280.
E. Calsini .
Apollonios I, Architekt trajanischer Zeit,
Sohn des Ammonios aus Alexandria. Nach der
Kiuutlerlexikoo. Bd. U.
33
3
Apollonios
Inschrift CIG 4713c errichtet er bei Mons
Claudianus dem Serapis einen Altar. Es ist
dies die Stelle der eben damals entdeckten
großen ägyptischen Granitbrüche östlich vom
Nil, nicht weit vom roten Meere. Zur Zeit
Hadrians und Trajans waren viele Sträflinge
dort beschäftigt. Vielleicht war A. mit der
Aufsicht des Ganzen betraut.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 341. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 161, 118 (Fabri-
cius). — Diera u er bei Büdinger, Untersuch,
zur röm. Kaisergcsch. I 132. H. Thiersch.
Apollonios II, Architekt, tätig für das Apol-
loheiligtum auf Delos nach einem ca. 180 v.
Chr. erstatteten Rechenschaftsbericht der deli-
schcn Tcmpelverwaltung.
Bull. corr. hell. 1882, p. 24 (Zeile 197 ff.). —
Pauly-Wissowa, Realenc. Suppl. I 111
(Fabricius). H. Thiersch.
Apollonios III, Bildhauer hellenistischer Zeit
aus Magnesia. Bekannt durch die Inschrift
einer Basis, die auf Delos vor den großen
Propyläen gefunden wurde und ein Weihge-
schenk des *oivov ruv vriotwTwv an Apollon ge-
tragen hatte. Von der Wende des 3. und 2.
Jahrh. v. Chr.
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 211. — Pauly-
Wissowa, Rcalcnc. II 161, 119 (Robert).
Amelung.
Apollonios IV, Bildhauer, Sohn eines Ar-
chias, Marathonier aus hellenistischer Zeit. Be-
kannt durch die Inschrift einer in Athen ge-
fundenen Basis, die nach den Buchstabenfor-
men ins 3. Jahrh. v. Chr. zu datieren ist. Da
uns auch eine Künstlerinschrift eines Maratho-
niers Archias (s. d.), Sohnes eines Apollonios,
erhalten ist, hat cs augenscheinlich eine Künst-
lerfamilie gegeben, in der diese Namen ab-
wcchscltcn, und zu der dann wahrscheinlich
auch A. VIII gehört hat.
Overbeck, Schriftq. 2218. — Löwy, In-
schr. gr. Bildh. 144. — Pauly-Wissowa,
Realenc. II 161, 120 (Robert). Amelung.
Apollonios V, Bildhauer, Sohn eines Arte-
midoros, Adoptivsohn eines Menekrates, aus
Trallcs in Karicn. Er führte gemeinsam mit
seinem Bruder Tauriskos (s. d.) eine Gruppe
aus, in der die Brüder Amphion und Zcthos
dargcstellt waren, wie sie ihre Stiefmutter
Dirke an den Stier binden, um sie zu Tode
schleifen zu lassen. Dieses Werk — die An-
gabe des Plinius, es sei aus einem einzigen
Block gehauen, ist entweder nicht wörtlich zu
verstehen oder törichte Cicerone-Weisheit —
hatte zunächst in Rhodos gestanden und war
dann nach Rom in den Besitz des Asinius Pol-
lio gelangt. Eine Gruppe des gleichen Gegen-
standes, ein Riesenwerk, hat man 1546 in den
Thermen des Caracalla in Rom entdeckt; sic
wurde ergänzt und zunächst im Pal. Farnese
aufgcstcllt, kam aber später von dort mit der
famcsischen Erbschaft ins Neapeler Mus. Daß
diese Gruppe nicht aus einem Stein gehauen ist,
würde nicht gegen die Identifizierung mit dem
Originale sprechen, und so hat man denn bis
vor kurzem diese Identität als selbstverständ-
lich angenommen, bis Studniczka überzeugend
nachgewiesen hat, daß die Neapeler Gruppe,
bekannt unter dem Namen „der farnesische
Stier“, nur Kopie sei, und daß der Kopist die
ursprüngliche Komposition um die Figur der
Antiopc, den Berggott und all das kleinliche
Getier an der Basis vermehrt habe. Das Ori-
ginal enthielt also nicht mehr Gestalten, als
Plinius nennt, mit Ausnahme des aufwärts-
bcllendcn Hundes rechts. So wiederherge-
stellt ergibt sich eine dramatisch aufs Äu-
ßerste belebte und doch künstlerisch streng
geschlossene Komposition, die sich von der
des Laokoon nur dadurch unterscheidet, daß
sie sich nicht rein rcliefmäßig ausbreitet,
sondern stark räumlich in die Tiefe ent-
wickelt. Apollonios und Tauriskos werden
dann auch Zeitgenossen der rhodischen Mei-
ster des Laokoon gewesen sein.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 471, 495. —
Overbeck, Schriftq. 2038. — Ders., Gesch. d.
gr. Plastik II* S. 341 ff. — Collignon, Hist,
de la sculpt. gr. II 532 ff. — P a u 1 y -W i s -
sowa, Realenc. II 161, 121 (Robert). — Stud-
niczka, Zeitschr. f. bild. Kunst 1903 S.
171 ff. Amelung.
Apollonios VI, Erzbildncr, Sohn eines Tau-
riskos. Eine Basis mit seiner Signatur hat sich
im Theater von Magnesia am Maeandcr ge-
funden. Nach den Schriftformen gehört sie
in den Beginn der Kaiserzeit. Demnach
könnte der Vater dieses A. der eine von den
Künstlern des „Stieres" selbst gewesen sein,
oder er war der Sohn des anderen Bruders,
dieser Apollonios also der Enkel des vorigen.
Auf der Basis stand eine Bronzestatue, ein
Weihgcschcnk für Dionysos Enagonios.
Hiller v. Gärtringen, Athen. Mitt. 1894
S. 37 ff. — Inschr. von Magnesia No. 213.
Amelung.
Apollonios VII, Bildhauer, Sohn eines Nestor,
aus Athen, Künstler des berühmten Torso vom
Belvedere, an dessen Fclsensitz sich seine In-
schrift befindet Nach den Formen der Buch-
staben hat er in den letzten Jahren der römi-
schen Republik gearbeitet Der Torso wurde
früher allgemein auf Herakles gedeutet, bis
Sauer (s. unten) darauf hinwics, das Fell,
mit dem der Sitz bedeckt ist und dessen
Kopf auf dem linken Oberschenkel liegt, sei
kein Löwen-, sondern ein Panthcrfcll. Doch
hat sich an Stelle der älteren keine neue über-
zeugende Deutung finden lassen. Ebenso sind
seither alle Versuche einer Ergänzung ge-
scheitert Mehr Übereinstimmung herrscht
in bezug auf die stilistische Würdigung des
Werkes: A. war augenscheinlich Eklektiker;
er kopierte nicht, sondern suchte durch Mi-
schung verschiedener älterer Richtungen, die
er durch akad. Studium kennen gelernt hatte,
mit Geschmack, aber ohne Individualität et-
was Neues zu schaffen. Zwei andere Inschrif-
ten mit demselben Künstlernamen sind ge-
34
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Apollonios — Aponte
fälscht. Identität mit Apollonios IX ist nicht
nachzuweisen.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 542, 563 ff.
— Löwy, Inschr. gr. Bildh. 343, 510, 511. —
Sauer, Torso von Belvedere. — Pauly-Wis-
s o w a, Rcalcnc. II 162, 122 (Robert) ; alles wei-
tere bei Araelung, Katalog d. ant. Skulpturen
im vatik. Museum II No. 3. Amelung.
Apollonios Vni, Erzbildner, Sohn eines Ar-
chias, aus Athen ; Künstler einer bronzenen,
vortrefflich gearbeiteten Büste, die den Kopf
des polykletischen Doryphoros darstcllt; sie
wurde zu Herculaneum in der Villa dei papiri
gefunden und steht jetzt im Neapeler Mus.
(Brunn-Bruckmann, Denkm. 886). Die Buch-
stabenformen der Künstlersignatur weisen auf
den Beginn der Kaiserzeit. Wahrscheinlich
stammt dieser A. aus derselben Familie wie
A. IV (vgl. Archias).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 543. — Over-
beck, Schriftq. 2217. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik II« S. 434. — Collignon, Hist, de la
sculpt. gr. I 495 ; II 635. — Löwy, Inschr. gr.
Bildh. 341. — P a u 1 y -W i s s o w a, Rcalcnc. II
162, 123 (Robert). Amelung.
Apollonios IX, Bildhauer. Er hat nach Chal-
cidius an einem Goldelfenbeinbilde des kapi-
tolinischen Juppiter gearbeitet. Meist wird
willkürlich angenommen, Ch. habe seine An-
gabe ausgeschrieben, etwa aus Cicero; nur
unter dieser Voraussetzung kann angenommen
werden, jenes Bild habe in dem sullanischen
Neubau gestanden, der 69 n. Chr. vollständig
verbrannte. Von dem Bilde in diesem Tem-
pel gibt uns eine Silbermünze des Galha eine
deutliche Vorstellung; abgeb. Jahrb. d. Inst.
1898, S. 198, Fig. 4. Hat aber Ch. nicht abge-
schrieben — und es liegt nicht der geringste
Grund vor. das anzunehmen — so hat A. das
Bild für den Neubau Domitians gearbeitet,
der 82 n. Chr. geweiht wurde und bis zum
5. Jahrh. bestand. Die Zeusstatue, die Mi-
chaelis zuerst für ein Werk des Apollonios,
dann wenigstens für eine Schöpfung seiner
Zeit erklärt hat, und von der das Unterteil
im Neapeler Mus. erhalten ist, hat weder mit
Pasitcles noch mit Apollonios etwas zu tun.
Das erhaltene Unterteil ist dem entsprechen-
den Teil einer Sarapisstatue, die aller Wahr-
scheinlichkeit nach das große Sarapisbild des
Bryaxis (s. d.) wiedergibt (Amelung, Rev.
archeol. 1903 II, S. 13, No. 1), viel zu ähn-
lich, als daß man die Originale beider nicht
derselben Zeit, ja demselben Künstler zu-
schreiben müßte.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I S. 543. —
Overbeck, Schriftq. 2215. — L ö w y, Inschr.
gr. Bildh. zu 343 am Ende. — P a u 1 y -W i s -
sowa. Realenc. II 162, 122 (Robert). — Mi-
chaelis, Jahrb. d. I. 1898 S. 192 ff. — Ders.
bei Egger, Codex Escurialcnsis S. 135 ff.
Amelung.
Apollonios X, Bildhauer der Kaiserzeit, aus
Athen. Seine Signatur findet sich in den
Falten eines Statuenfragments im Mus. zu
Sparta. Die Schriftformen stimmen nicht mit
denen von A. VIII und A. X überein.
L ö w y, Inschr. gr. Bildh. 336. — Pauly-
W i 8 s o w a, Realcnc. II 162, 124 (Robert). —
Tod-Wace, Catal. of the Sparta Museum
S. 171 No. 363. Amelung.
Apollonios XI, Bildhauer der Kaiserzeit, Ver-
fertiger einer Apollonstatue, die bei Aricia
in den Ruinen eines Tempels gefunden wurde,
lange Zeit in der Sammlung Despuig auf
Mayorca stand und bei deren Auflösung in
die Glyptothek Ny-Carlsberg in Kopenhagen
gelangte. Die Statue ist eine elegant ausge-
führte Marmorkopie des bronzenen archai-
schen Apollon aus Pompei (Wolters, Jahrb.
d. Inst. 1896, S. 1 ff.). Die Buchstabenfor-
men der Inschrift, die sich am Stamm be-
findet, stimmen nicht mit denen von A. VIII
und A. IX überein.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 544. — Over-
beck, Schriftq. 2220. — L ö w y, Inschr. gr.
Bildh. 379. — Overbeck, Gr. Kunstmyth. IV
S. 169 No. 4. — Pauly-Wissowa, Realenc.
II 162, 125 (Robert). Amelung.
Apollonios XII, Bildhauer der Kaiserzeit,
Sohn eines Aineas. Bekannt durch eine in
Smyrna gefundene Weihinschrift.
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 547. — Pauly-
W i_s s o w a, Realenc. II 163, 126 (Robert). —
Gefälscht ist die Signatur eines A. an einer Ko-
pie des einschenkenden Satyrs in Pctworth-House :
Löwy, a. a. O. 517. Amelung.
Apollonios XHI, Gemmenschneider aus der
ersten römischen Kaiserzeit. Von seinen Stei-
nen zeigt einer den Kopf des Königs Asandros
von Pontos (47 — 16 v. Chr.), der zweite eine
vorzüglich gearbeitete Artemis. Leichte Un-
terschiede in der Schrift der Künstlcrsignatur
haben dazu geführt, die beiden Steine zwei
verschiedenen gleichnamigen Künstlern zuzu-
schreiben, ohne genügenden Grund.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 423 f. —
Archäol. Jahrb. III 320 ff. Taf. X 3. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 163, 127, Suppl. I 111
(Rossbach). — Furtwängler, Die ant.
Gemmen II 234, 285; III 163, Taf. XLIX 8;
LXIII 36. Pemice.
Apollonios u. Apollonius, s. auch Apollonio.
Aponte, Pedro de, aragon. Maler im 15.
und im Beginn des 16. Jahrh., gebürtig aus
Zaragoza. Nach Iusepe Martinez bildete er
seinen Stil an den aus Flandern und Deutsch-
land nach Spanien gekommenen Gemälden
und er wäre der erste gewesen, der in Spanien
in öl malte. (Zapater machte ihn ohne Grund
zu einem Schüler des Luca Signorelli.) Nach
Martinez wurde er Hofmaler der katholischen
Könige, denen er überallhin folgte, auch in
das Kriegslager des Granada belagernden
Heeres zu S. Fe. Er nennt ihn als Urheber
der Kriegslist mit den gemalten Mauern des
span. Lagers und sagt, daß er besonders im
Porträt Ausgezeichnetes geleistet habe, so daß
jede bedeutende Persönlichkeit seiner Zeit von
ihm gemalt sein wollte. Von seinen Werken,
von denen Martinez in Aragonien, Katalo-
35
3*
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Aponte — Appel
nien und Valencia vieles gesehen haben will,
ist wie cs scheint wenig oder nichts erhalten.
Für die Pfarrkirche von S. Lorenzo in Huesca
führte er die Gemälde eines im 18. Jahrh. zer-
störten Altares aus, von denen V. Carderera
Bruchstücke aufgefunden haben will. Für
den Hochaltar der Magdalenkirche in Zara-
goza, welchen Juan de Salazar 1505 — 14 ar-
beitete, lieferte er das Hauptbild, das ihm 1517
mit 16 Golddukaten bezahlt wurde.
M a r t i n e z. Arte de la pintura S. 104. —
Z a p a t e r, Apuntos histor. biogr. acerca de la
cscuela Aragonesa. Madrid 1859. — Vifiaia,
Adic. I 16, 203. — L e f o r t, Peint. espagn. S. 26.
M. v. B.
Aponte, Sebastian de, verfertigte die
Chorstühle in der Kollegiatkirche S. Antolin
zu Medina del Campo im 16. Jahrh. Sie sind
mit dorischen Säulen geziert, die Rücklehnen
enthalten gute Flachreliefs.
Cean Bermudez, Dicc. I 41. — G o m e z,
Escult. en Esp. S. 602. A
A porta (A Porta), Andreas, Glockengie-
ßer in Bregenz und Feldkirch, goß laut In-
schrift 1705 gemeinsam mit Johann Baptist
Ernst von Lindau Glocke I in St. Gallcn-
kirch.
Brun, Schweizer. Kstlcrlex. H. V.
Apostoli, N i c o d e m o, Mönch u. Maler
der 2. Hälfte des 17. Jahrh., von ihm ein
Bild Christi in der Kirche S. Atanasio in
Lithines (Sitia) auf Kreta.
G. Gerola, Monumcnti veneti nell’ isola di
Creta II 311, Venezia 1908. G. Gerola.
Apostool, C o r n e 1 i s, geb. in Amsterdam
6. 8. 1762, f das. 10. 2. 1844. Direktor des
Kgl. Museums, geschickter Dilettant im Ma-
len und Stechen. Schüler Hcndr. Meyers, den
er nach England begleitete. Lebte lange in
London, wo er 1791 — 94 Folgen von Aqua-
tintablättern herausgab.
Meyer, Kstlcrlex. (mit Oeuvreverz., dem
noch die Originalrad. „Das Wehr unter der
Brücke“ zuzufügen ist). **
Apoux, Joseph, Genre- und Historienma-
ler in Paris, geb. in Le Blanc (Indre), Schü-
ler von Geröme, stellte in den Salons 1880
bis 1882 aus.
Bellier-Auvray, Dict g£n. Suppl. H. V.
Apozzo, Gactano d\ ncapol. Maler, nur
aus einer Bittschrift von 1770 bekannt.
Napoli Nobilissima IX 75. G. Degli Aasx.
App, Bernd, arbeitete 1610 — 11 mit Hans
Hartung d. J. die im Altlutheraner Kirchlein
zu Wernigerode noch erhaltene Nikolaikanzel.
Gesch.-Qu. der Prov. Sachsen XV 610.
Hs. Loose.
App, Peter Wilhelm, Historienmaler,
geb. in Darmstadt, wurde um 1820 auf der
Akad. in München vorgebildet, dann in Düs-
seldorf Schüler von Cornelius. Von ihm
Karton zu einem Fresko „Urteil des Midas“
für das Schloß des Herrn von Plcsscn in
Eller bei Düsseldorf, ferner „Hermann, als
Sieger zu den Seinigen zurückkehrend“, Öl-
bild, 1841 in Darmstadt ausgestellt, „Luther
auf dem Reichstag in Worms 1521" (von H.
Anschütz lithogr.) und ein nach seiner Zeich-
nung wohl von ihm selbst radiertes Blatt
„Pius VIII. den Segen erteilend“, Rom 1829.
Schaarschmidt, Zur Gesch. d. Düssel-
dorfer Kunst, S. 50. — Meyer, Kstlerlex.
Board.
Apparicio, Abbe, portug. Maler, f 1787,
wird von Cyrillo als erfolgreicher Dilettant
in der Malerei erwähnt. Taborda dagegen
nennt ihn den berühmten Porträtmaler.
Raczynski, Dict. p. 14. A. Haupt.
Apparicio, s. auch Aparicio.
Apparitio, angeblich Verfertiger eines kost-
baren. mit Goldblech überzogenen und mit
Elfenbein und edlen Steinen geschmückten
Reliquiariums, das 1033 König Sancho d. ält
von Navarra, Kastilien und Aragonien für die
Gebeine des hl. Millan im Kloster Suso her-
steilen ließ. Man glaubte aus der bei vier
kleinen Figuren befindlichen, teilweise ver-
stümmelten Inschrift: „Apparitio Scholastico.
Ramirus Rex. — tro et Rodolpho filio“
Schlüsse auf die Künstlernamen ziehen zu
können, doch läßt die Zusammenstellung des
Namens A. mit dem König Ramiro eine solche
Deutung sehr zweifelhaft erscheinen. Das
Reliquiarium ist übrigens 1808 bis auf die
Elfenbcinplatten mit Szenen aus dem Leben
des hl. Millan zugrunde gegangen.
Cean Bermudez, Dicc. I 39. — D a v i 1 -
1 i e r, Orfcvr. S. 161. A
Apparuit, Jacques, Hofmaler in Paris,
f 23. 12. 1737 als 71jähriger, nur urkundlich
bekannt.
Herluison, Actes d’Etat-Civil etc. H. V.
Apparat!, Albert Leon, Landschafts-
maler in Paris, geb. in Pouilly-sur-Saöne
(Cöte-d’Or), Schüler von Harpignics, Du-
bufc und Mazerollc, stellte in den Salons
1875 und 77 aus.
Bellier-Auvray, Dict. g<5n. Suppl. H V.
Appel, Amalie, geb. Tischbein, Miniatur-
malerin. Von ihr im Museum zu Kassel das
Miniaturporträt der Philippine von Hessen,
bezeichnet: Amalie Appel n£e Tischbein 1780.
E. W. Braun.
Appel, A r n o u t, geb. in Rotterdam 1645/46,
wohnte 5. 4. 1670 in Amsterdam, als er Pie-
tcrnel Kleurs heiratete (erstes Aufgebot). Er
wird Maler genannt
Oud-Holland III 59. E. W. Moes.
Appel, Charles P., amerikan. Land-
schaftsmaler, geb. 11. 7. 1857 in Brooklyn;
studierte an der New York School of Art be-
sonders unter Wm M. Chase und F. L. Mora.
Edmund von Mach.
Appel, Iluybcrtus, geb. in Rotterdam
1647/48 von Eltern, welche 1673 in Dänemark
wohnten. 21. 10. 1673 heiratete er (erstes
Aufgebot) in Amsterdam Gecrtruy de Fruy-
ter; er wohnte damals in der Körte Leidsche
Dwarsstraat und wird Maler genannt.
Oud-Holland III 59. E. W. Moes .
36
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Appel — Appelman
Appel, Jacob, Maler, geb. in Amsterdam
29. 11. 1080, lernte 1690/92 Zeichnen bei
Timotheus de Graef und erhielt 1692/94 Un-
terricht im Malen bei David van der Plaes;
auch Albert Meyeringh ist sein Lehrer gewesen.
Nach einigen Jahren zog er nach Haarlem
und bewohnte dort zwei Jahre das Haus
Kraainest außerhalb der Stadt, verweilte auch
einige Zeit im Haag. Schließlich zog er wie-
der nach Amsterdam und malte dort Porträts
und ganze Zimmer, namentlich protegiert von
George Clifford. Kurz nachdem er 1702 ver-
heiratet war, zog er nach Zaandam, bis er
sich 1705 in der Hoogstraat in Amsterdam
als Maler von Gartendekorationen etablierte.
Später siedelte er nach den Vijgendam über
und starb in Amsterdam 7. 5. 1751. Das
Kabinett in Amsterdam besitzt von ihm eine
Zeichnung von 1725, eine Darstellung von
Knaben, welche am Dreikönigsabend mit dem
Stern herumziehen. Er war der Lehrer sei-
nes Sohnes Jacob und einer der Söhne von
Gcrard de Lairesse.
van Gool II 158 — 165. E. IV. Moes.
Appel, Jacob, geb. in Amsterdam um 1719,
war der Sohn und Schüler seines gleichnami-
gen Vaters. 10. 4. 1741 kaufte er das Bürger-
recht von Amsterdam, wo er als Dekorations-
maler tätig war, und wo van Gool ihn 1751
wohnhaft nennt Sein gezeichnetes Selbstpor-
trät ist im Amsterdamer Kabinett
van Gool II 164, 165. — Aemstels Oud-
beid V 67. E. W. Moes.
Appel, Johannes den, Fayencier in
Delft im 18. Jahrh. Er gehörte zu einer alten
Keramikerfamilie, von der man schon 1659
einen „Plateelbacker“ kennt. Er folgte Jo-
hannes van der Kest als Besitzer der Manu-
faktur „De Vergulde Boot“ und wird auf
der Liste der Plateelbakkers zuerst 1759 er-
wähnt. 1764 machte er auf Befehl des Vor-
standes sein Meisterzeichen, bestehend aus
seinen Initialen: IDA. Auffälligerweise
begegnet man sonst seinem Namen in den
Urkunden niemals. Die Produktion des „den
Appel“ scheint nicht besonders schön ge-
wesen zu sein, wenigstens sind die erhaltenen
Proben grob und lassen zu wünschen übrig.
— Ein dem seinen sehr ähnliches Monogramm
J D A (vielleicht nur eine Variante desselben)
findet man auf einer kleinen polychromierten
Fayencekuh.
O b r e e n, Archief I pl. I. — H a v a r d, p.
355 No. 740. J.C.E.Peelen.
Appel, Karl, Tiermaler in Düsseldorf,
geb. 10. 1. 1866 in Altona. Besuchte von
1888 — 1900 die Akademie in Düsseldorf, wo
er Schüler von Eugene Dücker und Julius
Bergmann war. Er bevorzugt besonders die
Darstellung wilder Tiere. Bilder von ihm
z. B. auf der Düsseldorfer Ausst. 1902 und
1904 und im Münchener Glaspalast 1906.
Schaarschmidt, Zur Gesch. d. Düssel-
dorfer Kunst, S. 347 u. 48. Board.
Appel (auch Apelt und Aboldt geschrie-
ben), Lorenz, Zinngießer in Nürnberg, am
17. 10. 1630 Meister geworden und 1658 ge-
storben, war während der ersten Jahre seiner
Laufbahn zu gleicher Zeit tätig wie Caspar
Enderlein (vgl. den betr. Artikel), dessen
bekanntes Zinntellerchen mit Doppeladler und
Putten er nachgebildet bez. nachgegossen
haben soll. Marke: Nürnberger Stadtwappen
mit den Buchstaben L und A zwischen den
Schrägbalken.
von Walcher-Molthein, „Deutsches
und französ. Edelzinn aus zwei Wiener Samm-
lungen“, Kunst und Kunsthandwerk, Jahrg. VII
(1904), S. 68 fg. — D e m i a n i, Frangois Briot,
Caspar Enderlein und das Edelzinn, S. 63, 84
und Taf. 39. Demiani.
Appel, Paul(lus), Goldschmied in Nürn-
berg, 1582 als Geschworener und Goldarbeiter
in den Meisterbüchern aufgeführt und bis
1602 in den Ratsverlässen erwähnt; mutmaß-
licher Verfertiger des schönen nieliierten bir-
nenförmigen Pokals der Praunschen Stiftung
im Germ. Mus. aus den 70er Jahren des 16.
Jahrh. Nürnberger Beschau- und Meisterzei-
chen ein Apfel, der auf Appel deuten dürfte.
Anzeiger d. German. Nationalmus. 1887 II 33.
— Th. Hampe, Nürnb. Ratsverlässe (Reg.) in
den Quellcnscbr. z. Kstgesch. N. 7 XIII. H. V.
Appel, s. auch Apel.
Appelbaum, Gustav Adolf, Porträt -
und Genremalcr, geb. in Berlin-Fürstenwalde
2. 5. 1865, Schüler der Berliner Akad. beson-
ders unter Prof. Hugo Vogel und Prof. Max
Koner, studierte dann noch in München und
Paris und nahm in den letzten Jahren seinen
ständigen Aufenthalt in Meran.
Nach Angaben des Künstlers.
Dr. Frans Innerhofer.
Appeldoom, s. Apeldoorn.
Appelius, Jean, Porträtmaler in Middel-
burg, dessen Bildnis von Jacobus Willemscn
im Zeeuwsch Genootschap daselbst sich be-
findet (R. Vinkeles sc. 1774). 1790 malte
er in Middelburg Joannes de Fremery (G.
Kockcrs sc.). Außer Porträts hat er auch
andere Gegenstände gemalt
L. B o m m e, Redenvoering, Middelburg 1878,
27. E. W. Moes.
Appellus, Oskar, Geh. Oberbaurat in
Charlottcnburg, geb. 11. 11. 1837 in Berlin,
Schüler der dortigen Bauakad., dann Bau-
führer bei M. Gropius, seit 1876 in der Mili-
tärbauverwaltung tätig, deren Chef im Kriegs-
ministerium er seit 1897 ist. f 27. 9. 1904.
Zentralbl. d. Bauverw. 1904 S. 505. H. V.
Appeller, s. Apeller.
Appelman, B a r e n d, geb. im Haag 1640,
war in Rom, wo er in der „Bent“ Hector ge-
tauft wurde. 1671 wohnte er in Amsterdam
(urkundl. Notiz von A. Bredius). 1677 und
1681 war er „Hoofdman“ von Pictura im
37
Appelman — Appelstaat
Haag. Er war Landschafter und malte auch
ganze Zimmer, wie einen Saal im Schlosse
Soestdijk. Später malte er auch den Hinter-
grund auf Porträts von Jan de Baen. Von seinen
sehr seltenen Gemälden findet man Landschaf-
ten in den Mus. zu Mainz und Nantes und bei
Fürst Liechtenstein in Wien, alle mit vollem
Namen bezeichnet, das letztere datiert 1671. Im
Amsterdamer Kabinett ist eine gut gezeichnete
Landschaft von ihm. Er starb im Haag 1686.
Houbraken II 357, III 161. — Obreens
Archicf V 87. — Oud Holland III 59. E. W. Moes.
Appelman, G o n s a 1 c s, Kupferstecher in
Köln, der dort 1689 ein großes Porträt des
Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz
stach, und wahrscheinlich derselbe, von dem
von 1671 — 1675 in Leiden Titel und Buch-
illustrationcn herausgegeben wurden. Daß er
1724 noch in Köln tätig war, wie Merlo an-
gibt, geht aus dem Umstande, daß einer sei-
ner Stiche in einem 1724 erschienenen Buche
abgedruckt ist, nicht genügend hervor.
Merlo, Köln. Kstler., 2. Aufl. 1895 p. 43.
E. W. Moes.
Appelman, Jan, Architekt in Antwerpen,
latinisiert Amelius. Dieser Name hat zu den
verschiedensten Irrtümern Anlaß gegeben, die
durch L. de Burbure (in der Biogr. nat. de
Belgiquc) und A. Pinchart (Meyers Kstlerlex.)
richtig gestellt worden sind. Nach ihnen ist
nur sicher, daß Jan Appelman Baumeister
in Antwerpen war und dort 1. 4. 1895 urkund-
lich nachweisbar ist, während 23. 9. 1395 be-
reits seine Witwe genannt wird. Er war der
Vater des bedeutenden Baumeisters Peter A.
(s. d.), doch steht nicht fest, ob auch Jan
A. bereits an der Kathedrale gearbeitet hat.
Meyer, Kstlerlex. ***
Appelman, Peter, Baumeister in Antwer-
pen, Sohn des A., kommt zuerst in einer Ur-
kunde vom 30. 10. 1398 vor und war damals
bereits über 25 Jahre alt. In den folgenden
Jahren wird Peter A. nicht erwähnt, doch
ist er wahrscheinlich der „Pierre Aplcmain,
tailleur d’ymages“, der nach einer von A.
Pinchart aufgefundenen Urkunde 1401 einige
Monate beschäftigt war, die Ornamente an
der Kirche des Karthäuserklosters in Dijon
auszuführen. Bereits 1406 war Peter A. mit
den Arbeiten am Chore der Kathedrale in
Antwerpen beschäftigt. 1407 kommt sein
Name noch einmal in einer Urkunde vor,
dann aber erst wieder 1420 — 1433, öfters als
Inhaber von Ehrenämtern und stets mit dem
Titel „Mecstcr“, so daß er in seiner Vater-
stadt Antwerpen eine geachtete Stellung ein-
genommen haben muß. Er starb 16. 5. 1634
und wurde in der Georgskirche beigesetzt
Peter Appelmans Name ist mit dem Bau der
Kathedrale in Antwerpen, den er durch viele
Jahre leitete, eng verknüpft. Der Urheber
des Planes derselben ist er jedenfalls nicht,
da die ältesten Teile dieses hochbedeutenden
Werkes bereits dem 14. Jahrh. angehören.
Während der Zeit seiner Tätigkeit wurde am
Chor mit seinen Umgängen und den Quer-
schiffen gearbeitet, auch der Bau des Mittel-
schiffes stammt aus dieser Zeit, 1419 oder 1420
wurde der Chor, der häufigen Überschwem-
mungen wegen beträchtlich erhöht. Zu glei-
cher Zeit begann unter A.s Leitung die Fun-
dierung des großen nördlichen Turmes, des-
sen Erbauung so schnell gefördert wurde, daß
bei des Meisters Tod (1434) beinahe die Höhe
der zweiten Galerie erreicht war, um 1430
wurde mit dem südlichen Turme begonnen,
dessen Weiterbau aber 1474 bei einem Drittel
der geplanten Höhe unterbrochen wurde. A.s
Nachfolger im Bau der Kathedrale wurde
Jan Tac. Von anderen Arbeiten A.s ist nur
bekannt, daß er 1431 — 1434 den Turm der
alten Kollcgiatkirche in Antwerpen wieder-
herstellen ließ. Der 1414 mit Elisabeth Rey-
ners geschlossenen Ehe Peter A.s entsproß
nur ein Mädchen, das Jan Smit oder de
Smet heiratete. Ihre Nachkommen führten
jedoch häufig den Namen Appelman oder Ap-
pclmans und im 16. Jahrh. finden sie sich als
Smit, genannt Appelmans.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex. (ausführl.
Artikel mit Lit). ***
Appelmans, C. G., wenig bekannter Kupfer-
stecher zu Antwerpen um 1633, stach Bild-
nisse und Blätter für Buchhändler. Das von
ihm gestochene Titelblatt zu den Allocutiones
Gymnasticae Vicentii Guinisii, Antwerpiae
1633, mit der allegor. Figur der Beredsamkeit
ist C A F. signiert : ein Bildnisstich der Dich-
terin Juliana Moren ist 1617 datiert.
Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Monogr. I
No. 2213. • H. V.
Appelmans, Jacop, 16Ö2/3 als Illuminator
(verliebter) in den Antwcrpencr Liggercn ge-
nannt.
De Liggeren II 337, 340. ***
Appelmans, J o o s, bclg. Architekt, geb. 18.
4. 1837 zu Hai in Südbrabant, in Brüssel tälig,
w'o die 1862 vollendete, im romanischen Stil
erbaute Fassade der Kapuzinerkirche von sei-
ner Hand herrührt.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex.
Appelmans, Peter, Steinmetz in Antwer-
pen, vielleicht Nachkomme des Baumeisters
Peter Appelman, 1454 — 1470 an der Kathe-
drale tätig.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex. (s. Arti-
kel Peter Appelman II 185). ***
Appelmans, Peter, Steinmetz in Antwer-
pen, wohl gleichfalls Nachkomme des Bau-
meisters Peter Appelman. War 1477 — 1520
an der Kathedrale beschäftigt Seine Inschrift
„Appelmans fecit“ ist noch auf einer der
höchsten Galerien des nördlichen Turmes der
Kathedrale erhalten.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex. II 185.
Appelstaat (Appelstat), Christian Ja-
kob, sächs. Hofmaler, starb 78 Jahre alt am
38
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Appelstädt — Appian
17. 12. 1736 zu Dresden. Nach ihm wurde
gestochen: Ernst Diedrich Graf von Taube,
kursächs. Kammerherr, Reichspfennigmeister.
Bez. C. Appelstat pinx. M. Bodenehr sculp-
sit Dresden 1695. Schwarzk. Fol.
Heinecken, Dict. — Sächsisches Kuriosi-
täten-Kabinctt 1737 p. 6. — Meyer, Kstlcrlex.
R. Bruck.
Appelstädt, Schweriner Kunsttöpfer. Zu
Anfang der 60er Jahre des 18. Jahrh. (viel-
leicht 1763) erteilte Herzog Friedrich dem
Töpfer A. auf der Vorstadt Schwerin ein Pri-
vileg auf die Anfertigung von „Faicnccn oder
unächtem Porcellan“ (die Fabrik hat bis tief
in das 19. Jahrh. hinein bestanden). Aus seiner
Hand sind mancherlei geschmackvolle Gefäße
erhalten, meistens Tafelgeschirr, sic zeigen die
Rokokoformen in reicher Durchbildung. Nicht
alle Stücke sind bezeichnet, einige größere
tragen die Marke: A. Sverin mit untergesetz-
tem K. Die Stücke des Schweriner Mus. sind
von Schlie a. u. a. O. beschrieben und z. T.
abgcbildet, auch die Marke ist dort faksimi-
liert
Kunstgewerbeblatt I 12 und V 87 (Schlie). —
Brincktnann, Führer durch das Hamburg.
Mus. f. Kunst u. Gew. 356. — Schlie, Kunst-
u. Geschichtsdcnkm. Mecklenbgs. II 630.
Maybauni.
Appenmayer, Jacob, Goldschmied zu Vil-
lingen (Baden) um 1651, restaurierte das alte
Vortragskreuz, das laut Urkunde 1268 von
Meister Johann, Goldschmied zu Freiburg ge-
kauft worden war.
Fr. X. Kraus, Kstdcnkra. in Baden. H. V.
Appenteger, Hans, Baumeister in Konstanz.
Einer der fünf Baumeister, die 1424 von den
„Gesellen von den alten Geschlechtern“ be-
auftragt wurden, das neue Trinkhaus „zur
Katze“ für die Patrizier zu bauen.
Kunstdenkmäler d. Großherzogt. Baden, Bd. I,
Kr. Konstanz, p. 270 ff. De.
Appenzeller, Hans, Kanonengießer und
Büchsenmeister Maximilians I. in Innsbruck
1499.
Mitteil. d. Zentralkommission Wien 1883 u.
N. F. IX 61. „ **
Appenzeller, s. auch Apensäller.
Apperley, O. Wynne, junger englischer
Maler, in Bushey, Herts., dessen sehr farbig
gehaltenen Aquarelle mit Motiven aus Vene-
dig und Holland in den letzten Jahren auf
den Ausstell, der Roy. Academy, der Roy.
Scottish Academy, der Baillic Galleries u. a.
Beifall fanden. Eine farbige Reproduktion
des Aquarells: Piazza San Marco bringt The
Studio XXIX 250/1. **
Appert, A., französ. Radierer in Tusch-
manier, war um 1840 in Paris tätig und
führte Ansichten von Paris, London, Rom
und Neapel im Stich aus, nach Lassus, Te-
stard, Salathe, Chapuis.
Meyer, Kstlcrlex. — Le Blanc, Manuel.
J. Guibcrt.
Appert, Eugene, Maler, geb. in Angers
am 28. 12. 1814, f in Cannes am 8. 8. 1867,
Schüler von Ingres, stellte in den Pariser
Salons zwischen 1837 und 1865 aus. Er malte
sowohl Historien als Genre, Porträts, Tiere,
Früchte, Blumen und Stillcbcn. Seine be-
deutendsten Arbeiten sind: Nero vor dem
Leichnam des Agrippa (1812) im Mus. von
Montauban ; Barmherzige Schwestern in der
Krim (1855) im Mus. von Versailles; Papst
Alexander III. (1864) im Mus. des Luxem-
bourg bis 1872; Vögel und Blumen für den
Salon Bleu und den Salon Vert der Kaiserin
Eugcnie in den Tuilericn (diese Arbeiten
beim Brande 1871 zerstört) ; 2 Stilleben im
Mus. von Dijon; Schmetterlinge, trunkene
Bacchantin, im Mus. von Angers; die trost-
spendende Maria, Hilfe für die Jugend, Hilfe
für das Alter, 8 Wandgemälde im Hospice
general von Angers.
Olivier Merson, Notiz in La Grande
Encyclop6die III p. 421. — Bellicr-Au-
v r a y, Dict. gen. I 20. Francois Monod.
Appert, P a u 1 i n e, geb. Lair, Pastcllistin
und Miniaturmalerin, geb. in Paris 1810,
Frau des Eugene Appert, Schülerin von
Aubry, von Saint und von Grangcr. Sie stellte
Porträts in Pastell und Miniatur im Pariser
Salon 1831 und 1868 aus.
Bellier-Auvray, Dict gen. I 20.
Francois Monod.
Appian, Jacques Barthclemy, genannt
Adolphe, französ. Maler u. Radierer, geb.
Lyon 28. 8. 1818, f daselbst 29. 4. 1898. Er
besuchte mit 15 Jahren die Ecole des Beaux-
Arts zu Lyon, wo er als Lehrer Grobon und
Thierriat hatte. Beim Verlassen der Schule
arbeitete er als Zeichner für Fabriken und er-
öffnete in Lyon ein Zeichenkabinett. Er stellte
im Salon von Lyon 1847 — 48 eine Ansicht der
Umgegend von Marseille aus und schickte nach
Paris 1853 ein Bild : Ruinen, und eine Kohle-
zeichnung: Roger dans File d'AIcyne. Um
diese Zeit ermunterte ihn der Verkauf von
zwei kleinen Bildern, sich der Malerei zu wid-
men. Er sah bald in Paris bald in Opteroz
die Maler Corot u. Daubigny, die dorthin zum
Malen kamen und ihm Ratschläge erteilten. Im
Osten und Süden Frankreichs sich seine Mo-
tive suchend, stellte er fast regelmäßig in Paris
und Lyon aus. Er erwarb sich in 10 Jahren,
und besonders durch seine Kohlezeichnungen,
ein Ansehen, das sich bis ins Ausland er-
streckte. Er hat Ansichten aus dem Lyonnais,
der Auvergne, Savoyen, vom Ain, dem Walde
von Fontainebleau, der Dauphine, von Cr^mieu,
Morestei und Opteroz gemalt. Bis gegen 1870
war seine Malweise harmonisch und breit,
bisweilen grau und eintönig; nach einem Auf-
enthalt, welchen er um diese Zeit an den
Küsten der Provence machte, klärte sich seine
Palette und er suchte und erreichte auch stär-
kere Effekte. Seine Bilder wurden leuchten-
39
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Appian — Appiani
der und oft von auffallendem Kolorit. Bis
zu seinem Tode malte oder zeichnete er so-
wohl Landschaften, Fluß- und Seeufer, als
auch Secstücke, die er in Collioures, Monaco,
Venedig, überhaupt am Gestade des Mittel-
meeres aufgenommen hatte. Ein fleißiger Ar-
beiter, wie Appian war, hat er vieles hervor-
gebracht: Gemälde, Kohle-, Bleistift- und Fe-
derzeichnungen, Aquarelle und Radierungen.
Das Journal Le Fusain hat eine große Zahl
seiner Zeichnungen reproduziert. Die Zahl
seiner breit behandelten und gleich Kohle-
zeichnungen flüssigen Radierungen dürfte ge-
gen 70 — 80 betragen. Cadart hat davon 25
in einer Sammlung vereinigt; Beraldi führt
noch weitere 22 auf. Appian hat auch einige
Landschaften nach Daubigny und eigenen
Bildern lithographiert. Er selbst ist lithogra-
phiert resp. radiert worden von E. Ciciri, E.
Leroux, Joliet und einer Reihe anderer Radie-
rer. In Paris bekam er 1868 eine erste Me-
daille und wurde Ritter der Ehrenlegion 1892.
Seine Werke sind in Sammlungen und Mus.
zerstreut. Er malte 1891 im Treppenhause des
Präfekten der Rhonepräfektur ein Wandge-
mälde „Le soir, bords de la rivierc d’Ain“ : das
Palais Luxembourg hat von ihm ein Seestück :
Umgegend von Monaco und eine Kohlezeich-
nung: Retour des Champs, welche sich im
Senat befindet. Im Mus. von Lyon ist er mit
Le Retour du Marche (1859), Temps gris,
marais de la Burbanche (1868) und einer
Kohlezeichnung „Bords d’etang“ (1894)
schlecht vertreten. Er zeichnete: Appian.
Gaz. d. Bcaux-Arts 15. 5. 1861, 1. 3. 1863. —
Gilbert Hamerton, Etching a. Etchers,
London 1868. — Meyer, Gesch. d. französ.
Mal. u. Kstlerlex. — J. Martin, Nos pcintres
et sculpt. — Beraldi, Les gTav. d. XIX siicle.
— F. Bournan, Ad. Appian (Revue d. Siicle,
Lyon septembre 1887). — T a i r i g, Nos pcin-
tres chez eux, Lyon 1888 p. 155. — L. J. E d -
mond-Durand, Appian, aquafortiste (Rcv.
du Siede, Lyon 1894 p. 129). — J. L. Vit ton,
Ad. Appian (La Vic franq. Lyon, 25 die. 1897,
10 mai 1898). Dieselbe Revue vom 10. 1. 1899.
— E. V i a 1, Catalog. illustr. d. l’Expos. r£tro-
spect. d. artistes lyonnais, Lyon 1904 und Dessins
de trente artistes lyonnais du XIX siede, Lyon
1905. E. Vial.
Appian, Louis, Sohn des Adolphe A., fran-
zös. Maler und Radierer, geb. Lyon 18. 10.
1862, f daselbst 11. 12. 1896. Er war Schüler
der Ecole der Beaux-Arts von Lyon, dann
der von Paris unter Cabanel. Er stellte im
Salon von Lyon zuerst 1886 ein Porträt aus,
dann in Paris 1888 ein Porträt und eine Stu-
die „La lecture“. Er widmete sich vorwie-
gend der Porträtmalern, hinterließ aber auch
Landschaften, die er in Bugey, der Provence
und in Algier, wo er krankheitshalber die letz-
ten Jahre seines Lebens verbrachte, aufgenom-
men hatte. Ferner auch Secstücke, Genre-
und Historienbilder, alles kühn gemalte Bil-
der von schönem Kolorit Er machte auch
ein Dutzend Radierungen, die Figuren oder
Landschaften mit Figuren darstellen. Von
seinen Werken sind noch folgende zu nennen:
Selbstporträt ; Porträt des Malers Ad. Appian ;
Le soir aux Martigues (Seestück). — Er
zeichnete : Appian oder : L. Appian oder :
Louis Appian.
Louis Appian (La Vie franq. Lyon 25
dec. 1896). — E. Vial, Catal. d. l’Expos. r£tro-
spect. d. art. lyonnais, Lyon 1904. E. Vial.
Appiani, A m b r o g i o, Steinmetz in Porto
di Morcote am Lago di Lugano, von wo er
1059 vor den Mordanschlägen eines gewissen
Rossi nach Rom flüchten mußte. Dort ar-
beitete Ambrogio A. gemeinsam mit seinem
Oheim Andrea A. an den päpstlichen Bau-
unternehmungen, bis 1664 noch erwähnt.
Bertolotti, Art. Lombardi a Roma II 164 f.,
cf. Art. Svizzeri in Roma. *
Appiani, Andrea, Bildhauer u. Architekt
aus Porto Milanese (d. h. Porto Morcote am
Lago di Lugano), zum ersten Male erwähnt
1625 in Rom als Capo Mastro des Kardinals
Borghese, für den er bis 1634 in Rom tätig
war am Bau der Villa vor Porta dcl Popolo
(an der Piazza Pinciana), an den Kirchen
Madonna della Vittoria und S. Grisogono,
an der Kirche zu Monte Compatri, endlich
in Monte Fortino und in Cervetri. Sein Te-
stament vom 17. 8. 1656 scheint A. noch um
mehr als ein Jahrzehnt überlebt zu haben,
wie aus den Prozeßakten seines Neffen Am-
brogio A. von 1664 hervorgeht. Auf seinem
Grabsteine in S. Silvestro e S. Martino zu
Rom, datiert vom 17. 7. 1669, wird Andrea
A. bezeichnet als „in marmorco Vaticanae
molis aedificio theatralis opifex“.
Zani, Encicl. II 166. — Bertolotti, Art.
Lombardi a Roma II 43, 164 — 165 ; cf. Artisti
Svizzeri in Roma. *
Appiani, Andrea, lombard. Maler, gehörte
mit dem Toskaner Benvcnuti und den Rö-
mern Camuccini und Landi zu jener Gruppe
von Künstlern, die in Italien an den sta-
tuarischen Stil des großen französischen Klas-
sizisten J. L. David sich anschlossen und durch
Wiederaufnahme des reineren Stiles der alten
Griechen und der klassischen Italiener eine
neue Renaissance der Kunst herbeiführen zu
können glaubten.
Er wurde 23. 5. 1754 in Mailand geb. als
Sprößling einer aus Bosisio stammenden Fa-
milie. Nachdem er bei einem ganz mittel-
mäßigen Maler den ersten Zeichenunterricht
genossen hatte, wurde er von seinem Vater
zur höheren Ausbildung seines Talentes dem
Cavaliere Carlo Maria De Giudici zugeführt,
einem 1733 zu Viggiü geborenen Maler und
Bildhauer, der in jener Verfallszeit der Künste
immerhin noch als ein einsichtsvoller Künst-
ler gelten konnte. Der junge Appiani bestä-
tigte seine vorzügliche Begabung durch äußerst
rasche Fortschritte, namentlich in der Fresko-
malerei, in der er sich überhaupt leistungs-
40
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Appiani
fähiger erwies, als in der Ölmalerei. Beson-
dere künstlerische Anregung erfuhr er durch
die Ratschläge des Florentiner Malers Giu-
liano Traballcsi, dem er bei seinen Malereien
in den kgl. Palästen zu Mailand und Monza
als Gehilfe zur Seite stand, u. unter dessen
Leitung er die Amor u. Psyche- Gemälde an
der Decke der Rotonda des Schlosses zu
Monza bereits selbständig auszuführen hatte.
Schon damals wurde Appiani der „Pittor
delle Grazie“ genannt wegen der Anmut und
schlichten Reinheit seines Stiles, der von den
naturwidrigen Übertreibungen und der Neu-
erungssucht der übrigen zeitgenössischen Ma-
ler so völlig frei blieb. Dabei fielen seine
Kompositionen durch die Schönheit der Be-
wegung und durch die Harmonie der Linien-
führung ebensosehr auf, wie durch die Leb-
haftigkeit der Erfindung und durch die Bril-
lanz des Kolorites, obwohl sich in letzterer
Hinsicht ein gewisser Mangel an feineren
Mitteltönen und eine etwas allzugroße Vor-
liebe für breitere Flächenwirkungen bemerk-
bar machte. Der junge Künstler kopierte
eifrig griechische und klassisch-italienische
Vorbilder, namentlich aber die Fresken des
Correggio, gerade als wollte er sich bereits
für seine eigenen späteren Kuppelmalereien
in S. Maria sopra S. Celso vorbereiten, mit
deren Ausführung er 1792 beauftragt wurde.
In der Tat eignet Appianis Evangelisten und
Kirchenvätern, wie sie die letztgenannten Kup-
pclfresken zeigen, in Haltung, Ausdruck und
Charakteristik die ganze Würde hieratischer
Figurenmalereien; seine Engelgcstalten sind
in allen Altersstufen höchst graziös bewegt,
die Zeichnung ist korrekt und rein, der Dar-
stellungsstil grandios. In diesen Malereien
offenbart sich also deutlich der Geist und das
Studium klassischer Vorbilder. Ihre Vollen-
dung fällt in das Jahr 1795.
Napoleon I. ernannte Appiani zu seinem
ersten italienischen Hofmaler und beauftragte
ihn mit der Ausführung von Malereien im
Palazzo Reale zu Mailand. Außer verschie-
denen mythologischen Fresko-Zyklen malte
der Künstler dort an der Decke des Thron-
saales Napoleon als Jupiter und Beherrscher
des Erdballes, während er an den Wänden
desselben Saales die 4 Herrschertugenden
(Stärke, Gerechtigkeit, Klugheit und Mäßi-
gung) zur Darstellung brachte. Die Fresken
sind signiert mit der Inschrift „A. A. 1808“.
1810 schmückte Appiani sodann die soge-
nannte Sala rotonda desselben Palastes mit
der allegorischen Freskodarstellung „Hymen
und Pax“, sowie mit mythologischen Szenen
aus der Legende von Amor und Psyche (voll-
endet von Hayez u. Palagi) ; diese letzte-
ren erinnern jedoch allzu lebhaft an Raffaels
Psyche-Zyklus in der Villa Farnesina zu Rom.
In einem anderen Saale des Palazzo Reale
malte Appiani ferner einen Chiaroscuro-Fries
mit Napoleonischen Schlachten- und Zeremo-
nienbildern, in denen er ein besonders starkes
und lebendiges Kompositionstalent bekundete.
In der Villa Reale endlich hinterließ der Künst-
ler sein letztes Fresko-Werk, das in der An-
mut seines Darstellungsstilcs zugleich als sein
Meisterwerk zu betrachten ist, einen Parnaß
mit Apollon Kitharoedos und den neun Mu-
sen, voll bezeichnet mit der Inschrift „An-
dreas Appiani f. MDCCCXI“.
Dieser großen Anzahl von Werken der
Fresko- bezw. Tempera-Malerei steht eine
nicht minder große Zahl von Ölgemälden Ap-
pianis gegenüber. In der St. Martinskirche
zu Alzano Maggiore bei ' Bergamo sieht man
von seiner Hand ein großes Ölgemälde mit
der Begegnung Jakobs und Rahels; dieses
Bild ist jedoch ziemlich kraftlos in der Farbe
und zu schwarz in der Schattengcbung, so
daß es unsere frühere Behauptung von der
geringeren Begabung des Meisters in der Öl-
malerei vollauf bestätigt. Ferner besitzt die
Brera-Galerie in Mailand eine ganze Reihe
von Bildern A.s, die im Gabinctto Appiani
vereinigt sind. Außer einigen Bildnissen malte
der Meister mythologische, historische und
religiöse Stoffe mit der gleichen reichen Sach-
kenntnis, Phantasiekraft und Formvollendung,
war auch als Lithograph tätig und hat einige
Medaillen gezeichnet, die von C. Lavy, Man-
fredini und anderen ausgeführt wurden. Er
starb, nachdem er schon 1813 durch einen
schweren Schlaganfall arbeitsunfähig gewor-
den war, am 8. 11. 1817.
_ M onographien : L. Lamberti, Descriz. dei
dipinti a buon fresco eseguiti dal Cav. A. Ap-
piani, nella Sala del Trono del R. Pal. di Mi-
lano 1810. — Allocuzione di Giov. Bcrchet
nei funerali del pittore A. A. ctc. Milano 1817. —
Gius. Longhi, Elogio stör. di. A. A. 1826.
— Fumagalli, Elogio del Cav. A. A. Milano
1835 (Atti dcH’ Accad. delle Belle Arti in Mi-
lano). — Gius. Beretta, Le Opere di A. A.
1848. — Em. Belgiojoso, Guida del Fa-
medio nel Cimitero monument. di Milano 1888.
Allgem. Lit.: Serie di Vite e Ritratti di famosi
personaggi degli Ultimi tempi. Milano 1818. —
L. B o s s i, Guide des itrangers ä Milan etc.
Milan 1819. — A. C a i m i, Delle arti del di-
segno etc. nelle prov. di Lombardia. Milano
1862 p. 46 f. — Incisioni delle opere del pitt.
A. A. pubbl. da M. Bisi 1820. — Fasti di Na-
polcone dipinti del cav. A. A. pcl salone del
pal. reale di Milano. 35 tav. inc. da Longhi,
Rosaspina etc. fol. o. J. — Descrizione dell'
opera a fresco eseguita nel 1795 nel Tempio di
S. Maria presso S. Celso in Milano dal pittore
A. A. Milano 1797 und 1803. — Meyer, Kiinst-
lerlex. (mit Vcrz. d. Lithogr. u. der nach A. ge-
stochenen Blätter). — Cat. dclla R. Pinacotcca
di Milano 1892 p. 138 u. Einleitung p. 10 ff. —
Natura cd Arte II 331, 524, XVIII 331, 526. —
L. Forrer, Dict. of Medall. — A. R. W i 1 -
1 a r d, History of mod. ital. Art. 1902. — La
Pittura Lombarda. Sec. XIX. 1900 p. 27 ff. u.
Reg. p. 19. B. Magni.
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Appiani
Appiani, Andrea, d. J., italien. Maler,
gcb. in Mailand 1817, + 18. 12. 1865. Groß-
neffe des berühmten Empire-Malers gleichen
Namens, kam er frühzeitig nach Rom, um
dort unter Minardi die Malkunst zu studieren.
In seinen beiden Preisbildern „Konradin von
Schwaben auf dem Schafott“ und „Auffindung
Mosis“ noch völlig von seinem ersten Lehr-
meister abhängig, geriet er später unter den
für seine künstlerische Selbständigkeit nicht
weniger verhängnisvollen Einfluß des Fran-
cisco Hayez. Neben einigen weiteren Hi-
storienbildern („Boas u. Ruth“ für den Kai-
ser von Österreich, „La povera Maria“ für
den König von Italien gemalt u. a. m.) wer-
den namentlich seine Fresken in der Kirche
von Bolbeno (Tirol) rühmend erwähnt.
Meyer, Kstlerlex. — P e 1 1 s, Guida pitto-
rica p. 89. — Caimi, Le arti dcl disegno p. 60.
//.
Appiani, Francesco, Maler aus Ancona,
geb. am 20. 1. 1704, f am 2. 8. 1792, Schüler
des Dom. Magatta u. des Franc. Trevisani.
Unter dem Einflüsse des letzteren zeigen ihn
das Altarbild des S. Francesco di Paolo in S.
Salvatorc zu Foligno u. des S. Giuseppe in S.
Maria dclla Minerva zu Assisi. Seit etwa 1742
ist er in Perugia, u. hauptsächlich als Fresko-
maler tätig. 1773 erhält er das Bürgerrecht
von Perugia. Für sein Bild „Der Tod des hl.
Dominicus", das er in den ersten Jahren sei-
nes Peruginer Aufenthaltes für S. Sisto
vecchio in Rom ausführte, erhielt er die große
gold. Medaille. Um 1766 malte er in Fresko
die Figuren von 6 Tugenden im Chor des Do-
mes zu Perugia, 1778 vier Evangelisten im
Querschiff, von 1782 bis 89 zwanzig Apostel-
u. Heiligenfiguren in den Längsschiffen. 1780
bis 1781 malte er die Tribuna und die Kup-
pel von S. Francesco in Perugia aus. Über
seine zahlreichen sonst noch in Perugia ausge-
führten Malereien berichtet ausführlich Siepi.
Unter diesen sind erwähnenswert : In S. Pietro
eine S. Scholastica, in der Misericordia eine
Madonna mit dem S. Carlo Borromco und
Papst Silvester, und im Palazzo Pubblico die
Porträts berühmter Peruginer. In der Pi-
nakothek zu Perugia existiert von ihm eine
Kopie der Predelle des Altarwcrks, das Raf-
fael für S. Francesco al Prato malte (jetzt
im Vatikan). Außerhalb von Perugia sind
von seinen Werken noch erhalten: verschie-
dene Bilder in S. Maria degli Angeli bei
Assisi, in Cittä di Castello die Malereien der
Kirche des Klosters delle Rimurate, und in
der Kirche dcll’ Ercmita zu Massaccio ein S.
Lorenzo (1786); endlich (nach Mitteilung
von E. Scatassa) in Rom die Madonna mit
drei Heiligen von 1740 in S. Maria Nuova
(S. Francesco Romano).
Siepi, Descrizione etc. di Perugia (an sehr
vielen Stellen). — Lanzi, Stör. pitt. II 275
(Ausg. v. 1815). — Lupattelli, Stör. d. pitt.
in Perugia p. 78. — M e y e r, Kstlerlex. — Ma-
ri o 1 1 i, Letterc pittorichc perugine p. 231. —
O r s i n i, Mcm. de’ Pitt. Perugini del sec. XVIII
(1806) 68 ff.; Guida al forestiere della cittä di
Perugia (an vielen Stellen). — S. Pietro in Pe-
rugia, Descrizione delle pitture. Perugia 1774
p. 25, 51. — Ricci, Memorie storiche della
Marca di Ancona II. — Rossi-Scotti,
Guida di Perugia p. 63. — R o s i n i, Stör. d.
pittura. — C. Ferretti, Pittori Anconitani
(1883) p. 67 ff. W. Bombe.
Appiani (Appiano), Giuseppe, Maler und
Bilderrestaurator, gcb. nach Zani (Enc. met.
II 166) 1754 zu Vaprio im Mailändischen,
+ 1812 zu Mailand ; sichere Arbeiten von ihm
bisher nicht nachgewiesen. — Vielleicht iden-
tisch mit Appiani, Joseph. H. V.
Appiani, Jakob, Stuccator aus Porto im
Mailändischen, dekorierte 1729 die Decke des
jetzt zerstörten sogenannten Mühlesaales im
Kloster Rheinau.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Appiani, Joseph (Giuseppe), kurmainzi-
scher Hofmaler, aus dem Mailändischen stam-
mend, tätig in Franken, Saarbrücken, Meers-
burg, in der Schweiz und in Mainz, f zu Mainz
1786. Malte in der von B. Ncumann erbauten
Wallfahrtskirche zu Vierzehnheiligen Kuppel-
fresken (die 14 Nothelfer), die Fresken des
Chores (Geburt Christi) und über den Seitcn-
altären (Traum Jakobs und Mosis brennender
Dornbusch), und die Altarblättcr des Haupt-
altars (Himmelfahrt Mariä) wie der Seiten-
altäre (Heilige Zisterzienser Bernhard und
Malachias). In der Michaelskirche in Würz-
burg fertigte er die aus dem Rokoko hcraus-
strebenden Freskomalereien an der Kuppel im
Langhaus und in den beiden Seitenschiffen.
In der Domkirche zu Arleshcim (Kt. Basel-
land, Birseck) ließ er an der Decke des Mit-
telschiffes und im Chor, an den Längsseiten,
über dem Altar und an der Decke ähnliche
Malereien entstehen (Himmelfahrt Mariä,
Abendmahl u. Fußwaschung). In diesem Jahre
(1760) war er auch zu Meersburg, der Resi-
denz des Bischofs von Konstanz tätig, wo er
die Kirche ausmalte. In St Peter in Mainz
malte er eine Freskenreihe in kräftigen Far-
ben ; auch die fein abgestimmten Gemälde der
Mainzer Ignatius-Kirche stammen von seiner
Hand, ebenso die Frcskogemälde in der Kirche
in Camberg (1780/1). A. hat auch radiert;
man kennt ein „Josephus Appianus invenit et
sculpsit“ bezeichnetes Blatt mit vier Genien
auf Gewölk.
Zani, Enc. — J ä c k, Pantheon der Lit und
Künstl. Bambergs S. 9. — J ä c k, Frankenthal
und Langheim S. 14. — M c y e r, Kstlerlex. —
Brun, Schweizer. Kstlerlex. — Batidcnkm. im
Reg.-Bez. Wiesbaden p. 494. Fr. Lcitschuh.
Appiani, Niccolö (Nicola). Ein wenig
bedeutender Maler aus der Gefolgschaft
Leonardos, der zu Anfang des 16. Jahrh. in
Mailand tätig war. Am nächsten in jenem
Kreise steht er dem Marco d’Oggiono, mit
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Appiano — Appolloni
dem er bisweilen verwechselt wird. — Zuerst
von Cesare Cesariani in seiner Vitruvausgabe
rühmend erwähnt, wurde er durch Zanis En-
dclopedia in die neuere Kunstliteratur einge-
führt.
Gemälde von ihm in der Brera zu Mailand
(Anbetung der Könige aus Sta. Maria della
Pace und Taufe Christi), in Sta. Maria delle
Grazie (Altarbild in der Sakristei), in der
Pinakothek zu Turin (Vermählung der hl.
Catherina) und in Mailänder Privatbesitz.
Zeichnungen von ihm im Museo artistico
des Castclio Sforzesco in Mailand.
T o r r e, Ritratto di Milano, 1714 p. 304. —
L a t u a d a, Descriz. di Milano, 1737 I 279. —
Zani, Encid. I vol 1. — Lanzi, Stör, pitto-
rica, 1825 111 529. — La vice, Revue des mu-
sces d’Italic 134. — M o r e 1 1 i, Galleria Bor-
ghese e Doria Pamphili (cd. Frizzoni) 1897, 161.
Pauli.
Appiano, Don, span. Miniaturmaler des 16.
Jahrh., von dem nichts Näheres bekannt ist
B r a d 1 e y, Dict of Min. Appcnd. III 435.
M. v. B.
Appiano, A m b r o g i o d’, Schweiz. Glocken-
gießer, goß 1745 die Hauptglocke in Torre
(Blegno-Tal).
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Appier, Jean, Ingenieur der Herzoge von
Lothringen, war (nach Angabe J. Faviers)
auch Kupferst. Man muß ihm einige Blätter
zuschreiben, die unter dem Namen seines
Sohnes, Jean Appier Hanzclet, gehen. Dieser
letztere, 1596 geb., kann nicht gut Kupfer-
stiche ausgeführt haben, die von 1610 datie-
ren. J. Appier (der Vater) war 1620 be-
reits tot, nach dem Vorwort des Chirurgen
Thybourcl für die „Rccucll de plusieurs ma-
chines“ (veröffentlicht durch Hanzelct).
F a v i e r, Jean Appier et J. Appier dit Han-
zelet, Nancy, 1890. 7. Guibert.
Appier, Jean, gen. Hanzclet, lothring.
Kupferst, geb. 15. 11. 1596 (nach Basan in
Toul, nach Durival [Descr. de la Lorraine
III. 186] in Haraucourt-lez-Saint-Nicolas).
Er war auch Kunstfeuerwerker, Buchdrucker,
„jure“ der Universität in Pont-ä-Mousson.
G. Favier unterscheidet die Kupferstiche
des Vaters und des Sohnes und schreibt dem
letzteren die seit 1619 datierten zu, doch
führt das Verzeichnis in J. Meyers Kstlerlex.
(No. 1) bereits einen Stich von 1617 an,
der mit dem Monogramm J. A. und dem Zu-
satz Hanzelet versehen ist. Favier verfolgt
die Tätigkeit des J. A. Hanzclet bis 1680.
„Ein mittelmäßiger Stecher, sagt Basan, der
seine Kunst durch obszöne Darstellungen
profaniert hat.“ Jedoch ist kein derartiges
Werk von ihm bekannt.
Meyer, Kstlerlex. — Favier, Jean Appier
et J. Appier dit Hanzclet, Nancy, 1890.
7. Guibert.
Appleby, E r n e s t W., Porträt- und Land-
schaftsmaler der Gegenwart in London (Kil-
burn), stellte seit 1886 bis in die letzten Jahre
wiederholt in der R. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 35. **
Appleby, J., Stecher in London um 1820,
bekannt durch eine Reihe von Exlibris.
Fincham, The Artists a. Engr. of British
a. American Book Plates. London 1897. **
Appleton, J. W„ Stahlstecher, tätig in Eng-
land in der 1. Hälfte des 19, Jahrh. Von ihm
ein Blatt: A city of ancicnt Grecce nach W.
Linton in der 11. Lief, von Findcns Royal
Gallery of British Art, London 1S38 — 44. **
Appleton, Thomas G., amerikan. Maler,
geb. 1812 in Boston, f daselbst 18S4. Malte
Landschaften in öl- und Wasserfarben und
hat auch radiert („Four sketches in Greece“,
1847), ist aber hauptsächlich durch seinen
großen Einfluß, den er als reicher und kunst-
liebender Mann auf die Entwicklung der
Kunst in Boston ausübte, von Bedeutung.
Clement and Hutton, Art. of the 19.
Cent. — Atlantic Magazine, vol. 53 S. 848 fg.
Edmund von Mach.
Appold, Johann Leonhard, Kupfer-
und Stahlstecher, geb. zu Denncnlohe bei Was-
sertrüdingen 12. 10. 1809, f zu Nürnberg
5. 12. 1858, Schüler von Grünewald in Nürn-
berg, stach besonders für Buchhändler, meist
nach älteren oder zeitgenössischen Vorbildern
(Ostade, G. Flinck, Fr. Amerling etc.) und
fertigte einige Porträtstichc originaler Er-
findung.
Meyer, Kstlerlex. (Verzeichnis seiner Ar-
beiten). II. V.
Appold, Karl, Sohn von Johann Leonhard
A., geb. zu Nürnberg 25. 1. 1840, >f. zu Mün-
chen 25. 9. 1884. Er lernte bei seinem Vater,
gab aber nach dessen Tod infolge eines Au-
genleidens den Kupferstich und die Ätzkunst
auf. 1860 begab er sich nach München, be-
suchte dort 1865/6 die Akad. als Schüler von
Philipp Foltz und Schwind. Darauf angewie-
sen, sein Brot bald selbst zu verdienen, war
er als Illustrator und Zeichner für den Holz-
schnitt tätig; unter seinen selbständigen Ar-
beiten verdienen erwähnt zu werden : Zwei
Münchener Bilderbogen (No. 360 und 375)
vom weißen Wolf und das Lumpengesindel,
Illustrationen zu einer Bilderbibel, Bilderfol-
gen zur Legende von St Christoph (1880),
zu der von Robert dem Teufel (1882) und
aus den Katakomben (1884).
Meyer, Kstlerlex. — Nekrolog, Allgemeine
Zeitung, 1884, Beilage No. 41. — M a i 1 1 i n g e r,
Bilder-Chronik von München III 126, IV 241. —
Kunst für Alle 1891 S. 312. P.
Appolloni, A g o s t i n o, Maler, Stuckateur
und Kunsttöpfer aus S. Angelo in Vado, zum
Maler ausgcbildct in der Werkstatt seines
Oheims Lucio Dolce, der ihn testamentarisch
zum Erben seines Vermögens und zum Voll-
ender seiner letzten Arbeiten bestimmte. A.
eröffnetc in Castel Durante (Urbania) in der
Glanzzeit der dortigen Majolikafabrikation
43
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Appolloni — Aprile
(1520 — 1580) eine Töpferwerkstatt, der er in-
folge steigender Nachfrage nach seinen Ma-
joliken bald eine zweite folgen lassen konnte,
bis er schließlich noch eine der Werkstätten
der berühmten Majolicari-Familie Picchi hin-
zumieten mußte. Als von 1580 an die Nach-
frage nach Majolikaware sich wieder mehr
und mehr verringerte, nahm A. seine frühere
Tätigkeit als Maler und Stuckateur wieder
auf. 1595 verkaufte er seine Werkstätten
nebst Werkzeug und Majolikenvorrat an
Magnini. In seinem Testament vom August
1602 verschrieb er sein gesamtes Vermögen
dem Monte di Pietä zu Castel Durante. —
In der dortigen Kirche S. Francesco hat A.
1585 die Wandmalereien und Stuccoarbeiten
ausgeführt.
M e y e r, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — Raf-
f a e 1 1 i, Maioliche Durantine p. 199 — 201.
E. Scatassa.
Appolloni, s. auch Apolloni u. Appoloni.
Appollonio, s. Apollonio.
Appoloni, Q. M., italicn. Reproduktions-
kupferstecher um die Mitte des 19. Jahrh.
Von ihm mehrere Bll. nach Bildern und pla-
stischen Werken in: Valentini, La patriar-
cale Basilica Vaticana, fol. und einzelne Blät-
ter nach Correggio, Longhi u. a.
A p e 1 1, Handbuch für Kupferstichsammler
p. 20. *•
Appoloni, s. auch Apolloni u. Appolloni.
Apprentice, S. C., engl. Medailleur, stellte
1823 in der Royal Acad. einen Metallwürfel
mit einem Porträt darauf aus.
Appnn, Karl Ferdinand, Landschafts-
maler aus Bunzlau, Schüler der Berliner Akad.,
begab sich zu weiterer Ausbildung 1843 nach
Italien, stellte auf den Ausstellungen der kgl.
Akad. der Künste, Berlin 1840, 42 und 44
griechische Landschaften, Fischerhaus am
Strande, Elblandschaft etc aus. Eine schöne
1854 datierte und mit A. signierte Radierung,
einen fischenden Knaben darstellend, gehört
nach Naglers Vermutung unserem Künst-
ler an.
Katal. d. Ausstellg. — Nagler, Monogr. I
No. 2180. H. V.
Apratti, Francesco, Blumenmalcr aus
Florenz um 1706, nur bei Zani (Enc met.
II 167) erwähnt. //. V.
Aprea, Giuseppe, neapol. Maler der Ge-
genwart. Malte 1903 in Fresko einen Chri-
stus mit dem Kreuz und eine Madonna in
S. Domcnico Soriano in Neapel und stellte
1901 im Glaspalast in München ein Pastell
„Der Frühling“ aus.
Napoli Nobiliasima XV 53. C. Dcgli Aszi.
Apret (vermutl. Franz Werner Tamm gen.
Dapper, Blumenmalcr v. Hamburg, gemeint).
Der Name erscheint in Terwestens Catalogus
van Schildcrycn etc, der Fortsetzung zu G.
Hocts Werk p. 291 und 419: In große deko-
rative Bilder Figuren von C. Maratti, Blu-
men von d’ Apret, Dapret oder Daprct
Meyer, Kstlerlex. E. Benezi.
April, Franz, Maler, vollendete 1710 die
von Samuel Blütner 1703 begonnene Aus-
schmückung des Schlosses zu Stolberg a/H.
mit Tempcragcmäldcn.
Bau- u. Kunstdenkmäler d. Prov. Sachsen, I.,
Heft V, p. 95, 119. De.
Aprile (d’ Aprile, Apprile, Aprili),
Künstlerfamilie aus Carona, einem kleinen
Dorf bei Ciona oberhalb Melide gegenüber
von Bissone am Lago di Lugano, aus dem
noch drei andere in der Kunstgeschichte be-
kannte Steinmetz- und Künstlerfamilien stam-
men, die Scala, Molinari und Solari. Die
Aprili besaßen in Genua ihre Werkstatt bei
der porta dei Vacca (s. die einzelnen Mit-
glieder).
Aprile, Andrea, Bildhauer, in Carrara
ansässig, wo er in den Akten von 1504 — 1558
erscheint (vgl. Andrea da Carona).
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1902 (E. Motta).
— Bertolotti, Art. Svizz. p. 30. — Ders. in
Boll. stör, della Svizz. ital. 1885 p. 107.
W. Suida.
Aprile, Andrea di Carlo, Bildhauer in
Genua, wo er zusammen mit Antonio Aprile
schon um 1470 eine Werkstätte besaß, deren
Tätigkeit man bis in die erste Hälfte des 16.
Jahrh. verfolgen kann. Er ist kaum identisch
mit dem in Carrara ansässigen Andrea Aprile.
Sein Sohn dürfte der 1499 in Genua genannte
Giorgio A. sein.
L. A. Cervetto, I Gaggini da Bissonc,
Milano 1903 p. 9. IV. Suida.
Aprile, Antonio, Bildhauer in Genua, be-
saß mit Andrea di Carlo A. zusammen schon
um 1470 eine Werkstatt, die noch in der 1.
Hälfte des 16. Jahrh. genannt wird (vgl. An-
tonio da Carona).
L. A. Cervetto, I Gaggini da Bissonc,
Milano 1903, p. 9. W. Suida.
Aprile, Antonio Maria, Sohn des Gio-
vanni, Bruder des Pietro und Giovanni An-
tonio. Bildhauer in Genua. Das früheste
Datum für seine Biographie entnehmen wir
der Inschrift des Grabmals des Don Pedro
Enriquez de Ribera (f 1519) in der Univer-
sitätskirche von Sevilla (1836 aus der Certosa
hierher übertragen). Dieses Grabmal (Ab-
bildung im Jahrb. d. kgl. preuß. Kunsts. XIII)
besteht aus einem Sarkophag, vor dem trau-
ernde Putten stehen, und den ein großer Bo-
gen überragt, der auf ornamentierten Säulen
ruht und von einem Giebel bekrönt wird. Die
Rückwand der Nische bekleiden Reliefs mit
Darstellungen der Passion Christi und der
Auferstehung. Auf der Basis der Urne steht
die Inschrift: Antonius Maria de Aprilis de
charona hoc opus faciebat in Janua. Seine
Mitarbeiter an dem Werke waren Bernardino
Gaggini, Pier Angelo della Scala da Carona
und ein Bernardino, dessen weiterer Name
44
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Aprile
nicht bekannt ist. Das 1520 bestellte Grab-
mal ist 1525 zur Aufstellung gelangt. Am
18. 3. 1522 hat Antonio Maria zusammen mit
dem Lombarden Giovanni Angelo Molinari
die Ausführung der Kanzel für den Dom von
Savona übernommen, eines der ganz wenigen
Werke, die aus dem alten Dom in den Neu-
bau des 18. Jahrh. herübergerettet worden
sind; reicher und prächtiger als die Kanzel
des Domes von Genua. 1626 erfolgte eine
erneute Berufung des Antonio Maria A. nach
Sevilla. Eis wurden damals sechs Kontrakte
von adeligen Scvillancm mit den genuesi-
schen Künstlern abgeschlossen (als Vermitt-
ler fungierten die Bankhäuser der Cattaneo
und Grimaldi). Außer Antonio Maria ge-
hörten der Künstlergenossenschaft Giovanni
Antonio Aprile, Pier Angelo della Scala und
Bernardino an. Das einzig erhaltene der da-
mals in Auftrag gegebenen Denkmäler ist
das von Don Francisco de Zuniga y de Guz-
man Marques de Ayamontc (t 1525) und sei-
ner Gemahlin Donna Eleonora Manrique de
Castro, Tochter des Duca di Näyera (t 1536).
C. Justi entdeckte es fern von Sevilla in dem
Marmorretablo des Hochaltars mit knienden
Stiftern zu seiten in der Kirche S. Lorenzo
bei Santiago de Compostila (ehemals in S.
Francesco zu Sevilla). Das Denkmal, außer-
ordentlich reich mit Reliefs und Statuetten
verziert, war vor 1532 beendet (s. Abbildung
bei Cervctto, Tafel 25). Neue Aufträge er-
folgten durch den Marques de Tarifa. Der-
selbe engagierte am 31. 1. 1528 Antonio Maria
A., Bernardino Gaggini u. Pietro Aprile für
bauliche und dekorative Arbeiten, die am 10.
9. 1529 Antonio Maria allein übernahm. Es
handelte sich um die Schaffung eines großen
Familicnmausoleums in der Certosa von Se-
villa. Zehn Denkmäler, die alle noch in der
Universitätskirche zu Sevilla existieren, wur-
den damals in seinem Atelier ausgeführt.
Noch 1534 sind er und Bernardino Gaggini mit
der Aufstellung dieser Grabmäler in Sevilla
beschäftigt. Eine bemerkenswerte Neuerung
an einem dieser Gräber ist die Hinzufügung
eines auf seinen Stab gestützten Wanderers
als Versinnbildlichung des „Siste viator", ei-
ner Frau aus dem Volke mit Turban und
Fruchtkörbchen als Personifikation des Volks-
gedächtnisscs. Auch das Grabmal des Mon-
signor d’Azcvedo in der Certosa von Sevilla
trägt die Bezeichnung: Antonius Maria Aprili
de Charona faciebat in Janua. — Gleichzeitig
arbeiteten Antonio Maria und Bernardino
Gaggini an der Casa de Pilato, von Don Enri-
quez de Ribera Marques de Tarifa 1519 zur
Erinnerung an eine Reise ins heilige Land
begründet, Familienpalast der Ribera, heute
im Besitze der Familie Medina-Coeli. Ein
Portal und eine Brunnenschale sind dort von
der Hand der genuesischen Bildhauer noch
erhalten. Der Palast wurde 1533 vollendet-
Feman Colon, der natürliche Sohn des Chri-
stoph Columbus (1487 — 1539), hat vermutlich
1525 — 29 in Sevilla einen Bau errichtet, um
seine äußerst wertvolle (leider später arg
verwahrloste) Bibliothek, die er der Stadt
Sevilla vermachte, zu bergen. Nichts ist vom
Bau erhalten als eine dürftige alte Ansicht.
Das am 10. 9. 1529 bei Antonio Maria u. Anto-
nio di Novo da Lancio bestellte Portal glaubte
C Justi wiederzuerkennen in einem unweit
des Tores von Jerez in Sevilla eingemauerten.
Es ist von außerordentlich feinen Verhältnis-
sen und sehr maßvoll in den Ornamenten.
Noch steht fest, daß Pietro u. Antonio Maria
sowie Baldassare Canevale und Pietro da Gan-
dria für den Palast des Marchese di Zcncto
in Calliguri (Granada) Zicrglieder lieferten.
C. Justi, Lomb. Bildw. in Spanien, Jahrb. d.
kgl. preuß. Kunsts. XIII (1892). — L. A. Cer-
vetto, I Gaggini da Bissone p. 123. — Brun,
Schweiz. Kstlerlex. (E. Motta). — F. Alizeri,
Not. d. prof. d. dis., vol. V. — Passavant,
Christi. Kunst in Spanien p. 38. — W. S u i d a,
Genua (Berühmte Kunststätten No. 33) 1906.
W, Suida.
Aprile, Bartolommeo, Stuckateur des
17. Jahrh., tätig in Rom. Er arbeitete in dem
Atelier seines Landsmannes, des Stuckateurs
Francesco Checcia da Morcote, der in seinem
Testamente vom 6. 7. 1631 angibt, dem A. als
Arbeitslohn eine Summe zu schulden.
Bertolotti, Artisti Lombardi a Roma II.
— Brun, Schweiz. Kstlerlex. (E. Motta).
W. Suida.
Aprile, B a 1 1 i s t a, Sohn des Pietro, Bild-
hauer in Carrara. Er verpflichtet sich am
14. 8. 1524, einen Crucifixus für Lucrezia
Malaspina, Marchcsa di Massa-Carrara, zu
schnitzen und erhält die Bezahlung dafür am
3. 9. 1524.
G. Campori, Memorie biogr. di Carrara
Modena 1873 p. 269. — Brun, Schweiz. Kstler-
lex. 1902. W. Suida.
Aprile, B a 1 1 i s t a d’, Bildhauer des 17.
Jahrh. in Sizilien. Arbeitete an den Skulp-
turen der Piazza Vigliena in Palermo.
Archivio Stör. Sicil. III fase. 4, p. 448 — 454.
E. Mauceri.
Aprile, Carlo d\ tüchtiger Bildhauer des
17. Jahrh. in Palermo. Von seinen zahlrei-
chen Arbeiten daselbst nennen wir verschie-
dene Heiligenfiguren (Agata, Silvia,, Cristina,
Sergio und Agatone) auf dem Domplatz, die
Statuen Karls V., Philipps II., III. und IV.
auf der Piazza Vigliena (jetzt Quattro Canti)
und verschiedene Figuren an dem 1848 zer-
störten Denkmal Philipps IV. auf der Piazza
Vittoria sowie die bronzene Statue des Kö-
nigs selbst, die A. 1633 modelliert hat (an
Stelle dieses Denkmals seit 1856 das Phi-
lipps V.).
G. Di M a r z o, I Gaggini I. — L’Arte IV
84 No. 2. — Filangicri, Indice d. arteficr
I 26. £. Mauceri.
45
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Aprile
Aprile, Francesco, Bildhauer in Rom,
in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. tätig,
schon seit 1642. Von ihm: Marmorgrab der
Familie Bolognetti in Gesü e Maria ; in der-
selben Kirche Stuccofiguren zusammen mit
Michele Maglia, Dom. Guidi und Cavallini in
der Cap. der Madonna und des hl. Josef aus-
geführt; in S. Giovanni de’ Fiorcntini Jüng-
lingsgestalten mit Medaillons, Stuccaturen
der Hauptkapelle zusammen mit Michel An-
guier, Pietro Scncse und Filippo Carrari aus-
geführt. Sein letztes Werk, eine Marmorsta-
tue der hl. Anastasia, für die Konfession der
gleichnamigen Kirche (vollendet von Ercolc
Fcrrata wegen A.s Tod).
T i t i, Descrizione della Pitt. ecc. in Roma
1763 p. 382, 383, 424, 479. — Bertolotti,
Art. svizz. in Roma, Arch. stör. lomb. XIII 880.
— E. M o 1 1 a in Bruns Schweiz. Kstlerlex.
IV. Suida.
Aprile, Francesco, Bildhauer, arbeitete
zwischen 1731 und 1750 unter Carlo Ema-
nuele III. für den Hof von Savoien Mar-
morarbeiten für die Kapelle des Beato Ama-
deo di Savoia im Dom von Vercelli.
Gaud. Claretta, I Rcali di Savoia rauni-
fici fautori delle arti, Miscellanea di Storia ital.
ed. dalla Dep. Piemontese di St P. vol. XXX
91—92, 1893. - W. Suida.
Aprile, G a s p a r e, Schweiz. Architekt, Er-
bauer des neuen Collegiatagebäudes in Bor-
mio 1628—1640.
Mont i, Atti della visita dcl Ninguarda I p.
370. — Brun, Schweiz. Kstlerlex. (E. Motta).
W. Suida.
Aprile, Giorgio, Sohn des Andrea, italicn.
Steinmetz, 1499 erwähnt.
C. J u s t i, Lomb. Bildwerke in Spanien, im
Jahrb. d. kgl. preuß. Kunsts. XIII (1892). —
Brun, Schweiz. Kstlerlex. (E. Motta).
IV. Suida.
Aprile, Giovanni di macstro, war der
Vater des Pietro und des Antonio Maria. —
Von seiner künstlerischen Tätigkeit ist nichts
bekannt. Er lebte noch 1509.
Michele C a f f i, Di alcuni architctti e
scultori della Svizzera ital. im Arch. Stör. lomb.
XII 1835. W. Suida.
Aprile, Giovanni Antonio, Sohn des
Giovanni und Bruder des Pietro und Antonio
Maria, italien. Bildhauer, lebte in Genua, zeit-
weise in Savona und Carrara (hier ist seine
Anwesenheit 21. 2. 1525 bezeugt). Das von
Ordonez (f 1520) unvollendet gelassene Grab-
mal des Bischofs von Avila, Francesco Ruiz,
des Vertrauten des Kardinals Ximencz, wurde
während der Abwesenheit seines Bruders An-
tonio Maria dem Giovanni Antonio und Pier
Angelo della scala übertragen (um 1521).
Beide Künstler förderten das Werk so, daß
es 1526 transportbereit war. Es ist in der
Universitätskirche in Sevilla erhalten. Über
einem Unterbau, auf dem die Statuen der
Caritas, Fides und Spes stehen, erhebt sich
das Wandgrab mit dem Sarkophag, auf dem
der greise Bischof liegt (vorzüglicher Kopf,
ähnlich dem des alten Goethe). Zwei Engel
schlagen den Vorhang zurück, darüber steht
das Kruzifix. Die Tugendengcstalten sind dem
Stile des Jacopo Sansovino verwandt. In
einigen hölzernen Heiligenstatuen von der
Hand span. Künstler erhielt das sehr ein-
fache und groß angelegte Werk barocke
Zutaten (Abbildung im Jahrb. d. kgl. preuß.
Kunsts. XIII). Eines der bedeutendsten Re-
naissancegrabmäler Spaniens.
C. J u s t i, Lomb. Bildw. in Spanien, Jahrb.
d. kgl. preuß. Kunsts. XIII. — Bertolotti,
Art. Svizz. pag. 30. — Brun, Schweiz. Künst-
lerlex. (E. Motta). — F. A 1 i z e r i, Not. d. prof.
del disegno V. — Campori, Metnorie biogr.
di Carrara pag. 272. W. Suida.
Aprile, GiovanniBattistal, Sohn des
Giovanni Antonio (nach Caffi aber Sohn des
Pietro A.), Architekt und Holzschnitzer, ar-
beitete 1524 mit Tullio Lombardo zusammen
in Venedig, später ebenda in Gemeinschaft
mit Alessandro da Carona, in dessen Testa-
ment (1532) er als Zeuge angeführt wird.
F. Alizeri, Notizie de’ Prof, del disegno V.
— M. Caffi, Di alcuni arch. e scult ecc.
im Arch. stör. Lomb. XII 67. — Bertolotti,
Art. Svizz. und ders. in Boll. stör. 1885, pag. 107
— Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1902 (E. Motta).
— L. A. Cervetto, I Gaggini da Bissone, Mi-
lano 1903, p. 9. IV. Suida.
Aprile, Giovanni Battista II, Stein-
metz, wird in Urkunden von 1597 und 1600
in Palermo tätig erwähnt.
G. Di Mario, I Gaggini c la scultura in
Sicilia I 241. E. Afauceri.
Aprile, Leonardo, Ingenieur und Stein-
metz, war 1569 am Dombau in Como beschäf-
tigt (Caffi nennt einen Lionardo da Carona
lapicida ed ingegnere, der 1504 am Dom in
Como gearbeitet habe).
Bertolotti, Art. Svizz. — M. C a f f i, Arch.
stör. Lomb. XII. IV. Suida.
Aprile, M a r t i n o, Holzschnitzer, „magistcr
a lignamine“, verfertigte 1541 ein Modell für
das Hauptportal des Doms von Mailand.
Annali del Duomo, vol. 3°. — Bertolotti,
Art. Svizz., pag. 30, ders. in Boll. stör. 1885,
p. 107. — Brun, Schweiz. Kstlerlex. (E. Mot-
ta). — Michele Caffi, Di alcuni architetti
e Scultori della Svizz. ital., Arch. stör. Lomb.
XII. IV. Suida.
Aprile, Pietro, Sohn des Giovanni und
älterer Bruder des Giovanni Antonio und
Antonio Maria, italicn. Bildhauer und Stein-
metz. Sein Name wird schon gegen Ende
des 15. Jahrh. in Genua genannt. Seit 1504
ist er bis 1558 wechselnd in Genua und Car-
rara nachweisbar. Speziell in Carrara über-
nahm er künstlerische Aufträge. 1507 lieferte
er ein Marmortabernakcl für einen Geistlichen
um den bescheidenen Preis von 5 Lire. 1514
wird er nebst seinem Bruder in Carrara neuer-
lich erwähnt Für den Dom von Pisa schuf
er 1516 eine Madonnenstatuc, und es ist eine
46
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Aprili
Apshoven
sehr ansprechende Vermutung C. Justis, daß
uns dieselbe in der über dem Weihwasser-
beeken stehenden erhalten ist. In demselben
Jahre 1516 wurde dem Künstler der Auftrag
auf ein Grabmal der Gemahlin des Scipionc
Fieschi, Eleonora Malaspina, Marchesa von
Massa (f 1515) erteilt (verschollen). Seit
1512 sehen wir Pietro auch in Verbindung mit
Spanien. Am 1. 9. dieses Jahres wurde bei
ihm und Antonio de Aprilis (an anderer Stelle
nennt C. Justi Antonio Gaggini) eine Fontäne
für das Schloß La Calahorra in der Sierra
Nevada bestellt; dieselbe sollte aus einem
großen Becken und einer darüber befindlichen
kleineren Schale bestehen und reich mit Figu-
ren und Reliefs verziert sein und ist 1517 fer-
tiggestclit worden (jetzt verschwunden). Sein
Name scheint infolge dieses Werkes in Spa-
nien so geachtet worden zu sein, daß der
span. Bildhauer Bartolome Ordonez aus Bur-
gos (f 1520) in seinem Testament dem Pie-
tro zusammen mit Marco de’ Rossi die Voll-
endung der von ihm begonnenen Grabmäler
des Kardinals Ximcncz und des Königs Fer-
dinand des Katholischen und Isabellas von
Kastilien übertrug. Die beiden Künstler ar-
beiten an diesen Werken noch 1625 und erst
20. 8. 1529 erfolgt die Schlußquittung der
vollen Bezahlung für die vollendete Arbeit.
Das Grab des Kardinals Ximencz fand seine
Stelle in S. Ildefonso (Universitätskapelle)
in Alcali. Auch das Grab des Antonio di
Fonseca hat Pietro nach des Ordonez Tode
vollendet
1522 steht Pietro, ein Geschäftsunternchmer
in großem Stile, auch mit Michelangelo in Be-
ziehung, dem er Marmor für die Fassade von
S. Lorenzo liefert Bauliche und dekorative
Arbeiten, zu denen er sich dem Marques von
Tarifa gegenüber am 31. 1. 1528 in Genua zu-
sammen mit seinem Bruder Antonio Maria u.
Bernardino Gaggini verpflichtete, scheint er
nicht ausgeführt zu haben, da derselbe Auf-
trag am 10. 9. 1529 an Antonio Maria allein
gegeben wurde. In seinen späteren Jahren
sehen wir den Künstler zumeist von Carrara
aus wieder in Verbindung mit seiner lom-
bardischen Heimat. Er lieferte Marmor für
die Fassade der Certosa von Pavia, für den
Dom von Como. Zum letztenmal erscheint
sein Name am 17. 10. 1558 anläßlich einiger
Besorgungen in Carrara für den genuesischen
Bildhauer Jacopo Valsoldo.
C. Justi, Die Anfänge der Renaissance in
Granada, Lomb. Bildw. in Spanien, Jahrb. der
kgl. preuß. Kunsts. XII, XIII. — M. C a f f i, Di
Alcuni arch. e scult. dclla Svizz. ital. im Arch.
stör. Lomb. XII 1885. — Campori, Memorie
biogr. di Carrara, p. 269. — F. A 1 i z e r i, No-
tizie de' Prof, del disegno V. — L. A. Cer-
v e 1 1 o, I Gaggini da Bissone, p. 9. — Brun,
Schweiz. Kstlerlex. (E. Motta). — Vegezzi,
Esp. stör. tic. I 81. — Bianchi, Art. tic.,
p. 12. W. Saida.
Aprili, Giam battist a, italicn. Dckora-
tionsbildhauer und Stuckarbeiter, tätig in Dä-
nemark, hat 1708 zwei Plafonds im Schlosse
Frcdcriksbcrg ausgeführt.
F. J. Meier, Frcdensborg Slot (Kopenhagen
1880) S. 172. A. K.
Aprilis, M a e t i u s, röm. Bildhauer aus alt-
christlicher Zeit, dessen Namen und Standes-
abzeichen (Hammer und Meißel) ein Epitaph
in den Priscilla-Katakomben zu Rom über-
liefert.
A. Venturi, Stör. delP arte ital. (Milano
1901) vol. I, p. 436. •
Apruzzese, Giuseppe, italien. Bildhauer des
16. Jahrh. Camillo Tutini nennt ihn in seinem
Ms. „Storia dell* Arte napoletana" und sagt,
daß er in trefflichster Weise verstanden habe,
Blumen im Relief nach der Natur zu arbei-
ten. Er fertigte vier Vasen mit Blumen aus
Silber für die Certosa S. Martino in Neapel.
Napoli Nobilissima VII 124. G. Degli Assi.
Aps, s. Aeps.
Apsel, Willem van, Prior des Karthäuser-
klostcrs Val de Gräce bei Brügge, geb. um
1410, t 4. 8. 1472, wird als ein in allen Hand-
fertigkeiten besonders geschickter Mann von
mehreren Chronisten geschildert. Er soll sich
besonders im Einbinden von Büchern, in
Bronze- und Holzarbeitcn ausgezeichnet
haben.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex. II 196. **
Apshoven, Ferdinand van, d. ä., getauft
zu Antwerpen 17. 5. 1576. Er trat 1592 — 93 als
Schüler in das Atelier des Adam van Noort
und 1596 — 97 als Freimeister in die St. Lu-
kasgilde. Die Liggeren setzen für seinen Ein-
tritt das Jahr 1595 — 96 an; dies ist aber ein
Irrtum, dadurch entstanden, daß man die
Jahre 1592 — 93 und 1593 — 94 als ein einziges
behandelte. Ferdinand war ohne Zweifel Hi-
storienmaler, wie sein Lehrer, malte aber auch
Porträts, wie wenigstens für einen Fall —
das Bildnis eines Thomas Courtois — von
Lerius urkundlich nachgewiesen ist. Sonst
sind Werke von ihm nicht bekannt — Die
Liggeren nennen 7 Schüler von ihm in den
Jahren 1597 — 1621. Sein Tod fällt in die
Zeit zwischen 18. 9. 1651 und 17. 9. 1652.
Lerius in Meyers Kstlerlex.
Apshoven, Ferdinand van, d. jung.,
Maler in Antwerpen, Sohn Ferdinands d. ält,
getauft 1. 3. 1630, Schüler von D. Te-
niers d. j. Die Liggeren verzeichnen von 1657
bis 1658 seine Zulassung als Meisterssohn.
Obschon sic ihm das Prädikat eines Kunst-
händlers (handelacr) geben, so ist doch nicht
zu bezweifeln, daß er auch gemalt habe. Er
wurde am 20. 1. 1657 mit Josina van Ovcr-
straeten getraut, von welcher er fünf Kin-
der erhielt; das jüngste derselben, Willem,
getauft 7. 9. 1664, wurde auch zum Maler be-
stimmt, s. dort 1678 — 79 hätte er Dekan der
47
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Apshoven — Apvril
Gilde werden sollen, er wußte sich aber die-
sem Amte zu entziehen. Am 3. 4. 1694 wurde
er in St Walburg zu Antwerpen begraben
und erhielt eine „cleyn kcrcklyk“ d. h. ein
Begräbnis der zweiten Stufe der 1. Klasse.
Ferdinands Bilder sind ganz im Stile
von D. Teniers gemalt und behandeln die-
selben Gegenstände ; aus der Seltenheit ihres
Vorkommens kann man schließen, daß sie
gewöhnlich im Kunsthandel unter dem Na-
men von Teniers gehen. Ein Interieur mit
zwei Figuren besitzt das Museum von Dün-
kirchen. Das in der Dresdener Galerie unter
seinem Namen gehende „Atelier“ ist nicht
bezeichnet, sondern nur stilkritisch von Bode
und Scheibler nach einem 1883 in Florenz
im Kunsthandel befindlichen und mit Namen
bezeichneten Bilde ähnlichen Gegenstandes
bestimmt. Nach Frimmel eine wenig ver-
änderte Kopie eines Bildes von D. Teniers
d. j. im Stifte St. Florian (Oberösterreich).
Wenn Gemälde der beiden Apshoven unter
dem Namen von Teniers gehen, so ist es
auch unzweifelhaft, daß mehr als einem Stich,
angeblich nach dem letzteren, Werke der bei-
den Brüder zugrunde liegen.
Th. v. L e r i u s : Biographies d’art. anvers.
II 166. — Ders. in Meyers Kstlcrlex. — F. G.
van den Branden: Geschiedenis d. Ant-
werp. schildersch. — Mit Notizen von H. Hymans.
Apshoven, Thomas (nicht Theodor) van,
Maler, Sohn des Ferdinand d. A., getauft zu
Antwerpen 30. 11. 1622, Schüler von D. Te-
niers d. j.; doch steht er als solcher im Lig-
gere nicht verzeichnet (eine Auslassung, die
bei Meisterssöhnen häufig vorkommt). 1645 bis
46 wurde er als Weinmeister aufgenommen.
1650 — 51 nahm er in seine Werkstätte Hen-
drik van Voren oder Voor, der später nicht
unter den Freimeistern vorkommt, und 1651
bis 52 Hendrik van Erp oder Hcrp III. auf,
der ein guter Interieurmalcr wurde. Aps-
hoven heiratete 22. 8. 1645 Barbara Janssens,
aus welcher Ehe vier Kinder hervorgingen.
Am 24. 2. 1652 leistete er den Eid als Fah-
nenträger der Bürgerwehr und am 20. 12.
1657 als Hauptmann. Der Tod des Künst-
lers muß nach den Liggeren zwischen dem
18. 9. 166*1 und dem Juli 1665 fallen. Thomas'
v. A. malte ganz in der Weise des David
Teniers Bauern, Wachtstuben, Raucher, Trin-
ker usw., auch Stilleben, freilich erreichte er
den Geist, die Schärfe der Zeichnung und die
Frische und Kraft der Färbung desselben
auch in seinen besten Bildern nicht. Er ko-
pierte öfter mit vielem Geschicke die Werke
seines Vorbildes, indem er den Hauptgedan-
ken entlehnte und einige Abänderungen hin-
zu fügte.
In der Dresdener Galerie von ihm ein
schönes Frühstücksstilleben, bcz. : T. V.
APSHOFEN. Das Museum von Glasgow
besitzt 3 Gemälde von Th. van Apshoven.
Zwei davon, Pendants, stellen Landschaften
dar mit kleinen Figuren im Stile Teniers.
Viel wichtiger ist das dritte, ein Interieur,
bez. : T. van Apshoven 1644. Es stellt einen
jungen Gelehrten in seinem Studio dar. Er
ist en face gesehen, in Grau gekleidet mit
blauen Ärmeln; der Tisch mit einem grünen
Teppich bedeckt. Das Bild wäre D. Teniers’
würdig. Es findet sich nicht in dem Katalog
von 1906 verzeichnet. — Eine kleine Land-
schaft in Teniers Art, bez.: T. Apshoven, in
der Darmstädter Galerie.
Th. v. L e r j u s in Meyers Kstlcrlex. (mit
älterer Lit-). — Notizen von H. Hymans.
ApBhoven, Willem van, Maler, Sohn
Ferdinands d. j., gcb. in Antwerpen 7. 9.
1664, f daselbst 80. 4. 1694, Schüler (1679
bis 80) von Joseph Lamorlet, einem fast
unbekannten Künstler. Kein Werk von
Willem v. A. ist bis jetzt nachgewiesen.
H. H.
Apt, siehe Abt.
Apuzzo, Nicola d’, italicn. Architekt,
Schüler der neapol. Akad., die ihn im Dezen-
nium 1805 — 1815 zur Vollendung seiner Stu-
dien nach Rom sandte, und zwar an die von
Giuseppe Bonaparte neu organisierte, vom
großen Canova geleitete Akademie. Um 1840
leitete A. den Umbau der oberen Stockwerke
des Palazzo Gravina zu Neapel, der allerdings
hierbei viel von seinem künstlerischen Reiz
einbüßte. (U. a. ließ A. die zum Schmuck der
Fenster angebrachten ovalen Nischen mitsamt
ihren Büsten beseitigen.) — Nach Zani ist A.
auch schriftstellerisch tätig gewesen.
Zani, Encicl. II 167. — M i s s i r i n i, Storia
della rom. Accad. di S. Luca 1823 p. 414, 478.
— Napoli Nobilissima VI 2, X 56.
G. Degli Assi.
Apuzzo, Pietro d', Baumeister, erbaute
die Kirche zum hl. Marzellin, die zum Bene-
diktinerkloster im Pcnninovicrtel zu Neapel
gehört Der Grundstein wurde im Juli 1626
gelegt. 1633 war der Bau beendigt, doch
wurde er erst 1645 feierlich eingeweiht. 1*<6
verzierte man das Innere der Kirche mit Or-
namenten von Alabaster und Marmor nach
den Zeichnungen des Vanvitelli.
D o m i n i c i, Vite de’ pittori etc. Napoletani
I 250. — Celano, Delle Notizie della cittä di
Napoli, 4. Aufl. 1792 III 158. — N o b i 1 e, De-
scrizione della cittä di Napoli, 1863 II 471. —
Napoli Nobilissima IV 122 ff. *•
Apvril, Goldschmied und Bildhauer in Va-
lcncicnnes, wo er 1561 das Bürgerrecht er-
warb, geb. zu Paris, nur urkundlich bekannt.
Birard, Dict. biogr. d. Artistes Franc. H. V.
Apvril, Edouard d\ Genre- und Porträt-
maler in Grenoble, geb. ebendort, Schüler der
dortigen Akad., stellte in den Pariser Salons
1868 — 18S4 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict g£n. Suppl. (Ver-
zeichn. s. Arbeiten). — Kat d. Salon. H. V.
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Aqua — Aquila
Aqua, s. Acqua.
Aquabove. Angeblicher Künstlername, der
nur durch irrtümliche Lesart der Signatur
„Acabov“ d. h. vollendet, entstanden ist.
Chron. d. Arts 1899 p. 176. **
Aquado, A., span. Kupferst., stach für das
Werk: Descripcion de los Ornatos publicos
con que la corte de Madrid ha solemnizado la
exaltacion al trono de Don Carlos IV. etc.
Madrid 1789.
Meyer, Kstlerlex. A
Aquado, s. auch Aguado.
Aquanus, Cornelius, s. Water, C. de.
Aquaroni, s. Acquaroni.
Aques, Lucas de. Bildhauer in Valladolid.
Hatte 1587 einen Rechtsstreit mit Cristöbal
Velazquez wegen eines Gitterwerkes am Rat-
haus.
Marti y Monsö, Estud. histor. artist.
S. 506. M. v. B.
Aquijari, Aquarellmaler in Wien, dessen
im Künstlerhaus 1870 ausgestelltes Aquarell
„Empfang der Leiche Maximilians von Me-
xiko in Triest“ der Kaiser von Österreich an-
kau ftc.
Dioskuren 1870 p. 324. **
Aquila, Andrea dall’, Bildhauer und
Maler, aus Aquila in den Abruzzen stammend,
ausgebildet in der Werkstatt des Donatello
zu Florenz, wo er mehrere Jahre lang im
Hause Cosimos de’ Medici gelebt haben soll.
Laut Ausweis einiger Zahlungsurkundcn im
Neapeler Staatsarchive arbeitete A. 1455 — 56
unter Pietro da Milano mit Isaja da Pisa
und anderen Bildhauern am Skulpturen-
schmucke des Triumphbogens Alfonsos von
Aragonicn im Castel Nuovo zu Neapel; und
zwar werden ihm von Fabriczy auf Grund
ihres florentini sehen Stilcharakters speziell
die beiden ersten Lcibungsreliefs an den Ein-
gangspilastcrn dieses Triumphportales zuge-
wiesen, darstellend den Auszug Alfonsos zur
Eroberung Neapels, sowie die 1459 durch den
Kardinal Orsini im Dome zu Barlctta voll-
zogene Investitur Ferdinands I., des Regie-
rungsnachfolgcrs Alfonsos von Aragonien, mit
der Königswürde über „beide Sizilien“. —
Im Pestjahre 1458 scheint Andrea Neapel
wieder haben verlassen zu wollen ; wenigstens
bewarb er sich damals durch Vermittelung
des Niccolö Sevcrino, siencsischen Gesandten
in Florenz, bei der Dom-Opera zu Siena um
eine Anstellung als Freskomaler (zur Voll-
endung eines von Stefano di Giovanni Sas-
setta unvollendet hinterlassencn Madonnen-
f leskos an der Porta Nuova zu Siena). Trotz
des hohen Lobes, das seinem malerischen wie
auch seinem bildnerischen Können in dem
Empfehlungsschreiben des Niccolö Severino
unter Berufung auf das Zeugnis Donatellos
gespendet wurde — A. sei ein ,jingolore pit-
tore e anco maestro di scultura" und habe
sich in letzterer Kunst mit seinen Arbeiten
am „arco triumphale dcl re“ zu Neapel als
ein allen übrigen an diesem Werke mit be-
teiligten Bildhauern überlegener Meister er-
wiesen — scheint jedoch der abruzzesische
Künstler nicht nach Siena berufen worden
zu sein, da das erwähnte Madonnenfresko in
der Tat von Sassettas Schüler Sano di Pie-
tro vollendet wurde (1460). — Das von Per-
kins außer den Arbeiten am Triumphbogen
des Castel Nuovo dem Andrea dall’ A. noch
zugeschriebene, erst um 1496 entstandene
Grabmal der Gräfin Maria Pereira da Mon-
torio (Witwe des Grafen Lalle dall’ Aquila)
in S. Bernardino zu Aquila ist ihm von Fa-
briczy aus gewichtigen Gründen neuerdings
wieder abgesprochen und dem von den älte-
ren Autoren bereits als Schöpfer dieses Mo-
numentes bezcichneten Maestro Silvestro dall’
Aquila zurückgegeben worden. Auch die von
Schubring vorgeschlagene Zuweisung des do-
r.atellesken marmornen Madonnentondos über
dem Südportale des Domes zu Siena an An-
drea dall’ A. wird von Fabriczy als unbe-
giündet zurückgewiesen. Dagegen zieht der
letztere Autor die Möglichkeit in Betracht,
daß unser abruzzesischer Donatello-Schüler
den echt florentinisch anmutenden Putten-
tind Nymphenfries unter der Gicbelbekrönung
der Haupttür im großen Fcstsaale des Castel
Nuovo zu Neapel geschaffen haben könnte;
die übrigen Skulpturen dieser 1454 — 57 ent-
standenen reichen Türumrahmung gibt Fa-
briczy mit Bertaux einem der lombardischen
Mitarbeiter A.s am Triumphportale des Castel
Nuovo.
M i 1 a n e s i, Doc. Sen. II 300 ff. — P e r -
k i n s, Italian Sculptors p. 46 f„ 65. — C. von
Fabriczy in Jahrb. d. kgl. preuB. Kstsammlgn.
XX 11 f., 23 ff., 29, 129, 133—137, 148, 153
(mit Abbildgn.) ; XXIII 10 f. (cf. p. 8 {., mit
Abbildg.), und in L’Arte VI 377. — V. Leo*
nardi in L’Arte III p. 92 ff. — E. Bertaux
in Arch. stör. Napoletano XXV 27 ff. — G.
Frittoni in Arch. stör. Italiano, ser. IV,
vol. I — II. — P. Schubring, Urbano da Cor-
tona (Straßburg 1903) p. 33, Anm. 1. •
Aquila, Andrea dall*, Bildhauer in Ve-
nedig, lebte zu Ende des 16. und zu Anfang
des 17. Jahrh. — Er stammt aus Trient und
war ein Schüler von Alcssandro Vittoria, der
ihn in seinem Testament vom 4. 5. 1608 mit
Liebe erwähnt, und ihm seine Modelle, Re-
liefs in Gips und Zeichnungen vermacht. Er
hat viele Werke mit seinem Meister zusam-
men gearbeitet, wie z. B. die große Christus-
figur in der Kirche dei Frari, welche am
Sockel den Namen des Vittoria trägt, aber
1581 von einem gewissen Giuseppe Friulano
angefangen ist; und das Grabmonument des
Vittoria selbst in S. Zaccaria (1602). Seine
Hauptwerke sind eine Madonna in der Kirche
der Jesuiten und ein Altarbild der Madonna
zwischen zwei Anbetenden in Marmor, das
in der seit langer Zeit abgebrochenen Kirche
KÜDttlerlexikoD. Bd. IL 4
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Aquila
delle Vignole war und nicht mehr zu existie-
ren scheint Mit seinem halb italienischen,
halb deutschen Stil soll er „zu dem Verfall
der Bildhauerkunst in Italien beigetragen
haben“.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e scult del Rinasc. in
Venezia I 51. — Selvatico e Laztari,
Guida di Venezia 1881 p. 183. — C i c o g n a,
Inscriz. veneziane. Venezia 1827. II 124, 125,
127. L. Ferro.
Aquila, Arnoud van, s. Holen.
Aquila, Bcnedetto, Architekt, Mathe-
matiker und Benediktinerabt in Parma, wo
er 1540 für sein Kloster S. Giovanni Evan-
gelista eine besonders eifrige Bautätigkeit
entwickelte. Späterhin namentlich in S. Giu-
stina zu Padua tätig, wo er 1551 starb. Sein
Bildnis, auf dem er inschriftlich als „archi-
tectus praestantissimus“ bezeichnet wird, be-
findet sich im Kloster S. Giov. Evang. zu
Parma, um dessen Kirche A. sich auch da-
durch große Verdienste erwarb, daß er acht
Kapellen derselben durch treffliche Künstler
mit Malereien schmücken ließ.
Zani, Encicl. II 168. — Scarabelli-
Zunti, Mscr. fase. III u. Da Erba, Compen-
dio di cose parmensi, Mscr. No. 4070 (beide in
der Bibi. Palat. zu Parma). St. Lottici.
Aquila, Francesco Faraone, italicn.
Kupferst., geb. zu Palermo, tätig in Rom
1690 — 1740, Neffe und wohl auch Schüler des
Pietro Aquila. Nach eigener Erfindung hat
A. zwei Blätter radiert, eine hl. Rosalie und
einen Mars, nach Correggio die Vierge au
panier, Figuren aus der Himmelfahrt Mariae
im Dom zu Parma und die Verlobung der
hl. Katharina, 19 Blätter nach Raffaels Stan-
zen (1722), nach Lanfranco die Martyrien
der 12 Apostel, nach Berrcttini unter anderem
das Kuppelfresko in S. Maria in Vallicella,
nach Maratta Maria den hl. Carlo Borromco
empfangend, andere Blätter nach Ciro Fern
(die Zeichenakademie) .nach Bonaventura Lam-
berti (Grablegung 1095), nach Seb. Conca,
Andrea Camassei, Nicolas Poussin u. a. m.
A. hat auch 50 Platten für die Raccolta di
Statue antiche e moderne des Paolo Aless.
Maffei (Roma 1704) die Reliefs der An-
toninssäule, die Camere scpolcrali dei liberti
e liberte di Livia Augusta in 40 Blättern und
eine Raccolta di vasi diversi in 51 Tafeln
(Roma 1713) gestochen, ferner Katafalke für
Trauerfeierlichkeiten in S. Peter für die
Päpste Clemens XI. (1721), Innocenz XIII.
(1724), Gemens XII. (1740) und für König
Karl II. in der Kapelle del Tcsoro des Domes
zu Neapel und andere architektonische De-
korationen nach Al. Specchi, endlich auch ein
Zeichenbuch nach Vorlagen von Paolo de
Matteis.
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Aquila, Giacomo dell’, Dominikaner-
mönch und Bildhauer oder Bronzegießer, fer-
tigte 1453 in Rom die bronzenen Flügel,
Schwert, Ketten usw., die an dem großen
Marmorcngel angebracht wurden, den Nico-
laus V. in diesem Jahre auf dem höchsten
Punkt der Engelsburg aufstellen ließ. 1475
wurden seine Arbeiten auf Sixtus’ IV. Be-
fehl von Leonardo Guidocci restauriert.
Studi e Docum. di Storia e Diritto XIII, fase.
3, p. 299 — 303. G. Degli Atzt.
Aquila, Giorgio d’ (auch Giorgio da Fi-
renze, Georges de l’Aigle), Maler aus Florenz,
in Savoyen tätig 1314 — 1348. Mehrere Quit-
tungen über Auslagen für Farben und über
empfangenen Lohn, aber keine Arbeiten von
ihm erhalten. Wohl in allen Fällen handelt
es sich in den betr. urkundlichen Erwähnun-
gen um Wand- und Deckenmalereien, z. B.
in den Schlössern Chambcri und Le Bourget,
in mehreren Kirchen von Chamberi, in der
Fürstcnkapelle zu Hautecombe u. a. O.
M<m. de la Sociötd Savoisienne t. XII 15, 19,
273. — Gallerie Nazionali Ital. III 3. — Boll.
Stör. bibl. subalp. II 40 — 73. **
Aquila, Giuseppe d a 1 1', Jesuitenpater
in Brescia, soll nach Zani, Enc. II 169 Maler
gewesen sein. Nähere Angaben fehlen. **
Aquila, Johannes, Maler und Baumstr.
um 1400, aus Radkcrsburg in Steiermark.
Wirkte hauptsächlich in den Komitaten Vas
und Zala in Ungarn und wird in der ungari-
schen Kunstgeschichte als Haupt der sogen.
„Transdanubialen Malerschulc“ betrachtet.
Uber sein Leben finden sich nur spärliche
Notizen. In der Kirche zu Martyänc (Kom.
Vas) malte er u. a. den „Tod des hl. Martin“
mit einer zweifachen Bezeichnung: über dem
Bilde die Aufschrift „per manus JoannisAquile
de Rakespurga oriundi . .“ und die Jahreszahl
1392, und auf dem Bilde selbst, unter seinem
Selbstporträt, in ungarischem Kostüm, in
einem Schild die Inschrift: „Omnes* sn* orate*
p me • Johanne • Aquila • pictore.“ Andere
Wandgemälde in den Kirchen von Velemer
und Tötlak. Joh. Aquila hat zum erstenmal
die nationale St Ladislaus-Legende künstle-
risch verwertet, einen Stoff, der später in Un-
garn vielfach verarbeitet wurde. Nach Ja-
nisch malte A. 1405 Fresken in der Pfarr-
kirche zu Radkersburg. In der Gem.-Galerie
in Wien befindet sich auch ein „Johannes
Aquila“ bezeichnctcs Tafclgemälde des Mei-
sters, ein Doppclbild mit der hl. Familie,
links Maria mit dem Kinde und vier musi-
zierenden Engeln, rechts die hl. Elisabeth
dem Johannesknaben das Schreiben lehrend.
— A. vereinigt in seinem Stil italienische und
deutsche Elemente, und da er diesen in ziem-
licher Isoliertheit entwickelte, zeigt seine
Kunst einen gewissen lokalen Charakter, der
als westungarisch bezeichnet werden kann.
Römer, „Mitteil, der K. K. Zentralkomm,
in Wien 1874. — Engerth, Katalog d. Wiener
Gal. III 20. — „A magyar festömüvöszct al-
buma.“ Pesti Naplö Kiadäsa Budapest, o. J.
p. 57. K. Lyko.
50
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Aquila — Aquilante
Aquila, Louis de Bourbon, Contc
d i, italicn. Maler, geb. 1824 in Neapel als
Bruder des Königs Franz II., f 5- 3. 1897 in
Paris. Ausgebildet unter Smargiassi in Nea-
pel, betätigte sich Graf von Aquila eifrig als
Maler von Seestücken, die er in den Pariser
Salons zur Ausstellung brachte. Besonders
genannt wurde sein Gemälde „Windstille bei
Villcrs-sur-Mcr“.
Singer, Kstlerlex., Nachtr. 1906. R.
Aquila, Nicola di Antonio, Maler in
Parma, geb. 1807, f 15. 6. 1877. Gebildet an
der Akademie seiner Vaterstadt, widmete A.
sich hauptsächlich der Theatermalcrei, und
zwar schuf er seine ersten glänzenden Büh-
nendekorationen 1838 für die Theater zu Ro-
vigo und Ancona. Seinen eigentlichen Ruhm
errang er sich 1839 mit den im Aufträge der
Erzherzogin Maria Luise von Österreich für
die Hofbühne zu Parma gemalten Bühnen-
prospekten, die ihm das höchste Lob der Ta-
geskritik, zahlreiche weitere Aufträge für die
Bühnen Veronas, Triests, Bolognas und Roms
und schließlich 1860 die Ernennung zum Pro-
fessore d'Omato an der R. Accademia di
Belle Arti zu Parma eintrugen. Die Ent-
würfe A.s zu diesen Szenerien sind zum Teil
für das Museum in Parma angekauft worden.
Scarabelli-Zunti, Mscr. in der Bibi.
Palat. zu Parma. St. Lottici.
Aquila, Pietro, italien. Maler und Ra-
dierer, geb. zu Marsala in Sizilien, tätig vor-
nehmlich in Rom in der zweiten Hälfte des
17. Jahrh., kehrte später in seine Heimat zu-
rück und starb im Herbst 1092 in Alcamo
(Mitt. v. E. Mauceri). Einzelne seiner Werke
sind mit Jahreszahlen zwischen 1673 und 1683
datiert. A. soll auch als Maler tätig gewesen
sein und für Kirchen von Palermo Gemälde
ausgeführt haben. Lanzi erwähnt zwei Bilder
von ihm mit Darstellungen ausderGeschichte des
verlorenen Sohnes in der Pietä zu Palermo;
ebenda außerdem ein Heil. Abendmahl (in
der Compagnia dei Nobili del SS. Crocifisso)
und ein Altarbild in der Klosterkirche von
S. Maria delle Vergini. A. hat jedenfalls
eine Reihe seiner Radierungen nach eigenen
Zeichnungen ausgeführt. Er bewegt sich
hier stilistisch und technisch in der Rich-
tung des Carlo Maratta, dessen Werke er
mit Vorliebe und mit besonderem Erfolge
nachbildet. Er hat sich vornehmlich darum
verdient zu machen gesucht, die Werke
der Meister des ausgehenden 16. und des 17.
Jahrh. in Nachbildungen zu verbreiten, wie
Pietro Santo Bartoli das für die Antiken un-
ternommen hatte. Seine Radierweise ist leicht
und flüchtig und ohne malerische Gesamt-
wirkung, zeichnet sich aber durch geschickte
Regelmäßigkeit und Sorgfalt der Linien-
führung und durch geistreiche Leichtigkeit
der Formenandeutung aus. Er sucht, meist
mit nicht sehr großem Erfolge, die Kraft der
Grabstichelarbeit durch die Radierung zu er-
reichen. Es kam ihm auch wohl wesentlich
darauf an, die Kompositionen in übersicht-
licher und dem Gcschmackc seiner Zeitgenos-
sen angepaßter Form wiederzugeben und die
Details nur soweit als zum Verständnisse des
Ganzen nötig, durchzuführen. Nach eigenen
Erfindungen hat A. nur wenig radiert ; es
werden ihm 11 Blätter dieser Art zugeschrie-
ben, z. B. eine Anbetung der Könige, eine
größere und eine kleinere Darstellung der
Flucht nach Ägypten, eine hl. Familie und
eine Frau, die einen Apfel hält (Meyer,
Kstlerlex. 1 — 11). Seine Haupttätigkeit hat
A. aber auf die Nachbildung von Werken
Raffaels, Annibale Carraccis, Marattas, Ber-
rettinis, Lanfrancos und anderer Maler dieser
Zeit verwandt. Raffaels Loggienbilder, die
er selber nach den Originalen für den Stich
zeichnete, hat er im Verein mit Cesare Fan-
tetti radiert und das Titelblatt dieser Samm-
lung, die 1675 in Rom erschien, nach Ma-
rattas Zeichnung ausgeführt. Auf die Con-
stantinsschlacht in 4 Blättern (1683) scheint
er besondere Sorgfalt verwandt zu haben.
Zu seinen geschätztesten Werken gehören
die Radierungen nach Annibale Carraccis
Fresken im Palazzo Farnese in Rom, die in
zwei Folgen: Imagines Farnesiani Cubiculi
(13 Blätter) und: Galeriae Famesianae
Icones (21 und drei Titelblätter nach Ma-
ratta) erschienen. Seine besten Arbeiten
sind die Göttcrversammlung nach Lanfrancos
Fresko im Kasino der Villa Borghese (in 9
Blättern) und zahlreiche Stiche nach Ge-
mälden Carlo Marattas, Ciro Ferris und Pie-
tro Berrettinis. Hervorzuheben sind die
„Vierge au pistolet“ und der Schutzengel
nach Maratta, die Madonna mit Alexius und
Franciscus nach Ciro Ferri, die Schlacht bei
Arbela, der Raub der Sabinerinnen u. a. m.
nach Bcrrettini. Die Stiche sind meist mit
dem vollen Namen des Künstlers bezeichnet,
bisweilen mit P. Aq., P. Aqa. sculp., Pct. Aqa.
del in. et f. oder mit dem Monogramm aus A
und P.
Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Monogr. —
Zani, Appendice zur Encicl. (Mscr. in Parma,
Bibi. Palat.). P- K.
Aquila, Pompco d a 1 P, s. Cesura, P.
Aquila, S i 1 v e s t r o d a 1 1’, s. Silvestro da
Sulmona.
Aquila u. Aquilano, s. damit verbundene
Vornamen, sowie Santis, Orazio de’, Cesura,
Pompeo u. Cicchini, Tobia.
Aquilante di Jacopo di Paolo, wurde
im März 1558 in die Peruginer Malerzunft
aufgenommen, war im 2. Quartal 1560 Prior
und im 2. Semester 1564 Camcrlengo der-
selben. Am 20. 10. 1571 machte er, schwer
erkrankt, sein Testament. Arbeiten von ihm
sind nicht bekannt.
O r s i n i, Vita di Pietro Perugino p. 267.
5i
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Aquilefago — Aradi
Aquilefago, s. Aillefol.
Aquiles, J u 1 i o d c (auch Julio Romano ge-
nannt, denn diese beiden sind nicht, wie Ccan
Bermudez annimmt, von einander verschieden),
Maler aus Rom, in Spanien tätig. Alonso
Berruguete ernennt ihn 1533 bei den Verhand-
lungen über den Preis seines Altartabcrnakels
in dem ehemaligen Kloster S. Benito el Real
zu Valladolid zum Taxator, 1537 taxierte er
auch die große Figur der Fama des Niccolo
da Corte am Hauptportal des Alhambra-Pa-
lastes Carls V. Cruzada Villaamil vermutet
nicht ohne Grund, daß dieser Künstler mit
dem italienischen Frcskomaler Julio identisch
sei, der in Andalusien tätig war (s. Alexan-
dro und Julio).
El Arte en Esp. I 144. — Cean Bermu-
dez, Dicc. I 41. — Jahrb. d. preuß. K. S. XII
18ß, 190. — Marti y M o n s 6, Estud. 159. ^
Aquilini, Arcangelo, Maler in Rom
gegen Ende des 16. und in der 1. Hälfte des
17. Jahrh. Mitglied der Accad. di S. Luca.
sonst unbekannt
Zani, Enc. II 170. — Missirini, Stör. d.
rom. Acc. di S. Luca. **
Aquilio, Antonazzo di Benedetto,
s. Antoniazzo Romano.
Aquilio, Bernardino, römischer Maler,
jüngster Sohn des Antoniazzo, tätig in der
2. Hälfte des 15. Jahrh. und am Anfang des
16. Jahrh. 1547 und 1549 erwähnen ihn 2
Dokumente in Carrara, und zwar malte er in
letzterem Jahre für die Compagnia del Corpo
di Cristo die Kapelle dieser Gesellschaft in
S. Andrea in Carrara. Reste dieser Malerei
wurden 1856 wiederentdeckt.
G. C a m p o r i, Mem. Biogr. Modena 1873 p.
273 ff. •*
Aquilio, Marcantonio, der älteste Sohn
des Antoniazzo Romano, ebenfalls Maler. Von
ihm ist nur ein Werk bekannt, in der Sakri-
stei von Sta. Chiara in Rieti (signiert und
1511 datiert). Es stellt dar die Auferstehung
mit den Heiligen Stefano und Lorenzo, in der
Lünette Gottvater zwischen S. Francesco und
S. Antonio, in der Predella die Passion Christi.
Repertorium für Kunstwissenschaft VI 222.
A. Gottschewski.
Aquino, Andres de, geschickter Gold-
schmied des 19. Jahrh. in Mexiko.
Davillier, Orfdvr. en Espagne, p. 93. ***
Aquino, Filippo, oder d’ Aquino, wird als
italien. Stecher, der um 1620 tätig war, von
Zani, Enc. II 170 und von Heinecken, Dict.
(nach de Marolles) genannt. p. K.
Aquino, Giambattista d’, nach Zani,
Enc. met II 170 ein tüchtiger Stukkateur und
Maler um 1650; sonst aber, wenigstens unter
diesem Namen, nicht bekannt. •*
Aquis, Jean de, Miniaturmaler in Genf,
wo er am 8. 6. 1487 als Bürger aufgenommen
wurde; nur urkundlich bekannt.
Brun, Schweizer Kstlerlex. //. V.
Aquisgran, H u b e r t o, wohl ein Deutscher
aus Aachen, Kunsttischler, Gehilfe des Juan
de Juni, in dessen Testament er 1577 erwähnt
wird.
Marti y M o n s 6, Estud. histor. artist.
S. 364. M. v. D.
Aquosse, Enguerrand, Bildhauer, Ar-
chitekt und Maler in der Picardie. 1344 war
er Stadtbaumeister und Sachverständiger in
Noyon.
L a m i, Dict. d. seuipt. 1898. R.
Ara, Ambrogio d a 11’, italien. Bild-
hauer, stellte 1884 in Turin tüchtige Terra-
kottaarbeiten aus.
Rassegna Nazionale XXIV 441 f. R.
Ara, Gustavo dall’, venezian. Land-
schaftsmaler der Gegenwart, stellte 1902 in
Rio de Janeiro rühmend erwähnte Bilder
(Marktszene und Ansicht der Bai) aus.
The Studio XXIV 294; XXXVII 179. -Gu-
b c r n a t i s, Dizion. d. art. viv. p. 154, 1889. **
Ara, Natale dall', Maler wahrscheinlich
in Bologna tätig, nur bekannt durch eine am
16. 11. 1680 dem Grafen Onofrio Campori aus-
gestellte Zahlungsquittung für einige von
ihm gemalte Blumenstücke.
G. Campori, Art. ital. etc. negli Stati
Estensi (1855). F. Malagussi-Valeri.
Ara, Paolo dall', Maler in Bologna um
1670; nach Crespi Schüler des Pasinelli.
Zani, Encicl. II 171. — Crespi, Vite dei
pittori Bolognesi etc. (1769).
F. Malaguzzi-Valeri.
Arabot, Pedro, Maler in Valencia, ver-
pflichtet sich 1391, ein Bild des Gekreuzigten
für die Kapelle der Jurados im alten Stadt-
hause auszuführen, 1398 erscheint er als Zeuge
und 1429 restauriert er einen Altar der hl.
Jungfrau im Gebäude der puerta del mar.
A 1 c a h a 1 i, Artist Valcnc. p. 52. M. v. D.
Arachequesne, Jean Louis Pierre,
Genrcmaler in Paris, gcb. 1793, f 1867, Schü-
ler von Gu£rin und Picot, stellte im Salon
1827 bis 1836 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. H. V.
Aradi, Sigmund, Ungar. Bildhauer, gcb.
1839 zu Arad. Begann seine Studien am
Polytechnikum zu Karlsruhe, widmete sich
zuerst der Mechanik, lernte dabei Zeichnen
und setzte dies Studium in Wien bei Gasser
fort. Nach den Wiener akad. Jahren ging
er Anfang der 60er Jahre nach Italien in die
Werkstatt Tantardinis, arbeitete dann selb-
ständig und kam Mitte der 60er Jahre mit
einem Stipendium der ungar. Regierung nach
Rom, um die Antike zu studieren. Von Rom
sandte er 1865 sein erstes größeres plastisches
Werk, die trauernde Roma, zur Ausstellung
des Pestcr Kunstvcrcins, wo cs auch ange-
kauft wurde. Dieser Erfolg, ferner das zwei-
mal erneuerte Staatsstipendium und die alten
Beziehungen in Mailand veranlaßten ihn sich
länger in Italien aufzuhalten, vorerst in Mai-
land, dann in Venedig, wo er auch jetzt noch
lebt. Sein größter Auftrag kam ihm von
52
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Aragail — Aragonese
seiner Vaterstadt Arad zu: ein Grabdenkmal
der im Freiheitskampf 1849 gefallenen Hon-
ved, 1809 beendet, im alten kathol. Friedhof
zu Arad Es ist die überlebensgroße Personi-
fikation der Stadt Arad, welche das Honved-
grab bekränzt. A. modellierte auch eine
Reihe ungarischer Berühmtheiten aus den
4Ser Jahren, darunter Ludwig Kossuth, Mar-
mor, jetzt im Nationalmus. zu Budapest Alle
diese Werke in akad.-klassizistischem Durch-
schnitts-Stil der 60er, 70er Jahre.
Pallas-Lex., Budapest. K. Lyka.
Aragail, B e r n a r d, Architekt 1549 — 53 an
der Kathedrale zu Palma tätig.
Majorque artistique S. 33. M. v. B.
Aragall, Juan, span. Bildhauer in Barce-
lona zu Ende des 16. Jahrh.
Vißaza, Adic. II 19. M. v. B.
Aragan, J o a n, Glasmaler um 1424 in Leon
tätig.
R i a fi o, Industr. arts in Spain S. 247.
M. v. B.
Aragio, Joaquim Pedro, Bildhauer
der Akad. zu Lissabon; um 1801 geb.
Raczynski, Dict p. 14. — Ders., Lettres
p. 104, 115. A. Haupt.
Arago, Alfred, Maler, geb. zu Paris 20.
6. 1816, »f ebenda Januar 1S92. Er stellte seit
1S41 Historien-, Genrebilder und Landschaften
aus. 1853 ward er Inspektor der schönen
Künste im Ministerium des Innern und trat
später als Maler nicht mehr vor die Öffent-
lichkeit.
Bellicr-Auvray, Dict. gen.
K. E. Schmidt.
Arago, Jacques Eticnne Victor,
Zeichner und Lithograph, geb. 1790 zu Esta-
gel bei Perpignan, f 1855 zu Paris, haupt-
sächlich bekannt durch die nach seinen Zeich-
nungen angefertigten Kupferstiche in dem
1824 erschienenen Bericht über eine von Frcy-
cinet befehligte Expedition um die Welt. Fer-
ner hat man von ihm mehrere Vignetten und
politische Karikaturen für das Journal „La
Mode“ (1835) lithographiert
B i r a 1 d i, Lcs Graveurs du XIXo Siede.
1S85. — Meyer, Kstlcrlex. H. V.
Arago, Juan, Architekt in Palma auf Mal-
lorca. entwarf die Pläne und leitete den Bau
der Rosenkranz-Kapelle der Pfarrkirche in
Felanitx auf Mallorca, welche von 1727 — 30
ausgeführt wurde. Jovcllanos schreibt ihm
auch einige Statuen des Hauptaltars der Fran-
ziskaner-Kirche in Palma zu.
Vißaza, Adic. II. M. v. B.
Aragon, D. Andres de (auch Andres An-
tonio de), Maler in Sevilla, empfängt im Sep-
tember 1702 Zahlung für eine Fahne mit dem
kgl. Wappen.
Gestoso, Artif. Sevill. II 13. M. v. B.
Aragon, Frau Fanny aus Köln, tätig in
Rom, wo sie 1873 im Vereine der Künstler
und Kunstfreunde (Piazza del Popolo) 2
Porträt- und 2 Genrebüsten (Bacchantin und
Ciocciara) ausstclltc. 1874 sandte sie auf die
akadem. Kunstausst. in Berlin eine Marmor-
büste „Faun“.
Dioslcurcn 1873 p. 183. — Katal. der Berl.
Akad. Ausst. 1874. •*
Aragon, Francois d\ Architekt, seit
1570 maitre de l’oeuvre du Dauphine, nur
urkundlich bekannt.
Reunion d. Soci^t. d. Beaux-Arts XI 1887
p. 290. H. V.
Aragon, Juan de, Maler, welcher um 1680
in Granada lebte und mit anderen an dem
Hochaltar der Kirche des Klosters S. Ge-
ronimo arbeitete, das Gonsalvo de Cordova
gegründet hatte.
Cean Bermudez, Dicc. I 41. M. v. B.
Aragones de Mendiola, Sra J., span. Male-
rin des 19. Jahrh., geb. zu Malaga, widmete
sich der Blumen- und Stilleben-Malerei. Die
Hauptwerke der Künstlerin waren seit 1872
auf den Ausstellungen ihrer Geburtsstadt ver-
treten; auf der Gibraltar-Ausstellung von
1879 zeigte sie verschiedene Gemälde und auf
der Pariser Weltausstellung von 1878 stellte
sie ein Bild aus, betitelt: Erste Illusion.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
artistas espanolcs dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
. P. Lafond.
Aragonese, Alessandro, Maler spani-
scher Herkunft, Vater des Sebastiano A.,
tätig in Brescia in der 1. Hälfte des 16. Jahrh.,
wie aus der Inschrift auf dem Grabmale sei-
ner Witwe Catarina Trunconali (f 1559) in
der Kirche S. Giovanni zu Brescia hervor-
geht.
Meyer, Kstlerlex. (unter Aragonese, Seba-
stiano). E. Scatassa.
Aragonese, Sebastiano, di Ghedi,
Maler und Zeichner in Brescia. Geb. 1523 in
Chiedi bei Brescia als Sohn des spanischen
Malers Alessandro A., wurde er durch diesen
sowie durch Girolamo Romanino zum Maler
ausgebildct, ohne daß er in dieser Kunst über
die bloße Mittelmäßigkeit hinausgekommen
wäre. Den Stil des Romanino und des Ca-
listo Piazza zeigt trotz ihrer rohen Über-
malung namentlich die thronende Madonna
mit den Aposteln Petrus und Paulus (sig-
niert „Scbastianus Ragonensis faciebat 1558")
in der Kirche zu Torri bei Malccsine am
Lago di Garda. Ferner sind in Bagnolo Mella
bei Brescia einige Fresken von der Hand
dieses Künstlers erhalten geblieben, signiert
„Sebastianus Brixiensis“. In Brescia selbst
betrachtet man als Werk A.s ein Altarbild
von 1567 in der Kirche S. Alessandro, dar-
stellend Christus mit den Heil. Ludwig von
Frankreich, Rochus und Sebastian und sig-
niert L — S — A, sowie die Heiligen-Marter auf
dem Hochaltäre der Kirche S. Agata (nach
Angabe einer Beschreibung Brescias von
1760). Unser Künstler war ein großer Lieb-
haber von Altertümern. Man kennt von ihm
eine Sammlung von ungefähr 1600 Fcder-
53
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Aragonese — Araldi
Zeichnungen, darstellend die Medaillen der
Sammlung Ottavio Rossi in Brescia mit ihren
Rückseiten. Ebenso zeichnete er die Denk-
mäler von Brescia, kopierte die alten und
neuen Inschriften der Stadt und Umgegend,
und veröffentlichte davon eine große Anzahl
in einer Schrift: Monumenta Antiqua urbis
et agri Brixiani Sebastiano Arragonensi pic-
tore brixiano summa cura et diligentia col-
lecta MDLXIIII. Die Bibliothek von Brescia
besitzt noch das dazu gehörige Manuskript,
und das dortige Archiv die 34 Holztafeln,
die dafür nach seinen Zeichnungen geschnitten
sind. Die Holzschnitte zeigen die Buchstaben
immer weiß auf schwarzem Grund. (1778
in Neudruck erschienen.) Als Zeichner war
er offenbar bedeutender denn als Maler, wie
namentlich 200 ornamentale Einrahmungen
seiner eigenen Erfindung bezeugen. Wann er
gestorben, ist unbekannt: 1567 lebte er noch.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — B o n i,
Biogr. d. Artisti. — Fenaroli, Artisti Bres-
ciani. — G. Frizioni in Riv. Archeolog. d.
Prov. di Como p. 3 — 11 (Append. all’ Arch. Stör.
Lombardo IX, fase. II). — Rico y Sinobas,
Caligr. Espafi. p. 9. E. Scatassa.
Aragonese, s. auch damit verbundene Vor-
namen.
Aragoni, A r a g o n i o, Brcscianer Maler,
nur bekannt durch ein Gemälde an der linken
Wand der Parochialkirche dcl Borgo bei Bel-
lagio mit der Darstellung des Martyriums
zweier Heiligen mit den Henkersknechten
und oben Engel, auf Leinwand gemalt, voll
bezeichnet und 1607 datiert.
G. Frizzoni, Di alcunc pitt. esistenti nel
territorio di Bellagio (in Rivista Archeol. della
Provincia di Como, p. 3 — 11, append. dcll’ Archiv.
Stör. Lombard. IX L1882] fase. IV).
G. Degli Azsi.
Arain, Samuel, französ. Maler, wird in
einer Liste, die von 1525—1620 reicht, als
„Maitre Peintre de Bordeaux“ aufgeführt.
Reun. des Soc. des b.-a. XXI 819. ***
Araldi, Alessandro, Maler in Parma,
gcb. daselbst (nicht in Casalmaggiore) ver-
mutlich um 1460 als Sohn des Cristoforo A.
1483 wird er als Zeuge genannt, 1486 wird
ihm von seiner Gattin Maria Cattorino der
erste Sohn geboren, 1488 schließt er bereits
die zweite Ehe und zwar mit Paola d’ Andrea
del Piombo, 1490 wird er von seiner Schwä-
gerin Agncse del Piombo zum Friedensver-
mittlcr zwischen den Familien Pradisotto und
Pellegrini erwählt. Gegen Ende desselben
Jahres hat er sich vom Herzog von Mantua
einen Empfehlungsbrief für eine Reise nach
Venedig ausgewirkt. Nach Andeutungen in
dem Briefe muß er schon früher Mantua
besucht haben. Nach dem Tode seines Va-
ters verpfändet er 1508 ein Stück Land in
Torricella. 1528 macht er sein Testament
und stirbt an der Pest.
Für seine künstlerische Tätigkeit haben
wir die nachfolgenden Urkundendaten fest-
stellen können: Am 27. 2. 1500 quittiert er
der Bruderschaft S. Quirino eine Zahlung
für ein nicht mehr erhaltenes Altarwerk.
1510 arbeitet er in der Kirche und im Kloster
S. Paolo, und es ist davon erhalten in der
„Cella der heil. Katharina“ die Darstellung
dieser Heiligen und des heil. Hieronymus,
sowie an einer anderen Wand die Disputation
der hl. Katharina von Alexandria. In dem-
selben Kloster schmückte A. im Auftrag der
Äbtissin Giovanna Piacenza 1514 einen an
den Correggio-Saal anstoßenden Raum mit
Allegorien, Historien und Grotesken. Aus
demselben Jahre stammt auch die Verkündi-
gung Mariae, die bis 1816 in St. Carminc
aufbewahrt war, seitdem in der Galerie zu
Parma ausgestellt ist. Eine zweite Verkün-
digung, die 1780 von Ruta als in der Kirche
S. Quintino befindlich erwähnt wird, sah man
noch 1899 beim Verkauf der Sammlung Le-
brun bei dem Mailänder Antiquar Genolini.
Eine dritte Verkündigung (ehemals in der
Ercmitanenkirche) mit den Figuren des hl
Sebastian und der hl. Katharina befindet sich
jetzt in der Galerie zu Parma. Im Dom, 5.
Kapelle rechts, eine Altartafel von 1616, dar-
stellend die Madonna mit Kind zwischen den
Heiligen Paulus und Antonius Abbas und dem
Stifter Lodovico Centoni, ferner in der Krypta
daselbst die von A. gemalte Altarbcklcidung
und das Altarbild von 1519 mit der Ver-
mählung Mariae. Die Altartafel von Casal-
maggiore mit den Heiligen Rochus, Hiob,
Paulus Ercmita und Sebastian stammt noch
aus dem Jahre 1516. Aus der Gedichtsamm-
lung des Enea Irpino wissen wir, daß A. vor
1520 das Bildnis der Beatrice da Correggio
gemalt hat, der von Ariost unter dem Namen
„Mamma“ besungenen Gattin des Nicola San-
vitale. Mit dem spätesten Datum läßt sich
in seinem Schaffen ein Wappenschild Franz’ I.
belegen, das der Meister nach einem Ent-
würfe des Temperello 1521 für die Stadt
Parma gemalt hat. Ob er die ihm 1522 für
den Dom in Auftrag gegebenen Fresken noch
ausgeführt hat, ist unbekannt. — Weitere Ar-
beiten Araldis sind: Eine Kopie von Lionar-
dos Abendmahl (Kloster S. Paolo zu Parma)
und das Profilbildnis der Tochter des Rolando
Pallavicino (Pitti-Galerie, lange Zeit als Por-
trät der Beatrice d’Este betrachtet). — Da-
gegen sind dem Araldi abzusprechen: 1. Das
Pfeilerfrcsko am Ilauptportal des Domes zu
Parma, das jetzt als Werk des Giov. Franc.
Zarotti wiedererkannt ist 2. Der segnende
Christus mit dem Buche in der Galerie zu
Parma (jetzt dem Mocctto zugeschrieben).
— Seiner Veranlagung nach ein Eklektiker
von nur geringer Phantasiebegabung, ausge-
bildct wahrscheinlich in der Schule des Fil.
Mazzola und des Cristoforo Caselli, hat er
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Araldi — Aramburu
Formen und Reminiszenzen aus allen Schulen
in sich aufgenommen und hat sie, was noch
schlimmer ist, in seinen eignen Arbeiten neben-
einander verwertet, ohne sic in sich zu assi-
milieren. Im Paulskloster wiederholt er
Motive, Kompositionen, Ornamente des Fran-
cia, Raffael, Costa, Mantegna, Sodoma und
Pinturicchio. In der Disputation der hl. Ka-
tharina ist die Nachahmung der allbekann-
ten Sieneser Fresken des Pinturicchio ganz
augenfällig. Daher wurden tatsächlich die bei-
den Entwürfe Araldis zu seiner Disputation
(in den Uffizien und im British Museum)
bisher dem Pinturicchio zugeschrieben. Diese
Pinturicchio- und Sodoma-Nachahmungen be-
rechtigen zu der Vermutung, daß A. in den
Jahren 1507 — 1510, für die wir keinerlei Be-
weise seiner Anwesenheit in Parma besitzen,
in Siena gelebt und bei Pinturicchio selbst
gearbeitet hat, der gerade damals die Picco-
lomini-Bibliothek und den Palast des Mag-
nifico mit seinen Fresken schmückte.
Meyer, Kstlerlex. mit älterer Lit. — La
Galleria di Parma 1896 p. 111. — Gallerie na-
zionali I 42 ff. — Rassegna d’arte 1903 p. 133.
— L'Arte VI 371. Corr. Ricci.
Axaldi (Daraldi), Carlo Francesco,
Maler in Bologna um 1724, nur bei Zani, Enc.
VII 248 erwähnt. //. V.
Araldi, F e 1 i c e, Maler aus Viadana, seit
1750 Hofmaler der Herzogin Maria Eleonora
von Guastalla, deren Porträt er gemalt hat;
ebenso porträtierte er die Herzogin Theodora
von Hessen-Darmstadt, die ihn 1763 gleich-
falls zu ihrem Hofmaler ernannte. Im Dome
zu Guastalla malte er 1760 die Kuppclfresken,
darstellend die vier Evangelisten, sowie das
Altarbild für den altare del Santissimo. Spä-
terhin war er in seiner Vaterstadt Viadana
tätig, wo er 1770 für das Oratorio di S.
Paolo die Bekehrung und das Martyrium des
Apostels Paulus malte, sowie 1771 für das
Oratorio di S. Rocco zwei Altarbilder mit
Darstellungen der Geburt Christi und der An-
betung des heiligen Herzens Jesu durch die
Heil. Jacobus, Nikolaus, Antonius Abbas und
Ignatius Episcopus; auch in S. Martino delle
Chiaviche bei Viadana befindet sich ein vom
Volke sehr verehrtes Madonnenbild von der
Hand dieses Künstlers (mit den knienden
Heiligen Franziskus und Karl Borromäus; in
Kupfer gestochen von Felice Guglielminetti).
Endlich hat A. 1799 eine Gesamtansicht der
Stadt Viadana mit ihren Bauwerken ge-
zeichnet.
G r a s s e 1 1 i, Abecedario biogr. del pittori etc.
Cremonesi (1827). — C. d’Arco, Arti e Arte-
fici di Mantova (1857) II 232. •
Araldi, D. J o a q u i n, span. Bildhauer und
Stukkator des 18. Jahrh. Vielleicht Verwechs-
lung mit Joaq. Arali (s. d.).
Zani, Enc. II. M. v. B.
Araldi, Josaphat, Maler in Parma, tätig
im 1. Viertel des 16. Jahrh. Seine Signatur
auf einer S. Sebastians-Darstellung in der
Galerie zu Parma (No. 81) wurde früher
irrtümlich „Jossaphat de Aldis Opus“ statt
„Jossaphat de Araldis Opus“ gelesen, wodurch
ein niemals existierender Maler Aldi in die
Literatur eingeführt wurde. Josaphat Araldi
ist weiterhin nur durch zwei von Enr. Scara-
belli Zunti publizierte Urkunden von 1619
und 1520 bekannt In seinem Bilde offenbart
sich deutlich der Einfluß der norditalienischen
Schule.
Rassegna d’Arte III 133. — La Galleria di
Parma 1896, 111. Corr. Ricci.
Araldi, Paolo, italien. Maler der 2. Hälfte
des 18. Jahrh., geh. zu Casalmaggiore bei
Cremona, ausgebildet unter Chiozzi sowie an
der Akademie zu Parma. Altargemäldc von
seiner Hand befinden sich in den Kirchen zu
Casalmaggiore und der umliegenden Städte.
— Er war Lehrer von Gius. Diotti.
Meyer, Kstlerlex. — Graseil i, Abece-
dario biogr. dei pittori Cremonesi 1827. R.
Arali, J o a q u i n, Bildhauer, welcher zu
Ende des 18. Jahrh. in Zaragoza lebte und für
die Kirchen dieser Stadt, wie die Sco, die
Metropolitankirche der Pilar, S. Agustin, S.
Cruz u. a. wie auch für solche anderer Orte
in Aragonien als Hijar, Vinacey Statuen und
Altäre gearbeitet hat. Er starb 1811.
V i fi a z a, Adic. II 19 — 20. — Gomcz, Es-
cult. en Esp. S. 617. M. v. B.
Arali, D. J u a n, span. Bildhauer und Archit
18. Jahrh.
Zani, Enc. II. M. v. B.
Aramburu, Fr. Miguel de, Mönch zu
Cerain in Guipüzcoa, Baumstr. aus Herreras
Schule. Übernahm 1597 mit Pedro de Men-
diola, Steinmetz, den Bau des prächtigen Fran-
ziskanerklosters in Tolosa, das aber erst 1674
vollendet wurde. Er zeichnete außerdem in
den Jahren 1604 — 1605 die Pläne zu dem Rat-
haus und dem Kloster der Trinitarierinnen in
Rcntcria, welche von Iranes de Gaybury und
Martin de Ondarza ausgeführt wurden, und
1606 die Pläne zu der Kirche und dem Klo-
ster für die Franziskancrinnen de Ia Concep-
cion zu Eybar, von Hernando de Loydi be-
gonnen und von Garayzabal nach dessen Tod
vollendet
Llaguno y Amirola, Not. III 93. —
C a v e d a, Gcsch. der Baukunst in Spanien
p. 261. A
Aramburu, Ricardo, span. Maler, gcb.
zu Sevilla, Schüler von Teodoro A. und von
Eduardo Cano, stellte zum ersten Male in
Madrid 1881, zugleich auf der öffentlichen
Kunstausstellung und auf derjenigen der
Aquarellisten aus.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Aramburu, T e o d o r o, span. Maler des
19. Jahrh., geb. zu Sevilla, Schüler von Joa-
quin Bccquer. Von ihm : „Auf und davon !“
und „Zwei Brüder del Rosario de la Aurora
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Aramondi — Aranda
aus Sevilla“ (1881 auf der Madrider Ausstel-
lung).
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Aramondi, Alexandre, Architekt aus
Konstantinopel, tätig in Lyon 1555/58, nur
urkundlich bekannt.
Ga*, d. Beaux-Arts 2 Pir. XXVIII 1883 p.
169. H. V.
Arancio, Francesco, sizil. Maler, geb.
1844 zu Palermo. Ausgebildet unter der Lei-
tung des Salvatore Lo Forte, war er in sei-
ner Vaterstadt als Maler von Genreszenen
und Altarbildern, sowie auch als beliebter
Bildnismaler tätig. 1870 erhielt er auf der
Kunstausstellung zu Palermo die bronzene
Medaille für einen lebensgroßen „Garibaldino
ferito“. Sein in Messina prämiiertes Gemälde
„L’Ora del coro alla cattcdrale di Palermo“
wurde mit zwei anderen seiner Bilder für das
Museo Municipale seiner Vaterstadt ange-
kauft. Von seinen Altargemälden sind er-
wähnenswert: Die „Madonna dcll’ Arco“ in
S. Francesco da Paola und die „Madonna del
perpetuo soccorso“ in S. Pietro e Paolo zu
Palermo, sowie ein lebensgroßer hl. Antonius
in der Chiesa del Sepolcro zu Baghcria bei
Palermo.
Gubernatis, Diz. degli Artisti ital. viventi
H.
Aranda, Diego de, Bildhauer in Granada,
Freund und Schüler des Diego de Siloe, in
dessen Testament vom 31. 1. 1583 seiner
Tochter ein Vermächtnis ausgesetzt wird.
Cean Bermudez, Dicc. I 41. M. v. B.
Aranda, Francisco und Juan de, span.
Goldschmiede, gehörten zu den 18 Künstlern,
welche 1500 die Custodia des Hochaltars in
der Kathedrale zu Toledo verfertigten. Wenn
übrigens dem Juan de Aranda außerdem Bild-
hauerarbeiten über dem Nordportal der Kirche
zu Jaen zugeschrieben werden, die schon den
Geschmack der Renaissance verraten sollen,
so scheint das auf einer Verwechslung mit
Juan de Aranda Salazar zu beruhen.
Cean Bermudez, Dicc. I 42. — C o n c a,
Descriz. della Spagna I 273. — Meyer, Kstler-
lex. A
Aranda, Francisco, s. unter Aranda y
Delgado, Fr.
Aranda, Gines Martinez de, s. Mar-
tinez.
Aranda, J o s 6 Jimcnes, span. Maler
und Illustrator, geb. 1837 zu Sevilla, f 1903,
Schüler der Kunstschule seiner Vaterstadt, an
der er später zum Professor ernannt wurde,
erhielt Medaillen auf den Ausstellungen von
Madrid, Paris, Wien, München, Berlin und
Chicago. Er widmete sich vornehmlich der
Illustration; seine unerschöpfliche Phantasie
sicherte ihm auf diesem Gebiete eine glän-
zende Karriere.
Er hat im besonderen illustriert : Don Qui-
xote; Tartarin dans les Alpes von A. Dau-
det; Die Vision des Bruders Martin, Gedicht
von Gaspar Nunez de Ara. Unter seinen her-
vorragendsten Gemälden nennen wir: Der Be-
such des Lehrers; Ein Christus; Die Schach-
partie; Die Politiker, Träumerei; Die ver-
lorene Partie; Ein Sonnenstrahl; Arme
Kleine; Der Allcrseelentag ; Die tolle Frau;
unter seinen Aquarellen und Gouachemale-
reien: Die Vision des Bruders Martin; Ein
Sammler; Ein wohlfeiles Atelier; am Mecres-
ufer; Der alte Baum. Die meisten seiner
Gemälde sind in den Pariser Salons erschie-
nen, sowie auf den alljährlichen und den
Weltausstellungen zu Paris von 1882 bis
1901 ; einige auch auf der Ausstellung der
span. Maler zu London 1901.
Gazette des Beaux-Arts, 2. per. V. XXVIII.
P. Lafond.
Aranda, I u a n de, s. Aranda, Francisco de.
Aranda, Luis Jimenes, span. Maler des
19. Jahrh., geb. in Sevilla, widmet sich der
Genremalerei, die er mit seltener Kraft be-
handelt Von seinen Werken führen wir an:
Gute Nacht (im Mus. zu Cadiz) ; Das Grab
des Vaters und Während der Ernte (Welt-
ausstellung zu Paris 1900). Er hat auch
zahlreiche Porträts gemalt. p. Lafond.
Aranda y Delgado, Francisco, span.
Maler, geb. 18. 7. 1807 zu Granada, begann
seine künstlerische Ausbildung 1824 unter
der Leitung von Luis Muricl; er widmete sich
später vornehmlich der Dekorationsmalerei,
sowohl in Madrid, als in anderen Hauptstäd-
ten seines Vaterlandes. Er arbeitete vor allem
für die Theater Zaragozas, Valencias, für
die von la Cruz und des Principe zu Madrid,
sowie für das Lyceo von Barcelona. Man
verdankt Francisco A. ferner eine ganze An-
zahl Lithographien.
Nach Ramircz (Habana artistica p. 230)
war ein Fr. Aranda aus Madrid seit 1852 in
der Habana tätig, vielleicht der Obige?
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Aranda Salazar, Juan de, vermutlich ein
Biskayer, Baumstr. und Schüler seines Oheims
Gin6s Martinez de Aranda, leitete 1626 — 1628
den Bau des von Alonso Matias entworfenen
marmornen Hochaltars der Kathedrale von
Cördova bis zur Vollendung des eigent-
lichen Altartabernakcls. Dann ging er nach
Madrid, und 1634 übertrug ihm Bischof Bal-
tasar Moscoso y Sandoval von Jaen den Bau
seiner Kathedrale, der aus Mangel an Mitteln
lange gestockt hatte. Aranda hielt sich an
die ältern Pläne des Pedro de Valdcvira, riß
die unter Bischof Juarcz aufgeführten Teile
der Kirche, die denselben nicht ganz entspra-
chen, nieder, führte die Kapellen auf der
Evangelienseite auf, und vollendete bis 1654
die Hälfte der Kirche bis an den letzten Pfei-
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Arandas — Araoz
ler des Chors. Auch das Nordportal schreibt
man ihm zu, bei dem er mit Juan Gomez de
Mora konkurrierte. Cean Bermudez rühmt
daran die Empfängnis Mariä und zwei Königs-
statuen, die er jedoch offenbar irrtümlich für
Werke des hundert Jahre altern Juan de Aran-
da hält.
Cean Bermudez, Dicc. I 42. — L 1 a -
guno y Amirola, Not. I 132 ; IV 18. A
Arandas, Gaspar, span. Goldschmied in
Tarragona, verfertigte um 1691 für die dortige
Kirche das beim Fronleichnamsfeste zu be-
nutzende M. Grab; auch zahlreiche seiner
Nachkommen waren Goldschmiede.
Cean Bermudez, Dicc. I 42. — R i a fi o,
Ind. arts in Spain S. 48. A
Arandia, Juan de, span. Baumstr., baute
1499 — 1504 die großartige Kirche des IGosters
S. Benito el Real in Valladolid in einem rei-
nen und zierlichen gotischen Stile. Das Klo-
ster war ursprünglich ein königlicher Palast,
den Juan I. den Mönchen übergab. Arandia
begann den Neubau 1499 und führte die drei
Schiffe aus. Ob er auch den weniger gut kon-
struierten niedern Chor gebaut hat, an dem
man in der Zeit arbeitete, als Alonso Berru-
guete 1526 das Tabernakel des Hauptaltars
aufführte, ist zweifelhaft. Der schöne Bau
wurde später verunstaltet durch das Portal
und den Kreuzgang, die Rivcro in Herreras
Geschmack hinzufügte, und mehr noch durch
spätere barocke Zutaten, als der Geschmack
des Churriguera herrschte. 1490 begann er
den Neubau der Kirche Santiago, 1498 die
capilla mayor der gleichen Kirche und 1604
den Turm, zu dessen Ausführung Garcia de
Olavc hinzugezogen wurde.
Llaguno y Amirola, Not I 136. — Ca-
v e d a, Gesch. d. Bauk. in Spanien 167. —
Marti y Mons6, Estud. S. 200 ff. A
Arango, Jose Maria, span. Maler, gcb.
um 1787 zu Sevilla, t in der 1. Hälfte des 19.
Jahrh., wurde 1814 Hilfslehrer an der Kunst-
schule seiner Vaterstadt, 1825 und 1829 war
er Direktor.
• Ossorio y Bernard, Galeria biogT. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. La fand.
Arannius, lombardischer Maler (?) um 1480
bis 82.
Malaguzzi-Valeri, Pitt lomb., Milano
1902 p. 235. ••
Arafio, Pedro, Maler, 1516 in Valencia.
A 1 c a h a 1 i, Art. Valenc. 52. M. v. D.
Aranyossy, A k o s von, ungar. Maler und
Radierer, gcb. 1872 zu Kassa, Ungarn, f da-
selbst 1898. Studierte in München bei Hol-
losy, Hackl, Löfftz und Höcker, radierte bei
Raab, wirkte später in Rom, Budapest und
Kassa. Seine Gemälde umfassen zumeist
Porträts, so jenes des Bischof Bubics, er be-
faßte sich jedoch hauptsächlich mit Radie-
ren. Seine besten Blätter: „Bischof Bubics“,
„Wäscherin“.
„Budapesti Napl6" 1898 X 1. K. Lyka.
Aranzaetrogui, Domingo und J o a n e s,
übernahmen 1564 nach dem Tode des Domin-
go de Aranzalde die Vollendung der Pfarr-
kirche von Renteria in Guipüzcoa u. führten
sie dem Kontrakte gemäß in vier Jahren aus.
Domingo baute außerdem 1568 den Turm und
1570 die Sakristei, die in seinem Kontrakte
nicht begriffen waren. Das Portal ist erst
1625 von Cristöbal de Zumerresta nach der
Zeichnung von Juan Gomez de Mora hinzu-
gefügt worden.
Llaguno y Amirola, Not. III 17. A
Aranzalde, Domingo de, span. Baumstr.,
verpflichtete sich 1557, die seit 1529 im Bau
begriffene Pfarrkirche von Renteria in Gui-
püzcoa binnen sieben Jahren zu vollenden. Er
starb 1564, ohne sie vollendet zu haben. Seine
Erben schlugen Domingo und Juanes de Aran-
zaetrogui zur Fortführung des Baues vor.
Llaguno y Amirola, Not. III 17. A
Aranzazu, Francisco de Asis, span.
Bildhauer, geb. im 1. Teil des 19. Jahrh. zu
Madrid, Schüler der Akad. der schönen
Künste. Sein Hauptwerk ist eine Statue des
Moses, die 1860 auf der Madrider Kunstaus-
stellung war.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espafioles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. La fond.
Aranzeta, Juan de, span. Baumstr., er-
baute 1689 das Rathaus von Plasencia in Gui-
püzcoa, 1703 führte er den dortigen Kirch-
turm aus.
Llaguno y Amirola, Not. IV 84. A
Araoz, Andrüs de, span. Bildhauer und
Architekt aus Vitoria in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrh. Von ihm rührt das reiche Chor-
gestühl der Pfarrkirche von Guetaria in Gui-
püzcoa her. Dasselbe ist ganz von Nußbaum-
holz und im Geschmack des Berruguete ausge-
führt, im Jahre 1562 wird es auf 1402 Duka-
ten und 229 Maravedis geschätzt. Auch den
Hauptaltar der Pfarrkirche von Deva in Gui-
püzcoa hat er geliefert; die Vergoldung des-
selben rührt von seinem Bruder Diego de
Araoz her. Als dieser 1587 mit 1300 Dukaten
für seine Arbeit entlohnt wird, war A. de A.
schon verstorben.
V i n a z a, Adic. II 20 — 21. Af. v. B.
Araoz, Andres, Bildhauer, Sohn und
Schüler von Juan de A. 1618 führte er die
steinerne Figur des hl. Michael über einer Tür
der Pfarrkirche von Eibar in Guipüzcoa aus.
V i fi a z a, Adic. II 21. M. v. B.
Araoz, Juan de, Bildhauer, Sohn und
Schüler des Andres de A. Sein Hauptwerk
ist der Hochaltar der Pfarrkirche von Eibar
in Guipüzcoa. den sein Vater 1567 begonnen
hatte. Die Zahlungen für denselben ziehen
sich durch Jahrzehnte hindurch, seit 1587 wer-
den sie an ihn geleistet bis 1606, in welchem
Jahr er stirbt, aber erst 1622 findet eine Gene-
ralabrechnung mit seinen Erben statt. Der
Altar gehörte zu den besten in Guipüzcoa. 1740
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Araque — Arbaro
haben ihn aber Hilario de Mendizabal und
Fernando Arripe verzopft
Vifiaza, Adic. II 21—22. M. v. B.
Araque, Ruy Lopez de, Maler in Valla-
dolid um 1565.
Marti y Monsö, Estud. histor. artist
S. 207. M. v. B.
Arasmino da Arogno, s. Solari , A. de'.
Arasmino da Castell o, s. Castello.
Arasse, Jacques, 1628 „Maitre d’oeuvres“
und vereidigter Sachverständiger der Stadt
Paris, und zwar augenscheinlich als Nachfol-
ger des Jean de Felin. 1531 arbeitete er als
„Superintendant des oeuvres de maqonnerie“
an den Pariser Stadtmauern, 1533 unter der
Leitung des Domcnico da Cortona am Hotel
de Ville, und zwar gemeinschaftlich mit Louis
Caqueton, im nächstfolgenden Jahre ebenda
gemeinschaftlich mit Pierre I. Chambiges.
1535 inspizierte er die Ourcq-Kanalisationsar-
beiten, 1536 die städt Befcstigungs- und Brun-
nenbauten, 1538 die Gebäude des Petit Pont.
Bauchal, Dict des Archit. C. Enlart.
Arasse, Jean d’, s. Atabours.
Arato, M a 1 1 i a de, neapol. Maler, nur
1541 in Neapel urkundlich nachweisbar.
Napoli Nobilissima VII 9. G. Dcgli Assi.
Arau, Johann v., s. Reber, J. v.
Araujo, Felix, span. Kupferst, 1715 in
Sevilla erwähnt.
G e s t o s o, Artif. Scvill. I 402. M. v. B.
Araujo, Franc, de, span. Medailleur im
18. Jahrh., Sohn des D. Felice de Araujo, der
gleichfalls Medailleur gewesen sein soll.
Z a n i, Enc. II 173. Af. v. B.
Araujo, Joaquim dos Santos de,
portug. Dekorations- und Theatermaler, geb.
1741 ; besonders geschickt in Perspektiven.
Seine Ornamente werden getadelt ; er leitete
sogar das Theater do Bairo Alto einige
Monate; wollte Mönch im Jesuskloster des
dritten Ordens von S. Francisco werden,
trat jedoch zurück, nachdem er die Zelle des
Paters Mayne, Beichtvaters des Königs, aus-
gemalt hatte, heiratete und starb 1795.
Cyrillo Machado, Collecgäo de mcm. p.
203. A. Haupt.
Araujo, Pedro de, wurde 1700 nach dem
Tode des Hcnriquc Cardon zum Bildhauer
des Königs von Spanien ernannt.
Cean Bermudez, Dicc. I 42. M. v. B.
Araujo y Ruano, J o a q u i n, span. Maler,
geb. zu Ciudad Real, f in den letzten Jahren
des 19. Jahrh., Schüler des Don Ignazio Sua-
rez Llanos sowie des Leon Bonnat in Pa-
ris. Der Künstler zeichnete sich besonders
in der Genremalerei aus und erlangte zahl-
reiche Preise, sowohl auf nationalen als auf
ausländischen Ausstellungen. Seine bekann-
testen Werke sind: Eine Partie guinote in
einer Wirtschaft Aragoniens, Die Abreise Don
Quixotes; Ein Eilwagcn von den Karlisten
an der Grenze aufgchalten; Ein Waschplatz
in Toledo (Pariser Salon 1877); Schlechtes
Geschäft (Weltausstellung zu Paris 1889, sil-
berne Medaille) ; La Plaza Mayor in Madrid;
Die Weihnachtsnacht; Der Maulesel-Scherer;
Zigeuner aus Bosnien; Wohin gehen wir?
Auf dem Wege (die beiden letzteren im Mus.
f. moderne Kunst zu Madrid) ; Fischerfrau
in Vigo; Langusten-Verkäuferin ; Dantes
Hölle; Rosine; Die Straßensängerin. — Er
hat auch mehrere Radierungen ausgeführt ;
Proben davon, 2 Köpfe, im Mus. für moderne
Kunst zu Madrid; einige in der Gaz. des b.-a.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espafiolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
— F. M. T u b i n o, El arte y los artistas con-
temporaneos, Madrid 1871 p. 253. P. Lafond.
Araujo y Sanchez, C e f e r i n o, span. Maler
und Kunstkritiker, geb. zu Santander, Schü-
ler von Carlos de Haes, widmete sich als
Maler vornehmlich der Landschaft Von
1858 ab beteiligte er sich an den meisten Ma-
drider Kunstausstellungen. Wir nennen von
seinen Werken: La Noria in Trümmern;
Umgebung von Avila; Die Küste von Grao;
Erinnerungen an Guadarrama; Ansicht von
Hendaye; Der Neptunbrunnen im Prado-
Mus. zu Madrid; Die Fichten der Casa del
Campo : Die Pinada von San Martin in Valdei-
glesias; Die Küste von Valencia; Eine An-
sicht von Madrid. Er hat auch verschiedene
Porträts gemalt. Als Kunstkritiker verdankt
man ihm zahlreiche Artikel in : La Ilustracion ;
El Arte en Espana; La Revista de Bellas Ar-
tes; außerdem hat er ein sehr gelehrtes Werk
über die Museen Spaniens und ein Buch
über Goya veröffentlicht.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas cspanolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Araus, A 1 o n s o de, Maler, geb. in Sala-
manca 1625, lebte 1665 in Sevilla.
Gcstoso, Artif. Scvill. II 13. M. v. B.
Araynes, Jean Franqois Marie d\
Maler, wurde in die Pariser Malerakad. 30.
6. 1781 zttgclasscn, ohne Akademiker zu wer-
den. 1781 stellte er im Louvre eine hl. Fa-
milie aus. Nach ihm radierte P. Laurent
die 4 Jahreszeiten.
Bellicr-Auvray, Dict. g^n. — Hei-
necken, Dict. IV 510 unter Daraynes. R.
Arbalestrier, Robert 1’, Maler in Lille,
führte 1573 auf der Flagge, die der Bürger-
Kompanie von der Stadt geschenkt wurde,
die Wappen des Königs und der Stadt sowie
das Martyrium des hl. Stephanus aus.
H o u d o y, Etudes artistiques. II . Longnon.
Arbant, Louis, französ. Stillebenmaler,
geb. zu Maqon (Saönc-et- Loire), Schüler der
Lyoner Kunstschule, stellte von 1849 — 1879
im Pariser Salon aus.
Bellicr-Auvray, Dict. gin. I et Suppl.
Arbaro, G e n n a r o d’, Holzschnitzer, um
die Mitte des 16. Jahrh. in Neapel tätig.
E reu lei, Catalogo etc. d’Intaglio (Roma
1885) p. 89. •
58
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Arbasia — Arbien
Arbasia, C e s a r e, Italien. Maler, haupt-
sächlich in Fresko, wohl um 1550 in Saluzzo
geboren. Schon frühzeitig in Spanien tätig.
1579 führte er größere Arbeiten in der Kathe-
drale von Malaga aus (Cap. Mayor [5 Pas-
sionsbilder] und Cap. de la Encarnacion).
1683 schmückte er den Sagrario der Kathe-
drale von Cordova mit Fresken und soll nach
Cean Bermudez 1586 gemeinsam mit Juan u.
Francisco Perrea den großartigen Fresko-
schmuck des Palastes el Visa in der Mancha
übernommen haben, den der Marquez von
Santa Cruz 1585 hatte erbauen lassen. Später
ist A. nach Italien zurückgekehrt, da er 1595
unter den Gründern der Akad. von S. Luca
in Rom genannt wird. Auch in seiner Hei-
mat ist er wieder tätig gewesen. Er malte die
Fresken an der Außenseite des Palazzo Pub-
blicco in Saluzzo, die zum Teil noch erhalten
sind und nach Mündler an die Malweisc des
Fed. Zuccaro und B. Lanini erinnern, und in
Savigliano bei Saluzzo die Deckcnbilder der
Bencdiktinerkirchc. Seit 1597 erhielt A. Auf-
träge des Picmontescr Hofes, von dem er von
1604 an ein Jahresgchalt als herzoglicher Hof-
maler bezog. Es wird berichtet, daß er Por-
träts der Savoyischcn Fürsten für eine von
Carl Emmanuel I. erbaute Galerie malte. A.
starb am 6. 2. 1607.
Cean Bermudez, Dicc. — (F. Quilliet)
Le arti ital. in Ispagna p. 33. — A. Palomino
V e 1 a s c o, El mus. pintorico II 404. — Lanzi,
Storia pitt. III 529; IV 397. — Missirini,
Stör. d. rom. Accad. di S. Luca p. 67, 461. —
Meyer, Kstlcrlex. — C. J u s t i in Preuß. Jahrb.
f. K.-W. V 172; XII 190. — Mcmoircs de la
Soc. Savois. XV 2, p. 217. ***
Arbaud, französ. Bildhauer, tätig um 1707
in Toulon.
L a m i, Dict. d. sculpt. fran;. sous Louis XIV.
Lami.
Arbe, B a 1 1 i s t a, eigentlich Giovanni Bat-
tista dclla Tolle aus Arbe, hervorragender
Geschütz- und Glockengießer, geb. um 1470
zu Arbe, t am 18. 5. 1510 in Ragusa. Aus-
gebildet wahrscheinlich in Venedig, trat er am
8. 10. 1504 in den Dienst der Republik Ra-
gusa, der er eine mehr als 30jährige, bedeu-
tende Kunsttätigcit widmete, die ihm freilich
von seinem Vaterlande mit Undank gelohnt
wurde, während die Gegenwart die wenigen
von ihm noch nachweisbaren Arbeiten zu den
kunstvollsten ihrer Art zählt. Im Heeres-
museum zu Wien von ihm eine Bombarde;
in Ragusa eine Uhrglockc mit Kriegergestal-
ttn (1507); ferner eine Glocke in der Do-
minikanerkirche mit dem Relief des hl. Do-
minicus (1515); in Cattaro die Glocke zu Sa.
Chiara mit den Reliefs der Madonna und
mehrerer Heiligen (1512) ; in Stagno 2
Glocken, jetzt in der Annunziatenkirche
(1523); endlich im German. Museum in
Nürnberg ein Galeerengeschütz, signiert:
Opus Baptistae 1524. — Sein Sohn Paolo trat
*
1540 an seine Stelle, verschwindet aber sehr
bald in der Überlieferung.
W. Bocheim, Meister der Waffenschmicde-
kunst 212. — Champeaux, Dict. d. fondeurs
etc. p. 57. — Mitteil. d. Zentr.-Komm. N. F. XVI
140; XVII 155, 162. F. Becker.
Arbeit, Eugen, Maler, geb. den 9. 8. 1825
zu Wegscheid (Oberelsaß), lernte bei Eug.
Delacroix und Corot. Er hielt sich einige
Zeit in Italien auf, das ihm zu verschiedenen
Landschafts- und Genrebildern Anlaß bot.
Außerdem malte er Vorwürfe, dem heimat-
lichen Leben und den Vogesen entnommen.
Bellier - Auvray, Dict. u. Suppl., woselbst
das Verzeichnis seiner von 1851 — 1882 in Paris
ausgestellten Werke. R.
Arbell, Josef und Josef Bojada, führten
nach dem Tode des Pedro Blay von 1620
bis 1638 den von diesem begonnenen Bau der
Pfarrkirche von Selva in Katalonien nach dem
• Plane des Jaime Amigö zu Ende.
Llaguno y Arairola, Not. IV 30. A
Arbensis, s. Arbe.
Arbes, d’, s. Darbes.
Aibesser, Josef von, Landschafts- und
Architekturmaler in Graz, seit 1883 in Ve-
nedig, geb. 14. 12. 1850 in Judenburg, Schüler
der Wiener Akad. und des Hofmalers Jul.
Lange in München. Seine Arbeiten waren
in seiner früheren Zeit Steirische Kirchen-
interieurs, später wirkungsvolle venezianische
Architekturen.
W a s 1 1 e r. Steirisches Kstlerlex. u. Nach-
träge. **
Arbien, Hans oder J o h a n, dän. Maler,
geb. in Christiania 5. 1. 1713, f in Kopenhagen
4. 12. 1766, im Auslande ausgebildet. 1741
war er in Hamburg, von 1750 an spätestens
in Kopenhagen, wo er 1754 Zeichenlehrer für
die kgl. Pagen und bei der Landkadettenakad.
wurde. Von seinen Bildnissen werden er-
wähnt: Frederik V. (nicht wie in Meyers
Kstlerlex. Christian V.), gest. von Th. Bur-
ford, Hedwig Elconora Hoppe (gest. von O.
H. de Lode) und der Prediger C. J. Heise
in Hamburg, 1741 gemalt (befand sich früher
in der Sakristei der dortigen Pctrikirchc).
Meyer, Kstlerlex. (mit Lit.). — Weil-
b a c h, Nyt dansk Kunstncrlex. I 1896. A. R.
Arbien, Magnus Gustav, Medailleur,
in Christiania 25. 9. 1716 geh., sein Vater war
jedoch Schwede. Seine Kunst lernte er vor-
züglich in Kopenhagen, doch besuchte er 1745
bis 46 Stockholm, wo Hcdlinger, der 1746
Schweden verließ, sein Lehrer war. Seine
Stempel werden vielfach gelobt. Kurz vor
seinem Tode wurde er nach Petersburg be-
rufen, um eine Denkmünze zu Ehren der Kai-
serin Elisabeth zu schneiden. Sein Mono-
gramm war ein einfaches A. Er starb 27. 1.
1760.
Meyer, Kstlerlex. (Art. v. Dictrichson). —
W e i 1 b a c h, Nyt Dansk Kunstncrlex. — Nag-
59
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Arbino — Arbo
1 e r, Monogrammisten I No. 2525, IV No. 1525,
1543, 1851. — Nouv. Arch. de l’art Iran?. 1895
p. 318 **
Arbino, s. Albino.
Arbiol, V i c e n t e, span. Maler, geb. 1812
zu Madrid, f 1876 zu Zaragoza, Schüler der
Akad. San Fernando. Von seinen Werken
nennen wir: Der Tod des Moses; Eine chi-
nesische Szene (von der Königin Maria
Cristina 1838 erworben) ; Der König Don
Juan I., für die chronologische Serie der
Könige von Spanien bestimmt; ferner Genre-
bilder und Landschaften.
Osjorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas cspanolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Arbizu, Blas de, Kunsttischler in Valla-
dolid. In Gemeinschaft mit Cristöbal de Uma-
na übernimmt er 1563 für Innocencio Berru-
getc und Bautista Beiträn die Ausführung des
Gerüstes des Hochaltars der Hauptkirche in
Simancas. 1567 ist er Zeuge im Testament der
Maria Becerra, der zweiten Gattin von Este-
ban Jordan.
Marti y M o n s ö, Estud. histor. artist.
S. 191 etc. Af. v. B.
Arbo, Anna Eli za (geb. Thomas), nor-
weg. Genremalerin in Christiania, Gemahlin
des Historienmalers P. N. Arbo, geb. 12. 1.
1854 in Alten in Norwegen, ausgcbildet bei
den Malern Bcrgslicn in Christiania, Prof.
Rocd in Kopenhagen (1874), Barrias in
Paris (1876—80). Sie stellte aus in Paris
1880/81, Wien 1881, Stockholm und Chri-
stiania in den 90er Jahren. Reisen in Frank-
reich (Paris, Bretagne) Schottland, Schweiz.
Mitteilungen der Künstlerin. C. W. Schnitter.
Arbo, Peter Nicolai, norweg. Histo-
rienmaler, geb. 18. 6. 1831 in Drammcn, stu-
dierte in Christiania an d. Univ. 1849, ausgebil-
det an der Akad. in Kopenhagen und unter
Prof. Helsted (1851 — 62) und an der Akad. in
Düsseldorf unter Carl Sohn (1852 — 55). Er
blieb als Hüntens Schüler (1857 — 58) in
Düsseldorf bis 1861, wo eine zahlreiche
Schule von Nordländern sich um die Nor-
weger Tidemand und Gude versammelte.
A. nahm seine Motive aus der vaterländi-
schen Geschichte und der Mythologie; histo-
rische Schlachtcnszencn und Tiermalerei (be-
sonders das Pferd). Er stellte zum ersten-
mal 1855 im Kunstverein zu Christiania aus.
Eines seiner berühmtesten Bilder ist „Die
Walküre“ 1860, von dem sich Wiederholun-
gen in den Galerien von Stockholm (1865)
und Christiania (1869) befinden. Während
seiner Düsseldorfer Zeit besuchte er die Hei-
mat und gab ein Album in lithographischem
Farbendruck heraus „Bilder zu Norwegens
Geschichte“ (Christiania 1860), 1862 malte
er in Norwegen : „König Sverres Flucht
über die Berge von Voß“ (Bcrgens Gale-
rie) und eine Episode aus dem 30jährigen
Kriege, „Die eroberte Standarte" (1857).
Er stand in diesen Jahren unter dem Einfluß
von Wouwermann, Watteau, Lancret Im
Herbst 1863 zog er nach Paris, wo er mit
mehreren Unterbrechungen bis zum Juli 1874
wohnte, worauf er sich definitiv in Christia-
nia nicderließ. Der Pariser Aufenthalt hatte
einen großen Einfluß auf A.s Kunst. —
1S65 — 66 war er in Norwegen, malte 1867
„Ingeborg, Frithjovs Geliebte“ und 1809 „Die
Schlacht bei Waterloo“, sowie 1870 „Die
Schlacht bei Standford Bridge“ (Pariser Salon
1870, London Exhibition 1871, Wien, Weltaus-
stellg. 1873) und 1872 „Bjarknes und Hjal-
tes Tod“ nach Oehlenschlägers Rolf Krake
( Kopcnhagencr Ausstellg. 1872). 1872 sein
Hauptwerk „Aasgaardsreien“ (die wilde Jagd ) ,
(Faris, Exp. univers. 1878, Kopenhagen, Exp.
1872) nach Welhavens Gedicht (gehört der
Galerie in Christiania). In Paris malte A.
auf Bestellung viele Porträts, Jagdbilder,
Genrebilder ä la Watteau, Ticrbilder. Land-
schaften und stellte im Salon aus. 1873 in
Wien als norweg. schwed. Kommissionär bei
der Ausstellg. Nach 1874 malte er in Chri-
stiania „Tag“, einen Jüngling auf einem wei-
ßen Pferd (jetzt im Stockholmer Schloß)
(Philadelphia, Exp. international 1876). 1882
„König Karls XV. und Königin Louises Krö-
nung in der Domkirchc zu Dronthcim 1860“
(auf dem Schloß in Christiania), sowie Por-
träts, Hochgebirgsbilder mit Pferden, alt-
nordische Bilder, Altarbilder (in den Kirchen
von Odalen und Fet). 1876 — 79 gab er eine
Serie Zeichnungen heraus zu dem Werke
„Bilder aus Norwegens Geschichte für Schule
und Haus“, von Asbjörn Knudscn, Christia-
nia. A. starb 14. 10. 92 in Christiania. Er
ist einer von Norwegens wenigen Historien-
malern. Seine Arbeiten sind gefällig und
phantasievoll komponiert, zeugen von einem
sehr kultivierten Geschmack und einer tüch-
tigen Technik. Er stand auf dem Übergänge
zwischen Romantik und Realismus und hat
kaum vermocht, dem Mythus und der Ge-
schichte volle Kraft und nationales Gepräge
cinzuflößen.
Schriftliche Aufzeichnungen des Künstlers.
— Meyer, Kstlerlcx. — Bötticher, Maler-
werke des 19. Jahrh. u. Nachtr. zu I. — W e i 1 -
b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. 189G II 5S8. —
Kunstchronik XIII 7 u. N. F. IV 41. _ — Chron.
des arts 1870 annuairc. — Nordisk Familiclex.
Stockholm 1904. — Lange, Nutidskunst, Kö-
benhavn 1873 S. 440—47. — Nordiskt Konst-
närs Album, Stockholm 1878 S. 2 u. 1879 S. 66.
— Nordiska Maalares Taflor, Stockholm 1877.
— Dictrichson, Svundnc Tider, Christiania
1899 II 238. — Ders.. A. Tidemand, Christiania
1878 II 46 u. 69. — Ders., Det norske National-
gallcrie, Christiania 1887 (passim). — A u b e r t,
Det nye Norges Malcrkunst, Christiania 1904 S.
28. — Thomm essen, Norsk Billcdkunst,
Christiania 1904, p. 118, 135. — T h i i s, Norske
Malere og Billedhuggerc, Bergen 1904 I 233
bis 237. — Salomonsen, Store Nord. Kon-
6o
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Arboe — Arbulo
vcrslcx. — La Norvegc, Christiania 1900 S.
560. — Folkebladet 1893 (Christiania) No. 3.
— Krohg, Kunstnere. Christ. 1892 II. —
Dietrichson, Af Hans Gudes Liv og Vär-
ker, Christ. 1900 S. 52 u. 59. — 111. London
News 1878 ; July 27th. — The Art Journal 1878.
— Axvalla-Album (Zeichnungen v. P. N. Arbo)
Christiania 1858. C. W. Schnitter.
Arboe, Thomas, dänischer Architekt, geh.
22. 9. 1836, ist als Bahnhofsarchitekt vielfach
tätig gewesen. Seine Hauptwerke sind die
Bahnhöfe zu Nyborg, Odense und Aalborg.
Außerdem hat er eine große Menge öffentlicher
Gebäude gebaut, wie Telegraphen-Stationen
(Horsens), Krankenhäuser (Aarhus) und
Schulgebäude.
Weilbach, Nyt dansk Kunstnerlex. — Ar-
kitekten V 231, 301. V. Lorenzen.
Arbois, Jean d’, Hofmaler Philipps des
Kühnen von Burgund, der ihn nach dem
(noch erhaltenen) Briefe vom 21. 6. 1373 in
seinen Dienst berief. Für den Monat März
1375 findet sich der Zahlungsvermerk seiner
Besoldung. Einige weitere, aber nicht beson-
ders ergiebige Notizen über ihn sind bekannt
geworden, die man am besten bei Bouchot,
Primitifs Frangais, vereinigt findet. Bouchot
vermutet eine seinerzeit einflußreiche Künst-
lci Persönlichkeit in ihm.
A. Pin chart, Arch. d. Arts III 5 94. —
H. Bouchot, s. oben. **
Arborelius, Karl Rudolf Teodor,
schwed. Archit., gcb. in Orsa in Dalekarlien
» 24. 12. 1861, studierte in Stockholm an der
technischen Hochschule 18S2 — 86, ließ sich als
Archit. in Stockholm nieder und baute meh-
rere Villen und andere Holzhäuser bei Djurs-
holm und in dem Sportspark von Stockholm
(die letztgenannten zusammen mit F. Lillje-
kvist). Von ihm auch der Umbau des Schlos-
ses von Djursholm (nunmehr Schulgebäude)
und der Kirche von Älfdalen in Dalarne.
G. Nordcnsvan.
Arborelius, Olof Per Ulrik, schwed.
Maler, geb. in Orsa in Dalekarlien 4. 11. 1842,
wurde 1861 Schüler der Kunstakad. in Stock-
holm, stellte Landschaften mit Motiven aus
seiner Heimat aus: Herbstmorgen in Dalekar-
lien 1865, Waldinterieur mit Bärenjagd 1867,
Eichenwald bei aufziehendem Unwetter 1888.
Für das letztgenannte Bild bekam er die Kgl.
Medaille der Akad. und ein Reisestipendium;
er hielt sich drei Jahre in Paris, München
und Rom auf. Tätig seitdem in Stockholm,
wurde 1881 Oberlehrer im Zeichnen an der
technischen Schule daselbst und 1901 Pro-
fessor für Landschaftsmalerei an der Kunst-
akad. Er hat Stimmungen aus Italien und
der Schweiz, von der Ostseeküste, aber meist
von Dalekarlien gemalt. Das Nationalmus.
besitzt von seinen Gemälden: Auf der Alm
in Dalekarlien (1876), Ziegen werden auf die
Weide geführt (1890), Ein See bei Engels-
berg (Sommerlandschaft 1903) und Abend
nach einem Regentag (1904). Das Mus. von
Malmö besitzt: Sturm in den Schären (1874),
das Mus. von Göteborg: Waldsce (1889), die
Galerie von Helsingfors: Sonntagmorgen bei
der Kirche von Floda. Eine schwed. Land-
schaft von ihm wurde auf der internationalen
Ausstellung in Venedig 1903 vom König von
Italien gekauft. A. hat mehrere Male in
Deutschland ausgestellt, zuletzt „Abend in
der Einöde“ in München 1905, wo er eine
II. Medaille erhielt.
Nordisk Familjebok. Tom I. Stockholm 1904.
G. Nordensvan.
Arbos, Radierer in Punktiermanier, gcb.
1831 zu Paris, reproduzierte eine Büste Na-
poleons.
Le Blanc, Manuel. /. Guibert.
Arbos, Fernando, span. Architekt, geb.
1844 in Rom, Schüler der Pariser Ecole d.
Bcaux-Arts. Sein hervorragendstes Werk ist
die gotische Kirche Nuestra Seiiora de Atocha
zu Madrid. p . Lafond.
Arbos y Ayerbe, Manuel, span. Miniatur-
maler, geb. zu Madrid, f daselbst 1875, be-
gann seine Studien an der Akad. San Fer-
nando zu Madrid, setzte sie an der Ecole des
Beaux-Arts zu Paris fort und vollendete
seine Ausbildung in Rom. 1847 wurde er
von der Königin Tsabclla zur Würde eines
Hofmalers erhoben. Seine Werke bestehen
in Miniaturbildern und in Kopien, in Aquarell-
malerei, nach Raffael, Tizian, Veronese, Lu-
ca Cambiaso, Murillo und anderen Meistern.
Ossorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas espafioles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Arbouin, S i d n e y, französ. Maler, geb. in
Cognac (Charente), Schüler von L. Gros,
tätig in Paissy. 1875 — 85 stellte er wieder-
holt Stimmungsbilder von den Ufern der
Seine im Pariser Salon aus. In den Jahren
1875 — 77 war er auch in den Roy. Academy
Exhibitions in London vertreten und wohnte
damals daselbst.
Bcllier-Auvray, Dict. g£n. Suppl. —
Graves, Roy. Acad. Exh. I 56. *•
Arbousse, Jean Alphonsc, französ.
Zeichner und Aquarellist, geb. 1791 in Paris,
stellte 1824 im Salon mehrere Aquarelle aus.
darunter eine Ansicht von Paris, vom Pere
Lachaise aus gesehen.
Gäbet, Dict. d. art., Paris 1831. **
Arbout, Jean Marie, französ. Bildhauer,
war 1788 — 1792 in Lyon tätig.
R o n d o t, Les sculpt de Lyon. 67. Lami.
Arbulo Marguvete, Pedro, span. Bildhauer,
vermutlich aus der Vorstadt Marguvete in
Santo Domingo de la Calzada, wo er um 1565
tätig war. Von 1569 an verfertigte er das
Altar-Tabernakel und die Chorstühle in der
Kirche von San Ascnsio bei Burgos. Ver-
mutlich sind auch mehrere Tabernakel und
Statuen in dieser Gegend von A., die dem
Berruguete zugeschrieben werden, als dessen
6i
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Arburu — Area
Nachfolger sich der Künstler in seinen er-
haltenen Werken zeigt. 1603 hatte er über
die Arbeiten des Domingo de Albitiz und des
Luis Gabeo am Coro, Trascoro etc. der Kathe-
drale von San Domingo de la Calzada ein Ur-
teil abzugeben. A. starb 1608 in Briones, wo
er die letzten Jahre tätig war.
Cean Bermudez, Dicc. I 43 — 46. —
Marti y Mons6, Estud. 586. A
Arburu, Jose, Maler in Habana im 19.
Jahrh.
Ramirez, La Habana artistica, Habana 1891
227. **
Arbuthnot, George, engl. Landschafts-
maler in Mayfair, stellte 1829 und 1835 2
Landschaftsbildcr in der Roy. Academy in
London aus. Eine Anzahl von kolorierten
Ansichten von Golkonda, mit erläuterndem
Text, im Anfang des 19. Jahrh. erschienen,
sind wohl sein Werk.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 56. — Fio-
r i 1 1 o, Gesch. d. zeichn. Kste. V 728. **
Arc-Valette, L., französ. Landschaftsmalerin
in Longue (Maine-et-Loirc), später in Paris,
stellte im Salon seit 1894 aus und war auf
der Pariser „Exposition de l’Union des Fem-
mes Peintres et Sculpteurs“ 1903 vertreten.
In den Salonkatalogen 1896, 97, 99 und 1906
finden sich Abbildungen nach Werken von
ihr.
Chronique d. Arts 1903 p. 50. — Hirsch,
Die bildend. Künstlerinnen d. Neuzeit, Stuttgart
1905. H. V.
Area, Leonardo d e 1 P, soll nach der
Angabe des Abbe de Marolles (s. Heinecken,
Dict.) (um 1600?) Ornamente und Grotesken
gestochen haben.
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Area, Michele d’, italien. Bildhauer, der
mit 3 anderen Bildhauern sich 1502 in Genua
dem Sekretär Ludwigs XII. kontraktlich zur
Herstellung eines Grabmals verpflichtete.
Wie H. v. Tschudi nachgewiesen hat, handelt
es sich dabei um das Grabmal der Ducs d’Or-
leans in St. Denis.
H. v. T s c h u d i, Lc Tombeau des Ducs d’Or-
leans, in der Gaz. archeologiquc 1885. **
Area, Niccolö d’Antonio dall', da
Bari (oder d’Apulia, auch gen. Bolognese,
Dalmata oder Schiavone), bolognes. Bild-
hauer, gcb. in der 2. Hälfte des 15. Jahrh.
in Bari in Apulien als Sohn eines gewissen
Antonio (mit dem Familiennamen Dalmata
oder Schiavone?), der 1469 bereits als ver-
storben erwähnt wird. Da in der apulischcn
Heimat des Künstlers keinerlei Spuren seines
Werdeganges nachweisbar sind, und da außer-
dem selbst seine frühesten Arbeiten keinerlei
spezifisch apulischc, sondern ausschließlich
bolognesisch-romagnolische Schuleinflüsse zur
Schau tragen, so muß man annehmen, daß
Niccolö bereits in frühester Jugend nach Bo-
logna gekommen ist und daß er dort erst
seine künstlerische Ausbildung genossen hat.
Ein direkter Schulzusammenhang mit Jacopo
della Quercia erscheint dabei völlig ausge-
schlossen; denn dieser starb bereits 1438, und
da andererseits das zur Ermöglichung dieses
Schulanschlusscs von Perkins für Niccolö
dalP Area angegebene Geburtsjahr 1414 des-
halb unannehmbar erscheint, weil der Künst-
ler sich erst 1478 in Bologna verheiratete
(mit Margherita Boateri, die ihn in den
nächstfolgenden Jahren mit einem Sohne Ce-
sarc und mit einer Tochter Aurelia be-
schenkte), so dürfte das Geburtsjahr Nicco-
lös in der Tat wohl erst in die Zeit kurz
nach dem Tode des Jacopo della Qucrcia zu
verlegen sein. Als erstes Jugendwerk Nicco-
lös galt bisher das von einer schlichten Früh-
renaissance-Umrahmung sich abhebendc und
mit der Jahreszahl 1458 datierte Rciterrelief-
monument des 1445 verstorbenen Annibale I.
de’ Bentivoglio in S. Giacomo Maggiore zu
Bologna; neuerdings jedoch ist dieses ziem-
lich nüchterne und unbeholfene, in der Kom-
position des Reiterbildes eng an Donatellos
Gattamelata sich anschließende Werk aus
stilistischen Gründen dem Niccolö dall’ Area
wieder abgesprochen worden. Demnach ist
mit Sicherheit erst die 1463 entstandene Ter-
rakottagruppe des „Sepolcro di Cristo“ in
S. Maria della Vita zu Bologna als frühestes
Werk des Künstlers zu betrachten. Die
v/ild bewegte, im Ausdruck des ungezügelten
Affektes jedes Maß überschreitende Gruppe
besteht aus den lebensgroßen, in bauschig
flatternde Gewänder gehüllten Gestalten der
drei Marien, des Johannes und der Magda-
lena, die wehklagend den ausgestreckt ruhen-
den Leichnam Christi im Halbkreise um-
stehen, und mit denen die zu Häuptcn des
letzteren kniende Figur des Joseph von Ari-
mathia in ihrer ruhigen Gelassenheit einen
wohl erwogenen Kontrast bildet. Auf dem
Kopfkissen des Erlöscrlcichnams fand Aldro-
vandi die Signatur „Opus Nicolai de Apulia“.
— Vielleicht noch vor dieser Sepolcro-Gruppe
ist nach Schubring als Nachklang heimat-
licher Jugenderinnerungen (apulische Weih-
nachtskrippen) jenes leider nicht erhalten ge-
bliebene Prcsepio-Relief entstanden, das A.
(nach einer Notiz in Sansovinos „Venezia
Nobilissima“, ed. 1581 p. 83b) in mehrfarbig
bemalter Terrakotta für die Kirche S. Spirito
in Venedig geliefert haben soll.
Seinen eigentlichen Künstlerruf und seinen
Namen verdankt Niccolö dall’ Area der
reichen architektonischen und bildnerischen
Bekrönung, die er der vom Frate Gugliclmo,
dem Schüler des Niccolö Pisano, 1265—1267
geschaffenen Area des hl. Dominicus in S.
Domenico zu Bologna verliehen hat. Den
Auftrag auf diese in allen Einzelheiten genau
vorgeschriebene Marmorarbeit erhielt der
Künstler 1469. Bis um 1473 vollendete er
62
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Arcangeli — Arcangelo
I
den architektonischen Teil dieser Aufgabe,
also das gewölbte Dach der Area mit seinem
prächtigen Gesims, die Volutenpyramide mit
ihren Delphingestalten und die kandelaber-
artige Gipfclbekrönung mit ihren reizenden
Puttenfigürchen und den schweren Frucht-
behängen. An den Statuen dagegen arbeitete
der Meister bis an sein Lebensende, wobei er
von den kontraktlich ausbedungenen 18 Ge-
stalten nur 14 zur Ausführung bringen konnte,
nämlich die das Ganze bekrönende Statue
Gott- Vaters auf der Weltkugel, die Evange-
listenstatucn auf den Volutenkissen, die drei-
figurige Engelpietä vor dem Volutengiebel,
5 der 8 Heiligenstatuen über dem Kranz-
gesimse der Area (SS. Franciscus, Dotneni-
cus, Florian, Vitalis, Agricola) und den
knienden Leuchterengel zur Linken des Arca-
Sockels. (Der Leuchterengel zur Rechten
und die Statuen der Heil. Petronius und Pro-
culus — letztere nur restauriert von Prospero
Clementi — sind Jugendarbeiten Michelange-
los von 14D4 ; die Statue Johannes des Täu-
fers wurde erst 1537 von Girolamo de’ Col-
tellini noch hinzugefügt, während die drei
köstlichen Reliefs am Üntersatze der Area
1532 von Aifonso Lombardi ausgeführt wur-
den.) Merkwürdigerweise hat dieses hoch-
bedeutende Werk des apulischen Meisters,
das an Kraft und Originalität der Erfindung
wüe der plastischen und ornamentalen Durch-
bildung den besten Florentiner Arbeiten die-
ser Zeit ebenbürtig zur Seite steht, in Bo-
logna keinerlei schulbildende Wirkung hin-
tcrlassen. — Von kleineren Werken, die der
Künstler während seiner Tätigkeit an der
Area di S. Domenico noch geschaffen hat,
sind zu erwähnen: der Terrakotta-Adler von
1473 über dem Hauptportalc von S. Giovanni
in Monte zu Bologna (signiert „Nicolaus
F*‘) ; das herrliche Madonncnrelief von 1478
an der Fassade des Palazzo degli Anziani zu
Bologna (gleichfalls Terrakotta mit Spuren
einstiger Vergoldung, signiert „Nicolaus f“);
die Grabplatte des 1478 verstorbenen Bologne-
ser Nobile Domcnico Garganclli (in Marmor
u. Bronze) im Museo Civico zu Bologna; end-
lich nach W. Bode die Stuccostatuette des hl.
Beinardinus im Berliner Kaiser Friedrich-
Museum, der Schubring noch zwei aus S.
Domenico zu Imola stammende, bisher dem
Jacopo della Quercia zugeschriebene Kalk-
sleinstatuen der Heil. Bernardus und Petrus
Martyr in der Pinakothek zu Faenza als
nicht minder charakteristische Schöpfungen
unseres Meisters an die Seite stellt. Die
Chorschranken von 1483 in der Cappella dei
Notai von S. Pctronio zu Bologna (mit
einem reizvollen Fries von Adlern, Greifen
und Puttenköpfen und einem „Cristo morto"
ähnlich demjenigen der Area di S. Domenico)
werden von Schubring und C. Ricci gleich-
falls noch als eine Arbeit Niccolös angespro-
chen, von Aldrovandi dagegen als das Werk
eines schwächeren Künstlers betrachtet Zwei
Terrakottareliefs aus den letzten Lebensjah-
ren unseres Meisters sind gleich dem frühen
Terrakotta- Prcsepio aus S. Spirito zu Ve-
nedig leider spurlos verloren gegangen, näm-
lich eine Verkündigung Mariae und eine An-
betung der Könige, die Niccolö laut einer
urkundlichen Notiz von der Hand des Gas-
parc Codebö 1492 an den letzteren Rektor von
S. Maria Maddalena in S. Donato zu Bo-
logna abgelicfert hat; desgleichen auch eine
in einer Bologneser Chronik erwähnte, an-
geblich nach Spanien verkaufte Marmorstatue
Johannes des Täufers, sowie gewisse von
den Bologneser Chronisten gerühmte „Ca-
pricci“ des Meisters (minutiöse Holzschnit-
zereien, die z. B. ein Vöglein in seinem Kä-
fig, winzige Fliegen „che parevan vive“ etc.
darstellen).
Meister Niccolö starb 1494 zu Bologna und
wurde in der dortigen Coelcstinerkirche zur
Ruhe bestattet.
F. Malaguzzi-Valeri in Repertor. für
Kstwisscnsch. XXII 284 ff. — C. Ricci, Guida
di Bologna (1893) p. 24 ff. — L. Aldrovandi
in L'Arte II 174 ff. — P. Schubring in
Zeitschr. f. bild. Kst., N. F., XV 209 ff. — W.
Bode, Die italien. Plastik (Berlin 1905) p. 143
bis 146. E. Scatassa.
Arcangeli, Giovanni Battist a, Archi-
tekt, gcb. 1571 in Pesaro. Arbeitete zunächst
an der Befestigung des Hafens von Sinigaglia
im Herzogtum Urbino, trat hierauf in die
Dienste des Papstes Clemens VIII. sowie
Heinrichs IV. von Frankreich und schließ-
lich in diejenigen Karls II. und Alfons’ II.
d'Este, in deren Auftrag er den Bau des
Castelnuovo an der Porta dei Leoni zu Fer-
rara entwarf und leitete. Als späterhin an
der Porto S. Agncse ein neues Kastell er-
richtet wurde, erhielt der Bau des Arcangeli
den Namen Castelvecchio. Der Künstler
starb 1615 in Ferrara.
Ricci, Storia dell' Archit in Italia II 300,
320, III 131. E. Scatassa.
Arcangelo di Cola da Camerino, ita-
lien. Maler des 15. Jahrh. Der Künstler be-
fand sich 1416 in Cittä di Castello, woselbst
er im großen Saale des Palazzo Communale
eine hl. Maria Magdalena in Freskomalerei
auszuführen hatte, und zwar zur Erinnerung
an den Sieg der Castellaner über die Mark-
grafen von Civitella. 1420 hat er laut Aus-
weis der „Matricola dell’ arte de’ Medici e
Speziali“ (Codex XXI des Florentiner Staats-
archivs: „Arcangelus olim Chole Vannis de
Camerino, pictor, populi Sancti Egidii“)
im Bezirke S. Egidio zu Florenz seine Werk-
statt gehabt, wo er dann 1421 ein Tafclge-
mälde für die Kapelle der Familie Bardi in
der Kirche S. Lucia vollendete. Hierauf sie-
delte er nach Rom über, wahrscheinlich, um
im Aufträge des Papstes Martin V. in der
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Arcangelo — Arce
Kirche S. Giovanni in Latcrano Malereien
auszuführen. Ein Triptychon von der Hand
dieses Künstlers mit der Kreuzigung Christi
auf dem Mittelbilde und je zwei Heiligenfigu-
ren auf den Flügelbildern ist 1889 in der Kir-
che des Convcnto dcll’ Isola bei Ccssapalombo
(Marken) durch eine Feuersbrunst zerstört
worden ; die Signatur dieses Gemäldes lau-
tete: „Anno Dni MCCCCXXV pinxit Archan-
gelus Cole de Camerino“. — Dieser Maler ist
augenscheinlich identisch mit jenem Arcan-
gelo di Ghese di Vanni da Camerino, den Ricci
nach einer sicherlich irrtümlichen Lesart und
Datierung Morenis zitiert hat.
Santoni in „Nuova Rivista Miscna" 1890,
No. 12 ; sowie in „Catal. degü uomini illustri
di Camerino“ (App. alla stör, del Savini, Came-
rino 1895). — Feliciangcli, Sulla vita di
Giov. Boccati da Camerino (S. Severino 1906).
— Frey, Die Loggia de’ Lanzi zu Florenz
(Berlin 1885, p. 363). — Gaye, Cartcggio II
377. — Gualandi, Mem. orig. (Bologna
1844). — Magherini-Graziani, L'Arte
a Cittä di Castclio (1897) p. 73, 182. — Va-
sa r i - M i 1 a n c s i II, 294. — Moreni, Not.
istor. dei contomi di Firenze; und Illustr. dellc
medaglie di Bindo Altoviti (Firenze 1824). —
Ricci, Mem. Stör. I, 175 — 180. V. Alcandri.
Arcangelo, Francesco Antonio di,
neapol. Maler, 1665 in die Liste der Korpora-
tion der Maler eingeschrieben, f im Mai 1681.
Napoli Nobilissima VII 11. G. Degli Assi.
Arcangelo di Ghese di Vanni, s. un-
ter Arcangelo di Cola.
Arcangelo da Parma, Kanonikus und Mi-
niator in Ferrara (wohnte dort in einem
Hause des Druckers Lorenzo dei Rossi di
Valcnza) und in Parma. Er miniierte 1487
ein Buch, das der Schreiber Giovanni da Cre-
mona geschrieben hatte. Von seiner Hand
in der Bibliotcca Estense in Modena (Rac-
colta Campori) ein Pergamentcodex von 1524,
der außer einem reich kolorierten Titelblatt
eine Anzahl schöner Initialen aufweist (teil-
weise mit figürlichen Kompositionen).
C i 1 1 a d c 1 1 a, Docura. cd illustr. 178/9. —
Stcf. Lottic i, „Calligrafi Parmensi“, Erudi-
zionc e Belle Arti, nuov. scr. II fase. XI — XII.
— Venturi, La miniatura ferrarese nel secolo
XV, in Gallerie Nazionali Italianc IV 194. *•
Arcani, G a s p a r, Schweizer Architekt,
tätig 1593 — 1604 in Krakau.
Brun, Schweizer Kstlerlex. 1905. H, V.
Arcano de Arcani, Francesco, italien.
Stückgießer, aus Cesena, tätig im Dienste
Heinrichs VIII., Königs von England.
Charapeaux, Dict d. fond. etc. 1886, 32.
••
Arcano, Pietro d\ malte 1475 über dem
Portal der Confratcmitä dei Calzolai zu
Udine eine Darstellung Gottvaters in einer
Engclglorie. Das Fresko wird schon zu An-
fang des 19. Jahrh. als stark zerstört erwähnt.
M a n z a n o, Cenni biografici, Udine 1885.
H. V.
Arcanzoli (di Anzoli), Vittore di, Holz-
bildhauer in Venedig um 1510, nur bei Zani,
Enc. met II 174 erwähnt. //. y,
Arcari, Girolamo, italien. Architekt,
stand von 1507 bis zu seinem Tode 1528 als
Hofarchitekt im Dienste des Marchese von
Mantua.
Giornale Ligust. XV 374, XVI 137, 138. —
C o d d e, Memorie degli artef. Mantov. — C.
d’Arco, Arti e Artcfici di Mantova (1857) II,
Indice. G. Degli Assi.
Arcari, Nicolö Maria, italien. Archi-
tekt, f 29. 8. 1526, Bruder des Girolamo A.
und wie dieser für den Marchese di Mantova
tätig.
Giornale Ligust. XVI 137, 138. G. Degli Assi.
Arcayna, Pedro, katalan. Maler; im Jahre
1400 hat er die Vertäfelung der Decke des
Ratssaales in Barcelona zu bemalen und 1401
wird ihm aufgetragen, eine Fontäne mit „Öl-
farben“ anzustreichen.
Sanpcre y Miquel, Cuatroc. catal. I 73,
95. M. v. D.
Arce, span. Glasmaler, empfing nach den
Ausgaberechnungen des Domkapitels von Bur-
gos 1581 die Summe von 8600 Maravedis für
die Restaurierung der Glasgemälde im Quer-
schiff, vielleicht identisch mit Juan de Ar-
ce, Glasmaler, der um 1544 in Burgos tätig
war.
Ccan Bermudez, Dicc. I 46. — R i a n o.
Industr. arts in Spain S. 247. ^
Arce, D. Cclcdonio de, Bildhauer, gcb.
in Burgos 1789. Schüler des Gregorio Ba-
rambio. Mitglied der Akad. von S. Fernando
und 1788 vom König zum Hofbildhauer er-
nannt. Er schrieb: Conversaciones sobre la
escultura, Pamplona 1786. Von ihm eine
Reiterstatue Karls IV. in Elfenbein (gest.
von Salv. Carmona).
Ccan Bermudez, Dicc. I 46. M. v. B.
Arce, Geronimo de, span. Maler, wel-
cher 1610 in der Pfarrei S. Lorenzo in Se-
villa lebte.
Gestoso, Artif. Sevill. II 14. M. v. B.
Arce, Josef de, span. Bildhauer, Schüler
des Juan Martines Montanes, verfertigte 1657
acht steinerne Kolossalstatuen der Evangeli-
sten und Kirchenväter für das Sagrario der
Kathedrale von Sevilla. Auch die Statuen
des Hauptaltars der Karthause von Jerez
waren von seiner Hand sowie andere Figuren
in verschiedenen Kirchen Sevillas. 1667 er-
hält seine Witwe eine Zahlung von 84 000
Maravedis für Forderungen, die sie auf Grund
von Arbeiten ihres Mannes an die Kirchen-
fabrik der Kathedrale zu machen hatte.
Cean Bermudez, Dicc. I 46 — 47 u. Descr.
de la Catedral de Sevilla p. 174. — Gestoso,
Artif. Sevill. I 173, 218. M. v. B.
Arce, Rodrigo de, Maler in Valladolid,
geb. 1527.
Marti y M o n s 6, Estud. 427. M. v. B.
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Arcediano — Archelaos
Arcediano de Antcquera, Maler und
Kleriker, welcher 1-479 im Chor der Kathe-
drale von Sevilla ein Bild ausbesserte.
G e s t o s o, Artif. Sevill. II 14. M. v. B.
Arcerio, Michele di Gregorio und
Pietro, da Scbenico, dalmatinische
Architekten um 1450.
Archivio storico d’arte VII, 404. **
Arcerius, Johann, angeblich Kupferstecher
des 17. Jahrh. in Frankfurt a. M. Er war
jedoch nur Buchhändler in Francker und hat
das ihm, H. Albcrti und C. van Dalen zuge-
schricbenc Porträt des Joh. Maccovius (1587 —
1644), das von v. Dalen allein (nach Joh.
Pandebus) gestochen wurde, mit H. Alberti
zusammen verlegt.
Archainbaud, P. G., französ. Porträtmaler,
stellte im Pariser Salon 1887 — 1890 aus.
H. V.
Archambault, A. (Anna) Margaret ta, amc-
rikan. Malerin, geb. in Philadelphia, Pennsyl-
vania, studierte auf der Pennsylvania Aca-
demy of Fine Arts und stand besonders unter
dem Einfluß von Anshutz, Eakins, Hovenden
und Donnoh. Mit ihren Miniaturen hat sie
großen Erfolg gehabt, so daß sie 1902 in Phi-
ladelphia, wo sie jetzt lebt, die gold. Medaille
erhielt. Ein Porträt von ihr (Rev. Charles
D. Cooper) in der Church of Holy Apostles,
Philadelphia. Edmund von Mach.
Archambault, Pierre, Dekorationsmaler,
arbeitete 1506 an der Malerei des Hauses und
der Kapelle du Lydieu im Schlosse Gailion,
für den Kardinal von Amboise, mit dem Ge-
halt von vier Sous täglich.
D e v i 1 1 e, Comptca des depenses du chäteau
de Gailion. H. Longnon.
Archamone, Antonio, s. Antonio A.
Archanatten ( Arkhonas) , Hieronimus,
1573 „Paumeister über d. Land u. Grenz“ in
Steiermark, erhält per Monat 25 fl. und wird
1574 von Kaiser Max II. zum Superinten-
danten ernannt.
Jahrb. d. Kstsammlg. d. öst. Kaiserh. No. 157G.
R.
ArchangS, Jean Louis, französ. Archi-
tekt, geb. in Orsay (Seine-et-Oise) 11. 5.
1750, f in Paris Nov. 1832. Seine beiden
Hauptbauten sind leider zerstört: Schloß Ro-
chefort bei Dourdan (1787) und der 1810
einem Brand zum Opfer gefallene Theater-
saal in Havre (1789).
Gäbet, Dict. d. Artist. 1831. — Lance,
Dict. d. Archit. fran?., 1872. H. V.
Archaro, Hieronymus, s. Arcori, Giro!.
Arche, Anton, erzbischöflicher Baurat in
Olmütz, starb daselbst 1851. Er hat sich
durch seine Wirksamkeit bei den großartigen
Bauten des Kardinal-Fürsterzbischofs Frei-
herrn von Sommerau in Olmütz (Klerikal-
Scminar) und Krcmsicr (Schloß-Kirchen- und
Gartenbauten) hervorgetan.
Mitteilungen der k. k. mähr.-schles. Acker-
baugcsellschaft vom J. 1852 S. 27. IV. Schram.
KQnstlerlexikon. Bd. II.
Arche, G i n c t d’, französ. Werkmeister ;
1395 am Bau der Kathedrale zu Vienne tätig,
vollendete er jedenfalls deren Scitcnkapellen,
über denen sich eine aus dem 12. Jahrh. stam-
mende äußere Galerie hinzieht; auch begann
er wahrscheinlich den westlichen Erweite-
rungsbau dieser Kirche sowie den Neubau
ihrer erst im 16. Jahrh. vollendeten prächti-
gen Fassade.
N. C h o r i e r, Recherches des antiquit£s de
Vienne, p. 237 — 238. — Alex. Pinchart in
Meyers Kstlerlex. — L. B 6 g u 1 e, Congrcs
archeol. de Vienne 1879 p. 304. C. Enlart.
Archedemos aus Thera, ein Steinmetz unter-
geordneter Bedeutung, in der 2. Hälfte des 6.
Jahrh. in Attika ansässig geworden. Seinen
Namen hat er dadurch verewigt, daß er eine
der großen natürlichen Grotten im südlichen
Hymettos (in der Nähe des heutigen Dorfes
Vari) „von den Nymphen ergriffen“ für Apol-
lon, Pan, die Nymphen und Chariten zu einem
Heiligtum ausgcstaltete. Die Grotte war von
600—150 v. Chr. von Andächtigen viel be-
sucht (wie es scheint, spielte hier auch die
bekannte Geschichte von Platon und den hy-
metti sehen Bienen), dann erst wieder im 4.
Jahrh. n. Chr. von der armen christlichen
Landbevölkerung. 1901 ist die Höhle durch
amerikanische Ausgrabungen genau untersucht
worden. Die provinziale theräische Kunstfertig-
keit die gewachsenen Felswände abzumeißeln,
hat sich bei A. auch in Attika nicht verfeinert.
Mehrere Inschriften, bald theräisch-dorisch,
bald ionisch-attisch in Dialekt und Schrift,
melden seine verschiedenen Verdienste um
dies Grottenheiligtum. Auch sich selbst hat
A. in rohem Relief verewigt, ziemlich tief
unten an der Mittelwand der Grotte: mit
kurzem Handwerkerwams, Spitzhammer und
Richtscheit.
Brunn, Gesch. d. gr. Katlr. II 341. — Cur-
tius u. Kaupert, Atlas von Athen 30, Taf.
VIII, 1 u. 2. — Pauly-Wissowa, Realenc.
II 440, 8 (Fabricius). — Hiller v. Gärtrin-
gen, Thera I 161, III 82. — Americ. Joum. of
Archacol. 1903 S. 263 ff. H. Thier sch.
Archega (Archiga oder Achega), Pedro
de, Waffenschmied des 17. — 18. Jahrh. in To-
ledo, mit dessen Marke zwei Degenklingen
der Madrider Armeria Real signiert sind.
Catalogo von 1898, p. 242 (mit nota 1), 261. *
Archelais, Maler an der k. Porzellanfabrik
in Sevres in der 1. Hälfte des 19. Jahrh., wird
als Künstler im „päte sur päte“ gerühmt. Ein
/. Archelais dort tätig 1865 — 1902.
Archelaos, Bildhauer, Sohn eines Apollonios,
aus Priene. Bekannt durch ein von ihm sig-
niertes Relief, die sogenannte Apotheose Ho-
mers. Das Relief wurde im 17. Jahrh. an
der Via Appia bei Bovillae (unterhalb von
Grottafcrrata) entdeckt und befindet sich heute
im britischen Museum (Brunn-Bruckmann,
Denkm. 50). Dargestcllt ist der Abhang eines
Berges, auf dessen Spitze in bequemer Hal-
65 ,«• 5
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Archembault — Archembold
tung Zeus lagert; an dem Abhang sind Mne-
mosyne (nur Sauer nennt die Figur Hera),
die neun Musen und Apollon in zwei Strei-
fen gruppiert; Apollon steht in einer Grotte,
rechts von ihr die Statue eines Dichters, hin-
ter der ein Dreifuß aufragt. Im untersten
Streifen ist vor einem Vorhang, der vor einer
Säulenhalle ausgespannt ist, also im Hof
eines Heiligtums die Apotheose Homers dar-
gestcllt: der Dichter thront links mit mäch-
tigem Szepter, eine Rolle in der Rechten;
hinter ihm stehen Oikumene, die bewohnte
Erde, die Personifikation des Raumes, und
Chronos, die der Zeit. Jene kränzt den Dich-
ter, der Chronos hält in jeder Hand eine
Rolle, die beiden Dichtungen Ilias und Odys-
see, die außerdem jede durch eine kniende
weibliche Gestalt rechts und links von dem
Sitz Homers personifiziert sind ; an der Fuß-
bank befinden sich Frosch und Maus zur An-
deutung der Batrachomyomachie. Rechts
folgt die Opferhandlung; über dem runden
Altar, auf den Historia Weihrauch streut,
ragt ein Buckclochse auf, während links My-
thos, als Knabe gebildet, bereit zum Libieren
steht. Der Historia schließen sich an Poiesis
mit hocherhobenen Fackeln, Tragodia und
Komodia mit betend erhobenen Rechten. Den
Abschluß bildet eine dichtgedrängte Gruppe:
ein Kind — Physis — und vier Frauen —
Arete, Mneme, Pistis, Sophia — ; sie gibt dem
Gedanken Ausdruck, unsere Natur werde,
wenn wir Homers gedenken, zu Tugend, Treue
und Weisheit erzogen (Wilamowitz bei Wat-
zinger, Relief des Archclaos, S. 17). Für die
Darstellung der Musen hat A. eine Musen-
gruppe benutzt, die jetzt allgemein dem rhod-
schen Künstler Philiskos zugeschricbcn wird ;
sie befand sich zu Plinius’ Zeit bei der Por-
ticus der Octavia, hatte aber zunächst jeden-
falls irgendwo im griechischen Osten, am
wahrscheinlichsten in Rhodos selber gestan-
den. Auch die anderen weiblichen Figuren
entsprechen Typen, die in späthcllcnistischer
Zeit an der Küste Klein-Asiens und den be-
nachbarten Inseln allgemein bekannt und be-
liebt waren (Watzingcr, S. 14; Amelung,
Katal. d. d. ant. Skulpt. im Vatikan I 85;
vgl. Athanodoros III). Da eine der Musen des
Philiskos im Anfang des 2. Jahrh. v. Chr. be-
reits in Pergamon kopiert worden ist (Watzin-
ger, S. 8), muß die Musengruppc vorher,
wahrscheinlich am Ende des 3. Jahrh., im
Beginn der rhodischen Kunstblütc, entstan-
den sein. Das gibt den terminus post quem
für Archclaos. Da die Darstellung des Land-
schaftlichen auf dem Relief noch sehr einfach
ist, dürfen wir seine Lebenszeit um die Wende
des 3. und 2. Jahrh. annehmen; auf dieselbe
Zeit führt der Charakter der Inschriften. End-
lich hat man in den Köpfen der Oikumene
und des Chronos Porträts eines hellenisti-
schen Herrscherpaares jener Zeit wiederer-
kennen wollen. (Watzinger, S. 18 ff., Ptole-
maios IV, Philopator und Arsinoe. We-
niger überzeugend Hauser in den österr.
Jahresh. 1905, S. 85 f. den syrischen König
Alexander I. Balas und seine Gattin Klco-
patra; Sauer will a. u. a. O. in dem Chronos
Attalos II. erkennen, in der Arete, die nach
ihm Porträt und deutlich greisenhaft ist, des-
sen Mutter Apollonis.) Man nimmt heute fast
allgemein an, das Relief sei das Weihgeschenk
eines im Agon siegreichen Dichters, der zu-
gleich seinen Sieg verherrlichen und seiner
Devotion für Homer Ausdruck geben wollte;
die Statue rechts von Apollon stelle den Dich-
ter dar, dem erlaubt worden sei, das eigene
Bildnis und seinen Siegespreis, den Dreifuß,
in einem Heiligtum des Apollon aufzustellen,
von dem man dann natürlich annehmen muß,
cs habe der Reliefdarstellung entsprechend an
einem Bergesabhang gelegen (Watzinger sucht
eine lokale Andeutung auf Rhodos in der Ge-
genwart des Zeus auf dem Gipfel, die sich
aber einfach dadurch erklärt, daß er der Vater
der Musen war, die er mit Mnemoysne er-
zeugt). Es ist doch die Frage, ob man dann
nicht konsequenterweisc annehmen müßte,
daß an dem Fuß dieses Berges auch ein
Heiligtum des Homer gelegen habe. Eine
derartige Darstellung auf einem Weihge-
schenk mit dem Weihenden an unbedeutend-
ster Stelle, nur in cffigic und ohne deutlichen
Hinweis auf Sieg und Dank wäre verein-
zelt und ist von vornherein unwahrschein-
lich. Dichterstatuen und Dreifüße standen
in jedem Heiligtum des Apollon und der
Musen, und da die Statue kaum noch ein-
mal Homer und, weil ihr die Inschrift fehlt,
auch kaum Hesiod darstcllcn kann, so wird
sic der Bildhauer nur als Staffage angebracht
haben. Endlich wäre zu erwägen, ob das
Relief nicht vielmehr zum Schmuck einer Bi-
bliothek bestimmt gewesen sei ; an einem sol-
chen Orte wäre die Verehrung des Homer mit
dem ganzen gelehrt-allegorischen Apparat so-
fort verständlich; zudem wurde in Bovillae
an demselben Ort die sogenannte Tabula Iliaca
gefunden, deren Bestimmung auch keine an-
dere gewesen ist.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. I 572, 587. —
Overbeck. Schriftq. 2285. — Dcrs., Gcsch. d.
gr. Plastik II< S. -157 f., 463 f. — Collignon,
Hist, de la sculpt. gr. II S. 674 f. — Michae-
1 i s bei Jahn, Gr. Bilderchr. S. 81 ff., 410. —
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 297. — Pauly-
W i s s o w a, Rcalcnc. II 454, 39 (Robert). —
Sauer. Verh. d. Halleschen Philologenvers.
(1903) S. 21 f. — S i e v e k i n g, Abbild, zu
Christ, Griech. Lit.-Gesch. 4. Aufl. Abb. 1. —
Watzinger, Relief des Archelaos (63. Berl.
Winckelmannsprogramm). Amelung.
Archembault, s. Archambault.
Archembold, Arnoul u. Anger, französ.
Werkmeister, restaurierten 1026 die Abtei von
St. Benoit an der Loire.
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Archenault — Archer
R o c h e r, L'^gl. de l’abbaye de St. Benoit s.
L. — Bauchal, Dict. des Archit. C. Eitlart.
Archenault, Adrien Francois Theo-
dore, Genre- und Porträtmaler in Paris,
geb. daselbst 25. 12. 1825, Schüler von Abel
de Pujol und H. Vernet, stellte im Salon
(1859 — 1879) wiederholt aus.
Bellicr-Auvray, Dict. g6n£r. und Suppl.
Archenaut, französ. Miniaturmaler um 1800.
Die Bezeichnung „Archenaut" trägt ein vor-
zügliches Damcnbildnis auf Elfenbein (an-
geblich Porträt der Mme J. A. de Recamier),
das auf der Auktion E. v. Waldenburg (J. M.
Hebcrle, Köln, 1894, Kat.-No. 1354) zur Ver-
steigerung kam. ***
Archennos, s. Archcrmos.
Archer, A r c h i b a 1 d, Porträtmaler, zuerst
in London, später in Liverpool tätig, stellte
von 1810 — 1845 wiederholt in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 56. **
Archer, F. S., Bildhauer in London, stellte
1836 — 1851 eine lange Reihe von Hcrren-
und Damenporträtbüsten in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 57. **
Archer, J. S., Architekt in London, tätig
um 1808— 1S27.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 59. **
Archer, James, engl. Kupferstecher der
Stechergruppe von J. M. W. Turner, tätig in
Nordamerika, fertigte eine Anzahl Ansichten
New Yorks (St. Pauls, Broadway; Mansion
House, Broadway) und eine Ansicht der Har-
vard University bei Boston. e. Richter.
Archer, James (R. S. A.), engl. Gcnrc-
und Porträtmaler, geb. in Edinburgh, f am 3.
9. 1904 in Haslemcre, Schüler der Edinburgher
Trustees Academy (seit 1838 unter Sir Wil-
liam Allan), widmete sich die ersten 10 Jahre
seiner Tätigkeit dem Zeichnen von Kreide-
porträts. 1849 zeigte er ein Gemälde: The
Last Supper, das Beifall fand. 1852 war er
auf der Ausstellung in Edinburgh mit Hi-
storien, Porträts, Genrestücken und Land-
schaften vertreten. 1850 erschien zum ersten
Male ein Damenporträt von ihm auf der Aus-
stellung der R. Academy, die er dann bis
1904 Jahr für Jahr zumeist mit mehreren
Bildern beschickte. Was ihn populär machte,
waren in erster Linie seine gemalten Roman-
zen und Balladen, die nicht nur inhaltlich
reizvoll dargestellt, sondern auch mit techni-
schen Qualitäten gemalt waren; z. B. „Fair
Rosamund and Queen Eleanor“ (Roy. Acad.
1859), „Playing at a Queen with a Painters
Wardrobc“ (Acad. 1861) und die Serie „The
history of King Arthur“. — 1862 verließ er
Edinburgh, um in London dauernden Auf-
enthalt zu nehmen. Auch auf den Weltausst.
in Paris 1S67, 1878, 1889, in Wien 1873, auf
der Akad. Kstausst. in Berlin 1881 (Porträt
des Geigenvirtuosen Prof. Joachim) und auf
der Jubiläumsaussst. daselbst 1883 w'ar er
vertreten.
The Art Journal 1871, 97—99 (mit Abb.). —
Meyer, Kstlerlex. II 218 (Artikel von Sidney
Colvin). — The Studio, Sejiaratheft : Roy. Scot-
tish Acad. 1826 — 1907. — Graves, Roy. Acad.
Exh. I 57 ff.
Archer, Miss J a n e t, Porträt- und Gcnre-
malerin in London, stellte von 1S73 — 1893
wiederholt in der R. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 58. *•
Archer, John W y k e h a m, engl. Stecher,
auch Maler, geb. 2. 8. 1806 (nach anderen
1808) zu Newcastle on Tyne, t zu London
25. 5. 1864. Schon 1820 kam er nach London
zu dem bekannten, namentlich in der Dar-
stellung von Tieren ausgezeichneten Stecher
John Scott. Er widmete sich insbesondere
dem Architektur-Stich. 1827 fertigte er in
seiner Heimat die großen Radierungen von
Fountains Abbcy in Yorkshire, sowie von der
Abteikirche und Abbots Turm zu Hcxham.
Dann ging er nach Edinburgh, wo er eine
Menge von Zeichnungen nach alten Gebäu-
den und Straßen dieser Stadt machte. Nach
London zurückgekehrt, trat er in die Werk-
statt von W. und E. Finden ein, um auch die
Technik des Stahlstichs zu erlernen. Als
Mitglied der New' Society of Painters in Wa-
ter Colours machte er eine Reihe von Zeich-
nungen von St. Mary Overy (vor der Re-
stauration) und von Lambeth Palace.
Von seinen vielen Zeichnungen sind eine
Reihe von einigen Hundert nach alten Lon-
doner Gebäuden in der Twopenny-Satnmlung.
seit 1874 im British Mus., und eine Folge der
alten Bauten in der Grafschaft Northumber-
land, in der Sammlung zu Alnwick Castle.
Er malte auch einige Architekturbildcr in
öl, und hat viele Zeichnungen für Zeitschrif-
ten geliefert. Von seinen Stichen seien ge-
nannt :
1. Vestigcs of old London 1851. Mit 37 Taf.
4. — 2. The Rccrcations of Mr. Zigzag the Eider
in : Douglas Jcralds Magazine. — 3. Richmond
Castle and Town. Nach Turner. Fol. — 4.
Crook of Lune, looking towards Hornby Castle.
Nach Dcms. Kol. — Beide in Whitakers History
of Richmondshire.
H. O 1 1 1 e y, A biographical and critical Dic-
tionary etc. — B i n y o n, Catal. of drawings in
the British Mus. — Rcdgrave, Dict. — The
Art Journal 1864 p. 243 (Nekrolog). R.
Archer, Thomas, engl. Barockbaumeister,
entfaltete eine bedeutende Bautätigkeit in der
1. Hälfte des 18. Jahrh., f 23. 5. 1743, Schüler
von Sir John Vanbrugh. 1710 baute er Hcy-
thorpe Hall (Oxfordshire), dann Harcourt
House, Hanover Square, 1715 — 19 St. Philips
Church in Birmingham, 1721 — 28 St. Johns
Church, Westminster, die Walpole als das
Hauptwerk seiner Manier bezeichnetc.
Walpole, Anecdotes of painting, Aufl. von
1786 p. 85. — Monaldini, Vite dei piü ce-
lcbri Architetti. Roma 1768 p. 398. — Red-
grave, Dict. **
67
5*
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Archereau — Archidamos
Archereal!, Louis, französ. Architekt, geb.
1854 in Chantonnay (Vendee), Schüler von
Andre, baute die Schlösser La Fauconniere
und Vue, die Schule in St.-Michel und meh-
rere Gebäude in Fontenay-le-Comte.
Dclaire, Lcs archit ölev. etc. 1007. p. 161.
Arcbermos, Bildhauer aus Chios, Sohn eines
Mikkiades, Vater des Bupalos und Athenis
(s. d.). Er muß gegen die Mitte des 6. Jahrh.
v. Chr. tätig gewesen sein, Plinius nennt den
Großvater des A. und Ahn der Familie Melas;
doch wäre es möglich, daß diese Angabe nur
auf mißverständlicher Deutung einer Inschrift
wie die sofort zu nennende aus Delos, beruhte
(in dieser Inschrift wird nach der fast allge-
mein angenommenen Ergänzung Chios als
Melocvo; narpwiov arzxi bezeichnet, Melas aber
war der mythische Gründer der Stadt, ein
Sohn des Poseidon und einer Nymphe). Werke
des A. befanden sich, nach Plinius, auf Les-
bos und Delos. Auf Delos hat sich denn
auch eine Basis gefunden (Löwy, Inechr.
gr. Bildh. 1), deren Inschrift Mikkiades und
Archermos nennt, und zwar nach der ein-
leuchtendsten Ergänzung (s. zuletzt E. Gard-
ner Class. Rev. 1893, S. 140 f.) als gemein-
same Verfertiger eines Weihgeschenkes, das
selber verloren ist, am wahrscheinlichsten aber
Sphinx oder Greif war (Sauer, Athen. Mitt.
1891, S. 182 ff.). Eine zweite, deutlich jüngere
Inschrift des A. hat sich im Perserschutt der
athenischen Akropolis gefunden (Ephem. arch.
1886, S. 134; 1888, S. 74; CIA IV, S. 181) ;
sie steht an dem Schaft einer kancllicrten Säule,
deren Kapitell das ebenfalls verlorene Wcih-
geschenk getragen hatte. Als besonderes Ver-
dienst des A. wird uns in einem Scholion zu
Aristophancs überliefert, er habe zuerst die
Siegesgöttin geflügelt gebildet; die Nachricht
gründet sich auf eine Notiz pergamenischer
Forscher (ol xtpl Kapuouov cv Il£pYapT(vöv
der Name des A. ist in vApxewoc verderbt).
Als sich nun auf Delos nahe bei jener In-
schrift ein hochaltcrtümlichcs Bild einer ge-
flügelten weiblichen Gottheit fand (Brunn-
Bruckmann, Denkm. 36 und sonst oft), suchte
man beides zu kombinieren, glaubte also eine
Nike des A. zu besitzen, bis sich herausstellte,
daß diese Kombination unmöglich sei. Die
Frage ist nun, ob man diese Statue dennoch
als Werk des A. gelten lassen dürfe, aus des-
sen Zeit sie sicher stammt, und trotzdem ihr
Stil in eine ganz andere Richtung zu weisen
scheint. Diese Annahme, für die besonders
Studniczka und Lechat cingctreten sind, läßt
sich nur halten, wenn man annimmt, daß die
krctisch-pcloponnesischc Kunst auf die älte-
sten Meister von Chios sehr stark, ja bestim-
mend eingewirkt hat, und daß A. noch voll-
kommen unter ihrem Einfluß stand.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 38 f. — Over-
beck, Schriftq. 314 f. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik I« S. 80, 112, 152. — Homo Ile, Bull.
de corr. hell. 1879 S. 393 ff. PI. VI/VII (vgl.
ebenda 1901 S. 496 Anm. 1). — Brunn, Bcr.
der Bayr. Akad. 1884 S. 524 ff. u. Kl. Sehr. II
S. 127 ff. — Robert, Archäol. Märchen S. 115
ff. — Winter, Athen. Mitt. 1888 S. 123 ff. —
Brunn, Gricch. Kunstgesch. II 90 ff. — Treu,
Verh. d. 42. Philologenvers. (1893) S. 324. —
P a u 1 y- W i s s o w a, Rcalenc. II 457 f. (Ro-
bert). — Collignon, Hist, de Ia sculpt. gr.
I 134 ff., 338. — Studniczka, Siegesgöttin
S. 7 ff. Taf. II. — Roscher, Mythol. Lex. III
320 ff. (Bulle). — Treu, österr. Jahrcsh. 1889
S. 200 f. — K 1 e i n, Gr. Kstgcsch. I 138 ff. —
Lechat, L'art att. av. Phidias 176 ff.
Amelung.
Archevesque, Julien 1’, Maler in Paris,
nur urkundlich (in einer Familienangelegen-
heit) bekannt, Verwandter des Malers Louis
Boullogne.
J a 1, Dict. crit. 1872. H. Stein.
Archi, D o n a t o, Maler in Florenz im 18.
Jahrh., nur von Zani, Enc. met. II 176 dem
Namen nach erwähnt. ••
Archias, Bildhauer, Sohn eines Apollonios,
aus Marathon. Bekannt durch die Inschrift
einer im athenischen Dionysostheater gefun-
denen Basis, die den Schriftformen nach aus
römischer Zeit stammt. Jedenfalls gehört er
in eine Familie mit Apollonios III und wahr-
scheinlich auch A. VII. Es ist sehr wohl
möglich, daß eben dieser A. auf dem Frag-
ment eines Namcnsverzcichnisses, das sich in
Athen gefunden hat (Löwy a. a. O. 545), ge-
meint sei; dem Schriftcharakter nach stammt
es aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. v. Chr.
Overbeck, Schriftq. 2216. — Löwy, In-
schr. gr. Bildh. 230. — P a u 1 y -W i s s o w a,
Rcalenc. II 464, 22 (Robert). Amelung.
Archias, Architekt aus Korinth, Erbauer
des von Moschion bei Athenaeus V 206d— 209e
ausführlich beschriebenen Prunkschiffes, das
Hieron II. um 200 v. Chr. einem der Ptole-
mäerkönige schenkte. Ein riesiger schwim-
mender Palast mit ausgesuchtester Pracht
ausgestattet, wie später etwa die veneziani-
schen Prunkschi ffc. Niemand eignete sich
für solchen Auftrag besser als ein in der
Tradition hundertjähriger Werften (Thukyd.
I 13,2) zu Korinth aufgewachsener Techni-
ker, als ein im Luxus des korinthischen
Kunstgewerbcs groß gewordener Dekorateur,
dem als Beirat im Konstruktiven und Me-
chanischen Archimedcs zur Seite stand. Das
Schiff wurde in Ägypten aus „Syrakusa“ zu
„Alexandria“ umgetauft.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 341. — Pau-
ly-Wissowa, Rcalenc. 464, 23 (Fabricius).
H. Tkiersch.
Archidamos I, Bildhauer hellenistischer Zeit,
aus Milet. Bekannt durch die Inschrift einer
Basis, die sich in Lindos gefunden und augen-
scheinlich die Statue eines Priesters der
Athena getragen hat.
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 200. — Hi 11 er
v. Gärt ringen, Jahrb. d. Inst. 1894 S. 42. —
P a u 1 y - W i s s o w a, Realenc. II 470, 12 (Ro-
bert). Amelung.
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Archidamos — Archipow '
Archidamos II, Sohn eines Nikomachos, aus
dem Beginn der Kaiserzeit. Familienzusam-
menhang mit A. I ist wahrscheinlich, Identität
nicht zu beweisen. Bekannt durch die In-
schrift einer Basis, die sich in Halikarnaß ge-
funden — gegen diese dreifach bezeugte An-
gabe steht eine vereinzelte, die Athen als
Fundort nennt, — und die Statuen des Ti-
berius (als Kronprinzen) und seines Sohnes
Drusus getragen hat.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 606 — Over-
beck, Schriftq. 2293. — Löwy, Inschr. gr.
Bildh. 356. — Hillerv. Gärtringen, Jahrh.
d. Inst. 1894 S. 42. — P a u 1 y - W i s s o w a,
Realenc. II 470, 12 (Robert). Amelung.
Archifel (Archifcli), Antonio, italien.
Silberschmied. 1534 in Palermo nachweisbar,
1542/3 in seiner Vaterstadt Catania als Mei-
ster des Reliquiars der hl. Agata und des
dazu gehörigen Traggcstells genannt. (Beide,
1891 durch Raub teilweise zerstört, befinden
sich in der Kapelle der Heiligen im Dome,
doch kann A. dasselbe nur begonnen haben,
da noch bis 1650 daran gearbeitet wurde, s.
Aversa, Paolo.) Am 14. 9. 1542 verpflichtet
sich A., ein Sakramentstraggcstell in reicher
und kostbarer Arbeit für die Stadt Calta-
girone zu fertigen, doch kam dasselbe schließ-
lich nicht zur Ausführung.
G. Di Marzo, I Gaggini, Palermo 1880 I
614 ff. — Notizen von M. Rosenberg.
E. Mauceri.
Archifel, V i n c e n z o, Silberschmied. Er
gilt als Catanier, war aber vielleicht frem-
der Herkunft. Am 19. 4. 1501 war er in Ca-
tania, wo er noch 1533 lebte. Sein Werk ist
das kostbare Silberkreuz in der Chiesa mag-
giore von Assoro mit dem Relief des Ge-
kreuzigten auf der einen und dem des auf-
erstandenen Christus auf der anderen Seite.
Es trägt die Inschrift: opera di mastro Vin-
centio Archifel.
G. Di Marzo, I Gaggini I 614. E. Mauceri.
Archikles, attischer Töpfer aus dem Kreise
der sog. Klcinmeister, die in der zweiten Hälfte
des 6. Jahrh. an Trinkschalcn und anderen
kleinen Gefäßen ihre ganz auf das Zierliche
und Minutiöse gerichtete Dekorationskunst
übten. Die von ihm bekannten signierten
Vasen sind nicht zahlreich und geben von sei-
nen malerischen Qualitäten, wenn man die
Bildchen überhaupt ihm zuschrciben darf, kei-
nen hohen Begriff. Ein paar weidende Tiere,
ein Reiter sind alles, was von figürlichem
Schmuck bei ihm vorkommt, während von
seinem Mitarbeiter Glaukytes (s. d.) zwei
Schalen mit sehr figurenreichen Kampfszenen
bekannt sind (Wiener Vorlcgcbl. 1889, Taf. 2).
A. begnügt sich die tiefe Schale — die ein-
zige Gefäßform, die wir von ihm kennen —
in 3 Teile zu gliedern und im mittleren zwi-
schen den von den Henkelansätzen ausstrah-
lenden Palmetten seine zierlichen Tierfiguren
oder nur seine Inschrift anzubringen ; verein-
zelt kommt dazu ein Inncnbild. Der Meister
steht der bedeutenderen s. f. Vasenmalerei
schon ferner als Glaukytes (vgl. von ver-
wandten Meistern besonders Anakles, Her-
mogenes, Tleson, Xcnokles).
Abbildungen seiner Werke: Klein 1 bei Pa-
nofka, Mus. Blacas 16, 1. 2. — Klein 3 Rötn.
Mitt. 4 (1889) 161.
Klein, Vasen mit Meistcrsignat.2 S. 76 ff.,
1 — 4. — A. Schneider, Röm. Mitt. 4 (1889)
158 ff. — Pauly-Wissowa, Realenc. II
487,5 (Robert). Sauer.
Archilochos aus Agryle in Attika, Architekt,
im Jahre 408/7 tätig am Erechtheion zu
Athen, nicht nur als untergeordneter Bau-
führer, sondern als Nachfolger des Chefarchi-
tekten Philokics (CIA I. 324).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 341. — Mi-
chaelis, Arx Athenarum 106. — Ders., Ath.
Mitt. 1839, 356 ff.; 1901, 223 ff. (Kolbe). —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 507, 3 u.
Suppl. I 120 (Fabricius). H. Thiersch.
Archimbaud, Genfer Goldschmiedfamilie des
17. Jahrh., nur urkundlich bekannt.
Brun, Schweizer Kstlerlex. 1905. H. V.
Archimedes, der berühmte Mathematiker
aus Syrakus, wird erst in römischer Zeit auch
unter den berühmten Architekten genannt; so
steht er bei Varro unter den 7 Hauptbau-
meistern, offenbar wegen seiner großen mecha-
nischen, konstruktiven Erfindungen („Was-
serschnecke“, Winden, Flaschcnzüge, Bclage-
rungsmaschinen). Wirkliche Bauten sind von
ihm nicht bekannt.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 341 f. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 538 (Hultsch).
H. Thiersch.
Archimedes, s. Genoels, Abr.
Archinti, L u i g i, italien. Maler, Novellen-
dichter und Kunstschriftstellcr, gcb. 1825 zu
Mailand, t 5. 2. 1902. Von seinen wenigen
Gemälden wird eine „Battaglia medievale“ in
der Sammlung Ravene zu Berlin als eine
energische u. koloristisch interessante Schlach-
tendarstellung gerühmt. Seine Haupttätig-
keit entfaltete er als vorurteilsfreier und ein-
sichtsvoller Kunstkritiker der „Illustrazione
Italiana“ und des „Diritto“ (unter den Pseu-
donymen L. Chirtani und L. Tarchini) ; un-
ter seinem eigenen Namen veröffentlichte er
ein Buch, betitelt „L’Arte attraverso i secoli“.
Gubernatis, Diz. degli Artisti ital. viventi
— N. D’A 1 1 h a n, Gli artisti ital. (Torino 1902).
R.
Archioli, Rafael de, span. Baumstr. in
Valladolid unter Karl V. angestcllt. 1551
und 1552 bei dem Kloster Abrojo und 1554
bei dem Kastell Simancas beschäftigt.
Llaguno y Amirola, Not. II 54. A
Archion, angeblicher Gemmenschneider. Der
Stein mit seinem Namen ist eine moderne
Fälschung.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlcr. II 604. Pernice.
Archipow, Abram Efimowitsch, russ.
Maler, geb. 15. 8. 1862 im Rjäsanschen Gou-
vern., Schüler der Moskauschen Kunstschule
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Archita — Arcioni
und der Akad. in Petersburg. Von ihm
auf der Dezenalausstellung in Paris 1900 die
Gemälde : Der Alte, Zurück, Auf der Wolga ;
auf der internationalen Ausstellung in Düssel-
dorf waren: Sommer und Russisches Dorf,
beide im Besitz v. Iwan Morosow in Moskau.
Die Tretjakoffsche Galerie in Moskau be-
sitzt von ihm: den Dorfheiligcnbildmaler
(1891), Einsiedler (1892), auf der Oka
(1892), Krankenbesuch. — In kaiserl. Besitz:
auf der Wolga.
N. P. Sobk o, Russ. Kstlcrlex. W. Neumann.
Archita aus Lucca, Maler in Rom. Malte
nach Titi in einer Grotte der Villa Borghese
Grotesken, Musen und andere Gottheiten al
fresco. Bei Zani und in den Mcmorie c Do-
cumenti per la Storia di Lucca wird er Ar-
chita Ricci genannt. Bei Zani noch die No-
tiz: Lebte um 1660.
Titi, Dcscrizionc ctc. di Roma, Roina 1703,
p. 440. — Mem. e Dor. per la Storia di Lucca
VIII 133 — 5. — Zani, Encicl. XVI. — Meyer,
Kstlcrlex. II 219. Walter Bombe.
Archita, Maler aus Perugia (?). Malte, wie
Titi berichtet, zu Anfang des 17. Jahrh. in
der Kirche S. Sebastiano vor den Mauern
Roms in Fresko über einem Altar den hl.
Hieronymus, welcher restauriert ist, und über
einem anderen Altar den S. Bcrnardo und S.
Carlo. Die Nachrichten, welche Pascoli über
ihn gibt, entbehren jeder Begründung. Viel-
leicht ist Archita mit dem ebenfalls bei Titi
p. 440 erwähnten Archita aus Lucca (s. o.)
identisch.
Titi, Descrizione delle pitture, sculture ed
architetturc in Roma, Roma 1763, p. 70, 71.
440. — Pascoli, Vite dei Pittori, Scultori ed
Architetti Perugini, Roma 1732, p. 165 — 166. —
Meyer, Kstlerlcx. II 219. Walter Bombe.
Archon, s. Arconi.
Arciäs, G a u t h i e r d\ französ. Werkmei-
ster, tätig um 1500 am Bau der Kathedrale
von Troycs, erneuerte mit Colleqon Faulchot
den steinernen Bodenbelag dieser Kirche.
A s s i e r, Comptcs de la cathcdr. de Troycs.
— Rauchal, Dict. des Archit. C. Enlart.
Arcilaccio, Giam battist a, namhafter
Militär- und Privatarchitckt aus Pcsaro, geb.
1581, f 1615, während er in Ferrara Befesti-
gungen ausführte.
Zani, Enc. met. II 177 u. Amn, No. 131. •*
Arcimanno, B a 1 1 i s t a, Goldschmied des
15. Jahrh. (?) aus Vitcrbo. Von ihm ein
goldner Abendmahlskelch in Montefiasconc,
ausgestellt 1896 in Orvieto, bezeichnet: Arci-
manno Battista de Viterbio me fccit.
Gaz. d. b.-arts 1896 II 502. **
Arcimboldo, Giuseppe, Maler aus Mai-
land, geb. um 1530 (?), f daselbst am 11. 7.
1593, entstammte einer alten Mailänder Pa-
trizierfamilic. Über seine Jugend und seine
Lehrer wissen wir nichts. Wurde von Kaiser
Ferdinand I. als Hofmaler berufen und diente
auch dessen Nachfolgern Maximilian II. und
Rudolf II. Er soll alle Personen des kaiser-
lichen Hofes porträtiert haben (Moriggia).
Lomazzo rühmt besonders die Bildnisse, die
er von Kaiser Maximilian verfertigte. Seine
Spezialität war jedoch die Zusammensetzung
menschlicher Köpfe und ganzer, zumeist alle-
gorischer Gestalten aus Blumen, Früchten oder
Tieren. In dieser Weise malte er nicht ohne
verblüffende Geschicklichkeit mehrmals die
„vier Elemente“ und die „vier Jahreszeiten“.
Einige dieser Bilder besitzen heute die Ga-
lerie des Hofmuseums in Wien und die Galerie
des Joanneums in Graz. A. war auch ein er-
findungsreicher und viclgewandtcr Arrangeur
von Festzügen, Turnieren, Schaustellungen
aller Art, Dekorationen für Komödien etc.,
so daß er am Hofe eine wichtige Rolle spielte
und vielfach ausgezeichnet wurde. Er schied
1587 aus dem Hoflcbcn aus und wurde 1591
geadelt. Comanini schreibt A. die Entdeckung
der harmonischen Grade der Farben entspre-
chend den musikalischen Tonintervallen zu,
welche gewöhnlich dem erst 1688 geborenen
französ. Jesuiten Louis Bertrand Castel zu-
geschrieben wird. Nach seinem Tode wurden
auf ihn Lobgedichte in lateinischer und italie-
nischer Sprache verfaßt.
Campori, Raccolta di cataloghi p. 192. —
Lomazzo, Trattato della pittura. VI 26. —
Ders., Idea del tempio della pittura cap.
XXXVIII. — Gr. Comanini, II Figino etc.
dialogo Mantova 1591. — Moriggia, Della
nobilta di Milano 1. V. 461. — Lanzi, Storia
della Pittura V. — M a 1 v a s i a, Felsina Pittricc.
— Jahrb. d. Samml. d. österr. Kaiserh. V 2. T.,
X. — Archiv f. österr. Gcschichtsquellen 1S50
V 709 ff. — Hormayr, Archiv 1825 p. 573. —
Mitteil. d. K. K. Zcntr.-Komm. X 1865, 207. —
Archivio stör. lomb. 1885 S. II V. II. Anno XII.
Ernst Dies.
Arcini, Pietro. Im Museo Nazionale,
Florenz, ein Prunkschwert, dessen in Eisen
geschnittenen und vergoldeten Griff Darstel-
lungen von weiblichen Figuren und das Wap-
pen der Medici schmücken, trägt das Datum
1641 und die Signatur des Petrus Arcini aus
Reggio (1616 — 17021, einer der letzten aus
der Reihe der berühmten Ziseleure Italiens.
W. Böhcira in der Zeitschr. f. hist. Waffen-
kunde II 28 ff. 7“
Arcioni, Battista degli, Architekt in
Rom, wo er als einer der „magistri stratarum
et aedificiorum“ des Papstes Sixtus IV. 1483
hohe Zahlungen erhielt für Umbauten von
Häusern und für die Verbreiterung der Haupt-
straßen der Stadt.
E. M ü n t z. I-cs Arts ä la Cour des Papes
(187S) III 179, 193. *
Arcioni, Daniele, Goldschmied in Mai-
land um 1500, nach dem Zeugnis seines Zeit-
genossen Ambrogio Leone da Nola (t 1515;
vgl. dessen Schrift „De nobilitate rcrum“,
cap. 41) besonders hervorragend und berühmt
als Niellist und Emaillcur. Ein nur 14 Unzen
schweres silbernes Salzfaß war dem Meister
von einem zeitgenössischen Liebhaber mit der
70
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Arcioni
Arco
hohen Summe von 700 Scudi d’oro bezahlt
worden. Im Kabinett Malaspina di Sannazaro
zu Padua sah Duchesne den Niel Io- Abdruck
eines mit Arabesken verzierten Messerheftes,
den er auf Grund der Signatur DA dem Da-
niele A. zuschricb. Von erhaltenen Original-
wciken des Meisters sahen Piot und De La-
borde in der Pariser Kollektion Gattcaux
eine Anzahl kleiner Kußtäfelchen mit man-
tegr.eskcn Madonnendarstellungen in äußerst
zarter Emaillemalerei (auf hellblauem Grund).
Außerdem möchte Piot dem A. einige eben-
falls stark mantegneske bronzene Plaquetten
kleinsten Formates zuschrcibcn, insbesondere
eine in seinem eigenen Besitze befindliche Se-
bastiansdarstellung, sowie eine mit einem win-
zigen Pietä-Rclicf geschmückte Agraffe in der
Collection Bonnafe zu Paris.
Meyer, Kstlerlex. (mit älterer Literatur). —
Zani, Encicl. II 178. — E. Piot in Gaz. des
B.-Arts 2 per., XVIII 1067 f.
F. Malaguszi-Valeri.
Arcioni, G i u 1 i o, Goldschmied in Parma,
wo er 1543 Zahlung erhielt für eine Anzahl
ziselierter und vergoldeter Silbergefäße, mit
denen Donna Giulia Sforza-Pallavicini von
seiten der Stadtgemeinde Parma beschenkt
wurde.
Scarabelli-Zunti, Mscr. in der Bibi.
Palat. zu Parma. St. Lottici.
Arcipreti, Costantino di Messer
Agamemnone degli, Miniaturist in
Perugia. Sein Name ist in der Matrikel der
Miniaturisten unter den im Quartier Porta
S. Angelo wohnhaften Mitgliedern verzeich-
net. Im 2. Semester 1464 war er Camerlcngo
der Zunft und wohnte im Quartier Porta Sole.
L’arte dei Miniatori in Perugia, Giom. di
Erud. artistica Vol. II 1S73 p. 310, 315.
W. Bombe.
Ards, Marc, französ. Bildhauer, geb. in
Mouzens bei Lavaur (Tarn), Schüler des
Malers Rivals zu Toulouse. 1674 — 1677 arbei-
tete er eine Anzahl von Porträtbüsten für die
Galerie berühmter Männer im Hotel de Ville
daselbst. Dann nahm er in Paris an der plast.
Innenausschmückung der Sorbonne-Kirche
teil, außerdem führte er in Versailles steinerne
Vasen, Schmuckzierat u. Trophäen aus. 1688
begann er die Ausführung einer marmornen
Wegsäule, die den Gott des Frühlings dar-
stellte, von Simon Mazicrc vollendet wurde
u. im selben Park, zwischen der Grande allee
und dem bassin d’Apollon aufgestellt ist. 20.
8. 1684 wurde er Mitglied der Akad. mit einem
Marmormedaillon des Apostels Marcus (jetzt
in Notrc-Damc in Versailles). 1690 wurde
er nach Pau berufen, um eine Bronze-Statue
des Königs auszuführen; (in der Revolution
zerstört). Nach Vollendung dieses Werkes
kam der Künstler nach Toulouse zurück, wo-
selbst er zahlreiche Arbeiten übernahm z. B.
„Le martyr de saint Scrnin“, ein Flachrelief,
hinter dem Hauptaltar der Kirche Saint-Ser-
nin, zwei Figuren, die den Hauptaltar der
Kirche Saint-Etienne schmücken ; „Saint Au-
gustin en extase“, ein Flachrelief, das früher
den Altar des Augustinerklostcrs zierte; die
Kolossal-Statuen in Terrakotta der Propheten
Elias u. Elisa u. der Heiligen Augustinus u.
Albertus, des Patriarchen von Jerusalem; ein
Marmormedaillon Ludwigs XIV. und seine
eigne Porträtbüstc ; ferner die Büsten des
Frangois de Nupccs, des Jean-Pierre Rivals
u. des M. de Vandages, im Mus. zu Toulouse;
das Mausoleum des Marschalls d’Ambrcs,
früher in der Kathedrale von Lavaur; zehn
Statuen der Fassade der Kathedrale in Mon-
tauban ; das Grabmonument der Bischöfe von
Rieux (Hautc-Garonne) u. endlich ein Flach-
relief, das „Apollo u. die neun Musen“ dar-
stellte, für den Saal der Akad. der Musik
in Toulouse. Marc Arcis starb 1739 zu Tou-
louse. Als Künstler blieb er wie viele seiner
Zeit unter dem Einflüsse Girardons, aber im
Dekorativen leistete sein sonst mittelmäßiges
Talent Beachtenswertes. Er war der Lehrer
der aus Toulouse stammenden Bildhauer Pa-
rent und Pierre Lucas.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Arciszewski (spr. Artzischcwski), Chri-
stoph, hervorragender militär. Ingenieur
und Feldherr des 17. Jahrh. 1592 als
poln. Edelmann unweit Posen geboren, zeich-
nete er sich als Jüngling durch seine Anlagen
und durch seine Abenteuerliche aus. Infolge
eines Zwistes mit tödlichem Ausgange flüch-
tete er nach Holland, trat in militär. Dienst
und gab sich dem Studium der Ingenieur-,
Fortifikations- und Minier-Kunst hin. 1629
begab er sich nach Brasilien, wo er bald zum
General der Artillerie und Oberbefehlshaber
aller dortigen Truppen der holländ. Westindi-
schen Kompanie avancierte. Mit dem Rufe
eines hochbegabten Strategen kam er 1645
nach Europa zurück und wurde vom Polen-
könige Ladislaus IV. ins Vaterland zurück-
gerufen. Er war selbst ein gewandter Zeich-
ner, führte Landkarten von Südamerika,
Schlachten- und Befestigungspläne aus.
Ein Plan der Belagerung der brasilischen
Festung Reale, nach der in der Kgl. Biblio-
thek zu Haag befindlichen Zeichnung wurde
veröffentlicht in: Kraushar, Dzieje Krzy-
sztofa Arciszcwskiego, Petersburg. 2 Bde.
1892 — 3. Weitere Angaben in J. I. Kra-
szewski : Ikonothcka p. 21.
Dr. St. Tomkowics.
Arco, A. dcll’, italien. Stecher des 19.
Jahrh., von dem sich ein Blatt nach Giottos
Kreuzigung in der „Galleria dcll’ Accadcmia
di Firenze“ findet.
Arco, Alonso del, span. Maler, geb. 1625
in Madrid, f daselbst 1700. Mit dem Bei-
namen El Sordillo de Pereda, da er taub ge-
boren u. Schüler des Antonio de Pereda war.
71
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Arco — Arcos
Außerordentlich fruchtbarer, aber fast hand-
werkmäßiger Maler, der mit Hilfe seiner
Werkstatt die Klöster und Kirchen Madrids
mit zahlreichen Bildern versorgte. Werke be-
finden sich dort in S. Juan de Dios, S. An-
dres, S. Felipe el Real, S. Bernardo und die
besten vielleicht in der Kapelle U. L. Frau de
la Novena in der Kirche S. Sebastian. Aus
den Jahren 1682, 1683 und 1687 befanden
sich Bilder iin Mus. del Fomento. In der
Akad. von S. Fernando ein Jesuskind unter
dem Kreuz, im Louvre in Paris ein gutes Por-
trät des Don Manuel de Martin, Sekre-
tärs der zweiten Frau Karls II. Cean Bcr-
mudez nennt sein Selbstbildnis in der Sammlg.
Bernardo Iriartcs, die Anfang des 19. Jahrh.
aufgelöst wurde.
Palomino, El Mus. pictorico II 671—672. —
Cean Bermudcz, Dicc. I 47 — 50. — Kat.
des Mus. Fomento, der Akad. San Fernando u.
des Louvre, A
Arco, Carlo d', italicn. Kunstschriftsteller
der ersten Hälfte des 19. Jahrh. in Mantua,
der für manche Illustrationen seiner Werke
(s. Verzeich. im Universal Catalogue of books
on art, London 1870) die Vorzeichnungen
selbst lieferte.
Meyer, Kstlerlex. H.
Arco, D i o n i s i o d’, Maler des 17. Jahrh.,
wahrscheinlich illegitimer Sohn eines Grafen
von Arco im Gebiete des ehemaligen Fürsten-
tums Trient, vielleicht identisch mit dem Dio-
nisius Archo de Domo, welcher in einem alten
handschriftlichen Verzeichnis der in Arco
zwischen 1590 und 1595 stattgehabten Gebur-
ten erwähnt wird. Nach einem Friese zu ur-
teilen, welcher das ehemalige Palais des Gra-
fen von Arco (gegenwärtig Eigentum der
Familie Baldcssari) im Kurorte Arco, aus-
wendig ziert, und der auf der Ostfassadc Dio-
nisius de Archo pinxit anno 1637 bezeichnet
ist, malte unser Künstler kräftig bei korrekter
Zeiclinung und höchst lebendiger Auffassung.
L. O.
Arco, Geronimo del, Maler, 1610 in Se-
villa.
G c s t o s o, Artif. Sevill. II 14. M. v. B.
Arco, Marco, Medailleur und Goldschmied
in Rom in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. Von
ihm 2 Medaillen auf Papst Pius IV. (f 1565).
Armand, Medailleurs Ital. I 211; III 93. *•
Arcolani, Pace, Holzschnitzer in Gubbio,
daselbst vom 21. 10. 1377 bis zum 31. 12. 1383
urkundlich erwähnt. Arbeitete zusammen mit
dem Holzschnitzer Vanne „de la Macchaiana“
am Palazzo del Bargello.
Archiv. Stör, per lc Marche e 1’Umbria IV.
fase., IX u. X 1 — 48. — Lucarclli, Guida di
Gubbio p. 439. G. Degli Assi.
Arcolano di Pietro da Mugnano, Ma-
ler in Perugia, 15. Jahrh. Aufgeführt in der
Matrikel der dortigen Malergilde.
Rassegna Bibliograf, d. Arte Ital. II 211. *
Arconi (oder Arkon, Archon), Ga spar,
wahrscheinlich Italiener, erhält 1593 das
Stadtrecht in Krakau und tritt im 1. Jahrz.
des 17. Jahrh. in Krakau als Maurermstr.
auf. 1601 arbeitete er neben einem anderen
Italiener Baptist (Castolli oder Pedrino) am
Baue des vom König Sigismund III. am
Schlosse Wawel in Krakau neu errichteten
Turmes. Später wird er aus Anlaß einer
Arbeit am Stadtpalais „pod Baranami“ des
Fürsten Janusz Ostrogski in Krakau gen.
1610 lebt er nicht mehr. Dr. St. Tomkowics.
Arconio, Mario, Maler und Architekt um
1600 in Rom, wo er vermutlich noch unter
dem Pontifikate Pius’ V. gcb. war und ca. 60
Jahre alt unter dem Pontifikate Urbans VIII.
starb. Nachdem er eine Zeitlang Malstudicn
betrieben hatte, ging er schließlich zum Stu-
dium der Baukunst über, für die er mehr Nei-
gung und Talent besaß. Baglioni u. Titi zitie-
ren eine große Anzahl von Werken, die A. in
Rom ausgeführt hat, darunter mehrere für die
Adclsfamilie der Sannesi. Insbesondere voll-
endete er den von Antonio Casoni begonne-
nen Bau der Kirche und des Klosters S. Isi-
doro. Papst Paul V., der ihm schon als Kar-
dinal (Camillo Borghese) eine einträgliche
Stellung in seinem Hause gewährt hatte, be-
lehnte ihn später mit der Statthalterschaft
von Cori, die er jedoch nach dem Tode die-
ses Papstes wieder aufgeben mußte. A. starb
1635 und wurde im Portikus von S. Giovanni
in Laterano begraben.
Titi, Dcscr. di Roma pp. 233—235, 339, 438,
476, 484. — Ritratto di Roma modema. Roma
1689 p. 363. — Baglion c, Le Vite de’ Pittori
etc. p. 215. — O r 1 a n d i, Abeccdario, p. 315.
— Meyer, Kstlerlex. E. Modigliani.
Arcos, Gonzalo, Holzbildhauer u. Kunst-
tischler in Sevilla. 1571 — 74 lieferte er Möbel
für das Archiv der Stadt und erscheint 1599
und 1607 noch als Zeuge.
G c s t o s o, Artif. Sevill. I. 163, 173, 180.
M. v. B.
Arcos, Gregorio de, span. Bildhauer,
1571 in Sevilla erwähnt.
Gestoso, Artif. Sevill. I 173. M. v. B.
Arcos, Luis Antonio, Bildhauer in Se-
villa, 1675 als verheiratet erwähnt.
Gestoso, Artif. Sevill. I 231 — 32. M. v. B.
Arcos, Fray Tornas de los, span. Mönch,
stach in Cordova 1633 das Wappen des Ponce
de Leon für das Buch des Dr. Francisco de
Leyva y Aguilar „Si por la urina puede ser
conoscida la preiiez cn las mugeres“ und 1634
das Wappen des Grafen Santistcban für ein
diesem gewidmetes Werk „Notac, additiones
et resolutioncs ad glossas legum partitarum
D. Grcgorii Lopetii per Gasparum de Her-
mosilla“; ferner einige religiöse Blätter.
Cean Bermudcz, Dicc. I 50. ^
Arcos y Megalde, Santiago, span. Ma-
ler, geb. in Santiago (Chile), beteiligte sich
von 1878 ab an zahlreichen nationalen u. aus-
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Arcucci — Ardemans
ländischen Ausstellungen und wurde 188i auf
der Madrider Ausstellung, 1900 durch eine Me-
daille 2. Klasse auf der Pariser Weltausstellung
ausgezeichnet. Mit seiner genauen und ein
wenig trockenen Manier widmete er sich vor-
nehmlich der Genre-Malerei und dem Porträt ;
ebenso führte er eine ganze Anzahl von Aqua-
rellen aus und lieferte Illustrations-Zeichnun-
gen. Von seinen Arbeiten führen wir an:
Philipp II. im Eskurial eine Deputation der
Niederlande empfangend; El Zoco de Tan-
ger; Sie klagte über Hunger; Ein Wunder in
Lourdes; außerdem verschiedene Porträts.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Arcucci, Camillo, italien. Architekt um
1650, erbaute die Fassade des Palazzo Gotti-
fredi-Grazioli in Rom (Stich von Ant. Barbey
in: Rossi, Nuovi Disegni III Taf. 51) und
vollendete den Bau des Palazzo Pio auf dem
Campo di Fiori ebendort (Fenstermuster ge-
stochen von Barbey [Taf. .116] und Franc.
Bartoli [Taf. 117 und 118] in Rossi : Studio
d’Architettura).
Z a n i, Enc. mct. II 178. — Meyer, Kstler-
lex. H. V.
Arcuccio (od. Artuzzo) , A n g e 1 i 1 1 o, Maier
in Neapel, in neapolit. Urkunden 1464 — 1492
häufig erwähnt. So hatte er 1472 den „tinello“
(Gesindestube?) des Castcl Nuovo zu Neapel
mit Malereien zu schmücken, und 1483 erhielt
er vom Guardian des Franziskanerklosters von
S. Agata de’ Goti den Auftrag, für die Kirche
dieses Klosters ein großes Altarbild zu malen,
darstellend die Jungfrau Maria, die 12 Apo-
stel und den Erlöser. Leider sind von die-
sem prächtigen, 1782 von seinem ursprüng-
lichen Platze entfernten Altarwcrke nur drei
in rohester Manier übermalte Einzelstücke
erhalten geblieben, in denen der echt venezia-
nische Malstil A.s so gut wie unkenntlich ge-
worden ist. Besser erhalten sind zwei Altar-
gemälde A.s in der Sakristei des Domes zu
Aversa, ein Martyrium des hl. Sebastian (sig-
niert „Angelus Arcucio de Neapoli pinxit a.
d. 1468 — Restauratus a. 1782“) mit präch-
tigen venezianischen Kostümfiguren in der
Art derjenigen auf Carpaccios „Martyrium
der hl. Ursula“ in der venezianischen Akad.,
sowie ein Madonnenbild. — In neapolitanischen
Urkunden von 1492 wird A. noch als lebend
erwähnt.
Jahrb. d. Kgl. preuß. Kstsaramlgn. XX 151. —
M i n i e r i, Gli artisti etc. in Castelnuovo p. 7.
— Filangicri, Doc. per la storia etc. nelle
prov. Napoletane II 17, 50, III 581, V 30. — E.
Bertaux in Napoli Nobilissima V 7—8.
G. Dcgli Assi.
Arculanetti, Erculano di Francesco
d e g 1 i, Maler in Perugia 1645, aufgeführt
in der Matrikel der dortigen Malergilde.
Rassegna Bibliograf, d. Arte Ital. II 213. *
Ardail, Albert, französ. Radierer, geb.
zu Paris, Sohn des berühmten Druckers Ar-
dail aus dem Hause Saltnon, Schüler von
Waltner, stellte im Salon seit 1886 aus. Er
radierte die Original-Porträts des Obersten
von Grandmaison, des Präsidenten Carnot,
E. Mcrcadiers, des Grafen Moritz von Holt-
zendorff und der Madame Persil ; ferner ar-
beitete er nach Gemälden von Boucher, Paul
Chabas, W. Dendy Sadlcr, Fr. Flamcng,
Govacrt Flinck, Fragonard, GcofTroy, Hcn-
ner, Hughes, Luigi Loir, Meissonier, Prud-
hon, Rembrandt, Rodin, Roycr, E. Toudouze.
Adolphe Ardail, sein Vater, machte dem
Kupferstich-Kabinett der National-Bibliothck
zu Paris das Geschenk einer Sammlg. von
mehr als 1700 Stück moderner Stiche in vor-
züglichen Zuständen. Der dazu gehörige
Katalog wurde von Georges Riat zusammen-
gcstclit und 1904 veröffentlicht. /. Guibert.
Ardant, Goldschmiedefamilie in Limoges,
seit dem 15. Jahrh. dort nachweisbar. Die
wichtigsten sind: Pierre I. (t vor 1590), Mar-
tial (f vor 1635), Jean II. (f 1691), Pierre II.
(t 1705), Franqois (1709), Jean V. (1709/20),
Isaac (f 1716), Jacques, Leonard und Amaud
(um 1710 — 1770). Auch Maurice Ardant,
der Verfasser des Werkes „Emailleurs et
Emaillerie de Limoges“ (1855) entstammt
dieser Familie.
T e x i e r, Dict. d’orfevr. — Guibert, l’or-
fivreric et les Orfevrcs de Limoges (1SS4). —
Forrer, Biogr. Dict of Med. 1905. H. Stein.
Ardebolle oder Hardcbollc, Jacques,
Holzbildhauer von Saint-Omcr, führte für die
Klosterkirche von St. Claire vier geschnitzte
Säulen aus, welche um den Altar aufgestellt
wurden.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Ardel, d’, s. Dardel.
Ardell, James Mac, s. Mac Ardell.
Ardemans, T e o d o r o, span. Maler und
Baumstr., geb. in Madrid 1664, t daselbst 16.
2. 1726. Sohn eines Deutschen, der in der
kgl. Leibgarde diente. Trat in Claudio Coel-
los Werkstatt und studierte zu gleicher Zeit
Mathematik und Baukunde im kgl. Jesuiten-
kollegium. Nach Beendigung seiner Studien
lebte er 1688 — 1691 in Granada, wo er die
Stellung eines „maestro-mayor“ der Arbeiten
der Kathedrale bekleidete.
1691 kam er zurück nach Madrid und wurde
Stellvertreter des Stadtbaumcisters. Am 21.
3. 1694 ernannte ihn das Domkapitel zu To-
ledo zum Obermeister der Kathedrale, und
1700 der Stadtrat von Madrid definitiv zum
leitenden Architekten der Stadt. Nach Josef
del Olmos Tod am 80. 5. 1702 berief ihn Phi-
lipp V. zum Obermeister der kgl. Bauten von
Madrid und der Umgegend, und endlich am
20. 6. 1704, nach dem Tode des Francisco
Ignacio Ruiz de la Iglesia, wurde er Kammer-
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Arden — Ardenti
maler („pintor de caniara“) und Schloßhaupt-
maun, was er bis an seinen Tod blieb.
Als Maler war A.s Tätigkeit sehr be-
schränkt. Von seinen Bildern ist nichts mehr
nachzuweisen. Cean Bermudcz führt den
Plafond der Sakristei des Klosters S. Fran-
cisci dritten Ordens auf, der von A. mit
Fresken geschmückt war, eine große dekora-
tive Arbeit, deren verständnisvolle Ausfüh-
rung und Zartheit er lobt.
Anders steht es mit seiner Tätigkeit als
Architekt. Nach Beendigung des Erbfolge-
krieges leitete er den wieder aufgenommenen
Bau des Palastes von Aranjuez, dessen Aus-
führung jedoch dem Juan de Echave y Zabel-
las zufiel. Philipp V. kaufte 1718 von den
Mönchen von Parral die Meierei S. Ildcfonso
oder la Granja in Altkastilicn und ließ hier
von A. verschiedene neue Bauten aufführen,
von denen die Kapelle, die später zu einer
Kollegiatkirche erweitert wurde, der bedeu-
tendste ist. Endlich zeichnete er den Plan zu
der Kirche S. Millan in Madrid, die 1722 er-
baut wurde, ein mittelmäßiges Werk, das zur
Genüge beweist, daß A. nicht der Mann war,
die seit Philipp IV. in Verfall geratene Bau-
kunst wieder aufzurichten, er war bereits der
Manier verfallen, die seine Zeit beherrschte,
zeigte sich indessen doch noch allen seinen
Zeitgenossen überlegen.
Cean Bcrtnudez, Dicc. — L 1 a g u n o
y A m i r o 1 a, Not. IV 110, 217. — Po n z, Viage
de Esp. A
Arden, H., moderner belg. Maler, stellte
wiederholt im Pariser Salon (1893/4. 1898/9)
Bilder voll ernster Stimmung aus, wie: Letzte
Blätter. Schlechtes Wetter, Les Bohemiens,
L’cpave.
Arden, Mme Leo, Gcnrcmalcrin in Brüssel
(1859 — 1904). Schülerin von Alfred Stevens,
stellte im Cercle Artist, in Brüssel 1886 ein
Gemälde „Depart pour la peche“ und im
Pariser Salon seit 1896 aus.
Hirsch, Die bildend. Kstlerinncn d. Neu-
zeit, Stuttgart 1905. — Journ. d. bcaux-arts 1886
p. 60. — Chronique d. Arts 1904 p. 267. H. V.
Ardenbourck, Thomas d\ Ornamentbild-
hauer, arbeitete 1356 im Schloß zu Escau-
docuvres bei Cambrai. Vielleicht identisch
mit Thomas de Lembourck, der um dieselbe
Zeit dort vorkommt.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Ardenghi, L u i g i, Architektur- und Pro-
spektmaler, gcb. 1753 in Parma, Schüler und
späterhin Mitarbeiter des Cav. Ghidetti da-
selbst. Bereits 1769 hatte er im Aufträge des
Erzpricstcrs Mazzieri die Kapellen der neu
erbauten Kirche zu Soragna auszumalen.
1788 schmückte er mit seinen Prospektmale-
reien den Palazzo Sanvitale zu Parma, der
um 1850 durch die Österreicher zerstört,
1S70 jedoch durch Giacomo Giacopelli wieder
aufgebaut wurde. Eine weitere Arbeit A.s
sind die dekorativen Malereien in der Pfarr-
kirche S. Maria Maddalcna zu Parma. Der
Künstler starb in seiner Vaterstadt am 1.
1. 1801.
Scarabclli-Zunti, Mscr. fase. VIII
(Bibi. Palat. zu Parma). St. Lottici.
Ardenne, Name, der von einigen aus Huy
in Belgien gebürtigen Ziseleuren oder Gold-
schmieden geführt wurde.
1. über Martin d’A., Ziseleur zu Huy
(Provinz Lüttich), besitzt man keine genauen
Nachweise.
2. Gilles d’A., Sohn des Vorhergenann-
ten, gcb. 8. 9. 1616 zu Huy, wurde in der
Kirche Saint-Hilairc daselbst getauft Nach-
dem er im väterlichen Atelier praktisch in die
Kunst des Ziselierens eingeweiht worden war,
ging er zur Vervollkommnung seiner Ausbil-
dung nach Antwerpen und hielt sich danach
lange Zeit im Ausland, Frankreich, Deutsch-
land etc. auf. Nachdem er Vermögen erwor-
ben hatte, kam er in sein Vaterland zurück,
zunächst nach Huy, dann nach Lüttich, wo
er sich der Malerei zuwandtc und 11. 2. 1700
starb. An der Seite seiner Gattin wurde er
in der Kirche St. Adalbert beigesetzt. Man
besitzt keine bestimmten Nachweise über die
Werke dieses Künstlers, der mehrere Leuch-
ter für die ehemalige Kathedrale de St.-Lambert
in Lüttich ausführte. Es waren 1. die 6 Leuch-
ter, welche für die Kapelle Notrc-Dame-dc-
Bon-Secours et de tous les Saints von der
Familie de Blois d’Isendorn de Canenbourg
gestiftet wurden, deren Wappen sie trugen,
und 2. die sechs silbernen Leuchter, die
von den Rittern des Maltheser Ordens für
den Altar des hl. Lambert und des hl. Albert
gespendet wurden.
3. Ein Sohn von Gilles d’A. war ebenfalls
Bildhauer zu Lüttich, wo er für das ehemalige
Domkapitel tätig war. Man schreibt ihm
einen Christus in Elfenbein zu, dessen Kreuz
mit kupfernen Ornamenten ausgestattet ist.
Dieses Werk befand sich in der Abteilung für
alte Kunst auf der Nationalausstcllung zu
Brüssel (1SS0), und gehört dem Marquis de
Maillen.
Biogr. nat. de Bclgiquc t. I. — Abry, I-cs
honimes illustres de la nation licgeoisc, p. 307.
— Revue de Iluy, annec 1S88, 2 sept. — Mar-
ch a 1, La sculpture beige, p. 563. E. de Taeye.
Ardennois, Jean, Bildhauer, war mit meh-
reren anderen Künstlern 1378 an den Bild-
hauerwerken des Turmhelmes der Kathe-
drale zu Cambrai beschäftigt.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Ardenti, Alcssandro, zwei italien. Ma-
ler des 16. Jahrh. Nach Lanzi sah man von
einem Meister dieses Namens „in Turin im
Monte di Pieta-Gebäude eine Bekehrung
Pauli, die nach ihrem malerischen Stilcharak-
ter zu urteilen, der römischen Schule zu ent-
stammen schien". Weitere Werke desselben
74
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Ardenti
Meisters seien in Lucca erhalten geblieben,
so namentlich in S. Giovanni eine Taufe
Christi von völlig neuartiger kompositori-
scher Anordnung; auch in den umliegenden
Luccheser Provinzortschaften seien noch viele
Gemälde dieses Künstlers anzutreffen. „Auch
Morrona“ — so schreibt Lanzi weiter —
„nennt den Namen dieses Künstlers im
2. Teile seines Buches „Pisa illustrata“, be-
dauert jedoch, nichts näheres über ihn zu
wissen, und nimmt an, der Maler müsse
längere Zeit außerhalb Toskanas gearbeitet
haben. Nach meinem Dafürhalten muß er
wohl ziemlich lange in Piemont gelebt haben,
da auch in der Umgegend von Turin Mal-
werke von seiner Hand anzutreffen sind, wie
z. B. in Moncalieri ein signiertes und 1692 da-
tiertes Epiphanias-Bild. Da nun außerdem
die Tatsache fcststeht, daß nach dem 1595
erfolgten Ableben des Künstlers seine Gattin
und deren Kinder vom Fürsten von Piemont
eine Pension angewiesen erhielten, so läßt
sich aus all diesen Umständen wohl mit
Sicherheit der Schluß ziehen, daß A. während
einer ganzen Reihe von Jahren in den Diensten
dieses Fürsten gestanden haben muß.“ —
Nun sollen nach Trenta in der Tat sogar
swei Maler des Namens Alessandro Ardenti
gleichzeitig in Lucca gelebt haben, von denen
der eine sich meist als Lucchese, der andere
dagegen als Faentiner bezeichnet hätte. Der
Lucchese hat seine volle Namenssignatur auf
einem Altarbilde in der Kirche zu Lunata
hinterlassen („Alexander Ardentius Lucensis
fccit 1566“) ; der Faentiner dagegen die sei-
nige auf zwei Luccheser Madonnenbildcrn mit
Heiligenfiguren (in S. Paolino „Alexander
Ardentius Favcntinus faciebat A. 1565“, in S.
Anastasio „Alexander Ardentius Favcntinus
1568“). Daß wir es hier tatsächlich mit zwei
verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten glei-
chen Namens zu tun haben, geht jedoch nicht
nur aus den zitierten Inschriften, sondern
auch aus der stilistischen Verschiedenheit der
Gemälde selbst hervor. „Man hat die Wahr-
nehmung gemacht“ — sagt Trenta — , „daß
das Madonnenbild von S. Paolino stilistisch
sehr weit abweicht von gewissen anderen
Malwerken, die gemeiniglich ein und dem-
selben Meister zugeschricben werden." Der
Faentiner Maler zeigt in seinen Bildern eine
altertümlichere Manier und hellere Farben-
töne, als der Lucchese, dem für seine figür-
lichen Darstellungen eine viel bedeutendere
Charakterisicrungskunst zu Gebote steht, und
dem auch ein wärmeres Kolorit und ein kräf-
tigeres Helldunkel nachgerühmt werden kann.
Hierzu kommt noch, daß durch einen Be-
schluß der Vorsteher der Opera di S. Crocc
in der Kathedrale zu Lucca der Maestro Ales-
sandro Ardenti beauftragt wurde, für einen
der noch leer stehenden Altäre der Kollcgiat-
kirche von S. Paolino eine Altartafel zu
malen „per vedere l’opera sua“ („damit man
ersehen könne, was er zu leisten vermöge!“).
Dieser Beschluß aber ist datiert aus dem
Jahre 1567, also aus einer Zeit, zu der bereits
zwei Jahre vergangen waren, seitdem ein
Maler namens Alessandro Ardenti für dieselbe
Kollegiatkirche von S. Paolino ein Altarbild
gemalt hatte. Muß man nicht annehmen,
daß dieser Vertrag auf provisorische Liefe-
rung eines Altarbildes, das erst nach bestan-
dener Probcausstellung auf einem Altäre von
S. Paolino für die Kathedrale selbst über-
nommen werden sollte, mit einem jüngeren
Alessandro Ardenti abgeschlossen wurde?
Wir erfahren dann weiter aus den Proto-
kollen der obengenannten Dom-Opera, daß
am 2. 1. 1569 Girolamo Arnolfini den Auf-
trag erhielt, das neue Altarwcrk durch Sach-
verständige besichtigen zu lassen : und augen-
scheinlich ist das Urteil dieser Sachverstän-
digen zugunsten des jungen Ardenti aus-
gefallen, da der Werkmeister des Domes am
21. 8. desselben Jahres bevollmächtigt wurde,
sich mit dem Künstler über den Kauf-
preis zu einigen und dessen Auszahlung zu
veranlassen. Zur Unterscheidung von dem
älteren Faentiner Maler mag sich wohl der
jüngere Ardenti in Lucca selbst nach seinem
Geburtsorte (oder auch nach seinem früheren
Wohnorte) gewöhnlich Ardente Pisano ge-
nannt haben. — Welcher von diesen beiden
Luccheser Ardenti der Schöpfer jenes Porträts
des Herzogs Carlo Emanuele von Savoyen ge-
wesen sein könnte, das von Lomazzo seiner
wundervollen Haltung wegen so hoch gerühmt
wurde, läßt sich leider nicht mehr fcststcllen;
jedenfalls wird dieses Bild wohl ein Werk
jenes 1595 in Turin verstorbenen Alessandro
Ardenti gewesen sein, der von 1581 ab in Tu-
rincr Hofurkunden mehrfach als fcstbesolde-
tcr herzogl. savoyschcr Hofmaler erwähnt
wird, und von dessen Hand auch die von
Lanzi erwähnten Turiner Altargcmälde her-
rührten.
Von dem Ardenti Facntino sind noch heute
auf Lucchesischcm Gebiete erhalten geblieben :
der Altar mit Johannes dem Täufer und den
Heiligen Joseph und Hieronymus in der abge-
legenen Kirche S. Frcdiano zu Chiscnti ; die
Assunta der Pfarrkirche zu Sesto (signiert
„Alexander Ardentius Faventinus fecit 1567“) ;
endlich das von Trenta publizierte große Al-
tarwerk in S. Maria Forisportam bei Lucca.
Das letztere hatte die gelehrte Dichterin
Chiara Matraini dem Künstler in Auftrag ge-
geben, und zwar für einen Altar, zu dessen
Füßen sie beerdigt zu werden wünschte. Es
stellt die Madonnenvision des Kaisers Augu-
stus dar, dem die Cumaeische Sibylle, um-
geben von Prophetcngestalten, die Geburt des
Gottessohnes weissagt. In der Sibyllenfigur
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Ardericus — Arditi
soll man angeblich ein getreues Bildnis der
Stifterin des Altares zu erblicken haben. An
Kraft der Darstellung und künstlerischem
Wert übertrifft dieses Gemälde alle sonst noch
bekannten Werke des Faentiners. In Lucca
selbst sind von ihm nur die beiden anfangs
erwähnten Altarbilder von S. Paolino und S.
Anastasio erhalten geblieben.
L a n z i, Storia Pittorica IV 394. — T r e n t a,
Meinorie e Documcnti per la Storia di Lucca
Vol. VIII 104 — 106. — Da Morrona, Pisa
Illustrata Vol. II. — Lomazzo, Trattato della
Pittura. — Gian Marcello Valgimigli,
Dei pittori e degli artisti faentini. — Memoi-
res de la Soci£t6 Savoisienne XII 156 ff.
/. B. Supino.
Ardericus, presb. et mon. Genannt als
Schreiber (und wohl auch Miniator) einer
künstlerisch ausgestatteten Hs. der Bibi. Naz.
in Turin (Cod. D. III. 10). Wie die In-
schriften des in Federzeichnung ausgeführten
Dedikationsbildcs der Hs. zeigen, ist diese
unter einem Abt Walpert entstanden und dem
hl. Vinzenz geweiht. Die Arbeit gehört schon
dem 12. und nicht mehr dem 11. Jahrh. an.
Eine Abb. der Miniatur in : Monumenta pa-
laeografica sacra. Turin 1899. Tafel 81. cf.
Wido. Swaraenski.
Ardesio, Alessandro da, s. Moretto.
Ardeti, Carlo, italien. Historienmaler des
19. Jahrh., geb. in Mailand, ausgebildct und
tätig daselbst sowie als Akadcmiedircktor in
Turin und Bologna. Nach reicher Lehr-
tätigkeit starb er in Bologna 1873.
Singer, Kstlerlex. R.
Ardieu, Pierre, Schweizer Holzbildhauer,
geb. in Bulle 30. 3. 1649, t 19. 10. 1745.
Auf seinem ehemaligen Besitztum in La Pa-
lud befindet sich noch eine schöne von ihm
geschnitzte Truhe aus dem Jahre 1665 mit
seinen Initialen P. A. Sein Hauptwerk ist
der Hochaltar im Kapuzincrkloster zu Bulle
(1688). Ferner wird ihm eine Marienfigur
in der Augustinerkirche zu Freiburg mit
großer Wahrscheinlichkeit zugeschrieben.
Max de Dicsbach bei Brun, Schweizer
Kstlerlex. H. V .
Ardignac, G u i 1 1 a u m e, Bildhauer in Pa-
ris, war auf der „Exposition decennale d.
Bcaux-Arts“ 1900 und im Salon 1897 und
1899 vertreten. H. V
Ardimentus, Magister, Maler in Reggio
Emilia um 1192, schmückte im letzten Jahre
im Aufträge des Abtes Giovanni III. den dor-
tigen Klostcrhof von S. Prospero mit Wand-
malereien. Die Jahresangabe 1100 zu der
betreffenden Eintragung im „Liber de tempo-
ribus et aetatibus" der Biblioteca Estcnse zu
Modena ist irrtümlich, da erst 1192 Giovanni
III. Abt von Prospera gewesen ist; außerdem
war 1191 der Turm von S. Prospero zusam-
mengestürzt, wodurch die von demselben Abte
gleichzeitig mit der obigen Auftragserteilung
an den Maler Ardimentus — also ebenfalls
1192 — ausgeführte Grundsteinlegung zu ei-
nem neuen Turme ihre natürliche Erklärung
findet.
G. B. V e n t u r i in Atti e Mem. etc. per le
prov. Modenesi c Parmcnsi, ser. III, vol. II 29
bis 46. — A. Venturi, Stör. d. Arte Ital. III
404. — M o t h c s, Baukunst des Mittelalt. in
Italien p. 408. F. Malagussi-Valeri.
Ardin, Johann Friedrich, Email-
maler in Düsseldorf im 18. Jahrh. Molinier,
Dict. d. Emailleurs, erwähnt ein Email von
ihm mit der Signatur: Ardin pinxit Jundsis.
— Ein Nie. Ardin wird als Miniaturmaler
des 18. Jahrh. ebenfalls in Düsseldorf genannt
(s. E. Lemberger, Beitr. z. Gesch. der Mini-
aturmaler, p. 46, Berlin 1907).
E. IV. Braun.
Ardinghegli, B e s e, Schreiber in Florenz,
fertigte 1442 eine Abschrift der Divina Com-
media, auf Pergament, Folio, mit Initialen und
Miniaturen. Am Schluß signierte er : Scripto
di mano di me Bcse Ardinghegli Fiorentino
addi VIII di Maggio MCCCCXLII a höre
XXIII la viglia del Ascensionc di Xpo. —
Jetzt in der Bibliot. Medic. Palat. in Flo-
renz.
Bradley, Dict. of miniat. I 133. •*
Ardinghi, A n g e 1 o, italien. Holzschneider,
geb. 1850 in Forte de’ Marmi (Pietrasante),
Schüler Rattis, wurde Professor der Xylo-
graphie an der Scuola professionalc in Flo-
renz, die aber sehr bald diesen Kursus wieder
einstellte. Von seinen Arbeiten seien ge-
nannt: I monumenti del comune e della pro-
vincia di Lucca disegnati cd incisi da Ang.
Ardinghi.
Gubernatis. Dizion. d. art. ital. viv. —
Chronik f. vervielf. Kunst III 14, Wien 1890. R.
Ardinoff, Elkanai (Elkan Lardinus),
deutscher Goldschmied des 17. Jahrh. am
Hofe des Zaren Michael Feodorowitsch in
Moskau tätig. 1624 fertigte er mit anderen
Goldschmieden im Aufträge des Zaren eine
Krone ; 1629 einen Armbrustbehälter und
einen Köcher.
3a6kaHiii,, O mctoj. npo«3Bca. bt> Poccia
bi. 3an. Han apxeoaor. o6m. (Sabelin, Metall-
arbeiten in Ru&land, in d. Mitt. d. Kais, archäol.
Ges.) St. Petersburg 1858, V 20 u. 123.
tV. Neumann .
Ardisson, französ. sonst unbekannter Maler.
Nach ihm 1672 von Fr. Landry gestochen:
„Mcssire Antoine Godeav Evesque de Vence".
Le Blanc, Manuel II. 488. — Meyer,
Kstlerlex. H. Stein.
Ardisson, französ. Bildhauer, 1730 in Tou-
lon tätig.
Nouv. areb. d. l’art frang. 3. ser. X (1894)
201. Lami.
Arditi, Andrea, s. Andrea di A.
Arditi, Carlo Luigi, italien. Architekt
und Maler, geb. 1852 in Prcsicce in Apulien.
Studierte in Lecce und in Neapel die Archi-
tektur und Malerei. Einige seiner Gemälde
und Porträts wurden auf Ausstellungen in
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Arditi — Ards
Neapel prämiiert. Als Architekt hat er in
Süditalien bedeutende Werke ausgeführt und
war auch schriftstellerisch auf dem Gebiete
der Architektur tätig.
C. V i 1 1 a n i, Scritt. ed Artisti Pugliesi 1904
p. 69 — 70. — Napoli Nobilissima XIV 94.
G. Degli Assi.
Arditi, Giacchetto, s. Giacchetto di A.
Ardito, Gianantonio, Maler in Neapel
im 18. Jahrh. Erwähnt von Zani, Enc. met.
II 180 ; sonst unbekannt. **
Ardizio, C u r z i o, Maler und Schriftsteller
aus Pesaro, wo er um 1550 geboren war, am
Hofe der Herzoge von Mantua. In Giov.
Batt. Mansos Biographie des Torquato Tasso
(Venedig 1621) findet sich eine Notiz, wo-
nach A. sich erbot, das Porträt dieses großen
Dichters zu malen. Für die mantuanische
Nobilität ist A. mehrfach als öl- und Aqua-
rellmaler tätig gewesen; jedoch sind keine
Malwerke von seiner Hand erhalten geblie-
ben. Um 1600 muß der Künstler noch ge-
lebt haben.
Zani, Appendice zur Encicl. (Mscr. in der
Bibi. Palat zu Parma). _ St. Lottici.
Ardizzone, Giovanni Antonio, italicn.
Majolikafabrikant, gebürtig aus Brä in Pie-
mont. Eröffncte kurz nach 1765 eine Werk-
statt in der Vorstadt von Rubatto in Turin,
die bis 1771 existierte und mit der berühmten
Porzellanfabrik der Fratclli Rossctti konkur-
rierte.
Curiositä e Ricerche di Storia Subalpina XI
470. G. Degli Assi.
Ardizzoni (oder Artizzoni), Francesco,
Maler in Ferrara, malte daselbst 1718 das
Wappen des Bischofs Kardinal Tommaso
Ruffo. Ein von diesem Künstler gemalter
S. Giuseppe de Copertino befindet sich auf
dem Fioravanti-Altare der Minoritenkirche
zu Pistoja.
Tolomei, Guida di Pistoja (1821) p. 136,
219. (hier Artizzoni). — Cittadella, Not.
rclat a. Ferrara (1864) p. 634.
F. Malagussi-Valeri.
Ardizzoni, Simone, da Reggio, italicn.
Maler und Kupferst., der um 1475 in Mantua
als Stecher mit Zoan Andrea zusammen ar-
beitete. Wahrscheinlich weil er Zeichnungen
Mantegnas unbefugterweise benutzte, katn er
mit dem Paduaner Meister in Streit, von dem
mehrere Dokumente aus dem Jahre 1475
Nachricht geben. Vielleicht können einige
der Mantegna selber zugcschricbenen Stiche
nach Zeichnungen aus der Frühzeit des Mei-
sters. wie die Geißelung Christi (B. 1), die
Grablegung in Hochformat (B. 2), die Kreuz-
abnahme (B. 4), Christus in der Vorhölle
(B. 5), als Arbeiten A.s angesehen werden.
Die Annahme liegt nahe, daß Mantegna
von A. Stiche nach seinen Zeichnungen habe
ausführen lassen und dabei sich mit ihm ent-
zweit habe.
Ztschr. f. bild. Kst. 1876 p. 54 f. — K r i s t e 1 -
ler, Mantegna 1902 p. 402 ff. und p. 530 ff. —
Malaguzzi-Valeri, Not. di Artisti Rcg-
giani (Reggio 1892) p. 13. P. K.
Ardoctus ist einer der Sienesischcn maestri
di pietra, die als Unterzeichner eines Breve
ihrer Zunft aus dem 13. Jahrh. bekannt sind,
ohne daß Werke seiner Hand nachweisbar
wären.
Borghcsi e Banchi, Nuovi Doc. Sencsi,
P. 3. Swarscnski.
Ardoin (Hardoin), Simon, Bildhauer in
Lyon, tätig um 1626, nur urkundlich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’Art Frang. 1887, p. 291
u. 294. H. V.
Ardoino (Ardoina. Ardoini), Anna Ma-
r i a, Dilettantin im Malen und in allen schö-
nen Künsten erfahren, geb. zu Messina 1672,
t 1700, Tochter Paolo Ardoinos, Fürsten von
Palizzo, heiratete Gio. Bat. Lodovici, Für-
sten von Piombino; eine große Anzahl von
ihr ausgeführter Bilder wird im Familien-
besitz bewahrt
Meyer, Kstlcrlcx. — Guhl, Die Frauen in
d. Kstgcsch., Berlin 1858, S. 95. H. V.
Ardoino di G i o a c c h i n o, im Quartier
S. Angclo zu Perugia ansässig, Camerlengo
der Perugincr Malerzunft im 1. Semester
1417, wurde für die ersten beiden Monate des
Jahres 1418 zum Prior gewählt und starb
noch vor Ablauf seiner Amtszeit Werke un-
bekannt. w. Bombe.
Ardouin, Pierre, Werkmeister in Bor-
deaux, 1592 — 1618 mehrfach erwähnt, baute
zusammen mit dem Werkmeister Cothereau
für den Duc d'Epernon 1604 in dessen
Schlosse, 1618 das Hospital S. Marguerite de
Cadillac.
Reunion des Soc. d. b.-arts X 455. **
Ardrizzoi, Bernardo, Bildhauer in Rom,
•f 1801; nur von Zani, Enc. met. II 180 er-
wähnt. *•
Ardrizzoi (Ardrizzoia, Andrizzoi, Andriz-
zoia), Giuseppe, Maler, tätig in Rom um
1732, nur urkundlich bekannt
Zani, Enc. met. II 180. H. V.
Ards, Willem (Amts oder Aerts), süd-
nicdcrländ. Bildschnitzer des 15. Jahrh.; lebte
in Brüssel und Löwen. Seine künstlerische
Persönlichkeit bleibt freilich noch ziemlich
dunkel. 1415 wird ein „Willem Aerts“ in
die Zunft der Vier-Gekrönten zu Brüssel zu-
gclassen. Eine Urkunde von 1453 im Löwe-
ncr Archiv erwähnt Willem Ards als Bild-
schnitzer, aus Brüssel gebürtig und in Löwen
lebend. Nach Ed. van Even (Biogr. Natio-
nale) soll Ards 14-49 nach Löwen überge-
siedclt sein, um sich an der Ausschmückung
des im vorhergehenden Jahre begonnenen Rat-
hausbaucs zu beteiligen. In den städt. Rech-
nungen von 1449 wird „Willem Ards, Bcel-
snyder“ erwähnt wegen Ausführung verschie-
dener Basreliefs an den Kragsteinen und an-
deren Teilen der Balken des Rathauses, sowie
von einer Marienstatue, die von zwei fantasti-
schen Tieren getragen und von vier Engeln
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Ardüser — Arduino
umgeben, über der Tür der Rathauskapclle
bei der Treppe aufgestellt wurde. Dieses
Liebfrauenbild besteht nicht mehr, und es ist
leider auch nicht ganz klar, was man unserem
Künstler von den noch erhaltenen Basreliefs
zuschreiben darf. Wahrscheinlich sind die
biblischen Darstellungen im Vorsaal des un-
teren Stockwerks von seiner Hand, und diese
Szenen zeichnen sich durch Natürlichkeit und
innige Empfindung aus. 1453 errichtete Ards
für die Krypta der Liebfrauen-Kirchc in
Gembloux ein „Saint Sepulchre“ : eine Gruppe
aus Eichenholz mit elf Figuren, welche Chri-
stus im Grabe, Joseph von Arimathia, Niko-
demus, die 3 Marien, 3 Ritter und 2 Engel
vorstellte. Diese Statuen wurden von Ru-
dolph van Velpe (oder Vclx), Maler von
Löwen, prachtvoll ausgemalt. Ards war an-
geblich 1454 noch in Löwen; weitere Nach-
richten aber fehlen.
Graf de Labordc führt in seinen Ducs de
Bourgogne I 383 — 4 einen „Guillaumc /Inns.
tailleur d’imaigcs“ an, welcher 1441 — 3 für
Philipp den Guten arbeitete, und von späteren
Biographen wiederholt mit Ards zusammen-
geworfen wurde. Wahrscheinlich ist „Anns“
ein Schreibfehler, und ist der Name Amy
(s. diesen) oder Amis zu lesen.
Ed. van Even, I.es Artistes de l’Hötel de
Villc de Louvain, p. 32. — Ders., Louvain monu-
mental, 1860, p. 138 und 144. — Ders., Biographie
Nationale (de Belgique) 1866, I 366. — A. Pia-
chart, in Meyers Kstlerlex. I. — Jos. De*
s t r d e, Etüde sur la Sculpture Brabaneonne au
Moyen Age 1894, I 118. — E. Marchal, La
Sculpture etc. beiges. 1895 p. 204, 268.
Ardüser, Hans, Schweizer Baumeister in
Davos, geb. 1521 (?), f 16. 8. 1580. Sein
Hauptwerk ist das noch bestehende Rathaus
zu Davos, bekannt durch seine prächtig ge-
täfelte Ratsstube mit erhaltener Inschrift und
dem Datum der Vollendung 1504. Zu zahl-
reichen Ämtern berufen, erhielt er bei Anlaß
einer Gesandtschaft vom Erzherzog Ferdinand
ein adelig Privileg und wappengenössische
Freiheit.
J. S c h i c s s bei Brun, Schweiz. Kstlerlex.
H. V.
Ardüser, Hans, geb. 1557 zu Davos, ging
mit 20 Jahren nach Zürich, lernte dann bei
Maycnfcldcr in Davos, seit 1579 zu Feldkirch
bei dem „wyt berümpten meister Moriz und
sinem son Meister Jörg, herrliche Maler“.
Er malte in Graubünden an verschiedenen
Orten. Im Sommer 1579 in Chur in der
Werkstätte eines Franz Appenzeller (Apen-
zäller), der 1580 Fresken zu Flims malte,
bei den Ardüser wohl geholfen hat (jetzt
Hotel Bellevue). Seit dieser Zeit wechselte
Ardiisers Tätigkeit regelmäßig derartig ab, daß
er im Sommer malend durch die Lande zog
und im Winter Schulmeister zu Lenz spielte.
Wir kennen sein Leben aus seinem Tagebuch
bis zum Jahre 1605. Seine Malereien können
wir bis 1617 verfolgen. Er malte damals in
Kazis (Katzis).
Ardüser hat Fähnchen, Bilder und „Hüser
gemalt“. Das letztere tat er am liebsten.
Die ältesten Werke, die uns erhalten sind,
befinden sich in dem früher Plantaschcn, jetzt
Weber sehen Hause zu Parpan. Es sind 3
Fresken, die Erschaffung Evas, der Riese
Simson und die Salome nebst einer Anzahl
ornamentaler Motive erhalten. Die Kompo-
sition, namentlich die der Landschaft ist über-
häuft ; die Zeichnung sehr nachlässig, die
Malerei ohne jede Sorgfalt. Die Arbeiten
sind signiert Hans Ardüser moler 1591. Im
folgenden Jahre malte er eine Madonna zwi-
schen St. Rochus und Sebastian an der Kir-
chenwand zu Villa; im Innern eine Grab-
legung. 1601 malte er für dieselbe Kirche
ein Altarbild, die Madonna, für die Familie
Gallus v. Mont; 1605 die Fresken in Scha-
rans am jetzt Walserschcn Hause; 1612 die
umfangreichen Fresken im jetzt Manischen
Hause zu Andeer usw. Die letzten Schilde-
reien von seiner Hand befinden sich zu Ka-
zis 1617. Ardüsers künstlerischer Charakter
erhebt sich nicht über den eines allerdings
eigenartigen Dilettanten. — Ardüser ist auch
schriftstellerisch tätig gewesen. Gedruckt
wurde die Warhaffte und kurtzvergriffene be-
schreibung etlicher herrlicher und hochver-
nampter Personen in alter freyer Rhetia,
Lindau 1598, 4°. Die übrigen Manuskripte
befinden sich im Stiftsarchiv St. Gallen.
Hans Ardüsers Autobiographie in des-
sen rhätischer Chronik Ausg. J. Bott. — J. R.
Rahn, Fahrten u. Werke eines Bündner Ma-
lers 1888. — Haendcke, Gesch. d. schweize-
rischen Malerei 1893 p. 356. — R. v. Salis-
Haldenstein, Rätia litteraria III 41;
— Schicss in Bruns Schweiz. Kstlerlex. 1902.
B. Haendcke.
Arduini, G i r o 1 a m o, Architekt aus Pe-
saro; 1580 als Ratsmitglied seiner Vaterstadt
erwähnt, wo er nach Zani bereits um 1570
künstlerisch tätig war. Später hauptsächlich
in Frankreich und Belgien beschäftigt, so
1599 in Brüssel, wo er für den Herzog Vin-
cenzo I. von Mantua eine große Gartenanlage
mit verschiedenen Gebäuden schuf, f 14. 9.
1601, wahrscheinlich in Pesaro; seine Grab-
schrift bei Zani, Encicl. II 320, nota 138. A.
verfaßte einen kurzen „Trattato del modo di
piantarc e fortificare una cittä".
Zani, Encicl. II 181. — Nuova Riv. Misena
VIII 156. — Gaz. des B.-Arts XXV 282, nota 1.
E. Scatassa.
Arduini, Pietro Enrico (del qu. Gio-
vanni Battista), Maler in Mantua, 1622 ur-
kundlich erwähnt.
C. d’Arco, Arti e Artefici di Mantova (1857)
II 147. *
Arduino. Einem Arduino, der schon 1300 ge-
storben sein soll, und aus dem Lcnoir (Bull,
archeol. 2, 186) sogar einen Franzosen Har-
douin macht, schrieb Vasari den Plan zu
78
Arduino — Aregio
S. Petronio zu Bologna zu, ein Irrtum, der
offenbar durch das Modell des Arduino Ari-
guzzi veranlaßt ist (s. Antonio di Vincenzo).
Meyer, Kstlerlex. R.
Arduino, Steinmetz in Venedig. Von ihm
ist ein rohes Relief mit der Jungfrau Maria
und Putten, das man in einer Nische des
Klosters dei Carmini sieht, mit der Unter-
schrift : ,,MCCCXL mensis octubris, Arduin
Taia Petra fecit“.
Meyer, Kstlerlex. (mit Lit.) — G. Zanet-
t i, Delle origini di alcune arti princ. appresso
i Vcneriani. Venezia 1841 p. 81. — Cicog-
nara, Stör, dclla scultura. Venezia 1813. I
425, 437, II 243. — Teraanza, Vite dei piü
celebri archit. e scult. 1778 p. 363. — Burck-
h a r d t, Cicerone. L. Ferro.
Arduino. Nach verschiedenen aber nicht
kontrollierbaren Überlieferungen soll im An-
fang des 16. Jahrh. ein kunstvoller Holz-
schnitzer dieses Namens in Bologna gelebt
haben; wahrscheinlich Abaisi, A., s. d.
Meyer, Kstlerlex. II 231. •*
Arduino da B a i s e, s. A boisi.
Ardurat, Esteve, 1527 Werkmeister der
Stadt Moissac.
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlort.
Axdy, Bartolommeo, Architekt und
Maler, geb. den 13. 9. 1821 zu Saluzzo im
Picmontcsischen, f 1S89 in Turin. Seine Aus-
bildung erhielt er in den Jahren 1850 und 1851
in dem Atelier von Alex. Calamc. Er hat
verschiedene Ausstellungen in der Schweiz
und in Italien beschickt und ist auf derjenigen
von Florenz im Jahr 1861 durch einen Preis
ausgezeichnet worden. Als Architekt war er
in Turin und an einigen Villen am I-ago
maggiore beschäftigt. In seinen letzten Jah-
ren hatte er das Amt eines Inspektors und
Verwalters der Accademia Albertina in Tu-
rin. — Von ihm radiert: Sotto i Castagni
(in L’Artc in Italia. Torino 1809).
Meyer, Kstlerlex. — Courricr de l'art VII
240 (Nekrolog). — Gazzetta dei Popolo d. Do-
xsenica, 1887 p. 220 (Biogr.). R.
Are, Gerhard von, Dompropst, Bonn
im 12. Jahrh. Propst Gerhard aus dem Ge-
schlecht der Grafen von Are-Hochstaden ist
1126 — 1169 nachweisbar. Er wirkte beson-
ders für den Ausbau des Bonner Münsters.
Er erweiterte den Ostchor, fügte die neue
Apsis mit den zwei flankierenden Türmen an
und errichtete im Süden den neuen Kreuz-
gang, sowie im Anschluß daran die Kapitels-
gebäude (wohl schon 1143 bis nach 1150).
Seine Grabinschrift ist im Dom erhalten. Sie
ist mitgcteilt neben den anderen auf ihn be-
züglichen Inschriften in den Kunstdenkm. der
Rheinprovinz S. 89 f.
Lerch, Gerhard von Are, der Erbauer des
Bonner Münsters. Bonn 1843. — C 1 e m e n,
Kunstdenkmäler der Rheinprov. V 3. Kautzsch.
Are, Thilmannus de, Kalligraph in
Köln um 1324. Er schrieb (und illuminierte?)
für den Frater Johannes de Dusburg einen
prächtigen, mit z. T. drolligen Miniaturen ge-
schmückten Codex: Historia lombardica.
Diese Handschrift ist signiert : Scripta per
Thilmannum de arc. Anno domini millesimo
trecentesimo vicesimo quarto; und befindet
sich in der St. Bartholomäus-Stiftsbibliothek
in Frankfurt a. M.
Archiv der Gescllsch. f. ält. Deutsche Ge-
schichtskundc II 209. **
Areche, Martin de, span. Baumstr., leitete
1517 den Portalbau an der Pfarrkirche von
Utiel, Diözese Cuenca, vielleicht nicht nach
eigenem Plane, denn 1523 erhielt ein Meister
Joanes von Cucnca Bezahlung für einen Plan
zu diesem Werke.
Llaguno y Amirola, Not. I 156. A
Arcchiga, Petro de, toledaner Waffen-
schmied im Anfang des 17. Jahrh. **
Aregarius (Haregarius), Miniaturmaler, 9.
Jahrh. Der Name des A. findet sich neben
dem eines Amandus und Sigvaldus in dem
Widmungsgedicht (titulus) des Titelbildes
der Viviansbibel. Diese, früher in Metz, jetzt
in der Bibi. Nat. zu Paris (Ms. Lat. 1) be-
wahrte Hs. ist eines der berühmtesten Werke
der karolingischen Malerei und gehört zu den
reichsten und umfangreichsten Erzeugnissen
der Schule von Tours. Sie ist auf die Abt-
zeit des Grafen Vivian datiert (S45 — 851) und
zeigt neben reicher Ornamentik eine Anzahl
großer Miniaturbilder. Die Art, wie A. in
dem titulus des Dcdikationsbildcs genannt
ist, läßt darauf schließen, daß er (neben den
genannten anderen Persönlichkeiten) an der
Herstellung dieses Prachtwerkes beteiligt war.
Er ist auch anderweitig als Mönch von S.
Martin in Tours (dem Sitz der Schule) be-
glaubigt und noch 857 nachweisbar. Tatsäch-
lich lassen die einzelnen Miniaturen der Hs.
verschiedene Hände erkennen, cf. Amandus
und Sigvaldus.
Aus der zahlreichen kunstgeschichtl. Literatur
über die Hs. seien besonders erwähnt:
D e 1 i s 1 e, Mcm. sur l’ecole calligraphique de
Tours p. 7, 15. — Ders., Cabinet des manuscrits
III 234. — Die Trierer Ada-Handschrift (Ja-
nitschck) S. 77 ff. — J a n i t s c h e k, Gesch.
der d. Malerei. — Berger, Histoirc de la Vul-
gatc p. 215 ff. — Die besten Abb. b. Bastard,
pcinturcs et omaments des mss. Stvarccnski.
Aregio, P a b 1 o d c, italien. Maler in Spanien
im 15. Jahrh. Pablo de San Lcocadio, ein
Lombarde aus Reggio im chcmal. Herzogtum
Modena wurde mit Francisco (Pagano) de
Neapoli vom Domkapitel in Valencia 1471
berufen, um die Wände und das Gewölbe des
Altarhauses in Fresko auszumalcn. Es ist die
Rede von einem Seraphinthron oben, Engel-
gestalten, Laub- und Fruchtgewinden, Apostcl-
figuren und Historien unter den Fenstern.
Bis auf die Goldteile war die Arbeit 1478
fertig und 1481 quittieren die Maler über die
in drei Raten ausgezahltc Summe von 3000
Golddukaten. Diese Malereien sind nicht cr-
79
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Aregon — Arenas
halten. Ein Irrtum, welchen Pasqual Esclapes
in seinem Resumen historial von 1738 beging,
indem er den mit den Malern für diese Arbeit
abgeschlossenen Kontrakt auf die Gemälde
der Türen des großen Silberaltars der Kathe-
drale (1470 begonnen, 1809 cingeschmolzen)
bezog, erhielt durch Ponz’ Reisebeschreibung
die weiteste Verbreitung und Eingang in die
Kunstgeschichte. Erst Karl Justi ist cs ge-
lungen, diesen Irrtum aufzuklären. Er hat
nachgewiesen, daß diese Altargemälde von
Ferrando de Llanos und Fcrrando Yancs,
beide aus der Provinz Cucnca in der Mancha,
herrühren, mit Pablo de Arcgio aber und
Francisco de Neapoli nichts zu tun haben.
Mit Hilfe von Dokumenten, welche D. Roquc
Chabäs veröffentlicht hat, gelang cs Justi, dem
Pablo de Aregio, welcher in Aktenstücken der
Sco von Valencia aus dem Jahr 1478 mestre
paulo de sent leucadio alais de Rcchi genannt
wird, andere Werke zuzuweisen, vor allem
das große Altarwerk der Pfarrkirche von
Gandia. Es besteht aus 8 großen und 4 klei-
neren Tafeln nebst Einzeifigurcn in den Sci-
tenrahmen und ist eine Stiftung der Borja.
Maria Enriquez, verw. Herzogin von Gandia
und ihr Sohn Johann übertrugen 1501 dem
Meister die Gemälde dieses Retablo für 80 000
Sucldos. Justi erkennt in ihnen unverkenn-
bar italicn. Schule, freilich eine Hand von
wenig ausgesprochener Eigentümlichkeit. Der
Maler hat auch in der Kapelle des herz Ogi.
Palastes und im Kloster S. Clara zu Gandia
gemalt. Die Chronik des Martin de Viciana
gibt Kunde von weiteren großen Altarwcrken
des Meisters in Castcllon de la Plana und
Villarcal ; das crstcre ist verschwunden, von
dem zweiten finden sich noch einzelne Tafeln
in der Sakristei der 1750 neugebauten San-
tiago-Kirche.
Ob maestre Felipe Pablo de Sancta Leoca-
dia, von welchem man noch im Anfang des
19. Jahrh. Gemälde über dem Altar von S.
Domingo in Valencia (1525) sah, ein Sohn
unseres Meisters ist, ist nicht zu bestimmen.
Justi, Geheimnis der leonardesken Altargc-
mäldc in Valencia. (Repcrt. für Kstwiss. XVI
1893.). — Gaz. des B.-A. 1908 I 206 ff. M. v. D.
Aregon, gricch. Maler unbekannter, wahr-
scheinlich älterer Zeit, aus Korinth. Ein Bild
von ihm: Artemis auf einem Greifen empor-
getragen, war im Tempel der Artemis AI-
pheionia unweit von Olympia.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 7. — Klein,
Arch. epigr. Mitt. 11, 207. — Pauly-Wis-
sowa, Rcalcnc. II 619 (Rossbach). Sauer.
Arellano, Jose de, span. Blumenmalcr im
Beginn des 18. Jahrh. Er soll ein Sohn des
Juan de A. sein. Der Katalog des Museo del
Prado von 1872 verzeichnet 2 Gemälde des
Künstlers, in den späteren Auflagen fehlen sie.
Bryan, Dict. I 51. — Wo lt mann u.
Wocrmann, Gesch. d. Mal. III 280. M. v. B.
Arellano, Juan de, span. Maler, gcb. 1614
in Santorcaz, f 12. 10. 1676 in Madrid. Schü-
ler des Juan de Solis. Hauptsächlich hervor-
ragend als Blumenmalcr.
Die Akad. S. Fernando und das kgl. Mus.
zu Madrid besitzen Bilder des Künstlers.
Cean Bermudcz erwähnt eine ziemlich große
Anzahl, die sich zu seiner Zeit in den Sakri-
steien oder den Kapellen der Kirchen von S.
Isidro cl Real, der Recolctos und von S. Ge-
ronimo befand. Ponz erwähnt ebenfalls einige
im Palast, in der Bibliothek, und Palomino in
den berühmtesten Privatsammlungen. A.
hielt, nach Palominos Bericht, eine offene
Bude mit seinen Gemälden vor der Kirche S.
Felipe el Real.
Palomino, Museo pict. III 553. — Ponz,
Viage de Esp. — Cean Bermudcz, Dicc. I
53 ff. M. v. B.
Arellius, Maler in Rom. kurz vor Augustus,
bekannt dadurch, daß er unter dem Bilde von
Göttinnen seine Geliebten porträtierte. (Plin.
N. H. 35, 119.)
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 305 f. —
Overbeck, Schriftq. 2383. — Helbig, Un-
tersuch. S. 337. — Pauly-Wissowa, Rcal-
cnc. II 635 (Rossbach). Allmann.
Arena, Girolamo d’, malte im Anfänge
des 17. Jahrh. in Neapel. Hier befindet sich
in der Kirche S. Anna de’ Lombardi eine Dar-
stellung des hl. Carlo Borromeo, der mit in-
niger Devotion vor einem Altar kniend betet,
über dem Maria mit dem Leichnam Christi
in ihrem Schoße erscheint. Auf den inneren
Raum der kleinen Kuppel von S. Maria della
Caritä malte Arena die Dreieinigkeit mit der
Jungfrau Maria und mit Heiligen, umgeben
von singenden und musizierenden Engeln.
Domenici, Pittori Napoletani II 351. —
Napoli Nobil. VII 123. •*
Arena, J u a n d e 1’, span. Maler, der in den
Jahren 1557 und 1558 in der berühmten Abtei
von Monte Cassino die Fresken mit der Lei-
densgeschichte Christi in der unterirdischen,
dem hl. Benedikt geweihten Kirche mit einem
anderen span. Maler, „maestro Domcnico“
genannt, unter der Aufsicht des Marco Maz-
zaroppi, gen. Marco da Pino, ausführte. Ver-
schiedene Aktenstücke erwähnen Zahlungen,
die ihm bei dieser Gelegenheit geleistet wor-
den sind. Eines derselben ist gezeichnet:
Juan de Larcna.
Caravita, I Codici c lc arti a Monte Cas-
sino. 1871. III 48, 50, 52. — Napoli Nobilissima.
III 45, 52. IV 12. A
Arena, Pietro d’, neapolitanischer Maler
des 18. Jahrh., von dem nur bekannt ist, daß
er die Tribüne oder Galerie der Kirche della
Caritä in Neapel ausmalte.
Celano, Delle Notizie del bello, dell’ antico
c del curioso della cittä di Napoli. Ausg. 1692
II, 7. Ausg. 1792 II 6. •*
Arenas, Andres de, Baumstr. aus Her-
reras Schule, baute laut Inschrift an der Fas-
8o
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Arenas — Arends
sade 1584 die schöne Marienkirche zu Oli-
venza in Portugal.
Llaguno y Amirola, Not. III 53. —
Caveda, Gesch. d. Bauk. in Span. 261.
Arenas, Francisco de las, s. Zande,
Fr. v. d.
Arenas, Hernando de, verfertigte 1557
und 1558 das Gitter vor dem Chor der Kathe-
drale in Cuenca, sowie einige eiserne Adler,
ohne Zweifel die, welche als Lesepulte dienen.
Beide sind glänzende Meisterstücke ihrer Art.
Cean Bcrmudcz, Dicc. I 54. A
Arenberg, Antoine d’, als Mönch Charles
genannt, Architekt, geh. in Brüssel 1593, f da-
selbst am 5. 6. 1669. Er war der Sohn Char-
les’, Herzogs von Croy, Herrn von Arschot
u. Arenberg. Mit seinen theologischen Kennt-
nissen verband er ein bemerkenswertes Ta-
lent für Architektur. 1627 machte er den
Plan für das Kloster im Walde von Soigne
bei Tervueren und 1650 war er der Architekt
der bedeutenden Vergrößerungen des Kapu-
zinerklosters in Brüssel. Der Erzherzog Leo-
pold Wilhelm legte dazu den ersten Stein am
20. 3. 1651. Man sicht eine Gesamtansicht
des Gebäudes in der Chorographia sacra Bra-
bantiac von Sanderus.
Biogr. Nation, de Belgique I 801. H. Hymans.
Arenberg, P a u 1 i n e v., s. Schwarzen-
berg.
Arend, der Spitzname von Matheus Ter-
westen in der Malcrbent zu Rom.
Houbraken II 350. E. W. Moes.
Arend, N. E., wenig bekannter Zeichner in
Cassel um 1788.
J. Hoffmeisters gesamm. Nachrichten
über Kstlcr. u. Ksthandw. in Hessen, herausg.
v. G. Prior, Hannover 1885. *•
Arendes, A n n e c k e, 1531 Maler zu Ham-
burg, f 1536.
Hamb. Zeitschr., N. F. II 355. E. Benest.
Arendes, Arend, Maler in Hamburg, 1513
dahin aus Braunschweig übergesicdelt. f 1530.
Hamb. Zeitschr. N. F. II 355. — M i t h o f f.
Mittelalt. Kstlcr. und Wcrkmstr. Nieders. und
Westf. 2. Ausg. E. Bene st.
Arendonck, Cornelis van, bclg. Bildh.,
tätig zu Löwen, f 26. 12. 1540. Er war Laien-
bruder im Kloster des Recollets zu Löwen.
Die Chorstühle in Holzschnitzereiarbeit der
Klosterkirche des Recollets können ihm zu-
geschrieben werden und datieren von 1513.
Lit. s. J. J. A. v. Arendonck. E. de Taeye.
Arendonck, Georg van, Maler von Mc-
cheln, seit 1513 Meister, nur urkundlich be-
kannt.
E. N e c f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines, I 322. H. V.
Arendonck, Jean-Jacques- Antoine van,
bclg. Bildh., gcb. 4. 5. 1822 zu Mecheln, t 9-
3. 1881 daselbst, übte seine Haupttätigkeit zu
Löwen aus, wo er auch seine Studien auf der
Kunstakademie gemacht hatte. Getreu den
Traditionen mehrerer Bildhauer aus Löwen,
widmete er sich vornehmlich der religiösen
Künstlerlcxikon. Bd. D. 8l
Bildhauerei ; indes hat er verschiedene freie
Schöpfungen hinterlassen, die der Erwähnung
würdig sind. Wir möchten das Monument
van Schoonbeecke in Antwerpen anführen;
ferner das 1848 auf dem Friedhofe von Bon-
chout nahe Licr (Provinz Antwerpen) er-
richtete Monument zum Gedächtnis von J. F.
Willems, des Urhebers der vlämischcn lite-
rarischen Bewegung in Belgien; weiterhin
die Statue der Mclpomenc (1853) im französ.
Theater und die Statue der Poesie (1872)
im vlämischen Theater zu Antwerpen, end-
lich zwei Statuen der Theaterfassade von
Namur (1863). Uber zahlreiche andere
Werke s. Meyers Kstlerlex.
Van Even, Louvain monumental. — D i e t-
sche Warande, IV 1838 p. 36. — Pin-
chart, Archives, t. I. — C h c v. Marcb.il,
La sculpture beige, p. 233, 708. — G. Beetem 6,
Anvcrs mctropolc des arts et du commerce, t. II
p. 158. E. de Taeye.
Arendrup, Edith, geb. Courtauld, engl.
Malerin, gcb. 1846 in Bocking (Essex), bil-
dete sich als Autodidaktin und malte zuerst
Tierbildcr, dann phantasievolle Szenen aus
der Bibel, aus Dantes Inferno u. a. Als 18-
jährige Künstlerin studierte sie einige Zeit in
der South Kensington School. Ihren ersten
größeren Erfolg hatte sie 1870 mit dem Bilde :
Memorics of the first Palm Sunday, das von
der Nat Gallery in Melbourne angekauft
wurde. Seit 1872 lebte sie in Ägypten, wo
sie 1873 den dänischen Offizier Arendrup hei-
ratete, der aber schon 1875 im Kampfe gegen
die Abessinier fiel. 1874 stellte die Künst-
lerin in der Roy. Academy das Gemälde: The
earth had lost her King aus und 1878: Nubian
Captivcs in Egypt.
C 1 a y t o n, English Female Artists 1876 II
10 ff. — Graves, Roy. Acad. Exh. I 59. **
Arends, J., 1871 wurde in Amsterdam ein
Stilleben mit Rebhühnern verkauft bez. : J.
Arends 1635 (nach Katalog Roos & Co.).
A. B.
Arends, J. T. Miniaturmaler, Hamburg 18.
Jahrh., bezeugt 1738. (Kaum identisch mit
Johan Frcderick Arentz, dän. Porträtmaler
des 18. Jahrh., der lange in Glücksburg, aber
wohl jünger war.)
Hamb. Kstlerlex. E. Benest.
Arends, Jan, geb. in Dordrecht 11. 9. 1738,
war der Sohn eines Chirurgen und der Bruder
des Dichters Roelof A., für dessen 1757 er-
schienene Gedichte er ein von H. Immink
gestochenes Titelblatt zeichnete. Er war Schü-
ler von Joris Ponse und hat auch einige Jahre
in Amsterdam gelebt, bevor er sich in Dor-
drecht niederließ, namentlich als Maler und
Zeichner von Schiffsdarstellungen. Längere
Zeit, sicher schon 1771, wohnte er in Middel-
burg und zeichnete und radierte allerhand An-
sichten der Provinz Zceland, deren viele in
der Sammlung der Zeeuwschen Gcnootschap
daselbst sich befinden. Zwei Darstellungen
6
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Arends — Arenius
der Plünderung des Hauses von Lucas van
Stevening in Middelburg 1787, sind von M.
d’Sallieth gestochen. Erst in höherem Alter
kehrte er nach Dordrecht zurück und starb
dort unverheiratet 22. 4. 1805. Unter einer
von J. C. Bcndorp nach seiner Zeichnung ge-
stochenen Allegorie auf die Freiheit 1790
steht ein von ihm verfaßtes Gedicht.
Immerzeel. — v. Eynden u. v. d.
Willigen II 272. E. W. Moes.
Arends, K. Oskar, Landschaftsmaler in
München, geb. in Plauen am 8. 4. 1863, Schü-
ler der Dresdener Akademie (1881 — 83) und
von Fr. Preller d. j. (1883 — 86). Seine fein-
naturalistischcn Landschaften, zumal die aus
den neunziger Jahren des vorigen Jahrh., er-
innern an die Arbeiten Wengleins, sind aber
farbiger. Das Bild „An der Amzer“ im Mus.
zu Altenburg.
Kstchronik XXIV 646. — Zcitschr. f. b. Kst.
N. F. I 329. — Singer, Kstlerlex. Nachtrag
1906. **
Arends, s. auch Arens, Arents, Arentss und
Ar ent s.
Arendtson, Cornelius, schwed. Maler,
Sohn des Arendt Lamprecht (eines einge-
wanderten deutschen Malers). Sein Name
kommt seit 1611 unter den Handwerkern am
kgl. Schlosse in Stockholm vor. Aus den
Aufzeichnungen des berühmten Theologen
Johannes Burcus geht hervor, daß A. sein Por-
trät und das seiner Töchter zwischen 1628
bis 1629 malte; auch soll er das Bildnis der
Königin Christina 1632 gemalt haben. Im
April 1633 wird er zum letztenmal in den
Schloß-Rechnungen genannt Er scheint ein
bedeutendes Ansehen gehabt zu haben, aber
sichere Werke sind nicht von ihm bekannt
Eichhorn in Meyers Kstlerlex. — Bu-
rcus, Almanachaufzeichnungcn im Manuskript
in d. kgl. Bibi, in Stockholm. O. S.
Arendzen, Petrus Johannes, holländi-
scher Stecher und Radierer der Gegenwart,
früher in Amsterdam tätig, wo um 1887 der
große Stich nach Rcmbrandts „Wittwe Swar-
tenhont-Bas“, die Radierung nach Rcmbrandts
Bürgermeister Six und die Neue kathol.
Kirche, Vondelstraat, Amsterdam, gemalt von
P. J. II. Cuppers, entstanden. Er siedelte
dann nach London über, wo er 1890 — 99 in
der Roy. Acad. ausstclltc.
Kst. für Alle 1S87. — The Art Journal 1880
232 (Abb. der „Bulgaria“ von Portaeis, in Stich).
— Mehrere Blätter von ihm in der Sammlg.
H. H. Meier, in der Bremer Ksthalle. **
Arene, A r n a u d, Maler in Avignon, um
1650, nur urkundlich bekannt.
Archiv, de l’Art Franc., Docura. IV 185.
H. V.
Arengheria, Ant. B a s., s. Antonio da
Bologna.
Arenhold, Gerhard Justus, Dilettant
im Porträtzeichnen, geb. in Hildesheim, f in
Hannover 1775. Nach Bildniszeichnungeu
von ihm haben gestochen: M. Bernigeroth d.
J. und Georg Daniel Heumann.
Meyer, Kstlerlex. H. V .
Arenhold, L ü d e r, Marinemaler in Kiel,
geb. 7. 5. 1854 in Soltau, war Marineoffizier
und widmete sich seit 1881 der Schiffs-
und Marinemalerei. Schüler von Leitncr und
Hünten, Mcistcrschülcr von H. Gude in Ber-
lin (1886 — 87), Studienreisen nach China und
Südamerika. Von ihm: Gefecht bei Eckem-
förde, im Rathause daselbst; S. M. S. Niobe,
in der hist. Sammlung der k. Marinc-Akad. ;
Kiel, Regattabild, im kaiscrl. Jachtklub in
Kiel, ferner 30 Kohlezeichnungen zu dem 1891
erschienen. Werke: Hist. Entwickelung der
Schiffstypen.
Das geistige Deutschland. Berlin u. Leipzig
1S98 p. 15/16. — Dressier, Ksthandbuch 1908.
— Kat der intern. Kstausst. Berlin 1891 u. 1904.
Arenius, 0 1 o f, schwed. Maler, geb. 1701
in Bro in Uppland, f 1766 in Stockholm.
Studierte erst Theologie an der Universität
in Upsala, wurde aber bald durch seine Be-
gabung zu der Malerei geführt und wurde
Schüler des alten David von Krafft Seine
selbständige Wirksamkeit als Maler scheint
um die Mitte der 20er Jahre angefangen zu
haben. Frühestes signiertes Bild von 1726,
stellt eine alte Frau dar (A. Tollander, Stock-
holm), 1728 hat er den Graf und die Gräfin
J. G. Sack gemalt (Bergshammar und Smlg.
Rehbinder). Um 1730 reiste er nach Hol-
land und wird hier wohl ganz besonders
den alten Meistern viel Aufmerksamkeit ge-
widmet haben, denn nach seiner Rückkehr
1736 malte er sorgfältiger und gediegener als
früher. Folgende Porträts können als gute
Beispiele seiner sehr wahrheitsgetreuen, aber
etwas schwerfälligen Porträtkunst angeführt
werden: Intendant Härleman (Observato-
rium, Stockholm). Kaufmann Bedoire (Smlg.
Durling, Stockholm). Reichsrat Ehrenpreuß
(Upsala-Universität). In seinen größeren
Paradebildnissen, wie die von Rcichsrat Ce-
dcrcreutz, 1746 (Gripsholm) und Graf Au-
gustin Ehrensvärd (Rathaus, Hclsingfors),
wird er ein ziemlich trockener Barockmaler.
Er gehört doch zu den begabtesten Künstlern
seiner Zeit in Schweden und ist während
der 1740er Jahre der bevorzugte Porträt-
maler sowohl bei der Aristokratie als bei den
Bürgern in Stockholm. Arenius arbeitete auch
Miniaturporträts in Ölfarbe. Folgende Gra-
veure haben nach ihm gestochen: J. Gillberg
(H. Benzelius, 1758), E. Geringius (H. Cc-
dercreutz, 1746), J. J. Haid (C. Härleman
und J. C. Hedlingcr), J. F. Martin (Arvid
Posse und D. E. Taube).
Gahm-Pehrsson, Konstnärsl. (Ms. i. d.
Upsala Univ.-Bibl.). — Nordisk Familjcbok. —
Levertin, N. Lafrcnsen d. j. Stockholm 1899.
— S i r 6 n, C. G. Pilo. Stockholm 1902. — E.
W. Moes, Iconogr. Bat. 307, 308, 9368. — J.
S p c x, Gedichte, Haag, 1755 p. 248. O. S.
82
Arens — Arentsz
Arens, Indrik (Heinrich), deutscher
Goldschmied des 17. Jahrh. am Hofe des Za-
ren Michael Feodorowitsch tätig. 1035 ar-
beitete er an einem Thronsessel für den Za-
ren ; 1637 an einem Sattel ; 1638 lieferte er
einen goldenen Pokal ; 1640 einen zweiten
Thronsessel.
O XCT3JX. npoMSBea. bi* Pocc. bi>
»an. Hxn. apxcoaor. 06m. (Sa bei in, Metallarb.
in Rufiland, in d. Mitt. d. Kais, archäolog. Ges.)
St. Petersburg 1853, V 20 tu 111 u. VI 287.
IV. A 7 tum a ntt.
Arens, Johann August, Archit. in Ham-
burg, t 1806 zu Pisa, stud. in Göttingen; in
Kopenhagen (4 Preise) ; tätig in Frankreich
bei de Wailly, England, Italien. Von ihm in
und bei Hamburg verschiedene öffentliche
Gebäude (Kapellen auf dem Petri- und dem
Katharinenkirchhof, Kirche in Wandsbeck,
Schul- und Arbeitshaus der Armenanstalt,
wobei zuerst Mörtelbewurf in Hamburg),
Privathäuser und Gartenanlagen. Antikisie-
rend, wie Chr. F. Hansen. Weimarischer
Baurat auf Goethes Veranlassung. Seine
Reiseskizzen besonders aus Italien, Baurisse,
Gipsmodelle, Entwürfe zu Denkmälern früher
im Besitz der Patriot. Gescllsch., 1842 wohl
verbrannt.
Hamb. Kstlerlex. — W e i 1 b a c h, Nyt dansk
Kunstnerlex. — J. F. L. M e y e r, Über den
gegenw. Zustand der bild. Künste in H. —
Hans. Mag. I 1799 S. 166 ff. — J a u s s e n,
Kirchl. Nachr. S. 231. — Bjernatzki in R.
Haupts Bau- und Kunstdenkmälcrn d. Prov.
Schlesw.-H. III, Kiel 1889. — S u h r, St. Petri-
kirche 1842 S. 27 u. 145. — Körner, Mitt. d.
Ver. f. Hamb. Gesch. 1904 S. 175 f. - Faul-
wasser in „Hamburg um die Jahrhundert-
wende 1800“ S. 221 {., 227, 242 f., 245.
E. Benexi.
Arens, Marten, Baumeister aus Delft in
Holland. Erbaute 1574 — 1576 das Rathaus
in Emden. Wahrscheinlich Schüler des Wil-
lem Danielsz. van Tetrode, der in Delft lebte,
15G8 — 1576 Baumeister des Erzbischofs von
Köln war und auch Hendrik de Kayser be-
einflußte.
Mithoff, Mittelalt. Kstler. in Niedersachs.
u. Westf. — Jalirb. d. Ges. f. bild. Kste. in
Emden IV Heft 1. — Galland 120. — Oud
Holland 1904 p. 73, 75. A. W. Wtitsman .
Arens, s. auch Arends, Arents, Arentsz u.
Ar ent z.
Arensburg, Zach. Hartwig, aus Kur-
land, schwedischer Zollbeamter. Er hatte in
seiner Jugend den Stempelschnitt erlernt und
wurde vorübergehend als Vertreter des kran-
ken A. Karlsteen in der kgl. schwedischen
Münze beschäftigt. Es sind von ihm nur 2
geringe Medaillen bekannt, auf König Karl
XII. von Schweden vom Jahre 1718 und auf
die Königin Ulrike Eleonore vom Jahre 1719.
E. Hildebrand, Svenska Konungahusets
Minncspcnningar 1874. N.
Arenson, I s a a c, Fayencemaler in Delft,
nur bekannt durch den urkundlichen Ver-
merk seiner Heirat am 18. 6. 1671.
Havard, p. 263 No. 281. J.C.E.Peelen.
Arent, Fayencicr („platielbakker) in Delft.
Sein Name und Beruf nur durch eine Ein-
tragung in das III. Register der Begrabenen
(Delft) gelegentlich des Begräbnisses seines
Kindes am 29. 12. 16-10 genannt.
O b r e e n, Archief VI 23. /. C. E. Peelen.
Arent, Adele, französ. Porträtmalerin,
stellte im Pariser Salon 1846, 47, 48 aus.
Bellier-Auvray, Dict. gener. 1882.
H. V.
Arent, s. auch Aert u. Amt.
Arente, Pedro de, span. Maler. Von ihm
oder wenigstens aus seiner Schule in der Ka-
thedrale von Murcia eine Geburt Christi und
eine Anbetung der Könige in Bassanos Ma-
nier.
Neue Zusätze zu Füsslis Kstlerlex. (1S24) p.
159. M. v. B.
Arento, I p p o 1 i t o, italien. Bildhauer, ge-
hörte zu den mittelmäßigen Talenten, die um
1574 von den d’Este in Ferrara beschäftigt
wurden.
Perkim, Les Sculpteurs Italiens II 280, An-
merkung 2. — Meyer, Kstlerlex. R.
Arents, Aryaentje, Maler, kam 30. 12.
1658 in die Leidener Zunft, wird erwähnt bis
1659 und ist dann von Leiden weggezogen.
Obreens Archicf V 221. E. IV. Mo es.
Arents, J a n., s. Man., J. A. de.
Arents, s. auch Arends, Arens, Arentsz u.
Ar ent z.
Arentse, C 1 a e s, holl. Bildhauer im 17.
Jahrh., erhält 6. 7. 1638 das Amsterdamer
Bürgerrecht, heiratet 20. 1. 1639, 30 Jahre alt,
in Haarlem, wo er früher wohnhaft war, Mar-
ritge Egberts, Witwe Jan Jansz. Seine Mut-
ter war Nelle Cornelisd, und „assistierte“
ihn. Er wohnte damals Coninxgraft oder
Singel in Amsterdam.
Obreen, Archief V. A. IV. Weissinan.
Arentsen, W., war ein Porträtmaler, der
1701 in Friesland gelebt zu haben scheint.
Kramm erwähnt aus diesem Jahre einige Bild-
nisse der Familie Hattinger von ihm.
Kramm, De Leveps etc. Suppl. E. W. Moes.
Arentsz., Adriaen, Maler, wurde, von
Mecheln kommend, 2. 11. 1594 Bürger von
Delft.
Obreens Archief IV 279. E. W. Moes.
Arentsz., Arent, s. Cabcl u. de Lange.
Arentsz., C 1 a e s, war 1378 als Maler in Ut-
recht tätig.
Müller, Utr. Arch. 14. E. W. Moes.
Arentsz, Louis, Faycncier („plateel-
backer“) in Delft, nur durch den urkundl.
Vermerk seiner Heirat am 6. 11. 1644 bekannt.
Havard, p. 230 No. 141. /. C. E. Peelen.
Arentsz, Pool, Fayencicr („platielbakker“)
in Delft, nur dem Namen nach bekannt durch
die Eintragung in das „III. Register der Be-
83
6*
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Arentsz — Aretusi
grabenen“ (Delft) gelegentlich des Begräb-
nisses seines Kindes am 12. 1. 1634.
O b r e c n, Archicf VI 22. J. C. E. Peelen.
Arentsz., Symon, Maler, verkauft 1649 in
Haarlem ein Haus in der Kleinen Houtstraat.
Van der Willigen 46. E. W. Moes.
Arentsz, Willem, holländ. Maler. In
einem Inventar (Witwe von Pieter Lourensz
Spieghel) in Amsterdam. Aug. 1630, wo nur
ältere Bilder, vornehmlich von Dirck Ba-
rentsz erwähnt sind, kommt vor: Ein Kru-
zifix von Willem Arentsz; auf 36 Gulden
taxiert. A. B,
Arentsz, s. auch Arends, Arens, Ar ent s u.
Arentz.
Arentz, Johan Frederik, dän. Bildnis-
maler in der letzten Hälfte des 18. Jahrh.,
er soll 1790 gestorben sein, Schüler der Kunst-
akademie in Kopenhagen und des Professors
Pilo (nach anderen Angaben war Professor
Als sein Lehrer). Tätig in Kopenhagen und
wahrscheinlich später in Glücksburg. A. hat
das Bildnis des Rechenmeisters H. C. Kra-
mer (1761) radiert. — Ein Johan Arentz
wird erwähnt als Porzellanmaler an der kgl.
Porzellanfabrik in Kopenhagen 1796.
W c i n w i c h, Kstlerlcx. 1829. — Meyer,
Kstlerlex. (Arends). — Weilbach, Nyt dansk
Kunstnerlex. I 1896. — Kunstgewerbeblatt N. F.
V 217. A. R.
Arentz, Magnella Kirstine Djörup,
norweg. Künstlerin, gcb. 30. 12. 1874 in
Tromsö, hat sich hauptsächlich mit Porzel-
lanmalerei und Kunststickerei beschäftigt.
Ausgebildet an der kgl. Kunst- und Gewerbe-
schule zu Christiania, bei den Malern Har-
rict Bäcker in Christiania und Viggo Peder-
sen in Kopenhagen, trieb dann kunstgewerb-
liche Studien in Kopenhagen, Wien, Berlin
(1903 mit Stipendium) und Italien. Den
Winter 1904 — 5 in Spanien. Silbermedaille
auf der Ausstellg. in Bergen 1898 (Kunst-
stickerei und Porzellanmalerei) ; mention
honorablc in Paris 1900. Heiratete im Früh-
jahr 1904 den dänischen Architekten Egil
Fischer. Wohnt in Kopenhagen.
Mitteilungen der Künstlerin. C. W. Schnitter.
Arentz, s. auch Arends, Arens, Arents u.
- Arentsz.
D. R. Arentzen pinx. war ein Bild, Jesus
mit der Samaritcrin am Brunnen, bezeichnet,
das Kramm in die erste Hälfte des 18. Jahrh.
verlegte.
Kramm, De Levens etc. E. W. Moes.
Aresquier, J e h a n, Werkmeister der Stadt
Montpellier, 1381 zum „consul peyrier“ er-
nannt.
Renouvicr et Ricard, Des maitres de
pierre de Montpellier. — Bauchal, Dict. des
archit. C. Enlart.
Aressy, P., Porträtmaler in Paris, stellte
im Salon 1897 und 1901 aus. h. V.
Aretaeus, Daniel, Bildhauer und Zise-
leur, der nach den Annalcs Corbeienses im
Jahre 1455 aus Korvei in Westfalen vom
König von Dänemark (Christian I.) „welcher
ihn sehr hoch schätzte“, berufen wurde. Ob
er der Meister des sogenannten Oldenburgi-
schen Hornes (im Schlosse Rosenborg) ist,
scheint zweifelhaft. Das Horn soll ursprüng-
lich für die Kapelle der heiligen drei Könige
in Köln bestimmt gewesen sein.
Script. Rcrum Brunsvic. II 318. — Wein-
wich, Kunsthistorie (1811) S. 2. — Mithoff,
Mittelalterl. Künstler Niedersachsens und West-
falens 2. Ausg. 1885. — Nyrop, Dansk Guld-
sraedekunst S. 18, 159. — Nordhoff, Eisen-
huth III 155. — Repertorium f. Kunstwissen-
schaft VII 455 (wird hier Arctracus genannt).
— Weilbach, Nyt dansk Kunstnerlex. I 1896.
A. R.
Arethon, angeblicher Gcmmcnschncidcr, s.
Alpheos.
Aretin, Adam, Freiherr v o n, 1769 — 1822,
Dilettant im Radieren.
Meyer, Kstlerlcx. H. V.
Aretin, Anna Maria, Freifrau von, zeich-
nete und radierte als Dilettantin um 1820
einige I-andschaften und Genreszenen.
Meyer, Kstlerlcx. H. V.
Aretin, Friederike, Freifrau von, ra-
dierte als Dilettantin zwei Landschaften.
Meyer, Kstlerlex. — Maillinger, Bil-
derchronik d. Stadt München 1876, I 247.
H. V.
Aretin, Georg, Freiherr von, Bruder des
Adam, 1771 — 1843, fertigte als Dilettant einige
Landschaftsradierungen und lithographierte
Ansichten bayrischer Schlösser.
Meyer, Kstlerlex. . H. V.
Aretin, Rosa, Baronin von, gcb. zu
München 1794, zeichnete und radierte Land-
schaften in quer Oktav-Format.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Aretino, Leone, s. Leoni, Leone.
Aretino, N i c c o 1 o, s. Lamberti, Nie.
Aretino, P a r r i, s. Parri di Spinello.
Aretino, s. auch damit verbundene Vor-
namen.
Aretraeus, s. Aretaeus.
Aretusi, Alessandro, Maler aus Mode-
na, um 1650 in Toskana tätig; von seinem
Zeitgenossen Vcdriani als ein sehr tüchtiger
und fruchtbarer Künstler gerühmt, der na-
mentlich als Porträtist an Fürstenhöfen sehr
gesucht gewesen sein soll. Nach Boni viele
gute Bilder von seiner Hand in Florenz, Mo-
dena und Reggio.
Vcdriani, Racc. di pitt. Modenesi 1662 p.
124. — Tiraboschi, Not. dei pitt. di Modena
p. 302. — Z a n i, Encicl. II 185. — Boni,
Biogr. d. Artisti. F. Malaguzsi-Valeri.
Aretusi, C e s a r e, italien. Maler, t 1612.
Sohn eines Pellegrino, wie eine Urkunde, die
Scarabelli-Zunti in seinem im Besitz des R.
Museo di Antichitä zu Parma befindlichem
Manuskript wiedergibt, bezeugt. Es ist der
Kontrakt, der 27. 8. 1586 zwischen Cesare
A. und den Benediktinermönchen bezüglich
der Ausmalung des Chores der Kirche S.
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Aretusi
Giovanni in Parma abgeschlossen wurde. Hier
wird der Künstler bezeichnet als „Egregius
D. Caesar Aretusius qqm D. Peregrini, pic-
tor et civis Bononiensis“. Tiraboschi nimmt
an, daß der Vater des Cesare mit dem be-
kannten Maler Pcllcgrino Aretusi gen. Mu-
nari identisch sei und daß Cesare 1540 in Mo-
dena geboren sei. Dem steht entgegen, daß
der Maler Pellcgrino A. bereits 1523 gestor-
ben ist, und daß, falls man das Geburtsjahr
des Cesare früher als 1523 setzen wollte, der
1612 erst verstorbene Künstler ein so hohes
Alter erreicht haben würde, daß seine Biogra-
phen das gewiß hervorgehoben hätten. Nach
anderen Autoren wäre Cesare A. Bolognese
von Geburt, da er auf Gemälden und in Ur-
kunden als „pictor bononiensis“ bezeichnet
ist. Jedenfalls verlebte er schon seine Jugend
in Bologna, wo er die Malkunst nach den
Werken des Bart. Ramenghi, des Bagnaca-
vallo, und namentlich nach denen der großen
venetianischen Meister studierte, von denen
er die Kraft und Lebhaftigkeit seines maleri-
schen Vortrags erwarb. Da er jedoch eine
gewisse Schwäche in der Zeichnung und einen
fühlbaren Mangel an Erfindungsgabe nie recht
überwinden konnte, verband er sich mit Giam-
battista Fiorini, einem Bologneser Kunstge-
nossen, der in Zeichnung und Komposition
reicher begabt war, während ihm hinwiederum
das koloristische Talent völlig abging. So
arbeiteten beide Künstler gemeinsam und
schufen eine Reihe anerkannter Kunstwerke.
Unter diesen nehmen die Fresken im Chor
von S. Pietro zu Bologna mit der Darstellung
der Übergabe des Schlüsselamtes an den Apo-
stelfürsten die vornehmste Stelle ein. Unter
Cesare Aretusis Ölgemälden ist ein Bild im
Chor der Kirche de’ Servi hervorzuheben, dar-
stellend das Meßwunder des hl. Gregor, fer-
ner in S. Giovanni in Monte eine Geburt
der Maria unter einer Engelglorie und auf
dem Hochaltäre in S. Bcnedetto eine „Con-
ceptio immaculata“. Sodann malte Aretusi
das Hochaltarbild in der Kirche della Caritä
mit der Madonnenfigur zwischen dem hl.
Franciscus und einer Caritas, in der Theatiner-
kirche das Altarbild mit dem hl. Bartholo-
maeus.
Aretusi war äußerst geschickt im Kopieren
der Werke anderer Maler, und häufig wurden
seine Kopien als Originale verkauft. Als
daher die Benediktinermönche von S. Gio-
vanni in Parma den mit Correggios Marien-
krönung geschmückten Chor ihrer Kirche ver-
größern wollten, beauftragten sic, wie aus
dem oben zitierten Kontrakt von 15S6 hervor-
geht, Cesare Aretusi mit der Herstellung einer
genauen Kopie, nach der unser Künstler dann
das Gemälde des Correggio in vergrößertem
Maßstabe wiederholen mußte. Daraufhin
wurde er vom Herzog von Parma Ranuccio
I. Farnese zum Hofmaler ernannt. Das von
seiner Hand gemalte Porträt dieses Fürsten
befindet sich jetzt in der Galerie zu Parma,
ebenda auch sein Bildnis eines Servitenmön-
ches Paolo Ricci, auf der Rückseite bezeichnet
„Cesar Aretusi Bon. f. 1602“, sowie ein ebenso
bezeichnetes Bildnis eines älteren spitzbärtigen
Mannes. Gerade als Porträtist war Aretusi be-
sonders tüchtig. Sein Ruf als Bildnismaler
verschaffte dem Künstler auch den Vertrauens-
auftrag, für den Herzog von Ferrara einige Da-
men des dortigen Hofes insgeheim porträtieren
zu dürfen ; da er jedoch dieses Vertrauen gemiß-
braucht und die betreffenden Frauenbildnisse
unbefugten Personen gezeigt hatte, fiel er ln
Ungnade und wurde vom Hofe verbannt Er
kehrte darauf nach Bologna zurück, wandte
sich von dort nach Modena und starb schließ-
lich in Toskana 1612. — In Ottleys Besitze
(s. Notices) befand sich eine Radierung mit
der Madonna und Heiligen und dem Mono-
gramm C darin A und R verschlungen, auf
der Rückseite von alter Hand geschrieben
„Cesare Aretusi Bol." (vgl. Meyers Kstlerlex.),
doch wäre dies das einzige Zeugnis von einer
Tätigkeit A.s als Radierer.
M a 1 v a s i a, Felsina Pittrice I 331. — A f f ö,
Vita etc. del Parm. p. 95 Anm. — Gualandi,
Memorie III 185. — M a s i n i, Bologna perlustr.
I 39, 116, 123, 132, 161, 170, 171. — Tira-
boschi, Not. dei pitt. di Modena p. 303. —
L a n z i, Stör. pitt. III 60, 426 ; IV 58. — S a 1 a,
Pitture di Brescia p. 71. — Averoldi, Pitt,
etc. di Brescia p. 152. — Chizzolo, Pitt. etc.
di Brescia p. 109. — Brognoli, Brescia p.
100. — Campori, Raccolta de’ Cataloghi p.
192. — J. Meyer, Correggio p. 167 168, 301,
310 etc. — Meyer, Kstlerlex. — C. Ricci,
La Galleria di Parma 1896 p. 207. B. Magni.
Aretusi, Giovanni, genannt Munari,
Maler in Modena, tätig 1487 — 1490. Er scheint
sich besonders der dekorativen Bemalung
kleiner Gegenstände gewidmet zu haben,
Pferdeharnische, Wappenschilder für Tour-
niere, Geldschränke, Hochzeitstruhen etc., die
er in Modena für den herzoglichen Hof von
Ferrara ausführte (Dokument des Staats-
archivs von Modena). So erhielt er 1487 die
Bezahlung für 12 bemalte und mit Leder über-
zogene Geldschränke; 1490 sandte er bemalte
Truhen nach Ferrara, die zur Ausstattung
von Beatrice d’Este bestimmt waren. Der
Modencscr Chronist Lancillotto spricht auch
von seinen größeren Malereien, und zwar von
Fresken in einer Kapelle von S. Carmine in
Modena, wo sich auch eine Pietä seiner Hand
befand. Heute ist jede Spur von ihm ver-
wischt.
V e d r i a n i, Racc. di pitt. etc. mod. p. 41. —
Meyer, Kstlerlex. — Venturiin Atti c Mem.
d. R. Dcp. di Stör. Patr. per lc Prov. Mod. e
Parm. Ser. III vol. III parte 2 p. 579, in Arch.
stör, dell* arte III 380, im Jahrb. der preuß.
Kstsamml. XI 183. — Hermann, Jahrb. d.
Kstsamml. d. Allerh. Kaiserh. XXI 212. — Arch.
stör. d. arte VII 55. Lisetia Ciaccio.
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Aretusi — Arfe
Aretusi, P e 1 1 e g r i n o, genannt Munari,
Maler in Modena, Sohn des Giovanni A. Da
er 14S8 schon verlobt und ein fertiger Maler
war, kann man das Datum seiner Geburt zwi-
schen 1460 und 1465 setzen. 1495 bemalte er
einige Figuren, wahrscheinlich in Terrakotta
für das Oratorio della Morte in Modena.
Durch Raffaels Ruhm angezogen, begab er
sich, wahrscheinlich gegen 1510, nach Rom,
wo er mit den Schülern des Meisters in den
vatikanischen Loggien, im Korridor (jetzt
Gallcria Lapidaria) und in anderen Zimmern
Historien und Grotesken malte, ferner in S.
Giovanni degli Spagnuoli, in S. Luigi dei
Francesi, in S. Eustachio, in der Trinitä dei
Monti, in S. Antonino dei Portoghesi etc. In
Rom beteiligte er sich auch mit einigen an-
deren Künstlern an den Dekorationen für das
Fest der Agoni, das 1515 stattfand; er malte
dafür 3 Wagen mit symbolischen Darstellun-
gen der Heiterkeit, Großmut und Stärke.
Nach Raffaels Tod (1520) kehrte er in seine
Heimat zurück, wo auch einige seiner Werke
erwähnt werden: Taufe Christi in der Com-
pagnia dei Battuti ; Altarbild mit den Heiligen
Cosmas und Damian (1523 datiert) und eine
Krönung der Jungfrau in den Scrvi; ein
Altarbild in S. Maria della Neve; eine Ge-
burt Christi in S. Paolo; die Anbetung der 8
Könige in S. Francesco ctc. 1523 wurde
Pellegrino von einem Verwandten der Fa-
milie Bastardi ermordet, nachdem sein Sohn
ein Mitglied derselben getötet hatte. Bis vor
wenigen Jahren ließ sich keine Arbeit Pelle-
grinos mehr nachweisen. Von seiner ganzen
römischen Tätigkeit waren schon in Tira-
boschis Zeit nur noch die Malereien in den
Loggien des Vatikan bekannt, in denen sich
der Anteil des Künstlers von den Arbeiten der
anderen Raffaelschülcr nicht unterscheiden
läßt, und in Modena befand sich kein Gemälde
A.s mehr an seinem ursprünglichen Aufstel-
lungsort und man wußte auch nicht, wohin
die Bilder gekommen waren. Ein Pellegrino
zugcschricbcnes Gemälde in der Gal. Este in
Modena ist sicher nicht von ihm, da es dem
Stile nach einer späteren Zeit angehört. Ven-
turi gebührt das Verdienst 1887 ein sicheres
Werk des Pellegrino in dem in der Pinacoteca
von Ferrara befindlichen Bild entdeckt zu ha-
ben, das die Jungfrau auf dem Thron mit den
Heiligen Gcminiano und Gerolamo darstcllt.
Es ist das Bild, das 1509 auf dem Altar der
Brüderschaft von S. Maria della Neve in
Modena aufgestellt wurde. Lancilotto be-
richtet, daß es von Lazzarelli, Pagani, Ve-
driani, Tiraboschi ctc. beschrieben und 1811
nach Mailand geschickt wurde, nachdem es
vorher in die Kirche S. Giovanni in Modena
überführt worden war. Von diesem Bild
sagt Tiraboschi, daß es sehr verschieden von
den Werken war, die Pellegrino nach seinem
Aufenthalt in Rom ausführte; er zeigt sich
hier dem Francesco Bianchi Ferrari nahe ver-
wandt und wie alle damaligen Modeneser Ma-
ler stark beeinflußt durch die Ferraresischen
Künstler, namentlich durch Ercole Grandi.
Die Feinheit des Details, die Vornehmheit der
Figuren, die Lebhaftigkeit des Kolorits stem-
peln das Werk zu einem der besten der Mo-
deneser Schule von Anfang des Cinquecento.
Auf Grund dieses authentischen Bildes kann
man vielleicht dem Pellegrino auch das in der
casa Rangoni in Modena befindliche Bild zu-
schreiben, die Madonna auf dem Thron mit
den Heiligen Giov. Batt., Girolamo und dem
Stifter Nicolo Rangoni mit seiner Frau
Bianca Bentivoglio, das sicher vor 1500 ge-
malt ist, da Rangoni in diesem Jahre starb.
Das Bild in der Kirche S. Pietro in Modena
und das Altarbild No. 1182 in der Berliner
Galerie, ehemals dem Pellegrino zugcschrie-
ben, sind von Francesco Bianchi Ferrari.
Vasari-Lemonnier VIII 246—248. —
Scannell i, II Microcosmo della pitt. (1657;
p. 312—314. — Vedriani, Racc. di pitt. etc.
mod. (1662) p. 38, 41. — T i t i, Ammaestramento
etc. (1686) p. 123, 125, 128, 292, 293, 343, 370,
416, 427. — Tiraboschi, Not. dei pitt. etc.
(1786) p. 277. — Passavant, Raphael I 340.
— Ferrari - Moren i, Intorno a un dipinto
di Pell. Munari (1867). — Corvisieri in
„II Buonarroti“, Ser. II vol. IV p. 158. — J a -
nitsebek in Repcrt. f. Kstwisssch. II 416 — 7.
— Lermolieff, Gail, in Berlin. — V e n -
t u r i in Atti e Mem. d. R. Dep. di Stör. Patr.
per le Prov. Mod. e Partn., Ser. III vol. III
partc 1 p. 260 — 1, im Jahrb. d. preuß. Kstsamml.
VIII 82—88, in Arch. Stör. d. arte II 379-396,
in L’Arte 1898 p. 279 — 303. — W. Bode im
Jahrb. d. preuß. Kstsamml. VIII p. 123, 130. —
Jacobsen im Repcrt. für Kunstwissenschaft
XXIII 362/3. Lisetta Ciaccio.
Arlvalo, Juan de, Bildhauer, arbeitete
1537 mit andern an dem Portal der Turm-
kapellc in der Kathedrale von Toledo, das mit
Blumengewinden, Kindern und kleinen Tieren
verziert ist. Die Wappenschilder an derselben
führte er mit Leonardo Aleas und Martin de
Inarra aus.
Cean Bermudcz, Dicc. I 52. A
Arevalo, Juan Cano de, s. Cano de Are-
valo, Juan.
Arevalo, Pedro de, Maler in Valladolid.
1598 führte er Schilder und Wappen für die
Trauerdekoration aus, welche die Universität
für die Leichenfeier Philipps II. machen ließ.
Marti y M o n s 6, Estud. histor. artist.
S. 235. M. v. B.
Areztiburu, D om i n g o de, Baumstr., ver-
zierte 1580 die Kapelle Santiago in der Ma-
rienkirche zu Scgura in Guipüzcoa.
Llaguno y Amirola, Not. III 24. A
Axezzo, d', s. unter den damit verbundenen
Vornamen.
Arfe, (Arphc) ist der Name einer in Spa-
nien tätigen Goldschmiedsfamilie, welche aus
Deutschland oder Flandern eingewandert ist.
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Arfe
Der Name Harf, Harfe, vielleicht von einem
Stammhaus mit dem Wahrzeichen der Harfe
hergenommen, ist im Mittelalter am Nieder-
rhein verbreitet und findet siet z. B. in Köl-
ner Schreinsbüchern während des 13. und 14.
Jahrh. Die Mitglieder dieser Familie haben
sich besonders durch die großartigen taber-
nakclartigen silbernen Custodias berühmt ge-
macht, welche in den span. Kathedralen aus-
schließlich in der Oktave des Fronleichnams-
festes benutzt werden, um darin die Mon-
stranz mit der Hostie auszustellen oder auf
ebenso reichen und prächtig geschmückten
Gestellen (Andas) umherzufahren. Hcnrique
der Großvater, Antonio der Vater und Juan
der Sohn und Enkel bezeichnen außerdem die
3 Stilentwickelungen, der spätgotischen, der
platereskcn und der klassischen Cinquecento-
Periode der span. Kunst des 16. Jahrh.*)
Cean Bermudez, Dicc. 1 54—67. — Vi-
fiaza, Adic. II 22—32. — Marti y Mons6,
Estud. histor. artist. — J u s t i, Die Gold-
schmiedfamiHe der Arphe. Ztschr. f. christl.
Kunst VII. 1894 und Neudruck in den Miscel-
laneen aus drei Jahrh. span. Kunstlcbens, 1908,
I 271 ff. — D a v i 1 1 i e r, Orf6vr. cn Espagne.
— U n g e r in Meyers Kstlerlex. M . v. B.
Arfe, Enrique de, kam wahrscheinlich
im Gefolge Philipps des Schönen aus Flan-
dern nach Spanien; am 28. 4. 1506 landete
Philipp der Schöne in Coruna und am 13. 7.
1506 Unterzeichnete der Künstler den Kon-
trakt über die Anfertigung der Custodie von
Leön. Für den flandrischen Ursprung des
Künstlers spricht auch der Umstand, daß der
Aufriß des Turmes von St. Romuald in Mc-
cheln in seinem Stil nahe verwandt ist mit
Enriques Custodien. Die erste in Spanien
von ihm gefertigte war jene der Kathedrale
von Leon, ein fünfgeschossiges Werk von 10
Fuß Höhe; sie wurde samt den von Antonio
de A. gefertigten Andas von den Franzosen
geraubt, wie auch jene für das Benediktiner-
kloster zu Sahagun in Alt- Kastilien 1810 bei
der Plünderung durch die Franzosen zugrunde
ging. Erhalten sind noch jene, die Enrique
1518 — 18 für die Kathedrale von Cordova an-
fertigte, sie hat 4 Geschosse und wiegt 532
Mark Silber, und die von 1515 — 1524 im
Wettbewerbe gegen Juan de Borgofia und
Diego Copin für die Kathedrale von Toledo
ausgeführte. Diese ist 9 Fuß hoch, enthält
795 Mark Silber u. 57 Mark Gold und trägt
260 Statuetten: „sie war das letzte Wort der
Gotik in der kirchlichen Goldschmiedekunst
Spaniens“.
Außerdem hat Henrique für verschiedene
Kirchen kleinere Geräte aller Art verfertigt.
Sein Ruhm wurde durch seinen Enkel ver-
dunkelt, aber es zeichnet ihn aus, daß er in
dem immer noch spätgotischen Stile arbeitet
und deshalb in Harmonie mit der Architektur
der gotischen Dome bleibt. Aus diesem Grunde
galt er selbst dann noch, als der von sei-
nem Enkel vertretene Geschmack des Michel-
angelo auch in Spanien alles beherrschte, für
den größten Meister und als ein unerreichtes
Vorbild unter den Goldschmieden.
Henrique lebte noch 1543, da ihm und sei-
ner Gattin Gertrude Rodriguez Carreno das
Domkapitel zu Leön gestattete, ein demselben
verpfändetes Haus zu verkaufen, und er war
später noch einmal mit Velluda de Ver ver-
heiratet, die nach der Grabschrift in der Ka-
thedrale 1562 starb. Er scheint in den spä-
teren Jahren nicht. mehr gearbeitet zu haben,
da er sich wohl nicht mehr dem veränderten
Geschmack der Zeit anbequemen konnte. Ein
Schüler von ihm war Juan Ruiz, gen. il Van-
dolino, in Cordova.
Arfe, Antonio de, zu Leön, war einer
der ersten in Spanien, der bei Goldschmieds-
arbeiten den gotischen Stil verbannte und sich
dafür der mit arabischen und gotischen Ele-
menten verquickten italien. Manier bediente,
die man dort den platereskcn d. h. Silber-
schmieds-Stil nennt, weil der zierliche Reich-
tum und die phantastische Überschwenglich-
keit desselben sich besser für luxuriöse Gold-
schmiedsarbeiten eignen, als für monumentale
Marmorwerke, und daher von jenem entlehnt
scheinen, obgleich das Verhältnis in Wahr-
heit das umgekehrte ist. Antonio hat sich
nicht so großen Ruf erworben, als sein Vater
und sein Sohn, obwohl er in der Komposition
tüchtig, in der Technik vollendet war. Seine
vorzüglichsten Werke sind die 6% Fuß hohe
Custodia der Marienkirche zu Medina de Rio-
seco in Altkastilien, sie ruht auf einem zwölf-
eckigen Sockel und besteht aus 4 Tempeln in
der Form vierseitiger Bogenhallen, und die
der Kathedrale von St. Jago de Compostella
in Galicien, die er 1540 begann und 1554 voll-
endete, sie besteht aus 4 sechseckigen Tcm-
*) Enrique de Arfe, vermählt mit
1. Gertrude Rodriguez Carreno
2. Velluda de Ver
Antonio de Arfe verm. mit Maria de Betanzos
Jüan de Arfe y Villafane
Antonio de A.
? Enrique de A.
vermahlt mit
vermahlt mit
Anna Martinez deCarriön
? Mariana Durango
Germana de Arfe ver-
mahlt mit Lcsmes
Fernändez del Moral.
87
Luis
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Arfe
peln, flankiert von 6 kleinen Tempeln. Auch
wurden ihm zwei andere prachtvolle Werke
zugeschrieben, die in den napolconischen Krie-
gen von den Franzosen geraubt wurden, näm-
lich die Custodia der Kathedrale von Burgos,
deren Stelle jetzt eine andere von seinem
Sohne Juan für S. Pablo verfertigte einnimmt,
und die 6 Fuß hohen und 5 Fuß breiten An-
das (vollendet 1557) der von seinem Vater
Henrique verfertigten Custodia von Leon.
K. Justi schreibt ihm auch die im Schatz der
Kathedrale von Leon befindlichen großen sil-
bernen Reliquienschrcinc des H. Bischof Froi-
lan zu. Er war verheiratet mit Maria de Be-
tanzos und lebte noch 1506 in Valladolid.
Arfe y Villafane, Juan de (wie er sich
nach seiner mütterlichen Großmutter Da. Ca-
talina de Villafane nannte), war der Sohn des
Antonio de A. Er wurde geb. zu Lc6n 1535,
verheiratete sich 1562 mit Anna Martinez de
Carrion, welche ihn überlebte und starb am
1. 4. 1603 in Madrid. „Er war der vielseitigst
begabte und gebildete der Familie, hat er doch
die ganze künstlerisch gelehrte Bildung seiner
Zeit, soweit sie sich mit der kirchlichen Kunst
berührt, zu vereinigen gestrebt. Vor allem
war er Mathematiker, durch Wissen und
Temperament. Er kannte die Schriften L. B.
Albertis und Dürers und studierte nach ihnen
die Proportionen, er trieb ostcologische Stu-
dien und wohnte bei Cosme de Medina in
Salamanca Sektionen bei ; er erstrebte eine
umfassende Gründlichkeit der Bildung und
begnügte sich nicht mit bloß technischer Vir-
tuosität“ (C. Justi). Seine erste künstlerische
Arbeit ist die Custodie der Kathedrale von
Avila, 1564 — 1571. Sie ist 6 Fuß hoch und
besteht aus 6 Teilen, in denen Sechseck und
Kreisform alternieren. Durch Fülle und
Wechsel der Motive, Formcnadel und Har-
monie ist sie wohl seine glücklichste Ein-
gebung. Sein Hauptwerk aber, 1580 — 87
unter Beihilfe des Fernando Ballestcros voll-
bracht, ist die Custodie von Sevilla, ein Auf-
bau von vier Tempeln mit figürlichem Schmuck
nach Ideen des Francisco Pacheco. Leider ist
sie 1668 — 69 von Juan de Scgura durch Weg-
nahme vieler Figuren verändert worden. 1588
bis 92 fertigte der Künstler dann eine Cu-
stodie für S. Pablo in Burgos, 1590 eine solche
für die Kathedrale von Valladolid, 1592 eine
kleine für den convento del Carmen vor den
Toren der Stadt Valladolid sowie ferner die-
jenigen für Burgo del Osma und die Bruder-
schaft des Allerhciligstcn in der Pfarrkirche
S. Martin zu Madrid. Custodien für Segovia,
deren Entwurf das Kapitel 1588 angenommen
hatte, und für S. Sebastian de los Reyes 1596
kamen nicht zur Ausführung. Bei der Auf-
nahme seines Nachlasses fand sich am 2. 4.
1603 eine silberne Custodie, wohl dieselbe wel-
che durch den Bischof Diego de Castejon 1536
in die Kathedrale zu Lugo kam. Außerdem
lieferte A. für viele Kirchen andere Kultusge-
räte wie Bischofsstäbe, Leuchter u. a., in der
Kathedrale zu Burgos ein großes Prozes-
sionskreuz aus dem Jahr 1592. Philipp II. be-
rief ihn 1596 nach Madrid, um bei dem Ziselie-
ren und Vergolden der Bronzestatuen zu hel-
fen, welche im Hause des Jacome Trezzo für
die Grabmäler im Presbyterium des Eskorial
unter Leitung des Pompeo Leoni gegossen
wurden, u. 1597 übernahm er die Anfertigung
von 64 Büsten von Heiligen für den Eskorial.
Sie dienten als Rcliquienbehälter und wurden
von Fabricio Castello bemalt und vergoldet.
1599 lieferte er dem König Philipp III. ein ge-
triebenes, ziseliertes und emailliertes Becken
mit Kanne von vergoldetem Silber. Unter Be-
nützung der Entwürfe und Modelle des Pom-
peo Leoni begann er 1602 im Aufträge des
Herzogs von Lerma die Ausführung von vier
großen knienden Bronzestatuen für die capilla
mayor der Klosterkirche von S. Pablo in
Valladolid. Drei davon hat er ausgeführt,
wenn sie auch erst nach seinem Tode von sei-
nem Schwiegersohn Lesmes Fernandez del
Moral unter Aufsicht des Pompeo Leoni voll-
endet wurden; es sind die beiden Statuen des
Herzogs und der Herzogin von Lerma, heute
im Museum zu Valladolid und jene des Erz-
bischofs von Sevilla D. Cristobal de Rojas y
Sandoval in der Collcgiata zu Lerma, die
vierte, diejenige von D. Bcrnardo de Rojas,
Kardinal-Erzbischof von Toledo, ist, wenn
überhaupt ausgeführt, verschollen. Im Jahr
1602 schätzte er in Madrid verschiedene De-
gen und goldmontierte Gegenstände aus dem
Nachlaß Philipps II., der damals in Madrid
und Valladolid öffentlich verkauft wurde. Am
2. 4. 1603 verlangt seine Witwe eine Nach-
laßaufstcllung ihres Mannes, er muß also un-
mittelbar vorher gestorben sein. König Phi-
lipp II. hatte den Künstler zum Münzwardein
in Segovia ernannt, in welchem Amt ihm sein
Schwiegersohn folgte. Diese Beschäftigung
gab ihm wohl die Veranlassung zu seiner
ersten Schrift dem: Quilatador de la plata,
oro y piedras. Valladolid 1572. 4°. (Das
Privileg ist von 1571), d. h. einer Belehrung
der Münzmeister und Goldschmiede über den
Feingehalt der Edelmetalle usw. Klagen über
die Kürze des Textes, der unverständlich blieb,
führten den Verfasser zu einer völligen Um-
arbeitung, die den Gegenstand eingehender
und ausführlicher behandelte. So erschien
eine Neuausgabe Madrid 1598. 8°, welche aber
mit der ersten nichts als den Titel gemein hat.
Die Ausgabe Madrid 1678. 4° enthält den Wie-
derabdruck der beiden Ausgaben von 1572
und 1598. Sein wichtigstes Buch aber ist
die Lehre von den Proportionen in Bild-
hauerei und Baukunst: De varia commcnsu-
racion para la esculptura y architectura. Sc-
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Arfe — Argand
villa 1585 (am Schluß 1687). Fol. (Neue
Ausgaben: Sevilla 1589. Madrid 1675. Hrsg,
von Pedro Enguera. Madr. 1736. 1795. Hrsg,
von Jose Asensio y Torres. Madr. 1806.) Die-
ses Werk, als Buch in seinen früheren Aus-
gaben außerordentlich selten geworden (Justi
kannte 1894 kein Ex. davon in deutschen
öffentl. Bibliotheken), ist noch heute wertvoll
durch seine kunsthistorischen und biographi-
schen Nachrichten. Ein drittes Buch war
die: Desertion de la tra?a y ornato de la
custodia de plata de la S. Iglesia de Sevilla.
Sev. 1587. 8° eine Beschreibung seiner Cu-
stodie in Sevilla. Bis auf ein Ex. verschollen,
ist der Text von Cean Bermudez in seinem
Diccionario und vollständig zuerst in der
Zeitschrift El Arte en Espana III 174 — 196
abgedruckt worden.
Juan A. soll endlich auch die Abbildungen
zu seiner Varia Comensuracion (s. oben) und
während seines Aufenthaltes in Madrid ein
Bildnis des Alonso de Ercilla vor der ersten
Ausgabe von dessen Araucana in Holz ge-
schnitten haben. Zu bemerken ist jedoch, daß
keines der Bll. zu seinem Werke mit seinem
Zeichen versehen ist; bloß auf p. 34 erscheint
ein BI. R° bezeichnet. Wahrscheinlich ist es
auch ein Irrtum und beruht auf falscher Deu-
tung des Monogramms, daß man ihm die Bil-
der zu des Hernando de Acuna Übersetzung
von Oliviers Caballero determinado, Sala-
manca 1573, zugeschrieben hat, die nur in
weichem Metall ausgeführte Nachbildungen
(oder Klischees?) der mit dem Zeichen A
versehenen und, wie Nagler annimmt, von
Anton Sylvius in Holz geschnittenen Bll. der
früheren Ausgaben sind. (Nagler, Monogr.
I 33, 1049 No. 80, 2526.) Ebenfalls nur Ver-
mutung ist es, wenn Viftaza dem Künstler
das Frontispiz mit den Hl. Justina und Ru-
fina zu des Alonso Morgado, Historia de
Sevilla S. 1586 zuschreibt Noch wird ange-
geben, daß er zu einem Buche eine Sammlung
von Bildnissen berühmter Zeitgenossen ver-
fertigt habe, wovon uns aber weiter nichts be-
kannt ist Andere schriftstellerische Unter-
nehmungen sind nicht zustande gekommen.
In der Varia Comensuracion verhieß er eine
kurze praktische Perspektive, die aber nicht
erschienen ist Ein Wappenbuch ist hand-
schriftlich von Gonzalez Argote de Molina in
der Nobleza de Andaluqia, Sevilla 15S2, be-
nutzt worden; daß aber die Wappen darin
zum Teil von geschnitten worden seien,
ist nur Vermutung.
Arfe, Antonio de, nennt sich in einem
Notariatsinstrument vom 29. 6. 1573 Sohn des
Antonio de A. und ebenfalls Goldschmied in
Valladolid. Er dürfte wohl mit jenem A.
identisch sein, der nach Cean Bermudez’ Be-
hauptung das Frontispiz zu: Jcronimo Gudiel,
compendio de algunas historias de Espana y
cspecialmente de la familia de los Girones,
Alcala 1577, Fol. in Holz geschnitten hat,
wenn anders diese Behauptung mehr als eine
bloße Vermutung ist.
Arfe, Enrique de, Goldschmied in Valla-
dolid, wahrscheinlich Bruder des Juan und
des Antonio d. jüng. 1567 vergleicht er
sich mit seiner Schwiegermutter Isabel Flores
in Simancas wegen der Mitgift seiner Frau
(Mariana Durango?). Im gleichen Jahre ist
er mit Juan de A. Zeuge für Esteban Jordan,
der in das Hieronymiten-Kloster Prado bei
Valladolid zwei Altäre geliefert hatte.
Arfian, Alonso, Maler in Sevilla, Sohn
des Antonio A. 1587 half er seinem Vater bei
der Ausführung der Bilder aus der Legende
des hl. Georg in der Magdalcncn-Kirche zu
Sevilla, sonst wird er nicht erwähnt
Cean Bermudez, Dicc. I 68. M. v. B.
Arfian, Antonio, span. Maler in Sevilla in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Malte zu-
erst in handwerksmäßiger Weise Bilder, die
die Schiffsangestellten mit in das Ausland, be-
sonders das span. Amerika zu nehmen pflegten
und die damals einen wichtigen Handelsar-
tikel bildeten („Cuadros de Feria“ nach Se-
villancr Sprachgebrauch) und verstand sich
auch auf die Malerei auf Sargas (Stücke un-
gebleichten Zeuges, worauf man in Sevilla
mit Wasser- oder Leimfarben große histori-
sche und religiöse Vorwürfe malte und die
während der Karwoche zur Verhüllung des
Altars aber auch als Wandbckleidungcn in
den Wohnungen verwendet wurden). Als
1550 Luis de Vargas aus Italien nach Sevilla
kam, trat A. wahrscheinlich in dessen Atelier
ein und erlangte bald bedeutenden Ruf. 1554
malte er mit Antonio Ruiz das Altarblatt für
den Hochaltar der Kathedrale in Sevilla und
1587 in der Magdalcncnkirchc Darstellungen
aus der St. Georgslcgende, wobei ihn sein
Sohn Alonso unterstützte. In der Kunst des
„Estofado", worunter man in Andalusien die
Bemalung der Skulpturen verstand, war A.
hervorragend, wie er auch nach Luis de Var-
gas, seinem Lehrer, als der beste Frcskomaler
seiner Zeit galt. Sein Stil soll an die Ar-
beiten der Italiener Alcxandro und Julio er-
innert haben, die 1525 — 1530 in Ubeda und
Granada tätig waren und deren Schüler er in
jungen Jahren gewesen sein könnte.
Pacheco, Arte de la Pintura. Sevilla 1649.
— Cean Bermudez, Dicc. I 67, 68.
Arfwedson, Carl, sclnved. Radierer, Dilet-
tant, f 1861, über 80 Jahre alt. Drei in der
Auffassung gute — sehr eigenartige — Ra-
dierungen von ihm finden sich in der kgl.
Bibliothek in Stockholm. 1) Landschaft mit
Mühle, 2) Landschaft mit Hütten, 3) Land-
schaft mit einer Brücke mit zwei Bogen.
G. Nordensvan.
Argand, Goldschmiedfamilic in Genf, vom
Ende des 16. bis Mitte des 18. Jahrh. tätig,
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Arganini — Argelius
meist nur urkundlich bekannt. Einer der
letzten Sprößlinge, Jacques Argand, war Gold-
schmied in Genf und ein erfindungsreicher
Kopf. Er entwarf auch eine allegorische
Gruppe, die von der Niderwyler Porzellan-
fabrik in Biskuit ausgeführt wurde.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. (behandelt die
einzelnen Mitglieder der Familie Argand aus-
führlich). . N.
Arganini, G i r o 1 a m o, Architekt in Mai-
land um 1800, erbaute die Vorhalle von S.
Tomaso und die Casa d’Adda sul Corso di
Porta Nuova.
A. Caiini, Delle arti dcl disegno. R.
Argant, Christian, französ. Tapissicr an
der kaiserl. Manufaktur in Petersburg um die
Mitte des 18. Jahrh.
Reunion des Soc. d. b.-arts XVII 400.
Arge, Künstlerfamilie (Goldschmiede oder
Maler) in Straßburg. Urkundlich erwähnt
werden; Henri als Ammcister 1372 — 78, Ni-
kolaus als Vorsteher der Gilde der Gold-
schmiede und Maler 1409 und 1411 und ein
zweiter Henri als Ammeister 1465, 1471 und
1477.
Görard, Les art. de l’Alsace II 35.
Argeiadas, Erzbildner, Sohn od. (nach Wila-
mowitz, Lectiones epigraph. [Ind. lect. Gotting.
1885/8] S. 12) Sklave des Hagelaidas (s. d.).
Er ist uns bekannt durch die Inschrift einer
umfangreichen Basis, die in Olympia zutage
gekommen ist und das Weihgeschenk eines
geborenen Arkadiers Praxiteles getragen hatte,
der sich in der Inschrift zugleich Syrakusaner
und Kamarinäer nennt. Aus der Anordnung
dieser Bezeichnungen liegt cs nahe zu schlie-
ßen, daß dieser Praxiteles nicht 484 von Ka-
marina nach Syrakus übergesiedclt sei, son-
dern 461 von Syrakus nach dem neugegrün-
deten Kamarina. Andererseits hat sich aus
den Fundumständen der Basis ergeben, daß
das Weihgeschenk vor der Erbauung des
Zcustcmpels errichtet war ; seine unterste
Stufe wurde von dem Bauschutt verdeckt.
Da der Tempel bereits 457 vollendet war,
kann nur das ältere der beiden Daten in
Frage kommen : Praxiteles wäre aus Man-
tinea, seiner Vaterstadt, nach Kamarina, von
dort 484 nach Syrakus übergesiedelt; die Er-
richtung des Wdhgeschenkes mußte bald da-
nach erfolgt sein. Doch ist im Grunde ein
Zusammenhang mit dem älteren der beiden
genannten Daten nicht absolut notwendig ;
Praxiteles kann früher übergesiedelt sein und
die Gruppe schon im 6. Jahrh. geweiht haben,
was der sehr altertümliche Schriftcharakter
zu empfehlen scheint. Von den Figuren ist
nichts erhalten ; sie waren augenscheinlich
schon zu Pausanias’ Zeit nicht mehr am Orte,
da er kein Wort von dem Denkmal berichtet.
(S. Argeios, Asopodoros I., Athanodoros I.,
Atotos.)
Löwy, Inschr, gr. Bildh. 30 und S. XVIII. —
Robert, Archäol. Märchen S. 97. — P a u -
ly-Wissowa, Realenc. II 701 (Robert). —
Inschriften von Olympia 266, 631. — Klein,
Griech. Kunstgesch. I 338 f. Amelung.
Argeios. Es ist sehr zweifelhaft, ob es
einen griechischen Künstler dieses Namens
gegeben hat. Plinius beginnt N. H. 36, 49
die Aufzählung der Schüler Polyklets mit
den Worten: Argium Asopodorum . . . Auf
einer Basis in Olympia (s. Argeiadas), ist ein
Künstler Asopodoros aus Argos neben einem
Sohn oder Sklaven des Hagelaidas verzeichnet,
und es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß
dieser Asopodoros der Großvater jenes an-
deren war, und daß die beiden Worte bei
Plinius nicht zu trennen sind, sondern be-
sagen, daß auch der Enkel Argiver war (Ar-
gium = Apytwv; Voranstellung des Ethnikon
z. B. in der metrischen Inschrift Löwy 47).
Klein will Argium in Argiadam ändern, was
nicht überzeugt. Ebenso bedenklich steht es
mit dem andern Argeios, dem Vater des
Hagelaidas, dessen Existenz man aus der ge-
nannten olympischen Inschrift hat erschließen
wollen. Dort nennt sich Argeiadas 'AytlaUx
rapYticu. Ungewöhnlich bleibt diese Ausdrucks-
weise auf jeden Fall, ob man es nun mit
Löwy für wahrscheinlich hält, die Formel
AyslaSot; 6 ’ApyEwc sei so gebräuchlich ge-
worden, daß der Sohn sie cn bloc in seine
Bezeichnung aufgenommen habe, oder ob
man Schöll zustimmt, der es für möglich
hält, Argeiadas habe Vater und Großvater
namhaft gemacht und folgendes Stemma auf-
gestellt : Argeios — Hagelaidas — Argeiadas —
x — Argeios.
Klein, Arch. epigr. Mitt. 1884 S. 63. —
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 30 und S. XVIII. —
Schöll, Aufsätze f. E. Curtius S. 117 ff. —
Pauly-Wissowa, Rcalenc. II 702, 18 (Ro-
bert). — Inschriften von Olympia 631.
Ameluns.
Argelati, Antonio Bartolome o, ita-
licn. Radierer, von dem nur ein Blatt bekannt
ist, eine Allegorie auf die Einkleidung eines
Fräuleins Brigitta Boccaferri als Nonne, bez. :
All' Ulmo Sigr Camillo Boccaferri. Antonio
Bartolo Argelati D. D. D. und datiert 1700.
Meyer, Kstlerlex. P- K.
Argelius, antiker Architekt, nach Vitruv,
de archit. VII praef. 12, Erbauer eines ioni-
schen Asklepiostempels zu Tralles und Ver-
fasser einer Schrift über diesen Bau sowie
einer anderen über den korinthischen Stil,
vielleicht eines systematischen Lehrbuchs über
diese damals eben modern werdende Bauart.
Der Name ist sonst unbekannf. Vielleicht ist
A. identisch mit einem ebenfalls von Vitruv
genannten „Tarchesius“, der im Gcschmacke
der hellenistischen Zeit, welche die do-
rische Bauart als zu schlicht immer mehr
in die Profanarchitektur zurückdrängte, ein
Gegner des dorischen Stils an Sakralbauten
war. A.s Lebenszeit ist nicht bekannt, doch
darf er als ein Zeitgenosse jener berühmten
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Argellati — Argenta
hellenistisch-kleinasiatischen Architektengruppe
angesehen werden, mit der zusammen er stets
genannt wird: Pythios und Hermogenes.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstler. II 342. — P a u -
ly-Wissowa, Realenc. II 1169 unt. Arkesius
(Fabricius) u. 5*8 (Pucbstcin). H. Thiersck.
Argellati, Francesco, Maler, tätig in
Bologna um 1747 von Zani, Enc. II 189 er-
wähnt. P. K.
Argence, Eugene d’, französ. Maler, gcb.
4. 12. 1853 in St. Germain-Villeneuvc, Schü-
ler von E. Giraud, hat zahlreiche Landschaf-
ten und Seestücke, sowie dekorative Malereien
geliefert und sich in der Ölmalerei wie im
Pastell betätigt. Ein dekoratives Gemälde
von ihm „Der Herbst“ befindet sich in der
Bürgermeisterei von Villemomble. Die Mo-
tive seiner Landschaften findet d’A. zumeist
in der Nähe von Paris, doch hat er auch kor-
sische und algerische Landschaften gemalt.
Seine Seestücke entstammen teils dem Ar-
melmeer, teils der Mittelmeerküste. Von sei-
nen besten Bildern seien genannt: „Stille
Nacht" (1889), Die Schlucht der Mitidja
(1898), Die Bai von Ajaccio (1899), Beim
Anbruch der Nacht (1906).
Bellier-Auvray, Dict. gen. u. Suppl.
- Gaz. d. b.-arts II. Pir. XXXVIII 140. -
Pariser Salon 1885, 1887—1890, 1892, 1893, 1906.
K. E. Schmidt.
Argent, A. L. d\ Kupferstecher und Email-
leur, stach Illustrationen für Taschenbücher
z. B. im Verlag von Cotta 1797 und wird be-
reits 179S als Hofkupferstecher zu Stuttgart
erwähnt. 1812 sah man von ihm nach dem
Tübinger Morgcnblatt von 1812 p. 539 auf
der Kunstausstellung zu Stuttgart „schöne"
Emailgemälde. Als Kupferstecher indessen
war er unbedeutend, was auch für seine
Emaillen wenig Vertrauen erweckt.
Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Monogr. II
No. 923. — Bach, Stuttgarter Kunst, 1900.
M. Bach.
Argent, Girard d\ Maler in Bcsanqon,
1546 — 73 ; Gauthier, Dict. d. artist. franc-comt.
erwähnt von ihm ein Porträt des Jacques
Bonvalot in der Sammlung Granvclle. De.
Argent, Marie Josephe d’ (verehelichte
Hcbbelinck), Miniaturmalerin, gcb. zu Lüttich
29. 7. 1789, f zu Ukkel bei Brüssel 10. 6.
1803, Schülerin ihres Vaters Michel und des
Alex, de la Tour. Sie stellte 1812 in Gent,
1813 in Brüssel Bilder aus, die Beifall fan-
den ; in den Katalogen wird sie Josephinc ge-
nannt.
Meyer, Kstlerlex. Pol de Mont.
Argent, Michel d’, belg. Historien- und
Miniaturmaler, getauft in Lüttich 1. 8. 1751,
Schüler der Antwerpener Akad., von 1775 bis
1781 in Rom, dann lange Zeit in Brüssel tätig.
Er starb am 28. 7. 1824 in Lüttich. — Er
signierte Dargent.
Meyer, Kstlerlex. _ Pol de Mont.
Argent, Pierre d’, d. ä., Maler, geb. in
Besanqon um 1540, studierte 1564 in Italien
auf Kosten des Kardinals von Granveile,
malte dann für diesen in Besanqon 1572 — 76
Porträts und Kirchenbilder, so z. B. 1574
das Altargemälde für die Kirche Notre Dame
von Brou, darstellend den hl. Nikolaus von
Tolentino zwischen den Heiligen Augustin
und Monika. Es befindet sich jetzt über dem
Altar der Kapelle von Gorrevod. Im Verein
mit seinem Bruder Pierre d. j. malte er 1584
bis 85 für den Chor von St. Nikolaus in Frei-
burg (Schweiz) ein Gemälde, das nach dem
bedeutenden Preise von 637 Taler umfang-
reich gewesen sein muß, aber nicht erhalten ist.
G a u t h i e r, Dict. d. art. franc-comt. — Re-
union des Soc. d. b.-arts XXI 317. — Brun.
Schweiz. Kstlerlex. *•
Argent, P i e r r e d’, d. j., Maler, gcb. in Bc-
sanqon 12. 6. 15-18, f um 1620, malte Porträts
(3 in der Sammlung Granveile) und Kirchen-
bilder, von denen ein Abendmahl, eine hl.
Veronika, ein hl. Franciscus und ein Christus-
bild von ihm den Kapuzinern in Besamjon
1607 — 20 geschenkt wurden. — Siehe auch
vorhergeh. Artikel.
Ga u t h i e r, Dict. d. art. franc-comt. **
Argent, d’, s. auch Dargent.
Argenta, Bartolome, soll nach Street
(Gothic archit. in Spain p. 319) 1325 — 1346
Baumeister der Kathedrale von Gerona ge-
wesen sein und den Bau bis zur Vollendung
des Chores geleitet haben. Der Name dieses
Künstlers wird sonst nirgends genannt. £
Argenta, B a 1 1 i s t a d\ Ferrarescr Arzt des
15. Jahrh. und vielleicht selbst Zeichner oder
Maler. Übergab 1484 dem Maler Battista
Rosso eine Skizze zu einem Altarbild, das
Rosso für ihn malen sollte. Doch geht aus
dem diesbezüglichen Dokument nicht deutlich
hervor, ob diese Skizze von Battista d’Argen-
tas Hand war oder nicht.
Cittadella, Doc. cd illustr. ferraresi 1868
p. 32/33. — Venturi in Atti e Mem. della
R. Dep. di Stör. Patr. per la Romagna, Ser. III
vol. VI p. 393. Lisctta Ciaccio.
Argenta, Cristoforo d’, Bildhauer in
Ferrara um 1580 nach Zani, Enc. mct. II 190.
•«
Argenta, Jacopo (oder Giacomo) d’, Ma-
ler aus Ferrara, um 1562 in Turin tätig als
Hofmaler des savoyschen Herzogshofes. In
der Pinakothek zu Turin sieht man von seiner
Hand ein lebensgroßes Bildnis des Herzogs
Emanuele Filibcrto sowie ein Jugendporträt
des Herzogs Carlo Emanuele I. von Savoyen ;
der letztere ist in reicher, goldgestickter Hof-
tracht dargestellt, ihm zur Seite ein Zwerg,
auf dessen Haupt er seine Hand ruhen läßt.
Die feine silbergraue Gesamttönung beider
Bilder erinnert an die Kunst spanischer Bild-
nismaler, wie Alonso Sanchez-Coello.
Zani, Encicl. II 190. — B o n i, Biogr. d.
Artisti. — L a n z i, Stör. pitt. V 302. — Ro-
s i n i, Stör. d. pitt. Ital. — Arch. Stör. d. Arte
ital., ser. II, vol. III, 113.
F. Malagvzsi-Valeri.
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Argenta — Argenti
Argenta, Jacopo Filippo d’, (mit dem
Beinamen De’ Medici), Miniaturist in Ferrara,
mit Fra Evangelista da Reggio, Andrea dellc
Veze u. a. tätig an der Ausschmückung der
älteren der 30 Chorbücher im Archivio der
Kathedrale in Ferrara. Nach Cittadella malte
er die Anfänge der Antiphonarien der Feste
von S. Giorgio bis S. Andrea in 3 Bänden
und des Comunc degli Apostoli, das von Fra
Evangelista Tedesco geschrieben ist. 1469
wird Argenta in Bologna urkundlich erwähnt,
dann mehrfach 1481 — 1501 in Ferrara; im
letzteren Jahre muß er gestorben sein.
Cittadella, Docum. cd illustr. 176 — 7. —
B r a d 1 e y, Dict. of miniat. I 64 — 66. — B e r -
t o 1 o 1 1 i, Art. Bolognesi a Roma (Bologna 1885)
p. 68. — G u a 1 a n d i, Memorie VI 154. —
Baruffaldi, Vite dei Pitt, e seuit. Ferr. ■ —
V e n t u r i, I-a miniatura ferrarese nel sec. XV.
in Gallerie Nazionali Italianc IV 194. •*
Argenta, d’, s. auch damit verbundene Vor-
namen sowie Aleotti.
Argenter, G a s p a r, Goldschmied in Bar-
celona. Im Archiv der Innung zu Barcelona
ist eine Zeichnung von ihm zu einem Hals-
schmuckc a. d. J. 1650.
V i fi a z a, Adic. II 32 — 33. M. v. B.
Argenterio, Bartolome o, Medailleur u.
Bildhauer aus Turin, tätig an der päpstlichen
Münze in Rom. Das Patent über seine feste
Anstellung datiert vom 14. 1. 1584, aber schon
1582 werden ihm Zahlungen für 2 Medaillen
geleistet Diese Medaillen sind wiedererkannt
in einer Reihe von solchen mit dem Porträt
Gregors XIII ; vgl. Armand, les medailleurs
ital. III 133 ff. — Aus einem von A. an den
Großherzog von Toskana gerichteten Briefe
vom 7. 9. 1585 geht hervor, daß der Künstler
auch in Florenz gewesen war, um ein Porträt
der Großherzogin zu machen (s. Milancsi,
Spogli inediti dell’ Arch. Medic. di Firenze,
filza 777, c. 229. Mitteilung von G. Degli
Azzi).
Bertolotti, Artisti subalpini 124 ff. **
Argenti, Antonio, lombardischer Bild-
hauer, geb. 1850 in Varcsc. Ausgcbildet an
der Mailänder Kunstakad., errang sich der
junge Künstler 1876 den „premio Canonica“
mit einer Rcliefkomposition, darstellend den
„Tod des Julius Caesar“, worauf er alljähr-
lich mit wachsendem Erfolge die Kunstaus-
stellungen zu Neapel, Rom, Venedig, Mailand
etc. mit den mannigfaltigsten Marmorwerken
allegorischen und genrehaften Charakters be-
schickte. Besonders reichlich wurde er auf
diese Ausstellungserfolge hin mit Grabmäler-
Aufträgen für den Mailänder „Cimitero Mo-
numentale“ bedacht, für den er bis jetzt nicht
weniger als ca. 40 größere Monumente ge-
schaffen hat (z. B. Clcrici, Salvioni, Cattaneo,
Sardi, Guaita Omcro u. a. m.). Dem An-
denken des Bildhauers Edoardo Ramati
weihte er die allegorische Statue „II Tempo“.
In Usmate bei Monza schuf er das Monument
des Contc J. Dal Verme, in Lomcllina die
Grabkapelle der Familie Bonacossa. Auch
für das Ausland hatte A. eine ganze Reihe
von Grabdenkmälern zu entwerfen und aus-
zuführen, so z. B. für Frankfurt a. M., Lon-
don, Petersburg, Jassy, New York etc Der
Künstler war dauernd in Mailand ansässig,
wo er noch jetzt bildnerisch tätig ist.
Gubcrnatis, Diz. d. Art. Ital. Viventl
(1889) p. 566 f. — Natura cd Arte 1893/94 II
289 ff., 918 ff., 1076; 1897/98 II 86.
Ettore Verga.
Argenti, Bartolome o, italien. Bildhauer.
1591 urkundlich in Rom erwähnt. 1615 — 1616
fertigte er gemeinsam mit Cosimo Fanzago
für 1000 Dukaten die Wappen Philipps III. am
Hauptbalkon des Palazzo degli Studi in Nea-
pel, die nach dem Sturz der Bourbons ent-
fernt wurden.
A. Bertolotti, Artisti Lombardi a Roma.
— Napoli Nobilissima XIII 163. G. Degli Assi.
Argenti, C o n t e, Goldschmied in Ca-
merino. Fertigte 1554 ein schönes Ciborium
aus vergoldeter Bronze, das sich früher in
der Hauptkirche von Camerino befand. Er
war auch Kunststicker, wie aus einer städti-
schen Rechnung vom 21. 5. 1558 in Camerino
hervorgeht.
V. A 1 e a n d r i, La stampa degli statuti di
Camerino 1902. — M. Santoni, Degli atti e
del culto di S. Ansovino. V. C. 1883.
V. Aleandri.
Argenti, Francesco Maria, italien.
Architekt, geb. in Viggiü (Como), f 1818,
nur von Zani, Enc met. II 190, erwähnt.
Verga.
Argenti, Giam battist a, Maler in Ve-
nedig um 14-40, nur von Zani, Enc. mcL II
190 erwähnt H. V.
Argenti, Giosue (Josua), Bildhauer, geb.
zu Viggiü (Como) 19. 2. 1819, Schüler der
Akad. der Brera. 1856 ging er im Wettbewerb
für die Pension einer Studienreise nach Rom
als Sieger hervor. In Rom blieb er 6 Jahre
Nach Mailand zurückgekehrt, begann er seine
künstlerische Laufbahn. Seine Richtung ist
naturalistisch, die Behandlung der Form sorg-
fältig. — Bei verschiedenen größeren Aus-
stellungen (Paris 1867, 1878, Wien 1873,
München 1869, 18S9) erhielt er Preise.
Unter den vielen von ihm ausgeführten Wer-
ken sind folgende erwähnungswert ; 1. Die
Wohlfahrt (la salute), Gruppe von 5 Figuren.
— 2. Die christliche Märtyrerin (viermal
wiederholt). — 3. Der Unschuld Traum
(mehrfach wiederholt). — 4. Die Badende. —
5. Eva nach der Sünde. — 6. Perseus und
Andromeda (1884) und mehrere Statuen und
Gruppen auf dem Ciinitero Maggiore zu Mai-
land.
Meyer, Kstlerlex. — C h. Blanc, Les Ar-
tistes de mon temps. Paris 1876 p. 506. — Cle-
ment and H u 1 1 o n, Artists of tke 19th cent —
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Argentieri — Argonne
Gaz. des b.-a. 2. Per. VIII 210. — Zcitschr. f. b.
Kst. II 275, IV 23, V 177. — Kstchronik II 145,
190, IV 32, 214, XXIV 642. — G u b e r n a t i s,
Dir. d. Art. ital. viv. p. 19. R.
Argentieri, Bartolome o, s. Argenter io.
Argentieri, Daniele, Groteskenmaler aus
Turin, in Rom tätig um 1570, Schüler des
Jacopo de' Groteschi.
F ü s s 1 i, Kstlcrlex. H. V.
Argentina, Magister d c, Werkmeister von
Straßburg, vorübergehend tätig 1414 am Ba-
seler Münster.
Beiträge zur Gesch. d. Baseler Münsters II,
Basel 1882. **
Argentina, Jacopo di, Bronzegießer in
Rom. Ihm wurden 30. 11. 1457 24 Goldgul-
den aus der päpstl. Schatzkammer für Her-
stellung einer Glocke angewiesen.
Rossi, Spogli Vaticani, Giom. di Erud. art.
Vol. VI 1877 p. 223—24. W. Bombe.
Argentina, Simone d’, wird unter den
im Dienste des Hauses Este stehenden Malern
erwähnt. Ein kleines Altarbild seiner Hand
mit dem hl. Hieronymus schenkt der Maler
Antonio da Piacenza 1430 dem Nicolö III.
d’Este.
Atti e Mein, delle R. Deput. di Stör. Patr.
per le Prov. Mod. e Parm., ser. III, vol. III,
part. II, p. 542/43. G. Degli Assi.
Argentini, B a s t i a n o, s. Bastiano di Ba-
stiani.
Argentini, Francesco, da Cavaso,
fast unbekannter Maler in Trcviso im 18.
Jahrh.
Zani, Enc. met. II 187. — Federici, Me-
morie Trevigiane etc. Venezia 1803. •*
Argentini, G i o v. B a 1 1., s. Bastiano, G.
B. di.
Argentini, Ruggero, Sohn des Michele,
Miniaturmaler in Venedig, erwähnt von 1593
bis 1618. Am 19. 1. 1618 (nach venez. Zeit-
rechn.) macht er sein Testament.
Archiv. Veneto. XXXIV parte I 204. L. Ferro.
Argento, Antonio d a 11’, s. Aleotti.
Argento, Francesco, Ornamentzeichner
in Genua um 1805, nach Zani, Enc. met. II
191. R.
Argento, Giovanni Antonio Dianti
d a 1 1’, gen. Sansone, Maler in Ferrara, wo er
1495 im Oratorio della Morte mit anderen
Künstlern Freskomalereien ausführte u. 1527
vom Marchese Agostino Villa Zahlung erhielt
für die Bemalung von eisenbeschlagenen Kas-
setten. In einer Notariatsurkunde von 1561
wird er erwähnt als Vater des Malers Giov.
Francesco Dianti dall’ A. — Nicht zu ver-
wechseln mit Antonio Aleotti da Argento (s.
unter Aleotti).
Baruffaldi, Vite dei pittori etc. Ferra-
resi (1846) II 389. — Citta della, Not. relat.
a Ferrara (1864) p. 598; Doc. cd Illustr. ctc.
Fcrrar. (1868) p. 109, 117. — Meyer, Kstlcrlex.
(unter Aleotti, Antonio).
Argento, Giov., B a 1 1. dall’, s. Aleotti.
Argento, Giovanni Francesco Di-
anti d a 1 P, Maler, geb. in Ferrara als Sohn
des Giovanni Antonio Dianti dall’ Argento,
verheiratete sich 1521 mit Caterina di Giro-
lamo da Bologna. Ausgebildet augenschein-
lich in der Schule des Benvcnuto Tisi-Garo-
falo. Baruffaldi sah von ihm in S. Caterina
zu Ferrara mehrere Fresken, sowie in der
Kirche der Madonnina (jetzt Chiesa dei Mi-
nistri degli Infermi) zu Ferrara ein Altarbild
mit der Heimsuchung Mariä und über der
Porta di S. Gabriello eine Verkündigung Ma-
riä. Dort befindet sich auch das Grab des
Künstlers mit der Aufschrift seines Todes-
datums : 19. 10. 1575.
Baruffaldi, Vite de’ Pittori etc. Appen-
dice (II 567). — Lanzi. Stör. Pitt. (1809)
V 245. — Ces. Cittadella, Catal. istor.
dei pitt. ctc. Ferraresi (1782), II 104. — L. N.
Cittadella, Not. relat. a Ferrara (1864)
p. 598; Doc. ed Illustr. etc. Ferraresi (1868)
p. 109. ^ E. Modigliani.
Argenville, s. Desallier d’ A.
Argete, Luis de, Glasmaler um 1613 in
Leon tätig.
R i a fl o, Industr. arts in Spain S. 247.
M. v. B.
Argillier, Bildhauer in Frankreich, tätig
1806 nach Zani, Enc. II 193. Sonst nicht be-
kannt. *•
Argine, s. Ar ser e.
Argoagni, Giuseppe, Goldschmied in S.
Angelo in Vado, urkundlich erwähnt um 1680.
Lanciarini, La Provincia di Massa Tra-
baria p. 144. E. Scatasso.
Argoagni, Pietro, Maler aus S. Angelo
in Vado. geb. 20. 4. 16S1, f 1750. Tätig in
den Städten und Kastellen der Märchen, hat
A. namentlich in Arcevia, seinem ständigen
Wohnsitz, eine Anzahl beachtenswerter Mal-
werke hinterlassen.
Lanciarini, Dei fratelli Nardini, pittori
p. 29. E. Scatassa.
Argomento da Pisa, Goldschmied in Pi-
stoja, wohin er 1246 von Pisa aus übersic-
delte, um das Dach der Cappella di S. Jacopo
apostolo maggiore mit Bleiplattcn zu decken.
Pileo Bacci.
Argonne, (auch Dargonne), Simon Pier-
r e d\ Landschaftsmaler, geb. in Dieppe 20. 10.
1749, scheint in Antwerpen als Musik- und
Tanzmeister seit 1772 unter dem Namen
Pierre Simon Gauticr gelebt zu haben. Seine
Stellung in Antwerpen als Commissaire du
Directoire executif war wichtig. Er gab
z. B. mit Erfolg die Anregung zur Wieder-
eröffnung der Acad. d. bcaux-arts. Als
Maler wenig bekannt. Ansässig in Vilvorde
(Umgebung von Brüssel) führte er dort
Landschaften aus, deren Titel uns in Aus-
stellungskatalogen in Brüssel 1818, 1818 — 21
gegeben werden. In den Katalogen von 1818
werden ihm die Vornamen J. P. gegeben; in
demjenigen von 1821 figuriert er als Schüler
von De Roy, dem damals sehr berühmten
Landschaftsmaler. — Vilvorde hat uns keine
Daten über den Aufenthalt des ehemaligen
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Arhardt
Argos
Commisaire du Directoire an diesem Orte
bieten können. Er starb übrigens in Brüssel
22. 5. 1839.
Van den Branden, Geschiedenis d. Acad.
van Antwerpen (1864). — Ausstellungskataloge.
— Wurzbach, Nicdcrländ. Kstlerlex. p. 382
unter Dargonne. H. H.
Argos, Domingo de, Baumstr. und Bür-
ger in Amusco. Am 24. 9. 1000 wird ihm
als Mindestfordernden der Bau des Glocken-
turms der Kirche und des Klosters der Trini-
dad in Valladolid übertragen.
Marti y M o n s 6, Estud. histor. artist.
S. 18. M. v. B.
Argoud, B e n o i t, französ. Bildhauer, geh.
in Saint-Jean-en-Royant (Dauphine), übte
seine Kunst in Grenoble um die Mitte des
18. Jahrh. aus.
M a i g n i e n, Lcs artistes grenobl. 18. LamL
Argoud, Jacques, französ. Bildhauer,
Sohn des Benoit, führte in Grenoble 1792 bis
1795 die Büsten von Jean-Jacques Rousseau,
Mirabeau und Marat aus; die letztere wurde
im Hotel de ville aufgestellt. Man verdankt
ihm auch die Wiederherstellung des Mauso-
leums Bayards in der Kirche Saint-Andre;
ein Marmormcdaillon im Mus. u. zwei Stcin-
vasen am Gitter des Jardin de ville.
M a i g n i e n, Les artistes grenobl. 19. Lami.
Argovagni, s. Argoagtii.
Args, Hans von, Maler in Luzern, um
1522 als Bürger erwähnt.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
Arguatti, Miniaturmaler in Rom um 1811,
nach Zani, Enc. met. II 192. r,
Arguel, Architekt, entwirft 1681 die ersten
Pläne für das Hospital in Arbois. (Franche-
Comtc.)
G a u t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt. Du.
Arguello, Andrea Alfons o, nach Zani,
Enc. II. Maler von wenig Bedeutung um 1627
in Spanien tätig. M. v. B.
Arguello, Juan Bautista, span. Maler in
Sevilla. Nach einem Dokument in den Ar-
chiven des Domkapitels war er im Jahre 1594
mit der Restauration des „Monumcnto“ be-
auftragt, das in dem Dom während der Kar-
woche aufgerichtet zu werden pflegt. In Akten
des Archivio de Indias wird er noch 1599 und
1603 erwähnt
Cean Bermudez, Dicc. I 68. — Ge-
stoso, Artif. Sevill. I 138. A
Arguello, Rodrigo de, Baumeister, wurde
von der Stadt Alcazar de S. Juan in der Man-
cha 1587 mit dem Bau der Pfarrkirche Sta
Quiteria beauftragt. Doch vollendete er den
Bau nicht, denn 1593 wurde die Ausführung
dem Andres de Astian mit der Weisung über-
geben, sich in allem nach den Plänen des
Herrera zu richten.
Llaguno y Amirola, Not. II 137. A
Argumanez, Juan de, span. Goldschmied.
1598 f in Zaragoza. Von ihm ein schönes
silbernes Kruzifix in der Kathedrale, sowie
ein prächtiges Prozessionskreuz aus vergolde-
tem Silber in der Kirche S. Juan y San Pedro,
1549 datiert.
V i n a z a, Adic. II 33. M. v. B.
Argunoff, Jakob Iwäno witsch, russ.
Zeichner; jüngster Sohn des Iwan A., geb.
1784, f nach 1830; diente seit 1817 als Zei-
chenlehrer an der Jakimanschen Kreisschule,
dann am 1. Moskauer Gymnasium. Er lie-
ferte Porträts zu dem Werk „Die Taten der
bedeutendsten Heerführer und Minister Pe-
ters d. Gr.“ und für die „Geschichte von
Klcinrußland“.
Pyccx. 6h6x. cjonapb (Russ. Bibliogr.) II 274/5.
— N.P.S o b k o, Russ. Kstlerlex. — A ii a p c e b t>,
JKuBomjcb u xoiiioQHCuHl (Andrejeff, Malerei
u. Maler) St. Petersburg 1857, S. 485, 492. —
KyxojbHiiKS, Xya. rw. (Kukolnik, Kunstztg.
1838, S. 471.) IV. jVfttinann.
Argunoff, Iwan Petröwitsch, russ.
Maler, geb. 1727, + nach 1797, war Leibeigener
des Grafen P. B. Scheremetjeff, Schüler des
Malers G. J. Grote. Von ihm: Kleopatra
(1750) im Rumjanzoffmus. in Moskau. Auf
dem Scheremetjeff sehen Gute Kuskowa die
Porträts des Grafen P. Scheremetjeff, des
Feldmarschalls Boris Petröwitsch Scheremet-
jeff und dessen Gemahlin (alle drei gestochen
von P. Antipjcff), ein Porträt des Fürsten
Michael Golitzin (gestochen von Antonius
Radigues) und das des Fürsten A. M. Tscher-
kaski. Auf dem Gute Ostankina das Porträt
des Kaisers Paul in ganzer Figur; andere
Bildnisse in der Galerie Tretjakoff in Moskau.
i’ycctc. 6u6a. cjoiiapb (Russ. Bibliogr.) II 274/5.
— N. P. S o b k o. Kuss. Kstlerlex. IV. Ntumann,
Argunoff, Nikolai Iwänowitscb,
russ. Maler, Sohn und Schüler des Iwan A.,
geb. 1771, f nach 1829, begleitete den Grafen
N. B. Scheremetjeff ins Ausland und empfing
dort seine weitere Ausbildung. Er war ein
beliebter Porträtmaler. Für das Porträt des
Senators Runitsch (im Sitzungssaal des akad.
Rats) ernannte ihn die Petersburger Akad.
1818 zum Akademiker.
Pyccx. 6ii6a. caoBiipb (Russ. Bibliogr.) II 275. —
N. P. S o b k o , Russ. Kstlerlex. W. Nntmann*
Arhardt, Johann Jakob, Baumeister zu
Straßburg, erbaute mit Andr. Kermann seit
1636 das alte Spitalbollwerk daselbst. Um
1663 wird er Stadt-Baumeister und Ingenieur
genannt. A. verstand sich auch auf land-
schaftliches Zeichnen, wie die drei übrigens
sehr mittelmäßigen Federzeichnungen von
ihm im Kupferstichkabinett der Universität
Göttingen beweisen. Außerdem befinden sich
auf der Göttinger Universitätsbibliothek ein
Band Briefe und anderes Schriftliches von
Arhardt, darunter Entwürfe von allerlei Ma-
schinen, ferner ein Band mit Beschreibungen
und Zeichnungen vom Straßburger Münster
und einigen anderen Kirchen, wahrscheinlich
Vorbereitungen zu einer beabsichtigten Schrift
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Arhenius — Aria
über das Münster, wie eine geschriebene Wid-
mung vermuten läßt; endlich in einem „Me-
mento mori“ bezeichneten Band, worin u. a.
ein Totentanz, Federzeichnung mit Sepia von
D. Lindmeyer, 12 getuschte Abbildungen eines
Totenkopfes in verschiedenen Lagen, bezeich-
net : Von Joh. Jacob Arhardt Ingenieur ; sonst
steht noch unter jedem Kopf ein Datum vom
80. 4. bis 18. 5. 1661. Risse vom Straßburger
Münster befanden sich von ihm in der 1870
abgebrannten Straßburger Bibliothek.
Von ihm gestochen : Titelbl. zu Caspari Bit-
schii ICti. et Profess, publ. Commentarius in
Consuetudines Feudorum; herausgeg. von J. M.
Bitschius. Argentor. 1673. 4. Bez. : Arhardt inv :
et fecit.
Meyer, Kstlerlex. — E. Müntz, De quel-
ques Monuments d’art alsatien conserves ä Vien-
nes ; Revue d’Alsace 1872. R.
Arhenius, s. Arenius.
Arhus, s. Aarhuus.
d’Aria, auch da Oria, de Ayra, Künstlerfami-
lie aus Pelsotto in der Val d’Intelvi bei Porlez-
za. In der 2. Hälfte des 16. Jahrh. waren
in Ligurien die drei Brüder Giovanni, Michele
und Bonino tätig (s. d.). Derselben Familie
entstammt wohl auch jener M° Simone Daria,
der zwischen 1600 — 1607 in Rom in der von
Tullio Solaro erbauten, von Cristofano Poma-
rancio ausgemalten Kapelle des Ccsare Pan-
dini in S. Maria dclle Scala in Trastevere die
Stucchi ausführte. (Bertolotti, Artisti Lom-
bardi a Roma II 114.)
Aria, Bonino d’, Bildhauer in Genua,
zuerst 14S5 in einem Dokument genannt als
Bürge für einen Bildhauer Petrus di Ruggia
da Vico. 3. 8. 1490 schließen die drei Brüder
Giovanni, Michele und Bonino einen Vertrag
auf Arbeitsgemeinschaft und Gewinnteilung,
gültig auf unbestimmte Zeit für Genua, Sa-
vona, Carrara und andere Orte. Vor 1502
war Bonino schon gestorben, da in diesem
Jahre ein Sohn Petrus quondam Bonini in
den Akten erscheint. W. Suida.
Aria, Giovanni d’, vermutlich der älte-
ste der drei Brüder, ist gleichwohl erst gegen
1490 in Ligurien nachweisbar. Selbständige
Werke scheint er insbesondere für Savona
ausgeführt zu haben. Dort entstand vor 1490
das Grabmal der Eltern des Papstes Sixtus
IV., der Fischersleute Leonardo dclla Rovere
und Lucchina di Monleoni, von Giovanni in
Gemeinschaft mit seinem Bruder Michele aus-
geführt Es befand sich früher im Kloster-
gang von S. Francesco. Es hat deshalb be-
sondere Wichtigkeit, weil es uns einzig in
tadelloser Erhaltung den Typus repräsentiert,
dem alle die genuesischen Dogen- und Nobili-
gräber folgten, die in den Parteikämpfen
der Folgezeit bis auf geringe Reste zugrunde
gegangen sind. 11. 2. 1490 schloß Francesco
Sansoni mit Giovanni „architetto e scultore“
einen Vertrag auf Ausführung eines Grab-
mals für Antonio Sansoni, das nach dem
Muster des schon existierenden in S. Fran-
cesco hergestellt werden sollte. Reste davon
finden sich noch in der Kirche S. Domenico
zu Savona. 3. 3. 1490 schlossen die drei Brü-
der d’A. den oben (s. u. Bonino) angeführten
Vertrag. Wie sein Bruder Michele, so wurde
auch Giovanni in der Folgezeit am Genueser
Dom beschäftigt und zwar insbesondere als
Baumeister, wie aus einer Nachricht vom 29.
5. 1492 hervorgeht, wonach damals auf Ver-
anlassung des kunstsinnigen Kaufherrn Ac-
cellino Salvago Marmorliefcrungen aus Car-
rara erfolgten für die Arbeiten in der Kapelle
Johannes des Täufers, deren Umbau Giovanni
d'A. leitete. C. Justi vermutet in Giovanni
auch den Autor des 1496 datierten Lünetten-
reliefs mit dem Gastmahl des Herodes (das
zumeist irrigerweise dem M. Civitali zuge-
schrieben wird). Dasselbe ist wie sein Ge-
genstück ganz sicher lombardisch, Cervetto
hält es für eine Jugendarbeit des Pace Gag-
gini, was indes kaum richtig sein dürfte. Ge-
meinsam mit Michele und Girolamo di Vis-
cardo übernahm Giovanni den Auftrag auf
zwei Prachtgräber, welche Agostino und Gio-
vanni Adorno sich in S. Girolamo in Luarto
zu errichten gedachten. 17. 4. 1497 nahmen
Giovanni und Viscardo auch namens des ab-
wesenden Michele eine Vorschußsumme in
Empfang. Jedoch scheint Giovannis Anteil
an der Ausführung (s. u. Michele) nur ge-
ring gewesen zu sein, da bei der Erneuerung
des Vertrags am 24. 1. 1499 sein Name nicht
mehr genannt wird. Vielleicht war er, wie
Alizeri vermutet, damals schon in die Heimat
zurückgekehrt Er weilte 1508 noch unter den
Lebenden. Daß ihm sowie seinen Brüdern
manche der schönen Portale zuzuschreiben
sind, die man in Genua allenthalben sieht, ist
sehr wahrscheinlich.
F. Alizeri, Notizie de’ Professor» del di-
segno in Liguria IV, Genova, 1874, Kap. 2. —
C. Justi, Lomb. Bildw. in Spanien, Jahrb. d.
kgl. preuß. Kunsts. XIII (1892). W. Suida.
Aria, Michele d’, Bildhauer in Genua.
Der erste Auftrag, der dem jungen lombardi-
schen Meister erteilt wurde, ist ein bedeut-
sames Ereignis in der Kunstgeschichte Ge-
nuas: die Inauguration der lebensgroßen Por-
trätstatucn des Palazzo di S. Giorgio. Die
Bank von S. Giorgio hatte sich 1446 kon-
stituiert. Mit dem ersten für den Sitzungs-
saal (im alten Palaste des capitano del popolo)
bestimmten Denkmal löste sie eine Ehren-
schuld an Francesco Vivaldi ein, der 1371 neun-
zig seiner Staatsschuldentitel als Grundlage ei-
nes Staatsschuldentilgungsfonds dem Gemein-
wesen geschenkt hatte. Michele stellte den
Greis mit sehr individuell gebildetem Kopfe im
Lehnstuhl sitzend dar, ein breites Band mit fol- -
gender Inschrift haltend: Ad me respidte et
curate quae pacta sunt. Mahnende Worte an
die Lebenden zu richten, den gleichen Patriotis-
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Aria
mus zu betätigen, kam mit dieser Statue in
Gebrauch. Dieselbe wurde am 19. 8. 1466 schon
bezahlt und aufgestellt, 1467 erhielt Fran-
cesco da Pavia den Auftrag, den Sockel und
Thronsesscl zu bemalen und zu vergolden.
(Abbildung im Jahrb. d. kgl. preuß. Kunsts.
1892 XIII.) 1473 beschloß man auch dem
(ebenfalls längst verstorbenen) Luciano Spi-
nola ein Standbild zu setzen. Die Bezahlung
für die vollendete Arbeit erfolgte erst am 20.
12. 1475. Michele gestaltete ihn stehend, äu-
ßerst schlicht im Motiv, ein Bein wenig vorge-
stellt, eine Schriftrollc vertikal haltend mit
folgender Inschrift: Discite a me utilitati pu-
blice inservire. Als Gegenstück zum Spinola
wurde 1475 die Statue des Domenico Pastine
da Rapallo geschaffen, vielleicht das harmo-
nischste Werk Micheles (Abbildung bei Suida,
Genua, Berühmte Kunststätten 33, p. 60).
Das Schriftband zeigt die Worte: Ciaschuno
studii farc simile scrvicii ala sua patria. Die
Bezahlung für diese Statue erfolgte am 21. 6.
1475. — Um dieselbe Zeit nahmen den Künst-
ler Aufträge der Spinola für die Kirche S.
Domenico in Anspruch. Francesco Spinola
bestellte am 15. 12. 1475 bei Giovanni da Cam-
pionc und Michele eine „pila ad uso di fönte"
(Weihwasserbehälter oder Waschbecken, von
beträchtlicher Größe 6*/s palmi breit und
l1/, palmi hoch) und ein Geländer mit mar-
mornen Engelfigurcn für die Kapelle di S.
Vincenzo, die derselbe Spinola errichtet hatte.
Die Vermutung liegt sehr nahe, daß auch
das Reitergrabmal des Francesco Spinola, ehe-
mals in S. Domenico, heute im Hofe des Pa-
lazzo Spinola auf piazza Pellicceria befindlich,
damals von Michele ausgeführt wurde, für
den ich es in Anspruch nahm (Genua, p. 61,
ebenda Abbildung). Die Vorderwand des
Sarkophags zierte das schöne antike Relief
eines Bacchuszuges, das die Bewohner von
Gaeta für das Grab ihres Befreiers geschenkt
hatten. Darüber erhob sich das Bildnis des
Feldherrn zu Pferde vor einem von zwei
Engeln zurückgcschlagcncn Vorhänge. Der
Stil des Werkes stimmt gut zu dem der Sta-
tuen des Palazzo di S. Giorgio. Nach Cervetto
war auch die für Napoleone Lomellini erbaute
und dekorierte Kapelle des hl. Bernardin von
Siena in S. Francesco di Castelletto im Stile
Micheles gehalten. Fünf Statuen seiner Art
stehen in den Nischen der Fassade des alten
Pal. Spinola (später della Casa) auf piazza
fontane Marosc. Ein Gutachten, das man
1487 von ihm cinzog, beweist des Künstlers
angesehene Stellung; man wollte wissen, ob
der Maler Giovanni Massone d’Alessandria
auch imstande sei, die Rahmen zu seinen
Altarwerken zu schnitzen. Michele sprach
sich unter Hervorhebung anderer Beispiele
wie des Bertolino da Pavia, ausdrücklich zu-
gunsten der Vereinigung beider künstlerischen
Fertigkeiten in einer Werkstatt aus. Accel-
lino Salvago und Tom. Giustiniani zogen
als Priorcn der Devozione di S. Giovanni
Battista den Künstler auch zum Dombau
heran. 15. 10. 1489 übertrugen sie ihm zu-
sammen mit Antonio Carlone den Auftrag,
einige Kapellen an der rechten Seite des
Längsschiffes von S. Lorcnzo niederzulegen
und andere in anderer Form an deren Stelle
zu setzen. Auch bestellten sie die „Trasloca-
menti" des Scitenportals. Dieses, die Porta
di S. Gottardo, (und auch die porta di S. Gio-
vanni) erhielt damals jenen merkwürdigen
loggienartigen Aufbau, zu dessen Herstellung
Fragmente, insbesondere alte Säulchen von den
Altären der niedergerissenen Kapellen ver-
wendet wurden. Auch in der Kapelle des
Täufers, an der sein Bruder Giovanni baute,
mag Michele sich betätigt haben. Man hält
für sein Werk die vier an der Decke ein-
gefügten Medaillons mit den Bildern der Evan-
gelisten. 3. 3. 1490 schloß Michele mit sei-
nen Brüdern den Vertrag auf Teilung von
Arbeit und Gewinn. Aber derselbe scheint
praktisch von geringem Belange gewesen zu
sein, vielleicht infolge häufiger Abwesenheit
der Brüder. Denn Michele ist schon in den
folgenden Jahren mit anderen lombardischen
Bildhauern in Geschäftsverbindung getreten.
Von seiten der Prioren der Banca di S. Gior-
gio erfreute er sich dauernder Gunst. 8. 5. 1490
übertrug man ihm die Ausführung des Stand-
bildes des Ambrogio di Negro, Kommissärs
von Korsika, des ersten Mannes, dem zu Leb-
zeiten solch eine Ehrung widerfuhr. Sein
Porträt hat Michele nach dem Leben gestalten
können. Auch eine Sopraporte mit dem hl.
Georg schuf Michele in jener Zeit für den
Palast S. Giorgio. Ein genauer Vergleich die-
ses Reliefs mit dem anderer Portale in der
Stadt könnte vielleicht die Zuweisung noch
anderer ähnlicher Stücke an den Meister
ergeben. Am 6. 6. 1495 bestellte Fran-
cesco Pamoleo dottore di Leggi, bei Michele
das Grabmal des Bartolommco Pamoleo,
Bischofs von Accia. Dasselbe ist nicht er-
halten. Als stilistisch dem Kreise des Michele
nahestehend bezeichnet Alizeri den Grabstein
des Lazzaro Doria bei den Certosinermön-
chen von Rivarolo an der Polcevcra. Von
dem Anteil Micheles an dem Grabmal der El-
tern Sixtus IV. in Savona war oben schon die
Rede (s. u. Giovanni d’Aria). Zwei Monu-
mente, prächtiger als alle früheren geplant,
haben den Künstler seit 1497 beschäftigt. Die
Brüder Agostino u. Giovanni Adorno wünsch-
ten in S. Girolamo im Quarto fürstliche Grab-
stätten zu erhalten. Sic wandten sich an
Michele und Giovanni d’Aria und Girolamo
di Viscardo. Die beiden Adorno sollten ihren
Wunsch nicht mehr verwirklicht sehen. Gio-
vanni, der Capitano del popolo starb 1500,
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Aria — Ariassi
nachdem am 24. 1. 1499 der Vertrag mit den
Künstlern Michele und Viscardo erneut wor-
den war. Doch schritt die Arbeit nur lang-
sam fort. 20. 3. 1501 bezahlte man an die
Künstler 100 Dukaten und erhielt das Ver-
sprechen der Fertigstellung der Arbeiten bis
Ende 1502. Es ist eine ansprechende Ver-
mutung Alizeris, daß in dem jetzt als Palliotto
des Hochaltars in Quarto verwendeten Relief
mit drei in Nischen sitzenden Tugendenge-
stalten wenigstens ein Bruchstück der Ador-
nogräber erhalten geblieben sei. Die letzte
dokumentarische Erwähnung Micheles ist das
glänzendste Zeugnis für seinen großen Ruf.
König Ludwig XII. von Frankreich bestellte
am 29. 8. 1502 bei Michele und Viscardo und
den beiden Toskanern Donato Benti da Pietra-
santa und Benedetto di Bartolommeo Fiorenti-
no das Grabmal seiner Eltern für die Kathe-
drale von S. Denis. Michele als der erfahrenste
ist zum Oberleiter der Arbeiten bestimmt ge-
wesen. Dieses Werk ist noch erhalten. Nach
Müntz soll ein diesem ähnliches Grabmal
auch noch in der Kirche S. Trinite in Fecamp
existieren.
F. A 1 i z e r i, Notizie de' Professori del di-
sCRno in Liguria IV, Genova, 1873 ff. II 31 ; IV
Kap. 2 ; V 16. — L. A. C e r v e 1 1 o, I Gaggini
da Bissone, p. 12 — 15. Milano 1903. — C.
J u s t i, I.omb. Bildw. in Spanien, Jahrb. d. kgl.
preuB. Kunsts. XIII (1892). — W. Suida, Ge-
nua, berühmte Kunststätten, Leipzig 1906. p. 58
ff. — P. T o e s c a in Scritti di Storia di Filo-
logia e d’Arte (per nozze Fedele-de Fabritiis).
Napoli 1908 p. 173. W. Suida.
Aria, d', s. auch Daria.
Ariaena (Adriaens, Adriaensen, Adriaenssens,
Adriaenssone), Lucas, Maler in Antwerpen,
wird 1459 Freimeister der Lukasgilde und
war von 1469 bis 1488 sechsmal Dekan der-
selben. Vor dem 19. 1. 1493 verstorben, da
in einem Dokument von diesem Datum seine
Witwe erwähnt wird. A. arbeitete 1467 an
der Ausschmückung der Liebfrauenkirche in
Antwerpen, wirkte gelegentlich der Hochzeit
Karls des Kühnen 1468 an den berühmten
„Entremets“ in Brügge mit und soll die
Zeichnungen für mehrere Fenster der Kathe-
drale in Tournai geliefert haben.
L. de I.aborde, Les Ducs de Bourgogne I
540, II 337. — De Liggeren I. — Biogr. nat. de
Belgique. — H. H y m a n s, Gent u. Tournai,
Leipzig 1902 p. 92. H. H.
Ariaensz, Jan, s. Man, J. A. de.
Ariaensz., Lenaert, Bildschnitzer im 16.
Jahrh., fertigte 1544 und 1545 Sitzbänke
„met antycx“, Delphinen usw. geschmückt im
Rathausc zu Hcrzogcnbusch,
Galland S. 615. A. W. Weissman.
Ariaensz, Thonis, s. Anthonis Adriaenss
I 552.
Ariaensz, s. auch Adriaenss.
Arian, Marco, Steinmetz in Venedig ;
von ihm ist der Brunnen von 1349 am Platz
dcll' Angelo Raffaele, bez. : Marco Arian (Ta)
Künstlerlexikon. Bd. II. ,
j (a)p(iot)ra, eine Arbeit von wenig Interesse
für die Kunstgeschichte.
Meyer, Kstlerlex. — P. Selvatico, Arch.
e scult. in Venezia 1847 p. 104. — Selvatico
e L a z z a r i, Guida di Venezia 1881 p. 352.
Arias, span. Buchmaler in Diensten Isabellas
der Kathol., für welche er ein berühmtes Ge-
betbuch ausführte. Von 1485—90 illuminierte
er Antiphonarien für das Kloster S. Tomäs
in Avila.
Rico y Sinobas, caligr. espan. S. 9.
Arias, Josef, Bildhauer, geb. 1743 in Ma-
drid, Schüler des Juan Pascual de Mena und
der Akad. von S. Fernando, von der er 1782
zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Er ging
später nach Mexiko als Direktor der neuer-
richteten Akad. S. Carlos und starb dort 1788.
Cean B ermüde z, Dicc. I 68—69.
Arias, Juan, Maler in Sevilla 1422.
Gestoso, Artif. Sevill. II 14. M. v. B.
Arias, Lope, Baumstr. in Zamora, erhielt
1372 von Enrique II. Befehl, den Alcazar von
Ciudad-Rodrigo zu bauen, das schon seit der
Zeit Ferdinands II. von Leon (f 1188) be-
festigt war. Der Bau des jetzigen Alcazar
oder Forts begann laut Inschrift 1410.
Llaguno y Amirola, Not. I 67. A
Arias, V., Bildhauer aus Chile, stellte 1898.
1899 und 1900 im Pariser Salon aus. *•
Arias y Contreras, Manuel Francisco
d e, span. Maler, geb. 1644 in Cordova, trat
1656 in das Atelier des Antonio del Castillo
und wird 1677 noch einmal urkundlich er-
wähnt.
Raraircz, Artist. Cordob. S. 86. — V i n a -
z a, Adic. IV 87. M. v. B.
Arias Fernandez, span. Malerin des 17. Jahrh.
Tochter u. Schülerin des Antonio A. F., soll
im Porträt Tüchtiges geleistet haben.
Ccan Bermudez, Dicc. I 90. A
Arias Fernandez, Antonio, span. Maler,
geb. um 1620 in Madrid, f das. im Hospital
1684. Schüler des Pedro de las Cuevas. A.
war ein Wunderkind. Bereits im Alter von
14 Jahren malte er die Gemälde für den Hoch-
altar des Klosters der Karmeliter in Toledo
und galt mit 25 Jahren mit Recht als einer
der besten Künstler Madrids. Vom Grafen
Olivarez wurde er beauftragt, nach alten Ori-
ginalen in Doppelbildnissen eine Folge der
Könige und Königinnen Spaniens zu malen,
die im großen Komödiensaalc des alten Schlos-
ses in Madrid Aufstellung fanden. In Madrid
malte A. ferner 1644 die Klosterkirche der hl.
Magdalena aus und 1657 elf Darstellungen mit
dem Leiden Christi für das Mutterkloster San
Felipe el Real und gleichzeitig eine große
Taufe Christi am Baptisterium von San Gines.
Im Prado-Mus. (No. 640) ein Jesus unter
den Pharisäern von 1646.
Palomino y Velasco, Museo pict. III.
603. — Cean Bermudez, Dicc. I 69. A
Ariassi, Giuseppe, italien. Maler, geb.
am 4. 7. 1826 in Brescia, f daselbst am 13. 1.
1906. Schüler von Hayez an der Mailänder
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Ariberti — Arifusus
Brera-Akademie; tätig hauptsächlich als Ma-
ler von biblischen Historien, Altarbildern,
Kirchenfresken und Porträts. Seine Haupt-
werke sind: Freskomalereien in der Chiesa
dei Miracoli und im Convento dei Filippini
zu Brescia und in den Kirchen zu Carcina
und Ospitaletto; das Altarbild mit den Heil.
Ludwig und Karl in der Pfarrkirche zu
Orano und dasjenige mit dem hl. Columbanus
und dem Duca di Borgogna in der Pfarr-
kirche zu Parzanica bcrgamasca; ein Kruzi-
fixus (in Chiaroscuromalerei) in der Corte
d’Appello zu Brescia und mehrere weitere
Gemälde in der dortigen Gallcria Tosio, der
A. 30 Jahre lang als Direktor vorgestanden
hat.
Commentari dell’ Ateneo di Brescia 1870 — 7.1,
p. 511; 1886, p. 243; 1906, p. 155 ff.
G. Degli Assi.
Ariberti, Serafino di Giov. degli, s.
Serafini, Seraf.
Aribertus de L u c c a, s. Auripcrt.
Aribertus de Paxiliano, Bildhauer, Mai-
land, 12. Jahrh. Nach einer lokalen Tradition
habe ein „Dominus Aribertus de Paxiliano“
(Pansilvano) die Chorstühle — vermutlich
steinerne Sitze — in S. Ambrogio in Mailand
gearbeitet. Nach einer anderen Überlieferung
sei A. Mönch von S. Ambrogio gewesen und
habe in der Mitte des 12. Jahrh. gelebt; auch
wird er beim Bau einer kleinen Kirche vor
der porta Vcrcelliana in Mailand 1141 er-
wähnt.
Htidtr und Eitclberger, Mittelalterl.
Kunstdenkm. österr. II 1 f. — Springer,
De artificibus monachis p. 29. Swarscnskx.
Aribo (Aripo), Mönch, Regensburg, 10.
Jahrh., Miniaturmaler. Arbeitete zusammen
mit Adalpcrt an der Restauration des Codex
aureus von St. Emmeram. S. das Nähere
unter Adalpcrt. Suarsenskx.
Aricesco, rumänischer Maler, stellte auf der
Pariser „Exposition decennale d. Beaux-Arts“
1900 ein Bild „Abend im Walde“ aus.
H. V.
Arichall, Francis, Maler, geb. in Ports-
mouth in England 1772, in London ausgebil-
det, 1786 nach Hamburg, wo er, wahrschein-
lich noch 1794, Miniaturbildnissc in Pastell
malte und mit dem Silberstift zeichnete, ge-
legentlich, wie cs scheint, in Hannover tätig.
Nach ihm wohl gestochen : Dr. Lcbr. F. B.
Lentin, Leibmedikus zu Hannover 1736 — 1804.
Gest. v. Laurcntz 8. Berlin.
Meyer, Kstlcrlex. — Hamb. Kstlerlcx.
E. Bcnesi.
Aricio (Arezzo), Battista d’, Maler,
1429 in Palermo nachweisbar.
G. Di M a r z o, La Pittura in Palermo nel
rinasc. 1899 p. 56. E. Mauceri.
Aricordus von Mailand. Am 22. 1. 1328
schreibt Karolus. Herzog von Calabrien, den
Schatzmeistern des Königreichs Sicilien, Ari-
cordus sei in der Treibarbeit erfahren; man
möge ihm für seine Arbeit für die k. Kurie
12 Unzen geben.
Schulz, Denkm. d. Kst. des Mittclalt. in
Unteritalien IV 152. **
Aridas, Auguste, Porträtmaler in Li-
moges, geb. in Angers (Maine-et- Loire),
Schüler von J. Dauban und Geröme, stellte
im Pariser Salon 1878—1882 und 1889 aus.
Bellicr-Auvray, Dict. g^nör., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Aridikes, griech. Maler aus Korinth. Pli-
nius erwähnt ihn N. H. 35, 16 in seiner un-
kritischen Darstellung der Anfänge griechi-
scher Malerei als einen der Vcrvoilkommner
der Lincarmalerei ; er habe auf Farbe noch
verzichtet, jedoch schon Innenzeichnung zum
einfachen Umriß hinzugefügt. Danach gehört
er der älteren Zeit, spätestens wohl dem
7. Jahrh. v. Chr. an.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 4. — Klein,
Arch. epigr. Mitt. 11, 195. 198. — Pauly-
W i s s o w a, Rcalenc. II 823, 4 (Rossbach).
Sauer.
Ariens, Ariense, Arienss, eine Reihe von
Delfter Faycnciers, nur durch ihre Heirats-
vermerke bekannt, s. Havard, Histoire de la
faicnce de Delft, 1878. J. c. E. Peelen.
Ariens, Pieter, geb. 1562/63, war 1610
Glasmaler in Delft.
Kramm, De Levens etc. 425. E. IV. Moes.
Ariense, A 1 e s s i o, s. Alessio Arcensc.
Ariensz., F o p, Maler, der von Boisward
kommend, am 27. 8. 1537 zu Amsterdam das
Bürgerrecht kaufte. E. IV. Moes.
Arienti, Antonio di Giacomo degli,
Miniaturmaler, laut Ausweis der Urkunden
um 1500 in Bologna tätig.
Arch. stör. d. Arte ital. VII 12.
F. Malagussi-Valeri.
Arienti, Carlo, bekannter italien. Histo-
rienmaler, geb. 1801 in Arcorc, f am 21. 3.
1873 in Bologna als Direktor der Accad.
d. belle arti. Er war Schüler der Brera-Schule
in Mailand, später daselbst Professor an der
Akademie und wurde dann von König Carl
Alberto, für den er das Bild „Barbarossa“
gemalt hatte, zum Präsidenten der Accad.
Albertina in Turin ernannt. Von seinen son-
stigen Historienbildern seien genannt: Bca-
trice di Tenda, Jeremia, Orestes, Phcdra cd
Ippolito, Francesca da Rimini. Sein Porträt
Bellinis ist im Konscrvatorcnpalast in Neapel.
C. M a s i n i, Vita di Arienti, pittore storico,
con ritratto, Roma 1873. — Clement and
Hut ton, Artist» of the 19. ccnt. (1879). —
Chroniquc des arts 1873 p. 148 (Nekrolog). ••
Arier, Pierre, 1337 — 1312 Werkmeister am
Bau des päpstl. Palastes zu Avignon.
E. Müntz, Le Palais des Papes (France
historique et monumentale). C. Enlart.
Arifusus aurifex, filiusquond. Au-
f u s i, Goldschmied im Langobardenreiche um
792 — 824, wird von Fumagalli, Codex dipl. S.
Ambrosii p. 90, 143 erwähnt. **
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Arighi — Ariie
Arighi, Alessandro, Holzschnitzer in
Cremona um die Mitte des 17. Jahrh., Schüler
des Gab. Capra. Für die Kathedrale seiner
Vaterstadt machte er ein (dort noch erhal-
tenes) Altarwcrk mit Relicfdarstcllung aus
der Legende des Abtes Eusebius, ferner ein
geschnitztes Pult daselbst, zu dem Carlo Na-
tal i die Zeichnung lieferte. Auch feine Por-
trätmedaillons werden von ihm erwähnt.
G r a s s e 1 1 i, Abecedario biogr. — B a r t o 1 i,
Not. d. pitture etc. II 135. — Z a i s t, Not. istor.
ctc. II 07. — Forrer, Biogr. Dict. of Medal-
lists I 69. **
Arighi, Francesco, Ziseleur und Gießer
in Rom, verfertigte 1727 das aus vergoldetem
Kupfer bestehende Tabernakel der Abtei
Monte Cassino nach den Zeichnungen des
Architekten Antonio Canevaro. Als Muster
diente der Hochaltar der Jesuitenkirche St.
Andreas.
Meyer, Kstlcrlex. — Caravita, J. Co-
dici et le Art« a Monte Cassino III 445 — 449.
H. V.
Arighi, s. auch Arrighi.
Arighini, Giuseppe, italien. Maler und
Architekt, geb. in Brescia, stand von ca. 1070
bis 1700 als Theater-Dekorationsmaler und
Bauverwalter“ im Dienste des Herzogs Ge-
org Wilhelm von Braunschweig und leitete
als solcher seit 1670 den Neubau des herzogl.
Schlosses zu Celle. In Braunschweig von
ihm ein Theater und zahlreiche andere Bauten.
Schuster, Kst. u. Kstler. in Calenberg,
Hannover 1905. H. V.
Arigone, Francesco. Maler, malte 1693
in Fresko zwei Wandfclder in der neuerbauten
St. Barbara-Kapelle im Schlosse zu Schebctau
in Mähren. Er war 1701 Hauseigentümer in
Olmütz, wo er noch 1719 tätig gewesen sein
muß; denn wir finden ihn in einer Eingabe
der Olmützer Maler und Bildhauer an den
dortigen Magistrat wegen Separierung von
den Goldschmieden de dato 3. 4. 1719 mit-
unterfertigt.
Wolny, Kirchl. Topogr., O. II 366. — No-
■w a k, Kircbl. Kunstdenkm. in Olmütz II 5. —
Schram, Einige handschriftl. Quellen zur
mähr. Kunstgeschichte (Zeitschrift des Mähr.
Landesmus. IV 72 ff.). IV. Schram.
Arigoni, (Fra) Bono, Miniator in Vene-
dig. minderte eine geographische Karte und
zeichnete sie: Nova Charta marina fo facta
da mi fra Bono Arigoni Venexia MCCCCCXI.
Außer Schiffen und Tieren sicht man darauf
die Halbfigur eines Mönches mit einem offenen
Buche in der Hand, offenbar ein Porträt des
Verfertigers. (Das Blatt wurde von der Buch-
handlung Ongania in Venedig verkauft.)
Bratti, Miniatori Vcncziani, in Nuovo Arch.
Vcncto, nuova serie, tom. II, parte 1. u. 2. p. 73.
P. d'Ancona.
Arigoni, Francesco, Maler in Padua,
um 1028 tätig. Von ihm ein bezeichneter S.
Antonius in der Kirche S. Felice e Fortunato
zu Vicenza. Zani (Enc. II 210) erwähnt einen
Maler Francesco Arrigoni in Cremona, der
wahrscheinlich mit Obigem identisch ist und
von dem sich ein Selbstporträt in der Bildnis-
sammlung des Signor Cavaliere Giambatista
Gazzola in Verona befunden haben soll.
Meyer, Kstlcrlex. H. V.
Arigoni, s. auch Arrigoni.
Ariguzzi, Arduino di Domenico d e -
g 1 i, Architekt und Holzbildhauer in Bologna.
Zuerst erwähnt 1482 als Schnitzer der Pedale
zur großen Orgel der dortigen Hauptkirche
von S. Petronio. 1514 schuf er sodann
ein noch heute existierendes hölzernes Mo-
dell derselben Kirche (ausgestellt in der
Fabbriceria di S. Petronio). Ferner erbaute
A. gleichfalls 1514 die Cappella di S. Cecilia
in S. Giovanni in Monte, der Kirche der
Lateranensi sehen Chorherren zu Bologna, u.
zwar im Aufträge der Beata Elena Duglioli,
Gemahlin des Bencdctto dali’ Olio, die durch
Vermittelung ihres Oheims, des Kardinals Lo-
renzo Pucci, die Ausführung des Altarge-
mäldes für diese Caccilienkapellc dem Meister
Raffael lo Santi in Rom übertrug (die be-
rühmte hl. Caecilia der Bologneser Pinako-
thek). Endlich errichtete A. 1514 — 1517 den
Kuppelaufbau über der Chorvicrung von S.
Giovanni in Monte. — In einem erhalten ge-
bliebenen Briefe des Künstlers finden sich in-
teressante Ausfälle gegen den Dilettantismus
in der Kunst.
Meyer. Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — Burck-
hardt, Cicerone (8. Aufl. 1901) II 152, b; k.
— Guhl u. Rosenberg, Kstlerbriefe (1880)
• No. 371. — Arch. stör. d. Arte ital., ser. II, vol.
III, p. 227. — Rassegna d’Arte 1901, p. 26.
F. Malaguzsi-Valcri.
Ariguzzi, s. auch Arrigussi.
Arihisa ( ^ j^^) , a. d. Geschlechte
Kose, nach einigen Fujiwara, japanischer Ma-
ler der Kose-Schule (s. Kanaoka), lebte zwi-
schen den Perioden Enkei und Jöwa, d. h.
um 1308 — 1349 in Kyoto; 3. Sohn des Kose
Ariyuki. Er bekleidete hohe Hofämter
(Uneme no shö, Sakon shögen, Titel Iki no
kami) und erhielt den Hof rang Vb. Werke
von ihm ganz im Stile des Kanaoka im Tem-
pel Töji, Kyöto: zwei Mandara und ein Bild
der Glücksgöttin Benzaiten.
Fusö meigwaden 465 f. — Honchö meigwa
jiramei jisho 55. — Hist, de l’art du Japon 129.
— Anderson, Catalogue 12. O. Kümmel.
Ariie. Kose A. ( * ), jap. Maler
der Kose-Schule (s. Kanaoka), lebte um Per.
Genkö (1321 — 24), n! Brinkley, Japan VII,
Anh. S. 3 gest. 1320. Sohn des Kose Mitsu-
yasu? in Kyöto. Als s. Werke
werden u. a. erwähnt: 2 Makimono, Gyögi-
engi, Geschichte des korean. Priesters Gyögi
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Ariminese — Arismendi
(670 — 749), u. Jizö-engi, Wunder des Bodhi-
satva Jizö (Kshitegarbha), ferner 16 Kake-
mono, die 16 Rakan (Arhat).
Anderson, Catalogue 12. — Jiramei jisho
689. — Honchö meigwa jimmeä jisho 65.
O. Kümmel.
Ariminese, s. Coda, Bart.
Arimini, Italien. Stecher des 18. Jahrh. Von
ihm ist nur ein bezcichneter Stich, Pferde dar-
stellend, in Conte F. Bonsis Regole de’ ca-
valli (Rimini 1751) bekannt.
Meyer, Kstlerlcx. P. K.
Arimondo, Giuseppe, mit dem Ordens-
namen Fra Andrea da Treviso, deshalb auch
wohl Andrea Arimondo genannt, war Johan-
niter in Treviso und gab 1542 der dortigen
Kirche S. Martino als Patron und, wie eine
Inschrift ausdrücklich hinzufügt, als Archi-
tekt eine neue Gestalt, nachdem dieselbe von
den Mönchen von S. Zeno in den Besitz des
Johanniter-Ordens übenjegangen war. Die
Inschrift lautet: Haec fabbrica MDXLII pri-
ma Martii facta fuit Patrono et architecto
D. Andrea v. cquiti Hierosolymitano.
F e d e r i c i, Memorie Trevig. II 29. — Z a n i,
Enc. met. II 194. — Ricci, Architettura d'Ita-
lia III 336, 349. **
Arinelli, L u c a und Michelangelo,
neapol. Maler, nur aus einer Bittschrift vom
Jahre 1770 bekannt.
Napoli Nobilissima IX 75. G. Degli / Isst .
Arifio y Feliu, Rafael, span. Maler des
19. Jahrh., geb. zu Valencia, Schüler von Luis
Tellez, widmete sich vornehmlich der deko-
rativen Malerei. Indessen kennt man von
ihm auch verschiedene Genrebilder, deren Su-
jets dem Volksleben seiner vaterländischen
Provinz entlehnt sind.
Ossorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas espafioles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Ario, Emilio, Bildhauer in Venedig, nach
Zanis unvollständiger Angabe (Enc. met. II
104). h. V.
Ariodante, Marco, Blumenmalcr aus Bo-
logna, geb. 1699, nur bei Zani (Enc. met. II
195) erwähnt. h. V.
Arion, Hannequin, Bildhauer aus Brüs-
sel, tätig um die Mitte des 14. Jahrh. in Dijon
als Gehilfe des Jean de Soignollcs, nur ur-
kundlich bekannt.
Gazette d. Bcaux-Arts 1905, II 37. H. V.
Arjona, span. Maler, um 1650 Schüler des
Sebastian Martinez in Jaen. Von ihm einige
Werke in den Kirchen von Baeza und Ubeda,
und hauptsächlich in der Kirche und dem
Kloster der unbeschuhten Karmeliter in Jaen.
Sein Stil erinnert an Martinez, aber seine
Farbengebung ist kälter und seine Zeichnung
schwächer.
Cean Bermudez, Dicc. I 71.
Arjona, Donna Carmen, span. Malerin,
stellte 1869 in Sevilla eine „Ansicht von Se-
villa“ aus, deren pittoreske Vorzüge gerühmt
wurden.
Dioskuren 1869 p. 205. **
Ariosto, Felipe, span. Maler, vielleicht ita-
lien. Herkunft, führte 1587 — 8£ in einem Saale
der Audiencia in Barcelona zahlreiche Por-
träts aragonischer Herrscher aus.
V i fi a i a, Adic. II 33. M. v. B.
Ariperto, s. Auripert.
Aripo, s. Aribo.
Ariram. In einer Regensburger Hs. (Mün-
chen, Hof- und Staatsbibi. Clm. 14143) ist
uns von einer Hand des 10. Jahrh. die Grab-
schrift eines gewissen A. erhalten, in welcher
dieser als besonders gefeierter Künstler ge-
rühmt wird : nullus in hoc aevo viget in-
geniosior illo . . . artibus. Von der Existenz
desselben ist sonst nichts bekannt.
P e z, Thesaurus VI 1 p. 9. — Swarzenski,
Regensburger Buchmalerei p. 30. Swarscnski.
Arischia, S i 1 v c s t r o da, s. Silvcstro da
Sulmona.
Ariscola, Nicola, italien. Bildhauer des
15. Jahrh., wird als Lehrer des Salvato d’A-
quila genannt, dem verschiedene Werke in
der Kirche S. Maria dclla Valle Verde in
Barisciano (Prov. Aquila) zuerteilt werden.
Napoli Nobilissima X 112. — I.’Arte IV 73.
G. Degli Assi.
Ariscola, Silvcstro da, s. Silvestro da
Sulmona.
Arisius, Fra Sollicitus, Maler aus
Lodi, von ihm ein bezeichnetes und 1607
datiertes Gemälde mit der Anbetung der Ma-
gier in der Kirche S. Giovanni zu Sessa.
Filangieri, Indice degli Artcfici, Napoli
1891. H. V.
Arismendi, Felipe, Bildhauer zu S. Se-
bastian in Guipüzcoa, Sohn oder Enkel des
Juan, f 1. 8. 1725 in S. Sebastian. Man
schreibt ihm viele Werke in Biscaya zu, die
sich durch ihren Naturalismus auszeichnen,
namentlich zu S. Sebastian in Sta Maria einen
Petrus, einen Joseph und mehrere Gruppen
aus der Leidensgeschichte Christi, die er 1710
bis 1713 ausführtc; in der Pfarrkirche zu Eloy-
bar einen hl. Antonius, 1716 ausgeführt; in S.
Vicente ein Medaillon mit den Seelen im Fege-
feuer; in S. Francisco die Statuen des Königs
I-ouis XIV. von Frankreich und der hl. Rosa,
die zu seinen besten Arbeiten gehören; ferner
zu Bilbao in S. Jago die Statuen der Konzep-
tion und der hl. Barbara; in der Pfarrkirche
von Pasagcs vier Statuen am Haupttabernakel,
und einen Täufer in der Sakristei, der für
sein bestes Werk gilt; in der zu Plascncia
einen Christus und in der zu Tolosa einen hl.
Ignaz von Loyola und ein Relief mit den
Seelen im Fegefeuer von 1722.
Cean Bermudez, Dicc. VI 57 — 59. —
V i fl a z a, Adic. II 34.
Arismendi, Juan de, span. Bildhauer in
Cizurquil (Prov. Guipüzcoa), verfertigte 1632
mit Juan Vascardo und Juan de Iralzu mch-
IOO
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Aristainetos — Aristeas
rere Tabernakel, z, B. die für den Hauptaltar
der Pfarrkirche in Fucnmayor und Briones
u. für die Kirche Unserer lieben Frau de los
Reyes in dem Flecken de la Guardia.
Cean Bermudcz, Dicc. II 71. A
Aristainetos, griech. Architekt, nach einem
von Cyriacus kopierten Epigramm gefeierter
(87o;) Erbauer des berühmten Tempels des
Hadrian zu Kyzikos, eines der größten Tem-
pel des Altertums. Die Höhe seiner korinthi-
schen Säulen (6 an der Front, 15 an den
Langseiten) übertraf noch (21 m) die der
Säulen des athenischen Olympicions und die
von Baalbek. Ungewöhnlich tief und säulen-
reich (4x4) war die Vorhalle. In der Cella
lief eine von kleineren Säulen getragene Ga-
lerie ringsum. Krypten zogen sich unter
dem Boden hin. Der Riesenbau (ca. 100x30
m), ganz aus prokonnesischem Marmor auf-
geführt, wahrscheinlich schon unter Augustus
begonnen, dann von Hadrian mächtig geför-
dert, wurde erst unter Marc Aurel 167 voll-
endet. Er wurde Hadrian geweiht, dessen
Kolossalbüste als Firstakroter die Fassade
krönte. Die Eröffnungsrede des Rhetors Älius
Aristides ist noch erhalten. Franzos. Nach-
grabungen (Perrot et Guillaume, Exploration
archeologique de la Galatie p. 76 ff. — Rev.
arch. 1876, 264) haben wenigstens den Grund-
riß wieder freigelegt.
Bull. corr. hell. 1890, 517 (Th. Reinach). —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 852 (Fabri-
cius). H. Thiersch.
Aristandros, aus Megalopolis, Architekt
(oder nur Stifter?) einer nach ihm benannten
Säulenhalle am Marktplatz seiner Vaterstadt
(Pausan. VIII 30,5). Die Halle, etwa 100 m
lang, bildete den Südrand des großen Platzes
und dehnte sich zwischen dem Tempel des
Zeus Soter (O) und dem Heiligtum der
großen Göttinnen (W) aus. Sic war also
das Gegenstück zu der im Norden ihr gerade
gegenüber Philipp v. Makedonien zu Ehren
errichteten Halle und mag auch gegen den
Fluß hin geöffnet gewesen sein. Dieser, der
Helisson, hat in nachantiker Zeit das Gelände
gerade an der betreffenden Stelle völlig weg-
gerissen, so daß die engl. Ausgrabungen von
1890/1 keine Reste des „Aristandrcions“ mehr
vorfanden. Die 4fache Säulenreihe der von
Curtius-Strack versuchten Rekonstruktion des
Planes beruht auf Willkür, ebenso der Ein-
gang aus der Halle unmittelbar in das Zeus-
heiligtum rechts. Dies kehrte vielmehr dem
Aristandreion den Rücken und war so gegen
dasselbe vollständig abgeschlossen.
C u r t i u s, Peloponnes I 287 ff., 334 ff. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 859 (Kirch-
ner). — Excavations at Megalopolis, 101 ff. —
Frazer, Pausan. IV 321 ff. H. Thiersch.
Aristandros I, Erzbildner aus Paros. Er fer-
tigte die Stützfigur des einen der beiden
großen Dreifüße, die von den Spartanern für
den Sieg bei Aigospotamoi (405 v. Chr.) nach
Amyklai geweiht wurden, eine weibliche Fi-
gur mit Lyra, die Pausanias als Sparta,
Ixischcke (Athen. Mitt. 1878 S. 170) zweifel-
los richtig als Alexandra deutet, eine Göttin
die in eben dieser Gestalt in Amyklai verehrt
wurde. Da A. II ebenfalls aus Paros stammt,
ist es wahrscheinlich, daß beide zu einer Fa-
milie gehörten; dieser jüngere A. ist der
Sohn eines Skopas ; danach hat man mit
größter Wahrscheinlichkeit angenommen, die
beiden Namen hätten in dieser Familie ge-
wechselt, und der ältere A. sei der Vater des
berühmten Skopas gewesen. Daraus, daß mit
der Ausführung der entsprechenden Statue
unter dem zweiten Dreifuß in Amyklai einer
der beiden Polyklcte betraut war, hat man
schließen wollen, A. habe sich der argivischen
Kunstrichtung angeschlossen; doch ist diese
Folgerung keineswegs zwingend.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 319. — Over-
beck, Schriftq. 942. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik I4 508, II4 14, 34, Anm. 2. — L ö w y,
Inschr. gr. Bildh. 287. — Collignon, Hist,
de la sculpt. gr. II 232 f. — Furtwängler,
Meisterw. d. gr. Plastik S. 522. — Pauly-Wis-
sowa, Realenc. II 860, 7 (Robert). — Frazer,
Pausanias III S. 351. — Hitzig-Blümner,
Pausanias II S. 810 f. Amelung.
Aristandros II, Bildhauer, Sohn eines Sko-
pas, aus Paros. Bekannt durch zwei auf De-
los gefundene Inschriften, nach denen er zwei
Statuen (oder eine? beide Inschriften viel-
leicht von derselben Basis) eines Agasias (s.
A. II) restaurierte. Nach einer ansprechenden
Vermutung Raycts (Monum. de l’art III S.
10) wäre diese Restauration durch die Zer-
störungen im mithridatischen Kriege (88 bis
81) notwendig geworden. A. würde demnach
gegen die Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. tätig
gewesen sein. Weniger wahrscheinlich ist
Brunns Annahme, A. habe die Aufstellung
der Statuen besorgt (das Wort ist exeoxeuaaev)
sei also ein Zeitgenosse des Agasias gewesen
(Anfang des 1. Jahrh.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 605. — L ö w y,
Inschr. gr. Bildh. 287, 288. — Pauly-Wis-
sowa, Realenc. II 860, 8 (Robert). Amelung.
Aristarete, griech. Malerin, Tochter und
Schülerin des Nearchos, unbekannter Zeit und
Herkunft, von Plinius in dem summarischen
Verzeichnis von Malerinnen N. H. 35, 147 er-
wähnt. Sie malte einen Asklepios.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlcr. II 300. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 76 (Rossbach).
Sauer.
Ariste, Pierre, Gobelinwcbcr in Tou-
louse, bekommt am 7. 12. 1564 von M. An-
toine de Saint-Pol, conseiller, zwei Teppiche
mit den königlichen Lilien und einer Früchte-
einfassung in Auftrag.
Reunion d. Soc. d. Beaux-Arts XXIV 1900,
p. 131 u. 134. H. V.
Aristeas I, Bildhauer der hadrianischen Zeit
aus Aphrodisias (wahrscheinlich in Karien),
IOI
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Aristeas — Aristeides
Er fertigte gemeinsam mit seinem Landsmann
Papias zwei Kentaurenstatucn aus schwarzem
Marmor, die 1736 in der Villa des Hadrian
gefunden wurden und wohl auf Bestellung
für den Kaiser gearbeitet waren; die In-
schriften der Künstler (ohne Verbum) fin-
den sich an den Basen. Beide Statuen sind
heute im kapitolinischen Museum (Hclbig,
Führer 2, No. 508 f.). Es handelt sich nicht
um eigene Schöpfungen des A. und P. ; wir be-
sitzen Wiederholungen derselben Figuren, die
ihrer Ausführung nach aus früherer Zeit
stammen. Die augenfällige Verwandtschaft
des alten Kentauren mit dem Laokoon läßt
keinen Zweifel, wo und wann die Originale
entstanden sind: auf Rhodos in der 2. Hälfte
des 1. Jahrh. v. Chr. (s. Hagesandros). Diese
Originale waren in Bronze gearbeitet; die
beiden Aphrodisier haben es uns bezeugt durch
die Wahl des schwarzen Steines und durch
die widerlich übertriebene Art, wie sie die
Ziselierung wiedergegeben und die Haare tief
unterarbeitet haben. Ihre Kentauren, wie sie
heute erhalten sind, geben uns kein vollstän-
diges Bild der Komposition; beiden fehlt auf
dem Rücken ein kleiner Erot (Amelung, Va-
tikan-Katalog II 138). Große technische
Bravour ist das Einzige, was man dem A.
und P. nachrühmen kann. In Aphrodisias
hat in der ganzen Kaiserzeit eine Bildhauer-
schule geblüht, die sich augenscheinlich mit
dem Kopieren älterer Werke begnügt hat.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. I 593. — Over-
beck, Schriftq. 2286. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik II* 467 f. — Löwy, Inschr. gr. Bildh.
369 (vgl. die Bern, zu 364). — Collignon,
Hist, de la sculpt. gr. II 677. — Pauly-Wis-
s o w a, Realenc. II 876, 16 (Robert).
Amelung.
Aristeas II, Bildhauer aus der Mitte des 2.
Jahrh. v. Chr., Sohn eines Nikandros, aus
Megalopolis. Bekannt durch die Inschrift
einer Basis, die sich in Olympia gefunden hat
(vgl. Damophon).
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 271 (vgl. 272a Schluß
d. Textes) ; Inschr. v. Olympia 396. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 879, 17 (Robert).
Amelung.
Ariateides I, ein in der antiken Überliefe-
rung von dem thcbanischcn Maler Aristeides
II nicht bestimmt unterschiedener Künstler,
der sowohl Erzgießer als Maler, wahrschein-
lich auch Architekt war. Nach der jetzt herr-
schenden Auffassung ist die Überlieferung
so zu verstehen, daß dieser A. I der Vater-
des Malers Nikomachos, der Großvater des
A. II war, daß er gegen Ende des 5. Jahrh.
als Maler bei Euxinidas, einem Zeitgenossen
des Zeuxis, Parrhasios und Timanthes, als
Erzgießer bei dem älteren Polyklet lernte,
daß er seinerseits in der Malerei der Lehrer
seiner Söhne Nikomachos, Nikeros und Ari-
ston, sowie des Euphranor u. des Ant(en)ori-
des wurde. Daß auch Euphranor zugleich
Erzgießer und Maler war, spricht für diese
Annahmen, die allerdings auch eine Änderung
des Pliniustextcs (N. H. 35, 108: Aristidi
statt Aristiaci, Aristiaii oder Aristaichmi)
nötig macht. Die Angabe, daß Aristeides
die enkaustische Malerei erfunden habe, paßt
besser auf A. I als II. Als Erzgießer schafft
A. I Zwei- und Viergespanne, weshalb man
die gemalten Viergespanne lieber ebenfalls dem
älteren zuschreiben möchte; andere Werke
ihm nachzuweisen ist nicht möglich. Worin
die Verbesserung der von Kleoitas erbauten
Ablaufschranken von Olympia bestand, die
den A. I auf architektonischem Gebiet tätig
zeigen würde, ist nicht bekannt. Sollte der
Architekt nicht eine Person mit dem Erzgießer
und Maler A. sein, so bleibt doch dieser eine
greifbare künstlerische Persönlichkeit. Als
Schüler Polyklets u. Lehrer des zum Attiker
gewordenen Euphranor wird er zwischen den
beiden Hauptschulen des griechischen Mutter-
landes vermittelt haben, und darin, nicht in
seinen eigenen Werken, wird seine Bedeutung
zu suchen sein.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. I 277. 307.
II bcs. 167. 329. 367. — Overbeck. Schriftq.
1771. 1778. 1779. 1784. 1785. — U r I i c h s,
Rh. Mus. 25, 509 ff. — Kroker, Glcichnam.
gr. Kstler. 25 ff., 31 (Stammbaum). — Robert.
Archäol. Märchen 83 ff. — Pauly-Wis-
s o w a, Realenc. II 896, 28 (Fabricius), 29
(Robert) und 30 (Rossbach). Sauer.
Aristeides II, berühmter griech. Maler aus
Theben, wahrscheinlich Sohn des Nikomachos
und Enkel des Aristeides I. Plinius kennt nur
einen Aristeides und ist sich der chronologi-
schen Schwierigkeiten, die sich daraus erge-
ben, nicht bewußt geworden; erst allmählich
hat die Forschung, seit Urlichs’ Vorgang,
die Persönlichkeiten und künstlerischen Cha-
raktere der beiden A. deutlicher herausge-
arbeitet. Der jüngere A., dessen Meister
wahrscheinlich deshalb nicht erwähnt wird,
weil selbstverständlich der Sohn bei dem Vater
lernte, blühte zur Zeit Alexanders des Gro-
ßen, der eines seiner Hauptwerke nach der
Eroberung Thebens im Jahre 336 nach Pella
bringen ließ, und des Tyrannen Mnason von
Elatcia, für den er eine Perserschlacht, ge-
wiß nicht eine aus früheren Kriegen, sondern
eine Alexanderschlacht, also frühestens im
Jahre 333 malte; in das Ende seines Lebens
fällt das Bildnis der Leontion. der Geliebten
Epikurs, der seit etwa 306 in Athen war. Wie
hoch seine Kunst geschätzt war, beweisen be-
stimmte Preisangaben : die Perscrschlacht be-
zahlte schon ihr Besteller Mnason mit 1000
Minen (etwa 7000 M.). 200 Jahre später
bot der sehr kunstverständige König Attalos
II. von Pergamon für das Dionysosbild des
Meisters, das bei der Plünderung Korinths mit
anderen in die Hände römischer Soldaten ge-
fallen war und als Spielbrett dienen mußte,
100 Talente oder 600 000 Denare (etwa
102
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Aristes — Aristion
400000 M.). Die Liste seiner Werke ist
nicht groß, aber interessant. Sieht man ab
von dem einzigen Bildnis, dem der Leontion,
den nicht näher bezeichnetcn lasziven Bildern,
die dem gewissenhaften Polemon das Recht
gaben, A. zu den Pornographen zu rechnen,
den rennenden Viergespannen, die vielleicht
nur kleine Votivbilder und möglicherweise
sogar von seinem Großvater waren, so bleiben
in dem Verzeichnis seiner Werke nur wenige
Bilder von ruhiger Stimmung und schlichtem
Vortrag: ein tragischer Schauspieler mit einem
Knaben, ein Greis, der einen Knaben im
Lyraspiel unterrichtet, vielleicht auch die Jä-
ger mit Beute, die man ohne hinreichenden
Grund dem Großvater A. I. hat zuschreiben
wollen. Ein großartiges Bild muß der Dio-
nysos gewesen sein, wahrscheinlich nicht eine
Darstellung des Gottes allein, sondern, wie die
Fassung der Pliniusnotiz vermuten läßt, in
einer größeren Szene und zwar, nach der
Lesart der geringeren Handschriften (vgl.
Kalkmann, Arch. Zeit. 41, 40 ff.) mit Ariadne;
es ist danach wahrscheinlich, daß die zahl-
reichen Darstellungen der Auffindung der
schlafenden Ariadne durch den inmitten sei-
nes Schwarmes erscheinenden Dionysos auf
dieses hochberühmte Bild zurückgehen. Be-
sonders charakteristisch für den Meister sind
die pathetischen Bilder: ein unendlich oft
gerühmter Kranker, vielleicht identisch mit
einem Herakles im Nessosgewand, den Stra-
bon, wenn er es auch nicht ausdrücklich sagt,
als Werk des A. betrachtet, eine anapauo-
mene propter fratris amorem, d. h. eine wegen
der Liebe ihres Bruders oder zu ihrem Bru-
der Sterbende, in der man am wahrschein-
lichsten (vgl. das von Kalkmann, Arch. Zeit
41, 40 ff. Taf. 7, 1 veröffentlichte Vasenbild)
die von Euripidcs in die Tragödie eingeführte
Aiolostochtcr Kanakc erkennt, ein Betender
oder Flehender, dessen Stimme man fast zu
hören glaubte, die hundert Figuren enthal-
tende Perserschlacht und endlich das Bild
einer eroberten Stadt mit einer besonders ge-
rühmten Gruppe von Mutter und Kind : das
Kind herankriechend zu der Brust der töd-
lich Verwundeten, der man die Angst ansah,
das Kind möchte, wenn die Milch nun ver-
siegt, ihr Blut lecken. Als unvollendetes,
gleichwohl hochgerühmtes Bild wird eine Iris
genannt. Die Angabe, daß A. die nachher
von Praxiteles verbesserte Enkaustik erfun-
den habe, verträgt sich weder mit den Zeit-
umständen noch der eher auf Temperatechnik
deutenden Angabe, daß er in den Farben
etwas zu hart gewesen sei, ist also auf A. I.
zu beziehen. Der Kunstcharakter des A. II.
ist schon von der alten Kunstschriftstellerei,
hauptsächlich w’ohl auf Grund des Bildes der
eroberten Stadt, genau bezeichnet worden: er
zuerst habe seelische Regungen (r>q nach
späterem Sprachgebrauch, im Gegensatz zu
t;&oc= Charakter, in dessen Darstellung ein
Hauptruhm des Polygnot bestanden hatte)
und Leidenschaften (nafc^perturbationcs) dar-
gcstellt. Packende Lebenswahrheit, ergrei-
fende Darstellung psychologischer Affekte von
den zartesten bis zu den heftigsten müssen
seiner Kunst eine hohe Bedeutung gegeben
haben; sie wird der spezifischen malerischen
Kunst seiner Zeitgenossen Apellcs und Pro-
togenes nachgestanden haben, während sie an
Gehalt und tieferen Wirkungen ihr wahr-
scheinlich überlegen war.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 171 ff., wo
besonders die cindringcnde Untersuchung über
den geistigen Gehalt der Kunst des A. von Wert
ist. — U r 1 i c h s. Rhein. Mus. 25, 509 ff. —
Ochmichen, Plinian. Studien 233 ff. —
Kroker, Gleichnam. gr. Kstler. 25 ff. (Stamm-
baum der Familie 31). — Robert, Arch. Mär-
chen 69, 83 ff. — Klei n, Arch. epigr. Mitt.
11, 227 ff. — v. Rohden in Baumeisters
Denkm. II 864 ff. — Michaelis, Jahrb. d.
Inst. VII 133 ff. — G i r a r d, Peint. ant. S.
228 f. — Pauly-Wissowa, Realenc. II
897, 30 (Rossbach). Sauer.
Aristes, Stempclschneidcr dorischer Her-
kunft in der achäischcn Kolonie Metapont,
der Name steht in der Genitivform APIÜTH
klein am Halsabschnitt des Kopfes einer Göt-
tin auf einem Didrachmon im Berliner Münz-
kabinett; der Dialekt verbietet, die Inschrift
als Namen der Göttin zu fassen. A. arbeitete
in der 1. Hälfte des 4. Jahrh.
Friedländer, Archäol. Zeitung 1847, Taf.
VIII 7. — v. S a 1 1 e t, Künstlerin sehr, auf
griech. Münzen S. 13. — H e a d, Historia Num-
mor. S. 64. Weil.
Aristiaios, s. Aristeides I.
Aristiakos, nach dem cod. Bamb. des Pli-
nius N. H. 35, 108 ein griechischer Maler,
während andere Handschriften auf die Form
Aiistaichmos hinweisen. Man nimmt Ver-
derb aus Aristiaios oder gewöhnlicher Ari-
stidi an und setzt A. dem Aristeides I. gleich
(s. d.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 159 ff. —
Kroker, Gleichnam. gr. Kstler. 26. 32. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 899 (Ross-
bach). Sauer.
Aristide, Louis, s. Louis, Aristide.
Aristion, Bildhauer aus Paros, tätig in der
ersten Hälfte des 6. Jahrh. v. Chr. Bekannt
durch Inschriften auf zwei in Attika gefun-
denen Basen von Grabmälern. Die eine hat
augenscheinlich eine Säule getragen, auf der
eine Skulptur gestanden haben wird; in die
andere war die Statue eines Mädchens ein-
gelassen. Vermutungsweise hat man densel-
ben Namen auf einer dritten Basis ergänzt,
die, wie die erste, in Athen zutage kam und
eine männliche Statue getragen hatte (erhal-
ten ist nur das Ethnikon bis auf den ersten
Buchstaben).
Overbeck, Schriftq. 354. — Ders., Gesch.
d. gr. Plastik I« 152. — Löwy, Inschr. gr.
103
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Aristipp — Aristokles
Bildh. 11, 12, 395. — Collignon, Hist, de
la sculpt. gr. I 252, 338. — Pauly-Wissowa,
Realenc. II 901, 17 (Robert). Amclung.
Aristipp. Nicht Medailleur- sondern Ma-
gistratsbczcichnung auf tarentiner Münzen.
Brunn, Gesch. d. gricch. Kstler. **
Aristobulos, griechischer Maler aus Syrien
oder in Syrien tätig, von Plinius N. H. 85,
146 unter den weniger berühmten Malern ge-
nannt. Vermutlich lebte er unter den Selcu-
kiden.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 286. — Pau-
ly-Wissowa, Rcalenc. II 920 (Rossbach).
Sauer.
Aristodemos, Erzbildner aus dem Ende des
4. Jahrh. v. Chr. Plinius führt ihn unter
Olympiade 113 ( 328 — 25) an und berichtet,
er habe Ringerstatuen, Zweigespanne mit dem
Lenker, Porträts von Philosophen und alten
Frauen gearbeitet; im einzelnen erwähnt er
ein Porträt des Königs Sclcukos (322 — 281)
und einen geschätzten Doryphoros. Tatian
schreibt ihm ein Bildnis des Acsop zu. Die
eigentümliche Bemerkung, er habe Zwei-
gespanne mit dem Lenker gebildet, erklärt
sich wohl durch die Tatsache, daß im 4.
Jahrh. öfter eine Arbeitsteilung zwischen zwei
Künstlern stattfand, indem der eine Gespann
und Wagen, der andere die menschlichen Fi-
guren lieferte (vgl. Reisch, österr. Jahresh.
1906 S. 208 f.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 421. — Over-
beck, Schriftq. 1605 f. — Ilers., Gesch. d. gr.
Plastik II4 162, 181. — Kalkmann, Rh. Mus.
1887 S. 512. — Collignon, Hist, de la sculpt.
gr. II 429. — Pauly-Wissowa, Rcalenc.
II 929, 35 (Robert). Amelung.
Aristodemos, griechischer Maler der Kaiser-
zeit (um 200), aus Karicn, von dem älteren
Philostrat im Vorwort seiner „Bilder“ als
sein Gastfreund erwähnt. Er malte in der
Manier des (uns unbekannten) Eumelos und
schrieb über Geschichte der Malerei.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 309. — Pau-
ly-Wissowa II 929, 36 (Rossbach). Sauer.
Axistodikos, wahrscheinlich fingierter Künst-
lername in einem Rätselepigramm konstan-
tinischcr Zeit.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. I 608. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 929. 5 (Robert).
Sauer.
Aristodotos, Erzbildner, von Tatian als
Künstler einer Statue der Hetäre Mystis ge-
nannt. Mit Brunn diesen Namen zu ändern,
ist unnötig, da er unverdächtig ist (vgl. Pape-
Benseler s. v.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 525. — Jahn,
Abh. d. sächs. Gcsellsch. 1861 S. 753. — Over-
beck, Schriftq. 1341, 2090. — K a 1 k tn a n n,
Rh. Mus. 1887 S. 489 ff. — Pauly-Wis-
sowa, Rcalenc. II 929 f. (Robert). Amclung.
Aristogeiton, thcbanischcr Erzbildncr, s.
Hyt'atodoros.
Aristokleides, griechischer Maler, von Pli-
nius N. H. 35, 138 unter den primis proxumi
genannt ; er habe den delphischen Apollon-
tcmpcl ausgemalt. Nach dem Zusammenhang
der Pliniusstelle ist A. sicher kein Künstler
älterer Zeit, er malte also nicht den nach 534
erbauten Alkmeonidcntcmpel aus, sondern den
nach dessen Zerstörung um die Mitte des 4.
Jahrh. in langer Bauzeit errichteten (vgl.
Reisch, österr. Jahresh. 9(1906], 199 ff). Wahr-
scheinlich erhielt dieser Tempel gleich damals
seinen Gemäldeschmuck; der Künstler war
also wohl um die Mitte des 4. Jahrh. tätig.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 298. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 933, 6 (Rossbach).
Sauer.
Aristokles I, attischer Bildhauer des 6. Jahr-
hunderts v. Chr. Bekannt durch die Künstlcr-
inschrift der berühmten Aristion-Stelc (Conzc,
Att. Grabrcl. Taf. II 1), eines charakteristi-
schen altattischcn Werkes. Von ihm stammte
auch eine Votivstatue, von der sich nur ein
Fragment der Basis erhalten hat (gefunden,
wie die Stele, in Attika).
Overbeck, Schriftq. 356. — Dcrs., Gesch.
d. gr. Plastik I4 199 f. — Löwy, Inschr. gr.
Bildh. 9, 10. — Collignon, Hist, de la sculpt.
gr. I 387. — Pauly-Wissowa, Realenc. II
937, 21 (Robert). Amclung.
Aristokles II, Erzbildner aus Sikyon, kaum
weniger berühmt als sein Bruder Kanachos
(s. d.), tätig in der 2. Hälfte des 6. Jahrh.
v. Chr. An ihn schließt sich eine sicben-
gücdrige Schulfolge von Künstlern der ver-
schiedensten Herkunft bis zum Ende des 5.
Jahrhunderts (Synnoon von Aegina und sein
Sohn Ptolichos, dann an sechster Stelle So-
stratos von Chios und an letzter dessen Sohn
Papias; s. d. einzelnen Namen). Nur eins
seiner Werke ist überliefert: eine Muse mit
der Schildkrötenleier; sie bildete mit zwei
andern Musen, von denen die eine sein Bru-
der, die andere Hagelaidas gearbeitet hatte,
eine Gruppe. Klein nimmt an, er sei der Va-
ter des Kleoitas und Großvater des Aristokles
IV gewesen ; die Möglichkeit dieses Zusam-
menhanges ist nicht zu leugnen.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 80 ff. — Over-
beck, Schriftq. 410 — 15. — Dcrs., Gesch. d. gr.
Plastik I4 141 ff. — Robert, Archäol. Mär-
chen S. 95 f. — Pauly-Wissowa. Realenc.
II Sp. 737, 22 (Robert). — Collignon, Hist,
de la sculpt. gr. I 309, 339. — Klein, Gr.
Kunstgesch. I 332 f. Amelung.
Aristokles III, Erzbildncr aus Kydonia auf
Kreta. Er arbeitete im Aufträge eines Eua-
goras von Zankle für Olympia eine Gruppe,
die Herakles und die berittene Amazonen-
königin im Kampf um den Gürtel darstellt.
(Ein Marmorfragment mit dem Inschriftrest
(Ku)5«v»crrac, das sich bei den Ausgrabungen
im Zeustempel fand, könnte von der Basis
stammen). Pausanias rechnet ihn zu den
altertümlichsten Künstlern ; jedenfalls lebte
er vor dem Jahre, in dem Zankle den Na-
men Messene erhielt (Ol. 71, 3 = 494i.
Der Schriftcharakter der Inschrift würde
dazu stimmen.
104
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Aristokles — Ariston
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. I 117. — Over-
beck, Schriftq. 483. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik I* 90. — Sauer, Anf. d. statuar. Gruppe
S. 55 f. — C o 1 1 i g n o n. Hist, de la sculpturc
gr. I 252, 309. — Pauly-Wissowa, Real-
enc. II 937, 23 (Robert). — Inschr. v. Olympia
836. — Frazer, Pausanias III 642. — Hitzig-
Blümner, Pausanias III 441. Amelung.
Aristokles IV, Erzbildner wie sein Vater,
Kleoitas, aus dessen Namen man schließen kann,
daß sie Dorier waren. KI. hat (im B. Jahrh.
v. Chr.) die Ablaufschrankcn der olympischen
Rennbahn erfunden und eine Bronzestatue
gearbeitet, die Pausanias auf der Akropolis
sah, dort also erst nach dem Perserbrande
errichtet sein konnte. Da des Kleoitas Vater
ebenfalls Aristokles hieß, hat Klein vermutet,
dieser sei A. II, der Bruder des Kanachos,
gewesen; die Möglichkeit eines solchen Zu-
sammenhanges ist nicht zu leugnen. Der
Sohn des Kleoitas wäre demnach in das
zweite Viertel des 5. Jahrh. zu datieren. Er
fertigte im Auftrag eines Thessaliers Gnathis
für Olympia eine Gruppe des Zeus und Gany-
med.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 107 f. —
Overbeck, Schriftq. 1031 — 33. — Ders., Gesch.
d. gr. Plastik I* 340. — Pauly-Wissowa,
Realcnc. II 938, 24 (Robert). — Frazer, Pau-
sanias III 635. — Hitzig-Blümner, Pau-
sanias III 436. — Klein, Gr. Kunstgesch. I
333. Amelung.
Aristokles V, Bildhauer. Er führte Ol. 95,3
= 308 eine Restauration an dem Basisrelief
der phidiasischen Athena Parthenos aus.
L 6 w y, Inschr. gr. Bildh. 525. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 938, 24 (Robert).
Amelung.
Aristokydes, griechischer Maler, von Pli-
nius N. H. 35, 140 unter den weniger bedeu-
tenden genannt.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 287. 300. —
Pauly-Wissowa, Realcnc. II 942 (Ross-
bach). Sauer.
Aristolaos, griechischer Maler der 2. Hälfte
des 4. Jahrh., Sohn und Schüler des berühm-
ten Enkausten Pausias von Sikyon, aber von
diesem durch die Strenge seines Stils unter-
schieden, überhaupt (nach Plinius N. H. 85,
137) einer der strengsten Maler. Als seine
Werke werden genannt: Epameinondas, Pe-
rikies, Mcdeia, Arcte, These US, ein Bild des
attischen Volkes, also wohl Demos, ein Stier-
opfer. Das sind am wahrscheinlichsten 5
Bilder: ein heroisches, 2 Porträts, ein halb
allegorisches Bild (Arcte, Theseus und Demos;
man vergleiche des etwas älteren Euphranor
Theseus, Demos und Dcmokratia und dessen
statuarische Kolossalgruppc Arcte u. Hellas)
und ein mehr genrehaftes, dessen Thema uns
auch bei seinem Vater Pausias und seinem
großen Zeitgenossen Apellcs begegnet. Jeden-
falls ist dieser Sikyonier in Athen beschäftigt
gewesen, muß also recht bedeutend gewesen
sein.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 154. —
Klein, Arch. epigr. Mitt. 11, 225, 233. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 942 (Rossbach).
Sauer.
Aristomachos, 1) Bildhauer, s. Andreas.
2) Maler?, s. Aristomenes II.
Aristomedea, thebanischer Bildhauer aus der
Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. Er führte gemein-
sam mit seinem Landsmann Sokrates ein Bild
der großen Göttermuttcr aus, das Pindar als
Kultbild in das nahe seinem Hause in Theben
gelegene Heiligtum der Göttin stiftete.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. I 112. — Over-
beck, Schriftq. 478. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik R 161. — Pauly-Wissowa, Real-
enc. II 947, 5 (Robert). Amelung.
Aristomedon aus Argos, Erzbildncr aus dem
Anfang des 5. Jahrh. v. Chr. Er arbeitete für
Delphi eine figurenreiche Gruppe, die von den
Phokcrn nach einem Siege über die Thessa-
lcr geweiht wurde. Dargestellt waren die
Anführer der Phokcr — darunter der Seher
Tellias, ein Stratege zu Pferde, einer zu Fuß
— und die Landesheroen.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 62. — Over-
beck, Schriftq. 400. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik I4 142. — Sauer, Anf. der statuar.
Gruppe 16 ff. — C o 1 1 i g n o n, Hist, de la sculpt.
gr. I 320. — Pauly-Wissowa, Realenc. II
947, 2 (Robert). Amelung.
Aristomenes I, Bildhauer, Sohn eines Agias
aus Messene, bekannt durch Inschriften an
zwei Basen, die in Olympia gefunden wur-
den und Ehrenstatuen getragen hatten. Der
Agias (s. d.), Sohn eines Aristomenes, von
dem ebenfalls eine Inschrift in Olympia zu-
tage kam, ist augenscheinlich der Sohn die-
ses Ar., ein Pyrilampos (s. d.), Sohn eines
Agias, sein Bruder oder Enkel. Nach den
Schriftformen lebte Ar. in der Mitte des 2.
Jahrh. v. Chr. (vgl. Damophon).
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 272, 272a.: Inschr.
v. Olympia 397 ff. — C o 1 1 i g n o n. Hist, de la
sculpt. gr. S. 626. — Pauly-Wissowa,
Realcnc. II 949, 15 (Robert). Amelung.
Aristomenes II, griechischer Maler unbe-
kannter Zeit aus Thasos (Strymonios ist nur
poetische Bezeichnung derselben Herkunft),
von Vitruv, de archit. III prooem, als einer der
tüchtigen Künstler genannt, die nicht nach
Verdienst berühmt geworden seien. Wir ken-
nen durch ein Epigramm der Anthologie (von
den beiden hier vorkommenden Namen Aristo-
machos und Aristomenes muß wegen der Vi-
truvstclle der letztere richtig sein) ein Werk
von ihm, ein Votivgemälde dreier Mädchen
an Aphrodite, das den Tempel und das Bild
der Göttin und die Stiftcrinncn mit Gaben
— Sandalen, Mantel, Becher — in den Hän-
den darstellte.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstler. II 55. 285. 301.
— Benndorf, De anthol. gr. epigramm. S. 50,
1. — Pauly-Wissowa, Realcnc. II 946, 22,
950, 16. Sauer.
Ariston I, Erzbildncr aus Lakonien. Pau-
sanias erwähnt in Olympia eine 18 Fuß hohe,
bronzene Statue des Zeus als das Werk des
Ariston — Aristonidas
Ar. und seines Bruders Telcstas. Nach dem
Epigramm, das Paus, abschreibt, hatten die
Bewohner von Kleitor (in Arkadien) die
Statue als Zehnten aus der Beute wieder be-
zwungener Städte geweiht. Das Epigramm
macht einen altertümlichen Eindruck (6. — 5.
Jahrh.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 115. — Over-
beck, Schriftq. 1588a S. 475. — Pauly-Wis-
s o w a, Realenc. II 959, 60 ((Robert). Amelung.
Ariston II, Bildhauer, bekannt durch die In-
schrift einer in Athen gefundenen Basis, nach
der er eine Statue gemeinsam mit einem
Xanthias gearbeitet hatte. Nach den Schrift-
zügen etwa aus dem 4. Jahrh. v. Chr.
Foucart, Bull, de corr. hell. 1890 S. 515.
— Pauly-Wissowa, Realenc. II 960, 61
(Robert). Amelung.
Ariston III, aus Mytiletic, Erzgießer von
mäßigem Verdienst, angesehener wegen seiner
toreutischen Arbeiten nach Plin. N. H. 33,
156; 34. 85.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 526, II 404.
— Overbeck, Schriftq. 2167. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 960, 62 (Robert).
Amelung.
Ariston IV, Bildhauer aus dem 2. Jahrh. v.
Chr., Sohn eines Dionysios. Bekannt durch
eine Inschrift in Theben. Aus derselben Fa-
milie waren ein Dionysios (s. d.), Sohn eines
Ariston, und ein Agatharchos (s. d.), Sohn
eines Dionysios, der sich als Böotier bezeich-
net; von beiden fand sich je eine Inschrift im
Amphiareion von Oropos. Die Familie war
also in beschränktem Umkreis tätig.
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 275a. — CIGr VII
2527. — Pauly-Wissowa, Realenc. II 960,
63 (Robert). Amelung.
Ariston V, griechischer Maler des 4. Jahrh.,
Sohn und Schüler eines Aristcidcs, Bruder
und Schüler des berühmten Nikomachos,
nach der wahrscheinlichsten Annahme Sohn
des Aristeides I und Oheim des Aristeidcs
II. Das einzige von ihm bekannte Werk ist
ein bekränzter Satyr mit einem Trinknapf
(skyphos).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 162 ff., 171.
181. — K r o k e r, Gleichn. gr. Kstler. 31. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 960, 64 (Ross-
bach). -Sauer.
Ariston VI, Gemmenschneider od. ehemali-
ger Besitzer einer antiken Gemme mit dem
Bilde eines auf einem Felsblock sitzenden
„Odysseus“.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 605. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 960, 66 (Rossbach).
Pernice.
Ariston VII, Mosaikarbeiter, bekannt durch
ein 1823 auf der Via Appia gefundenes Mosaik,
drei eine Nymphe verfolgende Satyrn darstel-
lend, mit der Inschrift ARISTO FAC.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 312. —
Overbeck, Schriftq. 2166. — Pauly-Wis-
sowa, Realenc. II 960, 65 (Rossbach).
Altmann.
Ariston VIII, bekannter Erzgießer u. Gold-
schmied, zweimal von Plinius (N. H. 33, 156;
34, 85) erwähnt Seine Heimat war Mytilenc,
vermutlich gehört er dem hellenistischen Zeit-
alter an.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 404. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 960, 62 (Robert).
Pernice.
Aristonidas, Erzbildner. Plinius nennt von
ihm nur eine Statue: Athamas, wie er dasitzt
voll Reue darüber, daß er in der Raserei sei-
nen eigenen Sohn Learchos erschlagen. Die
Statue war zu Plinius’ Zeit in Rhodos. Der
Künstler sollte Eisen unter die Bronze ge-
mischt haben, damit die durchschimmerndc
Röte des Eisenrostes dem Gesicht einen Aus-
druck von Scham verleihe, was zweifellos
Cicerone-Weisheit ist. Aristonidas konnte
dem Beschauer eine Ahnung von dem, was er
darstellen wollte, nur vermitteln durch eine
außerordentlich feine Darstellung des phy-
siognomischen Ausdrucks, des Vermittlers der
widerstreitenden Gefühle des unglücklichen
Vaters, der aus der Nacht des Wahnsinns zur
wildesten Verzweiflung erwacht. Danach ist
cs begreiflich, daß man dies Werk neben dem
Laokoon genannt hat, und sicher ist cs in der
hellenistischen Zeit entstanden. Für eine
genauere Datierung aber fehlt jeder Anhalt.
Der Name des Aristonidas kann auf einer
rhodischen Inschrift hellenistischer Zeit aus
den erhaltenen ersten sechs Buchstaben er-
gänzt werden (Löwy 197 ; augenscheinlich
handelt es sich um eine Künstlersignatur) ;
dieser A. war der Vater eines Mnasitimos,
dessen Name noch auf einer anderen rhodi-
schen Inschrift (Löwy 183) zu ergänzen ist;
dort ist kein Vater genannt, aber gesagt, daß
er Rhodicr war; endlich besitzen wir aber-
mals zwei rhodische Inschriften (Löwy 181,
182) von einem Rhodicr Mnasitimos, der sich
einmal Sohn eines Tclcson nennt und das
andere Mal, wie es scheint, mit einem Sohn
Teleson gemeinsam gearbeitet hat. Augen-
scheinlich gab es also eine rhodische Künstler-
familie, von der wir durch diese Inschriften
verschiedene Generationen kennen lernen und
zu der auch der durch seinen Athamas be-
rühmte Aristonidas gehört hat Ob dieser
mit dem Vater des Mnasitimos zu identi-
fizieren ist, wissen wir nicht; dagegen ist zu
beachten, daß eben diese beiden Namen bei
Plinius unter den Malern genannt werden,
die nicht gerade unberühmt seien, die man
aber doch nur eben zu nennen brauche: Mna-
sitimus Aristonidae filius et discipulus. Man
kann nicht mehr als die Möglichkeit fcst-
stellen, daß diese Maler mit den obengenann-
ten Bildhauern identisch seien ; denn beide
Namen konnten sich in dieser Familie zu der
gleichen Folge in verschiedenen Zeiten zu-
sammenfinden. Möglich ist auch, daß uns
noch ein weiteres Glied dieser Familie, Ophe-
lion, Sohn eines Aristonidas, durch eine In-
schrift von Tusculum bekannt ist, zumal es
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Aristonothos — Aristophanes
nach Plinius auch einen rhodischen Maier
dieses Namens gegeben hat ; die Inschrift
(Löwy 432) steht am Stamm einer jugend-
lich männlichen Statue, die einst einen Por-
trätkopf getragen haben wird, doch fehlt das
Verbum, so daß es nicht sicher ist, ob es
sich um einen Künstler handelt.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. I 464 f., 474,
509, 515 (vgl. II 283, 287). — Overbeck,
Schriftq. 2023 — 27. — Ders., Gesch. d. gr. Plastik
IM 295. — Löwy, Inschr. gr. Bildh. 197. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 960 (Ro-
bert). Amelung.
Aristonothos, griechischer Töpfer, der älte-
ste von allen, die Gefäße mit ihrem Namen
bezeichnen. Die nur von einem einzigen Ge-
fäß, einem aus Caere stammenden „Krater“
des etruskischen Museums im Konservatoren-
palast bekannte Inschrift ’Apisrovo xoc hwiaev ist
verschieden gelesen worden : Aristonophos
(Förster, Klein, Robert), Ariston 6 9<*>(io)c
(Dümmler) ; doch hat die Lesung Aristonothos
(v. Wilamowitz, später auch Dümmler), die
sich auf verwandte Namen berufen kann, sich
immer mehr Geltung verschafft (Kretsch-
mer, Gr. Vaseninschr. 10). Das Gefäß, ein
mächtiger, tiefer Napf, dessen unterer Teil
mit Blattkranz und Schachbrettfries verziert
ist, zeigt einerseits die Blendung des Poly-
phem, andererseits eine Seeschlacht. Die For-
men sind kindlich unvollkommen, dagegen der
Vortrag lebendig und manche Einzelheit der
Schilderung vortrefflich dem Leben abgclauscht.
Technisch stehen die Bilder am Anfang der
eigentlichen schwarzfig. Malerei, indem sie mit
silhouettenhaft gemalten Körpern tongrundig
gelassene, nur durch kräftige Umrißlinien vom
Malgrund abgehobene Gesichter verbinden,
Ritzung noch gar nicht, aufgesetztes Weiß
nur sparsam anwenden; auch ist das Streu-
ornament (Zickzacklinien, Punktkreisc, Ro-
sette, Pcntagramma) noch sehr reichlich ange-
bracht. Es verrät sich in diesem Werk des
A. ein Nachleben mykenischer Naturauffas-
sung (man denke an die mykenischc Kricger-
vasc), andererseits sind Einflüsse des geo-
metrischen Stils, besonders im Streuornament,
und manche Ähnlichkeit mit den aufkommen-
den ionischen Fabrikaten (Milet, Samos) un-
verkennbar. Das Gefäß wird in das 7. Jahrh.
zu setzen, die Heimat des Künstlers im süd-
westlichen Klcinasien oder auf einer der In-
seln des ionischen Ostens zu suchen sein.
Abbildungen der Vase des A. Mon. dcll’ Inst.
IX 4. Wiener Vorlegebl. 1888 I 8. — Klein,
Vasen mit Meistersign.* 27,1. — v. Wilamo-
witz, Hermes 22, 118,1. — Dümmler, Berl.
philol. Wochcnschr. 1888, 17 ; Arch. Jahrb. VII
(1892) 190. — Rayct-Collignon, Cör.
grecque 37. — Pauly-Wissowa, Realenc.
II 906 (Robert). Sauer.
Aristonus, Erzbildner aus Aegina. Er lie-
ferte als Weihgeschenk der Metapontier nach
Olympia eine Statue des Zeus, die mit Lilien
bekränzt war und auf der einen Hand den
Adler, den Blitz in der anderen hielt. Pau-
sanias weiß weder den Lehrer, noch die Zeit
des Künstlers anzugeben.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 96. — Over-
beck, Scbriftq. 439. — Ilers., Kunstmyth. Zeus
S. 16. — C o 1 1 i g n o n. Hist, de la sculpt. gr.
I 282. — P a u 1 y -W i s s o w a, Realenc. II 968,
9 (Robert). Amelung.
Aristopeithes, Bildhauer, Sohn eines [Aristo]
nymos (oder Kleonymos) aus dem attischen
Demos Phyle. Bekannt durch die Signaturen
zweier in Eleusis gefundener Basen aus den
Jahren 326 — 324 v. Chr.
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 85. — C o 1 1 i g n o n.
Hist, de la sculpt. gr. II 343. — Pauly-Wis-
sowa, Realenc. II 969 (Robert). Amelung.
Aristophanes, attischer Vasenmaler, der ge-
meinsam mit dem Töpfer Erginos signiert.
Es sind von ihm nur 2 signierte Gefäße (Scha-
len, in Berlin und Boston) bekannt, zu denen
eine stilistisch ganz gleichartige, aber in-
schriftlose (in Boston) hinzukommt. Der
Maler wagt sich an große Themen — Gigan-
ten- und Kentaurenkämpfe — , macht aber
nicht den Eindruck, als schöpfe er aus eige-
ner Erfindung; er wird vielmehr von Werken
der großen Kunst (Mikon, Phidias’ Parthc-
nosschild, Parthenonmetopen) abhängig sein.
Höher als wuchtige Darstellung wilden Kamp-
fes steht ihm fließender Vortrag, elegante
Bewegung und Gewandung, gefällige Raum-
füllung; dabei passieren ihm Zcichenfchler
(linke Hand an rechtem Arm), die ein ge-
wissenhafter Arbeiter bei so vollentwickeltcm
Stil nicht begehen dürfte. Er liebt cs, den
Gegensatz gröberen und feineren Gewandes,
reicher Gewandmassen und nackter Körper zu
betonen, läßt gern durch fcinfaltigen, schmieg-
samen Stoff die Körperformen sich ausprägen,
verwendet viel Sorgfalt auf Zierat, Kränze,
Geschmeide, durch die er seinen etwas zu
unterschiedslos edlen und feinen Gestalten u.
Gesichtem einen besonderen Reiz zu verlei-
hen weiß. Um so bemerkenswerter ist, daß er
Goldschmuck, selbst aufgesetztes Rot und Weiß
verschmäht, also der Grenzen seiner Kunst-
art und ihrer Wirkungen sich bewußt bleibt
Mit den strengeren Vascnmalern polygnoti-
schcr Richtung teilt er das auf Schalen vor
ihm nicht nachweisbare Verfahren, das Ter-
rain durch dünne Linien anzugeben, die aber,
in den noch feuchten Firnis eingetragen, von
diesem wieder bedeckt sind. Zu rühmen ist
an A. die ungemein feine, sichere Linienfüh-
rung besonders der dünnen Gewänder, die
lockere, malerische Behandlung des Haares.
Sein Stil setzt den des Meisters der Kodros-
schale und des Aison fort und bereitet einer-
seits den des Mcidias, andererseits den der
auf große Wirkungen ausgehenden Talosvase
vor. Danach läßt er sich in die Zeit um 430
datieren, womit die schon völlig ionische
Schreibung der Inschriften sich verträgt.
Abbildungen der signierten Vase Berlin 2531
107
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Aristophon — Ariyasu
Gerhard, Trinksch. u. Gef. 2. 3. Overbeck,
Kunstmyth. Atlas V 3. Wiener Vorlegebl. I 5,
Innenbild auch Baumeister, Denkm. d. klass.
Alt. S. 595. — Klein, Vasen mit Meistcrsignat.»
184 ff. — Furtwängler, Samml. Saburoff
S. 7. — H o 1 w e r d a, Archacol. Jahrb. 4 (1889)
43. — Milchhöf er, ebd. 9 (1894) 67, 67. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 1005, 16
(Robert). — Gracf, ebd. 13 (1898) 68, 73. —
Furtwänglcr-Reichhold, Gr. Vasen-
malerei I S. 305. — Über die Bostoner Schalen
(früher in Corneto, Samml. Bruschi ; G.
Koertc, Arch. Zeit 1878, 114) Arch. Anz. 16
(1901) S. 166, 17. 18. Sauer.
Aristophon, Maler aus Thasos, Sohn und
Schüler des älteren Aglaophon (s. d.), Bru-
der des berühmten Polygnotos (s. d.), wahr-
scheinlich Vater des jüngeren Aglaophon (s.
d.). Er malte Szenen aus der Heldensage:
den leidenden Philoktet, den von einem Eber
verwundeten Samier Ankaios, dessen Schmerz
seine Mutter Astypalaia teilte, und ein figu-
rcnreicheres Bild, das eine Episode aus dem
Kampf um Troja,. die Unterredung der He-
lena, des Priamos und des Deiphobos mit dem
als Bettler verkleideten Odysseus, darstellte.
Daß Aristophon in diesem Bild, um seelische
Vorgänge zur Anschauung zu bringen, Per-
sonifikationen, die List (Dolos, Apate?) und
die Leichtgläubigkeit (Pcitho?), handelnd
oder wenigstens als bedeutsame Nebenfiguren
cinführte, stellt ihn noch nicht notwendig in
prinzipiellen Gegensatz zu seinem größeren
Bruder, dessen psychologisch vertiefte Kunst
solcher Mittel allerdings nicht bedurft zu ha-
ben scheint. Vielmehr passen die erhaltenen,
knappen Schilderungen seiner Werke recht
gut in unsere Vorstellung von der großen
ionischen Malerei, wie sie unter Polygnots
Führung um die Mitte des 5. Jahrh. sich ent-
faltet hat (s. Polygnotos, Mikon, Panainos).
Die Darstellung der Nemea, die den Alki-
biades auf dem Schoß und in den Armen hielt,
ein Werk, das Satyros (bei Athenaios 12,
534 D) dem vermutlichen Sohn des A. Aglao-
phon zuschreibt, gibt Plutarch (Alcib. Iß)
wohl nur aus Versehen dem A., der die Siege
des Alkibiades (um 415) kaum mehr er-
lebt hat.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstler. II 53. — K r o -
k c r, Gleichnam. gr. Kstler. 24. — Klein, Arch.
epigr. Mitt. 12, 91 ff. — Pauly-Wissowa.
Rcalenc. II 1008, 9 (Rossbach). Sauer.
Aristos, Bildhauer hellenistischer Zeit aus
Ephesos. Bekannt durch eine Künstler-
inschrift aus Rhodos.
IGIns I 122. — Pauly-Wissowa, Rcalenc.
II 1011, 10 u. Suppl. 136 (Robert), — Ho-
rn o 1 1 e, Bull, de corr. hell. 1900 S. 253.
Amelung.
Aristoteiches, Gemmenschncidcr oder ehe-
maliger Besitzer eines altertümlichen geschnit-
tenen Steins aus Klcinasicn, mit dem Bilde
eines Löwen (6. — 5. Jahrh. v. Chr.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 605. — Ar-
chäol. Jahrb. III, Taf. 8, 2, S. 194 f. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 1011 (Rossbach).
— Furtwängler, Die ant. Gemmen II 40,
43, Taf. VIII 43. Pcrnice.
Aristoteles aus Klcitor in Arkadien, in einem
Epigramm der Anyte (Wende des 4. und 3.
Jahrh. v. Chr.) als Verfertiger eines großen
Beckens genannt, das ein Kleubotos aus
Tegea der Athena weihte.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 420 — Over-
beck, Schriftq. 1589. — Pauly- Wissowa,
Rcalenc. II 1055, 24 (Robert). Amelung .
Aristotile da Bologna, s. Fioravanti.
Aristotile, Venezianer Holzschnitzer und
Intarsiator um 1550.
Archiv. Stör. Ital. ser. 3, t X, pte. I, p. 178 ff.
Aristotili, Giovanni und Giuseppe,
Brüder, sehr geschickte Intarsiatoren u. Holz-
schnitzer in Parma um 1538, nach Zani, Enc.
met II 200.
Aristjoxenos, Bildhauer, Sohn eines E[uthy-
ge]nes aus Tenedos. Die einzige erhaltene
Signatur findet sich auf einem Stein in Lem-
nos, der im Beginn der Kaiserzeit neu ver-
wendet wurde; damals hat man die Signatur
wcggemeißelt, so daß die Ergänzung der Na-
men nicht sicher ist.
L ö w y, Inschr. gr. Bildh. 282. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 1065, 9 (Robert).
Amelung.
Aristoxenos, Stcmpelschneider in der L
Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr.; er arbeitete für
die unteritalischen Städte Heraklea und Me-
tapont. Ein Didrachmon der erstcren Stadt,
früher in der Sammlung Imhoof-Blumer, jetzt
in Berlin, zeigt den Athenakopf mit reich ge-
schmücktem Helm und an dessen Crista in
ganz kleinen Buchstaben den vollen Namen
des Künstlers, die Kehrseite Herakles im
I-öwcnkarapf und zwischen den Beinen des
Heros, ebenfalls in der kleinen Schrift, den
gleichen Namen gekürzt In Mctapont sind
mehrere Stempel mit dem schönen Kopf einer
Göttin von dem Künstler mit seinem Namen
versehen. Die Annahme, daß A. auch für
Tarent gearbeitet habe, ist unzulässig.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstler. II 425. —
v. S a 1 1 e t, Künstlerinschr. auf grieeb. Mün-
zen S. 14. — Imhoof-Blumer, Berliner
Blätter für Münzkunde V 35. — Forrcr,
Rev. Num. Beige 1904 S. 1 ff. — Vgl. Evans,
Numism. Chronicle 1889 S. 54. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 1065 (Rossbach).
Weil.
Ariu, E m i 1 i o, Bildhauer in Venedig, lebte
in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. — P. Lomazzo
rechnet ihn unter die „Leuchten der Bildhauer-
kunst“; er war Zeitgenosse und Nebenbuhler
von A. Vittoria. — Von seinen Werken ist
nichts bekannt.
Meyer, Kstlerlex. (mit Lit.). L. Ferro.
Arivieri, Stefano, Dekorationsmaler, tätig
in Ferrara um 14S5.
L. N. Cittadclla, Not relat. a Ferrara
(1868) III 109. E. Modigliani.
Ariyasu. Kose A. (3^* ^|^), ^P'
ler der Kose- Schule (s. Kanaoka), lebte in
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Ariza — Arkesilaos
den Per. Kareki und Genkö (um 1326 — 1334)
in Kyöto. Zweiter Sohn des Kose Mitsu-
yasu? Kokkwa 25 ist ein Jizö-engi (Legende
des Bodhisatva Jizo) (Kshitegarbha) abge-
bildet.
Anderson, Catalogue 12. — HonchS mei-
gwa jimmei jisho 55. — Fusö meigwaden 577.
O. Kümmel.
Ariza, D. Jose de, span. Bildhauer in der
ersten Hälfte des 18. Jahrh. Anfänglich
Oberst eines Kavallerie-Regimentes des Erz-
herzogs Carl im span. Erbfolge-Kriege, wid-
mete sich, nachdem er bei Villaviciosa ge-
fangen genommen und nach seiner Flucht in
die Karthause der Concepciön zu Zaragoza
entkommen war, der Bildhauerei. Von ihm
das Tabernakel des Hochaltars der Kirche
S. Felipe und Santiago in Zaragoza. Er starb
in Alcaniz.
V i n a z a, Adic. II 34. M. v. D.
Arizmendi, Jose Sanz, Maler in Sevilla,
stellte auf der intern. Ausstellung in Düssel-
dorf 1904 die Bilder „Zigeunerin“ und „Wahr-
sagerin“ aus. **
Arizmendi, Rosalia, span. Malerin, geh.
zu Madrid, Schülerin von Felix Iniesta, malte
besonders Stillcbcn. Unter ihren Werken, die
auf den letzten Madrider Ausstellungen ver-
treten waren, führen wir an: Wildbret (1901) ;
Krebse, Austern und Früchte (1904) ; Blu-
men und Granatäpfel (1906). p. Lafond.
Ark, Friedrich, deutscher Baumeister,
geb. 30. 6. 1807 zu Bonn, t 23- 2. 1878 zu
Aachen. Sohn des Rheinschiffahrtsbeamten
Ark zu Köln. 1839 — 1878 Stadtbaumeistcr zu
Aachen, kgl. Baurat. Leitete seit 1846 den
Umbau des Aachener Rathauses.
Max Schmid.
Arkay, A 1 a d ä r, tingar. Arch. u. Maler,
geb. 1868 zu Temcsvär, kam 1885 ins Poly-
technik. zu Budapest, besuchte jedoch zugleich
die Malerschulen von Szekely u. Lotz. Nach
einem Pariser Studienjahr ging er 1893 nach
Wien zu Fellner u. Helmer, um den Theater-
bau zu studieren, wurde dann beim Bau der
kgl. Burg zu Budapest beschäftigt. 1896 ge-
wann er den I. Preis und Auftrag auf den
Wettbewerb des Redoutenpalais zu Buda.
Seine besten Werke sind kleine Villen im un-
gar. Stil zu Budapest (Andrässy-Straße),
dann Innendekorationen. Auch als Aqua-
rellist tätig.
Nach pers. Angaben des Künstlers. K. Lyka.
Arkcl, G. van, Architekt in Amsterdam,
der besonders in den 80er Jahren des 19.
Jahrh. interessante Geschäfts- und Wohnhäu-
ser und Villen in Amsterdam und Umgegend
in Werkstein- und Rohziegelbau aufführte. —
Er publizierte mit A. W. Weißman 1891 —
1905 „Noord-Hollandsche Oudheden“. **
Arkes, Jan, holl. Bildhauer im 18. Jahrh.,
genannt als Vater des Holzschnitzers Pieter
Arkes. Wohnte in Amsterdam und starb vor
1752.
Obreen, Archief II. A. IV. Weissman.
Arkes, Pieter, der Sohn des Bildhauers
Jan A., wird als Holzstecher und Bürger von
Amsterdam 20. 4. 1752 erwähnt.
Obreens Archief II 8. E. IV. Moes.
Arkesilaos I, Bildhauer, Sohn eines Aristo-
dikos von der Wende des 6. zum 5. Jahrh.
Bekannt durch ein Epigramm des Simonides
(556 — 468) auf eine Artemisstatue, die A.
für 200 parische Drachmen gearbeitet hatte.
Man hat ihn früher mit einem Enkausten aus
Paros identifiziert, der in den meisten Hand-
schriften des Plinius N. H. 35, 122 neben
Polygnot und einem Landsmann Nikanor ge-
nannt wird. Doch hat Detlefsen nach der
Lesart des Bambergensis (mnasim) Mnasilai
statt Arcesilai vorgcschlagcn, und M. Schmidt
(bei Robert a. u. a. O.) in der letzten Zeile
des Epigrammes Na|toc statt was große
Wahrscheinlichkeit hat. Danach wäre A. aus
Naxos gebürtig gewesen.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 116, II 55. —
Overbeck, Schriftq. 482. — Pauly-Wis-
sowa, Rcalenc. II 1168, 20 (Robert). Ainelung.
Arkesilaos II, Bildhauer, Vertrauter des L.
Lucullus und Zeitgenosse des Cäsar, für des-
sen Venustempel (geweiht 46 v. Chr.) er sein
berühmtestes Werk, die Statue der Venus
Gcnctrix schuf; die Statue wurde, da Cäsar
mit der Einweihung eilte, aufgestellt, ehe sie
ganz vollendet war. Ein anderes Kultbild,
das der Felicitas, blieb ebenfalls unvollendet,
da Besteller und Künstler während der Ar-
beit starben; Besteller war der jüngere Lu-
cullus, der 42 v. Chr. bei Philippi fiel ; aus
dem hohen Preise, 60 Sesterzen (6 Mill.),
hat man auf kostbares Material geschlossen.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß wir uns nach
Münzbildern der Zeit und Relicfdarstellungcn
einen Begriff von der Erscheinung seiner Ve-
nus bilden können: danach hätte er die Göttin
aufrecht stehend und vollbekleidet gebildet,
mit hohem Diadem und Szepter; ein Amor
scheint ihr über die Schulter geblickt zu haben
(Jahn, Ber. d. sächs. Ges. 1861, S. 113 ff.;
Reifferscheid, Ann. d. I. 1863, S. 366; Kckule
in den Arch. epigr. Mitt III 8 ff.; Wissowa,
De Veneris simulacris Romanis, S. 80 ff.; Pc-
tersen, Ara Pacis, S. 184 ff.). Während sich
A. bei dieser Aufgabe den strengeren Stil der
früheren griechischen Kunst des 5. — 4. Jahrh.
in den allgemeinen Zügen zum Muster ge-
nommen zu haben scheint, sind zwei andere
Werke durch und durch hellenistisch. Im
Besitz des Asinius Pollio waren Kentauren,
die Nymphen trugen, und in dem des Varro
eine Löwin, mit der Eroten spielten : die einen
hielten sie gefesselt, andere gaben ihr aus
einem Horn zu trinken, und wieder andere
versuchten, ihr Schuhe anzuziehen. Von den
Kentauren und Nymphen kann uns vielleicht
Arkesilaos — Arlaud
eine Gruppe ähnlicher Art eine Vorstellung
geben : der Seekentaur mit der geraubten
Nymphe und den beiden neckischen Eroten in
der Sala degli animali des Vatikan (No. 228).
Darstellungen wie jene Gruppe der Löwin
mit den Eroten sind uns auf drei Mosaiken
erhalten, im kapitol. Mus. (Hclbig, Führer
I* 422), in Neapel (Mus. Borb. VII 61)
und im brit. Mus. (Blake-Seilers, Plinius,
S. 240) ; vgl. auch ein Sarkophagrelief (Matz-
Duhn, Zcrstr. Bildw. in Rom II 2801). Selbst
des A. Modelle wurden teuer bezahlt; andere
Künstler suchten sie zu erwerben und zahlten
mehr dafür, als für die fertigen Werke ande-
rer (vgl. dazu Wickhof, Wiener Genesis
S. 25 {.). Für das Gypsmodcll eines Kraters,
den er für einen römischen Ritter Octavius
ausführte, erhielt er als Honorar ein Talent
(Plin. N. II. 35, 156; vgl. cbd. über die Mo-
delle des Pasiteles, eines Zeitgenossen des A.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I G00 f. —
Overbeck, Schriftq. 2268 — 70. — Ders., Gesch.
d. gr. Plastik II« 482 ff. — Urlichs, Arkesi-
laos (19. Wagnerprogramm, Würzb. 1887). —
Hauser, N'cuatt. Reliefs S. 187 f. — Col-
li g n o n, Hist de la sculpt. gr. II 686 ff. —
Pauly-Wissowa, Realenc. II 1168, 21 (Ro-
bert). — S. Rein ach, Rev. archlol. 1905 I
395 ff. Amclunn.
Arkesilaos HI, (nach Dctlefsens Vorschlag
wäre vielmehr Mnasilaos zu lesen), griechi-
scher Maler aus Paros, vermutlich dem 5.
Jahrh. angehörig. Man kannte von ihm Ma-
lereien in enkaustischcr Technik, deren Blüte
allerdings erst in das 4. Jahrh. fällt. Viel-
leicht ist dieser Maler mit dem gleichnamigen
Bildhauer (s. A. I) identisch, der aber mög-
licherweise aus Naxos war.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 55. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 1168, 20 (Robert).
Sauer.
Arkesilaos IV, griechischer Maler aus dem
Ende des 4. Jahrh., wahrscheinlich eine Per-
son mit dem von Plinius N. H. 35, 146 unter
den Meistern dritten Ranges erwähnten Ar-
kesilas, dem Sohn des sikyonischen Bildhauers
Tisikrates. Er malte den athenischen Gene-
ral Lcosthenes mit seinen Söhnen für das
Heiligtum des Zeus Soter und der Athena
Soteira im Peiraicus.
Brunn. Gesch. d. gr. Kstler. II 157. —
Klein, Arch. epigr. Mitt. 11, 226. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 1169, 2 (Rossbach).
Sauer.
Arkhanat, Hieronymus, Baumeister Kai-
ser Maximilians II., wird am 19. 4. 1573 mit
25 Gulden monatlichen Gehalts angcstellt.
Jahrb. d. ksthist. Samml. d. österr. Kaiserh.
XV II No. 11538. **
Arkon, s. Arconi.
Arlati, Fra Alberto, Bcttclmönch. nach
Zani (Enc. met. II 200) Maler in Venedig
um 1450. H. V.
Arlati, Carlo, Bildhauer in Mailand, stellte
in der Berliner Akademie-Ausstellung 1868
eine Marmorbüste „Frühling“ aus. *•
Arlaud, B e n o i t, Miniaturmaler aus Genf,
jüngerer Bruder des geschickteren Jacques
Antoine, tätig in Amsterdam u. dann in Lon-
don, wo er um 1707 nachweisbar ist. Er starb
noch jung 1719. Nach einem von ihm gemal-
ten Shakespeareporträt fertigte Duchange einen
Stich (4°) und Jos. Selb eine Lithographie.
Seine Porträts von Prinzessin Wilh. Charlotte
von Wales und von Baron Ezechiel Span-
hemius sind beide von J. Simons in Schab-
manier (fol.) wiedergegeben worden.
Meyer, Kstlerlex. II 259. — Brun, Schwei-
zer Kstlcrlex. — Redgrave, Dict. ••
Arlaud, Franqoisc Jacqueline Louise,
vcrchel. Laurent de Pierredon, Miniaturmale-
rin im Porträtfach, gcb. in Genf am 8. 8. 1802
als Tochter des Malers Jeremic A., *f. in der
Nähe von Lyon am 29. 6. 1871. Sie arbeitete
hauptsächlich mit ihrem Onkel, Louis Ami A.
zusammen. In den 20er und 30er Jahren war
sic auf schweizer. Ausstell, öfters vertreten.
A. Choisy bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
(unter Laurent). H. V.
Arlaud, Jacques Antoine, Miniatur-
maler, gcb. in Genf 18. 5. 1668, f 25. 3. 1743
(nach anderen im Juni 1746) daselbst, tätig
seit seinem 20. Jahre in Paris, Freund Rigauds
und Largillieres, Lehrer und Protege des Her-
zogs von Orleans. A. genoß den Ruf eines
der besten Miniaturisten seiner Zeit und
malte nicht nur Miniaturporträts, sondern
auch kirchliche und mythologische Stoffe in
größeren Miniaturen. Sein Selbstporträt kam
in die Uffiziensammlung, sein Miniatur-
sclbstporträt in den Louvre. 1721 begab er
sich nach England, wo er auch lebhaften Bei-
fall fand. Zurückgekehrt nach Paris, ver-
ließ er bald darauf diese Stätte einer 40 jähr.
Tätigkeit und kehrte nach Genf zurück. Das
dortige Museum besitzt mehrere Miniaturen
von ihm; der dortigen Bibliothek hat er
seine Sammlung von Büchern und Gemälden
verehrt.
Meyer, Kstlcrlex. — Ch. Vuillermet bei
Brun, Schweizer Kstlerlex. — Journal de Rosalbe
Caricra etc. Paris 1865 p. 231. — Mariette,
Abcedario I 30 ff. — Ein 9 Seiten langer Brief
über den Tod des Jac. Ant. Arlaud in der Bibi.
Nat. Paris, Catal. de la coli, des picces p. 191.
— Mit Notizen von E. W. Braun. **
Arlaud, Jcremie, Genfer Porträtzeichner,
1758 — 1827, Schüler seines Bruders Louis Ami.
Brun. Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
Arlaud, L. R., Miniaturmaler, der nach
Graves, Catal. d. Royal Acad. Exhib. 1792 eine
Miniaturmalerei in London ausstcllte. Es ist
damit offenbar der Schweizer Arlaud, Louis
Ami gemeint. Siche dort. **
Arlaud, Leonard Isaac, Genfer Email-
und Miniaturmaler, gcb. 26. 4. 1767, verließ
1792 Genf, um sich schließlich im Großher-
zogtum Baden niederzulassen. Er soll nach
Singer, Nachtrag z. Kstlcrlex. 1906 p. 7 um
1S00 gestorben sein.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
HO
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Arlaud — Arlotti
Arlaud, Louis Ami, Genfer Porträt-
Miniaturmaler, geb. 13. 10. 1751, f im August
1829, Großneffe des berühmten Jacques An-
toine, Schüler Liotards in Genf, dann Viviens
in Paris. Nach einem 12jährigen Aufenthalt
in London kehrte er 1802 nach Genf zurück.
Die Zahl seiner Porträtminiaturen, meist auf
Elfenbein, wird auf 1504 Nummern ange-
geben. Es gibt Stiche nach ihm von H. Pfen-
ninger und A. Chaponnier, auch hat er selbst
gelegentlich zur Radiernadel gegriffen.
Meyer, Kstlerlex. 1878. — Brun, Schweiz.
Kstlerlex. — Graves, Roy. Academy Exh. I
59 unter Arland, Bemard, eine Reihe von seinen
Arbeiten 1793 — 1800.
Arlaud, Marc Louis, Schweizer Porträt-
maler und -Zeichner, geb. in Orbe 1773, +
in Lausanne 1845, studierte in Paris bei J.
L. David, 1823 wurde er zum Leiter der
Zeichenschule in Lausanne berufen. Nebenbei
betätigte er sich als Porträtzcichner und
wurde der Begründer der Lausanner Ge-
mäldegalerie, in deren Besitz sich mehrere
seiner Werke befinden, darunter auch einige
Genrestücke.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
Arlaud, Sebastien, wenig bekannter
Genfer Maler, geb. 21. 10. 1656, t 18. 4. 1722,
soll in England tätig gewesen sein.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V .
Arldt, C. W., deutscher Lithograph, fertigte
in den zwanziger bis vierziger Jahren des 19.
Jahrh. zahlreiche Landschafts- und Porträt-
lithographien.
Meyer, Kstlerlex. (Verzeichnis der Blätter).
Arlean, B a s t i e n, aus Ferrara ; sein Name
findet sich auf der Liste der 1549 — 51 von
Heinrich II., König von Frankreich pensio-
nierten Architekten und Ingenieure.
Nouv. Archives de l'art frangais 1872, p.
168. C. Enlart.
Arien, A. d’, niederl. Bildwirker, tätig in
Florenz für den Hof der Medici in der zwei-
ten Hälfte des 16. Jahrh.
Kronthal, Lex. d. techn. Kste. Berlin 1898.
*•
Arlent-Edwards, S., jetzt lebender amerikan.
Schabkunststecher. In Williamsbridge, New
York wohnhaft Seine Blätter sind meist von
einer Platte in Farben gedruckt. E. Richter.
Arier, s. Parier.
Arlet, Michael, Kartenmaler in Breslau,
tätig in der ersten Hälfte des 17. Jahrh.
E. Hinist.
Arleux, d’, s. Morel d’Arleux, L. M. J.
Arlin, G a s p a r d, französ. Bildhauer in
Lyon, war 9. 7. 1684 Trauzeuge bei der Ehe-
schließung seines Genossen Pierre Garnaud.
7. 11. 1690 wohnte er als Pate der Taufe einer
Tochter eines anderen seiner Kunstgenossen
des Jacques Emery bei. 1708 lebte er nicht
mehr.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
* Lami.
Arlin, Jean, französ. Bildhauer, vielleicht
ein Sohn Gaspard Arlins, ließ sich in Lyon
nieder, wo er 26. 4. 1708 im Kirchspiel von
Saint-Nizier einen Sohn taufen ließ.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Arlin, Jean Claude, gen. J o a n n y, fran-
zös. Maler, geb. Lyon 5. 1. 1830, f in Mont-
chat bei Lyon 7. 4. 1906. War Seidenfabrikant
bis 1882 und nutzte seine Mußezeit zum Ar-
beiten nach der Natur, indem er L. Carron,
Aime Perret, Bidault, Frangais und Beauvcrie
bei ihren Studien begleitete. 1867 stellte er
zuerst im Salon von Lyon zwei Kohlezeich-
nungen : Matinee d’ete und : Matinee d’hiver
aus ii. 1869 weitere Kohlezeichnungen im Sa-
lon von Paris. Auf diese Ausstellung sandte
er 1870 sein erstes Gemälde: Une edair-
cie. Später stellte er öfter Gemälde aus. Seine
Landschaften waren breit gemalt mit kraft-
voller Farbe und lassen auf ein gewissenhaf-
tes und liebevolles Naturstudium schließen.
Er wußte alle Erscheinungen bis zu den flüch-
tigen Eindrücken beim Untergang der Sonne
oder Aufsteigen des Mondes festzuhaltcn. Die
Zahl seiner Studien ist beträchtlich. Sic sind
im Lyonnais, in der Dauphine, in Optevoz,
Cremieu, Pont de Chcruy, in Bressc, St. Paul
de Varax, Vals und Havre, in Südfrankreich
in Hyeres, Cannes und le Cannet und Algier
aufgenommen. Er hat viele Zeichnungen ge-
macht, welche, außer seinen Kohlezeichnungen,
(1867 — 75) nicht ausgestellt waren: Feder-,
Bleistift- und Tuschzeichnungen, welche sehr
oft mit Gouache gehöht sind und Aquarelle
auf getöntem Papier. Von seinen Bildern
seien noch genannt: „Le soir ä St. Paul de
Varax“ (Lyon, in der Mairie des VI. Arron-
dissement), „Lever de Lune“, welches ihm
1892 die Medaille vom Salon zu Lyon eintrug.
— Er zeichnet: Arlin.
T a i r i g, Nos peintres chcz cux, Lyon 1888
p. 93. — V. C. Arlin (La Vie frang. Lyon,
Fcbr. 1900). E. Vial.
Arlin, Victor, Sohn von Jean Claude,
französ. Bildhauer und Maler, geb. Lyon 12.
6. 1868, wurde 1884 auf die dortige Ecolc des
Bcaux-Arts geschickt, wo er Schüler des Bild-
hauers Dufraine wurde. Später hatte er an
der Ecole des Beaux-Arts in Paris als Lehrer
J. P. Laurens und Benjamin Constant und
nach der Schule Albert Maignan. Er stellte
1892 in Paris zwei Büsten aus, ferner Porträts,
und 1901 : „Episode de la fuite en Egyptc",
welche ihm eine ehrenvolle Erwähnung ein-
trug. Er stellte in Lyon 1891 Szenen aus Al-
gier und ein Medaillon, eine Reihe Porträts
und 1903: Une installation sommaire; 1904:
Fraises des bois; 1905: Deux philosophes, Une
parisienne aus. Er macht auch Aquarelland-
schaften und zeichnet: Arlin. E. Vial.
Arlotti, A n g e 1 o, Historienmaler zu Bo-
logna. nach Zani (Enc. met. II 201) 1730
bis 1772 tätig, Schüler von F. Torelli, malte
III
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Arlotti — Armand
für die Kirche S. Bartolino seiner Vater-
stadt Rimini ein Altarbild mit dem hl. Bar-
tholomäus.
Meyer, Kstlerlex. — Marchcselli, Pit-
ture delle chiese di Rimini 1754, p. 34, 75.
H. V.
Arlotti, Antonio, da Parma, Miniatu-
rist und Kalligraph in Verona. Ein von sei-
ner Hand geschriebenes, signiertes und von
1443 datiertes „Lucidarium“ besitzt die Bi-
blioteca Laurenziana zu Florenz.
A. P e z z a n a, Storia di Parma III, avyert.
p. 30 ff. — Scarabelli-Znnti, Mscr. in
der Bibi. Palat. in Parma. St. Lottici.
Arlt, J., Prager Kupferstecher um 1704, illu-
strierte Andachtsbücher mit kleinen Kupfern.
Dlabacz, Böhm. Kstlerlex. p. 54. **
Armagnac, Jean d\ französ. Bildhauer u.
Architekt, war am Anfang des 18. Jahrh. mit
der Erbauung der neuen Kapelle von Vezins
(Mainc-et-Loire) beschäftigt, die 13. 9. 1714
eingeweiht wurde.
Lami, Dict. d. sculpt. frans. sous Louis XIV.
Latni.
Arman, V i n c e n z, s. Molo, Vinc. di.
Armancourt, Jean Auguste Massary
d\ französ. Miniaturmaler, Mitglied der Acad.
St. Lukas seit 1761, stellte 1776 belobte Mi-
niaturen aus.
Ad. Maze-Sencier, Le Livre des collec-
tionneurs p. 480. E. IV. Braun.
Armand, französ. Medailleur, der in den
zwanziger Jahren des 19. Jahrh. eine Reihe von
Porträtmedaillen signierte. Z. B. die Me-
daillen von Hedlinger (1828), Dr. Albrecht
von Haller in Bern, u. auf den Besuch Char-
les’ X. im Pariser Hotcl-Dieu (1824).
F o r r e r, Biogr. Dict. of Medallists.
Armand, Alfred, Architekt und bekann-
ter Kunstsammler, geb. 3. 10. 1805 zu Paris,
t 27. 6. 1888 ebendort, Schüler von M. Pro-
vost und Achille Lcclcrc auf der ficole des
Beaux-Arts, hat sich durch zahlreiche Bahn-
hofsbauten hervorgetan, unter denen die be-
kanntesten sind: Gare Saint- Lazare zu Paris
(1841 — 42), die Bahnhöfe von Versailles
(1839), Saint-Cloud (18-10), Saint-Germain
1845), Amiens, Arras, Lille (1846 — 47), Ca-
lais (1849), Saint-Qucntin (1850) und Douai
(1851). Seine letzte bedeutende Arbeit war
die Erbauung des Grand-Hötel zu Paris. Er
war auch schriftstellerisch tätig; bekannt und
geschätzt ist sein zweibändiges Werk: „Les
Medailleurs Italiens d. XVe et XVIc Siecles“
(1883 — 87 in 2. Aufl. mit Supplementband).
Sein Porträt von Cabancl gemalt, wonach Ch.
Bcllay einen Stich gefertigt hat.
Bellier-Auvray, Dict. gen£r. — Chro-
nique d. Arts 1888, p. 200 (Nekrolog). — Kunst-
chronik XXIII 1888, Sp. 704. — Salon-Katal.
1835. H. V.
Armand, Antoine, Architekt in Mont-
pellier, übernahm 1696 den Neubau der Kirche
von Lunel.
B a u c h a I, Dict. d. arch. frang. •*
Armand, Charles, französ. Landschafts-
und Historienmaler, geb. in Bar-lc-Duc,
1645, f in Paris 18. 2, 1720. Erlangte
1673 durch ein Bild „Pomona und Vertum-
nus“ Aufnahme in die Akad. und stellte 1699
einen „Moses“, 1704 Landschaften aus. Auf
der Auktion der Sammlung König Wil-
helms II. von Holland (1850) von ihm eine
Szene aus dem Leben eines Heiligen, das der
Katalog als im Stile Rembrandts verzeichnet.
Archivcs de l’art frang. I 367. — D e f e r,
Cat. gön. II. I 127. — Bellier-Auvray,
Dict gen. — Marmottan, Les Peintres de
Bar-le-Duc. H. Stein.
Armand, Charles. Dieser sonst nirgends
erwähnte Maler soll nach Siret, Dict. d.
peintres I 36, in Chaumont 1783 geboren,
Schüler Rcgnaults gewesen sein und folgende
Bilder gemalt haben „Amor verjagt die bösen
Träume“ und „Predigt des S. Johannes“. R.
Armand, Charles, s. auch Solignon, Ar-
mand Louis.
Armand, Emile, Miniaturmaler, geb. in
Paris 3. 6. 1794, stellte 1835, 1838, 1839.
1841 im Salon aus.
Bellier-Auvray, Dict. gin. **
Armand, Guillaumc Jacques, Fayen-
cier aus Rouen, um 1764 in Sevres tätig, „sehr
geschickt in der Komposition“, beabsichtigte
als einer der ersten französ. Künstler dem
Einladungs-Manifeste Katherinas II. (19. 4.
1764) zu folgen.
Röunion des Soc. d. b.-arts XVII 491. **
Armand, Jean d\ s. Darmand.
Armand, Louis, s. Solignon, Armand
Louis.
Armand, Pierre und Raymond, fran-
zös. Werkmeister, wurden 1407 mit dem Bau
des Glockcnturmes zu Chäteauneuf (Dröme)
beauftragt.
B a u c b a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Armand-Calliat, Joseph, Sohn des Tho-
mas Joseph A., französ. Goldschmied, geb.
Lyon 12. 8. 1862, war Schüler von Dufraine
und Dumas in der Ecole des Beaux-Arts von
Lyon, Kompagnon und Mitarbeiter seines Va-
ters seit 1891 und übernahm dann 1901 die
Leitung des Geschäftes. Seine Hauptwerke
sind: Monstranz des Wallfahrtsortes von St-
Anne d’Auray (1892), „La Curiosite", Tafel-
aufsatz für M. Ed. Aynard (1893), Reliquien-
kasten von St. Anthelm in Bcllcy (1899), der
Kelch genannt „au Rosaire“ für das Kloster
Corpus Christi in New York (1901).
H. B e a u n e, Discours prononc4 aux fune-
railles . . — Literatur siehe Artikel Thomas Jo-
seph Armand, insbesondere B e a u n e, Discours
prononcö, wo sich auch eine Liste von 23 Wer-
ken von Armand-Calliat fils findet. E. Vial.
Armand-Calliat, Thomas-Joseph, ei-
gcntl. Armand, französ. Goldschmied, geb. in
Les Abrcts (Iserc) 24. 10. 1822, f in Lyon 29.
11. 1901, übernahm als Schwiegersohn des Gold-
schmiedes Franqois Calliat nach dessen Tode
1 12
Armand — Armanelli
(1851) dessen Werkstatt, die nun die Firma
Armand-Calliat erhielt. 1858 ließ ihn P. Bos-
san einige Stücke nach seinen Entwürfen aus-
führen und seit 1862 legte sich Armand-Cal-
liat ganz auf die kirchliche Goldschmiede-
kunst Außer Bossan, dessen Stil sich oft
in seinen Arbeiten findet, hatte er noch zu
Mitarbeitern: Gaspard Poncet, Clair Tisseur,
Franchet, Dufraine, Ch. Lameire. Auch Re-
pelin und Berliet haben für ihn gezeichnet,
während Vindry sein Bildhauer war.
Armand-Calliat hat sehr viel zur Wieder-
belebung der kirchlichen Goldschmiedekunst,
welche in der ersten Hälfte des 19. Jahrh.
sehr zurückgegangen war, durch die Kopie
oder Nachahmung antiker Modelle beigetra-
gen. Seine Werke mit ihrem tiefen Sym-
bolismus sind mit eleganten Figuren ge-
schmückt, in modernem Stil aufgefaßt. Die
Einheit ist eine ihrer besten Eigenschaften;
alle Details darin tragen harmonisch dazu bei,
die besondere Stimmung und die Idee des
Gerätes auszudrücken. Er ist der erste ge-
wesen, welcher die Polychromie durch Ver-
wendung von Edelsteinen, Gemmen, Email,
patinierten Metallen, Gold in verschiedenen
Farben in die moderne kirchl. Goldschmiede-
kunst eingeführt hat. Seine Ausstellungen,
London 1862, Paris, Weltausstellung 1867,
1878, 1889, 1900 haben ihm die höchsten Aus-
zeichnungen gebracht. Um von den vielen
schönen Stücken, die aus seinem Atelier her-
vorgegangen sind, einige zu nennen, seien
hervorgehoben : Die Ostensorien der Eglisc de
rimmaculce Conception de Lyon (1861) und
von La Salette (1869) ; Der Hauptaltar von
Notre-Dame de Bourg (1876) ; Das Ostenso-
rium von St. Francois de Sales von Lyon
(1885); Das Reliquiarium für das Herz des
St. Louis in der Kathedrale von Karthago
(1SS7); Ein Einband für die Bulle Ineffabilis
(1888); Der Abend, Statuette (1889); Das
Elfcnbeinkreuz der Abtei von Solesmes (1895) .
Abbe d. St. P u 1 g e n t, Consid. sur l’art d.
l’orfev. relig. (Revue d. Lyonnais 1864 I 175).
— C h. V a y s, L'ostensoir de N. D. de la
Salette 1869 I 129 (ebendort). — Dussieux,
Artistes franc. ä ltetranger, s. Calliat — Gaz. d.
Beaux-Arts I p£r. XXIV 141, II p6r. XVIII
234, 236, III p6r. II 197, 202. — L’Art XXIV
186. — AbW Reure, Le reliquaire de St. Louis
de Carthage, Lyon 1887 et M. Armand-Calliat et
ses fils ä l’expos. de Lyon. Lyon 1895. — Vi-
comte de Voguf, Remarques sur l’Exposition
du Centcnaire, Paris 1889 p. 126. — Armand-
Calliat, L'Orfivrerie, discours de riception
ä l’Academie de Lyon, Lyon 1888, und l'Or-
f£vrerie ä l’exp. de 1906, Paris 1903. — Revue
de l'art chritien VII 452. — H. Be au ne, Dis-
cours prononce aux fun6r. d. A. C., Lyon 1901
(Liste von 97 Goldschmiedearbeiten). — L Be-
g u 1 e, Armand-Calliat et son oeuvre, Lyon 1903.
E. Vial.
Armand-Delille, Ernest Emile, französ.
Maler, geb. in Marseille 29. 12. 1843, f in
Paris 5. 1. 1883, Schüler von Gerömc und
von Mme Armand-Delille. Er stellte in den
Salons 1874 — 1883 Blumenstücke und beson-
ders Landschaften aus der Umgebung von
Paris, aus der Normandie, von der Crcusc,
aus dem Jura und aus Savoyen aus. Seine
Hauptwerke sind: Le Soir (1878) im Mus.
zu Besanqon; Mare i Gurret (1880) ; Un tour-
nant de l’Orne (1882). — Er war unter den
Landschaftern seiner Zeit ein ebenso feiner
Beobachter wie tüchtiger Kolorist und ver-
diente eigentlich nicht, so schnell vergessen
worden zu sein.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Brun, Schweizer Kstlerlex. Franfois Monod.
Armand-Dumaresq, Edouard, französ.
Militärmaler, Zeichner für die Militär-
kostüme am Kriegsministerium, geb. 1. 1.
1826 in Paris, t ebenda Febr. 1895. Schüler
von Couture. Begann mit religiösen Bildern,
wovon eines „Der Heiland der Schiffbrüchi-
gen" von dem Ministerium des Innern an-
gekauft wurde, und ein zweites, das umfang-
reiche „Martyrium des hl. Petrus", in die
Kathedrale von Caen gelangte. Auch ein im
Pariser Justizpalast hängender Christus am
Kreuz ist von ihm. Später wandte er sich
der Soldatenmalerci zu und folgte den fran-
zös. Truppen nach Algerien und nach Italien,
um ihre Taten durch seine Gemälde zu ver-
herrlichen. Er hat dann nicht nur moderne
Soldatcnbilder gemalt, sondern auch die
Schlachten Napoleons I. und einige besonders
bedeutsame Momente aus dem amerikanischen
Befreiungskriege, sowie aus der Geschichte
Karls XII. dargestellt. Seit dem deutsch-
französ. Kriege malte er nur noch Episoden
von 1870 — 71. Die Arbeiten A.s sind ziem-
lich frostige Schilderungen, wobei die Uni-
formen und Waffen mehr Bedeutung haben
als die Menschen und ihre Gefühle und Lei-
den. Seine Zeichnung ist oft nachlässig, und
seine Farbe erhebt sich nicht über eine mit-
telmäßige Verbindung von bunten Uniform-
tönen durch graue Pulver- und Staubwolken.
— Für das Archiv des Kriegsministcriums
hat er die ganze Reihe der französ. Uniformen
gezeichnet und hat 1861 auch eine Folge von
54 Blatt mit Darstellungen der kais. Garde
in Lithographie publiziert.
Montrosier, Les Artistes modernes IV 5
bis 7, Paris 1884. — Meyer Kstlerlex. — B 6 -
r a 1 d i, Les graveurs d. XIX. siccle. — Gaz.
d. b.-arts (Tablcs d. matteres). K. E. Schmidt.
Annandus, A., Goldschmied zu Nizza in
der 1. Hälfte des 17. Jahrh., führte einen
Kupferstich aus, der „Die wundertätige Jung-
frau von Laghet" darstellte.
Meyer, Kstlerlex. J. Guibert.
Armanelli, Niccolo di Jacopo, Mi-
niaturist in Perugia. Er ist in der Matrikel
der Miniaturisten unter den im Quartier
Porta S. Angelo wohnhaften Zunftmitgliedern
verzeichnet. Er war Camerlengo der Zunft
Künstlerlexikon. Bd. II.
113
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Armani — Arm anno
in den 2. Semestern der Jahre 1420, 1427 und
1431. Wegen eines Vergehens wurde er 1431
seines Amtes enthoben und Turpino di Gilio
aus dem Quartier Porta S. Susanna an seine
Stelle gewählt.
L'arte dei Miniatori in Perugia, Giom. di Erud.
art. II 1873 fase. 11—12 p. 316. W. Bombe.
Armani, Armano, da Este, Maler in
Padua, nur durch seine undatierte Grabschrift
bekannt.
Z a n i, Encicl. II 202, 325, nota 149.
A. Moschetti.
Armani, Giovanni (Zuan), Maler des
16. Jahrh. aus Verona, wurde, wie cs sich aus
den „Maneggi“ (Rechnungsbücher) im Ar-
chivio consolare in Trient entnehmen läßt,
zwischen 1561 und 1578 mit anderen fremden
und einheimischen Künstlern wiederholt ver-
wendet bei der Errichtung von Triumphbogen
und der Bemalung von Wappen, womit man
die Ankunft hochangesehener Persönlichkeiten
feierte, so der Erzherzogin Eleonore, Tochter
des Kaisers Ferdinand I. auf ihrer Durch-
reise nach Mantua, der Konzilslegaten und
Kardinäle, die 1561 und 1562 nach Trient
kamen, des Kardinals Fürstbischofs Ludo-
vico Madruzzo im Juli 1578, usw. Im No-
vember 1561 erhielt Armani für seine Lei-
stungen bei der Aufführung von mehreren
Triumphbogen 220 Lire und im Sommer 1569
184 Lire ausbezahlt für die Herstellung von
zwei zur Ausschmückung des Gemeindehauses
in Trient bestimmten Wappen des Erzherzogs
Ferdinand von Österreich u. der Stadt selbst
L. O.
Armani, V i n c e n z a, vielseitig künstlerisch
begabte Venezianerin des 17. Jahrh., die nel>en
Musik und Poesie auch Sticken und Wachs-
bossieren geübt haben soll.
Guhl, Die Frauen in der Kstgcsch. p. 70. *•
Armani, s. auch Armanni.
Armanini, Antonio, Architekt zu Ferrara,
baute daselbst den Palazzo Casazza um 1820
und führte den Um- und Neubau des Ospc-
dale di Sant’ Anna (gegründet 1440) aus.
Luigi Casazza, Osservazioni etc. sopra
la nuova fabbrica aggiunta allo Spedale di S.
Anna di Ferrara. Ferrara, Bresciani (1835). —
Cittadella, Notizie rel. a Ferrara p. 637.
F. H.
Armanini, Luigi, lombard. Maler, gcb. in
Mailand 1859. Gerühmt als Restaurator alter
Gemälde, wie z. B. der Wandfresken der Cap-
pella dcl Sacramento zu Caravaggio, die ihm
außerdem die Wiederaufdeckung wertvoller
Kuppelmalereien von der Hand des Romanino-
schülcrs Francesco dcl Prato zu verdanken
hat.
Rassegna d’Arte 1901 p. 12. //.
Armanini, Pier O 1 i n t o , Mailänder Ar-
chitekt (1860 — 1896), war Schüler der Kunst-
akad. der Brera, veröffentlichte dann in Rom
wichtige Studien über das Pantheon, aus
denen hervorgeht, daß der jetzige Bau nicht
der ursprüngliche von Agrippa ist. Besonders
zu nennen sind noch seine Studien für die Er-
neuerungsarbeiten der Kathedrale von Nardö.
Camillo Boito, P. O. Armanini, Milano
1898 con ritratto e 23 tavole. F. H.
Armanino, Maler in Venedig, wird von
Cecchetti unter den Personen erwähnt, die
1311 in der Gefangenschaft des Sultans in
Kairo waren. — Er wohnte bei S. Fandno. —
Arch. Vencto, XXXIII parte I p. 60. L. Ferro.
Armaninus von Modena (de Mutina), malte
laut Inschrift 1237 das Apsisfresko in der
Kirche Sta. Maria di Cartignano bei Bussi
in der Diözese Salmone in den Abruzzen.
Dargestellt ist eine Dccsis in überlebensgroßen
Figuren.
P. P i c c i v i 1 1 i in Rassegna Abruzzese 15.
4. 1899. — Schulz, Denkmäler der Kunst
des Mittelalters in Unteritalien II 59. — E.
B e r t a u x, L’Art dans l’Italie mlrid. I 286.
Swareenski.
Armann, Vincenz, s. Malo, V. di.
Armanni, Battista, Holzschnitzer in Bres-
cia, übernahm am 18. 6. 1563 die Holzbeklei-
dung eines Saales im dortigen Palazzo Muni-
cipale, und zwar in Gemeinschaft mit Ber-
nardino Massonc da Chiari, Antonio Land da
Calvasesio, Giov. Ferrari da Cadignano und
Benedetto Cellatica. Noch vor Ablauf des-
selben Jahres waren diese Schnitzarbeiten voll-
endet.
L. Arcioni in Commentari dcll’ Ateneo di
Brescia 1889 p. 87. F. Malagutei-Valeri.
Armanni, Pietro Martire (wohl iden-
tisch mit dem von Zani gleichzeitig ange-
führten Pietro di Camillo A. und demnach
Sohn eines gewissen Camillo A.), Maler in
Reggio Emilia, geb. 14. 1. 1618, + 10. 7. 1699.
Zunächst Schüler des Rcggianer Malers Se-
bastiano Vercellesi, trat er später mit diesem
zusammen in die Werkstatt des zur Ausma-
lung der Kirche Madonna della Ghiara nach
Reggio berufenen Bolognesers Lionello Spada
als Gehilfe und Schüler über und malte als
solcher an der inneren Portalwand der ge-
nannten Kirche ein Marienwunder. (Sein
letztes Testament machte A. bereits am 7.
9. 1659, während er nach übereinstimmenden
Angaben der meisten Autoren in der Tat
erst 1699, nach anderen dagegen 1669 ge-
storben sein soll.)
Meyer, Kstlerlex. (mit ält Lit.). — Zani,
Encicl. II 202. — G. B. Venturi in Atti e
Mem. etc. per l’Emilia, scr. III, vol. II p. 29 ff.
— Campori, Art. ital. etc. negli Stati Estcnsl
p. 448. F. M a l aguexi- V aleri.
Armanni, s. auch Armani.
Annanno ( Amadio) de Bonguadagni,
ältester Architekt im Dienste des Hauses Eiste,
erbaute 1283 den Uhrturm (torre Rigobello)
am Palazzo Obizzo zu Ferrara (seit 1553 nicht
mehr bestehend).
Gruyer, L’Art ferrarais etc. 1897 I 6, 359.
H. V.
Armanno da Pioraco, Bildhauer des 13.
Jahrh. — Von ihm zwei sehr schöne Löwen
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Armanno — Armellini
in Hochrelief, die zu der Fassade de« alten
1268 restaurierten Domes in Camerino ge-
hörten, gegenwärtig in der Krypta der Haupt-
kirche. An einem derselben liest man:
— (Ma)GISTER ♦ ARMANVS • DE —
PLORACO • FECIT • HOC • OP(us) —
1280 restaurierte er den großen Brunnen in
Maccrata.
V. A 1 e a n d r i, Due leoni e Mo Annanno
da Pioraco in „Chienti e Potcnza“ 1903. — Co-
lini-Baldcschi in „Atti e mem. della r.
deput. march. di stör, patria" VI 157. — San-
t o n i, Degli atti e del culto di S. Ansovino
V. C. 1883. V. Aleandri.
Armanno, Vincenz, s. Malo, V. di.
Armano, Giovanni Antonio, war Ma-
ler und Mitglied der Florentiner Akad. und
besonders als Sammler von Kupferstichen be-
kannt Seine Sammlgn. sind beschrieben in:
Catalogo di una Serie preziosa d. Stampe di
Giulio Bonasone, raccolte d. G. A. Armano,
Roma 1820 und in: Catalogo di una insigne
collezione di stampe . . del celebre Marcanto-
nio Raimondi fatta da Gianantonio Armano
Pittore. Firenze 1830. Füssli (Neue Zu-
sätze) schreibt ihm zwei kleine Radierun-
gen zu.
Meyer, Kstlcrlex. P. K.
Armanus de A 1 m a n i a, Kalligraph (und
Miniator?) in Mailand, tätig für Giovanni
Galeazzo Visconti, schrieb mehrere Manu-
skripte, die sich in der Bibi. Nat. in Paris be-
finden (MS. Latin. 5067, 6417, 6541, 7258,
alle signiert).
D e 1 i s 1 e, Le Cabinet des Manuscr. I 130.
Armao, s. Arnao.
Annas, Duarte d’, portug. Zeichner im
Dienste des Königs Manoel um 1507. Nach
Cyrillo wurde er nach der neu entdeckten
Insel Corvo oder Marco gesandt, um eine
dort stehende berühmte Marmorstatue eines
reitenden Jünglings — die Cyrillo dem Marc
Aurel zu Rom ähnlich findet — zu zeichnen
und nachher zu holen. Die Statue zerbrach
und ihre Stücke wurden verloren. — Ra-
czynski weist von ihm die Federzeichnungen
eines im Lissaboner Archiv befindlichen
Buches nach, das die befestigten Plätze
Portugals enthält. Die Zeichnungen sind
mit der Feder hcrgestellt ; ihre Perspek-
tive ist schwach. — König Emmanuel sandte
Duarte auch nach Azamor und anderen afri-
kanischen Plätzen, um für Kriegsfälle die
Situationen der Städte und der Flußmün-
dungen aufzunehmen; Damian de Goes nennt
ihn in seiner Chronik Manoels den „berühm-
ten Maler“.
Cyrillo Machado, Collecgäo de mem. p.
55. — Raczynski, Dict. p. 73, 74. — Sous«
V i t e r b o, Dicc. dos archit. p. 45. A. Haupt.
Armati, Armato di Fabian o, Stein-
metz in Ferrara, wo er 1555 — 58 als Hausbe-
sitzer im Kirchspiel Ognissanti nachweisbar
ist; 1571 war er noch am Leben.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Doc. ed illustr. etc. Ferrar. p.
220. F. Malagutsi-Faleri.
Armbroster, Bildhauer in Solothurn, 1576
erwähnt.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. ••
Axmbruster, Bildhauer, 14S2/3 in Basel er-
wähnt.
Brun, Schweiz. Kstlcrlex. *»
Armbroster, Francois, französ. Maler,
geb. in Lons le Saurier, 23. 11. 1835, Schüler
der Ecole des Beaux-Arts in Lyon, dann tätig
als Zeichner für Fabriken und als Photograph.
Er zeichnete zuerst in Bleifeder eine Serie
von Porträts, fein und sorgfältig, und debü-
tierte im Salon von Lyon mit einer dieser
Zeichnungen: Portrait du Cure d’Ars mort.
Seine Gemälde, weniger zahlreich als seine
Zeichnungen, sind allegorische Figuren, Genre-
bilder und einige Stilleben. Hervorgehoben
seien: Le public devant les tableaux (Salon de
Lyon 1867) ; La revanche pacifique; Le retour
du vergor (Salon de Lyon 1894) ; La coupe eni-
vrante (Salon de Lyon 1895) ; Porträt v. Paul
Chenavard. — Armbroster hat um 1875 eine
Sammlung von Photographien: Album des
artistes Lyonnais und 1887 : Paul Chenavard
et son oeuvre. Le Pantheon, Lyon 18S7, ver-
öffentlicht. Er zeichnet: F. Armbroster.
E. Viat.
Armbroster, Heinrich Rudolf, Maler
in Paris, stellte im Salon 1906 und 1907
holländische Interieurs aus, die in Licht, Stim-
mung und Kraft der Charakteristik sehr be-
achtenswert erschienen. **
Armbroster, Leopold, Bildhauer in Dres-
den, geb. 6. 6. 1862 in Rippoldsau (Baden).
Von ihm die antikisierende Bronzestatue
„Sterbender Jüngling“, ausgestellt auf der
Jahresausstcllung in München 1893. Auf Dres-
dener Ausstellungen der letzten Jahre sah
man von ihm Reliefs in Marmor und Bronze
und den Entwurf einer Plakette für Georg
Hulbe. **
Armelin, Maler in Aix, als Mitglied der
ancienne confrerie des maitres peintres et
sculpteurs 1767 daselbst erwähnt.
Richesses d’art. Prov. Mon. rel. III. R.
Armelin, D i o n i s e und Antoine, fran-
zös. Bildhauer und Maler, erhielten 1621 80
Livres für die Schnitzerei und Vergoldung
von 2 Engeln über den Flügeln des Taber-
nakels des großen Altars in der Kirche Puy-
Notre-Dame (Arrond. de Saumur).
Laml, Dict. d. sculpL *•
Armelli (Armilla, Armilli), Giambat-
t i s t a, Maler in Rimini um 1704 ; nur von
Zani, Enc. met. II 202 erwähnt. **
Armellini, V a 1 e r i o, Bildschnitzer in Ur-
bino, arbeitete 1599 — 1600 gemeinsam mit
Francesco Ambrosi an dem reich geschnitz-
ten, im korinthischen Stile architektonisch
gegliederten Altardossale, das Fed. Baroccis
Ki cuzigungsgemälde im Oratorio della Morte
US 8*
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Armellino — Armfield
zu Urbino als Umrahmung dient, sowie 1607
an den Altarschranken desselben Oratoriums.
Rassegna bibliograf. d. Arte ital. III 79.
E. Scatassa.
Armellino, A 1 u i g i oder L u i g i di Ru-
gieri oder Ruggeri, genannt l’Armellino,
Steinmetzmeister in Siena, kommt 1473 ur-
kundlich vor und erhielt 1481 den Auftrag,
mit Vito di Marco ein Feld in dem Mosaik-
fußboden des Doms auszuführen. Milanesi
glaubt, ihm dort die kumäische Sibylle zu-
schreiben zu dürfen. Sein Name erscheint
noch in Urkunden bis zum Jahre 1487.
Milanesi, Documenti Senesi I 129 ; II 377
bis 379, 413. **
Armendia, Pedro de, Bildhauer in Sevilla,
arbeitete 1542 mit Juan Percz die Basen und
Kapitale der marmornen Säulen eines Saales
im Alcazar.
G c s t o s o, Artif. Sevill. I 173. M. v. B.
Armengal, M a g i n (Armcngol, Armen -
gual), Maler von Valencia, Schüler des be-
rühmten Vicente Juanes, in dessen Haus zu
Bocairente er sich beim Tode desselben 1579
befand. Er wird in einem notariellen Akt
von 1580 erwähnt.
A 1 c a h a 1 i, Artist. Valcnc. p. 52—53. — V i -
n a z a, Adic. II 35. A
Armengol, Vicente, Kunststicker in Bar-
celona, 1625 wird eine von ihm gefertigte Ma-
nipcl erwähnt.
V i n a z a, Adic. II 34. M. v. B.
Armengual, Juan, Architekt, 1573 an der
Kathedrale zu Palma tätig.
Majorque artistique S. 33. Af. v. B.
Armenini, Giovanni Battist a, Sohn
des Pier Paolo, gcb. 1530 in Faenza, f 13. 5.
1609, studierte in Rom. Lanzi erwähnt eine
Himmelfahrt Mariae von ihm in Faenza, mit
der Signatur : Joh. Bapt. Armenini primitiae
Später wurde A. Geistlicher und publizierte
unter seinem Namen das kunsttheoretische
Werk: De veri precetti della pittura, Ravenna
1587, das bis 1823 vier Auflagen erlebte.
Meyer, Kstlcrlex. (mit älterer Literatur). —
G. Ballandrini in der Rivista d'Artc, 1907,
59 ff. **
Armenise, R a f f a e 1 1 o, Genremaler in
Mailand, geh. in Bari 19. 3. 1852, studierte im
Istituto di Belle Arti in Neapel und ließ sich
1881 in Mailand nieder. Seine frischen und
geistreichen Genrebilder fanden Beifall und
Aufnahme in öffentlichen u. privaten Samm-
lungen. Noch in Neapel entstanden: Beim
jüdischen Wucherer; Der Vatikan (erworben
vom Kunstverein in Genua), I Libertini (aus-
gestellt in Turin 1880). In Mailand malte er:
La Visita a sua Eminenza (erworben vom
Museo Revoltella in Triest), I Compari di
San Giovanni, La Famiglia del Cicco und
L’Infanzia (erworben für das Museum Mit-
chell in New Orleans). Auch noch andere
Bilder von ihm gingen nach Amerika. Auf
der Venezianischen Ausstellung 1887 sah
man von ihm auch das Porträt des Gius.
Verdi in Ganzfigur.
De Gubernatis, Dizionario d. art. it viv.
— Napoli Nobilissima XIV 94. H.
Armenont, französ. Bildhauer in Vimoutiers
(Normandie), führte 1781 für die Kirche von
Coquainvilliers eine Statue der hl. Agathe,
sowie Chorstühle u. zwei andere bemalte u.
vergoldete Statuen aus.
Reun. d. soc. d. beaux-arts XXVIII 342. Lami.
Armerigo, Antonio Maria, Zeichner und
Stecher im 17. Jahrh., in Genua tätig, erwähnt
von Zani (Enc. II 203). Wohl identisch
mit Amerigo (s. d.). P. K.
Armessin, 1’, s. Larmessi».
Armesto, Alvarez Primitiv o, span.
Maler, geh. zu Villafranca del Vierzo (Prov.
Leon), Schüler der Kunstakad. in Madrid,
erlangte Medaillen auf den Madrider Aus-
stellungen von 1895 und 1897. Im Mus. f.
mod. Kunst zu Madrid sicht man von ihm:
Die Sardinenfischer und Die Opfer des Mee-
res. Von seinen anderen Werken nennen
wir: Fucgo; Traurige Augenblicke; An der
kantabrischen Küste. P. Lafond.
Annet y Portanel, Jose, span. Landschafts-
maler des 19. Jahrh., geb. zu Barcelona, Schü-
ler der Kunstschule daselbst, erhielt zahlrei-
che Auszeichnungen, sowohl auf nationalen
wie auf fremdländischen Ausstellungen. Un-
ter seinen Hauptwerken führen wir an: Eine
römische Bäuerin (1865, für das nationale
Mus. erworben) ; Ein lesendes kleines Mäd-
chen; verschiedene Porträts und eine große
Anzahl Landschaften, meist aus der Pyrenäen-
gegend. 1886 unternahm er die Herausgabe
einer Folge von Lithographien : La Juventud
pintada par el mismo, die jedoch alsbald poli-
zeilich verboten wurde.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Arraeyen, Roland van, wird 1583 als
Maler zusammen mit seinem Schüler, Lievin
van Brueselc, in den Archiven von Aude-
nardc genannt. Kramm, Levens en W., Aan-
hangsel p. 4 erwähnt ihn irrtümlich 1553.
E. v. d. Straeten, Notes sur quelques
peintres et sculpt. beiges (Messager d. Sciences
hist, de Beige, Gand 1856 p. 337).
V. v. d. Hacghcn.
Armfield (eigentlich Smith) , George,
Tier- u. Jagdmaler in London, regelmäßiger
Aussteller in der Royal Academy 1840 — 1862.
Mehrere seiner Gemälde sind durch Stich
oder Lithographie reproduziert, z. B.: Three
to onc on the fox ; How to live in the country
und For ever and ever Amen, alle drei ge-
stochen von Tomkins. Ferner The first les-
son and full practice, nach Armfield u. J. Ba-
teman gestochen von G. Zobcll (1868) und
Full practice, neue Platte, gestochen von A.
Lucas (1870).
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Armfield — Armin
Meyer, Kstlerlex. II 262. — The Art Jour-
nal 1859 p. 121. — Graves, Roy. Acad. ex-
hib. I 59. •*
Armfield, Maxwell, engl. Maler und Ra-
dierer, geb. in Ringwood 18S2, Schüler der
School of Art in Birmingham, machte sich
in London 1900 durch eine Ausstellung von
Tempera- und Ölgemälden von ungewöhn-
licher Originalität und dekorativer Kraft be-
kannt. Er hat in Paris unter Collin, Prinet
und Dauchcz studiert — offenbar mit beson-
derer Liebe die Meister des Freilichts — und
sich eine persönliche Nüance der Freilicht-
darstellung in detaillierter Ausführung ge-
bildet. Damit verbindet sich auf das reiz-
vollste eine naive, etwas prärafaelische Stim-
mung. Im Salon in Paris war A. 1905
mit dem Bilde Dionysos und 1906 mit dem
Bilde Ste. Catherine und mit 4 Radierungen
vertreten. Von seinen im gleichen Jahre in
London ausgestellten Bildern gibt The Studio
(1906 No. 163 p. 61 fg.) die Abb. von Le
Pont Neuf, L’Indiffcrence, The Boulevard St.
Michel. Das Luxembourg-Mus. hat von ihm:
Faustine, Neben Landschaften hat er auch
Porträts geschaffen (Portrait of Miss M.,
New Engl. Art Club 1906 und The Golden
Violin, 1906) und Buchillustrationen ent-
worfen.
Mit Notizen vom Künstler. **
Annhand, Maler (vielleicht nur Dilettant).
Nach ihm stach J. E. Haid 1789 das Porträt
des Professors d. Theol. in Ingolstadt Steph.
Wüst.
Meyer, Kstlerlex.
Armi, Andreas von Dali’, Land-
schaftsmaler und Lithograph, geb. am 1. 9.
1788 in München, f am 17. 8. 1846 in Bern-
ried am Starnberger See. Schüler des Gg. v.
Diliis u. Simon Warnberger in München,
besuchte er in Paris die Pritanee-Schulc und
studierte in Rom unter Josef Koch. Von
seinen Jugend werken erwähnt Lipowsky zwei
gute „Römische Landschaften“. Einige land-
schaftliche Studien, Tuschzeichnungen und
Ölbilder, noch im Besitze seines Enkels Dr.
Gg. v. Dali' Armi in München. 1805 brachte
er eine lithographische Presse mit nach Rom
und war somit der erste, der die bayerische
Erfindung dort einführte. Von seinen litho-
gr. Inkunabeln bewahrt die k. Graphische
Sammlung in München: 1) Bauernhütte bei
Wolfahrts( l)hauscn(lSOö). Kreidemanier, qu.
f. 2) Landschaft mit Holzbrücke nach Waren-
berger, Kreidemanier, qu. 4°. Von einer
Landschaft (Kloster Subiaco), die Koch auf
den Stein zeichnete, fertigte er einige Ab-
drücke, deren einzig erhaltenes Exemplar sich
in der graph. Sammlung in München befin-
det. Ursprünglich Offizier, später Landwirt,
scheint er die Kunst nur als Liebhaber be-
trieben zu haben und wenig an die Öffent-
lichkeit getreten zu sein.
Lipowsky, Bayer. Kstlerlex. I 226. —
F e r c h I, Geschichte d. Errichtung der 1. litho-
graph. Kunstanstalt. München 1862. S. 50. —
Mitteilungen der Familie v. DairArmi. Wgn.
Armi, Franz Xaver von Dali', geb.
am 1. 8. 1787 in München, f am 8. 3. 1854
ebenda. Wie sein Bruder Andreas ursprüng-
lich Offizier, betätigte er sich künstlerisch nur
als Dilettant. Von seinen Radierungen ist
bekannt: Liegendes Schaf mit 2 Lämmern,
mit Namen und Jahreszahl 1806 bezeichnet
(Maillinger Sammlung in München). 2 litho-
graphische Inkunabeln (Ruhendes Reh, und
Aufbruch zur Jagd, Kreidemanier) von 1805
und eine Steingravierung (anatomischer
Pferdekopf nach R. Wintter) von 1807 be-
wahrt die k. Graph. Sammlung in München.
Wohl identisch mit dem von Le Blanc, Ma-
nuel I. erwähnten Xaver Dali' Armi, der an-
geblich zu Anfang des 19. Jahrh. in Mailand
arbeitete.
Katalog d. Maillinger Sammlung I 3019. —
Le Blanc, Manuel. — Meyer, Kstlerlex. —
Ferch 1, Geschichte der Errichtung der ersten
lithogr. Kunstanstalt. S. 48. — Mitteilungen der
Familie. Wgn.
Armi, Giovanni d a 1 1’, gen. il Francese,
röm. Bildschnitzer, geb. 1520, t in Modena
0. 2. 1609 nach Ausweis der dortigen Toten-
register.
C a m p o r i, Art. ital. etc. negli Stati Estensi
(Modena 1855). F. M alaguszi-V alen.
Armi, Jacopo dall’, Architekt in Bo-
logna, tätig um 1509.
Zant, Encicl. II 203. F. Malagussi-Valeri.
Armi, Josef v. Dali', Bruder des An-
dreas und Xaver Dall’A. Nähere Lebensver-
hältnisse unbekannt. Ferchl erwähnt litho-
graphische Versuche aus dem Jahre 1805,
die er zusammen mit seinen Brüdern unter-
nommen hat. Bekannt ist von ihm nur ein un-
bedeutendes Blatt: Dorf am Fuße eines hob.
Berges (Garmisch?), lithogr. Federzeichnung,
q. 8° in d. k. graph. Sammlung in München.
Ferchl, Gesch. d. Erricht, d. 1. lithogr.
Kunstanstalt. S. 48. Wgn.
Armi, Oskar von Dali’, Tiermaler in
Starnberg, geb. 1859 in München, Schüler der
Münchener Akademie unter A. Gabi u. L.
Löfftz, als Jagdmaler von Prof. Schmitzberger
angeleitct. Stellte im Münchener Glaspalast
(1892: Hochwild, 1896: Unverhofft, 1897:
Angegangenes Rudel Gemsen) und in der
Berliner Intern. Ausstellung 1891 aus.
Wgn.
Armijo, Hernando de, Maler in Sevilla.
1593 war der Bildhauer Blas Femandez Bürge
für ihn.
Gcstoso, Artif. Scvill. 1899 I 221.
M. v. B.
Armin, Fritz, Maler und Schriftsteller,
geb. in Wien 1865, Schüler der Münchener
Akad. unter Marr und von Löfftz, dann
tätig in München. 1891 weckte sein Bild
„Vision einer Sommernacht" lebhaftes Inter-
Armitage
esse an dem zukünftigen Schaffen dieses
Künstlers von eigenartiger und starker Phan-
tasie, indes trat er dann als Maler nicht mehr
an die Öffentlichkeit.
Kunst für Alle 1890/1 378. — Almanach für
bild. Kat u. Kstgeweroe 1901. *•
Armitage, Alfred, engl. Blumcnmalcr in
Shipley, stellte 1889 — 1892 einige Blumen-
stücke in der Royal Academy, in der Suffolk
Street und in der New Gallery aus. Seit
1896 finden wir ihn nicht mehr erwähnt.
Graves, Diction. of artists, 1895. •*
Armitage, Charles de W., Miniaturpor-
trätmaler in London, stellte 1903 das Minia-
turporträt des Captain A. W. H. Lees in der
Royal Academy aus. **
Armitage, Edward, englischer Historien-
maler, Associatc der Royal Academy, aus einer
angesehenen Familie von Yorkshire, geb. in
London am 20. 5. 1817, f am 24. 5. 1896 in
Tunbridge Wells. Seine Ausbildung ging
nicht den in England gewöhnlichen Weg. Er
kam früh nach Frankreich und trat schon
1836 zu Paris in das Atelier von Paul Dc-
laroche ein. Unter der Leitung von Dclaroche
machte er rasche Fortschritte und wurde
bald einer der bevorzugten Schüler des-
selben, so daß er von diesem nebst drei an-
dern zur Ausführung seines großen Wand-
gemäldes in der Ecole des Bcaux-Arts, des
bekannten Hemicycle, herangezogen wurde.
A., nicht lange darauf nach London zurück-
gekehrt, erhielt mit seinem daselbst ausge-
stellten ersten Karton (bei einer Konkurrenz
für Freskogemäldc) den ersten Preis von
300 £. Gegenstand war die Landung Casars
in Britannien, die Darstellung aber noch sehr
in der Weise Delaroches gehalten. 1845 er-
hielt er dann einen weiteren Preis mit dem
Karton „Der Geist der Religion“ und endlich
1847 einen großen Preis von 500 £ für das
Ölgemälde „Die Schlacht hei Meeanee“ (Sieg
des Charles Napier über die Emire von
Sindh), das in den Besitz der Königin Vik-
toria überging.
Diese Erfolge führten ihn zu größeren Ar-
beiten. Er wurde zunächst berufen, an den
Wandmalereien im Parlamentshausc (Wcst-
minster-Palast) tcilzunehmen und malte da-
selbst in der oberen Vorhalle (Waiting Hall)
zwei Fresken: Die Themse mit ihren Neben-
flüssen (1852) u. den Tod Marmions (1854).
Diesen folgten später die Malereien in der
katholischen Kirche zu Islington, wo der
Künstler den hl. Franziskus vor dem Papst
Innocenz III. (1859) und in der Apsis Chri-
stus mit den 12 Aposteln (1860) darstelltc.
Er hatte dazu besondere Studien auf einer
italien. Reise und namentlich auch in Assisi
gemacht (1857), nachdem er sich schon 1849
einige Zeit in Rom aufgehalten hatte. Spä-
ter folgte eine sehr umfangreiche Wand-
malerei in University Hall zur Erinnerung
an den verstorbenen Crabb Robinson. Der
alte gelehrte Herr ist in seinem Studier-
zimmer dargestellt, wie vor seinem Geiste die
Gestalten der großen Menschen, mit denen er
befreundet gewesen, vorübcrwandeln : Goethe,
Schiller, Frau von Stael, Edward Irving,
Bunsen, Samuel Rogers, Wordsworth, Sou-
they, Colcridge etc. Hier ist die Darstellungs-
weise realistisch gehalten, während in jenen
religiösen Gemälden das Vorbild der Flo-
rentiner Meister und Rafaels unverkennbar
ist A. hat die modernen Menschen auch in
moderner Kleidung und Haltung geschildert,
und man kann diesen Versuch, auch im Mo-
numentalen sich näher an die Wirklichkeit
zu halten, nicht mißlungen nennen.
Zu den Wandmalereien Armitages gehört
noch eine allegorische Darstellung des indi-
schen Aufruhrs im Stadthause zu Leeds. Hier
ist Britannia als hohes, gewaltiges Weib von
ernster Schönheit dargestellt, wie sie eben
daran ist, einem bengalischen Tiger, den sie
an der Kehle vor sich gefaßt hält (dem Sinn-
bildc der aufrührerischen Seapoys), das
Schwert in die Brust zu stoßen. Rings um
sie nicdergcmetzelte Gestalten. Dieser Kom-
position ist eine gewisse Wucht eigen, und
die weibliche Figur ist nicht ohne Größe und
Macht des Ausdrucks, allein in der Erfindung
ist ein gewisser französischer Zug nicht zu
verkennen. Neben diesen monumentalen Wer-
ken hat der Künstler 1848 — 93 eine nicht
kleine Anzahl von Ölgemälden hervorgebracht,
welche in den Ausstellungen der Royal Aca-
demy ungewöhnlichen Beifall fanden (aus-
gestellt waren 83 Gemälde in diesen Jahren).
Wir nennen von diesen: Heinrich VIII. und
Katharina Parr; der Tod Nelsons bei Trafal-
gar (1S4S) ; Szene aus der Geschichte des
Thomas Becket (1849) ; Vision Ezechiels
(1850) ; Samson in der Mühle (1851) ; Hagar
(1852) ; Schlacht bei Inkermann und der Ka-
vallerie-Angriff bei Balaklava (1856) ; Die
Mutter des Moses nach der Aussetzung des
Kindes (1860); Pharaos Tochter (1861);
Begräbnis eines christlichen Märtyrers zu
Neros Zeiten (1863) ; Ahab u. Jezabcl (1864) ;
Das Festmahl der Esther (1865) ; Reue des
Judas (Nationalgalerie zu London) und Die
Eltern Jesu, ihn suchend (1866); Savonarola
und Lorenzo der Prächtige ; Christus den
Knaben heilend (1867) ; Das Fest des Hc-
rodes (1868) ; Hcro, das Zeichen auf dem
Leuchtturme gebend ; Christus, die Apostel
Jakob und Johannes zu sich rufend (1869) ;
Christus in Gethsemane (1870) ; Julian der
Abtrünnige (1S75) und Die Sklavenemanzi-
pation (1878 auf der Pariser Weltausstel-
lung). Bei den Werken seiner letzten Jahre
machte sich die Verminderung seiner Schaf-
fenskraft bemerkbar. — Wie man sieht, hat
sich A. auf den verschiedensten Gebieten der
Il8
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Armitage — Armstead
Geschichte und der Mythe, insbesondere auch
der alt- und neutestamentlichen Erzählung
bewegt. Bisweilen hat er sich auch in Genre-
Darstellungen versucht, wie er denn bei seinem
römischen Aufenthalte eine Szene aus dem
dortigen Volksleben malte. Zu den beiden
Bildern, welche Ereignisse aus dem Krim-
kriege schildern, war er an Ort und Stelle
gewesen, da er den Auftrag von der engl.
Regierung erhalten hatte. In ihnen näherte
er sich der Darstellungs weise Horace Vemets.
Zur Schilderung des bewegten Kampfes kam
ihm seine Körperkenntnis gut zu statten, doch
wie überhaupt das Kolorit seine schwächere
Seite ist, so leidet hier insbesondere die Fär-
bung an einer gewissen Schwere und Bunt-
heit — Andererseits haben seine religiösen
Gemälde nichts von der überreizten kirchlichen
Empfindung des Nazarcnertums ; sie geben
eine einfache, dabei aber würdige Schilderung
der Ereignisse, wobei jedoch A. keineswegs,
wie Horace Vemet, die biblischen Figuren
in das heutige arabische Gewand kleidet. Bei
Darstellung geschichtlicher Szenen hebt A.
gern das leidenschaftliche Moment hervor
und geht im Ausdruck desselben bisweilen
etwas zu weit Übrigens war er einer der
wenigen unter seinen zeitgenössischen engl.
Malern, welche einen monumentalen histori-
schen Stil und deshalb eine gründliche Durch-
bildung der Form in idealem Sinne anstrebten.
Meyer, Kstlerlex. (Artikel von S. Colvin).
— Art Journal 1863, 170 — 180 (mit Illustr.),
1896, 220 (Nekrolog). — Bryan, Dict —
Clement and Hutton, Artists of the 19th
Cent — Nat. Portr. Gallery, ed. by P o y n t e r.
— J. P. Richter, Pictures and drawings selcct.
from the work of E. A., London, 1897. — Dict.
of Nat. Biography. — Graves, Royal Acad.
Exh. I. *•
Armitage, Thomas Liddall, englischer
Maler in Notting Hill, stellte 1891 in der
Royal Academy das Bild : When we were
young aus. Nach 1897 finden wir ihn nicht
mehr erwähnt. **
Armitage, William, engl. Maler der Ge-
genwart in Elmhurst, Carrington, Notts.,
stellte 1901 in der Royal Academy das Bild:
Winter Afternoon aus und war 1903 in der
Roy. Cambrian Academy, in der Walker Art
Gallery in Liverpool und in der Royal Soc.
of Artists in Birmingham vertreten. **
Armitage, William, J., engl. Maler in
Chelsea, stellte 1889 in der Royal Academy:
A summer evening, Windsor Forest, aus. **
Armitage, s. auch Armytagc.
Armknecht, Maler in Krakau, tätig 1387
bis 1390, malte in dieser Zeit ein Bild um
4 Mark für die Fronleichnamskirchc am
Kazmierz bei Krakau.
Rastawieck i, Slownik mal. pol. III 115.
— Grabowski, Skarbniczka p. 33. L. Lepszy.
Armknecht, Peter, deutscher Baumeister,
restaurierte nach einer Inschrift an der
Außenseite des Chores mit Joh. Thene die
Stiftskirche in Heiligenstadt auf dem Eichs-
felde nach dem Brande von 1333.
Wolf, Gesch. v. Heiligenstadt, p. 129.
Armolea (Armaolea), Alejandro de,
Kunstschmied in Valladolid. Er sollte 1602
dem Juan de Arfe beim Gusse der Lcrma-Sta-
tuen an die Hand gehen.
Marti y M o n s 6, Estud. artist. histor.
S. 260. J Vf. v. B.
Armory, Antoine, gen. Lafleur, Bild-
hauer und Architekt von Grenoble, fertigte
1668 den Predigtstuhl der Jesuitenkirche da-
selbst. Am 6. 3. 1664 verpflichtet er sich zur
Herstellung eines Grabmals und eines Epi-
taphs, sowie zur Renovierung der Kapelle
„des Rabot“ in der Dominikanerkirche. 1671
ist er mitbeschäftigt am Bau der Isircbrücke,
1673 erbaut er das Seminar de Saint-Matin-
de-Misere. Er kommt zuletzt 1678 vor. Seine
beiden Söhne Andri und Antoine II sind Ar-
chitekten in Grenoble. Ersterer leitete die
Befestigungsbauten, Antoine war am Bau der
Kirche Saint-Louis beschäftigt, wo nament-
lich die Fassade auf seinen Anteil kommt
(1689).
M a i g n i e n, Artistes Grenobl. 1887. H. V.
Armour, George Denhelm, schott. Ma-
ler und Illustrator, geb. 30. 1. 1864, studierte
auf der Royal Scot. Acad. bis 1888, war spä-
ter in London tätig, wo er in der Royal Acad.
bis 1894 häufig ausstcllte. Als Illustrator lie-
ferte er viele Zeichnungen für The Graphic,
Pall Mall Budget, Sporting and Dramatique
News, Pick me Up, Punch u. a. Wie seine
Zeichnungen durch feinen Geschmack und
Humor erfreuen, so entzücken seine Aquarelle
durch ihr ausgezeichnetes Kolorit.
Who’s who 1906. — Graves, Roy. Acad. I
61. — Studio XXXIV 168. R.
Armovello da Imbonate, s. Annovello
da I.
Armowitz, Johan Hinrich, Glocken-
gießer in Lübeck, seit 1728 in Husum, wo
er am 19. 2. 1729 vom König ein privelegium
speciale für Schleswig erlangte. 1750 ging
er, zum Lübecker Ratsgießmeister erwählt,
nach Lübeck zurück, und wurde daselbst am
2. 1. 1771 begraben. Er hat zwischen 1728
u. 1756 zahlreiche Glocken in Schleswig-Hol-
stein geliefert, so 1728 für Uldcrup (Kr. Son-
derburg), 1729 für Husum, 1730 für Neuen-
kirchen in Ditmarschcn, etc.
Bau- u. Kstdcnkmäler d. Prov. Schleswig-Hol-
stein, Bd. III, Teil I p. 30 — 31 (Meistcrvcr-
zcichn.). _ II. V.
Arms, J e s s i e, amerikan. Malerin, geb. in
Chicago 27. 5. 1883. Ihre wenigen bis jetzt
ausgestellten Bilder sind vielversprechend.
In der Art Studcnts Leaguc, Chicago (1906),
erhielt sie den I. Preis. Edmund von Hach.
Armstead, Henry Hugh, bekannter engl.
Bildhauer (auch Zeichner, Holzschneider und
Ziseleur), geb. in London 18. 6. 1828, Schüler
119
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Armstrong
der Royal Academy, zu deren Mitglied er
1875 ernannt wurde. Länger als ein halbes
Jahrhundert stellte er in der Royal Academy
(seit 1851) eine lange Reihe seiner künstle-
risch hochstehenden Porträtbüsten, Reliefs,
Idealfiguren und sonstigen plastischen Ar-
beiten aus. Zu seinen wichtigsten Werken
zählen die St. George Vase, der Packington
und der Outram Shield, alle 8 in Silber ge-
trieben; ferner die Marmorfiguren St Paul,
David und Moses in der Westminster Abbey,
Fries und allegorische Gruppen in der Albert
Hall, Bronzestatue des Earl of Pembroke für
Inner Tcmple Hall, die Bronzestatuen „Reli-
gion“, „Philosophie“, Henry VI. für die Fon-
täne im Kings College in Cambridge. Er
starb am 4. 12. 1905.
Clement a. Hutton, Artists. — F o r-
r e r, Dict of mcdallists. — Graves, Royal
Academy. — Art Journal 1874 88, 156, 372;
1894 199, 202. — Gaz. d. b.-arts 1802 p. 328. —
Who’s Who 1906 p. 53 (hier die lange Reihe
seiner wichtigsten Arbeiten). **
Armstrong, Miß Caroline, Porträt- und
Miniaturporträtmalerin der Gegenwart in
London, stellte von 1885 — 1903 in der Royal
Academy Damenporträts und in den letzten
Jahren auch in der Roy. Soc. of Miniature
Painters aus.
Graves, Roy. Academy Exh. I 63.
Armstrong, Charles, vortrefflicher Chro-
molithograph, geb. zu London 23. 11. 1839,
fing 1860 an, in dem Etablissement von Vin-
cent Brooks die Lithographie und Chromo-
lithographie zu betreiben. 1866 kam er nach
New York und siedelte einige Jahre später
nach Boston über, wo er (1870) in dem
Etablissement von L. Prang & Co. tätig war.
Meyer, Kstlerlex. **
Armstrong, C o s m o, geschätzter engl. Kup-
fer- und Stahlstecher, tätig 1800 — 1836, Schü-
ler von Milton, war Governor of the Society
of Engravers. Er illustrierte Kearsleys Shake-
speare (ersch. 1805), Cooks Poets, Smirkcs
Don Quixote und die Arabian Nights. Auch
eine Anzahl Porträtstiche berühmter Männer,
z. B. Lord Byrons und Shakespeares (letzte-
ren mit kleinem Schnurrbart und eckigem
Stehkragen 8vo) hat man von ihm.
Meyer, Kstlerlex. — Redgrave, Dict. —
B i n y o n, Catal. of drawings in the British
Mus. R •
Armstrong, D. M a i 1 1 a n d. Amcrikan.
Maler, geb. 1836 in Newburg., N. Y., besuchte
das Trinity College in Hartford, Conn., und
studierte dann in Paris und Rom. War Leiter
der amerikanischen Abteilung auf der Pariser
Weltausstellung 1900. Hauptsächlich bekannt
durch seine dekorativen Wandmalereien und
schöne Glasfenster. Edmund von Mach .
Armstrong, Miß Elizabeth A., engl. Gen-
re- u. Landschaftsmalerin (auch Radicrerin),
stellte in der Royal Academy 1883 — 1889 aus.
Graves, Royal Academy Exh. I 63. — The
Art Journal 1889 101/2 (Abb.). **
Armstrong, F r a n c i s A. W. T. engl. Land-
schaftsmaler und Illustrator in Bristol, geb.
in Malmesbury, Wiltshire, 15. 2. 1851, Mit-
glied der Royal Society of British Artists
und der British Acad., studierte in Paris, spä-
ter unter J. Smart in Schottland und erhielt
bestimmende Eindrücke von den Werken Th.
Rousscaus und Turners. Seine Bilder sah
man auf den Ausstellungen in Paris (Salon),
in Düsseldorf und Berlin. Als Illustrator be-
teiligte er sich an der Luxusausgabe von
Blackmores Lorna Doone, am Art Journal,
Portfolio u. a.
Who’s who 1908. — The Studio VI 245. R.
Armstrong, John, engl. Ingenieur u. Kup-
ferstecher um 1810; wahrscheinlich derselbe,
der 1802 in der Royal Academy als Hono-
rary Exhibitor : A Blind Match-sellcr aus-
stellte.
Z a n i, Enc. met. II 203. — Graves, Roy.
Acad. Exh. I 63. *•
Armstrong, John, engl. Maler in Conway,
stellte in der Royal Academy 1879 die Land-
schaften: The Rivulet u. Autum, 1882 Whitby
Harbour aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts 1905
I 63. M
Armstrong, R. W., Architekt in Dublin,
später in London, war in den Jahren 1848
bis 1857 in der Roy. Academy in London mit
Entwürfen hervorragender Bauten vertreten,
so für das Institute British Architects (1848) ;
Elizabethan Mansion House (1851) ; Burlem
Town Hall u. Com Exchange, Newcastle
(1854); Preston Town Hall (1855); Ted-
dington Church (1857).
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1895,
I 63. »*
Armstrong, Thomas, Formschneider, in
London um 1836 tätig, lieferte viele Buchillu-
strationen, häufig naturwissenschaftlichen Ge-
genstandes, und war auch an den Illustratio-
nen von S. C. Hall’s Book of British Ballads,
London 1842, beteiligt.
Nagler, Monogr. I No. 65, 1341. **
Armstrong, Thomas, engl. Maler, Direc-
tor for Art in the Department of Science
and Art 1881 — 98, geb. zu Manchester am 19.
10. 1835. Seine Ausbildung empfing er na-
mentlich in dem Atelier Ary Scheffcrs zu
Paris 1853, wo er auch mit Du Maurier,
Poynter und Whistler in Beziehung trat.
1858 — 59 weilte er in Algier, 1860 arbeitete
er zusammen mit Du Maurier in Düsseldorf.
In der Royal Academy war er 1865 — 77 mit
insgesamt 15 Genrebildern vertreten u. stellte
dann von 1877 — 81 in der Grosvenor Gallery
aus. In seinen ansprechenden Genrefiguren
gibt er mit der Einfachheit der praerafaeli-
tischen Schule eine zarte und dekorative Fär-
bung, wie sie einer Richtung der modernen
französischen Malerei eigen ist. Von seinen
in der Royal Academy ausgestellten Bildern
nennen wir: Josephinc, Morning, Peach Ga-
120
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Armstrong — Amaldi
thering, The Lesson. — Von den späteren:
A Girl holding an Embroidery-Framc (1877),
The Harbour Bar at Teign mouth (1877),
The Riviera of Genoa in Spring (1877),
Three Figurcs on a Marble Seat (1878).
J. Meyer, Kstlerlex. (Art. von S. Colvin)
II 265. — S. Colvin in English Artists of
tbc Present Day, 1872. — Portfolio 1871 p. 65.
— Who’s Who 1908. **
Armstrong, W. G., amerikan. Kupferstecher,
um 1840 tätig. E. Richter.
Armstrong, William Thomas Lil-
b u r n, amerikan. Maler und Architekt, geb.
10. 9. 1878 in Belfast, Ireland, studierte in
Paris, hat sich aber in New York niederge-
lassen. Gehört zu den vielversprechenden
jüngeren Künstlern und hat bereits zahlreiche
Preise und öffentliche Anerkennung erhalten.
Edmund von Mach.
Armuis, Jacques d’, Bildhauer aus Lo-
thringen, ging nach Italien und ließ sich in
Rom nieder, wo er gegen 1600 nachweisbar ist.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Armytage, James Charles, Stahlstecher
und Kupferstecher, geb. zu London um 1820,
t 1897. Er stach nach Historienbildern und
Porträts alter und neuerer Meister und wird
zu den besten seines Landes gezählt. Viele
seiner Stiche im Art-Journal 1853 — 1887.
Meyer, Kstlerlex. (hier 36 Nummern »einer
Werke). — The Art Journal 1853—1867 u. 1897
p. 222 (Nekrolog). **
Armytage, s. auch Armitage.
Arnaboldo, Giuseppe, Maler von Mai-
land, fertigte die Kartons für 3 Wandteppiche
der Kathedrale von Como. Auf dem einen
derselben, darstellend den Tod Mariae, befin-
det sich das Monogramm des Stickers und:
„Factum Ferrariae MDLXII.“ (Abb. bei
Müntz, La Tapisserie.)
G r u y e r, L’Art ferrarai» etc. 1897 II 470.
H. V.
Amal oder Amali, span. Bildhauer im 13.
und 14. Jahrh.
Zani, Enc. II 203. M. v. B.
Amal, Juan Pedro, span. Baumstr., geb.
19. 11. 1735 in Madrid als Sohn des Gold-
schmieds Juan Henrique A. aus Perpignan.
Gebildet auf der Akad. in Toulouse und der
Akad. S. Fernando in Madrid. Unter der
Leitung des Jos. Hermosilla nahm er die ara-
bischen Bauten von Granada und Cordoba auf
und wurde infolge dieser Arbeit 1767 Ehren-
mitglied der Akad. 1774 wurde er stellver-
tretender Direktor der Akad. 1780 beauftragte
ihn der König mit der Untersuchung der ncu-
entdeckten Mosaiken von Riclves bei Toledo,
die er zeichnete und in kolorierten Stichen
herausgab. 1784 baute er die kgl. Druckerei.
1786 wurde er Direktor der Architektur an
der Akad., 1801 Generaldirektor derselben,
1802 Architekt der Postanstalten. In diesem
Amte erbaute er die Post in Madrid. Er starb
14. 3. 1805. A. gehört zu den gelehrtesten
Baumeistern seiner Zeit und hat viele archi-
tektonische Ornamente, Grabmäler, Möbel u.
dergl. gestochen, doch wird sein Geschmack
nicht sonderlich gerühmt Nicht besser wa-
ren die von ihm entworfenen Bauten. Hervor-
gehoben werden außer Dekorationen zu fest-
lichen Gelegenheiten, Altartabernakel in Ma-
drid, Jaen und Salamanca, der Reliquienkasten
der hl. Mariana in Madrid, das Portal und die
Reparaturen am Palast des Herzogs von Alba
im Barquillo, und ein kostbarer Obelisk für
die Stadt S. Lucar de Barrameda.
Llaguno y Amirola, Not. IV 308. —
Cavcda, Gcsch. d. Bauk. in Spanien p. 287.
A
Araald, George, engl. Landschafts- und
Marinemaler, geb. in Berkshire 1763, f 2t. 11.
1841 in Pentonville, Schüler von W. Pcther,
stellte zuerst 1788 in der Royal Acad. aus,
wurde 1810 erwähltes Mitglied der Acad. und
blieb dann bis 1841 regelmäßiger Aussteller
mit insgesamt 178 Bildern, deren Titel Gra-
ves auf führt. Er malte zuerst klassische Land-
schaften mit Mondeffekten u. dgl., später Ma-
rinen und Seegefechte. 1825 erhielt er den
großen Preis für: The battlc of the Nile (Gal.
Greenwich Hospital). Er war vielfach für
den Herzog von Gloucestcr tätig und gehörte
zu den Künstlern, welche 1801 die Beauties
of England and Wales herausgaben.
O 1 1 1 e y, Biogr. and critical Dict. — Red-
grave, Dict. — Graves, Roy. Acad. Exh. I. —
B i n y o n, Cat. of drawings I 61 (2 Aquarelle).
R.
Araald, Sebastian Wyndham, Bild-
hauer und Maler, Sohn des George, Schüler
der Royal Academy, stellte dort 1823 — 1846
zahlreiche Büsten und biblische Szenen aus
und erhielt 1831 die goldene Medaille für die
Gruppe: Der Kindermord. Auch Zeichnungen
und einzelne Gemälde finden sich unter seinen
Arbeiten. Nach 1846 versagen die Nachrich-
ten über ihn.
Redgrave, Dict — Grave», Royal
Academy I. **
Araaldi, Conte E n e a, italien. Architekt,
geb. in Vicenza am 29. 4. 1716, f am 22. 5. 1794.
Der Magistrat seiner Vaterstadt übertrug
ihm die Restaurierung des von Palladio er-
bauten Rathauses von Vicenza, und A. ent-
ledigte sich dieser Aufgabe zu allgemeinem
Bcifalle. Nach seinen eigenen Plänen wurde
1779 die städtische „Cavallerizza“ (Reitbahn)
aufgeführt, ein eleganter Bau im toskanischen
Stile; die Fassade zählt 9 Bogenreihen mit
Pilastern, von einer Attika überhöht (Kup-
ferstichansicht im Werke Moscas). Unter
den künstlerischen Entwürfen A.s sind her-
vorzuheben die Zeichnungen zu den Hoch-
altartabernakeln für die Kirchen S. Faustino
und S. Paolo zu Vicenza und der Entwurf
zu einem Prachttempcl (nach einem Projekte
der Akademie zu Parma) ; letztere Zeichnung
befindet sich in der Libreria Gonzati zu Vi-
121
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Arnaldo — Amau
cenza, ebenso 3 Bände mit weiteren Hand-
zeichnungen A.s und eine Anzahl unveröf-
fentlichter Schriften A.s über die Bauten Pal-
ladios, über den Dianatempel zu Ephesus
usw. Die im Druck erschienenen Schriften
A.s sind : „Idea d’un Teatro“ etc. (Vicenza
1762, mit 6 Abbildungstafeln und 2 Dis-
kursen über Theaterbauten im allgemeinen
und über das Teatro Olimpico zu Vicenza im
besonderen) ; — „Delle Basiliche antiche“
etc. (Vicenza 1767, mit 8 Abbildungstafeln
und einem Anhänge über A.s eigene Pläne
zu einer „Curia“); — „Dcscrizione dclle Ar-
chitetture etc. di Vicenza (Vicenza 1779). —
Milizia spricht mit großem Lobe von A.s
theoretischen und praktischen Kenntnissen in
der Baukunst.
Milizia, Mem. dcgli archit. antichi e mo-
demi (3. Aufl. 1781) II 87. — Zani, Encicl.
II 203. — Gonzati, Per le nozze Ballico-
Dalla Vecchia (Vicenza 1869). — Meyer,
Kstlerlex. (mit weiterer alt. Lit.).
G. Degli Asst.
Arnaldo, span. Architekt und Bildhauer, er-
baute den Kreuzgang des Klosters S. Cucu-
fatc del Valles.
V i ft a z a, Adic. I 17. M. v. B.
Arnaldo, Bercnguer, Buchmaler in Bar-
celona, 1361 und 1374 urkundlich erwähnt.
Viftaza, Adic. I 20. M. v. B.
Amaldo da C o 1 o n i a, Miniaturmaler in
Perugia, erhält 13. 5. 1426 vom „Govcrna-
tore“ von Perugia Zahlung für die kalligra-
phische Ausführung und Miniierung der „Or-
denamenti de frate Bernardino, facti per sua
contcmplatione“.
Rasscgna Bibliograf, d. Arte ital. III 70 f. •
Amaldo (Arnau), Guillermo, Maler,
gebürtig aus Mallorca, Bürger von Valencia.
1392 erlaubte ihm der König Johann I. von
Aragonien, Waffen zu tragen. Cardcrera
schreibt ihm willkürlich ein großes Bild zu,
welches sich in Mallorca im Kollegium der
Missionare, welches Raymundus Lullus ge-
stiftet hat, befand. Dasselbe stellte den An-
fang des jüngsten Gerichtes dar und zeigte
den König Ferdinand von Aragon mit der
Königin Leonorc von Albuqucrque in Gesell-
schaft des Papstes Martin V., des Kaisers
Sigismund u. a. Persönlichkeiten.
Viftaza, Adic. I 17 — 20. M. v. B.
Arnaldus, französ. Werkmeister, im 13.
Jahrh. am Bau der Kirche zu Guitrcs tätig.
Ein undatiertes Epitaph im Schriftstile des
13. Jahrh. belehrt uns, daß dieser Arnaldus
der Sohn eines vermutlich gleichnamigen
Maitre de l’Oeuvre gewesen ist Er schuf
die beiden ersten Gewölbejoche an der West-
seite der genannten Kirche sowie den goti-
schen Oberbau der Fassade und den bildne-
rischen Schmuck der unteren Fassadenhälfte,
die noch den Baustil der süd-westfranzös.
Romanik aufweist, ihren plastischen Dekor je-
doch erst im 13. Jahrh. erhalten hat.
Lance, Dict. des Archit. — Bauchal,
Dict des Archit. C. Enlart.
Ar na o, span. Goldschmied, 16. Jahrh. 1569
wird im Inventar der Königin Da. Isabel de
Francia, dritten Gemahlin Philipps II., ein
Reliquarium von in Gold gefaßtem Berg-
kristall von seiner Hand erwähnt.
Viftaza, Adic. II 35. M. v. B.
Araao de Flandes od. Arnold von Flan-
dern, Glasmaler aus den Niederlanden, bot im
Jahre 1525 mit Arnold de Vergara, der
sein Ordensbruder war, dem Domkapitel von
Sevilla an, ihm einen Teil der Glasgemälde
der Kathedrale zu übertragen. Diese Arbeit,
ursprünglich im Jahre 1504 durch Cristobal
Aleman begonnen, 1504 — 1525 durch Verschie-
dene fortgesetzt, ward in diesem Jahre durch
die beiden Arnold übernommen. Sie arbeite-
ten gemeinsam bis 1538. Damals ließ Arnold
de Vergara aus unbekannter Ursache eine der
Rosen des Querschiffes, die Himmelfahrt Ma-
riä darstellend, unvollendet, und Arnao de
Flandes mußte sie vollständig machen. Von
nun an arbeitete er allein und setzte sein
Werk bis an seinen Tod, im Jahre 1557, fort.
Unter den 93 Glasgemälden der Kathedrale
rühren von Arnold 20 her; die wichtigsten
sind Christi Einzug in Jerusalem, die Auf-
erweckung des Lazarus, das Abendmahl, die
Fußwaschung, die hl. Magdalena die Füße
Christi salbend, der Tod Mariä und endlich
die Himmelfahrt Christi. In einem Akten-
stück, datiert Burgos, 8. 2. 1520, wird ein
„arnao vjdriero“ genannt, der wohl mit die-
sem identisch sein dürfte.
Cean Bermudez, Dicc. I 71 — 74. — Mar-
ti y M o n s 6, Estud. histor. artist. A
Arnao, Juan de, Bildhauer und Bürger in
Scgovia, geb. 1539. Er ist 1569 Zeuge im
Streit des Franc. Giralte mit Juan Manzano
über den Eutropius-Altar in Espinar.
Marti y M o n s 6, Estud. histor. artist.
S. 383. M. v. B.
Arnao de S i m u c 1, Maler u. Kunststicker
aus Flandern, Bürger in Valladolid. 1555
nimmt seine Frau Zahlungen in Empfang für
Arbeiten, welche ihr Mann zur Beisetzung des
Marques de Villcna im Kloster El Parral bei
Segovia geliefert hat.
Viftaza, Adic. II 35. M. v. B.
Arnao de Vergara, s. Arnao de Flandes.
Arnar, Antonio, portugies. Schreiber (u.
Miniaturist?) schrieb 1480 „Cartas de los
Reycs des Aragon, Castilla y de Portugal“.
Pergament, 4to, 15 ff. Mit dem Porträt des
Fürsten von Viana auf dem Titel. — Jetzt in
der Nation. Bibliothek in Madrid.
Bradley, Dict. of Miniat. **
Arnau, Medailleur in Madrid. Fertigte 1900
eine Portätmedaille des bekannten Republi-
kaners und Staatsmanns Emilio Castclar.
Forrer, Biogr. Dict. of Medallists. ***
Arnau, J o a q u i n Maria, span. Architekt,
geb. 16. 3. 1849 zu Valencia, Schüler der Akad.
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Arnau — Arnaud
San Carlos dortsclbst, deren Mitglied er 1803
wurde, sowie Schüler der Escuela Superior
zu Madrid. Kaum hatte er seine Studien be-
endet, als er zum Architekten der Pios von
Santiago und des Monserrat von Rom er-
nannt wurde; 1875 verließ er diese Stellung,
um in Valencia den Posten eines städt. Ar-
chitekten zu bekleiden. Man verdankt ihm
in Valencia: die Wiedererbauung der ehe-
maligen Kirche del Socorro (heute bezeichnet:
de Jesus y Maria), des Castillo der Komtesse
von Ripalda ; die Wiederherstellung des Palais
der Herzoge von Gandia, ebenso die Pläne
zu zahlreichen Gebäuden.
A 1 c a h a 1 i, Diccionario biogr. de artistas
valencianos. Valencia 1897. P. Lafond.
Arnau, Juan, span. Maler, geb. 1595 in
Barcelona, f das. 1093. Lernte zuerst in Bar-
celona und trat dann in Madrid in die Werk-
statt des Eug. Caxes ein, als dessen bester
Schüler er gilt. Einige seiner Werke in den
Kirchen von Barcelona: im Kloster St. Agu-
stin ein Teil der Gemälde mit Darstellungen
aus dem Leben dieses Heiligen, in St. Maria
del Mar die Schlüsselübergabe an Petrus und
in einer Kapelle der Kirche der Minimen der
hl. Franz von Sales. A.s Stil ist kräftig und
korrekt, seine Farbengebung breit und ent-
schieden aber von einer gewissen Trockenheit.
Seine Werke stehen den guten Arbeiten seines
Lehrers Caxes nahe.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 74. — Meyer,
Kstlerlex. A
Arnau y Mascort, E u s e b i o, span. Bild-
hauer, geb. in Catalonien, erhielt seine künst-
lerische Ausbildung an der Escuela de Bellas
Artcs zu Barcelona, um dann in Rom, Flo-
renz und Paris seine Ausbildung zu voll-
enden. Schon in einigen Jugendarbeiten —
Terrakottabüste, Bacchantin, Die Erlösung
(Gruppe) — hatte er sein Talent gezeigt.
Erhöhtes Interesse erregte er dann 1891 mit
einem im Palacio de Bellas Artcs zu Barce-
lona ausgestellten Gipsrelicf, darstellend die
„Beisetzung der Gebeine der hl. Eulalia“ so-
wie mit der Gruppe „El Ave Maria“. 1898
vollendete er die Marmorgruppc „El bcs de
mare“ (Der Kuß des Meeres), eine Arbeit
von starker poetischer Auffassung und treff-
licher bildnerischer Ausführung. Von den
zahlreichen öffentlichen Aufträgen statuari-
scher und dekorativer Natur, die dem Künst-
ler auf seine Ausstellungserfolge hin zuteil
wurden, sind bemerkenswert: für das Colegio
de Abogados die Statue des San Raimundo
de Penafort ; für die Kirche S. Engracia zu
Zaragoza das 6 Meter hohe Hochaltarrclief,
das Relief mit der Darstellung der hl. Fa-
milie, die großartige Gruppe der Esperanza
(mit dem Schiffbrüchigen) und eine Anzahl
prächtiger Heiligenstatuen; die Bronzetüren
der Kirche von Comillas (mit den allegori-
schen Frauengestalten der Kardinaltugenden
in Hochrelief) ; die Barcelona-Statue für das
von den Architekten Puig und Cadafalch ent-
worfene Monument Rius y Taulet; ein Ka-
minfries mit der originell aufgefaßten Relicf-
darstcllung des hl. Georg im Kampfe mit dem
Drachen, sowie eine große Anzahl weiterer
dekorativer Arbeiten für die Bauten der Ar-
chitekten Domcnech, Puig und Cadafalch.
Als Medailleur hat A. sich mit seiner prächti-
gen Medaille für die Fcria-Concurso Agri-
cola ausgezeichnet. Auch auf dem Gebiete
der dekorativen Klcinplastik, der Juwelier- u.
Goldschmiedekunst, sowie als Maler hat A.
seine vielseitige Begabung bekundet.
Ossorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas cspanolcs del siglo XIX (Madrid 1883,
1884). — A. O p i s s o, Arte y Artistas Catalanes
(Barcelona 1900) p. 1. *
Arnaud, Kanonikus und Werkmeister von
St Sernin zu Toulouse, t 1251. Er scheint
am Glockenturme, am Oberbau des Haupt-
schiffs und an der Fassade der genannten
Kirche gearbeitet zu haben.
Revue g£n. de l’Archit., vol. VI. — Bau*
c h a 1, Dict. des Arcbit. C. Enlart.
Arnaud, Bildhauer, wohnte in Perpignan. 10.
4. 1414 schließt er einen Vertrag zur Errich-
tung einer für die Kirche von Bayes bestimm-
ten Altartafel.
L a m i, Dict d. sculpt. 1898. R.
Arnaud, Anne Francois, Maler in
Troyes, geb. daselbst am 17. 10. 1787, + im
Oktober 1846, Schüler von Gros u. David,
malte Grisaillen im Palais de Justice und die
Fresken im Hospital S. Nicolas in Troyes.
In das dortige Museum, dessen Konservator
er war, kamen von ihm: Ansicht des alten
Tores S. Jacques und Ansicht des Pariser
Tores von Troyes. Er gab auch 2 Werke:
Les Antiquites de Troyes etc. und Voyage
archeol. et pittoresque dans le depart. de
I’Aube heraus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. **
Arnaud de Caseneuvc, französ. Maler,
soll um 1480 in Lcctoure mit Auszeichnung
tätig gewesen sein.
S i r c t, Dict. des peintres. — Lafforgur,
Les arts et artistes cn Gascognc. **
Arnaud, Charles Auguste, französ.
Bildhauer, geb. 22. 8. 1825 in La Rochclle
f 6. 9. 1883, Schüler der Ecole des Beaux-arts
zu Angers und von Franqois Rüde, stellte
1846 — 1864 regelmäßig aus. Seine Haupt-
werke sind: das Monument des Geologen
Fleuriau de Bellevue im botanischen Garten
von La Rochclle; die Bronzebüste Hein-
richs IV. und die Marmorbüste Alexandre
Freslons (Minister des öffentl. Unterrichts
1848), beide im Mus. zu Angers befindlich;
zwei Steinstatuen, die einen Jäger zu Fuß
und einen Kanonier darstellen, auf dem pont
de l’Alma in Paris; die Büste des Architekten
Fontaine im Institut de France; die Büste
Charles Claracs im Louvre u. eine Statue des
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Arnaud — Amaudin
Heiligen Jacques-le-Mineur auf dem Turm
Saint-Jacques.
Bellier-Auvray, Dict gen. — Nouv.
arch. d. l’art frang. 1885, 174 ; 1897, 105. Lami.
Arnaud, Daudc, Bruder des Durand A.,
französ. Werkmeister und Bildhauer, geb. 1262,
„consul peyrier“ von Montpellier 1293 und
1323, f uni 1329. Im Stadtarchiv zu Mont-
pellier befindet sich ein Kostenanschlag dieses
Meisters für zwei in ein Privathaus einzu-
bauende Säle mit Spitzbogengewölben und
Maßwerkfenstern.
Renouvier et Ricard, Maitres de pierre
de Montpellier. — B 6 r a r d, Dict. des Artistes.
C. Enlart.
Arnaud, Durand, Bruder des Daude A.,
„consul peyrier“ zu Montpellier 1305 u. 1322,
im letzteren Jahre gestorben.
Renouvier et Ricard, Maitres de pierre
de Montpellier. — B £ r a r d, Dict. des Artistes.
— Bauchal, Dict. des Archit C. Enlart.
Arnaud, Giovanni, Historienmaler von
Cuneo, f zu Volpiano im Piemontcsischen
den 6. März 1869, einige 40 Jahre alt, malte
u. a. einige Szenen aus Goethes Faust und
lithographierte auch.
L’Arte in Italia 1 52. R ■
Arnaud, G u i 1 1 a u m e, Maler in Mont-
pellier, seit 1293 Stadtmaler, soll um 1325
gestorben sein.
Siret, Dict. d. pcintres. **
Arnaud, Jacques Franqois, Maler
(Pcintre du Roy) in Paris, begraben am 3.
3. 1769, 40 Jahre alt.
Herluison, Actes d’Etat civil p. 9. •*
Arnaud, Jerome, Fayencicr in Nantes
1756.
A. Jacquemart, Histoire d. 1. Ceramique
(1873) p. 509. **
Arnaud, Joseph, Genremaler und Zeich-
ner, geb. zu Allauch bei Marseille, Schüler
von Augustin Aubert, Direktor der Marseillcr
Akad., wurde später Professeur-adjoint an
derselben. Er starb plötzlich den 21. 5. 1859.
Parroccl, Annales de la pcinture. Mar-
seille 1862 p. 463. *•
Arnaud, L u i g i, französ. Kupferstecher,
Professor am technischen Institut der schönen
Kste. in Neapel, f 1877.
L’Art VIII 96. — Napoli Nobilissima III fase.
V 74—76. **
Arnaud, Michele, Graveur und Model-
leur in Neapel, für den Bourbonischen Hof
tätig. 1799 erhielt er die bedeutende Summe
von 1000 Dukaten für eine im Aufträge Fer-
dinands IV. gefertigte Schale aus Lava in
vergoldetes Metall gefaßt, sowie 12 Löffel aus
vergoldetem Silber mit Stielen aus orientali-
schem Achat, die als Geschenk des Königs
für Admiral Nelson bestimmt waren. Auf
den Löffeln waren in feinster Arbeit die sieg-
reichen Schlachten Nelsons dargestellt.
Napoli Nobilissima III 186. G. Dcgli Assi.
Arnaud de Narp, Kanonengießer u. Uhr-
macher in Bordeaux, 1398 — 1406 erwähnt.
Sein gleichnamiger Sohn folgte ihm in seiner
Tätigkeit, trat aber dann in den Dienst des
Königs von England.
Champeaux, Dict d. Fondeurs p. 34. •*
Arnaud, Pierre, französ. Bildhauer, geb.
in La Valette, wohnte in Toulon, wo er sich
14. 6. 1648 verheiratete. Im selben Jahre
erhielt er vom Stadtrat, gemeinsam mit seinen
Genossen Gaspard Pugct u. Nicolas Levray,
Auftrag auf verschiedene Bau- und Bildhauer-
arbeiten. 1650 verpflichtete er sich mit
2300 livres die Chorgitter der Collegiat-Kirche
von Six-Fours (Var) herzustellen.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Arnaud, Pierre, Maler in Toulon, geb.
29. 6. 1718, f 19. 6. 1767 daselbst In der
Zivilakte über seinen Tod wird er Marine-
maler genannt. Er muß aber gelegentlich
auch historische Stoffe gemalt haben, denn
2 Jahre nach seinem Tode wurde ein Gemälde
von ihm ausgestellt: Mago, Hannibals Bruder,
bittet den Senat von Karthago um Hilfe und
überreicht ein Gefäß mit Ringen der bei Can-
nac gefallenen römischen Ritter.
Nouv. arch. de Part frang. VIII (1892) 287,
289. — Meyer, Kstlerlex. F. L. Bruel.
Arnaud d e 1 a P u e g, französ. Werkmeister,
seit 1350 vereidigter Sachverständiger für das
städt. Bauwesen von Montpellier, 1358 — 1365
„consul peyrier“ daselbst.
B 6 r a r d, Dict des Artistes. C. Enlart.
Arnaud de S o 1 i e r, Bildhauer und Archi-
tekt in Montpellier, wurde 10 mal zum Vor-
sitzenden seiner Gilde 1362 — 1898 ernannt.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Arnaud, T o m m a s o, Bildhauer in Neapel,
geb. um 1800, f 1860. Von ihm eine Statue
des hl. Augustin in S. Francesco di Paola in
Neapel.
G. C c c i, La chiesa di S. Francesco di Paola,
in Napoli Nobilissima V 103, X 139.
F. Hermanin.
Amaud-Durbec, Jean Baptiste Fran-
ko i s, Historien- und Genrcmaler, geb. in
Marseille am 30. 7. 1827, Schüler der Pariser
Academie. Die Kirche von l’Estaque bei
Marseille enthält seine besten Bilder, nämlich:
Befreiung Petri durch den Engel (1856); S.
Johannes schreibt die Apokalypse; Berufung
des hl. Matthäus; Der hl. Antonius (1860)
und St. Lazarus (1SG1).
Parroccl, Annales de la pcinture. Mar-
seille 1862 p. 481. **
Arnaudies, Francisco, Zeichner u. Kup-
ierst aus Katalonien. Nach ihm stach G.
Brunctti das Porträt der „Maria Antonia Val-
burga di Baviera Elettrice vedova di Sasso-
nia“ und Vignetten für das Werk: Ant Exi-
meno, Dell’ Origine e delle Rcgole della Mu-
sica etc. Rom 1774.
Meyer, Kstlerlex. A
Arnaudin, Jean, französ. Glockengießer,
goß 1739 die Glocke der Kirche von Lignan.
Pardiac, Notice sur les cloches de Bor-
deaux. * *
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Arnaudin — Arndt
Arnaudin, d’, s. Darnaudin.
Arnauld de Mozat, Bildhauer, tätig in
Riom (Auvergne) um 1386 bei der Aus-
schmückung des Schlosses, das Jean de Berry
errichten ließ.
Lami, Dict. des sculpteurs, 1898, p. 418. **
Amault, französ. Künstler des 19. Jahrh.,
der nach Angabe des Kataloges (v. 1902. II
286) das in der Nat. Portrait Gallery in Lon-
don befindliche Porträt A. Tennysons in
Kreide gezeichnet hat. ***
Amault, G u i 1 1 a u m e, französ. Bildhauer
in Tours, führte 1520, zur Zeit der Zusam-
menkunft Franz’ I. mit dem König von Eng-
land, eine Statue des hl. Michael aus, die
das Zelt des Königs krönte.
L a ni i, Dict. des sculpt. frans, au moyen-äge
et ä la renaiss. Lami.
Amault, Jean und Henri, Sticker (bro-
deurs du Roy) in Paris, der erstere um 1480,
der zweite um 1535.
M. Francisque, Rechcrches sur les ctof-
fes. •*
Amault, Jean, s. auch Amault, Pierre.
Amault, N. Von Dauban (Gazette des
Beaux-Arts Ie per. X 86) irrtümlich gelesen
für N. Arnoult; s. dort.
Amault, Philippe, Bildhauer u. Wappcn-
malcr in Amboisc, 1546 u. 1551 erwähnt.
Lami, Dict. d. sculpteurs, 1898, p. 16. •*
Amault, Pierre, Glasmaler, arbeitete in
der 1. Hälfte des 16. Jahrh. an der Malerei
der großen Glasfenster der Kathedrale von
Bourgcs. Sein Sohn
Jean, geb. zu Bourges, führte 1560 die
Glasfenster der Kapelle Saint-Martin aus,
ebenso ein Ölgemälde für dieselbe Kapelle.
G i r a r d o t, Artistes de la ville de Bourges.
— Ders., Cathedrale de Bourges. H. Longnon.
Amault, Arnaut, s. auch Arnaud.
Amavon, J., Kanonikus in Avignon, Maler-
dilettant, im 18. Jahrh. Nach ihm stach L.
J. Cathelin das Brustbild des Stechers J. J.
Bal&hou, oval, kl. fol.
Meyer, Kstlerlcx. **
Amberg, Elise, geb. Talen, schwed. Male-
rin, geb. in Stockholm 11. 11. 1826, f 6. 9.
1891, hat viele verdienstvolle Miniaturporträts
ausgeführt. . <7. Nordensvan.
Amberger, Veit, Bildhauer zu Innsbruck.
Urkundlich finden wir ihn 1548 mit Bildhaucr-
arbeiten bei dem selbst von Tizian bewun-
derten Saalbau in der Burg zu Innsbruck be-
schäftigt; ferner in Gregor Löfflers Werk-
stätte mit Modellieren von Statuen usw. Es
kann urkundlich konstatiert werden, daß er
die Statuen Chlodwigs und Karls des Gr.
zum Maximiliansgrabmal modelliert hat; von
diesen ist jedoch nur die erstere gegossen.
Unter den Ehrenpfennigen, zu denen A. die
Form „geschnitten“, war besonders jener be-
rühmt, welchen die Tiroler Stände 1550 dem
König Maximilian von Böhmen verehrten.
Er wurde von Löffler in Silber gegossen. Ein
gleicher Ehrenpfennig wurde von beiden für
den Prinzen Philipp von Spanien verfertigt.
Der erstgenannte ward leider 1552 in der
Kriegsnot „vermünzt“. A. starb Ende 1550
oder anfangs 1551.
Meyer, Kstlerlcx. — Jahrb. d. Kstsl. d.
allerh. Kaiserh. XI 1. T. p. 194, 202, 203. —
Forrer, Dict. of Med.
Arad (oder Arnold), „magister Arnoldus
fusor campanorum“, war nach einer Urkunde
1285 Glockengießer in Rostock. Von ihm
kann der schöne bronzene Taufkesscl in der
dortigen Marienkirche herrühren, der jetzt in
der Mitte der Westwand des Turmes unter-
gebracht ist, da er das Datum 1290 trägt.
Lisch, Jahrb. des Ver. f. Mccklenb. Gesch.
u. Altertuinsk. XXIX 216. — Organ f. christl.
Kunst XVII 265. — L o t z, Kunst-Topographie
I 525. — M i t h o f f, Mittelalterl. Künstler Nie-
ders. u. Westf. 21. — Gut abgcbildet und be-
schrieben von S c h 1 i e, Zeitschr. f. christl. Kst.
VII (1894) 130 ff. und Kunst- und Gcschichts-
denkm. Mecklenbga. I 31 ff. Maybaum.
Arad von Woried t, Glockengießer, goß
um 1515 mit Heinrich von Kämpen die Sonn-
tagsglockc zu Gardelcgcn.
Mithoff, Mittelalt. Kstlcr. Nieders. u.
Westf. 1885 p. 20. *'
Arad, s. auch Arndt und Arnold.
Arndt, Hamburger Maler 1528/9.
Karl Koppmann, Kämmercirechn. der
Stadt Hamburg V 358 u. 389. E. Benesi.
Arndt, Carl Philipp, Hofschrciner, spä-
ter Hofbauinspektor in Fulda, geb. zu Pfaf-
fendorf bei Koblenz 1725, f zu Fulda 1797,
baute in Fulda das Paulitor und die Biblio-
thek, in Neuhof das Schloß.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze, 1824 p. 165. •*
Arndt, Christian, Formschneider in
Breslau, heiratet am 15. 1. 1714. E. IJintze.
Arndt, Ewald, s. Arndt, Leo.
Arndt, Franz Gustav, Landschafts- und
Genremalcr, geb. am 20. 8. 1842 in Lobscns
(Posen), Schüler der großh. Kunstschule in
Weimar, seit 1876 dort außerord. Professor
und von 1879 — 81 Sekretär. 1884 zog er
nach Berlin, 1887 nach Blasewitz bei Dres-
den, wo er am 13. 3. 1905 starb. Von seinen
frisch naturalistischen, zu seiner Zeit fort-
schrittlichen Gemälden seien genannt: Som-
mermorgen in der Rhön (1808, im Besitz
der Großherz, von S.-Weimar) ; Ein nord-
deutsches Kirchlein (1872) ; Kinderscherze
(1872) ; Elegie (1873, in London prämiiert) ;
Brunnen auf Capri (1874); Arbeiterfamilie
(Motiv aus Capri, 1875) ; Die 4 Jahreszeiten,
Wandgemälde im Speiscsaal der Villa Ed. F.
Weber in Hamburg, gemeinschaftlich mit dem
Weimarer Kollegen Chr. Krohn, der nament-
lich das Figürliche übernahm (1877). Aus
der Zeit seiner Tätigkeit in Blasewitz: Am
Waldbache (Motiv vom Edmundsgrunde,
Sachs. Schweiz, 1888) ; Pfirsichblüte in Losch-
witz (1888). Er stellte meist in früheren
Jahren in Weimar, später in München und
Wien, hier zum letzten Male im Künstler-
Arndt — Amesen
hause 1894 aus. — Man hat auch einige Ra-
dierungen in den Heften Weimarer Radierer
(1881) von ihm: Gebirgsgegend an der Rhön,
4to. ; Mähendes Mädchen vor einer Mauer,
gr. 8vo; Dalmatinische Frauen am Meere, 4to.
H. A. Müller, Biogr. Kstlerlex. Leipzig
1882. — F. v. Bötticher, Malerwcrke d. 19.
Jahrh. I 38. — Kunstchronik III 135, VII 373,
463, XII 653 (ausführlich über die Wandge-
mälde in Hamburg). — Kunst für Alle XX 368
(Todesnotiz). F. Becker.
Arndt, Franz Wilhelm, geb. 1756 als
Sohn des Carl Philipp A., seit 1779 Hof-
maurermeister, seit 1797 Hofbauinspektor
des Fürstbischofs von Fulda, lebte dort noch
1815. Erbaute u. a. die Dorfkirche in Kem-
merzell bei Fulda.
Füssli, Neue Zus. (v. 1824) zum Allg.
Kstlerlex.
Arndt, Henning, Maler in Wittenberg,
wo er 1599 gestorben ist.
F ü s a 1 i, Neue Zus. (v. 1824) z. Allg. Kst-
lcrlcx. _ ***
Arndt, J. Diese Bezeichnung trägt ein
Aquatintablatt „Landschaft mit Vieh“ nach
J. F. v. Bioemen.
Meyer, Kstlerlex.
Arndt, Jacob, Hofschreiner in Fulda, Bru-
der des Würzburger Hofschreiners Servatius
Arndt, f- 1844 in Fulda.
Füssli, Nachträge 1824 p. 165. •*
Arndt, Leo (W. Leo), Graphiker, insbe-
sondere Radierer u. Illustrator in Halensce-
Bcrlin, geb. in Eilenburg am 6. 11. 1857, stu-
dierte auf den Akademien in Leipzig, Berlin,
Karlsruhe und ging dann auf lange Studien-
reisen, besonders in den Balkan. Original-
radierungen von ihm erschienen in den Hef-
ten des Berliner Vereins für Originalradic-
rung; so im Heft V (1890) Netzeflickender
Fischer (4 Etats), im Heft VII (1892) Der
Zeitungslcser (4 Etats), im Heft VIII (1893)
Beim Frühstück (4 Etats). Andere Blätter
von ihm in der: Bildermappe des Sarajevoer
Malcrklubs, in der auch sein Bruder Ewald
Arndt vertreten ist.
Mit Notizen des Künstlers. — Kat. d. In-
tern. KstaussL Berlin 1896; der Dcutschnat.
Kstausst. Düsseldorf 1902; der Großen Berliner
KstaussL 1904 u. 1906. **
Arndt, Samuel Wilhelm, Jurist und
Dilettant als Maler, Bildhauer und Kupferst.,
geb. 1769 in Striegau, in Breslau nachweis-
bar 1798 — 1801. Verfasser von: Theoretisch-
praktische Anweisung zum Selbstunterrichte
in der öl- und Pastellmalerei.
Meyer. Kstlerlex. C. Buchwald.
Arndt, Wilhelm, deutsch. Kupferstecher
(u. Miniaturmaler?), geb. in Berlin, wo er
1789 zum erstenmal ausstellte und sich 1794
noch aufhiclt. Siedelte dann nach Wörlitz
über, um für das neugegründete Dessauer
chalkographische Institut zu arbeiten. 1809
zog er nach Leipzig und starb dort 1813. A.
arbeitete mit dem Stichel, der Nadel und in
Schwarzkunst. Seine Hauptarbeiten sind die
in punktierter Manier für die chalkographi-
sche Gesellschaft ausgeführten Blätter: Amor
u. Danae (beide nach v. Dyck) u. die Thron-
erhebung des Kaisers Alexander Severus (nach
G. Laircsse). Außerdem schuf er zahlreiche
Porträts und war auch für Buchhändler tätig,
doch tragen die meisten seiner Arbeiten
einen handwerklichen Charakter. Das aus-
führlichste Verzeichnis seiner Blätter in
Meyers Kstlerlex., dem noch ein Porträt von
James Cook (ausgestellt in der Akad. in Ber-
lin, Kat. v. 1889 No. 214) hinzuzufügen ist.
Le Blanc, Manuel. — Meyer, Kstlerlex.
Arndt, s. auch Arnd und Arnold.
Araedo, Jose Manuel de, Bildhauer aus
Logrono, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
in Madrid. In der Akad. von S. Fernando
eine Arbeit von ihm, die Alexander den Gr.
und seinen Arzt darstellt.
G o m e z, Escult. en Esp. S. 488. M. v. B.
Ameios, s. Harmotios.
Amemann, Hans, Glockengießer, von dem
mehrere in den Jahren 1487 — 1507 gegossene
Glocken in Einbeck, Markoldendorf, Har-
degsen und Kohnsen (Prov. Hannover) an-
geführt werden.
M i t h o f f , Mittclalt. Kstler. u. Werkm. Nic-
ders. u. Westf.
Arnemius, A r n o 1 d u s, Kupferst, tätig
um 1556. Von ihm ist nur ein Stich nach
Michelangelos Ezechiel, der mit: 1556. Ar-
nolds Arnemius faciebat und einem Mono-
gramm bezeichnet ist, bekannt
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Arnenti, F. M. Nach ihm stach Pietro
Ruga (Anfang des 19. Jahrh.) die „Veduta
dclla facciata del Duomo di Milano“, Roy.
qu. Fol.
Meyer, Kstlerlex.
Arnesen, B o r g h i 1 d. norweg. Künstlerin,
geb. in Sarpsborg 30. 4. 1872. Zuerst lernte
sie einige Jahre auf der kgl. norweg. Kunst-
und Handwcrksschulc in Christiania, dann
bei den Malerinnen Asta Nörregaard und
Harriet Bäcker. Reiste 1895 nach Paris und
arbeitete in verschiedenen Akad. Nach einem
Winteraufenthalt in Italien wurde sie (seit
1898) als Schülerin von Armand Point in
Marlatte bei Fontainebleau in hohem Grade
beeinflußt. Sie arbeitete für ihn (Gravierung
und Emaillearbeit) und studierte eifrig die
Natur in stark dekorativem Sinne sowie die
früheren Rcnaissancemeistcr. Spezialität: ge-
triebene Metallarbeit mit Figurenmalerci. Sie
stellte in Christiania auf den Staat). Ausstel-
lungen und separat in den 1890er Jahren und
auch oft später aus; ebenfalls mehrmals im
Pariser Salon. (Mention honorable auf der
Exposition universelle 1900 für ein Porträt.)
Frühjahr 1904 Privatausstcllung in Paris.
Separatausstellung in Stockholm im Herbst
1904, in Hamburg im Herbst 1905, in Berlin
(Wertheim) im Sommer 1906. — In E. Thiels
126
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Arnesen — Arnim
Privatgalerie in Stockholm befindet sich eine
Reihe von ihren Metallarbeiten.
Stuart Merriell in „La Plume“ (1904).
— Victor und Paul Margucrite in
„I-a vic heurcusc“ (1904). — Chronique des arts
1904 (171). — Private Mitteilungen der Künst-
lerin. C. W, Schnitler.
Arnesen, David, norweg. Porträtmaler
und Zeichner, geb. 1818 in Christiania, aus-
gebildet an der kgl. Zcichenschule in Chri-
stiania (vom Ende der 30er Jahre des 19.Jahrh.
an) bei dem damals angesehenen Porträt-
maler Jacob Munch und dem Landschafts-
maler Flintoe. Wurde 1840 Lehrer an der-
selben Schule und gründete daneben eine
private Zcichenschule, die er bis um 1878
leitete. Um diese Zeit siedelte er nach Töns-
berg über, wo er bis ca. 1883 blieb. Den
Rest seines Lebens verbrachte er in der Nähe
von Christiania, wo er im Dezember 1895
starb. Studierte in den 1840er Jahren in Ko-
penhagen und Paris, wo er auch 1856 und
1878 war. Kürzerer Aufenthalt in London, Bel-
gien, Deutschland (Kiel). War seinerzeit sehr
gesucht als Porträtmaler und Porträtzeichner.
Seine Bilder z. T. in der Eidsvold-Galerie.
Er ist jedoch weniger bemerkenswert als
selbständiger Künstler, wie wegen des Ein-
flusses, den er als Lehrer auf den Zeichen-
unterricht in der Hauptstadt Norwegens und
auf diese Weise auf mehrere jüngere norweg.
Maler ausübte. Mitglied der Direktion der
nord. Nationalgalerie 1858 — 1869 sowie der
kgl. Zeichen- und Kunstschule.
Meyer, Kstlerlex. — „Folkebladet" 1896
No. 17. — Hilditsch, Christiania-Porträter
S. 32 Christ. 1895. — Dietrichson, Det
norske Nationalgalleri, Christ. 1887 S. 38 u. 55.
C. W. Schnitler.
Arnesen, Vilhelm Karl Ferdinand,
dän. Secmaler, geb. in Flensburg (Schleswig)
26. 11. 1865, Schüler der Kunstakad. in Ko-
penhagen 1882 — 88. 1891 — 92 reiste er in
Frankreich, England und Holland, 1900 nach
Ostasien. Von seinen Bildern werden er-
wähnt: „Der Hafen in Kopenhagen“ (1887,
Mus. Aalborg), „Offene See“ (1897, kgl.
Gemäldegalerie Kopenhagen), „Wladiwostock
im Winter“ (1901), „Seeschlacht am Öland
1. Juni 1676" (1905, Schloß Frederiksborg),
„Die Abreise des Königs Haakon von Kopen-
hagen 23. 11. 1905“ (kgl. Schloß, Christia-
nia).
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I 1896.
— Ausstellun gs- Kataloge (Charlottenborg) 1887
bis 1907. A. R.
Arahardt-Deininger, Gabriele, Malerin,
geb. 31. 7. 1855 zu München. Ausgebildet in
der kgl. Kunstschule München, Atelicrunter-
richt bei Hofmaler Julius Lange und Franz
Strcitt in München. Seit 1885 in Innsbruck
verheiratet mit Prof. Johann Deininger, p.
Direktor der k. k. Staatsgewerbcschule.
Landschaften aus dem Isargebiet und Tirol
(besonders ötztal). Ländliche Bauten, In-
terieurs. — öl und Aquarell.
Person!. Mitteil. H. S.
Arnheim, Hans, Bildhauer, geb. in Berlin
am 8. 1. 1881. Wohnt in Berlin. Schüler
von Ernst Herter und Peter Breuer, Studium
auf der Kgl. Hochschule f. d. bild. Künste in
Charlottenburg. Hauptwerke: „Steinträger“
(Privatbes.), „Norwegischer Eisläufer“ (Kai-
ser Friedr.-Mus. Posen), „Fechter“, „Die
Nacht“, „Reliefporträt meines Vaters“.
J. Svs.
Arnheiter, Dekorationsmaler, Straßburg, 18.
Jahrh.
Dr. Heinrich Schreiber, Das Münster
zu Straßburg — Anhang — 1829, p. 75. Seyboth.
Amhold (Arnold), Joh. Samuel, Meiß-
ner Porzellan-, Blumen- u. Landschaftsmaler,
aus Löthain i. S. Die Geburtsangabe (22.
12. 1766 zu Heynitz) in Meyers Kstlerlex.
findet sich in den Kirchenbüchern nicht be-
stätigt. — Er trat 1785 in die Kunstschule
der Meißner Porzellanmanufaktur ein und
verdankte vorwiegend dem Unterricht Chri-
stian Lindners d. Ä. (nicht auch Grahe) seine
Meisterschaft in der Blumenmalerei. 1806
wurde er zum Zeichenmeister mit dem Titel
eines kgl. Hofmalers ernannt und starb am
1. 1. 1828. — Der größte Teil des Nachlasses
an Bildern und Studienblättern befindet sich
im Besitz der Meißner Manufaktur. Auf den
Dresdener Ausstellungen von 1794 — 1818 fin-
det man ihn mit Blumenstücken, Originalen
wie Kopien nach Tamm u. Ruysch, genannt ;
1800 und 1820 auch mit Landschaften und
Jagdstücken. Außerdem erschien 1808 von
ihm in 2. Aufl. eine Anleitung mit Vorlage-
blättem für Blumen- und Früchtemalerei. Er
galt seinerzeit als ein bedeutender Vertreter
der Blumenmalerei (vgl. u. a. L. Richter,
Lebenserinnerungen S. 298), dagegen scheint
er als Landschaftsmaler weniger glücklich ge-
wesen zu sein.
W. Loose, Lebenslaufe Meißner Künstler.
Hs. Loose.
Arniet, Jean, Ornamentbildhauer, war zu
Dijon um 1399 an der Ausschmückung des
Grabes Philipps des Kühnen unter der Lei-
tung von Claux Sluter beschäftigt.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R .
Arnim, Bettina v., geb. Brentano, die
bekannte Dichterin und Schriftstellerin, geb.
in Frankfurt a. M. 7. 4. 1785, f in Berlin 20.
1. 1859. Radierte „Liebende Charitinnen" und
„Nackte junge Mädchen küssen Amoretten
unter einem Baum". Ihre Schwärmerei für
Goethe führte auch zu dem Plan, demselben
ein Denkmal in großen Maßen zu errichten,
dessen Gipsmodell das Stadt, histor. Mus. in
Frankfurt a. M. bewahrt. Dasselbe zeigt uns
Goethe als thronenden Olympier und bekun-
det eine große Begabung Bettinas v. A. für
die Plastik.
Meyer, Kstlerlex. Schrey.
127
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Arnim — Arnold
Arnim, Ferdinand Heinrich Lud-
wig von, seit 1864 Hofbaurat und Profes-
sor an der Berliner Bauakademie, geb. 16. 9.
1814 zu Treptow a. d. Rega, f 25. 3. 1866 zu
Berlin. Schüler der kgl. Bauschule zu Berlin,
1844 zum Bauinspektor ernannt. Als Hof-
architekt des Prinzen Friedrich Karl schuf
er für diesen in Klein-Glienike bei Potsdam
das Palais in Rokoko- und das Jagdschloß in
Spätrenaissanceformen. Außerdem erbaute er
zahlreiche Landhäuser in Glienike und war
bei mehreren kgl. Bauten in Potsdam be-
teiligt. so namentlich bei dem Bau der Villa
auf dem Pfingstberg, wo ihm neben Stüler
der Ruhm der Autorschaft gebührt. Ferner
vollendete er die von Schinkel und Persius
begonnene Friedenskirche zu Potsdam. Ne-
ben dieser reichen Bautätigkeit pflegte er die
Aquarellmalerei, in der er Vorzügliches lei-
stete. Auf der Berliner Aquarellen-Ausstel-
lung im Akademiegebäude 1868 war er gut
vertreten; eine reiche Anzahl seiner Aqua-
relle ist im Besitz des kgl. Hofbauamtes.
Meyer, Kstlcrlex. (hier auch seine Stiche).
— Kunstchronik III 128, 134. H. V.
Araim-Bärwalde, Achim F r h. v., Histo-
rienmaler in München, war u. a. auf den akad.
Kunstausstellungen Berlin 1876, 1877 u. 1881
und auf der internationalen Kunstausstellung
München 1883 vertreten. Er malte nament-
lich Szenen aus der engl. Geschichte. (Letzte
Augenblicke König Heinrichs IV. von Eng-
land, Düsseldorfer allgem. deutsche Kunst-
ausstellung 1880.)
Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh. H. V.
Arnold, Steinmetzen in Köln. 1) Arnolt
„incisor Colonicnsis“ 1056 genannt (Springer,
De Artificibus 26) ; 2) Arnold, Steinmetz u.
Polier, erscheint 1319 und 1321 in Schreins-
urkunden (Mcrlo, Kölnische Künstler. 1895).
Arnold IL, Abt von St. Blasien im Elsaß
1247 — 1276, hat das Kloster Schuttem in Ge-
meinschaft mit dem Guardian Godfrid neu
aufgebaut. Die Namen beider Erbauer sind
durch eine Inschrift überliefert worden, die
noch im 16. Jahrh. existierte.
G 6 r a r d, Artistes de l’Alsace I 186, 254.
C. Enlart.
Arnold, zweiter Dombaumcister zu Köln.
Er wird seit 1280 als „magister Amoldus ma-
gister operis Ecclesiae maioris“ bis gegen
Schluß des Jahrh. genannt. Für den Fortschritt
des hohen Domchores unter seiner Leitung
zeugen Stiftungen für Altäre, z. B. 22. 8.
1297. Aus dem Nccrologium der Abtei St.
Pantaleon wird sein Todestag 25. 7. ohne
Jahresangabe (1303?) bekannt. Dohme (Ge-
schichte der deutsch. Baukunst, Berlin 1885
S. 217) glaubt von der strengeren Stilgebung
des ersten Baumeisters den Reichtum der
Gliederung, die Flüssigkeit der Formgebung
des Nachfolgers am Bau deutlich zu unter-
scheiden.
Mcrlo: Bonner Jafarb. LXXIV 1882, 93—99.
— Schnaase: Gescb. d. bild. K. im M. A.
2. Aufl. 1872, 415. — E n n c n : Der Dom zu
Köln 1880, 86. — Mcrlo: Köln. Kstler. 2. Aufl.
1895, 45. — Ausführl. Litcraturangaben über d.
Gesch. d. Köln. Domes bei Otte-Wernicke:
Handbuch d. kirchl. Kst.-Archäologie II 2. Aufl.
1885, 290 Anm. und Kraus: Gesch. der ehr.
K. II 1897, 196. Hier fehlt noch G. D e h i o u.
G. v. B c z o 1 d : Die kirchl. Baukunst d. Abend-
landes II 2. Stuttgart 1901, 274 fg.
F irmcnich-Richartz.
Arnold. Eine Malcrfamilie Arnold wird 1352
bis 1403 in Breslau urkundlich erwähnt.
Werke nicht nachweisbar.
Kstdenkm. Schlesiens V 518. C. Buchwald.
Arnold, Maler, Hamburg 1463 t-
Hamb. Zs., N. F. II 247, Anm. 1. — Mit-
hoff, Mittelalt. Kstler. u. Werkmstr. Nieders.
und Westf. 2. Ausg. E. Benezi.
Arnold, Arnoul, Arnould, Arnoult oder Ar-
nout. Dieser Name wurde von verschiedenen
belgischen Bildhauern, Architekten und Ma-
lern des 15. bis 17. Jahrh. geführt, die inter-
essante Arbeiten, besonders in Brüssel, Na-
ir.ur, Leau, Löwen, Antwerpen, Maastricht
und Lüttich hinterlassen haben. Siehe die
Artikel Aert, Jehan (Arnold de Maestricht),
Arnold, Bildli. um 1650, Arnold, Robert, Ar-
noul de Diest, Arnould, Jean, Arnould, Thicrry
unter Berücksichtigung folgender Literatur :
Pinchart, Archives, t. I. — Archives de
l'£tat ä Namur. — Annalcs de la Soc. archöo-
logique de Namur, t. XVI 151. — Bulletin de
l’institut archeologique liegeois VII 207, 292 und
VIII 232, 237. — Marchal, La sculpturc beige,
p. 211, 213, 216, 414. — Meyer, Kstlerlcx.;
t. I. — Van den Steen de Jehay, Essai
historique sur l’ancienne cathedrale de St.-Lam-
bert, ä Liöge, 1846; p. 58, 69, 126, 179.
Arnold (Amt), Meister, Bildschnitzer aus
Kalkar, fertigte 1483 — 1493 den Mittelschrein
des Marienaltares in der Nicolai- Pfarrkirche
daselbst. Der geschnitzte Schrein (8,60 in
h., 2,20 m br.) stellt in 9, zu je 3 übereinan-
der angeordneten Hochreliefbildern das Le-
ben der Maria von der Verwerfung des Opfers
Joachims im Tempel bis zum Tode Mariae
dar. Das erhöhte Mittelstück enthält als
zehntes Bild die Himmelfahrt Mariae. Uber
die Arbeit des Meisters, der unter den Kal-
karer Schnitzern die erste Stelle einnimmt,
sagt P. Clcmen in den Kunstdenkmälern der
Rheinprovinz: ,.Am künstlerisch bedeutend-
sten die Geburt Christi, Maria hier voll von
Lieblichkeit in Zügen und Haltung, vor ihr
kniend drei reizende Engelsfigürchen. Die
Hütte im Hintergründe bildet einen maleri-
schen Abschluß. Von großer Feinheit und
kühner Freiheit der Ausführung zeugt die
Himmelfahrt : Von sechs Engeln wird die
Madonna emporgehoben, umschwebt von zehn
musizierenden Engeln. Der Figurenkanon
zeigt lange und schlanke Gestalten in ruhiger,
zuweilen fast etwas steifer Haltung, die
stehenden Figuren haben beinahe neun Kopf-
längen, dünne Hälse über schmalen Schul-
128
Arnold
tcm, die Frauen mit ungewöhnlich hoch
sitzenden Brüsten u. langgestrecktem Unter-
körper. In der Gewandung senkrechte Pa-
rallclf alten vorherrschend. Die Kompositio-
nen ohne dramatischen Zug, nur von stiller
Anmut. Ganz abweichend ist die unruhige
aber bedeutende Gruppe der Verkündigung.“
Die Gemälde der Flügel gehören einer späte-
ren Zeit (Anf. des 10. Jahrh.) an und sind
— namentlich die Innenseiten — ziemlich ge-
ringwertig. Auch die geschnitzte Predella
stammt nicht von A., sondern von Everhard
von Monster.
A. W o 1 f f, Die St. Nicolaipfarrkirche zu Cal-
car. etc. Calcar 1880 p. 23. — Clemcn, Kunst-
denkmäler der Rheinprovinz, I. Kreis Kleve p.
60/61 (Abb. Taf. III). — Bode, Gesch. d. deut-
schen Plastik p. 218/219. H. V.
Arnold, Meister, als Steinmetz und Maurer-
meister bei der Wiederherstellung des Schlos-
ses Hambach (1557 — 1563) beschäftigt, wo
er gemeinsam mit seinem Schwager Lenss aus
Düren die Galerien und Balustraden fertigte.
Cie men, Kstdenkmäler d. Rheinprov., VIII.
Kreis Jülich I 83. H. V.
Arnold, vlämischcr Bildhauer, um 1650
tätig. Er hatte für die Kathedrale St. Lam-
bert verschiedene Arbeiten in Marmor aus-
geführt und ist in der Kirche St. Nicolas zu
Lüttich noch durch eine gute Christusstatue
vertreten. Auch eine Statue des hl. Sebastian,
in der Kirche St. Antoine befindlich, kann
ihm zugeschrieben werden.
Litt, siehe unter Arnold (allgem. Artikel p.
12S). E. de Taeye.
Arnold, Glockengießerfamilic des 17. und
18. Jahrh. in Dinkelsbühl. Deren Vertreter:
Johann (um 1663), Alexander (um 1732),
Claudius (um 1748), Joseph (um 1765) und
Nicolaus (um 1763), lieferten Glocken na-
mentlich für Kirchen des Württembergcr
Jagstkrcises.
Kst.- u. Altertumsdcnkmalc i. Königr. Würt-
temberg, Jagstkr. 73, 164, 166, 177, 183, 184, 188.
H. V.
Arnold, deutscher Kupferstecher. 18. Jahrh.
Nur bekannt durch ein Blatt mit dem Kopf
eines alten bärtigen Mannes, das Arnold
fee. aquaforti bezeichnet ist. Gwinncr (Zus.
zu Kunst u. Kstler. in Frankfurt a. M.) hält
ihn für einen Dilettanten aus Nothnagels
Schule, der vielleicht mit Arold identisch ist.
B r u 1 1 i o t, Kat. Aretin. — Meyer, Kstler-
lex. — y.
Arnold, s. auch Arud und Arndt.
Arnold, Adalbert, böhm. Glockengießer,
von ihm eine große mit Reliefs und Inschrif-
ten reich verzierte Glocke aus dem Jahre
1580 . in der Agidiuskirchc in Mühlhausen
i. B. ; eine andere von 1586 in Mläzov (Bez.
Klattau).
Topogr. der hist. u. Kunstdenkm. im Kgr.
Böhmen V 134, VII 158. •**
Arnold, Alois, Tiroler Maler, Sohn des Jo-
sef Arnold scn. Nach den „Tiroler Stimmen“
1879 No. 53 war er Landschafter und Kopist
und w'cilte 9% Jahre in Rom. Nach Voll-
endung eines Bildes „Panorama von Rom
vom Pal. Venezia aus“ entsagte er der Kunst
und lebte als Eremit in der Campagna. Er
starb 1863 im Spital S. Spirito in Rom.
H. Hammer.
Arnold, Mrs. Annie Merrylees, Por-
trätminiaturmalerin in London, stellte seit
1901 regelmäßig in der Royal Academy Por-
trätminiaturen von Damen und Kindeni aus.
Graves, Roy. Acad. Exh. I 66. **
Arnold v. B i n c h e, s. Arnulphc de B.
Arnold, Carl Heinrich, Maler, Tapeten-
zcichner und Lithograph, geb. 17. 9. 1793 zu
Cassel, f 1. 4. 1874 daselbst (nach Hoff-
meister), Schüler Davids in Paris, malte
Landschaften, Genre- und Tierstückc. Von
ihm in Stein geschnitten ein Brustbild des
Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen und
mehrere Landschaften. Auf den Berliner
Akademieausstellungen 1834 und 1838 war
er mit einigen Arbeiten vertreten.
Hoffmeister, Kstler. und Ksthandw. in
Hessen, Hannover 1885. — Meyer, Kstlerlcx.
H. V.
Arnold, Carl Johann, Tier-, Genre- und
Porträtmaler und Radierer, tätig in Berlin,
später in Weimar, geb. 30. 8. 1829 zu Kassel
als Sohn des Malers Carl" Heinrich A., Schü-
ler der Akad. zu Kassel und Antwerpen,
dann Ad. Menzels in Berlin. Sein Hauptstoff-
gebiet ist die Tierwelt, deren Leiden und
Freuden er in Malerei, Radierung und Holz-
schnitt behandelt. Nebenher pflegt er das
bürgerliche Genre u. das Porträt : Bildnis Kai-
ser Wilhelms im Krönungsmantel, Aula der
Straßburger Universität, ein anderes Bildnis
Kaiser Wilhelms im Berliner Rathaus, ein
ausgezeichnetes Brustbild von Louis Spohr
von ihm lithographiert. Seine Tier- und
Genrebilder haben einen liebenswürdig anek-
dotenhaften Charakter, der A. in weiten Krei-
sen populär gemacht hat, und finden sich viel-
fach in illustrierten Zeitschriften wie Garten-
laube, Über Land und Meer reproduziert
Sein Hauptwerk, eine 1858 in Berlin ausge-
stellte lebensgroße Eberjagd befindet sich im
Besitz des Grafen Schaffgotsch. Für die Kir-
che in Laudan (Rußland) malte er ein Altar-
bild. Die Berliner Nationalgalerie erwarb
1886 zwanzig Tier- und andere Studien von
ihm. Eine ziemlich vollständige Sammlung
seiner zahlreichen graphischen Arbeiten be-
findet sich in der Bremer Kunstballe (Samm-
lung H. H. Meier).
L. Pietsch in Meyers Kstlerlcx. — J a c.
Hoffmeister, Kstler. u. Ksthandwcrk. in
Hessen. — Rosenberg, Berliner Malerschule.
— Bötticher, Malerwcrkc d. 19. Jahrh.
II. V.
Arnold, Christian Friedrich, Bau-
meister, geb. 12. 2. 1823 zu Drcbach im Erz-
Künstlerlexikon. Bd. II. X2Q 9
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Arnold
geb., f 13. 6. 1890 zu Dresden, besuchte die
Dresdener Akademie unter G. Semper, wo
er 1849 den großen Staatspreis und damit
ein Stipendium errang, das ihm 1850 — 1852
eine Studienreise durch Süddeutschland nach
Italien, Frankreich und Belgien ermöglichte.
Nach seiner Rückkehr erhielt er eine Pro-
fessur an derselben Anstalt, die er bis 1885
innc hatte, und entwickelte eine äußerst
fruchtbare praktische Tätigkeit. Außer als
Erbauer zahlreicher Dorfkirchen in Sachsen
(Staucha, Wantewitz, Eppendorf, Voigtsdorf,
Falkcnstcin i. V., Potschappel u. a.) ist A.
hauptsächlich bekannt durch seinen 1864 bis
1868 geleiteten Umbau der Sophienkirchc
(Franziskancrk.) zu Dresden, wo die beiden
Türme der Westfront und die seitenschiff-
artigen Gänge an den Langseiten von ihm
hinzugefügt sind, und durch seine Restaurie-
rung des Domes zu Meißen. Von seinen
Profanbauten verdienen genannt zu werden:
die in neugotischem Stile 1864 — 65 erbaute
Kreuzschule zu Dresden, Schloß Eckberg a.
d. Elbe und die dreitürmige Villa Souchay
auf dem Albrechtsberg bei Loschwitz. Als
Frucht seiner italien. Studien veröffentlichte
er 2 Werke über den herzoglichen Palast von
Urbino (Leipzig 1856/57) und das Bapti-
sterium zu Siena.
Kunstchronik N. F. I 496. — Bau- u. Kstdenkm.
Sachsens, Heft 21—23, p. 93 ; 24, p. 81, 101. —
Dioskurcn 1865, p. 202, 264. — H. A. M ü 11 e r,
Kstlerlcx. der Gegenwart 1882. H. V.
Arnold, Edward, Glockengießer in Lei-
ccster, goß 1784 die Glocken der Kirche von
Rothley.
North, Beils of Bcdfordshirc. **
Arnold, Franz, Kupferstecher, wurde zu
Brünn geboren, besuchte die Akad. der bil-
denden Künste in Wien, worauf er in seine
Vaterstadt zurückkehrte, wo er sich mit
Malen und Kupferstechen beschäftigte und in
beiden Kunstzweigen ein treffliches Talent
verriet. F.r starb, noch sehr jung, in Brünn
am 29. 10. 1790.
Schram, Verzeichnis mähr. Kupferstecher.
Brünn 1894. W. Schram.
Arnold, Friedrich, Architekturmaler,
geb. zu Straßburg 1814, besuchte 1812 die
Akad. zu Düsseldorf und malte damals eine
innere Ansicht des Domes in Xanten von
beträchtlicher Größe. Leider wurde Arnold
durch den Tod zu früh der Kunst entrissen.
Notizen von Nagler. **
Arnold, Friedrich, sächs. Maler, geb.
1831 in Zeulenroda, + 1862 in Florenz. Schü-
ler der Dresdener Akademie, besonders Lud-
wig Richters. Malte in dessen Atelier einige
stimmungsvolle I^ndschaftcn (Ernte, Mühle,
zwei Abendlandschaften), die 1858, 1859 u.
1860 auf Dresdener Ausstellungen prämiiert
wurden und in Dresdener Privatbesitz über-
gingen. Der talentvolle Künstler ging 1862
eines Lungenlcidcns wegen nach Italien, starb
aber auf der Reise in Florenz. Sein künst-
lerischer Nachlaß befand sich auf der Dres-
dener Kunstausstellung von 1863.
Meyer, Kstlerlex. II 280.
Arnold, Friedrich, s. Arnold , Christian
Friedrich.
Arnold, Fritz, Steinmetz des 15. Jahrh.,
beschäftigt in Würzburg unter Linhart Stroh-
maicr an dem Bau der Liebfrauenkirche da-
selbst
Niedermaier, Kunstgesch. d. Stadt Wirz-
burg (2. Aufl.) 210. Fr. Leiischuh.
Arnold, Georg Adam, Maler, lebte im
17. Jahrh. in Bamberg, f nach 1680 daselbst.
Von ihm eine Innenansicht des Bambcrgcr
Doms in öl (1680) und Handzeichnungen. Fr.
Weygant stach 16S0 ein Blatt des Meisters:
Durchzug der Juden durchs rote Meer, ge-
widmet dem Bamberger Bischof P. P. v. Dern-
bach, benutzt als Bild zu Doktorthesen der
Bamberger Universität.
J ä c k, Leben und Werke der Künstler Bam-
bergs S. 11. — Füssli, Neue Zusätze.
Arnold, Georges Alex. Rodolphc,
Architekt in Paris, geb. in Lille 1837, stellte
zuerst im Salon 1869 Pläne für den Bau von
St Michel in Lille aus u. im nächsten Jahre
Entwürfe für das Ausstellungs- und Fest-
palais in Lille. 1881 und 1882 zeigte er im
Salon die Pläne für ein Justizpalais und für
die Kathedrale zu Noumea. In Paris baute
er Hotels und Wohnhäuser.
Bellicr-Auvray, Dict. g£n. Suppl. —
Dclaire, Lcs Architectcs, Paris 1907. **
Arnold, Hans Ulrich, Bruder von Jo-
seph, Kupferstecher zu Ulm, f 13. 8. 1662,
als er mit den Stichen zu Furtenbachs mann-
haftem Kunstspiegel beschäftigt war.
Meyer, Kstlerlcx. R.
Arnold, H a r r i e t, geb. Gouldsmith, Land-
schaftsmalerin in London, geb. um 1787, f am
6. 1. 1863, debütierte in der Roy. Academy
1807 und stellte dort zuerst unter ihrem
Mädchennamen und nach ihrer Verheiratung
mit Captain Arnold (1839) unter ihrem an-
geheirateten Namen, bis 1854 aus. 1813 wurde
sie Mitglied der Watcr-Colour Society und
beteiligte sich an deren Ausstellungen seit
1820. Im Jahre vorher veröffentlichte sie 4
landschaftliche Radierungen (Claremont) und
1824 4 Lithographien. Außer Landschafts-
ansichten, die geschätzt aber künstlerisch doch
nur mittelmäßig waren, hat sic auch einige
Porträts und Genrebilder (z. B. Szene aus
Don Quixote) gemalt.
The Art-Joumal 1863 p. 53. — Redgrave,
Dict. of artists. — Graves, The Roy. Aca-
demy of Arts I 67, III 281. **
Arnold, Heinrich Gotthold, Porträt-
und Genremaler, Professor an der Dresdener
Akademie, geb. zu Lomnitz bei Radeberg,
Kgr. Sachsen, am 4. 3. 1785, f zu Dresden
am 3. 5. 1854, widmete sich anfänglich unter
Prof. Schulz in Dresden der Kupferstecher-
kunst, wendete sich aber bald unter der Lei-
130
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Arnold
tung des Prof. Schubert der Malerei zu.
Seine Tätigkeit blieb handwerksmäßig; in der
Jugend kopierte er viel, malte aber auch eigene
Kompositionen. Von diesen selbständigen Ar-
beiten seien genannt: 1808 eine Hygiea; 1819
die Jugend, welche von einem Greise auf die
Vergänglichkeit der Zeit aufmerksam gemacht
wird; 1820 Christus am Kreuze und St. Ro-
chus, zwei Altargemälde; 1823 eine Maria
Rosaria für eine Kirche in Polen, später eine
betende Constantia und eine hl. Augustina;
1842 Christus mit den Aposteln, in der Kirche
zu Lomnitz. Sein Selbstbildnis im Dresd. Mus.
Meyer, Kstlerlex. — F. v. Bötticher,
Malerwerke des 19. Jahrh. u. Nachträge zu Bd. I.
— Bau- u. Kunstdenkmäler d. Königr. Sachsen.
Heft 26, p. 81. H. V.
Arnold, Heinrich Lucas, Maler, Sohn
des Vorhergehenden, geb. am 6. 2. 1815 in
Chemnitz. 1827 — 1836 Schüler der Dresdener
Akad., bis 1854 in Dresden nachweisbar (s.
Kat. d. Ausst. Dresdener Maler, 1800 — 1850.
Dresden 1908.).
Arnold, Hermann, deutscher Historien-
und Gcnremaler. Geb. am 6. 5. 1846 in Mün-
chen, seit 1863 Schüler der dortigen Aka-
demie unter Schraudolph, Ramberg u. Alex.
Wagner. 1881 — 1884 Sekretär der Münche-
ner Künstlergenosscnschaft. 1885 nach Wei-
mar berufen als Sekretär der Großherzogi.
Kunstschule, 1889 zum Professor und 1890
zum Direktor der Großherz. Zeichenschule
ernannt f am 25. 4. 1896 in Jena an den
Folgen einer Operation, der er sich wegen
einer im deutsch-französ. Krieg erlittenen
Verwundung unterziehen mußte. A. malte
zuerst einige historische Gemälde (Altar-
bild für eine Kirche in Luxemburg, Über-
schwemmung an der Ostsee, 1872), ging aber
dann zum Genrebild, hauptsächlich des länd-
lichen Lebens, über, in dem er seine größten
Erfolge errang. Wir nennen: Der Schützen-
könig, Die Nachbarskinder (1873), Besuch
bei der Wöchnerin (1882), Schwere Wahl
(1882), Rosen im Traum (1883), Dorfgalerie
(1884), Der Moment vor dem Kaufabschluß
(1887) u. ein Altarbild (Kopie v. Leonardos
Abendmahl) für die Kirche in Tölz.
H. A. Müller. Biogr. Kstlerlex. d. Gcgenw.
— Bötticher, Malerwerkc des 19. Jahrh. —
Die Kunst f. Alle XI 270.
Arnold, J. J., stellte als „Honorary Exhibi-
tor“ 1799 das Porträt des Dr. Ayrton in der
Royal Acad. in London aus.
Arnold, J. M., württemb. Bildhauer. Von
ihm die Grabsteine des 1775 f Forstmeisters
J. G. Hübner und des 1790 + Pfarrers J. F.
Thym an der Außenseite der Kirche von
Stöckenburg (Oberamt Hall).
Kst.- u. Altcrt.-Dcnkm. im Kgr. Württemberg.
Jagstkr. p. 690. ***
Arnold, Johann (bei Heinccken irrig An-
ton A.), böhm. Kupferstecher, geh. 1735 in
Königgrätz, Schüler von Renz, um 1763 — 72
in Prag tätig. Arbeitete viel für Buchhänd-
ler und stach zahlreiche Andachtsblätter.
Seine Arbeiten sind schwach in der Zeich-
nung und Technik.
D 1 a b a c z, Böhm. Kstlerlex. — Meyer,
Kstlerlex. II 275 (mit ausf. Verz. des Oeuvre).
Arnold, Johann, Maler, geb. 6. 12. 18CK)
(laut Taufbuch) zu Stans bei Schwaz in
Tirol, f 20. 10. 1885 ebendaselbst, Bruder des
Josef A. sen. Nach den „Tiroler Stimmen“
1885 No. 241 malte er Altarbilder für die
Kirchen in Kufstein (Stationen), Angath,
Eben, Schiitters, Stans in Tirol. Einige Bil-
der von ihm birgt das Kloster Fiecht (priv.
Mitt.). //. Hammer.
Arnold, Johann Friedrich, geb. um
1780, tätig in Berlin als Kupferst. in Linien-
manier und Aquatinta. Schüler von Daniel
Berger, f Berlin 1809. Bildnisse (Chodo-
wiecki nach A. Graff, Napoleon nach Däh-
ling, Blücher nach demselben), Landschaften
(Wasserfall nach J. Ruisdacl). Seine be-
kanntesten Blätter sind: Napoleon am Grabe
Friedrichs des Gr. nach Dähling und Zusam-
menkunft Napoleons, Alexanders und Fried-
rich Wilhelms III. in Tilsit nach L. Wolff.
Meyer, Kstlerlex. II 276. J. S.
Arnold, J o h. Georg, Werkmeister von
Stuttgart, fertigte gemeinsam mit dem Werk-
meister Heim(bsch) den Plan zu dem Rat-
haus in Schwäbisch-Hall (erbaut 1732 — 1735).
Ferner erbaute er 1731—38 gemeinsam mit
Hcim(bsch) und Georg Andr. Teschler die
Spitalkirche z. hl. Geist daselbst.
Kst.- u. Altcrtumsdenkmale i. Königr. Würt-
temberg, Neckarkreis 580 ; Jagstkreis 488, 548,
719. H. V.
Arnold, Joh. Gottfried jun., Gold-
schmied in Coburg. Von ihm eine inschrift-
lich bezeichnete, silberne Hostienbüchse von
1775 in der Kirche zu Ebenhards (Thüringen).
Bau- u. Kstdcnkmälcr Thüringens, Herzogt.
Sachsen-Meiningen, Amtgerichtsbcz. Hildburghau-
sen p. 19. • H. V.
Arnold, Johannes und S i e g m u n d,
Glockengießer des 16./17. Jahrh. aus Fulda. Ar-
beiteten vorzugsweise für die Kirchen ihrer
Heimat und für das Hochstift Würzburg. Die
sogenannte „Margel" in St. Burkardus in
Würzburg, mit prachtvoll modellierter Krone
und Medaillons, Wappenschildern von Bur-
karder Stiftsherren, stammt von Johannes A.
(1592). Eine Glocke von Siegmund A. (im
nördl. Chorturm des Würzburger Domes)
zeichnet sich durch eine naturalistisch gebil-
dete Blattornamentierung aus (1613).
Niedermaicr, Kunstgesch. d. Stadt Wirz-
burg (2. Aufl.) 295. Fr. Leilschuh.
Arnold, Jonas, Maler und Radierer zu
Ulm, 1640 als Bürger aufgenommen, f 1669,
malte Bildnisse, Historie, und verstand $ich
auch aufs Architektur- und Pflanzenzeichnen.
Das Verzeichnis der „Kunst- und Natural-
kammer“ von Christoph Weikmann zu Ulm
(1659, kl. 8., p. 69) sagt, daß unter den dort
9*
131
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Arnold
vorhandenen Malereien besonders merkwür-
dig seien: „In die 200 Stück von allerhand
schönen und von Jonas Arnolden sehr fleißig
auf Pergamin (Pergament) contrafehten Tu-
lipen“ aus dem Weikmannschen Garten. In
der alten ihrer Zeit berühmten Furtenbach-
schen Kunstkammer zu Ulm war von A. das
Bildnis der Großherzogin Bianca von Florenz
(jedenfalls eine Kopie nach einem älteren
Italiener), das Haupt Johannes d. T., und
das Lob der Pallas, letzteres mit der Feder
gezeichnet. In der Galerie der Fahnenburg
bei Düsseldorf befindet sich ein „Jon. Arnold
fecit“ bczeichnetcs Bild „der Herbst", wäh-
rend das Gegenstück „der Sommer" (mit Mo-
nogramm und 1663 datiert), das früher auch
auf der Fahnenburg war, in den Besitz der
Familie Stommel in Düsseldorf gekommen
ist. Man findet auch Zeichnungen mit dem
Monogramm, die nach Nagler mit der Feder
Umrissen, ausgetuscht, mit Weiß gehöht und
sorgfältig vollendet sind. Das Monogramm
legte man früher dem Joseph Furtenbach bei,
dessen „Gevatter" Arnold war. — Seine Stiche
nach eigenen Erfindungen (Allegorien und
Illustrationen), ferner die Stiche von Kilian
u. a. nach verschiedenen seiner Porträtzeich-
nungen siehe in dem Artikel von W. Schmidt
in Meyers Kstlerlex.
Heller-Andresen, Handb. f. Kpferst I
1870. — A. Wcycrmann, Nachrichten v. Ge-
lehrten ... in Ulm I. — Meyer, Kstlerlex.
(hier auch Faksimilia des Monogramms u. ältere
Lit.). R-
Arnold, Joseph, Bildnismaler zu Ulm,
Sohn von Jonas Arnold, t 1671. Vermutlich
nach ihm: Jacob Jenis, Rechtsgclehrter, Rat
der Stadt Memmingen. Oval. Brustb. Jos.
Arnold pinx. Philipp. Kilian sculp. Fol.
Meyer, Kstlerlex. /?•
Arnold, Josef scn., Maler, geb. 14. 3. 1788
zu Stans bei Schwaz in Tirol (laut Tauf-
buch), + 23-2. 1879 zu Innsbruck. Sohn des
Bergknappen und Kleinbauern Jakob A.,
wandte er sich, wegen eines hinkenden Fußes
zu schwerer Arbeit untauglich, dem Maler-
handwerk zu, das er in Schwaz bei einem An-
streicher lernte. Der Benediktinerpater Eber-
hard Zobel von Fiecht, selbst Zeichner und
Sammler, unterstützte und regte ihn zu höhe-
rem Streben an. Schon 1813 versuchte er sich
mit einem Fresko im Pfarrhaus Stans und
lieferte bald kleine Altarblätter, so für Vomp
(1814), St Margareten, Wattens (1815),
Münster (1816). Daß er Schüler oder Ge-
hilfe Schopfs gewesen, ist nicht nachweisbar,
doch hat er nach Fresken desselben gezeichnet,
und seine Jugend werke weisen deutlich auf
Schöpf als Vorbild hin. 1816 wanderte er
nach München, in dessen Galerien er nach
Raffael, Reni, Murillo kopierte. Hierauf ging
er nach Wien, wo er 1818 — 25 unter den Pro-
fessoren der kais. Akad. Caucig, Redl, Pcttcr,
Krafft lernte und zugleich eifrig weiter ko-
pierte. Mit einem Tafelbild „David u. Abi-
gail“, errang er 1824 den Reichlingpreis, mit
einem „Tod der Saphira“ den kaiserl. Preis
(beide jetzt in Innsbruck, Ferdinandeum).
Auch bekam er Aufträge zu Altarblättern für
Brünn (1821), Schlittcrs im Zillertal (1822),
St Michael im Gnadenwald (1823), Mühl-
bach (1825). Seit 1825 nahm er, unterbrochen
durch eine Romreise 1829, Aufenthalt in
Innsbruck und entfaltete nun, in die durch
Schopfs Tod (1822) entstandene Lücke tre-
tend, eine reiche Tätigkeit als Kirchcnmaler ;
durch zwei Jahrzehnte beherrschte er gerade-
zu die kirchliche Kunst Tirols. Der Reihe
nach entstanden Freskowerke in Gries am
Brenner (1827/28, Christi Geburt, Opferung
Jesu), am Friedhofportal in Lienz (1831, Auf-
erstehung), in der Pfarrkirche zu Innsbruck
(1832, Verklärung Christi), in den Kirchen zu
Axams (1841, Leben Joh. d. T.), Lajen bei
Klausen (1844, Krönung Mariä, Szenen aus
dem Leben des hl. Stephan und Lorenz), St
Peter bei Lajen (1845, Verklärung, Schlüs-
selübergabe u. a.), St Maria in Enneberg
(1848/49, Leben Mariä), am Portal der Hof-
kirche in Innsbruck (1849), zu Silz (1850,
Schlüsselübergabe, Befreiung Petri, Bekehrung
des Kerkermeisters, David und Cäcilic, Evan-
gelisten), Lengenfeld (1852, Leben der hl. Ka-
tarina). Die Fresken in der früheren St
Nikolauskirche zu Innsbruck (1845/6, Leben
des hl. Nikolaus) und jenes an der Fassade
der Mariahilfcrkirche ebenda (1860, Maria
mit Heiligen) bestehen nicht mehr; von letz-
terem ist eine Ölkopie im Ferdinandeum. A.
ist weiter der Schöpfer von zahlreichen (an-
geblich 52) Altarbildern, hauptsächlich in
tirolischen Kirchen. Außer den obengenann-
ten malte er solche für die Kapuziner-, Ser-
viten- und Pfarrkirche (Stationen) in Inns-
bruck; für die Kirchen zu Ladis, Imst, Kar-
rcs, Stams im Obcrinntal, Schwaz ( Spital-
kirche), Stans, Kufstein im Untcrinntal, Gries
am Brenner. Für den Landhaussaal in Inns-
bruck lieferte er ein Porträt Kaiser Franz
Josefs I. (1863). Das Ferdinandeum in
Innsbruck birgt außer den oben erwähnten
Preisstücken ein Historienbild „Phädra be-
schuldigt Hippolit vor Theseus" (1820), so-
wie Kopien nach Raffael, Correggio, Morctto.
Die tirolische Kunstausstellung zu Innsbruck
1879 wies 7 religiöse Stücke und 2 Ölskizzen
aus Privatbesitz auf. Einige Skizzen für
Fresken besitzt das Stift Stams. — A.s Kunst
wurzelt in der von Mengs begründeten eklek-
tisch-akademischen Richtung. Seine Wiener
Preisstücke zeigen ihn ganz im Banne der
Schule Fügers. Nach Tirol heimgekehrt und
seither ganz kirchlichen Aufträgen gewidmet,
wurde er der Fortsetzer Josef Schopfs, des
Schülers von Knoller und Mengs. Doch er-
132
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Arnold
reicht A. von Anbeginn nicht die flüssige
Komposition, malerische Auffassung und dan
Duft des Kolorits seines Vorbildes; er ist
strenger und ernster in der Komposition, be-
stimmter, aber auch härter im Umriß, kräfti-
ger, aber schwerer in der Farbe; zu seinen
Vorzügen zählt anschauliche Charakteristik,
oft mit einem Zug ins Volkstümliche. Am
erfreulichsten ist er in den früheren Werken,
wo er Schopfs Reichhaltigkeit und Grazie
nachstrebt, so in Gries, Lienz, Axams. Später
wird er ärmer und steifer in Anordnung und
Gestalten, unmalerischer in der Farbengebung,
offenbar beeinflußt von der nazarenischen
Strömung, zu der er in Tirol den Übergang
darstcllt.
Tirol. Kstlerlex. S. 18. — Bote f. Tirol und
Vorarlberg 1851 S. 1347. — Tiroler Stimmen
1879 No. 51 — 53. (Hutter.) — Tinkhauser,
Beschr. der Diözese Brixen, a. v. O. — Atz-
Schatz, Der deutsche Anteil der Diözese
Trient III 196. — Katalog der tirol. Kunstaus-
stellung 1879 S. 34. — Zeitsckr. f. bild. Kunst,
14. Jahrg. Beibl. S. 452. H. Hammer.
Arnold, Josef jun., Maler, gcb. 1823 zu
Wien, f 28. 4. 1862 zu Innsbruck, Sohn des
Josef A. sen. Er arbeitete an den Fresken
seines Vaters zu Lajen bei Klausen (1844)
und Enncbcrg (1848/9) mit und führte zu
St. Peter bei Lajen selbst Fresken (Rosen-
kranzgeheimnisse) aus. Mit F. Plattner
malte er (1801) die Fresken der Kirche zu
Zirl, wo das Wandbild des Chors (Einzug
Giristi) von ihm allein herrührt. Das Ferdi-
nandeum zu Innsbruck bewahrt ein weibl.
Brustbild, eine Modellstudie und das Porträt
seines Vaters von ihm (No. 361, 362, 869).
Die tirolischc Kunstausstellung zu Innsbruck
1879 zeigte von A. jun. 7 Landschaften und
Interieurs aus Privatbesitz (Kat. p. 30, 35,
361.
Bote für Tirol und Vorarlb. 1861 S. 1097,
1862 S. 409. — Tinkhauser, Beschr. der
Diözese Brixen III 78. — Atz-Schatz, Der
dtsche. Anteil der Diöz. Trient III 185. — Böt-
ticher, Malerw. d. 19. Jahrh. H. Hammer.
Arnold, Lucas, s. Arnold, Heinr. Lucas.
Arnold, M., Bildhauer um 1840; von ihm
eine überlebensgroße Gruppe eines Spielman-
nes mit einem Gnomen auf dem Rittergut
Burgk bei Dresden, anscheinend in Zink ge-
gossen, bez. : M. Arnold fec. A. Bicrling fud.
Bau- u. Kstdcnkm. Sachsens, Heft 24. H. V.
Arnold de Macstricht, s. Aert, Jehan
(I 100) u. Arnold de Tricht.
Arnold, Miß Mary und Miß M a y, engl.
Porträtminiaturmalerinnen in Stamford House,
Wimbledon, von denen die crstcrc 1898/9,
die letztere 1903 Miniatur-Damenporträts in
der Roy. Academy ausstcllten.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 66. •*
Arnold, Michael, Bildhauer in Kissingen,
geb. 30. 4. 1824 zu Aschaffenburg, f 26. 10.
1877 in Bad Bocklet, fertigte als erste selbst-
ständige Arbeit das große Veteranendcnkmal
in Mannheim, wo er 5 Jahre wohnte. Der
Revolution 1848 ausweichend, ging er nach
Münnerstadt und wurde am dortigen Gym-
nasium Zeichenlehrer, später übernahm er die
Zeichcnschule in Kissingen. Nach einer Rom-
reise nach Kissingen zurückgekehrt, schuf er
die kolossale Brunnengruppe auf dem Kur-
plätze daselbst und eine lebensgroße Familien-
gruppe auf Schloß Mainberg bei Schweinfurt
für die Familie Sattler, ferner eine 9 Fuß hohe
Marmor-Statue des Königs Max II. für Kis-
singen. In derselben Größe und ebenfalls in
weißem Marmor führte er dann eine trauernde
Germania als Grabfigur der im Kampfe bei
Kissingen 10. 7. 1866 gefallenen Bayern und
Preußen aus. Auch eine große Anzahl Bü-
sten und Marmorstatuen ging aus seinem
Atelier in Kissingen hervor.
Meyer, Kstlerlex. — Dioskurcn 1862 232,
249, 257, 266, 290. •*
Arnold, R., Miniaturmaler, London, stellte
1791 in der Royal Acad. das Miniaturbildnis
eines Herrn aus. ••
Arnold, Reginald Ernst, engl. Maler
und Bildhauer, debütierte in der Roy. Aca-
demy 1876 mit einer Bronzegruppe „St. Georg
und der Drache“ und stellte dann dort bis
1S96 eine Reihe von Gemälden aus, die Mo-
tive aus Spanien (Spanish Duellist; Flowcr
Seiler, Seville; The Barber of Seville) oder
auch poetische Stoffe (Nausicaa directs Ulys-
ses to the City; Othello u. a.) behandelten.
Von plastischen Arbeiten zeigte er dort nur
noch gelegentlich dekorative Reliefs.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 67. •*
Arnold, Robert, Architekt und Bildhauer,
war Karthäusermönch zu Lüttich im 17.
Jahrh. Protegiert vom Prinzen Maximilian
Heinrich von Bayern, Bischof von Lüttich
und von Hildesheim (1621 — 1688), soll er
Abt eines bayrischen Klosters geworden sein;
er starb jedoch, wie es scheint, in Lüttich,
woselbst er verschiedene Arbeiten für die
ehemalige Kathedrale St. Lambert ausführte,
die 1794 von den Revolutionären zerstört wor-
den ist. Man nennt von dem Künstler aus-
geführte Marmor-Medaillons, die verschwun-
den sind, und eine schöne Marmorstatue der
Jungfrau mit dem Jesuskinde, heute in der
Kirche St. Paul, die 1802 Kathedrale gewor-
den, befindlich. Die Statue steht in der 3.
Kapelle des linken Seitenschiffes. Als Ar-
chitekt soll Robert Arnold die Pläne zur Fas-
sade der prächtigen Kirche der Bcnediktine-
rinnen (Avenue d’Avroy) gezeichnet haben,
die 1627 wieder auf gebaut wurde.
Lit s. unter Arnold (ailgem. Artikel p. 128).
E. de Tacye.
Arnold, Samuel Benedikt, Fresko-,
Porträt- und Theatermaler, geb. zu Dresden
1744, f daselbst 1817. Die Anfangsgründe
der Zeichenkunst eignete er sich bei dem ehc-
133
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Arnold
maligen Ingenieurzeichenmeister Schütz an,
dann lernte er beim Hof- und Theatermaler
Müller, 1778 erhielt er einen Ruf nach Bre-
men und Oldenburg und hielt sich noch ar-
beitend in verschiedenen Städten Nieder-
sachsens auf ; 1783 kehrte er nach Dresden
zurück. Er war an der Ausschmückung des
sogen, neuen Flügels in Schloß Pillnitz mit
tätig (dekorative Arbeiten und Plafonds),
fertigte ferner gelegentlich der Vermählung
des Prinzen Maximilian 1792 Malereien im
prinzl. Palais nach Angabe des Hausmar-
schalls Frhr. von Racknitz. 1793 wurde er
vom sächs. Hofe mit Besoldung als Hofmar-
schallamtsmaler angcstellt Viel Beifall fan-
den seine Porträts in Wasserfarben und auch
Bildhauerarbeiten, Reliefs.
Meusel, Teutsches Kstlcrlex. — Keller,
Nachrichten von Dresdener Kstlrn. — Meyer,
Kstlcrlex. R- Bruck.
Arnold, Samuel James, engl. Pano-
ramen- und Porträtmaler, stellte 1800 — 180S
eine Reihe von Porträts in der Roy. Academy
aus und war in der Panoramenmalerei ein
Nachahmer und Rivale Parkers. Nach Ar-
nolds Porträt des Naturforschers Erasmus
Darwin fertigte P. Pym ein Schabkunstblatt
in Folio (1801).
Meyer, Kstlcrlex. II 27C. — Rcdgrave,
Dict. — Graves, The Roy. Academy of Arts
I 67. **
Arnold, Siegmund, s. Arnold, Johannes.
Arnold „de Trajccto" (Maastricht oder
Utrecht?), Bildschnitzer in Hamburg. Schnitzt
1463 die nachher von Epsenrod (s. d.) be-
malte hölzerne Rose für die Ratshcrrnkapcllc,
s. Hamb. Kämmereirechnungen II 195. Wohl
identisch mit dem „Kuntormaker“ A. (Käm-
mereirechn. II 879 z. Jahre 1468).
M i t h o f f, Mittelalt. Kstlcr. und Wcrkmstr.
Nieders. und Westf. 2. Ausg. p. 21 und 450.
E. Bcncst.
Arnold von T rieht aus Kalkar, deutscher
Bildhauer, 16. Jahrh., verfertigte 1551 — 1553
von den lebensgroßen Steinbildern an den Pfei-
lern des Mittelschiffes der St. Victorskirche
in Xanten die Figuren der drei Könige. 1556
verfertigte er die den Mittelbau des Leuchter-
bogens ebendort krönende Figur (vgl. auch
den Artikel Acrt. Jchan, I 100).
Kunstdcnkm. der Rhcinprov. I 351, 361, 498.
»•*
Arnold, Urs Josef Friedrich, geb.
1739 in Solothurn, f ebenda 1810. In seiner
Jugend Zinngießer. Zeichnete und stach 17G2
bis 1770 die Mctallplatten für die Einlagen
in den Eckstein u. Knopf der St. Ursenkirche
nebst den im Mus. in Solothurn aufbewahrten
Kopien.
Brun, Schweizer. Kstlcrlex.
Arnold, Valentin, Kanonengießer aus
Prag, von dem in Krumau (in Böhmen) 2
Kanonen mit seinem Namen und dem Datum
1608 erhalten sind.
Mitt. d. Centr.-Comm. N. F. XVII 34. **
Arnold von Westphalen (Arnalt Bc-
stürling?), Baumeister, tätig in Sachsen, wo-
selbst er von 1470 bis zu seinem Tode am 4.
6. 1480 nachzuweisen ist.
Seit 1471 stand er in den Diensten des
Kurfürsten Ernst und des Herzogs Albrecht
von Sachsen und leitete als Oberlandbau-
meister den Bau des Torgauer Schlosses.
Früheste Arbeit von ihm vielleicht am Schloß
Hintcrglauchau (zwischen 1460 — 70). Unter
Hugold von Schleinitz war er von 1470 — 75
an der Erneuerung des Burghauses zu Rochs-
burg tätig, für ihn arbeitete er zu gleicher
Zeit auf Burg Kricbstcin von 1471 an. Von
1471 ab Einwölbung des Chores der Kirche
zu Mittwcida. 1472 beginnt seine Haupt-
tätigkeit in Meißen bis 1476 am Meißener
Dom und als Architekt der Albrcchtsburg.
1472 war er vorübergehend am Residenz-
schlosse zu Dresden beschäftigt. Ferner Ar-
beiten von ihm an der Kirche zu Unserer
IJeben Frauen auf dem Berge zu Penig und
am östlichen Torhaus des Schlosses zu Roch-
litz; Oberleitung am Baue des Schlosses zu
Tharandt 1476 und des Schlosses zu Leipzig
1478/80, daselbst Entwurf zum Gewandhause
1479. Die Kunigundenkirche zu Rochlitz,
vollendet 1476, ist außer dem Turmbau ein
einheitliches Werk des Meisters, an den sich
eine bedeutende Schule anschloß, die aber
seine wichtigen Neuerungen nur in Einzel-
heiten ausbildete. Überblickt man seine be-
deutende und vielseitige Tätigkeit, so erkennt
man, daß der Meister zwar noch auf der goti-
schen Bauweise fußte, überall aber seine
eigene, kraftvolle Persönlichkeit zum Aus-
druck brachte. Bei seinem Hauptwerke, der
Albrcchtsburg, sind die gotischen Rippenge-
wölbe fast ganz verschwunden und durch
reiche Gratgewölbc ersetzt. Die Strebepfeiler
sind nach innen gezogen, die freistehenden
Pfeiler entbehren der Kapitälc, die großen
Fenster lassen eine Flut von Licht einströ-
men. Statt des Spitzbogens verwendet der
Meister den sog. Vorhangbogen, eine für
seine und seiner Schule Arbeiten charakte-
ristisch gewordene Zierform.
Meyer, Kstlcrlex. — M i t h o f f, Mittelalt.
Kstlcr. Nieders. u. Westf. — Bruck, Friedrich
der Weise p. 21, 22, 23, 38, 60. — Bau- und
Kstdcnkm. Sachsens XIII 10, XIV 22, 40, 70. 77,
83, 87, XVII 296, 346, XXI— XXIII 336, XXIV
124, XXV 70, 90, 93, XXVI 211. R. Bruck.
Arnold von Würzburg, Meister. Ma-
ler. Zuerst erwähnt durch den Kanzler Mi-
chael de Leone (Michael von Löwen), Stifts-
herrn vom Neuen Münster, Staatsmann und
Historiker in seinen mit 1854 abschließenden
Aufzeichnungen, nach denen Meister A. „mei-
sterlich fein und sehr köstlich“ gemalt habe
(Böhmer, Fontes rer. Germ. I 451). Die Stelle
bezieht sich namentlich auf steinerne Heiligen-
bilder, die Meister A. bemalte. Egon von
Bamberg rühmte ihn in seiner Minneburg
134
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Arnold — Amolfo di Cambio
(14. Jahrh.), ebenso ein Jahrh. später der
Nürnberger Meistersinger Hans Rosenplüt der
Schncpperer. Werke von ihm lassen sich nicht
nachweisen.
Meyer, Kstlerlex. Fr. Leitschuh.
Arnold, Xaver, Bildhauer in Hamburg,
gcb. 17. 2. 1848 in Sursee (Kanton Luzern).
Nach Erlernung des Technischen Ausbildung
in Wien an der Vorschule zur Akad. und an
der Münchener Akad. b. Prof. Wiedmann,
Lehrer an der Bauschule in Holzminden. Dann
nach Hamburg : Denkmal für den General Gar-
cia Rovira in Kolumbien ; in Hamb. Staatsauf-
trag die Maghellanstatue auf der Komhaus-
brücke und die Christusfigur auf dem Ehren-
friedhof in Ohlsdorf, ferner viele Grabmäler.
Meisterarchiv. Gal. v. Zeitgenossen Deutsch-
lands ed. K. Barton. E. Benesi.
Arnold, s. auch Arnold, Arnd, Arndt, Arn-
Itold und Arnold t.
Arnoldi, Carolus Bernardus, Kalli-
graph in Bremen, nach dessen Zeichnung G.
L. Lambrecht ein großes Blatt mit heil. Dar-
stellungen und Sprüchen lithographierte.
Amoldo F i a m m i n g o, Glasmaler aus
Flandern, wurde 1566 von Alessandro Farnese
auf 6 Jahre zur Anfertigung von Glasmale-
reien in seinen Palästen verpflichtet. Der
Künstler starb in Parma am 31. 1. 1573. Ar-
beiten von seiner Hand waren bisher nicht
nachweisbar.
Scarabelli-Zunti, Mscr. in der Bibi.
Palat. zu Parma. St. Lottici.
Amoldo, s. auch Arnoldus.
Arnoldt, Augsburger Med. u. Goldschmied.
Faßte nach einem Brief Ph. Hainhofers
(12/22. 12. 1610) den kristallenen Fingerhut
im Pommerschen Kunstschrank (Berlin kgl.
Kunstgew.-Mus.). Vielleicht identisch mit
Georg Arnoldt.
Jahrb. d. preuß. Kunstsl. V 48, 52.
Arnoldt, Georg (Jerg), Omamcntstecher,
Ansbach um 1586—1596. Von ihm mehrere
Folgen von Schwarzomamenten für kleine
Goldschmicds-Zicrtcile. 1.) 6 Blatt bcz. IAF
1586 ; 2.) 6 Blatt Goldschmiedemuster, meist
für Ringe, bcz. Georg Arnoldt fccit 1589; bei
Rcynard, Cat. Seite 57 eine dritte Folge von
1596.
Meyer, Kstlerlex. — Catal. d’omcments du
Cabinet Reynard, Paris 1846. — Die ersten bei-
den Folgen in der Orn.-Stichslg. des Kstgcw.-
Mus. Berlin.
Arnoldt, Hans, Bildhauer, geb. 2. 10. 1860
in Wittenberg, Schüler der Münchener Akad.
1879 — 81, der Berliner 1881 — 82, besonders
unter Prof. Albert Wolff. Jetzt in Berlin-
Grunewald. Werke: Kaiser Friedrich-Denk-
mal f. Wittenberg, in Bronze (1894), für I.eh-
nin, in Bronze (1902), für Werder (1904).
Denkmal für Schnitze- Delitzsch in Berlin
(1899), in offenem Rock mit redend ausge-
streckter Hand dastehend, in Marmor, l1/,-
fachc Lebensgröße u. auf zwei niedrigen Sok-
keln zwei in Bronze gegossene Gruppen : Hand-
werker und Feldarbeitcr, die sich zu treuem
Bunde die Hände reichen, und kleinbürgerlich
gekleidete Frau, die den rechten Arm um
einen neben ihr stehenden Knaben legt. Ver-
schiedene Kriegerdenkmäler. Bogenschützin
(Groß. Berl. Künstlcrausstellg. 1904).
Kunstchronik. N. F. X 506 (Schultze-Dc-
ützsch-Dcnkm.). P. Kühn.
Arnoldt, Heinrich, Steinmetz aus Ro-
senfeld, baute 1717 nach der Inschrift eines
Schlußsteins das Schiff der Kirche zu Flöz-
lingen O/A. Rottwcil.
Klemm, Württ. Baumeister u. Bildhauer No.
594. M. Bach.
Arnoldus, Meister. Deutscher Erzbildhauer,
nur bekannt durch das 1376 vollendete Erz-
baptisterium in der Oberkirchc zu Frankfurt
a. O., als dessen Verfertiger er durch Inschrift
beglaubigt ist.
Spieker, Beschrbg. und Gesch. d. Marien-
kirche zu Frankfurt a. d. O., p. 54. H. V.
Arnoldus de Vultu Sancto, Maler in
Rom, figurierte 1478 unter den Begründern
der römischen Malerkorporation di S. Luca.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papes
(1878) III 99, 102. *
Arnoldus, s. auch Arnold u. Amoldo.
Arnolfi, Michelangelo, italien. Architekt,
erwähnt 1498 als Restaurator der Annunzia-
tcnkapelle im Dome zu Fano. Dieser Ka-
pellenbau war ursprünglich (1378) vom Bi-
schof Fra Leone als Sakramentskapelle er-
richtet worden.
G. Castellani in Rass. bibl. dell' arte ital.
1898, p. 190 ff. G. Degli Assi.
Amolfo di Cambio u. Amolfo di Firenze:
I. Amolfo di Cambio aus Collc di
Val d’Elsa, Architekt. Uber sein Leben u. seine
Werke besteht spärliche Kunde. Vasari er-
wähnt ihn in der 1. Ausgabe seiner Vite (1550)
nur nebenher (im Leben Cimabues, Brunelle-
schis, Proemio zum II. Teil) ; 1568 hat er ihm
eine ausführliche Biographie gewidmet, aber
so verwirrt und fabulos, daß man am besten
ganz von ihr absieht. Nur zwei sichere Daten
sind bekannt: 1. ein Dokument vom 1. 4. 1300
(Gaye I. 445 (ungenau), Loggia de’ Lanzi
p. 192). Darin gewährt ihm die Signoric von
Florenz auf seine Petition, mit Rücksicht auf
seine hervorragenden Leistungen im Kirchen-
bau, speziell beim Bau des Florentiner Domes
Steuerfreiheit (nicht das Bürgerrecht) und
dies auch nur für seine Person, nicht für
seine Deszendenz. 2. ist sein Todestag über-
liefert: VIII Idus Martii — ohiit magister
Amolfus dcl opera di sca. reparata — im Mor-
tuar von Sta. Maria del Fiore, dessen Unter-
suchung ergeben hat, daß Arnolfo am 8. 3.
und wahrscheinlich 1302 (nach unserer Zeit-
rechnung) gestorben ist. Ein drittes Doku-
ment : die Inschrift über die Grundsteinlegung
des Domes gegenüber dem Kampanile, in der
es u. a. heißt: Istud Ab Arnulpho Templum
135
Arnolfo di Cambio
Fuit Edificatum etc. — ist nach dem Charak-
ter der Schrift sowie des Wortlautes erst zu
Beginn des 15. Jahrh. entstanden und damit
wertlos. Arnolfos Geburtsjahr ist nicht be-
kannt Vasari nennt 1232, seine Kommenta-
toren (Lemonnier) 1240, beide Zahlen will-
kürlich. Als er Steuerfreiheit erhielt, war noch
seine Mutter — Perfetta — am Leben, die nach
jenem Nekrolog am 17. 1. kurz vor dem Tode
ihres Sohnes starb. Das läßt eher vermuten,
daß der Meister verhältnismäßig kein hohes Al-
ter erreicht hat. Das Metier seines Vaters Cam-
bio ist unbekannt. Da der Zusatz „magister“
bei ihm fehlt könnte man schließen, daß er
weder Architekt noch Werkmeister gewesen
sei. Wo, wann, bei wem Arnolfo die Bau-
kunst erlernt, und welche Werke er in seinen
früheren Jahren ausgeführt hat, das alles wis-
sen wir nicht. Vasari bringt ihn mit dem
unbekannten Erbauer von San Francesco di
Assisi zusammen. Aber die Stilunterschiede
sind zu groß, um diese Annahme zuzulassen.
Auch die Erbauer der Dominikanerkirchc in
Florenz Santa Maria Novella, Fra Sisto und
Fra Ristoro, kommen aus demselben Grunde
nicht in Betracht. Bei dem Maler Cimabuc
kann er so wenig gelernt haben wie bei Ni-
cola Pisano, der überhaupt nicht Baumeister
gewesen ist: seine angebliche architektoni-
sche Tätigkeit beruht in dem die Area di San
Domenico betreffenden Dokumente auf einem
Lesefehler : archirektor nicht architcktor ist zu
lesen. Immerhin ist die Annahme berechtigt,
daß die „architcttura monastica“ des 13. Jahrh.,
die von der altchristlichcn Basilica der Bene-
diktiner ihren Ursprung nahm, im Laufe der
Zeiten nach Plan. Aufbau und Gliederung
in ganz bestimmter, doch mannigfaltiger
Weise durch Kluniazenser, Zisterzienser und
Bcttclmönche abgewandelt wurde, die Vor-
aussetzung wie der italienischen Baukunst
überhaupt, so auch Arnolfos di Cambio ge-
wesen ist. Aus diesem Milieu erhebt sich
der Meister, so jedoch, daß er vermöge seiner
künstlerischen Potenz in den Baustil, wenig-
stens in den von Florenz, eine eminent per-
sönliche Note hineinbringt und wesentlich
seine weitere Entwicklung im Trecento be-
dingt. Arnolfo war ein Gotikcr nicht in dem
Sinne des Nordens, auch nicht in dem der
genannten Kongregationen. Die Gotik hat
sich in Italien und besonders in Toskana nie
recht cinbiirgcrn können, sondern von An-
fang an, konform dem Charakter und den
Anschauungen der Bevölkerung, ein Kompro-
miß mit dem Vorhandenen geschlossen. Ar-
nolfo hat diesen Baustil auch nicht cingcführt,
vielmehr alle Elemente desselben bereits vor-
gefunden. Aber aus ihnen, zusammen mit
der basilikalen Tradition, wie sie gerade das
konservative Toskana bcibehalten und gepflegt
hat, gestaltet er einen Raumstil von höchst
eigenartigem, wenn man will, von spezifisch
florentinischcm Gepräge. Darin besteht seine
Bedeutung innerhalb der Architektur. Der Cha-
rakter von Arnolfos Kunst ist Weiträumigkeit
und Strenge, aber auch eine kalte Größe.
Nach einheitlicher und überwältigender Wir-
kung in den Verhältnissen und Massen seiner
Innenräume strebt der Meister; und diese er-
reicht er durch die Klarheit und Einfachheit
seiner Dispositionen sowie durch den bewuß-
ten Gegensatz von Auflösung und fester Be-
grenzung: Große zusammenhängende Wände,
von spärlichen, schmalen Fenstern durch-
brochen, die von Anfang an für Bemalung
vorgesehen waren ; aber innerhalb derselben
ist alles licht und großräumig und erhaben.
Eine bis dahin unerhörte Weite der Schiffe
und Arkaden, die nach dem Mittelschiffe zu
sich öffnen und dieses besonders herausheben;
dazu wenige Pfeiler von schlanker, einfachster
Bildung, in möglichst weiter Stellung. Über-
haupt das konstruktive Gerüst erscheint bei
ihm auf ein Minimum reduziert, soweit es
eben zur Stütze und Sicherung des Bauganzen
nötig ist, aber konsequent durchgeführt. Und
der imposanten Wirkung zuliebe vernachläs-
sigt er das Detail und verzichtet auf Schmuck
wie auf Durchbildung der einzelnen Glieder,
Arnolfos Bauwerke machen einen geradezu
ärmlichen und nüchternen Eindruck in deko-
rativer Beziehung. In alledem offdRbart sich
ein höchst eigenartiger, zielbewußter Wille,
eine zwingende, geschlossene Persönlichkeit,
die sich gleicherweise von den Vorgängern
wie von den Zeitgenossen unterscheidet. Be-
sonders zu Giovanni Pisano, dem zweiten
großen Baumeister Toskanas um die Wende
des Du- und Trecento, der wie er demselben
Boden entsprungen ist, aber eine selbständige
Entwicklung genommen hat, wie überhaupt
zur Pisanischulc steht Arnolfo di Cambio in
deutlichem Gegensätze. Nicolas genialer Sohn
ist malerischer und bewegter. Er verzichtet
eher auf Übersicht und Klarheit zugunsten
eines reiche« und geschmackvollen Bild-
schmuckcs; und unter seinen Händen wan-
deln sich die gotischen Motive vollends ins
Dekorative um.
Werke Arnolfos : 1. Santa Crocc, die
Franziskanerkirche von Florenz, an Stelle
eines älteren Kirchleins, das bald nach dein
Tode des hl. Franz den minderen Brüdern ein-
gerichtet worden war. Die Grundsteinlegung
zum Neubau fand nach einer alten Inschrift
(im 1. Seitenschiff der Kirche neben dem
Altar der Scrristori) am 3. 5. 1295 statt; doch
müssen ihr geraume Zeit vorher Verhand-
lungen vorangegangen sein über die Wahl des
Architekten, die Aufstellung und Genehmi-
gung des Bauprogrammes, der Pläne, die Be-
schaffung der Mittel, die einige reiche Fami-
lien aufbrachten; doch auch die Kommune
136
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Amolfo di Cambio
steuerte wiederholt Beihilfen bei, u. dergl. m.
Daß Arnolfo der Baumeister des Gotteshauses
gewesen sei, sagt allein Vasari ; aber dieser
Behauptung wohnt ein hoher Grad von Wahr-
scheinlichkeit bei. Denn einmal liegt ihr eine
gute alte Lokaltradition zugrunde, und so-
dann, was am meisten entscheidet, trägt das
Gebäude alle Merkmale von Arnolfos Stil an
sich. Von ihm stammt der Entwurf resp. das
Modell der Kirche, die in ihren Verhältnissen
alles bis dahin in Florenz Gebaute übertrifft
und in ihrer Raumwirkung wie in ihrem De-
tail Vorbild für eine Anzahl von Kirchen ge-
worden ist Er begann den Bau aus Zweck-
mäßigkeitsgründen (Villani VIII 7.) mit den
Kapellen von Chor und Querschiff, um all-
mählich nach der Fassade vorzuschreiten. Bis
zu seinem Tode führte er wohl die Aufsicht
über die Bauarbeiten, obgleich er bereits 1296
zum Dombaumeister berufen worden war.
Wieviel unter Arnolfo vollendet worden ist,
läßt sich heute kaum bestimmen. Doch der
Umstand, daß Santa Croce in Anlage, Aufbau
und Wirkung wie aus einem Gusse dasteht,
als Verkörperung eines gewaltigen künstleri-
schen Wollcns, so konsequent und bei aller
Größe harmonisch, folgt notwendig, daß Ar-
nolfos Plan oder Modell im ganzen und gro-
ßen treu ausgeführt worden ist; und das be-
zieht sich nicht bloß auf die Kirche, sondern
auch auf den Konvent und den Kreuzgang;
wenigstens der letztere zeigt in den älteren
Partien Übereinstimmung mit der Architektur
der Kirche. Etwa bis 1330 war Santa Croce,
sicher in ihrem östlichen Teil, wenn nicht im
Rohbau überhaupt vollendet. Wenigstens
mußte der Bau so weit fortgeschritten sein,
daß Giotto und seine Schüler ungestört ihre
Malereien in einigen Chorkapellen sowie an
den Seitenwänden des I-angschiffes (an den
hintersten Jochen) ausführen konnten. Noch
1383 wurde an der Kirche gebaut, und 1442
fand ihre Schlußwcihc in Gegenwart Eu-
gens IV. durch Kardinal Bessarion statt. Die
nüchterne und schwerfällige Fassade ist erst
in den Jahren 1856 — 1863 von Matas angefügt
worden. Die Kirche in Gestalt eines lateini-
schen Kreuzes (116,47 m lang) ist dreischiffig.
Das Mittelschiff überragt die beiden anderen
sowohl an Höhe wie an Breite um ein bedeu-
tendes. Die außerordentlichen Raumverhält-
nisse in dieser Kirche vcranlaßten wohl den
Meister, auf Wölbung zu verzichten und da-
für die allerdings in Toskana traditionellen
offenen Dachstühle bcizubehalten. Der über
dem Mittelraume ist ein fortlaufendes hölzer-
nes Sparrendach. Da er aber zur Sicherung
der hohen Obermauern des Mittelschiffes von
den Außenwänden der Kirche nach jedem
Mittelpfeiler hin Zwischcnbögcn gezogen hatte,
so bekam in den Seitenschiffen ein jedes
Joch sein eigenes Satteldach, das auch nach
außen hin durch einen hohen Giebel markiert
erscheint. Durch dieses hohe und luftige
Dachgestühl, ferner durch die kühnen Span-
nungen der spitzbogigen Arkaden, die ihrer-
seits auf weit gestellten, achteckigen, äußerst
schlank und doch wieder kräftig gebildeten
Pfeilern ruhen, wird die machtvolle Raumwir-
kung des ganzen Gebäudes u. darin besonders
wieder des Mittclraumes erreicht Das war
aber künstlerische Absicht Arnolfos, der damit
trotz allen gotischen Formen, die er benutzt,
in strikten Gegensatz zu den Konstruktionen
des Nordens tritt. An der Rückwand des
Querschiffcs befinden sich 11 gewölbte Ka-
pellen ; in der Mitte die eigentliche, geräumige,
polygonal abschließende Chorkapelle (den
Alberti gehörig) ; rechts und links von ihr, zu
je 6 geordnet, die 10 übrigen, schmäleren, die
viereckig abschlicßen, von geringerer Tiefe u.
um die Hälfte niedriger wie jene. Durch diese
Anordnung und diese Proportionen wird aber
die Chorkapelle als dominierende charakteri-
siert, obwohl sie nicht so breit wie das Mittel-
schiff ist und erst unter Zuhilfenahme je einer
Seitenkapellc dessen Breite erreicht. Das
bedeutet aber Vereinheitlichung bei reichem
Wechsel. Beim Eintritt in die Kirche ist
somit die Möglichkeit geboten, die gesamte
Anlage von Lang-, Querschiff und Chor mit
einem Blicke zu überschauen. Und diese
Rücksichtnahme auf die Gesamtwirkung wie
auf den Standpunkt des Beschauers ist eben
für Arnolfos Stilweisc charakteristisch.
Mit dem eminenten Raumgefühle des Mei-
sters kontrastiert auffällig der Mangel an pla-
stischem Detail. Die Kirche ist höchst schmuck-
los u. kahl im Innern, das man sich freilich von
vornherein durch ausgedehnte Wandmalerei
belebt denken muß. Aber auch die Bildung
der Profile und besonders der Kapitale ist so
einfach wie möglich: Ein paar Blätter ohne
Modellierung, die sich steil und flach um den
Pfcilerkcm herumlcgen ; besonders an den
hinterste^ u. also ältesten Pfeilern, die sicher
auf Arnc^f9 zurückgehen, ist das zu beachten.
Ebenso primitiv ist auch die Behandlung der
Galcricf. auf steifen, langweiligen Konsolen
ruhend, 'unterhalb der Fenster, welche aus
praktischen Gründen rings um den ganzen
Kirchenkörper geführt ist. In alledem macht
sich ein Mangel an plastischem Sinne und an
plastischer Schulung bemerkbar. Arnolfo di
Cambio war eben ein genialer Architekt, kein
Bildhauer.
2. Der Neubau des Domes von Florenz
Santa Reparata, seit 1412 Santa Maria
del Fiorc gen. u. lange nach Arnolfos Ableben
vollendet. Als Brunelleschi 1446 starb, war
z. B. die Laterne auf der Kuppel noch im Bau,
und der große Knopf von vergoldeter Bronze
wurde erst 1472 von Verrocchio hinzugefügt.
Die feierliche Grundsteinlegung fand am 8. 9.
137
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Amolfo di Cambio
1296 statt, nachdem zuvor, etwa seit dem
Frühjahr (Juni) die Vorbereitungen zum
Neubau getroffen worden waren. Amolfo
arbeitete zunächst die Pläne aus und fertigte
ein genaues Holzmodell an, das allgemein ge-
fiel, — opus mirificum, magnificum nennen es
die Urkunden — , und das noch lange nach
seinem Tode in der Bauhütte am Kampanile
zu sehen war. Auch begann er die Funda-
mente zu legen; und da jene Urkunde von
1300 von einem „sichtbaren“ Anfang der
Kirche spricht, so darf man ihm vielleicht ein
Stück der Fassaden- und der Umfassungs-
mauer zuschrciben, natürlich nur im Rohbau;
etwa die beiden ersten Joche mit den schmalen
und steilen Fenstern und den flachen Strebe-
pfeilern, deren Gestalt von der des übrigen
Baukörpers sichtlich abweicht. Ferner wird er
vielleicht auch die dazu gehörigen Arkadcn-
pfeiler errichtet haben, die jenen schwachen
Streben entsprechend enger gestellt waren als
die heutigen im Quadrat stehenden, doch noch
ohne Einwölbung. Bei der Vergrößerung des
Domes unter Francesco Talenti wurden sic
dann nicdcrgelcgt, die Scitenschiffmauern aber
nicht, wohl weil sie inzwischen inkrustiert
waren, und man Kosten sparen wollte. Aber
es bleibt gleichwohl eine Hypothese, daß diese
älteste Partie des heutigen Domes von Arnolfo
selbst herstamme. Sie wird zwar nach seinem
Modell gebaut worden sein, das für die nächste
Zeit maßgebend war, doch wahrscheinlich in
die Zeit nach dem Tode des Meisters fallen ;
und vollends die Marmorinkrustation, über-
haupt jede plastische oder malerische Aus-
schmückung der ältesten Seitenschiffeider ist
erst in der Zeit von 1310 — 1336 resp. 1342/3,
wenn nicht noch später, hinzugekommen. Und
dazu gehören auch jene geringen Fragmente
in „kosmateskem" Zierstile (heute in der
Opera del Duomo), welche L. del Moro (la
facciata d. S. M. d. F. 1888) aufgefunden und
auf die Haupttür der alten Fassade sowie auf
Arnolfo bezogen hat, ein ganz willkürliches
Verfahren, das sich dadurch erledigt, daß der
Meister sich überhaupt nicht auf Dekoration
eingelassen hat noch cinlasscn konnte. Etwas
Sichtbares vom Amolfobauc existiert heute
also nicht; auch ist nicht mit Sicherheit zu
sagen, wie sein Projekt überhaupt ausgesehen
hat. Die Abbildungen, welche man darauf
bezogen hat, fallen alle in eine spätere Zeit
(nach 1350) : so diejenige auf einem Lunct-
tenfresko im ersten Chiostro von Santa Crocc
und die auf der „triumphierenden Kirche“ in
der Spagnuolikapellc von Sta. Maria Novella;
speziell letztere möchte Orcagnas Modell wie-
dergeben, das eine Zcitlang als „il piü leg-
giadro c di meno costo“ im Vordergründe des
Interesses stand, aber nicht ausgeführt wurde.
Es zeigt sienesischen Stil und Übereinstim-
mung mit dem Tabernakel von Orsanmichele.
Wir mögen uns vorstellen, daß Arnolfo eine
Santa Crocc im ganzen und großen verwandte
Anlage geplant hatte, doch in größeren Dimen-
sionen und durchweg gewölbt: Ein dreischif-
figes Langhaus, ein Querschiff mit einer acht-
eckigen Kuppel über dem Chor im Zentrum,
das Mittelschiff wie die zwei Querenden in Ab-
siden oder Tribunen mit radial gestellten Ka-
pellen auslaufcnd. Ob die Kuppel auf einem
Tambur ruhte oder der gewöhnlichen An-
nahme zufolge unmittelbar auf Pfeilern und
Pcndentifs, läßt sich nicht mehr entscheiden,
ist auch weniger von Bedeutung. Für beide
Arten gab es in Toskana Beispiele. Aber die
Kirche Arnolfos scheint von erheblich ge-
ringerer Längenausdehnung wie der Dom von
heute gewesen zu sein. Wohl stecken in letz-
terem die Grundgedanken und -Linien des
genialen Meisters. Auch wird er der groß-
räumigen Wirkung zuliebe möglichst schlanke
und relativ spärliche Pfeiler, weite Arkaden-
öffnungen und ein nach Höhe wie Breite be-
deutendes Mittelschiff angestrebt haben. In-
zwischen jedoch hatte mit dem technischen
Fortschreiten auch eine Steigerung der Bau-
gesinnung stattgefunden, für die Arnolfos
Stil nicht mehr genügte. Und diese Steige-
rung und Weiterentwicklung auch in den Ein-
zelheiten geht auf Fr. Talenti zurück, der zwar
nicht Arnolfos Schüler, aber sein geistiger
Erbe und Nachfolger gewesen und dem Ruh-
mesbedürfnisse wie dem Ehrgeiz der Floren-
tiner, das gewaltigste Gotteshaus in ganz Tos-
kana zu besitzen, mit kongenialer Kraft ent-
gegengekommen ist.
Weitere Bauwerke Arnolfos di Cambio las-
sen sich nicht nachweisen. Gegen eine ganze
Anzahl anderer meist weltlicher, die ihm zu-
geschricbcn werden, erheben sich Bedenken:
So rührt von ihm sicher nicht der Bau des
dritten Cerchio von Florenz her; nicht die
Kornhalle bei Orsanmichele, die 1304 dem
Feuer zum Opfer fiel ; nicht die Marmor-
inkrustation des Florentiner Baptisteriums.
Weder den Palazzo Vecchio in Florenz noch
das Kastell des Grafen Simone Guidi da Batti-
follc zu Poppi im Cascntin, das auch keines-
wegs für jenen Vorbild gewesen ist, noch
den Pal. Bonizzi in der Stadt hat er ge-
baut. Der Signorenpalast wurde 1298 zu
errichten beschlossen, das nötige Terrain im
Laufe von 1299 erworben, im Frühjahr 1300
der Bau in Angriff genommen und 1301 in
der Hauptsache vollendet. Da hätte cs doch
den Priorcn näher gelegen, falls Arnolfo der
Architekt dieses trutzigen Rcgicrungsgebäudes
gewesen wäre, ihm mit Rücksicht auf seine
Verdienste um dieses kommunale Monument
am 1. 4. 1300 Steuerfreiheit zu gewähren. Das
Schweigen der Urkunde gerade in diesem
Falle ist aber beweiskräftig genug, um ihn als
Erfinder und Bauleiter zu streichen. Nun
138
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Arnolfo di Firenze
nennt jene Urkunde Arnolfo den berühmtesten
und geschicktesten Erbauer von Kirchen (Plu-
ral 1) in vidnis partibus d. h. in Florenz und
Umgebung. Mit Rücksicht darauf möchte
ihm vielleicht der Neubau von Santa Maria
Maggiore und an Stelle von Nicola Pisano der
von Santa Trinita in Florenz (1250??) zuzu-
schreiben sein, die beide Santa Croce zeitlich
wohl vorausgehen. Santa Triniti besonders
verrät in der Anlage (5 quadrat. Chorka-
pellen in einer Reihe, eine jede einem Schiffe
des Langhauses entsprechend), in der luftigen
und edlen Raumbehandlung wie in den ge-
streckten viereckigen Pfeilern usw., Ver-
wandtschaft mit Amolfos Weise; aber auch
nach rückwärts mit den Zisterzienserbauten
in Toskana ist der Zusammenhang offenbar;
und damit wäre dann an einem klaren Bei-
spiel Herkunft wie Abwandlung des neuen
Stiles Arnolfos nachgewiesen. Allein es muß
betont werden, mehr wie um eine Hy-
pothese handelt es sich dabei nicht. Mit der
Fassade des Domes von Orvicto hatte Arnolfo
di Cambio nichts zu tun. Endlich soll er
nach Vasari (1285?) Kirche und Chor der
Badia von Florenz erneuert und den Glocken-
turm erbaut haben, eine unkontrollierbare An-
gabe, die auch für die Erkenntnis des Meisters
von geringem Werte ist, da nach Villani
(VIII 89) 1307 der Kampanile zur Strafe
der Mönche bis zur Hälfte zerstört und erst
1830/1 (ibid. X 174) wieder aufgerichtet
wurde ; und dieser letzten Periode, wenn
nicht noch später, gehören auch einige figu-
rierte Kapitale an, die übrigens auch mit den
urkundlich bezeugten Arbeiten des Bildhauers
Arnolfo (cfr. sub II), besonders mit denen
am Tabernakel in San Paolo fuori le mura in
Rom nicht übereinstimmen, mit dem er in
demselben Jahre 1285 beschäftigt war. Ob
diese Kapitale (im Mus. Naz. No. 30 — 33)
gerade dem Kampanile der Badia angehörten,
ist mehr wie fraglich. Franzos. Arbeit sind
sic nicht. Die Art ihrer Behandlung, beson-
ders das Streben nach Bewegung und leben-
diger Wirkung und der teilweise manierierte
Ausdruck der Köpfe schließen eine zu frühe
Datierung aus. Die Ausführung ist gewöhn-
lich. Im Mus. di Antichitä bei San Marco
steht ein Pilasterkapitäl (ohne No.; Katalog
vacat) mit der Bezeichnung: vom Kampanile
der alten Badia: Einfache, steile, mit den
Spitzen umgebogene Blätter und einer Haupt-
rippe um den Pfeilerkern, die unleugbar mit
den frühesten Kapitälen in Sta. Croce über-
einstimmen. Hat Arnolfo an der Badia ge-
arbeitet, und trifft die angegebene Provenienz
dieses Kapitales zu, dann kann er es sehr
wohl einen anderen haben anfertigen lassen,
denn es ist gewöhnliche Werkstattarbeit. Die-
ses Stück rückt jene figurierten Kapitäle aber
in recht weite Ferne.
II. Arnolfo di Firenze, Bildhauer.
Sein Geburts- und Todesjahr sowie der Name
seines Vaters sind unbekannt. Er war ein
Schüler Nicolas Pisano, in dessen Atelier er
nach der Vollendung der Kanzel im Baptiste-
rium von Pisa eingetreten sein mochte, zwi-
schen 1260 u. 1265. In gewissen Relieffeldern
dieser Kanzel läßt sich schon eine andere Hand
bemerken, aber nicht die Arnolfos (etwa Fra
Guglielmos?). Vom 29. 9. bis Ende 1267
erscheint der Bildhauer urkundl. an Nicolas
zweitem Meisterwerk, der Kanzel im Dome
von Siena, beschäftigt; doch läßt sich auch
daran sein Anteil nicht bestimmen. Vcnturis
Zuweisungen sind willkürlich. Die Stilverglei-
chung mit seinen allerdings späteren Werken
lehrt, daß Arnolfo zu dem figürl. Schmucke
nichts, weder zu den Einzclfigurcn noch auf
den Feldern, beigesteuert hat, im Gegensatz
zu Nicolas Sohn Giovanni, dem hier zum
ersten Male weiteste Gelegenheit gegeben
war, sein eminentes Können zu betätigen.
Es scheint vielmehr, daß Arnolfo (wie seine
Genossen I-apo, Goro und Donato) mehr in
untergeordneter Weise verwendet worden ist,
zur Herrichtung der einzelnen Werkstücke,
Säulen, Kapitäle, Basen und Löwen; vielleicht
rührt auch der Musivschmuck in den Zwickeln,
am Rundstreifen und im Innern der Kanzel,
nach Analogie mit seinen späteren Werken,
von ihm her. Dies sowie der Umstand,
daß Nicola in den sienesischen Urkunden
den Arnolfo ständig seinen Schüler nennt,
führten zu dem Schlüsse, daß der Künst-
ler zu der Zeit noch relativ jung war, sein
Geburtsjahr also kaum auf 1232 (Vasari),
sondern etwa auf 1250 zu fixieren ist. Infolge
davon könnte er auch ganz gut die Statue an-
geblich Papst Johanns XXII. im Dom von
Florenz (um 1323) angefertigt haben, wenn
nicht stilistische Gründe dagegen sprächen.
Wie lange Arnolfo Geselle Nicolas geblieben,
wissen wir nicht. An der Area di San Do-
menico war er nicht beschäftigt. Erst zehn
Jahre später, 1277, finden wir ihn im Dienste
Karls I. von Anjou in Rom (wohl schon seit
längerer Zeit). Doch ist unbekannt, was er
für den König gearbeitet hat. Man schreibt
ihm die sitzende, urspr. bemalte Statue Karls
am Fuße der Treppe zum Konservatorenpa-
laste in Rom zu, die der König als Senator der
ewigen Stadt gestiftet hatte. Das schwer-
fällige Werk, das innerhalb der Jahre 1265
und 1284 entstanden ist — in welch letzterem
infolge der Sizilianischen Vesper die senatori-
sche Würde abgcschafft wurde — , gehört eher
einem römischen (oder apulischcn) Bildhauer
an. Im Jahre 1277 wurde Arnolfo di Firenze
nach Perugia berufen, um zusammen mit Ni-
cola und Giovanni Pisano an dem Brunnen
vor dem Dome zu arbeiten. Dieser er-
klärte sich nur mit Einwilligung Karls da-
139
<
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Arnolfo di Firenze
zu bereit, die der König ain 10. 9. 1277
erteilte, auch gestattete, daß die Pcruginer
ihren Bedarf an Marmor und an sonsti-
gen Steinen aus den römischen Steinbrüchen
deckten (Schreiben des Königs an seinen
Vikar und an seinen Kämmerer in Rom).
Nicht daß er den Marmor zur Fontäne ge-
schenkt habe, wie immer falsch interpretiert
wird. Unbekannt aber ist, ob Arnolfo dem
Rufe auch wirklich gefolgt, wie lange er in
Perugia gewesen war, und was er schließlich
geleistet hatte: — nach Burckhardt den Auf-
bau ; aber dafür bedurfte es keines besonderen
Architekten: nach anderen die Figurenreihe
des oberen Beckens. In Wirklichkeit läßt sich
keine einzige Figur an der Fontäne auf Ar-
nolfo beziehen. Einer urkundl. Notiz vom
4. 2. 1281 zufolge erhielt Arnolfo für 24 Tag-
werke einen (nicht sehr hohen) Lohn, dazu die
Reisekosten nach Rom und Perugia zurück,
ausbezahlt. Aber damals handelte es sich
kaum um eine künstlerische Tätigkeit; viel-
leicht (wie schon 1277?) um Ausbesserun-
gen an der Wasserleitung. Nach Adamo
Rossi käme überhaupt nicht dieser Marmor-
brunnen, sondern ein zweiter von Bronze am
unteren Ende des Platzes in Betracht. Im
archäologischen Museum zu Perugia wer-
den drei Relieffigurcn aufbewahrt, zwei
ruhende Gestalten und eine kniende Frau,
nach der Antike, etwa nach Flußgöttern ge-
arbeitet und der Schule Nicolas angehörig.
Venturi erklärt sie für Reste eines Brunnens,
also eines dritten? — denn der große auf dem
Platze kommt dafür nicht in Betracht — , und
von Arnolfos Hand. Letzteres ist sicher
falsch, denn die Fragmente sind weit edler in
Ausdruck und Bewegung; vor allem fallen
die Geschlossenheit der Komposition, die Si-
chel heit und Größe der Linienführung sowie
die glückliche Behandlung des Nackten und
der Gewandung auf.
Von Arnolfos inschriftlich beglaubigten
Werken sind zu nennen:
1. das Grabmal des Kardinals
de Braye in S. Domenico di Orvieto
(t 30. 4. 1282) ; ein reiches Prunkgrab,
vielleicht erst längere Zeit nach dem Tode des
Kirchenfürsten gearbeitet und nicht mehr in-
takt erhalten: Man muß sich einen Baldachin
auf gedrehten Säulen hinzudenken. — (Einige
Fragmente davon in der Opera dcl Duomo
befindlich.) — Arnolfo erweist sich in dieser
Schöpfung als einen Eklektiker, der ohne aus-
gebildetes architckt. Empfinden die Motive
häuft, aber nicht organisch zu verbinden weiß.
Häufung architektonischer und malerischer
Details ist noch kein Kennzeichen „dekora-
tiver“ Architektur. Soll hier etwas in sich
Geschlossenes entstehen, so müssen Phantasie
und Wirklichkeitssinn in ganz anderer Weise
Hand in Hand gehen, als es bei Arnolfo der
Fall ist Dieser hohe Wandaufbau, nicht der
erste seiner Art, auch nicht von Arnolfo er-
funden, jedoch am Anfang einer langen Reihe
ähnlicher Arbeiten, die sich nun überall
in Italien einbürgern und je später um
so manierierter werden, ist aus einer Kreu-
zung zweier Typen entstanden : Mit dem römi-
schen, auf die Antike in Form und in den Ele-
menten zurückreichenden Kosmatcntypus ver-
eint sich ein solcher aus Nicolas und Gio-
vannis Schule. Zu der geschmackvollen Mu-
sivdekoration der römischen Marmorarier, die
ihre arabisch-süditalienische Herkunft nicht
verleugnen kann, kommt die Fülle plastischen
Schmuckes hinzu, eine Eigenheit toskanischer
Kunst. In dem letzten Jahrz. des 13. und im
1. des 14. Jahrh. vollzieht sich in der italie-
nischen Kunst, zuerst in der Plastik, dann
dank der übermächtigen Initiative Giottos
auch in der Malerei ein Zusammenschluß der
verschiedenen lokalen Schulen und Gruppen.
Die Kunst Nicolas Pisano, der nicht nur ein
großer Künstler, sondern auch ein hervor-
ragender Organisator der Arbeit gewesen war
und in Pisa ein Atelier begründet hatte, das
zeitweilig (unter Giovanni z. B.) die Skulptur
Toskanas gleichsam monopolisiert hatte, greift
über diese Landschaft hinaus, nicht nur nach
Norden (Mailand etc.), sondern auch nach
Rom und weiter in die alte Heimat, aus der
sic hervorgegangen war, in den Süden Italiens
wieder zurück. Der Ausgleich, der hier ent-
steht, hat nicht überall bedeutende oder er-
freuliche Werke zuwege gebracht, aber er be-
dingte doch die große Entwicklung und Ge-
schlossenheit im Stilcharakter des Trecento.
Nicht immer die bedeutendsten und eigenwil-
ligsten Meister waren die Bannerträger dieses
neuen dekorativen Stiles; vielmehr betrieb-
same, mehr handwerkliche Naturen, tüchtige
Arbeiter von einer gewissen soliden Technik,
ohne hohe Gedanken, ohne feineres Empfin-
den, deren Stärke in der Nachahmung lag,
nicht in der Erfindung, die in hergebrachten
Geleisen sich bewegten und das Gelernte mit
größeren oder geringeren Modifikationen Wei-
tergaben. Zu ihnen gehört Arnolfo aus Flo-
renz, ein Vermittler zwischen römischer und
pisanischer Kunst; und er hat lange genug in
Rom gelebt, um hier eine Schule zu stiften
und zahlreiche Werke zu beeinflussen, wenn
sie ihm auch nicht selbst angehören (wie z. B.
das Grabmal Hadrians IV. in S. Francesco di
Viterbo). Und ließe sich auch nur ein authen-
tisches Werk seiner Hand in Florenz nach-
weisen, Arnolfo würde auch für dieses Zen-
trum die gleiche Bedeutung besitzen, als das
Haupt einer spezifisch florentinischen Stil-
nuancc oder Schule vor Giotto und Andrea
Pisano. Verrät das Grabmal de Braye Mangel
an architektonischer Empfindung und Schu-
lung, so befriedigt auch sein plastischer
140
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Amolfo di Firenze
Schmuck nicht. Überall, in der Gewandbe-
handlung, im Typus, in Haltung und Aus-
druck macht sich der Schüler Nicolas Pisano
bemerkbar. Burckhardt nennt die Madonna
im obersten Abschlüsse eine Juno pronuba
und drückt damit jene Abhängigkeit aus, die
Giovanni Pisano innerlich so bald und so er-
folgreich überwunden hatte. Wohl überrascht
das Wandgrab beim ersten Anblick durch den
Reichtum der Details. Auch ein gewisser
Naturalismus in einzelnen Köpfen, z. B. in
den Zügen und im Ausdruck des knieenden
Kardinales soll nicht verkannt werden ; aber
das ist etwas mehr Akzessorisches. Der Na-
turalismus ist bei ihm nicht (wie bei Gio-
vanni Pisano) Grundprinzip seiner ganzen
Produktion geworden. Eine genauere Analyse
verträgt dieses Denkmal (wie überhaupt Ar-
nolfos Werke) nicht Da fällt sogleich die
geringe Formenkenntnis und -Behandlung
auf. das Fehlerhafte in den Proportionen, die
leblosen, steifen Bewegungen, die Typik im
Ausdruck, die schematische Gewandung, Ei-
genheiten, die Amolfo wohl zum Nachfolger
einer bestehenden, aber nicht zum Begründer
einer neuen Kunstrichtung qualifizierten. Er
war ein Ubergangsmeister, mit allen seinen
Vorzügen und Fehlern, der vor einer größeren
Persönlichkeit ohne nennenswerte Nachwir-
kung zurücktreten mußte.
2. Das Tabernakel in San Paolo
fuori le mura, nach der Inschrift die ge-
meinsame Arbeit Arnolfos und „seines Genos-
sen Petrus“, auf Bestellung des Abtes Bartho-
lomäus und 1285 vollendet; nach dem Brande
der Kirche von 1823 wieder zusammenge-
setzt. Eine ausführliche Beschreibung bei
Venturi (unter starker Überschätzung). Für
derartige Kirchcnmöbel gab es, speziell in
Rom, einen feststehenden Typus, den auch
Arnolfo bcibehielt, unter Abwandlung jedoch
ins Gotische (Mischstil) u. unter Anwendung
eines überreichen Schmuckes an Statuetten,
Reliefs, Vergoldung u. Musivc. Einzelne Ge-
stalten haben schöne lebendige Köpfe; aber
die Körpcrbildung ist schwach. Eine Schei-
dung zwischen Arnolfos und Pietros Anteil
erscheint undurchführbar. Venturi und Her-
manin sehen nach Moreschi in diesem Ge-
nossen Petrus den Maler und Mosaicistcn
Pietro Cavallini und schreiben ihm die Musiv-
dekoration des Ciboriums zu, eine Behaup-
tung, die sich nur auf die Namensgleichheit
gründet.
3. Am 20. 11. 1293 (nach der wiedergefunde-
nen Inschrift) hatte Arnolfo, diesmal allein,
ohne den Genossen Pietro, das Altar-
tabernakel in Santa Cecilia in
T rastevere vollendet. Von ähnlicher
Anlage und Dekoration wie das in San
Paolo, doch einfacher und geringer in der
Ausführung. Auf den Kapitälen sitzt je ein
würfelförmiger Kämpfer, auf dessen vier Sei-
ten runde, mit Musive versehene Scheiben sich
befinden, und darüber die Arkaden, die sich
infolge der weiten Säulenstellung wieder stark
der Rundform nähern. Das Figürliche in den
für Arnolfo so charakteristischen kurzen
Verhältnissen und von handwerksmäßiger Be-
handlung. Auffällig ist die starke Benutzung
antiker Vorbilder, besonders an den vier Eck-
figuren der Aedicula: Die heilige Cäcilie, ähn-
lich der Madonna auf dem Grabmal de Brayc
und nach Nicolas Pisano Vorbild, ist eine
junonische Gestalt; Sankt Valcrian geht
auf eine Konsularstatue, der heil. Tiburtius
auf eine Reiterstatue ä la Marc Aurel zu-
rück, doch unter unglücklichster Einzwängung
des Pferdes in die Nische. Und nur der Kopf
des alten Papstes (Urban) zeigt Streben nach
Porträttreue. Machte sich bei Arnolfo, je
länger er der Schule Nicolas entwachsen war,
ein Abnehmen künstlerischer Kraft bemerk-
bar? oder ist, mit Rücksicht auf seine ander-
weitige Beschäftigung, ein starker Gehilfen-
antcil hier anzunehmen?
4. Schon Vasari wußte, daß Amolfo im
Aufträge Honorius IV. aus dem Geschlechte-
der Savellcr (1285 — 1287), das Presepe
«4 n Santa Maria Maggiore gearbeitet
hatte. Davon existieren noch an Ort und
Stelle einige Fragmente, die den Stil des
Meisters zeigen, plumpe Gestalten in schwer-
fälliger Gewandung und mit kurzen dicken
Köpfen. Dagegen ist das Grabmal Honorius
IV., bis auf die ruhende Papstfigur (jetzt in
Araceli) zerstört, ein Monument im Kos-
matenstii, wohl nicht von seiner Hand.
5. Das Grabmal Bonifazius VIII.„
von dem noch die Gestalt des auf einem Pa-
radebette ruhenden Papstes in den vatikani-
schen Grotten existiert (mit feinem Gesichts-
ausdruckc, doch um so plumperem Körper).
Daselbst auch noch die Fragmente eines Ta-
bernakels u. .zweier den Vorhang wegziehender
Engel, ein traditionelles Motiv der Wandgräber
jener Zeit ’Owie auch am Grabe Honorius IV.
ursprünglich vorhanden). Ob diese Reste aber
zum Bonifäziusdcnkmale gehören, ist mehr
wie fraglich. Die vatikanische Überlieferung
bringt die Engel mit dem Grabmale Nicco-
laus V. (1328 — 1330) in Zusammenhang, und
damit stimmt der Stil dieser Figuren eher
überein. Das Grabmal Bonifaz’ VIII. ge-
hörte ursprünglich einer größeren Anlage an,
von der Jakob Grimaldi in dem Prachtkodex
der Vaticana (Barb. Lat No. 2733 fol. 28,
40 ff. 61, 174) aus dem ersten Jahrzehnt des
17. Jahrh. Beschreibung und Abbildungen
hinterlassen hat. Dieser große Papst ließ,
wohl bald nach seiner Thronbesteigung (ge-
wählt am 24. 12. 1294 und gekrönt am 23. 1.
1295), den verfallenen Altar Bonifaz’ IV. in
der Familicnkapelle der Gaetani im Innern
141
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Amolfo di Firenze
des Sankt Peter, an der Eingangswand
„iuxta portam Ravennatcm“ (Petrus Mallius
lib. de antiquit in de Rossi inscript. ex sec.
XII), restaurieren — fecit innouari (lib.
bencfactorum) — und mit einem pompösen
Tabernakel nach Art derjenigen in San Paolo
und Santa Cecilia versehen. An der Wand
hinter dem Altäre und so, daß der die Messe
lesende Priester es vor Augen hatte, ließ er
sich noch zu Lebzeiten sein Grabmal errich-
ten. Auf einem mit Musive dekorierten Pa-
radebettc ruht der Papst, ähnlich wie der
Kardinal de Braye flach auf dem Rücken
liegend und ohne schräge Neigung zum Be-
schauer, so daß die Gestalt des Toten bei be-
trächtlicher Höhe so gut wie unsichtbar war.
Hinter ihm der zurückgeraffte Vorhang und
darüber ein Mosaik von der Hand Jacopos di
Torrito, Maria mit dem Kinde in einem
Tondo, r. Petrus, 1. Paulus, von denen der
erstere den knienden Papst der Gottesmutter
empfiehlt An dem Ciborium, welches ferrea
crate cinctum erat, amota tempore Gregorii
XIII.; septum altaris pariter marmoreum
paruis rotis serpentinis ac porphireticis atque
musiueis lapillis omatum, — befand sich die
Inschrift : hoc opus fecit Arnolphus architcc-
tus; wohl richtig von Grimaldi wiederge-
geben, auch konnte der Meister dieser deko-
rativen Architektur sehr wohl Architekt ge-
nannt werden. Vasari schrieb auf Grund die-
ser Inschrift dem Amolfo di Cambio Kap-
pelle und Grabmal zu. Das ist nun nicht so
ohne weiteres ausgemacht, daß der Schöpfer
des Ciboriums auch das Grabmal für den
Papst ausgeführt habe. Immerhin sprechen
in diesem Falle alle Erwägungen dafür, daß
von Amolfo aus Florenz beide Arbeiten her-
rühren. Die Zeit ihrer Entstehung ist nicht
bekannt. Ein Datum scheint sich nicht daran
befunden zu haben, wenn anders es Grimaldi
nicht übersehen oder zu berichten für un-
nötig erachtet hat. Gewöhnlich wird das Jahr
1300 als Zeitgrenze angegeben. Grabmal und
Tabernakel sind aber kaum gleichzeitig ent-
standen. Nach einer Bulle Bonifaz’ VIII. vom
27. 4. 1300 wird der Altar (cappella et altari)
seines Vorgängers als fertig und geweiht be-
zeichnet und im Gegensätze dazu nur von dem
Entschlüsse, im S. Peter beerdigt zu werden,
gesprochen. Am 13. 12. 1296 starb ein Ncpot
Bonifaz' VIII., Kardinal Benedetto Gaetani,
und wurde vor dem Altar des heil. Bonifazius
intra ambitum capclle bestattet. Mit Rück-
sicht darauf meint man (Poggi), daß das
Sanktuarium Bonifaz’ IV. bis zu diesem Ter-
min vollendet gewesen wäre. Allein der Um-
stand, daß ein Kardinal in dieser Kapelle sein
Grab fand, in der übrigens noch andere Gae-
tani bestattet waren, schließt die spätere Er-
richtung des Tabernakels über dem Altäre,
der längst bestand, doch nicht aus; und nicht
recht glaublich, auch durch keine Urkunde
zu beweisen ist, daß eine der ersten Rcgie-
rungshandlungen des neuen Papstes die Re-
stauration des Sanktuariums und die Wahl
seiner Grabstätte in demselben gewesen sei.
Das müßte man aber annehmen, wenn bis zum
13. 12. 1296 beides fertig geworden war.
Allein dafür würde wieder die Zeit nicht aus-
gereicht haben. Überhaupt bei der Datierung
der Werke Amolfos hat man nicht immer ge-
nügend auf ihre Größe und Schwierigkeit
Rücksicht genommen. Amolfo konnte in knapp
1% Jahren weder das Tabernakel noch das
Grabdenkmal hersteilen; ferner war auch Ja-
copo di Torrito im J. 1295/6 mit den Mosaiken
von Santa Maria Maggiore beschäftigt, konnte
also kaum zu gleicher Zeit am Grabmal Boni-
faz’ VIII. arbeiten. Jene Bulle von 1300 ge-
währt daher nur den terminus ante quem.
Endlich befindet sich noch in den Grotten die
lebensvolle und naturalistisch behandelte Büste
Bonifaz’ VIII. mit der Tiara auf dem Haupte
und mit ornamentiertem Pluvialc. Die Rechte
(ergänzt) macht das Zeichen des Segens, die
Linke hält die Schlüssel Petri (ergänzt). Sie
zierte nach Grimaldi die Wand in parte epi-
stolac und ist weit besser als Amolfos lie-
gende Papstfigur, der demnach für sie nicht
in Betracht kommt.
Sonstige Arbeiten Arnolfos Fiorentino sind
nicht bekannt. Gegen Venturis Zuweisungen
erheben sich Bedenken. Besonders in Florenz
läßt sich nicht eine einzige eigenhändige nach-
weisen. War aber, wie man annimmt (Swar-
zenski), sein Wirken in Rom nur eine Epi-
sode, dagegen für Florenz so recht Schule
bildend, stellt man ihn als den Meister hin.
der die Kunst der Pisani in der Arnostadt
heimisch gemacht und eine eigene, selbstän-
dige Entwickelung zu Giotto und Andrea Pi-
sano hin angebahnt hatte, so müßten doch hier
in erster Linie Werke vorgeführt werden, die
diese Hypothese begründen. Was nützt der
Nachweis einer bedeutenden Schule, wenn der,
der ihr erst Gepräge und Charakter verliehen,
gänzlich ausfällt? So liegt aber der Fall mit
Amolfos (angeblich) großem Florentiner
Atelier. Nun hat Swarzenski mit großem Fleiß
u. Geschick eine Anzahl von Werken aus dem
letzten Viertel des 13. und dem ersten des 14.
Jahrh. in Florenz zusammengcstcllt Sie diffe-
rieren zwar alle untcrcinatider, so daß viele
Autoren, Künstler wie Handwerker, hierfür
in Betracht kommen. Das allen Gemeinsame
ist aber nicht die Abhängigkeit von Amolfos
Kunst, sondern von der Nicolas und Gio-
vannis; und daraus entwickelt sich allmählich
die speziell florentinische Stilweise. Eine ganze
Reihe dieser Arbeiten gehört zu dem besten,
was damals geschaffen worden ist, erscheint
z. B. weit vollendeter als alles, was von Ar-
nolfo herrührt. Denn, gewißlich, von der
142
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Amolfo di Firenze
Kunst dieses Bildhauers dürfen wir uns nicht
allzu hohe Vorstellungen machen. Dazu ge-
hören in erster Linie die Fragmente bei dem
Kunsthändler Bardini in Florenz, Werke von
„Myronischer Schönheit“. Aber von ihnen
steht nicht einmal der florentinische Ursprung
fest. Nach Bardinis Angaben sollen sie aus dem
„Römischen“ stammen. Und ebensogut kann
auch der angebliche Papst Bonifaz VIII. im
Dome von Florenz, der Johann XXII. (1316
bis 1334) sein soll, obwohl letzterer während
seiner Regierung niemals Florenz oder Italien
gesehen hat, wo anders gearbeitet sein. Ich
meine, die Hypothese von dem großen Floren-
tiner Atelier Arnolfos ohne dessen eigene Lei-
stungen und als Ausgangspunkt der florentini-
schen Plastik steht einstweilen in der Luft,
weshalb es sich erübrigt, hier weiter darauf
einzugehen.
Seit Vasari gelten der Architekt Arnolfo di
Cambio und der Bildhauer Amolfo für eine
und dieselbe Persönlichkeit. Doch erheben
sich gegen diese Identifizierung ernste Be-
denken. Der große Architekt, dessen plasti-
scher Tätigkeit merkwürdigerweise keine Ur-
kunde, auch nicht das Steuerprivileg der Kom-
mune Florenz gedenkt, war aus Colle di Val
d’Elsa gebürtig; der Bildhauer wird ausdrück-
lich als Florentiner bezeichnet. Man wendet
ein (Poggi), die Nomenklatur in italien. Ur-
kunden sei so schwankend, daß Verwechslun-
gen vorkämen, und also seien die verschiede-
nen Angaben von Arnolfos Herkunft irrele-
vant. Auf diese generelle Weise, die im
Grunde die Verwendung von Urkunden un-
möglich machen würde, lassen sich aber Tat-
sachen nicht aus der Welt schaffen. Es
bedürfte doch im Einzel falle des Nachweises
der Ungenauigkeit, und der kann hier nicht
erbracht werden. Wer aber mit Urkunden
zu tun gehabt hat, weiß, daß gerade das Um-
gekehrte zutrifft, und zumal in der anjoni-
schen Verwaltung wie in der vielfach nach
anjonischen Muster eingerichteten der Kom-
mune Florenz, vortreffliche Ordnung herrschte.
Jenes Privileg von 1300 wurde aber, wie es
ausdrücklich heißt, auf eine Petition Arnol-
fos, also auf seine eigenen schriftlichen An-
gaben hin bewilligt; und es ist wenig glaub-
lich, daß der Künstler darin vor der höchsten
Behörde ungenau oder unrichtig verfahren
sei. Ferner soll der Zusatz architectus zum
Namen Arnolfo in jener von Grimaldi über-
lieferten Inschrift am ehemaligen Sanktua-
rium Bonifaz’ IV. die Identität beider Ar-
nolfi zur Genüge beweisen. Also wenn zwei
Leute desselben Namens zufällig die gleiche
Tätigkeit ausübten, so wären sie dieselben?
— eine wunderliche Anschauung I Arnolfo
Fiorentino vollbrachte in der Tat mit dem
Aufbau des Tabernakels eine architektonische
Arbeit. Gab er damit schon einen Befähi-
gungsnachweis für Kirchenbauten größten
Stiles? Die Beobachtung aber, daß die Lei-
stungen des einen eine ungemessene Zierlust,
eine Neigung zu häufen, mit architektonischen
Details frei zu schalten, einen Mangel an fei-
nem Sinn für die Proportionen der Bauglieder
untereinander (genau ebenso wie für die des
menschlichen Körpers in seinen Figuren) ver-
raten, in den Bauten Arnolfos di Cambio aber
das Umgekehrte statthat, nämlich das leb-
hafteste Empfinden für organische Verteilung
und Gliederung, eine herbe Größe, verbunden
mit einem entschiedenen Mangel an Deko-
ration, führt notwendig zu der Zweiteilung,
die nicht bloß ein müßiges Spiel ist. Man
hätte doch mindestens da, wo Gelegenheit zur
Anbringung von plastischem Schmuck gewe-
sen wäre, Verwandtschaft mit den Skulpturen
Arnolfos Fiorentino erwarten dürfen; also an
den Kragsteinen und an der Brüstung der den
Kirchenkörper durchschneidenden Galerie so-
wie an den Kapitälen der Pilaster sowohl in
bezug auf die Bildung der Blätter wie auf das
figürliche Detail darin. Allein daran fehlt es
beim Dom wie in Santa Crocc vollständig.
Die „prächtigen" Köpfe an der inneren Ein-
gangswand von Santa Trinitä oder diejenigen
im Chor von Santa Maria Maggiore oder die
an jenen Kapitälen von der Badia gehören
aber stilistisch weder dem Arnolfo Fioren-
tino noch dem Arnolfo di Cambio an. Es
sind das spätere Zusätze, ganz abgesehen da-
von, daß die erwähnten Bauwerke doch nur
vermutungsweise dem Architekten aus Colle
di Val d’Elsa zugeschrieben werden, also kein
sicheres Beweismaterial bieten. Schließlich
erlaubt die Chronologie nicht die Identifizie-
rung der beiden Arnolfi: War Arnolfo di
Cambio seit 1294 an Santa Croce, seit 1296
am Dom beschäftigt, wie konnte er gleich-
zeitig in Rom arbeiten? Denn Inspektions-
reisen nach der ewigen Stadt in Sachen des
Tabernakels in Santa Cecilia, des Sacellums
wie des Grabmales Bonifaz’ VIII. wird man
doch nicht annehmen? Das hat man auch
gefühlt und sucht Luft zu schaffen, indem
man einfach Santa Croce dem Arnolfo di
Cambio streicht Das sei „architcttura mo-
nastica". Dieses Verfahren verrät Unkennt-
nis mit den kulturellen Bedingungen der Zeit.
Als ob der Allgcmcinbegriff : „Mönchsarchi-
tektur“ individuelles Können ausschlösse 1
Santa Croce zeigt aber gerade ein eminent
persönliches Wollen und gestattet überhaupt
die Grundlagen und die Tendenz der floren-
tinischen Architektur bis ins Quattrocento
hinein zu verfolgen. Mit dem gleichen Rechte
könnte man dann z. B. auch Giottos gesamte
Tätigkeit für die Franziskaner als pittura mo-
nastica negieren. Nun aber hatten die Zister-
zienser wie erst recht die Franziskaner Laicn-
brüdcrschaftcn wie Laien in größtem Um-
143
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Amolfo — Arnoul
fange für ihre künstlerischen Bedürfnisse
herangezogen und damit dem Laicnelement
in der Kunst überhaupt die Wege geebnet.
Und Laientum und Kirche schließen auf
künstlerischem Gebiete weder prinzipiell noch
temporär einander aus. Dergleichen Anschau-
ungen verraten noch allzusehr Tendenzen,
die in früheren Jahren bei der Einheitsbe-
wegung Italiens eine große Rolle gespielt
и. auch die wissenschaftliche Produktion der
Halbinsel, nicht immer günstig, beeinflußt
haben. Heute sollten sie jedoch längst aus-
gemerzt sein. Die Laienkunst ist aus der
kirchlichen erwachsen und erst recht die Ar-
nolfos di Cambio, und noch lange Zeit hin-
durch laufen beide nebeneinander her und
befruchten sich gegenseitig. In der Arnolfo-
forschung haben sich aber die Verhältnisse
verschoben: Wurde früher fast ausschließlich
des Architekten gedacht, so ist jetzt der Bild-
hauer entschieden mehr in den Vordergrund
getreten. Bei der Annahme zweier nach Be-
gabung und Tätigkeit verschiedener Amolfi
ist die Möglichkeit gegeben, daß beide nun-
mehr zu ihrem vollen Recht gelangen.
Biographie von V a s a r i 1568. — Die ältere
I.it. bei C i c o g n a r a, Stör. d. Scult. und bei
Schnaasc, Gesch. d. bild. Künste VII ; K u g -
1 c r, Gesch. d. Baukunst ; Dohme, Kunst und
Kstler. I; Crowe u. Cavalcasellc, Stör,
d. pittura I; Vermiglioli, Dell’ acquedotto
e della fontana maggiore di Perugia etc. 1827.
— Neuere: Frey, Loggia de’ Lanzi, Berlin 1884;
Uber Arnolfos Todesjahr in den Sitzungsber. d.
к. preuß. Ak. d. W. 1883 No. 28, 29 ; Misccllanea
stör. d. Valdelsa. I. fase. 2. 1893; G u a s t i,
Rassegna naz. VI 85 — 90; X 241 — 255; De
R o s s i, Bull. d. archcol. christiana 1791 p. 73 ff ;
Swarzcnski, Ztschr. f. b. Kst. N. F. XV.
Kunstgcsch. Anzeigen. Wien 1906 No. 1 : V c n -
turi, Stör. d. arte Italiana III 888; IV 1 ff.
(Dort ein sorgfältiger Literaturnachweis) ; Her-
man in: P. Cavallini in Gail. Naz. V; Poggi,
in Rivista d'arte, Florenz, Oktober 1905.
K. Frey.
Arnolfo, s. auch damit verbundene Ortsbc-
seichnungen, Vornamen und Patronymika so-
wie unter Nolfo.
Arnollet, Jacques, Holzschneider, Druk-
ker und Buchhändler zu Lyon, nachweisbar
1490 — 1510; vielleicht gehört er zu derselben
Familie, aus der BalthazarAmoullet stammte.
Seine Werke sind unbekannt.
R o n d o t, Les graveurs sur bois . . . ä Lyon
au XVe siecle. Lyon 1896. J. Guibert.
Arnollet, s. auch Arnoullct.
Amolt, Hans, Maler, wurde 1489 in Nürn-
berg Bürger und zahlte dabei zwei Währungs-
gulden Aufnahmegebühr (Meister- u. Bür-
gerbuch 1462—1495 Bl. 203a). 21. 8. 1500
verbürgte er sich Albrecht Dürer gegenüber
für seinen Bruder Jakob Amolt, den Dürer,
um ihn mit seiner „Kunst“ d. h. seinen gra-
phischen Blättern auszuschicken, also als Kol-
porteur in Dienst genommen hatte. Über
seine künstlerische Tätigkeit ist nichts be-
kannt.
Baader, Beiträge zur Kstgesch. Nürnbergs
I 2. — Lochner im Anzeiger für Kunde d.
dt. Vorzeit 1867 Sp. 278. — Repcrt. f. K.-W.
XXIX 332. Th. Hampe.
Amolt, Heinrich, Werkmeister, Nach-
folger des Wilhelm von Marburg an St. Mar-
tin in Kolmar 1378 und in der gleichen Zeit
tätig am Dom von Konstanz.
Görard, Les artistes de l’Alsace I 373, 433.
— Kunstdcnkm. Badens I Kreis Konstanz 114
bis 267. Seyboth.
Amone, Alberto d’, italicn. Maler, f um
1721. Schüler des Luca Giordano in Nea-
pel, dann des Carlo Maratta in Rom, den er
täuschend zu kopieren verstand. In seinen
selbständigen Werken zeigt er einen Misch-
stil seiner beiden Lehrer. Auf Giordanos
Empfehlung porträtierte er König Philipp V.
und erhielt infolge dieses Werkes zahlreiche
Porträtaufträge vornehmer Leute. Seine hi-
storischen Gemälde von Dominici sehr ge-
lobt. Um 1690 entwarf A. in Neapel elf
große Bilder mit dem Leben eines Heiligen,
die für eine Kirche in Mejorado in Spanien
bestimmt waren.
Dominici, Pittori Napoletani IV 212.
Amos, Antoniode, Maler in Sevilla, 1638
urkundlich erwähnt.
Gest oso, Artif. Sevill. II 14. Af. v. B.
Amot, M e d a r d u s, aus Koblenz. Bild-
hauer in Spanien, fertigte 1505 das Chorge-
stühl der Capilla muzarabc der Kathedrale
von Toledo.
Gomcz, Escult. en Esp. S. 119. M. v. B.
Amott, A r c h i b a 1 d, Arzt Napoleons I. ;
zeichnete den Kaiser auf dem Totenbett in
Longwood, 5. 5. 1821 (repr. Gaz. des b.-a.
1894 I 113). e. IV. Mocs.
Amoud, Charles, Genremaler, gcb. in
Paris, tätig in Samois (Scine-ct-Mame),
stellte im Salon wiederholt (1864 — 1880) aus.
Bellier-Auvray, Dict. gön. u. Suppl.
— Gaz. d. Baux-Arts 1870, III 559. H. V.
Amoul sowie Anger u. Archembold,
französ. Architekten, nur urkundlich be-
kannt, waren bei der 1026 vorgenommenen
Wiederherstellung der Kirche in Saint-Benoit-
sur-Loire beschäftigt
B a u c h a 1, Dict. d. Archit. frang. H. V.
Amoul, französ. Maler des 17. Jahrh. aus
Cambrai stammend, Schüler des Claude Fran-
cois (Frere Luc) in Amiens.
L c C o m t e, Cabinet des singularites d’ar-
chit. etc. III 165 (öd. 1702). — Meyer, All-
gcm. Kstlcrlcx. H. Stein.
Amoul de D i e s t, mit dem Beinamen : de
Maeler, Bildhauer und Maler, gebürtig aus
Diest (Brabant), übte seine Haupttätigkeit zu
Brüssel aus, wo er um 1455 lebte. In diesem
Jahre führte er das Modell der 12 Baldachine
über den Statuen der Apostel an den Säulen
des Chors der gotischen Kirche Saint-Leo-
nard zu Lcau aus. 1478 stellte er für dieselbe
144
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Arnoul — Amoult
Kirche eine Altartafel her, von der noch
zwei Bruchstücke vorhanden sind, die im
rechten Kreuzarm der Kirche Platz gefunden
haben. Endlich zeichnete der Künstler 1483
das Modell zu einem Kronleuchter, der durch
Renier van Thienen ausgeführt wurde. Die-
ses Kunstwerk im Gewicht von 1839,5 Pfund
ist ins Ausland gekommen.
Marcbal, La Sculpture Beige, 1895.
E. de Taeye.
Arnoul de Langres, französ. Werkmei-
ster, geb. in Langres um 1218 ; kam 1247 nach
Bourges, wo er zum „maitre des Oeuvres de
la ville“ ernannt wurde. 1250 übertrug ihm
das Domkapitel von Bourges die Leitung des
Kathedralenbaues daselbst.
B £ r a r d, Dict. des Artistes. C. Enlart.
Amoul de L u i 1 1 y, Werkmeister des Her-
zogs von Orleans, 1398 in Paris ansässig; nur
bekannt durch eine unter diesem Datum von
ihm Unterzeichnete Zahlungsquittung.
B 6 t a r d, Dict. des Artistes. C. Enlart.
Arnoul, s. auch Arnould u. Arnoult.
Arnould, vlämischer Miniaturmaler, Mönch
in der Karthause U. L. Frau von Scheut bei
Brüssel, war 1467 mit der Illuminierung eines
Livre d’heures für Elisabeth Tonis, einer
Nonne der Abtei Foret bei Brüssel beschäftigt.
Pinchart, Archives des Arts II 200.
H. V.
Arnould de B i n c h e, s. Arnulphe de B.
Arnould, Georg, Hamburg. Maler, geb.
6. 2. 1843 zu Hamburg, stud. bei Camphausen
in Düsseldorf, Piloty in München und Dore
in Paris. Dann Reisen nach Afrika und In-
dien. Seit 1887 in Hamburg. — Malte 1882
ein Panorama von Gravelotte für Köln, ar-
beitete für die Leipz. Illustr. Ztg. und für
Dietzels Hdbch. f. Jäger; sonst Historie,
Schlachten und Jagd. /•. Benezi.
Arnould, Gilbert, französ. Gießer, er-
hielt 1518 Zahlung für das Kreuz am Haupt-
altar der Kathedrale von Bourges.
Champeaux, Dict. des Fondeurs. *••
Arnould, Jean, oder Arnout, Bildhauer,
übte seine Kunst um 1650 in Namur; geb.
1621, heiratete er am 22. 2. 1645 Marie Me-
nart aus Tournai. Eine Stelle in den Ar-
chives de l’Etat zu Namur erwähnt, daß er
„sculpteur de son Stil“ war, und „quil at
appris I’arte, en diverses villes de ce Pays
bas, et en France". Dieser Künstler hatte
sich mit Frangois Finon verpflichtet, die
Skulpturen des Deckengewölbcs der Kapelle
de Ia Sainte-Trinite in der Notrc-Dame-Kirche
zu Namur auszuführen. Man vermutet, daß
er auch an den dekorativen Reliefs der
Kirche Saint-Loup in derselben Stadt ar-
beitete.
Marcbal, La Sculpture Beige, 1895.
E. de Taeye.
Arnould, Jean Baptist e, s. Arnout,
Jean Baptiste.
Arnould de L i s i e u x, französ. Werkmei-
ster, soll nach Fiorillo um 1200 am Kathe-
dralenbau von Lisieux tätig gewesen sein.
Fiorillo, Gesch. der zcichn. Künste III 53,
— Meyer, Kstlerlcx. C. Enlart.
Arnould, T h i e r r y, lebte um 1463 zu
Löwen, wo er sich in seiner Eigenschaft als
„steenhouwer“ mit zahlreichen Steinmetzen
verband, die beauftragt waren. Flachreliefs
für das wunderbar schöne Hötel-de-ville, dem
Meisterwerk v. Matthieu de Layens, auszu-
führen.
Marchal, La Sculpture Beige, 1895.
E. de Taeye.
Arnould de V i v i c r s, Goldschmied der
Königin von Frankreich Anne de Bretagne.
Sein Name kommt 1505 in Rechnungen vor.
Cte de Laborde, Ren. des arts 748. —
Labarte, Hist, des arts ind. II 121.
H. Stein.
Arnoulf, Glasmaler in Cambrai, war 1394
bis 1400 für die dortige Kathedrale und 1389
bis 1395 für die Kirche Saint-Gery daselbst
tätig.
Dehaisnes, Hist, de l’art dans la Flandre
etc. p. 294, 297. ***
Amoullet, Balthazar, Verleger und viel-
leicht Holzschneider zu Lyon um die Mitte
des 16. Jahrh., f nach 1587. — Bei ihm er-
schien : Epitome gestorum LVIII regum Fran-
ciae . . Lyon, par Balthazar Arnoullet MDXLVI.
Die Porträts der Könige sind das Werk des
Meisters mit d. Monogr. CC (Claude Cor-
neille?) und bieten so viel Merkwürdiges, daß
sie allen späteren Publikationen von Bildern
der Könige Frankreichs als Vorbilder gedient
haben. Bei Arnoullet erschienen zweifellos die
anderen Stiche mit dem Monogramm CC, die
auch ein aus B u. A gebildetes Monogramm
(Balth. Amoullet?) mit der Abkürzung
Lugd. (Lugduni), tragen. Ferner erschien
bei ihm auch eine Ansicht der Stadt Bourges
in drei Holzschnitten; vgl. darüber auch un-
ter Arnoullet, Jean.
Le Blanc, Manuel. — Dumcsnil, P.-Gr.
VI 7. — Passavant, P.-Gr. VI 263, 264. —
Nagler, Monogr. I 1654 ; IV US. — P a p i 1 -
Ion, Trait6 de la grav. sur bois, Paris 1766; I
400. — Meyer, Kstlcrlex. J. Guibert.
Amoullet, Jacques, s. Arnollet.
Amoullet, Jean, man gibt diesen Namen
einem französ. Holzschneider, der eine An-
sicht von Bourges ausführte „La ville de
Bourges des Gaules la eite premiere“ mit der
Bezeichnung IO • AR • FA * 1566. Ober-
halb des Holzschnittes zeigt die Nummer 227
an, daß dieses Blatt zu einer Serie gehört.
Le Blanc, Manuel. — B r u 1 1 i o t, Mono-
gr. I No. 37. — Nagler, Monogr. IV No. 118.
— Meyer, Kstlcrlex. /. Guibert.
Amoult, Marian, französ. Maler, um
1698 tätig in Rouen, nur urkundlich bekannt.
Archives de l’Art frang. VI Docum. p. 212.
H. V.
Amoult, Nicolas, Kupfcrst und Ver-
leger, lebte während der letzten zwanzig
Künstlerlexikon. BJ. II. io
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Amoult — Arnoux
Jahre des 17. Jahrh. in Paris. Er führte
einige Porträts nach Ant. Dieu aus, aber sein
Hauptwerk besteht in Kupferstichen, die
Kostüme oder Szenen aus dem täglichen
Leben darstellen. Andere Künstler wie Bon-
nart, Trouvain, N. Habert, Lochon, Jollain,
Berey haben ebenfalls in diesem Genre ge-
arbeitet; sie bilden die Nachfolgerschaft Abra-
ham Bosses, sind jedoch ihrem Meister weit
unterlegen. Die Werke Arnoults sind viel-
leicht etwas besser als die seiner Konkurrenten.
Die 4 Elemente, die 5 Sinne, die 4 Altersstufen,
die 4 Weltteile, die Stunden des Tages, sind
ihm Vorwände zu Szenen, in denen er die
Zeitgenossen Ludwigs XIV. inmitten ihrer
Möbel und ihrer täglichen Gebrauchsgegen-
stände widerspiegelt. Ferner gibt cs da Her-
ren und Damen vom Hofe, die Arnoult unter
ihren Namen dargcstellt hat, wobei er sich
indessen weniger um die Ähnlichkeit der
Gesichter, als um die exakte Ausführung der
Kostüme kümmerte. Andere Mode-Kupfer
von ihm sind : Homme de qualite en sur-
tout, Dame de qualitd en habit d’cte; ferner
gibt es einige mit mehreren Personen, wie:
Fille de qualite recevant visite ä sa toilette.
Unter den Kostümen sind diejenigen der
Fräulein von St. Cyr hervorzuheben, ebenso
ist eine Reihenfolge von Spielen zu beachten.
Diese Kupfer sind gewöhnlich von einer
schwarzen Bordüre umrahmt; unterhalb der-
selben liest man den Gegenstand der Darstel-
lung und kleine Verse. Im allgemeinen sind
sie N. Arnoult gezeichnet und tragen folgende
Adressen: chcz Arnoult rue de la Fromage-
rie, ä l’image Saint Claude aux Halles, oder
dem Zeichen von Gros Raisin oder Au Bon
raisin.
Meyer, Kstlerlex. (Ocuvre-Verz.). — Le
Blanc, Manuel. J. Guibert.
Arnoult de la Pointe, Glasmaler in
Rouen, führte 1508 verschiedene Glasmalereien
in der Kirche Saint-Ouen aus.
L a n g 1 o i s, Pcinture sur verre. H. Longnon.
Arnoult, s. auch Arnoul u. Arnould.
Arnout (Arnould), Jean Baptist e,
französ. Maler und Lithograph, geb. am 24.
6. 1788 in Dijon. Schüler von Devosges.
War in Paris als Landschaftsmaler (Aquarell
und Sepia) tätig und stellte 1819 — 1865 in
den Salons aus (meist Ansichten von Städten
und berühmten Bauwerken aus Frankreich
[hauptsächlich Paris] Belgien, Italien und
Spanien). Am bekanntesten ist A. aber als
geschickter und fruchtbarer Lithograph. Er
gehört zu den Begründern der Lithographie
in Frankreich und hat verschiedene Serien
von Ansichten von Paris (1820, 1837, 1844
etc), sechs Blatt über den Tod des Herzogs
v. Orleans etc. herausgegeben. Den Ver-
zeichnissen seiner Lithographien bei Meyer u.
Beraldi wäre noch hinzuzufügen: Cathedrale
de Rheims, Cathedrale d’Anvers u. Interieur
du cloitre de St. Tropheme ä Arles.
Gäbet, Dict. des Art. — Meyer, Kstler-
lex. — Bellier-Auvray, Dict. g6n. —
Beraldi, Lcs Graveurs du 19e siccle. ***
Arnout, Louis Jules, französ. Maler u.
Lithograph. Sohn des Jean Bapt. A., geb.
am 1. 6. 1814 in Paris. Schüler von Rouil-
lard. Stellte 1852 — 1867 in den Pariser Sa-
lons aus und hat gleichfalls mehrere Serien
von Ansichten von Paris und anderen Städ-
ten Frankreichs, Englands, Italiens etc. litho-
graphiert. Man kennt auch eine Radierung
von ihm (Landschaft mit Gebäuden, im Jour-
nal des Artistes).
Meyer, Kstlerlex. (mit Oeuvrcverz.).
Arnoux, Charles Albert, vicomte d\
bekannt unter dem Pseudonym B e r t a 1 1,
Illustrator und Karikaturenzcichner, geb. in
Paris am 18. 12. 1820, f Anfang Februar
1883, war für eine Reihe illustrierter Zeit-
schriften tätig, wie für das „Journal pour
Rire", das „Journal pour Tous“, das „Maga-
sin pittoresque", das „Musee des Familles“,
die „Bibliothöquc des chemins de fer“ u. a.
Von seinen zahlreichen Arbeiten ist bei Bel-
lier u. Beraldi verschiedenes aufgeführt.
B«llier-Auvray, Dict. g6n. — Bdral-
d i, Les grav. du XIX» sidcle. II 45. H. V.
Arnoux, Claude (gen. Lulier), französ.
Bildhauer aus Gray, Sohn des Pierre, zeich-
nete 1545 Pläne für die Befestigungen der
Stadt Dole. 1549 führte er Marmorcngel für
die Priorei von Jouhc aus. 1550 — 1555 schuf
er einen Triumphbogen in der Kathedrale von
Besanqon. In derselben Stadt versah er 1564 —
1579 die öffentlichen Brunnen mit plastischem
Schmuck und führte eine Statue Karls V. in
Bronze aus, die früher im Hotel de villc auf-
gestellt war. 1578 schmückte er die Brunnen
von Satins (Jura) mit einem Herkules, einer
Isis und einem Neptun. Man schreibt ihm
außerdem eine Terrakotta-Büste in der Bi-
bliothek von Besanqon zu; eine Büste Karls
V., die sich ehemals über der Tür des großen
Saales im Parlamentspalais zu Dole befand;
die Büste des Gauthiot d’ Ander im Museum
in Gray, das Grabmonument des Jean d’Ande-
lot in der Kirche von Pesmes (Hautc-Saöne)
sowie die Grabmäler des Jean de Visemal
u. seiner Gattin in der Kirche von Rahon
(Jura).
L a m i, Dict des sculpt. frang. au moy. äge ct
d la renaiss. (mit Lit.). — Revue de l'art anc. et
mod. 1898 I 142. — Fournier-SarlovÄze,
Artistes oublids, Paris 1902. Lami.
Arnoux, Dominique, französ. Bildhauer,
übte seine Kunst in Besanqon 1752 — 1766.
G a u t h 1 e r, Dict des art franc-comtois.
Lami.
Arnoux, G u i 1 1 a u m e, gen. Lulier, fran-
zös. Bildhauer, geb. in Dole, Sohn des Claude
Arnoux, arbeitete 1679 eine Bacchusstatue in
Bcsanqon u. eine Neptunstatue in Satins. 1684
führte er eine hl. Jungfrau in Alabaster,
146
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Arnoux — Arnulfus
einen hl. Johannes und einen hl. Andreas für
die Kapelle der Rechnungskammer in Dole
aus. 1600 schuf er in Salins das Grabmal
von Claude d’Eternoz, und 1611 einen Grab-
stein in Chäteau-Chalon (Jura).
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge et
ä la renaiss. Lami.
Arnoux, Jacques, französ. Bildhauer, aus
Marseille, arbeitete 1638 in Toulon unter der
Direktion von Gabriel Levray an verschie-
denen Schiffen Schnitzereien.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Arnoux, Michel, französ. Genremaler, geb.
11. 11. 1833 in Belleville (Paris), Schüler
von Cogniet, E. Frere und Dansaert, f 1877,
tätig in Ecouen (Saint-et-Oise), stellte im
Pariser Salon 1864 — 1877 aus. • Von seinen
Arbeiten sind zu nennen : Ufer der Oise
(186-4), Die Lektüre des Petit Journal in
Ecouen, Die junge Mutter (1866), Die Toi-
lette (1872), Die ältere Schwester (1875),
Die Frau des Barbiers.
Bellier-Auvray, Dict gen6r. und Suppl.
H. V.
Arnoux, Pierre, gen. „le Lapidaire“, Or-
namentbildhauer, stammt aus Gray (Franche-
Comte), wurde wahrscheinlich in seiner Va-
terstadt bei den Arbeiten an der Parochial-
kirche und des Hauses von Gauthiot d’An-
cicr beschäftigt zu Beginn des 16. Jahrh.
Lami, Dict d. sculpt 1898. R.
Arnovello da Imbonate, s. Annovcllo
da I.
Arnsburg, Marie, österr. Malerin, geb. in
Wien am 3. 1. 1862. Schülerin der k. k.
Kunstgew.-Schule unter Prof. Fr. Sturm,
dann Hugo Damauts. Malt Blumen und
Stillebcn aber hauptsächlich Landschaften,
besonders Altwiener Ansichten und Architek-
turen, in Aquarell.
K. M u r a u, Wiener Malerinnen. — Koset,
Deutsch-österr. Künstler- u. Schriftst.-Lex. •**
Arnswald, Bernhard von. Oberstleut-
nant, Maler und Radierer, geb. am 1. 9. 1807
in Weimar, wurde 1840 Schloßhauptmann der
Wartburg, um deren Restaurierung er sich
verdient gemacht hat. Malte Bildnisse, Land-
schafts- und Genrebilder in Aquarell, zeich-
nete in Sepia und Blei und radierte auch
einige Blätter.
Meyer, Kstlerlex. (mit Verz. d. Rad.).
Amt, holländ. Bildschnitzer, erhält nach
Rechnungen vom Januar 1389 Bezahlung für
Arbeiten im Gemache des Herzogs v. Geldern,
Wilhelm I., in Amheim. Vielleicht identisch
mit dem Bildschnitzer Arent, der 1369 in den
Gildebüchem von St. Lukas in Utrecht vor-
kommt.
Meyer, Kstlerlex. II 296.
Arnt von Dorenwerth, holl. Bildschnit-
zer im 15. Jahrh., erhält 1488 den Auftrag,
eine Bildtafel nach dem Vorbilde der zu Züt-
phen und Deventer für die Nikolaikirche in
Kalkar zu fertigen. Er kommt aus Zwolle,
stirbt in Kalkar 1491 oder 1492.
J. B. N o r d h o f f, Organ für Christliche
Kunst XVIII 239—250. A. W. Wcissman.
Amt, s. auch Aert und Arnold.
Amts, Willem, s. Ards.
Arntsz, Jan, bemalte 1468 Statuen, Nischen,
Wappen usw. am Rathausc in Haarlem. Auch
1470 u. 1471 war er in ähnlicher Weise tätig.
van der Willigen 40. E. W. Alocs.
Amtz, Ludwig, Landbauinspektor und
Dombaumeister a. D., geb. 19. 7. 1855 in Köln,
Schüler von K W. Hase in Hannover und
Fr. von Schmidt in Wien, hat sich besonders
um die Wiederherstellung alter Bauten ver-
dient gemacht; von 1895 — 1902 war er Dom-
baumeister am Straßburger Münster. Von
seinen Bauausführungen sind zu nennen: St.
Kiliansturm in Heilbronn, Festspielhaus in
Worms, Domkreuzgangsgebäude in Magde-
burg und die Burg in Koblenz. Von seinen
Wiederherstellungsarbeiten sind die bedeu-
tendsten die der Emmaburg bei Aachen (1897
bis 1902) und die der Doppclkapelle zu
Schwarzrheindorf (seit 1902).
Kunstchronik N. F. XIII 1902, Sp. 250. —
Spemann, Das goldne Buch vom eignen Heim.
//. V.
Amtzen, Christian August, norweg.
Architekt, geb. 8. 8. 1852 in Alstahoug im
Nordland, kam zu einem Maler in Bergen
in die Lehre, wo er die technische Schule
besuchte, und darauf 1875 die Kopenhagcner
Akad. und Architekturschule. Er verblieb in
Kopenhagen u. baute 1896 auf „Köngens Ny-
torv“ in dieser Stadt ein großes Haus mit
einer Fassade von norweg. Marmor für die
Versicherungsgesellschaft „Standard".
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. II, 588.
C. IV. Schnitter.
Amtzenius, F 1 o r i s, holl. Maler im Haag,
geb. 9. 6. 1864 in Soerabaia (Niederl.-Indicn),
Schüler der Akad. in Amsterdam und Ant-
werpen. Sein besonderes Gebiet ist das groß-
städtische Straßenbild, häufig nach dem Re-
gen, und mit fein und pikant charakterisierten
Straßenfiguren. Auch auf deutschen Aus-
stellungen, z. B. Berlin 1896, München 1901,
sah man seine modern empfundenen und sehr
geschätzten Bilder. A. hat auch 1 Blatt rad.
Gram, Onze Schilders in Pulcbri Studio. —
Onze Kunst IX 211 ff. **
Amulfi, Paolo, Holzschnitzer (intaglia-
tore di oggetti fini) aus Piemont, besaß 1694
eine Werkstatt in Rom.
Bertolotti, Art. Subalp., Mantova 1884,
p. 233. ***
Arnulfus de K a y o, französ. Schreiber u.
Miniat. (?) 13. Jahrh. Die kgl. Universi-
tätsbibliothek in Bonn besitzt einen Sammel-
band (Cod. 82), enthaltend Joseph v. Ari-
mathia, Merlin, die Taten des Königs Artus,
Lancelot etc. mit zahlreichen kleinen IHu-
147 10*
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Arnulphe — Aron
strationen auf Goldgrund, geschrieben 1286
von Arnulfus de Kayo in Amiens.
Suchicr u. Birch-Hirschfeld, Ge-
schichte d. französ. Lit. 1900 (hier 3 Tafeln in
Farbendruck). — Die Kstdcnkin. d. Rbeinprov.
V 500. _ ***
Arnulphe (Arnold) de Binchc, vläm.
Baumeister. Nach einer Inschrift der Er-
bauer der noch erhaltenen und gut restaurier-
ten Kirche Notrc-Dame-de-Pamele zu Au-
denarde. Der Bau wurde nach der Inschrift
12. 8. 1235 begonnen, die Verhältnisse sind
nicht bedeutend, die Form ist ein lateinisches
Kreuz mit drei Schiffen im Übergangsstil des
13. Jahrh.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex. (mit ausf.
Lit.) dazu noch: F. Hachcz, Not. sur maitre
Amould de Binche, Mens. 1859. — Charapc-
a u x, Dict des Fondeurs. — I.’öglisc de Notrc-
Dame de Pamele (publication de la Soc. de Saint-
Augustin). ***
Amulphi, Charles, Maler von Grenoble,
fertigte 1722 — 1723 einen Teil der Malereien
in der Kapelle der „congregation de l’Assomp-
tion de N.-D. aux Peres Jesuites“.
M a i g n i e n, Artistes Grenobl. 1887. H. V.
Amulphi ( Arnulphy), Claude, Maler, geb.
zu Aix in der Provence 1097, bildete sich
unter dem Florentiner Maler B. Luti. A.
scheint sich gänzlich dem Porträtfach gewid-
met zu haben und brachte es darin zu großer
Fertigkeit. Er führte einen breiten und leich-
ten Pinsel. Eine große Anzahl seiner Werke
ist noch in Aix. Im dortigen Mus. befindet
sich ein Bildnis, welches seinen Landsmann,
Lucas de Clapiers, Marquis de Vauvenargues,
den berühmten Moralisten, darstellen soll.
Zur Kunstausstellung in Marseille 1861 sand-
ten Kunstfreunde von Aix fünf Porträts von
Arnulphi, darunter die des Predigers Abbe
Poulle und des Marquis de Gallifet, Fürsten
von Martigues. Im Mus. zu Versailles sieht
man das Bildnis von Chicogneau, des ersten
Arztes von Ludwig XV., welches auf der
Rückseite die Bezeichnung führt: C. Arnulphi
pinxit 1750. In der Sammlung Pacully (ver-
steigert Paris 1903) befand sich das Porträt
des Marquis de Ripcrt-Monclar, bezeichnet:
C. Arnulphy Pinxit 176-1 (Abbild, im Kata-
log). Der geschickte Kupferstecher H. Cous-
sin, der in Aix geboren war und dort arbei-
tete, stach mehrere Porträts von Arnulphi.
Als der Herzog von Villars, Gouverneur
der Provence, 1768 die Gründung einer Zei-
chenschule in dieser Stadt anordnete, war Ar-
nulphi einer der drei berufenen Professoren.
Er starb in seiner Vaterstadt 22. 6. 1786.
Unter seinen Schülern sind zu erwähnen
Esprit-Antoine Gibelin und J. Fr. P. Pcyron.
Livrct de l'cxposition des Beaux-Arts de Mar-
seille 1861 p. 22. — Parrocel, Annales de
la pcinturc. Marseille 1862. p. 191, 201, 202,
334. — G i b e r t, Catalogue du Musöe d’Aix.
1862 p. 1. — L. Lag ran ge, Joseph Vcrnct.
Paris 1S64. — Reunion d. soc. d. b.-arts XXIX
2G9. — Meyer, Kstlerlex. R.
Arnulphi, Jean, französ. Bildhauer in Aix
in der Provence, schnitzte 1466 eine Holz-
statue der hl. Consortia. Diese Statue war
zur Zeit einer Pestepidemie vom Rat der
Stadt bestellt worden.
Lami, Dict. des sculpt frang. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Arautius, Kupferstecher, um 1750, nur be-
kannt durch den Porträtstich des J. G. Hart-
mann nach dem Gemälde von C. Müller.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Amz, Albert, Landschaftsmaler in Düs-
seldorf, geb. 24. 1. 1832 in Düsseldorf. War
1854 — 80 Schüler von Andreas und Oswald
Achenbach und ist besonders von letzterem
stark beeinflußt worden. Nach Reisen in
Italien behandelte er wie dieser Motive aus
Rom und Neapel mit der gleichen Berück-
sichtigung der Architektur und Staffage und
denselben farbigen Effekten. Auch deutsche
und schweizerische Landschaften. Er litho-
graphierte auch „das Grabmal der Cccilia
Metella bei Rom“ nach Oswald Achenbach
(1861) und ein Blatt mit einer ruhenden
Ziege (Düsseid. Künstler-Album von 1S59).
Meyer, Kstlerlex. — Bötticher, Malerw.
des 19. Jahrh. (ausf. Vcrz. der Werke).
Ar ö, Giuseppe, Maler aus Turin, um
1792, bei Zani, Enc. met. II 206 erwähnt.
II. V.
Arode, s. Ar rode.
Arogno, d\ s. damit verbundene Fontantcn
sowie Solari , Arasmino de’.
Aroja, Julian, span. Holzschnitzer, machte
sich rühmlich bekannt auf der Madrider Aus-
stellung 1871.
F. M. T u b i n o, El arte y los artistas contcm-
porancos. Madrid 1871. P. Lofoitd.
Arolas, Juan, Maler in Barcelona. 1793 er-
hält er vom Presbyterium des Hospitals von
S. Marta eine Zahlung für die Bilder des hl.
Paul und der hl. Anna, welche er für die
Hospital-Kirche gefertigt hat.
V i fi a z a, Adic. II 36. M. v. B.
Arold, Dilettant, Kaufmann in Frankfurt
a. M., radierte nach Gwinner u. a. eine Land-
schaft in Kobells Geschmack und ist vielleicht
mit Arnold (s. d.) identisch.
Gwinner, Kunst und Künstler in Frankf.
465. — Arch. f. die zeichn. Künste X 315. — y.
Aroldo da Como, Steinmetz (Cosmat).
tätig um 1300 nach Zani Enc. met. VII 11 ;
sonst unbekannt. H. V.
Aromatari, Do rot ca, venezian. Stickerin
des 17. Jahrh., fertigte nach A. Boschini (La
Carta del navegar, Venezia 1660) Wunder
der Nadelmalerei. Zani, Enc. met. II 206
führt sie auch als Miniaturmalcrin auf. ***
Aron, Girolamo, Miniator, Venedig im
18. Jahrh.
Bratti, Miniatori Veneziani. in Nuovo Arch.
Veneto, nuova Serie 1901. tom. II parte 1. u. 2.
p. 87. P. d'Ancona.
Aron, Toni, Porträt- u. Gcnremaler, geb.
1859 in Esseg (Slavonien), studierte u. lebte
148
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Aronco — Arondeus
lange Zeit in München und in den letzten
Jahren vorübergehend in Leipzig. Von seinen
Werken sind zu nennen: Porträt des Prinzen
Alphons von Bayern (Münchener Jahrcsaus-
stell. 1889), Kroatischer Bauer mit seiner
blinden Tochter beim Kirchgang (ebenda
1890) und 11 Pastelle des berühmten Schau-
spielers Possart in verschiedenen Rollen.
Zum Bundesschießen in Frankfurt a. M. 1887
schmückte er die oberbayer. Gebirgsschcnke
auf dem Festplatze mit flotten Kohlezeichnun-
gen aus dem Kneipen- und Schützenleben (bei
Bangel in Frankfurt a. M. kurz darauf für
4000 Mark versteigert). Von ihm rührt auch
der Entwurf zur Fcstmedaille für dasselbe
Bundesschießen her.
Bötticher, Malcrw. des 19. Jahrh. Bd. I
Nachtr. — Kunst f. Alle II 352, III 98. — For-
rcr, Biogr. Dict. of Med. ***
Aronco, Raymondo de, italien. Archi-
tekt, gcb. in Gemona (Prov. Udine), studierte
an der Accad. di Belle Arti in Venedig unter
Giac. Franco, beteiligte sich mit Auszeichnung
bei der Konkurrenz tun das Monument für
König Victor Emanuel in Rom, war dann
Professor an der Akad. in Massa, später am
kgl. Institut in Palermo. Bei der Ausstellung
in Venedig 1887 zeigte er zum erstenmal sein
besonderes Geschick für Ausstellungsbauten
v.nd machte sich dann durch das kühne und
höchst originelle Hauptportal der Turiner
Ausstellung 1902 weiten Kreisen bekannt.
Er hat sich auch in Konstantinopel als Ilof-
architekt des Sultans mit Erfolg betätigt.
Gubernatis, Dizion. d. artisti p. 160. —
Rassegna Nazionale vol. 126 p. 517 ff., vol. 139
p. 469 ff. — Deutsche Bauztg. 1902 p. 298, 596.
— Architektur d. XX. Jahrh. 1902 Taf. 98—100.
— Gazzctta del Popolo della Domenica. 1901
n. 38 p. 301. •*
Arondaeus, s. Arondeus.
Aronde, s. Ar rode.
Arondeauz, R c g n i e r, vlämischer Medail-
leur vom Ende des 17. und Anfang des 18.
Jahrh., wohnte meist in den Niederlanden, in
Deventer und anderen Orten. Seine Familie,
von Tournaisis stammend, war infolge der
religiösen Verfolgungen unter Philipp II. von
Spanien in die Niederlande ausgewandert.
Ein gewisser Isaac Arondcaux kam von Gent
nach Hulst in Flandern, wo er das Amt eines
Stadtwärters von 1591 — 1594 innc hatte.
Seine Nachfolger wohnten in Vlissingen, Ley-
den etc. R. A. arbeitete von 1678 — 1702 und
starb vermutlich in der 1. Hälfte des 18.
Jahrh. Man kennt ungefähr 30 Medaillen von
ihm, bald mit dem Monogramm A bezeichnet,
bald mit seinen Initialen R. A. oder häufig
mit seinem ganzen Namen. Mehrere dieser
Medaillen beziehen sich auf die Geschichte
Englands und wurden während seines Auf-
enthalts dort unter der Regierung Wilhelms
III. graviert; andere beziehen sich auf Er-
eignisse der Regierung Louis XIV. und wur-
den vom Grafen d'Avaux, dem französ. Ge-
sandten in Holland, bestellt. Die ersten
Werke von A. zeugen, ohne schlecht zu sein,
von einer gewissen Unerfahrenheit in der
Handhabung des Stichels, den er indes später
mit einer solchen Meisterschaft führte, daß
er heute zu den besten Medailleuren seiner
Zeit gezählt wird. Seine Bilder Wilhelms III.,
Königs von England, und der Königin Marie
sind mit viel Eleganz behandelt und sehr gut
modelliert. Seine Medaillen, in denen er
Szenen in kleinem Maßstabe darstellt, sind
von besonders großer Feinheit. Von sei-
nen besten Arbeiten sind folgende, die er bei
Gelegenheit großer Ereignisse oder zu Ehren
von Personen graviert hat, zu nennen: Friede
von Nimwegen 1678; Gerhard Brandt, Histo-
riker 1683; Ermordung von Monmouth und
Argyle 1685 ; Ausschiffung Wilhelms von
Oranien in Torbay 1688; Krönung Wilhelms
und Marias von England 1689; Schlacht an
der Boyne 1690; Friedensstiftnng in Irland
1691 ; Triumpheinzug Wilhelms III. in den
Haag; Schlacht von La Hoguc, 1692; Wieder-
eroberung von Namur, 1695 ; Tod der Königin
Maria von England, 1695; Aufstand in Am-
sterdam, 1696; Friede von Ryswyck, 1697;
Vertrag von Carlowitz, 1699; Jubiläum des
Papstes, 1700; Zentenarfeier der Gründung
der ostindischen Gesellschaft, 1702; Tod Wil-
helms III., 1702; Hochzeit König Karls XI.
von Schweden mit Ulrike Eleonore.
Nagler, Kstlcrlcx. — Meyer, Kstlcrlex.
— Pinchart, Rcchcrches s. la vie et 1. trav.
des graveurs de med. etc. — Bolzenthal,
Skizzen z. Kstgesch. d. mod. Med. -Arb. —
Wurzbach, Nicderl. Kstlcrlex. — Forrer,
Biogr. dict. of med. — R o n d o t, Lcs mc-
dailleurs et les graveurs de monnaies et mc-
dailles en France p. 320. Frld. Alvin.
Arondel, französ. Bildhauer u. Goldschmied,
gcb. um 1526 zu Paris, tätig daselbst. Als
Protestant wurde er in der Bartholomäusnacht
1572 umgebracht.
Börard, Dict. biogr. Lami.
Arondel, Erasmus, s. Arondeus.
Arondel (Arondelle), Guillaume d\
französ. Steinmetz, leitete 1363 die Steinmetz-
arbeiten am Bau des Schlosses zu Vincennes.
B a u c h a 1, Diction. d. Archit. frang., Paris
1887. H. V.
Arondel (oder Herrendel), Pierre, geb.
1387 in Dijon, war 1431 maitre general der
Maurer- und Zimmerarbeiten für den Duc de
Bourgogne. Außerdem wird 1399 ein Pierre
Arondel als Nachfolger Drouets und Dum-
martins in der Bauleitung der Chartreuse von
Dijon genannt.
Cunat de Chözy, Bull, monum. XXI. —
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Arondelle, Guillaume, s. Erondellc, G.
Arondeus, Erasmus, holländ. Maler, geb.
um 1644, 1663 Schüler von Willem Dou-
dyns im Haag (s. Obrcens Archicf V 146),
trat 1666 in die dortige Zunft ein (s. Obreen
149
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Arondeus — Arosio
III 266) und lebte noch 1689 im Haag, f vor
Nov. 1692, da in dieser Zeit seine Witwe in
Rotterdam lebte. Arondeus wird ausdrück-
lich wiederholt C o n s t Schilder genannt.
Um 1665 war er mit Johanna Dcmcle verhei-
ratet. 1675 macht er einen Kontrakt mit dem
Maler Johannes Leemans im Haag (dort
zwischen 1665 — 1689 fortlaufend genannt),
daß alle Chaisen, Kutschen und sonstigen
Equipagen, welche Arondeus zum bemalen
erhält, mit Landschaften nur durch Cornelis
Verburgh bemalt werden dürften, so lange
derselbe in Leemans Diensten stehe. — Der
nach Schuster (Kunst u. Künstler in d. Für-
stentümern Calenberg u. Lüneburg p. 207)
1673 beim Schloßbau in Osnabrück tätige
Maler Erasmus Arotideus ist wohl mit dem
obigen identisch.
Urkundliche Notizen. A. B.
Arondeus, Johannes, Maler, geh. im
Haag. 6. 2. 1701 heiratet er in Rotterdam
Elisabeth Margaretha Pandelaers. Am 81.
10. 1700 wurde er Bürger von Rotterdam,
taufte in den Jahren 1702 u. 1703 Kinder. Spä-
ter heiratete er Maria Nonnius. Er lebte
noch 1719 in Rotterdam und war eingeschrie-
ben als Bürger von Amsterdam 26. 4. 1725.
Pieter und Johannes A. waren Verwandte.
Beide waren Zeuge bei der Taufe ihrer Kin-
der. Werke unbekannt.
Aemstels Oudtheid V 67. — Rotterd. Hi-
storiebl. III 548. Haverkorn van Rijsexvijk.
Arondeus, Pieter, Maler, geb. im Haag
um 1665, t in Rotterdam am 10. 11. 1712,
legte 1682 seine Probe in der Lukasgilde im
Haag ab und wurde 1682 — 83 in der Akad.
eingeschrieben und wird (nach Notiz von A.
Bredius) 1694 noch im Haag erwähnt. 1696
war er bereits in Rotterdam und verheiratet
und ließ in den Jahren 1697, 1698, 1700, 1701,
1703 und 1704 Kinder taufen. Er war Maler
des Kollegiums der Admiralität 1699. In
diesem Jahre kaufte er einen Garten, den er
1702 wieder verkaufte. Arbeiten von ihm
sind noch nicht bekannt.
Obreen, Arch. III 270. — Rotterd. Hi-
storicbl. III 549. Haverkorn van Rijscwijk.
Arons, Philipp, deutscher Porträt- und
Genremaler, geb. in Berlin am 17. 9. 1821,
Schüler Dacges in Berlin, dann Lepaulles u.
Cogniets in Paris, lebte 1847 — 1851 in Rom
und ließ sich dann dauernd in Berlin nieder,
t am 19. 11. 1902 in Rinteln a. d. Weser.
Seine kleinen Genrebilder (meist Kavaliere
der Rokokozeit in der Art Meissoniers) und
Porträts (hübsche Frauenköpfe von wenig
individuell bestimmter Charakteristik) waren
seinerzeit sehr geschätzt und zeichnen sich
durch elegante malerische Technik und klare
warme Farbe aus. Er stellte häufig in Ber-
lin aus.
Meyer, Kstlerlex. (L. Pietsch). — A. Ro-
senberg, Berl. Malerschule. — Bötticher,
Malerw. d. 19. Jahrh. — Die Kunst. VII 194.
Aronson, N a o u m, russ. Bildhauer in Pa-
ris, geb. in Krcskava, stellte auf der Berliner
Sezession 1901 („Licbcstraum“), im Pariser
Salon 1906 (Beethovenbüste, Studie für das
Bonner Bccthovcndcnkmal) u. im Salon Fritz
Gurlitt in Berlin 1906 mehrere Arbeiten aus.
Sein „Beethoven“ erhielt in Lüttich die große
goldene Medaille und wurde am 17. 12. 1905
im Garten des Bonner Beethovenhauses auf-
gestellt.
Kat. d. Ausstcllgn. — Die Kunst XIII, Kunst
f. Alle XXI. — Kunstchronik N. F. XVI 507. —
The Studio. Vol. 38. p. 255 — 57. — L'Art döco-
ratif Febr. 1908. — Berl. Börscn-Cour. 24. 5. 08.
Aronson -Danzig, Mart a, Porträt- u. Still-
lcbenmalerin, tätig in Berlin, stellte auf der
Berliner Jubiläums-Ausstellung 1886, auf der
Dresdener akad. Kunst- Ausstellung 1SS3 und
auf der internationalen Kunstausstellung Mün-
chen 1888 aus, ferner auf den Berliner akad.
Kunst-Ausstellungen 1887, 88 und 91.
Bötticher, Malcrwcrke d. 19. Jahrh. Dres-
den 1891. — A. Hirsch, D. bild. Künstlerinnen
d. Neuzeit. Stuttgart 1905. — Kunst für Alle
III 1888. H. V.
Arosa, Marguerite, Porträt-, Land-
schafts- tt. Gcnremalcrin in Paris, Schülerin
von Mayer, Armand-Gautier u. Barrias, stellte
im Salon 1882 — 1900 fast alljährlich aus. Sie
malt hauptsächlich französ. Küstenlandschaf-
ten: Temps brumeux (Salon 1S91) — La
peche ä la Senne (Bretagne) (Salon 1897)
— Coin de port ä maree basse (Salon 1900).
Itn Salon 1885 war sie mit einer auf das Meer
hinausblickenden, am Felsen angeschmiedet
stehenden Andromeda, im Brüsseler Salon
1884 mit einer „Baigncusc“ vertreten.
Bulletin d. Bcaux-Arts I 173. — Katal. d. Sa-
lon. — Journal d. Bcaux-Arts. 1884 p. 137. H. V.
Arosenius, Ivar Axel Henrik, schwcd.
Maler, geb. 1878, studierte seit 1898 auf der
Kunst - Akademie in Stockholm, debütierte
1905 als Maler auf einer Separatausstcllung,
mit ca. 150 Kompositionen in öl, Sagenmoti-
ven, phantastischen Stimmungen aus Paris,
Karikaturen. Ein größeres Gemälde von ihm:
Das Geplauder, befindet sich in E. Thiels
Galerie, Stockholm. Er hat auch Zeichnungen
für Witzblätter geliefert. G. Nordcnrran.
Arosenius, Karin Magdalena, schwed.
Bildhauerin, geb. 29. 7. 1851 in Norrköping,
studierte an der technischen Schule und an
der Kunstakad. in Stockholm 1870 — 74, setzte
dann ihre Studien in Kopenhagen, Rom und
Paris fort. Sic stellte Genrebildwerke aus :
Fischerknabe (1881), Badendes Mädchen
(1883), Mädchen aus Syrakus, Statuetten.
G, Nordcnsvan.
Arosio, M a r t i n o d’, Bildhauer in Ligu-
rien, wurde 1545 von dem Prior Lorenzo
Ravaschicri mit der Ausführung eines reichen
Portals für das Oratorium der Bruderschaft
des hl. Franziskus in Chiavari beauftragt.
Alizcri, Notizie d. Prof. d. Dis. in Li-
guria. Genua 1877. Vol. V 271. //. V.
150
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Arostegui — Arrau
Aröstegui, Juan de, span. Baumstr., ent-
warf den Plan zum Neubau der Kirche von
Dcva in Guipüzcoa und begann den Bau der-
selben, den Juan Ortiz von Olaeta 1629 voll-
endete.
Llaguno y Amirola, Not. III 95, 190,
401. . A
Arp, Carl, Landschaftsmaler u. Radierer,
geb. am 8. 1. 1867 in Kiel, studierte in Wei-
mar unter Hagen und Graf L. v. Kalkreuth,
ging dann auf 4% Jahre nach Italien (Capri,
Sicilicn, Venedig), brachte mehrere Sommer
in Tirol und der Schweiz zu, lebte einige
Jahre in Kiel und seit 1906 in Weimar. A.s
Landschaften (zumeist Motive aus Schleswig-
Holstein und der Umgebung Weimars) zeich-
nen sich durch ernstes künstlerisches Streben
und liebevolles, der Effekthascherei fremdes
Eingehen auf die Schönheit der Natur aus.
Er stellte in Berlin (Große Ausst. 1896, 1904,
1906), München (Jahresausst. 1906 und 1907)
und Düsseldorf (1902 und 1907) aus. Werke
seiner Hand befinden sich im Privatbesitz, in
den Museen von Danzig und Weimar und in
der Kunsthalle seiner Vaterstadt Kiel. Ra-
dierungen A.s im Jahresheft 1893 des Wei-
maraner Radiervereins.
Mit Notizen des Künstlers. ***
Arpa, Clemente dall’, Maler in Bres-
cia, tätig um 1534.
Fenaroli, Art. Bresciani, Append.
F. Malaguzzi-Valeri.
Arpa y Perea, Jose, span. Maler, geb. zu
Carmona (Andalusien), Schüler der Kunst-
schule zu Sevilla, ließ sich in den Vereinigten
Staaten nieder, von wo er auf die Madrider
Ausstellung 1904 die Gemälde: Ein Künstler
Jacal ; Der Rio Balcpin in Mexiko, sandte.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
artistas espanolcs dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Arpe, Giovanni Agostino, nur von
Zani, Enc. met. II 207 als Zeichner um 1651
in Mailand erwähnt. ***
Arpe (Alpe, de Larpe, Alpa), Jean de 1’,
Maler aus Genf, schloß 1521 einen Vertrag
mit Ayma de Gingins, demzufolge er sich
verpflichtete, ihr einen fünfteiligen Flügel-
altar für die von ihrem verstorbenen Ge-
mahl Andre de Marnix gestiftete Kapelle im
Kloster der Maria Aegyptiaca zu Chambcry
zu liefern. In der noch erhaltenen Urkunde
sind die zu malenden Bilder (Szenen aus
dem Leben der Mutter Maria, Christi, sowie
einiger Heiligen) und Wappen genau vor-
geschriebcn, indes ist der Altar nicht mehr
nachzuweisen. Auch der Künstler ist sonst
unbekannt.
Mcm. de la Soci£t6 Savoisicnne T. XV 2, p.
208 ff. , De.
Arpesani, C e c i 1 i o, italicn. Architekt der
Gegenwart. Nach seinen Plänen wurde
1901/2 die stattliche Kirche von Legnanello
(Diöz. Mailand) im romanischen Stil erbaut.
Natura cd arte. 1902/3. I 131. ***
Arpesani, Giuseppe, nur von Zani, Enc.
met. II 207, als Zeichner 1754 in Pavia ge-
nannt. ***
Arphe, s. Arfe.
Arpinas, Joscphus oder Arpino, G i u s.
Cavaliere d’, s. Cesari, Gius.
Arquinvilliers, Rose, geb. de Parron, fran-
zös. Historienmalerin im Schloß Saint-Martin
bei Pontoisc (Seine-et-Oise), stellte im Pa-
riser Salon 1841 — 1846 aus.
Bellier-Auvray, Dict. ginir. H. V.
Arrabal, P. G., span. Stempelschneider und
Medailleur, von ihm eine ÄÄ:daille Ferdinands
VII. (1808) und eine Medaille auf die Wie-
dercroberung von Santiago de Chile (1814).
Forrer, Biogr. Dict of Med. ***
Arraez, Antonio, span. Dekorationsma-
ler und Architekt, geb. zu Madrid zu Anfang
des 19. Jahrh., Schüler der Akad. San Fer-
nando. Er widmete sich hauptsächlich der
Wiederherstellung arabischer Kunst. 1848
frischte er einzelne Partien des Alhambra-
Palastes in Granada wieder auf. Man kennt
von dem Künstler Pläne und Zeichnungen
zu maurischen Interieurs, von arabischen Fen-
stern und Türen, die auf verschiedenen Ma-
drider Ausstellungen (1858, 1860 und 1862)
zu sehen waren.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX, Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Arragel, Rabbi Moses, Kalligraph und
Buchmaler in Maqueda in Spanien. Am 2. 6.
1480 beendigte er eine von ihm mit Malereien
geschmückte Prachthandschrift, eine Übers,
der Bibel ins Kastilianische (im Besitz des
Herzogs von Alba).
Rico y S i n o b a s, caligr. espafi. S. 10.
M. v. B.
Arragona, Salvator e, italien. Bildhauer,
verfertigte (nach Campori) um 1662 mit
Maschio Lattanzio die Stuckfiguren der Alle-
grezza und der Eternitä, sowie 3 Fontänen
für den herzoglich Estensischen Palast von
Sassuolo.
Campori, Gli Artisti listensi. Modena 1855.
H. V.
Anagoni, s. Laurentini, Giov.
Arras, d’, s. damit verbundene Vornamen.
Arrau y Barba, Jose, span. Maler, geb.
am 4. 6. 1802 in Barcelona, f 11. 1. 1872,
studierte seit 1831 in Rom. Bei seiner Rück-
kehr aus Italien nach Barcelona bestellte die
Junto dcl Comercio ein Porträt Ferdinands
VII. A. widmete sich keiner besonderen
Spezialität, sondern versuchte sich in jedem
Genre. Unter seinen Schöpfungen mit reli-
giösen Motiven nennen wir: Das hl. Abend-
mahl und Die Fußwaschung, für die Kirche
Sa. Maria dcl mar in Barcelona; Jesus beim
Gebet; Der hl. Franciscus von Assisi; Der
hl. Antonius von Padua; Der Traum des Ge-
rechten; Die Madonna von la Silla (einem
Flachrelief nachgeahmt). Unter seinen Genre-
Arre — Arriaga
Bildern führen wir an: Ein junger Afri-
kaner; Der Alchimist Bernardo Perez; unter
seinen Porträts: Königin Isabella II., Bild-
hauer Company (in Rom vollendet). Er
malte auch eine ganze Anzahl Stilleben und
Landschaften. Die meisten seiner Werke
waren auf den hauptsächlichsten Ausstellun-
gen Barcelonas zu sehen.
Ossorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas espanolcs dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
— Elias de Molin s, Dicc. de escrit. y art.
catal. dcl siglo XIX. 1889. P. Lafond.
Arre, Olof Jacobson, schwed. Kup-
ferst, geb. 1729, t 16- 7. 1809 auf Täby in
Roslagen, war erst Geometer, später Vor-
steher einer 1757 gegründeten Zeichen- und
Modellschule für die Metallindustrie, dann
Zeichner der Akad. der Wissenschaften in
Stockholm, zu deren Abhandlungen er eine
Menge Zeichnungen lieferte, die teils von
Bergqvist, teils von ihm selbst gestochen
sind. Von weiteren Arbeiten seien erwähnt:
Hafen von Stockholm, 1768, Fol. — Dr. Tor-
sten Rudecn, Biskop i Linköping (nach Karl-
stens Bildnis von 1714) gestochen 1765, 8vo.
— Sinnebilder wid Högsts. Konung Adolph
Frcdrichs Höga Begrafningsact .... 1771,
Fol.
Meyer, Kstlerlcx. (Art. v. L. Dietrichson
und C. Eichhorn ; Kat. von 11 Nummern). —
Samtnlg. schwed. Stiche in der kgl. Bibliothek
und dem Nationalmus. zu Stockholm.
Mit Notizen von J. Kruse.
Arredondo, G a r c i a d e, Bildhauer und Bür-
ger in Villadiego, fertigte für eine Kapelle
der Kirche Na. Sennora de las angustias in
Tudela de Duero einen großen Altar, welchen
1598 der Bildhauer Adrian Alvarez zu begut-
achten hatte.
Marti y Monsö, Estud. histor. artist.
S. 322 — 23. M. v. B.
Arredondo, Isidoro, span. Maler, geb. 1653
zu Colmenar de Oreja, f zu Madrid 1702, zu-
erst Schüler eines gewissen Josef Garcia (nicht
des Malers Karls II.), dann des Fr. Rizi.
1685 zum Maler des Königs Karl II. ernannt,
erhielt A. den Auftrag zur Teilnahme an den
unter der Leitung von CI. Coello ausgeführten
Dekorationsarbeiten der Galerie del Cierzo
im k. Palast Er malte dort zwei der Psyche-
fabel (wie die Verzierung überhaupt) ent-
nommene Kompositionen, und führte ebenso
einige ornamentale Arbeiten für die Gemächer
der Königin aus. Gemäß seines Amtes hatte
A. häufig die Gelegenheit, in Wasserfarben
Dekorationen fürs Hoftheater und Allegorien
bei den Einzügen der Königinnen und für die
Leichenfeierlichkeiten königlicher Personen zu
malen ; in dieser Gattung war sein Talent sehr
bemerkenswert, und sein eleganter und leich-
ter Pinsel wußte reizende Ornamente zu im-
provisieren. Die Freskomalereien im Retiro,
in den Gemächern der Königin und im kgl.
Kabinett, an denen er in Gemeinschaft mit an-
deren Künstlern malte, erwarben ihm verdien-
ten Ruf. Im Jahre 1690 ward A. nebst Seb.
Munoz mit der Wiederherstellung von Her-
reras el mo/o Kuppelfresken in der Kirche
U. L. Frau von Atocha betraut. Beide brach-
ten sie wieder mit Hilfe von Herreras Skizzen
in ihren ursprünglichen Stand. Ferner von
ihm in der Salvadorkirche zwei Bilder mit
Darstellungen aus dem Leben des hl. Eligius,
u. Palomino zitiert als ehemals bei den Mön-
chen von U. L. Frau von Konstantinopel,
einen hl. Bischof Ludwig, die hl. Klara und
den hl. Franz von Assisi. A. war ein ein-
sichtiger und korrekter Maler, seine Farbe
ist zart und etwas kalt. Er blieb während
seiner ganzen Lebenszeit den Überlieferungen
der Madrider Schule treu und geriet nicht
unter Luca Giordanos Einfluß, der damals in
Madrid alles mit sich riß.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 74 — 76. — Pa-
lomino y Vclasco, Museo pict. III 681. —
Meyer, Kstlerlcx.
Arredondo, Manuel, Maler in Madrid.
Man findet seinen Namen nur in den Rech-
nungen der Junta de obras y bosques, nach
welchen er die Stelle eines Malers des Königs
einnahm. Er starb 1712 zu Madrid und wurde
durch Pedro de Calabria ersetzt.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 74. — Meyer,
Kstlerlex. A
Arredondo Avendafio, E d u a r d o, span. Ma-
ler, geb. 15. 9. 1872 zu Madrid, Schüler der
Akad. S. Fernando, widmete sich vornehm-
lich der Landschafts-Malerei. Wir führen von
ihm folgende Werke an, die seit 1901 auf
verschiedenen Madrider Ausstellungen zu
sehen waren: Eine Ansicht von Santander;
Eine Landschaft aus der Sierra; Eine Ansicht
des Pardo ; Eine Ansicht des Guadarrama und
andere Landschaften. P. Lafond.
Arredondo y Calmache, Ricardo, span.
Maler, geb. in Sella (Prov. Teruel), stellte
1882 zum ersten Male auf einer Madrider Pri-
vat-Ausstellung aus: Ansicht der Ufer des
Tayo und Cigarrales von Toledo; seitdem ent-
lehnte er die Motive zu seinen sehr geschickt
ausgeführten, aber ein wenig trockenen und
in zu grellem Lichte gehaltenen Gemälden
der alten Stadt Toledo und ihrer Umgebung.
Er erlangte verschiedene Auszeichnungen auf
nationalen u. fremdländischen Ausstellungen.
Wir nennen von Werken dieses Künstlers:
Das Frühstück in einem Garten; Das Boots-
haus; Das Palais Hermosilla; Die Mühlen
(die 1900 auf der Pariser Weltausstellung zu
sehen waren) ; Ein Möbel restaurator in den
tolcdanischcn Bergen; Die Brücke San Mar-
tin; Gartcncingang; Der Turm u. die Straße
San Tome. p. Lafond.
Arregio, s. Aregio.
Arrenius u. Airrhenius, Olof, s. Arenius.
Arriaga, Luis de, span. Baumeister, setzte
1669 den Fassadenbau der 1664 von Josef de
152
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Arriens — Arrigoni
Arroyo begonnenen Münze zu Cuenca in Neu-
Kastilien fort.
Llaguno y Amirola, Not. IV 57.
Arriens, Carl, deutscher Maler und Zeich-
ner, geb. am 12. 8. 1869 in Heide in Holstein.
Lebt in Schöneberg bei Berlin und ist haupt-
sächlich als Illustrator tätig.
Singer, Kstlerlex. Nachtr. 1906. ***
Arrienti, s. Arienti.
Arriero y Moracia, Jose, span. Stecher, geh
zu Madrid, Schüler der Akad. S. Fernando
und von Ricardo de los Rios. 1901 war er
zuerst auf der Madrider Ausstellung mit drei
Radierungen vertreten: einem Männerporträt
nach Goya ; einer Madonna nach Carlos Frosch
und einem Büchsenschützen nach Fortuny.
P. Lafond.
Arriet, Miniaturist und Kalligraph deut-
scher Herkunft in Portugal Anfang des 16.
Jahrh. unter König Manuel. Wird erwähnt
bei der Beschreibung eines Wappenbuches
im Besitz des portug. Groß-Wappenmcisters
der Familie da Costa.
Raczynski, Dict. p. 14. — Bradley,
Dict. of Miniaturists. A. Haupt.
Amghetti, D o m e n i c o, gen. Cavedonc.
Bildhauer in Siena, nach Zani (Enc. II 208)
um 1637 tätig. Er soll nach Milancsi eine
Wölfin aus Zinn für eine Säule auf der Piazza
de’ Tolomei sowie eine Pieta mit 2 Engeln
für die Compagnia di S. Giovanni Battista in
Siena verfertigt haben.
Milancsi, Sulla Storia Dell’ Arte Toscana,
Siena 1873. — Romagnoli, Ccnni stor.-art.
di Siena, 1840. H. V.
Arxighetti, Tommaso, zeichnete nach
Füssli um 1775 eine Sammlung der berühm-
testen in Florenz aufbewahrten Gemälde, wie
z. B. die Geburt Christi von Correggio in den
Uffizien (1768), die dann von anderer Hand
in Kupfer gestochen wurden. Wahrscheinlich
ist er identisch mit dem bei Zani (Enc. mct.
II 208) erwähnten, um 1758 tätigen gleich-
namigen Florentiner Maler.
Füssli, Kstlerlex. Suppl. 1779. — Meyer,
Kstlerlex. . • H. V'.
Arrighi, Antonio, Baumeister in Pistoja,
im Anfang des 17. Jahrh. Erbaute daselbst
die Karmeliterkirche und die neue Kirche S.
Vitale, die an Stelle der alten (1610) nieder-
gerissenen errichtet wurde, sowie den Glok-
kenturm von S. Francesco in Pescia.
A n s al d i, Dcscriz. delle scult. etc. di Pcscia
1816, p. 29. — Tolomei, Guida di Pistoja 1821
p. 85, 120, 151. ***
Arrighi, Antonio, Erzgießer aus Rom,
tätig in Bergamo um 1705 ; goß für den Ma-
rienaltar des dortigen Domes die Bronzerc-
liefs nach den Modellen eines deutschen Bild-
hauers namens Berger.
Zani, Encicl. II 208. — Pasta, Pitt, di Ber-
gamo p. 17. F. Malagussi-Valeri,
Arrighi, Francesco degli, s. Pesel-
lino, Fr.
Arrighi, Giovanni Battista, Floren-
tiner Maler, um 1688 (nach Zani, Enc. met.
II 209) ; soll nach Richa ein Ovalbild des hl.
Ludwig Gonzaga für die Kapelle der Jesuiten-
kirche S. Giovannino zu Florenz gegen Ende
d. 17. Jahrh. gemalt haben.
Richa, Notizie istoriche V 152. H. V.
Arrighi, G i u 1 i a n o degli, s. Pesello, G.
Arrighi (Arighi), Giuseppe, Maler aus
Volterra, tätig 1650 — 1680 (nach Zani, Enc.
II 208), Schüler seines Landsmannes Baldas-
sare Franccschini.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Arrighi, s. auch Arighi.
Arrigo di Brabant e, s. Heinrich v. Br.
Arrigo, Maestro, Florentiner Maler um
1562, nur bei Zani (Enc. II 209) erwähnt.
Arrigo da Campione (Henricus Cam-
pionensis) I, Enkel des Anselmo u. Sohn des
Otacio da Campione, Architekt und Bild-
hauer in Modena, schließt 30. 11. 1244 unter
Zustimmung des Bischofs Albertus von Mo-
dena mit Ubaldino, dem Massaro des Mo-
deneser Dombaucs, einen Vertrag, wonach ihm
und seinen Söhnen u. Oheimen, sowie deren
Erben — soweit sie als Künstler am Dombau
beschäftigt wären — die Tagcsbesoldung er-
höht werden sollte. — Nach Pcdrocchi ist
dieser Meister vielleicht identisch mit jenem
Magister Henricus, der in der ersten (ro-
manischen) Bauperiode der Kathedrale zu
Massa Maritima (1228 — 1267) als Werk-
meister dieses Kirchenbaucs beglaubigt ist
G. C a m p o r i, Artisti ital. etc. nepli Stati
Estensi (Modena 1855) p. 116. — L. Pe-
dro c c h i, Massa Maritima (Firenze 1900). —
Repertor. f. Kstwissensch. XXIV 163. •
Arrigo da Campione (Henricus Cam-
pionensis) II, Enkel des Arrigo I da C.,
Architekt und Bildhauer in Modena. Voll-
endete 1319 den achteckigen Pyramidenauf-
satz des Ghirlandina-Turmes und 1322 die
mit zahlreichen Statuen geschmückte hölzerne
Kanzel der dortigen Kathedrale (laut In-
schrift „Actibus Hcnrici sculptoris Campio-
nensis").
Zani, Encicl. II 256, 352, nota 48. — G.
Campori, Artisti ital. etc. negli Stati F.stcnsi
p. 117. — G. Cappello in „Emporium“ 1899
p. 125. *
Arrigo Fiammingo, s. Brocck, H. v. d.
Arrigo, Fra Francesco. Kalligraph und
Miniaturist in Siena um 1472, nur bei Zani
(Enc. II 209) erwähnt. H. V.
Arrigo, Francesco d’, s. Pesellino, Fr.
Arrigo, G i u 1 i a n o d', s. Pesello, G.
Arrigo, s. auch damit verbundene ’/ornamen
sowie Enrico etc.
Arrigone, s. auch Arigone u. Arrigoni.
Arrigoni, Alessandro, Blumenmaler,
geb. 7. 1. 1764 zu Barzio bei Como (der Mai-
länder Katalog sagt 1752 zu Valassina), t
1819 durch Selbstmord. Komposition, sowie
detaillierte Ausführung werden an seinen
Blumen besonders gepriesen. Die Akad. von
153
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Arrigoni — Arriguzzi
Mailand erteilte ihm den Preis für ein dann
ins dortige Museum gekommenes Bild, Blu-
men in einem Gefäße. A. hatte dieses Bild in
seinem Todesjahre gemalt.
Meyer, Kstlerlcx. R.
Arrigoni, A n g e 1 o, Maler in Neapel, 17.
(?) Jahrh. Sein Selbstporträt soll sich nach
Zani (Enc. II 210) in der Bildnissammlung
des Signor Cavaliere Giambattista Gazzola in
Verona befunden haben. //. y .
Arrigoni, Anton, Dekorationsmaler, geb.
21. 4. 1788 in Wien, daselbst Schüler der Kunst-
akad. Er war zuerst für das Theater an der
Wien daselbst, dann in Brünn, Breslau, Preß-
burg und Graz als Theatermaler tätig. 1826
wurde er als Hoftheatermaler nach Dresden
berufen, wo er wirkungsvolle Dekorationen
malte. Es ist ohne Zweifel der Arrigoni, der
für den König Friedrich August II. mit Trau-
gott Faber Hunderte von Aquarellansichtcn
sächsischer Gegenden und Kirchen malte. Sie
sind sehr zierlich gearbeitet Ein Vorname
findet sich übrigens nirgends auf den Bll. —
Anton A. starb am 6. 12. 1851 zu Dresden.
Meyer, Kstlerlcx. **
Arrigoni, Antonio, Maler in Venedig,
lebte im 18. Jahrh. und kam über die Mittel-
mäßigkeit nicht hinaus. Von ihm sind fol-
gende Werke bekannt: In der Kirche Moise
1. Die Wunder des hl. Antonius mit dem
Maultier. — 2. Der hl. Antonius heilt ein
Bein. — 8. Der hl. Antonius kniet vor der
Madonna; darunter sind die Heiligen Moses,
Cilastio und Andreas. — Dieses letztgenannte
Bild wurde später in die Sakristei gebracht
— In der Galleria Manfrin befindet sich von
ihm eine Caritas Romana. Ein Selbstbildnis
befand sich um 1780 in der Porträtsammlung
des Grafen Firmian im Schloß Lcopoldkron
bei Salzburg. — Man schreibt ihm auch das
Bild: Salomons Götzendienst zu, das im Be-
sitze von Sebastiano Fava war und von P.
Monaco gestochen wurde.
Meyer, Kstlerlcx. (mit Lit.). — Nico-
le 1 1 i, Pinacotcca Manfrin a Venezia 1872 p.
25. — Zani, Enciclop. II 200. L, Ferro.
Arrigoni ( Arrigone), A 1 1 i 1 i o oder A r r i -
s i o, Architekt in Mailand. Nach seinen Plä-
nen wurden 1608 der neue Friedhof des gro-
ßen Hospitals dieser Stadt, il Foppone dell’
ospedale maggiore genannt, u. die Kirche im
Innern desselben, San Michele de' nuovi Se-
polcri, ausgeführt. Die Weihe der Kirche
ging 1700 vor sich. Er führte sie in Form
eines griechischen Kreuzes aus, über dessen
Mitte sich die Kuppel erhebt. Die Verzie-
rungen der Halle an der Umfassungsmauer
gehören einer späteren Zeit an. Latuada gibt
in seinem Werke eine Ansicht des Friedhofes
und der Kirche.
Latuada, Deserizione di Milano 1737, I 267.
— Nuova Guida di Milano 1705 p. 121. — P i r o-
v a n o, La Ville de Milan 1824 p. 362. — Mil-
li n, Voyage dans le Milanais I 101. — Zani,
Encicl. II 210. — Missirini, Stör. d. Rom.
Accad. di S. Luca p. 461. — Meyer, Kstlerlex.
R.
Arrigoni, Camillo, Maler aus Bergamo,
tätig in Ferrara 1543 — 1555.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Doc. ed Illustr. etc. Fcrrar.
(1868) p. 67.
Arrigoni, F., italicn. Aquatintist in der
1. Hälfte des 19. Jahrh. Unter seinem Namen
und dem des G. Bramati zugleich finden wir
drei Aquatintablätter verzeichnet: Parade
österreichischer Truppen bei Medole 1833.
Roy. qu. Fol. • **
Arrigoni, Francesco, s. Arigoni.
Arrigoni, G i o v., s. Laurentini, Giov.
Arrigoni, Giuseppe, Holz- und Stein-
schneider aus Mailand, der zu Anfang des
19. Jahrh. hauptsächlich als Holzschneider mit
Erfolg tätig war. Schöne Chorsitze von sei-
ner Hand in der Parochialkirche von Oggiono.
Antonio Caimi, Delle arti del disegno
nelle Provincie di Lombardia. Milano 1862. —
Ms. H. Rolle«.
Arrigoni (Rigone, Rigoni), O 1 1 a v i o, nur
von Zani, Enc. met. II 210, als Maler in Bres-
cia um 1647 genannt.
Arrigoni, V i n c c n z o, Architekt in Venedig,
stellte die 1569 durch Brand beschädigte Kir-
che S. Domcnico di Castello wieder her.
M o t h c s, Gesch. d. Bauk. in Venedig. II 265.
H. V.
Arrigoni, s. auch Arigoni.
Arrigucci, L u i g i, Architekt, geb. zu Flo-
renz. Nach seiner Zeichnung wurde am 24.
7. 1624 das Kloster S. Maria Maddalena de’
Pazzi zu Florenz bedeutend erweitert. Papst
Urban VIII., der zu diesem Bau Geld bei-
gesteuert hatte, berief den Künstler nach Rom
und ließ ihn die Fassade der kleinen St Se-
bastiankirchc, genannt alla Polveriera, bauen,
welche 1624 an die Stelle der alten Kirche
zur hl. Maria in Pallerra trat. Ferner ver-
dankt man dem Künstler die Fassade der
Kirche S. Anastasia, bei der er zwei ver-
schiedene Ordnungen anwandte und die er
mit Detail überlud; doch ist ihr Zierlichkeit
nicht abzusprechen. Er scheint diesen Bau
unter Berninis Leitung ausgeführt zu haben.
In der Ausgabe von 1686 von Titis Beschrei-
bung von Rom wird derselbe dem Dom. Ca-
stello beigelegt. 1630 ernannte Urban VIII.
den L. Arrigucci als Nachfolger Carlo Ma-
dernas zum Archittetto di Camera und über-
trug ihm 1632 den Erneuerungsbau der
Chicsa dei SS. Cosma c Damiano sowie des
anstoßenden Klosters der Franziskaner der
dritten Regel auf dem Forum Romanum.
Meyer, Kstlerlcx. (mit alt. Lit). — Bcr-
t o 1 o 1 1 i im Giorn. d’Erudiz. Artist. R.
Arriguzzi, Fabrizio, Bildhauer aus Rom.
1655 — 1674 tätig. Von seiner Hand die Büste
des Guercino, die sich lange Zeit in der Fami-
lie Gcnnari befand, 1808 im Besitz des Fi-
lippo Hercolani und 1840 in dem des Advo-
katen Gauch und des Dr. Girotti in Bologna
154
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Arriguzzi — Arroyo
war. Diese Büste muß als Vorbild für die-
jenige gedient haben, die Fil. Scandellari aus
Bologna für das Kcnotaphium des Guercino
in Cento angefertigt hat Sie werden beide
für übereinstimmend erklärt. Campori sah
Guercinos Büste noch 1865 in Bologna, sie
war aus Ton gefertigt und bronzefarben ge-
tönt. Eine große Anzahl Gipsfiguren lieferte
A. 1674 für das große Fest der Krönung
Mariä in Reggio: zwei Statuen für die Con-
fraternitä di S. Agostino, Statuen u. Reliefs
für die Confraternitä del SS. Sacramento
und eine Statue für die der Beata Vergine.
Alle diese werden in der Beschreibung des
Festes außerordentlich gelobt.
M a 1 v a s i a, Felsina Pittrice (Biogr. Guer-
cinos). — Campori, Gli Artisti negli Statt
Estensi.
Arriguzzi, s. auch Ariguzzi.
Arrivabene, Graf Giulio Cesare, italieru
Maler, gcb. 1806 in Mantua. Schüler der
Mailänder Akademie, wo 1833 sein Haman
zu den Füßen Esthers den Preis erhielt
Lebte dann einige Jahre in Rom und führte
u. a. folgende Gemälde dort aus: für den
Marchese Ala-Pongoni (Mailand) Eheschei-
dung Heinrichs VIII., für den Marchese Lo-
mellini (Genua) Jane Gray, ihr Todesurteil
vernehmend, für die Kirche S. Andrea in
Mantua ein großes Bild, Ezzelino da Ra-
venna; für den Marchese Bcvilacqua (Bres-
cia) Ruth vor Boas; für den Marchese Arco-
nati Visconti Cola Rienzi ; für die Königin
Witwe von Sardinien die Einweihung der
Kirche von Altacomba. In Rom selbst malte
er in Fresko einige Allegorien im Palastc
Torlonia. In Mantua und umliegenden Pfarr-
örtern einffec Madonnen. Ferner in Mantua
in der Apsis der Kirche S. Leonardo die
Apotheose dieses Heiligen. In Florenz, wo
er seit 1853 seinen festen Wohnsitz hatte,
malte er verschiedene heilige Familien und
eine Jungfrau mit dem Kinde, von Engeln
umgeben, für eine Kapelle des Marchese Ar-
conati; für die Gräfin Revedin Magnaguti
einen Jesus unter den Schriftgelehrten, der
in die Kirche S. Egidio zu Mantua kam. —
Man rühmte an seinen Gemälden sowohl die
korrekte Zeichnung wie das satte Kolorit.
Meyer, Kstlerlex.
Arrivet, J., französ. Zeichner und Kupfer-
stecher, um die Mitte des 18. Jahrh. in Paris,
stach hauptsächlich Vignetten. Er arbeitete
mit an den Illustr. für die Fabeln von Dorat
und für die „Quatre Hcurcs de la toilette des
dames“ (1779). Von ihm die Vignetten für
den „petit Atlas maritime“, für den „Atlas
Corse“ von N. Bellin; für den „Plan de la
bataille de Johansberg“ 1766. Er fertigte auch
Karten und Adressen, wie die von Scrgent
fils, Kupferdrucker in Paris, rue de Noycrs.
Le Blanc, Manuel. — Portalis et Be-
rat d i, Les graveurs d. XIX« s. — Guilmard,
Les maitres ornem. P. A. Lcmoisnc.
Arrobine, G., engl. Maler, stellte 1783 in der
Royal Acad. das Bild „Bauernmädchen“ aus.
**
Arrode, G u i 1 1 a u m e, Goldschmied und
Emailleur in Paris, ist nach den Rechnungen
von 1888 — 1408 für Karl VI und seine Ge-
mahlin Isabella tätig gewesen, führte jedoch
nicht den Titel eines Goldschmieds des Kö-
nigs, wie Texier behauptet. Von seinen zahl-
reichen Arbeiten aller Art (siehe Reun. des
Soc. des b.-a.) kamen mehrere als Geschenke
an französ. Herren und fremde Gesandte. Im
Jahre 1390 reiste A. zum Herzog von Mai-
land; der Zweck der Reise ist unbekannt.
De Laborde, Ducs de Bourgogne II 51.
— T e x i er, Dict. d’orf. p. 184. — V. Advielle
in Reun. des Soc. des bcaux-arts XIV 271 — 322.
H. Stein.
Arrode (Arode), Hugues (Huguelin,
Huguenin), französ. Kunststicker, vermut-
lich ein Verwandter des Guillaume A., führte
den Titel Sticker der Königin Isabella v.
Bayern und lebte noch 1402. Arbeiten von
ihm sind in den Chambres des comptes des
Nationalarchivcs in Paris aufgeführt, s. Re-
gister KK. 19. Fol. 70 v°., 115 v°. ; KK. 20. Fol.
93 r°; KK. 41. Fol. 37. v0.; KK. 42 Fol.
82 v°.
Meyer, Kstlerlex.
Arrondelle, E., französ. Porträtbildhauer,
stellte im Pariser Salon 1885, 92, 93 und 1898
aus. H. V.
Arrowsmith, Charles, Architekturmaler,
geb. in Paris 1798, Schüler von Daguerre,
malte Dioramenbilder. 1827 stellte er in Pa-
ris Interieurbildcr aus; 1829 wurde er in
Douai für solche Gemälde prämiiert; 1830
wohnte er in London und stellte in der Roy.
Acad. das „Innere der Kirche von Charon“
aus.
Gäbet, Dict. d. artistes, Paris 1831. — Gra-
ves, Roy. Acad. Exh. I 67. **
Arrowsmith, Thomas, Miniaturmaler in
London, stellte 1792 — 1829 häufig in der Roy.
Acad. Porträtminiaturen von Herren und Da-
men, darunter auch sein Selbstporträt zu-
sammen mit vier anderen, ferner auch bibli-
sche Miniaturdarstellungen (Kain und Abel;
Maria Magdalena mit Christus) aus.
• ¥
Arroyo, A g u s t i n, Schreibmeister der Ka-
thedrale von Burgos. Die 1630 von ihm für
den Chor derselben ausgeführten Bücher sind
noch in Gebrauch.
Rico y Sinobas, caligr. espan. S. 10.
M. v. B.
Arroyo, Diego de, span. Miniaturmaler
und Illuminist unter italien. Einfluß. Geb.
1498 in Toledo, f 1551 in Madrid. Malte seit
1520 in Toledo mit Francisco de Villadiego
an den Miniaturen verschiedener Chorbücher
für die Kathedrale und soll nach dem Urteil
des Juan Cristobal Calvete de Estcla, dem Bc-
schrcibcr der Reisen Philipps II., unter seinen
155
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Arroyo — Arruti
Zeitgenossen niemand seinesgleichen gehabt
haben. Auch als Maler von Miniaturbild-
nissen erlangte A. große Berühmtheit Karl
V. ernannte ihn zum „Pintor de Camera“ und
saß ihm öfters. Er war später Silberkämme-
rer Philipps II., den er 1547 auf seiner großen
Reise nach Italien, Deutschland und den Nie-
derlanden begleitete. 1540 führte er für ihn
vier Porträts der verstorbenen Kaiserin aus,
sowie die Miniaturen eines „libro del officio
de S. Felipe“, wofür er 2000 Dukaten emp-
fing. 1644, 1545, 1547 erfolgen weitere Zah-
lungen an ihn für Wappcnmalercicn an Prunk-
sätteln, Pferdeschmuck für Turniere und le-
bensgroße Pferdeporträts aus den kaiserlichen
Marställen, für Buchmalereien und große in
mehreren Exemplaren ausgeführte Zeichnun-
gen des kaiserl. Lagers bei Cateau Cambrcsis.
Ferner hatte A. 1544 — 15 detaillierte Ent-
würfe für Prunkrüstungen anzufertigen, die
dann dem Augsburger Waffenschmiede Desi-
derius Colman zur Ausführung übersandt
wurden. Mehrere solcher von A. entworfe-
nen Prunkrüstungen und Prunksättcl Phi-
lipps II. sind in der Madrider Armeria Real
erhalten geblieben. Endlich zeichnete A. 1545
auch die Pläne zu einem von Philipp II. für
Valladolid in Aussicht genommenen Palast-
baue. 1548 ist er Zeuge im Prozeß des Juan
de Juni gegen Franc. Giralte.
Palomino y Velasco, Museo pict. III
358. — Ccan Bcrmudez, Dicc. I 76. —
Vifiaza, Adic. II 36. — Marti y Mon-
s 6, Estud. histor. artist. 334. — Jahrb. d. Kunsts.
des allerh. Kaiserh. XII 2. — Catäl. de la Real
Armeria de Madrid (1898) p. 08. M. v. B.
Arroyo, Josef de, span. Archit, baute
1604 — 69 die Fassade der Kathedrale und die
Münze zu Cucnca in Neu-Kastilicn im schwül-
stigen Barockstil des Donoso. Den Fassaden-
bau der letzteren setzte Luis de Arriaga fort.
Außerdem finden wir A. 1682 bei der Her-
stellung der Toledo-Brücke bei Madrid und
1693 bei Kanalanlagen zu Jarama bei Aran-
juez beschäftigt.
Llaguno y Amirola, Not. IV 57, 185,
187. — C a v e d a, Gesch. d. Bauk. in Span. 271.
A
Arroyo, Juan, span. Maler in Sevilla, ge-
hörte zu denjenigen Künstlern, die 1660 auf
Anregung Murillos auf ihre Kosten eine öf-
fentliche Zcichenakademie in der Casa Lonja
gründeten. Arroyo war 1674 „Fiscal“ der
Akademie.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 76. A
Arroyo y Lorenzo, Manuel, span. Maler,
grb. in der Provinz Murcia, Schüler seines
Vaters Santiago; widmete sich vornehmlich
der Genremalerei. 1880 debütierte er auf der
Madrider Ausstellung mit einem Porträt
Unter seinen Hauptwerken führen wir an:
Die Herzogin von Alenqon, die durch Franz I.,
Kaiser Carl V. vorgestellt wird; ein Flamen-
co; Die Ameisen.
Ossorio y Bernard. Galeria biogr. de
artistas espanoles dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lajond.
Arruda, Diego de, portug. Baumstr.,
Zuerst 1510 erwähnt in einem Briefe König
Manuels, in dem ihm die Arbeiten in Chor
und Sakristei eines Klosters übertragen wer-
den. 1513 war er Architekt der Arbeiten im
Kloster zu Thomar, 1514 mit Befestigungen
in Afrika — Azamor und Mazagäo — be-
auftragt, 1521 wurde er Meister der Bauten
in der Provinz Alemtejo; 1522 im Kloster
do Espinheiro zu Evora. 1525 bei der Er-
bauung des neuen Palastes zu Evora tätig,
wird er vor Mai 1531 gestorben sein, wo
sein Bruder Francisco de A. bei dem Pa-
last zu Evora und im Alemtejo sein Nach-
folger wurde.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 46
bis 54. — R a c z y n s k i, Dict. p. 15. A. Haupt.
Arruda, Dionysio de, portug. Baumstr.
wurde am 25. 10. 1563 Nachf. seines Bruders
Miguel de A. in der Leitung der Klostcrbau-
ten zu Batalha.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 54.
A. Haupt.
Arruda, Francisco de, portug. Bau-
meister. 1510 zuerst als Fcstungsbaumcister
erwähnt, wurde 1531 Nachfolger seines Bru-
ders in der Leitung der kgl. Bauten in Alem-
tejo und des Palastes zu Evora, wo er
wohnte, + 30. 11. 1547. Sein Nachfolger
wurde Diego de Torralva, sein Schwieger-
sohn.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 55
bis 65. — R a c z y n s k i, Dict. p. 15. A. Haupt.
Arruda, J o ä o de, portug. Baumstr., war
1485 Meister der Arbeiten im Kloster Ba-
talha.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 65.
A. Haupt.
Arruda, Miguel de, portug. Baumstr.,
1533 als Nachfolger des Joäo de Castilho
Meister der Arbeiten im Kloster Batalha,
1541 in Nordafrika beschäftigt, wurde er
1543 Meister der kgl. Paläste zu Santarcm
als Nachfolger seines Bruders Pedro de A.
Entwarf auch den Plan der Befestigung von
Mozambique, sowie für das Kloster Sta.
Anna zu Lissabon, in dessen Kirche Camöes
begraben wurde, f um 1563.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 66
bis 74. — R a c z y n s k i, Dict. p. 16. A. Haupt.
Arruda, Pedro de, portug. Baumeister,
1526 Meister der Paläste zu Santarem, als
Nachfolger des Pero Nun es. Starb 1543, wo
sein Bruder Miguel de A. ihm folgte.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 74.
A. Haupt.
Arrue, Bildhauer in Sevilla, trieb 1549 Han-
del mit seiner Ware nach Westindien.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 174. M. v. B.
Arruti y Pola, E u g e n i o, span. Maler,
gcb. 9. 10. 1845 zu Luanco (Prov. Oviedo),
f 13. 9. 1SS9 in San Sebastian, Schüler der
156
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Arsago — Arsenne
Akad. San Fernando u. von Carlos de Hacs,
bereiste Frankreich, Italien und Deutschland.
Nach San Sebastian zurückgekehrt, wurde er
zum Professor an der dortigen Schule der
„Artes y Oficios“ ernannt Er widmete sich
ausschließlich der Landschaftsmalerci. Unter
seinen Hauptwerken nennen wir: Umgebung
von Avila ; Ayctc ; Gefangennahme in der Casa
del Campo (Mus. zu San Sebastian) ; Der
Morgen (eine Winterlandschaft aus der Ge-
gend von San Sebastian) ; Der Rio de Loyo-
la (Mondlandschaft) ; Eine Kastanienallee in
Guipuzcoa; Ein Schiffbruch; Ansicht von la
Concha und der Bucht von San Sebastian.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
— Montaner y Simon, Diccionario Enci-
clopcdico hispano-americano, Barcelona. — Revi-
sta Vascengada, Euskal-Erria. P. Lafottd.
Arsago (oder Arsagno), Paolo da, gen.
Pagolo, Mailänder Goldschmied in Rom; 1509
bis 1522 als Mitglied der Universitä degli
Orefici di Roma nachweisbar, nach E. Müntz
gegen 1530 in Rom gestorben. Als der junge
Bcnvenuto Cellini 1519 von Florenz nach Rom
kam, arbeitete er zunächst einige Zeitlang
in der Werkstatt des Maestro Giovanni da
Fiorenzuola und späterhin bis 1521 in derjeni-
gen unseres Mailänders Pagolo da Arsago.
Erhaltene Werke des A. sind leider nicht be-
kannt.
Zani, Encicl. II 211. t — Bcrtolottf, Art.
Lombardi a Roma I 241 f ; Art. Subalpini a Roma
(1884) p. 114; Art. Modcncsi etc. a Roma p. 68,
209. — B i a n c h i. Vita <B Cellini p. 27 ff. —
E. Pion, B. Cellini p. 8. — E. Müntz, Les
Arts ä la Cour des Papes. — 'Arch. stör. d. Arte
ital. I 21. — Arch. stör. Lombardo II 121 ff. —
Arch. stör. d. art. etc. di Roma I 31 ff., 78 ff.
F. Malagussi-Valcri.
Arschot, Wilhelm u. N i c o 1 a u s von,
vielleicht Verwandte, waren Miniaturmaler zu
Löwen in Brabant Wahrscheinlich waren sic
aus dem Städtchen Acrschot, einige Stunden
von Löwen entfernt. Die Schreibart der-
selben wechselt sehr: Acrschot, Acrscot, Ar-
schot, Arscot etc. Der erste kommt in Ur-
kunden der Jahre 1304 und 1805, der zweite
1304 und 1308 vor. Werke von ihnen sind
nicht bekannt.
A. Pinchart, Archiven des Arts. I 100. —
Messager des Sciences historiques. Gand 1866
pp. 16, 17. — Van Even, L'ancienne Ecolc
de Louvain. — B r a d 1 e y, Dict. of miniat un-
ter Darschot. • **
Arschot, s. auch Aerschodt.
Arsenio, italien. Medailleur des 16. Jahrh.
Die Bezeichnung APZEN u. APCEN EIIOIAl
befindet sich auf zwei Medaillen mit den Por-
träts des Dichters Giovanni Brcssani (ca.
1526 — 1546 in Bergamo tätig) und des vcnc-
zian. Patriziers Antonio Navagcro.
Armand, Les Mid. ital. I 161, III 62. *•*
Arsenio, fra, s. Mascagni, Donato.
Arsenios, gricch. Basilianer-Mönch, Minia-
turist und Kalligraph, im 11. Jahrh. in Süd-
italicn tätig. Eine signierte griechische Mi-
niaturenhandschrift dieses Künstlers befindet
sich in der Abtei zu Montecassino.
A. M u n o z, L’Art byz. ä l’expos. de Grotta-
ferrata (1906), p. 102. A. Muüos.
Arsenius, G u a 1 1 c r i u s. Auf einem auf
der Madrider Ausstellung 1892/93 ausgestell-
ten kupfernen Astrolabium von ausgezeich-
neter Arbeit befand sich die Inschrift: Phi-
lippo Rege — Gualtcritis Arsenius Gemmae
Frisii nepos, Lovanii 1566. Die von van Even
über diesen Enkel des berühmten Astro-
nomen Gemma Frisius angestellten Nach-
forschungen in Löwen blieben resultatlos.
H. Hymans in Gaz. des b.-a. 1894. II 165.
**•
Arsenius, Johan Georg, schwed. Pfer-
dcmaler, gcb. 4. 2. 1818 in Vestergötland, f
30. 5. 1903 in Upsala, war Offizier im Husa-
renkorps des Leibregiments, nahm 1S78 Ab-
schied als Oberstleutnant Studierte Malerei
unter der Anleitung von K. Staaff und Wahl-
bom und 1852 — 63 in Paris. Er malte Pfer-
debildcr mit guter Charakterisierung der Ras-
se, stellte auch Kavallerie- und Reitpferde in
kleineren Genrebildern dar: Wettrennen, Die
Rast. Feuersbrunst in einem Stall, Pferde,
die durch eine Lokomotive erschreckt wer-
den. Sein populärstes Bild ist „Ein kassier-
tes Husarenpferd".
Nordisk Familjcbok. Tom. II. Stockholm 1904,
G. Nordcnsvati.
Arsenius, Karl Georg, schwcd. Maler,
Sohn des Johan A., geb. 8. 7. 1855 in Ncrike,
studierte an der Akad. in Stockholm 1875 bis
80 und danach in Paris bei J. P. Laurens.
Er malte Genrebilder mit Pferden : Abend-
tränke im Husarcnlager, Das Omnibuspferd
(Pariser Motiv, Salon 1883), Heimkehr von
Longchamps (1885), Bild vom Jahrmarkt in
Upsala, Boulevard d'Enfer u. a. Auch Rei-
terporträts (König Oscar II. zu Pferd 1895).
„Mein Hund“ stellte er 1885 als Bildwerk
und 1887 als Gemälde aus. (Mus. von Göte-
borg.) Wohnt in Chantilly bei Paris seit
1886. Hat viele Motive von dort ausgeführt
und ist ein fleißiger Zeichner für französische
Sportzeitungen. G. Nordcnsvati.
Arsenne, Louis Charles, Maler, geb. zu
Paris den 23. 12. 1780, t daselbst den 3. 8.
1855, malte Historie, Genre und Bildnisse,
ohne jedoch zu irgend einer Bedeutung zu
gelangen. Er war auch Schriftsteller und
schrieb: 1. De l’intervcntion du gouvernement
dans les bcaux-arts. Paris 1830. 8. — 2. Manuel
du Peintre et du Sculptcur etc. Paris, Roret.
1833. 2 Voll. kl. 8. — 8. Nouveau Manuel du
Peintre et du Sculpteur, par Arsenne et F.
Denis. Nouvelle edit, revue et enticremcnt
refondue par MM. Vasse, peintre d’histoire,
F. Malpeyre E. R. Paris 1858.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. **
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Arsettiis — Artan
Arsettiis, Peter de, Gobelinweber in Brüs-
sel, Ende des 15. Jahrh., Verfertiger der kost-
baren Tcppichfolge von 7 Stück mit Darstel-
lungen aus dem Leben Christi im Dome zu
Trient. Als Verfertiger galt früher irrtümlich
Francesco Veronese, der Kunststicker des
Trientiner Kardinals und Bischofs Bern. Clcs,
indes findet sich die Künstlerbezcichnung
Peeter de Arscti(s?) Bruesel in rückläufiger
Schrift auf dem Mantelsaume eines Kriegers
auf dem siebenten Teppich mit der Aufer-
stehung.
Mitt. d. Zentralkomra. N. F. XII und XIV
p. 15 (ausführlich). **
Arsigny, Jacques d\ Maler in Paris um
1640, nur urkundlich bekannt.
Revue Univers. des Arts. XIII 324. H. V.
Arsing, Schweizer Emailleur des 18. Jahrh.
Im kurfiirstl. Schlosse zu Düsseldorf sollen
sich von ihm nach Blainville vier Bildnisse
des Kurfürsten und drei der Kurfürstin, in
Schmelzwerk gemalt, befunden haben.
Blainville, Reisebeschreibung. I 75. H. V.
Arson, Alphonse (Alexandre), fran-
zös. Bildhauer, gcb. 1822 zu Paris, Schüler
von Combette, stellte 1859 — 1880 in den
Pariser Salons kleine Bronze-Gruppen aus.
die Hahnenkämpfe, Hennen mit ihren Küch-
lein, Fasanen und Rebhühner darstellten.
Bellier-Auvray, Dict gdn. — Cham-
p e a u x, Dict des fondeurs. Lami.
Arson, Mlle. Olympe, Malerin, gcb. zu
Paris 17. 9. 1814, Schülerin des berühmten
Rcdoute, stellte von 1835 — 1842 im Pariser
Salon Blumen und Früchte in Wasserfarben
aus. Sie trat als Nonne in das Kloster von
Ncuilly (Dep. Indre). Im Annuaire der
Chron. d. arts 1870 wird sie als noch dort
lebend genannt; später versagen die Nach-
richten über sie.
Bellier-Auvray, Dict gin. **
Arssen, Hendrik van, Baumeister, 17.
Jahrh. Erbaute 1643 — 1645 die Kcrzenkapclle
in Kevelaer.
Kunstdenkm. der Rhcinprov. I 183. ***
Arstenius, Carcl August i, geb. in Au-
rich, ein Maler, der aus Braunschweig nach
Holland gekommen war, kaufte dort am 12. 6.
1749 das Bürgerrecht u. wohnt 1750 urkundl.
in Amsterdam. Er erbte von seinem Vater
eine Besitzung in Oldendorf! (Braunschweig).
Das von ihm gemalte Porträt des Amster-
damer Kaufmanns Johann Christian Cuno ist
von C. F. Marstaller gestochen worden.
Aemstels Oudheid V 67. — E. W. M o e s,
Iconographia Batava. 1860. A. B.
Arstenius, J. A., Zeichner, fertigte 1711
eine Zeichnung vom Wolfenbüttler Schloß mit
Bibliothek u. Zeughaus, wonach J. G. Baeck
einen Stich (36x27% cm) herstellte. (Ein
Abdruck im Herzogi. Museum zu Wolfen-
büttel.)
Bau- u. Kunstdcnkmälcr d. Herzogt. Braun-
schweig. III. Bd., I. Abt. p. 120. H. V.
Art, Berthe, Malerin in Brüssel, geb. da-
selbst 26. 12. 1857, Schülerin von Alfred
Stevens in Paris. Sie malt Porträts, Phan-
tasien und besonders Blumen sowohl in öl
als in Pastell. Im Museum zu Brüssel ist
von ihr das Pastell : Pavots rouges. 1896 — 98
waren Bilder von ihr auf der Ausstellung der
Roy. Academy in London, 1888 und 1906 im
Pariser Salon, 1901 im Münchener Glas-
palast Von ihren Arbeiten seien besonders
genannt: Faisan et Chrysanthcmcs ; Renard
et Gibier; Port de Cannes; le Cap Ferrat;
Vue du port d’Antibes; Vue de St Honorat.
H. H.
Arta, Antonio de, Marmorarbeiter in S.
Lorcnzo el Real (Eskorial). 1602 schließt er
einen Kontrakt, in welchem er und Pedro
Castelo sich verpflichten, die Nischen für
die Statuen des Herzogs von Lerma und sei-
ner Gattin in S. Pablo zu Valladolid in kost-
baren Marmorarten auszulegen.
Marti y M o n s 6, Estud. histor. artist
S. 258. M. v. B.
Artachino, C., rumän. Genre-Maler, war auf
der Exposition d&cnnale des Beaux-Arts,
Paris 1900 und auf der Jugendausstellung
in Bukarest 1904 vertreten.
The Studio, Vo!. 31 p. 171. H. V.
Arial, Rarnos Manuel, span. Maler, gcb.
zu Madrid, Schüler der Akad. S. Fernando
und von Carlos de Haes. Er widmete sich
hauptsächlich der Landschaftsmalern und
nahm seit 1876 an zahlreichen Madrider Aus-
stellungen teil. Auf der Pariser Weltausstel-
lung 1889 war er mit zwei Gemälden ver-
treten: Umgebung von Pau und einer anderen
Landschaft. Unter seinen übrigen Werken
führen wir an: Die Seine-Ufer in Asnieres;
Umgebung von Robledo de Chavela (Schnce-
landschaft) ; Bucn Rotiro (Regenlandschaft) ;
Ansicht von der Casa del Campo aus; Abend-
landschaft. Er hat auch an verschiedenen pe-
riodisch erscheinenden Zeitschriften mitgear-
beitet, für die er zahlreiche Zeichnungen lie-
ferte.
S i 1 e s, Bellas Artes. Madrid 1887.
P. Lafond.
Artaldi, Leone (del q. tn Carlo), nur von
Zani, Enc. niet. II 212 als Maler in Bologna
um 1554 erwähnt. ***
Artall, s. Ar tau.
Artameme, G e o r'g e s, französ. Bildhauer,
arbeitete um 1787 — 1789 in Avranches (Nor-
mandie).
R6un. d. soc. d. beaux-arta. XXII 158. Lami.
Artan de Saint Martin, Louis, belgischer
Sec- und Landschaftsmaler, geb. im Haag 21.
4. 1837, wo sein Vater, ein Belgier, bis 1842
Diplomat in holl. Diensten war.
A.s erster Erfolg datiert von 1864; er er-
hielt damals den 1. Preis in einem durch den
Brüsseler Cercle artistique et litt6raire ver-
anstalteten Konkurs für seine Landschaft:
158
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Artari
Die Ufer des Wayai. Im selben Jahre stellte
er zu Lüttich einen „Sonnenuntergang in der
Umgegend von Spaa“ aus. Im folgenden
Jahre wandte er sich fast ausschließlich der
Marinemalern zu, zu der er 1866 und 67 die
Motive den Küsten der Nordsee, besonders zu
Heyst bei Ostende entlehnte. 1868 besuchte
er die Ufer des Kanals und malte u. a. die
Falaises de Granville. 1869 malte er Ansich-
ten von Blankenbcrge, Heyst und Havre, und
machte eine Studienreise auf die englischen
und französischen Inseln des Kanals. Auch
Mondeffekte hat er veranschaulicht. Im
Brüsseler Salon von 1869, wo er drei Bilder
hatte, von denen eines durch Leopold II. an-
gekauft wurde, erhielt er eine der für die
Landschaftsmalerei ausgesetzten Medaillen.
A. gehörte zu der neuen Schule der sogen.
Realisten. Er ist unter den Mitgliedern des
„Art Libre" auf einem Bilde des Brüsseler Mus.
von Lambrichs (1866) abgebildet. Die Werke
dieses Künstlers gehören zu den bedeutend-
sten der neueren belgisch. Schule. Er lebte am
Strande, meistens in Nieuport, wo er den 23.
6. 1890 starb. Wenige seiner Bilder sind da-
tiert. Eine „Kirmis“ in Brüssel in der Vente
Toussaint 24. 12. 1904 versteigert, war mit
58 (1858) datiert. Außer den Seestiickcn
hat er auch einige Landschaften gemalt und
auch in diesen zeigte er sich unter dem Ein-
flüsse der jungen Schule.
Am 18. 8. 1895 wurde ihm in Ost-Duinkerkc
bei Fumes ein Monument errichtet, dessen
bildhauerische Arbeit von der Hand van der
Stappcns und dessen Architektur von Orta
sind. — Die Museen zu Antwerpen und Brüs-
sel haben Bilder von ihm, und sein Selbst-
porträt war 1905 in Brüssel ausgestellt. — Er
hat auch einige, jetzt seltene Radierungen
geschaffen.
Alex. P i n c h a r t in Meyers Kstlerlex. —
Nachträge von H. Hytnans.
Artari, Giuseppe Colombo, italien.
Maler des 19. Jahrh. in russischen Diensten,
Schüler des Giac. Albertolli in Mailand, war
um 1837 Lehrer an der Kunstschule in Mos-
kau und wurde 1852 von der Petersburger
Akad. zum Akademiker befördert. Von ihm
die Plafondmalerei im „Parade-Divan-Salon“
und die Wandmalerei in den eigenen Ge-
mächern der kaiserl. Familie im 1849 voll-
endeten Kreml- Palast
Onm> Hxn. axaj. xya. (Bericht d. Kais. Akad.
d. K.) St. Petersburg 1854, S. 5. — Areeai,
Kpa-rxiS yxa3»T. aoeronp. 6ojn.ni. Kpexa. aaopua
(Agejeff, Kurzer Anzeiger d. Merkwürdigkeiten
d. gr. Kreml-Palastes) Moskau 1865, S. 24 u. 48.
— C6optt. xaTep. a.-ia Mcrop. axaA. xya. (Mater, zu
einer Gesch. d. Kunstakad.) St. Petersburg 1865,
II 355 362: III 180. W, JVfuinattn.
Artaria, Claudio, Kupferstecher, geb. zu
Blevio bei Como 16. 2. 1810, f zu Wien im
Februar 1862, Schüler von Longhi und An-
Artaria
derloni in Mailand, war nur während seiner
Jugend künstlerisch tätig. Er stach nach den
italien. Meistern des 16. und 17. Jahrh., so
nach Lionardo das sogenannte Sclbstporträt
der Uffizien, nach Correggio eine Kinderbiiste
der Gal. Pitti, nach B. Luini Maria mit dem
Kind und dem hl. Johannes, nach Carlo Dolci
ein Bild des Erlösers (1832). Seine letzte
und zugleich bedeutendste Arbeit ist das Por-
trät des Erzherzogs Rainer von Österreich
nach G. G. Pagani (1838).
Meyer, Kstlerlex. — Heller-Andre-
s e n, Handbuch für Kupferstichsammlcr. Leip-
zig 1370. — A p e 1 1, Handbuch f. Kupfcrstich-
sammler. Leipzig 1880. H. V.
Artaria, Giovanni Battist a, Architekt
und Stuccator, um 1660 zu Arogno bei Lu-
gano geb., erbaute im Verein mit Genonc den
Dom zu Fulda und mehrere große Bauten in
Rastatt; die meisten seiner Werke finden sich
in Norddeutschland, den Niederlanden und
England, wohin er später Reisen unternahm.
Außerdem gebührt ihm das Verdienst, dem
Stuck das Aussehen und die Dauerhaftigkeit
des carrarischen Marmors verliehen zu haben,
weshalb sich seine Stuccaturen ihre ursprüng-
liche Frische bis auf den heutigen Tag be-
wahrt haben.
Meyer, Kstlerlex. — E. L. G I r a r d bei
Brun, Schweizer. Kstlerlex. — B o n i, Biograf,
degli Artisti, Venedig. 1840. H. V.
Artaria, Giuseppe, Stuccator (nach
Heinecken und Zani, Enc. II 212 auch Archi-
tekt), geb. 1697 in Arogno bei Lugano, f 1768
in Köln, Sohn des Giov. Batt., studierte in
Rom, war in Deutschland, Holland und Eng-
land tätig und wurde später an den Hof des
Kurfürsten von Köln berufen, wo er bis an
seinen Tod verblieb. Sein Porträt findet sich
in dem 4. Band der „Schweizer Maler" von
Füssli (s. auch Artario).
Heinccken, Dict. des Artistes. Leipzig
1778. — Meyer, Kstlerlex. — Brun, Schwei-
zer. Kstlerlex. H. V.
Artaria, Karl, geb. 17. 6. 1792 zu Mann-
heim als Sohn des bekannten Kunstver-
legers Dominic A., wurde 1816 Begründer
und Chef der bedeutenden Kunst- und Buch-
handlung Artaria u. Fontaine, als welcher
er auch mit Goethe in Berührung kam. In
seiner Jugend radierte er Blätter nach W.
Kobcll u. Boissieu (Verz. s. Meyers Kstlcr-
lex.). Im hohen Alter begann er die schönen
Punkte aus der Mannheimer Umgebung in
sorgfältigen Aquarellen aufzunehmen, (öf-
fentl. Bibliothek, Mannheim.) Er starb am
15. 1. 1886. Beringer.
Artaria, Mathias. Deutscher Maler,
geb. 19. 6. 1814 in Mannheim als Sohn des
Karl A. Lernte zuerst als Kaufmann, bezog
aber 1836 — 1838 die Akad. in Düsseldorf, wo
er, zunächst Schüler von Schadow, bald zu
Andreas Achenbach in freundschaftliche Be-
ziehungen trat Reisen nach Paris und der
Artaria — Artaud
Besuch großer ausländ. Galerien erweiterten
seine Anschauungen und lenkten ihn auf das
Historien- und Genrebild hin. A.s Feld ist
das Sittenbild, und zahlreiche Reisen nach
Tirol führten ihn zuerst zur Schilderung des
häuslichen Lebens und des Heldenkampfes
der Tiroler im Jahre 1809. Wir nennen aus
dieser Zeit „Die Verteidigung des Berges Iscl“
(einst im Besitz Kaiser Ferdinands von Öster-
reich), das Gegenstück „Versehgang in Ti-
rol“ (Grf. Berckheim, Weinheim), sowie
„Kirchgang in der Christnacht“ (München,
N. Pinakothek) und „Mädchen am Bild*
stöckl“ (Bes. Hermann in Mannheim). 18-14
unternahm A. eine Reise nach Spanien, als
deren Frucht zahlreiche Bilder (Landschaf-
ten und spanische Volksszenen) entstanden.
„Schloß Elche bei Alicante“ und „Improvi-
sator am Brunnen“ (beide bei Frau Buhl in
Deidesheim), „Marktszene in Valenzia“
(Herzog von Hamilton, Schottland), „Kar-
freitag“ (Freifrau von Hügel, Mergentheim),
„Gitanos“, durch Fr. Webers Kupferstich
bekannt usw. Von histor. Darstellungen A.s
befinden sich „die gefangenen Hugenotten“
in der Galerie in Donaueschingcn, „Ravaillacs
Verhaftung" und eine „Wachtstube aus dem
SOjähr. Kriege“ waren im Besitz der Groß-
herzogin Sophie von Baden. Erwähnt seien
auch noch „Predigt in einer ital. Kirche“ (Gal.
Mannheim), „die frühere Fassade des Mann-
heimer Theaters“ in der N. Pinakothek in
München, sowie ein satyrisch-humoristischcs
Aquarell „Das Begräbnis der abgehauenen
Hand“ (in der „Räuberhöhle“ in Mannheim).
A. mußte infolge eines Augenleidens 1803
seiner künstlerischen Tätigkeit entsagen. Er
starb in Mannheim 3. 2. 1885.
Meyer, Kstlerlex. — Boctticher, Malcr-
werke des 19. Jahrh. Beringer.
Artaria, Rudolf, Dilettant im Radieren,
gcb. zu Blevio 1812, f zu Mannheim 1836,
Bruder des Claudio. Von ihm ein römisches
Straßenbild von 1834 nach einer Zeichnung
von F. Overbeck (1820), ferner eine Baum-
studic (1833) und ein „Vergnügungslokal in
weiter Talebenc“, letztere beide Blätter in
der Sammlung H. H. Meier, Kunsthalle in
Bremen (sehr selten).
Nagler, Monogr. IV 3537. — Meyer,
Kstlerlex. H. 1/.
Artario, Stuckateur, war in dem 1729 — 1737
erbauten Schloß Falkenlust und 1743 — 1748
im Treppenhaus des Schlosses Brühl (Land-
kreis Köln) tätig und ist wohl mit Gius. Ar-
taria identisch.
Kunstdenkm. der Rhcinprov. IV 81, 108. ***
Artario, Alessandro, Schweizer Heili-
gen- und Madonnenmaler, um 1780 in Ber-
gamo tätig.
Nagler, Monogr. I No. 107. 11. V.
Artas, Glasfabrikant aus Sidon. Sein Name
findet sich häufig in griechischer, wie in latei-
nischer Schrift auf Henkeln von Glasgefäßen.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 743. — Pau-
ly-Wissowa, Rcalenc. II 1308, 2. — Kisa,
Die ant. Gläser der Frau M. v. Rath, S. 45.
Pernicc.
Artatsch (= Artey), Sebastian, fürst-
licher Bildhauer in Neiße, tätig in dem letzten
Viertel des 17. Jahrh. e. Hintse.
Artau (Artall, Ortall), Franz von As-
s i s, Goldschmied in Barcelona, gebürtig aus
Gerona. Am iS. 8. 1430 verpflichtet er sich,
für die Kathedrale von Gerona binnen 3 Jah-
ren ein großes silbervcrgoldetcs Ostensorium
(Custodie) abzuliefern. Er hat seine Arbeit
aber erst am 19. 8. 1458 beendet. Dieses
Prachtstück, welches bei einer Höhe von
1,85 m ein Gewicht von 29 Kilo 450 Gramm
hat, existiert noch in der Kathedrale. Er hat
auch mit anderen Goldschmieden das Silber-
geschirr geliefert, welches die Stadt Gerona
den Königen von Aragonien schenkte.
D a v i 1 1 i e r, Orfivr. p. 165. — V i fi a z a,
Adic. (Ortall). M. v. B.
Artaud (Artaut?), kommt 1799 als Porträt-
und Miniaturmaler zu Dresden vor. S. Dres-
den zur Kenntnis seiner Häuser etc. Ein vor-
trefflich ausgeführtes Miniaturbildnis des Ma-
lers Hero, bezeichnet: J. Ant Artaud wurde
mit der Sammlung Felix in Leipzig 1S80 ver-
steigert, Katalog-No. 1152. Wahrscheinlich
eine Arbeit des Obigen. r_ Bruck.
Artaud, Francois, französ. Archäologe
und Maler, geb. in Avignon 17. 4. 1767, f
Orange 27. 5. 1838. Schüler des Blumen-
malers Gonichon in Lyon. Nachdem er für
eine Fabrik gezeichnet hatte, trat er in das
Haus des Kaufmanns und Blumenmalers De-
chazelle als Zeichner ein. Er beschäftigte sich
zugleich mit dem Handel, der Kunst und be-
sonders mit Archäologie. Er begann um 1794
Porträts zu zeichnen und hatte Gelegenheit in
Paris sich aufzuhalten, wo er Gros, Guerin, Gi-
rodet und David besuchte und sich in der Mi-
niaturmalerei vervollkommnetc. Um 1803
machte er eine Reise nach Italien. Die archäo-
logischen Untersuchungen, die er, noch ganz
jung, in Lyon und seiner Umgebung unternom-
men hatte, brachten ihm die Stellung als Ge-
neralinspektor zur Erhaltung der Kunst und
Altertümer der Stadt ein. Er richtete das Mus.
zu Lyon ein, zu dessen Direktor er 1824 er-
nannt wurde, und nachdem er seinen Abschied
genommen hatte, ließ er sich zuerst in Avignon
(September 1830) und dann in Orange nieder,
wo er sich in der Nähe des Triumphbogens
ein kleines Haus kaufte. Er wurde Verwalter
des Mus. Calvet in Avignon und gründete
ein Antikenmus. in Orange. In seiner freien
Zeit Maler, hintcrlicß er einige Bilder, Minia-
turen, Bleistift-, Kohle-, Feder- und Tusch-
zeichnungen (Porträts oder Ansichten von
Denkmälern). Er nannte sich Schüler von
160
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Artaud — Artemjeff
Saint. Das Mus. in Lyon besitzt eine Zeich-
nung von Artaud : Selbstporträt im 80. Lebens-
jahr.
Le Courrier de Lyon 17. 4. 1838. — J. B.
Dumas, Hist d. l’Academ. de Lyon, Lyon
1839 II p. 146. — Eloge bistor. de A. F. M. Ar-
taud, Lyon 1840. — Monfatcon, Hist. d.
Lyon, Lyon 1847 II 1095. — Bellier-Au-
v r a y, Dict. gen. E. Vial.
Artaud, J. A n t., s. Artaud (p. 160).
Artaud, William, engl. Porträtmaler,
Schüler der Royal Academy, an deren Aus-
stellungen er sich seit 1780—1822 mit mehr
als 80 Herren- und Damenporträts und eini-
gen Historienbildern beteiligte. 1786 erhielt
er die goldene Medaille für das Bild : Das
verlorene Paradies. Er war auch beteiligt an
der Illustration von Macklins „Bible“. Eine
Reihe seiner Bilder sind von F. Bartolozzi,
Fittier u. a. gestochen.
Redgrave, Dict — Meyer, Kstlerlex.
(hier 13 Num. Stiche nach ihm). — Graves,
Royal Academy Exh. I. **
Artaude, G u i 1 1 a u m e, französ. Bildhauer
in Forez, + 1697 in Saint-Germain-Laval
(Loire), nur urkundlich bekannt.
Reun. d. Soc. d. Beaux-Arts. XXIX 730.
H. V.
Arteaga, Bartolome, span. Kupferst. des
17. Jahrh. in Sevilla. Von ihm sind zwei
Blätter bekannt: „Wappen des Herzogs von
Olivarez“ in dem Werke: Pancgirico de la
Poesia (1627 in Montilla gedruckt) und das
Titelblatt zu einer Abhandlung über ver-
schiedene Prozesse, die der Abt Gordilla an
der Universität Sevilla cinrcichte.
Cean Bermudez, Dicc. I 76—77. A
Arteaga, Francisco de, span. Zeichner
und Kupferst, ein Sohn des Bartolome A.
Arbeitete um 1671 in Sevilla. Er stach 6
Blatt für das 1671 (1678) in Sevilla heraus-
gegebene Werk: Fiestas de la S. Iglesia
metropolitana y patriarcal de Sevilla etc.
Cean Bermudez, Dicc. I 79. — Meyer,
Kstlerlex. (Verz. d. Stiche No. 1. Die hier unter
2 u. 3 angeführten Stiche sind nicht von Franc.
Arteaga, sondern von Francesco Artiga [s. <L ] .)
A
Arteaga, Juan de, Steinmetz, welcher
1495 in Valencia arbeitete. 1519 wird ein
gleichnamiger Künstler in Toledo erwähnt.
A 1 c a h a 1 i, Artist Valenc. p. 408. — Go-
m e z, Escult. en Esp. S. 603. M. v. B.
Arteaga y Alfaro, M a t i a s, Maler und
Radierer in Sevilla. Sohn des Bartolom4 und
Bruder des Francisco A. Geb. in Villanucva
de los Infantes um 1630, f in Sevilla am 12.
1. 1708. Schüler des Juan de Valdes Leal.
A. nahm 1660 an der Errichtung der Sevilla-
ner Zeichenschule teil und war 1666 Sekretär,
1669 Konsul derselben. Er besaß eine große
Vorliebe für die Perspektive und malte meist
Ansichten von Tempeln, Palästen, Gärten
und Ruinen, die er mit Szenen aus dem Leben
der Maria zu staffieren pflegte. Für den
Sitzungssaal der Hermandad dcl Santissimo
am Sagrario der Kathedrale führte er neun
große Bilder aus, fünf für die Kapelle des hl.
Laureanus in der Kathedrale, zwei für die
Pfarrkirche S. Nicolas, andere für das Kloster
de la Merced etc. Cean Bermudez bezeichnet
als seine besten Werke die früher in der
Kirche S. Pablo befindlichen Gemälde. Auch
zahlreiche Staflfelcibildcr hat A. gemalt, von
denen sich gute Beispiele in Sevillaner Pri-
vatsammlungcn befinden sollen. Im dortigen
Museum zwei Gemälde mit Melchisedek und
Abimelech. Besondere Erwähnung verdient
A. aber als Radierer ; er ist einer der wenigen
spanischen Stecher, die mit großem Geschick
Malereien ihrer Landsleute reproduziert ha-
ben. Seine besten Blätter sind nach Herrcra
el Mozo und Valdes Leal, auch arbeitete er
nach Cano und nach eigner Erfindung. Val-
des Leal ließ ihn an den Platten für das Werk
„Fiestas de la S. Iglesia metropolitana y pa-
triarcal de Sevilla etc.“ teilnehmen, das Fer-
nando de la Torre Farfan 1671 (1678) in
Sevilla hcrausgab und für das die hervor-
ragendsten Künstler der Stadt arbeiteten.
Ein genaues Verzeichnis der Stiche A.s in
Meyers Kstlerlex., dem noch eine „hl. Katha-
rina von Alexandrien“, nach A. Cano, sowie
ein „Allegorisches Thesenblatt für Francisco
de Prada, catedratico de Medicina“ (1675)
hinzuzufügen sind. Erwähnt sei auch, daß
die in diesem Verzeichnis unter No. 5 ange-
führte Folge von 58 Szenen aus dem Leben
des hl. Juan de la Cruz für die große Aus-
gabe der Werke dieses Heiligen (Sevilla 1703
Fol.) gearbeitet wurde.
Cean Bermudez, Dicc. I 77. — Vlüaza,
Adic. II 37: IV 87. — D e f e r, Cat. gen. I. —
Weigel, Kunstlagerkat. No. 15508; 15817 — 20.
— Nagler, Monogr. I 1214. — Gcstoso,
Artif. Scvill. I 402. — Cat. del Museo Prov. de
Sevilla. 1897 (p. 92). A
Arteaga, s. auch Artiaga.
Artemidoros, Bildhauer, Sohn eines Mcno-
dotos aus Tyros. Bekannt durch die Inschrift
einer in Halikarnaß gefundenen Basis aus
dem 2. — 1. Jahrh. v. Chr., und durch die sehr
verstümmelte Inschrift einer Basis auf Rho-
dos. Von einem anderen Gliede derselben
Familie, einem Menodotos, möglicherweise
Vater oder Sohn des A., stammt eine athe-
nische Künstlerinschrift (Löwy 308).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 472. — Löwy,
Inschr. gr. Bildh. 309. — Hillcr v. Gärt-
ringen, Jahrb. d. I. 1894 S. 42, 16. — P a u -
1 y - W i s s o w a, Rcalenc. II 1335, 37 (Robert).
Amelung.
Artemjeff, Michael Michai lowitsch, geb.
1724, f nach 1774, besaß eine „Gravürenfabrik“
(Kupferdruckanstalt) in der Nähe Moskaus,
in der eine Reihe von Blättern sowohl geist-
lichen als weltlichen Inhalts, meist in Schwarz-
kunst gestochen und gedruckt wurde. Auf
jedem der aus dieser Anstalt hervorgegange-
nen Stiche die Unterschrift : jrkaano b. Moc. na
Künstlerlexikon. BJ. II.
l6l
ii
Artemjeff — Arthois
«•a6p. M. A. (gemacht in Moskau in der Fabrik
des Michael Artemjeff), oder auch nbip-fesaHO
na «>a6p. M. Ap. (geschnitten in der Fabrik
des M. Ar.). Die Stiche stammen^ wahr-
scheinlich von J. Stenglin, der von 1750 bis
1765 in Moskau lebte, oder sind doch unter
seiner Leitung entstanden.
N.P.Sobko, Kuss. Kstlerlex. — PoBHHcxiß,
PyccK. rpawepw (Rowinski, Die russ. Grav.)
Moskau 1R70, S. 152, 841-343 IV. Ntumann.
Artemjeff, P r o k o f i (Procopius) Iwäno-
witsch, russ. Kupferstecher, geb. 1733, f 15.
10. 1811 im Armenhause zu Petersburg. Er
trat 1749 in die „Zeichenkammcr" der Akad.
der Wissenschaften, wurde 1757 Schüler von
G. F. Schmidt. Er stach Ansichten für Bücher.
N.P.S o b k o , Russ. Kstlerlex. — PyccK. »mundon.
c-ionapb (Russ. encykl. Wörterb.) 111 196. —
PoBHHCKifl, PyccK. rpauepu (Rowinski,
Die russ. Graveure) Moskau 1850, S. 153, 253, 2/3.
IV. Ntumnntt.
Artemon I, Bildhauer unbekannter Zeit.
Werke, die er gemeinsam mit einem Pythodo-
ros gearbeitet hatte, standen nach Plinius in
den Kaiserpalästen Roms.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 528. — Over-
beck, Schriftq. 2300. — Pauly-Wissowa,
Realenc. II 1448, 24 (Robert). Amclung.
Artemon II, Verfertiger einiger Terrakotta-
Figuren, die sich in Myrina gefunden haben.
Pottier-Reinach, Nccrop. de Myrina
S. 175, 519, 545. — Pauly-Wissowa, Real-
enc. II 1448, 26 (Rossbach). Amelung.
Artemon III, griechischer Maler der helleni-
stischen Zeit, unbekannter Herkunft. Er malte
eine Königin Stratonike (welche der gleich-
namigen Königinnen jener Epoche, ist nicht
zu entscheiden), eine von Räubern ange-
staunte, d. h. die mit ihrem Söhnchen Per-
seus in der Kiste an den Strand getriebene
Danae (vgl. Behandlungen dieses Gegenstan-
des in der kampanischen Wandmalerei, Hclbig,
Beschreibung N. 119 ff.), Herakles und De-
ianeira, Herakles, der vom Oeta, der Sterb-
lichkeit entkleidet, zum Himmel emporsteigt,
und die Geschichte des Laomcdon mit He-
rakles und Poseidon, d. h. wohl die Befreiung
der Hcsione durch Herakles; die beiden letz-
teren Bilder wären in Rom in der porticus
Octavia.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 284. — H e 1 -
big, Unters, über die camp. Wandmalerei 145
ff. — Pauly-Wissowa, Realenc. II 1418,
25 (Rossbach). Sauer.
Arter, Paul Julius, Dilettant im Malen
und Kupferstechen, geh. in Zürich 1797, f in
München 1839. Seine beste Leistung sind
die 66 Illustrationen zu der 1853 erschienenen
„Sammlung Zürich. Altertümer in Baukunst
und Freskomalerei".
Brun, Schweiz. Kstlerlex. — Meyer, Künst-
lcrlcx. H. V .
Arteuser, s. Ardüscr.
Artey, s. Ar tat sch.
Arthe, d', Bildhauer in Brüssel, führte 1745
das mit Emblemen verzierte Geländer einer
noch bestehenden Monumentaltreppe in dem
Hotel du Princc de Hornes (heute: College
St. Michel) in der Rue des Ursulines daselbst
aus.
A. S c h o y im „Journal d. beaux-arts" 1880
p. 41. H. V.
Artbimos, Maler im Athos-Klostcr Lawra,
19. Jahrh. Von seiner Hand ein gutes Pana-
gia- (Madonnen-) Bild in der Nikolaus-Ka-
pelle zu Lawra.
H. Brockha us, Die Kunst in den Athos-
Klöstern (Leipzig 1891) p. 259. *
Arthois (Heertooys), Hendrik, Antwer-
pener Maler, 1696/7 als Mecster aufgeführt.
De Liggeren II. _ ***
Arthois. Es gibt drei Brüsseler Maler dieses
Namens, Jacques d’Arthois, Nicolas, sein Bru-
der, und Jean Baptisle d’Arthois, sein Sohn.
Ihr wahrer Familienname ist Artois, den man
verschiedentlich geschrieben findet (Artoys,
Artoes, Arthois, Artoies, Artoos, Artoois, Oor-
toes etc.). In den Urkunden des Zivilregi-
sters über die Familie findet er sich nicht
mit der Partikel (d’Arthois) ; diese kommt
bloß bei den Namen von Nicolas und Jacques
vor, und begleitet auch den von Jean in dem
Einschreiberegister der Malergilde. Diese
Form wurde von Jacques zuerst angewendet,
der immer mit einem d’ zeichnete, und so
seinen Namen auf den Bildern schrieb: J.
d’Arthois. Jac. d’Arthois, Jacques d’Arthois,
Jacobus d’Arthois.
Jacques d’A., Sohn d. Henri A., wurde ge-
tauft in der Kirche der hl. Gudula 12. 10. 1613.
Er zählte noch nicht 12 Jahre als ihn seine
Mutter, damals Witwe, zu Jan Mertens, einem
sonst unbekannten Maler, in die Lehre tat : im
Gildeverzcichnis ist er unter dem 11. 1. 1625
eingeschrieben. 21 Jahre waren damals zur Zu-
lassung in die Gilde erforderlich; nichtsdesto-
weniger datiert seine Einschreibung schon vom
3. 5. 1634. Er war damals schon verheiratet.
Außer seinem Bruder Nicolas und seinem
Sohne Jean Baptiste werden bis 1654 noch
6 Schüler von ihm in den Liggeren genannt;
auch Com. Huysmans soll bei ihm gelernt ha-
ben. Sein Talent verschaffte ihm Beliebtheit;
bereits 1648 stach W. Hollar nach ihm. Er
verdiente viel Geld, verschwendete es aber und
starb arm. Das Jahr seines Todes kann nicht,
wie Pilkington zuerst angegeben hat, 1665
sein, denn ein 1678 datiertes Bild und eine
Zahlung von 1683/4 beweisen, daß er bis nach
1684 gelebt hat. Eine handschr. Notiz des
Erasm. Qucllinus, die als Todesjahr 1686
nennt, wird das Richtige treffen. Seine künst-
lerische Tätigkeit war sehr umfangreich, da
er leicht und schnell arbeitete; Campo Wcyer-
man, der um die Wende des 17. Jahrh. in
Brüssel war, will mehr als 100 Bilder von
großem Umfange von ihm gesehen haben,
und Bilderverzeichnisse des 18. Jahrh. (vgl.
Pinchart in Meyers Kstlerlex.) erwähnen
zahlreiche, zumeist jetzt verschollene Arbeiten
162
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Arthur — Arthurs
von ihm. Seine Stoffe entnahm er gewöhn-
lich dem ausgedehnten Wald von Soignies, der
damals bis an die Tore Brüssels reichte. Aus-
gezeichnete Maler, u. a. G. de Crayer, ließen
sich von ihm die Landschaften in ihre Bilder
malen; andererseits benützte A. zur Staffage
seiner Werke ebenfalls tüchtige Künstler, wie
D. Teniers sen. und jun., P. Bout, A. F.
van der Meulen, T. Michau, J. van Cleef, G.
Coques, H. de Clerck, M. van Helmont, A.
Sallaert und viele andere. In unsern Tagen
sind die Bilder des Künstlers in der Tat
unzählbar, und man findet deren eine Menge
in den Mus. und Privatsammlungen. Es
genügt, daß eine Landschaft des 17. Jahrh.
große Bäume darstellt, einen Hohlweg in
einem Forst, eine malerische und ungekün-
stelte Lage, halb bewaldet, halb bergig, eine
Lichtung in einem Gehölze, ein Gewässer
oder ein sandiges Terrain im Vordergrund,
einen blauen oder leicht bewölkten Himmel,
einen lichtvollen Horizont, einige gut gemalte
Figuren und dabei einen breiten Vortrag und
stark ausgesprochene Töne hat, um das Werk
sofort dem Brüsseler Meister zuzuschreiben.
Es ist nicht zweifelhaft, daß zu seinen Leb-
zeiten und bei seinem Erfolg sich viele Nach-
ahmer gebildet, die sich gehütet haben, ihre
Werke zu bezeichnen. Vermutlich muß man
zu diesen seinen Bruder und seinen Sohn
rechnen, deren Malereien mit den scinigen
wohl zusammengeworfen werden.
Eine Durchsicht der europäischen Galerien
ergibt folgende Zusamenstellung.
In Belgien befinden sich 5 Bilder (3 davon
bezeichnet) im Brüsseler Mus. Ein anderes
— bezeichnetes — Bild von J. d’A. sieht man
im Mus. von Brügge.
Die Kataloge der französischen Mus., näm-
lich der von Besanqon, Bordeaux, Caen, Dijon,
Douai, Lille, Valcnciennes, erwähnen 10 Bil-
der des Malers. Die zu Bordeaux stammen
aus der Sammlung des Marquis de la Caze.
Auf einem der Gemälde zu Lille liest man:
Jacobus d’Arthois.
In den deutschen Galerien werden dem Ma-
ler zu Aschaffenburg, Augsburg, Darmstadt,
Dresden, Frankfurt, Gotha, München, Schleiß-
heim usw. gegen 15 Werke zugeschrieben.
In Österreich sind 4 Bilder in den Samm-
lungen des k. k. Hofmus. und der Kunst-
akad. Eines derselben (Hofmus.) trägt
die Aufschrift: Jacques d’Arthois. Ebenso
kommt Arthois in den Wiener Sammlungen
Liechtenstein, Czernin und Schönborn vor.
Das Bild der letzteren trägt die Bezeichnung
des Künstlers und gilt als eines der schön-
sten seiner Werke.
Madrazo verzeichnet in seinem Katalog der
hfadrider k. Galerie 12 Werke unseres Künst-
lers; Lavice hat diese Zahl in seinem Buche
über Spanien auf 14 erhöht. Die Mehrzahl
derselben gehört sicher unserem Meister an.
In den Privatsammlungen Englands ver-
zeichnet Waagen gegen 12 Bilder, während
die National-Galerie kein Werk von ihm hat.
Auch Zeichnungen hat er hinterlasscn, zum
Teil in chinesischer Tusche, zum Teil in
Tusche und Indigo, wieder andere in Gouache.
N i c o 1 a c s d’A. Sohn des Henri A. 4. 5.
1617 in der Kirche der hl. Gudula getauft.
11. 11. 1640 Meister. 1648 war Abraham
von Avont, 1653 Joos Diericx sein Schüler.
28. 11. 1637 heiratete er Anna von Coninxloo.
Jean Baptiste d’A. Sohn des Jacques
d'A. 26. 4. 1657 Meister. Bezeichnete Bilder
des Nicolaus u. Jean Bapt. d’A. sind nicht
bekannt, wahrscheinlich gehen ihre Werke
mit unter Jacques d’A.s Namen, dessen Schü-
ler beide waren.
Alex. Pinchart in Meyers Kstlcrlcx. (mit
älterer Lit. und einem Verzeichn, der Stiche
nach Jacques d’Arthois). — Mit Notizen von H.
Hymans.
Arthur, J., Porträtmaler in London, stellte
1816 — 1824 in der Roy. Academy eine Reihe
von Herren- und Damenporträts, 1S21 auch
sein Selbstporträt aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, 1905, I 69.
Arthur de Loing, französ. Ornament-Bild-
hauer vom Ende des 15. und Anfang des
18. Jahrh., führte mit einem seiner Genossen,
Robert Lefevre, in der Stadt Roye (Picardie)
die plast. Ausschmückung der Chorgewölbc in
der Kirche Saint-Pierrc aus.
L a m i, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge et
ä la renaiss. Lami.
Arthur, Reginald, engl. Porträt- und
Genremaler der Gegenwart, stellte von 1881
bis 1896 eine Reihe seiner fein ausgeführten,
vornehmen aber etwas klassizistisch kühlen
Figurenstücke und ein zierliches Porträt der
Fürstin Heinrich von Pless in der Royal Aca-
demy aus; auch war er 1896 in der Walker
Art Gallery vertreten.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 69. — Eigene Notizen. **
Arthur, Miß W i n i f r c d, vielbeschäftigte
Landschaftsmalern in Liverpool, war seit
1885 bis zur unmittelbaren Gegenwart mit
zahlreichen Bildern sowohl auf den Ausstell,
in Liverpool als auch auf denen in Birming-
ham, Manchester und Glasgow vertreten. In
der Roy. Academy stellte sic 1SS9 „Falls on
the Greta“ und „Valley of the Greta“, 1898
„The Luxembourg Gardens“ und 1901 „The
Waysidc Calvary“ aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 69. — Ausstetlungsverzeichnisse. •*
Arthurs, Stanley M., amerikan. Illustra-
tor, geb. 27. 11. 1877 in Kenton (Delaware),
studierte am Drcxcl Institute, Philadelphia.
Seine bekanntesten Illustrationen sind die zu
den Bigclow Papers und Turgcnicff. Er
zeichnet viel für die bedeutenderen Journale
und Monatshefte. Edmund von Mach.
Arthus — Artmann
Arthus, Louis Albert, Porträt- und
Landschaftsmaler in Paris, Schüler von La-
porte, stellte im Salon 1880, 82 und 85 aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Katal. d. Salon. . H. V.
Arthus, s. auch Artus.
Arti, Nicolaus de, lombard. Bildhauer
in Rom, um 1591, nur urkundlich erwähnt.
Bertolotti, Artist« Lombard« a Roma.
Mailand 1881. H. V.
Artiaga, A 1 o n s o de, Maler, ein Biskaycr,
gcb. 1661, lebte verheiratet 1691 in Sevilla.
Gest oso, Artif. Sevill. II 14. M. v. B.
Artiaga, Juan de, Bildhauer in Sevilla,
arbeitet 1528 für die Casas Capitulares und
lebt noch 1541.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 173—74. M. v. B.
Artiaga, Martin de, Bildhauer in Se-
villa, arbeitet 1534 an den Casas Capitulares
und 1540 für die Pferdeställe des Alcazar.
Gestoso, Artif. Sevill. I 174. M. v. B.
Artiaga, s. auch Arteaga.
Artiga, Francisco, span. Maler, Stecher
u. Architekt, geb. zu Huesca um 1650, f da-
selbst 1711. Nach Ccan Bermudez malte er
Sibyllen, eine Empfängnis Mariä und einige
Architekturbilder. Als Architekt zeichnete er
die Pläne der Universität Huesca, die unter
seiner Oberleitung erbaut wurde. Zugleich
radierte er die Hauptfassade dieses Gebäudes,
die Stiche in dem Werke Lastanosas, Tratado
de la moneda Jaquesa, Huesca 1681, sowie
einige Heiligenbilder. Als Schriftsteller war
er ebenfalls tätig. Ein Manuskript gebliebe-
nes Werk, das vortreffliche Zeichnungen von
seiner Hand enthält, führt den Titel : Forti-
ficacion elemental ; ein anderes behandelt Ge-
genstände der Mathematik, in der Artiga sehr
bewandert war, und die er lange Zeit auf der
Universität zu Huesca lehrte.
Cean Bermudez, Dicc. I 78. — V i n a z a,
Adic. II 37. &
Artignone, Pietro, da Milano, Gold-
schmied in Ferrara um 1464. Ist von ver-
schiedener Seite, nach C. v. Fabriczy ohne
ausreichenden Grund, mit dem Hofmedailleur
des Königs Rene von Anjou Pietro da Mi-
lano (s. d.) identifiziert worden.
Jahrb. d. preuß. Kunstsl. XX 14. ***
Artigue, Albert Emile, Gcnrcmaler und
Radierer in Paris, geb. in Buenos-Ayrcs, doch
französ. Abkunft, Schüler von Cabanel und
Douard, stellte fast alljährlich im Salon (1875
bis 1901) aus und war auf der Expos. Nation,
d. Beaux-Arts, Paris 1890 sowie auf der Mün-
chener Jahrcs-Ausstellung 1900 vertreten. Er
malt in einer etwas konventionellen und stark
idealisierenden Manier. Schöne, junge, ele-
gante Damen, die sich im Freien vergnügen,
sind ein Lieblingsthcma von ihm. (Salon
1896 „Colin-maillard“ — 1897 Flcurs de prin-
temps etc.) F.r hat gelegentlich auch radiert
und lithographiert, z. B. : „Albine" (Radie-
rung) und „Moqueuse“ (Lithogr.). Beide
Blätter vertreten in der Sammlung H. H.
Meier, Kunsthalle in Bremen.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Katal. des Salon. (Abb. 1896, 97 u. 1900.)
H. V.
Artigue, B. J., französ. Genremaler in Tou-
louse, später in Blaye (Tarn), stellte im Pa-
riser Salon 1895, 97, 98 aus. H. V.
Artigues, Juscpe, span. Baumeister, leitete
den Bau der Kirche zu Chelva in Valencia
von 1657 — 1659. In dieser Zeit wurde der
Bau des Sagrario, des Turms und der Sakri-
stei vollendet.
Llaguno y Amirola, Not. IV 44. —
A 1 c a h a 1 i, Artist. Valenc. p. 40S. A
Artigues, T o m ä s, Bildhauer und Archit.
in Valencia im 18. Jahrh., Schüler des Ignacio
Vergara (1715 — 76). Hauptwerke: der altar
mayor des Colegio de S. Pablo, die Kanzel in
S. Nicoläs, Statuen in der Pfarrkirche zu
Ibi u. a.
A 1 c a h a 1 i, Artist Valenc. p. 346. M. v. B.
Artillot, E d m o n d, Ornamentmaler, zu
Paris tätig, wurde 1572 in der Bartholomäus-
nacht getötet.
Archives de l'Art Francais. li. Longnon.
Artingstall, Margaret, amerikan. Male-
rin, geb. 1883, studierte am Chicago Art Insti-
tute und malt hauptsächlich in Aquarell und
Pastell. Edmund von Mach.
Artioli, Giuseppe, da Cento, Porträt-
maler in Mantua, wo er 17S4 an der vom
Marchese Giuseppe Bianchi eingerichteten
Akademie für enkaustische Malerei mit Aus-
zeichnung tätig war. Die Signatur eines
1784 von A. in Wachsenkaustik ausgeführten
Gemäldes gibt Zani wieder.
Z a n i, Encicl. II 214, 327, nota 157. — C.
d’Arco, Arti e Artefici di Mantova (1857) I
84, nota 2. *
Artioli, S p i r i d i o n e, Maler aus Cento,
Sohn des Giuseppe, arbeitete auch in enkausti-
schcr Technik, blühte um 1795, nur bei Zani
(Enc. II 214) erwähnt. H. V.
Artizzoni, s. Ardissoni.
Artlett, Richard Austin, engl. Stahl-
und Kupferstecher, geb. am 9. 11. 1807,
t 1873, Schüler von Rob. Cooper und Jam.
Thompson, lieferte eine große Anzahl Repro-
duktionsstiche nach Porträts und nach Skulp-
turen, besonders für das Art Journal.
Meyer, Kstlerlex. (hier 57 Num. s. Werke).
— The Art Journal 1873 p. 377 (Nekrolog). ••
Artmann, Emil, Österreich. Architekt und
Dr. techn., geb. 26. 7. 1S71 in Rodaum bei
Wien, Bruder des Malers Hans A., studierte
die Architekur an der techn. Hochschule in
Wien, Schüler Ferstels, Mayredcrs und Karl
Königs, trat 1898 in das Hochbau-Dcpart. des
k. k. Minist, des Innern ein und wurde 1906
zum ordentlichen öffentlichen Professor für
Hochbau an der k. k. techn. Hochschule in
Wien ernannt. 1899 erhielt er den zweiten
Preis in der Konkurrenz um die Kaiser-Jubi-
164
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Artmann — Artusi
läumskircbe und erbaute nach eignen Plänen
1899 — 1900 das k. k. Staatsgymnasium in
Wien-Hitzing und 1901 — 1905 den monumen-
talen Palast der k. k. Statthalterei in Triest.
Nach persönl. Mitt. durch G. Klenient. R.
Artmann, Hans, Geschichts-, später auch
Genre- und Landschaftsmaler, geb. in Ro-
daum bei Wien 15. 11. 1868, f 11. 8. 1902 in
Thalkirchen bei München, Schüler der Akad.
zu Wien, Düsseldorf und Paris, hier unter
Paul Laurence und Benjamin Constant, er-
hielt 2 Preise der Pariser Akad. für „Chri-
stus unter den Kindern“ und „Der verlorene
Sohn“, stellte in Düsseldorf und Wien aus.
Notiz von Gerh. Klemcnt. H. V.
Artod de Montfalcon, französ. Werk-
meister, tätig 1319 am Schloßbaue von Am-
bronay (Ain).
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Axtoes u. Artoies, s. Arthois.
Artois, M a t h u r i n d', gehörte zur Zahl
der Bildhauer, die 1537 — 1540 am Schlosse
zu Fontainebleau beschäftigt waren.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Artois, s. auch Arthois.
Artoois u. Artoos, s. Arthois.
ArtopS, L., Landschaftsmaler in Berlin,
stellte 1856 und 1860 in den Ausstellungen
der kgl. Akad. Waldlandschaften mit ober-
bayrischen Motiven aus. **
Artorius. M. Artorius Primus, ein Frei-
gelassener, römischer Architekt, der in au-
gusteischer Zeit mehrfach in Pompei tätig
war, wohl aus Carapanien, wo der Name A.
häufig ist. So übernahm er im Auftrag der
Holconier den vierten Umbau des einst (c. 200
v. Chr.) rein griechisch entworfenen großen
Theaters und paßte es den Bedürfnissen der
römischen Bühne an : die Sitzstufen wurden
in Marmor erneuert, die Tribunalien über
den Parodoi gebaut, die Bühnenwand im
reichsten sogen. 4. Stil u. mit 3 Türen aufge-
führt, das einst 3 m hohe Logeion auf 1,15 m
Höhe herabgesetzt, der Garderoberaum von
hinten her durch eine Rampe zugänglich ge-
macht, in der Orchestra das alte tiefliegende
Niveau wieder hergcstellt und in seiner Mitte
an Stelle des kreisrunden Bassins ein recht-
eckiges mit abgestumpften Ecken eingelegt
Die Architekteninschrift des A. steht in la-
konischer Kürze außen an der Rundung des
Zuschauerraumes.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. II 342. — Pau-
1 y - W i s s o w a, Realenc. II 1461, 8 (Fabri-
cius). — Mau, Pompei 157 u. Röm. Mitt. 1906,
1 ff. — Puchstein im Archäol. Anzeiger 1906,
301 ff. H. Thiersch.
Artos Tizon, span. Maler, geb. in Murcia.
Nach einer Urkunde vom 1. 1. 1581 verpflich-
tete er sich, für die Kapelle der Lozanos in
der Pfarrkirche von Jumilla ein Altarbild zu
malen mit dem Martyrium der hl. Katharina,
außerdem noch einige andere Kompositionen,
deren Entwürfe er vorlegte.
Ccan Bermudez, Dicc. I 79. A
Artoys, s. Arthois.
Arts, H e n d r i c k. Nach seiner Zeichnung
stach Joannes Londcrseel die phantasierte In-
nenansicht einer katholischen Kirche. Ob er
identisch ist mit dem Maler Hendrick Aertsz,
der 1553 in Amsterdam an der Oude Zyds
Voorburgwal wohnte und 8. 10. 1575 in der
Oude Kcrk daselbst begraben wurde, ist
fraglich. £. w. Moes.
Arts, s. auch Aerts u. Artsens.
Artsen, s. Aertsen.
Artsens (Acrtsens), Jean, Holzschnitzer,
Schüler des Jan van Haecht in Antwer-
pen, in dessen Werkstatt er 1595 als Lehr-
ling arbeitete. Von seinen Arbeiten ist nur
urkundlich bekannt ein für die Ursula-
Kapelle der Kirche St. Gommaire zu Lierre
ausgeführter Beichtstuhl.
E. March al, La Sculpture etc., Bruxelles
1895 p. 366. •
Artsens, I s a b e 1 1 a, unbedeutende Kupfer-
stecherin zu Antwerpen um 1752. Le Blanc
(Manuel) führt sie unter Aerts auf. **
Artuinus, Meister, französ. Maler, erhielt
1391 Bezahlung für einen Christophorus, den
er über der Treppe des Hauses der Dombau-
verwaltung zu Pisa gemalt hatte.
Urkunde bei C i a m p i, Notizie etc. p. 118.
H. V.
Arturius, Maurermeister, wird 1272 zusam-
men mit Guerrerius und Guilelmus bei einem
Umbau am Palazzo S. Quirico in der Capi-
tanata erwähnt.
H. W. Schulz, Denkm. der Kst. in Unter-
italien I 256. **
Artus. Ein vorübergehend in Antwerpen
tätiger Maler dieses Namens wohnte 1616 bei
Otto Venius und mußte der Antwerpener Lu-
kasgilde 12 Gulden Fremdensteuer zahlen.
Liggeren I 519. **
Artus, französ. Bildhauer u. Architekt in
Toulouse, Schüler von Dominique Bachelier,
führte 1610 — 1612, gemeinsam mit Guepin le
Tourangcau, den Triumphbogen der Kirche
Saint-Etiennc, sowie die plast. Ausschmückung
des Palais des Präsidenten Clary aus. Man
verdankte ihm auch das Modell einer Altar-
tafcl in der Kirche Saint-Nicolas.
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge (t
ä la renaiss. Lami.
Artus, Emile, Schweizer Porträt-Zeichner
und -Lithograph, geb. 1823 in Carouge, Schü-
ler von Lugardon, stellte in Genf 1891 aus.
Brun, Schweizer Kstlerlex. H. V.
Artus, Francois, bekannter Genfer Por-
trät-Maler und -Lithograph, geb. 1823, Schü-
ler von Lugardon. Einer seiner größten Stiche
stellt das Leichenbegängnis des Generals Du-
four dar, dessen Porträt A. auch litho-
graphiert hat.
P. V e i 1 1 o n bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
Artus, s. auch Arthus.
Artusi, D o m e n i c o, Architekt und Deko-
rationsmaler in Parma, geb. 7. 7. 1754, f 18.
3. 1830. Ausgebildet durch E. Petitot an
Artusi — Artz
der Akademie seiner Vaterstadt, errang er
sich 1778 — 80 mehrere akademische Preise,
namentlich durch seinen Entwurf eines „Ca-
stello d’Acqua“ (mit Fontänenanlage). 1821
wurde er selbst an Stelle des verstorbenen
Donnino Ferrari zum Akademieprofessor er-
nannt. — Als Maler schuf er (um 1798) den
ornamentalen Teil der Freskodekorationen
der Cappella dclla B. Vergine di Caravaggio
in S. Vitale zu Parma (die figürlichen Gri-
saillen von Domenico Muzzi ausgeführt).
Donati, Nuova Dcscriz. di Parma (1824)
p. 86. — Scarabelli-Zunti, Mscr. in der
Bibi. Palat. zu Parma. St. Lottici.
Artusi, Giovanni, genannt i 1 Piscina,
Bildhauer aus Piscina (Abruzzen), tätig in
Rom. 1658 goß er zwei bronzene Leuchter
für die päpstl. Kapelle in S. Maria dcl Po-
polo, sowie 1663 — 67 im Aufträge Papst Ale-
xanders VII. nach dem Modell Berninis die
Kathedra des hl. Petrus mit den vier über-
lebensgroßen Gestalten der lateinischen Kir-
chenlehrer für S. Peter in Rom. Für S. Luca
e Martino machte er den Guß des imposanten
Bronzealtars, für den Pietro da Cortona die
Zeichnung und Modelle lieferte und außer-
dem die Kosten der Ausführung trug.
Titi, Dcscrizione ctc. in Roma p. 15 u. 201.
— B i n d i, Art. Abruzzesi (1883) p. 42. — B e r -
tolotti, Art. Bolognesi etc. in Roma (1885)
p. 196. — Erculci, Catalogo etc. d'Intaglio
(Roma 1885) p. 102. — Giorn. d’Erudiz. Artist.
IV 193 ff.. 257 ff., 329 ff., 353 ff. R.
Artusi, N i c c o 1 ö, römischer Bildhauer um
1700, arbeitete eine der zahlreichen Statuen
für den Außenbau von St. Peter.
Titi, Descrizione dellc pitture ctc. in Roma.
Ausg. von 1763 p. 450. H. V.
Artuso, R a i tn o n d o, Bildschnitzer u. Do-
minikanermönch in Capua, wo er 1577 das
Chorgestühl für S. Domcnico ausführte.
Erculci, Catalogo etc. d'intaglio (Roma
1885) p. 98. •
Artuzzo, s. Arcuccio.
Artveit, Andries van (oft Ertvelt),
Sccmaler, getauft zu Antwerpen 25. 3. 1590,
Freimeister das. 1609/10, + 1652. Manches
spricht dafür, daß er sich eine Zcitlang in
Genua aufhielt, sicher aber war er seit 1630
wieder in Antwerpen. 1632 malte ihn van
Dyck (Cal. Augsburg) in lebensgroßer Figur
an der Staffelei sitzend. Das von Schelte a
Boiswert nach van Dyck gest. Bildnis A.s ist
nicht nach diesem Porträt, sondern wohl nach
einer Grisaille van Dycks.
Gemälde A.s sind selten, wahrscheinlich,
weil sie unter fremden Namen gehen. Unter
öffentlichen Galerien besitzt das Hofmus. zu
Wien eine große Marine auf Leinwand mit
vielen Schiffen; im Vordergrund liegt Kriegs-
gerät. Das Sucrmondt-Mus. zu Aachen be-
sitzt ein Scestiick auf Leinwand; rechts am
Strande ziehen zwei Matrosen ein Schiff zu-
rück, bcz. A. V. A. Das Genter Mus. besitzt
einen Sturm, worin türkische Schiffe unter-
gehen, auf Leinwand, datiert 1625. In Ant-
werpener Privatbcsitz befanden sich vor Jah-
ren von ihm: Eine von Kriegsschiffen be-
schossene Festung, die in Brand geraten ist;
ferner ein Seegefecht zwischen Holländern
und Spaniern und eine Ansicht von Antwer-
pen, Zeichnung in Medaillon. Schelte a Bols-
wert hat einen Scesturm mit Schiffen nach
ihm gestochen. A. hat auch selbst ein Blatt:
Ansicht der zugefrorenen Schelde 1621 ra-
diert. Der Maler J. van Velsen war ein
glücklicher Nachahmer des Künstlers.
Th. v. L e r i u s in Meyers Kstlerlex. (mit
älterer Lit.). — Van den Branden, Geschic-
denis d. Antw. Schildersch. 650 — 660. — Cat.
d. Mus. de Gand (L. Maeterlinck) 1905. — No-
tizen von H. Hymans.
Artz, David Adolf Constant, be-
kannter holländischer Gcnremaler, gcb. im
Haag 13. 12. 1&37, f daselbst 8. 11. 1S90.
Schüler der Amsterdamer Akad. unter Roycr
(zu gleicher Zeit mit Aug. Al lebe) und dort
wesentlich beeinflußt von seinem älteren
Freunde Israels, mit dem er 1859 nach Zand-
voort zog. Er stellte im selben Jahre in
Amsterdam aus und weilte 1865 in Zwceloo
(Drenthe). 1866 — 1S74 mit Unterbrechungen
(Mai-Juni 1S69 Schottland, November 1869
Deutschland, Juni 1870 England, Januar 1872
Italien) arbeitete er in Paris, befreundet mit
Jacob und Matthys Maris, welch letzterer
sein Porträt malte (Städt. Mus. im Haag).
Dann dauernder Aufenthalt im Haag. Sein
verhältnismäßig enges Darstellungsgcbiet ist
das Leben der holl. Fischer am Strande oder
in ihren bescheidenen Wohnungen, naive fa-
miliäre Szenen mit Wirklichkeitstypen, in alt-
meisterlicher Einfachheit und technischer De-
likatesse gemalt. Auf den ersten Blick ähneln
seine Bilder den Arbeiten Israels, aber sie
unterscheiden sich doch wesentlich von diesen
durch Klarheit, Korrektheit und eine Lcicht-
verständlichkcit, die etwas an das Prosaische
streift. Wenn er der beste Schüler Israels
genannt wird, so ist darunter nicht ein regel-
rechtes Schülerverhältnis zu verstehen, son-
dern ein dauerndes Freundesverhältnis, in
dem er als jüngerer von dem älteren und an
Genie ihm überlegenen Freunde wertvolle
Anregungen erhielt, ohne seine persönliche
Kunstsprache aufzugeben. Er zählte als
Künstler weder zu den älteren noch zu den
ganz modernen, aber zu den qualitätvollsten
holländischen Künstlern, die für den Ruhm
der modernen holländischen Malerei kräftig
mitgewirkt haben. Der lange Pariser Auf-
enthalt hat seine holländische Eigenart wenig
alteriert, denn auch in Paris malte er seine
holländischen Fischerszenen, und nur einige
Genrestücke ä la Japonaise, d. h. Pariserinnen
in japanischer Drapierung und japanisch aus-
gestatteten Interieurs, zeigen ihn ergriffen von
der damals in Paris erwachenden Vorliebe
166
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Arum — Arvidson
für die japanische Kunst. Auch einige vor-
trefflich gemalte Porträts seiner Angehörigen
bedeuten eine Ausnahme in seiner Tätigkeit,
die sonst ganz seinen Fischerszenen aus Sche-
veningen oder Katwyk galten. Bekannte Bil-
der derart sind : Zondag te Scheveningen
(Wien, Weltausstellg. 1873) ; Vryery op het
duin (Sammlung A. van Naamcn van Eem-
ues) ; Een günstig oogenblik (Besitzer : Ba-
ron Creutz, Haag) ; By groot-ouders. — Ein
gerngesehener Gast war er auf deutschen Aus-
stellungen wie im Salon in Paris. Bilder von
ihm im Ryksmuseum und im Städtischen Mu-
seum zu Amsterdam, in Rotterdam und im
Gemälde-Museum im Haag.
R o o s e s, Het Schildcrbock III (Artikel von
Haaxtnan jr.). — G. H. Marius, De holl.
Schilderkunst. — Gram, Onzc Schildcrs in
Pulchri Studio. — Chronique des arts 1890, 279
(Nekrolog). — Mit Notizen von J. Veth u.
E. ’tHooft. F. Decker.
Arum, P. v a n, hat nach Zeichnungen von
R. J. van Arum Holzschnitte geliefert, die
bei K. Fuhri um die Mitte des 19. Jahrh. im
Haag gedruckt sind. £. W. Moes.
Arum, R. J. van, war ein geschätzter Holz-
schneider im Haag, der im 2. Viertel des 19.
Jahrh. gearbeitet hat. Eine Folge Witzblätter:
„Karaktcr-Typen, Twaalf houtgravuren“ wur-
de 1847 von dem Haager Verleger K. Fuhri
herausgegeben. £. w. Moes.
Arun, V., engl. (?) Stecher des 18. Jahrh.
Von ihm der Stich : Morgan Graves of Mick-
leton, ob. 1770. fol.
Meyer, Kstlerlex. II 317. ••
Arundale, Mrs. F., Miniaturmalerin in Lon-
don, stellte 1839 — 1862 eine Reihe von Minia-
turporträts in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, 1905,
I 70. **
Arundale, Francis, engl. Architekt und
Zeichner, gcb. zu London den 9. 8. 1807, f zu
Brighton den 9. 9. 1S53, lernte bei dem Archi-
tekten Pugin (gotische Richtung), wo er 7
Jahre blieb. 1831 ging er nach Ägypten ;
ferner reiste er in Palästina, Italien, Griechen-
land, Sizilien und Frankreich, überall inter-
essante Gegenden und Altertümer abzeich-
nend und skizzierend. Viele Winter brachte
er in Rom zu. Er war nur theoretisch tätig
und veröffentlichte: 1. The edifices of A. Pal-
ladio. London (1832). Fol. — 2. Illustrations
of Jerusalem and Mount Sinai. London 1837.
4. — 3. F. Arundale und J. Bonomy, The Gal-
lery of antiquities selcctcd from the British
Museum, with descriptions by S. Birch. Bloß
der 1. Teil erschienen: Egyptian art, mytho-
logical illustrations. London 1842. 4. —
4. Examples and designs of Vcrandahs — 24
PI. London 1851. 4.
Art-Journal 1854 p. 50. — G r ä s s e, Tresor
de livres rares. — Universal Catalogue of books
on Art. — Redgravt, Dict. — Graves,
Royal Acad. Exh. I 69. — B i n y o n, Catal. of
drawings in the British Mus. **
Arundel, Thomas, Erzbischof von Can-
terbury, geb. 1353, f 1413, erwarb sich auch
als Architekt Verdienste durch den Wieder-
aufbau des bischöfl. Palastes in Holborn. Auch
der Palastbau zu York und der Kuppelturm
und ein Teil des Schiffes der Kathedrale zu
Canterbury werden mit ihm in Verbindung
gebracht.
Redgrave, Dict. * •
Axus, Raoul Joseph, Militär- u. Schlach-
tenmaler, geb. in Nimes (Gard), Schüler der
Ecole des beaux-arts zu Marseille, lebt in
Paris, stellte im Salon fast alljährlich von
1874—1905 aus. Er hat mehrmals Szenen
aus dem Kriege 1870/71 (Salon 1875: siege
de Paris) und aus dem Österreich. Feldzug
von 1859 (Salon 1887 : Solfcrino) gemalt. Für
das Stadthaus zu Alfortville hat er 1897 ein
großes dekoratives Gemälde geliefert mit der
Ansicht von Alfortville, von den Höhenzügen
von Charenton aus gesehen.
Bellier-Auvray, Dict gen. Suppl. —
Katal. des Salon. H. V.
Arvano, F c 1 i c e d’, Holzschnitzer, um die
Mitte des 16. Jahrh. in Neapel tätig.
Erculei, Catalogo etc. d’Intaglio (Roma
1885) p. 89. •
Arvay, Siegraund, Genremaler in Wien,
stellte in der Jahrcs-Ausstellung im Künst-
lcrhaus Wien 1880, sowie in den Wiener
Jahrcs-Ausstellungen 1880 und 81 aus.
Bötticher, Malcrwerke d. 19. Jahrh.
Arvesen, Agnes, geb. Sandberg, norweg.
Malerin, geb. 26. 9. 1881 in Bergen, aus-
gebildet in Bergen bei dem Maler Asor Han-
sen um 1898, in Paris bei Colarossi und Chr.
Krohg (während der Winter 1900 — 01 und
1901 — 02). Sie malte Akt und Porträts. Seit
ihrer Verheiratung mit dem Violinisten Arve
Arvesen Okt 1902 wohnt sic abwechselnd in
Göteborg und in Christiania und beschäftigt
sich mit ausgesuchtem Geschmack mit der
Herstellung von farbigen künstler. Photo-
graphien. 1904 stellte sie in Christiania aus.
Wohnt seit 1905 in Christiania.
Eigene Mitteilungen. C. W. Schnitter.
Arvidson, Anders Arvid, schwed. Ma-
ler und Kupferst., gcb. zu Landskrona in
Schonen, f 1832, studierte zuerst an der
Kunstakad. zu Kopenhagen, später wurde er
Westins Schüler in Stockholm. Er wurde
zweiter Lehrer an der Universität Lund, wo
er den Landschafter Stäck unterrichtete. Von
seinen Gemälden (Porträts) kennen wir kei-
nes; als Kupferstecher hat er zwei Bll. hin-
terlasscn: 1. Jacob Pontus de la Gardie. Nach
Ehrenstrahl. Mit seinem Namen bezeichnet, 8.
2. Sandgatan (die Sandgasse) in Lund, Fol.
Meyer, Kstlerlex. — Kpfstsamml. d. k. Bibi,
u. d. Nat. Mus. in Stockholm. — B o y e, Malare-
lcx. — Mit Notizen von /. Kruse.
Arvidson, C h r i s t i n a, sonst unbekannte
schwed. (?) Miniaturmalcrin, signierte eine
Miniatur auf Pergament (Schloßarchitektur
167
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Arvidsson — Arzens
mit Figurcnstaflage), die 1805 mit der Stock-
holmer Sammlung Hammer, Ser. VI No. 1510,
in Köln bei Heberle verkauft wurde.
Arvidsson, T r u 1 s, schwed. Kupferst., geb.
um 1660 in Westervik, in der Matrikel der
ostgotischen Landsmannschaft der Universität
Upsala Troilius Adsarant, auf einigen seiner
Stiche Truls Arnvidson genannt. A. bezog
1680 die Universität Upsala u. ward Stecher
am antiquarischen Archiv. Die neue Blüte
der archäologischen Studien unter Karl XI.
trug zur Belebung der Illustrations- und Kup-
ferstecherkunst notwendig bei, und A. war
einer der Schweden, welche die Berufung
ausländischer Kräfte überflüssig machten, in-
dem er selbst mit einem Swidde und van
Aveelcn wetteifern konnte. Während seines
Aufenthaltes zu Upsala ließ ihn örnhjelm,
der Übersetzer von des Emanuel Thesaurus
Gothicarum Longobardicarumquc in Italia rc-
rum Epitomc, die Platten dieses Werkes nach
den Originalen kopieren. A. erhielt ein Sti-
pendium, um in den Niederlanden zu studie-
ren, deren Schule man auch in seinen Wer-
ken wiedererkennt. Er ging nach Leiden.
Wie lange er aber im Auslande verweilte, ist
unbekannt; man weiß nur, daß er eine Nonne
entführte, sie heiratete und nach Stockholm
heimführtc, wo sie aber noch in demselben
Jahre starb. Sein Hauptwerk sind die Illustr.
zu Peringskiölds „Monumcnta ullcrakcnsia cum
Upsalia“ Stockholm 1710. 1725 erschienen
seine Illustr. zu Peringskiölds „Ättartal“. In
dem erstgenannten Werke hatte er mit schwar-
zem Sammet bedeckte Kcnotaphc darzustel-
len. Nach Rcmbrandts Art kreuzte und ver-
vielfältigte er die Striche und brachte so ein
Dunkel heraus, das an die Wirkung der
Schwarzkunst erinnert, und mit dieser ver-
wechselt worden ist
Irrigerweise gilt 1705 gewöhnlich als sein
Todesjahr. Man kennt Kupferstiche von ihm
mit der Jahreszahl 1706. Sivers erzählt, daß
A. in dem Jahre nach der Pest starb; die
Pest wütete aber in Stockholm nicht 1704,
sondern sehr stark 1710, wonach er also 1711
gest. ist.
Meyer, Kstlerlex. — Kupferstichsammlung
der kgl. Bibi. u. des Nat Mus. in Stockholm.
Mit Notizen von J. Kruse.
Arvien, s. Ar bien.
Arvier, F r a n q o i s, französ. Maler des
17. Jahrh., Mitarbeiter des Charles Le Brun
u. van der Mculen in der kgl. Gobelinsmanu-
faktur. Führt in den Taufakten seiner Toch-
ter 16S7 den Titel „pcintre du Roy“. Sonst
nichts bekannt.
J a 1, Dict. crit. 1872. H. Slein.
Arwyck, Etienne van, Sohn des Cor-
nclis, Bildhauer, aus Utrecht gebürtig, wird
Bürger in Antwerpen 1550.
E. de Marchal, I.a sculpture etc. beige,
1898, p. 329. •*
Arx, Gebrüder von, Schweizer Lithogra-
phenfirma, begründet von den drei Brüdern:
Josef, Urs und Franz 1841 in Olten.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Arx, Dicpold von, Baumeister (?) in
Basel, verfertigte 1511 den geschickt kon-
struierten Dachreiter des neuerbauten Rat-
hauses daselbst.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Arx, Heinrich von, Schweizer Zeich-
ner und Maler in Olten, geb. 12. 9. 1802 in
Bern (nach Pater A. Schmid) oder in Olten
(nach F. Fiala), t 30. 1. 1858 in Bern, widmete
sich hauptsächlich der Humoreske und Kari-
katur und war für mehrere Berner Zeitschrif-
ten („Der Guckkasten“, Zeitschr. f. Witz,
Laune und Satire 1840 — 1850, „Neuer Berner
Kalender“ hcrausgegeben von Pfarrer Bitzius
1838 — 1842 u. a.) als Illustrator tätig. Das
Museum zu Solothurn bewahrt von ihm 2 ko-
lorierte Lithographien: Junggesellen-Menagc
im Affenwald und Altjungfcrn-Menage auf
dem Gyrizenmoos. Ein Porträt des Künstlers,
gestochen von Hubert Meyer 1851, befindet
sich im Besitz der Familie.
M. G i s i bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Aryen, Meister, kommt 1610 als Maler in
I.eeuwarden vor.
K r a m m, De Levens en W., Aanhangsel.
Aryens, G h e e r t, Maler, wird 1533 in der
Antwerpcncr St. Lukasgildc Freimeistcr.
Liggeren I 120. *•
Aryensz., E w o u t, Maler zu Rotterdam,
geb. 1591, war Zeuge bei einer Not. Akte in
Rotterdam 2. 7. 1635.
Haverkorn van Rijsewijk.
Aryensz., Jan, Maler und Bürger von
Rotterdam, war Zeuge vor dem Notar J.
Duyfhuyscn jr. 21. 11. 1652.
Haverkorn van Rijseu-ijk.
Arysz., Willem, Maler in Amsterdam, der
1555 und 1557 dort als an der Nieuwe Zijds
Achtcrburgwal wohnend erwähnt wird.
E. W. Moes.
Arzaro, s. Arzere.
Arzberger, Christoph Daniel, Kupfer-
stecher, geb. zu Kreglingen 1753, Schüler von
W. Bock, tätig in Nürnberg, dann (um 1793)
in Erlangen, arbeitete für den Buchschmuck
und fertigte Porträts, darunter sein eigenes,
von Bock 1781 gezeichnetes Medaillonbildnis.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze, 1824. H. V.
Arze, Joseph de, s. Arce, Jos.
Arze, Pedro Josef de, Maler in Sevilla,
geb. 1641, lebte noch 1691.
Gest oso, Artif. Scvill. II 14. M. v. D.
Arzens, Pierre, Porträt-Maler und Zeich-
ner in Auteuil, geb. in Montreal (Audc),
Schüler von E. Leygue, Boulangcr und J.
Lefebre, stellte im Pariser Salon 1877 und
1880 aus.
Bell ier- Auvray, Dict. gin. Suppl.
II. V.
168
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Arzenti — Arzere
Arzenti, Bernardino di Giovanni
d ’A n t o n i o, Maler in Mantua, Schüler des
Andrea Mantcgna, berichtete in einem vom
S. 4. 1496 aus Pavia datierten Briefe an die
Marchesa Isabella d’Este, daß er um einer
Eheirrung seiner treulosen Gattin willen den
Gonzaga-Hof habe verlassen müssen. Der
Künstler scheint jedoch späterhin wieder in
Mantua ansässig gewesen zu sein, da er 1504
unter den besoldeten Hofmalern der Gonzaga
aufgeführt wird.
Zani, EncicJ. II 216. — Codde, Mem.
biogr. — C. d’Arco, Arte e Artefici di Mantova
(1857) I 45; II 37 f. *
Arzere, Battista d a 1 1', vielleicht ein Ver-
wandter des Stefano dall’ Arzere, mittelmäßi-
ger Maler des 16. Jahrh.
Pietrucci, Biografia etc. — Moschin i.
Origine e vicende etc. in Padova p. 79. — Z a -
notto, Pittura Veneziana p. 78. — Meyer,
Kstlerlex. R.
Arzere, Stefano dall’, Maler in Padua
um die Mitte des 16. Jahrh.; Geburts- und
Todesdaten sind uns bisher völlig unbekannt
geblieben. Obwohl der Künstler seine Ge-
mälde „Stephanus patavinus“ zu signieren
liebte, wissen wir nicht, ob er in der Tat
in Padua geboren war. Sein Familienname
dall’ Arzere (nach Scardcone = ab aggere)
ist augenscheinlich hcrgeleitet vom „neuen u.
alten Damm" (contrada delT arzer novo e vec-
chio) im Dorfe Merlara (Landsch. Montagna-
na), wo der Künstler Landbesitz hatte, wie aus
einer vom 10. 5. 1564 datierten und auf seinen
Namen lautenden Einschätzungsurkunde her-
vorgeht. Wahrscheinlich also war er in Mcr-
lara selbst geboren u. siedelte dann erst spä-
terhin nach Padua über. Hier wohnte er, wie
aus einer zweiten Einschätzungsurkunde (gleich
der ersten im Archivio civico zu Padua) von
1562 hervorgeht, in einem Hause neben der Ca’
di Dio (Findelhaus). Der Anonymus Morcl-
lianus bezeichnet ihn als einen Schüler Ti-
zians und berichtet, im Hause eines M. An-
tonio Pasqualino zu Venedig eine große, von
unserem Stefano in öl gemalte und von Ti-
zian eigenhändig vollendete Darstellung des
hl. Abendmahles gesehen zu haben. Gemein-
sam mit seinen Mitschülern Domcnico Cam-
pagnola und Gualtieri war Stefano dall’ A.
1539 — 40 mit Malereien in der Sala dei Gi-
ganti im alten Palazzo der Fürsten von Car-
rara beschäftigt, während Meister Tizian
selbst in einem anderen Saale desselben Pa-
lastes arbeitete. Augenscheinlich handelte es
sich jedoch bei diesen Arbeiten der drei Schü-
ler Tizians nur um Restaurierungen bezw.
Erneuerungen älterer Malereien, und zwar
sollen diese nach Angabe des Anonymus Mo-
rellianus in Heroendarstellungcn der Trecen-
tisten Avanzi und Guariento bestanden haben;
auch die an jene Arbeiten der Tizianschüler
erinnernde Gedächtnistafel der Sala dei Gi-
ganti berichtet nur über eine damalige Restau-
rierung. In der Tat sieht man noch jetzt an
einigen Stellen die alten Originalmalereien
durchschimmem, und ein Bildnis des Petrarca
ist fast völlig intakt geblieben. Leider wur-
den bei einer 1612 wiederholten Renovierung
des ganzen Saales jene alten Gemälde — aus-
genommen das Petrarca-Porträt — und damit
auch die Übermalungen Campagnolas und
seiner Gehilfen völlig vernichtet. — 1549 hatte
Stefano im Aufträge der Bruderschaft von
S. Giacomo e S. Cristoforo da Ponte Molin
eine kleine Fahne zu bemalen, wofür ihm
nach Abschätzung des Werkes von seiten der
Maler Domenico Campagnola und Geronimo
Cesaro 34 Goldscudi ausgczahlt wurden. —
1551 malte er an der äußeren Apsismauer der
zur Ca’ di Dio gehörenden Kirche ein Fresko-
bild, darstellend die Madonna mit dem Christ-
kinde und den Hl. Antonius und Bemardinus,
wofür er 37 Goldscudi als Bezahlung erhielt ;
1596 wurde dieses Bild dann von der Mauer
losgelöst und zum Hochaltargemälde der Fin-
delhauskirche erhoben, um hierauf 1784 bei
Verlegung des Hospizes in das eingegangene
Kloster S. Giovanni di Verdara dorthin über-
geführt zu werden und schließlich bei der
nochmaligen Verlegung des Findelhospitals
in der Kirche Ognissanti Aufstellung zu fin-
den, wo es noch jetzt zu sehen ist. Das
prächtige Gemälde darf als eine der Haupt-
arbeiten des dall’ Arzere betrachtet werden,
insbesondere wegen der Kraft seiner zeich-
nerischen Gesamtausführung und wegen der
charaktervollen Schönheit der beiden Hei-
ligenköpfe. — Ein Jahr später malte der
Künstler in der Chiesa dcl Santo für den
Preis von 48 Dukaten eine Auferstehung Chri-
sti, die gleichfalls noch heute existiert und
in ihrer Komposition an Bellinis und Tizians
Darstellungen der gleichen Szene erinnert. —
In der Eremitani-Kirchc malte Stefano 1560
(nicht 1550, wie Portenari und Rossetti irr-
tümlicherweise die zu Füßen der unteren
Figur zur Rechten befindliche Datierung ge-
lesen haben) die Gestalten der Propheten Mo-
ses und Josua und der Apostel Petrus und
Paulus auf den Rahmenleisten des Hoch-
altaraufsatzes, reichfarbige und lebendig be-
wegte Figuren, die einen Vergleich mit
ähnlichen Schöpfungen Tizians mit Ehren
bestehen können. — 1568 verzichtete der
Künstler laut Angabe des Statuts der pa-
duanischen Malcrgcnossenschaft auf seinen
Posten als „massaro“ dieser Genossenschaft.
— 1560 malte er gemeinsam mit Cam-
pagnola (nach einigen Quellen sogar unter
Mitwirkung Tizians) an den Oberwänden des
Orator io di S. Bovo eine Reihe von Fresko-
darstellungen aus dem Leben Christi, und
zwar würde auf ihn selbst die Bemalung der
drei Wandfelder zur Linken zurückzuführen
i6g
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Arzet — Arzt
sein. Leider wurden diese Fresken von un-
erfahrenen Restauratoren sämtlich so ent-
stellt, daß so gut wie nichts von ihnen übrig
geblieben ist. — Endlich galt gleichfalls noch
als Werk des Stefano dalP A. ein mit 1573
datiertes Bildnis der Maria Mussato, das bis
um die Mitte des 19. Jahrh. die Casa Lazzara
zu Padua schmückte. Dieses Porträt würde
also die letzte sicher datierte Arbeit des
Künstlers darstcllen, wenn man wüßte, wo-
hin es nach der Erbteilung der Lazzaraschcn
Hinterlassenschaft gekommen sein mag.
Außer den bisher aufgezählten Werken mit
bekannter Entstehungszeit gibt es in Padua
noch einige weitere Gemälde Stefanos, deren
Ausführung auf den oben festgelcgten Zeit-
raum 1540—1675 zu verteilen wäre: 1) In
der Servitenkirche ein jetzt an der Orgelwand
aufgehängtes Altarbild, darstellend die Ma-
donna mit dem Christkinde und den Hl. Hie-
ronymus und Sebastian ; die ehemalige Sig-
natur „Stephanus Patavinus f.“ ist jetzt nicht
mehr vorhanden. — 2) In S. Sofia neben dem
Hochaltäre ein Ölgemälde, darstellend die
Grablegung Christi ; von Rossetti fälschlich
dem Marco Basaiti zugeschricben. — 8) Auf
dem Hochaltäre der Chiesa del Carmine ein
ursprünglich für den Porticus der Casa Sal-
vazzi (in via Patriarcato) gemaltes, im Pest-
jahre 157G jedoch in die genannte Kirche
iibergefiihrtes, als wundertätig geltendes Ma-
donnenfresko, das trotz seiner Übcrfirnißung
und partiellen Übermalung noch heute wahr-
haft bewundernswert erscheint und seinem
Schöpfer einen Ehrenplatz unter den Malern
der Tizian-Schule sichert. — 4) Auf dem
Hochaltäre der kleinen Kirche des Ospitale
Civile ein dem Meister Stefano zugeschric-
benes Madonnenbild- — 5) Im Dom die
Halbfigur der Madonna dei Ciechi auf dem
1. Altäre zur Linken. — 6) An der Fas-
sade des ehemaligen Palazzo Papafava (in
via Vcscovado) zwischen den Fenstern des
1. Stockwerkes die jetzt völlig zerstörten
Kolossalfiguren der Wissenschaften und im
2. Stockwerke einige alttcstamcntliche Histo-
rienbilder, von denen gleichfalls nur wenige
kaum noch erkennbare Reste übrig geblieben
sind. — 7) Im Museo Civico ein großes Kreu-
zigungsbild, signiert STE. P. F., aus der
Kirche S. Giovanni in Verdara stammend;
sowie ein dem Künstler neuerdings zuge-
schriebencs, früher als Werk des Domenico
Campagnola oder des Zelotti geltendes Altar-
bild aus der Kirche zu Praglia, darstellend
den Erlöser, wie er dem Apostel Petrus das
Amt der Schlüssel übergibt. — Schließlich
sind noch einige heute zerstörte oder zurzeit
nicht mehr auffindbare Werke unseres Künst-
lers aufzuzählen: 1) Aus der Chiesa dei Servi
verschwunden ein Altarbild mit der Madonna
und den Hl. Paulus, Maria Magdalena, Ka-
tharina etc. — 2) Aus S. Nicolö verschwun-
den ein Altarbild mit dem Martyrium des hl.
Laurentius. — 3) Aus S. Maria del Parto
(abgebrochen) ein Altarbild mit der Madonna
und den Hl. Hieronymus und Christophorus. —
4) Aus S. Cristoforo a S. Croce (abgebrochen)
ein Altarbild mit der Madonna u. den Hl. Chri-
stophorus u. Jacobus. — 5) Aus der Sakristei
von S. Bcnedctto Novello (abgebrochen) ein
Deckenfresko mit Gott Vater in der Engel-
glorie. — 6) Aus der Taufkapelle von S.
Michele (abgebrochen) eine Freskodarstel-
lung des hl. Hieronymus in der Einöde. —
7) Aus der Vorhalle der Bethlchemkircke
(abgebrochen) Frcskodarstcllungcn Gott Va-
ters (über dem Portale), Mariae u. des Ver-
kündigungscngels (zu beiden Seiten des Por-
tales), der vier Evangelisten (im Portalbogen),
sowie ein angeblich den Lorenzino dei Medici
darstellendes Bildnisfresko (an der unteren
Wand zur Rechten). — 8) Vom oberen Stock-
werke der Scuola dei Colombini (abgebrochen)
ein Abendmahlsfrcsko. — 9) Von der Fassade
eines in der Nähe des Hospitals gelegenen
Hauses ein dreifiguriges Frcskogemälde (ab-
gekratzt).
Brandolese, Pitture di Padova. — Ros-
setti, Dcscr. di Padova, der für die Arbeiten
im palazzo della ragionc „Aula Zabarella illustri-
um Patavinorum“ p. 175 zitiert. — Scardeo-
n i u s, De antiqua urbe Patav., Basilcac 1560 p.
373. — Moschini, Deila origine e delle vi-
cende della Pittura in Padova p. 77 etc. — P or-
te n a r i. Della Felicitä di Padova p. 448. —
R i d o 1 f i, Le Maravigiic etc. 1835 I 118. —
Pietrucci, Biografia degli artisti Padovani.
— L a n z i, Storia pittorica III 137. — Za-
notto, Storia della Pittura Veneziana I 291.
— Descrizione della chiesa di S. Maria del Car-
mine, Padova 1793. — M o r e 1 1 i, Notizia
d’opere di disegno, ediz. 2, p. 147. — Rassegna
d’Arte 1903 p. 159. — Rassegna bibliogr. d. Arte
ital. II 281 f. — S. de Kunert, Mcm. stör,
sulla Casa di Dio in Padova 1898. — Mos-
ch e 1 1 i, Per un antico ritratto del Petrarca
(in „Padova a Francesco Petrarca ncl VI cen-
tenario dalla nascita“) p. 8. A. Moschctti.
Arzet, A., wenig bekannter französ. Zeich-
ner ; nach einem von ihm gezeichneten Stamm-
baum der Grafen von Montfort hat M. We-
ning 1075 einen Stich (Imp. Fol.) angefertigt.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Arzo, Tommaso d’, s. Maso d’ Abru-
gnano.
Arzoni, s. Arciotii.
Arzt, Franz Christoph von, Maler in
München 1090. Für 2 lebensgroße Bildnisse
der bayerischen Kurprinzen erhielt er 150 Gul-
den.
L i p o w s k y, Bayer. Kstlerlex. **
Arzt (auch Arztcr), Georg, Bildhauer
in Bozen (1494 — 1520), verfertigte 1517 den
großen, schönen, gotischen Hochaltar für die
St. Johanneskirche zu Vigo im Fassatale.
Fr. [nnerhofer.
170
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Arzt — Asam
Arzt, Johann Georg, Ungar. Maler, geb.
zu Preßburg, wurde in Pest 1768 als Bürger
registriert. 1772 heiratet er, dies die letzte
Nachricht K. Lyka.
Arzt (Artzt), Johann Leonhard, Stein-
metzmeister zu Frankfurt a/M., errichtete laut
Inschrift 1781 den Löwenbrunnen in der Fahr-
gasse daselbst. Die Bildhauerarbeit daran fer-
tigte L. Aufmuth. Ferner war A. 1741 am
neuen Stiegenhaus des Römers und 1753 am
Bau des Darmstädter Hofes auf der Zeil mit-
beschäftigt.
Die Baudenkmäler in Frankfurt a/M. II 167,
357, 358, 459. H. V.
Arzt, Karl, ungar. Maler, Bruder des
Joh. Georg A. Heiratet 1774. K. Lyka.
Arzt, s. auch Arzet.
As, s. Asch.
), koreanischer Prinz aus
dem Lande Kudara, kommt im 5. Regierurgs-
jahre der Kaiserin Suiko (597) nach Japan.
Er gilt als Maler des Bildes des Prinzen Shö-
toku taishi (573 — 622) mit den Prinzen
Yamashiro no Oe und Eguri, früher im Tem-
pel Höryüji, Yamato, jetzt im Besitz des kai-
serl. Haushaltes in Tökyö.
Vgl. die Kritik von Kurokawa Mayori, Kokkwa
H. 71, S. 442. — Ferner Hist, de l'art du Japon,
S. 55 u. Tfl. VII. — Selected relics of jap. art
VI 2. — Kokkwa, H. 147, Tfl. 1. O. Kümmel.
Asam, aus Pfalzen im Pustertale, Bau-
meister, baute 1525 die schöne Pfarrkirche
zu Percha im Pustertale. Fr. Innerhofer.
Asam, Cosmas Damian, Maler, geb.
28. 9. 1686 zu Benediktbeuern, f im Kloster
Weltenburg 11. 5. 1739. 5\ folgend. Artikel.
Asam, E g i d Quirin, Bildhauer u. Stuk-
kateur, geh. 1. 9. 1692 zu Tegernsee, f in
Mannheim 29. 4. 1750. Meistens zusammen
mit Cosmas Damian tätig. In Rom ausge-
bildct, wo Cosmas unter Giuseppe Ghezzi
(f 1721) studierte; seine Vorbilder waren
vorzüglich Pietro da Cortona und Domenico
Zampieri. Egid stand bei dem Bildhauer
Faistenberger in München in der Lehre und
geriet in Rom unter den Einfluß Bcrninis.
Von Rom zurückkehrend, arbeitet Cosmas
zunächst gemeinsam mit seinem Vater Hans
Georg A. Aus dieser Zeit stammen die mei-
sten seiner Tafelbilder, die ausschließlich re-
ligiöse Motive behandeln und den Einfluß
der Freskotechnik verraten. Beispiele: die
Altarbilder von Harcnzhofen (S. Egid; S.
Michael; Jesus, Maria und Josef). Beide
Brüder arbeiten zuerst gemeinsam in der
Oberpfalz ; dort ist ihr erstes Werk die Aus-
schmückung der Tillykapcllc bei Freistadt
(um 1710). 1715 zieren sie die Kloster-
kirche von Ensdorf. In demselben Jahre
malt Cosmas die Drcifaltigkeitskirche in
München aus (Deckenfresko: Verherrlichung
der Trinität). Gleichzeitig entstehen die 7
Vorlagen zu Stichen für die „Descriptio
utriusque fortunac Maximiliani Emanuelis“
und ein Altarbild für das Kloster zu Metten.
1716 Ausmalung der Kirche in Günching
(Oberpfalz); das Hochaltarbild: „Der eng-
lische Gruß“ ist noch erhalten. 1717 Aus-
schmückung der Klosterkirche in Michaelfeld
durch beide Brüder. 1717 — 18 die Fresken
in der Mariahilfkirchc zu Amberg.
In diesen frühen Werken tritt wenig Selb-
ständigkeit zutage. Die Ausschmückung der
Klosterkirche von Aldersbach (1720) leitet
die 2. Periode ihrer Tätigkeit ein (1720 — 37),
in der die am Münchener Hofe gepflegte fran-
zös. Kunst auf Egid einwirkte. In Weihen-
stephan dekorierten sic im gleichen Jahr die
Kapelle über dem Korbiniansbrunnen. Im
Kloster Metten malte C. um 1720 die Fresken
im Presbyterium; die Kirche des Zistcrzicn-
serklosters Gotteszell, deren Ausschmückung
ein Werk Egids war, ist einem Brande zum
Opfer gefallen. Von 1721 datiert der große
Plafond der Schloßkapelle (Martertod des
hl. Maximilian) und das Kuppelgemälde
(Vulkan, Waffen schmiedend) über der
Haupttreppe in Schlcißhcim. Zur Vermäh-
lung des Kurfürsten Karl Albrecht mit Maria
Amalia von Österreich fertigt C. 1722 Deko-
rationen, deren Entwürfe in Radierungen von
J. Mocrl erhalten sind.
Zu derselben Zeit baut und stukkiert Egid
die Klosterkirche zu Rohr bei Abensberg.
Das Kloster Weingarten beruft Cosmas um
1721 zur Ausmalung seiner neuen großen
Kirche. Nach Vollendung von 7 großen Fres-
ken (Gottcslamm der Offenbarung, Pfingst-
fest, Die triumphierende Kirche, Himmelfahrt
Mariae, St. Benedikt in der Glorie, Das wun-
dertätige Blut Christi, Die anbetenden Hir-
ten) wird C. gemeinsam mit Egid (1722 bis
1723) mit der künstlerischen Ausstattung der
Kirche St. Jakob in Innsbruck betraut.
Der Bischof von Freising sichert sich 1723
ihre Dienste zur vollständigen inneren Um-
gestaltung des Freisinger Domes (reiche
Stuckdekoration; 5 große Deckenfresken, 20
kleinere an der Emporenbrüstung). 1724
schließen sic mit dem Abt von Einsicdeln in
der Schweiz den Vertrag über Ausschmük-
kung der dortigen umgebauten Kirche. „Die
Gesamtstimmung des Baues ist freier und
klarer als zu Freising.“ Die Ausführung der
Fresken (die Legende von der Engelweihc
[4 Fresken], das Abendmahl, Weihnacht)
und der umfangreichen Stuckaturen beschäf-
tigte die Brüder bis 1726.
Noch im gleichen Jahre nahm C. die Fres-
ken dogmatischen Inhalts in der hl. Geist-
kirche zu München in Angriff, bei denen
auch Egid als Maler sich betätigte. 1727
wird C. zur Ausmalung des landschaftlichen
Palais (sog. Landhaus) nach Innsbruck be-
Asam
rufen. Nach Vollendung des großen Freskos
(Huldigung der Kreise des Landes) malt er
in Prag den äbtlichen Speisesaal im Brezew-
nower Stift und den Plafond der Kirche auf
dem weißen Berge. Noch 1728 wird er vom
Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz mit der
Ausmalung der Decke in der Schloßkapelle
zu Mannheim beauftragt. Im nächsten Jahre
treffen wir beide Brüder mit der Ausschmük-
kung der Pfarrkirche St. Anna auf dem
Lehel zu München beschäftigt; C. malt das
große Fresko „Aufnahme der Mutter Anna
in den Himmel" und das Altarblatt „Erzie-
hung Mariae“. E. fertigt den Hochaltar mit
den Statuen des Augustinus und Hieronymus.
Inzwischen hatte der Fürstbischof von Speyer
Damian Hugo C. zur Dekoration der neuen
Schloßkirche in Bruchsal (Deckenfresko:
Episoden aus der Geschichte der „hh. Cosmas
und Damian") berufen. In seiner Abwesen-
heit scheint E. das Kirchlein der beiden Brü-
der zu Maria Einsiedel bei Thalkirchen un-
weit München vollendet zu haben.
Von Bruchsal ging C. wieder nach Mann-
heim, um das Treppenhaus des kurfürstlichen
Schlosses mit mythologischen Fresken (Ur-
teil des Paris, Athene mit den Waffen des
jungen Achilles, Szene aus Virgils Aeneis)
auszumalcn. Die Decke des großen Ritter-
saales schmückte er mit einer Darstellung
des Olymp. In Anerkennung seiner Arbeit
wurde C., der schon kurbayerischer Hofmaler
und bischöfl. Freisingscher Kammerdiener und
Hofmaler war, 1782 zum kurpfälzischen Hof-
kammerrat ernannt. In Ettlingen in Baden
bemalte er 1732 in der Aula des Schlosses die
Wände mit einer Scheinarchitektur und le-
bensgroßen Allegorien. Dann kehrte er nach
Bayern zurück, um alsbald zusammen mit
seinem Bruder, der inzwischen den Hochaltar
für St. Peter in München („Stuhl Petri mit
zwei Kindein“) verfertigt hatte, vom Abt von
St. Emmeram in Regensburg die völlige Um-
gestaltung der dortigen Stiftskirche übertra-
gen zu erhalten; die dekorative Ausstattung
der Langhauswändc besteht in 10 überlebens-
großen Figuren u. cbcnsoviclen Stuckrahmen
mit Fresken. Das Hauptfresko behandelt das
Martyrium des hl. Emmeram. 1733 war diese
umfangreiche Arbeit vollendet. Gleichzeitig
zierten sie die Kirche des Damenstifts in
Osterhofen aus, deren Fresken — Schein-
architcktur mit Engeln und Heiligen in den
Wolken und Einzclszencn aus dem Leben des
hl. Norbert — nach Halm Cosmas’ bestes
Werk sind. Nicht minder glücklich im Auf-
bau wie in der plastischen Durchführung sind
E.s reiche Altäre; in den dekorativen For-
men nähert er sich ganz dem Rokoko. Es
folgte die Ausstattung der Kirchen der Sale-
sianerinnen und des St. Anna- Damenstiftes in
München. Damals waren die Brüder schon
für die Klosterkirche zu Fürstcnfcld tätig, wo
Egid auch als Maler arbeitete. Das perspek-
tivische Meisterstück Cosmas’ ist die Decke
des Kongregationssaales zu Ingolstadt (Alle-
gorische Darstellung: Ausbreitung des Chri-
stentums über die ganze Welt). In Straubing
wurde den Brüdern die Innendekoration der
Kirche des Ursulincrinnenklosters übertragen;
das Kuppelfresko stellt dar die hl. Ursula in
der Glorie und die 4 Weltteile. Um diese
Zeit entwarf Egid auch die Altäre der Pfarr-
kirche zu Sandizell, deren ornamentale De-
tails in ausgesprochenen Rokokoformen ge-
halten sind; den Hochaltar führte er selbst
aus.
C.s letztes Fresko-Werk ist die Ausmalung
der Klosterkirche zu Weltenburg, die nach
seinen Plänen erbaut und von Egid stukkiert
wurde. In der großen Darstellung der ec-
clcsia triumphans bewährt er noch einmal
seine alte Meisterschaft in perspektivischer
Zeichnung und lebendiger Komposition. Der
Hochaltar mit der eleganten Stukkogruppe
des hl. Georg und den Figuren der Heiligen
Martin und Maurus ist eines der besten pla-
stischen Werke Egids. Cosmas’ letztes Tafcl-
gemälde ist das Bild Thassilos im dortigen
Presbyterium. In die Jahre 1733 — 35 fällt
der Bau der St. Johanniskirchc in München,
dessen Leitung in Egids Händen lag. C.s
Fresken aus dem Leben des hl. Nepomuk
treten gegenüber den plast Werken seines
Bruders bedeutend zurück. Im reinsten Ro-
koko gehalten ist die dekorative Ausstattung
dieses Kirchleins das Meisterstück Egids,
der in einer scheinbar freischwebenden Gruppe
der Dreifaltigkeit seine vollendetste Arbeit
geschaffen hat. Die reiche Fassade (1735)
ist im Zusammenhang mit dem angebauten
reizvollen Wohnhaus Egids entworfen. Die
Kirche wurde 1740 vollendet. Egids Tätig-
keit in Mannheim, wo er starb, scheint un-
bedeutend gewesen zu sein.
Den Brüdern Asam werden noch folgende
Kirchenausstattungen zugeschrieben : In Pfaf-
fenhofen die Franziskaner-, die Engel- und
Seelenkirche; in Regensburg die Jcsuitcnkir-
che St. Paul und die Augustinerkirche; bei
Schwäbisch-Gmünd die Kirche auf dem Bcrn-
hardusberg; in Pföring bei Regensburg die
Pfarrkirche. Außerdem Schloß Lichtenberg
und Hohenwart in Schwaben.
Ein Verzeichnis der Radierungen der bei-
den A. hat W. Schmidt in Meyers Kstler-
lex. gegeben. Der „kurbayr. Hofmaler Cos-
mas Damian Assaut“, der nach Lutsch (Denk-
mäler Schlesiens V 518) die Deckenmalereien
in der Klosterkirche in Wahlstatt in Schlesien
ausführte, ist wohl zweifellos mit Cosmas
Damian Asam identisch.
Näheres sowie ein Verzeichnis der Tafelbilder
C.s bei P h. Halm: Die Künstlerfamilie der
Asam. München 1896. O. IVeigtnann .
172
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Asam — Asato
Asam, Engclbrccht, Mönch im Kloster
Förstenfeid bei München, Bruder des Cos-
mas Damian, wird auch als Maler genannt
Nagler, Handschriftl. Nachr. ••
Asam, Franz Erasmus, Maler, ein
Sohn von Cosmas Damian, geb. 1720 zu Mün-
chen, tätig an verschiedenen Höfen, später
besonders in Bamberg. Von ihm ein unbe-
deutendes Fresko: Christus als Richter, in
der Vorhalle der Klosterkirche in Weltenburg.
Halm nennt als erhaltene Werke : 1. Die FuB-
waschung und der St. Johann in der St. Jo-
hanniskirche zu München. (Nach Westen-
rieder ist auch das darunter befindliche Bild:
Johann Nepomuk im Kerker, von ihm.)
2. Ein Brustbild des hl. Bruno. 3. Der
hl. Schutzengel: Osterhofen. Nach Jäck, Pan-
theon der Literaten und Künstler Bambergs,
soll nur ein kräftiges Kolorit, nicht seine
Zeichnung und Komposition lobenswert ge-
wesen sein. Er starb in ärmlichen Verhält-
nissen 1796 unweit Morgenthal an der Jaxt.
Meyc r, Kstlerlcx. — Halm, Kstlerfam. der
Asam, München 1896. **
Asam, Hans, Tapissier im Dienste des
österr. Kaiserhauses, wird 1560 zuerst er-
wähnt, erhält 1565 und 1566 Bezahlung für
2 „daghimbln“ und sonstige Arbeiten und
wird 1575 zum Obertapissier ernannt.
Jahrb. d. ksthist. Sainml. d. österr. Kaiserh.
V Reg. No. 4390; VII Reg. No. 5004, 5333;
XI No. 6508. ••
Asam, Hans Georg, Maler, geb. um 1649
zu Rott (bei Wessobrunn?), f im März 1711,
Vater der Malcrbrüdcr Cosmas Damian und
Egid Quirin A. (Die Angabe des tirol. Kst-
lerlex. S. 17, welches einen angeblich „zu
Gröden oder Enncberg“ gebürtigen Georg
A. mit diesem bayerischen Künstler gleich-
stcllt, ist irrig.) Über seine Lehrzeit ist nichts
bekannt. Seit 1683 ist er in Bayern als Fres-
komalcr und Stukkator tätig; er malte 1683
— 86 Fresken in der Klosterkirche Benedikt-
beuern (Szenen aus dem Leben Christi,
Pfingstfest, jüngstes Gericht), 1688 — 94 in der
Klosterkirche zu Tegernsee (Szenen aus dem
Leben Christi, Allerheiligen). Dazwischen
lieferte er 1692 den Freskenschmuck des Klo-
sters Fürstenfeld und für St. Egid zu Gmund
gemalte „Fensterrundcln“. In den Jahren
1700 — 1707 schmückte er das 1699 von Ferdi-
nand Lorenz Grafen Tilly neuerbaute Schloß
Helfenberg in der Oberpfalz mit Fresken
biblischen, geschichtlichen und mythologischen
Inhaltes. Von allen diesen Werken sind nur
jene zu Benediktbeuern und Tegernsee er-
halten. A. malte weiter Tafelbilder für die
Kirchen zu Egern (hl. Lorenz, 1690), St.
Egid zu Gmund (hl. Egid, 1692, hl. Nikolaus
und Johannes d. T., 1695), Harenzhofen in
der Oberpfalz (hl. Egid. hl. Michael, hl. Fa-
milie), Lcngcnfcld bei Wclburg (St. Martin,
1703), Sulzbach (Himmelfahrt Mariä). Hans
Georg A. wurde am 7. 3. 1711 zu Sulzbach
begraben. — A.s Werke folgen der italien.
Barockkirchenmalerei im Stile Pozzos: sie
zeigen figurenreiche Komposition von vorwie-
gend dekorativer Wirkung mit pompösen Ar-
chitekturen und kühn verkürzten Gestalten;
kecke, oft übertriebene Untersicht, gewandte,
aber vielfach nachlässige Zeichnung, lebhaftes,
nicht durchaus harmonisches Kolorit. Doch
zeigt sich in dem späteren Werke zu Tegern-
see eine Mäßigung und Abklärung. Auch die
Tafelbilder sind von wesentlich dekorativer
Art. Während seine Söhne sich in heimi-
scher Umbildung des fremden Musters zu
einem selbständigeren Stil durcharbeiteten,
blieb Hans Georg im ganzen bei der Nach-
ahmung der Italiener stehen.
Halm, Die Künstlerfamilie der Asam. Mün-
chen 1896. H. Hammer.
Asam, Johann, Zeichner, zu Augsburg um
1710 tätig. Nach ihm gestochen: 1. Feuerwerk
zu Augsburg zu Ehren Kaiser Karls VI. Das
Brustbild desselben in Medaillon mitten darin.
Johann Asam del. Heinrich Jonas Ostertag
sculp., gr. Fol. 2. Ludovicus Pius Imp. Adal-
berto Comiti Fundatori Diploma pro Caenobio
Lindaviensi concedit Joh. Asam delin. Elias
Schaffhauser Sculp. Aug. Vind. kl. Fol. Titel-
bl. zu M. Rasslers Vindicatio contra Vindicas
etc. Campidonae 1711 (2. Aufl. 1714 mit dem-
selben Bl.).
Meyer, Kstlerlcx. **
Asanall, Juan, Goldschmied in Barcelona.
Im Innungsarchiv zu Barcelona eine Zeich-
nung von ihm zu einem Medaillon aus dem
Jahre 1535. (Reproduziert bei Davillier, re-
cherches sur l’orfevrerie en Espagnc. Paris
1879.)
Viila za, Adic. II 37. M. v. B.
Asaro, Pietro, genannt i 1 M o n o c o 1 o,
sizilian. Maler in Racalmuto (Prov. Girgenti),
geb. 10. 6. 1597, f 11. 6. 1647, vielleicht Schü-
ler des Zoppo di Gangi. Von seinen zahl-
reichen Werken befinden sich einige in Racal-
muto.
A m i c o, Diz. topogr. della Sicilia tradotto
ed annotato da Giov. Di Marzo, Palermo 1856
II 395. E. Mauceri.
Asarta, Inocente, span. Maler des 19.
Jahrh., geb. zu Gastiani (bei Pamplona),
Schüler von Jules Lefebvre und von Tony
Robert Fleury in Paris, hat seine Werke seit
etwa zehn Jahren sowohl in den Pariser Sa-
lons (1895, 1896), als auch auf Madrider Aus-
stellungen gezeigt. Wir nennen darunter: Die
Mahlzeit der Schäfer; Bäuerin aus den Pyre-
näen ; Das kantabrische Meer ; Ulysses und
die Sirenen ; Eine Idylle an der Küste ; Das
Fischerhaus; Die Andorra-Berge; außerdem
verschiedene Porträts. P. Lafond.
Asato, Nicolö, Bildhauer in Abruzzo um
1295.
F a 1 c o n i, Historia Marsorum p. 176—206.
H. V.
173
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Asbert — Ascani
Asbert, Berengario, Maler in Barce-
lona, 1389 unter den Waffenfähigen des Quar-
tiers dcl Mar genannt.
Vifiaza, Adic. I 21. M. v. B.
Asbestus von Syrakus, byzantin. Maler, 9.
Jahrh. Verfertigte nach literarischen Berich-
ten Karikaturen auf den Patriarchen Ignatios.
F. W. Unger, Quellen zur byzantinischen
Kunstgeschichte S. 52. Swarscnski.
Asbjörnsen, S i g v a 1 d, norweg.-amerikan.
Bildhauer, gcb. 19. 10. 1867, studierte in Chri-
stiania unter B. Bergslien und M. Skcibrok
und stellte 1884 — 1891 in Christiania aus.
Kurz darauf wanderte er nach Amerika aus
und ließ sich in Chicago nieder. Zu seinen
bedeutendsten Werken gehören die Leif Eric-
son-Statuc im Humboldt-Park in Chicago, die
Louis Jolict-Statue in Joliet (Illinois), „Die
Verteidigung der Fahne“ in Decatur (Illinois)
und die Büste des Professors H. H. Boyescn.
Edmund von Mach.
Ascani, Bildhauer des 18. Jahrh. aus S.' Ip-
polito, schuf in der Chicsa Metropolitana zu
Fermo den prächtigen Hochaltar, den Altäre
del Suffragio, die Balustrade u. a. m. Der
Vorname dieses Mitgliedes der Künstlerfamilie
Ascani ist leider nicht zu ermitteln.
R a f f a e 1 i, Guida art. di Fermo. E. Scatassa.
Ascani, A g o s t i n o, Marmorbildhauer des
18. Jahrh. in S. Ippolito, Vater des Fran-
cesco Mario A., mit dem er mehrfach ge-
meinschaftlich tätig gewesen zu sein scheint.
Arbeiten von seiner Hand sind nicht nach-
weisbar
Vcrnarucci, Di S. Ippolito e d. scalpell.
del Luogo, Fossombronc 1900. E. Scatassa.
Ascani, A s c a n i o, Marmorbildhauer des
17. Jahrh. in S. Ippolito, der gemeinsam mit
seinen Verwandten vielfach in den Städten
der Marken tätig gewesen ist. Arbeiten von
seiner Hand sind nicht nachweisbar.
Vernarucci, Di S. Ippolito e d. scalpell.
del Luogo, Fossombronc 1900. E. Scatassa.
Ascani, Francesco, Bildhauer aus S.
Ippolito, wo er 1798 Vorsteher der Stadt-
gemeinde war. Seine Arbeiten sind schwer
von denjenigen seiner Zeit- und Familien-
genossen zu unterscheiden. Einige sichere
Werke von seiner Hand besitzt die 1802 er-
baute Kirche S. Agostino zu Fossombrone in
ihrem mit trefflichen Marmorintarsien ge-
schmückten Hochaltäre und in ihrer ele-
ganten Tribuna, deren 8 Tragsäulen mit si-
zilianischem Jaspis bekleidet und von ge-
schmackvoll geschnitzten Holzkapitellen von
der Hand des Ghinelli da Sassoferrato be-
krönt sind. Der nicht minder prächtig ge-
zeichnete und ausgeführtc, von den Grafen
Batclli gestiftete Altar des hl. Nicola da To-
lentino in derselben Kirche zu Fossombronc
ist ebenfalls als Arbeit des Francesco A. zu
betrachten.
Vernarucci, Di S. Ippolito c d. scalpell.
dcl Luogo, Fossombrone 1900. E. Scatassa.
Ascani, Francesco Mario, Bildhauer
des 18. Jahrh. in S. Ippolito, Sohn des Ago-
stino A. Seine Signatur las ich auf einem
prächtigen Altardossale in der jetzt leider
abgebrochenen Kirche zu Isola dcl Piano.
Dieses äußerst geschmackvoll ausgeführte
Schnitzwerk zeigte sich dem Dossalc der Ur-
binaten Ambrosi und Armcllini im Oratorio
dclla Morte zu Urbino so nahe verwandt, daß
es meiner Ansicht nach dem Francesco Mario
Ascani als direktes Vorbild gedient haben
muß.
Vernarucci, Di S. Ippolito e d. scalpell.
del Luogo, Fossombrone 1900. E. Scatassa.
Ascani, Giovanni Andrea d. A., Bild-
hauer aus S. Ippolito; arbeitete 1676 an einer
Cantoria (Musikantentribünc) für die Com-
pagnia dclla Grotta zu Urbino. Dieser Künst-
ler ist nicht zu identifizieren mit dem von
Vernarucci (a. a. O.) zitierten jüngeren Bild-
hauer gleichen Namens.
Le Marche IV 226. — Rassegna Bibliograf,
d. arte ital. VIII 203. E. Scatassa.
Ascani, Giovanni Andrea d. J., Bild-
hauer aus S. Ippolito; schuf 1775 aus einer
Nachlaßstiftung des P. Giacinto Fedeli (t
1727) den eleganten, aus verschiedenfarbigen
Marmorsorten zusammengesetzten Barock-
altar für die Reliquien des S. Filippo in der
Kirche dieses Heiligen zu Ripatransone.
Rass. Bibi. d. arte ital. IX 70. E. Scatassa.
Ascani, Giuseppe, Marmorbildhauer des
18. ( ?) Jahrh. in S. Ippolito, der gleich so vie-
len anderen Mitgliedern der Künstlerfamilie
Ascani in Urbino, Loreto, Ascoli-Piceno und
anderwärts zahlreiche Bildhauerarbeiten aus-
geführt hat, ohne daß sich bisher bestimmte
Werke von seiner Hand hätten nachweisen
lassen.
Vernarucci, Di S. Ippolito e d. scalpell.
del Luogo. Fossombrone 1900. E. Scatassa.
Ascani, P e 1 1 e g r i n o, Maler, Kupferste-
cher und Medailleur, Bruder des Simone A.,
in Carpi und Modena tätig, um 1676, f 1714.
Namentlich als Maler von Blumenstücken sehr
beliebt, soll er außerdem verschiedenen Me-
dailleuren seiner Zeit Entwürfe zu Schau-
münzen geliefert haben.
Z a n i, Encicl. II 216. — B o n i, Biogr. d. Ar-
tisti. — L a n z i, Stör. pitt. III 372. — R o s i n i,
Stör. d. Pitt. ital. — F o r r e r, Dict. of Medal-
lists. — Atti e Mem. etc. per l'Emilia, ser. II,
vol. VII, parte II, p. 69 ff. F. Malagussi-Valeri.
Ascani, Simone. Maler in Modena um
1700, Bruder des Pcllcgrino, nach Zani, Enc.
II. •*
Ascani, T r a j a n o, Bildhauer aus S. Ippo-
lito, zum ersten Male erwähnt 1659 als
Schöpfer eines prächtig ornamentierten Altar-
aufsatzes in der Kirche S. Gherardo zu Ser-
radeconti, gestiftet vom apostolischen Proto-
notar Franc. Maria Honorati. Die meisten
Arbeiten von der Hand dieses Künstlers be-
finden sich in Faenza: so in der Kirche S.
174
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Ascanio — Aschehoug
Benedetto die von der Familie Ambrosi ge-
stiftete Altardekoration der Cappella di S.
Ambrogio von 1683; in der Chiesa del Gon-
falone der Madonnenaltar von 1681 ; in der
Chiesa dei Convcntuali die Altardekoration
der Cappella di S. Antonio. 1687 war Tra-
jano A. wieder in S. Ippolito ansässig, und
1695 wird er als bereits verstorben erwähnt.
Ricci, Mem. stör, di Ancona. — G u a 1 a n -
d i, Memorie V 84. — Vernarucci, Di S. Ip-
polito c d. scalpell. del Luogo, Fossombronc 1900.
— Nuova Rivista Miscna 1894 p. 102.
E. Scatassa.
Ascanio, Maler in Bologna 1532 — 1628, nur
von Zani, Enc. met. II 216 ohne nähere An-
gaben erwähnt. **
Ascanio C o r t e s e, Miniator des 17. Jahrh.,
tätig in Rom. Sein Name findet sich bei den
Unterzeichnern eines Bittgesuchs an den
Papst 1615.
A. Bcrtolotti, Artisti Bolognesi, Ferraresi
etc. a Roma (Bologna 1885) p. 157. P. d'Ancona.
Ascanio da Cortona, Ornamentbild-
hauer, nach Zani 1475 in Cortona tätig.
Zani, Encicl. VII 69. *
Ascanio da Cortona, umbrischer Bild-
hauer, inschriftlich beglaubigt als Schöpfer
eines 1602 vollendeten Weihwasserbeckens in
der Kirche Madonna dell’ Olivo bei Passig-
nano.
Guardabassi, Indice Guida etc. nell’ Um-
bria p. 164. A. Dellucci.
Ascanio di Giovanni, s. Mari, Asc.
Ascanio Guidoni (di Guidone), Maler
in Urbino, wo er zu Anfang des 16. Jahrh.
namentlich seiner trefflichen Majolikaarbeiten
wegen gerühmt wird.
Pungileoni, Le Majoliche di Urbino (1870)
p. 337. E. Scatassa.
Ascanio de M a f i i oder de Mari di
Tagliacozzo oder di N e 1 1 o oder d i
Tagliacozzo, s. Mari, Ascanio.
Ascanius, Pater Don Guido, Mönch in
Rom. Nach einer Zeichnung oder einem
Gemälde von ihm, die allegorische Figur einer
Oboedientia darstellend, hat B. Passari 1580
einen Stich gr. Fol. angefertigt.
Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Kstlerlcx.
(unter Passari No. 78). H. V.
Ascenio G u a 1 1 i e r i, Florentiner Holzbild-
hauer um 1574, nur bei Zani (Enc. met. II
217) erwähnt. H. V.
Ascensio, Jose, Maler und Kupferst. in
Valencia. Die Akad. von S. Fernando in
Madrid ernannte ihn 1783 zum Professor der
Kupferstechkunst; für eine Sammlung von
Schreibvorlagen, welche er dem Infanten D.
Carlos widmete, ernannte ihn der König zum
Hofkupferstecher. Vielleicht identisch mit J.
Asensio, welchen Zani, Encicl. erwähnt.
Alcahali, Artist. Valenc. p. 52. M. v. B.
Ascenzi (Assenzi), Carlo, italicn. Maler
aus Gennazzaro in der zweiten Hälfte des
17. Jahrh. Von ihm bewahrt die Sakristei
der Kirche S. Giovanni ad Templum (auch
S. Francesco di Paola genannt) in Ascoli eine
Taufe Christi. In Rom in S. Carlo al Corso
im Gang hinter der Tribuna eine Figur der
Frömmigkeit und in S. Niccolö e Biagio ein
S. Carlo Borromeo, der von anderen auch
dem Avanzino Nucci zugeschrieben wird.
Missirini nennt den A. unter den Mitgliedern
der Accadcmia di S. Luca in Rom.
T i t i, Dcscr. ecc. di Roma 154, 373. — O r -
s i n i, Descriz. delle Pitturc ecc. di Ascoli. Peru-
gia 1790 p. 103. — Missirini, Stör, dell’
Accad. di S. Luca 1823. Ossola.
Ascenzo, Nicola d’, italicn. Landschafts-
maler, geb. 1869, kam jung nach Amerika
und wurde Schüler der Akademie zu Phila-
delphia.
Singer, Kstlerlex. V. Nachtr. (unter D’As-
cengo). — The Studio, XXXV 260. H. V.
Asch, Hans van, als Porträtmaler 1603 in
Delft erwähnt, ist dort 1655 oder kurz vorher
gestorben. Er war verheiratet mit Maertgen
Pietersdr. und der Vater von Pieter van A.
Oud-Holland VI 294, 295. E. IV. Moes.
Asch, Pieter Jansz. van, oder van
A s, Sohn des Vorigen, ist geb. in Delft 1603.
22. 6. 1632 kam er in die Delfter Zunft, wohnte
dort 1655 in der Choorstraat und 1678 in der
Doelstraat; 6. 6. 1678 wurde er in der Alten
Kirche begraben. Er malte Landschaften,
welche er mit seinem vollen Namen oder
mit einem Monogramm (P. V. A.) bczeich-
nete. Die Mus. in Amsterdam und Rotterdam
haben einige unbedeutende Werke von ihm.
Andere finden sich in den Mus. zu Darmstadt,
Schwerin, Straßburg, Pest, Stockholm und
SL Petersburg. Sehr gut ist das große Bild
(mit Staffage von Hendrick Verschuring),
ein Blick auf Delft, 1669 für seine Vaterstadt
gemalt, und jetzt im Mus. daselbst ausgestellt,
und eine Landschaft mit einer Jagdgesell-
schaft im Mus. zu Glasgow. Johannes Ver-
kolje hat sein Porträt gemalt und in Schwarz-
kunst herausgegeben.
Houbraken I 235. — Ned. Spectator 1870
458, 458. — Obrecns Archief I 28, III 200,
201, VI 12. — Oud-Holland VI 294—296.
E. IV. Mocs.
Aschaffenburg, s. damit verbundene Vor-
namen.
Aschbach, s. Aspaclt.
Aschehoug, Dina Engel Laurents e,
norweg. Malerin, geb. 17. 4. 1861 auf dem
Pfarrhof von Rakkcstad in Smaalencne, be-
suchte 1880 — 82 Kyhns Zeichenschule in Ko-
penhagen, bildete sich in Christiania unter Ei-
lif Pctersen aus, den Winter 1886 — 87 u. 1S95
bei Colarossi in Paris unter Dagnan-Bouverct
und Collin. Den Winter 1888 — 89 an der
Akad. in Kopenhagen unter Viggo Johansen.
Mehrere kurze Studienreisen in Deutschland,
der Schweiz und anderen Ländern. Seitdem in
Christiania als Zeichen- und Schrciblchrerin
tätig. Ihr cigentl. Kunstgcbict sind Porträts;
im Herbst 1906 reiste sie nach Amerika als
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Aschenbrenner — Ascoli
Malerin von Miniaturporträts. — Porträts
im Privatbesitz in Christiania.
Kunstausstcllungskataloge 1880 — 1900 in Chri-
stiania. — Mitteilungen der Künstlerin. — Aus-
stellungskatalog, Stockholm 1897.
C. IV. Schnitter.
Aschenbrenner, Heinrich, Zeichner und
Lithograph in Warschau in der Mitte des
19. Jahrh. Arbeitete viel in der lithogr.
Anstalt von A. Pccq, später in der von
Dzwonkowski und schuf eine große Anzahl
gut gezeichneter Porträts seiner Mitbürger
und berühmter Personen. Unter den größe-
ren Publikationen, an denen er Anteil nahm,
sind hervorzuheben: 1. W. Baranowski: Die
Erzbischöfe von Gnesen. Warschau 1857.
Mit vielen Bildnissen seiner Hand. 2. W.
Gerson: Die poln. Feldmarschäile in Krone
und Littauen (nach den Zeichnungen von W.
Gerson). Unter den anderen sind besonders
zu nennen: Porträts von Thcoph. Lenartowicz
(1857), Friedrich Schiller (1859), Gcneral-
superintendent v. Ludwig (Warschau 1859),
Erzbischof M. Fijalkowski (1861). Andreas
Graf Zamoyski (1862) und Jos. Ign. Kraszews-
ki (1862).
Kraszcwski, Catalogue des Estampes.
Marian Gumowski.
Aschenbroich, Heinrich, Gcnremaler in
Düsseldorf, gcb. 18. 12. 1839 in Volmers-
werth bei Düsseldorf. Besuchte in den 60er
Jahren die Akad. in Düsseldorf, wo er unter
Karl Müller, Mücke, Bcndemann und Deger
ausgebildet wurde. Er malte zuerst (unter
Deger) religiöse Bilder: „Christus am öl-
berge“ (im Bes. d. Fam. Bewerunge in Df.),
„Madonna mit Kind“ (in England, Wieder-
holung bei Frau Puricelli auf Rheinböller-
liütte bei Bingen), dann Genrebilder, die
hauptsächlich nach dem Auslande verkauft
worden sind. A. ist als Restaurator alter
Bilder in den letzten Jahren vielfach tätig
gewesen.
Bötticher, Malerw. des 19. Jahrh. Board.
Aschieri, Angiolo Michele, wird von
Campori in der Raccolta di cataloghi p. 251
Anm. 2. als tüchtiger Holzbildschnitzer (va-
lente intagliatore di lcgnami) des 17. Jahrh. in
Parma genannt. p. k.
Aschieri, Giovanni. Von ihm bezeich-
nete Federzeichnung: Genius mit Füllhorn, im
Braunschweiger Kupferstichkabinett. Wahr-
scheinlich Originalentwurf für die etwas klei-
nere und im Gegensinne gehaltene Radierung
•derselben Darstellung, welche die Bezeichnung
trägt: I. A. Sirano in: Ant. : V. D. Borcht
fe: Dieser Giovanni Aschieri war bisher
nicht bekannt, scheint aber nach den Be-
ziehungen seiner Arbeit zu dem Bolognesen
Giov. Andrea Sirani in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrh. gelebt zu haben. Da er sich
selbst in seiner Unterschrift Romano nennt,
wird er von Rom nach Bologna gekommen
sein.
Notiz von E. Flechsig. ••
Aschieri, Trabisonda, aus der Familie
Bonelli, Gemahlin des Angiolo Michele, Ma-
lerin in Parma im 17. Jahrh. tätig. Ein Ge-
mälde von ihr, das Bildnis einer Witwe, wird
im Inventar des Palazzo del Giardino in Par-
ma (von ca. 1880) erwähnt.
Campori, Racc. di cataloghi p. 251. P. K.
Aschmann, J o h. Ja k., Zeichner u. Kupfer-
stecher, geb. in Thalwil (Kt. Zürich) 12. 2.
1747, f 9. 4. 1809, Schüler von Martin Hur-
tcr in Schaffhausen. Seine Arbeiten haben
nicht viel mehr als kulturhistorisches und
lokaltopographisches Interesse; besonders ge-
nannt zu werden verdienen die verschiedenen
„perspektivischen Vorstellungen“ von Manö-
vern der Milit. Gesellschaft in Zürich und
die Darstellung einiger Szenen aus den In-
surrektionen im Kt. Zürich von 1795 u. 1S04.
Eine Reihe von Handzeichnungen und 30
z. T. kolorierte Radierungen des Künstlers
(meist Schweizer Landschaften) bewahrt die
Kupferstichsammlung des Eidgen. Polytech-
nikums.
M c y e r, Kstlerlex. — Brun, Schweizer.
Kstlerlex. H. V.
Ascione, Aniello (Angclo), Maler zu
Neapel um 1680 und 1708, hatte bei G. B.
Ruoppoli gelernt. Er war seinerzeit ein ge-
schätzter Stillebcnmaler Italiens und stellte
mit besonderem Beifall Früchte und Wein-
trauben aus. Die Behandlung ist kräftig, lei-
der aber hat der durchgewachsene rote Grund
die Harmonie zerstört. Auf einem Bilde
fanden wir die Bezeichnung D. Aniel0. As-
cione, D und A. verschlungen und nach dem
D ein Punkt in das A hineingeschrieben.
Möglich daher, daß Ascione noch einen Vor-
namen hatte, eher aber dürfte das D die
spanische, für Neapel nicht auffallende, Ab-
kürzung für Don sein.
Meyer, Kstlerlex. *•
Ascione, E m a n u e 1 e, neapol. Architekt.
In den ersten Jahren des 19. Jahrh. wurde
er Sekretär der Accad. di Belle Arti in Nea-
pel, und bekleidete dieses Amt lange Zeit.
Von ihm wurden die hervorragendsten Bau-
werke Neapels (z. B. der Triumphbogen Al-
fons I., die Gräber der Anjou und Aragonicr,
der Tempietto del Pontano, das Mausoleo
del Sannazzaro etc.) in vorzüglichster Weise
gezeichnet und publiziert.
Napoli Nobilissima X 56. G. Degli Aszi.
Ascolano, Pietro, s. Dini, P.
Ascolano, Ascoli d', s. damit verbundene
V ornanwn.
Ascoli, Joseph, Porträt- und Genre-Bild-
hauer in Paris, stellte fast alljährlich im
Salon (1890 — 1899 und 1905 ) aus; auf der
Exposit. decennale des Beaux-Arts, Paris
1900, war er mit einem mythologischen Vor-
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Ascondo — Asensio
wurf : Klytia in eine Sonnenblume verwan-
delt, vertreten.
Katal. des Salon. — Katal. der Expos, d^cen.
H. V.
Ascondo, Francisco, mit seinem Kloster-
namen Fray Juan genannt, Baumeister, gcb.
1705 in Jurreta, Distrikt Durango in Biscaya,
trat 1731 in das Kloster S. Benito zu Valla-
dolid, und erlangte in ganz Kastilien einen
guten Ruf als Baumeister. Er entwarf und
baute die Kirchen zu S. Roman de Hornija,
Villardefrades, die des Priorats Sta. Maria de
Duero bei Tudela, beträchtliche Teile des
Klosters von Fromesta, sowie des von S.
Pedro de las Duenas bei Sahagun, ein Land-
haus zu Fuentes und das des Vizconde de
Valoria zu Valladolid. Sein vorzüglichstes
Werk aber waren zwei Galerien des Kreuz-
ganges seines Klosters, bei denen er die bei-
den andern von Juan de Hcrrera und Juan de
Ribcro Rada im 16. Jahrh. aufgeführten zum
Muster nahm. Außerdem baute er in seinem
Kloster eine Galerie auf der Südseite, sowie
den hinteren Teil der Kirche seines Klosters.
Er starb 1781 in einem Alter von 76 Jahren.
Llaguno y Amirola, Not. IV 231. A
Ascroft, William, Landschaftsmaler, tätig
in Chelsea bei London, war von 1850 — 1872
last regelmäßig in den Ausstellungen der
Royal Acad. mit seinen sorgfältig ausgeführ-
ten Landschaften der realistischen Richtung
vertreten. Dann erschien er noch einmal
1878 mit dem Bilde „As Dry as a Bone“, u.
zum letzten Male 1886 mit dem Bilde „Is it
a Hogarth?“ — Nach 1889 versagen unsere
Nachrichten über ihn.
Meyer, Kstlerlex. II 325 (Notiz von S.
Colvin). — Graves, The Roy. Academy of
Arts 1905, I 70. **
Asdrubalini, Bramante degli, s. Bro-
mante.
As6, Jacques de, verwelschte Lesart des
Namens: Hase, Jacques de.
Asel, Gotthelf Rudolf, Porzellanma-
ler, gcb. in Deutschland 18. 4. 1816, t in
Stockholm 11. 9. 1851, war am Ende der Drei-
ßiger Jahre nach Stockholm gekommen, wo
er wahrscheinlich der Schüler von Wilh. Hei-
nemann wurde. Nach dessen Hingang war
er der einzige Repräsentant der Porzellan-
malerei in Stockholm. Seine Arbeiten wur-
den hochgeschätzt. Ein reichverzierter Teller
von ihm wurde mit der Sammlung Chr. Ham-
mer, Stockholm, 1892 in Köln versteigert.
Trauungs- und Begräbnisbücher der deutschen
Gemeinde in Stockholm. G. Nordcnsvan.
Asemort, A. P., katalan. Maler in Barcelona,
dessen Name in Bruderschaftsregistern in
den Jahren 1490, 1496, 1503, 1512, 1520 und
1525 erwähnt wird.
Sanpere y Miquel, Cuatroc. Catal. II
219. M. v. B.
Asemort, Juan, katalan. Maler in Barce-
lona, 1479 — 80 und 1490 — 96 in Akten und
Bruderschaftsregistern erwähnt.
Sanpere y Miquel, Cuatroc. Catal. II
203. M. v. B.
Asenjo-Arozarena, Salustiano, span. Ma-
ler, gcb. 1834 zu Pamplona, Schüler der Akad.
San Carlos in Valencia, nahm später dort
eine Professur f. Kunstgeschichte an und
wurde dann Direktor der Kunstschule. Von
diesem wenig fruchtbaren Künstler, der sich
vornehmlich der Lehrtätigkeit widmete, müs-
sen wir eine große Komposition hervorheben:
Allegorie der Eroberung Valencias durch den
König Don Jaimc, bei deren Ausführung er sich
von seinem Schüler Antonio Cartina unterstüt-
zen ließ. Von seinen anderen Werken nennen
wir: Der Tod des Sokrates (1855) ; Eine Fa-
milienszene: Beiisar; Die Einnahme von Te-
tuan; Don Rodriguez und die Caba (im Pro-
vinzial-Regierungsgebäudc der Prov. Navarra) ;
ebenso verschiedene Porträts, u. a. diejenigen
von Gayarre, von Sarasate, von Santiago Du-
puy, des Don Hilarion Eslava u. des Paborde
Sala (letzteres ausgestellt im Paranymphe der
literarischen Universität zu Valencia).
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espafiolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
— A 1 c a h a I i, Dicc. biogr. de artistas valencia-
nos. Valencia 1897. P. Lafond.
Asensi, G a s p a r, Archit. in Valencia, er-
richtete 16S6 in der Kathedrale das Trauer-
gerüst für die Leichenfeier der Königin Maria
Louise von Spanien.
A 1 c a h a 1 i, Artist. Valenc. S. 408. M. v. B.
Asensio, span. Maler in Saragossa, Ende
des 17. Jahrh., wird als guter Porträtmaler
erwähnt.
Palomino y Velasco, Museo pict. III
679. A
Asensio, J u 1 i o, genannt : El Pescadoret,
span. Maler (19. Jahrh.), geb. zu Valencia,
Schüler Goyas, den er bei der Ausführung
seiner Freskomalereien in der Kirche San An-
tonio de la Florida, sowie bei zahlreichen an-
deren Arbeiten unterstützte. Der Künstler hat
sich in jedem Genre der Malkunst versucht;
sein Stil nähert sich demjenigen seines großen
Meisters. Von seinen Werken führen wir an :
das Porträt des Guerillero Ruvera (ehemalige
Sammlung des Herzogs von Montpcnsier zu
Sevilla) und Ein Verzweifelter (ehemalige
Galerie der Herzoge von Osuna).
Paul Lafond, Goya. P. Lafond.
Asensio, D. X a v e r i o, Archit. und Maler
in Spanien um 1771.
Z a n 1, Enc. II 219. A
Asensio y Mejorada, Francisco, span.
Kupferst., gcb. in Fuente de la Encina in
Altkastilicn, f 1794 in Madrid. Stach haupt-
sächlich Pläne, Tafeln und Schriften, aber
auch einige Blätter mit Figuren von schwa-
cher Zeichnung und ungeschickter Technik.
Künstlerlexikon. Bd. II. j’j’j 12
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Aserti — Ashbee
Von ihm wohl das von Ottley (Notices) er-
wähnte Porträt Pius VI.
Cean Bermudez, Dicc. I 79 — 80. —
Meyer, Kstlerlcx. — Rico y Sinobas, ca-
ligr. esp. S. 10. £
Aserti, E r c o 1 e, italien. Maler, schmückte
1724 das Oratorium des hl. Laurentius zu
Parma aus.
Meyer, Kstlerlex. — D o n a t i, Nuova des-
crizione dclla cittä di Parma. 1824 p. 86. H. V .
Asfahl, Markus, aus Reutlingen, malte
1500 — 1501 das große Freskobild „Die Kreuz-
tragung Christi“ an der Fassade der Pfarr-
kirche in Meran. Mit dem erst 1592 in Reut-
lingen tätigen Markus Astfalk (s. d.) kann
dieser Künstler nicht identisch sein.
Fr. Innerhofer.
Ash, Albert Edward, Maler in Bir-
mingham, stellte 1881 in der Roy. Academy
das Bild „The Old Park, Cannock and Ru-
gely“ aus, ferner war er 1884 in der Dudley
Gallery Art Society und in der Roy. Society
of Artists in Birmingham 1884 — 1887 ver-
treten.
Graves, The Roy. Academy of Arts 1905,
I 70. — The Ycars Art 1885—1888. **
Ash, H., Maler in London, stellte in der
Roy. Academy 1851 „Evening", 1856 „View
ncar Oxford“ und 1858 „Rochestcr, on the
Medway“ aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts 1905.
I 70. **
Ash, J. W., engl. Maler in Pentonville,
stellte in der Roy. Academy die Landschaften
„From Tilbustcr Hill“ (1830) und Branksea
Castle, Poolc, Devon (1832) aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts 1905
I 70. **
Ash, Percy, amerikan. Architekt, geb. 5.
11. 1865. Studierte an der University of
Pennsylvania und besonders der Pennsylvania
Acad. of Fine Arts 1886—1887, der Ameri-
can Acad. in Rom 1805—1896 und unter
Godefroy und Frenet, Paris 1896, auch in
Julians Acad., Paris. Seinen Bauten, deren
sich die meisten in Washington D. C. und
den Vororten von Philadelphia befinden,
mangelt vielleicht positive Stärke, sie sind
aber reizend durch ihre Details und schönen
Proportionen. Der analytische Charakter
seiner Kunst befähigt ihn im höchsten Grade
zu seiner jetzigen Stellung als Professor
der Architektur in der George Washing-
ton Universität, Washington D. C. Seine be-
deutendsten Gebäude in Haverford und Bryn
Mawr, Penn, und auf der St. Louis-Ausstel-
lung 1904 sind abgcbildct in American Archi-
tect. New York und Architcctural Review Bo-
ston ; auch in American House and Garden.
L. F. Pitcher.
Ashbee, Charles Robert, bekannter
engl. Architekt und Kunstgewerbler in Lon-
don, geb. 1803 in Isleworth bei London, stu-
dierte im Kings College in Cambridge und
machte seine Lehrzeit als Architekt bei dem
Kirchenbauer G. F. Bodley durch, dann aber
entfaltete sich seine Künstlerschaft auf ganz
selbständigen Bahnen und in selbstgefundenen
neuen, modernen u. schönen Formen, so daß
man ihn zu den Reformatoren des modernen
engl. Kunstgewerbes wie der Architektur
zählt. Gewiß hat er dem von ihm verehrten
Will. Morris viele Anregungen zu verdanken,
aber die Ziele und Lösungen seines künst-
lerischen Lebenswerkes sind selbstgesteckte
und selbstgefundene. Er wollte als Architekt
nicht Häuser entwerfen, sondern sie auch selbst
bauen und einheitlich und bis ins letzte Detail
künstlerisch ausstatten. In diesen Bestrebungen
kam er, wie Morris, zu einer Reorganisation
des Werkstatt betricbes. In ganz kleinen und
bescheidenen Verhältnissen eröffnete er 1888/7
mit 2 Freunden u. einigen Schülern im Osten
Londons eine Werkstätte und Lehranstalt für
handwerklichen Betrieb von Innenausstattun-
gen mit vielen künstlerisch und sozial wert-
vollen Neuerungen. Sehr bald wuchs diese
„Guild and School of Handicraft“ und wurde
in das Essex House, dann nach dem Dorfe
Campden in Gloucestcrshire verlegt. Nach
W. Morris Tode gründete A. die Essex
Press, die durch die Vortreflflichkeit ihrer
Druckerzeugnisse bald einen solchen Ruf
erhielt, daß A. beauftragt wurde, die Krö-
nungsbibel für König Eduard VII. zu drucken,
auszustatten und zu binden. Mit unermüdli-
cher Energie und Begeisterung und erstaun-
licher Frische und Vielseitigkeit der Erfin-
dung belebte er die künstlerische Tätigkeit der
Guild of Handicraft, deren Arbeiten auch im
Auslande, z. B. auf der Turiner Ausstellung
1902 ehrenvolle Anerkennung fanden. Be-
sonders sind es die einfachen, gediegenen Mö-
bel, der neuartige, geschmackvolle Damen-
schmuck (mit Verwendung von stilisierten
Pflanzenformen und von Email, Edel- und
Halbedelsteinen), die schönen getriebenen Ge-
fäße und die Kamine, Gitter, Lampen, Be-
schläge und sonstigen Dinge der Innenaus-
stattung, die als charakteristische Erscheinun-
gen des modernen engl. Kunstgewerbes gel-
ten können.
Als Architekt ging er ebenfalls seine eignen,
originellen Wege und beschäftigte sich haupt-
sächlich mit dem Stadt wohnhause und der
Einfamilienwohnung. Seine Häuser am Chel-
sca Embankmcnt bedeuten eine Bereicherung
Londons in architektonischer Hinsicht. Sein
Ruf in Deutschland verschaffte ihm den Auf-
trag mit Baillic Scott zusammen das Groß-
hcrzogl. Schloß in Darmstadt zu bauen. In
den letzten Jahren baute er mehrere sehr per-
sönlich empfundene Häuser am Chcync Walk,
darunter No. 39 mit einem Fries in der Halle,
auf dem alle die von ihm seither gebauten
Häuser dargcstellt sind. Auch sein eignes
Haus No. 74 und Nachbarhäuser hier sind
178
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Ashbumer — Ashford
von ihm. Uber seine neuen Häuser am Dro-
menagh Estate hat er im Studio XXXVI
47 fg. interessant geschrieben. Auch sonst
führt er gern die Feder und hat z. B. über
seine neuen Silberpokale einen Artikel im Art
Journal 1898, 230—32 veröffentlicht und den
Traktat Benvenuto Cellinis, den er auf der
Essex Press druckte, auch selbst übersetzt. —
1902 wurde er von der Münchener Akad. der
Künste zum Ehrcnmitgliede ernannt.
Kunst u. Kstbandwerk (Wien) III 167 — 176,
IV 461—467. — The Artist XXXII 17—25. —
The Studio, Winter No. 1901—2. XXVII 207,
XXVIII 1S4, XXIX 207. — The Art Journal
1898 230—33, 1903 88, 148 fg., 1904 386—91. —
Graves, Royal Acad. I. — F. Allen Whi-
t i n g : A successful Engl. Experiment. — „Han-
dicraft“ publ. by Boston Society of Arts and
Crafts. — Deutsche Kst. u. Dekoration, Dezem-
ber 1906 p. 213 illustr. Artikel von A. Fisch. **
Ashburner, William F., Maler der Gegen-
wart in Chelsea bei London, war seit 1900
auf vielen engl. Ausstellungen vertreten, z. B.
in der Roy. Scottish Acad. (1900, 1902), in
der Roy. Academy 1901, 1903 („The Miller’s
Daughter“), 1904 („Miss Constance R. de
Lacy“), in der New Gallery, im Roy. Inst,
of Water Colours.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, 1905, I
70. — The Years Art. *•
Aahby, H., hervorragender engl. Schrift-
stecher, geb. 17. 4. 1744 zu Wotton-under-
Edge, Gloucestershire, f 1818. In London
tätig als geschickter Banknotenstecher und
Illustrator, führte um 1790 ein Vorschriften-
Buch nach Will. Thomson aus, sowie das
Widmungsblatt zu Th. Macklins engl. Bibel,
welches das Datum Jan. 1791 trägt. Wahr-
scheinlich von ihm auch gestochene Exlibris,
welche Fincham, British and American Book
Plates p. 4 anführt. — Ashbys Porträt er-
schien 1803 und trägt die Unterschrift: H.
Ashby, writing engraver. Brustb. in Me-
daillon. Nach Burckhardt punktiert von Holl.
Wohl das Bl., das Le Blanc aufführt als von
Rob. Ashby verlegt.
Meyer, Kstlerlex. — Dict. of Nat. Bio-
graphy. **
Ashby, Harry, Porträtmaler in London,
später in Mitcham, sandte seit 1794 — 1836
fast jedes Jahr Porträts und gelegentlich auch
Genrebilder auf die Ausstellungen der Roy.
Acad.
Redgrave, Dict. — Graves, Royal Aca-
demy Exh. **
Ashby, W., engl. Graveur mit der Ra-
diernadel, dem Grabstichel und in Punktier-
manier, hielt sich um 1821 — 1833 zu Paris auf.
Er stach mehrere Blätter nach Reinagle und
illustrierte die Oeuvres completes de Berangcr,
Paris 1834. 8vo.
Meyer, Kstlerlex. **
Asher, Louis (Julius Ludwig), Historicn-
und Genrcmalcr, geb. zu Hamburg 28. 0.
1804, f das. 7. 3. 1878. Von Gerdt Hardorff
sen. und Leo Lehmann zuerst unterwiesen.
1821 Dresdener Akad., dann Düsseldorf, von
wo 1825 mit Cornelius nach München. In
der Glyptothek mit tätig. 1832 mit Erwin
Specktcr auf 3 Jahre nach Italien. Winter
1838/9 dort mit Kaulbach, der ihn auch
später mehrmals nach München zog. Vor-
übergehend in Berlin ; sonst in der Vaterstadt.
Von Cornelius und Kaulbach stark beein-
flußt: Hl. Cäcilic; Lear und Cordelia (1854
Kunsthallc in Hamb.) ; Wanddekoration im
böhm. Schloß Senftenberg; eine Auferstehung
als Altarbild.
Porträts von Jenny Lind (1845 Stock-
holmer Nationalmus.) ; 1823 auf Stein gez.
der Sänger Cornct und die Sängerin Betty
Schröder als Masaniello und Fenella. Wei-
teres in Meyers Kstlerlex. Ausführl. Oeuvre-
verzeichnis im Besitz des Hamb. Geschichts-
vereins. Sein Bildnis im Dtsch. Künstler-
album zu Rom.
B r u 1 1 i o t, Monogr. I No. 550. — Nagler,
Monogr. IV No. 897. — Bötticher, Maler-
werke des 19. Jabrh. — Gaedertz, Kunst-
streifzüge (Lübeck, Schmidt 1889). — Licht-
war k, Das Bildnis in Hamb. II 159 — 161, 120,
170, 173, 214. — Ders., „Hermann Kaufmann
und die Kunst in Hamb. v. 1800 — 1850" S. 50.
E. Btnesi t
Ashfield, Edmund, engl. Bildnismaler, tätig
um 1675, t um 1700, Schüler von Michel
Wright, malte in öl, hauptsächlich aber in
Pastell. Man bezahlte seine Pastellporträts
mit dem damals hohen Preise von 200 M. ; H.
Lutterei war sein Schüler. Waagen erwähnt
die Bildnisse der Ladies Pembrokc und War-
wick, nach van Dyck, in Burghley House,
wegen ihrer außerordentlich feinen Ausfüh-
rung. Vertue lobt von ihm ein Porträt der
Lady Herbert in Burghley und den Kopf von
Sir John Bcnnet. Ein meisterhaft ausgeführ-
tes Porträt des Duke of Lauderdalc befindet
sich in der Ham House Collection und trägt
die Signatur E. A. fe 1674/5. Es ist bei Wil-
liamson, History of Portr. Miniat. I Taf.
XXIII abgebildet, der auch noch auf Taf.
LIX 4 das Porträt des William Lord Rüssel,
von Ashfield 1683 ausgeführt, abbildet.
P i 1 k i n g t o n, Dict. — Waagen, Treasurcs
of Art in Great Britain. III 408. — Willi-
a m s o n, The history of Portrait Miniatures. R.
Ashfield, John, engl. Architekt, Werkmei-
ster der Kathedrale zu Bristol 1472 — 1491.
Ihm wird der Bau des Turmes und des südl.
Querschiffs zugeschrieben.
Redgrave, Dict. **
Ashford, William, engl. Landschaftsma-
ler, geb. in Birmingham um 1746, f 17. 4. 1824
in Sandy Mount bei Dublin, kam als Beamter
1764 nach Dublin, widmete sich aber bald ganz
seiner Neigung zur Kunst Schon 1775 und
1776 sandte er 2 Landschaften in die Aus-
stellung der Roy. Acad. und dann öfter noch
1785 — 1811, meist Landschaften aus Irland
179
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Ashley — Ashton
und Wales. In seinen frühen Jahren be-
schickte er auch die Ausstellungen der In-
corporated Society of Artists in London.
Nachdem er in den achtziger und neunziger
Jahren in London tätig gewesen war, in
Freundschaft mit dem Marinemaler Serres,
wurde er 1823 Mitbegründer und erster Prä-
sident der Roy. Hibcmian Acad. in Dublin.
Er wohnte in Sandy-Mount bei Dublin. Seine
Werke, sowohl die Ölgemälde als die Aqua-
relle, waren sehr geschätzt. Ein Hauptstück:
„Orlando under the Oak" befindet sich in der
Hibcrnian Gail.; sein Selbstporträt und meh-
rere Landschaften in der Fitzwilliam Collec-
tion in Cambridge. Nach ihm stach Th. Mil-
ton: Bally Finn. 1787. 4. Mount Kennedy.
1787. 4. The scalp in the County of Wick-
low. 4. Belan-House in the County of Kil-
dare. 4.
A n t. P a s q u i n, An authentic history of
the professors of painting, sculpture and archi-
tecture, who have practised in Ireland (1794)
p. 40. — W. B. S a r s f i e 1 d Taylor, The
origin. progress and present condition of the
fine arts in Great Britain and Ireland II 282. —
Graves, Royal Acad. Exh. I. — Redgravc,
Dict *•
Ashley, Alfred, engl. Zeichner und Ra-
dierer, tätig um 1850, hatte ein lebhaftes Ge-
fühl für Landschaften; dagegen mißriet ihm
gänzlich die Zeichnung von Interieurs oder
Figuren. Von seinen Illustrationen seien ge-
nannt: 1. The Art of Etching on copper. By
Alfred Ashley. Illustrated with 14 Etchings
by the author. London (1849), qu. 4. 2. Old
London Bridge, a Romancc of the Sixtecnth
Century. By G. Herbert Rodwell. Illustr.
by Alfred Ashley. London. 8. Hierin sind
25 Bll. von Ashley und ein Holzschnitt nach
seiner Zeichnung von Greenaway & Wright
8. Christmas Shadows. A Tale of the Times.
By Alfred Ashley. Mit Radierungen des Ver-
fassers. London (1850). 8.
Meyer, Kstlerlcx. *•
Ashley, F. M., Maler in London, der in der
Roy. Academy 1878 (Beating Nets), 1875
(Bargaining) und 1877 (At Newlyn, Corn-
wall) ausstelltc.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 72. ••
Ashley, H e c t o r, engl. Architekt zur Zeit
der Königin Elisabeth, soll am Bau von Huns-
don House tätig gewesen sein.
Redgrave, Dict. **
Ashley, J., Maler in London, stellte 1822
bis 1837 Blumenstückc, Landschaften und
Porträts in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
1 72. ••
Ashley, s. auch Astley.
Ashlin, George C., bekannter irischer Ar-
chitekt der Gegenwart in Dublin, Ex-Präsi-
dent d. R. Inst, of Architccts of Ireland, war
Schüler der Roy. Academy in London 1858
und des E. W. Pugin 1800 — 70. Seine Haupt-
werke sind die SS. Peter u. Paulskirche in
Cork, die Queenstown Cathcdral und etwa 50
andere Kirchen in Irland. Er gewann viele
Konkurrenzen, so auch diejenige für das Por-
tranc Asylum, dessen Ausführung 6 Millionen
Mark kostete.
Who’s Who 1908. — Graves, The Roy.
Academy of Arts, 1905, I 72. *•
Ashpek, Christof, Büchsenmacher, 10.
Jahrh. Im k. Arsenal in Wien eine Wall-
büchse, die eingraviert seinen Namen trägt.
B ö h e i m, Mitt. d. Zentr.-Komm. 1883. **
Ashpital, Arthur, Architekt in London,
geb. 14. 12. 1807, f 18. 1. 1869, machte sich
sowohl durch Wohnhausbauten in der City
und durch Kirchenbauten (Battcrsea, Vem-
ham, Dean, Blackheath, Ripplc u. a.) bekannt
als auch durch seine Publikationen und Schrif-
ten über Architektur (vgl. Universal Catal.
of books on art, and Suppl.). Er war auch
Mitarbeiter am Dict of Architecture und der
Encyclopedia Britannica. In den 50er Jahren
war er mit Whichcord gemeinsam tätig.
Redgrave, Dict. — Graves, Royal Aca-
demy. *•
Ashpital, William Hurst, Architekt in
London, geb. 1776, f 20. 4. 1852, Schüler
von Dan. Asher und John Rennie. Außer
Mitarbeit an den London Docks und bedeu-
tenden Kanal- und Tunnelanlagcn sei von
seinen übrigen Bauten Charles Talbot’s house
zu Deepdene genannt.
Dict. of Nat. Biography. — Graves, Roy.
Acad. Exh. I 73. ••
Ashton, A. F., Londoner Architekt, der
1837 — 1845 in der Roy. Academy, meist Vil-
lcncntwürfe ausstelltc.
Graves, The Roy. Academy, 1905, I 73. *•
Ashton, Federico, cngl.-italicn. Land-
schaftsmaler, geb. 1830 in Mailand, Schüler
der Accadcmia di Brera, später Calames. Seit
1872 war er jahrelang in Rom, seit 1880 in
Domodossola, wo er Landschaften malte; seit
1884 in Pallanza am Lago Maggiore tätig.
In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrh.
erschienen seine Landschaften auf vielen ita-
lien. und ausländischen Ausstellungen und
wurden mehrfach ausgezeichnet. Sein Bild:
Der Anzofluß im Anzascatale wurde 1872
vom König Umberto angekauft und der „Pie-
dilugo-Sec“ kam nach New York. Andere
mit Auszeichnung aufgenommene Bilder sind:
„Eine Straße in Zermatt“ und „Der Riffel-
see“.
De Gubernatis, Dizion. d. art. ital. viv.
H.
Ashton, G. F., Maler in London, stellte
1861 — 1866 4 Gemälde, nämlich: The Time
for Reflection; West Lynn, Devon; Windsor
Castle und Sunshine and Schadow. aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 73. M
Ashton, H., engl. Maler in Prestwich, war
in der Roy. Academy 1867 mit dem Gemälde;
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Ashton — Asioli
A Fisherman und 1870 mit: Szene in Bombay
Cotton Market vertreten.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 73. **
Ashton, Henry, Architekt, geb. 1801 in
London, f am 18. 3. 1872, Schüler von Rob.
Smirke u. später unter Sir Jeffrey Wyattville
tätig. Schon seit 1818 sah man Entwürfe von
ihm in den Ausstellungen der Roy. Acad. und,
nach längeren Pausen, zum letzten Male hier
1856 die Zeichnungen zur Erweiterung der
National Gallery. Ein Hauptwerk aus seiner
mittleren Schaffenszeit ist der k. Sommer-
palast im Haag. Gerühmt wegen ihrer Pro-
portion und geschmackvollen Einfachheit wer-
den die Häuser, die er besonders in der Vic-
toria Street in London baute.
Redgrave, Dict. — Graves, Royal Aca-
demy. *•
Ashton, Julian R., Maler in London,
stellte 1873 — 1878 4 Genrebilder in der Roy.
Academy aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 73. **
Ashton, Matth., engl. Maler in der ersten
Hälfte des 18. Jahrh., sowohl in England wie
in Irland tätig. Nach seinen Porträts wurde
gestochen: Hugh Boulter, Bischof von Ar-
magh in Irland. Gest, von Th. Beard. 1728.
Ambrose Philipps, Dichter, f 1749. Gest, von
Cook. 8.
Le Blanc, Manuel, bei Beard. *•
Ashton, Nicholas William, engl. Ma-
ler, Präsident der 1783 zu Liverpool ge-
stifteten Malerakademie.
Meyer, Kstlerlex. — F i o r i 11 o, Gcsch. d.
zeiebn. Kste. V 871. H. V.
Ashton, Will, austral. Porträt- und Land-
schaftsmaler, war auf der austral. Kunstaus-
stell. in der „Grafton-Gallery“, London 1898
und auf der „Exhibition of the Royal Art
Society of New South Wales“, Sydney 1906
vertreten.
Kst.-Chron. N. F. IX 379. — The Studio
XXXVI 1906 p. 277. H. V.
Ashton, William, engl. Maler der Gegen-
wart, stellte in der Roy. Academy 1899
„Temple of Nectanebo“, 1900 „The Sun’s
Last Gleam“ und „A Reverie“, 1904 „A Grey
Day, Runswick“ aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 73. **
Ashwell, Lawrence Tom, engl. Maler
der Gegenwart, in Warlingham, Surrey, war
seit 1883 auf vielen Ausstellungen mit Flach-
landschaften vertreten, besonders in der Suf-
folk Street und 1889 — 1890 auch in der Roy.
Academy.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 73. **
Asinaro, T o g n o n e, Schilder- und Oma-
menten-Maler, in Bologna tätig 1626 — 1640.
M a 1 v a s i a, Felsina pittrice II 118. — Z a n i,
Encicl. II 220. R.
Asinelli, Antonio, Karmeliterfrate, Zeich-
ner und Intarsiator in Bologna, wo er angeb-
lich mit dem Dominikanermönch Damiano
da Bergamo an den Intarsien des Chores
von S. Domenico und 1520 mit Paolo Sacca
aus Crcmona an denjenigen von S. Giovan-
ni a Monte Olivcto arbeitete. Für seine an-
gebliche Mitarbeit an den Intarsien des Cho-
res von S. Michele in Bosco bei Bologna hat
sich in den Urkunden dieses Klosters keiner-
lei Nachweis finden lassen.
B u m a I d i, Minervalia p. 253. — M a s i n i,
Bologna perlustrata. — E r c u 1 c i, Catal. etc.
d'Intaglio etc. (1885) p. 79. — Rassegna d’Arte
1901 p. 27. E. Scatassa.
Asinio, M., span. Kupferst. in Madrid.
Stach 1610 das Porträt der „Dona Margarita
de Austria“ (Gemahlin Philipps III.) für die
Lebensbeschreibung der Königin von D.
Diego de Guzman.
Cean Bermudez, Dicc. I 80. A
Asinius, Asino, s. Lasne, Michel.
Asins, B. de, span. Bronzegießer und Zise-
leur der Gegenwart, einer der hervorragend-
sten Kunstgewerbler, ist der Schöpfer der in-
neren Gitter in der Kirche San Francisco el
Grande, der Haupttür der Bank Spaniens zu
Madrid, des Kronleuchters in der Bibliothek
des Senatsgebäudes derselben Stadt, sowie
zahlreicher Kunstwerke im gleichen Genre von
höchstem Werte. P. Lafottd.
Asioli, Giuseppe, Kupferstecher, geb.
zu Correggio 24. 8. 1783, + daselbst 10. 1.
1845, Schüler des Franc. Rosaspina in Bo-
logna, bildete sich zu einem geschickten Zeich-
ner und Stecher in mancherlei Manieren. So
kopierte er mit der täuschendsten Nachah-
mung in zehn Monaten den bekannten Stich
von Edelinck, die hl. Familie. 1814 hielt er
sich in London auf, wo er ein Jahr blieb und
das angebliche Porträt des Correggio nach
einem Gemälde Dossis und eine hl. Familie
nach Raffael veröffentlichte. Nach Bologna
1815 zurückgekehrt, führte er verschiedene
Stiche nach Gemälden der dortigen Pinako-
thek für das von Rosaspina herausgegebene
Werk aus und heiratete 1817 dessen Tochter
Henrietta. Er blieb dort, ganz seiner Kunst
ergeben, bis 1821, in welchem Jahre er zum
Professor der Kupferstichkunst an der Kunst-
akad. in Modena ernannt wurde. Ansehnliche
Künstler gingen aus seiner Schule hervor;
einige derselben überschritten nicht die
Mauern von Modena, andere gingen weiter,
um ihre Studien zu vollenden. Unter den
ersten sind erwähnenswert Agostino Bocca-
badati, Geminiano Bruni und Agostino Cap-
pelli, bekannt durch seine Kopie des Müllcr-
schen Stiches der Sixtinischen Madonna.
Asiolis am meisten geschätzter Stich sind die
drei Grazien nach Pellcgrino Tibaldi, heute
in Italien zu den Seltenheiten zählend, da ein
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Asioli — Asklepiades
gewisser Bacilieri die Platte nach England
entführte.
Meyer, Kstlerlex. — G. Campori, Gli ar-
tisti ital. e stran. ncgli stati estensi 1855. **
Asioli, L u i g i, Maler aus Correggio, Pro-
fessor an der Akad. zu Modena, malte 1851
das Hochaltarbild der Chicsa di S. Chiara
in Bologna. Er wird von Manfredini (delle
arti d. disegno, Modena 1802, p. 17) als ein
geschmackvoller und geschickter Künstler,
insbesondere als ein guter Kolorist erklärt.
G. Campori, Gli artisti ital. e stran. n. stati
estensi 1855 p. 188. **
Askaan, der Spitzname von Dominikus van
Wynen in der Malerbcnt zu Rom.
Houbrakcn II 353. E. W. Moes.
Askaros, Erzbildncr aus Theben. Tätig um
die Wende des 6. und 5. Jahrh. v. Chr. Er
war nach einer lückenhaften Notiz des Pau-
sanias Schüler eines Sikyonicrs, vielleicht des
Kanachos oder Aristokles, und arbeitete im
Aufträge der Thessaler nach einem Siege über
die Phoker als Weihgeschenk für Olympia
einen bronzenen Zeus, der mit Blumen be-
kränzt war und den Blitz in der Rechten trug.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I ß4. — Over-
beck, Schriftq. 477. — Ders., Gesch. d. gr.
Plastik I* 145, 161. — Klein, Arch. epigr.
Mitt. V 103. — Pauly-Wissowa, Realcnc.
II 1614 (Robert). — Studniczka, Kalamis
(Abh. d. sächs. Ges. d. Wiss. 1907) 42.
Amelung.
Askevold, Anders Monsen, norweg.
Tier- und Landschaftsmaler, geb. 25. 12. 1834
in Askevold (Söndfjord, Stift Bergen). Sein
Interesse für die Darstellung von Tieren
(besonders Kühen) wurde durch sein Leben
als Hirtenknabe früh geweckt. Durch die
Bemühungen einiger Leute aus seiner Hei-
mat und des hochverdienten Stiftamtmanns
Christie kam er 1847 nach Bergen zu dem
Landschaftsmaler Reusch, einem Schüler von
J. C. C. Dahl, in die Lehre, der ihn später
in sein Haus aufnahm. Unter seiner Anlei-
tung malte A. Stilleben und ähnliches und
auf eigene Faust Porträts. Im Herbst 1855
kam er nach Düsseldorf, wo er der Privat-
schüler seines Landsmannes Gude wurde
und sich unter dessen Einfluß auch auf der
Akad. rasch entwickelte. Mehrere von A.s
Landschaftsstudien wurden für die Muster-
sammlung der Akad. erworben. Er besuchte
jeden Sommer Norwegen (Söndfjord, Sogn,
Hardanger, Voss). In Bergen 1858 — 60. In
Düsseldorf Nov. 1860 bis Juli 1S61 und dann
mit Stipendium nach Paris, wo er 4 Jahre
blieb (bis 1866) ; hier arbeitete er ohne Lehrer.
1862 Besuch in Bergen, um sich zu verheiraten.
Blieb mit einzelnen Unterbrechungen (Düs-
seldorf 1869, München 1877 — 78) in Bergen
von 1866 bis 1880. Diese Jahre bezeichnen
den Höhepunkt seiner Kunst. Er war unter-
dessen von Fr. Voltzs Tierbildern beeinflußt
worden. Nach 1880 hielt er sich abwechselnd
in Paris, Düsseldorf und die späteren Jahre
in Bergen auf, bis er 22. 10. 1900 in Düssel-
dorf starb. — A.s Spezialität ist das norweg.
„Säterleben“, d. h. das Leben auf den Senn-
hütten (Haustiere — Kühe — in der Um-
gebung der Landschaft mit Figurenstaffage).
Er war ein sehr tüchtiger Kolorist in der
Art der späteren Düsseldorfer, ein unterhal-
tender und liebenswürdiger Erzähler, wenn
auch bisweilen etwas oberflächlich. 3 Bilder
von ihm in Bcrgens Galerie, 3 in Drontheims
Kunstverein, 2 in der Galerie in Christiania.
Das Höchste erreicht er in seinen feinen und
seelenvollen Landschafts- und Tierstudien,
von denen sich ein Teil in der Galerie in
Christiania befindet Er hat auch Altarbilder
(Kopien) für Landkirchen im Stift Bergen
geliefert. Stellte u. a. 1862 in London aus,
1866 in Stockholm, 1872 in Kopenhagen,
1873 in Wien, wo er eine Medaille bekam,
ebenso 1876 in Philadelphia. Das Bild
„Heimkehr vom Säter“ erwarb Kaiser Wil-
helm I.
Meyer, Kstlerlex. — Bötticher. Maler-
werke des 19. Jahrh. — Kunstchronik XXII
614 u. XXIV 411 u. N. F. I 498 VI 461. —
Die Kunst III 1901 (Kunst für Alle XVI). —
Salomonscn, Store Nordiske Konvlcx. —
B ö g h, Bcrgens Kunst forening. Bergen 1888
S. 86. — Nordiskt Konstnärs Album 1879.
Stockholm S. 62. — Lange, Nutids Kunst
Kopenhag. 1873 S. 404 — 405. — L ü b k e s Kst-
hist. v. Lange u. Beckctt Kopenhag. 1897 — 1901
II 386. — Dietrichson, Adolph Tidemand,
Christ. 1878 II 79. — Ders., Dct norske Natio-
nalgallcris historie, Christ 1886 S. 42 u. passim.
— Ders., Svundne Tidcr, Christ. 1899 II 238.
— Aubcrt, Det nye Norges Malerkunst,
Christ. 1904 S. 37. — T h i i s, Norske Malere
og Billedhuggcre, Bergen 1904 S. 224 — 227. . —
Thommessen, Norsk Billcdkunst, Christ
1904 S. 113. — La Norvöge, Christ 1900 S. 563.
— „Folkcbladct“ 1900 No. 21. — Selbstbiogr.
schriftl. Mitteilungen. C. W. Schnitter.
Askew, engl. Porzcllanmaler (Figuren),
zweite Hälfte des 18. Jahrh., tätig für die
Fabrik zu Derby.
Jacnnickc, Grundr. d. Keramik p. 736.
H. V.
Asklepiades, Sohn des Attalos, aus Kyzikos,
Architekt frührömischer oder späthellenisti-
scher Zeit, laut CIG 2158 zur Ausführung
nicht mehr zu bestimmender Bauten nach
Samothrakc berufen. Vielleicht war er der
Erbauer des über einer jetzt verschollenen
Inschrift in Relief dargcstellten Mysterien-
rur.dbaues (zwei riesige Fackeln am Portal),
der indes mit dem samothrakischcn Arsinoeion
nichts zu tun hat. Eine Verwandtschaft mit
dem ebenfalls aus Kyzikos stammenden Attalos,
Sohn des Asklepiodoros, dessen Grabrclief
erhalten ist, läßt sich nicht nachweisen, wäre
aber wohl denkbar (österr. Jahreshefte 1902
S. 191 ff.). In diesem Attalos, also etwa dem
Vater des Asklepiades, ebenfalls einen Archi-
tekten zu sehen, liegt keine Veranlassung vor.
182
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Asklepiades — Asmussen
Der kleine Rundbau, der auf dem Relief von
einer kleinen Dienerin seiner Frau, nicht
ihm gereicht wird, ist kein Baumodcll, son-
dern offenbar nur eine symbolische Andeu-
tung des Berufes seiner Frau, die sich dar-
nach umwendet. Sie wird eine der Kybele-
priestcrinnen gewesen sein, die in Kyzikos in-
schriftlich nachweisbar sind (Rubensohn, My-
sterienheiligtümer von Eleusis und Samo-
tbrake S. 158 ff.). Der Kult der Kybele
fand in Kyzikos ebenfalls in einem Rundbau
statt, der abweichend von der Gestaltung des
Arsinoeions auf Samothrake ein glatter Qua-
derbau mit horizontal abschließendem Kranz-
gesims war (Münzen unter Commodus, bei
Rubensohn a. a. O. S. 173). Vielleicht war
Asklepiades der Erbauer eben dieses Filial-
Rundtempels der Kybele in Kyzikos. Ist der
Rundbau auf dem Attalosrclief wirklich das
Arsinoeion von Samothrake selbst, so kann
er nur andeuten, daß die Frau in die samo-
thrakischen Mysterien cingeweiht und mit
irgendwelchen Funktionen dort betraut war.
Auch Asklepiades war ja Myste und Epopte
in Samothrake.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 342. — Conie-
Benndorf, Untersuchgn. auf Samothrake II
113. — Pauly-Wissowa, Realenc. II 1634,
49 (Fabricius). — Benndorf, österr. Jahrcsh.
1902 S. 191 ff. H. Thier sch.
Asklepiades, Sohn des Hilaros, Architekt
aus Lampsakos, bekannt nur durch eine mit
einem Ehrenkranz in Relief verzierte Grab-
stele aus Madytos am thrakischen Chersonncs
(CIG 2016b).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 342. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 1635, 50 (Fabri-
cius). H. Thier sch.
Asklepiodoros I, Erzbildner unbekannter
Zeit. Nach Plinius hatte er Porträtstatucn
von Philosophen ausgeführt. Ob er mit dem
Maler A. II eine Person ist, bleibt fraglich.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 423, 526. —
Overbeck, Schriftq. 1956. — P a u 1 y -W i s -
sowa, Realenc. 11 1636, 12 (Rossbach).
Amclung.
Asklepiodoros II, athenischer Maler der 2.
Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr., dem der be-
rühmteste Meister seiner Zeit, Apellcs, den
Vorrang in den mensurac, hoc est quanto
quid a quoque distare deberet, oder der sym-
metria, d. h. in der Perspektive zuerkannte.
Da Plinius ihn unter den griechischen Autoren
seines Sammelwerks anführt, wird A. über
diesen spezifisch lehrbaren Teil seiner Kunst
geschrieben haben. Das einzige von ihm be-
kannte Bild war eine Darstellung der 12
Götter, deren jeden ihm der Tyrann Mnason
von Elateia mit 30 Minen bezahlte. Im Hin-
blick auf die ihm nachgerühmte Beherrschung
der Perspektive darf man sich dieses Bild
nicht friesartig, sondern mit ausgesprochener
Tiefenwirkung denken. Ob der Erzgießer A.,
von dem man Philosophenbildnisse kannte,
mit dem Maler eine Person ist, steht nicht fest.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlcr. II 256. —
W us t mann, Rh. Mus. 22, 13 (der die Brunn-
sche Auffassung der Überlieferung über mensurac
und symmetria mit Unrecht bekämpft). — Ro-
bert, Arch. Märchen, 70. — Pauly-Wis-
sowa, Realenc. II 1636, 12 (Rossbach). Sauer.
Asknasij, Isaak Lwowitsch (Itzig
Leibowitsch), russ. Maler, geb. 16. 1. 1856
in Polotzk (Gouvernement Witebsk), f 29.
11. 1902 in Moskau, trat 1870 in die Peters-
burger Akad. und ging 18S0 als ihr Pensio-
när auf 4 Jahre ins Ausland. 1885 Akademi-
ker. Von ihm: Der Scharfrichter mit dem
Haupte Johannes des Täufers (1879). Im
Gefängnis. Moses in der Wüste. Die Sün-
derin vor Christus. (Eigentum der Akad.
der Künste in Petersburg.)
N. P. S o b k o,Russ. Ksllerlex. — PyccK. »muhk.x.
caouapb (Russ. encykl. Worterb.) III 296. —
0. B y r a k o b t, . Harns« xyjowHUKu (Th. Bul-
g a k o ff, Unsere Kftnstlcr) St. Pctersb. 1859, I 19.
W. At umarm.
Aslund, J o h a n E 1 i s, schwed. Maler, geb.
2. 2. 1872 in Vcstcrnorrland, studierte an der
technischen Schule in Stockholm und 1899
bis 1900 in Italien, stellte italicn. Motive
und Stimmungen aus dem nördlichen Schwe-
den aus: Sommernacht in Lappland (1900),
Regennacht in Lappland (im selben Jahr).
G. Norderm>r.n.
Asm, Maler von Tübingen, war um 14S1
für den kaiserl. Hof tätig.
Diözesan-Arch. f. Schwaben, Jahrg. XVII 24.
Hs. Loose.
Asm (Erasmus), Architekt und Bildhauer
von München. 15. Jahrh. Architekt der
Pfarrkirche von Schwaz (Unterinntal). Gc-
lcitbricf des Kaisers Max an die Innsbrucker
Regierung für 2 Jahre zur Vollendung seines
Kirchenbaues in Schwaz. Gegeben zu Zyrl
1492.
„Kunstfreund" 1887 S. 47. (Vielleicht iden-
tisch mit Erasmus Grasscr?) H. S.
Asmus von Hassfurt, Bildschnitzer des
16. Jahrh., Schüler T. Riemenschnciders. Lei-
tete in Würzburg eine selbständige Werkstatt.
Niedermaier, Kunstgesch. d. Stadt Wirz-
burg (2. Aufl.) 257. Fr. Leitschuh.
Asmus, Heinrich, Architekturmaler,
Zeichner und Lithograph in Berlin, stellte auf
den Ausstellungen der Akademie 1838, 1840
und 1844 mehrere farbige Lithographien nach
eigenen Entwürfen, meist für illustrative
Zwecke, Titelblätter, Festkarten usw. aus.
Katal. d. k. Akad. H. V.
Asmus, s. auch Assmus.
Asmussen, Anton, Maler, geb. 23. 3. 1857
in Flensburg. Studierte in München und
(1884 — 1886) in Karlsruhe unter Baisch und
Schönlebcr, unternahm Studienreisen in Tirol
und Italicn und ließ sich nach einem vorüber-
gehenden Aufenthalt in Rothenburg o. d. T.
in Hamburg nieder, wo er am 12. 11. 1904
183
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Asmussen — Aspach
in der Alster ertrank. A. malte zuerst Archi-
tekturbilder und Interieurs, wie das Innere der
Marienkirche in Lübeck, auch Stilleben, seit
1890 jedoch hauptsächlich Heide- und Moor-
landschaftcn in Schnee und Winterstimmung
(auch in Pastell). Von seinen Bildern be-
findet sich der „Rathaushof“ und „Ein Win-
tertag“ in Hamb. Privatbesitz, ein „Waldweg
nach Regen“ und „Niederdeutsche Land-
schaft" in Mannheim. E. Dcnesi.
Asmussen, A s m u s, Glockengießer in Hu-
sum, Sohn des Klaus A., f 1728, erlangte 1724
ein Privilegium speciale für Schleswig und
den kgl. Anteil Holsteins. Von ihm Glocken
in Tondcrn (1722), Hemme in Ditmarschen
(1726), etc.
Bau- u. Kstdenkmäler d. Prov. Schleswig-Hol-
stein III. Bd., I. Teil p. 31 (Meistervcrzcichn.).
H. V.
Asmussen, J o h a n, Glockengießer in Hu-
sum, Sohn des Klaus A., erlangte 1706 das
Glockcnprivileg für Schleswig und Holstein
fürstl. Anteils, f 1723. Von ihm Glocken in
Ballum (1709), Bülderup (1711), Bordclum
(1715), etc.
Bau- u. Kstdenkmäler d. Prov. Schleswig-Hol-
stein, III. Bd., I. Teil p. 31 (Meistervcrzcichn.).
Asmussen, Klaus (Claussen), Glocken-
gießer in Husum, Sohn von Asmus Clau-
sen, gcb. zu Husum 1647, f 1704, erlangte
1689 ein Glockcnprivileg für Schleswig und
Holstein fürstl. Anteils, goß zahlreiche Glok-
ken daselbst, so 1672 für Tönning, 1675 für
Südcrbrarup und Koldenbüttcl, 1677 für Ul-
kebüll, Hoyer und Atzcrballig, 1678 für Adel-
by, etc.
Bau- u. Kstdcnkm. d. Prov. Schleswig-Hol-
stein, III. Bd., I. Teil p. 31 (Meistervcrzcichn.).
Asne, L’, s. Lasne.
Asner, Franz, wenig bedeutender Kup-
ferst., gcb. 1742 in Wien und tätig daselbst,
Sohn des Johann, Schüler seines Stiefvaters
Joh. Adam Napcrt.
Meyer, Kstlerlex. (unter Assner ; hier einige
Arbeiten aufgeführt). — Hcineckcn, Dict.
d. Artistcs. H. V.
Asner, Johann, Kupferstecher, geb. zu
Wien, f daselbst 1748, Schüler von Dietel,
lieferte einige unbedeutende Andachtsbildcr.
Heinecken, Dict. d. Artistcs. H. V.
Asner, Leonhard, unbedeutender Kup-
ferstecher, Sohn des Johann, Schüler des Jo-
hann Mansfeld.
Meyer, Kstlerlex. (unter Assner ; hier einige
Arbeiten aufgeführt). — Heinecken, Dict.
d. Artistcs. //. V.
Asola, O r a z i o d’, Maler zu Cremona im
letzten Drittel des 16. Jahrh., lernte bei Ber-
nardino Campi. Er arbeitete gemeinsam mit
seinem Mitschüler Cristoforo Magnani in den
Kirchen S. Domenico und S. Abondio zu
Cremona.
Baldinucci, Notizie de' Profcssori del Di-
segno, VIII 234 (im Leben des Crist. Magnani).
— Zani, Encicl. II 221. — Meyer, Kstlerlex.
Asoleni, Asoletti, s. Assolini.
Asopodoros I, Erzbildner aus Argos. Tätig
um die Wende des 6. und 5. Jahrh. v. Chr.
Er gehörte zur Schule des Hagelaidas und hat
gemeinsam mit seinen Landsleuten Atotos
und Argciadas und mit Athanadoros aus
Achaia ein umfangreiches Weihgeschenk für
Olympia gearbeitet, dessen Basis sich unter
dem Bauschutt des Zeustempels gefunden hat
(s. Argeiadas).
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 30a. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 1705, 6 (Robert). —
Inschr. v. Olympia 266, 630. Amclung.
Asopodoros II, Plinius nennt einen Asopo-
dorus unter den Schülern Polyklcts ; s. Ar-
geios. Amelung.
Aspa, Rosario, Landschaftsmaler in Eng-
land, tätig in Lcamington, stellte 1S74 — 1S85
in der Royal Academy in London, in der Suf-
folk Street und in Birmingham einige wenige
Bilder aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 74. — Ders., Diction. of Artists, 1895, p. 9.
* »
Aspaas, S v e n d, norweg. Baurastr., gcb.
um 1735 in Aalen im Stift Drontheim, Bauer
und Autodidakt, war im Stift Drontheim als
Baumstr. tätig. Er erbaute die Kirche von
Röros (1784 vollendet) und die Kirche von
Vang in Hcdcmarkcn. Seit 1769 vielfach
mit Bauten bei den nördlich von Dovrefjeld
gelegenen Bergwerken beschäftigt, sowie mit
Gruben- und Hüttenbau, namentlich bei Rö-
ros. In seinen späteren Jahren auch als Brük-
kenbauer gerühmt und zeichnete sich durch
seine Schmiede- und Gußarbeit und durch
mehrere sinnreiche mechan. Erfindungen aus.
Er lebte noch 1804.
Bloch, Trondhjemske Blandinger, Dront-
heim 1804 S. 189. — Ders., Reisciagtagelser (auf
einer Reise von Trondhjem nach Christiania im
J. 1806. Kopenhagen 1808 S. 40). — Meyer,
Kstlerlex. — Weilbach, Nyt dansk Kunst-
ncrlcx. — Salomonsen, Store nordiske
Konv.-Lex. — Folkebladet 1892 S. 26. — Diet-
r i c h s o n, Sammcnlignende Fortcgnelse over
Norges Kirkcbygninger, Christ. 1888 S. 33.
C. W. Schnitter.
Aspach (Aschbach), Adam, Maler, seit
1558 in Nürnberg nachzuweisen, wird 1560
daselbst Bürger, bewirbt sich, nachdem seine
Frau Margaretha 1572 gest., 1576 um das
„Unterkäufelamt am Markt“ und erhält es.
In dieser Stellung läßt er sich, wie cs scheint,
Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen, in-
dem er einen vergoldeten Spiegel in silber-
nem Rahmen, offenbar ein Werk des kaiserl.
Hofgoldschmieds Erasmus Hornay, das ihm
dieser zum Verkauf übergeben hatte, auf
eigene Rechnung versetzt. Seit April 1581
finden wir ihn deswegen in Prag in Haft.
Die letzte Notiz über ihn — er ist noch immer
„in der Verstrickung zu Prag“ — datiert
5. 5. 1582. — Nach Doppelmayr soll er als Bild-
nismalcr, sowohl was seine Kunst als auch
184
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Aspari
was die Ähnlichkeit der Dargestcllten betrifft,
ein „habiler Meister“ gewesen sein ; da Doppel-
mayr indessen zugleich die sehr vage Nachr.
„starb um a. 1580" überliefert, wird auch
jener Mitteilung nicht allzuviel Glaubwürdig-
keit beizumessen sein. Werke sind von A.
nicht bekannt
Doppelmayr 204. — Mitteilungen aus dem
german. Nationalmus. II 70. — H a m p e, Nürn-
berg. Ratsverlässe: an mehreren Orten (vgl. das
Personenregister). Th. Hampe.
Aspari (Aspar, Asparri), Carlo Anto-
n i o, Sohn Domenicos, Architekt, nach Zani
auch Kupferstecher, lernte bei Giac. Alber-
tolli und erbaute 1810 die Arena del Sole
zu Bologna. Er starb 1834 als Lehrer der
Zeichenkunst an der k. k. Normalschule zu
Mailand.
Meyer, Kstlerlex. »*
Aspari, Domenico, italien. Maler und
Radierer, geb. 4. 8. 1745 zu Olivone (Mai-
land), f 8. 4. 1831, in Parma ausgebildet, wo
er dekorative Malereien im Palaste ausge-
führt hat Nach Mailand zurückgekehrt, be-
schäftigt er sich wesentlich mit der Radie-
rung. Er wird dann Lehrer der Zeichen-
kunst an der Akad. in Mailand. Seine Kunst
als Maler zeigen eine Madonna mit Heiligen
in der Kirche von Osnago und sein Selbst-
bildnis in der Brera in Mailand. Als Stecher
folgt er dem Vorbilde des Piranesi in seinen
23 Ansichten von Mailänder Gebäuden (1780
bis 92 datiert) ; für die italien. Übersetzung
von Winckelmanns Kunstgeschichte (Milano
1779) hat er Illustrationen geliefert und
außerdem Stiche nach Leonardos Abendmahl
(ohne die Füße der Figuren) und nach der
Correggio zugeschriebenen Flucht nach Ägyp-
ten bei G. B. Bianconi in Bologna (1784)
ausgeführt.
Meyer, Kstlerlex. — Fumagalli, Un in-
cisore Milanese della fine del’ 700. Milano 1904.
— Br u n, Schweizer Kstlerlex. I 55. P. K.
Aspasios, bedeutender Gemmenschneider aus
der Zeit der ersten römischen Kaiser. Be-
rühmt ist seine Gemme mit dem Kopfe der
Athena Parthenos in Wricn. Von einer zwei-
ten Arbeit ist nur ein Bruchstück in Florenz
erhalten.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 473. — Ar-
chäol. Jahrb. III Taf. 10, 10. 10, 9, IV 46 f. —
Pauly-Wiäsowa, Realenc. II 1723, 6 (Ross-
bach). — Furtwängler. Die ant. Gemmen
II 235, 12; III 357, Taf. XLIX 12, 15.
Pcrnice.
Aspelin, Karl, schwed. Maler, geb. 27. 4.
1857 in Vestergötland, studierte 1878 — 85 an
der Kunstakad. in Stockholm und 85 — 86 in
Paris und machte sich durch einige historische
Kompositionen bekannt. Dann malte er Mo-
tive und Charaktertypen von der Küste von
Schonen. Auch als Illustrator tätig. Er
wohnt in Kivik (Schonen). G. Nordensvan.
Asper, Adolph, Architekt, geb. 7. 11. 1860
in Zürich, Schüler von Andre an der Ecolc
— Asper
des Beaux-Arts zu Paris, seit 1887 in Zürich
tätig. Von ihm Schulhäuser in Albisrieden,
Altstetten u. Schlieren, sowie die Neubauten
„Du Nord“ und „Schützengarten“ am Bahn-
hofplatz Zürich.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Asper, Andreas, handwerklich arbeitender
Dekorationsmaler in Zürich, geb. daselbst
18. 8. 1581, f 1638, Sohn des Rudolf; meh-
rere seiner Arbeiten bei Brun von Paul Ganz
aufgezählt, der A. außerdem einen Anteil an
den zahlreich erhaltenen anonymen züriche-
rischen Porträts der ersten Hälfte des 17.
Jahrh. zuweist.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Asper, Hans, ist aus Züricherischcm Ge-
schlechte 1499 in Zürich geboren, wird 1545
in den großen Rat gewählt, erhält seit dem 7.
1. 1569 von Staats wegen den Unterhalt, da
er mittellos war und stirbt 21. 3. 1571. Er
war in seiner Heimat in seiner besten Schaf-
fenszeit hoch geschätzt, so daß 1540 zu sei-
nen Ehren eine Medaille geschlagen und 1546
der Rat von Zürich an den von Solothurn die
Worte schrieb „und also sin kunst und orbeyt
mit Ringen houptguth und vilen Kinderen,
menglichem getruwlich mitgetheylt“.
Asper hat in der Heimat, wir wissen nicht,
wo und bei wem gelernt, er scheint aber frühe
durch indirekte Vermittelung mit der Kunst
H. Holbeins d. j. bekannt geworden zu sein.
Aspers Tätigkeit ist hauptsächlich der Bild-
nismalerei zugewandt. Er zeichnet gut, aber
etwas trocken und geht nicht selten zu sehr
ins Einzelne. Die warmen, klaren, tiefge-
stimmten Farben sind in den besten Arbeiten
gut verschmolzen. Allmählich wird aber die
Malweise trockener und die Farben brandiger,
schwerer bezw. fahler. Die Charakteristik
geht über ein Mittelmaß nicht hinaus. Von
seinen Malereien seien zunächst noch die zwei
1567 gemalten, großen, naturgetreu, wenngleich
etwas schwer und peinlich gemalten Blumen-
und Fruchtstücke erwähnt (Rathaus in Zü-
rich). Die Schildercicn am Gescllschaftshause
der Böcke, Darstellungen der 12 Monate mit
ihren entsprechenden Beschäftigungen, sind
nicht mehr erhalten. Uber die heraldischen
Malereien können wir kein eingehenderes Ur-
teil abgeben, da die Restauratoren sich stark
an ihnen versündigt haben. Die Schlachten-
bilder, der Kampf bei Dorncck und im Bru-
derholz bei Basel sind, wie die gemalte Stadt-
ansicht von Solothurn ebenfalls verloren ge-
gangen. Von seinen Fassadenmalcreien sind
nur die Löwen mit Schild und Panier von
Zürich am Kyburgcr Schlosse (1556) erhal-
ten. Die handwerklichen Malereien, die er
als Stadtmalcr zu besorgen hatte, bedürfen
keiner Erwähnung.
Außer den Gemälden lieferte Asper viele
Zeichnungen für den Holzschnitt, die breit
Asper
und kräftig gezeichnet sind. Das Ornament
ist das der italien. Renaissance.
Asper war ein achtbarer, fleißiger, begabter
Provinzmaler, der für die Züricherische Maler-
schule während der vierziger und fünfziger
Jahre des 16. Jahrh. der wichtigste und ton-
angebendste Künstler gewesen ist.
Echte und erhaltene Werke.
Porträts: 1. Joannis Müller Aetatis suae
76 obiit An. 1524 (und Künstlermonogramm)
scharf im Profil nach rechts, bekleidet mit
Pelzschaubc über schwarzem Untcrgcwande
und pelzverbrämter Mütze. (Künstlcrgesell-
schaft Zürich.) 2. U. Zwingli 1629 in See-
land. 3. U. Zwingli „occubuit Anno Aetatis
XLVIII" (d. h. 1531). Im Profil nach links
in der Tracht des Geistlichen. (Sammlung
zu Winterthur; Kopie?.) 4. Peter Füssli,
Glockengießer. 1535. Kniestück in dreivier-
tel Vorderansicht. Ein schwarzes Barett deckt
den Kopf. Ein fast schwarzer Bart umrahmt
das Antlitz. Ein schwerer Pelz liegt auf
den Schultern. In den Händen hält Füssli
einen Rosenkranz. Links und rechts vom
Kopfe sind auf dem grünen Grunde die Ab-
zeichen der Pilgerreise und das Monogramm
des Künstlers wie Datierung angebracht.
(Kunstsammlung zu Solothurn; Kopie oder
Werkstattwiederholung in der Züricher Stadt-
bibliothek.) 5. 1588. Hans Wirz. Schweiz.
Landes-Mus. 6. 1536. J. Stumpf, ebendort.
7. Escher vom Glas (?), Brustbild eines Man-
nes mit Federbarett, offenem Hemd und
schwarzem Mantel. Halbe Lebensgröße. Mo-
nogramm. 1538. Künstlcrgütli Zürich. 8. Hans
Holzhalb, Landvogt. Kniestück. Rotes Kleid,
schwarzer Mantel und Kappe, gelbe Hosen
und Schwert in der Hand. Anno Aetatis suae
35. Monogramm 1538, ebendort. 9. A. Schmid.
Schweizer Landesmus. 10. Schmids Gemahlin.
Weißes Atlaskleid mit schwarzem Kragen und
rotem Besatz. Aetatis suae 42. Monogramm
1538. Züricher Künstlcrgütli. 11. Huldreich
Stampfer. Monogramm 1540. Züricher Stadt-
bibliothek. 12. Jac. Werdmüller, Ratsherr.
Halblehensgroß. 64 Jahre alt. Schloß Elgg.
13. Wilhelm Fröhlich. Ganze Figur, fast en
face, lebensgroß. Das Gesicht umrahmt ein
dunkler Bart, auf dem Haupte trägt er ein
Barett mit Feder und über dem roten Anzug
die Rüstung, dazu eine goldene Halskette.
Die Hand liegt am Schwertgriff, zur Rechten
steht ein kleiner Knabe, der einen Helm dar-
reicht. Monogramm 1549. Solothurn. (Farn.
Tugginer.) 14. Derselbe in bürgerlicher ro-
ter Tracht mit schwarzer Schaube und rotem
Barett Anno Aetatis suae 44. Monogramm
1549; ebendort. 15. Fröhlichs Gemahlin.
Brustbild. Anno aetatis suae 23. Mono-
gramm 1549; ebendort. 16. Ulrich Zwingli.
Halbe Figur im Profil. In der Linken eine
Bibel haltend, auf die er mit der Rechten deu-
tet. Monogramm 1549. Züricher Stadtbiblio-
thek. Huldrichus Zwinglius. Dum Patriae
Quaero Per Dogmata Sancta Salutem Igrato
Patriae Caesus Ab Ense Cado Obiit Afio Dni
M. D. XXXI Ocdob. XI. Aetatis Suae
XLVIII.
Das Bild ist also nach Zwinglis Tode ge-
malt und zwar offenbar gleichzeitig und als
Gegenstück zum vorigen, dem es in den Mas-
sen aufs genaueste entspricht. Gwalter wird,
als er Frau und Kind malen ließ, auch das
Bildnis seines großen Schwiegervaters zu be-
sitzen gewünscht haben. Es kam im 17. Jahrh.
durch Schenkung auf die Stadtbibliothek zu
Zürich, wo es schon Sandrart sah und als
ein Holbcins würdiges Werk lobte. Seither
wird es immer als A.s vorzüglichste Arbeit
bezeichnet. Es ist ein sehr tüchtiges Werk,
und namentlich: cs ist ein höchst charakter-
voller Kopf. Aber cs trägt die Mängel eines
nicht nach dem Leben gemalten Bildes: eine
gewisse Steifheit und Leblosigkeit Es drängt
sich bei sorgsamer Betrachtung auf, daß A.
als er 1549 aufgefordert wurde, den verstor-
benen Zwingli zu malen, den Profilkopf der
Stapfcrschcn Medaille durch Anfügung eines
Rumpfes, so gut es gehen wollte, zu einem
Bilde abrundetc. Daher der so ganz be-
ziehungslos über das Buch weggleitcnde Blick,
daher überhaupt die ganz statuarische Hal-
tung, endlich die etwas verzeichneten Hände.
Nachbildungen dieses Porträts gibt cs un-
zählige. Wir kennen mehr als 100, von denen
wir nur ein paar nennen: Großer Holzschnitt,
„getruckt zu Zürich bei Augustin Friess“,
um 1550. Holzschnitt in Pantaleons Hel-
denbuch, 1565, lateinisch und 1575 deutsch.
Kupferstiche: Dietrich Meyer von Zürich
sc. Anfang des 17. Jahrh. Conrad Meyer
von Zürich sc., in den Abbildungen des Her-
ren Oberstpfarrern von Zürich 1679. M.
Esslinger, 1819. H. Lips, 1819. Kopien
nach dem Bilde gibt es eine Unmasse, die wir
nicht aufzählen. 17. Konrad Pellikan. Un-
bedeckter Kopf mit Hals. Dreiviertelwendung
und Drittellcbensgröße. Ohne alle Bezeich-
nung. Stadtbibliothek Zürich. Das Bild ist
vielleicht von Asper. Woltmann schreibt :
„Der geistvolle Ausdruck und die Technik
erinnern an Holbcin, dessen Modellierung
und scharfe Zeichnung das Bild aber doch
nicht völlig erreicht. Hingegen ist cs augen-
scheinlich unter Holbcins direktem Einfluß
entstanden. Es zeigt einen höchstens 4öjäh-
rigen Mann, ist also, da Pellikan 1478 ge-
boren ist, in den ersten zwanziger Jahren ge-
malt und würde, wenn von A., beweisen, daß
er mit der Nachahmung Holbeins begonnen,
dieselbe aber nachher verlassen hat.“ 18. Re-
gula Zwingli mit Töchterchen. Halbe Lebens-
größe. Anno Dei MDXLIX, Aetatis XXV.
Monogramm ; ebendort. 19. Propst Brenn-
186
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Asper
wald von Embrach. Unter halber Lebens-
größe, en face. Monogramm 1551. Stadt-
bibliothek Zürich. 20. Heinrich Bullinger.
In dreiviertel Wendung mit aufgeschlagener
Bibel in der Hand. Undecim jam nunc la-
buntur sydera lustri Haec aetas, formam
picta tabella refert. Heinricus B. gemalt 1555
bis 59. Werkstattbild (?). Stadtbibliothek
Zürich. 21. Chr. Froschauer, f 1560. Unter
halber Lebensgröße. Ganz übermalt 1556 (?).
Bei Orell, Füssli & Co. in Zürich. 22. Lor.
Villani ca. 1557. Casa Borromeo, Mailand.
23. Herr und Dame. 1561. Karlsruhe.
2-1. Conrad Gessner. Halbe Figur in drittel
Lebensgröße mit seinem Wappen und Anno
Aetatis suae XLVIII (d. h., da G. 1516 ge-
boren, 1564). Das Bild (übermalt) befindet
sich in der Stadtbibliothek Zürich. 25. Georg
Müller, Bürgermeister. Bcz. mit Anno Christi
incamati MDLXIIII aetatis vero suae LX.
Stadtbibliothek Zürich.
26. Hans Gessner. Brustbild. Das Wap-
pen und: Hans Gessner eines alters 31 jar
1566. Familie Gessner, Zürich. 27. Selbst-
bildnis. St.-Bibl. Zürich.
Unter gegangene Werke, die Asper zuge-
schrieben werden.
Sandrart bezw. sein Züricher Korrespondent,
vielleicht der Maler Conr. Meyer, erwähnt
auf der Stadtbibliothek in Zürich als Gemälde
Aspers: 1. Heinrich Putlinger - Bullinger.
2. Conrad Pellikan s. o. 3. Josias Sifner, soll
heißen Simmler. 4. Heinrich Gualther.
5. Leo Jodt, soll heißen Jud, Zwinglis Ge-
hilfe und Freund. 6 — 7. Die beiden Rats-
herrn Heinricus Holtzhalbius und Dirthel-
mus Reustius. 8 — 9. Bei Werdmüller werden
„2 sonderlich schöne Contrafaite . . . gleich
des Joh. Holbeins Arbeit" erwähnt. Ver-
schollen.
Holzschnitte : Bildnis Zwinglis zwischen
Kandclabersäulcn für Gemeyner löblicher
EydgnoschafTt „Stetten, Landen und Volke-
ren Chronik des Joh. Stumpf“ 1546 bez. 1548.
Er dürfte aber für diese Chronik wie für
Conr. Gcssners Historia animalium eine grö-
ßere Anzahl Holzschnitte gezeichnet haben.
Bildnisse des Künstlers : 1. Die erwähnte
Medaille von 1540, Kopf mit Halsansatz,
gestutzter Vollbart. 2. Danach das Bildnis
in J. Caspar Füesslis Geschichte der besten
Künstler der Schweiz. I. J. Rudolf Füessli
fecit. 3. Radierung ohne Angabe des Stechers.
Halbfig., hält Pinsel und Palette in der Hand.
Joannis Asper Pictor Anno Aetatis Suae. 72.
1571. in 12. 4. Hiernach scheint ein ganz ge-
ringes Ölbild (Leinwand) auf der Stadtbiblio-
thek zu Zürich gefertigt zu sein.
Sandrart, Teutsche Akademie II T. II 81 ;
T. III 71. — J. C. Füssli. Gcsch. d. besten
Künstler in der Schweiz. — Meyer, Kstlerlex.
(Woltmann-Vögclin). — Berth. Haendcke,
Geschichte der schw. Malerei im 16. Jahrh.
Aarau 1893 p. 156 — 168. — Derselbe, Biblio-
graphie der schweizerischen Landeskunde p. 56.
— K. Brun, Schweizer. Kstlerlex. 1902, Artikel
von Ganz. — Nagler, Monogr. I No. 722, III
No. 588. — Kunstchronik XIX 302, XXIII 673.
— Repertorium f. K. W. XI 394, XIII 303. —
Passavant, Peintre graveur 1, 3. — Gaz. d.
b.-arts II Per. XXXI 273. -LCust, The Nat.
Portr. Gal. I 29. B. Haendcke.
Asper, Hans, Schweizer Maler, geb. 9. 9.
1554, Sohn des Hans Rudolf, wird von eini-
gen für den Autor der Illustrationen in Hein-
rich Murers Helvetia sancta, seu Paradisus
Sanctorum Helvetiae Florum gehalten, die
von Rudolf Meyer radiert u. 164S in Luzern
publiziert wurden; sie tragen die Signaturen
Joh. A., Jo. As., Jo. Asp. (vgl. Asper, Hans
Kaspar).
Paul Ganz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
Asper, Hans Conrad, Bildhauer u. Bau-
meister, Bruder des Hans, geb. in Zürich um
1588, wandte sich nach Konstanz, war um
1603 in Wien und dann 5 Jahre bei Herrn
K. von Liechtenstein zu Waldtspurg als Bild-
hauer. Er nahm seit 1615 seinen Wohnsitz
in Salzburg, wo damals der Dom und die St.
Markuskirche gebaut wurden. In diese Zeit
muß eine Skulptur fallen, die 1892 in Salz-
burg wiederaufgefunden wurde. Es ist der
Marmordeckel eines Sarkophags und stellt
ein in Purpur gehülltes Gerippe dar. Diese
Barockarbeit trägt A.s Namensbezeichnung.
1628 wird der „Unterbaumeister Hans Con-
rad Asper zu Constanz“ in das Stift Maria
Einsicdcln berufen, um die Gnadenkapelle
auszuschmücken. Um 1630 wurde er Zeug-
meister der Stadt. 1645 kam er nach Mün-
chen und trat in den Dienst des Kurfürsten
Maximilian, wo er 9% Jahr als Festungs-
baumeistcr, aber auch künstlerisch tätig war.
So arbeitete er 1653 „den ölberg bei St. Pe-
ter“ und wahrscheinlich war er auch am
Baue der Karmclitcrkirche beteiligt. Am 15.
4. 1653 erbat er seinen Abschied und wird
1655 zum letztenmal erwähnt.
F. Pirckmayer in den Mitt. der K. K.
Ccntr.-Comm. N. F. XX 152 u. 223. **
Asper, Hans Kaspar, Bildhauer und
Maler in Konstanz, vollendete 1630 — 1633 die
künstlerische Verkleidung der 1798 zerstör-
ten Gnadenkapelle von Einsiedeln im Aufträge
des Grafen Kaspar von Hohenems. Vielleicht
rühren von diesem A. die Zeichnungen her zu
37 von den 40 Kupferstichen der Helvetia
sancta des Heinrich Murer. (Luzern 1648.)
(Vgl. oben Asper, Hans.)
Gabr. Meier bei Brun, Schweizer. Kstler-
lex. H. V.
Asper, Hans Rudolf, Züricher Maler,
Sohn des Hans A., geb. 9. 3. 1531, wird seit
Sandrart Schüler und Gehilfe seines Vaters
genannt, ohne daß ihm bestimmte Arbeiten
der A.schen Richtung zugewiesen werden
könnten ; 1554 wird er urkundlich als aus
Zürich verzogen erwähnt.
Paul Ganz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
i87
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Asper — Aspertini
Asper, Rudolf, handwerklich arbeitender
Dekorations- und Wappenmaler in Zürich, gcb.
daselbst 12. 1. 1552, f 1611, Sohn des Hans
und Bruder des Hans Rudolf. Mehrere sei-
ner untergeordneten Arbeiten finden sich bei
Brun, Schweizer. Kstlerlex. von Paul Ganz
aufgeführt. Nach einer an derselben Stelle
ausgesprochenen Vermutung dieses Forschers
dürften außerdem mehrere in der Art des
Hans Asper gemalte Bildnisse, die für diesen
selbst zu schwach sind, Rudolf zuzu weisen
sein.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. 1905. H. V.
Aspere, Pieter van, vläm. Bildhauer in
Oudenaerdc, wo er 1465 die beiden von Ma-
theus Algoot erbauten Portale des Hospitals
mit Ornamentskulpturen zu schmücken hatte.
Kramm, De Levens en Werken etc. (1857)
I 28 f. — Marchal, La sculpture etc. Beiges
(1895) p. 215. •
Asperger, Max, Landschaftsmaler und Ra-
dierer, geb. am 6. 3. 186-4 in Apolda, Schüler
der Weimarer Akademie 1883 — 91, siedelte
1895 nach Gotha über. Von seinen Stim-
mungslandschaftcn mit heimischen Motiven
befindet sich „Frühlingsabcnd im Park“ in
der Weimarer Galerie. — Radierungen von
ihm enthalten die Hefte des Weimarer Ra-
dierklubs (schon seit 1889) ; ferner gab er
im Selbstverlag 1897, zusammen mit A. Arp,
„Taormina“ eine Folge von 6 Blatt Radie-
rungen, heraus. **
Aspeme, J., hatte in London im Beginne
des 19. Jahrh. einen Verlag. Er wird auch
als Verfertiger der folgenden Kupferstiche
ausgegeben: 1. Mr. Betty, jugendlicher Schau-
spieler, als Douglas. 8. 2. W«i. Rae, Schau-
spieler, gcb. 1782. 8. **
Aspertini, A m i c o, Bologneser Maler, Mi-
niaturmaler, Bildhauer und Stecher, geb. um
1475, einem Dokument von 1525 zufolge, in
dem er als Fünfzigjähriger erwähnt wird;
f 1552. Malvasia berichtet, daß Amico
schon mit 12 Jahren zu malen begann, ohne
Schüler irgendeines Meisters gewesen zu sein.
In gerichtlichen Dokumenten des Staatsarchivs
von Bologna wird er beiläufig unter den Künst-
lern aus der Schule des Francia genannt ;
wahrscheinlicher aber ist, daß er eigentlich
der Schule des Costa angchörte und auch nicht
vom Einfluß der Werke Ercole Robcrtis frei
war (Lehrer seines Bruders Guido A.), der
1486 Bologna verließ, nachdem er Fresken in
der Kapelle Ganganelli in S. Petronio gemalt
hatte. — Vasari und Malvasia berichten von
zahlreichen Reisen A.s durch die italicn.
Städte, auf welchen er Zeichnungen u. Skiz-
zen von allen Gemälden und Reliefs, die
er sah, fertigte und die er für seine Werke
benutzte. Das Ziel dieser Reisen war vor
allem Rom, wie die Fülle der antiken Frag-
mente beweist, die in seinen Malereien ver-
streut sind, besonders in den Fresken von S.
Cecilia. Achillini schreibt darüber im „Viri-
dario“: „Tutto il campo empie con le sue anti-
caglie Retratte dentro alle romane grotte“.
Auch Vasari betont besonders, daß A. in Rom
war und dort viel arbeitete, jedoch ohne
Näheres zu erwähnen. Die Verfasserin dieses
Artikels hatte das Glück, zuerst eine Notiz
über ein sicheres Werk des Amico in Rom zu
finden, und zwar über seine Malereien mit
dem Martyrium der Heiligen Pietro und Paolo
u. dem. Sturze Simons Magus, auf der Rück-
seite der Orgel, die Alexander VI. (1492) bis
1503) in der Basilika S. Pietro hatte aufstel-
len lassen (Grimaldi, Mss. della Biblioteca
Vaticana, Fondo Barberini, Latino, N. 2733.
c. 27). Dieser Fund bestätigt Vcnturis Hy-
pothese, daß A. gegen 1500 bereits in Rom
gewesen sein müßte. Daß er später noch
öfters dorthin zurückkehrte, bezeugen die drei
Skizzenbücher mit Zeichnungen von römischen
Gebäuden, die kürzlich von Fabriczy ihm zu-
geschrieben wurden. Das eine stammt aus
verschiedenen Zeiträumen, ungefähr zwischen
1516 u. 1525, während die beiden anderen noch
später entstanden sind. 1506 malte Amico zu-
sammen mit Francia, Costa u. anderen in der
kleinen Kirche S. Cecilia in Bologna, kurz dar-
auf in Lucca die Kapelle Cenami (1506 in S.
Frediano errichtet), 1510 hatte er die Halb-
figur eines Propheten für das Hauptportal von
S. Petronio ausgeführt; 1512 eine Miniatur in
dem Gebetbuche für die Hochzeit der Ginevra
Salviati mit Francesco Baroncelli. 1514 malte
er ein großes Fresko in der Bibliothek von
S. Michele in Bosco; 1525 erhielt er Bezahlung
für Malereien in der Kapelle S. Barbara in
Bologna ; 1526 fertigte er für die kleine Tür
rechts in S. Petronio eine Marmorgruppc,
den toten Christus in den Armen Nicodemus’
darstellend; 1527 erhielt er Bezahlung für
Arbeiten für Annibale Bentivoglio. 1530, ge-
legentlich des Einzuges Kaiser Karls V. in
Bologna, führte er einen Triumphbogen aus.
1535 wurde er Mitglied der Maierzunft; 1546
Schatzmeister derselben. 1552 machte er sein
Testament und hinterlicß sein Vermögen sei-
nen drei Söhnen.
A. arbeitete außerordentlich leicht und
schnell und hat, von Bestellungen überhäuft,
auch viel geleistet. Man erzählt, daß er es
fertig gebracht habe, die ganze Fassade eines
Hauses an einem Tage zu bemalen, und Va-
sari berichtet sogar, daß er mit beiden Händen
zugleich, die Farbentöpfchen am Gürtel, ge-
arbeitet habe, um die Zeit möglichst auszu-
nutzen. Seine Werke, besonders die aus der
späteren Zeit (z. B. das Fresko im Pal. Iso-
lani bei Minerbio, Prov. Bologna) sind in der
Tat auch so grob gemalt, daß Vasaris Miß-
billigung gerechtfertigt erscheint. In seinen
früheren, sorgfältiger ausgeführten Werken
(z. B. die Fresken in S. Cecilia in Bologna
188
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Aspertini
und in S. Frediano in Lucca) tritt ein ab-
sonderlicher, fast bizarrer Zug hervor, der A.
von allen anderen Künstlern seiner Zeit unter-
scheidet. Er erklärt sich aus dem anormalen
Charakter des Künstlers, dessen Streitsucht
öfters in Tätlichkeiten ausartete und der auch
zwischen 1581 und 1534, als Franc. Guiciar-
dini Gouverneur von Bologna war, sich zu
einer allerdings vorübergehenden Geisteskrank-
heit steigerte. Gerade das Absonderliche macht
uns aber A.s Werke interessant und wenn sie
auch keinen allzuhohen künstlerischen Wert
besitzen, so ist sein Streben nach einer ge-
wissen Eigenart, gerade in dieser Zeit, in der
sich mittelmäßig begabte Künstler einem der
Sterne erster Größe anzuschließen pflegten,
besonders hervorzuheben. A.s Hand erkennt
man, außer an seinem im allgemeinen dunkel-
rötlichen Kolorit, an den Köpfen mit breiter
Stirn, kleinen halbgeschlossenen und schie-
lenden Augen, an den breiten jugendlichen
Gesichtern und an der Unruhe der Kompo-
sition. Sein Hauptwerk sind die Fresken von
S. Lucca, in denen gute Porträts „von be-
kannten Luchesiern“, wie Vasari sagt, und
schöne Landschaften sind.
Als hervorragende Werke A.s sind noch zu
nennen : Gemälde: Bologna, Pinakothek :
Anbetung des Kindes mit Heiligen und An-
betung der drei Könige (früher Guido A. zu-
geschrieben) ; S. Cecilia: zwei Fresken mit
der Marter und dem Begräbnis der hl. Tibur-
zio u. Valeriano. — Lucca : Sammlung Strozzi
eine Predelle. — Berlin, Kaiser Friedrich-
Mus.: Anbetung der Hirten. — Frankfurt a.
M., Städel. Inst.: Porträt (Kat. No. 23). —
London, ein Frauenporträt bei J. Hanson-Wal-
ker, ein Männerporträt bei G. Salting. — Zahl-
reiche andere noch vorhandene Werke, die
in letzter Zeit wieder gefunden worden
sind, sind in den in der Literatur verzeich-
neten Artikeln von Fabriczy, Jacobsen und
Venturi erwähnt. Hinzugefügt sei aber, daß
das gewöhnlich dem A. zugeschriebene Altar-
bild in S. Martino in Bologna alle Eigentüm-
lichkeiten Tamaroccis zeigt (Notiz v. A. Ven-
turi). — Miniaturen: Horae Albani, c 1.,
früher in der Bibi, des Lord Ashburnham
in London. — Skulpturen: Portale von
S. Petronio in Bologna. — Zeichnungen:
Skizzenbücher auf Schloß Wolfegg in Würt-
temberg und im Brit. Mus. in London, Ein-
zelblätter in den Uffizien in Florenz, in der
Akad. in Venedig und in den Mus. von Dres-
den, Berlin und Rom. — Über die dem A. zu-
geschriebenen Stiche s. W. Schmidt in Meyers
Kstlerlcx. — Von Amicos zugrunde gegange-
nen Werken in Bologna, deren Verzeichnis
sich bei Vasari, von Malvasia ergänzt, be-
findet, war der malerische Schmuck eines
Hauses auf der piazza Marsigli, mit einem
sehr schönen Fries von kämpfenden Tieren
(Vasari) besonders hervorragend, sowie das
große Fresko der Bibliothek S. Michele in
Bosco, die Ausmalung eines Stalles der Be-
sitzung Marsigli mit Friesen von Sirenen, Tri-
tonen, Amoretten und die Fresken in der
Palazzina Bentivoglio, della Viola genannt.
Lamo, Graticola di Bologna (1560). — Va-
sa r i - L e m o n n i c r IX 4, 5, 85, 87—90. —
M a s i n i. Bol. perlustrata. — Malvasia, Fels.
Pittr. I 141 — 4. — Gualandi, Memorie I 33,
III 178. — Cittadclla, Not. rel. a Ferrara
II 355. — Crowe u. Cavalcaselle, Hist,
of P. I 575 — 77. — Meyer, Kstlerlex. — Ler-
nt o I i c f f, Die Gal. zu Berlin und Kunstkrit.
Stud. über ital. Mal. — A. Venturi in Arch.
Stör. d. arte IV 248 — 255, in Nuov. Antologia,
vol. 136 p. 245. — Frizzoni, Arte ital. de!
Rinasc. 1891 p. 371 — 393. — Bradley, Dict.
of Miniat. — Facsimiles etc., herausgeg. v. d.
Palaeogr. Society, Ser. II parte II, II 38. —
Hermann im Jahrb. d. Kstsamml. d. Allerh.
Kaiserh. XXI, 212. — Malaguzzi - Valeri
in Arch. stör. ital. (1896), Ser. III vol. 18 p. 274.
— Baruffaldi, Vite dei pitt. I 107, 216. —
Guidicini, Cose notabili di Bol. (1869) II
373. — G a 1 1 i, La Fabbr. di S. Petronio (1882)
99, 113 ; Doc. 165, 227. — Fabriczy in Arch.
stör. d. arte IV 308 und in L’Arte VIII
401 ff. — Malaguzzi-Valeri in Repert.
f. Kstwissensch. XXII 297, in Rasscgna d'artc
1901 p. 134, 135, 137. — Cantalames-
s a in Arch. stör. d. arte III 235. — Darccl,
Gaz. des b.-a. 2. per. VIII (1873) p. 311. —
Wyatt, Gaz. des b.-a. IV (1859) p. 349. —
Ferri, Cat. dei dis. degli Uffizi 1890 p. 283. —
C. Robert, Mitteil, des k. archaeol. Inst. Rö-
mische Abteilung XVI 209—242. — Jacobsen,
L’Arte 1905 p. 81 — 93. Lisctta Ciaccio.
Aspertini, Gian Antonio aus Bologna,
Vater des Amico und Guido, machte 1507,
hochbetagt, sein Testament; 1509 war er schon
längere Zeit verstorben. Zani versichert, daß
er Maler (Encicl. II 222) und 1450 tätig war.
ln einem von Malaguzzi-Valeri veröffentlich-
ten Dokument (in Rassegna d’arte, 1901 p.
137) wird er nur „magister“ genannt.
Lisetta Ciaccio.
Aspertini, Guido, Bologneser Maler. Äl-
terer Bruder des Amico; nach Vasari Schüler
von Ercole Roberti, der 1486 Bologna ver-
ließ, nachdem er in der Kapelle Ganganelli
von S. Pietro gemalt hatte. Achillini (Viri-
dario), Hermico Caiado, Diomede Guidalotti
schreiben mit großer Bewunderung über ihn
und berichten, daß er sehr frühzeitig starb;
wie Vasari sagt, noch nicht 35 Jahre alt. Nur
sehr wenige seiner Werke sind erwähnt :
ein Bild, Lucrezia darstellend, ein Porträt
von Galeazzo Bentivoglio, einige Schränke,
die er 1490 sich zu malen verpflichtete, eine
Kreuzigung unter dem Portikus von S. Pietro
in Bologna, 1491 datiert. Vasari berichtet,
daß seine Werke sehr sorgfältig ausgeführt
waren, und daß er, bei längerer Lebensdauer,
seinen Lehrer überflügelt hätte, auch lobt V.
Zeichnungen, die er selbst von ihm besaß.
Heute ist nichts mehr von A. vorhanden: die
i8g
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Aspetti
Anbetung der drei Könige der Pinakothek
von Bologna, die man früher ihm zuschrieb,
scheint von Amico zu sein.
Vasari-Lcmonnier IV 252/3, IX 87
nota. — M a s i n i, Bol. pcrlustrata (1G50) p.
166. — M a I v a s i a, Fels. Pittr. I 145. — A m o -
r i n i. Vite dei pittori II 106. — Meyer, Künst-
lerlex. — Crowe u. Cavalcaselle, Hist,
of P. I 577. — Venturi, Arch. stör. d. arte
IV 250, 254. — Malaguzzi-Valeri, Ras-
segna d’artc 1901 p. 137. — Ricci, Guida di
Bol. (1900) p. 108. — L. Frati in Nuova An-
tologia 1907, Jan. — Jacobsen, L’Arte 1905
p. 92. — F a b r i c z y, L'Artc 1905 p. 406 nota 1.
Lisetta Ciaecio.
Aspetti, T i z i a n o, Bildhauer aus Padua,
wie der Künstler selbst sich auf seinen Bild-
werken zu signieren pflegte — „Titianus de
Aspettis patavinus sculptor" — und wie an-
dererseits aus seiner Grabschrift im Kloster-
hofe der Carmelitani Scalzi zu Pisa hervor-
geht : „Titiano de Aspectis civi patavino . . XLII
annum agens Pisis obiit anno sal. MDCVII.“
Danach war er ferner 1585 geboren, ob in
Padua selbst, bleibt zweifelhaft, da auch meine
erneuten Nachforschungen in den paduani-
schen Archiven und Chroniken keinerlei An-
halt dafür ergeben haben, daß eine Familie
des Namens Aspetti zu jener Zeit in Padua
ansässig gewesen ist. Entweder müßte also
der Künstler einer schon früher von Padua
nach einer anderen Stadt übergcsicdelten
Familie entstammen, oder aber er müßte in
einer kleineren paduanischen Provinzstadt
geboren sein, deren Archivurkunden — mit
Ausnahme der Einschätzungsakten — leider
nicht mehr existieren. In der Tat sind die
frühesten Arbeiten unseres Künstlers nicht
in Padua entstanden, sondern in Venedig;
erst späterhin wurde A. auf Grund seines be-
reits erworbenen Künstlcrruhmes in diejenige
Stadt berufen, die angeblich seine eigentliche
Heimatstättc gewesen sein soll. — Ebenso
unsicher wie die örtliche Herkunft A.s ist
auch sein angebliches Verwandtschaftsver-
hältnis zu dem venezianischen Großmeister
Tiziano Vecellio beglaubigt. Moschini be-
richtet in seiner „Guida di Padova", er kenne
ein urkundliches Schriftstück, in dem auf
Grund eines von Aspetti selbst herrührenden
brieflichen Zeugnisses behauptet werde, die
Mutter des Tiziano A. sei eine Schwester des
Tiziano Vecellio gewesen. Wie jedoch Pros-
docimi sehr richtig bemerkt, läßt cs der große
Altersunterschied zwischen beiden Künstlern
(88 Jahre) kaum glaublich erscheinen, daß
Vecellio zur Geburtszeit des A. noch eine
•der Mutterschaft fähige Schwester gehabt ha-
ben sollte. Wahrscheinlicherweisc ist A.
demnach von mütterlicher Seite nicht als ein
Neffe, sondern als ein Großneffe des Vecellio
zu betrachten. Den Vornamen Tiziano wird
er jedenfalls seinem Großonkel zu Ehren er-
halten haben. — Endlich ist auch über A.s
Lehrmeister in der Bildhauerkunst keinerlei
Nachricht auf uns gekommen. Prosdocimis
Hypothese, A. könne sich nach den im Santo
zu Padua befindlichen Meisterwerken der Re-
naissanceplastik zum Bildhauer herangebildct
haben, ist deswegen für uns nicht annehm-
bar, weil es für uns als sicher gelten kann,
daß A. seine Jugendzeit überhaupt nicht in
Padua verlebt hat, und weil andererseits der
Einfluß der Donatello-Schule erst in seinen
späteren Werken zutage tritt. Viel wahr-
scheinlicher ist es, daß A. in Venedig inmitten
der Sansovino-Schule zum Künstler heran-
wuchs, und daß er speziell den Unterricht des
Alessandro Vittoria, des bedeutendsten vene-
zianischen Bildhauers seiner Zeit, genossen hat.
A.s Künstlerlaufbahn läßt sich in drei na-
türlich gegebene Hauptperioden einteilcn: in
eine venezianische (1582 — 1590), eine
paduanische ( 1591—1603) und eine p i -
s a n i s c h e (1604 — 1607) . Dabei hat sich
jedoch A. niemals dauernd in Venedig, Pa-
dua oder Pisa aufgehalten, da er zur Erledi-
gung der zahlreichen, von überallher ihm zu-
gehenden Aufträge häufig kürzere oder längere
Reisen unternehmen mußte. So erfahren wir
aus Notariatsurkunden von 1599 und 1605,
daß er in diesen beiden Jahren längere Zeit
in Carrara verweilt hat — „M. Titianus de
Aspettis patavinus sculptor ad praesens Car-
rariae commorans“ — , offenbar um sich den
für seine jeweiligen Arbeiten am besten ge-
eigneten Marmor auszusuchen. Aus Verona
fernerhin ist ein an Laura Gonzaga in Man-
tua gerichteter Brief vom 2. 7. 1602 datiert,
in welchem der Künstler über zwei zu dieser
Zeit bereits fast vollendete Statuen Bericht
erstattet, die ihm diese Herzogin in Auftrag
gegeben hatte. Im ganzen jedoch scheint sich
die künstlerische Tätigkeit A.s so gut wie
ausschließlich an den obengenannten drei
Hauptaufenthaltsorten seines Lebens abge-
spielt zu haben.
Die früheste venezianische Arbeit A.s, die
wir kennen, ist die eine der beiden marmornen
Kolossal Statuen in der Vorhalle der 1582 von
Vincenzo Scamozzi erbauten Zecca zu Ve-
nedig (die zweite dieser Statuen schuf der
Sansovino-Schüler Girolamo Campagna). In
den fehlerhaften Maßvcrhältnissen der Kör-
perteile, in den Übertreibungen der Muskel-
anatomie und im gekünstelten Manierismus
der Pose und des Ausdrucks gibt sich diese
am Sockel voll signierte Kolossalfigur auf
den ersten Blick als die Arbeit eines noch
jugendlich unsicheren Kunstnovizen zu er-
kennen. Hier wie in allen übrigen Arbeiten
seiner venezianischen Periode zeigt sich A.
außerdem noch völlig in dem manierierten
und schwülstigen Gcschmacke seines Zeitalters
befangen. So sind die beiden marmornen
Sklavenfiguren am Kamin der Sala dell' An-
igo
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Aspetti
ticollcgio des Dogcnpalastes zwar weniger
fehlerhaft in den Proportionen, in der Mus-
kelbehandlung jedoch immer noch allzu
schwülstig. Das über diesem Kamine ange-
brachte, mit den Buchstaben T. A. P. F. sig-
nierte Flachrelief dagegen zeugt von treff-
lichem Verständnis für lebhaft bewegte Kom-
position und von ziemlich sicherer Beherr-
schung der Perspektive. Den gleichen Manie-
rismus wie die vorhergenannten statuari-
schen Arbeiten zeigen wieder die beiden ge-
waltigen marmornen Gewölbeträger am Ein-
gänge der Scala d’Oro des Dogenpalastes,
darstellend den Herkules mit der lernäischen
Hydra und den Atlas mit der Weltkugel.
Besser gelungen sind die Bildnisbüsten des
Marcantonio Bragadin, des Agostino Barba-
rigo und des Sebastiano Venier, die A. im
Aufträge des venezianischen Senates für die
Sala d’arme des Consiglio dei Dieci ausführte,
und die, nachdem sie eine Zeitlang dem Mu-
seum der Accademia di Belle Arti einverleibt
w'aren, neuerdings wieder in den Dogenpalast
zurückgebracht wurden. Augenscheinlich hatte
A. als Porträtbildner bedeutenden Nutzen ge-
zogen aus dem vorbildlichen Wirken des
Alessandro Vittoria, mit dem er nunmehr im
Ernst der Auffassung, in der Breite der Mo-
dellierung und in der Sorgfalt der Detailbe-
handlung in einen erfolgreichen Wettbewerb
eintrat. Wenig erquicklich erscheinen mir
die Bronzearbeiten A.s für S. Francesco del!a
Vigna, nämlich die beiden nicht ganz lebens-
großen allegorischen Figuren zu beiden Sei-
ten des Altares der 1. Kapelle zur Linken
(mit den Mottoinschriften „duce judicio“
und „comiti bello“), sowie die beiden kolos-
salen Nischenstatuen der Palladio-Fassade,
signiert „Titiani Aspeti Patavini op." und
darstellend den Propheten Moses und den
Apostel Paulus. Wahrhaft häßlich ist die
geradezu in einer Art von Tanzbewegung ge-
wundene Paulus-Statue. Der lange, schmale
Kopf mit der niedrigen Stirn und dem viel
zu kleinen Schädel sitzt auf einem riesigen
Schulterpaare; die Hände sind im Verhältnis
zu dem sichtbaren Fuße viel zu groß geraten,
und die Stellung des rechten Beines ist unter
den verhüllenden Gewandmassen nicht ein-
mal angedeutet. Der Moses ist im Ausdruck
des Kopfes und in der Gelassenheit der Stel-
lung etwas besser; nur macht das die mysti-
schen Hörner des alttestamentlichen Gesetz-
gebers verhüllende Kopftuch einen ziemlich
merkwürdigen Eindruck, auch ist der Fal-
tenwurf des vom Sturmwinde bewegten Pro-
phetenmantels reichlich summarisch und hart
behandelt.
Mit A.s Übersiedelung von Venedig nach
Padua (1591) nahm dessen künstlerisches
Schaffen eine merkliche Wendung zum Bes-
seren: Die großen Vorbilder, wie sie sich mit
den in der Basilica Antoniana aufgespeicher-
ten Werken eines Donatello, eines Bellano
und eines Briosco dem undisziplinierten, aber
von Natur doch vornehm veranlagten Künst-
leringenium A.s darboten, konnten nicht ohne
Einfluß auf seine Kunst bleiben. Vor allem
verzichtete A. von jetzt an auf das Model-
lieren von Kolossalstatuen, um sich dafür
ausschließlich der Reliefplastik und der Aus-
führung halblebensgroßcr Statuen zuzuwen-
den. Der Einfluß der Donatello-Schule trat
schon in zwei Reliefs zutage, die A. 1591 für
den Altar des hl. Daniel in der Krypta des
Paduaner Domes zu modellieren hatte, und
für die ihm das Domkapitel außer den im
voraus vereinbarten 140 Scudi weitere 110
Scudi nachbcwilligte, weil er das Werk an-
statt in Flachrelief fast in vollen Rundfiguren
ausgeführt hatte. Die beiden ca. 50 cm hohen
Reliefplatten stellen zwei Marterszenen aus
dem Leben des hl. Daniel dar, seine Schlei-
fung am Schweife eines Rosses und seine
Annagelung zwischen zwei Marterpfählen;
sie sind in offenkundiger Anlehnung an die
Reliefs der Bellano und Briosco im Presby-
terium von S. Antonio conzipiert und durch-
gebildet. Dabei sind sie jedoch nicht frei
von den üblichen Fehlern A.s: Die Figuren
sind im Verhältnis zu den kleinen Köpfen
viel zu lang, die Gelenkstruktur der Beine
ist nicht immer richtig beobachtet, und die
Köpfe stehen zu weit aus der Relieffläche her-
vor (bei einigen Figuren in fast voller Rund-
modellierung, während dabei die Körper sich
kaum merklich von der Hintergrundfläche
abheben). Sehr zu loben ist dagegen bei die-
sen Reliefs das exakte Studium der Muskel-
anatomie, sowie auch die lebendige Bewegung
und Gruppierung der Figuren und die aus-
drucksvolle Beseelung der Köpfe. Besondere
Beachtung verdienen auf dem zuerst genann-
ten Relief die prächtigen Gestalten des Fah-
nenträgers, des Hauptmanncs und eines Kna-
ben, der sich auf dem Rücken eines sich
bäumenden Rosses im Sitze zu halten sucht;
auf dem zweiten Relief hingegen ein augen-
scheinlich dem berühmten Florentiner „Arro-
tino“ nachgcbildctcr, am Boden kauernder
Jüngling, ein wahres Kleinod der Relief-
plastik. — Bald darauf begann A. mit der
Ausführung von vier halblebcnsgroßen Sta-
tuen für S. Antonio; ursprünglich für den
Altar des Heiligen selbst bestimmt, wurden
diese vier Statuen 1651 auf den Presbyterium-
Schranken zur Aufstellung gebracht. Nach
allgemein gültiger Annahme sollten sie die
vier christlichen Kardinaltugenden darstel-
len; drei derselben lassen sich jedoch leichter
als Allegorien des Glaubens, der Liebe und
der Hoffnung deuten, während für die vierte
(in der einen Hand ein Gefäß, in der anderen
einen jetzt leider zerbrochenen und unkennt-
igx
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Aspetti
lieh gewordenen Gegenstand haltend) schwer-
lich eine plausible Erklärung zu finden sein
dürfte. In geringerem Maße sind auch diesen
Statuetten die alten Fehler des Künstlers
eigen : Die schwankende Haltung der Figuren,
die Schmalheit der Schultern und die kon-
ventionelle Stellung der Beine (das eine nach
vorn gestreckt, das andere zurückgebeugt).
Immerhin ist hier im Vergleich mit den
Statuen von S. Francesco della Vigna in Ve-
nedig ein bemerkenswerter Fortschritt zu
konstatieren, der dann noch auffälliger ist
bei den drei gleichfalls halblcbensgroßcn Sta-
tuen der Hl. Antonius, Bonaventura und Lud-
wig, die A. laut Kontrakt vom 6. 11. 1593
für den Hochaltar des Santo auszuführen
hatte, und die wohl als die beste Arbeit des
Künstlers zu betrachten sind ; namentlich die
Statuette des hl. Ludwig mit dem Bischof-
stabe in der Linken und mit der wie zum
Liebkosen eines (nicht mit dargcstcllten)
Kindes vorgcstrccktcn Rechten ist ein von
warmer Empfindung inspiriertes Bildwerk
von ebenso korrekter wie vornehmer Detail-
durchbildung. Ziemlich verunglückt sind da-
gegen die vier kandelabcrtragcnden Engel,
schwer und barock die beiden bronzenen Al-
tarschranken mit ihrem plumpen Voluten-
schmucke; köstlich wiederum durch die Gra-
zie der Erfindung und die meisterliche Ele-
ganz der Ausführung die beiden aus innig
verranktem Laubwerk gebildeten Halbkandc-
laber, die auf ihren üppigen Blätterranken je
drei Puttenfigürchen tragen, die ihrerseits die
Symbole der Armut, der Keuschheit und der
Beredsamkeit des hl. Antonius — nämlich
Kuttenstrick, Lilie und Pergamentblatt — in
den Händen halten. Diese Puttenfigürchen
wären geradezu eines Bellano oder Briosco
würdig; jedenfalls sind die beiden Halbkan-
delaber von S. Antonio zu den graziösesten
Schöpfungen der dekorativen Kunst des da-
maligen Italiens zu rechnen. — Die voll sig-
nierte kleine Christusstatue über dem präch-
tigen marmornen Weihwasserbecken zur Lin-
ken des Hauptportales von S. Antonio (der
Erlöser ist hier mit über der Brust gekreuz-
ten Armen dargestellt, wie er geneigten Haup-
tes das Taufwasser des Jordanfiusses emp-
fängt) wurde zwar von den zeitgenössischen
Kritikern wie auch von späteren Kunst-
schriftstellern als A.s Meisterwerk gerühmt,
ist jedoch mit ihren kurzen und dicken Beinen
und mit dem weichlichen Ausdruck des Kop-
fes meiner Ansicht nach keineswegs völlig
tadelfrei. — Sicherlich wird A. in Padua für
Pi ivatbesteller noch verschiedene weitere
Arbeiten ausgeführt haben. So werden ihm
im dortigen Museo civico einige bronzene
Kriegerstatuetten zugeschrieben, die den Fi-
guren des Domreliefs nahe verwandt erschei-
nen, sowie auch zwei mit figürlichen Dar-
stellungen geschmückte bronzene Tafelauf-
sätze. Irrtümlicherweise rechnete man zu
diesen Paduaner Arbeiten A.s auch ein im
Museo archeologico zu Venedig befindliches
Relieffragmcnt, das jedoch nach W. Bode
wahrscheinlich den Bruchteil einer mißlunge-
nen Relieftafel darstellt, die Bellano mit an-
deren Reliefs für den Chor von S. Antonio
zu Padua ausgeführt hatte.
Wie cs scheint, siedelte A. 1604 im Gefolge
des Monsignore Antonio Grimani, Bischofs
von Torcello und toskanischen Nunzius, von
Padua nach Pisa über, wo er von dem tos-
kanischen Nobile Camillo Berzighelli alsbald
in freundschaftlichster Weise protegiert und
mit zahlreichen bildnerischen Aufträgen be-
dacht wurde. So schuf er damals das Altar-
dossale für die vom Senatoren Lorenzo Usim-
bardi, einem Oheim Berzighellis, erbaute Ka-
pelle in der Trinitä-Kirche zu Florenz, ein
künstlerisch höchst wertvolles Bronzerelicf
mit der Darstellung des Martyriums des hl.
Laurentius ; ferner für den Palazzo Usimbardi
die Statuen des Herkules und des Antaeus,
die sich von den venezianischen Kolossal-
statuen aus der Jugendzeit unseres Meisters
äußerst vorteilhaft unterscheiden. Ein bron-
zenes Kruzifix von A.s Hand wurde der Or-
sola Fontebuoni, einer Nonne im Kloster S.
Marziale zu Pistoja, zum Geschenke gemacht;
ein anderes erwarb Berzighelli selbst, für den
A. außerdem auszuführen hatte: die bronzene
Hochreliefbüste der Luisa Paganclli, der
zweiten Gemahlin seines Gönners; Marmor-
statuen des Adonis und der schlafenden Leda;
endlich acht bronzene Flachreliefs, darstel-
lend Herkules im Kampfe mit dem kretischen
Stiere, Jupiter mit Europa, Muzius Scaevola
vor Porsenna, die Schmiede des Vulkan,
Psyche mit Eros, die Verwandlung der Sy-
ringa in ein Schilfrohr, den Selbstmord der
Thisbe und die Verwandlung der Dafne in
einen Lorbeerbaum. Nach Berzighellis Tode
sollen alle diese Werke A.s in den Palazzo
Usimbardi übergeführt worden sein.
In der Blüte seiner Jahre und im größten
Schaffenseifer wurde A. 1607 vom Tode er-
eilt. Sein Leichnam wurde, wie wir bereits
erwähnten, im Karmeliterkloster zu Pisa be-
erdigt. Berzighelli ließ über dem Grabe des
befreundeten Künstlers außer jener Inschrift-
tafel die von A.s Schüler Felice Palma in
Marmor ausgeführte Bildnisbüste des Mei-
sters aufstellen. — Einige Autoren verwech-
selten den Tiziano Aspetti mit Tiziano di
Guido Minio da Padova und hielten ihn da-
her irrtümlicherweise für einen Schüler des
Sansovino.
Z a b e o, Osservazioni relative alla vita ed
all’ arte di T. A. Padova 1821. — Pietrucci,
Biografia d’artisti padov., Padova 1858. — Mo-
t h e s, Geschichte d. Baukunst und Bildhauerei
Venedigs, Leipzig 1859. — S e 1 v a t i co, Archi-
192
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Aspinall — Asprucci
tcttura e scultura in Venezia pp. 395 — 8. — Ci-
cognara, Stör. d. scultura II 329 u. 344 (u.
Tav. 70). — Perkins, Les sculptcurs Italiens
II 236, 258. — Moschin i, Venezia, passim,
u. Guida di Padova 251. — Selvatico und
Lazari, Guida di Venezia, passim. — Ros-
se 1 1 i, Guida di Padova, passim. — Brando-
ie s e, Guida di Padova, passim. — Gonzati,
La basilica di S. Antonio di Padova I 86, 131,
191, 257. — R i c h a, Not ist d. chiese di Firenze
III 154. — Baldinucci, Opere X 128. — Bode,
Lo scultorc B. Bcllano, in Arch. stör. d. arte
IV 1891 p. 404, No. 1. — Campori, Memorie
d. scultori, architetti, pittori, ecc. di Carrara p.
275. — Bcrtolotti, Figuli, fonditori e scultori
in relazione colla cortc di Mantova p. 15. —
Champeaux, Dictionnaire des fondeurs. —
Cantalamessa, Cappella Grimani in S.
Francesco della Vigna, in Rass. d'arte 1902 p. 52.
A. Mose helft.
Aspinall, George S., engl. Maler, tätig in
den 80er Jahren des 19. Jahrh. in Holmburg
St. Mary (Dorking), stellte seit 1881 — 1885
in der Suffolk-Street, in Birmingham, Liver-
pool und 1883 und 84 in der Roy. Academy
in London aus, hier „The Oak and the Ash“
und „Primrose Time“.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 74. — The Years Art 1882 ff. *•
Aspinall, J., sonst unbekannter engl. Maler
um 1790 — 1800, von dem sich ein kleines
Aquarell, Landschaft mit Wasserfall in der
Handzeichnungssammlung des British Mu-
seum befindet.
L. B i n y o n, Catal. of drawings by British
Artists 1898, I 62. •*
Aspinwall, Reginald (A. R. C. A.), engl.
Landschaftsmaler in Lancaster, stellte von
1884 — 92 Stimmungslandschaften in der Roy.
Academy aus. Er muß dann jahrelang im
Ausland geweilt haben, und nach 1903 ver-
sagen die Nachrichten über ihn.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 74. — The Years Art 1883 ff. **
Aspland, Theophil Lindsey, engl. Ma-
ler und Radierer, gcb. in Hackney 1807, f 1890,
Schüler des Radierers G. Cookc, wandte sich
aber dann der Malerei zu. Zuerst in Man-
chester und Liverpool tätig, zog er sich 1848
nach Estwaite Water zurück, um dort die
Seen-Szenerien zu malen. Seit 1871 lebte
er in Bath und seit 1881 in Rcigate. — Sie-
ben Zeichnungen in Sepia oder Aquarell im
British Mus.
B i n y o n, Catal. of drawings in the British
Mus. I 1898. *•
Asplund, Axel Gotthard, schwed. Mc-
daillenschncidcr, geb. 3. 1. 1856 in Stockholm,
Schüler von A. Lindberg daselbst und in
Paris von Tasset und der Ecole des arts dcco-
ratifs. Hat verdienstvolle Medaillen ausge-
führt. G. Nordensvnn.
Asplund, Nils, schwed. Maler, gcb. 7. 11.
1874 in Eskilstuna, Schüler der technischen
Schule und der Kunstakad. in Stockholm,
hat dekorative Gemälde — Altargemälde in
der Kirche St. Ibbs (Hvcn) 1901, Heimdal
bringt die Gaben der Götter zu den Menschen
(Hochschule in Göteborg 1907) — u. kunst-
gewerbliche Musterzeichnungen ausgeführt.
G. Nordcnsvan.
Aspois, Jean, Glasmaler zu Lille, wo Jac-
ques Aspois, aller Wahrscheinlichkeit nach
sein Vater, dieselbe Kunst um 1385—1397
ausübte. Der Name Jeans wird zum ersten
Male in einer Rechnung der Stadt Lille 1402
erwähnt, und zwar bei Gelegenheit der Ar-
beiten im Saal der Schöffen. 1424 lieferte er
Glasbilder „pourtraictes d’images et taber-
nacles“, die die Fenster der neuen Kapelle
der genannten Halle zierten. Drei Jahre spä-
ter lieferte A. noch sechs Wappenschilder für
andere Fenster der Halle.
J. Houdoy, La Halle echevinale de la ville
de Lille. 1870. p. 40—49. — Dchaisnes,
Hist, de l'art, p. 170. *•
Aspremont, d\ Ingenieur in Toulon, machte
den ursprünglichen Plan zu der schönen
Porte-Royale in Toulon (gebaut 1681).
Nouv. Archives de l’art fran?. 1895 p. 1, 4, 11.
• •
A8pri, Francesco, aus Camerino, ita-
lien. Holzschneider des 18. Jahrh. Führte
die Holzstöcke für einige Heiligenbilder aus,
z. B. S. Emidio di Ascoli, S. Pacifico da S.
Severino, il Crocifisso di S. Agostino (alle
ohne Datum) und 1780 il crocifisso di Ga-
gliole, alles Werke von mittelmäßigem Wert.
Servanzi-Collio, S. Maria delle Mac-
chie 1862 p. 43. V. Alcandri.
Asprucci, Antonio, Baumeister, Sohn
des Architekten Mario A. d. Ä., geb. zu Rom
20. 5. 1723, lernte bei Nicola Salvi. Zuerst
stand er seinem Vater bei, dann vergrößerte
er allein den Palast des Herzogs von Brac-
ciano. Für den Fürsten Marcantonio Bor-
ghese erbaute er ein Landhaus am Meere in
der Nähe von Prattica. Ferner hatte er des-
sen Statuengalcrie in der Villa Pinciana zu
ordnen und die Wände und Gewölbe mit Ma-
lereien, Plastik und Mosaik auszuschmücken.
Damit brachte er 20 Jahre zu. 1787 erbaute
er im Garten dieser Villa einen Tempel des
Äskulap, für eine antike Statue des Gottes.
Die schönen Verhältnisse der vier jonischen
Säulen, worauf Vorhalle und Giebel ruhen,
und der einfache in antikem Muster gehaltene
Stil fanden seinerzeit vielen Beifall. Asprucci
war Mitglied der Akad. und Architekt der
Großherzöge von Toskana zu Rom. Er starb
daselbst 14. 2. 1808.
Meyer, Kstlerlex. — T i p a 1 d o, Biografie d.
ital. Ul. 1835, II 427, 435. — Missirini, Storia
d. rom. Acc. di S. Luca. p. 289. **
Asprucci, Mario d. Ä., s. Asprucci , An-
tonio.
Asprucci, Mario d. J., Sohn des Antonio,
geb. zu Rom 10. 12. 1764, war gleichfalls
Architekt und Schüler des Vaters. Er er-
baute zwei Tempelchen des Aeskulap und der
Diana für den Fürst Borghese und eine Kir-
Künstlerlcrikon. BJ. II.
193
*3
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Aspruck — Assche
che außerhalb Sienas. Nach seinen Plänen
ließ Graf Bristol einen Palast (der auch im
Stiche erschien) in England ausführen. Spä-
ter wandte sich A. der Malerei von Kopien
zu, starb jedoch bereits 7. 5. 1804 zu Rom.
Meyer, Kstlcrlex. — Natura cd Arte 1897/98
I 121—28. *•
Aspruck, Franz, Goldschmied, Bronze-
gießer, Kupfcrst., aus Brüssel, tätig in Augs-
burg 1598—1603. Die Angaben des Geburts-
jahres 1590 bei Champeaux und des Geburts-
ortes Brügge in der Wiener Übersicht sind
falsch. Da A. 1598 als fertiger Künstler auf-
tritt, muß er zwischen 1570 bis 1580 geboren
sein. Die Brüsseler Herkunft wird erwiesen
durch die Bezeichnung auf einem Stich des
Lukas Kilian: Gerards Augustusbrunnen nach
der Zeichnung des A. Die Widmung des
Blattes an einen Fugger ist unterschrieben :
Franciseus Aspruck Bruxellensis 1598. Nach
Augsburg kam er wahrscheinlich durch seine
da tätigen I.andsleute, die Erzgießer Hubert
Gerard und Adrian de Vries. Stetten rühmt
A. als Gold- und Silberschraied, Wachsbossic-
rer und Kupfcrst Zwei für den Erzherzog
(späteren Kaiser) Matthias 1603 ausgeführte
plastische Werke erwähnt Stetten, einen in
Silber gegossenen Erzengel Michael (wohl
nicht erhalten) und einen Kaiser Antoninus
Pius von Messing. Letzterer ist offenbar die
Reiterstatuette des Kaisers Marc Aurel in
BronzcguB des Wiener Hofmus., eine ver-
kleinerte Nachbildung des antiken Originals
in Rom. Eine Bronzegruppe Achilles und
Briscis befindet sich im Schloß Windsor, bez.
mit dem Monogr. (F im A), vielleicht die-
selbe Gruppe, die Brulliot in Augsburg sah.
Wichtiger ist A. als Kupfcrst. Zwar Erfinder
der Schabkunst, wie vielfach angegeben wird,
war A. nicht. Die Blätter, die zu diesem
Irrtum den Anlaß gaben, sind nicht geschabt,
sondern gepunzt, wie schon Stetten richtig
erkannte, der sie als gehämmerte Arbeit
„opus mallci“ beschrieb. Das ist eine Folge
von 13 Bl., Christus und die 12 Apostel vom
Jahr 1601 nach Agostino Carracci. In der
Widmung auf dem 1. Blatt so bezeichnet:
„effigies nouo hoc in aere typi genere effor : . .
Die Verwendung der Punze für den Kupfer-
stich war freilich kein novum genus, sondern
schon im ganzen 16. Jahrh. bei Goldschmicde-
vorlagen im Gebrauch. Vielleicht neu, aber
kaum besonders rühmenswert, die Vereini-
gung von Linienstich und Punzenarbeit, auch
nicht bei allen Blättern der Folge verwendet.
Zur Hervorbringung der Schattenpartien auf
den Gewändern und im Hintergrund hat A.
vielleicht nicht die gewöhnliche, in nur eine
Spitze endigende Punze gebraucht, sondern
ein Instrument, das in mehrere Stacheln aus-
lief. Mit einer Art Roulette hat A. nicht ge-
arbeitet, dazu sind in den Punktreihen, die
die Umrisse bilden, die einzelnen Punkte zu
ungleichmäßig. Außer dieser Folge und einer
mytholog. Darstellung nach J. Heintz hat A.
nichts in seiner neuen Technik gestochen.
Nach seinen Zeichnungen sind einige Kupfer-
stiche in Linienmanier (die Erzengel, weib-
liche Heilige) bei Dominicus Custos erschie-
nen, aber nicht von ihm selbst gestochen.
Stetten, Kunst- etc. Geschichte von Augs-
burg 1779 passim. — Brulliot, Monogr. I
314, II 755, 760. — Meyer, Kstlcrlex. II 342.
— Nagler, Monogr. I 285. — Champeaux,
Dict. d. Fond. 39. — Wurzbach, Niederl.
Kstlcrlex. I 39. — Fortnum, Bronces in the
S. Kens.-Mus. Einl. 179. — übersieht der kk.
Sammlgn. des Ah. Kaiserhauses 1899 S. 261.
— Jahrb. d. pr. Ks. X 35, XIII 94. — Jahrb. d.
kk. Samml. des österr. Kaiscrh. I 140. /. S.
Asquer, Pedro, Maler in Mallorca, aus
dem Königr. Valencia, bekannt durch ein
Aktenstück vom 20. April 1454.
A g u i 1 6, Artistes Mallorquins XIV. (Bolet.
arqucol. Lul. Febr. 1905.) M. v. B.
Asquilinus, Abt des Klosters von Moissac
bei Cahors, soll 1104 — 1108 den Kreuzgang
und das Portal der Kirche seiner Abtei ge-
baut haben.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Assalone di Ottaviano, Maler zu Pe-
rugia, wird 1479 in die dortige Malerzunft
aufgenommen und 1488 und 1493 unter den
Mitgliedern der Compagnia di S. Giuseppe
aufgeführt. 1489 vereinigt er sich mit Niccolo
del Priore zu gemeinsamer Ausübung des
Malerhandwcrks. Von seiner künstlcr. Tätig-
keit ist nichts weiter bekannt, als daß er 1498
von den Nonnen in Monteluce bei Perugia
die bescheidene Zahlung von 14 Soldi für
2 Madonnenbilder auf Papier erhielt und daß
ihm und seinem Sozius Francesco 1508 vom
Kloster S. Pietro 1 Lire und 4 Soldi für Ker-
zenständer vergütet wurden, die sie zur Feier
des Fronleichnamsfestes bemalt hatten. Sein
Todesjahr ist nicht bekannt.
Lupattelli, Stör. d. Pittura in Perugia,
Foligno 1895 p. 27. — M a r i o 1 1 i, Lctterc pitto-
riche peruginc, Perugia 1788 p. 74. W. Bombe.
Assan u. Assaut, s. Asatn.
Assche, Amelie (nicht Emilie) van, belg.
Porträtmalerin, geb. 26. 1. 1804, Tochter von
Henri v. Assche. Sic malte Miniatur-, Aqua-
rell- und Pastellbilder und war Schülerin zu-
erst von Mlle F. Lagarenne und d’Autissier,
später in Paris, von Millet Mit Aquarell-
und Pastellbildcrn debütierte sie auf den Aus-
stellungen in Gent (1820) und Brüssel (1821).
Miniaturen waren ausgestellt in den Brüs-
seler Salons 1830 — 48, in den Salons von
Gent 1835 und 38. Mit dem Porträt Leo-
polds I., welches sie 1839 ausführte, erwarb
sie den Titel einer Hofmalcrin der Königin
Louise Marie von Belgien.
I m m e r z c e 1, De Levens. — Meyer, Kst-
lerlex. mm
Assche, Auguste van, Architekt, geb.
zu Gent am 4. 7. 1826, f am 24. 2. 1907
194
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Assche
daselbst. Er studierte zuerst an der Aka-
demie in Gent, dann unter Roclandt und
A. Pauli ; später unter J. Bethunc. Nach
seinen Zeichnungen ausgeführte Gebäude:
die Gemcindeschulcn von Laathcm, Nevele
und Berchen (bei Audenaarde), ferner das
Pensionat Saint-Henri zu Deynze, die Zeichen-
schule derselben Stadt und die Schule und
das Kloster Petit-Sinay (im Stile des 15.
Jahrh.) ; die Kirche und das Stift der eng-
lischen Fräulein zu Melle, endlich die Kirche
und das Kloster der barmherzigen Schwestern
zu Quatrecht, im Stile des 14. Jahrh.
Der Künstler ist ferner mit der Restaura-
tion verschiedener alter Gebäude beauftragt
worden. In Flandern nennen wir die Kirchen
von Weiden, Lootenhulle, Deynze, Wieze,
Scheldewindcke und Lophem, die St Jakobs-
kirche zu Gent und U. L. Frau von Pa-
meele zu Audenaarde: in Brabant die Kol-
legiatkirche von St. Leonhard zu Leau; in
Limburg die St Peterskirche zu St Truyen.
Auch zur Vergrößerung der U. L. Frauen-
kirche zu Thienen hat v. A. die Pläne ent-
worfen und die Wiederherstellung des merk-
würdigen Schlosses von Spontin ausgeführt.
Alex. Pinchart in Meyers Kstlcrlex. ••
Assche, Auguste Lambert van, Bild-
hauer, Sohn des Jean Baptiste Charles v. A.,
geb. zu Brüssel 5. 3. 1797, taubstumm. Er
war ein Verwandter des Landschaftsmalers
Henri v. Assche. Da er für die Plastik grö-
ßere Anlagen zeigte, so ging er später zu die-
ser über. Auf der Brüsseler Akad. erwarb
er 1818 den ersten Preis und hatte 1820, nach-
dem er einige Zeit im Atelier des Bildhauers
Godecharle gearbeitet hatte, bei der von der
Genter Akademie ausgeschriebenen Konkur-
renz den gleichen Erfolg. In Paris vervoll-
kommnete er sich unter Bosios Leitung und
ward hier als Eleve in die kgl. Akademie auf-
genommen. Von seinen Arbeiten sind in
Frankreich mehrere, namentlich Porträts, vor-
handen. Die Julirevolution veranlaßte ihn, in
sein Vaterland zurückzukehren.
Die Ausstellungskataloge von Brüssel 1818,
24 und 30, die von Gent 1820, 32, 35, 44 und
47 führen von ihm auf: Büsten- u. Medaillon-
porträts von Louis Philippe, General Belliard,
Graf Frederic de Merode, O. Van Veen,
Haydn, Gr&ry u. a., Statuetten in terra cotta,
Modelle zu Statuen, Reliefs in Gips und Mar-
mor, unter welchen letzteren eine Anzahl von
Medaillons mit Engclköpfen und eine hl.
Jungfrau von 1810 und 1820 datieren.
Viele Werke v. Assches besitzt das Schloß
von Westerloo, darunter mehrere Büsten von
Gliedern der Familie de Merode, welcher das
Schloß gehört. Von den beiden Büsten Jean
Baptiste Thorns, des alten Gouverneurs von
Hennegau, befindet sich die eine im Sitzungs-
saal des Provinzialrates zuMons (Bergen), die
andere auf dem Kirchhof dieser Stadt, auf dem
1842 nach dem Entwurf des Architekten Gouel
errichteten Monumente Thorns. Das neue
Museum von Brüssel besitzt von dem Künst-
ler eine schöne Büste des Bildhauers Laurent
Delvaux, kopiert nach Godecharle, die gezeich-
HE
net ist: A.L.V^jj. Er starb in seiner Geburts-
stadt 7. 1. 1864.
Kunstblatt, 1820 p. 326. — Dictionnaire des
hommes de lettres, des savants et des artistes
de la Belgiquc, 1837 p. 198. — Immerzeel,
De Levens en Werken etc. — Alex. P i n -
chart in Meyers Kstlerlcx. *•
Assche, Henri van, Landschaftsmaler,
geb. zu Brüssel 80. 8. 1774, f 10. 4. 1841, be-
suchte das Atelier des damals sehr angesehe-
nen Landschaftsmalers J. B. Deroy, dem er
hauptsächlich die Gewöhnung an aufmerksa-
mes Naturstudium zu verdanken hatte, den
er mit seinen Leistungen aber bald übertraf.
Ähnlich, wie Ommeganck, suchte er in der
Landschaftsmalerei zu einer Zeit, da die kon-
ventionelle Manier vorherrschend war, zu
einer treuen und genauen Darstellung der
Natur zurückzukehren. Gegen 1815 bereiste
er das nördliche Italien, ein paar Jahre später
die Vogesen, dann Holland, Deutschland, die
Schweiz, und brachte von allen diesen Ge-
genden reiche Studienausbeute heim. Eine
Sammlung der vorzüglichsten Ansichten der
Schweiz, die P. Lauters herauszugeben be-
gann, blieb unvollendet. Werke von ihm sah
man auf den Ausstellungen in Gent 1808 bis
1838, in Brüssel 1816 — 1836, in Antwerpen
1819, 28, 34, 37 und 40, in Lüttich 1836 etc.
Mit Recht hat man ihn den Maler der Was-
serfälle genannt. 1880 malte er den Wasser-
fall von Reichenbach und des Avers, 1833
der Lütschine im Tal von Lauterbrunncn,
1836 der Toccia, 1839 des Griesbach in der
Schweiz, 1833 der Roer etc. Von „Mühlen“
sind zu nennen: die Wassermühle bei Brüs-
sel (1812), die Mühle von Eprave zwischen
Dinant und Rochefort (1810), die Mühle von
Salzinnes bei Namur (1814), ein Hammer-
werk bei Fumay an der Maas (1814), ein
Hammerwerk bei Stavelot (1820), eine Mühle
im Luxemburgischen (1835), eine Mühle an
der Dender bei Geersbergen (1836), eine Mühle
an der Vcsdrc etc. Von anderen Darstellungen
kann man erwähnen: die Ansicht des Schlos-
ses Montaigle (1808), eine Ansicht von Pe-
rugia gegen den Trasimener See (1816), eine
Ansicht der Vogesen bei Markirch (1818),
das Schloß Montaigle (1827), die Ruinen der
alten Abtei St. Bavo zu Gent (1828), Ansicht
der Stadt Lugano (1836), das Tal und die
Hohlwege beim Schloß Unspunnen in der
Schweiz (1836), die Nolla- Schlucht in Grau-
bünden (1839) etc
Das früheste Gemälde v. A.s, das wir ken-
nen, besitzt das Mus. zu Antwerpen (1805
195 *3*
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Assche — Asseliers
datiert) ; es stellt eine Gewitterlandschaft
dar (Le coup de foudre) und stammt aus
der Sammlung Van Heke Baut de Rasmon.
Im Mus. von Brüssel sah man bis vor einigen
Jahren den Wasserfall der Toccia und die
Ansicht einer Mühle; im Mus. von Brügge
befindet sich eine Ansicht der Umgebung von
Brüssel bei Gewittersturm. Im Rijksmus. zu
Amsterdam: Gießbach in den Ardennen, 1821.
— Von ihm gibt es auch eine Originallitho-
graphie von 1826 „Vue, prise dans le ci-dev.t
Electorial de Treves“. Etüde d’apres nature
(Lith. de Dewasme).
Alex. Pinchart in Meyers Kstlerlex. (mit
älterer Lit.). — Notizen von H. Hymans.
Assche, Jacob van, Maler von Mccheln,
Mitglied der dortigen Malergilde, am 21. 1.
1479 urkundlich erwähnt.
E. N e e f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines I 8, 122. H. V.
Assche, Isabelle Catherine van,
Landschaftsmaler^, Nichte u. Schülerin von
Hendrik van Assche, geb. den 23. 11. 1794 zu
Brüssel, vermählte sich 1828 mit Charles
Leon KJndt. Schon 1812 und 1818 stellte sic
zu Gent u. Brüssel Aquarellbilder aus ; dann
befanden sich Werke von ihr auf den Aus-
stellungen in Gent 1826, 29 u. 35, in Brüssel
1827 und 42, in Antwerpen 1834, 37 und 40,
in Lüttich 1836 etc. Von der Genter Akad.
erhielt sie 1829 den 1. Preis für Landschaften.
Ihre Gemälde haben immer Partien aus der
Umgebung von Brüssel zum Gegenstände;
eines derselben, welches eine Gegend von
Boitsfort darstellt, befand sich in der ehe-
maligen kgl. Sammlung im Pavillon zu Haar-
lem.
Meyer, Kstlerlex. Pol de Mont.
Assche, Simon van, Architekt in Gent,
zum erstenmal erwähnt und zwar als „mee-
ster“ in einer Akte vom 5. 2. 1414 (1415
neuen Stils), wo er als Bürge für den Grab-
steinhauer Jan de Meyere erscheint. Aus
einer Stadtrechnung von 1425/26 (fol. 805vo)
geht hervor, daß er den Entwurf („bewerp“)
zu der Tuchhalle fertigte. Im folgenden Jahr
wird „meester Symoen“ in Angelegenheit des-
selben Baues erwähnt, für den „meester Hen-
dric Boutsvoort“ damals Hausteine lieferte.
Als die Bauarbeiten einige Jahre darauf ein-
gestellt wurden, waren der von zwei elegan-
ten Türmchen flankierte Hauptgiebel und die
sieben ersten Joche vollendet. Die Restau-
rations- und Vollendungsarbciten an der
Halle wurden 1889 durch seinen Namens-
vetter, den Architckten-Archäologen August
van Assche (geb. in Gent am 4. 7. 1826, f da-
selbst am 24. 2. 1907) begonnen. Die beiden
anderen Architekten an diesem 1903 beende-
ten Werk waren Charles van Rysselberghe in
Gent und Joseph de IVaele ebendort.
Nach eigenen Forschungen in den Genter Ar-
chiven. — F. de Potte r, Gent van den oud-
sten tyd tot heden, V 224. — Gand, Guide
illustr£ public sous les auspices de la Commis-
sion locale de monuments. 2e rdit. 1906 p. 105.
V. v. d. Haeghen.
Asschoonebeck, A., s. Schoonebeck.
Assegnes, d’, s. Assignies, d’.
Asselbergh (Asselberg od. Asselberch),
C o r n e 1 i s, Bildhauer, geb. zu Antwerpen
in der 2. Hälfte des 18. Jahrh. Nachdem er
Studien auf der Kunst- Akad. seiner Vater-
stadt gemacht, ging er zu seiner weiteren
Ausbildung nach Lyon, wo er seit dem Jahre
1783 künstlerische Erfolge zu verzeichnen
hatte. In Belgien ist der Künstler ziemlich
unbekannt geblieben und die auf seine Exi-
stenz bezüglichen Dokumente sind ziemlich
ungenau. Nach seinem Aufenthalt in Frank-
reich übte er seine Tätigkeit besonders in
Holland aus. Er scheint dort sogar einen
gewissen Ruf genossen zu haben, denn 1791
schon zählt ein „Extract uit de notulen der
Confrerie van Pictura te ’sGravenhagc“ 36
Zeichner nach der Verdienstordnung auf und
reiht Cornelius A. als No. 6 unter diesen
Künstlern ein. In Haarlem vollendete der
Meister 1793 für „Teyler’s Stichting“ das
Erinnerungsdenkmal, das zum Gedächtnis des
Gründers dieses Museums (Pierre Teyler)
errichtet wurde. Dieses Monument war bei
Jan Swart bestellt worden, jedoch infolge
Ablebens dieses Letzteren, von ihm unvoll-
endet geblieben.
Kramm u. Immerzeel, De Levens en
Werken etc. E. de Taeye.
Asselbergs, A 1 p h o n s, Landschaftsmaler,
geb. zu Brüssel 19. 6. 1839, Schüler von E.
Huberti. 1867 — 69 studierte er die Natur zu
Tervuren, und mehrere seiner Bilder sind
der malerischen Umgebung dieses Ortes ent-
lehnt; sodann brachte er die Herbste und den
Winter 1870 — 71 bei Dinant an den Ufern der
Maas und einen großen Teil des Jahres 1872
zu Kinroy im Limburgischen Kemperlande zu,
wo er die Motive für die Gemälde im Mus.
zu Lüttich (Sonnenuntergang in Kinroy) und
im Rijksmus. in Amsterdam (Sonnenaufgang
in de Kempen) und in Antwerpen (Sonnen-
untergang in de Kempen) entnahm.
Weiter haben von ihm das Mus. von Mons
eine Ansicht dieser Stadt, die Galerie zu Spa
ein Winterbild, das Mus. zu Namur: Ferme
en Flandre (ebenfalls Winterbild) und der
Provinzial-Rat in Namur: Clairiere ä la
Reine Blanche (Fontainebleau). Nachdem er
zum ersten Male in Löwen 1868 und im fol-
genden Jahre in Brüssel ausgestellt hatte,
fehlte er selten auf den Ausstellungen Bel-
giens und von Paris und erntete für seine
kraftvoll realistischen Gemälde Auszeichnun-
gen und Ehren aller Art.
Meyer, Kstlerlex. — Mit Notizen von H.
Hymans. Pol de Mont.
Asseliers, Hans, Hof-Tapissier in Wien
196
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Asselin — Asselt
»
um 1533 in den niederösterr. Herrschafts-
akten erwähnt.
Jahrb. d. kunsth. Samml. d. Allerh. Kaiserh.
V Reg. No. 4067. **
Aaselin, französ. Maler in Saumur, lieferte
1633 den Entwurf für ein Tabernakel für die
Kirche St.-Pierre.
C. Port, Artiatca Angevins, Angers 1881. *•
Aaselin, Charles-Eloi, französ. Por-
zellan- und Aquarellmaler, Chef der Maler-
ateliers in der Manufaktur in S£vres, geb.
1742, f 1803. Von ihm in der Samm-
lung der Manufacture in Sevres eine große
Gouache, ein Nachtfest darstellend, bcz. : Cie.
Ei. Asselin invenit et fecit 1788, ferner eine
kleine Aquarelle, darstellend die Ausst. der
Sevres-Manufaktur auf dem Marsfelde 1798.
Er malte auch feine Miniaturbildnisse.
Richesses d’art, Prov. Mon. civ. V 33. — W.
Chaffers, Marks and Monograms. ••
Asselin, F r a n q o i s, Maler, geb. in Cou-
tances um 1767, emigrierte als Geistlicher zur
Zeit der Revolution aus Frankreich, wandte
sich dann der Kunst zu und studierte 1799 bis
1801 zu Dresden. Auf der dortigen Kunst-
ausstellung sah man von ihm einen Amor
nach Mengs, ferner zwei Bildnisse in Pastell,
die sich durch Weichheit und gefällige Be-
handlung empfohlen haben sollen. Hierauf
ging er wieder nach Frankreich und dann
nach St Petersburg, wo man ihm seine Ar-
beiten und seinen Kunstunterricht wohl be-
zahlte. Er starb daselbst nach Verlauf eini-
ger Jahre.
Reunion d. Soc. d. b.-arts XXIII 163. —
Meyer, Kstlerlex. R.
Asselin, J e h a n, Stadtzimmermeister zu
Paris, laut Urkunde 1526 bei Erneucrungs-
arbeiten an Notre Dame, 1533 am Bau des
Stadthauses beschäftigt.
Nouv. Arch. de l’art f rang., 3. S£rie, III 1887.
— Invent. gen. d. Richesses d’Art. Monum. civ.
III. Paris 1902. — Baucbal, Dict d. archit.
franq. H. V,
Asselin, Sebastian u. Pierre, Glocken-
gießer in Le Mans, Vater und Sohn, ersterer
1667, letzterer bis 1767 erwähnt.
E s n a u 1 1, Dict des Artistes Manceaux, La-
val 1899. **
Asselin, s. auch Asselyn.
Asselineau, Antoinette, französ. Por-
trät- und Genremalerin, geb. in Hamburg 15.
5. 1811, Schwester von Leon Auguste, stellte
im Pariser Salon 1837 — 41 verschiedene In-
terieurstücke, Genreszenen und Bildnisse
aus. Im Louvre befindet sich von ihr ein
kleines Porträt des Dragonerrittmeisters Ba-
ron Dornier, in ganzer Figur.
Meyer, Kstlerlex. — Bellier- Auvray,
Dict gen. H. V.
Asselineau, Leon Auguste, französ. Li-
thograph und Landschaftsmaler, geb. in Ham-
burg 1808, f in Rouen 1889, Schüler von
Roehn in Paris, tätig in Paris und in Le
Havre, stellte im Salon wiederholt (1836 bis
1847) aus. Er hat seine Hauptbedeutung
als Illustrator, als welcher er u. a. für
das Moyen-Age Pittoresque unter Leitung
Viollet-le-Duc’s und für Werke wie Le Mo-
bilier, Le Vieux Paris, die Gallcrie Orleans,
Vues pittoresques des principaux chäteaux des
emirons de Paris etc. tätig war. Ein Ver-
zeichnis seiner lithographischen Arbeiten fin-
det sich bei Meyer, Kstlerlex.
Nagler, Kstlerlex. — Bellier-Auvray,
Dict. gen. — Chronique des Arts 1889 p. 109.
H. V.
Asselt, Franqois van, vlämischer Ma-
ler, wird angeführt als Gehilfe von Gheeraert
Pieters bei den malerischen Dekorations-
arbeiten, die 1599 in Gent gelegentlich des
feierlichen Empfanges des Erzherzogs Albert
und seiner Gemahlin Isabella hergestellt wur-
den.
Archiv zu Gent, Reg. Inhuldingen, Serie 111 bis
No. 2. — E. de Busscher, Recherchcs sur
les peintres Gantois, t. II 93.
Victor van der Haeghen.
Asselt, Jan van der (auch Jan van der
Hasselt, Jehan d’Asselt, del Asselt, de Has-
selt und de le Hasselt ), bedeutender vlämi-
scher Maler der 2. Hälfte des 14. Jahrh.,
wird in einer großen Zahl von französ. und
vlämischen Dokumenten in den Jahren 1364
bis 1396 erwähnt. Er war in Gent tätig, wo
auch seine Familie wohnte. Der Name exi-
stiert übrigens noch als Ortsname in der
Nähe dieser Stadt. Er arbeitete bereits 1364
für Ludwig von Male, Grafen von Flandern.
Im nächsten Jahre nahm ihn dieser Fürst
mittelst Verfügung vom 9. Scpt. in seinen
besonderen Dienst, mit dem Verbot, sich für
andere sonst ohne seine besondere Erlaubnis
verwenden zu lassen, und setzte ihm einen
Jahresgehalt von 20 livres de gros aus. Nach
den Urkunden wurde ihm dann aufgetragen,
die Malereien in der Kapelle des Grafen in
Gent auszuführen (1365). Damit übrigens
der Künstler keine Verzögerung in der Aus-
zahlung seines Gehaltes erleide, schärfte der
Graf ausdrücklich dem Zahlmeister von Gent
ein, den Künstler vierteljährlich auszuzahlen
und sich mit einer einfachen Quittung zu-
frieden zu geben. Der Graf von Flandern hatte
an die U.L. Frauenkirche zuKortryk eine große
u. prächtige, der hl. Katharina gewidmete Ka-
pelle anbauen lassen, welche 1373 eingeweiht
wurde und sein Grabmal aufnehmen sollte.
Diese Kapelle existiert noch. Man hat in
derselben Reste alter Wandmalereien ent-
deckt, darunter Bildnisse der Grafen von
Flandern, die als Bildsäulen in Nischen dar-
gestellt sind. Heute weiß man, daß J. van
der Asselt diese Kapelle 1372 ausmalte. Er
hatte auch, wie wir glauben, die Zeichnung
zu dem Grabmale geliefert, das der Fürst in
dieser Kapelle für sich errichten lassen
wollte. Es ist über allen Zweifel gestellt,
197
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Asselyn — Assen
daß der Künstler auf Befehl des Grafen 1374
von Gent nach Kortryk sich begab, wobei
auch der Bildhauer Andreas Beauneveu aus
Valenciennes berufen wurde; denn der Graf
wollte von beiden ein Gutachten über das
Mausoleum haben, unter welchem sein Kör-
per ruhen sollte. Im Januar 1382 bekam J.
v. A. vier Monate seiner Pension ; dies war das
letztemal, u. seinen Gehalt scheint er seitdem
nicht mehr erhalten zu haben. Denn er wird in
den Rechnungen nicht mehr angeführt ; u. kurze
Zeit später kommt der Name des Melchior
Broederlam vor, der zum Maler und Kam-
merdiener Philipps des Kühnen, Herzogs von
Burgund, mittelst Patentes vom 13. 5. 1384
ernannt wurde mit einem Jahresgehalt von
200 Franken, einer Summe, welche den Ge-
halt seines Vorgängers beträchtlich überstieg.
J. van der Asselt scheint also in Mißgunst
bei Ludwig von Male gefallen zu sein. Eine
Urkunde aber beweist, daß der Herzog von
Burgund, dessen Schwiegersohn und Nach-
folger, das Talent des Künstlers zu schätzen
wußte; er ließ nämlich von ihm ein Bild für
die Franziskanerkirche in Gent ausführen,
für welches demselben auf Anweisung vom
25. 8. 1386 84 livres ausgczahlt wurden. Im
Jahre 1389 oder 1390 malte J. van der Assclt
im Aufträge desselben Fürsten ein Marien-
bild für dessen Schloß van den Wal zu Gent.
Er wird zum letzten Male in einem Testament
erwähnt, das von Gent den 24. 11. 1396 da-
tiert, durch welches Bondin van Loe ihm 2
silberne Löffel (2 selverine leple) vererbte.
Archiv zu Gent, Schöffenregistcr des 14. Jahrh.,
ferner Rechnungen und Quittungen der Gentcr
Münze und Rechnungen der General rcchnungs-
verwaltung von Flandern, beide in den Staats-
archiven von Brüssel. — Desgl. in den Archi-
ven des Dcpart. du Nord zu Lille. — Gachard,
Rapport ä M. le Ministrc de l’int6rieur sur les
Archivcs de l'ancicnne chambrc des comptes de
Flandre ä Lille, pp. 64, 65. — L. de Labordc,
Les Ducs de Bourgogne 1 2, 6. — E. De Bus-
se h c r, Rechcrchcs sur les peintres gantois, 1859.
— A. Pinchart, Archivcs des Arts etc. II
143. — Van de Putte, La chapelle des com-
tes de Flandre ä Courtrai (Courtrai 1875). —
Dehaisnes, Documents conccrnant Thistoirc
de l'art dans la Flandre etc. 1886, t. I. —
N a p. de Pauw, Les Premiers peintres et sculp-
tcurs gantois (Bulletin de la soc. d'hist. et d’ar-
ch£ol. de Gand 1899). — V. van der Hae-
g h e n, Memoire sur des documents faux rcla-
tivs aux anciens peintres etc. Flamands, 1899.
(Mim. de l'acad. roy. de Belgique). — A. Pin-
chart in Meyers Kstlcrlex.
(Mit Notizen von Victor van der Haeghen.)
Asselyn, Jan, Maler, gcb. in Dieppe 1610,
längere Zeit in Rom, wo er in der „Bent“
wegen seiner verwachsenen Hand den Namen
..Krabbetje“ erhielt, und beeinflußt wurde von
Claude Lorrain, Pieter van Laer und Jan Miel.
Auf seiner Heimreise heiratete er 1645 in
Lyon Antoinette Houwaert, deren Schwester
mit Nicolaes van Heit Stocade vermählt war,
und zog dann nach Amsterdam, wo er aber
erst 24. 1. 1652 das Bürgerrecht kaufte. 28. 9.
1652 wird er als am Singel bei der Heilige-
wegspoort wohnend erwähnt, aber schon im
Okt. desselben Jahres starb er. Seine häuflg
vorkommenden Landschaften, deren Motive
fast ausschließlich der italien. Natur entnom-
men sind, finden sich in den meisten holl, und
ausländ. Sammlungen; vereinzelt sind sie mit
seinem vollen Namen, meistens mit einem
Monogramm (J. A.) bezeichnet Eine in Ver-
bindung mit Jan Baptist Weenix gemalte
Landschaft in der Akad. in Wien ist von bei-
den bezeichnet. Die große Überschwemmung
bei Amsterdam 6. 8. 1651 ist öfters von ihm
gemalt, u. a. in einem Bilde in Schwerin (J. J.
de Boissieu sc.). Besondere Erwähnung ver-
dient eine große allegor. Darstellung im Mus.
zu Amsterdam. Auch seine Handzeichnungen
kommen häufig vor. G. Perclle hat eine große
Reihe topographisch wichtiger, italien. An-
sichten nach ihm radiert Er war befreundet
mit Rembrandt, der sein Porträt radiert hat
Frederick de Moucheron war sein Schüler.
Houbraken III 64. — Scheitern a,
Rembrandt 69. — Oud-Holland VIII 231.
E. IV. Moes.
Asselyn, s. auch Asselin.
Assel yns, Joris, einer der guten Ver-
treter der Holzbildhauerkunst in Belgien.
Er war 1538 zu Brüssel tätig und muß eine
große Anzahl von Werken geschaffen haben,
die anonym geblieben sind und überdies zum
großen Teil zerstört wurden. 1527 erlangte
der „houtenbeeldsnyder“ und „houtsnyder“,
d. h. der Holzbildhauer und Holzschnitzer,
Bürgerrechte zu Brüssel. Kurze Zeit dar-
auf, 1538, vertrauten ihm die Mitglieder der
Brüdergcmcinschaft von Saint-Quentin zu
Löwen die Ausführung einer Altartafel für
ihre Kapelle an, deren Kosten 200 Gulden
betrugen. Die Arbeit war mit Flachreliefs
geschmückt, die dem Leben der Patrone der
Bruderschaft gewidmet waren. Zu den
Werken, welche der Künstler in Brüssel,
besonders von 1546 — 47, ausführtc, gehören
die gesamten dekorativen Reliefs : Kar-
tuschen, Wappenschilder, Kapitäle, Orna-
mente des neuen Audienz-Saales in der
Kanzlei.
Marchal, La sculpture beige, p. 239. —
P i n c h a r t, Archivcs, t. I. — Archives de l'Etat
ä Bruxelles. — Van Even, L’ancicnne öcole
de peinture ä Louvain. E. de Taeye.
Assen, A. van, niederländischer (?) Zeich-
ner und Kupferstecher in London, f daselbst
1817, meist nur nach fremden Vorlagen (P.
Lely, Lochee, E. Penny, Zucchi etc.) ar-
beitend.
Meyer, Kstlerlex. (Verzeichnis s. Werke).
— 0 1 1 1 e y, Notices. H. V.
Assen, Jan van, Maler, geb. in Amsterdam
etwa 1635, wurde 20. 1. 1688 daselbst Riirger.
Seine Landschaften und Historien, welche von
ig8
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Assen — Assereto
einiger Entfernung gesehen einen wirkungs-
vollen Effekt gemacht haben sollen, und bei
denen er sich vielfach Tempestas Stiche be-
dient haben soll, werden von Houbraken na-
mentlich als Exportartikel für Indien erwähnt.
Außerdem werden ihm jetzt noch einige Por-
träts zugeschrieben. Ein kleines ihm ohne
Grund zugeschriebenes, auf Kupfer gemaltes
männliches Porträt im Rijksmus. in Amster-
dam vom Jahre 1660 ist nur mit den Initialen
J. v. A. bezeichnet. 1866 wurde in Amsterdam
von ihm verkauft: Daniel in der Löwengrube
(bei Roos & Co.). Er starb in Amsterdam
1697.
Acmstels Oudheid IV 63. — Houbraken
II 236. — Kramm, De Levens etc.
E. W. Moes.
Assen, J. v a n. Nach einem sonst un-
bekannten Maler dieses Namens aus dem 18.
Jahrh. hat Beauvarlet: Le jardinier und La
fruitiere gestochen. E. w. Moes.
Assen, Johann Walter v., s. Cornelisz,
Jacob.
Assenbaum, Fanny, Landschaftsmalerin
in Baden bei Wien, gcb. in Licbitz in Böhmen
1848, Schülerin von Haushofer und L. Will-
roider in München. Sic malt Waldland-
schaften u. bevorzugte früher Motive aus Rü-
gen. Noch 1900 und 1901 war sie im Mün-
chener Glaspalastc mit den Landschaften:
Herbst, Partie bei Schleißhcim und Vorfrüh-
ling vertreten.
F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh.
— Ausstellungskataloge. **
Assenberg, Sebastian, Blumenmaler,
„adiutor temporalis“ des Köln. Jesuitenkolle-
giums, 1625 dort aufgenommen, f 1672. Von
ihm rühren vermutlich Engelköpfc und Blu-
menranken an den Chorgewölben der Kölner
Maria-Himmelfahrtskirche.
Kölnische Volkszeit. No. 226. 19. 8. 1889. —
Merlo: Köln. Kstlcr. 2. Aufl. 1895, 50.
Firmenich-Richarls.
Assendelft, C o r n e 1 i s, Maler, kommt 2.
11. 1742 in die Zunft zu Leiden.
Oud-Holland XXII 190. E. W. Moes.
Assendelft, Nicolaes van, holl. Bild-
schnitzer im 17. Jahrh., fertigte die Chor-
stühle der neuen Kirche in Delft.
B 1 e i s w y c k, Geschichte von Delft S. 278.
A. W. Weissman.
Assensio, s. Ascnsio.
Assenzi, s. Ascenzi.
Asser, s. Adser.
Assereto, Maler in Genua, tätig bis um
1686; ein zweiter Sohn des Giovacchino A.,
dessen Vorname unbekannt geblieben ist.
Z a n i, Encicl. I 257. E. Scatassa.
Assereto ( Axareto, Asserto) , Giovac-
chino, Maler aus Genua, geb. 1600, f am 28.
7. 1649, kam zuerst zu Luziano Borzone in die
Lehre, später zu Andrea Ansaldo. Noch nicht
16 Jahre alt, wurde er berufen für das Orato-
rium S. Antonio Abbate in Sarzano ein großes
Bild zu malen ; es stellte denTitularheiligcn dar,
wie er durch Gebet die Teufel vertreibt. Für
das Oratorium S. Maria malte er bald darauf
ein Abendmahl, ein anderes für das Oratorium
S. Croce und für letzteres auch eine Fahne
Einen Christus am Kreuz entwarf er für das
Soldatenquartier vor der Porta dcll’ Irco,
für das Oratorium S. Germano eine Auferste-
hung Christi und einen Christus mit S. Tho-
mas, für das Oratorium S. Andrea einen S.
Andreas Besessene heilend und für das Orato-
rium S. Stefano eine Auferstehung des hl.
Lorenzo. Das Kloster der Agostiniani Scalzj
S. Nicola schmückte er mit den Bildnissen
einiger Ordensheiliger. Von Asseretos Hand
erhielt die Kirche S. Cosma e Damiano zwei
Bilder, erstens die beiden Titularheiligen
Kranke heilend und über ihnen Maria mit
dem Christkind, und dann die drei Hl. Agata,
Apollonia und Lucia. Nach der Kirche S.
Brigida kam eine Madonna del Rosario mit
den Hl. Domenico, Francesco Saverio und
Chiara. Auch für die Ortschaften Recco und
Chiavari hatte Assereto Altarbilder auszu-
führen. 1639 ging er nach Rom. Die Do-
menichino, Lanfranco, Reni, Poussin machten
jedoch dort nicht den Eindruck auf ihn, den
er erwartete. Nach seiner Rückkehr nach
Genua entstanden dort noch zahlreiche Werke,
deren hervorragendste sind: In der Kirche
der Minoriti osservanti: zwei Prophetenfigu-
ren auf Leinwand, S. Petrus heilt den Lah-
men und David wird von Abimelech um-
armt; die beiden letzten al fresco gemalt. —
In S. Agostino: die Wunder der Jungfrau
Maria in ihrer Kapelle. — In einem Saale des
Palazzo des Francesco Granello: die Ge-
schichte Abrahams u. Personifikationen einiger
Tugenden; diese Fresken wurden 1643 ausge-
führt und gefielen durch die Vornehmheit der
Komposition, sowie durch ihre reiche Fülle
und Anmut. — Im Saale des Palazzo des
Agostino Airolo an der Piazza Amorosa malte
A. an der Decke die Geschichte des Marsyas.
Die Lünetten füllte er mit Figuren einzelner
Gottheiten aus und an den Wänden brachte
er in Cliiaroscuro eine Anzahl Termini an.
Begonnen war diese Freskomalerei von Gio-
vanni Maria Bottalla, der aber bereits 1644
starb. Francesco Granello, für den Assereto
schon 1643 tätig war, übertrug ihm 1647 neue
Arbeiten. Alle drei freien Seiten seines Hau-
ses ließ er mit Fresken schmücken.
Nach seiner Rückkehr aus Rom hatte A.
vorzugsweise Fresken gemalt. Von Bildern
auf Leinwand ist noch eine Dornenkrönung
Christi zu erwähnen, welche die Galerie Spi-
ncla aufbewahrt ; die Malerei ist gut, ist aber
sehr nachgedunkelt. Viele Werke unseres
Meisters sollen nach Sevilla geliefert sein.
Auch sein letztes Werk, das Abendmahl Chri-
sti, war für Spanien bestimmt. Eben hatte
er die Skizze auf die riesige Leinwand hinge-
199
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Assereto — Asslinger
worfen, als ihn am 28. 7. 1649 der Tod ereilte.
Leichtigkeit des Schaffens und eine gewisse
Großartigkeit der Auffassung, sichere Zeich-
nung und wirkungsvolles Kolorit machten
ihn seinerzeit zu dem besten Maler in Ge-
nua. Allein die Zerfahrenheit seines Charak-
ters offenbart sich doch auch als Nachlässig-
keit und Leichtfertigkeit in seinen Werken.
Ihre Färbung erscheint heute fleckig und
trübe.
Soprani, Pitt etc. Genovesi. pp. 271 ff. —
M i 1 1 i n, Voyage en Piemont etc. II 178. —
Lanzi, Storia pittorica 1834 V 277. — La-
v i c c, Revue des Mus6es d’Italie p. 114. — J.
Meyer, Kstlcrlex. R.
Assereto, Giuseppe, Maler in Genua um
1605, Sohn und Schüler des Giovacchino A.
Reich begabt, malte er im Stile seines Vaters,
starb jedoch eines frühen Todes.
Soprani, Pitt. Genovesi. — Z a n i, Encicl.
I 257. E. Scalassa.
Assereto, s. auch Axareto.
Assey, Philippe, war 1601 als Bildhauer
an der Kathedrale von Sens beschäftigt. Er
führte die Bildhauerarbeiten am Brunnen des
Kreuzganges dieser Kirche aus.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
AssSzat de Bouteyre, Ch.-L.-E., Genremalcr,
tätig in Paris, dann in Neuilly-sur-Seine,
stellte im Salon fast alljährlich von 1887 bis
1905 aus. H. V.
Assier de la Tour, Edmond d’, Hunde-
malcr in Toulouse, geb. daselbst, Schüler der
dortigen Ecole des Beaux-Arts, stellte in
den Pariser Salons 1881, 82, 84 aus.
Bellier-Auvray, Dict. g<n., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Assier, d’, s. auch Dossier.
Assig, N i c o 1 a u s, Malcr aus Siegroth, in
Breslau von 1598 ab nachweisbar, wird 1616
Meister und stirbt dort 1639.
Schultz, Schlesische Malcr. — Kstdcnkm.
Schlesiens V 519. C. Buchwald.
Assignies, Gideon d’, oder d ’ A s s e g -
nies, Medailleur im Haag, Sohn des gleich-
namigen Goldschmieds u. Wappenschneiders,
geb. 1599. Man kennt von ihm 2 Medaillen,
die zu Ehren und mit dem Bilde Moritz’ von
Nassau geschlagen wurden und auf der Rück-
seite die Umschrift tragen : Tandem surculus
arbor u. armata neqvitia mergitur, datiert 1618
und 1620. Eins dieser Stücke wurde von Van
Loon, Hist, m£tallique des Pays-Bas, T. II
126 veröffentlicht. Der Name des Künstlers,
welcher hier Gassegnies lautet, ist von dem
Stecher, den der holl. Numismatiker beschäf-
tigte, falsch gelesen, weil das G und d zu-
sammengezogen ist. Pinchart meint, die Fa-
milie Assignies oder d’ Assegnies stamme aus
Tournai in Belgien.
P i n c h a r t, in der Rev. beige d. numismat
18G0. — Obrccn, Archief III 224, VII 136. —
Oud Holland 1904 p. 239. Frid. Alvin.
Assigny, Marie joseph Louis Bona-
venture, Baron d’ (oder d’Assignics),
Dilettant in der Malerei, geb. im gleichnami-
gen Schlosse zu Tourmignies, zog sich zur
Zeit der französischen Revolution nach Tour-
nai zurück, wo er sich mit der Malerei be-
schäftigte. Die Eroberung Belgiens durch die
Franzosen zwang ihn zur Flucht nach Kleve,
wo er im Verein mit einem Freunde aus der
Pikardie Tabaksdosen, die ihnen von Nürn-
berg geschickt wurden, bemalte.
Nach der Rückkehr der Ausgewanderten
nahm d’A. seinen Wohnsitz zu Tournai und
dann in Lille. In der Kirche zu Tourmignies
von ihm eine große Landschaft, die mit den
nach Emmaus wandernden Jüngern staffiert ist.
Ein anderes im Geschmacke Claude Lorrains
gemaltes Bild, das leider seitdem durch Über-
malungen verdorben wurde, befindet sich in
der Kathedrale von Tournai; es ist bez. :
LE BARON D’ASSIGNIES INV. 1806. Die
St. Katharinenkirchc zu Lille besitzt ein drit-
tes Bild, worin die Figuren von Blanquart-
Evrard, einem Maler von Lille, herrühren. Er
starb in seinem Schlosse Assignies den 30. 9.
1831.
Meyer, Kstlcrlex. *•
Assinare, Constancc, Landschafts- und
Blumenmalerin in Lausanne, geb. 1868 in
Genf, Schülerin von Josef Geisser in Lau-
sanne, war auf den schweizerischen Ausstel-
lungen der 90er Jahre vertreten.
C. Brun, Schweizer. Kstlerlcx. //. V.
Assinare, Henri, Architekt, geb. in Lau-
sanne 1826, f daselbst 22. 8. 1899, Schüler
von Blavignac in Genf, seit 1873 mit der Auf-
sicht über die staatlichen Bauten betraut. Er
leitete die Restaurierung der Kathedrale zu
Lausanne unter Viollet-le-Duc und erhielt
nach dem Tode des letzteren die Oberaufsicht
über die von Viollct-lc-Duc begonnenen Rc-
staurationsarbeiten.
Ch. Vuillcrmet bei Brun, Schweizer.
Kstlcrlex. H. V.
Assiolo, s. Pagolino.
Assire, G., Porträtmaler in Paris, stellte
1900, 1901, 1905 im Salon aus.
Katal. d. Salon. H. V.
Assis, D» B r a n c a, portug. Malerin, stellte
1900 in Paris ein Porträt aus.
Cat. de l'expos. ddc. des b.-a. Paris 1900
p. 317. A. Haupt.
Assis, D. N i c o 1 i n a de, amerikan. Bild-
hauer, Schüler von Rodolpho Bernardelli,
war auf der „Annual Fine Arts Exhibition“,
Rio de Janeiro 1902 mit 2 Arbeiten (weibl.
Studienkopf und „schlafendes Mädchen“)
vertreten.
The Studio, vol. 24 p. 294 und 295. H. V.
Assisi, Andrea d’, s. l’lngegno.
Assisi, C c s a r e d’, s. Scrmei, Ces.
Assisi d’, s. damit verbundene Vornamen.
Asslinger, W o 1 f g a n g. Als Wolfgang
Maller, auch Wolfgang Asslinger in den Bo-
zener Urkunden von 1517 bis 1531 erwähnt.
Vermutlich der Urheber der Holzgruppe
200
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Asslinger — Assonville
„Krönung Marias“ im Schrein des Hciligen-
bluter Hochaltars, der nach einer Inschrift
auf der Rückseite von Wolfgang Maller 1620
beendet wurde. — Mit dieser Schnitzgruppe
stehen in engem stilistischem Zusammenhang
und sind wahrscheinlich vom nämlichen Mei-
ster die Schnitzaltäre in der Franziskaner-
kirche zu Bozen, in Pinzon bei Bozen, von
Tramin (jetzt im Nationalmus. zu Mün-
chen), ferner eine kniende Madonnafigur von
einer Schnitzgruppe der Geburt Christi im
Besitz von Dr. A. Figdor in Wien, ein Weih-
nachtsaltar im Besitz des Herrn Hans Schwarz
in Wien, sowie 2 Figuren der hl. Anna und
Katharina vom nämlichen Altar, ein Altar
in Saubach (Südtirol), vier einen Vorhang
haltende Holzengel in Relief, von einem Altar
(Ferdinandeum, Innsbruck), eine Holzfigur
des hl. Stephan ebenda u. a. m. Dieser aus-
gezeichnete Bildschnitzer, der unzweifelhaft
aus Michael Pachers Werkstatt hervorging,
jedoch dessen herben, großartigen Stil ins
Mildere, doch auch Alltäglichere umwandelte,
dürfte seinen Namen seiner Herkunft aus
dem Orte Assling im Pustertal verdanken.
J. Graus, Heiligenblut in Kärnten und sein
Hochaltar (Kirchenschmuck 1902 XXXIII. Jahrg.
No. 6 p. 85 ff.). — H. Semper, Bildschnitzer aus
Michael Pachers Werkstatt (Zeitschrift des Fer-
dinandeums 1893 S. 335) ; Ein Bildschnitzer aus
M. Pachers Schule etc. (Zeitschrift des Ferdi-
nandeums 1903 S. 233 f.) ; Monatsbericht über
Kunst und Kunstwissenschaft (Hugo Helbing,
München) Jahrg. 1903. — R. Stiassny in den
Mitteilungen der k. k. Zentr.-Komm. Wien 1904,
III 62 ff. H. S.
Asslinger, s. auch A esslin gcr.
Assinan, J o h a n, cingewanderter deutscher
Maler, lebte in Stockholm um die Mitte des
17. Jahrh. Malte für den Reichsadnüral Carl
Gyldenheim schon von 1630 an ; doch sind
bis jetzt keine bestimmten Werke von ihm
nachgewiesen.
Eichhorn in Meyers Kstlerlex. O. S.
Assmann, oberschwäbischer Maler des Ro-
koko, als Künstler nachweisbar durch ein
Bild „Jesus am ölberg“ in der Ortskirchc zu
Obcrmarchthal (1766).
Wttbg. Viertel j. -Hefte, N. F. XII 1903 1/2
p. 50. Hs. Loose.
Assmann, Christian Gottfried, Pro-
fessor der Ökonomie und Camcralia in Wit-
tenberg, Dilettant im Radieren und Zeichnen,
Schüler von Oeser in Leipzig, tätig in Wit-
tenberg noch 1811.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze 1824. — Meyer,
Kstlerlex. H. V.
Assmann, Franz, 1722 — 1727 in Breslau
als Maler erwähnt. C. Buchwald.
Assmus, Robert, Maler und Illustrator in
München (seit 1871), geb. am 26. 12. 1837
in Stuhm (Westpreußen), im wesentlichen
Autodidakt. Er begann mit Illustrationen
für die Gartenlaube, die Leipziger Illustrierte
Zeitung, das Daheim usw., zu denen er meist
auch den Text selbst lieferte. 1870 begab er
sich im Aufträge der Leipziger Illustrierten
Zeitung auf den Kriegsschauplatz, von wo
aus er Kriegs-Illustrationen mit Bcgleittext
veröffentlichte. Die nächsten Jahre arbeitete
er an dem Prachtwerk: Bilder aus Elsaß-Lo-
thringen (Stuttgart, Neff 1877/78), mit 200
Original-Illustrationen. In seinen Stimmungs-
landschaften behandelt er meist heimische
Motive; in seinen Rciterbildcm bevorzugt er
das Kostüm des dreißigjährigen Krieges.
Meyer, Kstlerlex. II 354 (Verz. s. Illustr.).
— F. v. Bötticher, Malcrwerke d. 19. Jahrh.
— Das geistige Deutschland 1898 I 17. — Kunst-
chronik III 128, XII 161, XIII 144. //. V.
Assmus, s. auch Asmus.
Assner, s. Asner.
Assonica, Giacomo Antonio, Maler
aus Bergamo in der ersten Hälfte des 17.
Jahrh., war Schüler des Talpino, genannt
Salmeggia, u. heiratete dessen Tochter Chiara,
die den Beinamen la Talpina führte und eben-
falls Malerin war. Über der Haupttüre der
Kirche del Carmine zu Bergamo hängt ein
Bild mit der Bezeichnung: „Jacobus Antonius
Assonica Bcrgami pinxit 1629." Dargcstellt
ist unten die Stadt Bergamo, darüber in Wol-
ken ein hl. Karmeliter und S. Maria Magda-
lena de’ Pazzi, endlich ganz in der Höhe die
Madonna umgeben von Heiligen. Dieses
Werk gleicht durchaus dem Bilde, das Asso-
nicas Frau in demselben Jahre für die Kirche
delle Convertite verfertigte, und das bezeich-
net ist: „Gara Sonica d. (d. h. detta) Tal-
pina 1624.“
T a s s 1, Vite de’ Pittori Bergamaschi I 226.
— Locatelli, Illustri Bergamaschi (1869) II
387 f. — Z a n i, Enciclop. — Meyer, Kstlcr-
lex. R.
Assonica-Salmeggia, s. Talpino, Chiara.
Assonville, Gerrit d\ geb. in Amsterdam
1627. Nachdem er 1652 in der St Lucienstecg
gewohnt hatte, war er 1053 im Auslande und
heiratete in Amsterdam 29. 4. 1655 Jacotnina
van Avont (1. Aufgebot). Immer wieder
sehen wir ihn an anderen Stellen wohnhaft;
bei seiner Ehe in der Wolvestraat, 1603 in der
Tuinstraat, 1664 in der Beerestraat, 1670/71
in der Utrechtsche straat, 1674 als er 23. Febr.
eine zweite Ehe schloß mit Jannetje Jans an
der Keisergracht, u. 1678 in der Reestraat.
Er war ein rauher Geselle, der sich zwischen
1678 und 1681 häufig Gewalttätigkeiten gegen
seine Frau zu schulden kommen ließ und im
Jahr 1679 sogar wegen Unfugs mit einem
13jährigen Mädchen im Zuchthaus eingesperrt
wurde. Übrigens kommt er vielfach als Käu-
fer und Verkäufer von Häusern vor und war
anscheinend ein vermögender Mann. In allen
Akten wird er Maler („constschilder“) gen.
Bekannt sind aber nur von ihm seine hübschen
Zeichnungen. Er war der Schwager des Holz-
stechers Christoffel van Sichern.
Oud-Holland II 208, III 140, IV 302. —
201
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Assonville — Assteas
Obreens Archief V 12. — Urkundl. Notizen
von A. Br cd ins. E. W. Moes.
Assonville, Jacques d’, s. Dassonville, J.
Assonville, J e h a n d', Ornament-Bildhauer
in Lille um 1424, geb. in der Picardie.
Birard, Dict. biogr. d. Artistcs Franc. 1872.
H. V.
Assonville, Melchior d', (auch d’Asson-
neville oder Dassonvyllc), Dekorationsmaler
und Bildhauer, geb. in der 2. Hälfte des 16.
Jahrh. zu Brügge, wo wir einige Jahre früher
in der Korporation der Maler einen Adrien
Dassonvylle eingeschrieben finden, Sohn des
Richard D., Dekorationsmaler, Schüler von
Pierre Hespync 1518. — Melchior d’Asson-
ville ließ sich in Mechcln nieder, wo er Bar-
bara van der Hoeye ehelichte. 1588 be-
schäftigte er Henry Fayd’ herbe als Lehrling,
der später als Illuminator und auch als Ver-
golder und Bildhauer von Alabaster-Figür-
chen bekannt wurde. Von 1593 ab begegnet
man d’Assonville mehrere Jahre nacheinan-
der auf dem berühmten Mitfasten-Jahrmarkt
in Gent. Bald darauf ließ er sich in dieser
Stadt nieder und wurde mit seiner Gattin
und seinen vier Kindern am 20. 10. 1600 ins
Register der Bürgerschaft eingetragen. Je-
doch die Genter Korporation der Maler und
Bildhauer, die sich, nach den glänzenden
Festen zu Ehren des Erzherzogs Albert und
seiner Gemahlin Isabella, soeben von neuem
organisiert hatte, machte Schwierigkeiten be-
züglich der Zulassung dieses Fremden. D’As-
sonville wandte sich an den Magistrat, in-
dem er geltend machte, er übe eine Kunst
aus, die durch niemand anders in Gent
vertreten sei. Die Korporation antwortete,
daß d’Assonville das geforderte Meisterwerk
der Bildhauer nicht ausgeführt hätte. Am
11. 12. 1600 gab der Magistrat endlich zu,
ihn in der Eigenschaft eines „stoffeerder“
anzunchmen; die Korporation entschloß sich
dazu, indem sie ihn als Maler in die Liste
eintrug. — Er hielt sich nicht lange in Gent
auf. Seit 1601 war er als „stoffeerder“ der
St Lukas-Gilde zu Antwerpen eingeschrie-
ben. Der obengenannte Henry Fayd’herbe,
der infolge von unangenehmen Zwischenfällen
sein Atelier in Mechcln hatte schließen müs-
sen, begab sich ebenfalls nach Antwerpen
(zwischen 1605 und 1608) und verpflichtete
sich seinem ehemaligen Lehrer. 1619 findet
man Melch. d’Assonville in Mechcln wieder;
er starb dort am 19. 4. 1621.
Es ist unwahrscheinlich, daß das Gemälde ei-
nes d’Assonvillc, das 1818 bei der Auktion Pan-
sius verkauft wurde und „Concert grotesque de
paysans dans une chambre“ benannt ist, ein
Werk Melchior d’Assonvilles sei (siehe : E.
Nccffs !). — Lit. : Annales de la soc. d’F.mul. Bruges
1866. — Ph. Rombouts en Th. van Le-
r i u s, De Liggeren (1872). — Em. N e e f f s.
Hist, de la pcinture et de la sculpturc ä Mali-
nes (1876). — V. van der Hacghen, La
Corporation des peintres et des sculpteurs de
Gand (1906). Victor van der Hacghen.
Assonville, R e m c u s d\ Sohn des Vorher-
genannten, geb. zu Mecheln, wurde zur selben
Zeit wie sein Vater (1600) als Bildhauer in
die Listen der Genter Korporation einge-
schrieben. Victor van der Haeghen.
Assteas, Vasenmaler, wahrscheinlich aus
Paestum, wo von seinen 5 signierten Gefäßen
3 gefunden sind, einer der wenigen unteritali-
schen Vasenmaler, deren Namen uns bekannt
sind. In der Masse untcritalischer Vasen des
4. Jahrh., in denen die Art der jüngeren atti-
schen, und durch sie vermittelt, ein Stück der
monumentalen Malerei des 6. Jahrh. weiter-
lebt, nehmen die des Assteas eine Sonder-
stellung ein. Dem herrschenden Geschmack
entsprechend bevorzugen sie mythologische
Themen (Kadmos, Phrixos und Helle, das
Hesperidenabcnteuer des Herakles, in beson-
ders dramatischer Fassung der rasende Hera-
kles), verschmähen auch nicht die burleske
Theaterszene, die damals in ganz Unteritalicn
einen beliebten Gegenstand der Vasendekora-
tion bildete (Hcydcmann, Phlyakcndarstel-
lungen, archaeol. Jahrb. I (1886), 260 ff.).
Mit den sog. apulischen, überwiegend wohl in
Tarent entstandenen Vasen wetteifern sie in
der farbenreichen Ausstattung (Gelb als Surro-
gat für Gold, Weiß. Rot), in der groß ange-
legten, in der Ausführung freilich nur zu leicht
verkümmernden Komposition. Aber A. bleibt
nicht nur hinter den besten der Gattung, son-
dern trotz einzelner tüchtiger Züge selbst
hinter dem Durchschnitt zurück. Man merkt
ihm an, daß er eine neue, effektvolle Mode
mitmachen möchte, aus alten Gewohnheiten
aber nicht heraus kann. Die freie Gruppie-
rung nach verschiedenen Niveauhöhen gelingt
ihm nur zum Teil; er kann es nicht lassen,
einige seiner Nebenfiguren nach alter Strei-
fenordnung über die Hauptfiguren zu setzen,
und reduziert sie dann lieber auf Brustbilder,
was er selbst in seinem besten Bild, dem des
rasenden Herakles, nur sehr gezwungen —
durch ein Obergeschoß, in dessen Interkolum-
nien die Brustbilder erscheinen — zu moti-
vieren weiß.
Im einzelnen zeichnet er nicht ungeschickt,
zuweilen sogar elegant und hat selbst im Phy-
siognomischcn glückliche Momente — die
Angst der Helle, das Entsetzen der Megara,
der stiere Blick der Mania, der trübe und
unstete des rasenden Herakles sind gut wie-
dergegeben — ; doch sind seine Gestalten
schwerfällig und ungraziös, die Kompositionen
gedrängt und unbeholfen. Eng wie sein Ge-
sichtskreis scheint auch sein Wirken gewesen
zu sein; seine singuläre Art findet sich wohl
einmal wieder, wie in der Orestesvase (Millin,
peint. de vases II 67. 68), vermutlich aber nur
deshalb, weil dieses unsignierte Gefäß von
ihm oder in seiner Werkstatt bemalt worden
202
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Assteyn — Ast
ist (v. Rohden bei Baumeister, Denkm. d.
ktass. Alt. III 2007).
Abbildungen der signierten Bilder des A. Wie-
ner Vorlegebl. I 7; VIII 12, Bd. 1 — 3, eine
revidierte des rasenden Herakles archaeol. Jahrb.
15 (1900), 60. — Heydemann, Archaeol.
Jahrb. I (1886) 282. — Klein, Vasen mit Mei-
stersignat.2 206 ff. — Winnefeld, Bonner
Studien, Kekule gewidmet 166 ff. — Pauly-
Wissowa, Realenc. II 1779, 2 (Robert).
Sauer.
Assteyn, Bartholomeus, soll seit 1639
als Fruchtmaler gearbeitet u. eine große Tätig-
keit entfaltet haben. Wenn man auch in
alten Inventaren zum öfteren seinen Namen
antrifft, so sind doch jetzt nur wenige seiner
Bilder bekannt. Ein B. Assteyn 1647 bezeich-
netes Fruchtstück war 1877 in Wien, ein
Stillcben von 1658 ist im Mus. zu Emden.
Houbraken II 300. — Oud-Holland VIII
4. — W u r z b a c h, Niederl. Kstlerlex.
E. W. Moes.
Assueruszoon, Henri, s. Suieuss, H.
Assurance, Jean L’ (eigtl. Jean Cailleteaux
de l’A.), französ. Architekt, Sohn des Pierre
L’A., geb. 1695. Reiste im Juli 1712 studien-
halber nach Rom u. hielt sich einige Jahre in
Italien auf. 1723 wird er Mitglied der Akad..
1724 folgt er seinem Vater als „contrölcur“
des Schlosses von Marly, 1749 als Nachfolger
de Cottes architccte du roi und 1750 in den
Adelsstand erhoben, f 1755. Jean l’A. war
ein Günstling der Marquise de Pompadour
u. für diese in hervorragender Weise tätig. Er
erbaute für sie das Schloß Bellevue zwischen
Meudon und Versailles und verschiedene
Hotels in Compiegne, Paris (jetzt Elysee)
und Versailles.
Bellier-Auvray, Dict. g6n, Suppl. —
Lance, Dict. des Archit. — Bauchal, Dict.
des Archit. — Archivcs de l’art Iran?. Doc. I
421. — Nouv. Arch. de l’art frang. II 91, 104 ;
VII 351. — R6union des Soc. des b.-a. XXIV
466; XXVII 332. — D e 1 a i r e, Les architcct.
ilives etc. 1907 p. 202. H. Stein.
Assurance, Pierre L’, I (eigentl. Pierre
Cailleteaux de l'A.), französ. Architekt, geb.
1655, Schüler von Mansart, 1699 Mitglied der
Akad., t 1"23 od. 1724. Nach seinen Zeich-
nungen wurde die Kapelle des Schlosses Clagny
bei Versailles erbaut, das Schloß Petit-Bourg
bei Corbeil, sowie zahlreiche Hotels in Paris
(Montmorency, Bethune, Noailles, Richelieu,
Rothelin, Montbazon, Neuchätel). Pierre
L’A gehörte zu den mcistbeschäftigten Archi-
tekten seiner Zeit.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Lance, Dict. des Arch. — Bauchal, Dict.
des Archit. — Guilmard, Les Maitres orne-
»nanistes. — D e 1 a i r e, Les architect. eleves.
1907 p. 202. H. Stein.
Assurance, Pierre L’, II (eigentl. P. Cail-
leteaux de l’A.), französ. Architekt. Sohn
des Pierre L’A. I. Von ihm nur bekannt, daß
er nach dem Tode seines Bruders Jean diesem
als „contröleur“ der Schlösser von Saint-Ger-
main und Monceaux folgte.
Lance, Dict des Arch.
Assy, H. d’, französ. Pferde- und Hunde-
Bildhauer in Bracicux (Loir-et-Cher), stellte
wiederholt im Pariser Salon (1886 — 1899) aus.
H. V.
Ast, Balthasar van der, Maler, geb.
in Middelburg vor 1590, war dort wahrschein-
lich Schüler von Ambrosius Bosschaert. 1619
kam er in die Gilde zu Utrecht und schenkte
dort 1629 dem Hiobshospital ein Fruchtstück.
1632 kam er unter dem Namen Balthasar van
der Ast alias van Aelst in die Gilde zu Delft,
wurde daselbst 9. 4. 1633 Bürger und heiratete
im selben Jahre Grietje Jansdr. van Buren.
7. 3. 1656 lebte er noch in Delft. In der Art
des Sammetbrueghel malte er Blumen, Früchte,
Muscheln usw., etwas kleinlich in der Pinsel-
führung. 1622 datiert ist ein Bild mit Früch-
ten und Papageien in Cambridge, vom selben
Jahr ein Gefäß mit Blumen in Gotha, daselbst
auch noch Früchte in einem Korb von 1624
und eine Schüssel mit Blumen und Früchten
von 1625. Sonst haben auch die Gal. im
Haag, Christiania, Emden, Dessau (Amalien-
stiftung), Berlin und Dresden Bilder von
ihm; ein besonders gutes Bild in letztgen.
Gal. Wahrscheinlich war in Utrecht Jan Da-
vidsz. de Heem sein Schüler.
v. Eynden u. v. d. Willigen I 34, wo
er fälschlich Bartholomeus genannt wird. —
Müller, Utr. Arch. 113, 134. — Obreens
Archicf I 6, IV 279. — Oud-Holland XII 165.
E. IV. Moes.
Ast, J o a c h i m d. J., Berliner Goldschmied,
leistete 1693 den Bürgereid, erhielt 1720 für
einen goldenen Schützenring 6 Tlr. und 1721
für Silber für das „Freyschießen“ 25 Tlr.
9 Gr. Von seinen Arbeiten sind erhalten:
eine weißsilberne ovale Dose mit getriebenem
Laubwerk, beim Ksthändl. A. S. Drey-Mün-
chen; 1 Münzbecher, zurzeit im Rittersaal des
Berliner Schlosses im Besitz S. M. des Kai-
sers und 1 vergoldeter Becher in sogen. Jam-
nitzerform, ein ehern. Zunft- oder Gcsell-
schaftsstück in der früher Frhr. C. v. Roth-
schildschen Smlg. in Frankf. a. M. Besch.-Z. :
Bär im oval. Sch. Meister-Z.: J. A S T.
Sarre, Berl. Goldschm.-Zft. Berl. 1895 p.
59, 60, 83. — R o s e n b e r g, Der Goldschm.
Merkzeichen I. Aufl. Berl. 1890, II. Aufl. Frankf.
a. M. 1909. Hs. Loose.
Ast, Otto, Bildhauer, geb. am 26. 10. 1849
zu Schöneberg bei Berlin; 1868 — 1871 Schü-
ler der Berliner Akademie, 1872 — 1876 Mei-
sterschüler von Rcinh. Begas. Von ihm u. a.
die Statue des Urbanus Regius i. d. Schloß-
kirche in Wittenberg (1891) u. Goethebüste
(im Besitz der Firma A. Wertheim, Berlin).
Dressier, Kunsthandbuch, 1908.
Ast, Peter von, (Asch?), Bildhauer von
Metz, wird 1434 vor Antonitag Bürger zu
Ulm. Was Weyermann in seinen handschrift-
203
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Asta — Aster
liehen Nachträgen über ihn zu sagen weiß,
beruht auf bloßen Vermutungen ; mit der
Familie der Herren von Asch in der Nähe
Ulms ist er keinenfalls in Verbindung zu
bringen.
Jäger, Ulms Verfassung etc. S. 579.
M. Bach.
Asta, Andrea d e 1 1", Italien. Maler, gcb.
in Bagnoli bei Neapel 1673, f im Oktober
1721. Zuerst Schüler des Solimena, dessen
Nachahmer er blieb, dann um 1700 in Rom
zur Vollendung seiner Ausbildung. 1705 nach
Neapel zurückgekehrt, wo er fortan tätig war.
Auf Solimenas Veranlassung übernahm er
die Ausmalung der kleinen Kirche S. Maria
dcll’ Avvocata mit Fresken aus dem Leben
der Maria. Dominici zählt noch mehrere Ar-
beiten des A. auf, so in Neapel im Chor von
S. Agostino de’ Scalzi, in Carmine Maggiore,
in S. Giovanni dellc Monache, in S. Pietro
Martire, in der Congregazione del Rosariello
di Palazzo, in S. Maria detta a Piazza, meist
Fresken aus dem Marienleben. In Amall 1
die Gemälde an der Decke von S. Andrea
und in S. Nicola alla Caritä „Maria mit dem
Christuskind und Joseph“, nach Dominici
eines der frühesten Bilder des Meisters. Als
seine beste Leistung wird die Geschichte der
Aurora und des Kephalos mit der Jagd der
Diana (die Landschaft von Martoriello) in
der Halle des Schlosses des Marchese d'An-
gelis in Neapel gerühmt.
Dominici, Pittori Napolet. IV 550 — 552.
— Lanzi, Stör, pittor. II 389. — Meyer,
Kstlerlex. — Napoli Nobilissima IX 120, XV 82.
G. Degli Assi.
Asta, Giuseppe, röm. Maler, am 3. 3.
1639 in Bologna urkundlich erwähnt.
Bertolotti, Artisti bologncsi etc. in Roma
1885 p. 164. H. V.
Astafjeff, T r e t j a k, russ. Goldschmied des
16. Jahrh., ausgebildet unter dem Einfluß
abendländischer Kunst. Von ihm der Re-
liquicnschrcin des hl. Sergius in Moskau.
3 a 6 -b 3 u h -fe, O xeraj. npuudBiJi. u> Pocc. Db
san. Hxn. apxcoaor o6m. (S a b e 1 i n, Die Mctall-
arb. in Rutil, in d. Mitt. d. Kais. archAol. Ges.)
St. Petersburg 1853, V 112. W. Neumatt».
Astanieres, Clement comtc d’, französ.
Bildhauer, geb. 3. 3. 1841 zu Paris, Schüler
von Falguiere, stellte zuerst 1873 im Salon
aus. Er erlangte 1882 eine III. Medaille u.
eine Bronzemedaille auf der Weltausstellung
1889. Seine hauptsächlichen Arbeiten sind:
„L’Espicgle“, Marmorstatue im Mus. von
Amiens (1882); „L’enfant ä la vaguc“, Mar-
morstatuc im Mus. von Douai (18S6) ; „Exo-
riarc“, im Lyzeum Michclet zu Paris; ,,A la
fronticrc", im Lyzeum Jonson von Sailly: eine
Madonna u. Flachrelief in der Kirche Sainte-
Gotilde.
Martin, Nos peintres et sculpteurs. Lami.
Astarita, Giuseppe, Architekt in Nea-
pel, Schüler des Dom. Andr. Vaccaro. Um
1750 ging er aus einer Entwurfkonkurrenz
für den Umbau der alten Kirche S. Pietro
Martire in Neapel als Sieger hervor, worauf
diese Kirche nach seinen Plänen aus dem
gotischen Spitzbogenstile in ihre heutige Ge-
stalt übergeführt wurde. 1751 wurde nach
A.s Entwürfen die Kirche S. Anna erbaut und
gleichzeitig der Bau der unvollendet gebliebe-
nen Kirche S. Maria Maddalcna de’ Pazzi
begonnen. Endlich vollendete A. 1761 den
mehr als ein Jahrh. früher nach Bart. Picchia-
tis Plänen begonnenen Bau der Kirche S.
Agostino alla Zecca zu Neapel, die er mit
ihrem heutigen Chor- und Querschiffanbau
versah.
J. Meyer, Kstlerlex. (mit ält Literatur). —
Napoli Nobilissima I 93; IV 81 ff.; IX 26:
XI 125. E. Scatassa.
Astarita, L u i g i, ncapol. Architekt, von
dem nur überliefert ist, daß er in der Kirche
del Gesü Vecchio in Neapel den Hauptaltar,
der Marcos dal Pino da Siena „Circoncisione"
enthielt, umgestaltete und mit schönem Ala-
basterschmuck versah.
A Filangieri in Napoli Nobilissima VII
174. — Celano, Notizie del bello etc. di Na-
poli (edit. Cbiarini) III 675. G. Degli Assi.
Astasi, Giuseppe, römischer Maler, soll
1725 in Spanien gestorben sein, wohin er sei-
nen Lehrer And. Procaccini begleitet hatte.
Das Monogramm einer seltenen Radierung,
(kl. qu.), eine hl. Familie darstellend (Knie-
stück) wird von Nagler vermutungsweise auf
ihn bezogen.
Pascoli, Vite de’ pittori etc. modemi II
407. — Nagler, Monogr. I 750. H. V.
Astburg, John, engl. Töpfer, gcb. 1689
(?), f. 1743, soll durch List die Hcrstellungs-
gchcimnissc für rotes Steinzeug von den Gebr.
Elers aus Nürnberg, die sich in Bradwell,
Staffordshire, niedergelassen hatten, erkund-
schaftet haben. Dann errichtete er in Shcl-
ton eine Töpferei und machte eigene Erfin-
dungen in seinem Betriebe. Seine Söhne
Thomas, John und Samuel setzten das blü-
hende Geschäft fort. Der letztgenannte hei-
ratete Elisabeth, die Schwester von Josiah
Wedgwood.
Dict. of Nat. Biography I 201 (mit Literatur).
• •
Aste, s. Asta.
Aster, Carl Heinrich, Maler und Ar-
tillerie-Offizier zu Dresden, 1809 an der dor-
tigen Artillerie-Schule Lehrer der Ingenicur-
wisscnschaften und der Zeichenkunst Er
gab 1810 mit Hertel zusammen Kostümbilder
des kgl. sächs. Militärs in malerischen Dar-
stellungen heraus.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze 1824. R. Bruck.
Aster, Friedrich, Architekt, Dresden.
Geb. daselbst als Sohn des Friedrich Ludwig
A., lernte seit 1800 als Architekt auf der
Akad. seiner Vaterstadt. Von seinen Bau-
ten, Wohnhäusern und Landkirchen etc, ist
204
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Aster — Asti
nichts mehr erhalten bczw. nachzuweisen.
1807 wurde er Offizier in dem kgl. sächs.
Inf.-Rgt. Prinz Maximilian.
F ü s 9 1 1, Neue Zusätze 1824. R. Bruck.
Aster, Friedrich Ludwig, Wasser*
und Festungsbaumeister, geb. 1732 zu Dres-
den. Er erlernte seit 174(1 die Zeichenkunst
bei dem Antiquar und Zeichenmeister Lippcrt
und die Ingenieurwissenschaften bei J. C
Glaser. Dann trat er in das kursächs. In-
genieurkorps ein, erhielt 1780 die Direktion
über die sächs. Landesvermessung. Er starb
als Generalmajor und Kommandant des In-
genieurkorps zu Dresden 1804. Zeichnungen
von ihm: Die Schlacht bei Torgau und ein
Denkmal in der Annaburgcr Heide.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze 1824. R. Bruck.
Aster, Georg, Architekt in Loschwitz bei
Dresden, geb. 23. 4. 1849 in Frauenstein
(Sachsen), Schüler der Dresdener Akad. un-
ter H. Nicolai, führte den Umbau des Rat-
hauses und einige Villen zu Pirna aus und
erbaute verschiedene Geschäfts- und Familien-
Wohnhäuser in Gera, wo er ein Jahrzehnt
ansässig war. Außerdem veröffentlichte er
eine Reihe architektonischer Illustrations-
werke und Bauentwürfe.
Das geistige Deutschland, Leipzig-Berlin 1898.
H. V.
Aster, Joannes Andreas, Maler. In
der sogenannten Welserkapelle (Kapelle 87)
des Domes zu Konstanz finden sich ein Abend-
mahl und eine Kreuzabnahme, von geringem
künstlerischem Wert mit der Signatur: Jo-
annes Andreas Aster pinxit 1668.
Kstdenkm. d. GroOhcrzogt. Baden, Bd. I, Kreis
Konstanz p. 173. De.
Aster, Karl Friedrich Theobald,
Genre- und Historienmaler, geb. 1833 zu
Dresden, f 1864 zu Meran, Schüler der Dres-
dener Akad. unter J. Hübner, später unter
Schnorr von Carolsfeld, erwarb verschiedene
akad. Auszeichnungen auf Dresdener Aus-
stellungen.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Aster, W., nur bekannt durch einen Por-
trätstich der Königin Louise von Preußen, 8°.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Asterion, Erzbildner, Sohn eines Aischylos.
Er war der Künstler einer Statue, die ein
Sikyonier Chaireas für seinen Sieg im Faust-
kampf der Knaben nach Olympia gestiftet
hatte, und lebte jedenfalls später als der jün-
gere Kanachos (Anfang des 4. Jahrh. v. Chr.),
da dieser für Bykelos, den ersten Sikyonier,
der im Faustkampf der Knaben in Olympia
gesiegt hatte, die Statue lieferte.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 277. — Over-
beck, Schriftq. 2079. — Pauly-Wissowa,
Realenc. II 1785, 14 (Robert). Amelung.
Astesani (nicht Ostesani), Filippo, Or-
namentmaler in Bologna, wird 1535 — 1575
unter den „consiglieri“ der dortigen „Com-
pagnia delle quattro arti" aufgeführt.
Zani, Encicl. II 228. — Rassegna d’Arte
1901 p. 134. — Arch. stör. d. Arte ital. ser. II,
vol. III 310. F. Malagussi-Valeri.
Astesani (nicht Ostesani), Giovanni
B a 1 1 i s t a, Maler in Bologna um 1502, wie
aus Bologneser Gerichtsakten dieses Jahres
hervorgeht.
Arch. stör. d. Arte ital. III 371.
F. Malagussi-Valeri.
Astesano, Turiner Stempclschneiderfamilie
vom Ende des 16. bis Ende des 17. Jahrh. als
vielbeschäftigte Münz- und Siegclstempel-
schneider tätig. Der Ahnherr war Orasio
Astesano oder da Asti, Dekan an der päpst-
lichen Münze zu Rom um 1600. Sein Sohn
Alessandro war in den Jahren 1623 — 1633
ebenfalls an der päpstlichen Münze in leiten-
der Stellung. Auch Alessandros Sohn An-
tonio hat in den Jahren 1656 — 1884 für den
Papst, die Kardinäle und Verwaltungen Sie-
gel geschnitten.
Bertolotti, Artisti Subalpini in Roma,
1884.
Asteyn, s. Assteyn.
Astfalk, Markus, von Schw. Hall, malte
nach Fizion, Reutlinger Chronik, 1592 die
Orgel in der Marienkirche daselbst, welche
damals erneuert wurde. Die betreffende
Stelle lautet:
„Von Schwäb. Hall der Maler kam,
Markus Astfalckh, so war sein Nam,
hat dran verdient mit sondern Hulden
wol über die 500 Gulden.“
Nach einer anderen Quelle: Gaylers Denk-
würdigkeiten von Reutlingen I. 616 ver-
diente Markus Astfalk 800 fl. an den Male-
reien und Vergoldungen der 3 Orgcltürme
(nicht Orgeltüren). Darüber sagt Fizion in
seiner Reimchronik:
„Von Gold ist sie (die Orgel) gar schön
geziert,
nach Meisters Kunst, wie sich gebührt,
das Pfeiffcnwcrk schön weiß erglast,
ist mit drey Thürmen eingefaßt,
uff jedem oben druff von Gold
ein Auszug schön gemalct wohl.
Das Statt u. kayscrlich Wappen schön
thut uff dem mittlen Thurme stehen.“
Von einem Altarwerk ist nirgends die Rede
und alle daran geknüpften Folgerungen sind
hinfällig (s. auch Asfahl, Markus).
Reutlinger Gesch. Blätter 1899 p. 24. — Diö-
zesan Arch. 1898 p. 191, 1899 p. 91, 1901 p. 16.
M. Bach.
Asti, A n g e 1 o, Damenporträt- und Genre-
maler in Paris, geb. 1847 (?), f 23. 3. 1903
in Gorbio bei Mentone, stellte im Salon 1890
bis 1901 alljährlich aus. Seine etwas weich-
lichen und stark idealisierten nackten und
halbnackten Mädchengcstaltcn „Songeuse“
(Salon 1897), „Premier reve“ (Salon 1899),
„Dans les reves“ (Salon 1900) sind leer im
205
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Asti — Astor
Ausdruck und ermüdend in ihren Wieder-
holungen.
Singer, Kstlcrlex. Nacbtr. 1906. — Katal.
d. Salon. H. V.
Asti, s. auch damit verbundene Vornamen
sowie /Isla und Astcsano.
Astiaso, span. Bildhauer, Schüler des Micer
Dominico, arbeitete 1548 mit anderen an der
Steinskulptur der kgl. Kapelle der Kathedrale
von Sevilla. Wahrscheinlich identisch mit
Pedro de Astiasa, welcher 1555 4 Säulen für
den patio principal (jetzt de las donccllas
genannt) des Alcazar in Sevilla lieferte.
Cean Bermudez, Dicc. I 60. — Dcrs.,
Descripcion de la Catedral de Sevilla p. 111. —
Gestoso, Artif. Sevill. I 174. — Jahrb. der
kgl. preuß. K.-S. XIII 88, Anm. 3 M. v. B.
Asti, Leonard, Bildschnitzer. Sein Name
findet sich auf dem Relief einer Beschneidung
Christi an einem Außenflügel des großen
Altarwerkes der Pfarrkirche zu Hallstatt in
Oberösterreich, das ihm auf Grund dieser In-
schrift zugewiesen wird. Die Reliefs sollen
fränkische, speziell Dürerische Einflüsse zei-
gen und sind um 1515 anzusetzen.
Meyer, Kstlcrlex. — Mitt. der k. k. Zen-
tral-Kommission 1858 p. 23 und Taf. I. H. V.
Asti, Leopold, Maler, lebte um 1603 in
Znaim.
Schweigel, Verz. der Maler etc. in Brünn
1588 — 1800 S. 52 (Ms. des Mähr. Landes- Arch.).
IV. Schram.
Astlett, G., Porträtmaler in London, stellte
1807 ein Gruppenporträt in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 74. **
Astley, John, engl. Porträtmaler, geb. in
Wem, Shropshirc um 1730, f zu Duckenfield
in Cheshirc 14. 11. 1787. Er lernte zu Lon-
don bei Thomas Hudson, bei welchem auch
Reynolds, Wright und Mortimer sich ausbil-
deten. Sodann unternahm er eine Reise nach
Italien, wo er 1750 oder 1751 mit Reynolds
in Rom zusammenkam. A. wußte sich die
Gunst von Sir Horace Walpolc zu erwerben,
für den er Bildnisse und Kopien nach Italien.
Meistern ausführtc. Nach seiner Rückkehr
lebte er einige Zeit in London, dann aber ließ
er sich zu Dublin nieder, wo er sich um 1759
aufhielt. Hier soll er so zu Ruf gekommen
sein, daß er binnen drei Jahren 3000 Pfund
Sterling erwarb. Infolge einer reichen Hei-
rat betrieb er die Malerei nur noch in freien
Stunden. Seine Porträts gehören zu den
Seltenheiten.
Meyer, Kstlcrlex. — Redgrave, Dict. **
Astoldo da Firenze, italicn. Bildhauer,
1519 — 20 in Carrara in der Werkstatt des
Bartholome Ordoiicz tätig.
Jahrb. der preuß. K.-S. XII 76a. M. v. B.
Astolfi, A c h i 1 1 c, Maler in Padua um die
Mitte des 19. Jahrh., Schüler des Vicenzo
Gazzotto, zeigte sich als tüchtigen Porträtistcn
und malte auch einige Genrebilder und eine
Altartafel.
Pietrucci, Biogr. d. artistl padovani, Pa-
dova 1858, 15.
Astolfi, Giorgio, Miniaturmaler in Ve-
nedig, unterzeichnet sich „Ego georgius de
astulfis miniator de confinio sancti Juliani
testis subscripsi" unter einem Testament vom
26. 10. 1466.
Arch. Veneto XXXIII partc II 404. L. Ferro.
Astolfi, Gio. Domenico, Maler in Pavia
um 1594, nur von Zani, Enc. met II 229,
ohne nähere Angaben erwähnt. •*
Astolfini, G a e t a n o, venetianischer Maler
in der 1. Hälfte des 19. Jahrh., bildete sich
als Autodidakt hauptsächlich durch Kopieren
alter Meister wie Giorgione und Tizian.
Später malte er Porträts und einige Kirchcn-
bilder, z. B. einen Crucifixus in S. Maria
Mater Domini (Venedig) und den Titular-
heiligen in S. Jacopo dall’ Orio (Venedig).
Er war auch als Bilderrestaurator tätig.
Meyer, Kstlcrlex. — Füssli, Neue Zu-
sätze, 1824 p. 180 (hier seine vortreffliche Ariost-
kopie von 1820 erwähnt). H.
Astolfo, Sienesischer Bildhauer um 126S,
nur bei Zani (Enc. met. II 229) erwähnt.
H. V.
Astolfo, italien. Baumeister in Rovigo um
1600, soll (nach Bartoli) daselbst den Cam-
panile von S. Giovanni della Commenda er-
richtet haben, deren Fassade folgende Inschrift
trägt : Astolfo • 1501 • Adi • 3 • Agosto.
Meyer, Kstlcrlex. — Bartoli, Pitture di
Rovigo etc., p. 75. H. V.
Aston, Charles Reginald (R. J.),
engl. Landschafts- und Seemaler, stellte von
1862 — 1878 in der Roy. Academy in London
eine Reihe von Gemälden aus, darunter auch
1869 „Sunset at Glaramara“, ein Bild, das
schon im Jahre vorher in den 111. London
News sehr gerühmt wurde.
G r a'v e s, Roy. Academy of Arts I 74. —
Meyer, Kstlcrlex. ••
Astor, Diego de, span. Kupferst und
Sicgelschneider in Toledo, Schüler des Dom.
Theotocopuli (el Greco), unter dessen Lei-
tung er 1606 einen hl. Franciscus nach Nie.
de Vargas stach. 12. 1. 1609 ernannte ihn
Philipp III. zum Stecher an der Münze in
Segovia, und Philipp IV. sicherte ihm 14. 9.
1633 zu, daß sein Sohn Diego ihm im Amte
folgen solle. 1636 vertrat der Sohn bereits
seinen Vater, als dieser nach Madrid berufen
wurde, um die kgl. Siegel zu gravieren.
Schon 26. 8. 1617 war A. einmal nach Ma-
drid beordert worden, um die Platten des
Werkes über die Genealogie der span. Kö-
nige zu stechen, das der Portugiese Labanha
unternommen hatte. Von den mittelmäßigen
Arbeiten A.s sind mehrere Titelblätter und
Stiche für Bücher bekannt (Verzeichnis s.
Meyers Kstlcrlex.).
Cean Bermudcj, Dicc. I 80. — Füssli,
Neue Zus. 180. — Ot 1 1 e y, Not — Le Blanc.
Manuel. — Bolzenthal, Skizzen zur Gesch.
der mod. Medaillenarbeit 204. A
206
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Astorga — Astruc
Astorga, Juan de, Bildhauer in Medina
dcl Campo. 1653 urkundlich erwähnt.
Marti y Mons6, Estud. bistor. artist.
S. 178. M. v. IS.
Astorga y Triay, Ricardo de, span. Ma-
ler der Gegenwart, gcb. zu Alicante, Schüler
der dortigen Kunstschule, widmete sich mit
besonderer Hingabe dem Studium der Tier-
malerci, speziell dem des Pferdes. Er debü-
tierte 1876 auf der National-Ausstellung zu
Madrid mit einem Gemälde, betitelt: Aristo-
kratische Promenade. Ferner führen wir von
seinen Werken an: La Gran Dumont, ein
Porträt Alfons VII. zu Pferde und verschie-
dene andere Gemälde, auf denen das Pferd
den ersten Platz einnimmt
Ossorio y Bernard, Galcria biogr. de
artistas espaüoles del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Astorgio di Bartolom me o, Maler in
Bologna um 1405 laut Ausweis Bolognesischer
Gerichtsakten aus diesem Jahre.
Arch. stör. d. Arte ital. VII 371.
F. Malogueci-Valeri.
Aston, Alberto und G i o. Maria, Ma-
ler in Venedig, Brüder, gcb. in Treviso und
tätig in Venedig in der 2. Hälfte des 18.
Jahrh. — Giov. Maria A. machte sich haupt-
sächlich durch die Erfindung eines besonderen
Verfahrens für die enkaustische Malerei be-
kannt, und führte in der Art mehrere mit
Beifall aufgenommene Gemälde aus. Mit
Eifer versuchte er das Verfahren der antiken
Malerei wiederzufinden, für welches Problem
die Akademie von Frankreich eine Konkur-
renz ausgeschrieben hatte. 1786 veröffent-
lichte er in Venedig ein Werk über die en-
kaustische Malerei und wurde zum Mitglied
der Kunstakad. dieser Stadt ernannt
Meyer, Kstlerlex. — Federici, Mein.
Trev. II 188. — Campori, Lettere artlstiche
inedite. Modena 1866. L. Ferro.
Astori, Benedetto, Bildhauer in Friaul,
von ihm 8 trefflich gearbeitete Putten am
Taufbecken in Castel Belgrado (1523).
Maniago, Arte Friulana, p. 160 (nach Cor-
tinovis, Lettcra sulle Sculture dcl Friuli). H. V.
Astori, Enrico, Mailänder Bildhauer, gcb.
in S. Lazzaro Alberoni 1858, stellte 1884 in
Turin eine Marmorstatue „La Serenata“ und
eine Büste König Umbertos I. aus. 1886 er-
schienen von ihm in Mailand eine Bronze-
gruppe „Compagni di sventura“ ; 1887 in Ve-
nedig ein Marmorputto und eine „Rondinella
pellegrina“ ; 1888 in Bologna eine» Statuette
„Mammina“ und die Marmorbüste einer Skla-
vin, die 1889 auch auf der Münchener Aus-
stellung Beifall fand. Auf der Dczcnalaus-
stellung in Paris 1900 war er mit der Mar-
morstatue „La filatrice araba" vertreten, die
dann im nächsten Jahre auf der Ausstellung
im Münchener Glaspalast zu sehen war.
Gubernatis, Diz. d. art ital. viventi. —
Natura cd Arte 1893/94 II 289—300, 918—35. —
Kst. für Alle V 50. — Kunstchronik N. F. VI 5.
Astori, Giov. Maria, s. Astori, Alberto.
Astori, s. auch Astorri.
Astorino, Gherardo, Maler in Palermo,
zugleich Bildhauer und Architekt, zog aus
Ventimiglias mathematischem Unterricht gro-
ßen Vorteil für die Baukunst. 1625 beauf-
tragte ihn der Senat von Palermo mit der
Ausmalung des Triumphbogens zur Feier der
Auffindung des Leichnams der hl. Rosalia.
Das Gemälde Martyrium der hl. Eulalia in
S. Eulalia de’ Catalani ist ein früheres Werk
von ihm. Mit dem Maler Novclli aus Mon-
reale zusammen arbeitete er an den ersten
Gewölbefresken in S. Francesco dei Chio-
dari und malte mit ihm 1637 drei Zimmer
(stanze della munizione) im Palazzo Reale
aus.
A m i c o, Diz. topogr. della Sicilia, tradotto
ed annotato da G. Di Marzo, Palermo 1856 II
304. — Archivio Stör. Sicil. IX 417 ff. — G. Di
Marzo, La Pitt, in Palermo, 1899 p. 103.
E. Mauceri.
Astorio, T o m m a s o, florentiner Holz-
schnitzer in Venedig, begann 1486 die Intar-
siaarbeiten für das Presbiterium von S. Marco,
die weich wie Malerei wirken. Dort hat er
folgende Verse unterschrieben, die Sansovino
erwähnt: „Millibus exactis centum et quater
Astorum annis, Nonagintaque sex circuitu ista
Thomas = Hoc opus exegit, genuit Florentia
quem jam, Composuit Thomas hic fuit Asto-
rius =•“
Rassegna Nazionale vol. 113 p. 16. — Ci-
c o g n a, Iscriz. Vcneziane 1853 VI 811. —
La Basilica di San Marco. Venezia 1888, 411.
L. Ferro.
Astorri, Angel o, da Mcdicina, Archi-
tekt in Bologna, geb. 1601, f 1658; Bauten
nicht bekannt.
Zani, Encicl. II 230. — Arch. stör. d. Arte
ital. III 344. F. Malagussi-Valeri.
Astorri, s. auch Astori.
Astoud-Trolley, Louise, Bildhaucrin in
Paris, geb. daselbst 1828, Schülerin von Mo-
nanteuil, stellte wiederholt im Salon (1865
bis 1878) Porträt-Medaillons und -Büsten aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. und Stippl.
H. V.
Aström, Eva M a t i 1 d a, gcb. Löwstädt,
schwcd. Malerin, geb. 6. 5. 1865 in Stockholm,
hat in Stockholm, Paris und Italien studiert
und Landschaften und Blumenstücke ausge-
stellt. G. Nordensvan.
Astruc, F r e d e r i c, Genre- und Land-
schaftsmaler in Paris, geb. in Puivcrt (Aude),
stellte im Salon (1868, 1882, 83, 84) aus.
Bellier-Auvray, Dict gen., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V .
Astruc, MariusTheodore, Landschafts-
maler in Paris, geb. daselbst, Schüler von
Ponson, stellte im Salon 1876, 79, 80 aus.
Bellier-Auvray, Dict g6n., Suppl.
Astruc de V i s s e c, französ. Zeichner, Ra-
dierer und Kupferstecher, war ungefähr 1760
in Montpellier tätig. Er stach zuerst Blätter
Astruc — Atalaya
nach Teniers „les Mcndiants“, nach della Bella
Landschaften and Marincbildcr. Er war ein
Amateur von geringer künstlerischer Bedeu-
tung.
Lc Blanc, Manuel. P. A. Lemoisne.
Astruc, Z a c h a r i e, französ. Bildhauer u.
Maler, gcb. in Angers (Maine-et-Loire) im
Fcbr. 1835. Er hat mehrere ehrenvolle Er-
wähnungen in den Pariser Salons und eine
Bronzemedaille auf der Weltausstellung 1900
erhalten. 189Q Ehrenlegionär. Seine Haupt-
werke sind: Moine agenouille, Flachrelief im
Mus. von Tarbes (1871) ; Le Revcil des For-
ces frangaises, Bronzeflachrelief in Saint-Cyr
(1879); L’enfant marchand de masques,
Bronzestatue im Luxembourg-Garten (1883) ;
Moine en extase, Marmorstatue im Mus. von
Laval ; Saint Frangois d’Assise, in der Kirche
Sacre-Cocur auf dem Montmartre (1889);
Midas, Bronzestatue in Nizza; Hamlet, Mar-
morstatuc, die dem Staat gehört; die Büste
des Barbey d’Aurcvilly, im Luxembourg-Mus.
(1901) und die Büste der Sophie Germain, in
der Ecole-Sophie-Germain zu Paris. Der
Künstler hat außerdem eine große Anzahl von
Aquarellen gemalt und mehrere Bücher wie
kunstkritische Aufsätze veröffentlicht. — Er
starb in Paris am 24. 5. 1907.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. — Pcrsönl.
Mitteil. d. Künstlers. Latni.
Astrup, Nicolai Johannes, norweg.
Landschaftsmaler, geb. 30. 8. 1880 auf Fröicn
in Söndfjord, bildete sich 1899 — 1901 an der
Malerschule von Harriet Bäcker in Christia-
nia aus; später hielt er sich kürzere Zeit in
Hamburg, Berlin, Dresden, München auf,
ging von da nach Paris, wo er an der Akad.
Colarossi unter dem norweg. Maler Chr.
Krohg arbeitete. Seither teils in Christiania,
teils in dem gebirgigen Jölster in Söndfjord
tätig, woher er die meisten seiner Motive
nimmt. 1905 erwarb die Nat. Gal. in Chri-
stiania seine Landschaft „Ein trauriger Herbst-
tag“. — A. ist eins der größten und eigen-
artigsten Talente unter den jungen Künstlern
Norwegens.
Eigene Mitteilungen. C. W. Schnitter.
Astrup, T h o r v a 1 d, norweg. Architekt,
geb. 18. 5. 1876 in Christiania, ausgcbildct
an der dortigen techn. Schule und an der kgl.
Kunst- und Gewerbeschule, dann an der
techn. Hochschule in Charlottenburg; Stu-
dienreisen in Deutschland, Frankreich und
1900 — 01 mit Stipendium in England. Seit
1901 in Christiania selbständig, baute er
das Heim für alte Seeleute in Christiania,
die Sparkasse in Larvig, die Wohnung des
Direktors an der Salpeterfabrik in Notodden
usw.
Eigene Mitteilungen. C. W. Schnitter.
Astudillo, Alfonso Ruiz de, Gold-
schmied der Kathedrale von Burgos im Jahre
1416.
V i n a z a, Adic. I 21. M. v. B.
Astudin, Nicolai, Landschaftsmaler in
Berlin, stellte auf der akad. Kunstausstellung
Berlin 1876 ein Spreewaldbild, 1877 und 78
zwei Tiroler Landschaften aus ; auf der
Schweizer. Kunstausstellung Zürich 1885 war
er mit einem Miniaturbildchen „aus der Nor-
mandie“ vertreten.
Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh., Dres-
den 1891. — Kunstchronik, XX. Jahrg. 1884/85,
Sp. 649. H. V.
Asturino, s. Astorino.
Astyll, s. Atsyll.
Asuerus Woutersz., „Antieksnijder“, erhielt
16. 10. 1601 für das Schnitzwerk an der Bür-
germeisterbank in der Groote Kerk in Alk-
maar 65 Gulden.
C. W. B r u i n v i s, Lcvensschetsen van en
Mcdcdcclingcn over Beeidende Kunstcnaars te
Alkmaar 1905. C. W. Bruinvis.
Aszentini, Francesco. Edelstcinschnci-
der und Juwelier aus Venedig, kam im Juni
1601 nach Moskau, woselbst er drei Jahre
sich aufhielt und für Zar Boris Gudunow
eine Kreuzigung Christi in Achat, sowie einen
großen Smaragd zu einem Ring schnitt. Im
Mai 1604 begab er sich nach Kiew und kehrte
über die Türkei in sein Vaterland zurück.
Seine Memoiren, die er 1617 herausgab, wur-
den unter dem Titel „Mcmoires d’Aszentini“
vom Abbe Bourier ins Französische übersetzt.
Meyer, Kstlcrlcx. — Ms. H. Roilett.
Atabours (od. Auxtabours), J c h a n, Werk-
meister des Königs von Frankreich, tätig
1345 am Bau des Amtshauscs zu Mantes,
1347 und 1369 am Schloßbau daselbst, zwi-
schen 1345 und 1392 an den kgl. Teichanlagen
von Meulan. 1370 leitete er die Arbeiten an
der Kathedrale in Chartres als „Magister la-
thomorum ecclesie“. Und vielleicht ist er mit
„Jean Tabur l’aisne“, dem Werkmeister der
Kathedrale von Alengon (1350) zu identi-
fizieren. — Außerdem ist 1374 — 1399 ein in
dem letzteren Jahre verstorbener Jehon Ata-
bours Werkmeister der Stadt Rouen. Von
diesem zweiten Jchan A. vermutet Bauchal,
daß er nicht mit dem Meister von Mantes
identisch, sondern dessen Sohn sei.
Birard, Dict. des Artistes. — Bauchal,
Dict. des Archit. — H. Stein, Jean Auxtabours,
archit. de Mantes (Commission des Antiq. et
des Arts de Seine et Oise 1894 et 1899 ; Anti-
quaires de France, söance 20. fövr. 1907).
C. Enlart.
Atalaya, Enrique, span. Maler, geb. zu
Murcia, Schüler von German Hernandez, wid-
mete sich der Genremalerei, die er mit viel
Feuer und Geist behandelt, sowohl im Aqua-
rell als auch im Ölgemälde. 1876 zeigte er
auf der Madrider Ausstellung die beiden Bil-
der : Die Possenreißer und Das Abladcn eines
Maultiertransportcs. Seit 1886 beteiligte sich
der Künstler an zahlreichen Ausstellungen zu
Paris, Berlin, Dresden, etc. — Wir nennen
ferner von seinen Werken: Das Ende einer
Schachpartie; Musik-Probe in einer Kirche;
208
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Atalaya — Athenades
endlich fünf Zeichnungen zu Illustrationen für
das I. Kapitel des Don Quixote bestimmt
(Pariser Weltausstellung 1889).
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Atalaya, Jose, span. Maler der Gegenwart,
gcb. zu Murcia, widmet sich mit Vorliebe den
Sujets der Genremalerei sowohl in öl und
Aquarell, wie im Pastell u. in Bleistift. Seit
1901 stellt er gewöhnlich in den Pariser Sa-
lons aus. Wir nennen von seinen Werken:
Auf der Insel St Denis; Das steile Ufer der
Seine; In St. Cloud; Bravo toro; Sackgasse
(Pastell-Bild); Die Lektüre (Pastell); Die
triumphierende Liebe (Aquarell) ; Ansichten
von Paris (Aquarellen) ; Don Quixote (Aqua-
rell). Er hat außerdem die Novelle von Cer-
vantes „Rinconete u. Cortadilla“ mit 76 Zeich-
nungen (von wenig kastilianischem Charak-
ter) illustriert. P. Lafond.
At&nasio (frate) da Coriano, italien.
Maler des 18. und 19. Jahrh. Lebte viele
Jahre und starb auch im Kloster von Mace-
rata. In S. Croce daselbst befindet sich ein
tüchtiges Bild seiner Hand, eine „Auffindung
des Kreuzes". Ricci erwähnt ihn 1834 als
von hohem Alter und lobt seine Restauration
des Bildes von Malatesta mit dem Martyrium
der hl. Katharina in der Olivetanerkirche in
Fabriano. Die Bibliothek des erzbischöflichen
Palastes in Ascoli-Piceno ist mit sehr schönen
Darstellungen der 12 Apostel in Grisaille-
malerei des Atanasio geschmückt.
Mannocchi, Guida prat dei mon. della
prov. di Ascoli-Piceno 1900. — Ricci, Mem.
stör. II 336. V. Alcandri.
Atanasio (di Ricardo) Primär io, Ar-
chitekt in Neapel in Diensten des Hauses An-
jou. 1336 wurde er nach dem Tode des Tino
da Siena als dessen Nachfolger zum „proto-
magister operis castri Bellifortis" (auf dem
Monte S. Erasmo bei Neapel) ernannt. 1337
beauftragte ihn der König Robert von An-
jou mit der Leitung des Arsenalbaues an der
Spiaggia Muricino (neben der Chiesa del
Carmine) in Neapel, f 1. 8. 1340, worauf
der Napoletaner Maestro Balduccio di Bazza
mit dem Titel eines „Praepositus“ zu seinem
Nachfolger ernannt wurde.
Schulz, Dealern, d. Kst. des Mittelalt. in
Unterital. (Index unter Primarius). — Arch.
stör. Napoletano II 586. — Napoli Nobilissima
III 47 {., V 28. — Rcgistri Angioini im R. Arch.
di Stato zu Neapel, ann. 1327, num. 269, fol. 69.
G. Degli Axni.
Atanasio, s. Attanasio u. Bocanegra, Pedro
Atanasio.
Atch6 y Fane, Rafael, span. Bildhauer,
geb. 28. 2. 1854 zu Barcelona, Schüler der
Kunstakad. seiner Geburtsstadt und der Ge-
brüder Vallmitjana, wurde 1879 bei den Blu-
menspielen Kataloniens und 1897 auf der Ma-
drider Ausstellung mit einer Medaille ausge-
zeichnet. Sein Hauptwerk besteht in dem
Kolossal-Monument, das er mit Hilfe von an-
deren Künstlern auf der Plaza de la Paz zu
Barcelona zu Ehren des Christoph Kolumbus
errichtete. Er selbst führte die 8 m hohe
Kolossalstatue des berühmten Seefahrers aus,
sowie eine der allegorischen Sockel-Figuren,
die das Königreich Leone personifiziert
Unter anderen Werken des Künstlers führen
wir an: eine Unbefleckte Empfängnis (in Holz
geschnitzt) ; die Gruppe der hl. Jungfrau von
zwei Engeln begleitet (Kirche zu Bon in Kata-
lonien) ; Der böse Schächer; Der Tod des
Judas; Die Waisen (Gruppe); Der Tod des
Königs Johann II. von Aragonicn; Die vier
Sirenen, in Bronze (bestimmt für das Grab-
monument des Königs Alfons XII.). Er
übernahm auch einen großen Teil der bild-
hauerischen Ausschmückung des Justiz-Palais,
des klinischen Hospitals, der Akad. für Wis-
senschaft und Kunst zu Barcelona ; ebenso
führte er den bildhaucrischen Schmuck zahl-
reicher anderer Gebäude der Provinz Katalo-
nien aus.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espaftoies del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Atemstedt, s. Attemstctt.
Athanasio, s. Atanasio, Attanasio u. Boca-
negra.
Athanodoros I, Erzbildhauer aus Acliaia, tä-
tig um die Wende des 6. und 5. Jahrh. v. Chr.
Er arbeitet gemeinsam mit den Argivern Ar-
geiadas, Asopodoros und Atotos an einem
großen Weihgeschenk für Olympia, dessen
Basis unter dem Bauschutt des Zeustempels
zutage kam (s. Argeiadas).
L ö w y, Inschr. gr. Bildh. 30. — Inschr. v.
Olympia 266, 630. — P a u 1 y -W i s s o w a, Real-
enc. II 2046, 24 (Robert). Amelung.
Athanodoros II, Erzbildhauer aus Kleitor in
Arkadien, nach Plinius Schüler des älteren
Polyklet. Er arbeitet für das große Weihge-
schenk, das die Lakedaimonier nach dem
Siege bei Aigospotamoi (405) in Delphi auf-
stellten, die Statuen des Zeus und Apollon.
(Pomtow-Bullc, Athen. Mitt. 1906, 492 ff.).
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 275 ff. —
Overbeck, Schriftq. 978 f. — Ders., Gesch.
d. gr. Plastik I4 S. 529, 539. — Collignon,
Hist, de la sculpt. gr. I 487, II 164 ff. —
Klein, Arch. epigr. Mitt 1883 S. 63. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 2046, 25 (Robert).
— Frazer, Pausanias V 264. Amelung.
Athanodoros III, Erzgießer, nach Plinius
N. H. 34, 86 Bildner vornehmer Frauen.
Brunn identifiziert ihn ohne Grund mit A. II.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 469 f. — Over-
beck, Schriftq. 2032. — P a u 1 y -W i s s o w a.
Rcalenc. II 2047 unt. (Robert). Amelung.
Athanodoros IV, s. Hagesandros.
Athelwood, s. Aethelwoed.
Athemstet, s. At /ernste tt.
Athenades, Graveur eines goldenen Ringes
in der Ermitage zu St. Petersburg aus der
KQnstlerlexikon. Bd. II. 20g *4
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Athenaios — Athenis
Zeit um 450 — 400 v. Chr. Dargcstellt ist ein
Skythe, der einen Pfeil prüft.
Archäol. Jahrb. III 198, Taf. 8, 3. — Furt-
wängler, Die ant. Gemmen II 51, 27, Taf.
X 27. Pernice.
Athenaios aus Byzanz, mit Klcodamos von
Gallicnus zur Instandsetzung und Befestigung
der von den Goten in den Donauländern be-
drängten Städte berufen. Wohl eher Militär-
beamte als Architekten; vielleicht Garnisons-
baumeister.
Brunn, Gescb. d. gr. Kstlr. II 342. — P a u -
1 y -W issova, Rcalenc. II 2024, 14 (v. Rohden).
Athenaios, Bildhauer, Sohn eines Dionysios,
aus Paros, etwa aus dem 1. Jahrh. n. Chr.
Bekannt durch die Inschrift einer in Gortyn
auf Kreta gefundenen, fragmentierten Gruppe
von zwei Figuren, von denen sich nur die
Nebenfigur, ein kleiner Attis, erhalten hat.
Danach läßt sich derselbe Name an einer auf
Melos entdeckten Basis herstellen. — Athc-
naeus bei Plin. N. H. 34, 52 gilt jetzt allge-
mein als Ethnikon des Künstlers Polykies,
nicht mehr als Künstlername.
L 5 w y, Inschr. gr. Bildb. 466. — Savignoni,
Röm. Mitt 1890 S. 142 ff. — Pauly-Wis-
sowa, Rcalenc. II 2036, 25 (Robert). Amelung.
Athenion, griechischer Maler aus Maroneia
in Thrakien, der um die Wende des 4. und
з. Jahrh. v. Chr. lebte und sehr jung starb.
Von seinen Werken werden erwähnt das in
Eleusis befindliche Bildnis eines Reiterführers
(vielleicht des Atheners Olympiodoros, der
297 bei Eleusis die Makedonen besiegte), ein
ovrfYtvtxov, d. h. ein Gruppenporträt etwa nach
Art der holländischen Doelenstukken, ein
mit jenem vielleicht identisches Gemälde von
8 Figuren, ein von Odysseus unter den Töch-
tern des Lykomedes entdeckter, als Mäd-
chen verkleideter Achill, endlich als besonders
berühmt ein Pferdeknecht mit einem Pferd.
Mit dem Achillbild mögen bedeutende erhal-
tene Darstellungen desselben Themas Zusam-
menhängen, deren Stil zur Zeit des Künstlers
paßt. A. wird Schüler eines sonst unbekann-
ten Korinthers Glaukion genannt, scheint
aber in Attika tätig gewesen zu sein, woraus
sich wohl auch erklärt, daß er mit dem
Athener Nikias (s. d.) verglichen wurde, ein
Vergleich, der manchmal zu seinem Vorteil
ausfiel. Sein Kolorit soll strenger gewesen
sein als das des Nikias, d. h. entweder härtere
Farbenkontraste oder im ganzen weniger
leuchtende Farben aufgewiesen, aber eben die
hohe künstlerische Bildung des Meisters er-
freulich bekundet haben ; vielleicht darf man
daraus schließen, daß er ein ausgezeichneter
Temperamaler war, der die Leuchtkraft der
и. a. von Nikias ausgebildeten Enkaustik nicht
erreichte.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlcr. II 294 f. —
Robert, Arch. Märchen 69 f. — Pauly-
Wissowa, Rcalenc. II 2041, 10 (Rassbach).
— über die Darstellungen des Achill auf Skyros
▼ergl. Herrmann-Bruckmann, Denkm.
ant. Malerei zu Taf. 5. Sauer.
Athenion, hervorragender Steinschneider der
hellenistischen Zeit (etwa des 2. Jahrh. v.
Chr.). Von seiner Hand ist der berühmte
Kameo im Neapeler Mus. mit der Darstellung
des Zeus im Gigantenkampf. Von einem wei-
teren Werk besitzen wir Kopien in zwei anti-
ken fragmentierten Glasnachgüssen späterer
Zeit, die einen hellenistischen König auf einem
von Athena gelenkten Wagen zeigen.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlcr. II 477 ff. —
Archäol. Jahrb. III 113 ff.; 215 ff., Taf. 3, 3;
IV 84 ff., Taf. 2, 1. — Pauly-Wissowa,
Realenc. 2042, 11 (Rossbach). — Furt w ang-
le r, Die ant. Gemmen II 259; III 158, Fig.
110, Taf. LVII 2. Pernice.
Athenis, Bildhauer, Sohn des Archermos
(s. d.), Bruder des Bupalos, aus Chios, tätig
in der zweiten Hälfte des 6. Jahrh. v. Chr.
Plinius setzt ihn als Zeitgenossen des Dich-
ters Hipponax in Ol. 60 = c. 540. Er scheint
stets gemeinsam mit seinem Bruder gearbeitet
zu haben, während dieser in manchen Fällen
allein genannt wird. Nach Plinius war in
Chios selbst von den Werken der Brüder
eine hoch angebrachte Maske der Artemis,
deren Ausdruck dem Eintretenden traurig,
dem Fortgehenden heiter erschien (vgl. Furt-
wängler, Aegina 426). Auch Statuen ihrer
Hand werden auf Chios nicht gefehlt ha-
ben ; Plinius erwähnt deren nur auf den be-
nachbarten Inseln, wie auf Delos, wo die
Künstler unter eine ihrer Skulpturen ein
Epigramm des kindlich-stolzen Inhalts gesetzt
hatten, Chios sei nicht nur durch seine Reben
berühmt, sondern auch durch die Werke der
Söhne des Archermos. In Iasos (südl. v.
Milet) stand eine von ihnen gearbeitete Ar-
temis. Endlich soll Augustus die Giebel des
palatinischcn Apollontcmpels und fast all der
anderen Tempel, die er in Rom errichten ließ,
mit Statuen ihrer Hand verziert haben. Au-
genscheinlich meint Plinius archaische weib-
liche Figuren im Spcs-Typus, wie sie häufig
als Akrotcricn verwendet wurden. Man wird
wohl zur Ehre des Augustus annehmen dürfen,
daß er sich für diesen Zweck mit Kopien be-
gnügte; immerhin aber lehrt uns diese Nach-
richt deutlich, welches Aussehen die Figu-
ren des B. und A. hatten. Statuen dieser Art
sind tatsächlich in Delos gefunden worden
(Homolle, De antiqu. Dianae simul. Deliacis
Taf. VI — IXb) ; die französischen Ausgrabun-
gen in Delphi haben uns die Verbreitung die-
ses Typus im Umkreis der ionischen Welt ge-
lehrt (Fouilles de Delphes Taf. XVI— XXVI),
die Funde im Perserschutt der athenischen
Akropolis zeigen sein siegreiches Eindringen
in die attische Kunst (s. zuletzt Lechat, La
sculpt. av. Phidias, S. 168 ff.) ; wir finden ihn
in Aegina, ebenso wie es für Rom überliefert
ist, zu Akrotericn verwendet (Furtwänglcr,
210
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Athenodoros — Atkinson
Acgina, Taf. 49 und 58), und auch in Rom
selber fehlt es nicht an entsprechenden Fun-
den von Originalen und Kopien (Ghirardini,
Bull, comun. 1881, S. 108 ff., Taf. V). Die
allgemeinen Kennzeichen dieser Figuren sind:
große technische Bravour in der Bearbeitung
des Marmors, feinste Durchführung, gesuchte
Zierlichkeit in Erscheinung, Haltung und
Kleidung, manierierte Liebenswürdigkeit im
Ausdruck. Es sind in der Masse der aufge-
führten Monumente sehr deutlich verschiedene
Varianten kenntlich, die zweifellos auf ver-
schiedene Individualitäten schließen lassen ;
welche von diesen Varianten den persönlichen
Stil des Künstlerpaares von Chios repräsen-
tiert, entzieht sich unserem Urteil. Mit dem
Dichter Hipponax haben die Brüder in hefti-
ger Fehde gelebt, und die Legende hat dieses
Verhältnis verschieden begründet und aus-
gesponnen. Ob ein karikiertes Porträt des
Dichters, das die Künstler nach einer Version
geschaffen hätten, jemals existiert hat, ist sehr
zweifelhaft. Murray schreibt ihrer Schule
auch die Sima des ephesischen Artemistem-
pels zu.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstlr. I 40. — Over-
beck, Schriftq. No. 314 — 19. — Ders., Gesch. d.
gr. Plastik I« 80 ff. 114 S. 420. — Brunn, Ber.
d. Münch. Akad. 1884 S. 532 ff. — Robert,
Archäol. Märchen S. 115 ff. — Wi n t e r in den
Athen. Mitt. 1888 S. 123 ff. — C o 1 1 i g n o n,
Hist, de la sculpt. gr. I 141 ff, II 655. —
Murray, Journ. of hell. stud. 1S89 S.9ff.—
P a u 1 y - W i s s o w a, Realenc. II 2042 f. (Ro-
bert). — Blake-Scllers, Plinius S. 1S6 f.
Amelung.
Athenodoros, s. Athanodoros.
Athenokles, Toreut vermutlich hellenisti-
scher Zeit. Von ihm waren metallene Becher
mit Darstellungen der griechischen Sagcnge-
schichte im Altertum berühmt.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 404. — P a u -
ly- Wi s s o w a, Realenc. 2049, 6 (Rossbach).
Pernicc.
Athenon, Arnold, Bildhauer, übte 1384 in
Poitiers seine Kunst aus, wo er 4 Köpfe von
Engelsfischen und den Kopf eines Hirsches
an dem Schiffe, welches sich der Herzog Jean
de Berry erbauen ließ, schnitzte.
La m i, Dict. d. sculpt. 1898. — Meyer,
Kstlerlex. R.
Atherton, Ezra, Holzstccher. In Amerika
um 1830—35 tätig. Kopien nach Bewick,
Harvey u. a.
L i n t o n, History of Wood-cngr. in America.
E. Richter.
Athow, T., Porträt- und Landschaftsmaler
in London, stellte 1806 — 1822 im ganzen 4
Landschaften und 3 Porträts aus. Zwei
kleine Aquarelle von ihm und zwar eine Ko-
pie eines alten Porträts und eine Ansicht des
Penhurst Place befinden sich in der Hand-
zeichnungssammlung des British Museum.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 74. —
B i n y o n, Cat. of drawings by brit. artists I 63.
**
Atienza Calatrava, Martin de, Maler in
Sevilla, 1660 einer der Begründer der dorti-
gen Akad., deren neue Statuten er 1673 mit
unterschrieb; 1667 war er Mayordomus, 1669
Sekretär dieses Instituts. 1657 wohnte er in
der Parochie von S. Cruz.
Cean Bermudez, Dicc. I 82. — Gestoso,
Artif. Sevill. II 14 — 15. M. v. B.
Atkins, Miß Catherine J., engl. Genre-
malerin in Kensington, stellte 1877 — 1894 in
der Roy. Academy in London eine Reihe von
Genrebildern aus. Nach 1896 befanden sich
in der Ausst. der Roy. Hibcrn. Academy 2
Gemälde von ihr.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 74. —
The Ycars Art 1880—1897. **
Atkins, Miß E 1 s i e, engl. Malerin der Ge-
genwart, stellte in der Roy. Acad. in London
1903 und 1904 mehrere Porträtminiaturen
aus, hat sich aber dann mit Erfolg der Land-
schaftsmalerei zugewandt. Ein koloristisch
sehr interessantes Bild „Water Meddows“ sah
man 1906 auch auf deutschen Ausstellungen.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 75. **
Atkins, James, irischer Porträtmaler, stu-
dierte in Rom, stellte 1831 u. 1833 in der Roy.
Academy 2 Porträts aus, darunter dasjenige
des J. Pcnnethorne, ging dann nach Kon-
stantinopcl, um den Sultan zu malen, und
starb auf der Rückreise noch jung 1834.
Redgrave, Dictionary 1878. — Graves,
The Roy. Academy of Arts, 1905, I 75. **
Atkins, Samuel, engl. Marinemaler, in
London tätig, stellte 1787 — 1808 wiederholt
Seestücke, seit 1792 (nach seiner Rückkehr
von Ostindien) auch Darstellungen von Land
und Leuten Ostindiens in der Roy. Acad.
Exh. aus. Er malte in öl und Aquarell und
seine Werke wurden gelobt. Ein Seegefecht
in Aquarell im Print Room des British Mus.
Redgrave, Dict. — Graves, Royal Acad.
Exh. — Binyon, Catal. of drawings in the
British Mus. I. — Meyer, Kstlerlex. **
Atkinson, Arthur G., engl. Bildhauer,
stellte 1879 — 1891 in der Roy. Academy in
London eine Reihe seiner Statuen und Sta-
tuetten aus. Zuerst erschienen die klassi-
zistisch gehaltenen Statuen : A wounded Gla-
diator, Aenacs wounded, dann kirchliche Mo-
tive: Stephen the Martyr und die Statuette
The Young Timothy und 1890 und 1891 die
Idealstatuen: Out in the Fields und By the
Wayside. In einer Satyrgruppe zeigte er eine
gewisse Anlehnung an Carpeaux. — Seit 1900
versagen unsere Nachrichten über ihn.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 75. — Pariser Salonkatal. 1887. — Gaz. d. b.-
arts II s<Sr. XX 376. **
Atkinson, E., Tiermaler in London, stellte
1793 — 97 Bilder mit Schnepfen, Fischen etc.
in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 75. **
2 1 X
14*
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Atkinson
Atkinson, Elizabeth H., amerikan. Ma-
lerin der Jetztzeit, gcb. in Philadelphia. Ihre
Eltern waren Quäker, die ihrem Kunststudium
widerstrebten. Sie studierte trotzdem zuerst
in Philadelphia, wo sie jetzt lebt, und dann in
der Julian Academie in Paris. Ihre Porträts
sind vorteilhaft bekannt, und mehrere davon
in Privathäusern in Washington, Baltimore
und Philadelphia. Edmund von Mach.
Atkinson, Frederick, engl. Radierer,
Amateur, von Beruf Seidenhändler, zu Ende
des 18. und Anfang des 19. Jahrh. Er hat na-
mentlich eine Anzahl von Bildnissen aus der
engl. Geschichte radiert, die vielleicht zu einem
Buche gehören. Ottley (Notices) führt von
ihm das Bildnis des Hugh Robinson an und
bemerkt, cs sei in Worlidges Manier ausge-
führt
Meyer, Kstlerlex. (hier 28 Num. s. Blätter
genannt). — Rcdgrave, Dict **
Atkinson, James, Chefarzt der engl. Armee
in Indien, geb. 1780, f 1852, Dilettant im
Zeichnen und Malen von Porträts. Sein
Selbstporträt und eine Reihe seiner andern
Arbeiten in der National Portrait Gallery; ab-
gcbildct im illustr. Katal. von L. Cust. *•
Atkinson, John Augustus, engl. Maler
und Radierer, geb. zu London 1775, lebte da-
selbst noch 1831. 1784 begleitete er seinen
Onkel James Walker, der als Kupferstecher
in die Dienste der Kaiserin Katharina
getreten war, nach St. Petersburg. Dort
wurde er auf das Freigebigste von Katharina
und nach ihrem Tode von Paul I. unter-
stützt. Für diesen malte er verschiedene große
Bilder aus der russischen Geschichte. In ei-
nem Saale des Michael-Palastes zu St. Peters-
burg befanden sich von ihm zwei große Ge-
mälde, welche einen von den Russen am Don
über die Tataren erfochtenen Sieg und die
Taufe des Großfürsten Wladimir vorstellten.
Auch Porträts von Katharina, Paul I. und
Suworow malte er damals. 1801 kehrte er
nach London zurück und beschäftigte sich
nun hier damit, Ansichten und Kostüme aus
Rußland zu ätzen und herauszugeben. Uber
sein Hauptwerk „A Picturesque Representation
of the Russians" 100 kol. PI. 3 voll gr. Fol.
London 1812 spricht sich Ottley folgender-
maßen aus: „Die Platten sind im Umrisse
auf weichem Grunde geätzt und mit ein wenig
Aquatinta schattiert. Viele von ihnen sind
sehr geistreich ; alle zeigen die Hand eines
geübten Zeichners und sind durch die darge-
stellten Gegenstände interessant. Man muß
aber bedauern, daß sie im Detail nicht mehr
studiert und ausgeführt sind, und daß das
Kolorieren der Blätter nicht besser ausgefal-
len ist, oder noch eher vielleicht, daß diese
Mode, sie der großen Menge gefälliger zu
machen, überhaupt angewandt wurde.“ 1815
verließ A. mit dem Maler Dcvis England,
um die Örtlichkeit der Schlacht von Waterloo
in Augenschein zu nehmen. Zu dem Schlacht-
bilde malte Devis die Porträts, A. das übrige;
gestochen wurde es von J. Burnet. Im Bri-
tish Mus. befindet sich die Originalskizze da-
zu in Aquarell, aber diese Skizze scheint auch
in den Köpfen ganz von Atkinsons Hand zu
sein und weicht von dem Gemälde im Detail
ab. Eine Sammlung von 102 Blättern Origi-
nalaquarellen zu den Pittur. represent. of the
manners . . . wurde 1905 von dem Antiquar
H. Helbig in München für 1200 M. zum Ver-
kauf angeboten. Seit 1803 — 1831 stellte A.
fast alljährlich und meist mehrere Historien-
bilder und Landschaften in der Royal Acad.
Exh. aus. — Von seinem radierten Werk ist
noch zu nennen:
A picturesque Representation of the naval,
military and misceliancous Costumcs of great
Britain. 33 kol. Taf. London 1807. Vue pano-
ramique de St Petershourg prise de l’Observa-
toirc. 4 kolorierte Blätter und Titelblätter mit
der Statue Peters des Gr. London, Boydell.
1803 — 1807. Roy. qu. Fol. Blätter in: Miserics
of human life. 1807. Zufolge Ottley lithogra-
phierte A. verschiedene Schlachten, die bei Acker-
mann erschienen und geistvoll entworfen sein
sollen.
Meyer, Kstlerlex. (hier auch Stiche nach s.
Werken). — Ottley, Notices. — Redgrave.
Dict. — Graves, Roy. Acad. Exh. — B i n y o n,
Catal. of drawings in the British Mus. — R o g e t.
Hist, of the Old Watcr-Colour Society I p.
226/7. R.
Atkinson, John Gunson, Landschafts-
maler in London, stellte von 1849 — 1879 zahl-
reiche Landschaften, meist Flußansichten, aus,
z. B. in der Suffolk Street nicht weniger als
108, in der Roy. Academy (1854 — 74) deren
zwölf.
Graves, A Dictionary of Artists 1895, 9
und The Roy. Acad. of Arts, 1905, 77. *•
Atkinson, P e t e r, d. ä., engl. Architekt, geb.
zu Ripon 1725, f 19. 0. 1805, tätig unter John
Carr in York und später dessen Nachfolger.
Er baute für Sir John V. Johnstone das Wohn-
haus in Hackness bei Scarborough und war
viel beschäftigt in Yorkshire und Umgegend.
Redgrave, Dict — Dict. of Archit. Publ.
society. **
Atkinson, Peter, d. j., engl. Architekt,
Sohn und Schüler Peters d. ä., gcb. um 1776,
1 1842, tätig in York, wo er 1810 den Brücken-
bau über die Ouse begann und später das Ge-
fängnis und mehrere Kirchen baute.
Literatur s. oben.
Atkinson, Richard, engl. Landschafts- u.
Porträtmaler, stellte 1772 — 1776 in der Roy.
Acad. aus.
Graves, Royal Acad. Exh. I 77. **
Atkinson, Thomas Lewis, vorzüglicher
engl. Kupferstecher in Mezzotinto, geb. 4. 4.
1817 zu Salisbury, Sohn des Kommandeurs
Thomas Atkinson von der k. Marine. 1833
kam er zu Samuel Cousins in die Lehre und
blieb bei ihm sieben Jahre. Er hat eine be-
deutende Anzahl von Bildnissen und viele
212
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Atkinson — Atre
Genrestücke, besonders Jagd- und Tierszenen
gestochen. Außer den Epreuves d’artiste
pflegte er auch Abdrücke mit Nadelschrift,
vor der gestochenen Schrift, zu nehmen. Seit
1857 stellte er häufig in der Roy. Acad. aus
und zwar 1889 das letztemal.
Meyer, Kstlcrlex. (hier 70 Nummern s. Ar-
beiten). — Graves, Royal Acad. Exh. I 77
bis 78. *•
Atkinson, Thomas Witlam, Baumeister
und Maler, geb. 1799 im Norden Englands,
f 13. 8. 1861 zu Little Walmer in Kent, war
zuerst als Steinmetz bei Kirchenbauten tätig.
Um 1829 ließ er sich in London nieder, wo er
New Church in der Vorstadt Lower Tooting
erbaute. Im gleichen Jahre veröffentlichte er
sein Werk: Gothic Ornaments. Weitere Bau-
ten aus seiner früheren Zeit sind: eine Kirche
in Ramsgate und die Liverpool and Manche-
ster District Bank in Manchester. Diese
Bank, im griechisch-römischen Stil, machte
in Manchester Aufsehen und bezeichnete hier
den Anfang einer neuen Architekturrichtung.
A. ließ sich um 1834 in Manchester nieder
und erhielt nun die Aufträge zu ansehnlichen
Bauten daselbst. Er baute zahlreiche Villen
in Renaissance- und gotischem Geschmack
in der Umgegend von Manchester und 1835
sein schönstes Werk, die Kirche von Chec-
tham Hill, in modifiziertem gotischen Stil
mit reicher Ornamentik.
1840 kehrte er nach London zurück, wo er
indes keinen Erfolg hatte, ging dann über
Hamburg und Berlin nach St. Petersburg, in-
dem er seinen Beruf als Baumeister mit dem
eines Reisenden und Malers vertauschte. Er
bereiste nun sieben Jahre lang Sibirien, die
Mongolei, Mandschurei, worüber er 3 mit
eignen Abb. geschmückte Reisewerke heraus-
gab.
Meyer, Kstlcrlex. — Redgrave, Dict. —
Graves, Roy. Acad. Exh. I 78. — The Art
Journal 1861 p. 312 (Nekrolog). R.
Atkinson, W. A., Genremalcr in London,
stellte von 1819 — 1862 im ganzen 9 Genre-
bilder in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 78. *•
Atkinson, W. E. (A. R. C. A.), Landschafts-
maler in Toronto in Kanada, geb. daselbst
1862, Schüler der Ontario School of Art und
der Pennsylvania Academy of Fine Arts, stu-
dierte auch in Paris bei Julian und stellte
hier im Salon 1890 „Ferme de Lesdomini“
(Finistere) und „L’Hivcr“ aus und 1891 „Le
vieux chateau" und „Soir“. 1902 kehrte er
nach langjährigen Studienreisen in seine Hei-
mat zurück. **
Who’s Who 1908. — Katal. des Salon. •*
Atkinson, William, engl. Architekt, geb.
in Bishops Auckland (Durham) um 1773, t
22. 5. 1839 in Cobham, Surrey, Schüler von
Jam. Wyatt und der Roy. Acad., erhielt 1797
die goldene Medaille für einen Entwurf eines
Justizpalastcs. Er baute dann zahlreiche Her-
renhäuser (Lord Mansfields house at Scone)
und machte sich sowohl als geschickter Prak-
tiker bekannt wie auch als Theoretiker durch
die Herausgabe des Werkes: Views of pictu-
resque Cottages, with plans, selected from a
collection of drawings taken in different parts
of England etc London 1805. 4.
Rcdgrave, Dict — Graves, Royal Aca-
demy I. **
Atkinson, William, amerikan. Architekt,
geb. in Brookline, Mass. 7. 7. 1866. Absol-
vierte die Harvard University 1889, wo er
durch die Schriften von John Ruskin und
Viollet Le Duc tief beeinflußt wurde. Stu-
dierte später am Mass. Institute of Techno-
logy Boston und unter Duray in Paris. Seine
besten Arbeiten sind: Newport, R. I. Hospi-
tal; Plymouth, Mass., Jordan Hospital.
L. F. Pilcher.
Atlesen, Niels, norweg. Baumstr., be-
kannt durch einige Runensteine, die bei dem
Hof Thorsö in Norwegen zu sehen sind, und
die eine Art Künstlerzcichen enthalten, das
so lautet: „Niels Atlesen hug runer paa
denne Sten“ (N. A. schlug Runen auf die-
sen Stein). Er soll in der ersten Zeit des
Christentums eine Kirche in Norwegen ge-
baut haben.
W e i n w i c h, Kunstnerlex. C. W. Schnitter .
Atmirael, Gerrit Willem, Maler, kam
1787 als Schüler von Stoffel Staalenberg in
die Zunft zu Gouda.
Obreens Archief II 46. E. W. Moes.
Atoche. Sonst unbekannter Maler oder
Zeichner um 1800, nach dem R. Morghen
das Porträt des Arztes Antonio Pittaro stach.
(Vielleicht identisch mit dem Folgenden.)
Meyer, Kstlcrlex. ***
Atoche, Louis Jean Marie, unbedeu-
tender französ. Landschaftsmaler in Paris,
geb. am 7. 9. 1785, t zu Paris am 22. 6. 1832.
Gäbet, Dict. d. peintres, Paris 1831. —
Bellier-Auvray, Dict g£n. **
Atotos, Erzbildner aus Argos; tätig um die
Wende des 6. und 5. Jahrh. v. Chr. Er ar-
beitete mit seinen Landsleuten Argeiadas (s.
d.) und Asopodoros und mit dem Achaier
Athanodoros an einem großen Wcihgeschcnk
für Olympia, dessen Basis sich unter dem
Bauschutt des Zcustempels gefunden hat.
Löwy, Inschr. gr. Bildh. 30. — Inschr. v.
Olympia No. 266, 631. — P a u 1 y -W i s s o w a,
Realenc. II 2134 (Robert). Amelung.
Atquie, Jean, französ. Architekt, erweiterte
1628—1629 in Gemeinschaft mit Jean Malgrin
den Bau der Kirche von Les Trcizc-Pierres
bei Villefranchc (Aveyron) und errichtete
1630 für dieselbe Kirche einen neuen Glocken-
turm.
B a u c h a 1, Dict. d. archit. frang. H. V.
Atre, de P, französ. „sculpteur-modelleur“
in der Porzellanmanufaktur in Vincennes
1750.
Gaz. d. b.-arts XXV 159. ••
213
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Atrijganjeff — Attavante
Atrijganjeff, Nikolai Alexeje witsch,
russ. Maler, geb. 1823, +• 2. 6. 1892, studierte
Ingenieurwissenschaften u. diente als Kriegs-
ingenieur im Kaukasus. Er nahm 1848 wegen
Kränklichkeit seinen Abschied unef wurde
Schüler des Prof. N. Swertschkoff, dann von
E. Meier und A. J. Meschtschcrski. Von ihm
eine Anzahl tüchtiger Landschaften, größten-
teils in Privatbesitz.
N. P. Sobko, Kuss. Kstlerlcx. — 0. Byara-
Kon-b, Hatmi xvaowimKH (Th. Bulgakoff,
Unsere Künstler) St. Petersburg 1889, 1 20 ff.
IV. li'tumaun,
Atrio, Stephanus de, französ. Email-
lcur, der 1322 Zahlung erhielt für 5 Kronen,
die er für die Königin von Frankreich mit
Emaillen geschmückt hatte.
Tex i er, Dict. d'Orfevrerie (Paris 1857)
p. 50. *
Atsyll (Atzel, Astyll), Richard, Gcm-
mcnschncidcr im Dienste Heinrichs VIII. von
England, dessen Kopf, in Sardonyx in der
Sammlung Devonshire, er geschnitten haben
soll. Wie aus Rechnungen hervorgeht, ist er
dann auch für Edward VI. tätig gewesen
u. wahrscheinlich auch der Verfertiger einer
Reihe von Porträtkameeri der Königin Elisa-
beth in ihren jüngeren Jahren.
Archacologia XLV (1880) 16 (Aufsatz von
C. Drury Fortnum). — Jahrb. d. ksthist. Samm-
lungen d. österr. Kaiscrh. IV 25. _ **
Att, Henncquin d’, Goldschmied in
Dijon, wo er 1401 ein Diadem für eine Mag-
dalenenstatue und eine Brille („unes bcsiclcs“)
für eine Hieronymusstatue auszuführen hatte.
Texier, Dict. d'Orfdvrerie (Paris 1857)
p. 189. ^ *
Att, Mathias, Tapissicr der Söhne Kai-
ser Maximilians II., erhielt 1567 eine Provi-
sion bewilligt und 1574 eine Gehaltszulage.
Jahrb. d. ksth. Samml. d. österr. Kaiserh. VII
No. 4997, 5052, 5088; XV No. 11555. **
Attalos, Bildhauer unbekannter Zeit aus
Athen, nach Pausanias der Künstler des Kult-
bildcs im Heiligtum des Apollon Lykios in
Argos.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 558. — Over-
beck, Schriftq. 2067. — Löwy, Inschr. gr.
Bildh. 436. — Pauly-Wissowa, Realenc. II
2179, 26 (Robert). — Frater, Pausanias III
190. — Hitzig-Blümner, Pausanias II 574 f.
Amclung .
Attalos II., König von Pergamon, 159 — 138
v. Chr. Er beschäftigte sich nach Justin 36,
4 mit F.rzbildnerci. Amclung.
Attama, J. Dieser Maler ist nur bekannt
durch ein männliches Porträt von 1655 im
Rijksmus. zu Amsterdam. 1659 bekam er das
„Klein-burgcrrccht“ in Groningen.
Oud-Holland XXII 113. E. W. Mocs.
Attan, G e r a r d, Bildhauer engl. Abkunft,
machte 1615 in Avignon ein Kreuz, das auf
der Place St. Didier errichtet wurde.
Archives de l’art frang. Docum. IV 185. •*
Attanasio, Natale, sizilian. Maler, geb.
24. 12. 1840 in Cattania, Schüler der Akad.
zu Neapel, fand mit seinen Historien- und
Genrebildern Beifall auf den Ausstellungen
in Mailand 1881, in Rom 1883, in Venedig
1887, in Palermo 1892. Für die kgl. Familie
hat er auch eine Reihe von Porträts gemalt
Gubcrnatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 18
u. 567. — Archivio storico d’arte III 245, V 63.
— Natura cd arte 1895/96 II 366—70. **
Attanasio, s. auch Alattasio und Bocancgra,
Pedro Atanasio.
Attarge, D e s i r e, sehr geschickter französ.
Ziseleur, der in den 60er und 70er Jahren des
19. Jahrh. besonders für die berühmten Pa-
riser Goldschmiede Falize und Barbedienne
tätig war. Er starb um 1878.
Gaz. d. b.-arts XIII 548, XXIII 422, 425, 565,
II Per. XVIII 615, 616. **
Attavante di Gabricllo di Vante di
Francesco di Bartolo, ital. Miniatu-
rist, geb. 1452, und zwar wahrscheinlich in
Castelfiorentino als zweiter Sohn der Ma-
donna Bartola, einer natürlichen Tochter des
Messer Stoldo de’ Rossi, Pfarrers von Ca-
stclfiorentino. Der Name des Vaters, Ga-
bricllo di Vante, scheint auf das vornehme
Florentiner Adelsgcschlecht der Attavanti
hinzuweisen, die in S. Maria Novella zu Flo-
renz ihre eigene Kapelle nebst Erbbegräbnis
besaßen. — Milanesi, dem wir die wenigen
biographischen Notizen über A. verdanken,
glaubt als den Lehrmeister unseres Miniatu-
risten den Maestro Francesco d'Antonio del
Cherico ansprechen zu dürfen. Diese ziem-
lich vage Vermutung erscheint bei einem stil-
kritischen Vergleiche der Werke beider
Künstler keineswegs gerechtfertigt. Urkund-
lich erwiesen ist nur, daß A. die Grundele-
mentc seiner Kunst in der Werkstatt eines
„Cartolajo“ erlernt hat. Aus seinem späteren
Leben wissen wir zunächst, daß er zweimal
verheiratet war, und zwar zuerst mit Vio-
lante, einer in Spanien geborenen Tochter des
Florentiners Niccolö Berardi. Ein Jahr nach
deren Ableben verheiratete er sich dann 1495
zum zweiten Male, und zwar mit Maria, einer
Tochter des Fellgerbers Tommaso Uberti,
die ihm eine Mitgift von 180 „fiorini di sug-
gello“ einbrachtc. In Florenz bewohnte A.
sein eigenes, 1491 käuflich erworbenes Haus
in der Via Fiesolana im „popolo di S. Pier
Maggiore“. Außer einem Drittel-Anteile
am Hause seines Vaters zu Castelfiorentino
besaß er dann noch ein Haus mit Garten-
grundstück in S. Maria a Montici bei Flo-
renz. Das Todesjahr des Künstlers läßt sich
nicht mit Sicherheit angeben; jedenfalls wird
er nach 1517 nicht mehr als lebend erwähnt,
wohl aber sein ihn überlebender einziger Sohn
Francesco. Was wir über A.s Künstlertätig-
keit wissen, ist gleichfalls nur wenig belang-
reich. In einer von Gaye publizierten Ur-
kunde wird der Meister als Mitglied jener
Sachverständigen-Kommission erwähnt, die
214
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Attavante
1503 über die Aufstellung der Davidstatue
des Michelangelo zu entscheiden hatte. End-
lich soll er nach Albertinis Memoriale die
Erdkugel („palla della terra") für die be-
rühmte Kunstuhr des Lorenzo della Volpaia
angefertigt haben, die sich in Vasaris Vita
des Alesso Baldovinetti erwähnt findet. A.
selbst wird von Vasari als „celebre e famoso
miniatore“ flüchtig besprochen in den Viten
des Gherardo und Bartolommeo della Gatta,
sowie etwas ausführlicher in der Vita des
Fra Giovanni da Fiesoie ; an der letzteren
Stelle werden ihm irrtümlicherweise die Mi-
niaturen eines Codex des Silio Italico zuge-
schrieben, dessen fragmentarische Reste in
der Biblioteca Marciana zu Venedig aufbe-
wahrt werden.
Attavante war ein außerordentlich fleißiger
Künstler. Die leidenschaftlichsten Biblio-
philen seiner Zeit — die Medici, Mathias
Corvinus, der Herzog von Urbino u. a. —
überboten einander im Wettbewerb um den
Besitz eines aus seiner Werkstatt hervorge-
gangenen Miniaturenkodex. Unter den dem
A. in unserer Zeit zugeschricbenen Codices
sind jedoch viele, die mit seiner Kunst abso-
lut nichts zu tun haben. Als ein Beispiel für
viele kann hier Waagens vollkommen irrtüm-
liche Zuweisung der prächtig ausgestatteten
Historia Romana Orotsii in der Pariser Biblio-
theque de l’Arsenal (H. L. 71. B.) gelten.
Die Miniaturen dieses Codex sind sicherlich
nicht florentinischen Ursprunges. Eine er-
schöpfende Darstellung der Lebensarbeit un-
seres Künstlers wird sich demnach nur nach
einer sorgfältigen kritischen Durchforschung
der hauptsächlichsten europäischen Biblio-
theken geben lassen. Als frühestes Werk des
A. ist vorläufig jenes vielgesuchte Missale zu
betrachten, das ein Bischof von Dol in der
Bretagne dem Miniaturisten in Auftrag ge-
geben hatte, und das erst in unserer Zeit
durch Leopold Dclisle in der Kathedrale zu
Lyon wieder aufgefunden wurde. Auf die
Ausmalung dieses Missale beziehen sich zwei
von Bottari publizierte Briefe Attavantes, der
eine am 7. 2. 1483 an Taddeo Gaddi, der an-
dere 1484 an Niccolö Gaddi gerichtet. Der
obengenannte Codex ist vom Künstler eigen-
händig signiert und datiert: „Actavante de
Actavantibus de Florentia hoc opus illumina-
vit A. D. M.CCCC.L.XXXIII“. Dieses
früheste Werk des Meisters ist zugleich auch
schon eines seiner schönsten. Unter den sehr
verschiedenwertigen Miniaturen der Mit-
arbeiter geben sich diejenigen, die von A.
eigenhändig ausgeführt wurden, auf den ersten
Blick zu erkennen. Es sind dies nur zwei
oder drei Hauptszenen, wie das Weltgericht
und eine leider aus dem Lyoner Codex her-
ausgelöste und jetzt im Museum zu Le Havre
aufbewahrte große Kreuzigungsdarstcllung. —
Zwei Jahre später hatte er ein zweites Mis-
sale für Mathias Corvinus, König von Un-
garn, mit Miniaturen zu schmücken. Durch
Maria d’Austria, eine Schwester Karls V.,
gelangte dieses Werk nach Brüssel, wo es
noch jetzt unter den Miniaturenschätzen der
Bibliotheque Royale den vornehmsten Rang
behauptet. Es stimmt mit dem Lyoner Codex
in Format, Seitenzahl und Wahl der bibli-
schen Darstcllungsmotive genau überein, ist
jedoch matter und nachlässiger in der Aus-
führung der einzelnen Miniaturen. Auch hier
trägt die erste Seite des Manuskriptes die
Signatur „Actavantes de Actavantibus hoc
opus illuminavit A. D. M.CCCC.L.XXXV."
Als historische Kuriosität sei hier erwähnt,
daß seit den Zeiten des Erzherzogspaares Al-
brecht und Isabella bis zum Ende des 18.
Jahrh. den Statthaltern der Niederländischen
Provinzen auf dieses Missale der Treueid
geleistet wurde. — Auch die Biblioteca Mar-
ciana zu Venedig besitzt eines der kostbarsten
Werke unseres Künstlers, nämlich Marcianus
Capellas Schrift „De Nuptiis Mercurii et
philologiae“. Die Signatur dieses gleich-
falls für Mathias Corvinus miniierten Manu-
skriptes lautet, „Attavantes flor. pinxit“. Man
kann sich kaum etwas graziöseres vorstellen,
als die hier in den mannigfaltigsten charak-
teristischen Posen dargestellten Figuren der
sieben Freien Künste mit ihren symbolischen
Emblemen. — Außer diesen drei Hauptwerken
tragen auch noch einige andere Codices die
eigenhändige Signatur des Attavante, so na-
mentlich die „Epistolae Aurel. Augustini" der
Wiener Hofbibliothek (No. 653), das „Brc-
viarium divi Hieronyrai in Psalmos David*'
der Pariser Bibliotheque Nationale (lat. 16.
832) und fünf Codices der Biblioteca Estense
zu Modena (Ambrosius, Augustinus, Chry-
sostomus, Gregorius und Thomas Aquinatis),
sämtlich im Aufträge des Mathias Corvinus
miniiert — Hierzu kommt endlich noch eine
Gruppe von Codices, die dem Attavante mit
Sicherheit zugeschrieben werden können, sei
es auf Grund urkundlicher oder sonstiger
literarischer Nachrichten, sei es auf Grund
ihrer stilistischen Verwandtschaft mit den
signierten Werken des Meisters. Zu dieser
Gruppe gehören die Antiphonarien A. und B.
der Kathedrale zu Prato (vom Jahre 1500) ;
das Graduale Laurentianum (von 1505, aus
dem Monastcro degli Angeli stammend) und
die beiden Laurenzianischen Antiphonarien
von 1508 im Museum der Florentiner Dom-
Opera; ferner in der Bibliothcca Vaticana
zu Rom außer dem Brcviarium Romanum
des Mathias Corvinus (Urb. lat. 112) viele
Miniaturen der berühmten Urbinatischen
Bibel, die der Herzog Fcderigo von Urbino
1476—1488 zu Florenz in der Werkstatt des
Vespasiano da Bisticci hatte schreiben und
215
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Attaviano — Attemstett
ausraalcn lassen. Weitere Arbeiten des Atta-
vante und seiner Schule werden in der Bibi.
Gambalunghiana zu Rimini, in der Trivul-
ziana zu Mailand, in der Vaticana zu Rom
und in der Mediceo-Laurenziana zu Florenz
gezeigt. Die letztere Bibliothek besitzt sogar
noch eine höchst beträchtliche Anzahl bisher
völlig unbeachtet gebliebener Codices aus der
Werkstatt des A. Um dem Leser einen Be-
griff zu geben von der ungeheuren Menge
des noch zu durchforschenden Materiales, er-
wähne ich hier nur, daß ich allein im Schranke
XII dieser Florentiner Bibliothek 15 Codices
aufgefunden habe (No. 2 — 11, 13 — 15, 22 und
28), die ich auf den ersten Blick und ohne
Zögern als Werke des A. wiedererkennen
konnte. Besonders zahlreiche Miniaturenco-
dices aus der Werkstatt des A. sind schließ-
lich nach der Plünderung Budapests, bei der
die Bücherschätze des Königs Mathias Cor-
vinus in alle Winde zerstreut wurden, in die
Bibliotheken Deutschlands und Österreich-
Ungarns gelangt.
Im Stile seiner Kunst hat sich Attavantc
eng an jene großen Meister angcschlossen,
die gegen Ende des 15. Jahrh. in Florenz
tätig waren. Von fremdländischen Einflüssen,
wie wir sie z. B. in den Werken eines Monte
und eines Gherardo beobachten können, ist
der ausschließlich seine heimatlichen Tradi-
tionen weiter pflegende Meister völlig frei-
geblieben. Eines seiner zeitgenössischen Vor-
bilder ist augenscheinlich Verrocchio gewesen.
Wer das Pergamentblatt des Museums zu Le
Havre studiert, wird zu seiner Verwunde-
rung am unteren Rande des Blattes in beson-
derer Umrahmung eine genaue Miniaturkopie
von Verrocchios berühmter Taufe Christi
(jetzt in der Florentiner Akad.) entdecken.
Am stärksten jedoch ist A. von der Kunst-
weise des Domenico Ghirlandajo beeinflußt
worden, und gar häufig erscheinen die Minia-
turen lediglich als winzig verkleinerte Kopien
von Altargemälden des Ghirlandajo, nur daß
es den Miniaturen A.s einigermaßen an Kraft
und dramatischer Wirkung gebricht. So
sucht er das Gefühl der Frömmigkeit und
sonstige seelische Erregungen in den Gestal-
ten seiner religiösen Kompositionen durch
äußerliche Posen auszudrücken, die das In-
nere des Beschauers kalt lassen müssen. Da-
für ist der Meister unerreicht in der Eleganz
seiner Darstcllungsweise und in der blühen-
den Schönheit seines Kolorites. Keiner ver-
steht cs besser als er, den knappen Raum
eines Pergamentbogens mit Motiven aus der
Antike oder aus der lebendigen Natur aufs
reichste harmonisch zu dekorieren. Man be-
trachte nur die Loggien- und Tabernakclbil-
dungen auf den Titelblättern seiner Codices.
Klar heben sie sich ab von einem anmutigen
toskanischen Landschaftshintergrunde, flan-
kiert von jugendlichen Pagengcstalten in flo-
rentinischer Stutzertracht und geschmückt
mit prächtigen antikisierenden Medaillons,
Kameen und Relieffragmenten, die mit einem
unvergleichlich feinen Gefühl für dekorative
Wirkungen über den architektonischen Rah-
men verteilt sind. Die Farben solch einer
Attavanteschen Buchminiatur aber haben noch
heute, nach einem halben Jahrtausend, die-
selbe Frische und Leuchtkraft, wie damals,
als die verwöhnten Augen der berühmtesten
Cinquecento-Maecenc von ihnen geblendet
wurden.
G. Milanesi, Di Attavante degli Attavanti
miniatore, in Misccllanea Storica dclla Valdclsa,
anno I fase. I. — Ders., Nuove Indagini con do-
cumenti inediti per servire alla Storia della Mi-
niatura Italiana (Firenze 1850), estratto dall’
ediz. Vasari di Le Monnicr, p. 174 ff. —
Ders., Le Opere del Vasari (Firenze, Sansoni
1879) vol. III 231 seg. — Gaye, Carteggio etc.
II 455 in nota. — F. Römer, Les manuscrits et
miniatures de la Bibliotheque Corvinienne, in
l’Art, 1877 p. 25 ff. — L. Fischer, König Ma-
thias Corvinus u. seine Bibliothek (Wien 1878).
— A. Reumont, La Biblioteca Corvina, in
Archivio Storico Italiano, anno 1879 p. 58 ff. —
J. Csontosi, Corvinische Handschriften von
Attavantcs, in Ccntralblatt für Bibliothekswesen,
anno III, 1886 p. 209. — Magyar Könyv-Szemle,
Közzebocsätja, A. M. Nemzeti Muzeum Könyv-
tära (Budapest 1889). — F. Her man in, La
Biblia latina di Federigo d’Urbino, in l'Arte
anno I 1898 p. 256 ff. — J. W. Bradley: A.
Dictionary of Miniaturists, Illuminators etc.
(London 1887) vol. I 79. — L. Dclisle: Le
Misscl de Thomas James, övcque de Dol, in
Bibliothöquc de l’Ecole des Chartcs, tomo XLIII
311 — 315. — Bottari, Raccolta di letterc
sulla pittura, scultura e architettura (Roma
1759) tomo III 223 — 224. — E. Bertaux et G.
Birot, Le Missei de Thomas James övcque de
Dol, in Revue de l'art ancien et moderne, 1906
fase. XX. — J. van den Gheyn, Catalogue
des Manuscrits de la Bibi. Royale de Bruxelles
vol. I 277. — Tullio Dandolo, D'una pre-
ziositä dclla Biblioteca Marciana, c d'un arte
in cui furono principi gl’ Italiani, in Gondoliere
del 1837 fase. 10—11. — B u d i k, Entstehung
und Verfall der berühmten von König Mathias
Corvinus gestifteten Bibliothek zu Ofen (Wien
1840). — M. P. A r n a u 1 d e t : Etudes sur Atta-
vante et son Ecole, in Le Bibliographe Moderne,
1898 No. 12. P. D' Ancona.
Attaviano, Sohn des Antonio di Duccio,
Goldschmied in Florenz, fertigte 1470 zwei
silb. Weihrauchgefäße für San Giovanni und
1477/8 eine große Menge Tafelsilber für die
Signoria von Florenz.
Labarte, Hist d. arts industr., 1872 II 107.
**
Atte, Johann Christian, Bildhauer,
fertigte 1755 den Altar mit Kanzel in Rokoko-
formen in der Kirche zu Wittgendorf bei Zit-
tau. Abgebildet bei Gurlitt, Bau- und Kunst-
denkm. Sachsens, Heft 29 p. 255. **
Attemstett, Andreas, Goldschmied aus
Friesland, bildete sich in Italien, kam 1602
nach München, wo er Schützling des Herzogs
Albrecht V. wurde, aber in die dortige Gilde
216
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Attemstett — Attevelt
keine Aufnahme finden konnte. 1502 — 1589
sind zahlreiche und verhältnismäßig hohe
Zahlungsvermerke des Hofzahlamts über von
ihm gelieferte silberne Leuchter, Gießkannen
und Becher, Fruchtschalen, silberne Bilder
(Statuetten?) und Kruzifixe erhalten, aber
Arbeiten im Original noch nicht nachgewie-
sen. 1505 hatte er seine Werkstatt von Mün-
chen nach dem Dorfe Friedberg bei Augsburg
verlegt, um wenigstens dieser kunstgewerb-
lichen Metropole nahe zu sein, wenn er dort
auch als Fremder und gefürchteter Konkur-
rent nicht Zunft- und Bürgerrecht erwerben
konnte. Erst 1582, nachdem sich sein Gön-
ner Herzog Wilhelm von Bayern und zuletzt
der Kaiser beim Augsburger Rate für A.
verwandten, erhielt er in Augsburg das Bür-
gerrecht. Er starb hier 22. 10. 1591, hoch-
angesehen als einer der ersten Goldschmiede
seiner Zeit, wie eine Grabschrift (bei Prasch
III 80) bezeugt: Andreae Athemstet. Frisio
Plastae Argentique Coelatori in urbi et orbi
nemini secundo haer . . . moesti pos. Obiit
Anno CDDXCI.
Sein Porträt, Brustbild in Oval, erhalten
durch den Stich von 1592 : Andreas Athem-
stet, Aetatis Suae LXV. Anno Chri. MDXCII.
Io: ab Ach depinxit aug. — Vind. Dominicus
Custodis sculp. : D. D. — Unten 6 lateinische
Verse mit Widmung an den Arzt Johannes
Athemstett. Vgl. auch Altcnstetter, David.
W e i « s, Das Handbuch der Goldschmiede zu
Augsburg. — Schauss, Katal. der K. bayer.
Schatzkammer p. 64. — Jahrbuch d. Ksthist.
Samml. d. allerh. Kaiserhauses IV 67 fg. —
XIX. Regesten No. 16 143. — Mitt d. Zentral-
komm. N. F. II 75. — P rasch, Epitaphia
Augustana III 30. — Archiv in Augsburg, Gold-
schmiede-Akten 1581/90. — Mit Notizen von
Marc Rosenberg. F. Decker.
Attemstett, David, s. Altenstctter.
Attenberger, Johann Bernhard, Hof-
steinmetz zu Berlin, seit 1733 in der Lehre
bei Christian Mittag in Dresden, f zwischen
1766 und 1771.
F ü s s 1 i, Kstlerlex. Neue Zus. 1824. H. V.
Attenberger, Thomas, sächs. Hofstein-
metz, erhielt 1709 das Meisterrecht zu Dres-
den und starb daselbst 1720. Seine Marmor-
arbeiten genossen zu seiner Zeit einen guten
Ruf.
Iccanders sächs. Kern-Chronicon 1721 S.
96. R. Druck.
Attendolo, A m b r o g i o, italien. Architekt,
geb. 1515 und f 1585 in Capua. Laut Grab-
schrift in der dortigen Franziskanerkirche
war er unter Philipp II. in der Provinz Nea-
pel namentlich als Fcstungs- u. Straßenbau-
meister tätig: jedoch wird er in einer Ur-
kunde von 1577 auch als Kirchenarchitekt be-
glaubigt, und zwar wurde damals nach seinen
Bauplänen von Giov. Andrea di Domen, da
Cava und von Giov. Lorenzo Ferrario da Na-
poli in Capua eine Kirche erbaut neben dem
„palazzo del Maczone dell* ill.mo signor Prin-
cipe de Stigliano“.
G. Ceci, Per la biogr. d. Artisti etc. (Trani
1907). — Napoli Nobiliss. XIII 45. *
Attendu, Antoine Ferdinand, Still-
lebenmalcr in Paris, später in Neuilly-sur-
Seine (Seine), geb. zu Paris, Schüler von
Mettling, stellte fast alljährlich im Salon
1870 — 1898 und 1905, und zwar meist Küchen-
Stilleben, aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Attenhofer, August, Schweizer Porträt-
und Hciligenmaler in Zurzach, geb. daselbst
8. 8. 1828, f 18. 9. 1862, Schüler der Akad. zu
München, dann der dortigen Malerschule von
Prof. Schraudolph. Seine zahlreich in dieser
Zeit entstandenen Porträts befinden sich z. T.
in München, z. T. im Besitz Arnold A.s, zum
Storchen in Zurzach. Für die Kirche in Un-
ter-Endingen malte er 2 große Altarbilder,
eine Madonna u. St. Georg. Die Vollendung
eines Altarbildes des hl. Josef für eine Kirche
im Kanton Schwyz verhinderte sein früher
Tod, der den kaum 84jährigen von einem
Lungenleiden erlöste.
Am. Attenhofer bei Brun, Schweizer.
Kstlerlex. H. V.
Atterbury, Grosvenor, amerikan. Archi-
tekt, geb. 1869 in Detroit, Mich. Nachdem
er die Yale University absolviert hatte, stu-
dierte er an der Columbia School of Architec-
ture, New York und der Ecole des Beaux-
Arts u. im Atelier von Paul Blondel in Paris
(1894 — 1895). Mitglied der Century Associa-
tion, New York u. anderer Klubs. Erhielt in
St. Louis (1904) die silberne Medaille für
Landhäuser und wurde 1905 zum Fellow of
the American Institute of Architccts gewählt
Seine bedeutendsten Gebäude sind in Pittsburg
die Bessemer- und Fulton-Gebäude und in
Newport die Residenz von T. S. Phipps
und das erste Tenncmcnt der sogenannten
Phipps Houscs; in Islip, L. I. „Bayberry
Point". L. F. Pilcher.
Atteslander, Sofie (Zo), geborene Kolm,
poln. Malerin, geb. 12. 3. 1874 in Luborzyca
(Königreich Polen), begann ihre Studien 1900
in Krakau bei Jacek Malczewski, begab sich
darauf nach München, wo sie sich unter der
Leitung Grocholskis, dann Lenbachs und
Knirrs weiter ausbildete. 1902 studierte sic
bei Hölzel in Dachau, 1904 wurde sie nach
Wiesbaden berufen, um die rumän. kgl. Fami-
lie zu porträtieren. Sie wohnt in München
und malt vorwiegend Bildnisse.
Swieykowski, Pamictnik Towarzystwa
P. S. P. w Krakowie 1854—1904.
C. M. v. Görski.
Attevelt, Claes Ariaensz. van, war
1611 „Conterfeytjongcn" bei Jan van Malsen
in Utrecht.
Müller, Utr. Arch. 92. E. W. Mocs.
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Attevelt — Attigiati
Attevelt, Diederik van, Sohn von Joost
van A., beschäftigte sich wie sein Vater na-
mentlich mit numismatischen und sphragisti-
schen Arbeiten. Ein Band mit Zeichnungen
der Utrechter Bischofssiogcl von 1698 ist im
Provinzial-Archiv in Utrecht Für die 1726
von Frans van Mieris herausgegebene „Be-
schrijving der Bisschoppelijke munten en zc-
gelen van Utrecht“ hat er die Münzen und
Siegel gezeichnet. Eine ziemlich rohe Hand-
zeichnung im Kupferstichkabinett in Amster-
dam, Anbetung der Hirten, ist bezeichnet: D.
v. Atteveld F. In Septemb. A°. 1678.
van Mieris Jr., Beschrijving usw. Vorrede.
— K r a m m, De Levens etc. Suppl. E. IV. Moes.
Attevelt, Jan Adriaens z. van, kam
1616/17 als Schüler in die Utrechter Gilde.
Müller, Utr. Arch. 105. E. W. Moes.
Attevelt, Joost van, geb. 1621, war 1656
„Overman“ des Malcrkollegiums in Utrecht.
Er war ein tüchtiger Genealoge und hat na-
mentlich in dieser Richtung auch künstlerisch
gearbeitet. 16-47 kopierte er ein Glas aus
dem Hause der Deutschordensritter daselbst,
16-49 Siegel für die Stadt Utrecht Meh-
rere von ihm gezeichnete Münz- und Me-
daillcnabbildungcn sind benutzt worden von
Gerard van Loon in dessen numismatischen
Werken. In einer Urkunde von 1680 wird er
aber bestimmt „Constschilder“ genannt. In
der Sammlung Barchman Wuyticrs, Utrecht
1792, waren zwei von ihm auf Pergament ge-
zeichnete Porträts, wohl nach älteren Ori-
ginalen kopiert. Er wohnte 1658 in der Voor-
straat „over het Vleyshuys“ und starb 13. 11.
1692. van der Willigen besaß sein von T. Jcl-
jersma nach einem Original von 1683 gezeich-
netes Porträt.
v. d. Willigen 73. — D o d t s Archief
III 305, 306, 308. — Kramm, De Levens etc.
Suppl. — Ned. Heraut IV 82. — Urkundl. No-
tizen von A. Bredius. E. IV. Moes.
Attevoort, Mr. Nicolacs van, Maler,
wird urkundl. 1623 in Amsterdam erwähnt.
Er schreibt in sehr schöner Schrift: Niclacs
van Attyvoort. a. B.
Atti, Bartolommeo di Buono d e -
g 1 i, gen. Ungaro, Maler in Mantua, 1428 ur-
kundlich erwähnt als pictor und civis Mantuae.
C. d’Arco, Arti e Artefici di Mantova (1857)
II 8. *
Atticiati, Bartolommeo, Holzschnitzer
und Intarsiator aus Florenz, seit 1597 im
Dome zu Pisa tätig, und zwar zunächst ge-
meinsam mit seinem Oheim Domenico A. und
dessen Sohne Bernardino A., mit denen er
am Kassetten- und Wappenschnitzwerke der
hölzernen Decke des Hauptschiffes und des
Altarchores arbeitete; späterhin hatte er diese
Deckenschnitzereien allein fortzusetzen, ebenso
wie er bereits 1598 mit der selbständigen Aus-
führung der Schnitzarbeiten an den Orgel-
gehäusen des Domes betraut wurde. 1612
schuf er sodann „la predella e l’altare de' con-
fessori“ und „la sedia dove sta monsignore a
udire la predica“, sowie 1615 ein mit Intarsien
geschmücktes Kirchengestühl für den Dom.
Außerdem war ihm 1613 die Schnitz-Aus-
führung seiner eigenhändigen Entwürfe zu
einem Chorgestühle für S. Michele in Borgo
zu Pisa übertragen worden. Der Künstler
starb zu Beginn des Jahres 1616.
T a n f a n i, Not. di Artisti etc. Pisani (1897)
p. 61 ff. •
Atticiati, Bernardino, Holzschnitzer in
Pisa, urkundlich nachweisbar als Nachfolger
seines 1597 von seiner Tätigkeit zurücktreten-
den Vaters Domenico A. bei Ausführung der
Deckenschnitzereien im Dome zu Pisa.
Tanfani, Not. di Artisti etc. Pisani (1897)
p. 139. *
Atticiati, Domcnico, gen. Domenico di
Filippo, Bildschnitzer aus Florenz in der zwei-
ten Hälfte des 16. Jahrh. 1575 verfertigte er
mit Benedetto di Giovanni da Montepulciano
das Pult und die Chorstühle der Kathedrale
zu Siena mit Bildwerken nach B. Neronis
Zeichnung. 1590 (7. 1.) wurde ihm laut
Urkunde der Mönchschor der Certosa di Pon-
tijano bei Siena übertragen und zwar sollte
er 12 piastre für jeden Sitz erhalten. (Staats-
archiv Siena; Pontignano, Liber III, a. c.
25St). An dem Tabernakel in der Kirche dcl
Carminc, welches Bcrnardo Buontalenti ge-
zeichnet hatte, machte Pocceti die Figuren
und Atticiati die Schnitzereien, deren Anmut
gerühmt wurde. Das Werk wurde 1593 voll-
endet. Für dieselbe Kirche fertigte er auch
das schöne Ciborium. Um 1596 muß die Statue
der hl. Katharina von Siena in deren Kapelle
in S. Maria Novella in Florenz, ausgeführt in
gepreßtem Papier (Carta pesta), entstanden
sein, denn damals wurde auch der Altar da-
selbst nach Entwürfen von M. Bandinelli und
Atticiati erneuert. 1597- -98 schmückte er
die Decke des Domes zu Pisa, eine Arbeit,
die dann von seinem Sohne Bernardino u. sei-
nem Neffen Bart. Atticiati fortgesetzt wurde.
Meyer, Kstlcrlcx. (mit älterer Liter.). —
Romagnoli, Cenni stor.-art. di Siena. 1840.
No. 29. — Tanfani Centofant i, Not. d.
Artisti, tratte da Doc. Pisani p. 137 — 139. —
Urkundliche Notizen von Dr. Gciscnheimer. **
Atticiati ( Alticciati ), Stefano, neapol.
Bildhauer, wird im neapol. Staatskalcnder von
1791 als „marmorario“ des Bourbonischcn
Hofes und Restaurator der antiken Orna-
mente angeführt und war auch 1799 — 1805
noch mit der Restauration der antiken Funde
aus neapol. Ausgrabungen beschäftigt. Viel-
leicht identisch mit dem Kriegsbaumeister
Attigiati (s. d.).
F ü s s 1 i, Neue Zusätze, 1824. — Napoü Nobi-
lissima X 5. G. Degli Assi.
Attigiati, neapol. Kriegsbaumeister. Lie-
ferte die Zeichnung zum Grabmal Philipps,
des 1777 gestorbenen ältesten Sohnes des
Königs Karl, das von Gius. Sammartino in
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Attikianos — Attiret
Marmor ausgeführt wurde und sich in S.
Chiara in Neapel befindet. Vielleicht mit
Stef. Atticiati identisch (s. d.).
Celano, Notizie dcl bello etc. di Napoli
(1858) III 409. G. Degli Assi.
Attikianos, Bildhauer des 3. — 4. Jahrh. n.
Chr. aus Äphrodisias, bekannt durch eine In-
schrift an der Basis einer scheußlichen Mu-
senstatue in den Uffizien in Florenz.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 575, 595. —
Overbeck, Schriftq. 2291. — Ders., Gesch. d.
gr. Plastik II* S. 458. — L ö w y, Inschr. gr.
Bildh. 373. — Amelung, Führer d. d. Ant
in Florenz 97. — P a u 1 y -W i s s o w a, Realcnc.
II 2239, 2 (Robert). Amelung.
Attikos, Bildhauer (?), Sohn eines Eudo-
xos, aus dem attischen Demos Sphcttos. Sein
Name steht mit dem Zusatz era'>(-£ am
Schluß einer in Elcusis gefundenen Inschrift
vom Ende des 2. Jahrh. n. Chr.; auf der Ba-
sis, an der die Inschrift angebracht ist, hatte
die Ehrenstatue eines Kcryken gestanden. Es
ist zweifelhaft, ob A. wirklich der Künstler
der Statue war, oder ob er nur ihre Aufstel-
lung besorgt hatte.
L ö w y, Inschr. gr. Bildh. 456. — Pauly-
Wissowa, Rcalenc. II 2241, 20 (Robert).
Amelung.
Atting, Johannes, 1734, signierte eine
reichgravierte Pulvcrflasche in der ehemal.
Züricher Sammlung J. J. Gublcr, Verkaufs-
kat. Hcberlc, Köln 1893, No. 2090.
Attinger, Lucie, vcrchcl. Caumont, Schwei-
zer Malerin, geb. zu Neuchätel 1. 3. 1859,
Schülerin von Georges Grisel und Auguste
Bachclin in Neuchätel, dann von Julian in
Paris, stellte seit 1880 in ihrer Vaterstadt
figürliche Studien, Porträts und Landschaften
aus. Im Pariser Salon 1889 war sie mit einem
Interieur „Mon atelier“ vertreten. Sie ist als
Illustratorin für mehrere Pariser Zeitschriften
tätig gewesen und hat auch einige Bücher
wie die 2. Ausgabe der „Chansons de nos
grand’ meres“, herausg. von Alfred Godet,
illustriert.
Phil. Godet bei Brun, Schweizer. Kstlerlcx.
— Katal. d. Salon. H. V.
Attiret, Claude-Andre, Architekt, geb.
in Dole um 1752, f in Lous-le-Saulnier 1813.
War tätig in Montmorot und Besangon, sowie
in Arbois, wo er um 17S0/S6 das Rathaus
ei baute.
Bcllier-Auvray, Dict. gön. — Gau-
t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt. De.
Attiret, Claude Francois, französ.
Bildhauer, geb. 14. 12. 1728 in Dole (Jura),
Neffe des Jesuiten Jean Attiret, des Malers
des Kaisers von China, war ein Schüler von
Pigalle. Als professeur de l’Acad. de St. Luc
stellte er 1762 in Paris mehrere kleine Mo-
delle aus, die einen sterbenden Gladiatoren
darstellten, ferner „Romulus et Reinus", „la
Charite romaine“, „la Guerre“, „David vain-
queur de Goliath“, die Büste von Daviel,
des Augenarztes des Königs, u. den Kopf
eines jungen Fauns; 1764: „Annibal chez le
roi Prusias“, den Kopf eines Philosophen,
“Jeunc Bacchus jouant avec des raisins“,
„Femme sortant du bain“, u. den Kopf eines
Amor; 1774: die Büste eines Philosophen (in
Marmor) und die ebenfalls marmorne Büste
eines jungen Mädchens. 1780 führte er für
seine Vaterstadt Dole eine Statue Ludwigs
XVI. aus; dieselbe wurde 1793 vernichtet und
es blieb davon nur der Sockel u. zwei Figuren
von Genien erhalten. Auch übernahm er in
Dole die plast. Ausschmückung eines Brun-
nens, der noch heute existiert. Man verdankt
ihm auch für das Schloß von Bussy-Rabutin
(Cöte-d’Or) einen Jupiter, der den Blitz
schleudert, u. eine Statue der Cybele; im Mus.
von Dijon: „La Cherchcuse d’Esprit“, Terra-
kottabüste und mehrere Flachreliefs: die vier
Jahreszeiten, eine Karneval-Szene, nach dem
Kriege, ein mit einem Ziegenbock spielendes
Kind, die Ernte, ein Rosen pflückendes Kind,
u. die Vergnügungen des Herbstes darstellend;
in der Bibliothek von Bcsanqon : die Büste
des Franqois Devosge, des Gründers der Ecole
des Beaux-arts zu Dijon. Endlich schreibt
man ihm eine Statue des hl. Andreas u. eine
solche des hl. Johannes zu. A. starb 15. 7. 1804
im Hospital zu Dole. Sein Porträt, das von
Lcnoir gemalt ist, befindet sich im Mus. von
Dijon. — Seine Kunst war voll von Charme
in der Form und geistreich in der Auffassung,
wie vielleicht am besten die Marmorbüste in
der Sammlg. Eudoxe Marcelle beweist (Re-
plik davon im Mus. zu Dijon).
Journal de la Cöte d'or 1804. — Laudon,
Nouv. des arts. III 333. — Rev. univ. des arts.
XIX 253. — Catalogue du Muscc de Dijon 1883.
— Rev. de Part frang. 1884, 38; 1885, 155. Lami.
Attiret, Jean Denis, Maler, geb. zu Dole
(Jura) 31. 7. 1702, f in Peking 8. (17.?) 12.
1768. Er studierte in Rom und hielt sich nach
seiner Rückkehr einige Zeit in Lyon auf, wo
er verschiedene mit Beifall aufgenommene
Bildnisse malte; dann arbeitete er in Dole.
Kaum über 30 Jahre alt trat er in den Je-
suitenorden ; während seines Noviziats malte
er vier Bilder für den Dom zu Avignon.
Als die Jesuitenmission in Peking einen Ma-
ler suchte, nahm er das ihm gestellte Aner-
bieten an und schiffte sich 1737 nach China
ein. Ein Gemälde, die Anbetung der hl. drei
Könige, das er dem chinesischen Kaiser Kien-
Long überreichte, fand dessen Beifall und im
Innern des Palastes seinen Platz. Allein seine
Stellung und Aufgabe an diesem Hofe war
nicht beneidenswert. Er hatte bis dahin bloß
Historie und Porträt gemalt, mußte aber jetzt
mit allen Gattungen sich abgeben, und nament-
lich seine breite Malwcise im europäischen
Geschmacke gegen eine in Perspektive und
plastischer Wirkung unentwickelte vertau-
schen. In einem Briefe vom November 1743
klagt er: „Tout ce que nous peignons (er
2ig
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Attius — Atton
und der Maler und Jesuit Castiglione) est
ordonne par l’empereur. Nous faisons d’abord
des dessins; il les voit, les fait changer, re-
former comme bon lui semble. Que la correc-
tion soit bien ou mal, il faut en passer par la
Sans oser rien dire.“ Darnach richtete sich
A. und gewann so die Gunst des Kaisers und
der Hofleute. Doch fertigte er auch Kirchen-
bilder, malte viel für die Christen u. mehr als
200 Bildnisse der verschiedensten Personen.
Zwischen 1753 — 60 fällt die Unterjochung der
Dsongarischen Völker im Westen Chinas.
1754 wurde Attiret an das k. Hoflager da-
selbst gerufen, um verschiedene Gemälde aus-
zuführen. Die Ehre, die ihm der Kaiser
dafür antun wollte, ihn zum Mandarinen zu
ernennen, schlug A. aus. Die Vorfälle jenes
Krieges malte und zeichnete er zum Teil spä-
ter in Peking. Eine Anzahl von Attirets Ge-
mälden im kais. Palast zu Peking findet sich
im Journal des Savants (Juin 1771) aufge-
führt: Tempel des Ruhmes, Dame, die ihre
Toilette beendigt hat, und Die vier Jahres-
zeiten.
Zum Teil nach ihm gestochen: Die Vor-
fälle des Krieges gegen die Tataren, 16 Blät-
ter. Nach den Zeichnungen von Attiret, J.
J. Damascenus, Jos. Castiglione und Ignaz
Sichelbarth. Gest, unter der Leitung von N.
Cochin durch L. J. Masquclier, - J. Aliamct,
J. P. Le Bas, A. de Saint-Aubin, F. de Nee,
B. L. Prevost, P. P. Choffart, N. de Launay.
In größtem Formate, so daß man eigenes
Papier dazu anfertigen mußte.
Diese Zeichnungen wurden 1765 durch die
indische Kompanie nach Frankreich geschickt,
um gestochen zu werden, was 1774 beendigt
war. Sowie eine Platte abgedruckt war,
wurde sie mit den Kupferstichen gleich
nach China geschickt, so daß diese gar nicht
in den Handel kamen und nur für die kgl.
Familie und die k. Bibliothek ein paar Ab-
drücke zurückblieben.
Extrait d’unc lettre du pere Amiot im Jour-
nal des Savants. 1771. Juin. p. 406. — . Briefe
Attirets finden sich in den Lettrcs edifiantes.
XXVII. — L. Dussieux, Les Artistes fran-
gais ä l'etranger 1876 p. 338 fg. — M e y c r,
Kstlerlex. Ä.
Attiu3 Priscus, malte gemeinsam mit Corne-
lius Pinus den unter Vespasian restaurierten
Tempel des Honos und der Virtus aus: er
„näherte sich mehr den Alten“. (Plin. N. H.
35, 120.)
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. II 307 f. —
Overbeck, Schriftq. 2391. — Pauly-Wis-
s o w a, Realenc. Il 2253, 25 (P. v. Rohden).
Altmann.
Attlmayr, Richard Isidor v., Historien-
maler, geb. 2. 4. 1831 zu Innsbruck (Todes-
datum unbekannt), besuchte zu München und
Wien erst die polytechnische Schule, um Ar-
chitekt zu werden, ging aber 1851 an die
Münchener Akad., um unter Schlotthauer
und Hiltensperger sich der Malerei zu wid-
men. Seine erste Komposition war eine
Weihnacht für das Album der Kaiserin Elisa-
beth von Österreich. In Wien malte A. erst
unter Blaas, dann unter Führichs Leitung
verschiedene Bilder, darunter eine größere
Altartafel (für Falterschein bei Landeck),
die Himmelskönigin mit dem segnenden Chri-
stuskinde; doch wurde dieselbe von Mahl-
knecht, weil A. am Typhus erkrankte, voll-
endet. übergesiedelt nach München, fand A.
durch eine Komposition „Hagen mit den
Wasserfrauen“ Aufnahme in Schwinds Schule,
wo er einen „hl. Christoph“ in reicher, ganz
altdeutsch gehaltener Landschaft, ebenso das
„Mädchen aus der Fremde“ malte. Der Kar-
ton zur Christophlcgcnde war 1859 im Fer-
dinandeum in Innsbruck ausgestellt Außer-
dem zeichnete er Legcndenbilder für den
Buchhändler Schuhmacher in Innsbruck,
welche von Burger und Unger gestochen wur-
den. Auch entstanden dort drei größere
Kartons : Madonna mit dem schlafenden
Kinde und musizierenden Engeln, eine Imma-
kulata und hl. Joseph zu Glasgemäldcn für
die Kirche zu Absam bei Hall. Zurückge-
kehrt nach Tirol, versuchte er sich selbst in
der Glasmalerei (Fenster für die Kirche St
Pauls bei Bozen) und ließ sich 1863 auf sei-
nem Schlößlcin Weierburg bei Innsbruck
häuslich nieder, wo er als Lehrer auf jüngere
Kräfte wirkte, alte Bilder restaurierte, Bild-
nisse und Fresken malte (Madonna am Hause
des Baumeisters Spörr zu Innsbruck). Auf
der Innsbrucker Ausstellung 1867 befanden
sich von A. zwei Heiligenbilder, die hh. Ro-
medius und Christophorus. Heiligenbilder
vom Künstler selbst gestochen, erschienen bei
Wagner in Innsbruck.
Meyer, Kstlerlex. — Tiroler Bote. 1859
No. 123. — Schützenzeitung 1859 No. 55. —
Notizen von H. Semper.
Atto Lathomus (= Steinmetz), umbri-
scher Architekt und Bildhauer, in leoninischen
Distichon-Inschriften als Erbauer der 1133
vollendeten Südfront des Domes zu Foligno,
sowie der Abtei S. Pietro zu Bovara be-
glaubigt.
Guardabassi, Indice Guida etc. nell’ Um-
bria p. 351. — A. Vc n t u r i, Storia d. Arte Ital.
III 906. — Faloci-Pulignani, Un artista
Umbro del scc. XIII di nomc Atto.
A. Bellucc*.
Atto di Piero Braccini, s. Braccini.
Attolino (Dattolino), Giuseppe, Holz-
schnitzer von Palermo, schnitzte 1614 den
kostbaren Chor der Hauptkirche von Ciminna
und wird 1619 noch erwähnt.
F i 1 a n g i e r i, Ind. d. artef. I 34. **
Atton, Bartholome w, Robert und
W i 1 1 i a m, engl. Glockengießer, von denen
der ersterc schon 1582 in Leicestcr, der letz-
tere noch 1654 tätig war.
North, Beils of Bcdfordshire.
220
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Attout — Auban
Attout-Tailfer, Pierre Alphonse, Ar-
chitekturmaler in Paris, geb. daselbst, Schüler
von Geröme, stellte im Salon 1879 und 1880
Kirchenprospekte aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl.
H. V.
Attuggi, Carlo, italien. Freskomaler, tätig
im Schlosse zu Brühl unter Clemens August.
Diese Fresken wurden 1881 von dem Bonner
Maler W. Müller restauriert.
Dioskuren 1861 p. 216. **
Attwold, R., wenig bekannter Künstler um
1750 in England. Er stach ein satyrisches
Doppelblatt auf das rasche Aufrücken vor-
nehmer junger Leute im Heer und in der
Flotte. Da es in Hogarth-Manier gehalten
ist, wurde es diesem irrtümlich zugerechnet.
Die Originalzeichnungen zu den Blättern im
British Mus.
0 1 1 1 e y, Notices. — Redgrave, Dict —
Binyon, Catal. of drawings in the British
Museum I. •*
Atwater, Grace Elizabeth, amerikan.
Malerin der Jetztzeit in Washington D. C. an-
sässig. Schülerin der Art Students Leaguc,
New York und Corcoran Art School, Wash-
ington D. C. Sie ist Sekretär des Washington
Water Color Clubs. Eines ihrer Bilder be-
findet sich im Besitz von Frau Theodor Roose-
velt u. hängt im White House in Washington.
Edmund von Mach.
Atwood, Charles B., amerikan. Architekt,
geb. in Charlestown, Mass. 1849, f in Chi-
cago U. S. 1895. Erzogen in der Lawrence
Scientific School of Harvard Univcrsity, trat
er in die Ateliers von Ware und Brunt und
erhielt so günstigere Gelegenheiten für seine
Ausbildung als die meisten anderen jungen
Architekten, da Ware, später Professor der
Arch. in Boston und Columbia Univcrsity,
New York, einer der besten Lehrer des Lan-
des war. Ihm verdankt A. ohne Zweifel sei-
nen Erfolg, den er noch durch seine künstle-
rische Begabung erhöhte. Seine bedeutendste
Leistung stand im Zusammenhang mit den
Gebäuden der Weltausstellung in Chicago,
1893, deren Hauptentwerfer er war. Er sel-
ber baute den Pcristyl, das Kunstgebäude u.
die Endstation, die besten aller Gebäude. Seine
ersten guten Bauten befinden sich in Wor-
ccster, Mass. und Nachbarschaft. Er ließ sich
1875 in New York nieder als Leiter der Fir-
ma Herter Brothers. Hier sind seine bekann-
testen Leistungen die Vanderbilt Mansion und
die Paläste der Vanderbilt Töchter. Oft be-
sprochen in den Publikationen über die Chi-
cagoer Ausstellung, und in vielen architekt.
Zeitschriften für 1898 und 1894.
L. F. Pilchcr.
Atwood, K. C., amerikan. Holzstecher, um
1880 in Boston tätig. E. Richter.
Atwood, Thomas, Blumenmaler in Lon-
don, tätig um 1761 und 1766. Im letzteren
221
Jahre war er Mitglied der Incorporated So-
ciety.
Redgrave, Dict. *•
Atzel (Azel), E., Landschaftsmaler um
1670, wird nur bei Nagler (Monogr. I No. 67)
erwähnt; es sollen sich mehrere Gemälde von
ihm, darunter eins mit seinem Namen be-
zeichnet, erhalten haben. h. ym
Atzel, Jacob, Architekt, Hofbauinspektor
in Ansbach unter Markgraf Alexander, zweite
Hälfte des 18. Jahrh.
Studien zur deutschen Kstgesch., Heft 32, Fr.
H. Hofmann, Die Kunst am Hofe der Mark-
grafen von Brandenburg p. 252. H. V.
Atzel, s. auch Atsyll und Asel.
Atzelt, s. Aselt.
Atzger, Carl, Maler, geb. zu Wien 11. 2.
1833, f in Brünn 12. 6. 1875, war Schüler der
Akad. der bildenden Künste in Wien und
wirkte hierauf als Professor für das Frei-
handzeichnen in Brünn. Er genoß als Por-
trätmaler einen ausgezeichneten Ruf. Einige
seiner Bilder und Handzeichnungen sind im
Mährischen Landes-Mus. zu finden.
W. Schram.
Atzinger, Joseph, Lithograph und Maler,
geb. zu München 14. 6. 1814, f daselbst 20. 5.
1885. Erlernte die Lithographie bei J. N.
Strixner, dessen Gehilfe und Mitarbeiter er
blieb. Später wandte er sich der Malerei in
Aquarell und öl zu, in welch’ letzterer Tech-
nik seine Frau Elise geb. Höhlein seine Lehr-
meisterin war, und kopierte besonders in bei-
den Pinakotheken.
Meyer, Kstlerlcx. (mit Verz. s. Lithogr.).
— Jos. Maillinger, Bilder-Chronik Mün-
chens II 239. — Allgemeine Zeitung 1885, Bei-
lage No. 275 (Nekrolog). P.
Atzuara, Domingo, Miniaturmaler in
Valencia, welchem Alcahali den größeren Teil
der Miniaturen in den Handschriften des
städt Archivs in Valencia zuschreibt. 1425
erscheint er in einem Notariatsinstrument als
Zeuge und lebte noch 1467.
Alcahali, Artist. Valenc. p. 54 — 55.
M. v. B.
Atzuara, Miguel, Miniaturmaler in Va-
lencia, der jüngere Bruder des vorigen, 1437
bis 1474 urkundlich erwähnt
Alcahali, Artist. Valenc. p. 55 — 56.
M. v. B.
Aub, Mme M., Porträt- und Genremalerin,
stellte im Pariser Salon wiederholt (1887 bis
1894) aus.
Katal. d. Salon. H. V.
Aubais, Auguste, französ. Historien-,
Genre- und Porträtmaler, geb. um 1795 in
Chateaugontier, Schüler von Gros, Siret nennt
von ihm einen S. Sebastian und ein Mar-
tyrium des hl. Gervasius.
Siret, Dict des pcintres. R.
Auban, Paul, französ. Bildhauer, geb. in
Mirabcau-sur-Beze (Cöte-d'Or), Schüler von
Falguiere, erlangte 1894 eine ehrenvolle Er-
wähnung, 1899 eine III. Medaille u. 1901 eine
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Aubanel — Aubeaux
II. Medaille. Bemerkenswerte Arbeiten von
ihm sind: ein Marmorbildnis der Jeanne
d’Arc; „Souvenir“, eine Marmorfigur; „Noel“,
Marmorfigur ; „Malediction il est mort“, Gips-
gruppe.
Kat d. Salons. Lami.
Aubanel, Joseph, Heiligenmaler, geb. in
Avignon (Vaucluse), Schüler von L. Cogniet
und A. Glaizc, stellte im Pariser Salon wie-
derholt (1847 — 1853) aus. Die Kirchen von
Avignon bewahren Werke von seiner Hand.
Bellier-Auvray, Dict. gen. H. V .
Aub§, Francois, französ. Maler, geb. im
Juni 1610 in Paris. Gelegentlich der Beer-
digungsakte seiner Frau 1669 „maitre peintre
du Roy“ genannt Wird 22. 3. 1662 Mitglied
der Acad. de Saint-Luc und schenkt 1679 und
1680 dem Hötel-Dieu größere Geldsummen
gegen eine Leibrente, sonst nichts bekannt.
Jal vermutet, daß er nur „peintre-doreur-ver-
nisseur“ gewesen sei.
Jal, Dict crit. 1872. — Nouv. Arch. de l’art
fran?. 3. scr. III (1387) p. 323. — Revue univ.
des arts XIII 327. H. Stein.
Aub€, Jean Paul, französ. Bildhauer, geb.
3. 7. 1837 in Longwy (Meurthe-ct-Mosellc),
Schüler von Duret u. dem älteren Dantan,
trat am 6. 4. 1854 in die Ecole des beaux-arts
ein u. stellte zum ersten Male 1861 im Pariser
Salon aus. 1866 Studienreise nach Italien.
1874 erlangte er eine II. Medaille, 1876 eine
Erinnerungsmedaille, auf der Weltausstellung
1878 eine III. Medaille, 1889 eine goldene
Medaille und einen „grand prix“ 1900. 1888
Ehrenlcgionär. Seine Hauptwerke sind: „La
Sirene“, Bronzegruppe (1874) auf der Place
du Peyrou in Montpellier; „Le comte Si-
meon“, Marmorbüste (1875), in der Bibliothek
des Conseil d’Etat; „Galathee“, Marmorstatue
(1876) im Mus. Montpellier; „Rabelais“, Gips-
statue (1878), im Mus., zu Tours; „Dante
Alighieri“, Bronzestatue (1879) im Square des
College de France; „Michel Lallier“, Steinstatue
(1882) an der Außenseite des Hotel de ville;
„Bailly“, Bronzestatue (1S83) im Garten des
Luxembourg-Mus.; „La Rcpublique fran-
gaise“, Marmorstatuc (1885) im Palais Bour-
bon ; das Monument Gambettas, ausgeführt
unter Mitarbeit des Architekten Boileau, wel-
ches 1888 auf der place du Carrouscl errichtet
wurde; „Franqois Boucher“, Marmorgruppe
(1890) im Jardin de l’Infante, im Louvre;
„Gaston Vuidct“, Bronzestatue (1891) auf
dem Pere-Lachaise; „Borda“, Bronzestatue
(1892) in Dax (Landes) ; „Eugene Pcllctan“,
Bronzestatue (1893) in Royan (Clarente-
Inf.) ; die Bronzestatue des Generals Raoult
(1894) in Mcaux (Seine-ct-Mame) ; der
Ziergiebel des Hotel de la Charite in der
Rue Pierre Charron zu Paris (1900) und
endlich im Luxembourg-Mus. ein Tafelauf-
satz in Silber und Bcrgkristall, ein Symbol
des Bündnisses Frankreichs und Rußlands.
Er hat sich an den Ausstellungen von Kopen-
hagen, Antwerpen, Chicago und Saint-Louis
beteiligt.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Mcnard,
L’art cn AIsace-Lorraine. — Persönl. Mitteil. d.
Künstlers. Lami.
Aubeaux, Guillaumc des, Bildhauer in
Rouen, Mitarbeiter des Guillaume Pontife am
Skulpturenschmucke d. „Portail des Libraires"
der Kathedrale von Rouen, und zwar werden
ihm speziell die Statuen des hl. Jakobus und
der hl. Katharina zugeschrieben. Lcs Au-
bcaux ist ein Dörfchen in der Nähe von Lille;
bekanntlich sind im 15. Jahrh. viele Künstler
aus Flandern in die Normandie eingewandert.
A b b 6 Blanquart, L’imagier Pierre des
Aubeaux. (Congr. arch. de Caen, 1899.) C. Enlart.
Aubeaux, Pierre des, französ. Bildhauer
in Rouen. Als sein frühestes Werk erscheint
die um 1500 entstandene plastische Darstel-
lung des Todes der Maria in der Trinite-
Kirchc zu Fecamp. 1521 — 23 schuf er eine
Darstellung derselben Sterbeszene für die
Maricnkapclle der Kirche von Gisors, die er
in Gemeinschaft mit drei anderen Bildhauern
mit Skulpturen zu schmücken hatte. 1508
bis 1513 arbeitete er am Hauptportale der
Kathedrale von Rouen, für das er 1511 — 12
allein 154 Statuen ausführte, also beinahe die
Hälfte der sämtlichen Steinfiguren dieses
Portales (im ganzen 418) ; das Portaltym-
panon mit der Reliefdarstellung der Wurzel
Jcsse vollendete er gleichfalls noch 1512.
Endlich ist ein Teil der Skulpturen an dem
1520 begonnenen Grabmale der Kardinäle von
Amboise in der Kathedrale von Rouen auf die-
sen Meister zurückzuführen, u. zwar sind spe-
ziell die zur Darstellung der Marienkrönung
gehörigen Figuren der Propheten, Sibyllen
und Apostel als sein Werk zu betrachten.
Nach 1525 findet sich der Name des Pierre
des A. nirgends mehr erwähnt. Von den er-
halten gebliebenen Skulpturen des Meisters
sind zu erwähnen: in Gisors die Leiden der
Jungfrau Maria, in Fecamp der Tod der
Maria (Zuschreibung nicht ganz sicher), in
Rouen Fragmente des Tympanons sowie die
Figuren der Bogenlaibungen des Hauptpor-
tales der Kathedrale und am Grabmale der
Kardinäle von Amboise eine Folge wohl-
erhaltcner, aber schwierig zu identifizierender
Prophetenfiguren etc. Stilistisch geben sich
alle diese Werke als den ersten Zeiten der
Renaissancebewegung entstammend zu erken-
nen, jedoch nicht ohne bisweilen noch gotische
Nachklänge zu zeigen. Die Haltung der
Figuren ist von ungesuchter Schlichtheit.
Die bauschigen Gewandmotive zeugen von
eifrigen Drapcricstudicn, ohne dabei manie-
riert zu wirken. Die anatomische Zeichnung
und plastische Durchbildung der Figuren ist
ganz trefflich, obwohl sich bisweilen gewisse
Verschwommenheiten in der Formgebung
222
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Aubee — Auberjonois
und gewisse Mißgriffe in den Proportionen
bemerkbar machen. Offenbar basiert die
Kunst des Meisters in der Hauptsache auf
einem gewissenhaften Studium der Natur und
des lebenden Körpers, während sie anderer-
seits einigermaßen vom Stile Michel Colombes
beeinflußt erscheint.
A b b £ Blanquart, L’imagier Pierre des
Aubcaux (Congres archeol. de Caen 1899). —
L. de V c s 1 y, Notice sur Pierre des Aubcaux
(R6un. des Soc. des Beaux-Arts 1901. XXV. 406).
C. Enlart.
Aubee, Jean Martin, Maler, geb. mut-
maßlich zu Lüttich. Er lernte zuerst bei sei-
nem Vater Martin und begab sich dann nach
Rom, wo er bei den Konkurrenzen der Akad.
des Kapitols drei Medaillen erhielt. In der So-
ciete d’emuiation in Lüttich stellte er folgende
Bilder aus: Selbstbildnis und Porträt des
Hm. F. J. Dewandre 1782; Bacchus und
Ariadne; eine stillende Mutter, welche Amor
lächelnd betrachtet, beide 1783.
Meyer, Kstlerlex. II 367. Pol de Mont.
Aub6e, Martin, Maler, gcb. 1729 zu Lüttich,
wo er Professor, und später Direktor an der
Akad. war, t zu Paris um 1805. In der So-
ciete d’emuiation zu Lüttich brachte er zwi-
schen 1781 — 1788 eine Menge Bilder zur Aus-
stellung. A. besaß überhaupt mehr Frucht-
barkeit als Talent.
Meyer, Kstlerlex. — J. H e 1 b i g, La Peint,
au Pays de Liege. Pol de Mont.
Aubel, Hermann, Landschaftsmaler in
Karlsruhe, geb. zu Kassel 0. 2. 1834, Sohn
Karls, Schüler der Kasseler Akad. und auf
weiten Reisen, die ihn 1809 bis nach Lapp-
land führten, gebildet. Tätig in Belgien,
Köln, Kiel, Hamburg, Dresden, in den acht-
ziger Jahren in Düsseldorf. Seine Bilder
kamen selten auf Ausstellungen vor.
Meyer, Kstlerlex. — Hoffmeister, Hes-
sische Kstler. (1885). W. K. Valenlincr.
Aubel, Karl Christian, Porträt- und
Madonnenmaler, geb. in Kassel 19. 11. 1796,
t 23. 2. 1882, Schüler der dortigen Kunst-
akademie, dann von Gros in Paris. Nach
einem Aufenthalt in Rom von 1825 — 1832,
während dessen er sich am 16. 10. 1831 mit
Wilhelmine Goltz vermählte, auch mit Rich-
ter und Preller befreundet war, erhielt er
1833 eine Professur an der Kasseler Akad.,
wurde dann Inspektor der Galerie. Dieses
Amt setzte seiner künstlerisch schaffenden
Tätigkeit ein Ende. Im Bildnisfach soll er
Tüchtiges geleistet haben; seine Madonnen-
darstellungen sind im Stile der Hochrenais-
sance, besonders der Raffael’schen Richtung
gehalten.
Meyer, Kstlerlex. — Hoffmeister,
Künstler und Kunsthandw. in Hessen. Hanno-
ver 1885. — Mit Notizen von Dr. Fr. Noack.
H. V.
Aubelet, J e h a n, Werkmeister des Herzogs
von Orleans u. gleichzeitig „sergent d’armes
du roi de France“; hatte mehrfach Bauarbei-
ten zu begutachten, so 1400 in der St. Petcrs-
kapclle im Walde von Cuise und 1401 in der
Kathedrale von Troyes. Außerdem verfügte
er 1403 die Bezahlung von Wasserleitungs-
bauten im Schlosse von Beaumont sur Oise;
auch ist er im Schlosse von Coucy als Archi-
tekt tätig gewesen.
Comtc de Laborde, Ducs de Bourgogne,
vol. III. — Assi er. Bull, du Coraite des trav.
hist., vol. I. — B 6 t a r d, Dict. des Artistes. —
Bauchal, Dict. des Archit. C. Enlart.
Aubelet, Jean, Architekt im Dienste des
Herzogs von Orleans um 1490, nur urkund-
lich erwähnt bei Gelegenheit der Erbauung
einer zu dem Cölestinerkloster von Chätrcs
gehörigen Kapelle Saint-Pierre bei Cuise
(Aisne).
Lance, Dict. d. Archit. Franc. 1872. H. V.
Aubelle, R., Landschaftsmaler in Paris,
stellte wiederholt (1890 — 1896) im Salon aus.
Katal. d. Salon. H. V.
Aubüpine, Marcel d’, französ. Radierer,
illustrierte das Werk „Jadis“, Souvenirs et
fantaisies par Alexandre Piedagnel, avec six
eaux-fortes par Marcel d’Aubcpine. Paris
1886.
B6raldi, Grav. du XIXe s. II p.
/. Guibert.
Auber, J.-A., französ. Architekt, + zu Tou-
lon Ende 1888 als 57jähriger; Erbauer zahl-
reicher Privathäuser und mittätig am Bau
der Kathedrale Sainte-Marie zu Toulon.
Nouv. Archiv, de l’art franc., 3. S£r. 1895,
XI 2. — Reunion d. Soc. des Beaux-Arts XIX
192. //. V.
Auber, L., französ. Kupfcrst. um 1690, von
geringer Bedeutung. Von ihm sind drei be-
zcichnete Blätter bekannt: Porträt von „Mr.
Boylau“ nach Fr. de Troy, ein Brustbild des
Boccaccio und Christus am Kreuz, nach Ott-
ley aus einer Folge, von denen einige Blätter
von Le Clerc herrühren.
Meyer, Kstlerlex. J. Guibert.
Aubergeon, Marie Madeleine, Por-
zellanmalcrin in Paris, geb. in Luc-sur-Mer
(Calvados), Schülerin von Carbillet, stellte
im Salon (1877 — 1882) Porträts eigener Er-
findung und Blumen- und Genrestücke nach
fremden Vorbildern (Bouguerau — E. Du-
bufe) aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl.
H. V.
Auberjonois, R e n 6 Victor, Schweizer
Porträt-, Genre- und Landschaftsmaler, gcb.
zu Montagny bei Yverdon 18. 8. 1872, tätig
daselbst, Schüler der Kensington Kunstschule
in London, der Ecole des beaux-arts zu Paris,
dann von Luc Olivier Mcrson, endlich von
Whistler. Er stellte aus auf der Societe na-
tionale des beaux-arts, Paris 1901, in Moskau
und in Riga (Exposition d’artistes dessina-
teurs, 1901), auf der Exposition nationale in
Vevey und Lausanne (1904), und auf der
Düsseldorfer Internat. Kunstausstellung 1904.
A. de M o 1 i n bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
223
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Auberlen — Aubert
— Die Kunst, XI. Kst. f. Alle, XX. — Katal.
d. intern. K. A. Düsseldorf 1904. H. V.
Auberlen, Wilhelm, Porträtmaler in Ber-
lin, gcb. zu Stuttgart 0. 7. 1860, Schüler der
dortigen Kunstschule und der Münchener
Akad. unter Ludw. v. Löfftz, stellte auf der
Berliner Jubil.-Ausstellg. der Akad. 1S86, auf
der akad. Kunst-Ausstellg, 1888 („Nähendes
Mädchen“) und auf der gr. Berliner Kunst-
Ausstellg. 1893 („Abendstimmung in Tanger“)
und 94 aus. Besonders erwähnt seien seine
Literatenporträts: Herrn. Sudermann, Ludw.
Fulda (beide Bcrl. Kstausstellg. 1894) u. Max
Halbe und die Bildnisse einiger Fürstlich-
keiten aus dem württembergischen Königs-
hausc.
Singer, Kstlcrlex., Nachtr. 1906. — Böt-
ticher, Malcrwerke d. 19. Jahrh. Nachtr. zu
Bd. I. H. V.
Aubert, gen. l’imagier, zu Paris, wird 1292
urkundlich erwähnt. Er muß eine gewisse
Stellung gehabt haben, denn von allen Bild-
hauern seiner Zeit war er der Höchstbe-
steuerte.
Lami, Dict. des sculpt. 1898. — H. B o u -
c h o t, Primitifs Francais, Paris 1904. R.
Aubert, französ. Bildhauer, war 1760 — 1775
mit den plast. Ausschmückungsarbeiten des
Schlosses von Chantilly beschäftigt. Er war
zweifellos ein Verwandter des Architekten
Jean Aubert, dem man die schönen Marställe
von Chantilly verdankt.
M a c o n, Les arts dans 1a maison de Condö,
116. Lami.
Aubert, Emailmaler in Paris, bemalt Ta-
batieres mit Porträts, 1754 und 1771 erwähnt.
Molinier, Dict. d. Etnaillcurs p. 10. —
Garnier, La Verrcrie et l’Emaillerie 515 ff.
E. W. Braun.
Aubert, Ornamentstechcr, Paris um 1788.
(Nennt sich auch Aubert Parcnt.) Von ihm
mehrere Folgen von Möbeln, Arabesken, Va-
sen, Balkongittcrn.
G tt i I m a r d, Maitres omemanistes, S. 266.
Aubert, graveur, rue Jean de Beauvais No. 2.
Diese Adresse befindet sich auf einem farbi-
gen Stich: „Le Joli Chien ou Les Petits
Favoris“, der von Chapuy nach Lavrcince
gestochen ist
Portalis ct Böraldi, Grav. du XVIIIe
s. Append. III 716. J. Guibcrt.
Aubert, A., französ. Stecher, tätig am An-
fang des 19. Jahrh. in Paris, Schüler von
Tardieu. Er war taubstumm und Unterzeich-
nete gewöhnlich: Aubert sourd-muet, sculp.
— Von ihm einige Porträts nach F. Baroc-
cio, J. F. Hollicr, Dubos, sowie das Porträt
des Abbe de l’Epec, des berühmten Taubstum-
menlehrcrs.
Meyer, Kstlcrlex. — Hellcr-Andre-
s e n, Handb. f. Kupferstichsammlcr 1870 I. —
B c r a 1 d i, Grav. du XIXe s. J. Guibert.
Aubert, Alfred Albert, Architekt, geb.
24. 4. 1855 in der Nähe von Genf, t 81. 8.
1891 in Genf, tätig in Paris, Schüler der Zü-
richer Hochschule, dann der Ecole des beaux-
arts zu Paris. Er ist der Erbauer der refor-
mierten Kapelle von Passy, der Häuser der
„Illustration“ und „Annales Politiques et
Litteraires“ und war mittätig am Umbau der
Sorbonne.
P. V e i 1 1 o n bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Aubert, A m b r o i s e, Holzbildhauer und
Architekt in Angers, +• am 28. 4. 1720, 75
Jahre alt. Werke von ihm nicht bekannt.
Port, Les Artistes Angevins, Paris 1881. *•
Aubert, Andre, Kanonengießer der Stadt
Angers, erwähnt 1468 — 1488, goß auch für
die Kirche St.-Maurice die 12 kupfernen Säu-
len, die den Hauptaltar umgaben.
Champeaux, Dict. d. fondeurs. •*
Aubert, Andre, Architekt in Paris, f 21.
1. 1784, wahrscheinlich Verwandter (Sohn?)
des Architekten und Kupferstechers Jean A.,
erbaute um 1780 das Palais d’Imccourt in der
rue Boudrcau (nur einer der Pavillons davon
noch erhalten) und ein noch heute existieren-
des, doch in seinen oberen Partien veränder-
tes, mit Reliefs geschmücktes Haus an einer
Ecke der rue Caumartin und des Boulevard:
außerdem hat er in diesem Viertel (rues Thi-
roux, Caumartin, Neuve-des-Mathurins) 28
Häuser errichtet.
Lance, Dict. d. Archit. Franc. — Nouv.
Archiv, de l’art franc., 2. S6ric, Tome VI. —
T h i 6 r y, Guide des itrangers ä Paris I 136,
137. H. V.
Aubert, Arthur, Bildhauer in Rußland,
stellte 1891 in der Akad. der Künste in Pe-
tersburg eine Statuette des Reisenden Pesch-
koff zu Pferde aus; auf der Dezenalausstel-
lung in Paris 1900 befanden sich von ihm die
Tiergruppen : Schimpanse und Schildkröte,
Gazelle von wilden Hunden verfolgt.
IV. Neumann.
Aubert, Augustin Raymond, Maler,
geb. zu Marseille 23. 1. 1781, lernte zuerst
unter J. Guenin, dann begab er sich 1802 nach
Paris, wo er in der Werkstätte J. F. P. Pey-
rons eintrat. Zwei Jahre später kehrte er
nach seiner Vaterstadt zurück. 1810 wurde
er zum Direktor der Zeichenschule und des
Museums von Marseille ernannt. 1845 zog
er sich von den Geschäften zurück und be-
gab sich auf sein Landgut bei Marseille, wo
er 6. 11. 1857 starb.
A. nimmt in der Kunstgeschichte seiner
Provinz einen nicht unbedeutenden Platz ein ;
sein Einfluß war beträchtlich, und er hat
eine sehr große Anzahl Schüler, worunter
viele namhafte, gebildet. Wir nennen von
ihnen: Papety, J. Beaume, J. Bte. Bertrand,
F. Rcymond, A. Nancy, F. Simon, Lagier,
B. B. Blanc, D. A. Negre, F. Barry, Magaud,
Estachon, Bouquet, Billet, Olivier, Päicot, A.
und J. Lamy u. a. m. Der Künstler selbst
hat sich in verschiedenen Gattungen mit Glück
bewegt: er malte Historie, Bildnisse und
Landschaften. 1817, 1819, 1822, 1824, 1827,
224
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Aubert
1836 und 1845 waren Werke von ihm in den
Pariser Ausstellungen. Eine in Lille ausge-
stellte Landschaft trug ihm eine Medaille ein.
Auch die schönsten Punkte der Umgegend
von Marseille hat er in Landschaften be-
handelt. Sein Name kommt übrigens schon
im Verzeichnis der Ausstellung zu Marseille
vom J. VIII (1801) vor.
Die Anzahl seiner Bilder ist beträchtlich.
Wir zählen im folgenden diejenigen auf, die
sich in den öffentlichen Gebäuden von Mar-
seille finden. Im Mus. : das Opfer Noahs beim
Verlassen der Arche (1817). In der Eglise
de la Trinite ä la Palud: die hl. Dreifaltig-
keit (1822). In der Kirche Notre-Dame du
Mont: Besuch der hl. Jungfrau bei der hl.
Elisabeth (1822). In der Kirche Saint-
Charles: die Verklärung Christi (1838). —
In der Kirche von Ussel (Departement Cor-
r£ze) : der englische Gruß (1827), welcher
vom Minister des Innern bestellt worden
war. — In der Kirche St Paul zu Beaucaire
a. d. Rhone: das Martyrium des hl. Paulus
11830).
Parroccl, Annalcs de la Peinture. Mar-
seille 1862 p. 432. — Bellier-Auvray,
Dict — Notice des tableaux et monuments an-
tiques etc. du Musie de Marseille. 1840 p. 27.
— Bouillon-Landais, Aug. Aubert, pcintre
marseillais .... in der Reunion d. Soc. d. b.-
arts d. dipart. XXV (1901) p. 472 fg. (hier
Reprod. seines Porträts im Museum zu Mar-
seille). — Magaud, Eloges de M. M. Aubert,
Papety, Dassy, peintres de Marseilles. Discount
de riception de l’Acadernie impiriale d. Sciences.
Marseille 1869. R.
Aubert, Charles, Architekt zu Paris um
1797; von ihm das Haus Varin im Quartier
der Champs filysees (Abb. bei J. Ch. KrafTt
et A. N. Ransonettc: Plans, coupes et eleva-
tions des plus belles maisons et hötels con-
struits ä Paris. Cah. X. Paris 1801 — 1802).
F ü s s 1 i, Neue Zusätze 1824. H. V.
Aubert, Charles Henri, Zeichner in
Paris, geb. daselbst 1797, lieferte hauptsäch-
lich Buch-Vignetten.
Gäbet, Dict. des Artistcs 1831. H. V.
Aubert, Claudius, (Aubarth, Auwert),
Stiickgicßer in Graz, lieferte 1602 Mörser,
Böller, 1617 4 Doppcifalkonetts und 12 Mör-
ser, 1619 4 Haubitzen etc. für die Landschaft ;
goß auch Glocken und Schellen. Er starb
17. 9. 1638.
W a s 1 1 e r, Handschr. Nachtr. z. s. Steiri-
schen Kstlcrlex. (im Besitz der Tcchn. Hoch-
schule in Gra2). — Zahlreiche Erwähn, im Jahrb.
d. Kstsammlgn. d. öst. Kaiserhauses. — Mitteil,
d. Zent-Komm. N. F. XV. 97. R.
Aubert, David, Miniaturmaler, Kalligraph,
Kopist und Bibliothekar Philipps des Guten,
geb. in Hesdin in Artois um 1435. Er ist
der Urheber zahlreicher und wichtiger Manu-
skripte, z. B. 1) Le Roman du Roy Charles
Märtel et de ses successeurs, auf Befehl Phi-
lipps (1463) geschr., 4 Bde., Bibi. roy. zu
Brüssel ; 2) Histoire des conquetes de Charlc-
magne, 1458 — 1465, 3 große Bde. mit Minia-
turen, ebenda; 3) Chronique de France, be-
endigt 1460, ebenda; 4) Chronique abregee
du Roy Philippe le Bel, ebenda; 5) Composi-
tion de la Sainte Ecriture, beendigt in Brüs-
sel 1462, mit Miniaturen, ebenda; 6) Romu-
leon, contenant en brief les faits des Ro-
mains verfaßt von Etienne Forestel
und geschrieben 1468, mit Miniaturen, eben-
da; 7) Romans des trois fils de Roy 1463;
im Initiale des Textes das Wappen Philipps
des Guten, auf dessen Befehl das Manuskript
ausgeführt wurde. Das Schlußwort lautet:
„Le present livre fut grosse comme dessus
en prologue est au long contenu dans la villo
de Hesdin par Dd Aubert l’an de l’incarna-
tion de Nostre Seigneur Jhesu Crist Mille
quatre eens soixante trois.“ Und weiter un-
ten: „Ce livre fut a feu Madame Agnes de
Bourgoigne, en son vivant Duchesse de Bour-
bonnais d’ Auvergne, et depuis au bon Jehan et
a Madame Oe de France, filles, seurs et Cou-
sins de Roys.“ Agnes von Burgund, Tochter
Johanns ohne Furcht, heiratete 1425 Char-
les I., Herzog von Bourbon. Sie starb 1476
in Moulins. Jean le Bon, Herzog von Bour-
bon, war der Sohn Charles I. und verheira-
tete sich 1447 mit Jeanne de France, Tochter
Charles VII. Sie starb 1482 und Jean 1488.
— Paris, Bibi. Nat. 8) ; Ein Exemplar der
Vita Christi im British Mus. hat das Schluß-
wort: escript par David Aubert en la bonnc
ville de Gand l’an de grace mil CCCC. LXXIX.
B r a d 1 c y, A dictionary of Miniat. I 80. —
A. B e r a r d, Dict. biograph. — P. Durrieu,
Alex. Bening etc. (Gaz. d. b.-arts, III Per. V
364). — Gaz. d. b.-arts III P6r. XXIV 120,
XXXIII 371. H. H.
Aubert, Denis, französ. Werkmeister zu
Reims, wurde 1485 als Bausachverständiger
nach Troyes berufen.
A s s i e r, Comptes de l’oeuvre de la cathidr.
de Troyes. — Bauchal, Dict des Archit.
C. Enlart.
Aubert, D e s i d c r i o, französ. Bildhauer
um 1710, nur von Zani Enc. II erwähnt.
Aubert, Ernest Jean, s. Aubert, Jean.
Aubert, Felix, französ. „artiste dccora-
tcur“, geb. 24. 5. 1866 in Langrune sur mer,
bei Bayeux, trat zum ersten Male bei der
Gründung des „Salon des Six“ : L'Art dans
Tout, hervor, wo mit ihm Charles Plumet,
Dampt, Tony Selmersheim, Morcau-Nelaton
und Alexandre Charpentier vertreten waren.
Dieser Salon, der 1895 und 1896 zwei Aus-
stellungen dekorativer Kunst veranstaltete,
gab Gelegenheit, den echt französ. Geschmack
Auberts zu würdigen, der durch Vereinfa-
chung der Linie, durch die Klarheit des Motivs,
durch die der Natur sehr nahe kommende
florale Stilisierung, der Kunstweise von Wil-
liam Morris entgegentrat. — Seitdem hat A.
unzählige Entwürfe für Tapeten, Möbelstoffe,
Woll- und Seidenwebereien, gemalte Pa-
Künstlcrlexikon. Bd. □.
225
iS
Aubert
piere, Fayenceplatten, Scheiben (Salon 1899)
geschaffen. Er hat auch den Weg gezeigt, wie
man durch bloße Friesmalereien selbst die ein-
fachsten Wohnungen noch durch eine Probe
originaler Kunst aufheitern kann. Von vielen
seiner typischen Friesentwürfe seien hier nur
die beliebtesten genannt : Die für Knabenzimmer
mit Sinnsprüchen wie: Sois brave; Courage
(die Buchstaben in ruhigen geometrischen
Formen), dann die Friese für Zimmer junger
Mädchen mit dem Motiv: Weiße Margariten
in Fächerbuketts. — Er hat auch die fast in
Vergessenheit geratene Spitzenindustrie in
der Provinz Calvados und der sogen. Chan-
tillyspitze wiedererweckt Er komponierte
das Spitzentuch, das der russischen Kaiserin
von der französ. Republik bei ihrem ersten
Besuche in Paris verehrt wurde. Zusammen
mit G. Robert hat er auch glückliche Ver-
suche zur Herstellung farbiger Spitzen ge-
macht (Salon de la Soc. Nat. d. b. arts 1902).
The Studio, Winter Number 1901/2. — Mün-
chener Sezession 1899. — Revue d’art de-
coratif, passim. — Roger Marx, La döcora-
tion et les industrics d’art ä l'Exposition Uni-
vers. de 1900, passim. — Dekor. Kunst 1899 p.
148 ff., 172 ff. (Abb.); IX 112.
Gustave Geffroy.
Aubert, Jacques, französ. Bildhauer,
übte seine Kunst am Ende des 17. Jahrh. in
Angers.
Lami, Dict. d. sculpt. franq. sous Louis XIV.
Lami.
Aubert, Jean, französ. Bildhauer u. Gold-
schmied, arbeitete 1861 in Tours.
Lami, Dict des sculpt franq. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Aubert, Jean, Bildschnitzer und Elfenbein-
arbeitcr. Neffe des Elfenbeinschnitzers Pierre
Aubert in Tournai. Arbeitete zwischen 1388
und 1395 in Paris für den Hof und lebte noch
1408. Wir wissen aus Rechnungen, daß er
1388 ein Elfenbeinkreuz restaurierte und eine
Elfenbeintafel reinigte und daß er 1395 Zah-
lung für eine Elfenbeinlaterne für die Königin
erhielt.
P i n c h a r t, Quelques Artistes et quelques
artisans de Tournai des XIV., XV. et XVI.
si&des. (Bull, de l’acad. royale de Belgique 3.
sör. IV.) R. Koechlin.
Aubert, Jean, 1386 in Lyon urkundlich als
„ymager“ erwähnt, ist vielleicht mit dem vor-
hergehenden identisch.
N. Rondot, Les Sculpteurs de Lyon p. 15.
Aubert, J e h a n, französ. Kalligraph, Ein-
nehmer von Gravelines, schrieb um 1441 2
Psalter für den Herzog von Burgund, scheint
aber eher Beamter als Künstler gewesen zu
sein.
De I.abordc, Les ducs de Bourgogne I,
art. n. 1359. »•
Aubert, Jean, französ. Werkmeister, tätig
1562 am Bau des alten Louvre-Palais zu Paris.
Berty, Topographie artistique de l’ancien
Paris. — Bauchal, Dict. des Archit.
C. Enlart.
Aubert, Jean; mehrere französ. Glocken-
gießer des Namens im 16. und 17. Jahrh.
durch Signaturen auf erhaltenen Glocken be-
kannt.
Champeaux, Dict. d. fondeurs p. 41. **
Aubert, Jean, französ. Architekt und Ste-
cher, wurde 22. 1. 1720 in die Akad. für
Architektur aufgenommen ; + 13. 10. 1741.
Er erbaute die großen Marställe zu Chantilly
für den Herzog von Bourbon und das zur
Wohnung der Edellcutc bestimmte Gebäude.
Er war auch einer der Architekten des Pa-
lais Bourbon in Paris. Seine anderen Werke
in Paris sind: das Hotel du Maine, das
Hotel de Beauvais, das von L’Assurance be-
gonnen worden war, und in Soissons das
Hotel de ville. Man muß ihm oder einem
Künstler gleichen Namens eine Serie von
Kupferstichen zuschreiben, die in Paris bei
Huquicr veröffentlicht wurden und nach Gil-
lot, Bouchardon, Natoire, Jeaurat, Watteau,
ausgeführt sind. Le Blanc schreibt sie einem
anderen Jean Aubert zu, der 1725 gestorben
sein soll.
Meyer, Kstlerlex. — Bellier-Auvray,
Dict. Gen. — M a c o n, Les Arts dans la maison
de Conde 1903. — Guilmard, les Maitres
omemanistes. — Lance, Dict. des archit. —
Bauchal, Dict des archit. — Archivcs de
l’art franq. I 421. — Reunion des Soc. des B.-A.
XVII 506. — Portal is et Böraldi, Les
Grav. du XVIIIe s. Appcnd. III 716. /. Guibert.
Aubert, Jean, französ. Maler, geb. 11. 5.
1824 in Paris, + ebenda 2. 6. 1906, Schüler
von Paul Delaroche und Achille Martinet,
ging 1844 mit dem großen Preis nach Rom.
Er wurde im Anfang als Radierer und Litho-
graph bekannt und hat viele Bilder zeitgenös-
sischer Maler radiert oder lithographiert.
Seit 1851 war er hauptsächlich als Maler
tätig und hat einige Bildnisse, ein Historien-
gemälde „Die christlichen Märtyrer unter Dio-
kletian“, und zahlreiche Genrebilder gemalt,
wovon sich nichts über eine ehrenvolle Mittel-
mäßigkeit erhebt, die aber wegen ihres süß-
lichen Anckdoteninhaltes beim Publikum gro-
ßen Beifall fanden. Ein Bild von A. „Die
Botschaft“ befindet sich im Museum in Al-
tenburg.
Meyer, Kstlerlex. (Liste s. Lithogr. und
Stiche). — Bellier-Auvray, Dict. gön. und
Suppl. — F. von Bötticher, Malerwerke d.
19. Jahrh. — Jules Martin, Nos peintres et
sculpteurs, Paris 1897. — Bcraldi, Les gra-
veurs du XIXe sieclc. — Gar. d. b.-arts, Table
alphab. I— XV, XVI— XXV, II. Per. I— XXII.
— Montrosier, Les artistes modernes, Pa-
ris 1882, II 129 — 131. — Pariser Salon 1885,
1887 — 91, 1898—99. K. E. Schmidt.
Aubert, Joseph, Porträt- und Historien-
maler in Paris, geb. in Nantes am 20. 8. 1849,
Schüler von Cabanel und Yvon. In seinen
Historienbildern behandelt er meist ernste
legendarische Stoffe. Im Pariser Salon er-
schien er zum ersten Male 1877 mit dem Bilde
„L’Angc dechu“; 1882 zeigte er dort „Noya-
226
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Aubert — Aubertier
des de Nantes“, ein Gemälde, das er dem Mu-
seum zu Nantes schenkte. Das Museum von
Vannes besitzt von ihm „Legende celtiquc“.
E. Maillard. L’Art ä Nantes. — Jules
Martin, Nos Peintrcs et Sculpteurs, Paris
1897. — Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl.
**
Aubert, Louis, französ. Genre- und Land-
schaftsmaler, tätig um 1740 — 1780. Nach Hei-
necken soll er der Sohn eines „musicien, vio-
lon de l’Opera“ gewesen sein, und vielleicht
ist damit Jacques Aubert, der Komponist der
Ballettmusik, der um 1753 in Paris lebte, ge-
meint — Louis Auberts Zeichnungen sind
oft mit denen Chardins verwechselt worden.
Von seinen Gemälden ist im Original nichts
nachweisbar, nur eine Reihe von Stichen
nach ihnen (von C. Duflos, F. Basan, H. Ro-
berts, Angelique Papavoine), darunter auch
sein Porträt, gibt eine Vorstellung von ihnen.
Im übrigen sind wir auf urkundliche Nach-
richten angewiesen. Danach malte er 1745
für die Summe von 240 livres 3 dekorative
Gemälde für Fontainebleau und für densel-
ben Preis 4 Supraporten für die Appartements
des Dauphin in Versailles. 1746 erhielt er für
eine Landschaft für Choisy 100 livres und
für 4 Landschaften für die Zimmer der Ma-
dame Pompadour in Compiegnc 400 livres;
1747 für 4 Landschaften mit Tierstaffage für
die Zimmer des Dauphin in Compiegnc 1000
livres. Er war noch um 1778 tätig.
Chronique d. arts 1895, 312. — Gaz. d. b.-arts
XVI 166. — Meyer, Kstlerlex. (hier Liste der
Stiche). F. L. Brucl.
Aubert, Louis Franqois, kgl. Email-
leur in Paris; + 20. 10. 1755, Schwiegervater
des berühmten Pastellisten J. B. Perronncau.
Er ließ sich seine Emaillen bis zu 60 louis
bezahlen.
Nouvell. Arch. de l’art frang. V (1884) 215;
III ser. XIX (1904) 186. F. L. Bruel.
Aubert, Michel, französ. Kupferstecher
1700 — 1757, stach Szenen aus dem alten und
dem neuen Testamente nach alten Meistern
und arbeitete auch nach Zeitgenossen, z. B.
nach Watteau „la fete du dieu Pan“, „le ren-
dez-vous de chasse“, „l’Indiscret“, „les habille-
ments de la Province de Houkouan" ; nach
Boucher: „la Mort d' Adonis"; nach Jeaurat:
„l’Econome“, „la Savante“, „la Coquette“, „la
Devote“. Er stach auch Porträts und Vig-
netten, u. a. nach Oudry, für die Fabeln von
La Fontaine. — In allem zeigt er sich als ein
Stecher von sehr mittelmäßigem Reproduk-
tionstalent.
Meyer, Kstlerlex. (hier Verz. von 59 Num-
mern). — Portalis et Biraldi, Les gra-
veurs d. XIXe s. — Dussicux, Art. frang. ä
l’ctranger. — Eaginc Piot, Etat civ. —
Ilcrluison, Actes d’Etat civ. — Gaz. d.
Beaux-Arts, table alphab£tique, t. I — XV u. XVI
— XXV. P. A. Lemoisne,
Aubert, Paul, französ. Bildhauer, gcb. zu
Aix (Bouches-du-Rhöne), Schüler von Du-
mont und Truphcme, stellte zuerst im Pa-
riser Salon 1879 aus. Er erlangte 1886 eine
ehrenvolle Erwähnung mit einem Gipsflach-
relief „Hommage“ und 1891 eine III. Medaille
mit einer Statue des Orpheus.
Bellier-Auvray, Dict g6n. Suppl. Lami.
Aubert, Pierre, französ. Elfenbeinschnitzer
in Tournai, wird 1380 Bürger, vor 1408 ge-
storben. Onkel des Jean Aubert.
Meyer, Kstlerlex. — A. de la Grange et
L. Cloquet, L’Art ä Tournai I 84. *•*
Aubert, Pierre, französ. Kupferst. 1663
bis 1668 in Lyon erwähnt.
R o n d o t, Les grav. d’est. en cuivre ä Lyon
au XVIIe s. /. Guibert.
Aubert, Pierre, französ. Bildhauer, geb.
zu Lyon, Schüler von Bonnassieux, Dumont
und Thomas, stellte zuerst 1879 im Salon
aus. 1899 erlangte er eine III. Medaille mit
einer Gipsgruppe, die „die Quelle und den
Geist der Wellen“ verkörperte. Außerdem
führte er ein Bronzebildnis des aus Lyon
stammenden Dichters Josephin Soulary aus
(1893), eine Marmor-Statue Meissonniers
(1895) und ein Marmorbildnis des Malers
Flandrin, das sich in Lyon befindet.
Bellier-Auvray, Dict. gön. Suppl. —
Kat d. Salons. Lami.
Aubert, Pierre Eugene, französ. Kup-
ferst., geb. 17. 8. 1789 zu Paris, f daselbst im
April 1847, war ein Schüler von Sehender;
er stellte seit 1827 im Salon aus. Unter ande-
ren Arbeiten stach er für die Werke: Souve-
nirs du Golfe de Naples von Turpin de Crisse
(Paris 1828); Memoires du Marcchal Suchet
(Paris 1834); Recueil d’estampes grav^es
d’apres les peintures antiques, Paris 1821
(von Desnoyers oder unter seiner Leitung
herausgegeben) ; les Galeries historiques de
Versailles (Paris 1838) ; la Galerie Aguado
(Paris 1837).
Meyer, Kstlerlex. — Bellier-Auvray,
Dict — B c r a 1 d i, Grav. du XIXe s. — Le
Blanc, Manuel. J. Guibert.
Aubert, Stephanie, Pastellmalerin in Pa-
ris, gcb. daselbst, Schülerin von Mlle Voulle-
mier, stellte fast alljährlich im Salon (1865
bis 1878) Damenporträts und wcibl. Studien-
köpfe aus.
Bellier-Auvray, Dict gen. und Suppl.
H. V.
Aubert, William, Schweizer Genre- und
Landschaftsmaler, geb. zu La Chaux-dc-Fonds
13. 2. 1856, Leiter der dortigen Kunstschule,
stellte seit 1895 in Neuchätel aus.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Aubert, Yves, Tischler und Maler in
Mans, besserte 1563 das Holz des Schreines
der hl. Scholastika aus und bemalte es neu,
auf Rechnung des Kapitels von Saint-Pierre
de la Cour.
E s n a u 1 1, Dictionnaire des artistes et arti-
sans manceaux. H. Longnon.
Aubertier, Alcide Francisque, Maler,
geb. in Lyon 1. 1. 1827, Schüler von Lepage
227 15*
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Aubcrtier — Aublet
und Tissot, arbeitete in Paris, wo er im Sa-
lon von 1865 — 70 Genrebilder, Porträts (auch
Pastelle) ausstellte. — Seine Folge der Jah-
reszeiten wurde von Gilbert lithographiert,
4 Bl. groß-fol. schwarz und farbig.
Bellier- Auvray, Dict. gen. u. Suppl. **
Aubertier, Eugene, Landschaftsmaler in
Chätillon (Seine), geb. zu Lyon (Rhone),
stellte im Salon 1876 — 1870 einige Kohlezeich-
nungen aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl.
Aubertin, Claude, lothring. Maler in Lu-
neville bei Nancy, wird 1718 Hofmaler ge-
nannt und ist vor 1749 verstorben. Werke
von ihm nicht bekannt.
R6un. d. Soc. d. b.-arts XXIII 401.
Aubertin, Francois, französ. Kupferst.,
geb. 6. 7. 1778 zu Metz, wurde mit 18 Jahren
für ein Bataillon von Freiwilligen des De-
partement de la Moselle angeworben, dem
Stab des Generals Marceau als Zeichner zu-
crtcilt, 1795 in Mainz gefangen genommen
und nach Dresden gebracht. Dort arbeitete
er bei einem Kupferdrucker und fing dann
an selbständig Stiche auszuführen, indem er
das Aquatintaverfahren anwandte, das da-
mals in Deutschland noch wenig gebräuchlich
war. Nach dem Frieden von Lunevillc
(1801) reiste er nach Paris, wo er sich
mehrere Jahre aufhielt, dann begab er sich
nach Metz, von wo aus er nach Brüssel ging
und später nach Gent, woselbst er sich 27. 8.
1821 das Leben nahm. — Er reproduzierte
vornehmlich die Werke folgender Künstler
im Stich: J. B. Isabey, F. Gerard, J. M. W.
Turner, Potter, van Loo, Thormeyer, Da-
nicll. Eine Anzahl Abzüge seiner Blätter
sind in Farben ä la poupee gedruckt, andere
sind mit der Hand in Aquarclltönen aufge-
höht
Meyer, Kstlcrlcx. (hier Verzeichnis seiner
Werke). — Le Blanc, Manuel. — Goctghc-
b u e r, Le graveur Aubertin (Gand 1S53. S. A.
aus d. Annalcs de la Soc. roy. des b.-a. et de
Litt 1853). J. Guiberl.
Aubertin, Jean, lothringischer Maler, f 16.
12. 1681 zu Nancy, nur urkundlich erwähnt.
R6union d. Societes d. Bcaux-Arts XXIII
401. H. V.
Aubertin, Nicolas, französ. Bildhauer,
geb. um 1649, arbeitete 1679 in Nancy an der
plast. Ausschmückung der Kapelle des College
des Jesuites. f 1688.
Lami, Dict d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Aubertin, Nicole d’, Kunststickerin, Ur-
sulinerin; schuf 1713 für das Ursula-Kloster
in Metz 10 sehr kostbare Tapisserien, Szenen
aus der Geschichte der hl. Ursula und des
Augustin darstellend.
Kraus, Kunst u. Altert, in Els.-Lotb. III.
Lothringen, p. 740. De.
Aubery, Jean, Maler franz. Abstammung,
geb. in Kassel am 13. 8. 1810; 1838 — 1848 in
Paris am Hofe Louis Philipps tätig. Im Re-
volutionsjahre verließ er Frankreich, lebte bis
1853 in Italien und wanderte dann nach Cin-
cinnati aus, wo er 1893 starb. Im Pariser
Salon von 1839 stellte er aus „Rast der Pil-
ger in der Wüste“, 1841 zwei Porträts und
1845 einen Christus am Kreuz. Die Kirche
Sainte-Maric des Batignolles zu Paris besitzt
von ihm ein Gemälde „Ecce Homo“.
Bellier-Auvray. Dict. gen. — Richesses
d’art de la France : Paris, Mon. rel. II. — Mün-
chener Neueste Nachr. vom 15. 12. 1893. — Vos-
sischc Zeit, vom 24. 11. 1893. H. Longnon.
Aubery, s. auch Aubry.
Aubigny, d’, s. Daubigny.
Aubin, französ. Ornament-Bildhauer, führte
1836 den plast. Schmuck der Pavillons auf
der Place de la Concorde in Paris aus, be-
sonders die Statuen von Städten nach der
Rue Royale zu.
Richesses d’art. Paris. Mon. civ. II 38. Lami.
Aubin, Etienne Gustave, Pariser Por-
trätmaler, namentlich in Pastell arbeitend,
geb. am 20. 7. 1821 in Paris, f daselbst am 17.
10. 1865, seit 1848 in Brüssel ansässig. Schü-
ler von L. Cogniet und der Ecole d. beaux-
arts. Er stellte seit 1847 wiederholt in den
Pariser Salons, in Antwerpen u. in Brüssel
aus. 1851 erhielt er im Brüsseler Salon die
goldene Medaille.
Meyer, Kstlcrlcx. III. H. V.
Aubin, Jean, französ. Bildhauer, arbeitete
in der 1. Hälfte des 17. Jahrh. in Avallon
(Yonne).
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. nge et
ä la renais. Lami.
Aubin, Nicolas, Bildhauer und Architekt,
arbeitete in Paris 1650 mit Liger de Parou
an verschiedenen Bildhauerwerken, die nach
Zeichnungen von Philippe de l’Orme in der
Kapelle der Goldschmiede oder des St. Eloi
ausgeführt wurden.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Aubin, Saint-, s. Saint-Aubin.
Aubirici, Domenico, Architekt am Bap-
tisterium zu Pisa, unter dessen Leitung die
Erhöhung des Emporengcwölbes ausgeführt
wurde. Die Inschrift seines Grabsteins lau-
tet: S(epulcrum) venerabilis domini Domi-
nici olim Raynerii Aubiricis operarii hujus
operis, qui obiit die XVIII novembris Anni
dni MCCCI.XXXV indictionc tertia.
M o t h e s, Die Baukst. d. Ma. in Italien p.
732. ••
Aubl§, L., französ. Ornament-Zeichner (Blu-
men, Früchte) um die Mitte des 18. Jahrh.;
seine Entwürfe von Pariset gestochen.
Kronthal, Lex. d. techn. Kste. 1898. H. V.
Aublet, Albert, französ. Maler, geb. 18. 1.
1851 in Paris, Schüler von Claudius Jacquand
und Leon Geröme. Stellt seit 1873 im Salon
des Artistes frangais aus. Er hat Bildnisse,
geschichtliche und religiöse Gemälde und be-
sonders Genrebilder gemalt. Eines seiner
Bilder „Träumerei" befindet sich im Besitze
des Prinzregenten von Bayern; in der Kirche
228
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Aublet — Aubriet
von Treport ist ein den Sturm beschwichti-
gender Christus von ihm; in Tunis das Por-
trät des Beys im Bardo-Palast, im Museum
zu Philadelphia ein „Schlafendes Mädchen“,
im Museum von St Etienne „Nero vergiftet
seine Sklaven“, bei Vanderbilt in New York
„Die Ermordung des Herzogs von Guise im
Schlosse von Blois“. A. leistet auch als Illu-
strator Vorzügliches, und eine seiner besten
Arbeiten auf diesem Gebiete ist die Illustra-
tion des Romans „Fort comme la mort“ von
Maupassant. — Auch auf Münchener Aus-
stellungen der 80er und 90er Jahre des 19.
Jahrh. hat er mehrfach ausgestellt (zuletzt
Glaspalast 1901) und Auszeichnungen er-
halten.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Jules Martin, Nos peintres et sculpteurs,
Paris 1897. — Graves, Roy. Acad. I. — Gaz.
d. b.-arts, Table alphab. II. Per. 1— XXII. —
Zeitscbr. f. b. Kst. XXIII 331, N. F. II 96, V 117,
Kstchronik XIV 594. XXIII 634, XXIV 533, 687,
N. F. II 96, V 117, VII 87. 537. — Kunst f. Alle
1888, 1890, 1891, 1894, 1896, 1897. — Kat. d.
Pariser Salon 1885, 1887 — 89, 1906.
K. E. Schmidt.
Aublet, Nicolas, französ. Bildhauer, geb.
1833 zu Paris, f um 1860, Schüler von Rüde,
behandelte hauptsächlich religiöse Motive.
Im Salon 1859 stellte er eine Marmorstatue
aus: „Jesus enfant discourant dans le temple“.
Bellier-Auvray, Dict. gin. Lami.
Aublinger, B e r t h o 1 d, Kanonikus zu St.
Andreas in Freising, verfertigte (perfecit laut
Inschrift) 1323 das Chorgestühl für seine
Stiftskirche, welches jetzt zum Teil im dorti-
gen Diözesan-Mus. aufgestellt ist.
Meyer, Kstlerlex. •*
Auboin, Eusebe Albin, Landschaftsma-
ler, geb. in Orleans 1787, f in Paris 15. 3. 1824.
Artistes Orlcanais, Orleans 1863. H. V.
Auboin, Frangois Louis Etienne,
Maler und Stecher, Bruder des Vorigen, geb.
in Paris 1780, f daselbst 23. 7. 1828, Schüler
von Bardin.
Artistes Orleanais, Orleans 1863. H. V.
Aubois, Auguste, französ. Genre- und
Historienmaler, geb. zu Chäteau-Gonticr (Ma-
yenne) 1795, + zu Paris 1831, stellte seit 1822
wiederholt im Salon aus. In der Kirche
Saint-Gcrmain-rAuxcrrois zu Paris befinden
sich von ihm ein hl. Sebastian und ein Mar-
tyrium des hl. Gervasius; im Schlosse Ville-
neuve-L’etang hat er ein Boudoir mit mytho-
logischen Szenen ausgemalt.
Bellier-Auvray, Dict. gen. H. V.
Aubonne, Jean d’ (Dabonne), Bildhauer
(„masson et imageur“) in Tournai, schließt
1499 einen Kontrakt auf Herstellung einer
Kapelle in der Kathedrale zu Chälon-sur-
Saöne.
E. Marchal, La Sculpt. etc. 1895 p. 279. **
Aubourg, französ. Radierer, Dilettant zu
Anfang des 19. Jahrh., von dem Meyer ein
anonymes Blatt mit Ansichten ägyptischer
Monumente anführt.
Catalogue Dcnon No. 575. — Le Blanc,
Manuel. — Meyer, Kstlerlex. /. Guibcrt.
Aubout, Jacob, Glasmaler in Paris, ver-
handelte am 1. 7. 1518 mit dem Doyen Gabr.
de Gouffier wegen Lieferung einer Folge von
gemalten Glasfenstcrn für die Kirche St. Be-
noit in Paris.
Nouv. Archives de l’art frang. 1896, 10. **
Aubrat, G u i 1 1 a u m e, Architekt u. Zeich-
ner des Königs von Frankreich, erhält am
20. 6. 1716 Urlaub, um sich in die Dienste
des Kurfürsten von Köln zu begeben.
Nouvclles Archives de l’art frang. VI 1878,
p. 17. H. V.
Aubre, französ. Gemmenschncider des 18.
Jahrh. Von ihm die schön ausgeführte Inta-
glie zu verzeichnen: Satyr, eine Nymphe um-
armend ; daneben sitzt ein Satyrweib. Bez.
AVBRE.
Raspe, Descriptive Catalogue (der großen
Gcmmcnpastcnsamml. von Tassie). London 1791
No. 5386. — Ms. H. Rolle«.
Aubree, Familie von Holzschnitzern in An-
gers vom Ende des 16. bis Anfang des 18.
Jahrh. Acht ausübende Mitglieder werden
urkundlich erwähnt, aber Arbeiten von ihnen
sind nicht nachgewiesen.
C. Port, Lcs Artistes Angevins, Paris 1881.
Aubrüe, Philippe, französ. Bildhauer in
Angers, verpflichtete sich 1690 durch Vertrag,
die Holztäfelungen des Chores in der Kirche
Saint-Mainboeuf auszuführen. Er starb 1707
im Alter von 67 Jahren.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Aubree, Pierre, französ. Architekt, stellte
das Schiff der Kirche von Saint-Romain-de-
Colbosc (1780 vollendet) und gemeinschaft-
lich mit dem Maurermeister Michel Dubois
aus Le Havre 1767 den Glockenturm der
Kirche von la Remuee (Scine-Inferieure)
wieder her ; 1774 begann er nach den Plänen
von Patte mit dem Neubau der Kirche von
Bolbec (1781 vollendet).
Bauchal, Dict. d. Archit. Frang. 1887.
Aubri, s. Aubry.
Aubrier, französ. Kupferstecher des 18. Jahrh.
Man kennt von ihm einen bezeichneten Stich
mit dem Porträt des Cesare Borgia (gemalt
von W.).
Heinccken, Dict. P. A. Lcmoisnc.
Aubriet, Claude, Miniaturmaler, nament-
lich von naturgeschichtlichcn Gegenständen,
geb. zu Chälons-sur-Marne. Als sein Geburts-
jahr nimmt man 1651 an; in dem von Jal
aufgefundenen Totenaktc des Künstlers (t
3. 12. 1742 zu Paris) dagegen heißt es, er
sei ungefähr 77 Jahre alt gewesen. Demnach
dürfte seine Geburt vielmehr um 1665 zu
setzen sein. Er war der Schüler Jean Jou-
berts u. ersetzte diesen, laut Verfügung vom
23. 1. 1700, in seiner Stelle als Maler des
k. Kabinetts und Gartens. Noch im Almanach
royal von 1742 erscheint er als Maler und
Zeichner bei der Akad. der Wissenschaften
22g
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Aubriot — Aubry
unter dem Titel : Peintre du Roi, au Jardin
du Roi. Er begleitete als Zeichner den be-
rühmten Botaniker Tournefort auf der Reise
nach der Levante (März 1700— Juni 1702),
nachdem er bereits früher für dessen Institu-
tioncs rei herbariae die Zeichnungen geliefert
hatte. A. war für zahlreiche naturgeschicht-
liche Werke tätig und setzte die von Gaston
von Orleans veranlaßten, durch Nicolas Ro-
bert begonnenen Pflanzenzeichnungen auf Per-
gament fort, an denen auch Joubert und die
Mad. Basseporte teilhaben. Diese befinden
sich jetzt auf dem Kupferstichkabinett der
Nationalbibliothck zu Paris, die noch außer-
dem fünf Foliobändc mit Zeichnungen von
Muscheln und Fischen und zwei Folgen von
Schmetterlingen, Vögeln und Fischen von
ihm hat Ebenso besitzt die Bibliothek zu
Göltingen eine Menge Zeichnungen von sei-
ner Hand. Wie sehr Aubriet bei den Natur-
forschern geachtet war, geht daraus her-
vor, daß de Candolle eine Pflanze aus der
Familie der Kruziferen „Aubrietia“ nannte,
und daß Bernard de Jussieu, Vorstand der
medizinischen Fakultät zu Paris, seinem Lei-
chenbegängnis in erster Reihe beiwohnte.
H. Men u, Claude Aubriet, peintre de fleurs,
8° Chälons s. M. 1867. — Jtl, Dict. crit. —
M a c o n, Les Arts dans la maison de Cond6
1903. — Nouv. Arch. de l’art frang. 1884 p.
28 — 38. — Meyer, Kstlerlex. — Gaz. d. b.-
arts III P6r. (1890) 302. R.
Aubriot, H u g u e s, geb. in Dijon, war
augenscheinlich als Architekt und Ingenieur
in Paris tätig. Vor 1364 mehrfach als „Sur-
intendant des finances“ erwähnt und in letz-
terem Jahre vom König Karl V. von Frank-
reich zum „prevöt“ von Paris ernannt, ließ A.
in Paris neue Kloaken und neue Festungs-
wälle errichten und erbaute außerdem die
Bastille (1370), das „Petit Chätelet“ und den
Pont St. Michel. Späterhin der Ketzerei an-
gcklagt, wurde A. zu lebenslänglichem Ge-
fängnis verurteilt und in der Bastille ein-
gekerkert. 1382 kehrte er, nachdem er durch
den Aufstand der Maillotins die Freiheit wie-
deTerlangt hatte, in die heimatliche Bour-
gogne zurück, woselbst er bis zu seinem Tode
verblieb.
Juvönal des Ursins, Hist, de Charles
VI. — Religicux de St. Denis, Docum.
ined. I 100. — J a i 1 1 o t, Recherchcs sur Paris
XV 26. — S a u v a 1, Antiquit6s de Paris. —
Lcroux de Lincy, Hist, de 1’hötcl de ville
de Paris. — Bauchal, Dict. des Archit.
C. Enlart.
Aubron, Louis, Maler in Bcauprcau von
1495 — 1514 mit Zahlungen für Malerarbeiten
mehrfach erwähnt.
C. Port, Les Artistes Angcvins, Paris 1881.
Aubry, französ. Stecher, lebte um 1680 in
Paris. Von ihm erwähnt Ottley (Notices)
einen roh ausgeführten Stich : Maria Mag-
dalena. /. Guibert.
Aubry, Architekt des Königs von Frank-
reich, fertigte die Pläne für den Bau des Ho-
spitals von Chaumes-en-Brie, zu dem am 7.
9. 1719 der Grundstein gelegt wurde.
Bauchal, Dict d. Archit. Franc. ff. V.
Aubry, Abraham, deutscher Kupferst u.
Kupferstichverleger, ein jüngerer Bruder und
Schüler des Peter II A., wohl auch aus Straß-
burg gebürtig und von ebenso mittelmäßigem
Talent, übte seine Kunst in verschiedenen
Städten; er verweilte anfangs in Straßburg
und arbeitete hier 1650 für den Verlag sei-
nes Bruders ; auch tätig für den Kunst-
händler Paul Fürst in Nürnberg, um 1653
in Frankfurt am Main ansässig und hatte
daselbst eine Kupferstichhandlung in der
„Mainzergassen“; von da scheint er nach
Köln gegangen zu sein, wo ihn der Verleger
und Kupferst Gerhard Altzenbach beschäf-
tigte, lebte noch, wie Füssli angibt, im
Jahr 1682. Man hat von ihm verschiedene
Prospekte und fliegende Blätter, d. h. Bilder-
bogen mit Abbildungen von merkwürdigen
alten und neuen Begebenheiten, nebst erläu-
terndem Text, welche die heutigen Sammler
und Liebhaber von speziellen Kuriositäten
schätzen und eifrig aufsuchen, jedoch sind sic
nicht häufig zu finden. Solche Blätter sind
z. B. Abbildung unseres heutigen Deutsch-
landes u. der höchstgcwündschten Vereinigung
des Christen Reichs Haupt mit seinen Glie-
dern. Nach Joh. Toussyn. qu. Fol. Mit Text
(Koloff 3.) Krönung Karls II., Königs von
Großbritannien, zu London, 8. Mai 1661 qu.
Fol. Mit erklärendem Text. (K. 4.) Kurtze
und eigentliche Fürstellung des prächtigen
Einzugs, welchen Guidebaldus — Erzbischoff
zu Salzburg — Hauptabgesandter in Regens-
burg gehalten. (29. 8.) 1662. Zwei Dar-
stellungen: Oben der Einzug über die Brücke,
unten der Zug in 10 Reihen. Unten Sspaltige
Beschr. gr. Fol. (K. 5.) Die Belagerung
der ungarischen Grenz vestung Neuhäuscl
durch die Türken, 1663. qu. Fol. Mit Text.
(K. 6.) Wunderbare Geschichte (Tod, Be-
gräbnis und Wiederauferstehung) der Frau
Richmuth zu Köln, zur Zeit des großen Ster-
bens im Jahre 1357. Nach J. Toussyn. qu.
Fol. Mit erläuterndem Text. (K. 7.) Innere
Ansicht des Straßburger Münsters, mit Fi-
guren. gr. Fol. (K. 11.) Das Rathaus zu
Köln. 1655 Nach J. Toussyn. Fol. (K. 12.)
Der alte Markt in Köln. Nach Dems. Fol.
(K. 13.) Der versammelte Rat der Stadt
Köln. Nach Dems. Fol. (K. 14.) Das
Schiff mit den Bürgermeistern und Ratsherrn
der Stadt Köln. Nach Dems. Fol. (K. 15.)
Ansicht der Stadt Köln mit weiter Fernsicht.
Titel : Colonia Agrippina. Cöllcn am Rheyn.
Nach J. Toussyn. qu. Fol. Die Stadt ist
auf der rechten Seite des Bl. (K. 16.) Die-
selbe Ansicht mit dem Titel : Colonia Agrip-
230
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Aubry
pina. Collen am Rhein. Nach Denis, qu.
FoL Die Stadt befindet sich auf der linken
Seite des Bl. Ohne Angabe des Zeichners.
(K. 17.) 1652. In der Höhe die Stadt-
patrone auf Wolken, unten der Kölnische
Bauer mit Inschrift: „Halt dich fest, Keiscr-
licher Baur/ Beim Reich ess fall sus of saur.“
Bei der Wappen-Jungfrau: „Halt dich fein
Jungfraw scuberlich/ Geist- und Weltlich
Bulen umb dich“. L. Ennen: Prospekte der
Stadt Köln. Jahrb. d. kgl. Pr. K. II 1881
S. 86, 87. Wo A. Aubry seinen Vornamen
nicht ganz ausschrieb oder nur durch ein A
andeutete, pflegte er dieses mit dem A des
Hauptnamens zu verbinden.
Kol off: Meyers Kstlerlex. II 376, 377 mit
Verzeichnis der Stiche. — Merlo: Köln. Kst-
ler. 2. Aufl. 1895, 51 mit Verz. der Stiche. —
Krudewig in Clemen’s Kunstdenkmäler der
Rheinpr. VI 1, 1906 Ansichten von Köln No. 92
(1654), No. 98 (1658) No. 100 (1659).
Firmcnich-Richarts.
Aubry, Adrian, Zeichner, Radierer und
Maler, geb. zu Brüssel 23. 6. 1834, Schüler der
dortigen Kstakad., seit 1860 mehrere Jahre in
Paris tätig (für das Haus Hachet). 1863 und
1869 stellte er zu Brüssel und 1864 in Ant-
werpen große landschaftliche Höhlenzeich-
nungen aus, die zum Teil Motive aus der Um-
gebung von Paris behandeln. Späterhin be-
schäftigte sich A. mit Malerei, sowohl mit
Genre als mit Landschaft und Stilleben. So
war im Salon von Gent 1871 eine Landschaft
von ihm: Le mauvais Chemin (Regenstim-
mung). Seine Zeichnungen und Bilder be-
zeichnet er zuweilen mit einem fremden Vor-
namen (Marc). 1868 begann er das Werk:
Le Dessin applique aux Arts et ä lTndustrie,
mit lithogr. Tafeln.
Meyer, Kstlerlex. (Artikel v. Pinchart, mit
Verzeichn, von Radierungen). Pol de Mont.
Aubry, Alexandre Paul Victor, fran-
zös. Bildhauer, geb. 22. 4. 1808 in Paris, t 4. 7.
1864 daselbst, stellte wiederholt in den Salons
1842 — 1849 aus. 1845 erlangte er eine III. Me-
daille mit einer ruhenden Figur „Le dernier
espoir".
Bellier-Auvray, Dict. gön. — Rcv. de
l’art frang. 1897, 239. Lami.
Aubry, Charles, bekannter französ. Litho-
graph von Jagd- und Militärszenen, tätig seit
1822, später Professor an der Militärschulc
in Saumur.
B e r a 1 d i, Les graveurs d. 19® siöcle, I 64 — 66
(ausführl. Ocuvrcangabe).
Aubry, Claude-Guillot, französ. Ar-
chitekt, geb. 16. 2. 1703 in Chevillon (Haute
Marne). Seit 1737 Mitglied der Academie
d’architecture in Paris, er war „architecte du
Roy“ und bekleidete verschiedene Ehrenäm-
ter. 1761 wurde er in den Adelsstand erho-
ben und starb am 9. 9. 1771 in Paris. Von
den von Aubry erbauten Palästen sind die
von la Vrilliere, Bouillon, Conti und beson-
ders Villeroi hervorzuheben.
Lance, Dict. des Archit. — Bauchal, Dict.
des Archit. — Nouv. Arch. de l’art franc. XII
297. — Reunion des Soc. des b.-a. XXVII 358.
— Thi6ry, Guide des Etrangers ä Paris II
534. H. Stein.
Aubry, Dominique, lothring. Maler, war
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. in Nancy
tätig.
Reunion d. soc. d. bcaux-arts XXIII 401.
F. L. Bruel.
Aubry, E t i e n n e, französ. Bildhauer in
Bourges, wird in seinem Heiratsvertragc vom
J. 1688 als „Bildhauer des Königs und der
Stadt Paris“ bezeichnet.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV'.
Aubry, E t i e n n e, französ. Genre- und
Bildnismaler, geb. zu Versailles 10. 1. 1745,
t daselbst 24. 7. 1781. Er lernte bei J. A.
Silvestre und Joseph Vien und wurde 30. 9.
1775 Akademiker infolge seiner Bildnisse
von Adam dem jüngeren, Hall6 und Vasse.
Diese Porträts werden in der Ecole des
Beaux-Arts aufbewahrt. In den Salons von
1771 und 1773 waren verschiedene Bildnisse
von ihm ; 1775 — 1779 stellte er, mit Ausnahme
des Bildnisses von Halle, Genreszenen aus,
in denen das Bestreben, Greuze nachzuahmen,
deutlich hervortrat. Sein letztes Bild war
der Abschied Coriolans von seiner Gattin, das
1781 ausgestellt wurde. Der Künstler fing
an sich einen bedeutenden Namen zu machen,
als ihn der Tod in seinen besten Jahren traf.
Gault de St Germain urteilt von ihm: „Er
war sehr unbeständig in seinem Gcschmacke;
zuerst in der Akad. als Bildnismaler aufge-
nommen, wandte er sich dann häuslichen Sze-
nen zu und wollte sich zuletzt zur Historie
erheben, wo er aber Schiffbruch litt. Jene
Genreszenen gelangen ihm am besten.“ A.
führte den Titel Maler des Königs.
Das Porträt des Künstlers, von ihm selbst
gemalt, befindet sich im Mus. des Louvre, wo-
hin es 1864 von seiner Enkelin, Mad. Char-
lotte Pierret, geschenkt wurde.
In dem Catalogue general von Defer wer-
den 11 Bilder von ihm angeführt, die auf
Versteigerungen sehr verschiedene Preise er-
reichten: von 50 — 1200 Fr.
Meyer, Kstlerlex. (hier 19 Stiche etc. nach
seinen Bildern). — Bellier-Auvray, Dict.
general. — Revue univers. d. arts XIII 48 fg.,
XIX 254. — Nouv. Archiv, de l’art frang. III
scr. XXVIII (1903). — Richesses d’art, Prov.
Mon. civ. VI. R.
Aubry, Franqois, französ. Bildhauer,
„fondeur ordinaire du roi“, arbeitete von 1679
ab in Versailles, wo er sechs steinerne Vasen
für die Balustrade des Schlosses ausführte,
sowie sechs Vasen, die auf der Einfriedigungs-
maucr des großen Marstalls aufgestellt wur-
den. 1683 fertigte er mit Lespagnandcl Mo-
delle von Gruppen, die für die Drachen-Fon-
täne bestimmt waren und 1686 — 1695 über-
nahm er mit einigen seiner Genossen den Guß
von acht Kindergruppen für die großen Bas-
Aubry
sins des Parterre d’Eau. Ungefähr 1090 ar-
beitete er mit am Guß einer Reiterstatue Lud-
wigs XIV., einem Werke von Le Hongre, das
von den Landständen der Bourgogne bestellt
worden war. Ungefähr zur selben Zeit begab
sich A. nach Pau, um Marc Arcis bei der Aus-
führung einer Bronzestatuc Ludwigs XIV. zu
unterstützen.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Aubry, Gaston, Architekturmaler und
Architekt in Paris, geb. 1853 zu Montargis
(Loiret), f 1901 in Sevres, Schüler von An-
dre, stellte im Salon 1878, 79 und 82 einige
bei Bellier aufgeführte Aquarelle und Risse
aus. Von ihm sind u. a. Schloß Loiret, eine
Schule zu Amilly, Villen in Rouen usw.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. Suppl. —
D e 1 a i r e, Archit. Cleves de l’ecole d. beaux-
arts. 1907 p. 164. H. V.
Aubry, G i r a r d, französ. Maler, geb. in
Mont-sur-Courville bei Reims, vor 1601 in
Paris ansässig, wo er um 1615 starb. A., der
als pcintre ordinaire de la reine bezeichnet
wird, schreibt man einen hl. Hieronymus im
Mus. von Reims (Kat. No. 82) zu.
Reun. des Soc. des b.-a. XXVIII 567. —
Herluison, Actes d’etat-civil d’artistes frang.
H. Stein.
Aubry, G u i 1 1 a u m e, Miniaturmaler, 1526
bis 28 mehrfach als Zeuge in Tours erwähnt.
Giraudct, Les Artistes Tourangeaux 1885.
Aubry, Hubert, Bronzegießer, Frankreich,
19. Jahrh. Von ihm in der Sammlung San
Donato in Florenz (aufgelöst 1880) ein sprin-
gender Hirsch in Bronze. **
Aubry, Jacques, Architekt in Mans,
machte zusammen mit seinem gleichnamigen
Sohne 1769 den großen Altar der Eglise de
Loue für den Preis von 1454 livres.
E s n a u 1 1, Dict. d. art. et artisans manceaux
I, publica p. Denis, Laval, 1899. **
Aubry, Jean, Holzbildhauer in Tours, lei-
stet Mitte Oktober 1471 König Louis XI. den
Treueid.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Aubry, Jean, französ. Kupferst, lebte
1601 in Nantes (Loire-Inferieure).
Nouv. Archives de l’art frang. 3e s£r. t. XIV
1898. /. Guibcrt.
Aubry, Jean, französ. Zeichner und Kup-
ferstecher zu Paris, Ende des 18. Jahrh. —
Man kennt von ihm Kupferstiche für „Le
Cours de Botanique pour servir ä l’Education
des enfants de S. A. le duc d’Orleans", Paris
1789.
Le Blanc, Manuel. P. A. Lemoisne.
Aubry, Johann Philipp, Kupferstich-
verleger und Kupferstecher • in Frankfurt a.
M. in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh., ge-
hört ohne Zweifel zu derselben Familie, wie
Peter und Abraham A. Stach zahlreiche
schlechte Blätter, darunter Tierstücke zu J.
Ludolf, Historia Aethiopica. Francof. 168L
Nach J. H. Roos.
Heinecken, Dict. — F ü s s 1 i, Kstlerlex. II
u. Neue Zus. — Gwinncr, Kunst u. Künstler
in Frankfurt. — y.
Aubry, Joseph, französ. Maler, arbeitete
in Cacn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
Sein Name ist nur durch Steuerlisten 1763
bis 1783 bekannt.
Rcun. des Soc. des b.-a. XXIII 84.
F. L. Bruel.
Aubry, Louis, Schweizer Landschafts-
maler in Paris, geb. in La Chaux-de-Fonds
16. 8. 1867, Schüler von Barthelemy Menn in
Genf, stellte seit 1895 in Neuchätel, 1896 und
1901 in Genf, 1901 in Vevey aus. Er schließt
sich der Richtung der Plcinairistcn an.
P h. Godet bei Brun, Schweizer Kstlerlex.
Aubry, Louis Frangois, Maler u. Mi-
niator, geb. zu Paris 1767, f 16. 6. 1851, Schü-
ler von Vincent und später von Isabey, stellte
seit 1798 aus. 1804 waren im Pariser Salon
8 Miniaturen von ihm, die gelobt wurden.
Seine Blütezeit war während der Restaura-
tion. Eine vortreffliche Miniatur einer har-
fenspielenden Dame (Salon 1814) jetzt im
Louvre. 1831 stellte er das Porträt der
Gattin von Louis Philippe aus und im Salon
1838 fanden sich Arbeiten von ihm. Auf der
Miniaturenausstell. in der Biblioth. Nat. in
Paris, 1906, war er mit den Miniaturporträts
der Schauspielerin Beimont und des Mini-
sters I.c Camus vertreten.
Meyer, Kstlerlex. — Bellier-Auvray,
Dict. gen. — Catal. de l'cxpos. d’oeuvres d'art du
18 s. ä la Bibi. Nat. 4 Paris. — Gaz. d. h.-arts
1894 I 322. E. W. Braun.
Aubry, M a r c, s. Aubry, Adrian.
Aubry, Mathilde, französ. Porträt-Bild-
hauerin, stellte im Salon 1885 — 1890 einige
weibl. Marmorbüsten und Studienköpfe aus.
Katal. d. Salon. H. V .
Aubry, Peter I., aus Francheville bei
Marson in der Champagne gebürtig. Porträt-
stecher, kam in seiner Jugend nach Straßburg,
wo er bei Gcrmain de Loye, Kunstdruckerei, in
der Lehre war. 1609 kaufte er das Bürger-
recht und übernahm das Geschäft seines Lchr-
herrn; er starb 1628. — Als Künstler ohne
besonderes Verdienst, wenigstens heben sich
die wenigen, nach den frühen Datierungen
für ihn in Anspruch zu nehmenden Porträts
aus der ausgedehnten Produktion seines und
seines Sohnes Verlags nicht heraus. Ein sol-
ches Blatt ist das Porträt Michael Maurers,
datiert 1618. Seyboth.
Aubry, Peter II., Sohn des vorhergeh.,
geb. 1610 in Straßburg, übernahm nach dem
Tode des Vaters das Kunstverlagsgeschäft,
das er bis zu seinem Tode 1686 betrieb. Es
umfaßte eine große Menge Porträts namhaf-
ter Persönlichkeiten der Zeit, von denen er
eine Anzahl eigenhändig aber ohne besondere
Kunst gestochen hat. Auch einzelne Titel-
232
Aubry — Aubuisson
blätter, Illustrationen und Städtcansichten
gingen aus seinem Verlage hervor. Die Ar-
beiten des Vaters sind von denen des Sohnes
nur durch einige ganz selten angegebene Jah-
reszahlen zu unterscheiden. Ziemlich häufig
aber finden sich Blätter, die außer der Be-
zeichnung Peter Aubry sc. oder cxcud. noch
die Adresse des Buchhändlers Joh. Tscher-
ning tragen.
Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Monogr.
IV 2774, 2915. Seyboth.
Aubry, Pierre, Bildschnitzer von Tours,
Sohn des dortigen Bildschnitzers Jehan A.,
erhält am 22. 12. 1539 den Auftrag zur Voll-
endung zweier Altaraufsätze.
G i r a u d e t, Artist, tourangeaux. 1885 p. 7.
H. V.
Aubry, Theodore, Maler in Nancy, nur
dem Namen nach durch eine Urkunde vom
11. 9. 1764 bekannt.
Reunion des Soc. d. b.-arts XXIII 401.
F. L. Bruel.
Aubry-Lecomte, Hyacinthe - Louis-
Victor-Jean-Baptiste, Maler, Zeich-
ner und vor allem Lithograph (gen. der König
der Lithographen), von französ. Eltern geb.
31. 10. 1787 in Nizza, f 2. 6. 1858 zu Paris,
Schüler von Girodet-Trioson, der ihn anregte,
das neue Lithographie-Verfahren zu probieren.
Als erste Versuche des Künstlers gibt man
gewöhnlich 16 Lithographien an, die 1821
ausgeführt wurden nach dem Gemälde von
Girodet: Les Oeuvres des heros frangais re-
gues dans le palais aerien d’Ossian. Indes-
sen existiert von ihm noch ein kleines Por-
trät, das seine Frau darstellt und 1820 A. L.
signiert ist. Er reproduzierte ein ganze An-
zahl von Gemälden seines Meisters Girodet,
aber vor allem war er ein vorzüglicher Inter-
pret Prud’hons. Hinsichtlich der Technik
des Verfahrens muß man wohl unterscheiden
zwischen seinen Werken vor 1835 — 1840, und
seinen späteren, die jene im allgemeinen weit
übertreffen. Bei ersteren ist das Verfahren
etwas monoton, das äußere Ansehen schwärz-
lich und ein wenig grob; man sieht die litho-
graph. Arbeit zu stark und die besondere
Art des Originals kommt nicht genug zur
Geltung. In der zweiten Periode seiner
Künstlerschaft ist Aubry-Lecomte ein Vir-
tuose, seine Arbeit verfeinert sich und wird
so schmiegsam, daß man glaubt, einen wirk-
lichen Prud’hon, Girodet oder Raffael vor
Augen zu haben. Man könnte sagen, Aubry-
Lecomte machte dasselbe aus der Lithogra-
phie, was Jules Jacquemart aus der Radie-
rung machte. Bei allen beiden ein ausge-
zeichneter Sinn für die Eigenschaften ihrer
Vorbilder und eine unvergleichliche Geschick-
lichkeit der Hand. Aubry-Lecomte ist es
sogar gelungen, der Lithographie den täu-
schenden Anschein des alten Kupferstichs zu
geben, z. B. mit „Eve“, die von weitem wie
ein Stich von Marc-Anton Raimondi nach
Raffael wirkt. — Der Erfolg Aubry-Lecomtes
war bedeutend ; das Erscheinen eines neuen
Werkes von ihm war stets ein Ereignis. Die
berühmtesten Stücke aus seiner ersten Schaf-
fensperiode sind: Joconde (Leon, da Vinci)
1824, l'Enlevemcnt de Psychä (Prud’hon)
1824. Nach 1840 sind alle seine Arbeiten
nennenswert Unter anderen Stücken führte
er 1847 eine Madonna nach Prud’hon aus,
dann: les Petits Fileurs, les Petits Devideurs
(1848), L’Etude guide l’cssor du genie
(1845), les Vendangcs (184S) Faksimile-
Meisterwerk nach einer Zeichnung Prud’hons,
Marguerite (1849). — Außerdem schuf er
Reproduktionen von Werken Hersents, des
Baron Gerard, H. Vemets, Dejuinnes usw.
— Gleich Jacquemart, dem wir ihn weiter
oben verglichen, führte er auch Reproduk-
tionen nach eigenen Zeichnungen aus, z. B. :
Portrait de Mme Aubry-Lecomte (1820) ;
Figures chinoises (1826 — 1829 ) 3 pl. ; La
Robe de soie (portr. de Mme Aubry-Lecomte)
1827; Toilette du matin (portr. de Mlle N.)
1830, Toilette du soir (portr. de Mlle B.)
1831; La Natte (portr. de Mme Blanqui)
1831 ; Ruines de Pierrefonds 1831 ; Portr. de
Mlle Aubry-Lecomte 1834; Vue de Com-
piegne 1835; Abbaye d’Ourscamps 1835; Ab-
baye de St Pierre 1835 ; St. Jean aux Bois
1835 ; Camp de Compiegne 1837 ; Marie
(portr. de Mlle Aubry-Lecomte) 1835; Portr.
de Mlle Aubry-Lecomte 1840 ; Modestie
(portr. de Mlle Aubry-L.) 1841 ; Mme L.,
1842 ; Portr. de Gust. Chätenet, 1847 ; tyfarie
Potocka. — Aubry-Lecomte hinterließ dem
Kupferstichkabinett der National-Bibliothek
307 Probedrucke, die er für diesen Zweck
aufbewahrt hatte. Dort kann man den Künst-
ler am besten kennen lernen.
Einen Katalog seines Oeuvre gibt Aug. Gali-
mard, Les Grands artistes contemporains : Au-
bry-Lecomte 1860. — Meyer, Kstlerlex. (Kat
seiner Werke). — Bellier-Auvray, Dict.
— B e r a 1 d i, Grav. du XIXe s. — Lavigne,
Etat-civil d’art. frang. Paris 1881. /. Guibert.
Aubry, s. auch Aubery.
Aubryet, Maurice, Landschaftsmaler in
Paris, geb. zu Pierry (Marne), Schüler von
J. Lcfcbvre und Le Roux, stellte wiederholt
(1875 — 1896) im Salon aus (Küstenmotive
der Normandie, griech. Landschaften etc.).
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. —
Katal. d. Salon. //. V.
Aubryot, s. Aubriot.
Aubuisson, Julien Honore Gcrmain
Marquis d’, französ. Historienmaler, geb.
17S6. Im Pariser Salon 1812 befand sich von
ihm: Abschied des Paris von Helena; 1814:
Hektor zwingt Paris, Helena zu verlassen ;
1822: Die Bändigung des Bukcphalus durch
Alexander und Bestrafung Hebes.
Bellier-Auvray, Dict. gen. I. — Bryan,
Dict. of paint. Ed. 1903. H. F.
233
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Auburtin — Audebert
Auburtin, Francis, französ. Maler, geb.
in Paris 2. 12. 1866, Schüler von Puvis de
Chavanncs, Mitglied der Societe nat. d. b.-
arts, debütierte mit dekorativen Landschafts-
bildern aus der Bretagne, dann mit Motiven
von der Küste des Mittelländischen Meeres.
Im Salon 1903 stellte er zwei Werke dieser
Art aus: Oktobermorgen und Oktoberabend.
Schon seit 1897 hatte sich sein Geschmack
für die dekorative Richtung im eigentlichen
Sinne entschieden, und abgesehen von ver-
schiedenen Landschaften, Marinen und Por-
träts (Miß Helen H., Salon 1905), ist er
dieser künstlerischen Auffassung bisher treu
geblieben. Seine Danses nues sur fond de
soir (Salon 1902) im Freskostile zeigen das
Streben des Malers, seine Kunst den Tradi-
tionen der großen Dekorateure früherer Zeit,
insbesondere den lichterfüllten Landschaften
Puvis de Chavanncs zu nähern, und seine
alljährlich in den Salons erscheinenden Ge-
mälde verraten eine zunehmende Neigung
für mythologische und antike Vorwürfe. Sein
Gemälde im Salon 1907 „Der Wald und das
Meer“ bezeugt mit einer wirklichen Kraft des
Ausdruckes, daß der Künstler unter der Form
allegorischer Figuren Naturpoesien darzustcl-
len vermag, ohne sich zu kindlichen oder
rätselhaften Symbolen verleiten zu lassen. In
diesem Gemälde von großem Format hat der
Künstler Sirenen am schroffen Meeresufer
dargestellt. Aus der weiten See kommend,
lauschen sie mit sehnsüchtigen Gesten dem
Flötenspiel des jungen Pan, der hoch oben
unter dem Schatten einer sturmtrotzenden
Pinie seine lockenden Weisen ertönen läßt.
Das Werk ist in einer Märchenstimmung ge-
halten, graublau, grau und rosa, was zusam-
men ihm hohen Reiz und Wirkung verleiht.
Chronique des Arts 1897, 23. — L’art d6cora-
tif IV 265, 67 u. a. O. — The Studio XXVIII
62; XXXV 242. — De Fabrice, Los peintres
de la Bretagne 1898. — Katal. des Salons.
Gustave Geffroy.
Auburtin, H., Landschaftsmaler in Paris,
stellte im Salon 1895 bis 1900 meist Schwei-
zer Landschaften aus.
Katal. d. Salon. H. V.
Auburtin, Jacques Marcel, Architekt
in Paris, geb. daselbst 1872, Sohn des Archi-
tekten Alexandre Emile A. (1838 in Metz
geb., f 1899). Von ihm und G. Umbdenstock
stammt der Entwurf zu dem sehr bemerkens-
werten Palais des armees de terre et de mer
auf der Pariser Weltausstellung 1900.
D e 1 a i r c, Lcs architcct. cl6v. 1907 p. 164.
— Zeitschr. f. bild. Kst. N. F. XI 211. H. V.
Aubyn, Saint-, s. Saint-Aubin.
Aucel, J e li a n, französ. Goldschmied, er-
hielt 1566 laut Ausweis der Comptcs Royaux
Zahlung für einen kupfernen Hostienbehälter
(„custodc“).
T e x i e r, Dict. d'Orfevrerie (Paris 1857)
p. 192. *
Auchemant, Pierre, burgundischer Werk-
meister, überwachte 1511 den von Jean Per-
real geleiteten Bau der Kirche von Brou.
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Auchentaller, Josef Maria, Österreich.
Maler und Zeichner für das Kunstgewerbc.
Geb. in Wien-Penzing, Schüler der Wiener
Akad. (1886, 1888 und 89 versch. Preise).
Er zeichnete anfangs Plakate und auch in
seinen Bildern („Unter den Sternen“, „Venus
Erwachen“ u. a., auch Bildnisse), die von
engl. Kunst nicht unbeeinflußt sind, bekundet
er seine Zugehörigkeit zur modern-dekora-
tiven Richtung. Außerdem vielfach hervor-
ragend tätig für das moderne Kunstgewerbe
und für die dekorative Ausgestaltung der
Ausstellungen der „Sezession“ in Wien (u. a.
1902 bei der Ausstellung von Klingers Beet-
hoven). Lebt in Wien.
H e v e s i, österr. Kunst S. 306. — Ders., 8
Jahre Sezession. — „Die Kunst" (Bruckmann),
Bd. IX, S. 414 (m. Abb.). — y.
Aucissa, etruskischer Bronzearbeiter, ver-
fertigte Bronzefibcln.
M i 1 a n i, Strcna Ilelbigiana S. 193 ff.
Altmonn.
Aucquier, s. Anquier.
Aucus, M. J. F., Töpfer der gallorömischen
Epoche. Sein Name auf einer großen Schüs-
sel mit Rand, im Museum zu Nancy.
Reunion d. Soc. d. b.-arts XXIII 607. **
Audebert, Glockengießerfamilie aus Arras
im 16. Jahrh., deren tätigste Mitglieder nach
Rechnungsvermerken Pierre (1508) u. seine
Söhne Jean und Simon gewesen zu sein
scheinen.
Champeaux, Dict. d. Fondeurs. **
Audebert, französ. Bildhauer in Toulon,
führte 1757 die Darstellg. des hl. Geistes über
der Pforte des Höpital de la Giarite aus.
Rev. de l’art frang. 1888, 178; 1894, 202.
Lami.
Audebert, Jean Baptist e, Miniatur-
maler und Radierer für z. T. selbstverfaßte
naturwissenschaftliche Werke, geb. zu Rochc-
fort 1759, f zu Paris im Dez. 1800, bildete
sich in Paris aus, bereiste darauf Holland und
England. Seine früheste Arbeit sind die
Zeichnungen in Olivicrs Histoire des insectes,
sein erstes selbstvcrfaßtes Werk die mit 60
eigenhändig gezeichneten und radierten, in
Farben gedruckten Platten ausgestattete Hi-
stoire naturelle des singes etc., Paris 1800.
Fol. Die Histoire des colibris etc. wurde
nach seinem Tode 1802, die von ihm unvoll-
endet zurückgelassene Histoire des grimpc-
raux et des oiscaux de paradis 1803 von J.
P. Vieillot herausgeg. : beide Werke bilden
den I. und II. Band der Oiseaux dores ou ä
reflets metalliqucs, Paris 1803, gr. Fol. Eine
verdienstliche Neuerung von ihm ist, daß er
verschiedene Farben auf eine einzige Platte
auftrug und sich dabei der Ölfarben statt der
Aquarellfarben bediente. Außerdem hat A.
234
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Audebertus — Audes
auch einige Miniaturporträts und Genrebild-
chen gemalt.
Meyer, Kstlerlex. — Nouv. Archiv, de L’Art
Fran?., 2. S6rie, II 342. H. V.
Audebertus. Dieser Bildhauer (aus Saint-
Jean-d’Angely) muß der Schöpfer des plast
Schmuckes am Portal der Kirche Saint-Hilaire
zu Foussay (Vendee) sein, das vom Ende des
12. oder Anfang des 13. Jahrh. datiert. Der
Name des Künstlers findet sich an der Basis
eines großen Flachreliefs eingraviert, das die
Kreuzigung darstcllt.
De Longuemar, Mimoires de la soc. des
antiq. de l’ouest 1853, p. 81 — 85. Lami.
Audefroy, C h r e t i e n, Holz- und Orna-
mcntbildhauer, lebte in Bethune, wo er 1470
die Chorbühne in der Kathedrale ausführte.
1495 war er an verschiedenen Werken be-
schäftigt, die ihm die Bürgerschaft für das
Stadthaus aufgetragen hatte.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Audefroy, Jean, französ. Ornamentbild-
hauer, Sohn des Chretien, geb. zu Bethune, ar-
beitete daselbst 1405 mit seinem Vater und
war 1510 an einem Brückenbau ebendort mit-
beschäftigt.
De La Fons-Milicocq, Lcs Artistes
du Nord de la France, 1848 p. 88, 194. H. V.
Audenaerd (oder Auden-Aert), Robert
van, belg. Maler, Stecher und Radierer, geb.
in Gent 1663, Schüler von Micrhop und H.
von Cleef, seit 16S5 38 Jahre lang in Rom,
zuerst in C. Marattas Schule tätig, f in seiner
Vaterstadt 1743 und in St. Bavo begraben.
Die Gemälde, welche das Mus. und die Kir-
chen von Gent besitzen, zeigen ihn als einen
Maler von einem gewissen Verdienst, beein-
flußt von seinem Lehrer Maratta, als eine Art
Raphael Mengs. Ein Gemälde im Mus. in
Gent, „Die Mönche der Abtei Baudeloo im
Kapitclsaale vereinigt", zählt ca. 38 Personen.
Aber das andere ihm früher dort zugcschr.
Gruppenbild der Korporation des Bouchers
ist jetzt als Werk seines Lehrers Cuyck
(Mierhop) nachgcwicscn. In der Kirche S.
Nicolas sieht man von ihm eine Himmel-
fahrt Mariae; in S. Jacques das Martyrium
der hl. Katharina; im Petit Beguinage Chri-
stus unter den Schriftgelehrtcn. Er hatte als
Schüler J. B. van Volxsons und Franq. Pilsen,
der hauptsächlich Stecher war und auch
A.s Selbstbildnis im Stich reproduzierte.
Man nennt als seinen Schüler auch Jean
de Leycn, der 1728 Maler Louis’ XV. wurde
und ausgezeichnete Porträts unter dem Na-
men J. J. Dcslyens malte. Als Radierer bil-
dete A. außer Pilsen, A. Jansscns. Seine Art
zu radieren erinnert an C. Marattas geistreich
skizzierende und malerisch wirksame Manier.
Seine Kupferstiche sind ziemlich weich behan-
delt und haben dabei Kraft. Bisweilen nahm
er sich C Blocmacrts viereckige Kreuzschraf-
ficrung zum Muster, aber mit Anwendung des
Vorätzens, was keine gute Wirkung hervor-
bringt, weil dieses Korn die ganze Sauberkeit
und Gleichmäßigkeit der alleinigen Grabstichel-
arbeiterfordert. In einer anderen freieren, kräf-
tigeren Weise und viel glücklicher stach er
mehrere Blätter nach Maratta, Domenichino,
Ann. Carracci. Er ist nicht zu leugnen, daß R.
v. A. ein höchst achtbarer Künstler war. Die
Geburt der Maria und ihr Tod sind sehr gute
Blätter, am vortrefflichsten die Marter des
hl. Blasius und die Rosenkranzverteilung.
Das Werk dieses Meisters ist beträchtlich;
den ansehnlichsten Teil desselben bilden die
Blätter, die ihn C. Maratta nach seinen Zeich-
nungen und Gemälden ausführen ließ. Auf
den Blättern, wo sein Name ganz ausgeschrie-
ben ist, lautet derselbe: R. V. Auden Aerd
oder R. V. Auden Aert, und nicht Auden-
aerde, wie sich überall angegeben findet.
Meyer, Kstlerlex. (Katal. s. Radier.). —
Ed. de Busscher, Biogr. nat. — Chron. d.
arts 1899, 196. — Not. von H. Hymans.
Audenaerde, J. d’. Von einem Maler dieses
Namens sollen sich nach einem 1772 in Lille
erschienenen Guide des etrangers Bilder in
Lille befunden haben.
Houdoy, Etudes Artistiques, Paris 1877. **
Audenrith, Johann Heinrich, Zeich-
ner und Aquarellmaler, doch nicht Künstler
von Beruf, geb. am 8. 4. 1816 in Siegritz
(Bez.-A. Ebermannstadt), lebte als Weber,
später als Faktor in einer Drahtfabrik in
Nürnberg, wo er am 13. 4. 1896 starb.
Ihn reizten die malerischen Schönheiten
Nürnbergs* und er wußte sie mit großem Ge-
schick wiederzugeben. Die Staffage ward ge-
legentlich von Künstlern wie Jäger, Krämer,
Lor. Ritter, Fried. Wanderer, Weigand u. a
hinzugefügt. Die Hauptmasse seiner zahl-
reichen Blätter befindet sich in der Kunst-
sammlung der Stadt Nürnberg. Eine Aus-
wahl seiner Ansichten von Nürnberg wurde
1881 von W. Biedc in Lichtdruck heraus-
gegeben. T. H.
Audeoud, Jean Franqois (gen. James) ,
Miniatur- und Emailmaler, geb. 2. 10. 1793
in Genf, f das. 12. 3. 1837. Von ihm im Musee
Rat in Genf ein Kinderbild nach An. Carracci.
Er ist auch der Verfasser eines Traite de la
pcinture sur email und besaß eine renom-
mierte Gemäldesammlung, deren Katalog er
1847 publizierte.
A. de Montet bei Brun, Schweiz. Kstlerlex.
*»
Auder, französ. Kupferstecher der zweiten
Hälfte des 18. Jahrh. in Paris. Man kennt
von ihm zwei Stiche, benannt: premiere et
deuxiemc vues de Dunkerque, nach J. Vernet,
ebenso: premiere et seconde vue de l’isle de
la Grenade, nach F. Kobell.
Le Blanc, Manuel. — Portalis et B e -
raldi, t. III, Appcndice. — Ottley, Noticcs.
P. A. Lcmoisne.
Audes, M a n u c 1 c d e, span. Maler um 1754.
Z a n i, Enc. II 236. A
235
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Audfray — Audouin
Audfray, E t i e n n e J., Porträt- u. Genre-
maler in Paris, geb. in Saint-Christophe-du-
Bois (Maine-et-Loire), Schüler von P. Flan-
drin, stellte wiederholt (1875—1894) im Sa-
lon aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Audiat, F e 1 i c i e, Genremalcrin in Paris,
geb. daselbst, stellte im Salon 1864 — 1879
wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict, gin. und Suppl.
//. V.
Audibert (Audebcrt), Pierre Alphon-
s e, französ. Lithograph, geb. vor 1870 in
Montpont-sur-l’Isle, f Ende Oktober 1903
in La Garenne-Colombes, erhielt 1891 und
1893 Auszeichnungen auf den Pariser Salons
und 1900 auf der Exposition universelle eine
silberne Medaille.
Singer, Kstlcrlex. Nachtr. 1906. — Bulletin
de l’art ancicn et mod. 1903 p. 275 (Nekrolog).
H.V.
Audibran, Francois Adolphe Bru-
ne a u, französ. Stahl- und Kupferst., geb. 8. 9.
1810 in Paris, Schüler von Gerard, stellte
1840 — 1S65 in den Salons aus. Er arbeitete
nach Raffet, Winterhaltcr, C. Vernct, Steu-
ben und Tony Johannot.
Le Blanc, Manuel. — Bellier-Au-
vray, Dict. gen. — Beraldi, Grav. du XIXe
s. — Meyer, Kstlcrlex. /. Guibert.
Audiffred, Charles-Edouard, fran-
zös. Landschaftsmaler, geb. in Dijon (Cöte-
d'Or) um 1818, t in Fontainebleau 1861,
stellte im Salon 1841 — 1852 wiederholt aus
(Motive aus der römischen Campagna, dem
Loiregebict etc.). Er hat gelegentlich auch
lithographiert, z. B. : Ruines et vallee de la
Rochepot, Fol.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. H. V.
Audiger, Toussaint, Glasmaler der Stadt
Troyes, führte von 1594 — 1602 in der Kirche
Sainte-Sabine les Troyes bemerkenswerte
Glasmalereien aus.
Socidtö archiologique de l’Aube. H. Longnon.
Audinet, Claude, französ. Bildhauer, tätig
um 1629 in Nantes.
Nouv. arch. de l’art frang. 1898 II. Lami.
Audinet, E t i c n n e, französ. Bildhauer, ge-
bürtig aus dem Bezirk von Cambray, lebte
1447 in Carpentras (Vaucluse). Er ging dann
nach Marseille und ließ sich 1450 endgültig
in Aix (Provence) nieder. Am 22. 4. 1447
verpflichtete er sich der Brüderschaft von
Notre-Dame-de-la-Garde in Marseille, für die
7 Betkapellen ihres Kirchenweges binnen 5
Jahren 7 Flachreliefs auszuführen, die „die
sieben Freuden Mariae“ darstcllen sollten.
Der Künstler lebte noch 1466, zu welcher
Zeit er ein Steinkreuz in Marseille anfertigte.
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Audinet, Philipp, mittelmäßiger Porträt-
stcchcr in Linien- und Punktiermanier, fran-
zös. Herkunft, tätig in London, geb. in Soho,
London, 1760, f am 18. 12. 1837 daselbst,
Schüler von John Hall. Er stach die Por-
träts für Harrisons Biographical Magazine
und arbeitete viel nach Pierre Danloux, der
sich während der französ. Revolution in Lon-
don aufhielt. Zu seinen besten Blättern ge-
hören die Porträts von Sir Benj. Hobhousc
und von Sir Will. Domville.
Redgravc, Dict. — Meyer, Kstlcrlex.
(mit Oeuvre u. ält. Lit.). •*
Audis, Jean, französ. Steinbildhauer, ar-
beitete um die Mitte des 15. Jahrh. an der
Kathedrale zu Rouen und an der Kirche von
Sees. 1463 erhielt er einen Freibrief nach
Ferte Bernard zum Bau einer Kapelle. 1457
wird er als Schöpfer eines großen Steinbildes
des hl. Michael an dem Portal der Libratiers
in Rouen genannt
Lami, Dict. d. sculpt. — E s n a u 1 1, Dict.
d. artistes manccaux. R.
Audit, Werkmeister aus Trcguicr, erbaute
1500 — 1512 die Kirche zu Trcdrcz (Cötes du
Nord.).
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Audouard, Louis und P h i 1 i b e r t, Pa-
riser Zeichner für Juwelen und Goldschmiede-
arbeiten in den 50er und 60er Jahren des 19.
Jahrh., hauptsächlich für das Haus E. Fro-
ment-Meuricc in Paris tätig.
D u s s i e u x, Artistes frang. ä l’etranger,
1876. — Gaz. d. b.-arts XIV 536, XXIV 127 bis
134. *•
Audouin, Pierre, sehr geschickter Kupfer-
stecher. geb. 1768 zu Paris, f 1822, Schüler
von Beauvarlct, wurde Graveur der Kaiserin
Mutter und Louis’ XVIII. Er st. ach viel nach
alten Meistern, z. B. Jupiter et Antiope nach
Allegri ; Venus blessce nach Raphael ; jeune
Femme etudiant sur la Mandoline nach Tcr-
burg; los Meninas nach Velasqucz. Seine
Haupttätigkeit aber waren Porträtstichc und
die besten darunter sind : Heinrich IV. nach
Pourbus; Ludwig XVI.; Ludwig XVIII.
nach Laurent; Bonaparte als I. Konsul nach
Bouillon; Napoleon nach de Chatilion und
nach Vauthicr; Marie-Louise nach Bosio;
Ludwig XVIII. nach Bouillon; Karl X. nach
Saint: Herzog von Angouleme nach Bralle,
der Herzog von Berry nach Augustin, die
Herzogin von Angouleme nach Dumont, und
die Herzogin von Berry nach Hesse.
Meyer, Kstlerlex. (ausführl. Oeuvre). —
Portalis et Riraldi, Les graveurs d. XIXo
s. — Arch. de l’art frang. — Nouv. Arch. de l’art
frang. IX 318. — Bellier-Auvray, Dict.
g6n. — Le Blanc, Manuel. P. A. Lemoisnc.
Audouin, Pierre E 1 i c, Maler u. Zeich-
ner, geb. zu Poitiers 1798, t zu Niort 23. 8.
1864. Er leitete gegen 40 Jahre lang die
öffentliche Zcichcnschule zu Niort. Seine
ersten künstlerischen Arbeiten sind Minia-
turen. Später malte er meist in Aquarell und
nur eine geringe Zahl Gemälde hat er in öl
ausgeführt. Eins der letzteren: Der Bettler,
befindet sich im Museum von Niort, welches
236
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Audra — Audran
auch eine hübsche Ansicht der Stadt in Was-
serfarben besitzt — Die Ansicht des Genfer
Sees gilt für eines seiner besten Werke.
Meyer, Kstlerlex. **
Audra, Jean Francois, Maler u. Kup-
ferstecher, geb. in Genf 5. 11. 1760, f daselbst
29. 1. 1847, seit 1796 Direktor der dortigen
Zeichenschule, malte und stach einige Land-
schaften und Veduten.
Ch. Eggimann bei Brun, Schweizer. Künst-
lerlex. H. V.
Audra, Paul, begabter franzäs. Genre-
maler, wurde 1891 27jährig von der Schwind-
sucht dahingerafft, war im Pariser Salon
1888 vertreten („Lawn-tennis“). Sein auf
dem Champ-de-Mars ausgestelltes briefschrei-
bendes Mädchen („La Lettre“) trug ihm ein
Reisestipendium von 3000 Francs ein.
La Chronique des arts 1891, p. 46. — Katal.
d. Salon. H. V.
Audran, Antoine, französ. Stecher, ge-
tauft 26. 11. 1673 in Lyon, war der Sohn von
Germain A.
Nouv. Arch. de l'art frans. 3e s6r. III 202.
1. Guibert.
Audran, B e n o i t, der erste dieses Namens
unter den Stechern der Familie A. und dar-
um Benoit I. genannt, geb. 22. 11. 1661 zu
Lyon, Sohn des Stechers Germain A., wurde
mit 15 Jahren nach Paris geschickt und dort
von seinem Onkel, dem berühmten Gerard A.,
erzogen. 1715 wurde er „Conseiller de l’Aca-
demie de peint." und führte den Titel „Gra-
veur du Roi“. Er wohnte 1698 Rue St Jac-
ques ä lTmage de St Prosper und 1714 im
Luxembourg in einem Logis, das ihm vom
König bewilligt worden war. Er starb 2.
10. 1721 auf seinem Landgut L’Ouzouer bei
Sens. — Ein Katalog seiner Werke von 266
Nummern findet sich in Le Biancs Manuel,
ein anderer im Kstlerlex. von Meyer. Er
führte Stiche mit allen möglichen Sujets
nach verschiedenen Malern aus, religiöse,
mytholog., allegor., geschichtl. Szenen, Por-
träts und Wappen. In gewissen Fällen ahmt
er sichtbar Gerard nach; aber wenn er auch
verstand, sich der feinen geschmeidigen Ar-
beit, der Zeichnung und Punktierung seines
Lehrers zu assimilieren, hatte er doch nicht
dessen großartige Breite der Behandlung.
Um sich davon zu überzeugen, genügt cs,
die großen Kupferstiche Gerards nach Le-
bruns „les Batailles d’Alexandre“ mit densel-
ben von Benoit ausgeführten zu vergleichen.
Das große, etwas theatralische aber sehr de-
korative Gemälde Lebruns, so großzügig und
malerisch von Gerard wiedergegeben, ist in
der Benoitschen Wiedergabe ganz kleinlich
und süßlich. Benoit reproduzierte im Stich
die Gemälde des Herzogs Philippe d’Orleans,
z. B. : les Amours de Daphnis et de Chloe.
Meyer, Kstlerlex. — Bcllier-Auvray,
Dict Suppl. — Dussieux, Les artistes franq.
ä l’etranger. — Arch. de l’Art franq. I 377 ;
II 58, 60, 64, 97. 357 ; IV 56, 57. — Nouv. arch.
de l'art franq. XII Keg. — Heller- Andre-
s e n, Handb. f. Kupfcrstichslr. I. — J a 1, Dict.
crit. — Portalis et Bcraldi, Grav. du
XVIIIe s. — Gaz. des Bcaux-Arts an vielen
Stellen, s. Tables alphabetiques. J. Guibert.
Audran, Benoit II., französ. Stecher, Sohn
u. Schüler von Jean A., geb. 17. 2. 1698 in
Paris, f 9. 1. 1772 daselbst, fügte sich würdig
in diese Künstlerfamilie ein. Man hat seine
Werke häufig mit denen seines Onkels Be-
noit I. verglichen. Er führte Stiche nach
verschiedenen Malern aus, besonders nach
Paolo Veronese, Poussin, Natoire, aber der
interessanteste Teil seines Werkes ist der-
jenige, den er nach den „galanten Szenen“
Antoine Wattcaus ausführte. Wenn er in
der Interpretation dieses berühmten Meisters
auch nicht die Meisterschaft Laurent Cars’
ereichte, so ist doch sein Talent nicht ge-
ring cinzuschätzen.
Meyer, Kstlerlex. (Verz. seiner Werke). —
Le Blanc, Manuel (Verz. seiner Werke). —
Heller-Andrcsen, Handb. f. Kupferstich-
slr. I. — J a 1, Dict. crit. — Portalis ct
Beraldi, Grav. du XVIIIe s. — Nouv. Arch.
de l’Art franq. XII. — P i o t, Etat civil, de
quelques art. franq. Paris 1873. /. Guibert.
Audran, Charles, französ. Radierer und
Kupfcrst, geb. 1694 zu Paris, ein Bruder des
Claude, des Stammvaters dieser ganzen Künst-
lerfamilie. Charles wohnte lange Zeit in
Rom, wo er, nach Aussage Maricttcs, der
Schüler de Greuters war. Er starb 1074 in
Paris ohne Kinder. Die Manuskript-Auf-
zeichnungen Mariettes, die im Pariser Kup-
ferstichkabinett aufbewahrt werden, enthalten
einen Katalog seiner Werke. „Die Familie
A." sagt Marictte, „so fruchtbar an geschick-
ten Stechern, verdankt in gewissem Sinne
die Begründung und den Anfang ihres Rufes
Charles A. Er war es, der sich zuerst der
Kupfcrstcchcrci zuwandte und der, nachdem
er sich dafür entschieden hatte, durch sein
Beispiel sowohl seinen Bruder, als auch seine
Neffen bestimmte, einen Beruf zu ergreifen,
in dem Gerard, der eine dieser Neffen, später
mit so großem Erfolge tätig war. — Er war
ein guter Zeichner und führte seine Stiche
in künstlerischer Weise aus. Es hat ihm
nur an Gelegenheit gefehlt, seine Talente in
ihrer ganzen Ausdehnung zu entfalten.“ —
A. führte eine große Menge von Stichen aus
mit religiösen Sujets, Titelkupfcr theolog.
Bücher, Porträts und Wappen. Der Katalog
seiner Werke (von Le Blanc aufgestellt) um-
faßt 349 Nummern.
Meyer, Kstlerlex. (Katal. seiner Werke). —
I. e Blanc, Manuel. — Bcllier-Auvray,
Dict. Suppl. — Archivcs de l’Art franq. VI. 10. —
Nouv. arch. de l’Art franq. 3e s<ir. III 1887,
Reg. — M a r i e 1 1 e, Abeccdario. — Heller-
Andresen, Handb. f. Kupferstichs! r. I. —
J a 1, Dict crit. — Gaz. des B.-Arts. 2e scr. XIV
420, 427. J • Guibert.
237
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Audran
Audran, Claude I., französ. Stecher,
Bruder und Schüler von Charles A., gcb.
1597 zu Paris, ließ sich in Lyon nieder, wo
er am 18. 11. 1675 starb. Germain, Claude II.
und Gerard A. waren seine Kinder (alle drei
Stecher und Schüler ihres Onkels Charles).
Die Arbeit des Claude I. erinnert an gewisse
Stücke Corn. Corts, Agostino Carraccis und
Fr. Villamenas. Sein wenig bedeutendes
Werk umfaßt einige religiöse Szenen sowie
einige Porträts.
Meyer, Kstlerlex. (Katal. seiner Werke). —
Le Blanc, Manuel (Katalog). — Bellicr-
Auvray, Dict. Suppl. — Guilmard, Les
Maitrcs omemanistes. — J a 1, Dict. crit. —
Nouv. Arch. de l’Art frang. 3e s6r III 1887
Reg. — Gaz. des Beaux-Arts XVI 463.
Audran, Claude II., französ. Maler, zwei-
ter Sohn von Claude I, gcb. in Lyon, getauft
27. 3. 1639, f in Paris 6. 1. 1684, Schüler seines
Vaters im Zeichnen und der beiden Guil-
laume Perrier (des Bruders und Neffen des
Frangois Perrier) im Malen und ferner Schü-
ler des Lyoner Malers A. Virys oder Wairix.
Um 1657 reiste er nach Paris, wo er sich
mit Noel Coypel zusammentat. Dieser ließ
ihn an seinen Werken arbeiten und stellte ihn
Ch. Errard vor, mit welchem er darauf die
Zimmer in den Schlössern Versailles, Louvre
und Tuilerien ausschmückte, auch malte er in
den Tuilerien mehrere Bilder für das Zimmer
des Thronfolgers. Diese Gemälde gefielen Le
Brun, welcher um 1661 oder 1662 Audran
mit den Entwürfen seiner Bilder, La bataille
d’Arbelles und Passage du Granique, beschäf-
tigte. Dann bediente er sich seiner Hille bei
den Gemälden im Louvre (in der Galerie des
Apollo), im Schloß St. Germain, in Versailles
und in der Chapcllc de Sceaux. 1669 er-
hielt Audran den Titel eines „peintre ordinaire
du Roi“. Inzwischen, vor 1674, führte er ei-
nige Gemälde eigener Komposition in Ver-
sailles aus, wo sie noch zu sehen sind: Cyrus
ä la chasse au sanglier, C£sar envoyant une
colonie ä Carthage (am Gewölbe des Diana-
Saales), Mars sur un char traine par les loups
(Deckengemälde im Marssaal), Cesar passant
une legion cn revue und Demetrius Poliorcete
prenant une ville d’assaut (an der Attika im
selben Saale). Er malte in Versailles auch
noch andere Sujets, die heute verschwunden
sind; in Paris, im großen Saale des Palais,
die Religion und die Gerechtigkeit und ein
Altarbild für die Kirche der Theatiner. Im
Auftrag der Goldschmiedeinnung malte er für
die Kirche von Notre Dame in Paris die
Enthauptung Johannes des Täufers, ein Bild,
das sehr bewundert wurde. 27. 3. 1675 wurde
er in die Academie royale aufgenommen. Sein
Werk für die Aufnahme war: das Abend-
mahl. Er führte darauf für den Erzbischof
von Straßburg die Malereien im großen Trep-
penhaus des Palastes von Saverne aus; in
Paris arbeitete er im Schloß von Malle-
ville, im Hause des Buchhändlers Dcsal-
liers, in der Galerie von Pcrrault, des kgl.
Bauaufsehers. Er malte auch drei Bilder
in Chartreux: St. Louis enterrant les morts
au siege de Tunis, St. Denis et ses com-
pagnons recevant la communion des mains du
Christ und Le Miracle des cinq pains, sein
letztes Werk, 1683 beendigt, heute in der
Kirche von Notre Dame des Blancs Man-
teaux. — Die Akademie hatte ihn 29. 11. 1681
zum Professor ernannt Bei seinem Tode
wurde er in die Plejadcn-Gruppe von Künst-
lern, welche Le Brun in den Gobelins ver-
einigte, aufgenommen. Er ist Schöpfer der
Figuren von Saturn und Diana in der Folge
der Götter, welche von seinem Neffen Claude
III Audran für die berühmte Manufaktur der
Gobelins verfertigt wurden. — Jean Audran,
ein anderer Neffe radierte eine gewisse Anzahl
seiner Bilder. Claude II Audran ist bei aller
Phantasie, Leichtigkeit und großen handwerk-
lichen Geschicklichkeit nur ein Maler zweiten
Ranges. Ihm fehlt das Persönliche, er ahmte
Jouvenet nach, ohne seine Großzügigkeit zu
erreichen, und besonders Le Brun, von dem
er weder die kühne Zeichnung noch die breite,
mächtige Malweisc hat.
Archiv, d. 1. ville de Lyon, Etat civ. (St.
Nizier). — O. Fidiere, Etat civ. d. peint. et
sculpt. d. l’Acad. p. 39. — D ’ A r g e n v i 1 1 e,
Vie d. peint. IV 136. — Arch. d. l'Art frang. III
357, IX 220. — Jal, Dict. crit. 1872. — Bel-
lier-Auvray, Dict. — Nouv. Arch. d. l’Art
frang. 1877 p. 164. — Meyer, Kstlerlex. —
Gaz. d. Beaux-Arts XVI 465. — Rev. univers.,
d. Arts IV 320. — L. Charvet, Les Audran
(Rev. du I-yonnais, Lyon 1876 I 448). — E.
Michel, Les Audran peint. et grav., Fontaine-
bleau 1884. — C. G i n o u x, Verdier, Audran
etc. autcurs <1. pcintures d. vaisseau lc Solcil-
Royal. — G. Duplessis, Les artistes cilcbrcs.
Les Audran 1894. E. Vial.
Audran, Claude, genannt Claude III.,
französ. Maler, geb. 25. 8. 1658 zu Lyon, f 27.
5. 1734 zu Paris im Luxembourg-Palais, zu
dessen Verwalter er 1704 ernannt worden war.
Er war der Sohn von Germain A. und hatte
sowohl diesen als auch seine Onkel Claude II.
und Gerard Audran zu Lehrern. Vornehm-
lich für die kgl. Häuser beschäftigt, zeichnete
er sich im Genre der Grotesken- und Ara-
besken-Malerei aus und wurde mit wichtigen
dekorativen Arbeiten, von denen leider keine
Spur geblieben ist, in den Schlössern zu Meu-
don, zu la Muette bei Passy und zu Marly
beauftragt, ebenso hatte er solche Arbeiten
in der „Menagerie“ zu Versailles und auch in
mehreren Privathäusern von Paris auszufüh-
ren. Er verstand es, das Genre der im 18.
Jahrh. sehr beliebten Dekorationsmalerei auf
hohe Stufe zu bringen. Das Dekorative be-
stand in Laubwerk, in allerlei Attributen, in
Arabesken, das Ganze mit Blumen und Fi-
guren zusammengestellt.
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Audran
Antoine Watteau arbeitete in Audrans Ate-
lier und nahm, wie man sagt, an der Aus-
führung von Vorlagen teil, die von jenem
der Gobelin-Manufaktur geliefert wurden,
und von denen noch mehrere Originalstücke
existieren. Die nach diesen Modellen aus-
geführten Gobelins sind heute das einzige,
was uns von A.s Kunst erhalten ist. Es genügt
aber, ihm einen sehr hohen Rang unter den
Malern vom Anfang des 18. Jahrh. oder aus
der Zeit der Regentschaft Philipps von Or-
leans zu sichern.
In erster Reihe ist von diesen Gobelins, die
von Claude Audran inspiriert waren, zu nen-
nen : die Serie der 8 Teppiche, die die Ele-
mente und die Jahreszeiten in Gestalt der
hauptsächlichsten olympischen Götter darstcl-
len. Dieselben mythologischen Personen er-
scheinen wieder in der Folge der 12 Monate,
der „Mois Grotcsque par bandes“, die speziell
zur Ausschmückung des Zimmers des Grand
Dauphin bestellt wurden, im Schlosse von
Meudon. Diese Folge trägt in den Bor-
düren Delphinenköpfe mit 2 verschlungenen
L. — Audran kündigt in diesen hervorragen-
den Schöpfungen schon den Stil der Regcnce
an oder bereitet ihn vor. Da er um 1700 die
Höhe seines Talentes erreichte, hat er sicher-
lich einen Einfluß auf die Dekorationsmaler
der Zeit, wie Gillot und Watteau, ausgeübt.
Die Götter-Gobelins hatten bei ihrem Erschei-
nen einen Erfolg, der noch lange Zeit vor-
hielt. Diese Prachtstücke wurden während
des 18. Jahrh. mit Veränderungen in der Fär-
bung der Fonds in mehr als 200 Exemplaren
in „haute und basse lisse“ nachgewebt. Die
„Mois grotesques" sind hingegen nur ein
einziges Mal offiziell hergestellt worden, und
zwar im kgl. Atelier. Die in Privatsamm-
lungen befindlichen Nachbildungen (3 an
der Zahl) wurden durch Liebhaber bestellt
und von Teppichwirkern in ihrem Privatatelier
gewebt. Diese Serie der „Monate“ ist in vier
Kupferplatten von Jean Audran, dem Bruder
des Malers, gestochen worden. Es erscheint
als gewiß, daß Claude mehrere Mitarbeiter
hatte, die sich mit der Ausführung von Tie-
ren, Blumen und anderem Beiwerk beschäf-
tigten.
M. F e n a i 1 1 e, Etat general des tap. des Go-
belins. /. /. Guiffrey.
Audran, Gabriel, französ. Bildhauer und
Maler, geb. 1659 in Lyon, gehörte zur berühm-
ten Kupferstecherfamilic des 17. Jahrh. 1694
ließ er sich in Paris nieder und starb dort-
selbst 17. 8. 1740.
Lami, Dict. d. sculpt. frans, sous Louis XIV.
Audran, Gabriel, s. auch Audran, Pros-
per Gabriel.
Audran, Gerard, französ. Kupferstech.,
t 7. 2. 1691 (nach Jal und Piot) oder 16S1
(nach Herluison) in Paris, wird in der Todes-
urkunde als „graveur ordinaire du roi“ be-
zeichnet. Der Künstler ist sonst unbekannt
und von dem berühmten Stecher G. A. zu
unterscheiden, dessen Onkel oder Vetter er
vielleicht war. Möglicherweise sind ihm
Kupferstiche zuzuschreiben, die die Kardinal-
tugenden nach Domenichinos Gemälden dar-
stellcn und G. Audran, sculp. Romae 1675
bezeichnet sind; dieselben können nicht von
dem berühmten Namensvetter Gerard A.
stammen, da dieser 1675 nachweislich in
Paris tätig war.
Herluison, Actes d’6tat civ. d’art. franc.
— Piot. Etat civ. d’art. fran?. — Jal, Dict.
crit. /. Guibert.
Audran, Gerard, französ. Radierer und
Kupferst, geb. 2. 8. 1640 zu Lyon, t 26. 7.
1703 in Paris, Sohn des Claude L, Schüler
seines Vaters und seines Onkels Charles A.
Gerard ist das berühmteste Glied dieser
Kupferstecher-Familie, vielleicht einer der
größten aller Stecher, die Gemälde reprodu-
ziert haben. — Vor seiner Abreise nach Rom
1666 sind wenige Werke Gerards erwähnens-
wert. Die ältesten scheinen einige Kupfer
zu sein, die der Künstler für das Werk: Les
Pseaumes de David mis en vers franqais . . .
Ger.-Audran inv. et sculp. 1660, ausführte.
In seinen Stichen aus dieser Periode unter-
scheidet sich seine Arbeit nicht von derjeni-
gen der meisten seiner Zeitgenossen. — In
Rom war er der Schüler von Carlo Maratta.
Zu erwähnen sind zwei hübsche kleine Por-
träts, das Samuel Sorbieres und das von
Jordanus Hilling. Er reproduzierte mit Vor-
liebe große Ensemble-Szenen: 1668 l’Histoire
de David et de Goliath, nach P. da Cortona
(Deckengem, der Vigna Sacchetti), l'Histoire
d’Enee, nach P. da Cortona (Palazzo Pamfili).
Diese Blätter sind eine Mischung von Ra-
dierung und Kupferstich, die Arbeit ist breit,
aber noch weit entfernt von der malerischen
und grandiosen Wirkung der „Batailles
d’ Alexandre“. — A. muß spätestens am An-
fang des Jahres 1670 nach Frankreich zu-
rückgekehrt sein. Denn im August dessel-
ben Jahres wurde eine Zahlung an ihn ge-
leistet für sein Werk „les Batailles“. Den
Auftrag für diese Arbeit verdankte er Le
Brun. Dieser suchte die talentierten Künst-
ler um sich zu gruppieren und hatte Colbert
gebeten, A. anzuregen, nach Paris zu kom-
men und ihm dort eine Wohnung in den
„Gobelins“ zu geben. Jedes der vier großen
Sehlachtengemäldc Lcbruns wurde in mehre-
ren Kupferplatten gestochen: Le Passage du
Granique (4 PI.) wurde 1672 vollendet, la
Bataille d’Arbeles (4 PI.) 1674, l’Entree
d’Alexandre dans Babylone (2 PI.) 1675,
Porus blesse amene devant Alexandre (4
PI.) 1678. Man kann sich kaum schönere
Kupferstiche vorstcllcn. Nicht allein die
Zeichnung des Malers ist genau wieder-
gegeben, sondern auch die Wirkungen sind
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Audran
wunderbar genau hervorgebracht Die Ar-
beiten sind je nach dem wiederzugeben-
den Sujet verschiedenartig ausgeführt. Das
Scheidewasser und der Grabstichel werden
gleichzeitig angewendet Das Pariser Kup-
ferstichkabinett bewahrt eine Serie von Etats
und Probedrucken dieser Kupferplatten, die
für die Kenntnis des Verfahrens von Ger-
ard A. sehr interessant sind. — Der Künst-
ler war ein Meister der malerischen Wir-
kung; sein breiter Stil eignete sich vorzüg-
lich für die großen Kompositionen. Sein
Grabstichel brachte noch andere derartige
Werke hervor, die allerdings weniger be-
rühmt, aber ebenfalls hervorragend sind :
la Coupoie de la Chapclle de Sceaux, nach
Le Brun (1681), le Plafond du pavillon de
l’Aurore, im Schlosse von Sceaux, lc Pla-
fond de la Galerie du petit appartement du
Roi, in Versailles, nach Mignard (1688), la
Coupoie du Val de Gräce, nach Mignard
(1693). Man hat den Vertrag aufbewahrt,
der mit ihm abgeschlossen wurde für den
Stich der „Galerie du petit appartement du
Roi“ von 1686; er erhielt 5000 livres (500
livres der Quadratfuß). — A. versprach in
diesem Vertrag: „de graver pour le Roi, sur
euivre, ä l’eau-forte retouchee au burin, les
chairs pointillees, le reste traite suivant la
maniere du sieur Audran, le plus proprement
et lc plus correctement possible tout ce qui
est peint de la main du sieur Mignard dans
la galerie . . . .“. — Es ist unmöglich, hier
eine vollständige Liste der Werke A.s aufzu-
stellen. Er führte Gemälde geringster Di-
mensionen im Stiche aus, zeigte aber auch
bei diesen Arbeiten dieselben Eigenschaften
des farbenreichen Darstellers. Ein Stück ist
hier besonders anzuführen, weil man daran
klar erkennt, daß die gesamte Kupferstecher-
kunst im 18. Jahrh. von A. sich ableitet
Dies. Werk ist „Bacchus et Ariadne“ nach
Coypel (1693). Man vergleiche diesen Kup-
ferstich mit denen von Laurent Cars. Welche
Identität des Verfahrens zwischen Lehrer
und Schüler.
A. hatte seine Wohnung in den „Gobelins"
verlassen und sich in der Ruc St. Jacques
aux Deux Pilicrs d’or niedergelassen, wo er
einen Laden zu Geschäftszwecken innehatte.
Man hat den Katalog der Stiche aufbewahrt,
die er dort verkaufte: Catalogue des cstam-
pes qui se vendent chez G. Audran, graveur
ordinaire du Roi, rue St Jacques aux Dcux-
Piliers d’or. — Am 21. 11. 1681 gewährte
ihm die kgl. Akad. den Titel eines „con-
seiller“. Er heiratete Helene Lichcric,
Schwester des Malers Louis Licherie. 1683
veröffentlichte A. eine Abhandlung: Les Pro-
portions du corps humain mesurees sur les
plus belles figures de l’antiquit£, Paris 1683.
Kataloge seiner Werke befinden sich in
Meyers Kstlcrlex., Le Blancs Manuel, im
P.-G. von Robert Dumesnil (s. auch Schluß
des vorhergeh. Art.).
Meyer, Kstlcrlex. — Bcllier-Auvray,
Dict Suppl. — Dussieux, Art. frang. ä l’etran-
ger. — Hellcr-Andresen, Handb. f. Kup-
fcrsticbslr. — Guilmard, Maitrcs ornemani-
stes. — Arcli. de l’art frang. I 200, 368; II 29,
62, 63, 89; III 111, 357; IV 58, 59; VI 249, 299.
— Nouv. Arch. de l'art frang. 3e s^r. III annee
1887 ; VIII ann£c 1892. — Revue univers. des
Arts IV 322. — Gaz. des Beaux-Arts. — L’Art
LII 180 — 184. — Duplessis, Les Audran. —
D u p 1 e s s i s. Not sur la vic et les oeuvr. de
Girard Audran, Lyon 1859. — Courboi n, Cat.
sommairc des grav. ct lithogr. composant la
reserve, au depart. des Estampes de la Bibi.
Nat. Paris 1900. — Jal, Dict crit — Her-
luis o n, Actes d’6tat civil d'art frang. —
P i o t Etat civ. d’art. frang. — Kristcller,
Kupferstich und Holzschnitt 434 f. /. Guibert.
Audran, G e r m a i n, französ. Kupferst,
ältester Sohn des Claude I., gcb. 6. 12. 1631
zu Lyon, f dort 4. 5. 1710, Schüler seines
Onkels Charles in Paris. Als ziemlich mit-
telmäßiger Künstler führte er wie alle seine
Genossen religiöse Szenen (nach wenig be-
kannten Malern) aus, sowie Ornamente nach
Georges Charmeton, Raim. La Fage, Ch. Le
Brun, und vor allem Porträts.
Meyer, Kstlerlex. (Verz. seiner Werke). —
Le Blanc, Manuel (Verz. seiner Werke). —
Bellier-Äuvray, Dict. Suppl. — Guil-
mard, Les maitrcs omem. — Jal, Dict. crit. —
Nouv. arch. de l’art frang. 3e ser. III 197 bis
202, 298. /. Guibert.
Audran, Jean, französ. Kupferst, geb.
28. 4. 1667 zu Lyon, f 17. 6. 1756 zu Paris,
Sohn des Gcrmain, Bruder des Bcnoit I.,
Schüler seines Onkels Gerard, dessen Be-
rühmtheit er nicht erreichte, wenn er auch
als sein würdiger Nachfolger zu bezeichnen
ist. Er wurde 1707 „Graveur du Roi“.
Sein umfangreiches Werk ist im Manuel von
Le Blanc und im Meyerschen Kstlcrlex. kata-
logisiert Er hat alle Arten von religiösen,
mytholog., allcgor. und histor. Sujets be-
handelt, außerdem Porträts und Wappen nach
den verschiedensten Malern. Seine schö-
nen Kupferstiche nach Poussin, Coypel und
Mignard sind besonders hervorzuheben. Die
Gemälde, welche sein Onkel Gerard in gro-
ßen Dimensionen im Stich reproduzierte,
führte Jean A. mit Erfolg im kleinen aus;
z. B.: les Batailles d’ Alexandre, von Lebrun
und le Portement de croix, von Mignard.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc, Manuel.
— Bcllier-Auvray, Dict. Suppl. — Dus-
sieux, Artistes frang. ä l’6tranger. — Du-
mesnil, P.-Gr. — Hellcr-Andresen,
Handb. f. Kupferstichslr. I. — Jal, Dict crit.
— Portalis ct Bcraldi, Grav. du XVIIIe
s. — Gaz. des Bcaux-Arts, 2e per. II 375. —
Arch. de l’art frang. I. II. — Nouv. Arch. de
l’art frang. IX 26; 3e s6r. XIII 1897 Reg. —
P i o t, Etat civ. d’art. frang. /. Guibert.
Audran, Jean Joseph, französ. Teppich-
wirker, Entrepreneur eines Ateliers der Go-
belin-Manufaktur. Sohn des Michel Audran,
240
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Audran
ersetzte seinen Vater als Leiter des Ateliers
(1771) und führte dessen Arbeiten fort, aller-
dings mit weniger Erfolg. Durch die An-
sprüche seiner Arbeiter als selbständiger Un-
ternehmer ruiniert, wurde er 1792 zum Di-
rektor der Manufaktur an Stelle von Guillau-
mot ernannt. 1793 verhaftet, erlitt er eine
Festungsstrafe von 10 Monaten in Sainte
Pelagie. Während dieser Zeit verwaltete der
Maler Augustin Belle die Gobelins. Wieder
in sein Amt als Leiter der Manufaktur ein-
gesetzt (14. 4. 1795), starb Audran noch im
selben Jahre am 20. 6. und hatte als Nach-
folger seinen ehemaligen Direktor, den Archi-
tekten Guillaumot.
Lacordairc, Notice historique sur la ma-
nufacture des Gobelins 1853. J. J. Guifrrcy.
Audran, Louis, französ. Kupferst., Sohn
des Germain A., gcb. 7. 5. 1670 zu Lyon,
f 1712 in Paris, Schüler seines Onkels
Gcrard, wenig produktiv. Er führte Stiche
nach Lebrun und Poussin aus, aber haupt-
sächlich bekannt sind seine Kupfer der
„Oeuvres de misericorde“ nach Seb. Bourdon.
Meyer, Kstlerlcx. — Le Blanc, Manuel.
— Bellier-Auvray, Dict. Suppl. — J a 1,
Dict. crit. — Duplessis, Cat. de la coli, des
pieces sur les Beaux-Arts recucillics
par Pierre Jean Marictte, Ch. Nicolas Cochin et
M. Deloyncs .... par G. Duplessis. Paris
1881. — Nouv. Arch. de l’art frang. 3o scr. 1887
Reg. /. Guibert.
Audran, Michel, Entrepreneur an der
Gobelin-Manufaktur. Sohn des Jean Audran,
Neffe des Malers Claude Audran, Enkel von
Germain A., Großneffe von Gerard A., geb.
20. 2. 1701 in Paris, heiratete am 13. 10. 1732
und starb 25. 3. 1771 in den „Gobelins“, in
seiner dortigen Wohnung. Er hinterließ einen
Sohn Jean-Joseph, welcher als Leiter eines
der Ateliers für Haute-lisse-Weberei an seine
Stelle trat. Michel A. hatte an der Spitze
dieses Ateliers 1732 den letzten der Jans er-
setzt. Während eines Zeitraums von mehr
als 40 Jahren schuf er eine große Anzahl von
Tapisserien, welche durch ihre außergewöhn-
lich schöne Ausführung bemerkenswert sind.
Auf folgenden Serien hat man seinen Namen
gefunden, der nur einige Male von einer Li-
lienblüte und von einem G. begleitet ist: „Les
Mois Lucas“, eine Gobelinfolge von 12 Num-
mern zum ursprünglichen Preis von 55 076
Livres, wurde von 1733 — 1748 vollständig in
seinem Atelier gewebt. Eine Wiederholung
dieser Folge der 12 Monate (aber nur 11
Stück, da der April fehlt), unter Mitarbeit
von Mommerque hergestellt (1737 — 1740), wird
in Dresden in den kgl. Gemächern aufbewahrt.
Sie stammen nach dem Inventarvermerk aus
dem Besitze des Grafen Brühl. In den Jah-
ren 1744 — 1759 webte er mehrere der Schöp-
fungen Restouts und Jouvcnets für die Folge
aus dem Neuen Testament. Der wunderbare
Fischfang, die Taufe Christi, die Fußwa-
schung, die Auferweckung des Lazarus, die
aus dem Tempel verjagten Krämer, das hl.
Abendmahl, Sa. Magdalena, gingen aus sei-
nem Atelier hervor und trugen seine Sig-
natur. Um dieselbe Zeit wurde unter seiner
Leitung die „Geschichte Esthers“, in 7 Szenen,
nach Jean-Franqois de Troy, gewebt Die mit
seinem Namen bezeichnctcn Stücke sind un-
vergleichlich viel schöner als andere nach
denselben Modellen ausgeführte Folgen, was
man bei Gelegenheit der Ausstellung von Go-
belins (1902) festgestellt hat. Michel Audran
übernahm auch einen beträchtlichen Anteil an
der Anfertigung mehrerer Gobelins aus der
Geschichte Don Quixotes nach den Vorlagen
von Charles Coypel. Nach dem Werke von
M. Fenaille sind im ganzen 57 Gobelins mit
Darstellungen aus der Geschichte Don Quixo-
tes mit Audrans Namen bezeichnet. Diesen
Darstellungen aus der Geschichte Don Quixo-
ten Gobelin mit einer Jahrmarktszene, aus
dem Besitze der Stadt Leipzig, jetzt im Kunst-
gewerbemus. daselbst, anreihen. Er ist be-
zeichnet: Jcurat Pinxit 1748 . . Audran. Un-
ter seiner Leitung wurden ferner gewebt:
das Opfer der Iphigenie nach der Uiade; die
4 Panneaux mit Opern-Fragmenten nach F.
Coypel : Roland, die eingeschlafene Renaud,
die ohnmächtige Armida, die Zerstörung des
Palastes der Armida. Endlich ist von ihm die
Folge der Jagden Ludwigs XV. in 9 Kom-
positionen, die heute in Florenz aufbewahrt
werden, und im 18. Jahrh. von dem Infan-
ten Don Philipp (Herzog von Parma) er-
worben wurden. Alle diese Gobelins tragen
den Namen Audrans. Wie man sieht, ist
der Beitrag dieses Künstlers zur Manufaktur
der Gobelins ganz beträchtlich; seine Werke
verraten ein ganz vorzügliches Talent. Er
wurde in seinem Amt als Unternehmer der
Kunstwebereien des Königs durch seinen Sohn
Jean Joseph Audran ersetzt und hinterließ
eine Sammlung von Kupferstichen, von Kup-
ferplatten mit gestochenen Zeichnungen, von
Gemälden aus seiner Familie stammend, die
wenige Monate nach seinem Tode verkauft
wurden.
Cataloguc des planches gravecs, desseins,
estainpcs et tableaux aprOs le deces de M. Michel
Audran, entrepreneur des tapisseries pour le Roi,
ä la Manufacture royale des Gobelins, par Pierre
Remy, Paris, Butard, imp. 1771. — jal, Dic-
tionnaire critique. — Le Blanc, Manuel de
l’Amatcurs d’cstampes. — Fenaille, Etat
General des tapisseries de la manufacture des
Gobelins II und III. — Revue de l'art frangais
ancicn ct moderne (1897). — Etat civil d. tapis-
siers des Gobelins. /. J. Guiffrey.
Audran, Prosper-Gabriel, Zeichner u.
Radierer, geb. 1744 zu Paris, f 1819, Sohn des
Michel und Schüler von Benoit II A. Er
verzichtete sehr bald auf die Stecherkunst
und wurde „conseiller au Chätclet“, später
Lehrer des Hebräischen im College de France.
Künstlerlexikon. Bd. II.
241
16
Audran — Auer
Man kennt von ihm mehrere Serien von
Studienköpfen.
Le Blanc, Manuel. — Portalis et B6-
r a 1 d i III, Appendice. — P. de Baudicourt,
t. II 291. — Hcrluison, Actes d'Etat civ.
— E. P i o t, Etat civ. — J a 1, Dict. crit. —
Bull, de la Soc. de l’Hist. de l'Art franc. III
09. — Nouv. Arch. de l’Art frans. !• ff- XII. 18
(hier fälschlich Pierre-Gabriel genannt) XIII.
P. A. Lemoisnc.
Audran, Thomas, Maler in Nantes, starb
21jährig daselbst am 4. 11. 1701, nur urkund-
lich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’art frans., 3. S£rie, XIV
1898. H. V.
Audric, Antoine, französ. Bildhauer, geb.
um 1653 in la Ciotat (Provence), führte 1670
mit einem seiner Genossen, Cot Taboue, die
Holzschnitzereien aus, die die ehern. Kirche
des Petits-Minimes zu Tours schmückten
(jetzt Kapelle des Gymnasiums). 1679 trat
er dann ins Kloster Plessis-de-Tours ein und
führte zahlreiche Arbeiten für seine Brüder-
gemeinde aus. Er starb 14. 4. 1690 in Orleans.
Lami, Dict. d. sculpt. frans* sous Louis XIV.
Lami.
Audry, Ferdinand, Landschaftsmaler,
geb. in Paris, stellte 1831 — 1848 wiederholt
im Salon aus.
Bellier- Auvray, Dict. g6n. H. V .
Audry, Jean, Miniaturmaler zu Angers in
Frankreich, verzierte 1534 die von einem
Geistlichen Namens Jean Pilochc für die Kir-
che des Hotels Dieu daselbst geschriebenen
Gesangbücher.
Port, Les Artistes peintres Angevins, Paris
1881, p. 8. **
Audubon, John James, amerikan. Maler
und Zeichner von französ. Abstammung. Geb.
4. 5. 1780 in Louisiana, t 27- 4* 4851 in New
York. 1795/96 Schüler Davids in Paris
(hauptsächlich im Zeichnen). A. war be-
rühmter Naturforscher, in erster Linie Or-
nitholog, und seine künstlerische Bedeutung
liegt in seinen vorzüglichen, auf der Beobach-
tung lebender Tiere beruhenden Zeichnungen
(die Originale in der Historical Society in
New York) für seine monumentalen Werke.
1827 — 1838 erschien in London sein großes
Werk „The Birds of America“ (4 Bände mit
435 kolorierten Platten in Kupfer gestochen
von Rob. Havell jr., einige der ersten von W.
H. Lizzars in Edinburgh, der Text dazu „Or-
nithological Biography“ 5 Bde. 1832 — 1839),
das mehrere Auflagen erlebte. 1845 — 48 das
zweite große Werk „The Viviparous Quadru-
peds of North America“. (Gemeinsam her-
ausgegeben mit Rcv. J. Bachmann, 150 litho-
graph. und kolorierte Platten, deren Zeich-
nungen z. T. mit Hilfe seiner Söhne J. W.
und V. G. A. ausgeführt wurden.) A. unter-
nahm für seine Studien zahlreiche Reisen in
Amerika und war auch öfters in England und
in Paris. Zwei Ölgemälde von ihm „A Covcy
of Blackcock" und „Canada Otter“ befanden
sich 1876 auf der Ausstellung in Philadelphia.
The life of John James Audubon, the Natu-
ralist. Edited by his widow. With an intro-
duction by Jas. Grant Wilson, New York 1869. —
Meyer, Kstlerlex. (ausf. Auszug aus diesem
Buch und genaue Angabe der verschiedenen
Ausg. der Werke A.s). Edmund von Mach.
Audubon, John Woodhousc, amerikan.
Maler, geb. 30. 11. 1812, f 21. 2. 1862 in New
York, Sohn von John James A. und Mitarbei-
ter an dessen „Quadrupeds in America", und
zwar malte er die Mehrzahl der Tierbildcr.
Er war Mitglied der Akad. in New York.
Edmund von Mach.
Audubon, Victor Gifford, amerikan.
Maler, geb. 12. 1. 1809, f 17. 8. 1860,
Bruder des Vorigen. Auch er half seinem
Vater bei der Herausgabe der „Quadrupeds in
America“, und zwar malte er fast alle Land-
schaften. Er war Mitglied der Akademie
in New York. Edmund von Mach.
Audusson, Jean, Holzbildhauer und Tisch-
lermeister von Angers, schuf 1518 das Chor-
gestühl der Kirche von St. Pierre und war
1541 am Spital beschäftigt.
Lami, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Audy, Jonny, Militär- und Pferdemaler
in Paris, geb. daselbst, stellte im Salon 1872
und 1876 einige Aquarelle aus.
Bellicr-Auvray, Dict. gen., Suppl.
H. V.
Auegg-Dilg, Miniaturmalerin in Linz 1830
bis 70.
E. Lembcrgcr, Beitr. z. Gcsch. d. Minia-
turmalerei, Berlin 1907. **
Auemann, s. Avetnatm.
Auer, Maler in der Fayencefabrik in Bay-
reuth. Von ihm 2 bezeichnete und datierte
Stücke (1748 und 1762) im Museum zu
Würzburg. E. IV. Braun.
Auer, Anton, Porzellanmaler, geb. zu
München 4. 3. 1778 (nach Nagler 1777), f da-
selbst 25. 10. 1814. Er erlernte seine Kunst
1795 bei Dominik Auliczck, 1797 bei Johann
Peter Melchior, bis er 1801 Maler an der
Nymphenburger Porzellan-Manufaktur wurde.
1809 ward er auf Kosten des Königs Max I.
zu seiner weiteren Ausbildung nach Wien
gesandt und nach seiner Rückkehr 1810 zum
Obermaler der Manufaktur ernannt. Im Auf-
träge des Kronprinzen (späteren Königs)
Ludwig kopierte er eine Reihe von Gemälden
aus der kgl. Gemäldegalerie für ein Tafelser-
vice, starb jedoch vor dessen Vollendung;
sein Sohn Max und andere Künstler beendig-
ten sein angefangenes Werk. Durch den Ver-
such der genauen Nachbildung von Ölgemäl-
den auf Porzellan ist er der Begründer einer
neuen Schule der Porzellanmalerei geworden.
Seine Ausführung zeichnet sich durch Sorg-
falt und Genauigkeit aus.
Meyer. Kstlerlex. — Lipowsky, Bayer.
Kstlerlex. I 14. — Münchener Gesellschaftsblatt
1813 No. 8. — Morgenblatt 1814 S. 168. —
242
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Auer
Kunstblatt, hrsg. von Schorn, Stuttgart 1822
S. 253. — F ü s s 1 i, Kstlerlex. Neue Zusätze
1824. — Bayerische Annalen 1834 No. 108 S. 862.
P.
Auer, Benedikt, der ält„ ein Sohn des
Nikolaus, Maler, gcb. zu St Martin in Pas-
seier 25. 12. 1722, f ebendort 19. 12. 1792.
Die ersten Kenntnisse erhielt er von seinem
Vater Nikolaus, dann begab er sich nach
Innsbruck, Trient, Verona und Venedig, wo
er bei Wagner sich mehr ausbildetc und auch
bei Amiconi die Kupferstecherei erlernte; er
arbeitete dann lange in Bologna für die dor-
tigen Jesuiten. In seine Heimat zurückge-
kehrt, verlegte er sich hauptsächlich auf
Miniaturmalerei und Kupferstechen.
Die außerordentliche Mannigfaltigkeit seiner
Konzeptionen, die Leichtigkeit, mit der er
arbeitete, das Kräftigderbe seiner Zeichnun-
gen und Kompositionen verdienen alle An-
erkennung. Das Bild des Rosenkranzaltars
in der Pfarrkirche zu St. Leonhard in Pas-
seier ist von ihm. Dr. Frans Innerhofer.
Auer, Benedikt, jun., Maler, gcb. zu
St. Martin in Passcier 8. 6. 1761, f das. 4. 4.
1845, der letzte Vertreter des Künstlerge-
schlechtes A., machte als Leutnant der Passei-
rer Schützenkompanie die Kriege von 1796
bis 1814 mit vielem Ruhme mit, während
von seiner künstler. Tätigkeit sehr wenig zu
berichten ist; es gibt vom Jahre 1811 ein
Porträt des Andreas Hofer, von einem be-
freundet gewesenen Bauernmaler aus Passeier,
der wohl Benedikt A. jun. sein dürfte.
Dr. Frans Innerhofer.
Auer, Georg, s. Aver, Georg.
Auer, Hans Wilhelm, Schweizer Archi-
tekt, gcb. 26. 4. 1847 in Wädenswil, + 30. 8.
1906 in Bern, wo er seit 1890 die Professur
für Geschichte der Architektur und Plastik
an der Universität innehatte; Schüler des Zü-
richer Polytechnikums, dann der Wiener Akad.
bei Prof. Theophil Hansen, in dessen Atelier
er 1870 — 1884 tätig war. Unter seinen zahl-
reichen Bauten verdienen besondere Erwäh-
nung: das Sanatorium Dr. Edcrs in Wien
(1886/87), Renaissancebau mit Kuppelvesti-
bulc, das neue eidgen. Verwaltungsgebäude
(Bundesratshaus-Ostbau), (Projekt ausgestellt
auf der internationalen Jubiläumsausstellung,
Wien 1888), das Parlamentsgebäude in Bern
(1894 — 1902 ausgeführt) im Florentiner Re-
naissancestil, die Postgebäude in Solothurn
und Liestal etc.
A. hat sich auch schriftstellerisch in seinem
Fach betätigt; genannt seien die in Lützows
Zeitschrift f. bild. Kst. publizierten Aufsätze
über „die Bedeutung der Triglyphen“ (1880)
und eine auch in das Italienische übersetzte
Abhandlung über Palladio (1882). Weitere
Aufsätze von ihm in der Zeitschr. des Öster-
reich. Ingenieur- u. Architekten- Vereins (1881
und 1887), in der Försterschen Allgcm. Bau-
zcitg. (1883 und 1885) etc. Die Phil. Fakul-
tät der Universität Basel ernannte ihn 1902
zum Ehrendoktor.
C. Brun, Schweizer. Kstlerlex. — K i s a, Die
Bauten Hans Auers, in der AUgem. Kunstchronik
XI 19. — Chronique des arts 6. 10. 1906 (Nekro-
log). H. V.
Auer, Jakob, Bildhauer aus Gries im
Oberinntale, + zu Bozen, scheint sich lange in
Bozen aufgehalten zu haben, von wo aus er
Altäre für Gries bei Bozen und Stans bei
Schwaz verfertigte. In den Jahren 1687 bis
1693 arbeitete er in Wien im Verein mit
Strudl, Frühwirth und Rauchmüller an der
Dreifaltigkeitssäule, welche die Stadt Wien
zum Danke für die Befreiung von der Pest
am Graben auf stellen ließ; auch die Arbeiten
für die Wasserleitung in Wien soll er ge-
leitet haben. In den Jahren 1697 — 1704 ar-
beitete er im Stifte St Florian in Obcröster-
rcich, wo er verschiedene Statuen für die
Kirche und deren Fassade verfertigte.
Tschischka, Kunst u. Altertum. — Tiroler
Kstlerlex. — österr. biogr. Lex. — Czerny,
Kunst und Kunstgew. im Stifte St. Florian.
Dr. Frans Innerhofer.
Auer, J o h. Jos., Bildhauer aus Sipplingen
am Bodensee, tätig in Rorschach, lieferte für
die Klosterkirche zu Rheinau 1711 — 1713 zwei
Altäre und Reliquienschrcine, 1722 die Levi-
tensitze nebst zwei weiteren Altären; er ist
bis 1728 in den Rheinauer Akten nachweisbar.
Rothenhäusler bei Brun, Schweizer.
Kstlerlex.
Auer, Johann Paul, Maler, gcb. 20. 9.
1638 (nicht 1636) zu Nürnberg, wohin schon
sein Großvater 1602 von Villach in Kärnten
„aus Lieb zu der evangelischen Wahrheit“,
wie es in dem unten näher bezeichnetcn Paul
Weberschen „Ehren-Gedächtnis“, der Haupt-
quelle für A.s Leben, heißt, übergesiedelt war.
Er lernte 1654 — 1658 bei Georg Christoph
Eimmart d. ä. (fl663) in Regensburg, ging
dann nach kurzem Aufenthalt in der Vater-
stadt zu seiner weiteren Ausbildung 1660 über
Augsburg und München nach Venedig, wo
er „eine ziemliche Zeit“ den Unterricht des
Pietro Liberi genoß. Dort auch ward er mit
dem „hochberühmten Herrn Molini“ — ge-
meint ist wahrscheinlich Giovanni Battista
Molinari — bekannt, bei dem er sich „nach
mit ihme zurückgclcgtcn schönen Reisen eine
geraume Zeit zu Brescia“ aufhielt. Von
Brescia begab er sich nach Rom, wo er vier
Jahre lebte, und von da über Florenz, Li-
vorno, Genua, Mailand, Turin nach Lyon und
weiter nach Paris, von wo er 1670 über
Lothringen, Straßburg und das Württem-
berger Land nach Nürnberg zurückkehrtc.
Auch in der Folgezeit unternahm er noch
mancherlei Reisen, wie sic sein Beruf insbe-
sondere als Porträtmaler und Aufträge von
auswärts mit sich brachten. Er verheiratete
sich 1683 mit der als Malerin und Kupfer-
243 16*
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Auer
stecherin bekannten Susanna Sandrart, der
Tochter des Kupferstechers Jakob von Sand-
rart (des Neffen des Herausgebers der „Tcut-
schen Akad.“) und der Regina Christina
Eimmart (der Tochter seines ersten Lehr-
meisters), starb aber bereits 16. 10. 1687.
Den Werken des von seinen Zeitgenossen
geschätzten Künstlers ist die Forschung noch
wenig nachgegangen und kaum eines seiner
Gemälde hat sich bisher im Original nach-
weisen lassen. Die Paul Wcbersche Trauer-
rede erwähnt u. a. eines Bildnisses des
Bischofs von Bamberg, Marquard Sebastian
Schenks von Staufenberg (1683 — 1693), das
A., nachdem er vom Nürnberger Rat dem
Fürsten empfohlen worden war, zu dessen
„höchstem Contento“ gemalt habe (ca. 1685).
Mehrere andere Porträts von ihm, die wir aus
den Stichen des jüngeren Eimmart, B. Kilians,
J. A. Böners, J. Sandrarts und anderer ken-
nen, werden in Meyers Allgem. Kstlerlex. II
483 f. aufgezählt. Schon Joachim von Sand-
rart hat überdies als Gemälde Auers „die
bey dem curiosen Herrn Einwagen befind-
liche Historien von der Ariadne, den Triumph
des Bacchi, die 4 Evangelisten und noch
andere poetische Alludien" namhaft gemacht,
denen noch die gleichfalls in Meyers
Kstlerlex. erwähnten Darstellungen: Merkur
über die Erdkugel fliegend, nach einer Zeich-
nung A.s von Joh. Jak. Thourneyser in
Kupfer gestochen, und ein Mädchen, das
Klavier spielt, während ein Junge aus einem
Notcnblatte hinter ihr singt, lebensgroße
Halbfiguren auf Leinwand gemalt, einstmals
in der Galerie von Salzdalum, anzureihen
wären. Ein bestimmtes Urteil über die Kunst
A.s läßt sich aus diesen Nachrichten und den
Reproduktionen nach seinen Werken natürlich
nicht gewinnen.
„Das schönste JEsus-Bild Auf wahrem Glau-
bens-Schild. Nach Angaben deß Heil. Geistes
. . . nachgezeichnct, und zu unvergeßlichem
Ehren-Gedächtniß Deß . . . HERRN Johann
Paulus Auern, Kunstberühmten Mahlers und
Contrcfayers allhier in Nürnberg Seel. . . . Seinen
hinterbliebenen . . . Verwandten . . . überreichet
von Paul. Weber, Senior. Sebald.’1 (1687). —
Sandrart, Tcutschc Akad. I 2, 337. — Dop-
pelmayr, Histor. Nachr. 241. — Schmidt
in Meycr3 Kstlerlex. Th. Hanipe.
Auer, Josef Benedikt, Maler und Kup-
ferst, geb. zu St Martin in Passeier 21. 3.
1770, erhielt den ersten Unterricht von seinem
Vater Nikolaus, zog dann später nach Italien
und arbeitete längere Zeit mit seinem Bruder
Benedikt bei Amiconi in Venedig, heiratete
später ein Edclfräulcin aus Ncumarkt und
starb in jungen Jahren. Außer einigen Ra-
dierungen, z. B. der selige Heinrich von
Bozen in der Glorie und mehreren Bruder-
schaftszctteln, welche in Bozen erschienen, ist
leider wenig der Nachwelt bekannt.
Dr. Frans Innerhofer.
Auer, Kaspar, Maler u. Lithograph, geb.
zu Nymphenburg 1795, f zu München 1821,
wurde in seinem 11. Jahre Schüler der Akad.
und 1819 Lehrer am kgl. Erziehungsinstitute
am Anger. Er war Mitarbeiter an dem von
Strixner herausgegebenen: „Kgl. Baierischen
Gcmäldesaal zu München und Schleißheim.
2 Bdc. München 1817 — 21“, der 17 Lithogra-
phien von ihm enthält, dann war er auch bei
den „Lithographischen Nachbildungen vor-
züglicher in großen Privatsammlungcn auf-
bewahrtcr Ölgemälde. München 1820“ betei-
ligt. Seine Blätter zeigen Kraft und male-
risches Gefühl.
Meyer, Kstlerlex. (mit Vcrz. s. Werke). —
Kunstblatt, hrsg. von Schorn, Stuttgart 1820
S. 67, 403. P.
Auer, Max Joseph, Porzellanmaler, geb.
zu Nymphenburg 14. 7. 1795, f zu München
11. 5. 1878. Er erhielt den ersten Zeichen-
unterricht von seinem Vater Anton A.. nach
dessen Tode in der Zcichcnschule von Joseph
Mitterer. 1823 trat er in die Nymphcnbur-
gcr Porzellanmanufaktur ein, vollendete mit
Adler, Heinzmann, Le Feubre und Kristfeld
das von seinem Vater begonnene Tafclservicc.
Außerdem malte er viele Teller- und Tafel-
bilder nach Originalen in der alten Pinakothek,
die zum großen Teil in der Porzcllan-Gemäldc-
Sammlung der neuen Pinakothek aufbewahrt
sind. Später war er auch als Aquarell- und
Glasmaler tätig.
Meyer, Kstlerlex. — Kunstblatt, Stuttgart
1629 S. 194. — Bayerische Annalen 1834 No. 111
S. 883. P.
Auer, Nikolaus (der ältere), Maler, geb.
zu Meran 4. 12. 1690, f zu St. Martin in Pas-
seier 19. 5. 1753, lernte die Malkunst bei Ber-
ger in Meran und dann bei Georg Bergmül-
ler in Augsburg, 1719 übersiedelte er nach St.
Martin in Passcier, wo er eine Malerschule
gründete. Sein Sohn Benedikt, sowie Johann
Holzer von Burgeis, Josef Haller von St.
Martin und Josef Sieß von Sterzing waren
seine besten Schüler, welche später den Mei-
ster weit übertrafen. Seine Gemälde sind
voll Farbenfrische, von lebhaftem Ausdruck,
derb in der Zeichnung. Altarbilder von ihm
befinden sich in den Kirchen von St Martin,
Moos und Schweinsteg, Riffian Sterzing, des
Klosters Marienberg, eine Taufe Christi im
Mus. zu Meran. Dr. Frans Innerhofer.
Auer, Nikolaus (der jüngere), Maler,
geb. zu St. Martin in Passcier 3. 2. 1777 ;
von seinem künstlerischen Schaffen ist soviel
wie nichts bekannt
Meyer, Kstlerlex. Dr. Frans Innerhofer.
Auer, Peter, Bildhauer, kommt zu Ulm
1508 und von 1517 — 1535 vor. In den Ulmer
Hüttenrechnungen heißt er schlechtweg Peter
Bildhauer. Das ihm früher zugeschricbcne
Monogramm ist das Ulmer Hüttenzeichen.
Jäger, Ulms Verfassung etc. — Weyer-
244
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Auer — Auffenbacher
mann, Handschr. Nachträge. — Klemm, Bau-
meister u. Bildh. No. 289. M. Bach.
Auer, Susanne Marie, s. unter Auer,
Johann Paul und Sandrart, S. M. v.
Auer, Thomas, Erzgießer (auch Büchsen-
meister) in Graz, als tätig erwähnt von 1560
bis 1603, goß 1590 zusammen mit dem „Hof-
Stuck- und Glockengießer“ M. Wening die
bronzene Brunnenlaube im Hofe des Land-
hauses in Graz, ein Hauptwerk der Renais-
sance-Plastik in Steiermark (abgeb. in d.
Mitt. d. k. k. Zentral-Komm. VII p. 194 und
bei Lüer, Gesch. d. Metallkst. I 441, ausführl.
besprochen von Wastler im Repert. f. Kst-
wissensch. IX 189 f.).
Wastler, Steirisches Kstlerlex. F. Becker.
Auerbach, Alice, s. Triibuer, A.
Auerbach, Johann Gottfried, Maler,
geb. am 28. 10. 1697 zu Mühlhausen in Thü-
ringen, t >n Wien am 3. 8. 1753. Er hielt
sich nach Füssli (Annalen) scjion um 1716
in Wien auf, wo er 1735 Hofmaler und 1750
Mitglied der Akad. der bild. Künste wurde.
1735 (unter Karl VI.) und 1741 (unter Maria
Theresia) erscheint er mit dem Titel Kammer-
maler. Als die erste bekannte Arbeit von ihm
ist das Porträt des Abtes Anton in Admont
vom Jahre 1725 zu erwähnen (vgl. Wichner,
Kloster Admont). 1728 muß er bereits bei
Hofe einen Namen gehabt haben, denn im Hof-
museum zu Wien befindet sich ein Ölbild Fran-
cesco Solimenas von 1728: Kaiser Karl VI.
nimmt aus der Hand des Hofbaudirektors,
GundackervonAlthan, das Inventar der Bilder-
galerie in Empfang, wozu unser Künstler die
Köpfe des Kaisers und des Grafen Althan
gemalt hat. Von tüchtiger Technik zeugt
sein ebenfalls im Hofmuseum befindliches
Porträt Karls VI. in reicher Staatskleidung,
wie denn die Stärke des Künstlers im Bild-
nis gelegen zu haben scheint. Gleichfalls von
ihm zwei Bildnisse des Prinzen Eugen von
Savoyen (das eine im Hofmuseum). In
Wien befinden sich ferner zwei Seitenaltäre
von seiner Hand, die hl. Theresia und die hl.
Anna, in der Kirche zu St Joseph in Mar-
garethen. Das Bildnis des Künstlers ist
von A. J. von Prenner gestochen; A. hat
sich auch selbst, seine Frau malend, in einer
anonymen und sehr seltenen Radierung dar-
gestellt.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — J.
E. Schlager, Materialien f. österr. Kstgesch.
im Archiv für Kunde österr. Gesch.-Quellen
(Akad. d. Wisscnsch.) Wien 1850, 3. Jahrg.
II. Bd. Heft III u. IV No. XIV (p. 661 f.). — Th.
v. Frimmcl, Kleine Galcriestudien I, 3. Folge
1898 p. 197. — Mit Notizen von O. E. Deutsch.
•*
Auerbach, Johann Karl, Porträt- und
Historienmaler, Sohn des Vorigen, geb. den
9. 7. 1723 in Wien, f daselbst 31. 7. 1788,
nach anderen 1786, lernte bei seinem Vater
und wurde gleichfalls Mitglied der kais.
Akad. der bild. Künste. Von ihm besitzt die
St. Stephansdomkirche in Wien ein Altar-
gemälde in der Katharinenkapellc und ein
Deckengemälde in der untern Sakristei (1771).
1754 malte er laut Angabe einer Stadtarchiv-
urkunde das große Fastenbild daselbst um
200 Gulden. Das Porträt eines Adeligen im
Pelzkleide besitzt die Bildersammlung der
Akad., ein Dreifaltigkeitsbild die Kapelle des
kais. Lustschlosses Hetzendorf bei Wien, die
Heiligenkreuzkirche in Innsbruck ein Hoch-
altarblatt (Christus am Kreuze mit Maria,
Johannes und Magdalena).
Tschischka, Kunst und Altertum p. 54, 63,
141, 332. — Ogesser, Beschreibung der Me-
tropolitankirche zu St. Stephan, Wien 1779 p.
129. — österr. biogr. Lexikon. — A. 1 1 g in
Meyers Kstlerlex. — Jalirb. d. Kstsamml. d.
allerh. Kaiserh. XXIV, II. Teil No. 19 390. •*
Auerbach, Maximilian, renommierter
Glasmaler in Charlottenburg, geb. am 25. 5.
1861 in Danzig. Arbeiten von ihm z. B. in
der Marienkirche, der Bartholomäus-Georgen-
kirchc in Berlin und im Bismarck-Mausoleum
in Friedrichsruh. *"
Aufdermaur, Fridolin, populärer Schwei-
zer Prospcktcnmaler, geb. 18. 7. 1802 in In-
genbohl (Kt. Schwyz), t daselbst 10. 1. 1884,
Schüler von Michael Föhn in Schwyz, in des-
sen Manier er zahlreiche Aquarelle, Tusch-
und Federzeichnungen schuf. Von seinen we-
nigen Ölgemälden sind erwähnenswert die
Altarbilder in den Kapellen zu Unterschönen-
buch (Ingenbohl) und in der Wart (Illgau),
M. D e 1 1 1 i n g bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Aufdermaur, Johann Franz, Maler von
Schwyz, 18. Jahrh. Von ihm stammen zwei
Gemälde in der Kirche des Frauenklosters
St. Peter daselbst sowie zahlreiche schwyzcri-
sche Familienporträts.
M. D e 1 1 1 i n g bei Brun, Schweizer. Kstler-
lex. H. V.
Aufdermaur, Kaspar, Holz- und Elfen-
beinschnitzer, geb. 25. 12. 1821 in Brunnen,
Kt. Schwyz, f daselbst 23. 10. 1900, Auto-
didakt, schnitzte hauptsächlich Madonnen- u.
Christusbilder, sowie Porträts. Seine beste
Arbeit, ein Kruzifix aus Stechpalmcnholz, im
Aufträge der Herzogin von Orleans angefer-
tigt, befindet sich im Louvre zu Paris.
M. Dcttling bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Auffenbacher, Hilarius, Tiroler Maler,
Laienbruder im Franziskanerkloster zu Bo-
zen, f zu Bozen 2. 6. 1738, 56 Jahre alt.
Schon 1712 malte er folgende Bilder: Todes-
angst Christi, Christus am Kreuze mit Dolo-
rosa und Johannes, Christus mit der Sama-
riterin, den hl. Antonius von Padua. 1715
vollendete er ein großes Altarbild für Frei-
burg im Breisgau, nämlich den hl. Petrus von
Alcantara. In der Zeit von 1713 bis 1719
malte er alle großen Bilder für den Garten,
245
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Auffenwerth — Auge
den Kreuzgang u. die Kirche seines Klosters,
Darstellungen aus dem Leben des hl. Fran-
ziskus von Assisi, im ganzen 24 Stück.
1719 scheint er von Bozen fortgezogen und
in anderen Klöstern gemalt zu haben. 1730
kehrte er nach Bozen zurück und malte noch
mehrere Bilder für die dortige Franziskaner-
Kirche. Frater Hilarius war für seine Zeit
ein tüchtiger, fruchtbarer und flotter Maler.
Nach Mitt. des Franziskaner-Konventes in
Bozen. Dr. Frans Innerhofer.
Aufienwerth, Johann, Goldschmied in
Augsburg, f 1728, wie seine Namensvettern
Mathias (f 1743) und Jonas (f 1774). Eine
größere Bedeutung verdient Johann A. als
der älteste, bekannte Hausmaler deutschen
Porzellans, das er wie auch seine Tochter
Sabina, die 1731 den Silbcrstecher-Verleger
Isak Heinrich Hohenestl geheiratet hatte, und
in Gemeinschaft mit dem ebenfalls Augsbur-
ger Goldschmiede Bartholomäus Seuter (1708
bis 1754 nachweisbar) bemalte. Am häufig-
sten sind seine Goldchinoiserien auf Meißner
Porzellan, Nachahmungen Heroldscher Ma-
lerei aber mit eigenartigem Spitzen-Bandel-
werk, bezeichnet mit I A W (z. B. im
Schlosse Raudnitz in Böhmen und im Schlosse
Eggenberg bei Graz). Die deutlichste Sig-
natur „I A W. Augsburg“ trägt die Tasse im
Bethnal-Green-Museum zu London (No. 122).
Auch die Museen von Schwerin, Berlin (K.
G. M.) und Wien (ö. M.) besitzen bemaltes,
aber nicht signiertes Porzellan von seiner
Hand.
J. G. Keyßlers Reisen. — Stetten, Hand-
werksgeschichte. — Archiv. Mitteil, von Dr. Dirr,
Augsburg. G. E. Pasaurek.
Auffraye, Philippe d’, s. Anffraye.
Auffroy, Giacomo, französ. Miniatur-
maler, 1552 in einem Rechtsstreite in Rom
erwähnt
Bertolotti, Artisti Francesi in Roma
1886, 33. M
Aufmuth, Bernhard, Bildhauer in Frank-
furt a. M. 1789/92 in der neuen französ.-
ref. Kirche tätig. Wohl derselbe, der als
„Bildhauer Affmuth“ 1808/9 an der künstle-
rischen Ausschmückung der renovierten St.
Leonhardskirche beschäftigt war.
Baudcnkm. in Frankf. a. M. I 9, 305. •••
Aufmuth, Joh. Michael, Bildhauer in
Frankfurt a. M., gcb. um 1710, f 1756. Über
seine künstlerische Tätigkeit nichts bekannt.
Gwinner, Kunst und Künstler in Frankf.
465. — y.
Aufmuth, Leonhard, Bildhauer in Frank-
furt a. M. Im ältesten Adreßbuch Frankfurts
(ca. 1772) erwähnt, 1778 in der St. Katha-
rinenkirche beschäftigt. 1799 fertigte er Kan-
zel und Altar der Johanneskirche in Born-
heim.
Gwinner, Kunst und Künstler in Frankf.
465. — Baudenkm. in Frankf. a. M. I 195, 265,
269, 270. — y.
Aufrain, Jean, Goldschmied in Paris, er-
hält 1387/88 Zahlung für Arbeiten, die er
für Philipp den Kühnen lieferte.
Dehaisnes, Doc. concernant l’hist. de l’art
dans la Flandre etc. p. 649. •*
Aufray de Roc’ Bhian, Alphonse
Edouard Enguerand, Landschaftsmaler
tu -Radierer, geb. zu Paris 16. 11. 1833, tätig
daselbst, später in Asnieres, Schüler von Ta-
bar, Baudit und Hebert, stellte im Salon wie-
derholt (1864 — 1882), meist graphische Ar-
beiten aus. In der Sammlung H. H. Meier,
Kunsthalle Bremen befinden sich mehrere Ra-
dierungen von ihm: Mondaufgang über dem
Teiche; Home, sweet home; Pferde in der
Tränke; Im Gehölze; andere radierte Blätter
von ihm sind bei Bcraldi genannt.
Bellier-Auvray, Dict. gdn. und Suppl.
— Bcraldi, Graveurs du XIX. Siecle. H. V.
Aufray, Joseph-Athanase, Genrema-
ler, geb. zu Paris 4. 4. 1836, Schüler von F.
Barrias, tätig in Ecouen bei Paris. Er war
fast in allen Salonausstcllungen 1865 — 76 ver-
treten, zum letztenmal 1885 mit einem Damen-
porträt. Auch in Deutschland sah man Ar-
beiten von ihm z. B. auf der Ausstellung in
Köln 1873. Unter seinen Gemälden nennen
wir: Les Dragees de bapteme, — Le Chapeau
de papier, — La Leqon de politessc au cou-
vent, — Le Retour du bois, — Le Faux-pas,
— Le Flagrant delit, — L’ Annonce de la co-
medie etc.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. u. Suppl. —
Salonkataloge. ••
Aufrf, Jacques, französ. Werkmeister,
geb. 1371 in Montpellier, wurde daselbst 1403
bis 1429 dreizehnmal zum „consul peyrier“
erwählt, t um 1430.
Bauchal, Dict. des Archit. C. Enlart.
Aufroy, Robert, 1409 in Mantes Werk-
meister des Königs von Frankreich.
Bauchal, Dict. des Archit. — B i r a r d,
Dict. des Artistes. C. Enlart.
Aug., J., s. Augustello.
Auge, französ. Werkmeister, tätig in Rouen;
erbaute daselbst 1509 auf dem Domplatze ein
Wohnhaus für den Kardinal von Amboisc,
das noch heute zu existieren scheint; und
zwar wird das ehemalige „Bureau des Finan-
ces“ hierfür angesprochen, ein Meisterwerk
der französ. Renaissance-Architektur und
Renaissance-Plastik.
S a u v a g e, Palais et chätcaux de France. —
Bauchal, Dict. des Archit. C. Enlart.
Auge, Claude, französ. Bildhauer und
Archit., geb. in Lyon, war 1690 — 1698 beschäf-
tigt, die Spitze des nördlichen Glockcnturmes
der Kathedrale von Chartres auszubcssern
und zu erhöhen, welche bei einem Gewitter-
sturme beschädigt worden war. Ebenso stellte
er die Laterne wieder her und übernahm die
Bekrönung des Chorgitters ; diese Arbeit
wurde erst im Jahre 1716 vollendet
L a m i, Dict d. sculpt. fran?. sous Louis XIV.
Lami.
246
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Auge — Augier
Auge, E s t i e n n e, Genremaler in Paris,
geb. zu Saintes (Charente-Inferieure), stellte
im Salon wiederholt (1865—1872) aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. und suppl.
H. V.
Augener, Dom- und Diözesanbaumeister in
Limburg a. L., restaurierte 1877 den Dom zu
Limburg und baute 1879 die abgebrannte
Kirche St. Kilianus zu Seck (Reg.-Bez. Wies-
baden) wieder auf.
Baudenkmäler Wiesbadens p. 511. — Kunst-
chronik XII 838. **
Auger, Adrien Victor, französ. Genre-
und Historienmaler und Radierer, geb. in
Saint-Valcry en Caux (Seine-Inferieure) Okt.
1787, stellte im Salon 1810, 1824 und 1832
aus. 2 Radierungen von ihm und eine Por-
trät-Lithographie werden bei Brulliot (Mo-
nogr. I 753) erwähnt. Eine vollbezeichnete
Lithographie „Le petit Corps d’Arm^e“ von
1818 im Kupferstichkabinct zu Amsterdam.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. H. V.
Auger, Charles, Porträtmaler in Paris,
geb. daselbst, stellte im Salon wiederholt (1842
bis 1864) aus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. H. V.
Auger, Edmond, Jesuit und Architekt,
tätig 1575 als Erbauer der Jesuitenkirche zu
Toulouse.
B a u c h a I, Dict. des Archit. C. Enlart.
Auger, Jacques, Goldschmied, Münzgra-
veur und Siegelstecher in Bourges, t 1581,
führte für die Kathedrale St. Eticnnc ein
neues Siegel in Silber aus, ebenso schnitt er
1564 ein solches für die Stadt und 1575 eins
für das Kapitelhaus. 1577 erhielt er Bezah-
lung für die Stempel zu einer Medaille auf
Frangois, Herzog von Alengon.
L. Forrcr, Biogr. Dict. of Medallists. I. —
N. R o n d o t, Les M6d. ctc. cn France p. 203.
Auger, Jean, Münz- und Medaillengraveur
und Goldschmied zu Paris, 1582 erwähnt.
B a r r 6, Graveurs de monnais de Paris. •*
Auger oder Augier, L u c a s, französ. Ma-
ler 1685 — 1765, Schüler der Ecole des Elives
Proteges de Paris 1720, ist der Urheber von
4 dekorativen Panncaux im Mus. von Nantes.
Sie stellen die Jahreszeiten dar und bildeten
gewiß den Schmuck eines Salons. Der Künst-
ler verließ aber dieses Feld der Tätigkeit und
fand es vorteilhafter, Kutschen und Por-
techaisen auszumalen.
Gaz. d. beaux-arts II P£r. XXII 247. — Rieh,
d’art Prov. Mon. civ. II. — Nouv. Arch. de
l’art frang. VII 373. F. L. Bruel.
Auger, Victor, französ. Bildhauer, betei-
ligte sich 1772 — 1774 an den Arbeiten, die auf
Befehl des Prinzen von Conde im Palais
Bourbon in Paris unternommen wurden. In
der Kirche Saint-Andre-des-arts führte er das
Monument des Abbe Charles Le Battcux
(f 1780) aus. Dieses Monument ist in der
Revolution zerstört worden u. nur noch davon
das Bronzebildnis des Verstorbenen im Mus.
des Petits-Augustins erhalten. Von A. waren
auch die (nach der Antike kopierten) Figu-
ren, welche früher den Säulengang des Hauses
der Mlle. de Saint-Germain schmückten (rue
Saint-Lazare in Paris, erbaut vom Archit.
Lcdoux). Im 8. Jahre der Republik erlangte
der Künstler, unter Mitarbeit des Archit.
Sobre, in einem Wettbewerb den Preis für
den Entwurf zu einer Departements-Säule.
Ein Bildhauer Auge arbeitete 1777 an der plast.
Ausschmückung des Schlosses zu Cramazel
bei Melun (Brie) ; wahrscheinlich handelt es
sich hier um Victor Auger (s. a. Art. Albert
I 186).
T h i e r y, Guide des etrangers ä Paris, I 143 ;
II 355. — Archives du Musee des Mon. frang.
I 238; II 194; III 194, 193. — R6un. des soc.
des b.-a. VI 283, note. Lami.
Auger, s. auch Augier.
Augero, A m c d e o, italien. Maler, geb. in
Chivasso (Piemont). 1833 sah man von ihm
in Rom in einer Kunstausstellung neben eini-
gen Porträts und neben Kopien nach Raffael
und Giulio Romano 2 römische Veduten mit
zahlreichen Staffagefiguren, darstellend die
„Piazza di Venezia in tempo di Carnevale“,
die „Piazza Navona allagata“, — und ein Ge-
mälde, betitelt „Incendio di un globo aero-
statico“.
Giornale Arcadico 1833, vol. 56. p. 180.
C. Dcgli Assi.
Augetel. Eine Bronzeschüssel im South-
Kensington Museum trägt in gotischer Schrift
die Signatur: Vilelmus Augetel me fecit.
C. Drury E. Fortnum, South Kcnsington
Mus. Art Handbook. •*
Augeul, französ. Bildhauer, in Anjou ansäs-
sig, führte 1642 die Statuen des hl. Franziskus
und der hl. Margarete aus, die auf dem Al-
täre der Kirche von Cande (Maine-ct-Loire)
aufgestellt wurden.
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Augier, Jean, Goldschmied in Angers,
wurde 1477 beauftragt, für ein Evangeliar
und ein Epistolier der Kirche Saint-Laud
nach seiner Zeichnung silberne Deckel zu
machen.
C. Port, Les Artistes Angevins, Paris 1881.
•*
Augier, L., französ. Maler, Ende des
17. Jahrh. Nur bekannt durch zwei nach ihm
von Nie. Pitau d. J. gestochene Blätter.
1. Claudius de Bourdalouc und 2. Ch. Ma-
vclot.
Meyer, Allgem. Kstlerlex. H. Stein.
Augier, Pierre, Holz- und Ornamenl-
bildhauer in Montpellier, schuf 1491 für den
Ratssaal herrliches Holzgetäfel mit den Wap-
pen der Stadt.
Lami, Dict d. sculpt 1898. R.
Augier, s. auch Auger.
247
Augiers — Augusta
Augiers, Jean, französ. Bildhauer in Tours,
schuf um 1511 ein großes Steinkreuz am Ein-
gänge des Kirchhofes von Bueil (Indre-et-
Loire).
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge et
k la renais. Lami.
Augis pinxit 1630. Diese Signatur soll eine
mit der Sammlung A. Diez in München 1896
verkaufte Porträtminiatur einer älteren Frau
nach der Katalognotiz tragen. Vielleicht ist
Augier zu lesen und an L. Augier zu denken.
**
Augk, Nickel, Rotgießer in Leipzig, Ende
15. Jahrh., fertigte um 1496 die Metallteile für
einen figürlich verzierten, vorwiegend steiner-
nen „neuen Born“ auf dem Marktplatz zu
Leipzig.
G u r 1 i 1 1, Bau- und Kunstdenkm. des Kgr.
Sachsen XVIII 390. A. Ky.
Augos, Juan de, span. Bildhauer, einer
von, den 18 Meistern, die 1500 an der Mon-
stranz (custodia) des Hauptaltars der Kathe-
drale von Toledo arbeiteten.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 82. /\
Augrand, Parfait, französ. Kupferst. (in
Punktiermanier), geb. 1782 zu Joinvillc. Er
Unterzeichnete sich zuweilen Parfait, mit-
unter auch P. A., oder Parf. Aug. — Seine
Stiche sind meistenteils nach wenig bekann-
ten Künstlern vom Anfang des 19. Jahrh.
ausgeführt, z. B. Schcriski, Choquct, Julien
Potier, Blaisot, Esbrard, Marlet, Roycr,
Coeure, Mme Auzou, Firmin, Dutaillis,
Busset, Dubrusle usw., indes einige andere
auch nach Raffael, Tizian, Petitot, Lafittc,
Mailet, Chasselat. Unter diesen Reproduk-
tionen sind einige hinsichtlich der Kostüme
und Moden aus der Zeit Napoleons und Lud-
wigs XVIII. interessant. — Auch sein Sohn
nennt sich Maler und Verleger.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc. Manuel.
— Füssli, Allgcm. Kstlerlex. Neue Zusätze.
1824. J. Guibert.
Augros, französ. Kupferst., tätig zwischen
1827 und 1835 in Paris, führte einige Stiche
nach Chasselat aus. /. Guibert.
Augstaindreyer, Hans, Steinmetz von Wie-
sensteig, baute an der Tübinger Kirche 1478;
sein Brustbild mit seinem Zeichen und dieser
Jahreszahl befindet sich an einer Konsole an
der Westwand des nördlichen Seitenschiffes.
1488 fertigt er das Sakramentshaus in Wann-
weil O.-A. Reutlingen.
Klemm, Württ. Baumeister u. Bildhauer.
M. Bach.
Auguin, Louis-Auguste, Maler, geb.
in Rochefort 1824, f 1904. Schüler von J.
Coignct und Corot in Paris. Er lebte in
Bordeaux. Zahlreiche Landschaften von ihm
aus der Charente, der Saintonge, dem Poitou,
dem Pörigord, dem Limousin, den Landes
und den Pyrenäen. Er stellte in den Salons
seit 1846 — 1904 aus; Arbeiten von ihm in
den Museen von Reims und Niort.
La Grande Encyclopidie IV 643. — Bcllier-
Auvray, Dict. g£n. I 28. Francois Monod.
Augur, H c z c k i a h, amerikan. Bildhauer,
geb. 21. 2. 1791 in New Hampshire (nach an-
deren in New Haven, Conn.), f 10. (18.?) 1.
1858 in New Haven. Wandte sich erst nach-
dem er als Kaufmann Bankerott gemacht
hatte, der Kunst zu. Seine ersten Werke, die
er direkt aus dem Block heraus arbeitete,
erregten großes Aufsehen, so die Kopie eines
Apollokopfes, ein Kopf Washingtons, 1827 die
Statue der Sappho und später eine Gruppe
„Jephta und dessen Tochter“ (jetzt in der
Yale Art School in New Haven), die sich
durch poetische Empfindung und vortreffliche
Gewandung auszcichnet. Erst jetzt nahm A.
das gewöhnlich übliche Verfahren an, seine
Werke vorerst zu modellieren und fertigte
noch verschiedene Statuen und Büsten, unter
letzteren die des Oberrichters Eisworth in
Washington. A. war ein kluger Kopf, hat
mehrere einträgliche Erfindungen gemacht,
als Schnitzer in seiner Jugend bereits Gutes
geleistet und es auch später zu einer anerken-
nenswerten künstlerischen Höhe gebracht.
Ehrenmitglied der Akademie in New York.
Meyer, Kstlerlex. — A. W. F r e n c h, Arts
and Artists of Connecticut. — Taft, Americ.
Sculpt 24. Edmund von Mach.
August, Kurfürst von Sachsen, regierte
1553—1586, geschickter Dilettant im Schnitzen
von Elfenbein und Kokosnuß. Sein Haupt-
werk derart ist ein elfenbeinerner Krug (im
Grünen Gewölbe) mit einer Schlacht im Re-
lief. Auf der K. Bibliothek in Dresden sind
Handzeichnungen von ihm.
G. K. Nagler, Kstlerlex. XIV 136. **
August Wilhelm, Prinz v. Preußen, Vater
Friedrich Wilhelms II., geb. zu Berlin 1722,
t 1758 in Oranienburg, geschickter Dilettant
in der Landschaftsmalerei. Die Berliner Ga-
lerie besaß früher, nach dem Puhlmannschen
Kataloge von 1790, 3 Gemälde von ihm. **
Augusta, Kurfürstin von Hessen-Kassel,
Gemahlin Wilhelms II., Tochter des Königs
Friedrich Wilhelm II. von Preußen, geb. in
Berlin 1780, f 1841, wird als gute Zeichnerin
und Porträtmalerin gerühmt. Sie war Ehren-
mitglied der Berliner Akademie und beteiligte
sich auch an deren Ausstellungen 1810 und
1812.
Nagler, Kstlerlex. VI 162. ••
Augusta, Cristoforo, genannt Fra Cri-
stoforo, Maler aus Casalmaggiorc, in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrh., Schüler des
Malers Trotti, erweckte große Hoffnungen,
starb aber schon in früher Jugend. Von ihm
das Gemälde des Hauptaltarcs von S. Matteo
zu Crcmona, worin er die Anmut Correggios,
namentlich im Ausdruck der Gesichter, nach-
zuahmen suchte. Für S. Domenico daselbst
malte er die Verlobung der hl. Katharina von
Siena mit dem Christkinde. Die Engelsglorie
248
Augusta — Augustin
in der Höhe ist besonders ansprechend. Das
Werk trägt die Bezeichnung: F. Cristoforus
August. De Casali Majori Faciebat 1590.
P a n n i, Distinto Rapporto delle Dipinture nelle
chiese di Cremona 1762 p. 77. — L a n z i, Storia
pittorica d’Italia III 473. — Rosini, Storia
della Pittura italiana VII 143. — Z a n i, Ende).
— Zaist, Not. de’ Pitt. etc. Crcmonesi II. —
V i d o n i, I-a Pitt. Cremoncsc p. 133. — Meyer,
Kstlerlcx. R.
Augusta, Michele, Goldschmied zu Reg-
gio in der 2. Hälfte des 17. Jahrh. Nach ihm
sind verschiedene Bll. in : Maria Verginc
coronata. Dcscrizionc della Solennitä fatta
in Reggio, composta dall* Abbate Giac. Cer-
tani, 15 Bll., radiert von G. M. Mitelli. Reg-
gio 1675. Fol.
Z a n i, Encicl. II 240. **
Augustalis, s. Austalis.
Auguste, Alexandre, französ. Bildhauer,
arbeitete in Bayeux (Normandie) 1779 — 1785.
R£un. d. soc. d. bcaux-arts. XXII 160. Lami.
Auguste, Henri, französ. Goldschtn. und
Med., geb. 18. 8. 1759, Sohn des Robert Jac-
ques A. (s. d.), mit dem er oft gemeinsam tätig
war. Orfevre du roi und „Formier des affi-
nages". Von ihm der vielbewunderte Toi-
lettentisch, den die Kaiserin Josephine 1S04
zum Geschenk erhielt. 1806 stellte er mehrere
kirchliche Goldarbeiten und zwei Kandelaber
aus, welche Napoleon I. für die Kirche von
St Denis bestellt hatte. A. war unter Denon
auch an der Pariser Münze tätig, fertigte
mehrere Medaillen Napoleons und gemein-
sam mit N. G. A. Brenet Medaillen auf die
Schlacht von Marcngo und den Tod des
Generals Desaix (1800).
F o r r e r, Dict. of Med. — Weitere Literatur
siehe Auguste, Rob. Jacques. H. Stein.
Auguste, Jules Robert, französ. Bild-
hauer und Maler, erhielt 1810 zu Rom den
„grand prix“ für Bildhauerei für das Werk:
Othriades, der letzte der Lakcdämonier. Nach
Paris zurückgekehrt, vernachlässigte der
Künstler die Bildhauerei und wandte sich der
Genremalerei zu, ohne jedoch besonderen Er-
folg zu haben.
Arch. de l’art franq. IX 313. — Nouv. Arch.
1803, 305. Lami.
Auguste, R. S., Goldschmied in Paris 1784.
Von ihm bildet Eudel, Orf. 1884 Taf. 6 eine
Aiguiere mit Bassin ab. Vielleicht ist der
Künstler identisch mit dem Ziseleur Robert-
Jacques (Joseph) Auguste, der 1757 bei den
Goldschmieden in Paris Meister wurde.
M. R o s e n b e r g. Der Goldschm. Merkzei-
chen, Frankf. 1890, No. 1996. **
Auguste, Robert Jacques (oder Jo-
seph), französ. Ziseleur und Goldschmied in
Paris, seit 1757 Meister. Führt für die Mar-
quise von Pompadour in Gold eine Salzbüchsc
(Matrosenfigur) und eine Pfefferbüchse (Kna-
be mit Sack) aus, für welche er 16 000 Livres
erhielt. Sie gelangten 1766 in die Sammlg.
des Generalpächters Randon de Boisset, mit
welcher sie 1777 versteigert wurden. 1770
entstand eine andere Pfefferbüchse für den
Herzog de La Tremollle, die später im Besitz
des Barons Pichon war. A.s Arbeiten wur-
den sehr geschätzt und nach der Thronbestei-
gung Ludwigs XVI. (1774) war er dessen be-
vorzugter Goldschmied. Er fertigte (zusam-
men mit dem Juwelier Aubert) die Krone für
die Krönungsfeier und einen Kelch sowie an-
dere Arbeiten in Gold u. Email, die der König
gelegentlich dieser Feier der Kathedrale von
Reims schenkte. 1785 arbeitete A. und sein
Sohn Henri, der den Vater in der Arbeit
unterstützte, im Aufträge des Königs einen
Putztisch von vergoldetem Silber, der zum
Geschenk für das portugiesische Königspaar
bestimmt war. 1788 wurde A. zum „Fermier
et Regisseur des affinages de Paris, Lyon et
Trevoux“ ernannt. Er starb im Louvre, wo
er seit 1784 wohnte, am 23. Ventöse An XIII
(1805). In seinen Arbeiten wußte A. sich
allmählich vom Stile Louis XV loszulösen
und sich antiken Formen zu nähern.
Im Auktionskatalog Blondei de Gagny 1776
kommen zwei dreiarmige Leuchter von A.
vor, im Kabinett Jaquin befand sich eine Dose,
in den Sammlgn. von Hamilton Palace Mö-
bel mit Silberschmuck und Emailmalereien.
Er war auch für das Schloß Choisy bei Paris
tätig und arbeitete goldene Salz -und Pfeffer-
büchsen nach Falconcts Entwurf.
J a 1, Dict. — Blanc, Le Trisor de la Curios.
I 346, 363. — Schlichtegroll, Nutnism.
Annalen II 50. (Der Name E. Auguste hier
offenbar ein Irrtum.) — Davillier, Le Cabi-
net du duc d’Aumont 1870 p. XXV. — Ga-
zette des B.-A. XI 349. 356; XIV 240; XIX
347. — Catal. du Mus. retrosp. expos. de Paris,
1865. — Catal. gen. de l’cxpos. univ. de 1867.
Hist, du travail, 2c partie p. 469, 470. — Ro-
senberg, Der Goldschm. Merkz. — Nouv.
Arch. de l’art franq. 1872 p. 101, 1888 p. 26S,
1903 p. 377. — Dussieux, Art. franq. ä l’<tr.
499, 539. — Mit Notizen von H. Stein.
Auguste, s. Jassaud.
Augustello, Giovanni Maria. Einem
piemonteser Bildhauer dieses Namens, der
uns sonst unbekannt ist, schreibt Armand, les
medailleurs ital. III 127, eine Medaille auf
Carl Emanuel, Herzog von Savoien (1562 bis
1630) zu, welche die Signatur I. AVG. trägt.
Augustin, poln. Maler in Lemberg, siche
Porucznik.
Augustin, Kartcnmaler in Straßburg, ur-
kundlich erwähnt 1475.
G6rard, Art. de l'Alsace II 270. *•
Augustin, Jean Baptiste Jacques,
Miniatur- und Schmelzmaler, geb. zu Saint-
Die in Lothringen den 15. 8. 1759, Autodi-
dakt, tätig zu Paris, bis ihn die Cholcra-
epidemie von 1832 den 18. 4. wegraffte. In
den Pariser Salons stellte er seit 1791 bis
1831 ohne Unterbrechung aus. Die bedeu-
tendsten Personen seiner Zeit hat er in Mi-
niatur abgebildet; Napoleon, Ludwig, König
249
Augustin — Augustini
von Holland, dessen Gattin, die Königin von
Neapel, ihre Schwester Mad. Recamier, die
Fürstin von Schwarzenberg, die Vicomtesse
de Giaptal etc., zur Napoleonischen Zeit;
Ludwig XVIII., die Herzoge von Berry und
Orleans, die Herzogin von Angoulcme etc.
zur Zeit der Restauration. Die Emailbild-
nisse von Nadermann, Dcnon, der Kaiserin
Josephine usw. fanden der Reihe nach in den
Ausstellungen von 1810, 1812 und 1831 große
Bewunderung. Seine Miniaturbildnisse sind
allerdings zwar etwas trocken in der Auf-
fassung, aber von intensiver Naturwahr-
heit, Wärme des Kolorits und zarter Aus-
führung, und man verdankt ihm nicht unwe-
sentlich den Fortschritt, den diese Kunst in
Frankreich machte. 1819 wurde er erster
Miniaturmaler der Kammer und des Kabinetts
des Königs. Die von ihm geleitete Zeichen-
schule wurde lange Zeit stark besucht, und
eine große Zahl verdienstvoller Künstler er-
hielten darin ihre Ausbildung, so Besseltevre,
der Chevalier de Lestang-Parade, der Vicomte
Desfossez, Fontallard, Menagcot, Pinchon u.
Sieurac, die Fräulein Delacazctte, Alex. Or-
celle und Pfenninger, die Frauen Davin geb.
Mirvault, Gaillard geb. Chaceree de Bcau-
repaire, Lemoine geb. Blot, und Swagcrs etc.
Ein Bildnis seiner Schülerin Fanny Char-
rin wurde kürzlich für den Louvre erworben.
In der Wallace-Collcction zu London befin-
den sich von ihm 5 Bildnisse ; eines von Lud-
wig XVIII., 2 von Napoleon I. und 2 weib-
liche Porträts mit den Daten 1815 und 1824;
in der Miniaturenausstcllung in der Bibi. Nat.
in Paris 1908 waren 46 seiner Arbeiten aus-
gestellt und cs hat sich auch eine Liste seiner
Arbeiten, die er bis 1793 ausführtc, (360
Nummern) erhalten.
Catal. de l'exposit. d'oeuvres d’art d. 18e s. ä la
Bibi. Nat. Paris 1900. — Henri Bouchot,
La Miniature franc. 1906 (mit Abbildungen). —
J a f f 6, Katal. s. Miniaturenausst. No. 49, 2038.
— Miniaturenabteilung d. Dresdener Galerie. —
Meyer, Kstlerlex. — Notizen über sein Leben
u. s. Werke, verfaßt von s. Frau, abgedr. Revue
univers. d. arts XV 41 n. daselbst p. 42 autobiogr.
Notizen. — J a 1, Dict. crit. II ed. 1872. — H.
Bouchot in der Gaz. d. b.-arts 1894 I 247 ff.
— Mazc-Sencier, Le Livre des Collection-
neurs, Paris 1885, 480 ff. — Williamson,
History of Portr. Miniat. — M a c o n, Les arts
dans la maison de Conde 1903. — Les arts, 1907
No. 63 p. 4, Abb. p. 8. — Mit Notizen von E.
W. Braun. F. Becker.
Angustin, Maria, Freiin von, (als Schrift-
stellerin Maria von Thurnbcrg), geschickte
Malerdilettantin, geb. zu Vcrschetz im Ba-
nate 23. 12. 1810, lebte noch 1851 in Wien.
Sie hat zahlreiche Porträts gemalt, auch Ko-
pien und einige Kirchenbilder, z. B. 14 Sta-
tionsbilder für die Kirche in Pyhra bei Pöl-
ten und eine Madonna für die Kapelle der
Rennwegkaserne in Wien.
Wurzbach, Biogr. Lex. **
Augustin, P a u 1 i n e, geb. Du Cruet, Mi-
niaturmalerin in Paris, geb. 1781, f 1865,
malte ganz in der Art ihres Mannes j. B. J.
Augustin. Im Pariser Salon stellte sie 1822,
1824, 1827, 1831, 1834, 1835, 1838 Porträts
und Miniaturen aus und erhielt Medaillen.
Sie signierte: Augustin oder wie z. B. 2 von
ihr in der Miniaturausst. 1906 in der Pariser
Biblioth. Nat. ausgestellte Miniaturporträts:
Pauline Augustin 1819. — Abbildungen ihrer
Arbeit bei Bouchot, la miniature fran<;aise
1906/7.
Catal. d. miniaturcs, gouachcs etc. Expos,
d’oeuvres d’art du 18« s. ä la Bibi. Nat. Paris
1906. — Le Bulletin d. B.-Arts, Repert. d. Art
Francais I Paris 1883/4 p. 175. E. W. Braun.
Augustini, Jacobus Luberti, geb. in
Haarlem 80. 4. 1748, war Sohn und Schüler
von Jan A. Anfangs malte er Allegorien und
Grisaillen, wandte sich später aber dem Por-
trätfach zu. Im Amsterdamer Rijksmus. ist
von ihm ein 1773 datiertes Regentenstück des
Lcprosenhuis und im Archiv zu Haarlem
das Porträt eines Pfarres, 1778. Kurz nach-
her entsagte er der Malerei, wurde „Collecteur
der gemeene middelen“ und schließlich, späte-
stens seit 1799, Buchhändler und Verleger in
Haarlem, namentlich von erbaulichen Schriften,
welche er zum Teil selbst geschrieben hat.
Nach längerem Leiden starb er in Haarlem
4. 8. 1822, seit 21. 3. 1779 verheiratet mit Aletta
Catharina Baart. In der Sammlg. Ekcma in
Haarlem war eine Radierung von ihm, die
Abbildung eines Bisons, mit Haarlem im
Hintergrund, bcz. : „Jac. Augustini fcc. 1766".
y. Eynden u. v. d. Willigen II 192. —
Lcdeboer, De Bockdrukkcrs cnz. in Noord-
Nederland, Devcnter 1892, 194, 195. — Meyer,
Kstlerlex. — Mitteilungen des Herrn C. J.
Gönnet, Archivars zu Haarlem. E. W. Moes.
Augustini, Jan, auch gen. Degelenkamp,
Maler, geb. 1725 zu Roderwolde in der Pro-
vinz Drenthe. Schüler von Philips van Dijk
im Haag, heiratete zu Haarlem 10. 3. 1748
Aaltje Heere. Er malte 1759 das Bildnis von
Gilbertus Matthias Elsnerus, Professors in
Utrecht, und 1760 dasjenige von Theodoras
Hagancus, Pfarrers in Haarlem, beide Bilder
gestochen von Jac. Houbraken. Ein 1759 da-
tiertes Porträt ist im Depot des Amsterdamer
Rijksmus. Als Blumcnmalcr zeichnete er 1757
für den Botaniker Jac. Schuermans Stckhoven
in Leiden eine große Aloe (A. Delfos sc.).
Namentlich hat er aber als Dekorationsmaler
Gutes geleistet. Der Entwurf zu einem Pla-
fond für Herrn van der Mieden von 1760 ist
im Kupferstichkabinett in Weimar, und im
Schloß Asscnburg (Nord-Holland) ist noch
ein von ihm 1767 ausgemaltcs Zimmer mit
Vogelstaffage. Die von ihm 1759 gezeichnete
Kopie nach einem Bilde von Ph. Wouwerman
ist im Kupferstichkabinett zu Amsterdam.
Auch war er Kunsthändler, und wahrschein-
250
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Augustinus — Aulbier
lieh in dieser Beziehung wurde 8. 8. 1701 seine
Sammlg. in Haarlem versteigert. Er wurde
begraben in Haarlem 3. 12. 1773. In der Dar-
stellung eines 20. 2. 1762 bei Zandvoort auf
den Strand geworfenen Cachelotfisches hat er
sich selber zeichnend abgebildet (H. Spilman
sc.). Schüler von ihm waren sein ältester
Sohn Jacobus Luberti A. u. Egbert van Drielst.
v. E y n d e n u. v. d. Willigen II 190 bis
192. — Mitteilungen des Herrn C. J. Gönnet,
Archivars zu Haarlem. E. W. Moes.
Augustinus, Maler, wird 1478 urkundlich
in Breslau erwähnt. Vielleicht identisch mit
Augustin Glockener.
Schultz, Breslauer Malerinnung, 68.
C. Buchwald.
Augustinus, Mönch u. Steinmetz zu Maul-
bronn, verfertigte unter Abt Entenfuß 1517
die zum östlichen Eingang des Oratoriums
führende Wendeltreppe im dortigen Kloster,
welche durch Inschrift als sein Werk bezeich-
net ist Das einer anderen etwa gleichzeiti*
gen Wcndclstiegc des Klosters entnommene
steinerne Geländer dieser Treppe trägt das
Mei sterzeichen (Faks. abgeb. bei Klemm),
welches von Klemm als das des Bruders Au-
gustinus angenommen wird.
Klemm, Württcmbg. Baumeister und Bild-
hauer, Stuttgart 1882. H. V.
Augustinus, Maler in Paderborn, folgte
1596 und 1599 einem Ruf des Caspar von
Fürstenberg zum Schell enberge, wahrschein-
lich um dort Wandgemälde und Dekorationen
auszuführen.
Nordhoff in Prüfers Archiv f. kirchl. Bau-
kunst u. Kirchenschmuck X Berlin 1886, 20. —
P i e 1 e r : Leben u. Wirken Caspars v. Fürsten-
berg 1873, 182, 184. Firmenich-Richarts.
Augusto, Giovanni, Bildhauer aus Pa-
dua, in Venedig um die Mitte des 10. Jahrh.
Er arbeitete hier unter Sansoviho, welcher
ihm am 9. 8. 1553 eine Abschlagszahlung von
20 Dukaten leistete für die Ornamente und
für die Politur der Tür in der Sakristei von
S. Marco.
M o t h e s, Gesch. d. Baukunst Venedigs II
287. L. Ferro.
Augustyn, Maler, Schüler von Anthonie van
Blocklandt und Lehrer von Michiel Jansz. van
Miereveit, wahrscheinlich in Delft 1581 gest.
van Mander, ed. 1618, Appendix.
E. W. Moes.
Augustyu, Moyses, kommt als Maler 5. 7.
1602 in die Gilde zu Dordrecht.
Obreens Archief I 190. E. W. Moes.
Augustynowicz, Alexander, poln. Maler,
geb. 7. 2. 1865 zu Iskrzynia (Ostgalizicn),
studierte 1883 — 1884 in der Krakauer Kunst-
schule, dann bei Holossy in München. Lebt
in Lemberg, malt besonders Porträts, in der
letzten Zeit auch Landschaften. Silb. Me-
daille Landesausstellung Lemberg 1894, kleine
goldene Medaille, Berlin, Intern. Kunstaus-
stellung 1895.
Swieykowski, Pamietnik Towarzystwa
P. S. P. w Krakowie 1854 — 1904. — C z a p e 1-
s k i, Tyg. 111. 1896, p. 751. C. M. v. Görski.
Augustyns, Peter, Maler in Antwerpen,
1517 in der Lukasgilde erwähnt.
Liggeren I 89. •*
Augustynsz., Gysbert, Maler, war 1611
Schüler von Abraham Bloemacrt in Utrecht.
Müller, Utr. Arch. 93. E. W. Moes.
Augustynsz., Jan, geb. um 1593, wird 1624
in Delft erwähnt, tätig in der Tapetenfabrik
von Acrt Spierincx. Er hat auch außerhalb
Delfts gewohnt.
Obreens Archief 15. — Oud-Holland III 9.
E. W. Moes.
Aujollest-Paggs, F r a n q o i s, Maler, geb.
zu Bordeaux 1746. Nachdem er unter Bou-
cher gelernt hatte, ließ er sich in Poiticrs nie-
der, wo er 1775 die k. Schule der Malerei,
Bildhauerei etc. gründete, deren Direktor er
bis an seinen Tod, 27. 8. 1801 zu Poitiers,
blieb. Die Kirche Sainte-Radegonde daselbst
bewahrt von ihm zwei Gemälde: den hl. Se-
bastian und den hl. König Ludwig in Anbe-
tung vor der Dornenkrone. Es gibt viele
von A. gemalte Bildnisse. Mehrere seiner
Werke kamen auf einer Ausstellung zu Poi-
ticrs 1777 vor.
A. P i n c h a r t in Meyers Kstlerlex. — B e 1 -
lier-Auvray, Dict general. R.
Aukes, Jacob, Maler, geb. in Amsterdam,
kaufte dort 30. 8. 1698 das Bürgerrecht.
Aemstels Oudheid IV 63. E. W. Moes.
Aula, Marquis d e, span. Kunstsammlcr
und -kenner des 17. Jahrh. in Madrid. War
auch als Maler tätig.
P a c h e c o, Arte de 1a Pintura. — Palo-
mino, Museo pict. I 186. A
Aula, Giovanni Battist a, neapol. Sil-
berarbeiter. Führte 1731 zwei silberne Füll-
hörner von künstlerischem Wert für 605 Du-
katen aus, die der Kirche des Convento della
Trinitä dclle Monache geschenkt wurden.
Napoli Nobilissima VIII 184. G. Dcgli Assi.
Aula, Nicola de, Silberarbeiter in Nea-
pel. Verpflichtet sich 7. 11. 1691, dem Abt
von S. Pietro a Maielia einen Altarvorsatz
aus Silber im Gewicht von 75 Pfund für den
Hauptaltar der Kirche zu fertigen und erhielt
dafür 240 Dukaten.
Napoli Nobilissima XI 25. — Filangieri,
Doc. per la storia delle Arti ecc. II 278, 433,
434. G. Degli Assi.
Aulbier, R a o u 1 de 1’, französ. Bildhauer
in Orleans, übernahm 1556 für die Kapelle
des Schlosses de la Chataigncraie (Poitou)
die Bildhauerarbeit am Grabmal des seigneur
Andre de Vivonne. Dieses nicht mehr vor-
handene Monument zeigte außer einer be-
krönenden Urne ein Flachrelief in Marmor,
auf dem der Verstorbene vor seinem Schutz-
patron, dem hl. Andreas, kniend dargcstellt
war.
L a m i, Dict des sculpt. franq. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
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Aulbry — Aulos
Aulbry, G u i 1 1 a u m c, Ornamcntmalcr in
Tours, wo er in der 1. Hälfte des 18. Jahrh.
tätig war.
L. de Grandmaison, Les Peintres de
Tours. H. Longnon.
Auld, P. C., Maler in London, stellte in der
Roy. Academy mehrfach aus, so 1850 „Port
Crawford Castle“ und „Balmoral Castle“,
1854 „Ardtcrnish Castle“ und 1855 „Lower
Heath Pond“. Nach ihm hat W. Forrest ge-
stochen „View of Bums Monument and sur-
rounding Sccnery on the Banks of Doon.“
Meyer, Kstlerlex. — Graves, The Roy.
Acad. of Arts, 1905, I 79. **
Auldon, J e h a n, französ. Werkmeister aus
Sens, übernahm 1492 den Bau des Glocken-
turmes der Abtei St. Loup zu Troycs.
A s s i c r, Maitrcs magons de Troyes. — Bau-
c h a 1, Dict des Archit. C. Enlart.
Auldre, Christophe, Holzbildhauer in
Saint-Gcrmain-en-Laye um 1542, fertigte für
den Hochaltar der dortigen Kirche ein
reiches, figurengcschmücktcs Holztabernakel,
ferner die Steinfiguren der 4 Evangelisten
und der hl. Apollonia sowie die große Holz-
statue eines Engels. Von seinen Werken hat
sich bisher nichts als erhalten nachwciscn
lassen.
Chron. des Arts 1893, p. 237. H. V.
Aulhom, Hans, Radierer in München, geb.
10. 12. 1878 in Dresden, studierte auf den
Akad. von Karlsruhe, Stuttgart und Mün-
chen. Auf der Dresdener Großen Kunstaus-
stellung 1904 sah man von ihm die Radierun-
gen: Im Gespräch und Das Skelett. Auf der
Ausstellung des deutschen Künstlerbundcs in
Weimar 1906 war er mit einer Zeichnung:
Erster Ausflug, vertreten.
Notizen von Brodcrsen. R.
Auliczek, Dominik, Bildhauer, Modelleur
in Porzellan, geb. 1. 8. 1734 zu Policka im
östl. Böhmen. Ursprünglich für den geist-
lichen Stand bestimmt, studierte er zuerst in
Prag, ging aber zu dem Bildhauer Franz
Pacak in Lcitomischl in die Lehre über. Nach
mehr als einjährigem Aufenthalte bei Joh.
Georg Leutner in Wien besuchte er Paris
und London. Der darauffolgende sechsjährige
Aufenthalt in Rom (teils an d. päpstl. Akad.
der bild. Künste, teils bei dem Architekten
Gaetano Chiaveri) übte auf seine Kunst den
größten Einfluß aus. Er führte hier auch zwei
monumentale Plastiken und einige Tonstatuen
aus. Schon 1783 in München wurde er mit
dem damaligen Direktor der Nymphenburger
Porzcllanmanufdktur, Sigm. Grf. Haimhausen
bekannt, der ihm 1765 die eben erledigte Stelle
eines Oberbossierers in der Manufaktur ver-
lieh. Seit 1772 war er Hofbildhauer Max Jo-
sephs III., 1773 Inspektor d. Manufaktur, spä-
ter (1782 unter Karl Theodor) Hofkammerrat.
Er verblieb bis zu seinem Tode (15. 4. 1804)
in Nymphenburg. Das künstlerische Wirken
Auliczeks steht trotz der Feinheit und Zier-
lichkeit seiner Schöpfungen, infolge der er-
wähnten Romstudien unter dem Einflüsse des
späten römischen Barocks. Zwei allegorische
Kindergruppen vor dem Nymphenburger
Schlosse sind nachweisbar Spuren von seiner
Beteiligung an der Ausschmückung des Nym-
phenburger Hofgartens. Im Gebiete der gro-
ßen Plastik wird von seinen Arbeiten noch
eine lebensgroße Porzellan-Büste des Grafen
Haimhausen erwähnt. Die eigentliche Bedeu-
tung A.s liegt in seinen kleinen Porzcllan-
figuren und -Gruppen, die ein gutes Natur-
studium verraten. Als bemerkenswerte Schöp-
fungen dieser Art werden besonders einige
Tiergruppen (Tierkämpfe) und ein Tafelauf-
satz (Flora und Amphitrite mit Genien) so-
wie mehrere Götterstatuen bezeichnet.
Nouvclle biogr. gener. — L i p o w s k y, Bayer.
Kstlerlex. — D I a b a c z, Böhm. Kstlerlex. —
T rautmann, Kurzgef. Nachr. v. d. kurbaycr.
Hofbildhauer u. Modellmeistcr H. Dom. Aulicick
(Altbay. Monatsheft 2. 1900 S. 25 — 30). —
E. Bassermann-Jordan, Dom. Auliczek.
S. Leben u. s. Kunst. München 1902. 4°, eine
Arbeit, welche alle bisherige Literatur zusam-
menfaßt. — Brüning, Porzell.-Ausst. Berlin
1904, XLVI. Emler.
Aulion, O 1 i v i e r, Glasmaler in Rennes in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. tätig.
Villcneuvc, Mclangcs d’archeologie bre-
tonnc. //. Longnon.
Aulmont, Nicolas, Maler in Troyes
(1564 — 15S3), nur urkundlich erwähnt
Nouv. Archiv, de l’art frang. 1886. H. V.
Aulmont, s. auch / iumont .
Aulne, d e 1’, s. Dclaunc.
Aulnette du Vautenet, Louis Julien
Jean, Genremalcr, Kunstliebhaber, geb. zu
Rennes 1786, f auf seinem Landgute Breil in
Meillac 1853. Einige seiner Arbeiten sah
man auf den Pariser Salons von 1817, 19, 22,
81 und 83. Das Museum von Lisicux besitzt
von ihm den Schlaf Psychcs, bcz. ADV (im
Monogramm) 1831, und das von Rennes ein
anderes Bild: Bianca von Kastilien befreit
die Gefangenen.
Meyer, Kstlerlex. — Bellier-Auvray,
Dict. gen. ••
Aulney, H u g u e s, Werkmeister des Duc
de Bourgognc, inspizierte 1897 — 1400 zahl-
reiche Schlösser dieses Herzogs.
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Aulos, Sohn des Alexas, vielseitiger Gem-
men- und Kameenschneider der ersten römi-
schen Kaiserzeit. Seine Motive sind teils
streng klassisch, teils hellenistischer Art. Von
ihm sind über ein halbes Dutzend echter
Steine erhalten, weit mehr sind in der Re-
naissancczeit auf seinen Namen gefälscht
worden. Am bedeutendsten unter seinen Ar-
beiten ist eine mit Eros spielende Aphrodite.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 546. — Ar-
chäol. Jahrb. III 131 ff., Taf. 3, 11 ; 10, 14, 18 ;
IV 51 ff., Taf. 2, 3; 4. — Pauly-Wissowa,
Realcnc. II 2415, 2 (Rossbach). — Furt-
w ä n g 1 e r. Die ant. Gemmen III 359 Taf.
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Auman — Aumont
XLIX 17. 23, 27, 31, L 8, LVII 9 (dazu die Be-
schreibungen Bd. II). Pcrnice.
Auman, Jean, Uhrmacher um 1750. Eine
runde Tischuhr auf Kugelfüßen mit durch-
brochener, ornamentierter Seitenwandung in
der ehemal. Sammlung Hammer in Stock-
holm, verkauft in Köln 1894, Serie V No. 990,
trägt die Signatur: Jean Auman 1750. ••
Anmann, J., sonst unbekannter Künstler.
Unter diesem Namen finden wir verzeichnet:
Landschaft mit Entenjäger, in Reinharts
Manier, kl. qu. 4. •*
Aumann, s. auch Avemann.
Aumeyer, ungar. Maler, Anf. 19. Jahrh.
in Budapest tätig. Sein Gemälde „Neugieriger
Knabe“ daselbst 1840 ausgestellt und von der
zeitgenössischen Kritik gelobt.
Pallas-Lex. II 342, Budapest. K. Lyka.
Aumonier, James (R. J., M. E.), engl.
Landschaftsmaler (in öl und Aquarell), geb.
in London 1850 (?), einer der besten Vertre-
ter der modernen engl. Landschaftsmalerei.
Die Elemente seiner Kunst lernte er in der
Art School of S. Kensington, aber er hat
eigentlich keinen Lehrmeister gehabt als die
Natur. Erst 1891 sah er Venedig u. bekannte
selbst, daß er nie ein Gemälde zu Studien-
zwecken kopiert oder eine Photographie be-
nutzt habe. So stört nichts Fremdes die
frische und originale Naturauffassung seiner
Landschaften, die er mit allen Reizen einer
schlichten und gemütvollen Stimmung aus-
stattet. Seinen ersten Erfolg hatte er 1876.
als er für das Gemälde: Toilers of the Field
die Heywood Gold-Medaille erhielt. Zu sei-
nen Hauptwerken zählen : Sheep-washing in
Sussex 1889 (Chantrey Bcqucst Gail.) und
The Black Mountains (1905) in derselben
Sammlung; andere wichtige Bilder von ihm
sind in den öffentlichen Galerien von Birming-
ham, Leeds, Manchester und in der Nat. Gal.
von Adelaide. — Seit 1870 stellte er fast Jahr
für Jahr in der Royal Acad. aus. — Auch
in München (1901) und Berlin war er ver-
treten.
Studio XX 141 fg. (111. Artikel mit s. Por-
trait). — Graves, Roy. Acad. I. R.
Aumont, Horace Henri Philippe,
Sohn des Malers Louis Aumont, geb. 16. 12.
1839, f 6. 2. 1864, nachdem er tags zuvor
in der Schlacht bei Sankclmark (zweiter
schleswigscher Krieg) verwundet worden
war. Er war in Kopenhagen (seit 1842 dort)
Porzellanmaler und hat auch Blumenstückc
gemalt.
Weilbach, Nyt dansk Kunstnerlex. I 1896.
— Ausstellungs-Kataloge (Charlottcnborg) 1861
bis 1863. A. R.
Aumont, Jacques, französ. Maler in
Dreux 1628. 1660 noch einmal urkundlich
ohne nähere Angaben erwähnt.
Reunion d. sociltls d. b.-arts 1907 (XXXI)
p. 363. ••
Aumont, Jean, Maler in Troycs, um 1564,
verschwägert mit der Künstlerfamilie Po-
thicr, nur urkundlich erwähnt.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 1886. H. V.
Aumont, Julien, französ. Maler in An-
gers, nur urkundlich bekannt und von 1629
bis 1674 erwähnt.
C. Port, Artistes Angevins, Angers 1881. **
Aumont, Louis Auguste Frangois,
dän. Maler, geb. in Kopenhagen 7. 1. 1805,
t daselbst 6. 5. 1879, Schüler der Kunstakad.
dort und des Bildnismalers Hans Hansen
und des Prof. Eckersberg. 1828 reiste er
nach Paris und wurde Schüler von Gros.
1829 kehrte er nach Kopenhagen zurück und
wurde ein gesuchter Bildnismaler. Unzufrie-
den mit seiner Stellung in Kopenhagen, nach-
dem er zweimal vergebens gesucht hatte,
Mitglied der Kunstakad. zu werden, verließ
er Kopenhagen 1834, zog nach Hamburg und
wurde 1839 daselbst Bürger. 1842 war er
wieder in Kopenhagen, reiste dann 1847 nach
Westindien und wurde Proviantverwaltcr in
der dän. Marine 1853 — 1865. — Von seinen
Bildnissen werden erwähnt: König Christian
VIII. (1831), Königin Caroline Amalie (1830),
Prinzessinnen Caroline (1830) und Wilhel-
minc Marie (alle im Schlosse Rosenborg).
Bedeutender als seine etwas leeren größeren
Modebildnisse sind die kleinen Porträts, „in
denen er mit großer Unbefangenheit in Form
und Farbe die Tracht seiner Zeit fcstgchaltcn
hat und für Haltung und Charakter Empfin-
dung zeigt“ (Lichtwark).
Meyer, Kstlcrlex. (mit Lit.). — Raczyns-
k i, Gesch. d. mod. Kunst III 548. — Weil-
bach, Nyt dansk Kunstnerlex. — B r i c k a,
Dansk biogr. Lex. I 381. — Lichtwark, Das
Bildnis in Hamburg II (1898) S. 203. — Been
und Hannover, Danmarks Malerkunst I 69,
107 — 108. — Ausstellungs-Kataloge (Charlotten-
borg) 1824 — 1844. — Mitteil. d. Vereins f. Hamb.
Gesch. 1891 p. 208 ff. A. R.
Aumont, Marie-Suzannc, französ. Por-
zellan- und Miniaturmalerin in Montreuil-
sous-Bois (Seine), geb. in Paris, Schülerin
von Chaplin und Pommayrac, stellte im Salon
1875 — 1880 verschiedene Porträts eigener Er-
findung und einige Arbeiten nach Chaplin,
Lazerges, Guillemin etc. aus.
Bellicr-Auvray, Dict. gen.. Supp!.
H. V.
Aumont, N o e 1, französ. Maler, Ende des
18. Jahrh., nur urkundlich erwähnt im Zu-
sammenhang mit dem 1784 verstorbenen Ma-
ler Claude Florentin Sollier.
Nouv. Archiv, de l’art frang. VI, 2 Serie 1885.
H. V.
Aumont, Pierre, Former im Atelier Tas-
saerts, Paris und Berlin, 18. Jahrh., wo er
mit einem Gehalt von 450 Talern besoldet
wurde.
Jahrb. der preuß. Kst.-Sammlg. XIV 126.
H. V.
253
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Aumont — Aureli
Aumont, Pierre, Maler und Vorsteher
der Zunft der „vitriers“ in Troyes, 18. Jahrh.,
nur urkundlich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’Art Franc. V, 2. Serie 332.
— Reunion des Soc. des beaux-arts XXVII 558.
Aumont, Pierre Hippolyte, Porträt-
und Landschaftsmaler, geb. zu Evreux, t zu
Paris 20. 11. 1865, stellte 1843 — 47 im Pari-
ser Salon Pastellbilder aus.
Bellier- Auvray, Dict. gen. H. V.
Aumont, s. auch Aulmont.
Aumiiller, Xaver, Dilettant im Radieren
und Zeichnen, Ende des 18. und Anfang des
19. Jahrh. in München. Eine Anzahl seiner
fein behandelten Landschafts-Zeichnungen u.
Radierungen aufgeführt in Maillingers Bil-
derchronik, Bd. IV 58. Augsburg 1886.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Aunay, de 1', s. Delaunay.
Aune, Charles Marcel, wenig bekann-
ter Historienmaler, geb. 27. 6. 1726 in Aix
en Provence, f 1785 in Amerika, Lehrer an
der 1765 von Honorc-Armand, Herzog von
Villars gegründeten Zeichenschule zu Aix.
Reunion d. Soc. d. Beaux-Arts XXIX 269,
271. H. V.
Auphan, Joseph, französ. Bildhauer aus
Marseille, war 1668 in Toulon mit Schiffs-
bildhaucreiarbeiten beschäftigt.
Lami, Dict. d. sculpt. franc- sous Louis XIV.
Lami.
Auquier, Emanuel, französ. Dilettant im
Malen, stellte zwischen 1858 — 68 verschiedene
Pastell- und Aquarellbilder in Mons (Henne-
gau) aus.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Aur, Anton, ein Geistlicher im Krakauer
Kloster der Reformaten, hat 1704 ein Blatt
gestochen, welches den hl. Kasimir vor Maria
kniend darstellt.
Rastawieck i. Lex. der poln. Kupierst.
— Meyer, Kstlerlex. Marian Gumowski.
Auracher von Aurach, Josef Christian,
Generalmajor und Lithograph, geb. zu Olmütz
20. 12. 1756, t zu Wien 30. 12. 1831, litho-
graphierte ein Bildnis des Kaisers Franz und
lieferte die Lithographien zu folgenden Wer-
ken: „Perspektivische Ansichten der Stadt
Baden“ (Wien, 1822 — 1824), „Perspektivische
Ansichten von Obersteycr“ (Wien, 1825) und
„Perspektivische Ansichten aus dem Eiscn-
burger Komitatc und Ungarn“ (Wien, 1825).
Wurzbach, Biogr. Lex. des Kaiscrt. Öster-
reich I. IV. Schram.
Auran, B., französ. Porträtmaler, stellte
wiederholt (1888 — 1899) im Pariser Salon
aus. h. V.
Auray, G u i 1 1 a u m e, französ. Bildhauer
und Maler, in der Normandie ansässig, ver-
pflichtete sich am 27. 1. 1647, einen mit der
Figur des hi. Michael geschmückten Stab zu
fertigen, und zwar für die hl. Brüderschaft
von Saint-Michel im Kirchspiel Notrc-Damc
de la Couture zu Bernay.
I.ami, Dict. d. sculpt. frans, sous Louis XIV.
Aurbach, s. Auerbach.
Aurdell, Richard, Tiermaler, geb. in
Liverpool 1814, f am 20. 4. 1885. Er wurde
erwähltes Mitglied der Roy. Academy 1870,
scheint aber dort nicht ausgestellt zu haben.
1855 erhielt er auf der Pariser Ausst die
goldene Medaille.
The Years Art 1886 p. 223. ••
Aure, MHe d e 1', s. Passy, Cath.
Aurdche, E., französ. Porträt- und Figuren-
maler, stellte 1894, 95 und 97 im Pariser Sa-
lon aus. h. V.
Aureggio, Antonio, Landschaftsmaler zu
Brescia um 1700. Chizzola erwähnt von ihm
„zwei große Landschaften“ in der Galerie
Barbisoni zu Brescia. Er war der Lehrer J.
B. Cirnarolis und A. Toresanis.
Z a n i, Encicl. — Chizzola, Le Pitture etc.
di Brescia 1760 p. 171. — Meyer, Kstlerlex. R.
Aurele, Marc, Genremaler und Radierer
in Paris, geb. in Belleville-Paris, stellte in
den Salons 1876 — 85 wiederholt aus. Ferner
radierte er: „Der junge Angler“, „Der Ab-
schied“, „Sainte Cecile“.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Kat. d. Salon. H. V.
Aureli, Benedetto, Architekt in Pe-
rugia, wo er 1579 neben Marcantonio Buoni,
Giulio Caporali und Antonio Saccucci für die
Stellung eines Stadtbaumeisters in Vorschlag
gebracht wurde.
Mariotti, Lett. pitt. Pcrugine p. 260. —
Z a n i, Encicl. II 243. A. Bellucci.
Aureli, Ccsare, bekannter römischer Bild-
hauer und Schriftsteller, geb. in Rom 1844,
Schüler der Accad. di San Luca. Von ihm
die Statue des hl. Thomas im Vatikan und
das Grabmonument des Missionars Kardinal
Massaia (1893). Dieses letztere Werk, eine
Sitzstatue, ist als eine wirklich künstlerische
Arbeit voll Geist und Natürlichkeit von der
Kritik gerühmt worden. 1903 wurde in der
Peterskirche seine Kolossalgruppe des St.
Jean-Baptiste de la Salle mit 2 Zöglingen
aufgcstellt.
Gubcrnatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 21.
— Archivio storico d'arte p. 218. — Kunst f.
Alle VIII 42, 74. — Natura ed Arte 1903—4 II
351. •*
Aureli, Filippo, italien. Bildhauer, Schü-
ler der Accademia di S. Luca in Rom. 1821
schuf der damals noch sehr jugendliche
Künstler im Aufträge des Fürsten Francesco
Borghese eine Aktstatuc des mit Helm und
Lanze bewehrten Diomedes.
Giornale Arcadico 1821, vol. 12, p. 263 f.
G. Degli Assi.
Aureli, Giuseppe. Maler, in Rom, geb.
5. 12. 1858, stellte auf vielen italien. Ausstel-
lungen, auch in München 1888 und 1900 und
in Paris seine ziemlich bunt gehaltenen Aqua-
relle und Ölgemälde mit Darstellungen aus
der älteren und neueren Geschichte aus.
Gubcrnatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 22.
254
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Aureli — Auria
— Kunst für Alle 1888, 379. — Natura cd Arte
1901—2, II 363 ff. (mit Abb.). **
Aureli, L o d o v i c o, Maler und Lithograph,
Professor der Ornamentik an der Kunstschule
zu Bologna, geb. daselbst 9. 1. 1816, f 9. 8.
1865. Außer einigen Altarbildern malte er
vorwiegend Blumenstücke.
Meyer, Kstlerlex. •*
Aureli, N i c o 1 ö, mittelmäßiger italicn.
Reproduktions-Kupferstecher, geb. in Poli im
letzten Drittel des 18. Jahrh., tätig in Rom
um 1805 — 36.
Le Blanc, Manuel. — Heller - Andre-
s e n, Handb. f. Kupferstichsammlcr. — Meyer,
Kstlerlex. **
Aurelio d’Ansclmo di Giovanni,
Maler in Perugia 15. Jahrh. Aufgeführt in
der Matrikel der dortigen Malergilde.
Rassegna Bibliograf, d. Arte ital. II 211. *
Aurelio, Fra, s. Lombardo.
Aureliua Antoninus, Architekt, baute zur Zeit
des bosporanischen Königs Ininthimaeos, um
237 n. Chr., ein turmartiges Brunnenhaus.
Brunn, Gesch. d. griech. Künstler II 343.
— Pauly-Wissowa, Realenc. II 2434, 40
(P. v. Rohden). Altmann.
Aureliua. Marcus Aurelius C., angeblich
Verfertiger einer Kasserolle vom Hildesheimer
Silberfund, in die dieser Name eingraviert
erscheint. Wahrscheinlich der Name des ehe-
maligen Besitzers.
Pernice- Winter, Hildesb. Silberfund,
S. 20. — N. Jahrb. f. d. klass. Alt. 1902, S.
400 ff. (O. Seeck). Pernice.
Aureliua N(e)ikephoros, Bildhauer spätrömi-
scher Zeit, Sohn eines N(e)ikephoros ; Ver-
fertiger einer Ehrenstatue, deren Inschrift
sich in Sparta gefunden hat.
CIGr, 1402. — Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I
604. — Overbeck, Schriftq. 2298. Amelung.
Aureliua Vincentius, altchristlicher Sar-
kophagbildhauer in Rom, dessen Namen und
Standesabzeichen (Hammer, Winkelmaß etc.)
ein römisches Epitaph uns überliefert hat.
A. Venturi, Storia d. Arte Ital. (Milano
1901) vol. I, p. 436. •
Aureller, J o h a n, d. ä., schwacher Barock-
maler aus der Richtung Ehrenstrahls, geb.
1626 in Stockholm, f 1696. Wurde 1668 von
dem Rcichsrat G. Posse nach Hellekis in Ve-
stergötland berufen, arbeitete auch für Per
Brahe d. j., dessen Bildnis von A. gemalt im
Skokloster sich befindet, und für Magnus Ga-
briel de la Gardie. Für die Kirche in Lid-
köping malte er 1679 ein mehrteiliges Altar-
werk und das Epitaphium des Pfarrers Rud-
berus 1687.
Aureller, J o h a n, d. j., geb. 1657 in Gefle,
wurde der Nachfolger seines Vaters auf Hcl-
lekis und lebte noch 1731 als Mitglied des
Maleramtes in Stockholm. Malte ein großes
Epitaphium mit den Bildnissen seines Vaters,
seiner Mutter, seiner Frau u. seiner selbst in
der Medelplana-Kirche. Ein großes Altarbild,
Christus auf dem Kreuze darstellend, malte
er 1706 für die Kirche in Varnhem. A. war
auch Stadtmaler in Gefle.
E i c h h o m in Meyers Kstlerlex. — Hahr,
Konst och Konstnarer vid M. G. de la Gardies
hof. Upsala 1905. O. S.
Aurelli, Gemmenschneider zu Rom in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrh., welcher haupt-
sächlich Kameen schnitt.
B i c h 1 c r, über Gemmenkunde. Wien 1860
p. 79. — Ms. H. Rolle«.
Aurenque, Aimejcan Baptist e, Bau-
meister in Paris, geb. in Laspcyres (Lot-ct-
Garonne), Schüler von Lcsch. Von ihm u. a.
die Entwürfe einer Schule für Agen (Salon
1873), eines Rathauses für Rodez (Salon
1880) und eines Theaters (Salon 1882).
Bellier- Auvray, Dict. g£n. Suppl.
H. V.
Auria, Antonio de, di Penta, Kunst-
töpfer in Sanseverino, wo er mit seinem Bru-
der Giulio und seinen Söhnen Camillo und
Santolo in gemeinsamer Werkstatt arbeitete.
Urkundlich erwähnt in einem Verkaufskon-
trakte auf glasierte Töpferwaren, den Mae-
stro Antonio 1569 in Neapel mit Nicolanto-
nio und Giov. Carlo Carola aus Cava ab-
schloß.
F i 1 a n g i e r i Indice degli Artefici Napole-
tani etc. (1891) I 35. *
Auria, D o m e n i c o d', Bildhauer in Nea-
pel um die Mitte des 16. Jahrh., war der beste
Schüler des Giovanni Merliano von Nola und
ein Gehilfe bei vielen von dessen Arbeiten,
wie z. B. bei den Kolossal-Statuen aus Stuck,
welche derselbe zur Feier des Einzuges Kai-
ser Karls V. mit Annibale Caccaviello und
anderen Schülern verfertigte. Seine erste
fast selbständige Arbeit war eine Marraor-
tafel mit der Bekehrung des Paulus in kleinen
Figuren, die er für eine Kapelle der Familie
Poderico in Sta. Maria dclle Grazie zu Neapel
machte. Ein Relief mit der Madonna als
Schützerin der Seelen im Fegefeuer in St.
Aniello in Neapel, Kapelle der Lottieri, ge-
lang so, daß es von vielen für ein Werk sei-
nes Lehrers gehalten wurde. Infolge davon
bestellten die Hieronymitancr von Sta. Maria
dclle Grazie eine Tafel mit demselben Gegen-
stände. Unter andern wird die Statue des
Alfonso Rota, umgeben von kriegerischen
Trophäen, auf dessen Grabmal in S. Domenico
Maggiore erwähnt. Auf Empfehlung des
Merliano wurde ihm aufgetragen, in der
Straße Sta. Lucia eine Fontäne mit Statuen
und Reliefs herzustellen, die in Komposition
und Ausführung noch heute Beifall verdient.
Auch auswärts erhielt A. jetzt Aufträge; na-
mentlich soll er einige Statuen in die Kathe-
drale von Palermo und in eine Kirche zu Co-
senza geliefert haben. Nach dem Tode des
Santacroce wurde er am 15. 4. 1547 mit Mer-
liano, Caccaviello und Pietro della Piatta aus-
ersehen, die reiche Kapelle des Col’ Antonio
Caracciolo, Marchese di Vico, in S. Giovanni
255
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Auria
a Carbonara zu Neapel zu vollenden. Ihm
fielen das Standbild des hl. Paulus und das
Grabmal des Marchese mit dessen Statue zu.
In den Jahren 1550 — 52 machte er die Sirenen,
Monstra und Masken für die große Fontäne
im Park von Castelnuovo, sowie eine mar-
morne Jupiter-Statue für den vizeköniglichen
Palast zu Castelnuovo. Dann folgte 1560
bis 62 die noch reichere Fontana al Molo,
die er auf Bestellung des Duca d’Alcala im
Verein mit Caccavicllo nach Zeichnungen des
Antonio Castaldi ausführte, und 1566 die
Fontana della Sellaria. Noch während dieser
Arbeiten übernahm er die Ausschmückung
der Kapelle der Familie Turbolo in Sta.
Maria della Nuova, führte jedoch nur die
Statuen der Heiligen Franz von Assisi und
Bernhardin aus. An dem Grabmal des Ber-
nardino Turbolo in derselben Kapelle ver-
fertigte er bloß die Medaillons mit den Bild-
nissen des Turbolo und seiner Gemahlin und
überließ das Übrige seinen Schülern. Beson-
ders gerühmt wird endlich noch das Grabmal
des 1575 verstorbenen Dichters Bernardino
Rota in S. Domenico Maggiore, wo man fer-
ner noch die Grabmäler Alfonso Rotas (s.
oben), Carafas und des Fürsten von Fondi,
Niccolö di Sangro bewahrt. Die Ausschmük-
kung einer Kapelle in S. Giuseppe Maggiore
ist bei dem Umbau der Kirche 1733 zerstört
worden, und in ähnlicher Weise sollen noch
manche andere seiner Werke untergegangen
sein. Dominici irrt übrigens in der Angabe
von A.s Todesjahr, da ein erhaltener Brief
von 1589 den Künstler als damals in Rom
lebend nachweist. Von seinen Schülern sind
nur zwei bekannt, Domenico oder Micco
d’Ambrogio, den er viel als Gehilfen benutzte,
und der bedeutendere Andrea Barchetta.
Dominici, Vite de’ pittori Napol. II 166.
Cicognara, Storia della Scultura II 373. —
Burckhardt, Cicerone (Ausg. 1901) II
196 p. — Schulz, Denkmäler der Kunst des
Mittelalters in Untcritalicn II 296. — Archivio
Storico Napolctano V fase. I 158 — 194, VI 531
bis 542, XII 47 — 78. — Napoli Nobilissima III
45, 72, 89. 105, 141, IV 185, V 123, 178-183,
VI 43, VII 124, 144, VIII 14, 150, IX 40, XI
145. — Mit Notizen von L. Serra. R.
Auria, Gcronimo (oder Girolamo) d\
Bildhauer in Neapel, laut urkundlichen Nach-
richten 1577 — 1620 tätig, und zwar hauptsäch-
lich für die Annunziatenkirche: 1577 ver-
pflichtete er sich, den Skulpturenschmuck der
Sakristei zu vollenden, ferner für das Mar-
morgrabmal des Duca di Maddaloni, dessen
Gesamtausführung die Meister Giov. Angelo
Galluccio und Angelo Landi übernommen hat-
ten, eine Marmorstatue zu liefern, desgleichen
zwei Marmorstatuen für die beiden Pfeiler
vor der Chorschranke zum Hochaltäre und
endlich die Marmorgrabmäler für Tommaso
Caracciolo, Giov. Battista Pignatelli und Bar-
tolomeo Ajutamicristo; 1578 wurde ihm zur
rascheren Vollendung aller dieser Arbeiten
der Maestro Salvatore Caccaviello als Gehilfe
beigegeben; 1579 hatte er eine päpstliche Pri-
vilegien- und Wappentafcl für den Altar der
Cappella Brancaccio zu meißeln und 1586 in
Gemeinschaft mit Michele di Guido das mit
figürlichen Reliefs zu schmückende Grabmal
für Fclicc d’Antenora. 1587 arbeitete A. so-
dann am Grabmale des Giov. Batt. Capece-
Minutolo im Krcuzschiffe des Domes. 1598
übernahm er wiederum für die Annunziaten-
kirche die Ausführung eines der acht mar-
mornen Reliquientabernakel, von denen die
übrigen sieben den Meistern Cristofano Mon-
terusso, Geccardo Bernucci, Fabbrizio Guido,
Scipione Galluccio, Clemente Giotto, Angelo
Landi und Fabbrizio Pagano zur Ausführung
übertragen wurden; die Entwurfzeichnungen
zu diesen 8 Tabernakeln hatte der Architekt
Giov. Antonio d’Osi geliefert. 1620 endlich
schmückte A. die Porta di Chiaja zu Neapel
mit drei marmornen Wappenreliefs. — Die
Signatur des Künstlers ist auch unter einer
marmornen Reliefdarstellung der Aufcrwek-
kung des Lazarus in einer Kapelle vor der
Sakristei von S. Scvcrino zu Neapel zu lesen,
sowie auf einer allegorischen Statue der
Astronomie im Mus. naz. zu Neapel. — Ge-
ronimo d’A. war ein dem Manierismus der
michelangelesketi Richtung verfallenes mittel-
mäßiges Talent, wurde jedoch ebenso wie die
übrigen Mitglieder der Familie A. von seinen
Zeitgenossen als Künstler sehr hoch geschätzt,
wie bezeugt wird durch das Epigramm:
„Natura invita lapidi das, Auria, vitam —
Te facit invita vivere morte lapis.“
F i 1 a n g i e r i, Indice degli Artefici Napoli-
tani etc. (1891) I 35 f. — Catalani, Discorsi
su monumenti patrii etc. p. 35. — Arch. Stör.
Napolctano VI 531 ff. ; XII 47 ff. — Napoli
Nobiliss. VI 147; VII 78; VIII 14. 164; XIII
165. — Ccci, Artisti del XVI c XVII sec. 1907
p. 52 — 58. G. Degli Assi.
Auria, Giovanni Francesco d’, Bild-
hauer in Neapel, arbeitete 1550 — 52 mit Gio-
vanni Domcnico d’A. am Brunnenbecken für
die Fontana della Sircna (alias dei Satiri).
Arch. Stör. Napolet. XII 76. G. Degli Assi.
Auria, Giovanni Tommaso de, nea-
pol. Bildhauer des 16. Jahrh. Von seiner
Tätigkeit in Neapel wissen wir nur, daß er
1566 an der von dem Architekten Aloise Impö
entworfenen Fontana della Sellaria beschäftigt
war (er erbot sich, die drei marmornen Lö-
wen daran auszuführen) und am. 2. 1. 1607
eine Marmorstatue für die Annunziatenkirche
übernahm, dagegen sind wir durch eine noch
unveröffentlichte Urkunde davon unterrichtet,
daß er 1576 in Antwerpen war, wo er die
Kapelle der Familie Fulgori in der 1533 — 1571
im spätgotischen Stil erbauten Kirche St.
Paul errichten sollte. Er übernahm diese Ar-
beit gemeinsam mit dem Bildhauer Giuseppe
di Lazzaro, der die Zeichnung dazu entworfen
256
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Auria — Auriol
hatte. In dem Kontrakt (beglaubigte Ab-
schrift bei einem Briefe eines der Besteller,
des Raffaello Fulgori, an den Großherzog von
Toskana vom 5. 12. 1576 im Arch. di Stato
in Florenz), der zwischen den beiden „ma-
gistri incisorcs marmorei“ und den Fulgori
geschlossen wurde, wird bestimmt, daß die
Kapelle im gotischen Stil, die Säulen mit
Blattwerk geschmückt, in feinkörnigem kar-
rarischen Marmor ausgeführt werden, die
Wappen des Großherzogs von Toskana, des
Bischofs von Antwerpen und der Familie
Fulgori tragen und innerhalb eines Jahres
vollendet sein sollte. Man kam auch überein,
daß die beiden Künstler darin auf eigene
Kosten eine Kanzel aus Nußbaumholz aus-
führen sollten. Als Anzahlung wurde ihnen
500 Dukaten gewährt, der Rest sollte nach
der Vollendung des Baues beglichen werden.
Archivio Stör. Napolet. VI 531 — 542, XII 47
bis 78. — M i 1 a n e s i, Spogli inediti dell’ Arch.
Mediceo in Florenz p. 290. — R. Archivio di
Stato in Florenz : Mediceo, filza no. 692, cc. 21
bis 23. — C e c i, Artisti del XVI e XVII sec.
1907 p. 58. G. Degli Assi.
Auria, Giulio u. Santolo de, s. Auria,
Antonio de.
Auria, V i n c e n z o d\ Bildschnitzer in
Neapel, verpflichtete sich 1509, für die Cap-
pella Ricca in S. Pietro ad Aram Schnitz-
arbeiten auszuführen.
F i 1 a n g i e r i, Indice d. Artef. Napoletani
etc. (1891) I 36. — Arch. stör. Napoletano XII
74. — Napoli Nobiliss. V 64. G. Degli Assi.
Aurich, Oskar, Bildhauer, geb. in Neu-
kirchcn im Erzgebirge 1877, Schüler der
Dresdener Kunstgcwerbcschule, tätig in den
letzten Jahren in Dresden. Von seinen von
der Kritik günstig erwähnten Arbeiten seien
genannt die Bronze-Statuette „Der dumme
Junge von Meißen“, ferner Porträtbüsten und
eine Lutherporträtplakette, die in ihrer kräf-
tigen Technik an alte Holzschnittporträts
erinnert.
Singer, Nachtr. 1906. — Eigene Notizen. **
Auricx, s. A uwerex.
Aurifaber, Christian, bekannter Gold-
schmied in Wittenberg im 16. Jahrh., Freund
Luthers und Cranachs, auch genannt Kersten
oder Christian der Goldschmied, oder der
Thüringer, Düring, Döring, oder latinisiert
Aurifaber, Aurifex, hatte zwischen 1511 und
1517 Lieferungen an Ketten und Goldguldcn
für den Fürstenhof.
P. L e h { e 1 d t, Luthers Verhältnis zu Kunst
und Künstlern, Leipzig 1892 S. 46. — Bruck,
Friedrich der Weise, p. 222. •*
Aurifuso (oder Aufuso), s. Artfusus.
Auriga, Hermannus (wahrscheinlich
Latinisierung eines deutschen Namens wie
Führer, Fuhrmann, Karcher, Wagner oder
Wagenmann), war 1190 — 1202 Werkmeister
in Straßburg u. erbaute in diesem Zeiträume
im Aufträge des Bischofs Conrad von Hunen-
burg den schon im 18. Jahrhundert wieder
verschwundenen alten Festungsgürtel dieser
Stadt. Über dem ehemaligen „Zolltore" zu
Straßburg fand sich seinerzeit die sitzende
Bildnisstatue des Meisters aufgestellt, und
zwar mit dem Symbole seines Namens, einem
Wagenrade, das auf seinem Reifen die In-
schrift trug: Hermannus Auriga Magister
hujus operis. Schneegans und G6rard glaub-
ten demselben Architekten auch den Bau des
südlichen Querschiffarmes der Straßburger
Kathedrale zuschrciben zu dürfen, der um
dieselbe Zeit in einem prächtigen, fast schon
rein gotischen Ubergangsstile errichtet wurde.
G i r a r d, Les artistes de l’Alsace I 93.
C. Enlart.
Aurili, R., italien. Bildhauer, war 1893, 1894
1896 im Pariser Salon mit Porträtbüsten und
anderen plast. Arbeiten vertreten. • *
Aurillaud, G u i 1 1 a u m e, Architekt in Nan-
tes um 1721, nur urkundlich bekannt
Nouv. Archiv, de l'Art Iran?. III. Ser. XIV
(1898). H. V.
Aurimon, J e h a n d\ d. Ä., genannt Rou-
biscau (Roubiscon), Holzbildhauer in Bor-
deaux, f 23. 9. 1650, fertigte in Gemeinschaft
mit seinem Sohn Jehan d. J. den noch be-
stehenden Hochaltar für die Kollcgiatkirche
St Blaisc zu Cadillac (Vertrag vom 27. 6.
1632, abgedruckt in der Reunion des Soc.
des Beaux-Arts X 472/73; s. auch dort p.
465.) H. V.
Aurimon, Jehan d’, d. J., Sohn des Vori-
gen, Holzbildhauer in Bordeaux, geb. 1617,
f 81. 10. 1699, wurde 29. 4. 1691 zum Lehrer
an der dortigen Akad. ernannt Über seine
Tätigkeit s. bei Jehan A. d. Ä.
Reunion des Soc. des beaux-arts X 465,
472/73. — L a m i, Dict des Sculpteurs. H. V.
Auriol, Charles Joseph, Landschafts-
maler, geb. zu Genf 18. 11. 1778, f zu Choully
bei Genf 25. 6. 1834, Schüler von P. L. de
la Rive und J. L. David in Paris, pflegte
einige Zeit in Rom die Historienmalerei.
Seit seiner Rückkehr nach Genf (1810) wid-
mete er sich fast ausschließlich der Land-
schaftsmalerei. Das Mus. Rath in Genf be-
sitzt als Schenkung von ihm 2 Arbeiten (An-
sicht des Genfer Sees und die Kapelle St.
Gingolph).
Brun, Schweiz. Kstlcrlcx. — Meyer, Künst-
lcrlex. H. V.
Auriol, Georges, französ. Zeichner und
Maler der Gegenwart. A. ist nicht nur bil-
dender Künstler, sondern auch Schriftsteller
und hat zahlreiche Humoresken geschrieben.
Er gehörte Anfang der 90er Jahre zu der
ständigen Genossenschaft der Künstlerkneipe
Chat noir, aus der mehrere andere tüchtige
Künstler wie Steinlen, Willette usw. hervor-
gegangen sind. Als Künstler zeichnet sich
A. durch ein starkes dekoratives Talent aus,
das er besonders bei Ausschmückung von
Büchern, Umschlägen usw. dargetan hat.
KQnstlerlexikon. Bd. D. 257 17
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Aurion — Ausfeld
Hier verwendet er mit Vorliebe ornamentale
Motive aus der Pflanzenwelt, die er in Ver-
bindung mit weiblichen Idealgestalten bringt.
Auch hat er Vorlageblätter für Tapeten und
andere kunstgewerbliche Muster geliefert, aus
denen stets ein trefflicher dekorativer Sinn
spricht. — 1902 publizierte er: Le premier
Livre des cachets, marques et monogrammes
(Paris). Wie man seine Arbeiten in Eng-
land schätzt, so fand er auch in Deutschland
bei seiner Ausstellung in der Münchener Se-
zession 1896 verdiente Anerkennung.
K. E. Schmidt.
Aurion, G u i 1 1 a u m e, Ornamentmaler, geb.
in Rouen, wo er 1502 mehrere vornehme
Häuser ausmalte, 1506 wurde er vom Kar-
dinal von Amboise mit der Ausschmückung
des Hauptgebäudes des Schlosses Gaillon be-
auftragt.
B c r a r d, Dict. biogr. d. Artist, frang. H. V.
Aurioust, Paul, französ. Architekt, wurde
3. 5. 1667 zum Aufseher der Bauten der
Grafschaft Blois ernannt.
Lance, Dict. d. Archit. franc. H. V.
Auripert (Aribert oder Aurispert), Maler
im 8. Jahrh. zu Lucca, wurde vom Lango-
bardenkönig Aistulf der Überlieferung nach
mit dem Bau von S. Pier Somaldi zu Lucca
beauftragt.
Hans Semper in der Zeitschr. f. bild. Kst
1671, S. 337. — A. Venturi, Storia d. Arte,
Vol. II 246. H. V.
Aurispa, N a r c i s o, aus Macerata, italien.
Festungsbaumeister des 17. Jahrh. Stand im
Dienst des Herzogs Francesco Maria II. von
IJrbino, dem er das unveröffentlichte Werk
„De extruendis propugnaculis“ widmete
(Bibi. Vaticana, codici urbinati No. 285).
Zwei unveröffentlichte Briefe des A. v. 1606/7
aus Cagli an den Herzog von Urbino gerichtet
und Fragen der Kriegsbaukunst behandelnd
in R. Arch. di Stato in Florenz (Estratti dall’
Arch. di Urbino. Classe I G. filza 262, carte
583 — 584). (Mitt von Marchese Degli Azzi.)
Ricci, Mem. stör. II 200. V. Alcandri.
Aumhammer, E. J., Gymnas.-Prof., Dilet-
tant; geb. 14. 11. 1772 in Regensburg, t 6- 8.
1817 in Passau. Von ihm 6 lithographierte
Landschaften. Eine italien. Landschaftszeich-
nung von 1799 bei Maillingcr genannt.
Lipowsky, Bayer. Kstlerlex. 1810. Nachtr.
— Maillingcr, Bilderchronik N. F., Bd. IV,
Augsburg 1886. H. V.
Aurora, Francesco („Monsieur Auro-
ra“), Architektur- und Porträtmaler in Nea-
pel um 1700, nur bei Zani, Enc. met. II 243
ohne Näheres erwähnt. ••
Aurotß, französ. Goldschmied von Ruf, war
1762 mit Pauzie in St. Petersburg mit Her-
stellung der Kaiserkrone für Katharina II.
beschäftigt.
D. Roche in Bull, de l’art anc. et mod. 1908
p. 119.
Auroux, Nicolas, französ. Kupfcrst., geb.
zu Pont-Saint-Esprit, arbeitete in Turin
und in Lyon und führte zahlreiche Werke
aus, deren Kataloge man im Mcycrschcn
Kstlerlex. und in Le Blancs Manuel findet.
Sein Gesamtwerk besteht aus einigen 30
Kupferstichen und Vignetten von 1649 bis
1670 datierend, unter diesen Porträts, Titel-
und Frontispice-Kupfcr, Devisen- u. Drucker-
zeichen. Er starb noch vor dem 9. 5. 1689
(Datum der Heirat einer seiner Töchter).
Zani, Enciclop. nennt einen Kupferst. A. Au-
roux 1664, der aber wohl mit obigem iden-
tisch ist
R o n d o t, Lcs Grav. d'est. sur cuivre ä Lyon
au XVIIe s. p. 59. — Le Blanc, Manuel. —
Dussieux, Art. frang. ä l'etranger. — Nouv.
Arch. de l’art franc. 1687 Reg. /. Guibert.
Aury, Pierre, französ. Medailleur, geb.
4. 12. 1622. Sohn des Augustin Aury, Siegel-
schncidcrs Ludwigs XIII. Wohl sicher der
Verfertiger der mit F. Avry (s. d.) bezeich-
neten Gcdächtnismedaille auf die Ermordung
der Gebrüder de Witt im Haag 1672. A. muß
sich demnach um 1672 kurze Zeit in Holland
aufgehalten haben. Nach seiner Rückkehr
nach Frankreich gravierte er mehrere Medail-
len für das Kabinett des Königs.
1673 datiert ist die Medaille mit dem Por-
trät Ludwigs XIV. Sie trägt die Bezeichnung
AVRY ET BERTHINET und auf der Rück-
seite außer der Jahreszahl die Inschrift: Quas
condidit eruit arces. 1687 entstand eine Me-
daille mit dem Schlosse von Versailles, 1692
eine andere mit dem Rheinübergang.
Meyer, Kstlerlex. — Guiffrey, La raon-
naie des m£d. (Revue de numismat. 1887). —
N. Rondot, Les tned. et les grav. de monnaics
et de mcdailles en France. Paris 1904.
Frtd. Alvin.
Aus, C a r o 1, norwegisch-amerikan. Maler,
geb. 27. 3. 1868 in Norwegen, studierte in der
Academic Julian und unter Jules Lefcbvre in
Paris, hat sich in Chicago niedergelassen und
gehört zu den vorzüglichsten Miniaturmalern
unserer Zeit. Edmund von Mach.
Auser, Sebastian, Maler aus Antwer-
pen, übernimmt 1546 in Neapel Kuppclma-
lereicn etc. in der Chicsa delle Grazie a Ca-
ponapoli.
F i 1 a n g i e r i, Indicc degli Artefici I 38. *•
Ausfeld, Friedrich Armin, geb. 15.
2. 1808 in Stuttgart, t am 27. 6. 1885 als
Kirchenrat in Wasungen, war als Maler-Di-
lettant tätig. Erwähnt wird von ihm ein
Miniaturbildnis der Frau Dr. Müller-Liegnitz
aus den Jahren 1833 — 37, zurzeit im Besitz
von Frl. Ausfeld-Wasungen.
Neue Beitr. z. Gesell, deutsch. Altert. . . .
Meiningen Lfg. 19. Hs. Loose.
Ausfeld, Johann Carl, Kupferstecher
und Lithograph, geb. am 16. 11. 1782 in Jena,
Schüler des Kupferstechers Prof. Joh. Gotth.
Müller in Stuttgart und später daselbst als
258
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Ausiter — Austalis
Ingenieur-Geograph und für den Cottaschcn
Verlag tätig. 1813 — 17 wohnte er in Mei-
ningen, 1817 — 38 in Schnepfental als Land-
kartenzcichner und Kupferstecher und seit
1838 wieder in Meiningen, wo er am 25. 10.
1851 starb. — Ausfeld hat sich außer als
Kupferstecher auch als Maler und Lithograph
betätigt. Stiche von ihm befinden sich in Salz-
manns Heinrich Glaskopf (1820) und das
Miniaturbildnis des Kirchenrates Ausfeld als
Knabe im Besitz von Frl. Amalie Ausfeld-
Wasungen. Sein eigenes Pastellporträt, Kopie
eines älteren Bildes von Christophine Rein-
wald geb. Schiller, der Lieblingsschwcster
des Dichters, befindet sich noch im Besitz
des Herrn Prof. Ausfeld-IIildburghausen.
Neue Beitr. z. Gesch. d. Altert. . . . Meiningen
Lfg. 19 p. 22, 23, 49, 64. Hs. Loose.
Ausiter, T., Blumenmaler in London, stellte
1783, 1785 und 1788 in der Roy. Academy
verschiedene Blumenstiickc aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
p. 80. ••
Ausola, Juan de, Sohn des Miguel de A.,
baute 1646— 10Ö2 die Kapellen und den Turm
der Pfarrkirche von Eybar in Guipüzcoa nach
den Zeichnungen des Jesuiten Francisco de
Issasi.
Ausola, Miguel de, span. Baumeister,
Lehrer seines Sohnes Juan, scheint gleich
diesem an der Kirche zu Eybar in Guipüzcoa
gearbeitet zu haben, da Juan nach der Voll-
endung des Turmes im Jahre 1662 neben sei-
nen eigenen Arbeiten auch die seines Vaters
taxieren ließ.
Llaguno y Amirola, Not. III 122. A
Aussandon, Hippolyte, Porträt- und
Gcnremaler, geb. zu Paris 1836, Schüler von
Horace Vcrnct, Glcyre und Pils, in seinen
Porträts Nachahmer von Carolus - Duran,
stellte wiederholt (1863 — 1801) im Salon aus.
Bellier-Auvray, Dict. gin. und Suppl. —
Kunstchronik 1878 XIII. Sp. 683. — Katal. d.
Salon. H. V.
Austalis de Sala, Name einer Baumeistcr-
familic in Prag im 16. Jahrh. Der Name
kommt noch in folgenden Formen vor: Au-
stales, Austali, Aostali, Austalo, Auostalli,
Fasstallis, Vastalis, Vasstalles, Vostali, Voi-
stal, Vastiosa. Die Familie stammt aus Ober-
italien (Lugano). Das Verwandtschaftsver-
hältnis der drei folgenden Meister Andreas,
Giovan. Baptista, Ulrich ist noch nicht auf-
geklärt, doch gehören sie sicher nicht der-
selben Linie an, was aus erhaltenen Doku-
menten hervorgeht.
Jahrb. d. ksthist. Samml. d. Allerb. Kaiserh.
XI. Reg. No. 6470. Oskar Pollok-Prog.
Austalis de Sala, Andreas, wird 1550
bis 1567 als Maurer- und Baumeister am
Prager Schlosse erwähnt, doch nicht in lei-
tender Stellung. 1550 will er durch einen
billigeren Voranschlag dem Baumeister Boni-
facius Wolgemut den Bau der Landstube auf
dem Prager Schlosse wegnehmen, was ihm
aber nicht gelingt.
Jahrb. d. Kstsamml. des Allerh. Kaiserh. V
(1887) Regesten No. 4282, 4283; XII (1891)
Reg. No. 8017.
Austalis de Sala, Giovanni Baptista,
Baumeister Kaiser Ferdinands I., Maximi-
lians II. u. Rudolfs II. beim Schlosse Podie-
brad (Böhm.), f am 31. 7. 1575 in Podiebrad.
15-18 begann der Neubau des Podiebrader
Schlosses, den *A. schon damals in unterge-
ordneter Stellung geleitet haben dürfte. 1554
wird er gelegentlich der Verleihung eines
adeligen Wappens durch Ferdinand I. „kai-
serlicher Baumeister" genannt. Er hat dieses
Amt bis zu seinem Tode bekleidet.
Schon vor 1553 hatte er sich in Podiebrad
angekauft. 1558 und 1566 vergrößert er seine
Besitzungen, gleichzeitig mit dem Schloßbau
führte er den Bau des neuen Spitalhauses,
den eines Sommerhauses im Fasanengarten
und endlich die Restauration, resp. den Um-
bau der gotischen Pfarrkirche durch. In die-
ser Kirche befindet sich noch sein Grabstein.
Dlabacz, Böhm. Kstlcrlex., III 310. —
Jahrb. d. Kstsamml. d. Allerh. Kaiserh. V.. Reg.
No. 4248 ; XI Reg. No. 6470. — Z i g m. Win-
ter, Kulturni obraz ceskych mist (Kulturbild
böhmischer Städte), 1. Teil (1890) p. 360. —
M ä d 1 in Mitteil, der Zcntr.-Komm. zur Erf. u.
Erhalt der Kunstdenkm., Neue Folge, XXI
(1895) 191.
Austalis de Sala, Ulrich, kais. Hofbau-
meistcr in Prag unter Maximilian II. und
Rudolf II., gebürtig aus Lugano, f am 10. 5.
1597 in Prag. Sein Geburtsjahr und die Zeit
seiner Ankunft in Prag ist unbekannt. Seit
1540 steht er als Baumeister in Diensten des
Obcrstlandrichters Johann von Waldstein und
des Jaroslaw von Smiritz. (Jahrb. d. K. S.
d. Allerh. Kaiserh. X. Reg. No. 6175.) Seit
1558 wird er vom kaiserl. Baumeister in
Prag, Bonifazius Wolmut (oder Wolgemut)
heim Bau des Prager kaiserl. Schlosses am
Hradschin als Maurermeister zu untergeord-
neten Arbeiten verwendet. (A. a. O. V. Reg.
Nr. 4292.) Kurz vor 1561 wird er von Kai-
ser Ferdinand I. als „kaiserlicher Maurer-
meister“ angestellt und heiratet in diesem
Jahre. (A. a. O. V. Reg. No. 4307.)
1562 — 1507 baut er nach den Plänen des
Bonif. Wolmut am kaiserl. Schlosse zu Lissa
bei Prag. Da er sich eigenmächtige Abwei-
chungen vom ursprünglichen Bauplan erlaubt,
ergeben sich Mißhelligkeiten mit Erzherzog
Ferdinand, dem Stellvertreter des Kaisers.
(A. a. O. X. Reg. Nr. 6229 und XII. Nr.
8014.) Erzherzog Ferdinand schlägt auch
dem Kaiser die Auflassung einer eigenen
Maurermeisterstclle (neben dem Baumcister-
amte) vor, doch wird Austalis 1567 auf Für-
bitte der böhmischen Kammer auch von Kaiser
Maximilian II. als kaiserl. Maurermeister
angestellt. (A. a. O. XII. Reg. Nr. 8018.)
259 17 *
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Austalis
Im Jahre 1569 ist er wieder beim Prager
Schloßbau tätig. (A. a. O. V. Nr. 4430.)
1570 erscheint er bereits als „kaiserl. Bau-
meister“ (a. a. O. XII. No. 8095), und baut
1570 — 72 als leitender Architekt das kaiserl.
Schloß in Oilumctz. (A. a. O. XII. Nr. 8087
und 8127.)
Seit 1573 bekleidet er das Amt eines „kai-
serl. Bauamtsverwaltcrs“, d. h. er ist kais.
Baumeister und kais. Maurermeister zugleich.
(A. a. O. XII. Nr. 8144.) Dieses Doppel-
amt versah er auch unter Rudolf II. bis zum
Jahre 15S3; in diesem Jahre wird das Amt
wieder geteilt und neben ihm, dem Baumei-
ster, wird wieder ein Maurermeister angestellt.
(A. a. O. XII. No. 8226.) 1574 baut er am
kaiserl. Schlosse in Pardubitz (Ostböhmen).
1575 — 76 baut er für den Prager Erzbischof
Anton Brus von Müglitz (t 1580) die S.
Adalbertskapelle vor der damaligen provi-
sorischen Fassade des Prager S. Veitsdoms,
die aber anläßlich des Domausbaues im J.
1879 demoliert wurde. (A. a. O. XII, Reg.
No. 8213.) In dieselbe Zeit dürften auch die
Bauten an der Prager Residenz des genann-
ten Erzbischofs zu setzen sein. (A. a. O.)
1581 erwarb er bei den böhmischen Ständen
das Inkolat (Hcrain, s. u.) und wurde 1581
oder 1588 in den Ritterstand erhoben. 1582
baut er wiederum am Prager kaiserl. Schloß.
In demselben Jahre liefert er auch dem Kai-
ser die Vermessungen, die Risse und den
Kostcnüberschlag für ein „lebenhaus im lust-
garten“ (Jahrb. der Kstsl. d. Allerh. Kaiserh.
XII. No. 8215), in welchem nichts anderes
erkannt werden kann als das sog. „Ballhaus
Kaiser Rudolf II.“ im kaiserl. Hofgarten am
Hradschin. Kurz nach 1582 entstand die
schöne marmorne Grabtumba des Obcrstkanz-
lers des Königreiches Böhmen, Wratislaw von
Pcrnstcin, der 1582 starb u. kurz vor seinem
Tode mit dem Meister in Verbindung trat.
(A. a. O. XII. No. 8216.) Deshalb, sowie aus
stilistischen Gründen ist cs höchst wahrschein-
lich, daß der Entwurf zu diesem Grabmal, das
sich noch heute in einer der nördlichen Ka-
pellen des Prager Domes befindet, auf Au-
stalis zurückgeht. Nicht minder wahrschein-
lich ist es, daß der Meister 1583 im Aufträge
der Witwe des Wratislaw von Pernstein den
Umbau der Trinitätskapelle vor dem Prager
Dom ausführte. Auch dieses Werk fiel dem
Domausbau 1884 — 87 zum Opfer. Vor 1585
war der Meister für die Gräfin von Salm
beschäftigt. (A. a. O. XII. No. 8233.) Alle
Anzeichen sprechen dafür, daß diese doku-
mentarische Bemerkung auf das Palais Salm
auf dem Karlsplatze in Prag Bezug hat. Ein
späterer Umbau hat nur das Portal unver-
sehrt erhalten, doch genügt dieses, den Mei-
ster zu erkennen. Um 1587 tritt er eine Reise
in seine Heimat an. (A. a. O. XII. Nr.
8233 u. 8245) ; doch scheint er sehr bald wie-
der zurückgekehrt zu sein, da er bereits im
Frühjahre 1588 bei der Restauration der bau-
fälligen Burg Karlstein bei Prag beschäftigt
ist. (Landt.-Vcrhandl. u. Mares, Reg. No. 87.)
1589 interveniert er beim Baue des Lagrand-
schcn Hauses auf dem Fünfkirchenplatze in
Prag-Kleinseite; man nimmt deshalb an, er
sei auch der Erbauer dieses Hauses (Herain).
1591 — 93 baut er für die Herrn von Rosen-
berg das Schloß in Wittingau (Südböhmen)
(Mares, Reg. No. 107). Da die Rosenberge
1590 — 91 ihren großen Palast auf dem Hrad-
schin in Prag errichteten (a. a. O.), so darf
man annchmcn, daß Austalis auch diesen Bau
geführt hat. Ein völliger Umbau im 18.
Jahrh. hat diesem Gebäude seinen ursprüng-
lichen Charakter völlig genommen.
1592 — 93 leitete er die gründliche Reno-
vierung der Prag-Klcinscitner Thomaskirche
(Herain).
1596 wurde die Barbarakapellc im Kreuz-
gange des Augustinerklosters bei S. Thomas
auf der Klcinseite vollendet. Zwei schöne
Portale, die in die Kapelle führen, weisen
unzweifelhaft auf Austalis als Urheber hin.
Der Meister wurde in seinen späteren Jah-
ren stets zum Ältesten der Maurerzunft ge-
wählt. Aus seiner Ehe hatte er einen Sohn
Peter Caranca, der auch bei den kaiserlichen
Bauten beschäftigt war, doch 1585 als be-
reits gestorben erwähnt wird. (Jahrb. d. Kstsl.
d. Allerh. Kaiserh. XII. No. 8233.) Eine Toch-
ter, Anna, war mit Mathias Fuch v. Fuchyrow
verheiratet. (A. a. O. XII. Nr. 8299 u. 8301.)
Auch sie überlebte den Vater nicht
Austalis besaß mehrere Häuser in Prag,
sowie mehrere Höfe und Felder in der Um-
gebung, und scheint, gemäß der Inventarauf-
nahme seiner Hinterlassenschaft, sehr vermö-
gend gewesen zu sein. (A. a. O. XII. Nr.
8276, 8296, 8299, 8301.) Dafür spricht auch,
daß er Geld verlieh. (A. a. O. XII. Nr.
8293.) Sein Polier Casagrande, der nach des
Meisters Tode mit einem Teil von dessen
Habe nach Italien floh, stand unter dem Ver-
dachte, ihn vergiftet zu haben. (A. a. O.
XIX. Nr. 16330.) Austalis ist im Kreuz-
gange des Augustinerklosters bei S. Thomas
auf der Kleinscite begraben, wo sich sein
Grabstein noch heute cingemauert befindet.
Jahrb. der Kstsamml. d. Allerh. Kaiserh. V
Reg. No. 4283 A, 4292, 4293, 4294, 4307, 4430;
X Reg. No. 6175, 6225, 6229 ; XII Reg. No. 7984,
8013, 8014, 8018, 8084, 8087, 8089, 8095, 8102,
8127, 8144, 8200, 8202, 8213, 8215, 8216, 8226,
8232, 8233, 8245, 8272, 8276, 8293, 8296, 8299,
8301 ; XIX Reg. No. 16330. — Pamatky archaeol.
a mlstop. (cechische Kunstzeitschr.) XVI (1893
bis 95) Sp. 792 (Mares), XVII (1896—97) Sp.
240/1, Reg. No. C VII (Mareä) und XVII Sp.
88 u. 106 (Matejka). — Hammerschmid,
Prodromus gloriae Pragenae 1723, p. 464. —
Dlabacz, Kstlcrlex. III 310. — Ekert, Pos-
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Austee — Austin
vütni mista kr. hl. mesta Prahy (Die geheiligten
Orte Prags) (1883) I 220. — Winter, Kul-
tumi obraz ccskych möst (Kulturbild böhm.
Städte) 1890. I 360. — Die böhmischen Land-
taRsverhandlungcn u. I-andtagsbeschlüsse 1526 ff.
VII (1891) 286 u. 313. — H e r a i n, Alt-Prag.
1902, p. 13, 140, 146. — Podlaha u. Hil-
bert, Chräm sv. Vita v Praze (s. Veitsdom in
Prag). In der Topogr. d. Bau- u. Kunstdenkm.
Böhmens. 1906 p. 128 — 131. Oskar Pollak-Prag.
Austee, Abt von Gorze, f 960, war Archi-
diakon und Baumeister an der Kathedrale zu
Metz.
B e g i n, Hist, de la cath. de Metz. — Reunion
des Soc. des B.-Arts. XXV 302. C. Enlarl.
Austen, Anton, poln. Maler, geb. 1805 in
Warschau, wo er (1883 — 1887) die Zeichen-
schule besuchte, studierte dann in der Akad.
Julian (1889 — 1892) in Paris unter der Lei-
tung Jules Lefcbvres, Benjamin Constants
und Robert Tony-Fleurys. Er malt Genre-
Bilder und Landschaften, worunter sich be-
sonders die luftigen und farbenfrischen spa-
nischen und bretagnischen Küsten auszcich-
nen. Lebt in Warschau, wo er auch litera-
risch, namentlich auf dem Gebiete der Kunst-
kritik, tätig ist.
Swieykowski, Pamietnik Towarzystwa P.
S. P. w Krakowie 1854 — 1904.
C. M. v. Görski.
Austen, William, Metallgießer des 16.
Jahrh. in England, Mitarbeiter an den Figuren
des prächtigen Grabmals Richards von Beau-
champ, Grafen von Warwick (f 1439), das
sich in einer dem Chor der Kollegialkirche zu
Warwick angebauten Kapelle befindet. Die
Kapelle, die die Gräfin testamentarisch ge-
stiftet, wurde 1443 angefangen und 21 Jahre
später vollendet.
Sein Arbeitsanteil wird betreffen : die Statue
des Grafen Richard, der liegend in seiner
Rüstung dargestellt ist mit dem Helme zur
Seite des Kopfes, einem Bären mit Maulkorb
und einem Greif zu den Füßen ; ferner vier-
zehn Statuetten von Leidtragenden und 18
kleine Engelsgestalten. Das Messinggittcr,
welches die Statue des Grafen schützt, ist
gleichfalls von Austen gefertigt Barth.
I^mbespring, ein holländischer Goldarbeiter
in London, übernahm die Ziselierung, Ver-
goldung und Politur aller Erzteile und außer-
dem die Lieferung von 14 vergoldeten und
emaillierten Wappen. Auch Thomas Stevens,
der Kupferschmied, hatte wesentlichen Anteil
an der Arbeit der Hauptfigur und den 14
„weepers“, während John Essex nur die
Steinarbeit geliefert haben wird. Jede Lang-
scite des marmornen Unterbaues enthält elf
Abteilungen von ungleicher Größe, jede
Schmalseite fünf. In diesen Abteilungen, die
durch schöne architektonische Ornamente ein-
gefaßt werden, sind für die Statuetten größere
und kleinere Nischen angebracht, über denen
sich marmorne Baldachine erheben. In den
großen Nischen sieht man die Statuetten der
Trauernden, in den kleinen, die mit jenen
abwechseln, die Engelsfiguren aufgestellt. Die
Trauernden stellen Heinrich von Beauchamp,
den Sohn des Verstorbenen, und dessen Ge-
mahlin Caecilie Neville, die vier Töchter des
Grafen mit ihren Gatten und andere Glieder
der Familie Neville dar.
W a 1 p o 1 e, Anecdotes of painting I 38. —
L ü b k c, Gesch. der Plastik p. 440. — Flax •
man, Lcctures on Sculpture p. 44, 45. — Fort-
n u m, Bronzes p. 150/1. — Meyer, Kstlerlex.
Abbildungen finden sich in : D u g d a 1 e, The
Antiquities of Warwickshirc 1656 p. 354. Ge-
stochen von W. Hollar (Parthey 2357). — B r i t -
ton, Archit. antiquities IV. — Stothard,
Monumental cffigics of Great Britain pl. 120 bis
126. *♦
Austen, Miß W i n i f r e d, Tiermalerin der
Gegenwart, in I-ondon tätig, stellte von 1899 —
1903 regelmäßig in der Roy. Academy ihre
Raubtierdarstellungen und Ticrfabeln aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905.
I 80. •*
Austen, s. auch Justin u. Brown, T. Austen.
Ansterlitzer (Austerliczer), Lorenz, Gold-
und Silberarbeiter in Brünn, wurde 1575 Bür-
ger. 1591 in den Rat aufgenommen, welchem
er auch 1594, 1597 und 1600 angehörte; in
letzterem Jahre war er Bürgermeister. Er
starb 1607. Für den Brünner Rat lieferte
er 1601 einen Becher, ein Hochzeitsgeschenk
an Paul Honorio, 1802 ein Silberkandel, ein
Geschenk an die Frau Unter-Kämmercrin an-
läßlich einer Kindstaufe und 1604 einen Kre-
denzbecher, ein Hochzeitsgeschenk an den
Landeshauptmann von Mähren, Ladislaus
Berka.
C. S c h i r e k, Mitteil, des Mähr. Gew.-Mus.
1898 p. 157. —Ar.
Austin, Mrs., Porträtmalerin in Bristol,
stellte 1835 und 1838 in der Roy. Academy
Herren- und Damenporträts aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 81. •*
Austin, Miss C h r i s t i n a, engl. Miniatur-
malerin, stellte in den Jahren 1783 — 97 4
Miniaturen in der Society of Artists und 5
in der Royal Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, 1905, I 81.
Austin, George, Dombaumeister der Ka-
thedrale zu Cantcrbury, geb. in Woodstock,
f 26. 10. 1842 zu Canterbury, bekannt wegen
seiner wichtigen Restaurationen an der Ka-
thedrale zu C. und an anderen gotischen Kir-
chen.
Redgravc, Dict. **
Austin, H., Maler in London, stellte 1833
in der Roy. Academy „East End of York
Minstcr“ aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 81. **
Austin, Richard T., Holzschneider und
Maler, in London tätig um 1800 — 1818, Schü-
ler von J. Bcwick, machte zierliche kleine
Schnitte und Vignetten, war viel für Buch-
261
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Austin — Auteroche
händler tätig und illustrierte u. a. auch Lin-
naeus’ Travels in Lapland (1811). 1802 er-
hielt er eine silb. Medaille von der Soc. of
Arts. 1803 und 1806 stellte er 2 Landschaften
in der Royal Acad. aus und 1818 daselbst den
Holzschnitt vom Bienheim Park. — Er be-
zeichnte bisweilen nur abgekürzt: Aust.
Rcdgrave, Dict. — Graves, The Roy.
Acad. of Arts, 1905, I. R.
Austin, Samuel, engl. Aquarellmaler von
Landschafts- und Seestücken, in Liverpool
geb. 1796, f im Juli 1834, Autodidakt, der
nur von de Wint einige Anleitung erhielt.
Er stellte 1820 zum ersten Male in der Royal
Acad. aus und zwar das Bild: Spellow Mill,
Walton, ncar Liverpool; 1824 war er einer
der Mitbegründer der Society of British Ar-
tists, an deren Ausstellung in der Suffolk
Street er teilnahm, bis er 1S27 Mitglied der
Old Water Colour Society wurde und nun
deren Ausstellung beschickte, im ganzen mit
61 Zeichnungen. Seine besten Bilder sind
staffierte Küsten- und Flußszenen aus seiner
Heimat, später auch aus Holland, Belgien und
vom Rhein. Ein Aquarell von ihm : Strat-
ford on Avon im British Museum und
„Shakespeares Cliff“ im South Kensington
Museum.
Rogct, History of the Old Water Colour
Soc. I 52G — 8. — Graves, The Roy. Acad. of
Arts, 1905, I. — B i n y o n, Cat. of drawings I.
R.
Austin, William, Zeichner und Kupfer-
stecher, geb. zu London 1721, f 11. 5. 1820 zu
Brighton, lernte das Stechen bei G. Bickham.
Da er aber wenig Erfolg im Kupferstiche
hatte, ward er Zeichenlehrer und betrieb zu-
gleich einen Handel mit Stichen. Seine mei-
sten Blätter sind Landschaften, z. B. die Fol-
gen : The Ruins of Palmyra (4 Blätter von
ihm), Ruins of ancient Rome (4 Blätter),
Seclandschaftcn nach van Goyen (6 BI.), die
4 Tageszeiten (4 Blätter); außerdem stach
er auch noch eine Folge von 6 politischen
Karikaturen in Bistermanicr. 1776 — 86 stellte
er auch dreimal in der Royal Acad. Land-
schaften und Studien aus.
Le Blanc, Manuel. — Meyer, Kstlcrlcx.
(hier ausführliche Liste s. Arbeiten). — Gra-
ves, The Roy. Acad. of Arts I. — Redgrave,
Dict.
Austin-Carter, Matilda (R. M. S.), engl.
Miniaturmalerin, geb. 1840 in Bristol, Schü-
lerin ihrer Mutter, Mrs. S. II. Carter, malte
in ihrer Jugend Aquarelle mit poetischen und
historischen Sujets, seit 1890 ausschließlich
Miniaturen auf Elfenbein. R.
Austin, s. auch Austen.
Austorffer, Friedrich, Maler in Erding,
um 1678 — 1692, nur urkundlich bekannt.
Die Kunstdenkmalc d. Königr. Bayern. Bd. I.
Oberbayern, p. 1208. H. V.
Austria, D. Juan de, Dilettant in der
Malerei und Kupfcrstcchkunst. Sohn König
Philipps IV. von Spanien u. der Maria Cal-
derön, geb. Madrid 1629, f ebenda 17. 9. 1679.
Vizekönig von Aragonien, Minister Karls II.
etc. In der Malerei Schüler des Juscpc Mar-
tinez, nach anderen des Eugcnio de Las Cue-
vas. In der Bibi. Nacional zu Madrid eine
von ihm radierte verkleinerte Kopie eines
Stiches von Callot.
Cean Bermudez, Dicc. I 82 — 83. — V i -
n a z a II 37. — S e n t c n a c h y C a b a n a s,
Pintura en Madrid 157. M. v. B.
Austyn, P c c t e r, Maler in Antwerpen,
wird 1507 in die dortige Lukasgilde aufge-
nommen.
Liggercn I 06. *•
Autelli, J a c o p o, Musivarbeiter in Florenz,
Sohn des um 1620 in gleicher Technik tätigen
Giovanni A., genannt Monicca oder Monnicca,
ebendaselbst. Gemeinschaftlich mit anderen
arbeitete er von 1633 — 1649 eine reizende acht-
eckige Tischplatte mit rundem Mittelstück,
wozu die Zeichnung von Poccetti, der Fries
rings herum von Ligozzi herrührtc (jetzt in
den Uffizien). Andere Werke von derselben
Meisterschaft — Reliefs oder vollständige Sta-
tuetten von edeln Steinen — befinden sich
im Kabinett der Gemmen und Kameen in S.
Lorenzo und im Palazzo Pitti zu Florenz.
Lanzi, Stör, pittorica d. Italia V Ed. 1834, I
225. — Meyer, Kstlcrlcx. II (mit alt. Lit.).
H. V.
Autenrieth, Ludwig Friedrich, Kup-
ferstecher, geb. zu Stuttgart 12. 3. 1773, be-
suchte die Karlsschule und lernte das Kupfer-
stcchen unter J. G. Müller. Er arbeitete mei-
stens für Buchhändler, namentlich für Cotta,
und gab sich nebenbei besonders mit land-
schaftlichen Zeichnungen und Aquarellen ab.
Lange Zeit war er Zeichenlehrer an Stutt-
garter Lehranstalten und starb arm am 28.
9. 1857.
Bach, Stuttgarter Kunst S. 148, 265. —
Meyer, Kstlcrlcx. M. Bach.
Autenzio, S., italien. Bildhauer, war 188S
bis 1893 fast regelmäßig im Pariser Salon mit
Porträtbüsten in Bronze und Terrakotta ver-
treten.
Kat. d. Salon 1838-91, 1893. *•
Autereau, s. Autrcau.
Auteri-Pomar, Michele, Schriftsteller,
Dichter und Bildhauer, geb. 1838 in Palermo,
kam erst spät zur Bildhauerei. Genannt seien
von seinen Arbeiten das Denkmal des Gius.
Lafarina (Turin, Piazza Solfcrino) und sein
Konkurrenz-Entwurf für das Victor Emanuel-
Denkmal in Rom.
Gubcrnatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 22.
» •
Auteroche, Alfred Eloi, Tier- u. Land-
schaftsmaler, geb. zu Paris 1831, Schüler von
Brascassat und L. Cogniet, stellte wiederholt
(1859 — 1887) im Salon aus; auf der Wiener
Weltausstellung von 1873 sah man von ihm
2 Arbeiten: „le marchand de vaches“ und
262
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Auteroche — Autreau
„animaux au paturagc“ (französ. Staatseigen-
tum). f in Paris im Mai 1900.
Bellier-Auvray, Dict g£n. und Suppl.
— Bullet, de l’art anc. et mod. 1906 p. 163. H. V.
Auteroche, Eugcnie Venot d\ Porträt-
und Blumenmalerin in Paris, Schülerin von
Leon Cogniet, stellte 1876 — 1880 im Salon aus.
Bellier-Auvray, Dict. g6n., Suppl.
H. V.
Auteuil, G i 1 o n d\ Ornamentbildhauer, ar-
beitete in Poitiers 1383 unter Guy de Dam-
martin am Turm von Maubergeon und am
Palais des Herzogs Jean de Berry.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Auteuil, Jean d’, französ. Maler, führte
wichtige Arbeiten, insbesondere Wandmale-
reien in Paris von 1322 — 1327 aus.
Marcel Pocte, Lcs primitifs parisiens, Pa-
ris 1904. P. Dumeu.
Autguers, G.. französ. Kupferst., tätig zwi-
schen 1624 und 1630 in Lyon.
Meyer, Kstlerlcx. (mit Verz. d. Werke). —
Le Blanc, Manuel. — R o n d o t, Les Grav.
d’est. en cuivre ä Lyon au XVI Ie s. J. Cuibert.
Auther, Bildhauer, vermutlich italien. Ur-
sprungs, war 1577 bei der inneren Aus-
schmückung des herzoglichen Schlosses von
Nancy beschäftigt.
L a m i, Dict. d. sculpt. 1898. R.
Authiat, Eugene Alfred, Landschafts-
und Stillebenmalcr in Paris, stellte wiederholt
(1879 — 1889) im Salon aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Autin (oder Autrin), Jean Barthe-
1 e m y, französ. Gießer, Versilberer und Zi-
seleur in Paris, scheint für die berühmten
Ebenisten Ch. A. Boulle u. Ch. Cressent viel-
fach tätig gewesen zu sein, da er bedeutende
Forderungen an die Nachlassenschaft der-
selben (1745 u. 1757) geltend machte.
Charapcaux, Dict. d. fondcurs p. 46. —
M a c o n, Les Arts dans la maison de Conde
1903 (ob identisch mit Obigem?). •*
Autinans, V i 1 a m, Glockengießer, goß laut
Inschrift 1413 eine Glocke zu Feddewardcn in
Oldenburg.
M i t h o f f, Mittelalt. Kstler. u. Werkm. Nie-
ders. u. Westf. 1885. H. V .
Autissier, Jean Franqois, s. Autissier,
Louis Marie.
Autissier, Louis Marie, Miniaturmaler,
geb. in Vannes (Frankreich) 8. 2. 1772, stu-
dierte in Frankreich unter Vautrin und ließ
sich nach einem langen Aufenthalte in den
Niederlanden naturalisieren. Seine Beliebt-
heit scheint sehr groß gewesen zu sein zu der
Zeit, wo die Miniaturmalerei blühte, die er
wirklich mit Geschick ausübte. König Wil-
lem I. der Niederlande beauftragte ihn mit sei-
nem Porträt. Wir konstatieren übrigens, daß
er auch Phantasickompositionen malte, z. B.
Hebe im Olymp Nektar spendend (Gent 1812),
Eine friesische Waffelverkäuferin (Brüssel
1828), Eine Magdalena (Haag 1827), Eine
Brüsselerin im Strohhut (Brüssel 1827). Zwi-
schen 1812 und 1821 muß der Maler zeitweise
nach Paris zurückgekehrt sein, bald danach
finden wir ihn in Brüssel ansässig, wo er 4.
9. 1830 starb. Er hatte, wie es scheint, nach
der Revolution die Vornamen Jean Francois
angenommen. Die Katal. geben ihm keine
Initialen und van Eyndcn und van der Wil-
ligen kennen seinen Vornamen nicht.
v. E y n d e n en v. Willigen, Geschiedenis
d. Nederlandsche Schilderkunst III. — Meyer,
Kstlerlex. — Ausstellungskataloge. H. H.
Autobulos, griechischer Maler unbekannter
Zeit und Herkunft, nur als Schüler einer
Malerin Olympias erwähnt.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 300. — Pau-
ly-Wissowa, Realenc. II 2595, 4 (Rossbach).
Sauer.
Autoriello, Francesco, neapolitan. Ma-
ler, Professor am R. Istituto di Belle Arti,
geb. 1824 in Neapel, Schüler von Filippo Pa-
lizzi. Genannt seien von seinen Gemälden :
Der Tod Colignys (angekauft vom Municipio
von Neapel) und das große Bild: Sokrates
besucht Aspasia (Ausstcll. in Turin 1834).
1870 veröffentlichte er ein Werk über Linear-
perspektive, von dem eine Neuauflage erschien.
Gubernatis, Diz. d. art. ital. viventi p. 23.
— Rass. bibliogr. d. arte it. II 263. H.
Autran, Augustin, Architekt in Paris,
geb. in Marseille, war im Salon 1870 mit
12 Zeichnungen, Plänen für die Abtei von
Mont-Saint-Michcl vertreten.
Bellier-Auvray, Dict. g£n., Suppl.
Autran, Eugene, Emailmaler, geb. zu
Genf 1838, tätig in Paris, malte Porträts und
figürliche Darstellungen, letztere auch nach
fremden Vorbildern wie z. B. nach Gleyrc
(„Les Helvctcs“, Royal Academy Exhibition,
London 1881) ; auf der Pariser Weltausstel-
lung 1878 war er mit 6 Arbeiten, darunter
einem Selbstporträt in Aquarell vertreten ;
ebenso auf den Weltausstellungen von 1889
und 1900 in Paris sowie auf der Genfer Na-
tional-Ausstellung 1890. Vier Proben seiner
Kunst, darunter eine Kopie nach Penicaud,
befinden sich in dem Musce des Arts decora-
tifs zu Genf.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1902. — Graves,
The Royal Academy of Arts 1905. — Gaz. d.
beaux-arts III Per. II (1889) pag. 88 mit Abb.
pag. 85. H.V.
Autreau, Jacques, französ. Porträtmaler
und dramatischer Dichter, getauft 30. 10.
1657 in Paris, t daselbst 16. 10. 1745 im
Hospice des Incurables. Eines der bekann-
testen Bilder A.s stellte Fontencllc, Houdart
de la Motte und Danchet dar, cs wurde von
M. de la Faye erworben, ist aber verschollen.
1738 malte er zu einem Porträt des Kardi-
nals Fleury nach Rigaud sich selbst als Dio-
genes mit der Laterne (gestochen von H. S.
Thomassin, J. Houbrakcn, G. Bodenehr, CI.
Roy, S. Pinssio und Thcvcnard). Das ein-
zige bekannte erhaltene Bild A.s ist wohl sein
263
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Autreau — Auvigny
Selbstporträt im Mus. von Versailles. Im
Alter von 60 Jahren begann A. Theaterstücke
zu schreiben, und verfaßte auch den Text zu
Rousscaus Oper Platee. Seine „Oeuvres dra-
matiques" (mit einem Vorwort über das Le-
ben von Pesselier) erschienen 1749 in Paris.
A. starb im Elend, Voltaire nennt ihn „hom-
me assez franc, d'ailleurs mauvais peintre et
mauvais poete“.
Mcmoires de Trcvoux 1756 p. 1171. — J a 1,
Dict. crit. — Bellier-Auvray, Dict. gen.
— Heinecken, Dict. des Art. — Meyer,
Allgcm. Kstlerlcx. H. Stein.
Autreau, Louis, Bildnis- und Genrema-
ler, Sohn des vorigen, geb. zu Paris um 1692,
t daselbst 26. 8. 1760, wurde 24. 2. 1741
Mitglied der Akad. infolge seiner Porträts
des Bildhauers Rene Fremin und des Malers
Favannes. Das crstcre befindet sich in der
Akad. zu Paris. J. Balechou, P. Avclinc
P. Dupin, Therese Rousselet haben nach ihm
gestochen resp. radiert. Auf den Ausstel-
lungen des Pariser Salon war er 1738, 39, 40,
43, 45, 47, 48, 50, 55, 59 mit verschiedenen
Bildnissen vertreten.
J. J. G u i f f r e y in Meyers Kstlerlcx. —
J a 1, Dict. crit. — Bellier-Auvray, Dict.
gdn. — Notizen von F. L. Bruel. R.
Autrique, Edouard, Sohn des Jean, belg.
Maler, geb. um 1800, Schüler seines Vaters,
dann von Kinson. Er stellte 1823 im Salon
von Gent vier Porträts aus und sandte 1827
von Paris auf den Brüsseler Salon zwei Gen-
rebilder. Gäbet (1834) nennt von A. reli-
giöse Gemälde und eines, dessen Gegenstand
der griechischen Geschichte entnommen ist,
und gibt an, sie seien zu Paris in der Galerie
Lebrun ausgestellt gewesen. Er fügt hinzu,
der Künstler habe zu Vaugirard bei Paris ge-
wohnt, und gibt ihm den Titel eines Malers
des Herzogs von Gloucester.
Alex. Pinchart in Meyers Kstlerlcx. *•
Autrique, Jean Baptiste Joseph,
untergeordneter Maler, geb. zu Brügge den
28. 11. 1777, machte seine Studien zu Paris
unter seinem I^ndsmannc Suvec. 1811 wurde
er als Zeichenlehrer an die Akad. von Ypern
berufen, deren erster Professor er wurde.
F. Böhm, A. de Bruck, Roffiaen u. a. waren
hier seine Schüler. Drei Bilder von ihm er-
schienen auf dem Brüsseler Salon von 1837 ;
sie stellten Ansichten französ. Gegenden, aus
der Brie, Dauphine etc., dar. Zu Ypern, wo
er den 21. 1. 1853 starb, hat er einige Bild-
nisse gemalt.
Meyer, Kstlerlcx. **
Autun. Zwei Miniaturporträts des Mar-
quis Lafayctte und seiner Gemahlin (auf
Elfenbein, in Wiener Privatbesitz) tragen die
Signatur eines sonst nicht bekannten Minia-
turisten Autun. — Vermutlich Autissier, s.
dort.
Katal. d. Miniat. Ausst. bei Friedmann u. We-
ber, Berlin 1906. **
Auvera, Jakob van der, Bildhauer, geb.
um 1700 zu Mecheln, f zu Würzburg um 1760.
Der bedeutendste Künstler aus der Familie A.,
Schwiegersohn des Malers Onghers. Würz-
burgischer Hofbildhauer. Arbeitete mit Vor-
liebe in der Manier des Bernini. Von ihm
Kolossalbrunnen im Kloster Ebrach, Chor-
stühle mit den Wappen der adligen Domherren
im Dom zu Würzburg (1749), die Statuen an
den Portalen der Neumünster-Kirche, des Kle-
rikalseminars und der Peterskirchc zu Würz-
burg. Unter seiner Leitung wurde auch die
dekorative Plastik der Würzburger Residenz
ausgeführt.
Meyer, Kstlerlex. — Niedermaier, Kst-
gesch. d. Stadt Würzburg (2. Aufl.). — G. De-
ll i o, Deutsche Kunstdenktn. I. Fr. Leitschuh.
Auvera, Johann Wolfgang van der,
Würzburgischer Hofbildhauer, f >n Würzburg
1756. Sohn des Jakob van der A., ausgcbildct
in Rom, beteiligt an der dekorativen Plastik
in der Residenz zu Würzburg. Von ihm die
Kanzel der Benediktinerabtei Amorbach, die
beiden Gruppen aus der Geschichte des Her-
kules in den Würzburger Glacisanlagen, öl-
berg im Würzburger Friedhof, zahlreiche
Skulpturen an Würzburger Kirchen (Johan-
nesstatue am Portal von Stift Haug), Kurien
und Privathäusern, schwerfällige Marmorgrab-
mäler für Lothar Franz und Friedrich Karl
von Schönbom in Bamberg (früher im Dom,
jetzt Michaclsbcrg) Auch in Mainz tätig.
Meyer, Kstlerlex. — Niedermaier,
Kunstgesch. d. Stadt Würzburg (2. Aufl.). —
D e h i o, Deutsche Kunstdenkm. I. — Spon-
sei, Klosterkirche Amorbach. Fr. Leitschuh.
Auvera, Lukas Anton van der, Bild-
hauer, t zu Würzburg 1766. Sohn des Jakob
van der A., beteiligt an der plastischen Aus-
schmückung der Würzburger Residenz, von
ihm auch viele Statuen an Würzburger Privat-
häusern.
Meyer, Kstlerlex. — Niedermaier,
Kunstgesch. d. Stadt Würzburg (2. Aufl.).
Auvera, s. auch Auicera.
Auvergne, Lina, Emailmalerin, geb. 29.
11. 1871 zu Genf, tätig in Paris, später in
Genf; Arbeiten von ihr sind auf mehreren
Ausstellungen (Genf 1896, Brüssel 1898, Pa-
ris 1900) ausgezeichnet worden. Das Stutt-
garter Kunstgewerbemus. hat den „Falkner
zu Pferde" von ihr angekauft
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. II. V.
Auvigny, Charles d\ französ. Maler,
tätig in Polen ca. 1780 — 1830; geb. 1740, kam
nach Polen wahrscheinlich mit seinem Vater,
der Tanzmeister beim Fürsten Adam Czar-
toryski war. Er malte Miniaturen und klei-
nere Ölbilder, welche in den Jahren 1819 und
1821 in Warschau ausgestellt waren; er gab
auch Zeichenstunden in derselben Stadt, wo
er am 4. 2. 1830 starb.
Rastawieck i, Slownik mal. polskich I
14. — F ü s s 1 i, Neue Zusätze.
Dr. Graf Georg Mycielski.
264
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Auvray — Auwelier
Auvray, Alexandre Hippolyte, Ma-
ler, geb. zu Cambray 15. 3. 1798, f zu Valen-
ciennes 2. 6. 1860, Bruder des Felix u. Louis
A., studierte bei Momal in Valenciennes,
wandte sich hauptsächlich der Dekorations-
malerei zu. Mehrere Kirchen in der Um-
gebung von Valenciennes bewahren Gemälde
von ihm. F.ine Lithographie mit der An-
sicht des großen Platzes von Valenciennes
ist im Besitz des dortigen Mus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n., Suppl. —
M e y e r, Kstlerlcx. H. V.
Auvray de la Bataille, französ. Zeich-
ner, tätig zu Anfang des 18. Jahrh., zeichnete
die zu seiner Zeit in der Abbaye de la Tri-
nite zu Caen befindlichen, Ende des 18. Jahrh.
zerstörten Grabsteine der Äbtissinnen und
das ehemals an demselben Ort befindliche,
heute gleichfalls zerstörte, 1592 errichtete
Grabmal der 3 Schwestern Montmorcncy.
R6union des Soc. d. Beaux-Arts XIX 523.
H. V.
Auvray, Felix, Bruder des Al. Hipp. A.,
Maler, geb. zu Cambrai 31. 3. 1800, kam mit
seinen Eltern noch als kleines Kind nach Va-
lenciennes. Nach glänzenden Fortschritten auf
der dortigen Akad. kam er 1820 nach Paris
in das Atelier von Gros. Im Salon 1824 de-
bütierte er unter dem Namen Fäix mit der
Eifersucht der Ocnone und unter seinem Fa-
miliennamen mit dem hl. Ludwig als Ge-
fangenen. Bald darauf ging A. nach Rom,
wo er mehrere Jahre verweilte. 1826 hielt
er sich in Florenz auf, ging aber im folgen-
den Jahre nach Rom zurück. Daselbst ent-
standen einige seiner besten Werke, so das
Gastmahl des Damokles, welches das Datum
1827 trägt Im Salon desselben Jahres brachte
der Künstler: Hl. Paulus in Athen, Aufopfe-
rung von Gautier de Chatilion (Mus. von
Cambrai) und Spartanischer Flüchtling von
den Thermopylen (Gruppe von sechs Fi-
guren), Mus. von Valenciennes. Dem letz-
teren gehören auch andere Gemälde des
Künstlers, darunter die Erhebung Pipins des
Kurzen auf den Thron, Der Tod Mcleagcrs
usw. Vom J. 1831 datiert Der letzte Tag
von Pompeji. A. starb 11. 9. 1833 in seiner
Vaterstadt (und nicht in Paris, wie mehrere
Biographen angeben).
A. Pincbart in Meyers Kstlerlcx. — Du-
r i e u x, Les artistes cambrcsiens 1873 p. 400. R.
Auvray, Louis, französ. Bildhauer, Archit.
und Schriftsteller, Bruder des Felix A., geb.
7. 4. 1810 zu Valenciennes, arbeitete zunächst
in seiner Vaterstadt mit Leonce de Fieuzal,
kam dann 1830 nach Paris in das Atelier Da-
vid d’ Angers. Außer zahlreichen Bildhaucrei-
arbeiten, die er ausführtc, veröffentlichte der
Künstler die Revue des Salons 1857 — 1868,
gründete 1860 die Revue artistique et litteraire
und vollendete den Dictionnairc general des
artistes frangais, von Bellier de la Chavig-
nerie begonnen. Louis Auvray starb 1890.
Seine Hauptwerke sind im Museum von Va-
lenciennes: die Büsten seines Bruders Felix,
des Bildgießers Jacques Saly, Antoine Wat-
teaus und des Bildgießers Milhomme, der
Kopf eines Greises und die Anlage des Grab-
mals Napoleons I. im Invalidcndom ; in der
Kirche Saint-Nicolas zu Valenciennes eine
steinerne Statue der hl. Cäcilie; in der Kathe-
drale von Valenciennes ein Christus in Mar-
mor; im Palais des Louvre „die Astronomie“,
eine Gruppe in Stein, und 2 Marmorstatucn,
die die aus dem Bade steigenden Göttinnen
Ceres und Venus darstellcn ; in den Galerien
des Louvre: die Büsten Watteaus und A.
Sauvagcots; im Palais des Instituts: die
Büsten Condillacs und des Bildgießers Moitte;
im ehern. Hotel de ville zu Paris: eine stei-
nerne Statue Jean de la Vacqueries; im Taub-
stummen-Institut : die Büsten des Abbe Si-
card und des Abbe de l’Epec; in Nogcnt-le-
Rotrou: das Monument Watteaus (das 1865
feierlich eingeweiht wurde) ; im Mus. zu Ver-
sailles: die Büste Jean Froissards; im Mus.
von Douai : die Büste Solons ; an der Fassade
des Hotel de ville in Valenciennes: 5 steinerne
Karyatiden ; auf dem Platz von Forges-les-
Eaux (Seine-Inferieure) : das Monument des
Kupferst Breviere, und im Opernhause zu
Paris: die Büste des Komponisten Lesueur.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Richcsses
d’art de la France, Paris, raon. civ. I. Latni.
Auvray, Philipp Peter Joseph, gen.
Noel, Porträtmaler, geb. zu Dresden 1778,
f daselbst 1815, Schüler der Dresdener Akad.,
dann Casanovas und Schenaus; er war auf
den Dresdener Ausstellungen bis 1807 teils
mit Kopien nach historischen Gemälden, teils
mit originalen Erfindungen, Porträts in Mi-
niatur und öl, vertreten.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze 1824. H. V.
Auvray, Pierre-Laurent, französ. Kup-
ferstecher und Radierer, geb. 1736 zu Paris,
Schüler von Laurent Cars, tätig zu Paris
und Basel. Von ihm les Pctards und les
Jets d’eau, nach Fragonard; La Marchande
de marrons et la marchande d’ herbes, nach
Jean Bcrtaux. Er fertigte auch Kupfer
für „Voyage pittoresque de la France, Paris
Lamy 1787“; für „le voyage pittoresque ou
description des royaumes de Naplcs et de Si-
cile, par l’abbe de St. Non, Paris 1781“; für
die „tableaux pittoresques de la Suisse, Paris
1780“ und führte auch Porträts aus, u. a. die-
jenigen von Preville und von Lamettc, nach
Ch. Monet. Seine Manier war etwas kalt
und glanzlos.
Le Blanc, Manuel. — Portalis et B 6 -
r a 1 d i, Les graveurs d. XIXc s. — Meyer,
Kstlerlex. P. A. Lemoisne.
Auwelier, P e e t e r, Maler in Antwerpen,
wurde 1669/70 Meister in der dortigen St.
265
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Auwera — Auzou
Lukasgilde und wird 1689/90 als verstorben
erwähnt.
Liggcrcn II 295, 297, 394, 398, 546. **
Auwera, Franz, Bildhauer, gcb. zu Aub
(Unterfranken), t zu München um 1816, Schü-
ler des Bamberger Bildhauers J. L. Kamm
und des Müncheners Roman Anton Boos.
J ä c k, Leben und Werke der Bamberger Künst-
ler. — Deutsches Kunstblatt 1851 S. 415.
Auwera, s. auch Auvera.
Auwercx, Familie von Brüsseler Teppich-
wirkern, deren Name sich auch Auwerickx
oder Auricx schrieb. Sie waren in der 2.
Hälfte des 17. und im 18. Jahrh. tätig. Der
erste dieser Teppichwirker, Namens Albert,
wurde 1657 in die Korporation eingeschrieben
und war „conscillcr communal“ 1679 u. 1680.
Die Kartons zur Geschichte des Grafen Guil-
laume Raitnond de Moncade, seigneur d’Airola
in Sizilien, in 5 Nummern, ausgeführt in
Auwercx’ Atelier, wurden ihm 1663 von den
Malern van Herp und Jean van Kessel gelie-
fert. Diese Folge befindet sich heute beim Gra-
fen Potocki in Paris. Man arbeitete zur sel-
ben Zeit an einer „Geschichte des hl. Paulus“,
von der einzelne Stücke und im besonderen
die „Enthauptung des Heiligen“ A.s Sig-
natur tragen. Das Modell gehörte dem Gra-
fen Vilain XIV.
Ist dieser Meister nun identisch mit dem
gleichnamigen, der 1707 noch 7 Webstühle
besaß und unter den acht letzten Brüsseler
Fabrikanten vom Anfang des 18/ Jahrh. auf-
geführt wird? — Dieser Albert Auwercx war
Witwer von Claire van den Bossche, von der
er 7 Kinder gehabt hatte. Mehrere davon
übten den Beruf ihres Vaters aus. Ihre Na-
men sind: Nicolas, der noch 1738 genannt
wird und 1703 sein Privilegium von der Stadt
erhielt; Guillaume war Ältester (Doyen) 1719
und wohnte nahe dem Hotel d’Orange. Phi-
lippe war 1732 als Teppichwirker tätig und
starb vor 1749. Ein anderer Teppichwirker
aus derselben Familie, mit dem Vornamen
Philippe , starb zwischen 1772 und 1776. Man
kennt noch einen Nicolas, einen Gaspar und
einen Paul Auwercx, deren Namen in den
Registern der Korporation der Teppichwirker
vet zeichnet sind.
Wauteri, Lcs tapisscrics bruxelloises.
/. J. Guiffrey.
Auxentius, römischer Architekt und In-
genieur, nach dem späten Epigramm aus
Adana CIG 4440 Erbauer einer steinernen
Bogenbrücke (nicht einer Wasserleitung, auch
nicht von Uferdämmen) über den Fluß Kyd-
nos in Kilikicn. Vielleicht identisch mit dem
„comes et mechanicus (= Ingenieur)“ Au-
xentius, der um 384 n. Chr. mit dem Bau eben-
falls einer Brücke, in Rom, beschäftigt war.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 343. — K a i -
bei, Epigram. gr. 1078. — Pauly-Wisso-
w a, Realenc. II 2615,4 2616,7 (Fabricius).
H. Thier sch.
Auxion, Francois, französ. Bildhauer
aus Toulouse, war 1668 unter der Direktion
Pierre Turreaus mit den Arbeiten der Schiffs-
bildhaucrci in Toulon beschäftigt.
Lami, Dict. d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Auxonne, J e h a n d’, französ. Werkmeister,
arbeitete 1427 — 1431 am Portal der Jakobiner-
kirchc zu Dijon.
B a u c h a 1, Dict. des Archit. C. Enlart.
Auzard, s. Alizard.
Auziere, französ. Maler in Toulon, erhielt gc-
mcinschaftl. mit dem Maler Jean Jacques 1653
Zahlungen für ein Porträt des Gouverneurs
der Provinz, Herzog von Mcrcoeur, sowie für
Arbeiten, die sie in demselben Jahre gelegent-
lich des Einzugs des Herzogs fertigten. Seine
Tochter Catherine heiratete 1685 den Bild-
hauer Denis Herpin.
Nouv. Arcb. de l’art frang. 3. ser. V (1889)
p. 305/6. H. Stein.
Auziers, Emailmalcr des 18. Jahrh. in Genf.
Eine Arbeit von ihm (Uhrkasten) im Musec
de Cluny.
E. M o 1 i n i c r, Dict des Emaillcurs.
Auzoni, Antonio, italien. Dekorations-
bildhaucr und Stuckarbeiter, tätig in Däne-
mark, f in Vallö (Seeland) 1729. Von sei-
nen Arbeiten werden erwähnt: Stückarbei-
ten im Schlosse Rosenborg (1706), im Schlosse
Frederiksberg (1723, 1724 und 1728) u. a.
F. J. Meier, Fredensborg Slot (Kopenhagen
1880) S. 172. — F. R. Friis, Satnlinger til dansk
Bygnings- og Kunsthistorie (Kopenhagen 1872
bis 78) S. 111. — F. R. Friis, Bidrag til dansk
Kur.sthistorie (Kopenhagen 1890 — 1901) S. 273
und 394. A. R.
Auzou, P a u 1 i n e, geb. Dcsmarquets, Ma-
lerin, gcb. zu Paris 24. 3. 1775, lernte bei
Regnault; sie verheiratete sich 1794 oder 95.
1793 stellte sic zuerst im Salon des Louvre
einen Studienkopf und eine Bacchantin aus.
Bis 1817 ließ sie keine Ausstellung vorüber-
gehen, ohne durch ein Genrebild und ein Por-
trät, fast immer sogar durch mehrere Werke,
vertreten zu sein.
Der größere Teil ihrer ersten Arbeiten ist
der griechischen Geschichte entnommen, die
dazumal an der Tagesordnung war. Sie ver-
suchte es auch mehrmals mit dem historischen
Genre, so 1810 mit der Ankunft Maria Lui-
sens in Compiegne und 1812 mit dem Gegen-
stück dazu, Abschied Maria Luisens von ihrer
Familie, welche beide sich in den Galerien
zu Versailles befinden. Zum historischen
Genre gehören auch ihre Agnes de Meranie
(1808) und Diana von Frankreich und Mont-
morency (1814), die Landon sehr günstig be-
urteilt. Mehrere ihrer besten Werke befanden
sich in den Sammlungen des Königs Ludwig
XVIII. und der Herzogin von Berry; auch
der Staat und die Gesellschaft der Kunst-
freunde haben einige derselben erworben.
Von Bildnissen malte Frau Auzou die des
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Aval — Avanzarani
berühmten Volney, ihres Lehrers Regnault,
des älteren Picard und des Placide-Bruno
Valayer, Pfarrers von S. Nicolas des Champs
um 1810 — 23. Dieses Porträt noch heute in
der Sakristei dieser Kirche. Hauptsächlich
aber zeigte sich ihr Geschick in den weib-
lichen Porträts, deren sie eine große Anzahl
gemalt hat. Gegen 20 Jahre lang hielt sie ein
Atelier für junge Leute. Sie starb zu Paris
15. 5. 1835.
A. Pinchart in Meyers Kstlerlex. — No-
tizen von F. L. Bruel. R.
Aval, Goldschmiedfamilie in Genf, 18. Jahrh.,
nur urkundlich bekannt.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
Avalla, Juan, Goldschmied in Barcelona.
Aus dem Jahre 1559 im Innungsarchiv zu B.
eine Zeichnung von ihm zu einem kleinen
Aquamanile.
V i n a z a, Adic. II 38. Ai. v. B.
Avalla, N a r c i s o, Goldschmied in Barce-
lona. Aus dem Jahre 1575 im Innungsarchiv
zu Barcelona eine Zeichnung von ihm zu
einem Halsschmuck. (Reprod. von Davillier,
Ürfevr. en Espagne.)
V i n a z a, Adic. II 38. hi. v. P.
Avallone, Giovanni, ncapolitaner Bild-
hauer, Professor an der technischen Schule,
geb. in Neapel 10. 8. 1859, stellte in Neapel,
Turin etc. Büsten in Bronze und Terrakotta
aus.
Gubernatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 23.
••
Avalos, Simeon, span. Architekt, geb.
1829, f 16. 3. 1904 zu Madrid, nahm eine sehr
angesehene Stellung in seinem Vaterlande ein,
war Direktor der National-Schulc f. Archi-
tektur, Inspektor der Zivil-Bauten, Bürgermei-
ster von Madrid und ständiger Sekretär der
Kunst-Akad. Er hat zahlreiche Gebäude er-
richtet, aber sein rühmlichstes Werk bleibt die
Bauleitung an der Basilika San Francisco el
Grande in Madrid, die 1784 von Fray Fran-
cisco Cabezas begonnen worden war.
Chronique des Arts. Paris 1904. P. Lafond.
Avancini, Giustiniano degli, Histo-
rienmaler, geb. den 17. 1. 1807 in Lcvico bei
Trient, f daselbst den 22. 7. 1843, lernte zu-
nächst in Padua unter dem Belluneser Gio-
vanni Demin, und war erst 18 Jahre alt, als
er 1826 nach einem vom Ferdinandeum in
Innsbruck ihm vorgeschlagenen Thema sein
erstes Bild malte: Erzherzog Ferdinand er-
blickt am Fenster in Augsburg die Philippine
Welser. Er studierte hierauf 4 Jahre bei Pe-
lagio Palagi in Mailand und zog hernach von
da nach Rom, wo er gleichfalls ungefähr vier
Jahre weilte, während welcher er Cornelius,
Ingres, Delacroix, Tcnerani und andere unter
den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit ken-
nen lernte. In Rom malte A. die Madonna
della Concezione mit Engelsglorie und zwei
Heiligen, welches Bild er der Pfarrkirche
seines Geburtsortes schenkte. Nach Beendi-
gung seiner Studien besuchte er München,
und begleitete von hier aus Cornelius nach
Paris, wo er die Festlichkeiten mitmachte,
womit die Franzosen den großen deutschen
Künstler feierten, weilte etwa ein Jahr in der
französischen Hauptstadt, und nachdem er
auf kurze Zeit London besucht hatte, kehrte
er über Hamburg, Dresden, Berlin und Wien
nach Hause zurück. Kurz hierauf unterlag
er im Alter von nur 36 Jahren einer Gehirn-
entzündung.
Außer den zwei bereits angeführten Bil-
dern sind hauptsächlich noch zu erwähnen:
Der Levit von Ephraim vor seinem ermorde-
ten Weibe, und Kolumbus mit seinem Sohne
Diego im Kloster von Sta. Maria de la Ra-
bida, beide im Tricntiner Museum.
A. zeichnete korrekt u. verfügte meistens
über sehr anmutsvolle Farbenakkordc. Ein
tiefer Ernst und eine große Vornehmheit
sprechen aus seinen Werken. Auch als
Schriftsteller hat er sich mit Glück versucht.
Die Novelle Ferdinando Conte del Tirolo
(Rovereto, 1825, 8°), welche er als 18jähriger
Jüngling schrieb, zeichnet sich aus durch
Reinheit der Sprache und Gefühlsticfe.
II Messaggierc Tirolese vom 4. 10. 1843. —
österr. Biograph. Lexikon. — Meyer, Kstler-
lex. — Wurzbach, Biograph. Lexikon. —
Tschischka, Kunst u. Altertum p. 139. —
Kunstblatt 1844 p. 100. — F. Ambrosi, Scrit-
tori e artisti Trentini, 2. Aufl. p. 288. L. O.
Avancini, s. auch Avansini.
Avanjon, Ernest Thiirion d’, Still-
lebenmaler in Paris, Schüler von C. Busson
und Comte, stellte 1868—1873 im Salon aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl.
H. V.
Avantino dal Borgo, sonst unbekannter
ital. Zeichner, von dem in der Albertina in
Wien eine Kreide- und Rötelzcichnung, histor.
Szene mit gefesselten Greisen, erhalten ist.
Jahrb. d. kunsth. Samml. d. österr. Kaiserh.
XIII 2. Teil. **
Avanzarani, Francesco, gen. „il Fanta-
stico", italien. Maler des 15. Jahrh. in Vi-
terbo. Schöpfer eines in der dortigen Pina-
cotcca comunale befindlichen Gemäldes, das
früher dem Spagna zugeschrieben wurde, von
Ccsare Pinzi („Storia di Viterbo“) jedoch auf
Grund urkundlicher Forschungen als Werk des
A. erkannt worden ist. Auch mehrere andere
in Viterbo vorhandene Gemälde werden jetzt
infolge ihrer stilistischen Verwandtschaft mit
dem crstcren Bilde dem A. zugeschrieben.
Ein Triptychon im Museo Cristiano der Va-
tikanischen Bibliothek dürfte gleichfalls als
Werk des A. zu betrachten sein. 1494 erhielt
A. in Cittä di Castello Zahlung für Gemälde,
die er dort im Palazzo Communale (Camera
dei Priori) ausgeführt hatte, die jedoch nicht
mehr vorhanden sind. Der Künstler gehört
dem Stilcharakter seiner Gemälde nach augen-
267
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Avanzi — Avanzini
scheinlich zu den Schulnachfolgern des Peru-
gino.
G. M a n c i n i, Illustr. etc. di Cittä di Ca-
stello, Perugia 1832 I 47 f., II 56. — L’arte II
279. A. Murios.
Avanzi, A g o s t i n o, Architekturmalcr zu
Brescia, geh. 1585. Er malte die architekto-
nischen Prospekte zu Camillo Ramas Fresken
aus dem Leben der hl. Katharina von Siena
in der Cappella di S. Tomaso in S. Dome-
nico zu Brescia, sowie angeblich auch die-
jenigen zu Giov. Giac. Barbellas Fresken im
Oratorio di S. Rocco zu Brescia, die von
anderen für Arbeiten des Ottavio Viviani ge-
halten werden. Noch 1663 fertigte A. einige
Zeichnungen für die Filippiner-Patres zu
Brescia.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — Z a n i,
Encicl. II 247. — Fenaroli, Art. Brcsciani.
F. Malaguszi-Valeri.
Avanzi, Bartolome o, Majolikatöpfer
(und vielleicht auch Tcrrakotta-Reliefbild-
ner) in Parma, urkundlich erwähnt 1487.
Campori, Not. stör. art. d. Majolica etc.
in Ferrara etc. (1871) p. 225. E. Scatassa.
Avanzi, Giovanni Antonio, Architekt
in Brescia, reichte 1603 gleichzeitig mit Pietro
Maria Bagnadorc und Giov. Batt. Lantana
einen Entwurf ein für den Neubau der dor-
tigen Kathedrale. Um dieselbe Zeit war A.
außerdem mit der Anfertigung von Plänen
zur Restaurierung der Kirche S. Giovanni
Evangelista zu Brescia beauftragt.
Z a n i, Encicl. II 248. — Fenaroli, Art. Bres-
ciani. — Jahrb. d. Kgl. preuß. Kstsaminlgn. III
125 (über Lantana 1603). F. Malaguszi-Valeri.
Avanzi, Giuseppe, Maler, gcb. in Fer-
rara 30. 8. 1645, f daselbst 29. 5. 1718. In
seiner Jugend Fcchtkünstler, studierte A. spä-
ter in der Werkstatt seines Freundes Costanzo
Cattaneo die Malkunst und setzte nach des-
sen Tode (1665) seine Malstudien durch Ko-
pieren nach Tizian und Correggio, Guercino
und den Carracci weiterhin selbständig fort
Leichtschaffend und außerordentlich aneig-
nungsfähig, aber oberflächlich und mehr imi-
tatorisch veranlagt, brachte der Künstler in
kurzer Zeit eine ungewöhnlich große Anzahl
von Malwerken für die Kirchen und Paläste
Ferraras hervor. Cesarc Cittadella, Barotti,
Baruffaldi und andere zitieren eine Menge
von Arbeiten dieses Künstlers, von denen
jedoch einige (wie z. B. das Altarbild und
die Fresken von S. Francesco dclla Mi-
randola) heute nicht mehr existieren. Von
den besseren Werken A.s sind zu erwähnen:
Die Enthauptung Johannes des Täufers in der
Certosa, die Verkündigung und Heimsuchung
Mariä in S. Giuseppe, der Sturz Luzifers in
der Casa Bartoli und die Verlobung der hl.
Katharina in S. Domcnico zu Ferrara. Be-
sonders geschickt war A. als Maler von Land-
schaften sowie von Blumen- und Friichte-
StilJeben, die er in großer Anzahl für die
Paläste der Fcrraresi sehen Nobilität zu lie-
fern hatte.
Baruffaldi, Vite de' pittori etc. Ferra-
resi II 306. — Ladcrehi, La Pitt. Fcrrarese
(1856) p. 175. — C c 3. Cittadella, Catalogo
istorico IV 52. — Barotti, Pitture di Ferrara
(1770) passim. — Campori, Gli artisti etc.
negli Stati Estcnsi p. 15. — R o s i n i, Storia
dclla Pittura VII 27. — I.anzi, Storia pitt. IV
293, 301. — Meyer, Kstlerlex. E. Modigliani.
Avanzi, N i c o 1 o, Edclstcinschncider aus
Verona im Anfang des 16. Jahrh. Er machte
sich zu Rom einen großen Namen durch die
Schönheit seiner Kameen und Intaglicn. Eine
dieser letzteren zeigte die Darstellung der
Geburt Christi in Lapis Lazuli, welche Gemme
von Isabella Gonzaga, Herzogin von Urbino,
erworben worden ist. In der Sammlung Za-
nettis befand sich von ihm ein schöner Kameo :
der Kopf Alexanders d. Gr. in der Rüstung
und im Schmuck der Minerva.
Meyer, Kstlerlex. — Nuova Antologia vol. 63
fase. 11 p. 441—469, fase. 14 p. 294 — 324. — Ms.
H. Rollctt.
Avanzi, V i 1 1 o r i o, italien. Landschafts-
maler, gcb. 21. 2. 1850 in Verona (nach an-
deren im Tessin), studierte in München und
fand, in seine Heimat zurückgekehrt, ver-
dienten Beifall mit Bildern wie „Umgegend
von Dachau" (angekauft vom Herzog von
Genua) und „Isarlandschaft“, Daneben malte
er auch italien. Sujets, z. B. La marina di
Capri und venctianische Marinen. Wieder-
holt sah man seine Bilder auf Schweizer Aus-
stellungen und im Glaspalast in München
noch 1901 ein Bild „Oktober“.
Gubernatis, Dizion. d. art. ital. viventi.
— F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh.
— Rasscgna Nazionalc vol. 114 p. 793—802. —
Natura cd arte 1893/4 I 961—66, II 289—300,
918—35. H.
Avanzi, s. auch Avanzo.
Avanzini, Bartolomeo, d. Ä., Architekt
aus Genua, 1600 in Rom mit Bauarbeiten bezw.
Bausteinlieferungcn für den Palazzo Vaticano
beschäftigt.
Bertolotti, Art. Subalpini in Roma (1884)
p. 164, 165.
Avanzini, Bartolomeo d. J„ Architekt,
gcb. im 1. Jahrzehnt des 17. Jahrh. zu Rom
als Sohn des päpstlichen Hofmalers Sante
Avanzini. 1634 vom Herzog Francesco I.
nach Modena berufen, entwarf Bartolomeo A.
(wohl unter Zugrundelegung der schon vor-
her eingereichten Bauzeichnungen des mode-
nesischen Architekten Girol. Rainaldi) die
Pläne zum Umbau und teilweisen Neubau
des dortigen Palazzo Ducalc, deren Ausfüh-
rung unter seiner persönlichen Leitung als-
bald in Angriff genommen wurde. Jedoch
war bis zum Tode des Künstlers (1658) in
der Hauptsache nur der architektonisch wenig
erquickliche Fassadenbau des Palastes voll-
endet, worauf dann Antonio Luraghi, der
Schüler und Erbe A.s, mit der Weiterführung
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Avanzini — Avanzo
des Baues betraut wurde. Die glänzende, der
Palladio-Basilika zu Vicenza nachgebildete Hof-
architektur wie auch die nicht minder präch-
tige Haupttreppenanlage des Palazzo Ducale
zu Modena wurden bisher gleichfalls noch auf
die Entwürfe des Bartolomeo A. zurückge-
führt, sind jedoch neuerdings von Sandonnini
als Schöpfungen des Padre Guarini erkannt
worden, der auch den von A. begonnenen Kup-
pelaufbau von S. Vinccnzo zu Modena nach
eigenen Entwürfen fortgesetzt hatte. — Gleich-
zeitig mit dem Bau des Palazzo Ducale be-
gann A. 1634 auch mit demjenigen der Kirche
Madonna di Fiorano, während sein Modell
zum Oratorio di S. Carlo zu Reggio Emilia
erst 1666 durch den dortigen Architekten
Girol. Beltrami zur Ausführung gelangte.
Der angeblich von A. besorgte Umbau der
Kirche S. Giovanni zu Parma reduziert sich
auf einen Entwurf unseres modenesischen
Hofarchitekten zu dem 1657 von Arcioni ge-
stifteten Hochaltäre dieser Kirche. — Einen
zweiten großen Palastbau unternahm A. im
Aufträge des Herzogs von Modena 1645 mit
dem Umbau der alten Rocca di Sassuolo zum
herzogl. Lustschlosse. Auch dieser Schloß-
bau wurde erst von Antonio Luraghi vollen-
det, jenem Schüler des A., den dieser bei sei-
nem am 3. 7. 1658 in Modena erfolgenden
Ableben nicht nur zu seinem Vermögenserben
bestimmt hatte, sondern auch zu seinem Nach-
folger im Amte eines Architctto Ducale.
Campori, Art. Ital. etc. negli Stati Esten«!
p. 16—22, 301, 398, 438. — A f f 6, Scritt Par-
migiani (1797) V 245. — Arcioni, Pompe
festive etc. di Parma (1661) p. 15. — San-
donnini, Del Padre Guarino Guarini (Modena
1890). — Arch. stör. d. Arte ital. III 221, 223.
— Illustraz. Emiliana-Romagnola, Bologna 1899,
No. 4. — Burckhardt, Cicerone. — Meyer,
Kstlcrlcx. F. Malagussi-Valeri.
Avanzini, Pier Antonio, italicn. Maler,
geb. 1656 in Piacenza, lernte bei Marc-An-
tonio Franceschini in Bologna, der zu vielen
Bildern die Zeichnungen geliefert haben soll,
während A. sie in Farben ausführte. Fran-
ceschini erhielt um 1686 den Auftrag zu um-
fassenden Malereien im Dome von Piacenza,
an deren Ausführung A. wohl einen Hatipt-
antei! hat In der Kirche S. Vergine di Cam-
pagna, Kapelle des hl. Bernhardin von Siena,
zu Piacenza, sicht man von A. ein Gemälde
mit der Madonna und Heiligen. Die Kirche
Madonna di Piazza besaß von ihm den hl.
Philippus Benizzi die Messe lesend, im Chor,
und über den Türen drei andere Bilder, wo-
von eines die Esther darstellt. Die Kirchen
S. Giovanni, S. Simone, S. Protasio, della
Morte etc. enthalten ebenfalls verschiedene
Gemälde des Künstlers. Auch soll er (nach
anderen dagegen Giuseppe Nogari) um 1728
die Kopie der Sixtinischen Madonna gemalt
haben, die in S. Sisto zu Piacenza an der
Stelle des nach Dresden verkauften Raffacli-
schen Originales ihren Platz fand. — Er soll
um 1733 gestorben sein.
C a r a s i, Lc pubbliche pitture di Piacenza
1780 pp. 41, 83 f. — A m b i v c r i, Artisti Piacen-
tini (1878) p. 112 ff. — L a n z i, Storia pitt. 1822
IV 94. — B o n i, Biogr. — Scarabelli, Guida
di monumenti storici ed artistici. Lodi 1841. —
Zahn, Jahrb. für Kunstwissenschaft III 251.
— Notizen von St. Lottici nach den Mscr.
Z a n i s und Scarabelli-Zuntis in der
Bibi. Palat zu Parma. R.
Avanzini, S a n t e, italicn. Maler, geb. in
Siena 1581, tätig in Rom, wo er im Aufträge
des Antonio Bosio für dessen Tafelwerk „Ro-
ma Sotterranea“ mit dem Kopieren der anti-
ken Malereien in den Katakomben beschäf-
tigt war. Sein Name findet sich häufig an
den Wänden der Katakomben verewigt, zum
ersten Male 1600, zum letzten Male 1632,
mehrmals auch mit dem Zusätze „pittore se-
nese“. Die Katakomben der Hl. Petrus und
Marcellinus hat A. aus Lokalpatriotismus so-
gar mit einem eigenhändigen Wandgemälde
geschmückt, auf dem die hl. Katharina von
Siena dargestellt ist. Für seine Zeit kann
er noch als ein außerordentlich gewissenhaf-
ter Zeichner gelten, und obwohl er in der
Interpretation der antiken Malereien bisweilen
starke Irrtiimer begangen hat, sind seine Ko-
pien doch weit wahrheitsgetreuer als diejeni-
gen der übrigen Zeichner Bosios.
V a 1 e r i, Cenni biografici di Antonio Bosio.
— Wilpert, Die Malereien der Katakomben
Roms, p. 174. A. Mutlos.
Avanzini, s. auch Avoncini.
Avanzino, Maler aus Gubbio, 17. Jahrh.,
soll ein Freskobild mit dem Erzengel Michael
in S. Maria de Vettorino zu Gubbio ausge-
führt *haben. — Ein Maler des Namens soll
auch nach Baldinucci, Elenco de’ Pittori etc.
in Neapel tätig gewesen sein.
Baldinucci, Opere XIX 163. H. V.
Avanzo, Dominik, Architekt, Professor
für Fach- und Ornamentzeichnen am k. k.
technolog. Gewerbe-Mus. in Wien, geb. in
Köln 4. 1. 18-15, Schüler von Wiethasc in Köln
und F. v. Schmidt in Wien, war 1874 — 80
Bauführer am k. k. Justizpalast in Wien. Teils
allein, teils in Verbindung mit Paul Lange
baute er u. a. die k. k. Unterrichtsanstalt I,
Wien, Hegclgasse, das k. k. anatomische In-
stitut daselbst, Schloß Oslavan, Achleithen,
Grimschitz, das Gasthaus „Zur güldenen Wald-
schnepfe“ in Dornbach, Villa Ernst in Kaltcn-
leutgeben, Villa Pauer in Landshut, Villa Lö-
venich in Heidelberg, Villa Kobicrski in Hak-
king. Er publizierte auch ein Möbelwerk:
Renaissance-Möbel, Verlag J. Stockingcr & A.
Morsack, Wien und 3 Serien für Hausindu-
strie. Unter mancherlei Medaillen und Aus-
zeichnungen erhielt er den II. Preis bei der
Konkurrenz um das Hamburger Rathaus.
K o s e 1, Deutsch-österr. Kstler- u. Schrift-
stcllcrlex. I 1902. •*
26g
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Avanso
Avanzo, Giovanni, Baumeister in Ve-
nedig, war 1475 Vorsteher des Salzamtcs und
wurde in demselben Jahre als Sachverständi-
ger mit Taxierung einiger Häuser auf der
Guidccca beauftragt.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. c scult nel Kinase, in
Venezia II 117. L. Ferro.
Avanzo, Jacopo, Paduaner Maler der zwei-
ten Hälfte des 14. Jahrh., Schüler und Mitar-
beiter Altichicros (s. dort). In Verona sind
keine Arbeiten von ihm nachweisbar; er
scheint erst in Padua mit Altichiero zusam-
mengetroffen zu sein. Lange Zeit glaubte man
aus der Inschrift unter den Fresken in S.
Michele in Padua von 1397 schließen zu sol-
len, daß Jacopo aus Verona stamme. Aber
Schubring (Altichiero S. 121) hat nachgcwie-
sen, daß der hier tätige Jacopo da Verona ein
späterer und weniger bedeutender Maler ist;
zu demselben Resultat kam neuerdings, unbe-
kannt mit den Ergebnissen der deutschen For-
schung, Giuseppe Badego in der Schrift: II
pittore Jacopo da Verona 1355 — 1442 (Trc-
viso 1906). Auch mit Jacopo Avanzo da Bo-
logna (s. d.) ist der Paduaner nicht zu iden-
tifizieren. Seine Hauptlcistung ist die Lucia-
legende im Oratorium S. Giorgio beim Santo
in Padua und die Fresken der Schmalwände
dieser Kapelle (Kreuzigung und Geburtsgc-
schichtc Christi), während die Fresken der
Catcrinalegende einem zweiten Altichiero-
Schülcr angehören, der seinem Meister näher
steht als Jacopo. Liegt Altichieros Stärke im
malerischen Aspekt und in der Bewältigung
der Gruppe, so spricht Jacopo mehr mit der
Linie, dem Umriß und mit der perspektivischen
Freiheit. Auch gelingt es ihm, den aus vier
Bildern bestehenden Freskenzyklus der Lucia-
legende in einheitlichem Duktus vorzuführen,
so daß das Ganze wie eine Prozession vorüber-
zieht, um im mächtigen Kirchenportal des
letzten Bildes zu verschwinden. Jacopo steht
der Florentiner Tradition näher als sein Leh-
rer, und die Fresken der Arena haben ihn be-
einflußt. Aber er sucht statt des monumen-
talen Lebens, wie es Giotto gibt, viel lieber
das Idyll und den Zufall der Erscheinungen
zu malen, so daß eine bürgerlich-innige Stim-
mung die Bilder durchzieht. Ihm fehlt das
Romantische und Ritterliche, das Altichiero,
der „familiaris“ der Scaliger, hat und das
diesen mit Simone Martini verbindet. Pa-
duaner Lokalpatriotismus (Mich. Savonarola)
hat Jacopo mit Altichiero in eine Linie ge-
stellt; nichts falscher als dies. Der Genosse
seiner Heimat und seines Stils ist Guariento,
dem er so nahe kommt, daß man ihn seinen
Lehrer nennen möchte. — Von dem oben er-
wähnten Jacopo da Verona ist außer den ge-
nannten Fresken in S. Michele in Padua, die
von dem 42jährigen stammen, fcstgestcllt seine
Tätigkeit für die Carraresen in Verona 1404
(nach der Eroberung der Stadt) ; er bleibt
dann in Verona, wo er bis 1442 nachweisbar
ist. Seine Söhne Lamberto (1375 — 1399) und
Battista (1385 bis ca. 1464) sind ebenfalls
Veroneser Maler.
Lit. s. unter Altichiero ; außerdem die im Texte
genannte Schrift von G. Biadego. — Bcr-
n a s c o n i, Studi sopra la storia dclla pittura
Italiana dei secoli XIV e XV c della scuola
pittorica Veronese. Verona 1864. — Z a n n an-
dre i s, Le vite dei pittori etc. veronesi, cd.
Biadego, 1891. P. Schubring.
Avanzo, Jacopo, da Bologna, Bolog-
neser Maler des Trecento, (nicht zu verwech-
seln mit Altichieros Genossen in Padua, noch
mit dem ebenfalls in Padua tätigen Jacopo da
Verona, der die Freske in S. Michele in Pa-
dua u. a. gemalt hat), ein Genosse des Vi-
tale, Simone und Cristoforo da Bologna. Von
ihm eine kleine bez. Tafel mit der Kreuzigung
in Rom, Galleria Colonna, bez.: Jacobus de
Avanciis de Bononia f. Außerdem befindet
sich in der Akad. in Venedig auf dem Bilde
No. 410 die Bezeichnung Jacobus Avanzi 1307.
Ähnlich die Krcuzigungstafcl der Bologneser
Pinacoteca No. 160 und die Tafel No. 159 ib.
mit dem Tod Mariae, der Geburt Christi, der
Anbetung der Könige, der Beschneidung,
Flucht nach Ägypten, der Disputa des 12jäiir.
Jesus, Himmelfahrt und dem Pfingstbild. Der
Künstler scheint der zweiten Hälfte des 14.
Jahrh. angehört zu haben; er ist auch noch
an den 1404 vollendeten schönen Fresken der
Chicsa di Mczzarata bei Bologna (alt- und
neutestamentl. Darstellungen von der Schöp-
fung bis zum Tod des Moses) beteiligt. Nach
Vasari III 41 soll hier Cristofano gemalt ha-
ben. Aber unter dem Fresko des Wunders
am Teich Bcthcsda (Phot. Alinari 10523) liest
man : Jacobus fecit. Von ihm stammt, ge-
meinsam mit Simone dc’Crocifissi gemalt, das
Fresko der Beschncidung Christi, und allein
die Anbetung der Könige; ebenso wird sich
der unter der Josephgeschichte der rechten
Wand früher (Guida di Bologna 1792) les-
bare Name Jacobus f. auf unseren Künstler
und nicht auf Jacobus Pauli da Bologna (s.
dort) beziehen. Unser Künstler repräsentiert
mit den obengenannten Bologncscrn die we-
nig bedeutende von Rimini und Padua beein-
flußte Trecentomalerci der alten Bononia, die
dem Buchstaben und dem Wissen stets mehr
gehuldigt hat als der Form und Farbe. Der
starke Einfluß Altichicros, der sich in den
Fresken in S. Petronio (rechts die ersten drei
Kapellen) verrät, fällt erst in die Zeit nach
Avanzos Tode.
Crowe u. Cavalcaselle, Italien. Ausg.
IV 77 ff. — A. B r a c h, Giottos Schule in der
Romagna S. 95 ff. — Schubring, Altichiero
etc. S. 80. p- Schubring.
Avanzo, Johann, Landschafts- und Bild-
niszeichner und Kunsthändler zu Köln, geh.
am 2. 8. 1804 zu Pieve Tessino bei Trient,
t zu Köln am 1. 7. 1853. Eine Folge von 10
270
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Avanzo — Aveele
Rheinlandschaften ist nach Zeichnungen von
ihm lithographiert.
M e r 1 o, Kölnische Kstler. 1895. H. V.
Avanzo, s. auch Avansi.
Avarne, C., Miniaturmaler in London, stellte
1793 drei Porträtininiaturcn (Mrs. Keil, Sir
W. Dolbcn u. Miß Linwood) in der Roy.
Academy aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 81. *•
Avayn, s. Havein.
Ave, Emile Georges, Landschaftsmaler,
geb. in Saint-Denis. Schüler von Mouchot und
Grollan, tätig in Villencuvc-la-Garcnne ; stellte
im Salon 18S0 — 1888 aus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Avecilla, C r i s p u 1 o, span. Stecher und
Nielleur, geb. im Juni 1828 zu Toledo, Schü-
ler der Akäd. S. Isabclla daselbst, trat 1S42
in die Waffcnfabrik zu Toledo ein, wo er bis
1876 verblieb, um dann ein Privat-Atelier ein-
zurichten. Er führte zahlreiche Waffen aus.
ebenso andere Gegenstände im arabischen und
ira Renaissance-Stil mit Gold- und Silber-In-
krustationen, wie Degen, Spieße, Dolche,
Jagdmesser, Schnallen, Kandelaber, Kästchen
usw. Wir erwähnen besonders eine Vase in
maurischem Stil, die von Kennern für ein
antikes Kunstwerk gehalten wurde. Er betei-
ligte sich an einer großen Anzahl spanischer
sowie fremdländischer Ausstellungen, ganz be-
sonders an den Madrider Ausstellungen von
1848, 1862 und 1864, ebenso an der zu Wien
von 1868, wo seine sehr geschätzten Kunst-
werke Auszeichnungen erlangten.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas cspanolcs dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Aved, Mme Anne Charlotte geb. Gau-
thicr de Loiserolle. Franzos. Malerin. Toch-
ter eines Offiziers. 1695 geb., heiratete 1725
den Maler Jacques-Andre-Joseph-Camelot A.,
der zwei Porträts von ihr gemalt hat (ge-
stochen von Balechou). Mme Aved soll auch
selbst einige gute Porträts gemalt haben.
J a 1, Dict. crit. — Bulletin des b.-a. I 176.
E. Langevtrt.
Aved, Jacques-Andre-Joseph-Ca-
melot, französ. Porträtmaler, geb. 12. 1.
1702 wahrscheinlich zu Douai und von vlä-
mischen Eltern. Früh des Vaters beraubt,
wurde er in Amsterdam erzogen und kam
ganz jung zu dem Stecher Bernard Picart,
seinem Landsmanne, in die Lehre, später nach
Paris zu dem Porträtmaler A. S. Belle (f 1734)
u. war befreundet mit dessen Schülern Carle
Vanloo, Boucher, Dumont lc Romain und be-
sonders mit Chardin. Mit letzterem arbeitete
er gemeinsam, und manches seiner Bilder wird
Chardin zugeschrieben, der ihn in seinem be-
rühmten Bilde Le Souffleur porträtiert hat.
A. heiratete 1725 und wurde 1734 Akademie-
mitglied auf Grund der Porträts von J. F. de
Troy und von Cazcs; 1744 wurde er Conscil-
ler der Akad. und 1764 Pensionär. Das Ge-
mälde, das ihn auf die Höhe seines Rufes
brachte, war das Porträt des Mehemct- Effen-
di, Gesandten des Sultans, ausgestellt im Sa-
lon 1742, jetzt im Mus. zu Versailles. 1744
wurde er beauftragt, das Porträt Louis' XV.
zu malen, das ihm den Hofmalertitel eintrug,
und 1751 malte er im Haag den Statthalter
Willem IV. (in mehreren Wiederholungen,
eine im Mauritshuis, 2 im Rijksmus., alle 3
1751 datiert). Er stellte in 9 Salons von 1737
bis 1759 aus, eine lange Reihe meist hervor-
ragender Persönlichkeiten, Männer wie Frauen.
Mariette zufolge, der ihm sonst schwache
Zeichnung nachsagt, war eins seiner schön-
sten das Porträt des Marschall Clermont-Ton-
nerre, in ganzer Figur, 1759 gemalt. Außer
den genannten Mus. hat der Louvre von ihm
die Porträts des Marquis de Mirabeau, des P.
J. Cazes und des J. F. de Troy; das Mus.
zu Versailles außer dem Porträt des Mehe-
met-Effendi noch das des J. B. Rousseau ; das
Mus. von Valencicnnes das Bildnis der Frau
von Tencin; das Mus. zu Montpellier das der
Mme Crozat. — Im Besitz der Familie Cour-
nault-Aved in Nancy befinden sich noch 16
seiner Bilder. — Er starb in Paris am 4. 3.
1766 u. hinterließ eine wertvolle Kunstsamm-
lung, die z. B. das volle Oeuvre der Radie-
rungen Rembrandts enthielt.
C a s t i 1 1 o n, Necrologe des artistes et des
curieux de 1765 — 1782 (Revue universelle des
arts t. XII. 113). — Catal. raisonne de ta-
blcaux .... par P. Remy, Paris, Didot 1766,
mit der biogr. Notiz von Aved von Loizerolle. —
Gar. d. b.-arts, I scr. XVI 152—156, XVII 165 ;
II scr. VIII 234, XV 522, 528, 529; scr. de
1869—1880, XI 480, XII 274, III. s6r. XXXII
89 — 100, 215—224, 341 — 352. — Memoircs ine-
dits sur la vie et les ouvrages des membres de
l'acad. roy. de peinture et de sculpture 235, 436.
— V i t e t, L‘acad£mie roy. de peinture et de
sculpture 361. — Dussieux, Les artistes
frang. ä l'6trangcr. — Guiffrey, Collection
des livrets des ancienncs expositions . . . passim.
— Mariette, Abcccdario I 41. — La Bi-
garrure vol. 9. — De Fontenay, Dict.
des Artistes. — Jal, Dict. crit. — Bellier-
Auvray, Dict. gen. — R£un. des Soc. des
Beaux-Arts III 107. — Archives de l’art frang.
I 384; II 358, 366, 375; V 207. — O b r e e n,
Archief IV. — Wurzbach, Nicdcrl. Kstlerlex.
1904. — Meyer, Kstlerlex. (hier zahlreiche
Stiche nach ihm). — Oud Holland 1901. — B r e-
d i u s, Kat. d. Mauritshuis. — Guide ott nouvclle
description de la Haye et de ses environs. La
Haye 1785 p. 129. — Revue univ. des Arts XXI
351. — Oeuvres de J. B. Rousseau. Lettres.
18. Oct. 1738. 10. Mai et 26. Sept. 1738. 10. Mai
1739. 2. Sept. 1739. 2. Janvicr 1740. 3. Jan-
vier 1740. 9. Juillet et 9. Aout 1740. 25. Sept.
1740 (ä Boutct de Montheri, ä Aved, ä Louis
Racine, k M. B. chanoine d’Anvcrs. — Oeuvres
de Voltaire. — Richcsses d’art de Fr. : Arch. d.
Mus. Rg. Bd. III. — Duthilloeul, Galerie
Douaisienne. E. Langevin.
Aveele, Johannes van den, früher
wahrscheinlich ansässig in Leiden, wurde, als
271
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Aveiro — Aveline
Willem Swidde gestorben war, 1698 nach
Schweden berufen, um an der Ausführung des
großen Prachtwerkes „Suecia antiqua et ho-
dierna“ zu helfen, das 1716 vollendet wurde;
gegen 160 Blatt sind darin von seiner Hand.
Von seinen noch in der Heimat radierten
Blättern ist die frühest bekannte Arbeit die
große Darstellung eines aufgetakelten Schif-
fes „J. van den Aveele Fee et aqua forti“,
erschienen in Jac. Robyn, HollandscheSchecps-
bouw, Amsterdam 1678. Die große Folge
von Ansichten des Landgutes Sorgvlict bei
Haag und eine ähnliche Folge über das Land-
gut Anguien sind verdienstvolle Leistungen.
In Schweden hat er außer seiner Mitarbei-
tung an dem obengen. Werke auch viele Por-
träts usw. für Bücher radiert. Er wurde spä-
ter Vorleser in der holländ. Kirche zu Stock-
holm, geriet in dürftige Verhältnisse u. starb
dort am 18. 5. 1727. Der Künstler zeichnete
sich Aveelen, Aveele, Avelen und Avelc und
bediente sich auch eines aus J. V. D. A.
ligierten Monogramms sowie der Initialen J.
V. D. A.
Meyer, Kstlerlcx. (Verz. v. 38 Nummern).
— S. L. Gahm. - Pehrssens Künstlerbiogr.
in der Bibi, der Univ. Upsala. — Klercker,
Geneal. Samml. in der kfd. Bibi, in Stockholm.
— Kupfcrstichsamml. d. kgl. Bibi, und des Na-
tionalmus. in Stockholm. (Mit Notizen von J.
Kruse.) E. W. Moes.
Aveiro, Maria de Guadelupe, Alen-
castre e Cardcnnas, Herzogin von A.,
porttig. Malerin, gcb. 1630, + 1715, malte zahl-
reiche Bilder für Lissaboner Kirchen und
wurde 1659 durch die Maler in das Schieds-
gericht der Lukasgilde gewählt.
Cyrillo Machado, Colleccäo de mem. p.
41. — R a c z y n s k i, Dict. p. 127. — B e r m u -
d e z, Dicc. — Q u i 1 1 i e t. Dict. des p. espagn. —
F i o r i 1 1 o, Gesch. d. z. Kste. IV. — Dict biogr.
da Pintores, Sev. 1875. A. Haupt.
Avela, Juan, Goldschmied in Barcelona.
Aus dem Jahre 1532 eine Zeichnung von ihm
zu einem Medaillon im Archiv der Innung zu
Barcelona.
Vifiaia, Adic. II 38. M. v. B.
Avelar, Braz (Blasius) d’, portug. Maler.
Von Cyrillo unter den ältesten portug. Malern
erwähnt Nach Taborda, der sich auf Fr.
Jos. Pereira de Sta. Anna beruft, arbeitete er
um 1510. Er erzählt, daß A. sicher für das
Kloster zu Bclem malte. Carvalho gibt an,
daß über der Treppe des Haupteinganges
Malereien von ihm und Arrerino sich be-
fänden. Er schwankt aber, ob das Gemälde
des kreuztragenden Christus von ihm oder
dem letztgenannten stamme. Cyrillo schreibt
dies Bild dem Campello zu. — Taborda zählt
A. zu den Malern, die durch König D. Ma-
nuel zu ihrer Ausbildung nach Italien ge-
schickt wurden.
Cyrillo Machado, Colleccäo de mem. p.
17. — R a c z y n s k i, Dict. p. 17. — Taborda,
Regras da arte da pintura 1815 p. 152. — Car-
valho, Chorographia T. 3 p. 660. A. Haupt.
Avelar, R e b e 1 1 o Jose, d’, Maler zu
Lissabon, der 1639 — 56 erwähnt wird. Er
malte 1639 — 48 für die Decke der Kirche dos
Martyres 72 Gemälde aus dem Leben Jesu
und die Einnahme von Lissabon über dem
Chorbogen ; besonders gerühmt wird der
Knabe Christus unter den Schriftgelehrten
in S. Roque; ferner Gemälde in der erzbi-
schöfl. Bibliothek, in Sakristei und Biblio-
thek zu Belem (dort ein hl. Hieronymus).
Ebenso in der Vorhalle von S. Bcnto ein
mächtiges Bild Triumph der hl. Jungfrau von
1656. Die zuerst genannten Deckengemälde
wurden 1746 durch eine reiche Stuckdeko-
ration von Jo. Grossi und ein großes Ge-
mälde des Vieira Lusitano ersetzt — Cyrillo
rühmt seine Begabung, die ihn ohne Lehr-
meister, nur durch großen Fleiß, zu bedeu-
tenden Leistungen gelangen ließ. — A. war
1644 Schiedsrichter in der Lukasgilde.
Cyrillo Machado, Colleccäo de mem. p.
76. — Raczynski, Dict. p. 17. — Dcrs., I-cs
arts en Portugal p. 288 — 89. A. Haupt.
Avele u. Avelen, s. Aveele.
Aveline, französ. Medailleur, gravierte 1810
eine Erinnerungsmedaille auf den General De-
caen, den Gouverneur von Mauritius (Ile-
de-France).
Forrer, Biogr. Diction. of Mcdall. H. V.
Aveline, Antoine, französ. Maler, wurde
16. 4. 1646 Mitglied der Academie de St Luc
in Paris und starb daselbst am 26. 10. 1678.
Sonst nichts bekannt
Revue univers. des arts XIII 324. — Her-
1 u i s o n, Actes d’etat civil d’art. franc.
H. Stein.
Aveline, Antoine, französ. Kupferstecher,
geb. 1691, f 1743, stach Ansichten von Schlös-
sern und Städten, z. B. : Saint Cloud, Chan-
tilly, Meudon, Versailles, Chambord, Mailand,
Lissabon und nach Mondon le fils 1736 sechs
Hefte mit Ornamenten und Modefiguren im
Rokokostil ; weiterhin führte er nach dem-
selben Maler aus: l’heure du matin und l’heure
du midi. Vornehmlich stach er aber topogra-
phische Ansichten. Seine Stcchmanicr ist
ziemlich hell.
Meyer, Kstlerlex. (Verz. von Werken). —
Portalis et Biraldi, Lcs graveurs d. XIX«
s. — Arch. de l’art frangais I 398; III 178;
IV 49, 339. — Nouv. Arch. de l'art frang. IX
191. — Engine Piot, Etat civ. — Le Blanc,
Manuel. P. A. Lemoisne.
Aveline, Franqois Antoine, gen. der
jüngere, französ. Zeichner und Kupferstecher,
gcb. zu Paris 21. 5. 1727, f zu London 1780,
Schüler seines Vetters Pierre. Da er in Paris
keine Anerkennung fand, ging er im Alter
nach England, um dort sein Glück zu suchen.
Man kennt von ihm: la Vue perspective de
rillumination de la rue de la Fcrrouerie;
Chinoiseries, nach Boucher, chinesische Su-
jets nach Pillement; andere Stiche nach Vel-
272
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Aveline — Avellino
scn und Teniers; ferner: le temps de l’apres-
diner und le temps de la soiree, nach Mondon
le fils; außerdem führte er Illustrationen für
die „Histoire generale des Voyages de l’abbe
Prevost“ aus.
Meyer, Kstlerlex. (33 Num. s. Oeuvre). —
Fontenai, Dict. des Art. 1776. — P o r t a 1 i s
et B £ r a 1 d i, Les graveurs. — Le Blanc,
Manuel. P. A. Letnoisne.
Aveline, Jean, französ. Maler, wahr-
scheinlich der Sohn des Antoine A., gcb. in
Paris im Mai 1658, f daselbst bereits am 2. 3.
1685. Sonst nichts bekannt.
H c r 1 u i s o n, Actes d’etat civ. d’art. frang. —
P i o t, Etat civil. H. Stein.
Aveline, Jean, französ. Stecher, geb. 1739,
+ 4. 9. 1781. Man kennt von ihm Akademie-
Darstellungen, gestochen für die „Serie de
diverses figures d’Academie dessinees par Edm.
Bouchardon". Er arbeitete meist für Ver-
leger.
H c r 1 u i s o n, Actes d’Etat civ. — Eugene
P i o t, Etat civ. P. A. Letnoisne.
Aveline, Joseph, französ. Kupferstecher,
von Heinccken als 1638 gcb. und 1690 gest
erwähnt p. A. Letnoisne.
Aveline, Louis, französ. Stecher, Sohn des
Antoine A., starb 1753, 21 Jahre alt, zu Paris.
E. P i o t, Etat civ. — Hcrluison, Actes
d'Etat civ. P. A. Letnoisne. •
Aveline, Pierre, gen. „le Vieux“, französ.
Kupferstecher, 1654 — 1722. Schüler von Adam
Perellc. Er stach Kostümkupfer und viele An-
sichten von Paris und anderen Städten Frank-
reichs, vornehmlich auch topographische An-
sichten.
Meyer, Kstlerlex. (52 Num. s. Oeuvre). —
G u i 1 m a r d, Les maitres ornem. — Porta-
lis ct B e r a 1 d i. — Gaz. des Beaux-Arts I,
XV, XVI, XXV; 2e p6r. XXIII, XXXVIII;
3e per. I, XIII, table alphab&ique. — E. P i o t,
Etat civ. — Le Blanc, Manuel. — M a r i e 1 1 e,
Abcccdario. P. A. Letnoisne.
Aveline, Pierre, Maler, Sohn des Ste-
chers Pierre A., geb. 28. 11. 1679; nach einer
Urkunde vom 7. 4. 1742 scheint er später
die Malerei aufgegeben zu haben, um sich
der Medizin zu widmen.
Hcrluison, Actes d’Etat-Civil 1873, p. 15.
H. V.
Aveline, Pierre Alexandre od. Pierre
II, 1702 — 1760, französ. Kupferstecher, Sohn
vor. Pierre A., Schüler von J. B. de Poilly.
1737 wurde er Akademiemitglied, indessen
1742 im Register ausgestrichen, weil er seine
erforderlichen beiden Porträts nicht ausge-
führt hatte. Er stach nach einigen alten Ge-
mälden, aber vornehmlich reproduzierte er
solche seiner Zeitgenossen, wie Bouchers und
Bouchardons, von dem er z. B. les livres d’en-
fants stach; nach Oudry: le gibier mort,
garde par un chicn; nach Lebrun stach er
Ornamente. Am besten interpretierte er Wat-
teau, z. B. la Recreation italiennc, les Char-
mes de la Vic, l’Enlevement d’Europe, Venus
blessee par l’amour, Diane au bain, l’Amante
inquiete, l’cnscigne de Gcrsaint, le May. Er
führte auch Porträts aus; seine besten sind
Chuppin nach J. Autrcau; Joseph Paris Du-
verney nach Vanloo; Kardinal Fleury nach
Jean Chevalier. Er stach endlich auch Vig-
netten nach Boucher, Le Mesle etc. Seine
Manier ist sehr hell und leuchtend.
Meyer, Kstlerlex. (hier Katal. 159. Num-
mern). — Bcllier-Auvray, Dict. gen. —
Dussieux, Artistes frang. ä i'Etranger. — E.
P i o t, Actes d’Etat civ. — J a 1, Dict. crit. —
Portalis ct Beraldi, Les graveurs d.
XIXo s. — Le Blanc, Manuel. P. A. Letnoisne.
Avellä, G u i 1 1 c r m o, Archit in Barcelona
im Jahre 1391.
V i n a z a, Adic. I 21. M. v. B.
Avellaneda, Francisco de, Holzbild-
hauer in Madrid, 1551 — 1568.
Gomei, Escult en Esp. S. 603.
Avellanus, P. A 1 b e r i c u s, florent. Ma-
ler, wahrscheinlich des 18. Jahrh., nur be-
kannt durch das von G. Guttierez nach ihm
gestochene Blatt : Der hl. Bernhard von Siena.
II c i n e c k e n, Dict. d. Artistes I 597. H. V.
Avellar, s. Avelar.
Avelli, Francesco Xanto, s. Xanto, Fr.
Avelli, s. auch Avello.
Avellino, G a e t a n o, Silberschmied in Nea-
pel, arbeitete 1756 verschied. Kirchengerät für
Carmine Maggiore daselbst.
G. F i I a n g i e r i, Indice d. artefici etc. Na-
poli 1891, I 39. **
Avellino, G i u 1 i o (od. Giacinto) , gen. il Mes-
sinese, italicn. Landschaftsmaler, geb. in Mes-
sina, f 3. 8. 1700 im Hospital dei Battuti
Bianchi in Ferrara und in der Parochialkir-
che S. Salvatore begraben. Studierte zuerst
in Messina bei Niccolö Francesco Maffei
Mathematik, Perspektive und Architektur,
ging nach Neapel, kehrte dann wieder nach
Messina zurück, hielt sich vorübergehend in
Rom und Venedig auf und ließ sich schließ-
lich in Ferrara nieder. Man weiß nicht, wer
sein Lehrer in der Landschaftsmalern war.
Vielleicht ließ er sich in Rom durch Salvator
Rosas Gemälde beeinflussen, dessen eigentli-
cher Schüler er jedoch nicht gewesen ist.
In seinen Gemälden behandelte er Szenen aus
der alten Geschichte und schmückte seine
I-andschaften, in der Art des Gian Paolo
Pannini, mit den Ruinen antiker Bauwerke
und Säulenhallen mit zierlicher Staffage. Seine
Hauptwerke führte er in Ferrara aus, wo er
den Vorraum des großen Saales der Re-
sidenza dei Consoli ausmaltc und für ver-
schiedene vornehme Familien wie die Donati,
Pomatelli, Cremona und andere tätig war.
Er gehörte auch verschiedenen literarischen
Gesellschaften, wie der der Intrepidi an.
B a r o 1 1 i, Pitt, di Ferrara p. 193. — Baruf-
f a 1 d i, Vite dei pittori ecc. Fcrraresi 1846 II
p. 222. — Cittadclla, Cat. istor. IV 341. —
Lanii, Stör. pitt. IV 300. — R o s i n i, Stör.
Künstlerlexikon. Bd. II.
273
18
Avellino — Avendano
della pitt. VII 129. — Memorie dei Pitt Mes-
sinesi, Messina 1821 p. 202. — Meyer, Kst-
lerlex. Ossola.
Avellino, O n o f r io, neapol. Maler, f 17.
4. 1741 in Rom, 67 J. alt. Zuerst Schüler des
Luca Giordano, dessen Art er in geschicktester
Weise nachahmtc. Er kopierte zahlreiche
Bilder seines Lehrers, besonders Schlachten
(mehrmals z. B. Gideon, der die Sonne an-
hält) und vollendete mehrere unfertige Werke
desselben. Nachher trat er in die Schule So-
limcnas ein, von dem er viel in bezug auf die
Figurenmalerei und besonders das Porträt
lernte. Er arbeitete in Sorrent (Madonna
mit Engeln und Heiligen in der Karmeliter-
kirche), Vico (die Hl. Ciro und Giovanni
Kranke heilend), Neapel (2 Gemälde mit
der Geschichte des hl. Dominicus in der Kir-
che dcl Rosaricllo delle Pigne vor der Porta
5. Gcnnaro), und ließ sich schließlich in Rom
nieder. Hier malte er u. a. einen S. Alberto,
der Kranke heilt in der Kirche von Monte
Santo. Lanzi nennt als sein größtes Werk
die Decke von S. Francesco di Paola in Rom.
A. v. Westcrhout stach nach ihm das Por-
trät des Kardinals Rufus.
Dominici, Vite dei Pitt. etc. Napolct., Na-
poli 1843 IV 450, 675. — Heinccken, Dict.
I 598. — Lanzi, Stör. pitt. — Napoli Nobi-
lissima VII 19. Ossola.
Avellino, Scipione di, neapol. Maler,
1711 in die Liste der Korporation der Maler
eingeschrieben.
Napoli Nokilissima VII 11. G. Dcgli Assi.
Avello, Francesco X a n t o, s. Santo, Fr.
Avello, Gabriele, Mailänder Bronze-
gießer in Rom, wo er 1502 für die von Al-
berto Piacentino errichtete Fontana der Pi-
azza di S. Pietro verschiedene Bronzearbei-
ten lieferte.
E. Müntz, Les Arts ä la Cour des Papc3
Innocent VIII etc. (1898) p. 174, 196, 198. •
Avemann (Auemann, Aumann), Wolf,
Maler aus Cassel, kam um 1610 nach Nürn-
berg und ward hier alsbald, obgleich er von
den einheimischen Malern angefeindet wurde,
zum Bürgerrecht zugclassen, weil er, wie
es heißt, „vor anderen seiner Kunst halben
berühmt'.' war. Das Jahr 1611 verbrachte
er vermutlich in Italien, kehrte aber von dort
nach Nürnberg zurück und ward hier 28. 7.
1612 Meister. „Nach 1620,“ wie Doppelmayr
sagt, zog er wieder nach Hessen, wo er dann
— das berichtet auch Johann Hauer (1586 bis
1660), dessen Aufzeichnungen sich auf alte,
verloren gegangene Malerbücher stützen —
durch einen Stich ums Leben kam. Hauer
oder dessen Vorlage ist auch wohl Doppcl-
mayrs Quelle gewesen für die Angabe, daß
A. sich namentlich durch perspektivisch ge-
malte Kirchen, also Kirchcn-Intcricurs, in
der Art des älteren Hendrick van Steenwyck
ausgezeichnet habe. Nachgewiesen ist bisher
kein Werk seiner Hand.
Doppelmayr 215. — Mitteilungen aus dem
german. Nationalmus. 1899 S. 126 (Hauers Auf-
zeichnungen). — H a m p e, Nürnberg. Ratsver-
lässe II No. 2341 u. 2344. Th. Hampe.
Aven, L. d’, s. Tltiry, Lconh.
Avena, neapol. Maler, arbeitete mit anderen
Malern am Ende des 18. Jahrh. an der Aus-
schmückung des Palazzo Gravina in Neapel.
Napoli Nobilissima VI 4. — R. Archivio di
Stato in Neapel : Ufficio di Giustizia, num. 3823
della Pandctta de' Processi. G. Degli Assi.
Avenarius, Tony, Maler, gcb. am 17. 4.
1836 zu Bonn, studierte auf der Münchener
Akademie und ließ sich 1861 in Köln nieder.
Von ihm die 5 monumentalen Porträts der
Stifter des Kölner Gesangvereins im Ver-
einshause „Wolkenburg“. Sein weit bekannt
gewordenes Hauptwerk sind die Aquarelle
des glänzenden Festzuges zur Feier der Voll-
endung des Kölner Doms im Oktober 18S0;
sic wurden in Farbendruck reproduziert. In
einer späteren Arbeit, drei Fricsbildcrn, faßte
er alle historischen Persönlichkeiten Kölns,
an 600 Figuren, in Gruppen zusammen. —
Er war auch auf musikalischem Gebiete tätig
und hat 14 komische Opern und Operetten
verfaßt. — Er starb am 31. 1. 1901.
M e r 1 o, Köln. Künstler, hcrausg. v. Firme-
nich-Richartz. — Das geistige Deutschland,
Leipzig 1898. — Kunst f. A. 1901, 294. *•
Avendano, span. Maler, führte 1718 für das
Kloster Eslonza ein Bild mit dem Martyrium
des Petrus aus.
V i n a z a, Adic. II 38. M. v. B.
Avendano, Diego, span. Maler 1661 in
Valladolid erwähnt.
Ce an Bermudez, Dicc. I 83. M. v. B.
Avendafio, Scrafin de, span. Maler, geb.
12. 10. 1838 zu Vigo, Schüler der Akad. S.
Fernando in Madrid und von Esquivel und
Villamil, widmete sich fast ausschließlich der
Landschafts- und Marine-Malerei, in welchen
beiden Genres er eine allgemein anerkannte
Berühmtheit erlangte. Einige der Sujets sei-
ner Gemälde sind den italien. Gegenden ent-
lehnt, in denen er jahrelang lebte. Er hat
verschiedene Auszeichnungen auf nationalen
und fremdländischen Ausstellungen erlangt.
Er ist Mitglied der Akad. zu Genua, Turin
und Mailand. Unter seinen Hauptwerken
führen wir an: Idylle; Ein Brunnen in Ga-
lizien; Auf dem Lago maggiore (alle drei im
Mus. für moderne Kunst zu Madrid) ; Der
Frühling (im Nationalmus. zu Rom) ; Um-
gebung von Genua (Akad. zu Genua) ; La
Rosa ; Eine Mühle ; Eine Ecke der Barxa in
Vigo; August in den Pyrenäen; Eine Straße in
den Pyrenäen; Herbst in den französ. Pyre-
näen ; Die Prozession in St. Hilario ; Klippen
und Riffe in der Umgebung von Genua.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanolcs dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
— M u r g u i a, Ix>s Prccursorcs. — C h i r t a n i,
Ilistoria de la pintura. — El Calderini,
274
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Avendano — Averara
Vida de Fontanesi. — Archivio storico d'arte
VI 75. P. Lafond.
Avendafio Fernandez, Donato, span. Ma-
ler, geb. 12. 12. 1840 zu Laredo (Prov. Santan-
der), Schüler des Instituts zu Santander und
von Carlos de Haes, wurde Lehrer für Zeich-
nen, Malkunst und Lithographie an der Natio-
nalschule der Taubstummen zu Madrid. Seit
1878 beteiligte er sich an den meisten Ma-
drider Kunstausstellungen mit Landschaften,
Seestücken und Porträts.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas espanolcs dcl siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Avendorp, Cornelis Cornelia z., 1635
als Mitglied der Lukasgilde in Alkmaar ge-
nannt.
Obreen, Archief II. •••
Avent, s. Avant.
Aventi, Carlo, Kunststicker in Ferrara,
lieferte 1721 eine gestickte Decke für den
dortigen Magistratstisch.
Cittadella, Not relat. a Ferrara p. 648.
F. Malagussi-Valeri.
Aventi, Giovanni Antonio di Fran-
cesco, Maler in Ferrara, urkundlich er-
wähnt 1539.
Cittadella, Doc. ed Illustr. etc. Ferrar. p.
109. F. Malagussi-Valeri.
Aventi, Giovanni Maria, Maler in
Ferrara, in einer Urkunde von 1520 bereits
als verstorben erwähnt.
Cittadella, Not. relat. a Ferrara, p. 596;
Doc. ed illustr. etc. Ferrar. F. Malagussi-Valeri.
Aventi, Michiel degli, Architekt in Fer-
rara, erhielt mit seinen Brüdern 1472 Bezah-
lung für die Errichtung von Fcstungsmauem
in der dortigen Citadellc (Casteltcdaldo?).
Cittadella, Not relat. a Ferrara p. 237.
F. Malagussi-Valeri.
Aventi (da Vento), Sigismondo, Archi-
tekt in Ferrara, lieferte 1600 fwei für den
Papst und für den Kardinal Aldobrandini
bestimmte Aufrißzeichnungen des damals sei-
ner Vollendung cntgegengchcnden Campani-
les der dortigen Kathedrale.
Cittadella, Not. relat a Ferrara p. 103.
F. Malaguszi-Valeri.
Aver, Giorgio (= Georg Auer?), deut-
scher Holzschnitzer, der um 1700 in Süd-
italien tätig war. Von seiner Hand stammt
das reichgeschnitzte Chorgestühl in der Ka-
thedrale zu Gallipoli.
Erculei, Catalogo etc. d'Intaglio etc. (Roma
1885) p. 100. — Schulz, Denkmäler der Kunst
in Unteritalien. *
Aver, s. auch Auer.
Averani, Antonio, florentinischer Maler,
von dessen Hand in der Pfarr- und Kloster-
kirche S. Francesco bei Chiusi ein von 1755
datiertes, voll signiertes Altargemälde erhalten
geblieben ist, darstellend die Madonna in
Engclgloric auf Wolken thronend und dar-
unter fünf Heiligengestalten. — Kronthal er-
wähnt außerdem einen Florentiner Miniatur-
maler des 17. Jahrh. namens Averani.
F. B r o g i, Invent. gen. etc. della prov. di
Siena (1897) p. 141. — P. Kronthal, Lex.
der techn. Künste (1898) p. 44. *
Averara, Ambrosio da, Maler in Bres-
cia, 1465 urkundlich erwähnt.
Fenaroli, Art. Bresciani, Append.
Averara, Cristoforo da, Maler in Bres-
cia, 1465 urkundlich erwähnt. Vgl. auch Ba-
schcnis, Cristoforo d. Ä. u. d. J.
Fenaroli, Art. Bresciani, Append.
F. Malaguszi-Valeri.
Averara, D i o n i g i da, lombardischer Ma-
ler, der laut eigenhändiger Inschrift 1493 die
noch jetzt erhaltenen Malereien in der Kirche
S. Antonio Abate (zwischen Pelugo und
Borzago) im Val Rendena (Südtirol, nördlich
des Lago d’Idrio) ausgefiihrt hat. — 1507
malte er die Apsis der Curatiekirche in Lo-
dronc (Welschtirol) mit schönen Fresken aus,
die die Hl. Katharina, Appolonia, Vigilius u.
verschiedene andere und den Erlöser dar-
stellen (Mitt. von Dr. Fr. Innerhofer).
Malaguzzi-Valeri, Pitt. Lombardi, p.
244. F. Malaguszi-Valeri.
Averara, Giambattista (oder Avcraria,
Avcrnaria, d’Averara), Freskomaler in Ber-
gamo, f 5. 11. 1548. Schüler des Cam. Boc-
caccino in Cremona und des Correggio in
Parma. Um 1533 verfertigte er die Malereien
der Kapelle S. Bernardino in der Kirche S.
Francesco, die im 19. Jahrh. abgebrochen
wurde. Ebenso sind seine Fresken, die Ri-
dolfi im Vallombrosaner Kloster in Astino
sah, nicht mehr vorhanden. Erhalten dagegen
die Marienfresken an der Presbyteriumdecke
des Nonnenklosters S. Grate in Bergamo,
ferner die Fresken in S. Michele al Pozzo
Bianco und in Sa. Maria Maddalena, die
Olymp- und Psychefresken im Salon der
Casa Morandi daselbst. — In diesen wenigen
erhaltenen Resten einer nach der Überliefe-
rung reichen Tätigkeit zeigt er sich als ein
talentvoller Schüler seiner obengen. Lehrer.
— Im Refektorium des Klosters zu Astino
befindet sich ein Christus am Kreuz und die
vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Das
Bild trägt die Bezeichnung: „Joanny Baptista
de Averaria et Cristoforus de Bergamo pin-
xerunt anno domini MDLXIX die octavo
Aprilis". Da aber Averara bereits 1548 starb,
so muß ein jüngerer Giambattista d’Averara
angenommen werden.
Meyer, Kstlcrlex. (mit alt. Lit.). — Loca-
telli, Illust ri Bcrgamaschi (1869) II 112 — 203.
R.
Averara, G i o v. Antonio da, s. Ba-
schenis, G. A. de.
Averara, Scipione da, Maler in Ber-
gamo, malte im 1. Jahrzehnt des 16. Jahrh.
Fresken in der dortigen Kirche S. Maria dcllc
Grazie, die von Antonio Boselli begutachtet
wurden.
Tassi, Pitt. etc. Bcrgamaschi (1793) I 48, 51.
— Crowe u. Cavalcasclle, Gesch. d. ital.
Mal., VI 598, Anm. 77. F. Malaguszi-Valeri.
275 l8*
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Averara — Averecht
Averara, Simone da, s. Baschenis, S. de.
Averardo da Cremona, ital. Maler des
16. Jahrh., nur dem Namen nach bekannt.
A 1 i z e r i, Not. dei Prof. d. disegno in Li-
guria 1870, I 214. **
Averardo di Francesco, Miniaturist in
Perugia. Er war im 2. Semester 1425 Massaio
der Zunft der Miniaturisten.
L’arte dei Miniatori in Perugia, Giom. di
Erud. art. II 1873 fase. 11—12 p. 317. IV. Bombe.
Averaria, Averario, s. Averara.
Averbeke, Emil van, belg. Architekt und
Zeichner, geb. in Berchem bei Antwerpen,
Schüler der dortigen Akad. und dann von
1892 — 1899 unter Emil Thielens praktisch
tätig. Sein Arbeitsfeld ist sowohl die Außen-
und Innenarchitektur wie das Kunstgewerbe
m moderner Auffassung. Sein Werk um-
faßt jetzt Herren- und Mietshäuser, Villen
und auch Möbel, farbige Fenster, Plakate,
Buchillustrationcn und Exlibris. Zusammen
mit dem Architekten van Asperen in Ant-
werpen richtete er in der Mailänder Welt-
ausstellung 1906 eine Antwerpcncr Abteilung
ein. Seit 1902 ist er Mitarbeiter an den
„Modernen Bauformen“ ; Zeichnungen von ihm
im „Studio“, „Art decoratif“, „Art et Decora-
tion“, „de Architekt“ (Amsterdam).
Pol de Mont.
Averberg, H., Maler in Hamburg, 1806 tätig.
Averberg, J. Ed., Landschaftsmaler, geb. in
Hamburg 1. 1. 1811, in München ausgebildet
und 57 Jahre alt gestorben.
F ü s s 1 i, Kstlerlex. Neue Zus. 1824.
E. Bcnesi.
Avercamp, B e r e n d, Sohn von Peter Aver-
camp und Lysbeth van Ingen, Neffe von Hcn-
drick Avcrkamp, malte 1654 Wappen für den
Amtmann Witten in Kämpen, und war 1656,
1662 und 1677 „Dcken“ der dortigen Gilde.
In erster Ehe war er verheiratet mit Mechtclt
Oberinck, 1671 heiratete er Aechtken Gcerts.
Ob ree ns Archief II 234. E. IV. Moes.
Avercamp, H e n d r i c k, Maler, wegen ei-
nes Sprachfehlers „de Stommc van Kämpen“
gen., geb. Amsterdam 25. 1. 1585 als Sohn des
Apothekers und vormaligen Schullehrers Ba-
rend Hendricksz. A. und Beatrix Pietersdr.
Vekcmans van Meerhout und war somit ein
Enkel des bekannten Gelehrten Petrus Meer-
houtanus. Schon 1588 zog sein Vater nach
Kämpen; er ist aber wahrscheinlich in Am-
sterdam erzogen, wo er meistens zu den vie-
len Schülern von Gillis van Coninxloo gezählt
wird. Es gibt eine in Kupfer gestochene
Landschaft, ganz in Coninxlooschcr Art, mit
den Trümmern eines Turmes mitten in einem
breiten Fluß, bezeichnet : M. J. Schulptor H.
de Stom inventer. Visschcr excudebat. Jeden-
falls war er 1607 in Amsterdam bei Pieter
Isaacsz. Wenn auch schon 1619 30 Gulden
für eine Winterlandschaft von ihm bezahlt
wurden, so war seine Familie wohl wegen
seines hilfsbedürftigen Zustandes um seine
Zukunft besorgt, und er wurde in dem Testa-
ment seiner Mutter 1633 — der Vater war schon
1603 gestorben — besonders bevorzugt. Zu
dieser Zeit wohnte er wahrscheinlich wieder
in Kämpen. In Holland ist seine Anwesen-
heit nur bis 1625 nachzuweisen, wo er eine
Zeichnung des „Haarlemermeers“ verfertigte
(S. Fokke sc.). Er war ein sehr tüchtiger
und selbständiger Künstler, dessen Land-
schaften mit reicher Staffage von buntge-
kleidctcn Figürchen belebt sind; namentlich
seine Wintcrlandschaftcn mit Eisstaffage zei-
gen die hohen Vorzüge seiner Kunst. Da
seine ziemlich häufig vorkommenden Bilder
(u. a. in Amsterdam, Berlin, Christiania,
Hamburg, Köln, London und Rotterdam) nur
selten datiert sind — von 1620 ist eine
Winterlandschaft im Amalienstift zu Dessau,
von 1655 eine andere in der Sammlung Gott-
schald im Leipziger Mus. — ist sein Ent-
wickelungsgang schwierig zu verfolgen, zumal
er archaistisch veranlagt war, wie sich deut-
lich in der großen 1663 datierten Winterland-
schaft mit einem Blick auf Kämpen im
dortigen Rathause zeigt. Bald nach 1663 muß
A. gestorben sein. Sehr häufig sind seine
farbigen Handzeichnungen, ebenfalls meistens
Eisszenen, von denen man gute Exemplare
in den Sammlgn. zu Amsterdam, Berlin, Dres-
den, Frankfurt, Haarlem (Teyler), Hamburg,
Wien (Albertina) und namentlich in Wind-
sor findet. S. Fokke hat mehrere (datiert
1619 — 1625) radiert, und C. Ploos van Amstel
faksimiliert. In der Sammlg. Gcrritsen im
Haag ist sein gezeichnetes Selbstbildnis.
Obree ns Archief II 195 — 234. — Lerius,
Biogr. d’artistes anversois II 141 — 152. — Oud-
Holland II 46, 53. — Dr. JohannadeJongb,
Hct Hollandsche landschap 83 — 89. — Bulletin
Ncd. Oudh. Bond V 151, 152. E. W. Hots.
Averdieck, Eduard, Archit, geb. in Ham-
burg 17. 2. 1810, f das. Febr. 1882. Schüler
Gärtners und Stiers. 1832 in der Vaterstadt
niedergelassen. Nach dem großen Brande
von 1842 viele Privatbauten, ferner Kirche
der deutsch-reform. Gemeinde und Kapelle
der französ.-reform. Gemeinde; Stiftskirche
und das Kindcrhospital in St. Georg. Bevor-
zugte den roman. Stil.
Hamb. Kstlerlex. — Meyer, Kstlerlex.
E. Benezi.
Averecht, Malerfamilic zu Brügge:
Jacob A., Maler (Schildere), der zuerst in
der städtischen Rechnung von 1382/83 er-
wähnt wird, wonach er 65 mit den Wappen
des Königs verzierte Fahnen gemalt hatte.
Ebenso malte er 1388/89 eine große Anzahl
Wimpel und Wappenschilde mit dem städti-
schen Wahrzeichen. In den Jahren 1402 und
1403 wurde er dazu verwendet, das Holzge-
wölbc des Schöffcnsaalcs im Rathaus zu be-
malen, ebenso die Türen und das Portal des
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Averlino — Avesnes
gleichen Saales nebst den darin befindlichen
Statuetten, welche Cornelius van Aellre aus-
geführt hatte. 1412 machte er die Statuetten
der Lettner in der Stiftskirche St. Donatianus
in Brügge. Auch bekleidete er verschiedene
Ämter in der St. Lukas- und St. Eligiusgilde:
1399 — 1400 war er Dekan, 1400 — 1401 Gou-
verneur, 1406 — 07 wieder Dekan und 1415 —
1416 Vinder. Er starb um 1420. — Einem
Mitgliede der Familie Averccht dürfte das
mit : Awerchs bezeichnte Gemälde mit
der Darstellung der Grablegung der Heil.
Stephan und Laurentius im Museum zu Mou-
lins gehören (vgl. Gonse, Les chefs-d’oeuvrcs
d. Mus. de Frances, Sculpturc, 1904 p. 128).
Jan A., Maler (Beildescrivere), Vinder der
Brüggcr Zunft 1405 — 6, 1410 — 11, 1419 — 20,
1429 — 30, und Dekan 1416 — 17. f um 1435.
Willem A., Maler (Scilder), Vinder der
Brüggcr Zunft 1420 — 21, 1431 — 32. f um 1440.
James Weale.
Averlino, A n t., s. Filarete.
Averman, J. J., Zinngießer in Naumburg,
18. Jahrh., fertigte namentlich zierliche Tisch-
geräte mit trefflich modellierten, reich ge-
schweiften Rändern. Demiani.
Avemaria, s. Averara.
Avern(e), Edward, engl. Medailleur, tätig
um 1818—1830 und bekannt durch die Me-
daillen auf den Tod Georgs III. und des IV.,
ferner auf Izaak Walton und Charles Cotton.
F o r r e r, Dict. of mcdallists. — Graves,
Royal Academy I. *•
Avernier, Antoine, französ. Bildhauer,
wohnhaft in Amiens, führte 1508 — 1522 die
Chorstühle in der dortigen Kathedrale aus.
Bei dieser Arbeit halfen ihm die Holzbild-
hauer Arnould Boullin, Alexandre Huct und
Jean Turpin. Die Gesamtkosten beliefen sich
auf 11230 livres. Das schöne Schnitzwerk
existiert nur noch unvollständig; es fehlen
8 Chorstühle, die im 18. Jahrh. beseitigt wur-
den, und 80 Statuetten, die 1839 gestohlen
wurden.
Lami, Dict. des sculpt. frang. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Aversa, Mercurio d’, neapolitan. Maler
des 17. Jahrh., von geringer Bedeutung, Schü-
ler des G. B. Caracciuoli. Genannt seien von
ihm die vier Bilder über den Türen der Je-
suitenkirche S. Giuseppe an der Chiaja in
Neapel.
Domin i c i, Vite dei Pittori Napol. III 62.
— L a n z i, Storia pitt **
Aversa, Paolo, sizilian. Silberschmied.
Nach Inschrift ergänzte er 1634 das Trag-
gestell des Reliquiariums der hl. Agata im
Dome von Catania (s. Atti e Memoric d. So-
cictä Sicil. di Stör. patr. Palermo 1892), das
1542/3 von Ant. Archifel (s. d.) begonnen
worden war. Italien. Quellen (s. Franc. Pa-
ternd Castello, Descriz. di Catania 1841 p. 161
und G. Di Marzo, I Gagini, Palermo 1880 I
631) versetzen Aversa wohl irrtümlich in das
16. Jahrh. und halten ihn für den eigentlichen
Meister des Traggestells. ***
Aversa, Simone d’, sizilian. Silberschmied.
Das einzige erhaltene Werk seiner Hand in
Sizilien ist ein kostbarer silberner Reliquien-
schrein im Dome von Piazza Armerina mit
Inschrift: Simon de Aversa fecit hoc opus
sub anno Domini Millesimo CCCC° quinto
indictione duodccima.
E. M a u c c r i, L’Arte IX p. 16. E. Mauceri.
Aversa, d’, s. auch damit verbundene Vor-
namen.
Aversano, Francesco Paolo, ncapoli-
tan. Landschaftsmaler, gcb. in Caserta 1. 2.
1853, tätig in Neapel.
Gubernatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 24.
••
Averulino, Antonio, s. Filarete.
Avery, Henry Ogden, amerikan. Archi-
tekt, geb. in Brooklyn 31. 1. 1852, f 30. 4. 1890
in New York, studierte in der Coopcr Union
Art School und unter Rüssel Sturgis, später
(1872 — 1879) an der Ecolc des Beaux-Arts, Pa-
ris. Dann wurde er Assistent von Richard
M. Hunt, und selbständig 1883. Er war Mit-
glied der Architcctural Lcague und entfaltete
eine ausgebreitete Tätigkeit, er entwarf die
Pläne zu mehreren Monumenten, Kapellen
und zahlreichen Häusern. Edmund von Mach.
Avery, Samuel P., amerikan. Sammler,
Kupfer- und Holzstecher, geb. 17. 3. 1822,
f New York, 11. 8. 1904. Lernte die Kupfer-
stichkunst und arbeitete in einer Banknoten-
firma. Wandte sich darauf dem Holzstich zu,
hauptsächlich humoristischen Genres. 1865
wurde er Verleger und Kunsthändler und gab
bald darauf den Holzstich ganz auf.
E. Richter.
Avesaet, Cornelis Pieters z., war 1569
als „Cleedtschryvcr" Mitglied der Zunft in
Utrecht
Müller, Utr. Arch. 61. E. W. Moes.
Avesanl, ( Awesani ) , S a v e r i o, Kriegs-
baumeister, geb. 1690 zu Verona. Nach
Zeichnungen von ihm hat Fr. Zucchi die Plä-
ne zu dem Theater in Verona (gr. qu. Fol.),
einen Stadtplan und einige Vignetten (in
dem Buche: Verona illustrata) gestochen.
Meyer, Kstlcrlcx. — Dal Pozzo, Ag-
giunta, p. 31. H. V.
Avesnes, Fanny d’, s. Dubois, F.
Avesnes, Jean d', von Averkerques, Bild-
hauer-Architekt, tätig 1387 an der Kirche S.
Pierre in Lille, wurde 1398 Werkmeister der
Stadt und wird 1399 zum letztenmal erwähnt.
Lami, Dict d. sculpt. 1898. — Bauchal,
Nouv. Dict d. architectcs frang. R.
Avesnes, Jean d\ Zinngießer in Amiens.
1516/7 erwähnt: „pour XXXV petis pots ä
pied, esquels ont ete presentes les vins au
Roy et ä la Regne“. Die besondere Gelegen-
heit, bei welcher die erwähnten Zinngeräte
verwendet wurden, berechtigt wohl zu der
Annahme, daß dieselben sich durch schöne
277
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Avesnes — Avice
Form oder beachtenswerte Verzierungen aus-
zeichneten.
Nouv. Arch. de l’art frang. VI 232. ***
Avesnes, d’, s. auch damit verbundene Vor-
namen und Davesnes.
Aveta, G e n n a r o, Stukkateur im 19. Jahrh.
Unter der Regierung Ferdinands II., Königs
von Neapel, führte er im Schlosse von Ca-
serta die Ornamente der Wände und der
Kuppel des prächtigen Thronsaals aus. Man
erwähnt von ihm noch eine Anzahl Basreliefs,
im Hauptschlafgemach des Palastes Stagliano
zu Neapel, die nach den Zeichnungen des Ar-
chitekten G. Turi ausgeführt sind.
Meyer, Kstlerlex. — Napoli Nobilissima I
158. *•
Aveta, V i n c e n z o, neapol. Medailleur.
Prägte gelegentlich der Rückkehr Ferdinands
III. aus Palermo nach Neapel eine Medaille
mit dem Brustbild des Königs in Rüstung
zwischen zwei Lorbcerzweigen, von der 32
Exemplare in Silber ausgeführt wurden. Daß
A. der Schöpfer dieser Medaille ist, geht aus
einem Brief des Marchese G. Zurlo an den
Principe di Cutö vom 19. 2. 1803 hervor (be-
findet sich im Staatsarchiv in Palermo).
Napoli Nobilissima VIII 78 — 79. — R. Archiv,
di Stato in Palermo : R. Segrcteria, fase. 3409.
G. Degli Assi.
Avezino, Santo, Miniaturmaler unbekann-
ter Herkunft, 1640 in Rom nachweisbar; Ar-
beiten von ihm sind nicht bekannt.
Bertolotti, Artisti bologn. etc. in Roma.
1885. p. 184. H. V.
Avezzi, Virginia, s. Vouet, V.
Avgherinos, N., Genremaler in Paris, geb.
in Konstantinopel, griechischer Abkunft, stellte
im Salon 1S93 und 1896 aus. H. V.
Avialo, Tomaso, s Aiala , T.
Aviani, Maler in Vicenza, geb. um 1560,
soll Schüler des Palladio gewesen sein und
zeigt sich wohlbewandert in der Architektur
in seinen 4 prächtigen Prospekten im Palazzo
della Rotonda. Er blieb immer in seiner
Vaterstadt und starb jung. 5. Rumor.
Aviani, Francesco, Sohn des Bernardo,
Maler in Vicenza, geb. daselbst in der 2.
Hälfte des 17. Jahrh., war 1713 Zeuge beim
Testamente des Camillo Seroffa, der ein Oval-
bild A.s mit einer Darstellung der Zerstörung
Karthagos dem Marchese Saraceno hintcrlicß.
Für den Conventssaal des Servitcnklosters
auf Monte Bcrico malte er: Einen Mccrcs-
sturm, einen Hafen, eine Winterlandschaft
und eine Feuersbrunst. Ferner malte er hier
ein Zimmer in Fresko mit schöner Architek-
tur. Im Museo Civico in Vicenza von ihm
3 Gemälde: 2 Landschaften mit Architektur
und Der wunderbare Fischzug. 5. Rumor.
Aviani, s. auch damit verbundene Vor-
namen.
Avianius. C. Avianius Euander, Bildhauer
und Toreut aus der Zeit des Caesar und Au-
gustus. Er war gebürtig aus Athen, von wo
ihn M. Antonius nach Alexandrcia mitnahm.
Von dort kam er als Gefangener nach Rom,
wo er im Hause des M. Aemilius Avianus
zunächst als Sklave, dann als Freigelassener
lebte. Augustus vertraute ihm den Auftrag
an, den Kopf der Artemis des Timothcos,
die er im palatinischen Apollontempcl aufstcl-
len wollte, zu ersetzen; der ursprüngliche
Kopf wird schadhaft gewesen sein, und man
muß A. E. für fähig gehalten haben, einen des
Originals und des neuen Aufstellungsortes
würdigen Ersatz, wahrscheinlich doch eine
Kopie zu schaffen (vgl. über diese Statue
und ihre Nachbildung auf der Sorrentiner
Basis Amelung, Röm. Mitt. 1900, S. 199).
Um Kopien nach älteren Werken, wenn nicht
geradezu um Originale, wird es sich auch bei
dem Ankauf von zwei Bacchantinnen u. einem
Mars gehandelt haben, die Cicero zum
Schmuck seiner Villa durch Q. Fadius Gallus
von ihm bezog ; daraus, daß Cicero bei der Be-
stellung augenscheinlich nicht Skulpturen, son-
dern Gemälde gemeint hatte, gewinnt man
den Eindruck, daß A. E. den Kunsthändler
machte, wozu ihn seine Beziehungen zu Athen
und Alexandreia befähigen mochten. Bei der-
selben Gelegenheit ist auch von einem Tra-
pezophoros die Rede, augenscheinlich einem
kunstvoll skulpiertcn Tischfuß. Dieses rein
dekorative Stück erinnert an das catillum
Euandri manibus tritum bei Horaz (Sat.
I 3, 90 f.), doch wohl feines Erzgerät, wie cs
in Pompeji gefunden worden ist.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstlr. I 547 f. —
Overbeck, Schriftq. 2227 — 8. — Hauser,
Neuatt. Reliefs S. 186. — C o 1 1 i g n o n. Hist,
de la sculpt. gr. II 611. — P a u 1 y -W i s s o w a,
Realenc. II 2372, 5 (Robert). Amelung.
Aviat, Jules Charles, Porträt- und
Genremalcr in Paris, geb. in Brienne-le-Chä-
teau, Schüler von Hebert, Bonnat und La-
france, stellte wiederholt (1876 — 1905) im Sa-
lon aus.
Bcllicr-Auvray, Dict. gen., Suppl. —
Katal. d. Salon. H. V.
Aviat, Louis Auguste, Landschaftsma-
ler in Troyes, geb. in Arcis (Aube), Schüler
von Pron, stellte im Salon 1866 — 1870, meist
Kohlezeichnungen aus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. und Suppl.
H. V.
Aviati, Ercolc di Cento, wenig be-
kannter italien. Ornamentmaler der zweiten
Hälfte des 16. Jahrh., malte in den Kreuz-
armen und Seitcnkapdlen der Karthäuscr-
kirche zu Ferrara.
G r u y e r, L’Art ferrarais 1897 II 393. H. V.
Avibus, Caesar ab, italien. Stecher im
16. Jahrh. in Padua tätig, von Heinecken
(Dict.) erwähnt. S. auch Osello, Gasparo, ab
Avibus. p. K.
Avibus, Gasparo ab, s. Osello, Gasparo.
Avice, Henri d', französ. Zeichner und
Stecher (Amateur) ; das erste bekannte Da-
278
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Avicc — Avila
tum aus seinem Leben ist 1642, in dem er
ein Titelblatt für das Werk: Tombeaux des
personnes illustrcs von Le Laboureur zeich-
nete und stach. 1654 zeichnete er auf Be-
fehl des Königs ,.la ceremonie du sacre“
(1655 veröffentlicht).
Meyer, Kstlerlex. — Arch. de l’art franc.
VI 249, 410. — Le Blanc, Manuel.
J. Guibert.
Avice, Noel, Maler, erhält 1603—1605 Be-
zahlung für ein für St. Nicolaus in Caen ge-
liefertes Johannesbild nebst Umrahmung.
Reunion d. Soc. d. Beaux-Arts XXII 113.
Avigdor, Rene, Porträtmaler in Paris,
stellte wiederholt (1891 — 1905) im Salon aus.
H. V .
Avignon, Clotaire Philippe Jean
Gabriel d\ französ. Stecher und Schriften-
maler, geb. im Dezember 1783, unterhielt 1881
ein Kupfcrstccher-Atclicr.
Gäbet, Dict. des art. de l’Ec. franc. Paris
1831. /. Guibert.
Avignon, F. d’, Lithograph, um die Mitte
des 19. Jahrh. in Amerika tätig. War 1S59
Teilhaber der Firma D’ Avignon & Brainard
in Boston. Seine Porträts nach Daguerreo-
typen wurden in einem Bande in den 50er Jah-
ren veröffentlicht. E. Richter.
Avignon, d’, s. auch damit verbundene Vor -
namen.
Avignone, Antonio d\ Stukkateur in
Rom, mit Pierino del Vaga tätig im Palazzo
Apostolico, erhält Lohn nach den Rcchnungs-
büchern von 1542 — 48.
Bcrtolotti, Artisti Bologn. in Roma 1885
p. 37. •*
Avigny, Simon, französ. Bildhauer und
Archit, der sich in Chälons-sur-Marne nie-
derließ, arbeitete 1525 mit seinen Genossen
Huguet und Jean Lecomte für die Kirche des
Augustinerklosters eine Predigtkanzel in
Stein, die mit 5 Figuren geschmückt war.
Lami, Dict. des sculpt. franc. au moy. äge et
ä la renais. Lami.
Avila, Antonio de, Maler in Valladolid.
Arbeitet 1565 mit an den Malereien der
Triumphbögen, welche die Stadt zu Ehren
der nach Bayonne reisenden Königin Elisa-
beth errichten ließ. Er war verheiratet mit
Maria de Ribera und hatte 1569 einen Sohn.
Marti y Monsö, Estud. histor. artist.
S. 424 etc. M. v. B.
Avila, Cefcrino de, Modelleur der kgl.
Porzcllanmanufaktur in Bttcn Retiro, 1799
bis 1808 erwähnt.
R i a fi o, Industr. arts in Spain S. 224. A
Avila, Cristobal de, Goldschmied in
Toledo. Im Archiv der dort. Kathedrale eine
Quittung von ihm aus dem Jahre 1568. 1553
erhält er eine Zahlung für ein Räuchcrgcfäß
für die Kirche S. Maria la Antigua in Valla-
dolid.
V i fi a x a, Adic. II 38. — Marti y Monsö,
Estud. histor. artist. S. 343. M. v. B.
Avila, Diego de, Goldschmied in Toledo.
1567 schätzen er und Francisco Carrillo ein
silbernes Siegel, welches Alejo de Montoya
angefertigt hatte.
V i n a z a, Adic. II 38. M. v. B.
Avila, Francisco d\ span. Maler, 17.
Jahrh. in Sevilla. Stand in den Diensten des
Erzbischofs Don Pedro de Castro. Pacheco
gibt an, er habe aus dem Gedächtnis die ähn-
lichsten Porträts malen können. 1606 schätzt
er die Custodie der Kirche S. Martin in Val-
ladolid. Ein bczcichnctcs Stillcben des Ma-
lers (Wand mit aufgehängten Utensilien, dar-
unter Palette, Uhr, Spielkarten usw.) in der
Galerie Liechtenstein in Wien.
Cean Bermudez, Dicc. I 83. — Marti
y Monsö, Est. art. 371. — Kat. der Galerie
Liechtenstein. A
Avila, Hernando de, Maler und Bild-
hauer des Königs Philipp II. von Spanien,
Schüler des Francisco Comontcs, f 1595. 1565
wurde er zum Maler des Kathedral-Kapitels
von Toledo ernannt, für welches er 1568 ein
Altarbild, den hl. Johannes d. Täufer und die
Anbetung der Könige, vollendete. 1576 ent-
warf er die Zeichnungen für den Hauptaltar
von S. Domingo cl antiguo, 1586 wählte
ihn das Kapitel zum Schiedsrichter, um mit
Miguel Barroso den Wert des berühmten Ge-
mäldes von Luis Velasco, hl. Jungfrau mit
den hh. Anton und Blasius, zu bestimmen.
Durch einen notariellen Akt vom 27. 8. 1594
(Madrid), verband sich A. mit Luis de Car-
vajal und Miguel Martin, um die Ausführung
der monumentalen Grabstätten zu überneh-
men, die in der Kapelle del Obispo errichtet
werden sollten; doch blieb es beim Projekt.
Aus einem Dokument im Archiv der Kathe-
drale von Burgos erhellt ferner, daß A. auch
an dem Wettbewerbe teilnahm, den das Ka-
pitel zur Neugestaltung des Hauptaltars er-
öffnet hatte; indessen wurden seinen Plänen,
die das Kapitel um 200 Realen ankaufte, jene
von Martin del Haya vorgezogen. Die von
ihm im Auftrag Philipps II. begonnenen Ma-
lereien im Alcazar von Scgovia beendigten
Balth. Ordönez und Juan Lagarte.
Cean Bermudez, Dicc. I 83 — 84. —
P o n z, Viage en Espafia. — Rico y Sinobas,
caligr. esp. S. 11. A
Avila, Fr. Juan de, Mönch im Hierony-
miten-KIoster Guadalupe. Mit dem Ordens-
bruder Francisco de Salamanca verfertigte er
1520 das prachtvolle Eisengitter des Chores
in der Klosterkirche.
Ponz, Viage VII 60. — R i ano, Industr.
arts in Spain S. 67. — Cean Bermudez,
Dicc. I 85. M. v. B.
Avila, D. Juan, Goldschmied in Sevilla.
Schüler des Diego Alvarez. Er besteht seine
Prüfung 1739 und wird in Dokumenten des
Innungsarchivs 1764 und 1775 nochmals ge-
nannt, in letzterem Jahr arbeitet er in Ge-
meinschaft mit Joseph Alvarez.
Gestoso, Artif. Scvill. II 143. M. v. B
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Avila — Avisseau
Avila, Juan de, Modelleur der kgl. Por-
zcllanmanufaktur in Bucn Retiro, 1771 und
1808 genannt.
R i a n o, Industr. arts in Spain S. 224.
M. v. B.
Avila, Martin de, Miniaturmaler in Se-
villa. 1525 erhält er eine Zahlung für drei
Initialen, welche er für ein Offizium B. M. V.
ausgeführt hat.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 317. Af. v. B.
Avila, Miguel Fausto de, Maler, Spa-
nien um 1750.
Z a n i, Enc. II 254.
Avila, Pedro de, Maler in Sevilla. 1610
urkundlich genannt
G e s t o s o, Artif. Sevill. II 15. Af. v. B.
Avila Calderon, Franz Jakob Al-
phon s d’, span.-niederl. Archit., 1660 — 1666
Oberbauinspektor in Württemberg.
Kst.- u. Altcrtumsdenkmale i. Königr. Würt-
temberg, Ncckarkrcis 566. H. V.
Aviler, Charles Augustin d’, Hofar-
chitekt, geb. 1653 zu Paris, 1700 in Mont-
pellier, studierte 1676 — 1681 in Rom, arbeitete
darauf 8 Jahre unter dem jüngeren Mansart
in Paris, um dann in Montpellier mit dem
Bau des Triumphtores Peyrou eine reiche
Tätigkeit zu entfalten, von der Städte wie
Nimes, Carcassonc, Beziers und Montpellier
ein glänzendes Zeugnis ablegen. 1693 über-
trug man ihm die Würde eines „architecte de
la province" (Languedoc). Zu seinen bedeu-
tendsten Werken zählt der erzbischöfliche
Palast zu Toulouse, den er für den F.rzbischof
Colbert ausführte. A. hat auch als Theore-
tiker große Verdienste. So gab er 1685 eine
Übersetzung des VI. Buches des Tractates des
Scamozzi heraus und lieferte einen vorzüg-
lichen Kommentar zum Vignola, dessen Werk
ihm «als Muster zu einer eigenen Abhand-
lung, dem „Cours complet d’architecture“
diente. (In mehreren Auflagen erschienen,
von Sturm ins Deutsche übersetzt.) An der
Vollendung eines architektonischen Wörter-
buches „Explication des termes d’architecturc“
verhinderte ihn der Tod; das Material ver-
wertete A. Le Blon bei der Abfassung seines
Wörterbuches, das bis zur Herausgabe des
Dict. hist. d’Architecture des Quatremere de
Quincy als das beste Werk seiner Art galt.
Lance, Dict. d. Archit. (unter Daviler).
H. V.
Aviler (Daviler), ClaudcLouisd’, fran-
zös. Hofarchitckt, f 14. 9. 176-1 zu Paris, viel-
leicht identisch mit einem Architekten Da-
vilcr, der nach urkundlicher Notiz 1730 bei
der Akademie-Konkurrenz um einen Triumph-
bogen den grand prix d’architecture erhielt,
und welchem I-ance noch folgende Arbeiten
zuweist: Bau der Abtei Saint-Julien, des erz-
bischöfl. Palastes in Sens, der Kirchen in
Trucy und Malöme und des Glockenturmes
der Kirche zu Vincelottes.
Lance, Dict. d. Archit. franc. 1872. — Ar-
chives de l’Art Iran?., Documenta V 290. —
Nouv. Archiv, de l’Art franc;., II Sdrie, Bd. V
(1884), p. 271, 335—338. H. V.
Avink, Warnaar, Maler, geb. in Amster-
dam, kaufte dort 1. 6. 1735 das Bürgerrecht.
Aemstels Oudhcid V 67. E. W. Mocs.
Avi(o)nello (Avinello), Balthasar, Bau-
meister Kaiser Ferdinands I., erhält 1553 und
1554 rückständige Lohnzahlungen.
Jahrb. d. ksthist. Samml. d. österr. Kaiserh.
VII Reg. No. 4874, 4898. *•
Avisard, G u i 1 1 a u m e, französ. Glasmaler
in Fougeres (Bretagne), lieferte 1443 — 16 ge-
malte Glasfenster für die dortige Kirche S.
Sulpice.
Villeneuve, Melanges d'archdologie bre-
tonne. *•
Avisart (Avissart), Robin oder Robert,
„mestre des ouvraiges de la conte de Blois“,
quittiert 1398, 1. 8. 1400 und 1401 über Emp-
fang seines Gehalts im Dienste des Herzogs
von Orleans; 1410 — 1412 leitet er Befesti-
gungsarbeiten am Schlosse Chambord.
De Laborde, Les Ducs de Bourgogne III
N. 5923. — Bauchal, Dict. d. Archit. franc.
1887. H. V.
Avisse, Francois Remi Joseph, fran-
zös. Genremaler, geb. zu Douai am 29. 5. 1763,
f daselbst am 10. 11. 1843, studierte in Ant-
werpen. Das Museum von Douai besitzt von
ihm einen Fischmarkt bei Abendbelcuchtung.
Meyer, Kstlerlcx. II. H. V.
Avisse, Jean, französ. Zimmcrmcister, geb.
in Rouen, von wo er 1500 vom Kardinal von
Amboise nach Gailion berufen wurde zur
Konstruktion des Dachstuhles für den dorti-
gen Schloßbau.
Berard, Dict. des Artistes. C. Ettlart.
Avisse, Paul, einer der ersten Zeichner der
Porzellanmanufaktur in S£vrcs. starb anfangs
Dez. 1886, nachdem er dort 34 Jahre lang
künstlerisch tätig gewesen war.
Chronique d. arts 1886 p. 319. — I.aba rtr,
Hist. d. art. industr. 1872 vol. III 236. ••
Avisseau, Charles Jean, Steinzeugfabri-
kant, geb. zu Tours am 25. 12. 1796, t da-
selbst am 6. 2. 1861, seit 1825 in der Manu-
fakturei zu Beauinont (Eure et Loire) tätig.
Der Anblick eines Werkes von B. Palissy
spornte ihn zu Untersuchungen an, um die
Geheimnisse des berühmten Entdeckers der
emaillierten Geschirre wieder aufzufinden ;
1843, nach jahrelanger Arbeit, kam er zu
dem gewünschten Resultate. Nach seiner
Entdeckung gründete er in seiner Geburts-
stadt eine Fabrik, die von seinem Sohne
Edouard fortgeführt wurde, und deren Er-
zeugnisse die Aufmerksamkeit der Kenner
früh erregten. Er erhielt zahlreiche Aufträge,
namentlich für England. Die Nachahmer der
Palissyfaycncen sind heutzutage zahlreich ;
Avisseau war es, der ihnen den Weg eröff-
nete. Da er alle seine Werke langsam und
sorgfältig ausführte, ist ihre Zahl nicht be-
trächtlich ; sic zieren die Sammlungen der
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Avisseau — Avont
reichsten Liebhaber in und außerhalb Frank-
reichs. Eines davon erwarb 1845 das Museum
von Sevres. Eine Schale und einen Henkel-
korb von ihm besitzt das Museum von Tours.
Nagler, Monogr. V 992. — L. Clement
de R i s : C. Avisseau, biographic Paris 1804. —
D u s s i c u x, Artist, franc. ä l'etrang. 3. Aufl.
1876. Reg. — Meyer, Kstlerlex. II (mit alt.
Lit). — Giraudct, Artist, tourangeaux 1885
H. V.
Avisseau, Edouard, Keramiker von Tours,
Schüler seines Vaters Charles Jean, den
er übertrifft und dessen Manufakturci zu
Tours er fortsetzte. Er machte seine künst-
lerischen Studien unter L. Lobin. Auf der
Londoner Ausstellung 1S62 erhielt er eine
Medaille: er hatte zwei Leuchter und eine
Schüssel in der Art der Fayencen von Hein-
rich II. eingesandt, ferner eine Gruppe, Reiher
eine Schlange verschlingend. Das Museum
des Louvre besitzt von ihm eine prachtvolle
ovale Schüssel mit einem Seekrebs, die 1883
als ein echtes Werk von Palissy der Samm-
lung zum Geschenk gemacht wurde. Das
South-Kcnsington-Muscum bewahrt von ihm
einen Reiher, der einen Fisch verschlingt, das
Museum von Tours eine Gruppe: Kampf zwi-
schen Vogel und Schlange (1881).
Gazette des Beaux-Arts XIII 379, XIV 72,
X V 197. — Nagler, Monogr. V 992. — D u s -
sieux, Artist, franc. ä l’ctranger, Ed. 1S76 p.
158. — Richcss. d’art. Prov. Monum. civ. V 390.
H. V.
Avitabile, G e r o n i m o, wird in den „Ri-
me“ des Horatio Comitc (Napoli, Beltrano
1627, p. 47) als vorzüglicher zeitgenössischer
Maler genannt, ebendort (p. 27) ist ein So-
nett zum Lobe eines seiner Werke.
Napoli Nobilissima VII 16. G. Degli Assi.
Avitabile, T e o d a t o, Silberschmied in
Neapel, arbeitete 1737 zusammen mit G.
Tumo ein silbernes Ostensorium für die
Kirche del Carmine.
Filangieri, lndice d. Artcfici I 39. •*
Avogadro, Pietro, Maler in Brescia, 17.
und 18. Jahrh. Schüler von Pompco Ghiti
(t 1704), nach dessen Tode er in Bologna
lernte. In seine Heimat zuriickgckchrt, zeich-
nete er sich nicht nur durch die Absonderlich-
keit seiner Kompositionen aus, sondern auch
durch die Kühnheit der Verkürzungen und
die Farbenharmonie seiner Bilder, in denen
mehr der venezianische Einfluß, als der bolog-
nesische sichtbar ist. Nach Moretto, Roma-
nino, Savoldo und Lattanzio Gambara wird
er als der beste Brescianer Maler ange-
sehen. Unter seinen vielen Bildern, deren
Verzeichnis sich im Meyer und im Diz. von
Fenaroli befindet, ist sein Hauptwerk das Al-
tarbild in S. Giuseppe in Brescia, die Marter
der Heiligen Crispino und Crispiniano dar-
stellend. Andere Werke in S. Pietro Martirc,
S. Maria Maddalcna, S. Giuseppe, S. Barnaba,
S. Francesco (Kapelle S. Pietro), S. Carlo
alla casa di Dio etc. Avogadro fertigte auch
Zeichnungen für Stiche, die von Luciani (siehe
Meyer, Kstlerlex.) gestochen wurden.
C h i z z o 1 a, Le pitt. e scult di Brescia (1760)
p. 19, 21, 22, 67, 73, 77, 80, 95. — Z a n o 1 1 o,
Stör. d. pitt. Venez. p. 379. — Meyer, Künst-
Ierlcx. — Fenaroli, Diz. d’art. Bresc. 1877
p. 14. Lisctta Ciaccio.
Avogaro, Marco di Giovanni d e 1 1',
angesehener Miniaturmaler der älteren ferra-
resischen Lokalschulc, vielbeschäftigt für die
Herzoge Lionello und Borso von Este, in
deren Rechnungsbüchern von 1449 — 1476 er-
wähnt. Er erhält am 14. 11. 14-49 Bezahlung
für 2 Titelbl. und Initialen in einem Psalmcn-
kommentare des Alexander von Haies ; am 30.
9. 14ö0 für weitere Initialen dieser Hand-
schrift, ferner am 23. 3. 1450 für Minia-
turen in den Reden des Augustinus. Im
nächsten Jahre wurde er bezahlt für ein Titel-
blatt und 9 große, figurengeschmückte Buch-
staben in einer Liviushandschrift, die Cam-
pori mit Unrecht in dem Codex ital. MXV
der Bibi. Estcnsc zu Modena wiederzuerken-
nen glaubte. Ferner wurde A. am 5. 4. 1452
und am 31. 8. 1453 für Initialen einer Sucton-
handschrift bezahlt. Alle diese Arbeiten sind
verschollen, aber seine Mitarbeit an der be-
rühmten Prachtbibel Borsos (jetzt in Wien)
ist durch 3 Quittungen vom 24. 1. und 11. 11.
1458 und vom 31. 12. 1461 belegt. Freilich
zeigen nun grade die in erster Linie in Be-
tracht kommenden Stellen die Arbeit von
mehreren Gehilfenhänden, so daß seine eigene
künstlerische Handschrift noch problematisch
ist. Ein mit ihm erwähnter Vincentio delV
Avogaro, vielleicht sein Sohn, wird nur für
Rubrikenschreibercien bezahlt.
Campori, Notizie dei miniatori dei principi
Estensi. — Vcnturi, I-a miniatura fcrrarcsc
nel sec. XV, in Galtcrie Nazionali Ital. IV 194 ;
derselbe : L'arte a Ferrara etc. in Rivista stör,
ital. II 732. — H. J. Hermann in den Jahrb.
d. Kstsamml. d. Allerh. Kaiscrh., XXI (s. Re-
gister) mit Dokumenten. **
Avoli, L u d o v i c o, italien. Maler vom
Anfang des 17. Jahrh., malte die Kuppel der
1611 erbauten Cappella Paolina in Sta. Maria
Maggiore in Rom aus; mit Ausnahme der
vier Propheten, die von Giuseppe Cesari d'Ar-
pino ausgeführt wurden.
Diego Angel i, Chicse di Roma, 324.
H. V.
Avolio, G c n n a r o, neapol. Maler, arbei-
tete um 1750 in der kgl. Porzcllanfabrik von
Capodimontc und malte hauptsächlich Tiere
und Schlachten, gemeinsam mit Gius. Deila
Tor re.
Napoli Nobilissima III 133. G. Degli Assi.
Avondo, V i 1 1 o r i o, Direktor des Museo
Civico in Turin (seit 1891), Landschaftsmaler,
Schüler Calamcs in Genf.
Rassegna Nazionalc III 219 — 20, 872; XIX
284. **
Avont, oder Avcnt, van oder van den.
Häufig vorkommender Name belg. Künstler,
281
Avont
meist wenig bekannt, da sie der Gewohnheit
ihrer Zeit folgend, ihre Werke fast niemals
Unterzeichneten. Bildhauer sind folgende:
Jean I. A., Vater von Rombaut, Jean II.
und Abraham, f 13. 11. 1604 zu Mccheln,
scheint nur untergeordnete Arbeiten ausge-
führt zu haben. Dokumente bestätigen, daß
dieser Künstler im Jahre 1595 für die Summe
von 12 Gulden ein Kruzifix herstellte, das
für die Karfreitags-Feierlichkeiten bestimmt
war. Im vorhergehenden Jahre hatte er
ebenfalls eine kleine, wenig bedeutende Ar-
beit ausgeführt, die „gloire“ oder „soleil“,
welche hinter dem Bilde der Madonna in der
Notre-Dame- Kirche angebracht wurde.
Hans van A., Vater und Lehrer des
bekannten Malers von Ruf Pecter Avont (geb
1000 zu Mecheln), war Bildhauer in Mecheln,
das damals die religiöse Metropole Belgiens
geworden war.
George van A., ein Bildhauer, des-
sen Arbeiten unbekannt sind. 1570 war er
Meister in Mecheln und starb daselbst 1608.
Josse van A., war 1588 in Mecheln
tätig, ist ebenfalls ganz unbekannt geblieben.
Jean II. van A., in Mecheln, geb. da-
selbst 1571, erhielt 1599 das Meisterrecht
und war zugleich Bildhauer und Illuminator.
Man hat ihm die Statuen des hl. Johannes
und des hl. Joseph zugeschricben, die 1608
für den Altar Notre-Dame der Kirche glei-
chen Namens (Notre-Dame-au-delä de la
Dylc) ausgeführt wurden.
Rombaut van A., Sohn von Jean I.,
Maler und Bildhauer, übte seine Tätigkeit
ebenfalls in Mccheln um 1616 aus, zu wel-
cher Zeit er ein Bild der hl. Jungfrau für
die Kirche Saint-Jean zum Preise von 12
Gulden ausführte.
Abraham van A., Statuenbildhauer und
Maler zu Mccheln, wurde dort 1593 ge-
boren (oder 1595) und starb 1631. Zur
Meisterschaft in der Gilde des Quatre-Cou-
ronnes in Brüssel 1621 zugelasscn, ließ er
sich in dieser Stadt nieder, die vom Glanz
Mechelns geerbt hatte, und wurde dort einer
der tüchtigsten Mitarbeiter von Luc. Fayd’-
hcrbc. Indes sind seine eigenen Arbeiten
unbekannt.
Pierre van A., aus Mecheln gebürtig,
arbeitete ebenfalls in Brüssel. Im Zulas-
sungsregister der Gilde des Quatre-Couron-
nes wird er 1022 aufgeführt. Er war im
Atelier des Abraham van A. tätig und wurde
1625 zur Meisterschaft zugelassen. 1631
lebte er noch. Seine Werke sind nicht be-
kannt.
Jean III. van A., geb. 1607 zu Mecheln,
starb im jugendlichen Alter von 22 Jahren.
Guillaume van A., geb. 1605 zu Me-
cheln, studierte dort, nahm dann längeren
Aufenthalt in Holland, wo er sich 1625 zu
Amsterdam verheiratete. Im folgenden Jahre
kehrte er in seine Vaterstadt zurück als
„clcynstckker" und „belthouwer". Er hat
in Belgien keine Arbeit hinterlassen, die der
Anführung würdig wäre.
Jean van A. IV. lebte 1653 in Brüssel,
zu welcher Zeit er bereits der Gilde des
Quatre-Couronnes angehörte.
Jean van A. V., Bildhauer in Brüssel,
wo er 1710 zur selben Gilde zugelassen wurde.
Die beiden Jean IV. und V. aus Brüssel sind
vielleicht Nachkommen von Pierre III. Ihre
Arbeiten sind fast alle unbekannt.
Chev. Edm. Marchal, La sculpture bei-
ge, p. 389, 390, 391 und 534. — „Les Liggeren’*
de la Gilde de Saint-Luc, & Anvers.
E. de T aeye.
Avont, Augustin van, Maler und Illu-
minator von Mecheln, getauft 24. 1. 1602 da-
selbst, Bruder des Peter van A., ging 1622
nach Deutschland, kehrte 1624 von Köln in
seine Heimat zurück und ließ sich darauf in
Brüssel nieder.
E. N c e f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines (1876) I 387—88. H. V.
Avont, Melchiorvan, Maler in Mccheln,
Bruder des Rombaut v. A., getauft am 5. 1.
1592, f am 3. 11. 1619; nur urkundlich be-
kannt.
S i r e t, Dict. d. Peintres III, Ausg. 1883. —
E. N e e f f *, Hist, de la peinture ctc. ä Malines
1876, I. H. V.
Avont, Nicolaus van, Maler von Mc-
cheln, geb. 4. 9. 1604, nur urkundlich be-
kannt.
E. N e e f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines (1876) I 482. H. V.
Avont, P e e t e r van, Maler, Radierer u.
Kupferstichverleger, wurde getauft zu Mecheln
14. 1. 1600. Sein Lehrer ist unbekannt, da-
gegen weiß man, daß er 1622/23 als Freimci-
ster in die Antwerpencr St. Lukasgilde zuge-
lasscn wurde. 1625/26 nahm er als Schüler
Peetcr van de Cruys. 1629 Frans Wouters
und 1631/32 dessen Bruder Peeter auf. 17.
10. 1631 wurde Avont Bürger von Antwer-
pen, nachdem er sich 26. 6. desselben Jahres
das Haus „de Backerye“ in der Kaiserstraßc
gekauft hatte. Zu gleicher Zeit (1632/33)
wurde der Künstler in die Redcrykkamer der
Violicrc aufgenommen, verließ aber 1633/34
dieselbe wieder. Er stand mit Jan Brueghel
dem Jüngeren in Freundschaft, ebenso wie
mit Wenzel Hollar, der mehrere Stiche bei
Avont verlegte. — 1. 11. 1632 starb A. in
seinem neu erbauten Hause in Deume bei Ant-
werpen, aber so überschuldet, daß die Erben
auf die Hinterlassenschaft verzichteten. Seine
traurigen Vermögensverhältnisse mögen auch
die Schuld sein, daß der begabte Künstler
teilweise Werke hinterlassen hat, die seiner
wenig würdig sind.
Avonts Gemälde sind nicht sehr selten. C,
de Bie rühmt mit Recht die Weichheit seiner
282
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Avostalis — Avrial
Fleischtöne, die Zartheit und zugleich die
Kraft seines Vortrages in der Malerei seiner
kleinen Kinder, ebenso wie die Grazie seiner
Kompositionen. Der Künstler zierte öfter die
Landschaften anderer Maler mit Figürchen,
so die des David Vinckeboons, Jan Brueghcl
des Älteren und des Jüngeren, Luc. van Uden,
Jan Wildens, J. d'Arthois, Luc. Achtschel-
linckx und Lod. de Vadder, kopierte ferner
mehr als einmal Bilder von Rubens und A.
van Dyck und scheute sich manchmal nicht,
den Liebhabern wenig ausgeführte Bilder zu
liefern. In der St. Jakobskirche in Antwer-
pen ist eine hl. Familie, dabei die hl. Mar-
garetha, eine andere Heilige (wie es scheint
Maria Magdalena), der hl. Georg und der
kleine Johannes der Täufer, der sein Lamm
liebkost und von zwei Engeln begleitet wird.
In einzelnen Teilen dieser Komposition ist
eine freie Nachahmung von Rubens erkenn-
bar ; das Christkind selbst läßt zu wünsenen
übrig, die anderen Figuren aber sind vortreff-
lich und namentlich der kleine Johannes und
die Engel entzückend. Die schöne Landschaft
ist ganz die Erfindung des Meisters. Dieselbe
Kirche bewahrt von Avont noch eine hl. Jung-
frau mit dem schlafenden Kinde, darum ein
fein ausgeführter Blumenkranz, der von Frans
Ykens 1636 gemalt ist. Die St. Nikolauska-
pclle der Krämerinnung in Antwerpen besitzt
ebenfalls ein ausgezeichnetes Werk des Künst-
lers: hl. Jungfrau mit dem Kinde; der ge-
schnitzte Rahmen ist mit zwei Engelsköpfen
verziert, und über ihm erhebt sich eine Büste
der hl. Anna. Ein verdienstliches Bild, eine
hl. Familie mit Engeln in einer Landschaft,
bewahrt auch die Spitalverwaltung daselbst.
Die Galerie zu Wien enthält drei Bilder:
1) Waldige Landschaft mit der von Engeln
umgebenen hl. Familie. 2) Waldige Land-
schaft mit Maria, dem Kind und dem kleinen
Johannes. 3) Flora mit Genien im Vorder-
gründe eines großen Ziergartens. Alle drei
sind Peeter van Avont bezeichnet.
Die Galerie Liechtenstein zu Wien hat eben-
falls drei Bilder: 1) Landschaft; im Vorder-
grund ruht eine Mutter mit zwei Kindern,
auf welche Diana aus den Wolken mit Pfeil
und Bogen zielt. 2) Hl. Jungfrau mit dem
Kind und dem hl. Johannes. Engel spielen
mit dem Lamm. Bez. P. V. Avont. 8) Silen
mit dem Bacchus.
In der Pinakothek zu München befindet sich
die hl. Familie, dabei der kleine Johannes der
Täufer und mehrere Engel ; die Landschaft
und das einrahmende Blumen- und Frucht-
gthänge, das den Namen Maria bildet, sind
von Jan Brueghel dem Älteren gemalt.
In Terwestens Katalog (3. Teil zu Hoets
Catalogus of naamlijst van schilderijcn) sind
drei Bilder verzeichnet: 1) Hl. Magdalena,
von Engeln umgeben. 2) Hl. Jungfrau, von
Engeln umgeben. Beide stammten aus der
Sammlung des Antwerpcncr Malers u. Kunst-
händlers Jan Siebrechts und wurde daselbst
1754, das erste um 64, das zweite um 16 fl.
verkauft. 8) Die hl. Jungfrau mit dem Kinde,
von zwei Engeln begleitet, umgeben von einem
Blumenkranz. Dies Bild kam in der Ver-
steigerung der Verlassenschaft des Lambert
van Gemert zu Antwerpen 1764 auf 11 fl.
10 Stüber. In dem Verzeichnis der Gemälde
des Malers Snyers von Antwerpen wird eine
Landschaft von Luc. van Uden erwähnt, wo-
zu Avont die Figuren gemalt hatte. Ter wes-
ten, der bloß einen Teil jener Sammlung
gibt, hat das bezeichnete Bild weggelassen.
A. hat auch radiert. Mit Sicherheit wer-
den ihm die beiden Gegenstücke : 2 Kinder
in einer Landschaft mit weinlaubbekränztera
Satyr (P. V. A F E in umgekehrten Buch-
staben) und ein Engel und ein Kind auf
Wolken sitzend (ebenso bez.) zugeschrieben.
Auch die in der Zeichnung und Technik fei-
nere Folge von 24 numerierten Blättern mit
Kindern, deren 1. Blatt bezeichnet ist P. van
Avond fecit F. de Widt Exc. wird ganz sein
Werk sein. Ferner trägt die Folge der 4
Elemente seine Signatur: Pet. van Auont inu.
et exc., und eine unbezeichnete Folge der 4
Tageszeiten schließt sich diesen stilistisch un-
mittelbar an. — Außer Hollar haben auch P.
Pontius, Susanne Vcrbruggen und Th. v.
Merlen nach A. gestochen.
Th. v. Lerius u. W. Schmidt in Meyer»
Kstlerlcx. mit älterer Lit. u. Oeuvrcang. — No-
tizen von H. Hymans.
Avostalis, s. Austalis.
Avramovic, Demetrius, serb. Maler, geb.
27. 3. 1815 zu Sveti-Ivan im Tschaikisten-
Distrikte, f zu Neusatz 13. 3. 1855, Schüler
der Wiener Akad., 1840 nach Belgrad berufen
zur Ausmalung der Metropolitankirche, dar-
auf nach Topola, um die dortige Kirche aus-
zumalen. 1 £46/47 unternahm er im Auftrag
der Regierung eine Studienreise durch Ser-
bien und nach dem Berge Athos, deren Er-
gebnisse er in 2 illustrierten Schriften (Bel-
grad 1848 und 1849) niederlcgte. Er be-
faßte sich auch mit der Lebensbeschreibung
serb. Maler, die jedoch Manuskript geblie-
ben ist.
Meyer, Kstlerlcx. H. V.
Avrial y Flores, F c d e r i c o, span. Maler,
geb. zu Madrid, Schüler der Akad. San Fer-
nando und von Manuel Dominguez, wurde
auf der Madrider Ausstellung von 1904
ehrenvoll erwähnt. Von seinen Arbeiten,
Genre- und Landschaftsbildern, führen wir
an: La Atalaya; Eine Herberge; Zwischen
zwei Lichtern ; Ein Stall ; Ein Dorfplatz ; Eine
Ansicht der Arena von San Pablo in Avila.
P. Lafond.
Avrial y Flores, Jose Maria, span. Ma-
ler, geb. 26. 2. 1807 zu Madrid, trat im Alter
283
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Avril
von 12 Jahren in die Akad. San Fernando
ein, wo er sich durch außergewöhnlich rasche
Fortschritte auszeichnete und 1832 den Preis
für Perspektive erlangte. Seine Lehrer Jose
de Madrazo und Fernando Brambilla stellten
sein junges Talent auf die Probe: der erstere.
indem er ihn verschiedene Gemälde der Mei-
ster des Prado-Mus. lithographisch reprodu-
zieren ließ (für seine Veröffentlichung der
Gemälde des kgl. Mus.), der andere, indem er
ihn beauftragte, Ansichten der kgl. Domänen
zu malen. Er wurde 1837 Professor an der
Zcichcnschule zu Segovia, 1840 an der Kunst-
schule zu Cadiz, 1857 wurde er in gleicher
Eigenschaft an die höhere Schule zu Madrid
berufen. Unter seinen Hauptwerken (fast
nur Landschaften), von denen die meisten auf
Madrider Ausstellungen vertreten waren,
führen wir an : Der Manzanares ; Die Ge-
mäldegalerie; Madrid, vom Castilla-Wegc aus
gesehen ; das Haus des Juan-Bravo in Segovia ;
Die Castillana von San Andres; Philipp III.,
das Pantheon der Könige von Leon besuchend ;
Lot und seine Töchter; Tobias und der Erz-
engel St Michael; Eliesar und Rebekka; Vor-
halle der Kirche San Esteban; Der Landungs-
platz des Manzanarcs-Kanals. Er führte auch
große dekorative Malereien aus, z. B. für die
Kirche von Pastrana, die Kapelle „de la Prä-
sentation“ zu Madrid; ferner die malerische
Ausschmückung der Theater zu Gijon, Leon,
Oviedo (1849), ebenso diejenige mehrerer
Madrider Bühnen, ohne seine Beteiligung bei
der Erbauung von Triumphbögen und bei an-
deren Kunstbauten von ebenso kurzer Dauer
zu erwähnen. Er hat außerdem zahlreiche
Zeichnungen und Lithographien für die her-
vorragendsten illustrierten Publikationen Spa-
niens geliefert.
Ossorio y Bcrnard, Galcria biogr. de
artistas cspanolcs del siglo XIX. Madrid 1883/4.
P. Lafond.
Avril, Edouard Henri, Maler in Paris,
geb. in Algier, Schüler von Pils und P. Leh-
mann, stellte im Salon 1878 — 1884 Porträts
und Figurenbilder aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. 18S5.
— Katal. des Salon. H. V.
Avril, E t i e n n e, Kunsttischler in Paris
um 1774. Ein bczcichnetes Möbel, aus St
Cloud stammend, erwähnt:
Mazc-Sencier, Livre de Collectionneurs,
1885 p. 32.
Avril, Jean Jacques, der ältere, französ.
Kupierst, geb. 16. 12. 1744 (1756 nach den
Angaben Hubers) zu Paris, f 26. 11. 1831
dortselbst (nach Bcraldi t 1823), war ein
Schüler von Wille. Er gilt als ein sehr
fruchtbarer Künstler; nach Joubert müßten
seine gesamten Werke 500 Blatt überstei-
gen. Er führte eine ganze Anzahl Repro-
duktionen von Ornamentzeichnungen aus, Blu-
men nach Bapt. Monnoycr, Louis Tessicr,
und chinesische Sujets nach Jean Pillement
Ebenso Stiche nach Gemälden von van der
Werff, J. F. de Troy, Guido Rcni, Sebast.
Bourdon, Eust. Lesueur, Carle van Loo,
Ann. Carracci, Rubens, Carlo Maratta, J.
Bapt. Le Barbier, Ant. Fr. van der Meulen,
Alex. Wille, Jos. Vernet, Mme Vigee-Lc-
brun, Jan Steen u. a. — Sein Genre ist das-
jenige seines Lehrers Wille, jedoch übertrie-
ben : es ist etwas kalt und langweilig. „Den-
noch", sagt Bcraldi, „hat diese Art von Kunst
eine ganze Generation zur Bewunderung hin-
gerissen.“
Meyer, Kstlerlex. (Katal. seiner Werke).
— Le Blanc, Manuel (Katal. seiner Werke).
— Bellier-Auvray, Dict. — P o r t a 1 i s
et B 6 r a 1 d i, Grav. du 18c s. — A p e 1 1,
Handb. f. Kupferstichslr. — Guilmard, I.cs
maitres orncin. /. Guiber:.
Avril, J e a n J a c q u e s, d. j., französ. Kup-
ferst, Sohn von J. J. A. d. ä., geb. 19. 4.
17^1 zu Paris, f dortselbst 8. 11. 1835, Schü-
ler seines Vaters, von Lebarbier, Suvee und
Bcrvic. Er führte eine Anzahl von Stichen
antiker Statuen für das Musee Royal aus, die
von Henri Laurent (Paris, Didot 1816) ver-
. öffentlicht wurden, außerdem verschiedene
Kupferstiche nach Ann. Carracci, Guido Reni,
Drouais, David, Gerard, Lebarbier.
Meyer, Kstlerlex. (Verz. seiner Werke). —
Le Blanc, Manuel. — Bellier-Auvray,
Dict. — Heller-Andrescn, Handb. für
Kupferstichslr. — Bcraldi, Grav. du XIXc s.
Avril, Paul, französ. Zeichner und Ra-
dierer, geb. zu Algier 19. 10. 1843; seine
Illustrationszeichnungen wurden von anderen
Künstlern gestochen, durch Lichtdruck re-
produziert oder auch von ihm selbst radiert.
In der 1. Kategorie muß man seine Zeich-
nungen anführen, die von Gaujean für die
„Contcs de Moncrif“ (Paris 1882) gestochen
wurden, ferner diejenigen, welche Taluet
für die „Contes du baron de Besenval“ (Pa-
ris 1882) ausführte, die, welche Dcpollier
für die „Contcs de La Fontaine“ im Stich re-
produzierte, sowie endlich diejenigen, die
Monzies für „Faublas“ gleicherweise repro-
duzierte. — In der 2. Kategorie sind zu er-
wähnen: eine Serie von Zier-Buchstaben für
den Fortunio von Th. Gauticr, Illustrationen
für die Erzählungen von Fromaget (Paris
1S83) ; für die „Ornements de la femme“ von
Oct. Uzanne (Paris 18S1 — 1S82), für „Hier“
von A. Picdagnel. — Zur 3. Kategorie ge-
hören „Moeurs secretes du XVIIIe siede“
von Oct. Uzanne, „Salambö“ von Flaubert.
„Mon onclc Barbassou“ von Mario Uchard
tisw. — Unter Mitarbeit von Franqois Cour-
boin stach er auch die Zeichnungen von
Rochcgrossc für „Les Debüts de Cesar Bor-
gia“ von Richepin (Ausgabe der Sodetc des
Cent bibliophiles). Endlich sind noch einige
Zeichnungen zu erwähnen für den Fächer-
malcr Tourneur, sowie Exlibris.
284
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Avry — Awram
B e r a 1 d i, Lcs Grav. du XIXc s. — Fin-
ch a m, Art. and cngr. of Brit and Amer. book-
plates. London 1897. J. Cuibcrt.
Avry, F., Signatur eines Medailleurs, der
in der 2. Hälfte des 17. Jahrh. arbeitete, und
den die meisten Schriftsteller, wie Immerzeel,
Bolzenthal und Pinchart, für einen Holländer
gehalten haben, da sich sein Name auf einer
großen Medaille befindet, die zum Gedächtnis
der Ermordung der Gebrüder de Wit im
Haag 1672 gefertigt wurde. Wir haben allen
Grund anzunehmen, daß dieser Avry mit dem
französ. Medailleur Pierre Aury identisch ist
(s. dort). FrSd. Alvin.
Avy, französ. Miniaturmaler, nur durch ein
1804 auf Elfenbein gemaltes Miniatur-Brust-
bild des Grafen Barras im Mus. Calvet zu
Avignon bekannt. Es trägt die Signatur :
Avy pt. an. 12.
Meyer, Kstlcrlcx. II. V.
Avy, Marius Joseph, französ. Maler,
geb. 21. 9. 1871 in Marseille, Schüler von
Leon Bonnat und Albert Maignan. A. ge-
hört zu den modernen Malern, die mit Vor-
liebe den Problemen des Lichtes nachgehen,
und zwar sucht er nicht das helle Sonnen-
licht im Freien auf, sondern er schildert die
delikaten Wirkungen dämmriger Zimmer oder
des stillen Lampenscheins. Eines seiner
besten Bilder dieser Art ist sein „Mädchen-
ball" vom Jahre 1903, den die Stadt Paris an-
gekauft und im Petit Palais der Champs Ely-
sces untergebracht hat. Im Museum von
Marseille ist eine „Frühstücksszene", in dem
von Lyon eine „Tanzstunde" von ihm. A.
hat auch einige religiöse Gemälde und zahl-
reiche gute Bildnisse gemalt.
Kat d. Salon 1895—1901. K. R. Schmidt.
Aw (Ow), Meinrad von, geb. zu Sig-
maringen 20. 11. 1712, Kirchenmaler, ein Mit-
glied der adeligen Familie von Ow. Von sei-
nen Werken werden genannt: Fresken in der
Kirche zu Pfullendorf 1742 — 50 mit Bild-
nissen der Ratsherren und Geistlichen; die
Decke der Pfarrkirche zu Klosterwald, 1753
bezeichnet mit A. W. de Owe pinxit. Fres-
ken in der Stadtkirche zu Haigcrloch 1756,
desgl. zu Sigmaringen 1757 — 61, zu Mcßkirch
1775. In der Kirche zu Otterswang malte er
1776 Darstellungen aus der Oswaldlegendc,
1780 den Plafond der Kirche im Kloster
Roth. Ferner sind von ihm die Scitenaltäre
in der Kirche zu Bittelschieß und der Hoch-
altar in Harthausen auf der Schecr; auch
einige Porträts kennt man von ihm.
Beck im Diözcsanarchiv von Schwaben 1902
p. 71. — Zingcler u. Laur, Die Bau- und
Kunstdenkmäler der hohenzollernschen Lande.
M. Bach.
Awdei, russ. Steinmetz des 13. Jahrh.,
führte um 1250 die Skulpturen und die Por-
tale in der dem hl. Johannes Chrysostomus
geweihten Kathedrale zu Cholm im Aufträge
des Fürsten Daniel Romänowitsch Galitzki
aus. Die Ipatjeffsche Chronik nennt ihn
„Chitrez“, d. i. der Pfiffige, Schlaue, wegen
seiner besonderen Kunstfertigkeit.
N. P. S o b k o , Kuss. Kstlcrlcx. — Pyccx. fiiiß.r.
cflouapt. (Russ. Bibliogr.) I 30. — Iloaii. cofip.
pyccx. 2-feTonuc. llriarieucKas a+.TonHCb (Vollst.
Sammlung russ. Chroniken. DielpatjcfTsche Chronik)
II. St. Petersburg 1843, S. 190. IV. Neumann.
•Awdejeff, Alexei Alexändro witsch,
russ. Architekt, geb. 12. 3. 1819 in dem
Dorfe Betkowo im Tulaschen Gouvernement,
t 18. 3. 1855 in Petersburg, wandte sich
auf Anregung des Akademikers Bykoffski
dem Studium der Architektur zu. Er be-
reiste 1851 Deutschland, Frankreich und
Italien und veröffentlichte die gewonnenen
Eindrücke in der Moskauer Zeitung und in
den von Prof. Leontjeff herausgegebenen
„Propyläen“. 1853 beteiligte er sich an den
archäologischen Ausgrabungen an der Stelle
des alten Tanais (an der Mündung des Don)
durch das Zeichnen der aufgefundenen Gegen-
stände. Nach einer zweiten italienischen
Reise (1856) wurde er 1857 vom Fürsten
Wassiltschikoff zur Ausführung einer Kirche
• in Sewastopol berufen und siedelte in die
Krim über, wo sich die Mehrzahl seiner Bau-
ten befindet Außer mehreren Privatgebäuden
in Moskau, einer Kirche im Dankoffschen
Kreise des Rjansanschen Gouvernements,
führte er in Sewastopol die Gedächtniskirche
St. Nikolaus zum Andenken an die bei Ver-
teidigung Sewastopols Gefallenen aus (voll-
endet 1870), die Kapelle über dem Grabe des
Fürsten Gortschakoff, die Kapelle auf der
Höhe von Inkermann, zur Erinnerung an die
Heerschau des Kaisers Alexander II. nach
dem Falle von Sewastopol und die Wladimir-
kirche in Sewastopol.
N. P. Sobko, Russ. Kstlcrlcx. — Zeitung
„rojioc-b“ (Die Stimme) St. Petersburg 1770, No.
32. — Cntal. illustr. Expos. Moscou 1882, S. 5H, 65.
IV. Ntumann.
A Wengen, s. W engen.
Awerchs, s. Averccht.
Awram (= Abram, Abraham). Meister
Awram, russ. Erzbildner, wahrcheinlich aus
Deutschland stammend, inschriftlich einer der
Verfertiger der berühmten ehernen, mit Re-
liefs geschmückten „Korssunschen Tür“ an
der Westseite der Sophicnkathedrale zu Now-
gorod. Als seine Mitmeister werden Riquin
und Waismuth genannt
N.P.Sobko, Russ. Kstlcrlcx. mit Abb.d.Tür. —
Meyer, Kstlcrlcx. — Mitthoff, Mittclalt.
Kstler. Nictlcrs. u. Wcstf. — Champeaux, Dict.
des Fondcurs (aus Magdeburg stammend). —
Adelung, Die Korssunschen Türen etc., Berlin
1823. — Maxapil, Apxeoaor. onnc. uepx. upemi.
m> Iloarop. (Makari, ArchSol. Beschreibung
kirchl. Altertümer in Nowgorod) II 271 — 274. —
CoaoBbcin., Onnc. Hoerop. Co«>. coöopa
(Ssoloffjeff, Beschreibung d. Nowgor. Sophien-
285
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Awramoff — Axentowicz
Kathedr.). — Eine gute Abb. d. Korssunschen Tor
in: Ap»H. pocc. rocyj. (Altertümer d. russ. Reichs)
Abt. VI, No. 21 — 26. IV. Ntumarm.
Awramoff (Abramoff), Gregor, russ.
Zeichner und Buchmaler des 17. Jahrh.,
wurde von 1668 — 76 an der Staatsdruckerei
in Moskau beschäftigt ; später außerctatsmäßig
angestellt. Von ihm Bildnis des Ephraim
Syrus, gestochen von F. J. Petrow für das
1647 von Ephraim herausgegebene Werk.
Mit dem „Goldmaler des Gesandtenamts"
Gregor Blaguschin verzierte er 1649 zwei
Drucke über das Leben des Wundertäters
Sabbas, die dem Zaren dargebracht werden
sollten. Im Mai 1677 wird er für eine Zeich-
nung der Figur des Evang. Lukas bezahlt.
N. P. S o b k o, Russ. Kstlerlex. — W. Rum-
j a n z of f in PoumicKiU: PyccK. rjWBcpw (R o w i n sk i :
Russ. Stecher) Moskau 1870, S. 367, 374, 875.
IV. Neumann.
Axandri, Tommaso, renommierter Glas-
maler in Venedig, wurde um 1400 nach Mai-
land berufen, um die Fenster im Dom zu
malen.
Atti dcll' Atcneo Veneto. Ser. II vol. II 172.
— Nuova Antologia, vol. 140 fase. IX 57. — P.
Molment i, Stör, di Venezia nella vita pri-
vata, Bergamo 1905 I 311. L. Ferro.
Axareto (Assercto), Antonio, Gold-
schmied in Genua im Anfang des 17. Jahrh.,
vielleicht ein Verwandter des Giocch. Asse-
reto. Von ihm ein großes Medaillon, welches
1626 in den Grundstein der Mauern Genuas
gelegt worden war.
O 1 i v i c r i, Un medaglionc storico Gcnovcsc.
Genova 1862. H. V.
Axareto, s. auch Assereto.
Axbeck, Maler um 1800. Nach seinem Por-
trät der Schauspielerin Betty Roosc (f 1808)
stach Stubenrauch ein bezeichnctcs Blatt 8vo.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Axcle, s. Axpoelc.
Axelson, Axel, schwed. Maler, geb. 24. 10.
1854 in Stockholm, f 10. 4. 92 in Lund, stu-
dierte an der Akad. in Stockholm 1872 — 76.
nachher in Düsseldorf und machte Studien-
reisen in Italien, Spanien und Nord-Afrika.
Er malte Kircheninterieurs aus der Rhein-
gegend, später meistens und am besten in
Aquarell, Architekturmotive aus Venedig,
Rom, Tunis und Marokko. G. Nordcnsvan.
Axelt, s. Azelt.
Axenfeld, Heinrich, russ. Maler des 19.
Jahrh., geb. in Odessa, Schüler von L. Cogniet
in Paris und dort tätig. Er malte anfangs
Porträts, später landschaftliche Genrebilder.
Sein Bild einer Hexe (La Strega), 1873 im
Salon, machte ihn in weiteren Kreisen be-
kannt.
Kunstchronik 1873, S. 194. — Singer, Kst-
lerlex. — Chronique des arts 1865, S. 14. — Pa-
riser Salon 1885, 1887, 1S88, 1889, 1890.
IV. Neumann.
Axentowicz, Theodor, poln. Maler, geb.
13. 5. 1859 zu Brassö (Kronstadt, in Sieben-
bürgen), absolvierte die Realschule in Lem-
berg, studierte 1879 — 83 in München, dann
bei Carolus Duran in Paris, wo er längere
Zeit lebte. Ein Aufenthalt in London 1893
machte ihn mit der älteren und der heutigen
englischen Kunst bekannt. Ein Moderner
durch und durch, hat er doch während seiner
im Auslande verbrachten Jahre alte Meister
studiert und kopiert : Correggio, Tizian, Velas-
quez und sogar Lebrun. 1895 wurde er Pro-
fessor der Krakauer Kunstschule und blieb
auf diesem Posten, als die Anstalt zur Kunst-
akad. erhoben wurde. Seit 1891 Associe der
Societe Nationale des Beaux-Arts (Champ-
de-Mars), gehört er zu den Begründern der
poln. Künstlcrgenossenschaft „Sztuka“ (= Se-
zession). Abgesehen von Jugendwerken,
wie „Würzburg im Jahre 1811“ und „Pol-
nische Gesandtschaft bei Heinrich III. von
Valois“, lassen sich drei zeitlich nebeneinan-
der laufende Richtungen in A.s Tätigkeit ver-
folgen: 1. Szenen aus dem Leben der ost-
galizischcn Bauern: Der Tanz, Begräbnis
(1887, 1895), ferner huzulischc Frauentypen
(1887, 1905). Diese Bilder tragen das Merk-
mal einer frischen, kräftigen, unmittelbaren
Naturanschauung. 2. A. wirkt auch als Por-
trätist, besonders als Maler von bald vor-
nehmen, bald pikanten Frauenbildnissen, in
denen er eine feine Empfindung für Farbe
und Verständnis für weibliche Grazie und
Schick zeigt. Diese Eigenschaften kommen
ebenso auch seinen aristokratischen Männer-
porträts zugute. Von seinen Porträts seien ge-
nannt: die Tragödin Sarah Bernhardt, ihr
Sohn mit seiner Frau, Gräfin Dzialynska —
alle in Paris entstanden. In London erfreute
sich A. einer außerordentlichen Beliebtheit
und malte eine Reihe von Bildnissen der
engl. Aristokratie; auch das vorzügliche, auf
der Lemberger Landesausstellung 1S94 mit
einer goldenen Medaille ausgezeichnete Por-
trät seiner Frau stammt aus dieser Londoner
Zeit. Zu den in Krakau ausgeführten Por-
träts gehören vor allem: Fürst Wladyslaw
Czartoryski, Erzherzog Karl Stefan (1900,
1903), die Töchter desselben etc. 1905 stellte A.
ein breit und flott gemaltes Bildnis des Kra-
kauer Stadtpräsidenten Friedlcin aus. 3. In in-
nigem Zusammenhänge mit seinen Porträts
stehen A.s ideale Frauenköpfc. Durch ihre
Verträumtheit den engl. Praerafacliten nahe,
haben sie anderseits einen feinen, leise sinn-
lichen Zug. (Gelbe Blume, Blaue Vase, beide
1900.) Voll innerlichen Lebens sind die „bei-
den Frauen in tiefster Trauer“ (1903). Er
wirkt auch als Autolithograph ; im Jahre 1896
lieferte er den Entwurf zu einem Fenster
für die Lemberger Kathedrale ritus latini.
S w i e >• k o w s k i, Pamictnik Towarzystwa P.
S. P. w Krakowie 1854 — 1904. — K. M. Kui-
raany in Die Kunst (Bruckmann) IX 289 f.
C. M. v. Görski.
286
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Axeochos — Axmann
Axeochos (Axiochos?), vielleicht Name ei-
nes antiken Gemmenschneiders. Jedoch be-
ruht die Kenntnis dieses Meisters lediglich
auf dem Abdruck einer jetzt verschollenen
Gemme, deren Echtheit nicht nachweisbar ist.
Andere erhaltene Steine mit diesem Namen
sind sehr verdächtig.
Brunn, Gcsch. d. gr. Kstler. II 557. — Ar-
chäol. Jahrb. III, Taf. 11, 11 ; IV 72. — P a u -
1 y - W i s s o w a, Realenc. II 2627, 3 (Rossbach).
Pemice.
Axereto, s. Assercto u. Axareto.
Axilette (Axilete), Alexis, Porträtmaler
in Paris, stellte wiederholt im Salon (1885 —
1901) und bei Georges Petit aus. Außer
Porträts malt er auch Figuren in Landschaft
wie „L’etc“, drei nackte Mädchen im Freien.
Salon 1891 (Abb. im Katalog). Auf der
Münchener Sezessions-Ausstellung 1896 war
er mit einem großen Pastell: Aurora (Mäd-
chenakt) vertreten.
Kunst f. Alle XI (1896), S. 291. — The Stu-
dio, vol. 35, p. 80. — Katal. d. Salon. H. V.
Axios, Gemmenschneider? Der Name be-
gegnet auf einem (antiken?) Stein mit der
Darstellung eines Steinbocks.
Brunn, Gesch. d. gr. Kstler. II 606.
s Pcrnice.
Axmacher, Karl, Porträtmaler in Düssel-
dorf, geb. 2. 6. 1874 in Düsseldorf. Besuchte
nach Absolvierung des Realgymnasiums
(1880 — 89) die Kunstakad. in Düsseldorf
(1890 — 97) und bildete sich privatim in Brüs-
sel 1898 und in Paris 1905 weiter aus. Por-
trät und Figuren. Board.
Axmann, Anton, Maler, nur bekannt als
Verfertiger eines Deckengemäldes in der
Pfarrkirche zu Zentbcchhofen (Oberfranken)
aus dem Jahre 1735.
Meyer, Kstlcrlex. H. V.
Axmann, Ferdinand, Historienmaler,
Sohn des Kupferstechers Josef Axmann, geb.
zu Wien 3. 11. 1838, besuchte die Malerschule
der Akad. der bildenden Künste und die
Meistcrschulc unter Kupelwieser u. C. Rahl,
wurde 1866 Professor an der Staatsoberreal-
schule in Salzburg und 1878 an der Staats-
oberrealschule des III. Bezirks in Wien, wo
ihm auch die Stelle eines Administrators der
Pensionsgesellschaft bildender Künstler über-
tragen wurde. Letzteres Amt bekleidet er
noch heute, während er als Professor des
Freihandzeichnens 1897 in den Ruhestand
trat. Wir verdanken ihm eine Reihe ausge-
zeichneter Altargemälde und Porträts, unter
letzteren die Bildnisse Adalbert Stifters (Linz,
Privatbesitz), Stelzhammcrs (Linzer Landes-
galerie), Grillparzers (Eigentum des ersten
Kaufmännischen Vereins in Wien) und sei-
nes Vaters, des berühmten Kupferstechers
Axmann ( Axmann-Zimmer im Brünncr Mu-
seum).
Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgesch.
Wiens 1788—1888 S. 11 f. W. Schram.
Axmann (Achsmann), Johann Ignatz
Anton, Porträt- und Historienmaler in Bres-
lau, geb. 1778, Sohn des Stadtchirurgen Jo-
seph A. in Neiße, lernt in Breslau bei Adal-
bert Longinus Höcker von 1795 — 1798. Ist
selbständig tätig seit etwa 1805. Erwirbt das
Bürgerrecht am 28. 11. 1817. Geschickter
Kopist alter Gemälde. e. Hintte.
Axmann, Josef, Kupfer- u. Stahlstecher,
geb. zu Brünn 7. 3. 1793, erhielt von dem
geschickten Historienmaler Weidlich den
ersten Unterricht im Zeichnen und Malen.
1811 kam er an die Akad. der bildenden
Künste in Wien und erhielt bald darauf in-
folge seines Stiches „Die Macocha“ von den
mährischen Ständen ein Stipendium für 6
Jahre. Seine Ausbildung in der Kupfcrstech-
kunst gewann er bei Joh. Blaschke. Auch
der berühmte Bartsch förderte sein künstle-
risches Streben. Nachdem A. durch viele
Stiche für ausländische Almanache einen
Ruf erworben hatte, erfand er 1829 eine Art
Hochätzung auf Zink und Kupfer. 1843 be-
schäftigte er sich mit Versuchen des Ätzens
von Daguerrotypen und wurde wirkl. Mitglied
der k. Akad. der bildenden Künste. Nach
langer und angestrengter Tätigkeit in Wien
übersiedelte er 1866 nach Salzburg, wo er
9. 11. 1873 starb. Die vollständigste Samm-
lung der Werke Axmanns befindet sich in
der Wiener Hofbibliothek. (Sie enthält auch
Probedrucke und verschiedene Stände ein-
zelner Platten.) Sehr reichhaltige Sammlun-
gen auch in der Wiener Albertina und im Ax-
mann-Zimmer des Stadtmuseums in Brünn,
nach Inhalt und Ausstattung ein Geschenk
des Wiener Historienmalers Prof. Ferd. Ax-
rnann. Die Zahl der nachweisbaren Stiche
A.s, welche durchweg eine vollendete klassi-
sche Technik und daneben eine poetische Art
des Vortrags offenbaren, beträgt 537 (Por-
träts, Landschaften, religiöse Gegenstände,
Genre, Kostümbilder und Vignetten). Von
diesen sind in dem von Dr. Cyriak Boden-
stein verfaßten Werke: „Hundert Jahre
Kunstgeschichte Wiens 1788 — 1888“ nicht
weniger als 308 sorgfältig verzeichnet. Zu
den populärsten Grabstichelarbeitcn unseres
Künstlers gehören die zahlreichen Blätter,
welche er zu den Werken des Dichters Adal-
bert Stifter, seines intimen Freundes, lieferte,
und das herrliche Blatt „Dichterliebc“ nach
J. Danhauser (österr. Kunstvcrcinsblatt 1848).
Schram, Verz. mähr. Kupferstecher (Brünn
1894) mit Literaturangaben und Schrams Auf-
satz „Das Axmannzimmer in Brünn“ (österr.
Rundschau IV 231 ff.). W. Schram.
Axmann, Karl, Miniaturmaler in Breslau
um 1835.
E. Lembergcr, Bcitr. z. Gesch. d. Minia-
turmalerei 1906. **
Axmann, Martinus, ungar. Maler des
17. Jahrh. Einzig beglaubigte Arbeiten sind
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Axpoele — Ayala
die reich ornamentierten Sgrafitto- Werke,
Ungar. Könige, Helden und Allegorien dar-
stellend, am Schloß Fries im Kom. Säros, un-
weit von Eperjcs. Daselbst signiert: Mar-
tinus * Axmann • Pinx • 1630. Wahrschein-
lich sind ihm auch andere derartige Sgrafitto-
Werke in Oberungarn, z. T. noch erhalten,
zuzuschreiben.
„Archaeologiai Ertesitö, ü. f.“ XI 33, Buda-
pest 1891. K. Lyka.
Axpoele, Daneel, Gcrard, Jacob und
Henri, s. Schluß d. Art. Willem v. Axpoele.
Axpoele, Jan van, Sohn des Daneel A.,
wurde in die Korporation der Gentcr Maler
1409 aufgenommen; einer seiner Bürgen war
Willem van Axpoele.
Victor van der Hacghen.
Axpoele (Axpolc, Axcle), Martin van,
Miniaturmaler von Brügge, 1489 — 92 nach-
weisbar. Arbeiten von ihm sind nicht bekannt.
Lc Beffroi IV 319/22. H. V.
Axpoele, Willem van, Maler, erscheint
zuerst in dieser Eigenschaft in einem Akten-
stück von 1402, das den Schöffen zu Gent
vorgclegt wurde, und in dem der Glasmacher
Jan van Aken als Bürge aufgeführt ist. —
Er nahm als Lehrling für 8 Jahre den jungen
Willem (Willckine) van Lovendeghem, Sohn
des Daneel, laut einem Aktenstück vom 17.
11. 1104. W. van Axpoele ist in der Ge-
schichte der vläm. Malerei durch den äußerst
merkwürdigen Vertrag vom 3. 6. 1419 be-
kannt (zuerst 1815 vom Chevalier Charles
Diericx veröffentlicht: Memoircs sur Ia villc
de Gand, t II, p. 73; zuletzt in den: Bulle-
tins de la societ£ d’histoire et d’archeologie
de Gand, 1899 p. 72, Artikel von A. van Wes-
veke, und p. 270, Artikel von Nap. de Pauw).
Zufolge dieses Vertrags verpflichteten sich
Willem van Axpoele und ein anderer Maler
aus Gent, „Jan Martins“, die Porträts der
Grafen von Flandern mit guter Ölfarbe (met
goeder olieverwen) wieder aufzufrischen, die
schon früher die Wände des ersten Vorsaales
des Schöffenhauses von der Keure schmück-
ten. Diese Porträts, welche ungefähr 30
Wandflächen füllen und alle Grafen und Grä-
finnen von Flandern bis zum regierenden Für-
sten, Jean sans Pcur, Herzog von Burgund
darstellen, sollen in gewisser Beziehung den-
jenigen gleichen, die in Kortryk existieren.
— (Zu bemerken ist hier, daß man im 19.
Jahrh. in der Notrc-Dame-Kirche zu Kor-
tryk sehr wichtige Spuren der Porträts ent-
deckt hat, auf welche in diesem Aktenstück
angcspielt wird, und die das Werk des Ma-
lers Jan van der Assclt [1372] waren). —
Die Rechnungen der Stadt Gent 1418 bis
1419, fol. 255v und 1419—1420, fol. 292, geben
Einzelheiten über die Zahlungen, die für
obengenannte Gemälde geleistet wurden. Wil-
lem van A. wird zum letzten Male in einem
Aktenstück genannt, das am 23. 10. 1436 den
Genter Schöffen vorgelegt wurde. Das ist
alles Authentische, was man über den Künst-
ler weiß.
Die biographischen Details, die E. de Bus-
schcr_ gibt in den : Rechcrches sur les peintres
gantois, 1859, und in der: Biographie nationale
de Belgique, t. I (1866) enthalten mit Wahr-
heit vermischte falsche Angaben. Was die Ma-
ler Gerard, Daneel, Jacob und Henri van Ax-
poele anbetrifft, die von einigen Autoren ange-
führt werden, so sind dies Personen, welche
niemals gelebt haben, ebensowenig wie der Bild-
hauer Willem von Axpoele, Sohn des Henri. —
Cf. V. van der Hacghen, Memoircs sur les docu-
ments faux rclatifs aux anciens peintres, sculp-
teurs et graveurs Flamands. (Acad. roy. de
Bruxelles) 1899. Victor van der Hacghen.
Axter, Ignatius, schles. Maler, nach-
weisbar 1735 — 1746, Schüler des Christian
Philipp Bentum, malte Fresken und Altar-
bilder für die Stadtkirche und das Kloster
Leubus und die Dorfkirche in Seitsch und
Camöse in Schlesien.
Schultz, Untersuchungen zur Geschichte
der Breslauer Maler, Breslau 1882.
C. Buchwaid.
Axtmann, J. P„ Porträtmaler in Prag, nach
ihm stach A. Birkhart 1725 das Porträt des
Grafen Jos. Joh. Franz in Wrbna und Freu-
denthal.
D 1 a b a c z, Böhm. Kstlerlex. 1815 p. 15S
No. 32. A\
Axtmann, Leopold, geb. 29. 4. 1700 zu
Fulnck in Mähren, war ein Schüler Hamil-
tons zu Wien und wurde einer der besten
Tiermaler seiner Zeit, besonders in Pferden
und Hunden. Sein Gönner war Graf Czemm
in Prag, in dessen Diensten er dort am 12.
10. 1748 starb.
Neue Bibi, der schönen Wisscnsch. und Kstc.,
20. Teil S. 146. — Ccrroni, Gesch. der bild.
Künste in Mähren und Schlesien III (Ms. des
Mähr. Landes-Arch.). — Bäuerle, Zeitschr.
f. Theater, Kunst und Lit. v. 29. 4. 1842. —
Dobrowsky, Böhm. Literatur I 229.
Ayala, Bernabc, span. Maler, geb. in
Sevilla im Anfang des 17. Jahrh., f daselbst
um 1672. Schüler und Nachahmer des
Zurbaran. Eine Zeit lang auch in Madrid
tätig. 1660 Mitgründer der Kunstakad. in
Sevilla, deren Mitglied er bis 1671 blieb. Bei
der Neugestaltung der Akad. 1673 fehlt sein
Name, so daß er wohl vorher gestorben ist.
A. malte für die Kirche S. Juan de Dios in
Sevilla eine Himmelfahrt Mariae, sowie ver-
schiedene andere Werke. Das Mus. in Sevilla
besaß 6 Bilder von ihm mit Aposteln und
Heiligen.
Cean Bermudez, Dicc. I 85. — Meyer,
Kstlerlex. A
Ayala, Diego de, Goldschmied in Medina
del Campo, fertigte 1504 einen goldenen
Becher für die Königin Isabella.
Marti y Monsö, Estud. histor. artist.
S. 304. M. v. B.
Ayala, Diego de, span. Maler. 1533 und
1534 in Sevilla urkundlich erwähnt.
G c s t o s o, Artif. Scvill. II 15. M. v. B.
288
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Ayala — Aye
Ayala, Diego de, span. Bildhauer aus
Murcia. Bruder des Francisco de A. Ar-
beitete 1583 mit diesem an dem Tabernakel
des Hauptaltars fiir die Pfarrkirche von Ju-
milla und zwar führte er die Bildwerke an
den Seiten aus.
Ccan Bcrmudez, Dicc. I 86— 87. A
Ayala, Francisco, Glasmaler, 1516 ver-
pflichtet er sich, die Fenster des Querschiffes
der Kathedrale von Palencia, sowie jene der
Capilla mayor, der Kapellen S. Pedro und S,
Ursula, Corpus Christi, S. Miguel und N.
Scnora la Bianca insgesamt für 30 Dukaten
in Gold auszubcssern. Er starb 16. 12. 1519.
V i fi a z a, Adic. II 38/39, M. v. B.
Ayala, Francisco de, Bildhauer in Vi-
toria, geb. 1518. 1553 als Zeuge erwähnt.
Martiy Monsö, Estud. histor. art. S. 178.
M. v. B.
Ayala, Francisco de, Bildhauer zu
Murcia zu Ende des 16. Jahrh,, lernte bei
Pedro Martinez de Castaneda zu Toledo, und
ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder, wo
er vorzügliche Arbeiten im Königreich Mur-
cia ausführte. In Jumilla übernahm er 1583
mit seinem Bruder Diego das Tabernakel für
den Hauptaltar der Pfarrkirche und lieferte
selbst davon die ganze Vorderseite, nament-
lich die bewunderten großen Reliefs mit der
Himmelfahrt und dem hl. Jacobus. 1584 voll-
endete er in Valencia das von Joseph Gonza-
lez hinterlassenc Tabernakel.
Ccan Bcrmudez, Dicc. I 85 — 87. —
Araujo Gomez, Escultura en Espana S. 603.
A
Ayala, Josefa de, span. Malerin in Obi-
dos (Portugal) und deshalb meist Josefa de
Obidos genannt. Geb. in Sevilla um 1630,
Schülerin und vielleicht auch die Tochter des
Landschaftsmalers Baltasar Gomez Figueira
oder Figucircdo. f 22. 7. 1681. Sie malte
meist Blumen, aber auch Heilige und Bild-
nisse, und stach auch in Kupfer. Bekannt
von ihr ist ein bczeichnctcs, 1653 datiertes
Blatt in der Ausgabe der Statuten der Uni-
versität Coimbra von 1654. Auch Arbeiten
in Kupfer und Silber werden von ihr ange-
führt, die in „Pontinho“ gearbeitet sind (mit
dem Hammer getriebene Punktierung).
Machado, Colleccäo de Mcmorias p. 77.
— Raczynski, Dict. p. 211 und Lcs Arts en
Portugal p. 246, 357. A
Ayala, Juan de, Goldschmied der Königin
Isabella der Katholischen. Er war ein Sohn
des Diego de A., welcher um 1510 Münz-
meister von Kastilien war. Die Namen bei-
der erwähnt Juan de Arphe in seinem Qui-
latador.
V i ft a z a, Adic. II 38 — 39. M. v. B.
Ayala, Luis de, Waffenschmied des 17.
Jahrh. in Toledo, von dem die Madrider Ar-
meria Real (Catal. 1898, p. 243) einen Gala-
degen mit reichem (späterem) Gefäß besitzt.
Er war der Sohn des berühmteren Thomas
Aialo; s. dort.
Nagler, Monogr. V 328 (Marken). *
Ayala, Martin de, Maler in Valladolid
um 1609.
Marti y Mons6, Estud. histor. artist.
S. 493. M. v. B.
Ayala, Melchior de, Kunst-Sticker, der
hauptsächlich für das Eskurial tätig war, wo
er anscheinend seit 1582 lebte und 3. 8. 1610
starb.
Vinaza, Adic. II 39. M. v. B.
Ayala, Pedro de, Bildhauer von Vitoria,
führte 1628 den schlichten Hochaltar der
Pfarrkirche von Mondragön in Guipüzcoa
aus. ein dreigeschossiges Werk mit Säulen-
stellungen, zwischen denen Nischen angeord-
net sind, im ersten Stockwerk die Statue Jo-
hannes des Täufers, im zweiten die hl. Jung-
frau, im dritten ein Kruzifix mit einem aber-
mals dreigeschossigen Tabernakel.
Viftaza, Adic. II 39—40. M. v. B.
Ayala, s. auch Aiala.
Ayanza, Geronimo de, Maler u. Kunst-
freund, Ritter des Alcantaraordens, lebte in
Madrid um 1620. Pachcco u. Palomino nen-
nen ihn einen geschickten Maler.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 87 — 88. A
Aybar Ximenes, Pedro, span. Maler um
1682 in Calatayud. Schüler und Verwandter
des Francisco Ximenes, der eine Zeitlang in
Rom studierte und den Stil der römischen
Schule auf seinen Schüler übertrug. A. malte
für die Marienkirche in Calatayud 1682 eine
hl. Familie, die Geburt Christi und die An-
betung der Könige. Das Museo provincial in
Zaragoza besitzt von ihm drei Bilder mit
Passionsszenen.
P o n z, Viaee de Espana XIII. — Cean
Bermudez, Dicc. I 88. — Vinaza, Adic.
IV 88. A
Aycard, Bildhauer in Marseille, nur bekannt
durch ein Schreiben vom 24. 6. 1777, in wel-
chem er den Rat von Toulon um den An-
kauf dreier von ihm verfertigter Porträtbil-
der von Louis XVI. angeht.
Nouv. Archiv, de l’Art fran?., III S6r. 1887,
p. 340, 1894, p. 202. H. V.
Aycart, C 1 e m c n t c, um 1789 Modelleur
der Fayence-Manufaktur zu Alcora bei Va-
lencia ; besonderen Ruf genossen seine Tiere.
R i a fi o, Industr. arts in Spain S. 196.
Aychmayer, Johan Christiaan, der
Sohn eines Laurcns A., hat, noch nicht großj.,
1786 in Rotterdam eine Kompanie für sechs
Jahre mit Matthys d’Sallicth ebendaselbst ge-
schlossen. Zu dem von ihm selbst übersetzten
Schauspiel „De dubbele Kindcrlicfdc“ von F.
G. von Nesselrodc, Haag 1789, hat er ein
Titelblatt radiert.
Rottcrdamsche Historiebladen III 1 675 — 677.
E. IV. Mocs.
Aye, Caspar, Steinmetz in Görlitz, ur-
kundlich nachweisbar 1479 — 1500, als Par-
Kür.silerlcxikon. BJ. II.
28g
»9
Ayembre — Aymericus
lirer der Kreuzkapelle des „Heiligen Grabes“
in Görlitz erwähnt. C. Buchwald.
Ayembre (Aijembrc), Giovanni, vläm.
Maler, 1597 in Rom, nur urkundlich dadurch
bekannt, daß Paul Bril 27. 3. 1597 die Bürg-
schaft für die Mitgift von Ayembres Frau
übernahm.
Obreen, Archief III 212. H. V.
Ayers, C. R., Architekt in London, stellte
1827 — 1829 Entwürfe für Wohnhäuser in der
Roy. Academy aus. — Ein C. Ayers (viel-
leicht der Obige?) war dort schon 1823 mit
einem Ticrbilde (Sau mit Ferkeln) ver-
treten.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1903,
I 81. ••
Ayes, Francesco, wenig bekannter Vero-
neser Maler (u. Stecher?) des 18. Jahrh.
Bernasconi, Studi p. 383. **
Ayettes, J. d e s, französ. Bildhauerin, stellte
im Pariser Salon 1889 — 1893 Porträtmedail-
lons und wcibl. Studienköpfe aus. H. V.
Aylesford, Hcncage Finch, 4th Earl
of, früher Lord Guernsey, Dilettant im Ra-
dieren u. Aquarellieren, aber von besonderem
Geschick und Geschmack, geb. 15. 7. 1761 in
London, f 20. 12. 1812. Ein großer Bewun-
derer der Landschaften von Rembrandt, ist er
in seinen Radierungen einer der glücklichsten
Nachahmer dieses Meisters. Manchmal be-
zeichnet er seine Blätter mit A unter Bei-
fügung eines Datums und hie und da eines
Titels; doch fehlen diese Kennzeichen in den
ersten Drucken oft. Ottley, Notices, hat das
Oeuvre, wohl ziemlich vollständig, zusammen-
gestellt. Aylesford stellte auch in den Jahren
1786 — 1790 als „Ehrcn-Aussteller“ in der
Royal Academy 7 Architckturansichten, dar-
unter dreimal Alnwick Castle, aus. Drei
Sepiazeichnungen von ihm im British Mus.
Meyer, Kstlcrlcx. — Rcdgrave, Dict. —
Graves, Royal Acad. Exb. I. — Binyon,
Catal. of drawings in the British Mus. **
Ayling, Albert W. (R. C. A.), engl.
Porträtmaler der Gegenwart, f um 1905,
stellte seit mehr als einem halben Jahrhun-
dert aus. Von 1853 — 1892 war er fast alljähr-
lich in der Roy. Academy vertreten, seitdem
stellte er meist in Liverpool und in der Roy.
Cambrian Academy bis 1905 aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 81. — The Ycars Art. *•
Ayling, J., Porträtmaler in London, stellte
von 1823 — 1842 eine lange Reihe von Por-
träts, meist Herrcnbildnissen, in der Roy.
Academy aus.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 82. *•
Ayllön, D. J o s 6 d e, Goldschmied aus Cor-
dova und Schüler des D. Blas Antonio de la
Cruz. 1745 lieferte er sein Meisterstück, eine
Monstranz, und 1747 ließ er sich in Aguilar
de la Frontera nieder, wo er zum Aufseher
der dortigen Goldschmiede bestellt wurde.
R a m i r e z, Artist Cordob. S. 87. — Vifla»
z a, Adic. IV 88. Af. v. B.
Ayllon, Martin, Maler in Sevilla. 1530
erscheint sein Name in Urkunden des Ar-
chivs des Alcazar.
G e 8 t o s o, Artif. Sevill. II 15. Af. v. B.
Aylmer, George R., engl. Zeichner der
Gegenwart in London, machte sich durch
sehr tüchtige, aber etwas altmeisterlich ge-
haltene Zeichnungen historischer oder bibli-
scher Sujets bekannt. Genannt seien davon:
Christi Berufung an St. Peter, Seine Lord-
schaft, Velazquez aufgebahrt; letztere beiden
abgebildet im Art Journal 1896, 58 u. 1898,
280. **
Aylmer, T. B., engl. Landschaftsmaler,
Zeichner und Aquarellist, tätig im II. Drittel
des 19. Jahrh. Er stellte 1838 — 1855 zahl-
reiche Ansichten und Landschaftsbilder von
seinen Reisen in Belgien, Deutschland und
Italien in der Roy. Academy aus. — W. J.
Cook hat nach ihm „Rock and Promontory
of Scylla" gestochen und G. P. Nicholls sei-
nen „Marktplatz von Lüttich" in Holz ge-
schnitten.
Meyer, Kstlerlex. II 493. — Graves, Roy.
Acad. of Arts 1905, I 82. **
Aylward, William James, amerikan.
Illustrator, geb. 5. 9. 1876 in Milwaukee. Er
ist besonders gut in Bildern von der See.
Seine bedeutendste Arbeit sind die Illustratio-
nen zu Jack Londons „The Sca Wolf'.
Edmund von Mach.
Aymard, Simon. Ornamcntbildhauer, ar-
beitete 1383 an der Ausschmückung des
Schlosses, welches Herzog Jean de Berry sich
in Poitiers bauen ließ.
L a m i, Dict d. sculpt. 1898. R.
Ayme, Genfer Goldschmiedfamilie, Ende
des 17. bis Ende des 18. Jahrh., deren Ver-
treter: Isaak, Pyramus und Marc nur ur-
kundlich bekannt sind.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
Aymeric, Kanonikus und Werkmeister an
der Kathedrale von Toulouse, t 1282. Nur
bekannt durch sein bilderreich geschmücktes
Grabmal, früher im Kreuzgangc der Kathe-
drale, jetzt im Museum zu Toulouse.
J. de Lahondis, L’^glise St. Etienne,
cath^dr. de Toulouse p. 32. — E. Ro sch ach,
Catalogue du Musie de Toulouse p. 235. —
B a u c h a 1, Dict des Archit C. Enlart.
Aymeric, s. auch Aymeric.
Aymericus Christian i, Goldschmied u.
Emailleur in Limoges. Ein kupfcrvergolde-
tes Reliquiar mit dem Haupte des heil. Fer-
reol in der Kirche zu Ncxon (Haute-Vienne)
trägt auf der Rückseite seine ausführliche
Signatur mit dem Datum 1346. Das Werk
selbst ist nach Molinier nur eine ziemlich
mittelmäßige Arbeit. — Auch ein Aymericus,
Petrus, Emailleur in Limoges, wird 1336 er-
wähnt.
Molinier, Dict. d. Emailleurs 1885 p. 19
290
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Aymerie — Ayres
(mit Faksimile der Inschrift). — Ardant, Les
imailleurs limousins. **
Aymerie oder Esinery, Michel, französ.
Bildhauer, in Paris tätig, wurde 1669 Mit-
glied der Acad. de St Luc. Er lebte noch 1682.
Lami, Dict d. sculpt. frang. sous Louis XIV.
Lami.
Aymery, Nicolas, Münzgraveur, Paris,
geh. 1502, machte die Wappcnjetons für die
Königin von Navarra (1531) und für ihre
Offiziere, 1534 auch für ihren Sekretär Gal-
liot Mandot.
J. A. B 1 a n c h e t, Les grav. en B6am. *•
Aymieutz, Pierre, Architekt, gcb. 1221,
+ um 1269, seit 1254 maitre des oeuvres und
vereidigter Sachverständiger in Montpellier,
nur urkundlich bekannt.
B 6 r a r d, Dict. biogr. d. art. frang. 1872.
H. V.
Aymonier, Jean Charles, Architektur-
maler und Zeichner in Genf, geb. 18. 9. 1803
daselbst, f 26. 6. 1892, studierte an der Gen-
fer Akad. und in Italien, später als Zeichner
bei der Stadtverwaltung beschäftigt Zahl-
reiche Zeichnungen von ihm in dem Album
pittorcsque de Ia Suisse romande. Auch ein
großes Ölgemälde (Kircheninneres) u. Litho-
graphien werden von ihm erwähnt
Brun, Schweiz. Kstlerlex. 1905. H. V.
Aynard, J., Genremaler in Paris, stellte im
Salon 1898, 1900 und 1901 aus. h. V.
AynS, L. A., französ. Landschaftsmaler,
stellte im Pariser Salon 1879, 1884 und 1888
aus. • h. V.
Aynssa, Fr. Aniceto de, Architekt, geb.
zu Aynssa 1640. 1671 legte er im Domini-
kaner-Kloster zu Zaragoza Profeß ab und
starb 24. 11, 1698. Er führte den Cimborio
der Kirche seines Klosters auf und verfaßte
1691 einen Traktat, in dem die Sicherheit der
Konstruktion desselben bewiesen wurde. (Die-
se Kirche ist jetzt dem hl. Herzen Jesu ge-
weiht)
Vifiaza, Adic. II 40. M. v. B.
Ayrard, s. Errard.
Ayrer, Christian Victor, Radierer,
doch nur Dilettant in dieser Kunst zu Nürn-
berg. Geb. 15. 6. 1650 — die Bezeichnung
„actatis LIX“ auf dem von 1705 datierten
Bildnis A.s von P. Decker beruht vermutlich
auf einem Versehen — zu Bernburg, wurde
1688 „Genannter“ in Nürnberg, später Spital-
meistcr und starb — als letzter seines Ge-
schlechts in Nürnberg — am 12. 11. 1719.
Es rühren von ihm eine Anzahl künstlerisch
ziemlich minderwertiger Bildnisradierungen
her, die zumeist Verwandte von ihm dar-
stellen und sich von W. Schmidt nach Pan-
zers „Verzeichnis von Nürnberger Porträten“
in Meyers Kstlerlex. aufgezählt finden.
Kroker in den Mitteilungen d. Vereins f. d.
Gesch. der Stadt Nürnberg XIV 188. — Pan-
zer, a. a. O. — Nagler, Monogrammisten II
No. 764, 782; III No. 1346. — Meyers
Kstlerlex. Th. Hampe.
Ayrer (Airer), Georg, „Ätzer“ — also
wohl Ätzmaler, doch kaum im Sinne von
Radierer, sondern eher ein Künstler, dessen
Tätigkeit im Verzieren von Harnischen mit
Ätz- und Eraailarbeit oder auch im Ätzen
steinerner Tischplatten usw. bestand — und
Bürger zu Nürnberg, mußte 1539 nach dem
Tode seiner Frau Katharina, mit der er „ein
Kind mit Namen Jorgle“ erzeugt hatte, seine
gesamte Habe „inventiern und schätzen“ las-
sen, wobei sich nach Abzug der Schulden die
Summe von 17 fl. 3 U 11 ^ ergab (Nürn-
berger Stadtarchiv: Inventare IX BL 201a).
Th. Hampe.
Ayrer (Airer), Johann, von Nürnberg,
hinterließ nach Naglers schwer zu kontrol-
lierender Angabe (Monogrammisten III
No. 1782) „Zeichnungen, welche einen ge-
schickten Dilettanten verraten. Eine solche
mit I. A. und der Jahreszahl 1579 stellt
den hl. Franziskus in der Stigmatisation nach
A. Dürers Holzschnitt (Bartsch 110) vor.
Das Bild ist mit der Feder Umrissen und in
Farben übergangen“. Th. Hampe.
Ayrer, Justine, gcb. zu Danzig 1704,
Schülerin von Dumas, malte Bildnisse und
Genrebilder in Miniatur. Sie war die Tante
und erste Lehrerin des berühmten Daniel
Chodowiecki.
F ü 8 s 1 i, Kstlerlex. — F i o r i 1 1 o, Gesch. der
Malerei in Deutschland. III 405. — W. Engel-
m a n n, Daniel Chodowieckis sämtliche Kupfer-
stiche. 1857 p. XXXIII. •*
Ayrer, Michael I, Hofseidensticker, Dres-
den. Er wurde 1539 geboren und kam
später als Hofseidensticker nach Dresden, wo
er die Tochter des Hofseidenstickers C. Bley-
felder heiratete und 1582 starb.
F ü s s 1 i, Neue Zusätze 1824. R. Bruck.
Ayrer, Michael II, Sohn des Michael I
A., gcb. 1579 in Dresden, f das. 1635, Gold-
schmied und Ratsmitglied.
F ü s s 1 i, Neue Zus. 1824. ***
AyTes, Pietro, Turiner Porträtmaler, geb.
in Savigliano 9. 11. 1794, f H. 7. 1878 in
Turin, nahm 1812 an Napoleons I. Feldzügen
teil, arbeitete in Warschau (Willanow) und
England und war nach seiner Rückkehr ins
Vaterland zuerst in Rom, später in Turin
tätig. 1830 ernannte ihn König Carlo Al-
berto zu seinem Hofmaler und zum Professor
der Akad. Seine zahlreichen Porträts fan-
den seinerzeit lebhaften Beifall. Gelegent-
lich malte er auch Historienbilder, z. B. Ha-
gar in der Wüste und dekorative Bilder in
Schlössern und Kirchen.
Stella, Pittura e scultura in Piemonte. —
Meyer, Kstlerlex. H.
Ayres do Quental s. Quental.
Ayres, Thomas, Kupferstecher, am Ende
des 17. Jahrh. zu London. Von ihm:
2 Bll. zu einem Schreiblchrebuchc. Sehr
zierlich gestochen und mit Ornamenten ver-
ziert. Das Buch wurde (nach einer handschr.
291 19*
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Ayrton — Azcutia
Notiz auf dem Ottley vorliegenden Excmplr.)
1694/05 herausgegeben und dem König Wil-
helm gewidmet. Auf dem einen dieser Bll.
steht: Ayres Londini Faciebat, auf dem an-
dern : Tho. Ayres fecir.
Meyer, Kstlcrlex. *•
Ayrton, Mmc A n n i e, engl. Blumen- und
Stillebcnmalerin in Paris, stellte von 1879
bis 1888 wiederholt in der Roy. Academy,
von 1881 — 1887 auch im Pariser Salon aus.
— Sie hat auch radiert, z. B. einen Kinder-
akt und „Küchenecke“.
Graves, The Roy. Academy of Arts, 1905,
I 82. — Katal. des Salon. •*
Ayrton, O. Maxwell, moderner engl.
Architekt, stellte seit 1S99 mehrmals in der
Roy. Academy in London Bauentwürfe aus.
Besonders erwähnt seien die originellen Wet-
terfahnen, die er entworfen und in seinem Ar-
tikel über Wetterfahnen (im Studio XXVIII
129 ff.) abgebildct hat. **
Aysteter (Eichstätter ?), Georg, Maler,
ward 19. 11. 1496 in Nürnberg als Bürger
aufgenommen.
Gümbel im Repert. f. Kstwiss, XXIX 331.
Th. Hampe.
Ayton, Charles W., amerikan. Bildhauer
der Jetztzeit, geb. in St. Louis, Schüler von
Dubois und Gauquie in Paris, wo er lebt und
sich einen guten Ruf erworben hat. Seit
mehreren Jahren stellt er im Salon aus. Eine
seiner besten Arbeiten befindet sich im Mu-
seum of Fine Arts, St. Louis.
Edmund von Mach.
Ayuso, Emilio Rodriguez, span. Ar-
chitekt, geb. 28. 9. 1845 zu Madrid, dessen
Hauptwerk der große Stierkampfplatz in
Madrid ist, aus Stein u. Eisen in arabischem
Stil unter Mitarbeit von Alvarez Capra erbaut.
J. S a n c h e z N e i r a, El Toreo 2 vol. Ma-
drid 1879. P. Lafond.
Ayz (?), Castellanus van Levcrdcn, „Schil-
der“ (Maler), 1618 im Emdcr Bürgerbuch
genannt (civis factus, juravit et solvit).
Jahrb. d. Gesch. für bild. Kst., Emden 1899
p. 182. Hs. Loose .
Azaire, E t i e n n c d’, Kanonikus der Kathe-
drale zu Angers, leitet den Bau des Krcuz-
schiffcs dieser Kirche 1230 — 1236.
B a u c h a 1, Dict. d. Archit. frang. 1887.
H. V.
Azaldegui, Juan de, Bildhauer, ein Bis-
kaycr. 1603 vergrößerte er den Hochaltar
der Pfarrkirche von Renteria, 1605 fertigte
er noch 4 Statuen für denselben an. 1608
machte er für die gleiche Kirche das Monu-
ment, welches in der Karwoche aufgeschla-
gen wird. 1610 starb er.
V’ i n a z a, Adic. II 40. M. v. B.
Azalte y Ramira, J o s. A n t. In der Auk-
tion der Bibi. Jussieu in Paris am 11. 1. 1858
kamen von ihm 25 Zeichnungen von ameri-
kanischen Tieren und Pflanzen, fol.. vor.
Nouv. Arch. de l’art frang. III scr. VIII (1892)
p. 223. *•
Azam, Jean-Baptist e, Blumen- und
Stillebenmaler in Paris, stellte 1876, 78, 79
im Salon aus.
Bcllier-Auvray, Dict. gen., Suppl.
H. V.
Azambre, E t i e n n e, französ. Maler der
Gegenwart, stellte im Pariser Salon 1885 bis
1901 fast regelmäßig aus. Er behandelte
meist religiöse und Genrestoffe wie: S. Fran-
ziskus predigt den Vögeln; Jesus bei Maria
u. Martha; Traum d. hl. Caccilie; Inspiration;
Zimmermusik. In allen diesen Bildern spricht
sich eine altertümelnd-naive und wenig phan-
tasievolle Auffassung aus.
Katal. des Salon (z. T. mit Abbild.). H. V.
Azara (Dazara), span. Maler im 17. und
18. Jahrh.
Z a n i, Enc. II. 258.
Azard, G u y o n, genannt Guinet de Lacus
oder 1c Phifon, französ. Maler, wird in einer
Liste der „Maitres Pcintrcs de Bordeaux“, die
von 1525 — 1620 reicht, aufgeführt.
Reun. des Soc. des b.-a. XXI 820.
Azarello, venezianischer Maler und Mönch
um 1639, nahm den Namen des Ortes Aza-
rello bei Piove di Sacco an, den er als Geist-
licher zu versorgen hatte und wo er jung
starb. Im Museum Gualdo in Vicenza ist von
ihm ein Bild auf Holz von schöner Erfindung
und gutem Kolorit, das den Apostel Petrus
darstellt mit vielen Personen, einem schönen
Brunnen und einem schönen jungen knienden
Mädchen mit gefalteten Händen (9. Thekla),
welches die Taufe empfängt.
Nuovo Arch. Vcneto VIII, parte II p. 415.
L. Ferro.
Azbe, Anton, Maler ti. Leiter einer sehr
bekannten Münchener Malschule, aus der viele
tüchtige Künstler hervorgegangen sind. Er
stammte aus Laibach (geb. 1859), war anfangs
Kaufmann, studierte in Wien und München
und wirkte lange Jahre als Lehrer der Ju-
gend, die ihn wegen seiner Unterweisung und
der Originalität seines Wesens schätzte. Er
starb in München anfangs August 1905.
Kunstchronik N. F. XVI 505 (Nekrol.). H. V.
Azberto Dezplä, J a i m e, Maler in Barcelo-
na. In einer Urkunde vom Jahre 1408 er-
wähnt.
V i ft a z a, Adic. I 21. M. v. B.
Azcutia, C o s m e de, Maler in Valladolid.
1578 malte er ein Bild der hl. Elisabeth über
dem Portal des Klosters; im gleichen Jahre
übernahm er in Gemeinschaft mit dem Bild-
hauer Andres de Rada einen Altar für die
Michaclskapelle der Kirche S. Paul. 1596
übernimmt er mit Juan de Vila, Kunsttischler,
den Altar für die capilla mayor der Kirche
der hl. Jungfrau in Castrobega. 1597 hat er
ein Gitter im Franziskaner-Kloster zu Bena-
vente zu bemalen und zu vergolden. 1599
arbeitet er mit anderen an dem Trauergerüst,
welches die Universität in Valladolid für die
2g2
Aze — Aznar
feierlichen Exequien Philipps II. aufschlagcn
ließ.
Marti y Monsö, Estud. histor. art. S. 235
etc. M. v. B.
Am (od. Asse), Pariser Gießer u. Ziseleur,
um 1789, geschätzt wegen seiner Fassungen
von Porzellan und kostbarer Vasen. — Ein
Ziseleur Asse machte in der Empirezeit eine
Reiterstatuette von Napoleon I., von der im
Mus6e Napoleon in S. Martino auf Elba ein
Exemplar war.
Champcaux, Dict. d. fondeurs. *•
Aze, französ. Kupferst (auch in Punktier-
manicr), in Paris zwischen 1828 und 1885
tätig. Genannt wird von ihm ein Porträt Gre-
gors XVI. und „Siege de York-Town etc.
1781“ nach Coudcrs Gemälde in Versailles.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc, Manuel.
J. Cuiberl.
Aze, Adolphe, französ. Maler, geb. 4. 8.
1823 in Paris, f ebenda 19. 8. 1884, Schüler
von Robert- Fleury, besuchte in den Jahren
1842 — 44 Italien und den Orient und stellte
nachher teils Historien in der kalten und
korrekten Art Robert-Flcurys, teils orien-
talische Volksszenen aus, wie sie damals durch
Decamps, Marilhat, Delacroix usw. in die
Mode gekommen waren. Einige dieser Bil-
der, so das Eingcborenen-Tribunal in Algerien
und die Waschungen in der Moschee vom
Jahre 1865, sind recht tüchtige Leistungen,
indessen erhebt sich A. doch nur selten über
ein anständiges Mittelmaß hinaus. Im Mu-
seum von Rodez befindet sich eine Rats-
sitzung von Kardinälen aus dem Jahre 1851
von ihm.
Bellier-Auvray. Dict. gen. u. Suppl, —
Chronique d. arts 1884 p. 105 (Nekrolog).
K. E. Schmidt.
d’Azeglio, Massimo Taparelli, Mar-
chese. Staatsmann und Minister König Karl
Alberts, geb. 2. 10. 1798 in Turin, hatte in
seiner Jugend eine Zeitlang in Rom als Maler
studiert. In den Jahren 1835 — 43 stellte er
seinerzeit gerühmte Landschaften (oft mit
historischer Staffage, z. B. mit der Schlacht
bei Lcgnano oder dem Kampfe bei Barlctta)
aus. t 15. 1. 1866 in Turin.
M. T a b a r r i n i, Di Massimo d’Azeglio. —
Rassegna Nazionale vol. 106, 477 — 94. — Vinc.
G a r e 1 1 i, I contcmporanci ital. — Meyer,
Kstlerlex. H.
d’Azeglio, Roberto Taparelli, Mar-
chese, Bruder des Massimo, Begründer und
Direktor der Turiner Galerie seit 1830, geb.
zu Turin am 24. 9. 1790, f daselbst am 24. 12.
1862. Sein Hauptverdienst liegt in der Or-
ganisation der Galerie, über die er 1836 — 46
das Tafelwerk La Reale Gallcria di Torino
illustrata (4 Bdc. mit 164 Kupfern, fol.) her-
ausgab ; ferner in einer Reihe von ästhetischen
und kunsthistorischen Studien. Als Kunst-
dilettant malte er einige Historienbilder und
Aquarelle und zeigte sich als geschickter
Zeichner in Karikaturen-Federzeichnungen.
Stella, Scultura e pittura in Piemonte. —
Meyer, Kstlerlex. H.
Azel, E., s. Atsel.
Azel, Johann Jakob, Baumeister in
Württemberg, geb. 1754, f 1820, Schüler der
Karlsakademic.
Kst.- u. Altcrtumsdcnkmale i. Königr. Würt-
temberg, Kcckarkrcis 587. H. V .
Azelt (Azold, Atzelt etc.), Johann,
Zeichner und Kupferst. zu Nürnberg, geb. da-
selbst 1654, nachweislich — namentlich im
Porträtfach und für Buchausstattung —
tätig von 1672 — 1692, talentvoll und frucht-
bar, aber bald in Handwerksmäßigkeit aus-
artend. Ein Verzeichnis seiner Blätter in
Meyers Kstlerlex.
Vgl. Panzer, Verzeichnis von nümberg.
Porträten (1790) S. 8. — Baader in Zahns
Jahrbüchern f. Kstwisscnsch. I 252. — Nagler,
Monogrammisten Bd. I No. 60, 726 u. 741 ;
III No. 1771 u. 1781. — Schmidt in Meyers
Kstlerlex. (mit weiteren Literaturangaben).
Th. Hampe.
Azer, s. Adzer.
Azevedo, Ramon Jose d', Ornament-
bildhauer in Holz zu Lissabon, arbeitete an
der Orgel zu Mafra und starb etwa 1825,
70 Jahre alt.
Raczynski, Dict. p. 18. A. Haupt.
Azibert, J.. Porträtbildhauer in Paris, stellte
zwischen 1887 und 1897 wiederholt und zwar
meist Medaillons in Terrakotta im Pariser
Salon aus. H. V.
Azilli, D o m c n i c o, italien. Kupferstecher,
geb. in Piacenza am 4. 5. 1818, f ebenda am
11. 3. 1896. Ausgebildet am dortigen Istituto
Gazzola, widmete sich A. mit gutem Erfolge
der Ausführung von Illustrationsstichcn
kleinsten Formates, für die er auf der Wie-
ner Weltausstellung 1873 prämiiert wurde.
Gemini, Not. d'uom. illustri Piacentini
(Mscr. in Piacenza, Bibi. Passerini Landi). —
A m b i v c r i, Art. Piacentini (1879) p. 235.
St. Lottici.
Azilo (Acillo), Giulio d\ Maler, arbei-
tete 1558 als Gehilfe seines Verwandten Mar-
co Mazzaroppi an den Fresken der Unter-
kirche zu Monte Cassino.
Caravita, I codici e le arti a Monte Cas-
sino 1871, III 45, 49, 50. — Meyer, Kstlerlex.
H. V.
Azling, Karl, Ungar. Bildhauer und Holz-
schnitzer, geb. zu Ofen, Ungarn, Ende des
18. Jahrh., wirkte daselbst als Holzschnitzer
und bekam 1819 Anstellung an der Akad.
zu Leipzig.
S z a n a, „Szäz iv a magyar müveszet tör-
teneteböl.“ Budapest 1901. K. Lyka.
Aznar, Fray Atanasio de, Franziska-
ncrmönch und Baumeister in Aragonien. Sein
Hauptwerk ist die Pfarrkirche von Munebre-
ga im Distrikt Calatayud, die aber erst nach
seinem Tode 1760 ihre Vollendung fand. Er
293
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Aznar — Azzerboni
wurde 1758 zum Ehrenmitglied der Akad. S.
Fernando ernannt und starb 1764.
Llaguno y Amirola, Notic. IV 276. A
Aznar, J a i m e, Goldschmied, Bürger in
Zaragoza, fertigte 1618 einen reichen Kelch
für die Pfarrkirche von S. Felipe und San-
tiago.
V i fi a z a, Adic. II 41. U. v. B.
Aznar, Oliver Mariano, span. Maler
der Gegenwart in Zaragoza, stellte 1904 auf
der internat. Kunstausstellung in Düsseldorf
die beiden Bilder aus „Chordirektorprüfung
im Jahre 1800 in der Kirche El Pilar in Zara-
goza" und „Der Vater kommt". *•
Aznar y Garda, Francisco, span. Maler,
geb. in der 1, Hälfte des 19. Jahrh. zu Zara-
goza, Schüler der Akad. San Fernando zu
Madrid, ging 1864 nach Rom. Sein erstes Ge-
mälde, das von 1858 datiert, wurde sehr gün-
stig aufgenommen; 1860 sandte er ein Ge-
mälde auf die National-Kunstausstellung zu
Madrid: St. Hermenegild im Gefängnis, das
alsbald berühmt und von der Regierung für
das National-Mus. erworben wurde (heute in
der Universität zu Barcelona befindlich). Von
weiteren Werken nennen wir: Ein verwun-
deter Krieger; Sappho (in der Akad. San Fer-
nando) ; Der König Recaredo II. (für die
chronologische Serie der Könige von Spanien
ausgeführt) ; Die Schlacht von las Navas de
Tolosa (von der Provinzial-Gesandtschaft
Tarragonas bestellt) ; Das Leichenbegängnis
Karls V.; Die Meuchelmörder von Escobedo;
das Porträt von Ventura de la Vega (Eigen-
tum des wissenschaftlichen Athenäums zu
Madrid) ; das Porträt der Gattin des Archi-
tekten Jarefio u. a. Man verdankt ihm ferner
die ebenso glänzende als geistvolle malerische
Ausschmückung des Cafe Madrid in dieser
Stadt. Er lieferte auch Zeichnungen für die
Iconografia espafiola von Cardcrcra, für das
Museo espanol de antiquidades und veröffent-
lichte das wertvolle Werk der „Indumentarias
cspafiolas". 1875 wurde er zum Hilfslehrer
für Zeichnen am Konservatorium der Künste
zu Madrid ernannt und 1881 wurde er von
der Regierung abgeordnet, um im Auslande
die Organisation der Kunstschulen und des
Unterrichts in diesen Instituten zu studieren.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
artistas cspanoles del siglo XIX. Madrid 1883/4,
P. La j und,
Azold, s. Azelt. .
Azon, 986 Bischof von Seez, soll selbst
Werkmeister am Bau der von ihm neu er-
richteten dortigen Kathedrale gewesen sein.
Das Baumaterial hierfür wurde aus der ab-
gebrochenen älteren Domkirchc sowie aus den
Befestigungsbauten der Stadt gewonnen. Die
fast ausschließlich aus Holz erbaute Kirche
wurde 1048 durch eine Feuersbrunst wieder
zerstört.
F € 1 i b i e n, Ric. Hist, de la vie et des ou-
vrages des plus celebres architectes. — Bau-
c h a 1, Dict des Archit. — V. Ruprich-Ro-
b e r t, La cath6dr. de Seez. C. Enlart.
Azure, Jacques, Maler in Paris, am 21.
3. 1778 daselbst genannt.
Nouv. archiv. de l'art Iran?. VI 1885 p. 96.
H. V.
Azunnendi, D. Felipe, Bildhauer und Ar-
chitekt, geb. in Idiazabal in Guipüzcoa vor
der Mitte des 18. Jahrh., f in Alzo de Abajo
1798. Für die Kirchen Guipüzcoas hat er
eine überaus große Anzahl von Statuen, Bas-
reliefs und Altarwerken geliefert, fast alles
im churrigueresken Styl, einiges allerdings
auch nach Plänen von Ventura Rodriguez,
Diego de Villanueva und Silvester Perez.
Seine Hauptwerke befinden sich in den Kir-
chen und Klöstern von Allegria, S. Sebastian,
Renteria, Andoain, Alsasua, Ibarguren, Sc-
gorrctan, Urbieta, Azcoitia, Ezurquil, Tolosa
etc.
V i fi a z a, Adic. II S. 41—42. M. v. B.
Azzali, Baldassare und Giovanni
B a 1 1 i s t a, Holzschnitzer in Ferrara um
1582. Der erstere machte ein Tabernakel für
die Compagnia della Morte 1599.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Doc. ed. illustr. etc. Ferrara
1868 p. 242. ••
Azzallni, s. Assolini.
Azzanelli, Giovanni Battist a, Histo-
rienmaler, geb. zu Bergamo 1646 oder 1647,
f 1719. Er lernte bei Giacomo Cotta, von dem
er vortreffliche Anleitung zum Zeichnen er-
hielt, vervollständigte seine Studien in Pa-
dua und Venedig, wo er die Akademie be-
suchte und mit großer Sorgfalt die Werke
alter Meister, P. Veroneses, Tizians und an-
derer, in Federzeichnungen kopierte, ließ sich
dann in seiner Vaterstadt nieder und malte
verschiedene Bilder für die Kirchen derselben
und der Umgegend. Zu Ende des 18. Jahrh.
sah man noch zu Bergamo in der Kirche
San Alcssandro in Colonna ein Altarbild
des hl. Cajetan, ein anderes mit Engeln in
der Kirche der hl. Anna, in der Vorstadt
Palazzo, und den 12jährigen Jesus im Tempel
in der KJrchc des hl. Rochus, in der Vorstadt
S. Leonardo. Nach Tassi soll A. auch radiert
haben. Pasta führt in seinem Werke (Le
pitture notabili di Bergamo 1775) kein Werk
des Meisters an.
Tassi, Vite de’ pittori, scultori e architetti
Bergaraaschi. I 239. — Meyer, Kstlerlex. R.
Azzara, s. Adsara.
Azzemino, s. Rizso, Paolo.
Azzerboni, Giovanni, italien. Kupferst,
tätig in Rom um 1800, Schüler des Guglielmo
Morghen. Von ihm wird nur eine hl. Mag-
dalena nach Gucrcino aufgeführt. Sein Werk
ist wohl auch ein kleines Medaillonbildnis des
Juvenal im Berliner Kabinett
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Azzerboni, Giuseppe, italien. Kupferst.,
tätig am Ende des 18. Jahrh., von dem Kupfer-
294
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Azzi
Stiche nach Zeichnungen von Francesco Lapc-
gno sich finden in : Oronzio de' Bcrnardi, L’uo-
mo galeggiante e l’arte ragionata del nuoto.
Parte II. Napoli 1794.
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Azzi, d e* oder dei Dipintori, Malerfa-
milie in Modena im 15. u. 10. Jahrh. Erwähnt
werden : Antonio ( 1433) — Francesco
— Tommaso ( 1476) — Gian Antonio
(1485) — Marco (f 1531, 72 Jahr alt) —
A z z o (1542, ungewiß, ob Maler) — Ludo-
vico und Gian Battista (beide 1577).
Venturi in Atti e Mem. della R. Deput.
di Stör. Patr. per le Prov. Mod. e Parin., Ser.
III vol. 3 parte 1 p. 247. — Ferrari-Mo-
re n i, ebenda, Ser. IV voL 9 p. 267/8.
Lisetta Ciaccio.
Azzi, Alberto di Prendiparte, Mi-
niaturmaler des 14. Jahrh. in Bologna, Vater
des Stefano di Alberto Azzi, mit dem zusam-
men er häufig als Handschriften-Illustrator
Erwähnung findet.
Arch. stör. d. Arte ital. VII 4, 10. — Arch.
stör, ital., ser. V, vol. 18, p. 243 ff. — M a 1 a -
guzzi-Valeri in Atti e Mem. etc. per la
Romagna, ser. III, vol. XI, fase. I — III (I codici
miniati di Nie. di Giacomo etc.).
F. Malagutti- Valeri.
Azzi, Giovanni degli, Miniaturist und
Missalenschreibcr des 15. Jahrh. Ein von
diesem „Dominus Johannes de Aciis“ ge-
schriebenes und mit Miniaturen geschmücktes
Missale stiftete der Parmesaner Nobile Luca
di Colombino Carissimi laut erhaltener no-
tarieller Urkunde der Kirche S. Maria Mad-
dalena in Collucchiello. Der Künstler war
1441 Erzpriester in S. Prospero zu Collechio,
1443 Besitzer des Ospedale di S. Nicolö del
pontc zu Fornovo und 1444 Prior von Sant’
Ermanno bei Parma.
Zani, Encicl., Appendice (in der Bibi. Palat.
zu Parma). — Scarabelli-Zunti, Mser. in
Parma, Bibi. Palatina. St. Lottici.
Azzi, Giovanni Battista, italien. Ma-
ler, gcb. in Mantua um 1781, f am 24. 3. 1857
in Parma als Professor der dortigen Kunst-
akademie. 1826 malte er hübsche Medaillons
im Redoutcnsaalc des Regio Teatro sowie
eine Darstellung des Gastmahles in Emmaus
auf den Außenflügeln des Altartabcrnakels
in der 8. Kapelle der Annunziatenkirche ; 1844
ein Martyrium des hl. Quintinus in der 2.
Kapelle zur Rechten in der Pfarrkirche die-
ses Heiligen. Außerdem ist A. in Piacenza
und Borgotaro für Privatbesteller tätig ge-
wesen.
Scarabelli-Zunti, Mem. e doc. fase.
IX u. Guida (Mser. in Parma, R. Museo). —
G r a z i o 1 i, Guida di Parma 1887. St. Lottici.
Azzi, Giuseppe, Maler aus Ferrara, in
der ersten Hälfte des 18. Jahrh., ein Schnell-
nialer und lustiger Marktschreier. Ein Bild
von ihm sieht man in der Kirche S. Giuseppe
zu Ferrara.
Meyer, Kstlerlex. II (mit ält. Lit.). H. V.
Azzi, N i c c o 1 ö, Maler in Castelnuovo di
Garfagnana, erste Hälfte des 17. Jahrh., nur
bekannt durch ein in der Sakristei der Votiv-
kirche zu Modena aufbewahrtes Ölbildnis des
Herzogs Alfons III. von Modena in der
Tracht eines Kapuziners. Eine latein. In-
schrift erklärt, daß das Bild nach dem (1644
erfolgten) Tode Alfons’ auf Befehl des
Kardinals d’Este gemalt worden sei.
Campori, Memorie biografiche . . . 1873,
p. 13. — M e y e r, Kstlerlex. H. V.
Azzi, S c i p i o n e, Maler, Sohn des Giu-
seppe, geb. zu Ferrara, wo er auch seine Stu-
dien machte. 1782 hielt er sich in Bologna
auf, wo er verschiedene Gemälde ausführte:
so in der Spitalkirche von S. Giovanni De-
collato zwei Bilder, eines den hl. Spiridion,
das andere den hl. Joachim, die hl. Anna und
Maria vorstellend, sowie eine Kopie nach M.
A. Franceschini, den Tod des hl. Joseph
u. s. f. Auch in Rom hat der Künstler gemalt,
wo sich in S. Giuliano eine hl. Jungfrau von
ihm befindet.
Meyer, Kstlerlex. II 497 (mit ält. Lit).
H. V.
Azzi, Stefano di Alberto, Miniatur-
maler 1388 — 1410, in Bologna tätig; Sohn des
Alberto di Prendiparte A. und Schüler des
Maestro Niccolö di Giacomo. Malte nach
Ausweis einer Zahlungsurkunde im Bologne-
ser Staatsarchiv 1388 in den ebenda befind-
lichen „Statuti della Socictä dei Notai" eine
Pergamentminiatur, auf der ein schreiben-
der Notar in Amtstracht dargestellt ist. Of-
fenbar ebenfalls 1388 von seiner Hand gemalt
sind die vier Miniaturdarstellungen von No-
taren sowie die zahlreichen mehrfarbigen Ini-
zialen der Bologneser „Matricola dei Notai“
(1280 — 1530). Die gleiche Maltechnik zeigen
auch die „Statuti delP Arte dei Barbieri“ von
1376, sowie einige andere Miniaturenwerke
derselben Zeit mit beschränktem Ornament-
dekor. Urkundlich findet sich der Künstler
um 1400 mehrfach erwähnt ; so erhielt er
1391 von der Bologneser Kommune den Auf-
trag, in dem leider nicht erhalten gebliebenen
„Libro dei Defraudanti“ die Hölle und das
Paradies in Miniaturen darzustellen. Das
späteste Werk, das dem Stefano A. seinem
Stilcharakter nach zuzuschreiben ist, nämlich
die „Statuti dell* Arte della Seta" von 1410,
zeigt auf dem Titelblatte Miniaturdarstellun-
gen der Heiligen Petronius, Petrus und
Michael (mit dem Drachen) ; und darunter
in einem goldfarbenen Ornamentfries (auf
schwarzem Grund) die Wappen der Bolog-
neser Notare und der Bologneser Kommune.
Repertor. f. Kstwissensch. XXI 184. — Arch.
stör. d. Arte ital. VII 4, 8 — 10. — Arch. stör,
ital., ser. V, vol. XVIII, p. 243 ff. — Mala-
guzzi-Valeri in Atti e Mem. etc. per la
Romagna, scr. III, vol. XI, fase. I — III (I codici
miniati di Nie. di Giacomo etc.).
F. Malagussi-Valeri.
295
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Azzo — Azzolini
Azzo, Erzgießer des 11. — 12. Jahrh. Von
ihm laut Inschrift ein romanischer Leuchter*
fuß aus Bronze mit der Darstellung der Pa-
radiesflüsse und Evangelisten in der Sakristei
des Domes zu Chur.
C. Brun, Schweizer. Kstlerlex. //. V.
Azzo, Steinmetz in Venedig. Arbeitete 1391
bis 92 für die Kirche S. Giovanni e Paolo und
machte am 14. 1. 1405 (nach venez. Zeitrech-
nung) sein Testament, f vor dem 2. 7. des-
selben Jahres.
P. P a o 1 e 1 1 i, Arch. e Scult. del Rinasc. in
Venezia. 1893 I 73, 100. L. Ftrro.
Azzo, Angiolo, da Varignana, Stein-
metz in Bologna, arbeitete 1384 gemeinsam
mit Niccolö da Firenze an den Kragsteinen
und Zinnen des Dachgesimses des Palazzo dei
Notai zu Bologna.
Repcrtor. f. Kstwisscnsch. XXI 167 ff.
F. Malagussi-Valcri.
Azzola, Bcrnardo und Picrantonio,
Architekturmaler in Bergamo um 1700, die
wenig bedeutenden Söhne des Giovanni Bat-
tista Azzola.
Z a n i, Enc. mct. II 260. **
Azzola, Giovanni Battist a, vielbe-
schäftigter Dekorationsmaler aus Desenzano
in der Valle Seriana bei Bergamo, geb. 1614,
f 13. 5. 1689, Schüler des Architektur-Malers
Viviani in Brescia. 1649 schmückte er zwei
Zimmerdecken des Palazzo Francesco Morone
zu Bergamo mit Fresken in Chiaroscuro, 1660
malte er den Chor der Pfarrkirche von De-
senzano aus, in den nächsten Jahren lieferte
er Malereien in öl und Fresko für die Kar-
melitcrkirchc in Desenzano und die Kirche
in Albino, seit 1665 war er mit der Aus-
malung von Chor und Decke der Kirche S.
Andrea zu Bergamo beschäftigt, woran sich
die Arbeiten an der Fassade des Hauses Mo-
joli in Bergamo anschlossen. Ein Auftrag
der Königin Maria Anna rief ihn 1666 nach
Spanien, wo er wahrscheinlich bis 1684 weilte,
von wo ab wir ihn wieder in seiner Heimat-
stadt antreffen, mit Aufträgen für den Gra-
fen Carlo Carrara in Bergamo beschäftigt.
Durch einen Sturz vom Gerüste während ei-
ner Arbeit in Albino ereilte den schon hoch-
betagten Künstler ein jäher Tod.
Tassi, Vite de’ pitt. Bergamaschi II 125. —
Lettere sulla pittura V 208. — Meyer, Künst-
lerlex. H. V.
Azzolini, Antonio Maria, Architekt u.
Ingenieur, Generalbaudircktor des Herzog-
tums Mantua, geb. 1687, t 1754. Unter sei-
nen Werken nennt man den Erneucrungsbau
der 1188 von Albertus Pitcntinus errichteten
Brücke de’Mulini (1752».
C o d d e, Memorie biografiche dei Pittori etc.
Mantovani, p. 9. — C. d ’ A r c o, Arti c Artefici
di Mantova I 102 II 252 f. — Susani,
Nuovo prospetto della pittura etc. di Mantova
1S30 p. 105. — Meyer, Kstlerlex. R.
Azzolini, Domenico de, Maler aus Man-
tua, geb. 1476, f am 7. 8. 1501.
C. d ’ A r c o, Arti e Artefici di Mantova I 45,
II 253. — Gualandi, Memorie etc. III 21. —
Meyer, Kstlerlex. R.
Azzolini, Ercole degli, Bildhauer aus
Reggio, lebte um 1574 und gehört zu den vie-
len mittelmäßigen Talenten, welche durch die
Este in Ferrara Beschäftigung fanden.
Perkins, Lcs Sculpteurs Italiens II 280,
Not. 2. — Cittadella, Notizie relative etc. a
Ferrara p. 662. — Meyer, Kstlerlex. R.
Azzolini, Giacomo, Baumeister und
Theatcr-Dekorations-Architekt in Lissabon,
geb. zu Bologna, wurde von J. Carlo Bibbiena
1752 nach Lissabon mitgebracht, um ihm bei
seinen Arbeiten für das kgl. Theater Hilfe
zu leisten. 1755 ging er nach Coimbra zum
Bau des Seminars, 1767 oder 1768 wurde
er als Leiter der Dekorationen für das kgl.
Theater zu Ajuda berufen, in welchem Amte
er 1786 oder 87 starb, ungefähr 70 Jahre alt.
Er erbaute auch die Türme von S. Francisco
de Paula und anderes. Schüler : Jose Carlos
Binhetti und Manoel Piolti.
Cyrillo Machado. Colleccäo de mcm. p.
190. — Raczynski, Dict. p. 18. — Sousa
V i t e r b o, Dicc. dos archit. p. 84. A. Haupt.
Azzolini, Giovanni Bernardo oder
Bernardino, genannt M a s s o 1 i n i und
M a z z o 1 i n i, geb. um 1560 in Neapel,
Wachspossicrer und Maler. In seiner Vater-
stadt und in Rom übte er seine Kunst,
aber erst in Genua, wohin er um 1610 kam,
gelangte er zu Ansehen. Namentlich durch
seine Arbeiten in Wachs gewann er Beifall:
kleine Figuren, Porträts oder Allegorien, de-
nen er sowohl durch die Form als durch die
Farbe eine überraschende Lebenswahrheit
verlieh. Für Marcantonio Doria brachte er
in vier Halbfiguren „die vier letzten Dinge“,
d. h. vier Zustände der Seele nach dem Tode,
in farbigem Wachs zur Darstellung (die
Seele in der Gestalt eines Kindes innerhalb
eines Skeletts, im Fegefeuer, im Paradiese, in
der Hölle). Man rühmte hier die unsagbare
Genauigkeit und Feinheit der Ausführung und
die Wahrheit des Ausdrucks. Letzteren be-
wunderte man auch in einem lachenden und
einem weinenden Kind, die Freude und
Schmerz des Lebens versinnbildlichen soll-
ten. Auch in großen Ölgemälden offenbarte
Azzolini ein nicht gewöhnliches Talent. Für
den Hauptaltar der Monachc Turchine in
Genua verfertigte er eine Verkündigung und
für die Kirche S. Giuseppe eine hl. Apollonia
(mit besonders realistischer Darstellung der
Henker, die dieser Märtyrin die Zähne aus-
brechen).
S o p r a n i, Vite de’ pittori etc. Gcnovcsi. I
417 (Druckfehler 1510 statt 16101). — Or-
1 a n d i, Abecedario. — M a r i e 1 1 e, Abece-
dario. — Bottari, Raccolta V 35, VI 2. — Fr.
Pacheco, Arte de la Pintura etc. Sevilla 1649
p. 26 und 29. — Dominici. Pittori etc. Na-
poletani II 407 ( z. t. irrtümliche Nachrichten).
— Meyer, Kstlerlex. II 498. — Napoli Nobi-
lissima VI 109, VII 18, VIII 47. *•
296
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Azzolini — Baade
Azzolini, G i u 1 i a n o, wird in einer Anmer-
kung Petruccis in Baruffaldis Vite dei pittori
e scultori Ferrarcsi (I 60) als „cesellatore e
bulinatore“ erwähnt, der nach Dokumenten
an der Ausschmückung der Chorbücher des
Domes in Ferrara (der Einbände oder der
Vergoldungen?) beteiligt gewesen ist. P. K.
Azzolini, Tito, Architekt, Professor am
R. Istituto di Belle Arti in Bologna, geh. da-
selbst 1837, hat sich besonders als Theater-
bauer einen Namen gemacht. 1887 lieferte
er auch einen der 15 besten Entwürfe für die
Mailänder Domfassade.
Gubernatis, Dizion. d. art. ital. viv. p. 24.
— Natura ed Arte 1895/96 II 529—35. •*
Azzon, O 1 1 a v i o, Waffenschmied des 18.
Jahrh., nur bekannt durch die Signatur auf
dem Mascaron-Relief am Lauf eines Stein-
schloßgewchrs in der ehemaligen Sammlung
Gubler in Zürich.
Katal. d. Kst.-Sammlg. J. J. Gubler in Zürich,
1893 No. 1984. H. V.
Azzone di B e n e 1 1 o, Miniaturmaler in
Bologna, 1410 in der Mitgliederliste der dor-
tigen Societä delle quattro Arti aufgeführt.
Arch. stör. d. Arte ital. VII 14.
F. Malagussi-ValerL
Azzurri, Francesco, römischer Archi-
tekt, Professor und Präsident der Accademia
di San Luca, geb. in Rom 1831, f daselbst 8.
7. 1901, Neffe des tüchtigen Architekten Gio-
vanni Azzurri, Schüler der Universitä romana
und der Accademia di San Luca, baute außer
Palästen und Villen in Rom z. B. das Hotel
Bristol an der Piazza Barberini und das neue .
Teatro Nazionale ; sein Hauptverdienst liegt
aber in seinen musterhaften großen Hospital-
und Asylbauten. Besonders erwähnt sei auch
seine Restaurationsarbeit an der Basilica Sta.
Maria Maggiore in Rom und die Erbauung
des neuen Regierungspalastes in S. Marino.
Gubernatis, Diz. d. art. viventi. — A. R.
W i 11 a r d, History of modern ital. art. p. 568.
— L’Arte XIV 43-44, XV 87-88. R.
Azzurri, Giovanni, italien. Architekt,
tätig in Rom, wo er 1828 den Plan für ein
Gebäude am Arco del Monte di Pieta für die
Familie Bonomi machte, das als ein Beispiel
schlichter Eleganz und rein-klassischen Stiles
erwähnt wird.
L. P o 1 e 1 1 i in Giomale Arcadico 1829, vol.
42, p. 120 ff.; 1830, vol. 47, p. 219 ff.
G. Degli Assi.
Baade, Knud Andreassen, norweg.
Landschafts- u. Marinemaler, geb. am 28. 3.
1808 im Kirchspiel Skjold in der Nähe von
Stavanger, t am 24. 11. 1879 in München.
Zunächst Autodidakt (seit 1823 bei dem Por-
trätisten Lehmann in Bergen ausgebildetl u.
als Porträt- u. Landschaftsmaler in Bergen
tätig. Seit 1825 studierte er auf der Kopen-
hagener Akad., in der Hauptsache Figuren-
malerei bei C. W. Eckersberg. Er behandelte
dann Stoffe aus der Mythologie des Nordens
„Hcimdal ruft die Götter zum Kampf“ und
„Hermoder in Helheim“. 1829 verließ er Kopen-
hagen u. zog nach Kristiania, wo er bis 1831
als Porträtmaler lebte. In diesem Jahre lernte
er die großartige Natur im innern Sogn ken-
nen u. ging allmählich ganz zur Landschafts-
malerei über. Er machte nun ausgedehnte
Studienreisen im Amt Bergen, sowie (1834)
über Dronthcim nach dem Nordland (bis nach
Bodö), um die Natur hoch im Norden zu stu-
dieren. Im Sommer 1836 traf er seinen gro-
ßen Landsmann J. C. C. Dahl in Sogn u. be-
gleitete ihn auf seine Aufforderung hin nach
Dresden, wo er mehrere Jahre lang dessen
Schüler war. 1839 befiel ihn ein Augenleiden,
das ihn auf mehrere Jahre, die er in der Hei-
mat verbrachte, zur Aufgabe seiner Arbeit
zwang. 1843 kehrte er nach Dresden zurück
und lebte hier, bis er 1845 auf Dahls Rat
nach München ging, wo er bis zu seinem Tode
(1879) blieb. [Studienreisen in Norwegen
(Sogn, Hardanger), Bayern, Sachsen, Tirol,
Schweiz.] In München hatte er seinen er-
sten großen Erfolg, als er 1849 im Kunst-
vcrcin ein Mondscheinbild von der nor-
weg. Küste ausstellte. Dies Bild wurde vom
Kunstvercin angekauft, für Prinz Luitpold von
Bayern wiederholt und machte Baade mit
einem Schlag berühmt. Selbst Kaulbach und
Rottmann sprachen sich anerkennend aus.
Dieser Erfolg wurde für Baade entscheidend,
sowohl für seine Wahl von Stoffen wie für
seine Zukunft überhaupt. Bisher hatte er
Motive, meist aus Bergens Umgebung in Dahls
Richtung gemalt, von jetzt an werden Mond-
scheinbilder, in der Regel Strandpartien aus
Norwegen mit unruhiger See, seine Speziali-
tät, bei der sich seine Vorliebe für Mystik u.
unklare Umrisse recht entfalten konnte. Sein
effektvolles Kolorit, das ihn seinerzeit berühmt
machte, kann seine nachlässige Behandlung
der Formen, die Eintönigkeit und den Mangel
an Lokalgepräge freilich nicht überdecken.
297
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Baader — Baagöe
Gleichwohl wurde er in München sehr ge-
schätzt und stand bei König Ludwig in Gunst,
der 1861 B.s Büste in der Künstlergalcrie
der Pinakothek aufstellen ließ. Andere Ehrun-
gen für ihn waren die erste Medaille bei einer
Ausstellung in Genf 1861 und die Ernennung
zum Mitglied der Akademie zu Stockholm
im Jahre 1872. Er stellte aus in Kopenhagen
(1827, 28, 29, 45, 47, 50, 64, 66), in London,
auf der nordischen Ausstellung in Stockholm
(1886), in Paris (1878), Wien (1873), Phila-
delphia (1876), oft in München, sowie auf
den Ausstellungen der Akademie in Stockholm
1856 — 73 und im Kristianiaer Kunstverein (nach
1836). Seine Bilder sind meist im internationa-
len Privatbesitz verstreut, aber auch folgende
Galerien haben Bilder von ihm : die Pinakothek
in München (Aus der norweg. Sagazeit, 1851),
das Nationalmuseum in Stockholm (Mond-
scheinlandschaft, 1857), die Galerie des Groß-
herzogs von Oldenburg (1869), die Galerie in
Bergen, das Kunstmuseum in Kristiania
(1870, 76), die Galerie des Prinzen Luitpold
von Bayern (1849, 50, 70).
Meyer, Kstlerlex. (hier auch Lithogr. nach
s. Bildern). — F. von Bötticher, Maler-
werke des 19. Jahrh. — VV e i 1 b a c h, Nyt dansk
Kunstner-Lex. 1896 II. — Regnet, Münchener
Künstlerbilder I (Nekrolog). — Nordisk Fami-
liebok (1904 Stockh.). — Salomoniens
Nordiske Konversations-Lex. — Jul. Lange,
Nutidskunst, Kopenhagen 1873, S. 396. — B ö g h,
Bergens Kunstforening, Bergen 1888, S. 87 u.
passim. — Aubert, Det nyc Norges Maler-
kunst, Kristiania 1904, S. 10. — Thommes-
s e n, Norsk billedkunst, Kristiania 1904, S. 53.
— T h i i s, Norske malere og billedhuggcre. Ber-
gen 1904. I 26, 46 — 49; II 106. — Illustreret Ny-
hcdsblad, 27. Aug. 1865. — Skillingmagazin,
9. Mai 1868. — Diethrichson, Det Norske
Nationalgallerie, Kristiania 1887, S. 38 u. 43. —
Eigene Mitteilungen des Künstlers.
C. W. Schnitter.
Baader, Amalie, s. Schattenhofer, A. v.
Baader, Johann, bayer. Heiligen- und
Historienmaler, geb. 1709 als Müllcrssohn in
Eichstätt in Mittclfrankcn, t 1779 im Kloster
Polling, studierte mit Martin Knoller in Ita-
lien (1749 — 1754 in Rom, wo er 1750 an der
Accad. di S. Luca einen Preis erhielt). Bil-
der von ihm befinden sich in den Kirchen
von Wessobrunn (Choraltarblatt und ein
Fresko), Polling (kreuzschleppender Christus),
Diessen (Geburt Christi), Schlehdorf (Apostel-
gruppe) usw. Er ist wohl identisch mit einem
Maler Baader, der sich um 1774 von Basel
aus vergeblich um den Auftrag für 2 Altar-
gcmäldc für die Kirche zu Beromünster be-
wirbt und ebenso mit einem von Zani (Enc.
met. III 6) erwähnten, 1753 in Rom befind-
lichen Jo. Bapt. Baader.
L i p o w s k y, Bayer. Kstlerlex. — Brun,
Schweiz. Kstlerlex. — Notizen von Dr. F. Noack.
H. V.
Baader, Johann M i c h ae 1, Maler und
Radierer, geb. zu Eichstädt 1736, studierte in
Paris 1759 und wurde 1788 Maler des Erz-
bischofs von Eichstädt, wo er im Schlößchen
des fürstbischöfl. Hofgartens die Geschichte
der Jephta malte.
Meyer, Kstlerlex. II 499 (hier Radierungen
von und nach ihm genannt). — Portalis-
B e r a 1 d i, Graveurs du XVIIIe siede III Ap-
pendice. H. V.
Baader, Johannes, Architekt der Gegen-
wart, tätig in Dresden, dann in Berlin, bewies
in zahlreichen Entwürfen ein starkes monu-
mentales Können und eigenartige Phantasie.
Von ihm u. a. das große Schreibersche Mau-
soleum in Ebcrswaldc, das eine wuchtig
ernste, in wenigen starren aber ausdrucks-
vollen Linien sich bewegende Architektur
zeigt.
Die Kunst für Alle 1904 (14. Jahrg.) p. 189,
192. Hnl.
Baader, Louis Marie, französ. Maler, geb.
am 20. 6. 1828 in Lannion (Cötcs-du-Nord),
Schüler von Yvon, malte in seinen früheren
Jahren Stoffe der antiken Mythologie, Hi-
storien- später Genrebilder. Er hat im Salon
von 1857 — 1907 ausgestellt. Eins seiner Hi-
storienbilder „Washington, zum Präsidenten
erwählt und von seiner Mutter Abschied neh-
mend“ befindet sich im Museum von Dun-
kerque.
Bellier-Auvray, Dict. gen. und Suppl.
— Katal. der Salons. Fr. M.
Baader, Tobias, Bildschnitzer zu Mün-
chen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.
Von ihm ein Crucifixus mit Maria in der
früheren Klosterkirche zu Attl, eine Maria
mit Kind in der Kirche zu Schlehdorf und
eine Mater dolorosa vom Jahre 1651 in der
Herzogs-Spitalkirche zu München (Stiche
dieses Bildes von Jungwirth, S. Sondermayr,
B. Stückhlcr u. Gottfr. Steinberg). In der
Sakristei dieser Kirche befand sich ehedem
des Künstlers Bildnis.
Meyer, Kstlerlex. — L i p o w s k y, Bayer.
Kstlerlex.
Baader, s. auch Bader.
Baadhauser, Schreinermeister, erhält 1780
Bezahlung für die Schnitzereien am Hoch-
altar der Kirche zu Rott in Oberbayern.
Kunstdenkmale des Königr. Bayern I 2035.
Baadsgaard, Alfrida Vil helmine Lu-
ll o v i c a, geb. Madscn, dän. Blumenmalerin,
geb. am 17. 9. 1839 in Kopenhagen, Schü-
lerin von O. D. Ottescn, Balsgaard und O.
A. Hermansen. Sie hat seit 1876 ausgestellt.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I 1896.
— Ausstellungskatal. (Charlottenborg) seit 1876.
A. R.
Baagöe, Carl Emil, dän. Secmaler, geb.
in Kopenhagen am 22. 8. 1829, f am 16. 4.
1902, kurze Zeit Schüler der Kunstakademie,
später selbständig ausgebildet. Reisen nach
Island 1855, nach Norwegen 1866 und 1868.
Seit 1855 stellte er alljährlich aus, meist
Marincbilder mit stiller See und Strandbilder
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Baagöe — Babandi
von dänischen Fischerdörfern. Er war auch
Zeichner für „Ulustreret Tidende“.
B r i c k a, Dansk biograf. Lex. I. — Weil-
bach, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896). — Aus-
stellungskatal. (Charlottenborg) 1855 — 1887.
A. R.
Baagöe, Peder, dän. Kupferstecher, geb.
in Dragör (Amager) am 27. 2. 1789, f am
18. 10. 1826, stach für das botanische Werk
„Flora danica", außerdem Blätter mit
Schiffen.
W e i 1 b a c b, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
Baak, Marie, Porträtmalerin in Potsdam,
Schülerin von C. Burggraf, stellte in der Ber-
liner Akademie 1842, 44, 64 und 06 einige
Bildnisse in öl aus.
Katal. d. Akad.-Ausstellgn. — Dioskuren 1864
p. 400. H. V.
Baak Hattigh, Jan, s. Hattiglt.
Baalen ( Baelen ), Jacob van, Maler,
wird am 23. 9. 1750 in die S. Lukasgilde von
Antwerpen aufgenommen. Er ist wahrschein-
lich identisch mit dem von Siret genannten
/. v. Bael, der 1751—53 Akademiepreise in
Antwerpen errang.
Liggeren II 807. — Siret, Dict. d. peintres.
3o edit. 1883 I. H. V.
Baalen, s. auch Baien.
Baan, Baane, s. Baen.
Baar, Hugo, Maler, geb. am 8. 3. 1873 zu
Neutitschein in Mähren, kam nach Wien an
die Kunstgewerbcschulc zu Direktor Hofrat
Stork, der ihn dann, da B. mehr Interesse für
das Naturalistische hatte, zu Prof. Rud. Ri-
barz brachte. Nach Absolvierung dieser
Schule ging er nach München zu Prof. Hackl
und später zu Heinrich Knirr, der ihn beson-
ders fesselte. 1903 schlug er sein Heim in
Wien auf, seit 1907 hat er sein Atelier in sei-
ner Vaterstadt Schon früh empfand er den
Drang, seine Heimat bildlich zu schildern.
In den letzten Jahren entstanden „Alte Kirche
im Kuhländchen“ (im Besitz der Gesellschaft
der Kunstfreunde in Olmütz), „Alter Fried-
hof in den Beskiden“ (Eigentum des regier.
Fürsten von und zu Liechtenstein), „Bes-
kidcnlandschaft“ (im mähr. Landes-Mus.),
„Waldandacht" (im Besitze der modernen
Galerie in Wien), „Fasanen im Schnee" (von
J. J. Löwy in Wien reproduziert) etc. 1906
bekam der immer vorwärtsstrebende Künstler
auf „Weiden im Schnee“ die silb. Medaille
der Stadt Graz. w. Schram.
Baar, s. auch Bahr u. Slangenburgh.
Baardt, C., holl. Goldschmied des 17. Jahrh.
in Boisward. Boeles (Bulletin uitgeg. door
d. Nederl. Oudheidkundigen Bond, II 1900 —
1901 p. 143) schreibt ihm die Abendmahls-
schüssel in Ytens zu. Das Niederländische
Museum in Amsterdam besitzt von ihm den
Untersatz eines getriebenen Kandelabers und
eine Tischbürste mit silbernem Rücken, und
(nach Notizen von Marc Rosenberg) befindet
sich ein Präsentierteller im Besitz des Herrn
H. W. de Blocq van Scheltinga in Oranje-
woud und Tafelgeschirr mit einem getriebe-
nen Reitergefecht bei Herrn D. Franken in
Paris. /. c. E. Peelen.
Baars, Jan Hendrik, holl. Bildhauer
und Medailleur, geb. am 4. 8. 1875 in Amster-
dam, f daselbst am 15. 6. 1899. Schüler von
B. v. Hove, Ludwig Jünger und F. Leenhoff.
Von ihm Porträtmedaillen der Königin Wil-
helmina, B. W. F. v. Riemsdijks, F. Lccnhoffs
usw.
H. J. Dompierre de Chaufepi£, Les
Med. et Plaq. mod., La Haye 1899 — 1902 (mit
Abb.). — Forrer, Dict. of Med. — The Studio
XXVII 280, 281.
Baarael, C. van, in Amsterdam, hat von
etwa 1790 an mehrere Landkarten und Ähn-
liches gestochen, z. B. in diesem Jahre eine
Situationskarte der preußischen Quartiere vor
Amsterdam 1787, und 1825 mit seinem Sohne
eine Karte des Überschwemmungsgebiets in
der Provinz Ovcryssel. Seit etwa 1817 tragen
diese Arbeiten öfters die Bezeichnung C. van
Baarsel & Zoon. E. IV. Moes.
Baarael, W. C. van, der Sohn von C. van
Baarsel, ist um 1791 geboren. Er wohnte
1832 in der Halstceg in Amsterdam und ist
dort am 17. 4. 1854 gestorben. Außer Land-
karten, auch in Verbindung mit seinem Vater
gestochen, hat er u. a. 1832 mit Tuyn eine
Abbildung der Leiche van Spcijks gestochen.
Baas, Marie, Malerin in Hamburg, geb.
am 19. 11. 1844, studierte im Haag bei Mar-
garete Roosenboom. Malt seit 1883 feine
Blumenstücke und Stilleben. Ihre „Weißen
Stockrosen" erzielten 1889 auf der Melbour-
ner Zentcnarausst. einen 2. Preis. E. Benest.
Baasch, Frederik Theodor, dän.
Maler, geb. 1S21 in Eckernförde als Sohn
des Malers Hans Frederik B., Schüler
Eckersbergs in der Kunstakademie in Kopen-
hagen (1839 — 44). Im letzteren Jahre war
er wieder in Eckemförde, wo er sich nament-
lich mit Porträtieren beschäftigt. Er hat in
Kopenhagen 1841 — 44 Bildnisse und Genre-
bilder ausgestellt. Ein Genrebild: „Der Va-
ter tadelt den Sohn“ (1844), wurde von
König Christian VIII. angekauft.
W c i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Baasch, Hans Frederik, dän. Maler,
Schüler der Kunstakademie in Kopenhagen
1806—1811. Er stellte 1810—12 und 1823
einige Bildnisse und einen Prospekt vom
Schlosse Gottorp in Schleswig aus. 1823 wird
er in Eckernfördc ansässig erwähnt, wo er
nach 1847 gestorben ist.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Babandi, Antonio, italien. Glockengießer,
goß 1725 eine Glocke für die Kathedrale zu
Ferrara.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Not. rel. a Ferrara. 1864 p.
111. H. V.
299
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Babano — Babel
Babano, J a c o p o, Bildhauer und Bronze-
bildncr von Padua, 18. Jahrh., nur bei Zani
(Enc. met. III 6) erwähnt. //_ yw
Babarigo, Giovanni, Stukkator, fertigte
um 1670 die Stukkaturen für die Serviten-
kirche in Wien.
B ö c k h, Merkwürdigkeiten der Haupt- und
Residenzstadt Wien, I 513.
Babb, Stanley Nicholson, engl. Bild-
hauer der Gegenwart, Mitglied der Soc. of
British Sculptors, studierte auf der Roy. Aca-
demy und gewann 1902 die große goldene
Medaille und das Reiscstipendium durch ein
figurenreiches Basrelief : „Boadicea urging
the Britons to avenge her outraged daugh-
ters . Man sah Reliefs, Porträtmedaillons,
Statuetten und Figurengruppen von ihm auf
verschiedenen Ausstellungen, und er war auch
seit 1898 ein regelmäßiger Aussteller in der
Roy. Academy.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 85. — The
Studio XVI 127, XVIII 288. XXII 43, XXV 41.
— I'orrer, Biogr. Dict. of Mcdallists I 109.
. A\ Peacock.
Babbo, 1 1, s. Petrom, Bencd. di Franc.
Babcock, H. E., amerik. Holzstccher. Um
1885 für Zeitschriften tätig. e. Richter.
Babcock, William P., nordamerik. Maler,
geb. am 17. 1. 1820 zu Boston, f 1899, stu-
dierte mit einer schon in der Heimat erhal-
tenen Vorkenntnis 1847 in Paris unter Cou-
ture und ließ sich dauernd dort nieder. „An
seinen Bildern lobt man die Kraft der Farbe
und den warmen gediegenen Gesamtton, ta-
delt dagegen oft die inkorrekte Zeichnung.“
Schon 1855 stellte er in der Royal Academy
in London ein Bild „Rcpose“ aus. Eins sei-
ner bigurcnstücke hängt im Athenäum in
Boston, im Salon in Paris stellte er 1868 bis
1S78 ein Stilleben und Landschaften aus. —
B. gehörte zu den Freunden Millcts.
Meyer, Kstlerlcx. II 500. — Bellier-
Auvray, Dict. gen. I. — Graves, Royal
Acad. of Arts I. Edmund v. Mach.
Babel (Bablc), Johann Baptist, Ba-
rockbildhaucr, wahrscheinlich französ. Ab-
stammung, verfertigte in den 60er Jahren des
IS. Jahrh. die 12 Apostel und 4 allegorische
Figuren (Stuck) für den Chor der neuen
Stiftskirche zu Einsiedeln (Schweiz) und ar-
beitete 1772 — 1775 für die Fassade der Stifts-
kirche zu Solothurn. Ferner sind von ihm
die allegorischen Gestalten von Heiligen und
Putten für die Balustrade der Kraingasse in
Einsiedeln.
Alb. Kuhn bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
Babel, Jorge, span. Glasmaler, dem 1605
vo,1_ Philipp III- der Hoftitcl verliehen wurde.
1617 empfing er eine Gehaltszulage.
Cean Bcrraudcz, Dicc. I 89. M. v. B.
Babel, P. E., französ. Ornamentcnzeichner
und Kupferätzer in der ersten Hälfte des 18.
Jahrh. Man kennt ihn aus zierlich radier-
ten Blättern nach eigenen und fremden Zeich-
nungen in reifem Rokokostil, hauptsächlich
für Ausschmückung von Büchern. In den
von ihm selbst erfundenen und radierten Blät-
tern zeigt er sich als bemerkenswerter Vertre-
ter jener kleinen Ornamentik, die für die
Kunsttendenzen seiner Zeit und Nation gerade
dadurch besonders bezeichnend ist, daß sic
die Neigung hat, sie auf die Spitze zu treiben.
Die Angaben über seine Herkunft, über sein
Geburts- und Sterbejahr sind nicht zuverläs-
sig. Einen gewissen Anhalt gewährt aber
seine erste bekannte Arbeit, nämlich für das
zu Paris 1725 — 1735 herausgegebene Oeuvre
de J. A. Meissonnier drei große radierte Blät-
ter, die zu seinen vorzüglichsten Arbeiten ge-
hören. Die Spuren seiner Tätigkeit lassen
sich nicht über 1765 hinaus verfolgen; aber
das von Zani gegebene Todesjahr 1770 hat
einige Wahrscheinlichkeit. Die von ihm selbst
komponierten Radierungen unterzeichnet er
bisweilen : P. E. Babel inv. et sculpsit, ge-
wöhnlich aber: Babel inv. et sculp., Babel
fecit und die von ihm nach fremden Zeichnun-
gen ausgeführten Platten sind bezeichnet : Ba-
bel sculp., Babel sculpsit. Die wichtigsten sei-
ner Blätter sind: a) Von ihm selbst erfunden
und radiert: 1) 72 Schlußvignetten und Zier-
leisten für: Traitc de perspective ä l’usagc
des artistes, von E.-S. Jeaurat. Paris 1750
4. — Die Schlußvignette auf Seite 40, mit
dem Datum 1738. 2) Randverzicrungen zu
zwanzig Seiten des gestochenen Textes in:
Representation des fetes donnees par la ville
de Strasbourg pour la convalescence du Roi,
ä l’arrivee et pendant le sejour de Sa Majeste
en cette ville (octobre 1744). Invcnte, dessine
et dirige par J. M. Weiss. Prachtwerk mit
12 Kupfern. Imprime par L. Aubert, ä Paris,
gr. Fol. 3) Randverzierungen zu achtzehn
Seiten des gestochenen Textes in: Description
des Festes donnees par la ville de Paris, les
23 et 26 Fcvrier 1745, ä l’occasion du mariagc
de Monseigneur le Dauphin avec Madame Ma-
rie-Therese, Infantc d’Espagne. Prachtwerk
mit Kupfern, gr. Fol. — Diese Randverzic-
rungen sind unbczeichnet, aber gewiß von Ba-
bel erfunden und geätzt. 4) Titelblatt und
Randverzierung der Dcdikation des Verlegers
au Monseigneur le Dauphin für : Nouveau
Rccueil des Troupcs Legeres de France. A
Paris ches F. Chereau. kl. Fol. 5) Titelblatt
und zehn Zierleisten, Kartuschen und Schluß-
vignetten für: Le Nouveau Vignolc ou Reg-
les des cinq ordres d’architccturc. Par Jac-
ques Barozzio. Enrichi de moulures, cartels
et culs de lampes, composes et graves par Ba-
bel. Dedie aux artistes. M.DCC.LV. A
Paris, chcz F. Chereau. 4. — 6) Rand-
verzicrungen mit weißen Feldern. Folge von
13 Blättern, kl. Fol. 7) Kartuschen mit wei-
ßen Zierfcldem, gebildet aus Springbrunnen,
Wasserwerken und Ziergartensachen. 8 Blät-
300
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Babelli — Babouot
ter. Unter dem Einfassungsstrich links:
Babel delineavit et sculp. ; rechts : Avec Priui-
lege du Roy. Im Unterrande Titel und die
Adresse: A Paris chez Jacques Chereau . . .
kl. Fol. — Kopien : Blondcl dcl. Joh. Georg
Hertel excud.. Aug. Vind. 8) Kartusche mit
Landschaft im Zierfelde. Oben rechts: PI. 85.
Unten in der Mitte : Babel invenit et sculpsit.
8. 9) 20 Blätter Passc-partout. Umrahmun-
gen von Muschel- und Blumenornament. 4.
Für die Quartausgabe von Dreux du Radier,
L’Europe illustre. 6 Bände. Paris. Odieuvre.
1755 — 1765. Die meisten sind unten bezeich-
net: Babel invenit et sculpsit. 10) 4 Blätter
Cartels nouveaux. livre 3mc. ■ Schilder auf
schraffiertem Grund, dem Stil Ludwigs XVI.
sich nähernd. A Paris chez Jacques Chereau.
Fol.
b) Von ihm nach andern gestochen: 1) Drei
Platten für: Oeuvre de Juste Aurele Meison-
nicr. A Paris ches Huquier. gr. Fol. (1725
bis 1735.) 2) Sieben Platten für: Livre d’Ar-
chitecture, von Boffrand. Paris 1745. Fol.
Alle sieben Blätter radiert nach den Zeichnun-
gen dieses Architekten für Ausschmückung
von Zimmern im Hotel de Soubisc zu Paris.
3) 12 Blätter in den beiden ersten Teilen von :
Architecture franqaise, von J. Fr. Blondel.
Paris, M. DCC. LII. Fol. 4) Premier livre
de desseins de jouaillcrie et bijouterie. Nach
Maria. 35 Blätter. 4. Lebl. 33 — 67. 5) Nou-
veaux Livres de plusieurs Projets d’Autels
et Baldaquins. J. F. Neufforge inv. A Paris
chez Jacques Chereau. gr. Fol. In Heften
zu 7 Blättern. Seine künstlich verschlunge-
nen Titel für Metastase sind um 1879 von
Mr. Loizelet in Paris in Nachbildungen her-
ausgegeben worden. — Babel war übrigens
der Lehrer von Choffard.
Meyer, Kstlerlex. (Artikel von E. Kolloff).
— Portalis et Beraldi, Les Graveurs du
XIXe s. I 68. — Guilmard, Les Maitres Orne-
manistes I 173 (ausführl. Oeuvre). — G. Ma-
c o n, Les Arts dans la Maison de Conde, p. 103.
••
Babelli, Giovanni Battist a, italien.
Kupferstecher des 17. Jahrh. Als sein Werk
gilt eine mit dem Monogramm aus G. B. J.
bezeichnete Radierung, die eine Caritas dar-
stellt
Nagler, Monogr. I 2346. P. K.
Baber, J., Architekt in London; stellte
1806 — 12 in der Roy. Academy Entwürfe von
Mausoleen, Moscheen, Observatorien usw.
aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 85. **
BabSre, Porträt- und Stillebenmaler (Pa-
stell) in Paris, um 1756.
Siret, Dict d. Peintres. III. Ausg. 1883.
H. V.
Babettr, s. Baburen.
Babin, Ornamentstechcr in Paris, um 1750.
Von ihm: 7 Folgen Eisenarbeiten, Gitter, Ge-
länder, Wappentiere für Gitterverzierungen,
zusammen 6S Blätter; (1—4. 7. je 10 Blätter,
5 zu 6 Blättern, 6 zu 12 Blättern). Guilmard,
Maitres ornemanistes, p. 184 nennt von einem
Meister desselben Namens Schmuckvorlagen :
Nouveau Livre fait par Babin, dessinateur
pour le metteur en oeuvre ä Paris.
Orn.-stich-slg. Berlin. 768 (seither ergänzt).
Bable, s. Babel.
Babo, ein Architekt aus dem Laienstande,
baute 1117 in Bamberg für Bischof Otto die
Benediktinerkirchc auf dem Michelsbergc von
Grund auf. Sie wurde 1121 geweiht, aber
1147 erweitert und 1189 neugebaut.
Meyer, Kstlerlex. II 502. **
Babo, Lambert von, Radierer (Dilet-
tant), geb. 1790 in Mannheim, t am 20. 6.
1862 in Weinheim, radierte um 1810 — 15
9 Blätter: „Erinnerungen aus dem Neckar-
tale“, in denen er den Jean Jacques de
Boissieu nachzuahmen strebte. Ferner sind
von ihm: Ansichten aus der Schweiz und vom
Bodensee (6 Bll.), Le triomphe de Louise,
reine de Prusse 1799 (12 Bll.) u. a.
Meyer, Kstlerlex. II 502. — Nagler, Mo-
nogr. II No. 963, IV No. 1022. H. V.
Baboccio (Babosius), Antonio, von Pi-
perno, Abt, „Maler und Bildhauer in Stein
und Metall“ (wie er sich selbst nennt), tä-
tig in Neapel, geb. 1351, f 1435. Als erste
seiner Arbeiten gilt (nach seiner Inschrift
auf dem Grabmale des Ant. Penna: Abbas
Antonius Babosus me fecit et Portam majo-
rem Kathedralem Ecc. Neapolis Honophrius
de Penna Regis Ladislai Secretarius ficri fe-
cit) das in reichem, spätgotischem Stile 1407
vollendete Portal der Kathedrale von Neapel.
Im Jahre 1412 fertigte er mit Alesius Do-
minicus das Grabmal der Margareta von
Durazzo, der Gemahlin Karls III. für S.
Francesco zu Salerno (jetzt in der Kathe-
drale) ; 1421 arbeitete er „anno septegenaio“
das Grabmal des Admirals Lodovico in San
Lorcnzo Maggiore und zwei Jahre später das
Grabmal des Geheimschrcibers Antonio da
Penna in Sa. Chiara. — Als ein Frühwerk
gibt ihm St. Fraschetti aus stilistischen Grün-
den mit viel Wahrscheinlichkeit das Grabmal
der Agnese und Clcmenza d’Angiö, ausge-
führt bald nach 1381, ebenfalls in Sa. Chiara
(abgebildet in L’Arte I 436).
L’Artc I u. II. — Filangieri, Indice d.
Artcfici etc. I 43. — Napoli Nobilissima III —
IX. XI, XIV. — A. Vcnturi, Storia dclL
Arte ital. IV 315, 320. — Rivista d’Italia III
fase. 10 p. 247 ff. **
Baboneau, Henri Franqois Marie,
Glas- und Grisaillemaler in Paris, geb. in
Nantes, Schüler von Echappe und Chalot,
stellte in den Salons 1S76 — 1879 aus.
Bcllier-Auvray, Dict. g<n. Suppl. H. V.
Babosius, s. Baboccio.
Babouot (Babonot), Antoine, französ.
Graveur und Elfenbeinschnitzer. In den Sa-
lons 1791 — 1822 waren verschiedentlich Ar-
301
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Babron — Baccalari
beiten von ihm in Metall, Elfenbein u. Wachs,
meist Porträts in Medaillonform, ausgestellt.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. — F o r r e r,
Biogr. Dict. of Medallists I. — A. M a z e -S e n -
c i e r, Livre des Collect. 1885 p. 624. H. V.
Babron, A., französ. Genremaler; von ihm
eine bezeichnete Aquarell-Miniatur im Mu-
seum zu Orleans.
Richcsscs d’art de la France. Prov. Monum.
civ. I 141. H. V.
Babson, R. E., amerik. Kupferstecher, um
1850; von ihm das Porträt von John Adams.
E. Richter.
Babst (Babpst, Bobst), Caspar, Frci-
berger Maler und seit 1543 Bürger, wurde
1546 im Domkirchspiel mit 100 Schock ein-
geschätzt.
Mitt. d. Freiberger Altert.-Ver. Heft 36, p. 68.
Hs. Loose.
Babst (Pabst), Paul, Steinmetz in Roch-
litz (Sachsen), fertigte 1522 für 10 fl. eine
Gruppe: Christus am ölberge, für die Kirche
von Penig, eine Arbeit, deren Reste schon
1609 abgetragen wurden. Bei S. G. Heine,
hist. Beschr. der Stadt u. Grafsch. Rochlitz,
Leipzig 1729, übertriebene Nachrichten über
ihn. — 1573 wird unter den Rochlitzer Stein-
metzen „der alte Babst" erwähnt, der wohl
nicht identisch mit dem Obigen ist.
Repert. f. Kstwissensch. XVIII 169. — Bau-
u. Kstdenkm. d. Königr. Sachsen, XIV. Heft p.
43. **
Babu, Porträtminiaturmaler in London,
stellte 1765 vier Miniaturen in der Free So-
ciety und 1775 ein Herrn- und zwei Knaben-
porträts in der Society of Artists aus.
Graves, The Society of Artists etc., Lon-
don 1907. **
Baburen, Dirck, geb. in Utrecht, war 1611
dort Schüler des Paulus Moreelse und dann
wohl namentlich in Rom tätig (dort zusam-
men mit David de Haen), wo Caravag-
gios Bilder ihn beeinflußten. Für die Kirche
von S. Pietro in Montorio malte er drei große
Bilder, eine Grablegung (1617), eine St. Ve-
ronika und Christus als Knabe im Tempel,
ersleres bezeichnet: Theod. Bab. pinx. Seine
Rückkehr nach Holland wird durch den Um-
stand wahrscheinlich, daß Corn. Bloemaert
1625, also noch vor dessen italien. Reise, ein
Bild von ihm gestochen hat. In seinen le-
bensgroßen Genrefiguren schloß er sich ganz
seinen Stadtgenossen Gcrard van Honthorst
und Jan van Bylert an. Sehr kräftig in den
Farben und kühn in der Pinselführung, ge-
hört er dennoch wegen seines derben, oft
übertriebenen Naturalismus zu den wenig er-
freulichen Meistern seiner Zeit, wenn auch
Huygcns ihn 1631 zu den tüchtigen Malern
im historischen Fache zählt. Datiert sind
von seinen ziemlich seltenen Bildern u. a.
noch ein Christus als Knabe im Tempel
(1622) in Christiania, eine Darstellung des
verlorenen Sohnes (1623) in Mainz und ein
gefesselter Prometheus, vom selben Jahre, in
Amsterdam. Er gehörte zu den Künstlern,
welche für Prinz Friedrich Heinrich von
Oranien Brustbilder von römischen Kaisern
gemalt haben. Von der obengenannten Grab-
legung in Rom existiert eine gegenseitige Ra-
dierung, welche ihm wahrscheinlich mit Un-
recht selber zugeschrieben wird. Cr. de
Passe, Corn. Bloemaert, J. F. Lconart u. a.
haben nach ihm gestochen.
S. Müller, Utr. Arch. 93. — de B i e, Gul-
den Cabinet. 155. — Oud-Holland IX 118. —
Gaz. d. b.-arts XVI 310. — Hofstede de
Groot, Houbrakcn, 210. — Nagler, Monogr.
V 561, 667. — Helbings Monatsberichte I 136.
E. W. Moes.
Babynga, Timotheus, Glasmaler in
Ypern, malte 1612 ein Glasfenster für die
Kirche von Woumen bei Dixmude.
Notiz von James Weale.
Bac, Daniel, s. Louvet, Emile.
Bacalari, s. Baccalari.
Bacallao, Mlle, Malerin auf Cuba, war auf
der Exposition decennale, Paris 1900, mit
einem Landschaftsbild vertreten.
Catal. ill. officiel p. 297. H. V.
Bacareel, s. Backereel.
Bacarelli, s. Baccherelli u. Beccarelli.
Bacari, s. Baccarit.
Bacarino, s. Baccarini.
Bacarisas, G u s t a v o, span. Maler der
Gegenwart, in Rom tätig. Er zeigte sich in
den Freilichtbildern, die er 1897 in der Roy.
Academy in London und 1899 und 1905 in
Venedig ausstcllte, als ein scharfer Beobach-
ter der Natur und des modernen Lebens.
V. Pica, L'Arte mond. alla Espos. di Venezia
1899, 1905. — Graves, Roy. Acad. of Arts I.
— Rassegna Nazionale vol. 108 p. 262 ff. —
Arte e Storia XVIII 53, 54. ••
Bacauda, soll nach Agnello (s. u.) zusam-
men mit seinem Schwiegervater Giuliano Ar-
gentario die Kirche S. Michele „ad Frigiselo“
in Ravenna erbaut haben, die 545 geweiht
wurde.
Rassegna d'Arte V (1905) 136. ••
Baccalari, Dante de, verones. Maler. An-
fang 15. Jahrh. In der S. Zenokirchc in S.
Giovanni Ilarione bei Verona befindet (oder
befand) sich eine Bildtafel mit der Bezeich-
nung: „Dante de’ Baccalari 1409“. Vielleicht
identisch mit dem Maler des 4. Kreuzgewölbe-
systems am Domkreuzgang von Brixen, wel-
cher sich nach Tinkhauser an einer Stelle mit
P. Baccar. bezeichnete. (Contraction?) An
anderer Stelle die Jahreszahl 1417. Diese
Fresken nähern sich in der Tat dem Stil der
gleichzeitigen veron. Malerei.
Zannandreis, Le vite de’ pitt., scult. ed
archit. veronesi. Ed. G. Biadcgo. Verona 1891,
p. 33. — Tinkhauser, Beschreibung der
Diözese Brixen. Brixen 1851. I 107 f. — H.
Semper, Wandgemälde u. Maler des Brixen.
Kreuzganges. Innsbruck , 1887, p. 20 f. —
Walchegger, Der Kreuzgang am Dom zu
Brixen. 1895. p. 69 f. — Vortrag von H. S e m -
302
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Baccalario — Baccelli
per am kunstbist. Kongreß 1902. Innsbruck.
{Offiz. Bericht. Berlin, Sittenfeld p. 63.) H. S.
Baccalario, A n g e 1 o, italien. Maler, geb.
1852 in Acqui, lebt in Turin, wo er 1873 in
das Atelier des Malers C. F. Biscarra ein-
trat und nach einem weiteren Studienauf-
enthalte bei Serafino Avendano in Quinto al
Mare bei Genua seine künstlerische Ausbil-
dung schließlich unter der Leitung Umberto
Pafinis vollendete. Durch seine auf zahl-
reichen Ausstellungen gezeigten Landschafts-
und Marinebilder hat sich B. bedeutenden
Ruf erworben.
Gubernatis, Diz. d. Art. Ital. — C h i r -
tani in Illustraz. Ital. 1883, I 342; II 183.
Baccanelli, Gianantonio di Giulio,
Florentiner Maler um 1647, nur bei Zani,
Enc. met. III 7 ohne Näheres erwähnt. **
Baccani, A 1 1 i 1 i o, Porträtmaler, meist in
London tätig, stellte 1850 — 1882 zahlreiche
Herren- und Damenporträts der englischen
Gesellschaft aus, gelegentlich auch Idealpor-
träts (Dante in Florenz) oder die Bildnisse
von Schauspielern in ihrem Rollenkostüm.
Seit 1884 scheint er nach Paris übergesiedelt
zu sein und stellte 1S80 ein Bild : Die Frucht-
händlcrin im Salon aus.
Gaz. d. B.-Arts II 243. — Graves, Roy.
Acad. I 85. — Kat. des Pariser Salon 1889. •*
Baccani, G a e t a n o, Architekt, Professor
der Accad. di belle Arti zu Florenz, geb. zu
Florenz am 6. 0. 1792, f am 12. 7. 1867, Schü-
ler der dortigen Akad. unter Paoletti und
Cacialli, die in Toscana den architektonischen
Klassizismus jener Zeit vertraten. Ihrem Bei-
spiel folgend, erstrebte B. in seinen Bauten
vor allem Reinheit der Linien und eine ge-
wisse, an die Antike erinnernde Großartig-
keit. Seine Hauptwerke in Florenz sind: Der
Palast Borghese (in via Ghibeliina), ein rei-
cher und eleganter Bau mit glänzenden Fest-
sälen, ausgeführt nach den Intentionen des
fürstlichen Bestellers Camillo Borghese, Ge-
mahls der Schwester Napoleons I., Paolina
Bonaparte; der Neubau des Domherrngebäu-
des (canonica) am Domplatz (1826) ; die
innere Restauration des Domes (1842), bei
welcher der Chorraum und der Orgelbau er-
neuert wurden ; der Glockcnturm von Santa
Croce (1847) ; das große Vestibül und die
Ausschmückung des Theaters della Pergola
(1857) ; endlich die Restauration der Kirche
San Lorcnzo (1860).
Meyer, Kstlerlcx. II 504. H. V.
Baccani, Giovanni, Maler in Rom, Mitte
des 16. Jahrh., war namentlich in den Grot-
ten des Vatikan beschäftigt.
Meyer, Kstlerlex. II 504. H. V.
Baccarat, französ. Glas- und Kristallkünst-
ler der Gegenwart, liefert feine Services, Va-
sen, Flaschenkühlcr, Lampen, Kästchen usw.
Er war auf der Exposition universelle, Paris
1878, mit zahlreichen Arbeiten vertreten.
Gazette d. bcaux-arts. XVIII 1878 II 697 — 99.
Baccarelli, s. Baccherelli u. Beccarelli.
Baccarini (Bacarino), Jacopo, ital. Ma-
ler, Schüler des Orazio Talami; geb. um 1605
u. + 1682 in Reggio Emilia, wo er für die
Kirche S. Filippo eine Ruhe auf der Flucht
nach Ägypten und den Tod des S. Alessio
malte (gestochen von Buonvicini). Ein
großes Genregemälde von seiner Hand, dar-
stellend einen „Zahnbrecher“ (acht Figuren)
befand sich 1698 im Palazzo der Fürsten Fo-
resto, Cesare und Luigi d’Este zu Ferrara.
Tiraboschi, Not. de’ Artefici Modenesi
(1788). — Lanzi, Storia pitt. d. Italia (1834)
IV 47. — Rosini, Storia d. Pittura (1839)
VT 237. — B o n i, Biogr. d. Artisti (1840). R.
Baccarit (Bacari), Louis Antoine,
französ. Bildhauer; Sohn des Pariser Hofar-
chitekten Baccarit und Schüler der Bildhauer
Lccomtc, Pajou und Vasse, wurde 1778 und
1780 durch Akademiepreise augsczcichnet, ging
hiernach auf 5 Jahre nach Rom und präsen-
tierte sich 1788 der Acad. Royale, ohne je-
doch in diese aufgenommen zu werden. 1791
beschickte er den Pariser Salon mit der
Gipsstatuc eines „Soldat en repos“ und 1793
mit dem Wachsmodell zu einem Rousseau-
Monumente, darstellend die Zeit und die
Freiheit, wie sie das Standbild des Philo-
sophen aufrichten. Um dieselbe Zeit ar-
beitete B. im nördlichen Seitenschiffe des Pa-
riser Pantheon am Ersätze der Zwickcldar-
stellungcn byzantinischer Kirchenväter durch
Allegorien der Wissenschaften; und zwar fiel
ihm die Darstellung der „Physik“ zu, wie sic
die Geheimnisse der Natur enthüllt.
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistes.
— Archivcs de l'art francais 1857—58, p. 303 f.
— Nouv. Arch. de l’art frangais 1879, p. 353;
1885, p. 167 f. — Gaz. des B.-Arts 1872, II 234 ;
1880, II 510. 5. Lami.
Baccaro, Carlo, italien. Architekt, geb.
1776 in Grottaglic (Prov. Otranto) ; 1804 — 6
und 1817 Professor für Architektur an der
Neapeler Universität. Er war beteiligt an der
topographischen und kartographischen Auf-
nahme des Provinzialbezirkes Neapel, an der
Aquäduktregulierung des Carmignano u. von
Caserta und am Hafenbaue zu Brindisi. Von
künstlerischen Bauwerken entwarf er den
Campanile für die Kathedrale zu Oria (Prov.
Otranto) sowie einen Triumphbogen zur Feier
der Rückkehr Ferdinands IV. nach Neapel.
Amodeo in Atti dell’ Accad. Pontaniana
XXXIV 5. — V i 11 a n i, Scritt. ed Art. Pugliesi,
p. 85. — Napoli Nobiliss. XIV 94. G. Ceci.
Baccelli, Bartolomeo di Piero, da
Settignano, gen. ü Baccellino, italien. Bild-
hauer der 2. Hälfte des 15. Jahrh., der mit
seinem Sohne Piero B. in der Kathedrale zu
Arezzo arbeitete. Er war der erste Bearbei-
ter jenes mächtigen Carrareser Marmorblok-
kes, den Michelangelo späterhin für seinen
David verwendete. B. hatte diesen Block
im Aufträge des Bildhauers Agostino d’An-
303
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Baccelli — Bacchini
tonio Fiorentino in Carrara für eine Gigan-
tenstatuc aus dem Rohen zu behauen und
hatte sich dabei verhauen.
Vasari-Milanesi, Vite II 178, Anm. t ;
VII 153, Anm. 2. — Romanei li in Rass.
naz. VIII 276. — A. Melani in Arte e Sto-
ria XVIII 80. C. Degli Assi.
Baccelli, M a 1 1 c o, italicn. Maler, tätig be-
sonders in Polen. Geb. in Lucca 1769, kam
nach Rom 17S7, wo er sich in der Malerei
bildete und Mitglied der Accad. di S. Luca
wurde ; er blieb dort bis 1803. Als Thaddäus
Czacki das berühmte Gymnasium in Krzcmic-
niec in Volhynien stiftete, berief er auch Bac-
celli 1807 in diese Stadt, wo der Künstler
Privatstunden im Zeichnen und Malen an
dieser Schule gab. Im Jahre 1817 ging er
nach Kamicniec in Podolien und verblieb
dort bis 1827 als Zeichenlehrer am Gymna-
sium. Im Jahre 1827 kehrte er nach Krzc-
mienicc zurück und endlich von 1830 an
weilte er im Schlosse des Grafen Przczdziecki
in Czarny-Ostrow in Podolien, wo er 1850
starb. Er malte viele Kirchcnbildcr und Por-
träts, meistens in den Provinzen Volhynien u.
Podolien; seine zwei größten Kirchenbilder
befinden sich in der Pfarrkirche zu Czarny-
Ostrow, sein Porträt von Thaddäus Czacki
wurde von Saundcrs in Wilno gestochen.
Rasta wieck i, Slownik mal. polskich I
17, 18; III 117. — Ciampi, Notizie degli Ar-
tisti etc. in Polonia p. 87.
Dr. Georg Graf Myciclski.
Baccelli, P i e r o, italien. Bildhauer, Sohn
des Bart, di Piero B. da Scttignano, mit dem
er in der 2. Hälfte des 15. Jahrh. im Dome
zu Arezzo arbeitete.
Romanelli in Rass. naz. VIII 276.
G. Degli Assi.
Baccellino, i 1. s. Baccelli, Bart.
Baccetti, Marccllo Andrea, italicn.
Holzbildhauer, geb. 1850 in Florenz, f da-
selbst 1903. Seit seinem 13. Jahre Schüler
des Bildschnitzers Angelo Barbetti und spä-
terhin Gehilfe verschiedener anderer Meister
(darunter zuletzt auch des berühmten Frilli),
cröffnete B. schließlich eine eigene Werkstatt,
die er zu hohem Ansehen brachte. Er ar-
beitete für Auftraggeber aus allen Gegenden
Europas, Amerikas und Australiens und
wurde vielfach ausgezeichnet. Mit Feinheit
und Eleganz arbeitete er in den verschieden-
sten dekorativen Stilartcn, in den orientalisch-
maurischen und den byzantinischen so gut
wie in denjenigen der Gotik und der Renais-
sance. Besonders Hervorragendes leistete er
in der holzbildnerischen Darstellung von
Früchten und Tieren, sowie in Paneelen und
Medaillons mit Puttengruppen, die er nach
den Vorbildern der hellenistischen Rclief-
kunst wie nach denjenigen der italienischen
Renaissanccgrottesken in heiteren Spielen
oder in ernster Arbeit begriffen darstcllte,
und zwar in einem weichen und reizvollen
Hochreliefstile. Unter den zahllosen Schnitz-
arbeiten B.s seien hier nur seine Schmuck-
möbel für die Inszenierung von Gabriele
d’Annunzios „Francesca da Rimini" erwähnt.
Gubernatis, Diz. d. Art. Ital. — Arte e
Storia 1882, p. 175. — Rasscgna Naz. Vol. 104,
1898, p. 367. — Natura cd Arte 1901—2, II 651 ;
1902—3, II 888; 1903-4, I 247 ff. — II Marzocco,
1903 No. 45 p. 3. N. Tarchiani.
Baccherelli (oder Baccarelli), V i n c c n z o,
italien. Maler, geb. 1672 und + 1745 in Flo-
renz; Schüler von P. da Cortona, Dom. Gab-
biani und Ghcrardini. Einzelne seiner Werke
befinden sich in Livorno und Florenz (Depot
der Uffizien) ; in der Porträtgalerie der Uffi-
zien sein Selbstbildnis. Eine gewisse kunst-
geschichtliche Bedeutung hat B. durch seinen
Aufenthalt in Lissabon, wo er der Cortones-
ken Dekorationsmalerei zuerst Eingang ver-
schaffte und eine förmliche Schule gründete.
Unter den zahlreichen Arbeiten, die er hier
ausführte, gelten die Deckengemälde in S.
Vincente aus dem Jahr 1710 für die besten.
Durch das Erdbeben von 1755 teilweise zer-
stört, wurden sie 1796 von Manuel da Costa
wieder hcrgestcllt.
P a z z i, Serie di Ritratti di ccl. pitt., Firenze
1764, I 2, p. 41. — Cyrillo Machado, Coli,
de memorias. p. 181. — L a n z i, Pitt. ital. I
236. — Raczynski, Dict. hist. art. d. Portu-
gal 19. — M e y e r, Kstlerlex. R.
Baccherelli, s. auch Bcccarclli.
Baccheri, Francesco, Architekt und
Mönch aus Lendinara. nach dessen Plänen
1782 der Neubau der Chicsa della Trinitä zu
Forli unter Benutzung der Fundamente einer
älteren Kirche auf Kosten des Erzpricstcrs
Franc. Quartaroli errichtet wurde.
Calzini e Mazzatinti, Guida di Forlt
(1893) p. 31. G. Degli AmsL
Baccherini, Anna, s. Biattoli.
Bacchetta, s. Bachctta.
Bacchi, Pietro, s. Bacchius.
Bacchi (Bachy), Raffael e, gewöhnlich
Raphael genannt, Porträtminiaturmalcr aus
Turin, geb. 1716, jüdischer Herkunft, t zu
Paris am 11. 4. 1767. Nach seiner Zeichnung
hat Pietro Monaco das Porträt der Herzogin
Maria Teresa von Modena gestochen. B.
hat die Mitglieder der höchsten französ. Ari-
stokratie, u. a. auch den Prinzen Condc zwei-
mal gemalt.
Campori, Gli artisti etc. neg. stati Estensi.
1855 p. 22, 321. — Nouv. archiv. de l'art franc.
V 1884 p. 396—403; VII 1891 p. 278. — G. C.
Williamson, Ilistory of Portrait-Miniatures,
II 71. H. V .
Bacchiacca, i 1, s. Uherlini, Franc.
Bacchini, A c h i 1 1 e, italien. Bildhauer in
Modena, wo er 1576 mit anderen Meistern
die Formen für die Stuckdekorationen an
der Decke und an den Wänden des Orato-
riums im Ospcdale della Morte modellierte.
A. Venturi in Atti e Mcm. etc. per le
Prov. Mod. e Parm., scr. III, vol. III, parte I,
p. 275. G. Degli Assi.
304
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Bacchini — Bacciarelli
Bacchini, M a u r i z i o, Architekt und Ma-
ler aus Borgo S. Donnino, geb. 1545, + 1616.
1596 in Piacenza als Wasserbauingenieur tätig,
baute dann 1599 die prächtige Dorfkirchc zu
Stirone bei Piacenza, die leider 1813 im In-
teresse eines Brückenbaues abgebrochen wor-
den ist.
Z a n i, Encicl. III 8. — Scarabeili-Zunti,
Mcm. di B. Arti. (Mscr. in Parma, Bibi. Palat.)
— Trccasali, Cron. di Borgo S. Donnino,
(Mscr. in Parma). St. Lottici.
Bacchiocco, Carlo, Maler des 17. Jahrh.
aus Mailand, von dem in Brescia eine Reihe
von Werken erhalten geblieben ist: in S. Gi-
rolamo eine Madonna dcl Carmine mit Jo-
seph und Johannes d. Täufer; in S. Giacomo
e Filippo ein hl. Antonius von Padua mit
dem Christkinde und ein S. Carlo Borromco;
in S. Orsola Szenen aus dem Leben der hl.
Angela Merici (gemeinsam mit Pompco
Ghitti ausgeführt) ; endlich einiges in S.
Marta.
Averoldo, Scelte pitt. di Brescia. — C h i z-
z o 1 a, Descriz. etc. di Brescia, p. 35, 38, 83, 132.
L. Ozzola.
Bacchione, s. Paccltioni.
Bacchius (od. Bacchus, Bacchi), Petrus,
nieder länd. (?) Maler und Kupferstecher in
Neapel, nach Zani f uni 1650. Seine Signatur
trägt ein vom 7. 7. 1647 datiertes, für authen-
tisch geltendes Kupfcrstichbildnis des be-
rühmten Neapeler Volksführcrs Masaniello.
Zani, Encicl. III 9 (Signatur: Petrus Bac-
chius inv. fecit et sculpsit). — Capasso in
Arch. Stör. Napoletano XXII 86. G. Ceci.
Bacci, Agnese Dolce, s. Dolci, Agnese.
Bacci, Andrea, Bildhauer zu Rom, in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrh. Wir wissen
von ihm, daß er ein Freund der Cavaliere
Gaddi in Florenz war und für diese Aufträge
hatte. Für den Kardinal Este lieferte er
1572 Statuen nach Tivoli. — Gandellini er-
wähnt ohne Zeitangabe einen Stecher gleichen
Namens, der einige allegorische Blätter ge-
stochen haben soll und vielleicht mit Obigem
identisch ist.
Meyer, Kstlerlex. II. — Gandellini,
Notiz, istor. deg. Intagl. 2. Ausg. 1808 I. H. V.
Bacci, Antonio, Stilleben- und Blumen-
maler, wurde um 1600 in Padua oder Mantua
geboren und war noch 1663 in Venedig tätig.
Von seinen Bildern, an denen man große Na-
turwahrheit rühmt, werden in der Galerie
Casilini am Dome in Rovigo erwähnt: zwei
Bilder mit Fischen und zwei mit Küchen-
geräten.
B a r t o 1 i, Descr. di Rovigo. p. 193. — Pie-
t r u c c i, Artisti di Padova. — L a n z i, Pitt,
ital. III 211. — Coronelli, Viaggi. I 81. —
Meyer, Kstlerlex. R.
Bacci, Domenico, italicn. Bildnismalcr
des 18. Jahrh. Man kennt 2 Radierungen von
Franc. Zuccarclli nach Bildnissen von ihm.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bacci, Giovanni, italien. Bildhauer, um
1670, nur bei Zani (Enc. met. III 9.) erwähnt.
H. V.
Bacci, Pietro, italien. Bildhauer im 17.
Jahrh., verfertigte für Ravenna die Statue
Alexanders VII.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bacci, T o r e 1 1 o, von Livorno, anfangs als
Bildhauer tätig, später Kunsthändler und Re-
staurator. Von seiner Hand ist in Florenz
das Monument seines Vaters im Kloster von
Santa Crocc und die Statue Pier Capponis im
Portikus der Uffizien. — Er lebte noch 1873.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bacciameo, Goldschmiedefamilie vom Ende
des 13. bis Anfang des 15. Jahrh. in Pisa,
deren Mitglieder nur urkundlich bekannt sind.
Tanfani Centofant i, Notiz, di artisti
pisani 1897 p. 55 ff. H. V.
Bacciarelli. Von einem Maler dieses Na-
mens wird in Privatbesitz in Ascoli die Dar-
stellung eines Eremiten erwähnt. Zani (Enc.
met. III 10) nennt zwei Maler desselben Na-
mens, Carlo und G. B., die nach seiner An-
gabe beide im 18. Jahrh. lebten, und von
denen er den ersteren nach Rom versetzt.
O r s i □ i, Descr. di Ascoli. p. 139. H. V.
Bacciarelli, Anna, Miniaturmalcrin des 18.
Jahrh. in Polen. Tochter des Malers Mar-
cello B. und seiner Frau, geb. Richter. Sie
erbte der Eltern Malcrtalent, deren Schülerin
sie auch wurde. Im poln. Mus. in Posen be-
finden sich von ihr zwei ein wenig dilettantisch
ausgeführte Miniaturen, deren eine die be-
rühmte schöne Griechin, Sophia Tchelitche,
damals Frau des Generals von Witt, später
Gräfin Felix Potocka, darstellt. Sie malte
auch religiöse Bilder, z. B. eine „Verkündi-
gung Mariä“, welches Bild sich in der Pfarr-
kirche in Odechöw bei Sandomir befindet.
Dort starb sie auch unvermählt.
E. Rastawieck i, Stownik mal. polskich
III 118. — Prof. Dr. Georg Graf Myctels-
k i, Sto lat dziejöw malarstwa w Polscc (Hundert
Jahre Polnischer Malerei) p. 63.
Dr. Georg Graf Mycielski.
Bacciarelli, Carlo u. G. B., s. Artikel
Bacciarelli (oben).
Bacciarelli. Johanna Juliana Frie-
derike, geb. Richter, Miniaturmalerin. Geb.
in Dresden am 21. 5. 1733. Sie heiratete 1756
den Maler Marccllo Bacciarelli, ging mit ihm
auf eine kurze Zeit nach Polen, später nach
Wien 1761. Beide kamen 1765 wieder nach
Warschau, wo sie bis zu ihrem Tode 1812
blieb. Sie malte dort Miniaturen auf Elfen-
bein, welche jedoch in Polen selten sind. Das
von ihr gemalte Porträt des jungen Königs
Stanislaus August wurde 1765 von Marccnay
gestochen. Nähere Daten über ihre künstleri-
sche Tätigkeit in Polen fehlen.
Rozmaitosci (Varia) zur „Warschauer
Zeitung“ v. Jahre 1819, No. 41 p. 108, wo sich
ein über sie von ihrem Sohne Kr. Bacciarelli
Künstlerlcxikon. Bd. II.
305
30
Bacciarelli — Baccigaluppo
geschriebener Artikel befindet. — E. Rasta-
wieck i, Slownik mal. polskich I 46, 47.
Dr. Georg Graf Mycielski.
Bacciarelli, M a r c e 1 1 o, italien. Maler, tä-
tig hauptsächlich in Polen. Geb. in Rom am
16. 2. 1731, bildete sich dort unter Bencfiali
in der Malerei aus und wurde schon 1753 nach
Dresden vom Könige August III. von Polen
berufen. Dort begann er seine künstlerische
Laufbahn mit Zeichnungen von Bildern für
das große Kupferstichwerk der Dresdener
Galerie. Er vermählte sich in Sachsen 1756
mit der Miniatur-Malerin Friederike Richter
und besuchte auch mit dem Könige wahr-
scheinlich in diesen Jahren mehrmals War-
schau. Im Jahre 1761 ging er nach Wien
und malte dort für die Kaiserin Maria The-
resia Porträts der ganzen kaiscrl. Familie.
Nach dem Tode August III. lehnte er den
Antrag des Fürsten Kaunitz in kaiscrl. Dienst
zu treten ab und ging im Jahre 1765 nach
Warschau, wohin ihn der neu erwählte König
Stanislaus August (Poniatowski) berufen hatte.
In Polen blieb nun der Künstler bis zu seinem
Tode als der gefeiertste ausländische Maler
und übte den größten Einfluß auf die künstle-
rische Tätigkeit einer ganzen Schar von poln.
Malern, die ihn für ihren Meister hielten.
Er wohnte seit 1766 mit seiner Familie im
kgl. Schlosse und eröffnete dort seine be-
rühmte Maler-Schule. Im Jahre 1768 erhielt
er den poln. Adel und wurde bald darauf zum
General-Baudircktor und Verwalter der kgl.
Paläste und Schlösser sowie der Kunstsamm-
lungen des Königs ernannt. Im Jahre 1787
begann er eine längere Reise nach Italien
über Wien, Venedig, Bologna, Florenz nach
Rom und Neapel, wo er Mitglied mehrerer
Kunst-Akademien wurde und eine große An-
zahl von Bildern und anderen Kunstwerken
für die Sammlungen des Königs erwarb. Bis
zur dritten Teilung Polens blieb er im Dienste
Stanislaus Augusts, der ihn als den größten
Künstler in seinem Reiche mit seiner be-
sonderen Gnade auszeichnete. Nach der Ab-
dikation des Königs 1795 verließ er Warschau
nicht mehr, wurde im Jahre 1807 zum Mit-
glied der Warschauer „Gesellschaft der
Freunde der Wissenschaft“ ernannt und starb
dort am 6. Januar 1818. Er wurde, sowie
seine Frau, in der Domkirche zu Warschau
begraben, wo das schöne Doppclgrabmal des
Künstlerpaares sich befindet. Mehr als ein
halbes Jahrh. dauerte die sehr fleißige, viel-
seitige und einflußreiche Tätigkeit des Künst-
lers in Polen. Er schuf die angesehenste
akademische erste Malcrschule in Warschau
und bildete in derselben mehrere poln. Künst-
ler von Bedeutung aus. Am Hofe des Königs
wurde er der brillante Repräsentant der höfi-
schen Residcnzmalcrci der zweiten Hälfte
des 18. Jahrh. und war in seiner Produktion
äußerst vielseitig und charakteristisch für seine
Zeit. Das Königsschloß in Warschau besitzt
seine großen, prunkvollen dekorativen Dccken-
Frcskogemälde in den Marmor-, Ritter- und
Konzert-Sälen: allegorische und mythologi-
sche Kompositionen, unter dem Einfluß von
G. B. Tiepolo ausgeführt. Das Lustschloß
des Königs „tazienki“ („Die Bäder“) in
Warschau wurde von ihm mit eleganten Sze-
nen aus der Geschichte des Königs Salomo
geschmückt, in welchen viele Persönlichkeiten
vom Hofe porträtiert wurden und wo der
Künstler die Coypel, die Vanloo, die Lemoine
und die Natoire nachgcahmt hat. Er malte
auch mehrere affektierte Bilder aus der poln.
Geschichte für das Schloß in Warschau, so-
wie einige Szenen aus dem Leben des Königs.
Als Maler von Altarbildern war er süßlich
und akademisch. Seine größte Tätigkeit aber
war die Porträt-Malerei, in der er der an-
gesehenste Künstler in Polen bis zu seinem
Tode blieb. Er malte wenigstens 30 Porträts
des Königs, Bildnisse der ganzen Familie
Poniatowski, sowie beinahe alle Repräsentan-
ten des Hofes und der poln. Aristokratie sei-
ner Zeit : die Czartoryski, Radziwilt Lubo-
mirski, Sapieha, Potocki, Branicki, Tyszkie-
wicz, Zamoyski, Mniszech, Massaiski, Mata-
chowski usw. Diese Porträts sind alle vor-
nehm in der Haltung, sehr fein gedacht und
ausgeführt, im duftigen französ. Stil der Zeit
gehalten, in der Technik fließend und leicht
und immer in einem goldenen, hellen Ton
ausgeführt. Als Porträtmaler hat Bacciarelli
gewiß das beste geleistet und ist als einer
der feinsten Künstler seiner Zeit anzusehen.
S. Szaniawski. Biographie des Künstlers
in den Jahrbüchern der kgl. Warschauer Gesell-
schaft der Freunde der Wissenschaft XVI 222,
232. — Seb. Ciampi, Notizie etc., l.ucca 1830
und Bibliografia critica II 238 — 244, — M.
Wiessner, D. Akad. d. b. K. zu Dresden
1864. — Rastawieck i, Slownik mal. pol-
skich I 18-46. 332; III 117, 118. — Prof. Dr.
Georg Graf Mycielski, Sto lat dziejöw
malarstwa w Polsce (Hundert Jahre poln. Ma-
lerei) 1760—1860. Krakau 1897 p. 27—34. —
Sitzungsberichte der Kommission zur Forschung
der Kunstgeschichte in Polen, an der Akad. der
Wissenschaften in Krakau, von 1880 — 1906:
passim. — Fournier-Sarloveze, Les
peintres de Stanislas Auguste roi de Pologne,
Paris 1907 p. 5—20. — Katal. der Bilder-Galerie
des Königs Stanislaus August Poniatowski
(2227 Bilder), Handschrift in der Sammlung des
Grafen L. Branicki in Sucha, von Bacciarelli
redigiert u. korrigiert, welcher nächstens in Be-
arbeitung des Unterzeichneten in den Publika-
tionen der Krakauer Akad. der Wissenschaften
erscheinen wird. Dr. Georg Graf Mycielski.
Bacciccia (Bacciccio), G i o v. B a t L, s.
Gaulli.
Baccigaluppo, Giuseppe, Landschaftsma-
ler aus Genua, wurde 1772 von seinem Gönner
Giac. Gentile nach Rom geschickt. In der
Galerie Durazzo seiner Vaterstadt befinden
sich von ihm sechs mittelmäßige Landschaften
306
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Baccilleri — Bach
mit mythologischer Staffage. Er starb um
1812 und hinterlicß eine Tochter, die eine
tüchtige Malerin gewesen sein soll.
Meyer, Kstlerlex. II. — A 1 i z e r i, Notizie
etc. 1864 I. — Descrizione di Genova 1846 III 61.
H. V.
Baccilleri, s. Bacilleri.
Baccio d’Agnolo Baglioni (und seine
Söhne), s. Baglioni.
Baccio d’A gnolo di Lorenzo da Fi-
renze, Bildschnitzer in Perugia, f 1529 da-
selbst.
Erculei, Catal. d. op. ant. d'Intaglio (1885)
p. 49. ••
Baccio di Fino di Ventura de P u n -
t e 1 1 i s oder
Baccio da Firenze, s. Pontelli, B.
Baccio da Montelupo, s. Montelupo.
Baccio della Porta, s. Fra Bartolovwico.
Baccio di Puccionc, Gehilfe Michelan-
gelos, aber wohl mehr Steinmetz als Bild-
hauer (vgl. Milanesi, Le Lettere 585), ging
Michelangelo bei der Ausführung der Ton-
modelle für die Grabfiguren der Sakristei von
S. Lorenzo in Florenz 1524 zur Hand (Jahrb.
d. preuß. Kunstsamml. I 18, 19). Ein ,.scar-
pellino" Bacio wird auch in einem Briefe
Buonarrotis an Michelangelo vom 14. 8. 1518
genannt (vgl. Frey, Ausgew. Briefe 112).
E. Steinmann.
Baccio da U r b i n o, italien. Architekt in
Senigallia (Prov. Marche), wo er 1491 ge-
meinsam mit Sabatino da Fabriano nach
eigenem Entwürfe die wegen der Harmonie
ihrer architektonischen Linienführung ge-
rühmte Chiesa dellc Grazie erbaute.
G. N a t a 1 i in Italia Moderna 1905, V 128.
G. Degli Assi.
Baccio, s. auch Pacio.
Bacciocchi (oder Baciocchi), Fra Cesare,
italien. Maler, geb. am 30. 11. 1626 in Cat-
tolica bei Rimini als Sohn des Marcantonio
B. und der Caterina Pronti, von der er selbst
den Beinamen Pronti erhielt (auch Padre Ce-
sare da Ravenna genannt) ; f am 22- 10. 170S
in Ravenna. Ausgebildet durch Guercino,
war als Historien-, Architektur- und Porträt-
maler tätig. Besonders gerühmt wurden seine
Arbeiten in S. Nicolö in Ravenna (Altar-
bilder u. Fresken), ein Altargcmälde in der
Kathedrale v. Ravenna (Martyrium des hl.
Ursicino) und ein „Samson u. Dalila" im
Pal. Guiccioli in Venedig. Auf der Mostra
d'Arte sacra in Ravenna 1904 befand sich ein
bez. Bild des Meisters.
C r e s p i, Lettere pitt. I 9. — Baruffaldi,
Vite dei pitt. etc. Ferraresi. — Pascoli, Vite
d. pitt II 176. — Meyer, Kstlerlex. — Mar-
tinetti Cardoni, Vite Brevi degli ärtefici
defunti etc. Ravenna, 1873 p. 34. — Rasscgna
d’arte. 1904 p. 94. R.
Bacciocchi, Fra Ferrante, Maler in Fer-
rara, im 17. Jahrh. Er gehörte zu dem Or-
den der Filippini und malte für die Kirche
S. Stefano in Ferrara alle Bilder der Haupt-
kapelle, sowie die Steinigung des Stephanus
über der Porticella des Campanile.
Barotti, Pitture di Ferrara, p. 67, 96. H. V.
Baccot, Philippe, französ. Maler, Ende
des 16. und Anfang des 17. Jahrh.; nach da-
mals häufiger Sitte zugleich Kammerdiener
und Hofmaler Heinrichs II. von Bourbon,
Prinzen von Conde, in dessen Palais er
wohnte. Werke von ihm sind nicht bekannt;
von seinen Familienverhältnissen weiß man
nur, daß er mit Catherine de La Landre ver-
heiratet war. Langlois (Geschichte der Glas-
malerei) führt ihn ohne nachweislichen Grund
unter den Glasmalern auf.
J a 1, Dict. critique. — Herluison, Actes
d'6tat civil d'artistes fran^ais.
Baccot, s. auch Bacot.
Baccuet, Genfer Goldschmiedefamilie vom
Ende des 17. bis Mitte des 18. Jahrh., deren
Vertreter Daniel. Jacques und Moise nur ur-
kundlich bekannt sind.
Brun, Schweiz. Kstlerlex. H. V.
Baccuet, Prosper, französ. Landschafts-
maler, Schüler Watelets, geb. 1798 in Paris,
t daselbst am 28. 6. 1854, beschickte seit 1827
fast regelmäßig die Salonausstcllungen. Er
begleitete als Landschaftszeichner 1830 die
wissenschaftliche Expedition nach Morea.
In den Salons der folgenden Jahre war von
ihm eine große Anzahl von Ansichten griechi-
scher Städte und Gegenden ausgestellt ; in
den Salons von 1845 — 1853 außer einigen ita-
lienischen u. spanischen Landschaften haupt-
sächlich Ansichten von nordafrikanischen Ge-
genden. Arbeiten von ihm befinden sich in
den Museen zu Bagueres-de-Bigorre und zu
Bordeaux. Ein Altarbild für die Eglise de
Saint-Gervais et de Saint-Protais in Paris,
darstellend den Guten Hirten, wurde ihm
1849 in Auftrag gegeben.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Richesses
d'art de la France. Paris. Monura. relig. III
173. H. V.
Bach, Abraham, Formschneider u. Bricf-
maler zu Augsburg um 1680. Man kennt nur
3 sehr seltene Folioblättcr von ihm: eine hl.
Familie im Garten; Familie beim Essen; Der
neue Komet.
Meyer, Kstlerlex. II 507. H. V.
Bach, Alois, Genre-, Tier- u. Landschafts-
maler, geb. am 12. 12. 1809 zu Eschlkam
a. d. Cham, f 1893 zu München, Schüler der
Münchener Akad. unter Heinrich Hess, ver-
tauschte aber die alten Heiligen desselben bald
mit dem neueren Genre. Einflüsse Wagen-
bauers u. Bürkels, besonders aber Wouwer-
mans sind in seinen zahlreichen, häufig mili-
tärische Szenen behandelnden Bildern erkenn-
bar. Das Landschaftliche spielt bei ihm durch-
weg eine so vorherrschende Rolle, daß die Fi-
guren mehr nur als Staffage erscheinen und
als Mittel zur Vervollständigung der koloristi-
schen Stimmung, die er mit Vorliebe in einem
kühlen grauen Tone hält. In der Behandlung
307 20*
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Bach
des Landschaftlichen schloß er sich an seinen
Freund Ed. Schleich an, zu dessen Schule
man ihn rechnen kann. Seine bedeutendsten
Bilder aus der späteren Zeit sind: Ein ober-
bayerisches Dorf zur Erntezeit u. Eine Vieh-
herde bei herannahendem Gewitter. Neben
der Malerei haben ihn auch Radierung und
Lithographie vielfach beschäftigt. Ein Aqua-
relle von ihm befindet sich in der Handzeich-
nungcn-Sammlung der Kgl. National-Galerie
in Berlin.
Maiilinger, Bilderchronik 1876. II 223,
IV 163. — Meyer. Kstlcrlex. II. — Müller,
Biogr. Kstlerlex. 1882. — F. v. Bötticher,
Malerwerke d. 19. Jahrh. — Nagler. Monogr.
I No. 1620. — Dioskuren 1860/61, 1865/66, 1S70
passim. H. V.
Bach, Armand Eugene, Porträt- und
Genremaler in Paris, gcb. daselbst, Schüler
von Cabanel. stellte in den Salons 1879 — 1896
fast alljährlich aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. —
Kat. d. Salon. H. V.
Bach, Carl Daniel (später, als er evan-
gelisch geworden, D a v i dl Friedrich,
Maler, geb. im Mai 1756 in Potsdam als Sohn
eines jüdischen Kaufmanns, f in Breslau am
8. 4. 1829. Er erhielt seine erste künstlerische
Ausbildung bei dem Maler Krüger in Pots-
dam; später wurde er Schüler des Berliner
Akademiedirektors Lcsucur und mit Künst-
lern wie Frisch, Chodowiccki und Berger ein
eifriges Mitglied der Gesellschaft für Akt-
zeichnen. Seine ersten Erfolge hatte er mit
Porträts in öl und Pastell. 1780 trat er in
die Dienste des Grafen Ossolinsky in War-
schau, für den er Porträts, auch ein lebens-
großes Reiterbild des Königs Johann Sobiesky
malte. Vier Jahre später ging er mit dem
Grafen Johann Potocki auf Reisen nach den
Niederlanden, Frankreich und Italien. In
Rom kopierte er Gemälde, namentlich Raffaels
und Michelangelos, in Neapel und Portici
zeichnete er antikes Kunsthandwerk. Nach
der Rückkehr nach Berlin veranstaltete er
1789 eine Ausstellung seiner Arbeiten. 1791
wurde er als „Professor der Mal- und Zei-
chenkunst“ erster Lehrer und Leiter der
neugegründeten Kunstschule in Breslau, wel-
ches Amt er bis zu seinem Tode bekleidete.
Für das schlesische Kunsthandwerk, insbeson-
dere für die Proskauer Fayencefabrikation lie-
ferte er Vorlagen ; nach diesen ausgeführte
Proskauer Vasen in antikem Geschmack sind
im Schlesischen Museum für Kunstgewerbe
und Altertümer in Breslau erhalten. V’on
seinen Gemälden läßt sich heute keines nach-
weisen. Erwähnt werden außer vielen Kopien
nach Raffael, Michelangelo, Rubens, Snyders
Porträts des Königs Friedrich Wilhelm II.
und des Ministers Grafen von Hoym (von
Sinzenich gestochen 1795), ein hl. Hierony-
mus, ein Christus am Kreuz (1824), eine Ge-
burt Giristi „in altdeutschem Geschmack“ und
besonders viel Allegorien. Namentlich machte
er die Ereignisse der vaterländischen Ge-
schichte, soweit sie das preußische Königs-
haus betrafen, zum Gegenstände figurenreicher
allegorischer Kompositionen.
Im Besitz der kgl. Kunst- u. Kunstgewerbc-
schule in Breslau befinden sich 19 Sammel-
bände und Mappen mit Zeichnungen und Ra-
dierungen seiner Hand, darunter mehrfach
sein Selbstbildnis, ferner Entwürfe religiösen
Inhalts, Tierdarstellungen und Studien nach
antiken Skulpturen und Geräten. Mit dem
Schriftsteller Benkowitz gab er 1796 — 1797
eine Kunstzeitschrift „Der Torso“ heraus, für
die er literarische und künstlerische Beiträge
lieferte. Auch legte er durch seinen Schüler
Mützel ein großes Fcderzeichnungssammel-
werk an „Abbildungen der vorzüglichsten Al-
tertümer und Denkmäler der Stadt Breslau
an Bauwerken, Malereien, Bildhauerarbeiten
und anderen Merkwürdigkeiten, gesammelt
und herausgegeben von Carl Bach, königlicher
Hofrat und Professor“ (heute aufbewahrt im
Schlesischen Museum der bildenden Künste
in Breslau).
Rasta wieck i, Slownik Malarzöw Polskich
III (Warschau 1857) 118 u. Robert Becker,
Aus Alt-Breslau 1900 (Text). C. Buchuald.
Bach, Christian Wilhelm, deutscher
Porträtmaler und Kupferstecher, 2. Hälfte
des 18. Jahrh. Von ihm gestochen : Bildnis
des Arztes J. G. Dennewitz, nach eigener
Zeichnung. 1775.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bach, Edward, Genre- u. Stillebenmaler
in London, war in der Roy. Academy 1875 —
1898, in der Roy. Hibernian Acad. und in
anderen englischen Ausstellungen vertreten.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 85. — The
Ycars Art 1880—1894. **
Bach, Göttlich Friedrich, Kabinetts-
malcr und Hoforganist in Meiningen, gcb. am
10. 9. 1714, f am 25. 2. 1785, war väterlicher-
seits ein Verwandter des Joh. Sebastian B.,
mütterlicherseits ein Enkel des beim Bau der
Meininger Elisabethenburg tätigen Baumei-
sters Samuel Rust. — Bach hat sich vorwie-
gend als Pastellmalcr betätigt und seinen Bil-
dern werden — wenngleich sic denen seines
Sohnes nachstchcn — edle Auffassung und
frisches Kolorit nachgerühmt Von seinen
Ölgemälden befinden sich 5 Porträts der
Söhne und Töchter Herzog Anton Ulrichs im
Besitze der Stadt Meiningen, teils im Vorzim-
mer des Sitzungssaales des Gemeinderates,
anderenteils im Trauungszimmer, 3 weitere
Porträts in Meininger Privatbesitz. Was sich
sonst an Pastellporträts und Skizzen in letz-
terem befindet, war 1904 auf der Meininger
Gemäldeausstellung vereinigt.
Neue Beitr. z. Gcsch. d. Altert., Meiningen,
I.f. 19. — Schenk, Vcrz. aller weltl. u. gstl.
Beamten, Meiningen 1862, p. 14. Hs. Loose.
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Bach
Bach, Guido, Porträt- und Genremaler,
gcb. 1828 zu Annaberg im Erzgebirge, t am
10. 9. 1905 in London, wo er seit 1862 lebte.
Schüler der Dresdener Akademie und von
Julius Hübner. Er zeichnete sich namentlich
in der Aquarellmalerei aus. In der Royal
Academy 1880 und 1883 sowie auf der Dres-
dener Aquarell-Ausstellung 1887 waren Ar-
beiten von ihm ausgestellt.
Meyer, Kstlerlex. II. — Bötticher, Ma-
lerwerke d. 19. Jahrh. — Graves, Royal Aca-
demy I. H. V.
Bach, Henri, Architekt in Toulouse, Pro-
fessor an der dortigen Ecole d. Beaux-Arts,
geb. 1815, f am 11. 5. 1899 daselbst, baute
im Stile des 13. Jahrh. Von ihm die Jesuiten-
kapclle in Toulouse, der Kapitelsaal des Do-
minikanerklosters daselbst.
Chronique d. Arts. 1899. p. 180. H. V.
Bach, Hermann, Bildhauer, lebt Som-
mers in Berchtesgaden, im Winter in Lo-
carno, geb. zu Stuttgart am 11. 10. 1842. Er
wurde 1862 Zögling der Stuttgarter Kunst-
schule, wo Prof. Wagner sein Lehrer war.
Nachdem er später in dessen und in Prof.
Kopps Atelier gearbeitet, ging er mit einem
Staatsstipendium nach Italien und hielt sich
von 1868 — 1870 in Rom auf. Dort nahm er
eine Wendung zur religiösen Kunst. Von
seinen Arbeiten sind zu nennen: 1) Die Spin-
nerin, halb lebensgroße Figur in karrar. Mar-
mor, im Besitz I. M. der Königin von Würt-
temberg. — 2) Der Pifferaro, Pendant zum
vorigen. — 3) Madonna, überlebensgroß in
Sandstein, in der F. Löwcnstcin-Wertheim-
schen Schloßkapcllc zu Klein-Heubach bei
Wertheim. — 4) Schiller und Liszt, über-
lebensgroße Figuren in Sandstein an der Fas-
sade des Georgenäums in Calw. — 5) Kalk-
steinstatuen von Winckelmann, Schöpflin,
Sleidanus und Niebuhr für die Universität in
Straßburg. — 6) Die allegor. Gestalten des
Handels und der Industrie für eine Villa in
Offenburg a/M. — 7) Das Grabdenkmal für
Dr. Löwe in Stuttgart. — 8) Zwei Apostel-
figtiren für das Mausoleum des Fürsten von
Hohenzollern in Sigmaringen. — 9) Schiller-
statue im Auftrag der Königin Olga für die
Aula des Polytechnikums in Stuttgart. —
Außerdem verschiedene dekorative Arbeiten
und zahlreiche Büsten, u. a. die der Kaiser
Wilhelm I. und II.
Meyer, Kstlerlex. — Notizen von M. Bach.
Bach, Johann, Siegburger Töpfer, 1573
und 1580 als „berühmter“ Meister urkundlich
erwähnt.
Beffroi, IV 155, 158, 185. H. V.
Bach, Johann Philipp, Sohn des Gott-
lieb Friedr. B., wurde am 5. 8. 1752 in
Meiningen geb. und starb als Kabinettsmaler
und Hoforganist daselbst am 2. 11. 1846. —
Von seinem Vater vorgebildet, widmete er
sich neben der Ölmalerei vorwiegend dem
Pastellbildnis und ist auf diesem Gebiete äu-
ßerst produktiv gewesen. Einen Beleg hier-
zu liefert sein erhaltenes Einnahmebuch, das,
abgesehen von der großen Zahl seiner Cra-
yonzeichnungen, allein 985 Pastelle verzeich-
net. Wir finden darunter fast sämtliche Mit-
glieder der Fürstenhöfe zu Sachsen-Meinin-
gen, Hildburghausen, S.-Koburg u. Schwarz-
burg-Rudolstadt. Außerdem porträtierte er
im Juni 1802 in Regensburg und Mai 1804 in
Marchthal die gesamte fürstliche Familie
Turn und Taxis. Einen wesentlichen Ein-
fluß hat Bach auf den Erlanger Porträtisten
Konrad Geiger ausgeübt, mit welchem ihn
seit seiner Erlanger Tätigkeit im Jahre 1779
eine innige Freundschaft verband. Ein'en
Überblick über Bachs Tätigkeit gewährte die
Meininger Gemäldeausstellung 1904, die an-
nähernd 120 seiner Bilder aus Meininger Pri-
vatbesitz vereinigte (vgl. Verz. u. Abb. in
nachstehender Lit.) .
Neue Beitr. z. Gesch. d. Altert., Meiningen,
Lf. 19. (m. Abb.). — Ludw. Bechstein,
Kunstfleiß und Gewerbefleiß, Leipzig 1860. —
Schenk, Verz. aller weltl. u. gcistl. Beamten,
Meiningen 1862. Hs. Loose.
Bach, Johann Samuel, Maler, Sohn
des Philipp Emanuel Bach, geb. 1749 in Ber-
lin, studierte in Berlin und Potsdam bei
Krüger, seit 1770 in Leipzig bei Oeser, 1772
versuchte er sich in Dresden zuerst mit Land-
schaften. f am 11. 9. 1778 in Rom, wohin
er im Februar 1777 gekommen war. Ein
1790 gedrucktes Nachlaßverzeichnis (J. F.
Goldschmidts Abschrift davon im Besitz des
Hamb. Geschichtsvcrcinsj beschreibt 103 Blatt
Zeichnungen vcrchiedcner Manieren, vielfach
leicht koloriert, voll Kraft und farbiger Wir-
kung: Aktstudien nach Antiken, Baumstudien,
Landschaften mit Tempeln, Schalmei blasen-
den oder tanzenden Nymphen, Faunen, Hir-
ten, Bacchanalen, ferner Vignetten mit Ge-
nien. Zuweilen verzichtet er auch auf die
mythologische Staffage, z. B. Bauernhaus mit
arbeitenden Landleutcn : römische I-andschaft
mit dem zeichnenden Künstler darin neben
einem zuschauenden Freunde, Mönchskopf etc.
Erwähnt werden anderen Orts: Ruinen von
der Brücke Augusts bei Narni. Wir hören ge-
legentlich von Anlehnung an Salvator Rosa,
van der Meer und Geßner. — In der Kunst-
halle zu Hamburg befindet sich eine südliche
Ideallandschaft in öl von 1776: Terrasse mit
Blick über breiten Fluß, Felswände, Aquä-
dukt, Kaskaden, bewaldete Höhen mit Tem-
pel. Auf der Terrasse Frauen und Kinder.
— Der Verein für Hamb. Geschichte besitzt
von ihm aus demselben Jahre eine Zeichnung
mit Villa und Hain, an dessen Eingang eine
Vase und mythologische Personen, eine ge-
tuschte Landschaft befindet sich im Städt.
Mus. in Leipzig. — Ferner genannt ein Por-
309
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Bach
trat des Musikdirektors J. B. Ziegler in Halle ;
einige seiner Zeichnungen stach J. F. Bause.
Meyer, Kstlerlcx. — Lebensbeschr. von G.
W u s t m a n n in der Wissensch. Beilage der
Leipziger Ztg. 1907 No. 8. E. Bencsi.
Bach, Joseph, Situations- und Landkar-
tenstecher, an der Akad. zu Dresden, geh. am
17. 1. 1774, f am 29. 5. 18*13. Zu seinen besten
Arbeiten gehören: ein großer sorgfältig ge-
stochener Plan der Gegend um Leipzig und
ein solcher der Gegend bei Tharandt.
Nagler, Kstlerlcx. I 217. H. V.
Bach, Karl Theodor, Architekt in
Wien, geb. daselbst am 17. 11. 1858, Schüler
der dortigen Hochschule, von Ferstel, Baurat
Theyer und Prof. Karl König. Von ihm zahl-
reiche Wohn- und Geschäftshäuser in Wien
(darunter die Häusergruppe „Casa piccola“),
Salzburg. Padua und Bukarest, ferner die
Bauten der Volkswohnungen in Breitensee
und der Arbeiterhäuscr in Florisdorf (mit
Arch. Simony). Gemeinsam mit dem Arch.
Ludwig Schöne erbaute er die dritte evangel.
Kirche in Wien sowie die evangel. Kirche in
Währing.
Das geistige Deutschland, Leipzig-Berlin 1898.
— K o s c 1, Deutsch-österr. Kstlcr.- u. Schrittst. -
Lex. Wien 1902. Bd. I. H. V.
Bach, Max, Maler in Stuttgart, Bruder
des Hermann, geb. in Stuttgart den 17. 10.
1841, erhielt den ersten Zeichenunterricht von
seinem Vater und dem Maler Obach. 1858
in die dortige Kunstschule eingetreten, wid-
mete er sich vornehmlich der Landschaft unter
Prof. Funks Leitung. Da aber die Richtung
seines Talentes weniger auf die Ölmalerei
ging, besuchte er von 1864 — 66 neben der
Kunstschule auch das Polytechnikum, um dort
das technische Zeichnen zu erlernen. Zugleich
machte er Versuche im Lithographieren und
Radieren, worin er sich 1868—70 zu Nürn-
berg und München tüchtig ausbildete, nicht
ohne sich auch umfassende Kenntnisse in der
Geschichte der Kunst und des Kunstgewerbes
anzueignen. 1871 bis 1873 war er Lehrer
an der Real- und der Handwerkerschule zu
Alzey und 1876 — 76 desgl. an der Zeichen- und
Modellierschule zu Basel. 1877 — 83 nahm er
seinen Wohnsitz in Ulm und hat dort, angeregt
durch die mittelalterlichen Kunstdenkmale der
Stadt und den dortigen Kunst- und Alter-
tumsverein, sich mehr und mehr dem Studium
mittelalterlicher Kunst und Kunstgeschichte
gewidmet, welches Fach ihn besonders anzog
und schon während seines früheren Aufent-
halts in Nürnberg vielfach beschäftigt hatte.
1883 nach Stuttgart zurückgekehrt, widmete
er sich künstlerischen und kunstliterarischcn
Arbeiten aller Art, worunter besonders her-
vorzuheben ist eine illustrierte Geschichte von
Württemberg und ein Werk über die Renais-
sance im Kunstgewerbe mit Farbendruck-
tafeln. 1889 — 91 war er beim k. statistischen
Landesamt verwendet und beteiligte sich in
den folgenden Jahren bei allen einschlagen-
den Arbeiten auf dem Gebiete Württembergi-
scher Landesgeschichtc und Altertumsfor-
schung. 1895 erschien sein Buch „Bilder aus
Alt - Stuttgart“, 1900 „Stuttgarter Kunst
1794 — 1860“, außerdem schrieb er zahlreiche
Artikel in Kunst- und historischen Zeitschrif-
ten. 1904 wurde er in den Verwaltungsaus-
schuß der k. Staatssammlg. vaterländ. Kunst-
und Altertumsdenkmale berufen. Von ihm
radiert: Architektur-Skizzen aus Nürnberg.
Nürnberg 1869 — 71. 30 Bll. 4. Von ihm
lithographiert: 1) Das Lenninger Tal, Pano-
rama mit Randansichten. Stuttg. gedruckt
bei F. Malt6 1866. gr. Fol. — 2) Ansicht von
Waldenbuch, gr. 4. — 3) Stuttgart im Jahre
1592, Faksimile nach der Radierung von
J. Sauter (2 Bl. gr. Fol. 1867). 4) Ulm im
Jahre 1570, Faksimile nach der Radierung
von Georg Rieter (1870).
Nach Mitteilungen des Künstlers.
Bach, Nikolaus, Bildhauer, geb. am 27.
1. (8. 2.) 1853 in Petersburg, f daselbst am
17. 1. (29.) 1885, Schüler seines Vaters Ro-
bert B. und der Petersburger Akad. Haupt-
werke: Prometheusbüste; Pythia; David mit
der Schleuder (Gipse auf den Petersburger
akad. Ausstcllgn. 1881 — 1885).
Bulgakoff, Unsere Künstler (russisch)
I 27 — 29. W. Neumann.
Bach, Paul, Maler in Berlin, geb. am 27.
8. 1866 in Dresden, Schüler der Düsseldorfer
Akademie, bildete sich weiter in Paris und
war dann 10 Jahre in München tätig, von
wo er nach Berlin übersiedelte. Abgesehen
von einigen Porträts, die im Privatbesitz
sind, hat er Stillebcn, Interieurs und figür-
liche Bilder geschaffen. Er malt am liebsten
im Freien und geht den feinen Wirkungen
und Problemen von Luft und Licht nach.
Viel Anerkennung fanden auch seine feinen
und stimmungsvollen Zeichnungen sowohl mit
Motiven aus alten Städten wie aus dem groß-
städtischen modernen Getriebe. Man hat auch
einige Radierungen von ihm, z. B.: Dame
mit Papagei und Kakadu, Mutter und Kind.
Mit Notizen von Th. Brodersen. •*
Bach, R o b e r t d. J., Bildhauer, geb. am 28.
1. (9. 2.) 1859 in Petersburg, Schüler seines
Vaters Robert B. und der Petersburger Akad.
Hauptw. : Denkmal des Kaisers Alexander
III. in Feodosia (Bronze), Porträtbüsten in
Bronze von Puschkin, Gogol, Turgenjew, Do-
stojewski, Krylow, Shukoffski, Lefort u. a.
1887 ; Undine, Marmorstatuettc.
Bulgakoff, Unsere Künstler (russisch)
I 27 u. ff. — Meyer, Kstlerlcx. W. Neumann.
Bach, W. H., Landschaftsmaler in London,
stellte 1829 — 1859 eine lange Reihe von Land-
schaften und Ansichten in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 86. **
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Bach — Bachelier
Bach, i m, s. Imbach.
Bache, Otto, dän. Maler, geb. in Roskilde
am 21. 8. 1889, zehnjährig bereits Schüler
der Kunstakademie in Kopenhagen und gleich-
zeitig Schüler W. Marstrands. 1860 — 68 un-
ternahm er Reisen nach Paris und Italien,
wurde 1872 Mitglied der Kunstakademie in
Kopenhagen, 1887 Professor an derselben,
1889 — 92, 1896 — 99 und jetzt wieder (seit
1905) Direktor der Kunstakademie. Er
ist einer der vielseitigsten der gegenwärtigen
dänischen Maler. Er malt Historien- und
Genrebilder, Landschaften und Porträts und
ist ein vorzüglicher Tiermaler. Von seinen
Historienbildern seien erwähnt: Die Ver-
schwörer reiten von Finnerup fort nach der
Tötung des Königs Erik Glipping (1882,
Frederiksborg-Museum). Die berittene Garde
wird eingeschifft (1888) und „König Chri-
stian IX. besucht die Schanzen bei Dybbol“
(1888), letztere beide dem Könige Christian
IX. geschenkt: „Die Krönungsfeier des Kö-
nigs Christian IV.“ (Frederiksborg Schloß) ;
„Die Heimkehr der Soldaten 1849“ (1894,
ebenda). Monumentale Bildnisse von ihm
sind: Admiral Suenson (1882), General Krog
(1889), General Max Müller (1887), General
Schleppegrell (1896), sämtlich im Frederiks-
borg-Museum. — B. ist der bevorzugte Por-
trätmaler des Hofes und der Aristokratie.
Von höherem Interesse aber als diese Bild-
nisse sind diejenigen von seinen Kunstkol-
legcn, z. B. dem Dekorationsmaler Hilker
(1871), dem Bildhauer Peters (1882) und
dem Marinemaler Blache (1904). Sein eige-
nes Bildnis hat er 1888 für die Uffizien in
Florenz gemalt. — Von seinen populären
Genre- und Tierbildern seien genannt: „Ar-
beitswagen an einem Ziegclwerk“ (1864 kgl.
Gemäldegalerie) ; „Dachshund mit Jungen"
(1806) ; „Die Hunde werden gefüttert"
(1871) ; „Nach der Eberjagd“ (1876, kgl.
Gemäldegalerie) ; „Eine Koppel Pferde bei
einer Schenke" (1878) ; „Pferde am Strande“
(kgl. Gemäldegalerie 1892) ; „Die Kühe wer-
den aus dem Stalle getrieben“ ; „Oktober-
morgen" (1885, kgl. Gemäldegalerie) ; „Edel-
wild im Kornfeld“ (1892). — In allen die-
sen Arbeiten zeigt B. sich als ein phantasie-
volles, frisches Temperament, als ein sicherer
Kompositor und Zeichner, während er als
Kolorist vielleicht weniger bedeutend ist.
Kunst für Alle III 1888, VI 1891. — Illustre-
ret Tidende: Af Samtidens Kunst S. 193. —
Sigurd Müller, Nyere dansk Malcrkunst
(1884) S. 18. — Julealbum 1895. — Wcilbacb,
Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896). — Bricka,
Dansk biografisk Lex. I. — Kunst (Kopenhagen)
V Heft 11/12: Knud Söeborg, Otto Bache.
— Been-Hannover, Danraarks Malerkunst
II 89, 107—112. — Karl Madsen, Kunstens
Historie i. Danmark S. 379. — Emil Han-
nover, Dänische Kunst des 19. Jahrh. (Lpz.
1907) S. 75. A. R.
Bachelard, M a r c e 1 i n, französ. Maler, geb.
in Firminy (Loire) am 6. 5. 1816, Schüler
der Ecolc des Bcaux-Arts in Lyon 1834 bis
1837, wohnte daselbst 1842 — 1848 und stellte
alljährlich im Salon aus (Porträts u. Genre-
bilder). Im Museum zu Lyon ist von ihm:
Jeune fillc vetue de noir (Reserven des Mu-
seums). A. G ranger.
Bacheier, Jean, Miniaturmaler in Brügge,
um 1478 Mitglied der Gilde der Enlumineurs.
Le Beffroi IV 297—323. H. V.
Bacheier, s. auch Bachelier.
Bachelet, M., Goldschmied in Paris, der in
den 60er Jahren des 19. Jahrh. wegen seines
Kirchcngcräls nach Kompositionen von Viol-
let-Le-Duc bedeutenden Ruf genoß.
Gaz. d. B.-Arts XIV 540; XXIV 141. — Ri-
chesses d’art. Paris. Mon. rel. I. *•
Bachelet, M a t h i e u, französ. Bronze-
gießer des 18. Jahrh., bezeichncte mit seinem
Namen eine kunstvolle, kleine Wanduhr in
cuivre dore, die 1883 bei M. Georges in Paris
verkauft wurde.
Champeaux, Dictionnaire des Fondcurs
etc. ••
Bacheley, Jacques, französ. Stecher und
Zeichner, geb. 1712 zu Pont-l’Eveque, in der
Normandie, f 1781 in Rouen, Schüler von
Ph. Le Bas und Mitglied der Akademie von
Rouen. Er stach hauptsächlich Landschaften
und Marinen nach holländ. Meistern. Man
kennt von ihm eine Ansicht von Rotterdam
nach van Goyen, eine Ansicht von Ryswyck
nach Ruisdael, nach demselben eine solche
von Utrecht, einen Sturm an der Küste von
Grönland nach J. Peters usw. Es gibt auch
einige Originalstiche von ihm mit Ansichten
von Le Havre, Rouen usw., sowie ferner einige
Vignetten nach Gravelot mit Kinderspielen
und allegorischen Darstellungen.
Le Blanc, Manuel. — Meyer, Kstlerlex.
II. — Portalis et Blraldi, Les Graveurs
du XVIIIe siede. 1880. I. P. A. Lemoisne.
Bacheley, Jean, französ. Maler, am 13. 10.
1691 in die Malergilde von Rouen aufgenom-
men und 1699 zum Vorsteher der St. Lukas-
Gilde ernannt, lebte noch 1713. Vielleicht
Vater des Kupferstechers Jacques B.
Archives de l’art frangais. VI 199, 201, 212.
H. V.
Bacheley, L. G. M., Zeichner und Radierer
zu Paris um 1800.
Le Blanc, Manuel I. H. V.
Bachelier, C., französ. Ornamentstecher,
von dem ein kleines Blatt mit Laubwerk,
bezeichnet: C. Bachelier F 1712, bekannt
geworden ist.
G u i 1 m a r d, Les maitres ornemanistes 1880
I 154. **
Bachelier, Charles Claude, Landschafts-
und Architekturmaler und Lithograph in Pa-
ris, geb. daselbst, stellte in den Salons 1834
bis 1836 und 1852 aus. Ein Verzeichnis seiner
meist nach eigenen Zeichnungen angefertigten.
311
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Bachelier
aber mittelmäßigen Lithographien bei Meyer,
Kstlerlex.
Bellier-Auvray, Dict. g<n. H. V.
Bachelier, Dominique, französ. Bild-
hauer und Architekt, Sohn des Nicolas B.,
t 1015, lebte in Toulouse, wo er verschiedene
Arbeiten des Vaters fortsetzte, wie den Bau
der Brücke St. Cyprien, der 1543 begonnen
war und erst 1601 von Pierre Souffron be-
endigt wurde. Gemeinschaftlich mit letzte-
rem baute er das Palais des Präsidenten Clari
zu Toulouse. 1607 — 1612 errichtete er das
Portal der Kirche Saint- Pierre.
L a m i, Dict. d. sculptcurs 1898. — Rassegna
Nationale XCI1I 493 ff. H. V.
Bachelier, Jean-Jacques, französ. Ma-
ler u. Ornamentzeichner, geb. zu Paris 1724,
f ebendaselbst am 13. 4. 1806. Er malte Blu-
men, Früchte, Jagdstücke und — weniger
glücklich — Historienbilder. Mit einem sol-
chen (Tod Abels) gewann er 1763 die Mit-
gliedschaft als Peintre d’histoire der k. Akad.,
ersetzte dieses Gemälde aber durch „Cimon
im Gefängnis“, das sich noch im Louvre be-
findet. Sein Talent als Blumenmaler ver-
schaffte ihm die Leitung der Porzellanmale-
reien in der kgl. Fabrik zu Sevres, in welchem
Amte er mit vielem Erfolge tätig war. Eben-
so rühmlich und nachhaltiger wirkte er durch
die 1766 auf seinen Betrieb und seine Kosten
gestiftete freie Zeichenschulc für Kunsthand-
werker in Paris. Von 1751 an stellte er bis
1767 immer ein um das andere Jahr im Salon
aus. Er muß ein besonderer Günstling des
Hofes gewesen sein, denn aus publizierten
Rechnungen (Chronique des arts 1905, p.
319 ff.) erfährt man seine zahlreichen Auf-
träge auf dekor. Tierbilder für die kgl. Schlös-
ser und zugleich die ungewöhnlich hohen
Preise dafür. Nach seinen Zeichnungen wurde
gestochen : Collection de cul de lampes et fleu-
rons inventes et dessines par M. Bachelier,
peintre du Roy, tiree de la grande Edition in
folio des Fables de Lafontaine, et graves par
P. P. Choffard. Distribues cn quatre suites.
A Paris ches la Vvc. Chereau. 4. Erste Folge.
Sechs Blätter, numeriert von la — 6a. Zweite
Folge. Sechs Blätter, numeriert von 7b bis
12b. Als eifriger Experimentator auf dem
Gebiete der Enkaustik veröffentlichte er die
Schrift: Histoire et secrct de la pcinture ä
la circ contre le sentiment du comte de Cay-
lus. Paris 1755. 8.
Meyer, Kstlerlex. II 512 (mit ält. Lit.). —
Guilmard, Maitrcs ometnanistes p. 223. —
Chronique des arts 1905 p. 319 ff. — F o r r e r,
Biogr. Dict. of Medallists. — Nouv. Archiv, de
l’art franc. XII (1885) 310; III sir. II (1880), V
(1889), XIII (1897), XXII (1900 Reg.). — Bull,
d. 1. soc. de l’hist. de l’art franc. II 48. — Jahrb.
d. k. preuß. Kstsamml. XIV 143, 147, 151, 154.
157. **
Bachelier, Nicolas, französ. Werkmeister
und Bildhauer, geb. in Toulouse um 1485,
t nach 1566 (nach Angabe einiger Autoren
1572) ; anerkannt als führender Meister der
Toulouser Schule in der Renaissance, so daß
sein Name geradezu zur Bezeichnung jenes
prunkvollen Dckorationsstiles verwendet wird,
der seit ca. 1550 in Languedoc herrscht. Seit
dem 17. Jahrh. hat man diesem Künstler eine
große Zahl von Werken verschiedener Stil-
arten zugeschrieben, von denen viele ihm in
der Tat nicht angchören können; von den
authentischen Werken B.s dagegen ist nur
weniges erhalten geblieben, und ebensowenig
von sicheren Daten aus seinem Leben.
Der erste Lehrer B.s scheint sein Vater
gewesen zu sein, ein aus Lucca stammender,
in Toulouse verheirateter und ansässiger
Künstler. In Italien soll dann Nicolas B.
seine Studien vollendet haben, und zwar in
der Werkstatt Michelangelos. 1510 nach
Toulouse zurückgekchrt, wurde er zum Werk-
meister der Stadt ernannt und mit der Ver-
schönerung des Rathauses (Capitols) beauf-
tragt, in dessen Hof er zwei Portale errich-
tete. Eines derselben ist samt seinem aus 3
Statuen bestehenden Skulpturenschmucke er-
halten geblieben ; die Reste des 1817 zerstör-
ten zweiten Portales werden im Museum zu
Toulouse aufbewahrt. — 1528 arbeitete B. an
der Maison de Pierre (dem einzigen Hause
von Toulouse, das ohne Verwendung von
Ziegeln erbaut wurde), einem reichen, aber
schwerfälligen und wenig geschmackvollen
Prunkbauc, dessen Skulpturenschmuck erst in
neuester Zeit vollendet worden ist. 1553 — 54
arbeitete er am Hotel du Parlcment ; 1555 am
Hotel Lasbordes, dessen zweite Hälfte er in
einem sehr reichen Stile erbaute und mit ge-
schickt behandeltem statuarischem Schmuck
versah. Auch sonst war er am Baue des
Hotel Lasbordes beteiligt (wahrscheinlich er-
richtete er den Turmbau). 1543 begann er
mit dem Brückenbaue von St. Cyprien, der
dann nach seinem Tode von seinem Sohne
Dominique B. vollendet wurde. — Zugeschrie-
ben werden dem Künstler: die Porte de l'Es-
quile (ruc du Taur), die Porte de la Com-
mutation (Jardin des Plantcs), eine Fenster-
umrahmung im Museum zu Toulouse (von
einem abgebrochenen Hause aus der Um-
gebung der Place Bourbon) ; ferner das Por-
tal der Eglise de la Dalbadc (altertümlicher
als die übrigen Werke B.s mit nordfranzö-
sisch-gotischen Stilnachklängcn) und das
Triumphportal vor der St. Scrnin-Kirche (in
rein klassischem Stil, sehr schlicht und ohne
Statuenschmuck). In der Eglise de la Dau-
radc hat er 1550 einen Kapcllenbau ausge-
führt. Außerdem hat er für die Kirchen zu
Toulouse zahlreiche Bildwerke geschaffen,
die zur Revolutionszeit zerstört worden sind:
Für die St. Etienne-Kathedrale ein Altarwerk
mit Darstellung des Todes der Maria in
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Bachelier — Bachelin
Rundfiguren; für die Trinitarierkirche ein Al-
tarwerk mit der Geburt Christi; anderes für
die Kirchen St. Nicolas, La Dalbadc (nach
Inschrift beendigt 1545) und Des Cordcliers.
Skulpturenreste aus der letzteren Franzis-
kanerkirche und aus St. Etienne verwahrt das
städtische Museum ; eine Beschreibung der
verschiedenen Bildwerke B.s hat Dupuy du
Grez im 17. Jahrh. veröffentlicht.
Die außerhalb von Toulouse geschaffenen
Werke B.s sind noch weniger bekannt. Man
weiß nur, daß er 1541 in der Kirche zu Mont-
giscard gearbeitet hat. Ohne jeden Grund
und mit wenig Wahrscheinlichkeit schreibt
man ihm zu das Schloß und die Kirche zu
Assier (Lot) und in letzterer das Grabmal
des grand-maitre de l’artillerie Gourdon de
Genouillac (1515 im Stile der Loire-Gegend
begonnen), das Sakristeiportal der Kathedrale
zu Rodez, das Chorgestühl in St. Bertrand zu
Cominges, einen Teil des Chorgestühles in
Stc. Marie zu Auch, endlich den gotischen
Glockcnturm zu Villefranche de Rouergue. —
Sicherlich hat B. auch Möbel in Holz aus-
geführt; unter den aus Toulouse stammen-
den Renaissancemöbeln und Boiscricn sind
wahrscheinlich hie und da eigenhändige Ar-
beiten von ihm. Als Goldschmied hat B. einen
prachtvollen Reliquicnschrcin des hl. Georg
geschaffen. — Ohne jeden Beweis behauptet
man schließlich. B. sei gegen das Ende seines
Lebens von Karl V. oder Philipp II. nach
Spanien berufen worden und sei dort nächst
Berruguete als Bahnbrecher des Renaissance-
stiles aufgetreten.
Die Büste dieses berühmten Künstlers von
der Hand des Toulouscr Bildhauers M. Arcis
wurde in der „Salle des Illustrcs“ auf dem
Kapitol in Toulouse aufgestellt.
Dupuis du Grez, Traitc de pcinture 1699.
— Roschach, Catal. du Musce de Toulouse
1865. — A. Berty, La Renaissance monumen-
tale en France. — L. Palustre, L’architecture
de la Renaissance. — F. de Verneilh, Rap-
port sur les monuments eivils de Toulouse (Con-
gres archeol. 1874). — V. A d v i e 1 1 e, Les
beaux-arts en Rouergue (Reunion d. soc. d. b.-
arts d. d£part. 1879). — Lavigne, Etüde biogr.
sur N. Bachelier (Mem. de l'acad. de Toulouse
1879). — A. Thiers, Nie. Bachelier (La Grande
Encycl.). — J. de Malafosse, Rech, nur
l'archit. ä Toulouse ä l'epoque de la Renaiss.
(Revue des Pyrenies, 1890 ; Bulletin d. 1. soc.
archeol. du Midi, 1888). — Bern. Benezet,
Hist, de l’art toulousain dans Toulouse, 1887. —
A b b £ Douais et Pasquier, Communica-
tion ä la soci£t£ nat. d. antiquaires (Bull. d. 1.
soc. 1896, p. 246). — J. de Lahondcs, Ca-
thedralc de Toulouse, 1890. — Ed. Bonaff d,
Etudcs sur le meublc en France (Gaz. d. b.-arts,
II per. XXXII 142). — Meyer, Kstlerlex. —
Bellier-Auvray, Dict. gen. et suppl. —
Lance, Dict. d. archit. {rang. — Bauchal,
Nouv. Dict. d. archit. franq. — Dussieux,
Artistes franc. ä l’etranger. — Bertolotti,
Artisti franccsi in Roma, 1882, p. 48. — Ras-
segna Nazionale vol. 93, p. 493. C. Enlart.
Bachelier, Nicolas, geschätzter Pariser
Blumenmaler, wurde am 30. 9. 1752 in die
Akademie daselbst aufgenommen. 1760 fer-
tigte er 4 Supraporten für das chätcau de
Choisy mit den 4 Erdteilen, die durch Vögel
charakterisiert waren.
Nouv. archiv. de l'art frang. 3 s^r. XX. 1904.
Reg. XIX— XX. H. V.
Bachelin, Auguste, bekannter Schweizer
Historien-, Genre- und Landschaftsmaler und
belletristischer Schriftsteller, gcb. am 30. 9.
1830 in Ncuchitel, f am 3. 8. 1890 in Bern.
Schüler von W. Moritz d. J. 1850 ging er
nach Paris, zunächst zu Charles Gleyre, dann
zu Couture. Mehrere Jahre arbeitete er in
Paris und beschickte neben Ausstellungen sei-
ner Heimat seit 1857 alljährlich den Pariser
Salon (zuletzt 1874). Seine Neigung ging
auf das historische Fach und nur widerwillig
beschränkte er sich anfangs auf Genre und
Landschaft. Auf der Neuchäteler Ausstel-
lung von 1853 trat er zum erstenmal, und
zwar mit 6 Bildern sehr verschiedener Art
auf. Neben mehreren, im Charakter bestimm-
ter Jahreszeiten gehaltenen Landschaften stell-
ten die „Primaveres et Marguerites“ zwei Da-
men in städtischer Toilette auf einer Blumen-
wiese dar; „Mai“ eine ziemlich freie Gesell-
schaft von Damen und Herren im Grünen.
Man erkannte sogleich den originellen Künst-
ler, der sich der Natur mit einem strengen,
aber noch ziemlich kühlen Realismus anschloß.
Mit solchen Stoffen befand sich B. noch nicht
auf dem eigentlichen Felde seines Talents.
1856 war er bei den eidgenössischen Truppen,
welche die Rheingrenze besetzten, und 1859
begleitete er in Italien die Freischar unter
Garibaldi, um von den Gefechtsfcldem Skiz-
zen und Korrespondenzen an illustrierte Jour-
nale zu schicken. Hier entschied sich seine
Vorliebe für militärische Szenen; in die Hei-
mat zurückgekehrt, wurde er bald zum be-
liebten Darsteller der nationalen Tagesge-
schichte. Gelegentlich griff er auch in frem-
des Volkstum hinüber: im Pariser Salon von
1861 sah man die Vcdette (einen französi-
schen Garde-Kürassier auf Vorposten) und
die Erstürmung des Kirchhofs in der Schlacht
bei Magenta; vorwiegend blieben aber die
heimischen Stoffe. So hat B. aus dem Marsch-
und Lagerlcben der Schweizer. Armee eine
große Zahl Ölbilder gemalt. Von lustigen
Szenen der Verproviantierung, der Feldpost
usw., steigt er zu ernsten und tragischen Dar-
stellungen auf. Ein großes Hauptbild war
auf der Neuchäteler Ausstellung von 1860:
Der Marsch eines Schweizer Infanteriebatail-
lons zur Grenzbesetzung von 1857, wirksam
besonders durch die düstere Stimmung der
winterlichen Landschaft. Aus dem Kriege
1870 — 1871, bei dem er die Schweizer Armee
an die französische Grenze im Jura begleitete,
hat er das Hauptereignis an dieser Grenze,
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Bachellarii — Bacher
den Übertritt von Bourbakis flüchtiger Armee
auf Schweizer Boden, in einem großen, sehr
wirkungsvollen Gemälde dargestellt. Gern
hat der Künstler auch auf nationale Erinne-
rungen zurückgegriffen. So brachte die Neu-
chätelcr Ausstellung von 1806 eine Szene aus
der Verteidigung der inneren Schweiz gegen
die cindringcnden Truppen der französischen
Republik und Den Tod des Fähnrichs von
Montmollin. Das letztere Bild jetzt im Mu-
seum von Ncuchätel. Von den historischen
Darstellungen wendete sich B. zuweilen auch
zu genremäßiger heimatlicher Schilderung.
Zu den Bildern dieser Art gehören die präch-
tigen „Faucheurs des Alpes" im Pariser Sa-
lon von 1863, und das Schwingfest („lutteurs
du Hasli“), ein großes lebensvolles Bild, das
auf der Pariser Ausstellung von 1867 die Auf-
merksamkeit auf sich zog. Reich an Erfin-
dung, glücklich in der Wahl neuer und an-
ziehender Stoffe, führte Bachelin seine Bilder
mit rascher Hand aus. Er liebte, ähnlich wie
sein Landsmann und Freund A. Anker, einen
flotten Vortrag; um Feinheit der Durchfüh-
rung war es ihm weniger zu tun. Seine Büste
wurde 1892 im musee historique zu Ncuchätel
aufgestellt.
G. Kinkel in Meyers Kstlerlex. II. — P h.
Godet bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. — Le-
ben des Malers u. Schriftstellers Auguste Bache-
lin (Ncujabrsbl. d. Künstlerges. in Zürich f.
1893. N. F. 53) gr. 4°. Zürich. H. V.
Bachellarii (oder Bachalarius), Enrico,
italien. Maler, 1450 und 1458 urkundlich er-
wähnt in Pincrolo, wo er wahrscheinlich als
Gehilfe des bekannteren gleichzeitigen Pine-
rolesen Giov. Canavesio gearbeitet hat.
A. Caffaro in Bollet. Stör. Bibliogr. Sub-
alp. I 156. G. Degli Assi.
Bacher, Alois, zeitgenössischer Tiroler
Bildhauer aus Gais (Pustertal). Kopierte
das schöne Holzkruzifix von Vulpmes (jetzt
in Breslau) für die Krypta der Stiftskirche
Innichen, schuf 1907 das Modell für das
Denkmal der Freiheitskämpfer von 1809,
welches 1909 zu Sand in Täufers aufgestellt
werden soll und stellte 1905 in Bozen eine
Marienstatue aus.
Kunstfreund 1898, S. 22. — Mitteilungen des
Herrn Dr. Fr. Innerhofer. H. S.
Bacher, Franz, Tiroler Bildhauer des 18.
Jahrh., geb. zu Fügen im Zillertal. Schüler
des berühmten Holzbildhauers Franz Xaver
Nissl von Fügen. Näheres unbekannt.
F. (Ferdinandeumshandschrift) 2735. H. S.
Bacher, Gideon, Ulmer Baumeister und
Mathematiker, baute 1590 ein Schloß für den
Markgrafen von Baden in Hochberg, nach-
dem er vorher die Tortürme in Nördlingen
errichtet hatte. Stand dann in Diensten des
Markgrafen Georg Friedrich von Branden-
burg und errichtete 1594 — 97 den mittleren
Turm der Stiftskirche St. Gumpcrt zu Ans-
bach. 1601 leitete er die umfassenden Restau-
rationsarbeiten am Schlosse zu Hof. Im De-
zember 1604 wurde er nach Ulm zum Fe-
stungsbau berufen. 1614 war er am Bau der
Veste Coburg tätig.
W eyermann, Nachrichten von Gelehrten,
Künstlern etc. aus Ulm. p. 31. — Löffler, Ge-
schichte der Festung Ulm. S. 108 ff. — Klemm,
Württ. Baumstr. u. Bildhauer. S. 153. — Fr. H.
H o f m a n n, Kst. am Hofe der Markgrafen von
Brandenburg (Stud. z. deutsch. Kstgesch. Heft
32) 1901. — Bau- u. Kstdcnkm. Thüringens:
Sachs.-Cob.-Gotha, Heft XXXIII, Bd. IV 497.
M. Bach.
Bacher, Girolamo, italien. Goldschmied
in Neapel, wo er 1725 — 35 im Aufträge der
Suorc della Trinitä dclle Monache an einer
für den Hochaltar der gleichnamigen Kloster-
kirche bestimmten, reich mit Edelsteinen ver-
zierten Altarbekleidung aus Kupfer und ver-
goldetem Silber arbeitete. Der vom Maler
Giacomo del Po gezeichnete Entwurf zu die-
sem „paliotto“ war nach dessen Tode einigen
Veränderungen unterworfen worden durch
den Architekten Filippo Marinelli, der unter
Mitwirkung des Malers Paolo De Matteis
auch die Ausführung des Werkes leitete.
Nach Vollendung seiner Arbeit erhielt Giro-
lamo B. die Gesamtsumme von 6000 Dukaten
ausgezahlt, in die wahrscheinlich die hohen
Materialauslagen des Goldschmiedes mit in-
begriffen waren.
A. Fiordelisi in Napoli Nobiliss. VIII
184. G. Degli Asm*.
Bacher, Leonhard, Kunstschrciner von
Amberg, verfertigt 1779 gemeinschaftlich mit
dem Bildhauer Joh. Philipp Luz den Chor-
altar der Kirche zu Obcrviechtach. Am 20.
9. 1790 liefert er einen Voranschlag zu einem
neuen Hochaltar für die Kirche in Weiden,
doch wurde das einfachere Konkurrenzpro-
jekt des Bildhauers Friedr. Wagner zur Aus-
führung bestimmt.
Kunstdenkmäler d. Königr. Bayern II, Heft
VII 41, Heft IX 129. H. V.
Bacher, Otto Henry, amerik. Maler u.
Radierer, geb. am 81.3. 1856 in Cleveland, Ohio,
Schüler von Duveneck in Cincinnati, studierte
später in Paris unter Carolus-Duran, Bou-
langer und Lefebvre. 1882 stellte er in der
Royal Acad. in London eine Ansicht von S.
Marco in Venedig aus, 1894 in der Jahres-
ausstellung amerikanischer Künstler in New
York zwei nackte Figuren im Freien. B.
ist besonders hervorragend als Radierer; ein
Verzeichnis seiner Blätter, meist flott hinge-
worfener Landschaften, befindet sich in der
Amcric. Art Review von 1881. 1904 erhielt
er für seine Radierungen auf der Weltaus-
stellung in St. Louis die silberne Medaille.
Mit Notizen von E. Richter.
Edmund von Mach.
Bacher, Peter, Kunstschreiner von Am-
berg, Verwandter des Leonhard, lieferte 1757
die Schrcinerarbeiten an Hochaltar, Kanzel,
Beichtstühlen und Kirchengestühl für die
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Bacher — Bachlechner
Wallfahrtskirche Wies bei Moosbach. 1762
stellte er gemeinschaftlich mit dem Bildhauer
Peter Hirsch den südl. Ncbenaltar der Kirche
zu Weiden auf. 1776 wird sein und des Bild-
hauers Philipp Luz’ Hoch- und Seitcnaltar-
projekt für die Kirche zu Neudorf genehmigt.
Kunstdenkmälcr d. Königr. Bayern, II, Heft
VIII 76, Heft IX 75, 128, 166. H. V.
Bacher, Rudolf, Maler u. Bildhauer, geb.
am 20. Jan. 1862 in Wien, besuchte Mitte der
1880er Jahre die Wiener Akademie, wo Leop.
C. Müller sein Lehrer war, erhielt 1886 den
1. Hofpreis und schuf später hauptsächlich
Gemälde mit religiösen Stoffen (1888 „Er-
löst“, jetzt in der Galerie in Graz; 1889
„Mater dolorosa“; 1891 „Ave Maria", Pe-
trus begegnet Christus 1899), daneben auch
Bildnisse, darunter besonders das Porträt sei-
ner Mutter u. drei Herrenporträts (Wiener
Sezession, Frühjahr 1907) hervorzuheben.
Bei Gründung der „Vereinigung bildender
Künstler österr. (Sezession)“, schloß er sich
derselben an. Seit 1903 ist er Professor an
der Wiener Akademie und hat sich neuer-
dings auch als Bildhauer betätigt; die Aus-
stellung der Wiener Sezession im Frühjahr
1907 zeigte die realistisch aufgefaßte Bronze-
büste einer Greisin.
Bötticher, Malerw. d. 19. Jahrh. — Das
geistige Wien 1893. — Kosel, Deutsch-österr.
Kstlerlex. I. — H e v c s i, österr. Kst. p. 302.
— Ders., Acht Jahre Sezession. — Zeitschr. f.
b. K. XXIV 194 (m. Abb.). — Die Kunst XV
397. — Ausstellungs-Kat. Wien, Dresden, Mün-
chen, Berlin. -y
Bachcre, Gaspard de, s. Backire.
Bachereau-Reverchon, Victor, französ.
Maler, geb. zu Batignolles (Paris) 1842,
Schüler von G. Deville, stellte von 1863 — 1888
eine lange Reihe von dekorativen Panneaux,
Stilleben und Genrebildern aus. 1877 war er
auch in der Ausst. der Berliner Akademie mit
dem Bilde: Galerie de Glaces (Versailles als
Lazarett 1870/71) vertreten.
Bellier-Auvray, Dict. I u. Suppl. —
Gaz. d. b.-arts II P6r. XVI 66. — Kataloge der
Ausstellungen. _ **
Bacherelli, s. Baccherelli u. Beccarelli.
Bacherini, Anna, s. Piattoli, Anna.
Bachet, Leon und Louis, Pariser De-
korationsmaler, vielleicht ein und dieselbe
Person und besser Bachot, Louis, genannt;
siehe dort.
Bachet, M a c 6, französ. Bildhauer in Pa-
ris, verpflichtet sich 1524 für das Karthäuser-
kloster ein Bild der Madonna „assisc dedens
ung tableau“ auszuführen.
Lami, Dict. des sculpt. 1898. R.
Bachetta, Pietro, sizil. Bildhauer, 1584
in Palermo urkundlich erwähnt als Begut-
achter einer Arbeit des Vinccnzo Gagini in
der Crucifixus-Kapelle des dortigen Domes.
Di M a r z o, I Gagini I 575, II 307.
E. Mauceri.
Bachi, s. Bacchi.
Bachiacca, s. Ubertini, Franc.
Bachiller, D o r o t e o, span. Zeichner und
Lithograph, geb. zu Beginn des 19. Jahrh.,
f 1866. Ausgcbildet in Paris und London,
späterhin Mitarbeiter an Werken wie „Atlas
de Espaiia“ — „Album artistico de Toledo“
— „Viaje artistico a los sitios“ — „Plano de
Madrid“ — „Mapa historico de las Catallas
en tiempo de los Romanos“ — „Memoria des-
criptiva del Teatro Real de Madrid“ usw.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espafioles del siglo XIX (1883 — 434).
P. Lafond.
Bachin, Franz Ferdinand, als Maler
in Breslau zwischen 1673 u. 1684 urkundlich
erwähnt. c. B.
Bachlechner, Anton, Tiroler Maler, geb.
zu Bruneck am 5. 12. 1806, f daselbst am
27. 12. 1854 (nach Mitteilung von Dr. Fr.
Innerhofer). Studierte mit gutem Erfolg
seit 1826 an der k. Akad. zu München.
Stellte 1827 im Ferdinandeum aus. Von 1829
stammt von ihm die Lithographie einer Ma-
donna, welche er 1832 in einem großen Ge-
mälde ausführte. Andere Werke von ihm:
In der S. Nicolauskirche zu Issing (Puster-
tal) am linken Seitenaltar Gemälde der hl.
Elisabeth. S. Annakirche der Franziskaner
zu Reute (Lechtal) : Entwurf zu drei Dek-
kcngemälden in der Schiffswölbung: 1) Der
hl. Franziskus das Christkind anbetend. —
2) Derselbe erbittet den Portiuncula-Ablaß.
— 3) Derselbe auf einer Tragbahre segnend.
Ausgeführt vom Maler Kärle.
Kstlerlex. 1S30. — Tiroler Bote 1826, S. 348,
1830, S. 336, 1832, S. 236. — Kunstfreund 1897,
S. 26. — H. Semper, Wanderungen u. Kunst-
studien in Tirol. Innsbruck 1894, S. 135. H. S.
Bachlechner, Eduard, Sohn des Anton
B., lernte in den Jahren 1853 — 1857 bei
dem Maler Mühlmann in Brixen die Malerei,
wurde aber nicht so tüchtig wie sein Vater.
Dr. Frans Innerhofer.
Bachlechner, Joseph, Holzbildhauer, geb.
28. 10. 1871 in Bruneck im Pustertal. Be-
suchte die Fachschule für Bildhauerei in Bo-
zen unter Prof. Haider. Arbeitete dann bei
Parth in Brixen und Diechtl in Hall, und
studierte in Rom und an der Münchener Aka-
demie unter Prof. Eberle. Seit 1900 dauernd
in Hall ansässig. Seine Werke, hauptsächlich
Statuen mit Reliefs, befinden sich in verschie-
denen Kirchen Tirols, Salzburgs, Ober- und
Nieder-Österrcichs, Böhmens etc. Hauptwerke :
14 Stationen in Relief, S. Nikolauskirche bei
Innsbruck, 1897. Seitenaltar ebendort, rechts
vom Chor, mit Holzskulpturen aus dem Le-
ben Jesu. Am Hochaltar der Pfarrkirche
von Kauns (Oberinntal) die Reliefs: Be-
rufung und Martyrium des hl. Jacob, 1899 bis
1900. An einem Scitcnaltar der Kirche von
Untermicming (Oberinntal), dessen Archi-
tektur von seinem Bruder Ludwig nach einem
Entwurf des Architekten Müller in München
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Bachlechner — Bachmann
ausgeführt wurde: Holzreliefbild des hl. Isi-
dor im Gebet. Im Aufsatz Holzstatuen der Hl.
Cassian, Andreas von Rinn und Simon von
Trient. An der Predella S. Franciscus und
S. Antonius v. Padua in Relief. Ein zwei-
ter Seitenaltar ebenda, gleichfalls von Lud-
wig B. erbaut, von Joseph B. mit Statuen
und Reliefs von Holz geschmückt, 1900 bis
1901. In der Kirche von Hochgallmig (Ti-
rol) gotischer Flügclaltar, von Ludwig B.
gebaut, von Joseph B. mit Schnitzfiguren und
Reliefs geschmückt. Mittelgruppe: Geburt
Christi. Relieffiguren des hl. Isidor und
Wendelin, 1902 — 1903. In der Franziskaner-
kirche zu Telfs (Oberinntal) Holzgruppe der
Pietä. In der Curatiekirche von Burgstall
(Südtirol) Holzstatue der Unbefleckten,
1904. Ebenda: Seitenaltar (Herz Jesu- Al-
tar), Holzfiguren: Jesus, Anna, Maria,
Notburga, Engel, 1904. In der Pfarrkirche
von Umhausen (ötztal) Statuen der Unbe-
fleckten und des guten Hirten, 1905. Außer-
dem Statuen und Reliefs für die Pfarrkirche
von Schmirn am Brenner, für 2 Altäre in
Völturns bei Brixen, für Marling, Matrei am
Brenner, Wenns im Pitztal. für die neue
Kirche des Fraucnklosters in Wien, für zwei
Altäre in der neuen S. Andreaskirche in Salz-
burg u. s. f. Für einige Altäre stellte er auch
die Gemälde her. — B. schloß sich früher
mit feinem Nachempfinden dem altdeutschen
Schnitzstil vom Ende des 15. und Anfang des
IG. Jalirh. an, neuerdings folgt er mehr der
Bcuronschen Kunstschule.
Kunstfreund 1897 — 1905 passim. — Mittcil.
des Künstlers. H. S.
Bachlechner, Ludwig, Kunsttischler und
Altarbauer, tätig in Hall in Tirol. Bruder
des Joseph B. (s. d.). H. S.
Bachler, Glasmaler, tätig in der Westmin-
ster- Abtei, London, im 17. Jahrh.
Lasteyrie, Les peintres-verriers etc. Pa-
ris 1880 p. 34. ••
Bachman, Goldschmiede in Augsburg, von
denen ein Hans Jacob 1024 Gschaumaister,
1633 Vorgchcr in der Zunft war und 1651
starb. — Ein Jacob B. starb 1678; ein gleich-
namiger Goldschmied daselbst t 1709.
Notizen von M. Rosenberg. — Schauss,
Histor. Katalog d. K. Bayr. Schatzkammer, Mün-
chen 1879 p. 62, 67. **
Bachmann, Adam, Glasmaler, von Zug,
um 1602 — 1611 daselbst erwähnt. Zugeschrie-
ben wird ihm ein A. B. 15 . . bczcichncter
Scheibenriß im Museum daselbst.
A. Weber bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Bachmann, Adele, s. Corby.
Bachmann, Alfred, Landschaftsmaler, geb,
am 1. 10. 1863 in Dirschau bei Danzig, Schü-
ler der Königsberger Akademie unter Prof.
Max Schmidt; seit 1891 in München tätig.
Die Motive zu seinen Bildern (Seestücke,
Dünen- und Moorlandschaften) gewann er
auf ausgedehnten Studienreisen nach den nor-
dischen Küsten und Nordseeinseln, nach Is-
land und den Scilly-Inseln, in die Normandie,
an die portugiesische Küste und nach Tene-
riffa. Doch tritt bei seiner Darstcllungsart
das Gegenständliche der Szenerie zumeist zu-
rück vor einer intimen Beobachtung der Luft-
und Lichterscheinungen. Mit Vorliebe be-
handelt er den flachen Meeresstrand mit her-
anrollenden und im Sande verlaufenden Wel-
len. In den Werken, die er seit 1887 alljähr-
lich im Münchener Glaspalast ausstellte, kehrt
das Thema des Sonnenunterganges auf hoher
See, mannigfach variiert, häufig wieder. Feine
malerische Wirkung erzielt er auch in seinen
meisterhaften Pastellen. Von ihm besitzt das
städtische Museum in Leipzig das Ölbild:
„Das Meer“, die Münchener Pinakothek das
Pastell „Sonnenuntergang“ 1907. Ende 1907
vollendete er im Hause des Landgcrichtsdirck-
tors Quincke in Frankfurt a. M. einen großen
Temperafries: I.andschaft im Charakter Is-
lands, dessen dekorative Wirkung gerühmt
wird.
Kataloge der Ausstellungen im Münchener
Glaspalast. — Abbildungen: Kunst f. Alle XV
554, XXII 575. — F. v. Bötticher, Malcr-
werke des 19. Jahrh. — Dreßler, Kunsthand-
buch 1906 S. 39. — Mitteilungen des Künstlers.
Bachmann, Anton, Architekt in München,
1871 zu Aschaffenburg geboren, bildete sich
an der gewerblichen Fachschule, der Kgl.
Kunstgcwcrbcschule und dem Polytechnikum
in München aus. Ein Reichsstipendium er-
möglichte ihm 1896 Studienreisen nach Italien,
der Schweiz, nach Tirol. Darnach trat er in
das Bureau des Prof. Romcis an der Kunst-
gcwerbeschule ein und wurde gleichzeitig
Fachlehrer an der städtischen Gewerbeschule
in München. Seit 1898 führt er selbständige
kunstgewerbliche und architektonische Ar-
beiten aus. Hauptwerke sind: Grabdenk-
mäler in München, Innsbruck, Brixen, Cham
und Reichcnhall; das Winklerhaus zu Inns-
bruck; Villenbauten in Mühlau, Traunstein,
Reichenhall, München; Neuausstattungen,
z. B. des Sitzungssaales des Rathauses in
Landshut; Kirchenrenovationen, u. a. der
Morizkirche in Augsburg, der Stadtpfarr-
kirche in Traunstein; verschiedentlich Kon-
kurrenzerfolge (für einen kath. Kirchenbau,
für Kölner Dom-Fassaden u. a.). 1900, 1905
und 1906 stellte er Skizzen und Entwürfe zu
Kirchen, zu einem Rathaus und einem Grab-
denkmal im Münchener Glaspalast aus
(Aquarelle).
Katalog d. Ausst. im Glaspalast, München,
1900 S. 170, 1905 S. 208 und 190G S. 136. —
Mitteil, des Künstlers. H. F. Nasse.
Bachmann, Beat Jacob, Schweiz. Maler,
hat (nach einem Schreiben des Statthalters
und Rats der Stadt Zug an Schultheiß und
Rat von Luzern vom 1. 2. 1620) im Kapuzincr-
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Bachmann
klostcr zu Sursce die Legende des hl. Fran-
ziskus gemalt Bis Weihnachten 1619 sollte
er die Restzahlung von 160 Gulden dafür er-
halten.
Notiz von Dr. von Liebcnau im Anz. f.
Schweiz. Altertumskunde V (1903/4) p. 285. *•
Bachmann, Christian, Bildhauer, wird
am Schloßbau zu Ludwigslust als Schüler des
Bildhauers Rud. Kaplungcr erwähnt und wird
1795 Nachfolger des Hofbildhauers Sievert
an der „Karton-Fabrik“ daselbst, welche aus
Papiermache Reliefs, Büsten und Statuen hcr-
stellte. Er ist wohl identisch mit dem Bild-
hauer C. Bachmann, welcher 1793 in der
Berliner Akademie 2 Arbeiten ausstcllte.
Kst.- u. Gesch.-Dcnkmäl. d. GroBhcrzt. Meck-
lenburg-Schwerin. 2. Aufl. 1900. III 255. 269. —
Kat. d. Berlin. Akad.-Ausstcllg. 1793 p. 47.
H. V.
Bachmann, Enoch d. Ä., Freiberger Gold-
schmied, Vater des später in Dresden tätigen
Enoch Bachmann d. J. Er wurde in der
Werkstatt seines Vaters, Hans B. d. Ä. aus-
gebildet, war seit 1587 Meister und Bürger
und starb 1832 im Domviertel. — Dem Rate
lieferte er 1604 — 5 einen Becher, beiderseits
mit dem Ratswappen, 1605 zwei Wappcn-
schildc, 1606 — 7 einen Becher zur Hochzeit
von Wolf Pragers Tochter und der Gold
schmiede- Innung 1587 das Handwerkssicgcl
(vgl. Abb. in nachstehender Lit). Außerdem
erneuerte er 1005 — 6 das noch erhaltene Kru-
zifix in der Ratsstube.
Mitt. d. Freiberger Altert.-Ver. Heft 31, p. 40 f.
Hs. Loose.
Bachmann, Georg, auch Pachmann und
Bachman, Kirchcnmalcr, geb. wahrscheinlich
1600 in Friedberg in Böhmen, + zu Wien 1652.
Er scheint ziemlich viel beschäftigt gewesen
zu sein, denn Bilder von seiner Hand sind
in den barocken Kirchen Wiens nicht selten.
Die Schottenkirche besitzt von ihm das Bild
des Papstes Gregor, die der Dominikaner
einen Thomas von Aquino. Das Hochaltar-
blatt der Stephanskirche zu Eggenburg in
Niederöstcrrcich, 1642 datiert, ist gleichfalls
von seiner Hand. In Melk besitzt die Stifts-
kirche, und zwar als einen Rest der Aus-
schmückung des altern Baues, ein Altarbild
B.s, bezeichnet 1650 : ein zweites von ähn-
licher Größe die sog. Wintersakristei daselbst,
darstellend die Übertragung der Leiche des
hl. Coloman nach Melk (1014), die Vorhalle
des Kapitelsaales endlich ein großes Altar-
blatt, die Heiligen in der Glorie. Auch als
Porträtmaler genoß B., wie es scheint, eines
nicht geringen Ansehens, so malte er (nach
dem Panzerschcn Porträtkatalog p. 93) das
Porträt des Nürnberger Senators G. Ph.
Harsdörffcr (gestochen von Elias Wiede-
mann). — Sein Grabmal entdeckte man im
J. 1852 in der ehemaligen Dreifaltigkeits-
Kapelle im Lazenhof zu Wien beim Umbau
dieses Gebäudes. Die Grabschrift ist mitge-
teilt in Freih. von Sackens Aufsatz über den
Lazenhof im Literaturblatt der Wiener Zei-
tung, 1853, p. 89.
Sandrart, T. Akad. I 323. — F ü s s 1 i,
Kstlerlex. — F i o r i 1 1 o, Gcsch. der zeichnen-
den K. in Deutschland etc. II 142. — Dla-
bacz, Böhm. Künstlerlcx. *•
Bachmann, Hans, d. A., siche unter Bach-
inatin, Enoch.
Bachmann, Hans, Genremaler, geb. am 1.
5. 1852 in Winikon (Luzern), war 1870 — 74
auf der Akademie in Düsseldorf Schüler von
Eduard von Gebhardt und Carl Hoff, kehrte
bald darauf in seine Heimat zurück. Er
malte ernste und heitere gemütvolle Szenen
aus dem schweizerischen Volksleben, unter
denen genannt seien: „Eine Beerdigung im
Hochgebirge“ in der Kunsthalle zu Düssel-
dorf (ein Bild gleichen Inhalts im Museum
Luzern) ; „Weihnachtssingen im Kanton Lu-
zern“ (Museum Basel) ; „Zum erstenmal ins
Tal“ (Museum Bern) ; „Abcndglockcn“ (Mu-
seum Aarau) ; „Holzschlitten“ (Bundespalast
Bern).
Das geist. Deutschland. 1898 I. — C. Brun,
Schweizer. Kstlerlex. Board.
Bachmann, Johann („Hans“), Dekora-
tionsmaler von Säckingen, malte 1608 in Bero-
münster das von Meister Antony ausgebaute
„Sicgelthal“ der Stiftskirche mit ornamen-
talen Fresken aus.
F. Heinemann bei Brun, Schweizer. Kst-
lerlcx. H. V.
Bachmann, Johann Andreas, Glocken-
gießer zu Zwickau, später zu Glauchau, goß
1783 die große Glocke für Langcnleuba-Ober-
hain, 1753 diejenige für Thurm, ferner die
für Lobsdorf, Ernstthal.
Bau- u. Kstdenkm. d. Königr. Sachsen Heft
13 p. 6, 21, 34 ; Heft 14 p. 20. H. V.
Bachmann, Johann Christian, Glok-
kengießer in Halle, goß 1711 eine Glocke für
Dahlen, 1712 zwei Glocken für Zwenkau, 1713
für Niederlungwitz und Glauchau, 1731 eine
solche für Domnitz.
O 1 1 e, Glockenkunde. — Bau- u. Kstdenkm.
d. Königr. Sachsen, Heft 7 p. 6; Heft 13 p. 8,
26; Heft 16 p. 148. H. V.
Bachmann, Jürgen, Architekt in Char-
lottenburg, geb. am 16. 5. 1872 in Nübel an
der Flensburger Förde. Schüler der Bau-
gewcrkschule in Eckernförde und der Techn.
Hochschule in Berlin, dann im Atelier Jürgen
Krögers tätig, für den er auch Kirchenbauten
in Sachsen .leitete. 1903 assoziierte sich B.
mit dem Architekten Peter Jürgensen, und
ihre Firma Jürgensen und Bachmann ent-
faltete eine umfangreiche Bautätigkeit und
beteiligte sich mit Erfolg an zahlreichen Kon-
kurrenzen. Unter den ausgeführten Bauten
ist besonders zu erwähnen die Synagoge für
die Israelitische Rcligionsgesellschaft in Frank-
furt a. M., ein unter freier Benutzung romani-
scher Formen hergestellter Gebäudekomplex,
ausgezeichnet durch eine Fülle reizvoll be-
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Bachmann — Bachofen
handeiter Details u. überaus stattliche Raum-
wirkung des 20 m breiten, tonnengewölbten
Mittelschiffes des Hauptgebäudes, das ein
malerischer Vorhof mit seitlichen Flügel-
bauten von der Straße trennt. Ferner: Ma-
rienkirche in Flensburg, Kirche in Stellingen
bei Hamburg, mehrere Schulen, Privatwohn-
häuscr usw.
Deutsche Bauztg. 1903 S. 236, 499, 578, 656,
1904 S. 520, 1905 S. 72, 348, 360, 1900 S. 154.
— Der Baumeister VI. Jahrg. (1907) Heft 2 (mit
zablr. Abb.). — Deutsche Konkurrenzen XVII
(1904) Heft 5 u. 6 S. 40-43, Heft 11 S. 15—17.
— L. Bernoully in d. Frkf. Zeit. 29. 8. 07
(2. Mgbl.). H. V.
Bachmann, Karo ly (Karl), ung. Maler,
geb. 1874 in Budapest, war 1890 — 92 Schüler
von Agghäzy und B. Szekely, kam dann nach
Paris zu Lefevre, Jean Paul Laurens und Ro-
bert-Fleury, stellte sein erstes Bild „Rast in
der Csärda“ 1892 in Budapest aus. Nach sei-
nem größeren Gemälde „Anarchisten“ wid-
mete er sich ganz der Miniaturmalerei. Hält
zurzeit eine Kunstschule in Ujpest. K. Lyka.
Bachmann, Nikolaus, Porträtmaler und
Illustrator in Berlin, geb. in Heide (Holstein)
am 20. 11. 1885, studierte in Dresden, Wei-
mar, Berlin und Paris. Von ihm im Kieler
Museum das Bild: „Kinder mit Laterne“ u.
Ehrenbürgerbrief für Klaus Groth. **
Bachmann, Simon, Schweizer Bildschnit-
zer des 17. Jahrh., geb. in Muri (Aargau),
kehrte nach weiten Reisen gegen Ende des
30jährigen Krieges in die Heimat zurück. Um
1650/61 fertigte er ein neues Chorgestühl für
die Klosterkirche in Muri mit 26 kleinen Re-
liefs mit Darstellungen aus der Jugendge-
schichte Christi und der Passion und 26 krö-
nenden Heiligenfiguren. Nach Vollendung
dieses Werkes siedelte B. nach Luzern über,
wo er 1662 zum letzten Male erwähnt wird.
Außerdem sind 2 kleine Holzstatuen in der
hl. Angelsachsenkapclle bei Sarmcnsdorf
(Aargau) als Arbeiten von ihm nachgewiesen.
H. Lehmann bei Brun, Schweiz. Kstlcrlcx.
H. V.
Bachmanssen, Hugo Elias, Maler, Finn-
land (Rußland), geb. am 17. 4. 1860 zu Abo.
Russ. Infanterie-Offizier (1898 Abschied mit
Oberstleutnantsgrad). 1899 — 1902 Reserve-
Kapitän bei den finnländischcn Truppen.
Kunststudien in Abo, St. Petersburg, Paris
(1895 bei E. Boutigny) und München (bei
H. v. Bartels und 1904 Zügel). Hat Kadetten-
und Soldatenbilder, genremäßige Studien (oft
in Aquarell) aus Tunis (1898), der Mand-
schurei (bei dem russisch-japanischen Kriege),
Spanien und Marokko (1906 — 7) und Por-
träts gemalt. Eine große „Rekognoszierung
der russ. Armee bei Kara-Lom“ in Bulgarien
1877 (gemalt 1895 — 7) hängt in der Militär-
Galerie des Wintcrpalastes, eine Abendge-
sellschaft der Offiziere des Ismailoffschen
Regiments (mit über 40 Porträts, vollendet
1903) im Offiziers-Klub des Regiments in
St. Petersburg. j. /. Tikkanen.
Bachmatoff, Iwan Jäkowlewitsch,
russischer Heiligenbildmaler aus Kostroma,
tätig Ende des 17. Jahrh. und im ersten Vier-
tel des 18. Jahrh., schmückte 1702 mit dreißig
unter seiner Leitung stehenden Malern aus
derselben Stadt die Snamenski-Kathedrale zu
Nowgorod mit Wandgemälden.
Russ. Bibliog. II 600. — Rowinski, Hct. pyccx.
ruK. iiKOHon. (Gesch. d. russ. .Schulen d. Hciligen-
bildmalerci i. d. Mit. d. Kaiscrl. arch. Ges.) Peters-
burg 1856, VIII 13i tu 132. W% Ntumann.
Bachmatowicz, Kasimir, Maler und Li-
thograph, geb. 1808, t in Dobrowslany 1837,
studierte und lebte in Wilna, war Schüler
von Prof. Rüstern dort, malte nur kleinere
Landschaften und Porträts und hinterließ fol-
gende lithographische Werke: 1) Souvenir
de Dobrowlany 1835. 10 Blätter in der
Anstalt von Ozicmblowski in Wilna abge-
druckt. — 2) Orlosiady 1836. 6 Bl. nach den
Zeichnungen Alexanders Orlowski lithogra-
phiert u. in Dobrowlany gedruckt — 3) Sou-
venir pittoresque des petits ouvrages de J.
Rüstern. Album von 6 Bl. und Rustems
Porträt. — 4) Przypomnienic Wilna 1837.
Album von 4 Bl. in der Art V. Adam. —
5) Fortsetzung des Vorigen. Album von 6
Bl. in Dobrowlany gedruckt. — 6) Costumcs
et scencs. Album von 6 Bl.
Rasta wieck i, Slownik rytowniköw pol.,
Posen 1886 I 47. — Kraszcwski, Ikono-
theka, Wilna 1858 S. 70. — K o I a c z k o w s k i,
Slownik rytowniköw pol., Lemberg 1874.
Marian Gumowski.
Bachmayr (Pachmayr), Peter, kaiscrl.
Kammer-Goldschmied in Wien seit 1656, lie-
ferte 1670 eine Medaille auf die Grundstein-
legung in der Leopoldstadt und 1675 eine sil-
berne Statue des heil. Joseph für die Carme-
liter in der Leopoldstadt.
A. 1 1 g, im Monatsblatt d. Altertums-Vereins
zu Wien, II. Bd. V. Jahrg. Febr. 1888. •*
Bachmayr, s. auch Pachmayr.
Bachnetzer, Bernhard, Kunstschlosser
von Stams in Tirol (Oberinntal). 1716 lie-
ferte er das schöne Eisengitter der hl. Bluts-
kapelle in der Stiftskirche von Stams. Er
war der Lehrmeister des Laienbruders Mi-
chael Neurauter, der mehrere andere schöne
Eisengitter daselbst verfertigte.
Nachträge zum Tirol. Künstlerlex. Hand-
schrift der Fcrdinandcumsbibl. 1212 n. 11, S. 24.
Bachofen, Joh. Heinrich, Hafner zu
Zürich, arbeitete gemeinsam mit dem Ofen-
malcr Jakob Hofmann. Ein hübsches Ofen-
modell, bez. „Joh. Heinrich Bachoffen. Jacob
Hoffmann pinxit 1765“ befindet sich im
Schweiz. Landesmuseum. Ihre blau bemalten
Turmöfen trifft man häufig in Zürich und
Umgebung. Eine signierte Standuhr aus ver-
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Bachofen — Bachstett
goldetem Messing von ihm wurde 1893 mit
der Sammlung Gubler in Köln versteigert.
H. Lehmann bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
— Katal. d. Sammlg. Gubler in Zürich 1893
No. 189 u. 851. H. V.
Bachofen, Matthias, Schweizer Land-
schaftsmaler, gcb. zu Reigoldswil (Baselland)
1776, f zu Basel 1829, studierte in Paris und
war später als Lehrer an der Zeichen*
schule zu Basel tätig. Die Motive zu seinen
in harter Zeichenmanier ausgeführten, meist
aquarellierten Landschaften sind zum größten
Teil der Umgebung Basels entnommen.
D. Burckhardt bei Brun, Schweizer.
Kstlerlex. H. V.
Bachoit, Jacques, s. Bachot.
Bachot, Hierosme, französ. Ingenieur
und Kupferstecher, geb. in Paris 1688 (?),
t in Nantes am 8. 11. 1635; Schwiegersohn
des Ch. Errard d. Ä. und dessen Nachfolger
im Amt eines „commissaire architecte des
fortifications et reparations de Bretagne“.
Man kennt nur zwei gestochene Blätter von
ihm, darunter ein Porträt des Kardinals
Beruhe.
Nouv. archiv. de l'art frang. 3 s<r. (1898)
XIV 14/5. /. Guibert.
Bachot, Jacques, franz. Bildhauer und
Werkmeister. In den städtischen Rcchnungs-
biiehern erwähnt 1493 — 1526 in Troyes in der
Champagne, wo er im erstgenannten Jahre zu-
nächst nur als Ornamentbildhauer arbeitete,
entfaltete der Künstler um 1500 eine umfang-
reiche Tätigkeit für die Grabkapelle des Hau-
ses Lothringen in der St Laurentiuskirche bei
Schloß Joinville, wo er die Marmorarbeiten
an den 3 Altären und an den Grabmälern
Heinrichs von Lothringen, Bischofs von Metz,
sowie Ferrys II. von Lothringen, Grafen von
Joinville, und seiner Gemahlin Jolanthe von
Anjou auszuführen hatte. Leider sind diese
Marmorgrabmäler, von denen dasjenige Hein-
richs von L. durch den lothringischen Bild-
hauer Henrion Costerel mit der bronzenen
knienden Bildnisstatuc dieses Bischofs ge-
schmückt worden war, 1793 durch die Revo-
lutionäre zerstört worden. — Späterhin war
B. längere Zeit in Lothringen selbst tätig, u.
zwar schuf er in der Krypta unter dem Hoch-
chore der 1495—1544 erbauten Abteikirche
St. Nicolas-du-Port bei Nancy die noch jetzt
daselbst existierende, achtfigurigc Grablegungs-
gruppe. — In Troyes arbeitete B. 1504 — 5 an
einer Statue des Apostels Petrus für die Ka-
thedrale, 1506 — 7 an einer Gruppe „Notre
Dame-de-Pitie“ mit 2 Engeln etc. für die
Kirche St. Jean, 1510 — 11 an einer Madonnen-
figur für die „grandc volte“ der Kirche St.
Pantalöon und 1524 — 25 an der Madonnen-
statue für den Hochaltar der Kirche St. Ni-
colas. 1526 wird B. zum letzten Male er-
wähnt mit Arbeiten für St. Jean zu Troyes.
— Vermutlich ist dieser Künstler zu identi-
fizieren mit einem 1519 in Troyes erwähnten
Maler gleichen Namens.
Dom. C a I m e t, Hist, de Lorraine IV 69. — >
Nouv. Archive« de l'art frangais 1887, p. 78 ff.
— Lami, Dict. des Sculptcurs (1898). S. Lami.
Bachot, Louis, Maler zu Troyes in der
2. Hälfte des 16. Jahrh., vielleicht Schüler
von Dominique Florentin oder Frangois Gen-
til. Er arbeitet in Paris, in Fontainebleau
unter Primaticcio, scheint aber nach dem ge-
ringen Gehalt, den er bezog, nur ein mittel-
mäßiger Maler gewesen zu sein.
Les Comptcs des Bätiments du roi, publ. par
L. de Laborde 1877. I 191. — L. Dimier,
Le Primatice. 317. — Babe au, Fr. Gentil im
Annuaire de l’Aube, 1879. 2. p. 59 — 61.
H. Langeyin.
Bachot, Marc, französ. Bildhauer, Bruder
oder wenigstens Verwandter von Jacques, tä-
tig in Troyes, wo er 1517 — 18 Zahlung erhielt
für Restaurierung der damals arg zerstörten
Statuen der Hl. Petrus u. Michael am Fried-
hof-Portale der Kirche Ste. Madeleine. In
einem an die Stadtschöffen gerichteten Bitt-
gesuche seiner Gattin Barbara von 1524 wird
der Künstler als zu dieser Zeit jung vermählt,
arm und häufig auf längeren Berufsreisen von
Troyes abwesend dargestellt
Nouv. Archives de l'art frangais 1887, p. 86.
— Lami, Dict des Sculpteurs (1898). S. Lami.
Bachot, Yv o n, französ. Bildhauer und
Bildschnitzer, vermutlich verwandt mit Jac-
ques und Marc. B., geb. in Troyes um 1490,
tätig daselbst, und zwar 1524—25 in der
Kirche St Nicolas, 1531 — 34 in der Kathe-
drale; für letztere hatte er 1531 — 32 nach den
Zeichnungen und unter der Leitung des mai-
tre Mathicu de Rommelles das Chorgestühl
und 1532 — 33 eine Anzahl von Lettner-Engeln
in Holz zu schnitzen sowie 1533 — 34 „zwei
kleine Historien“ zur Ausschmückung des
Hauptportales zu liefern. Außerdem war er
1534 mit figürlichen Schnitzarbeiten an den
Triumphdekorationen für den Einzug der
Königin Eleonora beteiligt.
Nouv. Archives de l’art frangais 1887, p. 87.
— Lami, Dict des Sculpteurs (1898). S. Lami.
Bachrach-Bar6e, E m a n u e 1, Genremaler
und Illustrator, geb. am 11. 4. 1863 in Oder-
berg in Schlesien, Autodidakt, seit 1885 in
München. Stellte im Münchener Glaspalast
(Luitpoldgruppe) aus: 1890 Erntenachlese,
Der Maler; 1891 Im Hauptquartier Napo-
leons ; 1892 Konskription in Deutschland ;
1893 Einsamer Posten, Unterbrochene Flucht ;
1901 Studienkopf ; 1902 Invalidenandacht ;
1906 Alter Bauer, Pastellmaler; 1907 Der
Spieler, außerdem 1896 in der Sczessionsaus-
stellung: Meine Bedienerin. Als Illustrator
für deutsche illustrierte Zeitungen tätig.
Wgn.
Bachstett (Backstedt, Badstedt), Bend ix,
Zinngießer in Dresden, 16. Jahrh. Lieferte
1590 zusammen mit Gottschalch Specht (vgl.
den betr. Artikel) für 800 Gulden Kannen-
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Bachsturz — Bäcker
gießerarbeit für kurfürstliche Gebäude in
Dresden.
D c m i a n i, „Sächsisches Edelzinn“, Neues
Archiv für sächs. Geschichte und Altertums-
kunde, Band XXV, S. 27. — Bau- u. Kunst-
dcnkm. Sachsens, Heft 21 — 23, S. 406, 414.
Dcmiani.
Bachsturz, Johann, steirischer Bildhauer
in Leibnitz, verfertigte 1711 vier Statuen und
vier Engel dazu für den St. Josef-Altar zu
Schwanberg.
Handschriftl. Notiz von J. Wastler. •*
Bachta, Eva, s. folg. Artikel.
Bachta, Jakob, Historienmaler in Koblenz,
geb. 1806, f 1855, Schüler seines Vaters Joh.
B. und des Peter Cornelius. Er hat für ver-
schiedene Kirchen an der Mosel Altarbilder
gemalt. Auf der Berliner Akad.-Ausstellg.
1S38 war er mit dem Gemälde „Tobias, seinem
blinden Vater die Augen heilend“ vertreten.
Seine Schwester Eva B. galt als geschickte
Blumcnmalerin.
Püttmann, Die Düsseldorfer Malerschule,
1839. — Meyer, Kstlerlex. II. — Berlin Kat.
d. Akad. 1838 p. 103. H. V.
Bachta, Johann, Historien- und Land-
schaftsmaler, auch Radierer in Trier, geb.
1782 in dem Schlosse Schönbornslust bei Ko-
blenz, f daselbst 1856, Schüler von J. Zick
und J. L. E. Morgenstern. Altarbilder von
ihm finden sich in verschiedenen Kirchen an
der Mosel. Von seinen landschaftlichen Dar-
stellungen, meist Rhein- und Moselansichten,
hat er mehrere selbst radiert. Besonderen
Beifall fanden seine Porträts und Miniatur-
bilder. Im J. 1820 wurde ihm die Wieder-
herstellung der Fresken von Zick in der St.
Floriankirche zu Koblenz übertragen. In der
Oldenburger Galerie von ihm ein bczeichnctes
Bild, „Plündernde Soldaten“ (1806), das auf
ein unbekanntes holländ. Original um 1630/40,
vielleicht von Pieter Codde zurückgeht.
Meyer, Kstlerlex. II. — Bode, Galerie Ol-
denburg p. 25. H. V.
Bachuc (Bacus oder Bacqus), Jehan oder
H a q u i n e t, Bildhauer zu Tournai, erhält
Bezahlungen : 1460 für eine in die Kapelle
Saint-Loys in der Notre-Dame-Kirche ge-
lieferte Steintafel ; 1466 für 2 Altarbilder in
privatem Auftrag und 1489 für eine Statue
des hl. Lehirc (Eleutherius) für die Kuppel
der „Halle“.
M a r c h a 1, La Sculpture etc. 1895 p. 177.
Bachy oder Bassist, Jacques de, Bild-
hauer zu Tournai, erhält 1516 Bezahlung für
die geschnitzten kgl. Wappen am Zeughaus
daselbst u. 1519 für ähnliche Arbeiten. Am
19. 6. 1526 schließt er mit dem Maler Jehan
Feroul einen Vertrag behufs Lieferung eines
kreuztragenden Christus für den Kirchhof
Saint-Ame.
E. M a r c h a 1, La Sculpture etc. 1895 p. 187.
Bachy, R a p h., s. Bacchi.
Baciccia (Baciccio), s. Gaulli , Giov. Batt.
Bacigaluppo, s. Baccigoluppo.
Bacile, Filippo, italien. Architekt des
19. Jahrh., geb. in Spongano als Mitglied der
alten Adelsfamilic der Baroni di Castiglione,
Schöpfer eines prächtigen, im Stile des 11.
Jahrh. gehaltenen Entwurfes für die Kathe-
drale zu Nardö, der von der staatlichen Bau-
behörde zur Ausführung angenommen, bis
jetzt jedoch noch nicht ausgeführt worden ist.
Als Architckturhistorikcr hat B. die Kunst-
denkmäler von Lecce sehr sachkundig be-
arbeitet.
C. V i 1 1 a n i, Scritt. cd Artisti pugliesi
(Trani 1904) p. 86; 1206. — Napoli Nobiliss.
XIV 94. G. Degli Az:i.
Bacillen, Sebastian o. italien. Stuck-
bildner in Palermo. 1600 — 1601 hatte er ge-
meinsam mit Giovan Maria Cannivali aus
Mailand die Stuckdekorationen auszuführen
in der Kapelle des Giov. Andrea de Ballis in
der Hauptkirche zu Alcamo, darstellend
Engelgruppen und andere Figuren, sowie in
der Mitte des Deckengewölbes die Gestalt des
Gott- Vater.
Di Mario, I Gagini II, 425, nota.
E. Mauceri.
Bacio u. Baciocchi, s. Baccio u. Bacciocchi.
Back, Jakob Conrad, mittelmäßiger
Kupferstecher, nach den Angaben auf seinen
Arbeiten um 1760 in Frankfurt a. M. tätig.
Nähere Lebensumstände sind unbekannt.
G\v inner erzählt, daß B. viel in Offenbach
gelebt habe und lobt seine Arbeiten in dem
seltenen Werk des Chev. Berny de Nogent,
Atlas de Porträts et Figures etc. 1761 fol.
G w i n n e r, Kunst u. Künstler in Frankf.
S. 283 u. Nachtrag S. 120. — Meyer, Kstlcr-
lex. II. Sehre y.
Back, W. M., Porträtmaler in London 1S36.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 86. **
Backelee (Baklc), Salomon, Maler.
1626 — 27 als Meister in die S. Lukasgilde zu
Antwerpen aufgenommen.
Liggeren I 572, 637. H. V.
Backenberg, Felix, deutscher Kupfer- u.
Stahlstecher, Mitte des 19. Jahrh. (in Frank-
furt a. M.t tätig. Apell (Handbuch für
Kpfstch.) verzeichnet von ihm nur einen
Amor, in Ornamentbordüre, nach R. Mengs,
bekannt sind ferner von ihm die Stahl-
stiche: 1) Mignon und der Harfner (8°)
nach M. Oppenheim; 2) Lili geb. Schöne-
mann verm. Frau v. Türkheim (nach einer
Zeichnung von deren Tochter Elise v. T. gr.
8°); 3) Sonntagmorgen nach Jac. Becker;
4) Thronende Madonna mit Kind nach Steinle.
Sehre y.
Backenius, s. Pakeni.
Bäcker, Adriaen, geb. in Amsterdam
1635 oder 1636, Sohn von Tjcrck Bäcker,
war ein Neffe von Jacob Bäcker, dessen Un-
terricht er noch genossen haben kann, der
aber bereits 1651 starb. Längere Zeit ver-
weilte er in Italien und war 1666 zusammen
mit Dirck Freres in Rom. Er heiratete Elsje
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Bäcker
Colyn am 27. 8. 1669 in Amsterdam, wo er
damals an der „Kolk“ wohnte. Dort ver-
kehrte er namentlich in den Kreisen der Re-
monstranten und wurde am 23. 5. 1684 be-
graben. Von seinen tüchtigen Porträts (Da-
niel Niellius 1671, Rijksmuseum, Amster-
dam) sind einige von Hendr. Bary, Jan Ver-
kolje und Petr. Schenck gestochen. Auch
hat er mehrere Korporationsstückc geschaffen,
deren drei (von 1670, 1674 und 1683) sich im
Amsterdamer Museum befinden, ein viertes
von 1676 im Rathaus daselbst und ein fünftes
von 1683 im Bürgerwaisenhause. In seinen
historischen und allegorischen Darstellungen
änderte er seine anfangs mehr naturalistische
Richtung allmählich in Nachahmung von
italien. Meistern. V'on seinen übrigen Wer-
ken sind hervorzuheben : Die Darstellung des
Jüngsten Gerichts als Deckenbild des großen
Saales im Kgl. Palais zu Amsterdam ; für
das Rathaus in Haarlem eine Justitia (1671)
und im dortigen Museum ein Bild mit der
Scmiramis (von 1669) sowie im Museum zu
Braunschweig ein Raub der Sabinerinnen
und im Museum zu Bremen eine badende
Diana. Er bezeichnete seine Bilder entweder
mit seinem vollen Namen oder mit einem
Monogramm, zusammcngcstcllt aus den Buch-
staben A und B. — Christoffel Lubienietzki
war sein Schüler.
Houbraken II 186. — Meyer, Kstlerlex.
II 519. — Oud-Hoiland III 59. — Riegel,
Beiträge II 302 — 304. — Gasp. Brandt,
Poezy, Amst. 1723, S. 69. E. IV. Moes.
Bäcker, Catharina, Tochter des Am-
sterdamer Patriziers Willem Bäcker, geb. da-
selbst am 22. 9. 1689, heiratete im Äug. 1711
den reichen Leidener Kaufmann Allard de la
Court van der Voort, den Besitzer einer aus-
gezeichneten Gemäldesammlung, und starb in
Leiden am 8. 2. 1766. Sie malte Genrebilder
und namentlich Blumen- und Fruchtstücke,
die sehr gerühmt wurden, und von denen
Kramm einige bei einem Nachkommen ge-
sehen hat. Mit Porträts aus der Familie de
la Court wurden am 21. 9. 1904 bei Fred.
Müller & Cie. in Amsterdam zwei voll bezcich-
nete Blumenstücke, eins davon 1712 datiert,
und ebenda am 14. 11. 1905 mit der Samm-
lung Guimbail ein voll signiertes Blumen-
stück verkauft. — Ihr 1713 von Arn. Boonen
gemaltes Porträt ist bei Jhr. C. H. Bäcker
in Amsterdam.
Kramm, De Levens etc. — Elias, De
Vrocdschap van Amsterdam. II 824.
E. W. Moes.
Bäcker, Christoffel, geb. in Zerbst,
kaufte am 22. 10. 1726 in Amsterdam das
Bürgerrecht und war Maler.
Aemstels Oudhcid V 68. E. IV. Moes.
Bäcker ( Backere) , D i e r i c k de, Maler,
wird 1538 als Meister in die S. Lukasgilde zu
Antwerpen aufgenommen.
Liggeren I 131, 161, 172. H. V.
Bäcker, Frans de, s. Bäcker, Joh. Franz de.
Bäcker, Frans Cornclisz., geb. in
Amsterdam, kaufte dort am 14. 1. 1672 das
Bürgerrecht und war Maler.
Aemstels Oudheid IV 63. E. W. Moes.
Bäcker, Francois Joseph Thomas
de, Historien- und Genremaler, geb. am 2. 5.
1812 zu Gheel bei Antwerpen, f Dez. 1872 zu
Antwerpen, Schüler der Antwerpener Akad.
Das Genrebild „Eine unglückliche Familie“, das
er 1843 im Salon von Antwerpen ausstellte,
versprach Bedeutenderes als der Künstler
später geleistet. Außer Genrebildern malte er
eine Reihe religiöser Bilder: 1851 — 58 die Sta-
tionen, die für Kirchen der Umgegend von
Antwerpen bestimmt waren. Für die Kirche
St. Bavo zu Wilryck eine Darstellung des
Patrons dieser Kirche, für den Altar einer
Kapelle in Sainte-Dymphne zu Gheel das Mar-
tyrium des hl. Georg. 1837 — 1867 waren Bil-
der von ihm in den Salons von Antwerpen,
Brüssel und Gent ausgestellt.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bäcker, Gilles de, Graveur von Medail-
len, Münzen und Siegeln in Namur, wie sein
Name lehrt vlämischer Herkunft, wird 1711
bis 1715 erwähnt. Die Medaillen, die man von
ihm kennt, beziehen sich auf Ereignisse aus
der Regierung des Kurfürsten Maximilian-
Emanuel von Bayern in seiner Eigenschaft
als comte de Namur, duc de Luxembourg
und comte de Chiny. Seine Arbeiten sind
bezeichnet mit B., G. D. B., G. D. BAC und
D. BA. In der Siegelstempelsammlung der
Archives du royaume de Belgique in Brüssel
befindet sich ein mit seinem vollen Namen
und 1715 bezeichnetes kupfernes Petschaft
des Hauptamtes der Grafschaft Namur. Er
ist vermutlich auch der Verfertiger der Stem-
pel für die Münzen mit dem Bildnis Maxi-
milian Emanuels, die 1713 in Namur ge-
schlagen wurden.
Pinchart, Recherches s. les grav. de med.
I 307. — Nagler, Monogr. I No. 1591, II
No. 985, 2849. — Forrer, Biogr. Dict. of me-
dallists. Fred. Alxnn.
Bäcker, Hans Henrik Sartz, norweg.
Landschafts- u. Dekorationsmaler, geb. in
Skedsmo am 20. 9. 1865. Er wohnte 1873 — 79
im Nordland, wo sein Künstlerdrang durch
den Maler Gunnar Berg geweckt wurde, be-
suchte dann 4 Jahre lang die Kgl. Kunst- und
Gewerbeschule in Kristiania, malte bei dem
Marinemaler Hjalmar Johnsen in Frederiks-
vaem 1888 — 89 u. zeichnete 1889 in einer Pa-
riser Akademie. Sein Gebiet ist die Landschaft,
vor allem Wintcrbilder, oft mit Schneegestöber
und Motiven aus Nordland, das er wiederholt
besucht hat. Allmählich widmete er sich immer
mehr der Dekorationsmalerei (Theatermaler
am Zentraltheater in Kristiania 1899 — 1900),
sowie der billigen und geschmackvollen Deko-
ration von Möbeln und Wohnungen. Er hat
Künstlerlexikon. Bi. II.
331
21
Bäcker
auf den staatlichen Ausstellungen in Kristia-
nia 1898, 1900, 1902 ausgestellt und selbst
eine Reihe von Ausstellungen eingerichtet.
Mitteilungen des Künstlers. C. W. Schnitter .
Bäcker, H a r r i e t, norweg. Malerin, geb.
am 21. 1. 1845 in Holmestrand in Norwegen.
Schülerin zunächst von Eckersbergs, dann von
Bcrgsliens Malerschule in Kristiania. Diese
Zeit wurde durch wiederholte Aufenthalte in
Berlin und Weimar unterbrochen. Den Win-
ter 1870 verbrachte sie in Italien, studierte
dann Figurenmalerei in München (zuerst bei
Linder, später bei ihrem Landsmann Eilif Pe-
tersen) vom Herbst 1874 an, bis sie 1878 nach
Paris zur Weltausstellung reiste. Hier blieb
sie ungefähr 10 Jahre und studierte bei Ge-
röme und Bonnat und kurze Zeit bei Bastien
Lepage. 1883 — 84 malte sie in Rochefort-en-
Terre in der Bretagne und kehrte 1889 nach
Kristiania zurück, wo sie seitdem ansässig ist.
Seit Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrh.
hat die Künstlerin eine größere private Maler-
schule in Kristiania geleitet und übt dadurch
einen großen und günstigen Einfluß auf die
jüngste Generation der norweg. Maler aus.
Interieurs mit reichen Licht- und Reflexwir-
kungen nehmen den größten und bedeutsam-
sten Platz in ihrer Produktion ein. Sie hat
außerdem nach 1889 in Norwegen Landschaf-
ten und einzelne Porträts gemalt. Fast alles
von ihrer nicht sehr umfassenden, aber um so
wertvolleren Produktion ist in öffentlichem
oder privatem Besitz und gehört durch sei-
nen ungemein kräftigen und eigenartigen ma-
lerischen Stil zu dem Vornehmsten u. Höch-
sten in der neueren norweg. Kunst. Gemälde
von ihr befinden sich im Kunstmuseum in
Kristiania, auf dem Kgl. Schloß daselbst, in
den Kunstvereinsgalerien in Stavanger und
Drontheim und in der Galerie in St. Louis
U. S. A. Sie hat auf dem Pariser Salon 1880
ausgestellt (mention honorable), auf der
Weltausstellung in Paris 1889 (silberne Me-
daille) und sehr oft auf den staatlichen Aus-
stellungen, Kristiania (nach 1884).
Mitteilungen der Künstlerin. — A u b e r t, Dct
nye Norges Malerkunst, Kristiania 1904, S. 42,
48, 08, 74. — T h i i s, Norske malere og bil-
ledhuggerc. Bergen 1904, I 308, 311, 312, 315;
II 173, 317 — 321. — Thommessen, Norsk bil-
ledkunst, Kristiania 1904, S. 170. — Die Fest-
schrift „La Norvege“ im Figaro Illustrc 1906.
— Gazette des Beaux-Arts 1880.
C. W. Schnitter.
Bäcker, II c n d r i c k, Porträtmaler aus
Kopenhagen, der in der Mitte des 17. Jahrh.
in Rom lebte.
J. Six van Chandelier, Poezy S. 335.
E. W. Mocs.
Bäcker, Henry 1c, Goldschmied in Brüssel
1456, verfertigte kostbares Goldgerät, darun-
ter auch die Figuren für ein Kruzifix für
den Grafen von Charolais 1456. Am Fuße
des Kreuzes brachte er auch die Porträts des
Stifters und seiner Gemahlin in den Gestalten
des heil. Georg und der heil. Elisabeth an.
T e x i e r, Dict. d'orfevrerie, Paris 1857. **
Bäcker, Herman Major, norweg. Archi-
tekt, geb. am 30. 10. 1856 in Kristiania, be-
suchte drei Semester lang des Architekten
v. Hannos Zeichcnschule für Architektur in
Kristiania, wurde 1875 Assistent des Staats-
baumeisters daselbst, studierte von 1876 un-
gefähr 3 Jahre lang an der Hochschule in
Dresden bei den Professoren Weißbach, Heyn
und Zeuner, im wesentlichen Renaissance-
Architektur. Nach der Rückkehr war er
3 Jahre stellvertretender Bauinspektor in Kri-
stiania. wo er noch gegenwärtig als Architekt
tätig ist. Er hat eine Reihe Hotels und Kur-
häuser in Norwegen und auch Villen (beson-
ders in Kristiania) gebaut In den 90er Jah-
ren errichtete er sein Hauptwerk: die Johan-
neskirche in Bergen.
Private Mitteilungen des Künstlers.
C. IV. Schnitter,
Bäcker, J., s. unter Bäcker, Nie. de.
Bäcker, Jacob de, vläm. Maler, um 1560
geb. zu Antwerpen als Sohn eines Malers.
Er arbeitete zuerst beim Maler A. van Pa-
lermc, nach welchem er von den Zeitgenossen
gewöhnlich Jacob van Palermo genannt wurde.
Die Einzeichnung seines Namens in das Re-
gister der St. Lukas-Gilde ist aus unbekannten
Motiven unterblieben. Aus der Werkstatt
Palermcs ging B. später zu Ilendrick van
Steenwyck d. A. (Jedenfalls nicht vor 1577,
da Steenwyck das Meisterrccht erst in diesem
Jahre erwarb.) Er starb, wie berichtet wird,
in den Armen der Tochter seines ersten Mei-
sters, Katharine van Palermo, die damals
Witwe des Malers P. Goetkint war. Das
Grabmal des letzteren in der Kirche des
Grands Carmes in Antwerpen war, wie wir
aus alten Beschreibungen wissen, mit einem
Gemälde Bäckers, der Darstellung des jüng-
sten Gerichts, geschmückt; vermutlich ward
das Bild 1583, im Todesjahr Goetkints, oder
kurz nachher ausgeführt. Eine andere Dar-
stellung des jüngsten Gerichts malte B. für
das Grabmonument des berühmten Buch-
druckers Christoph Plantin (t 1589) in Notre-
Dame zu Antwerpen ; das Gemälde befindet
sich jetzt in der Kapelle der Quatre-Couron-
ncs derselben Kirche. Die verloren gegange-
nen Seitenflügel des Bildes, die vorn die Por-
träts Plantins und seiner Familie, auf der
Rückseite die Gestalten des hl. Christoph
(oder Rocchus?) und Johannes des Täufers
zeigten, wurden von anderer Hand 1591 ge-
malt. Dieser Umstand und das Datum von
Plantins Todesjahr machen cs wahrschein-
lich, daß B. 1590 oder 1591 starb.
Die beiden genannten Bilder befanden sich
unter der französischen Kriegsbeute von 1796
und sind in der Liste der Gemälde erwähnt,
die von Belgien 1815 reklamiert wurden. Das
322
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Bäcker
zweite wurde um diese Zeit zurückgegeben;
die Seitenflügel desselben und das andere Bild
sind auf dem Wege nach Paris verloren ge-
gangen. In diesem einzigen authentischen
Gemälde zeigt sich B. als ein Manierist in der
Nachfolge des Fr. Floris, während van Man-
der ihn als einen der besten Koloristen seiner
Zeit rühmt. Ein bekannter Sammler jener
Epoche, Melchior Wyntgis von Middelburg,
besaß von ihm mehrere Bilder: Adam u. Eva,
Caritas, Christus am Kreuz. Bei einem ge-
wissen Oppenberch sah van M. drei zusam-
mengehörige Bilder Bäckers, Venus, Juno u.
Pallas (Fig. in halber Lcbensgr.). (In der
von Hoet und Terwesten veröffentlichten
Sammlung niederländischer Auktionskataloge
(vom Ende des 17. Jahrh. bis 1708) sind unter
dem Namen Jacob Bäckers des „Älteren“
drei Werke aufgeführt, womit aber sicher der
gleichnamige B. aus Harlingen gemeint ist.)
Ferner erwähnt von ihm der Gemäldckatalog
Err.sts von Österreich: „Peccatum originale,
Annonciatio, Passio, Resurrectio, Tempus et
Adolescens“ ; der Antwerpcner Bilderhändler
Duarte besaß von ihm 1682 ein fein ausge-
führtes Jüngstes Gericht. Im Inventar der
Prager Schatz- und Kunstkammer von 1621
erscheint er mit folgenden Werken : 1) Ein
großes Marienbild mit Kind und Johannes;
2) Ein weibliches Porträt; 3) Schlafende Ve-
nus mit Satyren.
Ant. und Hier. Wiericx haben nach B. ge-
stochen, und zwar der erstere : Eine nackte
Frau an einen Felsen geschmiedet und von
einem Engel gekrönt; der andere: Einen
Kruzifixus umgeben von den Gestalten Glaube,
Liebe, Hoffnung. Crisp. de Passe hat nach
ihm eine Deckenkomposition mit den Em-
blemen der Temperantia gestochen. — Die
Albertina in Wien besitzt eine Federzeichnung
von ihm mit Figuren zu einem Jüngsten Ge-
richt.
Van Mander, Hct Schildcrboeck, ed. Hy-
mans, I 286. — De B i e, Het Gulden Cabinet
p. 130. — Houbrakcn, De groote Schouburgh
etc. I 336. — Descamps, La vic des pcintres.
1753, I 142. — Ders., Voyage pittoresque. 1769
p. 147, 177. — Mariette, Abecedario I 48. —
Description des principaux ouvrages de peinturc
etc. d’Anvers. 1763 p. 14, 49; 1768 p. 15, 58. —
Hoet et Terwesten, Catalogues I 3, III
10, 373. — Huber u. Rost, Handbuch, V 154.
— S i r e t, Journal des Beaux-Arts 1862. — In-
scriptions funcraires et monumentales de la pro-
vince d’Anvers I 43, 44. — A 1 v i n, Catalogue
de l’oeuvrc des trois freres Wierix. No. 1027. —
Van den Branden, Geschiedenis d. Antw.
Schilderschool. — A. Pinchart in Meyers
Kstlerlex. II 216. — A. v. W u r z b a c h, Niederl.
Kstlcrlex. I 40 (erwähnt noch einen Stich : Mag-
dalena, nackt, im Walde kniend; Jacobus pisto-
rius pinxit. Joannes barra sc. Fol.). — Oud Hol-
land, 1905 p. 141. — Jahrb. d. ksthist. Samml. d.
Allcrh. Kaiserhauses XXV. **
Bäcker, Jacob Adriaens z., geb. in
Harlingen 1608, war erst in Lccuwarden
Schüler von Lambert Jacobsz., dann etwa
1632 in Amsterdam von Rcmbrandt. 1638
muß er in Vlissingen gewohnt haben, wie die
Inschrift auf einem Selbstporträt in der Al-
bertina zu Wien bezeugt. Sonst war er in
Amsterdam ansässig, wo er am 27. 8. 1651
gestorben ist. Schon 1634, also sehr bald,
nachdem er Rembrandts Atelier verlassen
hatte, zeigte er seine Meisterschaft, als ihm
der Auftrag zufiel, die Regentinnen des Bür-
gerwaisenhauses zu Amsterdam zu malen.
Diese ausgezeichnete Leistung wird noch an
Ort und Stelle bewahrt. Auch das groß-
artige Schützenstück von 1642, jetzt im Am-
sterdamer Rathause, zeigt ihn als einen der
begabtesten Schüler Rembrandts. Weniger
schön ist ein Regentenstück von etwa 1650
im Rijksmuseum. Auch in seinen Einzel-
porträts kommt er seinem Meister oft sehr
nahe, wie in dem wundervollen Bildnis des
Johannes Wttcnbogaert (1634) in der Re-
monstrantenkirche zu Amsterdam (L. Vis-
scher sc.). Andere Porträts sind gestochen
von S. Savry, J. Lutma und namentlich von
Th. Matham. Für das Prinzenschloß Buren
malte er 1645 eine jetzt verschollene Dar-
stellung der Freiheit. Im Gegensatz zu sei-
nen tüchtigen Leistungen im Porträtfach sind
seine mythologischen Darstellungen, u. a. in
den MusceV zu Braunschweig und Cassel,
gemein in der Auffassung, manieriert in der
Komposition und unangenehm in der Farbe.
Besser ist eine Darstellung von Christus und
der Kanaänitischen Frau, von 1644, in der
Sammlung der Herren Vincent van Spaen-
donk in Tilburg. M. Mosyn hat einige dieser
mythol. Bilder gestochen. Von der Schnellig-
keit, mit welcher B. gemalt haben soll, wie
Sandrart als Augenzeuge erzählt, ist in sei-
nen Werken wenig zu spüren. Meistens be-
zeichnte er seine Bilder mit einem Mono-
gramm, zusammengestellt aus den Buch-
staben JAB. Geschützt sind auch seine
mit Kohle oder schwarzer und weißer Kreide
auf blauem Papier ausgeführten Aktstudien
und Porträts. Ob die radierte Folge von den
fünf Sinnen, dargestellt als Nymphen in
Landschaften, welche ihm immer bcigclegt
wird, wirklich von ihm ist, bleibt fraglich ;
er steht nur als der Erfinder verzeichnet, und
der Verleger Joannes Mcyssens wohnte in
Antwerpen. Außer dem obengenannten
Selbstporträt von 1638 ist ein anderes von
P. Bailliu gestochen und ein drittes Porträt
hat Th. Matham nach Thomas de Keyser ge-
stochen. Ein Selbstbildnis nebst vielen Bil-
dern und 100 Zeichnungen von ihm befand
sich, nach einer Notiz von A. Bredius, im
Nachlaß des Bruders des Künstlers, 1659.
Als seine Schüler werden genannt sein Neffe
Adriaen Bäcker, David van Stapelen, David
Eversdyck, Joh. Lyster, Wipper Dormans,
323
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Bäcker — Backereel
Jan de Bacn, Jan van Neck, Bern. Vaillant,
Mich. Willmann und Michael Neidlinger.
De B i e, Het Guldenkab. 129, 130. — Sand-
rart 304. — Houbraken I 336 — 338. —
Kunstkronyk N. F. II 38. — Hofstede de
G r o o t, Houbraken 239. — Oud Holland XVIII
226. — Catalog de Ridder No. 21. E. IV. Moes.
Bäcker, Jan de, Illuminator, wird 1674 — 75
als Meister in die S. Lukasgilde zu Antwerpen
aufgenommen.
Liggeren II 337, 340, 437, 442. H. V.
Bäcker, Johann Franz de, aus Ant-
werpen, wo er 1693/4 in den Liggeren (II
566, 570) als Lehrjunge des Malers Andries
van Hooff genannt wird. Hofmaler des Kur-
fürsten von der Pfalz, Johann Wilhelm, der
in Düsseldorf residierte. Begleitete wahr-
scheinlich nach dessen Tode (1716) die Kur-
fürstin Anna Louise de Medici nach Florenz
an den Hof ihres Vaters, Cosimos III. 1721
war er in Rom, wo er sein Selbstporträt
malte, das auf Veranlassung seiner Gönnerin
in die Sammlung der Malcrbildnisse der Flo-
rentiner Galerie aufgenommen wurde (abgeb.
im Museo Fiorentino, G. Rossi sc., IV 293).
Von 1725 ab ist B. in Breslau tätig; 1733
verliert er dort seine Frau Maria Magdalena,
geb. Bischof! aus Antwerpen, auf deren Grab-
stein in der Adalbertskirche es heißt: „Mein
Leben war ein Wandern von einer Stadt zur
andern“. 1749 war B. noch am Leben. 1725
malte er ein Porträt des kais. Rates Daniel
Riemer von Riemberg, von Barth. Strahowsky
gestochen. 1725 und 1726 entstanden ferner
2 Bilder für die Ceslauskapelle der Adalbert-
kirche mit Szenen aus der Geschichte dieses
Heiligen, 1727 eine „Unbefleckte Empfängnis“
für die Mauritiuskirche in Breslau, auf der
er sich „Pictor Principis Palatini et elcctoris
Trevirensis“ (d. h. des Breslauer Fürst-
bischofs Franz Ludwig 1683 — 1732) bezeich-
net. In derselben Kirche ferner von ihm eine
Himmelfahrt, in der kurfürstl. Kapelle des
Breslauer Domes die Opferung Melchisedeks
und das Abendmahl, in der Kreuzkirche in
Breslau eine Kreuzfindung, in der Kloster-
kirche in Wahlstatt das Hochaltarbild mit der
Auffindung des Leichnams Herzog Heinrichs
II. und in der Kirche in Deutsch-Lissa eine
Himmelfahrt. — Als Jugendarbeiten dieses
de Bäcker sind wohl auch mit Sicherheit die
„F. de Bäcker“ bcz. Radierungen aus dem
Jahre 1704 nach Gemälden A. Schoonjans an-
zusehen („Kain erschlägt Abel“, das Gegen-
stück „Der erschlagene Abel“, sowie „Kimon
u. Pera“), da Schoonjans um dieselbe Zeit
wie Joh. Fr. de Bäcker in Düsseldorf tätig
war. Diese Blätter wurden bisher meist
fälschlich dem Holländer F. de Bakker (s. d.)
zugeschrieben.
Meyer, Kstlerlex. C. Buchwald.
Bäcker, Joh. Jak., s. Bäcker, Nie de.
Bäcker, J o o s de, vläm. Maler, von dem
1042 eine Kopie nach Brouwer im Nach-
lasse des Kunsthändlers H. van Nyt in Delft
erwähnt wird.
Oud Holland 1901 p. 58. **
Bäcker, Josse de, Messinggießer aus Ant-
werpen, goß 1540 in Mecheln den Taufbrun-
nen für die Grootc Kerk in Breda.
Gaz. d. b.-arts 1903 II 484. ••
Bäcker, Markus de, Maler im 16. Jahrh.
Nach dem Inventar der Prager Kunst- und
Schatzkammer von 1621 sind folgende Werke
von ihm: 1) Judith (Originalgemälde No.
19421, Inv.-No. 816). 2) „Die Tugend gegen
die Untugend streitend“ (Inv.-No. 1197).
Jahrb. d. kunsthist. Sammlgn. des Allerh. Kai-
serhauses XXV. Br. Bischoff.
Bäcker, Nicolas de, Maler aus Antwer-
pen, geb. um 1648, tätig in London, Gehilfe
Gottfried Knellers, t daselbst 1697. Er soll
Draperien, (Porträts) und Kircheninterieurs
gemalt haben. — Sein Vorname ist nicht
sicher; einige Autoren nennen ihn Johann
Jacob und identifizieren ihn mit dem J. Bäcker,
nach dem Earlom das Porträt des Sir Ste-
phan Fox radierte.
Meyer, Kstlerlex. II 519. — A. v. Wurz-
bach, Niederl. Kstlerlex. •*
Bäcker, Peter, s. Backert.
Bäcker, Thomas de, Kupferstecher, wird
1697 — 98 als Freimcistcr in die S. Lukasgilde
zu Antwerpen aufgenommen.
Liggeren II 525, 527, 599, 604. H. V.
Bäcker, s. auch Baker u. Bakker.
Backere, Gaspard de, Sicgclschneider in
Brüssel und wahrscheinlich ebendorther ge-
bürtig, wird 1483 — 87 erwähnt als „valet de
chambrc“ und Goldschmied Erzherzog Phi-
lipps des Schönen. Er ist der Verfertiger
eines Silbcrsiegcls, das die vereinigten Pro-
vinzen Flandern, Hennegau und Brabant ihm
beim Tode Marias von Burgund in Auftrag
gaben, und das Philipp mit dem Schwert in
der Hand und von Kopf bis zu Füßen ge-
panzert auf reichgeschirrtem, galoppierendem
Pferde darstellt, sowie eines silbernen Gcgen-
sicgcls und eines kleinen goldenen Petschaf-
tes mit den Wappen dieses Fürsten. Nach
den Abdrücken dieser Arbeiten in dem Brüs-
seler Staatsarchiv zu urteilen, war B. ein
äußerst geschickter Graveur.
P i n c h a r t, Rccherchcs sur les grav. de
m£d. I. — Forrer, Biogr. dict of medalliats.
Frid. Alvin.
Backere, Loys (Eloi) de, Miniaturmaler
von Brügge, wird am 21. 3. 1500 als Mitglied
der S. Lukasgilde daselbst erwähnt.
Beffroi II 298. H. V.
Backereel, Gilles, Historienmaler, geb.
zu Antwerpen, nach der Angabe der meisten
Biographen 1572, wurde 1630 Freimeister,
hatte 1651 vier Lehrlinge und starb vor 1662
daselbst. Er gehörte zur Klasse der italicni-
sierenden niederländischen Meister, studierte
in Rom und lebte dann fast ausschließlich
in seiner Vaterstadt. Von vielen Bildern, an
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Backereel — Backhuysen
denen die kräftige Färbung gerühmt wird,
befand sich früher eine große Anzahl in den
Kirchen Antwerpens. Jetzt bewahrt noch
daselbst die St. Jacobskirche zwei Darstellun-
gen : „St. Franziskus predigt den Vögeln“
und „S. Jacob della Marcha“, und die St.
Antoniuskapcllc der Hauptkirchc einen heil.
Felix ; ferner die St. Salvatorkirche in Brügge
den h. Carolus Borromaeus, den Pestkranken
die letzte Ölung bringend. Auch besitzt das
Museum in Brüssel zwei Gemälde von ihm:
die Anbetung der Hirten und die Vision des
hl. Felix; die k. k. Gem.-Gal. in Wien:
Hcro, Leander betrauernd. — Der Name des
Künstlers findet sich häufig entstellt: Bac-
carelles, Bakarcl, Baccarelli, Bacarecl und
Bakkarell.
Houbraken, Groote Schouburgh. — Campo
Wey er man, Levens-Beschr. II 6. — Oud-
Hoiland VIII 9. — Van den Branden, Ant-
werpsebe Schilderschool p. 660. — Jahrb. d.
ksthist. Samtnl. d. Allerh. Kaiscrh. Reg. No. 495
fol. 184. — A. v. Wurzbacb, Niederl. Kst-
lerlex. I. Pol de Mont.
Backereel, Jacques, Maler in Antwer-
pen, wird in den Liggcren 1012 als Schüler
des Tob. Verhaecht, 1618 als Freimeister
erwähnt. Er hatte als Schüler Hendrik
Backerecl (1645), Abr. Genocls (1651 — 1656
nach Houbraken) und J. B. Huybrecht (1658).
Arbeiten von ihm sind nicht bekannt.
Liggeren I u. II. Pol de Mont.
Backereel (Baquercel), Peter, Kupfer-
stecher, wird 1617 als Freimeister in die S.
Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen,
f vor 1637.
Liggeren I 432, 535, 538 ; II 97. H. V.
Backereel, Willem, Maler von Antwer-
pen, Bruder des Gilles B., gcb. 1570 daselbst,
+ am 2. 1. 1615 in Italien, wohin er sich jung
begeben hatte; 1605 wurde er als Freimeister
in die Gilde aufgenommen. Er malte vor-
zugsweise Landschaften, doch ist kein Werk
seiner Hand bekannt.
Immerzeel, De levens en werken 1842 I.
— R o o s e s, Gcsch. d. Malersch. Antwerpens.
Deutsche Ausg. 1889. p. 156. H. V.
Backert (Bäckers), Bildhauer, Anfang des
17. Jahrh. nach Hamburg gekommen u. dort
gestorben. Von ihm ein Epitaphium im Dom.
Hamb. Kstlerlex. E. Bcnexi.
Backert (Bäckers), Peter, Hamb. Bild-
hauer, Sohn des Vorigen u. Schüler Schlüters,
nach dessen Modellen er mehrere Statuen aus-
führte. An den Sklavenfiguren am Denkmal
des Großen Kurfürsten in Berlin war er 1703
gemeinschaftlich mit Henri Herfort, Henzi
und Nahl beschäftigt. Außerdem modellierte
er mit letzterem die Reliefs am Sockel nach
den Entwürfen des Malers Wentzcl.
Hamburg. Kstlerlex. I 1854. — Lüer-
Crcutz, Gesch. d. Metallkunst I 516 (fälsch-
lich Bäcker genannt). H. V.
Backerwerd, Wilhelm, Baumeister aus
Utrecht, vollendete 1486 — 1493 den Bau des
nördlichen Seitenschiffes der S. Viktorskirche
in Xanten.
Kunstdenkm. der Rhcinprov. I 339. ***
Backhoff ner, Mrs. Caroline (gcb. Derby),
Miniaturmalerin in London 1835.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 86. **
Backhouse, Mrs. Margaret (geb. Hol-
den), wurde 1818 in Summer Hill bei Bir-
mingham geboren, studierte in Paris und
zeichnete sich namentlich als Porträtistin
graziöser Frauen und anmutiger Kinder aus.
Sie war ständige Ausstellerin in der Roy.
Academy (1846 — 1882) und der Society of
Lady Artists.
C 1 a y t o n, Engl. Fcmale Artists (1876) II
21. — Graves, Roy. Acad. of Arts I 86. •*
Backhouse, R. William, Architekt in
London, tätig um 1783 — 1818.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 87, und The
Society of Artists etc. (1907) p. 18. **
Backhuysen, Ludolf, geb. zu Emden am
18. 12. 1631 als Sohn des Gerhard Backhaus,
dem früheren Schreiber am Gerichtshöfe zu
Aurich, kam 1649 als Kommis nach Amster-
dam ins Geschäft des ebenfalls in Emden ge-
borenen Großkaufmanns Guilielmo Bartolotti.
Er betrieb auch die Kalligraphie u. wird noch
1656 als Schreiblehrer erwähnt. Unterdes-
sen übte er sich bei Aldert von Everdingen
und Hendrick Dubbels im Zeichnen und Ma-
len und wurde ein so geschätzter Marine-
maler, daß z. B. 1665 die Stadt Amsterdam
bei ihm ein großes Marinebild bestellte als
Geschenk für den französ. Minister Hugucs
de Lionne (nicht für Ludwig XIV., wie Hou-
braken fälschlich berichtet ; das Bild ist jetzt
im Louvre). Zar Peter der Große, der Kö-
nig von Preußen, der Kurfürst von Sachsen
und der Großherzog von Toskana sollen sein
Atelier besucht und ersterer auch Zeichen-
unterricht bei ihm erhalten haben. Viermal
heiratete er, starb nach längerem Leiden in
Amsterdam im Nov. 1708 und wurde am
17. 11. in der Westerkirche begraben. In
seiner Zeit und noch das ganze 18. Jahrh.
hindurch wird er neben Willem van de Velde
als der größte Marinemaler bewundert. Nach-
her hat sein Ruhm etwas nachgelassen, als
man erkannte, daß das Schwere in der Dar-
stellung der Wolkenmassen, das undurchsich-
tig Wollige in seinen Wellen, das öfters Bunte
in der Staffage allzusehr absticht von dem
poetischen Reiz in van de Veldes Meister-
werken. Immerhin war er ein tüchtiger
Marinemaler, der es namentlich in seinen frü-
heren Arbeiten verstanden hat, die Natur
glücklich wiederzugeben. Als die frühest da-
tierten seiner eben nicht seltenen Seestückc
und Hafenansichten gelten ein trotz der
deutlichen Bezeichnung auch dem Jan van
de Cappelle zugeschriebenes Seestück in der
Kunsthalle zu Hamburg und ein ähnliches
Bild im Museum zu Leipzig, beide von
325
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Backhuijzen — Backoffen
1658. In fast sämtlichen größeren Museen
findet man seine Marinen, vereinzelt mit
biblischer Staffage (Kopenhagen), öfter mit
zeitgenössischen historisch. Begebenheiten als
Sujets (Amsterdam, Haag). Auch Porträts
hat er gemalt, und zwar in kleinem For-
mat nicht unglücklich, aber seine lebens-
großen Bildnisse sind wenig beachtenswert
wie die Ganzfigur des Professors Petrus
Francius in der Universität zu Amsterdam
(168S) und das Brustbild des Dichters Jo-
hannes Antonides van der Goes ebendaselbst
(1680, P. van Gunst sc.). Seine Bilder sind
fast immer bezeichnet, entweder mit seinem
vollen Namen oder mit Initialen. Auch
Handzeichnungen von ihm findet man häufig;
namentlich die Sammlungen in Dresden, wo
eine zusammengehörige große Folge von
Skizzen, in London und in Amsterdam haben
deren aufzuweisen. Im 18. Jahrli. haben hol-
ländische, französische und englische Stecher
sich vielfach bemüht, seine Marinen, zu re-
produzieren (Sibelius, Beauvarlet, Malocuvre,
Tardieu, Canot u. a.). Mit geübter Nadel
hat er auch selber mehrere Blätter radiert;
für eine Folge hat er am 22. 10. 1701 von
den Staaten von Holland das Verlagsrecht
bekommen. — Als seine Schüler werden ge-
nannt Jan Claesz. und Hcndrick Rietschoof,
Michiel Maddersteg, Jan Dubbels, Pieter
Coopse und der Dilettant-Zeichner Anthonie
Rutgers. öfters hat er sein eigenes Porträt
gemalt, 1699 im Museum zu Amsterdam.
Sein von Willem van Mieris 1697 gemaltes
Bildnis ist im Museum zu Schwerin. J. Golc
hat es geschabt und J. Houbraken gestochen.
Houbraken, De groote Schouburgh II 236
bis 244. — Smith, Katalog VI 405 — 455. IX
777 — 785. — Jahrbücher Emden VII 2, 67. —
Oud-Holland III 59, 60, XI 30—33. —
Obreens Archicf VII 161. — Van der
Willigen, Les artistes de Haarlem, 73. —
R a r t s c h, Peintrc-graveur IV 275—283. —
W c i g c 1,! 197 — 200. — M o c s, Iconographia
Batava. — Meyer, Kstlcrlcx. II 527. — Waa-
gen, Handbuch II 234. E. W. Moes.
Backhuijzen, Gerrit, Maler-Dilettant, von
Beruf Ziegelbrenncr, gcb. in Amsterdam um
1700, begraben in Rotterdam am 27. 12. 1760.
Enkel des Marinemalers Ludolf B., Sohn des
Johannes B. (+ 1731), Bruder des jüngeren
Ludolf B., übte als Dilettant die Bildnismale-
rei. Er kaufte 41 Jahre alt eine Ziegelei zu
Rotterdam, wo er am 1. 6. 1741 Bürger wurde.
Die Ziegelei wurde nach seinem Tode von
seinem Bruder Ludolf weitergeführt. Nach
Gerrit gestochen: 1) Porträt von Wilhelmus
Vinck, Dr. med. zu Rotterdam, gestochen von
P. Tanj£, gr. Fol. — 2) Porträt von Cor-
nelis van Oeveren, wagemaker, op de Haag-
sche veer, te Rotterdam, 1747 gestochen von
P. Tanje.
Van Eyndcn cn van der Willigen
II, 1817 S. 83. — ImmerzccI, De Levens en
Werken I. 1842, 24. — C. K r a m m, De Levens
en Werken etc. I 1857, 41. — Rottcrd. Historie-
bladen III. 1871, 555. — Heinecken, Dict.
des artistes II. Haverkorn v. Rijsewijk.
Backhuijzen, Ludolf d. J., Maler (und
Ziegelbrenner), geb. in Amsterdam am 29.
8. 1717 ; f in Rotterdam am 6. 4. 1782, be-
graben in Amsterdam am 12. 4. 1782. Sohn
des Johannes B., Enkel des Marinemalers Lu-
dolf Backhuysen und Bruder von Gerrit Back-
huijzen. Er bildete sich anfangs auf Wunsch
seiner Mutter, gegen die eigene Neigung, die
ihn zum Kriegsdienst zog, zum Kaufmann aus,
um das Geschäft seines Vaters zu überneh-
men. Später entwickelte sich jedoch bei ihm
Liebe zur Kunst, so daß er 1738 unter der
Leitung des Porträtmalers Quinkhard Zeich-
nen und Malen erlernte. Seiner alten Nei-
gung folgend, stellte er meist kriegerische
Szenen dar und machte zu diesem Zwecke
auch 1743 einen Feldzug in Deutschland mit.
Nach dem Tode seines Bruders Gerrit im
Jahre 1760 übernahm er dessen Zicgelbrennc-
rci in Rotterdam, wo er 1771 u. 1772 Haupt-
mann der Zicgelbrennergilde war. Tiebaut
Regters malte 1743 sein Bildnis. Ein frag-
liches Selbstporträt iin Rijksmuseum.
J. van Cool, De Nieuwe Schouburg II
354, 366. — Van Eyndcn en van der
Willigen II 81. — C. Immcrzeel, De
Levens en Werken I 24. — C. K r a m m, De
Levens en Werken I 41. — Rotterdainsche Hi-
storiebladen III 555. Haverkorn v. Rijsewijk.
Backhuijzen, s. auch Bakhuijzcn.
Backmeister, Hans, Maler zu Lübeck, er-
hält am 8. 9. 1456 und am 14. 2. 1457 Be-
zahlungen für ein noch in Arbeit begriffenes
Gemälde für die Dominikaner im Kloster
Nestwede in Seeland.
M i t h o f f, Mittelalt. Kstler. u. Werkmstr.
Niedersachs. u. Westf. 1885. H. V.
Backmester, C 1 a w c s, Glockengießer zu
Magdeburg, goß laut Inschrift 1507 zwei
Glocken für Kerkau und für Kleinau (Alt-
mark).
M i t b o f f, Mittelalt. Kstler. u. Werkmstr.
Niedersachs. u. Westf. 1885. H. V.
Backmester, Jacob, pictor, wird 1446 in
den Lübecker Stadtbüchern genannt.
Goldschmidt, Lübecker Mal. u. Plastik
bis 1530, p. 98. Hs. L.
Backofen, Lam b., Maler, gcb. um 1810 ;
in Rom 1835 — 1836.
Pfarr. S. Vinccnzo in Rom. Friedr. Noack.
Backoffen, Hans, Bildhauer und Bürger
zu Mainz, f am 21. 9. 1519, ist der Verferti-
ger der schönen Kreuzigungsgruppc auf dem
St. Peters-Kirchhof in Frankfurt a. M., wie
sich aus neuerlich aufgefundenen Akten er-
geben hat. Die Gruppe besteht aus 3 über-
lebensgroßen Figuren : dem Gekreuzigten,
Maria und Johannes und erhebt sich auf einem
altarähnlichen Unterbau, der bei der Ver-
setzung des Denkmals 1895 erneuert wurde.
Als das Jahr der Errichtung der Gruppe wird
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Backstedt — Bago
von einigen 1509, von anderen 1510 bezeich-
net. Auf Grund dieses beglaubigten Werkes
lassen sich B. mit Sicherheit auch die weit
bedeutendere Tfigurige Kreuzigungsgruppe auf
dem Dom-Kirchhofe daselbst sowie die mit
letzterer bis auf geringe Unterschiede iden-
tische sechsfigurige Gruppe an der Pfarr-
kirche zu Wimpfen am Berg zuweisen. Der
Kalvarienberg des Dom-Kirchhofes ist, wie
eine Inschrift am Unterbau besagt, eine Stif-
tung Jakob Hellers und Katharinas von Mol-
heim aus dem Jahre 1509. Eine in das Kreuz
eingelassene Bronzcplattc überliefert den 17.
S. 1509 als den Tag der Weihe. Die Gruppe
umfaßt die Gestalten von Maria, Johannes,
Magdalena u. Longinus zwischen dem Kreuze
Christi und den beiden Schächern; Großartig-
keit der Auffassung und eine „für jene Zeit
ganz überraschend vorzügliche Vollendung in
der Behandlung des Nackten“ sprechen aus
ihr. Wie Farbspuren beweisen, trug sic ehe-
mals reiche Bemalung und Vergoldung. Mit
diesen beiden Werken steht in naher Be-
ziehung die gleichfalls sechsfigurige Gruppe
auf dem ehemaligen Kirchhof der St. Ignaz-
kirche in Mainz, deren Inschrift am Unter-
bäu besagt, daß die Ehefrau des am 21. 9.
1519 f „ . . . ersam meister Hans Backoffenn
von Sultzpach, Bildhauer diss Crucifix
uss irem testament haben lassen machen“,
und deren Sockel das Bildnis des Stifters
zeigt, der unzweifelhaft identisch ist mit dem
als Verfertiger der Kreuzesgruppe auf dem
Peters-Kirchhofe erwähnten Bildhauer B.
Auch diese Mainzer Gruppe geht wahrschein-
lich auf eine Skizze von B. zurück. Durch
diese drei, dem Künstler mit Sicherheit zuzu-
schreibenden Werke gebührt demselben ein
Rang unter den ersten deutschen Bildhauern
seiner Zeit.
Die Baudenkmäler in Frankfurt a. M. 1898
II 366—390 u. Tafel XVIII u. XVIIIa. H. V.
Backstedt, B e n d i x, s. Bachstet t.
Backvis, Fran?ois, belg. Tiermaler um
die Mitte des 19. Jahrh.
Siret, Dict. d. peintres, 3. Ausg. p. 50. **
Bade, Andrienne Pauline, geb. Ma-
caire, Miniaturmalerin, geb. am 15. 8. 1796 in
Genf, f am 22. 10. 1855. Von ihr ein männl.
Porträt auf der Ausstellung des Museums
Rath 1820.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Bader d’Albe, Baron Louis Albert
Guillain, Brigadegencral unter Napo-
leon I. und Landschaftsmaler und Zeichner,
geb. 1761 zu St. Pol (Pas de Calais), t 1824
zu S£vres. Seine Landschaften zeigen nur
die akademisch-klassische Richtung, während
seine Schlachtenbilder aus dem italien. Feld-
zuge 1797 und einige Porträts historisches
Interesse haben. Auch als Landkartenstecher
und Lithograph war er tätig.
Meyer, Kstlerlex. II 525 (Oeuvreangabe). —
Bellier-Auvray, Dict. gen. **
Baco, Andre Etienne, französ. Maler
in Auxcrre, Sohn des Claude B., urkundlich
genannt 1773.
Nouv. Arch. de l’art frans. II ser. tom. VI
(1885) p. 46. **
Baco, Charles, französ. Maler, urkund-
lich genannt 1711.
Nouv. Arch. de l’art frans. III ser. tom. XII
(1896) p. 271. **
Baco, Claude und Claude Noel, fran-
zös. Maler des 18. Jahrh., bloß dem Namen
nach erwähnt, und zwar der erstere als Ma-
ler der Akademie St. Luc in Paris, f am 17.
1. 1773, der zweite, Sohn des Vorhergehenden
und ebenfalls Maler der Akademie St. Luc,
im selben Jahre.
Nouv. Arch. de l’art frans. II ser. tom. VI
(1885) p. 46. *•
Bag6, Jacomart, katalan. Maler aus Va-
lencia, welchen König Alphons von Arago-
nien 1440 nach Neapel kommen ließ. Im
Aufträge desselben führte der Künstler dort
1444 einen Altar für die Kirche S. Maria
della Pace aus (der 1528 bei der Zerstörung
der Kirche untergegangen sein dürfte), malte
1447 Fahnen im Feldlager des Königs auf
dem Zuge nach Toskana, befand sich aber
seit 1451 wieder in Valencia, wo er am 16. 7.
1461 gestorben ist. Ein authentisches Werk
seiner Hand, durch den am 23. 1. 1460 ab-
geschlossenen Kontrakt beglaubigt, befindet
sich in der Kirche zu Cati unweit Tortosa,
ein Polyptychon mit Predella der HH. Lau-
rentius und Petrus Martyr. Sein Stil zeigt
in diesen Bildern außer einer mehr oder min-
der direkt erworbenen Kenntnis der Kunst
und Technik des Jan van Eyck charakte-
ristische Motive rein Valencianischer Über-
lieferung. Auf Grund dieses Werkes haben
D. Luis Tramoycrcs und E. Bertaux das
Oeuvre des Malers wenigstens teilweise her-
zustellen versucht. Danach würden ihm an-
gehören: eine Heimsuchung und S. Petrus
mit Kardinälen (vor 1440 gemalt) in der
Kirche S. Juan zu Morella; ein Triptychon
S. Anna selbdritt mit S. Augustin und S.
Ildephons und dem Stifter, Kardinal Alfonso
Borgia (zwischen 1444 und 1457 ausgeführt)
in der Kollegiat-Kirche zu Jativa; ein 1457
datiertes Polyptychon S. Martin von Tours
in der Sakristei des Klarissinnen-Klosters in
Segorbe. Ferner S. Franciscus seine Regel
gebend (bisher dem maestro Colantonio zu-
gcschricben) in der Sakristei der Franziska-
ner Kirche S. Lorenzo in Neapel ; S. Vincenz
Ferrer in der Sakristei der Kathedrale in
Valencia; ein ganz übermaltes Altarwerk S.
Egidius u. S. Jakob im Museum in Valencia,
schließlich ein Dominikaner Profeß ablegend
ira Musec des Arts decoratifs in Paris.
E. Bertaux, Revue de l’Art ancicn et mod.
XXII 339 ff. — Gaz. d. beaux-arts 1908 I 92/3,
96 f. — Sanpere y Miquel, Cuatroc. Catal.
II 253—59. M. v. Boehn.
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Baco — Bacon
Baco, Jean Guillaume, französ. Maler,
Sohn des Claude B., 1773 als abwesend von
Paris erwähnt.
Nouv. Arcb. de l’art frang. II scr. tom. VI
(1885) p. 46. **
Bacon, C., Architekt in London, der von
1800 — 1812 Architektur-Skizzen und Entwürfe
in der Roy. Academy ausstclltc.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 87. •*
Bacon, Charles, Bildhauer in London,
war von 1S42 — 1884 ständiger Aussteller in
der Roy. Academy. In den früheren Jahren
arbeitete er eine Reihe von Gemmen nach
Flaxman, E. H. Baily u. a., später widmete
er sich ganz der zeitgenöss. Porträtbüste und
Statue.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 87. **
Bacon, Frederick, reproduzierender
Stecher und Radierer, geb. in London 1803,
f 1887 in Kalifornien, war Schüler der Roy.
Academy unter H. Füssli, später Schüler und
Gehilfe Findens. Er war meist als Buch-
illustrator tätig, bis er 1869 seine Kunst
aufgab.
Meyer, Kstlerlex. II 526 (mit Oeuvrean-
gabe). — Bryan, Dictionary, 1903, I 69. *•
Bacon, Gco. C., amerik. Maler, geb. um
1855, f am 27. 12. 1883 in Maiden bei Boston.
Zeichnete sich besonders durch dekorative
Wandmalereien aus. Edmund von Mach.
Bacon, Henry, nordamerikan. Maler, geb.
am 8. 10. 1839 zu Haverhill, Mass., studierte
in Boston. 1864 ging er nach Frankreich, wo
er unter Cabanel und später 1866 — 67 unter
Ed. Frere studierte. Auch in Dresden war
er ein Jahr. Nach einem Besuch in der Hei-
mat 1871 ließ er sich dauernd in Paris nie-
der. Bacons Bilder stellen meist Szenen des
Volks- und Kinderlebens dar. Seine Kompo-
sition ist gut, seine Farbe aber nicht immer
angenehm. Zu seinen bekanntesten Bildern
gehören „Boston Boys und General Gage“
(1875), Luck of Roaring Camp (1881) und
Der Doktor.
Meyer, Kstlerlex. II 526. — B e 1 1 i e r -
Auvray, Dict. gen. Suppl. Edmund von Mach.
Bacon, H u m b e r t, Kunstschlosser, Dcle-
mont (Schweiz), schmiedete um 1714 die
schönen Chorschranken in der Klosterkirche
der Prämonstratcnser Abtei. Dieses Gitter
befindet sich jetzt an der Gartenpforte des
ehemal. Hauses Wildernett in Bienne.
S. Schwab, L'Art et les Artistes du Jura
Bernois 1888. •*
Bacon, John, der Alt., Bildhauer in Lon-
don, R. A., geb. am 24. 11. 1740 zu South-
wark, f am 4. S. 1799 in London, Schüler
der Roy. Academy seit 1758, machte sich zu-
erst durch eine Statue des Mars bekannt.
Später führte er eine Anzahl von Denkmä-
lern aus, unter welchen dasjenige der Miß
Draper in der Kathedrale von Bristol und
besonders die Monumente William Pitts in
der Guildhall und in der Westminster-Abtci
und die des Dr. Johnson, Mr. Howard und
Sir William Jones in St. Paul’s genannt seien.
Zahlreiche seiner Arbeiten stellte er von
1769 — 99 in der Roy. Academy aus, während
er schon 1762 — 64 in der Free Society mit
Reliefs vertreten war. — Er war Methodist,
schrieb Fabeln und moralische Betrachtun-
gen; auch einige Aufsätze über Kunst. —
Seine Biographie verfaßte der Geistliche Rieh.
Cecil 1801.
S. Redgrave, Dict. of artists, London 1878.
— Graves, Roy. Acad. of Arts I 88. — B i n -
yon, Catal. of drawings etc. in the British
Museum I 66. — Dict. of Nat. Biography II. *•
Bacon, John, der Jüng., Bildhauer in Lon-
don, geb. im März 1777 als zweiter Sohn
John B.s des Älteren, Schüler der Roy. Aca-
demy, stellte schon als Fünfzehnjähriger aus
und gewann 1794 die goldene Medaille der
Academy. 1796 stellte er zwei Figuren
„Wachsamkeit" und „Klugheit“ aus, die in
das Trinity House kamen. Nach dem Tode
seines Vaters 1799 vollendete er verschiedene
Werke desselben und stellte bis 1824 in der
Roy. Academy Büsten, Statuen und allego-
rische Darstellungen aus. Mehrere seiner
Monumente findet man in der St. Pauls Ka-
thedrale, andere in der W'estminster-Abtei.
— Er starb 1859.
S. Redgrave, Dict. of artists, 1878 p. 18.
— Graves, Roy. Acad. of Arts I 88. — Dict.
of Nat. Biography II. **
Bacon, John H. F., Maler in London, geb.
1868, Associate der Royal Academy seit 1903,
studierte auf der Roy. Academy, stellte dort
seit 1889 eine lange Reihe von Gemälden
mit genreartigen oder kirchlichen Stoffen und
mehrere Porträts aus. Besonders sein Bild
„A Romance“ (ausgestellt 1903) zeigte eine
neue Seite von Bacons Talent in Hinsicht der
Feinheit, minutiösen Ausführung und des
sprühenden Glanzes. — Mehrere seiner aus-
drucksvollen Porträtskizzen abgcbildet im
Studio XXII, XXIII und XXV. N. Peacock.
Bacon, Sir Nathanicl, of Culford,
geschickter Amateurmaler, geb. 1585, + 1627.
Sein Grabmal in der Culfordkirche zeigt eine
Palette u. Pinsel; Zeitgenossen rühmen seine
Kunst und Familientradition nennt ihn als
Urheber zweier Sclbstporträts (eine Voll-
figur, ein Brustbild) im Schloß Gorhambury,
wo sich auch die Darstellung einer Frau mit
Fischen („The Cook Maid“) befindet, die
schon in einem Inventar von 1659 als seine
Arbeit bezeichnet wird.
H. H. Prince Frederick Duleep
S i n g h im Burlington Magazine XI 236 (mit
Abbildungen u. Richtigstellung älterer ungenauer
Nachrichten). **
Bacon, T., Bildhauer in London, Sohn des
älteren John B., stellte 1793 — 95 drei pla-
stische Arbeiten: der verlorene Sohn (Terra-
kotta), Christus und die Samaritcrin, ferner
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Bacon — Badajoz
Christus im Garten in der Royal Academy
aus.
Redgrave, Dict. of Artists 1878. •*
Bacon, W„ Maler in London, stellte 1800 —
1823 landschaftliche Kompositionen aus Nord-
Wales u. a. O. in der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 90. **
Bacor, Josse, lothr. Teppichwirker, war
in der 1. Hälfte des 18. Jahrh. in Lunevillc
tätig. Er hat dort 13 Portieren gewebt, die
in der kaiserl. Sammlung zu Wien aufbe-
wahrt werden. Sie zeigen die Wappen des
Herzogs Leopold und der Herzogin Elisabeth-
Charlotte v. Orleans, und in ihrer Bordüre
ist das Doppelkreuz von Lothringen in mehre-
ren Wiederholungen eingewebt. Das eine
dieser Stücke trägt die Signatur: F. J. Bacor
u. S. M. 1717 führte Bacor zwei Porträts des
Herzogs Leopold in haute lisse aus. Er war
mit Sigisbert Mengin associert in der Leitung
des Ateliers zu Lunevillc, das übrigens nur
ein Dutzend Jahre bestanden zu haben scheint
und 1723 mit demjenigen von Malgrangc ver-
einigt worden sein muß.
E. Müntz, Les fabriques de tapisserie de
Nancy, 1883. — H. Lepage, Les tapisseries
des ducs de Lorraine, Journal de la Soc. d’Ar-
cheologie lorraine, 1886. /. /. Guiffre y.
Bacot, E d m o n d, französ. Landschafts-
maler, stellte während der 40er Jahre des 19.
Jahrh. in den Pariser Salons wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict. gön. H. V.
Bacot, Emile, französ. Porträt- u. Minia-
turmaler, Schüler von Lepoittevin, tätig in
Cacn 1834.
S i r e t, Dict. d. peintres I 50 (ohne nähere
Angaben). *•
Bacot, Jacques, Maler in Nantes, ge-
bürtig aus Paris, verheiratete sich am 22. 1.
1674. — Sonst unbekannt.
Nouv. Arch. de l’art frang. III ser. tom. XIV
(1898) p. 16. **
Bacot, s. auch Baccot.
Bacquet (Le Pcre), französ. Architekt und
Karmelitermönch, begann 1584 in Gray
(Haute-Saöne) den Bau des Klosters de la
Visitation.
Gattin et Besson, Hist, de la ville de
Gray. — Bellier-Auvray, Dict. gen. des
artistes u. Suppl. — Lance, Dict. des Archit.
frang. — Bauchal, Nouv. Dict. des Archit.
frang. C. Enlart.
Bacquet, Paul Eugene Victor, fran-
zös. Bildhauer, gcb. in Villemaur (Aubc)
1848, f am 28. 8. 1901, Schüler von Farochon
und Dumont. Er stellte im Salon von 1870 —
1899 aus. Unter seinen Arbeiten seien ge-
nannt eine Säule mit dem Bildnis Ferd. Poises
für die Stadt Nimcs und mehrere Büsten be-
kannter Männer.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Chronique d. arts 1901, 239 (Nekrolog). — Ka-
tal. des Salon. **
Bacqueville, P. P., Omamcntstcchcr (Dilet-
tant), Paris, um 1720. Von ihm: Liurc d'Or-
nemens propre pour les meubles et pour les
Peintres.
Guilmard, Maitrcs ornemanistes. 94 : 2 Se-
rien zu je 6 Bl.
Bacquoy, s. Baquoy.
Bacsäk, György (Georg), ung. Maler,
geb. 1870 zu Pozsony (Prcßburg), absolvierte
seine Studien bei Lotz in Budapest und Hol-
lösy in München. Stellte zum erstenmal in
Budapest 1891 eine Waldpartie aus. K. Lyka.
Bäcsszentivänyi, Dömötör (Demetrius de
Bäcsszcntiväny), ung. Maler vom Ende des
15. Jahrh. zu Kassa, doktimcnt. erwähnt.
Archaeologiai Ertesitö, üj f. XV 55. K. Lyka.
Bacueil, französ. Architekt („architecte des
Quinze-Vingts"), um 1777.
Bauchal, Dict. d. archit. frang. H. V.
Bacx, Josse, Maler oder Bildhauer von
Mecheln, nur bekannt durch seine Signatur
unter der von 96 Künstlern Unterzeichneten
Bittschrift der Lukasgilde daselbst vom 8. 5.
1619.
E. N e e f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines (1876) I. H. V.
Baczaldo, Antonio, Wachsbossierer, er-
hält in Prag am 9. 5. 1596 für etliche Kaiser
Rudolf II. gewidmete „Kunst stuckh“ in
Wachs den Betrag von 58 fl. 20 H. ausbezahlt.
Urkunden aus dem Archiv der K. K. Hof-
bibliothek Reg. No. 5555 ; im Jahrb. d. kunsthist.
Sammlgn. des Allerh. Kaiserhauses VII.
Baczko, Margarete von, Malerin in
Weimar, gcb. am 21. 6. 1842 in Görlitz, Schü-
lerin von Prof. Max Schmidt in Weimar,
malte meist Landschaften aus dem Harz und
von der pommerschen Küste.
Das geist. Deutschland, Leipzig 1898 (Selbst-
biogr.). — F. von Bötticher, Malcrwcrke
des 19. Jahrh. — Katal. der Berliner Akademie-
Ausstellungen 1874 — 79. *•
Baczynski, Joseph, Maler aus Wolhynien,
f 1838 in Dawidöwka im Zytomirskischen,
malte Karikaturen und historische Szenen.
Meyer, Kstlerlex. II 527. **
Bada, Josef, span. Architekt, Oberbau-
meister an der Kathedrale zu Granada, wurde
1719 nach Malaga berufen, um den seit 1623
betriebenen Bau der dortigen Kathedrale wei-
ter zu führen. B. baute an der Fassade nach
dem Plane des Vicente Acaro bis an seinen
Tod 1756, worauf Antonio Ramos das Werk
zu Ende führte.
Llaguno y Amirola, Not I 201, IV 99.
Badajoz, Juan de, aus Badajoz gebürtig,
war einer der ausgezeichnetsten span. Bau-
meister des 16. Jahrh. und ein Anhänger der
Renaissance. Dem Bau der Kathedrale von
Leon stand er 1512 als Obermeister vor. Wie
groß schon damals sein Ansehen war, zeigt
seine Berufung nach Salamanca 1512 und 1522
und nach Sevilla 1513 zur Begutachtung der
Pläne und Arbeiten für die dortigen Kathe-
dralen. Zeugnisse seiner Kunst sind außer-
dem in Leon die Fassade des prachtvollen
Klosters S. Marcos und die Hauptkapelle der
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Badalocchi — Badalocchio
Stiftskirche S. Isidoro. Die erstere wurde
von 1587 — 1543 bis über die Hälfte ausge-
führt. Auch der Bau des Kreuzganges an
dem Benediktinerkloster S. Zoil zu Carrion
de los Condes (Königreich Leon) wurde nach
B.s Zeichnung ausgeführt (laut Inschrift am
7. 3. 1537 begonnen und am 27. 8. 1004 voll-
endet). — B. hat endlich noch 1545 laut In-
schrift im Kloster Exlonga unweit Leon den
Bau des Kreuzganges begonnen, der erst 1719
zur Vollendung gelangte. 1548 war er Sach-
verständiger in dem Prozeß des Franc. Gi-
ralte gegen Juan de Juni.
Meyer, Kstlerlcx. II 527. — Cean Ber-
mudez, Dicc. II 43. — Llaguno y Ami-
r o 1 a, Not. I. — M a r t i y M o n s 6, Estud. hist,
artist. A
Badalocchi, Antonio, Maler aus Parma,
um 1650, nur bei Zani (Enc. met. III 17) er-
wähnt. h. V.
Badalocchio, S i s t o. italicn. Maler u. Kup-
ferstecher, nach landläufiger Annahme der
meisten Autoren geb. 1581 (nach anderen
1585) in Parma, f 1647 in Ordogno; Bartsch
vermutet jedoch, daß diese Zeitangaben in
der Tat nicht auf die Lebensdauer des Sisto
B., sondern auf diejenige des G. Lanfranco
zu beziehen seien. Wenn diese Vermutung
richtig sein sollte, dann würden für die Bio-
graphie des Sisto B. nur die Jahresdaten
1608 — 9 (Aufenthalt in Rom) feststehen;
jedoch sind mit ziemlicher Sicherheit auch
diejenigen urkundlichen Nachrichten auf ihn
zu beziehen, in denen ein „Maler Sisto“ um
1613 in Bologna erwähnt wird. Malvasia
identifiziert mit Sisto B. einen Schüler des
Annibale Carracci namens Sisto Rosa, ohne
jedoch für die Verschiedenheit der Namen
irgendwelche Erklärung zu geben; nach Cam-
pori stammte die Familie B.s aus Modena.
Mit seinem Lehrer Annibale Carracci und
seinem Mitschüler G. Lanfranco ging B.
(nach Malvasia) 1606 von Bologna nach
Rom. Dort war er zunächst als Gehilfe Car-
raccis an der Ausmalung des Pal. Farnese
beteiligt. Gemeinsam mit Lanfranco veröf-
fentlichte er dann 1607 in Kupferätzung eine
Sammlung von Zeichnungen nach Raffaels
vatikanischen Loggienfresken. Endlich malte
B. im Palazzo Verospi (jetzt Pal. del Crc-
dito Italiano) zu Rom 4 mythologische Sze-
nen nach Cartons von Francesco Albani. —
Nach Carraccis Tode kehrte B. 1609 nach
Bologna zurück. 1613 malte er im Benti-
voglio-Palaste zu Gualtieri Freskodarstellun-
gen aus dem Herakles-Mythus sowie eine
Allegorie des Ruhmes. Ohne diese Malereien
völlig vollendet zu haben, ging er noch
in demselben Jahre über Correggio (vergl.
Pungilconi) nach Reggio d’Emilia (laut einer
von Campori publizierten Briefstcllc), wo er
dann zahlreiche Arbeiten ausführte. Sein
Hauptwerk in dieser Stadt sind die Kuppel-
gemälde über dem Altarchore der Kirche S.
Giovanni, darstellend Christus in der Engel-
gloric und in den 4 Pfeilerzwickeln die alle-
gorischen Gestalten der Tugenden; das Ganze
ist sichtlich von den Kuppelmalereien Correg-
gios beeinflußt, jedoch keineswegs, wie Lanzi
behauptet hat, direkt nach ihnen kopiert.
Außerdem schuf B. in Reggio Malereien im
Oratorio della Morte (Gefangennahme und
Grablegung Christi), in S. Maria del Car-
minc (Malereien am Deckengewölbe und in
der Madonncnkapelle) und in S. Pietro Mar-
tire (einen hl. Ubaldus). — Die Familie
Coccapani in Parma erwarb 1640 eine Zeich-
nung und 9 Gemälde von seiner Hand. Auch
in den alten Katalogen anderer Parmenser
Gemäldesammlungen (Palazzo Farnese, Casa
Boscoli etc.) figuriert mehrfach der Name
unseres Künstlers. Die Pinakothek der Aka-
demie zu Parma besitzt von ihm nur ein aus
der dortigen Kapuzinerkirche stammendes
Altarbild des hl. Franziskus von Assisi. Von
den Parmenser Kirchen beherbergen noch
jetzt Malereien von B.s Hand: S. Anna (Ma-
donna zwischen zwei Heiligen), S. Maria
dellc Grazie (Schutzengel), S. Trinitä de'
Rossi (Madonna mit 8 Heiligen), S. Bernar-
dino (Altarbild mit 4 Heiligen). — Bemer-
kenswert ist, daß B. von einigen Autoren un-
ter denjenigen Künstlern genannt worden ist,
die als Urheber des angeblichen Selbstporträts
des Leonardo da Vinci in den Florentiner
Uffizien in Frage kommen könnten. — Bekann-
ter und verbreiteter als die Gemälde B.s sind
seine Radierungen, flüchtig und skizzenhaft
behandelte, aber mit einer leichten und geist-
reichen Nadel ausgeführtc Platten, teils nach
eigenen Kompositionen, teils nach anderen
Meistern. Seine Hauptarbeit auf diesem
Kunstgebiete repräsentieren die schon oben
erwähnten Radierungen nach Raffaels Vati-
kanischen Loggienfresken, jene sogen. „Bibel
Raffaels“, die B. gemeinsam mit G. Lanfranco
1607 bei Giov. Orlandini in Rom erscheinen
ließ unter dem Titel: Historia del Testamento
Vecchio dipinta in Roma nel Vaticano da
Raffaelle di Urbino ; im ganzen 51 Blätter,
von denen 23 von B.s Hand herrühren. Das
Werk erlebte in demselben Jahre 1607 drei
Auflagen, deren jeder eine Widmung an
Annibale Carracci vorgedruckt ist. Später
gelangten die Platten nach Amsterdam, wo
sie 1614 von Michael Colyn und 1638 von C.
Jz. Visschcr neu aufgelegt wurden.
Scarabelli-Zunti, Doc. e Mem. di
Belle Arti (Mscr. im Museo d’Antichitä zu
Parma) fase. IV — V. — Bertoluzzi, Guida
di Parma (1830) p. C, 43, 147, 150, 181. — P.
Martini, Guida di Parma (1871), p. 41, 47,
137 f. — Meyer, Kstlerlcx. (mit weiterer ält.
Lit u. graph. Oeuvre-Verzeichnis). — C. Ricci,
La R. Galleria di Parma (1896) p. 155 — 159,
162. — Catalogo della R. Pinacoteca di Torino
(1899) p. 542. — Mit Notizen von Stef. Lottici.
L. Ocsola.
330
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Badaloni — Badens
Badaloni, Paolo, s. Schiavo, P.
Badarocco, Giovanni Raffaello, ita-
lien. Maler, geb. 1648 in Genua als Sohn des
Giuseppe B., + 1726. In Rom war er zuerst
Schüler Marattas, folgte aber nachher der
herrschenden Manier Pietros da Cortona.
Nach achtjährigem Aufenthalte in Rom be-
suchte er noch Neapel und Venedig u. kehrte
dann nach Genua zurück.. Von seinen Bil-
dern, in denen er ein sehr dauerhaftes Ultra-
marin mit Vorliebe verwendete, war die
Mehrzahl für genuesische Kirchen bestimmt.
Zwei der größten (nach Ratti und Rosini die
besten des Malers) besitzt die Certosa von
Polcevera.
S o p r a n i, Pitt. Genovesi p. 206. — Ratti,
Genova, II 69. — Rosini, St. dclla pitt. VII
155. — L a n z i, Pitt. It. V 286. — Meyer,
Kstlcrlcx. R.
Badarocco, Giuseppe, genannt „il Sor-
do", Maler aus Genua, geb. 1588, + 1657, zu-
erst Schüler Strozzis, dann Andrea Ansaldos.
Später ging B. nach Florenz, wo er nament-
lich Andrea del Sarto studierte und nachzu-
ahmen strebte. Fast vierzig Jahre alt, kehrte
er nach Genua zurück. Hier sah Lanzi bei
einem Signor di Novi ein Bild, Achill in
Skyros, das den Namen B.s mit der Jahres-
zahl 1654 trug, aber nicht in der Weise des
Andrea del Sarto, sondern in der naturalisti-
schen Art der Genueser Maler jener Zeit be-
handelt war. — Ein anderes Gemälde B.s, S.
Filippo Neri, der den Gekreuzigten anbetet,
befand sich in der Sakristei von S. Nicolö zu
Voltri.
Zani, Encicl. — Sopran i, Pittori Genovesi
1 212. — Rosini, Storia della Pittura VI 255.
— Lanzi, Pitt. Ital. V 277. — Meyer, Kstler-
lex. R.
Bade, Jean de, Bildhauer deutschen Ur-
sprungs, 1479 als Bürger von Straßburg ge-
nannt.
Lami, Dict. des sculpt. 1898. R.
Badei, Jules Louis, Schweizer Land-
schaftsmaler, geb. in Longirod (Vaud) 1840,
t in Genf 1969. Das Genfer Museum erwarb
1888 2 Landschaften von ihm.
P. V e i 1 1 o n bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Badely, C. J., englischer Porträtist der
ersten Hälfte des 19. Jahrh. Nach ihm stach
Finden das Porträt der Lady Alicia Conroy.
»*
Baden, Kupferstecher in Krakau aus dem
18. Jahrh., bekannt nur nach einem Blatte,
eine Art Dekoration darstellend, mit der Un-
terschrift: Baden sc. et excud. Cracoviae.
Kraszewski, Ikonotheka, Wilna 1858.
Marian Gumowski.
Baden, Meister Hans von, Steinmetz zu
Horb, baute 1498 — 99 die Kirche von Diessen
(Hohenzollern).
Bau- u. Kstdenkm. in den Hohenzollernschen
Landen, p. 65, herausg. von Zingeler u. Laur. •*
Baden, Hans Jurriaensz. van, Holl.
Maler, etwa 1604 geb., wohnte in Amster-
dam, verheiratete sich dort viermal und starb
1663 (Notiz von Dr. Bredius). Er malte
Kirchen-Interieurs und sonstige Architek-
turstücke, die ziemlich selten Vorkommen
u. meist nur in kleineren Privatsammlungen.
Ein Architekturstück von 1636 ist in der
Sammlung Pcltzer zu Köln a. Rh., ein klei-
nes Kirchenintcrieur von 1637 in der Samm-
lung Berg in Stockholm, ein größeres von
163S in der Sammlung Glitza zu Hamburg,
eine Kirche staffiert mit Christus und der
Ehebrecherin von 1641 war in der Sammlung
Hammer in Stockholm, und ein Kirchen-
interieur von 1645 ist in der Sammlung Cla-
sen in Upsala. Auch in Stuttgart, in der
Ermitage zu St. Petersburg, in Pommers-
feldcn finden sich noch ähnliche Bilder vor.
1648 wurde eine kathol. Kirche von seiner
Hand auf 24 Gulden taxiert, während ein
Bild von Fr. Hals nur auf 10 Gulden ge-
schätzt wurde (Notiz v. Bredius).
Oud-Holland III 60. — Obree ns Archief
V 13. — G r a n b e r g, Les collections privees
189. E. IV. Moes.
Baden, J. v a n, hat für das 1675 in Amster-
dam erschienene Buch „’t Verwaerloosde For-
mosa“ von C. E. S. einige Radierungen ge-
macht. E. W. Moes.
Baden-Powell, Frank Smyth (F. R. G.
S. ; F. Z. S ), engl. Maler und Bildhauer, geb.
in Oxford 1850, in Paris Schüler von Caro-
lus-Duran und Rodin. Er stellte seit 1880
wiederholt in der Roy. Academy aus, darun-
ter auch zwei Darstellungen aus dem Bode-
tale ihi Harz; ferner sah man seine Arbei-
ten im Pariser Salon (1895) und auf ande-
ren Ausstellungen. Zu seinen wichtigsten Ge-
mälden gehören : „The Last Shot at the
Spanish Armada", „Nelson at St. Vincent“,
„Trafalgar Refought“, „Queen Victoria’s
Wooden Walls“, „Wrcck of the Foudroyant“,
„Nelson ncaring Trafalgar“, „Colonel Baden-
Powell at Mafeking“ und zahlreiche Porträts.
Graves, Roy. Academy of Arts I 90. —
Who's Who 1908. N. Peacock.
Badenier, Alexandre Louis, Architekt
(„Architecte du domaine prive du roi“) und
Lithograph in Paris, geb. 1793 daselbst, Schü-
ler von Vignon und Huve, stellte in den Sa-
lons 1833 — 47 aus (lithographierte Pläne zur
Verbindung des Louvre und der Tuilerien,
etc.).
Bellier-Auvray, Dict. g6n. H. V .
Badens, C a r e 1, holl. Maler ; lebte 1635 in
Amsterdam und wird im Testament des Ma-
lers ChristofFcl Grylich erwähnt, der mit
seiner Schwester verheiratet war. Beide sind
wohl Kinder des Malers Francesco Badens.
Urkundl. Notizen. A. B.
Badens, Francesco, geb. in Antwerpen
1571, wahrscheinlich als Sohn des Joost Ba-
dens, der kurz nach dem 18. 11. 1576 nach
Amsterdam übersiedelte. Von etwa 1593 bis
331
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Badens — Bader
1507 war er mit Jac. Matham in Italien und
1598 kaufte er in Amsterdam ein Haus in
der Kalverstraat, wohnte dort ständig, war
verheiratet mit Maryken Munnicx, und war
am 17. 11. 1618 schon tot (Notiz von Dr. Bre-
dius). Er war ein sehr geschätzter Maler,
den der Dichter Theod. Rodenburg 1617
rühmend erwähnt, ebenso wie im selben Jahre
der Maler Comelis Claesz. Heda, welcher
ihm aus Indien schönes Ultramarin zuschicken
ließ. Er malte große biblische, mythologische
und Genre-Darstellungen in Anlehnung an
die Venezianer, von denen aber nichts erhalten
zu sein scheint ; denn das in der Sammi. Ham-
mer in Stockholm erwähnte Bild ist ihm je-
denfalls falsch beigelegt. Karel van Mander
beschreibt aber mehrere, wie auch ein eben-
falls verschollenes, 1618 gemaltes Schützen-
stück für einen der Amsterdamer Doelen.
E. van Pacndcrcn hat nach ihm einen hl. Hie-
ronymus gestochen, B. Lens eine Darstellung
von Bacchus, Venus und Ceres geschabt. H.
Hondius gibt in seiner Sammlung von Maler-
porträts B.s Bildnis. Als seine Schüler werden
erwähnt: Adriaen van Nieulandt, Jeremias
van Winghe, Philips Lysart, Comelis Jansz.,
Anthonie Barnaert, Caspar Duyff, Lenacrt
Gerritsz. und der berühmte Dichter Gerbrand
Adriaensz. Bredero.
C. v. Mander, Het Schilderboeck ed. 1618
211 uff. — Obreens Archief VI 35. — Oud-
Holland I 197, III 172, IX 189, XXI 79. — G.
Az. Bredero, Nederduytsche Poemata, Am-
sterdam 1644. — V. d. Willigen, Les artistes
de Haarlem, 155. E . W. Mocs.
Badens, Jan, Bruder des Francesco Ba-
dens, geb. in Antwerpen am 18. 11. 1576, be-
reiste Deutschland und Italien u. hatte schon
einen guten Ruf als Maler, als er bei seiner
Rückkehr in die Heimat von Soldaten ge-
fangen und geplündert wurde, infolgedessen
er 1603 gestorben ist.
C. v. Mander, Hct Schilderboeck ed. 1618,
S. 212 recto. E. W. Mocs.
Badens, Joost, wird als Meisterssohn 1569
in den Liggere zu Antwerpen erwähnt und
ist wahrscheinlich der Vater von Francesco
u. Jan. Kurz nach dem 18. 11. 1577 siedelte
er nach Amsterdam über, wo er 1601 starb.
Von seinen Bildern, welche van Mander un-
bedeutend nennt, ist nichts übrig geblieben.
C. v. Mander, Het Schilderboeck ed. 1618
S. 211 verso. E. IV. Mocs.
Badens, s. auch Batcns.
Bader, Ravensburger Malerfamilie des 15.
und 16. Jahrh. Nachweisbar sind von 1482
bis 97 Jörg, 1482 — 94 Hans, 1482 Andreas
und 1515 Oswald.
Württembergische Viertel jahreshefte XII. Heft
2—3, p. 121. Hs. L.
Bader, Augustin, Landschafts- und Por-
trätmaler in Paris, geb. in Tours (Indre-et-
Loirc), Schüler von Renoux, stellte in den
Salons 1835 — 1868 wiederholt, meist Schwei-
zer Landschaften, aus.
Bellier-Auvray, Dict gen. H. V.
Bader, Christian Gottlieb aus Tor-
gau, seit 1732 Maler an der Meißner Porzeil. -
Manufakt., f am 15. 7. 1797. Ein Christian B.
war dort bereits unter Böttgcr als Maler tätig.
W. Loose, Lebensläufe Meißner Künstler, p.
206. — Mannschaftsb. d. kgl. Manuf. 1744— 93.
— B e r I i n g, Meißn. Porz., 1900. — Zimmer-
mann, Erfindg. d. Meißn. Porz, etc., Bcrl. 1908,
Bader, Constantin, Bildhauer von Mün-
chen, fertigte die rotmarmome Grabplatte des
Hainerich Jörg, Grafen zu Hohenwaldeckh u.
Mäxelrain, f am 14. 4. 1639 und seiner (nach
1643 gestorbenen) Gemahlin Maria Elisabeth
in der Kirche zu Beiharting in Oberbayem.
Kunstdenkmale d. Königr. Bayern I 1580.
Bader, Friedrich Wilhelm, bekann-
ter Wiener Holzschneider, geb. am 3. 7. 1828
in Brackenhein bei Heilbronn, Schüler von
Deis in Stuttgart. Im Jahre 1850 schnitt er
im Atelier August Gabers in Dresden die
Lud. Richterschcn Werke: Beschauliches und
Erbauliches, Illustrationen zu Bcchstcins
Märchenbuch, der Kalender: Die Spinnstubc.
1851 siedelte er nach Wien über, wo er 1855
mit Rud. von Waldhcim eine Kunstanstalt
gründete und 1869 ein bald blühendes eige-
nes Institut für Holzschneidekunst eröffnete.
Er pflegte als erster wieder in Österreich den
echten Holzschnitt im Stile des 16. Jahrh.
und schnitt u. a. die Trachtenbildcr nach
Dürers Zeichnungen in der Albertina, die
große Ansicht Wiens 1873, ferner die Text-
bilder für das Kronprinzenwerk „Eine Orient-
reise“ und die Illustr. für das Werk: Der
Reliquienschatz des Braunschweig-Lüncburg-
schen Hauses.
Meyer, Kstlerlex. II 531. **
Bader, Johann, Bildhauer zu Margreid
um 1776. Dr. Frans Innerhafer.
Bader, Joseph, Vater und Sohn, Schwei-
zer Kunstschreiner in Rüttnau bei Solothurn,
fertigten in den 70er Jahren des 18. Jahrh.
nach den Angaben des Architekten Gaetano
Mattheo Pisoni das im Museum zu Solothurn
aufbewahrtc große Holzmodell der neuen Ka-
thedrale von St. Urs und Victor daselbst.
Zetter-Collin bei Brun, Schweizer.
Kstlerlex. H. V.
Bader, M. Han s, Kunstgießer in Frank-
furt a. M., fertigte 1623 eine verschollene
Platte für das Epitaphium des Nicolaus Lohr
für den St. Peterskirchhof daselbst. Dar-
gestellt waren N. Lohr, seine Frau und vier
Kinder, die betend in einer Landschaft knieten.
Hüsgen, Nachrichten v. Frankf. Künstlern.
— G w i n n c r, Kunst u. Künstler in Frankfurt.
S. 129. Schrey .
Bader, Micher, Geschützgießer in Stock-
holm, fertigte 1494 und 1495 zwei Kanonen,
die sich heute im kaiscrl. Arsenal in St. Pe-
tersburg befinden.
Champeaux, Dict. d. fondeurs etc. 1886.
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Bader — Badiale
Bader, Wilhelm Jo h., Maler und Radie-
rer, gcb. zu Darmstadt am 24. 7. 1855, seit
1873 Schüler der Berliner Akad., ging 1874
nach einer Studienreise durch Tirol an die
Akad. zu München und wurde Schüler von
Löfftz, Dietz, O. Seitz und A. Müller. Von
hier aus kehrte er 1897 nach Darmstadt zu-
rück, wo er eine Malschule leitet. Zu seinen
früheren Arbeiten gehören: Sisyphus und
Danaide, Unschuld und Liebe (1881), Im
Reich der Töne (1883) ; dekorative Malerei
des „Cafe Danner“ (München), Malerei der
Sängerlaubc auf Schloß Neuschwanstein. —
Spätere Arbeiten: Waldquelle, Ruine am
Meer, Windig Wetter, Dämmerung, Das Al-
ter (v. Heyl), Flora (Hofrat Koch) und
mehrere Porträts. Er liebt poetisch-innige
Darstellungen einfacher Art, die er in leuch-
tenden Farben gibt. Von besonderem Reiz
sind seine zart aquarellierten Landschaften
nach Motiven seiner Heimat. Von ihm sind
radiert: Der Sack in der Winde, Der betende
Pilger, Sturmabend auf der Heide, Der Esel
mit dem Sack, Die Wassermühle, Die alte
Eiche, Die alte Windmühle (Glasradierung).
Lithographien: Die Figur mit dem Heiligen-
schein, Waldkapelle, Einöde, Mondnacht, Am
Waldrand, Die Quelle, Vergänglichkeit, Altar
im Walde, Es lacht die Au, Betender Eremit,
Die Felskapclle (Waitz’ Verlag, Darmstadt).
Kunstchronik XVII 210. — Kunst f. Alle III
(1888), VII (1892), XIX (1904), (Die Kunst,
IX), XX, (Die Kunst XI). — Die Graphischen
Künste 1909. Mittlgn. p. 20. — Deutsche Kunst
u. Dekoration IX T. 1. Beringer.
Bader- Pfafi, C a e c i 1 i e, s. Graf, C.
Bader, s. auch Baader.
Badereau, Pierre, französ. Steinmetz
(„maitre Maqon“), arbeitete 1639 an der Voll-
endung der Altäre der Kirche von Angric.
C. Port, Les Artistes Angevins. H. V.
Baderl, Maler des 19. Jahrh. aus dem ötz-
tal (Tirol). Zu Huben im ötztal zwei Seiten-
altarbilder von ihm : Herz Jesu und Maria,
von c. 1820.
Ritter von Alpcnburgs Reise ins ötz-
tal. H. S.
Baderna, Bartolome o, Maler und Kup-
ferstecher in Piacenza, wo er durch den Cav.
Ferrante ausgcbildet und gemeinsam mit sei-
nem Bruder Pietro B. ca. 1655 — 85 künstle-
risch tätig war. Nach Boni sollen die besten
Bilder von der Hand dieses Malers (Madon-
nen und Porträts) unter anderen Namen
gehen. Sicher von ihm stammen einige in den
Kirchen seiner Vaterstadt befindliche Altar-
gemälde, so der Dreieinigkeitsaltar in S. An-
drea, der hl. Petrus von Alcäntara in der
Gticsa di Campagna und die um 1685 ent-
standenen Malereien in S. Paolo (Fassaden-
fresken und biblische Historien im Innern).
Ebenso hat B. gemeinsam mit seinem sti-
listisch nicht von ihm unterscheidbaren Bru-
der und Gehilfen Pietro die großen Gemälde
in einem Saale der Casa Fogliani zu Piacenza
ausgeführt.
R o s i n i, Storia d. Pitt. VI 240. — L a n z i,
Stör. Pitt. (ediz. V) IV 94. — Boni, Biogr. d.
Art. — Carasi, Le pubbl. pitt. di Piacenza
(1780). — L. Scarabclli, Guida di Piacenza
(1841). — A m b i v e r i, Artisti Piacentini (1879)
p. 116 ff. St. Lottici.
Badema, Pietro, s. Baderna, Bartolomeo.
Badealade, Thomas, topographischer Zeich-
ner, tätig in London um 1718 — 1750, zeich-
nete für die Stecher Toms und Harris eng-
lische Herrenhäuser und machte die Zeich-
nungen für Dr. John Harris* History of Kent
1719.
Redgrave, Dict. of Artists 1878. —
Meyer. Kstlerlex. II 532. •*
Badessa, italien. Zeichner u. Kupferstecher
vom Ende des 17. Jahrh., von dem nur eine
Radierung, der Tod zu Roß der Zeit folgend,
bezeichnet: „II Badessa di sua Invcntione“
bekannt ist.
M e y e r, Kstlerlex. P. K.
Badger, T., amerik. Malcr-Lithogr. Sein
1825 auf Stein gezeichnetes Porträt von Col.
James Gark, einer der frühesten guten Stein-
drucke in Amerika. E. Richter.
Badia, Antonio, span. Maler und Zeich-
ner, geb. in Valencia, ausgebildet seit 1854
an der dortigen Acad. de San Carlos. Als
geschickter Zeichner entwickelte B. eine reiche
Tätigkeit auf dem Gebiete der Buchillustration
u. zwar sowohl für Sonderpublikationen wie
Madoz* „Diccionario geografico“ als auch für
Zeitschriften wie „El Fenix“ und „Las Bellas
Artcs“.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espaftolcs del siglo XIX (1883 — 84). — Al-
c a h a 1 i, Diccion. biogr. de art. valencianos
(1897). P. Lafond.
Badia, Juan, Goldschmied in Barcelona.
Im dort. Innungsarchiv eine Zeichnung von
seiner Hand zu einem Halsschmuck, dat. 15.
2. 1565.
V i fi a z a, Adic. II 43. M. v. B.
Badia, Juan, Maler in Valencia. Am 30.
5. 1618 empfängt er eine Zahlung für ein
Bild des hl. Narcissus.
Alcahali, Artist. Valenc. S. 56. M. v. B.
Badiale, Alessandro, italien. Maler u.
Kupferätzer, gcb. 1623 zu Bologna, t eben-
daselbst 1668, wurde von Flaminio Torre,
einem Schüler des Guido Rcni, unterrichtet,
und lieferte angeblich schätzbare Gemälde
für verschiedene Staats- und Privatgebäude
seiner Vaterstadt. Er hinterlicß auch eine
kleine Anzahl Radierungen in freier, etwas
nachlässiger, aber geistreicher Manier, Bartsch
beschreibt von unserem Künstler nur fünf
Bll.; zwei weitere erwähnt Kolloff in Meyers
Kstlerlex. Es sind: 3 Madonnendarstellungen
nach Carlo Cignani (B. 1) u. Flaminio Torre
(B. 2 u. 3), eine Kreuzabnahme (B. 4), ein
333
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Badiaschi — Badile
Evangelist Johannes (Bartsch XIX 216, No.
5 unter Flaminio Torrc), ein Ziegenhirt (B.
5, gleich den beiden vorhergehenden nach
Flaminio Torre) und eine Dame mit ihrem
Sohne am Schreibpultc (Katal. Malaspina II
322). — Die beiden Heiligen Familien, die
ihm Hcinecken, Huber u. andere beilegen,
sind, wie Bartsch (XIX p. 152, No. 3 u. p.
156, No. 8) versichert, von Elisabetta Sirani
nach G. A. Sirani radiert.
Z a n i, Encicl. III 19. — Malvasi a, Fel-
sina Pittrice II 130. — Huber u. Rost, Hand-
buch IV 47. — Bartsch XIX 225. — Le
Blanc, Manuel I 117. — Nagler, Monogr.
I No. 144, 175, 215. — E. K o 1 1 o f f in Meyers
Kstlerlcx. R.
Badiaschi, Giuseppe, italien. Maler, gcb.
in Piacenza am 29. 8. 1795, f ebenda am 26.
1. 1883. Ausgebildet am dortigen Istituto
Gazzola, führte B. später dekorative Male-
reien aus in den Palazzi Scotti dclla Scala,
Calciati, Fogliani und Scotti di Vigoleno.
Für die Theater zu Piacenza, Turin und Ve-
nedig malte er Bühnendekorationen. Unter
seinen zahlreichen Bildnismalereien ist her-
vorzuheben das Porträt des Conte Paolo
Scotti, letzten bourbonischen Gouverneurs
von Piacenza (jetzt im Besitze der Familie
Scotti in Piacenza).
Gazzetta di Parma 1858. — Gtmmi, Not.
d'uom. illustri Piacentini (Mscr. in Piacenza
Bibi. Passerini-Landi). — L. Scarabelli,
Mem. (Mscr. in Piacenza, Bibi.). — L. Ambi-
v e r i, Art. Piacentini (1879) p. 227. St. Lottici.
Badier, Florimond, französ. Buchbinde-
künstlcr des 17. Jahrh. Wir kennen 2 Ein-
bände, die er selbst mit seinem Namen als
seine Arbeiten bezeichnet hat (Nationalbiblio-
thek in Paris). Einige Gelehrte wollen ihn
mit seinem berühmten Zeitgenossen Le Cas-
con identifizieren, indem sie des letzteren Na-
men als bloßen Beinamen („der Gascogncr")
auffassen, doch bleibt diese Ansicht Hypo-
these.
J. Loubier, Der Bucheinband (Bd. X d.
Monogr. d. Kunstgew., herausg. v. Sponsel) p.
155, 156. H. V.
Badile, Angelo, Maler des 16. Jahrh. in
Verona, Sohn (oder Neffe) und Schüler des
Antonio IV Badile, dessen Bildnis er auf einer
ihm zugeschriebenen Darstellung der Be-
schneidung Christi in der nicht mehr vorhan-
denen Kirche S. Zeno in Monte zu Verona
angebracht haben soll.
Dal Pozzo, Le vite de' pitt. etc. Veronesi,
p. 270. — Arch. stör. d. arte ital. 1890, 220. —
Zannandreis, Vite dei pitt. etc. Veronesi
(ed. G. Biadego 1891). L. Simeotti.
Badile, Antonio I, Maler in Verona,
f vor 1409, wie aus der urkundlichen Be-
zeichnung seines Sohnes Giovanni B. in der
Veroneser Steuereinschätzung von 1409 her-
vorgeht. L. Simeoni.
Badile, Antonio II, Maler in Verona,
geb. 1424 als Sohn des Giovanni B.; urkund-
lich erwähnt bis 1507. Zani sah von ihm ein
Gemälde mit der Signatur: Anno 1481. An-
tonius Bailus de Vena. Pinxit. Für S. Maria
della Misericordia (jetzt S. Alö) malte er
1497 im Aufträge der Veroneser Goldschmiede
2 Altarbilder, darstellend 3 Heilige und die
Pietä (jetzt verschollen).
Zani, Encicl. III 260. • — Bernasconi,
Studj etc. della scuola pitt. Veronese (1864) p.
225, 243. — Arch. stör. d. Arte ital. 1890, 220.
— Zannandreis, Vite dei pitt. etc. Veronesi
(ed. G. Biadego, 1891). — Nuovo Arch. Veneto
1906, II 91—134; 1907, I 152-170.
Badile, Antonio III, Maler in Verona,
Sohn des älteren Bartolomeo B., urkundlich
erwähnt 1492.
Arch. stör. d. Arte ital. 1890, 220. — Zan-
nandreis, Vite dei pitt etc. Veronesi (ed.
G. Biadego, 1891). L. Simeoni.
Badile, Antonio IV (oder Giov. Antonio
B.), Maler in Verona, gcb. daselbst um 1516
als Sohn des Girolamo B., t 1560; Schüler
des Francesco Torbido gen. il Moro, Lehrer
seines Neffen und späteren Schwiegersohnes
Paolo Veronese. In Verona sieht man von
ihm in der Kirche S. Nazaro e Celso eine Ma-
donna in Gloria mit 4 Heiligen, signiert A.
B. und datiert 1544; in S. Benedetto eine Auf-
erweckung des Lazarus, datiert 1546; in der
Pinakothek eine Wiederholung der letzteren
Darstellung, eine von Tizians Pesaro-Ma-
donna inspirierte Madonna in Trono mit den
Aposteln Petrus und Andreas (aus S. Spirito)
u. ein Kinderbildnis; ferner in der Kirche zu
Quinzano eine Madonna mit Heiligen. Ver-
schiedene vonRidolfi erwähnte Bildnismalercien
B.s sollen nach Bernasconi teils unter den dem
Paolo Veronese usw. zugeschriebenen Werken
noch existieren (nach Wickhoff z. B. das Por-
trät der Caterina Cornaro im Wien. Hofmus.),
teils verschollen sein (darunter ein Porträt
des 1543 verstorbenen Bischofs Giberti). —
Das Turiner Museum besitzt von B. ein zwar
unsigniertes, aber auf Grund einer alten Über-
lieferung ihm offenbar mit Recht zugcschrie-
bcncs, vortreffliches Altargemälde, eine ziem-
lich große Darstellung der Jungfrau im Tem-
pel, bei der man merkwürdigerweise im ein-
zelnen den Einfluß Carotos, Girolamos dai
Libri, Bonifazios, ja sogar Morcttos da Bres-
cia nachweiscn kann. In der ausgezeichnet
schön behandelten Architektur, besonders in
den Marmorsäulen, erkennt man deutlich das
Vorbild für die Architekturen Paolo Vero-
nescs. Auch erhellt aus dem Ganzen die
Richtigkeit der Angabe, daß B. als einer der
ersten in Verona eine freiere Darstellungs-
weisc und eine breitere malerische Behand-
lung eingeführt habe. Zu Badiles Schülern
gehörte Battista Zclotti und nach den neue-
ren Herausgebern des Vasari auch Orlando
Fiacco.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — Zani,
Encicl. III 20, 260. — G. Cignaroli in Mis-
334
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Badile
cell. ser. IV dei Monum. cd. dalla R. Deputaz.
Veneta di storia patria, vol. XI p. 19. — G2. —
C. Bernasconi, Studj etc. dclla scuola pitt.
Veronese (1864) p. 308. — R. v. Eitelberger
in Zeitschr. f. bild. Kst. 1873 p. 213 ff. — Catal.
delle R. Gallerie di Venezia (1887) p. 63. —
P. Caliari, Paolo Veronese (Rom 1886) p.
12 f. — Zannandreis. Vite dei pitt. etc.
Veronesi (cd. G. Biadego, 1891). — Arch. stör,
d. Arte ital. 1897 p. 134, 242. — Catal. dclla R.
Pinacoteca di Torino (1899) p. 567. — Catal.
dell’ Esposiz. d’Arte Sacra a Cremona 1899. —
G. Bi ermann, Verona (Leipzig 1904) p.
176 f. — J. Burckhardt, Cicerone II. — Mit
Notizen von L. Simeoni. R.
Badile, Bartolomeo I, Maler in Verona,
Sohn des Giovanni B., urkundlich erwähnt
1445 und 1451. Seine Signatur „Bartolomeus
Baili“ findet sich auf einem der neuerdings
von ihrer Ubertünchung wieder befreiten Vo-
tivfresken in S. Pietro Martire zu Verona,
auf denen unter steter Wiederholung des
gleichen Kompositionsschemas die Madonna
dargestellt ist mit 2 Heiligen u. einem knien-
den Ritter. In der handwerksmäßigen Aus-
führung dieser Fresken lassen sich gleichwohl
verschiedene Hände nachwcisen ; Biermann
vermutet daher, daß außer Bartolomeo B. auch
dessen Brüder (Antonio II u. Pier Paolo, nicht
Francesco und Girolamo B.) an diesen Vo-
tivmalereien beteiligt waren. — Außerdem be-
trachtet Biermann diesen älteren Bartolomeo
B. auch als den Schöpfer des Triumphbogen-
freskos in S. Fermo Maggiore zu Verona,
darstellend Gott Vater und die in Anbetung
knienden Vollender des Kirchenbaues Gug-
liclmo da Castelbarco und Abt Daniele Gus-
mano. In den älteren Veroneser Guiden da-
gegen wird dieses Fresko als das Werk eines
jüngeren, erst 15-45 verstorbenen Bartolomeo
B. ausgegeben, der augenscheinlich identisch
wäre mit unserem Bartolomeo Badile II.
Arch. stör. d. Arte ital. 1890 p. 220. — Taa-
fani-Centofanti, Art. Pisani (1897) p.
234. — G. Biermann. Verona (Leipzig 1904)
p. 102, — Nuovo Arch. Vcncto 1906, II 91 — 134.
— Zannandreis, Vite dei pitt. etc. Veronesi
(ed. G. Biadego, 1891). — Mit Notizen von L.
Simeoni. R.
Badile, Bartolomeo II, Maler in Ve-
rona, Sohn des Antonio II B. ; urkundlich er-
wähnt 1464 — 1544. Über das nach Persico
u. Rossi angeblich von ihm gemalte Triumph-
bogenfresko in S. Fermo Maggiore zu Verona
s. Badile, Bartolomeo I.
Persico, Dcscriz. di Verona (1820) p. 190.
— G. M. R o s s i, Nuova Guida di Verona (1854)
p. 146. — Arch. stör. d. Arte ital. 1890, p. 220.
— Zannandreis, Vite dei pitt. etc. Veronesi
(ed. G. Biadego, 1891). R.
Badile, Francesco I, Maler und Bild-
schnitzer in Verona, Sohn des Antonio II B.,
urkundlich erwähnt 1478 — 1544. Im Museo
Civico zu Verona wird ihm ein Gemälde mit
der Darstellung der Ausgießung des hl. Gei-
stes zugeschrieben, ebenso im Hospital ein
aus S. Bovo stammender Madonnenaltar.
Persico, Dcscriz. di Verona (1820) p. 228.
— Bernasconi, Studj etc. dclla scuola pitt.
Veronese (1864) p. 308. — Arch. stör. d. Arte
ital. 1890, p. 220. — Zannandreis, Vite dei
pitt. etc. Veronesi (ed. G. Biadego, 1891). —
Biadego, L’Arte degli orefici. — Nuov. Arch.
Veneto 1906, II 91 — 134. — Mit Notizen von L.
Simeoni. R.
Badile, Francesco II, Maler in Verona,
Sohn des Bartolomeo II B.; urkundlich er-
wähnt 1505—1557.
Arch. stör. d. Arte ital. 1S90 p. 220. — Zan-
nandreis, Vite dei pitt. etc. Veronesi (ed.
G. Biadego, 1891). R.
Badile, Giovanni, Maler in Verona,
Sohn des Antonio I B., 1409 — 1447 urkund-
lich erwähnt, t vor 1478 laut einer auf seinen
Sohn Antonio II B. bezüglichen Urkunde
(„Antonius Baylus pictor q. Magistri Johan-
nis pictoris"). Schwächerer Schulnachfolgcr
des Stefano da Zevio. Seine (von L. Venturi
angezwei feite) Signatur „Johes Baili“ findet
sich auf einem aus S. Tommaso Cantuariense
stammenden 7teiligen Altarwerke des Museo
Civico zu Verona, darstellend die Madonna
zwischen 6 Heiligen und stilistisch überein-
stimmend (nach Simeoni) mit dem Madon-
nenaltarc der Kirche zu Boi (Caprino Vero-
nese). Außerdem hat Giovanni B. nach Si-
meoni 1443 die Cappella Guanticri in S. Ma-
ria dclla Scala zu Verona mit den noch jetzt
daselbst vorhandenen Frcskodarstellungen aus
dem Leben des hl. Hieronymus geschmückt.
Bernasconi, Studj etc. d. scuola pitt. Vero-
nese (1864) p. 224 f. — Crowe u. Caval-
caselle, Gesch. d. ital. Mal. (1873) V 487. —
G. Cignaroli in Miscell. ser. IV de' Monum.
ed. dalla R. Deputaz. Veneta di storia patria
XI 19 — 62. — Arch. stör. d. Arte ital. 1890, p.
220. — Zannandreis, Vite dei pitt. etc.
Veronesi (ed. G. Biadego, 1891). — Tanfani-
Centofanti, Art. Pisani (1897) p. 233 f. —
J. Burckhardt, Cicerone (Leipzig 1904) II
735 i. — G. Bi ermann, Verona (Leipzig
1904) p. 101 f. — L. Venturi, Le Origini d.
pitt. Vencziana (1907) p. 72 — 75. — L. Si-
meoni in Nuovo Arch. Veneto 1907, I 152 —
170. — Mit Notizen von L. Simeoni. R.
Badile, Girolamo, Maler in Verona, Sohn
des Antonio II B. und Vater des Antonio IV
B. ; urkundlich erwähnt 1465 — 1531.
Arch. stör. d. arte ital. 1890, p. 220. — Zan-
nandreis, Vite dei pitt. etc. Veronesi (ed.
G. Biadego, 1891). R.
Badile, N i c c o 1 ö, Maler in Verona, älte-
stes bisher bekanntes Mitglied der Künstlcr-
familic B. ; in einer Urkunde von 1303 als
bereits verstorben erwähnt. £,. Simeoni.
Badile, Pietro Paolo I, Maler in Ve-
rona, geb. zu Beginn des 15. Jahrh. als Sohn
eines Francesco B. (vermutlich eines Bruders
des Antonio I B.).
Bernasconi, Studj ctc. d. scuola pitt.
Veronese (1864) p. 226. R.
Badile, Pietro Paolo II, Maler in Ve-
rona, Sohn des Giovanni B. ; urkundlich er-
wähnt 1446 — 76.
Lit s. Badile , Girolamo. R.
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Badillo — Badius
Badillo, Felix, span. Porträtmaler und
Lithograph, der 1872 — 73 eine große Samm-
lung von Bildnissen in Steinzeichnung ver-
öffentlicht und auch für die Zeitschrift „La
Ilustraciön“ eine reiche Tätigkeit als Bild-
niszeichner entwickelt hat. Von seinen Por-
trätgemälden sind besonders erwähnenswert
die Bildnisse des Königs Alfonso XII. von
Spanien (gemalt im Aufträge der Deputaciön
provinciale zu Guadalajara), der Königin
Mercedes von Spanien und des Antonio Al-
cala Galiano.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espanoies del siglo XIX (1883 — 84).
P. Lafond.
Badin, Jean Jules, Maler, geb. zu Paris
1843, Sohn des P. A. Badin, folgte seinem
Vater in der Direktion der kgl. Manufaktur
von Bcauvais. Schüler von Cabanel und
Baudry, stellte im Salon seit 1873 Porträts,
Genre- und Historienbilder aus. Die haupt-
sächlichsten sind: Haydec (1873), die Köni-
gin Mabe (1874), Circe (1875), die Tochter
des Landsknechts (1881), Kleine Musikan-
tinnen (1884).
Bellicr-Auvray, Dict. gen. — Salon-
kataloge 1873 — 1899. G. Gtffroy.
Badin, Jean Victor, französ. Bildhauer,
geb. in Toulouse, Schüler von Falguierc und
De Mercier; im Pariser Salon stellte er aus:
1897 „Arion“ (Gipsgruppe), 1899 „Schlum-
mernde Qucllnymphe (Marmor), 1902 „Ruhen-
der Faun“ (Gipsgruppe), 1903 „Bethmalaise
aux champs“ (Gipsstatue), 1904 „Erwachende
Nymphe“ (Gipsrclief).
Pariser Salon-Kataloge 1897 — 1904. S. Lanxi .
Badin, Pierre Adolphe, französ. Por-
trät- und Genremaler, geb. zu Auxcrre am
28. 7. 1805, f 1877, Schüler von Edouard
Picot, studierte seit 1826 an der Ecole des
B.-A. und stellte 1833 zuerst im Salon einen
sich vor dem Sturme schützenden Bettler aus.
In den nächsten Jahren sandte er Porträts,
Geschichts- und Genrebilder ; unter diesen
sind hauptsächlich erwähnenswert: „Der ster-
bende Wouwermans verbrennt seine Studien“
(Salon von 1834), „St. Germain, Bischof von
Auxerre, die Gnade des Königs Eocarix er-
flehend“ (Salon 1849), „Die Verteidigung von
S. Jean de Losne 1636“ (Salon 1847, im Mus.
von Avignon). Diese beiden Gemälde waren
vom Ministerium des Auswärtigen beim Künst-
ler bestellt. „Das kranke junge Mädchen“
(Museum von Le Havre). Sein „Landarzt“
brachte ihm 1839 eine Medaille 3. Klasse.
Als Porträtist malte er das Bildnis des Mar-
schalls, Herzog Gaspard de Clermont-Ton-
nerre (1835) und eins von Louis, Herzog von
Orleans (1839), das sich im ehemaligen Pa-
lais von St. Cloud befand. Einige Werke
von Badin sind mit dem Namen Godcfroy be-
zeichnet. Im Salon von 1848 stellte er zum
letzten Male aus, und zwar „Die Predigt des
hl. Antonius“. In diesem Jahre wurde er zum
Direktor der Gobelin-Manufaktur, 1850 zum
Direktor der Manufaktur von Bcauvais er-
nannt. Dort führte er nützliche Verbesse-
rungen im technischen Verfahren ein und
blieb bis 1870 Direktor der vereinigten Gobe-
linmanufakturcn.
Bellier-Auvray, Dict. gen. G. Geffroy.
Badioli, Nicola, italicn. Goldschmied in
Neapel, wo er 1750 für den Altar des Klosters
„Trinita delle Monache“ eine goldene Krone
mit Lapislazuli-Knauf auszuführen hatte.
Fiordelisi in Napoli Nobilisa. VIII 184.
G. Ceci.
Badiou de La Tronchere, Jacques Jo-
seph Emile, französ. Bildhauer, geb. am
16. 11. 1828 in Monasticr, f 1888 in Puy.
Ausgebildet seit 1849 an der Pariser Aka-
demie unter Jouffroy, blieb B. in Paris selbst
hauptsächlich als Porträtbildncr tätig. Seine
Hauptwerke sind: Zwei Schwestern (Gips-
gruppe 1852), Valentin Haüy gründet das
Pariser Blindenheim (Gipsgruppe 1855, in
Marmor ausgeführt 1861 für den Hof jenes
Institutes), La Prodigalite (Marmorstatue
1859), Bronzestatue des Baron Larrey für
die Stadt Tarbes (1864), Marmorstatue der
Marguerite de Valois für die Stadt Angou-
lömc (1872), Marmorbüste des Pariser Uni-
versitätsrektors von 1694, Charles Rollin, für
die Ecole normale zu Paris (1872), bron-
zenes Medaillon-Bildnis des Ingenieurs Alex.
Clair für dessen Grabmal auf dem Mont-
parnasse-Frledhofe (1885).
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistes
(mit Supplement). — Nouv. Arch. de I’Art fran-
cais 1897, p. 277. — Kunst f. Alle 1889, p. 61.
S. Lami.
Baditz, Otto, ung. Genremaler, geb. 1849
in Töt-Keresztür, studierte anfangs Rechts-
wissensch., widmete sich jedoch bald künstle-
rischen Studien, erst in Wien, dann 3 Jahre
bei Diez in München und malte schon hier
Szenen aus d. ung. Bauernleben. Sein erstes
größeres Werk „Verurteilt“ wurde als Prä-
mienblatt für d. Ung. Landesverein f. bild.
Künste von Papp radiert. 1882 wurde sein
Gemälde „Weihnacht“ vom Kultusetat mit
500 fl. prämiiert. 1885 stellte er die Engel-
macherin aus, welche für d. Residcnzst. (Mu-
seum Budapest) erworben wurde. 1890 ge-
wann er den Künstlerpreis mit dem Genre
„Vor dem Richter" (jetzt im Museum d.
schönen Künste, Budapest). In diesem Jahre
verließ er München, um fortan in Budapest
zu wirken, wo er auch für Zeitschriften Feder-
zeichnungen machte und u. a. Gedichte Josef
Kiss’ illustrierte. Sein malerischer Stil ist
vom Münchener Genrebild der 80er Jahre ab-
hängig. Lebt in Budapest. K. Lyka.
Badius, J. F., Architekt, Schöpfer der
1520 — 28 neu erbauten Abteikirche zu Mont-
benoit, wie aus der neuerlich am Schlußstein
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Badlowsky — Baeckelmans
der Gewölbe entdeckten Inschrift: J. F. Ba-
dius faciebat 1525 Kl. Martii hervorgeht. Er
ist vielleicht ein Sohn oder Verwandter des
berühmten Druckers Jodocus Badius (geb.
1462 in Assche bei Brüssel).
Reun. d. sociit. d. bcaux-arts XXI 245 ff.,
XXIII 682. H. V.
Badlowsky, s. Boilowsky.
Badollet, Abraham, Ornamentstecher,
Frankreich, um 1700. Von ihm eine Folge
Dcsenteile, Uhrdeckel, Flacons u. a.
Badouin, Claude, französ. Freskomaler,
erst unter Rosso, dann unter Primaticcio
1535 — 1550 in Fontainebleau tätig und da als
Hilfsarbeiter von erstem Rang bezahlt. Er
arbeitete dort Teppichkartons und, nach Fe-
libien. soll er für die noch zum Teil erhalte-
nen Glasmalereien in der heiligen Kapelle zu
Vincennes Handzeichnungen gefertigt haben.
Vielleicht ist er mit dem von Vasari erwähn-
ten Gaudio da Parigi identisch.
F e 1 i b i e n, Entretiens sur la vie des plus
fameux peintres I 704. — Vasari - Mila-
ne s i, IV 418, 420. — Laborde, Comptcs des
Batiments du roi I 89, 204. — F. Herbet, Le
chäteau de Fontainebleau 1903, p. 28.
L. Dimier.
Badoureau, J. F., Kupferstecher in Paris,
um 1810 bis 1835, arbeitete meist nach frem-
den Vorbildern (Raffael, Tizian, Lionardo,
Tassaert etc.). Unter den Blättern eigener
Erfindung ist namentlich erwähnenswert das
Porträt Ducrows, premier Ecuyer de Londres
(gr. Fol.).
Meyer, Kstlerlex. (hier ausführl. Verzeich-
nis seiner Arbeiten). — B 6 r a 1 d i, Les Gra-
veurs du XIXe Siede. H. V.
Badouz, Robert de, s. Baudous.
Badowsld, Adam, poln. Maler, geb. zu
Warschau 1857, f daselbst am 23. 9. 1903.
Studierte seit 1878 in der Krakauer Kunst-
schule unter Florian Cynk und Leopold Loeff-
ler, dann mehrere Jahre in Wien, München
und Rom. Seinen Jugendwerken (z. B. Co-
lumbarium), in welchen er als Historienmaler
auftrat, folgten fast ausschließlich Porträts,
die ihm die Anerkennung seiner Vaterstadt
und auch des Auslandes erwarben. Er wurde
zum Nachfolger Gersons an der Warschauer
Zeichenschule ernannt. Abgesehen von einer
allgemeinen braunen Tönung im Kolorit,
zeichnen sich seine Porträts durch scharfe
Charakteristik aus (Warschauer Erzbischof
Vinzenz von Popiel 1896).
Auf deutschen Ausstellungen war er vertre-
ten : in München 1893, in Berlin 1891 und
1896, in Dresden 1901.
Swieykowski, Pamietnik T. P. S. P. w
Krakowie 1854 — 1904, mit weiteren bibliogr. An-
gaben. — Wielka Encyklopcdya Illustr.
C. M. V. Gorst::.
Badstedt, B c n d i x, s. Bachstett.
Badstüber, Christoph (nicht Christian),
in Nürnberg, geb. 1613, der in Meyers Kst-
lerlex. (wohl auf Grund des anonym erschie-
nenen Werkes von Panzer „Bcytrag zur Ge-
schichte der Kunst oder Verzeichnis der Bild-
nisse der Nürnbergischen Künstler“. Nürn-
berg 1784 S. 1) fälschlich als Kupferstecher
figuriert, hat mit dieser Kunst nur insofern
etwas zu tun, als er Kupferplatten für die
Stecher verfertigte. Dies geht aus dem
Spruch auf dem Schabkunstblatt des Georg
Fennitzer, der 1674 B. „ad vivum“ porträ-
tierte, deutlich hervor:
„Der so der Blatten viel zum stechen hat
gemacht
wird von den Stecher selbst zu kupffer hier
gebracht.“ Th. Hampe.
Baduel, französ. Architekt, geb. in Bourna-
zel (Aveyron), tätig um die Mitte des 16.
Jahrh., studierte in Italien und war später
am Bau des Louvre beschäftigt.
Lance, Dict. d. Architectes fran$. H. V.
Baduel, Paul Antoine, Genre- und Por-
trätmaler in Paris, geb. daselbst, Schüler von
Pils, Leon Cogniet und Feyen- Perrin, stellte
in den Salons 1875, 77, 80 aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. H. V .
Badur, John, schott. Maler in Rom im
18. Jahrh.
M i s s i r i n i, Storia d. rom. Accad. di S.
Luca 1823 p. 463. •*
Baeck, Elias, genannt Heldenmut h,
Maler und Kupferstecher, geb. 1679. Er stu-
dierte in Rom, wo er den Beinamen erhielt,
war 1705 in Venedig, lebte dann längere Zeit
in Laibach und ließ sich später in Augsburg
nieder, wo er 1747 starb. Er malte und stach
hauptsächlich Porträts, Landschaften, Batail-
len, Krönungszüge und sonstige Darstellungen
zeitgeschichtlicher Ereignisse. Einige seiner
Stiche sind bezeichnet: E. B. a. H. (Elias
Baeck alias Heldenmuth).
Meyer, Kstlerlex. II 534 (mit Oeuvre). —
Nagler, Monogr. II No. 513, 1520. **
Baeck, s. auch Beck.
Baeckelmans, F r a n g o i s, Architekt in
Antwerpen, geb. daselbst 1827, f 1896, Schü-
ler der Antwerpener Akademie und von Berg-
mans. Sein Hauptwerk ist die Kirche Notre-
Dame de bon Sccours in Peruwelz. Gemein-
sam mit seinem Bruder Louis erbaute er das
Palais de Justice und die Kirche St. Amand
in Antwerpen, gemeinsam mit H. Bcyacrt die
Kirche Saint Jean in Borgerhout.
Cat. ill. de l’expos. ritrosp. de l’art beige.
Brüssel 1905. H. V.
Baeckelmans, Louis, Architekt und Pro-
fessor an der Akad. zu Antwerpen, Bruder
von Frangois, geb. daselbst 1835, + im No-
vember 1871, Schüler der Antwerpener Akad.,
wo er 1856 den prix de Rome erhielt. Er
reiste darauf drei Jahre in Frankreich, Ita-
lien und Deutschland. Seine beiden Haupt-
werke in Antwerpen sind der an die französ.
Schloßbauten aus der Zeit Louis’ XIII. er-
innernde Justizpalast und die in frühgoti-
schem Stil erbaute Backstein - Kirche St.
Künstlerlexikon. ßd. II.
337
22
Baede — Baehr
Amand. In der Konkurrenz um den Bau
eines Justizpalastes in Brüssel errang er den
ersten Preis, doch kam sein Entwurf nicht
zur Ausführung.
Zeitschrift f. bild. Kunst. XII 51, 78, 79. —
Journal d. beaux-arts 1871 pag. 168 (Nekrolog).
H. V.
Baede-Martini, Johann, kunstvoller Bein-
drechsler in Breslau, stirbt 88 Jahre 8 Mo-
nate alt, wird begraben am 1. 12. 1748.
E. Hintee.
Bähr, Adam, Goldschmied, Augsburg, t
1769, „berühmter Gold-Arbeiter allhicr“, wie
er in einer Dedikationsschrift zu seiner Wie-
derverheiratung 1734 genannt wird. Sein
Wappen, ein schreitender Bär u. sein Todes-
datum ergibt sich aus der Augsb. G. S. Wap-
pcntafcl 1741.
Notizen von M. Rosenberg. ••
Baehr, Georg, Baumeister, geb. 1086 zu
Fürstenwalde bei Lauenstein im Sächsischen
Erzgebirge, f am 16. 3. 1738 als Ratszimmer-
meister zu Dresden, ist in der Geschichte des
protestantischen Kirchenbaues von epoche-
machender Bedeutung. Sein Hauptwerk, die
Frauenkirche zu Dresden, ist, wenn auch
nicht die erste, so doch die charakteristischste
und monumentalste Erfüllung der zu seiner
Zeit zuerst aufgestellten Forderungen nach
einer den besonderen Kultbedürfnissen evan-
gelischer Gemeinden dienenden Raumgestal-
tung. Der gelehrte Baumeister Leonhard
Christoph Sturm (1669 — 1729) bekundet in
seinen Schriften (1718) das Streben der Zeit,
eine dem protestantischen Gottesdienst die-
nende Kirchenbauform zu finden. Zentrale
Raumanlagen mit eingebauten Emporen; Or-
gel, Kanzel und Altar in der Hauptaxe des
Baues und im Angesicht der zu gemeinsamem
Gesang und Gebet und zum Anhören der Pre-
digt zusammengeschlossenen Gemeinde wer-
den gefordert und hier und da schon zu bil-
den versucht. Schon war im sächsischen Erz-
gebirge zu Carlsfeld (1684 — 1688) die neue
Form in einer kleinen Dorfkirche gefunden
worden, und an der einen Seite des vierecki-
gen Innenraums Altar und darüber Kanzel
und Orgel zusammengruppiert worden. Zu-
nächst konnte dann Baehr an solchen kleinen
Aufgaben von Dorfkirchen an der weiteren
Lösung der Bauaufgabc arbeiten. Die Kirche
in Loschwitz bei Dresden wurde 1705 — 1708
nach seinen Plänen errichtet. In einem läng-
lich achteckigen saalartigen Raum sind die
Emporen hufeisenförmig bis zum Altarplatz
herumgeführt. In der Kirche zu Schmiede-
berg (1713 — 1716) wird dann von ihm die
zentrale Raumanlage noch mehr betont. Von
außen in der Form eines griechischen Kreuzes
mit Mansardendach und zentralem Giockcn-
turm zeigt die kleine Kirche im Innern drei
im Achteck an den Altarraum angelegte Em-
porenreihen unter einer seitlich gewölbten
Decke. Eine ganz ähnliche symmetrische
Zentralanlage von etwas größeren Maßen
zeigt dann die Kirche zu Forchheim bei
Lengefeld, 1719 — 1721 von Baehr errichtet,
mit geräumigerem Altarplatz. Es folgt 1725 —
26 die Kirche zu Hohnstein bei Pirna, bei
der infolge Benutzung vorhandener älterer
Bauteile der Altarraum eine größere Tiefe
bekommt, aber der quadratische Gemeinde-
raum mit abgestumpften Ecken auch im In-
nern durch die im Kreisbogen angelegten
Sitzreihen als zentrale Raumbildung klar be-
tont wird.
An diesen kleineren Aufgaben hatte Baehr
sein Bauprogramm für den evangelischen
Kirchenbau mehr und mehr festigen können.
Vom Jahr 1722 ab erhält er Gelegenheit, die-
ses in weit größeren Verhältnissen und in
monumentaler Form im Bau der Dresdener
Frauenkirche zum Ausdruck zu bringen.
Schon der beschränkte Bauplatz drängte zu
einer zentralen Anlage mit mehrfach über-
einander liegenden Emporen. Sein erster
Entwurf in der Form eines griechischen
Kreuzes von 1722 mit einem achteckigen Mit-
telsaal zeigt deutlich die enge Verwandtschaft
mit seinen Dorfkirchen. Aber das Verlangen
nach größerer Monumentalität führt zum Ab-
schluß des Saales durch eine Innenkuppel und
darüber zu einem hohen Kuppelbau mit be-
krönender schlank aufstrebender Laterne. Die
Beanstandung der den Kreuzarmen vorgclcg-
ten Treppenhäuser führte zu einer neuen Pla-
nung mit kreisrundem von acht Pfeilern ge-
tragenem Innenraum, ringartigen Emporen u.
quadratischen Außenmauern und Anlage der
Treppen in den verbrochenen Ecken des Qua-
drates. Wiederum ist das Innere mit einer
offenen Kuppel abgeschlossen, Kanzel, Orgel
und Altar in dem angebauten Altarraum ver-
einigt. Wiederum wächst, die innere Anlage
charakteristisch zum Ausdruck bringend, aus
der Bedachung des unteren Baukörpers der
mittlere Kuppelturm organisch empor. Die
Treppen in den vier Exken erhalten jetzt
kleine Türmchen. So hat Baehr in dem 1726
genehmigten, zunächst für eine Holzkuppcl
entworfenen Plan, im Innern den Bedingun-
gen des evangelischen Kirchenbaues in voll-
kommener Weise Rechnung tragend, in der
äußeren Erscheinung eine Form gefunden, an
der durch die Überführung aus dem würfel-
förmigen Unterbau mittels der eingeschweif-
ten Bedachung zu der Wölbung des Kuppcl-
turmes das Dach für die künstlerische Ge-
samterscheinung des von hohen Häusern ern-
geschlossenen Bauwerkes eine höchst reiz-
volle bisher bei keinem Kuppelbau entspre-
chend ausgebildete Bedeutung bekommen hat.
Während der Ausführung faßt plötzlich Baehr
den Plan, das ganze Bauwerk bis in die Spitze
des Kuppelturmes in Stein auszuführen, und
er vermag cs auch, trotz mannigfacher Be-
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Baehr — Baekare
kämpfung seines kühnen Vorhabens, trotz
steter Knappheit an Geldmitteln, den Plan
durchzuführen. Indem er an der äußeren
glücklich gefundenen Silhouette festhält, wird
ihm diese der Anlaß, die Kuppel auch kon-
struktiv aus dem Unterbau herauswachsen zu
lassen, dadurch, daß er die Last der Kuppel
und deren Seitenschub auf die Umfassungs-
mauern überführt. Dies geschieht durch die
in das eingeschweifte Dach eingebauten Stre-
bebögen (Spiramen, wie er sie nennt). So
ist der konstruktive Organismus des Baues
in seiner äußeren Erscheinung klar zum Aus-
druck gelangt und hat zu einer im Zcntral-
und Kuppelbau einzigartigen künstlerischen
Monumentalität geführt. Die Bedeutung
Bachrs als Baukünstler ist mehr noch durch
diese seine geniale schöpferische Tat begrün-
det als durch Erfüllung der Forderungen des
protestantischen Kirchenbaues. Als Baehr
1738 infolge eines Schlaganfalles starb, war
der Bau erst bis zu dem Schlußring der Außen-
kuppcl aufgeführt. Statt der schlanken steiner-
nen Laterne mit hohem bekrönendem Obelis-
ken, wodurch der Charakter des von ihm ge-
wollten Kuppelturmes besser zum Ausdruck
gelangt wäre, wurde dann wegen auftauchen-
der Bedenken gegen die Tragfähigkeit des
Unterbaues von seinem Schüler Johann Ge-
org Schmidt eine Laterne mit gedrungener,
kupferbedeckter Haube dem Bau als Ab-
schluß gegeben. Ein Gutachten des Erbauers
der katholischen Hofkirche, Gactano Chiaveri,
forderte sogar die Abtragung der Steinkup-
pel, die nur durch das Gegengutachten des
Leipziger Stadtbaumeisters David Schatz ver-
hindert wurde. Am 27. 5. 1743 erhielt die
Laterne das bekrönende Kreuz. Die Ausfüh-
rung des Baues in den damals herrschenden
Barockformen ist der Konstruktion glücklich
angepaßt, sie hat aber im 19. Jahrh. lange
verhindert, seiner künstlerischen Bedeutung
vollauf gerecht zu werden. Gottfried Semper
war dann der erste, der sich in die Baehrschen
Baugedanken vertieft hat. Baehrs Schüler
Schmidt hat an der Annenkirche in Dresden
(1764 — 1769) die Errungenschaften Baehrs
im protestantischen Kirchenbau weiter fort-
führen können, doch mußte er in dem Neu-
bau der Kreuzkirche in Dresden (1764 — 1792)
der Gegnerschaft der Klassizisten weichen.
In Sachsen ist der Einfluß der Dresdner
Schule an der nach dem von Hünichen 1766
gefertigten Entwurf ausgeführten Johannis-
kirche in Zittau wahrnehmbar, außerhalb
Sachsens an Joh. Leonhard Preys bedeutend-
stem Werke, der 1906 durch Brand zerstörten
St. Michaclskirche in Hamburg (1751 — 62).
Zu dem Bau der Dreikönigskirchc in Dres-
dcn-N. hatte M. D. Pöppelmann die Pläne an-
gefertigt, aber die Ausführung wurde Fchre
und Baehr von der Stadt übertragen. Seit
1732 wurde daran gebaut, 1734 wird Baehr
Leiter des Baues, im Herbst dieses Jahres
aber ist die Kirche schon unter Dach. In
dem länglichen Saalbau konnten also Baehrs
Baugedanken nur unvollkommen zum Aus-
druck kommen. — Baehr war auch vielfach im
Privatbau tätig, eines seiner Hauptwerke mit
kräftiger Barockfassade ist das ehemalige Pa-
lais de Saxe Geizt Löwenbräu), einer der
wenigen erhaltenen Paläste des 18. Jahrh.
in Dresden.
E. Sülze, Die Dreikönigskirchc in Dresden,
1889. — J. L. Sponsel, Die Frauenkirche in
Dresden. 1893. — Bau- u. Kstdenkm. des Kgr.
Sachsen, Heft 1, 2, 5, 6, 16, 18. 19, 21—23, 24.
26, 28. — D o h m e, Gesch. d. Baukunst 400 ff.
— A. Barth, Zur Baugesch. d. Dresdner
Kreuzkirche. 1907 p. 43 — 65. Sponsel.
Baehr, Johann Karl, Historien- und
Porträtmaler, geb. am 18. 8. 1801 in Riga,
t am 29. 9. 1869 in Dresden. Schüler der
Dresdner Akad. und Matthäis. 1827 und
1834 in Italien, zuerst im Verkehr mit Thor-
waldscn und J. A. Koch, später mit Cornelius,
F. Reinhart und Horace Vernet. 1837 sie-
delte er nach Dresden über, wurde 1843 Leh-
rer und 1846 Professor der Akad. Hauptw. :
Virgil und Dante vor der Stadt des Dis (Bes.
Frl. Cäcilie Bähr, Dresden) ; die Wieder-
täufer in Münster (Bes. Geh. Finanzrat v.
Berlepsch, Dresden ; eine Wiederholung in
der Kunsthütte zu Chemnitz. Lithogr. v. Fr.
Hanfstängl. 1840. Fol.) ; Iwan dem Schreck-
lichen verkünden finnische Zauberer den na-
ben Tod. 1850. Dresdner Gal.; der barm-
herzige Samariter. 1855 (Bes. R. Stauwe,
Riga). Christus am Kreuz in der Kirche zu
Zschoppau ; kleinere Wiederholung in der
Frauenkirche zu Dresden; Tod des Franz von
Sikkingen 1865 (Bes. v. Kyber, Riga). —
Er schrieb: die Gräber der Lieven, 1850, 4°
mit 21 Tafeln ; Vorträge über Dante 1852 ; der
dynamische Kreis, Dresden 1862. 2 Bdc. in
Fol.; auch in französ. Übersetzung erschie-
nen ; der animalische Magnetismus und die
experimentierenden Naturwissenschaften, 1862 ;
Vorträge über Newtons und Goethes Farben-
lehre 1863. — B. war ein Urenkel Georg
Baehrs.
Raczynski, Gesch. d. modern. Kst. III. —
Schorns Kunstblatt 1837, p. 332. — Meyer,
Kstlerlex. — Nagler, Monogr. I No. 2286. —
Bötticher, Malerwerke des 19. Jahrh. Nach-
träge z. I. Bd. — W. N e u m a n n, Balt. Maler
u. Bildh. des 19. Jahrh. — Kat. d. Ausst. Dresdn.
Maler, 1800—1850. Dresden 1908.
W. Neumann.
Baehr, s. auch Baer, Beer, Beltr.
Baehrenstecher, s. Baerenstecher.
Baeilleur, s. Baellieur.
Baekare, J a e p p a (Jakobus Bikare), schwe-
discher Baumeister, f den 15. Mai 1404, ge-
hörte einem adeligen Gcschlechtc an, das sich
in der Geschichte Schwedens unter der cal-
marischen Union hervortat. 1398 wurde er
339 2a*
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Bael — Baen
Laienbruder des Birgittinerklostcrs zu Wad-
stena und stand dem Bau der Klosterkirche,
die 1388 durch eine Feuersbrunst zerstört
worden war, bis zu seinem Tode vor.
Ericus Benzelius, Diarium Vazstenense.
(Ups. 1721.) — Svcnsk Biogr. Lex. Ny följd.
2. — Meyer, Kstlerlcx. R.
Bael, s. B aalen.
Baelberghe (Bamelberghe), Jannekin
van, Illuminator von Briigge, um 1474 — 88.
Beffroi IV 288, 315. H. V.
Baelemans, Peter, Maler von Mecheln,
Schüler von Nicolaus Smeyers seit 14. 6.
1636, nur urkundlich bekannt.
E. N e e f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines (1876) I. H. V.
Baelen, s. Baalen u. Baien.
Baella, i 1, s. Cortesi, Jac.
Baellieur, Cornelis de, der Ältere, Ma-
ler, geb. am 6. 2. 1607 in Antwerpen, trat
schon 1617 bei Antoon Lisart in die Lehre,
wurde neun Jahre später Freimeistcr in der
St. Lukasgilde, heiratete zweimal 1633 und
1636, war 1644 Dekan der „Schildcrs-
Kamer", machte am 16. 6. 1671 sein Testa-
ment und starb am 26. 7. 1671 in Antwerpen,
wie sein Grabstein in St. Jacques meldet.
Man kannte früher von seinen Werken nur
die Darstellung „Christus und die Ehebre-
cherin“ in der Braunschweiger Galerie, be-
zeichnet Cor. d. Baellieur fec. (auf Kupfer) ;
1879 kam dann eine ebenfalls bezeichnete An-
betung der Weisen in das Brüsseler Museum
(jetzt wohl im D£pöt, da der neue Katalog
von 1906 das Bild nicht mehr aufführt) hinzu.
Van den Branden, Antwerpsche Schil-
derschool 907, 1422. — Th. van Lcrius.
Biogr. d’artistes anversois, Antw. 1880. — De
Liggeren I. — Katal. der Galerien von Braun-
schweig und Brüssel. **
Baellieur, Cornelisde, der Jüngere, Ma-
ler in Antwerpen, Sohn des Cornelis d. Alt.,
getauft 1642, wurde erst 1683 — 84 Meister in
der St. Lukasgilde und starb 1687. Er scheint
Basreliefs in Grau gemalt zu haben.
Th. van Lerius, Biographies d'artistes an-
versois, Antwerpen 1880 p. 188 ff. — De Lig-
geren II. •*
Baemler (Bemlcr, Boemler), Hans (Jo-
hannes), Maler, Miniaturmaler, Schreiber u.
Buchdrucker zu Augsburg. Geb. um 1435.
1453 erscheint sein Name zum ersten Male in
den Augsburger Steuerbüchern, mit der Orts-
bezeichnung „vor dem Tor", 1457 bezeichnet
er sich unter 2 Miniaturen (s. u.), 1460 ist
Tlioman Burgkmair bei ihm als Lchrjunge.
1462 wohnt B. in der Kathcrinengassc, 1403
bis 73 (mit Unterbrechung) „beim Rathaus",
1465 wird er in die Zunft der Schreiber und
Miniatoren aufgenommen. Von 1466 an war
er bei Straßburger Druckern als Rubricator
beschäftigt; 1466 findet sich ein Rubricator-
vermerk von ihm in dem Exemplar einer bei
Eggestein gedruckten Bibel (Hain 3035), das
früher im Besitze der Herzoge von Braun-
schweig-Lüncburg gewesen ist, 1468 kommen
ähnliche Vermerke in einer bei Mentelin er-
schienenen „Summa“ des Thomas v. Aquino
(Hain 1454; Exemplar der Münchener Hof-
u. Staatsbibi.) und in dem „Augustinus, De
arte praccandi" desselben Druckers (Hain
1956) in der Bibliothek von Manchester (Dib-
din, Aedes Althorpianae II S. 20) vor. Diese
Bücher sind von dem Rubricator reich ver-
ziert worden. 1474 läßt sich B. selbst als
Drucker in Augsburg nieder, wo er bis 1495
eine große Anzahl, meist mit Holzschnitten
reich geschmückter Volksbücher herausgab.
1477 wird er in den Akten zuerst als Drucker
genannt. 1474 — 1503 wohnt er „Von Predi-
gern“. 1504 ist er gestorben. Die einzige be-
zeichnete künstlerische Arbeit, die man von
ihm kennt, sind zwei 1457 datierte Miniaturen
auf Pergament, eine „Kreuzigung“ und „St.
Leonhard befreit Gefangene“ (B. Quaritch,
General Catalogue of Books. London 1887.
Vol. VI No. 35777), in Farben auf Goldgrund
gemalt, von Arabeskenumrahmungen um-
geben. Die von ihm gedruckten Bücher
scheint er nicht selbst illustriert zu haben,
was daraus hervorgeht, daß der hauptsächlich
von ihm beschäftigte Formschneider auch für
andere Augsburger Drucker gearbeitet hat.
Die Holzschnitte der 1487 bei Schoenspergcr
erschienenen Bibel (Hain 3139) werden ihm
von Nagler zu Unrecht zugewiesen.
Zani, Encicl. III 50 u. 266, 22. — Nagler,
Monogr. I No. 1605 u. III No. 653. — A. B cr-
n a r d, De l’origine et des debuts de l’im-
primerie. II 101 u. 122. — Gazette des Beaux-
Arts. XVI 335. — Report, f. K.-W. I 226. —
Jahrb. d. preuß. Kst.-Samml. III 8, IX 186, XV
184. — Meyer, Kstlerlex. III 495. — R. VI-
scher, Studien zur Kunstgeschichte S. 488
u. 566. — B r a d 1 e y, Dict. of miniat. I 90 f. —
Mut her, Bücherillustration I 15. — Pol-
1 a r d. Early Ulustrated Books. S. 46. — L.
B a e r, Die illustrierten Historienbücher. S. 29 u.
42. — K. Burger. Index to Copinger’s Supple-
ment to Hain’s Repertorium bibliographicum.
S. 19 t L. Baer.
Baeu, Jacobus de, Sohn und Schüler
von Jan de Baen, geb. im Haag März 1673,
und dort 1684 und 1687 als Schüler erwähnt,
kam 1693 unter dem Hofstaat des Königs
Wilhelm nach England, wo er ein gesuchter
Porträtmaler wurde; u. a. malte er den 1700
verstorbenen Thronfolger, den Herzog von
Gloucester, in Lebensgröße in ganzer Figur.
Schon einige Jahre vorher war er durch
Frankreich nach Italien gereist, wo er längere
Zeit am Hofe des Großherzogs von Toskana in
Florenz verweilte, und außer Porträts auch
historische Darstellungen in fresco malte. In
Rom erhielt er wegen seiner kräftigen Ge-
stalt in der Malcrzunft den Namen Gladiator.
Schließlich folgte er einem deutschen Fürsten
nach Wien und soll dort bald darauf 1700
gestorben sein.
Houbrakcn II 314. — v. Gool II 466.
340
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Baen — Baer
— Obrecns Archief IV 168, 169. — G.
Hoct, Aanmerkingen, 27. E. W. Mo es.
Baen, Jan de, geb. zu Haarlem am 20. 2.
1633, war der Sohn eines Kaufmannes und
der Schwester des Malers Heinrich Pieman
in Emden, der dem jung verwaisten Knaben
den ersten Unterricht erteilte. Etwa 1615
zog er nach Amsterdam zu Jacob Bäcker,
blieb bei ihm drei Jahre und bildete sich zu
einem tüchtigen Bildnismaler aus. Von den
Porträts, die er in der nächsten Zeit in Am-
sterdam malte, ist keins nachzuweisen. Nur
die sehr verdienstvolle Radierung, den Brand
des dortigen Rathauses (1652) darstellend,
erinnert an seinen Amsterdamer Aufenthalt.
1660 siedelte er nach dem Haag über, wo er
namentlich in fürstlichen Kreisen ein hoch-
geschätzter Porträtmaler wurde. Karl II.,
König von England, lud ihn an seinen Hof,
wo der Künstler den König, die Königin und
viele Persönlichkeiten des Hofstaates malte,
wie nach seiner Heimkehr den Herzog von
Celle (Universität Göttingen), den Großher-
zog von Toskana, öfters den Prinz von Ora-
nien (u. a. von 1667 im Besitz des deutschen
Kaisers) und die Führer der antioranischen
Partei Jan und Cornelis de Witt (u. a.
Museum Dordrecht). Als der Pöbel die Ge-
brüder de Witt ermordet hatte, fand Baen es
ratsam, sich zu verstecken. Auch als Lud-
wig XIV. sich bei seinem Aufenthalt in Hol-
land (1672) von ihm malen lassen wollte,
soll sich B. entschuldigt haben, und so blieb
er der bevorzugte Hofmaler der Oranier.
1675 war er Taxator der künstlerischen Hin-
terlassenschaft der Prinzessin-Witwe Amalia.
Der Große Kurfürst, der ihn 1676 besucht
haben soll, ernannte ihn am 23. 7. 1676 zu
seinem Hofmaler. Von 1666 an war er öfters
Hoofdman, 1671, 1672 und 1676 Dekan des
Malerbundes Pictura und 1699 Regent der
Akademie. 1672 war er Kapitän der Schüt-
zen. Auch von seinen Mitbürgern wurde er
geschätzt. Schon 1668 nannte Jacob van der
Docs ihn neben Johannes Mytens u. Adriaen
Hanneman unter den besten Porträtisten der
Residenz. Sein großer Erfolg hatte mehrfach
den Neid der Fachgenossen dermaßen erregt,
daß sogar zweimal von ihnen ein Attentat auf
sein Leben ausgeübt wurde, wobei er einen
Finger einbüßte. Sehr zahlreich sind die Por-
träts, welche man namentlich in Privatbesitz
von ihm findet; zwei der besten sind wohl die
Bildnisse des Staatsmannes Hieronymus van
Bevcrningk und seiner Frau, 1673, im Mu-
seum zu Amsterdam. In seinen großen Re-
gentenstücken (1675 Museum zu Leiden.
1682 Gemeinde-Museum, Haag, 1683 und 1684
Museum zu Amsterdam, 1686 Museum zu
Hoorn) steht er weit hinter seinen Vorgängern
zurück. — Barend Appelman malte öfters die
Hintergründe in de Baens Porträts und Johan-
nes Vollevens die Kleider. Im Schlosse Pod-
horcc in Galizien sollen zwei Darstellungen
aus der polnischen Geschichte von seiner
Hand sein. Er verdiente sehr viel, hatte aber
außer seinen vier eigenen Kindern drei sei-
ner Schwester und fünf seiner Schwägerin
zu erziehen. Er wohnte am Noordeinde und
wurde am 8. 3. 1702 begraben. — H. Bary,
A. Bloteling, J. Visscher, Ph. Philippe, P.
van Gunst, D. Coster u. a. haben viele seiner
Porträts gestochen. Außer seinem Sohne
Jacobus, seinem Schwiegersöhne D. Vincen-
tius und seinem Neffen Jan van Sweel, wer-
den als Schüler von ihm genannt Joh. Vol-
lcven Sr., Nie. van Ravcsteyn, J. F. Bodecker,
Jac. van de Roer, Hendr. van Limborgh,
Hendr. Brey, D. Godyn u. a. Sein Selbst-
porträt ist im Museum zu Dresden; ein an-
deres hat Sam. von Biesendorff nach dem
Leben gezeichnet und geschabt.
Houbraken, De Groote Schouburgh, II
303 — 314, 321, 322. — Jac. van der Docs,
’s Graven Hage (1668) 91. — J. C. Weyer-
man, Leven der Schilders IV 136. —
Obreens Archief IV 79, 136, 173, V 85—89,
131. — Ned. Spectator 1875, 349; 1877, 4, 5. —
Tijdschrift voor Geneeskunde XXI 1080. —
Jahrb. der k. preuB. Kunstsamml. XI 131.
E. W. Moes.
Baena, Alfonso de, s. Alfonso, Jaime.
Baena, Diego de, span. Baumeister, wel-
cher von 1585 — 89 die Kirche vom süßen Na-
men Jesus in Puente Gcnil errichtete. Er starb
15S9.
V i n a z a, Adic. IV 89. — R a m i r e z, Ar-
tist. Cordob. S. 88. M. v. B.
Baena, Juan de, Bildhauer in Sevilla.
Am 15. 12. 1571 zahlte die Stadt an ihn und
Diego Hcrnandez Cerezo 12 750 maravedis für
Tischler- u. Bildhauer-Arbeiten am Gefängnis.
Gestoso, Artif. Sevill. I 174. M. v. B.
Baena, Pedro de, span. Maler, lebte um
1670 in Madrid, wo sich ein mittelmäßiges
Bild von ihm, der hl. Franziskus, im Kapu-
zinerkloster befindet. Für besser gelten seine
Leistungen im Porträtfach.
Cean Bermudez, Dicc. I 90.
Baener, Joh. Alex., s. Boener.
Baer, Christian, Tischler in Breslau,
wird 1736 Meister ; sein Meisterstück, ein
Ausziehtisch mit reichen figürlichen und orna-
mentalen Intarsien, in der Ratsstubc des Rat-
hauses in Breslau.
Lutsch, Kunstdenkm. der Prov. Schlesien,
I 257. E. Hintee.
Baer, Christian Maximilian, Ma-
ler in München, geb. am 24. 8. 1853 in Nürn-
berg, Schüler der Münchener Akademie unter
W. Lindcnschmit. Er schloß sich frühzeitig den
koloristischen Bestrebungen des Leibl-Trüb-
»erkreises an. Seine Frühwerke sind durch
tiefe kräftige Farben ausgezeichnet. Eine
Reihe von Jahren malte er für Speisesäle in
Schlössern Jagdstilleben mit lebensgroßen
Hirschen, Rehen, Geflügel usw. Daneben
pflegte er das Stilleben mit Figuren (In-
341
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Baer
terieurs), aus dem sich allmählich das reine
Genre entwickelte. Auch in der Biidnis-
malerei war er mit Erfolg tätig. Von seinen
Werken waren im Münchener Glaspalast
ausgestellt: 1879 Wild und Geflügel, Still-
leben; 1883 Martin Behaim erklärt seinen
ersten Globus (jetzt im Besitze des Königs
von Rumänien, Schloß Sinaia) ; 1888 Nach
der Jagd; 1889 Gemüsegarten; 1890 Durch
den Boten, Garteninterieur; 1894 Fastenzeit
(II. Medaille), Garteninterieur, Genre; 1896
Garten in Frauenchiemsee; 1897 Bei der Ar-
beit; 1899 Am Fischtrog; 1901 Im Fisch-
gewölbe; 1902 Violinspielerin; 1903 Dem
Sieger; 1904 Küchenintcrieur ; 1905 Bauern-
mädchen aus dem Chiemgau; 1907 Sommer-
morgen im Garten; Stilleben. In der Mann-
heimer Ausstellung 1907 : Studienkopf ; in der
städtischen Galerie in Nürnberg; Netzstrik-
kender Chiemseefischer (1883); Bei der Ar-
beit (1897). Abbildungen seiner Werke: in
den Katalogen des Münchener Glaspalastes
1889, 1890, 1894, 1907 ; der Großen Berliner
K.-A. 1898; der Düsseldorfer Ausstellung
1902; Kunst unserer Zeit 1899, II. S. 47.
Kunst für Alle. XIII. S. 356.
Müller, Biogr. Kstlerlex. 1882. — F. v.
Bötticher, Malerwerke des 19. Jahrh. Wgn.
Baer, Ernst, Historienmaler zu Anfang
des 19. Jahrh., gcb. in Durlach, Schüler von
Russ in Wien. Er behandelte zumeist Gegen-
stände aus der Geschichte des Mittelalters
und wird namentlich als gewandter Zeichner
gerühmt. Mit besonderem Lob wurde sein
Gemälde „Die Befreiung Friedrichs III. durch
Podjebrad“ von der Kritik 1820 erwähnt.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bär, Eugen, Architekt in München, geb.
am 16. 5. 1865 zu Nordhausen, lernte an der
Kunstschule und dem Polytechnikum zu
München und führte verschiedene städtische
und staatliche Bauten aus. 1901 und 1905
waren Entwürfe zu einer fürstlichen Resi-
denz und zu einem Rathaus im Münchener
Glaspalast von ihm ausgestellt.
Katalog d. Ausst im Glaspalast in München,
1901 S. 185; 1905 S. 208. H. F. Nasse.
Baer, Franz, erzbisch. Bauinspektor in
Freiburg (Br.), t 1891. Von ihm die Ent-
würfe für das großherz. Mausoleum in Karls-
ruhe, für das große Steinkreuz auf Mainau
und die Herz Jesu-Kirche in Freiburg. —
1889 erschien in Freiburg von ihm die Schrift:
Baugeschichtliche Betrachtungen über Un-
serer lieben Frauen Münster. **
Bär, Franz Michael, Schweizer Kup-
ferstecher, geb. am 4. 2. 1800 in Cham (Zug),
t daselbst am 10. 6. 1880, stach hauptsächlich
Porträts und religiöse Sujets nach fremden
Vorbildern.
» Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Baer, Fritz, k. Professor, Landschafts-
maler, geb. am 18. 8. 1850 in München, tätig
in Pasing. Er widmete sich erst nach voll-
endetem juristischen Studium (1875) unter
Leitung von Prof. Baisch der Landschafts-
malerei. Großen Einfluß gewannen auf ihn
die Werke der Schule von Barbizon. Dupre
und Troyon bezeichnet er selbst als seine
eigentlichen Leitsterne; doch wußte er stets
seine künstlerische Selbständigkeit zu wahren,
deren Eigenart sich in großer, fast leiden-
schaftlicher Naturauffassung und in äußerst
temperamentvollem Vortrag ausspricht. Die
zerrissene, nervöse Technik seines Farben-
auftrages, die auf Fernwirkung berechnet ist,
verleiht seinen Bildern stark dramatische Be-
lebung. Die hohe künstlerische Wertung ver-
danken seine Werke ihrer zwingenden Stim-
mungsgewalt. In den ersten beiden Jahr-
zehnten seiner Tätigkeit entnimmt er seine
Motive vorwiegend der intimen Landschaft
der bayerischen Hochebene: Frühlings- und
Herbststimmungen aus dem bayerischen Moos,
aus dem Allachcr Eichwald, aus der Gegend
von Blutenburg und Pasing sind seine Lieb-
lingsthemen. Von 1900 an ist er mit Erfolg
bestrebt, die Hochgebirgswelt malerisch zu
erschließen. „Der große Eiger" (1901), „Aus
den Liechtensteinschen Bergen" (1902), „Der
Patteriol" (1903), „Die Kuchenspitze“ (1904)
bedeuten die Hauptwerke dieser auf wahrhaft
monumentale Wirkung abziclenden Richtung
seiner Kunst. In öffentlichen Galerien befin-
den sich: Herbstabend (Gal. Budapest), Son-
nenuntergang (Mus. Weimar), Herbstabend
im Mühltal (Gal. Solothurn), Vorfrühlings-
abend (Kunsthalle Bremen), Blutenburg (Pi-
nakothek München) ; ferner ein Bild in der
städt. Galerie in Nürnberg und eines im Be-
sitze der Verbindung für historische Kunst.
Charakteristische Proben seiner Zeichnungs-
kunst verwahren das Kupferstichkabinett in
Darmstadt und die graphische Sammlung in
München. Eine radierte Landschaft in der
Jahresmappe 1902 des Münchener Radierver-
eins, dessen Vorsitzender B. lange Jahre war.
Von seinen Auszeichnungen seien nur ge-
nannt: Gold. Med. I. und II. Kl. München,
kl. Gold. Med. Berlin.
Abbildungen seiner Werke in den Kaulogen
der GlaspalasUusstellungen in München : 1896,
1898, 1900, 1901, 1902, 1903, 1904, 1905, 1906,
1907 ; ferner in „Die Kunst unserer Zeit" 1890,
S. 156; 1895 II 68: 1901 S. 171; 1903 S. 199;
1904 S. 164 ; 1905 S. 237 ; 1907 S. 215. — Mit-
teilungen des Künstlers. Wgn.
Baer, Jean de La, s. Barre, J. de La.
Baer, Johann Friedrich, Graveur,
geb. 1724 in Straßburg, f 1794, machte sich
besonders durch Erfindung einer Art Guil-
lochiermaschine verdient Als sein vorzüg-
lichstes Werk wird ein in Mainz in Privat-
besitz befindlicher Kelch bezeichnet für wel-
ches Werk der Künstler von der Pariser Aka-
demie durch ehrenvolle Erwähnung ausge-
342
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Baer — Bärenfänger
zeichnet wurde. — Er ist wahrscheinlich mit
Baer von Schle{tt)stadt identisch, s. dort.
Baer (Beer), Joh. Heinrich, Glocken-
gießer von Aarau, Sohn des Glockengießers
Friedrich Jakob B., geb. am 11. 10. 1773,
t am 9. 2. 1826, lieferte mit seinem Bruder
Friedr, Jac. (1770 — 1845) mehrere Glocken
für verschiedene Kantone (Aargau, Bern,
Glarus).
W. Merz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
Bär, Karola, geb. v. Mathcs, Landschafts-
malern, Gemahlin des Prof. Fritz Baer-Pa-
sing; geb. am 26. 9. 1857 in Ried in Ober-
Österreich. Schülerin ihres Gatten, ist sie so-
wohl in der Wahl ihrer Motive (Abendstim-
mungen, herbstliche Wälder) wie in ihrer
Malweisc stark von ihm beeinflußt. Im Mün-
chener Glaspalast stellte sie von 1891 bis 1899
alljährlich aus. Von 1890 — 94 leitete sie die
Landschafts- und Stillebenklasse des Münche-
ner Künstlerinnenvereins.
Mitteilungen von Prof. F. Bär-Pasing. IV gn.
Baer „von Schle(tt)stadt“ , elsässicher Edel-
steinschneider in Paris in der 2. Hälfte des
18. und in der 1. Hälfte des 19. Jahrh., stellte
in den Salons von 1776 u. 1793 aus. 1791 be-
richten von ihm die Tablettes de renommie:
„Baer, der berühmte Edelsteinschneider des
Grafen von Artois, graviert in größter Voll-
endung Schrift und Devisen auf Christall,
Petschafte und Porträts nach der Natur.“
Von seinen sehr seltenen Arbeiten, bezeich-
net: Baer F., finden sich einige erwähnt z. B.
in der Sammlung Tassie (Porträt Heinrichs
IV. von Frankreich), bei Leturcq (auf bei-
den Seiten tief gravierter Comalin) und in
der Sammlung von Paul de Bussieres (Por-
trät Napoleons I.) ; hier auch ein Miniatur-
porträt Baers, von oder nach Greuze gemalt.
Almanach des Artistes, Paris 1777 p. 110 u.
186. — Tablettes de renommie, Paris, 1791,
Supp. Cahier Q. — Catal. du Salon 1793 (edit
Guiffrey) p. 44. — B a b e 1 o n, Catal. des ca-
mees antiques et modernes de la Bibi. Nat. p.
CIX. — Raspe, Catal. de Tassie, Londrcs,
1791, p. 732 No. 13947. — Leturcq, Notice
sur Jacques Guay, Paris, 1873, p. 192 Anm. —
Catal. de l’Expos. rctrosp. de la Maison Kam-
merzel, Strasbourg, 1893, No. 60 u. 63. — Vgl.
auch Baer, Johann Friedrich. Andri Girodie.
Baer, William Jacob, amerikan. Ma-
ler, geb. am 29. 1. 1860 in Cincinnati, Ohio,
widmete sich zuerst der Lithographie, stu-
dierte dann von 1880 an mehrere Jahre in
München, und ebenda auch 1891 — 92. In
diesem Jahre malte er seine ersten Miniatur-
bilder, die lebhaften Beifall fanden. Seine
besten Idealminiaturen sind: „Die Goldene
Stunde“ (1S95), „Aurora“ (1896), in der
Walter’s Collection in Baltimore, „Daphne“
und „Halcyon Days“. Im ganzen hat er nur
elf solche Kompositionen gemalt (Nymphe,
Madonna, In Arkadien, Der Apfel, Betty.
Laodicia und Flora), alle übrigen sind Por-
träts oder Idealköpfe. Man könnte ihn mit
Recht den Vater der modernen Miniatur-
malerei in Amerika nennen. Er ist Präsi-
dent der American Society of Miniature
Painters.
Scribner's Magazine Fcb. 1697. — New York
Evenlng Post, Fcb. 1898. Edmund von Alach,
Baer, s. auch Baelir, Beer u. Behr.
Bäräth, Joh. S t e f., s. Barath.
Baerdemaeker, Felix de, belg. Land-
schaftsmaler und Radierer, geb. in Löwen
1836, f in Gent 1878. Zuerst Militär, wurde
er nach dem Beispiel mehrerer Familienmit-
glieder Künstler und zwar ohne Lehrer, was
ihn indes nicht hinderte, ein geschickter Prak-
tiker und ein Mann von Geschmack in der
Wahl seiner Gegenstände zu werden. Er
wählte seine Motive meist in den hügeligen
Teilen des Landes. Seine Arbeiten waren mit
Erfolg auf den belgischen Ausstellungen bis
zu seinem Tode. Das letzte Gemälde: Le
Barrage ä Anseremme wurde noch 1878 in
Brüssel ausgestellt. Das Museum zu Gent
besitzt eine Landschaft von ihm.
L’Art Universel 1875. — Gaz. d. b.-arts II
P6r. XII 350/1. — Journal d. b.-arts 1877, 169;
1878, 174 (Nekrolog). — Meyer, Kstlerlex.
H. Hymans.
Baerend, Karl, Bildhauer und Medailleur,
geb. in Dukla in Polen 1770, f in Warschau
nach 1824. Studierte in Dresden unter Mat-
thaei, Mattersperger, Casanova und Höckncr.
Verschiedene in Wachs ausgeführte Reliefs
seiner Hand befanden sich 1794 auf der Dres-
dener Kunstausstellung. Bei der Bildung der
neuen Münze in Warschau 1810 wurde er
zum ersten Graveur ernannt und blieb in die-
ser Stellung bis zu seinem Ende. Während
dieser Zeit beschäftigte er sich fast aus-
schließlich mit der Medaillenkunst und schuf
folgende Medaillen: 1818 Fürst Joseph Poni-
atowski. 1814 Graf Wincent Krasinski.
1815 Alexander I. von Rußland. 1816 Onufry
Kopczynski. 1816 Samuel Gottlieb Linde.
1818 Maria, Mutter Alexanders I. von Ruß-
land. 1819 Karl Kurpinski. 1821 General
Stanislaus Mokronowski. 1824 Adam Fürst
Czartoryski. Giov. Batt. Casanova. Von seinen
anderen Arbeiten sind noch zu nennen: Ein
Denkmal des in Rom verstorbenen Malers A.
C. Kirsch, das B. noch unter Prof. Matters-
perger in Dresden ausgeführt hatte, und meh-
rere modellierte Brustbilder, 1821 in der
Kunstausstellung in Warschau ausgestellt.
Meyer, Kstlerlex. — Kraszewski, Iko-
notheka, Wilna 1858. Marian Gumotushi.
Bärenfänger, M a x, Radierer, Holzschnei-
der und Porträtmaler in München, geb. am
1. 1. 1860 daselbst, Schüler der dortigen
Akademie unter den Professoren Gysis, Löfftz
und Raab. Stellt seit 1890 regelmäßig im
Münchener Glaspalast aus (1900 Selbstpor-
trät in Ölmalerei). In seinen Radierungen
und Holzschnitten arbeitet er teils nach frem-
den Meistern (Holbein, v. Dyck, W. Diez,
343
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Bärenhart — Baerer
L. Löfftz, Gysis usw.), teils nach eigenem
Entwurf.
Kunstchronik N. F. VII 138. — Kunst f. Alle
VI 355. Ws n.
Bärenhart, Rudolf, Bildhauer, geb. am
5. 6. 1814 in Karlsburg in Siebenbürgen,
t 1837 in München an der Cholera, kam 11
Jahre alt nach Wien. Erst bei einem Holz-
schnitzer, dann als Gefäßmodclleur an der
kaiserl. Porzellanfabrik beschäftigt, gelangte
er dann in die Akademie und trat 1833 mit
seiner ersten selbständigen Arbeit hervor,
einer Gruppe aus der Sintflut, die vom Gra-
fen Palffy in Hernals gekauft wurde. Die
Gruppe Bacchus und Ariadne, die im folgen-
den Jahre entstand, erweckte allgemeine Auf-
merksamkeit. Er erhielt den Auftrag, für
die Kirche der Wiener Vorstadt Schottenfeld
ein kolossales Steinbild des Gekreuzigten aus-
zuführen und ging, von der Erzherzogin So-
phie unterstützt, 1835 nach München, wo er
den Entwurf eines Monuments für Kaiser
Franz I. und wahrscheinlich auch das Mo-
dell zum Triumph der Venus arbeitete.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Baerens, Magdalene Margrethe,
geb. Schäffcr, dän. Blumenmalerin und Stik-
kerin, geb. in Kopenhagen am 30. 9. 1737,
f am 7. 6. 1808. Ihre Blumenstücke (haupt-
sächlich Gouache) wurden viel bewundert,
und erwarben ihr die Gönnerschaft der Kö-
nigin Juliane Marie von Dänemark und der
Kaiserin Katharina II. von Rußland. 1780
wurde sie Mitglied der kgl. Kunstakademie
in Kopenhagen und stellte im Salon 1794 21
Arbeiten aus.
B r i c k a, Dansk biograf. Lex. III 303. —
W c i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlcx. I (1896)
133. A. R.
Baerenstecher, Jakob Gottlieb, Maler
und Dichter des 18. Jahrh., Galericaufseher in
Ludwigsburg; Vater des Nicolaus Gottlieb B.,
mit dem er in Meusels Tcutschem Kstlerlex.
zusammengeworfen wird.
Meyer, Kstlerlex. (unter Nie. Gottl. Bacren-
stecher).
Baerenstecher, Nicolaus Gottlicb.
Maler und Kupferstecher, geb. am 12. 0. 1769
in Ludwigsburg, Sohn des dortigen Galerie-
Aufsehers, auch Malers und Dichters Jakob
Gottlieb B., besuchte seit 1789 die Zeichen-
stunden der Karlsschule und lernte das Kup-
ferstechen unter der Leitung Joh. Gotth. Mül-
lers; später zog er nach Nürnberg, wo er vor-
zügliche Miniaturbildcr malte und als Stecher
tätig war. Er scheint daselbst um 1S0S ge-
storben zu sein.
Meyer, Kstlerlex. II (mit ält. Lit.). H. V.
Baerentzen, E m i I i u s D i 1 1 e v, dän. Por-
trätmaler, geb. in Kopenhagen am 30. 10.
1799, f ebenda am 14. 2. 1868, 1821—26 Schü-
ler der dortigen Kunstakademie, hauptsäch-
lich unter Einfluß von Eckcrsbcrg ausgebil-
■det ; studierte darauf in München und Paris.
Er hat eine außerordentliche Produktivität
als Bildnismalcr entfaltet. Mehr als 2000
Bildnisse soll er gemalt haben, darunter meh-
rere größere Familienstücke. Zu seinen besten
Arbeiten gehören: König Christian VIII.
und Königin Caroline Amalie (Schloß Jae-
gerspris) ; die Schauspielerin Johanne Louise
Hcibcrg (Thorwaldsen-Museum, Kopenha-
gen), ein llOjähriger Invalide (kgl. Gemälde-
samml. Kronborg). Er hat auch Miniatu-
ren und einzelne Genrebilder gemalt. 1837
gründete er ein lithographisches Institut, das
er bis 1845 leitete. Eine Reihe künstlerisch
wertvoller Lithographien, teils von ihm selbst,
teils von jüngeren Künstlern ausgeführt, sind
aus dieser Anstalt hervorgegangen. In sei-
nen letzten Jahren malte er besonders kleine
Kopien nach älteren Meistern. (Rembrandt,
Velazquez u. a.)
Bricka, Dansk biografisk Lex. III 304. —
Wei Ibach, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
— R e i t z e 1, Ausstellungs-Verzeichnis (Kopen-
hagen 1883). — Been-Hannover, Dan-
marks Malerkunst I (1902) 69, 108—110. —
Meyer, Künstlerlex. II. (hier fälschlich Erna-
nuel B.). A. R.
Baerentzen, Thomas Vilhelm, dän.
Bildhauer, geb. in Kopenhagen am 6. 4. 1869,
Schüler Stefan Sindings, wcitcrausgebildct in
Paris, in Rom und in Florenz. Von seinen
Werken seien erwähnt: „Waldstimmung“,
Statue (1890) ; Relief über einem Armen-
stock (1895) ; Modell zur Rekonstruktion der
alten Fontäne im Schloßhofe zu Kronborg
(1899) ; „Greisenaltcr“, Statuette, Bronze
(1906) und „Diogenes als Laternenträger",
Sandstein (1907). In den letzten Jahren hat
er besonders größere dekorative Arbeiten
ausgeführt, meist gemeinschaftlich mit dem
Architekten C. Brummer.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1S96).
— Ausstellungskataloge (Charlottenborg) 1889
bis 1907. — Kunst (Kopenhagen). A. R.
Barer (Beer), Blasius, Steinmetz in
Ulm. Nach Weyermann, II 646, kommt der-
selbe als Steinmetz in den öffentlichen Bü-
chern zu Ulm das letztemal 1495 vor. Von
ihm wurde 1492 nach einem aus Jerusalem
gekommenen Modell das heilige Grab gefer-
tigt, das in der 1817 abgebrochenen Rothschen
Kapelle am Münster stand. Mit ihm ist
wahrscheinlich identisch der Steinmetz „Blasi",
welcher bei Jäger, Ulms Leben im M. A. p.
574, mit der Jahrzahl 1495 aus Ulmer Bürger-
büchern aufgeführt wird.
Klemm, Württemb. Baumstr. u. Bildhauer.
No. 61. M. Bach.
Baerer, Hcnr y, deutsch-amerikan. Bild-
hauer, geb. am 22. 3. 1837 in Kirchhain,
Hessen-Kassel, siedelte 1854 nach Amerika
über, wo er unter v. Launitz studierte. Spä-
ter ging er nach München, wo er mit Prof.
Widcmann zusammen die Kolossalstatucn
der Viktoria für das kgl. Schloß und der
344
Bärin — Baers
Thalia für das Opernhaus schuf. 1866 kehrte
er nach New York zurück. Von ihm das
Beethoven- Monument im Centralpark, New
York; Franz Schubert-Monument im Fair-
mount Park, Philadelphia; die Statue J. H.
Paynes im Prospektpark zu Brooklyn und
viele Porträtbüsten.
Kunst u. Kunsthandwerk, Wien, 1903 p. 246.
— Archivio storico del arte III 84. — Kunst
für Alle V. 1890. — Kstchronik N. F. I 106;
XI 7. Edmund von Mach.
Bärin, Hans Konrad, Maler aus Schaff-
hausen, geb. 1592, seit 1617 mit einer Ulmerin
verheiratet, daher vielleicht in Ulm tätig ge-
wesen, nur urkundlich bekannt.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Bärki, s. Berki.
Baerlem, Hortense van, Miniaturma-
lerin in Belgien, tätig 1842.
Siret, Dict. d. peintres. ••
Baerll, van. Man kennt 3 holl. Medail-
leure dieses Namens in der 2. Hälfte des 18.
Jahrh.:
Adrian (der bedeutendste unter ihnen)
erhält am 15. 4. 1765 die Stelle eines Gra-
veurs an der holl. Münze zu Dordrecht, wel-
ches Amt er noch 1781 inne hatte. Von ihm
sind gefertigt: 1) Jeton auf die Zweihundert-
jahrfeier der Utrechter Union mit der Dar-
stellung des Statthalters Wilhelm V. von
Oranien als Gott Mars mit dem Wappen-
schild Oranien-Nassau, 1779 (Verv. van
Loon, No. 538) ; 2) Jeton auf die Bewaffnete
Neutralität zwischen Rußland, Dänemark,
Schweden und den vereinigten Niederlanden,
1780 (Verv. van Loon, No. 548) ; 3) Jeton
zu Ehren Jacobs van der Wint, Komman-
danten des Aviso Vlaardingen, 1781 (Verv.
van Loon, No. 654) ; 4) Medaille zur Er-
innerung an die Reise Kaiser Josephs II. in
die Niederlande, 1781 (Verv. van Loon, No.
561) ; 6) Jeton zur Erinnerung an die See-
schlacht von Doggersbank, 1781 (Verv. van
Loon. No. 563) ; 6) Jeton der Munizipalität
von Delft, 1785 (Verv. van Loon, No. 634).
J. van Baerll, wahrscheinlich Bruder
des Vorigen, tätig 1781 — 84. Man kennt von
ihm 6 Arbeiten: 1) Jeton zur Erinnerung an
die Reise Kaiser Josephs II. in die Nieder-
lande, 1781 (Verv. van Loon, No. 560) ;
2) Medaille auf den Stapellauf des Schif-
fes Herkules, 1782 (Verv. van Loon, No.
571) ; 3) Medaillen jeton auf die Unabhängig-
keitserklärung d€r Vereinigten Staaten von
Nordamerika und den Freundschafts- und
Handelsbund derselben mit den Niederlanden
im Haag, 1782 (Verv. van Loon, No. 576) ;
4) Medaille auf das 25jährige Jubiläum der
Freimaurerloge „Die Tugend“ in Leyden,
1782 (Verv. van Loon, No. 589) ; 5) Medail-
lenjeton für die Ehrenmitglieder der St. Ge-
orgsgilde in Dordrecht, 1784 (Verv. van
Loon, No. 600).
Endlich : Johannes Josephus van
Baerll Adz., geb. im Haag als Sohn des
Adrian, kam nach Rotterdam, wo er am 2. 8.
1786 heiratete und am 11. 2. 1788 als Bürger
der Stadt zugclasscn wurde. Er verfertigte
zu dem Feste der Alliance mit Frankreich am
24. 4. 1786 eine Medaille mit symbolischen
Darstellungen (Verv. van Loon, No. 642).
Meyer, Kstlerlex. II. — Kramm, De Le-
vens cn Werken I. — Forrer, Biogr. Dict. of
mcdallists. — Mit archivalischen Notizen von
Haverkorn v. Rijsewijk. Frid. Alvin.
Bärnkopf, Hans Jakob, Goldschmied in
Kremsier, war der Brünncr Zeche einver-
lcibt. Anläßlich eines Streites mit Gesellen
1691 geht hervor, daß er an der „fürstl. Ar-
beit oft ziemlichen Abgang befunden“ und
unter dem 1. 10. 1689 gestattet ihm der 01-
mützer Fürstbischof Karl von Liechtenstein
auf sein Ansuchen, die Probe mit den „Säu-
len oder Pyramides“ des fürstl. Wappens auf-
zuschlagen, wenn er sich der in Mähren ge-
bräuchlichen Probe von 12 Lot bedienen
werde. Daß dies geschehen, zeige die Probe
C (= Crembsier) in der Spezifikation vom 29.
10. 1718 des von Kardinal Schrattenbach als
Gesandten nach Rom mitgenommenen Tafel-
silbers — es waren dies 24 „Kuchel-Täller“.
Von ihm rühren vielleicht aber auch die Brun-
ner Proben in dem Verzeichnis des Liechten-
steinschen Tafelsilbers von 1691 her; es sind
dies „12 Zokolady Lefferle sambt 12 Dartzue
gehörigen Schalelen“. — 1694 (17. 6.) wird
ein Jakob Bemkopf, Goldschmied und Gold-
arbeiter von Kremsier als (Land-) Meister
in die Olmützer Zeche aufgenommen, welcher
mit dem vorstehenden Hans Jakob B. iden-
tisch sein könnte; denn daß dieser das Mei-
sterrecht bereits früher ausgeübt haben muß,
geht daraus hervor, daß er schon am 27. 6.
1694, also kurze Zeit nach der Einwerbung,
den Wenzel Stupka, welcher 5% Jahre ge-
lernt hatte, freisprechen konnte; er ist also
in diesem Jahre wahrscheinlich nur aus der
Brünner in die Olmützer Zeche übergetreten.
Dr. K. L e c h n e r, Mitteil, der k. k. Zentral-
Kommission, Wien N. F. XXII 140 und 147. —
C. Schirek, Mitteil, des Mähr. Gew.-Mus. in
Brünn 1893 p. 25. — Ders., Journal der Gold-
schmiedekunst, Leipzig 1896, No. 18 p. 129.
— Ders., Punzierung in Mähren 1902 p. 122
und 135. — k.
Baers, Andr^, Miniaturmaler von Brügge,
wird 1500 als Schüler von Adrien Metteneye
erwähnt; Arbeiten von ihm sind nicht be-
kannt.
Le Bef froi II 303. H. V.
Baers, Jacques de, s. Baerse.
Baers, Joannes, ein Maler in Utrecht,
von dem 1638 zwei Genrebilder in einem Am-
sterdamer Inventar erwähnt w'erdcn, das er-
stere eine Küche, das andere einen Soldaten
mit einem Bauern darstellend.
Oud-Holland V 236. E. W. Moes.
345
Bärschin — Bärwald
Bärschin, David, Goldschmied in Brugg
(Schweiz), 2. Hälfte des 16. Jahrh. Sichere
Arbeiten von ihm sind nicht nachweisbar; der
Abendmahlsbecher im Pfarrhause zu Mönthal
(Aargau) mit den Wappen von Brugg (1596)
wird ihm vermutungsweise zugeschrieben.
H. Lehmann bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Baerse, Jacques, s. Baersc.
Baerstraet, s. Beerstraeten.
Baert, Alexander, Teppichweber, war
aus Oudenaardc nach Holland verzogen und
mietete am 1. 5. 1699 im städt. Arsenal von
Amsterdam für 150 G. jährlich Atelierräume.
Am 20. 1. 1701 wurden ihm Zimmer auf der
Börse überlassen, um seine Teppiche zum
Verkauf auszustcllen. 1728 muß er, gemäß
einer Urkunde, verstorben gewesen sein.
Nach seinem Tode wurde von der Witwe und
den Söhnen die Werkstätte fortgesetzt. Sein
Sohn, Alexander d. Jüng., scheint 1742 in
Middelburg noch ein Atelier einrichten haben
zu wollen. 1760 war das Amsterdamer Ate-
lier leer und das „Tapijthuis“ wurde als Re-
mise verwandt. — Das Nederl. Museum zu
Amsterdam bewahrt 2 wollene Gobelins, ohne
Borten. Einer davon trägt die Bezeichnung:
Baert und das Wappen von Amsterdam. Bei
Fred. Müller in Amsterdam wurde im No-
vember 1907 eine Gobelinborte verkauft, die
mit: A. Baert signiert war (mit dem Wappen
von Amsterdam). Sichere Arbeiten des jün-
geren Alexander B., und zwar 6 Gobelins,
darstellend die 5 Weltteile (Asien in 2 Tei-
len), einer signiert: A. Baert 1735, wurden
im Febr. 1897 beim Antiquar Schulman in
Amsterdam verkauft. Im Katalog dieser
Auktion auf Tafel IV und V 3 dieser Gobe-
lins abgebildet.
Algemeen Handclsblad vom 17. 2.(?) 1897. —
J. Guiffrey, Histoire de la tapisseric p. 3S3,
388. — Amstcrdamsch Jaarbockjc 1904 p. 104.
J. C. E. Peelen.
Baert, H., Landschaftsmaler in Belgien, tä-
tig um 1842.
Siret, Dict. des peintres. ••
Baert, eine vläm. Tapissier-Familie, deren
erster nachweisbarer Vertreter Jean Baert ist.
Er verließ seine Vaterstadt Oudenaardc nach
dem Bombardement 1684 und ließ sich zu-
erst in Lille nieder, wo er bis 1692 wohnte.
Dann lockten ihn besondere Privilegien nach
Toumai. Hier erhielt er den Auftrag auf
4 Fauteuil-Bezüge, die als Geschenk für den
Marschall von Boufflers bestimmt waren.
Nach etwa 20jähriger Tätigkeit erlangte B.
Patentbriefe zur Niederlassung in Torcy, aber
er verließ auch diese Stadt wieder, um sich
1724 nach Cambrai zu wenden, wo er 1741
starb.
Sein Nachfolger wurde sein Sohn Jean
Jacques, der damals schon 60 Jahre alt war
und 1766 im Alter von S5 Jahren starb.
An die Spitze des Ateliers trat nun sein
Sohn Jean Baptiste (geb. 1726) ; indes wurde
das Atelier nach mancherlei Wechselfällen
bei Beginn der Revolution geschlossen.
J. Guiffrey, Histoire glnerale de la tapis*
Serie : Tap. frangaises. — D u r i e u x, Les ta-
pisserics de Cambrai 1879. J. J. Guiffrey.
Baerts, Corneille, s. Rutz.
Baertson, Albert, vläm. Maler, geb. in
Gent im Januar 1866, begann in seinem neun-
zehnten Jahre das Studium der Malerei, ent-
wickelte sich auffallend selbständig und debü-
tierte 1886 in der Kunstvereinigung L’Essor
in Brüssel. Er malte, was er von Jugend
auf kannte: Gent, Brügge, Nieuport, die
Ufer der Schelde, die Küste der Nordsee,
aber mit ausgesprochener Vorliebe die stillen
Plätze, Kanäle und Gäßchen der Armenvicr-
tel in ihrer Melancholie. Seine besondere
Stärke liegt in der Luft- und Lichtmalerei,
freilich keines sonnigen Lichtes, sondern vor-
wiegend eines trüben, sanften, trauernden
Lichtes, wie es Wintermorgen oder Abend-
dämmerungen an seinen Lieblingsplätzen zei-
gen. Sein wichtigstes Jugendbild (um 1891
entstanden) ist „Abend in einer vlämischen
Stadt“; zu seinen vollendetsten Gemälden aus
der Folgezeit gehören : „Abend auf der
Schelde“ und „Abend in Nieuport“. Das
Museum in Gent besitzt von ihm „Schnec-
morgen in einer vlämischen Stadt" (1895),
das Mus6e Luxembourg „Oude Vlandersche
Vaart“ (1895), das Museum zu Antwerpen
„Pleintje in een Volksbuurt“ (1897), das
Museum zu Brüssel „Bcurtschepen in de
Sneeuw“. — Neben der Ölmalerei übt B.
auch meisterhaft Pastell und Zeichnung und
begann vor einer Reihe von Jahren zu ra-
dieren, wobei er meist seine eigenen Gemälde
zum Gegenstand nahm. Die ersten Radierun-
gen waren ziemlich schwarz und schwer, bald
aber kam er zu einer leichten, skizzierenden
Behandlung und feinen Wiedergabe atmo-
sphärischer Probleme. — Baertsons stille, an-
spruchslose, künstlerisch aber sehr wertvolle
Malerei hat auch im Ausland volle Anerken-
nung gefunden und sichert dem Künstler sei-
nen Platz in der vordersten Reihe der mo-
dernen vlämischen Maler.
Pol de Mont in Het Schilderbock, herausg.
von M. Rooses, Antwerpen 1901. — Pol de
Mont in den Graphischen Künsten XXIV 19 ff.
The Studio XIV 227 ff., XXXIX 38 ff. — V itt.
Pica im Emporium 1902 p. 96 ff. — F i e -
rcns-Gevaert, L'Art moderne vom 4. 9.
1904. — Art et 116coration XIV p. 258 ff. •*
Bärwald, Robert, Bildhauer, geb. am 2.
12. 1858 in Salwin bei Bromberg, t in Wil-
mersdorf am 11. 11. 1896, war 1880 — 1884
$chüler der Berliner Kunstakademie. Tiefe-
ren Einfluß erfuhr er durch Reinh. Begas
und entscheidend für seine Denkmalsplastik
wurde das Vorbild Schlüters, dessen Denkmal
des Großen Kurfürsten und Zcughausskulp-
346
Baerze — Baes
turen. B. machte sich außer durch kleinere
Arbeiten durch seine Denkmäler Kaiser Wil-
helms I. einen ehrenvollen Namen. In dem
Jahrzehnt seines Wirkens hat er mit nimmer
rastendem Geiste geschaffen. Sein Konkur-
renzentwurf zum Berliner Bismarckdenkmal
erhielt den 1. Preis.
Werke : 1886 — 88 Denkmal Kaiser Wil-
helms I. für Posen; die Gestalt des Kaisers
(in Bronze) schlicht, wahr, ohne Theater-
pose, aber stark und edel, eine der besten und
aufrichtigsten Darstellungen des liebenswür-
digen alten Kaisers; am kreisförmig vor-
tretenden unteren Teil des oblongen Posta-
ments zwei allegorische weibliche Marmor-
figuren, die Trauernde weiht den Gefallenen
Lorbeerkränze, die andere, in erhobener Fcst-
stimmung, spendet Siegeskränze. Schönes
Gleichgewicht des idealen und realistischen
Moments. Die Sockelfigurcn von reiner
Schönheit und Liebreiz, das Ganze von siche-
rer Kraft. — Ähnliche Statuen desselben Kai-
sers für Altenburg, Pforzheim, Ravensburg,
Liegnitz (Kaiser in stehender Figur, am
Sockel sitzende Viktoria, Trophäen, Wappen).
1893 Reiterstatuc Kaiser Wilhelms I. für
Bremen. Der Kaiser auf hohem Postament,
hoheitsvoll, friedfertig, mild, in leise antiki-
sierendem Kostüm von Hermelin umwallt,
vollendet lebenswahr; das kräftig gebaute,
in schönen Linien gezeichnete Roß beugt sich
gebändigt unter der Hand seines Lenkers;
Roß und Reiter vereinigen sich in vollkom-
mener Weise zu einem harmonischen Ganzen;
eins der besten Reiterbilder seiner Zeit. —
Konkurrenzentwürfe zum Berliner und Düs-
seldorfer Bismarckdenkmal (einfach u. geist-
voll, Bismarck eine innerlich starke Kraft-
gestalt). — Für Wiesbaden Bodenstedt-Denk-
mal (Marmorpostament mit Bronzebüste) ;
für Schwerin Denkmal Heinr. Schliemanns
(1895). Marmorgruppe Mutterglück.
B. war ein strenger, gediegener Arbeiter,
übermütigem, genialem Schaffen u. glänzen-
den Effekten abhold. Von Schlüter lernte er
den gewaltigen Schwung, die selbstsichere
Stärke und die bei aller Wahrheit schöne
Linie, die seinen Denkmälern eine geschlos-
sene, kräftig geschwungene Einheitlichkeit
geben. B. war kein Nachahmer des großen
Barockbildners, er erkannte Schlüters kraft-
vollen Geist und bildete ihn immer freier und
freier aus. Begas vermittelte ihm einen
frischen, sinnlich-warmen Realismus. B. war
frei von genialen Allüren, aber seine aus
tiefer Phantasie geborenen Werke umweht
ein Hauch echten Künstlertums, selbständi-
ger, poetischer Empfindung. Man kann seine
Kunst, ähnlich wie die Siemcrings, bezeich-
nen als Vermittelung zwischen idealem und
realem Element, als realisierenden Idealismus.
Die Vereinigung von realistischer Schärfe
und monumentaler Charakteristik ist für B.s
Kunst bezeichnend. Als Meister des Nackten
erweist sich B. in der Marmorgruppe „Mut-
terglück“ ; das frische, warme Leben des
Fleisches läßt an die Vorbilder der guten
Antiken und die reizvollsten Arbeiten Begas’
(Venus und Amor) denken; wundervoll zarte
Schilderung des mütterlichen Körpers; wei-
ches schwellendes Fleisch des Kinderkörper-
chens.
Singer, Kstlerlex. — Robert Bärwald, Ein
Nachruf von M. S c h m i d - Aachen (Kunst f.
Alle, XII 102 f.). — Das Kaiser Wilhelm-Denk-
mal in Bremen von D. Kropp (Kunstchronik
N. F. V 114). P. Kühn.
Baerze (Baerse, Barse), Jacques de,
vläm. Holzbildhauer aus Termonde, einer der
bedeutendsten unter den zahlreichen Künst-
lern, die am Hofe der burgundischen Herzoge
zu Dijon tätig waren. 1390 verpflichtete sich
dieser „Houtenbeeldsnyder“ alias „bakmaker“
(Altarschnitzer) Philipp dem Kühnen, nach
dem Muster seiner Altarschnitzwerke in der
Kirche zu Termonde und in der Abtei By-
loke (Biloque) bei Gent zwei ebenfalls be-
malte und vergoldete Altarwerke für die 1383
gegründete Karthäuserkirchc zu Champmol
bei Dijon zu liefern. — Als Schnitzwerke voll-
endet zu Termonde 1392, dann zu Ypern von
Melchior Broederlam in den Figuren poly-
chromiert und auf den Außenflügeln bemalt
und endlich 1399 in Champmol aufgestellt,
wurden beide Altarschreine, für die Jacques
de Baerze 600 und Broederlam 800 Franken
erhalten hatte, zur Zeit der französ. Revolu-
tion beiseite geworfen, wobei der eine seiner
Malereien verlustig ging. In den Jahren
1841 — 43 notdürftig restauriert, kamen die
beiden Altäre in das Mus. zu Dijon und zei-
gen in ihren skulpicrten Teilen die Enthaup-
tung Johannes des Täufers, die Anbetung der
Könige, die Kreuzigung Christi, die Grab-
legung Christi, das Martyrium der hl. Katha-
rina, die Versuchung des hl. Antonius und
eine Reihe Heiligenstatuen.
A. Darcel in Gaz. des B.-Arts 1887, I 298 f.
— L. G o n s c, L’Art gothique (1890), p. 376. —
E. Marchal, La sculpt. etc. beiges (1895), p.
269 f. — S. Lami, Dict. des Sculpteurs (189S).
— Annales de la Soc. d’Archcologic de Bru-
xelles 1904, p. 83. — H. B o u c h o t, Expos, des
Primitifs fran?. (Paris 1904). — Ficrens-
Gevaert, La Renaiss. septentr. p. 26, 30, 33,
34. — A. K 1 e i n c 1 a u s z in Revue de l’Art
anc. et mod. 1906, XX 256 f., 174 (Abb.).
E. de Taeye.
Baes, Edgar Alfred, belg. Maler, Ra-
dierer u. Schriftsteller, geb. am 24. 6. 1837
in Ostende. Als Maler schuf er neben zahl-
reichen Landschafts- und Marinebildern in
öl und Aquarell die größeren Gemälde „Le
martyre de Marguerite de Louvain“ u. „Un
otiragan dans les Dunes“. Als Radierer hi-
storische Darstellungen wie „La Mort de Mar-
gucrite de Bourgogne“, Künstlcrporträts wie
347
/
Baes — Baeschlin
diejenigen des Hcri met de Bles, des Joachim
Patinir, des Paulus Bril, sowie Genre- und
Landschaftsstudien wie „Le modele“, — „Feu
de joie“, — „Los inondations“ etc. Als
Kunstschriftsteller historische Abhandlungen
über den Grundcharakter der vlämischen Ma-
lerschule (1864 gleichzeitig mit der Ant.
Wiertzschen Abhandlung über dasselbe The-
ma mit der goldenen Medaille der Brüsseler
Akademie prämiiert und in deren Annalen
veröffentlicht), über die Kunst des Mittel-
alters, über die französische Malerei des 18.
Jahrh. etc., sowie zahlreiche Einzel auf sätze
im Brüsseler „Journal des B.-Arts“ und in
anderen belgischen und französischen Zeit-
schriften. Außerdem veröffentlichte er meh-
rere Romane (darunter in der Revue Gene-
rale den Künstlerroman „La famille Floris“),
sowie zahlreiche Novellen. Er wurde zum
Offizier der Pariser Akademie und dann des
öffentlichen Unterrichts ernannt und vom
Cercle Artistique zu Brüssel, von der Societe
des B.-Arts zu Gent etc. durch Medaillen
ausgezeichnet. £. Baes.
Baes, Emile, Professor, Maler, Illustra-
tor und Literat in Brüssel, gcb. am 12. 11.
1879 daselbst, studierte auf den Akademien
in Brüssel und Paris und bei dem Belgier J.
Stallaert. Nach eifrigem Studium der gro-
ßen Meister in den Galerien entschied er sielt
dann für die ihm zusagenden Gebiete des
reichen Interieurbildcs, des historischen Genre
und des Porträts. Er ist ein Kolorist mit
den Ausdrucksmittcln des Impressionismus.
Von seinen Werken seien genannt: Soumis-
sion ä Charlcmagne (Brüsseler Salon 1903),
L’ecole de Platon (1904) und Leonardo da
Vinci (1904). **
Baes, F i r m i n, bclg. Maler, geb. in Brüs-
sel am 19. 4. 1874, Sohn des Henri B.,
einer der besten Schüler des Leon Frederic.
Seine Darstellungen mit Kinderszenen vom
belgischen Badestrande und mit ländlichen
Idyllen aus dem Luxemburgischen, aus
Knocke, aus Seeland etc. erregten durch die
Korrektheit und Frische ihrer malerischen
Ausführung und durch die Originalität ihrer
künstlerischen Auffassung auf den Kunstaus-
stellungen der letzten Jahre die Aufmerksam-
keit der Kenner.
Kunstchronik, 1897, p. 3. — Die Graphischen
Künste 1900, p. 31. — Die Kunst XI (Kunst f.
Alle XX, 1905) 460. — Kataloge der Kunstaus-
stellungen in Brüssel (seit 1897), Paris, Mün-
chen, Ostende etc. E. Baes.
Baes, Henri, belg. Maler, gcb. in Brüssel
am 11. 8. 1850, Bruder des Jean B., dessen
Mitarbeiter er war bei dessen dekorativen Ar-
beiten in Brüssel und dessen Nachfolger er
wurde als Leiter der Brüsseler Ecole des arts
dccoratifs. Hochbegabt auf dem Gebiete der
dekorativen Malerei, war Henri B. fast an
allen größeren Arbeiten dieser Art, die in un-
serer Zeit in Brüssel entstanden sind, beteiligt.
Er ist Mitglied der belgischen Kommission
des Monuments. e. Baes.
Baes, Jean, belg. Architekt u. Maler der
Gegenwart, geb. 1848 in Brüssel, wo er Schü-
ler des Emile Janlet war und die Kuppel-
bekrönung des Palais de Justice geschaffen
hat. Seine so glänzend beginnende, von einem
großen Talente getragene Architektenlaufbahn
wurde leider durch schwere Krankheit unter-
brochen. Ein von ihm in feinstem Aquarell-
druck veröffentlichtes Werk „Tours et tou-
rclles de la Bclgique“ trug ihm die Ernennung
zum Präsidenten der Brüsseler Societe des
aquarellistes et aquafortistes ein. Dort hat er
auch eine Anzahl prächtiger Zeichnungen aus-
gestellt. Er war Sous-Dircctcur der Brüsse-
ler Acadeinie des B.-Arts.
Journal des B.-Arts (Bruxelles) 1876 p. 147;
1877 p. 87 ; 1885 p. 157. — Kunstchronik. N. F.
III 40. E. Baes.
Baes, Lioncl Oscar, bclg. Maler, geb.
am 18. 7. 1839 in Ostende, Schüler der Ant-
werpener Akademie, war später lange Zeit
Vorsteher der Academie Libre zu Brüssel.
Hier malte er zahlreiche Einzelfigurcn, Stu-
dienköpfe und Porträts, die er im Cercle Ar-
tistique ausstcllte; darunter ein Bild, das die
Gräfin v. Flandern ankauftc. Außerdem malte
er Landschaften aus den Ardennen, Marinen
u. Strandbilder von Ostende, Aquarellstudien,
Genrebilder und dekorative Darstellungen
mit mythologischen Figuren, namentlich für
die Theater in Namur und in Loewen. Auch
als Landschaftsradierer hat sich Lionel B.
bekannt gemacht.
Journal des B.-Arts (Bruxelles) 1877 p. 87 ;
1887 p. 138, 161. E. Baes.
Baes (Bas, Basse, Bassius), Martin,
Zeichner und Kupferstecher von Antwerpen,
lebte vermutlich in Douai, da er 1618 — 31 für
Verleger dieser Stadt beschäftigt war, tätig
laut Datierung seiner Stiche seit 1614. Er
stach in der Manier des Hieron. Wicricx und
Joh. Valdor und lieferte hauptsächlich Por-
träts für verschiedene Schriftwerke; seine
Art der Behandlung ist sauber, aber etwas
hart und trocken. Er bezeichnete seine Stiche
in verschiedener Weise: M. B. f. — M. Bass,
od. Mart. Bass. f. — Mart. Baes. — M. Baes,
zuweilen auch Mart. Bast. — Er war wohl
der Vater des Martin Bast (s. d.).
Nagler, Monogr. IV 1627, 1657, 1680. —
Meyer, Kstlerlex. II 540 u. III 103 (mit ält
Lit. und Aufführung seines Werkes). — Merlo.
Köln. Kstler. 1893 — 95 (unter Bas). H. V.
Baeschlin (Bacschclin), Johann Jakob.
Maler und Kupferstecher aus Schaffhausen,
geb. 1745, f daselbst 1789, arbeitete in Nürn-
berg, Augsburg und Lyon, kehrte dann in
seine Heimat zurück. Es gibt einige gemalte
Bildnisse von seiner Hand, die er z. T. selbst
gestochen hat.
Vogler bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
348
Baese — Bäumer
Baese, Baven de, Maler, wird 1533 als
Freimeister in die S. Lukasgilde zu Antwer-
pen aufgenommen.
Liggeren I 119. H. V.
Baese, Johann C., Maler aus Braun-
schweig. Wahrscheinlich in den letzten Jah-
ren des 18. Jahrh. geb., endete in Madrid
durch Selbstmord und wurde am 7. 8. 1837
dort begraben. Tätig in Rom (nach Mitteil,
von Dr. F. Noack von 1821 bis Frühjahr 1824),
dann in Florenz und Madrid. Er leistete als
Spezialist in Kopien nach Raffael Ausgezeich-
netes. Seine letzte Arbeit war die für den
Bremer Dom von der Familie Retberg be-
stellte Kopie nach Raffaels Spasimo di Sicilia,
deren unzureichendes Gelingen jedoch den
Künstler in den Tod trieb. Drei Raffael-
kopien B.s in der Bremer Kunsthalle. — Für
die bekannte Lackwarenfabrik von Joh. Heinr.
Stobwasser in Braunschweig ist der Künstler
auch als Miniaturmaler tätig gewesen.
Kunstblatt 1821, 1824. — Beschr. Verz. d.
Gern. u. Bildhauerw. d. Kunstvereins, Bremen
1892. Pauli.
Baeseler, s. Beseler.
Baesing, s. Haesling , Dan.
Bäsaler, W., wenig bekannter Maler und
Lithograph in Dresden, t daselbst um 1853.
Meyer, Kstlerlex. (hier einige seiner Litho-
graphien aufgeführt). H. V.
Bässner, Heinrich, Schweizer Maler,
1644 in das Landrecht von Uri aufgenommen,
nur urkundlich bekannt.
P. Ganz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Baesten, Maria, belgische Malerin in der
ersten Hälfte des 19. Jahrh., eine Tochter
von Balthazar Paul Ommeganck. Ihr Bild
bei: J. J. Eeckhout, Collection de portraits
etc. Brüssel 1882, 4to. — Sie ist in der älte-
ren Literatur öfter mit Maria Jacoba Myin,
einer Schwester Ommegancks verwechselt
worden.
K r a m m, De Levens en Werken etc., Aan-
hangsel 112. **
Baesteroy (Basteroey oder Baestrooy), An-
d r i e s, Maler, wird 1652 — 63 als Freimcistcr
in die S. Lukasgildc zu Antwerpen aufge-
nommen. Desgleichen die gleichnamigen Ma-
ler: Jacob (1687 — 88), Jan Baptist (1695 —
96) und Peter I u. II (1657-58 u. 1088—89).
Liggeren II Reg. p. 882. H. V.
Baetenborch, M i c h i c 1 van, Maler, wird
1626 — 27 als Freimeister in die S. Lukasgilde
zu Antwerpen aufgenommen.
Liggeren I 637. H. V.
Baetea, Francois Ignace, Medailleur,
geb. am 3. 8. 1826 in Antwerpen, f daselbst
am 15. 10. 1890, Schüler von Veyrat; be-
gründete ein Gravierinstitut, das jetzt von
seinen Söhnen Jules und Lion geleitet wird.
Seine Signatur findet sich auf einer Medaille
mit dem Bildnis Wilhelms III. von Holland
(1883).
Jules B., Graveur, Bildhauer und Me-
dailleur, Sohn des Vorigen, geb. am 6. 10.
1861 zu Antwerpen, Schüler des Bildhauers
Th. Vinqotte und der dortigen Akademie.
1896 erhielt er einen 1. Preis in einem von
der Academic royale de Belgique ausgeschrie-
benen Medaillenwettbcwcrb. Von seinen
zahlreichen Medaillen seien erwähnt: die-
jenigen der Antwcrpcncr Handelskammer,
Börse und S. Lukasgilde, sowie eine Medaille,
die den Triumph der Kunst darstellt.
De Witte, La med. en Belgique au XIXe
siccle. — Forrer, Biogr. dict. of medallists.
— Eigene Notizen. Frid. Alvin.
Baets, Angelus de, Maler und Zeichner,
Sohn von Joannes de Baets und der Joanna
Judoca Vereecke, geb. in Evergem bei Gent
am 24. 11. 1793, + in Gent am 23. 4. 1855,
Schüler der dortigen Akademie, an der er
später als Lehrer wirkte. Er beteiligte sich
an den Gentcr Ausstellungen 1832 — 1850.
Bekannt sind seine Stadt- und Architektur-
ansichten sowie seine Interieurdarstellungen,
doch malte er auch Porträts. Er hat Zeich-
nungen und schöne Aquarelle hinterlassen,
darunter ein Inneres der Dominikanerkirchc
zu Gent, 1835; Die Weihe des Bischofs Del-
becque, 1838. — Er war verheiratet mit M.
B. van der Haeghcn.
Collection gantoise ä la bibliotheque de Gand.
— Catal. des expos. — Piron, Levensbeschrij-
ving. — Biogr. nation. de Belgique IV.
V. v. d. Haeghcn.
Baets, Jan Frans, Bildhauer, wird 1749 —
50 als Meister in die S. Lukasgilde zu Ant-
werpen aufgenommen.
Liggeren II 792. H. V.
Baets, Paul, Bildhauer, wird 1697 — 98 in
die S. Lukasgilde zu Antwerpen als Meister
aufgenommen, 1707 noch tätig.
Liggeren II 599, 604. — Marchal, La sculp-
ture etc. 1895 p. 501. H. V.
Baets, Peter und Marc, Landschafts-
maler in Antwerpen, um 1700, Brüder und
durch Heirat ihrer Schwester Schwäger des
Bildhauers J. P. van Bauerscheit. Peter wird
1693 — 94 als Freimeister in die S. Lukasgilde
aufgenommen.
S i r e t, Dict. d. pcint. 3o fidit. 1883. — Lig-
geren II 563, 569. H. V.
Baetsoleyr (?), Periin, Illuminator in
Brügge, 1464 — 67.
Beffroi IV 273. H. V.
Bäuerlein, s. Beuerlein.
Bäumchen, s. Bäumgen.
Bäume, Andreas, Bildhauer in Dresden,
mittätig am Neubau des Schlosses Hcidccks-
burg in Thüringen (1787 begonnen, 1786 voll-
endet).
Bau- u. Kunstdcnkmäler Thüringens. Schwarz-
burg-Rudolstadt I 55. H. V.
Bäumer, Georg, Bildhauer in München,
geb. in Rottenburg 1763. Von seinen Arbei-
ten (nach Lipowsky) im kgl. bayer. Familien-
besitz eine Kreuzabnahme mit 19 Figuren
*
✓
349
Bäumer — Bäumgen
in Basrelief und eine Büste Napoleons I. ;
ein Altar von ihm in der Studienkirche ist
nicht mehr erhalten.
Lipowslcy, Bayer. Kstlerlex.
Bäumer, Heinrich, Bildhauer, geb. am 25.
2. 1830 in Warendorf (Westfalen) als Sohn
eines Schreinermcistcrs. Bei seinem Vater
lernte er als Modelleur, und wandte sich 1859
als Schüler Wilhelm Schwencks in Dresden
ganz der Bildhauerei zu. Nachdem er in den
Jahren 1800 — 08 in Rom gewesen war, lebte
er bis zu seinem Tode am 27. 4. 1898 in
Dresden. Seine erste größere Arbeit war die
Kolossalfigur Salomos für das Mausoleum
des Prinz-Gemahls Albert in Frogmore. Von
seinen weiteren Werken sind zu nennen :
Prometheus und Zeus (Hoftheater), Justi-
tia, Schuld und Unschuld (Landgericht),
vier Evangelisten (Johanneskirche), Büste
König Alberts (Amtsgericht), Venus und
Amor (in den Anlagen der Bürgerwiese),
diese sämtlich in Dresden, ferner der Stadt-
brunnen in Zittau; dann ein Satyrknabe in
Marmor als Brunnenfigur, und allerlei Klein-
plastik, besonders in Bronze: Susanna, Haus-
frau, Prometheus, Das verlorene Paradies
и. a. Bei ausgesprochen klassizistischer For-
mensprachc eignet seinen Werken eine große
Anmut des Ausdrucks und eine Zartheit des
Umrisses, die z. B. die Gruppe Venus und
Amor in Dresden sehr populär gemacht
haben.
Das geistige Deutschland, Leipzig 1898 (Auto-
biogr.). — Kunst für Alle 1890, 1891, 1894, 1898.
— Zeitschr. f. bild. Kst. u. Kunstchronik an
vielen Stellen, s. Registerband. E. H.
Baeumer, Wilhelm, Baumeister, geb. am
18. 4. 1829 in Ravensburg. Nachdem er das
Polytechnikum in Stuttgart besucht, ging er
1854 nach Paris und trat in die Ecole des
Beaux-Arts ein, wo er mehrere Medaillen und
Preise erhielt. Aus der Zeit seiner Lehrer-
wirksamkeit am Stuttgarter Polytechnikum,
an das er 1858 berufen wurde, sind nament-
lich die baugeschichtlichcn Exkursionen her-
vorzuheben, deren Resultate zum Teil in hüb-
schen, von seinen Schülern gezeichneten Stu-
dienblättcrn veröffentlicht wurden. (Aufnah-
men und Skizzen der Architekturschulc des
к. Polytechnikums zu Stuttgart. Stuttgart
1869. Fol. Architektonische Reiseskizzen aus
Belgien, gcz. von Ad. Schill. Stuttgart 1809.
Fol.) Im Interesse des Kunstgewerbes war
er in besonders verdienstlicher Weise tätig:
1863 begann er im Verein mit Jul. Schnorr
die Herausgabe der kunstgewerblichen Zeit-
schrift „Gewerbehalle“, von welcher schon
1870 in 6 Sprachen 20 000 Exemplare ver-
breitet wurden; 1809 entstand unter seiner
Leitung die Kunstgewcrbcschulc in Stuttgart.
— Zur Ausführung seines Entwurfs für den
Wiener Nordwestbahnhof, der bei der Kon-
kurrenz den Preis erhalten hatte, siedelte B.
1870 nach Wien über. Der Bau wurde 1873
beendigt und ist von ihm selbst in der Wiener
Allg. Bauzcitung ausführlich beschrieben. 1874
kehrte der Künstler nach Stuttgart zurück
und erhielt nach einigen Jahren privater Tä-
tigkeit die Stelle eines Vorstandes der Bau-
gewerbeschule zu Karlsruhe, welche er aus
Gesundheitsrücksichten nach 5 Jahren nieder-
legen mußte. Der durch schwere Verluste
niedergebeugte Mann raffte sich aber immer
wieder auf, gründete zu Anfang der 80er
Jahre eine kunstgewerbliche Schule im Bad
Freiersbach und zog 1884 nach Straßburg,
wo er als Privatarchitekt und Privatdozent
an der Universität bis zu seinem Tode am 4.
11. 1895 tätig war.
In der Mehrzahl der ersten Stuttgarter
Bauten zeigte sich B. sehr entschieden von
den Eindrücken seines Pariser Aufenthalts be-
stimmt; seine spätere Richtung geht mehr auf
italien. Renaissance mit gräzisierenden De-
tails, übrigens immer noch hier und da mit
Anklängen an die alt- und neufranzösische
Schule. Weitere Schriften von ihm sind:
1) Das bürgerliche Wohnhaus der Stadt bei
den Griechen und Römern, im deutschen Mit-
telalter, im 16., 17., 18. und 19. Jahrh. Stutt-
gart 1862. — 2) Das ehemalige Lusthaus in
Stuttgart als Monument des früheren Renais-
sancestils. Stuttgart 1809.
Meyer, Kstlerlex. — Notizen von M. Bach.
Bäumgen (Bäumchen), Josef, Bildhauer,
geb. 1714 in Düsseldorf, f 1789 daselbst.
Lebte 20 Jahre als Hofbildhauer in Peters-
burg, dann in Düsseldorf als Professor an
der vom Kurfürsten Carl Theodor gegründe-
ten Kunst-Akademie. Die Marmorstatue Jo-
hann Wilhelms im früheren Galcriehofe in
Düsseldorf (jetzt Hof der Kunstgewerbe-
schule) schreibt Clemen (Kunstdenkmäler d.
Rheinprovinz III 61) einem Johann Baum-
gärt gen nach Theod. v. Haupt (die Düssel-
dorfer Galerie, Düsseldorf 1818, S. 131) zu.
Dieser Name geht wohl auf „Mindels Weg-
weiser von Düsseldorf“, 1817, wo er zuerst
vorkommt, zurück. Wahrscheinlich ist dieser
Baumgärtgen aber identisch mit Bäumgen.
Der Sockel der erwähnten Statue war ehe-
mals mit Marmorplatten bekleidet, die sich
jetzt im historischen Museum der Stadt be-
finden, die Vorderseite trägt die Inschrift:
„Serenissimo Joanni. Wilh. Elcctori Palatino
etc. Artium Protectori“ und die Rückseite:
„Jos. Bäumgen fec. 1780.“ Andere Arbeiten
von B. sind: Sandsteinfiguren der 4 Jahres-
zeiten in einem dem Düsseldorfer Hofgarten
benachbarten Garten (1774, — drei erhalten).
Zwölf Kindergruppen, die Monate darstellend
(1777). — Die Figuren Bäumgens sind in
dem schwülstigen Stile des niederländischen
Rokoko gehalten, entbehren aber gleichwohl
nicht einer gewissen malerischen Wirkung.
Meyer, Kstlerlex. II 542. — Schaar-
350
Bäumler — Baeza
Schmidt, Geschichte der Düsseldorfer Kunst
1902 S. 24, 27, 375. — Strauven, Uber künst-
lerisches Leben und Wirken in Düsseldorf, 1362
S. 41, 42. Board.
Bäumler, Georg, Bildhauer in Frankfurt
a. M., gcb. am 26. Dez. 1871 in Kitzingen, be-
suchte vom April 1891 bis Herbst 1896 die
Städelsche Kunstschule zu Frankfurt a. M.,
wo er den Unterricht Kauperts und Haus-
manns genoß, ging dann mit Professor Hil-
gers nach Italien und lebt seit seiner Rück-
kehr (1898) ständig in Frankfurt. Sein 1901
zuerst ausgestelltes Bildwerk „Erwachen“
fand vielen Beifall; in den folgenden Jahren
schuf er den plastischen Schmuck am Ge-
bäude des Physikalischen Vereins (Karya-
tiden, Giebelfeld und Bekrönungsfiguren)
in Frankfurt a. M. und am Fürstenbau des
neuen Bahnhofes in Homburg v. d. H.,
außerdem viele Bildnisbüsten (u. a. Baurat
Fr. v. Hoven für die Künstlergescllschaft).
1908 wurde er Lehrer der Bildhauerklasse
der Städelschen Kunstschule.
Schülerverzeichnis der Städelschen Kunst-
schule. — Die Kunst V. Sehre y.
Bäurlein, Johann, Wismutmaler, wird
am 15. 8. 1693 in Nürnberg Bürger und zahlt
dabei von einem Vermögen von 150 fl. als
Abgabe 4 fl. (Bürgerbuch 1631 — 1725 im
Nürnberger Kreisarchiv S. 209). Th. Hampe.
Baeyens, Louis Emile, französ. Maler,
geb. in Roubaix (Nord) am 7. 12. 1872. Als
Sohn eines Ausländers in seiner Laufbahn
behindert, mußte er in seiner Vaterstadt zu-
nächst für Stoff- und Möbelfabrikanten als
Musterzeichner arbeiten. Nachdem er jedoch
1894 nach Paris übergcsiedelt war, machte
er sich sehr bald vorteilhaft bekannt durch
die persönliche Eigenart seiner der Flora wie
der Fauna entlehnten ornamentalen Ent-
würfe für bedruckte Stoffe und Buntpapiere,
die bei den Konkurrenzen der Union Centrale
des Arts Decoratifs mehrfach ausgezeichnet
wurden. Im Pariser Salon stellte er seit
1902 ebenfalls erfolgreich eine Anzahl von
Friesdekorationen für Kinderzimmer aus.
Als Mitarbeiter kunstgewerblicher Publikatio-
nen, wie „Ameublements de Style Moderne“
(Herausgeber Archit. Lambert), — „Album
de la Decoration“ (Herausgeber Calavat), —
„Der moderne Stil“ (Herausg. Hoffmann-
Stuttgart), sucht B. neue Schönheitsformen
zu schaffen, die einen billigen Ersatz bieten
sollen für die in bescheideneren Wohnungen
so geschmackverderbend wirkenden Häßlich-
keiten der niederen Kunstindustrie. G. Gefiroy.
Baez, Andres, Goldschmied in Sevilla,
wurde am 21. 5. 1677 geprüft. Er fertigte ein
Kleinod des Calatrava-Ordcns als Meister-
arbeit.
G e s t o s o, Artif. Sevill. II 146. M. v. B.
Baez, Diego, Maler in Sevilla, wo er 1534
in der Pfarrei S. Salvator wohnte.
Gestoso, Artif. Sevill. II 15. M. v. B.
Baez, Fructuoso, Goldschmied in Valla-
dolid. 1586 lieferte er für die Kirche S. Ju-
liana in Villarmentero den Fuß eines silb.
Kruzifixes.
Marti y M o n s ö, Estud. hist, artist. 543.
M. v. B.
Baez, Juan, Goldschmied in Salamanca,
der 1608 für die Herzogin von Alba eine sil-
berne Lampe anfertigte.
Marti y M o n s 6, Estud. hist, artist 245.
M. v. B.
Baeza (Vaega), Gaspar de, span. Maler,
1555 in Tordesillas bei Simancas ansässig, wo
er damals eine bedeutende Zahlung erhielt
für Fahnen- und Wandmalereien sowie für
Vergolderarbeiten, die er aus Anlaß der Lei-
chenfeier für Johanna, die Mutter Karls V.,
in der dortigen Klosterkapclle S. Clara aus-
geführt hatte. — Wohl nicht identifizierbar
mit dem gleichfalls Gaspar de Baeza (in An-
dalusien) genannten Gaspar Becerra.
Jahrb. der kunsthistor. Samtnl. d. österr. Kai-
serhauses XII (1891) II p. CLIII. *
Baeza, Matthias, span. Waffenschmied,
Sohn und Schüler des Nicolas Bis, 1739 zum
Waffenschmied Philipps V. ernannt.
Ed. Laforge, Des arts et des artistes en
Espagne p. 308. — Catalogo de la Real Armeria
de Madrid (1898), p. 321, Note 1.
Baeza, Pedro, Kupferstecher, der 1682 in
Sevilla lebte.
Gestoso, Artif. Sevill. I 233. M. v. B.
Baeza, Rafael de, Kunststicker in Sevilla,
1594 empfängt er 14960 Maravedi für die
Ausbesserung einer der Kathedrale gehörigen
Stickerei.
Gestoso, Artif. Sevill. I 27. M. v. B.
Baeza, Salvador, Silberschmied in Se-
villa, der am 18. 9. 1687 geprüft wurde und
als Meisterstück eine getriebene silberne
Schüssel fertigte. 1694 tritt er als Bürge für
den Tischler Pedro de Luque auf.
Gestoso, Artif. Sevill. II 146. M. v. B.
Baeza y Bis, Francisco, span. Lauf- u.
Büchsenmacher in Madrid, Sohn und Schüler
des Matias Baeza, Enkel des Nicolas Bis;
1740 zum Arcabucero dcl Rey ernannt, t 1766.
Die Madrider Armeria Real besitzt eine An-
zahl von Jagdbüchsen aus der Sammlung des
Königs Carlos II. usw., deren goldtauschierte
Schlösser die Signatur „Francisco Baeza y
Bis“ zeigen, während die Läufe in der Regel
die Marke des Nicoläs Bis tragen; dazu 2
reichverzierte Pistolen mit den goldtauschier-
ten Medaillonbildnissen des Königs Fernando
VI. und seiner Gemahlin und mit der Marke
des Francisco B. In der Sammlung des Für-
sten Joh. von und zu Liechtenstein in Felds-
berg befinden sich sechs prachtvoll ausgestat-
tete Schrotflinten mit goldtauschierten Läu-
fen, signiert „Franco Bis en Madrid 1734".
Kunstgewerbebl. II 76. — W. Boeheim,
Meister d. Waffenschmiedekst. 1897, p. 20. —
Catalogo de la Real Armeria de Madrid (1898),
p. 327 f., 324 f., 336. M. v. B.
Bafcop — Bagard
Bafcop, Alexis, Porträt- und Genrema-
ler, geb. am 6. 11. 1804 zu Cassel in Flandern,
f 1895 daselbst. Gemälde von ihm waren in
den Pariser Salons von 1831 — 1848 wieder-
holt ausgestellt.
Bellier-Auvray, Dict. gen. H. V.
Baffi, Filippo, Bildschnitzer in Perugia,
wo er 1625 für die Confraternita dclla Giu-
stizia ein Prozessionskruzifix schnitzte.
S i e p i, Descriz. etc. di Perugia (1822) p.
814. G. Degli Assi.
Baffier, Jean Eugene, französ. Bild-
hauer, geb. am 18. 11. 1851 in Ncuvy-lc-Bar-
rois, ausgcbildet an der Kunstschule zu Ne-
vers, an der Pariser Ecolc des Arts decora-
tifs und durch Aime Millet in Paris. 1883
und 1889 in den Pariser Salons prämiiert, ge-
hört B. jetzt zu den angesehensten Mitglie-
dern der Societe nationale des Beaux-Arts.
Seine Hauptwerke sind : La Republique
(Gipsbüste im Salon 1880, 1881 in Marmor
ausgeführt für die Mairie des 14. Arrondisse-
ments zu Paris), Bronzestatue Marats (1883,
Besitz der Stadt Paris), Bronzestatue Lud-
wigs XI. und des Jacques Bonhomme (1884
und 1885, in den Museen zu Bourges und
Uzes), Bronzebüsten der Mutter und des
Vaters des Künstlers (18S6 — 87, in den Mu-
seen zu Bourges und Nevers), Marmorbüsten
La Mariette (1888) und La Jeannette (1891,
Besitz der Stadt Paris), endlich Denkmäler
für Georges Rcgnault und für Michel Servet
(Salon 1907, letzteres für die Place de la
Vieillc Estrapade zu Paris bestimmt). Auch
als Kunstgewerbler, insbesondere als Zinn-
gießer, hat sich B. mehrfach erfolgreich be-
tätigt; so zeigte er im Salon 1893 einen zin-
nernen Tafelaufsatz (zwei Bäuerinnen einen
Fruchtkorb tragend. — weitere wertvolle Zinn-
arbeiten B.s in Pariser Privatsammlungen)
und 1898 einen großen Kaminaufbau für einen
Speisesaal.
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistes,
Supplement. — J. Martin, Nos Peintres et
Sculptcurs (1897). — Gaz. des B.-Arts 1893, II
141 ff. — The Studio 1898, III 8. — Pariser Sa-
lon-Kataloge 1880 — 1907. S1. Lami.
Baffini, T o m m a s o, Maler von Modena,
um 1380, nur bei Zani (Enc. met. III 22) er-
wähnt. H. V.
Baffo, B a 1 1 i s t a, italien. Goldschmied u.
Münzstempclschncidcr, f vor dem 24. 5. 1540
in Venedig, wo er unter Andrea Spinelli als
„torsello“ (II. Münzstcmpelschneidcr) an der
Münze angestellt war. Auch als Schriftstel-
ler und als Freund des Pietro Aretino be-
kannt.
Zani, Encicl. III 22, 261, Anm. 7. — Ar-
chivio Vencto XXXV 275. — Rivista ital. di
Numismatica I, fase. II p. 357. — F o r r e r,
Biogr. Dict. of Mcdallists. A. Daracchi.
Bagard, Cesar, Bildhauer, geb. 1620 in
Nancy als Sohn des Nicolas B., f daselbst
1709. Schüler von Jacquin, tätig zunächst in
seiner Vaterstadt, insbesondere 1658 an einer
steinernen Brunnengruppc für den Garten des
Palais Ducal, darstellend Amor als Löwen-
bändiger. Bald darauf begleitete er seinen
Lehrmeister nach Paris, wo er für den 1659
zur Hochzeitsfeier Ludwigs XIV. und der
Maria Theresia von Österreich errichteten
Triumphbogen die allegorischen Statuen der
Stärke und der Tugend ausführte. Nach
Nancy zurückgckchrt und 1669 zum Hofbild-
hauer Herzog Karls IV. ernannt, schuf B.
zahlreiche Werke in Marmor, Sandstein und
Holz für dortige Kirchen und Klöster etc.,
darunter 1673 das Mausoleum für Jean des
Porcelets, Bischof von Toul ; einzelne Frag-
mente davon in der Franziskanerkirche und
im Musee Lorrain zu Nancy erhalten, geben
von dem kraftvollen plastischen Stile ihres
Schöpfers Kunde. Die Mehrzahl seiner übri-
gen Werke — Kruzifixe, Madonnen- und Hei-
ligenstatuen in oft kolossalen Proportionen,
Grabmäler, eine Büste Ludwigs XIV. für die
ehemalige Porte Royale zu Nancy etc. — ist
in der Revolutionszeit zugrunde gegangen.
Daß der Künstler gelegentlich auch als Mö-
belschnitzer tätig war, geht aus Zahlungs-
urkunden hervor, wonach er 1687 für die
Kapelle des „Auditoire“ zu Nancy einen
Schrank und ein anderes Mal für die Pfarr-
kirche St. Sebastian außer einem noch exi-
stierenden Kruzifixe ein Chorpult zu liefern
hatte. Ausgeschlossen jedoch erscheint es,
daß B. als vielbeschäftigter Großplastiker
(vergl. das umfangreiche Oeuvreverzeichnis
in Lamis Dictionnairc) auch jene Unzahl
gleichzeitiger lothringischer Schnitzarbeiten
u. Kleinkunstwerke (Truhen, Rahmen, Holz-
statuetten etc.) geschaffen haben könnte, die
ihm im heutigen französischen Kunsthandel
wie in Museen, Privatsammlungen etc. zuge-
schricben werden.
I. a m i, Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV.
(1906, mit weiterer Literatur). — Gaz. des B.-
Arts 1864, II 164: 1865, II 342; 1874, I 196;
1675, II 282 f.; 1907, II 153 ff. 5. Lami.
Bagard, Emile, Zeichner und Maler in
Paris, seit 1855 namentlich für die Pariser
Gazette illustree tätig, deren Holzschnittab-
bildungen aus dem Alltagsleben mit seinem
Monogramme E. B. signiert sind.
Nagler, Monogr. II No. 1514. •
Bagard, Jean, lothr. Bildhauer, tätig 1551
in Nancy; vermutlich Vorfahre der dortigen
Künstlerfamilie B.
Reunion des Soc. des B.-Arts XXIV 312.
* 5. Lami,
Bagard, Nicolas, lothr. Bildhauer, tätig
in Nancy in der 1. Hälfte des 17. Jahrh. ; nur
bekannt als Vater des C<?sar B.
Reunion des Soc. des B.-Arts des Departements
1900, p. 312. — Gaz. des B.-Arts 1907, II 158.
S. Lami.
Bagard, Toussaint, französ. Bildhauer,
Sohn und Schüler des Cesar B., tätig in
353
Bagatti — Bager
Nancy, wo er 1695 für die marechalc de
Lorge ein Kruzifix zu schnitzen hatte, sowie
1700 am Katafalke Herzog Karls V., 1701
im Gendarmeriegebäude und 1702 für das
Schloß Lunevillc arbeitete. Für den Kirchen-
chor des Jesuitennoviziates schuf er die noch
jetzt vorhandenen Kolossalstatucn der Heil.
Stanislaus Koska und Luigi Gonzaga. Er
starb um 1712.
L a m i, Dict. des Sculptcurs sous Louis XIV.
(1906, mit Lit. u. Oeuvreverzeichnis). — Gar.
des B.-Arts 1907, II 158 ff. 5. Lami.
Bagatti (Baggattino), Giovanni, Zeich-
ner in Mailand, f 1781 ; nur erwähnt bei
Zani, Enc. met. III 22. **
Bagatti-Valaecchi, Pietro, Glas- u. Email-
malcr in Mailand, geb. 1801, f am 27. 11. 1864.
In der Bibliotheca Ambrosiana daselbst von
ihm eine Emailkopic nach Francesco Podcstis
1838 in Mailand ausgestellt gewesenem Ge-
mälde „Raffaello Santi in seiner Werkstatt“.
Für eines der Fassadenfenster des Mailänder
Domes und für die Kirche S. Carlo zu Mai-
land lieferte B. umfangreiche Glasgemäldc
nach den Entwürfen des Mailänder Malers
M. Conconi.
Schorns Kunstblatt 1837, p. 229. — C a i m i,
Arti del disegno etc. di Lombardia (1862), p.
122, Anm. — Mongeri, L’Arte in Milano
(unter Valsecchi). — Willard, Hist, of mod.
ital. art (1902), p. 327 f. E. Verga.
Bagazotti, Camillo (auch Bagazoto),
Maler aus Camerino in den Marken, geb.
1585. Vom 30. 11. 1554 an ist er als Ge-
hilfe Lorcnzo Lottos tätig und am 6. 2. 1555
erhält er eine Zahlung von 9 Fl. 6 Bol. 4 Quatt.
für 2 Monate und 8 Tage Arbeit, die er un-
ter Lotto an den Bildern im Chor der S. Casa
zu Loreto geleistet hatte (Pietro Gianuizzi,
Nuov. Riv. Miscna VII p. 88). Frizzoni ist
geneigt, von den genannten Bildern die Dar-
stellung iin Tempel, das Opfer an Mclchisc-
dek und die Anbetung der Könige, welche
sich durch graues, trübes Kolorit von den
Werken Lottos unterscheiden, dem Bagazotti
zuzuschrciben. Am 26. 4. 1557 erhielt er 1 Fl.
für die Zeichnung zu einem Holzschnitt zum
Schmuck der Statuten von Camerino. (Titel-
blatt.) Die ältere Lit. über den Künstler
enthält sich widersprechende Angaben über
seinen Lehrmeister. Lanzi u. Ricci, (Mem.
etc. dclla Marca di Ancona) rieten auf Bene-
detto Nucci aus Gubbio, andere auf Sebasti-
ano del Piombo und auf Felice del Tesoro
(Felice Damiani, der sehr viel in den Marken
gearbeitet hat). Nach den oben mitgeteiltcn
Notizen ist es aber weit wahrscheinlicher,
daß er Schüler Lorenzo Lottos gewesen ist.
Er malte in Camerino, Rimini und Spello,
wo in der Kollcgiatkirche S. Maria Mag-
giore ein Leinwandbild mit der Darstellung
der Kommunion der hl. Lucia firmiert und
1573 datiert ist. Für die Kirche S. Venanzo
in Camerino malte B. einen hl. Perfirio, der
zugrunde gegangen ist. Der Charakter sei-
ner Kunst ist venezianisch.
Meyer, Kstlerlex. — Arch. Stör, dell’ arte
Ser. II Vol. II p. 440, 442, 444 (Frizzoni). —
Nuova Rivista Miscna VI 164, VII 88 (Gianu-
izzi). — Aleandri, Le Stampe degli Statuti
di Camerino. Camerino 1902 (angezeigt in Rass.
d’Arte 1902 p. 144). — Arte e Storia XIII 140
bis 43 (Urbini). — Berenson, Lorenzo Lotto,
New York-London 1895 p. 292, 302, 303.
Walter Bombe.
Bagelaar, Ernst Willem Jan, Dilettant
im Zeichnen und Radieren, geb. am 16. 9.
1775 zu Eindhoven in Brabant. Zuerst Mili-
tär, gab er als Major den Kriegsdienst auf,
um sich auf sein Landgut Zon bei Eindhoven
zurückzuziehen, wo er am 8. 2. 1837 an
Gift starb. Im Radieren übte er sich mit
Hilfe von A. Bosses Handbuch und er er-
hielt dann für eine neue Art von Radierungen
in Handzeichnungsmanier 1816 von der Nc-
derlandschc Huishoudelyke Maatschappy zu
Haarlem die silberne Medaille. Seine Ab-
handlung über das Verfahren erschien in den
Werken der Maatschappy 1817 in 8. In die-
ser Manier reproduzierte er namentlich Zeich-
nungen von Jan Luyken, welchen er beson-
ders hochschätzte und von dem er eine große
Sammlung von Handzeichnungen besaß. Un-
ter seinen Nachahmungen älterer Radierun-
gen sind besonders die Kopien nach A. Cuyps
Folge von 6 kleinen Bll. mit Kühen bemer-
kenswert. Der größere Teil seiner andern
Bll. besteht aus Radierungen nach von ihm
selbst entworfenen Landschaftszcichnungen u.
nach Kompositionen von Rembrandt, A. van
de Velde, Jac. Janson und J. Kobell ; bemer-
kenswert sind auch mehrere Porträts, unter
denen sich sein Selbstbildnis befindet.
Daß B. auch gemalt, beweist die Unter-
schrift auf einem Bl. mit zwei nach links ge-
wendeten Stieren: Bagclaar pinx. et fccit. kl.
Fol. — Nach Zeichnungen von ihm hat L.
Portman das Porträt des Herrn. Hagcdoorn
(1807), und J. E. Marcus einige Landschaften
gestochen.
Van Eynden en van der Willigen,
Gcschicdenis etc. III 188. — Immerzeel, Ge-
schiedenis etc. — C h. Kramm, De Levens en
Werken etc. — Hippcrt et Linnig, Le
Peintrc-Graveur holtandais et beige du XIXme
Siccle. Bruxelles 1874. (In der Ksthalle zu
Bremen, Sammlg. H. H. Meier, 283 Blätter B.s,
von denen einige bei Hippcrt u. Linnig nicht
verzeichnet sind, andere derart im Amsterdamer
Kupferstichkab.) — Le Bibliophile Beige, 1869
(5. Jahrg.). — Meyer, Kstlerlex. II 543 (mit
Oeuvre). — Mit Notizen von J. Veth und C.
G. ’t Hooft.
Bagenier(s), Thomas, Maler, wird 1649 —
50 als Freimeister in die S. Lukasgilde zu
Antwerpen aufgenommen.
Liggeren II 208, 210. H. V.
Bager, Johann Conrad, Sohn u. Schü-
ler des Joh. Dan. B., geb. am 18. 12. 1780
zu Frankfurt, j am 25. 1. 1855 ebenda. Nach
Künstlerlexikon. Bd. II.
353
*3
Bager — Bagge
Gwinner geschickter Miniaturmaler, fand aber
seinen Hauptberuf als ausübender Musiker.
Gwinner, Kunst u. Künstler in Frankfurt.
S. 385. Schrey.
Bager, Johann Daniel, Maler und Ra-
dierer in Frankfurt a. M., geb. 1734 in Wies-
baden, f am 17. 8. 1815, Schüler von Johann
Christian Fiedler in Darmstadt und Justus
Junker in Frankfurt. Er malte Bildnisse,
Genrestücke, auch Landschaften, hauptsäch-
lich aber Fruchtstückc, die nicht ohne Fein-
heit ausgeführt sind, und in denen er bis-
weilen A. Mignon nahe kommt. Seine Bil-
der sind fast alle sehr sichtbar mit dem vol-
len Namen bezeichnet. In dem Städelschen
Institut und der städtischen Gemäldesamm-
lung zu Frankfurt, in der Großherzoglichen
Galerie zu Darmstadt finden sich treffliche
Arbeiten des Meisters. Weniger bedeutend
sind seine Versuche im Radieren (eine Frau
mit einem Kinde an der Brust und Bildnis
eines Knaben: seines Sohnes Isaak).
Gwinner, Kunst u. Künstler in Frankfurt
a. M. p. 384. — Meyer, Kstlerlex. II. —
Samtnlg. Goldschmidt, Versteigerungskatalog,
Wien 1907. Schrey.
Bager, Isaak, Historienmaler, Sohn und
Schüler des Joh. Dan. B. Geb. 1768 zu
Frankfurt, f am 16. 9. 1797 zu Mainz. Im
Städelschen Institut zu Frankfurt zwei Hand-
zeichnungen von ihm nach J. C. Seckatz, die
als Vorlagen für seine nicht sehr geschickten
Radierungen dienten.
Gwinner, Kunst u. Künstler in Frankfurt.
S. 385. Schrey.
Baget, Jules Pierre, Blumenmaler
(Aquarellist) in Paris, geb. am 27. 1. 1810,
f am 81. 1. 1893.
Bdlicr- Auvray, Dict. g6n. — Chro-
nique des arts 1893 p. 46 (Nekrolog). **
Bagetti, Giuseppe Pietro, Aquarell-
maler und Architekt von Turin, geb. 1764, f
1831, Schüler von Palmieri, begab sich 1807
nach Paris, wo er den Auftrag erhielt, die
Siege der Napoleonischen Armee zu malen;
diese Aquarelle befinden sich jetzt im Mus.
von Versailles. Landschaften von ihm, meist
Ansichten von Italien, waren in den Salons
1812 und 1814 ausgestellt. Eine kolossale
Aquarelle, die eine Totalansicht Italiens von
den Alpen bis Neapel darstcllt, ist besonders
bemerkenswert. Später kehrte der Künstler,
der sich auch durch eine kunsttheorctische
Arbeit hervorgetan hat, nach Turin zurück.
Meyer, Kstlerlex. II. — Siret, Dict d.
pcintres. 1883 I. — K u g 1 e r, Kleine Schriften
III 482. — G. Claretta, I Reali di Savoia
protettori dcllc Arti, in Miscell. di St. Ital. edita
dalla Dcput. Piemontcse di St. Patria, XXX
279/80. //. V.
Bagg, William, Porträtmaler in Lon-
don, stellte 1827 — 29 mehrere Herren- und
Damenporträts in der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 90. **
Bagge, Hamb. Miniaturporträtmaler um
1790, nicht näher bekannt. — 1791 ein Bagge
Zögling der Bau- und Zcichenschulc der Pa-
triot Gesellschaft in Hamburg. E. Beneei.
Bagge, Bertha, Malerin und Radicrcrin,
geb. am 5. 3. 1859 zu Frankfurt a. M. Schü-
lerin des Städelschen Kunstinstitutes, Hein-
rich Hasseihorsts (1884 — S6), Anton Burgers
in Cronbcrg (1886—1891) und Peter Halms
in München (Sommer 1895). Seit 1897
krankheitshalber an der Ausübung künstleri-
scher Tätigkeit in größerem Umfange ge-
hindert. Werke: 1) Aus dem alten Frank-
furt. 86 Radierungen in 6 Heften 1891 — 1896.
2) Lieder und Bilder. Illustrationen zu Ge-
dichten. 12 Heliogravüren nach Federzeich-
nungen 1892. 3) Die alte Pctcrskirche und
ihre Umgebung in Frankfurt a. M. 14 Licht-
druckblättcr nach Federzeichnungen 1895.
4) 12 Radierungen (1892 — 95) zu dem in 60
Exemplaren gedruckten und nicht im Buch-
handel erschienenen Werke: „Simon Moritz
von Bethmann und seine Vorfahren“ von Dr.
Heinr. Pallmann. — Außerdem verschiedene
einzelne Radierungen: Ex libris, Ansichten
aus Tirol, München und vom Walchensee.
Endlich zahlreiche Aquarelle, Pastelle und
Ölbilder im Privatbesitz.
Die Graphischen Künste 1896. Mitteilungen.
No. 3 S. 10. — K. E. Graf zu Leinin gen-
Westerburg, Deutsche u. österr. Biblio-
thekzeichen, Ex libris. 1901 p. 451. P.
Bagge, Eva, schwcd. Malerin, geb. in Stock-
holm am 15. 12. 1871, studierte an der Kunst-
akademie 1892 — 95, in Paris und Italien 1896
bis 98. Sie malt Porträts, Genre- und Land-
schaftsbildcr. G. Nordensvan.
Bagge, Ilerman, dän. Maler, geb. in
Flensburg, wird 1701 als wohnhaft in Kopen-
hagen erwähnt.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlcx. I (1896).
A. R.
Bagge, Johann, norweg. Stempelschncider
des 18. Jahrh., geb. in Bergen, widmete sich
der Medailleurkunst. Christian VI. schickte
ihn ins Ausland und ernannte ihn am 6. 6.
1746 zum Zollbeamten in Drammcn in Nor-
wegen. In der Kgl. Münzsammlung in Ko-
penhagen befinden sich 3 Medaillen von ihm:
eine auf die Einweihung des Schlosses Hörs-
holm (1739), die zweite auf den Einzug des
Hofes in Christiansborg (1740) und die dritte
mit den Porträts des Königs und der Königin.
„Minerva“ 1800, IV 288. — Weinwich,
Kunsthistorie, Kopenhagen 1811, S. 147. —
W e i n w i c h, Kunstnerlcx., Kopenhagen 1829.
— Weil hach, Nyt dansk Kunstnerlcx. I, Ko-
penhagen 1896. C. IV. Schnitter.
Bagge, Magnus Thulstrup, norweg.
Landschaftsmaler, geb. am 9. 8. 1825 in Chri-
stianssund, t wahrscheinlich in den 90er Jah-
ren in Berlin. Besuchte die kgl. Zeichen- und
Kunstschule in Kristiania, und studierte un-
gefähr 3 Jahre, seit 1843 oder 44, an der Akad.
in Kopenhagen und hatte gleichzeitig Untcr-
354
Bagge — Baglione
rieht bei Prof. J. P. Möller. 1845—47 stellte
er norweg. Landschaften in Kopenhagen aus
und 1846 u. 47 zum erstenmal im Kunstverein
zu Kristiania. Ein größeres Bild „Der Labro-
foß“ galt für einen vielversprechenden An-
fang. Seit 1850 war er in Düsseldorf, vor-
nehmlich bei Professor Leu und bekam, nach-
dem er mehrere Bilder in die Heimat geschickt
hatte, 1852 ein Staatsstipendium. In Düssel-
dorf begann schon eine zahlreiche norweg.
Kolonie sich um Tidemand und Gude zu sam-
meln, und Bagge trug im Verein mit diesem
Kreis dazu bei, das neu aufkommende Inter-
esse für die heimatliche Kunst in Norwegen
zu befestigen und aufrecht zu erhalten. Er
unternahm in diesen Jahren wiederholt Stu-
dienreisen nach Norwegen, besonders nach
Valdcrs und Tclemarken und malte meist
Berg- und Waldpartien, in der Regel mit Bin-
nenseen und weiter Aussicht. 1866 wohnte er
noch in Düsseldorf, zog aber später nach Ber-
lin, wo er 1894 noch lebte. Er war in den
50er Jahren in Kristiania Henrik Ibsens Leh-
rer im ölmalen. Stellte bis 1860 oft in nor-
wegischen Kunstvcrcincn aus, auf den skandi-
navischen Ausstellungen in Stockholm 1866
und in Kopenhagen 1872. — Eine Landschaft
aus Valders (1857) ist in der Kgl. Sammlung
auf Bygdö bei Kristiania; einen Sonnenunter-
gang am Bydingscc besitzt der deutsche
Kaiser.
L. Diethrichson, Skandinav. Konstexpo-
sitionen in Stockholm 1860, S. 80. — Meyer,
Kstlerlcx. — Kunstchronik V 52. — Weil-
b a c h, Nyt dansk Kunstncrlex. II. — Rosen-
berg, Düsscld. Malersch. 1890 p. 65. — F.
von Bötticher, Malcrwerke des 19. Jahrh.
— L. Diethrichson, Af Hans Gudes Liv og
Vaerker, Kristiania, 1898, S. 39. — Derselbe,
Adolph Tidemand II, Kristiania 1879, S. 29 u.
47. — T h i i s. Norske malere og billcdhuggcrc,
Bergen 1904, I 222. — Henrik Ibsens breve, hg.
von H. Koth u. J. Elias, Kristiania 1904, II 181.
C. IV. Schnitter,
Oluf Olufsen, dän. Kupferste-
cher und Schriftsteller, geb. am 22. 12. 1780,
t am 22. 9. 1836, studierte im Auslände
1821 — 24. Er hat u. a. eine Reihe Blätter für
das botanische Werk „Flora danica" und
„Blumenzeichnungen für die Jugend“ (nach
J. L. Camradt) gestochen.
B r i c k a, Dansk biograf. Lex. — Weil-
bach, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896). A. R.
Baggenstoss, Adalbert, Schweizer Maler
in Stans, geb. daselbst am 81. 5. 1863, f am
28. 10. 1897, Schüler der Münchener Akad.,
schloß sich der Schule Dcschwandens an. Auf
der ersten schweizer. Kunst-Ausstellung, Bern
1890 war er mit einem Stilleben „Wohnzim-
mer in der Rosenburg in Stans“ vertreten.
Brun, Schweizer. Kstlerlcx. — Kunst f. Alle
V 1890. H. V.
Baggi, L u d o v i c o, italicn. Bildhauer, 1664
urkundlich erwähnt als „console de’ maestri
di pietra“ in Rom ; tätig speziell in der dor-
tigen Chiesa de’ Quattro Santi Coronati.
Bertolotti in Arch. stor.-art. di Roma
III 225. G. Degli Assi.
®aggs, Arthur E., Keramiker in Mar-
blchcad, Mass. U. S. A., geb. in Alfred, N.
Y. am 27. 10. 1886, studierte an der New
York State School of Clay Working and
Ceramics und besonders unter Prof. Charles
F. Binns. Erst seit kurzem selbständig, hat
er schon viele Potcrien gemacht, die in Form,
Farbe und Textur einen außerordentlich hohen
Grad von Kunst und Können zeigen.
F. A. Whiting.
Bagier, Jean, Architekt, erhält 1607 den
Auftrag, die zerstörte Chorbühne der Kathe-
drale zu Le Mans wiederherzustellen.
Esnault, Dict. d. artist. manceaux. 1899.
H. V.
Bagioli, T o b i a, Bildhauer des 19. Jahrh.
in Ravenna, wo er für den Arkadenhof des
Cimitero die Büste des Angelo Mariani und
die Grabmäler Boggi, Lovatelli, Rambaldi,
Randi und Vignuzzi ausführte. Nach seinem
Modell schuf außerdem Enrico Pazzi die
Büste des Dichters Jacopo Landoni in der
Kirche S. Giovanni Evangclista zu Ravenna.
C. Ricci, Guida di Ravenna (1900) p. 67,
146 f. G. Degli Assi.
Bagioni, Marco, Sohn des Rocho, wird im
Jahre 1597 in einem Dokumente als Maler in
Venedig erwähnt.
Cicogna, Inscrizioni Venete IV 346. **
Bagley, engl. Geschütz- und Glockengießer-
familie von Chacombe, Northants, 17. — 18.
Jahrh., deren Mitglieder sind: Henri I; Mat-
thew (seit 1687 in London ansässig, f da-
selbst 1715; von ihm Glocken in Sharnbrook
1683, Tooting 1705) ; James (Glocke in
Woodmanstcrnc, 1707) ; Henri II (in Rea-
ding ansässig). Von einem Mitglied dieser
Familie stammt eine Kanone im Arsenal zu
Woolwich, laut Inschrift aus dem vierten
Jahr der Regentschaft der Königin Anna
(1702—14).
Champcaux, Dict. d. fondeurs etc. 1886.
H. V.
Baglieto, Leoncio, span. Bildhauer, geb.
in Murcia, ausgebildet an der Escuela espe-
cial de pintura, escultura etc. zu Madrid;
späterhin Leiter der Modcllicrklasse an der
Escuela de bellas artes zu Sevilla. Von sei-
nen Werken sind erwähnenswert die Statue
des Bischofs Fray Domingo de Silos Moreno
in Cadiz (1854) und eine Kolossalbüstc Muril-
los (1860 in Madrid ausgestellt).
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. cspanoles del siglo XIX (1883 — 84).
P. Lafond.
Baglione (Baglioni), Cavaliere G i o v a n-
n i, Maler, geb. in Rom 1571, f daselbst
1644, tätig namentlich in Rom, kurze Zeit
in Neapel (1609/10), Schüler des Florenti-
ners Francesco Morelli. Weitergebildet un-
ter der Einwirkung des Cav. d’Arpino, dann
355
23*
Baglioni
auch beeinflußt von Caravaggio. Die Haupt-
zahl seiner Werke noch heute in den Kirchen
und Palästen von Rom. Anfangs tätig un-
ter der Leitung der römischen Unternehmer
großer Freskodekorationen : in der Scala
Sancta beim Lateran (um 1589) ; in S. Ma-
ria delP Orto (Tribuna): Geschichten der
Maria; unter der Leitung des Cav. d’Arpino:
Fresken im Qncrschiff von S. Giov. in La-
terano (um 1600) ; in S. Maria Maggiore
(Capp. Paolina und Gewölbe vor dieser) um
1606. Für den Gesü malte er um 1803 das
Altarbild der Auferstehung Christi (vgl. die
von Bertolotti, Art. Lomb. veröffentlichten
Akten seines Prozesses gegen Caravaggio) ;
Fresken im Palazzo Santacroce (um 1604).
Sein Hauptwerk die Auferweckung der Ta-
bitha in S. Peter, für das ihm Clemens VIII.
das Kreuz des Christusordens verlieh, ist im
18. Jahrh. zugrunde gegangen (Kopie aus dem
18. Jahrh. in S. Maria degli Angcli). Malereien
in der Anima (vollendet 1607) ; in S. Cosma
e Damiano: Johannes der Evangelist er-
weckt einen Toten (1818) ; in S. Peter (Capp.
Gregoriana) : Fußwaschung um 1630 (nicht
mehr vorhanden). Auch tätig für Perugia
(Cattedralc di S. Lorcnzo: Martyrium der hl.
Barbara, die hl. Clara als Befreierin ihres
Klosters in Assisi von den Sarazenen, Steini-
gung des hl. Stephanus), Mantua und Loreto.
Mehrmals Principe der Akademie von S. Luca
(z. B. 1618). Von ihm gestochen : Jakobs
Traum. Baglioni fec. Kl. Fol. (in Rumohrs
Katalog erwähnt). Verfasser des für die
Kunstgeschichte wichtigen Werkes über die
Künstler, welche in Rom von 1573 — 1642 ge-
arbeitet haben, eine Art Fremdenführers und
biographischen Lexikons in Dialogform.
Seine Schriften:
1) Le vite de’ pittori, scultori, architetti ed
intagliatori dal Pontif. di Grcgorio XIII. del
1572 fino a’ tempi di Papa Urbano VIII. nel
1642. Roma 1644. Am Schluß: La vita del
Baglionc, unter dem Namen des Stampatorc.
— Die in Neapel erschienene Ausgabe von
1733 hat als Anhang die Vita Salvator Rosas
von Passari (Gio. Batt. Passcri. S. in: Päs-
sen, Le vite etc. die Anmerkung des Heraus-
gebers. p. 416).
2) Le nove Chiesc di Roma, ncllc quali si
contengono le Istorie, Pitture, Scolture e
Architetture. Roma. 1639.
T i t i, Descriz. delle pitt. di Roma. — Or-
s i n i, Guida di Perugia. — La n z i. Storia Pitt.
II 157. — S i e p i, Descr. etc. di Perugia, 1822
p. 81, 09. — Campori, Raccolta de' cataloghi,
p. 82. — Bertolotti, Artisti Bologn. in
Roma. — Ders., Artisti subalpini in Roma und
Artisti Lombardi in Roma. — Baruffaldi,
Vite dei pittori e scult. Ferraresi. — Arch. Stör,
d'arte. ser. II, Bd. II, p. 147. — Nuova Rivista
Misena IV 156. — Napoli Nobilissima VI 132.
— Heinecken, Dict. (Stiche nach B.). —
A. Riegl, Entstehung d. Barockkst. in Rom.
1908 p. 18. — Mit Notizen aus dem lit. Nachlaß
W. Kallabs, die durch Herrn Dr. W. Koehler in
Wien freundlichst zur Verfügung gestellt wurden.
Posse.
Baglioni, Alessandro, Architekt in
Perugia um 1700.
O r s i n i, Guida di Perugia 1784 p. 291. *•
Baglioni, Andrea di Puccino, Gold-
schmied in Pistoja, verfertigte 1337 für den
Silberaltar der Kapelle S. Jacopo im Dom zu
Pistoja silberne und emaillierte Kandelaber.
C i a m p i, Notizie della Sagristia Pistojese,
p. 134. ••
Baglioni, Angel o, da Monte-novo,
Bildhauer von Perugia, um 1733, nur bei
Zani (Enc. met III 24) erwähnt. H. V.
Baglioni, Baccio d’Agnolo, hervor-
ragender Architekt und Holzschnitzer, gcb.
1462 zu Florenz, f ebenda 1543. Ursprüng-
lich einfacher „legnaiuolo“, d. h. sowohl Zim-
mermann als Holzschnitzer und Meister in
eingelegter Arbeit, blieb er diesem Handwerk
auch dann noch treu, als er im Laufe der
Zeit, begünstigt durch nahen Umgang mit den
hervorragendsten Künstlern zu einem der füh-
renden Baumeister von Florenz geworden war.
Sein Ansehen als Architekt drückt sich beson-
ders durch die Wahl zum „capomacstro“ des
Dombaues aus, welches Amt er von 1506 an
wiederholt längere Zeit, wenn auch häufig mit
anderen zusammen, innegehabt hat. Immerhin
beruht die Stellung Baccios als eines der
Hauptvertreter der Hochrenaissance in Flo-
renz wesentlich mit darauf, daß während der
kurzen Blütezeit dieser Stilperiode die her-
vorragenden Baukünstler auch dieser Stadt
selbst meist außerhalb derselben beschäftigt
gewesen sind und daß dann die politischen
Verhältnisse von 1529 an auf längere Zeit das
Entstehen bedeutender Bauwerke verhindert
haben.
Das Hauptgewicht von Baccios Tätigkeit
liegt auf dem Gebiet der bürgerlichen Bau-
kunst. Aber auch hier gründet sich sein
Ruhm als Bahnbrecher eigentlich nur auf ein
einziges, noch dazu nicht umfängliches Bau-
werk, den Palazzo Bartolini in Florenz, via
Tornabuoni 8, begonnen 1520. Das, was an
diesem nach einer Anekdote Vasaris den Flo-
rentinern neu und sogar lächerlich erschien,
war die Umrahmung der Fenster und des
Portals mit Halbsäulen, Gebälk und Giebel.
Aber dieses Dekorationsmotiv war nicht Bac-
cios Erfindung, sondern entstammte ebenso
wie das am Pal. Bartolini gleichfalls ver-
wandte Nischensystem der Bramante-Raffael-
schcn Schule in Rom, wo es in dem (später
abgerissenen) Pal. d’Aquila Raffaels seine
Hauptverkörperung gefunden hat. Doch auch
in Florenz selbst ist der derselben Schule ent-
stammende Pal. Pandolfini mit derselben Fcn-
stcrumrahmung in größeren Verhältnissen
mindestens gleichzeitig mit Pal. Bartolini ent-
standen. Baccio hat seine Studien in Rom
gemacht. Er hat auch mit Raffael und an-
356
Baglioni
deren hervorragenden Architekten des römi-
schen Kreises in engen Beziehungen gestanden.
Die Annahme liegt deshalb nahe, daß er beim
Pal. Bartolini direkten Inspirationen von die-
ser Seite gefolgt ist. Der ästhetische Wert
dieser Bauwerke liegt nun aber nicht allein in
der Anwendung jener neuen Dekorations-
mittel, sondern vor allem in der harmonischen
Durchbildung des Äußern und Innern im
Geiste der festlich-heiteren aber noch nicht
überladenen u. schweren Pracht der beginnen-
den Hochrenaissance, insbesondere auch in
der feinsinnigen Ausbildung der Details. Die
schmale Fassade mit nur drei Achsen ist in
wohl abgewogenem Verhältnis der Vertikal-
zur Horizontalgliederung gehalten. Denn
während einerseits die Portal- und Fenster-
säulcn sowie die kräftige Rustikaeinrahmung
der Ecken nach oben streben, stellen Gurt-
gesimse u. Kranzgesims sowie die Fortführung
des Fenstcrgebälks an der Wandfläche das
Gleichgewicht im horizontalen Sinne her, u. die
Nischen zwischen den Fenstern wirken mit Er-
folg nach beiden Richtungen. Die Fensteröff-
nungen sind dem Aedicula-Motiv entsprechend
rechtwinklig und durch je zwei übereinander-
gestellte und durch Querbalken getrennte
Säulchen belebt. Über den Fenstern wechseln
Rund- und Spitzgicbel ab. Das von Vasari
als zu schwer getadelte Kranzgesims wird
ohne rechten Grund einer späteren Hand zu-
geschrieben. Die Seitenfronten nach zwei
engen Gassen sind entsprechend einfacher ge-
halten, ohne den Charakter der Hauptfassadc
aufzugeben. Die Raumdisposition des Innern
mit anmutigem Säulenhof an der einen Seite
weiß sich geschickt der schmalen etwas un-
regelmäßigen Grundfläche anzupassen. Alle
Profile, Decken usw. sind auf das Sorgfäl-
tigste ausgearbeitet.
Stellt nach alledem der Pal. Bartolini einen
bedeutsamen Fortschritt auf dem Gebiete des
bürgerlichen Wohnhauses dar, so läßt sich
ein Gleiches von den anderen beglaubigten
Bauten Baccios keineswegs behaupten, die-
selben halten vielmehr den cingeführten Flo-
rentiner Palasttypus (Rundbogenfenster und
-türen mit Quaderumrahmung, Rustikaeinfas-
sung der Ecken, Sparrendach usw.) im all-
gemeinen durchaus fest. Fortgeschrittenere
Renaissanceformen zeigen nur das Innere,
insbesondere Vestibüle, Höfe, Treppen, Dek-
ken usw. An erster Stelle wäre zu nennen
der Pal. Borgherini jetzt Rosclli del Turco,
via Borga Apostoli 15. Hier erfreuen beson-
ders die schönen Kompositkonsolcn-Kapitäle
im Vestibül, sowie die vortreffliche innere
Raumeinteilung und die Trcppenanlage. Fer-
ner der Pal. Taddei, später Pecori-Giraldi
dann Ginori, via dei Ginori 13 mit höchst
reizvollem Hof, dessen Kapitälc den dorischen
Stil Bramantes zeigen. Einen gleichfalls sehr
anmutigen Hof mit korinthischen Säulen
hat der Pal. Lanfredini, später Corboli, jetzt
Palace Hotel, Lungarno Guicciardini 7, wel-
cher in neuerer Zeit geschmackvoll restauriert
worden ist. Die ehemaligen Sgraffitti der
Fassade sind leider verschwunden. Uber den
ursprünglichen Zustand des Pal. Torrigiani,
ehemals Nasi, dann del Nero, piazza dei
Mozzi 6, welcher 1547 infolge eines Berg-
sturzes teilweise cingcstürzt, durch Baccios
Sohn Domenico fortgeführt und durch Tom-
maso del Nero ausgebaut worden ist, läßt
sich wenig fcststellen. Dasselbe gilt von der
Tätigkeit Baccios an dem ehemaligen Garten-
grundstück der Familie Bartolini in via Val-
fonda, welches später in den Besitz der Fa-
milien Riccardi, dann Stiozzi-Ridolfi, schließ-
lich Strozzi überging.
Es ist bei der vielfach bezeugten außer-
ordentlichen Bautätigkeit in Florenz von ca.
1490 bis zur Belagerung von 1529 sowie der
angesehenen Stellung Baccios ohne weiteres
anzunehmen und wird auch von Vasari aus-
drücklich bestätigt, daß B. noch bei einer
großen Anzahl anderer bürgerlicher Bauten
erheblich beteiligt gewesen ist. So wird ihm
der Umbau des älteren Pal. Bartolini, später
Torrigiani, jetzt albergo della Porta Rossa,
via Porta Rossa 13, ferner der Pal. Ginori,
via Ginori 11, auch der Pal. Cocchi, später
Serristori, dann Agostino della Seta, piazza
S. Croce 1 und anderes zugeschricbcn. Die
Autorschaft an dem höchst eigenartigen zu-
letztgenannten Bauwerk würde für Baccios
Kunst von hervorragender Bedeutung sein,
sich aber nicht halten lassen, wenn die Notiz
Redtenbachers zutrifft, daß der pal. Cocchi
schon 1409 — 1474 erbaut ist.
Ein anmutiges Werk Baccios auf dem Ge-
biete der Landhaus-Architektur ist die villa
Castellani, früher Borgherini auf Bellosguardo
bei Florenz mit großem Säulenhof und Ter-
rassen. Von geringerer Bedeutung die villa
Bartolini, jetzt Favard in Rovczzano.
Nicht unbedeutend ist die Beschäftigung
des Meisters an öffentlichen Bauten. Im
Verein mit Antonio da Sangallo schuf er am
Dom die nur auf einer der Seiten des Tam-
bours ausgeführte Galerie, aufgestellt 1514 —
1515, welche bekanntlich den Tadel Michel-
angelos fand, ferner an piazza SS. Annun-
ziata die der gegenüberliegenden Halle der
Innoccnti Bruncllcscos nachgebildctc Portikus
(1516 — 1519). Die Kirche S. Giuseppe in via
dei Malcontenti ist kein hervorragendes Werk.
Ebensowenig sind dies die beiden Glocken-
türme von S. Spirito u. S. Miniato al monte.
Die Entwickelung von Baccios Stil insbe-
sondere auf dem Gebiet des bürgerlichen Bau-
wesens ist bei dem Mangel genauerer Daten
auch bei den meisten seiner beglaubigten Bau-
ten schwer festzustellen. Immerhin spricht
die Vermutung dafür, den 1520 begonnenen
Pal. Bartolini als das fortgeschrittenste Werk
Baglioni
an das Ende der Reihe zu stellen. Der
Mangel weiterer Werke Baccios dieser Rich-
tung erklärt sich aus den politischen Verhält-
nissen besser als aus der Kritik, die dieser
Bau bei den Florentinern fand.
Als Holzschnitzer und Intarsiator schuf
Baccio eines seiner wichtigsten Werke bereits
1491 — 1490 in dem Chorgestühlwerk von S.
Maria Novella in Florenz. Mit verschieden-
farbigen Hölzern eingelegte Renaissance-Or-
namente, Arabesken von anmutigstem Fluß
der Zeichnung und zierlich in den Raum ver-
teilt. Der von Baccio gleichfalls gelieferte
Orgellcttner derselben Kirche ist zum Teil in
das South-Kensington Museum, zum Teil in
die Kirche von Rucil bei Paris gewandert.
Das Holzschnitzwerk an dem Hauptaltar der
SS. Annunziata (1500) ist nicht mehr vor-
handen. Von 1497 an war Baccio mit der
Holzschnitzarbeit in dem Saal der 500 im Pal.
Vecchio beschäftigt, wo er sowohl die ganze
Decke, wie das Schnitzwerk für den Altar
der daselbst errichteten Kapelle und den Rah-
men eines Altarbildes ausführte. Diese Ar-
beiten sind bei dem späteren Umbau des Saa-
les durch Vasari verschwunden. 1502 über-
nahm der Meister, die geschnitzten und ein-
gelegten Chorstühlc von S. Agostino zu Pe-
rugia angeblich nach der Zeichnung des Pietro
Perugino zu fertigen. Dreißig Jahre später
führte er die Arbeit weiter, aber in reicherer,
überladener Ornamentation. Auch weiterhin
war Baccio mit großen Holzarbeitcn im Auf-
träge der Stadt Florenz beschäftigt, so mit
den Triumphbögen für die Ankunft Leos X.
und später 1536 mit seinem Sohne Giuliano
für den Einzug Karls V. In den Häusern,
die er baute, waren die innere Einrichtung,
die Vertäfelung und die Möbel öfter von sei-
ner Hand, so besonders in dem oben erwähn-
ten pal. Borgherini (Roselli del Turco). Va-
sari berichtet uns auch von verschiedenen
Bilderrahmen, die Baccio für Bilder des er-
steren lieferte.
Inwieweit der Fußboden des Domes zu
Florenz von unserem Künstler stammt, ist
nicht genau fcstzustcllcn.
Vasari - Milanesi. — Meyer, Kstler-
lex. (mit alt. Lit.). — Guhl-Rosenberg,
Kstlerbriefe. — Giornale stör. d. archivi toscani
I 50 ff. — Jahrb. d. Preuß. Kstsamml. XVII 12,
237. — Arch. Stör. Ital. ser. III, tom. XVIII
294 ff. — Redtenbacher, Die Architektur
der ital. Renaissance p. 216 ff. — II nuovo Os-
servatore Fiorentino 1885/6 p. 114, 126, 206. —
Geymüller-Widmann, Die Architektur
der Renaissance in Toskana. IV. Limburger.
Baglioni, Ccsarc, Sohn des unbedeuten-
den Malers Giovanni Pietro B., geb. um die
Mitte des 16. Jahrh. in Cremona, + im ersten
Viertel des 17. Jahrh. Keiner bestimmten
Schule angehörig, bald diesem, bald jenem
Muster folgend, arbeitete B., mit untergeord-
netem Talent, aber mit handfester Fertigkeit
auf den verschiedensten Gebieten der Malerei;
er lieferte Historienbilder und Stilleben,
Kirchengcmälde und Tierstückc, Landschaf-
ten und architektonische Prospekte. Zahl-
reiche Aufträge erhielt er vom Herzog Ra-
nuccio von Parma, bei dem er in besonderer
Gunst stand, u. a. 1610 den Auftrag zur ma-
lerischen Ausschmückung der 1599 von Maur.
Bacchini erbauten, 1812 zerstörten Kirche zu
Stirone bei Parma und der S. Sepolcro-Kirche
in Parma selbst. Anspruch auf ein gewisses
Verdienst haben seine jetzt größtenteils zer-
störten dekorativen Malereien in Bologneser
und Parmenser Adelspalästen. Gut erhalten
geblieben sind namentlich seine 13 Freskodar-
stellungen aus der Geschichte der Grafen-
familie Rossi in der Rocca di S. Secondo,
dem Parmenser Kastell jenes jetzt ausgestor-
benen Adelshauses.
M a 1 v a s i a, Felsina pittr. I 253 ff., 344, 347 ;
II, passim. — Baldinucci, Not. dei prof.
del disegno III 414. — Gualandi, Memorie
IV 157, I. — Amorini, Vite dei pitt. Bologn.
III. — M a s i n i, Bologna perlustrata, p. 617.
— Bertoluzzi, Guida di Parma (1830) p.
162. — P. Martini, Guida di Parma (1871)
p. 134 f. — Meyer, Kstlerlex. — Hain-
h o f e r, Korresp. Quellenschr., N. F. VI 123. —
Arte e Storia XII 65—70. — Notizen von Stef.
Lottici. R.
Baglioni, D o m e n i c o, Architekt u. Holz-
schnitzer in Florenz, geb. 1511 als der jüngste
Sohn Baccios d’Agnolo. Er ist Erbauer des
pal. Niccolini, ursprünglich für Bastiano Ciani
Montaguto um 1550 erbaut, jetzt Boutourlin.
Unbekümmert um die baulichen Errungen-
schaften seines Vaters wendet Domcnico hier
wieder den alten toskanischen Palasttypus an,
mit der Besonderheit, daß kleine Pfeilcrchcn
mit Sockel und Kämpfer auf beiden Seiten in
die Rundbogenfenster und das Portal ein-
gestellt sind. Die Gartenloggia ist erst 1650
hinzugefügt worden. Am pal. Torrigiani, ur-
sprünglich Nasi, piazza dei Mozzi 6, hat Do-
menico nach dem Übergang dieses von Bac-
cio d’Agnolo erbauten Palastes an die Familie
del Nero im Jahre 1552 gewisse Arbeiten aus-
geführt, dagegen hat er ebensowenig wie sein
Vater Baccio etwas mit dem angrenzenden
pal. Torrigiani, piazza dei Mozzi 5, zu tun,
wie irrtümlich behauptet worden ist.
Lit. s. Baglioni, Baccio d’A. W. Limburger.
Baglioni, Filippo, Bildschnitzer u. Archi-
tekt in Florenz in der 2. Hälfte des 16.
Jahrh., Sohn des Baccio d’Agnolo.
Arte e Storia I 82/3. — Bocchi-Cinelli,
Bellczze di Firenze, 1677 p. 274. **
Baglioni, G i o v. Pietro, s. Baglioni, Ces.
Baglioni, Giuliano, tüchtiger Architekt
und Holzschnitzer, in Florenz geb. 1491,
+ 1555, der älteste Sohn Baccios d’Agnolo
u. in dessen Werkstätte gebildet. Als Archi-
tekt sucht Giuliano bereits seinem Vater ge-
genüber wenigstens im Detail nach neuen
Ausdrucksmitteln. Von seinen größeren bür-
358
Baglioni — Bagnadore
gediehen Bauten hat der pal. Grifoni, jetzt
Catanti in S. Miniato al Tedesco noch den
gewöhnlichen Florentiner Typus mit Rund-
bogenfenstern, Rustikaecken und Sparrendach
sowie einer hübschen Säulenloggia im ober-
sten Geschoß. Nur zwei große Fenster im
Erdgeschoß (fincstrc inginocchiate) erscheinen
im Gewände der späteren Zeit. Wichtiger der
pal. Campana in Colle an aussichtsreicher
Stelle, leider nur bis zur Fensterbrüstung des
oberen Stocks von Giuliano ausgeführt. Die
Fenster umrahmt von Säulen mit Gebälk und
teils Rund-, teils Spitzgiebeln. Unter den
Fensterplatten Konsolenpaare. Allerlei an-
tike Details sind in etwas gesuchter Weise
angebracht. Alles dies schon in der Art
Michelangelos. Ein anmutiges Werk ist die
kleine frühere villa Campana, jetziges Pfarr-
haus in Montughi mit hübscher doppelter
Loggia. Die Kapelle Turini im Dom zu
Pescia ohne besondere Bedeutung.
Giuliano mühte sich auch als architektoni-
scher Beirat Bandinellis an der Ausschmük-
kung der sogenannten Udienza am Nordende
des Saales der 500 des pal. Vecchio zu Flo-
renz. Von ihm dürfte insbesondere auch das
Fenster nach der piazza herrühren. Schließ-
lich schuf er in derselben Eigenschaft die
jetzt verschwundenen Chorschranken des Do-
mes ebenda (vollendet ca. 1549) mit schon
etwas komplizierterem Säulen- und Pilaster-
system. Das Haus des Giovanni Conti, an
welchem Giuliano nach Vasari zwei besonders
reich gegliederte Parterrefenster („finestre
inginocchiate“) cinbaute, scheint abgerissen zu
sein. Allerdings glaubt ein Autor diese Fen-
ster in den noch vorhandenen beiden Fenstern
der casa Fiaschi ursprünglich Almeni, via dei
Servi 10 wiederzuerkennen, aber kaum mit
Recht.
Vasari führt eine Reihe von Holzschnitz-
arbeiten Giulianos auf, so für den Chor des
Domes von Arezzo (1554).
Lit. s. unter Baglioni, Baccio d’Agnolo, be-
sonders Gey müller-Widmann, Die Archi-
tektur der Renaissance in Toskana.
W. Limburger.
Baglioni, O r a z i o, italien. Maler, fertigte
nach Angabe Camporis eine Magdalena, die
sich 1640 zu Reggio im Studio des Cocca-
pani befand.
Campori, Raccolta de’ Catal. p. 152. H. V.
Baglioni, Pietro, weitgereister Architekt
und Schriftsteller, geb. am 80. 1. 1629 in Pe-
rugia, t am 28. 8. 1705, stammte aus dem in
der Geschichte Perugias berühmten altadeli-
gen Geschlecht der Baglioni. Nach seiner
Zeichnung wurde 1692 das Oratorium der
Padri Filippini in Perugia erbaut und ihr
Wohnhaus erweitert und restauriert. Das
Kloster und die Kirche der Väter des hl.
Bernhard sind ebenfalls sein Werk.
O r s i n i, Guida di Perugia 1784 p. 286/7,
321. — Meyer, Kstterlex. II. H. V.
Bagmihl, Julius Theodor, Architek-
turmaler in Stettin, stellte in der Berliner
Akademie 183-4 zwei innere Ansichten der
St Nikolaikirche und der Klosterkirche zu
Berlin aus.
Kat d. Akad.-Ausatellg. Berlin 1834 p. 3.
H. V.
Bagnacavallo, s. damit verbundene Vor-
namen sowie Ramenghi.
Bagnadore (oder Bagnatore), Pier Ma-
r i a, italien. Architekt und Maler, geb. um
1550 in Orzi Nuovi bei Brescia, t um 1619;
nach Rosini Schüler des Bergaraasken Giov.
Batt. Moroni. In Rom trat er 1566 in die
Dienste des Alfonso Gonzaga, Grafen von
Novellara. Seitdem blieb er zum Hause der
Gonzaga in naher Beziehung, und in späteren
Jahren verkaufte er dem Grafen Camillo
Gonzaga seine ansehnliche Kunstsammlung.
Er arbeitete viel in Novellara und in Reggio
d'Emilia, hauptsächlich aber in Brescia, wo
er nach Zamboni 1572 den Neubau der Ka-
thedrale leitete, 1580 die Kirche S. Afra ar-
chitektonisch erneuerte und mit ornamen-
talen und figürlichen Malereien schmückte
(über der Cappella di S. Angela Merici von
ihm ein trefflich verkürzter „Redentore mor-
to“), 1591 den Monte Grande und 1595 die
Portikus vor dem Palazzo Municipale er-
baute, 1596 das Modell zu dem Schmuck-
brunnen an der Torre deila Pallata u. schließ-
lich 1611 den Kirchenbau von S. Domcnico
ausführte. — „Seine Malereien, unter denen
ein bethlehemitischer Kindermord und das
Martyrium der hl. Margarete in S. Fran-
cesco zu Brescia zu den umfänglichsten ge-
hören, sind ziemlich schwach und geistlos,
mit verwässertem Rot im Fleisch, ein blasser
Nachklang Morettos. Das erste jener Bilder
ist bezeichn.: BALNEATOR. F. MDXCIIII.“
(O. Mündler.) Das Gemälde Morettos in S.
Faustino in riposo zu Brescia (Das Wunder
des Faustino und der Giovita) kopierte B.
für das Oratorium derselben Kirche. Brescia
besitzt von B. außerdem noch eine Geburt der
Maria in der Sakristei von S. Maria delle
Grazie, sowie eine Verkündigung und eine
Geburt der Maria in S. Maria dei Miracoli.
Endlich malte er für seine Geburtsstadt Orzi
Nuovi die Kreuzabnahme in der Pfarrkirche
und das Martyrium des hl. Laurentius sowie
die Heiligen Bartholomäus und Georg im
Munizipalgcbäude. — Nach Rossi hat B. drei
vorzügliche Landschaften von Muziano, die
eine mit dem hl. Onophrius, die andere mit
dem hl. Eustachius, die dritte mit der hl.
Magdalene, in Federzeichnungen kopiert, nach
denen sie von Cornelis Cort gestochen wur-
den. Die Zeichnungen befanden sich eine
Zeitlang in Rubens’ Besitz, später in der
Sammlung Crozat.
Canipori, Art. it e stran. negli stati est. —
F e n a r o 1 i, Diz. d. Art. Bresciani (1877) p.
359
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Bagnara — Bagno
15. — C h i z z o l a, Le Pitture di Brescia,
p. 24. — Crowe u. Cavalcaselle, Gesch.
d. ital. Malerei (1871) VI. — Meyer, Kstler-
lex. — Bradley, Dict. of Miniaturists (1887).
— Arch. Stör. Lomb. VI 586 — 575. — Commen-
tari dell’ Atenco di Brescia (1896) p. 179 — 198.
L. Oesolo.
Bagnara (Bagnaja oder Baynara), Padre
P i e t r o d a, aus Imola, Maler und „Canonico
Lateranense“. Um 1550 tätig in Ravenna.
Die Angabe, daß er ein Schüler Raffaels ge-
wesen, ist wenig glaublich, da ein Bild von
ihm in S. Maria della Passione zu Mailand
das Datum 1579 trägt. In Padua besitzt die
Kirche S. Giovanni di Vcrdara ein Gemälde
von seiner Hand, das 1537 bezeichnet ist:
oben Maria mit dem Kind, unten in einer
Landschaft Johannes der Täufer und Au-
gustin. In der Sakristei ebendort von ihm
eine hl. Familie. Für die Kirche seines Or-
dens, S. Maria in Porto zu Ravenna, malte
er einen hl. Sebastian und eine figurenreiche
Kreuzigung Christi ; für das Refektorium die
wunderbare Speisung in der Wüste. Der In-
schrift auf seinen Gemälden pflegte er bei-
zufügen: Oratc Deum pro anima hujus
pictoris.
L a n z i, Storia pittor. d. Italia. 5. Aus«. 1834.
II 85, V 57. VI 19. — Meyer, Kstlcrlex. II
(mit ält. Lit.). H. V.
Bagnaschi (Bcgnaschi), Alessandro, eine
in der Kunstiiteratur bis auf die Neuzeit wic-
derkehrende Verwechslung mit Magnasco,
Alessandro, genannt auch Lissandrino, dem
bekannten Nachahmer Salvator Rosas.
Siehe unter Magnasco, A.
Bagnasco, Rosario, italicn. Bildhauer,
gcb. 1845 in Palermo, ausgcbildct daselbst
unter N. Morcllo, in Florenz unter Dupre
und in Rom unter Montcvcrde. Eine in Flo-
renz von ihm ausgeführte Statue „Un primo
dolore“ wurde in Syrakus mit einer silbernen
Medaille prämiiert. 1873 cröffncte er in Pa-
lermo eine eigene Werkstatt, und gleichzeitig
ging er aus einer dortigen Konkurrenz um
eine marmorne Rclicfdarstellung der Grund-
steinlegung des Palazzo di Cittä als Sieger
hervor. Ebenso siegte er 1880 in Catania rftit
einer Konkurrenzarbeit. Seine Hauptwerke
sind: L’Uragano (angekauft vom König Um-
berto), Aurora u. Doni dell’ Onda (Marmor-
statuetten, angekauft vom Principe di Bau-
cina), Bildnisbüsten des Maestro Pctrclla
(angekauft vom Munizipium von Palermo)
u. des Filippo Parlatorc (im Istituto Tec-
nico zu Palermo) usw.
Gubernatis, Diz. d. Art. ital. viventi
(1889). — Dupri, Ricordi autobiografici (Fi-
renze 1890). G. Tutino.
Bagnato, Franz Anton, s. folg. Artikel.
Bagnato, Giovanni Gasparc, Archi-
tekt aus Como, t 1757 im Sommersitz des
Land-Komturs auf der Insel Mainau im Bo-
denscc, wo er seit 1732 die Kirche und seit
1739 das großherzogl. Schloß errichtete.
Vorher war er Deutschordensbaumcister zu
Altshausen, wo er aber „mehr geplant als aus-
geführt“ hat. Im Aufträge des Abtes von
St. Gallen baut er 1748 — 47 das Kornhaus in
Rorschach, „einen etwas nüchternen Barock-
bau“, und entwirft 1750 einen Plan für eine
neue Stiftskirche. Aus demselben Jahr
stammt das Schloß in Meersburg, einstige
Residenz des Bischofs von Konstanz, „ein
wohlangelegtcr, weiträumiger Bau“. Seit
1753 war er in Salem beschäftigt; 1756 ent-
warf er Pläne für die neue Münsterkirche
von St. Gallen, die aber bei der Ausführung
stark modifiziert wurden, wie das auf der
Stiftsbibliothek aufbewahrtc Modell beweist ;
nur die Ostfassade ist wesentlich sein Werk.
Außerdem baute er 1747 ff. am Kloster zu
Marchthal, 1754 ff. an der Stadtpfarrkirche
zu Ehingen, wo ihm als Baudirektor sein
Sohn Frans Anton Bagnato (1732 — 1810)
folgte.
Ad. Fäh bei Brun, Schweizer. Kstlcrlex. —
Kraus, Kst.-Dcnkm. d. Großherzogt. Baden I.
Kr. Konstanz p. 301, 538. — Kst.- u. Altert.-
Dcnkm. i. Königr. Württemberg. Donaukr. p. 42.
H. V.
Bagnatore, s. Bagnadorc.
Bagni, Alessandro, s. Alessandro da
Modena.
Bagni, Carlo, s. Bagnini, Carlo.
Bagni (Bagno), Fedcrico di, Maler aus
Mantua, gcb. 1527, f am 8. 6. 1561.
C. d'Arco, Delle arti etc. di Mantova notiz.
II 145. H. V.
Bagni, Stefano, Maler in Siena um 1670.
Zani, Enc. III 25. — Rassegna Bibliogr. I
(1898) 229 ff. R.
Bagnieux (oder Vaigneux), Emmanuel.
Bildhauer in Lyon, wo er um 1675 nach den
Entwürfen des Thomas Blanchet mit Nie.
Bidau und Simon Lacroix an der plastischen
Ausschmückung der Abteikirche St. Pierre
arbeitete.
Lami, Dict. des Sculptcurs sous Louis XIV
(1906). S. Lami.
Bagnini, Carlo (auch Bagni genannt),
italicn. Kupferstecher, tätig in Siena um die
Mitte des 17. Jahrh. Von ihm werden eine
Allegorie auf die Familie Medici nach Dcifobo
Burbarini, Moses auf dem Sinai nach Antonio
Maria Ruggieri und eine hl. Brigitta von
Schweden angeführt.
Heineckcn, Dict. — Gualandi, Me-
morie V 91. — Meyer, Kstlcrlex. P. K.
Bagno, Ccsareda, italicn. Medailleur und
Gcmmcnschncidcr, mit vollem Namen: Cesare
di Niccolo di Mariano Federighi, gcb. um
1530 in Santa Maria in Bagno, f in Mailand
1564. Er signierte die schöne, michclangclcskc
Medaille mit den Porträts des Alfonso II.
von Avalos und des Ferdinando Francesco II.
Avalos. Hieran reiht sich eine andere auf
Giambattista Castaldo. — Der Künstler wird
auch identisch sein mit einem Cesare Federico
360
Bagnoli
da Bagno, der um 1558 eine (nicht mehr exi-
stierende) Statue der Fides für die Loggia
Municipalc zu Brescia arbeitete.
Armand, Les Medailleurs I 173, III 77. —
Forrer, Biogr. Dict. of Medallists I. — Com-
mentari del Ateneo di Brescia, 1889, p. 60 ff. *•
Bagnoli, Bernardo, Bildhauer von Reg-
gio, nach Zani (Enc. met. III 26) um 1575,
arbeitete gemeinsam mit seinem Bruder Vin-
ccnso die Evangclistcnstatucn und Rclief-
ornamentc in der cappella maggiore von S.
Pietro (Dom) zu Bologna.
Gua 1 an di, Memorie etc. Serie IV 158/9.
H. V.
Bagnoli, Giovanni, italien. Maler, geb.
am 29. 3. 1678 in Florenz, f ebenda 1713;
Schüler des Domen. Tempcsta, besonders als
Tier-, Früchte- und Blumenmaler geschätzt.
Zani, Encicl. III 26. — Meyer, Kstlerlex.
R.
Bagnoli, P o m p e o, Maler aus Bologna,
seinem Stile nach wahrscheinlich Schüler des
Orazio Sommacchini oder des Lorcnzo Sab-
battini. 1620 malte er in der Chiesa del SS.
Rosario zu Amandola (Prov. Ascoli) eine
Freskodarstcllung der Madonna mit dem
Christkinde, die beim Umbaue der Kirche
(1655 — 57) über dem versetzten Hauptportale
erhalten blieb. Nach dem Urteile G. Canta-
lamessas würde der Stil dieses Bildes eher
auf einen Maler der 2. Hälfte des 16. Jahrh.,
als auf einen solchen der 1. Hälfte des 17.
Jahrh. schließen lassen. — Vielleicht war
Pompeo ein Bruder des Vincenzo B.
Nuova Rivista Misena II (1889) 215 ff.
M. Morici.
Bagnoli, Vincenzo, Bildhauer von Reg-
gio, Bruder des Bernardo (s. dort), mit dem
zusammen er für S. Pietro zu Bologna tätig
war. 1573 übertrugen ihm die Mönche von
S. Procolo zu Bologna eine lebensgroße Por-
trätstatue eines gewissen Graziano, Verfassers
des Dccreto, zur Ausführung in Terrakotta.
Am 24. 9. 1584 erhält er Bezahlung für Stück-
arbeiten am Chor der Kathedrale zu Ferrara.
1604 errichtete er einen Stucco-Altar in der
Kirche del Rosario zu Amandola.
G u a 1 a n d i, Memorie etc. Serie IV 158/9.
— Cittadella, Not. relat. etc. a Ferrara 1864
p. 58, 61. — Mit Notiz von Stef. Lottici. H. V.
Bagnolino, G i o v. Maria, s. Cerva.
Bagnolo, Giorgio (Zorzi), italien. Maler
in Venedig, wo er 1463 Zahlung erhielt für
Malereien, die er in der „chiesa piccola“ von
S. Zaccaria ausgeführt hatte.
P. P a o 1 e 1 1 i, Archit. e Scult. etc. in Ve-
nezia (1893) p. 67. A. Baracchi.
Bagolim, Leonardo, Maler in Verona,
tätig in Sizilien, wo er zunächst längere Zeit
in Termini als Bürger ansässig war, um dann
gegen 1557 nach Alcamo iiberzusicdcln ; + da-
selbst 1585. — In Alcamo schuf B. 1557 die
jetzt nicht mehr existierenden Fresken der
Cappella di S. Marco in der Franziskaner-
kirche; 1566 die Madonna dclla Grazia in der
■ Bagutti
Sakristei und die Darstellungen Gott-Vaters
und der Heil. Petrus und Paulus in der Tri-
buna von S. Maria del Soccorso; ferner in
der Sakramentskapelle der Annunziatcnkirchc
einen Gott-Vater, 6 Propheten, 4 Heilige und
eine Auferstehung; in S. Maria di Gcsü eine
Verkündigung Mariä und eine Madonna dei
Pcricoli mit den Heil. Franziskus und Katha-
rina; in der Chiesa Madre die Fresken der
Hochaltar-Tribuna und der Cappella di S.
Sebastiano, sowie ein Altarbild mit den Heil.
Cosmas u. Damianus; in der Cappella Mag-
giore von S. Oliva das Freskogemälde der
Madonna del Rosario und den Madonnen-
altar mit den Heil. Vitus und Franziskus;
endlich im November 1580 die Bemalung und
Vergoldung des von Antonio Gagini ausge-
führten, jetzt leider nicht mehr existierenden
Sakramentschreines in der Kirche der Con-
fratemitä del Sacramento.
F i 1 a n g i e r i, Ind. d. Artefici etc. Napolet.
c Sicil. (1891) I 41. — Mirabella in Arch.
Stör. Sicil., N. S. VI 3 f. — Di Marzo, I Ga-
gini I 411, 489. L. Ossola.
Bagolino, Giov. Maria u. Picranto-
n i o, s. Cerva.
Bagolino, Sebastiano, italien. Maler u.
Dichter, geb. in Alcamo am 19. 1. 1560 als
Sohn des Malers Leonardo B., f am 27. 7.
1604, tätig in Alcamo (Sizilien). Von seinen
urkundlich erwähnten Malereien ist nichts
erhalten geblieben. Einige Zeichnungen von
seiner Hand befinden sich in Alcamo und in
der Bibliotcca Comunale zu Palermo.
Zani, Encicl. III 26. — Mirabella in
Arch. Stör. Siciliano IX, 430 ff. E. Mauceri.
Bagshaw, J. Richard (R. B. A., 1904),
engl. Landschafts- u. Marinemaler, Schüler
der South Kensington School of Art, dann
von van Hove in Brügge u. Hubert Vos in
London. Er stellte 1897 zum ersten Male in
der Roy. Academy aus und zwar: Calm in
the Channel ; dann folgten 1900 : The Eve of a
Storm, Her last Signal, etc. 1901: In Peril
und The Ebb Tide, 1903: Off to the Fishing
Ground, 1904: A Summers Day off Whitby.
Graves, Roy. Academy of Arts I 91. —
Who's Who 1908. N. Peacock.
Bagu&s, Eugene Joseph Antoine,
Porträt- und Genremaler in Paris, geb. da-
selbst, Schüler von Laporte und J. Lcquien,
stellte in den Salons 1881 — 1895 wiederholt
aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Supp). —
Kat. des Salon. H. V.
Bagueuil 1794 ist die Bezeichnung einer
Miniatur auf Elfenbein, Halbfigur eines jun-
gen Mädchens, in der chemal. Sammlg. Georg
Hirth in München. Verkaufskatalog II 1148.
• *
Bagutti, Abbond io, Freskomalcr, geb. in
Rovio 1788, f am 4. 10. 1850, Schüler der Mai-
länder Akad. und seines Vaters Giov. Bat-
tisla. Seine Hauptarbeiten sind die Fresken
Bagutti — Bahr
an den Seitenwänden des Hochaltars in der
Torrianischen Kirche zu Mendrisio mit Sze-
nen aus der Zeit der Christenverfolgungen,
sowie die gemeinsam mit Francesco Catenazzo
1816 ausgeführten Fresken in der Kirche S.
Sixinius ebendort.
B i a n c h i, Artisti Ticinesi 1900. — E. L.
G i r a r d bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Bagutti, G a e t a n o, Maler aus Rovio, fer-
tigte 1830 — 32 die allegorischen Wand- und
Deckenmalereien im Großratssaale des frühe-
ren Regierungspalastes zu Locarno.
E. L. G i r a r d bei Brun, Schweizer. Kstler-
lcx. H. V.
Bagutti, Giovanni Battist a, Maler
aus Rovio, geh. 1744, f am 28. 11. 1823. Von
seinen Gemälden seien erwähnt: Ein St. Si-
xinius am Hochaltar der Kirche alla Torre
in Mendrisio und ein St. Ludwig Gonzaga in
der Sakristei der dortigen Kirche beim Gym-
nasium.
B i a n c h i, Artisti Ticinesi. — E. L. G i -
rard bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. (Hier
Giov. Baltasaro B. genannt) H. V.
Bagutti (Baguti), Pietro Martire,
tüchtiger Dekorationsbildhauer und Stucka-
teur aus Bologna, um 1760 — 80. Erwähnt
werden Bildhauerarbeiten von ihm in den
Kirchen Uomobono und Aldobrando zu Bo-
logna.
Füssli, Kstlerlex. — Z a n i, Enc. met. III
26. H. V.
Bahamontes-Agudo, Jose, span. Maler,
geb. in Madrid, ausgebildct an der dortigen
Escuela especial de pintura etc. Seit 1866
beschickte er mit seinen Gemälden die Ma-
drider Exposiciön nacional de bellas artes,
die ihn 1887 und 1897 durch Medaillen aus-
zeichnete. Unter seinen Genrebildern und Ar-
chitekturstücken sind erwähnenswert: „Blu-
menmädchen" — „Zeitungsverkäufer“ —
„Straße in Toledo" — „Patio der Kathedrale
zu Toledo“ — „Inneres der Capilla de Buen
Consejo in S. Isidro zu Madrid" (letzteres
Gemälde angekauft für das Museo de Arte
moderna zu Madrid). Außerdem hat der
Künstler zahlreiche Porträts gemalt.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. cspanolcs del siglo XIX (1883—84).
P. Lafond.
Bahieu, J. G., Landschaftsmaler in Cham-
pigny, stellte in den Pariser Salons 1885 — 1895
wiederholt aus (Küstenmotive bei Granvillc,
Dicppc etc.).
Kat. d. Salon. H. V.
Bahlsen, Goldschmied der Empirczeit. Zwölf
Leuchter von seiner Hand mit dem Monogr.
des Kurfürsten Friedr. Wilhelm wurden in
der Auktion des Fürsten von Hanau 1889 in
Köln verkauft. — Ein Goldschmied Heinrich
Ludwig Bahlsen war 1S22 und vermutlich in
Erfurt tätig.
Notizen von M. Rosenberg. *•
Bahmann, Ferdinand, deutscher Kup-
ferstecher, geb. um 1S00, stach Bildnisse nach
eigener u. anderer Erfindung f. d. Bibliogr.
Inst, in Hildburghausen, sowie 2 Blätter nach
Lionardo und Dominichino.
Bahner, Hermann, Landschaftsmaler in
Düsseldorf, geb. am 12. 7. 1867 in Kaisers-
werth, Schüler von Jcrnberg auf der Düssel-
dorfer Kunstakademie, später in Bensheim
in Hessen tätig. Er malt mit Vorliebe holl.
Motive: Abendstimmung am holländischen
Kanal (Mus. Magdeburg) : Aprilabend (Nat.-
Gal. Berlin) ; Holl. Dörfchen am Kanal.
Das geist. Deutschland. 1898, I. — VIII. Jah-
resausstellung der Freien Vereinigung Düssel-
dorfer Künstler 1899. — Kat. d. Gr. Berliner
Kstausstcllg. 1904. Board.
Bahns (ßehns oder Bauss), George,
Kunsttischler aus Zittau, verfertigte 1657 in
der alten, 1868 abgebrochenen Kirche zu Frie-
dersdorf die Holzdcckc und zusammen mit
dem Maler Kremsier die Kanzel (1656) und
den Altar (1659), die bei dem Abbruch der
Kirche leider mit verloren gingen. Für die
Petri-Paulikirchc in Zittau lieferte er 1661 —
62 mit mehreren anderen Meistern das Ge-
stühl und erhielt am 14. 1. 1668 mit Hans
Kunert und Hcinr. Prescher den Altar und
die beiden Statuen Petri und Pauli in Auf-
trag. In demselben Jahr fertigt er mit dem
Bildhauer Hans Bubcnik die Kanzel für diese
Kirche (nicht mehr in völlig ursprünglichem
Zustand). Am 14. 11. 1654 (laut Inschrift)
stellt er mit Martin Feist den Altar der
Kreuzkirche daselbst auf, „ein charakteristi-
sches Beispiel für die verwilderte Stilbildung
in Knorpclwerk nach dem 30jährigen Kriege".
In ähnlichem Stil das Epitaph des Georg
Schnitter daselbst von 1602.
Bau- u. Kstdenkm. d. Königr. Sachsen. Heft
XXIX 11 ; Heft XXX 31, 32, 35, 100, 101, 104,
105. H. V.
Bahr (Bocr), Hans, wälscher Maurer,
Bruder Jakobs, vielleicht identisch mit Jo-
hann Baptista Parr, der 1555—1572 an den
Schloßbauten in Schwerin und Güstrow tätig
war. Er wird als Baumeister des 15S2 voll-
endeten Rotschlosses im Kreis Nimptsch ge-
nannt. 1559 erscheint er beim Kauf eines
Hauses in der Burgstraßc zu Brieg, wobei
sein Bruder Jakob Boer (Baar) Zeuge war.
— Vermutlich ein dritter Bruder: Franz Parr
(Boer) genannt, ist Baumeister in schwedi-
schen Diensten, s. Parr.
Schlesiens Vorzeit III 270, 271, 432. — An-
zeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1878,
Sp. 82, 165. — Fr. Sarre, Beiträge zur Meck-
lenb. Kunstgcsch., Berlin 1890, p. 85. — Ver-
zeichnis der Kunstdenkmäler Schlesiens II 41S ;
V 521. L. Burgemeistcr.
Bahr (Baar, Bavor, Bavaro, Pahr, Pawer,
Parr), Jakob, meist Jakob der Wahle ge-
nannt, aus Mailand, „wälscher Maurer“. Er
erscheint 1547 in Brieg als Schloßbaumeister.
1548 nimmt er an einer Beratschlagung mit
Lorenz Günther, Baumeister der Stadt Bres-
lau, und Jakob dem Stadtmüller wegen des
Bahr — Bäja
Fortganges der Arbeiten am Schloß teil. Sein
Anteil ara Schloßbau bis wenigstens 1556
steht fest. 1548 erbaut er mit Antoni von
Theodor (Anthonis von Zerusa, Zerroen,
Szerrunn?) die Stadtschule auf dem Pfarr-
kirchhofe in Brieg. Gegenüber den Anfein-
dungen der einheimischen zünftigen Maurer
bescheinigt ihm unterm 26. 10. 1664 Herzog
Georg, daß er ihm sein fürstlich Schloß mch-
renteils gebaut und noch andre ansehnliche
Bauten gefördert und sich stets eines ehr-
baren Lebens beflissen habe; er nimmt ihn in
besonderen Schutz. Im gleichen Jahre 1564
wird B. zum Bau des Brieger Gymnasiums
berufen, das ehedem reiche Giebel mit den
Bildnissen der neun Musen hatte, während der
Turm mit dem Bilde Apollos geschmückt war.
Auch bei kleineren Arbeiten niederer hand-
werksmäßiger Art erscheint er in dieser Zeit
im Dienste des Magistrats von Brieg. Es ist
dies ein charakteristischer Zug der wälschen
Maurer, daß ihnen jeder Verdienst gut genug
war. So hatte B. auch unter den Kaufkam-
mern einen Stand. Am 12. 6. 1570 schließt
der Magistrat in Gegenwart des Herzogs mit
dem vorsichtigen Jacob Baar, Baumeister und
Maurer, den Kontrakt wegen Wiederaufbaues
des im Jahre vorher abgebrannten Rathauses
ab. Der Bau wurde von ihm 1572 vollendet.
B. war das Haupt der italien. Maurcrkolonie
in Brieg und besaß ein Haus in der Burg-
straße nahe dem herzoglichen Schloß. Er
starb am 16. 8. 1575. Der Gatte seiner Toch-
ter I.ucretia war Bernhard Niuron, ebenfalls
ein Walde, der Hofarchitekt des Herzogs Ge-
org II. und seines Nachfolgers Joachim Fried-
rich.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift (Zeit-
schrift des Museums- Vereins zu Breslau) II
149, 195; III 267—272, 299—301, 308, 427, 428,
431, 432; VI 220, 223—225, 228; VII 489. —
Anzeiger für Kunst der deutschen Vorzeit, Or-
gan des Germanischen Museums in Nürnberg
1878, Sp. 77—83, 97, 98, 100, 166, 201, 202, 203,
205, 295. — L ü b k e, Deutsche Renaissance,
2. Aufl. II 186. — Dohmc, Gcsch, d. deutschen
Baukunst 1887, 296, 360. — Fr. Sarre, Bei-
träge zur Mccktcnb. Kunstgcsch., Berlin 1890,
p. 84 ff. — Verzeichnis der Kunstdenkmäler
Schlesiens II 314, 325, 326, 335, 337, 338; V
521. JL. Burgemeister.
Bahr, Johann, Maler und Illustrator, geb.
in Flensburg am 22. 8. 1859. Wohnt in Frie-
denau bei Berlin. Während kurzer Zeit Stu-
dium auf der Kgl. Hochschule f. bild. Künste
zu Berlin, sonst Autodidakt. Humoristische
Illustrationen, besonders für die „Fliegenden
Blätter“, „Lustige Blätter“ u. a. Wochen-
schriften. Hochgebirgsbilder in Tempera.
Aquarelle humoristischen Inhalts, „Schulzens
Lene“ (1900), „Gaudeamus" (1902), „Sie
kommen“ (1905), „Kriegskameraden“ (1906)
u. a. m /. Svt.
Bahr, Theodor Anton, norweg. Maler,
geb. am 20. 9. 1868 in Stavanger, bildete sich
vom Herbst 1884 bis 1886 auf Bergslicns Ma-
lerschule in Kristiania aus. war den Winter
1886 — 87 Schüler von Chr. Krohg, E. We«
renskiold und Eilif Petersscn in Kristiania.
Er hielt sich 1887 in Kopenhagen auf, reiste
1889 nach Melbourne, 1896 nach Kapstadt.
Im Winter 1901 — 02 nahm er Studienauf-
enthalt in Paris und lebt zurzeit in Südafrika.
Er malt meist Landschaften und Porträts und
stellte auf den staatlichen Ausstellungen in
Kristiania 1887 und 88, sowie in Kopenhagen
1887 aus.
Mitteilungen der Gattin des Künstlers.
C. IV. Schnitter,
Bahr, s. auch Baar u. Parr.
Bahren, s. Baren.
Bahuche, Jean, französ. Hofmaler, in den
Listen derselben 1686 — 48 erwähnt. Wahr-
scheinlich ein Verwandter der bekannten Ma-
lerin Margareta Bunel, geb. Bahuche.
Ja!, Dict. crit., Paris 1872 p. 92. **
Bahuche, Margarethe, s. Bunel.
Bahnet, Alfred, französ. Zeichner und
Lithograph, geb. in Paris, Schüler von He-
bert, Roll, Sirouy und Chauvel. Man hat
von ihm folgende Lithographien: Marechal
Prim nach Henri Regnauit ; Ismael nach
Cazin (Salon 1885) ; Faust au Combat, Faust
au sabbat, nach Chifflart (Salon 1002).
Livrets de salons 1885. 1902. — Gaz. d. beaux-
arts. 1885. 2. p. 126 ; 1891. 1. p. 484. /. Guibcrt.
Bahuet, J e a n n i n, französ. Maler im
Dienste des Herzogs von Mantua gegen Ende
des 16. Jahrh. Von den Arbeiten dieses
seinerzeit renommierten Malers scheint nichts
erhalten zu sein. In einem Briefe an den
Herzog vom 2. 12. 1681 erwähnt er das von
ihm gemalte Porträt der Herzogin. Ein an-
derer Brief vom 1. 2. 1582 zeigt B. als Lei-
ter bei den Vorbereitungen für ein Turnier;
endlich finden wir in der Korrespondenz
des Muzio Manfred», veröffentlicht Venedig
1606, einen Brief, datiert aus Nancy am 21. 6.
1591, in dem Manfrcdi den Bahuet freund-
schaftlich tadelt, daß er ihm die Bildnisse
noch nicht gesandt hat, die B. ihm von der
Komtesse von Miraudola und der Komtesse
von Sale versprochen hatte. Er bittet den
B., ihm nun zur Entschädigung das Bildnis
der Schönsten von Mantua zu malen. — Die
Daten seiner Lebensgrenzen sind nicht be-
kannt.
Bertolotti, Artist» francesi ln Roma, 1886.
— Reun. des Soc. des b.-a. XXIII 402.
H. Longnon.
Baja, A n g e 1 o, Maler in Padua, urkund-
lich erwähnt 1565.
M o s c h i n i, Deila pitt. in Fadova Mem.
(1826) p. 83. *
Bäja, Stefan, ung. Maler vom Ende des
18. Jahrh. Wirkte vornehmlich in D6va, wo- ,
selbst er auch Grundbesitzer und rcf. Ober-
kurator war. Malte zumeist Miniaturporträts.
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Baia — Baier
Einiges von ihm wurde in den 20er Jahren
des 19. Jahrh. gestochen.
Müv6szet, 1904, 207 u. 1907, 419. Bu-
dapest. K. Lyba.
Baia, i 1, s. Corso, Jacopo di.
Baiardi, Francesco, Maler in Parma,
Sohn des Goldschmieds Giberto B., malte 1542
„il quadro di S. Giacomo“.
Baistrocchi, Spogli Storici (Mscr. in
Parma, Bibi. Palat.). St. Lottici.
Baiardi, Giberto di.Bertolino, Gold-
schmied in Parma, 1444 zum ersten Male er-
wähnt in einem Prozeß um die Bezahlung von
ihm gefertigter und an den Goldschmied Mel-
chiorre de’ Posterla verkaufter Goldschmuck-
sachen. 1495 erwarb er vom Kloster S. Gio-
vanni Evangelista eine Familienkapelle, für
die einige von ihm gearbeitete silbervergoldete
Kelche mit in Zahlung genommen wurden.
Von seinen drei Söhnen Gaspare, Palamino
und Francesco wird der letztere als Maler er-
wähnt. Giberto B. t 1500.
Scarabelli-Zunti, Mcm. di B. Arti.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) — Baistroc-
chi, Spogli Stör. (Mscr. in Parma, Bibi. Palat.).
St. Lottici.
Baiardi, M e r c u r i o, Maler in Parma ;
malte 1574 am Hause eines seiner Freunde
ein Freskobild der ihr Kindlein säugenden
Madonna mit dem in Anbetung knienden hl.
Franciscus von Assisi. Späterhin wurde die-
ses als wundertätig verehrte Gemälde von der
Mauer losgelöst und auf dem Altäre der nach
ihm benannten Kirche S. Maria del Quartiere
aufgcstellt. — Auch die Chiaroscuro-Malercicn
auf den Pilastern einer Nische dieser Madon-
ncnkirchc wurden von Mercurio B. ausge-
führt.
Scarabelli-Zunti, Mem. di B. Arti.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) St. Lottici.
Bajardo, Giovanni Battist a, italicn.
Maler, geh. um 1620 in Genua, + 1657 da-
selbst an der Pest. Von den zahlreichen Ge-
mälden, die er für genuesische Kirchen etc
ausführte, werden besonders gerühmt: die
Fresken im Kloster S. Agostino und in S.
Pietro di Banchi, die Heil. Hieronymus und
Franziskus Xavcrius in der Jesuitenkirche,
das Wunder und das Begräbnis des hl. Ste-
phanus im Oratorio dei Disciplinati di S.
Stefano, das Hochaltarbild mit der Christus-
Vision der hl. Clara in S. Chiara di Carignano
und dasjenige mit der Kreuzauffindung in
der Chiesa dei Frati Minimi. — Zani. Enc.
met. TI erwähnt auch einen Bruder des Obigen
als Maler in Genua um 1640 (ohne Vor-
namen).
Soprani-Ratti, Vite de’ pittori etc. Ge-
novesi (1768) I 334 f. — L a n z i, Storia pitt.
d. Italia (1834) V 278. — Raldinucci, Not.
dei prof. del Discgno (1847). L. Ossola.
Baiatta, F.. italicn. Kupferstecher, nur von
Zani, Enc. III 27, erwähnt. p . k.
Baier (Bayer, Bair, Pair), Hans, Maler
und wohl auch Bildschnitzer in Nürnberg, wo
er sich 1630 verheiratete (Ehebücher bei St.
Sebald in Nürnberg). Am 4. 6. 1541 ließ
ihm der Rat 8 fl. für ein Modell („patron“),
der Stadt Nürnberg, das er verfertigt und
dem Rat dediziert hatte, verehren, ihm aber
gleichzeitig einschärfen, „ferner dergleichen
nit mehr weder zu schnitzen noch zu malen“.
Bayer. Gewerbe-Zeitung 1897 S. 31 f.
Th. Hampe.
Baier (Bayr), Jeremias, Maler zu
Nürnberg, verheiratete sich daselbst am 16.
4. 1599 (Ehebücher bei St. Lorenz) und ward
am 16. 10. 1604 Meister. Da Hauer drei
Lehrlinge von ihm nennt: Barthel Wernlein,
Matthcs Trost und Christoph Melonius, so
scheint er einen größeren Werkstattbetrieb
gehabt zu haben. Arbeiten von seiner Hand
sind nicht bekannt.
Mitteilungen aus dem german. Nationalmus.
1899 S. 126 (Aufzeichnungen Johann Hauers).
Th. Hampe.
Baier (Bair, Bayr etc.), Melchior, einer
der hervorragendsten und meist beschäftigten
Goldschmiede der Nürnberger Hochrenais-
sance, wurde am 4. 2. 1525 zu Nürnberg
gegen eine Gebühr von 4 fl. Bürger und 2
Tage darauf gegen Erlegung von 10 fl. Mei-
ster. Wenn er in dem Arnoldschcn Verzeich-
nis der Nürnberger Goldschmiede (1652) als
„Silber- und Goldarbeiter“ bezeichnet wird,
so kommt dies vielleicht daher, daß Arnold,
wie cs scheint, 2 Meister des Namens Mel-
chior Baier (oder Payer, Peuer, Pewer),
einen Silberschmied (Meister 1521) und un-
seren Goldschmied (Meister 1525) zusam-
mengeworfen hat. Die Möglichkeit eines
Doppelgängers ist auch für die folgenden
Angaben gelegentlich in Betracht zu ziehen.
1528 kommt B. als Vertrauensmann in der
Veit Hirschvogclschen Nachlaßsache vor;
1531 fertigte er Silbergeschirr (Waschgeschirr
und Tafelsilber) für Adam Grafen von Beich-
lingen; von 1532 bis in den Anfang der 40er
Jahre ist er vielfältig für den bekannten
Rcchtsgel ehrten Dr. Christoph Schcurl und
durch dessen Vermittelung auch für den Kar-
dinal von Trient, Bernhard von Cles, tätig:
eine Reihe bedeutender Arbeiten von B. wer-
den in Schcurls Schuld- und Rcchnungsbuch
genau beschrieben. Der Meister wohnte da-
mals in der Bindergasse. 1532 — 38 ist Hein-
rich Lautensack (s. d.), der 1550 zu Frank-
furt Meister wurde, bei ihm in der Lehre
(Meisterbuch der Frankfurter Goldschmiede
im Besitz des Barons v. Erlanger in Obcr-
ingelhcim — nach Hofrat Rosenbergs mir
freundlichst zur Verfügung gestellten Exzerp-
ten). 1534 — 37 ist er Geschworener seines
Handwerks. Von 1538 ist der mit *M*B*
signierte Silbcraltar in der Jagelloncnkapellc
des Doms zu Krakau datiert, den wir mit
annähernder Sicherheit als eines der Haupt-
werke B.s betrachten dürfen; schreibt doch
364
Baier
Neudörfer 1547 über unseren Meister, daß er
„im Treiben, Reißen (Zeichnen, hier wohl
auch Gravieren) und großen Werken, von
Silber zu machen, berühmt" gewesen sei und
dem „König in Polen (Sigismund I. regierte
1506 — 1548) eine ganz silberne Altartafel“
gemacht habe; „die wog viel Mark“. „Zu
solcher Tafel“, heißt es bei Neudörfer wei-
ter, „machet Peter Flötner die Patron (d. h.
die Zeichnung, den Karton) und Figuren
von Holz (also die Buchsbaum (?) -Modelle),
aber Pankraz Labenwolf goß dieselben höl-
zernen Patronen von Messing ; über diese
messingene Tafeln wurden die silbernen Plat-
ten eingesenkt und getrieben.“ Überdies ist
auch noch später in den Akten von Bezie-
hungen B.s zu Krakau die Rede. Da Neu-
dörfer auch von Hans (recte Albrecht)
Glim bemerkt, daß er „in den großen Werken
der silbernen Bilder von ganzen Stücken zu
treiben hoch berühmt" gewesen sei, und man
auf diesen Freund Dürers um die Mitte des
19. Jahrhunderts größere Werke der Silbcr-
schmicdckunst der Nürnberger Renaissance
zu beziehen liebte, so ist vielfach auch, doch,
wie mir scheint, ohne Grund, jener silberne
Flügelaltar Sigismunds I. mit Albrecht Glim,
wenigstens als Mitarbeiter, in Verbindung ge-
bracht worden. In seiner heutigen Form voll-
endet wurde der Altar allerdings erst unter
Sigismund II. (regierte 1548 — 1572). — Nicht
ohne Grund möchte neuerdings Peartree auch
die beiden kunstvoll gearbeiteten silbernen
Altarleuchter im Krakauer Dom, gleichfalls
ein Geschenk König Sigismunds I., bereits
aus dem Jahre 1536, Melchior Baier zuschrei-
ben.
1540 lieferte er eine größere Anzahl von
Magöllein, d. h. kleinen Bechern (16 silberne
„mit vergulten Raifen und Fücßen“ und 16
silbcrvcrgoldete) für den Silberschatz des
Nürnberger Rates, der im Februar desselben
Jahres auch jenes vergoldete Trinkgeschirr
„mit einer deck (= Deckel), darauf die siben
planeten mit iren efectcn künstlich geschmelzt
(= emailliert) und ausgetriben“, für 460
Gulden von B. kaufte, das dann im Fe-
bruar des folgenden Jahres vom Rat Kaiser
Karl V. als Ehrengeschenk gewidmet wurde.
1544 hatte unser Meister Unannehmlichkeiten
wegen einiger wohl älterer Becher, die er
einem Händler zum verkaufen gegeben hatte,
die aber nicht das seit 1541 gesetzlich vor-
geschriebene Kontrollzcichen der geschwore-
nen Meister trugen. Von einer Bestrafung
B.s sah der Rat indessen ab. Im Februar
1545 erbat sich und erhielt der Künstler mit
zwei anderen Goldschmieden (Rüdiger von
der Burg und Nikolaus Nunhart) vom Rat
eine „Fürschrift gen Krakau“; es handelte
sich dabei möglicherweise um eine Restfor-
derung für den König Sigismund I. geliefer-
ten Altar. Zum 25. 2. 1548 hören wir von
einer Beschwerde seiner Frau, daß ihr Mann
„ganz kindisch und wahnwitzig“ sei, nicht
zu handeln verstände und nicht mit Geld
umzugehen wisse etc.; sie wird damit vom
Rat an das Gericht verwiesen. Noch im
gleichen Jahre — zwischen Crucis (14. 9.)
und Lucie (13. 12.) 1548 — starb „Anna
Melchior Bairin, goldschmidin an S. Egidicn-
gassen“. In den Jahren 1549—1551 ist B.
verschiedentlich für den Nürnberger Pa-
trizier Licnhard Tücher tätig, wie aus dessen
Haushaltungsbuch (im Freihcrrl. von Tucher-
schen Familienarchive) hervorgeht. Etwa
um die gleiche Zeit mag die köstliche silber-
vergoldete, mit plastischen Zutaten und rei-
cher Emailmalerei auf das geschmackvollste
verzierte Schale in der kgl. Silberkammer zu
München, ein Meisterwerk ersten Ranges,
aus seiner Hand hervorgegangen sein. Sie
trägt außer dem Nürnberger Beschau- und
dem Wüchsenzcichcn eine Meistermarke mit
einem aus M und B zusammengesetzten
Monogramm, das auch als Merkzeichen
Melchior Baiers auf den zugleich mit der
Stempelung seitens der Meister 1541 cinge-
ftihrten Goldschmiedstafeln erscheint. Für
ein Mitglied etwa der Goldschmicdsfamilic
Bauch (s. d.), der im übrigen wohl die in
Rosenbergs Buche „Der Goldschmiede Merk-
zeichen“ ( No. 1249) unter Melchior Baiers
Namen vereinigten Werke auch nach der
Meinung unseres besten Kenners, eben des
Verfassers jenes Buches selbst, zugcteilt wer-
den müssen, ist aber die Arbeit nach Aus-
weis ihres Stiles, ihrer ganzen Art enschie-
den zu früh.
Nach 1551 hören wir nichts mehr von B.
bis zu seinem Tode, der nach Dopplmayr
am 3. 8. 1577 erfolgte. Das offizielle Toten-
buch von 1576/79 im Nürnberger Kreis-
archive enthält auf Bl. 132 zum 6. August
1577 die Notiz: „Der ersam Melchior Bair
der eher, goltschmidt in Sant Egidiengassen“
und nennt damit wohl den Tag des Begräb-
nisses. Nur ein Sohn „Jobst Bair, instrumen-
tist“ (also Instrumentenmacher) überlebte
ihn und trat das für die damalige Zeit und
für handwerkliche Verhältnisse nicht unbe-
trächtliche Erbe an, das nach Begleichung
aller Passiva noch 1852 fl. 7 h 9 ^ betrug.
Wie in bezug auf sein Leben bleibt auch
hinsichtlich der Arbeiten B.s noch vieles, ja
fast alles dunkel oder unsicher. Wenn, wie
cs den Anschein hat, in der Tat sowohl die
Silberarbeit am Krakauer Altar als auch die
wundervolle Münchener Schale von B. her-
rühren, so muß er ein vielseitiger Künstler
und ein Meister in den verschiedensten Tech-
niken gewesen sein. Der geistige Haupt-
anteil an dem Altar gebührt ja allerdings
Flötner, der sich dabei — vielleicht gemäß
365
Baier — Baiitsu
seines Auftrages — namentlich in den Dar-
stellungen aus dem Leben der Jungfrau Maria,
stark an Dürersche Vorbilder anlchnte. Für
den hochentwickelten Geschmack B.s zeugt
vor allem die Münchener Schale. Wie weit
er auch im einzelnen schöpferisch tätig ge-
wesen ist, das müßte eine besondere genaue
Untersuchung und die Auffindung weiterer
Werke des Meisters, die an der Hand der
oben erwähnten eingehenden Beschreibungen
Christoph Schcurls nunmehr in das Bereich
der Möglichkeit gerückt scheint, lehren. Mit
der Veröffentlichung dieses und anderen un-
gedruckten Materials über den Künstler ist
der Unterzeichnete zurzeit beschäftigt.
Archivalischc Quellen u. handschriftliche No-
tizen Marc Rosenbergs (s. o.), dem für seine
frdl. Unterstützung hiermit herzlichster Dank
gesagt sei. Ferner zu M. B.s Leben vgl. :
Neudörfers Nachrichten von Künstlern u. Werk-
leuten (Edition Lochncr) S. 125 u. 149. —
Heinrich Arnolds Verzeichnis der Nürnberger
Goldschmiede (1652, fortgeführt bis 1868) nach
der Hs. im Bayer. Gewerbemuseum hrsgg. von
Stockbauer als Beiträge zum VI. Bde. (1893)
der Bayerischen Gewerbezeitung. — Doppel-
mayr, Historische Nachricht S. 204. — Roth,
Geschichte des Nürnberger Handels I (1800)
S. 310. — Kunst und Gewerbe X (1876) S. 122
u. 123. — B o e s c h, Revers des Goldschmieds
M. B. von Nürnberg für Adam Grafen von
Beichlingen etc. in den Mitteilungen aus dem
german. Nationalmuseum I 164 f. — Derselbe,
ebenda II 162. — Th. Hampe in der Bayer.
Gcwerbczcitung X (1897) S. 30 f. — Derselbe,
Nürnberger Ratsvcrlässe I No. 3080 (der hier
u. a. vorkommende Daniel Engelhard war ein
ausgezeichneter Edelsteinschneider).
Vorzugsweise die Werke betreffend : Essen-
w e i n, Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der
Stadt Krakau (1866) S. 92 f. — Bergau
in der Zeitschrift für bildende Kunst XV (1880)
S. 18 (hier werden, um die Frage hinsichtlich
Albrecht Gliras zu lösen, 2 verschiedene Altäre
konstruiert). — Marian Sokolowski,
Hans Sues von Kulmbach. Krakau 1883, S.
115 — 116 (in polnischer Sprache) ; vgl. dazu :
Derselbe im Repertorium für Kunstwissensch.
VIII 418. — Bode, Geschichte der deutschen
Plastik (1887) S. 189. — Jahrbuch der Kunst-
sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses X
(1889) No. 5862. — D o m a n i g, ebenda XVI
(1895) 2, dazu Anm. 3. — Marc Roscn-
berg, Der Goldschmiede Merkzeichen (1890)
S. 236 und No. 1249 d (vgl. im übrigen oben
und unten Meinrad Bauch d. ä.). — Mum-
menhoff, Das Rathaus in Nürnberg (1891)
S. 283, 286. — Odrzywolski, Die Renais-
sance in Polen (1899) S. 6 u. Taf. 11 u. 12
(gute Abbildungen des Krakauer Altars). —
Gazette des Beaux-Arts 1901 I 423. — Leo-
nard Lepszy, Krakau (Berühmte Kunst-
stätten No. 36) S. 130 (Abb.) u. S. 132. — (F.
T. Schulz), Katalog der histor. Ausstellung
der Stadt Nürnberg (1906) No. 365. — Pear-
trec im Burlington Magazine No. XLIV (No-
vember 1906) S. 117 f. (daselbst auch leidliche
Abbildung der Münchener Schale). Th. Hampe.
Baier, Michel, Gcschützgicßcr zu Riga,
goß 10 reichverzierte Kanonen in den Jahren
1566 — 1582, die 1837 von Riga nach Peters-
burg geschafft wurden, und von denen das
kaiserliche Arsenal zu St. Petersburg noch
drei Stück mit den Daten 1566, 156S und
1575 bewahrt.
Champeaux, Dictionnaire des fondeurs
etc. — Meyer, Kstlerlex. II 549. Th. Hampe.
Baier (Bair), Nikolaus, Bildschnitzer,
wurde am 8. 7. 1503 in Nürnberg Bürger und
zahlte dabei 4 fl. Stadtwährung als Steuer.
G ü m b e 1 im Repertor. f. Kunstwiss. XXIX
333.
Baier, s. auch Bair, Bayer, Bayr, Beyer,
Fair etc.
Baierle, s. Bayerle.
Baietti, Antonio, s. Antonio Baietti.
Baignol, £ t i e n n e, namhafter Porzcllan-
fabrikant zu Limoges, gcb. um 1740, t 1824,
begründete 1797 die erste große Porzcllan-
fabrik in Limoges, nachdem er vorher die
Fabrik de la Scynie in Saint-Vrieix geleitet
hatte. Er lieferte zahlreiche Biskuits, die
sich durch Schönheit der Masse wie durch
künstlerische Ausführung auszeichnen. Aus
seiner Fabrik gingen namentlich hervor: Sta-
tuetten, Vasen, der verschiedensten Form u.
Dekoration, zierliche Karaffen, Schalen in
Gondelform, Schmuckkästchen, Tintenfässer,
zahlreiche Kaffeeservice usw.
Röun. d. soc. d. beaux-arts XXV 458 — 67.
Baiitsu, Gö (Künstlername) des Y a m a-
moto B. (Jj
eines japanischen Malers der neuchincsischcn
Schule (1770 — 1857). Na (eigtl. Name) Ryö
Meikei (
Azana (Beiname) Meikyö oder
0p
). Geb. in Nagoya,
studiert die Meister der Chin. Yuan-, Ming-
und Ch’ing-Dynastien, außerdem Nakabayashi
Chikudö (s. d.), dem er nach Kyoto folgt,
t Ansci 4. Jahr, 1. Monat, 2. Tag = 27. 1.
1857, 68 Jahre alt. Unter Baiitsus Werken
— Landschaften, Figuren-, Tier- und Pflan-
zenbildern — stehen reiche, phantastische
Pflanzenkompositionen obenan, die er mit
größter technischer Meisterschaft ohne die
übliche Kohlenvorzeichnung entwarf. Re-
produktionen seiner Bilder Kokkwa H. 132,
Selccted relics of jap. art XII 37, XIII 40.
XV 37, XVI 37. — Nanshü - Mcigwaen
(Tökyö, Shimbi Shoin) H. 2. H. 12.
Hist, de l’art du Japon S. 215. — Ander-
son, Cataloguc S. 191. — Dai Nihon jimmei
jisho (5. A., Tökyö 1903) S. 2057. — Karo-
kawa ctc., Honchö gwaka jimmei jisho (17.
A., Tökyö 1903) S. 165. — A s a o k a, Kogwa
Bikö (Tökyö 1903) S. 1285. — Yokoyama,
Bijutsu meika shöden S. 190 (Osaka 1901). —
Fujioka, Kinsei kwaigwashi (4. A„ Tökyö
1906) S. 205, 206. — Y o k o i, Nihon kwai-
gwashi (Tökyö 1901) S. 174. — Kosugi etc.,
Dai Nihon meika zensho (2. A., Tökyö 1903) S.
743. — Kohitsu, Dai Nihon shogwa jimmei
jisho (3. A., Tökyö 1903) S. 273. O. Kümmel.
366
V
ÜHMÜ
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Baikoff — Bail
Baikoff, Fcodor. russ. Maler, geb. 1825
in Petersburg, + 1879 in Tiflis, Schüler der
Petersburger Akad., malte ansprechende Land-
schaften und Genrebilder aus Südrußland.
In Tiflis hat er die Kathedrale und das Stadt-
tlieater mit Gemälden ausgestattet. Zwei
Landschaften des Künstlers befanden sich
auf der Jubiläumsausstellung in Wien 1888.
Zeitschr. f. bild. Kunst. Chronik 1873. S. 388.
Singer, Kstlcrlex.^ W. Neumann.
Bail, Antoine, französ. Maler, geb. am
8. 4. 1830 in Chasselay (Rhone), Vater des
Joseph und des Franck B., ausgebildet 1844
t>is 1845 und 1853 — 54 an der Ecole des B.-
Arts zu Lyon, debütierte im Salon von Lyon
1864 — 65 mit einem Interieur d’atelier, dem er
1857 zwei Stillcben folgen ließ; den Pariser
Salon 1861 beschickte er mit dem Bilde „Les
Ceriscs“. Seitdem hat er in Paris und Lyon
zahlreiche Interieurs und Stillcben, seltener
Landschaften ausgestellt. Seine fein durch-
geführten und breit gemalten Gemälde stellen
meist häusliche Szenen aus dem Leben der
Landleute und der kleinen Handwerker vor
Augen. Seit 1876 in Paris ansässig, ist B.
bis jetzt mit folgenden Hauptwerken in öf-
fentlichen Galerien vertreten: Le petit pein-
tre und La fanfarc de Bois-le-Roi (Salon
de Lyon 1881, Mus. zu Lyon), Soldat Louis’
XIII. (Mus. zu Montpellier), La soupe (Sa-
lon de Paris 1875, Mus. zu Pau), Tisserand
normand (Mus. zu St. Eticnne), Le dimanchc
en Auvergne (Salon de Paris 1894, Mus. zu
Washington). Außerdem seien noch genannt
die Gemälde : Aubergc de Normandie ( Salon de
Paris 1882), Cour de ferme ä Champagne
(Salon de Paris 1890 Artistcs franqaisl, Brie ä
brac( Salon de Paris 1891), Le pain bdnit (Salon
de Paris 1892), L’ecuclle vidc (Salon de Paris
1897). Ferner hat er einige Radierungen ver-
öffentlicht. Seine Signatur ist in der Regel
„BaiV‘ oder ,A. Bail", (die beiden Initialen
zum Monogramm verschlungen).
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistcs
u. Suppl. — Gaz. des B.-Arts I. per., V 265, 338;
VII 242; X 40; XVI 220; XVIII 285; XX 36S.
— Bulletin des B.-Arts I 178. E. V.
Bail, Franck, französ. Maler, geb. am
15. 8. 1858 in Paris, Schüler seines Vaters
Antoine B. und später von Gerome, seit 1876
in Paris ansässig, debütierte im Pariser Sa-
lon 1878 mit Poissons, sowie gleichzeitig im
Lyoner Salon mit Le pot au feu, denen er
dann zahlreiche Stilleben, Interieurs mit Fi-
guren und Porträts folgen ließ. Seine Arbei-
ten zeigen sorgfältigste Durchführung bei
breitem Auftrag und kühner Farbengebung.
Hauptsächlich erwähnenswert sind: Portrait
de mon pere (Salon de Paris 1886), Un enlu-
mineur d'imagcs (Exposit. universelle de
Paris 1889, mention honorable), Un coin de
cellier (Salon de Paris 1890 Artistes fran-
?ais), G. Dechaumo dans son atelicr (Salon
de Paris 1891, Trocadero-Museum), L’ecail-
lerc (Salon de Paris 1900, III. Medaille),
Meditation (Salon de Paris 1901), Interieur
auvergnat u. Interieur normand (1904, II.
Medaille), Interieur de ferme und Scrvante
ä la fontaine (Salon de Paris 1906). Er
lithographierte auch zwei Gemälde seines
Bruders Joseph B., s. dort. Seine Signatur
ist: Bail Franck.
Bellier-Auvray, Dict d. artistes, Suppl.
— Gaz. des B.-Arts I. p<5r„ XV, XVI, XXV. E. V.
Bail, Jean, s. Bail, Pierre.
Bail, Joseph, französ. Maler, geb. am 22.
1. 1862 zu Limonest (Rhone), Schüler seines
Vaters Antoine B., später von G6rome und
Carolus Duran, debütierte 1878 im Pariser
Salon mit einem Stillcben und gleichzeitig
im Lyoner Salon mit dem Stilleben: Les
huitres. Seitdem malte er außer Stilleben,
auch Genre-Interieurs und einige Tierstücke.
Seine wohlstudicrte, dabei breite Malweisc
und seine Kraft der Modellierung und des
Kolorits sichern ihm seinen Platz unter den
Besten der französ. zeitgenössischen Stilleben-
und jlntcrieurmalcr. Nachdem er sich dauernd
in Paris niedergelassen hatte, wurde er 1887
durch eine Medaille 2. Klasse, 1900 durch
eine goldene Medaille auf der Pariser Welt-
ausstellung und 1902 durch die medaillc d’hon-
ncur du Salon de Paris ausgezeichnet. Seine
Hauptwerke sind: Le verrc d’cau (Salon
de Paris 1883), Bibclots du Musee de Cluny
(Salon de Paris 1886, im Mus. zu Nancy),
Lc marmiton (Salon de Paris 1887), Oeufs
sur le plat (Salon de Paris 1891, Artistes
franqais, Mus. zu Lyon), Rcflets de soleil
(Salon de Paris 1895, Mus. zu Lyon), La
inenagerc (Salon de Paris 1897, Luxembourg-
Mus.), Les Joueurs de cartcs (Salon de Paris
1897, Pariser Stadtmus., Petit Palais), Unc
cendrillon (Salon de Paris 1900, Luxem-
bourg-Mus.), Les dcntclliercs (Salon de Pa-
ris 1902), Lc benedicite des hospitaliercs de
Beaune (Salon de Paris 1903), Pctites Alles
de l’Ue de Marken (Salon de Paris 1905), Unc
boulangerie cn Bretagne (Salon de Paris 1906)
etc. Er signiert: Bail Joseph. — Mehrere
seiner Arbeiten sind reproduziert worden:
Besognc faitc (Salon de Paris 1893) und
Les joueurs de cartes, lithogr. von Maurou ;
Bataille de chicns (Salon de Paris 1899),
lithogr. von Franck Bail; La scrvante (Salon
de Paris 1899), lithogr. von demselben und
gestochen von Lefort. Les dentelliercs, ge-
stochen von Focillon; Petitcs Alles de l’Ile
de Marken, gestochen von Chiquet.
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistes,
Suppl. — J. Martin, Nos pcintres et sculp-
teurs. — Les Arts 1904, No. 30, p. 3, 8. E. V.
Bail, die Brüder Pierre und Jean, fran-
zös. Architekten, die 1464 die Gewölbe der
Kapelle zu Kcrnasclcden (Morbihan, Ge-
meinde Caradcc-Tregomel) vollendeten laut
367
Bailardi — Baillarge
einer Inschrift im Altarraume dieser großen
Kapelle. Begonnen 1443, präsentiert sich
dieses Bauwerk in einem flachbogigen Flam-
boyantstile.
Bellier- Auvray, Dict, g6n. des artistes
u. Suppl. — Lance, Dict. des archit. fran$. —
Bauchal, Nouv. Dict. des archit. fran?.
Bailardi, E 1 1 o r c, Maler aus Bologna, +
1590, nur von Zani (Enc. mct. III 27) er-
wähnt H. V.
Bailardino di Perino da Modena, Ma-
ler in Modena um 1351, nur von Zani, Enc.
mct. XIII 301 erwähnt. **
Baildon, W. A., Landschaftsmaler in Lon-
don, stellte 1824 eine Ansicht von Edgcroft
und 1841 eine Landschaft in der R. Academy
aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 91. •*
Baile, Joseph, französ. Maler, geb. am 3.
9. 1819 in Lyon, t am 11. 3. 1856 daselbst,
ausgebildct 1833—39 an der dortigen Ecole
des B.-Arts als Schüler von Thierriat und ar-
beitete später bei Lepage. Nachdem B. dar-
auf in Lyon als Fabrikzeichner tätig gewesen
war, ließ er sich für längere Zeit in Paris als
Musterzeichner nieder, kehrte jedoch 1844
nach Lyon zurück, um sich nunmehr aus-
schließlich der Malerei zu widmen. Bereits
1840 hatte er die Lyoner Kunstausstellung mit
einem Porträt beschickt (falls dies nicht etwa
von der Hand eines gleichnamigen Künstlers
herrührtc) ; 1848 — 50 stellte er dann eine An-
zahl weiterer Porträts in Lyon aus, sowie spä-
terhin eine Reihe sorgfältig durchgeführter,
in leichten Farben gehaltener Blumcnstillcbcn,
ebenso auch in den Pariser Salons der Jahre
1848 — 51 und 1855. Neben einigen Bildnis-
zcichnungcn hat er nur etwa 15 Ölgemälde ge-
malt, darunter: Fleurs au pied d’un rocher
(18511 und: Nid d’oiseau et fruits (1853)
(beide im Museum zu Lyon), ferner Corbeille
de fruits (Pariser Weltausstellung 1855).
Seine Signatur ist: /. Baile oder /. Baile de
Lyon.
F. Gros, Baile peintre (Notiz u. Oeuvre-
Liste) in Revue du Lyonnais 1850, II 148. —
Le Salut Public de Lyon 15. 3. 1856. — B e 1 -
lier-Auvray, Dict. gen. — Revue univers.
des arts III 26. — E. V i a 1, Catalogue illustre
de l’Expos. rdtrospect. des Art. Lyonnais, Lyon
1904. E. V.
Baile, s. auch Baille u. Badile.
Bailey, Albert E., engl. Landschafts-
maler in Leicester, von 1890 — 1904 regelmäßi-
ger Aussteller in der Roy. Academy.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 91. •*
Bailey, E., Maler in I-ondon, stellte 1796 in
der Roy. Academy ein Porträt aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 91. **
Bailey, Edward Hodges, s. Baily,
E. H.
Bailey, G., Miniaturmaler in London, stellte
178C — 97 Herren- und Damenporträtminia-
turen in der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 91. **
Bailey, Mrs. Gervase, s. Levick, Miß
Ruby.
Bailey, Henry, engl. Landschafts- u. Fi-
gurenmaler der Gegenwart in Chclmsford,
stellte seit 1880 in der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 92. *•
Bailey, J., engl. Architekt in Lambeth, war
1803 — 1820 in der Roy. Academy mit Ent-
würfen für Villen und mit einem solchen für
ein Nationalmuseum vertreten.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 92. •*
Bailey, J., engl. Bildhauer in Paddington,
stellte 1851—61 eine Reihe von Porträtbüsten
hervorragender Persönlichkeiten, Gelehrten,
Militärs usw., und auch 3 Damenporträts in
der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 92. **
Bailey, John, engl. Radierer u. Zeichner
des 18. Jahrh., Autodidakt und später Agro-
nom, radierte in seiner Jugend für Hutchin-
son’s Histories of Northumberland and Dur-
ham 1781—84, Culley’s Observations on Life
etc. — Ein Exlibris für Geo. Allan, bezeich-
net: J. Bailey ft. 1780 wird von ihm sein.
Redgrave, Dict. 1878. — F i n c h a m, .Ar-
tists and Engravers of British and American
Bookplatcs, London, 1897.
Bailey, John W., geschickter Emailmaler
in London, stellte von 1859 — 97 eine Reihe
von Arbeiten in der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 92.
Bailey, Vernon Howe, amerikan. Zeich-
ner der Gegenwart, Schüler der Pennsylvania
School und der Academy of Fine Arts in
Philadelphia. Viele seiner flotten und siche-
ren Skizzen alter Architekturen und moder-
nen Straßenlebcns aus London, Oxford und
Cambridge sind in Studio XXV, XXXI,
XXXIII abgebildet. **
Bailey, W h i t m a n, amerikan. Illustrator,
geb. am 2. 4. 1883 in Providencc, R. J., stu-
dierte am Pratt Institute, Brooklyn, N. Y.
Hat sich in New York niedergelassen. Viele
Illustrationen von ihm in den laufenden Num-
mern der besten Monats- u. Wochenschriften,
auch in Büchern, z. B. in Maurice Hewlett's
„A sacrifice at Prato“. Edmund von Mach.
Bailget, Jacop, wird als Freimcister 1423/4
in der Gentcr Malergilde zugelassen.
V. van der Haeghen, Mem. sur des do-
cuments faux, Bruxelles 1899 p. 52.
Baili, s. Badile.
Baillargfi, Alphonse Jules, Architekt
in Tours, geb. in Mclun, Schüler von Duban,
stellte in den Pariser Salons aus: Pläne zur
Wiederherstellung der Basilika Saint-Martin
zu Tours (1875) ; Chateau de Loches (1876) ;
Entwurf zu einem Grabdenkmal des Abtes
Gueranger für die Kirche zu Solesmes (1S77).
Er leitete die Restaurationsarbeiten am
Schlosse zu Blois.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Gaz. d. beaux-arts 1873. 1. p. 570 ; 1875. 2. p.
132. V -
368
BaiUart — Baillie
Baillart oder Biilart, Charles, französ.
Werkmeister und Steinmetz („expert jure du
roi et maitre magon du conn^table de Mont-
morency“), war laut Vertrag vom 10. 8. 1540
an der großen Treppe des Schlosses Fontaine-
bleau mitbeschäftigt. Er wird zuletzt 1554
erwähnt. Nach L. Palustre (la Renaissance)
soll er 1581 — 1560 als erster Architekt am
Schlosse zu Ecouen tätig gewesen sein und
die Pläne dazu gefertigt haben.
Baucbal, Dict. d. archit. frans. H. V.
Baiile, Alexander, s. Baillie.
Bail Le, Edouard, französ. Historien- und
Porträtmaler, geb. in Besangon am 14. 10.
1814, f daselbst am 22. 5. 1888, Schüler von
Picot, stellte von 1837 — 1885 im Salon aus.
Das Museum seiner Vaterstadt bewahrt die
„Fun^railles de s. S^bastien“ und mehrere
Porträts von seiner Hand.
Belüer-Auvray, Dict g£n. — Richesses
d’art, Prov. Mon. civ. V 88, 89, 260. — Ber-
ge r e t, Le peintre Ed. Baiile etc. Besangon
1891. — A. F. D u c a t, Le peintre Ed. Baiile
et son oeuvre. Besangen 1891. **
Baiile, Louis, französ. Kapuziner und
Maler von Besangon, genannt: Pöre Raphael,
stellte von 1885 — 1899 wiederholt im Pariser
Salon Interieurs und landschaftliche Motive
aus. In der Bibliothek zu Besangon von ihm
2 Zeichnungen nach alten Porträts. *•
Baiile, Pierre, Goldschmied in Paris,
wurde Meister 1646. Von ihm eine Vase im
Catal. Pichon, Paris 1878 p. XI und 29. ab-
gebildet.
Notiz von M. Rosenberg. •*
Baillenil, s. Baiile ul.
Baillet, Architekt in Paris („architectc du
roi“), 18. Jahrh., erbaute das hötel de Brunoy,
faubourg Saint-Honore.
Bsuchal, Dict d. Archit. frang. H. V.
Baillet, E r n e s t, französ. Landschafts-
maler in Paris, stellte von 1877 — 1897 im
Salon aus.
Belüer-Auvray, Dict. g<n. SuppJ. **
Baillet, Marie Caroline Elisa, Com-
tesse de, Malerin in Antwerpen, geb. 1821,
t 1879, Schülerin von Swerts und Guffens,
malte die Wandbilder in der chapelie des en-
fants de Thospice zu Antwerpen.
S i r e t, Dict. d. peint. 3. Ausg. Suppl. H. V.
Baillet, Nicolas, Bildhauer und Maler in
Paris, 1689 urkundlich als Meister und Werk-
stattbesitzer erwähnt.
L a m i, Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV
(1906). S. l-ami.
Baillet, Pierre, französ. Bildhauer, An-
fang des 15. Jahrh. urkundlich in Dijon ge-
nannt.
L a m i, Dict, des sculpt. 1898. R.
Bailleul, B a u d o u i n oder Baudccon
de, Maler von Arras, erhält 1419 — 1420
Bezahlung für Bemalung des herzoglichen
Sitzes im Ratssaal daselbst mit Wappenschil-
den. Er ist wohl identisch mit dem gleich-
namigen Maler, der 1448 für Philipp den
Guten Teppichmuster lieferte.
L. de Laborde, Les ducs de Bourgogne I
164, 172, 394. — Rcun. d. soc. d. beaux-arts XIII
229. — Kraram, De Levens en Werken I.
H. V.
Bailleul, F., französ. Porträt- und Land-
schaftsmaler des 18. Jahrh., nur bekannt durch
einen Stich des B. Picart nach ihm, darstel-
lend den Erzbischof von Cambrai de la Motte
Fenelon, ferner durch einen solchen des C.
Duflos mit dem Porträt eines Bischofs und
einige Landschaftsstiche von Le Bas.
Heinecken, Dict. d. artist. 1788 (hier
Baillenil genannt). H. V.
Bailleul ( Baillicul ), Francois, französ.
Kupferstecher, um 1720 — 1748 in Paris tätig.
Man kennt von ihm einige Blätter mit Dar-
stellungen der Feierlichkeiten bei der Krö-
nung Ludwigs XV., eine Ansicht der festlich
beleuchteten rue da la Ferronerie nach A.
Siodtz usw. Außerdem hat er verschiedene
geographische Karten gestochen.
Ein jüngerer Bruder von ihm, Nicolas B.,
gleichfalls Stecher, war 1742 an dem großen
Plan von Paris mitbeschäftigt, eine Schwe-
ster beider, Marie B., stach für die Verleger-
werke ihres Vaters Gaspard Bailleul.
Heinecken, Dict. d. artist. 1788 (unter
Baillenil). — Meyer, Kstlerlex. II. — Por-
talis-Beraldi, Les Graveurs du XVIIIe
sicclc, Appendice. P. A. Lemoisne,
Bailleul, Marie u. Nicolas, s. Bailleul ,
Frangois.
Bailleul, Pieter, s. Bailliu.
Bailleur, s. Baellieur.
Bailli, Jean, Ornamcntbildhaucr, arbeitet
1324 am Karthäuserkloster von Val-Saint-
Esprit-de-Gosnay in Artois.
L a ro i, Dict. des sculpt. 1898. R.
Bailli, s. auch Bailly.
Baillie, Alexander, wenig bekannter
schottischer Stecher, 1764 in Rom, später in
Edinburgh. Erwähnt werden von ihm die
Stiche der Sta. Cecilia und der hl. Familie,
beide nach Francesco Imperiali, ferner einige
Porträts, darunter dasjenige des Arztes Rob.
Simon, datiert 1778.
Redgrave, Dict. of artists. — Meyer,
Kstlerlex. II 549. — Graves, Society of Ar-
tists 1760—91. *•
Baillie, William, engl. Amateur-Radierer
ttnd Kunsthändler, gewöhnlich „Captain Bail-
lie“ genannt, geb. in Kiltbride (Carlow) am
5. 6. 1723, f im Dez. 1792 in London. Er
war einige Jahre Militär, kämpfte auch in
Deutschland, muß aber schon während seiner
Militärzeit die Radierkunst geübt haben, da
man ein Blatt, Porträt des Grenadiers J. Goi-
ding, mit dem Datum 1753 von ihm hat. Von
1760—79 fertigte er Jahr für Jahr einige
Werke in Ätz-, Kreide-, Tusch-, Schab- und
Farbenmanier, das Beste aber leistete er wohl
in seinen Schabkunstblättern. Eine Reibe von
Arbeiten bezeugen seinen Aufenthalt in Rom
Künsticriexikon. Bd. II.
369
34
Baillieu — Bailliu
1759 — 63. Er hat sich offenbar an Rem-
brandts Radierungen geschult und in seinen
Blättern oft eine gewisse äußerliche Ähnlich-
keit mit denen Rcmbrandts erreicht, freilich
in der Wirkung des Plattcngrades und der
Schatten meist zu viel getan.
Baillic war sein eigener Verleger. Seine
Werke erschienen zuerst einzeln, nachher ge-
sammelt in zwei Foliobänden, von welchen
jeder einige 50 Bll. enthält, und die er für
33 Pfund Sterling 6 Schilling verkaufte.
Dreizehn oder vierzehn Stücke sind nach
Baillics eigener Erfindung, die andern nach
verschiedenen italienischen, holländischen u.
brabantischcn Meistern, die er sehr verstän-
dig wiedergegeben hat. Das früheste Datum
auf den Bll. ist 1753, das späteste 1787. Mit
dem Verlag seiner Kupferstiche verband er
einen ausgedehnten Kunsthandel und hatte
dabei zugleich die günstigste Gelegenheit zum
Anlegen einer eigenen Privatsammlung. Die
ihm ehemals zugehörigen Handzeichnungen
und Kupferstiche führen sein mit der Feder
aufgezeichnetes Monogramm, das bei heuti-
gen Versteigerungen ein Attestat guter Her-
kunft ist und den Marktwert erhöht.
An seinen Kupferstichverlag und Kunst-
handel knüpft sich ein kunsthistorisch sehr
merkwürdiger, fast unglaublicher Umstand:
die Verstümmelung der Rembrandtschen Kup-
ferplatte, die unter dem Namen „das Hun-
dertguldcnblatt“ weit und breit berühmt ist.
In stark abgenutztem Zustande hatte er die
Platte von einem Mr. Grecnwod übernommen,
stach sic wieder auf und machte Abdrücke
von der wiederaufgestochenen Platte, die auf
gewöhnlichem Papier den Pränumcranten für
4, den Nichtsubskribenten für 5 Guineen (die
auf chinesischem Papier % Guinee teurer)
verkauft wurden. Diese Neudrucke haben
nichts mehr von dem zauberischen Total-
effekte der früheren Drucke, sondern eine
harte, klecksige Wirkung. Um seinen Neu-
drucken hochgeschätzten Vorzug der Seltenheit
zu bewahren, machte B. davon nur eine ge-
ringe Anzahl, und beging nachher die von
seiten eines Kesselflickers erklärliche, aber
von seiten eines Kupferstechers unbegreifliche
Grausamkeit, daß er die Platte in vier Stücke
verschiedener Größe zerschnitt, die er einzeln
abdrucktc und ebenfalls unter seine gesam-
melten Werke aufnahm.
A Catalogue of prints engraved by Capt. W.
Baillie etc. London, by Boydell. 1792, 2 vol. fol.
— Le Blanc, Manuel I 119. — Meyer, Kst-
lerlex. II 549 (mit ausführl. Oeuvre, von E.
Kolloff). — Redgrave, Dict. of Artists, IS?'’.
**
Baillieu, C h r e t i c n, Maler, wird 1738 als
von auswärts kommend in die S. Lukasgildc
zu Brüssel aufgenommen ; lebt noch 1744.
S i r e t, Dict. d. peintres. 3. Ausg. H. V.
Baillieu, d c, s. auch damit verbundene Vor-
namen.
Baillieul, s. Bailleul.
Baillieur, s. Baellieur.
Baillif, Rene, Architekt in la Fleche, er-
hält am 14. Ö. 1703 den Auftrag zur Wieder-
herstellung des großen Portals seiner Priorei
von Sainte-Colombe. Der Entwurf wird auf-
bewahrt in den Archiven des Schlosses Cha-
vigne bei Brion.
C. Port, Artist, angev. 1881. H. V.
Bailliu, Barend de, belg. Kupferstecher,
geb. zu Antwerpen, getauft daselbst am 3. 5.
1641, trat als Meisterssohn 1662/3 in die St.
Lukasgildc. Im Verlage von G. G. Rossi in
Rom sind alle seine Kupferstiche herausge-
kommen ; man darf daher annchmcn, daß er
sich lange in Rom aufhielt. In der damals
hier bestehenden nordischen Schildcrsbent
hatte er den Beinamen Hemel (Himmel).
Er war, wie cs scheint, ebensosehr Maler
als Kupferstecher und bildete sich in letzterer
Eigenschaft wohl nach Cornelis Bloemaert,
der gleichzeitig mit ihm in Rom lebte. Ohne
den schönen und brillanten Grabstichel dieses
Meisters zu haben, betätigte er sich doch mit
gutem Erfolg u. hintcrließ eine kleine Anzahl
schätzbarer Blätter. Er soll aus Rom in die
Heimat zurückgekchrt und daselbst gestorben
sein; es wird aber nicht gesagt, wann und wo.
Die Namcnuntcrschriftcn auf seinen Kupfer-
stichen lauten sehr verschiedenartig: Bernard
Baleu, de ßalcu, de Bailliu, Baliu und Balliu.
Sein Hauptblatt sind die fünf von Clemens
X. am 12. 4. 1671 kanonisierten Heiligen in
einer Reihe nebeneinander: der h. Kajetan
von Thiena, der hl. Franciscus Borgia, der hl.
Philippus Benizzi, der hl. Ludwig-Bertrand
und die hl. Rosa de Santa Maria. — gr. fol.
Meyer, Kstlcrlcx. (mit Oeuvreverzeichnis).
Notizen von H. Hymans. R.
Bailliu, Cornelis, s. Balliu.
Bailliu (oder Bailleul), Pieter de, belg.
Kupferstecher, getauft zu Antwerpen am 1.
5. 1613, und daselbst 1629 in die St. Lukas-
gilde aufgenommen. Er lernte in seiner Va-
terstadt und ging dann nach Italien. Sand-
rart, der sich damals in Rom aufhiclt, spricht
rühmend von ihm und gebrauchte ihn mit
mehreren anderen niederländischen, französi-
schen und italienischen Stechern für die Aus-
führung der Kupfcrplatten zur Galleria Giu-
sliniana (1631). P. de Bailliu verweilte ziem-
lich lange in Rom; er arbeitete daselbst noch
1637. Später ging er nach Antwerpen zurück
u. gehörte hier in den Jahren 1640 — 1660 zu
den namhaften und vielbeschäftigten Mei-
stern seiner Kunst. Man könnte ihn für einen
Schüler des Schelte ä Bolswcrt halten, dessen
Behandlungsweise seine Stiche augenschein-
lich zur Grundlage haben. Er bediente sich
ausschließlich des Grabstichels, freilich nicht
mit der Kraft und Geschicklichkeit jenes
Meisters, an die er niemals nahe hinankommt,
doch bisweilen ziemlich glücklich erinnert,
370
Bailliu
zumal in seinen besten Bll., als: Jakobs Ver-
söhnung mit Esau und Die Hochzeit der Epi-
damia, nach Rubens ; Der gekreuzigte Christus
und Der eingeschlummerte Rinaldo, nach A.
van Dyck ; Der tote Christus auf dem Schoß
der Maria, nach Annib. Carracci, den er be-
greiflicherweise in seine heimische Sprache,
d. h. in die Rubenssche Schulmanier über-
setzte. Zu den von E. Kolloff (s. unten) an-
geführten 103 Stichen fügte Lerius (s. unten)
noch ein Kleinfolioblatt hinzu mit der Dar-
stellung des hl. Franz Xaver im Gebet, be-
zeichnet: Theodor, ä Tulden delin. — Petrus
de Bailluc fecit et excudit. Sein Todesjahr
ist unbekannt. Er schreibt seinen Namen auf
sehr verschiedene Art: P. de Bailleu, P. de
Bailliu, P. de Bailtieu, P. de Baillue, Balieu,
P. Baileu, P. de Balliu, so daß man nicht
weiß, welche unter diesen Varianten vorzu-
ziehen ist.
E. Kolloff in Meyers Kstierlex. II 556
(mit ausführl. Oeuvre). — H. H y m a n s, La
gravure dans l’ecole de Rubens p. 465. ■— Le-
rius, Biogr. d'artistes anversois, I 196 ff. **
Bailliu, Pieter de, d. Jüng., Grisaillen-
maler, getauft am 27. 5. 1644 in Antwerpen,
t um 1727 daselbst, Sohn des Obigen, war
lange in der Fremde und trat erst 1689 als
Freimeister in die Antwerpener St. Lukas-
giide. 1708 malte er für das kleine Kollegium
im Stadthaus die zwei Wandbilder, Gerechtig-
keitsdarsteilungcn in überlebensgroßen Figu-
ren und grau in grau. Auch in die Stilleben
Antwerpener Blumenmaler soll er nach J. C.
Weyerman (s. unten) zierliche Vasen in Gri-
saille gemalt haben. Von einem Christusbilde
des Künstlers spricht Weyerman allerdings in
sehr geringschätzenden Worten.
Campo Weyerman, De Levensbeschry-
vingen etc. III 230. — F. J. van den Bran-
den, Geschiedenis der Antwerp. Scbildcrschool
949/50. — Lerius, Biographies d’artistes an-
vers. I 205. •*
Bailion, Jean, französ. Bildhauer in Rom,
wo er nach Deseines „Rome moderne“ vor
1718 (dem Erscheinungsjahre dieses Buches)
für S. Giovanni in Laterano eine Statue des
hl. Philipp ausgeführt haben soll.
D u s s i e u x, Les Art. frang. ä l’dtrangcr,
p. 488. .S. Lami.
Baillon, Nicolas de, französ. Bildhauer,
ist nach den Baurechnungen 1537 — 1540 am
Schloß von Fontainebleau beschäftigt.
Lami, Dict. des sculpt, 1898. R.
Baillon, Nicolas de, Werkmeister in
Amiens, gibt mit Jean Bullant und Ant. Lom-
hart 1562 ein Gutachten über die Wiederher-
stellung des 1561 niedergebrannten Beffroi ab.
— Vielleicht identisch mit dem Vorhergehen-
den.
Biuchal, Dict. des archit. frang. R.
Baillot, Charles, Kupferstecher, geb.
1791 in Neufchätel, f am 18. 6. 1824 in Rom.
Evang. Pfarrbuch Rorn. Fricdr. Noack.
Baillou, s. Bailliu.
- Bailly
Baillu, Ernest Joseph (auch Bailly
genannt), Maler, geb. zu Lille am 17. 10. 1753,
f in Gent 1828. Studierte zuerst an der Aka-
demie von Gent und entlehnte dort den vlä-
mischen Kunstcharakter, der seine ganze Tä-
tigkeit beherrscht und der nur wenig von den
französ. Einflüssen, die er während seines
Aufenthalts in Paris empfing, berührt wurde.
Dort vollendete er seine Studien, nachdem er
in Gent und Antwerpen gearbeitet hatte. An
der Kunstakademie in Paris blieb er nur
zwei Jahre (1775 — 77), dann kehrte er nach
Gent zurück und hatte dort viel Erfolg, nach-
dem er vier Porträts des Kaisers Leopold II.
und ein Porträt von Marie Christine von
Österreich gemalt hatte. 1792 erhielt er von
der Genter Akademie einen Preis für seinen
Ödipus auf Kolonos. Dieses Werk veran-
laßte ihn, sich fast ausschließlich der Histo-
rienmalerei zu widmen. Auch war er ein ge-
schickter Landschafter. Für seine Allegorie:
„Die Geburt des Königs von Rom“ erhielt er
1811 von der Genter Akademie eine goldene
Medaille. Gleichfalls errang sich Baillu eine
Berühmtheit in der Dekorationsmalerei und
in der ornamentalen Ausschmückung von In-
nenräumen, ohne jedoch nennenswerte Ar-
beiten in diesem Genre hinterlasscn zu haben.
Baillu stellte von 1796 ab im Salon von Gent
eine Anzahl Landschaften (öl) und Aquarelle
aus, in denen er mit Geschick Landschaften
und Genreszenen mit mythologischen Alle-
gorien verband. Diesem letzteren Genre ent-
nahm er auch die Motive zu seinen oben er-
wähnten Kamin- und Türdekorationen.
Biogr. nat. de Belgique. — Meyer, Kstierlex,
G. Geffroy.
Baillu, s. auch Bailliu u. Bailly.
Bailly, Adolphe, französ. Genrcmaler,
stellte in den Pariser Salons 1846 — 1848 aus.
Bellier-Auvray, Dict g&a. H. V.
Bailly ( Bally ) , Alexandre, französ.
Porträtmaler, geb. 1764 zu Paris, Schüler Da-
vids, tätig zuerst in Nimes, später in Mar-
seille. Im Mus. zu Orleans befinden sich von
ihm die Bally signierten Bildnisse von M. und
Mtne Crette (1798).
S i r e t, Dict. d. peintres. 1883. — Invent.
gen. d. richesses d’art de la France. Prov. monum.
civ. I 75. H. V.
Bailly, Antoine Nicolas Louis, fran-
zös. Architekt, geb. 1810 in Paris, wo in den
Jahren 1860 — 66 mehrere öffentliche Gebäude
von ihm aufgeführt wurden, + 1892. Schüler
der Ecole d. beaux-arts. Seine hauptsächlich-
sten Werke sind: das tribunal de commerce,
die mairie du IVe arrondissement, die hötels
Schneider, Montmorency-Luxembourg und
marquis de Ganay. Außerdem war er mit
bedeutenden Arbeiten namentlich an der
Kathedrale von Botirges beschäftigt, erbaute
den Turm der Kathedrale von Valencc und
restaurierte die Kathedrale von Digne, sowie
das Haus des Jacques Coeur in Bourges. B.
Bailly
wurde 1891 an Stelle Meissoniers zum Prä-
sidenten der Pariser Akad. ernannt.
D e 1 a i r e, Les architectes cleves etc. Paris
1907 p. 160. — Bellier- Auvray, Dict. gen.
u. Suppl. — Chronique d. arts 1892 p. 13 (Ne-
krolog). — A. A n c e 1 e t. Notice sur A. N.
Bailly. Paris 1893. H. V.
Bailly, Charles Eloy, französ. Bild-
hauer, geb. am 7. 1. 1830 in Remenoville, + im
September 1895 in Paris. Ausgebildct seit
1855 unter Robinct an der Ecole des B.-Arts,
blieb dauernd in Paris tätig, stellte 1863 zum
ersten Male im Salon aus (Gipsstatue des hl.
Sebastian) und wurde im Salon 1867 prä-
miiert für seine Gipsstatue „La besace“ (nach
Lafontaine). Unter seinen spätem Werken
sind bemerkenswert: Junge Römerin am Al-
täre der Fortuna Virilis (1808, Gipsstatue),
Amphorenträgerin ( 1869, Gipsstatue) , Grabmal
mit Medaillonbildnis des Bildhauers Jean
Bart. Daumas auf dem Montparnasse-Fried-
hofe zu Paris (1879), Marmorbüste des Ed-
mond Valentin (1881, Besitz des französ.
Staates), Statue der Stadt Brest (1881, am
Pariser Hotel de Ville), Gipsbüste Garibaldis
(1882, im Pariser Hotel de Ville), bronzene
Dcnkmalstatue des Abbe Gregoirc in Lune-
ville (1885), Bronzebüste der Mme Julie
Kicffcr-Grandidier auf dem Pere Lachaise
(1887), Chiromantie (Gipsgruppc, Salon 1892),
Diogenes (Salon 1895).
Bellier-Auvray, Dict. g£n. d. Artistes
u. Suppliment. — Richesses d’Art, Paris, Monum.
civils, III 13, 50, 356 f. — Nouv. Arcb. de l’art
franqais 1897, p. 106. — Pariser Salon-Katal.
1863 — 95. — Chron. d. Arts 1895, p. 296. 5. Lami.
BaUly, Charles Franqois, französ.
Bildhauer, geb. in Tarare (Rhone), Schüler
des Joseph Fabisch, stellte im Pariser Salon
1886 eine „Amphitrite“ aus (Terrakotta),
1895 eine Marmorstatue Duphots (für die
Rhönepräfcktur), 1899 die Marmorstatue
eines Erdarbeiters mit der Hacke, 1903 die
Gipsstatue eines Kugelspielcrs, 1906 die Mar-
morgruppe „Das Echo und die Welle“.
Pariser Salon-Kataloge 1886 — 1906. 5. Lami.
BaUly, Claude, Maler in Paris, läßt am
26. 9. 1655 einen Sohn taufen und wird am
18. 5. 1662 in die St. Lukas-Akad. daselbst
aufgenommen.
J a I, Dict. crit. 2« 6dit. 1872. — Revue univers.
d. arts XIII 327. H. V.
BaUly, David, Sohn des Pieter Bailly,
geb. in Leiden 1584, lernte bei seinem Vater,
bei dem Kupferstecher Jacques de Gheyn, bei
Adr. Verburch und kam 1601 nach Amster-
dam zu Com. van der Voort, der ihn zu
einem tüchtigen Porträtmaler ausbildete.
Bis etwa 1607 blieb er dort, kam dann wieder
nach Leiden und machte 1608 eine längere
Reise über Hamburg, wo er etwa ein Jahr
blieb, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg, durch
Tirol und über Venedig nach Rom, zog
aber bald wieder für einen fünfmonatlichen
Aufenthalt nach Venedig und kehrte von
dort wieder denselben Weg entlang heim-
wärts. Unterwegs hatte er viel für hohe
Herrschaften zu malen, u. a. für den Herzog
von Braunschweig und die Grafen von Sti-
mm, Lippe, Schaumburg und Oldenburg.
Erst 1613 kam er wieder nach Leiden, wo er
als Porträtmaler geschätzt wurde. So war
er 1626 Joris van Schooten behilflich bei des-
sen erstem Schützenstück. Namentlich war
er aber tätig in Universitätskreisen, und meh-
rere seiner Professorenporträts sind gestochen
von W. Jz. Dclff, C. van Dalen, S. Savry, J.
Suyderhoeff, H. Danckerts u. a. Am 23. 0.
1626 reichte er eine Bitte ein, von den Schüt-
zendiensten befreit zu werden, da er beab-
sichtige, sich außerhalb Leidens niederzulas-
sen, welche Bitte aber abgeschlagen wurde.
Bei der Vorbereitung zur Gründung einer
Malerzunft in Leiden, 1642, war er beteiligt,
und 1648 war er Hoofdman. Am 3. 5. 1642
heiratete er Agneta van Swanenburgh. Er
soll in Leiden 1657 gestorben sein. Von sei-
nen seltenen Bildern sind zu erwähnen die
Porträts von Maria van Reygcrsbergen
(1626) in Amsterdam, des Prinzen Ulrich
von Dänemark (1627) in der Sammlung Ko-
now in Kopenhagen, von Ant. Walaeus
(1636) in der Sammlung Crespi in Mailand
und ein männliches Porträt mit Stilleben als
Vanitas (1651), früher in der Sammlung Du-
mont in Cambrai. Namentlich das Stilleben
im letztgenannten Bilde ist eine verdienst-
volle Leistung, und so kann cs nicht über-
raschen, daß seine Neffen, die Brüder Här-
men und Pieter Steenwyck, seine Schüler ge-
wesen sind. Weniger selten als seine Ge-
mälde sind seine sorgfältig ausgeführten, bis-
weilen getuschten Federzeichnungen, z. B. in
den Samml. zu Amsterdam, Berlin u. Dres-
den. Eine Folge von Kupferstichen „Bam-
bocci diversi“ wird in der älteren Literatur
erwähnt. Joris van Schooten hat 1626 sein
Porträt gemalt als Fähnrich der Leidener
Schützen in einem Schützenstück im dortigen
Museum, und sein Selbstbildnis ist von C.
Waumans für de Bie gestochen.
Orlcrs, Leiden, 371, 372. — Oud-Holland
II 133, V 151, VIII 146. XXII 124. —
O b r e e n s Archief V 41, 187, 196, — Ncder-
landsche Kunstbode I 49. — Werken van de
Maatsch. der Nedcrl. Letterkunde N. F. VII, 2
S. 107. — Gazette des Beaux-Arta VIII 306,
307. 2. Per. X 485. — Navorscher XXI 351.
— Martin, Dou 27. E. W. Moes.
Bailly, Erncst Joseph, s. Baillu.
Bailly, Felix, französ. Landschaftsmaler
in Melun, geb. in Troyes (Aube), stellte in
den Pariser Salons 1870 und 1872 aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen., Suppl. H. V.
Bailly, F r a n q o i s, lothr. Bildhauer in
Nancy, geb. um 1645, Mitglied seiner Zunft
seit 1667, f am 9. 12. 1685.
372
Bailly
Reunion des Soc. des B.-Arts des Depart. 1900,
p. 314. S. Lami.
Bailly, F r a n g o i s, Tischler in Mirecourt
(Vogesen), erhielt um 1733 für die Kanzel
der dortigen Kirche 670 livres ausbezahlt.
Nouv. Arch. de l’art frang. III ser. IV (1888)
268. *•
Bailly, Gcrard, Bildhauer in Reims, f
1548. Für die Kathedrale schuf er den jetzt
nicht mehr existierenden Skulpturenschmuck
an den Altären der Transfiguration und des
Saint-Lait; von letzterem ist in den Archiven
des Domkapitels wenigstens eine Zeichnung
erhalten geblieben. Das Museum zu Reims
besitzt von B. einen dreiteiligen steinernen
Altaraufsatz, darstellend die Geburt Christi.
Bellier-Auvray, Dict g£n. des artistes,
Supplement. £. Lami.
Bailly, Guillaume de, Illuminator, illu-
minierte 1381 ein Exemplar der Chronik von
Jean Froissart, das letzterer für den König
von England bestimmte.
L. D e 1 i s 1 e, Le Cabinet d. Manuscrits d. 1.
Bibi. Nat. I 55. Cte. P. Durriev.
Bailly, Huguenin I, Bildhauer in Tro-
ycs, arbeitete 1439 — 1440 als Gehilfe des
Jeannin Oudot am Tabernakel der Kathe-
drale daselbst.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 3 Serie. III 1887
p. 71. H. V.
Bailly, Hugucs oder Huguenin II,
Bildhauer u. Architekt in Troyes, wo er 1508
bis 1516 unter der Leitung des Jean Gailde
mit anderen Meistern am Lettner und an der
Cronceaulx-Pforte der Madeleinekirche ar-
beitete, zu deren Vollendung er 1515 seine
Tätigkeit in der Kirche Stc. Savine unter-
brechen mußte. 1511 und 1520 — 21 hatte er
mit seinem Bruder Jean I und mit Jehan
Gailde die Bauarbeiten an der Kirche St. Jean
zu inspizieren.
Lami, Dict. d. sculpteura de l’Ecole frang. d.
moyen-age au rigne de Louis XIV. — Bau-
chs], Dict. des Archit frangais (1887).
S. Lami.
Bailly, Jacques I, französ. Blumen-,
Miniaturmaler und Kupferätzer (Peintre du
Roi), geb. zu Gragay (Cher) um 1634, t zu
Paris in seinem Logement im Louvre am 2.
11. 1679, wurde Mitglied der Akademie 1664.
Man hat von ihm 12 radierte Bll. mit Blumen-
buketts; sie sind unten links numeriert, und
auf dem ersten liest man : Diverses fleurs
mises en bouquets. Dessignees et Gravees
par I. Bailly. Fol. (s. Robert-Dumesnil, II.
89, No. 1 — 12). Nach Basan (I 38) radierte
J. B. auch kleine Stücke mit lasziven Darstel-
lungen für Tabaksdosen und Schmuckkäst-
chen, die nicht mehr bekannt sind. Seb. Le-
dere und P. Lepautre stachen nach seinen
Miniaturen die drei Titelbll., die zwei Vig-
netten und die auf Ludwigs XIV. Tugenden
bezüglichen 32 Devisen für die Tapisseries du
Roy, auf welchen die vier Elemente und die
vier Jahreszeiten nach Ch. Lebrun dargestellt
sind. Paris, 1668. gr. Fol. (in der unter dem
Namen „Lc Cabinet du Roy“ bekannten
Sammlung von Prachtkupferwerken). Die
Beschreibung dieser Bll. findet man im Cata-
logue raisonne de l’oeuvre de Sebastien Le-
dere, von Ch. Ant. Jombert (Paris, 1774,
2 Bde. 8). I 93 ff.
M a r i e 1 1 e, Abeccdario I. — Archives de
l’art frang. III 315/6. — Fidicre, Etat civil.
— Nouv. Archives de l’art frang. IV 50. — Ja 1,
Dict. crit. p. 95. — Bradley, Dict. of Miniat.
I 87. — J. J. Guiffrcy in L’Art II 193 und
J. J. Guiffrey ct F. Engerand in den
Archives de l'art frang. 1896 p. 113 ff. (wichtige
Dokumente). *•
Bailly, Jacques II, Maler des Königs
und Inspektor der k. Gemäldesammlungen,
geb. in Paris 1700, f am 18. 11. 1768, Sohn
des Nicolas B., verfaßte den Katalog der Ge-
mälde des k. Kabinetts im Luxembourg.
J a 1, Dict. crit — J. J. Guiffrey et Enge-
rand in Nouv. Archives de l’art frang. 1896
p. 113 ff. *•
Bailly, Jean I, Werkmeister in Troyes,
geb. um 1480, f um 1530. Seit ca. 1500 Ge-
hilfe des Jean Garnache bei der Leitung der
Arbeiten an der Kathedrale, scheint B. mit
demselben Meister 1506 — 7, während nach
den Plänen des Martin Chambigcs die Por-
tale und Türme der Kathedrale erbaut wurden,
an anderen Teilen des Kirchenbaucs beschäf-
tigt gewesen zu sein; 1508 figurierte er unter
den Begutachtern des Turmbaues und arbei-
tete, nachdem er im letzteren Jahre zum Werk-
meister beim Kirchenbaue von St. Pantaleon
ernannt worden war, auch 1509 noch am
Kathedralenbaue. In St. Pantaleon erneuerte
er die Pfeiler und die Flachwölbungen.
Beim Kirchenbaue von St. Jean fungierte
er 1509 mit Jean Garnache als Sachverstän-
diger, führte 1511 gemeinsam mit letzterem
den Erneuerungsbau des kleinen Glockcntur-
mes aus und besichtigte die ganze Kirche 1520
gemeinsam mit Jean Gailde und mit seinem
Bruder Huguenin Bailly, wahrscheinlich wegen
Abnahme der fertigen Arbeiten. Ein Paro-
chialregistcr von St. Jacques zu Troyes von
1529 — 31 erwähnt eine Stiftung von ihm, wor-
aus hervorgeht, daß Jean B. um 1530 gestor-
ben sein muß.
A r n a u d, Voyage archeol. dans l’Aubc. —
A s s i e r, Maitres magons et comptes de la ca-
thedr. et de St Jean. — D u h a 1 1 e, Comptes
de la constr. de l’igl. St. Jean de Troyes. —
L. Pigeotte, Etüde sur les trav. d’archit. de la
cathedr. de Troyes. — Baucbal, Nouv. Dict.
des Archit frang. C. Enlart.
Bailly, Jean II, Bildhauer und Architekt
in Troyes, tätig an der Kathedrale daselbst
und 1532 in Nachfolge seines Schwiegervaters
Jean de Soissons zum Werkmeister am Dom-
bau ernannt Er arbeitete hier bis zu seinem
Tode am 19. 8. 1559. Außer anderem voll-
endete er nach den Plänen des Martin Cham-
biges die große Portalrose, die reich skulpier-
ten Pyramiden der Fassadentürmchen, die
373
Bailly — Baily
Tour St. Pierre bis zum Kranzgesimse über
der Uhr und 1554 nach eigener Zeichnung den
prächtigen steinernen Abschluß der Chapelle
Drouyn.
Lit. s. vorhergeh. Artikel und S. Lami, Dict.
d. sculptcurs, 1898. S. Lami.
Bailly, Jean III, französ. Werkmeister,
geh. 1480 in Bourgcs, wo er 1516 als Stein-
vermesser der Kathedrale mit der Begutach-
tung des baulichen Zustandes dieser Kirche
betraut wurde, nachdem damals einer der
Kathcdralcntürmc zusammengestürzt war.
1537 wurde B. zum städt. Werkmeister und
zum geschworenen Sachverständigen ernannt.
De Girardot, Les artistes de Bourgcs de-
puis le Moyen-age. — De Girardot et Du-
rand, La cathedrale de Bourges. C. Enlart.
Bailly, Jean IV, lothr. Bildhauer, ansässig
in Damas-aux-Bois; schuf 1725 das Altar-
tabernakel in der Klosterkirche zu Bayon
(Meurthe-et-Mosellc).
Reunion des Soc. des B.-Arts des Departe-
ments, 1900, p. 314. S. Lami.
Bailly, Jcsson, französ. Werkmeister in
Rcthel, wo er 1512 das reiche und elegante
gotische Portal des südlichen Querschiffes der
Stadtkirchc errichtete. 1517 leistete er Bürg-
schaft für seinen Mitarbeiter an demselben
Kirchcnbauc Kambaut Le Buz, der mit der
Bauvollcndung betraut werden sollte.
Jadart et Dcmaison, Monogr. de l’eglisc
de Rethcl (1899). C. Enlart.
Bailly, Joseph A., französisch-amerikan.
Bildhauer, 1825 in Paris geboren, kam früh
nach Philadelphia, wo er am 15. 6. 1883 starb.
Arbeitete zuerst als Holzschnitzer, dann als
Bildhauer; war jahrelang Professor an der
Pennsylvania Academy of Arts. Von ihm
„Washington", 1869 vor dem Regicrungsge-
bäude in Philadelphia errichtet ; „Franklin"
ebenda; „General Grant“ in Washington und
die Rcitcrstatuc des Präsidenten Blanco von
Venezuela.
Meyer, Ksilcrlcx. II 504. — Clement
and Hutton, Artists of the 19th Century, Lon-
don 1893. — Taft, American Sculpture S. 505.
Edmund von Mach.
Bailly, Leon Charles Adrien, fran-
zös. Maler, geh. 1826 zu Saint-Omer (Pas de
Calais), Schüler Cogniets, stellte seit 1859 im
Pariser Salon historische Bilder, Genrestücke
und auch einzelne Porträts aus.
Bcllier-Auvray, Dict. gen. I 36 u.
Suppl. p. 34. — Gar. d. b.-arts V 264 ; VII 63,
249; XVI 260; XVIII 284, 473. *•
Bailly, Maurice. Maler in Paris, + am
19. 9. 1774, sonst unbekannt.
N'ouv. archiv. de l’art frang. 2c s£r. (1885) VI
298. H. V.
Bailly, Nicolas, lothring. Maler, sonst
unbekannt, läßt am 22. 1. 1711 in Lunevillc
einen Sohn taufen.
R^un. d. soc. d. !>caux-arts XXIII 402. H. V.
Bailly, Nicolas, französ. Miniaturmaler
und Radierer, „gardc des tableaux du Roi"
(1699), geb. am 3. 5. 1659 in Paris, f da*
selbst am 13. 11. 1736, Sohn des Miniatur-
malers Jacques B. und Großvater des Jean
Sylvain B., des ersten Bürgermeisters von
Paris während der französ. Revolution, der
1793 das Schafott bestieg. Er malte Land-
schaften und radierte nach eigenen Zeichnun-
gen in etwas trockener und kleinlicher, aber
niedlicher Manier eine Sammlung von An-
sichten aus der Umgegend von Paris unter
dem Titel: Livre de diverses vues des En-
virons de Paris et d’autres endroits. A Paris
chez S. Thomassin. Titclbl. und 17 Bll. (nicht
10, wie Nagler und Lc Blanc angeben). Fer-
ner gibt cs von ihm ein wertvolles „Inven-
taire des tableaux du Roy“, das kürzlich von
Fernand Engerand veröffentlicht wurde.
J a 1, Dict. crit. 1872. — E. K o 1 1 o f f bei
Meyer, Kstlerlex. II. — Archiv, de l'art frang.
(1851) I 239. — Nouv. archiv. de l’art frang.
3« sie. (1887) III 204/5; (1896) XII 113 ff.
(Les Bailly, peintres et gardes d. tableaux du
Roi, J. Guiffrey u. F. Engerand). — P. Mar-
cel, La Peinture frangaise 1690 — 1721 p. 126,
128, 193. J. Guibcrt.
Bailly, Paul-Ernest, Bildhauer in Pa-
ris, Schüler des Vital-Dubray und des Aimc
Millet. Von seinen Arbeiten sind erwähnens-
wert: Bronzebüstc des Simon Saint-Jean
(1885), Weinlese (1886, Gipsstatuc), Genius
der Musik (1887, Gipsstatuc), Kindliches
Gebet (1898, Gipsgruppe).
Pariser Salon-Kataloge seit 1885. 5. Lami.
Bailly, Pieter, gebürtig von Antwerpen,
war Schrciblehrer in Leiden und heiratete
dort am 28. 12. 1577 Willcmpjc Wolphcrtsdr.
Als 1594 Prinz Moritz von Oranicn seinen
Einzug in Leiden hielt, entwarf B. eine 60
Fuß hohe Ehrcnsäulc in der Gracht am Ra-
penburg und schrieb die Verse an der Ehren-
pforte. Seit 1597 war er auch Fechtlehrer in
der Schule des bekannten Mathematikers Lu-
dolf van Cculcn. Als 1602 der Leidener Ma-
gistrat ihm verboten hatte, auch außerhalb
dieser Schule Fechtunterricht zu geben, zog
er nach Amsterdam und heiratete dort zum
zweiten Male am 19. 5. 1604 (erstes Auf-
gebot) Cathclina de Witt.
Kronick Hist. Gezelschap 1846, 352 — 354. —
Navorscher 1858, 317— 1871, 351. — Oud-Hol-
land V 236. E. W. Moes.
Bailly, s. auch Bailliu, Baillu u. Baily.
Bailo, Pietro, italicn. Kupferstecher, t zu
Mailand 1792, nur von Zani, Enc. III 29, er-
wähnt. P. K.
Bailo, s. auch Badile.
Baily, MUc Caroline Berthe Alice,
französ. Miniaturporträtmalerin, geb. in Havre,
stellte anfangs der 80er Jahre des 19. Jahrh.
mehrfach im Pariser Salon aus.
Bulletin d. Beaux-Arts I 187.
Baily, Edward Hodgcs. engl. Bild-
hauer, geb. am 10. 3. 1788 in Bristol, t atu 22.
5. 1867 in Holloway, Sohn eines Schiffsbild-
schnitzcrs. Zwei Gruppen, die er nach Flax-
374
Baily — Baird
mans Kompositionen zu Homer ausführte, er-
regten das Interesse dieses Meisters und ver-
schafften B. Eintritt in das Atelier dessel-
ben, in dem er über 7 Jahre arbeitete und
u. a. Flaxmans kolossale Britannia ausführte.
Gleichzeitig besuchte er die kgl. Akademie,
wo er 1811 die goldene Medaille erhielt. 1818
begründete B. seinen Ruf mit einer Statue,
Eva am Brunnen, die er für das literarische
Institut in Bristol in Marmor ausführte. 1821
wurde er Mitglied der Akademie und erhielt
den Auftrag zur Ausführung von Skulpturen
für den Buckingham-Palast (Reliefs im
Thronsaal, Grazien, Jäger, schlafende Nym-
phe). Von idealen Bildwerken, die sämtlich
an einer gewissen Einförmigkeit leiden, ar-
beitete er noch eine große Anzahl : Eva auf
die Stimme lauschend, Herakles und Lykos,
Mütterliche Liebe, Apollo, Die Grazien, Der
müde Jäger (die letzten ß für Jos. Noeld),
Helena sich vor Paris entschleiernd, Schla-
fende Nymphe (für Lord Monteaglc). Doch
war sein eigentliches Kunstgebict, auf dem er
sich mit Auszeichnung bewährte, die Porträt-
statue und Porträtbüste. Von ersteren sind
zu nennen: Tclford, Graf Egrcmont, Sir Ast.
Coopcr, Sir S. Bourke, Herzog von Susscx,
Sir Roh. Peel, Nelson für Trafalgar Square,
Lord Holland für Wcstminstcr; von Büsten:
Flaxman, Byron, Brougham, Hcrschcl. — Er
war regelmäßiger Aussteller in der Roy. Aca-
demic, wo von 1810 bis 1862 im ganzen 186
Werke erschienen. Mehrere davon jetzt in
der National Portrait Gallery.
The Art-Union 1847 p. 260. — Art-Journal,
1867 p. 170 (Nekrolog), 1903 p. 331/2, mit sei-
nem Porträt von G. Mogford. — Athenäum,
1867. — Redgrave, Dict. of artists. — Gra-
ves, Roy. Acad. of arts I 93. **
Baily, J., engl. Radierer gegen Ende des 18.
Jahrh., führte eine Anzahl guter Aquatinta-
radierungen von Landschaften und Ansichten,
ferner auch einige Sujets nach Morland aus.
— Vielleicht ist der Obige identisch mit J.
Bayly; s. dort.
Redgrave, Dict. of artists. **
Baily, R. H., Maler in London, stellte 1848
und 1846 2 Fruchtstilleben und 1847 eine
Landschaft in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 95. *•
Baily, s. auch Bailly u. Bayly.
Bain, französ. Architektenfamilie des 16.
und 17. Jahrh. in Angers; ihre Mitglieder
sind: Mathurin, erneuerte die Kirche Saint-
Aubin in Lcs Ponts-dc-Cc und den Hochaltar
daselbst (1526) ; Jean I, Sohn des Vorigen,
+ am 29. 3. 1622; Jean II, Sohn des Vorigen,
f am 6. 12. 1649 ; Etienne, f am 7. 7. 1676.
C. Port, Artist, angev. 1881. H. V.
Bain, Barthelemy, s. folgenden Artikel.
Bain, Pierre, französ. Goldarbeiter, gcb.
um 1640, f am 30. 11. 1700. Er war beson-
ders durch emaillierte Goldarbeiten berühmt,
bei denen er hauptsächlich das email clair
(das durchscheinende Email) anwendete.
Für Ludwig XIV. arbeitete er um 1684 eine
große, am Rande mit Schmclzwerk versehene
Schale, die 100 000 Livres kostete. Sein
Schwager Gedeon Lesgare, mit dem er im
Louvre eine gemeinschaftliche Wohnung hatte,
war sein Gehilfe; sein jüngster Sohn Bar-
thelemy, gcb. am 27. 4. 1689, war gleichfalls
Goldschmied.
J a 1, Dict. crit. 2« Rdit. 1872. — Meyer,
Kstlerlex. II. — Nouv. archiv. de l’art franc.
2® serie IV 1883 p. 234. — Gaz. d. bcaux-arts X
155; 1869, 2. p. 188/89. H. V.
Bain, W., Medailleur, geb. in Edinburgh
gegen Ende des 18. Jahrh., kam um 1823 nach
London und lebte dort noch 1862. Von ihm
eine Anzahl Porträtmedaillen auf hervor-
ragende schottische und englische Persönlich-
keiten, wie W. Scott, James Watt, Herzog
von Wellington u. a. Er stellte in der Roy.
Academy von 1823 bis 1847 aus.
L. Forrcr, Biogr. Dict. of Medallists I 144.
— Graves, The Roy. Acad. of Arts I 96. •*
Bainer, Hans, Baumeister, errichtete 1507
die Kirche zu Prcdcl im Kreise Zeitz.
Bau- u. Kunstdenkmäler d. Prov. Sachsen, I.
Heft 1. p. 26, 65.
Baini, italien. Bildhauer, tätig in Rom, wo
er 1829 vom päpstlichen Schatzmeister Kar-
dinal Belisario Cristalli den Auftrag erhielt,
gemeinsam mit drei anderen jungen Bild-
hauern die Endsockel der beiden Halbrund-
Balustraden an der Piazza del Popolo mit
den allegorischen Statuen der vier Jahres-
zeiten zu schmücken. Und zwar schuf B.
für diesen Zweck die Darstellung des Win-
ters in Gestalt eines in einen weiten Mantel
gehüllten Mannes, der zu seiner Erwärmung
die linke Hand über ein Kohlenbecken aus-
streckt.
F. Gerardi in Giomale Arcadico 1829, vol.
44, p. 349 ff. G. Degli Assi.
Bainville, Charles, Pariser Maler und
Dichter, + 1754; Gemälde von ihm sind nicht
bekannt.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bajodt, Benedict, Magister, ein Glocken-
gießer, aus Lothringen gebürtig, goß 1659
eine fein geschmückte Glocke für die Pfarr-
kirche in Soutic in Böhmen. Teige.
Bair, Paulus, namhafter Goldschmied von
Nürnberg, laut Inschrift auf Arbeiten seiner
Hand bis 1673 tätig. M. Rosenberg nennt
von ihm zwölf Pokale, meist Ananaspokale,
in verschiedenen Sammlungen. Ein kleiner
Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber be-
findet sich in der Kirche zu Hausen (Groß-
herzogtum Hessen).
M. Rosenberg, Goldschm. Merkzeich. 1890
No. 1318. — Kunstdenkm. d. Großhcrzogt. Hes-
sen II. Kr. Friedberg, p. 131. H. V.
Bair, s. auch Baier, Bayer, Bayr, Beyer,
Pair etc.
Baird, Nathaniel Hughes J., engl.
Maler der Gegenwart in Dawlish, Devon.,
Baird — Baistrocchi
stellte seit 1883 in der Roy. Academy Por-
träts und Genrebilder aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 96. **
Baird, William Baptist e, Maler in
Paris, geb. in Chicago, ausgebildet in Paris,
stellte von 1872 — 1899 im Pariser Salon Gen-
rebilder, Landschaften und Vichstiickc aus.
Von 1877 — 1399 war er auch in der Roy. Aca-
demy in London vertreten.
Bellier-Auvray, Dict. g£n. Suppl. —
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 96. — Ka-
tal. der Salons 1872—1899. **
Baisch, Hermann, Maler und Radierer,
geb. als Sohn des Lithographen B. am 12. 7.
1846 zu Dresden, f am 18. 5. 1894 in Karls-
ruhe, siedelt als Kind mit seinen Eltern nach
Stuttgart über und ist bei seinem Vater im
Geschäft tätig; besucht hierauf die Stuttgarter
Kunstschule und geht 1868 nach Paris, wo er
sowohl fleißige Galeriestudien an den alten
Holländern (Pottcr, Cuyp) machte, als auch
starke Anregungen durch die Schule von
Fontainebleau (Rousseau, Daubigny, Dupre,
Troyon) empfing. 1869 geht er zu A. Lier
nach München und wird neben seinem Mei-
ster der Bahnbrecher einer neuen Richtung:
Die Natur zu erfassen wie sie ist und den
einfachsten Motiven und Gegenständen durch
die idealisierende Macht des Lichtes zu be-
deutender Wirkung zu verhelfen. 1881 wird
er Professor an der Karlsruher Kunstakad.,
bildet von da an seinen kraftvollen Stil zu
höchster Vollendung aus und wird einer der
trefflichsten Freilichtmaler in Deutschland.
Durch Ferienreisen nach Holland erweitert
er sein bis dahin fast nur auf die Münchener
Umgebung beschränktes Stoffgebiet. Neben
den Bildern aus Süddeutschland entstehen
jetzt Strand- und Marinebildcr, holländ. Wei-
den u. s. f. Er wird, nachdem er verschie-
dene goldene und silberne Medaillen (Berlin,
Wien, München, Karlsruhe, London, Mel-
bourne) erworben hat, Ehrenmitglied der
Akad. in München, Wien und Berlin. Durch
die massive Kraft im Tierstück, durch die
Schlichtheit und Natürlichkeit seiner Land-
schaft, durch die Feinheit seines Naturgefühls,
durch die leuchtende Farbengebung erzielt er
bedeutende Wirkungen. Er wählt einfache
Motive landschaftlicher Art, belebt sic meist
mit Tier- oder Menschenstaffage, gibt ihnen
tiefgefühlte wahre Stimmungen und hat einen
energischen u. flüssigen Farbenauftrag. Wich-
tige Werke von ihm sind : Maimorgen, Wei-
denbach, Frühlingsmorgen, Dünenlandschaft,
Viehherde am Wasser (Karlsruhe), Mühle
im Mondschein (1878, Stuttgart), Viehherde
im Regen am Kanal hinzichend, Waldinneres
im Herbst. Serfauser Alp, Holländische Vieh-
weide (München), Tauholer, Krevettenfischer,
Schiffswerft in Volcndam, An der Tränke
(Hannover), Bei Dordrecht zur Ebbezeit
(Berlin), Aufschleppung eines holländ. Fi-
scherfahrzeugs, Ankunft des Fischerbootes
(Aquarell), Vorfrühling bei München, hol-
länd. Flußlandschaft, Kanallandschaft (Dres-
den), holländ. Krautgarten, Auf der Höhe
der Dünen etc. Als Radierer und Illustrator
zu Gedichten und Sprüchen seines Bruders
Otto hat er sich auch in der Schwarzweiß-
kunst betätigt. Gemälde von ihm befinden
sich in den Gal. zu Breslau, Frankfurt, Mün-
chen, Prag (Rudolphinum), Stuttgart etc.
F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh.
u. Nachtr. zu Bd. I. — Zeitschr. f. bild. Kunst
XVI— XXIV, N. F. IV u. V. — Kunstchronik
X— XXIV, N. F. I— VII an zahlr. Stellen. —
Kunst f. Alle III (1888), IV (1889), V (1890),
VII (1892), IX (1894) Nekrolog v. P. Schultze-
Naumburg. p. 282. Beringer.
Baisch, Otto, Lithograph und Maler, geb.
am 4. 5. 18-10 in Dresden. Außer lithogra-
phierten Blumen- und Fruchtstücken lieferte
derselbe hauptsächlich Genrebilder größeren
Formates in Farbendruck für Amerika. 1873
verkaufte er seine lithographische Anstalt und
siedelte nach München über, um sich aus-
schließlich der Malerei zu widmen, für welche
er sich schon früher in der Stuttgarter Kunst-
schule ausgcbildct hatte. Jedoch erzielte er
auch als Maler keine größeren Erfolge und
wandte sich der Schriftstellern zu. 1882 er-
schien sein Buch: Christian Reinhard u. s.
Kreise: 1885 wurde er der Hauptredakteur
von „Uber Land und Meer". Erst 62 Jahre
alt starb er am 18. 10. 1892.
Eigene Mitteilungen. — Schwab. Chronik 1892
No. 245. — Uber Land u. Meer 1892/3. No. 6.
M. Bach.
Baiach, Wilhelm Heinrich Gott-
lieb. Lithograph, geb. am 3. 6. 1805 in Stutt-
gart, f daselbst am 3. 1. 1864. Als artistischer
Leiter der Hofdruckerei von C. C. Mcinhold
in Dresden hat er viel zur Entwickelung des
Farbendruckes beigetragen. Auch als er nach
26jähr. Abwesenheit wieder in seine Vater-
stadt zurückgekehrt war, pflegte er in dem
daselbst errichteten lithographischen Institut
vorzugsweise die Chromolithographie.
Meyer, Kstlerlex.
Baisch, s. auch Beisch u. Beusch.
Baise, Alberto, Arduino etc. d a, s.
Abaisi.
Baise oder Baize, Jean, Architekt in Le
Mans, f vor dem 3. 12. 1659, schließt am 22.
7. 1648 einen Vertrag mit den Nonnen von
Sainte-Maric in Beau-inont-le-Vicomte be-
hufs Erbauung eines Klostergcbäudes. 1642
war er für die Nonnen von Ave Maria in Le
Mans beschäftigt, wo er auch das Oratorium
baute (Vertrag vom 22. 6. 1650).
E s n a u 1 1, Dict. d. artist. manceaux. 1890.
H. V .
Baise, s. auch Btse.
Baisier, s. Baisier.
Baisio, Baiso, s. Abaisi.
Baistrocchi, Pietro, Kupferstecher vom
Ende des 17. Jahrh. in Parma, vermutlich der
376
I
Baittler — Bakalowicz
Verfertiger der mit P. B. F, signierten Titel-
blattradierung zu Potnpeo Sacco’s 1893 von
Giuseppe dalt* Oglio in Parma herausgegebe-
nem „Novum sistema medicum“. Das Bildnis
des Künstlers selbst ließ P. Isidoro Grassi für
seine Sammlung von Porträts berühmter Par-
mesaner Künstler durch Dionigi Valesi in
Kupfer stechen.
Scarabelli-Zunti, Mem, di B. Arti. IV.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) St. Lottici.
Baittler, s. Beutler.
Baiulardus, Maler, Süditaiien, 1249. In
einer von Muratori überlieferten Künstler-
inschrift, die zugleich das Datum der Ent-
stehungszcit angibt, nennt sich B. als Maler
eines zugrunde gegangenen Madonnenbildes
in der Abteikirche (später Kathedrale) zu
Nardö bei Gallipoli. Die Inschrift lautet:
Gosfridi cura virgo geniti genitura
Pio Biscardi doctaque manu Baiulardi
Hic, sub felici regno divi Friderici,
Praeses erat quando fecit te venerando.
Annus millcnus Christi decesque vicenus
Quartus agebatur quindenus tcr comitatur.
Das hier angegebene Datum ist zu lesen als
1000 + (10 X 20) + 4 + (15 X 8) = 1249,
womit sich die Angabe, daß der Künstler un-
ter der Regierungszeit Friedrichs (II.) lebte,
deckt Das Madonnenbild selbst ist zugrunde
gegangen, doch bewahrt die Kirche in einem
abgenommenen Freskenrest mit der Darstel-
lung des segnenden Christus ein Fragment
hohenstaufischer Malerei, welches vermutlich
in Zusammenhang mit jenem Madonnenbildc
entstanden ist. Der Stil der Malerei ist by-
zantinisicrend ; doch deutet der Name des
B., der sicher nicht byzantinisch ist, eher auf
normannische oder lombardische Heimat des
Künstlers.
Muratori, R. I. S. XXIV col. 898. —
Zani, Enc. I, III 27. — Schulz, Denkm. d.
Kst. in Unterit. I 273. — Bertaux, L’art dans
l'It mirid. I 147. Swaracnski.
B&ix, Juan, Goldschmied in Barcelona ; im
Innungsarchiv daselbst eine Zeichnung von
ihm zu einem Aquamanile vom 9. 9. 1575.
V i fi a z a, Adic. II 43. M. v. B.
Baixas-Garrate, Juan, span. Maler, geb.
in Barcelona; Schüler des Antonio Caba, be-
schickte B. 1892 mit Auszeichnung die Kunst-
ausstellung seiner Vaterstadt und 1896 die-
jenige zu Berlin. Von seinen Gemälden sind
erwähnenswert: „Forellenangler“ — „Kinder-
spiele“ — „Auf dem Flusse“ usw.
Ausstellungskataloge von Barcelona u. Berlin
1892 u. 1896. P. Lafond.
Baixeras-Verdaguer, D i o n i s i o, span. Ma-
ler, geb. in Barcelona, ausgebiidet an der
dortigen Academia de Bellas Artes und unter
der Leitung des A. Rigalt, errang er Medail-
len und Auszeichnungen auf den Ausstellun-
gen zu Madrid (1884), Paris (1886) und Bar-
celona (1888). Von seinen Gemälden sind
erwähnenswert: „Schiffer im Hafen von Bar-
celona“, „Szenerie in Hoch-Katalonien“, „Aus-
besserung der Seeschäden“, „Erwartung der
Fischerboote“ (Pariser Weltausstellung 1900).
Außerdem betätigt sich der vielseitig begabte
Künstler als Porträtmaler.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art espafioles de! siglo XIX (1883—84). — A.
O p i s s o. Arte y Artistas Catalanes ( Barcelona
1900) p. 8 ff. — - Pariser Salonkataloge seit 1886.
P. Lafond.
Baixet, Juan, span. Architekt, war 1586
am Bau des Collegium Corpus Christi zu
Valencia beschäftigt.
Llaguno y Amirola, Not. III 3, 69. —>
A 1 c a b a 1 i, Art Valenc. S. 408. ^
Baize, s. Baise.
Baixier, Pierre Franqois Joseph,
französ. Porträtmaler in öl und Miniatur,
geb. am 19. 2. 1800 zu Saint-Amand (Nord),
f 1863 zu Valenciennes, Schüler von Momai
und Aubry und der Ecole des Beaux-Arts,
hauptsächlich in Valenciennes tätig. Das dor-
tige Museum besitzt von ihm: Bildnis des Bi-
schofs von Cambrai, Louis Belmas. Auf der
Miniaturen-Ausstellung Berlin 1906, im Sa-
lon Friedmann u. Weber, sah man von ihm
ein Herrenporträt in Ovalform, datiert 183t.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Kat d.
Miniat.-Ausstellg. Berlin 1906 No. 1077. H. V.
Bak, Willem tcr, geb. in Amsterdam,
kaufte dort am 20. 5. 1732 das Bürgerrecht
und war Maler,
Aemstels Oudhcid V 68. E. W. Moet.
Bak, s. auch Back.
Bakalowicz, Ladislaus, poln. Porträt-
u. Genremaler, geb. 1883 in Chrzanow. Schü-
ler der Warschauer Kunstschule, tätig in
Paris. Beschickte mit seinen eleganten, auf
Effekt berechneten Bildern die Ausstellungen
in Paris, London, New York, Wien etc.
Meyer, Kstlerlex. — Bötticher, Malerw.
d. 19. Jahrh. — Katal. d. Polnischen Kunstaus-
stellung in Lemberg, 1894 p. 164. ***
Bakalowicz, Stephan Wladisläwo-
witsch, russ. Maler, geb. 1857, besuchte
von 1874 — 76 die Warschauer Kunstschule
und seit 1876 die Petersburger Akad., war
von 1881 — 85 Pensionär der Akad. und wurde
1886 zum Akademiker ernannt. Tätig vor-
herrschend in Rom. Von ihm : Der hl. Sergius
segnet den Großfürsten Dmitri Donski vor sei-
nem Zug gegen die Tartaren (Slg. der Peters-
burger Akad.) ; Abcndunterhaltung (Gal. Sol-
datenko) ; Maiabend (in kaiserl. Bes.) ; Kas-
sandra prophezeit den Untergang Trojas;
Nachbarinnen (Gal. K. T. Soldatenko) ; die
Ode (Bes. Großfürst Konstantin Konstantino-
witsch) ; Klienten den Ausgang ihres Patrons
im Atrium erwartend (in kaiserl. Bes.).
Kunst für Alle II 4 ; III 200 ; VI 223. —
Kunstchronik N. P. II 468. — Catalogue Expos.
Moscou 1882, S. 2. — Berlin, Jub. Ausstellg. Akad.
1886. — Internat. Kat.-Atmt. Berlin 1891. — Hanm
xyAOHOiuKH (Unsere Künstler) i 23 n. 24.
W. Ktumnnn.
377
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L
Bake — Baker
Bake, Willem de, Maler, Sohn von
Arend de Bake und Cathcrina Ysewyn, geb.
um 1450, gehört zu den Malern, die unter
dem Dekanat des Hugo van der Goes in die
Center Korporation aufgenommen wurden.
Ungefähr 21 jährig erbte er am 21. 3. 1470
(1471 neuen Stils) von seinen Eltern ein
großes Vermögen, das andere Erbschaften in
der Folge noch vermehrten. Nichtsdesto-
weniger suchte er die Freimcisterschaft nach,
die er am 28. 11. 1474 erlangte. Er wird
zum letztenmal am 28. 11. 1488 erwähnt.
Genter Archive. V. v. d. Haeghen.
Bake, Willem Archibald, holl. Maler,
Schüler von J. J. Eeckhout und Pieneman,
starb, nachdem er Proben besonderen Talentes
gegeben hatte, kaum 24jährig in Aricia 1845.
Kramm, De Levens cn Werken I 47 u. Aan-
hangsel p. 7. — Koel man, In Rome, I 19.
Baker, Alfred R., engl. Landschafts- und
Porträtmaler in Belfast, stellte 1889 — 1901 in
der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 96. •*
Baker, C ii a r 1 e s, amerik. Landschafts-Ra-
dierer, um 1888/9 tätig. E. Richter.
Baker, Frau Elizabeth G o w d y, ame-
rikan. Porträtmalcrin, geh. 1860 in Xenia,
Ohio, begann ihre Studien im Alter von
zwölf Jahren. Ihre besten Leistungen sind
Aquarell-Porträts (Oberst J. M. Jarvis, Dr.
Edmund Carleton, Frau Allen B. Forbcs u. a.).
Bilder von ihr hängen in den Regiments-
sälen des 8. und 72. Regiments in New York.
„Town and Country" July 30. 1904 (mit Ab-
bildung). — New York Herald, Dcc. 2. 1905.
Edmund von Mach.
Baker, F. W., jun., engl. Maler der Gegen-
wart, stellte See- und Küstenbilder 1881 — 1893
in der Roy. Academy, in späteren Jahren auch
in der Roy. Hibernian Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 97. **
Baker, Fredcrick W., Landschaftsmaler
in London, stellte in der Roy. Academy 1850 —
1868 aus.
Graves. The Roy. Acad. of Arts I 97. **
Baker, George A., amerikan. Porträt-
maler, geh. 1821 in New York, f ebenda
am 2. 4. 1880. Erhielt den ersten Unterricht
von seinem Vater, George A. Baker , einem
Miniaturmaler, u. an der National Academy,
studierte 1844 — 46 in Europa. 1851 wurde er
Mitglied der Akademie in New York. Seine
liebenswürdigen und oft sehr anmutenden
Porträts machten ihn zu einem der gesuchte-
sten Maler seiner Zeit, besonders von Frauen
und Kindern. Zu seinen besten Bildern ge-
hören : Porträt eines kleinen Kindes (A. M.
Cozzcns), welches 1867 auf der Pariser Welt-
ausstellung erschien, und „Coming from the
Woods“ (ein junges Mädchen in Zigeuner-
hut).
T uckermann, Book of the Artists, S.
489 f. — Meyer, Kstlcrlex II 567. — Cle-
ment and Hutton, Artists of the 19. Cent.
Edmund von Mach.
Baker, Henry Aaron (R. H. A.), Ar-
chitekt in Dublin, Schüler von Gandon, f 1838.
Er errichtete den Triumphal Arch zu Derry.
Redgrave, Dictionary of artists. ••
Baker, Horace, amerik. Holzstecher, um
1885 für Zeitschriften tätig. E. Richter.
Baker, J., engl. Radierer in Islington, tätig
gegen Ende des 18. Jahrh. Erwähnt werden
von ihm niedliche Illustrationskupfer, nament-
lich Porträts. Er arbeitete auch für „Euro-
pean“ und andere Zeitschriften.
Redgrave, Dictionary of artists. **
Baker, J., hat 1830 eine Ansicht des State
Housc in Boston auf Stein gezeichnet.
E. Richter.
Baker, J., s. auch unter Bäcker, Nie. de.
Baker, J. H., amerik. Stecher in Punktier-
manicr. Hat um 1860 in Boston gute Por-
träts gefertigt.
D. Mc N. Stauffer, Americ. engravers 1907.
E. Richter.
Baker, James Barnes, amerikan. Archi-
tekt, geb. 1S64 in Elizabeth, New Jersey, ab-
solvierte das Lafayctte College 1884 und ließ
sich in New York nieder. Bauten : Das Han-
delskammcrgcbäude und die Hanovcr Bank,
beide in New York. Ersteres bemerkenswert
wegen des Reichtums des verwendeten Ma-
terials und der vielen schön skulpiertcn Ein-
zelheiten. Lewis F. Pilcher.
Baker, James H., Kupferstecher zu Lon-
don, geb. zu Beaconsfield 1829, Schüler der
Akademien zu London und Ryalls. Er ar-
beitet meist für das Art-Journal, wo von ihm
eine große Anzahl von Stichen, sämtlich nach
Bildwerken, erschienen ist.
Meyer, Kstlerlex. II 566 (zahlr. Arbeiten
aufgeführt). ••
Baker, John, engl. Blumen- und Früchte-
maler, geb. um 1736, f am 30. 4. 1771, Mitglied
und einer der Gründer der kgl. Akademie in
London. Dort stellte B. 1769 — 1771 4 Blu-
menstücke aus, nachdem er 1762 — 1768 häufig
in der Society of Artists mit Blumenstücken
vertreten gewesen war. Ein Gemälde von
ihm soll sich im Ratssaal in Somcrsct-Housc
befinden.
B r y a n, Dict. of painters and engravers I. —
Rcdgrave, Dict. of artists. — Graves, The
Roy. Acad. of Arts I 98 und The Society of Ar-
tists (1907) p. 19. *•
Baker, John, amerik. Kupferstecher und
Radierer. Von ihm: Battlc of Bunker’s Hill,
Washington Crossing- the Delaware, auch
eine große gestochene Auferstehung, alle 1832
bis 35 erschienen.
D. Mc N. Stauffer, Americ. engravers 1907.
E. Richter.
Baker, Joseph, engl. Schauspieler und
Architekturzeichner, f am 25. 4. 1770. Er
zeichnete die Kathedralen von York und Lin-
coln, die von Fr. Vivares gestochen wurden.
Rcdgrave, Dict. of artists. — B r y a n,
Dictionary of painters and engravers I. •*
378
Baker — Bakewell
Baker, Joseph E., amerik. Lithograph.
Letzte Hälfte des 19. Jahrh. tätig. Porträts.
E. Richter.
Baker, Martha Susan, aincrikan. Ma-
lerin, geb. am 25. 12. 1871 in Evansville, In-
diana. Erhielt ihren Unterricht am Art In-
stitute of Chicago, wo sic eine große Zahl
von Porträts, auch Miniaturbildnisse gemalt
hat und eine sehr erfolgreiche Lehrtätigkeit
entwickelt. Sie war mit vier Bildern (dar-
unter „In an old gown“) an der Ausschmük-
kung des Fine Arts Building in Chicago be-
teiligt.
International Studio 1904. — The World To-
day 1905. — Pariser Salonkat. 1907.
Edmund von Mach.
Baker, Miß M a r y, Miniaturmalern in Lon-
don, stellte 1842 — 56 eine Reihe von Porträt-
miniaturen und auch eine Innenansicht der
National Gallery in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 98. *"
Baker, Oliver (A. R. C. A., R. E.), Ma-
ler, Radierer, Kunstgewerbler und Antiquar,
geb. in Birmingham 1856, tätig in Stratford-
on-Avon, stellte 1883 — 96 in der Roy. Aca-
demy Landschaften aus. Auch auf der Aus-
stellung der graphischen Künste in Wien
1883 sah man 7 Radierungen von ihm und
auf der Internat. Kstausst. Berlin 1891 deren
zwei.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 98. —
The Studio XIX 127-129, XXIII 125, XXXII
345; Winter Number 1901/2, Summer-Number
1902. — Who’s Who 1908. **
Baker, Peter, s. Backert, P.
Baker, S., Maler in Lewes, Sussex, stellte
1788 eine Landschaft in der Roy. Academy
aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 98. ••
Baker, S. F., amerik. Holzstecher, um die
Mitte des 19. Jahrh. tätig. Illustrationen.
E. Richter.
Baker, Samuel, engl. Kupferstecher um
1690, stach für eine Serie von Kostümen
einige wenig bedeutende Blätter.
Redgrave, Dict. of artists.
Baker, Samuel H. (R. E.), Maler und
Radierer in Birmingham, stellte 1875 — 96 vor-
wiegend Landschaftsbilder in der Roy. Aca-
demy aus. Noch in den letzten Jahren war
er in der Roy. Cambrian Academy und in der
R. Society of Artists in Birmingham vertre-
ten. — Er hat auch Radierungen publiziert,
z. B. in den English Etchings, und einige auf
der Intern. Kstausst. in Berlin 1891 aus-
gestellt. **
Baker, Thomas („Baker of Leamington“),
engl. Landschaftsmaler in Aquarell, geb. am
8. 10. 1809, f am 10. 8. 1869, holte seine Mo-
tive meist in den Midland Counties. 1831 —
1858 stellte er in der Roy. Academy aus. Im
British Museum befindet sich ein kleines
Aquarell, darstellend Kenilworth Castle, be-
zeichnet T. Baker, und im South Kcnsington
Museum eine Viehstudie, bez. : T. B. 1862.
Redgravc, Dictionary und Descriptive Ca-
tal in the South Kcnsington Mus. (1877).
— Graves, The Roy. Acad. of Arts I 99. —
L. Binyon, Catal. of drawings ... in the
British Mus. 1898. •*
Baker, W. M., Porträtmaler in London,
stellte 1827 — 33 eine Reihe von Porträts und
ein Interieur in der Roy. Academy aus.
Wahrscheinlich ist er auch der Urheber eini-
ger Exlibris, die die Signatur tragen: W. M.
Baker Southampton. *•
Baker, William, engl. Maler des 15.
Jahrh., malte 1479 — 1488 über den Chor-
schranken der Kapelle im Eton College 82
Szenen aus dem Leben Mariae: Verkündi-
gung, Himmelfahrt, Begräbnis und eine Reihe
von Wundern, dazwischen Ganzfiguren von
Propheten, den 4 Evangelisten, 4 Kirchen-
doktoren und anderen Heiligen. Diese Ma-
lereien wurden 1560 auf Befehl der Königin
Elisabeth weiß überstrichen, aber 1S47 wie-
derentdeckt und sorgfältige Zeichnungen nach
ihnen von R. H. Essex gemacht. Diese Zeich-
nungen und farbige Kopien nach zwei Köp-
fen befinden sich in der College Library. Die
Originale bilden die beste Reihe von Wand-
malereien in England. Eine ähnliche Reihe
befindet sich in der Lady chapel zu Winche-
ster und ist zwischen 1498 — 1524 gemalt.
Willis and Clark, Architectural History
of Eton College I 411 — 412, 1886. — M. R. J a -
ni e s, Frescoes in the chapel of Eton College
with facs. of the drawings, 1907. James IVeale.
Baker, William Bliss, amerikan. Land-
schaftsmaler. geb. in New York 1859, f am 20.
11. 1886 in Hoosic Falls, N. Y., Schüler von
Bierstadt, M. F. H. de Haas und von der
National Academy. Seinen größten Erfolg
hatte er 1884 mit „Woodland Brook“ und
1886 mit „Undcr the Apple-Trees“.
Champlin-Pcrkins, Cyclop. of Pain-
ters etc. Edmund von Mach.
Baker, William H., amerikan. Maler,
geb. 1825, f 1875 in New York, studierte zu-
erst in New Orleans, tätig seit 1865 in New
York, seit 1869 in Brooklyn, wo er 1871 die
Aufsicht über die Schulen der Art Associa-
tion übernahm. Außer Porträts malte er
Genrebilder und ideale Vorwürfe. Mehr noch
als seine Künstlcrschaft wird seine Geschick-
lichkeit als Lehrer hervorgehoben.
Clement and Hutton, Artists of the
19th Century 1893 p. 29. — L’Art III 24 (Nekro-
log). Edmund von Mach.
Baker, s. auch Bäcker u. Bakker.
Bakereel, s. Backereel.
Bakewell, Thomas, Zeichner und Kupfer-
stecher in Schwarzkunst, war zu London in
der ersten Hälfte des 18. Jahrh. tätig. Von
ihm gestochen: 1) The Cook maid. Fol. —
2) The Contrast. Brustbilder eines Traurigen
und Fröhlichen oder Hcraklit und Demokrit.
In Hogarths Manier. In Ovalen, gr. Fol.
Meyer, Kstlcrlex. II 367. **
379
Bakhuijzen — Bakker
Bakhuijzen, Alexander H., um 1830 im
Haag geb., Schüler seines Oheims Hendrik
B., war wie dieser als Landschafts- und Tier-
maler tätig. Von ihm radiert: Eine Land-
schaft. A. H. Bakhuijzen f. 1856 (in 8 Etats).
Bakhuijzen, Gerardina Jacoba van
de Sande, Tochter und Schülerin von Hen-
drik Bakhuijzen, geb. im Haag am 27. 7. 1826,
f am 19. 9. 1895 daselbst. Sie hat sich durch
eine reiche Produktion von Blumen- und
Fruchtstücken (in öl und Aquarell) weit be-
kannt gemacht und zahlreiche Auszeichnun-
gen erhalten. In den 70er u. 80er Jahren
des 19. Jahrh. erschienen ihre technisch sehr
vollendeten Blumenstückc : Rosen, Feldblu-
men, Azaleen u. a. auch häufig auf deutschen
und österr. Ausstellungen. Von öffentlichen
Sammlungen besitzen die Museen zu Amster-
dam, Haag (Gern. Mus.), Haarlem, Hanno-
ver und Rotterdam je ein Gemälde von ihrer
Hand.
Meyer, Kstlerlex. II 525. — J. Gram in
Rooscs, ilet Schilderbock (ausführlich mit Abb.).
— F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh.
— Marius, De Hollandsche Schilderkunst etc.
1903. — Mit Not. von J. Vcth u. C. G. ’t Hooft.
Bakhuijzen, Hendrik(us) van de
Sande, Maler im Haag, geb. am 2. 1. 1795,
t am 12. 12. 1860 daselbst. Er war Schüler
von J. Heijmans, bildete sich aber wesentlich
durch fleißiges Studium der Natur in Holland,
Belgien u. Deutschland. Seine ungekünstel-
ten Landschaften : Weiden mit Vieh, Wintcr-
bilder und Sccstücke, erregten früh die all-
gemeine Aufmerksamkeit. Sie wurden auf
verschiedenen Ausstellungen preisgekrönt, und
der Künstler selbst bereits 1822 zum Mitglied
der Akademie von Amsterdam und zum Vor-
stand der Zcichcnschulc im Haag ernannt.
Mit B. C. Koekkoek und A. Schelfhout war
B. einer der Führer der Holland. Landschafts-
malern der 1. Hälfte des 19. Jahrh., eigent-
lich ihr Wiedererwecker. Seine Gemälde
finden sich in den bedeutenderen öffentlichen
und Privatsammlungen Hollands und Bel-
giens, auch in den Kunsthallcn zu Hamburg
(Vieh auf der Weide, 1832) und Karlsruhe
(Schneelandschaft u. Seestück) und in der
Münchener Neuen Pinakothek (2 Winter-
landsch.). Man kennt von ihm auch 6 kleine
(8vo) seltene Landschaftsradierungen und
eine farbige Lithographie: Weidende Kuh
bei 3 Schafen (qu. fol.). — Der treffliche
W. Roelofs gehört zu seinen Schülern.
Immerzeel, De Levens en Werken I 24.
— F. v. Bötticher, Malerwerke des 19. Jahrh.
— Meyer, Kstlerlex. II 524. — Marius, De
Hollandsche Schilderkunst etc. 1903 130 ff. —
Mit Notizen von J. Veth u. C. G. ’t Hooft.
Bakhuijzen, Julius Jacobus van de
Sande, wurde am 18. 6. 1835 im Haag geb.,
Schüler seines Vaters Hendrik, studierte mit
Sadee 1866 ein halbes Jahr in Düsseldorf und
ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder. Er
blieb der Richtung seines Vaters treu, fand
aber seine selbständige Note und eine mo-
dernere Technik. Seine früheren Bilder
haben viel Licht und Farbe, die späteren sind
gedämpfter. Für seine Aquarelle wie Öl-
gemälde erhielt er auf verschiedenen Ausstel-
lungen Preise, so 1871 die große Medaille auf
der Ausstellung zu Amsterdam. Das städt
Museum im Haag und das Rijksmuseum in
Amsterdam haben waldige Landschaften von
ihm. Prägnanter und frischer sind seine bei-
den ausgezeichneten Stadtansichten im Tey-
ler-Mus. in Haarlem und im Museum Boy-
mans zu Rotterdam. — Gelegentlich radierte
er auch, z. B. 3 Waldlandschaften und J. v.
Goijens Ansicht des Haag.
L. M u 1 d e r in Hct Schilderboek von M. Roo-
scs. — J o h. Gram, Onze Schildcrs in Pulchri
Studio p. 102. — F. v. B ö 1 1 i c h e r, Malerwerke
d. 19. Jahrh. — Vosmaer, Onze hedendaagsche
Schilders II. — Marius, De holl. Schilder-
kunst etc. 1903. — Mit Notizen von J. Veth u.
C. G. ’t Hooft.
Bakhuijzen, s. auch Backhuijsen.
Bakkarell, s. Backereel.
Bakker, Arend, Maler in Rotterdam, geb.
daselbst am 14. 8. 1806, f in Matenessc, in
der Nähe von Schiedam, am 10. 1. 1843 als
dritter Sohn von Cornelis Bakker. Nachdem
er den Unterricht seines Vaters genossen,
ging er auf ein Jahr nach Antwerpen in das
Atelier von G. Wappers. In seine Vaterstadt
zurückgekehrt, war er als Genremaler tätig.
Sein Porträt, 1835 von J. E. J. van den Berg
gemalt, befindet sich im städt. Museum im
Haag. In den Jahren 1832, 1836, 1840 stellte
er zu Rotterdam Interieurs mit Figuren aus,
ebenso befand sich daselbst bei der Auktion
de Bie am 26. 10. 1840 ein Interieur von A.
Bakker. Nach ihm gestochen ein Vignette-
Titelblatt zu G. van Rijn, Gesch. d. St. Rot-
terd. I 1832, bezeichnet: A. Bakker del. W.
Nieuwhoff sc.
Immerzeel, De Levens en Werken I 26.
— Rotterdamsche Historiebladen III 558.
Haverkom v. Rijsewijk.
Bakker, Barent de, Kupferstecher in
Amsterdam, dessen Arbeitszeit nach Datie-
rungen auf Stichen von 1762 bis 1804 be-
grenzt ist Er wohnte 1777 an der Elands-
gracht bei der Baangracht. Namentlich für
den Buchhandel tätig, hat er Bibelillustratio-
nen, Stadtansichten, Titel usw. gestochen, so-
wie mehrere Porträts von Pfarrern. Am
besten ist wohl die Darstellung des Leichen-
begängnisses von Baron Bcntinck in Amster-
dam 1781 nach einer Zeichnung von H. P.
Schouten. E. W. Moes.
Bakker, Cornelis, Maler, geb. am 5. 6.
1771 zu Goedcreede, f am 9. 1. 1849 zu Rot-
terdam. War daselbst Schüler von A. C.
Hauck, dessen Tochter er am 20. 11. 1795
heiratete. Am 24. 3. 1803 wurde er in Rot-
terdam Bürger und am 24. 9. desselben Jahres
380
Bakker — Bakof
Hauptmann der St. Lukasgildc. Er war als
Zeichenlehrer sehr bekannt und matte Por-
träts in öl und auch Miniaturen, sowie kleine
Interieurs, weiche in seiner Zeit sehr rühmend
erwähnt werden. Nach ihm gestochen :
1) Porträt des Predigers D. Barb6 1797, Aet.
66, gestochen von J. Snoek. — 2) Porträt des
Predigers H. van Hasselt, f 1806 in Amster-
dam, gestochen von H. Roosing 4®. — 3) Por-
trät des Predigers Jac. Rijsdijk Takens,
f 1804 Amsterdam, gestochen von H. Roosing ;
sowie eine von ihm und A. C. Hauck gesto-
chene Serie von 14 kolorierten Typen von
Sansculottes, bezeichnet A. C. H(auck) und
C. B(akkcr).
Nagler, Mon. I 142. — J. F. van Some-
ren, Catal. v. Portretten II 105. — Van E y n -
den en van der Willigen III 159. —
Immerzeel, De Levens en Werken I 25. —
Kramm, De Levens en Werken I 28. — Rot-
terdamsche Historiebladen III 556.
Haverkorn v. Rijsewijk.
Bakker, F. de, Kupferstecher in Amster-
dam, tätig von 1788 — 1765. Von seinen Wer-
ken sind nur Buchillustrationen bekannt, so
von 1752 ein Folge von Bildnissen der Statt-
halter und von 1765 eine große Ansicht des
Amsterdamer Rathauses nach einer Zeich-
nung von R. Vinkeles. E. W. Moes.
Bakker, Hubert, Maler, wird 1763 Schü-
ler von Pieter Snyders in Middelburg.
O b r e e n s Archief VI 240. E. IV. Moes.
Bakker, Job Augustus, Maler, geb. am
4. 9. 1796 zu Rotterdam, daselbst f am 7. 6.
1876, ältester Sohn des Cornelis B. und Bru-
der des Arend B. Neben dem Unterricht sei-
nes Vaters genoß er auch den der Maler W.
van Leen und J. Kouwenhoven. 1816 wurde
er Zeichenlehrer des Vereins „Hierdoor tot
Hooger“, worin seine Haupttätigkeit bestand.
Er malte auch Landschaften mit Vieh. Spä-
ter widmete er sich kunstphilosophischen
und kunsthistorischen Studien und schrieb
verschiedene Abhandlungen. Gleichzeitig war
er Mitarbeiter an literarischen Zeitschriften.
Van Eynden en van der Willigen
III 806, IV 274. — Immerzeel, De Levena
en Werken I 25. — Rotterdamscbe Historiebla-
den III 556—57. Haverkorn v. Rijsewijk.
Bakker- Korff, Alexander Hugo, be-
kannter holl. Genremaler, Sohn des Schriftstel-
lers Johannes Bakker-Korff u. Neeltje Stark,
geb. am 31. 8. 1824 im Haag, t am 28. 1. 1882
in Leiden. Er besuchte anfangs das Schüler-
Atelier von Corn. Kruseman und später die
Haager Akademie unter Prof, von den Berg.
1845 zog er nach Antwerpen, wo er bei Wap-
pers und de Keyscr studierte. 1848 kehrte
er zurück und wohnte dann in Oegstgeest,
1850 in Leiden, 1852 im Haag, seit 1856 defi-
nitiv in Leiden. Die historische Richtung
seiner Lehrer sagte ihm auf die Dauer nicht
zu; sobald er selbständig war, trat er mit
sittenbildüchen Darstellungen vor das Publi-
kum, die jedoch anfangs nicht den erwarte-
ten Erfolg hatten. Seine Gemälde erregten
aber allmählich die allgemeine Aufmerksam-
keit, sein Ruhm mehrte sich und man nannte
ihn mit einigem Recht „den holländischen
Meissonier“. Auf verschiedenen Ausstellun-
gen erhielt er Medaillen, war Mitglied meh-
rerer Akademien in Belgien und Holland.
In seinen Bildern führt er uns meist in den
Anfang des 19. Jahrh. zurück, am liebsten in
den Kreis des wohlhabenden Bürgerstandes
seiner Heimat, in die kostbar ausgestatteten
Wohnungen alter Tanten und Jungfern, deren
Gehaben er mit ebenso großer Treue, als alt-
meisterlicher Feinheit schildert. Seine sorg-
fältig komponierten Figuren (wofür Nahvcr-
wandte immer wieder mit großer Hingabe
Modell saßen), gewöhnlich im kleinsten MaB-
stabe gehalten, sind sicher, sauber und geist-
reich gezeichnet, die Farbe ist harmonisch
und lebhaft, die Durchführung von seltener
Schärfe und Zartheit. Ein Hauptwerk ist
„Die Romanze“, drei alte Kaffeeschwestern
in vornehmem Interieur, von denen die eine
ihre Lieblingsromanze auf dem Piano spielt
(1869). Durch Ausstellungen sind u. a. be-
kannt: Die Zeitungsicktüre, Der Toast, Die
Verleumdung, Die Kranke, Gläsersammlung,
ein Bild, das er selbst für sein bestes er-
klärt haben soll. — Gemälde von ihm im
Rijksmuseum und im Stedelijk Museum in
Amsterdam, Haag (Stadt. Mus.), Haarlem
(Teyler) und in der Lakenhai zu Leiden, wo
man Skizzen, Zeichnungen und allerhand Er-
innerungen an ihn vereinigt hat.
Meyer, Kstlerlex. — J. Gram in Rooses,
Het Schilderboek (ausführlich mit Abb.). —
Vosnutr, 0n2e hedendaagsche Schilders I.
— Marius, De hollandsctae Schilderkunst etc.
1903. — Mit Not. von J. Vcth u. C. G. 'tHooffc,
Bakker, s. auch Bäcker u. Baker.
Baklewski, Peter Michailowitsch,
russischer Pastcilmalcr und Zeichner des 19.
Jahrh. In der Pastellmalerei Schüler von
Latour und Vidal in Paris. Zu seinen besten
Pastellen gehören die Bildnisse des Grafen
L, A. Nesselrode, K. T. Soldatcnkos und
sein Selbstporträt. Später vorherrschend als
Illustrator tätig. Er lieferte Illustrationen
zu den Werken Stachowitschs ; zu W. J.
Dahls Erzählung vom Kampf bei Sinope, zu
den Lustspielen von Ostrowski „Armut ist
kein Laster“, „Setz' dich nicht in einen frem-
den Schlitten“ und zum 2. Teil von Gogols
„Tote Seelen“.
PaMasaHoai,, uaiep. ä. acrop. xyjow. b^Poccui
(Raroasanofl, Mater, i. Gesch. d. Künste in Rufiland)
Moskau 1868, S. 278—282. W. Neumann.
Bakof, Julius, Landschaftsmaler, geb. am
23. 3. 1819 in Hamburg; 1839 — 47 in Mün-
chen nnd im bayer. Hochgebirge; bis 1849 in
Hamburg, während des Sommers in der
381
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Bakotic — Balaam
Göhrde; 1849/50 in Schleswig als Freischär-
ler und Kriegszeichner mit General Gerhard ;
1852 — 60 besuchte er das Atelier A. Calames
in Genf und machte mit diesem Studienreisen
in der Schweiz. 1857 (Jan. bis Okt.) in Pa-
ris und Barbizon. Er starb am 9. 11. 1857
in Hamburg. — Er malte und zeichnete Wald-
und Gebirgspartien, Mühlen, Schmieden, Rui-
nen, Kapellen und sonstige Romantik, Vier-
waldstätter und Genfer See zu verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten. 2 Landschaften
(Morgen und Abend, 1843), im Besitz Sigm.
Freih. v. Pranckh, München, waren auf der
retrospekt. Ausstellung 1906 im kgl. Glas-
palast ausgestellt. — 12 Federzeichnungen zu
deutschen Liedern. — Ein gedrucktes Ver-
zeichnis von ziemlich 300 Gemälden, Zeich-
nungen und Studien begleitete Juni 1897 eine
Ausstellung des Hamb. Kunstvereins.
Hamb. Kstlerlex. — Deutsches Kunstbl. IV
1853, 441. — F. von Bötticher, Maler-
werkc des 19. Jahrh. — Hamb. Nachr. 14. 6.
1897. — Meyer, Kstlerlex. E. Benezö.
Bakotiö, Fulgentius, Bildschnitzer und
Minoritenmönch, geh. im Anfang des 18.
Jahrh. zu Gomiliza im Kreise von Spalato in
Dalmatien, f 1793 in Umbrien. Seine Heili-
genbilder, in Holz und Elfenbein geschnitzt,
befinden sich in verschiedenen Kirchen und
Klöstern Dalmatiens und Italiens.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
BgkowBki, Johann, poln. Maler, geb. am
19. 8. 1872 in Krakau. Studierte 1895 — 1898
an der dortigen Kunstschule, wo Axentowicz
und Wyczolkowski den größten Einfluß auf
ihn ausübten. Er kopierte viele Porträts be-
rühmter Persönlichkeiten, besonders für das
fürstbischöfliche Palais in Krakau, meisten-
teils koloristisch noch harte Arbeiten. 1903
studierte er an der Münchener Akad. Seit-
dem malte er hauptsächlich Porträts und fand
viel Beifall in den Kreisen der polnischen,
österreichischen und böhmischen Aristokratie.
Sein letztes und wohl bestes Bildnis (Gräfin
Valerie Mycielska) ist noch etwas flau in
Kolorit und Zeichnung.
Swieykowski, Pamictnik T. P. S. P. w
Krakowie 1854 — 1904. C. M. v. Görski.
B§.kowski, Graf Johann Wincent,
Schriftsteller und Dilettant im Zeichnen und
Stechen, geb. 1760 in Wisniowczyk, + 1826 in
Lemberg. Von seinen Arbeiten sind bekannt:
1) Porträt von Johann Andreas Morsztyn,
poln. Großschatzmeister des 17. Jahrh. Eine
Nachzeichnung nach dem Kupferstiche J. Ede-
lincks, 1792 gemacht. — 2) Dasselbe Blatt ra-
diert. — 3) Porträt des pommerschen Woi-
woden Gerhard Dönhof, gestochen. — 4) Alte
Münzen und Medaillen. Stich. — 5) Ver-
schiedene Zeichnungen und Skizzen in der
Ossolinskischen Bibliothek in Lemberg.
Orgclbrand, Enzykl., Warschau 1900. —
Kolaczkowski, Stownik rytowniköw pol..
Lemberg 1874. — Kraszewski, Ikonothcka,
Wilna 1858. — Zeitschrift Ossolinski p. 123.
Marian Gumowski.
Bakst, Leon Nikolajc witsch, russ.
Maler und Zeichner der Gegenwart, Schüler
der Petersburger Akad., weitcrgcbildct in
Paris, tätig in Moskau. Er malt zierliche Gen-
reszenen, doch liegt seine Hauptstärkc auf
dem Gebiet der dekorativen Graphik. Auf
der Ausstellung der Münchener Sezession 1899
befand sich ein Pastellporträt B.s.
Kunst f. Alle XVIII 483; XXII 285. — Ber-
lin, Int. Kst.-Ausst. 1896. — Kunstchronik. N.
F. XVIII 466. — A. Bcnois, Geschichte der
russ. Malerei im 19. Jahrh. (russ.) II 268.
W. Neumann.
Bai, Jean Baptiste Edouard, Land-
schafts- u. Porträtmaler, geb. in Paris, stellte
seit 1868 — 1901 ziemlich regelmäßig im Salon
aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. Suppl. —
Salonkataloge. ••
Bai, Joseph, Kupferstecher, geb. am 7.
4. 1820 zu Antwerpen, f daselbst am 31. 7.
.1867. Nachdem er auf der Akademie in Ant-
werpen seine ersten Studien unter E. Corr
gemacht, ging er nach Paris und bildete sich
hier namentlich unter der Leitung Achillc
Martinets.
1848 wurde ihm der große Preis für Rom
zuerkannt. Nach einem Aufenthalt in Italien
und mehreren Reisen ließ er sich in Paris
nieder und begründete seinen Ruf durch einen
Stich nach der Versuchung des hl. Antonius
von Gallait. Nach dem Tode des Kupfer-
stechers E. Corr wurde er 1862 an dessen
Stelle zum Professor an der Antwcrpener
Akademie ernannt. Seine Hauptwerke sind :
Die Versuchung des hl. Antonius nach Gal-
lait, La belle Jardiniere (1S56) nach Raffael,
Johanna die Wahnsinnige nach Gallait, Die
Montenegrinerin nach Czermack, Die Ab-
dankung Karls V. nach Gallait war unvoll-
endet bei B.s Tode.
Meyer, Kstlerlex. — Chronique des arts
1867, 238 (Nekrolog). — Gaz. d. b.-arts III 186,
XI 192. H. Hymans.
Bai, Willem, holländ. Holzschneider, geb.
in Rotterdam am 4. 8. 1808, begann als
Schriftsetzer im Haag, widmete sich aber
dann mit bemerkenswertem Verdienst der
Holzschneidekunst. Nach Immerzeel zeigte
er seinen ersten Holzschnitt im Nedcrlandsch
Magazijn 1834 p. 360 und betätigte sich wei-
terhin als Buchillustrator z. B. in Aardbol,
Ncderlanders door Nederlanders geschetst,
de Klok van Meester Humphry etc.
T. Immerzeel, De Levens cn Werken,
p. 26.
Bai, s. auch Ball.
Bala, s. Balla.
Balaam, S., Bildhauer in London, stellte
1817 eine Reiterstatuette des Herzogs von
Wellington in der Roy. Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 99. ••
382
Balabarca — Balaguer
Balabarca, Juan de, Glockengießer aus
Cordova, der am 7. 9. 1588 die große Glocke
der Giralda in Sevilla goß.
Gettoto. Artif. Sevill. I 47. M. v. B.
Balabin, P a t r i k e i, russ. Kupferstecher,
geb. 1734 als Sohn eines Soldaten, wurde
1749 Schüler der Zeichenkammer bei der
Akad. der Wissenschaften in Petersburg, seit
1755 Schüler von Iwan Sokoloff und seit 1757
Schüler von G. F. Schmidt. Von ihm meh-
rere Ansichten von Moskau nach Zeichnungen
von M. Machajeff (1781) ; die Schlacht bei
Palzig, 1761 mit N. Ssablin gest.; die Sta-
tuen am Katafalk der Kaiserin Elisabeth zu
der Beschreibung der Begräbnisfeierlichkeiten
1765.
PoBUHcxia, Pvccic. rpan. (Rowinski, Russ. Grav.)
Moskau 1870, S. 38, 40, 97, 155, 254
IV. Neumann.
Balaca, Jose, span. Maler, geb. 1810 in
Cartagena, f 19. 11. 1869 in Madrid, aus-
gebildet seit 1838 an der Escuela especial de
pintura ctc. zu Madrid, ließ sich 1844 in
Lissabon als öl- und Miniaturporträtist nie-
der, wo er u. a ein Ganzfigurbildnis der por-
tugiesischen Königin Dona Maria de la Glo-
ria malte. Nach einem längeren Aufenthalte
in England und Frankreich kehrte er dann
1850 für immer nach Madrid zurück und
beschickte seit 1852 die dortigen Kunstausstel-
lungen mit seinen Porträtgemälden.
Ossorio y Bernard, Gaicria biogr. de
art. espaßoles del siglo XIX (1383 — 84),
P. Lafond.
Balaca y Canseco, Eduardo, span. Maler,
geb. 1840 in Madrid, ausgebildet an der dor-
tigen Escuela especial de pintura etc., be-
schickte er seit 1858 die Ausstellungen seiner
Vaterstadt mit zahlreichen Gemälden. Beson-
ders erwähnenswert sind: „Eine Kastanien-
verkäuferin“, „Episode aus dem Leben der
hl. Therese“, „Die Philosophie“ (für das
Athenäum zu Madrid), Die Evangelisten Mat-
thäus und Markus (für die Kuppel der Kirche
Buen Suceso zu Madrid), sowie namentlich
zahlreiche Porträts (darunter mehrere des
Königs Alfonso XII. von Spanien, der den
Künstler außerdem 1867 mit 9 anderen span.
Malern beauftragte, in Sevilla seine Braut,
die Infantin Dona Maria Mercedes, zu por-
trätieren).
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espafioles de! siglo XIX (1883 — 84). —
Grande Encyciopedie Lamirault- Paris
P. Lafond.
Balaca y Canseco, Ricardo, span. Maler,
geb. am 81. 12. 1844 in Lissabon als Sohn des
Jos6 B., f am 12. 2. 1880. Ausgebildet durch
seinen Vater sowie an der Escuela especial de
pintura etc. zu Madrid, beteiligte sich B. schon
als 18jährigcr Knabe mit Auszeichnung an
der dortigen Exposiciön de Bellas Artcs.
1878 wurde er vom spanischen Kriegsminister
beauftragt, die Schauplätze des spanischen
Bürgerkrieges zu bereisen und die Haupt-
episoden dieses Krieges malerisch darzustel-
len. In der Tat hat sich der Künstler, der
übrigens auf allen Gebieten des malerischen
Schaffens wohl bewandert war, als Schlach-
tenmaler besonders ausgezeichnet. Seine be-
deutendsten Gemälde sind: „Episode aus der
Schlacht von Bailen“ und „Schlacht von Al-
mansa“ (beide für das Madrider Museo de
Arte moderna angekauft), „Der Ursprung
der Wappencmblemc in der Kathedrale zu
Cadiz“ (jetzt im dortigen Museo provincial),
„Episode aus der Schlacht von Castilfejos“,
„Husarenattake im afrikanischen Feldzuge",
„Kaperung einer türkischen Galiotc durch die
Bevölkerung von Cadiz“, .Jesus mit seinen
Jüngern“, „Francisco Pizarro, den Plan zur
Eroberung von Peru entwerfend“, „Don Pe-
dro de Castiila stürzt sich bei Empfang der
Nachricht von seiner Exkoramunizierung mit-
samt seinem Rosse in den Guadalquivir“,
„Angriff der Navarresen“, „Christoph Kolum-
bus wird nach Rückkehr von seiner ersten
Amerikafahrt am Hofe der katholischen Kö-
nige empfangen". Außer einer Reihe treff-
licher Porträtgemälde hat B. sodann noch
die farbigen Illustrationstafeln zu der von
Montaner und Simon in Barcelona verlegten
Don Quijote-Ausgabe geliefert; auch für die
„Crönica de la Guerra“, für die „Ilustradon
Espanola y Americana“ und für die von
ihm selbst künstlerisch geleitete „Academia“
ist er als Illustrator tätig gewesen.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. cspafioles del siglo XIX (1883 — 84). — F.
M. T u b i n o, El arte y los artistas contempo-
r&ncos (1877). — Grande Encyciopedie Lami-
rault-Paris. P. Lafond.
Balacescu, Constantin, Bildhauer, geb.
1865 in Balbosi in Rumänien, besuchte die
Gewerbe- und Kunstschule zu Craiova, dann
die Kunstakad. in Venedig und Mailand. B.
vertritt die italienische Bildhauerkunst in Ru-
mänien und ist der Schöpfer zahlreicher Bü-
sten hervorragender Männer Rumäniens.
Hauptwerke: die Statuen des Nationalhelden
Tudor Vladimirescu in Tirgu-Jiu, des Woi-
woden Mircea des Großen in Tulcea u. a. —
Professor an der Kunstakad. zu Jassy. T. S.
Balagny, Pierre, Maler und Bildhauer in
Paris, 1758 dem Namen nach erwähnt.
Nouv. Arch. de l’art fran?. 1884 p. 172. **
Balaguer, Juan, Goldschmied in Barcelona
um 1610. Er führte ein reichverziertes Aqua-
manile im Ubergangsstil aus; die Zeichnung
im dortigen Innungsarchiv.
V i fi a * a, Adic. II 43. — D a v i 1 1 i e r, Or-
f£vr. en Esp. pl. 2. M. v. B.
Balaguer, Juan Bautista, span. Bild-
hauer, geb. in Valencia, f daselbst 1747, Schü-
ler des Francisco Estebe. In den Klöstern
und Kirchen von Valencia finden sich mehrere
seiner Werke, ein Eccehomo im Convento del
383
Balaire — Balassi
Pilar, vier Statuen auf dem Hauptaltar in S.
Miguel de los Reyes.
Cean Bermudez, Dicc. I 90. — A 1 c a -
h a 1 i, Art. Valenc. S. 346. A
Balaire, Charles, Holzschneider in Pa-
ris, gcb. daselbst, Schüler von Fagnion, stellte
in den Pariser Salons 1876—77 und 1882 aus.
Er arbeitete für verschiedene Zeitschriften:
Le Monde illustre, l’Art, für eine Geschichte
Karls d. Gr., für eine Walter Scott-Ausgabe.
Bellier - Auvray, Dict. g£n. Suppl.
/. Guiberl.
Balan, Eugene, französ. Maler und Li-
thograph, gcb. 1809 zu Rouen, f daselbst 1858.
Er malte Stilleben und hauptsächlich Archi-
tekturstückc, die sich durch große Feinheit
der Behandlung auszeichnen. Von letzteren
waren einige im Pariser Salon von 1837 und
in der Berliner Akademie 1835, 1838 und
1842 ausgestellt (Das Innere der Kirche St.
Eticnne du Mont in Paris, Ansicht der Ka-
thedrale von Rouen u. a.). Einige vorzüg-
liche Lithographien von ihm mit Ansichten
von Amiens befinden sich in der Kunsthalle
zu Bremen (Sammlg. H. H. Meier). Eine
Zeichnung von ihm, Kathedrale und Häuser-
partie am Fluß, bez. E. Balan, 1837, bewahrt
die Berliner Nationalgalerie.
Meyer, Kstlerlex. II. — Bellier-Au-
v r a y, Dict. gen. — Kat. d. Handzeichn, i. d.
K Nation.-Gal. 1902. H. V.
Balanche-Richarde, B 1 a i s e, Maler in
Grand’ Combe, geb. daselbst am 24. 3. 1622,
t am 11. 1. 1695. Von seinen Porträts, Gen-
re- und Kirchcnbildern haben sich einige er-
halten, z. B. das Porträt des Schöffen Boi-
chard im Schloß Champagne (1655) und der
hl. Joseph in der Kirche von Pirey (1684),
ferner ein Exvoto-Bild aus dem Schweden-
kriege in der Kirche von Mortcau. — Er be-
zeichnete mit B. B. Richarde.
G a u t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt.
Balanche-Richarde (oder Richard), Clau-
de-Adricn, Maler, 1662 in Grand' Combe
als Sohn des Blaisc B. geb., starb 1748 in
Bcsan<;on. Er malte in den Jahren 1680 bis
1748 eine sehr große Anzahl von Bildern
meist religiösen Inhaltes, teils mit seinem
Vater, teils mit seinem Sohne Claude-Marie
zusammen. Diese Bilder befinden sich zu-
meist in den Kirchen von Bonnetage, Grand’-
Combe, Marchatix, Pirey u. a.
G a u t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt.
Balanche-Richarde (oder Richard), Clau-
de-Marie, Maler, Sohn des Claude- Adrien.
Ein Bild von ihm aus dem Jahre 1743 befin-
det sich in der Kirche von Villcrs-le-Sec.
Gauthier, Dict. d. artist. franc-comt
Balanche-Richarde (oder Richard), Gas-
p a r d, Maler, Sohn des Blaisc, geb. um 1670,
f 1725. Ein bezeichntes Bild von ihm, der
Schutzengel, befindet sich in der Kirche von
Pontarlier.
G a u t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt.
Balanche, s. auch Dallanche.
Balante da Tiene, Maler des 17. Jahrh.,
Schüler des Cavaliere Liberi, malte vier große
Bilder (Jagd- und Rciterszenen) im Palazzo
Orazio Porto zu Vicenza.
Descrizione di Vicenza etc. II 86. H. V.
Balanza, Luis de, Kunststicker, der 16S4
an den Ornaten im Escorial arbeitete.
V i ii a z a, Adic. II 43. M. v. B.
Balarino, Giorgio, de Ostravia, Stein-
metzmeistcr, bekannt aus einem im Kamal-
dulcnserkloster Bielany bei Krakau aufbewahr-
ten Vertrage aus dem Jahre 1618, wonach
er unter Leitung des Baumeisters Andreas
Spezza an der schönen und großgedachten
Barockfassade der dortigen Klosterkirche
Steinmetzarbeiten ausführen sollte.
S p r a w, Kom. h. szt. Bd. VI.
St. Tomkowicx.
Balarino, s. auch Ballarino.
Balassa, Fcrenc (Franz), ung. Maler;
Mitte des 19. Jahrh. wird ein Gemälde von
ihm, „Tod des Mathias Corvinus" lobend er-
wähnt.
S z a n a, Szäz ev a magyar müveszet törtcnc-
t6böl, Budapest 58. K. Lyka.
Balassi, M a r i o, Maler aus Florenz, gcb.
1004, f am 3. 10. 1667. Seine Lehrer waren
Jacopo Ligozzi, Matteo Rossclli, zuletzt Pas-
signano, bei dessen Arbeiten in Rom er als
Gehilfe beschäftigt war. Für den Fürsten
Taddeo Barberini malte er hier eine ziemlich
plumpe Kopie nach Raffaels Transfiguration,
die sich jetzt in der Kapuzinerkirchc zu Rom
befindet. Später gewann B. die Gunst des
Fürsten Ottavio Piccolomini, *der ihn mit sich
nach Wien nahm, wo Kaiser Ferdinand III.
sich von ihm porträtieren ließ. Vielleicht
malte er in dieser Zeit auch die Madonna mit
dem Christuskind und dem kl. Johannes, ein
Bildchen auf Stein, das sich jetzt in der k. k.
Gemäldegal. in Wien befindet. Eine Zurück-
setzung, die ihm widerfuhr — die Ausfüh-
rung eines bei ihm bestellten Altarbildes für
die Stephanskirche wurde an Joachim Sand-
rart übertragen — verleidete ihm den Auf-
enthalt in Wien; er kehrte nach Italien zu-
rück, wo er für verschiedene Kirchen in
Prato, Florenz und Empoli eine beträchtliche
Anzahl von Altarbildern ausführte (in Flo-
renz für S. Michele eine Himmelfahrt der
Maria, für die Compagnia dellc Stimate einen
hl. Franziskus, in Prato für S. Agostino den
hl. Nikolaus von Tolcntino, der für eines sei-
ner besten Werke galt) ; für die Porträtgale-
rie der Florentiner Uffizien malte er außer-
dem sein Selbstbildnis. Ein Gemälde B.s,
das Martyrium des Ev. Johannes kam nach
Kastilien. In späteren Jahren suchte er die
Malwcise älterer Meister nachzuahmen; so
malte er für den Kardinal Carlo de’ Medici
im Stile Albrecht Dürers den Großherzog
Ferdinand II. und dessen Gemahlin Viktoria
von Toskana als hl. Georg und als hl. Vik-
384
Balat — Balbi
toria. Salvatore Rosa richtete gegen diese
archaisierenden Tendenzen seiner Zeitgenos-
sen die satirische Schrift „La pittura“.
Baldinucci, Not. dei prof. del disegno
(1847) III 450; IV 586. — Richa, Chicse
Fiorcntine, I 142. III 78. 216, 224, V 94, 327,
228, VII 178. — T i t i, Descr. di Roma. p. 299.
337. — Gactano Guasti, Alcuni quadri
della Galleria Comunalc di Prato. — Arte e
Storia XII 65 — 70. L. Oszola.
Balat, A 1 p h o n s e, angesehener belgischer
Architekt, geh. in Gochenee (Namur) 1818,
f in Ixelles-lcs-Bruxclles 1905, Schüler der
Antwerpener Akademie, Architekt des Kö-
nigs, tätig in Brüssel. Seine Hauptwerke
dort sind: Palais des Bcaux-Arts, Hotel du
marquis d’Assche, Vergrößerung des kgl. Pa-
lais, ferner das Schloß von Presle.
Seine Büste von Vin?otte war auf der
Ausstellung des L’Art Beige, Brüssel 1905,
wo auch Entwürfe und Zeichnungen Balats
ausgestellt waren. •*
Balat, Jacques Christophe Paul,
jung verstorbener Maler, geb. in Bordeaux
am 22. 3. 1804, f daselbst am 17. 11. 1828.
Die dortige Galerie bewahrt von ihm das
Bild : Skythe, den väterlichen Bogen span-
nend, das Musce d’Aquitaine einige Stadt-
ansichten von Bordeaux.
Bcllier - Auvray, Dict. gin. H. V.
Balateti, G i n o t, s. Baletet, Guyot.
Balatri (oder Balatrio), Giambattista,
Bildhauer und Architekt aus Florenz, nach
Zani (Enc. met. III 31) um 1027 — 69. Nach
seiner Zeichnung ist in Florenz die kleine ein-
schiffige Kirche S. Paolo di padri Tercsiani
gebaut (begonnen 1609).
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Balay, Charles, französ. Maler, geb. in
St. Eticnne (Loire) am 29. 9. 1801, Schüler
von A. Morot und T. Chartran, stellte in
Paris im Salon und in der Societe d. art.
franq. Genrebilder u. Porträts aus. Z. B.:
Eine Straße in El Kantara, 1890; vcrsch.
Porträts (1891, 1894, 1897) ; Soldat Ludwigs
XV., 1904; Kartenspiel, 1905; Geheime Ver-
sammlung, 1906. a. Grätiger.
Balay, s. auch Ballay.
Balazs (Blasius), ung. Maler, 1533 in
Kassa, Ung., dokum. erwähnt.
Müvcszet, Budapest 1903, 341. K. Lyka.
Baibach, Othcmar, Bildhauer und Stem-
pelschneider, ein Schüler Schwanthalers, geb.
am 20. 8. 1810 in Karlsruhe, 184S Münzme-
dailleur, seit 1850 Lehrer für den Unterricht
in der Skulptur an der technischen Hoch-
schule zu Karlsruhe, f am 22. 4. 1897. Re-
liefdarstellungcn : die kaledonische Jagd, Kom-
positionen zur Odyssee u. a., badische und
hohenzoliernsche Münzstempel mit Hcrrscher-
bildnisscn, signiert BALBACH.
Nagler, Kstlerlex. II 569. — E. Bahr-
f e 1 d t. Das Münz- und Geldwesen der Fürsten-
tümer Hohenzollern 1900, p. 140. N.
Balbas, A 1 o n s o, Bildhauer, der um 1660
das Chorgestühl der Dominikanerkirche S.
Esteban in Salamanca ausführtc.
Araujo Gomez, Escult. en Espana 367.
M. v. B.
Balber, Johannes, Goldschmied, geb. in
Zürich am 25. 12. 1761, + daselbst am 22. 1.
1845. In Züricher Privatbesitz befinden sich
von ihm angefertigte zierliche Services im
Empirestil.
F. O. Pestalozzi bei Brun, Schweizer.
Kstlerlex. H. V.
Balbi, Miniaturmaler, Wien 1770.
E. Lemberger, Beiträge z. Gesch. d. Mi-
niaturmalerei, 1907.
Balbi, Alessandro, Architekt aus Fer-
rara, in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. Nach
seinem Entwurf ist die Kirche S. Maria della
Chiara in Reggio ausgeführt, ein Kuppelbau
mit der Grundform des griechischen Kreuzes,
der namentlich durch die schöne Anlage des
Innern zu den besten derartigen Architektur-
werken jener Zeit gehört. Der Bau wurde
unter Balbis Leitung 1597 begonnen und spä-
ter von Francesco Pacchioni vollendet. — In
S. Maria del Vado in Ferrara erbaute B. im
Auftrag des Herzogs Alfons II. von Este, in
dessen Diensten er stand, die elegante Vor-
halle der Capella del miraculoso Sangue
(1594). Vielleicht ist auch, nach Cittadellas
Vermutung, die Fassade der Universität in
Ferrara (Palazzo del Paradiso), die gewöhn-
lich Alcotti (s. diesen) zugcschricbcn wird,
ein Werk Balbis.
Campori, Gli artisti negli Stati Estensi etc.
p. 25. — Avventi, Guida per Ferrara 1838
p. 129, 170. — Barotti, Ferrara p. 144. —
Barutfaldi. Le vite dei pittori etc. Ferraresi.
I 22. — L. N. Cittadella, Notizic relative a
Ferrara. 1864 p. 344, 546. — Burckhardt,
Cicerone. **
Balbi, Andrea, Maler in Venedig, nur be-
kannt durch sein Testament vom 7. (?) 5. 1471.
Archivio Vencto XXIII 400. A. Baracchi.
Balbi, Andrea, venczian. Goldschmied,
der im Pestjahre 1631 „per placarc con opere
propiziatorie la clemenza divina“ vom Con-
siglio Municipale zu Padua die Ausführung
von 5 Silberstatuetten in Auftrag erhielt.
Diese 5 Statuetten im Mctallwcrte von ins-
gesamt 16 591 Lire, darstellend die Madonna
del Carmine und die 4 Stadtheiligen von
Padua, waren erst 1643 vollendet ; dem Künst-
ler wurden für seine Arbeit 1000 Dukaten
(ca. 6200 Lire) ausgezahlt. Neuere Nach-
forschungen nach dem Verbleib dieser Sta-
tuetten waren erfolglos.
A. Moschetti, Un voto art.-relig. della
cittä di Padova (1900, per lc nozze Lazzarini-
Sesler, Padova). — Rassegna bibliograf. d. Arte
ital. 1900, p. 246. *
Balbi, Filippo, italien. Maler, geb. in
Neapel, tätig um 1855 in Rom, wo er damals
im Kloster und in der Kirche S. Maria degli
Angeli eine Anzahl malerischer Arbeiten aus-
zs
Künstlerlexikon. Bd. □.
385
Balbi — Balckeneynde
führte, für die ihm Papst Pius IX. bei einem
Besuche des Klosters hohes Lob spendete.
Vita italiana, 1896, II 450. G. Degli Assi.
Balbi, Marc o, italien. Maler, 1491 in Ve-
nedig urkundlich erwähnt.
Arch. Vencto XXXIII 400. A. Baracchi.
Balbierer (Balbyrer, Barbieri), Al brecht,
Architekt von Rovcrcdo, Kanton Graubün-
den, baute mit seinem Bruder Martin 1627 ff.
den Chor der Klosterkirche von Weißenau
bei Ravensburg (Württemberg). 1642 wurde
ihm der Bau der Klosterkirche zu Neu St.
Johann im Thurtal in Auftrag gegeben.
Rothenhäuslcr bei Brun, Schweizer.
Kstlcrlcx. — Kst. u. Altertumsdenkm. i. Königr.
Württemberg. Donaukr. p. 49. H. V.
Balbierer, Julius, Architekt von Rove-
redo, Sohn des Albrecht B., leitete mit seinen
Brüdern seit 1660 den Neubau der Kloster-
kirche zu Isny im Allgäu.
Rothenhäuslcr bei Brun, Schweizer.
Kstlerlcx. H. V.
Balbierer, Martin, Architekt aus Rove-
redo, Bruder von Albrecht, erbaute 1617 die
kathol. Pfarrkirche zu Frohnstetten bei Sig-
maringen (das Schiff im 18. Jahrh. umge-
baut). 1627 war er mit seinem Bruder in
Weißenau beschäftigt (s. unter Albrecht B.).
Zingeler-Laur, Die Bau- u. Kstdenkm.
in d. Hohenzollernschen Landen. 1896 p. 3. —
Rothenhäusler bei Brun, Schweizer. Kst-
lcrlex. H. V.
Balbirer, Hans, Bildhauer zu Schleiz, er-
hält 1642 den Auftrag, zum Schmuck der
Burgkischcn Gruft in der dortigen Bergkirchc
ein Epitaphium anzufertigen. Das Denkmal
wurde — nach einem ausführlichen Programm
in Holz ausgeführt — erst 1706 fertiggestellt,
wie die Inschrift im Fries besagt.
Bau- und Kst.-Denkm. Thüringens. Heft XII
Fürstent. Rcuß j. L. p. 70/71. H. V.
Balbulus, Notker, s. Notker Balbulus.
Baibus, N., Miniator des 16. Jahrh., er-
wähnt ohne nähere Angaben von Bradlcy, im
Appendix zum III. Bdc. seines Dict. of Mi-
niaturists. **
Balbyrer, s. Balbierer.
Balcewicz, Franz Wenzel, Kupfer-
stecher in Wilna in der Mitte des 18. Jahrh.,
wahrscheinlich Geistlicher oder Ordensbruder,
stach meistens Heiligenbilder und zeichnete
sich gewöhnlich mit verkürztem Namen: F.
B. — Fr. Balc. — Franc. Wenzell. Balc. — F.
Balcewicz sc. Wilnae. Folgende Blätter
sind von ihm bekannt: 1746 Marie Josephe,
reine de Polognc. Aus der Schrift: Panc-
giryk X. Rcginalda Illiusza. Wilno. 1747 R.
P. Petrus Skarga S. J. Stephani ac Sigis-
mundi III. Regum Pol. concionator. 1749 Ef-
figies S. Casimiri Regii Poloniae AMDL.
principis. Mater pulchrae dilectionis. Der
hl. Joseph Kalasanty. S. Joannes Ncpomu-
cenus. S. Antonius Paduanus. Mater admir-
abilis Eysymontovicnsis. Der hl. Johann Ne-
pomuk. S. Petrus Rcgalis. S. Albertus Vil-
leoniensis. Muttergottesbild in der Michaels-
kirche zu Wilna. Muttergottesbild in Lu-
kiski. Der hl. Winzenz Ferrerius.
Kraszewski, Ikonotheka, Wilna 1858. —
Rastawieck i, Slownik rytowniköw polskich.,
Posen 1886. Marian Gumowski.
Balcewski, E., poln. Maler, tätig in Litauen
in der ersten Hälfte des 18. Jahrh. Er malte
Porträts des Königs August III. und seiner
Gemahlin, der Königin Maria Josepha. Wei-
tere Nachrichten über ihn fehlen bis jetzt.
Heinecken, Dict. des Artistes II 51. —
Rastawieck i, Slownik mal. polskich III 121.
Dr. Georg Graf Mycielski.
Balch, V i s t u s, amerik. Kupferstecher, geb.
Williamstown, Mass., am 18. 2. 1799, f John-
stown, N. Y., am 25. 10. 1884. In New York
tätig. Illustrat., Porträts. Hat nach 1820
einige Flußlandschaften zaghaft auf Stein ge-
bracht, auch 1825 ein Porträt von Dr. Mit-
chell. Teilhaber der Firmen Balch, Rawdon
& Co. in Albany, und später Balch & Stiles in
New York.
D. Mc N. Stauffer, Amcric. engravers 1907.
E. Richter.
Balgisqueta, Martin de, Bildhauer in Se-
villa, von dem 1566 gesagt wird, daß er schon
länger als 20 Jahre für die Kathedrale ar-
beite.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 174. M. v. B.
Balcke, Alfred Julian, Architekt in
Berlin, geb. am 1. 5. 1857 daselbst, Schüler
der dortigen Bauakademie, weiter ausgebil-
det in den Ateliers von Ende u. Böckmann,
dann Hon.- Ass. an der Techn. Hochschule
zu Charlottcnburg, arbeitete 15 Jahre als
künstlerischer Leiter der Baufirma Schulz-
Schlichting in Berlin. Unter seinen eignen
Werken sind das Landhaus G. Röhlich, Wild-
park und das Palais des Barons von Besser
in St. Petersburg zu nennen. Der große Re-
präsentationssaal der Ausstellungshalle am
Lehrter Bahnhof, den er 1903 schuf, ist eine
glänzende Arbeit, nicht ohne selbständige
Formgedanken und von kräftigem, dekorati-
vem Geschmack. * E. H.
Balckenende (Balkenende, Balkeneynde),
Claes Dirks z. van, holl. Baumeister im
Haag, 1664 +• Schwiegervater des Malers
Paul Potter. Restaurierte für den Prinzen
Friedrich Heinrich das Schloß Honsholredijk
u. erhielt 1636 den Auftrag, das Doclenhuis
neu zu erbauen. Jan v. Ravcsteijn hat ihn
auf dem aus diesem Jahre stammenden Bild
(Haag, Musee Municipal) unter den Magi-
stratsmitglicdem porträtiert, die über das
Bauprojekt beraten.
Houbraken, Groote Schouburgh (Obers.
v. A. v. Wurzbach, Quellenstud. z. Kunstgesch.
XIV 216). — Oud-Holland XIV 124. — Wurz-
bach, Niederl. Kstlerlex. I 50.
Balckeneynde, Maerten Ariaensz. van,
Maler, begraben zu Rotterdam am 10. 1. 1631.
Mit diesem Namen wird er in einer Urkunde
vom 26. 2. 1631 genannt, worin der Maler
386
Balcone — Baldassare
Adriaen Fransz. Verwilt zutn Vormund über
seine Kinder gestellt wird.
Rotterdamer Archiv. Hoverkom v. Rijsewijk.
Balcone, Bartolome o, italien. Holzbild-
hauer, wahrscheinlich aus Rom stammend,
ansässig in Sulmona, wo er 1677 — 79 das
Chorgestühl der Annunziatenkirche schnitzte»
eine reiche und geschickte, aber nicht beson-
ders geschmackvolle Arbeit Außerdem schuf
er noch das Chorgestühl für die dortige Ka-
thedrale, das späterhin in die Krypta dieser
Kirche übergeführt wurde und dort bis heute
in wenig erfreulichem Zustande erhalten ge-
blieben ist.
Piccirilli in Rasscgna Abruzxcse I L
G. Ceci.
Balcone, Paolo, italien. Holzbildhauer,
wahrscheinlich aus Rom stammend, ansässig
in Sulmona, wo er 1602 das Orgelgehäuse der
Annunziatenkirche schnitzte.
Piccirilli in Rassegna Abruzxcse I 6.
G. Ceci.
Baldacci-Gozzi, Maria Magd., s. Gozxi,
M. M.
Bald&mus, A., Maler in Berlin, stellte in
der dortigen Akademie 1844 zwei Bildnisse,
eine Landschaft und ein Genrebild aus.
Kat d. Berlin. Akad. Ausstellg. 1844 p. 154.
H. V.
Baldancoli, Pietro, Maler, geb. am 7. 12.
1834 in Florenz, f daselbst 1901; Schüler des
Vinc. Saccardi und seit seinem 12. Jahre des
Aless. Maffci an der Florentiner Kunstaka-
demie. Da er im 14. Lebensjahre den rech-
ten Arm verlor, brachte er es durch ausdau-
ernde Übung zu nicht minder geschicktem
Gebrauche des linken Armes. Unter den
zahlreichen dekorativen Malereien, die er in
Florenz ausführtc, sind hervorzuheben: Zwei
Salons und eine Galerie in der Villa Stibbert,
ein Saal im Palazzo Borghese, Deckenmale-
reien in Theatern und Privathäusern, Fries-
dekorationen in Künstler ateliers etc. Außer-
dem malte er in Bern die Treppenhausdecke
des Museums der Bildenden Künste und das
Vestibül des Naturhistorischen Museums.
Gubernatis, Dix. d. Art. Ital. Viventi
(1889) ; sowie In memoria di P. Baldancoli (Flo-
renz 1906). N. Tarchiani.
Baldanza, Luca, sizil. Goldschmied, t ver-
mutlich 1548 in Palermo. 1537 übernahm er
die Ausführung eines silbernen Hostienschrei-
nes für das Kloster S. Maria del Cancelliere
zu Palermo. Ebenso lieferte er den Hostien-
schrein für die Sakramcntskapcllc der Haupt-
kirche zu Petralia Soprana.
Di Marto, I Gagini I 629. E. Mauceri.
Baldassare, maestro, Bildhauer („marmo-
rarius“) in Rom, erhält 1452 Bezahlung für
Lieferung einiger Wappen, zweier Marmor-
Kamine und eines kleinen Portales in den
Kapitolspalast.
Müntz, Les arts ä la cour d. papes 1878 I
150. H. V.
Baldassare, Mastro, Töpfer in Pesaro.
Die keramischen Kunstproduktc der Werk-
stätte Baldassars sind, wie ein von einem Ar-
beiter desselben signierter Teller von 1580
beweist, hochentwickelt gewesen.
Passeri, Maioliche Pesaresi p. 37.
E. Scjtassa.
Baldassare, Holzschnitzer von Florenz, nach
Zani (Enc. mct. III 31) um 1700, arbeitete
zwei Putten, die sich 1722 in der Galerie Ga-
burri zu Florenz befanden.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Baldassarre, genannt B a r o c c i o, Maler
in Perugia. Aus seinem Beinamen darf ge-
schlossen werden, daß er Schüler und Nach-
ahmer des großen Federigo B. gewesen ist.
Wir wissen, daß er viel in der Kirche und
im Kloster S. Pietro zu Perugia gemalt hat
und daß er daselbst 1632 den Plafond neu
vergoldet hat, der durch Blitzschlag beschä-
digt war.
Manari, Doc. 63 u. Note 63 im „Apolo-
gctico“. — Lupattelli, Storia della Pitt in
Perugia p. 61. Waller Bombe.
Baldassarre di Bartolom meo. Wohnte
zu Perugia im Quartier Porta S. Angelo und
war iin 2. Sem. 1460 Massaio und im 2. Sem.
1461 Camerlengo der dortigen Miniaturisten-
zunft.
L'arte dei Miniatori in Perugia (Giorn. di
Erud. Art II, 1873 p. 317). Waller Bombe.
Baldassare di Bartolommco da Mo-
dena, in Gerichtsakten 1486 als Maler in
Bologna erwähnt.
Archiv, stör. d. arte VII 371. **
Baldassare da Cividale, Architekt, stellte
1463 gemeinsam mit seinem Sohn und den
Meistern Haelias und Beitram die am 25. L
1448 durch Erdbeben zerstörte Kathedrale
(später S. Antonio genannt) zu Cividale wie-
der her (1631 wegen Baufälligkeit abgetra-
gen),
Mothcs, Bank. d. Mittclalt. in Italien 1883
p. 267. H. V.
Baldassare E s t c n s e, italien. Maler und
Medailleur, geb. als natürlicher Sohn des
Niccolö III d’Este, Herrn von Ferrara, in
Reggio d’Emilia u. deswegen auch Baldassare
da Reggio genannt. Seine künstlerische Aus-
bildung scheint er in Mailand erhalten zu
haben, wo er im Dienste der Herzoge Fran-
cesco und Galeazzo Maria Sforza stand. Die
früheste auf ihn bezügliche Urkunde, datiert
vom 16. 1. 1461, besteht in einem ihm vom
Mailänder Herzoge bewilligten Reisepässe,
gültig auf 2 Jahre für ihn und 2 Begleiter.
Am 25. 2. 1469 finden wir B. im Castell zu
Pavia mit der Ausführung von Bildnissen des
Gal. Maria Sforza und seiner Gemahlin Bona
von Savoyen beschäftigt. 1469 begab er sich
mit einem warmen Empfehlungsschreiben des
Gal. Maria an Borso d’Este nach Ferrara
,,perche vale molto nel mestiere suo, nel che
in molte cose ci ha soddisfatto benissimo, c
ne ha riportato commendazione assai“. Auf
387
2S*
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Baldassare
diese Empfehlung hin veranlaßte Borso den
Künstler, ganz in seine Dienste überzutreten,
wozu der Herzog von Mailand nur ungern
die erbetene Zustimmung gab. Noch vor Ein-
treffen der letzteren (am 20. 9. 1469) ließ
Herzog Borso seinen Halbbruder nebst Fa-
milie und Hausrat zu Schiffe von Pavia nach
Ferrara überführen, um ihn von da an mit
Ehrungen und Gunstbezeugungen zu über-
häufen. Gleich Cosme Tura wurde B. offi-
ziell zum Hofmaler der Este ernannt und
1469 — 74 seinem speziellen Rufe gemäß na-
mentlich mit zahlreichen Porträtaufträgen be-
dacht. Nach dem Leben porträtierte er den
Antonio da Correggio vor dessen Flucht aus
Ferrara; für den Herzog Borso malte er zum
zweiten Male die Bildnisse des Galeazzo Ma-
ria Sforza und der Bona di Savoia. An Bea-
trice d’Estc, Gemahlin des Tristano Sforza in
Mailand, sandte er das Bildnis der Marietta
Calcagnino; ebenso porträtierte er den Contc
Lorenzo Strozzi und den Monsignor di Foy
mit einem seiner Freunde. Den Herzog
Borso selbst hatte er mehrfach zu malen :
1) Auf einem großen Lein Wandgemälde hoch
zu Roß, umgeben von den gleichfalls beritte-
nen Hofkavalieren Alberto d’Este, Lorenzo
Strozzi u. Tcofilo Calcagnino, — 2) im Brust-
bilde auf Leinwand (auf eine Holztafel ge-
spannt), — 3) ebenfalls im Brustbilde (dem
Monsignor di Foy als Geschenk zugedacht), —
4) in ganzer Figur. Letzteres Bild wurde
von Baldassare selbst in Begleitung zweier
Gehilfen dem Herzoge Galeazzo Maria Sforza
zur Erinnerung an den am 24. 5. 1471 ver-
storbenen Este-Fürsten im Oktober desselben
Jahres in Mailand überreicht. Galeazzo war
so entzückt von dieser Porträtlcistung ( — „ci
pare vcdcrlo vivo quasi non li tnanchi altro
che l’animo“, schrieb er in einem Briefe), daß
er den Maler in Mailand zurückbehielt, um
sich selbst von ihm porträtieren zu lassen.
Baldassare kehrte jedoch noch vor Vollendung
dieses Bildnisses nach Ferrara zurück, da der
Herzog an den Pocken erkrankte. — Alle
diese zahlreichen Porträtmalercien schuf der
Künstler — mit Ausnahme des erst nach 1473
vollendeten großen Rciterbildnisses des Borso
d’Este und seiner Kavaliere — in nicht ganz
2 Jahren. Dazu kamen noch 36 Porträtköpfe
und eine Anzahl Brustbilder des Herzogs
Borso, die Baldassare (vermutlich um sie
ähnlicher zu machen) zu übermalen hatte,
sowie eine Reihe von Köpfen im Palazzo Schi-
fanoia, wo Francesco Cossa und die Schüler
des Cosme Tura den großen Festsaal ausge-
malt hatten. — Für Borsos Nachfolger Ercole
I. d’Este malte Baldassare 2 Porträts dieses
neuen Herzogs selbst, die bei dessen Ver-
lobung mit Elconora von Aragonicn an den
Neapeler Königshof gesandt wurden, sowie
gleichzeitig 2 Porträts des Fabrizio Caraffa,
Gesandten des Königs von Neapel in Ferrara.
Von all diesen Porträtmalereicn B.s ist
nichts erhalten geblieben. Als einziges Zeug-
nis für sein künstlerisches Schaffen dient uns
heute eine von ihm gegossene Medaille mit
dem Brustbilde des Ercole I. auf der Vorder-
seite und dem Rciterbildnisse desselben Her-
zogs auf der Rückseite. — 1472 arbeitete B.
im Aufträge des Simone Ruffini, eines Mai-
länder Kaufmannes und Bürgers von Ferrara,
an der Ausmalung einer Kapelle in S. Do-
menico zu Ferrara. Und zwar malte er dort
die Fresken aus dem Leben des hl. Ambro-
sius um dessen Altarbild, auf dem man den
Heiligen selbst dargcstellt sieht nebst der in
Anbetung knienden Stifterfamilie (Simone
Ruffini mit seiner Gattin und seinen Neffen
Antonio und Ambrogio) und dem Notar Gio-
vanni di Castclio, dem Abfasser des Liefe-
rungsvertrages zwischen dem Maler und dem
Stifter. Einige Zeit nach Vollendung dieser
Fresken siedelte B. nach seiner Vaterstadt
Reggio d’Etnilia über, wo er zum Capitano di
Porta Castello ernannt wurde. Von dort aus
wandte er sich 1493 an den Herzog Ercole I.,
um von diesem Rache für die Entehrung einer
seiner Töchter zu fordern. 1497 kehrte er
wiederum nach Ferrara zurück und blieb da-
selbst bis 1504; wahrscheinlich ist er im letz-
teren Jahre daselbst gestorben. In dieser sei-
ner letzten Schaffensperiode war ein Bildnis
des Tito Strozzi entstanden, das noch im vori-
gen Jahrh. sich in der Sammlung Costabili zu
Ferrara befand, jetzt jedoch nicht mehr auf-
findbar ist. Es zeigte den Dichter im Profile,
das Haupt mit einem Barett bedeckt, daneben
nach Baruffaldi die Signatur: BALDASA-
RES • ESTENSIS • NOB. PIX. ANOR.
36. 1499 Fcb. 24. — 1502 malte B. eine Altar-
tafel mit den 12 Aposteln für die Nonnen von
Mortara, die damals in Ferrara Unterkunft
gefunden hatten. Ich bin zu der Vermutung
gelangt, es sei dies vielleicht jenes Altarbild
gewesen, das sich früher in der von den Mor-
tara-Nonnen gegründeten Kirche S. Maria
dellc Grazie befand, späterhin gleich so vielen
anderen Gemälden aus den in Napoleonischer
Zeit aufgehobenen ferrarcsischcn Kirchen in
die Sammlungen Saroli und Lombardi über-
ging und jetzt zur Sammlung des Duca Mas-
sari gehört. Es stellt den Tod der Maria dar
und wurde im 18. Jahrh. dem Mantcgna und
dem Michele Coltellini, von Morelli dem
Bianchi Ferrari, von Crowe u. Cavalcaselie
dem jugendlichen Grandi bezw. dem jugend-
lichen Lorenzo Costa oder dem Michele Col-
tellini zugeschrieben. — Baruffaldi erwähnt
noch einige weitere Malwerke mit Baldassa-
rcs Signatur, so in S. Maria degli Angeli zu
Ferrara ein Altarbild mit den Heil. Thomas
von Aquino und Katharina, — ein zweites
Altarbild in der Chiesa della Consolazione,
eine Predella itn Besitze des Abtes Carlo
Lalli ; auch diese Gemälde sind jedoch heute
388
Baldassare — Baldauf
verschollen. — Trotz seiner doppelten Be-
rufsstellung als Maler und als Capitano von
Castel Tedaldo befand sich B. 1502 in schwe-
rer Notlage. Gleichwohl konnte er bei seinem
Ableben seinen Töchtern, die in Reggio ver-
heiratet waren, und seiner zweiten Gemahlin
aus der Reggianer Adelsfamilic der Fogliani
ein nicht unbeträchtliches Erbe hinterlassen.
Während seines ersten Aufenthaltes in Fer-
rara war sein „garzone“ ein gewisser Andrea
da Como, während des zweiten hingegen Bar-
tolomco di Jacopo Benati aus Parma.
B a r o 1 1 i, Pitt e scult. etc. di Ferrara (1770).
— C. Cittadella, Catal. ist. de’ pitt etc.
Ferraresi (1782) I 66; II 212. — R o s i n i,
Storia d. pitt. iul. (1839 ff.) III 199 (II. Ausg.
1850, III 152, mit Abb.). — Baruftaldi, Vite
de’ pitt. etc. ferraresi (1844) I 92 f. — La-
de rc bi, La pitt. ferrarese (1856), p. 38; so-
wie Descriz. della quadr. Costabili (1838). —
L. N. Cittadella, Not. relat. a Ferrara
(1864) p. 581 f. ; sowie Ricordi e docum. etc. di
Cosimo Tura (1866). — Crowe u. Caval-
c a s e 1 1 e, History of painting in North Italy
(London 1871) I 526 f. — H e i ß, Les m<5d. de
la Renaiss. (Paris 1881). — Armand, Medail-
leurs ital. (1883). — Campori, I pittori degli
Estensi (Modena 1886, Estratto dagli Atti e
Mem. dcllc Dcp. di stör, patria p. le Prov. Mod.
e Parm. Ser. III, vol. III, pte. II). — A. Ven-
turi, Balthazar d'Este (L’Art, Paris, 1884);
ders., Gli affrcschi di Schifanoia secondo re-
centi pubblicazioni c nuove ricerche (Atti e
mem. della Dcp. di Storia Patria per le Ro-
magne, 1885) ; ders., L’arte a Ferrara nel pe-
riodo di Borso d’Este (Rivista storica italiana
II 4, 1885) ; ders., L’arte ferrarese nel periodo
di Ercole I d’Este (Atti e mem. della R. Dep. di
St Patria per le prov. di Romagna, III seria,
VI c VII, 1888). — E. Motta in Archivio
Storico Lombardo 1889. — G. G r u y e r, L’art
ferrarais (Paris 1897). — F. Malaguzzi-
V a 1 e r i, Pitt. Lombardi (Milano 1902) ; sowie
in Rasscgna d'arte 1903, p. 148 ; und in L'Artc
1900, p. 146. — Forrer, Biogr. Dict. of Me-
dallists (London 1904). — Arch. stör, lombardo
XII 225—280; XVI 403—9; XVII 099; XXII
408 ff. — Arch. stör. d. Arte ital. I 142 ; II
380 f. ; VII 95. — Jahrb. d. preuß. Kst.-Sammlgn.
I 9 f. ; II 51 f. ; V 101, 120 ff. ; VIII 71, 79 ff.,
123, 126; IX 15 ff., 21; XI 188. — Repertor. f.
Kstwissensch. XXII 358. — Gaz. d. B.-Arts
1879, I 371, 382; 1883, I 82 f. ; 1890, II 95.
Adolfo Venturi.
Baldassare da Facnza, Majolikafabrikant,
erhält 1574 eine Abschlagszahlung auf Alba-
rclli für die Apotheke von Isola.
Gaz. d. beaux-arts XVII 222. *•
Baldassare da F o r 1 i, s. Carrari, Bald., il
vecchio.
Baldassarre, Francesco di, ital. Gold-
schmied in S. Angelo in Vado. Er heira-
tete 1551 Girolama, Tochter des Michelangelo
Fagnani mit einer Mitgift von 550 Fiorini.
Er war „capo-maestro d’arte“ und fertigte
geschätzte Arbeiten.
Lanciarini, Dei Fratelli Nardini etc. p.
16. E. Scatassa.
Baldassarre di Matteo, italien. Miniat.
In die Zunft der Miniaturisten zu Perugia
eingeschrieben. Wohnte daselbst im Quar-
tier Porta Sole, im Hause des Costantino dei
Ranicri und bekleidete dreimal das Amt des
Camcrlcngats : Im 2. Semester 1455, 1458 u.
1463. Im 2. Sem. 1456 war er Massaio.
Giorn. di Erud. Art. II 315, IV 47.
Walter Bombe.
Baldassarre di Matteo di Ercolano.
War im 2. Semester 1505 und im ersten Se-
mester 1509 Camcrlengo der Peruginer Ma-
lerzunft. In der Matrikel findet sich sein
Name nicht. Walter Bombe.
Baldassare di Paolo da Grona (Ca-
rona), s. Alberto di Pietro da Grona.
Baldassare da Prato, italien. Goldschmied,
tätig in Padua, wo er 1505 für S. Antonio
2 silbervergoldete Tabernakel für Reliquien
des hl. Felix und des hl. Bonaventura aus-
führte; eines dieser Tabernakel ist mit dem
Bildnis des letzteren Heiligen geschmückt.
G o n z a t i, S. Antonio di Padova I 209, 224 ;
u. p. CXXIV, Doc. CXV. R.
Baldassare da Reggio, italien. Maler,
urkundlich erwähnt am 17. 8. 1498 als Sohn
„olim Francisci de Regio habitatore Forlivii“
und in einem anderen Dokument vom 28. 9.
1502; deshalb zu unterscheiden von dem gleich
ihm in Reggio d’Emilia geborenen Baldassare
Estense (s. diesen).
C. G r i g i o n i in Rassegna bibliograf. d. Arte
ital. 1898 p. 4 f.
Baldassare da Siena, Sohn des Vito, Ma-
ler in Siena um 1487, nur von Zani, Enc. met.
XVII 259 erwähnt. **
Baldassare da Siena, s. auch Perussi, B.
Baldassare di Simone d’Aliotto, s.
Embriachi, B. degli.
Baldassare di Terzago, venezian. Minia-
tor des 16. Jahrh.
B r a 1 1 i, Miniatori Veneziani (Nuovo Ar-
chivio Vcneto 1901, nuova scr. tom. II parte I
p. 74). P. d’Ancona.
Baldassare da Varignana, Steinmetz in
Bologna, errichtet den steinernen Hauptaltar
in S. Giovanni in Monte daselbst und erhält
1456 dafür Bezahlung.
Arch. stör. d. arte, ser. II, Bd. III 227. •*
Baldassari, V a 1 e r i o, wenig bekannter
Maler in Pescia, um 1715, Schüler des Pier
Dandini.
L a n z i, Stör. d. Pittura, Firenze 1838, I 232.
— Zani, Enc. met. III 31. ••
Baldaasini, Giovanni Maria, Maler in
Gubbio, geb. 1540, f am 29. 8. 1010. Schüler des
Benedetto Nucci. Er malte eine S. Caterina
für die Kirche S. Agostino und andere Altar-
bilder in Gubbio, sowie eine Madonna dei
Rosario für die Kirche S. Niccolo in Can-
tiano.
G u a 1 a n d i, Metnorie etc. Ser. IV 49. —
L u c a r e 1 1 i, Guida di Gubbio p. 448.
Walter Bombe.
Baldasaini, s. auch Baldissini.
Baldauf (Baldauff), Anton, Kupferste-
cher, geb. 1777 in Klagenfurt, t 1812 in Wien.
389
Baldauf — Baldelli
Er stach in punktierter Manier und radierte
Bll. nach Kompositionen H. Fügers. Die Al-
bertina in Wien bewahrt von ihm u. a. eine
gehöhte Kreidezeichnung: Herkules am Schei-
deweg.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Baldauf, C., Landschaftsmaler des 18. Jahrh.,
wahrscheinlich Sohn des Eugen Baldauf.
Einige seiner Bilder mit den Buchstaben C.
B. bezeichnet.
Nagler, Monogr. I 2335. — Lipowsky,
Bayer. Kstlerlex. — Meyer, Kstlerlex. II 570.
Wgn.
Baldauf, Eugen, deutscher Landschafts-
und Porträtmaler, wahrscheinlich Sohn des
Ignaz Baldauf, geb. 1758 in Inchenhofen, f in
Besangon (nach anderen um 1790 in Mün-
chen). Er hielt sich längere Zeit in den Nie-
derlanden und in Frankreich auf und wurde
1783 Hofmaler des Fürstbischofs von Frei-
sing. Einige seiner Bilder sind mit einem aus
E. und B. zusammengesetzten Monogramm
bezeichnet.
Nagler, -Monogr. I 1777. — Gauthier,
Dict. d. artist. franc. comt. — Meyer, Kstler-
lex. 570. Wgn.
Baldauf!, Ignatz, Freskomaler, Hofmaler
des Bischofs von Augsburg, geb. in Inchen-
hofen (Oberbayern), + 1783 in Augsburg;
nähere Lebensverhältnisse unbekannt. Einer
der Schnellmalcr aus der Augsburger Schule,
die über ein nicht unbedeutendes Dekorations-
geschick verfügten, aber durch sehr ungleiche
technische Ausführung ihre Leistungen her-
abminderten. Von ihm stammen : 1) Die
Deckenfresken in St. Salvator in Schroben-
liausen (Christus am Teiche Bethesda, Spei-
sung der 6000) 1760 ; 2) Das Deckenfresko
in der Pfarrkirche zu Obergriesbach (Grün-
dung der Rosenkranzbruderschaft) 1763 ; 8)
Die Dcckcnbildcr in der Kirche zu Lauter-
bach (David und Abigail; Maria als Trö-
sterin der Betrübten) 1765; 4) Die Fresken
in der Kirche in Hollenbach (aus der Ge-
schichte des hl. Kreuzes) 1765; 5) Die Fresken
in der Kirche zu Beinberg 1767 (Die 7 Tod-
sünden, Maria, die Zuflucht der Sünder, Die
Kreuzigung) ; 6) Die Dcckenbilder in der
Kirche zu Langenmoosen 1780 (Glorifi-
kation, Berufung des hl. Andreas) ; 7) Des-
gleichen in der Kirche zu Inchenhofen 1780
(Leben des hl. Leonhard) ; 8) Die Fresken
in St. Martin in Unterwcssen 1781 (Das
Abendmahl, Ein heiliger Mönch). Ferner
die Fresken in den Kirchen zu Zahling (Dek-
kenbildcr aus der Legende des hl. Gregor),
zu Bruck (Die Ungarnschlacht), zu Mering
1779 (verdorben), Sandizcll (Kommunion
eines Priesters, Tod des hl. Joseph; in der
Art des B.). Altarbilder seiner Hand befin-
den sich in der Kirche zu Halsbach (Erz-
engel Michael), in der Klosterkirche zu Alto-
münster (Salvator mundi), in der Kirche zu
Einertshofcn (Beweinung Christi), in der
Kirche zu Fürstenfeld (2. u. 8. Seitenaltar r.,
Petrus und Paulus Abschied nehmend ; hl.
Bernhard. 3. u. 4. Seitenaltar 1., Tod des
hl. Benedikt, hl. Florian) und in der Pfarr-
kirche zu Aichach (Himmelfahrt Mariä).
Letzteres wird als eine seiner besten Arbeiten
gerühmt.
W e 1 i s c h, Augsburger Maler im 18. Jahrh.
1901 p. 85/86. — Kunstdcnkm. d. Kgr. Bayern
I 151/52, 169, 184/5, 187, 191, 196, 205, 211, 240,
449, 1884. Wgn.
Baldauf(f), s. auch Baiduff.
Baldazar oder Baltiscr, Krakauer Maler,
tätig 1443 — 1452, steht in Beziehungen zu
dem Augustinerkloster, wo sich Denkmäler
der Malerei aus dieser Zeitepoche erhalten
haben.
A. Grabow ski, Skarbniczka p. 39 u. Kra-
kow i jego okolice, 5. Ausg. p. 188. — Ra-
stawiecki, Slownik mal. pol. III 125.
Leonard Lepssy.
Balde, J. Senator Semenov in St. Peters-
burg besitzt ein männliches Porträt, beeinflußt
von Rembrandt und bezeichnet : J. Balde.
Vielleicht sind von derselben Hand einige
von Kramm erwähnte Werke.
Semenov, Etudes sur les peintres etc. Cata-
logue S. 9. — Kramm, 49. E. W. Moes.
B&ldegora, s. Baldigara.
Baldelli, Francesco, Maler aus Urbino.
Schüler und Neffe des Barocci. Malte viel-
leicht 1588 die Tafel der hl. Lucia über dem
Altäre der Danzctta in S. Agostino zu Peru-
gia, ferner daselbst für S. Maria dcl Popolo
(nach Lanccllotti, scorta sacra, Ms. der Bibi.
Comunalc zu Perugia, c. 493 t u. 500) die
Geburt Christi auf dem Altar der Floramonti,
unvollendet und noch erhalten in der städti-
schen Pinakothek, Sala della Decadenza No.
25. Das erste dieser Bilder wird ihm von
Orsini abgesprochen und einem anderen Schü-
ler des Barocci, dem Antonio Viviani (il
Sordo) gegeben. Als Werk des Sordo wurde
es 1797 nach Frankreich entführt. Seitdem
ist es verschollen. Vielleicht trägt die An-
gabe der dargcstellten Personen: „Madonna
mit dem Kinde, S. Lucia und S. Antonio
Abate" dazu bei, es wieder aufzufinden.
Orsini, Guida di Perugia p. 142 — 3, wo in
der Anm. weitere Literatur. Walter Bombe.
Baldelli, Luigi, Architekt in Pesaro, wo
er um 1760 geboren war. In Fossombrone er-
baute er die in einem einzigen Bogen den
Fluß. Metauro überspannende Brücke, deren
ursprüngliches Projekt allerdings der Cav.
Cosimo Morelli aus Imola entworfen haben
soll. Von seiner Vaterstadt wurde B. zum
Oberintendanten des öffentlichen Bauwesens
ernannt Außerdem wurde er für seine künst-
lerischen Verdienste in den Grafenstand er-
hoben.
Z a n i, Encicl. III 32, sowie Appendice alla
Encicl. (Mscr. in Parma, Bibi. Palatina.)
St. Lottici.
390
Baldelli - Baldi
Baldelli, Suor Maria Chiara, Malerin
in Perugia. Nonne des Klosters S. Giuliana
für dessen Kirche (r. u. 1. vom Hauptportal)
sie zwei Bilder malte, einen S. Matthäus und
eine hl. Familie mit Joh. dem Täufer. + 1805.
Siepi, Descr. etc. di Perugia p. 689. — Lu-
p a 1 1 e 1 1 i, Stör, della Pitt, a Perugia p. 81.
Walter Bombe.
Baldello di N e 1 1 o, 1334 — 37 gemeinsam
mit Angclo di Luccolo in seiner Vaterstadt
Gubbio Bauvorstchcr, „soprastante", bei den
Neubauten des Palazzo dei Consoli und des
Palazzo del Podcsta und legte 1337 Rech-
nung ab über 17161 Lire Baukosten. '
Mazzatinti in Arch. stör, per le Marche
e l’Umbria, vol. IV, fase. 13—14, p. 27 — 30.
G. Degli Asti.
Baldenbach, Peter, Medailleur, geb. 1762
zu Linz a. Rh., kam 1784 nach Wien, 1797 bis
1800 Graveur- Adjunkt an der Kaiscrl. Münze,
t 1802. Medaillen auf die Siege der öster-
reichischen Armee unter dem Prinzen von
Sachsen-Koburg, auf die Siege der russisch-
österreichischen Armee in Italien, auf die
Hinrichtung Ludwigs XVI. und der Marie
Antoinette, auf den Erzherzog Karl u. a.
Signatur B. und B. D. B.
Nagler, Monogr. I 1592, 1766. — H. Bol-
ze n t h a 1, Skizzen zur Kunstgescb. der moder-
nen Medaillen-Arbcit, p. 273. — Forrer, Biogr.
Dict. of Medallists I 116. N.
Baldensperger, Hans, Maler des 17. Jahrh.,
dessen nähere Lebensumstände nicht bekannt
sind. In der Sammlung Rolas du Roscy be-
fanden sich zwei Handzeichnungen desselben,
beide effektvoll in Tusche auf bräunlichem
Grunde ausgeführt: eine Geißelung Christi
und eine Kreuzerhöhung, die letztere 1621
bezeichnet. Beide Bll. trugen den Stempel
der alten Kabinette: J. D. und J. P. V.
Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Bälden wyn, s. Balduin.
Balder, G., Zeichner und Maler in Luzern,
um 1837, nur bekannt durch eine Porträt-
zeichnung des Jos. Karl Amrhyn.
F. Heinemann bei Brun, Schweizer. Kst-
lerlex. H. V.
Balder (Baldcrer), Georg, Lithograph,
Zeichner, Historien- und Hciligcnmaler, geb.
in Zürich 1810, f in Freiburg i. Br. am 2. 2.
1882, Schüler K. Weidenmanns in Winterthur
und der Münchener Akademie, später in Frei-
burg i. B. ansässig, wo er als Maler von Por-
träts u. Kirchenbildern beschäftigt war. Die
Samml. d. Kst.-Vcreins in Winterthur und
die Kupf.-Samml. d. Polyt. in Zürich bewah-
ren von ihm einige Handzeichnungen und
lithographierte Bildnisse.
A. Ernst bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Balderas, A 1 o n s o de, Maler in Sevilla,
der 1597 mit anderen bei der Restauration
der Kuppelmalereien im Gesandten-Saal des
Alcazar beschäftigt wird.
G e s t o s o, Artif. Sevill. II 15. M. v. B.
Balderrain, Martin de, Bildhauer in Ci-
zurquil, der 1026 die Arbeiten, welche Este-
ban de Ostiza am Hauptaltar der Pfarrkirche
in Fuentarrabia ausgeführt hatte, schätzte.
Viiiaza, Adic. III 201. M. v. B.
Baldery, J. K., engl. Maler in Holborn,
stellte in der Roy. Academy 1793 ein Porträt,
1794 ein Bild „The Gamekeeper“ aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 99. *•
Baldes, s. Waldes.
Baldeschi, Conte Federigo, Maler des
19. Jahrh. in Perugia. Schüler des Mi-
nardi. Einige seiner Landschaften befinden
sich noch jetzt im Palazzo Baldcschi und in
anderen Häusern in Perugia.
Lupattelli, Stör, della pittura in Perugia
p. 90. Walter Bombe.
Baldewein, Eberhard, Baumeister. Er-
baute laut Inschrift im Jahr 1582 für den
Landgrafen Ludwig von Hessen die stattliche
Herrcnmühle in Marburg. Der Bau steht
noch (am Rudolfsplatz), die Inschrift ist
erneuert.
Jacob Hoffmeisters gesammelte Nach-
richten über Künstler u. Kunsthandwerker in
Hessen usw. Herausgeg. von G. Prior. Hanno-
ver 1855, S. 7. — Dehn-Rotfelscr und
Lotz, Die Baudenkmäler im Reg.-Bcz. Kassel.
Kassel 1670, S. 163. R. Kautzsch.
Baldewin, s. Balduin.
Baldewinus, angelsächs. Goldschmied, der
um 1170 für die Abtei Saint Albans arbeitete.
Im Aufträge des Abtes Simon schuf er einen
großen goldnen, mit reichem Rankenwerk
und mit Blumen aus Edelsteinen verzierten
Abendmahlskelch „quo non videmus in regno
Angliac nobiliorem“, sowie einen ebensolchen
Hostienbehälter, der über dem Hochaltäre der
Abteikirche aufgehängt und unter König
Heinrich II. in eine von diesem gestiftete,
nicht minder kostbare Cuppa eingelassen
wurde. Außerdem lieferte B. an die Abtei
3 kleinere Meßkelche, einen goldenen für die
„major missa quotidiana“ und zwei silberne
für die „missa quotidiana“ und für den St.
Pctersaltar.
Texier, Dict. d’Orfcvrerie (1857). S. Lami.
Baldi, Bildhauer in Venedig, im 17. Jahrh.,
ein untergeordneter Nachahmer Bcminis. Im
Oratorio degli Scalzi daselbst ist von ihm die
Marmorstatuc einer hl. Theresa, deren Herz
von einem Engel durchbohrt wird. Vielleicht
rühren auch die beiden Engel zwischen den
Säulen des Altarcs und oben das Relief mit
der engelumschwebtcn Dreieinigkeit von ihm
her.
Moschini, Venezia p. 73. — Cicog-
nara, Storia della Scultura III 108. H. V.
Baldi, Accursio . . . . da Monte S.
S a v i n o, Bildhauer und Erzgießer in Flo-
renz in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. Für den
Hauptaltar der Hospitalkirche in Siena ver-
fertigte er zwei Engclfigurcn, über deren Be-
zahlung Streit entstand. Aus dem Briefe, den
B. am 6. April 1585 aus Florenz darüber an
391
Baldi
Scipione Cibo schrieb, erfährt man zugleich,
daß Baldi auch den architektonischen Schmuck
des Altares modelliert hatte. — In Fermo ist
von B. die Bronzestatue Papst Sixtus’ V. am
dortigen Kommunalpalast, die irrtümlicher-
weise Andrea Sansovino zugeschrieben wor-
den ist, ein zu jener Zeit durch verschiedene
Lobgcdichtc gefeiertes Werk. ( Rime Tos-
cone e versi Latini da diversi Autori com-
posti in lode di Sisto V. c della statua di
Bronso della Cittä di Fermo dedicata a sua
Santilä e fatta da Accursio Baldi Sansovino.
In Fermo per Sertorio Monti 1590. 4.) —
Nach einem von Ricci zitierten Manuskript
von Catalani ist auch das marmorne Denk-
mal des Orazio Brancadoro am Haupteingang
des Domes in Fermo von B. ausgeführt.
Gaye, Carteggio III 464. — Milanesi,
Documenti Sencsi. III 257. — Ricci, Memorie
storiche dcgli artisti della marca di Ancona. II
64. — Mazzuchelli, Gli scrittori d’Italia. II
114. *•
Baldi (Baldo), Antonio, Maler und Kup-
ferstecher, geh. in La Cava im Neapolitani-
schen um 1692, f um 1773. (nach Boni),
Schüler des Francesco Solimcna. Gemälde
seiner Hand finden sich in Neapel, wo er tätig
war. Die Kupferstechkunst, der er sich später
ganz widmete, hat er von Andrea Magliard
erlernt. Heincckcn, Dict., führt eine Anzahl
von Stichen auf, die B. nach Solimena, Guido
Reni u. a. und auch nach eigenen Zeichnungen
angefertigt hat. Hervorzuheben sind der hl.
Gregor (1738), die Kommunion der hl. Ma-
ria Aegyptiaca (nach eigener Zeichn.), der
hl. Filippo Neri, Antonius von Padua, S.
Emigdius, drei Widmungsbildcr zur Hoch-
zeit des Königs beider Sizilien und der Ein-
zug des Königs in Neapel, ferner die Bild-
nisse Kaiser Karls VI., des Königs Don
Carlos von Sizilien, des Arztes Nie. Cyrillus
und der Maria Aurclia Caracciola.
Meyer, Kstlerlex. — Boni, Biografia etc. —
Heinecken, Dict. P. K.
Baldi, Bernardino, italien. Maler, geb.
und tätig in Bologna, f am 25. 2. 1615 ; am 5.
12. 1599 wurde er in das Ratskollegium der
Bologneser Malerzunft gewählt. Von Ma-
sini wird eine Reihe von Gemälden namhaft
gemacht, die B. für die Kirchen S. Maria de'
Servi, S. Maria di Miramonte, S. Paolo in
monte und S. Cristina in Bologna ausführte.
Hier gründete er auch die Academia dcgl’ In-
different, die bis zu der Zeit, wo die Carracci
ihre Akademie eröffneten, ein gewisses An-
sehen genoß. B. war ein eifriger Sammler
und hinterließ verschiedene Manuskripte an-
tiquarischen Inhalts, die von Malvasia häufig
zitiert werden.
M a s i n i, Bologna pcrlustrata, p. 132, 170.
563. — Malvasia, Felsina pittrice, passim. —
Mazzuchelli, Gli scrittori d’Italia, II, I
125. — Z a n i, Encicl. — Gualandi, Memorie
III 186, IV 164. — Arch. Stör. d. Arte Ital.,
ser. II, vol. III, p. 313. R.
Baldi, Bernardino, Architekt, Gelehr-
ter und Dichter, geb. 1553 in Urbino, f eben-
da 1617 (begraben in S. Francesco). Sein
Leben und seine bedeutende literarische Wirk-
samkeit ist in den unten angeführten Werken
von Mazzuchelli, Affö und Tiraboschi ein-
gehend geschildert. 1580 trat B. als Mathe-
matiker in die Dienste Ferrantes II., Herzogs
von Guastalla, der ihn 1586 zum Abt (Ab-
bate ordinario) von Guastalla ernannte. Von
1609 bis zu seinem Tode lebte er in seiner
Vaterstadt Urbino. Aus den von Campori
mitgetcilten Dokumenten geht hervor, daß er
in Guastalla verschiedene bauliche Unterneh-
mungen des Herzogs leitete. Seine künstle-
rische Bedeutung im Gebiete der Architektur
erhellt aus dem Umstand, daß die Kirche S.
Chiara in Urbino, die, wie Pungilconi nach-
gewiesen, von B. erbaut wurde, lange Zeit
für ein Werk Bramantcs gegolten hat.
Campori, Gli artisti etc. negli stati Estensi.
p. 26. — Mazzuchelli, Gli scrittori d’Italia.
— Affö, Vita di Monsignore Bernardino Baldi
da Urbino. Parma 1783. — Tiraboschi,
Storia della Lit. It. H. V.
Baldi, Carlo, italien. Kupferstecher, tätig
in Neapel um die Mitte des 18. Jahrh., hat be-
sonders nach Solimena gestochen.
Heinecken, Dict. — Z a n i, Enc. III 33.
P. K.
Baldi, P. Filippo di Bartolome o,
Architekt, 17. Jahrh. Von ihm die Zeich-
nungen für die Fassade und für den inneren
Ausbau des Bcncdiktincrinncnklosters S. Ma-
ria degli Angeli zu Pistoia.
Tolomei, Guida di Pistoia 1821 p. 127,
152. Walter Bombe.
Baldi, Giovanni, Bildhauer aus Mailand,
der laut brieflicher Mitteilung des Ministers
Co. Ignazio Rocca an den Herzog Francesco
Farnese, datiert aus Piacenza vom 16. 8. 1720,
bald nach Absendung jenes Briefes in Pia-
ccnza eintreffen sollte, um dort oder in Parma
eine Anzahl in Mailand für den Herzog be-
gonnener kupferner Statuen zu vollenden.
Scarabelli-Zunti, Mem. di B. Arti.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) St. Lottici.
Baldi, Giovanni Battist a, Architekt
aus Pistoja, baute 1720 den Palazzo Amati
Ccllesi daselbst sowie eine Kapelle im Palazzo
Vescovile. Außerdem schreibt ihm Gurlitt
die Palazzi Marchetti und Talini in Pistoja
vermutungsweise zu.
G u r 1 i 1 1, Gcsch. des Barockstiles in Italien.
Stuttgart 1887 p. 262. H. V.
Baldi, Giuseppe. Nach Zani, Enc. met.
III 33 ein vortrefflicher Wandmaler in Neapel
im 18. Jahrh., den wir aber sonst nicht er-
wähnt finden. **
Baldi, L a z z a r o, Maler, geb. um 1624 zu
Pistoja, f zu Rom den 30. 3. 1703, tätig in
Rom, Schüler und Nachfolger des Pietro da
Cortona, beeinflußt durch Carlo Maratta.
Zahlreiche Fresken und Ölgemälde von seiner
Hand in den Kirchen von Rom, Perugia, Ca-
392
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Baldi — Baidinger
merino, Pistoia, Massa. Der hl. Martin, ein
totes Kind erweckend, im Wiener Hofmu-
seum. Als Radierer durch ein einziges Blatt
bekannt ( Bekehrung Pauli, bez. : DEL SAVLO.
PAVLVS. ET. DOCTOR. GENTIVM.
LAZZERVS. BALDVS. PISTORIENSIS.
INVENIT. ET. EXCVDIT. kl. Fol. (B. XXI.
8S, No. 1.) Verfasser einer Lebensbeschrei-
bung seines Schutzpatrons, des griechischen
Malers S. Lazzaro (9. Jahrh.) mit Kupfern
nach eigenen Zeichnungen (Breve compendio
dclla vita e morte di S. Lazzaro monaco et
insigne pittore. Roma 16S1).
Pascoli, Vite de* Pittori etc. II 153 ff. —
F i 1. T i t i, Dcscr. delle pitture di Roma. —
Heinecken, Dict. — Le Blanc, Manuel
I 125. — Arcb. della Soc. Rom. di Storia Patria
VIII 549. — Orsini, Guida di Perugia. —
Tolomei, Guida di Pistoia 182L — Can-
c e 1 1 i e r i, II Mercato, il Lago deli' Acqua Ver-
gine ed il Palazzo Panfiliano. . Roma, 1811. —
Arch. stör, dell’ arte I 460. Posse.
Baldi, Pier Maria, italicn. Maler und
Architekt, tätig in Florenz; um 1680 großher-
zoglichcr Oberaufseher der Bauten in Livorno
und Pisa, In Florenz wurde nach seiner
Zeichnung 1673 die Fontäne auf der Piazza
S. Croce ausgeführt (erneuert 1816). In S.
Domenico al Maglio ebenda malte er den hl.
Dominikus, der von der Madonna den Rosen-
kranz empfängt, in S. Spirito die Taufe des
hl. Augustin.
R i c h a, Chiese Fiorentine I 39, VII 106, IX
56. — Z a n i, Encicl. III 33. — Meyer, Kst-
leriex. R.
Baldi, Valentino di Raffaello,
Blumen- und Dekorationsmaler, geb, zu Pi-
stoia 1744. Lernte die Anfangsgründe der
Malerei unter Francesco Beneforti, ging dann
nach Bologna, wo er Gehilfe des Malers
Mauro Tezi wurde und die Förderung des
Grafen Massimiliano Gini erfuhr. Er starb
in Bologna am 22. 10. 1816. Tat sich als
Maler von Blumenstöcken, Architekturen und
Dekorationen hervor, nach Zani III p. 38
war er auch Stecher. Er war auch als Bil-
derrestaurator tätig.
Tolomei, Guida di Pistoia 1821 p. 41, 154,
155. Walter Bombe .
Baldi, s. auch Baldo.
Baldigara, Julius u. Octavius, italicn.
Architekten im Dienste Kaiser Maximilians
II. Julius erhält 1571 Gehaltszahlung und
wird als Baumeister zu Görz noch 1608 beim
Aufbau des Schlosses Maranut erwähnt. Oc-
tavius wird 1571 nach Prag berufen; 1588
erhält seine Witwe eine Pension.
Jahrb. d. Kstsamml. d. Allerh. Kaiserh. IV,
VII, XI, XV, XIX. **
Baldin, Hermann, Schweizer Bildhauer,
geb. 1877 in Zürich, Schüler der dortigen
Kunstgewerbeschule und der Berliner AJka-
demie, weitergebildet in Florenz. 1897 und
1904 stellte er im Züricher Künstlerhause aus
(Porträtbüsten). Von ihm die Rütligruppe
für den Kuppelbau des Parlamentsgebäudes
in Bern.
C. Brun, Schweizer. Kst’.erlex. — Die Kunst
XI (Kunst f. Alle XX) p. 439. H. V.
Baldinacci, Pietro Paolo, Maler in Gub-
bio. Schüler des Bernardino di Nanni, arbei-
tete in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. Ging
später zur Manier des Sinibaldo Ibi und des
Orlando Merlini über. Von ihm viele Altar-
bilder in Gubbio, die Lucarelli angibt. —
Wohl identisch mit Pierpaolo di Filippo Bal-
dinacci, der gemeinsam mit Mastro Silvio
ein Pallium für S. Croce della Focc in Gub-
bio bemalte und für die Confraternita von
S. Maria dei Laici ebenda einen Baldachin
und ein Pallium. 1525 und 1527 erhielt er
Zahlungen dafür (s. Giorn. di Erud. art.
III 290—297).
Gualandi, Memorie IV 49, — Luca-
relli, Guida di Gubbio p. 44C. Walter Bombe.
Baldinelli, B a 1 d i n o, Florentiner Maler,
von Vasari unter den Schülern des Dom.
Ghirlandaio erwähnt, war 1476 als der Sohn
des Antonio d’Ubaldino del Rosso geboren
und lebte noch 1515. Arbeiten von ihm sind
nicht bekannt.
Vasari, Vite, cd. Milancai III 277 u. Amu.
**
Baiding, H. C., engl. Kupferstecher, von
dem man Blätter im Art Journal 1869—1876
findet. **
Baidinger, Arnold Karl, Maler und Ra-
dierer, Sohn des Architekten Franz Heinrich
B., geb. am 10. 4. 1850 in Wien. Schüler der
Stuttgarter Kunstschule und der Wiener Aka-
demie. Er radierte für die Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst in Wien mehrere
Bll., darunter Rahls Vorhang im Wiener
Opernhaus. Späterhin hat er sich mit Vor-
liebe dem Illustrationsfache zugewendet und
eigene Kompositionen für verschiedene illu-
strierte Zeitschriften ausgeführt.
Meyer, Kstlerlex. II. — Oud-Holland II
(1884) 247, VI (1888) 140. H. V .
Baidinger, Franz Heinrich, Architekt
in Stuttgart, geb. am 19. 9. 1827 in Zurzach,
Kanton Aargau, f zu Stuttgart am 8. 8. 1887.
Er kam 1888 nach Wien und machte seine
Fachstudien im dortigen polytechnischen In-
stitut Später arbeitete er im Atelier des
Dombaumeisters Ernst an der Restauration
der Stefanskirche, von welcher er eine große
Ansicht mit genauester Wiedergabe der De-
tails aufnahm (abgeb. in d. Leipz. 111. Zeitg.
1857 No. 721). 1859 nach der Schweiz zu-
rückgekehrt, erhielt er bei der Konkurrenz
für das St Jakobs-Denkmal in Basel für sei-
nen (nachher nicht ausgeführten) Entwurf
den ersten Preis, In Stuttgart wohin er
1866 übcrsiedelte, bekleidete er seit 1869 an
der Baugewerkeschule eine Lehrstelle für Bau-
zeichnen. Seine Spezialität waren architek-
tonische Illustrationen, wie er sie zu ver-
i
393
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Baldini
schiedenen kunstgeschichtl. Werken, haupt-
sächlich zu denen Lübkes, ausgeführt hat
Meyer, Kstlerlex.
Baldini, Antonio, italicn. Bildhauer in
Neapel, 1618 an der Abfassung der Statuten
der dortigen Bildhauerkorporation beteiligt.
C e c i in Napoli Nobiliss. VI 125. G. Ceci.
Baldini, Baccio (Bartolomeo), italien.
Goldschmied und Kupferstecher, tätig in Flo-
renz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh.
Unsere Kenntnis von diesem Künstler be-
schränkt sich auf das, was Vasari im An-
schluß an seine anekdotenhafte Erzählung
von der Erfindung der Kupferstcchkunst
durch Maso Finigucrra in Florenz über ihn
mitteilt (Vasari, ed. Milanesi V 396) : „Fu
seguitato costui (Finigucrra) da Baccio Bal-
dini orefice fiorentino, il quäle, non avendo
molto disegno, tutto quello che fece fu con in-
venzione e disegno di Sandro Botticelli."
Sonst wird B. von zeitgenössischen Schrift-
stellern nicht erwähnt. Es läßt sich auch
kein einziger Florentiner Kupferstich mit
Sicherheit als sein Werk bezeichnen. Alle Zu-
schreibungen späterer Autoren beruhen auf
Vermutungen. Vasaris Worte gestatten nur
den einen Schluß, daß wir B.s Arbeiten
unter denjenigen florcntinischen Kupferstichen
des 15. Jahrh. zu suchen haben, deren Zeich-
nung den Stil Botticellis erkennen läßt. Va-
sari erzählt im Leben Botticellis (III, 317),
daß dieser mit der Illustration von Dantes In-
ferno und mit der Vervielfältigung anderer
seiner Zeichnungen viel Zeit vertan habe:
„ . . per csscrc persona sofistica, comentö una
partc di Dante, e figurö lo Inferno, e lo mise
in stampa ; . . . mise in stampa ancora molte
cosc sua di disegni ch'egli aveva fatti, ma in
cattiva maniera, perche l’intaglio era mal
fatto: onde il meglio che si vegga di sua
mano e il trionfo dclla Fedc di Fra Girolamo
Savonarola da Ferrara . . Der hier er-
wähnte Trionfo della Fede hat sich nicht mehr
nachweisen lassen, die Illustrationen zum In-
ferno könnte man dagegen vielleicht in den
19 Kupferstichen wicdercrkcnncn, die für die
am 30. August 1481 in Florenz von Nicolö di
Lorcnzo Dellamagna vollendete Ausgabe der
von Landini kommentierten Comedia divina
angefertigt worden sind. (Bartsch, P.-Gr.
XIII 175 No. 87—56, Kolloff, Baldini in
Meyers Kstlerlex. No. 124 — 142.) In die
meisten Exemplare dieses Druckes sind nur
2 oder 8 der Kupfer eingedruckt, manche
haben überhaupt gar keine Illustrationen und
nur in einige wenige sind, offenbar später,
Abdrücke auch der übrigen Platten eingcklcbt
worden. Die stilistische Beziehung dieser
Stiche zu Botticelli ist augenfällig. Sie schei-
nen einzelne Szenen und Gruppen der groß-
artigen Zeichnungen Botticellis im Berliner
Kupferstichkabinett in abgekürzter Form wie-
derzugeben. Die Technik dieser Blätter cha-
rakterisiert sich durch sehr kräftige, dicke
Linien der Umriß- und Innenzcichnung und
durch eigentümliche Modellierung der Formen
mittels breiter Schattenflächen, die aus engen,
unregelmäßigen, feinen Strichmassen zusam-
mengesetzt sind. Die Absicht dieser Technik
ist offenbar die, eine malerische Wirkung
durch die zu Tönen sich zusammenschlicßcn-
den Schraffierungsmassen hervorzubringen.
Im Gegensätze zu einer anderen ebenso großen
Gruppe Florentiner Kupferstiche, die nur
durch gleichlaufende, weite Schraffierungen,
wie Federzeichnungen modelliert sind, scheint
hier die Nachahmung der getuschten (lavier-
ten) Federzeichnung beabsichtigt zu sein.
Kolloff hat (in Meyers Kstlerlex.: Baldini)
den Stil dieser Gruppe von Stichen als die
„feine Manier“, den jener anderen, den Feder-
zeichnungen ähnlichen als die „breite Manier“
bezeichnet. Man könnte die Gruppe der „fei-
nen Manier" auch die Botticellcske, die der
„breiten Manier“ die Pollaioleske nennen,
weil jene fast ausschließlich Zeichnungen im
Stile Botticellis wiedergeben, diese nicht nur
von der Technik der eigenhändigen Stiche
Antonio Pollaiolos ausgeht, sondern auch
zum größten Teil den Kunstcharakter dieses
Meisters erkennen läßt. Ob die ganze Masse
der Stiche der feinen Manier, die, wie gesagt,
wegen ihrer künstlerischen Beziehung zu
Botticelli allein für B. in Betracht kommen
können, von einem und demselben Stecher
herrührt, ist zum mindesten sehr zweifelhaft
Kolloff rechnet in seinem Verzeichnis (a. a.
O. p. 580 ff.) zu dieser Gruppe sogar noch
zahlreiche nicht zugehörige Blätter, auch
Werke, die überhaupt gar nicht fiorentinischcn
Ursprungs sind, wie die venezianische Folge
der sogenannten „Tarocchi" (Lehrbilderbuch
No. 64 — 113), den ebenfalls venezianischen
Tod des Orpheus (No. 52) u. a. m. — Außer
den 19 Kupferstichen für die Danteausgabe
von 1481 sind nur noch die drei Illustrationen
zu Antonio Bettinis Monte Santo di Dio, der
1472 in Florenz von dem Drucker des Dante
herausgegeben wurde (Bartsch, P.-Gr. XIII
187 ff. No. 67—59, Kolloff 121—123), sicher
zu datieren. Diese drei Stiche sind wesentlich
besser gezeichnet und sauberer, sorgfältiger
und zarter gestochen als die Bilder zum
Dante. Von anderen Florentiner Stichen
gleichen Stils und gleicher Technik, die mög-
licherweise zu B.s Werk gehören könnten,
sind zu nennen: Die Folgen der 24 Propheten
und der 12 Sibyllen (in der feinen Manier K.
1 — 36), der Erzengel Gabriel (K. 37), die
Geburt Christi (K. 38 u. 39), Christus vor
Pilatus (K. 41), die Bekehrung Pauli (K.
42), Madonna mit Sebastian und Katharina
(K. 46), hl. Nikolaus (K. 174), Theseus und
Ariadne (K. 53), der Bacchuszug (K. 54),
einer der vorzüglichsten und Botticellis Art
394
Baldini
am nächsten stehenden Stiche dieser Gruppe,
die Folge der 7 Planeten (K. 114 — 120), Dante
nach dem Bilde im Florentiner Dom (K. 145),
das .Jagdabenteuer" (K. 146), ferner eine
Folge reizvoller, meist runder Blätter mit
allegorischen und erotischen Darstellungen,
die wohl zum Bekleben von Schachteln und
dergl. bestimmt gewesen sind. 24 dieser Blät-
ter (K. 150 — 173) waren ehemals in der
Sammlung Otto vereinigt, einzelne andere
gleichartige Stücke finden sich im British
Museum (K. 61, 62, 148), in der Trivulziana
zu Mailand, in der Samml. Rothschild zu Pa-
ris u. a. O., ein Rahmen (Albertina, K. 176).
Außer den von Kolloff aufgeführten Stichen
sind noch zu erwähnen ein hl. Antonius von
Padua (Rom, Casanatcnse), eine Maria Mag-
dalena (Trivulziana), Allegorie auf Leben
und Tod (Passavant V 70 u. 71), der Kampf
um die Hosen (München), der Kaufmann und
die Affen (Pass. V 190 u. 105), die Bären-
jagd (Pass. V 190 u. 104). ein Tierkarapf
(Rothschild), drei Schiffe (Pass. V 192 u.
111), Ornamentstreifen (Pass. V 24, 52 — 60,
Trivulziana). p, k.
Baldini, Bernardo, italicn. Goldschmied
in Florenz, von wo aus er in einem Briefe
vom 23. 5. 1548 dem Herzoge Cosimo I. de’
Medici die Zusendung einer Anzahl wert-
voller Kunstgegenstände ankündigte, darunter
zweier „bcllissimi bicchieri di cristallo“.
M i 1 a n c s i, Unpubl. Urkundenforschungen
im Archivio Mediceo (R. Arch. di Stato) zu
Florenz, filza 388, c. 102. G. Degli Assi.
Baldini, D o m e n i c o, Zeichner u. Stecher
in Vicenza um 1810. Nur von Zani, Enc. met.
III 34 erwähnt. **
Baldini, Francesco Maria, Bildhauer,
geb. ca. 1600 in Urbino, hat vermutlich in
der Schule des Brandani oder des Barocci
die erste Ausbildung erhalten, später ging er,
wie es scheint, nach Florenz. 1654 von der
Universitätsverwaltung seiner Vaterstadt zu-
rückgerufen, führte er eine Statue von gro-
ßen Dimensionen, die Empfängnis Mariä, der
Beschützerin des Studiums, innerhalb dreier
Jahre in Bronze aus.
Am 2. 12. 1657 erhielt er von der Com-
pagnia dclla Grotta zu Urbino 25 scudi für
ein Prozessions-Kruzifix. 1660 bestellte die-
selbe Bruderschaft von ihm ein großes Hoch-
relief in Bronze, die Auferstehung Christi
darstellend, für eine neue Kapelle ihres Bet-
hauses (1798 von den Franzosen eingeschmol-
zen). Während der Arbeit erhielt er einen
Ruf nach Bologna, aber die Proteste der Bru-
derschaft hielten ihn bis zur Fertigstellung
der Arbeit zurück. Als Greis lebte er in Ur-
bino und war 1685 — 86 Prior der Gemeinde.
Rass. bibl. d'Arte ital. V 138. — Le Marche
IV 362. E. Scatassa.
Baldini, G i a c o m e 1 1 o, wenig bekannter
Bildhauer des 16. Jahrh. in Ravenna. Von
ihm in der dortigen Akademie die Marmor-
statuc eines toten Kriegers.
Cardoni, Vite brevi d. artefici defunti, che
fecero per Ravenna (1873) 12mo p. 5. •*
Baldini, Giovanni, Maler aus Florenz.
Um 1500. Nach Vasari ein „ziemlich geübter
Meister“, mit dem Garofalo während seines
ersten Aufenthalts in Rom eine Zeitlang zu-
sammcnlcbte (1499). Zani gibt 1559 als sein
Todesjahr an. Milancsi vermutet in diesem
Namen einen Druckfehler statt Busini, da der
Künstlername Giovanni Baldini sonst nir-
gends vorkommt.
Vasari, ed. Milanesi VI 460 u. Anm. **
Baldini, Giuseppe, italien. Maler, tätig
um 1730 in Florenz; erwähnt als Schüler
Ant. Dom. Gabbianis u. als jung verstorben.
Zani, Encicl. III 34. — Lanzi, Stör. pitt.
d. Italia (1834) I 234. R.
Baldini, Pietro Paolo, italien. Maler,
tätig um 1660 in Rom, Schüler des Pietro da
Cortona, genoß seinerzeit bedeutenden Ruf.
In verschiedenen Kirchen Roms, in S. Mar-
ccllo al Corso, S. Nicolo da Tolentino, S.
Eustachio u. a., malte er Decken-, Wand- u.
Altarbilder, die bei Titi aufgeführt sind.
T i t i, Dcscr. di Roma, passim. — Lanzi,
Stör. pitt. d. Italia (1834 j II 181. — Meyer,
Kstlerlex. R.
Baldini, T a d d e o, italien. Maler, tätig um
1680 in Florenz; erwähnt als Schulnachfolger
des Salvatore Rosa.
Zani, Encicl. III 34. — Lanzi, Stör. pitt.
d. Italia (1834) I 220.
Baldini, Fra T i b u r z i o, italien. Maler des
17. Jahrh. aus Bologna. Im Chor von S.
Maria delle Grazie zu Brescia sind von ihm
zwei Bilder : ein Sposalizio und ein bethlc-
hemitischer Kindermord. Daß er in Brescia
tätig war, besagt die von Lanzi und Zani mit-
gctcilte Inschrift der „Darstellung im Tem-
pel" in S. Jacopo zu Ancona: F. Tiburtius
Baldinus Bononicnsis F. Brixiac 1611 (bei
Zani 1671). Ein anderes Bild, mit der Be-
zeichnung: FRATE TIBVRTINVS BALDI-
NVS BONONIENSIS PINGEBAT, sah
Otto Mündler in Privatbesitz zu Mailand:
ein Prescpc, links oben die Verkündigung an
die Hirten, die, wie er bemerkt, an Bassano
erinnert. „Das Ganze, fügt er hinzu, sieht
eher fcrraresisch oder veroncsisch aus, als
bolognesisch und nähert sich der Art des
Scarsellino. Von Carracis Einfluß keine
Spur; die lebensgroßen Figuren sind auffal-
lend breit, kurz und klotzig."
Zani, Encicl. III 34. — Lanzi, Stör. pitt.
d. Italia (1834) V 51. — Meyer, Kstlerlex. R.
Baldini, Vinccnzo, Maler zu Perugia,
geb. 1809. Schüler des Monotti und später
des Sanquirico, eines hervorragenden Thea-
terdekorationsmalcrs. Zusammen mit seinem
Mitschüler Annibale Angelini führte er in
zahlreichen Städten Italiens Theaterdekora-
tionen aus, in Rom und Neapel gemeinsam
mit Vernier. Auch das Ausland überhäufte
Baldini — Baldner
ihn mit Aufträgen: für Valencia, Athen,
Corfu, Berlin, Oxford, Rio de Janeiro und
andere Städte schuf er Bühnenbilder. Er
starb am 26. 11. 1SS1 zu Perugia, als Lehrer
an der dortigen Akademie.
Lupattelli, Storia della pittura in Pe-
rugia, Foiigno 1895 p. 88 — 89. — C e s. F a n i.
Elogio funebre di Annibale Angelini, Perugia
1881. Walter Bombe.
Baldini, Vittorio, italien. Buchdrucker
und Holzschneider, tätig in Ferrara erst als
herzoglicher, dann, seit 159S als päpstlicher
Drucker, f in Ferrara 1618. Er hat mehrere
Sonette gedichtet und eine „Cronologia ecclc-
siastica“ (1591) verfaßt. Das Titelblatt mit
dem Bildnis des Heiligen in der ..Orazione in
lode di S. Carlo Borromeo" von Gasparo Le-
valori (1611) ist bezeichnet V. B. F. Als
seine Arbeiten werden auch die 35 Holz-
schnitte in den „Profetie dclP Abbate Gio-
achino et di Anselmo Vescovo di Marsico“,
deren einer ein liegendes B als Künstlersigna-
tur aufweist, angesehen, ebenso die topographi-
schen Tafeln in der 1601 von ihm gedruckten
„Difesa per riparare alla sommersione del Po-
lesine di S. Giorgio" von Aleotti. Papillon
(Traite hist, ct prat. d. 1. grav. s. bois)
schreibt ihm auch die Illustrationen zur Aus-
gabe von Tassos Amyntas von 1599, Nagler
(Monogr. I 1557) die in der 1606 in Venedig
erschienenen Ausgabe von Guarinos „Pastor
fido“ zu.
C i 1 1 a d c 1 1 a, Not. rel. a Ferrara p. 482 f.
u. 702 u. desselben Mcmorie int. a. vita dell’
Aleotti in seiner 1847 in Ferrara erschienenen
Ausgabe von Alcottis „Interrimcnti del Po di
Ferrara". — Gaz. d. Beaux-Arts 1889 I 345. —
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Baldino, Maler in Rom, wo er 1513 eine
Zahlung von 655 Golddukaten erhielt für
Fahnenmalereicn zur Krönungsfeier Papst
Leos X.
R o s s i im Giorn. di Erudiz. Artist. VI 279.
G. Degli Assi.
Baldino di Cino da Firenze, italien.
Architekt, ist gemeinsam mit einem Meister
Nicolo di Francesco 1363 als Architekt des
Palazzo della Fraternitä in Arezzo in einer
im dortigen Archiv bewahrten Urkunde ge-
nannt.
L. Cittadini, Storia di Arezzo. Firenze
1893 (mit Abdruck d. Urkunde). Siuarsenski.
Baldino di S u r s o, italien. Holzbildhauer
aus Pavia, dessen Signatur nebst dem Datum
des 20. 10. 1477 in das wundervoll geschnitzte
und mit Intarsien geschmückte Chorgestühl
von S. Giovanni de Dommate zu Asti ein-
gemeißclt ist. Dieses Gestühl, demjenigen
von S. Ambrogio zu Mailand stilistisch nahe
verwandt, blieb bis 1764 an Ort und Stelle
unversehrt erhalten; 1866 wurde es von bar-
barischen Restauratoren leider wesentlich um-
gestaltet. — Demselben Künstler werden
außerdem vier meisterhaft geschnitzte Tür-
füllungen mit Darstellungen aus dem Leben
des S. Secondo — des Stadtheiligen von Asti
— zugeschricben, die sich zurzeit im Besitze
von Maggiora-Vcrgano befinden.
A. M e 1 a n i in Arte e Storia XXIV 65 f. —
A. T a r a m e 1 1 i in Arte ital. dccor. e industr.
VIII 83. — Dell’Acqua, Ricordi biografici.
G. Degli Assi.
Baldino, s. auch Baldinus.
Baldinotti, D o m c n i c o, Architekturmalcr
von Pisa, 18. Jahrh., ohne nähere Angaben
nur bei Zani (Enc. met. III 34) erwähnt.
H. V.
Baldinucci, Filippo, bekannter Floren-
tiner Kunstschriftsteller sowie Dilettant im
Malen und Zeichnen, geb. in Florenz 1624,
t dort 1. 1. 1696. Mehrere von ihm gezeichnete
Bildnisse bewahrt das Handzeichnungen-Ka-
binett des Louvre. Sein literarisches Haupt-
werk sind die in mehreren Auflagen erschie-
nenen Notizic de’ professori del disegno da
Cimabue etc. — Firenze, 1681 — 1728. 6 Bde. 4.
Meyer, Kstlerlex. II (mit ält Lit.). H. V.
Baldinus de V a r i s i o, lombard. Fresko-
maler des 15. Jahrh., von dem Caffi ein sig-
niertes und 1428 öder 1478 datiertes Fresko
in Bizzozero gesehen haben will.
Fr. Malaguzzi-Valeri, Pittori lom-
bardi, Milano 1902 p. 208. *•
Baldissari, s. Baldassari.
Baidissera, s. Baldassarc.
Baidissera da Ferrara, s. Mascare, B. da.
Baldissini (auch Baldassini), Nicolö,
Maler in Venedig, lebte von 1709 bis 1783.
Sein Lehrer war Pasquali. In Venedig malte
er die Allegorien der Fortezza und Tempe-
ranza in S. Pantaleone und die Engelsglorie
an der Decke der Kirche Raffaello Arcangelo.
Außerdem war er auch in Padua tätig.
M o s c h i n i, Venezia, p. 243, 247, 278. _ —
Braudolcsc, Pitture etc. di Padova, p. 114,
115. H. V.
Baldissini, s. auch Baldassini.
Baldner, Baumeister von Straßburg, baute
im 14. Jahrh. zu Hagenau den im Anfang des
19. Jahrh. zerstörten Chor der Augustiner-
Kirche, wo sich in einem Fenster hinter dem
Altar sein Bildnis befand.
Bernhard-Hcrtzog, Elsässische Chro-
nik, Straßburg, 1592. Buch IX. p. 158. — G e -
rard, Les art. de l’Alsace I 328.
Baldner, Leonhard, Maler in Straßburg,
geb. daselbst 1612, f 1694. Von Beruf Fi-
scher und Hagcmcister, hatte er sich nebenbei
zu einem geschickten Maler von allerhand
Getier, Wasservögeln und Insekten in Aqua-
rellfarben hcrangcbildet. Auf der Ausstellung
von Kunst und Altertum in Straßburg 1895
sah man von ihm auch ein: Schifferstechen
auf der 111 von 1666.
Nagler, Kstlerlex. — Reiber, L’Histoire
naturelle des eaux strasbourgeoises. 1887. — Re-
pertorium für Kstwissensch. XVIII 476. — Mit
Notizen von A. Seyboth.
Baldner, Oswald, Büchsengießer, wird
am 16. 6. 1540 in Nürnberg Bürger, wobei
ihm das Bürgergeld nachgelassen wird. 1515
396
Baldo
und 1646 ist verschiedentlich von dem Pul-
verhandel die Rede, den er nach Solothurn,
Mühlhausen i. E., Straßburg betreibt ; 1546
fertigte er für das Zeughaus des Nürnberger
Rats Haubitzen. Im September 1547 hatte
er, wie cs scheint, einige Rolschmiede (viel-
leicht als Büchsenmeister) für fremde Kriegs-
dienste anwerben wollen, wofür er mit Turm-
haft bestraft wird. Am 28. 11. 1547 sagt
er sein Bürgerrecht auf, soll aber zuvor
noch die ihm vom Rate angedingte Kar-
taune fertig machen. Zwei Jahre darauf
kommt er aufs neue um das Nürnberger
Bürgerrecht ein, das ihm auch am 8. 8.
1550 wiederum unentgeltlich zuteil wird. Im
August desselben Jahres kauft er dem Kunst-
töpfer Paulus Preuning (s. d.) einen Stadel
in der Nähe des Karthäuscrklosters ab,
pfuscht im September den Beutlern, Nest-
lern und Handschuhmachern ein bißchen ins
Handwerk, worüber dieselben sich beim Rate
beschweren, und verbüßt im November (1551)
abermals eine Turmhaft, weil er einen Rot-
schmied geschmäht und beschimpft hat. Im
April 1555 liefert er der Königin Maria von
Böhmen, der Tochter Kaiser Karls V. und
Gemahlin Maximilians II., 3 Falkonette und
„etliche müstcrlcin“, im Oktober 1555 dem
Kurfürsten von Sachsen 18 kleine Büchsen,
August 1556 nach Frankfurt etliche kleine
Geschütze, Dezember 1557 Sigismund II.
August König in Polen 2 Büchsen. Bald
darauf scheint er ganz in die Dienste des
Polcnkönigs getreten zu sein. Er ließ sich in
Krakau nieder,*) wenn auch die Beziehungen
zu Nürnberg nicht völlig aufhörten und er
sein Bürgerrecht daselbst vielleicht überhaupt
nicht aufgegeben hat. Ein prächtiger Bronze-
Vorderlader im Zeughause zu Berlin trägt
die Inschrift: „Oswaldus Baldnerus Cracovie
me fecit anno 1561“, und in den Jahren 1564,
1567 und 1568 erfolgten aus der Kasse des
Herzogs von Preußen kleinere und größere
Zahlungen an B. „kgl. Majcst. Bückscngicßcr
zu Krakau“, für allerlei von ihm geliefertes
Geschütz.
Man ist den Spuren des Meisters bisher
nicht nachgegangen. Daß er ein vielbeschäf-
tigter Geschützgießer war, zeigt die obige
Zusammenstellung seiner Lebensdaten ; und
nach dem erwähnten Geschütz im Berliner
Zeughaus verdient er ohne Zweifel auch den
Namen eines Künstlers. Es weist außer rei-
chem, vortrefflich ausgeführtem Zierat und
den üblichen zwei Delphinshenkeln auch eine
figürliche Darstellung: Herkules den Antäus
bekämpfend in teilweise beinahe vollrundem
Hochrelief auf.
Nürnberger Staats-Calcndcr auf das Jahr 1786
Bl. G 1 (Beschreibung des Zeughauses). —
Hampe, Nürnberger Ratsverlässe, an vielen
Orten (vgl. das Register). — Hermann
Ehrenberg, Die Kunst am Hofe der Her-
zoge von Preußen 246, 250. — (Ubisch), Das
Kgl. Zeughaus (1000) 185 f. Th.Hampe.
*) Uber Baldncrs Aufenthalt in Polen fügen
wir folgende Nachricht hinzu: Er kam 1559
nach Krakau und trat als „regius tormento-
rum fusor“ in die kgl. Dienste ein. Nach
wenigen Jahren (1567) kaufte er sich in Kra-
kau ein Haus um 1000 poln. Gulden und be-
trieb hier seine Kunst bis ca. 1575, um welche
Zeit er starb. Zu den von ihm zu Krakau
ausgeführten Werken gehört das obenge-
nannte prächtige, sich im Berliner Zeughause
befindliche Geschütz, dann eine schöne Glocke
in der galizischen Dorfkirche zu Olpiny von
1569. Unter den in Flachrelief ausgeführten
Verzierungen ihrer Oberfläche ist ein Me-
daillon mit der Darstellung des Urteils des
Paris zu sehen, das mit der Flötnerschcn
Plakette im Rijksmuseum zu Amsterdam iden-
tisch ist. Seiner Werkstatt dürften auch zwei
mit Flachreliefs verzierte Handglocken im Diö-
zesanmuseum zu Tarnöw zuzuschrciben sein.
Przezdziccki und Rastawieck i,
Wzory sztuki ärcdniowiecznej, III. Teil, O. o.
— Sprawozdnnia kom. hist, sztuki IV p. LXXI ;
V p. XLI : VI p. XXVI. XLII ; VII p. XIV bis
XXI, CCCLXXI. — M. Sokotowski, O
wplywach wloskich p. 23. — Teka konserwato-
röw Galicyi zach. II p. 320. — Zcgota Pauli,
Ms. in d. Jagell. Bibliothek zu Krakau No. 5348
T. II 309, 410. Leonard Lepssy.
Baldo (maestro), Intarsiator, 1450 zusam-
men mit Giac. Pcllegrini an den Deckenintar-
sien des Palazzo dei Notai beschäftigt.
Repertor. f. Kstwisscnsch. XXI 172.
Baldo d’Alberto di Cambio, Archi-
tekt in Bologna, 1396 urkundlich erwähnt als
Gehilfe des Giovanni da Siena bei dessen Bo-
logneser Kastcllbauten und gleich diesem so-
wie gleich seinem Vater Alberto di Cambio
(de’ Canetoli) vermutlich hauptsächlich als
Fcstungsbaumeistcr tätig. — Vielleicht ist er
zu identifizieren mit jenem maestro Baldo, der
1447 den Kreuzgang von S. Michele in Bosco
bei Bologna erbaute, an dessen Stelle im 17.
Jahrh. der Seckige Loggienhof der Carracci
errichtet wurde.
C. Ricci in Arte Antica Scncse (1904) p.
262. — Arch. stör. d. Arte ital., scr. II, vol. I, p.
195. *
Baldo di Giovanni, Maler, 1415 in der
Florentiner Malergilde genannt.
Gualandi, Memorie VI 178.
Baldo di Giovanni di Paolo, Holz-
schnitzer in Perugia. Arbeitet 1440 an einem
Scrittoio für die Dieci dell’ Arbitrio, ver-
pflichtet sich am 19. 9. 1420 ein hölzernes
Ciborium für den Altar des hl. Bartholomcus
in der Kirche S. Domcnico zu fertigen und
wählt 1442 in einer Streitsache mit seinem
Genossen Scnso di Francesco di Rcnzo einen
Schiedsrichter. Sein Name findet sich in der
Matrikel der Maestri di Pietra e Lcgnamc
zu Perugia.
Giornale di Erudizione Artistica Vol. I p. 34,
353. Walter Bombe.
Baldo — Baldovinetti
Baldo di P i e r o u. Baldo di Rusticho,
2 Malernamcn, von denen sich der erstere
1350 (?), der andere 1337 im Gildenbuche der
Florentiner Maler verzeichnet findet.
Gualandi, Mcmorie VI 178/9. •*
Baldo di Simone di Bernardino,
Maler in Perugia, im Quartier Porta S. An-
gelo ansässig.. Erhält 1528 — 1553 verschie-
dene Zahlungen für Malereien, die er im
Ospcdalc dclla Miscricordia daselbst ausge-
führt hatte. Walter Bombe.
Baldo, s. auch Baldi.
Baldolf, Maler in Straßburg, um 1470 er-
wähnt. Vielleicht verwandt mit dem Baseler
Ilans Baiduff ; sonst unbekannt.
Nagler, Monogrammistcn I No. 1603.
Baldolf, s. auch Baiduff.
Baldouin, Claude, s. Badouin.
Baldovinetti, A 1 c s s o, Maler u. Mosaizist,
wurde in Florenz vermutlich am 14. 10. 1425
geboren. Dieses Jahr ergibt sich aus einer
Steuererklärung seines Vaters und aus der
Angabe eines Nachkommen, des Francesco
Baldovinetti in seinem „Mcmoriale" (Mila-
nesi scheint das Datum in den Libri dell’ Etä
verlesen zu haben). Als Todesdatum ist
durch die Eintragung im Libro de’ Morti der
29. 8. 1499 gesichert Welche künstlerische
Erziehung B. durchgemacht hat, läßt sich
mit Hilfe literarischer Zeugnisse nicht nach-
weisen. 1448 ließ er sich in die Florentiner
Malergilde aufnehmen. Gleich im nächsten
Jahr setzt sein uns abschriftlich erhaltenes
Geschäftsbuch, die Ricordi, ein, in das er seine
Aufträge, Arbeiten, Schulden, Ansprüche etc.
aufgezcichnct hat. Die früheste Tätigkeit
B.s ist in Dunkel gehüllt, da uns für diese
Zeit kein Werk überliefert ist. Möglicher-
weise war er in seiner Jugend als Geselle bei
der Ausmalung der Kirche S. Egidio im Ho-
spital von S. Maria Nuova beschäftigt, wo
Domenico Veneziano von 1439 bis 1445 tätig
war und Castagno 1451 die Arbeit fortsetzte.
Seine Beteiligung an diesen Fresken wird bei
Vasari und Albcrtini erwähnt, während seine
Ricordi darüber schweigen. Urkundlich wis-
sen wir über Arbeiten von ihm in S. Egi-
dio nur, daß er 1460 eine kleine Zahlung
für einige Figuren am Hochaltar erhielt und
1461 eine Geschichte der Maria, die Dome-
nico Veneziano unfertig gelassen, zu vollen-
den hatte. Auf Beziehungen zu Castagno
weist ein Auftrag, den er von diesem 1454
übernahm : eine Hölle für das Hospital der
Servi zu malen. Das früheste erhaltene und
beglaubigte Werk ist das Fresko der Geburt
Christi im Vorhofe der S.S. Annunziata, an
dem er von 1460 bis 1462 malte. Gewisse
Eigenschaften seiner Kunst werden trotz star-
ker Zerstörung daran noch deutlich. Er zeigt
sich als Anhänger jener realistischen Rich-
tung, die auf exakte zeichnerische Durchbil-
dung besonderen Wert legt. Kein hoher
Schönheitssinn ist ihm eigen; er strebt mehr
dem Wahren als dem Gefälligen zu. Um
eine möglichst natürliche Wiedergabe der Fi-
guren und des Beiwerkes ist cs ihm zu tun.
Die Gestalten sind meist schmächtig und fein-
gliedrig und treten mit einer gewissen Steif-
heit auf. Um sie legen sich schwunglos, hart
und brüchig die Gewandungen. Alles Bei-
werk wird mit liebevollem Eingehen der
Wirklichkeit nachgebildet. Die Landschaft
ist ein besonderes Forschungsgebiet des
Künstlers. Vasari sucht dessen Fähigkeit
nach der Richtung in ein helles Licht zu
rücken. Und in der Tat ist B. in dem ein-
heitlichen Zusammenfassen eines größeren
landschaftlichen Ausschnittes einer von den
Bahnbrechern gewesen. Für das Arnotal hat
er die künstlerischen Darstcllungsmöglich-
keiten entdeckt. Der Reiz seiner Kunst liegt
in der ihm eigenen etwas herben Art seines
zeichnerischen Stils, der wie das Quattro-
cento überhaupt zum streng Dekorativen
neigt. Für dekorative Arbeiten der verschie-
densten Richtungen wurde er auch vielfach
in Anspruch genommen. Dem Giuliano da
Majano zeichnete er 1463 für seine Intarsien
der Florentiner Domsakristei fünf Köpfe und
die Geburt Christi, die, wie man noch heute
an dem Holzmosaik erkenneu kann, dem
Fresko der Annunziata sehr nahe steht. Eine
malerisch dekorative Aufgabe, die viel Takt
erforderte, war die Ausschmückung der an
Kunstwerken so reichen Kapelle des Kardi-
nals von Portugal in S. Miniato, wo B. an
der Wand eine Verkündigung, an der Decke
Evangelisten und Kirchenväter malte. Der
Zeitraum der Ausführung wird durch die
Jahre 1466 und 1473 begrenzt. Ein dem
Künstler am 14. 2. 1469/70 in Auftrag ge-
gebenes Altarbild mit einem Tabernakel in
der Mitte für die Sakramentsreliquie in der
Kirche S. Ambrogio ist kürzlich von Herbert
Horne, allerdings in sehr schlechtem Zustand,
in einem Nebenraum der Kirche wiederge-
funden worden. Da die Reliquie später in
einem andern Tabernakel untergebracht wur-
de, so wurde in dem Bilde die Mitte durch
eine bei B. bestellte Anbetung des Christkin-
des ausgefüllt, die Horne nicht unwahrschein-
lich einem Schüler Graffione zuschreibt, so
daß sich jetzt dieses Mittelstück von den
anbetenden Heiligen und Engeln der ur-
sprünglichen Tafel umgeben darstcllt. Den
Höhepunkt seines Lebenswerkes bildeten wohl
die Fresken in der Chorkapelle von S. Trinita,
die er Anfang der 70er Jahre in Angriff nahm.
Leider sind mit Ausnahme von vier Pro-
pheten an dem Kreuzgewölbe nur traurige
Reste erhalten. Ein sehr lebendiger männ-
licher Kopf der Gail. Morelli in Bergamo,
der aus S. Trinita stammt, soll von diesen
Fresken herrühren und wird als das Selbst-
bildnis des B., das sich auf einer der Dar-
398
Baldovinetti
Stellungen unter den Porträts befunden ha-
ben soll, ausgegeben. Auf uns gekommen ist
aber sein Altarwerk für S. Trinitä, die Trini-
tät mit Heiligen und Engeln (1470 — 71, Aka-
demie, Florenz), das die etwas vulgären Ty-
pen seiner späteren Periode und eine ziem-
lich plumpe Formgebung zeigt. Als Vision
gedacht ist das Bild doch mit seiner brutalen
Deutlichkeit in dieser Absicht verfehlt. Aus
der letzten Zeit seines Lebens hören wir
noch, daß er 1491 als Preisrichter für die
Florentiner Domfassade fungierte. — Die Tä-
tigkeit seiner späteren Jahre war besonders
der Mosaikarbeit gewidmet. In seinem lan-
gen Leben hat er sich, wie wir aus seinen
Ricordi ersehen, ebenso wie seine meisten
Zeitgenossen auch mit den kleinen handwerk-
lichen Arbeiten seines Berufes abgeben müs-
sen und Truhen, Kästchen, Schilde, Wappen
bemalt. Auch als Glasmaler muß er sich
eines gewissen Rufes, auch außerhalb, erfreut
haben. Man ließ ihn in den 70er Jahren Ent-
würfe für Glasfcnstcr in S. Martino in Lucca
anfertigen ; 1481 lieferte er Kompositionen
für Fenster in S. Agostino in Arezzo. Er-
halten hat sich von diesen Glasgcmälden
nichts. Hörne möchte aber ein Fenster mit
dem hl. Andreas in der Pazzi-Kapelle von S.
Crocc auf ihn zurückführen, dessen Zeich-
nung in der Tat seinem Stil nahesteht.
Spärlich ist die Zahl der Arbeiten, die sich
auf Grund stilistischer Übereinstimmung mit
den beglaubigten Werken B. zuweisen lassen.
Drei Madonnenbilder dürfen, wie ich glaube,
auf eigenhändige Ausführung ohne weiteres
Anspruch machen: Maria, das Kind anbetend,
mit 8 Heiligen aus der ehemaligen Mediceer-
villa in Caffaggiolo (Uffizien), eine kleine
Madonna, die das auf ihrem Schoße liegende
Kind in ähnlicher Weise wie dort anbetet
(Paris, Mad. Andre) und eine Madonna in
einer Landschaft, die einen weiten Blick über
das Arnotal gewährt (Louvre, ehemal. Slg.
Duchatel) ; die letztere besonders reizvoll
durch den innigen Blick der Mutter und die
muntere Anmut des lockigen Kindes. In S.
Marco hat man jüngst einen starkbeschädig-
ten Crucifixus mit dem hl. Antoninus ent-
deckt, der B.s Richtung nahekommt. In S.
Pancrazio, der Palastkapelle der Rucellai,
wird ihm ein auferstandener Christus von
einigen Forschern zugeschrieben. Die Gür-
telspcnde der Maria an den Apostel Thomas
in S. Niccolö oltr’ Arno, die zuweilen un-
ter seinem Namen geht, ist sicher kein eigen-
händiges Werk. Von Handzeichnungen, die
man versucht hat auf B. zu taufen, ist keine
auch nur einigermaßen glaubwürdig. Allge-
mein anerkannt ist jetzt aber das Gemälde
einer Verkündigung Mariae, die in einer
Säulenhalle vor sich geht (Uffizien), eines
seiner anmutigsten Bilder. Um der Zartheit
des Ausdruckes willen ist man geneigt, es in
seine Jugendperiode zu setzen. Als früheste
Arbeiten B.s hat man sich entschlossen, drei
kleine Bildchen in der Florentiner Akademie
anzusehen, die zu dem Zyklus gehören, den
Fra Angelico, wahrscheinlich am Ende der
40er Jahre, für die Sakristeitüren der S.S.
Annunziata herstellte: Taufe Christi, Hoch-
zeit zu Kana, Verklärung. Stilistische Zu-
sammenhänge verknüpfen sie mit den beglau-
bigten Werken, und die naive Unbeholfcnhcit
läßt sie wohl als frühe Versuche eines be-
gabten Künstlers erscheinen. Diese Bildchen
bringen zum Teil einen fremden Geist in die
Folge Angclicos. Sie zeigen, daß der junge
Künstler mehr einer Richtung zuneigte, die
man als die realistische zu bezeichnen pflegt,
als deren Vertreter ihn auch alle seine spä-
teren Werke erweisen. Mit Angelico steht
er in keinem unmittelbaren Schulzusam-
menhange. Er hat jedenfalls von Anfang
an mehr zu der Kunst eines Domcnico
Veneziano und Castagno geneigt. Sein Ma-
donnentypus steht besonders dem Domenicos
nahe. Vielleicht hat er auch zu Giuliano Pc-
sello in Beziehungen gestanden, wenn dieser,
wie ich nachzuweisen versuchte, mit dem
Meister des Carrandschen Triptychons zu
identifizieren ist. Dafür spräche auch der
Umstand, daß uns der alte Pesello als Mo-
saizist bekannt ist, daß B. also von ihm die
Kunst des Mosaizicrens gelernt haben könnte,
in der er zu seiner Zeit unübertroffen war,
und die er dann auf seinen Schüler Ghir-
landajo vererbte. Da die Mosaikkunst da-
mals in Florenz wenig verbreitet war, so
dürfte die Annahme eines solchen Zusam-
menhangs nicht der Berechtigung entbehren.
Die Anekdote, die Vasari erzählt, wie B. zur
Kenntnis dieser Kunst gelangte, ist jeden-
falls höchst unwahrscheinlich. — Urkundlich
wissen wir von einer ganzen Anzahl seiner
Mosaikarbeiten. 1461 wurde er nach Pisa be-
rufen, um an der Außenseite des Domes über
einer Tür einen Johannes Baptista zu mosa-
izicren, der jedoch durch die späteren Re-
staurationsarbeiten gänzlich entstellt worden
ist. 1481 besserte er das Fassadenmosaik
von S. Miniato aus. In derselben Kirche
führte er Rcstaurationsarbeiten in der Chor-
kapelle aus, für die er 1491 bezahlt wurde.
Die umfangreichste Arbeit auf dem Gebiete
war die Ausbesserung der Mosaiken des Bap-
tisteriums, die 1482 begonnen wurde und ihn
Jahre hindurch in Anspruch nahm. Er galt
als erste Autorität in der Mosaikkunst und
soll auch ein Lehrbuch über diese Technik
verfaßt haben.
Das Technische spielt überhaupt in seiner
Kunst eine große Rolle. Auf dem Gebiete
der Malerei scheint er ein Experimentator
gewesen zu sein. Vasari nennt ihn mit Giu-
liano Pesello und Domenico Veneziano zu-
sammen als die, welche zuerst (vor Anto-
399
Baldovini — Bai dry
nello da Messina) Versuche mit Ölma-
lerei machten. In welcher Weise das öl da-
bei verwendet wurde, hat bisher nicht auf-
geklärt werden können. Nach dem heutigen
Aussehen Baldovinettischcr Bilder läßt sich
sagen, daß sie tiefer und kräftiger in der
Farbenwirkung besonders an einzelnen Gc-
wandpartien sind, als etwa Werke anderer
gleichzeitiger Maler, wie Angelicos oder Fi-
lippo Lippis. Die Zusammenstellung der Far-
ben ist bunt, ohne Rücksicht auf eine Ge-
samtharmonic. Bezeichnend für ihn ist, daß
er cs liebt, einzelne kleine Stücke mit inten-
siver Lokalfarbc grell heraustreten zu lassen.
Wenn Werke von ihm auch wohl intimere
künstlerische Reize besitzen, so ist er seiner
Richtung nach zu sehr Techniker, als daß
das Technische ganz hinter der Verwirk-
lichung großer künstlerischer Ideen zurück-
trätc. Durchaus originell und stellenweise
anziehend, ist er für uns nicht so sehr
bedeutsam durch Genialität der künstlerischen
Gestaltungskraft wie historisch interessant
als Mittelglied zwischen den Generationen
am Anfang und in der zweiten Hälfte des
Quattrocento.
G. P i e r o 1 1 i, Ricordi di A. B., Lucca, 1868.
— Crowc u. Cavalcascllc, Storia della
pittura in Italia, VI. — Emil io Londi,
Alesso Baldovinctti, Floren*, 1907. — B. Be-
r c n s o n, The study and criticismc of Italian
art, II scrics. — Derselbe, Drawings of the Flo-
rentine Paintcrs I. — Repertorium f. Kstwiss.
XXV 1902, S. 393 (F a b r i c * y, Dokumente f.
Annunziata-Fresko), XXVIII 1905, S. 540 (Fa-
hr i c * y, Memoriale des Francesco Baldovi-
netti). — Jahrbuch der k. preuß. Kunstsamml.
XXII 1901, S. 51 (Weisbach, Der Meister
des Carrandschcn Triptychons). — Kunstchronik,
N. F. IX 325 (Weisbach, Duchatcl-Madonna
im Louvre). — Archivio storico dcll' arte V,
1892, S. 221 (Frizzoni, Selbstbildnis, Gail.
Morelli), VI, 1893, S. 419 (Supino, Mosaik,
Pisa). — Mise, d’arte 1, 1903 S. 50 ff. —
Rivista d’arte III, 1905, S. 206 (Giglioli,
S. Egidio), IV, 1906, S. 89 (Giglioli.
S. Miniato), ebenda S. 191 (Londi, Geburts-
datum). — Rassegna d’arte VII, 1907, S. 26
(G i g i i o I i, S. Marco). — Arte c Storia VII,
1S89, S. 42 (Cavallucci, Mosaiken in S.
Giovanni). — The Burlington Magazine II, 1903,
S. 22, 167 (H. Hornc, A newly discovered
„Libro di Ricordi“ of A. B.) ; VIII, 1905, S. 51
(Hornc, Altar in S. Ambrogio),
IVerncr Wcisbach.
Baldovini, Bcrnardo, Maler und Por-
trätist in Mailand um 1681 ; nur von Zani,
Enc. ract. III 35 ohne nähere Angaben er-
wähnt.
Baldrey, John K.. engl. Radierer u. Zeich-
ner, geh. um 1750, tätig in London und Cam-
bridge um 1780 — IS 10, zog sich später nach
Hatfield zurück, wo er noch 1821 lebte. Er
hat in Punktierinanier, z. T. in Farben, eine
Reihe von Darstellungen nach Salv. Rosa,
Maratti, Reynolds u. a. radiert. Sein Haupt-
werk ist nach Redgravc: Ansicht des Ost-
fensters der King’s College Chapcl in Cam-
bridge, gezeichnet, radiert und fein in Farben
ausgeführt.
Meyer, Kstlerlex. II 615. — Le Blanc.
Manuel. — Redgrave, Dict. of artists. *•
Baldrighi, Costanza, italicn. Malerin u.
Kupferstcchcrin, Tochter des Giuseppe B. und
seit 1S03 Gattin des Malers Biagio Martini,
nach Zani, Enc. XIII 83, geb. in Parma. Nag-
ler, Monogr. I 2339, schreibt ihr vermutungs-
weise eine C. B. f. signierte Radierung, Nar-
cissos darstellend, zu.
Meyer, Kstlerlex. — Campori, Lcttcre
art. p. 386. P. K.
Baldrighi, G a c t a n o, italien. Maler um
1700 (vielleicht ein Verwandter von Giu-
seppe), nur von Zani, Enc. met. III 36 er-
wähnt. **
Baldrighi, Giuseppe, Maler in Parma,
geb. 1723 in Stradella bei Pavia, f 1802. Zu-
nächst Schüler des Vinccnzo Meucci in Flo-
renz, ging B. 1756 auf Kosten des Herzogs
von Parma nach Paris, wo er unter Francois
Boucher an der Acadcmic des Bcaux-Arts
studierte. Seine akademische Preisarbeit, ein
lebensgroßes Gemälde der „Caritas Romana“
(1757 im Pariser Salon ausgestellt) ist 1872
aus dem Depot des Louvremuscums in die
Galerie zu Angers übergeführt worden. Nach
Parma zurückgekehrt, wurde B. zum Hof-
maler des Infanten Philipp von Bourbon, Her-
zogs von Parma, ernannt, den er dann im
Kreise seiner Familie auf einem lebensgroßen
Gruppcnbilde porträtierte. Letzteres Kolos-
salgcmäldc befindet sich jetzt in der Pinako-
thek zu Parma, ebenso ein gleichzeitig ent-
standenes Gemälde mit der Befreiung des
Prometheus durch Herakles. Späterhin war
B. hauptsächlich als Porträtist in öl-, Pastell-
und Miniaturmalerei tätig. Besonders zu er-
wähnen ist sein von P. A. Pazzi in Kupfer
gestochenes Bildnis des Herzogs Antonio de’
Medici, sowie außerdem das Selbstbildnis des
Künstlers in der Florentiner Uffizicngalcric
(ebenfalls gestochen von Pazzi). Interessant
sind auch drei Gruppcnbildnissc in der Pina-
kothek und in der Bibliotcca Palatina zu
Parma, auf denen man Giuseppe Baldrighi
mit seinen Parmenser Freunden und Kunst-
genossen Gactano Callani und Pietro Ferrari
dargestcllt sieht; und zwar ist jedes dieser
drei Bilder von einem der drei Künstler selbst
gemalt.
Lanzi, Stör. Pitt. (edi*. IV) IV 112. —
B o n i, Biogr. d. Art. (1840). — Martini, La
Scuola Parmcnse di B. Arti (1862). — Cam-
pori, Lcttcrc artistichc. — Meyer. Kstlerlex.
— Arehives de l’Art Francais, Documenta I 389,
II 358. — Richesscs d’Art en Provincc, Monum.
civils, III 53. St. Lottici.
Baldry, Alfred Lys, engl. Maler, geb.
1858 in Torquay, Schüler der South Kensing-
ton School of Art, dann von Alb. Moore,
stellte seit den SOcr Jahren in vielen Londoner
400
Baldtauf — Balducci
und Provinzialausstellungcn aus. Im Febr.
1906 bot er in der Ryder Gallery eine kleine
Separatausst. von Porträts, Figurenstudien
und Landschaften in 01 und Aquarell meist
aus der Gegend von Christchurch. — Bekann-
ter noch sind seine kunstgeschichtlichen Pu-
blikationen: Alb. Moore, his Life and Works,
1904; The Life and Works of Marcus Stone,
1896 ; Sir J. E. Millais, 1899 ; H. von Her-
komer, 1901 ; Modern Mural Dccoration 1902 ;
The Wallacc Collection 1904, G. H. Bough-
ton 1904 und viele Artikel in Zeitschriften.
The Studio XXXVII 154. — Who’s Who 190S.
N. Peacock.
Baldtauf, Thaddäus, Salzburger Hof-
tischlcrmeistcr, fertigte den am 28. 1. 1718
aufgestellten Hochaltar der Kapelle Maria-
Ponlach bei Tittmoning in Oberbayern. Gu-
ter Säulcnaufbau mit älterem, dem Anfang
des 17. Jahrh. angehörendem Gnadenbild (be-
malte Holzstatuc). Das Altarblatt im Auf-
sätze mit einer Darstellung Gott- Vaters malte
der Salzburger Hofmaler Jacopo Zanusi.
Kunstdcnkmalc des Kgr. Bayern I. 2814.
H. V.
Balduc, französ. Goldschmied unter Louis
XV., führte 1771 für die Kapelle des Hotel
des Mcnus-Plaisirs in Versailles Altargerät
aus.
A. Maze-Sencier, Le Livre d. collection-
neurs p. 70 — 74, Paris 1885. **
Balduc, Roquc, Bildschnitzer in Sevilla,
■f 1561. Er erhielt 1550 mit Pedro Beccrril,
Juan de Villaloa, Diego Vazquez und Pedro
Bernal den Auftrag, das große von Vancart
1482 begonnene und von Jorge Fernandcz
Alcman 1526 vollendete Tabernakel des
Hauptaltars durch Seitenflügel zu erweitern.
1559 fertigte er die Modelle für die silbernen
Engel, die Hernando de Ballcstcros ausführte.
15-17 war ihm und Guillen Ferraz die Aus-
führung eines Altars für die Kirche S. Maria
la Mayor in Caccres übertragen worden.
Cean Bcrmudcz, Descripc. de la catedral
de Sevilla, p. 40 und Dicc. I 90, V 147. — Ge-
st o s o, Artif. Scvill. I 324. — Marti y Mon-
sö, Estud. hist, artist. 158. M. v. B.
Balducci, Giovanni (oder Giovanni di
Balduccio, Giovanni da Pisa), Bildhauer, gcb.
in Pisa, wo er 1317 — 18 in der Dom-Opera
handwerklich arbeitete unter Leitung der Ca-
pomacstri Giovanni Pisano, Tino di Camaino
u. Lupo di Francesco. Sein erstes selbstän-
diges Werk ist die mit seinem Namen sig-
nierte Kanzel der Kirche S. Maria del Prato
(jetzt Oratorio dalla Misericordia) in S. Cas-
ciano bei Florenz ; sein zweites, das nach
1328 entstandene, gleichfalls signierte Grab-
mal des Guarnicro, Sohnes des Castruccio
Castracanc, in S. Francesco bei Sarzana, aus-
geführt im Stile der sicnesischen Grabmonu-
mente und speziell derjenigen des Tino da
Camaino. Von Sarzana wurde Giov. di B.
(angeblich durch Azzone Visconti) nach Mai-
land berufen, wo er 1339 die große Area des
hl. Petrus Martyr in S. Eustorgio vollendete,
u. zwar unter Mitwirkung von Campioncscn,
denen diese Area bei späteren Arbeiten als
typisches Vorbild diente. Von Giov. di B.
selbst kennen wir nur noch ein späteres
authentisches Werk, nämlich die von 1347
datierte bildnerische Ausschmückung der
Porta di S. Maria di Brera (zur Zeit des
Regno Italico zerstört, Reste im Mailänder
Museo Archeologico). — 1349 wurde er von
Mailand nach Pisa berufen als Capomacstro
der dortigen Dom-Opera; jedoch scheint er
diesem Rufe nicht gefolgt zu sein. Spätere
Nachrichten über ihn sind nicht vorhanden. —
Sein Einfluß auf die lombardischen Bildhauer
seiner Zeit war so bedeutend, daß er als der
eigentliche Bahnbrecher des neuen Stils in
der norditalienischen Plastik bezeichnet wer-
den darf. Mit Recht zugeschrieben werden
ihm die großen Statuen über der Vorhalle des
Domes zu Crcmona sowie die im Palazzo Tri-
vulzio zu Mailand befindlichen Reste des
Grabmonumentes für Azzone Visconti. Von
seinen Schulnachfolgcrn stammt der mar-
morne Altaraufsatz der Cappella de’ Magi
und das Grabmonument für Stefano I. und
Uberto III. Visconti in S. Eustorgio zu Mai-
land, die Grabmäler für Salvarino Aliprandi
(f 1344) und Lanfranco Settala in S. Marco
zu Mailand, die Area des hl. Augustinus in
S. Pietro in Cicl d’Oro zu Pavia usw. ; sie
gehen direkt unter dem Namen des Giov. di
B., sind jedoch nur als Schulwerke zu be-
trachten.
Tolomci, Guida di Pistoia (1821) p. 100.
— M. C a f f i, Deila chiesa di S. Eustorgio in
Milano (1841) ; u. Nanni Pisano scult. in Arch.
stör. Lombardo XVIII (1866) ; cf. XVII 129—
156 (D. Sant’ Ambrogio über die Badia von
Morimondo). — P. Landin i. Ist. dell' Orat.
etc. di S. M. d. Misericordia (Florenz 1843). —
C a s s i n a, Lc fabbr. piü cosp. di Milano (1844).
— L. C a 1 v i, Not. sulla vita etc. dei princip.
arcliit. ctc. in Milano (1859). — Crowe u.
Cavalcascllc, Gesch. d. italicn. Mal. (1869)
I 288 f. — Mongcri, L'Arte in Milano (1872).
— A I i z c r i, Not. dei prof. ctc. in Liguria
(1870—80) IV 39 ff. — Zeitschr. f. bild. Kst.
1873 p. 55. — V. Marchese, Mcm. dei pitt.
etc. Domenicani (1878) I 159. — E. Lechcva-
licr-Chcvignard in Gaz. des B.-Arts 1879,
I 229 f. — L. Scott, Balduccio di Pisa etc.
(London 1882). — Belgioioso, Guida del
Famedio ncl Cimit. monum. di Milano (1888).
— Bcltrami, La Capp. di S. Pietro Mart, in
Arch. stör. d. Arte ital. V (1892) ; cf. I 126. —
Bollcttino d. Consulta del Museo archeol. di
Milano 1892 p. 37 f. — Arzano, Degli alto-
rilicvi d. scult. Balducci in Pizzighcttone, in
Arte e Storia XII (1893) 60; cf. XI 163 f. —
A. G. Meyer, Lombard. Denktn. des 14. Jahrh.
(Stuttgart 1893) ; sowie in Rcpertor. f. Kstwis-
scnsch. XVII 18 ff. ; cf. 147 ff. — Tanfani-
Centofanti, Not. d. artisti etc. Pisani (Pisa
1898). — M a i o c c h i, L’Arca di S. Agostino
in S. Pietro in Cicl d'oro ; u. L’Autore d. Area
di S. Agost. etc. (Pavia 1900 u. 1901). — Jahrb.
der preuß. Kstsammlgn. XXIV (1903) p. 270. —
KQnstlerlexikon. Bd. II.
40X
26
Balducci — Baiduff
Supino, Arte Pisana (Florenz 1904). — A.
Ventnri, Storia d. Arte ital. (Milano 1906)
IV 640 — 635. Adolfo Venturi.
Balducci, Giovanni, nach seinem mütter-
lichen Oheim Cosci zubenannt, Maler aus Flo-
renz, in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. Er war
ein Schüler des Battista Naldini. An dem
Kardinal Alessandro de’ Medici, dem nach-
maligen Papst Leo XI., fand er einen Gönner,
der ihn reichlich beschäftigte. Von Florenz,
wo er im Dom das Abendmahl und andere
Fresken, im Kloster della Crocetta die Auf-
findung des Kreuzes Christi malte, ging er
um 1590 nach Rom und führte auch hier zahl-
reiche Bilder aus, unter denen die Fresken in
S. Prassede und in S. Giovanni in Laterano
für die besten gelten. Später folgte er einem
Rufe des Kardinals Alfonso Gesualdo nach
Neapel, wo er um 1603 starb.
B a g 1 i o n i, Le Vite de’ pittori etc. p. 74. —
Heinecken, Dict. des artistes II. — L a n z i,
Pitt. It. I 176. — R i c h a, Cbiese Fiorentine,
passim. — Descrizione del regale Apparato etc.
Firenze 1589 (unter A. Allori I. 506). — Ce-
lano, Notizie della cittä di Napoli. — Ras-
segna d’arte 1904 p. 91 (eine feine Zeichnung
von ihm abgebildet). — Arte e Storia XXIV 7/8,
27/28, 56/57, 87/89. *•
Balducci, G r e g o r i o, italicn. Maler in
London, stellte 1777 in der Society of Artists
ein Bild „Tod des Adonis“ aus. — Dieser
Künstlername ist uns sonst nicht begegnet.
Graves, The Society of Artists etc. London
1907. *•
Balducci, M a 1 1 e o (di Giuliano di Lo-
renzo), umbrischer Maler, gcb. im letzten
Viertel des 16. Jahrh. in Fontignano bei Pe-
rugia, Schulnachfolger Pinturicchios, zu dem
er laut Zeugenunterschrift unter einer Ver-
tragsurkunde von 1509 in persönlichen Be-
ziehungen gestanden zu haben scheint. 1617
trat er, bis dahin bereits in Cittä della Pieve
ansässig, auf 6 Jahre als Gehilfe in die Siene-
ser Werkstatt des Sodoma ein. 1523 hatte
er für die Kirche S. Francesco zu Pian Ca-
stagnaio (Montamiata) ein Altarbild zu ma-
len. 1643 wird er in Cittä della Pieve als
Grundbesitzer, 1550 und 1654 ebenda als Mit-
glied des Gemeinderates aufgeführt. — Zu-
geschrieben werden ihm die folgenden Pin-
turicchio-Schulwerke, in denen freilich von
einem Einflüsse Sodomas keine Spur wahr-
nehmbar ist: In der Cappella Borghesi von
S. Spirito zu Siena das Altarbild der Assunta
in der Engelglorie zwischen den Heil. Fran-
ziskus und Katharina; in der Akademie zu
Siena die zu diesem ersteren Altäre gehörige
Predella mit einer Pieta zwischen Darstel-
lungen der Stigmatisierung derselben beiden
Heiligen, — zwei Halbfigur-Madonnen zwi-
schen anbetenden Heiligen, — ein anbetender
Engel, — 4 allegorische Einzelfigurcn der
christlichen Kardinaltugenden; in S. Madda-
lena zu Siena eine Geburt Christi und eine
Madonna mit den beiden Kindern; im Mino-
ritenkloster zu Cetona (Prov. Siena) eine
Madonna zwischen den Heil. Laurentius und
Franziskus und mit 6 Heiligcn-Rundbildem
auf der Predella ; in der Pfarrkirche Madonna
delle Nevi zu S. Giusto bei Murlo (Prov.
Siena) eine Halbfigur-Madonna mit dem
segnenden Christkinde; in der Klosterkirche
S. Agnese bei Montepulciano eine Halbfigur
der hl. Katharina von Siena; endlich im Pa-
riser Louvre-Museum eine Madonna mit Hei-
ligen und in der Sammlung des Earl of Craw-
ford in London ein Tondo mit Diana und
Aktacon.
Crowe u. Cavalcaselle, Gesch. d.
italicn. Malerei (1871) IV 319 f. — Mila-
nesi, Arte Toscana (1873) p. 194 f. — Ler-
nt o 1 i e f f in Zeitschr. f. bild. Kst. 1887, p. 148 ;
sowie Die Galerie zu Berlin (1893) p. 29, 248,
358. — Kunstchronik 1893, p. 159. — Brogi,
Inventario gen. d. prov. di Siena (1897) p. 107,
323, 379. — Arch. Stör. d. Arte Ital. II 52 ; VII
174. — Rassegna d’Artc 1904, p. 153. — Les
Arts 1904, No. 33, p. 14; No. 34, p. 14. —
F r i z zo n i, Le Gallerie dell’ Acc. Carrara in
Bergamo. 1907, p. 63. •
Balducci, Mauro, s. Malduc ci.
Balducci, N i c c o 1 o, Maler in Venedig,
den nur Zani, Enc. met. III 37 und zwar ohne
Zeitangabe erwähnt. ••
Balducci, Pier Antonio, itaiien. Stein-
metz, der laut Zahlungsurkunde vom 14. L
1564 seit Juli 1563 an den Neubauten der
Porta del Popolo und der Porta Pia zu Rom
tätig war, von denen der erstere erwiesener-
maßen, der letztere wahrscheinlich nach den
Entwürfen und unter der Leitung Michel-
angelos ausgeführt wurde. Vermutlich war
B. nicht nur Steinmetz, sondern auch Bau-
meister, da er in obiger Urkunde unter den
Architekten und Bauleitern der beiden Stadt-
tore aufgeführt wird ; ebenso auch in einer
Urkunde vom 22. 8. 1566 über Zahlungen für
Arbeiten an den römischen Stadtbefestigun-
gen.
Bertolotti, Art. Subalpini in Roma
(1884) p. 44; und in Arch. stor.-art. di Roma
I 165. G. Degli Azsi.
Balduccio de B a c z a, itaiien. Architekt
in Neapel, wo er 1340 als Nachfolger des
Atanasio Primario zum Leiter der Bauarbei-
ten am Castclio di Beiforte und an der hier-
mit verbundenen Certosa ernannt wurde, die
König Robert auf dem St. Erasmus-Berge
bei Neapel errichten ließ (jetzt bekannt un-
ter dem Namen Castello di S. Elmo).
Staatsarchiv in Neapel : Registro Giovanna I,
No. 340 E, f. 194 (cf. Schulz, Denkm. der
Kunst des Mittelalters in Unterital. IV, Doc.
417). — M o t h e s, Baukunst des Mittelalt. in
Italien, p. 650. — F. Colonna di Stigli-
a n o in Napoli Nobiliss. V 28; X 97. G. Ccci.
Balduccio di Cecco, s. Andrea di Neri.
Baiduff (Balluff, Ballof, Baldolf, Baldus),
Hans, Maler, seit 1451 in Basel wohnhaft,
wird 1461 Bürger daselbst, 1488 zum letzten-
mal erwähnt, f am 8. 9. 1492. Arbeiten von
402
Baiduff — Baidung
ihm sind nicht nachweisbar. Er ist vielleicht
verwandt mit dem 1470 in StraBburg nach-
weisbaren Maler Baldolf.
D. Burckhardt u. Ganz bei Brun,
Schweizer. Kstlerlex. — Nagler, Monogr. I
No. 1608. H. V.
Baiduff (Baldauf), Michael, Glockengie-
ßer von Bern (?), 1454 — S7 urkundlich nach-
weisbar, ansässig in Luzern, seit 1471 in Bern.
In diesem Jahre goß er Glocken für Saancn u.
Rougemont (Kt. Waadt) ; 1480 erhielt er die
große Glocke von Saint-Nicolas in Freiburg
(Schweiz), 1487 eine Glocke in Thun in Auf-
trag.
F. Heinemann bei Brun, Schweizer. Kst-
lerlex. — Champeaux, Dict. d. fondeura
etc. 1886. H. V.
Baiduff, s. auch Baldauf(f).
Balduin (Balduwin, Baldewin), Peter,
Schweizer Glasmaler, doch niedcrl. Abstam-
mung. 1558 ward er Bürger zu Zofingen, zu-
letzt 1602 erwähnt. Signierte Arbeiten von
ihm sind bisher nicht nachgewiesen, doch stam-
men einige der im städt. Museum daselbst
aufbewahrten Glasgcmälde zweifellos von
seiner Hand. Seine 3 Söhne, Jörg, Josua und
Peter d. 1. setzten die Kunst des Vaters fort;
von ersteren beiden kennt man einige sig-
nierte Scheibenrisse.
H. Lehmann bei Brun, Schweizer. Kstler-
lcx. H. V.
Balduino, Sebastian o, Zeichner und
Bildhauer in Genua, geb. 1794.
Cervetto, I Gaggini p. 201 u. Anm. **
Balduinus, P a g a n u s, Bürger von Mes-
sina und Münzmeister zu Brindisi unter Kai-
ser Friedrich II., der ihm 1221 in Anerken-
nung seiner Verdienste Besitzungen in Via-
reggio bei Lucca verlieh. In Messina, Brin-
disi und Amalfi ließ der Kaiser damals die
berühmten goldenen Augustalen prägen, die
in Nachahmung antiker Münzen den Profil-
kopf Friedrichs II. und auf der Rückseite
einen sitzenden Adler mit ausgebreiteten Flü-
geln zeigen, und die zu den schönsten Mün-
zen gehören, welche das Mittelalter aufzuwei-
sen hat.
Meyer, Kstlerlex. II (mit ält. Lit.). — For-
r e r, Biogr. Dict. of Mcdallists I. H. V.
Baidung, Hans, genannt Grien, Maler,
Kupferstecher, Zeichner für Holzschnitt und
Glasmalerei. Der Meister signiert mit H G
(ineinandergestellt), mit H B (aneinanderge-
stellt), gewöhnlich aber mit H G B (G im
H). Geb. um 1480 in dem Dorfe Weyers-
heim „am hohen Turm“, unfern von Straß-
burg, als ein Sohn eines rechtsgelehrten Be-
amten des Bischofs von Straßburg. Die Fa-
milie stammt aus Schwäbisch-Gmünd (B.
nennt sich „Gamundanus" in der Inschrift des
Freiburger Hochaltares) und führte ein sil-
bernes Einhorn auf rotem Grund im Wappen.
Abgesehen von einem Aufenthalt in Freiburg,
wo er Altäre und Glasbilder für das Münster
schuf, war der Meister hauptsächlich in Straß-
burg tätig. In seiner Kunst wurde er von
Dürer angeregt und war nachweislich mit
dem Nürnberger Meister in persönlicher Be-
ziehung. Dürer führte Blätter von „Grün-
hans" mit sich auf der niederländischen Reise,
und eine Locke Dürers kam in den Besitz
des Straßburgers. Man nimmt an, daß B.
zwischen 1500 und 1606, oder, was weniger
wahrscheinlich ist, zwischen 1507 und 1509
in Dürers Werkstatt gearbeitet habe. Das
erste datierte und durch Signatur (HG) ge-
sicherte Malwerk B.s ist der Flügelaltar mit
dem Martyrium des hl. Sebastian bei Frau
H. Goldschmidt in Brüssel von 1507. Dieser
Altar stammt angeblich, wie ein stilistisch
verwandter und annähernd gleich großer,
mit der Anbetung der Könige im Kaiser-
Fricdrich-Museum zu Berlin, aus der Stadt-
kirche von Halle. Seit 1509 ist B. in Straß-
burg nachweisbar. Das Bürgerbuch enthält
zu diesem Jahre die Eintragung: Item Hans
Baidung der molor hat das Burgrecht
Koufft tertia post quasimodo geniti. — Man
nahm an, daß B. in der 1. Hälfte des Jahres
1511 nach Freiburg übergcsicdelt wäre, weil
ein Hansen von Gmünd uff Montag nach
Cantate (19. Mai) dieses Jahres in einem
Freiburger Ratsprotokoll genannt wird. In
den Rechnungen der Münsterfabrik kommt
B. erst am 14. 1. 1513 vor. Vielleicht ist er
mit jenem Hans von Gmünd nicht identisch
und kam erst gegen Ende 1512 nach Freiburg,
wo er etwa 4 Jahre blieb und außer dem um-
fangreichen Hochaltäre mindestens noch einen
Altar und viele Glasfcnstcr ausführte oder
entwarf. 1510 heiratete B. Margarete Herlin,
die 1552 starb. Seit 1517 bis zum Tode
scheint B. ohne längere Unterbrechungen in
Straßburg tätig gewesen zu sein. Er ward
dort bischöflicher Hofmaler und kurz vor
seinem Tode Ratsherr. Er starb 1545.
Die vermeintlichen Jugendwerke B.s in Lich-
tenthal bei Baden-Baden — mit dem Datum
1496 und Signatur — haben schärferer Prü-
fung nicht standgehalten (Repertorium f.
Kstw. XXV 477 ff.). Die Signatur ist falsch.
Hypothetisch als Jugendwerke sind dem
Meister namentlich von Schciblcr und Rieffel
(Repertorium XV 288 ff.) mehrere stilistisch
miteinander verwandte Bilder zugeschrieben
worden, nämlich die Darreichung Christi im
Tempel im städt. Museum zu Frankfurt a.
M. und der Flügelaltar mit der Anbetung der
Könige in der städt. Galerie zu Mainz (abg.
Repertorium XV, bei Ricffcls Aufsatz). Die-
ser Gruppe angereiht hat man das als „Dürer“
von H. Thode im Jahrbuch d. k. pr. Ksts.
XIV 208 publizierte Männerporträt bei Georg
Freiherrn v. Holzhausen zu Frankfurt a. M.
(Haack im Repertorium XXIV 876 ff.) und
das Altarblatt in Ansbach mit Christus in der
Kelter, das nach einer Zeichnung Dürers ge-
403
26*
Baidung
schaffen ist. Weizsäcker trennt die Gruppe
von B.s Werk und gibt sie einem besonderen
Dürer-Nachfolger, der um 1506 etwa in
Frankfurt tätig gewesen sei (Repertorium
XXV 82 ff.).
In der Vorstellung, daß B. in Dürers Werk-
statt gelernt habe, hat man ihm die guten
Wiederholungen der Adam- und Eva-Tafeln
in Florenz zugesprochen (No. 14, in Eisen-
manns Liste in Meyers Kstlerlex.).
Erst von 1507 an ist die Tätigkeit B.s un-
unterbrochen zu übersehen. Die Freiburger
Periode (1512 — 1516) kann als die eigent-
liche Blütezeit seiner Malkunst angesehen
werden. Der Freiburger Hochaltar ist sein
Meisterstück, durch Umfang, Gestaltenreich-
tum und Dekorationswirkung hervorragend.
(F. Baumgarten, der Fr. Hochaltar, 49. Heft
d. Stud. z. Deutsch. Kstg. Straßburg i. E.)
Von 1512 ist die spät bekannt gewordene Be-
weinung Christi in der londoner National
Gallery datiert, die zu den vollkommen, auch
koloristisch befriedigenden Schöpfungen des
Meisters gehört. 1517, soweit wir sehen, zum
ersten Male, hat B. einen profanen Vorwurf
im Gemälde behandelt, den Tod, der ein jun-
ges Weib angreift (Basel, öffcntl. Kunsts.).
Von dieser Zeit an hat er oft nackte Gestal-
ten gemalt, mit besonderer Vorliebe, unter
verschiedenen Vorwänden, gewöhnlich allc-
gorisicrcnd. Von 1513 und 1515 sind die er-
sten Bildnisse datiert, die wir von B. besitzen.
B. stand mit dem Markgrafen Christoph
von Baden, dessen Holzschnittporträt er
schon 1511 herausgab, in Beziehung und hat
für diesen Fürsten mehrere Aufträge aus-
geführt. Für das Ansehen, dessen er sich
bei Lebzeiten erfreute, spricht die Erwäh-
nung seines Namens („Hans Grün“) in Jean
Pclcrins De artificiali perspectiva von 1521.
Die beste Übersicht über die Gemälde des
Meisters bietet G. v. Tercys große Publi-
kation (Straßburg, bei Hcitz 1896, mit 96
Lichtdrucktafcln), eine bessere Übersicht als
das von demselben Verfasser 1893 herausge-
gebene Verzeichnis (Straßburg, bei Hcitz, als
1. Heft der Studien zur deutschen Kunst-
geschichte). Seitdem haben einige Gemälde
Eigentümer und Ort gewechselt, so sind die
Tafeln mit Adam und Eva aus dem Besitz
des Grafen Schönborn zu Wien in die Ga-
lerie von Pest gekommen, das Fragment des
Amor, das G. v. Tcrcy besaß, ist in den Pa-
riser Handel gelangt, und mehrere Bilder hat
die Straßburger Galerie an sich gezogen. We-
nige Nummern der T^rcyschen Liste sind mit
einem Fragezeichen zu versehen, wie die Ma-
donna mit der Meerkatze zu Nürnberg und
Christus am Kreuz in Breslau.
Einige Werke führe ich zur Vervollständi-
gung des Bilderkatalogcs hier an: 1) Venus in
natürlicher Größe, zweimal signiert mit H B
(aneinandergestellt) und von 1525 datiert,
im Pariser Handel (1906). — 2) Die Bewei-
nung Christi, 1906 für das Kaiser-Friedrich-
Museum in Berlin erworben, aus Süd-Frank-
reich stammend. Dem Stil nach um 1515
anzusetzen. — 3) Maria mit dem Kinde und
dem kleinen Johannes, Venedig, Sammlung
Manfrin. — 4) Maria mit dem Kinde, Sig-
maringen (1907 in Basel erworben). — 5) Ma-
ria mit dem Kinde und Engeln, Straßburg
städt. Museum (neuere Erwerbung). — 6)
Bildnis des Grafen Ludwic zuo Lewenstein
von 1513, signiert HB, in Berliner Privat-
bcsitz.
Zum Verständnis des Meisters sind die
Holzschnitte mindestens ebenso wichtig wie
die Bilder. B. entfaltet im Holzschnitt seine
Phantasie freier, wählt die Aufgaben mehr
nach eigener Lust. Die gedruckten Blätter
verraten mehr von seinem Innern als die Ma-
lereien. B. ist eher Zeichner als Maler.
Seine Farbentechnik ist zumeist, nament-
lich in der späteren Zeit, ohne Feinheit, sein
Farbensinn unsicher. Namentlich im Holz-
schnitt sind ihm einige kühne Erfindungen,
markige, große und gut bewegte Gestalten ge-
lungen. Das beste Verzeichnis seiner Holz-
schnitte findet man hei Eisenmann (Meyers
Kstlerlex.), wo den älteren Listen von Bartsch
und Passavant allerlei zumeist mit Recht hin-
zugefügt ist. Zweifelhaft ist die Apostelfolge,
die Eisenmann unter No. 50 — 62 katalogisiert
hat. Für den Straßburger Buchholzschnitt
hat B. einiges geschaffen (a. 1511 und 1516).
Einige wirkungsvolle Blätter hat er mit meh-
reren Platten gedruckt, wie die bekannte
Hcxendarstcllung von 1510 (E. 140). Ein
unbeschriebenes Blatt mit dem Studienkopf
eines bärtigen Mannes im Berliner Kupfer-
stichkabinett.
Im Kupferstich ist die Leistung B.s auf-
fallend gering. Auf diesem Felde folgte der
Meister dem Dürcrschen Vorbild nicht. Seine
Grabstichel tcchnik ist ohne Schmiegsamkeit.
Er scheint nach wenigen Versuchen in frühe-
rer Zeit diese Technik aufgegeben zu ha-
ben. Eisenmann führt nur vier Kupfer-
stiche auf, dabei ein Blatt mit dem Datum
1507 und der Signatur H. G. Der Stich mit
Herkules u. Omphalc, den Passavant (No. 5)
notiert, von dem Eisenmann meint „dürfte
echt sein“ (Meyer, Kstlerlex. S. 635), ist
nicht einmal süddeutsch, vielmehr in der Art
Jan Gossacrts.
B. hat eine große Zahl Zeichnungen hinter-
lassen, eine größere Zahl als irgendein ande-
rer deutscher Maler seiner Zeit, von Dürer
und dem jungen Holbein abgesehen. Diese
Zeichnungen sind zum Teil Studien, zum Teil
Entwürfe zu Glasscheiben, zum Teil sorgsam
in Helldunkeltechnik durchmodellicrte, in sich
abgeschlossene Schöpfungen. G. v. Terey
404
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Baldus — Balechou
hat fast alle Zeichnungen des Meisters in
einer dreibändigen, bei Hcitz in Straßburg er-
schienenen Publikation (1894 — 1896) auf 276
Tafeln reproduziert. Viele Blätter sind frei-
lich aus dieser Veröffentlichung als Kopien,
Nachahmungen oder Arbeiten verwandter
Meister auszuscheiden (vgl. H. A. Schmid
im Repertorium XXI 304 ff.). Das so-
genannte Skizzenbuch B.s in Karlsruhe ent-
hält Stiftzeichnungen, Studien aller Art, auch
Bildnisse, die der Meister zu verschiedenen
Zeiten seines Lebens ausgeführt hat (veröf-
fentlicht von M. Rosenberg, Frankfurt a. M.
18S9). Die Schcibenrissc mit Wappen von
B.s Hand befinden sich in größerer Zahl in
der Albertina zu Wien (veröffentlicht von A.
Greuser, Wien 1877/8 H. B. Gr. und seine
heraldische Tätigkeit, 20 Wappenentwürfe im
Besitz der Albertina) und in Koburg (ver-
öffentlicht von Rob. Stiaßny, Zeitschrift der
k. k. heraldischen Gesellschaft Adler, Wien
1895).
Umfangreich und glücklich war die noch
nicht nach Gebühr geschätzte Tätigkeit B.s
für die Glasmalerei. Reiche Proben seiner
Kunst auf diesem Felde im Freiburger Mün-
ster (Fr. Geiges, d. alte Fensterschmuck des
Fr. M., Freiburg 1902 ff. Herder). Auf glei-
cher Höhe wie die besten Fenster in Frei-
burg stehen die 14 Scheiben der gräfl. W.
Douglasschcn Sammlung, die 1897 auf einer
Versteigerung bei J. M. Hcberlc in Köln
(25. November) zerstreut, zum Glück fast
ausnahmslos in deutsche Museen gerettet
wurden (Berlin, Nürnberg, Basel, Karlsruhe,
Ficiburg). Uber diese angeblich aus der
Karthäuserkirche zu Basel, wohl eher aus
Freiburg i. B., stammenden, dann im Klo-
stergymnasium zu St. Blasien bewahrten,
zu Anfang des 19. Jahrhunderts vom Groß-
herzog Ludwig von Baden für Schloß Lan-
genstein erworbenen Scheiben ist der mit
Abbildungen versehene Auktionskatalog zu
vergleichen und der Bericht im Repertorium
XXI 71 ff.
In der Glasmalerei, im .Heraldischen, im
Holzschnitt, entfaltet B. seine Gaben am
glücklichsten. Breitspurige, landsknechtmä-
ßige Figuren gelingen ihm zuweilen vortreff-
lich. Eine dreiste Sinnlichkeit ließ ihn gern
schwere nackte Frauen in starker Bewegung
in Holzschnitten und Zeichnungen gestalten.
Für die Landschaft, für Architektur und Re-
naissance-Ornamentik zeigt er geringeres In-
teresse als die meisten seiner Zeit- u. Lands-
genossen. Den Ton für das Idyllische und
für das Andachtsbild fand er nicht leicht.
Literatur : Die ganze ältere Literatur ist in
Eisenmanns Aufsatz in Meyers Kstlerlex. sorg-
fältig aufgeführt und verarbeitet. Die Publi-
kationen G. v. Tireys, die das Material an Zeich-
nungen und Gemälden (auch einige Glasmale-
reien) ausbreiten, wie mehrere neuere kritische
Beiträge, sind im Text zitiert. Die Holzschnitte
und Kupferstiche sind bei Bartsch (peintre gra-
veur VII 202 ff.) und bei Passavant (p. gr. III
318 ff.) beschrieben.
Ferner : R. V i s c h c r, Uber H. B. Gr., Mün-
chener Allgemeine Zeitung 1896 Beil. 15. — H.
Geiger, Einiges über H. B. Gr., die Rhein-
landc V 85 (1902/3). — F. W o 1 f f, Ein altes
Glasfcnstcr in der Klosterkirche zu Nieder-
münstcr, nach H. B.s Zeichnung, Das Kunst-
gewerbe in Elsaß-Lothringen III (1902/3) 141.
Friedländer.
Baldus, s. Baiduff.
Balduwin, s. Balduiu.
Baldwin, A. H., amerik. Radierer. Hat
1879 — 92 in New York ein paar Studienköpfc
usw. ausgestellt. E. Richter.
Baldwin, B., Porträtmaler in London, stellte
1842— 45 3 Porträts in der Roy. Academy aus.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 100. **
Baldwin, Robert, vielbeschäftigter Archi-
tekt in London, der 1762 — 83 in der Society
of Artists und 1767 — 73 in der Free Society
zahlreiche Entwürfe für Villen, Mietshäuser,
Brücken (Black-Fryars bridge) usw. ausstellte.
Graves, The Society of Artists etc. London
1907 p. 19. •*
Baldwin, Thomas, bekannter engl. Ar-
chitekt, tätig in Bath um 1775, entwarf dort
viele Mietshäuser, das Stadthaus, die Bade-
hallen, die Westfront und die Portikus für
..King’s pump-room“ (1796). Er starb dort
70jährig am 7. 3. 1820.
Redgrave, Dict. of artists. •*
Bale, Edwin (R. J.), Maler, Art Dircctor
bei Casscll & Co. in London, gcb. daselbst
1S42, Schüler der South Kensington Schools
und der Akademie in Florenz, stellte von
1870 — S3 Genrebilder und Landschaften in
der Roy. Academy aus.
Who’s who 1908. — Graves, Roy. Acad.
of Arts I 100. **
Balechini, N i c o 1 ö, Karrosscnmaler in
Ferrara, tätig 1654 für den Marchese Tassoni.
Cittadclla, Not. rcl. a Ferrara p. 632. **
Balechou (Baleschoux), Jehan, Maler in
Tours, 1557 daselbst urkundlich erwähnt.
G i r a u d c t, Artist, tourangeaux. p. 12. H. V.
Balechou, Jean Joseph, französ. Kup-
ferstecher, geb. zu Arles am 9. 7. 1719, + zu
Avignon am 18. 8. 1764. Zuerst Schüler des
Pctschaftstcchers Michel in Avignon, bildete
sich weiter bei Lepicie in Paris. Hier wurde
er Mitglied der kgl. Malerakademie, aber 1752
aus ihren Listen gestrichen, nachdem er un-
redlicherweise von einer Platte mit einem
Bildnis König Augusts III. von Polen, die
er nach Rigaud gestochen hatte, gegen sein
Versprechen einige Abdrücke für sich behal-
ten hatte. Er mußte nach Avignon fliehen,
wo er sein Leben beschloß.
B. hat eine Sammlung Ornamentzeichnun-
gen gestochen unter dem Titel: Livre de di-
vers dessins d’ornements. Ferner gibt es
große Blätter von ihm nach Vcrnet : Der
Gewittersturm, Die badenden Frauen, Die
Windstille; nach Jeaurat hat er Die Näherin
405
Balegno — Baien
gestochen, Der Imbiß, Der eifersüchtige Gatte,
Der Operateur Barri, Die entlassene Dienerin ;
nach C. Van Loo eine hl. Genoveva. Aber
die Eigenart B.s offenbart sich recht erst im
Porträt. Seine berühmtesten Porträtstiche
sind die der Mme Aved nach J. A. Aved ; des
Grafen Brühl nach L. Silvestre; Augusts III.
von Polen nach Rigaud; der Herzogin von
Chätcauroux nach Natticr; des M. de Ju-
lienne nach de Troy; des M. de la Pope-
liniere nach L. Vigec; der Mme Louise Elisa-
beth de France, Herzogin von Parma nach
Nattier usw.
B. gehört zu den eleganten französischen
Kupferstechern des 18. Jahrh., die sich vor-
nehmlich durch die effektvolle Wiedergabe
der stofflichen Dinge auszeichnen. Es lag ihm
mehr daran, die Bravour seiner Hand zu zei-
gen und seinen Stichen einen schimmernden
Glanz zu verleihen, als die geistige Eigentüm-
lichkeit des Vorbildes getreu wiederzugeben.
Bei aller Schönheit haben seine Bll. durch
die übertriebene Glätte und Brillanz der Be-
handlung etwas Hartes und Kaltes und ent-
behren der Naturwahrheit, besonders im
Nackten der Figuren, das meist ein eigen-
tümlich metallenes Ansehen hat.
E. K o 1 1 o f f bei Meyer, Kstlerlex. II (mit
auaführl. Oeuvre). — Portalis et Blraldi,
Lea Graveurs du XVIIIe siede. 1880. — Bel-
lier-Auvray, Dict. gen. P. A. Lcmoisne.
Balegno, Giuseppe, Maler, geb. in Tu-
rin, tätig um 1793, nur von Zani, Enc. met.
III 39 ohne Näheres erwähnt. **
Baleman, Jan, geb. in Groningen, kaufte
am 30. 7. 1727 in Amsterdam das Bürger-
recht und war Maler.
Aemstcls Oudhcid V 68. E. IV. Moes.
Baien, Fernande van, Antwerpencr Ma-
ler, wird 1546 Lehrling des Pieter Aertsen
und 1561 Freimeister in der Gilde. Sonst
nicht weiter bekannt.
Liggeren I 157, 226. **
Baien, Gaspard van, Maler, zweiter
Sohn Hendricks des alten, geh. in Antwerpen,
getauft am 12. 5. 1615, + in Rom am 7. 3.
1641, Schüler seines älteren Bruders Jan,
den er 1639 nach Italien begleitete. Wie sein
Bruder und sein Schwager Dirck van Thul-
den, beteiligte sich Gaspard um 1635 an der
Dekoration von Triumphbögen, die unter Ru-
bens’ Leitung in Antwerpen zum Einzug des
Kardinal-Infantcn Ferdinand von Österreich
errichtet wurden.
J. van den Branden, Geschiedenis der
Antw. Schilderschool, 1883 p. 467. H. Hymens.
Baien, Hendrik van, Maler, geb. in Ant-
werpen 1575, f daselbst am 17. 7. 1632. Nach
van Mander Schüler des Adam van Noort,
wurde er 1592 — also mit 17 Jahren — als
Freimeister in die Lukasgilde aufgenommen,
deren Dekan er 1609 — 1610 war. Ohne Zweifel
hielt er sich in Rom auf, denn er gehörte in Ant-
werpen zur Bruderschaft der „Romanisten“, die
sich aus Vlamen, die Rom besucht hatten, rekru-
tierten ; 1613 war er auch hier Dekan. 1605
heiratete er in Antwerpen Margareta Briers,
die ihm 11 Kinder gebar, von denen mehrere
Maler wurden. Die Gildenregister erwähnen
26 seiner Schüler, von denen die meisten un-
bekannt blieben, dafür aber zwei zu Welt-
ruhm gelangten: Anton van Dyck und Frans
Snyders. Das Porträt des Meisters von der
Hand van Dycks befindet sich in der Ikono-
graphie. öfters hat er mit andern Malern ge-
meinschaftlich gearbeitet, zuweilen mit Josse
de Moraper und seinem Schüler Fr. Snyders,
besonders häufig mit den Jan Brucghel, denen
er in einer großen Zahl seiner Bilder die Aus-
führung des Hintergrunds und des Beiwerks
überließ, während er viele ihrer Landschaften
mit Staffage versah. Die figurenreichen my-
thologischen und biblischen Darstellungen,
die er meist in kleinem Maßstab auf Holz
oder Kupfer malte, sind gut komponiert und
erfreulich durch die Sorgfalt der Ausführung
und die Frische und Durchsichtigkeit der
Farbe. In den Werken seiner späteren Zeit
gewahrt man deutlich den glücklichen Ein-
fluß, den sein großer Schüler van Dyck auf
ihn ausübte, so unter den drei Gemälden der
Jakobskirche zu Antwerpen, einer Dreieinig-
keit, einer Verkündigung und einer Aufer-
stehung, besonders in dem letzteren Bild,
welches sein Grabmal in dieser Kirche ziert
und so elegant in der Form, so klar in der
Färbung und so fein im Ton ist, daß man
es vielfach für eine Arbeit van Dycks ge-
halten hat. Von den vortrefflichen Bild-
nissen Balens und seiner Frau, die gleich-
falls an dem Grabmal aufgcstellt sind, ist
bis auf den heutigen Tag ungewiß, ob sic
von ihm oder von van Dyck herrühren;
jedenfalls sind sie des letzteren würdig.
Die Kathedrale von Antwerpen besitzt von
B. eine hl. Familie, das dortige Museum
die Seitenflügel dazu, musizierende Engel ;
das Museum im Haag: Die Jahreszeiten,
der Kybcle opfernd ; die Galerie in Brüssel :
Die Fruchtbarkeit; das Museum in Amster-
dam: Die Götter des Olymp; die Uffi-
zien in Florenz: Vermählung der Maria; der
Louvre in Paris: Ein Göttermahl; das Mu-
seum in Berlin: Die Schmiede Vulkans (das
Beiwerk von Jan Brueghel) ; die Galerie in
Dresden: Diana und ihre Nymphen, von Sa-
tyrn belauscht (mit Landschaft von Jan
Brueghel), Hochzeitsfest des Peleus und der
Thetis, Hochzeitsfest des Bacchus und der
Ariadne, Diana und Aktäon ; die Galerie in
München : Hieronymus in Betrachtung, Ein
Göttermahl, Ein Bacchanal, Diana, nach der
Jagd ruhend (die Landschaften auf den drei
letzten Bildern von J. Brucghel), Die vier
Jahreszeiten (Folge von vier Bildern, die
Landschaften gleichfalls von J. Brueghel), Er-
406
Baien — Baleno
legtes Wild, von Nymphen auf Maultiere ge-
laden (Tiere von Fr. Snyders) ; die Gal. in
Wien: Jupiter und Europa; die Galerie in
Kassel: Diana und Aktäon (Landschaft von
Brueghel). Auch kleinere Galerien besitzen
Bilder von ihm, so die Gemäldesammlung in
Sanssouci. — Übrigens hat er auch Kartons
für Glasfenster geschaffen.
Er bezeichnete seine Bilder gewöhnlich
H. v. balen, auch h. v. bael ; die Bezeichnung
HVbale, nach Brulliot, auf einigen, von Cris-
pin de Passe, L. Vorsterman, Cornelis Galle,
Hieronymus Wierx u. a. nach Gemälden oder
Zeichnungen Balens ausgeführten Stichen.
van Mander, Het Schilder Boeck, Fol.
208a und die Übersetzung von H. Hymans II
292. — Houbraken, De groote Schouwburgh
etc. I 81. — C. d e B i e, Het Gulden-Cabinet. —
Campo Weyerman, De Leven-Beschryvin-
gen I 349. — Descamps, La Vie des peintres
flam. etc. I 237. — Biogr. nationale de Belgique.
— De Liggeren I u. II. — Meyer, Kstlerlex.
— J. van den Branden, Geschiedcnis der
Antw. Schildcrschool, p. 463. — Van Lerius,
Biogr. d’Artistes Anvcrs. 1881, II 235 — 337. —
Mit Notizen von H. Hymans. R.
Baien, Hendrik van, d. J., Maler, Sohn
Hendriks d. Ä., geb. in Antwerpen am 10. 1.
1023, f daselbst am 2. 3. 1001. Zuerst Schü-
ler seines Bruders Jan, hatte er dann seit
1038 Jan Wildcns zum Lehrer u. wurde 1040
Freimeister in der Antwerp. Lukasgilde. 1045
war er in Frankreich und scheint sich in
Tours bis 1048 aufgehalten zu haben. Man
findet ihn dann (am 18. 1. 1053) in Rom, im
November desselben Jahres in Genua. Er
malte religiöse Gegenstände, kam aber weder
zu Vermögen noch zu Ruf. Man weist
ihm die Staffagefiguren in einigen Gemälden
des Samt-Brueghcl zu, besonders in dem Bilde
im Museum zu Besanqon: Christus erscheint
der Magdalena ; da aber Johann Brueghel 1025
tot war, kann Hendrik v. B. nicht sein Mit-
arbeiter gewesen sein.
Th. van Lerius, Biogr. d’artistes anvcrs.
p. 352 ff. — J. van den Branden, Antwerp.
Schilderschool, p. 368. H. Hymans.
Baien, Jacob Wolfertsz. van, kommt
1037 und 1043 vor als Glasmaler in Haarlem.
Van der Willigen, 73. B. W. Uoes.
Baien, Jan van, Maler, Sohn Hendriks
d. Ä., getauft am 21. 7. 1011 zu Antwerpen,
t daselbst am 14. 3. 1054. Er bildete sich
unter der Leitung seines Vaters und besuchte
dann Italien, von wo er 1042 nach Antwerpen
zurückkehrte. Seine Malereien, in denen er
besonders gern Kindergruppen, Engel und
Amoretten darstellte, haben ein frisches und
heiteres Kolorit und erinnern öfters an die
Bilder Albanis, die er mit Vorliebe studierte.
1035 nahm er mit seinem Bruder Gaspard teil
am Schmucke von Triumphbögen, die für den
Einzug des Kardinal-Infanten Ferdinand von
Österreich in Antwerpen errichtet wurden.
Die K. K. Gemäldegalerie in Wien besitzt
unter mehreren Bildern Balens eine Kopie
desselben nach Rubens’ Liebesgarten. Sein
Selbstbildnis, gestochen von W. Hollar, in:
C. de Bie, het Gulden-Cabinet
Lerius, Biogr. d’artistes anvers. II 338 ff.
— J. van den Branden, Geschieden» der
Antw. Schilderschool 467 ff. — Mit Notizen von
H. Hymans. R.
Baien, M a 1 1 h y s, geb. in Dordrccht am
24. 2. 1084, war der Sohn von Jan Baien und
Dina Schepens und der Enkel des bekannten
Dordrechter Historiographen Matthys Baien.
Er war Schüler von Arn. Houbraken, hei-
ratete am 8. 0. 1728 Maria van Bavel und
starb zu Dordrecht am 7. L 1700. In der
Samml. Bonde in Eriksberg ist ein kleines
Bildchen mit einem lesenden Eremiten, be-
zeichnet M. Baien; und in der Galerie in
Darmstadt wird ihm von altersher eine Land-
schaft mit einer hl. Familie zugeschrieben.
Nach seinen Vorzeichnungen sind die Bild-
nisse der holländischen Gencralgouverneure
von Indien gestochen in Fr. Valentyns Oud-
en Nieuw-Ost-Indicn, Dordrecht, Amsterdam
1724—20. Selber radierte er einen Hausierer
(Kopie nach Adr. van Ostade).
v. G o o 1, II 55-57. — Oud-Holland XII 195.
— Mitt von J. L. van Dalen, Archivar von
Dordrecht E. W. Hots.
Baien, Nicolaus van, Maler oder Bild-
hauer von Mecheln, am 19. 11. 1540 in die
Lukasgilde daselbst aufgenommen.
E. N e e f f s, Histoire de la peinture etc. ä
Malines (1876). I 302. H. V.
Baien (Balem), Pieter, Maler, geb. 1580
zu Lüttich, erhielt den ersten Unterricht bei
Jean Ramaye, einem Schüler von Lambert
Lombard, studierte später in Italien und kehrte
dann nach Lüttich zurück, wo er noch 1050 am
Leben war. Er soll nur Kabinettstücke klei-
nen Formates gemalt haben; eine Ausnahme
wäre dann die in großen Dimensionen ausge-
führte Dreieinigkeit in der Kirche St. Chri-
stoffcl zu Lüttich. — Unter den Gemälden im
Besitze des Erzherzogs Leopold Wilhelm,
deren Inventar im Archive des Fürsten von
Schwarzenberg erhalten ist, figuriert unter
No. 151 der vläm. Werke: „Ein Stuckh von
Ohl färb auf Holcz worin ein Ecce homo auf
einem Althan . . . hoch 4 Span und 3 Span
5 Finger breidt, von Petro von Baelen Ori-
ginal, Mahler von Antorff.“ — Ob es sich um
unseren Künstler handelt, läßt sich freilich
nicht sicher sagen.
K. van Mander, Het Schilderboeck ed.
Hymans I. — Immerzeel, De Levens en
Werken etc. — Biographie nationale de Bel-
gique. — Mit Notizen von H. Hymans.
Baien, s. auch Booten.
Baleno (Baien?), Ruggiero, Maler in
Rom 1022, nach eigener Aussage aus Ant-
werpen stammend. In den Liggeren nicht er-
wähnt und sonst unbekannt.
Bertolotti, Artist! subalpini II. Ausg.
1884. ••
407
Balester — Balestra
Balester, s. Ballester.
Balestra, Architekt aus Rom. Er begleitete
den Lord Hamilton 17Ö9 auf seiner Reise
nach Griechenland, Asien und Ägypten und
lieferte zur Beschreibung dieser Expedition
eine Reihe architektonischer Aufnahmen.
Später baute er den englischen Gesandt-
schaftspalast in Pcra bei Konstantinopel.
Meyer, Kstlerlcx. II. H. V.
Balestra, A n g e 1 o, italicn. Maler, gcb. in
Bassano am 4. 9. 1S03, f in Rom am 5. 5.
1881 ; Schüler von Paroli. Seine Hauptwerke
sind eine Kopie von Tizians Assunta und
eine Maria im Museo Civico zu Bassano.
Brcntari, Storia di Bassano (1884) p. 717.
— G. G c r o 1 a, Catal. dei dipinti della pinaco-
tcca di Bassano. P. M. Tua.
Balestra, Antonio, italien. Maler u. Kup-
ferstecher, geb. am 12. 8. 1668 in Verona, t da-
selbst am 21. 4. 1740; ausgebildct durch Giov.
Zeffio in Verona, Ant. Bellucci in Bologna
u. Carlo Maratta in Rom, tätig und ansässig
meist in Venedig. Seine Gemälde wurden von
den Zeitgenossen sehr hoch geschätzt u. sind
in den Kirchen zu Venedig, Vicenza, Padua,
Verona, Brescia, Bergamo, Crcmona noch zahl-
reich vorhanden, darunter verschiedene Nach-
ahmungen von Correggios berühmter „Notte
Santa“. Auch für den Marchese di S. Tom-
maso in Turin und für den Kurfürsten von
der Pfalz hatte B. mehrfach Gemälde zu lie-
fern. Aus seinen Briefen an den Floren-
tiner Kunstsammlcr Gabburri, der Zeichnun-
gen von seiner Hand besaß, geht hervor, daß
er auch literarische Studien betrieb. Als Ma-
ler ein mittelmäßig begabter Eklektiker, hat
B. als Lehrer seiner Kunst hervorragende
Talente wie Mariotti, Nogari und die Rosalba
Carricra gleichwohl erfolgreich zu fördern
gewußt. Als Radierer hat er eine kleine An-
zahl frei und geistreich behandelter, aber sehr
nachlässig ausgeführtcr, jetzt ziemlich selte-
ner Blätter hervorgebracht, und zwar 2 Ma-
donnen mit Engeln (datiert 1702), eine Ma-
donna mit 2 Heiligen, eine Soldatcnszcnc u.
ein Blatt mit leicht hingckritzelten Studien-
köpfen ; dazu noch 0 Radierungen für ein
1735 von B.s Freund u. Schüler Contc Aless.
Pompei in Verona veröffentlichtes Werk, be-
titelt „Le cinque ordini delP architettura ci-
vile di Michele San Michcli“ (Titelblatt mit
Allegorie der Architektur und mit San Mi-
chelis Bildnis, Vignette mit allegor. Putto,
endlich Porträts der Architekten L. B. Al-
berti, A. Palladio, V. Scamozzi und G. Vig-
nola).
F c d e r i c i, Biogr. di A. Balestra (1733). —
Z a n e 1 1 i, Dcscriz. d. pitture di Venezia (1733).
— Brancolini, Suppl. II 221. — Dal Poz-
z o, Vite dei pitt. etc. Veroncsi. — Z a n n an-
dre i s, Vite dei pitt. etc. Vcronesi. — Mor-
rona, Pisa illustr. (1793). III 136. — M a n i a g o,
Guida di Udine (1826) p. 42. — S u s a n i, Nuov.
prosp. d. pitt. etc. di Mantova (1830) p. 16. —
Bcrtoluzzi, Guida di Parma (1830) p. 89.
— Scarabelli, Guida di Piacenza (1841) p.
173. — Martini, Guida di Parma (1871) p.
107. — Carbon i, Pitt, e Scult. a Brescia p.
150, 152, 171, 174. — Federighi. Mem. Trc-
vigianc II 135. — Cignaroli in Miscell. scr.
IV della R. Deput. Vcneta di Stör. Patr. XI
19 — 62. — Miscell. della R. Deput. Picmontese
di Stör. Patr. XXX 66. — Nagler, Monogr.
I 153, 219, 221, 222, 1058. - Wessely in Rc-
pertor. f. Kstwisscnsch. V 44. — Meyer, Kat-
lerlex. (mit weiterer ält. Lit. u. graph. Ocuvrc-
Vcrzcichnis). — Ferro, Catal. dei disegni d.
Uffizi. — Moschetti, Boll. dei Mus. Civ. di
Padova (1900) p. 136. — Matteucci, Le
Chicsc dei Mantovano (1902). — Gonzati,
La Basil. dei Santo etc. di Padova I, Doc.
CXXIX. — Rivista d’Arte V 66 ff. L. Ossola.
Balestra, Carlo P i o, röm. Architekt und
Hydrauliker, + 1776.
Z a □ i, Enc. met. III 40. *•
Balestra, Giovanni, italicn. Kupfer-
stecher. gcb. in Bassano 1774, f in Rom 1342.
Ausgebildet durch Suntach sowie in der Cal-
cografia Rcmondini zu Bassano, war B. seit
1803 in Rom ansässig, wo er Gemälde alter
Meister (namentlich Raffaels) sowie Skulp-
turen Canovas und Thonvaldsens in Kupfer-
stich reproduzierte.
Catal. d. Art. Bassanesi viv. (1807) p. 20. —
Di Bassano e dei Bass. ill. (1847) p. 205. —
Meyer, Kstlerlcx. (mit Oeuvre-Verzeichnis).
— Brentari, Storia di Bassano (1884) p. 727.
P. Af. Tua.
Balestra, Pietro, lombard. Architekt in
Atri (Abruzzen), wo er 1554 den Bau der
Kathcdralcn-Sakristci vollendete.
Sorricchio in Rivista Abruzzese XII 6.
G. Ceci.
Balestra, Pietro, Maler aus Piacenza,
geb. 1711, f 1789, hauptsächlich in Busscto
tätig, wo sich in den Kirchen S. Bartolomco.
S. Nicolö, S. Ignazio und in verschiedenen
Villen eine große Anzahl Gemälde von ihm
befinden.
Z a n i, Enc. met. III 40. — Vitali, Le Pit-
ture di Busscto 1819 p. 52 ff. H. V.
Balestra (Balestri), Pietro, aus Siena
(genannt Pictruccio), mittelmäßiger Bild-
hauer aus der Schule Berninis, in der ersten
Hälfte des 18. Jahrh. Er arbeitete in Rom
und stand längere Zeit in den Diensten der
Königin Christina von Schweden. Unter den
Marmorwerken des großen Gartens in Dres-
den, die unter August II. angekauft wurden,
befindet sich eine Gruppe von ihm: der Gott
der Zeit, von welchem die Schönheit entführt
wird; zu Füßen ein weinender Amor. Meh-
rere andere Skulpturen Balcstras, ein Mclc-
ager, Venus mit Amor, Herkules und der
Silen mit dem Bacchuskind, Kopien nach der
Antike, wurden zu derselben Zeit für Dresden
erworben. Die beiden letzteren stehen jetzt
vor dem Palais des Großen Gartens. Im
Kreuzgang des Doms von Siena ist von B.
die Statue Papst Pius' III.
Meyer, Kstlerlex. II (mit älL Lit.). — Bau-
und Kunstdenkm. d. Königr. Sachsen. Heft XXI
bis XXIII 479, 480, 482, 594. H. V.
408
Balestrieri — Baifourier
etwas allzu einseitig gepflegten Stoffgebiete
der Boheme entlehnt. — Diejenige Kunstgat-
tung jedoch, in der ß. bisher die größte und
beständigste Frische und Kraft des Schaffens
gezeigt hat, ist in der Tat nicht die Malerei,
sondern die mehrfarbige Kupferätzung; und
zwar übt er diese Technik nicht in dem
komplizierten Druckverfahren von mehreren
Farbplatten, sondern er trägt nach dem
Vorgänge des jungverstorbenen Malerradie-
rers Vitalini die verschiedenen Töne einer
allerdings ziemlich beschränkten Farbenskala
auf eine einzige Ätzplatte auf, wobei er durch
Verreiben der Farben vermittels der Finger-
spitze (oder auch eines leinenen Wischers)
außerordentlich harmonische und zarte Über-
gänge hervorzubringen weiß. Von diesen seit
1902 entstandenen, mehrfarbig gedruckten
Radierungen B.s, unter denen (ebenso wie
auf seinen Gemälden) die mannigfaltig be-
lebten Darstellungen aus dem Pariser Welt-
stadtlcbcn überwiegen, seien hier als die be-
kanntesten hervorgehoben: Notturno, — A
Montmartre (eine trübe und regnerische Pa-
riser Dämmerungsstimmung mit einem lei-
denschaftlichen Liebespaare unter dem Regen-
schirme), — Fra Lucerta (Klostermauer-
Idyll mit einem Mönchlein und drei lachend
an ihm vorübercilendcn jungen Mädchen), —
Notre Dame (eine wundervolle Sonnenunter-
gangsvision mit der in abendliches Sonnen-
gold getauchten Pariser Kathedrale und mit
der bereits von rötlichen Dämmerungsschat-
ten überlagerten, von Dampfern und Last-
kähnen belebten Seine), endlich: In viaggio,
Crepusculo und Heidelberg (die beiden letz-
teren Blätter 1907 in Venedig ausgestellt.).
V. Pica, L’Arte Mondiale a Venezia 1901,
1903, 1905, 1907 ; sowie im Emporium (Ber-
gamo) 1904, p. 477 ff. — R. Paralupi, L’Arte
Europca a Venezia (Florenz 1901). — R. Pin-
t i n i, L’Arte Italiana (herausgeg. von der Ras-
segna Intcrnaz., Florenz 1901). — A. Cola-
santi in L’Arte 1901, p. 266. — Willard,
History of Modem Italian Art (1902) p. 580 f.
— K. E. S c h m i d t in der „Woche“ 1908 No. 4.
Dr. M. Maffii.
Balestrieri, Marco, Miniaturist und Kalli-
graph in Parma, wo er 15-11 eine Zahlung von
13 Goldscudi erhielt für seine Kalligraphen-
arbeiten im Dienste der Stadtbehörden. In
der Tat sind die Aktenbändc des Parmenser
Stadtarchives, in denen die „Ordinationes“
aus den Jahren vor 1541 enthalten sind, mit
einer Anzahl trefflicher Miniaturmalereien ge-
schmückt.
Scarabelli-Zunti, Mem. di B. Arti.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) St. Lottici.
Balestrini, Carlo, Maler in Mailand, geb.
daselbst 1868, Schüler Bertinis an der dorti-
gen Akad., tätig als Historien-, Genre-, Bild-
nis- und Landschaftsmaler ; jedoch bevor-
zugte er sittenbildliche Freiluftmotive aus
seiner engeren lombardischen Heimat. Für
seine Gemälde „Abel“ u. „Le Slitte“ wurde B.
auf Mailänder Ausstellungen prämiiert (letz-
teres für die Brera-Galerie angekauft) ; der
König von Italien erwarb von ihm das Öl-
bild „Cavallanti di ritorno“. Auf vielen euro-
päischen Kunstausstellungen sah man Bilder
von ihm, z. B. 1901 im Münchener Glaspalaste
„Eissammler bei Mailand“, 1903 in Venedig
„La calata della neve“, „La quiete del Ves-
pero“, „Triste vigilia“ und „Fiori del Con-
vento“, 1907 in Venedig „Rimorchiatori del
Naviglio“.
Rassegna Kazionale, vol. 133, p. 581; 134, p.
217. — Natura ed Arte 1898 — 1905, passim. —
Arte e Storia XVIII 53 f., XXIV 67 ff., 82 ff.,
100 ff., 150 ff., 181 ff. E. Verga.
Baletet, Guyot, Miniaturmaler von Avig-
non, 1468 — 91 daselbst urkundlich vorkom-
mend, f vor 1510, von welchem Jahre das
Testament seiner Witwe datiert. Auf der
Bibliothek zu Avignon befindet sich ein mit
figürlichen Initialen verziertes Gebetbuch von
ihm, das er laut Inschrift am 28. 4. 1488 voll-
endete. Es ist dies das einzige Miniatur-Ma-
nuskript sicher bezeugten Avignoneser Ur-
sprungs aus dieser Zeit, daher besonders wert-
voll. Die 27 Miniaturen stellen biblische Sze-
nen u. Heilige dar u. sind mit außerordentlicher
Sorgfalt u. Delikatesse ausgeführt. B. scheint
ein sehr beschäftigter Miniaturist gewesen zu
sein, denn am 21. 9. 1468 muß er die Anfer-
tigung zweier Manuskripte an den Bruder
Jeoffroy de Closo abgeben, vermutlich weil er
nicht allen ihm erteilten Aufträgen nachkom-
men konnte. (Sein Testament ist vom 7. 8.
1494 datiert.)
L. H. L a b a n d e in der Reunion d. societ. d.
beaux-arts XXII (1898) p. 501 ff. — Ders. in
der Gazette d. beaux-arts 1907 I 303 ff. H. V.
Baleu, s. Dailliu.
B&lfour, David, dän. Architekt, wird 1618
als Baumeister des Königs Christian IV. er-
wähnt. Scheint vor 1634 gestorben zu sein.
Wei Ibach, Nyt dansk Kunstnerlex. I.
V. Lorenzen.
Balfour, Robert S., Architekt in London,
stellte 1897 — 1902 mehrere große Bauentwürfe
in der R. Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 100. ••
Baifourier, Adolphe - Paul - Emile,
französ. Maler und Kupferstecher, geb. am
11. 8. 1816 in Montmorcncy (Seine-et-Oise).
War zuerst Advokat in Paris. Nachdem er
aber bei Ch. Raymond Malerei studiert hatte,
der damals mitten in der romantischen Be-
wegung fast allein den alten klassischen Stil
von David repräsentierte, besuchte B. Italien,
Spanien, Süd- und Mittelfrankreich und
schickte dem Salon, von 1843 bis 1875, fast
ohne Unterbrechung, Bilder, die er selbst
charaktcristischcrweise als „Komponierte Land-
schaften“ bezeichnctc. Seine Ansichten vom
Lugancr See brachten ihm 1844 eine Medaille
2. Klasse, trotz ihres ein wenig monotonen
4IO
Balkema — Ball
ßcn. Bilder von ihm finden sich in Bergcns
städt. Bildergalerie und im Nationalmus. in
Stockholm.
Private Mitteilungen. — T h i i s, Norske Ma-
lere og billedhuggere, Bergen 1904, I 62. —
Kunstblatt, Stuttgart 1851. — Meyer, Kstler-
lex. C. fV. Schnitter.
Balkema, Cornclis Filippus, holländ.
Zeichner und Schriftsteller, geh. am 25. 12.
1805 zu Holwierda. Einige seiner Zeichnun-
gen sind gestochen worden.
Immerzecl, De Levens cn Werken p. 28.
Balkenende, Balkeneijnde, s. Balckcnende.
Balko, s. Palko.
Ball, Arthur E., engl. Maler und Ra-
dierer in Richmond, stellte 1SS0 — 85 in der
Roy. Academy Stimmungslandschaften und
Straßenansichten aus und behandelte auch in
seinen meist kleinen Radierungen ähnliche
Sujets, z. B. Altcnglischc Straße und Bcn-
flect marsh. **
Ball, Frau Caroline Peddle, amc-
rikan. Bildhauerin, gcb. am 11. 11. 1869 in
Tcrre Haute, Indiana, studierte in Phila-
delphia, New York, Florenz und Paris. Ihr
Hauptlehrer war der irisch-amerikanische
Bildhauer Aug. St. Gaudens in New York.
Von ihr die Viktoria auf dem Vereinigte
Staatcn-Gcbäudc auf der Pariser Wcltausst.
1900. Eine andere Hauptarbeit von ihr ist
der „Gedächtnisbrunnen“ in Flushing, Long
Island ; außerdem seien noch Porträtstatuen
und das Rundrelicf „Der Kuß“ genannt.
„Scrip", July 1900. — „Harpcrs Bazaar".
Edmund von Mach.
Ball, Hugh S w i n t o n, amerikan. Ma-
ler, f am 16. 1. 1838, seinerzeit hochgeschätzt
und 1837 zum Mitglied der National Aca-
demy gewählt.
C u m m i n g s, Ilistory of the National Aca-
demy. Edmund von Mach.
Ball, L. Clarence, amerikan. Land-
schaftsmaler, gcb. am 4. 7. 1855 in Mount
Vcrnon, Ohio, bekannt durch seine Bilder von
dem „Kaukakee Marsh“, die sowohl auf der
Ausstellung in Chicago (1893) als auf der in
St. Louis (1904) rühmend erwähnt wurden.
Edmund von Mach.
Ball, P c r c i v a 1, Bildhauer in London,
Schüler der Roy. Academy, 1866 prämiiert
für sein Basrelief: Aufrichtung der ehernen
Schlange, wandte sich später hauptsächlich
der Porträtbildhauerei zu. Er stellte 1865 — 82
in der Roy. Academy aus. In der Nat. Por-
trait Gallery befindet sich von seiner Hand
die schlichte Marmorporträtbüstc der Schrift-
stellerin A. Blandford Edwards (in Rom 1873
vollendet).
L. C u s t. The Nat. Portrait Gail. II 181. —
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 101. •*
Ball, Thomas, amerikan. Bildhauer, geb.
am 3. 6. 1819 in Charlcstown bei Boston
Mass., zuerst Maler, widmete sich aber spä-
ter ganz der Bildhauerei. Seine Erstlings-
werke z. B. : Büste von Jenny Lind, haben
nur historischen Wert, obgleich auch sie schon
die wahrhaft künstlerische Auffassung B.s
zeigen. 1854 ging er zum erstenmal nach
Florenz, kehrte nach zwei Jahren zurück und
ist dann wiederholt in Europa gewesen. Seine
Tätigkeit erstreckte sich bis beinahe zu sei-
nen» 80. Lebensjahr. Seitdem hat er sich
immer mehr von der Öffentlichkeit zurück-
gezogen. Er lebt in Montclair, New Jersey.
Seine bedeutendsten Werke sind: in Boston
Rciterstatue von Washington im Public Gar-
den, Josiah Quincy vor dem Rathaus und
Lincoln und der kniende Neger (Kopie der
Emanzipationsgruppe in Washington) im
Park Square, Charles Sumner im Public Gar-
den, St. John the Evangelist im Forest Hill
Ccmctcry; in Cambridge, Mass. im Mt Au-
burn Cemetcry das Chickering Monument; in
Methuen, Mass. das Washington Monument,
vielleicht sein bedeutendstes Werk. „Es ist
pyramidal auf einem ungeheueren Block von
Carrara-Marmor aufgebaut. Auf der unter-
sten Stufe sitzen vier Bronze-Figuren: Cin-
cinnatus, Viktoria, Revolution und Bedrük-
kung. In Nischen darüber sind vier Porträt-
büsten von Washingtons berühmten Generä-
len, Lafayette, Greene, Knox und Lincoln u.
oben steht Washington selbst, eine Kolossal-
figur.“ Diese Statue von Washington war
1893 auf der Weltausstellung von Chicago in
der großen Rotunda des Kunstpalastes aus-
gestellt. In Washington: Emanzipations-
gruppc. In New York: Kolossalstatuc von
Daniel Webster im Centralpark; in Philadel-
phia: Edwin Forest als Coriolanus im Actors
Home; in Concord, N. H. eine Statue von
Daniel Webster. Seine Büsten sind sehr zahl-
reich, und es seien von ihnen nur genannt:
Napoleon I., Rufus Choatc, Henry Ward
Becchcr, Ephraim Peabody (in der King’s
Chapel, Boston). Von Idealfiguren seien er-
wähnt: „Weihnachten“, „St. Valentines
Morgen“, „Der Liebe Gedächtnis“, „Pan-
dora“ (eine seiner wenigen Aktstückc) und
„Eva ins Leben tretend“. Dies letztere hält
Ball für sein bedeutendstes Werk. Sein
Idealkopf „La Pctitc Pcnsee“ ist sehr be-
rühmt. Gerühmt werden auch seine Sta-
tuen vom Gouverneur John A. Andrew und
dem Zirkusbesitzer P. T. Barnum.
Wer Ball richtig würdigen will, darf seine
historische Stellung nicht vergessen. Er fing
an zu arbeiten, als das Land gute Kunst nicht
kannte und war schon beinahe vierzig Jahre
alt, als er nach Italien ging. So fehlt denn
der Oberfläche seiner meisten Figuren die
Grazie einer leichten Technik; auch zeigt sich
hier und da (z. B. in der Emanzipierungs-
gruppe in Washington und Boston) eine ge-
wisse Härte in der ganzen Komposition. Ele-
412
I
Ballanti — Ballarini
Ballanti, Francesco, Italien. Tcrrakotta-
bildner in Facnza, wo er um 1796 gemeinsam
mit seinem Bruder Giov. Batt. B. für die
Majolikafabrik von Ferniani als Modelleur
tätig war.
Lit. s. u. Ballanti, Giov. Batt. N. Tarchiani.
Ballanti, Giovan Battist a, gen. Gra-
z i a n i, italien. Bildhauer u. Modelleur, geb.
1762 in Facnza, + 1885. Zunächst als Zeich-
ner für den Kupferstich ausgebildet, widmete
er sich später ausschließlich der Bildhauer-
kunst, studierte die Kunstdenkmäler Vene-
digs, Paduas, Ferraras, und Roms (1826).
In Facnza hat er zahlreiche Schüler aus-
gebildet. Für die Kirchen der Romagna und
der Emilia hat er eine große Anzahl von
Hciligcnstatucn in Gips modelliert, darunter
diejenigen in der Klosterkirche des SS. Sa-
cramento zu Fognano, sowie auch den Sar-
kophag des heil. Emilianus im Dome zu
Facnza. Ferner arbeitete er Kruzifixe, Engcl-
figuren etc. für Turincr, Mailänder, Floren-
tiner und Römische Kirchen und für ein
Stadttor zu Imola ein Terrakottarclicf, dar-
stellend die Madonna zwischen den Heil.
Cassianus und Petrus Chrysologus. Auch
Grabdenkmäler und Bildnisbüsten hat er aus-
geführt. Endlich arbeitete er gemeinsam mit
seinem Bruder Francesco B., sowie mit Tren-
tanove, G. B. Sangiorgi und Giulio Tomba
als Modelleur für die Majolikafabriken von
Ferniani und Dal Borgo zu Facnza; für die
letztere Fabrik fertigte er in der durch ihn
wieder zu Ehren gebrachten Robbiatechnik
einen heil. Franziskus, der die Wundmale
empfängt (jetzt in der Vernia).
D. Vaccolini in Giom. Arcad. 1834 — 35,
p. 343 ff. ; sowie in T i b a 1 d o s Biogr. d. Ital.
Illustri IV 315, 318. — G. Campori, Art.
Ital. etc. negli Stati Estensi (1851) p. 30. — C.
Malagola, Mem. stör, sulle maioliche di
Faenza (1880) p. 198 ff.. 216 f., 273, 528. —
Arte e Storia 1882, p. 126. N. Tarchiani.
Ball&ntyne, Miß Edith, engl. Malerin in
Melksham, Wilts., stellte von 1866 — 84 in der
Roy. Academy und bis 1887 in der Roy. Scot-
tish Acad. Genrebilder aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 102. •*
Ballantyne, John (R. S. A. 1845), schott.
Porträtmaler, geb. 1815 zu Kelso, f am 12. 5.
1897, studierte in Edinburgh, kam 1882 nach
London, stellte schon 1835 in der Roy. Academy
ein Porträt aus und war dort fast alljährlich
bis 1888 vertreten. Bekannt ist seine Reihe von
Porträts berühmter Maler in ihren Ateliers.
So stellte er auf dem Bilde in der Nat. Portr.
Gallery den berühmten Tiermaler Sir E.
Landsccr in Baron Marochetti’s Studio dar,
wie er einen der großen Löwen für den Tra-
falgar Square (31. 1. 1867) modellierte.
Graves, Roy. Acad. of Arts I 102/3. —
Bryan, Dict. of painters I. — Nat. Portr. Gail.
Cat. 1903. — Studio 1907, Roy. Scottish Aca-
demy. — People of the Period, vol. I.
N. Peacock.
Ballard, F., französ. Kupferstecher, der um
1625, wahrscheinlich in Limoges, tätig war.
Man kennt von ihm drei Blätter, darunter
zwei Stiche nach Bamboccio.
Meyer, Kstlcrlex. II. J. Guibert.
Ballard, Jean, Glasmaler, fertigte 1249
Glasmalereien für die Kathedrale zu Chartres.
B u 1 1 e a u, Dcscription de la cathdd. de
Chartres. H. V.
Ballard, Laurent, französ. Geschützgie-
ßer. Eine mit seinem Namen und 1676 bez.
kleine, mit trefflichen Gravierungen verzierte
Kanone befindet sich im Musee d’artillerie in
Paris.
Champeaux, Dict. d. fondeurs etc. 1886.
H. V.
Ballard, Thomas, Maler in London,
stellte 1865 — 77 Genrebilder in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts I 103. •*
Ballarini, Anna de, vermählte de Hebra,
Malerin, geb. in Trient am 11. 11. 1820, + in
der Pflegeanstalt in Pcrgine am 6. 2. 1906,
malte kleine Landschaften, meistens Aquarell,
versuchte sich aber auch mit Glück in der
Figurenmalerei. Ein vortreffliches Selbst-
porträt von ihr besitzen die beiden Nichten
der Künstlerin, Frls. de Ballarini in Trient.
L. O.
Ballarini (Ballerini), Carlo, Maler aus
Ferrara, nach Zani (Enc. met. III 42) um
1640, malte hier verschiedene Deckcnbildcr in
der Kirche S. Francesco.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Not. rel. a Ferrara, p. 28, 29.
— Ces. Barotti, Pitt, e Scult. a Ferrara,
1770 p. 130. H. V.
Ballarini, Domenico de, Onkel der
Anna de B., Aquarellist, + 1891 fast 90jährig
in Rovereto. Seine kleinen Landschaften sind
sehr graziös und zeichnen sich durch Farben-
harmonie und poetisches Gefühl aus. L. O.
Ballarini, E r n c s t o, geschätzter ital. Holz-
schneider der Gegenwart, geb. im September
1S45 zu Bologna, Schüler der dortigen Aka-
demie und von Ratti, seit 1SS0 Professor an
der Holzschneidcschulc im Ospizio di S. Mi-
chele in Rom. Er hat für verschiedene illu-
strierte Werke mitgearbeitet und begründete
1883 gemeinsam mit Bccchetti und Bianchi
die Italia artistica illustrata.
Gubernatis, Dizion. d. Art. Ital. Viventi
1S89. — Chron. f. verviclf. Kunst II 37, III 14.
Wien 1889 u. 90. H. V.
Ballarini (oder Ballerini), Giambat-
t i s t a, italien. Architekt in Bologna, wo er
15S3 gleichzeitig mit Pietro Fiorini zum
Stadtbaumeister ernannt wurde. An der
Porta delle Lamme (bei S. Filippo e Gia-
como) errichtete er 1589 eine Portikus, und
1006 erhielt die Kirche S. Benedetto nach
seinem Plane ihre jetzige Gestalt. Im Hause
B.s befand sich die Akademie der Carracci.
B i a n c o n i, Guida di Bologna (1826) p. 15,
65. — Gualandi, Memorie (1843 — 45) IV
161, VI 9 f., 28. R.
414
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Ballecto — Ballester
Virgen de los Rcmedios der Kirche S. Gil
in Z. aus.
V i fi a z a, Adic. II 44. M. v. B.
Ballecto, Francesco del, s. Francesco
d’Antonio.
Balleis, Macarius, Kupferstecher, geh.
am 1. 1. 1761 zu Aindling in Bayern. Er kam
lljähr. in die Karlsschulc nach Stuttgart,
wurde dort Schüler von Joh. Gotth. Müller
und erhielt 1789 die Ernennung zum Hof-
kupferstecher. f am 4. 2. 1790. Er stach
vorzugsweise architektonische Entwürfe und
Landschaften.
Meyer, Kstlerlex. (hier 11 Ntim. s. Arbei-
ten). — Wagner, Gesch. d. H. Karlsschule I
361, 474.
Ballenbcrger, Friedrich, Maler, gcb. am
6. 4. 1S65 zu München, Schüler der dortigen
Akademie. Längere Jahre in München an-
sässig, betätigte er sich zumeist im Porträt-
fach. Auch versuchte er sich in landschaft-
lichen Studien, die er auf seinen Reisen in
Italien gesammelt hat.
Das geistige Deutschland, Leipzig 1898, S. 25.
— Singer, Kstlerlex. Nachtr. 1906.
Ballenberger, Karl, Maler, Radierer und
Lithograph, gcb. am 24. 7. 1801 zu Ansbach,
t am 21. 9. 1860 zu Frankfurt a. M. Er war
anfänglich Tassenmaler in der Porzellan-
fabrik zu Bruckberg, dann Steinmetz, als
welcher er durch ein heimlich verfertigtes
Basrelief die Aufmerksamkeit des Ansbachcr
Architekten Keim (Vater) auf sich lenkte,
bei dem er die gotische Kunst gründlich
studierte. 1831 kam er nach München, wo er
von dem begeisterten Gotikcr Fr. HofYstadt
Zeichenunterricht erhielt und die Akademie
besuchte. In Frankfurt, wo er 1833 seinen
Aufenthalt nahm, schloß er sich an Phil.
Veit an und studierte im Sinne der roman-
tischen Richtung jener Zeit mit großer Hin-
gebung die „altdeutsche“ Kunst. Seine Bil-
der, klein im Format, meist hart in Zeich-
nung und Färbung, aber sorgfältig durchge-
führt, fanden damals lebhafte Anerkennung.
(Kleine Heiligenbilder in öl, aquarellierte
Zeichnungen: Götz von Bcrlichingen, Sieg-
fried mit dem Drachen.) Zu seinen tüchtig-
sten Leistungen gehören die für den Kaiser-
saal des Römers zu Frankfurt von ihm aus-
geführten Bildnisse von Konrad I., Ludwig
dem Bayer, Ruprecht von der Pfalz und
Günther von Schwarzburg. Zu den von J.
von Hcfner herausgcgcbcncn „Trachten des
christlichen Mittelalters“ (Mannheim 1840)
lieferte er verschiedene Beiträge. Seine zahl-
reichen Studien hierzu befinden sich in der
Trachtensammlung des Städelschcn Instituts
zu Frankfurt, daselbst auch zwei Ölgemälde
und zahlreiche Handzeichnungen, meist Auf-
nahmen mittelalterlicher Gebäude, nur wenige
ausgeführte Studien zu Gemälden. Die durch
seine ersten Lehrer ihm eingepflanzte Vor-
liebe für die Gotik äußert sich auch in der
Anbringung gotisierender Ornamente und
Umrahmungen auf und um seinen Bildern.
Er lithographierte ein Blatt „Das Fahrtor in
Frankfurt“ und radierte ein Künstlerwappen.
B. beschäftigte sich auch mit der Herstellung
von Modellen für Monstranzen, Kelche,
Abendmahlkanncn, Grabsteine und schnitzte
Wappen und Figuren in Holz. Im Jahre
1S43 zog er in der Gefolgschaft Ph. Veits in
das Deutschordenshaus in Sachsenhausen.
Gwinner in Mitteilgn. d. Ver. f. Gesch. u.
Altert.-Kde. in Frankf. IV 98 ff. (ausführlich:
wieder abgedruckt in Rittwegers Frankf. Haus-
blätter N. F. 1. Jahrg. S. 234. 235). — J. B.
Bauer, Biographie (Manuskript in der Samm-
lung der Frankf. Künstlcrgescllsch.). — Meyer,
Kstlerlex. II. — F. v. Bötticher, Malcrwerke
d. 19. Jahrh. — Raczynski, Gesch. d. mod.
Kst. III 379, 380. — Weizsäcker, Frankf.
Kunstlcbcn S. 37. — Eggers. Dtsch. Kunstbl.
1S54 S. 199. — Kunstchronik X 397. Schrey.
Ballerwi, Giovanni, italien. Architekt,
erbaute 1606 die einschiffige Kirche S. Benc-
detto zu Bologna; die Fassade zeigt Einflüsse
Pellcgrino Tibnldis.
C. G u r 1 i 1 1, Gesch. d. Barockstiles in Italien
1S87 p. 141. H. V.
Balierini, s. auch Ballarini.
Ballerino da Vicenza, s. Bittonte, Giov.
Ballero (Balleri), Giovanni, reproduzie-
render ital. Kupferstecher des 19. Jahrh., gcb.
in Genua, Schüler von G. Ixmghi.
A 1 i z c r i, Not. d. Prof. d. dis. in Liguria
1866. III 366, 479. — Meyer, Kstlerlex. II.
H. V.
Balleroy, Albert, comte d e, Tier-, Genrc-
und Porträtmaler und Radierer in Paris, gcb.
in Ige (Ome) am 15. S. 1828, f 1873. Schüler
von Schmitz, stellte in den Salons 1853 — 1S70
fast alljährlich aus. Einen besonders belieb-
ten Vorwurf für ihn bildeten Jagdszenen
(Hirsch-, Eberhetzen etc.). Zu seinen besten
Arbeiten gehören die Meuten von Jagdhunden
in Lebensgröße („La Meute sous bois“, Salon
1861, Landschaft von L. Belly, etc.), die er
auch in der Radierung festgehalten hat
(Hunde, sich um einen Hasen streitend. 1S62,
Societc des Aqua-fortistes. qu. fol .).
Bcllier-Auvray, Dict. g6n. u. Suppl. —
Singer, Kstlerlex. Nachtr. 1906. — Heller-
Andrcscn, Handbuch f. Kupfcrstichsammler.
1870. H. V.
Balleroy, Charles de, Maler in Paris,
geb. in Limoges (Haute-Vienne), Schüler
seines Vaters Albert d. B. und von Geröme,
stellte in den Salons 1878 und 1880 aus.
Bcllier-Auvray, Dict. gen., Suppl. H. V.
Ballester, M°, Bildhauer, geb. Lluchmayor
auf den Balearen, + in Palma 1. 12. 1681.
V i fi a z a, Adic. II 46. M. v. B.
Ballester, Gabriel, katalan. Maler um
1478.
Sanperc y Miquel, Cuatroc. Catal. I 8.
M. v. B.
Ballester, J o a q u i n, Maler und Kupfer-
stecher aus Valencia, gcb. um 1741, wurde
416
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Ballin
Ballin, Auguste, französ. Radierer und
Maler, geb. in Boulognc-sur-Mcr am 17. 3.
1842, Schüler von J. Noel, stellte im Pariser
Salon 1868 — 1880, nach seiner Übersiedlung
nach England in der Roy. Academy von 1872
bis 97 Gemälde und Radierungen aus. In
seiner Frühzeit malte er Marincbilder, z. B.
Hafen von Le Havre, Hafen von Boulognc-
sur-Mcr. Später wandte er sich vorwiegend
der Radierung zu. Er gab bei Cadart in Pa-
ris ein Heft von 25 Radierungen heraus unter
dem Titel : Paysages et Marines ä l’eau forte.
Seine Arbeiten sind sehr ungleich, oft trocken
und zerfahren, am geringsten die Seegefechte
und bewegte See, dagegen zumeist besser die
Architckturblätter.
Bellicr-Auvray, Dict. g6n. Suppl. —
B c r a 1 d i, Graveurs du 19« siccle I. — Gra-
ves, The Roy. Acad. of Arts I 103. — Eine
ziemlich vollständige Samml. seiner Radierun-
gen in der Bremer Kunsthalle, Samml. H. H.
Meier. •*
Ballin, Claude I, Bildhauer und Gold-
schmied in Paris, geb. um 1615, f am 22. 1.
1678. Schüler seines Vaters Pierre B., trieb
er bereits 1634 für Kardinal Richelieu vier
große silberne Schalen mit Darstellungen der
vier Weltalter. Seine späteren Hauptwerke
sind: Silberne Reliefs mit Darstellungen der
Träume Pharaos, der erste Degen und der
erste Brustharnisch Ludwigs XIV. (reich
ziseliert), zahlreiche für denselben König ge-
arbeitete kostbare Gefäße und Geräte, Arm-
leuchter, silberne Tische etc. (1689 — 90 zur
Bestreitung von Kriegskosten eingeschmol-
zen), 6 silberne Kandelaber, ein Kruzifix, ein
Ostcnsorium und ein Lampadarium für die
Pariser Notre-Dame-Kirchc (während des
siebenjährigen Krieges eingeschmolzen), ein
in Silber gearbeitetes Haupt des hl. Remigius
für die Kathedrale zu Reims (von Ludwig
XIV. zur Krönungsfeier gestiftet). Erhalten
sind nqr Nicolas De Launa^’s Zeichnungen
nach den für Ludwig XIV. geschaffenen Sil-
berarbeiten B.s, sowie eine Anzahl bronzener
Vasen in den Gärten von Versailles (Parterre
du midi und Parterre du Nord). — 1676
wurde B. als Nachfolger Jean Warins zum
Direktor der Pariser Münze („garde de la
monnaye du moulin aux galleries du Louvre“)
ernannt. Die Stadt Paris hat diesem größten
Goldschmiede Ludwigs XIV. an einer der
Fassaden des Hotel de Ville durch den Bild-
hauer Alfred Roß 1882 eine Statue errichten
lassen.
P. M a n t z in Gaz. des B.-Arts 1861, X 138 ff.,
149 f., 15) {., XI 115. — Meyer, Kstlerlcx. —
L a m i, Dict. d. Sculpt. sous Louis XIV. — For-
rer, Biogr. Dictionary of Mcdallists (1904). —
E u g. P i o t, Etat Civil (1873) p. 8. — Nouv.
Archives de l'art frangais 1872, p. 265; 1876,
p. 307 ; 18S5, p. 39. — Richcsscs d’Art, Paris,
Monum. civils III 18. S. Lami.
Ballin, Claude II, Pariser Goldschmied,
Sohn des Malers Michel B., geb. 1661, f am
18. 3. 1754. Er kam an Talent und Ruf dem
älteren Claude B., seinem Oheim, nicht gleich,
gehörte aber zu den angesehensten Goldar-
beitern seiner Zeit. Unter seinen zahlreichen
für kirchliche Zwecke bestimmten Arbeiten
wird besonders eine große, reich mit Figuren
geschmückte Monstranz von vergoldetem Sil-
ber gerühmt, die er 1708 für die Kathedrale
Notre Dame in Paris ausführte; die Zeich-
nung lieferte de Cotte, das plastische Modell
der Bildhauer Bcrtrand. 1722 fertigte er die
Krone Ludwigs XV. Für den Prinzen Eugen
und verschiedene europäische Höfe, für den
König von Spanien und den König von Däne-
mark war er vielfach beschäftigt. Für den
Marschall Daun lieferte er 1726 ein berühm-
tes Silbergeschirr. In seinen Arbeiten, von
denen ein beträchtlicher Teil zugrunde ge-
gangen, tritt das reine Ornament gegen den
figürlichen Schmuck mehr und mehr zurück,
und in der Überladung mit dekorativen De-
tails zeigen sich schon die Ausartungen des
Rokokogeschmacks. Zwei weißsilbeme Tafel-
aufsätze von ihm bewahrt die kaiscrl. Silber-
kammer in Petersburg, einen vergoldeten
Aufsatz von 1726 Graf Schercmetreff da-
selbst. — Sein Sohn Jacques war gleich-
falls Goldschmied, geh. gegen Ende des 17.
Jahrh., f 1764 zu Paris.
J a 1, Dict. crit. 1872 p. 102/03. — Gazette d.
b.-arts XI 111 ff. — D u s s i e u x, Artist, franc.
ä l’itrang. 1876 p. 105, 149, 374. — Rosen-
berg, Goldschm. Merkzeichen 1890 No. 1977.
— Kunstgewerbeblatt III (1887) p. 62. H. V.
Ballin, Henry Edward, Graveur, Kup-
ferstecher und Kupferdrucker in Hamburg:
geb. ca. 1783 in London, f am 11. 1. 1853 in
Hamburg. £. Benesi.
Ballin, Hugo, amerikan. Maler und Illu-
strator, geb. am 7. 3. 1879 in New York City.
Mit achtzehn Jahren besuchte er die Art
Students League in New York und machte
dann eine dreijährige Studienreise nach
Europa. Er ist einer der vielversprechend-
sten jungen amerikanischen Künstler und ge-
hört als Associate bereits der National Aca-
demy of Design an. In seinen großaufgefaß-
ten, farbigen Figurenstücken zeigt er Ein-
flüsse sowohl von italicn. Renaissancemalerci
als auch von Meistern wie Böcklin und
Stuck. Von seinen bedeutendsten Bildern
sind zu nennen: Susanna im Bad, Die Lauten-
schlägerin, Drei Frauen in Renaissancetracht
einen Amor umringend (Shaw-Preis 1905)
und Mutter und Kind (Clarke-Preis 1906).
Neuerdings widmet er sich auch der deko-
rativen Wandmalerei.
Homer St. Gaudens, Critic Mag. 1905.
— Kunst u. Kunstbandwcrk (Wien) 1906 p. 684,
685. Edmund von Mach.
Ballin, Jacques, s. Ballin, Claude II.
Ballin, Joel (im Auslande häufig John
genannt), dän. Kupferstecher, geb. am 22. 3.
1822 in Vejlc (Jütland), t am 21. 3. 1885
418
Ballini — Ballu
in den ÖOer Jahren für 25 000 Dollars verkauft.
Er führte dann 48 Illustrationen zum alten
und neuen Testament aus, sowie Kolossalbil-
dcr zu Bunyans Pilgrims Progreß (1867),
„Grant in the Trenches before Vicksburg“ und
eine Reihe Porträts von den großen Männern
der Republik (wie z. B. Admiral Ferragut, in
der Scekadcttenakad. in Annapolis, die Gene-
räle Thomas und Reynolds in Union Lcague
in Philadelphia). Aus Norwegens alter Ge-
schichte malte er die Schlacht in Hafrsfjord.
Im Mai 1874 ließ er sich in Horten in Nor-
wegen nieder, wo er 34 Porträts von norweg.
Marineoffizieren für die Porträtgalerie der
Marinewerft malte. Im Herbst 1879 zog er
wieder nach New York, wo er Porträts malte
(General Roome im Tempel der großen Loge
in New York) und mehrere größere Dekora-
tionsarbeiten ausführte. 18S1 — 90 weilte er
in Mexiko und führte auch dort große
Dekorationsarbeiten aus (die Metropolitan-
bank, die Kirche St. Maria, die Blindenanstalt,
Zentralbahnhof in Vera Cruz u. a.), ferner
auch Porträts (General Grant, amerikan. Ho-
spital, daselbst). Seit 1890 wohnte er in Kri-
stiania als mexikanischer Konsul, abgesehen
von einem Aufenthalt in New York 1895—96.
Mitteilungen der Gattin des Künstlers. —
Selbstbiographie, „Erinnerungen aus einem lan-
gen Leben“, Kristiania 1905. — Norsk Folkeblad
1870, S. 124. - Folkebladet 1893 (s. 225), 1899
(s. 317), 1901 (s. 151, s. 159). — Meyer, Kst-
lerlex. C. IV. Schnitter.
Ballini, Camillo, Maler in Venedig,
Schüler des Jacopo Palma Giovanc, zweite
Hälfte des 16. Jahrh. Mehrere seiner manie-
ristischcn Dekorationsmalereien sind im Do-
genpalast zu Venedig: in der Sala dello
Scrutinio Der Scesicg des Marco Gradenigo
und Jacopo Dandolo im Hafen von Trapani,
in der Galerie, die zu diesem Saale führt,
drei Dcckenbilder : Flora, Pallas und Venezia,
vom Ruhme gekrönt. Carlo d’Arco nennt B.
unter einer Reihe von Malern, die in Sabbio-
neta arbeiteten; in der Tat wird ihm im
Testamente des Vespasiano Gonzaga ein An-
denken vermacht.
Vasari-Milanesi, V 116, Anm. 5. —
Z a n i, Encicl. — Moschin i, Venezia, p. 460,
472, 474, 475. — Zanctti, Venezia, p. 362. —
Rossctti, Padova. 354. — L a n z i, Pitt. It.
III 171. — Carlo d’Arco, Arti etc. in Man-
tova. II 206. — Gaz. d. b.-arts 1898, I 213. •*
Ballini, G i u 1 i o, Italien. Kupferstecher und
Verleger, tätig in Venedig in der 2. Hälfte
des 16. Jahrh., soll die 1569 in Venedig von
ihm hcrausgegebenen „Discgni delle piü illu-
stri cittä e fortezze del mondo“ gestochen
haben. Die Tafeln dieses Werkes sind aber
jedenfalls von verschiedenen Stechern, z. T.
von Domenico Zcnoi, gearbeitet worden.
Meyer, Kstlcrlcx. P. K.
Balliu (Ballyus), C o r n e 1 i s, Maler, trat
kurz nach der Reorganisation der Genter
Malergildc 1575 in dieselbe ein. 1599 — 1600
beteiligte er sich an den wichtigen Arbeiten,
die zu dieser Zeit für den Empfang des Erz-
herzogs Albrccht von Österreich und seiner
Gemahlin Isabella von Spanien in Gent aus-
geführt wurden.
E. de B u s s c h e r, Peintrcs gantois II. —
Reg. de la Corporation de Gand.
V. v. d. Haeghcn.
Balliu, s. auch Bailliu.
B&llö, Ede (Eduard), ung. Maler, gcb.
1860 in Liptö-Szcnt-Miklös, absolvierte die
ung. Landes-Zeichenschule in Budapest unter
J. Greguss u. B. Szekely und verbrachte lange
Jahre auf Studienreisen. Erst in München
bei Seitz u. Benczür, in den 90er Jahren in
Paris bei Bouguereau u. J. P. Laurens, dann
in Belgien, Madrid und Rom. 1895 wurde er
zum Professor an der ung. Landes-Zeichen-
schule ernannt und wirkt noch jetzt daselbst.
Seine ersten Bilder sind Genrcdarstcllungen,
doch widmete er sich bald ausschließlich der
Bildnismalerci, malte u. a. Hohenlohe, Statt-
halter von Elsaß- Lothringen (1893), Kardinal
Schlauch, den Tondichter Franz Erkel, die
Politiker Grafen Albert Apponyi u. Dcsidcr
Szilägyi, den Chemiker Vincenz v. Wartha
u. a. Wurde 1S92 in Madrid mit 2 Medaillen,
auf der Jubil.-Kunstausstellung in Rom 1893
mit der gold. Medaille der Stadt Rom, in Bu-
dapest 1897 mit der kleinen gold. Medaille
ausgezeichnet. Sein malerischer Stil lehnt
sich an den der jüngeren Piloty Schüler an.
Ezred^vcs Orsz. Kiällitäs. A Kepzöm. eso-
port köpes tdrgymutatöja. Budapest 1896, 66.
— Pallas-Lex. K. Lyka.
Ballof, s. Baiduff.
Ballon, Spitzname von Jean Petit und von
Pieter Verbruggen in der Malerzunft zu Rom.
Houbrakcn II 356.
Ballors, Henri, Bildhauer und Maler,
1536 in Fontainebleau beschäftigt, wo er ver-
schiedene Stückarbeiten in der großen Ga-
lerie des Schlosses herstellte.
Lami, Dict. des sculpt. 1898. R.
Ballot, Georges Henri, französ. Ma-
ler, geb. am 14. 0. 1866 in Paris, Schüler der
dortigen Ecolc des B.-Arts, beschickte seit
1885 den Salon der Soc. des Artistes Fran-
qais und seit 1896 denjenigen der Soc. Nat.
des B.-Arts. 1905 und 1906 bereiste er Al-
gier und Tunis und stellte hierauf im Salon
der Soc. des Peintrcs Orientalistes aus, wo
sein Gemälde „Mosquee ä Bou-Saada“ vom
Staate angekauft wurde. B. gehört zu den
modernen „Intimistcn“, malt aber außer In-
terieurs auch Bildnisse. Im Salon 1907 sah
man von ihm: La vieille et les deux servantes
u. Tisscrands tunisiens a Raz-el-Djebel.
Pariser Salonkataloge seit 1885. G. Geffroy.
Ballu, Albert, Architekt in Paris, geb.
daselbst 1849, Schüler von Magne, F. Barrias
und seinem Vater Theodore B., erhielt zahl-
reiche Auszeichnungen und Medaillen. Unter
seinen Bauten seien erwähnt: Die Gerichts-
420
Balmer — Baimette
Glasmalereien vertreten. 1908 erhielt der
Künstler gemeinsam mit Alb. Welti den Auf-
trag, ein Frcskogemäldc für den Ständerats-
saal in Bern zu malen.
J. Zemp bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. —
P. Ganz, Schweizer. Exlibriskünstler : Aloys
Balmer. Schweizer. Blätter für Exlibrissammler
II 108 — 110. — Kunst u. Handwerk. 54. Jahrg.
1903/04 p. 241 — 49 (ausführl. Aufsatz von M. O.
Baron Lasser, mit zahlr. Abbldgn.). H. V.
Balmer, George, engl. Aquarellmaler, geb.
in North Shields um 1806, + am 10. 4. 1846 zu
Ravensworth. Er fand zuerst mit einer An-
zahl aquarellierter Landschaften, die er 1831
zu Newcastle ausstcllte, lebhaften Beifall.
Auf einer Reise durch Deutschland, die Nie-
derlande, die Schweiz und Frankreich malte
er die Ansichten von Bingen, St. Goar, Rot-
terdam, Haarlem usw. Späterhin wandte er
sich hauptsächlich der Sccmalerei zu. Sein
Hauptbild ist die Schlacht bei Trafalgar in
Trinityhouse zu Newcastle. 1836 begann er
im Verlag von Finden eine große, aber un-
vollendet gebliebene Publikation: The Ports
and Harbours of Great Britain. — Ein klei-
nes Seestück in Aquarell, bezeichnet: Balmer,
im British Mus.
The Art Union 1846 p. 2S0/1 (Nekrolog). —
Redgrave, Dictionary. — B i n y o n, Catal.
of drawings in the British Mus. I. •*
Balmer, Joseph A., Schweizer Historicn-
u. Hciligcnmaler, geb. am 27. 11. 1828 zu Abt-
wyl im aargauischen Freiamt, lebt in Luzern.
Den ersten Unterricht empfing er durch Ant.
Bütlcr in Luzern (f 1874), kam 1852 auf die
Düsseldorfer Akad. und trat bald in das Ate-
lier des Heiligenmalers Professor Mücke. Ein
Bild von lokalem Interesse, das er in seiner
Heimat malte: Wie die Bürger von Zofingcn
nach der Schlacht bei Sempach die Leiche
ihres Schultheißen Niklaus Thut finden, der
gegen die Eidgenossen kämpfend in das Ban-
ner der Stadt mit den Zähnen sich cingcbissen
hatte, verschaffte ihm ein kleines Stipendium.
Nach einer Studienzeit in Karlsruhe unter
Des Coudres u. später unter Canon, erhielt er
zahlreiche Bestellungen für katholische Kir-
chen im Badischen und in der Schweiz. Für
die Kirchen in Küsnacht hat er Decken- und
Wandbilder ausgeführt, sowie Altarbilder für
die Kirchen zu Mühlau (Kanton Aargau) und
Oos (Großhcrzogt. Baden). 1865 nahm er
seinen dauernden Aufenthalt in Luzern und
ist dort für die Kirchen in Baldegg, Oberrüti,
Dietwyl (Aargau), St. Oswald in Zug, St
Imien (Bern) u. a. mit Bestellungen für Al-
tarbilder und Wandgemälde beschäftigt ge-
wesen. Auf der Schweizer Ausstellung von
1871 hatte er einen Zyklus von Aquarellskiz-
zen für neue Fresken in der Tcllskapclle auf
der Tcllcnplattc bei Fluclcn, die lebhaft ge-
malt, ausdrucksvoll komponiert und sehr an-
sprechend waren. Dies Werk ist aber nicht
zur Ausführung gelangt. — Unter den Ar-
beiten der letzten Jahre 9ind die Wandmale-
reien in Tempera in der neuen Kirche zu Nott-
will, sodann ein Hochaltarbild für Appenzell
(der hl. Mauritius) und eine Kreuzabnahme
für die Kirche in Meierskappel (Kant. Lu-
zern) wohl die bedeutendsten. — Auch für
Glasgcmäldc (z. B. für die Kirche von Schaff-
hausen) hat er die Kartons entworfen. In
seinen mittleren Jahren entfaltete er als Illu-
strator eine erfolgreiche Tätigkeit, und man
findet seine Arbeiten in „Über Land und
Meer", „Die Schweiz“, „Die Monatrosen“
(Bern), „Christliche Abendruhe“ (Solothurn),
in J. Näfs „Hausiererfranz“ und in X. Her-
zogs „Der Götti“. Als Radierer versuchte er
sich in 2 Blättern für Krüsis „Album von
Schwcizcrkünstlcm“.
Meyer, Kstlerlex. — Franz Heine-
mann bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. •*
Balmer, Wilhelm, Maler und Radierer,
geb. in Basel am 18. 6. 1865, Schüler der
Münchener Akademie, namentlich unter Prof.
G. Hackl u. Prof. Ludw. Löfftz, weiter aus-
gebildet auf Reisen nach Paris, England, Hol-
land und Italien. 1892 stellte er im Pariser
Salon zwei Bilder: „In den römischen Ther-
men“ und „Aktstudie“ aus. 1892 — 97 lebte
er in Basel, dann in München, seit 1902 in
Florenz ansässig.
Sein Hauptgcbict ist das Porträtfach (na-
mentlich Kinderbildnissc). Von seinen zahl-
reichen Bildnissen seien erwähnt die des Re-
gicrungsrates Dr. Karl Burckhardt-Burck-
hardt und des Musiklehrers R. Löw. Das
Basler Museum besitzt ein lebensgroßes
Damenporträt von ihm, das Museum Rath
in Genf ein Bildnis seiner Gattin mit den
beiden jüngeren Knaben des Künstlers (1900)
sowie den „Erstgeborenen“ (Mutter mit
Kind im Arm, 1896), der Basler Kunstver-
cin sein Selbstporträt und nacktes Mäd-
chen am Meer. Arbeiten von ihm waren
in Basel, Bern, München (Sezession 1899),
Berlin (1896), Düsseldorf (1904), Paris
(Expos, dcccn. 1900) usw. ausgestellt. In
letzter Zeit hat B. auch die dekorative Ma-
lerei gepflegt. So hat er in Basel ein Zim-
mer mit einem Fries von Kinderköpfen aus-
gemalt und den neuen Basler Rathausturm
mit einem über 6 m hohen Bannerträger ge-
schmückt; auch hat er die Fassadenmalercicn
des alten Rathauses 1900 — 01 neu hergestellt,
sowie im Inneren und im Hof Malereien aus-
geführt. Seine Radierungen behandeln teils
Landschaften (für das „Basler Jahrbuch“),
teils Bildnisse.
II. Trog bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. —
Kst. f. Alle V 1890: Die Kunst I 1900 (Kst.
f. Alle XV); X (1904) p. 529: XI (1905) p.
210, 438; XIII (1906) p. 71. — The Studio, vol.
27 p. 307 (mit Abb.). H. V.
Baimette, Jules Jean, französ. Porträt-
und Genremalcr, geb. in Cognac (Charente),
422
Ihm
Balsimelli — Baltard
(1833). Ein bezcichnetes und 1850 datiertes
Bild aus seiner Pariser Zeit befindet sich in
der Hamburger Kunsthallc; ein kleines Still-
leben (1845) aus der Sammlung des Ham-
burger Malers Eiffe gelangte 1903 mit zur
Versteigerung.
F. v. Bötticher, Malerw. d. 19. Jahrh. —
Weilbach, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
— B r i c k a, Dansk biograf. Lex. I. — Katal. d.
Hamburger Kunsthallc 1887. — Verkaufskat. d.
Sammlg. Eiffe, Köln 1903. A. R.
Balsimelli, Francesco di Giulio, nea-
pol. Bildhauer, verpflichtete sich 1603, ein
Grabmal für Monsignor Resca zu machen.
G. Ceci, Per la biogr. d. artisti etc., Trani
1907, p. 30. *•
Balsimelli, Giulio di Lessandro und
Lessandro di Niccolajo, italien.
Steinmetzen, arbeiteten 1567 unter Vasari an
der Lantcrna von S. Maria dcll’ Umilta in
Pistoia.
O. H. Giglioli, Pistoia, 1904 p. 14. **
Balsimelli, R o m o 1 o, italien. Bildhauer u.
Architekt, aus Florenz stammend, tätig in
Neapel als geschickter Renaissance-Dekora-
teur; er schuf daselbst 1512 — 15 die Kapelle
der Carafa, Grafen von S. Severina, in S. Do-
menico Maggiore mit ihrem köstlichen Relief-
dekor, sowie 1519 im Brunellesco-Stile den
Wiederaufbau der Kirche S. Catcrina a For-
mello.
Filangieri in Doc. per la Storia, lc Arti
etc. III 35, V 24. — Ceci in Napoli Nobiliss.
IX 70. G. Ceci.
Balsimelli, s. auch Balsimelli.
Baltanel, Juan, Bildhauer in Sevilla um
1541.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 174. M. v. B.
Baltard, Jules, französ. Maler, gcb. am 3.
6. 1807 zu Paris als Sohn des Architekten
Louis-Pierre B., ausgebildet an der Ecole des
B.-Arts unter der Leitung von Hersent, be-
schickte er die Pariser Salon-Ausstellungen
1837 und 1S49 mit einigen Porträts.
Baltard, Louis Pierre, französ. Archi-
tekt, Maler u. Kupferstecher, gcb. am 9. 7.
1764 in Paris, f am 22. 1. 1846 in Lyon. In
der 1766 von J. J. Bachelier zu Paris gegrün-
deten Frcischulc zunächst im Zeichnen und
Kupferstechen ausgcbildct, wurde er später in
die damals im Louvrepalais installierte Ecole
academique d’architecture aufgenommen, wo
er durch die Professoren Mique (Hofarchi-
tekten der Marie- Antoinette), Pcyre le jeunc,
Ledoux u. Brongniard unterrichtet wurde.
1784 — S8 hatte er für den Comte de Caylus u.
für den Baron de Breteuil Baupläne zu ent-
werfen und Abbildungen von Kunstalter-
tümern zu zeichnen. 1788 wurde er vom Mi-
nister des Kgl. Hauses mit einer Jahrespen-
sion nach Rom geschickt zur zeichnerischen
Aufnahme der Hauptmonumente der römi-
schen Antike. Von dort brachte er zahlreiche
Ölstudien sowie Sepia-, Rötel- und Tusch-
zeichnungen mit nach Frankreich zurück.
Nachdem er in Lyon eine Zeitlang als Ölmaler
tätig gewesen war, ging er 1791 wieder nach
Paris, wo er am Opernhause als Dekorations-
zeichner angestellt wurde und später beim
Geniekorps der französ. Armee als Konstruk-
tionszeichncr Dienste leistete. 1818 wurde er
dann zum Professor für Architekturtheorie
an der Pariser Ecole des B.-Arts ernannt und
schließlich, nachdem er inzwischen verschie-
dene andere städtische Ämter bekleidet hatte,
1837 zum Inspecteur general des Travaux de
Paris. Die Pariser Salonausstellungen 1791
bis 1835 beschickte er mit einer Reihe von
Gemälden sowie Tusch-, Feder- und Bleistift-
zeichnungen, darstellend historische Land-
schaften, Ansichten aus Italien, aus der
Schweiz und von der Isere, sowie Bauent-
würfe und Rekonstruktionen antiker Baudenk-
mäler. Unter den in Paris von ihm ausge-
führten Bauwerken seien erwähnt die Kapel-
len in den Gefängnissen von Stc. Pelagic und
St. Lazare sowie einige Gebäude zu Bicetre
(1815 und 1818); unter denjenigen zu Lyon
der Salzspeicher (1828, jetzt abgebrochen),
das Gefängnis von St. Joseph zu Perrache
(1836) und das Palais de Justice (1836 — 42).
Von der umfangreichen Liste der Architek-
turwerkc, die B. herausgegeben oder an denen
er mitgearbeitet hat, sind hier anzuführen:
Recueil de vues des monuments antiques et
des principales fabriques de Rome (1801) ; —
Paris et ses monuments, dessines et graves
par Baltard, avcc des descriptions historiques
par le citoycn Amaury Duval (1803) ; —
Essai methodique sur la decoration des edi-
ficcs (1817) ; — Grands Prix d’Architec-
ture . . ., Projets couronnes . . ., graves et
publics par Baltard et Vaudoyer (2 Bde.,
1818 und 1834) ; — Pariseum des monuments
de France etc. Die Mehrzahl der häufig in
Aquatinta -Technik geätzten Kupfertafcln aller
dieser Werke stammt von seiner Hand. Au-
ßerdem hat er zahlreiche Illustrationsplattcn
in Kupfer gestochen für das große Werk der
Expedition nach Ägypten und für Denons:
Voyage dans la haute et basse Egypte. End-
lich schuf er ein Kupferstichporträt des Phi-
libert de Lorme. Auch als Stcinzcichncr ist
er tätig gewesen. Die Pariser Ecole nat. des
B.-Arts besitzt von ihm zwei Handzeichnun-
gen, darstellend das Innere der Cappella Si-
stina zu Rom. Zwei Kupferstiche F. Gode-
froys mit Darstellungen der Wasserfälle von
Tivoli sind nach B.s Zeichnung ausgeführt.
A. Lance, Dict. des artistes franc. — B e 1-
1 i c r, Dict. — Meyer, Kstlerlcx. (Oeuvrcver-
zcichnis, 27 Nm.). — Qudrard, France litte-
raire. — Gäbet, Dict. des Artistes. — Porta-
lis et Böraldi, Les graveurs du XVIIIe s.
— Beraldi, Les graveurs du XIXo s. appen-
dice. — Invent. des richesses d’art. Paris, Mo-
num civils I. — Gaz. des Beaux-Arts, Iere sörie
XI 44. — Arch. de l’Art frang.VI 312, 317, 329.
424
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Baltenius — Balthasar
Unter-Dekan. K. van Mander gibt irrtüm-
lich 1579 als Jahr der Zulassung Baltens in
die Gilde an, aber er bringt die interessante
Notiz, daß B., befreundet mit Com. Ketel,
mit diesem Epistel in Versen gewechselt habe.
Man setzt B.s Tod in das Jahr 1598. Seine
Arbeiten, hauptsächlich Genrebilder, haben
eine gewisse Ähnlichkeit mit denen Pieter
Brucghcls d. Ä., wozu noch die Gleichheit der
Initialen P. B. tritt. Ein Stich des N. Gue-
rand z. B. nennt P. Brueghel als Autor einer
großen Komposition des Festes des hl. Mar-
tin, eines Werkes Pieter Baltens, das in meh-
reren bczcichncten Exemplaren, besonders in
Amsterdam und in Antwerpen erhalten ist.
Lukas Kilian hat mit dem Datum 1609 das
Porträt des Künstlers gestochen. — 1558 hatte
P. B. die Orgelflügcl in der Hauptkirche in
Antwerpen zu malen. Van Mander zitiert von
ihm eine Predigt Johannis, mit der unkon-
trollierbarcn Notiz, daß Kaiser Rudolph II.
den Heiligen in diesem Bilde durch einen Ele-
fanten habe ersetzen lassen. Nach dem
Mechelschen Kataloge besaß die Wiener Ga-
lerie von B. eine Predigt Johannis in Aqua-
rell auf Pergament, während das betr. Ölge-
mälde nicht mehr nachweisbar ist. Die Stiche
B.s tragen seinen Namen oder seine Initialen,
mit Ausnahme der Folge der brabantischen
Herzoge im Kostüm des goldenen Vlieses,
herausgeg. 1575 unter dem Namen Petrus
Balthazarus. Dem in Meyers Kstierlex. ge-
gebenen Verzeichnisse der Stiche ist noch
hinzuzufügen : 1) Dörfliche Hochzeit, wo zum
Dudelsack getanzt wird, mit der Beischrift
„Noch prys ick ons bruyt. Sy en can niet
pronckcn . . ." Signiert P. B., querfol. —
2) Der Hochzeitsabend, Halbfiguren, mit der
Beischrift: Maintcnant pleurcr icy voycz
l’Epouscc, Nu schryt de bruyt, nochtans ick
wedde. . . . Signiert P. B. breit quart. Do-
minicus Custos, der fruchtbare Stecher, war
sein Sohn.
Karcl v. Mander, Het Schilderbocck ed.
Hymans II 17. — M e y e r, Kstierlex. (mit Vcrz.
der Stiche). — Biographie Nationale de Bcl-
gique. — Tb. v. Friramcl, Kleine Galcrie-
studien II 50. — van Bastclaar et de Loo,
P. Brueghel l'ancicn. son ocuvre et son temps,
Bruxelles, 190G p. 371 ff. H. Hymans.
Baltenius, s. Balten.
Baltens, D o m i n i c u s, s. Custos.
Baltens, Pieter, s. Balten.
Balteser, F 1 o r i s, s. Bcrckcnrodc.
Balthasar („Paltzcr“), „Meister“, Rats-
maurcr zu Leipzig 1499 — 1503, erneuerte 1498
bis 1503 die Trcppengiebel des nicht mehr
vorhandenen gotischen Gewandhauses daselbst,
dessen Erbauung 1477 begonnen war, baute
1500 auf 1501 am Grimmaischcn Tor in Leip-
zig und tünchte 1502 auf 1503 das neu er-
baute städt. Wagegebäude daselbst, das 1555
abgebrochen und durch die in veränderter
Gestalt jetzt noch erhaltene „alte Wage“ er-
setzt wurde.
Bau- u. Kunstdenkm. d. Kgr. Sachsen XVII —
XVIII 293, 305, 347/9, 377. A. Kurewelly.
Balthasar, Glasmaler, 1487 — 1517 in Luzern
nachweisbar, wo er eine reiche Tätigkeit ent-
faltete, von der sich jedoch keine Spuren er-
halten haben.
F. Heinemann bei Brun, Schweizer. Kst-
lcrlex. H. V.
Balthasar von Balingen, Steinmetz,
1513 in Konstanz am Münsterbau beschäftigt.
Kunstdenkm. d. Großherzogt. Baden. I. Kr.
Konstanz, p. 124. H. V.
Balthasar, Casimir Victor Alexan-
dre de, Maler in Paris, geb. am 4. 11. 1811
zu Hayange, + im April 1875, Schüler von
Paul Dclaroche. Die Mehrzahl seiner Ge-
mälde, Historienbilder und Porträts, waren
in den Pariser Salons von 1833 bis 1868 aus-
gestellt. Von ihm sind in der Galerie zu Ver-
sailles das Porträt der Marie Louise Gabrielle
von Savoyen, Königin von Spanien (Kopie
nach dem Gemälde von Mencndez) und das
Porträt des General Law. Die letzten 10 Jahre
seines Lebens verbrachte er in Toul, wo er
mit der Wiederherstellung der Glasmalereien
der dortigen Kathedrale beauftragt war.
Schorns Kunstblatt 1836 p. 136; 1837 p. 182
(Balthazar). — Bellier-Auvray, Dict.
gen. — Chron. d. arts 1875 p. 142 (Nekrolog).
Balthasar von Darmstadt, Baumeister,
seit 1535 am Schloßbau zu Tübingen mittätig,
aber nicht als leitender Architekt. Klemm
urteilt: „Neben Hieronymus Latz war er aus-
führender Werkmeister. Der sächsische Edel-
mann Hcintz von Lütter scheint beratend als
des Festungsbaues kundig mitgewirkt zu haben.
Die Oberleitung hatte der jeweilige fürstliche
Baumeister.“ Klemm teilt auch das vermut-
liche Steinmetzzeichen des Meisters mit.
Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Kö-
nigreich Württemberg. Inventar. Schwarzwald-
kreis. Anhang (Klemm, Baumeister und Bild-
hauer) S. 519. Stuttgart 1897. R. Kautssch.
Balthasar, Fr an«;. Sav., s. Balthasar, Fr.
Balthasar v. G a i s 1 i n g en, s. Guidoni,
Bald. dei.
Balthasar von Horrheim, Arch., zuerst
1458 genannt in einer Inschrift über dem
westl. Eingang der Kirche zu Mühlhausen an
der Enz. Eine Inschrift vom 28. 7. 1459 über
dem südl. Portal der Kirche zu Lomersheim,
O.-A. Maulbronn, nennt ihn als deren Er-
bauer und bezeichnet seine Herkunft aus
Horrheim. Wahrscheinlich ist auch die In-
schrift am östl. Sakristeifenster der Kirche
zu Tiefenbronn in Baden : 1463 maystcr bal-
thasar auf ihn zu beziehen. Er ist vielleicht
identisch mit einem 1460 — 81 in Pfaffenhofen,
O.-A. Brackenheim vorkommenden Balthasar,
Murer.
Klemm, Württ. Baumstr. u. Bildh. 121. —
Kst.- u. Altcrt.-Dcnkm. im Königr. Württemberg.
Xeckarkr. p. 429, 478, 577. H. V.
426
f
Balthasar — Balugani
Balthasar, Jürgen, Maler aus Rostock,
1552 nur urkundlich erwähnt.
Fr. S a r r e, Beitr. z. Mccklenb. Kstgcsch.
Berlin 1890 p. 33. •**
Balthasar von Ottingen, Steinmetz,
kommt 1479 in den Ausgaberegistem der
Abtei Heidenheim in Schwaben vor ; 1508
findet sich sein Name in den Ansbachcr Ge-
richtsbüchern wieder.
Alb. G ü m b e 1 im Repertor. f. Kstwissen-
sch. XXVIII 451 ; XXIX 137 (Anmkg.). H. V.
Balthasar, Mme S i d o n i e, gcb. Gagelin
aus Paris, Zeichnerin von Genrebildern in
Kreidemanier, seit 1830 in Luzern ansässig,
wo sic in den 40er Jahren des 19. Jahrh. starb.
F. H c i n e m a n n bei Brun, Schweizer. Künst-
lerlex. H. V.
Balthasar, s. auch Balthazar.
Balthauser, Michael, Kupferstecher in
Graz, lieferte 1712 60 Landkarten für die
Steiermark.
Wastlcr, Steirisches Kstlerlex. 1883. H. V.
Balthazar, Pariser Goldschmied des Zeit-
alters Louis’ XIV. Sein Name findet sich auf
einer prächtigen großen Boulle-Uhr mit
Schildpattbelag und reichen Goldbronze-Ap-
plikationen in der ehern. Sammi. des Konsuls
Carl Becker in Frankfurt a. M.
Kat. d. Kunstsammlg. des Konsuls Becker,
Köln 1898 No. 279 (mit Abb.). H. V.
Balthazar, D o m i n i c u s, s. Custos.
Balthazar, F 1 o r i s, s. Berckcnrode.
Balthazar (Balthasar, Baltazar, Baltazard),
Francois, französ. Maler, Ende des 18.
Jahrh. Er war ein Schüler Restouts und
malte hauptsächlich Kirchenbildcr, u. a. eine
Auferstehung für den Hauptaltar der Petites-
Maisons in Paris. In den Pariser Salons von
1791 und 1793 waren Gemälde, Zeichnungen
und Skizzen von ihm ausgestellt. Mehrere
Gemälde seiner Hand werden in dem Inventar
des Karmeliterklostcrs an der rue Saint-Jac-
ques in Paris aufgczählt. In den Archives
nationales zu Paris findet sich die Beschrei-
bung eines allegorischen, auf die Entbindung
der Königin Marie Antoinette bezüglichen
Bildes, welches die Bezeichnung trägt: Bal-
tazard de Nancy, 1779. Vermutlich ist Fran-
cois B. mit dem Maler dieses Bildes dieselbe
Person, sonach aus Nancy gebürtig, und so-
mit wohl auch mit dem Maler Francois Sa-
vary Balthasar identisch, der als Mitglied der
Akademie in Nancy erwähnt wird. Ein Ma-
ler Allin, der um 1800 Porträts malte, nennt
sich einen Schüler Balthazars.
Nouv. archiv. de l’art franc. 2o sörie II 33 fl. ;
3® serie (1890) VI 72/73. — Rcun. d. Soc. d.
beaux-arts XXIII 402. — Meyer, Kstlerlex. II
659. H. V.
Balthazar, Pieter, s. Balten.
Balthazar, s. auch Balthasar.
Balthazard, G o d o n, namhafter Glasmaler
in Troyes im 15. Jahrh.
Labarte, Histoir. d. arts industr. 1872. **
Baltner, s. Baldner.
Baitram, N a z e i, Schweizer Ornament-
maler, malte laut Inschrift am 23. 4. 1575 ge-
meinsam mit Guilmo Plot und anderen die
Ornamente an der Decke der zweischiffigen
Kirche Sta. Maria di Castello bei Giornico.
C. Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Baltraxni, s. Beltrami.
Baltz, J. Georges, französ. Maler, geb.
1760 zu Straßburg. Er malte in Miniatur u.
auf Porzellan Porträts u. Landschaften, die
in französischen, russischen und deutschen
Kunstsammlungen zerstreut sind und sehr ge-
schätzt waren. Er hatte sich frühzeitig in
Paris niedergelassen und starb daselbst nach
1831. Auf der Miniaturcn-Ausst. bei Fried-
mann u. Weber, Berlin 1906, war ein ,, Baltz“
bez. Damenporträt auf Elfenbein ausgestellt.
Gäbet, Dict. d. artist. 1831. — Kat. d. Mi-
niat.-Ausstellg. Berlin 1906 No. 301. H. V.
Baltzer, Karl Emil Lauritz, schwed.
Zeichner, geb. in Kopenhagen am 16. 3. 1875,
studierte an der dortigen Akademie, war Zei-
chenlehrer in Göteborg und hat Zeichnungen
von Altertümern in Bohnslän ausgeführt.
G. Nordensvan.
Baltzer, s. auch Balzer.
Balugani, Filippo, Bildhauer, Stempel-
schneider und Stukkateur in Bologna, geb.
1734, f 1780, Schüler des Vittorio Bigari.
Plastische Arbeiten seiner Hand finden sich
in verschiedenen Kirchen Bolognas, mehrere
Statuen im Hof des dortigen Palastes Bacioc-
chi (früher Ranuzzi). Er hatte das städti-
sche Amt eines Münzgraveurs. Seine Me-
daillen pflegte er F. B., F. BAL. oder F. B.
F. zu bezeichnen. Die letzteren Buchstaben
finden sich auf einem Medaillon mit dem
Bildnis des Mathematikers Francesco Zanotti
aus Bologna.
Z a n i, Encicl. — Bianconi, Guida di Bo-
logna 1826 p. 203. — Nagler, Monogr. II
1960. — Forrer, Biogr. Dict. of medallists I.
*•
Balugani, L u i g i, italien. Architekt, gcb.
1737 in Bologna, f 1770 in Gondar (Äthio-
pien). 1758 von der Akademie zu Parma
durch Verleihung eines Preises ausgezeichnet,
wurde er bereits 1759 zum Mitglicde der Ac-
cademia Clementina zu Bologna und zum
Leiter des Architekturunterrichtes an dieser
Akademie ernannt 1761 begab er sich zur
Vervollkommnung seiner Ausbildung nach
Rom, wo er seines hervorragenden Zeichcn-
talentes wegen von dem engl. Orientreisenden
James Bruce zum Reisebegleiter erwählt
wurde. Mit diesem Gelehrten bereiste er
dann die antiken Kulturstätten Nordafrikas
und Westindiens und zeichnete dabei eine
große Anzahl prächtiger Architekturaufnah-
men der Denkmälerreste von Karthago, Pal-
myra, Baalbek usw. Diese jm ganzen 4 starke
Bände füllenden Zeichnungen Baluganis wur-
den nach dessen Tode von Bruce nach Eng-
427
Baluschek — Balzan
!and gebracht, wo sie unpubliziert in der Lon-
doner Royal Library aufbewahrt werden.
E. Panzacchi in Vita Italiana 1806 — 97,
I 295 ff. G. Degli Assi.
Baluschek, Hans, Maler, Zeichner und
Graphiker, geb. am 9. 5. 1870 zu Breslau,
wohnt in Schöneberg bei Berlin. Studium
auf der kgl. Akad. d. bild. Kste. in Berlin,
1889 — 1894, ohne Anschluß an einen bestimm-
ten Lehrer, frühzeitige Herausbildung der
später eingeschlagenen Richtung. B. ist Mit-
glied der Berl. Sezession, des Deutsch. Kstler.-
Bundes, des Vereins Berlin. Kstler. u. d. Ver-
bandes Deutscher Illustratoren. Nur für
seine größten Bilder bedient sich B. der Öl-
malerei, meist bevorzugt er eine Kombination
von Aquarell- resp. Gouachefarben mit Öl-
kreidestiften. —
Eigenartige, oft unbeholfene perspektivische
Behandlung, klare, häufig nüchterne Farben-
gebung. Die Farbtöne stehen etwas unver-
mittelt nebeneinander, wodurch leicht der
Eindruck einer gewissen Buntheit entsteht. —
Er entnimmt die Vorwürfe zu seinen Kom-
positionen in erster Linie dem Leben der un-
teren Volksschichten Berlins, er schildert ihr
Treiben in den zum Teil noch halbbebauten
Straßen an der Peripherie der Großstadt und
beobachtet das Volk an den dürftigen Stätten,
die seinem Vergnügen dienen, in zweifelhaf-
ten Kneipen und Lokalen mit zweifelhaften
Kunstgenüssen. Ferner den Arbeiter bei sei-
ner Tätigkeit, auf dem Heimwege und in sei-
ner freien Zeit, wie er mit Frau und Kind
Erholung sucht in der mageren Natur, die
ihm die Nähe von Wohnung und Fabrik bie-
tet, den „kleinen Mann“ am Sonntag, auf dem
Spaziergang, in Bier- und Kaffeegärten und
in den vorstädtischen Tanzlokalcn. Weiter
gibt die Eisenbahn dem Künstler mannig-
fache Anregung zu Darstellungen von Bahn-
höfen und nächtlichen Rangierfeldern mit
ihrem Gewirr von bunten Lichtern, Signalen
und endlosen Güterzügen. — Schließlich schuf
B. auch Landschaftsbilder in Zyklen, mit der
besonderen Tendenz die Entwicklung einer
Gegend durch Menschenhand darzulegcn.
Der Künstler steht jedem Pathos, jeder
Sentimentalität ebenso fern, wie einem kari-
kierenden Betonen des Gewöhnlichen oder
Lächerlichen. Er will nicht tendenziös wir-
ken, er kritisiert auch nicht, sondern be-
schränkt sich lediglich auf die Schilderung
von Dingen, an denen er ein warmes Inter-
esse nimmt. —
Seine Hauptzverke sind: „Berliner Bilder-
buch: Zwischen O. und W.“ (Schwarzweiß-
rotzeichnungen), „Die Betrunkene“, „Mon-
tagmorgen“, „In der Sonne“. — 1897 : Krie-
gerverein „Düppel“. — 1898 : Zyklus „Die
Eisenbahn“ (6 Buntzeichnungen), „Kohlen-
zug“ (Mus. zu Magdeburg), Landschafts-
zyklus „Sylt“. — 1900: „Fabrikarbeiterinnen“.
— 1901: „Kohlenfuhren“. — 1902: „Bahn-
wärterglück“, „Der Mai ist gekommen“, „Auf
der Lokomotive“. — 1903 — 04 : „Sonntags-
sänger“, „Der Bahnhof“. — 1904: Zyklus
„Aus dem Riesengebirge“. — 1905: „Die Spi-
ritisten“. — 1906: „Bettlerfamilie“, „Der Va-
gabond“, „Mittag“, „Tippelschicksen“. —
1907 : „Zur Walderdbeere", „Dachgarten“,
„Artistenfamilic“, „Sonntag auf dem Tempel-
hofer Feld“, Zyklus „Opfer" (12 Berliner
Kohlezeichnungen). Graphische Arbeiten u.
a „Der Landstreicher“, färb. Lithogr.
Das geistige Deutschland, Leipzig 1898 (auto-
biogr. Angaben). — H. Esswein, Moderne
Illustratoren II. Hans Baluschek (Piper, Mün-
chen). — F. Servaes, „Präludien“ (Schuster
u. Löffler, Berlin). — G. Hermann, „Mono-
graphie“ (Schuster u. Löffler, Berlin). — W.
Pastor, „Charakterköpfe“ (Essays). — H.
Mackowsky, Aufs. i. Kst. u. Künstler, I
Jahrg. 1903. /. Sievers.
Balvay, s. Bcrvic.
Balzac, Charles Louis, Architekt, geb.
1752 zu Paris, f daselbst am 29. 3. 1820; er
wurde der Expedition nach Ägypten beigeord-
net und entwarf zahlreiche Zeichnungen für
das große Werk der Kommission Dcnon über
die Monumente Ägyptens. Unabhängig von
diesen Arbeiten machte er zahlreiche Auf-
nahmen der interessantesten Gebäude, die er
in Ägypten sah: der Moschee von Hassan, des
Karnac-Palais, der Pyramiden von Ghizch.
B. war nicht nur Architekt, er verfaßte
auch Gedichte, unter denen „doulcur et gue-
rison“ 1819 ziemlich berühmt war. Er dich-
tete auch das Textbuch zu einer komischen
Oper: „Les deux meuniers“, die in Kairo mit
Musik von Rigal aufgeführt wurde. 1817
veröffentlichte er ein „Recucil de poesies ad
libitum“. Betreffs seiner Architekturentwürfe
sind seine Ausstellungen im Salon erwähnens-
wert: Der Triumph der Freiheit, Der Plan
eines öffentlichen Platzes auf dem Terrain
der Bastille, Das Innere des französ. Pan-
theons (1793), Die Ruinen antiker Bäder,
Plan einer Schwimmschule und eines Was-
serschlosses (1810), Innere Ansicht der gro-
ßen Moschee (1811), Ansicht des Camac-
Palais in Theben (1814). g. Geffroy.
Balzac, Jean Franqois, Goldschmied
in Paris, tätig um 1748 — 55.
Eudel, Orf. 1884, Taf. 30, 38. ••
Balzac, s. auch Baudry de Balzac.
Balzafiori, Antonio, Maler und Stecher,
wahrscheinlich von Vicenza, um 1808. nur bei
Zani (Enc. met. III 47) erwähnt. Ebendort
wird auch ein gleichzeitig tätiger Palladio
Balzafiori, Maler und Architekturzcichncr,
wahrscheinlich von Viterbo, genannt. H. V.
Balzan, Peter (Pierre), Ziseleur aus Lüt-
tich, 17. Jahrh. Er wurde nach Paris be-
rufen, wo Ludwig XIV. ihm verschiedene
Arbeiten auftrug. 1784 befanden sich in der
Mobilienkammer des Königs noch mehrere
428
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Balzani — Balzer
von B. ausgeführte silberne Tische und Toi-
lettenkästen; in der Kathedrale von Lüttich
bis zur französ. Revolution ein besonders fein
gearbeiteter Rcliquienschrein.
Meyer, Kstlerlex. II. — E. Marcbal, La
Sculpture etc. 1693 p. 463. H. V.
Balzani, Giov. Girolamo, Maler und
Bildhauer in Bologna, geb. 1667, f 1734,
Schüler Pasinellis; malte Altarbilder für ver-
schiedene Kirchen Bolognas und Porträts,
die mit Lob erwähnt werden.
Crespi, Vite de’ pitt. Bol. non dcscr. nella
Felsina Pittrice. p. 136. — G u i d a di Bologna,
1782 u. 1826. — Zani, Encicl. — Meyer,
Kstlerlex. R.
Balzani, Giuseppe, Maler aus Bologna,
Ende des 18. Jahrh. Er lernte bei Antonio
Gionima und Giov. Battista Grati und hielt
sich lange Zeit außerhalb Italiens, namentlich
in Polen, auf. Später lebte er vielbeschäftigt
wieder in seiner Vaterstadt.
Zani, Encicl. met. III 48. — Guida di Bo-
logna, 1782. H. V .
Balzano, Battista, Intarsiator in Fer-
rara um 1571.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Not. rcl. a Ferrara 1S44 p.
326, 705. ••
Balzaretti, Giuseppe, Architekt, geb. am
20. 1. 1801 in Pavia, f am 30. 4. 1874 in Mai-
land, wo er hauptsächlich tätig war und 1857
bis 1858 im Aufträge des Erzherzogs Maxi-
milian von Österreich die Parkanlagen der
Giardini Pubblici schuf, in denen ihm selbst
späterhin ein Ehrendcnkmal errichtet wurde.
Eine eigenartige Bauschöpfung des Künstlers
ist das kirchturmartige, in romanischen Zier-
formen reich gegliederte Mausoleum, das er
über dem Grabe des letzten Gonzaga im Parke
der Villa Poldi-Pezzoli (jetzt Trivulzio) bei
Bellagio am Lago di Como zu errichten hatte.
lllustraz. Ital. 1874, No. 26, p. 207. — Natura
ed Arte 1897—98, II 567. — Th. Gsell-Fcls,
Oberitalien (1892), p. 121. E. Verga.
Balz&ri, (Claudio) Salvator c, italien.
Landschaftsmaler, geb. am 25. 12. 1761 in
Colorno, f am 17. 4. 1839 in Parma. Land-
schaftsgemälde von seiner Hand befinden sich
in einigen Adclspalästcn in Parma; sein
Selbstbildnis in der Pinakothek zu Parma.
F. De Castagnola, Not. biogr. zu S. B.
(Parma 1839) ; und in Gazetta di Parma 1839,
No. 33. — Scarabelli-Zunti, Mscr. fase.
IX im R. Museo zu Parma. — C. Ricci, La
Gallcria di Parma (1896) p. 259. St. Lottici.
Balze, Paul, französ. Maler u. Emailleur,
von französ. Eltern in Rom geboren am 29.
4. 1815, f in Paris am 24. 8. 1884, Schüler
von Ingres und zwar einer derjenigen, die
sich des Meisters Lehren am engsten an-
schlossen. So hat er auch Kopien nach meh-
reren Kompositionen desselben hergcstellt.
Seine wichtigsten Arbeiten sind: 1) Wand-
malereien in der Kirche St. Roch in Paris
(Die Pest in Mailand. — Der Tod Pius’ IV.,
dat. 1857) und in der Vorhalle der Kirche
Ste. Trinite in Paris (vcrsch. auf die Trini-
tät bezügl. Darstellungen, 1868). 2) Ausge-
zeichnete Kopien, zusammen mit seinem Bru-
der Raymond, nach den Loggien und Stanzen
Raffaels. 3) Malereien auf Email, auf glasier-
ten Lavaziegeln und auf Faycnceplatten, inter-
essant wegen der dekorativen Verwendung die-
ser Technik für Arbeiten großen Formats. Der-
artige Arbeiten sind die Kopien nach der Vision
Ezechiels und dem Triumph der Galatc von
Raffael (Ecole Nat. d. Beaux-Arts), ferner
die drei theologischen Tugenden in der Kirche
S. Augustin in Paris (1862) und die Fassa-
dcnmalcrcicn der Kirche Notre Dame in Pui-
seux (Loiret) (1862).
Bellier-Auvray, Dict. g£n. I 40 und
Suppl. p. 36. — Notice sur les fresques de Ra-
phael et de Michel-Ange, dont les copies cxecu-
tees par MM. Raymond et Paul Balze sont ex-
posccs au Pantheon, Paris 1847. — A. P i c h o t,
P. Balze et la peinture d’Email, Paris 1863
(Auszug aus der „Revue Britannique“ 1863).
— Journal d. Beaux-Arts, Bruxelles 1864, 101.
— Gaz. d. Beaux-Arts, Table alphab. I — XV,
XVI— XXV, II Per. I— XXII. Fr. M.
Balze, Raymond, französ. Maler, Pa-
stcllist und Zeichner, von französ. Eltern in
Rom geb. am 4. 6. 1818, Bruder Pauls und
wie dieser ein Schüler von Ingres. Er malte
Historien und stellte im Salon von 1849 — 1898
aus. Seine wichtigsten Arbeiten sind: Chri-
stus beschwichtigt den Sturm (1849), Die
Apotheose des h. Ludwig (1859), Päpstlicher
Segen in S. Maria Maggiore in Rom (1874),
Jeanne d’Arc in Patay (1877). Mit seinem
Bruder arbeitete er an den Kopien nach den
Stanzen Raffaels, und lieferte ferner zahl-
reiche Kartons für die Glasmalerei-Manufak-
tur von Saint-Galmier.
Bellier-Auvray, Dict. gen. I 40 und
Suppl. p. 36. Fr. M.
Balzer, Andreas und Hans, ausgezeich-
nete Baumeister aus Neiße in Schlesien, am
Hofe des Ladislaus Welcn von Zierotin 1589
bis 1622 in Mähr.-Trübau tätig. 1603 er-
bauten sie die dortige Friedhofskirche zur
Auffindung des hl. Kreuzes.
Mitteil, der k. k. Zentral-Kommission für
Kunst- u. histor. Denkm. N. F. X p. CLXXXI
u. CLXXXII. — Czerny, Der polit. Bezirk
M. Triibau 1882. S. 40 u. 62. — Prokop, Die
Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtl. Be-
ziehung III 680. IV. Schram.
Balzer, Anton. Kupferst., Sohn des Jo-
hann B., geb. zu Prag 1771 (nach Dlabacz),
t am 19. 12. 1807. Nach den ersten vom
Vater erlernten Anfangsgründen studierte er
gemeinsam mit seinem Bruder Johann Karl
an der Wiener Kunstakademie unter dem
Kupferstecher Jak. Schmutzer. In Dresden
lernte er später bei Schulze und Klengel. Er
bereiste Böhmen, die Alpenländcr, Tirol,
Venedig und widmete sich ausschließlich dem
Landschaftsstich. In seinen Stichen und
Zeichnungen herrscht zwar oft eine ideale
429
Balzer — Balzico
Zeitauffassung als auch phantastische Deko-
ration vor, er erreicht aber trotzdem auf ein-
fache Art getreue Abbildung, u. manchmal
kommt auch das Streben nach gehöriger Be-
leuchtung zur Geltung. Die Reise in das
Riesengebirge 1792 hatte die Herausgabe von
24 Blättern mit Ansichten desselben als auch
mit Motiven von Adersbach zur Folge. Nach
des Vaters Tode arbeitet er gemeinschaftlich
mit seinem Bruder in Prag. Seine Werke
dediziert er mit großer Vorliebe seinen Gön-
nern, deren Gastfreundschaft er wohl bei sei-
nen Reisen in Anspruch genommen hatte.
Über Literatur u. Oeuvre s. Johann Baiser.
A. D.
Balzer, Ferdinand, Frankfurter Maler,
stellte auf der VII. Jahresausstellung Frank-
furter Künstler 1905 einige aquarellierte Kin-
derszenen, „Aus meinem Skizzenbuch" betitelt,
aus.
Die Kunst XIII (Kunst f. Alle XXI) p. 133.
H. V.
Balzer, Gregor, Kupferstecher, Bruder
des Johann B., f am 9. 0. 1824 in Prag, 70
Jahre alt (nach den Matrikeln). Wahrschein-
lich zu Gradlitz geboren, wo seine Eltern
um 1750 weilten. Anfangs half er bloß sei-
nem älteren Bruder, nach dessen Tod jedoch
errichtete er seine eigene Werkstätte und
einen Verlag. Nur wenige Stiche von ihm
sind erhalten, deren einige das Monogramm
Gr. B. führen (siehe Nagler, Monogr. III
824). In künstlerischer Hinsicht steht er sei-
nem Bruder nach.
Über Literatur u. Oeuvre s. Johann Baiser.
A. D.
Balzer, Hans, s. Baiser, Andreas.
Balzer, Johann, k. k. privilegierter Kup-
ferstecher, geb. 1738 zu Kukus in Böhmen,
f am 14. 12. 1799 in Prag. Sein Lehrer war
der an Schöpfungen historischen und religiö-
sen Inhalts fruchtbare Kupferstecher Mich.
H. Rcntz, welcher sich in Diensten seines
Gönners, des bekannten Kunstfreundes Gra-
fen Fr. v. Sporck, befand. Nach seiner Aus-
bildung in Deutschland trat B. in Sporcks
Dienste ein und ließ sich auf dessen Herr-
schaft Lysa (Lissa) nieder, wo er jahrelang
verblieb. Nachdem er bekannt geworden und
ein Vermögen erworben hatte, zog er nach
Prag, wo er mit seinen Brüdern Gregor und
Matthias eine große Werkstätte mit einem
Kupfcrstichverlagc errichtete. Es gibt eine
große Anzahl seiner Stiche; über 1000 Blät-
ter von sehr ungleicher künstlerischer Bedeu-
tung werden ihm zugeschrieben, die nicht sel-
ten bloß handwerksmäßig gearbeitet sind.
Von seinen besseren Arbeiten ist besonders
zu erwähnen die Sammlung von Bildnissen
böhmisch-mährischer Künstler, die ursprüng-
lich mit dem lateinischen, später mit dem von
Pelzl erweiterten deutschen Texte erschienen
ist. Ähnlich wie dieses Album hat er noch
viele Bildnisse gleichzeitiger Herrscher und
hervorragender Männer nach Kleinhardt und
Jahn herausgegeben. Am meisten wurde er
(selbst im Auslande) durch phantastische
Landschaften und Genres bekannt, die er nach
den Bildern seines Freundes Norbert Grund
gestochen. Diese phantastischen Landschafts-
bilder und reizenden „Fetes champetres",
deren Originale nur in geringer Anzahl in
Prager Sammlungen erhalten sind, entspra-
chen dem Geschmack der Zeit und waren sehr
verbreitet.
F ü s s 1 i, Kstlerlex. II 33. — D 1 a b a c z,
Kstlerlex. für Böhmen I 73 f. — L c Blanc,
Manuel. — v. W u r z b a c h, Biogr. Lex. I 140.
— Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Monogr.
III. — Öttuv Slovnik Nau£n$- III. — Neue Bibi,
der schönen Wisscnsch. u. Künste XVIII, 1775,
S. 324. — Karel Chytil, Norbert Grund in
der Monatschrift ..Kvety“ V 1883, S. 427 — 40. —
Jan H c r a i n, Jahn Jakub Quirin. Biographi-
sche Daten als Einleitung z. Katalog d. Privat-
galcrie Ing. Richard Jahn in Prag 1902. — Das
Kupferstichkabinett des böhmischen Landesmu-
seums in Prag besitzt eine große Anzahl von
Stichen der Balzer. Der Unterzeichnete be-
reitet eine monographische Arbeit über die ver-
schiedenen Mitglieder dieser Familie vor, auf
die besonders auch des Oeuvrcvcrzcichnisscs
halber hiermit verwiesen wird. A. Dolensky.
Balzer, Johann Karl, Bruder Antons,
geb. in Prag 1708 (nach einem Reisepaß im
Prager Stadtarchiv), + dorts. am 14. 5. 1805.
Seine künstlerische Bildung gewann er mit
dem Bruder Anton in Wien und Dresden.
Er brachte wohl mehr die Zeichnung zur
Geltung, denn auf einigen Blättern des Va-
ters ist er als „Delineator“ bezeichnet; und
selbst seine eigenen Arbeiten haben einen
mehr kompositiven Charakter. Einige Zeit
verbrachte er teils auf Reisen mit seinem
Bruder, teils in London.
Uber Literatur u. Oeuvre s. Johann Baiser.
A. D.
Balzer, Matthias, Kupferstecher, Bru-
der des Johann und Gregor. Geburts- und
Todesjahr sind unbekannt. Lernte mit seinem
Bruder Johann bei Rentz und trat später in
Johanns Werkstätte ein. Seine nicht zahl-
reichen Arbeiten bezeugen eine sorgsame
Durcharbeitung, sowie das Bestreben, die
Vorbilder richtig zu erfassen. Am meisten
bekannt sind die Abbildungen von Münzen
im Werke: Nie. Adauct. Voigt. Beschreibung
böhm. Münzen. Prag, 1771 — 1787.
Über Literatur u. Oeuvre s. Johann Baiser.
A. D.
Balzer, s. auch Ballser.
Balzico, Alfonso, italien. Bildhauer, geb.
1820 in Cava de’ Tirreni bei Neapel, f am
2. 2. 1901 in Rom; ausgcbildct an der Nea-
peler Akademie unter Tito Angelini u. Franc.
Citarelli, erhielt für seine Reliefdarstellung
der „Befreiung Petri aus dem Gefängnisse"
den Rompreis zuerkannt. Während seiner
römischen Studien schuf er neben einer Kolos-
430
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Balzimelli — Bamberger
salstatue Johannes des Täufers, einer „Ver-
gine della puritä", einem „Noli me tangere“
seine prächtige Büste des Flavio Gioja, die
ihm eine goldene Medaille eintrug, und die
er späterhin zur Ausführung eines der schön-
sten Monumente Amalfis verwertete. Auf
Studienreisen durch Italien wurde er dann
in Mailand mit Vela, Hayez, Magni und Ber-
tini bekannt, sowie in Florenz mit Massimo
d’Azcglio, der ihn seitdem protegierte. Nach
seiner Rückkehr nach Neapel verkaufte er an
verschiedene Mitglieder des bourbonischcn
Königshauses seine 3 Statuetten „L'Ingenua",
— „La Povera“, — „La Vendetta“, und 1860
an die Stadt Neapel als Geschenk für den
König Vittorio Emanuele eine ähnliche Sta-
tuette, betitelt „La Civetta“. Im letzteren
Jahre vollendete er außerdem für eine Nea-
peler Preiskonkurrenz das Modell zu einer
patriotischen Dcnkinalgruppe „II plcbiscito“,
das ihm eine Einladung an den Turiner Kö-
nigshof und die Aufträge auf 2 Porträtbüsten
des Principe di Carignano, auf das Turiner
Massimo d’ Azeglio-Monument und auf ein
bronzenes Reiterdenkmal für den Duca Fer-
dinando di Genova eintrug. Letzteres Mo-
nument, das Hauptwerk des Künstlers, das
den Licblingsbrudcr des Königs in der
Schlacht von La Bicocca auf seinem todes-
wund unter ihm zusammenbrechenden Rosse
darstellt, wurde 1867 in Turin enthüllt. Der
mächtige Marmorsockel ist mit bronzenen
Schlachtenreliefs geschmückt. Das Bronze-
standbild des Dichters Massimo d’Azeglio
wurde 1872 vollendet. Nach der Enthüllung
dieses zweiten Turiner Monumentalwerkes
siedelte B. nach Rom über. Dort schuf er das
1886 in Neapel enthüllte Marmorstandbild
des Opcinkomponistcn Vincenzo Bcllini und
die 1897 vollendete Reiterstatue zu dem von
Emilio Franceschi begonnenen Neapeler Vic-
tor Emanuel-Monument (die Sockelfiguren
und Reliefs sind von Tom. Saleri ausgeführt).
Von seinen übrigen römischen Bildwerken
sind noch zu erwähnen: die Porträtbüsten des
Erbprinzen von Portugal und des Botschaf-
ters Conte Nigra, sowie die 1900 in Paris mit
einer goldenen Medaille prämiierte marmorne
Aktstatue „Klcopatra“. Zahlreiche Skulp-
turen und Modellskizzen aus seinem Nach-
lasse werden in seinem römischen Atelier in
Via S. Susanna aufbewahrt, darunter eine be-
sonders gerühmte Gruppe des Romulus und
Remus. Bei einer 1907 in Neapel veranstal-
teten Sonderausstcllung der hintcrlassenen
Hauptwerke B.s kam man zu der Erkennt-
nis, daß B. in der sonst so wenig glücklichen
letztvergangenen Epoche der italienischen
Plastik in der Tat eine der erfreulichsten
Künstlererscheinungcn gewesen ist.
Dioskuren 1872, p. 294 ; 1873, p. 28. — Kunst-
chronik 1883—84, p. 93, 239, 645; 1883—86, p.
722 ; 1896 — 97, p. 476. — Gubernatis, Diz.
d. Art. ital. viventi (1S89). — Natura ed Arte
1896—97, II 342 ff., 853 ff.; 1900—1901, p.
711 — 717 (mit Abb.). — Arte e Storia VII 49 f.,
VIII 82 ff., XVI 102 {., XVII 146 f. — Napoli
Nobiliss. IX 32. — Illustraz. Ital. 1900, I 121.
G. Tutino.
Balzimelli, J a c o p o, Bildhauer in Rom
um 1600, nach Zani, Enc. met. III 48.
Balzimelli, s. auch Balsimelli.
Bambaglioli, Uguccione, Zeichner, Mi-
niaturist und Kalligraph, gcb. gegen Ende des
13. Jahrh. in Bologna, wo er 1313 durch Kaiser
Heinrich VII. als Feind der Ghibellinenpartei
vor Gericht geladen wurde, 1318 Mitglied
guelfischer Kampf genossenschaften war, 1323
zum Notar im Ufficio dei Memoriali erwählt
wurde und 1325 dem Consiglio dcl Popolo
und dem Consiglio degli Anziani angchörte.
In einem der von B. eigenhändig geführten
Urkundenbücher findet sich nun eine gra-
ziöse Handzeichnung, darstellend eine üppige
Frauenfigur, die einem vor ihr knienden
Manne einen Kranz darreicht, — nach einer
wohlbegründeten Hypothese die „grassa e
dotta Bologna“, durch deren Hand Dante
Alighieri mit dem Dichterlorbeer bekrönt
wird. Die Vermutung, daß wir es hier in
der Tat mit einer der ältesten bildlichen Dar-
stellungen des Dichters der Divina Commedia
zu tun haben, hat Giov. Livi, der Direktor
des Bologneser Staatsarchives, des weiteren
durch den Nachweis zu erhärten vermocht,
daß der Schöpfer dieser Zeichnung, Uguc-
cione Bambaglioli, in nahen Verwandtschafts-
und Freundschaftsbezichungcn zu Ser Gra-
ziolo Bambaglioli gestanden hat, der eben-
falls in Bologna als Notar tätig war, als
einer der ersten Kommentatoren Dantes her-
vortrat und sicherlich mit dem großen Dich-
ter persönlich bekannt war.
G. Livi in Nuova Antologia vom 1. 4. 1904,
p. 10—23 ; u. vom 1. 6. 1906, p. 442—456.
G. Degli Assi.
Bambaja, s. Busti, Agostino.
Bambelli, s. Damiano u. Stefano da Ber-
gamo.
Bamberg, Peter von, Schweizer Archi-
tekt, erbaute laut untergegangener Inschrift
1505 die spätgotische Kirche S. Maria bei
Lenz (Graubünden).
J. R. Rahn bei Brun, Schweizer. Kstlcrlcx.
H. V.
Bamberger, Fritz, Landschaftsmaler, k.
Professor; geb. am 17. 10. 1814 in Würzburg,
f am 13. 8. 1873 in Neuenhain bei Bad Soden.
Die erste geregelte Unterweisung erhielt B.
1828 an der Berliner Akademie unter G.
Schadow; er trat jedoch bald wieder aus der
Anstalt aus und nahm bei dem Marinemaler
Wilhelm Krause Unterricht. Nach Über-
siedelung seiner Eltern nach Kassel (1830)
wurde er Schüler des kurfürstl. Hofmalers
Primavosi. 1832 kam er nach München, wo
er unter den Einfluß Carl Rottmanns geriet.
431
Bamberger — Bambini
Vcrlcgcraufträge, malerische Ansichten aus
dem Rhein- und Maintal zu zeichnen, führten
ihn 1835 nach Frankfurt zurück. 1838 be-
reiste er zum ersten Male die Küsten von
Nordfrankreich und England. Nachdem er
1837 — 10 in Würzburg seiner Militärpflicht
genügt hatte, wurde ihm zu Beginn der 40er
Jahre (wahrscheinl. 1841) die Gelegenheit
geboten, als Begleiter eines Frankfurter
Herrn die pyrenäische Halbinsel zu bereisen.
Mit Studienmaterial reich beladen, nahm er
nach seiner Rückkehr dauernden Aufenthalt
in München, das er in späteren Jahren noch
zweimal (1851 und 1863) zu längeren Reisen
nach Spanien verließ. Hatte ihn die Reise
nach England zu einem seiner besten Bilder :
Das Schlachtfeld von Hastings mit dem Aus-
blick auf das Meer, angeregt, so wandte er
sich nun ganz der Schilderung der südspani-
schen Landschaft zu. — In seiner Kunst
schließt er sich eng an Rottmann an, ohne je-
doch die Größe seiner Auffassung zu er-
reichen. Bei unruhiger Detailausführung
bleibt er in rein äußerlichen Farbeneffekten
stehen, die in unerfreuliche Manier ausarten.
Einen regen Förderer seiner Kunst fand B.
in München in Graf Schack, der seiner Ga-
lerie 7 von B.s besten Bildern — Ansichten
von Gibraltar, Toledo, Granada, aus der
Sierra Nevada u. a. — einvcrleibte. Auch für
die Höfe in Stuttgart, München und Schwe-
rin war B. viel beschäftigt, hat er doch seine
dritte spanische Reise im Aufträge des Groß-
herzogs von Mecklenburg unternommen. Be-
kanntere Gemälde seiner Hand besitzt die k.
Neue Pinakothek in München (Felsschlucht
bei Cuenca, San Geronimo in Kastilien) und
das k. Landhaus Rosenstein bei Stuttgart
(Sorrent, Alcazar, Cuenca). Von seinen sehr
exakt durchgeführten Handzeichnungen befin-
den sich charakteristische Proben in der Mail-
linger-Sammlung und in der k. graphischen
Sammlung in München. Man hat von ihm
auch eine Originallithographie: Auf der Alp.
Meyer, Kstlcrlcx. II 665. — Allg. Deutsche
Biographie II 38/39. — Rechenschaftsbericht des
Kunstvcrcins in München f. d. Jahr 1873, S.
65/66. — Bötticher, Malerw. — Schack,
Meine Gemäldcsaratnlg. 3. A. 1884 S. 217 — 222.
— Kataloge der Ausstellungen im k. Glaspalast
in München, 1888 S. XII und 1906 II. Abt. S.
6. — M a i 1 1 i n g c r, Bilderchronik, II 3621 — 36,
IV 1918—27. Wgn.
Bamberger, Gustav, Aquarellist in Krems
a. d. Donau, geh. 1860 in Würzburg, stu-
dierte zuerst das Baufach auf dem Wiener
Polytechnikum und war von 1881 — 91 im
Atelier des Oberbaurats Fricdr. von Schmidt
in Wien mit dekorativen Arbeiten am Wie-
ner Rathaus und im Dom zu Fünfkirchen be-
schäftigt. 1S96 wandte er sich ganz der Ma-
lerei zu, studierte in Karlsruhe bei Carlos
Grcthe, und fand dann viel Beifall mit seinen
ungekünstelten landschaftlichen Aquarellen.
Die Graphischen Kste. XXII 96. — Kst.-
Chronik IV 423, V 243, VI 4, 298. — Kataloge
des Wiener Aquarellistenklubs, des Hagenbun-
des usw. *•
Bamberger, Johann, Zinngießer des 18.
Jahrh. in Linz. Im Stifte St. Florian bei
Linz befinden sich zwei Werke von ihm von
künstlerischem Wert: zwei große, je hundert
Pfund schwere Apothekervasen aus Zinn vom
Jahre 1768, auf Schlangengewinden ruhend
und gekrönt von einem mit einer Schlange
kämpfenden Adler aus vergoldetem Messing.
A. Czerny, Kunst u. Kunsthandw. im Stift
St. Florian. Linz 1886, p. 212. •**
Bamberini, Domenico (oder Anton Do-
mcnico), Maler in Florenz, geb. 1666, f 1741.
Schüler des Simone Pignoni, studierte einige
Zeit in Rom und malte nach seiner Rückkehr
nach Florenz für dortige Kirchen und Pa-
läste eine große Anzahl Fresken und Ölbilder.
Auch als Porträt- und Stillebenmalcr ist er
bekannt. Die Uffizicngalcrie besitzt das
Selbstbildnis des Künstlers.
Z a n i, Encicl. III 4S. — P a z z i, Serie de’
Ritratti ctc. I 229. — Arte e Storia XXIII 147 f.,
161 f. R.
Bamberini, Giuseppe, namhafter Mo-
saikmaler in Florenz um 1700.
Zani, Enc. mct. III 48. **
Bambi, Giuseppe Francesco (einst
genannt der Michelangelo der Silberschmiede),
tätig in Florenz um 1586. Von ihm im Dom
zu Florenz ein silbernes Tabernakel.
Zani, Enc. met. III 48.
Bambini, Giacomo, Maler, geb. um 15S2
in Ferrara, f ebenda 1629. Schüler des Do-
menico Mona, von dessen bizarrer Manier
er sich später befreite. Mit dem Maler Giulio
Cromcr (genannt Croma) gründete er in
Ferrara die erste Akademie, jedenfalls unter
dem Einflüsse der Bestrebungen der Carracci.
In den Kirchen seiner Vaterstadt sind von
ihm viele Gemälde zu finden: in der Kathe-
drale eine Verkündigung und ein Abendmahl
sowie 2 weitere Bilder im Altarchore; in S.
Stefano mehrere die Ikona di Maria Vcrgine
umgebende Malereien; in S. Giov. Battista
eine Madonna mit S. Carlo Borromeo; im
Jesuitenkolleg eine Assunta u. eine Christus-
vision des hl. Ignatius; in S. Margherita das
Deckenfresko mit dem Martyrium der hl.
Margarete und eine Darstellung der Paticn-
tia; in S. Guglielmo eine hl. Katharina; in
der Chiesa alle Stimmate eine Madonna in
Gloria mit den Heil. Carlo und Francesco
Saverio; in S. Francesca Romana eine Ma-
donna mit den Heil. Benediktus und Ber-
nardo Tolomei; im Oratorio della Dogana
eine Madonna mit den Heil. Georg, Carlo u.
Franziskus; in S. Giuliano das Altarbild des
Namensheiligen (B.s letzte Arbeit, vollendet
von Ccsare Cromer). Außerdem in der Pina-
kothek des Ateneo Civico zu Ferrara die Heil.
Nikolaus und Ludwig von Frankreich und in
432
Bambini — Ban
der Chiesa del Gesü zu Mantua 3 Altarbilder
mit den Heil. Ignatius de Loyola, Luigi Gon-
zaga und Francesco Saverio.
Avventi, Guida per Ferrara (1838) p. 110
passim. — Frizzi, Mem. etc. di Ferrara (1847
ff., 2. Ausg.) V 429. — Campori, Raccolta
dei catalogi (1870). — Meyer, Kstlerlex. (mit
weit. ält. Lit.). — Arte c Storia XIV 187 ff.
L. O sxola.
Bambini, Giovanni, italien. Maler des
17. — 18. Jahrh., nur erwähnt als Sohn des Ni-
colö B. R.
Bambini, Giovanni Battist a, Maler
in Ferrara, nur dem Namen nach urkundlich
genannt 1646.
Cittadella, Not. rel. a Ferrara p. 631. •*
Bambini, N i c o 1 6, italien. Maler, geb. 1651
in Venedig, t ebenda 1736. Ausgcbildct unter
Mazzoni in Venedig und unter Maratta in
Rom, geriet nach seiner Rückkehr nach Vene-
dig unter den Einfluß Liberis. Schwächer in
der Farbe als in Kompositionen, ließ er man-
che seiner Bilder durch den Genuesen Cassana
rctouchieren. Unter den zahlreichen Malwer-
ken B.s sind hervorzuheben: in Venedig die
Deckenmalereien in S. Mose (früheste Arbeit
des Künstlers), die Geburt Christi in S. Ste-
fano und die Anbetung der Könige in S. Zac-
caria; in Udine die Deckenmalereien in der
Privatkapclle des erzbischöfl. Palastes, die
Gemälde in der Bibliothek und die Heimsu-
chung Mariae im Convertitenkloster ; im Aus-
lande das Urteil des Midas im Museum zu
Basel, die Rache der Fulvia in der Galerie zu
Kassel und das Achilles-Bild im Neuen Pa-
lais zu Potsdam.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). — Kunst-
sammlung Basel, Katalog 1889, p. 63. — M a -
n i a g o, Guida di Udine (1825). — Moschin i,
Guida di Murano 1808, p. 6, 116. — Federigi,
Mem. Trevigianc II 134. — C r i c o, Lcttere, p.
295. R.
Bambini, Stefano, italien. Maler des 17.
bis 18. Jahrh., nur erwähnt als Sohn des
Nicolö B. r.
Bambocci, Pietro-Santc di Carlo,
Maler aus Florenz, um 1711, nur bei Zani
(Enc. met. III 49) erwähnt. H. V.
Bambocdate, Michelangelo delle, s.
Cerquozsi.
Bamboccio, s. Daboccio u. Laer, Pieter v.
Bambost, Jean, Holzbildhauer von Gent,
fertigte 1657 die schönen durchbrochenen
Holztüren der Einfriedigung der Notrc-
Dame-Kapellc in St. Bavo zu Gent.
E. Marchal, La Sculpture etc. 1895 p. 386.
H. V.
Bambridge, Arthur, engl. Porträt- und
Stillebenmaler, stellte in den 80er und 90er
Jahren des 19. Jahrh. sowohl in der Roy.
Academy in London wie auch auf deutschen
Ausstellungen aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 103. —
Kstchronik XXII 615. — Kst. f. Alle V (1890).
Bamelberghe, s. BaelbergUe.
Bameabier, Hans, nach van Mander ein
geborener Deutscher, war Schüler von Lam-
bertus Lombardus und wohnte als Porträt-
maler in Gouda und in Amsterdam, wo er
ungeachtet seiner Trunksucht in einem Alter
von beinahe 100 Jahren gestorben sein soll.
C. v. Mander, Het Schilderboeck ed. 1617,
148 verso. E. W. Moes.
Bamford, Alfred Bennett, engl. Maler
der Gegenwart, tätig in Chelmsford, stellte
hauptsächlich Architektur- und Seestücke seit
1883 in der Roy. Academy, im Roy. Inst of
Painters in Water Colours und auf anderen
Ausstellungen aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 103/4. ••
Bamfylde, Copplestone Warrc, engl.
Baron, Amateur-Maler und -Radierer, Ende
des 18. Jahrh., f 1791. Auf den Ausstellun-
gen der Londoner Akademie 1771 — 83 befan-
den sich von ihm eine Landschaft, Gegend
von Dcvonshire, eine Ansicht von Southamp-
ton u. a.
Meyer, Kstlerlex. (daselbst einige Arbeiten
aufgeführt). — Redgrave, Diction. — Gra-
ves, The R. Acad. of Arts I 104. H. V.
Bamler, s. Baemler.
Bampfylde, s. Bamfylde.
Bampton, Thomas, Silberschmied, Lon-
don, 16. Jahrh. Ein kunstvoll im Renais-
sancestil ausgeführtes Salz- und Pfeffergefäß,
Tempietto-Form, silbervcrgoldct mit Berg-
kristall, mit der Londoner Hall Mark 1577
wird von J. W. Caldicott, The Values of old
English Silver, Lond. 1906, dem Bampton
zugcschricbcn. Abgebildet Taf. IV (1902
für 3000 Pfd. Sterl. verkauft). **
Ban, Aernkin van der, vläm. Bild-
schnitzer, erhält 1468 Bezahlung im Dienste
der Herzoge von Burgund.
De Laborde, Lcs ducs de ßourgogne, II
No. 4746.
Ban, Benedikt, Maler zu Luzern, um
1665, nur urkundlich bekannt; wohl identisch
mit dem Benedikt Bann, der (nach Brun,
Schweizer. Kstlerlex.) um dieselbe Zeit Mit-
glied der Luzerner Lukas-Bruderschaft war.
P. Ganz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Ban, Christoffel, Maler und Form-
schneider (?) von Zürich, geb. daselbst am
17. 12. 1554, lebte 1596 in Frankfurt a/M.,
nur urkundlich bekannt.
P. Ganz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Ban, Gerbrand, geb. in Haarlem etwa
1613, heiratete am 26. 7. 1640 (erstes Auf-
gebot) in Amsterdam, wohnend Achterburg-
wal, Willemyntje Boclen, und war dort auch
als Kunsthändler beschäftigt. In der Samm-
lung des Herzogs von Leicester zu Carton in
Irland ist ein männl. Porträt von 1649 (Notiz
von Dr. Hofstede de Groot), im Museum zu
Amsterdam ein kleines männliches Porträt,
bezeichnet: G. Ban 1650, und ein ähnliches
von 1052 in Privatbesitz in Haarlem. Da
dies letztere und einige andere seiner Por-
38
Künstlerlexikon. BJ. II.
433
Ban — Banck
träts Enkhuiser Patrizier darstellen, ist es
wahrscheinlich, daß er um diese Zeit dort
gewohnt hat. In der Ausstellung in Bremen
1904 war bei den Anonymen (No. 77) eine
von ihm bezeichncte Judith (Notiz von Dr.
Hofstede de Groot).
Obreens Archief V 11. — Moes, Iconogr.
Bat. no 7147. — Pauli, Gemälde alter Meister
im bremischen Privatbcsitz 1904. E. W. Moes.
Ban, Hans Heinrich, Glasmaler und
Glaser von Zürich, gcb. daselbst 1536, f nach
1583, Sohn Ulrichs d. J., nur urkundlich be-
kannt.
P. Ganz bei Brun, Schweizer Kstlerlcx. H. V.
Ban, Heinrich, Maler und Glasmaler
von Zürich, gcb. daselbst vor 1625, f 1599,
Sohn von Ulrich B. d. Ä., mutmaßlicher Schü-
ler des Hans Funk in Bern, 1540 — 1650 in
Freiburg (Schweiz) ansässig, wo er am 11.
2. 1541 als Stadtglasmaler angestellt wird,
darauf bis an seinen Tod in Zürich tätig.
Hier gab er die Glasmalerei vollkommen auf
und arbeitete ausschließlich als Maler und
Flachmaler. Eine Rundscheibc mit den Wap-
pen des Peter Ammann und seiner Ehefrau
Isabelle de Gruyere von 1545 legt ein glän-
zendes Zeugnis von seinem hohen zeichneri-
schen und malerischen Können ab.
P. Ganz bei Brun, Schweizer Kstlerlex. H. V.
Ban, Jan M a 1 1 h y s z., Goldschmied und
Kunstfreund in Haarlem, begleitete um 1591
Hendrik Goltzius nach Neapel. Er war auch
mit Karel van Mander nahe befreundet, der
ihm und C. G. Vlasman sein Schilderboek
1604 widmete.
K. van Mander, Het Schilder-Boek, edit.
Hymans II 367. /. C. E. Peelen.
Ban, Ulrich d. Ä., Glaser und Glasmaler
in Zürich, Stammvater einer bedeutenden Zü-
richer Künstlerfamilic, nur urkundlich er-
wähnt: 1513, 1614 und 1532—1535.
P. Ganz bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Ban (Bann, Pan), Ulrich d. J., einer
der vielbeschäftigtsten Glasmaler in Zürich,
seit 1532 für den Rat tätig, lieferte er
102 Wappenscheiben, darunter zweibogige u.
vierbogige, also prunkvolle Stücke, von denen
aber noch keines nachgewiesen worden ist.
Neben der Kunst des Glasmalens verschmähte
er auch einfache Glaserarbeiten nicht und
muß andererseits auch als Maler tätig ge-
wesen sein, denn er gehörte auch der Malcr-
zunft zur Meise an und wurde 1571 bei sei-
ner Aufnahme in den Rat Maler genannt. —
Er starb 1576.
H. Meyer, Die Schweiz. Sitte der Fenster-
u. Wappen verschenkg. p. 191. **
Baaato, Carlo, Maler in Genua im 18.
Jahrh., nur von Zani, Enc. mct. III 50 mit
unvollständigen Angaben erwähnt. **
Banaurek, Martin, Maler in Kunstadt in
Mähren, malte in der 2. Hälfte des 18. Jahrh.
das Altarblatt „des hl. Martin“ für die Kirche
in Rowctschin.
Cerroni, Verzeichnis von Malern u. ihren
Arbeiten in verschiedenen Kirchen Mährens u.
Schlesiens. S. 9 (Ms. im mähr. Landcs-Archiv) .
W. Schram.
Bane, s. Banck.
Bance, Albert, Tier- und Landschafts-
maler in Paris, geb. daselbst um 1848, f im
Februar 1899, Schüler von Butin und van
Marcke, stellte wiederholt in den Salons
1875 — 1885 aus (Landschaften mit weidenden
Kühen, Marinen usw.).
Bellier-Auvray, Dict. g6n., Suppl. —
Chron. d. arts 1899 p. 60 (Nekrol.). H. V.
Bancelin, E t i e n n e, Bildhauer in Paris,
urkundlich erwähnt 1667.
Jal, Dict. crit de biogr. et d'hist. (1872) p.
206 (unter Bernard, Nicolas). S. Lami.
Banchero, A n g c 1 o, Maler, gcb. in Sestri
bei Genua am 80. 7. 1744, f am 18. 11.
1794 in Rom. Er bildete sich hier unter der
Leitung Battonis, malte anfangs Porträts, so
z. B. 1772 in Genua das Bildnis des Dogen
Giambatt. Cambiaso. Seit 1773 blieb er
dauernd in Rom und malte eine Reihe von
Altarbildern wie für die Kirche dcllc Romite
in Rom (bei S. Maria Maggiore) das Hoch-
altarbild mit der Predigt Johannes’ des Täu-
fers (1777), für die Kapuzinerkirche zu Ge-
nua 2 ovale Bilder mit Halbfiguren von Heili-
gen, für die Annunziata al Guastato eine
Mater Dolorosa. — Nach Alizeri (s. u.), der
ausführliche Nachrichten und Berichtigungen
über diesen Künstler gibt, war B. ein begab-
ter Eklektiker, dessen Arbeiten doch ein ge-
wisser künstlerischer Wert innewohnt.
Alizeri, Not. dei prof. etc. in Liguria
(1864) I 391. ••
Banchi, Giovanni, Bildhauer in Ferrara,
machte für die Festdekoration bei Ankunft
des Papstes Paul III. die Figuren der Pru-
dentia und der Justitia.
Cittadella, Not. rcl. a Ferrara p. 667. *•
Banchieri, A g o s t i n o und Francesco,
Genueser Sticker, für den Papsthof im 17.
Jahrh. tätig.
Bertolotti, Art. Subalpini, II. Ausg. 1884.
• •
Banchieri, s. auch Banchero.
Bancio, Antonio de, Maler in Ferrara,
1423 dem Namen nach erwähnt.
Cittadella, Doc. cd illustr. Ferraresi,
1868. **
Banck (auch Bane oder Bank), Johan
oder Jan van der, Maler, der in der ersten
Hälfte des 18. Jahrh. in London tätig war
und daselbst am 23. 12. 1739 ungefähr 45
Jahre alt gestorben ist; vermutlich war er
ein Sohn des Pieter van der B. Er malte
hauptsächlich Bildnisse in leichter, oft ziem-
lich nachlässiger Manier, die großenteils von
J. Faber in Schabmanier reproduziert wurden.
Sehr häufig findet man Bildnisse ihm zuge-
schrieben, die von Johan de Bacn herrühren.
Geschickt als Karikaturist, zeichnete er die
Illustrationen für die Übersetzung des „Don
434
Banck
Quichote“ von Lord Carteret. In der Nat.
Portr. Gail, befinden sich von v. d. Banck das
Porträt des Rcv. Sam. Clarke und das von
Isaac Newton; ferner ein weniger gelungenes
großes Figurenstück in Hampton Court.
Wal pole (und Vertue), Anecdotcs of
painting in England. — Van Eynden en
Van der Willigen, Gcschicdenis der vader-
landsche Sckildcrkunst. I 280. — Sternberg,
Kat. IV No. 4796, 5408. — Nagler, Kstlerlex.
I 249, 252. — Le Blanc, Manuel. — Red-
grave, Dict. — Meyer, Kstlerlex. (Verz.
von Stichen nach ihm). — Kat. d. Nat. Portr.
Gallery, London. **
Banck (oder Bane), Pieter van der,
Kupferstecher, geb. 1649 in Paris, t 1697 in
Bradford, Schüler von Francois Poilly. Um
1674 ging er mit dem französischen Maler
Henri Gascard nach London, wo er bis zu
seinem Tode tätig war. Seine Stiche, mei-
stenteils Bildnisse, sind durch große Sauber-
keit und Feinheit der Behandlung ausgezeich-
net und haben zum Teil besonderes histori-
sches Interesse, wie seine Porträtköpfc für
Kennet’s History of England, seine Stiche
nach vielen bedeutenden Porträts Knellers
und nach Vcrrios Gemälden in Windsor.
W a 1 p o 1 e, Anecdotes of painting in Eng-
land p. 137. — Ders., A Catal. of engravers p.
10. — Meyer, Kstlerlex. (Verz. s. Werke). —
Redgrave, Dict. 1878 p. 441. *•
Banck, s. auch Bank.
Banckaert, J o o r i s, Glasmaler in Brügge,
lernte bei Buckel Hcrman seit dem 26. 7.
1523, wurde Frcimcistcr am 2. 11. 1536, „Vin-
der“ 1539/40 und Regent der Gilde 1546/7.
Am 7. 5. 1544 wurde ein Kontrakt mit ihm
abgeschlossen betreffs Lieferung von 6 ge-
malten Glasfenstern für den neuen Saal im
Schöppenhausc. Die Fenster sollten enthalten
die Porträts des Königs, des Kaisers und der
Kaiserin, das Wappen der Königin-Regentin,
die Devise Plus oultre, das Wappen von Vlan-
dern und dasjenige von Brügge. Für jedes
sollte er 14 s. gr. erhalten. — Bald darauf, am
11. 8. desselben Jahres, übernahm er auch die
Lieferung 2 gemalter Fenster für die Kapelle
im Schöppenhause.
Feric Boucken der Tresorie van der stede
van Brügge, vol. 2. James Weale.
Bancks, s. Banks.
Banco, A b r a m o, italien. Kupferstecher
aus Siena, tätig in der 1. Hälfte des 17. Jahrh.,
von dem nur eine Reihe von Begräbnisfeier-
lichkeiten nach Zeichnungen des Francesco
Perucci (Sohn des Orazio P.), die 1639 in Ve-
nedig erschienen, bekannt ist.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc, Manuel.
P. K.
Banco, Antonio di, florentinischcr Bild-
hauer gegen Ende des 14. und zu Anfang des
15. Jahrh. In den Jahren 1394 — 1407 war er
bei den Arbeiten an der äußeren Ausschmük-
kung des Domes von Florenz beschäftigt, ur-
sprünglich, wie cs scheint, als bloßer Stein-
metz (lastrajuolo), später als Bildhauer und
Banco
Maestro. In dem letztgenannten Jahr ar-
beitete er mit seinem Sohn Giovanni oder
Nanni (s. diesen) gemeinschaftlich an den
Skulpturen des (nach dem Chor zu) zweiten
nördlichen Domportals. 1414 ist er Dom-
baumeister. Neuerdings schrieb man ihm
eine streng gehaltene Verkündigung im Dom-
museum zu, aber die Urkunden ergaben Ja-
copo di Picro als Verfertiger.
Vasari-Milanesi, II 161 ff. — Quellen-
schriften zur Kunstgcsch. etc. herausg. von Ei-
telbcrgcr, IX : Donatello, seine Zeit u. Schule,
von H. Semper p. 55, 56, 58, 60, 61. — H. Sem-
per, Die Vorläufer Donatellos, in Zahns Jahrb.
f. Kstw. III 26 ff. — Jahrb. d. preuß. Kstsamml.
VIII 148, 149, 152, 153, 227—230; XI 98. —
A. Venturi, Storia d'arte IV 716.
Frits Knapp.
Banco, Nanni d’Antonio di, floren-
tinischer Bildhauer, Sohn des Antonio, geb.
ca. 1373, am 12. 2. 1421 schon gestorben,
Schüler Niccolo d’Arczzos, nicht Donatellos,
dessen Altersgenosse er war. An Talent und
Bedeutung diesem nicht gleich, gehört er im
Gebiet der Skulptur jedoch jedenfalls mit zu
den bahnbrechenden Meistern der Renais-
sance. Er wurde am 2. 2. 1405 in der Stein-
metzenzunft immatrikuliert. Zusammen mit
seinem Lehrer arbeitete er 1407 — 09, gemein-
schaftlich mit seinem Vater und gleichzeitig
mit Donatello, an dem zweiten nördlichen
Scitenportal des Florentiner Doms ein Kranz-
gesims mit Blattwerk und einen Fries mit
Engclfiguren. 1408 wurde er, zugleich mit
Niccolö d’Arczzo, Donatello und Ciuffagni
beauftragt, für die Fassade des Doms die
sitzenden Evangelistcnstatuen auszuführen,
die seit 1586 in den Seitenkapellen des
Domchorcs ausgestellt sind. Seine Statue des
Evangelisten Lukas ist noch vorwiegend im
Stile Niccolös. Mehr als Donatello, der eher
von ihm gelernt hat, wirkte das Vorbild der
Antike auf ihn wie bei keinem andern Pla-
stiker seiner Zeit. Besonders seine frühen
Statuen an Or San Michele zeigen das so-
wohl in den schweren untersetzten Proportio-
nen, wie in der Bildung der Köpfe und der
stark eingebohrten Haare. Der hl. Philippus
und die seit 1408 gearbeiteten vier Heiligen
für die Nische der Bauhandwerker bekunden
das am besten. Freilich lassen sic in ihrer
Unbelebtheit und starren Haltung sehr die
frische Naturanschauung vermissen. Darun-
ter ist ein vorzügliches, von antikem Rc-
licfstil stark influcnziertes Relief, das einen
Bildhauer bei der Arbeit an einer Knabenfigur,
andere mit architektonischen Arbeiten be-
schäftigt darstellt. Bezüglich der Gruppe der
vier Heiligen erzählt Vasari, daß Donatello
dem Künstler für ein Abendessen Hilfe ge-
leistet, indem er die Statuen durch Ver-
kürzung der Schulterbrcite und andere Ver-
änderungen dem Raume angepaßt habe; doch
ist an den Figuren von solchen gewaltsamen
: z8*
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Banco — Bändel
Verbesserungen nichts zu bemerken. Dona-
tcllos Einfluß macht sich an einem hl. Petrus
ebenda bemerkbar. Unter Ghibertis Einfluß
lebendiger, zugleich gotischer ist der hl. Eli-
gius, um 1515, an Or San Michele, der in
seiner frischen Haltung vielleicht auf Dona-
tellos Ritter Georg gewirkt hat.
Ein Meisterwerk, das den Geist der Re-
naissance schon in voller Deutlichkeit zeigt,
ist seine letzte Arbeit, die schöne, zu Vasaris
Zeit dem Jacopo della Quercia zugeschriebene
Gicbelgruppe über dem oben erwähnten, nörd-
lichen Scitcneingang des Domes: Die Ma-
donna, in einer Mandorla von Engeln um-
geben, dem hl. Thomas ihren Gürtel reichend.
— Uber Bancos architektonische Tätigkeit
haben wir nur die eine Notiz, daß er 1416 im
Auftrag der Dombauverwaltung gemeinschaft-
lich mit Bruncllcschi und Donatcllo ein Kon-
kurrcnzmodell für die Domkuppel herstellte.
— Ein Porträt des Künstlers, Brustb. im
Profil, gez. von Vasari, Holzschn. in versch.
Ausg. des Vasari, in der Bottarischen Radie-
rung. Gest, von Cecchi, in: Serie degli
uomini i piu illustri etc. 4.
Vasari-Milanesi, II 1G1 — 5. — Va-
sa ri- Heit z, III 21. — Baldinucci, Op.
V 172 — 180. — M. Rcymond, Gazette d. b.-
arts 1895 I 40. Frits Knapp.
Banco, s. auch damit verbundene Vornamen.
Bancoli, italicn. Kupferstecher des 18. Jahrh.,
nur von Zani, Enc. III 51, erwähnt. p. K.
Bancosis, Lotto de. Seine Signatur :
„Ego Presbyter Lottus de Bancosis hanc prae-
fatam primam partem scripsi, hac die prima
mensis Novembris cxplevi 1471“ sah Zani (Enc.
met. III 61, 266) und nennt ihn einen vor-
trefflichen Schreiber u. Miniator, ohne nähere
Angaben über den betreffenden Codex. **
Bancroft, Elias (R. C. A.), engl. Land-
schaftsmaler in Manchester, stellte seit 1874
bis in die letzten Jahre häufig in der Roy.
Academy und in der Roy. Cambrian Academy
aus. Unter den Motiven seiner Bilder be-
gegnen uns auch mehrere aus Rothenburg
o. d. T.
Graves, The R. Acad. of Arts I 104. **
Band, engl. Gemmenschneider des 18.
Jahrh., bekannt durch eine Gemme, darstel-
lend : Kastor und Pollux, mit Helm u. Lanze,
zu Pferd. Bez. BAND. INV.
Raspe, Descriptive Catalogue (der großen
Gemmenpastensammlung von Tassie). London
1791, No. 1266. — Manuscr. Rollett.
Band, Franz, gen. Bondinelli, Zeichner
und Maler, aus Porrentruy im Bern. Jura,
t daselbst 1813. Von ihm ein Jugendporträt
Leopold Roberts, der 1805 — 06 sein Schüler
war (im Besitz Nicolet in Chaux-de-Fonds).
Ein anderes Gemälde von ihm stellt den
Durchmarsch Schweiz. Gefangener bei Cour-
rendlin 1798 dar. Ein besonderes Verdienst
Bands ist die zeichnerische Aufnahme der
alten Schlösser und Ruinen des Berner Jura.
E. L. G i r a r d bei Brun, Schweizer. Kstler-
lex. H. V.
Ban dar, Claude, Radierer, 1651 in Paris,
nur dem Namen nach urkundlich genannt.
Herluison, Actes d’£tat-Civil, Orleans
1873 p. 18. M
Bandarth. Jesuitenbruder aus Antwerpen,
beendete gegen 1619 den von Bcmardoni und
anderen begonnenen Bau der Jesuitenkirche
zu St. Peter in Krakau, eines umfangreichen
und zu den edelsten im Nordosten Europas
gehörenden Denkmals der Barockarchitektur.
St. Tomkovricx.
Bandau, Carl, wenig bekannter Porträt-
maler in Berlin, stellte auf der Ausstellung
der k. Akad. der Künste, Berlin 1834 meh-
rere Bildnisse in Ol aus.
Kat. d. Ausstellg. H. V.
Bandeira, D. Laura Saurinet, Malerin,
Portugal, war auf der Dezennal-Ausstellung,
Paris 1900 mit dem Porträt des Geigenma-
chcrs Victor Wagner vertreten. a. Haupt.
Bändel, Ernst von, Bildhauer, gcb. am
17. 5. 1800 in Ansbach, kam 1817 nach Mün-
chen auf die Kunstakademie und arbeitete im
Atelier Karl von Fischers plastische Archi-
tekturomamente. Nach Fischers Tod (1820)
ging B. von der Architektur zur Malerei über
und zeichnete und malte als Schüler von P.
v. Langer, der der streng antikisierenden Auf-
fassung in der Malerei huldigte, korrekt und
fleißig nach der Antike. Andere Lehrer B.s
auf der Akademie waren Kcllcrhovcn, J.
Haubcr, A. Seidl, W. v. Kobell, C. E. Heß.
B. kopierte Rubens und van Dyck; seine Fa-
milienbildnisse in öl, Aquarell, Bleistift und
Farbstift zeigen früh seine Begabung im Bild-
nis. Zahlreiche Aktstudien nach dem leben-
den Modell (Auswahl der besten in der Tech-
nischen Hochschule in Hannover). König
Maximilian von Bayern nahm sich seiner vä-
terlich an ; im Aufträge der Königin malte er
in großen Aquarellen die Zimmer der kgl.
Familie im Münchener Schloß (1821). B.
fing auch zu modellieren an, geriet 1820 in
die Werkstatt des durch seine Porträtbüsten
bekannten Bildhauers Haller und ging zur
Bildhauerei über. 1825 ging er auf 2 Jahre
nach Italicn; in Rom trat er zu Thorwaldsen
in Beziehung, mit dessen Klassizismus er
nicht einverstanden war ; er suchte nach Wahr-
heit und Natürlichkeit und einer gesunden
volkstümlichen Kunst. In Rom strenges Stu-
dium der Antike und des lebenden Modells,
gezeichnet, modelliert, gemeißelt; er haut die
Büste Ebelings direkt aus dem Marmor. Die
beiden römischen Jahre sind die arbeitsreich-
sten u. glücklichsten seines Lebens. Freund-
schaftlicher Verkehr mit Schwanthaler, ohne
Möglichkeit eines dauernden Verständnisses.
September 1827 kehrt er nach München zu-
rück; hier gehört er 7 Jahre zu dem Kreise
der klassizistischen Bildhauer, die Ludwig I.
436
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Bändel
um sich versammelte und beschäftigte (Gie-
belschmuck der Glyptothek, Walhalla) ; B.
arbeitet zusammen mit Rauch, Rietschcl,
Schwanthaler. 1834 ging er nach Berlin ;
hier sagte ihm die realistische Richtung Scha-
dows und seine scharf charakterisierende Ar-
beit sehr zu ; auch zu Rauch trat er in nähere
Beziehung. Größere Aufträge führten ihn
noch 1834 nach Hannover, wo er Reliefkom-
positionen für den Tanzsaal im Schloß und
die Schloßkirche schuf und im Anschluß dar-
an Gipsreliefs in der Aula der Universität
Göttingen. Schon in München hatte er den
Plan eines monumentalen Armin-Denkmals
gefaßt; dieser Plan führte ihn 1836 nach Det-
mold; er wählte die Grotenburg (Teutberg)
im Teutoburger Wald als Denkmalsplatz.
Das erste kleine Modell zum Denkmal ent-
stand 1830, ein größeres stellte B. 1834 in
Berlin aus, 1836 entstand in Hannover ein
weiter ausgeführtes. Die lange Entstehungs-
geschichte durchzieht das ganze fernere Le-
ben B.s. Der architektonische Unterbau, eine
Art Rundtempel mit kuppelförmiger Be-
dachung war 1846 vollendet. Dazwischen
unternahm B. wieder zwei Reisen nach Ita-
lien, 1838 — 39 war er in Carrara aufs eifrigste
mit Marmorarbeiten beschäftigt; es entstan-
den einige seiner besten Werke. 1844 war
er abermals zu diesem Zwecke in Carrara.
1847 siedelte er von Detmold wieder nach
Hannover über; von 1846 bis 1862 trat ein
vollständiger Stillstand in der Denkmalsfrage
ein ; in diesen Jahren schuf B. in Hannover
eine große Reihe neuer Werke. 1862 wurde
die Denkmalsarbeit wieder aufgenommen ;
eigenhändig hämmerte B. die Riesenfigur des
Armin in Kupfer. Am 16. 8. 1875 wurde das
Denkmal in Gegenwart Kaiser Wilhelms I.
und vieler deutscher Fürsten eingeweiht. B.
starb auf der Rückkehr aus Italien am 25.
9. 1876.
Werke: Büste P. v. Langers (in Marmor
1834) auf dem Friedhof in Haidhausen. Le-
bensgroße Statue eines ruhenden Mars, Faun,
der einer Ziege auf einer Schalmei vorbläst,
Amor, Caritas (1834 in Marmor, Museum
Hannover), Mädchen mit Orakclblume, sämt-
lich 1820 in Gips. 1821 — 22 in Nürnberg zur
Restaurierung des Schönen Brunnens sechs
große Figuren in Sandstein und die Modelle
zu Moses und den Propheten. 1824 die Fi-
guren am Skelldenkmal in München, in Sand-
stein. — In Rom entstanden in Marmor die
Büsten von Sickingen (Walhalla), Ebcling,
Maximilian I., des Bankiers Eichthal, ein
Grabrclicf in Marmor (auf B.s eigenem Grab,
Friedhof Hannover), die Figur eines sich
verhüllenden Amor und die Büste der schö-
nen Albanesin Vittoria (Hannover, Privatbe-
sitz). — In der Münchener Zeit von 1827 bis
1834 entstanden meist im Aufträge Ludwigs I.
die Glyptothck-Gicbclfigurcn „Bildhauer“ und
„Hoffnung“, lebensgroß in Marmor, Karya-
tidenköpfe für das Herzog Max-Palais, ein
segnender Christus für die Michaeliskirche
in Hof (beide in Gips), eine Marmorvase für
Graf Schönborn, eine Kopie der griechischen
Vase von St. Cacilia in Trastevere, Büsten
von P. Heß, Stieler, Gärtner, Dominik Quag-
lio, Skizzen zu den Büsten von H. Heß, Zim-
mermann, Rottmann, Ohlmüller, Voigt, Ams-
ler, Ziebland; die ersten Skizzen des Armin-
Denkmals. In Berlin 1834 Büste Chamissos
(Gips), in Hannover Relief der 9 Musen u.
von Orpheus und Arion im Schloß, die Re-
liefs aus der Hcilsgcschichte Christi in der
Schloßkirche, in Göttingen das Giebclrelief
für die Aula Der Genius der Wissenschaften
(Sandstein), zwei Grabmäler in Sandstein
und die Statue Wilhelms IV. vor der Uni-
versität. In Hannover wiederum: Büste der
Prinzessin Augusta von Cambridge (Mar-
mor), die Figur Heinrichs des Löwen (Gips).
In Carrara 1838 — 39 und 1844 — 45: Thus-
neldastatue in Marmor (Detmold, Schloß),
Thusneldabüsten in Gips, die Marmorgruppe
Herakles und Iphiklca (Berlin, Privatbes.),
Christus auf dem Kreuz schlafend (Marmor),
Madonna mit dem Christuskinde (Gips),
Taufstein für die St. Petrikirche in Hamburg,
Sich schmückende Venus (Marmor, Hanno-
ver, Museum), Büsten des Fürsten und der
Fürstin Pauline zu Lippe (Marmor, Detmold,
Schloß), Mädchen mit Amor, Venus in der
Muschel (beide in Gips), Merkur, der die
Leier erfindet (Cumberland-Galerie Hanno-
ver), Jahreszeiten (Statuetten in Marmor,
Blasewitz Privatbes.), Skizze von Venus,
Juno, Minerva, zu einer Gruppe Paris' Urteil,
Erste Skizze der Amor u. Psyche-Gruppe,
Jäger mit Hunden. In Hannover von 1846
bis 1862: Sandstcinreliefs am Militärhospital,
der Entbindungsanstalt, Taufsteine in Mar-
mor für die Kirche in Rosdorf u. die Schloß-
kirche in Hannover, Apostelfiguren in Sand-
stein für den Loccumer Altar, Bronzemedail-
lons von F. Andreä und Rohrs (Hannov.,
Grabmal), Büste Grabbes (Gips, Detmold
Bibliothek), Shakespeare- und Goldoni-Sta-
tuetten in Sandstein (Hannov., Hoftheater),
Goethe-Statuette, Amazone, Ruthstatue (Berl.,
Privatbesitz), David-Statuette (Hannover,
Mus.), Tag und Nacht (kl. Gruppe), Gerech-
tigkeit und Einigkeit (Statuetten), sämtlich
in Gips, Marmormedaillons von König Ge-
org V. und Königin Marie, Wandmalereien
im Saale des Kunstvcrcins in Hannover, bis
1875: Arminstandbild.
B. wollte der herrschenden antikisierenden
Richtung nicht angehören und auch der Ro-
mantik (Schwanthalers) sich nicht in die
Arme werfen; er wollte ganz selbständig sein,
aber er war nicht groß genug, eine Plastik,
die er ahnte, zu verwirklichen, wie es in
Frankreich Rüde und David d’Angers getan
437
Bändel — Bandiera
hatten. Ähnlich wie Rauch und Rietschel er -
strebte er eine realistische, nationale Plastik,
ohne sich über die Mittel ihrer Verwirkli-
chung klar zu sein, denn B. war kein bahn-
brechendes Genie, auch nicht in seinem Ar-
mindenkmal, sondern nur ein Talent; sein
deutscher Charakter war größer als sein
künstlerisches Ingenium. So ist er im Grunde
über die Schranken der Hallerschen Kunst-
richtung nicht hinausgekommen; er ist im
wesentlichen in der klassizistischen Formen-
welt im Sinne Thorwaldsens gebannt ge-
blieben. Dabei leidet er zuweilen an dem
Grundfehler Schwanthalers, der Flüchtigkeit
der Mache. Sein Bestes und Eigenstes gab
B., wie sein Lehrer Haller, in seinen Porträt-
büsten. Sie bekunden am deutlichsten seinen
gesunden Blick für das wirkliche Leben und
für das Charakteristische, eine frische Natür-
lichkeit und Realistik, die ihn in die Nähe
von Rauch führt; man spürt das gründliche
Studium der Porträtplastik der römischen
Kaiserzeit. Von seinen Idealfiguren sind die
bedeutendsten die Caritas (durch Brand ver-
nichtet) und die sich schmückende Venus.
Herrn. Schmidt, Ernst von Bändel. Ein
deutscher Mann u. Künstler. Neue Aufl. Han-
nover 1900. — Bändel, Die Arminsäule, Han-
nover 1861. — H. Thorbecke, Zur Geschichte
des Hermannsdenkmals. Festschrift m. e. biogr.
Skizze. Detmold 1875. — Das Hermannsdenkmal
u. d. Teutoburger Wald, nach d. Nat. aufgen. v.
J. Menke. Mit e. Titelbl. in Farbendruck von
Scheuren u. poet. Text v. F. Dahn, F. Freilig-
rath, E. Geibcl, R. Gottschall u. a. Detmold
1875. — Zeitschrift f. bild. K. Beiblatt VI (1871)
212 ff., X 736 ff. P. Kühn.
Bändel, F. A. Ein diesen sonst unbekann-
ten Namen tragendes Stilleben (totes Ge-
flügel) wurde mit der Sammlung Brade
(Wiesbaden) bei Ileberle in Köln im Dez.
1897 verkauft. **
Bändel, Heinrich von, Sohn des Ernst,
Bildhauer, geb. am 23. 6. 1829 in München,
f am 10. 10. 1864 in London. Er bildete sich
unter Leitung seines Vaters, zeigte außerge-
wöhnliche Begabung für das Porträt Im
Winter 1844—45 war er mit seinem Vater in
Carrara, wo er seine erste Marmorarbeit, ein
Reliefbildnis des Fürsten von Lippe-Detmold
ausführte. 1849 folgte er einem Ruf nach
London, arbeitete dort zuerst für den Bild-
hauer Campbell ein überlebensgroßes Modell
Lord Benticks und entwarf zahlreiche Kom-
positionen für andere Künstler. In den Jah-
ren 1853 — 1861 war er auch regelmäßiger
Aussteller in der Royal Academy.
Werke: Lebensgroßes Gipsmodell eines jun-
gen Achill, eine auf springendem Panther
sitzende Bacchantin, Gruppe Venus u. Amor,
beide in Gips. Eine Gruppe Bacchantin mit
Satyr, eine sterbende Amazone zu Pferd, mit
Figuren reich verzierter Kandelaber, sämtl.
in Bronze, 12 Rclieffiguren (Tages- u. Jahres-
zeiten) im Bridgewater-Housc in London
(Gips), eine lebensgroße Mignon in Marmor
auf Marmorpostament mit bronzenem Relief.
Meyer, Kstlerlex. II 670. — Graves, The
Roy. Academy of Arts, 1905 p. 104. P. Kühn.
Bändel, Johann Georg, Medailleur in
Kassel, dessen Monogramm J. G. B. auf einer
ovalen Schaumünze des Landgrafen Ludwig
VI. von Hessen-Darmstadt, datiert 1666, er-
scheint. — Auch im 18. Jahrh. werden in
Kassel noch mehrere Münzmeister des Na-
mens (auch Bandell, Bantel geschrieben) er-
wähnt.
Hoffmeisters gesammelte Nachr. über
Kstlcr. u. Ksthandw. in Hessen. Hannover 1885.
Bandeil, E u g e n i e L., Landschaftsmalcrin
und Radicrerin zu Frankfurt a. M., geb. da-
selbst am 21. 12. 1863, Schülerin von G. Cor-
nicelius, B. Mannfcld und W. Trübner.
Drcßlcrs Kunstjahrbuch 1908. — Hirsch,
Künstlerinnen der Neuzeit S. 30. — Kunst für
Alle XVIII. — Weizsäcker, Kunst u. Kstl.
in Frankf. S. 99. — Ausstellungskataloge u. a.
München, Berlin (Sezession). -y.
Bandeville, französ. Bildhauer, 1863 er-
wähnt unter denjenigen Künstlern, die zur
Ausschmückung des 1862 — 64 neu erbauten
Grand Theätre zu Toulon dekorative Skulp-
turen zu liefern hatten.
Richesses d’Art, Province, Monum. civ. VI 277.
5. Lami.
Bandiera, Bcncdctto, Maler in Perugia,
geb. 1564 in Perugia, f am 1. 5. 1634 daselbst
(nach Lanccllotti, Eph. Perusina, Ms. der
Bibi. Communale, ad diem.). Nach Lanzi ist
er ein Verwandter des Sienesen Franc. Vanni.
Als sein Lehrmeister gilt Fedcrigo Baroccio,
unter dessen Einfluß ihn seine Gemälde in
S. Angelo dclla Pace, im Hospital der Mi-
scricordia, in S. Caterina, in S. Francesco al
Prato und anderen Peruginer Kirchen zeigen.
Von 1590 — 1619 war er für die Kirche und
das Kloster S. Pietro dei Cassincsi vor
Perugia tätig. Mehrere Werke von ihm sind
dort noch vorhanden. Eine Madonna mit
S. Caterina, Maria Maddalena und anderen
Heiligen wurde von den Franzosen 1811 auf
Grund eines kaiserlichen Dekretes aus der
Kirche S. Caterina im Quartier Porta S. An-
gelo entführt, aber 1817 wieder zurückgege-
ben. Seine Fresken in den Lünetten des er-
sten Klosterhofes von S. Agostino und vier
Limetten im Klosterhof von S. Girolamo,
letztere Taten des Hl. Franz darstellend, sind
zugrunde gegangen. In der Matrikel der
Peruginer Malerzunft wird er unter den Mit-
gliedern fuori dcl Collegio aufgezählt und
zur Steuer von jährlich 10 Soldi heran-
gezogen.
P a s c o 1 i. Vite de’ pitt. scult. e archit. perug.,
Roma 1732 p. 162. — Orlandi, Abeced. pitt.
— Orsini, Guida di Perugia (an vielen Stel-
len). — Lanzi, Storia pitt. II 135. — Ma-
tt a r i, Doc. c Note 63 in : Apologetico. —
438
Bandinelli
R o s s i, Giomale di Erud. Art. IV 212, 214, V
326, VI 23, 105. — Lupattelli, Storia della
Pitt, in Perug., Foligno 1895 p. 59, 61, 62.
Walter Bombe.
Bandinelli, Bartolommco, gen. Baccio
Bandinelli, geb. am 12. 11. 1493 in Florenz,
Sohn des angesehenen, von den Medici viel
beschäftigten Goldschmieds Michelangelo di
Viviano de’ Brandini da Gaiuole, nahm 1530
statt seines eigentlichen Familiennamens de'
Brandini unberechtigterweise den Gcschlcchts-
namen der altadeligen Sienescr Familie Ban-
dinelli an (Vasari-Milanesi VI 133, Anm. 2).
Er bildete sich als Schüler seines Vaters und
des Giovanfrancesco Rustici, unter dem Ein-
fluß der Schlachtenkartons von Michelangelo
und Lionardo.
Die zeitgenössischen Quellen über sein Le-
ben sind nicht ungetrübt: teils stehen sie
unter dem Eindruck des Hasses, den sein un-
seliger Charakter sich selbst gesät, teils der
verlogenen Schönfärberei, mit der er die
eigene Entwickelung der des von ihm be-
neideten Michelangelo anzunähern suchte.
Cellinis Ausfälle wie Vasaris ausführliche, auf
eigene Angaben B.s zurückgehende Notizen
wollen darum mit gleicher Kritik aufgenom-
men sein. Von dem Vorwurf, aus Miß-
gunst Michelangelos Karton 1516 zerschnitten
zu haben, hat ihn die neuere Forschung be-
freit. Schon Vasari, auf dessen Biographie
diese Nachricht zurückgeht, widerspricht sich
selbst im Leben Michelangelos; auch erwäh-
nen weder Condivi noch Bcnedctto Varchi in
seiner Leichenrede auf Buonaroti diese Tat-
sache, und nicht einmal Cellini, der 1518 noch
vor dem Karton studierte, weiß davon zu mel-
den. Herrscht über seinen Charakter bei Mit-
und Nachwelt ziemliche Einmütigkeit, so ist
seine künstlerische Persönlichkeit desto mehr
umstritten.
Als Bildhauer hat er sich selbst geschädigt,
indem er sich ohne Aufhören neben die Größ-
ten stellte und ihre Wege kreuzte, dabei in
ewiger Gier nach Erwerb Auftrag über Auf-
trag an sich reißend, seine unausgereiften Ar-
beiten halb fertig ließ oder flüchtig durch-
führte. Die Malerei hat er nach geringen
Versuchen, über die Vasari anekdotisch be-
richtet, aufgegeben (sein gutes Bildnis in der
Malcrsammlung der Uffizien soll von B.s
eigener Hand herrühren). Als Meister der
Zeichnung hat der Vielgetadcltc der Floren-
tiner Schule zweifellos Ehre gebracht. So
hat nach ihm Marcanton den Kindermord
und das berühmte große Blatt mit dem Mar-
tyrium des hl. Laurentius gestochen, Ago-
stino Veneziano anatomische Studien, eine
Komposition der Iphigenie, eine nackte Cleo-
patra.
Als Bildhauer begann er seine Laufbahn
mit einer IVj Ellen hohen in Wachs ana-
tomisch subtil und naturalistisch durchgeführ-
ten Hieronymusstatue, die Lionardo gelobt
haben soll (vielleicht eine der ersten dieser
später so beliebten anatomischen Akademien),
und einem jugendlichen Merkur, der später
an Franz I. nach Frankreich kam. — Mit der
Rückkehr der Medici setzte für B. die Pro-
tektion dieser Familie ein. Der Herzog von
Nemours verschaffte ihm den Auftrag zu einer
der Apostelstatuen für den Dom, dem hl. Pe-
trus. Beim Einzug Leos X. in Florenz fiel
sein Kolossalcntwurf einer Gruppe Herkules
und Cacus auf, sein größter künstlerischer
Gedanke, dessen Ausführung oft durchkreuzt,
sich durch sein ganzes Leben hinziehen sollte.
Besonders reich ist er in Rom mit Auf-
trägen bedacht worden: die Arbeit für den
Papst an der Santa Casa in Loreto unterbrach
er zwar nach einem Zerwürfnis mit Sanso-
vino, soll aber doch 1531 sein Relief der Ge-
burt Mariä selbst vollendet haben. Auf Ver-
wendung des ihm besonders gewogenen Kar-
dinals Giulio bestellte Leo bei Ba. eine Mar-
morgruppc Orpheus u. Cerberus für den Hof
des Pal. Medici, die später ins Casino di S.
Marco kam. Die Kopie des Laokoon, die der
Papst an Stelle des versprochenen Originals
für Franz I. bestimmt hatte, ist noch heute in
den Uffizien erhalten.
Für den Eingang der Villa des Kardinals
am Monte Mario (später Villa Madama) hat
B. damals zwei „giganti“ gearbeitet, die zu-
grunde gegangen zu sein scheinen.
Als Günstling des mediceischen Hauses
mußte er zwischen 1527 und 1530 die Vater-
stadt meiden. Zu Genua und Bologna tritt
er damals in Beziehungen mit Karl V.; auf
das Geschenk eines Bronzereliefs der Kreuz-
abnahme machte ihn der Kaiser zum Ritter
von S. Jago. Das Standbild des Andrea
Doria als Neptun für die Genueser Republik
ließ er trotz empfangener Bezahlung unvoll-
endet. Unausgeführt blieb auch das Modell
eines hl. Michael, der nach dem Wunsch des
Papstes die Engelsburg krönen sollte.
Die Wiederkehr der Medici bringt eine
Zeit der Triumphe für B. : der mächtige Mar-
morblock aus Carrara, seit 1508 bestimmt von
Michelangelo zu einer Gruppe des Herkules
und Cacus am Eingang des Palazzo vecchio
dem David gegenüber verarbeitet zu werden,
wurde unter Einwirkung seiner jetzt fürst-
lichen Gönner dem republikanisch gesinnten
Meister aberkannt und dem loyalen Bandinelli
übergeben. Die 1534 erfolgte Aufstellung
der Gruppe, die seither ihren Platz vor dem
Pal. Vecchio (anders wie ihr Gegenstück)
behauptet hat, bedeutete zwar den ersten wirk-
lichen Triumph über sein mit Neid verfolgtes
großes Vorbild, brachte aber die abfällige
Meinung über den künstlerischen Charakter
seiner Arbeiten in vernichtender Schärfe zum
Ausdruck. Dafür äußerte sich die Zufrieden-
heit seiner Auftraggeber in Belohnungen, wie
Bandinelli
der Dedikation eines Landgutes oder in neuen
großen Aufträgen. Die Gräber der beiden
Medici-Päpste — heute im Chor der Minerva
in Rom — waren ihm von Clemens VII. zu-
gedacht, sollten aber nach des Papstes Tode
1554 an Alfonso Lombardi vergeben werden.
Durch die Gunst der Donna Lucrezia Salviati,
einer Schwester Leos X., wußte B. den Auf-
trag wieder an sich zu bringen, erfüllte ihn
aber erst nach Jahren, wobei er gerade die
Hauptfiguren dem Raffaello da Montelupo
und dem Nanni di Baccio Bigio überließ.
Denn inzwischen hatte er sich dem Monument
zugewandt, das der junge Herzog Cosimo I.
seinem Vater Giovanni delle bande nere in S.
Lorenzo setzen wollte. Der Sockel mit sei-
nem historischen Relief wird zu B.s befrie-
digendsten Arbeiten gerechnet; mit der un-
fertigen Statue ist er erst 1850 zu dem heuti-
gen unerfreulichen Ensemble vor der Kirche
zusammengefügt.
Durch seine Berufung als Baumeister und
Bildhauer bei Vollendung der von Michel-
angelo begonnenen Kirche der Madonna della
Quercia vor Florenz zum Renommee eines
Architekten gekommen, wurde er ähnlich wie
Michelangelo bei Paul III. vom Herzog zum
Leiter aller Arbeiten beim Dom bestellt.
Als der Herzog 1540 den alten Familien-
palast der Witwe Alessandros, Margareta
von Österreich überließ und selbst den Pal.
Vecchio bezog, projektierte B. gemeinsam
mit Giuliano di Baccio Bigio einen großen
Audienzsaal, dem in Wirklichkeit später Va-
sari die endgültige Gestalt geben durfte.
Ausgeführt wurden von ihm nur die Porträt-
statucn der Medici : Herzog Alcssandro, Leo
X., und die nur zum Teil von ihm gearbeitete
Krönung Karls V. durch Clemens VII.
Als Leiter des Dombaus ging er im Auf-
trag des Herzogs an die Verwirklichung von
Brunncllescos ursprünglichem Plan für den
„coro“, Schranken, die in weitem Achteck mit
architektonischen Abschlüssen den riesigen
Altar unter der Kuppel umziehen sollten. Die
Einzelstatuen hatten ihre Schicksale : eine, den
Adam, arbeitete er gleich zu einem Bacchus
um (Pal. Pitti) ; die schließlich aufgestelltcn
Figuren der Voreltern sind als indezent unter
Spott entfernt und ins Bargcllo gekommen ;
die Statue Gottvaters (von Vinccnzio de'
Rossi ausgeführt) und die Gruppe des toten
Christus stehen heute in der Kirche und im
vorderen Klosterhof von S. Crocc. Die 88
Rclieffüllungen mit Propheten und Heiligen
an der Balustrade zeigen ihn endlich von sei-
ner glücklichsten Seite: als Zeichner voll
Grazie und Kraft, mit feinem Sinn für die
Füllung eines gegebenen Raums und uner-
müdet im Finden neuer Motive für das gleiche
Thema. Als man die Chorschranken enger
machte, brachte man 24 Reliefs in die Opera
del Duomo.
Die unglücklichen Arbeiten der Altarfigurcn
haben das günstige Urteil, das diese Reliefs
verdienten, beeinträchtigt. In den Augen des
Herzogs begann die Menge der Arbeiten, die
er an sich gerissen und dann unvollendet ge-
lassen, gegen ihn zu sprechen. Der schwung-
lose, aber gewissenhafte und brauchbare Va-
sari hat ihn für die letzten Lebensjahre zu-
rückzudrängen vermocht. Dem Einfluß des
Aretiners mag auch zuzuschreiben sein, daß
des abwesenden Michelangelo Bedeutung für
den Herzog und Florenz wieder stieg.
An Bandinellis Stelle hat Vasari dann den
Ausbau u. die Ausschmückung der neuen Säle
im Pal. Vecchio besorgt Doch hat jener
gegen sein Ende hin wenigstens die Gunst
der Herzogin Eleonora v. Toledo zurückzu-
gewinnen gewußt; einige dekorative Arbeiten
im Giardino Boboli mögen am Ende der
langen Reihe für die Medici geschaffener
Werke stehen. Der Herzogin dankt er auch
den vornehmen Platz für sein eigenes Grab
in der SS. Annunziata; hierfür hatte sein
Sohn Clemens die Gruppe des toten Christus
und Nikodemus (dem er die Züge des Va-
ters gab) begonnen. Kurz nachdem diese
Gruppe ihren Platz erhalten, ist Bandinelli
am 7. 2. 1560 (1559 flor. St.) gestorben. Bac-
cios viclumstrittene Erscheinung verknüpft
auch da, wo sie unbefriedigt läßt und durch
Mangel an Seele und Gewissen verletzt, kunst-
geschichtlich sehr interessant die alte tos-
kanische Herrschaft über den Stein mit der
Bravour der Barockzeit. Alle Vorzüge der
Florentiner Schule aber offenbaren die Zeich-
nungen.
Bandinellis Züge überliefern uns außer dem
erwähnten ihm selbst zugeschriebenen Por-
trät der Künstlergalerie in den Uffizien und
dem Holzschnitt bei Vasari das Marmorrelicf
der Opera del Duomo in Florenz und das
Tonmodell dazu im Kaiser Friedrich-Museum
zu Berlin, eine Medaille von Leone Leoni
(Armand I 163) und schließlich ein dem Se-
bastiano oder Salviati zugeschricbenes Por-
trät (Sammlg. Mrs. Gardener, Boston) in
ganzer Figur, sitzend, im Schmuck des S.
Jagoordens, mit einer Rötelzeichnung des
Herakles u. Cacus, seiner Licblingsschöpfung.
Biographien in Meyers Kstlerlex. III (H.
Lücke) und Zeitschrift f. bild. Kst. XI (1870)
(Jansen), in denen wichtigste ältere Lit. — Da-
zu: M o 1 i n i, La metrop. fiorentina 1820 p.
43 ff. — B e r e n s o n, Drawings of the Flor.
Paintcrs, 1903. — ColasantT, II memoriale
di B. B. (Repert f. Kstwiss. XXVIII 406 ff.).
O. Fischet.
Bandinelli, C 1 e m e n t e, italien. Bildhauer,
geb. 1534 in Florenz als natürlicher Sohn des
Baccio B., in dessen Werkstatt er später als
Gehilfe tätig war; t 1554 in Rom. Als viel-
versprechende eigenhändige Arbeiten hinter-
ließ Clemente B. das Terrakottamodell des
Kopfes zu einer Bildnisstatue des Herzogs
440
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Bandinelli — Bandini
Cosimo de’ Medici, die für die Udienza in
dessen Florentiner Palazzo bestimmt war;
einen fast vollendeten Marmorkopf Cosimos,
den Baccio B. später über dem Portale seines
in der Via de’ Ginori gelegenen Hauses auf-
stellte; sowie eine unvollendete Gruppe des
Nikodemus mit dem Leichnam Christi, die
von Baccio B. in der Familienkapelle der Ban-
dinclli in der Chicsa de’ Servi zu Florenz auf-
gestellt wurde. Der Nikodemus der letzteren
Gruppe soll nach Vasari ein wohlgetroffenes
Bildnis des Baccio B. dargestellt haben.
Zani, Encicl. III 53. — Vasari- Mila-
ne s i, Vite, VI 102, 185 f. — Repert. XXVIII
439, 441. *
Bandinelli, Francesco, da Imola, Ma-
ler zu Anfang des 16. Jahrh., wird von Mal-
vasia unter den Schülern des Francesco Fran-
cia aufgeführt.
Malvasia, Felsina pittricc. **
Bandinelli, Franz, s. Band.
Bandinelli, Marco, gen. Marchino di
Guido Reni, Maler in Bologna, erwähnt 1642
als Modell, Hausmeister, Gehilfe und Schüler
des Guido Reni. Für das Oratorium der Bo-
logneser Confratemitä di S. Giacomo malte
er (nach Malvasia) ein Altarbild.
Malvasia, Felsina pittrice (Ausg. 1841) II
42, 410 etc. — Crespi, Vite dei pitt. Bologn.
non dcscr. nella Fels, pittr. (1769). — Zani,
Encicl. III 53. — B o n i, Biogr. d. Artisti
(1840). R.
[Bandinelli], Michelangelo di Vivi-
a n o (richtiger de" Brandini, da erst der Sohn
Baccio den Namen Bandinelli annahm), ita-
lienischer Goldschmied, geb. 1459 in Florenz;
Vater und erster Lehrer des Bildhauers Bac-
cio B. Nach dem übereinstimmenden Urteile
des Benven. Cellini, des Raffaello da Monte-
lupo und Vasaris war er einer der bedeutend-
sten Goldschmiede, Nicllisten und Emailleure
seiner Zeit. Nach Vasari wurde er von Lo-
renzo il Magnifico de’ Medici und dessen Brü-
dern und Söhnen, die ihn 1494 bei ihrer Ver-
treibung aus Florenz auch mit der Verwah-
rung ihrer Gold- und Silberschätze betrauten,
hauptsächlich mit der Anfertigung von prunk-
vollem Turniergerät beschäftigt, wie auch
Raffaello da Montelupo, der 1515—17 in B.s
Werkstatt als Lehrling arbeitete, in seiner
Autobiographie bestätigt. Ein silbernes Kru-
zifix mit Passionsrelicfs, das B. seit 1514 ge-
meinsam mit Antonio di Salvi im Aufträge
Papst Clemens’ VII. für den Florentiner Dom
auszuführen hatte, hinterließ er bei seinem
Tode (13. 8. 1528) unvollendet (auf päpst-
lichen Befehl wurde cs wieder eingeschmol-
zen).
Zani, Encicl. III 52. — Vasa ri- Mil a-
n e s i, Vite, IV 553 ; VI 133 ff. — T e x i e r,
Dict. d’Orfevr. (Paris 1857) p. 224. — Repert.
f. Kstwissensch. XXVIII 409, 418 f. *
Bandinelli, Michelangelo, Bildhauer in
Florenz, legitimer Sohn des Baccio B., in
dessen Memoriale 1552 noch als Kind er-
wähnt; nach Zani jung verstorben.
Zani, Encicl. III 52 f. — Repert. f. Kstwis-
sensch. XXVIII 416, 440 ff. •
Bandinelli, Michelangelo, Bildhauer in
Florenz, Neffe oder Enkel des Baccio B.;
arbeitete 1596 mit Domen. Atticciati am Altäre
der hl. Katharina von Siena in S. Maria No-
vella zu Florenz. — S. unter Atticciati, Do-
menico.
Meyer, Kstlerlex. •
Bandini, C a n d i d o, italicn. Kupferstecher
des 18. Jahrh., von dem 1904 in Siena eine
Stichdarstellung des Oratorio del Palazzo
Reale ausgestellt war.
C. Ricci im Catal. gen. della Mostra d. ant.
arte Senese 1904 p. 30. G. Degli Assi.
Bandini, Francesco, Florentiner Bild-
hauer, Freund Michelangelos. Ihm und sei-
nem Diener Antonio schenkte Michelangelo
die berühmte Pieta, die er für sein Grabmal
bestimmt hatte, dann zerbrach und liegen ließ.
Sie wurde von Bandini und Tibcrio Calcagni
restauriert, befand sich dann im Besitz seines
Sohnes Pierantonio Bandini und wurde spä-
ter hinter dem Hauptaltar des Florentiner
Domes aufgcstcllt. Francesco B. gehörte auch
zu den Männern, die Michelangelo veranlaß-
ten, ein Modell für die Kuppel der Peters-
kirche auszuführen. Im August 1561 wird
B. noch als lebend erwähnt, im März 1564
war er bereits gestorben.
Vasari-Milanesi, VI 125, VII 243, 244,
249, 277. — D a e 1 1 i. Carte Michelang. inedite,
Milano 1865, p. 34, 55. — Nuova Antologia vol.
125 (1906) p. 443. E. Steinmann.
Bandini, Francesco Maria, s. Baldini.
' Bandini, Giorgio, italien. Maler, 'geb.
1830 in Siena, f daselbst 1899. Schüler von
Maffci, Bruni und Mussini an der Akademie
zu Siena. Seine Erstlingsarbeiten waren de-
korative Malereien in einigen Sieneser Pa-
lästen und ein Freskobild im Teatro dei Rin-
nuovati. Ihnen folgten, nachdem B. nach den
Raffaclischen Loggienfresken im Vatikan zu
Rom, sowie nach den Malereien Peruzzis und
der Venezianer erneute Studien gemacht hatte,
die Dcckcnfrcsken der Sala Monumentale des
Palazzo Pubblico zu Siena, Wanddekoratio-
nen in den Palästen der Odescalchi und der
Lavaggi in Rom, Malereien im Dome zu Or-
victo, in S. Margherita zu Cortona, sowie in
Salisbury-Castle in England. Als Restaura-
tor hat B. namentlich an den Fresken des
Pastorino und der Rustici am Deckengewölbe
der Loggia di Mcrcanzia zu Siena gearbeitet,
sowie an den Peruzzi-Fresken im Schlosse zu
Bclcaro.
F. Petrucci Bargagli in Arte e Storia
1899, p. 66 ff. — L Fum i, II Duomo di Or-
vieto (1891) p. 255, 258, 382, 384. N. Tarchiani.
Bandini, Giovanni, Miniaturmaler in
Avignon unter Papst Clemens VII., Ende des
14. Jahrh.
Gazette d. beaux-arts 1907 I 219. H. V.
441
Bandini — Bang
Bandini, Giovanni di Benedctto, da
C a s t e 1 1 o, Florent. Bildhauer, geb. 1540,
t am 18. 4. 1599, Schüler Baccio Bandinellis,
mit dem Beinamen Giovanni dall’ Opera (del
Duomo), weil er immer in einer Werkstatt
des Dombauplatzes arbeitete. Er war bei
der Ausführung von Bandinellis Relieffiguren
an den Chorschranken im Florentiner Dom
beteiligt und arbeitete später für den Dom
die Statuen der Heil. Philippus und Jakobus
d. J., die sich in jener Zeit des beginnenden
Barock durch eine gewisse Schlichtheit der
Behandlung auszeichnen (abgebildet bei Ci-
cognara, II. Tav. LXI); für die Kirche S.
Maria Novella in Florenz lieferte er die Altar-
reliefs in der Kapelle Gaddi (eines derselben
abgebildet bei Cicognara, II. Tav. LV.), für
das von Vasari entworfene Grabmal Michel-
angelos in S. Croce zu Florenz die allegori-
sche Figur der Baukunst, gleichfalls eine
tüchtige, an die Muster der früheren Epoche
erinnernde Arbeit (abgebildet bei Cicognara,
II. Tav. LXV). Eine große Arbeit aus sei-
nen letzten Jahren war die marmorne Kolos-
salstatue des Großherzogs Ferdinand I. für
Livorno. Die Porträtbüsten Bandinis, deren
Baldinucci mehrere erwähnt, waren sehr ge-
schätzt.
Vasari, ed. Milanesi VII 298, 304, 317,
638. — Baldinucci, Not. d. Prof. d. disegno
III 529. — G. Campori, Gli artisti ital. ctc.
negli stati estensi, 1855. — Arte e Storia
XXIV. — L'Arte II (1899) 388. **
Bandini, Niccolo di Francesco, Bild-
hauer aus Florenz, erwähnt in einem Ge-
richtsakt in Siena von 1570, wo er erklärt,
49 Jahre alt zu sein.
Milanesi, Docum. d’artc scn. III 237. **
Bandini, Tomniaso, italicn. Bildhauer,
geb. 1807, Schüler Lor. Bartolinis in Florenz,
tätig in Parma als Akademiclehrcr. Er starb
daselbst am 3. 5. 1849 als ein Vorkämpfer
des Verismus gegen den Konventionalismus.
Seine in Parma erhalten gebliebenen Haupt-
werke sind: Im Dome das Grabmal des Kar-
dinals Casclli (in der 3. Kapelle des nördl.
Seitenschiffes) ; in der Kirche der Madonna
della Stcccata die 1S45 von der Erzherzogin
Marie Louise gestiftete Pictä-Gruppc und die
Reliefkomposition über dem Hauptportale; in
der Kirche der Madonna del Quartiere die
Statue des heil. Ludwig von Frankreich ; end-
lich die Porträtstatue der als „Harmonie“
dargestellten Sängerin Giulietta Grcsi.
Campori, Lcttcrc. — P. Martini, Guida
di Parma (1871) p. 127, 134. — Scarabelli-
Z u n t i, Mem. di belle Arti (Mscr. in Partna,
R. Museo). — Mit Notizen von Stef. Lottici.
G. Tutino.
Bandino di Ser R a i n u c c i o, in die
Zunft der Miniaturmaler zu Perugia einge-
schrieben; wohnte daselbst im Quartier Porta
Santa Susanna. Er war Camerlengo der Mi-
niaturisten im 1. Semester 1377.
L’arte dei Miniatori in Perugia (Giom. di
Erud. Art. Vol. II, 1873 p. 311). Walter Bombe.
Bandino di Stefano, Florent. Bildhauer
oder Bronzegießer, Gehilfe Ghibertis an den
Baptisterium-Türen, um 1403.
Vasari, cd. Milanesi II 255. **
Bandol, s. Bondol.
Banducci, s. Vanducci.
Banegas, Antonio, Bildhauer in Sevilla,
fertigte zwischen 1839 und 1657 den Retablo
der Brudcrschaftkapelle vom allerheil. Sakra-
ment in der Pfarrkirche von S. Isidoro.
G e s t o s o. Artif. Scvill. I 219. M. v. B.
Banelli, Francesco, italien. Zeichner
und Holzschneider, tätig in Lucca um 1630.
Zani, Enc. III 54 u. 267 erwähnt einen Holz-
schnitt aus 2 Blättern, mit dem Crocifisso di
Lucca, umgeben von 17 Darstellungen aus der
Legende des hl. Nicomedcs, der die Bezeich-
nung: „Fran. Banelli. inven. e scul.“ trägt.
P. K.
Banfi, Antonio, Historien- und Genre-
maler in Mailand. In den zwanziger und
dreißiger Jahren des 19. Jahrh. sah man Ar-
beiten von ihm auf den Kunstausstellungen
der Brera. (Diomedes, Orest und Iphigenie,
Francesca da Rimini, Kaiser Joseph II. am
Krankenbett einer Witwe, römische Ostcric.)
Meyer, Kstlcrlex. II. H. V.
Banfi, G i r o 1 a m o, Maler von Mailand,
tätig daselbst um 1720 (nach Zani, Enc. met.
III 54). Gemälde von ihm in mehreren Kir-
chen Mailands.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Bang, Christian, dän. Maler, geb. in
Rönne (Bornholm) am 29. 4. 1868. Er hat
Bildnisse, Genrebilder (Besucher der Werk-
statt Thorwaldsens, 1899) und auch einige
Altarbilder gemalt.
Ausstcllungskatal. (Charlottenborg) seit 1397.
A. R.
Bang, Dietrich, s. Bang, Theodor.
Bang, Georg, Nürnberger Silberschmied,
Sohn des Hieronymus B., bei dem er 1605 — 9
lernte. Von ihm ein prächtiger Tafelaufsatz,
aufbewahrt im Romanoffschen Hause in Mos-
kau und bestehend aus chinesischer Porzcl-
lanschale auf einem Korallenzweigc, der sich
von einem Berge aus vergoldetem Silber er-
hebt. Am Fuße des Zweiges ist ein Mann
dargestellt, der ihn mit einer Axt fällen will.
Bezeichnet : 1630. Georg Bang.
Martin, Dänische Silberschätze in Moskau :
Stockholm 1900, No. 15. **
Bang, Hieronymus, Goldschmied, Or-
namentstecher und Kunstverleger in Nürn-
berg, war 1553 zu Osnabrück geboren und,
wie cs scheint, von Haus aus Färber. Als
Goldschmiedsgeselle kam er 1587 nach Nürn-
berg, ward daselbst 1588 als Silberarbeiter
Meister und am 12. 7. 1589 gegen eine Ge-
bühr von 4 fl. Bürger (Bürgerbuch 1534 bis
1631 Bl. 122a). 1598 liefert er Goldschmiede-
arbeit für ein Mitglied der Schcurlschen Fa-
442
Bang
milie. Jakobi 1598 bis Jakobi 1004 erlernt
ein Jakob Michel bei ihm das Goldschmicdc-
handwerk ; desgleichen Ostern 1605 bis
Ostern 1609 sein Sohn Georg Bang und Neu-
jahr 1628 bis Neujahr 1833 ein Paulus Krieg-
baum. Letzterem gibt nach Schluß der Lehr-
zeit „sein lerfrauch zeignis, das er sich erlig
hat fcrhalten und ausgclcrncd“ (Lehrlings-
rolle der Nürnberger Goldschmiede 1595 bis
1639 in der Bibliothek d. Kunstgewerbemus.
in Berlin). Zum 31. 10. 1629 erscheint „Anna,
Hieronymi Bangs, goldtschmidts, filia“, als
Taufpatin: der Meister wird hier noch nicht
als „s(clig)“ bezeichnet. Er starb also zwi-
schen dem 31. 10. 1629 und 1. 1. 1633.
Goldschmiedearbeiten von B. haben bisher
nicht nachgewiesen werden können. Wenn
ich früher meinte, er möge etwa mit dem
Meister HB — No. 1228 bei Rosenberg, Der
Goldschmiede Merkzeichen — identisch sein,
so widerspricht dem doch die Verschieden-
heit der Monogramme auf dem betr. Gold-
schmiedestempel und B.s Stichen. Uber diese,
Folgen der 12 Monate, der 5 Sinne usw.,
namentlich aber Ornamentstiche, die wohl in
erster Linie auf Verwendung in der Gold-
schmiedekunst berechnet waren, vgl. die un-
ten zitierten Bücher von Heller, Nagler, An-
dresen und das Meyersche Künstlerlexikon.
Man wird daselbst auch einiges über die Sig-
nierung der Blätter — außer dem HB er-
scheint gelegentlich ein zweites aus C und F
bestehendes Monogramm, das man auf einen
Gehilfen B.s hat deuten wollen — angegeben
finden, indessen ist die Forschung über den
Künstler und sein Werk noch nach keiner
Richtung hin abgeschlossen, was zum Teil
in der großen Seltenheit der B.schcn Blätter
seinen Grund haben mag. Insbesondere seine
Ornamentstichfolgcn sind noch nirgends ge-
nauer beschrieben worden, und eine derselben,
10 numerierte Bll. mit Fruchtgehängen und
der Bezeichnung „Hlang fecit — Paulus
Fürst Excudit“ auf Bl. 1 (Kupferstichkabi-
nett des Germanischen Museums in Nürn-
berg) scheint überhaupt in der Literatur noch
nicht erwähnt worden zu sein. Ebensowenig
vermag ich eine Folge von 10 unnumerierten
Bll. — bez.: „Hieronimus Banng in Nürn-
berg Excudit“ (er war also vielleicht nur der
Verleger) und je 75 mm hoch und 110 mm
breit, mit Fruchtbündeln, Vögeln und Gro-
tesken in lambrequinartiger Anordnung —
mit einer der in der Literatur bisher aller-
dings nur ungenügend beschriebenen Folgen
zu identifizieren. In den besten seiner Blät-
ter zeichnet er sich durch Geschmack und
Eleganz aus; in ihnen klingt noch die große
Zeit der Renaissance nach. Punzenstiche
von B.s Hand, von denen Heineckcn spricht,
scheint cs nicht zu geben.
Vgl. B.s Brustbild („aet. 76. 1629“), Schab-
kunstblatt von Joh. Friedr. Leonart. — Gold-
schmiedeverzeichnis in der Beilage zum 6. Bde.
der Bayerischen Gewcrbezcitung No. 545. —
H a m p e. Nürnberger Ratsvcrlässe II No. 930,
932. — Derselbe in den Mitteilungen aus d.
germ. Nationalmus. 1900 S. 113. — Heller,
Handbuch f. Kupferstichsammler S. 29. — Nag-
ler, Monogrammisten III No. 678. — An-
dre s e n, Handbuch I 59. — Meyer, Kstlcr-
lcx. — Winkler im Jahrbuch d. Kgl. preuß.
Kunstsammlungen XIII 105. Th. Hampe.
Bing, J. August, schwed. Maler, geb.
1831, Gutsbesitzer, machte Malstudien bei
Holm u. Kallenberg, malte eine Menge Land-
schafts- und Küstenbilder. G. Nordensvan.
Bang, Jens, dän. Architekt, geb. am 1. 8.
1737 in Kopenhagen, + daselbst am 23. 2. 1808.
Seinem eigentlichen Beruf nach Arzt, trieb
er als Liebhaberei architektonische Studien
und erhielt 1765 die goldene Medaille der
Kopenhagener Akademie, in die er 1788 als
Ehrenmitglied aufgenommen wurde. Es gibt
Entwürfe von ihm für eine Strafanstalt und
ein Hospital.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I.
V. Lorcnscn.
Bang, Ingeborg Marie, dän. Malerin,
geb. am 27. 8. 1833, Schülerin von F. Helsted
und Rasmus Eilersen, stellte 1871 — 93 eine
Reihe Landschaften aus.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
— Ausstellungskatal. (Charlottenborg) 1871 — 93.
A. R.
Bang, Knut Sevaldsön, norweg. Kup-
ferstecher, geb. in Kristiania 1633, f 1694,
kam 1648 nach Dänemark und absolvierte
1656 die Schule zu Sorö, wurde 1662 Pfarrer
in Toten, im Amt Kristiania, 1690 Propst in
Totens-Lands und Hadelands Propstei. Von
seinen religiösen Schriften, die zum Teil mit
Stichen von seiner Hand ausgestattet sind,
können genannt werden: Ein neues Gesang-
buch für die Kinder Gottes in Tötens Ge-
meinde (Kopenhagen 1679) ; die Katechismus-
erklärung: Die süße und wohlschmeckende
Cathechismi Brustmilch (Kopenhagen 1681).
Er hat außerdem den Titel-Kupferstich in :
Niels Thomesen, Cestus Sapphicus (Kristia-
nia 1661) hergestellt.
Dansk biographisk Lex. von C. F. B r i c k a,
Kopenhagen 1887, I 485. — Worin, Lex. over
laerde Macnd. Helsingör 1771, I 85. — C. P.
C a s p a r i s Ausgabe von Bangs Katechismus-
erklärung, Kristiania 1865. — Salomonscn,
Nordisk Konvcrsationslcx. C. W. Schnitler.
Bang, Paul, dän. Maler, Sohn des Ma-
lers Peter Marius B., geb. in Aarhus (Jüt-
land) am 11. 8. 1809, Schüler der Kunst-
akademie in Kopenhagen. Er malt haupt-
sächlich Bildnisse.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Bang, Peter Marius, dän. Blumen-
malcr, geh. in Aarhus (Jütland) am 22. 10.
1829, Schüler der Kunstakademie in Kopen-
hagen, Ottesens und J. L. Jensens. Eine
443
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Bang — Bankei
Augenkrankheit bereitete seiner künstlerischen
Laufbahn ein frühzeitiges Ende.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Bang, Theodor, Kupferstecher, ist wahr-
scheinlich identisch mit einem Silberarbeiter
Dietrich Bang und war wohl ein Verwandter
von Hieronymus B. (s. d.), der gelegentlich
B. zugeschriebene Blätter verlegte. Nach
einer handschriftl. Nürnberger Chronik von
1629 wird er 1606 in Nürnberg Meister; von
1611 ist seine Ansicht von Bamberg datiert
Mit seinem vollen Namen bezeichnet ist eine
bei Balthasar Caimox verlegte Folge von 12
mit Schwung und Geschmack gezeichneten
Ornamentstichen, Stickercivorlagen mit Vö-
geln, Blumen und Früchten in reichem Ara-
besken- und Rankenwerk. Außerdem wird
ihm noch eine Folge mit Darstellungen der
7 freien Künste zugeschrieben.
Goldschmicdeverzcichnis i. d. Beilage zum 6.
Bde. der Bayer. Gewerbezeitung No. 630. —
Nagler, Monogrammisten II No. 950. — An-
dre s e n, Handbuch I 59. — Meyer, Kstler-
lex. Th. Hampe.
Bang, Vilhelmine Marie, dän. Ma-
lerin, geb. in Kopenhagen am 3. 3. 1848,
Schülerin von Vilh. Kyhn, 1S76 — 79 in Paris
unter Robert Fleury weiter ausgebildet. Sic
malt besonders Landschaften, Interieurs und
Bildnisse.
Weilbach, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Bange, Claude, Bildhauer in Troyes, wo
er 1627 am Statuenschmuck der Kathedrale
arbeitete und 1644 für das Hauptportal der
Kirche St. Pantaleon eine Madonnenstatue
ausführte.
Lami, Dict. des Sculpteurs (1898). S. Lami.
Bangert, Karl Eduard, Berliner Archi-
tekt, stellte auf der großen Berliner Kunst-
Ausstellung 1904 und 1906 mehrere Entwürfe
(Villen im Grunewald, Neu-Ruppin, Etablis-
sement Kaiser-Wilhelm-Garten, Treptow etc.)
aus. Von ihm stammt u. a. die stattliche Villa
Hecht im Grunewald (1898/99 erbaut).
Kat. d. Ausstellgn. — Berliner Architekturwelt
II (1899) 196 ff. H. V.
Bangerth, Christian Gottfried,
Bildhauer der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.,
wird tätig am Neubau der Kreuzkirche zu
Dresden erwähnt.
Bau- u. Kstdenkmäler d. Kgr. Sachsen, Heft
21—23 p. 34. H. V.
Bangillon, Emile, französ. Bildhauer, geb.
1826 in Meru (Oise), ausgcbildet unter der
Leitung Rüdes. Von seinen Werken sind er-
wähnenswert: Steinstatue des hl. Julien,
Bischofs von Le Mans, für die Kirche zu Gouy
(Maine-et-Loire, 1859), — Prometheus-Gruppe
(1861, Gips), — Bronzestatuette einer Bac-
chantin (1864).
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistes
(1882). — Gaz. des B.-Arts 1859, III 186.
5. Lami.
Banhard(t), Johannes, Maurermeister
aus Ludwigsburg, f 1756; baut 1739 unter
Aufsicht des Frater Aegidius das ehemalige
Kapuziner-Hospiz auf dem Michaelsberg bei
Cleebronn (O.-A. Brackenheim).
Kst.- u. Altert.-Denkm. im Königr. Württem-
berg. Neckarkr. p 113, 568, 582. H. V.
Banier, Louis, französ. Historienmaler,
um 1675 als Hofmaler in Piemont erwähnt.
L a n z i, Storia pittorica. V Ed. 1834. V 318,
VI 19. H. V.
Baninck, P a u e 1 s, Maler, wird 1542 als
Freimeister in die S. Lukasgilde zu Antwer-
pen aufgenommen.
Liggeren I 143. H. V.
Bank, Heinrich, Landschafts- und Ar-
chitekturmalcr in Graz, geb. am 23. 11. 1834
in Dux (Böhmen), 1855 — 62 an der Akade-
mie der bild. Künste in Prag unter Ed. En-
gerth, 1864 ordentl. Professor an der tcchn.
Hochschule in Graz. 1906 trat Bank in den
Ruhestand.
Im „Steirischen Künstlerlexikon“ (Graz
1883) gibt J. Wastler ein Verzeichnis seiner
hauptsächlichsten Werke. Seine Aquarelle
(seit 1870; vorher malte er in öl) sind meist
Landschaften (Böhmen, Schweiz, Italien,
Kärnten, Kroatien) und Architekturbilder.
Wastler rühmt das getreue Erfassen des ar-
chitektonischen Details, die korrekte Per-
spektive, die klare, durchsichtige Behandlung
der Feme.
Mitteilungen der K. K. Technischen Hoch-
schule in Graz. Wilhelm Gärtner.
Bank, John, engl. Bildhauer, Schüler des
Franc. Fancelli, tätig noch 1713.
W a 1 p o 1 c, Anccdotes of painting.
Bank, s. auch Banck.
Bankart, G. P., engl. Plastiker der Gegen-
wart, hat sich besondere Verdienste um die
Wiederbelebung des engl. Wand- u. Dccken-
stucks erworben, der sich übrigens von dem
italienischen „stucco duro“ unterscheidet
Seine im besten Sinne modernen Arbeiten
z. B. Weinrebengewinde oder figürliche ein-
fache Motive an Wänden, Friesen, Decken-
flächen u. Deckenbalken, in leichtem Relief
weiß auf weiß, den besonderen Bestimmun-
gen der Räume angemessen, zeigen einen vor-
nehmen, feinsinnigen Geschmack. Auch in
reliefiertem Zinnguß zu bauornamentalen
Zwecken z. B. als Dachrinnenköpfe, hat er
interessante und künstlerisch wertvolle Ar-
beiten geschaffen.
Studio, XXVII 268 ff. mit Abb. ; XXIX 90 ff.
mit Abb. von Zinngüssen ; XXXIX 144 ff. mit
Abb. iV. Peacock.
Bankei, Johann, Kupferstecher, geb. 1837
in Nürnberg, + am 12. 6. 1906 in München;
Schüler und Schwager des Kupferstechers u.
Radierers Albr. Schultheiß, dessen malerische
Wiedergabe der Originale er sich aneignctc.
1866 in Paris, ließ er sich 1867 dauernd in
München nieder. Unter seinen Arbeiten be-
444
Banken — Bannestet
finden sich viele Blätter für Pcchts „Lessing-
und Shakespeare-Galerie“ (Leipzig, Brock-
haus). Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist
der Stich nach Walters „Lustige Fahrt“
(1871), ein vielbeliebtes Nietenblatt für
Kunstvereine. Seit 1874 lieferte er Porträts
v. Liebig (nach Trautschold), Mozart, Händel,
Richard Wagner (im Auftrag König Lud-
wigs II.) usw., die ihn den besten Farben-
stechern der Münchener Schule anreihten.
Zu seinen glänzendsten Leistungen zählt der
„Raub der Sabinerinnen“ und „Kastor u. Pol-
lux" (nach Rubens).
Fr. P e c h t in Meyers Kstlerlex. — Zeit-
schr. f. bild. Kst. VII 88. — Wien, Graphische
Ausstell. 1886 p. 2. Hyac. Holland.
Banken (Banquy), Quirinus van, Ma-
ler, der von 1018—1640 in Avignon arbeitete
und daselbst starb. Sein Name scheint auf
vlämische Herkunft hinzuweisen. 1640 malte
er ein großes Altarbild für die Chapelle du
Refuge in Avignon. Sein Grab befindet sich
in der dortigen Kirche Saint Agricol.
Archives de l’art frangais, Documents. IV 185.
— Barjavel, Dict biogr. de la Vaucluse. —
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Banks (eigentlich Bancks), Charles,
schwed. Miniaturmaler, tätig in England seit
1746. Sein Selbstminiaturporträt von M’ Ar-
dell gestochen. Eine Handzeichnung von
ihm im South Kensington Mus.
Redgrave, Dict. of artists. — William-
8 o n, History of Portrait Miniat. I 182. **
Banks, Charles, engl. Bildhauer, Bruder
des Thomas, Schüler der Roy. Academy,
deren goldene Medaille er 1774 gewann. Auf
den Ausstellungen der R. Academy war er
von 1776 — 92 gelegentlich vertreten, zuerst
mit dem Modell eines schlafenden Adonis,
zuletzt mit der Gruppe Diana und Endymion.
Redgrave, Dict. of artists. — Graves,
The R. Acad. of Arts I 104. **
Banks, J. O., engl. Gcnrcmalcr in Dulwich,
stellte 1856 — 73 in der R. Academy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts I 105. •*
Banks, R., engl. Maler, stellte 1816 und
1822 in der Roy. Academy die Bilder: Near
St. Ives, Front of Penhurst Palace and In-
ferior of Leigh Church, Kent, aus.
Graves, The R. Acad. of Arts I 105. *•
Banks, R. R., s. Barry, Charles.
Banks, Thomas, R. A., engl. Bildhauer,
gcb. am 22. 12. 1735 zu Lambcth, f am 2. 2.
1805 zu London. Schüler der Roy. Academy,
deren goldene Medaille er 1770 für das Bas-
relief „Raub der Proserpina“ erhielt. Von
1772 — 79 studierte er in Rom, ging dann nach
kurzem Aufenthalte in London nach Peters-
burg, wo er der Kaiserin sein Werk „Cupido
quält einen Schmetterling“ verkaufte. Nach
etwa 2 Jahren nach London zurückgekehrt,
beendigte er hier sein erstes großes Werk,
eine Kolossalstatue des „Achilles, der den
Verlust der Briseis beweint“. Seit 1770 —
1803 war er regelmäßiger Aussteller in der
Roy. Academy, deren gewähltes Mitglied er
seit 1785 war. Von seinen klassizistischen
Werken befinden sich mehrere in der West-
minsterabtei und in der Paulskirche zu Lon-
don; in der letzteren die Statue des Marquis
von Comwallis und das Monument des an
Nelsons Seite gefallenen Kapitäns Blaydon
Westcott. Bekannt sind ferner zwei Reliefs
von seiner Hand : Shakespeare zwischen der
tragischen und komischen Muse und ein ge-
stürzter Gigant, im Hintergrund flüchtender
Satyr, Hund und Ziege.
Cunningham, The lives of the most
eminent painters etc. 1830, III. — Redgrave,
Dict. of artists. — Graves, The Roy. Acad.
of Arts I 105. — The Art Journal 1890, 342. —
Catal. der Nat. Portrait Gallery. **
Banka and Barry, s. Barry, Charles.
Bann, s. Ban.
Bannatyne, J. J., schott. Landschaftsmaler,
stellte von 1869 — 88 in der Roy. Academy,
1898 zum letzten Male im Glasgow Institute
seine meist der Umgebung der schottischen
Lochs entnommenen Landschaftsbildcr aus.
Bannennan, Alexander, engl. Kupfer-
stecher, geb. in Cambridge um 1730, in Lon-
don bis gegen 1780 tätig. Er stach mehrere
Bll. für Boydells Kollektion und eine Reihe
von Bildnissen für Walpolcs Anccdotes of
Painting. Seinen Ruf begründete er mit dem
sorgfältig ausgeführten Stich nach Velazquez
„Der Tod des hl. Joseph“. — Eine Reihe sei-
ner Stiche nach Reni, Le Nain, Pourbus,
Ostade usw. stellte er 1761 — 74 in der Society
of Artists in London aus.
Meyer, Kstlerlex. II. — Red grave, Dict.
of artists. — Graves, The Society of Artists
1760—91, London 1907. **
Bannennan, J., amerik. Kupferstecher. An-
fang des 19. Jahrh. tätig. Porträts.
D. Mc N. Stauffer, Americ. engravers 1907,
Bannennan, W. W., amerik. Kupferstecher.
Erste Hälfte 19. Jahrh. tätig. Porträts für
Zeitschriften.
D. Mc N. S t a u f f e r, Americ. engravers 1907,
E. Richter.
Bannes du Port de Pontcharra
Puygiron, Frederic Charles Ed-
m o n d de, Militärmaler und Gardeoffizier
in Paris, geb. am 1. 11. 1824 in Straßburg,
Schüler von Jobbe-Duval, stellte 1863 — 1866
in den Pariser Salons aus. Seine Bilder be-
handeln meist Szenen aus den Kriegen der
Franzosen in China und Rußland. Eins der-
selben, „Abend nach der Einnahme des Forts
Ta-Kow in China“, befand sich auf der Aus-
stellung des rheinischen Kunstvereins in
Karlsruhe 1865.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Diosku-
ren 1865. p. 325. H. V.
Bannestet, C 1 a w e s, Glockengießer von
Magdeburg, goß 1415 die große Glocke für
die St Nicolaikirche zu Kalbe.
M i t h o f f, Mittelalterl. Kstler. u. Werkmstr.
Niedersachsens u. Westf. 1885. H. V.
Banning — Banti
Banning, William J., geschickter ameri-
kan. Porträtmaler, geb. in Lyme, Ct. 1810,
f 1856, Schüler der Nat. Acad. unter Sam.
Waldo, tätig in Long Island und Connecticut.
Clement and H u 1 1 o n, Artists of the
XIXth ccnt. **
Baimister, Edward M., amerikan. Ma-
ler, geb. 1833 in St Andrews, New Bruns-
wick, t am 9. 1. 1901, kam jung nach Boston,
wo er unter Dr. Rimmer studierte. Seine
Bilder erschienen jahrelang auf den Aus-
stellungen des Boston Art Club. Trotz guter
Leistungen ist sein Ruf lokal geblieben, nur
ein „Under the Oaks“, welches 1876 auf der
Weltausstellung in Philadelphia erschien,
machte ihn weiter bekannt. Er lebte lange
in Boston, und zog sich dann nach Provi-
dence zurück. B. war einer der wenigen
Neger, die in der Kunst Gutes geleistet haben.
Edmund von Mach.
Baimister, James, anglo-amerik. Kupfer-
stecher, geb. England 1821, + Brooklyn am
11. 10. 1901. Banknotenstecher, einer der
Gründer der Franklin Bank Note Engr. Co.
und darin langjährig tätig. e. Richter.
Bannois. Diesen sonst unbekannten Stecher-
namen trägt ein Porträtstich der Königin
Elisabeth von England.
S t r u 1 1, Biogr. Dict. of Engravers. ••
Bano, Francesco, Mailänder Kunst-
sticker, erhält seit 1594—1619 große Summen
für Gold- und Silberstickereien, die er für
den Papsthof z. T. als Geschenke für die Kö-
nige von Spanien und England geliefert hat.
Bcrtolotti, Art. lomb. a Roma I 376, II
265. ••
Banon, Pierre de, Werkmeister von
Montpellier, 1489 zum Konsul seiner Korpo-
ration ernannt, nur urkundlich bekannt.
B a u c h a 1, Dict. d. Archit. frang. H. V.
Banpene, D. J a c o b o, Goldschmied in Se-
villa. Im Juli 1755 war er Obermeister der
Innung.
G e s t o s o, Artif. Sevill. II 148. M. v. B.
Banquy, s. Banken.
Banse, französ. Architekt, entwirft 1756 den
Marienaltar in der Kirche Saint-Sylvestre,
Gemeinde Grand-Camp.
B a u c h a 1, Dict d. Archit. frang. H. V.
Bansi, B a r b. (Babette), verehcl. Nannoni,
Genrcmalerin, geb. am 26. 10. 1777 zu Fläsch
bei Maienfeld in Graubünden, f am 27. 5.
1863 im Kloster Ste. Clotilde in Paris, wo sie
seit 1823 als Lehrerin der Malerei tätig war,
Schülerin von Vestier, Gerard und Suvee in
Paris. Sie lebte lange Jahre in Italien und
begleitete hier Lätitia Bonaparte, die Mutter
Napoleons I., einige Zeit nach Rom und Nea-
pel, um 1814 nach Paris zurückzukehren. Sie
lieferte mehrere Porträts für die Familie
Murat.
C. J e c k 1 i n bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
— Gazette d. beaux-arts 1890. 2 p. 4C2. H. V.
Bansis, s. Pensicri.
Bant, G., süddeutscher Freskomaler des 18.
Jahrh., malte das Gewölbe der Kirche in Te-
gernbach aus.
Kunstdenkmale d. Königr. Bayern. Bd. I.
Oberbayern, p. 446. H. V.
Bantel, J. C h r. Diesen Namen tragen 3
Zeichnungen für Rokokogießer u. Tafelauf-
sätze. Die Blätter waren vor einigen Jahren
im Kunsthandcl und sollen aus dem Anfang
des 18. Jahrh. stammen. *'
Banteimann, Joh. Fried r. Ludwig,
Amtsmaler in Hamburg, geb. 1774 bei Han-
nover, t am 25. 7. 1842 in Hamburg. Ko-
pierte Landschaften, Blumenstücke und Hi-
storienbilder.
Hamb. Kstlerlex. E. Benezi.
Banteimann, Joh. W i 1 h. David, Por-
trätist und I^ndschafter in Hamburg, geb.
am 8. 2. 1806, f am 21. 3. 1877. Er war Sohn
des Vorigen, Schüler von G. Hardorff: stu-
dierte in Berlin, München und Wien. Reiste
im Harz, in der Sächs. Schweiz und in Tirol
und stellte 1826 Kopien nach Battoni u. Sal-
vator Rosa aus; 1831 „Das belauschte Ren-
dezvous“ ; 1833 „Hof in der Burg in Lübeck“ ;
ferner Heidegegenden, Waldhüttcn, Sommer-
landschaf ten aus Holstein, Blankeneser Strand,
Familienbilder usw. In der Kunsthalle zu
Hamburg „Heide im Hannoverschen“ ; „Diele
in Blankenese“ u. a.
Hamb. Kstlerlex. E. Bcnesi.
Banti, C r i s t i a n o, italien. Maler, geb.
1824 in Santa Croce (am Arno), + 1904 in
Florenz. Ausgebildet an der Akademie zu
Siena unter Nanis Leitung, errang er seinen
Erstlingserfolg mit einem „Galileo dinanzi
all’ Inquisizionc“. Er siedelte nach Florenz
über und widmete sich dort unter dem Ein-
flüsse der bekannten „Macchia“-Genossen-
schaft des Caflte Michelangelo mit Feuereifer
naturalistischen und Freilichtstudien. Unter
seinen nur selten auf Ausstellungen gezeigten
Gemälden sind besonders bekannt geworden :
Le tre vccchie in riposo, — Le predone, —
II ritorno dalla pesca dal lago di Bientina ;
letzteres Bild erweckte namentlich in Eng-
land großen Beifall. Alle drei Werke sind
mit anderen Bildern von Bantis Hand und
mit zahlreichen Gemälden, Studien und Zeich-
nungen der berühmtesten unter den übrigen
Florentiner „Macchiaiuoli" bisher im Besitze
der Familie Banti in Florenz verblieben. Ein
großer Teil dieser interessanten Sammlung
wurde auf der 1905 in Florenz veranstalte-
ten Toskanischen Kunstausstellung in einem
besonderen Saale vorgeführt. — Reich begü-
tert, konnte B. in Florenz ein wahres Maece-
natcnlebcn führen. Auch Fontanesi hat seine
Gastfreundschaft genossen, und die wertvoll-
sten Gemälde dieses Künstlers befinden sich
noch jetzt im Besitze der Familie Banti. Als
allgemein geschätzter Kenner wurde er 1870
zum Juror der Kunstausstellung zu Parma
446
Banti — Banu
ernannt. Er starb als Professor der Floren-
tiner Kunstakademie.
L’Arte in Italia 1871, tav. 32. — Guberna-
t i s, Diz. de Art. Ital. Viventi (1889). — C h i r -
tani in Natura cd Arte 1893 — 94, II 926. — A.
Franchi, Arte e Artisti Toscani (1902) p.
95 ff. — A. Cecioni, Scritti e Ricordi (1905),
p. 312 ff. — C. J. C a v a 1 1 u c c i, Manuale di
Storia dell' Arte IV 322. N. Tarchiani.
Banti, D o m e n i c o, italien. Bildhauer, geb.
in Verona, tätig um 1810 in Carrara, wo er
damals eine Statue Napoleons I. vollendete,
die ihm von der Camera di Commercio zu
Venedig in Auftrag gegeben worden war.
Der Imperator war in heroischer Haltung
dargestellt, in der Linken den Globus tragend,
die Rechte zum Friedensgruße ausgestreckt,
wie aus einem seltenen Kupferstiche von Fe-
lice Zuliani zu ersehen ist. B. wurde für die-
ses Werk zum Ehrenmitgliede der Akademie
zu Carrara ernannt.
G. Campori, Mcm. biogr. d. scult. etc. di
Carrara (1873) p. 180 f. — Comandini,
L’Italia nci Cento Anni (1901) p. 503. — P.
Marmottan, Lcs Arts cn Toscanc sous Na-
poleon (1901) p. 49, 228 f. N. Tarchiani.
Bantli, Leonhard, Schweizer Dilettant
im Aquarellmalcn, geb. in Meilen am 17. 1.
1810, f daselbst am 5. 2. 1880, Neffe und
Schüler des Aquarellmalers J. J. Meyer von
Meilen. Eine größere Aquarelle von ihm mit
der Ansicht der Jungfrau von der Wengernalp
(1829 ausgestellt) befindet sich in der Samm-
lung der Züricher Kunst-Gesellschaft, andere
Arbeiten werden in der Kupferstich-Samm-
lung des Eidgen. Polytechnikums aufbewahrt.
F. O. Pestalozzi bei Brun, Schweizer.
Kstlerlex. H. V.
Bantzer, Carl Ludwig Noah, Maler,
geb. am 6. 8. 1857 in Ziegenhain (Hessen),
studierte 1875 — 1880 auf der Berliner Aka-
demie als Schüler von Thumann, Knille,
Michael und Gussow, dann in Dresden bei
Leon Pohle, und lernte, zweimal in Paris
weilend, besonders technisch allerhand von
den Franzosen. Schon in den feinen kleinen
Genrebildern, die man Ende der 80er Jahre
von ihm sah, konnte man die Intimität der
Auffassung und den sichern Geschmack der
Komposition bewundern. Ein historisches
Sittenbild von 1888 „Wallfahrer am Grabe
der hl. Elisabeth in Marburg“ (Dresdner
Galerie), verriet seine Fähigkeit, den Stoff
tiefer zu beseelen, als die geschichtliche At-
mosphäre sonst herzugeben pflegte, und dazu
eine Beherrschung des Malerischen, wie sie
nur ein reifer Künstler geben konnte. In
seinem Heimatland Hessen holte sich B. von
nun an die Anregung zu seinem weiteren
Schaffen, und so gelang ihm mit der „Abend-
mahlsfeier in einer hessischen Dorfkirche“
(1899, Berlin, Nationalgalerie) ein wahrhaft
großer Wurf. Die ernste und kraftvolle Stim-
mung, die diese prachtvollen Bauern in ihrer
schlichten Andacht umschwebt, hat er in
glänzendem Realismus fcstgehalten, für die
ganze Szene eine geradezu monumental zu
nennende malerische Form gefunden. Die
„Hessische Bauernhochzeit“, die 1904 auf der
Dresdner Kunstausstellung erschien, bezeich-
net auf diesem Wege einen Fortschritt in
der Richtung der farbigen Delikatesse und
intimen Charakteristik, in dem „Dorftanz“
wird ein schwieriges malerisches Problem,
das Wogen und Rauschen der faltigen Frauen-
röcke, meisterhaft gelöst. In dem „Bildnis“
seiner Frau, wie in dem Bildnis einer alten
hessischen Bäuerin (Dresdner Galerie) be-
wies er seine gesunde und ernste Künstler-
schaft auch auf diesem Gebiete. B. ist kein
Künstler, dem das Schaffen leicht von der
Hand geht; er läßt seine Werke ruhig aus-
reifen, bis sie jene innere Konzentration,
jene Einheit gewinnen, die allein bleibende
Bedeutung gewährleistet. Auch als Organi-
sator — er war der erste Vorsitzende der
Dresdner „Sezession“, die später in die
Kunstgenossenschaft zurückkehrte — und
Lehrer — seit 1897 Professor an der Dres-
dener Akademie — hat B. eine ungemein
fruchtbare Tätigkeit entfaltet. Die Universi-
tät Marburg hat den Künstler, in dessen Ar-
beiten das Hessenland und seine Bewohner
sich so eindringlich verkörpern, zum Ehren-
doktor gemacht.
Bötticher, Malerw. d. 19. Jahrh. u. Nach-
trag zu Bd. I. — The Studio XIX 65, XX 126.
— Katalog Künstlcrhaus Wien 1894, p. 43. —
Kunst f. Alle III. IV. V. VIII, IX, XI, XII,
XVIII, XX. — Zeitschrift für bild. Kst. u. Kst.-
Chronik an vielen Stellen, s. Registerbände. —
Eine Sammlung seiner Lithographien in der
Bremer Kunsthalle. E. H.
Bantzer, Christof, Augsburger Gold-
schmied, f 1658; ein vergoldeter Pokal von
ihm im Budapester National-Museum, ein
ähnliches Stück mit der Sammlg. Agath im
Nov. 1906 in Berlin bei Lepke verkauft.
M. Rosenberg, Goldschmiede Merkzcich.
II. Aufl. 1909 p. 75 (hier weitere Werke von
B.). H. V.
Bann el Mu'allim ist der arabische Name
eines Stammes oder einer Familie in Ägyp-
ten, welche, wie es scheint, die Malerei zunft-
mäßig betrieb. Als die Moschee am großen
Karäfa-Berge bei Kairo im Stadtteile des
Stammes cl Ma’äfir 976 n. Chr. durch die
verwitwete Fürstin Dcrzän nach dem Vor-
bildc der großen Moschee el Azhar in Kairo
umgebaut und in eine Hauptmoschcc verwan-
delt wurde, schmückten die Banu el Mu’allim
gemeinschaftlich mit den Basrensern (s. diese)
das Innere der Moschee, Wände, Decken,
Bögen und Pfeiler mit reichen Malereien.
Diese erlangten eine große Berühmtheit und
waren ohne Zweifel Dekorationen im Charak-
ter jener hauptsächlich auf mathematischen
Formen beruhenden, an den Dekorationsstil
der Byzantiner anknüpfenden Ornamentik, die
Baptist — Baquero
Baptist, Johannes, geb. in Amsterdam,
kaufte dort am 10. 1. 1731 das Bürgerrecht
und war Maler.
Aemstels Oudhcid V 68. E. W. Mocs.
Baptista (frere), französ. Maler in Rom;
von ihm stammen 3 Wandgemälde in einer
Kapelle des Klosters der hl. Dominikus und
Sixtus in Rom, bez. : Fra Baptista Francese
de’ Prcdicatori Pingcbat An. 1697, mit den
Darstellungen der Heimsuchung Mariä, der
Geburt und der Darstellung im Tempel.
Nouv. archiv. de l’art franc. 3« s£r. XI 1895
p. 35/6. H. V.
Baptista, B c r n a b e, Steinschneider in
Sevilla, 1599 urkundlich erwähnt.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 333. M. v. B.
Baptista, Hans, italien. Maurer, wird
1545 in Breslau Bürger, lebt um 1550 in
Neiße. Er arbeitete wahrscheinlich mit dem
Steinmetzen Hans Bernhard von Verona an
dem Schloßbau des Hcrtwig Seidlitz auf
Töpliwoda bei Münsterberg.
Anzeiger f. Kunde d. deutsch. Vorzeit 1879
Sp. 74. — Schultz, Wälsche Maurer, S. 147.
E. Hintse.
Baptista, padre J o ä o, portugies. Archi-
tekt, 18. Jahrh. Entwarf die Kirche Nossa
Senhora de Ayres in Vianna do Alcmtejo, die
1743 zu bauen begonnen wurde; geweiht 1760.
Sousa Viterbo, Dicc. dos arch. 87.
A. Haupt.
Baptista, Johann, Hofmaler des Kurfür-
sten Joachim I. zu Berlin, der erste besoldete
Hofmaler daselbst. Er wird schon 1524 er-
wähnt und war vermutlich Italiener. 1571
malte er das Bildnis der Kurfürstin Katha-
rina : um dieselbe Zeit das Porträt Thurneissens
in Küstrin, von dem in einem Briefe die Rede
ist, in welchem sich B. „fürstlich Pommer-
scher Konterfaitmaler" unterschreibt.
Nicolai, Nachrichten von Künstlern Ber-
lins. p. 12. — Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baptista, Juan, Steinschneider, der 1528
ein Kreuz von Bergkristall für die Kathedrale
von Sevilla arbeitete, das ihm mit 50 Dukaten
bezahlt wurde.
Gestoso, Artif. Sevill. I 333. M. v. B.
Baptista, Juan, Kupferstecher in Valla-
dolid, der 1605 eine Zahlung von 440 Realen
für eine Arbeit, den Stich eines Gnadenbildes
U. L. Fr. in der Pfarrkirche S. Lorenzo in V.
erhielt.
V i fi a z a, Adic. II 47. M. v. B.
Baptista, L u i z, Architektur- und Dekora-
tionsmaler in Lissabon, geb. 1725 oder 1726,
t 1785. Angeleitet von Thomaz Gomes, war
er zuerst Gehilfe bei Francisco de Moura bei
der Deckenbemalung der Kapelle in der Kar-
meliterkirche, dann bei Lourenqo da Cunha
im Theater do Bairro Alto ; dann malte er um
1781 den perspektivischen Plafond der Pfarr-
kirche der Pena unter Beihilfe von Jose Tho-
maz Gomes und Jeronimo de Andrade. Schü-
ler; die Brüder Manoel und Euscbio Lopes
Macario. —
C y r i 1 1 o M a c h a d o, Coli, de memoriaa, p.
206. — Raczynski, Dict. p. 20. — Meyer,
Kstlerlex. A. Haupt.
Baptista, Fr. M a n o e 1, Baumeister aus
Damäo (Portugal) 16. Jahrh. Erbaute das
Kloster Nossa Senhora do Pilar in Goa (In-
dien).
Sousa Viterbo, Dicc. dos arch. 87.
A. Haupt.
Baptista, Michel, italien. Waffenschmied,
dessen Signatur auf den Bügeln zweier 1772
in der kgl. Waffenfabrik zu Neapel gearbeite-
ten, auf den Läufen mit Geldeinlagen verzier-
ten Jagdflinten der Madrider Armeria Real zu
lesen ist.
Catälogo de la Real Armeria de Madrid
(1898) p. 328. •
Baptista, s. auch Battista.
Baptiste, renommierter französ. Blumen-
maler, tätig für die kgl. Gobclinmanufaktur
in Paris; er malte z. B. 1683 die Blumen für
die Bordüre des Gobelins „Passage du Rhin“.
Nouv. Arch. l’art fran?. Ille ser. XII 1896
p. 141. — Gaz. d. b.-arts XII 391, Ile Per. VII
370. *•
Baptiste, französ. Bildschnitzer, Schüler des
Pierre Puget ; schnitzte 1692 eine Anzahl
Holzrcliefs mit Darstellungen aus dem Le-
ben verschiedener Heiligen des Dominika-
nerordens für das Sanktuarium der Kirche
zu St. Maximin (Var).
L a m i, Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV
(1906). 5. Lami.
Baptiste, Porträt- und Miniaturmaler in
Paris um 1790, nur bekannt durch seine Ge-
schäftsanzeige.
Maze-Sencier, Le Livre des collection-
neurs (1885) p. 482. •*
Baptiste, Hennequin, vläm. Maler, 1468
in Brügge tätig erwähnt.
De Laborde, Les ducs de Bourgognc I.
Baptiste, Martin Sylvestre, Maler
und Lithograph, geb. am 21. 4. 1791 zu Paris,
t daselbst 1859, Schüler von Vincent Guerin.
Er malte hauptsächlich Genrebilder, die in
den Pariser Salons 1822 — 1840 ausgestellt wa-
ren. In die Galerie von Versailles kam ein
Gemälde von ihm: Die Belagerung von Na-
mur (1692). In Lithographie veröffentlichte
er eine Folge von Darstellungen zur Ge-
schichte des Gil-Blas und eine Reihe von
Volksszenen (die letzteren bei Engelmann in
Paris).
Gäbet, Dict. — Bellier- Auvray, Dict.
gen. H. V.
Baquero, G i r o 1 a m o, span. Maler um
1757.
Z a n i, Enc. III 56.
Baquero, M a r i a n o, span. Maler, geb. in
Aranjucz. Ausgebildet an der Escuela espe-
cial de pintura etc. zu Madrid sowie durch
Glcyre in Paris, debütierte B. in der Madrider
Ausstellung 1860 mit einem Gemälde „La
bonne aventure“ (nach einer Romanze des
Duque de Rivas).
KQrutlerlexikon. Bd. II.
449
-9
Baquero — Bar
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
art. espanolcs d. s. XIX (1883—84). P. Lafond.
Baquero y Rodado, Isabel, span. Malerin,
geb. in Madrid, wo sie an der Escuela especial
de pintura etc. ausgebildet wurde und auf
den Kunstausstellungen 1892 und 1895 Aus-
zeichnungen erhielt. Von ihren Gemälden
seien genannt : „Muscumsintericur“, „Die Bar-
ken“.
Madrider Ausst.-Kat. seit 1892. P. Lafond.
Baquero y Zar za, Juan. span. Maler, geb.
zu Iman (Prov. Guadalajara), debütierte auf
der Madrider Kunstausstellung 1881 mit dem
Gemälde „Gestörtes Frühstück“ und malte
seitdem hauptsächlich Genrebilder.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
art. espanoles d. s. XIX (1883—84). P. Lafond.
Baquoy, Angelique Rosalie Adele,
französ. Stecherin, geb. am 29. 7. 1796 zu
Paris als jüngste Tochter von Pierre Charles
B., stach Vignetten nach A. Deveria und a.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baquoy. Henriette, s. Baquoy, Louise
Scbasticnnc.
Baquoy, Jean Charles, Kupferstecher
in Paris, Sohn des Stechers Maurice B., geb.
daselbst am 16. 6. 1721, f am 24. 2. 1777.
Er signierte seine Arbeiten meist C. Baquoy
und gehört zu den guten Vignettenstechern
des 18. Jahrh. Er fertigte Platten für die
von Basan verlegte französ. Übersetzung der
Ovidschen Metamorphosen ; Vignetten nach
J. B. Oudry für die Fabeln des Lafontaine,
Paris 1755; Vignetten nach Ch. Eisen für die
Erzählungen des Lafontaine usw.
Ferner stach er: Lc contract de mariage
nach Jan Steen; Le coup de l’etrier nach
Wouwerman ; Les Laveuses nach Vernet usw.
E. K o 1 1 o f f b. Meyer, Kstlerlex. II. — Po r-
talis et B 6 r a 1 d i, Les Grav. du 18« siecle. —
P i o t, Etat civil 1873. — Invent. g£n. d. rieh,
d’art Paris, Monum. civ. I 46. P. A. Lemoisne.
Baquoy, Louise Scbasticnnc, gen.
Henriette, französ. Stecherin, geb. am
2. 8. 1792 zu Paris, Tochter von Pierre
Charles B„ stach hauptsächlich Vignetten,
z. B. 8 solche nach Chasselat für eine Vol-
taire-Ausgabe und eine Reihe von Vignetten
für das Musee Royal de France, Filhol, Paris
1827, 10 Bde. Sie stach auch Blätter nach
A. Carracci, Albrier u. a.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baquoy, Maurice. Kupferstecher in
Paris, geb. um 1680, f am 6. 8. 1747, stach
namentlich Vignetten für historische Werke.
Man kennt von ihm Vignetten nach Zeich-
nungen Fr. Bouchers für die Histoire de
France von Gabr. Daniel, Paris 1713; Vig-
netten für die Histoire de l’abbaye de St.
Germain-des-Prcz von Jacq. Bouillart, Paris
1724; das Seegefecht bei Hangouss (am 27.
7. 1714) nach P. D. Martin junior; Eine An-
sicht vom Portal des Hospitals St. Franqois
in Rouen etc.
Le Blanc, Manuel I. — E. K o 1 1 o f f bei
Meyer, Kstlerlex. II. — D u s s i e u x, Artist,
frang. ä l'etranger 3« £dit. 1876 p. 549.
P. A. Lemoisne.
Baquoy, Pierre Charles, Kupferste-
cher in Paris, geb. daselbst am 27. 7. 1759,
t am 4. 2. 1829, Sohn und Schüler des Jean
Charles B. Er stach hauptsächlich Vignet-
ten; so nach Moreau le Jeunc für die bei
Kehl herausgegebene Voltaire-Ausgabe, 1784—
1789; ferner nach Marillier, Monnet, Mon-
siau, Challiou, Chasselat und Lc Barbier für
die Ausgaben der Pucclle, des Faublas, der
Rcligieuse, der Idyllen des Theokrit, der Li-
aisons Dangercuscs usw. Er stach ferner
einige große Blätter wie: Der hl. Vinccnz
von Paula nach Monsiau. 1819; Fenelon nach
Evar. Fragonard, 1822; Montaigne und Tor-
quato Tasso nach L. Ducis usw.
Le Blanc, Manuel I. — E. Kolloff bei
Meyer, Kstlerlex. II. — Portalis et Be-
r a 1 d i, Les Graveurs du 18« siecle 1880. —
Beraldi, Les Graveurs du 19e siecle 1885 I.
P. A. Lemoisne.
Bar, Alexandre de, Landschaftsmaler
und Radierer in Paris, später in Auteuil, geb.
am 14. 7. 1821 zu Montreuil-sur-Mer, Schüler
von Alexis de Fontenay. Landschaftsge-
mälde, Zeichnungen und Radierungen von
ihm waren in den Pariser Salons 1848 — 1881
fast alljährlich ausgestellt. 1856 beteiligte er
sich als Zeichner an der ägyptischen Expedi-
tion zur Erforschung der Nilquellen. Er hat
sich namentlich als Illustrator betätigt, so
z. B. an dem Magasin pittoresque, dem Tour
du mondc, sowie für lc lac von Lamartine (16
Bl. gr. in 4). Ein vollständiges Verzeich-
nis seines radierten Werkes, das 72 Bl. um-
faßt, gibt Beraldi. Eine Orientlandschaft von
ihm bewahrt das Museum in Chälon-sur-
Saöne.
Bellier-Auvray, Dict. gen. und Suppl.
(mit Aufzählung seiner ausgestellten Arbeiten).
— Beraldi, I-es Graveurs du XIX® siecle.
1885. I 92. — Inv. d. rieh, d’art de la France.
Prov. ntonum. civ. I 20. H. V.
Bar, Bastien de, Bildhauer, machte 1531
dekorative Skulpturen im Schlosse des Her-
zogs von Lothringen zu Gondreville und 1532
im herzogl. Schlosse zu Nancy.
Reunion d. soc. d. beaux-arts XXIV 314. ••
Bar, Bonaventurc de, Maler in Paris,
geb. daselbst 1700, + 1. 9. 1729. Ein Jahr vor
seinem Tode (25. 9. 1728) wurde er, gleich-
zeitig mit Chardin, in die Akademie aufge-
nommen. Seine Rezeptionsarbeit („Fete
champetrc“, von D’Argenville „Foire de Be-
zons“ genannt) befindet sich im Louvre; die-
selbe zeigt ihn als einen geistvollen Nach-
ahmer Watteaus. Seine Bilder sind selten.
Eine „Danse cn plcin air“ von ihm besitzt
der Marquis de Barthelemy. Im Louvre wird
eine Handzeichnung (bez. De Bar F.), einen
Bauerntanz darstellend, im Museum zu Ren-
nes einige Bleistiftzeichnungen mit Figuren-
450
Bar — Barabas
Studien von ihm aufbewahrt. Ein Gemälde
von seiner Hand „La Nöce champetre“ be-
fand sich in der ehemal. Sammlung Sedcl-
meycr in Paris (Abb. im Cat. I p. 143, Paris
1907).
Chronique d. arts 1905, p. 335 u. 343, ausführl.
Aufsatz v. Antony Valabrigue. — D’Ar-
g e n v i 1 1 e, Dcscr. d. ouvrages exp. dans les
salles de TAcademie 1728. H. V.
Bar, Mlle Clementine de, Porträt-,
Genre- und Heiligenmalerin, geb. in Paris
1807, f in Martincourt (Vosges) am 5. 0.
1856, Schülerin von Paul Guerin, später Zei-
chenlehrerin an der maison de la Legion
d’honneur zu Saint-Denis, stellte in den Pa-
riser Salons fast alljährlich 1836 — 1849, haupt-
sächlich Damenbildnisse, aus. In der Kirche
zu Saint-Goudon befindet sich von ihr das
Gemälde: Esther, das 1841 im Salon ausge-
stellt war.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Invent.
gen. d. rieh, d’art etc. Prov. Mon. rel. I 213.
H. V.
Bar, Etienne de, Bildhauer-Architekt u.
Bischof von Metz, f am 29. 12. 1163,
schmückte den Hochaltarraum seiner Kathe-
drale und restaurierte die Kirchen Saint-
Pierre-aux-Images und Notre-Danie-la-Ronde.
• Bcgin, La cathidrale de Metz. H. V.
Bar, Jacques Charles, französ. Ra-
dierer und Arbeiter in Tuschmanier, war
zwischen 1776 und 1800 in Paris tätig. Er
ist besonders bekannt durch die Herausgabe
eines großen Kostümwerks: Recueil de tous
les costumcs des ordres religieux et militaires,
enrichi de notes et de planches coloriees par
M. Bar, ä Paris, etc. Bei Beginn der Re-
volution (1792) setzte er diese Publikation
unter dem Titel: Mascarades monastiques
und unter dem Pseudonym Rabelli fort.
Le Blanc, Manuel I. — Portalis et B d -
r a 1 d i, Les Graveurs du 18« siede I.
P. A. Lemoisne.
Bar, Nicolas de, französ. Architekt in
Pont-Saint-Vincent (Meurthe), wurde 1515
zum „maitre des oeuvres de magonnerie“ der
Grafschaft Vaudemont (Lothringen) an Stelle
des verstorbenen Mengin-Chevron ernannt.
Wichtige Arbeiten von ihm am Schloß zu
Nancy.
Lance, Dict. d. archit. I. — Riunion d.
Societes d. beaux-arts. XXV 337. H. V.
Bar (auch Bari), Simon de, Bildhauer
und Maler, geb. wahrscheinlich in Bar-le-Duc
gegen Ende des 15. Jahrh., arbeitete 1532 am
Louvre. — Ein gleichnamiger Münzschneider
in Nancy 1515 — 1526 tätig.
L a m i, Dict. d. sculpteurs etc. 1898 p. 34. —
Rondot, Medailleurs en France. •*
Bar, d e, s. auch damit verbundene Vor-
namen.
Bara, Johann, s. Barra, Joh. u. Barre,
Jean de la.
Bara, Joseph. Bildhauer in Angers, nur
urkundlich dadurch bekannt, daß er am 20.
8. 1784 ein Gutachten über einige Statuen ab-
gibt, welche der Bildhauer Gaultier für den
Chor der Kathedrale daselbst geliefert hatte.
C. Port, Artistea angevins. H. V.
Bara, Leopold, Genre-, Porträt- und Hi-
storienmaler in Wien, geb. daselbst am 23.
10. 1846, Schüler der dortigen Akademie un-
ter A. Feuerbach, bildete sich dann in Italien
weiter und beteiligte sich an der wissenschaft-
lichen Expedition des Grafen Lanckoronski nach
Griechenland und Klcinasien. Er stellte seit
Mitte der 70er Jahre in Wien in den Jahres-
ausstellungen des Künstlcrhauscs und in den
internat. Kunstausstellungen in München viel-
fach aus.
F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh.
1891. — Kosel, Deutsch-östcrr. Kstlerlex., Wien
1902 I. H. V.
Baraban, Louis Victor, Architekt in
Paris, geb. daselbst am 8. 10. 1839, Schüler von
J. Henard und der Ecole des Beaux-Arts,
stellte in den Salons 1867, 1869 und 1872 aus
(Kirchbauentwurf : Saint-Michcl in Lille etc.)
und führte zahlreiche Privatbauten aus. B.
war Inspecteur des monuments historiques
und starb 1903.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. u. Suppl. —
E. Delaire, Les architcctes cleves etc., Pa-
ris 1907. H. V.
Baraban, s. auch Barraban.
Baraband, s. Barraband.
Barabäs, Miklös (Nikolaus), sehr be-
kannter und populärer ung. Maler und Gra-
phiker, geb. 1810 in Mdrkusfalva, zeichnete
sich schon als Schulknabe durch frappante
Porträtzeichnungen aus. Lange, bevor er in
Wien an der Akademie einen eigentlichen
Unterricht genossen hatte, war er schon als
Porträtzeichner bekannt. 1830 ging er von
der Wiener Akademie in seine Heimat, Sie-
benbürgen, wo er viele Porträts (in Kolozs-
vär, Nagyszcben) zeichnete und malte, kam
dann nach Rumänien und verdiente viel Geld
in Bukarest, konnte somit auf längere Zeit
nach dem lange ersehnten Italien reisen. Er
hielt sich in Venedig, Bologna, Florenz, Rom
und Neapel auf, überall fleißig zeichnend und
die alten Meister studierend, ohne seinen eige-
nen, schwer erworbenen, anmutig-weichen,
peinlich genauen Vortrag beeinflussen zu las-
sen. 1840 siedelte er nach Pest über und kon-
terfeite mit seinem staunend fruchtbaren Stift
fast alle berühmten Zeitgenossen. Eine Ga-
lerie, welche in die Tausende zählt und alles
in sich birgt, was damals bekannt war oder
sein wollte. Seine äußerst sauberen und spie-
gelblanken Ölporträts finden sich heute noch
fast in jeder wohlhabenden Ungar. Familie,
eine Unzahl Albumblätter. Almanach-Illu-
strationen, Zigeuner- und Bauernszenen, hu-
moristischer Apergus, Lithographien waren
Jahrzehnte hindurch der stereotype Wand-
schmuck des kleinen Mannes. Eines seiner
Ölgemälde, die wandernden Zigeuner (1843
451
29
Barabasz — Baracchis
bis 44), besang der große Dichter Petöfi in
einem längeren Gedichte. Außer diesem be-
finden sich von ihm noch im Bestände des
Museums d. schönen Künste Budapest: Die
Ankunft der Braut (1866), Grundsteinlegung
der Kettenbrücke (1865) ; dann von den Por-
träts: Erzh. Albrecht, Benj. Egressy, Franz
Joseph I., General Gosztonyi, Baron Jeszenak,
Palatin Erzh. Josef, Franz Liszt, Rosalie
Schodel usw. Kaum ist es heute noch mög-
lich, all seine graph. Porträts zu sichten. In
jeder Weise geehrt, setzte er seine Tätigkeit
auch noch im Greisenalter bis zu seinem 1898
eingetretenen Tode emsig fort. Ein Teil sei-
nes kiinstl. Nachlasses war 1899 in Budapest
ausgestellt. Inmitten dieser regen Arbeitsam-
keit verfaßte er auch einen theoretischen Trak-
tat über neue Gesichtspunkte der Perspektive
und wurde hierfür 1836 zum Mitglied der
ung. Akademie der Wissenschaften gewählt.
Seine Memoiren sind nach seinem Tode unter
dem Titel „Barabas Miklös emlekiratai“ Bu-
dapest, 1902, Franklin, erschienen. Ihm auch
ist es zu verdanken, daß das Künstlerleben
in Budapest reger geworden ist und der noch
heute blühende Landes-Kunstverein gegrün-
det wurde.
Szegedy-Maszäk, Barabäs. — Budapest«
Naplö 1898, Feb. 23. „Barabäs Miklös". K. Lyka.
Barabasz, Stanislaus, poln. Architekt,
1857 in Bochnia (Westgalizien) geb., stu-
dierte am Wiener Polytechnikum, darauf in
der Wiener Kunstgewcrbeschule am österr.
Mus. für Kunst u. Industrie. 1884 — 91 war
er Leiter der städtischen Zeichen- und Mo-
dellier-Schule in Krakau, 1891 — 1901 Pro-
fessor an der Staats-Gewerbeschule daselbst.
Seit 1883 stellt er im Kunstvercin Ölbilder
und Aquarelle aus: Ansichten. Interieurs.
Kanzeln Krakauer Kirchen, 1891 das schöne
Projekt eines Rcliquienschreines. 1900 fer-
tigte er die Zeichnung zu dem etwas schweren
Rahmen der Gedächtnistafel, welche von dem
Krakauer Stadtrat der Jagellonischcn Univer-
sität zur fünfhundertjährigen Feier ihrer
Wiedergeburt gewidmet wurde (Hof der
Univ.-Bibliothck). 1901 wird er Direktor
der Fachschule für Holzarbeiten in Zakopane
(am Tatragebirge). — Er publizierte Orna-
mente aus der Renaissanceepoche in Polen.
Swieykowski, Pamictnik T. P. S. P. w
Krakowie 1854 — 1904. C. M. v. Görski.
Barabbino, s. Barrabbino.
Barabö, Pierre Andre, Architekt und
Radierer in der 1. Hälfte des 18. Jahrh., geb.
zu Rouen, um 1730 in Paris und Versailles
tätig. Er war einer der ersten, die in Aqua-
tintamanier (Gravüre dans lc goüt du lavis)
arbeiteten.
F i o r i 1 1 o, Gesch. d. zeichn. Kste. 1805 III
375. — Meyer, Kstlerlex. II. H. V.
Barabini, Gaetano, Freskomaler des 19.
Jahrh. in Mailand, erwähnt als Schüler des
Pclagio Palagi.
C a i m i, Artisti nelle prov. di Lombardia
(1862), p. 57. E. Verga.
Barabino, Carlo Francesco, Architekt,
geb. zu Genua am 11. 2. 1768, f daselbst am
3. 9. 1835. Er gehört zu den Künstlern, wel-
che unmittelbar vor und während der französ.
Revolution von der Kunstweise des Rokoko
sich vollständig ab- und einem strengen Stu-
dium der Antike zuwendeten. Schüler von
Giuseppe Barberi in Rom. Nach Genua zu-
rückgekehrt, wurde er zum Stadtbaumeister
ernannt, durch Umtriebe dieser Stelle jedoch
bald entsetzt (1798). 1818 wurde ihm vom
Könige von Sardinien das Stadtbaumeister-
Amt wieder anvertraut; damit fiel ihm der
Entwurf und die Ausführung aller öffent-
lichen Bauten der Stadt zu. Indessen blieben
viele seiner umfassenden Pläne, denen man
Hinneigung zu allzugroßer Pracht vorwarf,
unausgeführt. 1820 führte er die „kaltnüch-
terne“ Westfassade von S. Siro in Genua aus.
Auch der Entwurf zu dem neuen großen
Friedhofe rührte von ihm her; doch starb B.
über dessen Ausarbeitung. Seine Büste wurde
zur Ehre seines Andenkens in der Akad. auf-
gestellt.
F. A 1 i z e r i, Notizie dei Professor« del Di-
segno in Liguria. 1864 — 66. III 7 — 147. — N..
d ’ A 1 1 h a n, Gli artist. italiani 1902. — Natura
ed arte 1902/3. I 470 — 74. — M o t h e s, Bauk. d.
Mittelalt. i. Italien 657 Anm. H. V.
Barabino, Ni colo, bekannter Historicn-
und Freskomalcr zu Genua, geb. in Sampier-
darena bei Genua 1832, f in Florenz 1891. Er
hatte seinen ersten Erfolg mit seiner „Ma-
donna Consolatrice degli afflitti“ und fand
dann lebhaften Beifall mit dem Gemälde: Der
Tod Bonifaz’ VIII., das er 1856 in Florenz
ausstellte. Neben der Tafelmalerei widmete
er sich auch der Freskomalerei und schuf in
Genua in einem Saale der palazzina Celesia
seine Hauptwerke in drei Fresken : Galilei vor
der Inquisition, Pier Capponi vor Carl VIII.
und die Sizilianische Vesper. Andere bedeu-
tende Fresken malte er im Palazzo des Ad-
vokaten Orsini und im Ospedale der Herzogin
von Galliera, beide in Genua.
A. de Gubernatis, Dizionario d. art. ital.
viventi, Firenze 1889. — E. de Fonseca, Nie.
Barabino. Studio sulla vita etc., Firenze 1892.
— Archivio stör. d. arte, IV 5 (Nekrolog). —
Arte e Storia, X 23 (Nekrolog). **
Barabino, Pietro, Maler und Zeichner in
Genua, 19. Jahrh., Schüler des Gius. Isola.
A 1 i z e r i, Not. d. Prof. d. disegno in Li-
guria, 1866, III 435. **
Barabino, s. auch Barrabbino.
Baracchis, A n d r i o 1 a de’, Äbtissin des
Bcnediktinerinnenklosters S. Felice in Pavia
tim 1489, signierte als Malerin ein jetzt im
Museo Civico in Pavia befindliches Madon-
nenbild (No. 70) : Opus reveren — due An-
driole de Baracchis hujus monasterii abba-
disse 1489. Nach Malaguzzi-Valeri zeigt das
452
Barach — Barat
kleine, mäßige und nicht gut erhaltene Bild
den Einfluß Borgognones.
Rassegna d’Arte, 1901, 152; 1905, 90. **
Barach, G u i 1 1 a u m c de, schrieb und illu-
minierte 1352 — 67 Bücher für die Kathedrale
von Troyes.
Nouv. Archiv, de l’art frang. IX 43.
Baradel, Pariser Goldschmied und Ziseleur
vom Anfang des 18. Jahrh., Verfertiger phy-
sikalischer Instrumente, von Sonnenuhren u.
den kleinen, unter dem Namen „ecritoires
ä Ia Baradel“ bekannten Schreibzeugen. Ein
Baradel „le jeune“ wird in gleicher Tätigkeit
1779 in Paris erwähnt und ist wohl Sohn des
Obigen.
Im Besitz des Majors v. Baidinger, Stutt-
gart, befindet sich ein Etui mit silbernen Meß-
instrumenten, bezeichn. Baradelle, Paris, des-
sen Verfertiger vermutlich mit einem der
beiden obengenannten Künstler identisch ist.
Champeaux, Dict. d. Fondeurs etc.
1886. — Mit Notiz von M. Rosenberg. H. V.
Baräth, s. Barath.
Baraguay ( Baraguey ) , Thomas Pierre,
Pariser Architekt, geb. am 24. 6. 1748, f am
16. 8. 1820, „architccte du roi et du palais
du Luxembourg“, leitete 1818 mit Chalgrin
den Umbau des Theätre de l’Odcon. Sein
Grabmal auf dem Pere-Lachaisc mit einem
Marmormcdaillon von der Hand Davids
d 'Angers.
Lance, Dict. d. archit. 1872. — Nouv. Ar-
chiv. de l’art frang. 3e Serie, XIII. 1897, p. 133.
H. V.
Barahona, Sebastian de, Maler in Se-
villa um 1597.
Gestoso, Artif. Sevill. II 15. M. v. B.
Baral, Ludwig, Berliner Hofgoldschmied,
erhielt am 27. 7. 1665 das Recht als Frei-
meistcr.
Sarre, Berliner Goldschm.-Zft., Berlin 1895,
p. 6, 80, 113. Hs. L*
Baralet, s. Barralet.
Baralis, Louis A., französ. Bildhauer, geb.
am 7. 7. 1862 in Toulon. Ausgcbildet in
Paris unter Cavelicr und Barrias, stellte B.
seit 1888 im Pariser Salon aus und erwarb
sich damals wie 1894 und 1902 mehrfache
Auszeichnungen. Seine Hauptwerke sind :
Gipsstatue des Philoktet (1888 für das Mus.
zu Toulon angekauft), — 2 Gipsgruppen, dar-
stellend „Rettung“ und „Schiffbruch“ (1894
und 1902, ebenfalls jetzt im Mus. zu Toulon),
— Gipsbüste des Bildhauers Barrias (1896),
— Allegorie der Mechanik (dekorative Fi-
gur an der Gare de Lyon zu Paris).
Pariser Salon-Kataloge seit 1888. — Persön-
liche Mitteilungen. 5. Latni.
Barambio, Fray G r e g o r i o, span. Mönch
aus dem Orden dcla Merced Calzada, der int
Kloster seines Ordens zu Burgos die Malerei
übte. 1738 malte er für die Kirche dieses
Klosters einen hl. Pedro Nolasco. Er war
der Lehrer des Bildhauers Celedonio de Arce.
Ccan Bermudcz, Dicc. I 91. M. v. B.
Baran, Samuel, Maler aus Brieg in Pr.-
Schlesicn, wurde 1721 in Brünn getraut und
starb dort am 22. 4. 1738.
Schweigel, Verzeichnis der Maler etc. in
Brünn von 1588—1800, S. 20 (Ms. des mähr.
Landes- Arch.). IV. Schram.
Baranetzki, Glykeri, russ. Formschnei-
der des 18. Jahrh. in Kiew. Von ihm das
Titelblatt zu dem Kiewschen Kalender von
1718, daselbst auch die Geburt Jesu. — In
dem Buche der Apostel (1722) das Bild des
Apostels Petrus.
PonitucKttt, PyccK. rpaB.(Rowinski, Russ.Grav.)
Moskau 1870, S. 155. IV. Neumann.
Barangier, s. Barengier.
Baranin, R a d o s, Architekt des 14. Jahrh.,
geb. zu Antivari in Albanien. 1336 übernahm
er, laut eines noch vorhandenen schriftlichen
Kontraktes mit dem Steinmetz Peter von
Cattaro, den Bau des schönen Benediktiner-
klosters von Cattaro in Dalmatien, welchen er
auch vollendete.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baranoff, Nikolaus v., balt. Porträt- und
Genremaler, geb. am 1. (13.) 5. 1808 zu Wätz,
Kirchspiel Turgel in Estland, t am 6. (IS.) 8.
1863 in Weißenstein in Estland. B. war taub-
stumm und wurde seit seinem 10. Jahre in
der Wachschen Taubstummenanstalt in Ber-
lin erzogen. Er studierte in München und
Wien. Nach längerem Aufenthalt in Peters-
burg lebte er in Weißenstein. 1859 wurde er
auf Grund eines Landschaftsbildes zum freien
Künstler der Akad. ernannt. Von Genrebildern
des Künstlers sind bekannt : Der Waffenherold,
Jäger am Brunnen u. a. ; unter seinen Por-
träts eine große Reihe von Bildnissen russ.
Schauspieler und Schauspielerinnen : A. P.
Bobrows, A. G. Schtschcnikows, der Ssem-
jonowa, Ponomarews, Botschenkows u. a.
Raczynski, Gesch. der neueren deutschen
Kunst. III 27. — R a m a s a n o w s Artikel :
„Einige Briefe S. F. Schtschedrins“ in der
Kunstzeitschr. der Gesellsch. der Kunstfreunde
zu Moskau, red. vom Grafen A. S. Uwarow. p.
185. — Mitteil. d. Frau M. v. Baranoff.
IV. Neumann.
Baranoff, Wassili, russ. Medailleur, war
bis 1843 Schüler der Petersburger Akad.,
wurde 1846 als Medailleur beim Petersburger
Münzhof angcstellt, 1852 zum älteren Me-
dailleur ernannt und 1866 wegen Erblindung
pensioniert. Er hat vorzugsweise kopiert, und
daher trägt die Mehrzahl seiner Medaillen ein
K Hauptarbeiten : Verdienstmedaille der
medico-chirurgischen Akad. in Wilna; Me-
daille zu Ehren des Admirals Adam Joh. v.
Krusenstern; Medaille der kaukas. landwirt-
schaftlichen Gesellschaft.
K). Hnepcein,, Cbob. Mcä. (Jul. Iversen, Lex. d.
Medailleure). — Russ. Bibi. II 482. IV. Neumann.
Barassi, s. Barrassi.
Barat, A., Uhrmacher in Paris um 1750.
Eine prächtige Rokoko-Wanduhr, reich mit
453
Barat — Baratta
Rocaillcn in Goldbronze verziert, ehemals in
der Sammlung Hammer in Stockholm (Ver-
kaufskat. I 1240 mit Abb.), trägt auf dem
Zifferblatt seine Signatur. •*
Barat, Jacques, französ. Bildschnitzer,
der 1577 an Dorothea von Lothringen, Her-
zogin von Braunschweig, eine Anzahl künst-
lerisch skulpierter Möbel lieferte.
Reunion des Soc. des B.-Arts des Departe-
ments, 1900, 314. S. Lami.
Barat, Jean, Maler von Cambrai, um
1568/69, nur urkundlich bekannt.
Reunion d. Societ. d. Beaux-Arts. XII 434.
H. V.
Barat (Barrat, auch Berat), Pierre Mar-
t i n, französ. Porträtmaler der 2. Hälfte des
18. Jahrh., „professeur de l’Academic royale
de peinture et sculpture de Lyon et peintre
de la ville de Nimes“. 1774 malte er ein Por-
trät Voltaires (von B. L. Henriquez gestoch.
Folio), der in einem Brief vom 28. 6. 1775
an die Kaiserin Catharina II., in deren Be-
sitz das Bild überging, des Malers Verdienste
rühmt. Um 1784 ist das „Barat" bczeichnete
Bildnis des in diesem Jahre verstorbenen be-
rühmten Antiquars J. Franqois Seguier anzu-
setzen, das in seiner geistvollen Konzeption
den Maler in bestem Lichte zeigt (abgeb. in
der Reunion, s. u.). 1784 verpflichtet B. sich,
in einer noch erhaltenen vom 25. 8. datierten
„proposition“, ein Ölbildnis von Louis XVI.
für den Beratungssaal des Stadthauses in
Nimes zu malen, das 1785 an seinem Bestim-
mungsort aufgestellt wurde. Im Museum zu
Grenoble wird eine Schwarzstift-Zeichnung
von einem Pierre Barat aufbewahrt: Junges
Mädchen mit einer Mausefalle, der wohl mit
Obigem identisch ist.
Rlunion d. Sociit. d. beaux-arts XXVIII 557
ff. (ausführ]. Aufsatz von Paul Clauzel).
— Invent. g4n. d. rieh, d’art: Prov. Monum. civ.
VI 99. H. V.
Barat. s. auch Barrat.
Barata, Antonio, katalan. Maler in Bar-
celona. erwähnt 1426 u. 1434.
Sanperey Miquel, Cuatroc. Catal. I 177.
M. v. B.
Barata, Gabriel, katalan. Maler in Bar-
celona. erwähnt 1400.
Sanperc y Miquel, Cuatroc. Catal. I 114.
M. v. B.
Barata, L a u r c n s, geb. in Rom, wohnte
1628 in Utrecht und schenkte 1629 dem
Hiobsstift daselbst eine von ihm gemalte
Landschaft mit Figuren. Er hat auch einige
Folgen von italienischen Ruinenlandschaften
radiert, bezeichnet mit seinem Namen oder
mit Initialen.
Kramm, De Levens etc. — Müller, Arch.
134. — Meyer, Kstlcrlex. II 689. E. IV. Mocs.
Barata, M a n o e 1, Kalligraph, Portugal,
16. Jahrh., geb. zu Lissabon. Wird gerühmt
als „die ausgezeichnetste Feder, die man bis
zu seiner Zeit in Europa gekannt habe“. Lebte
zur Zeit König Sebastians, dessen Schreib-
meistcr er war ; gab das kalligraphische Werk :
„Arte de cscrevcr" 1571 heraus. Nach seinem
Tode erschien (1590) eine Sammlung ver-
schiedener Alphabete von ihm.
Raczynski, Dict. p. 20. — B a r b o s a
Machado, Bibi, lusitania III 190. A. Haupt.
Barata, s. auch Baratta.
Baraterio, s. Barattiero.
Barath (Baräth, Bäräth Woräth), Jo-
hann Stefan, Maler, wurde am 7. 4. 1684
auf Empfehlung des Grafen Nicola von Lo-
dron trotz des Widerspruches der übrigen
Maler zu Innsbruck als Inwohner aufgenom-
men. A. Sikora.
Barath (Baräth, Bäräth), Stefan d. J., Ma-
ler zu Innsbruck, war mit Anna Gast verhei-
ratet; seine 3 Kinder: Franz Xaver (geb.
1700), Johann Anton (geb. 1701) und Maria
Theresia (geb. 1702) wurden zu Innsbruck
getauft. A. Sikora.
Barati, Innocenz, Maler zu Burghausen,
malte das Innere der Kirche zu Varmbach
1637 in Fresko.
L i p o w s k y, Bayer. Kstlerlex.
Barati, s. auch BarattL
Baratieri, s. Barattiero.
Baratoni, L u i g i, Architekt in Rom. Von
ihm die Fassade der Kirche S. Giovanni Cala-
bita gelegentlich der Wiederherstellung der
Kirche 1741.
A n g e 1 i, Le Chiesc di Roma p. 164. **
Baratta, italien. Bildhauer, wurde aus Car-
rara nach Spanien berufen, wo er zwischen
1736 und 1740 am Palast S. Ildefonso die
Karyatiden und sonstigen plastischen Deko-
rationen der Fassade auf der Gartenseite nach
Zeichnungen des Yubarra ausführte. Er ist
vielleicht identisch mit dem Bildhauer Giov.
Maria B. d. der 1702 einen Preis von der
Accad. di S. Luca in Rom erhält.
• Cean Bermudez, Dicc. hist. 1800 p. 91.
— A n t. P o n z, Viage de Espafia X 122. —
C a m p o r i, Mem. biogr. di Carrara. 1873 S. 22.
Baratt«, Alcssandro, italien. Veduten-
zeichner und Kupferstecher, tätig 1629 — 30
in Neapel, wie aus zwei mit seinem Namen
signierten Kupferstichpanoramen von Neapel
hervorgeht. Auf diesen aus je 6 Qucrfolio-
blättern zusammenzusetzenden friesartigen
Kompositionen ist dargestellt der Einzug des
Herzogs von Alcala am 16. 8. 1629 und die
Abreise der Infantin Maria d’ Austria am 19.
12. 1630. — Vielleicht ist dieser Künstler zu
identifizieren mit einem nach Zani allerdings
erst 1708 in Parma verstorbenen Architekten
und Vedutenstecher gleichen Namens. —
Außerdem wirkte in Parma ein nach Zani
1637 geborener und 1714 gestorbener Archi-
tektur- und Theatermaler namens Alessan-
dro B.
Zani, Encicl. III 60. — Bertoluzzi,
Guida di Parma (1830) p. 54. — Le Blanc,
Manuel de l’amat d’estampes (1854) I 142. —
G. C a p a s s o, II Collegio dei Nobili di Parma
(1901). — Napoli Nobiliss. X 130. XIII 161. R.
454
Baratta
Baratt«, Andrea, italicn. Bildhauer aus
Carrara, 1665 in Rom tätig; und zwar erhielt
er damals Zahlung für die von ihm ausge-
fiihrten Statuen der Religion und der Ca-
ritas über dem Portale der von Giov. Maria
Baratta neu erbauten römischen Kloster-
kirche S. Nicola di Tolentino. Späterhin ar-
beitete er hauptsächlich für den herzoglichen
Hof zu Modena. So schuf er eine Statue des
Kardinals u. späteren Herzogs Rinaldo (laut
eigener Briefangabc dieses Fürsten) und eine
Büste des Herzogs Francesco II. (jetzt im
Treppenhause der kgl. Galerie zu Modena),
2 allegorische Figuren für die Haupttreppe
und eine Neptun- und Amphitrite-Gruppc für
den Brunnen im Hofe des herzoglichen Pa-
lastes (1690), endlich gemeinschaftlich mit
Andrea Vannucci den Altar für die Kirche
der Madonna del Voto zu Modena.
G. A n g e 1 i n i, I marmi santificati etc. della
Mad. del Voto (Modena 1694). — Tira-
boschi, Notizie de' pitt. etc. di Modena (1786).
— Campori, Mem. biogr. d. scult. etc. di
Carrara (1873) p. 19, 380. — Bertolotti,
Art. Modenesi etc. in Roma (1882) p. 96 f. —
Arte c Storia XXV 97 ff., 113 ff. — Notizen von
L. Ozzola. R.
Baratta, Antonio (oder Baratti), italien.
Kupferstecher, geb. 7. 1. 1724 in Belluno,
t 23. 7. 1787 in Venedig, wo er hauptsächlich
tätig war, hat nach G. B. Piazetta (Halb-
figur des hl. Hieronymus Aemilianus, u. eine
hl. Theresa), nach G. Rcni (hl. Joseph mit
dem Christkinde), nach Paolo Veronese,
Francesco Vanni (Verzückung des hl. Fran-
ciscus), nach Fr. Maiotto u. O. Marinari
gestochen, nach P. A. Novclli die Religions-
gebräuche der Juden und der Kaffern, je
6 Blatt, nach J. B. Canale eine Vorstellung
im Theater S. Benedetto vor den Großfür-
sten von Rußland (22. Jan. 1782), nach
Petitot ein Blatt zu den „Feste cclebratc in
Parma per le nozze dell’ Infame Don Fer-
dinando colla Arciduchcssa Maria Amalia“,
Parma 1769, nach Giacoboni zwei Genredar-
stellungen in der Art Joseph Wagners. Von
B. sind auch Bildnisse, z. B. die Papst Bene-
dicts XIV., des Patriarchen F. M. Giovanelli
und Buchillustrationcn und Buchtitel, z. B.
für P. E. Pampis Tragödie „Bibli“ (Modena
1744) und für Lecchis „Mcmorie idrostatico-
storiche“ (Modena 1773) u. a. m. bekannt.
Er hat auch an den Stichen des von Monal-
dini in Rom hcrausgcgcbencn Virgilcodex und
in Declaustres Dizionario mitologico (Vene-
dig 1755) mitgearbeitet. Seine drei Söhne:
Domenico, Pietro und T o m a s o ha-
ben als seine Gehilfen mit ihm in Venedig
gearbeitet.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc, Man.
— Campori, Art. n. Stati Estensi p. 31 und
495. — V o 1 p e, Cat. cronol. d. scult. etc. Bel-
lunesi. Nozze Monti-Crocini, Belluno 1892.
P. K.
Baratta, Carlo, Bildhauer, in Berlin tätig,
Schüler von Rauch, beteiligte sich dort 1836 —
1842 an den Ausstellungen der Akademie mit
Marmorporträts und einer Nymphenstatuette.
1864 und 1865 wird ein gleichnamiger Bild-
hauer in Carrara erwähnt, der wohl mit
Obigem identisch ist.
Katal. d. Berl. Akad. 1836—42. — Dioskurcn
1864—65. *•
Baratta, Carlo Alberto, italicn. Maler,
geb. zu Genua 1754, + 1815.
Alizeri, Not. d. Prof. d. dis. in Liguria II
45. 300, 371, 384, 391 ; III 112. — Arch. stör. d.
arte 2a Serie, II 126. P. K.
Baratta, Domenico, Bildhauer von Car-
rara, fertigte 1747 das Ciborium des Sakra-
mentsaltars im Dom zu Pietrasanta.
Campori, Mem. biogr. deg. scult. etc. di
Carrara. 1873 p. 23. H. V.
Baratta, E u m o n e, italien. Bildhauer, geb.
1823 in Carrara als ein Nachkomme der
dort seit Jahrhunderten ansässigen Künstler-
familie. Seine erste Ausbildung erhielt er
in seiner Vaterstadt, um dann seit 1847 in
Rom seine Studien zu vollenden. Von hier
aus stiftete er der Kunstakademie zu Carrara
einige noch jetzt daselbst befindliche Studien-
arbeiten, wie: Gesü legato alla colonna, —
L’cducazione inatcrna, — Una compagna di
Diana cacciatricc. Beim Ausbruche der rö-
mischen Revolution von 1849 beteiligte er sich
als leidenschaftlicher Republikaner eifrig an
der Verteidigung Roms gegen die päpstlichen
Belagerer. Nach dem Wiedereinzuge des
Papstes in Rom siedelte B. nach Florenz über
und schuf dort eine Anzahl romantischer
Gruppenkompositionen, deren Darstellungs-
motive er meist den Dichtungen Ariosts und
Tassos entlehnte. 1855 zum Lehrer an der
Akademie zu Carrara ernannt, kehrte er
schließlich für immer in seine Vaterstadt zu-
rück. Sein bekanntestes Werk ist die 1860
vollendete, maßvoll abgewogene und aus-
drucksvoll durchgcbildetc Gruppendarstellung
aus Tassos Gerusalemme Liberata: Olindo
c Sofronia condannati ad esser bruciati vivi.
In seinen reiferen Jahren bevorzugte B. dann
religiöse Stoffe aus dem Neuen Testamente.
Seine schönsten Schöpfungen dieser Art sind :
Gesü a dodici anni che disputa fra i Dottori
u. Gesü nel sepolcro. In Rom wurden be-
sonders geschätzt seine heiter-gelassen und
friedlich-maßvoll aufgefaßten allegorischen
Bildwerke, wie: Fedeltä, Amore e Fcdeltä,
Mansuctudinc etc.; für letzteres Werk wurde
ihm 1870 auf der Esposizione Romana dellc
Opcrc d’arte relative al culto cattolico sogar
der 1. Preis zuerkannt. Gleichzeitig errang
er auch einen ziemlich bedeutenden schrift-
stellerischen Erfolg mit seiner satyrischcn
Komödie „Onestä c valore". In höherem
Alter wurde er bei abnehmender Produktivi-
tät in seiner bildnerischen Darstellungsweisc
immer banaler und konventioneller. Er starb
455
Baratta
zu Carrara gegen Ausgang des 19. Jahrhun-
derts.
Gubernatis, Diz. d. Art. Ital. Vivcnti
(1889). Dr. M. Maffii.
Baratta, Francesco, Italien. Bildhauer,
geb. als Sohn des Steinmetzen Jacopo B. in
Massa di Carrara, f 1666 zu Rom, ein ge-
schickter Schüler Berninis, arbeitete län-
gere Zeit als dessen Gehilfe. In Berninis
Auftrag führte er für den Altar der Kapelle
Raimondi in S. Pietro in Montorio zu Rom
ein Relief aus (der hl. Franziskus, die Wund-
male empfangend) ; für den von Bernini ent-
worfenen Hauptbrunnen auf der Piazza Na-
vona in Rom die Statue des einen Flußgottes,
der in der Gestalt eines Mohren den La-
Plata-Strom darstellt, eine der besten Fi-
guren des Künstlers, in welcher die Manier
Berninis ziemlich gemäßigt auftritt. In S.
Nicolo di Tolentino zu Rom arbeitete B. an
dem nach Algardis Plänen errichteten Haupt-
altar die Engelfiguren im Frontispiz. Von
den übrigen sehr zahlreichen Arbeiten des
Künstlers wurden mehrere von August II.
für Dresden erworben : Herkules. Marsyas,
Klcopatra, Lukretia, Herkules und Omphalc
(meist im Großen Garten aufgestellt), eine
Statue der büßenden Magdalena (in der ka-
thol. Hofkirche) etc.
B e 1 1 o r i, Le Vite etc., Roma, 1728 p. 258.
— P a s s e r i, Le Vite etc., Roma, 1772 p. 360—
363. — P a s c o 1 i, Lc Vite etc.,* Roma, 1736 p.
437 — 445. — Campori, Mcm. biogr. etc., Mo-
dena 1873 p. 15. — Meyer, Kstlerlex. — Ber-
t o 1 o 1 1 i, Art. Lomhardi a Roma ; Art. Modc-
nesi a Roma ; Art. Svizzeri a Roma. — Bau- u.
Kstdenkm. des Königr. Sachsen XXI — XXIII
(1903) 242, 479 ff. (mit Abbildgn.). R.
Baratta, Francesco, Bildhauer von Car-
rara, t am 21. 5. 1747. Von ihm : der Altar
in der Kirche der Madonna dcllc lacrime in
Carrara (Vertrag vom 23. 7. 1722) ; Statue
des Castagnola für das Hospital degli Incu-
rabili in Genua (Vertrag vom 24. Oktober
1724) ; die beiden allegorischen Figuren der
Jungfräulichkeit und der Demut für die Stcc-
cata zu Parma (bestellt 1720, vollendet 1736).
Campori, Mcm. biogr. degli scult. etc. di
Carrara 1873 p. 23. H. V.
Baratta, Francesco, italicn. Maler, geb.
1805 in Genua, wo er hauptsächlich als Hi-
storienmaler tätig war und gegen 1870 starb.
Sein Hauptwerk ist ein umfangreiches Ge-
mälde aus der Geschichte der ligurischen
Guclfcn- und Ghibellincnkämpfc mit der die
gesamte wilde Kampfesszene beherrschenden
Mönchsgestalt des Jacopo da Voragine, des
Verfassers der „Legenda aurea“. In seiner
Darstellung hat er einen gewissen grandiosen
Zug, zeigt sich aber doch als ein echtes Kind
seiner im klassizistischen Akademismus be-
fangenen Zeit.
Giorn. Arcad. 1824, p. 112 f. — A 1 i z c r i,
Not. dei Prof. d. Dis. in Liguria dalla Fondaz.
dell’ Accad. (1964 ff.), I 129, 13S. 194. 216; II
132 f., 148; III 437. Dr. M. Maffii.
Baratta, Francesco, s. auch Baretta.
Baratta, Giovanni, d. J., Bildhauer von
Carrara, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
Er wird in dem Briefe eines deutschen Bi-
schofs vom 21. 10. 1767 als Verfertiger einer
trefflichen Puttengruppc gerühmt. In einem
Brief vom 15. 3. 1763 an den Contc Alderano
Luciani bewirbt er sich um den Auftrag zu
einigen Statuen für die Neapler Stadtmauer.
Campori, Memorie biogr. di Carrara 1873
p. 23/24. H. V.
Baratta, Giovanni Battist a, italicn.
Bildhauer, tätig um 1614 in Massa Carrara.
Nach Zani war er ein Sohn des Jacopo B.
und Bruder des Francesco und des Giov. Ma-
ria scn. B. (also nicht zu verwechseln mit
dem Contc Giov. di Isidoro B.) ; Werke un-
bekannt.
Zani, Encicl. III 59. — Campori, Mcm.
biogr. di Carrara (1873) p. 14. R.
Baratta, Giovanni Giacomo, d. J.,
Bildhauer von Carrara. Er führte mit Hilfe
seines Bruders zwei Kolossalstatucn des Da-
vid und Joachim aus, die 1722 am Maricn-
altar in der Steccata zu Parma aufgcstellt
wurden.
Campori, Memorie biogr. di Carrara 1873
p. 23. H. V.
Baratta, Giovannijacopo, Maler, geb.
in Carrara 1539, f im 17. Jahrh., malte u. a.
die große Pieta auf dem Hauptaltar in der
Kirche S. S. Giacomo c Cristoforo daselbst.
Von ihm ist auch das Martyrium der 5 Schutz-
heiligen von Carrara im Dome S. Andreae.
Lazzoni, Carrara, Guida, II cd. 1905, p.
207. H. V.
Baratt«, Contc Giovanni di Isidoro,
italien. Bildhauer, geb. zu Carrara am 13. 5.
1670, t daselbst am 21. 5. 1747. Schüler von
Foggini und Soldani in Florenz und in Rom
durch einen Preis ausgezeichnet, erhielt er
bald für Genua und Turin zahlreiche Bestel-
lungen, und zwar sowohl für vornehme Pri-
vate als für Kirchen. Darunter sind hervor-
zuheben in Genua: zwei Statuen der Klco-
patra und Artemisia für den Palazzo Du-
razzo (jetzt Pal. Reale), die Aeneas und
Anchises-Gruppe für den Brunnen der Piazza
di Fossatello, die Grabmäler des Giulio und
Francesco Spinola in der Kirche S. Caterina.
sowie die Statuen des Ignazio Bona und des
Marcello Durazzo im Hofe des Ospedalc di
Pammatone; in Turin: die Statuen an der
Kirche S. Teresa, die Statuen an der Fassade
des Palazzo Reale (1720), sowie die Statuen
der vier Kirchenväter in der Kirche dclla
Veneria. Ferner schuf B. fiir Livorno den
Sakramentsaltar im Dome, die Statuengruppe
auf dem Hochaltäre von S. Fcrdinando und
die Scitcnaltarstatuen in der Chiesa Arrnena :
für Florenz die Nischenstatuc des hl. Tho-
mas an der Kirche S. Michele degli Antinori,
sowie die Gruppe Tobias und Raphael in S.
Spirito; für Pistoja den Ilauptaltar mit zwei
456
Baratta
Statuen in S. Giovanni Battista; für Lucca
den Sakramentsaltar in S. Ponziano, endlich
für Pisa die Büste des Mathematikers Giov.
Grandi auf dessen Grabmal in S. Michele.
Die Leichtigkeit, mit der er im Geschmack
seiner Zeit arbeitete, erwarb ihm vielen Bei-
fall und sogar 1722 von seiten des Königs
einen Ruf nach England, dem er aber nicht
gefolgt zu sein scheint. Als Auszeichnung
für seine Werke verlieh ihm der Herzog von
Massa den Grafentitcl.
Meyer, Kstlerlcx. (mit alt. Lit.). — Laz-
zoni, Guida di Carrara (1905) p. 209 f.
L. Oszola.
Baratta, Giovanni Maria d. Ä., ita-
licn. Steinmetz und Architekt, geb. in Massa
di Carrara als Sohn des Jacopo B. und als
Bruder des Francesco B., mit dem er nach
Rom ging. Dort unter der Leitung Algardis
zum Architekten ausgcbildet, wurde B. von
letzterem mit der Ausführung seiner bedeu-
tenden Bauentwürfe betraut, insbesondere mit
dem Baue der Villa Pamfili vor der Porta S.
Pancrazio und mit der Restaurierung des
Palazzo Pamfili am Corso. Nach dem Tode
Algardis (1654) erbaute dann B. nach eige-
nen Entwürfen im Aufträge des Principe Ca-
millo Patnfili die Kirche S. Nicola da Tolen-
tino in Rom; nur für den Hauptaltar dieser
Kirche hatte Algardi Entwurfzeichnungen
hinterlassen. Außerdem schuf B. für die
Kirche S. Agostino zu Rom den Altar des
hl. Thomas von Villanova. — 1660 wurde B.
zum Mitgliede der Accademia di S. Luca er-
nannt; 1666 findet er sich beim Tode seines
Bruders Francesco zum letzten Male urkund-
lich erwähnt.
C a m p o r i, Mcm. biogr. di Carrara (1873)
p. 17 f. — Bertolotti, Art. Modenesi etc.
a Roma (1882) p. 83. 96 : sowie in Arch. stör,
art. etc. di Roma III 316 f. — Lazzoni, Guida
di Carrara (1905) p. 208. R.
Baratta, Giov. Maria d. J., s. Artikel
Baratta, p. 454.
Baratta, Giuseppe Antonio, Bildhauer
von Carrara, Sohn des Giov. Maria d. J., in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. tätig, lebte
noch 1818. Er war dem französ. Bildhauer
L. Guiard bei der Ausführung des Denkmals
für den hl. Bernhard in der Abtei von St.
Clairvaux behilflich und erhielt nach dessen
Tode (1788) den Auftrag zur Vollendung, die
indes durch die Revolution unterbrochen
wurde.
Campori, Mcmorie biogr. di Carrara. 1873.
H. V.
Baratta, Lorenzo, ital. Bildhauer, geb.
1782 in Carrara als Sohn des Giuseppe An-
tonio B., von dem er den ersten Kunstunter-
richt erhielt. Nachdem er bis gegen 1806
in Toscana gelebt hatte, ging er nach Mai-
land, wo Napoleon I. damals die Vollendung
der Domfassade in Angriff nehmen ließ. B.
fand bei diesem Werke reichliche Beschäfti-
gung als Ornamentbildhauer u. hatte auch
eine ganze Reihe von Statuen für den Dom
auszuführen, ohne jedoch in diesen ziemlich
harten und groben Arbeiten höhere künst-
lerische Begabung zu bekunden. Er starb in
Carrara um 1350.
Campori, Mem. biogr. di Carrara (1373)
p. 25. Dr. M. Mafßi.
Baratt«, Lorenzo, s. auch Barata, Lau-
rens.
Baratta, Paolo, italien. Maler, geb. 1874
in Xoceto bei Parma, ausgcbildet an der Aka-
demie zu Parma unter Barilli und nach Er-
langung des großen Rompreises an derjeni-
gen zu Rom; seit 1897 Lehrer an der Kunst-
akademie seiner Vaterstadt. Noch während
seiner römischen Studienzeit erhielt er Aus-
zeichnungen für die Gemälde: II giuramento
in Pontida und Paolo davanti ad Agrippa.
Von seinen späteren Werken seien genannt:
Enthauptung des B. Pietro Fabbre in S. Gio-
vanni dccollato (1897) u. B. Diego da Cadice
in der Chicsa dei Cappuccini zu Parma
(1898), In attesa (1898 in Turin ausgestellt),
cnkaustische Mcdaillongemälde mit Heiligen
in der Kirche zu Cicognara bei Mantua, Kir-
chenmalcreien in Chiavari bei Genua. Die
Pinakothek zu Parma besitzt von ihm die
Gemälde : Povcrtä e Quiete und Una visita
al convcnto. In jüngster Zeit malte B. für
die Scuola Centrale di Tiro zu Parma ein
lebensgroßes Bildnis des Königs Vittorio
Emanuele III.
C. Ricci, La R. Gallcria di Parma (1896)
p. 185. — U. Ojetti in Corriere d. Sera 1898.
— U. Flcrcs in Rivista d’Italia 1898, XII
749. — Rivista d. Esposiz. d'Arte Sacra in To-
rino 1898, II 292 (mit Abb.). — Rondani in
Gazzetta di Parma 1898 u. 1905. — Propaganda
Socialista, Nov. 1905, No. 60. St. Lottici.
Baratta, Pietro, Bildhauer von Carrara,
nach Zani (Enc. met. III 59) um 1695. Von
ihm soll das Denkmal der Kardinäle und
Päpste mit Engeln in der Kapelle Casoni des
Domes zu Sarzana gefertigt sein.
Campori, Mcmorie biogr. degli scultori etc.
di Carrara, 1873. H. V.
Baratt«, Pietro, Bildhauer in Venedig,
in der ersten Hälfte des 18. Jahrh. Er ar-
beitete für die Fassaden der Jesuitenkirche
und der Chicsa di S. Eustachio sowie den Al-
tar der Kirche S. Sebastiano (für letzteren
zwei Statuen: Joseph und Anna). Als Haupt-
werk des Künstlers gelten die Statuen und
Basreliefs am Grabmal des Dogen Bertucci
Valicr in der Kirche S. Giovanni e Paolo
in Venedig. Mehrere seiner zopfigen, sehr
unbedeutenden Skulpturen, die allegorischen
Figuren des Ruhms, der Stärke, der Pracht
und der Großmut, kamen zur Zeit Augusts II.
nach Dresden.
B a r t o 1 i. Pitt. Scult. etc. di Rovigo. 1793 p.
24. — M e y e r, Kstlerlex. H. V.
Baratta, s. auch Baratti.
457
Barattelia — Barba
Barattelia, Z a n i n u s, Maler in Treviso im
15. Jahrh.
Memorie Trevigiane sulle opere di disegno
etc. Venezia 1803 (herausg. von Federigi de’
Predicatori). **
Baratt!, Giovanni, italicn. Kupferstecher,
geb. in Venedig; tätig in der 1. Hälfte des
19. Jahrh. in Bassano für die Calcografia Re-
mondini. Unter seinen Kupferstichen waren
besonders beliebt: II Pescatore und 11 Macel-
lajo.
Di Bassano e dei Bass, illustri (1847) p. 170.
P. M. Tua.
Baratti, s. auch Baratta.
Barattiero, Niccolo, Baumeister und In-
genieur aus der Lombardei, in Venedig
tätig. Auf der Piazzetta daselbst hat er
1172 die beiden Granitsäulen aufgerichtet,
die der Doge Domenico Michele 1125 von
seinem siegreichen Zuge gegen den griechi-
schen Kaiser mitbrachte. Die Sockel und
Kapitelle der Säulen wurden wahrscheinlich
nicht mit aus dem Orient herübergebracht,
sondern von Barattiero hinzugefügt ; sie sind
im byzantinischen Stil gehalten, jedoch sehr
eigentümlich behandelt. Erst viel später sind
der bronzene Markus-Löwe und die Marmor-
statue des hl. Theodorus auf die Spitze die-
ser Säulen gestellt worden.
Von B. wird außerdem berichtet, daß er
Mathematiker und Baumeister gebildet, Ma-
schinen zum Heraufschaffen des Baumaterials
auf den Campanile erfunden und ein Modell
zu der Rialtobrücke gemacht habe. Nach die-
sem Modell kam die Brücke, aus Holzbalken
bestehend, die über eine Anzahl Barken ge-
legt wurden, 1180 zur Ausführung. Es war
wohl dieselbe hölzerne Rialtobrücke, die noch
1252 eine Restauration erfuhr. Erst 1264
trat an ihre Stelle eine auf eingerammten
Pfählen errichtete Brücke.
Meyer, Kstlerlex. (mit alt. Lit.). — P.
Molmenti, Storia di Venezia nella vita priv.
(1905) I 349. A. Daracchi.
Baratti ni, Francesco, wird als Holz-
schneider genannt. Nagler, Monogr. I 1612
und 2040, schreibt ihm ohne Begründung die
mit b oder b. R. bezeichncten Holzschnitte in
Marozzos zuerst in Modena 1536, dann in
Venedig 1550 erschienener „Opera nova chia-
mata Duello“ zu, deren Verfertiger Drugulin
(Naumanns Archiv f. d. z. Künste IX 409)
in Giovanni Britto, dem Gehilfen Francesco
Marcolinis, vermutet (s. dort). Die frei
zeichnerisch und rauh geschnittenen Illustra-
tionen im Marozzo haben jedoch mit der
einzig bekannten Arbeit Brittos, dem Bildnis
Tizians (Passavant, P. gr. VI 244 No. 103a)
nichts gemein.
G a n d c 1 1 i n i, Not. I 39. — Meyer, Künst-
lerlex. P. K.
Barattini, Francesco, Holzbildschnitzcr
und Münzstempelschneider, geb. in Bologna,
tätig um 1760, zeichnete nach Nagler, Mo-
nogr. II 1960, mit den Buchstaben F. B. F.
Drugulin (Meyers Kstlerlex.) identifiziert
ihn vermutungsweise mit einem Holzschnei-
der, der zwei Holzschnitte, die Heiligen Cris-
pin und Crispinian und den hl. Alö, F. B.
BOL bezeichnet hat.
F o r r e r, Biogr. Dict. of Medallists. —
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Barau, Emile, französ. Landschaftsmaler
in Neuilly, geb. in Reims am 11. 3. 1851,
Schüler von Geröme an der Ecole des b.-arts.
reiste in Holland und Dänemark und fand
dann lange Zeit die Lieblingsmotive für seine
einfachen, sonnigen Freilichtbilder in Reims
und Umgegend. Im Luxembourg sind von
ihm die Gemälde „Sur la Suippe“ (1884) und
„Vuc de la butte de Chälons“ (1895); andere
Arbeiten von ihm findet man in den Museen
von Tours und Blois. Er stellte öfter im
Salon aus, so 1906 und 1907 die Bilder „Le
vieux parc et l’aqueduc d’Arcueil“ und „Le
Printemps*'.
J. Martin, Nos peintres et sculpteurs. —
Bellier-Auvray, Dict. gin. Suppl. — Gaz.
d. b.-arts 1887 p. 500. — Kataloge des Salon
1885—1907. *•
Barauderie, Jean Michel, französ. Bild-
hauer, geb. 27. 4. 1674 in Angers als Sohn des
Pierre B., schon 1688 urkundlich als „sculp-
teur" erwähnt, mehrere Jahre in St. Georges-
sur-Loire tätig, t 1728 in Vern (Maine-et-
Loire), wo er an der plastischen Ausschmük-
kung des Hauptaltares der Pfarrkirche ar-
beitete.
Lami, Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV
(1906). S. Lami.
Barauderie, Pierre, französ. Architekt u.
Bildhauer, geb. 1643 in Poitiers, f 2. 4. 1729 in
Angers, wo er sich seit 1666 niedergelassen
und zunächst unter der Leitung des Pierre
Biardeau gearbeitet hatte. Im Stile dieses
Meisters, dessen dekorative Begabung sich bei
ihm in erhöhtem Maße wiederfindet, war
Pierre Barauderie namentlich für die Kirchen
St. Samson, St. Maimboeuf, des Augustins
und de Fontaine-Couverte zu Angers tätig.
Erhalten geblieben sind von ihm 2 plastische
Gruppen in der Kirche zu Allcnqon und ein
Altar in der Kirche zu Faye bei Angers.
Lami, Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV
(1906). S. Lami.
Barba, A 1 o n s o, span. Architekt. Er
wurde von Andres de Valdevira in dessen Te-
stamente vom 16. 4. 1575 zu seinem Nach-
folger als Obcrbaumeister der Kathedrale von
Jaen empfohlen. Der Bau blieb nach wenigen
Jahren, nachdem Barba die Sakristei 1577 zu
Ende geführt hatte, aus Mangel an Geldmit-
teln liegen und wurde erst 1634 wieder auf-
genommen.
Llaguno y Amirola, Not. I 132, II 191.
III 36. — Cean Bcrinudez, Dicc. I 91, V
100. A
Barba, G a c t a n o, italicn. Architekt in
Neapel, wo er 17S7 die Entwürfe zeichnete
458
Barba — Barbachoux
für den Marmordekor der Cappella Cito in
S. Chiara. Gleichzeitig veröffentlichte er im
Verlage von Barbiellini in Rom eine Denk-
schrift über die Restaurierung der Stuckdeko-
rationen am Kuppeltambour der St. Januarius-
kapelle im Dom zu Neapel. 1788 leitete er
die Dekorierung des Hochaltares in S. Giu-
seppe zu Neapel.
C a t a 1 a n i, Chiese di Napoli II 134. — Ce-
lano, Not. etc. di Napoli (Ausg. 1792) III 62.
— M i s s i r i n i, Storia d. rom. Acad. di S.
Luca (1823) p. 462. G. Ceci.
Barba, Galeazzo della, s. Rivcllo, G.
Barba, Gencsio del, Maler, gcb. am 17.
10. 1691 zu Massa di Carrara, lebte noch 1736.
Er malte hauptsächlich Tapeten (Nachahmun-
gen von Arazzi) und war mit solchen Arbei-
ten in Rom für die Paläste Corsini, Odes-
calchi, Pamfili u. a. vielfach beschäftigt. Bild-
nis des Künstlers bei Pazei, Serie di ritratti
di cel. pitt. 1784.
Campori, Mem. biogr. 1873 p. 84/85. H. V.
Barba, Giuseppe, italien. Bildhauer, tätig
in Rom, wo er 1830 im Aufträge des Mon-
signore Muzzarelli für die Protomoteca des
Kapitols die Bildnisherme des Jesuiten-
Schrifstellers Daniello Bartoli auszuführen
hatte ; die prächtige Büste zeigt treffende
Ähnlichkeit mit dem in der Bibliothek des
Collegio Romano befindlichen Porträt des
dargestellten Jesuitenpaters. — In der Bawo-
rowskischen Bibliothek in Lemberg befindet
sich die Statue eines liegenden Satyrs, be-
zeichnet Giu. Troyse Barba F. Roma 1849,
wahrscheinlich gleichfalls ein Werk des oben-
genannten Künstlers (Mitteil, von Herrn Z.
Batowski).
A. Bianchini in Giornale Arcadico 1830,
vol. 46, p. 115 ff. G. Degli Assi.
Barba, Jacopo della, Florent. Bronze-
gießer des 16. Jahrh., der nach Vasari meh-
rere Güsse für Baccio Bandinclli vortrefflich
ausführte.
Vasari, ed. Milanesi VI 153. **
Barba, Juan, Kunstschmied in Sevilla, der
für die Kathedrale, den Alcazar und das Rat-
haus verschiedene Arbeiten geliefert hat. 1672
mit Francisco Lopez für die Kapelle der An-
tigua beschäftigt, führt er dann von 1586 bis
1590 die Reja der gleichen Kapelle aus und
empfängt inzwischen 1587 eine Zahlung von
764 338 maravedis für einen Balkon des Rat-
hauses.
G e s t o s o, Artif. Sevill. II 362. M. v. B.
Barba, Juan Sanchez, s. Sanchez.
Barba, L u i g i, italien. Maler, geb. 1828
in Palermo, studierte zunächst die Baukunst,
widmete sich dann ausschließlich der Malerei,
in der er mit Vorliebe historische und reli-
giöse Darstcllungsstoffc behandelte. Ein 1861
in Florenz ausgestelltes Odaliskcnbild B.s
wurde mehrfach prämiiert. Die Pinakothek
zu Palermo besitzt von ihm mehrere Arbei-
ten, darunter das Gemälde „Ruggero di Lau-
ria“. Für den Palazzo Municipale seiner Va-
terstadt malte er eine Episode aus der
Schlacht bei Novara, für die Real Chiesa zu
Calascibetta ein riesiges Velarium mit einer
Kreuzigungsdarstcllnng.
Gubernatis, Diz. d. Art. Ital. Viventi
(1889). N. Tarchian i.
Barba, Nunzio (oder Nuzzo), italien.
Bildhauer und Architekt, gcb. in Galatina
(Prov. Otranto), tätig in einigen Städten der
Nachbarprovinz Bari ; und zwar schuf er zu
Conversano 1481 das Grabmal des Giul. Ant.
Acquaviva in der Kirche S. Maria dell’ Isola
und zu Bitonto 1485 das Grabmal des Pietro
Bovio in der Kirche S. Domenico. In letzte-
rer Stadt leitete er außerdem 1484 — 86 die
bauliche Wiederherstellung eines der Kathe-
dralentürmc.
Napoli Nobiliss. VIII 10, 29, 57, XIV 95.
G. Ceci.
Barba, R a m o n, span. Bildhauer, geb. 1767
in Moratclla, t 1831 in Madrid. Von König
Carlos IV. zum Studium der Bildhauerkunst
nach Italien gesandt, führte er in Rom für
die Kirche St. Alexis ein Basrelief aus, fer-
ner die jetzt in Madrid befindlichen Statuen
des Königs und seiner Gemahlin Dona Maria
Luisa. Nach seiner Rückkehr in die Heimat
beteiligte sich B. 1821 an der plastischen Aus-
schmückung der damals neu aufgebauten Puer-
ta de Toledo zu Madrid und modellierte eine
Merkurstatue sowie eine allegorische Gruppe,
darstellend die Hispania, wie sie der Göttin
Minerva die jugendliche Infantin Isabella zu-
führt. Nach dem Tode des Pedro Hermoso
wurde B. zum ersten Hofbildhauer der Köni-
gin, 1823 zum Mitgliede der Acad. de San
Fernando und 1828 zum Leiter der Bildhauer-
kurse an dieser Akad. ernannt.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espanoles del siglo XIX (1883 — 84). — Vi-
fi a z a, Adiciones al Diccion. hist, de Ceän Ber-
mudez (1894). — M i s s i r i n i, Stör, della ro-
mana Accad. di S. Luca (1823). — Grande En-
cyclopcdie Lamirault- Paris. P. Lafond.
Barba, s. auch Morelli, Giuliano di Niccolö.
Barbabin, Francois, Landschaftsmaler
und Radierer, in der 1. Hälfte des 18. Jahrh.
tätig, wahrscheinlich Franzose. Seine Ar-
beiten erinnern an die Art Abraham Genoels,
dessen Schüler er vielleicht gewesen. Von
ihm radiert: 1) Wasserfall mit doppeltem
Sturz. F. Barbabin in et fecit 1710. — 2) Ein
monumentaler Brunnen. Bcz. F. B. F. —
3) Befestigte Brücke. Bcz. F. B. F. — 4) Fel-
sige Landschaft. Bez. F. B. F. Jedes Bl. h.
58 mm, br. 62 mm.
R. Dumesnil, Lc Peintre-Graveur III 313.
— Nagler, Monogr. 2. No. 1944. H. V.
Barbachoux, Pierre, französ. Glasmaler
der 2. Hälfte des 16. Jahrh. Von ihm ein
Fenster im rechten Nebenschiff (vom Chor
aus) der Kirche Saint-Ithier in Sully-sur-
Loire mit 5 Szenen aus dem Leben des hl.
459
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Barbacovi — Barbalonga
Jacobus, deren Reihenfolge bei einer Restau-
rierung des Fensters (1842) verändert wurde.
Invcnt. gen. d. rieh, d'art : Prov. Monutn.
relig. I 240, 248. H. V.
Barbacovi, Francesco, Bildhauer, geb.
um 1640 zu Taio im Nonsberge bei Trient,
erhielt seine künstlerische Bildung in Salz-
burg. Sonst ist sein Leben in tiefes Dunkel
eingehüllt. Sein Geburtsort Taio besitzt
mehrere Stücke von ihm : so die Medaillons
mit der Büste der Mutter Gottes und dem hl.
Johannes v. Nepomuk im Hause Depero-Mau-
rizi ; ferner ein Medaillon mit der Madonna
und dem Kinde auf dem Platze vor der Ma-
riakirche und ein Weihwasserbehälter von
zwei Engeln getragen, Privateigentum einer
Familie Barbacovi; unweit von Taio, im
Schloß Bragher ein Basrelief, die Mutter
Gottes mit ihrem göttlichen Sohne darstel-
lend. überdies kennt man von B. eine kleine
Zierplatte mit dem hl. Sebastian und eine
Madonnenbüste, Basreliefs im städt. Museum
in Trient, und zwei weitere Stücke im Mu-
seum Ferdinandeum in Innsbruck, Lot mit
den zwei Töchtern und Rinaldo und Armida
aus Tassos befreitem Jerusalem. Ein Meister-
werk des Künstlers ist die Gruppe von Adam
und Eva, aus einem Block, oberhalb des Mar-
moraltars der Kruzifix-Kapelle im Dom von
Trient. Eine allerdings nicht sehr alte Über-
lieferung schreibt dem B. noch das schöne
Portal (zwei Karyatiden tragen einen mit
drei kleinen Putti gezierten marmornen Bal-
kon) des Palazzo Sardagna in Via Calepina
in Trient zu. Jedoch Francesco Bartoli aus
Bologna (Manuskript No. 1207 der Trienter
Biblioteca comunale), der in einer dem Ent-
stehen des genannten Werkes näher liegen-
den Epoche lebte, weist es mit mehr Recht
dem Christoph Benedetti (s. diesen) zu, mit
dessen Stil das Eingangstor des Palazzo Sar-
dagna in der Tat auch mehr im Einklang
steht.
Fr. Ambrosi, Scrittori ed artisti Trentini.
2. Aufl. Rovcreto 1893, 8° p. 66. — Nie. To-
ne a 1 1 i, Saggio d’illustrazionc del Duomo di
Trcnto. Trento, 1872, 16°, p. 76. — Tirol. Kst-
lerlex. p. 20. L. O.
Barbade, Pierre, Maler von Bordeaux,
erhält am 23. 9. 1620 mit Pierre Barbot Be-
zahlung für die Bemalung der Jacht des Kö-
nigs anläßlich dessen feierlichen Einzugs in
Bordeaux.
Reun. d. Socict. d. beaux-arts XXI 820, 862,
954, 1125, 1130. H. V.
Barbadillo y Oserio, D. Michele, span.
Maler um 1757.
Zani, Enc. III 62.
Barbagelata, Giovanni di Niccolö,
von Rapallo, Maler in Genua, 1484 zuerst
erwähnt. Von seinen zahlreichen Altarwcr-
ken und Fresken ist allein erhalten das Altar-
bild in der Kirche zu Candiasco bei Sestri
mit den Darstellungen der Verkündigung
Mariä, Christi am Kreuze und Johannes des
Täufers zwischen St. Paulus und dem Erz-
engel Michael. Es ist bezeichnet : Joannes
Barbazcrata pinxit MCCCCLXXXXVIIII.
Um 1508 muß er gestorben sein, da am 16.
11. dieses Jahres seine Werkstatt an Lor.
Fasolo weitervermietet wird.
Alizeri, Not. d. prof. d. disegno in Li-
guria II 169—205, 251 (ausführliche Angaben).
BarbaglU, Giuseppe, Genremaler in Mai-
land, geb. daselbst 1841, Schüler Bertinis an
der dortigen Akad. Sein Erstlingswerk, ein
„Christus am ölberge“, wurde vom König von
Italien, eine seiner frühesten Genrcdarstellun-
gen, die „Ziviltrauung“, vom Mailänder Bür-
germeister G. Bellinzaghi angekauft. Von sei-
nen späteren Werken seien genannt : „Hun-
gersnot in Sizilien“ (jetzt im Munizipalpalaste
zu Pavia), — „Pompejanisches Bad“ (durch
einen Akademiepreis ausgezeichnet), — „L*al-
loggio forzato“ (Quartier eines Napolconi-
schen Grenadiers in einem Pfarrhause, das
populärste Bild des Künstlers), — „L’arlec-
chino ardito“ (Hintergrund wie auf vielen
Gemälden B.s ein meisterlicher Prospekt des
großen Saales im Palazzo Clerici zu Mailand).
Unter den ihrer altmcisterlichen Durchfüh-
rung wegen vielgerühmten Porträts B.s ist
das bekannteste dasjenige des Komponisten
Giuseppe Verdi (1887).
Gubernatis, Diz. d. Art. ital. viventi
(1889). — Zeitschr. f. Bild. Kst. IV 22.
E. Vcrga.
Barbaglia, L e o n e 1 1 o, ferrares. Künstler,
t 1589.
Baruffaldi, Vite dei pitt. e scult. ferrar.
II 589. •
Barbai, U r s i n, französ. Architekt, geb.
am 2t. 1. 1750 bei Lcs Andclys, f am 17. 10.
1824 in Montmirail, lieferte in den letzten
Jahren der Regierung Louis’ XVI. die Pläne
zu dem Schloß seines Heimatsdorfes.
Lance, Dict. d. Archit franc. H. V.
Barbalonga, Antonio, italien. Maler aus
der edlen Familie der Alberti (häufig ver-
wechselt mit Ant. Ricci), geb. 1600 zu Mes-
sina, + daselbst 1649. Er studierte die Ma-
lerei in seiner Vaterstadt bei Simone Co-
mande, dann in Rom. in der Schule des Do-
minichino, dessen Manier er sich vollkommen
zu eigen machte, wie die Himmelfahrt der
Maria in S. Andrea dclla Vallc zu Rom und
noch inehr das große Altarbild, die Heil. Gac-
tano und Andrea Avellino in einer Engel-
glorie, in S. Silvestro a Monte Cavallo be-
weisen. 163t kehrte er nach Messina zurück.
Das erste Bild, das er hier malte, war der hl.
Filippo Neri in der dortigen Chiesa dell’ Ora-
torio; ein anderes Gemälde in der nämlichen
Kirche, eine Pieta, hat die Inschrift: An-
tonius Alibcrti Barbalonga 1634. Als das
Hauptwerk unter den zahlreichen übrigen
Gemälden, die er für verschiedene Kirchen
Messinas ausführte, gilt die Bekehrung des
460
Barbalonga — Barbari
Paulus in der Klosterkirche S. Anna. Für
die öffentliche Galerie in Messina malte er
eine Anzahl Bilder, die vom Conte di S. Ste-
fano nach Spanien gebracht wurden (eines
derselben, die „Signora dclla Lettera“, ist in
der Iconologia Samperis gestochen). Einige
Bilder des Künstlers werden als in Palermo
befindlich erwähnt (in der Galerie des Prin-
cipe di Belmontc und in der Compagnia del
Sanguc di Cristo). Im Museo del Prado zu
Madrid ist von ihm eine hl. Agathe (im Ka-
taloge Madrazos irrtümlich dem Ant. Ricci
zugeschrieben). In seiner Vaterstadt grün-
dete B. eine Malerschule, die lange Zeit in
Blüte stand.
Meyer, Kstlcrlex. (mit ält. Lit.). R.
Barbalonga, s. auch Ricci, Ant. u. Vermeyen,
J.C.
Barbani, N i c o 1 o, Maler aus Capodistria,
wird in Modena von 1453 — 83 verschieden-
fach urkundlich erwähnt.
G. Carapori, Gli artisti ital. e stran. negli
stati cstensi. •*
Barbani, Pietro, Miniator und Architekt
von Carpi, um 1476, nur bei Zani (Enc. met.
III 62) rühmend erwähnt. h. V.
Barbant, Charles, bekannter Reproduk-
tionsholzschneider in Paris, geb. daselbst.
Schüler von Best, stellte fast alljährlich in
den Salons 1869 — 1882 aus.
Bellicr-Auvray, Dict. g6n., Suppl. (mit
Verzeichnis seiner Arbeiten). H. V.
Barbantan, Charles, französ. Heiligcn-
maler, malte laut Inschrift 1886 die Antonius-
kapelle der Kirche Saint- Pierre in Avignon
aus u. schmückte 1887 die Josephskapelle der-
selben Kirche mit 7 figürlichen Fresken aus
der Geschichte des alttestamentlichen Joseph
und des Pflegevaters Jesu.
Invent. gen. d. Richesses d’Art. Province.
Monum. religieux. III 149, 154. H. V.
Barbara, Alonso u. Thomas, span. Ge-
schützgießer um 1477.
Champeaux, Dict. des Fondeurs 58.
M. v. B.
Barbara y Belza, J o a q u i n, span. Maler,
geb. in Llodio (Prov. Alava). Ausgcbildet
an der Escuela cspecial de pintura etc. zu
Madrid, errang er auf der dortigen Kunst-
ausstellung 1897 eine Medaille 2. Klasse. Von
den bisherigen Gemälden dieses vielverspre-
chenden jungen Künstlers sei als das bedeu-
tendste hier angeführt „Der Gang nach Em-
maus“.
Madrider Ausstellungskataloge seit 1897.
P. Lafond.
Barbaras, französ. Bildhauer in Nevers, wo
er 1710 für die Johanneskapelle der St. Pere-
Kirchc ein Altarbild meißelte.
Lami, Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV
(1906). S. Lami.
Barbaras, Louis, französ. Zeichner und
Stecher, gehörte dem Prämonstratenserorden
an und war 1673 ordentlicher Kanonikus von
S. Martin de Laon und Prior von Missy.
Man kennt von ihm zwei Blätter mit Aufriß
und Perspektive der Prämonstratenscr-Abtei
(1656) und einen Plan der Abtei St. Jean
des Vignes zu Soissons (1673).
Meyer, Kstlcrlex. II. J. Guibcrt.
Barbarat, Jean, Glasmaler von Troyes,
tätig daselbst um 1653 — 1694. In der Kirche
St. Martin daselbst stammt von ihm laut In-
schrift die obere Hälfte des Fensters des
südl. Querschiffes (1654). Der vom 1. 2. 1653
datierte Vertrag hat sich erhalten. Wohl ein
Bruder des Obigen ist der 1692 und 1694 mit
ihm erwähnte Glasmaler Edme B.
Reun. d. Soc. d. bcaux-arts XXVII 557, 566.
— Levy, Histoire de la Peint. sur verrc. H. V.
Barbarelli, Giorgio, s. Giorgione.
Barbari, J a c o p o de’, italien. Maler, Kup-
ferstecher und Zeichner für den Holzschnitt,
ist in Venedig geboren und zwar etwa 1440
bis 50, da er 1511 von Margarete von Öster-
reich, der Statthalterin der Niederlande, deren
Hofmaler er damals war, als alt und ge-
brechlich mit einer Pension bedacht wird.
So sicher es ist, daß B. mit dem von Dürer
und Neudörffer genannten Jacob Walch iden-
tisch ist, wie jetzt auch allgemein anerkannt
wird, so wenig wahrscheinlich ist es, daß der
vom Anonimo des Morclli (M. A. Michiel)
mehrfach erwähnte Miniaturmaler Jacomctto
ein und dieselbe Person sei wie B. Der Stil
seiner erhaltenen Gemälde und seiner Kupfer-
stiche zeigt deutlich, daß B. aus der Schule
der Vivarini hervorgegangen ist und in ihrer
Art gearbeitet hat. Bis zum Ende des 15.
Jahrh. ist B., soweit wir wissen, in Venedig
geblieben, 1494 — 95 scheint ihn, wie wir sehen
werden, Dürer dort getroffen zu haben, seit
1497 ist er mit der 1500 von Anton Kolb her-
ausgegebenen großen Ansicht von Venedig,
deren Zeichnung ihm mit der allergrößten
Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden kann,
beschäftigt gewesen. 1500 tritt er in die
Dienste Kaiser Maximilians als „contra-
feter und illuminist“, wie es in der Bestallung
vom 8. April 1500 heißt, und ist vornehmlich
wohl in Nürnberg ansässig. Anfang 1504 er-
folgt die endgültige Abrechnung zwischen ihm
und Anton Kolb einerseits und dem Kaiser
andererseits. Er war also auch hier, wie ver-
mutlich in Venedig, in Gemeinschaft mit Kolb
tätig und mag wohl durch diesen, der nach
Dürers Äußerung sein Bewunderer war, dem
Kaiser empfohlen worden sein. 1603 — 1505
steht B. in festem Dienst als Maler des Kur-
fürsten Friedrich III. des Weisen. Er wird
in den Urkunden mit vollem Namen oder
„Meister Jacob der weylische oder wcllischc
Maler“ genannt und arbeitet in Torgau,
Naumburg, Weimar und in Wittenberg, wo
wahrscheinlich die Gemälde des Schlosses,
die vornehmlich Gegenstände aus der Mytho-
logie und der römischen Geschichte darstell-
461
L
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Barbari
ten, von ihm ausgeführt worden sind, und wo
er auch u. a. im August 1504 mit Dürer zu-
sammentraf. 1508 ist B. für Joachim I. von
Brandenburg tätig. Bildnisse der Ursula, der
Tochter des Kurfürsten Johann von Bran-
denburg und ihres Gemahls, des Herzogs
Heinrich von Mecklenburg vom Jahre 1507
werden im Heidelberger Schloßinventar von
1685 aufgeführt. Nach dieser Zeit muß B.
nach den Niederlanden gegangen sein. Er
wird hier als Maler des kunstsinnigen Grafen
Philipp von Burgund von dessen Biographen
Gerardus Noviomagus (Geldcnhauer) genannt.
1510 ist er als „varlct de chambre et pcin-
tre“ in Diensten der Statthalterin Margarete
von Österreich, die ihn augenscheinlich sehr
hoch schätzt und ihm am 1. März 1511 in An-
sehung seiner guten und dauernden Dienste und
in Anbetracht seines Alters und seiner Gebrech-
lichkeit eine Pension von 100 livres anweist.
In den Inventaren von 1515 und 1516 wird er
als verstorben bezeichnet, sein Tod muß also
zwischen 1511 und 1515 cingetreten sein. In
diesen Inventaren (von 1515, 1516 und 1524)
werden Gemälde B.s als besonders vorzüglich
hervorgehoben, und zwar ein großes Bild mit
einem Armbrustschützen mit einem Hirsch-
kopf (begleitet von seinem Armbrustspan-
ner?), ein hl. Antonius, ein Kruzifix, der Kopf
eines Portugiesen in Helldunkel (sans couleur)
und ein Bildnis der Fürstin selber, ferner 23
gestochene und zum Abdruck benutzbare Kup-
fcrplatten verschiedener Größe „de divers
mystcrcs“. Es wären das, wenn man den Aus-
druck „mysteres“ als gleichbedeutend mit
„representation“, Darstellung überhaupt, auf-
fassen darf, die Platten der bekannten Stiche
B.s. Als Dürer 1521 in Mecheln von der
Erzherzogin Margarete empfangen wird, be-
wundert er gute Werke von B.. den er Jacob
Walch und, wie in seinem Briefe von 1506
aus Venedig, Meister Jacob nennt, und er-
bittet ein Zeichenbuch des Meisters von der
Fürstin, die cs aber, wie sic sagt, schon ihrem
Hofmaler versprochen hatte. Marcantonio
Michiel (der Anonimo des Morelli) sah 1521
Werke von „Barberino Vcnctiano, che ando
in Alemagna et Borgogna et presa quella
manicra fcce moltc cose“ im Hause des Kar-
dinals Grimani in Venedig. Ncudörffcr, der
uns auch mitteilt, daß Hans von Kulmbach
sein Schüler gewesen sei, kennt von „Jacob,
Walch genant“ zwei Stücke, ein Bildnis des
Friedrich Behaim, des Vaters und ein anderes,
dessen Gegenstand er nicht mehr zu nennen
weiß. Von den erhaltenen Gemälden B.s be-
fand sich das wichtigste, eine Madonna mit
dem Kinde, Johannes und Antonius Abbas in
Landschaft, im Besitze Galichons, der in der
Gaz. d. Bcaux-Arts 1861, XI 318/9 eine Ab-
bildung gibt, bezeichnet mit I. A. D. B.
und dem Schlangenstab. Sein gegenwärtiger
Aufbewahrungsort ist nicht bekannt. Ganz
gleichen Stils scheint das Bild der Berliner
Galerie, die Madonna mit dem Kinde, Bar-
bara und Johannes, der die Stifterin Caterina
Cornaro empfiehlt Die Dresdener Galerie
besitzt eine Halbfigur Christi, die der Inschrift
auf einem Holzschnitte von 1553 zufolge 1503
gemalt worden ist, ferner zwei Halbfigurcn
der hl. Barbara und Katharina und endlich
eine Galatea, die nackt auf einem Delphin
durch das Meer fährt. Die Sammlung zu
Weimar bewahrt eine Wiederholung des Dres-
dener Christus (aus dem Praunschen Kabinett
in Nürnberg), die mit IA DB und dem Cadu-
ceus bezeichnet ist. Eine zweite Wieder-
holung ist aus den Sammlungen F. Lippmann
und Przibram zu Frau Goldschmidt in Brüs-
sel gekommen. Die Augsburger Galerie be-
sitzt ein mit dem vollen Namen „Jac° de bar-
barj P. 1504“ und dem Caduceus signiertes
Stilleben, ein Rebhuhn, ein paar Eisenhand-
schuhe und ein Armbrustbolzcn, die an einem
Nagel aufgehängt sind. Ein Bild mit einem
Falken befindet sich in der Sammlung Layard
in Venedig. Die Darstellung einer Mandoline
hatte Mündler in Regensburg gekauft (s.
Zcitschr. f. bild. Kunst 1869. IV 162 f.).
Ebendaher stammt auch das Bild der Samm-
lung Weber in Hamburg, die Halbfiguren
eines Alten, der eine junge, mit Lorbcerkranz
gekrönte Frau umarmt, bezeichnet: IA. DA.
BARBARI. MDIII, und Schlangenstab (S.
Aich. stör. d. Arte IV [1891] p. 86). Die
anderen B. zugcschricbenen Gemälde und
Fresken sind wenig gesichert. Am meisten
Wahrscheinlichkeit hat der von Frizzoni B.
zugeschriebene Fries am Grabmal des Melch.
Trevisani in S. M. d. Frari zu Venedig für
sich. Dagegen würden die von Morelli als
B.s Werke aufgeführten Fresken des Onigo-
Grabmals im Dom zu Treviso und das Bildnis
der Wiener Galerie, die auch untereinander
wie gegenüber anderen von Morelli B. zuge-
schriebenen Werken starke Verschiedenheit
zeigen, eine ganz andere künstlerische Potenz
und Auffassung voraussetzen, als die, die sich
aus den gesicherten Werken B.s ergibt. Das
neuerdings von der Galerie zu Neapel er-
worbene schöne Bildnis des Luca Pacioli hat
mit B. gar nichts zu tun (S. Napoli Nobilis-
sima XII [1903] 27. — L’Artc 1903 p. 95 m.
Abb. — Kunstchronik XIV [1903] 506. -
Rasscgna d’Arte 1905 p. 28.). Außer den auf-
geführten Gemälden und einigen wenigen
Zeichnungen gehören noch etwa 30 Kupfer-
stiche und 3 große Holzschnitte zu dem, was
noch von B.s Werk erhalten geblieben ist.
Bartsch (P.-Gr. VII 516 ff.) beschreibt von
dem „maitre au caducee“, wie er B. in Un-
kenntnis seines Namens nannte, 24 Blätter.
Er führt diese Stiche der Tradition folgend
unter den deutschen Arbeiten auf, obgleich er
462
Barbari
ihren italienischen Charakter wohl erkannt
hatte. Passavant, Nagler u. a. haben zu
Bartschs Verzeichnis Nachträge geliefert. Daß
diese Kupferstiche, wie man behauptet hat,
von B. alle im Norden ausgeführt worden
seien, ist nicht bewiesen — auch nicht durch
die nordischen Wasserzeichen des Papiers —
und auch nicht wahrscheinlich. B. bleibt in
diesen, in Komposition und Formgebung
schwächlichen aber doch anziehenden Werken
seinem italienischen Zcichenstil immer treu ;
die einzelnen Blätter zeigen aber untereinan-
der so große Verschiedenheit in der techni-
schen Behandlung, daß ihre Entstehung sich
ohne Zweifel über einen größeren Zeitraum
als den seines Aufenthaltes im Norden er-
streckt haben muß. Wie andere italien. Ste-
cher um die Wende des 15. Jahrh. hat sich
auch B. die Technik Schongauers und der
frühesten Arbeiten Dürers zum Vorbildc ge-
nommen. Diese kann er aber, wie die ande-
ren italienischen Stecher, auch sehr wohl in
seiner Heimat studiert haben. Der große
1500 herausgegebene Plan von VeneGig be-
weist, daß B. schon in Venedig sich längere
Zeit mit den graphischen Techniken vertraut
gemacht haben muß. B.s früheste Stiche, wie
Sieg und Ruhm (Kristeller 26), die Madonna
(K. 8), das große Priapopfer (K. 2ö), die
Viktoria (K. 27) zeigen noch eine wenig
schmiegsame, oft sogar ungeschickte und we-
nig eingehende technische Behandlung, seine
spätesten und vorzüglichsten Arbeiten dage-
gen, wie der Sebastian (K. 8), die Kleopatra
(K. 28), Mars und Venus (K. 12), Pegasus
(K. 29), der Kentaur (K. 21), sind mit gro-
ßer Subtilität ausgeführt und lassen in ihrer
runden Stichelführung und in ihrem silbrigen
Ton den Einfluß des Lucas von Leyden (schon
vor 1508 tätig) deutlich erkennen. Fünf
Stiche (K. 1, 10, 16, 17, 18), die der mittle-
ren Periode von B.s Tätigkeit als Kupfer-
stecher angehören, müssen jedenfalls vor 1504
entstanden sein, da sie von Hartman Schedel
in ein in diesem Jahre angefertigtes Manu-
skript während der Arbeit eingeklebt worden
sind. B. würde als venezianischer Maler
dritten Ranges die Beachtung, die man ihm
geschenkt hat, keineswegs verdienen, wenn
seine Beziehungen zur deutschen Kunst und
im besonderen zu Dürer seiner Person als
Mensch und Künstler nicht eine besondere
Bedeutung für uns gäben. Was B. den deut-
schen Malern von italienischer Kunst vermit-
teln konnte, war weniger die eigenartige süd-
ländische Auffassung der Natur oder gar tech-
nische Fertigkeit, als die Gegenstände und Be-
wegungsmotive, die man in seiner Heimat der
Antike abgewonnen hatte, und auf die man hier
wie dort ein großes Gewicht gelegt haben muß.
Daneben war es ohne Zweifel auch ein ge-
wisser Wohllaut der Formen, ein harmonisches
Verhältnis der Glieder zueinander, was die
Nordländer auch in den Werken dieses
schwachen venezianischen Malers, da es ihnen
hier zum ersten Male entgegentrat, bewun-
derten. Vor allem scheint B. das modern ge-
wordene antike Stoffgebiet und die Formen
antiker Trachten und Geräte gut beherrscht zu
haben, sodaß auch die Professoren u. Studen-
ten der Wittenberger Universität seinen Um-
gang suchten. Daß Dürer B. schon 1494 — 95 in
Venedig kennen gelernt hat, muß eine unbe-
fangene Beurteilung aus der bekannten Stelle
in Dürers Brief vom Februar 1506 an Pirck-
heimer mit Notwendigkeit folgern, ebenso
wie aus dem vollständigen und plötzlichen
Umschwung, der in Dürers ganzer künstleri-
scher Auffassung nach jener Zeit cintritt, aus
der Änderung sozusagen seiner künstleri-
schen Gangart, aus den zahlreichen Studien
nach italienischen Werken, die in diesem
Umfange nur durch die lebendige Anschau-
ung vermittelt worden sein können, ein Auf-
enthalt in Italien vor der Apokalypse unab-
weisbar erscheint. Hier in Venedig muß es
auch gewesen sein, wo Dürer, wie er selber
in seinem Entwurf zu einer Vorrede der Pro-
portionslehre von 1523 erzählt, von B. die
ersten Anregungen zu seinen Proportionsstu-
dien und zu zahlreichen antikisierenden Dar-
stellungen erhielt. Dürer selber schien spä-
ter dieser Moment epochemachend in seiner
Entwickelung. B. mag gewiß auch seiner-
seits durch Dürers Stichtechnik u. seine feine
Naturbcobachtung gefördert worden sein, in
der Kunst der Bildgestaltung, der Verwen-
dung von Motiven nach antiken Vorbildern
kann nur der viel jüngere und unerfahrenere
Dürer der Lernende, der ältere B. der Ge-
bende oder Vermittelnde gewesen sein. Dürer
scheint sich 11 Jahre später fast geschämt
zu haben, daß ihm jene Gegenständlichkeiten
damals so sehr imponiert hatten. In B.s Ge-
mälden hat man einen starken Einfluß der
deutschen Kunst zu bemerken gemeint. Die
miniaturartige Behandlung des Details, die
man in einzelnen Bildern B.s als spezifisch
nordisch anspricht, ist aber an sich gar nicht
unitalienisch ; sie kann einem „Illuministen“,
wie B. es ja war, nicht fremd gewesen sein.
Das Berliner Bild mit der Caterina Cornaro
und gewiß auch das verschollene aus Gali-
chons Besitz sind sicher in Italien entstanden;
die Landschaften sind durchaus italienisch.
Sie haben mit den Stichen in Formgebung
und in den Motiven, besonders z. B. auch
in den wie aus dem Boden auftauchenden
Halbfiguren, die engste Verwandtschaft, vgl.
K. 4, 5, 14, 19, 20. Sic stehen aber auch zu
den später in Deutschland entstandenen Ge-
mälden nicht in Gegensatz, wenn auch hier
nordische Elemente in den Typen und in der
Technik vielleicht stärker hervortreten. Es
463
Barbari — Barbarini
ist aber auch zu beachten, daß B.s lichte, flüs-
sige Farbengebung und sein Stil nicht bloß
auf den als seinen unmittelbaren Schüler be-
kannten Hans von Kulmbach sondern wahr-
scheinlich auch auf andere deutsche Maler
jener Zeit stark eingewirkt haben müssen.
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138 u. Zcitschr. f. bild K. XI (1876) p. 383. —
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Gaz. d. Beaux-Arts 1878, XVII p. 122 ff. — Kol-
lo f f in Meyers Kstlerlex. (1878). — Frizio-
ni im Arch. Veneto XV u. XVI (1878). —
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1882. — Thode, Jahrb. d. k. pr. Kunsts.
III (1882) p. 107 ff. — Janitsch, ebenda IV
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I.ippmann, Italian Woodengr. in the 15 Cent.
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(1888) p. 385. — Jahrb. d. k. pr. Kunsts. XI
( 1890) p. 92 f. — M o r e 1 1 i, Gal. zu München
u. Dresden (1891) p. 19, 47, 254 f., 370 u.
Gal. zu Berlin (1893) p. 96. — Schmidt, Re-
pertorium XV (1892) p. 69 u. 433. — Cust,
Jahrb. d. k. pr. Kunsts. XIII (1892) p. 113.
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(1893), bcs. : II 150 u. 174. — Berenson,
Vcnctian painters 2nd cd. 1895 p. 34 ff. — Jacob-
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nach, Gaz. d. Beaux-Arts 1896 (XVI) p. 326 ff.
— Frimmel, Kleine Galeriestudien, N. F. V
(1897) 51 ff. — Frizzoni, Zeitschr. f. bild.
K. N. F. VIII (1897) p. 97. — Biscaro, Note
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— Haendcke, Jahrb. d. k. pr. Kunsts. 1898
(XIX) p. 161 ff. — J u s t i, Repertorium XXI
(1898) p. 346 u. 439 (u. XXIX [1906] p. 372).
— Lange, Zeitschr. f. bild. K. N. F. IX (1898)
123 u. XI (1900) 204. — Berenson, Gaz. d.
Beaux-Arts 1899 I p. 377 ff. — Dcrs., Lorenzo
Lotto 2d ed. London 1901 p. 26 ff. — Justi,
Konstruierte Figuren u. Köpfe unter den Werken
Dürers, Leipz. 1902. — Burckhardt, Cice-
rone. IX Aufl. (1904) p. 731. — Wölfflin.
die Kunst Albrecht Dürers. München 1905 p.
313 ff. — Daun. Kunstchronik N. F. XVI
(1905) 152. — Wurzbach, Niederländ. Kst-
lcrlex. 1906 I 32 ff. — W e i s b a c h, Der junge
Dürer. Leipzig 1906. P. K.
Barbari, N i c c o 1 ö d e’, Maler aus Venedig,
Zeitgenosse und vielleicht Verwandter des
Jacopo de’ Barbari. Im Palast Aluise Mo-
ccnigo zu Venedig befindet sich von ihm ein
Gemälde, die Ehebrecherin vor Christus, mit
der Bcz. : Nicholaus de barbaris fecit ; dar-
unter ein Dreizack.
Der Charakter dieses Bildes, dem Crowe u.
Cavalcaselle „Härte der Farbengebung“, „In-
haltlosigkcit und Häßlichkeit der Physio-
gnomien“, sowie Steifheit der Gcwandbehand-
lung vorwerfen, läßt Einflüsse der Schule
Giov. Bcllinis und auch von nordischer Ma-
lerei erkennen. Andere Arbeiten des Künst-
lers sind nicht bekannt. Der einzige urkundl.
Nachweis über ihn ist eine Zahlung, die er
1516 im Kloster zu Montecassino erhalten hat.
Meyer, Kstlerlex. II. — Crowe u. Ca-
valcaselle, Gesch. d. italien. Mal. Deutsche
Ausg. 1873, V 237/38. — Burckhardt, Cice-
rone. H. V.
Barbarin, Thomas de, französ. Porträt-
und Genrcmalcr, + am 23. 3. 1892 zu Paris
71 jährig, Schüler von Delaroche und Scheffcr,
stellte in den Salons seit 1846 wiederholt aus.
Chronique d. Arts. 1892. p. 117. H. V.
Barbarini, Franz, Landschaftsmaler und
Radierer, geb. 1804 in Znaim, trat beim Bild-
hauer Jos. Kempel in Wien in die Lehre,
widmete sich später der Landschaftsmalern
und lieferte Graveurarbeiten für Gold- und
Silberwarenfabrikanten. Er schuf zahlreiche
ansprechende Ölgemälde. Aquarelle und Ra-
dierungen, die hauptsächlich als Frucht seiner
Studienreisen durch die österr. Alpen und die
Schweiz zu betrachten sind. Sein Ölbild „Ti-
roler Landschaft mit einer in den Felsen ge-
hauenen Straße zur Rechten“ (1842) befindet
sich im kunsthistor. Hofmuseum in Wien.
Die Radierungen u. Lithographien des Künst-
lers hat F. K. Zimmermann in Meyers Kstler-
464
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Barbarini — Barbault
lex. sorgfältig verzeichnet. Barbarini starb
zu Wien am 20. 1. 1878.
Meyers Kstlerlex. II. — A. v. Wurz-
bach, österr. biogr. Lex. 1856 I. W. Schram.
Barbarini, Giov. Battist a, Maler in
Ferrara, nur nach seinem Todesdatum 16. 4.
1621 bekannt.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Not. rel. a Ferrara p. 625.
Barbaro, Antonio (Marcantonio), Archi-
tekt aus Venedig, um 1560, nur bei Zani (Enc.
met. III 63) erwähnt. h. V.
Barbaroux, Edmond Paul Auguste,
französ. Maler, gcb. in Toulon am 6. 7. 1882,
Schüler von Montenardet de Cauvin, debü-
tierte im Salon der Soc. Nat. des B.-Arts mit
geschickt gemalten Landschaften und Ma-
rinen. Er schildert mit Vorliebe die maleri-
schen Reize seiner Heimat. 1903 brachte er
Landschaftsstudien aus der Provence in Paris
zur Ausstellung sowie Veduten von alten
Straßen und Gäßchen in Ollioulcs (Var), die
ihm auf der Marseiller Exposition Coloniale
et Maritime desselben Jahres einen Grand-
prix eintrugen ; 1904 Ste. Anastasic, Provence,
Les bords du Loiret und La Moisson (letz-
teres Bild auf der Lyoner Exposit Internat,
desselben Jahres mit dem Grand-prix ausge-
zeichnet) ; 1905 Le Cannct du Luc (Ausstel-
lung zu Bastia) und 1906 La vicille garde
(Exposit. Coloniale des B.-Arts zu Paris),
letztere beiden Bilder für den französ. Staat
angekauft; endlich im Pariser Salon 1907
dekorative Entwürfe für Buntpapiere und für
Fayencen. G. Geffroy.
Barbaroux, Jean, Glockengießer von Tou-
lon, goß 1657 eine Glocke für das Stadthaus
daselbst.
Champeaux, Dict. d. Fondeurs etc. 1886.
H. V.
Barbaroux, Joseph, Gießer von Toulon,
erhält 1635 gemeinsam mit Francois Biragc
den Auftrag für zwei große Messingleuchter
für die chapeile du Corpus Domini in der
Kathedrale daselbst, für die er die Zeichnun-
gen geliefert hatte. Er wird zuletzt am 16.
11. 1663 erwähnt.
Xouv. archiv. de l’art frang, 3« s6r. X 1894
p. 30/31; XI 1895 p. 13. H. V.
Barbaroux, Joseph, Maler von Toulon,
vielleicht ein Sohn des Vorigen, kommt 1682 —
1696 daselbst urkundlich vor, f nach 1720,
in welchem Jahre sein Name in einer dorti-
gen Steuerrechnung erscheint.
Nouv. archiv. de I’art frang. 3« s6r. IV 1888
p. 150 ; VI 1890 p. 215 ; X 1894 p. 203. — Reun.
d. Soc. d. bcaux-arts VIII 355. H. V.
Barbaroux, Pierre Francois, französ.
Bildhauer, geb. in Marseille; beschickte seit
1880 die Pariser Salonausstellungen, in denen
er 1884, 1888 und 1889 durch Medaillen aus-
gezeichnet wurde, t 1903. Von seinen Wer-
ken sind erwähnenswert: Graziella l’Almee
(Gipsstatue 1SS4), La Nuit (Gipsstatue 1888),
Joseph und Potiphars Weib (Gipsgruppe
1893), L’adieu au mousse (Gipsgruppe 1899).
Pariser Salonkataloge seit 1880. S. Lami.
Barbia, G e r o n i m o, Bildhauer von Cadix,
arbeitete 1709 den Hochaltar des Sagrario
der Kathedrale zu Sevilla. Die Kolossal-
Statuen daran gehören noch zu den besten
Arbeiten des Pedro Duque Comejo. Barbäs
fertigte vermutlich auch die Tabernakel der
Seitenaltäre.
Cean Bermudez, Dicc. I 92. M. v. B.
Barbasan, Louis, s. Barbar an.
Barbasin, M a r i a n o, Maler in Anticoli
Corrado (Italien), gcb. in Saragossa am 3. 2.
1864, malt Straßenszenen, Marktbilder (Markt
in Toledo, in Anticoli) und Landschaften.
Er war auch auf deutschen Ausst., z. B. In-
tern. Kstausst. Berlin 1891, Münchener Glas-
palast 1901, ferner im Wiener Künstlerhaus
1894 vertreten. *•
Barbat. Familie von Tapissicrs in Aubus-
son im 17. und 18. Jahrh.
Reunion d. societis d. b.-arts XVIII 559.
Barbatelli, Bernardino, s. Poccetti, B.
Barbato, Antonio, neapolit. Bildschnitzer
in Sizilien, Schwager des Giovanni Gili, des
bedeutendsten Bildschnitzers von Palermo.
1520 hatte er die Hälfte des Chorgestühles
von S. Maria di Gesü zu Alcamo auszuführen.
1530 arbeitete er gemeinsam mit Andrea del
Ponte aus Neapel unter Vito la Pica aus Tra-
pani am Chorgestühle der Hauptkirche zu
Alcamo, sowie 1543 gemeinsam mit seinem
Sohne Geronimo B. an Schnitzarbeiten für
den Dom zu Palermo.
Erculei, Catalogo etc. d'intaglio (Rom
1885) p. 110, 112. — Filangieri, Indice d.
artefici etc. Napoletani (1891) I 44. *
Barbato, Marco, Italien. Bildhauer, um
1490. Man schreibt ihm die von einigen auf
Ovid getaufte Statue im Gymnasium zu Sul-
mona zu, welche früher vor dem Prätoren-
palast daselbst aufgcstellt war.
Filangieri, Indice degli Artefici. H. V.
Barbato da Sulmona, italien. Gold-
schmied, dessen Signatur auf einem 1340 im
Aufträge des Bischofs Giovanni di Gocco aus-
geführten Reliquiar der Kirche S. Nicandro
zu Venafro (Prov. Campobasso) zu lesen ist.
Das prächtig in Silber getriebene Büsten-
reliquiar umschließt den Schädel des hl. Ni-
kander. — Irrtümlicherweise ist dieser Künst-
ler früher mit dem gleichzeitigen Sulmoncser
Staatsmanne und Kleriker Marco Barbato ver-
wechselt worden, der in Neapel mit Petrarca
in freundschaftlichem Verkehr stand und 1343
von dort nach Sulmona zurückkehrte.
Meyer, Kstlerlex. II 718. — G m e 1 i n,
L’Oreficeria medioev. negli Abruzzi (Übers, von
L. Crugnola, Teramo 1891) p. 23, 43. G. Ccci.
Barbault, Jean, französ. Maler und Kup-
ferstecher, geb. um 1705, f zu Rom 1766.
Er erhielt das Studienstipendium für den
Aufenthalt in der französ. Akademie zu Rom,
KQnstlerlexikon. BJ. II.
465
30
Barbazelli — Barbe
wo er den größten Teil seines Lebens zu-
brachte und sich vorzüglich mit Zeichnen
und Radieren antiker Architektur- und Skulp-
turüberreste beschäftigte. Seine illustrierten
Werke enthalten zahlreiche Radierungen nach
eigenen Zeichnungen. (Les plus beaux monu-
ments de Rome ancienne, Rom 1761 u. a.)
Außerdem radierte B. etliche große Blätter,
die in der kecken, effektvollen Manier des
Tiepolo behandelt sind. Seine Gemälde sind
ziemlich selten; 12 Naturstudien von ihm hat
Leon Gaucherel gestochen und unter dem
Titel „douze costumes d’Italie d’aprös les
peinturcs inedites de B.“ herausgegeben. Sein
Hauptgemälde : Les quatre parties du Monde,
1751 befindet sich im Museum zu Besanqon.
E. K o 1 1 o f f bei Meyer, Kstlerlex. II. — P.
M a n t z in der Chron. d. arts 1863 p. 157 ff. —
Inv. g£n. d. rieh, d’art. Prov. Mon. civ. V 90.
H. V.
Barbazelli, Teodoro, italien. Kupferste-
cher, tätig zu Rom um 1750. Von ihm wer-
den nur die Illustrationen zu Zabaglias Werk:
Castelli e ponti . . . con la descrizione del
trasporto dell’ obelisco Vaticano e di altri del
Cav. Dom. Fontana (Rom 1743) erwähnt.
Meyer, Kstlerlex. — B o n i, Biogr. P. K.
Barbazerata, s. Barbagelata.
Barbazza, Antonio Giuseppe, italien.
Maler und Kupferstecher, geb. zu Rom 1722.
Er soll, nach Heinecken, Mitglied der Akad.
zu Bologna gewesen und 1771 nach Spanien
gegangen sein. Von seinen Radierungen wer-
den aufgeführt 4 Köpfe nach der Natur (1765),
ein Medaillon mit einem Kopfe mit der Um-
schrift: „GENIO P. R. F. Barbazza ine." und
ein karikierende Darstellung von Musikanten.
B. hat an den Kupfern zu Monaldinis Ausgabe
des Virgilcodex und zu Bianchinis „Istoria
Ecclcsiastica" mitgearbeitet. Einen Antonio
Barbazsa, der in Rom um 1670 (Druckfehler?)
gearbeitet habe, erwähnt Zani Enc. III 65.
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Barbazza, Francesco, italien. Kupferste-
cher, tätig zu Rom am Ende des 18. Jahrh.
Er hat nach Ant. Barbazza den Aloysius Cen-
turionus Januensis und nach Francesco Pan-
nini eine Reihe von Ansichten römischer
Gebäude (Calcografia Romana 1797) und
Visitenkarten gestochen.
Meyer, Kstlerlex. — Kunst-Chronik N. F.
VIII (1897) 275. P. K.
Barbe, französ. Glockengießer, goß laut In-
schrift 1544 die Glocke der Kirche zu Fon-
tcnay-le-Vicomte.
Champcaux, Dict. d. fondeurs etc. 1886.
H. V.
Barbe, Genfer Goldschmiedefamilic der zwei-
ten Hälfte des 17. und ersten Hälfte des 18.
Jahrh., nur urkundlich bekannt.
Brun, Schweizer. Kstlerlex. H. V.
Barbe, La, s. Pins, Hennequin du.
Barbe, A n c e 1 e t, Pariser Goldschmied u.
Graveur von Jetons, fertigte Jetons für meh-
rere hohe Persönlichkeiten, darunter 1503 für
den Sieur de Taillebourt, 1513 für Suzannc,
Herzogin von Bourbon.
Forrer, Biogr. dict. of medallists. — R o n -
d o t, Les midailleurs etc. en France 173. —
M a z e r o 1 1 e, Les medailleurs frangais, 1902.
Frid. Alxrin.
Barbe, Antoine, französ. Architekt, wird
1656 unter den zur Erhaltung des Louvre
angcstellten Architekten erwähnt.
Nouvelles Archives de l’art frang. I 1872. p. 9.
H. V.
Barbe, Claude, französ. Maler und Bild-
hauer, seit 1653 Mitglied der Academie de St.
Luc zu Paris; übernahm 1674 die Ausführung
verschiedener Arbeiten im Hause des ehe-
maligen conseillcr du roi Claude Baudoin in
der rue St. Louis en lTlc.
Revue univers. des arts 1861, p. 325. — L a m i,
Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV (1906).
S. Lami.
Barbe, G u i 1 1 a u m e und Jean, Glas-
maler in Rouen im 15. Jahrh., werden ur-
kundlich als mittätig an den Fenstern der
Kathedrale von Rouen erwähnt. Jean B.
führte auch in Gemeinschaft mit Ant. Che-
ncssen die Fenster des Schlosses Gaillon aus.
Labarte, Histoire d. arts industr. 1872. ••
Barbe, Jacques, französ. Architekt, wird
am 25. 7. 1527 als am Bau der Kathedrale von
Limoges tätig erwähnt, woselbst die zwischen
1515 und 1530 errichtete Nordfassadc ihm
zugeschrieben werden dürfte.
Louis Bourdery in Reunion d. Societ. d.
Beaux-Arts. XX 312 u. f. H. V.
Barbe, Jacques, französ. Bildschnitzer,
seit 1668 Mitglied der Acad. de St. Luc zu
Paris; schnitzte 1670 für den garde-meuble
du roi vier große Schränke aus Eichenholz,
arbeitete 1676 — 78 in St. Germain-en-Laye,
Versailles und Clagny und f 1679.
Revue univers. des arts 1861, p. 329. — Lami,
Dict. des Sculpteurs sous Louis XIV. S. Lami.
Barbe, J e h a n 1 a, Illuminator, in Dijon
um 1490 erwähnt.
Gaz. d. b.-arts, III« Per. VI 170.
Barbe, Jean, s. auch Barbe, Guill.
Barbe, Jean Baptist e, Zeichner, Kup-
ferstecher und Kupferstichverleger in Ant-
werpen, getauft daselbst am 28. 7. 1578.
Schüler von Philips Galle, wurde 1610 Mei-
ster in der St. Lukasgilde. In der Zwischen-
zeit war er in Italien und begegnete dort
Rubens. Nach seiner Rückkehr nach Ant-
werpen heiratete er Christine Wiericx, eine
Tochter des Stechers Hieron. Wiericx. 1633
führte er einen Prozeß gegen N. Lauwers
wegen Usurpation von Privilegien, in dem
die meisten Antwcrpener Künstler der Zeit,
Rubens mit einbegriffen, als Zeugen vor-
kamen. Er starb in Antwerpen 1649 und
wurde in der Hauptkirchc begraben. Sein
Bildnis, von van Dyck gemalt, hat Schelte
a Boiswert für die Ikonographia gestochen.
Seine Blätter zeigen dieselbe Manier wie die
466
• • Ml I
I
J
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Barb6 — Barbella
der Galle und Wiericx, die nämliche außer-
ordentlich feine und sorgsame Behandlung.
Man hat von diesem fleißigen Künstler eine
Menge sowohl nach seiner eigenen Erfindung,
als nach andern Meistern gestochener Heili-
gen- und Andachtsbildchen, die, im Geist und
Geschmack der jesuitischen Religiosität ge-
dacht, zu seiner Zeit sehr gesucht waren.
Zu dem ausführlichen Oeuvreverzeichnisse,
das E. Kolloff in J. Meyers Kstlerlex. gibt,
ist hinzuzufügen: 1) zu No. 75. Vita beati
P. Ignatii Loyolac, Rom 1609, 78 Bll. 4»o, als
Komposition dem Rubens zugeschrieben, doch
als solche zweifelhaft; 2) Die hl. Cecilie,
oval, für das Werk des Agilonius : Opticorum
libri VI, Antwerpen 1613.
Meyer, Kstlerlex. II 720 ff. — Hymans,
Histoire de la Gravüre dans l’Ecole de Rubens
26 — 36. — A. v. Wurzbach, Niederl. Kstler-
lex. — Mit Notizen von H. Hymans. R.
Barbe, Jules Edouard Desire, Still-
lcbenmaler in Paris, geb. daselbst, Schüler
von Dieterle und Sechan, stellte in den Salons
1865 — 1876 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict gfn. u. Suppl.
H. V.
Barbecca, s. Giovanni di Feo.
Barbedienne, Ferdinand, Fabrikant von
Bronzen, geb. am 10. 1. 1810 zu St. Martino
de Fresnoy (Calvados). Seine Eltern waren
einfache, mittellose Bauern und schickten 1822
ihren Sohn nach Paris, wo er einige Zeit bei
einem Sattler und dann 4 Jahre bei einem
Tapetenhändler arbeitete. Nach einigen Jah-
ren der Tätigkeit in derselben Branche fand
er die Mittel, die ihm erlaubten auf eigene
Kosten in kurzer Zeit eines der wichtigsten
Handelshäuser der Hauptstadt zu gründen.
1833 schloß er sich mit Ungestüm der roman-
tischen Bewegung an und auf den Rat von
Künstlern versuchte er die Meisterwerke der
französ. u. italien. Renaissance in Bronze zu
reproduzieren. 1839 assoziierte er sich mit
einem Erfinder Achille Collas, dessen ge-
schickten Versuchen es gelungen war. die
größten Kunstwerke mathematisch zu verklei-
nern. Durch das Verfahren Collas’ kannte
Barbedienne keine Schwierigkeiten mehr, die
besten Kunstwerke unserer europäischen Mu-
seen in allen Formaten herzustellen. Mit
Hilfe von 300 Arbeitern und Künstlern fabri-
zierte er durchschnittlich 1200 Stück im Jahr.
Leider hatte das Unternehmen Barbedienne-
Collas nach einem großen Erfolg kritische
Zeiten, da eine finanzielle Krise es zu ruinie-
ren drohte. Jedoch gelang es durch Arbeit
und unausgesetzte Energie das Werk fortzu-
setzen, die Werkstätten und die Produktion
zu vergrößern und zu vervollkommnen, sowie
die Fabrikation von Bronzen zu dekorativen
Zwecken neu anzufügen. Barbedienne ist cs
zu verdanken, daß die Meisterwerke der Pla-
stik zum Allgemeingut wurden, die ohne ihn
so gut wie unbekannt geblieben wären, und
hierdurch gewinnt er die Berechtigung, in
diesem Werke erwähnt zu werden. Auch
japanische Bronzen und chinesische Emaillen
brachte er in die Mode; diese führte er mit
größter Sorgfalt weniger in cloisonne als in
champ leve aus. 1850 wurde er mit dem
Ameublement der Salons des Pariser Rat-
hauses betraut. 1855 erhielt er die Ehren-
medaille auf der Pariser Weltausstellung und
von Jahr zu Jahr bis zu seinem Todesjahre
1892 unzählige Auszeichnungen.
Gazette d. b.-arts I P*r. XXIII 420, 422—25,
428, 433, XXIV 76, 78—79. — J. Falke, Die
Kunstindustrien der Gegenwart, Leipzig 1868,
101, 103. — Kunst und Kunstindustrie auf der
Wiener Weltausst. 1873, herausg. von C. von
Lützow, Leipzig 1875 p. 146/7, 327. — Meyer,
Kstlerlex. — Vict. Champier, Ferd. Bar-
bedienne. G. Geffroy.
Barbedor, G u i 1 1 a u m e. Pariser Gold-
schmied um 1439 — 79, und Stammvater einer
während des 15. und 16. Jahrh. tätigen Gold-
schmiedefamilie, unter deren Mitgliedern je-
doch nur Jehan B. erwähnenswert ist, der
1494 für Karl VIII. einen Schmuck mit 3
figurengezierten Kameen lieferte.
Bf rard, Dict. biogr. 1872. — Forrer,
Biogr. Dict. of Medallists 1904 I. H. V.
Barbee, William Randolph, ame-
rikan. Bildhauer, der in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts einen großen Ruf be-
saß. Gestorben im Juni 1868 in Virginien.
Heute kennt man eigentlich nur noch seine
etwas exzentrische Statue „Kokette“. — Sein
Sohn Herbert war auch Bildhauer.
Meyer, Kstlerlex. II 724.
Edmund von Mach.
Barbei, s. Barbe y.
Barbella, Costantino, italien. Maler,
geb. 1852 in Neapel, lebt in Chieti. Schüler
der Neapeler Kunstakademie. 1874 debü-
tierte er auf der Promotrice-Ausstellung mit
dem Gemälde „Duc contadinelli abruzzesi“,
das vom König von Italien für die Gemälde-
sammlung zu Capodimonte angekauft wurde.
Seitdem beschickte er die Kunstausstellungen
mit frischen und lebensvollen Darstellungen
aus den Abruzzen. Diese Gemälde fanden in
viele Kunstsammlungen Italiens und des Aus-
landes Eingang. Auch als Porträtist hat B.
Hervorragendes geleistet, insbesondere mit
den 1899 in Venedig ausgestellten Porträts
der Musiker Braga und Mascagni.
M. Deila Rocca, L’Arte modema in Italia
(1883) p. 351 ff. — Gubernatis, Diz. d. Art.
Ital. Viventi (1889). — L. Lucilio in Natura
ed Arte 1895 — 96, II 376. — W i 1 1 a r d, History
of mod. ital. art (1898) p. 177 ff. — Lo scultore
C. B. in „Regina“ 1907, No. 11-12, p. 14 ff. —
Vita Ital., 1895, vol. 2 p. 452. — Rivista Abruz-
zese. 1894, vol. 9 p. 262; 1890, vol. 11 p. 223 ;
1897, vol. 12 p. 29. — Secolo XX, 1906, p. 707.
N. Tarchiani.
Barbella (oder Barbello) , Giovanni
Giacomo, italien. Maler u. Kupferstecher,
30*
\
467
Barber
geb. 1590 in Crema, f 1656 ; tätig in Bergamo,
wo er für S. Lazzaro das von Pasta beson-
ders gerühmte Altarbild mit dem Titular-
heiligen der Kirche malte, und in Brescia,
wo er für S. Francesco den Kirchenheiligen
im Paradiese darstellte. Außerdem soll B.
nach Franc. Paglias Beschreibung der Kunst-
schätze von Brescia (vom Anf. des 17. Jahrh.)
im Oratorio di S. Rocco zu Brescia eine Reihe
von Fresken gemalt haben, zu denen angeb-
lich Agostino Avanzi die architektonischen
Prospekte ausführte. Zani sah von ihm eine
Handzeichnung, darstellend eine Heilige, die
durch ihre Fürbitte Seelen aus dem Fege-
feuer befreit; u. signiert „Gio. Giacomo Bar-
bella D.“. Als Kupferstecher ist B. bekannt
geworden durch einen dem Sr. Conte Pon-
zoni zugccigncten Foliostich, darstellend die
Madonna in Gloria mit 2 Heiligen und sig-
niert „Jac. Barbella pinx. et sc. 1634“.
Averoldo, Scelte pitt. di Brescia (1700).
— Pasta, Le pitt. not. di Bergamo (1775). —
Zani, Encicl. (1820) III 65, 285, nota 31. —
Brognoli, Guida di Brescia (1826). — Ro-
sin i, Storia pitt d. Italia (1834) III 210. —
Meyer, Kstlerlex. II 724; cf. 455 (u. Avanzi).
— Napoli Nobiliss. VII 18. R.
Barber, Charles Burton, engl. Tier-
maler, geb. in Great Yarmouth 1845, tätig in
London und f daselbst am 27. 11. 1694, Schü-
ler der Academy Schools in London. Er
malte meist Hundeporträts, auch kombiniert
mit Kinderporträts; so auch die Lieblings-
hundc der Königin Viktoria zusammen mit
ihren Enkeln. Er stellte von 1886—1893
regelmäßig in der Roy. Academy aus.
B r y a n. Dict. of painters etc. — Graves,
Roy. Acad. of Arts 1905 I 107. N. Peacock.
Barber, Charles E., geb. London 1840.
Wurde 1869 als Graveur an der Ver. St.
Münze in Philadelphia angestcllt. Seine
besten Arbeiten die Garfield-Arthur-Medaille,
Indian peace medal und das große Siegel der
Ver. Staaten. Folgte seinem Vater, William
Barber, 1880 als Hauptgraveur der Münze.
D. Mc N. Stauffer, Americ. engravers 1907.
E. Richter.
Barber, Charles Vincent, engl. Land-
schaftsmaler, geb. in Birmingham, tätig in
Liverpool, zuerst Lehrer, seit 1813 Präsident
des Institute of Art. 1812 wurde er Associatc
der Water-Colour Society, deren Ausstellungen
er 1818 — 16 beschickte. Er war regelmäßig
in den Lokalausstcllungen vertreten, gelegent-
lich auch (1829 u. 1849) in der Roy. Aca-
demy. Sein eigentliches Gebiet waren Land-
schaften mit Figuren und Stimmungsbilder
wie Sonnenaufgänge, neblige Tage, Abend
nach dem Regen und ähnliche Motive. In-
des ist er doch nur zu lokalem Ruf gekom-
men. Er starb in Liverpool im Januar 1854.
Rcdgravc, Dictionary 1878 u. Water-Colour
Paintings 1877 p. 73. — The Art Journal 1854
p. 50 (Nekrolog). — J. L. R o g c t, Hist, of old
Water-Colour Society 1891 I 341. **
Barber, Christophe r, engl. Porträt-
miniaturist, geb. um 1736, f in Marylebone,
London, am 8. 3. 1810. Itn Jahre 1763 wurde
er Mitglied der Incorporated Soc. of Artists,
aber 1765 wieder ausgeschlossen, da er mit
der konkurrierenden Free Society ausgestellt
hatte. Von 1770 — 1808 zeigte er zahlreiche
Damenporträts in Crayon wie in Ölmalerei,
auch einzelne kleine Landschaften und 1808
sein Selbstporträt, in der Roy. Academy.
Redgrave, Dict 1878. — Graves, Roy.
Acad. of Arts I 107. — W i 1 1 i a m s o n, Hi-
story of portr. miniatures, London 1904 (Tafel
LXXV 5 u. 7 Abb. von 2 Kinderportrats).
N. Peacock.
Bazber, D., Porträtmaler um 1828 in Lon-
don, um 1837 in Paris, stellte in diesen Jah-
ren in der Roy. Academy in London ver-
schiedene Porträts aus.
Grave«, The Roy. Acad. of Arts I 108. ••
Barber, )., engl. Medailleur, führte 1814
eine schöne Medaille auf die Wiederherstel-
lung des Friedens in Europa aus, ferner 1838
als sein bestes Werk die Porträtmedaille auf
Geo. Walter und 1841 eine sehr seltene Me-
daille auf Sir Charles Nappier. In den Jah-
ren 1823 — 1838 war er mehrfach mit Porträts,
einer Pferdegruppe, Medaillen usw. in der
Roy. Academy vertreten.
Redgrave, Dict. of artists. — Graves,
The Roy. Acad. of Arts I 108. — Forrer.
Dict. of medallists I 122. **
Barber, J., engl. Kupferstecher um 1830,
stach malerische Ansichten von der Isle of
Wight, aus Schottland usw.
Meyer, Kstlerlex. II 725. **
Barber, John Thomas, s. Beaumont,
John Th. Barber.
Barber, John (?) Vincent, engl. Land-
schaftsmaler und Zeichner, geb. vermutlich
in Birmingham gegen Ende des 18. Jahrh.,
wo sein Vater Joseph (1757 — 1811) Zeichen-
lehrer war, f in Rom bald nach 1830. In
der Roy. Academy war er 1812 — 1830 mit
Bildern wie: Luganer See, Morgen, Abend
u. a. vertreten. Er war auch an den Illu-
strationen für „Graphic Illustrations of War-
wickshire“ (1829) mit anderen namhaften
Aquarellmalern beteiligt.
Redgrave, Dict. 1878. — Graves, Roy.
Academy of Arts I 108. — Dict. Nat. Biography.
N. Peacock.
Bazber, John Warner, amerik. Holz-
und Kupferstecher; geb. Windsor, Conn. am
2. 2. 1798, f New Haven, Conn. Juni 1885.
Gab eine Anzahl geschichtlicher u. religiöser
Werke heraus, deren selbstverfaßten Text er
mit hunderten von kleinen selbstgezeichneten
Holzstichen, zuweilen auch Kupferstichen,
ausstattetc.
W. J. L i n t o n, History of Wood-engravinß
in America. — Appleton, Cyclop. of American
Biography. E. Richter.
Barber, Joseph Moscley, engl. Maler,
früher in Birmingham, später in Chclsea, de-
468
Barber — Barben
butierte 1859 in der Ausst. der Institution of
Fine Arts mit dem Genrebilde „Falsehood,
and a Mother’s Admonition“ u. stellte Land-
schaften und Genrebilder in der Roy. Aca-
demy von 1864 — 78, auf anderen Ausstellun-
gen bis 1889 aus. Er hatte in Birmingham
David Cox und John Pye zu Schülern.
The Art Journal 1859, 121. — J. L. Roget,
Hist, of the Old Water-Colour Soc. I 331/2. —
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 108. **
Barber, Lucius, s. Barbor.
Barber, R.(?), unbekannter engl. Zeichner
um 1775, von dem das British Mus. 2 Illu-
strationen zu Sterne's „Sentimental Journey“
besitzt.
B i n y o n, Catal. of drawings etc. in the Bri-
tish Mus. I 67. *•
Barber, Reginald, engl. Genre- u. Por-
trätmaler der Gegenwart in Manchester,
stellte 1885 — 93 in der Roy. Academy, 1894/5
im Pariser Salon, später meist in Manchester
aus. **
Barber, Thomas, engl. Porträtmaler in
Nottingham, geh. daselbst um 1708, f ebenda
am 12. 9. 1843. Er hatte (nach Rcdgrave)
einigen Unterricht bei Sir Th. Lawrence ge-
nossen und malte unter dessen Einflüsse, aber
ohne rechte Kraft u. Ausdruck Porträts, die
ihm wenigstens einen lokalen Ruf verschafft
zu haben scheinen. 1810 — 1829 stellte er wie-
derholt in der Roy. Academy aus, darunter
1819 auch ein Porträt der Mrs. Siddons.
Auch einige Landschaften hat er gemalt.
Rcdgrave, Dict. 1 878. — Graves, Roy.
Acad. of Arts 1905 I 109. N. Peacock.
Barber, W. T. S c o 1 1, engl. Miniaturmaler,
früher in Clifton, später in Florenz tätig,
sandte 1893 — 1901 zahlreiche Porträtminia-
turen in die Roy. Acadcmy-Ausstcllungcn.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 108. *•
Barber, William, geb. London am 2. 5.
1807, t Philadelphia am 31. 8. 1879. Kam
mit seinem Vater John B. nach Amerika,
lernte von diesem das Stechen auf Silbergerät
und betrieb diese Tätigkeit 10 Jahre in Bo-
ston. Wurde 1865 Assistent des James B.
Longacre an der Ver. St. Münze in Phila-
delphia und folgte diesem 1869 als Haupt-
gravettr.
D. Mc N.Stauffer, Americ. engravers 1907.
E. Richter.
Barber, William Thompson, Minia-
turporträtmalcr in London, war mit zahl-
reichen Miniaturporträts (meist von Damen)
in der Roy. Acad. von 1876 — 85 vertreten.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 109. *•
Barbera (la), Vincenzo, italicn. Maler
des 17. Jahrh., aus Termini. In der Kirche
San Domcnico seiner Vaterstadt wird ein
Bild mit der Darstellung des hl. Cosimo er-
wähnt. — Ferner findet man seinen Namen
auf einem großen Stiche mit der Bezeich-
nung: Arcus genvensis nationis Vincentius
Barbera inv. et pict. (1 Exemplar in der
Bibi. Nat. in Paris).
R o s i n i, Storia d. pitt. VI 176. — G u i 1 -
m a r d, Les maitres omemanistes, Text. p. 312.
*•
Barbereau, Claude, Maler, nur bekannt
durch Erwähnung seiner Aufnahme in die
Acad. de Saint-Luc in Paris am 17. 10. 1671.
Revue univers. d. arts XIII 330. H. V.
Barberet, Goldschiniedefamilie in Lyon, de-
ren Mitglieder Fronfois (1623 — 1628), Clau-
de (1680—1705) und Pierre (1704—1712)
nur urkundlich bekannt sind.
Nouv. Archiv, de l’art fran;. 3« Serie, IV.
1888, p. 105, 109, 111. H. V.
Barberi, C., Goldschmied zu Anfang des
19. Jahrh. in Petersburg( ?). Von ihm Dosen
mit Mosaikdarstellungcn auf der Petersbur-
ger Ausstellung 1885.
Notiz von M. Rosenberg. •*
Barberi, Enrico, italien. Bildhauer und
Schriftsteller, geb. am 22. 7. 1850 in Bologna,
Schüler u. späterhin Lehrer an der dortigen
Accademia di Belle Arti. Seine späteren
Hauptwerke sind neben einer Statue des hl.
Franziskus (in der Chiesa dei Cappuccini zu
Imola) einige Grabmonumente in der Certosa
zu Bologna, darunter diejenigen der Familien
Trombetti, Bisteghi u. Cavazza. 1896 — 97
schuf er das Denkmal für Marcello Malpighi
zu Crevalcore bei Bologna mit der bronzenen
Sitzstatue dieses großen Bologneser Arztes u.
Naturforschers.
T. Tozzi in Natura ed Arte 1892 — 93, II
601—9 (mit Abbildgn.) ; cf. 1896-97, II 664 u.
662 (Abbildg.). — L’Italia artistica e Industriale
(Roma) 1893, p. 5. — La Vita Italiana 1895,
p. 234. E. Verga.
Barberi, Francesco, Bildhauer aus Rom,
18. Jahrh., nach Zanis unvollständiger Angabe
(Enc. met. III 66), wohl identisch mit dem
von Erculei, Catalogo etc. d’intaglio (Rom
1885) p. 112 erwähnten gleichnamigen Holz-
bildhauer in Sizilien. H. V.
Barberi, Giovanni, Architekt und Archi-
tekturmalcr in Rom, entwarf 1786 den Pro-
spekt der neuen Sakristei der Peterskirche.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barberi, Michel Angel o, Mosaicist in
Rom, 19. Jahrh. Seine Arbeiten gehören zu
den vorzüglichsten Leistungen der neueren
italienischen Mosaikkunst. 1843 vollendete er
für den Kaiser von Rußland zwei große Mo-
saiktafeln, welche die Stadt Rom in den 4
Hauptepochen ihrer Geschichte darstellen,
1854 im Aufträge des Fürsten Demidoff in
Florenz ein Mosaikbild, das Forum romanum,
das wegen seiner harmonischen Farbenwirkung
besonders gerühmt wird. Ein anderes Mo-
saik desselben, den Triumph der Liebe dar-
stellend, wird unter den Kunstwerken des
kaiserl. Museums in St. Petersburg erwähnt.
Kunstblatt 1843 p. 368 ; 1854 p. 87, 450. —
PeTpoBi, KpaTKoe 0603p. mosousk. ataa oeoö. bt>
Pocciu (Petrow, kurze Übersicht der musivi-
schen Kunst, bes. in Rußland). St. Petersburg
1864, p. 56, 57, 63, 64. — G. C. S e r v i, Su di
una tavola in Musaico rappr. le 24 ore del
469
Barberiis — Barbet
giorno in Roma, eseguita da M. Barberi. s. 1.
n. d. 8vo. — Alcuni Musaici usciti d. Studio del
Cav. M. Barberi, 22 pl. fol. Roma 1S56. — Gaz.
d. b.-arts, Ile Per. XVI 10. — L’Art XX 40 (mit
Abb.). **
Barbtriis, E. d e, Landschafts-, Genre- und
Porträtmaler in Marseille, stellte in den Pa-
riser Salons 1883 — 1901 fast alljährlich aus
(Schlachtfeldszenen: „Fgares“ 1893. — „Fra-
ternite 1894 etc.).
Kat. d. Salon. H. V.
Barberi», P i c t r o d e, italien. Bildhauer in
Neapel, wo er 1684 den Marmordekor des
Altarchores von S. Croce di Lucca und 1688
die Weihwasserbecken für dieselbe Neapeler
Kirche ausführte.
C e c i in Napoli Nobiliss. XII 147. C. Ceci.
Barberiii, Le Chevalier, französ. Architekt
und Ingenieur, fertigte um 1777 die Pläne
zu dem von Dupoux und Martin ausgeführ-
ten Zeughause zu Lyon.
Baucfaal, Dict. d. archit. franc. H. V.
Barberim, Giovanni Battist a, lom-
bard. Bildhauer, geb. in Laino di Val d’Intelvi
bei Como (nach anderen aus Mendrisio stam-
mend), f 1666 in Cremona. Letztere Stadt
besitzt von seiner Hand in der Kirche S.
Agostino außer verschiedenen Stuccoarbeiten
eine Anzahl plastischer Passionsszenen: Man-
tua im Palazzo dei Sordi gleichfalls Stucco-
arbeiten und einige Statuen; Bologna in S.
Petronio verschiedene Ornamentskulpturcn am
Hochaltäre, am Sakramentshause und am Or-
gelgehäuse.
Malvasia, Le pitture di Bologna (1686) p.
241. — P a n n i, Cose notevoli di Bologna p. 83,
86, 90. — B i a n c o n i, Guida di Bologna (1826)
p. 114. — M. C a f f i, Di alc. archit. e scult. d.
Svizzera ital. (1885) p. 18. — Arch Stör. Lomb.
XII 65 — 85. St. Lottici.
Barberino, Francesco da. Dichter und
Allegorienzeichner in Florenz und Treviso
in der 1. Hälfte des 14. Jahrh.
Alb. Zenatti, Trionfo d’Amore cd altrc
allegorie di Franc, da Barberino (Rivista d'Italia
1891 fase. 7—8). — L’Arte V 1902 p. 1 ff.
Barberis, Luigi, Architekt in Turin, wo
er 1764 die Fassade der Karmeliterkirche S.
Teresa ausführte. Außerdem soll er nach
Bartoli die Kapelle der Madonna del Rosario
in S. Domenico und die Cappella de’ Sartori
in S. Francesco d’ Assisi zu Turin neu aus-
gebaut haben.
F. Bartoli, Not. d. pitt. etc. d'Italia (1776)
I 19, 23, 48. •
Barbery, Louis, französ. Kupferstecher,
tätig in Paris, geb. um 1652, f am 28. 12.
1729. Er ist vielleicht ein Bruder eines gleich-
zeitig in Paris tätigen Stechers (oder Ver-
legers) Charles B., denn einige Blätter von
Louis tragen auch die Pariser Adresse des
letzteren. E. Kolloff in Meyers Kstlcrlcx. II
zählt 13 Stiche, meist biblische Vorwürfe,
Porträts, einen Plan von Paris von ihm auf.
J a I, Dict. crit. 2e edit. 1872. — Le Blanc.
Manuel I 146. J. Guibert.
Barbery, Fra Luigi, Maler aus Savoyen,
um 1670 — 90, Schüler des P. Pozzi und Ge-
hilfe desselben bei der Ausmalung der Kup-
pel der Kirche S. Bartolomeo in Modena.
Er wird häufig mit dem gleichzeitigen Pa-
riser Stecher Louis B. verwechselt.
C a m p o r i, Gli artisti ital. etc. estensi 1855.
H. V.
Barbesti, Giambattista, Maler aus Mai-
land, um 1700, nur bei Zani (Enc. met. III 68)
erwähnt. fj. V.
Barbet, A d r i c n, Medailleur und Stein-
schneider in Paris, geb. daselbst am 9. 9.
1832, Schüler von Caillouette und Levasseur,
stellte in den Salons 1864 — 1882 wiederholt
Medaillen und Kameen mit Porträts usw. aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. u. Suppl.
H. V.
Barbet, J., Architekt, Frankreich, um 1635.
Nach ihm: Livre D’Architccture d’Autels, et
de Cheminees de J. Barbet. Grave ä I’eau
forte Par A. Bosse. 1632. — Ein Architekt
Barbet — vielleicht identisch mit Obigem —
baute 1642 — 1653 einen Glockenturm „ä la
moderne“ auf den Nordturm der Kathedrale
von Orleans.
Guilmard, Maitrcs omemanistes. S. 49. —
Buzonnicrc, Histoire d'Orleans.
Barbet, Jean (genannt Barbet de Lyon),
Bildhauer und Bronzegießer in Lyon. 1475
modellierte und goß er eine mächtige bron-
zene Engelfigur, die ein hohes und schlankes
Kreuz in der Linken hält und auf der Rück-
seite des linken Flügels die gotische Inschrift
zeigt: „Le XXVIIe jour de mars l’an Mil
CCCCLX -f- XV Jehan Barbet dit de Lyon fist
cet angelot“. Diese prächtige spätgotische
Bronzestatue schmückte bis 1867 eine der
Turmspitzen des Schlosses Le Lude (Sarthe)
als Wetterfahne, wurde dann im Treppen-
hausc dieses Schlosses aufgestellt und ge-
langte schließlich in die Kunstsammlung des
Amerikaners Pierpont Morgan (Gipsabguß im
Pariser Trocadero-Mus.). — Seit 1491 führte
B. den Titel „canonnicr du Roy“ und war
dann mit seinem Bruder Valentin B. bis 1512
für die Stadt Lyon als Kanonengießer und
Pulverfabrikant tätig. Zwei von der Insel
Rhodos in das Pariser Musee d’Artilleric ge-
langte Kanonen mit den Namensinschriften
„Lc Saint-Gilles“ und „Le Furieux“ zeigen
die Signatur „faict ä Lyon 1507“ und sind
daher mit Sicherheit als Erzeugnisse der
Barbctschon Gießerwerkstatt zu betrachten.
Jehan B. starb um 1514.
Gaz. des B.-Arts 1867, II 316. — Cham-
peaux, Dict. des Fondeurs (1886). — Lami,
Dict. des Sculpteurs (1898). — Esnault, Dict-
des artistes etc. Manceaux (1899, mit Abbildg.).
5. Lami.
Barbet, P i e r k i n, Maler von Arras, um
1470, Schüler des Jacques Lombart, sonst
nicht weiter bekannt.
S i r e t, Dict. d. peintres 3® edit. 1883. H. V.
470
Barbet — Barbiani
Barbet, Valentin, s. Barbet, Jean.
Barbett«, Giovanni Battist a, Brescia-
ner Maler um 1780, ohne Näheres erwähnt im:
Arch. Stör, per Trieste, l'Istria e il Trentino
III 96.
Barbetta, Paolo, Baumeister in Venedig,
der nach Sansovino (Venetia descr. fol. 10b.)
den 842 begonnenen Bau der dortigen Kir-
che S. Maria formosa 1075 nach dem Vorbild
des mittleren Teils der Markuskirche zum
Abschluß brachte. Die Fassade von istrischem
Stein ist jedoch erst durch den Senator Vin-
ccnzo Capello (t 1541) hinzugefügt.
Fälschliche Angabe von Mothcs (Geschichte
der Bauk. u. Bildh. Vcned. I 129) : die Kirche
sei 1850 durch Barbetta restauriert worden.
Er fügt hinzu: im 15. Jahrh. habe Turin
Tonon die Kirche neu bauen lassen, nachdem
der Blitz eingeschlagen, und spätere Aus-
schmückung habe jede Spur der alten Form
vertilgt.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barbetta, S i 1 v e s t r o (fu Pietro), Mosai-
cist an San Marco in Venedig, urkundlich
1492 und 1512 erwähnt.
Archivio Vcneto, t. XXXIII parte II, anno
XVII N. S. (1887) p. 40. XXXIV 205. — P.
Saccardo, Les mos. de S. Marc ä Venise.
1897 p. 40. •*
Barbette, Josias (Josie), Email- und Mi-
niaturmaler, geb. in Straßburg um 1660,
flüchtete 1685 nach Kopenhagen, f nach 1728.
Von seinen Arbeiten werden erwähnt: Bild-
nisse des Königs Christian V. und der Kö-
nigin Sophie Hedcvig, sowie einige „Tugen-
den“ (im Schlosse Rosenborg). — Sehr zier-
liche bezeichnete Emailmalereien von ihm aus
den Jahren 1690 — 98, die er auf seinen Reisen
gemalt, befinden sich im Museum zu Cassel,
bei Herrn Bankdirektor Klempcrer in Dresden
und Herrn Dr. List in Magdeburg. Er zeich-
nete auch manchmal nach seiner Heimat:
Argcntinae (Notiz v. Dr. E. W. Braun).
B r i c k a, Dansk biograf. Lex. I 516. —
Weilbach, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
— Dussieux, Artistes frangais ä l’6tranger
p. 347. — M o 1 i n i e r, Dict. des Imailleurs 1885.
— Curiosite d’Alsace II 163 (hier Barbet. Jos.).
— H. Meyer, Straßb. Goldschm. -Zunft S. 219.
A. R.
Barbetti, Angiolo, italien. Bildschnitzer,
geboren im Jahre 1803 in Siena, + um
1880 in Florenz; mit seinem Heimatgenossen
Manetti, mit den Florentinern Spighi und
Falcini und mit dem Bresciancr Rosani einer
der Wiedererweckcr der italien. Bildschnitzer-
und Intarsiatorenkunst. Gemeinsam mit Ma-
netti restaurierte er ein altes Schnitzaltar-
werk in der Kirche der Contrada della Tar-
tuca zu Siena und fertigte dann im Anschlüsse
an ältere Vorbilder eine Anzahl trefflicher
Originalarbeiten, die auf verschiedenen Kunst-
ausstellungen prämiiert wurden. Nach seiner
Übersiedelung nach Florenz errichtete er da-
selbst eine vielbesuchte Bildschnitzcrschule,
in der auch seine Söhne Raffaello und Rinaldo
ihre Ausbildung erhielten.
Finocchietti, Della scult. e tarsia in
legno 0873) p. 210 f., 221, 228; sowie in L'Arte
in Italia 1869, p. 112 ff. — P. P. Cocchi, In-
tomo ad Angelo c Rinaldo Barbetti (Florenz
1879). N. Tarchioni.
Barbetti, Cristofano di Bartolo-
me o, Architekt aus Pistoia, tätig um 1538
nach Fioravanti (Mem. Car. 430). Baute
für die Venezianer das Kastell Alma Nuova.
T o 1 o m e i, Guida di Pistoia, 1821 p. 155.
Walter Bombe.
Barbetti, Raffaello, italien. Bildschnit-
zer, geb. 1828 in Siena als Sohn des Angiolo
B., mit dem er gleich seinem Bruder Rinaldo
gemeinschaftlich auf verschiedenen Kunst-
ausstellungen für Schnitzarbeiten prämiiert
wurde.
Gubernatis, Diz. d. Art. Ital. Viventi
(1889). N. Tarchiani.
Barbetti, R i n a 1 d o, italien. Bildschnitzer,
geb. 1830 in Siena, f 1903 in Florenz. Schü-
ler und Gehilfe seines Vaters Angiolo B.,
fertigte dann Statuetten und Flachreliefs, die
er nach eigenen Tonmodellen in Holz
schnitzte. Seine bekanntesten Werke sind:
Die Tür der russischen Kirche S. Donato mit
24 Reliefdarstellungen aus dem Alten Testa-
mente, die in Elfenbein und Ebenholz ge-
schnitzte Kassette für die italien. Königs-
krone, 6 große Reliefdarstellungen aus dem
Alten Testamente für die Kollegiatkirche zu
Nottingham, sowie die Decken- und Möbel-
schnitzereien im Kabinett der Camera dei
Deputati zu Rom. Zahlreiche Arbeiten des
Rinaldo B. wurden auf Kunstausstellungen
prämiiert.
F i o r e 1 1 i in L’Esposiz. Ital. del 1861, p.
19 ff., 23 ff., 56. — Finocchietti, Della
scult. e tarsia in legno (1873) p. 226, 227; sowie
in L’Arte in Italia (1869) p. 113 f. — P. P.
Cocchi, Intorno ad Angelo c Rinaldo Barbetti
(Florenz 1879). — Gubernatis, Diz. d. Art.
Ital. Viventi (1889). N. Tarchiani.
Barbey (Barbei), Antonio, Kupferstecher,
tätig in Rom in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrh., nach der Biographie nationale de Bel-
gique vielleicht niederländischer Herkunft. Er
hat einen großen, 1697 veröffentlichten Plan
von Rom u. 36 Blätter für das von Domenico
Rossi 1702 — 21 herausgegebene „Studio d'Ar-
chitettura civile sopra gli ornamenti . . . tratti
da alcune fabbriche insigni di Roma“ und auch
ein Blatt für desselben Verlegers „Palazzi di
Roma“ gestochen.
Meyer, Kstlerlex. — B o n i, Biogr. — Hei-
necken, Dict. (unter Barberi). P. K.
Barbi, Francesco, italien. Maler und
Schriftsteller, tätig im 17. Jahrh. in Brescia.
Zani, Encicl. III 68. — Fcnaroli, Art.
Bresciani, Append. R.
Barbiani, Andrea, italien. Maler, geb. um
1709 in Ravenna als Sohn des Dekorations-
malers Pier Damiano B., + daselbst 1779. In
Ravenna und Rimini sind in Kirchen und
471
Barbiani — Barbier
öffentlichen Gebäuden seine Bilder sehr zahl-
reich. In Ravenna malte er in der Dom-
kapellc der Madonna del Sudore an den Trag-
steinen der Kuppel die vier Evangelisten in
Fresko und in der Kruzifixus-Kapelle von S.
Domenico schmückte er die Kuppel selbst mit
Freskomalereien. Als sein bestes Ölgemälde
wird ein in S. Vitale zu Ravenna befindliches
Altarbild gerühmt, auf dem die hl. Gertrudis
von Engeln gen Himmel getragen wird.
F. Morghen stach nach B. : S. Angelo, der
Karmeliter verkündet dem hl. Franz Xavier
die Stigmata, dieser jenem das Märtyrertum.
Zani, Encicl. III 69. — Cardoni, Vite
brevi etc. per Ravenna (1873) p. 5. — Meyer,
Kstlerlex. — Ricci, Guida di Ravenna, 1900.
— Calzini e Mazzatinti, Guida di Forli,
1893. R.
Barbiani, Bartolommeo, Maler aus
Montepulciano. Von ihm eine Altartafel
(1632) mit einer Szene aus der Legende der
Kreuzfindung in S. Maria delle Grazie in
Montepulciano, andere Altarbilder in S. Mi-
chele in Stroncone (1628) ; S. Niccolö in
Montecastrilli (1639) ; S. Silvestro, S. Ilario
(1640) und S. Antonio (1642) in Todi ; u. S.
Monaca (1642) in Amclia.
Guardabassi, Ind.-guida dei mon. dell'
Umbria (1872). — Brogi, Inv. gen. d. prov.
di Siena (1897).
Barbiani, Domcnico, Maler und Archi-
tekt in Ravenna, Bruder des Andrea, malte
Fresken in einer Kapelle von S. Girolamo und
entwarf auch den Plan für den Palazzo Guic-
cioli (später im Besitz der Familie Baronio).
Gasp. Martinetti Cardoni, Vite brevi
d. artef. defunti, che fecero per Ravenna (1873)
p. 6. — C. Ricci, Guida di Ravenna 1900. **
Barbiani, Giovanni Battist a. italicn.
Maler, geb. am 27. 1. 1619 in Ravenna als
Sohn eines sonst unbekannten Malers Gio-
vanni B. Nach Lanzi haben seine mehr oder
minder manieristischcn Arbeiten eine beson-
dere Ähnlichkeit mit denen des Cesi. Zu
Ravenna sind von ihm in der Kirche S. Fran-
cesco zwei Altarbilder der Heil. Andreas und
Joseph, in der Kirche S. Agata ein hl. Pe-
trus und (nach Lanzi) ein Bild der Titular-
hciligen, in S. Romualdo über der Orgel die
Freskodarstellung einer Vision des Titular-
heiligen, endlich im Dome an der Kuppel-
wölbung der Kapelle der Madonna del Su-
dorc die Himmelfahrt der Maria, das in Öl-
malerei ausgeführte Hauptwerk des Künst-
lers. — Die Florentiner Uffiziensammlung be-
sitzt 2 Handzeichnungen B.s mit Darstellun-
gen von Anbetungen. Bei Zani findet sich
eine datierte Signatur: „Joannes Baptista
Barbianus Ravenas pingebat 1650“.
Zani, Encicl. III 68, 289, nota 34. —
Lanzi, Storia d. pitt. ital. (4. Ausg.) V 152.
— Fr. M a n n i, II forestiere in Ravenna p. 6,
55. — Cardoni, Vite brevi etc. per Ravenna
(1873) p. 5 f. — Ricci, Guida di Ravenna,
1900. R.
Barbiani, L u i g i, Maler aus Ravenna, IS.
Jahrh., Sohn des Domenico, nur bei Zani
(Eine. met. III 69) erwähnt. H. V.
Barbiani, Pier Damiano, s. Barbiani,
Andrea.
Barbiani, Simone, Maler aus Ravenna,
um 1700, Sohn des Giambattista, nur bei Zani
(Enc. met. III 69) erwähnt. h. V.
Barbi€, F r., „Zeichenmeister“ in Berlin,
stellte 1787 in der Akademieausst. 5 Land-
schaften (in Aquarell u. Tusche) aus.
Kat. d. Akademie- Ausst. 1787 p. 18. ••
Barbit (Barbier), Jacques, französ.
Stecher in Linien- und Punktiermanier, ar-
beitete 1755 — 1790 in Paris. Er ist beson-
ders durch seine Porträtstichc bekannt, wor-
unter die besten sind: Brustb. des Fr. de
Chevert; des Charles Henri, Grafen von
Eistaing; die Medaillonbilder des Dauphin
Louis-Auguste und der Dauphine Marie-
Antoinette; das Bildnis des Marquis de
Mont-Calm nach J. B. Masse, diejenigen
Rousseaus und Voltaires.
Le Blanc, Manuel I. — E. K o 1 1 o f f bei
Meyer, Kstlerlex. II. — Portalis et Be-
raldi, Les Graveurs du 18e siede I (hier Jean-
Baptiste B.). P. A. Lemoisne.
BarbiS, Jacques, s. auch Barbier.
BarbiS, Jean Bapt., s. Barbie, Jacques.
Barbier, Adriaen, s. Dape, A.
Barbier, Antoine, französ. Aquarellist,
geb. am 8. 5. 1859 in St. Symphorien-dc-Lay
(Loire), Membre laureat de la Societe des
artistes franqais, Officicr d’Academie etc., hat
dekorative Gemälde ausgeführt und zwar für
die Kirche von Matarieh (Cairo) eine „Flucht
nach Ägypten“; für das Palais in Sophia „Die
bulgarische Sobranje“, und für die Ecole Ma-
lcshcrbes in Paris verschiedene Arbeiten. Er
leitet auch periodische Kurse in der Aquarell-
malerei nach der Natur in Frankreich, der
Schweiz und England, und man findet Ge-
mälde von ihm in allen größeren Provinzial-
musecn Frankreichs, auch im Stadthaus zu
Algier, in der Union artistique in Cairo.
A. Grangrr.
Barbier de B 1 i g n i e r, Architekt in Paris,
erbaute das am 18. 2. 1744 eingeweihte ana-
tomische Amphitheater in der rue de la Bü-
cherie daselbst.
Lance, Dict. d. archit. I. H. V.
Barbier, Charles, Miniaturmaler von Pa-
ris, am 6. 5. 1682 das. tirkundl. erwähnt, f vor
dem 9. 4. 1701, dem Todestag seiner Witwe.
H e r 1 u i s o n, Actes d’etat-civil. H. V.
Barbier, Charles Auguste, Medail-
leur, Sohn des Nicolas Franqois, geb. am 20.
2. 1806 in Namur, t am 26. 9. 1887 in Wal-
court, Schüler seines Vaters und des Gra-
veurs Braemt. Erwähnenswert ist unter sei-
nen Arbeiten nur die Porträtmcdaille des
Baron de Stassart, 1830.
F o r r c r, Biogr. dict. of medallists.
Frtd. Alfrin.
472
Barbier
Barbier, D e s i r e, Tier- und Landschafts-
maler, geb. in Paris im August 1822, Schüler
von Budelot, stellte in den Salons 1840 bis
1848 wiederholt aus (Kühe auf der Weide
etc.).
Bellier-Auvray, Dict. gen. H. V.
Barbier, Francois, Maler, nur bekannt
durch Namenserwähnung bei seiner Auf-
nahme in die Acad. de Saint-Luc in Paris am
26. 4. 1673.
Revue univers. d. arts XIII 330. H. V.
Barbier, G. P., französ.(?) Porträtmaler,
gegen Ende des 18. Jahrh. in London tätig,
stellte 1702 — 1795 jedes Jahr eine Reihe von
Herren- und Damenporträts in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, The Roy. Acad. of arts I 107. **
Barbier, J. B., französ. Glockengießer, goß
1743 eine Glocke für Auzainvilliers (Vosges)
und schmolz 1747 mit Jean Burct die große
Glocke von Saint-Epvrc in Nancy um.
Champeaux, Dict. d. Fondeurs etc. 1886.
H. V.
Barbier, Jacques, französ. Maler der
ehern. Provinz Gätinais, arbeitete 1645 —
damals lOjährig — im Königszimmer im
Schloß zu Fontainebleau.
Reunion d. Societ. d. bcaux-arts XXVI 442.
H. V.
Barbier, Jacques, s. auch Barbif.
Barbier, J a n, s. Dope, J.
Barbier, J e h a n, Goldschmied in Paris,
wird 1463 als Lieferant für Louis XI. er-
wähnt.
L a b a r t e, Arts industr. II 400. **
Barbier, Nicolas Alexandre, Land-
schaftsmaler, geb. am 18. 10. 1789 zu Paris.
+ am 4. 2. 1864 in Sceaux, Schüler von Xavier
Leprince. Ursprünglich malte er Genrebilder
mit architektonischen Motiven, dann wurde
er von Courbet und Daubigny beeinflußt. Er
hinterließ zahlreiche Werke, die seinerzeit ge-
schätzt waren. Im ganzen war er ein ver-
dienstvoller, gewissenhafter Künstler. Wäh-
rend einiger Jahre war er Zeichenlehrer der
Söhne Louis-Philippcs. Bellier veröffent-
lichte eine lange Liste der vom Künstler in
den Pariser Salons von 1824 bis 1861 aus-
gestellten Werke. Die geschätztesten sind:
Schloß de la Muette (die Figuren von Le-
piince), Kirche von Vcrneuil (Salon v. 1824),
Bauernfamilie (S. 1839), Ansichten vom
Seine-Ufer und Das Dorfwirtshaus (S. 1842),
verschiedene Interieur-Szenen und Ansichten
von Denkmälern (S. 1843 — 1850), Umgebung
von Paris, Ansichten von Sceaux, Meulan,
Bougival (S. 1858 — 1861). Der Salon von
1861 war der letzte, in dem der Künstler ver-
treten war.
Er war ein vielseitig gebildeter Künstler.
In Gemeinschaft mit Chenet (1845, 12mo)
schrieb er das „Resume du manuel de mo-
rale pratique et religieuse“ und zusammen mit
seiner Tochter Victoire (1861, 8vo) „Le
Maitrc d'aquarelle“. Er ist auch der Ver-
fasser der „Lcttres familieres sur la littera-
turc“ (1862, 12mo) und verschiedener Ar-
tikel in Zeitschriften.
Gäbet, Dict. d. artistes 1831. — Bellier-
Auvray, Dict. gen. — Meyer, Kstlerlex. —
Chronique des arts 1864 p. 301 (Nekrolog).
G. Gefiroy.
Barbier, Nicolas-Franqois, belg. Ar-
chitekt, Bildhauer, Graveur und Ziseleur, geb.
am 8. 9. 1768 zu Namur, f am 10. 6. 1826
daselbst. Ausgebildet in Antwerpen und spä-
ter in Paris bei J. Verberkt aus Antwerpen,
wurde B. dann zum „sculpteur des bätiments
du roi“ ernannt mit Amtswohnung im Louvre.
Nach Namur zurückgekehrt, zeichnete er sich
besonders aus durch kleinere Arbeiten in ge-
triebenem Metall, sowie durch Figuren und
Medaillons in Terrakotta. Seinen Haupter-
folg erzielte er 1825 in der Nationalausstel-
lung zu Harlem mit den getriebenen ziselier-
ten Medaillon-Darstellungen einer Christus-
figur, einer Vestapriesterin, eines sinnenden
Greises, eines Löwen etc. Die Mehrzahl sei-
ner durch eine silberne Medaille ausgezeich-
neten Arbeiten wurde vom König Wilhelm
von Holland angekauft. Das 1816 übernom-
mene Amt als Stadtbaumeister von Namur
legte er bald wieder nieder, um sich ganz sei-
ner bildnerischen Tätigkeit wieder widmen zu
können.
J. H e 1 b i g, La Sculpt. au pays de Li£ge
(1890), p. 196. — E. March a 1, La sculpture
etc. beiges (1895), p. 644. — Biographie Natio-
nale de Belgique I 208. E. de Taeye.
Barbier, Nicolas Louis, Maler von Pa-
ris, Mitglied der Academie de Saint-Luc,
t daselbst am 11. 6. 1779, nur urkundlich be-
kannt.
Nouv. archiv. de l’art frang. VI 1885. p. 102
u. 103. H. V.
Barbier, Simon, Bildhauer zu Laon um
1538 — 49, war an der Ausschmückung der
Kapellen der Kathedrale und von Saint-Martin
beschäftigt.
Lami, Dict. d. sculpteurs etc. 1898. — Nouv.
archiv. de l'art frang. 3e ser. XI 1895 p. 78/9.
H. V.
Barbier, V i c t o r i n e, s. Regnier, V.
Barbier- Walbonne. Jacques Luc, Gc-
schichts- und Porträtmaler, geb. zu Nimcs
1769, Schüler von David, malte verschiedene
Bilder mit Sujets aus der römischen Ge-
schichte, und seine Arbeiten waren sehr ge-
schätzt. Zwei davon sind im Museum von
Versailles: Porträt von Moreau und Porträt
von Monccy, die während des Kaiserreichs
mit dem Porträt des Herzogs von Ragusa
(Salon v. 1810) in der „salle des marechaux“
in den Tuilerien sich befanden. 1797 erhielt
er einen Preis von 3000 Frcs. für sein Ge-
mälde „Moralpredigt eines Vaters an seinen
Sohn“.
Barbier-Walbonne stellte 1822 im Salon
einen neapolitanischen Fischer aus, den der
Barbier — Barbieri
Herzog von Berwick kaufte. Sein „Tod des
Paulus Emilius“ und „Numa Pompilius bei
der Nymphe Egeria“ waren im Salon von 1827
bemerkenswert. Seitdem stellte er nur noch
selten aus, er wurde Misanthrop und zog sich
von seinen Zeitgenossen zurück.
Er starb 1880 in Passy, 91 Jahre alt, nach-
dem man ihn schon seit Jahren verstorben
wähnte.
Gäbet, Dict. d. artistes 1831. — Meyer,
Kstlerlex. — J. van den Branden, Antwerp.
Schilderschool, Antwerpen 1883 p. 1270 — 78.
G. Geffroy.
Barbier, s. auch Barbii u. Lebarbier.
Barbiere, A 1 c s s a n d r o, s. Fei.
Barbiere, Domenico del, Bildhauer,
Stukkateur, Maler, Kupferstecher und Archi-
tekt, geb. um 1506 zu Florenz (genannt Do-
menico Fiorentino). Er war ein Schüler des
Rosso, den er nach Frankreich begleitete, als
dieser 1540 von Franz I. dorthin berufen
wurde, um an der Ausschmückung des neuen
Schlosses in Fontainebleau teilzunehmen.
Hier und im Palast von Meudon war B. unter
Rossos und Primaticcios Leitung vornehmlich
mit Stückarbeiten beschäftigt, in denen er
sich, wie Vasari in den Biographien jener bei-
den Künstler rühmt, besonders auszeichnete.
Bei Cte. De Laborde, in den Auszügen aus
den Rechnungsbüchern von Fontainebleau,
sind Zahlungen für verschiedene Arbeiten
Barbieres während des Zeitraums von 1537 —
1562 aufgeführt. Er wird da meist als Bild-
schnitzer und Maler bezeichnet u. hatte z. B.
1560 9 Statuen von Göttern u. Göttinnen, aus
Holz geschnitzt, für die Gärten von Fontaine-
bleau zu liefern. Seit 1541 hatte er seinen
Wohnsitz in Troyes, arbeitete dort viel für
Kirchen, z. B. St. Etiennc einen Lettner (von
dem sich 4 Reliefs, jetzt in der Kirche von
Bar-sur-Aubc, erhalten haben) und für St.
Pantaleon. Auf der Höhe seines Ansehens
stand er, als er 1548 zum Einzug Heinrichs II.
und Katharinas von Medici in Troyes die
großartigen Festdekorationen zu entwerfen
hatte. 1565 machte er auch das Modell für
die Grabstatue Heinrichs II. in St. Denis.
Am meisten bekannt machte sich B. als
Kupferstecher. Seine Blätter sind mit zier-
lichem Grabstichel und sicherer Hand aus-
geführt; der Stil seiner Zeichnung ist aber
ganz in der manierierten Geschmacksrichtung
des Rosso befangen. Er bezcichneto seine
Platten zuweilen: Domenico Fiorentino, Do-
menico del Barbiere, zuweilen mit den Buch-
staben: D. F. — Früher ist B. nicht selten
mit dem französischen Kupferstecher Do-
minique Barriere (t 1678) verwechselt wor-
den.— Von plastischen Arbeiten desselben wird
noch das Piedestal u. das Modell zur Bronze-
vase am Grabmonument Heinrichs II. von
Frankreich erwähnt; die Vase, in welcher das
Herz des Königs aufbewahrt wurde, ging zu-
grunde, die drei allegorischen Gestalten von
Gennain Pilon, die sie trugen, befinden sich
jetzt im Louvre zu Paris. — Sein Todesdatum
ist nicht bekannt, muß aber zwischen 1565
und 1575 liegen.
Alb. B a b e a u, Dominique Florentin, in der
Reunion des Soc. d. bcaux-arts I (1877) p. 108
ff. — Meyer, Kstlerlex. II 728 (mit ält. Lit.
u. Verzeichn, seiner Stiche). •*
Barbierer (Palbierer, Palberer), Domini-
kus, Maler aus Dillingen, bat schon 1637 um
Aufnahme als Inwohner zu Innsbruck, wurde
aber erst, nachdem er am 9. 2. 1638 die Wald-
burg Lederer, Witwe des Malers Balthasar
Moser, geheiratet hatte, aufgenommen. Er
führte um 1846 Malereien am hl. Dreifaltig-
keitsaltar der Pfarrkirche aus, wofür er 5
Gulden erhielt. 1654 verlangt er 8 Gulden
als Bezahlung für seine Arbeit bei dem in
der Pfarrkirche aufgerichteten Altar. 1682
war er des Todschlags an seinem Gesellen
angeklagt, wurde aber auf die Vorstellungen
seiner Frau freigelassen. A. Sikora.
Barbieri, Alessandro, Bildhauer von
Reggio, im 18. Jahrh. zu Bologna tätig, Schü-
ler des Petronio Tadolini. An der Türe von
S. Petronio zu Bologna, die nach dem Platze
del Pavaglione führt, sind die Ornamente
und Figuren von seiner Hand (Nachahmung
von Marmor) ; andere Arbeiten in S. Apollo-
nia daselbst.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barbieri, Alessandro, Genremaler in
Mailand, geb. daselbst 1850. 1881 debütierte
er in der Kunstausstellung seiner Vaterstadt
mit dem Gemälde „In attesa del morticino“.
Seitdem beschickte er die Ausstellungen Mai-
lands und Venedigs. Hervorgehoben seien
die Genrebilder „Avanti la cresima“, — „Do-
lorose rimembranze“, — „Bufcra infernale“,
— „Dopo vespro“ usw. Auf der Mailänder
Ausstellung 1906 sah man von ihm das Ge-
mälde „Alba Cristiana“.
Gubernatis, Diz. d. Art. ital. viventi
(1889). — Natura cd Arte 1893—94, II 673 ff.
— Arte e Storia VII 142 f. E. Verga.
Barbieri, Alessandro, s. auch Fei.
Barbieri (Barbier), Annibal, Maler in
Paris, erhält 1685 als II. Akademiepreis eine
goldene Medaille. — Er scheint der Sohn des
gleichnamigen „peintre-decorateur“ der kgl.
italien. Oper gewesen zu sein, der 1665 in
Paris begraben wurde.
Archivcs de l’art franq. V 280. — Herlui-
s o n, Actes etc. p. 20. *•
Barbieri, Antonio, Bologneser Maler des
16. Jahrh., nur in Gerichtsakten erwähnt.
Archivio stör. d. arte, VII 371.
Barbieri, Carlo, lombardischer Maler, geb.
Ende November 1816 zu Mailand, ausgcbildet
an der Brera-Akademie unter Comerio, Sa-
batclli, Sala u. Palagi, war in seiner Vaterstadt
hauptsächlich als Illustrationszeichner, Litho-
graph u. Zeichenlehrer tätig. Die lithographi-
474
i
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Barbieri
sehe Illustrierung von Manzonis „Promessi
Sposi“ mußte er nach Ausführung der ersten,
von Manzoni selbst sehr gelobten Platten in-
folge des Todes des Verlegers D’Apel unvoll-
endet lassen. Als Maler beschickte er in
jüngeren Jahren mehrfach die Mailänder
Brera-Ausstellungen ; unter seinen späteren
Altargcmälden wird dasjenige in der Privat-
kapcllc des Priesters Giuseppe Silva zu Mai-
land lobend hervorgehoben.
Gubernatis, Diz. degli Art. Ital. viventi
(1889), p. 567 f. E. Verga.
Barbieri, D o m e n i c o, Goldschmied in
Parma, wo er 1750 von der Familie Scarabclli
Zahlung erhielt für Ausführung eines Salz-
fasses sowie mehrerer Eßbestecke und 1763
für den Dom-Altar des hl. Bernhard eine sil-
berne Altarbckleidung zu liefern hatte.
Scarabelli-Zunti, Mem. di B. Arti.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) — Sgavetta,
Cronaca (im Archivio di Stato zu Parma).
St. Lottici.
Barbieri, D o m e n i c o, s. auch Barbiere.
Barbieri, Enrico, italien. Maler, geb. 1818
in Parma, f daselbst 1888; ausgebildet an
der Akademie seiner Vaterstadt und nach
Erlangung des großen Rompreises an derjeni-
gen zu Rom. Seit 1860 Inspektor und spä-
terhin Professor an der Akademie zu Parma,
wurde er 1882 zum Direktor der dortigen
Pinakothek ernannt. Die letztere besitzt von
ihm außer seinem Selbstbildnis das Gemälde
„L’incredulitä di S. Tommaso“. Andere Ge-
mälde von seiner Hand befinden sich in
Parma in Privatbesitz.
Scarabelli-Zunti, Mscr. fase. IX im
R. Museo zu Parma. — Gazzetta di Parma 1888,
No. 323 f. — C. Ricci, La R. Galleria di
Parma (1896) p. 170, 264. St. Lottici.
Barbieri, Francesco, Bildhauer aus Ma-
nerbio, um 1550 unter Palladio am Baue des
Palazzo Comunale zu Brescia beschäftigt.
Z a n i, Encicl. III 71. — Fenarol i, Diz. d.
Art. Bresciani (1877) p. 17. *
Barbieri, Francesco (genannt Francesco
Sfrisä oder Sfrisato oder il Legnago), Maler,
geb. 1623 zu Legnago bei Verona, + 1608. Er
war ein Schüler Pietro Ricchis und malte
außer Historienbildern hauptsächlich Land-
schaften und Architekturen, meist in kleinem
Format. Im Palazzo Canossa zu Verona
schmückte er 1673 einige Gemächer mit Dek-
kcngemälden. Kirchliche Gemälde von seiner
Hand sieht man in S. Pietro zu Legnago, in
S. Vito zu Ccrea und im Duomo Vecchio zu
Brescia (Evangelisten Matthaeus und Jo-
hannes). Das große Deckenbild aus S. Ma-
ria della Ghiara zu Verona ist neuerdings
nach Ungarn ausgeführt worden. — B.s Schü-
ler war Giov. Batt. Lanceni.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Literatur). —
Zannandreis. Vite dei pitt. etc. Veronesi
(ed. G. Biadego, 1891). L. Simeoni.
Barbieri, Francesco, Maler in Pavia, wo
ef 1742 den Kreuzaltar mit Maria, Joseph u.
Pius V. für die Pfarrkirche S. Maria Cappella
malte. Auch für andere Kirchen Pavias schuf
er laut Bartoli größere Altarbilder, darunter
für den Hochaltar von S. Francesco die figu-
renreiche Darstellung der Gründung des
F ranzi skanerordens.
F. Bartoli. Not. d. pitt. etc. d’Italia (1776)
I 14, 25, 37, 38. *
Barbieri, Francesco, s. auch Guercino.
Barbieri, Franz Dominik, italien. Ma-
ler in Prag 1732 — 41, um 1732 Lehrer des dor-
tigen Malers Joh. Wenzel Spitzer. Er war
kirchlicher Historienmaler, und es sind fol-
gende Werke von ihm bekannt: 1) Der hl.
Bartholomäus für die St. Bartholomäuskirche
in Dobrowitz. 2) Für den 1736 aufgestellten
Hauptaltar der St. Nikolaikirche in Zereie
malte er ein Bild, wofür er 90 fl. bekam. Ab-
bildg. des Altares p. 411 Fig. 346. 8) Für die
Pfarrkirche zu Sejcin malte er den hl. Wen-
zel. Als von seiner Hand herrührend, wer-
den noch die Altargemälde St. Johann Ne-
pomuk in der St. Nepomuk-Pfarrkirche von
Rejschitz (1737) und St. Martin in der
Pfarrkirche von Luschtcnitz, wofür der
Künstler 42 fl. bekam, bezeichnet.
Soupis pamatek histor. a umfl v Cechach, XXI
1905 Bez. Jung-Bunzlau p. 44, 140, 339, 348,
411. — D 1 a b a c z, Kstlerlex. I 89.
Br. Bischoff.
Barbieri, Giac o m o, Bildhauer in Parma,
wahrscheinlich Schüler des Luca Reti, an-
geblich Schöpfer des grandiosen Relief-
schmuckes über dem Portale der Annunzia-
tenkirchc (Stuckdarstellung der Verkündi-
gung Mariae), der ihm nach einigen Quellen
1652, nach Affö dagegen erst nach 1680 vom
Pater Guardianus Don Diego da Parma in
Auftrag gegeben worden sein soll. Ebenso
sollen die 1691 vollendeten Statuen der hl.
Lucia, Agathe und Hilarius Episcopus an der
Fassade des Oratorio di S. Lucia von B. aus-
geführt sein.
Z a n i, Encicl. III 67, 71. — Affö, Ricerche
stör, sulla chiesa deU’ Annunziata (Parma 1796)
p. 73. — B a r t o 1 u z z i, Guida nuoviss. di
Parma (1830) p. 7 ; 148. Mscr. in Parma. —
Scarabelli-Zunti, Mem. di B. Arti (Mscr.
in Parma, Bibi. Palat.) und Guida di Parma
(Mscr. in Parma, R. Museo). St. Lottici.
Barbieri, Giacomo de, Bildhauer, geb. in
Genua 1844, Schüler von S. Varni daselbst,
vielbeschäftigt in Genua, Neapel und Rom
mit Porträtbüsten, Grabmälern und Reliefs
für Kirchenschmuck.
Gubernatis, Dizion. d. art. ital. viv. 1889
p. 584. **
Barbieri, Giambattista di Pelle-
g r i n o, Bildhauer aus Correggio, tätig in
Parma in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. (Bei
Zani, Encicl. III 70 und Nota 37, wird der
Künstler schon 1544 zum ersten Male urkund-
lich in Parma erwähnt, und zwar als Maler.)
Sein Hauptwerk ist das Grabmal des Conte
Guido da Correggio in der Kirche Della Stec-
Barbieri
cata zu Parma, mit dessen Ausführung er
1568 von der Compagnia della Steccata beauf-
tragt wurde; 1570 ward das Denkmal voll-
endet. (Abgebildet in Littas Albero Genea-
logico de’ Correggesi.) Aus den Rechnungs-
büchern der Kathedrale in Parma ergibt sich,
daß B. in der Zeit von 1564 bis 1578 für Her-
stellung eines zur Aufnahme der Gebeine des
hl. Agapito bestimmten marmornen Reliqui-
ariums in verschiedenen Raten 175 Gold-
scudi, und 1573 für Ausführung eines mar-
mornen Weihwasserbeckens 25 Goldscudi er-
hielt. Das Reliquiarium, in der Unterkirchc
der Kathedrale, besteht aus einem Sarkophag
mit der Statue des Heiligen und allegorischen
Darstellungen. Außerdem von B. ein Relief
der Verkündigung über dem Haupttor, das
zum inneren Vorhof der Annunziata zu Parma
führt.
Pungileoni, Mem. Stör. d’A. Allegri. I
177, II 206. — Gualandi, Mem. orig. ctc. V
121 — 126. — D o n a t i, Nuova Descrizione di
Parma, p. 24, 111, 171. — Martini, Guida di
Parma, 1876. p. 108, 126 <T. — Meyer, Kstlerlex.
Barbieri, Giovanni, italien. Landschafts-
maler, geb. am 17. 3. 1780 in Bologna, f da-
selbst am 18. 11. 1864. Schüler Tambronis,
wurde er 1S35 zum Mitgliedc der Akademie
in Parma ernannt. Die dortige Pinakothek
besitzt von ihm die beiden 1832 datierten Öl-
gemälde: Monastero sopra un collc und Villa
Aldini presso Bologna.
Scarabelli-Zunti, Mscr. fase. X im
R. Museo zu Parma. — P. Martini, Guida di
Parma (1871) p. 56. — C. Ricci, La Gallcria
di Parma (1896) p. 367. St. Lottici.
Barbieri, Giovanni Battist a, Maler,
geb. zu Soncino 1580, tätig daselbst um 1614
und 1616. In Cremona ausgebildet, dann in
seine Heimat zurückgekehrt, verblieb er da-
selbst bis an sein Ende. Er malte 1616 eine
Madonna mit Heiligen und dem Stifterpaar
für die Kirche S. Maria bei Soncino.
G r a s s e 1 1 i, Abecedario liiograf. dei Pittori
etc. Crcmoncsi. — Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barbieri, Giovanni Domcnico, Archi-
tekt und Theatermaler aus Parma, ausgebil-
det in der Schule der Bibbiena, tätig in Mai-
land, wo er 1717 im Aufträge der Nobilität
und des österreichischen Gouverneurs Fürsten
von Loewcnstcin das 1708 durch eine Feuers-
brunst zerstörte Teatro Ducalc wieder auf-
baute, das dann 1776 von neuem abbrannte.
Nach Zani war der Künstler 1740 noch am
Leben.
La t tu a da, Descriz. di Milano (1737) II
138. — F. Bartoli, Not. d. pitt. etc. d’Italia.
1776 I 210. — Zani, Encicl. III 71. — Scara-
belli-Zunti, Mem. di B. Arti (Mscr. in
Parma, Bibi. Palat.). St. Lottici.
Barbieri, Giovanni Francesco, s. Gu-
ercino.
Barbieri, Giuseppe, italien. Architekt,
geb. am 2. 12. 1777 in Verona, f am 10. 1.
1838 daselbst als Ingegnere Municipale, war
Schüler von Bart. Giuliari und Luigi Trezza,
in seinem Schaffen ein strenger Klassizist.
Seine Veroneser Hauptwerke sind: Der im
dorischen Stile durchgeführte Cimitero Mo-
numentale, der Palazzo del Municipio (ko-
rinthisch), die Loggia Arvedi in Via Mazzini,
der Palazzo Palmarini (jetzt Goldschmiedt)
in Stradone S. Fermo etc.
Zani, Encicl. III 72. — B. Morel 1 i, II
Cimitero d. R. cittä di Verona (1833). —
Schorns Kunstblatt 1843 p. 413. L. Simeoni.
Barbieri, Giuseppe, Architekt in Ferrara,
erwähnt als Erbauer des 1741 geweihten Ora-
torio di S. Teresa zu Ferrara nebst dem zu-
gehörigen Karmeliternonnenkloster.
A v v e n t i, Guida per Ferrara (1838) p. 150. •
Barbieri, Giuseppe Maria, Maler in
Carpi, geb. 1682, f 1767, nach Boni hauptsäch-
lich als begabter Kopist tätig. Auf zwei um
1750 entstandenen Kupferstichdarstellungen
der Kreuzabnahme Christi, gestochen von
Gius. Benedetti da Bologna und vom Monaco
Pietro da Belluno, wird Gius. Maria B. als
Zeichner der Stichvorlagen genannt.
Boni, Biogr. d. Artisti ital. 1840. — C a m -
p o r i, Art. Ital. ctc. negli Stati Estensi (1855)
p. 61, 321. — Zani, Encicl. III 73. •
Barbieri, Lodovico (zuweilen verwech-
selt mit Luca B.), italien. Maler und Kup-
ferstecher, 1660 — 1704 in Bologna tätig; viel-
leicht zu identifizieren mit einem von Zani er-
wähnten Savoyarden gleichen Namens, einem
Schüler des Andrea Pozzo. In Bologna malte
er für S. Gabriele eine Madonna mit Heiligen
und für die Chiesa de’ Servi einen S. Pas-
quale. Als Kupferstecher ist er bekannt ge-
worden durch einen seltenen Foliostich in der
Art des Pietro Cantarini, darstellend eine
Krankenheilung des „B. PellegTino Laziosi
servita“ und signiert „Lod.co Barbieri Invent.
et fecit“.
Zani, Encicl. III 72, 290, nota 39. —
Bartsch, Peintre-Graveur, XIX 418. —
Meyer, Kstlerlex. (mit weit. ält. Lit.). R.
Barbieri, Lorenzo, Maler in Fano. Von
ihm ein Bild in der Kirche S. Pietro in Valle
zu Fano mit der Darstellung des S. Paulus,
der den jungen Euticlüus erweckt.
Rass. Bibliogr. dell’ Arte Ital. I 1898 p. 233
(Scipioni). Walter Bombe.
Barbieri, Luca, italien. Maler des 17.
Jahrh., nach Malvasia Schüler des A. Tiarini,
tätig in Bologna als Gehilfe des Freskomalers
Franc. Carboni ; in der älteren Literatur
mehrfach mit Lodovico B. verwechselt.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). R.
Barbieri, N i c c o 1 ö, Architekt aus Fer-
rara. Von ihm der Bau des Oratoriums S.
Teresa daselbst v. 1741.
A v v c n t i, Guida per Ferrara. 1838 p. 150.
Walter Bombe.
Barbieri, Paolo Antonio, Bruder des
Giov. Francesco Barbieri gen. Gucrcino, geb.
am 7. 5. (nach Baruffaldi), getauft am 16. 5.
1603 zu Cento, f 1649 zu Bologna. Einer
476
Barbieri
der Italien. Hauptmeister in dem Fache der
Stillcbenmalerei (Frucht-, Blumen- u. Tier-
stückc) ; auch Maler von Landschaften, die
sein Bruder mehrfach staffiert haben soll.
Fünf Tier- und Fruchtstücke in der Galerie
zu Modena, ein Geflügelstück und ein Still-
leben (Pflanzen, Pilze, dazwischen lebende
Vögel) in der Gail. Nazionale (Pal. Corsini)
in Rom, andere ehemals in Privatbesitz in
Modena und in der Galerie Costabili zu Fer-
rara. Von seiner Hand ist das durch Mal-
vasia publizierte, mit dem 4. 1. 1629 begin-
nende Verzeichnis seiner Werke und der
Werke seines Bruders mit Angabe der dafür
eingenommenen Summen.
M a 1 v a a i a, Felsina Pittrice II. — C a m -
p o r i, Gli artisti negli Stati Estensi, p. 56. —
Baruffaldi, Vite dei pitt. e scult. Ferrareai.
Posse.
Barbieri, Pietro, Maler von Ferrara, tä-
tig in der ersten Hälfte des 18. Jahrh., zu-
meist in Bologna, wo er zum Ehrenmitgliede
der Accademia Clementina ernannt wurde, u.
in Rom. Fresken und Altarbilder von ihm
daselbst in den Kirchen S. Giovanni e Paolo,
S. Girolamo della Caritä, S. Maria in Araceli
und S. Claudio.
T i t i, Descririone delle Pitture etc. in Roma.
1763 p. 77, 118, 194, 350. — Ces. Barotti,
Pitt, e Scult. a Ferrara 1770 p. 188. H. V.
Barbieri, Pietro Antonio, Maler, geb.
1663 zu Pavia, t 1704, ein Schüler Bastiano
Riccis. Bilder von ihm finden sich in ver-
schiedenen Kirchen Pavias.
Bartoli, Not. d. pittor. etc. d’Italia (1777)
II 4 — 58 u. 187. — Lanzi, Stör. Pitt. Ed. 5
(1834) IV 211. — Zani, Enc. met. III 72.
H. V.
Barbieri, Sebastian o. Ornamentmaler
in Bologna, geb. 1720, f 1770; nur erwähnt
von Zani, Encicl. III 72. *
Barbieri, T o m m a s o. Maler aus Modena,
um 1636, nur bei Zani (Enc. met. III 71) er-
wähnt. H. V.
Barbieri, V i n c e n z o, Bildhauer aus Ma-
nerbio, tätig in Brescia, wo er um 1556 mit
Giacomo Fostinelli und Arone da Frae am
Baue des Palazzo Comunale arbeitete und
speziell die prächtigen Architrave und Gesims-
ornamente an der Nordseite dieses Palastes
ausführte.
Zani, Encicl. III 71. — Fenaroli, Diz. d.
Art. Bresciani (1877) p. 17. — Commentari dell’
Ateneo di Brescia 1889, p. 60 — 89. *
Barbieri, V i 1 1 o r i o, Bildhauer (nach Zani
Encicl. met. Bd. 3, p. 72 auch Maler), geb.
1678 zu Florenz. Von ihm das schöne Grab-
mal des Otto Melani (Sekretärs des Mini-
sters Mazarin unter Ludwig XIV.), in der
Kapelle Melani in S. Domcnico zu Pistoia.
Gori, in den Anmerkungen zu der Vita di
Michelagnolo Buonarroti des Condivi, Florenz
1796, rühmt ihn als einen der besten Bild-
hauer seiner Zeit. Von B. ist auch die mar-
morne Pieta in S. Trinitä (firmiert und da-
Barbiers
tiert 1743), welche er dem zugehörigen Klo-
ster schenkte.
Zani, Enc. met. — Gori, s. oben. — T o 1 o -
m e i. Guida di Pistoia, 1823 p. 122. — Meyer,
Kstlerlex. ff 'alter Bombe.
Barbieri, Zaccaria, Maler aus Pieve di
Cadore, tätig um 1680(?) im Friaul.
Zani, Encicl. III 70. *
Barbiers, Anthony, getauft zu Rousse-
laere in Flandern am 14. 5. 1676, war der
ältere Bruder des in Antwerpen geborenen
Balthazar Barbiers, ist also in jungen Jahren
wohl schon dorthin übergesiedelt. Auf länge-
ren Reisen soll er sich namentlich große Kennt-
nis in fremden Sprachen erworben haben,
deren, er elf sprach. In Rom war er zusam-
men mit Pieter van Blocmen. Er heiratete
in Amsterdam am 4. 4. 1711 (erstes Aufge-
bot) Geertruy Natrop. Als Maler übte er
das historische Fach, aber keines seiner Bil-
der ist nachzuweisen. In Amsterdam ist er
1726 gestorben.
v. E y n d e n u. v. d. Willigen II 141, 142.
— Oud-Holland III 60. E. IV. Mo cs.
Baibiers, Balthazar, Maler in Antwer-
pen, getauft das. 5. 12. 1685, trat 1703 in die
Lehre, wurde 1708 Freimeister, malte 1713
noch jetzt erhaltene Plafondverzierungen im
Antwerpener Gemeinderatssaale u. 1715 eben-
falls noch erhaltene Grisaillen (Genien) in
der „Trcsorierskamer“ daselbst. B. heiratete
am 2. 7. 1709 und muß 1728 gestorben sein.
Van den Branden, Antwerpsche Schil-
derschool, p. 1178 ff. **
Barbiers, Bartholomeus, zweiter Sohn
und Schüler von Pieter Barbiers, geb. in
Amsterdam 1740, t Anfang 1808. Er wurde
Landschaftsmaler, hat aber namentlich für
die Bühne gearbeitet und Unterricht in Per-
spektive gegeben. Er malte mit der linken
Hand. Aus seiner Ehe mit Johanna Hendrica
Kieman ist Pieter Barbiers Barthsz. geboren.
v. E y n d e n u. v. d. Willigen II 300,
301. E. IV. Moes.
Barbiers Pieters z., Bartholomeus,
Sohn und Schüler von Pieter Barbiers Pie-
tersz., geb. in Amsterdam 1784, t daselbst am
28. 4. 1816. Er hat Landschaften gezeichnet.
v. Eynden u. v. d. Willigen III 50.
E. W. Moes.
Barbiers, Maria Geertruida, Tochter
und Schülerin von Pieter Barbiers Bartholo-
meusz., zeichnete sich als Blumenzeichnerin
aus. 1823 heiratete sie den Maler Pieter de
Goejc. t am 30. 1. 1849 in Haarlem.
Immerzeel, De Levens etc. E. ff'. Moes.
Barbiers, Pieter, geb. Amsterdam 1717.
lernte Zeichnen bei seinem Vater Anthony,
der aber schon 1726 starb. Er übte sich nun
nach dessen Skizzen und malte anfangs na-
mentlich Fächer, wofür er eine größere Fa-
brik gründete. Am 16. 5. 1737 heiratete er
Pieternclla de Maagd, und um seine sich bald
stark vermehrende Familie zu ernähren, fing
I
Barbiers
er auch eine Fabrik von Tapeten, Zimmer-
u. Gartendekorationen an, deren er viele für
die Landsitze in der Umgebung von Amster-
dam lieferte. Eine Folge „Verzameling von
verscheide Tuin-gezigten naar Chinees ge-
volgt, zoogenaamde Grotwerken, Koepels, Ka-
binetten, Boogen en Zitbanken enz. van
nieuwe en vreemde vinding, zoo hier als
clders, op Buitenplaatsen gebouwd en ge-
schilderd van Pt. Barbiers“ ist von H. Henke
in Kupfer gestochen. Er zeichnete sich aber
namentlich in vorzüglichen Theaterdekoratio-
nen aus, nicht nur für das Amsterdamer, son-
dern auch für die Theater in Leiden, Haag
und Rotterdam. Von den Amsterdamer De-
korationen sind mehrere von C. Philips, C.
Bogcrts und R. Vinkeles gestochen. Sein
großes Interesse für das Theater hatte er
auch früher schon gezeigt, als er in seinen
Mußestunden ein „Theatrum Artificiosum“
oder „Migniatur Theater“ anfertigte, das
er selber in einer bei Frans Sadclaar in Am-
sterdam erschienenen Broschüre beschrieb, am
14. 5. 1756 dem Hofe im Haag zeigen durfte,
und das danach in der Kalverstraat in Am-
sterdam für das Publikum zugänglich war.
Von seinen gemalten Kabinettstücken scheint
nichts übrig geblieben zu sein; erwähnt wird
eine Innenansicht der Amsterdamer Reit-
schule, wozu Lud. Bakhuysen die Pferde
malte. Mehrere seiner Zeichnungen sind ge-
stochen ; so eine Folge Darstellungen des
Theaterbrandes in Amsterdam 1772 (C. Bo-
gerts sc.), zwei Folgen von Bettlern (P. Lan-
gendijk und A. Smit sc.) usw. Selber hat er
1766 das Brustbild eines Greises mit Pelz-
mütze radiert. Er gab Unterricht im Zeich-
nen und in Perspektive, spielte mehrere Mu-
sikinstrumente, war Dichter, namentlich für
die Bühne, und schließlich ein ungemein ge-
schickter Gaukler. Er wohnte 1756 in der
Anjelierstraat und starb in Amsterdam am
7. 9. 1780. Sein Nachlaß wurde dort am 16.
I. 1781 versteigert. J. E. Marcus hat sein
Porträt für van Eynden u. v. d. Willigen ge-
stochen. Außer seinen Söhnen Peter und
Bartholomeus werden als Schüler genannt
J. P. van Horstok, J. Kamphuysen und J.
Hulswit.
v. Eynden u. v. d. Willigen II 141 — 145,
IV 193. — de Roevcr, Uit onze oude Amstel-
stad II 38 — 50. — Mitteilungen von W. R. Ve-
der, Archivar von Amsterdam. E. IV. Moes.
Barbiers Bartholomeus z., Pieter,
Sohn u. Schüler von Bartholpmeus Barbiers,
geb. Amsterdam am 23. 1. 1772, übte neben
der Landschaftsmalern auch das historische
Fach und war ein sehr gesuchter Zeichenlehrer
in Haarlem. Seine Zeichnungen mit histori-
schen Darstellungen wurden wiederholt von
der Gesellschaft Felix Meritis in Amsterdam
preisgekrönt (1804, 1807, 1810). Im Haar-
lcmer Museum ist von ihm eine Szene aus
der Belagerung dieser Stadt i. J. 1573. Seine
Darstellung der Trümmer der Abtei Rijns-
burg (1812) ist von J. P. Visser Bender ge-
stochen. Er heiratete Maria Gecrtruida
Snabilie, selber eine bekannte Blumenmalerin.
Er Starb am Schlage am 10. 9. 1837 in Haar-
lem, wo im selben Jahre noch sein Nachlaß
versteigert wurde. Einige Aquatintablätter,
wovon eines zusammen mit A. Serne, eine
radierte Landschaft mit Figurenstaffage und
eine größere Zahl lithographischer Versuche
bilden sein graphisches Werk. Er war der
Vater von Pieter Barbiers Jr. Sein Porträt
ist von seinem Sohne auf Stein gezeichnet.
v. Eynden u. v. d. Willigen III 164 bi#
166, IV 60, 61. E. W. Moes.
Barbiers Pieters z., Pieter, Sohn und
Schüler von Pieter Barbiers, geb. in Amsterdam
am 26. 10. 1749, bildete sich zu einem tüch-
tigen Landschaftsmaler aus, malte aber auch
viele Zimmerdekorationen (z. B. ein Zimmer
im städtischen Archiv zu Haarlem), öfters
staffiert mit Figuren von J. Lauwcrs. Von
seinen Landschaften, meistens mit Motiven
aus der Umgebung von Haarlem, aus Drenthe
und aus Brabant, besitzt das Amsterdamer
Museum ein Bauerngehöft bei Helvoirt (Bra-
bant). Sehr zahlreich sind seine Handzeich-
nungen, außer Landschaften auch vorzüg-
liche Tierstudien, von denen eine große Zahl
im Amsterdamer Kabinett ist. 1822 wurde
er Mitglied der Kgl. Akademie in Amster-
dam. Er starb daselbst am 26. 10. 1842; im
nächsten Jahre wurde sein Nachlaß verstei-
gert. Außer seinem Sohne Bartholomeus
werden als seine Schüler genannt J. Hulswit,
J. Jelgerhuis Rz., C. L. Hansen, D. Kerkhoff
und A. J. Ruytcnschildt. B.s Porträt wurde
1814 von J. E. Marcus für dessen „Studiewerk“
gestoch. ; in hohem Alter ist B. bei Immerzecl
abgcbildct, eine Ganzfigur von J. P. Visser
Bender gezeichnet im Amsterdamer Kabinett.
v. Eynden u. v. d. Willigen III 49. 50.
— Immerzeel, De Levens etc. E. IV. Moes.
Barbiers Jr., Pieter, geb. in Haarlem am
27. 4. 1798, Sohn des Pieter Barbiers Bar-
tholomeusz., bildete sich unter Leitung seines
Vaters zum Landschaftsmaler. 1823 wurde
er Stadtzcichenlehrer zu Zalt-Bommel, 1824
zu Kämpen und 1826 Lehrer an der Kunst-
schule zu Hcrzogenbusch, wo er bis 1846
blieb. Er war verheiratet mit Maria Agnes
Meycrink und starb in Zwollc am 29. 11.
1848. Außer den von Hippert u. Linnig ge-
nannten Landschaften existieren noch andere
Radierungen seiner Hand, und auf Stein hat
er mehrere Porträts gezeichnet, u. a. die sei-
nes Vaters und seiner Mutter. Sein gemal-
tes Porträt ist in der Kunstschule zu Herzo-
genbusch.
Immerzeel, De Levens etc. — van der
A a, in voce. — Hippert u. Linnig, 62.
E. W. Moes.
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Barbiette — Barbonnois
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Barbiette, Pierre, französ. Maler in Rom.
im Januar 1617 daselbst erwähnt.
Bertolotti, Artisti Francesi in Roma.
1886 p. 97. H. V.
Barbieur, J e h a n 1 e, Archit. in Cambrai,
um 1437 — 39, nur urkundlich bekannt.
Reunion d. Sociit. d. Beaux-Arts. VIII 310,
XII 437. H. V.
Barbieux, Glockengießer des 18. Jahrh. in
Toumay, woselbst in der Kirche S. Jacques
bezeichnete Glocken von ihm sind.
L. C 1 o q u e t, St. Jacques ä Tournay. **
Barbier, Jacques, aus der Champagne
stammend, wird als Stempelschneider in Ber-
lin im 18. Jahrh. genannt. Werke von ihm
sind nicht bekannt.
Forrcr, Biogr. Dict. of Med. I 123. N.
Barbier, Ludwig Heinrich, Sohn des
Medailleurs Jacques B„ seit 1741 Stempel-
schneider an der Kgl. Münze in Berlin, t
1754. Ein Reihe von Medaillen auf Friedrich
d. Gr. und dessen Kriegstaten. Signiert L. H.
BARBIEZ, BARBIEZ und L. H. B.
F o r r e r, Biogr. Dict. of Med. I 123. N.
Barbillon, Jacques, Maler und Glasma-
ler in Nantes, zwischen dem 23. 3. 1665 und
dem 20. 1. 1676 daselbst urkundlich vorkom-
mend.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 3« Serie, XIV.
1898, p. 16. H. V.
Barbin, Porzellanmaler in Sevres, malte mit
Moriot 1832 ein Tee-Service, welches Napo-
leon III. 1861 dem Könige von Siam zum
Geschenk machte.
D u s s i e u x, Artist, frang. ä l’ctranger. 3. Aufl.
1876, p. 346. H. V.
Barbini, Silvio, Arenig bekannter Maler
aus Modena, um 1750, Schüler von Antonio
Consctti. Ein mit Barbini bezeichnetes Da-
menporträt in Miniatur wurde mit der Samm-
lung Jaffe 1905 in Köln verkauft.
B o n i, Biografia degli Artisti 1840. H. V.
Barbino, Pietro, genannt Bacco, Floren-
tiner Bildhauer des 18. Jahrh., nur bei Zani
(Enc. met. III 73) erwähnt. H. V.
Barbioni, N i c c o 1 a, Arch. aus Citta di
Castello, gcb. 1637, Schüler des Antonio Ga-
brielli. Von ihm Bauten in den Klöstern
Spirito Santo, Tutti Santi und S. Pietro in
Citta di Castello, ferner der Bau der Kapelle
des S. S. Sacramcnto im Dom daselbst (in
der Form des griech. Kreuzes), des Campanile
am Dom, der Fassade des Palazzo apostolico
in Piazza Vitelli. Gemeinsam mit seinem
Lehrer Ant. Gabrielli begann er 1609 den
Bau der Madonna di Belvedere (gleichfalls
in der Form des griech. Kreuzes, die Kuppel
flankiert von zwei Glockentürmen) 1684 voll-
endet. Diese Kuppel, wie auch die von ihm
1683 vollendete Kuppel des Doms, litt schwe-
ren Schaden bei dem Erdbeben von 1789.
Sein letztes Werk in Citta di Castello war
die Portikus vor der Kirche S. Giovanni Bat-
tista der Minori Osscrvanti, 1087 beendet.
Er wurde dann an den Hof des Großherzogs
von Toskana berufen, aber noch bevor er dort
seine Tätigkeit beginnen konnte, starb er am
29. 8. 1688 und wurde in der Scrvitenkirche
S. Maria delle Grazie begraben. — Barbioni
war gelegentlich auch als figürlicher Zeichner
tätig und lieferte z. B. Kartons für die Ma-
lereien an der Decke und an den Wänden
der Kirche der Brüderschaft S. Sebastiano,
welche von dem mittelmäßigen Maler Gius.
Gasparini ausgeführt wurden. Auch als
Schriftsteller ist B. tätig gewesen. Er ist
Verfasser des nur lokalgeschichtlich inter-
essanten Diario Sacro de’ notabili di Cittä
di Castello.
T i t i, Ammaestramento ecc. nelle Chiese di
Roma p. 439 — 442. — M a n c i n i, Istr. Stör.
Pitt, di Cittä di Castello, 1832, I 65, 174, 267,
293, 298, II 177 (daselbst Lebensskizze). —
Meyer, Kstlerlex. Walter Bombe.
Barbiset, A., französ. Emailleur, lieferte seit
1850 Imitationen nach Palissy, sowie eigene
Kompositionen in diesem Genre, besonders
Jardinieren, aber auch andere Fayencen und
moderne Majoliken, meist in stark barockem
Geschmack. Seine Arbeiten zeichnen sich
sämtlich durch gute Modellierung aus, wäh-
rend seine Farben oft flau und geschmacklos
sind. Seine Erzeugnisse sind teils unbczeich-
nct, teils mit B. V. gestempelt.
Jaennicke, Grundr. d. Keramik 1879, p. 839.
— Gazette d. beaux-arts 1859 I 315, 1865 II
376, 1874 II 235, 315, 316. H. V.
Barbd, Maria Felice (eigentlich Clara),
Miniaturmalerin, Schwester im Kloster S.
Quirico zu Cremona, geb. daselbst 1700, f
am 13. 7. 1734, Schülerin des Angelo Masse-
roti. In Cremona fanden sich vor wenigen
Jahrzehnten im Privatbesitz noch Arbeiten
von ihrer Hand.
Grasseil i, Abecedario etc. — Meyer,
Kstlerlex. H. V.
Barbona, Pietrodi (in den Akten Petrus
Borbon, oder Barbon Italus, Murator),
italien. Baumeister in Lemberg, im 16. Jahrh.
tätig. Wahrscheinlich aus der Gegend von
Padua, f 1588 in Lemberg. Arbeitete eine
Zeitlang im Verein mit Paolo Romano. Sein
Monumental werk ist der Turm der Walachi-
schen Kirche in Lemberg (vollendet 1580),
eines der gelungensten Baudenkmäler der Rc-
naissanccarchitektur in Polen. Ferner das
Korniakt-Haus am Lemberger Ringplatz, spä-
ter Eigentum des Königs Joh. Sobieski.
WL Lozinski, Sztuka lwowska. Lwow
1898. Z. Batowski.
Barboni, M a 1 1 e o, reproduzierender Kup-
ferstecher, nach Zani (Enc. met. III 74) auch
Maler, geb. zu Bologna, arbeitete gegen Ende
des 18. Jahrhunderts in Spanien und um 1810
in Rom. Er stach nach Poussin, Claude Lor-
rain u. a.
Meyer, Kstlerlex. III. H. V.
Barbonnois (Bourbonnois), Franqois,
479
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Barbor — Barbut
Maler aus Nancy, tätig daselbst, f am 22. 8.
1636, nur urkundlich bekannt.
Reunion d. Soci£t. d. Beaux-Arts. XXIII
402/03. H. V.
Barbor, Lucius, schwed.(?) Miniatur-
maler des 18. Jahrh. in London, gerühmt
wegen seiner geschickten Miniaturporträts so-
wohl in Aquarell wie in Ölmalerei und in
Email, stellte in den Spring Gardens Exhibi-
tions, 1763 — 66 in der Society of Artists aus.
Er starb am 7. 11. 1767. — Zwei Sclbstpor-
träts eines Mr. Barbor werden von William-
son, History of Portr. Miniatures, II 138 er-
wähnt. **
Barborini, D o m e n i c o, Gießer in Parma,
wo er 1763 — 81 zahlreiche Glocken ausführtc
für die Kirchen S. Basilide, S. Maria del Car-
mine, S. Vitale und dei Serviti in Parma, so-
wie für die Pfarrkirchen zu Marano und So-
ragna. St. Lottici.
Barbosa, Albino Pinto Rodrigucs,
Maler, Portugal, war auf der Dczennalaus-
stellung in Paris 1900 mit Porträts auf
Fayence vertreten. — Eine Mme A. V. Bar-
bosa, Malerin in Lissabon stellte im Pariser
Salon 1898 ein Gemälde: Matin de la Saint-
Jean aus.
Katal. d. beiden Ausst. A. Haupt.
Baibot, Gabriel, Maler in der Gemeinde
Saint-Picrrc de Saumur, zwischen 1684 und
1693 urkundlich vorkommend.
C. Port, Les Artistes angevins. H. V.
Barbot, Jean-Franqois, französ. Bild-
hauer in Caen, urkundlich erwähnt 1775 — 83.
Reunion des soc. des B.-Arts des departements
1899, p. 93. S. Lami.
Barbot, M a t h i e u, Dekorationsmaler in
Nantes, malte 1551 für den feierlichen Ein-
zug Heinrichs II. und der Katharina von
Medici Figuren zum Schmucke von Schau-
gerüsten und Bühnen, die hier aufgerichtet
wurden.
Nouvclles Archives de l'art frang. tom. XIV
(1898). H. Longnon.
Barbot, Pierre, s. Barbade, Pierre.
Barbot, Prosper, französ. Landschafts-
maler in Le Caire bei Nantes, geb. in Nan-
tes 1798, Schüler von Watelet und Jules Coig-
net, stellte in den Pariser Salons fast alljähr-
lich 1827 — 1840, anfangs hauptsächlich italie-
nische Landschaften aus. Im Mus. zu Nan-
tes 2 Bilder von ihm : Antiker Aquädukt bei
Tivoli (1833) und Wald bei Woodstock
(1833), im Mus. zu Angers: Umgegend von
Dicppe (1835).
Bcllier-Auvray, Dict. g6n. — Invent.
gen. d. rieh, d’art, Prov. Monum. civ. II 11, 12,
III 12. H. V.
Barbotin, William, Maler, Bildhauer und
Radierer in Paris, geb. in Ars-cn-Re (Char.
Infer.) am 25. 8. 1861, Schüler von Bougue-
reau, Robert-Fleury u. a. Er debütierte im
Pariser Salon 1880, wo er auch 1891, 94 und
96 Radierungen und Skulpturen ausstellte.
Das Museum von La Rochelle hat von ihm
„Paysan et Paysanne“. Eine seiner delikaten
Radierungen nach Prud’hon abgebildet in der
Revue de l'art anc. et mod. 1903, II 364.
J. Martin, Nos peintres et sculpteurs, Pa-
ris 1897. — Kataloge der Salons. *•
Barbotti, Paolo, Maler in Pavia um 1850 ;
ausgebildet an der dortigen Kunstschule unter
der Leitung Giacomo Trecourts, malte Ende
der 50er Jahre des vorigen Jahrh. ein großes
Ölgemälde, darstellend den hl. Epiphanius,
Bischof von Pavia.
G. d. C., Illustr. di un gran quadro di Bar-
botti (Pavia 1858). E. Verga.
Barbudo-Sanchei, Salvador, span. Ma-
ler, geb. 1858 in Xeres de La Frontera (nach
And. in Sevilla) ; ausgebildet durch Jose Vil-
legas, ließ er sich dauernd in Rom nieder
und widmete sich dort hauptsächlich der
Interieur- und Bildnismalerei. Unter seinen
Gemälden sind hervorzuheben : Das Fest des
Erlösers, Ein Gala-Konzert, Genesung, Ate-
lierintcrieur usw. Ein 1886 in Mailand prä-
miiertes Hamlet-Gemälde dieses Künstlers
wurde für das Mus. zu Barcelona angekauft.
L’Art en Italie 1885, No. 47, p. 3—16. —
Gubernatis, Di*, d. Art. Ital. viventi (1889).
— A. G. T e m p 1 e, Modem Spanish Painting,
London, 1908, p. 97.
Barbulia, Giuseppe de, Maler des 16.
Jahrh. in Bergamo, nur erwähnt bei Locatelli.
Illustri Bergamaschi II (1869 ) 271.
Baxbut, James, Inscktenmaler in London,
stellte 1777 — 86 zahlreiche Bilder in der Roy.
Academy aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts 1905,
I 110.
Barbnt, Salomön, jüd. Goldschmied in
Barcelona. Im Mai 1349 verpflichtet er sich,
für das Kloster der Augustiner-Eremiten ein
silbervergold. Reliquiarium auszuführen. Er
scheint 1361 gestorben zu sein.
V i fi a z a, Adic. I 22. M. v. B.
Barbut-Davray, Luc, französ. Maler, geb.
im Oktober 1862 zu Nimes, Schüler Cabanels
während seines fünfjährigen Studiums an der
Pariser Ecole des B.-Arts. Seine ersten Ar-
beiten waren Porträts und Historienbilder
wie David vor Saul (Pariser Salon 1888),
Biblis (Salon 1895) etc., aus denen zunächst
noch die streng akademische Schulung spricht.
Späterhin dagegen wandte sich B. der Gcnre-
und Interieurmalcrei zu, in der er ausgezeich-
nete Werke voll Leben und Charakter schuf.
Mehrere derselben wurden auf den Ausstel-
lungen zu Reims, Nimes und Angers prä-
miiert, auch für deutsche (Berliner), engli-
sche und amerikanische Privatsammlungen
angekauft. Das Charakteristische in seiner
Kunst ist sein sorgfältiges Studium von Luft
und Licht in intimen Ausstattungen.
Pariser Salonkataloge seit 1885. G. Geffroy.
480
Barbuzza — Barcelö
Barbuzza, M a 1 1 e o, sizil. Maler, der 1465
für einen gewissen Marco Burza ein Altarbild
zu malen hatte.
Di Mario, La Fittura a Palermo, p. 81.
E. Mauceri.
Barby, Johann (Matthaeus), Bildhauer
in Breslau, Sohn des Zimmermeisters Mat-
thaeus Barby in Altenburg i. Sachs., heiratet
am 12. 10. 1723 Anna Margareta, die Toch-
ter des Breslauer Kupferstechers Johann
Oertl. Stirbt vor 1741 ; am 20. 10. 1741 wird
seine Witwe begraben. E. Hintut.
Barca, Architekt, seit 1809 Hofbaumeister
in Ludwigslust an Scydewitz’ Stelle; voll-
endet 1817 den Turm der katholischen Kirche
daselbst (Weihe am 18. 8. 1817) und entwirft
die Zeichnungen zur Kanzel und zum Beicht-
stuhl. Ferner stammen von ihm der Rathaus-
neubau in Wismar (1817/19), „ein etwas
schwerer Bau klassizicrenden Stils“, sowie
wahrscheinlich auch das Mausoleum der 1808
verstorbenen Herzogin Louise zu Ludwigslust.
Die Kst.- u. Geschichts-Denkm. d. Großhcrzgt.
Mecklenburg-Schwerin. 2. Aufl. (1900) II 176,
III 262, 268. H. V.
Barca (Barcha), Ettore, Architekt aus
Mailand, um 1580, nur bei Zani (Enc. met.
III 74) erwähnt H. V.
Barca (oder Barchi), Giovanni Bat-
tist a, Maler aus Mantua, hauptsächlich in
Verona tätig, in der ersten Hälfte des 17.
Jahrh. ; vielleicht ein Schüler Dom. Fetis. Er
gehörte in Verona zu den geschätztesten Ma-
lern jener Zeit und wurde zum Cavaliere er-
nannt. Für die Kirche S. Fermo in Verona
malte er eine Pictä, für S. Maria della Scala
ebenda eine Madonna mit Heiligen und das
Martyrium der hl. Crispin und Crispinian;
andere Gemälde von seiner Hand in den Kir-
chen S. Bernardino, S. Niccolö, S. Maria An-
tica, in der Pinacotcca comunale (Besuch der
Maria bei Elisabeth), sowie in Kirchen der
Umgebung Veronas (Illasi, Volargne, Avio,
Lonato, Concamarise). 1650 war B. noch am
Leben.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält Lit.). — Zan-
n a n d r e i s, Vite dei pitt. etc. Veroni (cd. G.
Biadego, 1891). L. Simeoni.
Barca, Giuseppe, Architekt von Mailand,
um 1617 — 1639, Neffe des Pietro Antonio
Barca. Die alte Kirche S. Romano in Mai-
land wurde nach seinen barocken Plänen
restauriert.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barca, Joh. Petrus, Baumeister aus Por-
lctia im Mailändischen, stellte 1574 — 1582 das
Kloster- und Kirchengebäude zu Bruck bei
Znaim wieder her. Er wurde von dem dor-
tigen berühmten Abt Freytag von Cziepiroh
als ingeniosus architectus bezeichnet und zum
Stiftsbaumeister ernannt.
Schram, Der Abt von Kloster-Bruck Frey-
tag von Cziepiroh. S. 6 u. Zcitschr. d. deutsch.
Ver. f. die Gcsch. Mährens und Schlesiens, 1897,
3. Heft, S. 107 f. W. Schram.
Barca, Pietro Antonio, Architekt in
Mailand, beteiligte sich 1600 an der Konkur-
renz für den Bau der Fassade des Mailänder
Domes. Die Konkurrenzarbeiten (Modelle
und Zeichnungen) werden im Mailänder Dome
aufbewahrt. Eine Schrift Barcas über die
bürgerliche und Kriegs-Baukunst erschien
1620 in Mailand.
Meyer, Kstlerlex. III. — M o t h e s, Baute,
d. Mittelalt. in Italien 1883 p. 507 (Anm.). —
Arch. Stör. Lomb. ser. 2 XIII 298—362. — Arte
c Storia XXI 39—41. H. V.
Barca, d c 1 a, s. Calderon de Ia B.
Barcaglia, Donato, ital. Bildhauer, geb.
in Pavia am 1. 12. 1849, tätig hauptsächlich
in Mailand, wo er unter der Leitung des A.
Sangiorgio an der Akademie ausgcbildct
wurde. Sein Erstlingswerk war die „II ri-
torno dalla vendemmia“ betitelte Aktstatue
eines Jünglings (im Palazzo Reale zu Mai-
land). Nachdem er in Rom seine Studien
beendet hatte, errang er sich 1875 in der Flo-
rentiner Kunstausstellung die große goldene
Medaille mit einer Gruppe „Junges Mädchen,
von Amor geblendet“. Seine in Philadelphia
prämiierte Gruppe „Das Leben versucht den
Lauf der Zeit zu hemmen“ wurde für das
Museo Civico zu Triest angekauft, ebenso
seine Statue „La Vcrgogna". In Boston
wurde seine Gruppe „Seifenblasen“ prämiiert.
Sein Meisterwerk ist eine 1902 in Petersburg
durch die große goldene Medaille ausgezeich-
nete Athletcnstatue. Auch seine Gruppe „Groß-
vaterfreuden“ wurde 1904 in Petersburg prä-
miiert. Größere Monumentaufträge hatte der
Künstler auszuführen für Mailand, Triest,
Fiume, London u. Warschau. Neuerdings
wurde er für Entwurf u. Ausführung des
grandiosen Ossariums bei Melegnano (für die
Gefallenen vom 8. 6. 1859) vom König von
Italien zum Commendatore u. vom Präsiden-
ten der französ. Republik zum Ritter der
Ehrenlegion ernannt.
Gubernatis, Diz. d. Art. Ital. viventi
(1889). — Natura ed Arte, 1903—4, II 202 ;
1905—6, II 321 ff., 371 ff. — L’Arte all’ Esposiz.
di Torino 1898, No. 22, p. 170. — Zeitschr. f.
bild. Kunst XVI 365. — Kunst f. Alle III 233.
E. Verga.
Barcas, D. Salvadore de, Töpfer, der im
18. Jahrh. in Sevilla feines Steingut, eine Art
von Porzellan, hcrstellte.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 74. M. v. B.
Barcatta, Fabian P., zurzeit Franziskaner-
mönch zu Kaltem, verfertigte 1907 die Por-
trätbüste des Erzherzogs Heinrich in Mar-
mor und ein Modell für das Speckbacher-
Denkmal am Berg Isel. Er ist ein geborener
Bozcner. Dr. Franz Innerhofer.
Barcelö, Joaquin Garcia, span. Maler,
geb. in Valencia, t am 30. 3. 1879 in Madrid,
wo er Lehrämter an der Acad. de San
Fernando und am Conservatorio de Bellas
KQnstlcrlcxikon. Bd. II.
48z
31
Barcelö — Barcke
Artes bekleidete. Unter seinen Gemälden sind
erwähnenswert mehrere Porträts der Königin
Isabclla II. (im Justizpalaste zu Madrid, im
Ayuntamiento zu Talavera und in der In-
fantericschule zu Toledo) sowie das Kolossal-
bild „Die Virgcn dcl Carmel als Retterin der
Seelen aus dem Fegefeuer“.
A 1 c a h a 1 1, Diccion. biogr. de art. valencia-
nos (1897). P. Lafond.
Barcelö, M i q u e 1, Bildhauer in Palma auf
Mallorca um 1682.
V i n a z a, Adic. II 48. < M. v. B.
Barcelon, Juan, Kupferstecher in Madrid
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Stach
(gemeinsam mit Nie. Barsanti) 24 Blatt nach
Luca Giordanos Fresken im Palast Bucn Re-
tiro (nach Zeichnungen Castillos), das Por-
trät des Juan de Torquemada (nach J. Maea)
und 2 Blatt für die 1780 in Madrid erschie-
nene Ausgabe des Don Quijote.
Meyer, Kstlcrlex. III 12. A
Bärcena, Gonzalo de la, span. Baumei-
ster, gebürtig aus Guennes in den Bergen von
Santander, um 1585 in Valladolid tätig. Er
baute zwischen 1583 und 1631 einen Brunnen
im Schlosse Simancas in Altcastilicn nebst
der dazu gehörigen Wasserleitung und er-
neuerte den von Juan de Ccrecedo (t 1568)
aufgeführten Aquäduct de los Pilares bei
Oviedo.
Llaguno y Amirola, Noticias. II 330,
III 96. — M a r t i y M o n s 6, Estud. hist, artist.
661. A
Barcet, D e s i r e, französ. Bildhauer in
Lyon; ausgebildet an der dortigen Ecole des
B.-Arts und unter der Leitung Caveliers in
Paris, figurierte B. seit 1888 im Pariser Salon
mehrfach als Porträtbildhauer und erzielte
1893 eine „mention honorable“ mit einer
Gipsgruppe „Ismael“.
Pariser Salonkataloge seit 1888. S. Latni.
Barch, s. Borck u. Bark.
Barcha, s. Barca.
Barchetta, Andrea, s. Borghetta, Ago-
stino.
Barchi, s. Barca.
Barchmann (Berchmann, Borchmann), Ja-
cob, Glaser in Bremen, wurde 1614 Meister
und starb 1644. Laut Reederbuch von 1617
u. ff. lieferte er mehrfach Wappenfenster,
1641 auch eines für den Dom im Werte von
88 Mark.
F o c k e, Bremische Werlcmstr., p. 8. Hs. L.
Barchmann, S i v e r t, Lüneburger Grapen-
gießer, goß laut Inschrift 1540 den bronzenen
Taufkessel der ehemaligen Lambertikirche zu
Lüneburg, der heute im Chor der Johannis-
kirche daselbst steht. Wahrscheinlich sind
von ihm auch einige für die Stadt Lüneburg
gegossene, mit S. B. und der Jahreszahl 1584
bezeichnete Geschütze.
M i t h o f f, Mittelalterl. Kstler. u. Werkm.
Nieders. u. Westf., 2. Aufl. 1885. — Kunstdenk-
mäler d. Prov. Hannover. III. Reg.-Bez. Lüne-
burg. Heft 5 u. 6, p. 122, 129. H. V.
Barchmann, Valentin, Lüneburger Erz-
gießer, goß 1553 eine Uhrglocke für die (jetzt
abgebrochene) Lambertikirche daselbst, 1560
eine Schelle für den Heiligengeistturm (hängt
heute im Turm der Nikolaikirche), sowie
mehrere Geschütze in den Jahren 1542 — 1574.
Seine Initialen V. B. auf einer Bronzetafel
von 1554 an einem der Garlopenhäuser in
Lüneburg.
M i t h o f f, Mittelalterl. Kstler. u. Werkm.
Nieders. u. Westf., 2. Ausg. 1885. — Kunstdenk-
mäler d. Prov. Hannover. III. Reg.-Bez. Lüne-
burg. Heft 5 u. 6, p. 154, 310. H. V.
Barchof, Hans, Glockengießer goß laut
Inschrift 1555 eine Glocke für die Kirche zu
Ivenack in Mecklenburg und wahrscheinlich
noch eine zweite Glocke daselbst.
M i t h o f f, Mittelalterl. Kstler. Nieders. u.
Westf., 2. Ausg. 1885. H. V.
Barci, Andrea, Goldschmied in Vicenza,
ziselierte um 1730 die Messingplatten, welche
die südliche Eingangstür von S. Antonio in
Padua zieren, mit heiligen Geschichten. Man
liest darauf sein Monogramm A. B.
Moschin i, Guida di Padova. p. 18, 252. —
Gon zati, S. Antonio di Padova. I 191. —
Meyer, Kstlcrlex. H. V.
Barcia y Pavon, Angel, span. Maler, geb.
in Cordova. Ausgebildet an der Academia
de San Fernando zu Madrid, debütierte er
1858 in der Provinzialausstellung zu Cadiz
mit einer Landschaft mit Staffagefiguren und
beschickte dann bis 1871 die Madrider Kunst-
ausstellungen mit Gemälden wie „Tintoretto
an der Leiche seiner Tochter", „Sub umbra
illius“, „Eine Synagoge“, „Heilige Familie",
„Hl. Hieronymus und Erzengel Raphael“,
„Darstellung der Jungfrau Maria im Tem-
pel“. — Späterhin trat B. in einen Mönchs-
orden ein und widmete sich dem Kunstunter-
richte und der Kunstkritik. An der Biblio-
teca Nacional zu Madrid war er Vorsteher
der Abteilung für die bildenden Künste.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espaiioles del siglo XIX (1883 — 84).
P. Lafond.
Barck, Nilslvanjoakim, Graf, schwe-
discher Künstler, geb. in Malmö am 30. 12.
1863, seit der Kindheit in Paris wohnhaft,
machte sich in den „Salons" durch Küsten-
motive aus Nordfrankreich bekannt: Das Ret-
tungsboot sticht in See (1897), Marine (1900)
u. a. Er hat sich indessen besonders in der
angewandten Kunst ausgezeichnet und viele
verdienstvolle Arbeiten in gebranntem Ton
ausgeführt. Eine Kollektion solcher Arbeiten
stellte er auf der Weltausstellung 1900 aus
und erhielt die silberne Medaille. Er ist ver-
treten im Stockholmer Nationalmuseum.
G. Nordtnsvan.
Barck, s. auch Bark.
Barcke, Francesco di Francesco
aus Antwerpen, Maler in Perugia. Erhielt
1578 das Peruginer Bürgerrecht. Am 8. 9. 1580
wurde er in die Peruginer Malergilde auf-
482
Barckhan — Barco
genommen und 1590 starb er. In der Ka-
pelle des Hl. Gregorius ira Klosterhofe von
S. Pietro malte er 1578 die Jungfrau Maria
mit S. Cecilia, S. Agata, S. Ildefonso und S.
Bernardo Abate. Diese Malereien sind mit
der Kapelle zerstört worden.
M a r i o 1 1 i, Lettere pittor. perug., Perugia
3788 p. 70, — Rassegna bibl. delT arte II p. 212
(Mazzatinti). Walter Bombe.
Barckhan (Barkhan), Johann Hiero-
nymus, Maler und Lithograph in Hamburg,
geb. am 25. 8. 1785, lebte 1855 noch. Er
lernte bei seinem Onkel Joh. Ad. Koch aus
Hildesheim, später bei G. Hardorff. 1805 bis
1807 ermöglichte ihm ein Stipendium der Pa-
triot. Gesellschaft das Studium in Dresden
unter Graff und Schubert 1821 war er wie-
der in Hamburg und lithographierte „Aus-
sicht von Itzehoe“. Seit 1822 Zeichenlehrer
am Hamburger Waisenhause. Bildnisse in
Pastell, Steindruck und öl. 1828 Pastor
Noodt für die Petrikirche. Miniaturen des
Kaufmanns Kinnecke u. seiner Frau (Kunst-
halle). Viele Wappen für die Wappenbücher
der bürgerlichen Deputationen. Porträts in
Lith. : J. C. Gläser (1829); R. D. Prale
(1888) ; Schenkwirtin Marianne und Erbprinz
von Oldenburg.
Hamb. Kstlerlex. — E. Zimmermann,
Gesch. d. Lith. in Hamburg. 29. E. Bene ei.
Barckhaus, s. Barkhaus.
Barckhuis, Joost Einige 1729 von ihm
gemalte Porträts sind in holländischem Pri-
vatbesitz.
Moei, Iconographia Batava No. 4330—4338,
E. W. Moes.
Barckhuysen, J. B., vläm. Goldschmied und
Edelsteinschneider, 18. Jahrh. Seine Signa-
tur befindet sich auf einer großen Silberdose
in der ehemal. Samml. Perlbach in Hamburg,
deren Deckel, eine Perlmutterplatte, in ge-
schnittenem Relief eine Darstellung des Paris-
urtciles zeigt. Drei weitere Arbeiten von ihm,
zwei Basreliefs und ein Bürstenrücken mit
einer Diana- und Actaeon-Szene im Pariser
Privatbesitz.
Katal. d. Sammlgn. J. H. Perlbach zu Ham-
burg, Köln 1899 No. 842. — Maze-Sen-
c i e r, Livre d. Collectioneurs, Paris 1885 p.
654. H. V.
Barclay, Edgar, engl. Landschafts- und
Figurenmaler und Radierer in Hampstead,
war 1864 Schüler von Schnorr in Dresden,
studierte 1874 — 75 in Rom, und stellte seit
1869 bis in die letzten Jahre fast regelmäßig
seine einfachen, kraftvollen, oft an Millet er-
innernden Landschaften mit wirksamer Fi-
gurenstaffage aus dem Volksleben in der Roy.
Academy aus. — Eine seiner stimmungsvollen
Radierungen bringt das Art Journal 1894 p.
268.
The Art Journal 1894 p. 266. — Graves,
The Roy. Acad. of Arts I 111. — The Years
Art — Catal. de l’cxpos. dcccnnale de* b.-arts.
Paris 1900. — Catal. du Salon 1885. — Notizen
von Dr. F. Noack in Rom. **
Barclay, H u g h, Miniaturmaler, geb. in
London 1797, tätig daselbst und in Paris, wo
er ira Louvre die großen Italien. Meister ko-
pierte. Er starb 1859.
Redgrave, Dict o£ art ists. **
Barclay, J. M., schott. Porträtmaler, geb. in
Perth, tätig in Edinburgh, Mitglied der Roy.
Scottish Academy seit 1871, stellte 1850 — 75
eine Reihe von Porträts hervorragender Per-
sönlichkeiten der engl. Gesellschaft in der R.
Academy in London, später meist in Edin-
burgh aus. Er muß um 1887 gestorben sein.
Clement and H u 1 1 o n, Artists of the 19th
Century. — Graves, The Roy. Acad. of Arts,
II 111. — The Studio 1907 : Royal Scottish Aca-
demy. **
Barclay, William, Miniaturmaler in Tot-
tenham in Middlessex, war 1704 — 69 regel-
mäßig mit mehreren Porträtminiaturen (auch
nach antiken Gemmen) in den Ausstellungen
der Free Society in London vertreten.
Graves, The Society of Artists of Great
Britein 1760—91 etc., London 1907 p. 21. **
Barclay, William, Miniaturmaler in Lon-
don, stellte von 1882—1856 eine lange Reihe
von Porträtminiaturen in der Roy. Academy
aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, I 111. •*
Barco, A Ion so, Kunstschmied in Valla-
dolid, welcher im Anfang des 16. Jahrh. an
der Reja des Chors der Kathedrale in Palen-
cia arbeitete.
V i fi a z a, Adle. II 48. — Z a r c o d e 1 Va 1 1 e,
Docum. S. 364. M. v. B.
Barco, Alonso del, Maler, geb. in Ma-
drid 1645, f daselbst 1685. Schüler des Josef
Antolinez, wendete sich von der Historienma-
lerei später ausschließlich der Landschaftsma-
lerei zu, in welcher er zu ziemlichem Rufe
gelangte. Von seinen Bildern befinden sich
die meisten in span. Privatsammlungen.
Palomino, El museo pict. III 609. — C e a n
Bermudez, Dicc. I 92. A
Barco, Gabriel del, Fliesenmalcr, Portu-
gal, 17. Jahrh. Von ihm sind in der Kapelle
des Landgutes der Familie Cordes bei der
Kirche von Barcarcna die Wände mit blauer
Fliesenmalerci geschmückt. Diese stellen dar:
die Taufe S. Johannis, und diesen Heiligen
in der Wüste; sonst Omamentwerk mit Kin-
dern. Links vom Eingang liest man: D. Ga-
briel del Barco F. 1691 (92?). — In der
Kirche S. Thiago zu Evora sind schöne Flie-
senmalereien, die Geschichte des verlorenen
Sohnes darstellend, bez. : Gabriel del Barco
1699. In der Kirche S. Bartholomeu da Char-
neca sind ebenfalls zwei Flicscnbilder von
ihm, eines bez.: G.el B.co F. 1699.
Bei der ungeheuren Verbreitung besonders
blauer Fliesenmalereien aus dem 17. und 18.
Jahrh. in Portugal, mit denen Kirchenwände
innen und außen, wie auch die Wände von
Zimmern und Sälen bedeckt waren, sind die
483 3i*
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Barco — Bardey
sehr spärlichen Namen von solchen Malern
von Wichtigkeit.
Sousa Viterbo, Noticia de alguns pin-
tores portuguczes, Lissabon 1903. A. Haupt.
Barco, Garciadel, span. Maler aus Avila,
verpflichtete sich im Okt. 1476, in Gemein-
schaft mit Juan Rodriguez aus Bejar im Pa-
last des Herzogs von Alba in Barco de Avila
verschiedene Räume auf maurische Weise aus-
zumalcn.
Cean Bermudez, Dicc. VI 59 — 61.
M. v. B.
Barco, Juan d e 1, Kunstschmied in Valla-
dolid. 1596 liefert er ein Gitter für die von
Luis de Mcrcado gestiftete Kapelle S. Jacinto
im Kloster S. Pablo in V.; 1601 empfängt er
eine Zahlung für 8 Balkons, die er in dem
Kloster S. Pablo ausgeführt hat; 1616 über-
nimmt er die Anfertigung zweier Gitter für
2 Kapellen der Kirche S. Maria la Real delas
Iiuclgas, die nach Entwürfen des Francisco
de Prades angefertigt werden sollen.
Marti y M o n s 6, Estud. hist, artist. passim.
M. v. B.
Barco, Pedrodel, Kunstschmied in Valla-
dolid. 1608 liefert er ein eisernes Kreuz für
das Dach der capilla de S. Catalina in Valla-
dolid, 1635 das Gitterwerk für die Kirche S.
Maria de la Espina ebenda.
Marti y Monsö, Estud. hist artist. 186,
231. M. v. B.
Barcone, s. Bargone.
Bard, Jean Auguste, Historien-, Genre-
und Porträtmaler in Paris, geh. daselbst am
15. 1. 1812, Schüler von Paul Delaroche und
Ingres, stellte in den Pariser Salons 1831 bis
1861 wiederholt aus. Im Museum des Louvre
befindet sich von ihm eine Madonna mit dem
Christuskinde (1841).
Bellier-A.ivray, Dict. g6n. H. V.
Bard, Nicolas Vernier, französ. Bild-
hauer, geb. 1721 in Omans (Doubs), tätig
um 1750 in Besanqon.
G a u t h i e r, Dict. des art. franc-comtois.
5. Lami.
Bard, O 1 i v i c r, s. Bart.
Bardanelli, J acopo, goß laut Inschrift im
Jahre 1400 eine Glocke der Kathedrale zu
Andria.
Schulz, Dcnkm. d. Kst. des MA in Untcr-
italicn I 152. **
Bardault, s. Bardoul.
Bardaxi, Francisco, katalan. Maler in
Barcelona, erwähnt 1516.
Sanperey Miquel, Cuatroc. Catal. I 8.
M. v. B.
Barde, Joseph, Goldschmied, geb. 1715 in
Grenoble, tätig in Nancy, f daselbst am 26.
2. 1785. Er war Hofgoldschmied des Königs
Stanislas Leczinski. 1769 hatte er für das
Damenkloster in Nancy 2 massiv silberne
Leuchter zu machen.
R6union d. soci6tes d. b.-arts XXIX 489. *•
Barde, L c r o y, vicomte d e, s. Leroy.
Bardel, Louis Thomas, französ. Genre-
und Militärmalcr, geb. in Paris am 2. 2. 1804,
Schüler der Ecole des Beaux-Arts, stellte in
den Salons 1833 — 1841 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. H. V.
Bardelle, Leon-R., französ. Bildhauer,
geb. in Limoges; ausgcbildct unter Bonnas-
sieux, Dumont und Thomas, hat B. seit 1891
im Pariser Salon zahlreiche Bildnisbüsten
ausgestellt und ist 1895 für seine Gipsstatue
„Desespoir“ mit einer 3. Medaille prämiiert
worden.
Pariser Salonkataloge seit 1891. S. Lami.
Bardelli, Alessandro, Maler, geb. 1583
zu Uzzano bei Pescia, 1633 wegen eines Lie-
beshandcls getötet. Er arbeitete in der Ma-
nier der Guercino und Curradi, welch letz-
terer vermutlich sein Lehrer war. Für das
früher dem Margaritone zugeschriebene, aber
dem Bonaventura Berlinghieri gehörige Ge-
mälde in der Kathedrale von Pescia, das den
hl. Franziskus darstellt, malte er friesartige
Randbilder (Die Tugenden des Heiligen),
oben eine Engelgloric ; in der Taufkapelle der-
selben Kirche die Taufe Christi.
Z a n i, Encicl. met. III 76. — L a n z i, Stör.
Pitt. 4. Ed. I 251. — C r e s p i, Descr. delle
pitt. etc. di Pescia. p. 25. — Meyer, Kstlerlex.
H. V.
Bardellini, Pietro, neapolit. Maler des 18.
Jahrh.
Napoli Nobiliss., VIII 25 ; IX 73, 125; X 4, 23.
Bardenwerper, Goldschmiedefamilie der 2.
Hälfte des 16. Jahrh. in Braunschweig,
deren Vertreter: Epiphanius, Hans, Hennig
und Zacharias nur urkundlich bekannt sind.
M i t h o f f, Mittelalt. K stier, u. Werkmstr.
Niedersacbs. u. Westf. 1885. H. V.
Bardery, Louis Armand, französ. Bild-
hauer, geb. in Neuilly-sur-Mamc, ausgebildet
unter Thomas, Injalbert und Vital Cornu,
errang im Pariser Salon 1905 eine „Mention
lionorable" mit seiner Gipsstatue „Premiere
disillusion“.
Pariser Salonkataloge seit 1905. 5. Lami.
Bardewiek, Wilhelm, Maurermeister in
Glückstadt (seit 1739), später kgl. Bauinspek-
tor daselbst, geb. daselbst 1715, + am 25. L
1778. Von ihm die neue Kirche in Breiten-
berg (1764 — 68), die St. Georgskirche in
Horst (1768 — 1771, 1861 restauriert) und das
neue, von Mose 1851 — 53 umgebaute Herren-
haus in Heiligenstedten.
Bau- u. Kunstdenkmäler d. Prov. Schleswig-
Holstein II 445, 468, 476; III, I. Teil, Kstlcr.-
Reg. H. V.
Bardey, Auguste, französ. Bildhauer,
geb. in Bcaumc-lcs-Dames (Doubs), Schüler
Dumonts in Paris, t daselbst 1876. Von sei-
nen Werken sind erwähnenswert: „Le berger
Tircis“ (1869, Marmorstatue) und „Le bar-
bier du roi Midas“ (1876, Gipsstatue).
Bellier-Auvray, Dict. g6n d. artistes. —
L a v i g n e, Etat civ. d. art. frangais. S. Lami.
Bardey, Louis, französ. Maler u. Deko-
rateur, geb. am 1. 10. 1851 in Lyon, seit 1867
484
i
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Bardi
Schüler der dortigen Ecole des B.-Arts unter
Bonirote, Guichard u. L. Charvet, arbeitete
nach Vollendung seiner Studien für die Lyo-
ner Seiden Industrie sowie für die Architekten
Andre u. L. Charvet und zeichnete Dekora-
tions- und Möbelentwürfe für das Geschäfts-
haus Flachat et Cochet. Den Lyoner Salon
beschickte er 1872 mit einer Bildniszeichnung
(Portrait de Dardel), 1874 mit einer Land-
schaft. Um 1880 etablierte er sich in Lyon
als Dekorateur und hat seitdem für Lyon und
Umgegend eine große Anzahl Entwürfe für
verschiedene Industrien, für Webereien, für
Architektur, Möbel, Bucheinbände, Gold-
schmiedewaren etc. geliefert Seit 1897 Pro-
fessor für dekorative Kunst an der Lyoner
Ecole des B.-Arts, hat B. durch sein Wissen
und seine eigenartige Begabung für Dekor
zur Erneuerung der alten Stilformen beige-
tragen. Häufig stellt er in seinen Komposi-
tionen die natürlichen Blumenformen den de-
korativen Formen gegenüber. In der Lyoner
Kunstgewerbeausstellung 1883 erhielt er eine
Große Medaille für sein allegorisches Wand-
bild: Les arts dccoratifs d Lyon d l’epoque
de la Renaissance, sowie für 3 Plafondent-
würfe. Unter seinen Dekorationsarbeiten
sind noch hervorzuheben diejenigen im Rats-
sitzungssaale des Lyoner Hotel de Ville, im
Festsaale der Rhone-Präfektur, in der Kirche
St. Louis, in der Brasserie Tantonville und
in den Cafe-Häusern Maderni und Maison
Doree zu Lyon, sowie diejenigen im Schlosse
zu La Perolliere bei Sain Bel und in den
Theatern zu Bourg und zu Besanqon. End-
lich hat er auch für das Grand Thöätre zu
Lyon eine Reihe von Bühnendekorationen ge-
malt.
J. B. G i r a u d, Les Industries d’Art d Lyon
(1890) u. L. Magnin, relicur lyonnais (1905).
E. V.
Bardi, Antonio di Giovanni Mi-
ne 1 1 i de’, Bildhauer in Padua, wo er ver-
mutlich um 1480 als Sohn des Giov. d’ Antonio
Minellt de’ B. geboren wurde und seit 1600
als Gehilfe seines Vaters an der Ausschmük-
kung der S. Antonius-Kapelle im Santo be-
teiligt war. Die im „Cicerone“ enthaltene
Notiz, wonach Antonio bereits 1503 — 8 in
Venedig tätig gewesen sein soll als Gehilfe
des Lorenzo Bregno bei Ausführung des
Grabmales für Benedetto Pesaro in der Frari-
Idrche, erscheint nicht haltbar, da sie durch
keine einzige zeitgenössische Nachricht be-
glaubigt wird. Wohl aber arbeitete er 1510
und auch späterhin vorübergehend in Bologna ;
u. zwar schuf er dort gemeinsam mit Antonio
da Ostiglia 15 Halbfiguren von Propheten für
das Hauptportal von S. Petronio. In Padua
sind außer den in dem Artikel über seinen
Vater Giovanni aus stilistischen Gründen ihm
zugewiesenen Arbeiten 3 Bildwerke Antonios
mit Sicherheit nachweisbar. Zunächst das
erste der die Innenwände der S. Antonius-
kapeile im Santo schmückenden Marmor-
reliefs, darstellend die Einkleidung des Heili-
gen als Ordensbruder, eine ärmliche, nüch-
terne und phantasielose Arbeit, die trotz ge-
wisser technischer Fertigkeiten schon den
Zeitgenossen des Bildners mißfiel: Laut Be-
schluß der Bauverwaltung vom 20. 5. 1512
mußte dieser sich mit einem Arbeitslöhne von
60 Dukaten „ad summum“ zufriedengeben,
andernfalls er außer den bereits empfangenen
Teilzahlungen den von der Bauverwaltung
gelieferten Rohstein zurückerstatten sollte „et
accipiat pro se tabuiam satis inepte exculp-
tam“. Gleichzeitig wurde ihm, allerdings un-
ter entsprechender Preisnormierung, die Aus-
führung eines zweiten Marmorreliefs über-
tragen, auf dem die Wundererweckung des
Knaben Parrasio darzustellen war. Antonio
förderte jedoch diese ursprünglich dem Vene-
zianer Giov. Batt. Bregno übertragene Arbeit
so langsam (1522 hatte er noch immer das
Modell nicht abgcliefert) und wiederum zu so
geringer Zufriedenheit seiner Auftraggeber,
daß diese 1528 den Meister Jacopo Sansovino
mit der Vollendung des Reliefs betrauten.
Nach weiteren 0 Jahren kam die Arbeit end-
lich zustande; jedoch verweigerte Sansovino
die Signierung der Platte mit seinem Autor-
namen, — und in der Tat läßt das Relief trotz
den von Sansovino angebrachten Verände-
rungen die bereits bei dem ersten Relief An-
tonios gerügten Mängel deutlich genug wie-
dererkennen. — Gleichzeitig mit jener ersten
Reliefarbcit für die Santokapelle hatte An-
tonio auch die Ausführung des Grabdenkmales
für Giov. Calfurnio, Lehrer des Griechischen
an der Universität Padua, übernommen. Ur-
sprünglich in S. Giovanni di Verdara aufge-
stellt, wurde dieses Monument erst im vori-
gen Jahrh. in den Chiostro del Noviziato bei
S. Antonio übergeführt. Die Bildnisfigur des
Gelehrten ist in der für Professorengräber
üblichen Weise auf dem Lehrstuhle sitzend
dargestellt. Die im Quattrocentostile von
graziösen Fruchtgehängen flankierte Relief-
tafel wirkt trotz einer gewissen auch hier
sich geltend machenden Nüchternheit der
Ausführung immerhin recht gefällig infolge
einer gewissen primitiven Schlichtheit der
Auffassung wie auch durch die an Bellano
erinnernde Genauigkeit der technischen Be-
handlung. Obwohl Calfurnio bereits 1503 ge-
storben war, ist die Ausführung des Monu-
mentes laut Pictruccis Angabe erst 1512 er-
folgt. — Der Hauptgrund, weshalb A. das
zweite Antoniusrelief für die Santokapelle
unvollendet ließ, dürfte in seiner 1524 bewerk-
stelligten Übersiedelung nach Venedig zu
suchen sein. In eben diesem Jahre war Lo-
renzo Bregno gestorben, und Antonio über-
nahm jetzt die Vollendung des von diesem
venezianischen Bildhauer bereits ziemlich
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Bardi
weit geförderten, von Paolo Trevisan gestif-
teten Altarwerkes in S. Maria Mater Domini.
Anfang 1525 erwarb er von Lor. Bregnos
Witwe Maddalena das gesamte Werkstatt-
inventar des Verstorbenen mit der Verpflich-
tung, einige von diesem unvollendet hinter-
lassene Bildwerke zu Ende zu führen. Unter
anderem hatte er zu einem von Lorcnzo ge-
meißelten Engel das Gegenstück anzufertigen
sowie eine für den Dom zu Montagnana be-
stimmte Madonnenfigur zu vollenden. Letz-
tere ist vermutlich zu identifizieren mit der
über dem Portal jener Kirche erhalten ge-
bliebenen Madonnenstatue, die in der Tat
von einem zu Beginn des 16. Jahrh. vorgenom-
menen Erneuerungsbaue des Domes herzu-
rühren scheint.
Lit s. u. Bardi, Giovanni. A. Moschetti.
Bardi, Baldassare, Bronze-Bildhauer,
wahrscheinlich aus Rom, um 1743, nur bei
Zani, Enc. mct. III 77, erwähnt. h. V.
Bardi, Boniforte Conte d e’, Maler aus
Pavia, jüngerer Bruder des Donato d. B., er-
scheint 1434 zuerst in Genua. Am 21. 6.
1434 bittet er gemeinsam mit seinem Bruder
den Dogen um Entlastung von öffentlichen
Abgaben. Am 7. 7. 1438 übergibt B. getreu-
lich einige Gegenstände, die er im Hause eines
an der Pest gestorbenen, aus Pavia gebürtigen
Priesters übernommen hatte, den Erben des-
selben. Auch bei dem Volkstumult gegen den
Dogen Tomaso da Campofregoso hat B. wie-
der Räubern ihre Beute abgekauft und stellt
sic am 9. 1. 1443 den rechtmäßigen Eigen-
tümern zurück. Gegen einen Zunftgenossen,
der sich ungebührlich benommen, Gaspare
dcll’ Acqua (s. d.) verbindet sich B. mit zwei
anderen Malern in dem gegenseitigen Ver-
sprechen, den Geächteten in keiner Weise
unterstützen zu wollen. Genaueres über seine
Person berichtet B.s Eingabe an den Rat
vom 20. 4. 1450: Er sei aus edlem Geschlecht,
Krieg habe die heimatlichen Güter verwüstet,
er habe die Malerei nur zum Vergnügen ge-
lernt und jetzt solle er sein Brot damit ver-
dienen; als Fremder sei er preisgegeben, er
bitte um eine jährliche Unterstützung, um
mit 6 Töchtern und 3 Söhnen ruhig und
sicher leben zu können. Zum letzten Male
findet sich B. am 10. 10. 1453 erwähnt, als er
einen seiner Söhne zu einem Tuchweber für
6 Jahre in die Lehre gab.
Ein malerisches Werk B.s ist nicht be-
kannt, bisher auch kein Dokument, das einen
Auftrag auf ein solches enthielte.
Fed. Alizeri, Notizie de’ Professor! del
disegno in Liguria, Pittura I p. 248—260, 444 —
447. — M. S t a g 1 i e n o, App. e Doc. sopra div.
art. etc. in Genova (1870) p. 28 — 33.
Wilhelm Suida,
Bardi, Cristofero de’, mailänd. Maler
der 2. Hälfte des 16. Jahrh., im Dienste Kö-
nig Ludwigs XI. von Frankreich; vielleicht
mit dem 1474 in einem Briefe erwähnten „Ma-
gistro Cristoforo de Mediolano pictor“ iden-
tisch.
Fr. Malaguzzi-Valeri, Pittori lombardi
(Milano 1902) p. 233. — Arch. Stör. lomb. «er.
III fase. XXII (1895) p. 408 ff. **
Bardi, Donato Conte d e', Maler aus Pa-
via, tätig in Ligurien. Zum erstenmal in
einem Akt von 1426 in Genua als Bürge ge-
nannt Ein adeliger Pavese, hatte er in
Kriegswirren seine heimatlichen Güter ver-
loren und kam so wie sein Bruder Boniforte
nach Ligurien, um dort als Künstler seinen
Unterhalt zu verdienen. Am 20. 3. 1433 er-
hielt er von dem Kanonikus Oderico da Cre-
mona den Auftrag auf ein Altarwerk mit
Malereien und Schnitzereien, darstellend die
hl. Magdalena und andere Heiligen und Hi-
storien, wahrscheinlich für den Dom von
Genua, über die schlechten Vermögensver-
hältnisse des Künstlers unterrichtet ein Akt
vom 13. 9. 1448: Eine Zahl von Goldschmie-
den richtet eine Petition an den Rat der Re-
publik, Donato möge Steuerfreiheit gewährt
werden wegen der hohen Kunst des Meisters
und dessen Nutzen für ihr Gewerbe. Vor
dem 30. 6. 1451 ist Donato gestorben. An
diesem Tage wurde ein von ihm unvollendet
gelassenes Altarwerk dem Pavescr Maler
Giovanni Giorgio zur Fertigstellung über-
geben.
Erhalten ist von Donato ein bezeichnetes
Gemälde auf Leinwand: Der Gekreuzigte mit
Maria, Johannes und Magdalena nebst Scha-
ren kleiner schwebender Engel im Museum
von Savona, bezeichnet: Donatus Comes Bar-
dus papiensis pinxit hoc opus. — Eine zweite
noch im Spitzbogen abschließende Kreuzi-
gungstafel Donatos habe ich in S. Giuliano
d’Albaro bei Genua gefunden. Man weiß,
daß Donato auch Wappen für die Comune
und Dekorationen an Häusern gemalt hat,
doch ist davon nichts erhalten geblieben.
Die beiden sicheren Werke zeigen, daß Do-
nato, mit dessen Auftreten das Vorherrschen
des lombardischen Einflusses in der liguri-
schen Malerei beginnt, ein Meister von sehr
hohem Range war. Er erhebt sich weit über
den Stil der Ubergangsmeister, seiner Zeit-
genossen, eines Michelino Mulinari da Be-
sozzo, Lionardo da Besozzo od. der Zavattari.
Nicht unbeeinflußt durch den florcntinischen
Frührenaissancestil, der ihm etwa durch Do-
menico Veneziano vermittelt sein könnte,
schafft er als Lombarde etwas den Werken
dieses letztgenannten Künstlers Analoges.
Von Donato leitet dann Vincenzo Foppa, seit
1461 in Ligurien nachweisbar, seinen Stil ab.
Fed. Alizeri, Notizie de’ Professori del
disegno in Liguria ; Pittura I 248 — 260, 444 —
447. — M. Staglien o, App. e Doc. sopra div.
art. etc. in Genova (1870) p. 28 — 33. — W.
Suida, Genua, Leipzig 1906 p. 71 f.
Wilhelm Suida.
486
Bardi
Bardi, Donato di Niccolö di Betto,
s. Donatello.
Bardi, Emil io, italien. Architekt und
Kunstschriftsteller, geb. in der 1. Hälfte des
19. Jahrh. in Florenz, f 1905 durch Selbst-
mord; namentlich bekannt als Restaurator
einiger bedeutender Florentiner Baudenk-
mäler, wie z. B. des Palazzo Vecchio.
Arte e Storia 1888, p. 62 f. N. Tarchiani.
Bardi, Giovanni d'Antonio Mi-
ne 1 1 i de’, Bildhauer und Architekt in Pa-
dua, wo er vermutlich um 1460 als Sohn eines
Magister Antonio Minelli de’ B. geboren
wurde und 1527 starb. Laut urkundlichen
Nachrichten von 1490, 1500 und 1503 war der
Meister in der via di S. Luca (alias SS. Agata
e Cecilia) wohnhaft. Seine früheste urkund-
lich erwähnte Arbeit war die am 17. 11. 1482
ihm übertragene Marmorbckleidung und bild-
nerische Ausschmückung des Hochaltarchores
von S. Antonio, für den er damals 24 Heili-
genstatuen, 20 von Jacopo da Montagnana
entworfene Kandelaber, einen Fries mit Sera-
phimköpfen und prächtige Pilaster und Flach-
reliefs zu meißeln hatte. Mit diesen umfang-
reichen Arbeiten war Giovanni noch immer
beschäftigt, als er 1490 die Marmorumrahmung
der 10 Bronzereliefs des Bart. Bellano für die
Seitenwände der Chorschranken übernahm.
Infolge mehrfacher Umbauten der gesamten
Choranlage sind heute nur noch die zuletzt
genannten Seitenwände vorhanden, und auch
diese in veränderter Aufstellung und in einer
im 17. Jahrh. teilweise erneuerten Ausfüh-
rung ; von Giovannis Marmorarbeiten sind
jedenfalls nur die mit Arabesken verzierten
Pilaster am Presbyteriumeingange sowie das
Schmuckgebälk an den Außenseiten der bei-
den Seitenwände erhalten geblieben. Von der
Herbheit der Formensprache und des Aus-
drucks, die den marmornen Chorstatuen Gio-
vannis zur Zeit der Barockumbauten des
Santo-Chores zum Verhängnis geworden sein
mag, geben uns nur noch drei beinahe lebens-
große Terrakottastatuen ^on seiner Hand im
Mus. Civico zu Padua eine Vorstellung, die
mit einer nicht mehr vorhandenen vierten
Figur der gleichen Art ursprünglich am Ein-
gänge zum großen Saale des bischöflichen
Palastes aufgestellt waren. Den Auftrag
hierfür hatte Giovanni 1487 vom Bischof
Pietro Barozzi erhalten und Ende 1490 die
4 Figuren bereits vollendet. Die 3 noch vor-
handenen stellen Christus und die Apostel
Petrus und Johannes dar und zeigen als
charakteristische Stileigentümlichkeiten : die
Bildung des halbgeöffneten Mundes und der
vorspringenden Backenknochen, die etwas
wirre Anordnung des starklockigen Haar-
und Bartwuchses, die Zeichnung der bald
faltig vorgebauschten, bald straff niederfallen-
den, in der Regel grob empfundenen u. etwas
knitterigen Gewanddrapierung. Ferner die
Modellierung der Hände mit ihrer stark ein-
gedrückten Mittelhand, die eigentümliche Art,
die Gewandzipfcl gleichsam um die Füße
hcrumzuwickcln, u. einige weitere Besonder-
heiten, die Fabriczy (s. unten) mit scharfem
Blick hervorgehoben hat — Gleichzeitig ar-
beitete Giovanni im bischöflichen Palaste an
der ornamentalen Umrahmung einer Tür, von
der aus man über eine offene Treppe in den
Cortile delle Scuderie hinabgelangte ; diese
nach Fabriczy nicht mehr auffindbare Tür-
umrahmung (nach Abbruch der Treppe ver-
mauert) ist in der Tat ca. 5 m über dem Erd-
boden noch jetzt vom Hofe aus sichtbar. Ver-
schwunden ist dagegen ein 1500 ebenfalls für
den Vescovado gemeißelter Zierbrunnen Gio-
vannis.
Seit 1500 war der Meister dann von neuem
im Santo tätig, und zwar als Leiter der Bau-
und Bildhauerarbeiten an dem vom Franzis-
kaner-Ordensgeneral Sansone gestifteten, von
Andrea Briosco entworfenen Erneuerungsbaue
der Grabkapellc des hl. Antonius. Als eigene,
zum Teil unter Mitwirkung seines Sohnes An-
tonio ausgeführte Skulpturen Giovannis haben
sich aus den Rechnungsbüchern der Bauver-
waltung fcststellen lassen (außer zahlreichen
Ornamentpfeilern, Kapitellen, Friesen u. Ge-
simsen) : Die in den Sockel der Rückwand
eingelassenen 2 Relicfplatten mit den Bildnis-
figuren des Stifters Sansone und des Kardi-
nals Oleario, die 8 Puttenreliefs an den Aus-
senfriesen der Kapellenfront, die 8 Evan-
gelisten- und Prophetenmedaillons der Ar-
kaden, die beiden Reliefs mit den Opferszenen
Kains und Abels am großen Fensterbogen,
endlich die erste der Heiligenstatucn über der
Frontattika, darstellend die hl. Justina. Aus-
serdem schuf Giovanni für den Altar der
gegenüberliegenden Kapelle eine Statue des
hl. Felix und den Sarkophag-Altar für den
Leichnam desselben Heiligen, letzteren ebenso
wie das von der Justina-Statue des Pirgotele
überragte Weih Wasserbecken im linken Qucr-
schiffe des Santo (und wie vermutlich auch
die beiden Weihwasserbecken am Hauptpor-
tale des Mittelschiffes) unter Mitwirkung des
Bildhauers Francesco di Cola. Alle diese
1500 — 1521 entstandenen Santoskulpturen las-
sen einen bemerkenswerten, jedoch keines-
wegs glücklichen Stilwechsel des Künstlers
erkennen, einen Übergang von seiner früheren
Energie und Herbheit zu einer flauen und
unsicheren Nachahmung der Antike. Vieles
davon dürfte allerdings auf Rechnung seines
künstlerisch weit schwächer begabten Sohnes
und Gehilfen Antonio de’ B. zu setzen sein,
so nach Fabriczy namentlich die 4 Evan-
gelistenmcdaillons, wie ein Vergleich mit dem
als selbständige Arbeit des Antonio beglaubig-
ten ersten Antonius-Relief der Kapelle be-
stätigen kann.
Sein Amt als Leiter der Arbeiten in der St.
487
Bardi
Antonius-Kapelle legte Giovanni 1519 wieder
nieder. — Die letzte urkundliche Nachricht
über ihn besagt, daß ihm 1526 die Ausführung
des Stadtwappens von Padua und des vene-
zianischen Marcus-Löwen für die Loggia del
Consiglio in Auftrag gegeben wurde, von
denen der letztere beim Sturze der Dogen-
republik vernichtet wurde, während das
erstere sich noch jetzt am alten Platze be-
findet.
Den bisher besprochenen urkundlich be-
glaubigten Arbeiten Giovannis reihen sich
einige weitere an, die diesem Künstler aus
stilkritischen Gründen zuzusprechen sind, dar-
unter mehrere zeitlich ziemlich genau be-
stimmbare. Vor allem sind hier die beiden
prächtigen polychromen Terrakotta-Altäre der
Eremitanikirche zu nennen (zu beiden Seiten
des Hauptportales, jetzt ihrer Altartische be-
raubt). Ihre Zuweisung an Giovanni de’ B.
stammt von W. Bode. Der Altar zur Rechten
wurde 1495 von der Scuola di S. Nicola di
Tolentino errichtet. Er zeigt drei von 4 ele-
ganten Pilastern und einem Luncttcnfronton
umrahmte Nischen, deren zwei seitliche die
mit den Tonstatuen des Museo Civico sti-
listisch völlig übereinstimmenden Statuen der
Apostel Philippus und Jacobus enthalten. —
Der ähnliche Altar zur Linken enthält in den
Seitennischen die Statuen der Apostel Johan-
nes und Petrus, in der Mittelnische dagegen
ein altertümliches Madonnenfresko mit Engeln
und Heiligenfiguren zu beiden Seiten, über
dem Abschlußgesimsc Puttenfigürchen und
einige Heiligenbüsten. Die Madonna des
Frcskobildes zeigt den Stil der paduanischen
Trcccntomalcrci, während die Gestalten der
Engel und der Heil. Christina und Katharina
in einem allerdings etwas archaisierenden
Cinquecentostile gehalten sind. Mitten unter
dem Bilde ist die Jahreszahl MDXI aufgcmalt,
die jedoch Fabriczy nicht als Datum für die
Errichtung des Altares akzeptieren möchte,
und zwar auf Grund einer ihm von mir selbst
angegebenen testamentarischen Urkunde vom
2. 8. 1478, worin der Altarstifter Francesco
Polcastro das Jahr 1481 als Termin für die
Errichtung des Altares angibt. In der An-
nahme, die Errichtung sei in der Tat zu die-
sem Termine erfolgt, glaubt nun Fabriczy die
offenkundige Inferiorität der Statuen dieses
Madonnenaltares gegenüber denjenigen des
Nikolausaltares u. des Museo Civico aus der
Unentwickclthcit des 1481 allerdings wohl
noch sehr jugendl. Giovanni de’ B. erklären
zu können. Nach meinen neuerlichen Unter-
suchungen und Urkundenforschungen hat sich
jedoch jene Annahme Fabriczys mitsamt den
daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen als irr-
tümlich erwiesen. Den neu von mir aufge-
fundenen Urkunden zufolge gab das Kapitel
der Eremitanimönche erst 1503 den Erben
des Stifters Polcastro seine Einwilligung zur
Errichtung des Altares, und wurde dieser
selbst erst am 1520 geweiht. Das zwi-
schen diesen beiden Jahreszahlen in der Mitte
liegende Datum MDXI kann sich also nur
auf die Vollendung des Freskogemäldes und
auf den Beginn der Arbeiten an dem zur Um-
rahmung bestimmten Altäre beziehen. Dieser
Zeitangabe entspricht dann auch der Orna-
mentstil an den Pilastern dieses Altares, der
jedenfalls jünger ist als derjenige des Niko-
lausaltares (mit Ausnahme eines einzigen Pfei-
lers, der merkwürdigerweise mit denen des
älteren Altares stilistisch zusammengeht).
Ebenso die Formcnbehandlung der beiden
Apostelstatuen, die nach meiner festen Über-
zeugung nicht von Giovanni de’ B. herrühren
können, sondern in den weniger bauschigen
und dafür zierlicheren, enger an die Körper
sich anschmiegenden Gewandfalten, in der
viel feineren Ausführung des Haupt- und
Barthaares, in den weniger vorspringenden
Backenknochen und in der flaueren Gesamt-
wirkung die Manier des Sohnes Antonio de’
B. erkennen lassen, wie sic uns in dessen be-
glaubigten Bildwerken in der St. Antonius-
Basilika entgegentritt.
Als weitere schätzenswerte Arbeiten Gio-
vannis sind nach Fabriczy auf Grund ihrer
stilistischen Eigenart mit Sicherheit zu be-
trachten : Der nach meinen Feststellungen
1483 — 87 entstandene, aus S. Agostino in Pa-
dua nach Boston in den Besitz der Mrs. Gar-
dener gelangte Terrakotta-Altar mit der Re-
liefdarstcllung der Grablegung Christi und der
in Anbetung knienden Stifterin Carlotta, Toch-
ter des Königs Jakob von Cypern (von Bode
dem Bellano zugeschrieben, von Fabriczy da-
gegen weit richtiger als Jugendarbeit des aus
der Werkstatt des ersteren hervorgegangenen
Giovanni de’ Bardi nachgewiesen). Ferner
die wahrscheinlich um 1493 entstandene, in
farbigem Stuck modellierte, aus 9 fast lebens-
großen Hochrelicffigurcn zusammengesetzte
Gruppe der Taufe Christi mit 5 Engeln und
2 Propheten in S. Giovanni Battista zu Bas-
sano. Dann eine Terrakottatafel mit den
Hochrelieffigurcn der Hl. Franciscus und An-
tonius im Besitze des Sign. Acton zu Florenz ;
die Tcrrakottastatucn der Hl. Augustinus und
Monika im Besitze des Herrn von Beckerath
zu Berlin (letztere meiner Ansicht nach wohl
eher dem Antonio de’ B. zuzuweisen). Hier-
zu kommen nach meinen eigenen Feststellun-
gen im Museo Civico zu Padua eine Hoch-
relieffigur des St Bernardinus (Gips), ein
prächtiger Kamin mit biblischen und mytho-
logischen Flachreliefs, der Kopf eines weinen-
den Johannes (wohl aus einer Pietakompo-
sition), sowie vielleicht auch ein Tondo mit
der Ganzfigurdarstellung Gott Vaters. —
Nicht beistimmen kann ich der Fabriczyschen
Zuschreibung der Madonnenstatuette der Sa-
kristei von S. Giustina zu Padua, die ich schon
488
Bardi — Bardou
als unzweifelhafte Arbeit des Giovanni da
Pisa nachgewiesen habe auf Grund ihrer
nahen Stilverwandtschaft mit der Madonnen-
statue dieses Meisters in der Mantegna-Ka-
pelle der Ercmitanikirche. Auch Bode hat
im „Cicerone“ die Madonna von S. Giustina
mit der Manier des Giovanni da Pisa in Zu-
sammenhang gebracht. Der von der Porta
Ognissanti zu Padua zur Revolutionszeit in
den Stadtgraben gestürzte und jetzt auf dem
Palazzo delle Assccurazioni Generali zu Rom
(Piazza Venezia) aufgestellte Marcus-Löwe
wurde früher dem Gigli Bergamasco als dem
Erbauer jenes Stadttores, dann dem Giovanni
Minelli und schließlich dem Angclo Buono
zugeschrieben, ohne daß für eine dieser Zu-
schreibungen überzeugende Beweise beige-
bracht worden wären.
C. v. F a b r i c z y, Giov. Minello, ein Pa-
duaner Bildner vom Ausgang des Quattrocento
(Jahrb. d. Preuß. Kstsamml. XXVIII 53 fg.
mit Abb. und Zusammenfassung der ält Lit.).
— Eigene Notizen. A. Moschetti.
Bardi, Pietro, italien. Bildhauer, der
1818 in der Akademie zu Carrara eine Re-
liefkomposition „Joseph als Traumdcuter“
ausstcllte; späterhin hauptsächlich als Orna-
mcntbildhaucr tätig, f in Carrara als Aka-
•demieprofessor.
G. C a m p o r i, Mcm. Biogr. d. Scult etc. di
Carrara (1873) p. 25. G. Tutino.
Bardili, Alessandro, Maler des 15.
Jahrh. in Parma(?), nur dem Namen nach
•erwähnt.
Gallerie Nazionali Ital. I 22.
Bardin, Ziseleur und Gießer des 18. Jahrh.
in Paris, tätig für die kgl. Schlösser.
Champeaux, Dict. d. Fondcurs. *•
Bardin, Ambroise Marguerite, Por-
trätmalerin und Stccherin, vermählt mit Mo-
liere, dem Direktor einer Porzcllanmanufak-
tur zu Orleans, gcb. am 20. 5. 1768 zu Char-
mentray, Tochter und Schülerin von Jean B.
Ein Miniaturbildnis ihres Vaters von ihrer
Hand im Mus. zu Orleans. Von ihr gesto-
chen 2 Blätter : Exercice de Diane und L’A-
mour guerrier, nach Jean Bardin. Von ihr
lithographiert das Porträt ihres Bruders, des
Baron Etienne Alexandre.
Herluison, Artistcs Orlianais. Orleans
1863. — Meyer, Kstlerlex. (mit älterer Lit.).
— Nouv. archiv. de l’art franq. 3« S6rie I 1885. p.
156. — Reunion d. societ. d. beaux-arts. XXVI
«2. H. V.
Bardin, Jean, Historienmaler, geb. am
31. 10. 1732 zu Montbard, t am 6. 10. 1809
zu Orleans. Er war ein Schüler Lagrcnies
d. A. und Pierres und ging 1765 mit dem
akad. Stipendium nach Rom. Von da nach
Paris zurückgekehrt, erwarb er sich 1779 mit
dem Gemälde „Disputation der hl. Katharina“
das Recht zum Eintritt in die Akad., ließ sich
jedoch nicht in dieselbe aufnehmen. 1788
wurde er zum Direktor der Ecole des Beaux-
Arts zu Orleans und nach der Revolution
zum korrespondierenden Mitglied des Insti-
tut fran^ais ernannt. Die Pariser Salons
beschickte er seit 1776 mit seinen Gemälden,
teils religiösen, teils historischen Inhalts. Für
die Kapelle von Fontainebleau malte er
1780/81 eine Anbetung der Könige (oval),
für die Kirche Saint Andre von Douai 1770
das Martyrium des hl. Andreas. Als Künst-
ler war er von geringer Bedeutung; seine
Zeichnung ist zwar elegant und korrekt, sein
Kolorit aber matt und ohne Feuer. Als Leh-
rer ist er jedoch nicht ohne Verdienste; seine
berühmtesten Schüler waren David und Reg-
nault Im Mus. zu Orleans befinden sich von
ihm das Gemälde: Mars und Venus, sowie
eine 1799 datierte Skizze zu diesem Bilde;
ferner eine signierte Zeichnung von 1786:
Der Ruhm. Ebendort wird ihm das Bildnis
eines Greises zugeschrieben ; ferner daselbst
sein Minaturporträt, von seiner Tochter Am-
broise Marguerite gemalt.
Meyer, Kstlerlex. (mit älterer Lit.). — B e 1 -
lier-Auvray, Dict g£n. (mit Aufführung sei-
ner ausgest. Arbeiten). — Chronique d. arts. 1895,
p. 347. — Revue univers. d. arts XXII 167 u. f.
— Invent gin. d. richess. d’art de la France.
Prov. Monum. civ. I 75—76, 97, 141—142. H. V.
Bardin, Jean Hippolyte, französ.
Zeichner der ersten Hälfte des 19. Jahrh. (?).
Im Mus. zu Bcsangon von ihm eine lavierte
Federzeichnung: Entwurf für den plastischen
Schmuck einer Gebäudefront mit der Dar-
stellung einer Caritas. Auf demselben Blatt
finden sich außerdem 2 Zeichnungen von
Jean Honori Fragonard (Allegorien der Ma-
lerei und Skulptur). In der Bibliothek da-
selbst von ihm eine Bisterzeichnung: Heim-
kehr der Winzer.
Invent. g6n. d. richesses d'art de la France.
Prov. Monum. civ. II 222; V 185. H. V.
Bardon, Michel Francois d ’ Andre,
s. Dandri-Bardon, M. F.
Bardon, Theodore, französ. Landschafts-
maler, stellte in den Pariser Salons 1839, 1848
und 1849 aus (Motive der Normandie etc.).
Bellier-Auvray, Dict. g6n. H. V.
Bardot, J e h a n, Werkmeister von Blois, er-
hält 1420 Bezahlung für Arbeiten an der Kir-
che Saint-Sauveur daselbst
B a u c h a 1, Dict d. archit franq. H. V.
Bardou, französ. Bildhauer in Paris, wo er
1782 im Salon de la Corrcspondance eine
Anzahl Wachsreliefs mit Tierdarstellungen
ausstellte.
Revue univers. des arts 1864, p. 254. 5. Lami.
Bardou, Alexander, jun., Porträtmaler
in Berlin, stellte auf den Ausstellungen der
kgl. Akad. d. Kste. 1838, 1839 und 1842 ver-
schiedene Pastellbildnisse aus.
Kat d. Ausstellgn. H. V.
Bardou, E m a n u e 1, Bildhauer, geb. 174-1
in Basel, t 1818 in Berlin, wo er seit 1775
Modelleur an der kgl. Porzellanmanufaktur
war. Er stellte in den Akad.-Ausstellungen
489
Bardou — Bardwell
seit 1786 häufig aus, so 1786 eine Bronzesta-
tuette Friedrichs des Großen (ausgest auf
der histor. Abtlg. der Berliner intern. Aus-
stellung 1866) und eine Statue Schwerins,
1787 eine Leda, 1789 einen Faun und eine
Karyatide usw. Namentlich beschäftigte ihn
das Porträt. Der Verein für die Geschichte
Berlins besitzt von ihm eine Chodowiecki-
Büste. In der Marienkirche daselbst von ihm
das Rohloffsche Grabmal, Standbild der Hoff-
nung (1794).
Deutsches Kunstblatt 1851, p. 173 — 197 u. 210.
— R. Waiden, Die Chodowiecki-Büste d. Ver-
eins f. d. Gcsch. Berlins (Sonderabdruck aus d.
Schriften d. Vereins f. d. Gesch. Berlins. Heft 37.
Berlin 1900). — Katal. d. Berliner Akademie-
Ausstcllgn. 1786 p. 33, 1787 p. 40, 1788 p. 46,
1789 p. 47, 1791 Anhang p. 15, 1794 p. 46. 47,
1802 p. 13. — Katal. der intern. Kst.-Ausstellg.
1896 p. 190. — D e h i o, Handb. der deutschen
Kunstdenkm. II 24. H. V.
Bardou (Bardow), Johann P., Berliner
Pastell-Maler, kam 1776 nach Warschau und
arbeitete hier einige Jahre, aber ohne größe-
ren Erfolg. Er war kgl. Maler, und in der
Galerie des Königs Stanislaus August be-
fanden sich 4 seiner Bilder: Porträt eines
Grafen im Jagdanzug, Porträt des Fürsten
Adam Czartoryski, der Fürstin Jablonowska
vom Hause Czaplic und der Gräfin Potocka.
Während dieses Aufenthaltes in Warschau
fertigte er auch einige unbedeutende Kupfer-
stiche und 3 russische Porträts: 1784 Graf
Lanskoj und Katharina II., 1788 Fürst A.
M. Golitzyn. Vielleicht sein schönstes Blatt
ist das Porträt der Sängerin Henriette Ba-
ranius, in Schwarzkunst. Gr. Fol.
Rastawieck 1, Stownik rytowniköw pol.,
Posen 1886. III 125. — Kraszewski, Ikono-
theka, Wilna 1858. — Rowinski, CaoBap-h
pyccKiixi. rpaüep. nopTpeT., Petersburg 1872. IV.
— Le Blanc, Manuel. — Meyer, Kstlerlex.
Marian Gumowskü
Bardou, Karl Wilhelm, Porträtmaler
in Berlin, stellte auf den Kunstausstellungen
der kgl. Akad. der" Kste. 1797, 1836, 1838,
1839 und 1842 verschiedene öl- und Pastell-
bildnisse aus.
Kat d. Ausstellgn. H. V.
Bardou, Paul Joseph, Porträt- u. Genre-
maler in Berlin, geb. daselbst 1746, f 1814,
stellte auf der Ausstellung der k. Akad. der
Künste 1797 verschiedene öl- und Pastcll-
gemälde aus. Von ihm war in der histor. Ab-
teilung der intern. Kunstausstellung, Berlin
1896 ein Pastell: „Der Künstler“ (Eigentum
der k. Akad. der Künste).
Kat d. Ausstellgn. H. V.
Bardoul de la Bigottiere, Michel,
französ. Architekt, geh. in Angers um 1785,
f in Trelazd 1806, Schüler der Pariser Akad.
(seit 1762). Nach Sjährigem Aufenthalt in
Italien ließ er sich in seiner Vaterstadt nieder,
wo er am 28. 2. 1780 zum „inspecteur des
travaux, edificcs etc. de la ville" ernannt
wurde. Seine beiden Hauptwerke sind das
1781 — 1784 errichtete Hotel Besnardiere in
Angers und Schloß Pignerollcs in Saint-Bar-
thelemy. Andere Werke von ihm sind :
Schloß Chateaubriand am Einfluß der Maine
in die Loire sowie die hötels Livois, Maquille
und Lantivy zu Angers.
C. Port, Les Artistes Angevins. 1881. —
Godard-Faultrier, L’hötel Besnardiere.
Angers 1887. H. V.
Bardow, s. Bardou.
Bardt, Balthasar, Maler in Brieg
(Schlesien), 1605 erwähnt.
Lutsch, Kstdcnkm. Schlesiens, V 522.
Bardtenachlager, Andreas, Stadtwerk-
meister und Steinmetz in Reutlingen, 1717,
baut laut Inschrift 1731 am Spital daselbst.
Klemm, Württemberg. Baumstr. u. Bildh.
1882. — Kunst- u. Altertumsdenkmale im Königr.
Württemberg. Schwarrwaldkr. p. 528. H. V.
Bardtenachlager, Johann Kaspar, Werk-
meister in Reutlingen, um 1726—1749, ver-
mutlich Sohn des Andreas B., plant nach dem
Brand 1726 den Wiederaufbau des Salmanns-
weiler Hofs.
Kunst- u. Altertumsdenkmale im Königr. Würt-
temberg. Schwarzwaldkr. p. 528. H. V.
Bardtenachlager, Joseph, Werkmeister in
Reutlingen, vermutlich Sohn des Johann Kas-
par B., erbaut 1770 das jetzige Pfarrhaus da-
selbst
Kunst- u. Altertumsdenkmale im Königr. Würt-
temberg. Schwarzwaldkr. p. 528. H. V.
Bardua, Caroline, Porträt- und Histo-
rienmalerin in Berlin, Schülerin von Hein-
rich Meyer und Franz Gerhard Kügelgen.
Von ihr 2 Bildnisse Goethes, das eine von
1805 „frommsüßlich“, das andere in römi-
schem Kostüm. Ein „dilettantcnhaftes“ Bild-
nis von Christiane Vulpius befindet sich im
Goethehaus in Weimar. Sie stellte in den
Ausstellungen der Berliner Akad. zwischen
1822 und 1840 verschiedentlich aus.
H. Grimm, Die Malerin Carol. Bardua. Ber-
lin 1874. — W. Bardua, Jugendleben der Ma-
lerin Carol. Bardua. Nach e. Manuskr. heraus-
geg. von W. Schwarz. Breslau 1874. — Zeit-
schrift f. bild. Kunst N. F. V 252, 284. H. V.
Barducri, V., italien. Kupferstecher, tätig
um 1768. Diese Jahreszahl trägt das von
ihm gestochene Bildnis des korsischen Generals
Pascale Paoli.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc, Man.
P. K.
Barduleck, Max, moderner Medailleur, Kgl.
sächs. Münzgraveur, fertigte außer Münz-
stempcln auch verschiedene Medaillen, so auf
König Albert u. Königin Carola von Sachsen,
im Aufträge des deutschen Münzforschcrtages
auf mehrere hervorragende Numismatiker,
Jos. v. Madcr, K. F. W. Erbstein, Jos. v.
Bergmann, Julius Friedländer.
Forrcr, Biogr. Dict. of Medallists I 124.
— Kunstchronik N. F. V. 13. N.
Bardwell, Thomas, engl. Porträtmaler tu
Kopist, f um 1780. In der Sammlung der
490
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Bardwell
Baren
Universität Oxford von ihm die Bildnisse
des Earl und der Countess of Pomfret in
ganzer Figur. Er veröffentlichte ein Buch:
„The Practice of Painting and Perspective
made easy“ (1756).
Redgrave, Dict. of artists etc. 1878. H. V.
Bardwell, William, Architekt in Lon-
don, stellte 1829 — 1845 fast alljährlich in den
Ausstellungen der Roy. Acad. aus (Pläne für
eine Kirche, für ein Konzerthaus in Liver-
pool u. a.).
Graves, The Royal Academy I 1905. H. V.
Bare, J e h a n, französ. Ornamentstecher,
um 1618, arbeitete vielfach gemeinschaftlich
mit Pierre Gtiillcbaud (Arabesken, Friese,
Schlüsselschilder, Schlüssel, etc.).
Gazette d. beaux-arts. II 27. H. V.
Barä, s. auch Barre.
Bareau, Georges, französ. Bildhauer,
geb. 1866 in Paimboeuf (Loire-infer.), seit
1887 an der Ecole des B.-Arts zu Paris, so-
wie im Atelier Thomas’ ausgebildet, errang
in den Pariser Salonausstellungen 1893, 1895,
1897 und 1906 immer höhere Auszeichnungen.
Seine Hauptwerke sind : Sterbender Leander
(1893, Gipsstatue im Mus. zu Nantes), —
„Pour le drapeau" (1895, Denkmalgruppe in
Nantes), — „Le temps cröant la Sagesse“
(1897, Gruppe im Mus. zu Nantes), — Vic-
tor Hugo-Monument (1902 angekauft von der
Stadt Paris), — „Le reveil de l’Humanit^
(1906, Marmorstatue). Außerdem schuf B.
eine „Diane chasseresse“ (im Petit Palais des
Champs-Elysees), eine allegorische Statue
„L’Art asiatique“ (im Grand Palais des
Champs-Elysees), die Bildnisstatuen Jehan
Foucquets und Brigonnets am Hotel de Ville
zu Tours, die Denkmäler des Dr. Benott zu St.
Nazaire, des Chirurgen Alph. Guerin zu Ploer-
mel, des Jacques Cartier zu St. Malo, endlich
das „Monument aux Morts pour la Patrie"
zu Nantes.
Pariser Salonkataloge seit 1889. — Chronique
des Arts 1905, p. 214. — Kunstcbronik 1902,
p. 452. — Eigene Notizen. S. Lami.
Bareau, s. auch Barreau.
Bareis, W i 1 h. F r i e d r. Karl, Architekt,
geb. am 18. 3. 1819 in Tübingen, f am 12. 7.
1885 in Stuttgart, wo er seit 1877 Professuren
an der königl. Baugewerkschulc und am Poly-
technikum bekleidete, nachdem er vorher
(seit 1860) Stadtbaumeister in Winterthur
war. Schüler der Bauakademien zu München
und Berlin, bildete er sich auf Studienreisen
durch Italien, Österreich, Holland, Belgien
und Frankreich weiter aus. Seine Haupt-
werke sind die katholische Kirche, das Post-
gebäude, die Friedhofkapelle, die stattliche
Badeanstalt, der Umbau der Kunsthalle und
die Kavalleriekaseme, sämtlich in Winterthur.
Vor 1860 leitete er den Umbau des Schlosses
bei Neeresheim, 1866 — 68 führte er nach den
Plänen Gottfr. Sempers das Stadthaus zu
Winterthur aus.
Alfr. Ernst bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Baxelet, s. Barralet.
Barelia, Carlo, italien. Architekt, erbaute
1680 die Chiesa dell' Araceli zu Vicenza und
vollendete die Kirche S. Stefano daselbst.
C. G u r 1 i 1 1, Gesch. d. Barockstil, in Ital.
1887 p. 391. H. V.
Barelli, A g o s t i n o, Baumeister, geb. (zu
Bologna?) 1627 als Sohn des Architekten
Giambattista Barelli. Kurfürst Ferdinand
Maria von Bayern berief ihn nach München,
wo er für den Kurfürsten und seine Gemahlin
Adelheid Henriette den Bau der Theatiner-
klosterkirchc St. Cajctan plante und begann.
Der Grundstein wurde 1663 gelegt, die Kirche
1675 geweiht.
Barelli entwarf und baute auch für die Kur-
fürstin das erste Lusthaus zu Nymphenburg
(um 1665), ein einfaches, aber stattliches Ge-
bäude mit einer großen zweiläufigen Frei-
treppe, das seit 1702 unter Max Emanuel durch
Giovanni Antonio Viscardi erweitert wurde.
Von der ursprünglichen Anlage Barellis gibt
Michael Wening (s. u.) eine deutliche Vor-
stellung.
Zurückgekehrt, wurde er Ratsbaumeister in
Bologna und führte hier noch eine ganze Reihe
vor allem kirchlicher Bauten aus.
Meyer, Kstlerlex. — Die Kunstdenkmale des
Kgr. Bayern I. 1895. S. 957 ff. und 793 ff. —
Zeitschr. f. bild. Kst. XIII. 1878. S. 289 ff. —
G u r 1 i 1 1, Gesch. des Barockstils usw. in
Deutschland. S. 126. Stuttgart 1889. — Mi-
chael Wening, Beschreibung d. Kurfürsten-
und Herzogtums Ober- und Niederbayern. I. 95.
München 1701. — K. Th. Heigel, Nymphen-
burg = Bayr. Bibliothek, begründet und heraus-
geg. von Reinhardstöttner u. Trautmann. 25.
Band. Bamberg 1891. S. 11. — Gius. Gui-
d i c i n i, Cose notabili della cittä di Bologna.
Bologna 1868 ff. vol V. — Ascoso, Le pitture
di Bologna. Bologna, Longhi. 1754 p. 169 u.
291. R. Kautzsch.
Barelli, Bernardino, s. Beltramelli,
Cipr.
Barelli, Giambattista, Architekt zu
Bologna, 1. Hälfte des 17. Jahrh., Vater des
Agostino B., sonst unbekannt.
Meyer, Kstlerlex. (unter Agostino Barelli).
H. V.
Barelli, N i c o 1 o, Sohn des Agostino, Ar-
chitekt in Bologna, Nachfolger seines Vaters
im Amte des Stadtbaumcisters. Um 1680 er-
baute er daselbst die Kirche S. Nicolo degT
Alberi.
Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barelli, Fra Pellegrino, Theatiner-
mönch von Bologna und Dilettant in der
Architektur, um 1628 — 1706, Bruder des be-
kannten Agostino B., nur bei Zani (Enc. met.
III 78) erwähnt. h. V.
Baren, Johannes Antonius van der,
Blumenmaler, Hofkaplan und Galericdirektor,
491
Baren — Barendsz.
starb am 30. oder 31. 12. 16S6 in Wien im
Alter von 71 Jahren. Wo er geboren wurde,
ist nicht nachzuweisen. Er war Kanonikus
zu Soignics (Henegau, Belgien) und trat um
1650 als Nachfolger des Hofkaplans Vincenz
Jcllich in die Dienste des Statthalters der
Niederlande, des Erzherzogs Leopold Wil-
helm, in dessen Gefolgschaft er 1656 nach
Wien übcrsiedelte. Hier führte er dann die
Aufsicht über die Kunstsammlungen des Erz-
herzogs und verfaßte wahrscheinlich selbst
jenes von ihm und zwei andern Hofbeamten
Unterzeichnete, außerordentlich interessante
und wichtige Inventar des erzherzoglichen
Kunstbesitzes von 1659, das im 1. Bde. des
„Jahrbuchs der kunsthist. Sammlungen des
Allcrh. Kaiserhauses“ publiziert ist. Nach
dem Tode Leopold Wilhelms wurde van der
B. in die kaiserlichen Dienste übernommen
und verwaltete weiterhin die Sammlungen,
die jetzt Kaiser Leopold I. gehörten. — Das
genannte Inventar beschreibt auch zwölf Ge-
mälde des van der Baren, Stilleben, Blumen-
stücke und von Blumen bekränzte Darstel-
lungen, eine Gemäldegattung, die in der
Sammlung des Erzherzogs zahlreich vertreten
war. Von diesen zwölf Bildern sind nur noch
zwei im Wiener Hofmuseum ausgestellt, ein
drittes befindet sich im Vorräte der Galerie,
andere sind nur in Reproduktion bei Storffer
und bei Stampart und Prcnner nachzuweisen.
Ein Gemälde des Wiener Hofmuseums, das
erst jüngst als van der Baren erkannt wurde,
kommt im Inventar von 1659 noch nicht vor.
Außerdem besitzt dann noch das Stift Hei-
ligenkreuz ein Werk des Künstlers, das dort
aber als Daniel Seghers verzeichnet ist. Ein
Gemälde der Schleißheimcr Galerie, das der
Katalog dem van der Baren zuschrcibt, hat
mit diesem Künstler nichts zu tun, es gehört
eher dem Philipp van Thielen. — Van der
Barens Malweisc ist bestimmt durch subtilste
Zeichnung von fast photographischer Treue.
Die malerischen Qualitäten liegen nicht in der
Pinselführung, sondern nur in der Zusam-
menstellung der Farben, die immer vornehm
und harmonisch bleibt. Von Seghers unter-
scheidet sich van der Baren durch größere
Naturtreue des Kolorits und durch das Be-
streben, seine Blumengewinde in geschlosse-
nen Linien zu gruppieren. Die Nachricht,
daß er ein direkter Schüler des Seghers sei
oder ihn überhaupt persönlich kannte, ist
nicht zu erweisen und geht wohl nur darauf
zurück, daß beide Maler Priester waren.
Literatur : Register des „Jahrbuch der kunst-
historischen Sammlungen des allerhöchst. Kaiser-
hauses“ I, V, X, XXIV. — Die lexikalischen
uellen sind durchaus falsch oder unzureichend,
ine größere Studie von V. Fleischer erscheint
in einem der nächsten Bände d. Jahrb. d. Kst-
samml. d. Allcrh. Kaiserh., Wien. Viel. Fleischer.
Baren, Josse van der, Maler zu Löwen
um 1600, wahrscheinlich Schüler von M.
Coxie. Er gehörte zu den italienisiercnden
Manieristen dieser Epoche. In der Peters-
kirche zu Löwen befindet sich ein Triptychon
seiner Hand: Die Enthauptung der hl. Doro-
thea (1594), in der St. Gertrudskirche ein
Altarfragmcnt. Für die Abbaye du Parc in
Löwen malte er ein Bildnis des Abtes Fr. van
Vlicrden und eine Szene aus dem Leben des
hl. Norbert; 1604 entwarf er Zeichnungen
für das „Lovanium“ mit Ansichten von Lö-
wen und Hevcrle.
Meyer, Kstlerlex. — Even, L'anc. ecole de
peint. de Louvain, 1870 p. 435. — Biogr. Nat. de
Belgique. H. V.
Barenburg, D., wenig bekannter Porträt-
zeichner. Von ihm eine bezeichncte und 1845
datierte Bildniszeichung des Kaspar Maxi-
milian von Droste-Vischcring, Bischofs von
Münster, in der Handzeichnungen- Sammlung
der Berliner National-Galerie.
Katal d. Handzeichn, etc. d. kgl. Nation.-Gal.
1902. H. V.
Barend, ein Glasmaler in Haarlem, der
1498 in den Rechnungen der dortigen St.
Bavokirche erwähnt wird.
v. d. Willigen, Les Artistes de Haarlem
53. E. W. Mott.
Barends, Barendsen, s. auch Barendsz, Ba-
rents, Barentsen u. Barentsz.
Barendsz., Anthony, s. den 1. Artikel
Barendsz., Dirck.
Barendsz., C o r n e 1 i s, geb. in Amsterdam,
kaufte dort am 15. 10. 1684 das Bürgerrecht
und war Maler.
Aemstcls Oudheid IV 63. E. W. M oes.
Barendsz., Dirck (Theodoricus Bernardi),
Maler, aus Amsterdam stammend, kam 1519
(oder etwas früher) nach England. Er
scheint sich in Susscx und zwar in Chichestcr
niedergelassen zu haben. Robert Sherbome,
Bischof dieser Diözese, hat ihn häufig be-
schäftigt. So sind noch in der Kathedrale
von Chichcster zwei umfangreiche historische
Malereien von B. : 1) König Ceadwalla ver-
leiht Selsey an St. Wilfrid und 2) König
Heinrich VII. bestätigt die Schenkung an
Bischof Sherborne. Beide Gemälde wurden
1747 von Mr. Tremaine restauriert. Ferner
malte er dort die Reihe von Halbfiguren-
porträts der Könige von England und der
Bischöfe von Selsey und Chichcster (alle in
Ölmalerei auf Holz). In Amberlcy Castle, für
das Königszimmer, malte er in Halbfiguren
die Reihe von 9 berühmten Frauen der Welt:
Cassandra, Tomyris, Sinope, etc. (jetzt in
das bischöfliche Palais in Chichester über-
geführt). Ferner bemalte er die Chor Wöl-
bung der Kirche der Boxgrove Priorei ; be-
merkenswert ist daran das eigentümlich blau-
grüne Laubwerk. — Alle diese Arbeiten wer-
den Dirck zugeschrieben, aber wahrscheinlich
gehören sie wenigstens zum Teil seinem
Sohne Anthony, der in Chichester im Alter
49a
Barendsz. — Barentsen
von 105 Jahren starb und am 29. 12. 1619
begraben wurde.
Sussex Archacological Collections XVII 201.
— Ilistory o £ Western Sussex I 181.
/. Weal e.
Barendsz., D i r c k, Sohn und Schüler von
Barend Dircksz., wurde geboren zu Amster-
dam 1534. 1555 zog er nach Italien und kam
in Venedig ins Atelier zu Tizian, dessen Por-
trät er gemalt hat. Als Weltmann — er war
angenehm im Umgang, beflissen in der Lite-
ratur, der lateinischen Sprache mächtig und
ein großer Musikliebhaber — wurde er mit
mehreren bedeutenden Männern eng befreun-
det. Philips Mamix machte in Italien seine
Bekanntschaft und besuchte ihn später öfters
in Amsterdam; mit Dominicus Lampsonius
führte er eine ständige Korrespondenz.
Durch Frankreich kehrte er 1562 in seine
Vaterstadt zurück und heiratete dort in die-
sem Jahre Agnies Florisdr. aus vornehmer
Familie. Als Porträtmaler bekam er bald
wichtige Aufträge. Von 1564 an malte er
mehrfach Schützenstücke, welche z. T. noch
im Amsterdamer Rijksmuseum sich befinden
und einen wesentlichen Fortschritt in der
Entwickelung der Korporationsmalerei be-
deuten. Bei Einzclporträts wurde ihm öfters
Nachlässigkeit in der Behandlung vorgewor-
fen. Auch das historische Genre fand in ihm
einen eifrigen Pfleger, aber wenn auch van
Mander noch mehreres gesehen hat, so be-
schränkt sich unsere Kenntnis auf ein ein-
ziges großes Triptychon, mit Darstellungen
aus dem Leben der Maria, gemalt für das
Brüderhaus in Gouda, jetzt im Museum da-
selbst aufgestellt. Zwar manieriert in der
Komposition, hat es in figuraler Beziehung
manche Vorzüge, während man über das
Kolorit bei dem kläglichen Zustande des Bil-
des kein Urteil mehr haben kann. Als 1587
Leicester seinen feierlichen Einzug in Amster-
dam hielt, arbeitete B. mit an der Bemalung
einer Ehrenpforte. 1567 wohnte er am Turf-
markt und am 7. 11. 1569 hatte er ein Grund-
stück außerhalb des Regulierstores am Am-
stelfluß gekauft ; als er aber am 26. 5. 1592 in
der Neuen Kirche begraben wurde, stand
seine Wohnung in der Nähe des Gasthuis-
molcntores. Bei seiner Tochter sah van
Mander das 1562 gemalte Selbstporträt des
Künstlers und dasjenige seiner Frau. Viel-
leicht geht das Porträt in der Hondiusschcn
Sammlung auf dieses Bild zurück. Viele sei-
ner Handzeichnungen mit biblischen, mytho-
logischen und allegorischen Darstellungen
sind schon während seines Lebens von den
bedeutendsten Stechern reproduziert worden,
•wie von Hendr. Goltzius, Adr. Collaert, Här-
men und Jan Müller, Joh. und Raph. Sadeler,
Jac. Matham u. a. Die Vorzeichnung einer
Darstellung von Jonas ist in der Albertina
zu Wien. Schüler von ihm waren Hans de
Weerdt von Antwerpen, Willem Betz von
Mccheln und Andries Jacobsz. von Delft.
Hadr. Junius, Batavia, L-B. 1588, 239.
— C. v. Mander, Het Schilderboeck cd. 1617,
176, 177. — Pontanus, Reram et urbis Amst.
historia, 1611, 245. — H o o f t s Brieven No. 133.
— Taurel, Christelijke Kunst II 175 — 202. —
Riegel, Das holländische Gruppenporträt 136
bis 145. — De Wapenbcraut, 1903, 186. —
Elias, De Vrocdschop van Amsterdam I 139,
140. — Obreens Archief VI 36. — Oud-Hol-
land XXI 65 — 80. — Arend van Buchei
(in seinem kürzlich erschienenen Tagebuchc) er-
zählt, daß er 1592 im Garten der Bogenschützen
kunstvolle und lebenswahre Gemälde von „Theo-
doras Bernardus“ sah (Notiz von Bredius). —
Noch unveröffentlichte Notizen von Dr. N. de
Roevcr. E. W. Mocs.
Barendsz., D i r c k, wurde 1644 Schüler
von Zacharias Paulusz. in Alkmaar.
Obreens Archief II 44. E. W. Moes.
Barendsz, s. auch Barcntss.
Barenger, J. R., Maler in Camberwcll; von
ihm auf der Ausstellung der Roy. Acad. 1853
2 Bilder: Plumstcad Church und Eltham Pa-
lace in Kent.
Graves, The Royal Acad. of arts 1905. H. V.
Barenger, James, Tiermaler in Kentish
Town, geb. zu London den 25. 12. 1780, f da-
selbst nach 1831. Schon sein gleichnamiger
Vater (1745 — 1813) hatte sich durch Zeich-
nungen von Insekten in Wasserfarben be-
kannt gemacht (1793 — 1799 in der Roy. Acad.
vertreten). James hatte namentlich mit der
Darstellung von Rennpferden Erfolg; doch
malte er auch Park- und Wald-Szenen, die
er mit allerhand Tieren belebte. Um 1820
war er für die Tattersalls mit Porträts von
Pferden und Hunden viel beschäftigt. In
der Roy. Acad. waren von 1807 — 1831 gegen
40 seiner Gemälde ausgestellt.
Redgrave, Dictionary. 1878. — Graves,
The Royal Academy of arts 1905. H. V.
Barengier, Antoine, Hofmaler („peintre
ordinaire du Roi“) in Laon, geb. daselbst,
f Anfang Febr. 1667, erhält am 3. 9. 16-11 ge-
meinsam mit dem Maler Nicolas Bcllot und
den Bildschnitzern Louis Cocquelet und Jac-
ques Ducastel den Auftrag zur Lieferung
zweier Altarblätter für die Franziskanerkirche
daselbst. Er kommt urkundlich in Laon
1639 — 1667 vor.
Röunion d. Societös d. beaux-arts. XIX 124.
— Nouv. Arch. de l’art frang., 3« Sirie. XI 1895
p. 85—87. H. V.
Barents(z), Gerijt, „glaessemaicker“ zu
Amsterdam, lieferte 1568 für den verhältnis-
mäßig hohen Preis von 18 Gulden eine gemalte
Scheibe auf Bestellung des dortigen Bürger-
meisters.
Oud Holland 1905 p. 242. H. V.
Barents, Jan, holl. Bildhauer, 1659 ur-
kundlich in Amsterdam genannt.
O b r e e n, Archief V 19.
Barentsen, D i r i k, Goldschmied, Leeuwar-
den um 1625. Von ihm eine reliofierte weiß-
493
Barentsen — Barfraleri
silberne Platte auf der Ausstell. Amsterdam
1883 im Stile der Vianen.
Notiz von M. Rosenberg. •*
Barentsen, s. auch Borcndsz u. Barentsz.
Barentsz, Dirk, s. Barendsz.
Barentsz, Jan, holländ. Maler, geb. 1588/
1589 zu Leiden, wohnte schon vor 1618 in
Amsterdam, wo er in diesem Jahre, und 1628
zum zweiten Male heiratete. A. B.
Barentsz, Jan, holländ. Maler, aus Leiden
gebürtig, geb. 1579/1580, heiratete 1618 Hen-
drickje Hermansdochter und lebte als Wit-
wer wieder 1623 in Amsterdam. 1667 be-
klagte sich ein Maler Jan Barentsz in Amster-
dam, daß er nicht malen könne, weil man
ihm das Licht seines Ateliers, nahe beim
Dach, zugezimmert habe. Wahrscheinlich ein
anderer Maler dieses Namens, vielleicht Jan
Barentsz Muyckens (s. dort). Eigentümlich
ist, daß am 7. 11. 1626 ein Mr. Jan Barentsz,
„Schilder“ (Maler) alt 81 Jahre ungefähr,
in Amsterdam vor dem Notar Carels erklärt,
er habe 1622 dem Kaufmann Benjamin Bon-
nei, in Amsterdam, wohnend auf der Hecrcn-
gracht, ein großes Gemälde Salomo und
Bathseba und ein männliches und weibliches
Bildnis (Kopf) geliefert, alle drei von ihm
selbst gemalt,* und 1623 habe er im Hause
Bonneis dessen Gattin auch selbst contra-
feihet. Das Geburtsjahr stimmt nicht mit
dem in Leiden geborenen Maler. 1631 wohnt ein
Jan Barentsz, Maler, in Amsterdam; seine
Frau heißt Lysbeth Valckenburgh. A. B.
Barentsz, M i c h i e 1, holländ. Maler, zwi-
schen 1625—1651 in Amsterdam erwähnt. Er
starb dort im März 1651. Heißt Maler der
Ost-Indischen Compagnie. In seinem Nach-
laß unfertige Bilder, viele Landschaften, Bac-
chus, Venus und Ceres, Judith und Holo-
fernes, ein David, ein nacktes Kind; zahllose
Zeichnungen, Radierungen, Kuriositäten usw.
Einmal wird er merkwürdigerweise Michiel
Barentsz Keyser genannt. a. B.
Barentsz, s. auch Barendsz.
Baröre, Jean Louis, Maler, f am 3. 8.
1778 in Paris, wohl identisch mit dem Ver-
fertiger des Kruzifixus in der Kirche Saint-
Germain in Sully-sur-Loirc, bez. : Barere 1718,
und dem bei Heinecken (Dict. d. Artistes.
1788. II) erwähnten gleichnamigen Pariser
Maler, nach dessen Porträt des Louis Chau-
bert, Abtes von St. Genevieve, Ficquet 1760
einen Stich gefertigt hat.
Nouvelles Archivcs de l’art franc. 2« Serie. VI
255. — Inventaire gönöral d. Richcsscs d’art de
la France. Province Monum. relig. I 242. H. V.
Barescut, Mlle Estelle Felicite Ma-
rie de, Porträt- und Genremalerin, geb. in
Versailles, stellte in den Pariser Salons 1842
"bis 1851 wiederholt aus (meist Damen- und
•Kindcrbildnissc).
Bellier-Auvray, Dict gön. H. V.
Baret du Coudert, Mine, geb. Rozier, Por-
trätminiaturenmalerin, geb. in Chartres am
81. 1. 1832, Schülerin von Mlle Durieu, stellte
in den Pariser Salons 1857 — 1877 wiederholt
Arbeiten teils eigener Erfindung, teils nach
alten Meistern (Mme Lebrun, van Dyck, etc.)
aus.
Bulletin d. beaux-arts. I 188. H. V.
Baret, s. auch Barret.
Baretta, Miniator aus Mailand, soll 1571
für die Certosa da Pavia 13 große Choral-
bücher miniiert haben.
M o n g e r i, L’arte del minio nel Ducato di
Milano (Arch. stör. Lombardo XII 544, 791).
P. d’ Ancona.
Baretta, Francesco, römischer Mosaik-
künstler der ersten Hälfte des 17. Jahrh., fer-
tigte im Aufträge Urbans VIII. eine Kopie
der Giottoschen Navicella in S. Pietro in Va-
ticano für die 1624 gegründete Kirche S. Ma-
ria della Concezione in Rom.
A n g e 1 i, Le Chiese di Roma, 293. H. V.
Baretta, Francesco (od. Baratta), italien.
Stecher, tätig in Venedig in der 2. Hälfte des
18. Jahrh. Er hat nach Pietro Mainotti die
vier Fakultäten und einige Genrcdarstellun-
gen: lo Speziale, il Seggiolajo, l’Ortolano, il
Barbiere gestochen.
Meyer, Kstlerlex. P. K.
Baretta, Baretti, s. auch Baratta.
Barettone, N i c c o 1 ö, röm. Maler von ge-
ringer Bedeutung, erwähnt von Bertolotti im
Arch. stör. art. di Roma IV 30.
Bareuille, MR«, Kupferstecherin zu Paris
um 1780; von ihr 2 Blätter nach Gemälden
Angelica Kauffmanns.
Le Blanc, Manuel. H. V.
Barezzi, Stefano, italien. Maler und Bil-
derrestaurator, aus Busseto, 1820 in Rom, um
1854 — 1856 in Mailand tätig, Erfinder eines
Verfahrens, Freskogemälde von der Mauer
auf Holz zu übertragen. Vermutlich identisch
mit dem bei Brun (Kstlerlex.) erwähnten
Schweizer Fresken- und Dekorationsmaler
Barozei aus Brissago, der 1825 die Malereien
an der Schlachtkapelle zu Sempach erneuerte.
Meyer, Kstlerlex. III. — F. Heinemann
bei Brun, Schweizer. Kstlerlex. — Arte e Storia
XXVI 66 — 72. — Emilio Scletti, Comme-
morazione del pittore Barezzi. Milano 1899.
H. V .
Barfoot, J. R., Miniaturmaler in London,
stellte 1830 — 1857 wiederholt in der Roy.
Acad., meist Porträts, aus.
Graves, The Royal Academy Exhib. I 1905.
H. V.
Barfraleri, Giovanni, Maler aus Pine-
rolo. Erhielt 1501 den Auftrag, das Haus
der Disciplinati (Geißelbrüder) in Bussana
(Ligurien) für den Preis von 12 Dukaten zu
dekorieren. Es scheint, daß er diese Arbeit
nicht ausgeführt oder doch nicht zu Ende
geführt hat, denn gegen Ende des Jahres ist
er im Kloster S. Francesco in Ventimiglia
tätig. Während der Arbeit erkrankte er,
494
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Barfus — Bargellesi
machte am 21. 12. 1601 sein Testament und
starb wenige Stunden danach.
Arte e Storia X, 1891 p. 33 — 34 (Girol. Rossi).
Walter Bombe.
Barfus, Martin, Briefmaler und Form-
schncider in Breslau um 1469 — 1471, f vor
1477.
Lutsch, Kstdenkm. d. Prov. Schlesien V 521.
H. V.
Barfus, Paul, Kupferstecher, geb. am 17.
8. 1828 zu Großgründlach bei Nürnberg, f am
24. 8. 1896 in München, wo er seit 1851 tätig
war. Schüler der Kunstschule in Nürnberg
unter Reindel, der Akad. in Leipzig unter
Neher, dann in München in der Schule von
Prof. Julius Thäter weiter ausgebildet. Er
stach hauptsächlich Bildnisse nach fremden,
meist zeitgenössischen Vorbildern, z. B. Mo-
zart und Beethoven nach Fr. Schwörer (gr.
Fol.), Luther, Brustbild nach L. Cranach
(4°), etc., dann aber auch Genreszenen nach
Gemälden von Defregger („Die Brüder“), W.
Lindenschmitt („Auerbachs Keller“), J.
Schnorr (Kreuzigung Christi).
Heller-Andresen, Handbuch f. Kupfer-
stichsammler 1870. — Meyer, Kstlerlex. —
Kunstchronik. N. F. VI 347 (Nekrolog). — Allg.
Deutsche Biogr. Bd. 46 (1902) p. 215. H. V.
Barg, Erhard, Bildhauer aus Schwäbisch-
Gmünd in Freiburg, um 1500, nur urkundlich
bekannt.
Kunst- u. Altertumsdenkm. im Königr. Würt-
temberg. Jagstkr. p. 352. H. V.
Barg, Erhard, Bildhauer, der zweite die-
ses Namens, geb. 1644 zu Schwäbisch-Gmünd,
Mitarbeiter des bekannten Bildhauers Simon
Schlör. Als Wappenbildner 1582 tätig am
Portal des alten Würzburger Universitäts-
gebäudes, auch in Württembergisch-Franken
nachweisbar. Er arbeitete zu Komburg 1685
wahrscheinlich an den Bauten Neustetters
und in Kocherstetten, übernahm die Anferti-
gung des Grabdenkmals für Eberhard von
Stetten. Wird als „ehrloser, verlogener und
versoffener Bösewicht und Hadler“ bezeich-
net, arbeitet aber trotzdem mit seinem Mei-
ster Schlör 158ö in Stuttgart. Zuletzt 1587
erwähnt, wo er verklagt wird wegen Nicht-
lieferung eines für Eichstätt bestimmten Ala-
baster-Epitaphiums.
Niedermaier, Kstg. d. St. Wirzburg, 2.
Aufl. 274. — Klemm, Württ. Baumstr. und
Bildh. (auch unter Barsch). — Kst.- u. Altert.-
Denkm. Im Königr. Württemberg, Jagstkreis
S54, 488, 590, 624. Fr. Leitschuk.
Bargas, A. F., Radierer (und Maler?) in
Brüssel, wo er 1692 Meister wurde. Er war
vermutlich ein Schüler von Pieter Bout; seine
teils nach Kompositionen desselben, teils nach
eigener Erfindung radierten Blätter sind
leicht und sicher behandelt und meist mit
seinem Namen bezeichnet (die Anfangsbuch-
staben der Vornamen zuweilen verschlungen).
Nagler in den Monogrammisten I No. 561
•erw’ähnt ein mit A F (ligiert) B f. bez. Gemälde
„eine Landschmiede“, für dessen Urheber er
B. hält, das aber wahrscheinlicher dem A. F.
Baudewyns zuzuschreiben sein wird. Für
seine Tätigkeit als Maler haben wir vorläufig
keinen anderen Anhalt als die dokumentari-
sche Notiz, daß der „Figurenmaler de Bar-
gas“ 1692/3 als Meister in die St. Lukasgilde
zu Brüssel aufgenommen wurde.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit u. Oeuvre-
verzcichnis). — Journal d. b.-arts 1878 No. 4
p. 31. — Biographie Nat. de Belgique. — A. v.
Wurzbach, Niederl. Kstlerlex. — Mit No-
tizen von H. Hymans. R.
Bargas, Armand, Medailleur der Gegen-
wart, geb. in Paris, Schüler von Mayeux und
Valton, stellte im Salon 1887 1 Porträt und
2 Medaillen, 1902 2 Plaketten, 4 Medaillen
und 1 Bildnis aus.
Forrer, Biogr. dict. of medalüsts. — Kat.
d. Salon. Frtd. Alvin.
Bargas, Paul, Pariser Bildhauer und Me-
dailleur der Gegenwart, Schüler von Vimonti.
Er stellte im Salon 1901 zwei Porträtmedail-
lons der MM. di Marso und Chevalier und
1903 eine Bildnisplakette der Mme Madeleine
Tellier aus.
Forrer, Biogr. dict. of medalüsts.
Frtd. Alvin.
Bargellesi, F 1 o r i a n o, italien. Steinmetz,
tätig in Bologna, wo er 1545 beim Baue des
Klosters S. Giovanni in Monte erwähnt wird;
und zwar hatte er damals (vermutlich unter
der Leitung des Ant. Terribilia) den Bau des
zweiten Klosterhofes vollendet sowie den dem
Refektorium zugewandten Teil des Kloster-
baues. In den damals entstandenen Deko-
rationsskulpturen dieses Baues, von denen
wenigstens ein Teil ihm zuzuschreiben sein
wird, bekundet sich B. als ein korrekter und
gewissenhafter Bildhauer, wenn er auch nur
nach Modellen des Terribilia gearbeitet zu
haben scheint Erhalten sind von diesen Klo-
sterbauten: Eine reich dekorierte Vorhalle,
deren Türumrahmungen an den Architravcn
mit Triglyphen, Metopen, Stierköpfen, Disken
und Schilden (nach dem Muster der von
Peruzzi am Palazzo Massimo in Rom ange-
brachten Wappenschilde) geschmückt sind;
der erste Hof mit doppelter Loggienanlage,
deren Arkadenpfeiler bis zum Dachgesimse
durchgeführt sind, während die Fenster des
Obergeschosses von toskanischen Säulen flan-
kiert werden; ein noch reicherer zweiter Hof
mit ebenfalls zweigeschossigem Arkadcn-
lungange (Erdgeschoß dorisch, Obergeschoß
jonisch), der bekrönt wird von einem dritten
Geschosse mit korinthischen Halbsäulen.
Außerdem sind im Treppenhause und in an-
deren Räumen des Klosters an den architek-
tonischen Bindegliedern aufs feinste in Sand-
stein gemeißelte Ornamentfriese des Cinque-
cento erhalten geblieben, die vermutlich auf
B.s Bildhauerhand zurückzuführen sind.
O. Mazzoni-Tosclli, Mem. etc. di S.
495
Bargellesi — Baric
I
Giov. in Monte (Bologna 1844). — C. Ricci,
Guida di Bologna (1893). — F. Malaguzzi-
Valeri, L’Archit. a Bologna nel Rinasc.
(1899) p. 197 f. ; und in Arch. stör. d. Arte ital.
Ser. II, Vol. III, p. 230. F. Malagussi-Voleri .
Bargellesi, G i r o 1 a m o, italien. Bildhauer,
1520 — 30 in Bologna tätig, nur von Zani, Enc.
met. III 80 erwähnt. R-
Bargellesi, Sigismondo, italien. Bild-
hauer in Bologna, wo er 1524 nach Modellen
des Ercole Leccadcnari einen Teil der Mar-
mordekorationen an den beiden seitlichen Fas-
sadenportalen von S. Petronio ausführte und
um 1550 als Gehilfe des Andrea da Formigine
an den Reliefdekorationen der Portikus von
S. Petronio arbeitete.
Zani, Encicl. III 80. — C. Ricci, Guida di
Bologna (1893). — F. Malaguzzi-Valeri,
L’Archit a Bologna nel Rinasc. (1899) p. 197
u. f. F. Malagussi-V alert.
Bargellesi, Stefano, italien. Steinmetz
der 1. Hälfte des 16. Jahrh. in Bologna.
O. M o t h c s, Die Baukunst des Mittelalt in
Italien (1883) p. 499, Anm. R.
Bargellini, Sigismondo, Bildh. in Bo-
logna, 1504 urkundlich erwähnt. Vielleicht
identisch mit Sig. Bargellesi.
Rep. f. K.-W. XXII 299.
Bargelloso, s. Bargellesi.
Bargen, Cordt, Glockengießer, goß laut
Inschrift 1597 eine Glocke für Sack bei Al-
feld a. d. Leine.
M i t h o f f, Mittclaltcrl. Kstler. u. Werkmstr.
Niedersachs. u. Westf. 1885. H. V.
Bargiacchi, F 1 a m i n i o, reproduzierender
Kupferstecher des 19. Jahrh. zu Florenz,
Schüler des Perfetti.
Meyer, Kstlerlex. III. H. V.
Bargigli, Paolo, italien. Architekt, geb. in
Livorno in der 2. Hälfte des 18. Jahrh. Zu
Beginn des 19. Jahrh. wurde er, nachdem
er laut Alizeris Angabe vorher „architetto
del Consolato Romano“ gewesen war, von
der Fürstin Elisa Baciocchi als Lehrer für
Architektur und Ornamentzeichnen an die
Kunstakademie zu Carrara berufen, wo er
dann 1809 als Nachfolger Fantonis zum Se-
kretär ernannt wurde. In dieser Stellung
blieb er bis 1814; einige Jahre später starb
er. Seinen ausgezeichneten Ruf scheint er
mehr seiner Lehrtätigkeit, als eigenen Arbei-
ten von künstlerischem Wert zu verdanken
gehabt zu haben.
Campori, Mem. biogr. di Carrara (1873) p.
281. — A 1 i z e r i, Not dei Prof. d. Dis. in Li-
guria dalla fondaz. d. Accad. (1864 ff.), III 37 f.
Dr. M. Maffii.
Bargman, H i n r i c h, Glockengießer zu
Hannover, goß laut Inschrift 1510 die große
Glocke für den Dora zu Verden und wahr-
scheinlich auch die aus demselben Jahre stam-
mende Cäcilicnglocke daselbst.
Mithoff, Mittelalterl. Kstler. u. Werkmstr.
Niedersachs. u. Westf. 1885. H. V.
BargnoLa, G i a c o m o, s. Paracca, Giov.
Giac.
Bargone (Barcone), Giacomo (von eini-
gen irrtümlich Barbone genannt), Dekora-
tionsmaler von Ruf in Genua, Ende des 16.
und Anfang des 17. Jahrh.
Lanzi, Storia pittor. d. Italia, V. Ausg. 1S34
V 249. H. V.
Bargue, Charles, Maler und Lithograph,
geb. zu Paris, f 1883; er war ursprünglich
Genremaler unter der Leitung von J. L. Ge-
röme, aber er stellte niemals Bilder im Salon
aus. Bald wendete er sich der Lithographie
zu und erhielt bei den Ausstellungen von 1S67
und 1868 Medaillen für seine nach Zeichnun-
gen alter und moderner Meister ausgeführten
Arbeiten. Die Lithographien nach den Genre-
bildern Ed. de Beaumonts gehören zu den
besten seiner Arbeiten. Seine Malerei fand
aber auch Liebhaber, wie man nach hohen
Preisbewertungen annehmen muß. So brachte
ein Bild von ihm: Flötenbläser, vente Pillet
1881, 30 000 Frcs. Gemälde von Bargue be-
finden sich in der Sammlung C. L. Wolf in
New York und in der Sammlung W. H. Van-
derbilt: Die Wache in Algier, der Künstler
und sein Modell, Die Almeh.
Von seinen lithographischen Publikationen
seien genannt: 1) Cours de dessin execute
avec le concours de J. L. Geröme. 1. Partie:
Modcles d’apres la bosse. 70 pl. 2. Partie:
Modeles d’apres les maitres de toutes les
epoques et de toutes les ecoles. 67 pl. Paris,
Goupil. Fol. — 2) Exercices au fusain pour
preparer ä l’etude de l’academie d’apres na-
ture. 60 pl. Paris, Goupil 1870, fol.
Bellier-Auvray, Dict. u. Suppl. —
Meyer, Kstlerlex. — B c r a 1 d i, Les Graveurs
de XI Xe siiclc. — Gazette d. b.-arts Ie Per. XXIII
263, XXIV 118. G. Geffroy.
Bargucs, Jean de, Schreiber, Illuminator
und Buchbinder, tätig in Troyes 14S0 — 86.
Nouv. Archiv, de l’art fran$. IX 49.
Bari, Johann Christoph, Kupfer-
stecher zu Regensburg, stach um 1625 nach
der Zeichnung eines Monogrammisten S. C.
(Simon Cato) eine Ansicht von Karlsbad in
Vogelperspektive.
Nagler, Monogr. II No. 245. H. V.
Bari, Niccolö da, s. Area, Nie. dall’.
Bari, Peter, Maler in Polen in der ersten
Hälfte des 17. Jahrh., ohne Zweifel italien.
Herkunft, vielleicht aus Bari. Er malte Altar-
bilder für die Kapuziner-Kirche in Krakau,
in welcher sich auch sein Grabmal befindet.
S. C i a m p i, Viaggio in Polonia 135 (Firenze
1831). — Derselbe, Bibliographia critica II 245.
— Rastawieck i, Slownik mal. polskich
I 48. Dr. Georg Graf MycielskL
Bari, s. auch damit verbundene Vornamen
und Bary.
Baric, Jules Jean Antoine, Kari-
katurenzeichner, geb. 1830 in St. Catherine
de Fierbois (Indrc-et-Loire), + am 27. 6. 1905
in Monnnaie (Indre-et-Loire). In Tours er-
zogen, erst Postbeamter, ging dann nach
Paris und wurde seit 1857 Illustrator der
496
d
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Baricolo — Barile
Witzblätter „Petit Journal pour rire“ und des
.Journal amüsant“ und bildete sich zu einem
der fruchtbarsten und schärfsten französischen
Karikaturisten aus. Von seinen Einzclpubli-
kationen sind die geschätztesten die Proverbes
travestis und Baliverncs militaircs (1857), die
Parodie der Miserables von Victor Hugo
(1802) „un tour au salon“ (1865) und die
Parodie de Quatre-Vingt-Treize von Victor
Hugo (1874).
Auch für das Theater ist er als Mitver-
fasser von Revuen und Operetten tätig ge-
wesen und hat selbst ein Drama in 5 Akten:
La tete noire, mit Musik von Laurent de Rille
geschrieben.
Chronique d. arts 1905, 198 (Nekrolog). —
Bulletin de l'art ancien et moderne 1905, 204
(Nekrolog). — M. Legrand, Jules Baric et
ses paysans, in der Revue de Bien I, IX.
G. Geffroy.
Baricolo, F., Maler in Paris im 18. Jahrh.,
fertigte nach J. S. Duplessis die Kopie des
Brustbildes Benj. Franklins, die sich jetzt in
der National Portrait Gallery in London be-
findet ; abgeb. in L. Custs Catalogue I 289. **
Barier (Barrier), Franqois Julien,
Edelsteinschneider, geb. am 31. 1. 1680 zu
Laval als Sohn eines später zu Paris arbeiten-
den Goldschmiedes und Schmelzmalers, führte
in Hoch- und Tiefschnitt Köpfe nach An-
tiken, Bildnisse nach dem Leben, die sehr ge-
schätzt waren, Figuren, Tiere und reiche
Kompositionen aus. Er war in technischer
Beziehung sehr geschickt und er wußte ganz
kleine Figuren, besonders auf Karneol- und
Achat-Vasen, mit großer Deutlichkeit zu
schneiden; doch fehlte es ihm dabei an Si-
cherheit der Zeichnung. Viele seiner Ar-
beiten kamen in den Besitz des Königs Lud-
wig XV., welcher ihn zum Hof-Edclstcin-
schneidcr ernannte. Der Künstler starb am
12. 5. 1746 zu Paris. Von seinen Arbeiten
sind hervorzuheben : 1) Weibliches Brust-
bild, mit Weinblättcrkranz im Haar (Bac-
chantin?). Bez. BA. — 2) Fontenelle, Bild-
niskopf. — 3) Bildnis des Marchese Rangoni,
Gesandten des Herzogs von Modena am fran-
zös. Hofe. (Besonders gerühmte Arbeit.) —
4) Vase mit der Darstellung von Venus und
Amor u. mit aus Sirenen gebildeten Henkeln.
Mari et t e, Trait6 des pierres grav£es. Pa-
ris 1750. I 149. — Giulianelli, Memorie etc.,
p. 72. — L e t u r c q, Notice sur Jacques Guay
etc., Paris 1873, p. 38—39. — L. Forrer, Biogr.
Dict. of Medallists etc. I 1904. — Bücher, Ge-
schichte der techn. Künste, Stuttg., 1875, p. 350
(im Abschnitt „Glyptik“ von Hermann Rollett).
— Manuscr. H. Rollett.
Barier, Jacques. Werkmeister am Bau
der Kathedrale zu Le Mans, wo sich außen
an der Galerie des um 1420 erbauten Nord-
giebels sein Name eingchaucn findet.
Esnault, Dict. d. artist. manceaux. 1899.
H. V.
Barier, s. auch Barrier.
Barigiani, Sismondo (oder Giocondo)
di Vincenzo, Maler in Perugia 1613.
Rass. Bibi. d. arte ital. II 212, 215.
Barigioni, Filippo, Architekt und Bild-
hauer, geb. 1690 in Rom, f ebenda 1753, angeb-
lich Schüler Matteo Rossis. Erbaute verschie-
dene öffentliche Gebäude in Rom; in der
Peterskirche daselbst ist von ihm die Statue
des hl. Norbert und das Grabmal der Maria
Clcmentina Sobieska. Die Katafalke für die
Excquien beim Tode der Päpste Clemens XI.,
Innoccnz XIII. u. Clemens XII. in der Pc-
terskirche, sowie der Katafalk für die Leichen-
feier Augusts II., Königs von Polen, in S.
Clcmcnte zu Rom wurden nach seinen Ent-
würfen errichtet. Von ihm ist auch die reich
mit Marmor und Bronze ornamentierte, dem
hl. Franciscus von Paola geweihte Kapelle
des Qucrschiffcs von S. Andrea dclle Fratte
erbaut. 1729 renovierte er die Kirche S. Gre-
gorio dclla Divina Pieta in Rom, 1732 die bis
dahin gotische Kirche di S. Domenico in
Urbino.
Meyer, Kstlerlex. III (mit ält. Lit.). —
A n g e 1 i, Le Chiesc di Roma (hier fälschlich
Barigoni). — E. C a 1 z i n i, Urbino e i suoi
Monum. (1899) p. 92. H. V.
Barigioni, Giannantonio, Maler und
Zeichner in Rom, um 1696 — 1706 (nach Zani,
Enc. met. III 81), malte Allegorien, Madon-
nen, Heilige und Porträts.
Heinecken, Dict. d. Artistes. 1788. II.
(mehrere Arbeiten aufgeführt). H. V.
Bariglietto, Antoine, Maler ; Hofmaler
des Herzogs Karl Emanuel I. von Savoyen,
1603 zuerst erwähnt, 1609 seines Amtes als
„peintre du chätcau de Rivoli“ enthoben und
zum Gouverneur des Schlosses ernannt. Von
Werken seiner Hand ist nichts bekannt.
Mem. de la Societe Savoisienne T. XV 2,
p. 216.
Bariglione, A Scan io, Maler des 17. Jahrh.
in Rom.
M i s s i r i n i, Storia d. rom. Accad. di S.
Luca p. 462.
Barile (Barili), Antonio (di Neri di An-
tonio), geb. in Siena am 12. 8. 1453, f am 20.
2. 1516, berühmter Holzschnitzer und Intar-
sialor. Seine Arbeiten, namentlich seine
durch reiche und phantasievolle Erfindung,
durch Eleganz und Kraft der Formen und
Feinheit der technischen Behandlung gleich
ausgezeichneten Intarsien gehören zu den
vorzüglichsten Leistungen im Gebiete der
Dekorationskunst der Rcnaissancczcit. Über
die Lebensverhältnisse des Künstlers ist
wenig bekannt; er war mit Maddalena di
Domcnico dcl Rossi vermählt, von der er
vier Kinder hatte; sein Neffe war der unten
genannte Giovanni B. Hinsichtlich seiner
Tätigkeit wird berichtet, daß er mehrfach
auch mit architektonischen Arbeiten, nament-
lich mit Entwürfen zu Befestigungswerken
beschäftigt war ; 1484 restaurierte er die
KQnstlerlexikon. BJ. II.
497
32
Barile
durch Hochwasser zerstörte Brücke von
Buonconvento, 1485 erhielt er Bezahlung für
das Modell zu einer anderen Brücke, die er
später gemeinschaftlich mit einem Ingenieur
ausführte. 1503, für die Feier der Krönung
Pius’ III. (Franc. Piccolomini), errichtete er
vor dem Palast der Signoria in Siena eine
reich dekorierte Tribüne. Sein erstes be-
deutendes Werk im Gebiet der Holzschnitze-
rei war das Chorgestühl der Taufkapelle des
Doms von Siena, an welchem er während
eines Zeitraums von 19 Jahren (von 1483 —
1602) arbeitete. Gegen Ende des 18. Jahrhun-
derts ward dasselbe wegen seines schadhaf-
ten Zustandes aus der Kapelle entfernt; ein-
zelne Teile desselben befinden sich gegen-
wärtig in der Kirche S. Quirico d’Orcia
(Prov. Siena), eine Intarsientafel mit dem
Selbstbildnis Ant. Barilcs, die zu diesem
Werke gehörte, besitzt das k. k. österr. Mu-
seum für Kunst u. Industrie in Wien. Nach
der ausführlichen von Deila Valle in den
Lcttcre Senesi (s. u.) publizierten Beschrei-
bung Landis zog sich das Stuhlwerk rings
um die Wände des achteckigen Kapellen-
raumes; die Lehne (spalliera) über den Sitz-
bänken war durch Pilaster in neunzehn mit
Intarsien ausgefüllte Felder geteilt, Architrav
und Gesims über den Pilastern mit reichem
Schnitzwerk geziert. Die erwähnte Intarsien-
tafel, die eines der Felder schmückte, trägt
die Inschrift: Hoc ego Antonius Barilis opus
coelo (sic) non penicello (mit dem Messer,
nicht mit dem Pinsel) cxcussi An. Dn.
MCCCCCII. Stellenweise ist die Tafel un-
geschickt restauriert. Näheres über dieselbe
s. in den Mitteilungen des k. k. österr. Mu-
seums für Kuns* und Industrie, XIV. Jahrg.
(1879), No. 160. — Von anderen Arbeiten
Bariles sind zu erwähnen: die Büchergestelle,
die er 1496 im Auftrag des Kardinals Fran-
cesco Piccolomini für die Libreria des Domes
ausführte, die Ergänzung des Stuhlwerks im
Hauptchor des Doms, die ihn 1506 gemein-
schaftlich mit seinem Neffen beschäftigte,
die Lettner der Orgel und der Sängertribüne
des Doms, mit deren Ausführung er und
sein Neffe zugleich mit Giovanni di Pietro
gen. Castelnuovo 1510 beauftragt wurden.
Bald nachher (um 1511) fertigte er die Wand-
bekleidung eines Zimmers im Palast des
Pandolfo Petrucci, von welcher sich 8 un-
gemein reich und zierlich ornamentierte Pi-
laster erhalten haben, die jetzt in der Aka-
demie (Saal 8 u. 9) in Siena aufbewahrt wer-
den. Das Stuhlwerk der Certosa von Mag-
giano, zu dessen Ausführung er und Gio. B.
1611 den Auftrag erhielten, eine mit Intar-
sien, teils architektonischen Perspektiven,
teils Figuren, reich geschmückte Arbeit, ist
vollständig zugrunde gegangen. Besonderen
Ruf hatten die von B. geschnitzten Bilder-
rahmen, von denen Landi a. a. O. mehrere
ausführlich beschreibt. Von einem derselben,
der ein der Familie Savini gehöriges Madon-
nenbild Sodomas einfaßte, besitzt das österr.
Museum das mit Rankenwerk und Greifen
in starkem Relief geschmückte Friesstück,
das auf einem Täfelchen die Bezeichnung
hat: Antonius Barilis Senensis Opus (sic).
Nach einer Bezeichnung an anderer Stelle
stammte diese Arbeit vom Jahr 1501. Im
folgenden Jahre lieferte B. einen Rahmen für
das Altarbild Raffaelinos dcl Garbo in der
Kirche S. Maria degli Angeli vor der Porta
Romana von Siena. (Das Gemälde ist be-
zeichnet: Raphael de Florentia pinxit a. d.
1502.) — Wir erwähnen noch von Arbeiten,
die ihm zugeschrieben werden: in der Nische
des Klosters della Osservanza bei Siena die
verzierten Schränke in der Sakristei, auf
Kosten des Pandolfo Petrucci ausgeführt; in
dem Kloster II Santuccio zu Siena den reich
geschnitzten Rahmen um die „Geburt Christi“
von Pinturicchio, ferner eine kleine Truhe
im Besitze des Municipiums von Siena. Auch
die schönen Schränke in der Sakristei des
Klosters Montoliveto Maggiore in der Nähe
von Siena, vom Jahre 1487, ebenso die fein
geschnitzten Türen der Libreria daselbst
wurden und werden noch bisweilen als ein
Werk des B. angesehen; da aber der nicht
minder berühmte Bildschnitzer und Intarsia-
tor Giovanni da Verona zu den Brüdern des
Ordens gehörte und seit 1476 in jenem Klo-
ster sich aufhielt, werden diese Arbeiten ohne
Zweifel ihm angchören.
V a s a r i - M i 1 a ne s i. III 518 ; IV 409—415;
VI 396 No. 3. — Deila Valle, Lettere Se-
nesi. Venezia e Roma. 1782 — 1786. — Mila-
ne s i, Documenti per la storia dell’ arte Senese,
1856 und Sulla storia d. arte toscana, Siena 1873,
p. 69/70, 160, 176-181. — Finocchietti,
Deila scultura e tarsia in legno. Firenze, 1873.
— Burckhardt, Gesch. der Renaissance in
Italien. 2. Aufl. p. 303, 307, 308, 314, 323. — Mit-
teilungen des k. k. österr. Museums für Kunst
u. Industrie. XIV. Jahrg. No. 166. (Artikel von
Prof. H. v. Tschudi, mit einem Holzschnitt
nach dem oben erwähnten Selbstbildnis A. Ba-
riles und einem Holzschnitt nach dem gleich-
falls oben erwähnten Fries vom Rahmen des
Sodomaschen Gemäldes.) — Guida artistica di
Siena, p. 82, 130, 137, 148, 152, 158. - Bor-
ghesi e Banchi, Nuovi Docum., Appendice
alla racolta dei docum. p. d. G. Milanesi, p. 342,
359, 385/6, 407. — Rivista Storica Beneaittina,
I 31—53, 196 — 225. — Nuova Antologia, vol.
16 fase. 2 p. 467 — 475. — Archivio Storico Ital.
ser. III, tom. X, parte I, p. 178 ff. — Arte e
Storia XXIII 128—131. — Brogi, Inventario
Generale d. oggetti d’arte d. prov. di Siena (1897).
— Calzini c Mazzatinti, Guida di Forli
(1893). — Ricci, Mostra d. antica arte senese;
Catal. generale, Siena 1904. *•
Barile (Barilla oder Barilli), Aurel io,
Maler in Parma, Schüler und Nachahmer
des Franc. Mazzola (il Parmegianino), in
dessen Stil er 1574 — 76 die Cappella dei Ca-
nonici im rechten Seitenschiffe des Domes
sowie die an diese anstoßende Altarkapelle
498
Barile — Barillot
mit Wandgemälden schmückte. Nur diejeni-
gen der letzteren Kapelle sind erhalten ge-
blieben, und zwar sieht man hier die Ge-
stalten der Heiligen Anastasius, Katharina
und Agathe, die letztere an einen Baumstamm
gefesselt, sowie ein Madonnenbild ; in der
Cappella dei Canonici dagegen sind nur noch
Reste der alten Ornamentumrahmungen wahr-
nehmbar. In S. Pietro Martire malte B.
die Glorie der Cappella di S. Croce dell’ In-
quisizionc. Nach Lanzi u. Boni soll B. außer-
dem 1588 in der Steccata-Kirche Malereien
ausgeführt haben.
A f f b, II Parmigianino Servitor di Piazza
1794). — Bertoluzzi, Guida di Parma
1830). — Lanzi, Stör. Pitt. (ediz. IV) IV
102. — Boni, Biogr. d. Art. (1840). — Z a n i,
Encicl. III 85 ; u. Mscr. in Parma, Bibi. Palat.
No. 3622. — Scarabelli-Zunti, Guida di
Parma (Mscr. in Parma, R. Museo). St. Lottici.
Barile, G i a n, Maler in Florenz gegen Ende
des 16. Jahrh., ein Künstler von untergeord-
netem Rang, bekannt nur als erster Lehrer
Andreas dcl Sarto. Milanesi identifiziert ihn
irrtümlicherweise mit dem 1625 in den Flo-
rentiner Malerlisten vorkommenden Giovanni
di maestro Salvi e casagi, genannt Gaiuole,
der erst I486 geboren ist.
Vasari-Milanesi V 7. — Gualandi,
Memorie VI 183. H. V.
Barile, Giovanni, Holzschnitzer und In-
tarsiator, Neffe des Antonio, geb. in Siena,
f daselbst 1529 (?). Die Werke, die er mit
seinem Oheim gemeinschaftlich ausführte, s.
unter Barile, Antonio. Er war namentlich in
geschnitzten Arbeiten berühmt. Um 1614
siedelte er nach Rom über, wo Raffael ihn
kennen lernte. An den Türen der Raffael-
schen Stanzen des Vatikans, die durch eine
besonders schöne Verbindung von Intarsien
mit Schnitzarbeit ausgezeichnet sind, ist die
letztere von B. (in der Zeit von November
1614 bis Oktober 1621, für 6 Dukaten mo-
natlich) nach Zeichnungen Raffaels ausge-
führt. (Die Intarsien sind von Fra Giovanni
Veronese.) Für Raffaels Transfiguration
schnitzte er einen Rahmen, der nicht mehr
vorhanden ist
Vasari-Milanesi, IV 363, 372; V 571.
— Milanesi, Doc. senesi III 42, 147; ders.,
Arte toscana etc., Siena 1873 p. 69, 70, 160,
176—181. — Gaz. d. b.-arts 1879 II 524. — Ar-
chivio Stör. Ital. ser. III, tom. X, parte I, p.
178 ff. ••
Barile, s. auch Barili u. Barilli.
Barilhault, Jean, Maler von Bordeaux, 16.
Jahrh., nur urkundlich bekannt.
Reunion d. Sociites d. beaux-arts. XXI 819.
H. V.
Barili, Salvi d’Andrea di Dome-
nico, Steinmetz von Rovezzano, geb. 1438,
•f 1503. Er war Oberaufschcr am Neubau
der Kirche Santo Spirito in Florenz u. hatte
2 Söhne, Andrea (geb. 1468) und Giovanni
(geb. 1486), die beide Maler waren und am
10. 11. 1617 bez. am 16. 1. 1625 in die Floren-
tiner Malergilde aufgenommen wurden. Letz-
terer wird von Milanesi mit Gian Barile , dem
Lehrer des Andrea dcl Sarto, verwechselt.
Vasari-Milanesi, V 7 Anm. 2. —
Gualandi, Memorie VI 183. H. V.
Barili, s. auch Barile u. Barilli.
Barilla, s. Barile.
Barillari, Bildschnitzer in Serra in Calabrien,
von denen außer Domenico B. namentlich
Michele B. mit Auszeichnung erwähnt wird.
Ein von letzterem 1864 gearbeitetes Madon-
nenrelief wurde von Lenormant seltsamerweise
als spätrömisches Bildwerk aus der Zeit des
Justinian beschrieben und abgebildet.
R. Erculei, Catalogo etc. d'intaglio (Rom
1885) p. 102. — E. Caviglia in Byzant. Zeit-
schr. 1904, p. 294 ff. *
Barille, Jacques, s. Barilli, Giac.
Barillet, E t i e n n e, Gießer in Paris, er-
hält am 17. 4. 1521 Bezahlung für Lieferung
des Chorgitters in die Kirche Notre-Dame
daselbst.
Nouv. arebiv. de l’art fran q. 3e sir. III 1887
p. 90/1. H. V.
Barilli, C e c r o p e, italien. Maler, geb. in
Parma, wo er als Akademielehrer tätig ist;
stellte 1883 in Parma, 1885 in Turin, 1888 in
Bologna, 1896 in Genua Genregcmälde aus.
Gubernatis, Diz. d. Art Ital. Viventi
(1889). N. Tarchiani.
Barilli, Giacomo (Jacques Barille ), De-
korationsmaler aus der Schule der Bibbiena.
Trat 1701 mit Franc. Galli da Bibbiena in den
Dienst des Vizekönigs von Neapel ; 1703 —
1706 war er an der Ausmalung der Gemächer
im Palazzo Farnese zu Colorno beteiligt und
1710 — 1722 in Nancy tätig. Er malte daselbst
zahlreiche Paläste und Theater aus, darunter
die in einen Theatersaal umgewandelte salle
des machines (1710), die hotels Mahuct und
Lupcourt (1712) und die Chapelle du College
(1717), letztere gemeinschaftlich mit Claude
Charles, der die Figuren und Blumen lieferte.
R6un. d. Soc. d. beaux-arts. XXIII 403. — G.
Lombard i, La Versailles dei Famesi. H. V.
Barilli, s. auch Barile u. Barili.
Barillot (Barillat, Barillet), Bildnismaler in
Angers, Anfang des 18. Jahrh., wurde vom
Stadtrat daselbst häufig mit der Ausführung
von Bürgermeister- oder Schöffenporträts für
die salle d’honneur des Stadthauses beauf-
tragt (Delaunay und Romain 1725, Olivier
und Rousseau de Pantigny 1726, Portelise,
Delorme, Crosnier, Trioche de Boispineau
1727). Das Museum zu Angers besitzt von
ihm das Porträt von Claude Pocquet de Li-
vonnierc.
C. Port, Les artistes angevins. 1881. — Inv.
d. rieb, d’art de la France. Prov. monum. civ.
III 298/9. H. V.
Barillot, Leon, Maler, geb. in Montigny-
Ics-Bains (Lothringen) 1844, war in seiner
Vaterstadt Schüler von C. Cathelinaux, de-
bütierte dann im Pariser Salon 1869, nachdem
Barillot — Barisanus
er noch Bonnats Atelier besucht hatte. Er
machte sich besonders als Tiermaler bekannt
Sein Gemälde: Le guc de Las-Laudies (1878)
wurde auf der Ausst. in Melbourne mit einer
Medaille ausgezeichnet. Seine Motive fand
er nacheinander in Haute Marne, Lothringen,
Somme und in der Niedernormandie. — Seine
Bilder zeigen einen klaren, lichten Ton und
eine sehr eingehende Durchführung. Bei der
Wiedergabe der Tiere, besonders der Kühe,
trägt der Künstler Sorge, die verschiedenen
Tierrassen immer genau in diejenige Natur-
umgebung zu stellen, in der man sie gewöhn-
lich findet: Sologne, Charolais, Normandie
oder Dombes. Er exzelliert in der Darstel-
lung der Wiederkäuer auf den grasigen und
feuchten Wiesen, er weiß sie in der Munter-
keit des Morgens, in der Melancholie des
Abends zu geben. Die Kühe, die roten,
weißen, schwarzen, scheckigen, die dahin-
zichen oder im hohen Grase am Saume der
Weidenreihe ruhen, zeigen ein langsames Ge-
haben oder gähnen ernst, und ihre starren
Augen reflektieren die Ruhe der Dinge, die
sie umgeben. — Solche Bilder B.s gehen jetzt
unter in der Überfülle der jährlichen Salons,
aber man wird sic später schätzen wegen ihrer
einsichtigen Wahrheitsliebe und ihrer feinen
und harmonievollen Poesie.
Hauptwerke von ihm sind: Les etangs de
St. Paul de Varax (Ain) (Museum von
Amiens) ; La barriere (Museum zu Rouen) ;
Matinee d’ete (Mus. zu Lille); Bergeres Lor-
raincs (Mus. du Luxembourg) ; Embarque-
ment de bestiaux au marais Poitcvin (Mus.
zu Nancy).
Außer Gemälden hat B. auch Radierungen
in die Salons geschickt, von denen genannt
seien: Verhungerte Pferde vor Metz (Salon
1872) und einige vortrefflich radierte Wieder-
gaben seiner Gemälde.
Seine Biographie in „La galerie contempo-
raine“, herausg. von L. Baschet — Le Dic-
tionnaire illustre des contemporains, herausg.
von E. Dentu. — Bellier-Auvray, Dict.
gen. II Suppl. 38. G. Geffroy.
Barillot- Bonvalet, Mme L e o n i e, Blumen-
malerin in Paris, geb. in Montigny-les-Metz
(Moselle), f am 12. 12. 1901 in Paris, Schü-
lerin von Jules Lefebvre, Benjamin Constant
und ihrem Bruder Leon Barillot, stellte in
den Salons seit 1878 fast alljährlich aus.
Bellier-Auvray, Dict gen., Suppl. (auch
unter Bonvalet). — Chronique des arts 1901. p.
327 (Nekrolog). H. V.
Barilotto (Barilotti, Barlotti), Pietro,
Bildhauer von Faenza. Im Dom zu Faenza
befinden sich zwei von ihm ausgeführtc Grab-
mäler ; das eine — das des Africano Severoli
(f 1522) — „zierlich aufgebaut und deko-
riert“, trägt die Inschrift: Petrus Barilotus
Favcntinus fccit 1528, das andere — das des
Giovanbatt. Bosi — , das bereits späte Renais-
sanceformen zeigt, die Inschrift: Petrus Bari-
lottus Civis Favcntinus facicbat 1542.
Zani, Enc. met III 82. — Burckhardt,
Cicerone. — Rass. bibl. d. arte ital. II (1899)
2, 5. H. V.
Barina, Juan, Goldschmied in Barcelona
am Ende des 15. Jahrh. Im dort. Innungsar-
chiv die Zeichnung seines Meisterstücks (ab-
gcbildct bei Davillicr).
V i n a z a, Adic. I 22. — D a v i 1 1 i e r, Re-
cherches pl. 1. M. v. B.
Barinci, Giovanni Battist a, Bildhauer
und Bronzearbeitcr in der 1. Hälfte des 17.
Jahrh., geb. in Siena. Er ging 1620 mit G. B.
Cresccnzi, dem Philipp III. den Bau der Kö-
nigsgruft (des „Pantheon“) im Eskorial über-
tragen hatte, nach Spanien und war bei der
plastischen Ausschmückung derselben be-
schäftigt.
Zani, Encicl. met. III 82. — B e r m u d e z,
Dicc. — Meyer, Katlerlex. H. V.
Barinelli, N i c c o 1 ö, Bildhauer in Forli, wo
er nach Cignani — vermutlich 1786 beim Um-
baue der Pfarrkirche S. Mercuriale — die
Marmorskulpturcn in der Kapelle zur Linken
des Hochaltares ausführte.
C. Cignani, Cenni stör. ccc. d. cittä di
Forli (1838) p. 25.
Barjolle, französ. Bildhauer in Rouen, wo
er 1731 nach den Zeichnungen des Architek-
ten Jcan-Picrrc Defrance den Altarvorsatz
und das Tabernakel der Kirche St. Jean aus-
geführt hat.
B a u c h a 1, Dict. des Architectes francais
(1887) p. 161. S. Lami.
Barjon, Victor, französ. Maler, geb. am
12. 12. 1845 in Moirans (Isere), ließ sich,
nachdem er 14 Jahre lang mit dem Maler J.
A. Achard aus der Dauphine zusammen-
gearbeitet hatte, 1887 in Lyon nieder, wo er
in demselben Jahre ein: Dans le ruisseau de
Morgcs ä Moirans betiteltes Gemälde im Sa-
lon ausstelitc, das er 1886 schon im Salon
de Paris gezeigt hatte. Seitdem sah man von
ihm in den Lyoner Salons alljährlich Land-
schaften von der Loire und aus der Bretagne
sowie Marinen von der Küste des Mittel-
ländischen Meeres, und zwar sowohl in öl-,
Aquarell- und Pastell-Malerei, wie in Feder-
zeichnung. Auch hat er ca. 40 Blatt Radie-
rungen geschaffen. Seine Gemälde haben
Luft und Licht. Er ist übrigens auch der
Erfinder eines Verfahrens, durch das Zeich-
nungen in Ätztechnik faksimiliert werden
können. Seine Signatur ist: Vor Barjon.
E. V.
Barisanus da T r a n i, süditalien. Bildhauer
u. Erzgießer der 2. Hälfte des 12. Jahrh..
Schöpfer der 3 zweiflügeligen Bronzetüren an
den Domkirchen zu Trani, Ravello und Mon-
rcale. Die älteste ist diejenige von Trani.
Sic besteht aus zwei Eichcnholzflügeln, auf
die 32 durch schmale Tierfriese voneinander
getrennte Bronzcplatten aufgenagelt wurden.
Soo
Bariscord — Barisien
Die Darstellungen dieser in 8 Querreihen zu
je 4 Reliefs angeordneten Bronzeplatten zei-
gen (von oben beginnend) : 2 kniende Engel
und dazwischen den Erlöser und den Evang.
Matthäus; die Madonna, Apostel Petrus, Pro-
phet Elias, Johannes d. Täufer; Apostel Si-
mon, die Anastasis, Evang. Johannes, Apostel
Paulus; Evang. Markus, Apostel Andreas,
Simon und Bartholomäus; St. Nikolaus (mit
dem daneben knienden Schöpfer der Reliefs),
die Grablegung, St. Georg mit dem Drachen,
St. Eustachius; 2 Trophäen und 2 Armbrust-
schätzen; 2 Paare von Kämpfenden, 1 Tro-
phäe und einen Armbrustschützen. Neben
der erwähnten Bildnisfigur des Künstlers liest
man die Inschrift: Barisanus Tran, me fecit.
— Die Türflügel von Ravello sind mit 54 in
9 Reihen zu je 6 Reliefs angeordneten Bronze-
platten geschmückt. Die Darstellungen dieser
Reliefs zeigen (von oben beginnend) : Zwi-
schen 2 knienden Engeln 2 Erlöserfiguren,
den Verkündigungsengel und die Maria;
Apostel Thomas, Kreuzabnahme zweimal, da-
zwischen die Evangelisten Johannes und Mat-
thäus, Apostel Simon; Evang. Markus, Auf-
erstehung Christi zweimal, dazwischen die
Apostel Petrus und Filippus, Apostel Bar-
tholomäus; Apostel Thomas und Bartholo-
mäus, St. Nikolaus zweimal, Apostel Philip-
pus und Petrus ; Johannes d. Täufer, Ma-
donna mit Christkind dreimal, Prophet Elias,
St. Eustachius ; Prophet Elias, St. Georg drei-
mal, Apostel Paulus, St. Eustachius; 3 Arm-
bi ustschützen in unregelmäßigem Wechsel
mit 3 Paaren von Kämpfenden; endlich in
den beiden letzten Reihen Trophäen mit Grei-
fen und Löwen. — Die Türflügel des Nord-
portales am Dom zu Monreale sind weniger
reich ornamentiert und nur mit 28 Bronze-
platten bekleidet, die in 7 Reihen zu je 4 Re-
liefs angeordnet wurden ; und zwar zeigen sie
(von oben beginnend) : 2 Erlöscrfiguren zwi-
schen zwei ihnen zugewandten Darstellungen
Johannes d. Täufers; Kreuzabnahme, Auf-
erstehung Christi, Madonna mit Christkind
und St. Nikolaus von Bari (mit der Inschrift
„Barisanus Tranensis me fecit“) ; St. Georg
und St. Eustachius; einen jugendlichen Her-
kules, einen Armbrustschützen, ein Wappen
und anderes.
Häufig begegnen wir auf diesen drei Dom-
türen (und mehrfach sogar auf ein und der-
selben Tür) identischen Wiederholungen der
einzelnen Darstellungsmotive; offenbar wur-
den derartige Wiederholungen sämtlich aus
der gleichen Form gegossen. Datiert ist nur
die Tür von Ravello, und zwar wurde sie laut
Inschrift 1179 im Aufträge des Patriziers
Sergio Muscetola ausgeführt. Etwa 4 Jahre
früher entstand die Tür von Trani; erst spä-
ter dagegen diejenige von Monreale: vermut-
lich gleichzeitig mit der 1180 vom Pisaner
Bonannus vollendeten zweiten Domtür von
Monreale. Ein Vergleich der Türen des Ba-
risanus und des Bonannus ergibt wesentliche
und interessante Stilunterschiede : Der Pi-
saner verschmäht fast jegliche Ornamcntie-
rung und beschränkt sich darauf, die Um-
rahmungen mit einfachen Akanthusvolutcn zu
schmücken ; der Apulier dagegen legt größe-
res Gewicht auf die Ornamenticrung als auf
die figürlichen Kompositionen, die er ungc-
scheut in schematischen Repliken anbringt, um
dafür die Laubwerkumrahmungen um so sorg-
fältiger und reicher durchzubilden. Seine
Kentauren, Pfcilschützcn, Sirenen usw. sind
byzantinischen Metallarbciten und Elfenbein-
schnitzereien entlehnt, und auch seine religiö-
sen Reliefdarstellungen geben sich in ikono-
graphischer wie in stilistischer Hinsicht als
genaue Wiederholungen byzantinischer Vor-
bilder zu erkennen. Auf einigen der Bronze-
platten an den Türflügeln von Trani und Ra-
vello wurden sogar die griechischen Inschrif-
ten beibehalten. Augenscheinlich bestand die
künstlerische Tätigkeit des Barisanus in der
Hauptsache darin, von den in seinem Besitze
befindlichen Formen eine größere Anzahl von
Reliefabgüssen herzustcllen und diese dann
(ohne besondere Rücksicht auf die logische
Reihenfolge der Darstellungen oder auf et-
waige Wiederholungen) auf die hölzernen
Türflügel aufzunagcln.
Schulz, Dcnkm. der Kunst usw. in Unter-
italien. — Palmarini in L’Arte 1898, p. 15-
26 (mit Abb.). — Bertaux, L'Art dans l'Italie
Meridionale (Paris, 1904) p. 418—423. — Arch.
storico d. Arte I 24 f . ; II 257. — Arch. stör,
ital., scr. III, vol. XVI, p. 324. — Napoli Nobi-
liss. V 85; VII 63. — A. Venturi, Storia d.
arte II 566 ff. A. Muüos.
Bariscord, Jcan-Bleycr de, Ornament-
und Wappcnmaler aus Lothringen, seit 1572
in Nancy ansässig, wo er an den Malereien in
der Galerie des Cerfs und in den Gemächern
des herzogl. Palastes mit tätig war. 1593 ist
er für die aus Anlaß der Hochzeit der Prin-
zessin Elisabeth mit Herzog Maximilian von
Bayern stattfindenden Hoffeierlichkeiten da-
selbst beschäftigt. Er ist in Nancy ferner
1C12, 1613 und 1618 urkundlich nachweisbar.
Reunion d. Societes d. bcaux-arts. XXIII 403.
— B e r a r d, Dict. biogr. d. Artistes fran$. 1872.
H. V.
Barisei, französ. Holzschnitzerfamilie in
Bethune, deren Mitglieder sind : Jean, tätig
um 1465 ; dessen beide Söhne : Florent und
Mathieu, die 1492 gemeinschaftlich das Chor-
gestühl der Kirche Saint-Barthelemy daselbst
anfertigten ; endlich Nyet, Sohn und Schüler
von Florent, tätig um 1509.
L a m i, Dict. d. sculpteurs etc. 1898. H, V.
Barisiel, Jean, Maler in Cambrai 1421 bis
1122, nur urkundlich bekannt.
Reunion d. Societes d. beaux-arts. XII 440.
Barisien, Friedrich Hartmann, Por-
trätmaler, geb. am 13./27. 2. 1724 in Koburg,
f am 19./80. 8. 1796 in Mitau, erhielt seine
50i
1
Barisini — Barker
künstlerische Ausbildung in Dresden. 1760
folgte er der Aufforderung eines russ. Edel-
manncs nach Astrachan, kam 1767 nach Riga,
wo er sich als Porträtmaler beschäftigte, und
1770 an den herzogl. kurländischcn Hof als
Hofmaler. Im Mus. zu Mitau eine große An-
zahl seiner Porträts, viele in Privatbes. und
in den Rigaschen Mus. Mehrere seiner Por-
träts wurden von Joh. Fried. Martin in Stock-
holm gestochen. 1786 erteilte ihm die Peters-
burger Akad. für das Bild der 102 Jahre
alten Frau des Rigaschen Brandmeisters Link,
die er mit einem verlöschenden Licht in der
Hand dargestellt hatte, den Künstlergrad. In
Deutschland ist bisher nur eine Jugendarbeit,
das Porträt des Grafen Johann Christian v.
Hennicke in der Kirche zu Wiederau bei
Pegau in Sachsen nachgewiesen. 1783 malte
er die Dekorationen zur Oper Cyrus u. Kas-
sandra für das herzogl. Hoftheater. Im her-
zogl. Schloß zu Mitau befanden sich Decken-
gemälde von ihm ; im ehemaligen herzogl.
Schloß zu Ruhental (jetzt in Gräfl. Schuwal-
lowschcm Bes.) werden ihm die Deckenmale-
reien in 10 Zimmern zugeschrieben.
Meyer, Kstlerlex. — Bau- u. Kunstdenk-
mäler in Sachsen. XV 118. — Sitzgsber. der
kurländ. Ges. f. Lit u. Kunst. 1866. p. 44.
W. Neumann.
Barisini, Barisino dei, Maler in Mo-
dena, f 1343, Vater des Tommaso da Modena.
Fedcricis Identifikation Barisinos mit dem
Treviscr Maler Buzacarino ist durch neuere
Dokumentenfunde widerlegt.
G. B e r t o n i e E. P. V i c i n i, Tommaso da
Modena, in Atti e Memorie d. R. Dcput. di Sto-
ria patria p. 1. prov. Modenesi, scr. V vol. III
(1903). •*
Barisini, s. auch Tommaso da Modena und
Bonifacio di Tommaso.
Barison, Giuseppe, italien. Genremaler
in Triest, gcb. daselbst am 6. 9. 1853, Schüler
der Wiener Akademie unter Prof. Ed. v.
Engerth. Seine häufig Motive aus Venedig
behandelnden Bilder sind trefflich beobachtet.
Er stellte in Berlin (1884, 1886), in München
(1888, 1900, 1901, 1907) und in Wien (intern.
Jubil.-Ausstell. 1888) aus. Zwei Arbeiten
von ihm: „Heitere Lektüre" und „Erwartung"
kamen mit der ehemaligen Sammlung Zeller
in Prag 1906 in Berlin zur Versteigerung.
Ein anderes Bild „Venezianische Familie“ be-
wahrt die Stuttgarter Gemäldesammlung.
F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh.
II - Zeitschr. f. bild. Kst. XXIII 231. — Kst.-
Chronik IX 741, XVII 632, XIX 352, XXII
553. H. V.
Barizeu (Baryzcu), Jan, Bildschnitzer,
wird 1499 als Freimcister in die S. Lukas-
gildc zu Antwerpen aufgenommen.
Liggeren I 32, 54, 67, 70, 115. H. V.
Barizon, Robert Louis, Maler in Paris,
Bruder des 178S daselbst verstorbenen „peintre
en rubans" Jean Antoine Marie B., nur ur-
kundlich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’art frans. 2 Sdrie. VI 212.
H. V.
Bark (Barch), Klaus, Maler, erhält 1611
die Bezahlung von 18 Tlr. 24 Groschen für
Arbeiten im Innern der Schloßkapelle zu Got-
torf bei Schleswig.
Bau- u. Kstdenkm. d. Prov. Schleswig-Hol-
stein. II 354, III 1. Teil, Nachtrag p. 15. Reg.
p. 18. H. V.
Bark, s. auch Barck.
Barkenman, Willem, vläm. Gießer. Von
ihm ein bezcichncter und 1436 datierter Apo-
thekermörser im Musec de la porte de Hai
in Brüssel.
Champeaux, Dict. d. fondeurs etc. 1886.
H. V.
Barkentin, Hanss, 1598 Maler zu Ham-
burg, 1611 Ältermann des Maleramts, f am
4. 2. 1624.
Hambg. Zeitschr., N. Folge II 356. E. Benesf.
Barkentin and Slater, Bronzegießer in Lon-
don um 1804. Von ihnen eine reliefierte, ver-
goldete und versilberte Tischglocke im South-
Kensington Mus. *•
Barkenwerd, s. Backcrwerd.
Barker, Benjamin, d. Ä., engl. Pferde-
maler, seinerzeit geschätzt wegen seiner
Pferdeporträts, geb. in Newark, f am 12. 6.
1793 in Bristol.
Redgrave, Dict. of artists. •*
Barker, Benjamin, d. J., engl. Land-
schaftsmaler, Bruder des Thomas, geb. 1776,
f am 2. 3. 1838 in Totness (Devonshire), tätig
in Bath, stellte 1800 — 1831 gelegentlich in der
Roy. Academy und regelmäßig in der Water-
Colour Society seine verdienstvollen, aber
etwas altmodischen Landschaftskompositionen
(sowohl Ölmalerei als Aquarelle) aus. —
Theodore Fielding hat 48 derselben in Aqua-
tinta reproduziert. Mehrere seiner Aquarelle
befinden sich im South-Kcnsington Mus.
The Art Union 1843 p. 36. — R e d g r a v e,
Dict. of Artists und Descript. Catal. of the hi-
stor. Coli, of Water-Colour Paintings in the
South Kensington Mus. (1877) p. 74/5. — J. L.
R o g e t, Hist, of old Water-Colour Society I
395. — Graves, The Roy. Acad. of Arts, I
113. ••
Barker, Henry Aston, engl. Panoramen-
maler, geb. in Glasgow 1774, Sohn Robert
B.s, f am 19. 7. 1856 in Bitton bei Bristol.
Schüler der R. Academy, befreundet mit Tur-
ner und Robert Kcr Porter. 1792/3 voll-
endete er sein erstes Panoramenbild mit einer
Londoner Ansicht. Die Zeichnungen dazu
gab er in Radierungen (datiert 1792 und 93)
heraus. 1802 war er in Paris und vollendete
dort sein Panorama von Paris; sein letztes
Werk dieser Art war der Krönungszug
Georgs IV. 1822.
J. L. R o g e t, History of the „Old Water-
Colour“ Society I 103 — 5, 112. — Redgrave,
Dict. of artists. — The Art Journal, 1857, 46/7
(Nekrolog). ••
502
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Barker
Barker, J., Porträtmaler in London, stellte
1818 in der R. Academy aus. — Ein Barker,
J. S., war dort ebenfalls mit Historien und
Porträts in den Jahren 1841 — 58 vertreten.
Graves, The Roy. Acad. of Arts I 113. *•
Barker, John Joseph, engl. Genremaler
in Bath, stellte 1835 — 63 in der R. Academy
aus.
Barker, Robert, Panoramenmaler, geb.
1739 zu Keils in Irland, f am 8. 4. 1806 in
Lambeth. Sein erstes noch sehr unvollkom-
menes Panoramenbild war eine Ansicht von
Edinburgh, wo er sich längere Zeit aufhielt;
er stellte dasselbe 1788 in dieser Stadt, im
folgenden Jahr in Glasgow und London aus,
ohne besondere Aufmerksamkeit für seine
interessante Erfindung zu erregen. Später
jedoch erlangte seine in Perspektive u. augen-
täuschender Naturdarstcllung wesentlich ver-
besserte Panoramenmalerei Popularität, na-
mentlich durch die Panoramen von London,
das er von den Albion Mills aufnahm, von
Elba, Athen, Lissabon und der russischen
Flotte bei Spithead. — Nach ihm stach Th.
Gaugain „The wood boy“. Sein Porträt, von
C. Allingham gemalt, ist von J. Flight in
Mezzotinto geschabt.
Germ. Bapst, Essai sur l'histoire des Pa-
noramas et des Dioramas, Paris, Masson 1891.
— S. Hausmann, Die Erfindung der Pano-
ramen (in Kst f. Alle, IV) p. 198 ff. •*
Barker, Samuel, engl. Blumenmaler, f
1727 in jugendlichem Alter. Er war ein Vet-
ter und Schüler von J. van der Banck und
malte zuerst Bildnisse, wandte sich aber bald
der Blumen- und Früchtemalerei zu, wobei
er hauptsächlich Monnoyer nachahmte. —
Nach ihm stach J. Sturt das Bildnis von W.
Addy (Fol.).
Redgrave, Dict. of artists, 1878. — Meyer,
Kstlerlex. H. V.
Barker (genannt Barker von Bath), Tho-
mas, Landschafts-, Porträt- und Genremaler,
Lithogr., Bruder des Benjamin, geb. 1769 zu
Pontypool (Monmouthshire), f am H- 12.
1847 in Bath. Er studierte anfangs haupt-
sächlich nach holländischen Meistern, in den
Jahren 1790 — 93 hielt er sich in Italien auf
und fand in England später besonders mit
seinen genreartigen Bildern Beifall. Darstel-
lungen, wie Der alte Tom, Die Zigeunerin,
Der Holzhauer u. a. wurden damals auf Por-
zellan- und Tongefäßen und selbst in Ge-
weben vielfach nachgebildet. Zu seinen grö-
ßeren Gemälden gehört Das Verhör der Kö-
nigin Karoline von England (mit zahlreichen
Porträts, 1821) ; in seinem Hause malte er
1822 in Fresko den Angriff der Türken auf
Chios. In der Roy. Academy war er von
1791 — 1829 gelegentlich vertreten. Zwei sei-
ner mit Hirten und Herden staffierten Land-
schaften kamen in die National Gallery; zwei
Aquarellskizzen in das South-Kensington Mu-
seum und eine Aquarellskizze ins British Mu-
seum. Von seinen lithogr. Veröffentlichungen
sind zu nennen: 1) Bll. in den Inkunabeln der
engl. Lithographie aus den Jahren 1801 — 1807
Landschaften u. historische Darstellungen.
Qu. Fol. 2) Forty Lithographie impressions,
from drawings by T. B., selected of Rustic
Figures after Nature. Fol. Bath 1813.
8) Thirty-two Lithogr. impressions from Pen
drawings of Landscape scenery (nur in 50
Exempl. gedruckt). Fol. Bath 1814.
The Art-Union, 1848 p. 51 (Nekrolog). — P.
Bäte, Thomas Barker of Bath im Connoisseur
X 107—112, XI 76-81, mit Abbildungen. —
Graves, The Roy. Academy of Arts I 114. —
Katal. des South Kensington Mus., des British
Mus., der National Gallery etc. ••
Barker, Thomas Edward, engl. Pano-
ramenmaler, ältester Sohn Roberts B., tätig
anfangs für seinen Vater, seit 1802 in Ge-
meinschaft mit R. Rcinagcl. Außer Pano-
ramen hat er gelegentlich auch Seestücke ge-
malt wie A Fresh Breeze und Weymouth
Harbour, die er 1800 und 1801 in der Roy.
Academy ausstcllte.
J. L. R o g e t, Hist, of the old Water Colour
Society, I 537. — Graves, The R. Acad. of
Arts, I 114. **
Barker, Thomas Jones, Schlachten-
maler, geb. zu Bath 1815, f zu Haverstock
Hill am 29. 3. 1882, Sohn u. Schüler des Tho-
mas B. 19 Jahre alt ging er nach Paris, wo
er im Atelier Horace Vcrnets arbeitete, dem
er sich im Stil seiner Darstellungen und in
der Wahl der Gegenstände am nächsten an-
schloß. In der Zeit von 1835 — 1845, wo er
nach England zurückkehrte, waren von ihm
in den Pariser Salons zahlreiche Bilder aus-
gestellt. Eines seiner Hauptwerke aus dieser
Zeit, im Auftrag Louis Philippes ausgeführt,
war Der Tod Ludwigs XIV. (1848 bei der
Plünderung des Palais Royal zerstört), ein an-
deres, für das er das Kreuz der Ehrenlegion
erhielt, Die Braut des Todes, für die Prin-
zessin Maria gemalt. Die bedeutendsten un-
ter seinen späteren Arbeiten, wegen deren
man ihn den engl. Horace Vemet nannte,
waren fast ausschließlich Kriegsszenen und
Schlachtcnbilder : Napoleon nach der Schlacht
bei Bassano, Die Begegnung Wellingtons und
Blüchers bei Waterloo, Wellingtons Übergang
über die Pyrenäen, eine Episode aus Welling-
tons Einnahme von Pamplona, Die verbünde-
ten Generale vor Sebastopol, Die Räumung
von Kars, Die Belagerung von Lucknow.
Mehr genreartige Schilderungen waren „Sal-
vator Rosa unter den Räubern“ und „Das
Rennen auf dem Corso in Rom“, welches
letztere Bild namentlich wegen der trefflichen
Darstellung der Pferde gerühmt wird. 1870 —
71 befand er sich auf den Hauptschauplätzen
des deutsch-französischen Krieges, aus wel-
chem er verschiedene Vorgänge geschildert
hat (den Angriff preußischer Kürassiere auf
Chasseurs d’Afrique bei Vionville, Napoleon
503
“■•"□I
Barker — Barläum
nach der Schlacht bei Sedan, Herrenlose
Pferde nach dieser Schlacht zwischen den
Leichen ihrer Reiter). — Von anderen Bil-
dern des Künstlers sind noch zu nennen: „A
Poacher’s Cottage in the Olden Time“ (von
1871), „Balaklava; One of the Six Hundred“
(von 1874), „The Return through the Valley
of Death“ (von 1870). Von 1845 — 1876 war
er fast regelmäßiger Aussteller in der Roy.
Academy.
Clement and Hutton, Artists of the
19th Century. — The Art Journal 1858, 126 ; 1860,
183; 1861, 253; 1867, 158; 1878, 69—72; 1862,
159. — Graves, The Roy. Acad. of Arts,
I 114. **
Barker, W. B 1 i g h, Blumenmaler in Lon-
don, tätig um 1835—50. — Auch seine Frau
malte Blumen.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, I 115. •*
Barker, William, amerik. Kupferstecher,
um 1705 — 1803 in Philadelphia u. New York
tätig. Stach meist Landkarten. E. Richter.
Barker, W r i g h t (R B A), engl. Maler der
Gegenwart, tätig in Ollerton, Ncwark, stellte
seit 1893 ziemlich regelmäßig in der Roy.
Academy seine einfachen aber eindrucksvollen
Landschaften und Figurenbilder aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, I 115. **
Barkhaus-Wiesenhütten, Charlotte von,
gcb. von Veltheim, Dilettantin im Malen und
Radieren, geb. am 12. 2. 1736 in Frankfurt
a. M., f am 29. 3. 1804 ebenda. Ihre radier-
ten Blättchen, mit Bildnissen oder Genre-
darstellungen sind wenig geschickt gearbei-
tet, auch die von ihr gelegentlich angefertig-
ten gemalten Porträts werden wohl auf glei-
cher Stufe stehen.
B r u 1 1 i o t, Dict. — Le Blanc, Manuel. —
Nagler, Monogr. I No. 2446. — Gwinner,
Kunst u. Künstler in Frankfurt. S. 353. Schrey.
Barlacchi, Francesco, Kupfcrstichvcr-
leger des 16. Jahrh. Seinen Namen vermutet
Nagler, Monogr. II 1936 in der Adresse F.
B. exc. auf einem Stich nach Battista Franco.
P. K.
Barlacchi, T o m m a s o (auch Barlacca, Bar-
lacch, Barlacchio), italien. Kupferstecher und
Verleger des 16. Jahrh., aus Salona (in Dal-
matien) oder Saloniho (Salonichi?) gebürtig.
Er hat in Rom zahlreiche Platten von Stechern
der Marcantonschule herausgegeben, die er
vielleicht retuschiert hat. Von ihm selber ge-
stochen ist ein Kranz von Grotesken in der
Art des Enea Vico, bcz.: Tommaso Barlacchi
faciebat.
Meyer, Kstlerlex. — Nagler, Monogr. V
690 u. 803. — Gandellini, Not. I. P. K.
Barlach, Ernst, Bildhauer in Friedenau
b. Berlin, gcb. am 2. 1. 1870 in Wedel in Hol-
stein, Schüler der Dresdener Akademie unter
Robert Diez, bildete sich in Paris weiter. Er
stellte 1906 in der Großen Berliner Kstausst.,
1907 in Düsseldorf, 1907 und 1908 in der Ber-
liner Sezession und 1908 in Dresden aus.
Er bevorzugt stilisierte russische Bauern- u.
Bettlertypen und als Material Ton und Holz.
Seine sensible, phantasievolle Art kommt be-
sonders in seinen stark ornamental gehalte-
nen Zeichnungen zum Ausdruck.
Singer, Kstlerlex. Nachtr. 1906. — Die
Kunst V (1902) 78 ff. — Kunstgcwerbcblatt N.
F. XIII 225. — Deutsche Kst. u. Dekoration
XI (1902/03). H. V.
Barlach, Jacob August Georg, dän.
Maler und Lithograph, geb. 1822 in Flens-
burg, f ebenda nach 1856. Schüler der
Kunstakademie in Kopenhagen, wo er 1845
bis 1850 Bildnisse und Genrebilder ausstellte.
Drei dieser letzteren hat der Kunstverein an-
gekauft.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Barlaer, Abraham van, Glasmaler, kam
als Meisterssohn 1649/50 in die Zunft in
Middelburg und starb 1668. Wahrschein-
lich war er ein Sohn von Cornelis van Bar-
lacr Sr.
O b r e e n s Archicf VI 176, 204. E. W. Moes.
Barlaer, Abraham van, kam 1665 in die
Zunft in Middelburg. Er zeichnete das Por-
trät von Cornelis van den Brande (R. ä Per-
syn sc.).
Obrecns Archicf VI 201. E. W. Moes.
Barlaer, Cornelis van, Glasmaler in
Middelburg, war 1631 und 1639 „Beleeder“
in der Zunft und starb daselbst 1643/44.
1638 lieferte er der Stadt ein Glasgem. für die
Kirche von Westersouburg. Er war verhei-
ratet und wahrscheinlich der Vater von
Abraham van Barlacr Sr. und Cornelis van
Barlaer Jr.
Obrecns Archicf VI 171, 262, 263. — Ar-
chicf Zceland VIII-3 S. 73. E. W. Moes.
Barlaer, Cornelis van, Glasmaler in
Middelburg, ist wahrscheinlich ein Sohn von
Cornelis van Barlaer Sr., 1662/63 und 1666
bis 67 war er „Deken“ der Zunft Von 1647
bis 1672 lieferte er der Stadt Middelburg
Glasgcmälde für das Rathaus und für die
Kirchen von Oostcapcllc, St. Laurcns, Ooster-
Iand, Wcstcapclle usw. 1658 zeichnete er
Wappen für den Magistrat und 1672 entwarf
er einen Leuchter für die Neue Kirche in
Middelburg. 1674 dedizierte er dem Magi-
strat ein Gedicht. 1681 war er bereits tot
Als sein Schüler wird Abraham de Roose
erwähnt
Obrecns Archief VI 197, 202, 203. — Ar-
chicf Zceland VIII— 3, S. 45, 74, 75, VIII-4,
S. 32, 41, 43, 58, 59, 62. 78, 126, 142.
E. W. Moes.
Barläum (Barläus?), Johann, Maler, be-
malte (laut untergegangener Inschrift) 1649
den schönen aus teils geschnitzten, teils stuk-
kierten Reliefs sich zusammensetzenden Ba-
rock-Altar der Marienkirche zu Rendsburg
vom Jahre 1640.
Bau- u. Kstdenkmäler d. Prov. Schleswig-Hol-
stein. 1888. II 203/204 (mit Abbildg.). H. V.
504
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Barlag — Barlow
Barlag, Isak Philip Hartvig Ree,
norweg. Landschaftsmaler, gcb. am 7. 12. 18-10
in Kristiania. Schüler der Kgl. Zeichcnschule
in Kristiania, dann in Eckcnbcrgs Malcr-
schule, wo er von 1861 bis 1863 arbeitete.
In diesem Jahr zog er mit Staatsstipendium
nach München und studierte dort ohne Leh-
rer bis 1864. Tätig seitdem in Kristiania,
wo er 1879 Lehrer im Zeichnen an der Kgl.
Kunst- und Gewerbeschule, 1880 Oberlehrer
w'urde. Er stellte von ca. 1865 bis in die
achtziger Jahre im Kunstvercin zu Kristiania
aus, 1866 auf der nordischen Ausstellung in
Stockholm, 1872 auf der nordischen Ausstel-
lung in Kopenhagen. Seine Motive sind
Hochgcbirgs-, Winter- und Fjordbilder.
Private Mitteilungen des Künstlers. — Thiis,
Norske malere og billcdhuggere. Bergen 1904,
I 268—69; II 142. — Jul. Lange, Nu-
tidskunst, Kopenhagen 1873, S. 400. — Meyer,
Kstlerlex. — L. Diethrichson, Den Skan-
dinaviska Konstcxpositionen in Stockholm 1866,
S. 80. — Aubcrt, Det nye Norgcs Malcrkunst,
Kristiania 1904, S. 28. C. W. Schnitter.
Barland, Adams, Landschaftsmaler in
I-ondon, stellte von 1843 — 63 regelmäßig in
der Roy. Academy Wald- und Flußlandschaf-
ten aus.
Graves, The Roy. Acad. of Arts, I 115/6. **
Barlese, Domenico, Architekt aus Cal-
darola, wurde gemäß Kontrakt vom 17. ß.
1449 in Sansevcrino nach mangelhafter Ar-
beit verschiedener Meister mit der Wiederher-
stellung der Stadtmauer zwischen den Türmen
Abramo und Peso betraut. Die Arbeit wurde
schnell ausgeführt und am 22. 6. 1449 be-
zahlt.
Nuova Rivista Misena III 140. JE. Scatassa.
Barlese, Giovanni, Architekt aus Calda-
rola in den Marken, vollendete 1435 einen
grandiosen Stauwerk- und Brückenbau über
den Potenza-Fluß bei S. Severino und erhielt
1437 den Auftrag, den Neubau des Podestä-
Palastes zu Caldarola auszuführen.
Ricci, Mem. stör. etc. d’Ancona I 132. —
A 1 e a n d r i in Arte e Storia 1S95, No. 12—13.
— Nuova Guida stor.-art. di S. Severino, 1898.
V. Alcandri.
Barlet, Claudius, Architekt, war 1746
mit Johannes Louis zusammen beim Bau des
S. Arnulfklosters in Metz beschäftigt.
Kraus, Kunst u. Altert, in Els.-Loth. Bd.
III, Lothringen, p. 663.
Barletta, da. s. damit verbundene Vor-
namen, sowie Bonolio, Pietro de.
Barlien, Hans, norweg. Bildschnitzer, gcb.
in Overhalden in Namdalcn um 1770, + in
Nordamerika am 31. 10. 1S42. Seit 1803
wohnte er einige Jahre in Drontheim, wo er
einen kleinen Hof kaufte, um den Betrieb
einer Töpferwerkstatt zu übernehmen. Neben-
bei beschäftigte er sich mit der Herstellung
verschiedener Arten mechanischer Arbeiten,
z. B. von Uhren und wurde ein tüchtiger
Holzschnitzer. Später erwarb er den Hof
Overgaard in Namdalcn und legte dort eine
Buchdruckerei an. Wegen seiner Kunstfertig-
keit wurde er am 28. 6. 1809 zum Dancbrog-
mann ernannt, wanderte 1837 nach Nordame-
rika aus. Er ist auch Verfasser mehrerer
politischer und ökonomischer Schriften.
Halvorsen, Norsk Forfattcrlex. I, Kristia-
nia 1885. — B. M o c, Biographiske Efterrctnin-
ger om Eidsvolds Rcpracscntantcr og Storthings-
mand, Kristiania 1845. — W e i n w i c h, Kunst-
nerlex., Kopenhagen 1829. — Ders., Kunsthisto-
rie, Kopenhagen 1811, S. 222. — Sevel Block,
Trondhjcmskc Blandinger I 92—94, Drontheim
1804. — C. Pavels, Dagbogsoptegnelser 1815
bis 1816, Kristiania 1867, passim. — E. S u n d t,
Beretning om Fantcfolkct, 2. Ausg., S. 143 — 44,
Kristiania 1852. — L. Diethrichson. Den
norske Traeskjaererkunst, Kristiania 1878, S- 89.
— Historiske Afhandlinger tilegnet Prof. Dr. J.
E. Sars, Kristiania 1905, S. 162. C. W. Schnitter.
Barlösius, Georg, Illustrator und Maler
in Charlottenburg, geb. am 8. 6. 1864 in Mag-
deburg, Schüler der Bcrl. Kstgew.-Schulc, der
Münchener Akad. u. Otto Knilles. + im Juli
1908. Besonders bekannt sind seine Illu-
strationen für Kalender, für die Publikatio-
nen des Jungbrunnens, für die Meistersinger
usw., die in altdeutscher Manier voll herber
Charakteristik mit klaren energischen Linien
wirken. Ferner lithographierte er Burgen-
bilder, Ex-libris etc. Von seinen malerischen
Arbeiten seien erwähnt: Bildnis des Staats-
sekretärs Stephan (Reichspost-Mus. Berlin),
Wandgemälde im Theater des Westens in
Charlottcnburg, im Rathause zu Halberstadt,
im neuerbauten Dompropsteigebäude daselbst,
Glasfenster in der Berliner Dankeskirche.
Außerdem Genrebilder voll behaglichen, ori-
ginellen Humors, die ihre Stoffe gern aus der
Biedermeierzeit holen. Er stellte in Berlin
(Große Kstausst. 1896, 1906, 1907) und in
Düsseldorf (Dcutschnat. Kstausst. 1902) aus.
Singer, Kstlerlex. Nachtr. 1906. — Die
Kunst II 1900 (Dekor. Kst. III) p. 240/41; VII
1903 (Kst. f. Alle XVIII) p. 267; XIII (Kst.
f. Alle XXI) p. 47. H. V.
Barlotti, s. Barilotto.
Barlow, Francis, engl. Tiermaler, geb. in
Lincolnshire 1626, f 1702, Schüler des Por-
trätmalers Will. Sheppard. Anfangs malte er
auch Porträts, folgte aber dann seiner beson-
deren Begabung für die Darstellung von Tie-
ren, besonders Pferden, Hunden, Vögeln.
Man rühmt an seinen Tierbildcrn die Kraft
und Naturwahrheit und die schönen land-
schaftlichen Gründe. Seine Bilder sind meist
in englischem Privatbesitz. Von deutschen
Sammlungen dürfte allein die Amalicnstiftung
in Dessau ein Werk von ihm besitzen (Jagd-
gesellschaft im Freien, früher irrtümlich als
von Pieter Baroldt im Katalog bezeichnet).
Er hat auch in Kupfer gestochen und viel
radiert und gezeichnet. Eine Hauptarbeit von
ihm derart sind die Illustr. zu: Acsop’s fables
with his life in English Frcnch and Latin etc.
5°5
'
Barlow — Baraa
Illustrated with one hundred and twelve
sculptures by Francis Barlow. London 1666.
— II. Ausg. Amsterdam 1714. — Die Ori-
ginalzeichnungen hierzu im British Museum.
Redgrave, Dict. of artists. — Le Blanc,
Manuel. — Meyer, Kstlerlex. III 24. — Bin-
y o n, Catal. of drawings by British Artists etc.
I 67—73. •*
Barlow, Miß Hannah Bolton, engl.
Tierzeichnerin, geb. in Little Hadham bei
Bishop’s Stortford, Herts, seit 1868 Schülerin
der Mrs. J. Sparkes, auf deren Anregung hin
sie anfangs der 70cr Jahre begann, Tierzeich-
nungen in Sgraffitomanier in die Poterien von
Doulton & Co. zu machen. Diese Arbeiten
fanden vielen Beifall ; eine Vase und ein
Becher derart von 1878 im Hamburgischcn
Kunstgewerbemuseum. In der Roy. Academy
war sie mit ihren Arbeiten 1881 — 1890 ver-
treten.
Clayton, English Fetnale Artists (1876) II
303. — Graves, The R. Academy of Arts I 116.
— Brinckmann, Katal. d. Hamburger Kst-
gewerbemus. **
Barlow, I n i g o, Kupierst, in London um
1790, radierte ein Porträt der Mrs. Siddons
als „Rosalind“ und zahlreiche Illustrationen
für Rees’ Encyclopaedia und andere derart
Werke. Er hat auch Ornamente und eine
Reihe von Exlibris radiert.
Redgrave, Dict. of artists. — Fincham,
Artists and Engravers of Bookplates etc., Lon-
don 1897. **
Barlow, John Noble, engl.-amerikan.
Landschaftsmaler, geb. 1861 in Manchester,
Engl., studierte in Paris unter Constant, Le-
febvre und Dalauce und wurde 1887 amerika-
nischer Bürger. 1893 — 1902 stellte er in der
Royal Academy in London aus; auch auf
den Salons in Paris befanden sich Bilder von
ihm (1889, 1890, 1899), auf der Pariser
Weltausstellung von 1900 sein „Sommer-
abend'*.
Graves, The Royal Acad. of Arts.
Edmund von Mach.
Barlow, Thomas Oldham, engl. Kup-
ferstecher, geb. am 4. 8. 1824 zu Oldham bei
Manchester, t in Kcnsington am 24. 12. 1889,
Schüler der dortigen Stecher Stephcnson und
Royston, ließ sich 1846 in London nieder, wo
er dann Lehrer an der South-Kensington
Schule, 1881 Mitglied der R. Academy wurde.
Besonders geschätzt sind seine Stiche nach
John Phillip, J. E. Millais und Turner. Von
1861 — 1890 war er regelmäßiger Aussteller in
der R. Academy.
The Art Journal 1890 p. 94 (Nekrolog). —
Clement and Hutton, The artists of the
19th Century. — Graves, The R. Academy of
Arts I 116. — Heller-Andresen, Hand-
buch für Kupferstichsammler, I 65. •*
Barly, C o s m e de, französ. Architekt, er-
hält 1558 gemeinsam mit Louis Dupuy Be-
zahlung für Arbeiten am Palais von Tour-
nelles und in demselben Jahr weitere Bezah-
lungen für Arbeiten am Arsenal und am
Grabmal Franz’ I.
B a u c h a 1, Dict. d. Architectes frang. H. V.
Barly, Pierre de, französ. Steinmetz,
war 1876 — 79 mit den Arbeiten am Turmhelm
der Kathedrale zu Cambrai beschäftigt.
L a m i, Dict d. sculpteurs 1898. H. V.
Barmann, Michael, Bildhauer aus Sulz-
bach, fertigte 1757 den noch an Ort und Stelle
befindlichen Hochaltar der Kirche zu Kal-
tenbrunn.
Kunstdenkmäler d. Königr. Bayern. II. Bd. IX.
Heft, p. 58, 166. H. V.
Barmont, Honore, Landschafts-, Archi-
tektur- und Stillebenmaler in Paris, geb. da-
selbst 1810, Sohn von Jean Honore Marmont
de B., Schüler von V. Bertin, stellte in den
Salons 1889 — 1851 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict gen. H. V.
Barmont, Jean Honore Marmont de,
Landschaftsmaler in Paris, geb. daselbst 1770,
t 1846, Schüler von V. Bertin, stellte in den
Salons 1817 — 1834 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict g£n. H. V.
Baraa (oder Berna, nicht zu identifizieren
mit dem Bildschnitzer Baraa di Turino da
Siena), Maler aus Siena, wo er in S. Ago-
stino Freskomalereien ausführte, die jedoch
ebenso zugrunde gegangen sind, wie diejeni-
gen, die er in S. Spirito zu Florenz (Capp.
di S. Niccolö) und in verschiedenen Kirchen
von Cortona und Arezzo malte. In Arezzo,
wohin B. 1369 übersiedelte und wo er unter
anderem die bereits in Florenz dargestellte
Legende des hl. Jacobus wiederholte, ist von
seiner Hand nur eine Kreuzigung mit Heili-
gen, die er für Guccio di Vanni Tarlati malte,
im bischöflichen Palaste erhalten geblieben.
Am besten jedoch ist er uns heute noch be-
kannt durch seinen großen Freskenzyklus in
der Pfarrkirche zu S. Gimignano, der in der
Tat unvollendet blieb, da B. nach einer von
Vasari überlieferten Tradition 1380 bei dieser
Arbeit durch einen Sturz vom Malgcrüste sei-
nen Tod fand. Seine Fresken bedecken die
gesamte rechte Kirchenwand. In drei Reihen
übereinander angeordnet sind hier ca. 30 Sze-
nen aus dem I-eben Christi geschildert, von
der Verkündigung Mariä an bis zur Aus-
gießung des hl. Geistes. Die verschiedenen
Tendenzen der sicncsischen Schule des Tre-
cento treten in diesen Freskomalereien B.s
deutlich genug zutage; und zwar sind seine
Bildkompositionen aus denjenigen auf Duc-
cios berühmtem Sienescr Altarwerke herge-
leitet (Christus an der Säule usw.), seine dra-
matischen Bewegungsmotive aus den Gemäl-
den der Lorenzetti (Judas’ Verräterlohn
usw.), seine Typen endlich häufig aus den-
jenigen des Simone Martini (man vergleiche
z. B. seinen Johannestypus auf der Darstel-
lung des hl. Abendmahles). — Zugeschrieben
werden dem Künstler (allerdings nicht wider-
spruchslos) einige Tafelgemälde, wie die
506
Bama — Barnaba
Kreuztragung der Sammlung Benson in Lon-
don, die Madonna zwischen den Hl. Bernar-
din und Katharina von Siena in der Kirche
der Confratemita della Misericordia zu Colle
di Val d’Elsa, die Madonna del Latte in der
Cappella dei SS. Chiodi zu Siena etc. Völlig
irrig, wenn auch heute noch immer wieder be-
hauptet, ist die Zuweisung der Malereien am
Ciborium von S. Giovanni in Laterano zu
Rom an Barna, da diese Malereien in der Tat
von Antoniazzo Romano ausgeführt wurden.
Vasari-Milanesi, I 647 — 651. — B a 1 -
dinucci, Not. d. prof. d. dis. (1767) II 192 ff.
— Crowe u. Cavalcaselle, Gescb. der
Italien. Mal. II 280 — 284. — Arch. Stör. Ital.,
ser. V, vol XII, p. 70 f., 299, 301. — Rasscgna
d’Arte 1904, p. 117, 147. — Arte e Storia IX
45 f. — A. Venturi, Stör. d. Arte ital. V
(1907) 740 f. — W. Rothes, Die Blütezeit d.
Sien. Malerei, Straßb. 1904. G. De Nicola.
Barna B e r t i n i, Maler in Siena, 1340
unter den Geschworenen auf der Mercanzia
daselbst erwähnt; nach Milanesis Vermutung
(Vasari, I 647) identisch mit dem bekannten
Sieneser Maler Barna, s. dort.
Bama di T u r i n o, Bildschnitzer in Siena,
wo er seit 1378 erwähnt wird in Schätzungs-
urkunden über die von Francesco del Tonghio
u. dessen Sohn Jacopo ausgeführten Schnitz-
arbeiten am Chorgcstühle des Domes. Nach-
dem B. am 6. 2. 1387 von seinem Vater Tu-
rino di Btfrnardo für „sui juris“ erklärt wor-
den war, übernahm er 1388 selbständige Ar-
beiten am Domchorgestühle, u. zwar schnitzte
er bis 1394 nach den Entwürfen des Mariano
d'Agnolo Romanelli gemeinsam mit Giov. di
Franc, del Cicchia u. Luca di Giovanni eine
Reihe von Tabernakeln und anderen Zier-
stückcn, für die er nebst seinen Genossen
1398 Zahlung erhielt; 1388 — 91 fungierte er
außerdem als Capomaestro der Domopera. —
Nachdem er ferner bereits 1379 — 80 für die
Compagnia della SS. Trinitä zu Siena eine
Altartafel gefertigt hatte, erhielt er 1397 — 98
Zahlungen für eine von ihm geschnitzte und
von Paolo di Giovanni bemalte Altartafel für
die Capp. di S. Pietro im Dome sowie für ein
gleichfalls für den Dom bestimmtes Weih-
wasserbecken; auch schnitzte er 1400 im Auf-
träge des Domkanonikus Mino für den Hoch-
altar von S. Stefano eine Altartafel, deren
Bemalung von Andrea di Vanni ausgeführt
wurde. — Schließlich übernahm er 1408, nach-
dem er gleichzeitig für eine von ihm gelieferte
Aktentruhe von der Signoria Zahlung erhalten
hatte, nach dem Muster der früher ebenfalls
von ihm gearbeiteten Möbelausstattung der
„sala dove si mangia“ die Ausführung des
Prunkgestühles und der Sitztruhen für die
Sala di Balia im Palazzo Comunale zu Siena;
1510 war diese Arbeit bereits vollendet und
bezahlt.
M i 1 a n e s i, Doc. Sen. (1854) I 306, 318,
335, 346, 354, 356, 361, 368, 375, 382. - Bor-
ghesi e Banchi, Nuovi Doc. Sen. (1898) p.
49, 50, 55, 62, 66 f. — P. Martini in Arch.
Stör. Ital., ser. III, vol. X, p. I, p. 178 ff. — V.
Lusini in Arte Ant Senese (1904) p. 203. —
A. Venturi, Storia d. Arte Ital. IV (1906)
882. •
Barna, s. auch Barnaba und Bartolommeo
di Nuto.
Bamaba di Bruno da Siena, Maler in
Genua, wo er sich 1360 dem Giovanni Re da
Rapallo auf 6 Monate und 1362 dem Bamaba
da Modena auf 2 Monate als Gehilfe ver-
dingte.
A I i z e r i, Not. dei prof. etc. in Liguria
(1870 ff.) I 131 f., 405 f. G. De Nicola.
Bamaba da Modena, Maler aus Modena,
1867 in Genua ansässig, wo er damals die
Madonna der Frankfurter Galerie malte, sig-
niert „Barnabas de mutina pinxit in ianua
MCCCLXVII“. Wahrscheinlich arbeitete er
in Ligurien und Piemont bis 1380, also bis
er von den Pisanern nach Pisa berufen wurde
zur Vollendung der von Andrea da Firenze
begonnenen Camposanto-Fresken aus der St.
Rainerius-Legende. Von 1369 ist Barnabas
Bild in der Berliner Galerie, von 1370 das-
jenige der Turiner Galerie, von 1374 das-
jenige des Lord Wensleydale, von 1377 die
Madonna in der Kirche S. Giovanni Battista
zu Alba datiert. Alle diese Gemälde lassen in
B. einen hinter seinen Zeitgenossen zurück-
gebliebenen Künstler erkennen, der wahr-
scheinlich in Siena oder in Pisa, wo damals
siencsische Maler das Feld behaupteten, aus-
gebildet wurde. Man findet bei ihm nicht
nur einige der hieratischen Formen der siene-
sischen Schule im allgemeinen wieder, son-
dern in seinen Putten sogar einige der beson-
deren Charakteristika der Lorenzetti. Bei sei-
ner Übersiedelung nach Pisa i. J. 1380 reiste
er über Modena. Die Camposanto-Malereien,
die von ihm verlangt worden waren, hat er
nicht ausgeführt Der letzten über ihn vor-
handenen Nachricht zufolge war er 1383 wie-
der in Genua anwesend. Hier sieht man in
SS. Cosma e Damiano noch jetzt eines seiner
typischen Madonnenbilder; ein zweites (aus
Finalborgo stammend) in der Pinakothek zu
Savona, ein drittes (gleich den übrigen mit
der üblichen Goldhöhung des Madonnen-
mantels) in der Cappella di S. Secondo des
Domes zu Ventimiglia, ein viertes im Museo
Civico zu Pisa, ein fünftes im Besitze des
Prof. Schiff, ein sechstes (dem Simone Mar-
tini zugeschrieben) im Kölner Museum. Aus-
ser diesen Madonnen malte B. das große,
1857 von Lord Wensleydale in Manchester
ausgestellte Altarwerk, sowie ein ähnliches,
von dem jedoch nur zwei Tcilstücke erhalten
geblieben sind: Die Himmelfahrt Christi in
der Sammlung Sterbini zu Rom und die Aus-
gießung des hl. Geistes in der Londoner
National Gallery. B.s Geburtsstadt Modena
endlich besitzt von ihm ein aus der Samm-
507
Barnabas — Bamard
lung Puccini zu Pistoja stammendes Altär-
chen, signiert „Barnabas de Mutina pinxit“.
A 1 i z c r i, Not. dei prof. dcl disegno in Li*
guria (1870—80) I 129 ff. (Urkundliche Nach-
richten über Barnaba von 1361 an). — A. Ven-
turi, La R. Gail. Estense in Modena (1883);
ders., La Gail. Stcrbini in Roma (1905) ; der».,
Storia d. Arte ital. (Milano 1906) V 948 ff. —
E. Jacobsen in Repertor. f. Kstwisscnsch.
XVIII (1895) p. 99 f. — Bcrtoni c Vicini
in Rassegna d'Arte 1903 p. 117 ff. — Suida,
Genua (Leipzig 1906). — Archivio stör. d. Arte
ital. I 90, 139; ser. II, vol. III, p. 122. — Gal-
lcrie Naz. Ital. I 108. — L’Arte 1905 p. 427 ;
1906 p. 461 f. — Arte e Storia XXIII 90 ff. —
Rassegna Nazionale XXIX, fase. 616, p. 483 ff.
Adolfo Venturi.
Barnabas, Anton, Bildhauer in Krano-
witz bei Ratibor in Oberschlesicn, arbeitet in
den Jahren 1750 — 17S9 den Hochaltar in der
kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche in Pschow
Kr. Rybnik nach dem Muster des Marien-
altarcs der Pfarrkirche in Troppau.
Lutsch, Kunstdenkm. der Prov. Schlesien,
IV 362. E. Hintse.
Bamabe, Felicc Antonio Maria, s.
Beinahe.
Barnabei, T o m m a s o, s. Papacello.
Barnabei, s. auch Bernabei.
Bamaert, Anthony, war 1612 Schüler
von Francesco Badens in Amsterdam.
Obreens Archief VI 35. E. W. Moes.
Bamard & Dick, amerik. Kupfcrstechcr-
firma um die Mitte des 19. Jahrh. E. Richter.
Bamard, Edward Herbert, amerikan.
Landschaftsmaler, gcb. am 10. 7. 1855 in
Beimont. Mass. Erhielt eine vorzügliche
technische und akademische Ausbildung in
Boston und Beimont und studierte dann von
1885 — 1889 in Paris unter Julian und Collin.
Bradford Academy in der Nähe von Boston
besitzt mehrere seiner Werke, ebenso der
St. Botolph Club in Boston und die Ne-
braska Art Association in Lincoln, Nebraska.
Er entwickelt eine sehr erfolgreiche Lehr-
tätigkeit.
Art Intcrchange. June 1901.
Edmund von Mach.
Bamard, Frederick (Fred), Illustrator
und Gcnremaler in London, geb. daselbst am
26. 5. 1846, f in Wimbledon am 28. 9. 1896,
Schüler von Bonnat in Paris. Er war Mit-
arbeiter am Punch (schon seit 1863), an den
Good Words, Oncc a Weck und Illustrated
London News. Von seinen Gemälden seien
genannt: „Die Gardemusik in St. James-
Park“, „Die Samstag-Nacht im Ostviertel
von London“ (letzteres Bild befand sich auf
der Pariser Weltausstellung von 1878). Eine
Reihe anderer Bilder von ihm erschienen seit
1858 (?) bis 1887 auf den Ausstellungen der
Roy. Academy.
B r y a n, Dictionary, I 84. — Graves, The
R. Acad. of Arts, I 117. — The Year’s Art 1897
p. 309. — Dict. of Nat. Biogr. 1908. **
Bamard, George, engl. Landschaftsmaler,
soll Schüler von J. D. Harding gewesen sein,
t um 1890. Von 1837 — 73 war er in der R.
Academy meist mit Alpenlandschaften ver-
treten.
J. L. R o g e t, Hist, of the Old Water-Colour
Society II 179. — Graves, The R. Acad. o£
Arts I 117. **
Bamard, George Grey, bekannter Bild-
hauer in New York, gcb. 1863 in Bellefonte,
Pennsylvania, verlebte seine Knabcnzcit in
Muscatinc, Iowa, und erhielt, durch schwie-
rige Verhältnisse sich hindurchringend, sei-
nen ersten Kunstunterricht im Art Institute
in Chicago. Mit dem ersten Ertrage einer
Arbeit, einer Mädchenbüste in Marmor, eilte
er 1883 nach Paris, wo er 3% Jahre uner-
müdlich studierte und die volle Meisterschaft
in der bildnerischen Technik erwarb. Seine
erste Arbeit dort war „Boy“, eine fein mo-
dellierte Marmorstatue eines kriechenden Kin-
des ; 1887 folgte ein Grabdenkmal „Brotherly
Lovc“ für Norwegen, in seiner Behandlung
übrigens an Rodinsche Arbeiten anklingend,
was man von den späteren Werken höchstens
noch in betreff mancher geheimnisvoller Titel
sagen kann. Im Jahre 1891 folgte „Norwe-
gen Stove“ mit Reliefdarstcllungen aus der
altnordischen Sage. In den nächsten beiden
Jahren entstand dann das Hauptwerk seiner
Jugendzeit, die Marmorgruppe mit dem selt-
samen Titel : „Ich fühle zwei Naturen in
mir.“ Es ist eine echt plastisch aufgefaßte
und wirkungsvoll dreieckig aufgebaute Gruppe
aus einem liegenden und einem wie trium-
phierend über ihm stehenden nackten Jüng-
linge. Man glaubt das Ende eines Ring-
kampfes dargestellt zu sehen, bei dem der
Sieger nach dem Publikum schaut und auf
den Unterliegenden hinweist. Eine Fülle von
plastisch wirksamen Formen und Linien hat
sich dem Künstler aus diesem Motiv ergeben
und ihm Gelegenheit geboten, seine Formcn-
behcrrschung und glänzende Technik zu zei-
gen. Kein Wunder, daß dies Werk ihm auf
der Exposition Nationale des B.-Arts (1904)
starken Beifall der Kritik einbrachte und
später für das Metropolitan-Museum erwor-
ben wurde. 1896 kehrte er nach New York
zurück, zeigte in einer Scparatausstellung
seine Arbeiten und errang sich in unermüd-
lichem Streben nach Vervollkommnung all-
mählich den Ruf eines der kraftvollsten und
selbständigsten unter den modernen nord-
amerikanischen Bildhauern. Im Jahre 1902
vollendete er die marmorne Kolossalfigur
„The Hewcr“, eines athletischen nackten
Jünglings, der halbknicnd in weit ausholen-
der ziehender Bewegung einen kraft- und
machtvollen Eindruck macht. Ebenso mei-
sterhaft wie er gigantische Jünglingskör-
per in schwierigen Stellungen darstellt, so
zart und sinnig und in echt weiblichem Ge-
haben weiß er weibliche Gestalten zu ver-
körpern. Zu nennen sind da seine oft er-
508
Barnard — Barnett
wähnte Grabfigur „Rose Maiden“ (in Mus-
catine) und die reizvoll halb aufgerichtete
und schlicht-anmutige Mädchenfigur „Maiden-
hood“. In den letzten Jahren erhielt er den
Auftrag für das Staatskapitol von Pennsyl-
vanien in Harrisburg eine Reihe von Kolos-
salgruppen zu schaffen, deren Mittelstück
eine 35 Fuß hohe Apotheose der Arbeit bil-
den soll.
The World’s Work, Dez. 1902 (mit Abb.). —
Taft, The History of American Sculpture, New
York 1903 p. 356 ff. (mit Abb.). — Kunst u.
Kunsthandw., Wien 1903 p. 243.
Edmund von Mach.
Barnard, J. Langton, engl. Maler der
Gegenwart, geb. 1853 in London, tätig in W.
Drayton, Middlesex, stellte 1878 — 1902 in
der Roy. Academy, 1900 im New English Art
Club aus. — Auch seine Frau ist Malerin und
stellte in der Roy. Academy, meist Blumen,
aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 118. ••
Barnard, J. P., Bildhauer u. Gemmenschnei-
der in London, stellte 1840 — 50 in der Roy.
Academy Porträt-Intaglien etc. aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 118. ••
Barnard, Mrs. P. A., s. Saunders, Hebe.
Barnard, Philipp Augustus, Porträt-
maler in London, stellte 1840 — 84 Herren- u.
Damenporträts in der Roy. Academy aus,
darunter 1851 auch das Bildnis der Miniatur-
malerin Miß Hebe Saunders, die später seine
Frau wurde.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 118. ••
Barnard, Walter, Porträtminiaturmaler in
London, stellte 1876—1891 eine Reihe von
Damen- und Herrenporträtminiaturen in der
R. Academy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 118. *•
Barnard, William, reproduzierender Kup-
ferstecher in Schwarzkunst-Manier zu Lon-
don, geb. 1774, f am 11. 11. 1849. Er stach
meist Bildnisse (Nelson, nach L. F. Abbott).
Zu seinen bekanntesten Blättern gehören
Sommer und Winter nach G. Morland.
Le Blanc, Manuel I. — Redgrave, Dict.
of Artists. H. V.
Bameby, John, engl. Maler, mit Hugo von
St. Albans an den 1350 — 1358 ausgeführten
Malereien der Stephanskapelle im Schlosse
von Westminster beschäftigt (die Kapelle
1834 niedergerissen). Diese Gemälde wenig-
stens erhalten durch im Jahre 1800 von
Smirkc danach angefertigte Zeichnungen und
Stiche.
Schnaase, Gcsch. d. bild. Kste. 2. Aufl.
1874. VI 648 (mit weiterer Literatur). H. V.
Bamekow, Albert, schwed. Maler, geb.
am 30. 4. 1820, + in Anagria (Italien) am 17.
2. 1889, war Offizier 1845 — 47, zog später
nach Rom und malte im Auftrag König Os-
kars I. Raffaels Apotheose (das Gemälde
später in Chr. Hammers Sammlungen).
G. Nordensvan.
Bamekow, B r i t a, dän. Malerin, geb. in
Kopenhagen am 4. 1. 1868, Schülerin der
Fraucnschule der Kunstakademie unter Viggo
Johansen. Sie malt besonders Bildnisse in
öl und Pastell.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
— Ausstellungskataloge (Charlottenborg) 1892
bis 1907. A. R.
Bamekow, Robert, dän. Maler, geb. in
Faaborg (Fünen) am 2. 10. 1848, Schüler
der Kunstakademie in Kopenhagen, stellte
1878 — 82 einige Arbeiten (Interieurs, Genre-
bilder und Landschaften) aus. 1890 ist er
nach New-Zceland übersiedelt.
W e i 1 b a c h, Nyt dansk Kunstnerlex. I (1896).
A. R.
Bamers, s. Bernei.
Barnes, James, Landschaftsmaler der Ge-
genwart in Liverpool, stellte meist in Liver-
pool, von 1870 — 1901 auch in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 119. **
Barnes, Johann, Kupferstecher, um 1770
in Dresden tätig, nach Le Blanc vielleicht mit
dem gleichzeitigen engl. Kupferstecher Barns
identisch. Bei Heineckcn und im Katalog
Paignon-Dijonval (No. 2444) sind als von J.
B. gestochen angeführt: eine Ansicht der
Elbe bei Mühlberg und eine Ansicht des Li-
liensteines in Sachsen. Außerdem soll er nach
Zingg und van de Velde gestochen haben.
Heinecken, Dict. — Le Blanc, Manuel.
— Meyer, Kstlerlex. H. V.
Barnes, Joseph H., engl. Genremaler der
Gegenwart, in Liverpool tätig. **
Barnes, Robert (A. R. S. A. — A. R. W.
S.), engl. Genrcmaler, zuletzt in Brighton
tätig in den 70er bis 90er Jahren des 19.
Jahrh., war 1873 — 91 in der R. Academy,
1888 auf der Wiener Intern. Kstausst. ver-
treten. *•
Barnes, W., angesehener Architekt in Lon-
don, tätig hauptsächlich in den 80er Jahren
des 19. Jahrh., seit 1837 assoziiert mit W.
Smith.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 120. ••
Barnes, Zacharias, Kunsttöpfer zu Li-
verpool, f 1820.
Jacnnickc, Grundr. d. Keramik. 1879. p.
690 und Anhang p. 59 No. 1671. H. V.
Bameto y Vazquez, V i c e n t e, span. Ma-
ler, geb. in Jerez de los Caballeros (Prov.
Badajoz), debütierte 1871 in der Madrider
Exposiciön Nacional mit einer Innendarstel-
lung des römischen Colosseum Flavianum
und brachte 1876 ein Gemälde „Die Verdamm-
nis des Don Juan de Lanuza“ zur Ausstellung,
ferner eine „Gemcinderatssitzung in einem
Dorfe der Provinz Estremadura“. Außerdem
zeichnete er vielfach für die Zeitschrift „Ilu-
straeiön Catolica".
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espafioles del siglo XIX (1883—84).
P. Lafond.
Barnett, James D., engl. Maler der zwei-
ten Hälfte des 19. Jahrh., schuf hauptsächlich
509
Barnett — Barnoud
malerische Stadtansichten sowohl aus Eng-
land als aus Burgund, der Normandie und
vom Rhein. Er stellte 1855 — 72 in der R.
Academy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 120. ••
Bamett, R. C., Porträtmaler in London um
1798. **
Barnett, W., engl. Gemmenschneider und
Medailleur, mit dem Titel: Siegelstecher und
Medailleur des Prinzen von Wales, in Lon-
don tätig von 1788 — 1824. Von seinen zahl-
reichen Carneol-Intaglien mit antik-mytho-
logischen u. allegorischen Darstellungen hat
Raspe in seinem Descriptive Cataloguc (der
Gemmenpastensammlung von Tassie) Lon-
don 1791 eine Reihe aufgeführt. Mehrere
Gemmen und Medaillen stellte er 1786 — 1824
in der Royal Academy aus.
Manuscr. H. Rollett — F o r r e r, Biogr. Dic-
tionary of Medallists. — Graves, The Royal
Academy of Arts I 120.
Bameveld, Gerrit van, geh. in Neerlang-
broek, kaufte am 3. 1. 1737 in Amsterdam
das Bürgerrecht und war Maler.
Aemstels Oudheid V 68. E. W. Moet.
Bameveld, J a c o b u s, holl. Bildhauer in
Alkmaar. Tritt 1720 als Lehrling bei J. Get-
terlingh ein, wird 1728 Mitglied der Lukas-
gilde u. t 1749.
O b r e e n, Archief II 38, 50.
Baraevelt, Maler in Rotterdam. Die Zunft
der Weinhändler zu Rotterdam gab im 18.
Jahrh. öfters Festlichkeiten. In einer Rech-
nung vom 9. 11. 1731 steht: An Barneveit,
den Maler, laut seiner Rechnung fl. 9.
O b r e e □, Archief III 230.
Haverkom v. Rijsewijk.
Baraevelt, Hendrikvan, geb. in Utrecht
etwa 1759, war dort Tapctenmaler und gab
Zeichenunterricht. Er ist 1833 in Utrecht
bei einer Cholera- Epidemie gestorben. Kramm,
der sein Schüler gewesen ist, besaß sein ge-
zeichnetes Selbstporträt
Kramm, De Levens etc. E. JV. Moes.
Barnewitz, Bildhauer, von ihm die Grab-
steine des Cordt Rudolph Köncke (t 1737)
und des Hans Heinrich Rahlwes (t 1758) in
Kirchhorst (Hannover).
Kunstdenkmäler d. Prov. Hannover 1902. III.
Regierungsbezirk Lüneburg. Heft 4 p. 66 (mit
Abb.). H. V.
Baraey, Joseph, reproduzierender engl.
Kupferstecher, gegen Ende des 18. Jahrh.,
arbeitete meist in Punktiermanier.
Le Blanc, Manuel I. — Redgrave, Dict.
1878. H. V.
Baraey, Joseph, engl. Maler, namentlich
von Blumen- und Fruchtstücken, geb. 1751
zu Wolverhampton. Schüler von Zucchi und
Angelica Kauffmann, war dann 27 Jahre Zei-
chenlehrer an der Royal Military Academy.
Zum ersten Male stellte er 1777 in der So-
ciety of Artists in London aus und war von
1784 — 1827 regelmäßiger Aussteller in der
Roy. Academy; seine frühesten Bilder behan-
deln vorzugsweise Szenen aus Tasso und
Shakespeare (Calypso, Erminia u. a.) ; 1791
folgte eine Kreuzabnahme, dann Darstellun-
gen häuslicher Vorgänge, gelegentlich auch
Bildnisse. Viel Beifall fanden dann seine
Blumen- und Fruchtstücke wegen ihrer zar-
ten Ausführung. Dieser Gattung widmete er
sich nun vorzugsweise und wurde auch 1815
als Blumenmaler beim Prinz-Regenten an-
gestelit.
Redgrave, Dict. of artists. — Graves,
The R. Acad. of Arts, I 120 und The Society
of Artists etc., London 1907. **
Baraey, Joseph, Blumcnmaler in South-
ampton, Sohn des Vorhergehenden, tätig um
1818.
Redgrave, Dict. of artists. **
Baraey, William Whiston, Bruder
des Vorhergehenden, Kupferstecher in Mezzo-
tinto (Porträts und Sport), Schüler von Rey-
nolds, gab um 1805 seine Kunsttätigkeit auf.
Redgrave, Dict. of Artists. — Illustr. Cat.
of Engl. Mezzotint Portraits. Burlington Fine
Arts Club. London 1902, p. 57. •*
Barahora, Clement J., amerikan. Bild-
hauer, geb. in Cincinnati, Ohio, studierte in
Paris, wo er seinen ersten großen Erfolg 1895
hatte. Auf der Weltausstellung in Paris 1900
erschien seine Magdalene, ein tief ergreifen-
des Werk trotz der zu realistischen Wieder-
gabe des durch moderne Kleidung verunschön-
ten Körpers seines Modells. Die Statue ist
jetzt im Kunstmuseum in Cincinnati, wo B.
eine große Lehrtätigkeit entwickelt. Für die
Rockwood Pottery Co. in Cincinnati model-
lierte B. 1905 einen schönen Wandbrunnen.
Taft, American Sculpt 520.
Edmund von Mack.
Barai, Giuseppe, reproduzierender ital.
Stahlstecher um 1850.
Meyer, Kstlerlex. III. — A p e 1 1, Handb.
f. Kupferstichsammler. H. V.
Baraicle, James, Maler in London, stellte
als Honorary Exhibitor 1821 — 1843 wieder-
holt Landschaften und Architekturansichten
in den Ausstellungen der Roy. Acad. aus.
Graves, The Royal Academy 1905, I 121.
H. V.
Baraikel, C., Kupferstecher um 1728 in
Wittenberg, meist für Buchhändler tätig.
Nagler, Monogr. I No. 2311. H. V.
Baraoin, Camille, Porträtmaler in Paris
und Avignon, Schüler von Cabanel und Yvon,
stellte in den Salons 1809 — 1879 wiederholt
aus.
Bellier-Auvray, Dict gin., Suppl. H. V.
Baraola, Jose, Geschützgießer in Barcelona
um 1756.
Champeaux, Dict. d. Fondeurs S. 72.
M . v. B.
Barnoud, französ. Maler des 18. (?) Jahrh.
Eine Himmelfahrt des hl. Franziskus von
Paula von ihm wird in den Inventarangaben
der Franziskaner an der Place royale in Paris
5io
Bamouin — Barocci
vom 20. 12. 1790 als im Sanktuarium daselbst
befindlich aufgeführt.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 3« S£rie. VI 1890
p. 94. H. V.
Bamouin, Vincent, Maler in Toulon, geb.
daselbst 1760, wurde 1798 auf Grund falscher
politischer Verdächtigungen zu Toulon er-
schossen. 1782 erhielt er Bezahlungen für
im Hafen ausgeführte Malereien und am 26.
1. 1789 solche für ein großes Gemälde der Ge-
burt der Maria für das Sanktuarium der neuen
Pfarrkirche von la Garde bei Toulon. (Das
Bild wurde 1798 bei der Belagerung von Tou-
lon zerstört.) Eine „heilige Familie“ in der
Kirche zu Six-Tours-le- Vieux wird ihm ver-
mutungsweise zugeschrieben.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 3« Serie. I 1885
p. 119—121, IV 1888 p. 158, X 1894 p. 203, 246,
358. H. V.
Bamouw, N i c o 1 a a s, Maler, geb. am 22.
4. 1809 zu Schiedam, f zu Overschie 1873 oder
1874, Schüler des J. de Meijer zu Rotterdam.
Er verheiratete sich am 2. 4. 1851 zu Schiedam
und lebte dort in einer amtlichen Stellung, die
seine Kunsttätigkeit einschränktc. Am 14. 6.
1869 zog er nach dem Dorfe Rcnkum (Prov.
Gelderland), vertauschte jedoch bald Renkum
mit Overschie, in der Nähe von Rotterdam.
Er malte Landschaften und schickte seine sehr
unbedeutenden Gemälde zu den Ausstellungen
nach Rotterdam von 1840 — 1870.
Immerzeel, De Levens en Werken I 31.
— Catal.-Ausst Rotterdam. — Archiv Schie-
dam. Havcrkom v. Rijsewijk.
Barns, engl. Kupferstecher, um 1783 in Pa-
ris tätig, stach nach Jos. Marie Vien, Jos.
Vemet, Pierre Devos, Louis Beianger etc.
und ist vielleicht mit Joh. Barnes identisch.
Meyer, Kstlerlex. III 27.
Bamsley, James, amerik. Radierer, um
1889 tätig. Marinen. E. Richter .
Bamuccio, italien. Holzbildhauer, stellte
1488 die alte, wahrscheinlich aus Holz ge-
fertigt gewesene Kanzel der Kirche Santo
Stefano zu Empoli wieder her (1582 durch
eine neue ersetzt).
G i g 1 i o 1 i, Empoli artistica (1906) p. 129.
Bamuevo, s. Herrera.
Barnim, Emily Keene, amerikan. Ma-
lerin, geb. am 29. 8. 1874 in New York City.
Studierte daselbst und in Paris. Sie hat be-
sonders Gutes in Aquarellen geleistet. Bilder
von ihr im Privatbesitz in New York, Port-
land, Buffalo, Cincinnati, Philadelphia usw.
New York Sunday Herald, Nov. 1899 u. 1906.
— Harper’s Bazaar, Nov. 1899.
Edmund von Mach.
Baro, Jean, Maler, 1398 in Lyon erwähnt,
wo er 1413 oder 1414 in Armut starb.
Nat Rondo t, Les peintres de Lyon, p. 47.
Cte. P. Durriev.
Barocci, Ambrogio d * Antonio, s.
Ambrogio da Milano.
Barocci, Ambrogio di Federico
(auch Barozzi, Baroccio, Barozio, Barotius),
Bildhauer, geb. zu Mailand in der 2. Hälfte
des 15. Jahrh., f zu Urbino. Er wurde vom
Herzog Federico Montefeltro zur Ausschmük-
kung des von ihm neu erbauten Palastes mit
einer Anzahl anderer Künstler nach Urbino
berufen. Er war der Vater des urbinatischen
Malers Federico Barocci und ein Enkel des
Ambrogio d’ Antonio Barocci.
Beilori, Le vite de’ Pittori etc. 1728. R.
Barocci, Bernardino u. Cristoforo
d’ Ambrogio, s. Stoporone.
Barocci (auch Baroccio), Federico, gen.
Fiori da Urbino, geb. 1526 (nach älteren An-
gaben 1628) in Urbino, t daselbst 1612, ist
der Urenkel des Mailänder Bildhauers Am-
brogio B. und der Sohn des Ambrogio di Fe-
derico Barocci (s. oben). Seine erste ar-
tistische Erziehung verdankt er neben sei-
nem Vater wahrscheinlich dem Maler Bat-
tista Franco, der, obgleich Venetianer, doch
ganz in den Spuren Michelangelos wandelte;
Franco malte 1546 (und 1551) Decken im
Dom zu Urbino. Kaum zum Jüngling her-
angewachsen, begab sich B. nach Pesaro
zu seinem Onkel Bartolommeo Genga, der
damals Architekt des Herzogs Guidobaldo II.
war. Dieser Genga brachte dem jungen
B. Architektur, Geometrie und Perspektive
bei, auch verschaffte er ihm Zutritt zu
der herzoglichen Guardaroba, in der er
hauptsächlich Werke von Tizian, aber auch
von anderen Meistern studieren konnte. Als
er ungefähr 20 Jahre alt war, schickte ihn
sein Vater nach Rom, damit er dort an den
Werken Raffaels sich weiterbilden könne.
Durch Vermittlung eines anderen Onkels, der
Hausmeister des Kardinals Giulio della Ro-
vere war, kam er unter den Schutz dieses
mächtigen Mannes, dessen Porträt er auch
malte, und konnte sich nun ungestört dem
Studium seines großen Landsmannes Raffael
widmen.
Nach einigen Jahren kehrte er nach Urbino
zurück. Er führte dort viele Arbeiten aus,
u. a. das große Gemälde des hl. Sebastian
(1557), das sich jetzt im Dom zu Urbino be-
findet. Besonders die Madonna in den Wol-
ken, die über dem hl. Sebastian schwebt, aber
auch anderes in diesem Bild — das markante
Gelb, das Eindringliche des Contraposto —
erinnert stark an Correggio, obgleich Bellort
(der Hauptbiograph B.s) behauptet, daß ihm
erst kurz nach dieser Zeit Zeichnungen und
Pastelle dieses Meisters, die ein Maler von
Parma nach Urbino brachte, bekannt gewor-
den seien. Jedenfalls gerät er von nun an
stark in den Bann Correggios, ohne ihn je-
doch jemals sklavisch zu imitieren. Denn
nach Parma selbst ist er — zu seinem Glück
— niemals gekommen, und so konnte sich sein
Farbengefühl ganz unabhängig entwickeln.
1660 ist er neuerdings in Rom und führt dort
gemeinsam mit Fed. Zucchero Fresken aus
Barocci
speziell in dem sogenannten Kasino des Pap-
stes Pius IV. in den vatikanischen Gärten, das
um diese Zeit unter Leitung von Pirro Li-
gorio vollendet wurde. Diese Fresken sind
noch erhalten (wenn auch teilweise beschä-
digt). Besonders die 4 Tugenden in den
Zwickeln der Wölbung des vorderen Saales
sind von außergewöhnlicher Kraft und Ele-
ganz sowohl der Zeichnung, wie der Farbe
und zeichnen sich bei weitem vor zeitgenössi-
schen Werken dieser Art aus. Doch konnte
B. diese Fresken nicht vollenden, da er mit-
ten im Werke schwer erkrankte, nach Bel-
lori infolge eines Vergiftungsversuches seiner
auf sein Talent neidischer Kollegen. Die
Krankheit hat ihm jahrelang zu schaffen ge-
macht, so daß er angeblich nur wenige Stun-
den am Tage zu arbeiten vermochte. Trotz-
dem hat er eine überaus große Anzahl von
■Ölgemälden, Zeichnungen und Pastellen hin-
terlassen. Er nahm von nun an in Urbino
seinen ständigen Aufenthalt. Für verschie-
dene Kirchen der Stadt (S. Francesco, Cap-
pucini) schuf er religiöse Bilder, u. a. die
Madonna detta di S. Simone, jetzt in der
Pinakothek zu Urbino — ein farbig sehr
fortgeschrittenes Bild trotz Anklänge an
Correggio. Sein Ruf verbreitete sich schnell,
sodaß die Bürger von Perugia ihm das
große Bild für den Altar der Kapelle S.
Bernardino der Kathedrale in Auftrag gaben
— eine Kreuzabnahme, die 1569 vollendet
wurde. In der Lichtwirkung ist auch die-
ses große Gemälde noch von Correggio ab-
hängig, farbig geht es aber darüber hinaus
und läßt ebenso, wie in der Komposition fast
schon an Rubens oder van Dyck denken.
Ein wenig später fällt ein Gemälde „Die
Flucht nach Ägypten“, das er seinem Gast-
freund Simone Anastagi als Dank nach Pe-
rugia sandte (1573). In der Galleria di S.
Luca in Rom befindet sich ein kleineres Bild,
•das dieses Thema behandelt, es ist besonders
in der Komposition stärker von Correggio
abhängig, als gewöhnlich (eine Duplik befin-
det sich in engl. Privatbesitz).
Nach diesem Zwischenspiel schuf er in Ur-
bino für S. Francesco eine große Altartafel
„il perdono di S. Francesco d’Assisi“, das
Innere einer Kirche, in der der hl. Franzis-
"kus zu der in Wolken thronenden Madonna
als Fürsprecher betet. Er soll 7 Jahre an
diesem Werk gearbeitet haben. Ein Origi-
nalstich danach erschien 1581. Für die Picve
in Arezzo malte er ein großes Gemälde einer
Misericordia, die sogenannte Madonna del
popolo — die Madonna als Fürsprecherin der
Armen und Kinder (sign. 1579, jetzt in den
Uffizien zu Florenz), ein Bild, das ihm eben-
so, wie das Altarbild in Perugia großen Ruhm
schon bei den Zeitgenossen eintrug. Im ein-
zelnen, in Genrefiguren zeigt cs malerisch
große Schönheiten, wenn cs auch im ganzen
ziemlich zerflackcrt. Als er von Arezzo aus,
wohin er das Bild persönlich gebracht hatte,
Florenz besuchte, wollte ihn der Großherzog
für Florenz gewinnen. Er lehnte aber diesen
Antrag (ebenso wie die späteren von Kaiser
Rudolph II. und Philipp II.) ab und blieb in
Urbino.
Sehr berühmt war auch die für die Con-
fraternitä di Santa Croce in Sinigaglia 1582
gemalte Grablegung, die viel kopiert wurde.
(Sic ist von ihm selbst am Ende seines Le-
bens restauriert worden.) In der Brera zu
Mailand befindet sich ein Martyrium des hl.
Vitalis (aus S. Vitale in Ravenna stammend,
gez. 1583), ein großes Bild, das dieselben Feh-
ler in der Komposition und dieselbe virtuose
Behandlung des Fleisches und des Stofflichen
zeigt wie die Florentiner Madonna. In der
Chiesa nuova zu Rom (S. Maria in Valli-
cella) befinden sich 2 Altarbilder von B.:
eine Heimsuchung (jetzt sehr geschwärzt)
und ein Tempelgang Mariä (der aber erst
später, ca. 1594 entstand). Letzterer sehr
schön im Ton und genremäßig in der Auf-
fassung. 1584 vollendete er die Berufung
der Apostel Andreas und Paulus zunächst für
die Confraternitä di S. Andrea in Pesaro;
doch wurde das Bild von dem Herzog Fran-
cesco Maria II. als Geschenk für Philipp II.
nach Spanien gesandt. (Ein Bild dieses Ge-
genstandes jetzt in Brüssel.) Für die Chiesa
di S. Francesco in Pesaro entstand ein Bild
der Beata Michclina im Pilgerkleid, die auf
dem Kalvarienberg kniet, das sich jetzt in
der Vatikan. Galerie befindet. Ebenda ist
auch eine Verkündigung, wahrscheinlich die-
selbe. die ursprünglich für Loreto gemalt
wurde (eine andere Verkündigung kam nach
Spanien, eine dritte soll sich angeblich in der
Sammlung Stroganoff in St Petersburg be-
finden, eine Duplik des Vatikan. Bildes in den
Uffizien). Für Fossombrone malte B. eine
Madonna auf einer Wolke thronend, vermut-
lich identisch mit dem Louvre-Bild zu Paris.
1590 ist die Darstellung der Beschneidung in
Pesaro datiert. Ebenso das Noli me tangere
in den Uffizien (ders. Gegenstand München
Pin. und Pal. Corsini, Rom). Einige Jahre
später fällt der Kruzifixus im Dom zu Genua,
im Auftrag des Dogen gemalt, vom Cicerone
für das beste Werk des Meisters erklärt. Ein
anderer Kruzifixus mit der Jungfrau und
Maria Magdalena, gemalt für die Compagnia
della niorte in Urbino, ist ungefähr um die
Wende des Jahrhunderts entstanden (doch
sind die Figuren von Alcssandro Vitali, dem
begabtesten Schüler B.s gemalt). Auch das
einzige nicht religiöse Werk, das wir von
B. kennen: der Brand von Troja mit der
Errettung des Anchiscs, jetzt in der Galleria
Borghese in Rom (ein identisches war von
Kaiser Rudolph II. bestellt worden) fällt in
diese Spätzeit (bez. 1598). Zwei Darstcllun-
512
Barocci — Baroffio
gen des Abendmahls fallen in sein hohes Al-
ter, die eine für den Papst Clemens VIII.,
jetzt in S. Maria sopra Minerva zu Rom, die
andere größere und bedeutendere in der Ka-
pelle des erzbischöflichen Palastes zu Urbino,
sein letztes größeres Werk, aber vielleicht
auch sein bedeutendstes — in der Raumwir-
kung schon fast scicentistisch und von einer
unveränderten Süßigkeit des Tones im ein-
zelnen.
Von anderen Bildern des Meisters mögen
noch erwähnt werden: eine Stigmatisation des
hl. Franz für die Kapuzinerkirche in Urbino
(jetzt in der Pinak. daselbst), ein ziemlich
schwerflüssiges Bild, aber durch eine Radie-
rung B.s sehr bekannt geworden ; die sogen.
Madonna del Gatto, eine hl. Familie mit einer
Katze, ursprünglich für den Conte Branca-
lconi gemalt — wahrscheinlich das jetzt in
der Nationalgaleric zu London aufbewahrte
Bild (dasselbe in Chantilly, und ein wenig
verändert in der Galleria Corsini zu Rom) ;
eine schöne und farbenfrohe hl. Familie in
Spolcto; eine außerordentlich feine und auch
in den Schatten von Licht erfüllte Geburt
Christi (Joseph öffnet ein wenig die Tür des
Stalles) in der Ambrosiana zu Mailand (viel-
leicht nur eine Kopie des im Prado zu Madrid
befindlichen Originals), Bilder in Turin, Fer-
rara, Dresden, Bologna (letzteres unvoll-
endet).
Als Porträtist zeichnete er sich ebenfalls
aus. Hier ist das glänzende Porträt des Her-
zogs Francesco Maria II. von Urbino in den
Uffizien zu Florenz zu nennen, sowie das
kleine Kinderporträt eines Prinzen, der ge-
wickelt auf blauem Lager ruht, aus dem Jahr
1605, im Palazzo Pitti.
Zahllos sind die Zeichnungen und Skizzen
B.s, von denen die Uffizien eine reiche Samm-
lung besitzen. Besonders sind seine Pastell-
köpfe hervorzuheben.
Auch als Radierer hat sich B. ausgezeichnet,
ja eine ganz neue und eigenartige Technik
punktierter Halbtönc erfunden. Nur wenige
Radierungen B.s sind von seiner eigenen
Hand ( Verkündigung, Maria auf den Wol-
ken, Stigmatisation des hl. Franz und der hl.
Franz in der Kapelle), dagegen sind seine
Gemälde vielfach und schon früh im Stich
vervielfältigt worden.
Bellori feiert B. als Bahnbrecher — er ist
es auch in gewissem Sinne. Gegenüber den
sich immer mehr in nüchterne Stilisierung
verlaufenden Bestrebungen der Michclangc-
listen — der Vasari, Salviati usw. — betonte
er das Studium der Natur, die eifrige Arbeit
des Zeichnens, was seine vielen Studien be-
weisen. Es wird von ihm erzählt, daß er die
Figuren seiner Bilder mitunter erst in wei-
chem Wachs formte, was wohl vereinbar
scheint mit der Weichheit seiner Umrisse, die
von der schneidigen Kälte der Florentiner
überaus absticht. Er übt dadurch einen gro-
ßen Einfluß auf die spätere Generation aus
und ist in diesem Sinne als ein Vorläufer
der Carracci anzusehen. Sein Hauptverdienst
liegt aber darin, daß er als erster wie-
der in Mittel-Italien ein stark malerisches
Element vertritt im Sinne der weichen Ver-
schmelzung der Töne. Besonders in seinen
späteren Werken geht er über Correggio und
die Norditaliener hinaus. Mitunter setzt er
sogar ganz moderne blaue Töne in die Fleisch-
schatten. Am meisten erinnert er in seiner
Farbengebung an Rubens — ohne dessen
Kraft. Sicherlich haben die Werke B.s auf
Rubens während seines italienischen Aufent-
halts großen Eindruck gemacht.
A. Lazzari, Mcmorie <li Federico Barocci.
— Bellori, Le vite de’ Pittori 1728 p. 98 ff.
— Baldinucci, Opcre IX. — Mczzanotte
u. V c r m i g 1 i o 1 i, La Dcposizione della Croce
nella Cattedrale di Perugia, Perugia 1818. —
D. C. Farabulini, Sopra una sacra famiglia
di Barocci nell’ Esposizionc romana, Roma, 1870.
8°. — C a 1 z i n i, Urbino e i suoi Monumenti,
Rocca S. Casciano 1897 (an vielen Stellen). —
The Athenaeum 30. 1. 1904 p. 153, 181. — Ga-
zette des Beaux-Arts 1904 I p. 424. — 11 Ro-
sario. Mcmorie Domcnicane, Nov. 1905 (An-
sclmi). — Schmcrbcr, Italien. Malerei im
17. Jahrh. 1906 p. 150, 179—80. — Meyer, Kst-
lerlex. — Rasscgna bibliogr. dell’ arte ital. I
103 (Calzini) II 255 (Castcllani und Grigioni).
III 78 (Scatassa). IV 81 (Cantalamessa), 129
(Scatassa). VIII 140 (Ansclmi). — E. Sca-
tass a in Le Marche, giugno 1901. — F. Brogi,
Invent. gen. . . . della Provincia di Siena 1897.
— L’Arte IV 384 (Calzini). — Repertor. f. Kst-
wiss. XXV 444. W. Friedlaendcr.
Barocci, Francesco, italicn. Maler, Neffe
u. Schüler des Federico B., tätig 1580—1600.
Sicpi sah von ihm in der 1595 gestifteten Cap-
pella Floramonti in S. Maria del Popolo
(neuerdings als Börsenhalle ausgebaut) zu
Perugia ein unvollendetes Altarbild, darstel-
lend die Anbetung der Hirten, das sich jetzt
im Oratorium S. Bernardino befindet.
Sicpi, Dcscriz. di Perugia (1822) p. 649.
W. Bombe.
Barocci, Luigi, reproduzierender Kupfer-
stecher in Rom, erste Hälfte des 19. Jahrh.
Le Blanc, Manuel I. — A p e 1 1, Handb. f.
Kupferstichsammler 1880. H. V.
Barocci, s. auch Barossi u. Vignola.
Baroccio, s. Barocci u. Baldassarre (II 887).
Barod, Richard, Maler, 1593 — 1611 in
Besangon.
G a u t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt.
Barodio, Maler um 1720, wird als der Ver-
fertiger eines der Altarbilder in der Drei-
faltigkeitskirche in der Baura bei Lambach
(Oberöstcrr.) erwähnt.
Mitt. d. C.-Commission, N. F. XVI 101. ••
Baroffio, Antonio, Schweizer Heiligcn-
malcr, gcb. in Mendrisio 1760, f 1820 in Mos-
kau, wo er an den Dekorationsarbeiten des
Kremls beschäftigt war, Schüler der Akad. in
Künstlerlexikon. Bd. II.
513
33
Baroffio — Baron
Rom. Arbeiten von ihm in Bellinzona (Alle-
gorie im Großratsaal), Mendrisio (Heilige
Familie in der Pfarrkirche, Johannes Bap-
tista in der Sakristei des Gymnasiums), Cagno
in der Lombardei (hl. Michael am Hauptaltar
der Pfarrkirche).
E. M o 1 1 a bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
Baroffio, Giuseppe, Maler des 18. Jahrh.
in Pavia; malte daselbst perspektivische
Scheinarchitekturen in S. Andrea in Cittadella
(Deckenwölbung) und in der Jesuitenkirche.
F. Bartoli. Not. d. pitt etc. d'Italia (1777)
II 2. •
Baroffio, T o m m a s o, Schweizer Fresko-
maler, von Mendrisio, f im August 1877 da-
selbst. Genannt seien seine Fresken in den
Kirchen von Marseille, Nimes und Avignon,
in den Theatern von Marseille und Mont-
pellier, sowie im Schlosse des Marschalls Soult
in St. Amans-la-Bastide (Depart du Tarn.).
E. G i r a r d bei Brun, Schweizer. Kstlerlex.
H. V.
Baroja, Gregorio de, Goldschmied in
Toledo. 1584 beendet er für die Kathedrale
einen silbernen Leuchter, den Franc. Merino
begonnen hatte. 1585 erwirbt das Kapitel von
ihm ein silbervcrgold. Prozessionskreuz und
läßt es von Marcos Hernandez und Lorenzo
Marches schätzen. 1589 und 1592 lieferte er
Rcliquiarien, Gefäße u. a. für das Sagrario der
Kathedrale von Toledo. 1589 hatte er Gefäße
des Diego de Valdivicso und 1592 den Sarko-
phag der Hl. Lcocadia zu schätzen, welchen
Fr. Marino nach Zeichnungen des Nie. Ver-
gara ausgeführt hatte.
Cean Bermudez, Dicc. I 93. — D a v i 1 -
1 i e r, Orfcvr. S. 245 — 46. M. v. B.
Barois, Bonaventurc, französ. Bild-
hauer, 1878 — 82 als Mitglied der Pariser Acad.
de Saint-Luc aufgeführt.
Revue univers. des arts 1861, p. 333. S. Larni.
Barois, s. auch Barrois.
Barolet, s. Barralet.
Baron, Sänftenmaler in Montpellier, erste
Hälfte des 18. Jahrh.
Gazette d. beaux-arts. XXII. 1867 p. 181. H. V.
Baron, Fayenccmaler in Rennes, 18. Jahrh.
Es gibt mit „Baron 1775“ bczeichncte Ar-
beiten von ihm, welche ein reines Mangan-
violctt zeigen und häufig mit einem liegenden
Schaf verziert sind.
Jacnnicke, Grundr. d. Keramik. 1879. p.
545. — Gazette d. beaux-arts. XVIII 1865 p. 169,
170 (hier fälschlich 1675 statt 1775). H. V.
Baron, Abel Francois, kam 1663 als
Schüler in die Haager „Confrerie", wird aber
schon 1658 dort erwähnt (Notiz von Dr.
Brcdius).
Obrcc ns Archief V 147. E. IV. Mors.
Baron, Balthazarjean, s. Baron, Jean.
Baron, Bemard, französ. Stecher und
Radierer, geh. i. J. 1696 in Paris, f am 24. 1.
1762 (nach anderen 1766) zu London, Schü-
ler und Schwiegersohn von Nicolas Tardieu,
war in Paris und in London tätig.
Er stach zahlreiche Porträts für den Lon-
doner Verleger Boydell, darunter: Karl I.
im Kreise seiner Familie nach van Dyck ;
Robert, Earl of Carnarvon und seine Ge-
mahlin nach van Dyck usw. Ferner stach er
mehrere Blätter nach Watteau: l’Amour pai-
sible; les Com6dicns italicns; l’Accord par-
fait: les deux Cousines; a villagc ploundcred
by the Enemy ; the Country-People’s Revenge.
Auch für die Sammlung Crozat war er mit-
beschäftigt und stach 13 Vignetten nach Wot-
ton und Kent für die Fabeln des M. Gay,
London 1727.
Le Blanc, Manuel I. — Meyer, Kstlerlex.
III. — Portalis et B6raldi, Les Graveurs
du ISe siede. — Invcnt. gen. d. rieh, d'art Paris,
Monum. civ. I 141. P. A. Lemoisne.
Baron, Claude, Kupferstecher, gcb. 1738
zu Paris, Schüler von Le Bas. Er hat nur
einige ziemlich unbedeutende Arbeiten hintcr-
lassen, darunter 83 Blätter für Buffons Natur-
geschichte nach de Seve, ferner einige Por-
träts nach zeitgenössischen Meistern.
Portalis ct B e r a 1 d i, Les Graveurs du
XVIIIe siede. 1880 I 97 (hier einige Arbeiten
aufgeführt). //. V.
Baron, Claude Jean Accary, Archi-
tekt, geb, 1783 in Paris, Schüler von Labarre.
Er erhielt 1812 den zweiten akademischen
Preis und wurde später Inspectcur des tra-
vaux de la ville de Paris. Das College Saint-
Louis und ein Teil der Gefängnisse in Paris
wurden von ihm erbaut.
Gäbet, Dict. — Belller- Auvray, Dict.
gdn. — Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baron, Denis-Guillaumc, Maler, 1765
bis 71 in Besanqon.
G a u t h i e r, Dict. d. artist. franc-comt.
Baron, Dominique, Genre- und Land-
schaftsmaler in Toulouse, später in Paris, geb.
in Toulouse, stellte in den Pariser Salons
1842 — 1881 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. u. Suppl.
H. V.
Baron, Emile, Gcnremaler (Aquarell) in
la Turballe, gcb. in Paris, Schüler von Mac-
Henry und Ingres, stellte in den Salons 1870
und 1878 aus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n., Suppl.
H. V.
Baron, Enrico, span. Bildhauer in Rom,
wo er um 1890 als Pensionär der span. Aka-
demie 2 Hochreliefkompositionen aus dem
Leben des hl. Joseph ausführte als Predcllen-
stücke für den 1S90 nach dem Entwürfe des
Architekten G. Sacconi vollendeten Altar der
Cappella di S. Giuseppe in der Basilika zu
Loreto.
Nuova Rivista Misena III (1890) 90.
M. Morici.
Baron, F., Prospektmalcr und Stecher zu
Potsdam um 1775. Von ihm gestochen: Drei
Prospekte der Stadt Potsdam. Nach eigener
Zeichnung.
F ü s s 1 i, Kstlerlex. II. H. V.
514
Baron
Baron, G u i 1 1 a u m e, Maler von Mont-
pellier, war 1498 bei den Lcichenfeicrlichkeiten
für Karl VIII. tätig.
Berard, Dict biogr. d. artistes frang. H. V.
Baron, Henri Charles Antoine, fran-
zös. Maler, gcb. am 23. 6. 1816 in Besangon,
t am 13. 9. 1885 in Genf, Schüler seines
Landsmannes Jean Gigoux, debütierte im Pa-
riser Salon 1S40 mit einem Interieur de sculp-
tcur und Villa dans le pays latin und ließ sich
nach einer mit seinem Lehrer unternommenen
langen Reise durch Italien in Paris nieder. Er
malte leuchtend farbige, bisweilen etwas ma-
nierierte Genreszenen (auch zeitgenössische
Sittenbilder) in öl und Aquarell; seine Mal-
weise ist temperamentvoll und elegant und
wirkt reizvoll durch sprühende Farben. Be-
sonders in Mode waren seinerzeit seine Aqua-
rellbilder. Seine Hauptwerke waren im Pa-
riser Salon in folgenden Jahren ausgestellt:
L’enfance de Ribcira (1841) ; Une sieste en
Italie (1842) ; Les oies du frerc Philippe
Balducci (dies Bild sein erster großer Erfolg,
1845) ; A. dcl Sarto peignant la madone dans
le cloitre de l’Annunziata ä Florencc (1847) ;
Un printemps de Toscane und Enfant vendu
par des pirates (1848) ; Les noccs de Ga-
machc (1849.1 ; 3 Supraporten (Le Bouquet,
Le Toücher, l’Ouie) für das Ministerium des
Innern und Les vendanges cn Romagne (1856,
Pariser Weltausst.) ; La fete de St. Luc ä
Venise (1859) ; Retour de chasse (1801) ;
Tir ä l’arc en Toscane (18641. Dieses Ge-
mälde war dann auf der Pariser Weltausst
1867 zugleich mit dem schon genannten La
fete de St. Luc. Ferner waren im Salon aus-
gestellt: Le Benitier et Fete officielle aux
Tuileries pendant l'exposition univers. de 1867
(Aquarell, 1868) ; Les Patincurs (1870) ; Le
vieux fou de son Altesse und Son Eminence
chez ses neveux (1874) ; Bebe (1878). — Seit
1879 beteiligte er sich auch an den Ausstel-
lungen der Societe des Aquarcllistes frangais.
Außerdem zeichnete er für illustrierte Publi-
kationen und illustrierte zahlreiche Werke
gemeinsam mit Johannot, Frangais, C. Nan-
teuil. Treffliche Lithographien schuf er nach
seinen eigenen Jugendwerken (L’enfance de
Ribeira, L’Empirique, Condottieri, Une sieste
en Italie, Les oies du frere Philippe, La Sou-
brette, Le madrigal etc.) sowie nach Gemäl-
den von Couture, P. Huct und Lelcux. 1847,
48, 55 und 67 wurde B. in Paris durch Me-
daillen ausgezeichnet. Gemälde von seiner
Hand befinden sich in den öffentlichen Gale-
rien zu Besangon (Les noces de Gamache),
Chantilly (Chantilly au 16« si£cle. „La
Peche“), Genf (Joucur de mandolinc und das
Aquarell „Le cerf-volant“), Paris, Luxem-
bourg-Museum (Les vendanges en Romagne
und Fete officielle aux Tuileries pendant
l’Exposition universelle de 1867, aquarelle).
Caz. des B.-Arts V 62, 241, VI 110, 265, VIII
57, 113 f., XI 55, XVI 175. — Bellicr-Au-
vray, Dict. g6n. des artistes u. Supplement. —
B e r a 1 d i, Les graveurs du XIXe siicle. —
L’Artiste, passim (Reproduktionen der Haupt-
werke B.s). — Chronique des Arts 3. 10. 1885.
— La Grande Encyclopedie. E. V.
Baron (Baronius, auch Tolosano genannt),
Jean, französ. Kupferstecher, geb. in Tou-
louse 1631 (nach anderer Version 1616), be-
gab sich frühzeitig nach Rom, wo er bis zu
seinem Tode blieb. Er arbeitete dort unter
der Leitung und in Gemeinschaft mit Com.
Bloemaert. Seine Stiche zeigen eine sorg-
fältige, aber etwas trockene Behandlung.
Sein 99 Blätter umfassendes Werk ist bei
Le Blanc, Manuel I, aufgeführt; cs behan-
delt namentlich religiöse Vorwürfe und Por-
träts berühmter italien. Künstler (Folge von
67 Bildnissen.)
Marictte, Abecedario I 71. — Meyer,
Kstlerlcx. III. J. Guiberl.
Baron, Jean, Maler in Montpellier, um
1733/34, nur urkundlich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 2« Serie. IV
1883 p. 306. II. V.
Baron, Jean, Bildhauer, geb. in Angers,
f vor 1770, nur urkundlich bekannt.
C. Port, Artistes angevins. 1881. H. V.
Baron, Jean (eigentlich Balthazar Jean B.),
französ. Seidenfabrikant und Radierer, geb.
am 14. 7. 1788 zu Lyon, t am 24. 0. 1869
ebendaselbst. Er lernte ohne Lehrer Zeich-
nen und begann mit einigen Lithographien
und widmete sich dann um 1826 der Radie-
rung. Seine Geschäftsreisen nach Paris be-
nutzte er dazu, im Walde von Fontainebleau
zu zeichnen; außerdem bereiste er ganz
Frankreich und besuchte Ulyrien. Anfangs
stand er als Radierer völlig unter dem Ein-
flüsse seines Landsmannes de Boissieu, von
dem er sich jedoch dank den Ratschlägen
des Pariser Radierers E. B16ry befreite. Sein
radiertes Oeuvre, von dem sich in der Biblio-
thek des Palais des Arts zu Lyon eine Samm-
lung befindet, umfaßt 178 in den Jahren 1820
bis 1868 entstandene Radierungen meist klei-
nen Formates (viele davon nur in Visiten-
kartengröße). Mit wenigen Ausnahmen sind
cs Landschaftsdarstellungen, und zwar meist
in Radierung; nur eine kleine Anzahl von
Blättern ist in Vernis-mou-Technik ; 89 Blatt
zeigen Ansichten aus Lyon oder dem Lyon-
nais. Sic sind signiert: J. B. (getrennt oder
im Monogramme), — B. J. B., — Baron fccit.,
— J. Baron fecit., — B. J. Baron fecit. — Er
zeigt in ihnen echtes Naturgefühl und eine
klare, schlichte und sichere Zeichnung. Die
Bäume, die er mit Geschicklichkeit und Leich-
tigkeit wiedergibt, sind sein Licblingsmotiv,
während er in den Staffagefiguren fast immer
unbeholfen erscheint. Häufig kommt er de
Boissieu in der Kraft und im Effekt nahe.
Als seine besten Blätter sind zu nennen: Les
aqueducs du vallon d’Ecully (1830), L’Ile
SIS 33*
Baron
Barbe (1831), Tuilerie a Rochecardon (1836),
Bois ä Yzcron und Les chataignicrs ä Yzcron
(1846), Vuc de Franchevillc(1849). Sein künst-
lerischer Nachlaß enthielt Zeichnungen in
Feder-, Bleistift-, Tusch- und Sepia-Technik
sowie Aquarelle. In Paris hat er 1833, 1805
und 1806, in Lyon 1851 — 52 und 1858 aus-
gestellt.
Meyer, Kstlerlex. — Le Blanc, Manuel.
— Nagler, Monogr. III, No. 1934. 1982. —
L’oeuvre de Baron aquafortiste (Kopie des von
M. Chatelain aufgcstclltcn, 123 Nummern um-
fassenden Baronschen Oeuvre- Katalogcs in der
Bibliothek des Palais des Arts zu Lyon). — C h.
Fraissc in: Le Salut public de Lyon 30. 8.
1869. — Gaz. d. B.-Arts XIX 84. — Catalogue
de la Collection Agassis (Lyon 1891). — A.
B 1 e t o n in Revue du Lyonnais 1899, I 385.
E. V.
Baron, Martin, poln. Maler, gcb. am Ende
des 16. Jahrh. in Jaroslaw (Galizien), dann
wahrscheinlich in Deutschland tätig. Er
malte Heiligenbilder, nach welchen Peter
Ovcradt in Köln zwei in den Jahren 1605 und
1606 gestochen hat, den hi. Stanislaus Kostka
und den hl. Hyazinth darstellend. Weitere
Nachrichten über ihn fehlen gänzlich.
Sancti ct Sanctac Poloniae (seltene Ausgabe
in der Bibliothek zu Wolfenbüttel). — Rasta-
wieck i, Stownik mal. polskich III 126.
Dr. Georg Graf Mycielski.
Baron, Paul, französ. Maler, geb. am 11.
11. 1827 zu Givry (Saönc et Loire), Schüler
der Ecole des B.-Arts zu Lyon 1846 — 1852
unter der Leitung Bonnefonds. Er scheint
in der dortigen Kunstausstellung 1855 — 56 de-
bütiert zu haben mit einem Gemälde „Le Vin“.
Er hatte einen Namensvetter. Nach seiner
Übersiedelung nach Paris beschickte er die
dortigen Salonausstcllungcn mit Gemälden,
wie Le Parasol und Portrait de Femme
(1859), Mariage mystique de Ste. Catherine
(1865, dasselbe 1867 in Lyon ausgestellt zu-
sammen mit dem Genrebilde: Depart pour la
Promenade und mit 2 Porträts), L’Amour
desarme (1868), Odalisque (1870).
Bellicr-Auvray, Dict. gen. des Artistes.
Baron, Stephane, französ. Maler, gcb.
um 1830 in Lyon als Sohn des Radierers Bal-
thazar Jean B., Schüler seines Vaters, dann
seit 1853 des Leon Cogniet in Paris, debü-
tierte im Lyoner Salon 1851 mit seinem Selbst-
bildnis und mit einem Fruchtstück und be-
schickte diese Ausstellungen auch weiterhin
mit Stillebcn, Landschaften und Porträts. Im
Pariser Salon stellte er zum 1. Male 1853 aus,
und zwar ein von der Kritik erwähntes Ge-
mälde: Le Fou, dem er dann eine Reihe tem-
peramentvoller und origineller Historien- und
Genrebilder sowie einige Landschaften und
Sccstückc folgen ließ. Genannt seien noch
die Gemälde: Le doute de Faust und Episode
des massacres de Merindo! cn 1510 (Salon
de Paris 1857) und ebenda: Rolla (1859),
Un reve d’amour (1861), L’enfance de Ju-
piter (1865), Mariage de raison (1867), Bar-
ques cn perdition ä Capri (1868), La Come-
dic de l’Amour (1869), Retour de la fontaine,
Golfe de Naplcs (1870), Joueur de guitare de
la vieille Espagnc (1875), Unc consultation
(1879), La Tragedie (dekoratives Panncau
für das Theater zu Beifort (1880). Seit 1863
malte er in Aquarell eine Anzahl trefflicher
Kopien nach Gemälden Raffaels, Tiepolos,
Murillos und Velazquez’ in den Galerien zu
Madrid und Sevilla, sowie nach Watteaus
„Embarquement pour Cythere (Salon de Pa-
ris 1882). Für seine Aquarcllkopicn nach
Velazquez erhielt er im Pariser Salon 1863
eine „mention honorable“. Als Radierer hat
er einige Reproduktionen nach Gemälden
spanischer und italienischer Meister veröffent-
licht
Bellicr-Auvray, Dict. gen. des artistes
u. Supplement. — Gaz. des B.-Arts IV 186. —
Nouv. Archivcs de l’Art frangais, scr. III, voU
III. — A. Thiers, Grande Encyclopcdie. E. V.
Baron, Theodore, bekannter belgischer
Landschaftsmaler, Direktor der Akademie in
Namur, geb. in Brüssel 1840, f am 4. 9. 1S99
in Saint-Servan bei Namur, war Schüler von
de la Charlerie u. L. Dubois. Sein Lieb-
lingsthema wurde die Dünenlandschaft und
die Ufer der Maas, meist in ernster, melan-
cholischer Stimmung. Sein echt künstleri-
sches Schaffen blieb nicht ohne Einfluß auf
die moderne belgische Landschaftsmalern
(Rosseels, Crabccls, Hymans), und er kann
als der Begründer der sogen. Grijze School
(Ecole grise, 1865—76) angesehen werden.
Gemälde von ihm besitzen die Museen von
Brüssel, Antwerpen, Mons, Lüttich, Namur,
sie finden sich auch häufig im Privatbesitz
z. B. in Brüssel, wie die retrospektive Aus-
stellung L’Art Beige in Brüssel im Sommer
1905 zeigte; als sein Meisterwerk ist „Die
Maas bei Profondeville“ (Mus. in Antwerpen)
zu betrachten.
Meyer, Kstlerlex. III 32. — Chronique des
arts 1899 p. 269 (Nekrolog). — Catal. ill. de
l’Exposition retrosp. de l’Art Beige 1905. — M.
Des Ombiaux, Th. Baron, lc peintre de la
Meuse (in der Wallonia 1902 p. 209). — E. Pi-
card, A la memoire de Th. Baron (im Art mo-
derne 1902, 278). — Lemonnicr, l.’Ecolc
beige de pcinture 1906. Pol de Mont.
Baron, Vincent-Alfred, französ. Bild-
hauer und Medailleur, gcb. am 11. 6. 1820
in Meximicux (Ain). Ausgebildet seit 1837
an der Ecole des B.-Arts zu Paris unter Ra-
• mey und Jacquot, stellte B. 1849 — 61 im Pa-
riser Salon eine Anzahl Bildnismcdaillen aus,
unter denen diejenigen des Schauspielers De-
burcau und des Generals Comte Boutourlin
besonders hervorgehoben zu werden verdie-
nen. Seit 1841 hatte sich B. außerdem am
Pariser Conservatoire zum Schauspieler aus-
bilden lassen und als solcher an den Pariser
516
Baron — Baroncelli
Theatern Odeon, Ambigu, La Gaite und Porte
St. Martin mit Erfolg die Bühne betreten.
Bellier-Auvray, Dict. gen. des artistes.
5. Lami.
Baron, s. auch Barone, Baroni u. Barron.
Baroncelli, Antonio di Niccolö, da
Firenze, Holzschnitzer, Sohn des Niccolö
di Giovanni B. (genannt Nicolö dal Cavallo),
erhält laut Vertrag vom 20. 3. 1461 Bezahlung
für eine in die Sakristei der Kathedrale zu
Ferrara gelieferte Holzschnitzerei, darstellend
Gott-Vater und zwei Engel.
C i 1 1 a d e 1 1 a, Notize relative a Ferrara 63.
H. V.
Baroncelli, Carlo, Bronzegießer u. Archi-
tekt von Florenz, um 1440, Sohn des Nicolö
„dal Cavallo", nur bei Zani (Enc. met. II 87)
erwähnt H. V.
Baroncelli, G i o v. Franc., Maler in Turin,
um 1672 (nach Zani, III 87), nur bekannt
durch den von G. Tasniere nach ihm gestoche-
nen Entwurf der Schauseite für den kgl. Jagd-
hof daselbst und die Zeichnung eines Feuer-
werks, von Gius. Abbiati gestochen.
Heinecken, Dict. d. Artistes. 1788. II. —
O 1 1 1 e y, Noticcs. H. V.
Baroncelli, Giovanni di Niccolö, s.
folgenden Artikel.
Baroncelli, Nicolö di Giovanni (gen.
Nicolö dal Cavallo), Bildhauer und Bronze-
gießer aus Florenz, nach Vasari Schüler des
Brunelleschi. Schon früh siedelte er mit sei-
ner Familie nach Ferrara über, wo er sein
ganzes Leben im Dienste des Lionclio d’Este
zubrachte. Im Aufträge des letzteren schuf
er 1443 für S. Maria degli Angeli (am Pa-
lazzo di Bclfiore) eine Exvoto-Figur aus be-
maltem Wachs, darstellend einen lebensgros-
sen Falkonier mit zwei Jagdfalken, und 1445
für die Cappella di Corte die Wachsmodelle
zu 6 Engelfiguren, die 1446 in Kupfer gegos-
sen, ziseliert und von Michele Ongaro ver-
goldet wurden. B. erhielt für diese Engcl-
figuren einen Lohn von 237 Lire marchcsine
und 10 Soldi ausgezahlt, war jedoch mit die-
ser Bezahlung nicht zufrieden. 1444 faßte
Lionello den Plan, Nicolö III d’Este (1398 —
1441 Regenten von Ferrara) ein Reiterstand-
bild zu errichten, und beauftragte die Bild-
hauer Nie. Baroncelli und Ant. di Cristoforo
(gleichfalls Schüler des Brunelleschi) mit der
Herstellung von Konkurrenzmodellen. Da
beider Modelle von den Schiedsrichtern —
darunter Leon Battista Alberti — einander
ebenbürtig befunden wurden, erhielten die
Konkurrenten den Auftrag zu gemeinsamer
Ausführung des Monumentes. Wahrschein-
lich übernahm jedoch Baroncclli speziell die
Ausführung des Rosses, da er von da an —
ebenso wie sein Gehilfe Domcnico di Paris —
den Beinamen „dal cavallo“ führte. Das Mo-
nument fand so großen Beifall, daß Borso
d’Este sich entschloß, noch bei Lebzeiten sich
ein ähnliches Reiterstandbild setzen zu lassen
und bereits am 1. 9. 1451 Baroncelli die Aus-
führung übertrug. Dieser starb jedoch be-
reits zwischen dem 24. und 29. 10. 1453, so-
daß das Borso-Monument von seinem Sohne
Giovanni B. unter der Mitwirkung des Do-
mcnico di Paris u. zahlreicher anderer Bild-
hauer (der Mehrzahl nach Florentiner) voll-
endet werden mußte. Das Denkmal des Ni-
colö III wurde am Himmelfahrtstage 1461
enthüllt, dasjenige des Borso d’Este 1454 und
zwar vor dem Palazzo della Ragione. Von
dort wurden beide Monumente 1472 auf den
Platz vor dem Hauptportale des Palazzo
Estense versetzt. Bereits 1532 durch eine
Feuersbrunst beschädigt, wurden sie schließ-
lich 1796 durch die Republikaner völlig ver-
nichtet. — Für die Cappella di Corte hatte B.
1447 zwei weitere Engclfiguren gegossen.
Gleichzeitig arbeitete er an einer Madonna
und einem Johannes d. T., für die er 1448
Zahlung erhielt; dann 1450 — 53 an den 5
Bronzestatucn, die er im Aufträge des Bi-
schofs von Ferrara für den dortigen Dom
auszuführen hatte. Und zwar vollendete er
selbst mit seinem Sohne Giovanni den ge-
kreuzigten Christus zwischen Maria und Jo-
hannes, während die Statuen der Heiligen
Georg und Mauritius von seinem Sohne Gio-
vanni unter Mitwirkung des Domenico di
Paris geschaffen wurden. Diese bis heute er-
halten gebliebenen, überlebensgroßen Bronze-
statucn des Domes zu Ferrara sind die einzi-
gen Bildwerke, die mit Sicherheit als Ar-
beiten B.s betrachtet werden können. Ob-
wohl sich B. hier als ein ziemlich mittelmäßi-
ger Künstler bekundet, wurden früher ver-
schiedene Meisterschöpfungen Donatellos ihm
zugeschrieben, wie z. B. die beiden Büsten des
Ludovico III Gonzaga im Berliner Museum
und in der Sammlung Andre zu Paris; ja
sogar die Bronzestatuetten am Santo-Altare
zu Padua galten ehemals als Arbeiten des
Nicolö B.
Vasari-Milanesi, II 380. — Gua-
1 a n d i, Mem. orig. ital. IV 33 — 18; V 178 — 183.
— C i 1 1 a d e 1 1 a, Not. relat. a Ferrara (1864)
p. 46—49, 74, 100, 415—422, 068; Docum. ed
Illustr. ctc. Fcrrar. (1868) p. 21, 221. — Gru-
yer, L’art Fcrrarais (1897) I 42, 62, 287, 301,
309, 475, 510-517, 559, 593, 601; II 507. —
Gaz. des B.-Arts 1° p<5r., XXV 314, 318; Ile
p6r„ XXV 234; XXVII 78; Ille p6r„ VI 184.
— Arch. stör. d. Arte ital. IV 414. — L’Arte
1904 p. 158. — Arte ital. decor. e industr. III
85. G. de Nicola.
Baroncelli-Javon, Henriette - Marie
de Chazclles marquise de, f ranzös.
Malerin, gcb. im April 1845 auf Schloß Belle-
Cötc bei Nimes, t am 1- 8. 1906 zu Avignon.
Seit 1884 beschickte sie den Pariser Salon de
Ia Soc. des Art franqais mit fein ausgeführ-
ten, harmonisch und vornehm wirkenden Mi-
niaturporträts, unter denen besondere Erwäh-
nung verdienen diejenigen des Comte de
Chambord, der Comtesse d’Eu, des Kaisers
517
Baroncini — Baroni
Dom Pedro von Brasilien, des Dichters Fre-
d£ric Mistral (1891) etc. E. V.
Baroncini, V i n c c n z o, Bildhauer, geh. in
Brescia, tätig um die Mitte des 18. Jahrh.
Er arbeitete mehrere Statuen für die Kirche
S. Martino zu Alsano.
Meyer, Kstlerlcx. III. H. V.
Baroncz (Barqcz), Tadeusz von, Bild-
hauer, geh. in Lemberg 1849, stammt aus
einer polnisch-armenischen Familie. Schüler
der Krakauer Kunstschule und der Münchener
Akad. Nach 2jähr. Aufenthalte in Italien
und Wien machte er sich in seiner Vaterstadt
selbständig, wo er 1905 starb. Sein nam-
haftestes Werk: Sobicski-Dcnkmal in Lem-
berg (1898). Außerdem modellierte er viele
Bildnisse und einige kleinere Denkmäler für
galizische Provinzstädte. Zeichnet sich durch
gewandte Kompositionsgabc aus.
Intern. Kst-Ausst. Berlin 1891 p. 212. —
Swieykowski, Pamictnik p. 196, 262. — W.
Encyklopedya Illustr. VI p. 926. Z. Batowski.
Barone, Andrea, italien. Bildhauer, fer-
tigte 1544 eine Statue der hl. Helena für den
Dom zu Palermo.
Filangieri, Indice degli artcfici 1891 I.
H. V.
Barone, s. auch Baron u. Baroni.
Baroni, Andrea, wenig bedeutender Ma-
ler, geb. in Bologna, tätig daselbst von 1620
bis 1650, Lehrer Lorenzo Pasincllis.
C r e s p i, Vite de’ Pittori Bolognesi non de-
scritte nella Fclsina Pittrice. p. 130, 131. —
Meyer, Kstlerlcx. H. V.
Baroni (Barone), Antonio, gen. Ba-
roni il vecchio, Maler zu Verona, um
1650 — 1670 tätig, nur bei Zani (Enc. met. III
88) erwähnt. H. V.
Baroni, Antonio, gen. Baroni il gio-
v a n e, Maler, geb. zu Verona 1678, f daselbst
1744, nach Zani (Enc. met. III 88) vielleicht
Sohn des Vorigen. Er machte seine ersten
Studien in Verona unter Simone Brcntana und
ging dann nach Bologna in die Schule des
Marcant. Franceschini. In seine Vaterstadt
zurückgekchrt, malte er daselbst für das Re-
fektorium des Klosters Deila Caritä eine
Szene aus dem Leben des hl. Gualfardo Gui-
dotti, für die Kirche S. Biagio ein Opfer
Abrahams. — D. Zannandreis führt noch eine
Reihe anderer Werke auf.
Dal Pozzo, Le Vite de’ Pittori etc. Vero-
nesi p. 198. — Meyer, Kstlerlcx. — D. Zan-
nandreis, Le Vite dei pitt. etc. Veroncsi (ed.
Biadego 1891) p. 343. H. V.
Baroni, Bartolommeo, Bildhauer von
Vicenza, 18. Jahrh., nur bei Zani (Enc. met.
III 89) erwähnt. //. v.
Baroni, Bernardino, Maler zu Siena um
1630. Von ihm u. a. in der Kirche der Cer-
tosa vor der Porta Romana daselbst die Al-
tartafel mit der Himmelfahrt der Maria
(früher Prozessionsfahne der Kirche). Eine
Madonna in der Wolkenglorie mit den h.
Bcrnard u. Catarina in der Kirche in S. Nic-
colö a Maggiano (Commune dcllc Masse dcl
Terzo di S. Martino).
Romagnoli, Ccnni storico-artistici di Siena.
1840. p. 84, 99, 114. — Meyer, Kstlerlex. —
Brogi, Inv. gen. d. Prov. di Siena 1897 p. 215.
H. V.
Baroni, Bernardino di Simone, Ma-
ler, geb. 1735 in Siena, Todesjahr unbekannt.
Er malte Altarbilder für verschiedene Kirchen
seiner Vaterstadt.
Meyer, Kstlerlcx. (mit älterer Lit.). H. V.
Baroni, Carlo, italien. Kupferstecher aus
Mantua, tätig in Rom um 1761 — 75. Er hat
nach Rubens die Salbung Sauls und nach
Poussin (?) das Martyrium der hl. Caecilie
gestochen, mit C. Faucci zusammen : Acis und
Galatea und Herkules als Kind die Schlange
würgend nach Pomp. Batoni.
Meyer, Kstlerlcx. — C. d ’A r c o, Di cinque
valcnti incisori Mantovani (Mantova 1840) p. 60.
P. K.
Baroni, C e 1 s o, Sieneser Maler des 18.
Jahrh., von dem in der Prioria di S. Ansano
zu Dofana und in den Pfarrkirchen S. Donato
zu Vallcrano und S. Giov. Evang. zu Basciano
(Prov. Siena) Altarbilder mit Darstellungen
der Madonna in der Wolkengloric und mit
lebensgroßen, in Anbetung knienden Heiligen-
figuren erhalten geblieben sind.
F. Brogi, Invent gen. etc. della prov. di
Siena (1897) p. 85, 351, 374. •
Baroni, Cosimo de’, Miniaturmaler von
Ferrara, um 1458 — 1471, lebte noch 1475;
schmückte 1468 „sonetti e canzoni“ für den
Herzog von Ferrara mit Miniaturen. Nach
Cittadclla (Docum. ed illustr. etc. Ferrarese.
Ferrara 1868) darf man ihm vielleicht die
früher fälschlich Cosimo Tura zugeschricbc-
nen, in der Bibliothek der Certosa zu Ferrara
aufbewahrten Miniaturen der 18 Chorbüchcr
zuweisen, welche Herzog Borso der Certosa
zum Geschenk machte, und von denen ein
Blatt das Datum 1468 trägt.
Gruyer, L’art ferrarais. Paris 1897, II 427,
451. — Jahrb. d. kunsthist. Sammlgn. d. Allerh.
Kaiscrh. XXI 182, 190. H. V.
Baroni, D o m e n i c o, Maler in Bologna, t
daselbst 1671. Für den Hauptaltar der Kirche
S. Giovanni de’ Fiorcntini zu Bologna malte
er Johannes den Täufer, für das Oratorium
derselben Brüderschaft mehrere Wandbilder.
Crespi, Vite de' Pitt. Bol. non descr. nella
Fels, pittr. p. 28. — Pitture etc. di Bologna.
1782 pp. 122, 197. H. V.
Baroni, Domcnico, italien. Maler, t uni
1860 in Modena, wo er als Akademielehrer
tätig war; Schüler des Pietro Benvenuti aus
Arezzo, malte er hauptsächlich Genrebilder
sowie Szenen aus Dantes „Divina commcdia“.
Manfredin i, Arti del disegno in Modena
(1862) p. 17. — G. Campori, Lettcre artist.
(1866) p. 483 f., 500. N. Tarchiani.
Baroni, Elena, s. Baroni, Giuseppe.
Baroni, Francesco, Glasmaler aus Pe-
rugia, aus der Familie der Brunacci stam-
mend, Mönch des dortigen Bcnediktiner-
518
Baroni
klostcrs S. Pietro, seit 1450 in Rom für Ni-
colaus V. tätig. 1446 bekommt er vier Glas-
malereien für den Dom zu Orvieto in Auf-
trag, nachdem er 1443 ein Fenster für Sta.
Maria de’ Servi in Perugia geliefert hatte.
Am 20. 2. und am 30. 3. 1450 erhält er Zah-
lungen für Glasmalereien für den Neubau von
St. Peter in Rom (weitere Zahlungen am 20.
12. 1451, 29. 12. 1452, 17. 2. 1453). 1453—54
finden wir ihn mit seinem Neffen Neri da
Monte für den Palast des Vatikan beschäftigt.
1458 ist ein Aufenthalt in Perugia bezeugt,
wo er 1460 für sein Kloster arbeitete. 1461 —
63 war er Kaplan von S. Costanzo daselbst.
Er ist begraben in S. Paolo in Rom.
Müntz, Lcs arts ä la cour d. papes, 1878 I
69, 77, 134 — 38. — L. M a n z o n i in Report, f.
Kstwissensch. XXVI 124, 126, 130 ff. — Va-
sa r i - M i 1 a n e s i, II 530. — L. Furai, II
Duomo di Orvieto (1891) p. 108, 194 f., 207,
228, 231—235. H. V.
Baroni, Francesco, Ornamentbildhauer
aus Rovigo, um 1609, nur bei Zani, Enc. mct.
III 88 erwähnt. H. V.
Baroni, Giovanni, Schlachtenmaler aus
Sacco bei Rovereto, um 1690 in Rovereto tätig,
erster Lehrer und Vetter des G. A. Baroni di
Cavalcabo (s. d.).
Zani, Enc. III 88.
Baroni, Giovanni, Verfertiger von Fayen-
cen zu Nove bei Bassano, Ende des 18. Jahrh.
Eine schöne Vase von ihm mit feinen Kopien
nach Lebrun auf blauem Grunde in der Samm-
lung Reynolds in London, bez. : „Fab Baroni
Nove“ und „Bracciano alle Dove" (der letz-
tere Name wohl den Maler bezeichnend).
Jaennicke, Grundr. d. Keramik. 1879. p.
573 (mit Faksimile der Fabrikmarke. Anhang
No. 1193). H. V.
Baroni, Giuseppe, italien. Kupferstecher
aus San Giuliano, tätig in Rom und Venedig,
wo er 1730 starb. Von ihm das „Joseph Ba-
ronius sculps.“ bezcichnete Blatt mit der gros-
sen Regatta von 1709 nach Luca Carlevaris,
ein hl. Ignatius (bez. Giuseppe Baroni) usw.
Mit Dom. Rossetti u. Andrea Zucchi arbeitete
er an den Kupfern für „II gran teatro delle
pitture e prospettive di Venezia“ (das Titel-
blatt ist Iseppo Baroni incid. 1720 bez.) und
nach Heinecken u. Basan soll er auch nach
einer ganzen Reihe italien. Maler, wie Pietro
Liberi, Franc. Maffci, J. B. Piazzetta, Poussin,
Pompco Batoni usw. gestochen haben. Die
von Heineckcn angeführten Giuseppe Baron
(Dict. II 153) und Joseph Baroni (II 159) sind
wohl sicher identisch. — Auch die Tochter
des Giuseppe, Elena Baroni, nennt Heinecken
als geschickte Kupferstecherin. ***
Baroni, J. B., conte di Tavigliano,
italien. Kupferstecher, hat 1758 Juvaras Ent-
würfe zur Kirche S. Filippo Neri zu Turin
in 20 Blättern herausgegeben.
Meyer, Kstlcrlcx. — Le Blanc, Man.
iJ. K.
Baroni, Paolo, italien. Maler und Kupfer-
stecher, tätig in Venedig im Anfänge des
18. Jahrh. Sein Name findet sich auf einem
geistreich radierten Blatte, das die Enthaup-
tung eines Heiligen darstcllt. Auf einer Ra-
dierung, die neun Musen, die einen Fürsten,
dessen Bildnis oben in einem Oval erscheint,
verherrlichen, findet sich ein Monogramm aus
P. B., das Nagler Monogr, IV 2813 auf B.
bezieht. p. K.
Baroni (Baronni), Paul Nicole Fran-
cois, Maler aus Piacenza, spätestens seit 1750
in Angers ansässig, + daselbst am 12. 2. 1771,
68jährig. In der Kirche zu Chcffcs, deren
Chor und Schiff er ausgcmalt hatte, sicht man
von ihm noch eine Taufe Christi. In Angers
malte er in der Kapelle des Grand-Scminaire
und lieferte zahlreiche Arbeiten für dortige
Kirchen.
C. Port, Artistcs angevins. 1881. H. V.
Baroni, Pietro di Nicola, Maler in
Orvieto, 1447 Gehilfe des Fra Angelico bei
Ausführung der Gewölbefresken in der Cap-
pella Nuova des Domes. Nach Fra Angelicos
Weggange (im Herbst desselben Jahres) er-
hielt Baroni noch bis 1450 fortlaufende Zah-
lungen für Malereien im Dom, ebenso 1458
für Ausführung eines Madonnenbildes „in
prodo“. Ferner hatte er 1470 und 1471 Ma-
donnenbilder zu malen „nella bottega di
piazza“ sowie in S. Sepolcro fuori porta mag-
giore. Zum letzten Male findet er sich 1489
als Mitglied des Dombauvorstandes erwähnt.
L. F u m i, II Duomo di Orvieto (1891) p. 367,
370, 394—397. •
Baroni, S i r o, Maler zu Mantua um 1750.
Altartafeln von seiner Hand in den Kirchen
S. Andrea und S. Catarina zu Mantua.
C o d d i, Memorie biografiche. — Meyer,
Kstlerlcx. H. V.
Baroni di Cavalcabo, Gaspare Anto-
n i o, Maler, geb. 1682 in Sacco bei Rovereto,
t 1759. Schon als Knabe verriet er große
Neigung zur Kunst, indem er ohne Anleitung
Zeichnungen improvisierte und hie und da
sich selbst in der Freskomalerei versuchte.
Den ersten Unterricht gab ihm sein Vetter
Giovanni Baroni, welcher sich in der Schule
des Alessandro Marchcsini und des Antonio
Calza in Verona eine gewisse Gewandtheit
im Malen erworben hatte. Hierauf schickte
ihn sein Vater selber nach Verona in die
Schule des Antonio Balestra, mit dem er
bald nach Venedig übersiedcltc. Hier ver-
blieb B. von 1703 bis 1705, und nachdem er
hierauf auf kurze Zeit die Heimat besucht
hatte, ging er 1707 dem Rate des Balestra
folgend zu Carlo Maratta nach Rom. Der
Tod seines Vaters zwang ihn aber schon nach
2 Jahren wieder heimzukehren, um der Mut-
ter in der Hausverwaltung behilflich zu sein.
B., der damals 28 Jahre zählte, empfand
schmerzlich nebst dem herben Verluste die
ihm aufgenötigte Unterbrechung in seiner
Baroni — Baronzio
Kunsttätigkeit, aber kaum war sein jüngerer
Bruder Quintilio herangewachsen, so über-
ließ er diesem ganz die häuslichen Sorgen
und kehrte mit verdoppelter Energie wieder
zur Malerei, von welcher er sich seitdem
während seines langen, ehelosen, allein dem
künstlerischen Schaffen gewidmeten Lebens
nicht mehr trennte. Baroni starb fast 78jäh-
rig in Villa Lagarina, während er nahe daran
war, die Dekorierung des Presbyteriums-
gewölbes der Pfarrkirche daselbst zu voll-
enden.
Dank dem unermüdlichen Eifer des genia-
len Künstlers gibt es heute noch kaum eine
Kirche oder ein herrschaftliches Palais im
Lagertal, welche nicht von einem oder meh-
reren Bildern von ihm geschmückt seien.
Von seinen Werken verdienen hauptsächlich
erwähnt zu werden sechs große biblische Dar-
stellungen in der Kirche von S. Maria dcl
Carmine und das Abendmahl in S. Maria
Lauretana in Rovercto, die reichen Fresko-
malereien der Pfarrkirche in Sacco und der
Dreicinigkcitskirche daselbst, das Bild mit
dem Rosenkranz und eine Madonna mit dem
auf einem Kissen ruhenden Kinde in der Vin-
cenzkirche zu Isera, das herrliche Altarge-
mälde, den Märtyrertod des hl. Stephan vor-
stcllend, in der Dekanatskirche von Mori, die
Jungfrau, das Kind dem hl. Anton von Padua
überreichend in der Annunziatakirche in
Trient, etc. Auch schmückte B. mit Fresko-
gemälden das Gewölbe des Trientcr Domes.
Leider aber gingen diese Malereien infolge
von Ablösungen der Mauer großenteils bald
zugrunde u. mußten von L. d’Origny erneuert
werden. Gelegentlich des unlängst erfolgten
Umbaues der Domkirche wurden sie jedoch
insgesamt vernichtet. Die einzigen übrigge-
blicbencn Spuren sind ein himmlischer Vater
und ein Engclskopf, welche nun im Trientcr
Kommunalmuscum aufbewahrt werden.
Nebst einer reichen Phantasie und einem
tiefen Naturgefühl besaß B. eine genaue
Kenntnis der prospekti sehen Kunst. Die Hal-
tung seiner Figuren ist edel und die Köpfe
voll Begeisterung, die Darstellung des Nack-
ten ganz vortrefflich. In seinen letzten Jah-
ren verlor er jedoch den richtigen Farben-
sinn, seine Pinsclführung wurde schwer und
unsicher, und von seiner früheren Naturtreue
abweichend wurde er plump und geziert.
Clcmentino Vannetti, Notizie intomo
al pittore Gasparantonio Baroni Cavalcabo di
Sacco (Verona 1781, 8°). — Adamo Chiu-
s o 1 e, Notizie antichc e moderne della Valle
Lagarina c degli uomini illustri della medesima
(Verona 17S7, 8°), p. 212 u. f. — Agostino
P e r i n i, Statistica dcl Trentino (Trcnto 1852,
8°), II 45 u. f. — Tirol. Kstlcrlex. — Fran-
cesco Ambrosi, Scrittori cd artisti trentini.
2. Aufl. (Trcnto 18'J4, 8°) p. 152 u. f. L. O.
Baroni, s. auch Baron u. Barone.
Baronino, Bartolome o, Architekt von
Casal Monferrato, geb. 1511, tätig in Rom seit
1635 als Unternehmer großer Arbeiten wie
Straßenbauten, Platzanlagen, des Baus des
Palazzo des Duca di Castro usw. Er führte
in Rom auch einen Brunnen ans, den Vasari
gezeichnet hatte. — B. wurde 1554 in Rom
erstochen. Man ehrte sein Andenken durch
sein Begräbnis im Pantheon und Aufstellung
seiner Büste auf dem Kapitol.
Bertolotti, Artisti Subalpini in Roma,
Mantova 1884 ; derselbe : Archivio stör. art. etc.
di Roma, I 74 ff. — G. M i n i n a, Di B. Baro-
nino, in der Riv. di stör. d. arte etc. d. provincia
di Alcssandria, IV (1895) fase. 9. ••
Baronius, s. Baron, Barone u. Baroni.
Baronzio, Giovanni, daRimini, wenig
bekannter, aber zweifellos erfolgreicher Ver-
breiter giottesker Kunst in der Romagna,
t vor 1302. Tonini erwähnt seinen Namen
mit einigen anderen rimineser Künstlern in
dem Werke „Rimini nella Signoria dei Mala-
testa“, als er beim Jahre 1345 auf das be-
kannte Polyptychon im Refektorium der Mi-
nori Conventuali di Maccrata Feltria, seit
1861 oder 62 in der Galleria di Urbino, hin-
weist. Cavalcasclle spricht ebenfalls von dem
kostbaren Bild, dessen Unterschrift nicht
mehr vollständig leserlich ist, die aber ge-
nügt, um das Werk mit dem verloren ge-
glaubten zu identifizieren. Das Triptychon
mit kleinen Figuren auf Goldgrund wurde
in den alten Katalogen der Galerie von Ur-
bino dem Taddeo Gaddi zuerteilt, obgleich die
Unterschrift sagt: Anno dni tnillo CCCXL
quinto tpe dni cletntts pp. oc. opus fecit Jon-
ttes barontius de arimino. Diese Inschrift
bei der geringen Anzahl der Werke des Gio-
vanni machen das Gemälde doppelt interes-
sant. Es wurde von Prof. Calzini zuerst in
der Arte 1901 unter den wichtigsten Gemäl-
den der Galerie von Urbino publiziert. Im
Mittelpunkt des Gemäldes die Jungfrau auf
dem Thron, den zu ihren Füßen stehenden
Christus liebkosend, auf der einen Seite ein
Engel und ein heiliger Mönch mit Bischofs-
stab, hierauf 2 Kompositionen übereinander,
oben die Anbetung der hl. 3 Könige, unten
die Darstellung im Tempel, auf der andern
Seite ein Engel und S. Francesco und in der
letzten Abteilung: Das Abendmahl Christi,
darunter die Gefangennahme. Von den 7
Giebeln fehlt einer (kürzlich durch einen
Holzgicbel, aber ohne die Figur des Heiligen,
welche verloren, ersetzt). In dem mittleren
Giebel die Kreuzigung, im linken vom Be-
schauer die Heiligen Pietro, Agostino und
Gio. Battista, in den beiden rechts die Ver-
kündigung. Die Figuren, obgleich arm an
Formen, haben schon einen bestimmten Cha-
rakter, die weiblichen besonders eine gewisse
Grazie. Die technische Ausführung ist gut,
das Kolorit klar, die Rundung etwas mangel-
haft. Die langen Köpfe, mandelförmigen
520
Baronzio — Barovieri
Augen, zarten Nasen, wächsernen Fleisch-
farben und grauen Schatten werden durch
die Frische der Farbe und den zarten Aus-
druck des Gesichtes kompensiert, wie Thode
bemerkt. Nach der Ansicht des letzteren
gehören zwei kleine Tafeln No. 756 u. 767
mit 8 Passionsszenen im Kölner Museum
dem Giuliano da Rimini oder dem Giovanni
Baronzio an. — Einstimmig schreibt die Kri-
tik unserem Künstler die Ausmalung von
Santa Maria in Porto fuori in Ravenna zu.
Cavalcascllc nannte zuerst Giovanni Baronzio
als einen der rimineser Künstler, die in dieser
Kirche arbeiteten, und der Charakter des
nach Urbino gekommenen Tafelbildes scheint
die neue Hypothese zu bestätigen. Die Male-
reien von S. Maria in Porto, von Rosini dem
Giotto zugcteilt, zeigen in der Wölbung des
Presbyteriums die 4 Doktoren der Kirche, an
den Wänden S. Joachim aus dem Tempel
gejagt, die Geburt der Madonna, die Darstel-
lung im Tempel; auf der andern Seite den
Kindermord, das Abendmahl der Apostel, den
Tod und die Verklärung Mariae, die Him-
melfahrt und die Krönung Mariae. In einer
der Seitenkapellen Szenen vermutlich aus
dem Leben des Apostels Matthäus, auf dem
Bogen Christus zwischen 2 Propheten mit
einem Buch in der Linken, die Rechte zum
Segnen erhoben. In der andern Kapelle sieht
man die Reste von Fresken, darunter noch
am besten die Lünette und die Figur eines
jungen Heiligen, der auf einem Tuche von
2 Engeln zum Himmel getragen wird. Auf
den Pfeilern und Bögen noch andere wenig
erhaltene Figuren von Heiligen. Diese Ge-
mälde mit langen Figuren und übertriebenen
Bewegungen scheinen trotz der nachgcahmtcn
Florentiner Manier nicht von einer Hand.
Baronzio könnte vielleicht bei der Ausfüh-
rung von romagnolcn Künstlern unterstützt
worden sein.
Hermanin schreibt dem B. in einer römi-
schen Zeitschrift (s. Lit.) auch die Gemälde
in der großen Kapelle von San Nicola in To-
lentino zu, welche von anderen dem Orcagna,
Gaddi, Giotto zuerteilt werden. Wie von
andern schon bemerkt worden ist, können
diese Malereien aber nicht von B.s Hand
sein, da sic trotz gewisser Verwandtschaft
weit über den Fresken von S. Maria in Porto
und den Werken der giottesken Meister, welche
gegen Mitte des 14. Jahrh. in der Romagna
arbeiteten, stehen. — E. Scatassa beschreibt
in Arte e Storia 1004 ein Bild mit der Ver-
kündigung an die Jungfrau in Macerata Fel-
tria und glaubt es wegen seiner Ähnlichkeiten
mit dem Triptychon des Baronzio in Urbino
mit letzterem in Beziehung setzen zu können.
Rosini, Storia dclla pittura vol. II p. 63.
— C. T o n i n i, Rimini nclla Signoria de’ Mala-
testa vol. IV p. 389 u. f. — C r o w c u. Caval-
c a s e 1 1 e, Storia della pittura italiana, vol. 4°.
— H. Thode in Arch. stör, dell’ arte I 138,
II 51. — E. C a 1 z i n i, Urbino c i suoi monu-
menti 1897 p. 31 und in l’Artc IV 1901, 364. —
A. Brach, Giottos Schule in der Romagna.
Straßburg, Hcitz 1902. — E. Scatassa in Arte
e Storia 1904, p. 92. — Graf Vitzthum im
Sitzungsbericht d. Berliner Kunstgeschichtlichen
Gesellschaft 1905 III 18. — Rivista Ligure di
Scienze, Lcttcre XXIV 249 — 262. — J. Her-
manin, Gli affrcschi di G. Baronzio e dei suoi
scguaci in Tolentino, in Bollettino della soc.
filol. romana 1905 No. 7 p. 65. — A. Cola-
santi in Rivista Marchigiana illustr. I 71 und
in L’Arte 1907 p. 272. E. Calsini.
Baronzio, L a u r e n t i o, Maler in Mailand
1481.
Arch. stör. lomb. scr. III», fase. VI anno XXII
(1895) p. 408 ff. **
Barosso, Andrea und Franccschino,
s. unter Barosso , Girolamo.
Barosso, Girolamo d’ Andrea (7>ro-
nimo Baroxo), Italien. Steinmetz, 1378—1409
in Venedig urkundlich erwähnt, darunter
1403 als Miterbc im Testamente des Pier
Paolo dalle Masegnc, unter dessen Leitung
er 1391 — 99 am Baue von S. Pctronio zu Bo-
logna mitarbeitete. — Sein Vater Andrea Ba-
rosso scheint in der Frarikirche zu Venedig
gearbeitet zu haben, da 1376 ein „Andrea
maestro tajapiera“ für sich und seine Fa-
milie in dieser Kirche eine Grabstätte erhielt.
Ein zweiter Sohn dieses Andrea B. war wohl
der Steinmetz Franccschino Barosso, der
1382 seine Gattin Margarita beerbte und 1414
im Testamente seiner Tochter Dominica als
bereits verstorben erwähnt ist.
P. P a o 1 e 1 1 i, Archit. e Scult. etc. in Ve-
nezia (1893) p. 4, 5, 20, 39, 46, 50, 54, 94.
A. Baracchi.
Barotte, Jean, Bildhauer und Architekt in
Chaumont, errichtete 1587 die nicht mehr be-
stehende porte Chamarande und schmückte
dieselbe mit einer Statue des hl. Michael.
Bauchal, Dict. d. archit. franc. H. V.
Barotti, O d i n o, Maler aus Fossano, um
1574, nur bei Zani, Enc. met. III 90 nach
seiner Signatur: Odinus Barottus Foss. fecit
1574 ohne nähere Angaben erwähnt. H. V.
Barou (Mrs.), Miniaturmalerin in London,
die von 1797 — 1801 Porträtminiaturen in der
R. Academy ausstclltc.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 122. •*
Barovicino, Giovanni, Maler in Parma,
nur dem Namen nach durch seinen Ehekon-
trakt vom 21. 8. 1583 bekannt.
Bertolotti, Artisti modenesi etc. a Roma ;
Modena, 1882 p. 57. **
Barovieri (oder Barroero, Beroviero, Be-
rucrio), Angelo, gen. Agnolo da Murano,
Glaskünstler in Murano, zum ersten Male er-
wähnt 1424, f zwischen dem 18. — 24. 2. 1461.
Er war 1434 Camerlcngo u. 1435 Cancelliere
der Stadt Murano, 1453 Cancelliere des Pa-
triarchen von Venedig. Noch vor 1453 wurde
B. an den byzantinischen Kaiserhof berufen,
dann auch an den römischen Papsthof, wo
er zum Lcttore Apostolico und Scgretario
t
521
Barovieri — Barozzi
Papalc ernannt wurde; ebenso erhielt er Ein-
ladungen an die Höfe des Königs Alfonso
von Neapel, der Medici in Florenz und des
Herzogs Francesco Sforza. Er war Schüler
des venezianischen Chemikers Paolo Godi da
Pergola, von dem er die Buntfärbung von
Glasflüssen erlernte, und Freund des An-
tonio Filarcte, der ihn in seinem „Trat tato
d’Architettura“ als hochbegabten Verfertiger
kunstvoller Kristall- und Glasgefäße rühmte
und ihn für den geeignetsten Künstler er-
achtete, zur Ausführung der Fußbodenmo-
saiken für den Fürstcnpalast seiner Ideal-
stadt „Sforzinda“. Marcou hat dem Angelo
B. eine in der Pariser Sammlung Dutuit be-
findliche frühvenezianische Kanne aus dunkel-
blauem Glas mit farbigem Emaildekor zuge-
wiesen ; ähnliche Stücke in den Sammlungen
Davillier und Rothschild in Paris.
Ant. Filaretcs Traktat über die Bau-
kunst in Quellenschr. f. Kst^esch., N. F. III
302. — V. Lazari in Gaz. des B.-Arts XI
(1861) p. 322 ff. — A. Jacquemart in Gaz.
des B.-Arts 1871, II 136. — E. Müntz, Les
Arts ä la Cour des Papes (1878) II 295 (mit
Anm. 1). — C. A. Levi, L’Artc del vetro in
Murano (1895), p. 12 — 18. — F. Malaguzzi
in Rasscgna bibliograf. d. Arte ital. 1900, p. 218.
— Nuov. Antologia, vol. 63, fase. 11, p. 411 ff.,
fase. 14. p. 294 ff. — P. F. Marco u in Gaz.
des B.-Arts 1903, I 146 (cf. Abbldg. p. 145).
A. Baracchi.
Barovieri (oder Beroviero etc.), Anto-
nio, Glaskünstler (phiolarius), urkundlich
erwähnt in Murano in der 2. Hälfte des 13.
Jahrh. und demnach Stammvater der gleich-
namigen muranesischcn Künstlerfamilic.
C. A. Levi, L’Arte del vetro in Murano
(1895) p. 11. — P. Molmenti, La storia di
Venezia nella vita priv. (1905) I 314 f.
A. Baracchi.
Barovieri, Giacomo di Bartolome o,
italien. Glaskünstler aus Murano, der 1418 in
Padua eine Gläserwerkstatt cröffncte.
C. A. Levi, L'Arte del vetro a Murano
(1895) p. 12. A. Baracchi.
Barovieri, Giovanni di Angelo, Glas-
künstlcr in Murano, wo er 1481 zum Gastaldo
dei vetrai ernannt wurde; 1489 hatte er die
Glasflüsse für Mosaikarbeiten in S. Marco zu
Venedig zu liefern.
C. A. Levi, L’Arte del vetro a Murano
(1895) p. 19—24. — P. Paoletti, Archit. c
Scult. etc. in Venezia (1893) p. 118. A. Baracchi.
Barovieri, Giovanni di Giacomo,
italien. Glaskünstlcr des 15. Jahrh. in Mu-
rano, nur urkundlich erwähnt.
C. A. Levi, L’Arte del vetro a Murano
(1895) p. 12. A. Baracchi.
Barovieri (oder Beroviero etc.), Marino,
Glaskünstler in Murano, wo er als Sohn des
Angelo B. geboren war und vor 1490 starb.
Er war seit 1460 Gastaldo dei vetrai und spä-
terhin Cavaliere del Podcstä und Richter in
Murano. Aus seiner Schule gingen die besten
venezianischen Glaskünstler des 10. Jahrh.
hervor. Nach den Entwürfen Vivarinis hatte
Marino B. das Hauptfenster der Kirche S.
Pietro Martirc zu Murano mit Glasmalereien
zu schmücken.
Mose bi ni, Guida di Murano (1S08) p. 13.
— V. Lazari, Not. d. opere d'arte etc. della
Raccolta Correr di Venezia (1859) p. 91; sowie
in Gaz. des B.-Arts XI (1861) p. 326. — M.
C a f f i in Arch. Stör. Ital., ser. III, vol. XXVI,
p. 328 f. — C. A. Levi, L’Arte del vetro a
Murano nel Rinasc. (1895) p. 18 f. A. Baracchi.
Barovieri, Pietro, italien. Glaskünstler in
Murano, der 1480 von der venezianischen
Signoria an den Herzog von Mailand emp-
fohlen wurde unter gleichzeitiger Übersen-
dung zweier von ihm gearbeiteter kunstvoller
Glasgefäße.
F. Malaguzzi in Rasscgna bibliograf. dell’
Arte ital. 1900, p. 218. R.
Barozzi, Ambrogio, s. Ambrogio da Mi-
lano.
Barozzi, Bartolom meo, da Vignola,
Maler von Modena, um 1555, nur bei Zani
(Enc. mct. III 91) erwähnt. //. V.
Barozzi (Barocci), Gaetano, Maler von
Bologna, 18. Jahrh., Bruder des Giuseppe
Gioachino B., nur bei Zani, Enc. met. III 85,
erwähnt. h. V.
Barozzi (Barocci), Giuseppe Gioa-
chino, Dekorations- und Ornamcntmaler von
Bologna, + daselbst 1780, Schüler Gio. Za-
nardis. Mit seinem Bruder Serafino ging er
nach Rußland und war hier als Dekorateur
bei den Bauten des chinesischen Palais und
des „Rutschberg“ (Russischer Berg, Katäl-
naja Gorka) in Oranienbaum bei St. Peters-
burg sowie in Moskau eine Zeitlang beschäf-
tigt. In Bologna hat er im Oratorium der
Kirche SS. Simone e Taddco und in S. Gior-
gio gemeinschaftlich mit Serafino verschiedene
dekorative Arbeiten ausgeführt (Festons an
den Pilastern, Bogenverzierungen etc.).
Meyer, Kstlerlex. (mit älL Lit.). — Reper-
torium f. Kstwisscnschaft XXVI 239. H. V.
Barozzi, Guarnicro di Bartolom-
meo, da Vignola, Maler von Modena, um
1555, Sohn des Bartolommco B., nur bei
Zani (Enc. met. III 91, 92) erwähnt. H. V.
Barozzi (Barocci), Serafino Lodo-
v i c o, Ornament- und Architekturmaler,
Bruder des Giuseppe Gioachino B., f 1810 in
Bologna. Er lernte bei seinem Bruder, ging
mit diesem nach Rußland und war nach seiner
Rückkehr in Bologna mit zahlreichen und
umfänglichen Arbeiten beschäftigt. Außer den
mit Giuseppe gemeinschaftlich ausgeführten
(siche diesen) sind zu erwähnen seine Oma-
mcntmalcreien in SS. Cosma c Damiano, S.
Catcrina, S. Maria della Vita zu Bologna,
in der Sala Armonica des Theaters zu Fer-
rara, im Pal. Gini, Pal. Pallavicini, Pal.
Bovi Silvestri und im Istituto delle Scienze
e dell’ Arti ebenda. Ähnliche Dekorationen
sind von ihm in der Kirche S. Vitale zu Ra-
venna. Auch gab er 1782 eine Beschreibung
522
Barozzi — Barraband
dieser Kirche nebst Plänen und Aufriß her-
aus.
Meyer, Kstlerlex. III (mit ält. Lit.). —
C i 1 1 a d e 11 a, Notiz, rcl. a Ferrara 1864 p.
636. — L’Arte III 1900 p. 406. — C a 1 z i n i
e Mazzatinti, Guida di Forli (1893) — C.
Ricci, Guida di Ravenna (1900). H. V.
Barozzi, s. auch Baressi , Barocci u. Vignola.
Barozzo, Ariodante (auch Bramante ge-
nannt), Stukkator aus Vercelli, arbeitete 1573
in der Sala dei Re im Vatikan.
Bertolotti, Artisti subalpini, 1884 p. 110.
Barquea, Vincent de, Goldschmied in St.
Omer, verfertigte für das Schützenfest da-
selbst 1438/9 als Siegespreise: Bogen u. Pfeil,
Schwert und Schild aus Silber.
De Laborde, Les ducs de Bourgogne, I 360.
Barra, Joannes, wahrscheinlich aus Mid-
delburg stammend, stach 1598 eine Susanna
nach Hendr. Goltzius, herausgegeben von W.
P. Zimmermann in Augsburg, 1599 ein Jüng-
stes Gericht, erschienen in Nürnberg, und im
selben Jahre einen Titel zu Barth. Dolcndos
Folge „Justitic over Willem den Goede“
(Balth. Caymox exc.). Eine allegorische
Darstellung des Todes, 1604 verlegt von Ri-
chard Schilders in Middelburg, ist von dem
Stecher dem dortigen Schulmeister Johannes
Coutcrcels gewidmet. Andere Blätter, wobei
nach Jod. van Winghe, Hans von Aachen,
Abr. Bloemacrt, P. Stephani u. a. sind viel-
fach von ihm selbst hcrausgegeben. 1611
wohnte er in Amsterdam, aber von 1623 an,
wahrscheinlich schon früher, in London. Im
letztgenannten Jahre ist dort von ihm ge-
stochen eine Folge „De Grotesco perutilis
atque Omnibus quibus pertinebit valde neces-
sarius über“ nach Nicasius Rousseel, dem
Goldschmied George Hcriot gewidmet.*) Ein
ausgezeichnetes Porträt von Lodovic Duke
of Richmond & Lenox nach Paulus van So-
mer, ist 1624 datiert. Die letztbekannte Da-
tierung ist 1627, wiederum auf einer Darstel-
lung der Susanna. Er soll erst 1634 in Eng-
land gestorben sein, öfter ist er mit dem
Antwerpener Glasmaler Jan de la Barre (s.
dort) verwechselt worden.
Obreens Archief VII 248. — Sidney
C o 1 v i n. Early engravings and engravers in
England, 114, 115. — A. von Wurzbach,
Nicdcrl. Kstlerlex. E. W. Mocs.
*) Wird von H. Hymans dem J. de la Barre
zugewiesen (Anmerk. d. Redaktion).
Barra, s. auch Barre.
Barraban oder Barraband, weitverzweigte
Teppichmacherfamilie zu Aubusson, 2. Hälfte
des 16. bis Ende des 18. Jahrh. Deren Mit-
glieder sind: Denys, 1578; Jacques I (auch
als Maler erwähnt) 1655 — 79; Isaac, f 1673
in Kopenhagen ; Elie, Sohn des Jacques, auch
als Maler erwähnt 1679 — 85; Pierre, Sohn
des Vorigen ; Jacques II, 1685 — 1700; Lionard;
Stbastien, Sohn des Vorigen, 1725; Charles,
1723 — 53; Jacques III, 1760 — 86, Vater des
gleichnamigen Malers (siche dort). — Uber
Jean I u. II s. Barraban, Jean.
R6un. d. soc. d. bcaux-arts XVIII 559. H. V.
Barraban (oder Barraband), Jacques,
französ. Maler, geb. 1767 (oder 1768?) in
Aubusson (Creuze), f am 1. 10. 1809 in Lyon
(im Totenregister als 39jährig bezeichnet und
Jacques Barraband genannt). Schüler von
Malainc, beschickte er die Pariser Salons
1798 — 1806 mit Porzcllangemälden, für die
er 1804 mit einer goldenen Medaille ausge-
zeichnet wurde. Er malte hauptsächlich Blu-
men und Vögel und war nach Bcllicr nicht
nur für die Porzellanmanufaktur zu Sövres,
sondern auch für die Gobelinsmanufaktur als
Zeichner tätig. Ferner dekorierte er den
Spciscsaal im Schlosse zu St. Cloud, bemalte
nach Pcrciers Entwürfen ein „cabinet portatif“
für Joseph Bonapartc und zeichnete Illustra-
tionstafeln zu Le Vaillants „Histoirc naturelle
des oiseaux de Paradis“, zu Buffons „Hi-
stoire naturelle“ (edition Sonnini) und zu
Latrcilles „Histoire des insectes“. 1807 sie-
delte B. von Paris nach Lyon über, um an
der dortigen neu gegründeten Ecole des B.-
Arts die Professur für Blumenmalerei zu
übernehmen. Noch nach seinem Tode wur-
den Malereien von seiner Hand in den Pari-
ser Salons 1812 und 1814, sowie in der Lyo-
ner Ausstellung 1828 (Gemälde mit Darstel-
lungen von Vögeln) dem Publikum vorge-
führt.
Meyer, Kstlerlex. — Gäbet, Dict. des Ar-
tistes. — Bellier-Auvray, Dict. gen. des
artistes. — Reunion des Soc. des B.-Arts XIII
739. — Bryan, Dict. of Paintcrs 1903. — Ar-
chives municipalcs de Lyon, Serie R* (Ecole des
B.-Arts). — Lyoner Ausstellungs-Katalog 1828.
E. V.
Barraban (Barraband), Jean. Tapissicr aus
Aubusson, war mit seinem Schwager Paul
Mcrcier 1685 nach Berlin gekommen und
wohl in dessen Atelier, der kurfürstl. Hof-
tapissicr geworden war, tätig. In einem In-
ventar von 1699 wird indes ausdrücklich ver-
merkt, daß B. 6 Tapeten mit Landschaften an-
gefertigt habe, und daß ihm eine zweite Folge
von 6 Landschaften abgekauft worden ist. Er
starb in Berlin am 30. 3. 1709, 62 Jahre alt.
— Sein gleichnamiger Sohn, Jean Barraban
II, gründete 1720 in Berlin mit Kaufmann
Charles Vigne ein Kompagniegeschäft, das
nach seinem Tode am 7. 8. 1725 von Vigne
allein weitergeführt wurde.
Jahrb. d. preuß. Kstsamml. XII 138, 153, 194
(urkundl. Forschungen, die die Angaben in der
Reunion d. societcs d. b.-arts XIII 737 in allen
Punkten berichtigen). •*
Barraban, s. auch Baraban u. Barraband.
Barraband, Isaac, Teppichweber in Berlin,
Erbe des Jean II B., 1725 dort erwähnt.
Jahrb. d. preuß. Kstsamml. XII 196. **
Barraband, Pierre Paul (falsche Vor-
namen), s. Barraban, Jacques.
Banaband, s. auch Barraban.
5*3
V #
*7* •
Barrabbino — Barras
Barrabbino (Barabbino), Simone, italien.
Maler, geb. um 1586 in Polcevera im Genue-
sischen, tätig in Genua und Mailand. Schü-
ler des Bern. Castello. Von B.s selbständigen
Arbeiten in Genua hebt Soprani besonders
ein Gemälde in S. Giacomo c Leonardo her-
vor, darstellend ein Wunder des hl. Leonhard,
sowie ein anderes in der Annunziata del Gua-
stato, darstellend ein Wunder des hl. Diego.
Die geringe Anerkennung, die B. in seiner
Heimat fand, vcranlaßte seine Übersiedelung
nach Mailand, wo er rasch zu Ansehen ge-
langte. Für die dortige Kirche S. Girolamo
malte er ein Altarbild der Madonna mit dem
Leichnam Christi und zwei Heiligen, das von
Lanzi als eine sehr tüchtige Leistung bezeich-
net wird. Später begann B. einen Handel
mit Farben, der schlechten Erfolg hatte; er
verlor sein Vermögen und starb im Mailän-
der Schuldgefängnisse.
Soprani-Ratti, Vite de’ pitt. etc. geno-
vesi. (17C8) 1 165 ff. — Lanzi, Pitt. It. V 256.
— B o s s i, Guida di Milano. — Meyer, Kst-
lcrlcx. L. Ossoia.
Barrable, George Hamilton, Land-
schafts- und Figurcnmalcr in London, stellte
1875 — 87 wiederholt in der R. Academy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 122. **
Barrable, Miß M i 1 1 i e und Mrs. T. J.
(Amalia), Miniaturmalerinncn, London, erstere
1SS3 — 86, letztere 1847 — 1880 in der Roy.
Acad. mit Miniaturporträts vertreten.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 122. **
Barracchi, s. Baracchis.
Barrachin, Verfertiger von Porzellan in Pa-
ris, seit 1773. Er fand Unterstützung durch
Charles Philippe, Grafen von Artois, daher
die Erzeugnisse seiner Fabrik „porcclaine du
comte d’Artois“ genannt werden und das
Monogramm des Protektors mit der Krone
darüber tragen. Seine Arbeiten zeichnen sich
durch „geschmackvolle, sorgfältig behandelte
Verzierung“ aus.
Jaennicke, Grundriß d. Keramik. 1879 p.
798, 806. . H. V.
Barrachin, Honore, Maler in Lyon, er-
wähnt 1507 — 1547 ; 1516 war er beschäftigt
bei den Vorbereitungen zum Einzuge der Kö-
nigin von Frankreich.
Nat. Rondo t, Lcs peintres de Lyon, p. 75.
Cte. P. Durrieu.
Barrachin, Louis, Sohn des Honore, Ma-
ler in Lyon 1516 — 1533.
Nat. Rondo t, Lcs peintres de Lyon, p. 80.
Ctc. P. Durrieu.
Barraga, Frau, geb. Ott, Lithographin in
München um 1825. Von ihr einige Land-
schaften und Städteansichten, bez. : B. geb. O.
Nagler, Monogr. I No. 1863. H. V.
Barral, Ornamcntbildhauer in Paris, wo er
1873 die Steinvasen auf den Front-Akroterien
der Sorbonne-Kirche zu restaurieren und 1875
bis 1877 die dekorativen Skulpturen am Mai-
rie-Gebäude des XVI. Arrondissements aus-
zuführen hatte.
Richesses d’art, Paris, Monum. relig. III 122 ;
Monum. civils II 25. 5. Lami.
Barralet, James, Zeichner und Maler in
London, stellte 1770 — 1772 in der Roy. Aca-
demy und zwar zuerst Landschaftszcichnun-
gen, dann Historienentwürfc aus dem Alter-
tum aus (Alexander und Diogenes, Tclemach
und Kalypso). 1778 und 1779 stellte er in der
Free Society Landschaften mit Hirten- und
Viehstaffage aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 123 ; der-
selbe, The Society of Artists etc. (1907) p. 22.
Barralet, J. Melchior, engl. Aquarellist,
Bruder des John James B., Schüler der Roy.
Academy, stellte dann in deren Ausstellungen
1775 — 1787 eine Reihe von Veduten in Zeich-
nungen aus. 1783 war er auch in der Society
of Artists mit 10 Ansichten in farbiger Zeich-
nung und Aquarell und 2 Porträts in Aquarell
vertreten.
R e d g r a v e, Dict — Graves, The R.
Acad. of Arts, I 123 ; ders., The Society of Ar-
tists (1907) 22. ••
Barralet (Barelet, Barolet), John Ja-
mes, engl. Aquarellmaler und Kupferstecher,
geb. 1747 in Irland, bildete sich in Dublin
zum Lehrer aus, betrieb einige Zeit die Glas-
malerei und wandte sich dann besonders der
Aquarellmalerei zu. Er wurde Mitglied der
Society of Artists in London und stellte dort
1773 — 1780 aus, 1773 und 1776 auch in der
Royal Academy: Landschaften, Bildnisse und
historische Zeichnungen. 1795 wanderte B.
nach Philadelphia aus und starb dort 1815.
B. hat selbst einige Blätter gestochen und
zeichnete auch für andere Stecher, z. B. für
Bartolozzi.
Redgrave, Dict. of art — Meyer, Künst-
lerlex. — L. B i n y o n, Cat. of Drawings . . in
the Brit. Mus. 1898. — Graves, The Royal
Academy 1905 u. The Society of Artists 1907. —
D. Mc N. Stauffer, Americ. engravers 1907.
E. Richter.
Barranco, Bern., s. Martines del B., B.
Barranco, Francisco, Maler, geb. in An-
dalusien, um 1646 tätig. Er malte hauptsäch-
lich Genrebilder im Geschmack der sog. Bam-
bocciaden und galt in solchen Darstellungen
als ein geschickter Meister.
Cean Bermudez, Dicc. I 93. £
Barranco, Pedro, span. Künstler der zwei-
ten Hälfte des 18. Jahrh. Er hat für die
Prachtausgabe des Don Quijote, Madrid 1780,
einige Illustrationen gezeichnet.
Heinecken, Dict d. art. II 159. M. v. B.
Barras, Sebastien, Maler und Stecher,
geb. 1653 zu Aix in der Provence, f daselbst
1703. Boyer d’Aiguilles, ein reicher Samm-
ler zu Aix, der selbst die Malerei und Radier-
kunst übte, sorgte für seine Erziehung, gab
ihm den ersten künstlerischen Unterricht und
ließ ihn dann zu seiner weiteren Ausbildung
nach Rom reisen. Nach seiner Rückkehr in
524
Barrassi — Barraud
die Vaterstadt war B. lange Zeit mit Male-
reien im Hause seines Gönners (Hotel d’Ai-
guilles) beschäftigt; im großen Saale dessel-
ben malte er eine Kopie des von Pietro da
Cortona im Palast Barberini zu Rom aus-
gcführtcn Deckengemäldes (Sieg der Tugend
über die Laster). Von größerer Bedeutung
war er als Kupferstecher. Mehrere Porträts
stach er nach eigenen Zeichnungen. Den
größten Teil seiner Stiche (Schwarzkunst-
blätter) fertigte B. nach Gemälden der Samm-
lung Boyers. Sie finden sich in einigen Exem-
plaren der ersten, von dem Stecher J. Coelc-
mans 1709 zu Aix publizierten Ausgabe des
„Recueil des plus beaux Tableaux du cabinet
de M. Boyer, seigneur d’Aguillcs“, sonst nur
selten. In dem Recueil wurden die Platten
später, bis auf zwei Blätter nach R. Mon-
tagne durch J. Coelemans überarbeitet, der
eine Anzahl von Platten zu dem nämlichen
Sammelwerk geliefert hatte, da Boyer, wie
P. J. Mariette berichtet, Gleichförmigkeit in
der Behandlungsweise der Blätter wünschte.
Die Stiche von Coelemans kommen denen von
B. nicht gleich. Eine zweite Ausgabe des
Recueil wurde von P. J. Mariette (1744), eine
dritte von Basan veröffentlicht.
Mariette, Abcccdario I 71/2. — Le
Blanc, Manuel I. — Meyer, Kstlerlex. III
(mit ält. Lit.). J. Guibert.
Barrassi (Barassi), Giov. Domenico,
Steinmetz aus Arscgno, f 1530, Sohn des 1473
im Uffizio dellc biadc in Ferrara tätigen Stein-
metzen Giacomo dito Barasso. Er war um
1519 mit dem Architekten Ambrogio Mut-
toni di Legiuno in Carpi beschäftigt.
Campori, Gli artisti etc. estensi 1855. —
Cittadclla, Notiz, rel. a Ferrara 1864 p.
662. H. V.
Barrat, Adolph, malte zusammen mit
Lodewyk van Pais 9 Glasfenster im Chor der
Kirche von Sinte Niclaus zu Dixmudc (Wcst-
flandem).
Notiz von James Weale.
Barrat, s. auch Barat.
Barratt, Reginald (A. R. W. S.), Ma-
ler, geb. in London am 25. 7. 1861, studierte
Architektur bei Norman Shaw und Malerei
bei Lefebvre u. Bouguereau in Paris. Auf
weiten Studienreisen, besonders im Orient,
fand er die Motive für seine Darstellungen
des Volkslebens und der Architektur. Er
stellte in der Roy. Academy (seit 1885), in
der R. Society of Painters in Water-Colours
und der New Gallery aus. Zwei seiner Ge-
mälde „The Moolcd Ahmadee“ und „Cour-
tyard of Ducal Palace, Venicc“, befinden sich
in der Manchester Corporation Gallery.
Who’s Who 1908. — Graves, Roy. Acad. of
Arts 1905, I 123. N. Peacock.
Barratt, Thomas, engl. Tier- und Land-
schaftsmaler, stellte 1852 — 1893 in der R. Aca-
demy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 124. •*
Barrau, Kupferstecher in Paris um 1820.
Seine Stiche nach Aubry, Bouchot u. a. er-
schienen bei Cereghetti in Paris.
Le Blanc, Manuel. H. V.
Barrau, Laurcano, Maler in Madrid,
geb. in Caldatas im Jahre 1864, ausgebildet in
Barcelona durch Antonio Caba und in Paris
durch Geröme, brachte B. schon mit 18 Jah-
ren in Barcelona ein Gemälde zur Ausstel-
lung, auf dem ein Aquarellistenatelicr dar-
gestellt war, sowie gleichzeitig im Madrider
Aquarellistcnklub vier Zeichnungen, darstel-
lend eine „Regenstimmung“, das „Portal des
Latina-Klosters“, die „Plaza del Angel zu
Barcelona“ und „Die Arbeit“. Auf den Aus-
stellungen zu Barcelona 1892 und zu Madrid
1904 wurde er durch Medaillen ausgezeich-
net, und die Societe Nationale des B.-Arts
zu Paris ernannte ihn zu ihrem „associe“.
Von B.s späteren Gemälden sind erwähnens-
wert: „Feigenverkäuferin“, „Paressc“, „Re-
verie", „Kinder des Kain“, „Heimkehr vom
Fischzuge“, „Strand am Mittelländischen
Meere“, sowie eine Anzahl Porträts.
Pariser Salonkataloge seit 1889. — T e m p 1 e.
Modern Spanish Painting, London, 1908 p. 110.
P. Lafond.
Barrau, Theophile Eugene Victor,
französ. Bildhauer, geb. in Carcassonne
(Aude). Ausgcbildet in Paris unter Jouff-
roy und Falguicrc, debütierte B. im Salon
1874 und errang Medaillen in den Sa-
lons von 1879, 1880, 1892 und 1900. Seine
Hauptwerke sind: Caprice (Gipsgruppe 1878),
Steinstatuc der Stadt Le Mans am Pariser
Hotel de Ville (1880), Salome (Marmor-
statue 1889), Matho und Salambö (Marmor-
gruppe 1892), Susanna (Marmorstatue 1895),
Le sommeil de l’innocencc (Bronze 1897) etc.
Bell ier-Auvray, Dict. gen. des artistes.
— Bulletin des B.-Arts I 114. — Richcsscs d'Art,
Paris, Monum. Civils III 13. — Gaz. des B.-Arts
1887, II 43; 1892, II 32 (mit Abbildg.). — Zcit-
schr. f. Bild. Kst. 1880, p. 320; 1900, p. 288. —
Kunst für Alle 1887, p. 33C. — Pariser Salon-
kataloge seit 1874. S. Lami.
Barraud, Allan F., Maler u. Radierer,
stellte 1873 — 1900 fast regelmäßig in der R.
Academy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 124. •*
Barraud, Henry, engl. Porträt- u. Genre-
maler, geb. 1811, f am 17. 6. 1874, in London,
Schüler von J. J. Middleton, malte Porträts
in Verbindung mit Pferden und Hunden,
aber auch Landschaften und Figurenstücke
wie ..The Pope blessing the Animais“ (1842).
Er stellte 1833 — 1859 in der Roy. Academy
und 1831 — 1868 in der Soc. of British Artists
aus. Bisweilen arbeitete er mit seinem Bru-
der William gemeinsam, z. B. in dem oben-
genannten Bilde von 1842. Seine populärsten
Bilder waren „We praisc Thcc, O God“,
„The London Season", „Lord’s Cricket Ground“
und „Lobby of the House of Commons“.
.1
525
Barraud — Barre
Redgrave, Dict. 1878. — Graves, Roy.
Acad. of Arts 1905, I 125. — Dict. Nat. Bio-
grapliy. — Sir W. G i 1 b e y, Animal Painters I.
N. Peacock.
Barraud, William, engl. Tiermaler, geb.
1810, f im Oktober 1850, Bruder Henrys,
Nachkomme einer französischen Emigranten-
familie, Schüler des Abrah. Cooper. Biswei-
len arbeitete er mit seinem Bruder Henry
gemeinsam. Sein eigentliches Gebiet war die
Darstellung von Pferden und Hunden. Eine
lange Reihe seiner selbständigen, wie seiner
mit dem Bruder gemeinsam gemalten Bilder
stellte er in der Roy. Academy von 1829 bis
1850 aus. Gelegentlich war er auch in der
British Institution und in der Soc. of British
Artists vertreten.
Art Journal 1850, 339 (Nekrolog). — Red-
grave, Dict. 1878. — Graves, Roy. Acad.
of Arts I 125. — Dict. Nat Biography. — Sir
W. G i 1 b c y, Animal Painters I. N. Peacock.
Barre, Bildhauer, 1767 in Nantes tätig,
nur urkundlich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 3« Sirie. XIV.
1898 (unter J. Bapt. B.). H. V.
Barrfi, französ. Architekt, um 1777, baute in
Paris das Hotel Grimod de la Reyniere, Ecke
der rue des Champs-Elysees und der avenuc
Gabriel.
Lance, Dict. d. archit. frang. 1872 I. H. V.
Barre, Porzcllanmaler in Sevres; eine 1778
datierte, aus dem Service der Kaiserin Katha-
rina II. von Rußland stammende, von ihm mit
Blumen bemalte Teekanne kam 1907 mit der
Sammlung des Dr. Fritz Klemm in Berlin zur
Versteigerung.
Verstcigcr.-Katal. d. Sammlg. Dr. F. Klemm,
Berlin 1907 No. 145. H. V.
Barre, Albert Desire, Historienmaler
und Medailleur zu Paris, geb. daselbst am 6.
5. 1818, gestorben am 29. 12. 1878, Sohn des
Jean Jacques B., dessen Nachfolger im Amt
eines Graveur general de l’hötel des Monnaics
er 1855 wurde. Schüler von P. Dclarochc
und der Ecolc des bcaux-arts. Er stellte in
den Salons 1843 — 1851 wiederholt, meist bib-
lische Vorwürfe aus. Seine besten Gemälde
waren dort: Die Rückkehr des verlorenen
Sohnes (Salon 1846), Der Komödiendichter
Plautus (Salon 1848), J. J. Rousseau im Al-
ter von 16 Jahren (Salon 1851). In der Cha-
pelle des SS. Innoccnts der Kirche Saint-
Eustache zu Paris sieht man 3 von Gourlier
1855 beendete Fresken von ihm (2 kniende
Engel zu seiten des Altares, Josephs Traum
und David).
Bellicr-Auvray, Dict. g6n. — Rlunion
des Societes d. beaux-arts. XII 448. — Invent.
gdn. d. Richesses d’Art de la France. Paris,
Monutn. rclig. III 372. — Forrer, Biogr. Dict.
of Mcdallists. 1904. I. — La Grande Encyclo-
pcdic (Artikel von Ad. Thiers). Frid. Alvin.
Bane, Aristide, französ. Bildhauer und
Ziseleur, geb. in Trappes (Scine-et-Oise) am
23. 10. 1840; stellte im Salon 1901 acht Pla-
ketten in getriebenem Silber aus. Man sieht
in den europäischen Hauptmuseen zahlreiche
dekorative Arbeiten in Silber von ihm.
Forrer, Biogr. dict of mcdallists.
Frid. Alvin.
Ban£, Armand Desire, französ. Bild-
hauer, geb. in Champsecrct (Ome), ausge-
bildet in Paris unter Leharivcl-Durocher,
stellte seit 1S08 im Pariser Salon aus. Unter
seinen Werken sind erwähnenswert: Junger
Faun (Marmorstatue (1874), Traum der Ar-
ntida (Marmorstatue 1878), La Vierge (Mar-
morbüste 1880).
Bellier-Auvray, Dict g£n. des artistes,
Supplement 5. Latni.
Barre, Auguste, s. Barre, Jean Auguste.
Barre, Bertrand de la, Maler in Avig-
non 1407 — 1422. Nach seinem Titel „homme
d’armes du pape“ könnte er auch Bildhauer
gewesen sein. Er malte für den Dauphin
(den späteren König Charles VII.) besonders
2 Banner mit St. Michel gegen den Dämon
kämpfend.
J a 1, Diction. crit. Ile cd. p. 116. — Nouv. Ar-
chiv. de l’art frang. IV 184. — Abbd Requin
in Röunions des Soci£t6s d. b.-arts d. depart.
XIII 123. Cte. P. Durrieu.
Barre, Charles de la, Maler in Paris,
f 1691, 64jährig (bestattet am 13. 1.), sonst
nicht weiter bekannt. Seine beiden Söhne,
Reni und Jacques waren ebenfalls Maler.
Herluison, Actes d’itat-civ. 1873. H. V.
Barre (oder Barree), Claes, holländ. Ma-
ler, machte am 4. 11. 1693 in Amsterdam sein
Testament Seine Frau hieß Adriaentge Ba-
rents, „toegenaemt“ Boclema. Vielleicht war
sie eine Verwandte des Malers Boclema.
A. B.
Barre, David, Maler in Arras, machte
(nach einer Archivnotiz) 1419 einige Arbei-
ten für die dortige Kirche St. Vaast.
R£un. d. Soc. des b.-a. XIII 237. H. Longnon.
Barre, Desire, s. Barre, Albert Des. und
Armand Des.
Baxrg, F., französ. Zeichner und Wappen-
stecher, zu Anfang des 17. Jahrh. tätig.
/. Guiberl.
Barre (Delabarre), Gervais I, Bildhauer
und Maler, geb. in der 2. Hälfte des 16. Jahrh.
in Le Mans, skulpierte 1610 in der dortigen
Kathedrale ein hl. Grab (zerstört 1793). Schon
1593 führte er in Angers 2 Altäre mit den
Gruppen der Grablegung und des Todes Ma-
riä aus. 1619 verpflichtete er sich in Poiticrs
zur Herstellung des Hauptaltars in der Kirche
Puy-Notrc-Dame (arrond. Saumur), der 1621
fcrtiggcstcllt wurde. Noch 1642 erhielt er
Bezahlung von Arbeiten für die Königin Anna
von Österreich.
S. Lami, Dict. d. sculpt (1898) p. 161. —
E s n a u 1 1, Dict. d. artistes et artisans man-
ccaux, Laval (1899) p. 178. *•
Bane (Delabarre), Gervais II, Bildh. von
lc Mans, Sohn von Gervais I, getauft am 15.
6. 1603, wird zum ersten Male erwähnt am
4. 6. 1646, f vor 1677. 1650 erhält er für den
5^6
Barre
Mauritius-Altar der dortigen Kathedrale eine
Statue des hl. Liborius in Auftrag.
Esnault, Dict. d. artist. manceaux 1899, I
180/1. H. V.
Barre, Guillaume de la, französ. Bild-
hauer in Le Mans, der 1619 für die Abtei
Beaumont-les-Tours einen Altaraufsatz nebst
Altarvorsatz auszuführen hatte.
Bauchal, Dict. d. Archit. frangais (1887). •
Barre, Guillaume, s. auch Barrey.
Barre, Jacques de la, s. Barre, Charles
de la.
Barre, Jean de 1 a, Maler und Glasmaler
von Avignon, tätig 1465 — 1514, Sohn des
Pierre B. und Schwiegersohn des berühmten
Bildhauers Francesco Laurana, nur urkundlich
bekannt.
Reun. d. Soc. d. b.-a. XIII 147, 148. //. V.
Barrfi, Jean, französ. Maler, gcb. um 1603,
t am 22. 2. 1663 in Fontainebleau, wo er
hauptsächlich gewohnt zu haben scheint und
wo er 1626 mit seinen Kollegen C. Bouze und
Guy Vernansal sich für Malereien im Hause
des Herrn de Lom&iie, k. Kabinettssekretärs,
verpflichtet. 1640 — 42 arbeitete er im Schlosse
von Fontainebleau unter Louis Coubichon.
Reunion d. Soc. d. Beaux-Arts XXVI 427. —
F. Herbet, Artistcs de Fontainebleau II« Serie
p. 7. H. Stein.
Barre, Jean de 1 a (auch Bara, Barra od.
La Baer), Glasmaler, Zeichner und Stecher,
Sohn des Antoine, geb. zu Herzogenbusch
1603, f in Antwerpen 1668. Diese Daten ge-
nügen, um frühere Angaben zu entkräften, nach
denen der Künstler mit einem Stecher Joan-
nes Barra identisch sein sollte, der mit 1599
datierte Stiche gemacht hat und 1634 in Lon-
don gestorben sein soll (s. unter Barra). —
Den obigen Künstler betreffend, wissen wir,
daß er in Amsterdam unter dem Einflüsse
des Goltzius I gelebt hat. Im Februar 1625
als Freimeistcr in die Antwerpencr St. Lukas-
gilde aufgenommen (ohne Angaben über seine
Lehrzeit), wurde er im August desselben
Jahres Bürger. Er bezeichnetc sich selbst als
„pictor vitrarius“, und mehrere seiner Glas-
malereien existieren noch. In Antwerpen be-
teiligte er sich 1634 unter Rubens an den De-
korationen für den Einzug des Statthalters
Kardinal-Infanten Ferdinand von Österreich.
Als ein wirklich hervorragender Künstler be-
wies sich Jean de la B. in seinen Glas-
malereien in St. Jacques und in St. Paul in
Antwerpen und ganz besonders in denen der
Capelle de la Vierge von St. Michel und Gu-
dule in Brüssel. Sie sind nach erhaltenen
Kartons von Th. van Thulden ausgeführt,
der ebenfalls aus Herzogenbusch stammte.
Die Fenster sind 1649 — 1663 datiert und stel-
len dar: Albert und Isabclla, den Erzherzog
Leopold Wilhelm, den Kaiser Ferdinand III.
und seine Gemahlin Eleonore, endlich den
Kaiser Leopold. Oben in den reichen Archi-
tekturumrahmungen sind dargestellt: Die
Verkündigung, die Heimsuchung, Mariae Ver-
mählung und Reinigung. Dies alles bildet
ein glanzvolles und fast einzigartiges Gan-
zes durch seine Stilgröße und die Pracht
der Farben und das zu einer Zeit, wo die
Glasmalerei sonst ihre Bedeutung verloren
hatte. Die Kartons im Kunstgewerbc-Mu-
seum in Brüssel sind bezeichnet: J. de la
Baer Antverpiensis pictor. Dcsignatis a
Thcodoro van Thulden anno 1656, habitante
Sylvac Ducis. La Barre erhielt die Summe
von 1390 Gulden für diese bemerkenswerte
Arbeit. Seinem Stichel weist man eine Reihe
bezeichnetcr Blätter zu, freilich nicht mit vol-
ler Sicherheit. Die Hauptblättcr davon sind:
Die Fassade der Jesuitenkirche (jetzt St.
Carolus-Borromacus) in Antwerpen. Bekannt-
lich wurde die Architektur dieses Baus lange
Zeit dem Rubens zugeteilt, aber einer der
Stiche berichtigt diesen Irrtum; nämlich die
Darstellung der Fassade trägt die Inschrift:
Petrus Huijsens Brugensis Soc. Jesu Archi-
tcctus est. — Joannes de la Barra, imaginum
pictor dclincavit, in aerc sculpsit et excudit.
— Nach van den Branden bezahlte die Regie-
rung von Antwerpen dem Künstler am 3. 1.
1645 60 Gulden für den ihm gewidmeten Ab-
druck dieser Platte. Indes trägt ein Probe-
druck die Widmung an Gregor del Plano.
1650 stach er auch die Errichtung des Tur-
mes, ein großes Blatt (1,20 m hoch), das
noch seltener als das vorhergenannte ist und
die Signatur trägt: Hane famosissimi templi
Dom. profess. Soc. Jesu Ant. turrim in acre
expressit Joan. de La Barre Pictor vitrarius
1650. Dieses Blatt ist sehr wichtig.
Barre hielt sich in London auf und zwar
vor seiner Ankunft in Antwerpen. Man hat
nämlich mit dem Datum 1623*) eine Folge
von Ornamentstichen nach Nicasius Roussecl,
betitelt : De Grotesco perutilis atque omnibus
quibus pertinebit valde nccessarius Liber:
Per Nicasium Roussecl ornatissimo generosis-
simo atq. variarum artium peritissimo viro:
Domino G. Heriot. Diese außerordentlich
seltene Folge ist in verschiedener Hinsicht be-
achtenswert. Nie. Roussecl war vläm. Her-
kunft und Goldschmied Jacobs I ebenso wie
Georges Herriot, der Gründer des berühmten
und heute noch bestehenden College in Edin-
burgh. Auch noch andere Arbeiten de La
Barres bezeugen seine Beziehungen zu Eng-
land, wie besonders das Porträt Ludwigs von
Richmond und Lenox nach Paul van Somer.
Dieser Stich, datiert 1624, zeigt den Darge-
stellten in Ganzfigur in Kniehosen. Andere
Blätter z. B. Nr. 44, 45, 47 und 48 des Oeuvre
bei Meyer (s. u.) gehören offenbar in dieselbe
Zeit; Nr. 44 mit: D. L. inv. ist zweifellos
nach David Loggan.
•) Wird von E. W. Mocs Joannes Barra zu-
gewiesen (Anmerk. d. Redaktion).
Barre
Michel Natalis hat nach J. de la „Baer“
gestochen: Vrai pourtrait de la devote et tres
vertucuse socur C. M. Fr. de Cusance, Reli-
gieuscs de l’ordre de la Visitation Stc. Marie,
fondatrice du couvent de Champlit. Dieses
Blatt in fol. stellt die Nonne (f 1640) in
Vollfigur in Ordenstracht dar.
Meyer, Kstlerlcx. (mit ält. I-it. u. Oeuvre-
verz.). — A. v. Wurzbach, Niederl. Kstler-
lex. — Henne et Wauters, Histoire de la
ville de Bruxelles 1845 III 260. — Sidncy
Colvin, Early Engraving and Engravers, Lon-
don, 1905. H. Hymans.
Barre, Jean Auguste, französ. Bildhauer
und Medailleur, geh. am 25. 9. 1811 in Paris
als Sohn des Medailleurs Jean Jacques B. u.
älterer Bruder des Albert Desire B. Schüler
seines Vaters und seit 1826 Cortots an der
Ecole des B.-Arts, wurde 1834 und 1840 in
den Pariser Salons prämiiert, + 1896. Seine
Hauptwerke sind: Odysseus als Bettler von
seinem Hunde wiedererkannt (Marmorstatue
18341, Puttenallegorien der 4 Jahreszeiten
an der Fontaine du Cirque aux Champs-Ely-
sees (Eisenguß, 1840), Statue des Evang. Lu-
kas an der Fassade der Kirche St. Vincent de
Paul zu Paris (1843)), Marmorstatue des Ma-
thieu Mole (1845 im Musee du Luxembourg).
Bronzebüsten Napoleons III. und des Prinzen
Louis-Napoleon (1852 von Patry gegossen,
im Palais des Archives Nationales zu Paris)
sowie Napoleons III. und der Prinzessin Ma-
rie Clotilde (im Musee Napoleon zu Ajaccio),
Grabmal für Alfred de Müsset auf dem P£re
Lachaise (185S), Prudentia-Statuc an der
Fontaine St. Michel zu Paris (1861), Bronze-
statue des Pariser Erzbischofs Mgr. Affre für
die Stadt Rodcz (1864), Bronzestatuetten der
Tänzerinnen Fanny Eisler und Maria Ta-
glioni (1870, Coli. San Donato zu Paris),
ein Bronzcmedaillon mit dem Haupte des
Apollon (1881), sowie eine große Anzahl
weiterer Bildnisstatucn, Büsten und Medail-
lons berühmter Persönlichkeiten vom Hofe
und aus der Zeit Napoleons III. Unter sei-
nen nicht in den Salons ausgestellten Arbeiten
sind zu erwähnen die Büsten Louis’ II., Her-
zogs von La Tremouillc, und Isabellas von
Aiagonien im Museum zu Versailles sowie
die Statue Gutenbergs in Straßburg (1860).
— Als Medailleur schuf B. unter anderen
Bildnismedaillen diejenigen des Königs Leo-
pold von Belgien (1834) und des Dichters
Alexandre Dumas-pere (183S).
Bellicr-Auvray, Dict. gen. des artistes
u. Supplement. — Champeaux, Dict. des
Fondcurs. — F o r r e r, Biogr. Dict. of Medal-
lists. — Chron. des Arts 1896, p. 51. — Nouv.
Archives de l'art frangais 1897, p. 331, note 2. —
Richcsscs d’Art, Paris, Monum. relig. I ; Monum.
civils I, II, III. — Gaz. des B.-Arts 1859. III
33; 1860, IV 54; 1862, II 318; 1874. I 492. —
Pariser Salonkatalogc seit 1831. — Mit Notizen
von Fred. Alvin. S. Latni.
Barrf, Jean-Baptist e, Maler u. Ver-
golder in Nantes, vermutlich der Sohn eines
1767 ohne Vornamen urkundlich erwähnten
dortigen Bildhauers Barre; 1769 verheiratet,
übernahm Jean-Bapt. B. 1780 die Restaurie-
rung der Altäre in St. Julien-de-Concclles.
1793 findet er sich zum letzten Male erwähnt
als „officier municipal“ zu Nantes.
Nouv. Arch. de l’art frangais 1898 p. 18. •
BairS, Jean-Baptist e, französ. Bild-
hauer, geb. 1807 in Nantes, Schüler Debays
und Malknechts, wurde 1843 im Pariser Sa-
lon prämiiert, f 1877. Seine Hauptwerke
sind: Ecce Homo (Gipsstatue 1846), Bronze-
büsten der Dichter Ev. Boulay-Paty und
Ed. Turquety (1851, Mus. zu Nantes), Rene
Dcscartes (Gipsstatue 1866), Bronzebüste des
1793 zum Maire der Stadt Rennes ernannten
Bürgers Leperdit (1874, Mus. zu Rennes).
Bellicr-Auvray, Dict. g£n. des artistes
u. Supplement. — Richesscs d’Art, Province,
Monum. civils II 168. — Pariser Salonkatalogc
seit 1843. S. Lami.
Barre, Jean Jacques, Medailleur, geb.
am 3. 8. 1793 in Paris, f am 10. 6. 1855. Aus
einer armen Arbeiterfamilie hervorgegangen,
trat er erst 12jährig bei einem Ziseleur in die
Lehre, ging aber bald, da er sich hier nicht
befriedigt fühlte, in das Atelier Thiolicrs,
eines Graveurs der Pariser Münze, über.
Da ein Übermaß von Arbeit, wozu ihn die
materiellen Sorgen um seine Familie zwangen,
es ihm nicht erlaubte, den Studiengang der
Ecole d. beaux-arts zu verfolgen, bildete er
sich autodidaktisch weiter, indem er einen
Teil der Nächte zum Zeichnen und Modellie-
ren benutzte. Ohne den elementaren Unter-
richt genossen zu haben, erregte er doch
gleich mit seinen ersten Arbeiten — zahl-
reichen Beiträgen für die Galerie numis-
matique des grands hommes frangais und die
Scries numismatica universalis — die Auf-
merksamkeit des Publikums und wurde einer
der besten Mitarbeiter des Direktors der
Monnaie des medailles, M. de Puymaurin.
Im Salon 1819, seiner erstmaligen Ausstel-
lung, fanden einige Medaillen von ihm die
beste Anerkennung; seitdem stellte er häufig
Medaillen, Porträts, Münzstcmpcl, Denk-
münzen und auch Entwürfe in Wachs aus.
1843 wurde er zum „graveur general des
monnaies de France“ ernannt, welches Amt
er bis zu seinem Tode innehatte. Von seinen
zahlreichen Arbeiten, die sämtlich auf Haupt-
ereignisse der französ. Geschichte Bezug neh-
men, seien nur die folgenden Hauptstücke
erwähnt: Salon 1822: Der Minister Marquis
de Lauriston, Wachsbildnis; Tod des Prin-
zen Conde; Opfer an Aeskulap; Salon 1834:
Erinnerungsmedaille auf den Besuch des Kö-
nigs und der kgl. Familie in der Münze;
2 Porträtmcdaillons (Studien für letztge-
nannte Arbeit); Salon 1835: Der König
schlägt zugunsten seines Sohnes die Krone
528
Barre — Barrera
der Belgier aus (Entwurf zu einer Medaille) ;
Salon 1838: Belohnungsmedaille für die „ac-
tes de devouement“, Med. der kgl. Familie,
ein wahres Meisterstück; Salon 1837: Erin-
nerungsmedaille auf die latcinisch-französ.
Bibliothek des M. Panckoucke und auf die
Eröffnung der Eisenbahn von Saint-Germain-
cn-Laye; Salon 1838: Medaille auf die Hoch-
zeit des Herzogs und der Herzogin von Or-
leans; Salon 1840: Medaille auf die Erhal-
tung der öffcntl. und histor. Denkmäler; Er-
innerungsmedaille auf den Tod des Gencral-
prokurators Bcllart, auf die französ. Siege
und Eroberungen von 1792 — 1815, auf das
Denkmal des Herzogs von Berry in Lille,
auf die Wiedereinführung des alten Kultus
in der Kirche St.-Gencvieve, auf die Salbung
Karls X. (2 Med. großen Formats), auf die
Statuen Ludwigs XIV. in Bordeaux und
Montpellier, auf die Heimbringung der Ge-
beine Napoleons, auf die Errichtung der Sta-
tue des Herzogs von Orleans usw. In dem
Wettbewerb um die Münze der Republik von
1848 erlangte B. die 3 Nebenpreise; er erhielt
darauf den Auftrag zur Anfertigung der Sie-
gel der Nationalversammlung und der des
Staates. Ferner gravierte er die Medaille
auf den Präsidenten der Republik (1850) und
auf den vom Herzog von Luynes 1851 ge-
gründeten landwirtschaftlichen Verein.
Ebenso geschickt im Kupferstechen wie im
Gravieren von Medaillen, hat er 1841—43 die
Platten gearbeitet, die lange für den Druck
der Banknoten der Banque de France dienten,
sowie die für die Banken von Rouen, Lyon
und Toulouse. Seine letzte bedeutende Me-
daille war die auf das Comite des monuments
historiques, dessen Mitglied er war und für
das er 1851 einen beachtenswerten Bericht
über ältere und neuere Verfahren des französ.
Münzwesens erstattete. — Sein Porträt ist
1840 von Amaury Duval gemalt worden.
D i d o t, Biogr. göner. — Bellier-Au-
vray, Dict. gen. — Dussieux, Art. frang. ä
l’ötr. 3. Aufl. 1876. — Gäbet, Dict. d. art. 1831.
— L a v i g n e, Etat-civil. — Inv. gön. d. Ri-
chess. d’art. Prov. Monrnn. civ. III ; Paris, Mo-
num. civ. I. — Annuairc de la Soc. frang. de
numism., 1867. — La Grande Encyclopcdie. —
F o r r e r, Biogr. Dict. of medallists.
Frid. Alvin.
Barrö, Louis Desire, Porzellanmaler
(Blumen) an der Manufaktur zu Sevres, seit
1872 Chef der Malerateliers daselbst. Zwei
von ihm 1862 bemalte Vasen (Winden auf
hellblauem Grund) machte Napoleon 1S68
dem König von Griechenland zum Geschenk.
Dussieux, Artistes frang. d l’ötranger.
3« Edit. 1S76. — Chronique d. Arts. 1871 — 72 p.
340. H. V.
Barre, Paul de 1 a, Goldschmied in Paris,
hat eine Reihe von ihm entworfener Orna-
mentstiche (Blumenbuketts für Goldschmiede)
veröffentlicht.
Cuilmard, Les maitres ornemanistes, Pa-
ris 1881, Textband p. 49. *•
Barre, Pierre de la, Maler in Avignon
1441 — 07, Neffe des Bertrand. Unter ande-
ren Arbeiten erhielt er 1441 von Jean de
Quiqucran, Ritter von Arles, den Auftrag auf
ein Altarwcrk mit der Darstellung der Ma-
donna als Trösterin auf Goldgrund mit den
Porträts des Stifters und seiner Frau.
Abbe R e q u i n in Röunion des Sociötös des
b.-arts XIII 129. Clc. P. Durrieu.
Barre, R e n e d c 1 a, s. Barre, Charles de la.
Barre, Roland de la, Maler von le Mans,
Sohn des Bildhauers Gervais II de la B.,
tätig daselbst um 16S7 — 1719, nur urkundlich
bekannt.
E s n a u 1 1, Dict. d. artist. manceaux 1899, I
181/2. H. V.
Baire, s. auch Dcbarre , Delabarre u. La -
barre.
Barreau de Chef deville, Frangois Do-
minique, französ. Architekt, geb. 1725,
Schüler von Boffrand und der Akademie in
Rom. Er wurde nach dem Tode von L’Assu-
rancc einer der Architekten des Palais-Bour-
bon in Paris. 1749 errang er den großen
Architckturpreis in der Konkurrenz um einen
Friedenstempel.
I.ance, Dict. de Archit. frang. 1872. H. V.
Barreau, s. auch Bareau.
Barreda, M e 1 c h o r de 1 a, Maler in Valla-
dolid, 1543 an der Ausschmückung der
Triumphbogen tätig, welche die Stadt zum
Einzug des Infanten Philipp (II.) und seiner
ersten Gemahlin errichten ließ.
Marti y Monsö, Estud. hist artist 443.
M. v. B.
Barreda, Miguel de, Maler in Valladolid.
1548 ist er Sachverständiger im Prozeß des
Francisco Giralte gegen Juan de Juni; 1650
beurteilt er in der gleichen Eigenschaft Ar-
beiten des Innocencio Berruguete, mit dem zu-
sammen er sich 1551 zur Anfertigung des
Hochaltars in der Kirche der Trinitarios cal-
zados in Valladolid verpflichtet. Im gleichen
Jahre übernimmt er mit anderen die Ausfüh-
rung des Hochaltars der Kirche S. Francisco
in Talavera. Er hat nicht sowohl Bilder ge-
malt als das Bemalen (cstofado) der Statuen
besorgt Ob er es ist, der 1587 noch als lebend
erwähnt wird?
Marti y Monsö, Estud. hist, artist. pas-
sim. M. v. B.
Barreda, Miguel de, Bildhauer, Schüler
und Gehilfe des Juan de Juni, dem er 1570 bis
1583 bei den Arbeiten für den Hauptaltar der
Pfarrkirche in Santoyo zur Hand ging.
Cean Bermudez, Dicc. I 93. M. v. B,
Barrena, Martin de, Architekt, der von
1578 — 85 an verschiedenen Bauten des Alca-
zar in Toledo tätig war.
Llaguno y Amirola, Not II 314.
M. v. B.
Barrera, Antonio, Porträt- und Histo-
rienmaler in Savoyen 1782.
Künstlcrlexikon. BJ. II.
529
34
Barrera — Barreto
Mcm. d. 1. Socict6 Savoisicnnc, tom. XII 260.
— Misccllanea di Stör. Ital. ed. d. Dcp. Piemon-
tese di Stör. Patria XXX 237. •*
Barrera, Carlo, Architckturzeichncr von
Vicenza um 1785, nur bei Zani (Enc. met. III
94) erwähnt. H. V.
Barrera, Diego (von einigen Jacobo ge-
nannt), span. Maler untergeordneten Ran-
ges. Er malte 1522 die Bilder und bemalte
die Statuen an der Puerta del Perdon der
Kathedrale von Sevilla.
Cean Bermudcz, Dicc. I 93. — Ge-
st o s o, Artif. Sevill. II 15. A
Barrera, Francisco, span. Maler von
Blumen- und Fruchtstücken im 17. Jahrh. Er
beteiligte sich 1640 an dem Protest der Kunst-
maler gegen die Abgabe der Alcabala.
Ccan Bermudcz, Dicc. I 93. — V i ft a z a,
Adic. II 49. M. v. B.
Barrera, Jacobo, s. Barrera, Diego.
Barr&re, s. Bardre.
Barres, Pierre, Goldschmied des Königs
und „valet de chambre du Dauphin“ in Paris,
arbeitete 1352 für die Gemahlin des Dauphin.
Labarte, Arts industr. II 389. **
Barreaa, Juan, Architekt, der 1580 das
zweite Stockwerk (mit jonischen Säulen) des
Kreuzgangs im Kloster S. Miguel de los Reycs
in Valencia aufführte.
Llaguno y Amirola, Not. III 36.
M. v. B.
Barret, Felix Claude Auguste
Louis, Porträt- und Genremalcr, geh. 31. 8.
1807 zu Brest (Finistere), Schüler von F.
Gerard. In den Pariser Salons war er 1831
bis 1848 wiederholt, hauptsächlich mit Dar-
stellungen aus dem brctagnischcn Volksleben
vertreten.
Bellier-Auvray, Dict. g6n. H. V.
Barret, George, d. A., R. A., Landschafts-
maler, geb. in Dublin 1732 (1728 ?), t am 29.
5. 1784 in Paddington. Er war Autodidakt,
ging 1762 nach London, kam dort schnell zu
Ruf und wurde 1768 einer der Gründer der
R. Academy. In den Ausstellungen derselben
war er von 1769 — 82 regelmäßig und meist
mit mehreren seiner Landschaften und An-
sichten von Schlössern vertreten. Viel sprach
man zu seiner Zeit von einer Serie von Land-
schaften von Cumberland Lake, die er in
einem großen Saale zu Norburg Park als
Wandbilder gemalt hatte. Man rühmt an sei-
nen Landschaften das starke Gefühl für die
besonderen Reize englischer ländlicher Sze-
nerie. Er hat auch aquarelliert und radiert.
Das R. Victoria and Albert Mus. besitzt von
ihm eine staffierte Landschaft und das British
Mus. eine Landschaft mit Figuren (Aquarell).
R. u. S. Rcdgravc, Century of Painters
(1866) I 101 — 9. — L. Roget, Hist, of the old
Water-Colour Society, I 149 (T. — Graves,
The R. Acad. of Arts, I 126 u. The Society of
Artists (1907) p. 22. — Binyon, Cat. of
drawings ctc. in the British Mus. I 74. *•
Banet, George, d. J., hervorragender
engl. Aquarellist der klassischen Landschaft,
Sohn des Vorhergehenden, geb. in London um
1767, f 1842. In den Jahren 1800 — 1802 war
er in der R. Academy mit Landschaften ver-
treten und nachdem er 1804 Mitglied der Old
Water-Colour Society geworden, war er in
deren Ausstellungen regelmäßiger Aussteller.
Vor allem liebte er die wunderbaren Effekte
der aufgehenden oder sinkenden Sonne und
zartgestimmtc Mondschcinlandschaftcn dar-
zustellen. Manche seiner Landschaften er-
innern wohl in der Komposition, in der Weit-
räumigkeit und dem ernsten klassischen Ein-
drücke an Werke Claude Lorrains, haben abet
dabei auch einen ganz bestimmten persön-
lichen Stil. Mehrere seiner Arbeiten befinden
sich in der Art Gallery in Manchester, andere
im Printroom des British Mus. — 1840 ver-
öffentlichte er in Briefform : Theory and
Practicc of Watcr-colour Painting.
Redgrave, Dict. of artists, I. — J. L.
Roget, Hist, of the old Water-Colour Society,
I 176. — A E. Cropper, George Barret jun.
in The Artist, 1896 p. 78. — J. Orrock, George
Barret in The Art Journal 1898 p. 129 — 132
(mit Abb.). — The Studio 1905: The old Water-
Colour Society. — Binyon, Cat of drawings
etc. in the British Mus. I 74. ••
Barret, James, engl. Aquarellist, tätig in
Paddington, Bruder des George d. J., war
von 1785 — 1819 mit einer langen Reihe von
Hochlandslandschaften, Park- u. Waldszene-
rien und Schloßansichten vertreten. Zwei
Aquarelle von ihm im British Museum.
Redgrave, Dict. of artists. — Graves,
The R. Acad. of Arts, I 127. — Binyon, Cat.
of drawings etc. in the British Mus. I 75. **
Barret, Miß M., Aquarellistin und Minia-
turmalerin, Schwester des George d. J., stellte
1797 — 1800 Porträtminiaturen in der R. Aca-
demy aus, wurde 1823 Mitglied der Water-
Colour Society und stellte dort ihre Arbeiten
(auch Stilleben) bis 1836 aus, um welche Zeit
sic starb.
Rcdgrave, Dict. of Artists. — Graves,
The R. Acad. of Arts, I 128. •*
Barret, R a n e 1 a g h, engl. Kopist, beson-
ders gerühmt wegen seiner Rubenskopien,
t 1768.
Redgrave, Dict. of Artists. ••
Barret, s. auch Barreit.
Barreto, Maler, Portugal, Anfang des 19.
Jahrh., aus Porto. Raczynski sah von ihm
ein Gemälde, Tod der Kleopatra, im Stil des
David. (Wohl identisch mit Jos. Teix. B.)
Raczynski, Dict. p. 21, 22. A. Haupt.
Barreto (oder Barrctto), Antonio Cor-
rca, portugies. Kupferstecher von Landschaf-
ten, Schüler von Comte, geb. 1813 in Lissabon,
1843 Lehrer an der Akad. daselbst.
Raczynski, Dict. p. 22. A. Haupt.
Barreto, Joseph Teixeira. portugies.
Maler und Kupferstecher, geb. 1767 zu Porto.
Mit 15 Jahren wurde er Benediktinermönch;
1790 wurde er von Lissabon aus nach Rom
530
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Barrett
geschickt, wo er hauptsächlich bei Gagne-
raux, einem französ. Pensionär, studierte. Seit
1791 ging er zur Kupferstecherei über und
stach zuerst Umrisse zu den Scherzi poetid
des Rossi; nach eigenen Gemälden dann Mo-
ses im Flusse, Darius’ Frau vor Alexander,
Ruhe in Ägypten, Venus und die Nymphen
und ähnliches. 1797 kehrte er heim und
folgte 1805 Vieira im Amte des Direktors der
Akademie zu Lissabon. Er starb 1810. Es
werden von ihm zahlreiche Gemälde im Klo-
ster de Tibäes in Porto erwähnt.
Cyrillo Machado, Collccg. de memorias
p. 298. — Raczynski, Dict. p. 283. A. Haupt.
BaiTett, Charles Robert, engl. Illu-
strator von topographischen Werken in Feder-
zeichnung, tätig um 1890. Er veröffentlichte:
„Essex“, Serie I mit 99 Ulustr. (13 Radier.),
Serie II mit 128 Ulustr. (13 Radier.),
ferner „Somcrsetshire“ mit 167 Ulustr. (6
Rad.), „Surrcy“ mit 140 Ulustr. (5 Rad.),
1 Band „The Battlcficlds of England“ mit
102 111. und Studien von alten Bauwerken
z. B. The Tower of London mit 26 Ul. (13
Rad.).
Sketchley, English Book-Illustr. of to-day.
N. Peacock.
Barrett, Jerry, engl. Maler, geb. um 1814,
t am 21. 1. 1906. Als seine besten Bilder
werden genannt: Miß Florence Nightingale,
die Verwundeten in dem großen Hospital von
Skutari empfangend; der erste Besuch der
Königin im Hospital zu Chatham 1855, und
Mrs. Fry bei den Gefangenen in Newgatc.
In der Roy. Academy war er bis 1883 ver-
treten.
Art Journal 1861, 191. — Meyer, Kstlcrlex.
— Graves, Roy. Acad. 1905, I 128. — The
Years Art 1907. H. Peacock.
Barrett, s. auch Darret.
Barrey, G u i 1 1 a u m e, französ. Holzbild-
hauer und Maler in Rouen. Er lieferte 1622
für die Notre Dame-Kapelle der Kirche St.
Maclou die reich geschnitzte Umrahmung zu
einem Altarbilde sowie einen vergoldeten höl-
zernen Reliquienschrein. 1625 für die Pfarr-
kirche St. Victor die Statuen der Apostel
Jacobus und Andreas und 1627 für die lürche
Notre Dame de la Couture zu Bemay (Eure)
einen umfangreichen, mit verschiedenen figür-
lichen und ornamentalen Skulpturen und Ma-
lereien geschmückten Lettneraufbau. — Au-
genscheinlich ist dieser Künstler identisch
mit jenem Guillaume Barri, der 1653 die
Schnitzarbeiten am Orgclgchäusc der Pfarr-
kirche St. Jean zu Rouen auszuführen hatte.
Lani, Dict. des Sculpteurs 1898, p. 36 ; 1906,
p. 21. — Reunion des Soc. des B.-Arts des De-
partements 1892, p. 349 f. 5. Lami.
Barri, G i a c o in o, Maler und Kupferste-
cher französ. Herkunft, tätig in Venedig um
1670. Als Maler ist er, nach Lanzi, Nach-
ahmer Tizians, Tintorettos und Paolo Vero-
neses gewesen. Er hat nach Paolo Veronese
Barrias
1667 die Anbetung der Hirten und Christus
beim Pharisäer Simon, nach Filippo Gherardi :
die Sibylle mit Kaiser Augustus und nach
Giov. Colli Luchesi und Gherardi : Scleukus und
Stratonikc am Bette des Antiochus, die beide
die Bezeichnung: „Giacomo Barri francese“
tragen, radiert, außerdem die von Lucini ge-
stochenen Platten nach 12 der bedeutendsten
Grabdenkmäler in Venedig herausgegeben und
ein Werk: „Viaggio pittorcsco, in cui si
notano tutte le pitture famose, che si conser-
vano in qualsivoglia citta d’Italia“, verfaßt,
das 1671 und 1679 in englischer Übersetzung
von W. L. (Lodge) erschienen ist.
Meyer, Kstlerlcx. — Campori, Artisti it.
e stran. n. stati estensi (1855) p. 57. — Ma-
ri e 1 1 c, Abcecd. I 72. — M a 1 v a s i a, Fels,
pittr. I 251. — Le Blanc, Man. P. K.
Barri, H e n d r i c k, s. Bary.
Barrias (le Vieux), Roulcaux- und Porzel-
lanmaler, in den ersten Dezennien des 19.
Jahrh. in Paris tätig, Vater des Felix Joseph
B. und des Ernest B.
Meyer, Kstlerlcx. H. V.
Barrias, Ernest, französ. Bildhauer, geb.
am 13. 4. 1841 in Paris als Sohn des Rou-
Ieaux- und Porzellanmalers Barrias und als
jüngerer Bruder des Historienmalers Felix-
Joseph B., f am 4. 2. 1905. Ausgebildct
wurde B. seit 1854 in der Werkstatt Caveliers
als Lehrling und seit 1867 in derjenigen
Jouffroys als Schüler der Ecole des B.-Arts,
die ihn 1861 mit dem Rompreise an die rö-
mische Academie de France entließ und ihm
1865 für die Relieffriese „Die Gründung von
Marseille" sowie „Krieg, Handel und Fische-
rei“ den 1. Ehrenpreis verlieh. Im Pariser
Salon, den B. von da an regelmäßig beschickte,
wurden B.s Bildwerke 1870, 72, 78, 89 und
1900 mit den höchsten Medaillen prämiiert.
1884 wurde B. an Dumonts Stelle zum Mit-
gliedc des Institut de France erwählt, ferner
1894 als Nachfolger Caveliers zum Leiter des
Meisterateliers für Bildhauerkunst an der
Academie des B.-Arts und 1897 zum Vize-
präsidenten dieses Institutes. — Als Haupt-
werke dieses Künstlers, der einen Kompro-
miß anstrebte zwischen den traditionellen
Schönheitsidealen des akademischen Klassi-
zismus und den naturalistischen Zielen der
neueren Zeit, sind hier hervorzuheben: Mar-
morstatue eines Mädchens von Megara (1870,
Musee du Luxembourg), Der Eid des Spar-
tacus (Marmorgruppc, 1871 im Tuilcrien-
garten aufgestellt), Les prcmiercs funcrailles
(Adam und Eva den Leichnam Abels be-
stattend, 1878 in Gips, 1883 in Marmor aus-
geführte Hauptgruppe des Meisters), La
Comptabilitc (Steinrelicf von 1878 am Pa-
villon de Marsan in den Tuilerien), Die Ver-
teidigung von Paris (Dcnkmalgruppe von
1880 am Rond-Point zu Courbevoie), Ber-
nard Palissy (Bronzestatue von 1881 am
Barrias — Barric
Square de St. Germain-des-Pres), Die Ver-
teidigung von St. Quentin (Dcnkmalgruppc
von 1882), Mozart als Knabe seine Geige
stimmend (Bronzestatue von 1887 im Musee
du Luxembourg), Blumenstreuendes Mädchen
von Bou Saada (Grabmal für den Orient-
maler Guillaumct auf dem Montmartrc-Fricd-
hofe, 1890), Bronzegrabmal des Anatole de
Ja Forgc (auf dem P£re Lachaise, 1893),
Bronzemonument für Emile Augicr (auf der
Place de l’Odeon, 1896), Der Madagaskar-
Feldzug (Dcnkmalgruppe von 1897), Monu-
ment Lavoisiers (1898), La Nature se de-
voilant (polylithe Marmorstatue von 1899 im
Musee du Luxembourg), Die große Uhr an
der Bibliotheque Nationale (1901), das Vic-
tor Hugo-Monument für Paris (1902), Jeanne
d’Arc als Gefangene (1903), Grabstatue der
Herzogin von Alcnqon (1904) ; endlich eine
große Anzahl von Bildnisbüsten, darunter die-
jenigen Jules Favres, Henri Rcgnaults, Mun-
kaesys und Caveliers.
Bcllier-Auvray, Dict. g6n. des artistca
u. Supplement. — Journal des Arts 8. 2. 1905. —
Chronique des Arts 1905, p. 47. — Gabr. Mou-
rey in Les Arts 1905, No. 40, p. 29 ff. — A.
Soubies, L.-E. Barrias, Notes biogr. (Paris
1905). — Ausführl. Aufs, von G. Lafcncstre
in Revue de l’art anc. et mod. XXIII (1908) p.
321 ff, S. Latui.
Barrias, Felix Joseph, Maler, gcb. in
Paris am 13. 9. 1822, f daselbst am 25. 1.
1907, Sohn des Miniatur- und Porzellan-
malers Barrias d. A. Schüler von Leon Cog-
niet und während der ganzen 2. Hälfte des
19. Jahrh. einer der ernstesten Vertreter der
historischen und akademischen Malerei in
Frankreich. Er stellte in den Salons 1840 —
1904 fast alljährlich aus. Unter seinen Wer-
ken seien als die hauptsächlichsten erwähnt:
Gallischer Krieger mit seiner Tochter, 1849;
Pilger auf dem Wege nach Rom zur Jahr-
hundertfeier im Jahre 1300, 1855; Verschwö-
rung unter den Courtisanen Venedigs (1530),
1861; Horaz, Augustus und Maccenas, 1864;
Sokrates nimmt Abschied von seinen Freun-
den, 1873; Tod Chopins, 1885; Triumph der
Venus, 1886; Camille Dcsmoulins im Palais
Royal am 12. 7. 1789, 1888; Pause während
einer Sitzung, 1895; außerdem zahlreiche
Porträts (1890, 92, 96, 1902) usw. Ferner
betätigte er sich als Illustrator; zu seinen be-
kanntesten Arbeiten auf diesem Gebiet ge-
hören die Illustrationen zu den bei Didot er-
schienenen Virgil- und Horazausgaben. Als
Wandmaler hat sich B. namentlich während
der Jahre 1860 — 75 hervorgetan. So fertigte
er: 1852 einen Rundfries für den Pariser
Winterzirkus mit Darstellungen gymnasti-
scher und equestrischer Spiele; 1855 die Pla-
fonddekorationen des Großen Saales und die
des Lesesaales im Hotel du Louvre (letztere
sowie den Zirkusfries in Gemeinschaft mit
Gosse) ; gleichfalls 1855 die Malereien der
Chapelle Saint-Louis in der Kirche St. Eu-
stache in Paris ; 1863 einen Plafond in Wachs-
malerei für das große Treppenhaus des Mu-
seums zu Amiens (die Picardie umgeben von
ihren Hauptstädten) ; 1865 Grisaillcfiguren
für die Kuppel des Museums zu Amiens (Der
Ruhm krönt die großen Männer der Picar-
die) ; 1868 Malereien der Giebelfelder des
Hauptschiffes der Eglise de la Trinite in Pa-
ris mit Darstellung der Kirchenväter; 1877
Malereien der Chapelle Sainte-Gencvieve in
derselben Kirche; 1868 verschiedene deko-
rative Arbeiten für das Hotel Hoare in Lon-
don ; 1873 einen Fries mit Darstellung der
Künste und Wissenschaften in der großen
Galerie des Grosvenor House, Palais des
Herzogs von Westminster, in London; 1874
die Malereien in einem der seitlichen Foyers
in der Grand Opera mit Darstellungen der
lyrischen, der ländlichen und der dramati-
schen Musik sowie den Plafond mit einer
Verherrlichung der Harmonie.
Im Musee du Luxembourg befinden sich
von ihm: Die Verbannten des Tibcrius (Sa-
lons 1851 und 1855) ; andere Gemälde von
ihm in den Museen zu Versailles, Nantes,
Lava), Autun und Tarbes.
Bellier-Auvray, Dict g£n. u. Suppl. —
Grande Encyclopcdie V 490, Artikel von A d.
Thiers. — Expos, univer. de 1900, Rapports de
Jury, introd. gen. 2e partie, Beaux-Arts. von
I.eonce Benedite, Paris 1904 p. 200. — Gaz.
d. beaux-arts, passim. — Invent. d. richess. d’art,
Paris, monura. rcl. I, II, III, monura. civ. I ;
Provincc, monum. civ. II, V. — Chronique d.
arts 1907 p. 39 (Nekrol.). — Bulletin de l’art
ancien et mod. 1907 p. 36 (Nekrol.).
Franfois Monod.
Barrias, Paul, Architekt in Paris, geb.
1875, Sohn des berühmten Bildhauers Ernest
B., erhielt bei der Konkurrenz für das Mu-
seum in Beauvais den II. Preis.
Delaire, Les Architectes etc. Paris 1907. •*
Barriat, Porzellanmaler an der Manufaktur
zu Sevres. 2 von ihm mit Darstellungen der
Jagd und des Fischfanges bemalte rhodische
Vasen machte Napoleon III. 1868 der preußi-
schen Königin zum Geschenk. Eine mit Or-
chideen bemalte Vase von Nimes (1874) von
ihm im Besitz des belgischen, 2 weitere Va-
sen (1868, Landmädchen bei der Arbeit) im
Besitz des schwedischen Königshauses.
D u s s i e u x, Artistcs f rang. ä l’6tranger.
3« Edit. 1876. H. V.
Barriat, Charles, Landschafts- und Gen-
remalcr in Paris, geb. daselbst 1821, Schüler
von Sechan, Dieterle und Desplechin, stellte
in den Salons 1852 — 1865 wiederholt aus.
Bcllier-Auvray, Dict. g6n. H. V.
Barric, H u g u e s, Bildhauer in Montpel-
lier, wo er 1493 die Ausführung des Hoch-
altaraufsatzes für die Kirche St. Amans zu
Rodez übernahm.
Bauchal, Dict. des Archit. Francais (18S7).
5*. Lami.
532
Barricelli — Barriot
Barricelli, M a u r i z i o, junger Italien. Ma-
ler der Gegenwart, tätig in Rom. 1901 be-
schickte er die venezianische intern. Kunst-
ausstellung mit dem Gemälde „Al di lä della
morte“, dessen Feinheiten in der Perspektive
und in der Farbe von der Kritik hervorge-
hoben wurden. Lebhafte Anerkennung ern-
tete B. dann mit seinem durch die Kühnheit
der Komposition und der Lichteffekte auf-
fallenden, umfangreichen Gemälde „Le ro-
vine“, das er 1904 im römischen Palazzo di
Belle arti ausstellte.
Roma Letteraria 1901, p. 276 ; 1904, p. 168 ff.
G. Dcgli Assi.
Barrier, Guy, Maler zu Lyon, nur dadurch
bekannt, daß er am 16. 12. 1626 als Pate einer
Zwillingstochter des Bildhauers Simon Har-
doin daselbst urkundlich erwähnt wird.
Nouv. Archiv, de l’art frans. 3® Serie. 1887 p.
294. H. V.
Barrier, J e h a n, Glasmaler in Rennes, wo
er 1496 in der Kathedrale beschäftigt war.
V i 1 1 e n e u v c, Melanges d'archcologie bre-
tonne. H. V.
Barrier, s. auch Darier.
Barriere, Dominique, französ. Zeichner u.
Kupferstecher, geb. in Marseille, wahrschein-
lich zwischen 1610 und 1620, da das früheste
seiner Blätter in dem 1640 erschienenen
Werke von Strada „De bello Bclgico" sich
findet. Er lebte lange Zeit in Rom, wo er
vermutlich 1678 starb. Das späteste Datum
in der Reihe seiner Blätter ist 1674. Seine
Radierungen, unter denen besonders diejeni-
gen nach Claude Lorrain bemerkenswert sind,
zeichnen sich fast durchgehends durch geist-
reiche Leichtigkeit und Sicherheit der Be-
handlung aus. Sein Stecherwerk ist ein sehr
umfangreiches (208 Nummern in Meyers
Kstlerlex. aufgeführt) ; es umfaßt Marine-
stücke, Landschaften, Ansichten von Rom,
römischen Feststraßen. Palästen und Villen
(Pamfili, Aldobrandini), Allegorien, antike
Statuen usw. Ferner lieferte er Zeichnungen
für einen kleinen römischen Führer: Roma
ricercata nel suo sito ... da Fioravantc
Martinclli Romano. Roma 1658.
Mehrere seiner Blätter tragen das Mono-
gramm B u. D (ligiert), andere die Bezeich-
nung: Dom. Barr, fe., noch andere den voll-
ständigen Namen.
Lc Blanc, Manuel I. — Meyc r, Kstlerlex.
III (mit alt. Lit.). — Bertolotti, Artisti
Francesi in Roma 1886. J. Guibert.
Barrigioni, s. Barigioni.
Barrigues (Barrigue) de Fontainieu,
Prosper Franqois Ircnee, Land-
schaftsmaler, geb. am 17. 7. 1760 zu Mar-
seille, f daselbst am 28. 9. 1850. Er war
portugiesischer Herkunft und widmete sich
anfänglich dem Marinedienst. In der Malerei
war S. Denis in Neapel sein Lehrer. Von 1801
bis 1819 beschickte er ziemlich regelmäßig die
Pariser Salons mit Landschaften, deren Mo-
tive großenteils den Umgebungen von Neapel
und Marseille entnommen waren. 1822 er-
blindete er. Eines seiner Gemälde, eine An-
sicht von Cava im neapolitanischen Gebiet,
befindet sich im Museum zu Marseille, ein
anderes, „Franqois I. et la reine Claude de
France visitant la sainte Beaume“, im Palais
zu Fontainebleau.
Etienne Parrocel, Annales de la pcin-
ture. Paris. 1861. — Bell ier-Auvray, Dict.
gen. (hier seine ausgestellten Arbeiten aufge-
führt). H. V.
Barrili, s. Barile u. Barrilli.
Barrillet, Louis. Maler in Paris, f vor 2.
5. 1727, nur urkundlich bekannt.
Nouv. Archiv, de l’art fran?. 2 S6rie. IV 292.
H. V.
Barrilli, (ital. ?) Maler, stellte 1783 in der
Free Society in London einen Seehafen und
eine Seeschlacht, letztere in Miniatur, aus.
Graves, The Society of Artists etc., Lon-
don 1907. **
Barrio, E v a r i s t o, span. Maler, geb. in
Burgos, seit 1874 korrespondierendes Mit-
glied der Acad. de San Fernando, hat seit
1876 die Madrider Kunstausstellungen regel-
mäßig mit seinen Genremalereien beschickt,
unter denen besonders hervorzuheben sind :
Ein Eingeborener von Zaragoza, Die Fernan
Gonzales-Straße zu Burgos, Kreuzgang der
Kathedrale zu Burgos, Grabmal des Kardinals
Fernando de la Puente.
Ossorio y Bernard, Galeria biogr. de
art. espanoles dcl siglo XIX (1883—84).
P. Lafond.
Barriot, Claude (gen. Claudius), französ.
Maler, geb. am 9. 11. 1846 zu Lyon, f im
April 1908. Ausgebildct an der Ecole des
B.-Arts in Lyon 1861 — 66 unter Guichard
und später in Paris 6 Jahre lang in den
Ateliers von G6rome, Gleyre und Jules Le-
febvre tätig, kehrte dann nach Lyon zu-
rück und debütierte im Lyoner Salon 1865
mit seinem Selbstbildnis und mit einer
Kopfstudie (Zeichnung), sowie im Pariser
Salon 1888 mit dem Gemälde „Unc Fancusc".
Neben Porträts hat er hauptsächlich Frei-
lichtszcncricn ausgestellt, darstellend Motive
von den Gestaden der obcritalienischen Seen,
aus der Schweiz, aus Südfrankreich, sowie
Marinen, und zwar in öl- und Aquarellmale-
rei wie in Pastell-, Kohle- und Bleistiftzeich-
nung. Licht und leicht sind seine dekorativen
Malereien im Cercle International zu Vichy
(1884, darstellend den Tanz, die Olympischen
Spiele), in der Kirche zu St. Euphcmie (Ain,
um 1S99) u. in der Kirche St. Pierre de Vaise
zu Lyon (um 1900 — 1905). Außerdem lie-
ferte er die Cartons zu den Dekorationen der
Karmel-Kapelle zu Kalpha (um 1900) und
für die Krypta-Mosaiken in St. Nizier zu
Lyon (1904—5 ausgeführt). Unter seinen
besten Staffelcigemäldcn sind zu nennen : Le
roi du tapis (Lyoner Salon 1884), Aux
533
Barriot — Barron
champs (Pariser Salon, Marsfeld 1891), La
cueillctte des haricots (Lyoner Salon 1892),
En silencc doucement sur les flots clapoteux
(Pariser Salon 1899, Soc. nat. des Beaux
Arts), Le Lac du Grimscl (Lyoner Salon
1903), Les joueurs de dominos en Normandie
(Pariser Salon 1906). Im Lyoner Salon
wurde er 1891 durch die Medaille d’honncur
ausgezeichnet; 1892 veranstaltete er in Lyon
eine Sonderausstellung seiner Werke. Sein
Bestes gibt er in Figuren im Freilicht oder
im Sonnenschein. Seine Zeichnung ist äußerst
gewissenhaft, seine Malerei licht, harmonisch
und breit hingesetzt. Die Signatur ist: C.
Barriot.
Tairig, Nos pcintres chcz eux (Lyon 1888),
p. 7. — Exposition Barriot et Balouzct in „Re-
vue du Siede“ (Lyon) 1892, p. 852. — J. L.
Vitton in „La Vie frangaise“ (Lyon) 10. 8.
1898. — H. Petit in „Revue du Siicle“ (Lyon)
1899, p. 337. E. V.
Barriot, Judith, französ. Malerin, geh.
um 1881 in Lyon als Tochter des Malers
Claude B., Schülerin ihres Vaters, sowie der
Lyoner Cours municipaux, beschickt sie die
Salons ihrer Vaterstadt seit 1901 mit figür-
lichen Freilichtdarstellungen und mit Land-
schaften. e. V.
Barritt, W., amerik. Holzstccher. Tätig
um die Mitte des 19. Jahrh. Illustrationen.
E. Richter.
Barroero, s. Barovieri.
Barroeta, Juan, span. Maler, geb. am 10.
10. 1835 in Bilbao, f 1906. Ausgebildet an der
Escuela cspecial de pintura etc. zu Madrid
unter der Leitung des Federico de Madrazo,
bewarb er sich mehrmals erfolglos um den
Rompreis, und zwar 1854 mit einer „Aufer-
stehung des Lazarus“ (prämiiert auf der
Madrider Ausstellung 1856, jetzt im dortigen
Museo de Arte Moderna) und 1859 mit einem
„Auszug des Cajus Gracchus und seiner An-
hänger“. Von den späteren Gemälden B.s
sind erwähnenswert: Allegorie der Republik
(1873 für das Ayuntamicnto zu Bilbao ge-
malt), Idealbildnisse des Chindosvinto und
des Leovigildo (für eine chronologische Bild-
nisseric der spanischen Könige) sowie eine
Anzahl nach dem Leben gemalter Porträts
(darunter König Alfonso XII. von Spanien,
datiert 1875). Außerdem lieferte B. eine
Reihe von Zeichnungen für die „Ilustracion“
und andere spanische Zeitschriften.
Ossorio y Bcrnard, Galeria biogr. de
art. cspanolcs dcl siglo XIX (1883—84).
P. Lafond.
Barrois, Francois, französ. Bildhauer,
geb. 1656 in Paris, + daselbst am 10. 10. 1726.
Ausgebildet an der Academie des B.-Arts,
gewann er 1683 den Rompreis und wurde
1700 für seine Marmorstatuette der sterben-
den Klcopatra zum Mitgliedc, 1706 zum Pro-
fessor und 1720 zum stellvertretenden Rek-
tor der Akademie ernannt. — Nach dreijähri-
gem Studienaufenthalte in Rom nach Paris
zurückgekehrt, schuf B. für Versailles 1686
bis 88 die Hermenstatixen des Vcrtumnus
und der Pomona sowie eine Marmorvase mit
Füllhörnern (am Tapis vert des Schloßparkes)
und 1707 die allegorische Statue der Religion
(an der Außenseite der Schloßkapelle) ; für
das Trianon-Palais neben ornamentalen Sculp-
turen in Stein und Holz 1688 die vier Putten-
gruppen über dem Pcristyl (gemeinsam mit
Jouvcnet und Mazeline) ; für das Schloß zu
Marly neben dekorativen Arbeiten 1706 eine
Nymphengruppe (gemeinsam mit Bcrtrand in
Gips und Zinn ausgeführt) und 1709 eine
Marmorstatuc der Pomona; endlich für den
Pariser Invalidcndom 1690—98 eine Anzahl
Engclfigurcn und Chcrubimköpfe zur äußeren
Ausschmückung der Kirche sowie 1705 — 9
eine Gipsstatuc des hl. Gregorius (seinerzeit
in der Kapelle dieses Heiligen aufgcstellt).
Die Salonausstcllungen beschickte B. 1700
mit der bereits erwähnten Kleopatra-Statuette
und 1704 mit einem Marmorrelief, darstellend
die Mutter Maria mit dem auf ihren Knien
ruhenden Leichname Christi.
L a m i, Dict des Sculpteurs sous Louis XIV
(1906, mit Oeuvrevcrzcicbnis u. Literatur).
5. Lami.
Barrois, Jean Pierre Frederic, Por-
trät- und Genremalcr in öl und Miniatur, geb.
1786 zu Paris, t in Meaux (Todesjahr unbe-
kannt), Schüler von Fontallard und Ilersent.
In den Pariser Salons von 1806 — 1841 waren
wiederholt Arbeiten von ihm ausgestellt. In
der Kathedrale zu Clermont befindet sich ein
Heiligenbild von seiner Hand, ein anderes
Bild (sterbender Savoyarde, 1827 ausgest)
wurde für die Galerie der Herzogin von
Berry seinerzeit erworben.
Bellier-Auvray, Dict. gen. — Gäbet,
Dict. d. artistes. 1831. H. V.
Barrois, Pierre Francois, Kupferste-
cher in Paris, geb. daselbst um 1770. Er war
ein Schüler Bcrvics und stach hauptsächlich
Vignetten und naturgeschichtliche Darstellun-
gen.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). H. V.
Barrois, s. auch Barois u. Barroy.
Barron, Maler und Bildhauer in Vezelize
(Lorraine), 17. Jahrh., sonst unbekannt.
Rdunion d. Soci6t£s d. beaux-arts. XXIII 404.
H. V.
Barron, E d u a r d o, span. Bildhauer, geb.
in Moraleja del Viso (Prov. Zamora). Aus-
gebildet an der Escuela especial de pintura,
escultura etc. zu Madrid unter der Leitung
des R. Alvarez, errang auf der Madrider
Ausstellung 1884 eine Medaille 2. Klasse.
Später an der Spanischen Akademie in Rom,
wo sich in S. Pietro in Montorio eine Gips-
statue des heil. Joseph von ihm befindet
Unter seinen Bildwerken sind hervorzuheben:
Die Bronzestatuc des Lusitaniers Viriathus
im Museo de Arte Moderna zu Madrid, die
534
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Barron — Barros-Laboräo
Statue des Hernan Cortes, das Monument für
Roncevalles sowie eine Anzahl von Bildnis-
büsten und -Medaillons. Vor einigen Jahren
ist B. zum Konservator und Restaurator für
die Skulpturenabteilung des Madrider Museo
Nacional de Arte antica ernannt worden.
L’Art cn Italic 1885, No. 47, p. 2. — Arte e
Storia VII 64. — D. Angcli, Chiese di Roma
p. 465. P. Lai und.
Barron, Giovanni, bologn. Freskomalcr
oder Stuckarbeiter, unter der Leitung des
Primaticcio in Fontainebleau 1538 — 1540 tä-
tig; vielleicht mit Virgilio Barun verwandt.
Laborde, Comptes des ßätiments du roi 1
132. L. Dimier.
Barron, Hugh, Porträtmaler, gcb. um 1745
in London, t daselbst 1791. Er war Schüler
von Joshua Reynolds; auf seiner Reise nach
Italien, die er 1770 antrat, blieb er eine Zeit-
lang in Lissabon, wo er einige Porträts malte.
Nach einem zweijährigen Aufenthalte in Rom
kehrte er nach London zurück. In den Jah-
ren 1766 — 1778 stellte er zahlreiche Porträts
in der Society of Artists und 1782, 1783 und
1786 in der Academy daselbst mehrere Bild-
nisse aus, schwache Nachahmungen der Ma-
nier seines Lehrers. Er beschäftigte sich viel
mit Musik und war als vorzüglicher Violin-
spieler bekannt.
R e d g r a v e, The Dict. of Artists. — Gra-
ves, The R. Acad. of Arts, I 129 und The So-
ciety of Artists, I 23. **
Barron, William Augustus, Land-
schaftsmaler, jüngerer Bruder des Hugh,
Schüler von William Tomkins, tätig um
1764 — 91. 1766 gewann er einen Preis von
der Society for the encouragement of Arts;
in den Ausstellungen der Londoner Academy
von 1774 — 1777 war er mit verschiedenen
Landschaften, großenteils Veduten, vertreten.
Die von ihm gemalte Ansicht von „Wanstead
House“ wurde von Picot gestochen. Später-
hin gab er die Malerei auf. — Ein Aquarell
von ihm, Ansicht der Richmond-Brücke 1776,
bewahrt das British Museum.
Redgrave, Dict. of Artists. — Graves,
The R. Acad. of Arts, I 129. — Binyon, Ca-
taloguc of drawings etc. in the British Mus. I
75. *•
Barron y Carrillo, Manuel, span. Maler,
gcb. in Sevilla. Ausgebildet 1828—31 an der
dortigen Escuela de Bellas Artcs, wurde er
späterhin an dieser Schule als Lehrer ange-
stellt. Als produzierender Künstler erschien
er auf der Madrider Ausstellung 1834 mit
den Gemälden „Posada del Hucsca“ und
„Campana de Cordova“. Von seinen späteren
Werken sind hervorzuheben: Büffelherde an
der Tränke, Kathedrale von Sevilla, Pano-
rama von Sevilla (1862 von der Königin Isa-
bella von Spanien angekauft), Der Guadal-
quivir mit der Torre de Oro (im Besitze der
Familie Montpensier).
Ossorio y Bernard, Galcria biogr. de
art. espanoles del siglo XIX (1883 — 84). —
Grande Encyclopedie Lamirault-Paris.
P. Lafond.
Barron, s. auch Baron.
Barros, Antonio de, Wappenmaler, Por-
tugal. 16. Jahrh., f 1601. Philipp II. ernannte
ihn 1596 zu seinem Tempera-Maler als Nach-
folger seines indischen Wappcnmalcrs Gas-
par Carvalho.
Raczynski, Dict. p. 23. — S o u s a Vi-
te r b o, Noticia de alguns pintores portuguezes.
p. 38. A. Haupt.
Barros, Eleuterio Manocl de, portu-
gics. Maler und Kupferstecher, gcb. zu Lissa-
bon, Schüler in der 1769 errichteten Schule
des Joaquim Carneiro da Silva; dann in Rom
bei Lodovico Estemi. Er brachte von dort
das große Bild Batonis für die Kirche da
Estrclla zu Lissabon mit, für deren Kloster
er „Elias seinen Mantel zurücklassend“ malte.
Er entwarf die Decken für den Palast des
Joäo Ferreira, die durch Francisco de Setubal,
Domingos de Sequeira u. a. ausgeführt wur-
den. Später trat er in die Direktion der Akad.
zu Lissabon und wurde Leiter der Zeichen-
schule. Sein Nachfolger war 1823 Faustino
Jose Rodrigues.
Cyrillo Machado, Collecg. de memorias
p. 294. — Raczynski, Dict. p. 22. A. Haupt.
Barros, Joäo Baptist a, Architekt, Por-
tugal. Wurde 1715 zum Architekten der Rit-
terorden von S. Thiago und S. Bento ernannt,
als Nachfolger von Joäo Antunes. + 1743.
War auch Architekt des Senates zu Lissabon
und Fcstungsbaumcister.
Sousa Viterbo, Dicc. dos archit. p. 90.
A. Haupt.
Barros- Ferreira, Jeronymo de, Maler u.
Architekt, Portugal, gcb. am 3. 9. 1750 zu
Guimaräes, f am 80. 10. 1803 in Lissabon.
Mit Miguel Antonio de Amaral in letzterer
Stadt studierend, dann Mitglied der Akad.
S. Jose, übernahm er zuerst das Bemalen von
Prachtkutschen für Pedro Alexandrino, der
auf diesem Gebiete angesehen war, es aber
aufgab, um sich Größerem zuzuwenden. Bar-
ros-Ferreira gelangte hierin zu großem Rufe;
insbesondere durch seine Blumen, Ornamente
und Bambocciaden ; außerdem pflegte er die
Miniatur im Porträtfache. Größere dekora-
tive Malereien führte er aus am Plafond der
Klosterbibliothck von S. Domingos, der Spci-
scsaaldccke beim Marquis von Marialva ; Dek-
ken beim Marquis von Niza in Xabregas; an
dem Gewölbe über dem Altar der Trinas auf
dem Rato; die Architektur und die Gemälde
der Brigittenkapclle in der Kirche zu Lumiar;
Porträts der Königin, der Eltern des D. Mi-
guel Pereira Forjas und vieles andere. —
Sein Sohn Silence-Chrttien war Kupferstecher
an der Akad. zu Lissabon.
Cyrillo Machado, Collccc. de memorias
p. 127. — Raczynski, Dict. p. 22. A. Haupt.
Barros-Laboräo, Joaquim Josede, Bild-
hauer, gcb. 1762 zu Lissabon, f daselbst am
535
Barroso — Barry
30. 3. 1820. Zehn Jahre alt kam er zu Joäo
Grossi, bei dem er vier Jahre blieb, um Zeich-
nen und Modellieren zu lernen, dann ging
er zu dem Holzbildhauer Joäo Paulo; darauf
war er Gehilfe bei Raymundo da Costa u. Pater
Joäo Chrisostorno, zuletzt 5 Jahre bei Manoel
Vieira. Sodann ließ er nach eigenen Modellen
die Statuen von Sta. Clara und S. Francisco
durch Francisco Xavicr und Antonio Machado
ausführen. Unter seinen zahlreichen Werken
werden gerühmt das marmorne Tympanon der
Kirche zu Bemposta und die Fama mit den
Bildnissen des Königspaares am Obelisk von
Bellas. Der König übertrug ihm die Weiter-
führung der Bildhauerarbeiten am Kloster-
schlosse zu Mafra, die aber durch den Ein-
bruch der Franzosen unterbrochen wurde.
Später verfertigte er eine Reihe von allegori-
schen Figuren und anderes für den neuen
Palast von Ajuda, unterstützt von seinen Söh-
nen Manoel Joaquim und Jose Pedro, sowie
seinem Mitschüler Gaspar Joaquim da Fon-
scca aus Vizeu.
Cyrillo Machado, Collccc. de memoria»
p. 274. — Raczynski, Dict S. 23. A. Haupt.
Barroso, Miguel, span. Maler, geb. 1538
zu Consuegra (Ncu-Castilien), f am 29. 9.
1590 im Escorial, Schüler Becerras. 1585
malte er ein Altarbild für die Kirche des Ho-
spitals S. Juan de Afuera in Toledo, dann
führte er eine Anzahl Gemälde im Claustro
de los evatigelistos im Escorial aus; an den
Außen- und Innenseiten der Türen des Ora-
toriums: die Himmelfahrt Christi, die Aus-
gießung des hl. Geistes, Christus nach der
Auferstehung den Jüngern erscheinend, die
Predigt des hl. Petrus; auf den Außenwänden
des Oratoriums dieselben Gegenstände in
Fresko. 1589 ernannte ihn Philipp II. zum
Hofmaler.
Ccan Bcrmudcz, Dicc. I 93—93. — Pa-
lomino, Museo pict. II 388. A
Barrovieri, s. Darovieri.
Barrow, J., Miniaturmaler in London, stellte
179S — 1S36 zahlreiche Damen- und Herren-
porträts aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 130. •*
Barrow, John, Maler in London, stellte
1812 — 23 Porträts und Idealfiguren (Madonna,
Venus) in der Roy. Academy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 130. **
Barrow, Joseph Charles, (F. S. A.),
Maler und Antiquar in London, stellte 1789 —
1802 in der Roy. Academy und 1790 und 91
in der Society of Artists zahlreiche Land-
schaften und Architckturansichten aus. Eine
Zeichnung von ihm (Feder und Aquarell) :
Ansicht von Croyland Abbey im British Mus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 130 ; The
Society of Artists ctc. (1907) p. 23. — B i n y o n.
Cat. of drawings etc. in the British Mus., I 75. •*
Barrow, Tho m a s, engl. Porträtmaler, war
1792 — 1819 in der R. Academy, 1770 — 1775 in
der Society of Artists Aussteller von Porträts
(gelegentlich auch in Miniatur).
Graves, The R. Acad. of Arts, I 130 ; The
Society of Artists etc. (1907) p. 24. ••
Barrowsky, Johann Christoph, Gold-
schmied in Riga, tätig um 1773 — 76. Ter-
rinen, Becher etc. von ihm im Privatbcsitz
in Riga u. St. Petersburg, eine Patene in der
Nicolaikirche zu Waldhcim (i. S.), ein über-
reich in Rokokoformen ornamentiertes sil-
bernes Räuchergefäß, früher im Besitz der
Kaiserin Friedrich, abgeb. im Jahrb. d. preuß.
Kstsamml. XIV p. 30.
M. R o s e n b e r g, Der Goldschmiede Merk-
zeichen (1890) p. 490. *•
Barroy (Barrois), Antoine, Dekorations-
maler zu Paris („pcintre ordinaire du Roy“),
t daselbst am 6. 11. 1678, nur urkundlich be-
kannt. Er schuf mit einem gewissen de Quar-
mes zusammen die Bühnendekoration zu der
Oper Isis, welche 1677 zuerst in Paris aufge-
führt wurde. Es werden 4 Gemälde von ihm
als nach seinem Tode in seinem Atelier be-
findlich erwähnt: Die Samaritcrin, der Par-
naß, eine Madonna und eine Landschaft.
Nouv. Archiv, de l’art franc. 2e Serie. IV p.
XXI u. 15—25. — E u g. P i o t, Etat civil etc.
1873. II. V.
Barroy, s. auch Barrois.
Barru, Jean, französ. Kupferstecher, tätig
in Aix, um 1690, später in London; man
kennt Porträtstiche von ihm.
Le Blanc, Manuel I. /. Guibert.
Barrueta, Bildhauer in Sevilla, 1549 in den
Büchern der Kathedrale genannt.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 175. M. v. B.
Barrufat, Juan, span. Architekt, welcher
14S7 den Bau der Kirche S. Maria in Cervera,
Prov. Lcrida, beendigte.
V i n a z a, Adic. I 23. M. v. B.
Barry, August, amerik. Radierer, um
1879 — 89 tätig. Landschafts- und Genreblät-
tcr nach einheimischen und französ. Künst-
lern. E. Richter.
Barry, Sir Charles, Knt. R. A., hervor-
ragender Architekt, geb. am 23. 5. 1795 zu
London, f daselbst am 12. 5. 1860. Seine er-
sten Studien im Architekturfach machte er bei
Middleton und Bailey in London (Lambeth).
Am 28. 6. 1817, nach dem Tode seines Vaters,
ging B. zu seiner weiteren künstlerischen
Ausbildung zunächst nach Italien, dann be-
reiste er Griechenland, die Türkei, Ägypten,
Palästina und Syrien. Nach seiner Rückkehr
nach England (1820) beteiligte er sich bald
an mehreren Konkurrenzen, die für ihn glück-
lich ausficlcn. Zunächst erhielt er den Auf-
trag zur Erbauung der St. Pctcrskirche in
Brighton, dann folgten rasch einander Auf-
träge von Manchester und Oldham, gleich-
falls zu Kirchenbauten, bald nachher ward er
zum Architekten des Dulwich College er-
nannt und 1832 vollendete er sein erstes be-
deutendes Werk in London, das Haus des
536
Barry
Travcller’s Club (in Pall Mall), einen ebenso
einfachen wie eleganten und graziösen Bau.
Später wurde daselbst das Reformklub-Haus,
das College of Surgcons und das Bridge-
water-I-Iaus nach seinen Plänen ausgeführt.
In allen diesen Londoner Gebäuden schloß
sich B. dein italienischen Renaissancestil an.
Dasjenige Werk des Künstlers, das seinen
Namen berühmt machte, ist das Parlaments-
gebäude in London (the new Palace of West-
minster). Nachdem 1834 das alte Parla-
mentshaus niedergebrannt war, hatte man im
folgenden Jahr die Errichtung eines neuen
großartigen, der Bedeutung der englischen
Volksvertretung entsprechenden Gebäudes be-
schlossen und eine Konkurrenz dafür ausge-
schrieben, bei welcher B. den Preis davon
trug. Am 27. 4. 1840 wurde zu dem kolossa-
len Gebäude, der größten architektonischen
Aufgabe der Zeit, der Grundstein gelegt. Die
Wahl des Stiles war nicht frei gegeben, son-
dern der englisch-gotische als der am mei-
sten nationale von der Baukommission aus-
drücklich verlangt. Er zeigt sich an dem
Gebäude in reichster Gestalt, namentlich in
der vorwiegend in geometrischen Formen ge-
haltenen Ornamentik der ganz in Hausteinen
ausgeführten Hauptfassade. Die Kosten des
Baues, die auf eine Million Pfund veran-
schlagt waren, haben diese Summe bedeu-
tend überschritten. Das House of Lords war
zur Session von 1847 fertig, während das
House of Commons 1852 eingeweiht wurde.
Abschließende Arbeiten hat dann noch sein
Sohn Edw. Middleton B. auszuführen gehabt.
Bald nach dem Tode B.s entspann sich eine
auch heute nicht vollständig aufgeklärte Kon-
troverse über den vielleicht sehr bedeuten-
den Anteil des Gotikers Welby Pugin an den
Entwürfen für die Aufrisse des Parlaments-
hauscs; indessen stammt wohl zweifellos die
Komposition und der Generalplan von Barry.
Im einzelnen leistete W. Pugin noch wich-
tige Dienste, denn er war praktisch der Lei-
ter für die Modellierarbeiten, für die Holz-
schnitzereien, die Inneneinrichtung, die Me-
tallarbeiten, die Glasmalereien und Ziegel-
brennereien. — Von den Bauten Barrys, die
ihn gleichzeitig mit dem Bau des Parlaments-
hauscs beschäftigten, sind noch die vorneh-
men Landhäuser zu nennen, die er für Lord
Tankerville zu Walton-on-Thames, für den
Herzog von Sutherland zu Trentham, Clief-
den und Dunrobin Castle (in Schottland)
ausführte. Auch als Landschaftsgärtner hat
er Ausgezeichnetes geleistet. Er war Mit-
glied der Royal Academy (seit 1841), der
Royal Society und des Institute of British
Architects und Ehrenmitglied zahlreicher Aka-
demien des Auslandes.
Sir D. W y a 1 1. On tbe architectural career
of the late Sir C. Barry. — E. W. Pugin. Who
was the Art Architect of the Houscs of Parlia-
ment, London 1867. — A. Barry, Architect of
the New Palace at Westminster, London 1868.
— A. Barry’ s Reply to Mr. E. Pugin, London
1868. — E. M. Barry’s Correspondence with
J. R. Herbert, London 1868. — A. Barry, Me-
moir of the life and works of Sir Ch. Barry, 2.
Ausg., London 1870. — Eastlake, Hist, of *
the Gothik Rivival, London 1872. — Fergus-
son, Hist, of the modern stylcs of archit., Lon-
don 1873. — Graves. The Roy. Academy of
Arts, 1905, I 130. — Dict. Nat. Biography. —
The Studio, Summer Number 1904. — R. Dell,
Who was the architect of the Houscs of Parlia-
ment? im Burlington Magazine VIII 403 ff.
N. Peacock.
Barry, Charles, Architekt, Sohn des Sir
Charles B., gcb. 1823, Mitarbeiter des R. R.
Banks (f 1872), des bekannten Schülers von
Sir Charles Barry. Die Front des Burlington
House wurde von Banks & Barry entworfen,
ferner Dulwich New College, viele Kirchen
und Wohnhäuser. Von 1876—78 war Barry
Präsident des Royal Institute of British
Architects.
People of the Pcriod vol. I. N. Peacock .
Barry, Charles A., amerikan. Zeichner
und Maler, geb. am 14. 7. 1830 zu Boston.
Studierte in London und Paris und ließ sich
später in Boston nieder, wo er sich um den
Zeichenunterricht in Schulen großes Verdienst
erwarb. 1860 wurde er zum Mitglied der
National Academy erwählt, trat ihr aber nie
bei. Seine Zeichnungen von Idealköpfen
waren in den sechziger Jahren besonders be-
liebt.
Meyer, Kstlcrlex. Edmund von Mach.
Barry, Edward Middleton (R. A.),
hervorragender Architekt, dritter Sohn des Sir
Charles, geb. am 7. 6. 1830 zu London, t
daselbst am 27. 1. 1880. Er machte seine
künstlerischen Studien beim Architekten T. H.
Wyatt und zuletzt unter der Leitung seines
Vaters, mit dem er später gemeinschaftlich
mehrere Bauten ausführte. Nach dem Tode
desselben ward ihm die Vollendung des Par-
lamentshauses übertragen (s. oben). Von
seinen zahlreichen, meist im Charakter des
Renaissancestils gehaltenen Bauwerken sind
zu nennen: die Grammar-School von Leeds,
das Covent-Garden-Theater (1859 — 60), die
dicht neben dem letzteren gelegene Floral
Hall, Duxbury Hall. Lancashire, 1859, Burn-
ley Grammar-School, 1S60, die Birmingham
Free Public Library, 1861, das Midland-
Institute zu Birmingham, New Opera House,
Malta, 1861 — 4, Barbon Park Lodgc, Wcst-
moreland, 1862 — 3, die Bahnhötels von Cha-
ring-Cross u. Cannon Street, 1863 — 6, im
New Palace, Westminster: Arcade-Enclosure,
New Palace Yard, St. Margaret’s Square
1866—8, Crewe Hall, Cheshirc, 1866 — 71, im
New Palace: Qucen's Robing Room, Royal
Staircasc, 1866 — 9, Anbau an das Fitzwilliam-
Museum und Downing-Collcgc zu Cambridge,
das Kinderhospital von Great Ormond-Street
537
Barry
zu London und die neuen, großartig angelegten,
im Charakter des italienischen Palaststils ent-
worfenen Partien der Nationalgalerie in Lon-
don, welche letztere zu seinen bedeutendsten
Leistungen gehören; sie wurden nur teilweise
unter seiner Leitung ausgeführt. Mehrere
alte Schlösser und Landhäuser der englischen
Aristokratie hat er im Stil der alten Archi-
tektur mit großem Geschick restauriert und
ergänzt. Seit 1869 war B. Mitglied der Royal
Academy, seit 1873 Professor der Architek-
tur, seit 1874 Schatzmeister an genannter
Akademie.
Bitard, Biographie generale. — Clement
u. Hutton, Artists of the nineteenth Century
and their works. — Art Journal 1880 139, 140.
— B u i 1 d e r, Lcctures on Architccture, with
Introductory Memoir, 1880. — The Portfolio
1880, 56; Nekrolog. — Dict. Nat. Biogr. —
Graves, Roy. Acad. of Arts I 131/2 (zahlr.
Entwürfe von 1850 — 1876). N. Peacock.
Bairy, Frangois Pierre Bcrnard,
Landschafts- und Marinemaler, geb. am 5. 5.
1813 zu Marseille, f Ende August 1905 in
Saint-Laurent-du-Var. Ursprünglich Coif-
feur, bildete er sich in seiner freien Zeit an
der Akademie seiner Vaterstadt unter Aubert
aus. 1838 stellt er bereits einen „Schiffbruch"
und „Inneres einer Schmiede" aus. Er ging
dann 18-10 nach Paris in das Atelier Gudins
und erhielt 1840 im Salon eine Medaille
3. Klasse für 2 Marinebilder „Nebelstimmung"
und „Fischerboot“. Er war ein sehr guter
Zeichner und leistete Hervorragendes in der
Wiedergabe von Luft- und Wasserstimmung.
Die meisten seiner Motive sind dem Hafen
von Marseille entnommen. Seine hauptsäch-
lichsten Werke sind: „Ankunft des Prinzen
von Joinville, des Herzogs und der Herzogin
d’Aumalc in Marseille“ (Salon 1845, Galerie
in Versailles), „Fischerboot“ (Salon 1845, Mu-
seum in Lyon), „Franz I. das Schloß d’If in
Marseille besuchend“ (Salon 1847), Zwei
Episoden aus der Seeschlacht von Punto-
Obligado (Salon 1S47), Ankunft der Königin
von England auf der Reede von Cherbourg
am 5. August 1857 (Salon 1859, Museum in
Marseille) und der Empfang des Kardinals
Patrizzi, in Marseille, am 6. 6. 1856. Im
Gefolge des Prinzen Napoleon besuchte Barry
Ägypten und brachte von dort verschiedene
Bilder mit, unter denen die Ruinen von Car-
nak u. Ansicht des 1. Katarakts, Tal der Ka-
lifengräber (Salon 1867) hervorzuheben sind.
Er war auch ein tüchtiger Aquarellist.
Eins seiner Hauptwerke: Die Einnahme
von Algier, besitzt das Museum zu Versailles.
In den letzten Jahren seines Lebens hat er
nichts mehr gemalt.
Bellier-Auvray, Dict. gen. u. Suppl. —
Gar. d. b.-arts I« Per. IV 188; X 34. — Chronique
des arts 1905, 247 (Nekrolog). G. Geffroy.
Barry, Frederick, engl. Maler, stellte
1848 zwei Secstücke, 1849 ein Architektur-
bild (Oldcnham Church) in der Roy. Aca-
demy aus.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 132. •*
Barry, G., Porträtmaler in London, um
1793 — 1800 tätig. ••
Barry, Gustave, Porträt- u. Landschafts-
maler und Lithograph in Paris, geb. in Aves-
nes-sur-Helpe (Nord), stellte in den Salons
1848 — 1882 wiederholt, meist Porträtzeich-
nungen sowie Lithographien nach fremden
Vorbildern (Bouguereau, Leroy, Linder etc.)
aus. Sein umfangreiches lithographisches
Oeuvre ist bei Beraldi in den Hauptstücken
aufgeführt.
Bellier-Auvray, Dict. gen. u. Suppl. —
Beraldi, Les Graveurs du XIX« Siccle. 1S85.
H. V.
Barry, H c n d r i c k, s. Bary.
Bany, James (R. A.), Maler u. Radierer,
geb. am 11. 10. 1741 zu Cork in Irland, t am
22. 2. 1806 zu London, Schüler der Zcichcn-
schule Wests in Dublin. 22 Jahre alt, malte
er ein großes Historienbild, „Die Bekehrung
und Taufe des Königs von Leicester“, welches
Aufsehen machte und ihm die Freundschaft
Edmund Burkes u. Reynolds gewann. Erstc-
rer ließ ihn 1764 nach London kommen und
gab ihm die Mitte! zu einer Reise nach Italien,
die er im folgenden Jahre antrat. In Rom.
wo er sich 5 Jahre aufhielt, hat er außer einem
Gemälde, das an die Akademie in Bologna
kam („Der verwundete Philoktet"), wenig pro-
duziert. Nach seiner Rückkehr nach London
stellte er daselbst in der Royal Academy 1771
und 1772 zwei Gemälde aus, „Adam und Eva”
und „Venus Anadyomene“, später ein drittes,
„Jupiter und Juno“, die mehr Widerspruch
als Anerkennung fanden, so daß er lange Zeit
ganz ohne Aufträge blieb. 1773 w’urde er
Mitglied der Akademie. Zwei Jahre später
veröffentlichte er über „die wirklichen und
eingebildeten Hindernisse des Fortschreitcns
der Künste in England“ eine Schrift, die sich
hauptsächlich gegen Winckclmann richtete.
Ein Gemälde, das er 1776 vollendete und in
welchem er ein modernes Sujet in antikisie-
rendem Geschmack behandelte, „der Tod des
Generals Wolf“, erregte gleichfalls den Wider-
spruch der Kritik. Im folgenden Jahre end-
lich fand er die Möglichkeit zur Ausführung
eines umfänglichen Werkes, wie es seinen
Neigungen entsprach. Er hatte sich erboten,
für den großen Versammlungssaal der Society
for the Encouragement of Arts, Manufactures
and Commerce in London einen Cyklus von
Bildern auszuführen und nur die Bedingung
gestellt, daß die Gesellschaft die Kosten für
Leinwand, Farben und die nötigen Modelle
übernehme. Letztere war auf das Anerbieten
cingcgangcn; in einem Zeitraum von 6 Jahren
malte B. für den genannten Saal eine Reihe
von 6 allegorischen Bildern, von denen die
zwei größten je 14 m lang sind, und zu denen
538
Barry — Barsimaker
er selbst einen ausführlichen Kommentar ver-
faßte. Sie schildern den Entwicklungsgang
der menschlichen Kultur und haben in ihrer
klassizistischen Auffassung vielfach entschie-
dene Züge von Großartigkeit. Nach diesen
Bildern sowohl, wie nach anderen seiner Hand
hat B. selbst Radierungen gefertigt. 1782,
nach dem Tode Pennys, wurde er Professor
der Malerei an der Royal Academy. Seinen
hochgehenden Intentionen, mit denen er in
England als ein Vertreter der klassischen, auf
den großen Stil der Kunst gerichteten Be-
strebungen jener Zeit erscheint, war das
künstlerische Vermögen nicht in vollem Maße
entsprechend. Ein exzentrisches Naturell, ein
Sonderlingscharakter, zum Lehrer wenig ge-
eignet, mißtrauisch und empfindlich, verwik-
' kclte er sich mit der Londoner Akademie in
Streitigkeiten, infolge deren er schließlich
(1792) abgesetzt und sein Name aus der Liste
der Akademiker gestrichen wurde. Die letz-
ten Jahre seines Lebens verbrachte er in dürf-
tigen Verhältnissen und völliger Zurückge-
zogenheit. Von seinen Radierungen seien ge-
nannt: 1) Der Sturz des Satan. 1777. Roy.
Fol. — 2) Die Bekehrung des Polemon (Ge-
genstand aus den Memorabilien des Valerius
Maximus). 1778. Aquatinta. Gr. Fol. —
8) Der verwundete Philoktet. 1777. Aqua-
tinta. Gr. Fol. — 4) A Series of 16 Etchings
by J. B. from his original paintings in the
Great Room of the Society of Arts etc. Lon-
don. 1808. Fol. — 5) Milton, seine Dichtung
diktierend. — 6) William Pitt. 1778. Aqua-
tinta. Fol. — Sein Selbstporträt bewahrt die
National Portrait Gallery.
F r y e r, The works of J. Barry, historical
paintcr, London 1809, 2 Bdc. (mit einer biogr.
Einleitung). — Redgrave, Dict. of artists. —
The Art Journal 1890 p. 258 — 61 (mit Porträt).
— B i n y o n, Catal. of drawings etc. in the
British Mus. I 76 — 78 (Verzeichnis von 18 Ori-
ginalzeichnungen). — Graves, The Roy. Acad.
of Arts, I 132. **
Barry, John, Miniaturmaler in London,
stellte von 1784 — 1827 zahlreiche Porträt-
miniaturen (und eine landschaftliche) in der
Roy. Academy aus. Nach Redgrave soll er
1788 in Lissabon gewesen sein. **
Barry, Nicolas de, französ. Werk- und
Zimmermeister, wurde 1572 mit der Vollen-
dung des Glockcnturmes Saint-Picrre der
Kathedrale von Troyes beauftragt. 1584 schloß
er mit dem Kapitel der Kirche von Sainte-
Savine-les-Troycs einen Vertrag betreffs An-
fertigung einer Chorbühne, welche er um 1598
vollendet haben soll.
B a u c h a 1, Dict <L Archit fran«;. 1887. H. V.
Bars, Nicolas, Maler in Bourg, wird
1504 urkundlich erwähnt als bei den Bei-
setzungsfeierlichkeiten des Herzogs Philibert
von Savoyen tätig.
Mim. de la Sociiti Savoisienne T. XII. p. 118.
Barsac, Mlle L a u r e, Genre- und Porträt-
malerin in Paris, geb. 1808 daselbst, Schülerin
von Rcgnault.
Gäbet Dict d. Artistes etc. 1831. H. V.
Barsac, Mlle Z u 1 i m e, Genre- und Land-
schaftsmalerin in Paris, geb. daselbst 1809,
wie ihre Schwester Laurc Schülerin von Rcg-
nault, stellte in den Salons 1835 — 1844 wie-
derholt aus.
Bellier-Auvray, Dict. gen. H. V.
Barsanti (Bersanti), Ferdinand o, Ma-
ler von Rom, um 1793, Schüler des Ant. Ca-
vallucci. Ein von ihm gemaltes Porträt des
Padre Abate di Governo befindet sich über
einer Tür im Kloster S. Bartolommco zu
Rovigo.
Fr. B a r t o 1 i, Pitture, Sculture etc. di Ro-
vigo 1793 p. 39, 277. H. V.
Barsanti, N i c o 1 o, Kupferstecher in Ma-
drid, 2. Hälfte des 18. Jahrh. Stach (gemein-
sam mit Juan Barcelon) 24 Blatt nach Luca
Giordanos Fresken im Palast Buen Retiro
(nach Zeichnungen Castillos). ***
Barsch, Erhard, s. Barg.
Barschall, M., Maler in Berlin, war 1830 u.
1832 in den Ausstell, der kgl. Akademie mit
Porträts (darunter auch Bildnis Napoleons als
Konsul) und kirchlichen Darstellungen ver-
treten.
Akademickat. 1830/32. •*
Barschall, Th. Carl, Porträtmaler in
Liegnitz, stirbt am 11. 3. 1873. E. Hintst.
Barscher, Gregor, Glasmaler in Freiburg
i. d. Schweiz, erhält Bezahlungen: 1484 für
Fenster mit den Wappen der Herzoge von
Zähringen in die Kathedrale St. Nicolas und
das Stadthaus, 1485 für ein Fenster in die
Kirche von Mareens. Arbeiten von ihm ha-
ben sich bisher nicht nachweisen lassen.
J. Z e m p bei Brun, Schweizer. Kstlcrlex.
Barse, G. R. Jr., amerik. Radierer, um 1888
bis 1889 tätig. Genreblätter. E. Richter.
Barse, George R., J r., amerikan. Maler,
geb. 1861 in Detroit, Mich., studierte 1878 —
18S4 in Paris unter Cabanel, Boulanger und
Lefebvre. Seine besten Leistungen sind im
Ideal-Genre und besonders in der Dekora-
tionsmalerei, darunter seine „Literatur“ in
der National-Bibliothek in Washington. Viele
Privathäuser in New York verdanken ihm
ihren würdigsten Schmuck. Er ist auch ver-
treten im Carnegiemuscum in Pittsburg und
in der Bibliothek in Syracuse. Mitglied der
Nat. Academy of Design. Abbildungen un-
ter den Copley Prints, Curtis und Cameron.
Boston. Edmund von Mach.
Barse, Jacques de la, französ. Werk-
meister und Bildhauer, arbeitete 1404 mit
Claux Sluter an der großen Karthause zu
Dijon und am Grabmal Philipps des Kühnen.
Bauchal, Dict. d. archit. franc. H. V.
Barsimaker, Paulus, „ Water schilder“, 1577
als Mitglied der S. Lukasgilde zu Antwerpen
erwähnt.
Liggercn I 264. H. V.
539
Barspalm — Bartels
Barspalm, M i c h i e 1 van, Figurcnmalcr
aus Flandern, Unterzeichnete am 8. 1. 1674 in
der römischen Schilderbcnt den Aufnahme-
brief für A. Gcnocls. Sonst unbekannt.
Houbrakcn, Groote Schouburgh III 102. •*
Barst (Parst), Georg, Goldschmied zu
Nürnberg, wo er am 25. 11. 1627 als Silber-
arbeiter Meister wird. 1641 ist er Geschwo-
rener seines Handwerks. Sein Meisterstem-
pel zeigt ein aus einem G mit angcschlosse-
nem, etwas kleinerem B bestehendes Mono-
gramm. Außer den bei Rosenberg angegebe-
nen Werken des Meisters in Wien, Mariazell
und Gotha nenne ich noch die hübsche silbcr-
vcrgoldetc Fassung eines Glases im National-
museum zu Kopenhagen (Höhe 16, größte
Breite 9 cm) und die ähnliche Fassung einer
prächtigen Schale aus Bergkristall im Natio-
nalmuseum zu Stockholm (Höhe 36, größte
Breite 18 cm).
Beilage zur Bayer. Gew.-Zeitung VI (1893)
S. 10. — Marc R o s c n b e r g, Der Gold-
schmiede Merkzeichen No. 1336. Th. Hampe.
Bart, Ferdinand, Maler von Courtrai,
Sohn des Oliver B., wurde als Freimeister in
die Lukasgildc zu Brügge am 28. 7. 1619 zu-
gelassen. Er war viel als Kartograph tätig
und führte 1619 ein Gemälde des Jüngsten
Gerichts für das Brüggcr Stadthaus aus, wo-
für er 20 1. 16 s. 8 d. g. erhielt. Indes war es
bei seinem Tode 1623 noch nicht vollendet.
P i n c h a r t, Arch. I 205. — Castecle,
Keuren p. 254. — Eigene urkundl. Notizen.
James Weale.
Bart, Jean. Maler (sonst unbekannt) in
Lyon 1415 — 1441.
Nat Rondo t, Les peintres de Lyon. p. 49.
Cte. P. Durrieu.
Bart, Oliver, Maler in Brügge, wird
1580 in einer Vormundssache erwähnt.
Le Beffroi, III 299. — C. van Mander,
Het Schildcrboeck, I 399. **
Bart, Thomas, Kupferstecher aus Salz-
burg, sucht 1575 die Erlaubnis zur Nieder-
lassung in Braunschweig nach.
M i t h o f f, Mittclalt. Kstlcr. u. Werkmstr.
etc. p. 26. **
Bart, Wilhelm, Bildhauer aus Gent, fer-
tigte 1593 den steinernen Kamin in der 1596
vollendeten Sommerratsstubc (sogen, „roter
Saal“) des Danziger Rathauses. Bemalt und
vergoldet wurde derselbe von Vrcdeman de
Vries.
D o h m e, Gesch. d. Deutschen Bauk., 1887 p.
328, 364. — D e h i o, Handb. d. deutschen Kst-
denkm. II (1906) p. 96. H. V.
Bart, s. auch Barth.
Bartalache, Simon, Bildhauer in Avignon,
1015 dem Namen nach erwähnt.
Arch. de l’art fran$., IV 185. •*
Bartali, L o r c n z o, Marmor- und Bronzc-
bildner von Siena, um 1480, nur bei Zani
(Enc. met. III 96) erwähnt. //. y ,
Bartalini, s. Bartolino.
Bartalo, s. Bartolo u. Bartolommeo.
Bartaumieux, Charles Victor, Archi-
tekt in Paris, geb. daselbst 1832, f im Dezem-
ber 1907, von ihm zahlreiche und künstlerisch
wertvolle Nutzbauten in den neuen Pariser
Stadtvierteln.
D e I a i r e, Lcs architect. eliv. 1907 p. 169.
— Bulletin de l'art anc. et mod. 1907 p. 315
(Nekrolog). H. V.
Bartel, Adalbert, Architekt der Gegen-
wart in Troppau. Von seinen zahlreichen
Bauten sind besonders nennenswert: das Pa-
lais für den Fürsten Grigori Stürza in Buka-
rest, die Bank in Troppau, mehrere Villen in
Reinowitz und Johannesberg, die Schule in
Joscfstal, die Kirche in Grünwald.
K o s e 1, Deutsch-österr. Kstlcr- u. Schrittst. -
Lex. II. 1906. H. V.
Bartel, s. auch Barthel.
Bartelli, Giuseppe, italien. Bildhauer in
Neapel, wo er mit anderen Künstlern an der
bildnerischen Ausschmückung der Kirche S.
Trinitä dcllc Monache beteiligt war.
Napoli Nobiliss. VIII 186, XI 176. G. Cecü
Bartelloni, Giovanni Lorenz o, Majo-
likatöpfer in Osimo, urkundlich erwähnt 173S.
Nuova Rivista Miscna III 73. M. Morici.
Bartels, Bartold, aus Osterode, 1620 bis
1624 Münzmcistcr in Lauenburg, zugleich 1619
bis 1620 u. 1623 — 1625 Münzmeister des Her-
zogs Julius Ernst zu Dannenberg, 1630 — 1631
in Harburg. Münzstempel; auch die ovale
Medaille auf Herzog Julius Heinrich von Lü-
neburg wird ihm zugetcilt.
M. B a h r f e 1 d t, Beitr. z. Münzgesch. der
Lüneburg. Lande 1893, S. 225. — E. Merz-
bachcr, Kunstmcdaillen-Katal. 1900, No. 423.
N.
Bartels, C. E., Geschützgießer in Hannover
um 1794. Von ihm laut Inschrift eine Kanone
im kaiserl. Arsenal zu St. Petersburg.
Champcaux, Dict. d. Fondeurs etc. 1886.
H. V.
Bartels, Daniel, Bildhauer von Hannover.
Von ihm die Schnitzarbeiten (Mittelteil: Auf-
erstehung Christi) des 1678 aufgestellten Al-
tarblattes der Kirche zu Kirchhorst. Die [ge-
malten?] Seitenteile gingen 1774 bei einer
Umgestaltung des Altars verloren.
Kunstdenkmäler d. Prov. Hannover 1902, Rcg.-
Bez. Lüneburg. Heft 4. p. 60. H. V.
Bartels, Gerrit, wird von Houbrakcn er-
wähnt als ein Maler in Amsterdam, der
durch einen Steinwurf tödlich verwundet
wurde. Er muß um die Mitte des 17. Jahrh.
gelebt haben.
Houbraken I 220. — Jan V o s. Gedich-
ten 1662, 721. E. IV. Moes.
Bartels, Hans, Holzschnitzer im Anfänge
des 16. Jahrh. Im Lübecker Dom befindet
sich von ihm ein dreisitziges Gestühl mit Re-
lieffigur der hl. Katharina (aus der Katha-
rinenkirche stammend).
D c h i o, Handbuch d. deutschen Kunstdcnk-
mälcr. II (1906) 258. H. V.
Bartels, Hans von, Maler, geb. zu Ham-
burg am 25. 12. 1856, Sohn des einige Mo-
540
Bartels
nate später verstorbenen russischen Kollegien-
assessors Dr. von Bartels. Schon als 12- bis
14jähriger Knabe hatte sich B. auf Reisen
mit seiner Mutter im Skizzieren geübt u. Lust
zum Malerwerden bekommen, zumal er früh-
zeitig zufällig durch einen englischen Aquarel-
listen in Genf wichtige technische Winke emp-
fangen hatte. — Drei Jahre lang war der
Hamburger Marinemaler Rud. Hardorff Bar-
tels Lehrer. Der wollte ihn zum Landschafts-
maler machen. Der Zwang, der so verschlos-
senen anderen Gebiete der Malerei künstlerisch
teilhaftig zu werden, steigerte im jungen
Künstler früh die Fähigkeit raschen, gedächt-
nisartigen Aufnehmens der Außenwelt nach
ihrer wichtigsten künstlerischen Erscheinung.
Auf der ersten Studienreise 1874 nach Lüt-
jenburg in Holstein reizte B. bereits viel mehr
das Studium des Wassers nach Bewegung
und Farbe, als das der Eichen. Andere Stu-
dienreisen nach deutschen Küsten folgten.
Inzwischen (1878/77) war B. nach Düssel-
dorf übergesiedelt zu Ad. Schweitzer. 1877
stellt er in Hamburg sein erstes Bild „Rahl-
stedter Mühle“ aus. Luft und Lichtfreude
ist hier noch mehr Richtung des Zeitge-
schmackes als Eigenart. 1879 in Ham-
burg, kommt er unter den Einfluß des jun-
gen Oestcrley, dessen stärkere Farbfrcudig-
keit, dessen Liebe für die Wässer Norwegens
B.s zweifellosem Hang zu Meer und Strand
neue Unterstützung gab. Jetzt schon ver-
sucht er sich im Aquarell, also der Technik,
die rascheres Erfassen und Schaffen verlangt
als Ölmalerei. Die Momentanität, Impulsi-
vität des Erfassens und künstlerischen Fest-
haltens bleibt ja eine wichtige Eigentümlich-
keit Bartelsscher Kunst. Schon in den ersten
Aquarellen sparte er jedoch nicht das Weiß
aus, sondern verwendete auch für Weiß Deck-
farben. Das fiel den Hamburgern als revolu-
tionär auf, zumal B. unerhört große Formate
für seine Aquarelle bevorzugte. Wie Ed.
Hildebrandt, wie Ad. Menzel erweiterte auch
B. unbeeinflußt und aus eigener Beobachtung
und Kühnheit heraus die traditionellen tech-
nischen Grenzen und Möglichkeiten der Aqua-
rellmalerei.
Im Winter 1879 zu 1880 macht er eine Reise
nach Rom und Pästum. In Italien führte B.
nur die Studien in Wasserfarben, die Bilder
darnach aber meist in Ölfarben aus. — Bald
darauf ist er wieder an seiner Waterkant, um
für das Krönersche Verlagswerk „Künstler-
fahrten an der Nord- und Ostsee“ Zeichnun-
gen zu liefern. — Neu gibt er sich als Künst-
ler bei seiner zweiten italienischen Studien-
reise 1881. Statt bisheriger Vielfarbigkeit
sucht er nun mehr symphonische Harmonien
in einem Farbenton zu schaffen. — Auf
der Hochzeitsreise — er hatte sich am 17.
August 1882 mit der Dichterin Wanda Groß,
einer Rittergutsbesitzerstochter von Düster-
walde in Ostpreußen vermählt — trifft er auf
Rügens Mönchgut mit Hans Gude zusammen.
1881 wohnt B. in Berlin, dann in Hamburg.
In den nächsten Jahren führen ihn Studien-
reisen wiederholt nach Ober-Italien, bis er
endlich, um Italien näher zu sein, 1885
nach München übersiedelt. Seine Erwartung,
sich in Münchens frohgemuter Luft am ehe-
sten und tüchtigsten entwickeln zu können,
hat ihn nicht getäuscht. Wenn auch die Er-
folge nun gerade eher von Norddeutschland
kommen sollten. Und von München aus
geht’s nun erst recht oft — nicht nach Ita-
lien sondern an die Ost- oder Nordsee. Seine
Bemühungen, dem Aquarell endlich die der
Ölmalerei gleiche Stellung in den Kunstaus-
stellungen zu verschaffen, hatten endlich Er-
folg. Sicher ist kein deutscher Aquarellist
durch seine Leistungen in technischer, seine
Schöpfungen in künstlerischer Hinsicht so
sieghaft gegen das alte Vorurteil — das Aqua-
rell sei minderwertig — losgezogen wie
Bartels. Und mit der allgemeinen Rang-
erhöhung, die B. dem Aquarell erwirbt, ver-
dient er sich ersten auffallenden Ruhm, er-
weitert er sein Gebiet und sein Können in
erstaunlich rascher Weise. Sein „Fischerdorf
auf Mönchgut“ und seine „Heringsfischer am
Mönchguterstrande“ bringen ihm auf der
Berliner Jubiläumsausstellung von 1886 die
zweite Medaille. Er wird in einem Lipper-
heidcschen Wettbewerbe für Vorlagen zur
Holzschnittwicdcrgabe zweiter Sieger neben
Hans Hermann.
Auf der Dresdener Aquarellausstellung von
1887 bekommt B. das Ehrendiplom. — In
diese kunstgeschichtlich bedeutsame Wende-
zeit für die Aquarellmalerei Deutschlands,
deren Bahnbrecher B. zu nennen ist, fällt auch
eine andere Erweiterung seines Schaffens-
kreises. Die Figuren treten jetzt mehr und
mehr in seinen Bildern als wichtige, ja oft
entscheidende Werte auf. Die Neigung zu
der ihm vom ersten Lehrer absichtlich ver-
schlossenen Figurenmalerei bekam in dem
warmen Sommer von 1887, den Bartels in
Katwijk verbrachte, zufällig neue Nahrung.
Die Seemalerci fesselte ihn in diesem Som-
mer nicht so wie sonst. Jetzt entsteht
auch eine ganze Reihe jener fröhlichen
und frischen holländischen Interieurs, die mit
Israels ernsten, Höckers stillvergnügten und
Max Liebermanns oder Kühls sachlichen Bil-
dern ähnlicher Art verglichen, erst recht die
ganz persönliche malerische und lebensfrische
impulsive Art Bartels’ deutlich hervortreten
lassen. — Diese Jahre, in denen Bartels volle
Meisterschaft in der malerischen Darstellung
des Meeres, der bewegten Fluten, erreicht,
bringen ihm manchen Triumph in Nord-
deutschland ein. Die Nationalgalerie erwirbt
541
Bartels
sein „Fischerdorf am holländischen Strande“.
In des Kaisers Besitz kommt die erste der
vielen Bartclsschcn Marinen: „Schleppdamp-
fer mit dänischer Flagge verläßt die Mole
bei starker Brandung.“ Bornholm, die Stu-
dieninsel B.s 188S, hatte auch dieses Bild ge-
zeitigt.
Dann wird Holland wieder die eigentliche
Heimat der meisten künstlerischen Schöp-
fungen B.s. Mehr als ein dutzendmal war
Katwijk sein Wohnsitz.
Die Hollandrcisen wurden selten unter-
brochen. Nach England ging B. erst 1894.
Das Ziel war ein Ort lauterster, blauweißer
Brandung: Landsend mit seinen Klippen und
Felsen, die Frucht: große Ölgemälde des
brandenden Meeres. Doch die ganze Tendenz
der Entwickelung scheint auf ein anderes zu
gehen: die Figur als malerisch und mensch-
lich Interessantes. Immer mehr rückt er sie
in den Vordergrund seiner Bilder. Jetzt ist
die Figur oft genug alles, nur glücklich um-
rahmt von allen Farbenwundern, die er zu
bannen weiß in den fliesenumklcidcten Wän-
den, in der Luft mit dem Meer als Hinter-
grund. Neu ist jetzt die psychologische Ver-
tiefung in B.s Bildern. Gesichtsfarbe und
Bewegung lassen sich oft schwer darauf prü-
fen, ob Malerisches, Physisches oder Psychi-
sches ausschlaggebend wirkte.
1896 wird B. Ehrenmitglied des Royal In-
stitute of Painters in Water-Colours. Tech-
nisch immer selbst erfinderischer, entschlos-
sener, scheint er seine Motive nicht zu suchen,
sondern wie ein Glücklicher nur zu finden.
Tatsächlich geht B. nie auf eine bestimmte
Studie aus, sondern studiert und hält das
malerisch intensiv fest, was ihm gerade der
Tag zeigt. Das schließt freilich nicht aus,
daß er dann zur Vollendung begonnener Stu-
dien denselben Ort wiederholt aufsucht, der
ihn einmal zufällig gefesselt hat. Ich sah
einen ganzen Zyklus von Studien des gleichen
Raumes — alle aber bei anderer Stimmung
aufgenommen. — Auch die Bilder B.s ent-
stehen nicht nach einem vorher durchdachten
Plane, sondern aus der Verwertung der Stu-
dien heraus so, daß immer die Frische mo-
mentaner Eingebung und Beobachtung allein
alle Folgeerscheinungen der allmählichen Ge-
samtkomposition künstlerisch notwendig zeitigt.
Nun umfaßt sein künstlerisches Gebiet,
außer der großen See- und Wasser malerei,
Landschaften und Genre und Figürliches von
durchaus selbständigem Wert. — So hat B.
eine Entwickelung als Maler durchlaufen, die
uns jetzt pädagogisch überdacht Vorkommen
könnte. Die Steigerung der Aufgaben findet
aber in B.s künstlerischem Naturell allein
schon volle Erklärung. Es ist nichts ausge-
klügelt Planmäßiges, aber konsequente Ent-
wickelung von Fall zu Fall — wie in seinen
Schöpfungen von Wert zu Wert.
B. führt seit 1887 das Adelsprädikat, das
er früher abgelegt hatte. — Er hat nie Wert
darauf gelegt, einer bestimmten Gruppe un-
serer viclgespaltencn Künstlerschaft anzuge-
hören. Lange Jahre hat er in der Münchener
Künstlergenossenschaft ausgestellt, und nie
hat er den Ehrgeiz gefühlt, als Gruppenführer
zu gelten und zu glänzen.
Die von Heyck gegebene Liste ausgeführtcr
Gemälde finde hier nur eine Ergänzung durch
Angabe öffentlicher Sammlungen und der
Orte, die Werke B.s besitzen: National-
galcrie Berlin, Prager Galerie, Hamburger
Senat, Kgl. Schloß in Berlin, K. Pinakothek
in München, St. Petersburg, Kunsthalle Ham-
burg, Ungarische Nationalgalerie zu Budapest,
Museum zu Indianapolis, Museum zu Barce-
lona, Museum in Brest, Galerie Magdeburg,
Villa Hügel bei Essen, Städtisches Museum
zu Leipzig, Museum Rivoltilles in Triest,
Museum zu Elberfeld, Museum zu Brüssel,
Freiburger Galerie, Glasgow, Musee du
Luxembourg, Paris.
Ed. Heyck, Hans von Bartels (1903). — F.
von Bötticher, Malcrwcrke des 19. Jahrh.;
dcsgl. Nachträge zu I. — Das geistige Deutsch-
land 1893 (auf Grund eigener Angaben). — Die
graphischen Künste XVI 21. — Ferner an vielen
Stellen in : Zeitschrift f. b. Kunst und Kunst-
chronik, Kunst für Alle, Leipziger Illustrierte
Zeitung, Kunst unserer Zeit. E. W . Bredt.
Bartels, Hans Georg, Glockengießer, goß
1704 eine Glocke für die Barfüßerkirche in
Frankfurt a/M. und 1707 eine solche für den
Dom daselbst.
O 1 1 e, Glockenkunde. H. V.
Bartels, Johann Philipp, Glocken-
gießer in Bremen, goß laut Inschrift 1781 die
größte Glocke der Kirche zu Goldenstedt.
Bezeichneter Bronzc-Einpfünder mit dem
Wappen von Bremen (1786) in der Berliner
Ruhmeshallc.
Bau- u. Kstdenkmälcr d. Herzogt. Oldenburg.
1900. II Heft. p. 122. H. V.
Bartels, Konrad Heinrich, Bildhauer
aus Celle, fertigte 1702 das Schnitzwerk an
der Kanzel der Kirche zu Walsrode und um
1716 — 18 dasjenige am Altar der Kirche zu
Barsinghausen.
Kunstdenkmäler d. Prov. Hannover I Rcg.-
Bez. Hannover. Heft 1. p. 58 ; III Rcg.-Bez.
Lüneburg. Heft 4. p. 169. H. V.
Bartels, Wera von, Zeichnerin, Bild-
hauerin, Tochter des Hans von Bartels, geb.
am 4. 1. 1886.
Sie zeigte schon als Kind auffallende künst-
lerische Begabung, die ohne Lehrer sich vor-
züglich entwickelt hat. Sie modellierte aus
verschieden gefärbten Wachstafcln immer
lebendiger erfaßte, oft lebensgroße Tiergrup-
pen. Solche Werke wurden bei Tiffany in
New York, in Paris und München ausgestellt
und machten Aufsehen durch Auffassung und
Technik. Prinzregent Luitpold von Bayern
542
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Barth
30. 8. 1892 ebendort. Er begann mit der
Schnitzerei und Holzskulptur, bildete sich bei
Kreling in Nürnberg, ging dann zu Knabl u.
Ludwig Foltz nach München, wo er insbeson-
dere als stilgerechter Plastiker bei der Restau-
ration der Frauenkirche beschäftigt war.
Nebenher zeichnete er viele Illustrationen für
Braun u. Schneider und die Fliegenden Blät-
ter und gab eine Serie von 25 Totentanzblät-
tern („Die Arbeit des Todes“ 1865) heraus.
Mit einem vorzüglichen Farbensinn begabt,
ging B. bei Piloty zur Malerei über; hier
malte er (1869) eine Szene aus der Zeit
des sechzehnten Jahrhunderts. Mit Glück
pflegte er das Genre („En passant“, „Sonn-
tag - Nachmittag“, „Paganini im Kerker“,
1871), insbesondere sind zu erwähnen die
koloristisch hervorragende „Wahl der Käst-
chen“ (Kaufmann von Venedig) tind ein
duftiges „Märchen“ (1878). Dazwischen
schuf B. seit 1873 viele kunstgewerbliche
Entwürfe zu Kästchen, Krügen, Schmuck-
gegenständen und zierlichen Gerätschaften,
darunter einen köstlichen „Nautilus“ (1879)
und andere Erzgüsse der Kleinkunst; lieferte
zahlreiche Kartons zu Glasgemälden, Modelle
zu Denkmälern und entwickelte als Professor
an der Kunstgewerbeschule eine vielseitige
Tätigkeit. In die 80er Jahre fällt die An-
fertigung von Kartons für Wandgemälde im
Treppenhaus des neuen Münchener Rathauses
und in dem von Berger erbauten Münster zu
Partenkirchen. Bekannt sind: eine Radie-
rung (Maskierter Amor), sowie einige Feder-
zeichnungen auf Stein (Einladungskart. usw.).
Kunst f. Alle III 112; VI 314; VIII 11, 28.
— Zeitschrift des Münch. Kunstgewcrbc-Vcreins
1894 S. 13 ff. — F. v. Bötticher, Malcrwerke
d. 19. Jahrh. I 150. — Allgemeine Deutsche
Biogr. 1902 XLVI 217. — Fr. Pecht in
Meyers Kstlerlex. — Dcrs., Gesch. d. Münch.
Kst. 1888 S. 240 u. 470. Hyac. Holland.
Barth, Franz Xaver, Historienmaler,
gcb. am 12. 2. 1821 zu Velden (Niederbayern),
t am 9. 2. 1894 in München. Schüler von
Schnorr, dem er bei dem Nibelungenzyklus
in der Residenz assistierte, ging dann zu
Schwind; half mit Nilson, Echter, Palme an
Kaulbachs Fresken an der Außenseite der
Neuen Pinakothek; malte die neun Musen in
den Deckenfeldern des Zuschauerraumes im
Hoftheater (1851), mit Hiltenspergcr Fresken
für das Museum zu Petersburg; erhielt vier
Wandbilder mit historischen Darstellungen im
Bayer. Nat.-Museum. Schwind nahm ihn
mit nach Wien zur Ausführung seiner Tcm-
perabilder im Opernhaus. Zu B.s selb-
ständigen Arbeiten gehören der auferstandene
Welterlöscr auf dem Nord-Friedhof zu Mün-
chen, ein Ölbild mit „Hero und Leander"
(Münchener Ausstellung 1854), zahlreiche
Kirchen- und Altargemälde, ein „Friedens-
inger (1858) usw. Ein „Totentanz“ für die
Friedhofkapelle zu Velden blieb Projekt (die
Entwürfe dazu in der Kgl. Graphischen
Sammlung in München). Für König Lud-
wig II. malte B. eine „Bavaria als Beschütze-
rin der Künste auf der Trausnitz bei Lands-
hut ; sieben Fresken mit den „Werken der
Barmherzigkeit“ für die hl. Geistkirche in
Landshut. Sein treffliches Kompositions-
talent bewährte B. in zahlreichen für die
Glasmalereien von Mayer u. Zettler gezeich-
neten Kartons. Die Entwürfe zu Wandbil-
dern in dem Empfangsgebäude eines Bahn-
hofes kamen leider nicht zur Ausführung.
F. v. Bötticher, Malcrwerke d. 19. Jahrh.
I u. Nachtr. zu I. — Fr. Pecht, in Meyers
Kstlerlex. III. — Zeitschr. f. btld. Kst. N. F.
V 243. — Maillinger, Bilder-Chronik III
114. — Allg. Ztg. No. 42 (12. 2. 1894). — All-
gcm. Deutsche Biogr. 1902, XLVI 218. — Beil.
52 der Augsb. Postztg. vom 25. 6. 1879.
Hyac. Holland.
Barth, Friedrich, Radierer in Karls-
ruhe, der seit 1903 eine Reihe von vielver-
sprechenden Arbeiten ausgestellt hat. Ein
lebensgroßer Männerkopf in kräftiger Strich-
rnanicr in der Zeitschr. f. bild. Kst. N. F.
XV 96.
Kat. d. Großen Kstausst. in Berlin 1907 ; der
deutsch-nat. Ausst. in Düsseldorf 1907. **
Barth, Gottlob Georg, Baumeister, gcb.
am 21. 6. 1777 zu Stuttgart + daselbst am 2.
1. 1848. Er erhielt seine Bildung in der hohen
Karlsschule, bei einem Stuttgarter Baumeister
und auf der Bauakademie in Berlin. Nach
einer Reise durch Norddeutschland und Hol-
land und einem 2jähr. Aufenthalt in Paris,
wo er im Atelier von Durand arbeitete, be-
gab er sich 1803 nach Rom und trat hier in
Berührung mit vielen bedeutenden Künstlern,
wie Thorwaldsen, Koch u. a. Im Frühling
1805 nach Stuttgart zurückgekehrt, wurde er
1S06 zum Hofbaukontrollcur ernannt; 1811
ward er Hofbaumstr., 1818 Oberbaurat im Fi-
nanzministerium u. 1835 techn. Referent in
Bausachen beim K. Bergrat. Er hatte wäh-
rend seiner langen Dienstzeit die wichtigsten
öffentlichen Bauten in der Residenz und sonst
im wiirttembergischen Lande auszuführen.
Nach der Zeitfolge geordnet sind seine her-
vorragendsten Leistungen folgende: Der Aus-
bau des v. Rauchschen Hauses in Heilbronn
(1805) ; Teilnahme am Ausbau des Stuttgar-
ter Rcsidcnzschlosscs unter Thourets Ober-
leitung (1806) ; Erweiterung der ständischen
Gebäude und Bau des Ständesaales in Stutt-
gart (1819) ; Erbauung des für das K. Haus-
und Staatsarchiv und die K. Naturalicn-
Sammlung dienenden Gebäudes in Stuttgart
(1821 — 27, drittes Stockwerk 1837) ; Errich-
tung des Kanzlei-, (sogen. Stock-) Gebäudes
daselbst in Gemeinschaft mit Oberbaurat von
Groß (1833 — 38) u. des Museums der bildenden
Künste in Stuttgart (1838 — 43) ; Neugestal-
tung der K. Badeanstalt Teinach (1840—42) ;
Erbauung des Neuen Universitäts-Gebäudes
544
Barth
in Tübingen (1841 — 45). B. war in Würt-
temberg der bedeutendste Vertreter der in
seiner Studienzeit aufgekommenen antikisie-
renden Richtung und hatte das Glück, eine
Reihe von Aufträgen zu monumentalen Bau-
werken zu erhalten, für die sich der antike
Stil besonders eignete.
Nekrolog von Bnurat L. Fischer in der
Schwäbischen Chronik, d. Schwäbischen Merkurs
2. Abteilung, 1848 ; p. 694. — Meyer, Kstlcrlex.
Barth, J. S., engl. Maler u. Radierer, stellte
von 1797 — 1809 Alpenlandschaften und an-
dere Ansichten in der R. Academy aus. Ein
Aquarell von ihm, signiert J. S. Barth 1807,
im British Museum.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 134. —
B i n y o n, Cat. of drawings etc. in the British
Mus., I 78. **
Barth, Jacob, Goldschmied in Posen, wäh-
rend der letzten Jahre des 15. Jahrh. mehr-
mals urkundlich genannt, wahrscheinlich iden-
tisch mit dem Goldschmied Jakob aus Posen,
der 1494 das Rcliquiar für das Haupt des hl.
Adalbert im Dom zu Gnesen fertigte und ver-
mutlich auch jenes in der Kirche zu Samter
vom Jahre 1496.
Kunstdenkmäler d. Prov. Posen. 1898. I 78,
80. 126. H. V.
Barth (Parth), Janos (Johann), aus
Kassa gebürtiger und daselbst 1565—86 be-
zeugter Goldschmied. Sein Bruder Jakab
(Jacob) war ebenfalls Goldschmied daselbst.
Joh. B. erhielt nach seinen ausländischen
Wanderungen 1565 das Bürgerrecht und war
viermal auch Senator von Kassa. Eines seiner
Werke, ein getriebener Silberkelch, befindet
sich in der rcf. Kirche zu Vilmäny. Sein
Meisterzeichen ist ein (HP).
M i h a 1 i k, Kassa vdros ötvöss6g6nek törte-
nete. Budapest. — Magyar Iparmüvdszct 1897 II.
K. Lyka.
Barth, Johan Hendrik (Heyn), van
K e r v e 1, norweg. Maler, geb. in Horten am
13. 9. 1877 als Sohn des Marinemalers C. W.
Barth. Von 1S96 an Schüler von Alfred Ph.
Roll in Paris, 1901 Schüler von Professor
Ehrentraut an der Akad. in Berlin. Reisen
in Italien, Holland, Bretagne, Tunis. 1904
bis 1906 in Tunis ansässig, später in Kristia-
nia. Er malt Landschaften, Interieurs, Por-
träts und stellte auf den staatl. Ausstellungen
in Kristiania 1898 — 1906, auf der norweg.
Ausstellung in Stockholm 1904, Ausstellung
in Tunis 1903 aus.
Mitteilungen des Künstlers. C. IV. Schnitter.
Barth, Joseph von, Geistlicher und Di-
lettant in der Malerei, geh. zu München um
1730, f um 1794 zu Augsburg, lebte in Wie-
sensteig, später in Augsburg. Von ihm einige
Landschaftsbildcr (2 Landschaften einst im
Besitz von Lipowsky), Allegorien etc.
Lipowsky, Bayerisches Kstlcrlex. 1810.
H. V.
Barth, Karl, Zeichner und Kupferstecher,
geb. am 12. 10. 1787 in Eisfeld, t am 11.
9. 1858 zu Kassel. Anfänglich Goldschmicds-
lehrling, zeigte er bedeutende künstlerische
Begabung, so daß die Fürstin Thurn und Taxis
die Sorge für seine Ausbildung übernahm.
1805 — 1812 studierte er in Stuttgart bei Joh.
Gotth. Müller, eignete sich die brillante
Pariser Manier an, lieferte Illustrationen für
kunstgeschichtlichc Werke; 1814 ging er zur
weiteren Ausbildung nach München und 1817
nach Rom, wo er bis 1821 blieb. Dort wohnte
er mit Sam. Amslcr und Joh. Ant. Ramboux
zusammen, schloß sich, obwohl ein starrer
Protestant, der neudeutschen, romantischen
Richtung der Overbeck, Cornelius usw. an ;
wurde befreundet mit Frdr. Rückcrt, mit dem
er den Sommer 1818 in Ariccia verlebte. Un-
ter dem Einfluß seiner römischen Freunde
machte er sich mit der Manier Dürers und
anderer Stecher des 16. Jahrh. vertraut,
wurde Meister in ihrer engen Schraffierung
von vorwiegend zeichnerischem Charakter,
verband aber infolge seiner früheren Schu-
lung damit W'eichheit, Eleganz und lebens-
wahren Ausdruck. Auf der deutschen Aus-
stellung im Palazzo Caffarelli, Frühling 1819,
ernteten seine Arbeiten Lob wegen ihrer eige-
nen kräftigen Manier. Von Rom wandte B.
sich nach Nürnberg, wurde dann Leiter der
Herderschen Kunstanstalt in Freiburg i. B.,
arbeitete bis 1830 in Frankfurt a. M., dann
in Darmstadt und während der letzten zwei
Jahrzehnte seines Lebens in Hildburghausen
für das Bibliogr. Institut. Von ihm hat man
mehr als 400 Bildnisse, nach dem Leben ge-
zeichnet und gemalt, an Stichen 12 historische
Blätter, 54 Porträts, 24 Vignetten und 11 Ra-
dierungen, wovon die besten: der segnende
Heiland und die betende Madonna von Hol-
bein, die 7 mageren Jahre von Overbeck,
die Caritas von Vogel v. Vogclstein (Dek-
kengemälde in Pillnitz), ein Blatt der 6 Dar-
stellungen zu Fouqucs Undine und die Bild-
nisse Schlegels, Rückerts, Chamissos, Hegels,
des Fürsten Alex. v. Thum u. Taxis. B.
war auch schriftstellerisch tätig, veröffent-
lichte volkstümliche Erzählungen und Ge-
dichte (z. B.: „Alles nur ein Hauch“) in
der Dorfzeitung und gab 1837 in Hildburg-
hausen unter dem Titel : „Die Kupferste-
chern“, eine deutsche Bearbeitung von Lon-
ghis „La teorica della calcografia“ (Milano
1830) heraus, deren praktischer Teil ganz
seine eigene Arbeit ist.
Allgem. dtsch. Biographie. — Passavant,
Ansichten d. bild. Künste S. 205. — Kunstblatt
1819 No. 7; 1820 No. 66. — S e i d 1 e r, Erinne-
rungen a. d. Leben, S. 263. Friedr. Noack.
Barth, Paul, Zinngießer in Breslau, wird
c. 1640 Meister. Stirbt 47 Jahre 5 Wochen alt
am 5. 8. 1655. Sein Meisterzeichen ein heral-
discher Löwe (Greif?), darüber die Initialen
PB. Stadtzeichen das Breslauer W. Von
Ihm eine mit Ornamenten und Hirschen gra-
Künstlcrlcxikon. Bd. II.
545
35
Barth — Barthel
vierte Kuffe im Dresdener Kunstgewerbe-
museum und eine Kanne von 1655 im Mu-
seum in Oppeln O.-S. E. Hintsc.
Barth, Sigmund, Porträtmaler von Bern,
t 1772, Schüler von Joh. Rud. Huber d. Ä.,
seit 1767 Meister der Himmelzunft in Basel.
Werke seiner Hand sind bisher nicht nachgc-
wiescn.
D. Rurckhardtbei Brun, Schweizer. Kst-
lerlex. 1902. H. V.
Barth, Wilhelm, Maler an der kgl. Por-
zellanmanufaktur zu Berlin, stellte auf den
Akademie-Ausstellungen 1800, 1804, 1830
und 1840 mehrere Landschaften in öl und
Aquarell sowie einige farbige Radierun-
gen aus.
Katal. d. Akad.-Ausstcllungcn. H. V.
Barth, s. auch Bart.
Barthautz, W. Im kgl. Kupferstichkabinett
in Amsterdam befindet sich eine Reihe von
Aquarellen mit Darstellungen aus dem hol-
ländischen Bauern- und Alltagsleben, von
denen einige „W. Barthautz fecit 1796“ be-
zeichnet sind. E. W. Moes.
Barthe, Gerard de la, französ. Land-
schaftsmaler, hielt sich um 1787 — 1810 in Pe-
tersburg u. Moskau auf, wo er eine Reihe von
Ansichten der Stadt mit reicher Staffage
zeichnete, die von Eichler, Guttenberg, La-
minit u. a. gestochen und koloriert wurden.
Außerdem lieferte er namentlich schöne
Aquarelle.
Wohl zu Unrecht ist von Le Blanc und
Meyer mit Obigem der als Radierer und Ma-
ler bekannte, um 1730 zu Rouen geb. Comte
J. de la Barthe identifiziert worden, von dem
man aus den 70er Jahren einige D. L. B. S.
ct p. bez. radierte Landschaftsblättcr, meist
in Rundformat, kennt.
Ein B. de la Barthe ätzte Landschaften
nach Both.
Nagler, Kstlcrlcx. I 289/90; Monogr. II
1210. — Le Blanc, Manuel I. — Meyer,
Kstlerlex. III. — Lempcrtz sen., Autogra-
phen-Katalog, verst. in Köln bei Hcbcrlc 13. 11.
1905. H. V.
Barthe, X a v i e r, französ. Bildhauer, geb.
in La Sclvc (Aveyron), f 1908, ausgcbildet
unter Falguiere, Pucch u. Mercie; seine Gips-
gruppc „L’amour indiscret“ wurde im Pa-
riser Salon 1901 mit einer Medaille prämiiert.
Pariser Salonkatalogc seit 1899. 5. Lami.
Barthe, d c 1 a, s. auch Labarthc, de.
Barthel, Maler in Breslau; malt 1489 Fres-
ken im dortigen Dominikanerkloster. c. B.
Barthel, Antonius, Bildhauer von Frei-
berg i. S., das er 1623 verließ; sonst un-
bekannt. Er ist vermutlich Sohn des Chri-
stoph B.
K. Knebel, Bau- u. Bildhauerkunst in Trei-
bern usw. in Mitteil. d. Freiberger Altcrtums-
vereins Heft 31 (1897) p. 70, 87/8. H. V.
Barthel, Ralzer (oder Balthasar), Bild-
hauer und Bürger zu Meissen, von Freiberg
i. S. gebürtig, f am 14. 3. 1621, lieferte 1604
den nicht mehr vorhandenen Taufstein in die
Ägidicnkirche zu Oschatz. Sein gleichnami-
ger Sohn Balthasar B. d. J. war ebenfalls
Bildhauer in Meissen, wo er sich 1627 ver-
mählte.
K. Knebel, Bau- u. Bildhauerkunst in Frei-
berg in Mitteil. d. Freiberg. Altertumsvereins
Heft 34 (1897) p. 87. — W. Loose, Lebens-
läufe Meißner Kstlcr. p. 7. H. V.
Barthel, Christoph, Bildhauer von Dres-
den, vielleicht ein Sohn des Melchior B., wird
seit 15S9 urkundlich genannt, f 1612. 1590
erwarb er das Bürgerrecht in Freiberg i. S.,
1600 ließ er eine Tochter in der Petrikirche
daselbst taufen. Er war bei der Errichtung
der Freiberger Fürstengruft unter Joh. Maria
Nosseni beschäftigt. Vielleicht ein Bruder
von ihm ist der 1590 in Freiberg genannte
Steinmetz Christian B.
K. Knebel, Bau- u. Bildhauerkunst in Frei-
berg, Mitteil. d. Freiberg. Altertumsvereins Heit
34 (1897) p. 20, 70/1, 87. H. V.
Barthel, Friedrich, braunschw. Maler
und Kupferstecher, geb. zu Leipzig 1775, f in
Braunschweig 1846, war Schüler von Bause.
Da er ganz mittellos war, mußte er sich an
einen Kupferstecher Böttcher verkaufen, unter
dessen Namen seine ersten Arbeiten, land-
schaftliche Radierungen, erschienen. Nach-
dem er sich von Böttcher losgemacht, lieferte
er einige sechzig Stiche, meist nach eigenen
Kompositionen, für den Buchhandel. Später
übte er sich in Dresden in der Malerei und
ging von da aus nach Braunschweig, wo er
sich mit dem Stecher K. W. Schenk zu ge-
meinsamer Herausgabe von Kupferstichen ver-
einigte und wo er im hcrzogl. Schlosse einige
Gemälde, auch einen Hoftheatervorhang, aus-
führte. Die besseren seiner meist nur für
den Buchhandel gearbeiteten Stiche, insbeson-
dere seiner früheren, finden sich in Meusels
„tcutschem Künstlerlexikon“ verzeichnet. B.
beschäftigte sich auch mit Ästhetik u. schrieb
ein Buch unter dem Titel : „Eumorphea oder
Anleitung zur Geschmacksbildung für die
zeichnenden Künste, mit besonderer Hinsicht
auf landschaftliche Darstellung. Mit 20 Kup-
fern. Leipzig 1807.“
Meusel. Teutsches Kstlerlex. II. Aufl. 1808.
I 38. — K. Steinacker, Die Graphischen
Künste in Braunschweig ; Sonderabdr. a. d.
Braunschweigischen Jahrb. 1906. **
Barthel, Gustav Adolf, Maler in Braun-
schwcig, geb. dort 1819, ausgcbildet durch sei-
nen Vater, den Maler, Stecher und Zeichner
Friedr. Barthel und auf dem Collegium
Carolinum in seiner Vaterstadt, dann, mit
Unterstützung seines Landesherrn, seit 1838
in München durch Stielcr und Kaulbach, in
Düsseldorf durch Lessing, tätig in Braun-
schweig seit 1843, besonders als geschickter
Bildnismaler. Er malte wiederholt Bildnisse
des Herzogs Wilhelm, dessen Hofmaler er
seit 1852 war (sein Bildnis in hannoverscher
546
Barthel — Barthelemy
Kürassieruniform von Knolle gest.), ferner
zahlreiche Bildnisse von Braunschweiger Hof-
schauspielern in ihren besten Rollen für
Schloß Sibyllenort (vielfach in Lithographien
verbreitet) und von mehreren Pastoren für
die Katharinenkirche in Braunschweig. 1857
bis 1880 Inspektor der Herzogi. Gemäldega-
lerie. f 1898.
Meyer, Kstlcrlex. — F. v. Bötticher,
Malerwerke des 19. Jahrh. — H. A. Müller,
Kstler. d. Gegenw. — Dioskuren 1856 p. 59, 1863
p. 383, 1870 p 238. — Neueste Nachrichten,
Braunschweig 1898 31. Juli. P. J. Meier.
Barthel, Hieronymus, Bildhauer in
Prag, erwähnt 1626. König Georg von Podie-
brad hatte, als Prag unter seiner Regierung
utraquistisch geworden war, seine Statue
zwischen den Türmen der Theinkirche (am
Altstädter Ringplatz) aufstcllcn lassen. Uber
der Statue war der utraquistische Kelch an-
gebracht. Nachdem Ferdinand II. nach der
Schlacht am weißen Berge die Macht der
Utraquisten gebrochen u. die Gegenreforma-
tion in Böhmen eingeführt hatte, hatte er die
Absicht, diese Statue entfernen und dafür die
seine an jener Stelle aufstellen zu lassen.
Unter dem 29. 5. 1626 schickt der Bildhauer
Barthel einen Kostenüberschlag an den Kai-
ser, dessen Wortlaut bei Schottky erhalten
ist. Das Projekt kam nicht zur Ausführung,
da sich heute an jener Stelle eine Marien-
statue befindet. — 1625 wird ein gleichnami-
ger Bildhauer in Dresden erwähnt (Vater des
Melchior B.), der vielleicht mit Obigem iden-
tisch ist.
Schottky, Prag wie es war und wie cs ist,
I 265 — 267. — G. O. Müller, Vergessene und
halbvergessene Dresdener Kstler. 1895 p. 3.
Oskar Pollak-Prag.
Barthel (Bartelt), Melchior, Dresdener
Steinmetz, tätig 1579 am Turmbau der dorti-
gen Kreuzkirche und an der Moritzburg.
Lindau, Geschichte der Haupt- u. Residenz-
stadt Dresden. — Bau- u. Kstdenkm. d. Königr.
Sachsen, Heft III p. 41, XXVI p. 96. ••
Barthel, Melchior, Bildhauer, geb. am
10. 12. 1625 zu Dresden, f daselbst am 12. 11.
1672. Er lernte bei seinem Vater, dem Bild-
hauer Hieron. B., und vollendete nach des-
sen Tode von 1640 — 1645 seine Lehrzeit bei
Johann Boehme in Schnecbcrg. Er ging dann
auf Reisen und weilte in Augsburg, Ulm, Ve-
nedig, Rom, an welchen Orten er nicht bloß
als Bildhauer, sondern auch als Baumeister
tätig gewesen sein soll. In Venedig ist von
ihm das kolossale Grabmal des Dogen Gio-
vanni Pcsaro in S. Maria de’ Frari, ferner
eine Statue des Täufers im Oratorium S.
Maria in Nazaret und ein Grabmal in S. Gio-
vanni e Paolo. Auch von zwei Statuen des
Petrus und Paulus, die er für das Kastell
ausführte, wird berichtet. B. blieb 17 Jahre
in Venedig. 1670 kehrte er nach Dresden zu-
rück, wo er zum Hofbildhauer ernannt wurde.
In Dresden kam er zu keiner größeren Arbeit
mehr. Sein letztes Werk soll ein Monument
für den Kammerrat v. Adlcrshelm zu Leipzig
(Nicolaikirche, zerstört bei Dauthes Umbau)
gewesen sein. — Die oben gen. größeren Skulp-
turwerke in Venedig zeigen den Künstler
ganz der Richtung Berninis ergeben. Maß-
voller zeigt sich die Kunst B.s in seinen klei-
neren, in Elfenbein ausgeführten Arbeiten,
die öfters in Sammlungen Vorkommen, u. an
denen namentlich das k. Grüne Gewölbe in
Dresden reich ist, darunter zwei Gruppen,
Nachbildungen bekannter antik römischer
Skulpturen. Ein Kruzifixus in Elfenbein von
ihm im Mus. Naz. in Florenz.
Curios. Sax. — Sandrar t, Deutsche
Akad. — J. Burckhardt, Cicerone. — G. O.
Müller, Vergessene u. halbvergess. Dresdner
Kstler., Dresden, 1895 p. 1 ff. — Bau- u. Kst-
denkmäler d. Königr. Sachsen an vielen Stellen.
— P. Molmcnti, Venezia negli Ultimi secoli
(Rassegna Naz. vol. 120 p. 401 — 413).
Barthel, Paul, Aquarellmaler in Valcntins-
werder bei Spandau, dann in Charlottenburg,
geb. am 24. 3. 1862 in Zwickau, Schüler der
Berliner Akademie, stellte auf der Dresdener
Aquarell-Ausstellung 1887 3 Genrestücke und
auf den Berliner akad. Kunstausstellungen
1887 („Am Eibsee“), 1888 („Strand von Ca-
pri") und 1889 (2 pompeianische Landschaf-
ten) aus. Er war ferner auf der Großen Ber-
liner Kunstausstellung 1896 („Frühling im
Walde"), 1904 („Madonna", Tempera) und
1906, sowie auf der Münchener Jahrcsausstel-
lung 1900 ( „Nixen rcigen“) vertreten. Im
Mus. zu Magdeburg befindet sich ein Bild von
ihm: Träumerei (1896).
Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh. 1891.
I. — Singer, Kstlerlex. Nachtr. 1906. — Kunst
f. Alle. V. 1890. — Katal. d. Ausstcllgn. H. V.
Barthel, s. auch Bartel.
Barth&lemi, s. Barthilemy u. Bartholot.
Barthelemy, französ. Werkmeister, erbaut
1294 in Gemeinschaft mit seinem Sohn den
alten Chor der Kathedrale von Eine.
B a u c h a 1, Dict. d. archit. frang. 1887. //. V.
Barthelemy, Werkmeister in Lille, wo er
1429 die Kollegiatkirche Saint-Pierre erbaute.
B6rard, Dict. biogr. etc. 1872. H. V.
Barthelemy, Maler in Lyon, 1493 — 1529, war
1494 bei den Einzugsfeierlichkeiten für Karl
VIII. unter Jehan Perreal beschäftigt.
N. R o n d o t, Les Peintres de Lyon, p. 67.
H . V.
Barthelemy, Architekt, „commis des basti-
ments" de l’höpital general zu Paris, 1688,
und Leiter am Bau des Findelhauses daselbst.
Lance, Dict. d. archit. frang. 1872. H. V.
Barthelemy, Maler zu Paris. Von ihm wird
ein um 1776 gemaltes Porträt der berühmten
Julie de Villeneuve de Vence, Mme de Saint-
Vincent, erwähnt.
Nouv. Archiv, de l’art frang. 3e Serie. IV. 1888
p. 123. H. V.
Barthelemy (Berthelemy) de Clcrc, Ma-
ler, in der Provence und in Anjou tätig
35*
547
Barthelemy
i
1447 bis ca. 1476. Sein Familienname wird
in den Dokumenten sehr verschieden ge-
schrieben : de Clerc, de Eilz, de Cilz, de Gils,
de Eclc. Vielleicht ist er identisch mit dem
„Bcrthclemy lc paintre“, der 1440 für den
Grafen von Charolais, den späteren Karl den
Kühnen, tätig war. Sicher ist indes, daß er
1447 spätestens in Tarascon für den König
Rene von Anjou arbeitete und der bevorzugte
Künstler desselben wurde. Der letztere
machte ihn nicht nur zu seinem Hofmaler u.
Kammerdiener (vor 1449), indem er ihm
einträgliche Ämter in der Provence und in
Anjou gab, sondern führte ihn bei den häufi-
gen Verlegungen der Hofhaltung mit sich
und ließ ihm das Atelier immer in der eigent-
lichen königlichen Residenz cinrichten. B.
starb zwischen 1472 und 1476, aber sein Ruf
überlebte ihn, denn er wird noch 1521 unter
den größten Malern der Zeit aufgeführt.
Der Unterzeichnete hat darauf hingewiesen,
daß man Gründe hat, dem Barthelemy de
Clerc die schönsten Miniaturen der wunder-
vollen Manuskripte der Cour d'amour Cpris
u. der ThCseide, beide in der k. k. Hofbiblio-
thek in Wien (No. 2597 und 2617), zuzu-
schreiben. Ebenso die gleichfalls sehr be-
achtenswerten Aquarellskizzen des Livre des
Tournois du roi Reni (Paris, Bibi. Nat. Ms.
franq. 2695).
Cte. Paul Durrieu in der Bibliothique
de rficole des Chartes 1892 p. 142 u. in der Hist,
de l’Art, herausgeg. v. Andr6 Michel t. IV. —
Lecoy de la Marche, Le roi Rene II 88.
— Rud. Beer in Kunst u. Kunsthandwerk
1902, 312. Cte. P. Durrieu.
Barthelemy, G u i 1 1 a u m c, Maler zu Avig-
non, gebürtig aus der Diözese Bcsanqon, tritt
22jährig am 22. 6. 1434 bei Jacques Ivcrni in
Avignon in die Lehre. Am 22. 6. 1444 er-
hält er den Auftrag, den ornamentalen Teil
an den Malereien im Hause des Doctor Jean
Isnard anzufertigen. Er wird zuletzt urkund-
lich genannt am 14. 11. 1466.
Riunion d. Soci6t. d. bcaux-arts. XIII 127.
H. V.
Barthelemy, Henry, Münzmcistcr von
Genf während der Jahre 1571 — 1578 und vom
17. 1. bis 29. 2. 15SvS. Seine zahlreichen Ar-
beiten tragen keine Signatur.
Paul Ch. Strochlin bei Brun, Schweizer.
Kstlcrlcx. 77. V.
Barth61emy, Jacques Eugene, Diöze-
scn-Architekt von Rouen, gcb. daselbst am 13.
10. 1799, f 31. 6. 1868. Er hat zahlreiche Rc-
staurierungsarbeiten an älteren Kirchenbau-
ten der Gegend geleitet. Als seine beiden ge-
lungensten Schöpfungen der Art werden der
neue Glockenturm von Saint-Romain und die
Spitze des Turmes von Saint-Maclou bezeich-
net. Ein Werk seiner eigenen Erfindung ist
die Ende der 30er Jahre in den Stil formen
des 13. Jahrh. erbaute stattliche Kirche Notre-
Dame de Bon-Sccours in Rouen.
Bcllicr-Auvray, Dict. g£n. — Journal
d. bcaux-arts. 1878 p. 150. — Gazette des beaux-
arts. 2o Per. VII. 1873 p. 30. 77. V.
Barthelemy, Jean, französ. Maler am An-
fang des 17. Jahrh. Der Abbe Marolies er-
wähnt ihn mit Lob in seinem „Livre des Pein-
tres“. Möglicherweise identisch mit dem
Lehrer Sebastien Bourdons und vielleicht mit
dem bei Jal erwähnten Josias Bertelemy oder
mit dem 1620 als Mitarbeiter des Claude B.
erwähnten Emailmalcr von Fontainebleau;
Jchan BerthClemy.
Jal, Dict. — Meyer, Kstlerlex. — H e r b c t,
Lcs cmaillcurs sur terre de Fontainebleau. 1897.
p. 26. 77. V.
Barthelemy, Laurent, französ. Glasma-
ler, geb. in der Provence, ließ sich in Agcn
nieder um die Mitte des 16. Jahrh.
B £ r a r d, Dict. biogr. des art. franq.
77. Lor.gnon.
Barthelemy, Louys, Maler zu Nantes, am
18. 1. 1662 daselbst urkundlich erwähnt.
Nouv. Archiv, de l'art franq. 3e Serie. XIV.
1898 p. 19. 77. V.
Barthelemy de Perpignan, französ.
Bildschnitzer, arbeitete 1294 mit seinen zwei
Söhnen am Chorgestühl der Kirche zu Eine
(Ost-Pyrenäen).
Lami, Dict des Sculpteurs (1S9S) p. 438.
5. Lami.
Barthelemy, Pierre, Porträtmaler in
Nancy, malte 1505 für das Oratorium Rcnes
II. ein Porträt des Papstes St. Gregor, das
jedenfalls mit dem noch erhaltenen Wand-
gemälde in der Kirche von Malzeville bei
Nancy identisch ist.
L e p a g c, Quelques mots sur lcs peintres lor-
rains. — R6un. des Soc. des b.-a. XXI 250,
XXIII 403. 77. Longnon.
BarthÖlemy, Raymond, französ. Bild-
hauer, gcb. am 18. 6. 1833 in Toulouse, f am
1. 10. 1902 in Paris. Seit 1857 Schüler der
Pariser Ecolc des B.-Arts sowie Francisque
Durets, stellte er 1859 zum ersten Male im
Salon aus und errang 1860, 67, 69 und 89
hohe Ehrenpreise. Seine Hauptwerke sind;
Faun mit jungem Bock (Bronze von 1866 im
Musee du Luxembourg), Darstellung des
Christkindes im Tempel (Steinrelief von 1870
in Notre Dame de la Croix zu Menilmontant),
die Ruhmesgöttinnen am Deckengewölbc des
Zuschauerraumes in der Großen Oper zu Pa-
ris (Relicffigurcn in Gips), Le Sacre-Coeur
(Steinstatue von 1876 in der Kirche St. Jo-
seph zu Paris) ; Marmorbüsten Baltards im
Institut de France (1877), des Kardinals de
La Rochefoucaulds in der Bibliotheque Ste.
Gcnevicve (1878), des Elie de Beaumont in
der Ecolc des Mincs (1879), Bacheliers in
der Ecole des arts decoratifs (1S80), Jean
Berains in der Academie nationale de mu-
sique (1881) ; endlich die Steinstatuen des
Arztes Fagon an der Fassade des Pariser
Hotel de Villc und des Malers Sebast. Bour-
don an der Museumsfront zu Montpellier
(1882), die Bronzestatue einer Nymphe beim
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Bartholet — Bartholome
linvirtuosen Robberechts auf dem Montmartre-
Friedhofe (1S60), Brunnendenkmäler Martin
Schongauers und des französ. Admirals Bruat
in Colmar (1801 u. 1863), „Martyr moderne"
(Gipsstatue von 1S64 im Museum zu Colmar),
Bronzestatuc der „Trauer“ (Grabmal G.
Nefftzer von 1806 auf dem Montmartre-Fried-
hofe), Standbild des Generals Arrighi, Her-
zogs von Padua, in Corte auf Corsica (1867),
Les loisirs de la Paix (Bronzegruppe 1868),
Bronzestatuc eines Elsässer Winzerknaben
für Colmar (1869), Standbild des Marschalls
Vauban in Avallon (1870, mit dekorativer
Architektur) ; — ferner nach dem deutsch-
französischen Kriege 1870 — 71, an dem der
Künstler im Generalstabe Garibaldis persön-
lich teilnahm : bronzenes Reiterstandbild des
Vercingctorix in Clermont-Ferrand, Grabmal
der Gefallenen der Nationalgarde in Colmar
und die Dcnkmalgruppe „La malediction de
l’Alsace“ für Paris (sämtlich 1872 vollendet),
Lafayettes Landung in Amerika (Denkmal-
statue in New York, 1873), Reliefdarstellun-
gen der Taufe, der Kommunion, der Trauung
und des Sterbesakramentes für den Kirch-
turm der von Richardson erbauten Brattlc
Street Church zu Boston (1874), Marmor-
statue Campollions für das College de France
(1875) ; — ferner 1875 — 85 die beiden be-
rühmtesten Werke des Künstlers : der Löwe
von Bel fort (Monument zur Erinnerung an
die Verteidigung dieser Festung im Kriege
1870 — 71, in Beifort selbst 1878 in den das
dortige Schloß bekrönenden Granitfelsen ein-
gehaucn — 22 m lang, 11 m hoch — , in Pa-
ris eine verkleinerte in Kupfer getriebene
Nachbildung auf der Place Denfert-Roche-
rcau) und die in Kupfer getriebene Kolossal-
statue der Freiheit (Geschenk der französ.
Republik an die Vereinigten Staaten von
Nordamerika, 1886 am Eingänge zum Hafen
von New York als Lcuchtturm aufgestellt) ;
— endlich als Werke der letzten Schaffens-
periode des Künstlers: die Bronzestatuc Di-
derots in Langres (18S4>, das Grabmal für
Paul Bert in Auxerrc (1888), das Gambetta-
Monument in Villc d’Avray (1891), das
bronzene Doppelstandbild Washingtons und
Lafayettes auf der Place des Etats-Unis zu
Paris (1892), das Standbild Adolphe Hirns
in Colmar (1894), die Denkmalgruppe „La
Suisse sccourant les douleurs de Strassbourg
en 1870" zu Basel (1S95), das Grabmal für
die 1871 in Schinznach gefallenen Franzosen
auf dem Friedhofe zu Birr bei Brugg in der
Schweiz (1899), die Aluminiumstatue des
Christoph Columbus (1900), die bronzene
Brunnengruppc „Les grands soutiens du
monde" für Lyon (1902), das Denkmal für
den Sergeanten Hoff (1904) und das Monu-
ment zur Erinnerung an die Leistungen der
Luftschiffahrt während der Belagerung von
Paris 1870 — 71 (nach dem Tode B.s vor der
Porte des Tcrncs zu Paris enthüllt).
Meyer, Kstlerlex. — Bellier-Auvray,
Dict. gin. des artistes u. Supplement — Chro-
nique des Arts 1895, p. 370; 1904, p. 266. —
Ch. Lefebvre, L’oeuvre de Bartholdi (Paris
1881). — Discours prononc^s aux obseques de F.
A. Bartholdi (Paris 1904). — Memoire par M.
Aug. Bartholdi contre la ville de Marseille (Pa-
ris, ohne Jahreszahl). — Tägliche Rundschau
(Berlin) 6. 10. 1904. S. Lami.
Bartholet, s. Bertholct.
Bartholomaeus, italicn. Architekt, erbaute
1160 die 1694 durch ein Erdbeben zerstörte
Kirche S. Cataldo in Campagna, wie ein er-
haltenes Inschriftfragment besagt.
Schulz, Denkm. d. Kunst d. Mittelalt in
Unter-Italien II 305. H. V.
Bartholomäus, Glockengießer, goß laut In-
schrift 1415 eine Glocke für die Kirche zu
Mecklenburg und 1417 eine solche für die
Kirche zu Kalkhorst.
Kunst- u. Geschichtsdcnkm. d. Großhcrzogt.
Mecklenburg-Schwerin. 2. Aufl. 1889. II 2S5,
385. H. V.
Bartholomaeus, Maler zu Lüneburg, 1511
als „pictor insignium" erwähnt.
M i t h o f f, Mittclalt. Kstlcr. Nicdcrsachs. u.
Westf. 2. Ausg. 1885. H. V.
Bartholomaeus aus Florenz, baut 1520 die
Jagellonische Kapelle am Dom in Krakau und
stellt dort 1536 das abgebrannte Schloß wie-
der her.
K u g 1 e r, Gesch. d. Baukst., V 570. — Jahrb.
d. Kstsammi. d. Allerh. Kaiserh. XVI, I. Teil. **
Bartholomaeus v. Cymperg, s. Briccius, B.
Bartholomäus („Bartolmcs“) „von K e c z z"
(Ketsch am Rhein unterhalb Speyer?), Ma-
ler, wurde am 25. 5. 1421 in Nürnberg Bür-
ger, und zwar ohne Entgelt, was auf eine
gewisse Bedeutung als Künstler schließen läßt.
G ü m b e 1 im Repertorium f. Kunstw. XXIX
333. Th. Hampe.
Bartholomaeus P a i e r o 1 i, Maler aus Mi-
raguello, urkundlich mehrfach erwähnt von
1529—1543.
Jahrb. d. preuß. Kstsammi. XXIV, Beiheft
p. 91. **
Bartholomaeus von Prag, s. Briccius. B.
Bartholomaeus, s. auch Bartholomeo, Bar-
tholomeus, Bartolo, Bartolomaeus, Barto-
lom(tn)eo u. Bartoss.
Bartholom6, Albert, französ. Bildhauer
und Maler, geh. am 29. 8. 1848 in Thiverval
(Seine-ct-Oise). Im Alter von 23 Jahren
verließ er das Studium der Rechtswissenschaf-
ten, um nach kurzem Studienaufenthalte in
den Ateliers Barthelcmy Menns in Genf und
Leon Gcrömes in Paris die Malkunst als
Autodidakt zu studieren. Seine 1879 im Pa-
riser Salon ausgestellten Erstlingswerke, ein
Frauenporträt und das Sitzbildnis eines alten
Mannes, schlossen sich stilistisch eng an das
weiche Pleinair und die breite Vortragsweise
von Bastien-Lepage an. Ihnen folgte in den
Salons der nächsten 7 Jahre eine Reihe ähn-
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Bartholomeo — Barthouts
Bartholomeo, maestro, venczian. Bildhauer
und Gießer, der einen bedeutenden Ruf zu
seiner Zeit genossen haben muß, da er 1479
von der Signoria erwählt wird, Gcntilc Bel-
lini nach Konstantinopcl zu begleiten.
Gaz. d. beaux-arts XX 286/7. H. V.
Bartholomeo, s. auch Bartholomacus, Bar-
tolommeo u. dort verz. Varianten.
Bartholomeus, Meister, Bildhauer von Udi-
ne, erhält am 11. 9. 1495 Bezahlung für eine
für die Kirche von Agnello (?) gelieferte
Statue des hl. Nikolaus. Wahrscheinlich iden-
tisch mit dein Holzbildhauer Bartolommeo di
Biagio, der 1499 u. 1501 in Udine erwähnt
wird.
Repert. f. Kunstwisscnsch. I. 1876. p. 99. —
Crowe u. Cavalcasclle, Ital. Mal., deut-
sche Ausg., VI 230. H V.
Bartholomeus Fabius de Sandall o,
signierte mit seinem vollen Namen und dem
Datum 1409 ein Offizium Virginis, italicn.
Übersetzung von Filclfo in terza rima, jetzt
in der Abtei von Montecassino. Die Stadt-
bibliothek in Breslau bewahrt von ihm : Livii
Ilistoriae dccas I, geschrieben 1468 u. 1470,
aber mit meist nur vorgetuschtem Initial-
schmuck. Allein die Initialen des VII. Buches
sind fertig ausgemalt und zwar sehr kunst-
voll (Notiz von Dr. Buchwald).
P. A. Caravita, I coüici e le arti a Monte-
cassino, Montccass. 1809 p. 430. P. d’Ancona.
Bartholomeus, s. auch Bartholomacus u.
dort verz. Varianten.
Bartholomew, Alfred, engl. Architekt, be-
kannt als Architckturschriftstellcr und Her-
ausgeber des „Buildcr“, geb. in Clerkcnwell
am 28. 3. 1801, f am 2. 1. 1845.
The Art-Union, 1845 p. 38 (Nekrolog). —
Redgravc, Dict. of artists. — Graves, The
R. Acad. of Arts, I 134. **
Bartholomew, Anne Charlotte, gebor.
Faycrman, engl. Miniatur- u. Blumcnmalcrin
und Schriftstellerin, geb. am 28. 3. 1800 zu
Ix>ddon, Norfolk, f am 18. 8. 1862 in London.
Verheiratet in erster Ehe mit dem Kompo-
nisten W. Turnbull, in zweiter Ehe mit dem
Blumcnmaler V. Bartholomew. Eine Reihe
ihrer Miniaturporträts (auch für Broschen)
stellte sie 1841 — 1857 in der Roy. Acad. aus.
Eine Aquarellstudie von ihr (Gartenlandschaft)
im British Museum.
C 1 a y t o n. Engl. Female Artists, I 398. —
Graves, The R. Acad. of Arts, I 134. — Bin-
y o n, Cat. of drawings etc. in the British Mus. I.
•*
Bartholomew, Edward Sheffield,
amerikan. Bildhauer, geb. 1822 zu Colchester,
t am 2. 5. 1858 zu Neapel ; ein künstlerisches
Genie, dem Schulung und Gesundheit fehlten,
um gebührenden Erfolg zu erringen. Er war
Direktor der Wadsworth Gallery in Hart-
ford, wo sich die meisten seiner Werke be-
finden. Am bekanntesten ist „Die reuige
Eva“, sonst noch „Sappho“ und das Rclief-
porträt der Dichterin Lydia H. Sigourney.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit). — Taft,
Amer. Sculpturc, 194. Edmund von Mach.
Bartholomew, Valentine, engl. Blumcn-
malcr, geb. am 18. 1. 1799 in Clerkenwell, f am
21. 3. 1879 in London. Er war „Flowcr-
Painter in Ordinary to Her Majesty" und seit
1836 Associatc der Water-Colour Society,
deren Ausstellungen er mit Blumen- und zu-
weilen auch mit Fruchtstücken beschickte.
Von 1826 — 1854 war er auch ziemlich regel-
mäßig in der Roy. Acad. vertreten.
The Art Journal 1879 p. 109. — J. L. Rogct.
Hist, of the Old Water-Colour Society, II 245 ff.
— Graves, The R. Acad. of Arts, I 134. **
Bartholomieu de Chamber y, Glasmaler,
war 1442 als Gehilfe des „Jean le paintre“
(=Jcan Bapteur) bei den Einzugsfeierlich-
keiten des Duc de Bourbon in Savoyen tätig
und arbeitete auch 1445 noch für den genann-
ten Meister.
Mcm. de la Socictc Savoisicnne T. XII. p. 72,
77.
Bartholomieu, J e h a n, Werkmeister von
Montpellier, 1366 Vorsteher seiner Korpo-
ration. Wohl identisch mit ihm oder ein Sohn
von ihm der 1391 in gleicher Eigenschaft Ge-
nannte desselben Namens.
Bauchal, Dict. d. archit. franc. 1887. H. V.
Bartholomieu (oder Barthomicu) de La-
f o n t, französ. Goldschmied in Montpellier ;
seit 1410 Mitglied und bis 1420 fünfmal Kon-
sul der dortigen Zunft, wurde er 1427 mit 7
anderen Meistern von Montpellier wegen Ver-
kaufs von nicht vollwertigen Gold- und Sil-
berwaren zu einer Geldstrafe verurteilt.
T c x i e r, Dict. d’Orfivrerie (1857) p. 1207;
cf. 1205, 1047, 235. 5. Lami.
Bartholony, Charles, Landschafts- und
Genremaler in Paris, geb. daselbst, Schüler
von J. Noel, Saal und Palizzi, stellte in den
Salons 1868—1889 wiederholt aus.
Bellier-Auvray, Dict. g£n., Suppl. —
Kat. d. Salon. H. V.
Bartholot de Paris, Illuminator in Avig-
non 1357, tätig für die dortige päpstliche Bi-
bliothek zur Zeit Clemens’ VI. B. ist viel-
leicht identisch mit einem öfter erwähnten
Barthilemi.
F a u c o n, La Librairie des papes d’ Avignon
I 52. Cie. P. Durrieu.
Bartholus, Glaskünstler aus Mantua, wurde
1598 mit seinem Gefährten Busson von Hein-
rich IV. nach Rouen berufen, um Kristall-,
vergoldete und geschmelzte Gläser, wie sie
zu Venedig gemacht wurden, zu verfertigen.
Mit B. beginnt die Glasindustrie von Rouen.
Lobmeyr, 1 1 g und B 5 h e i m. Die Glas-
industrie. Stuttg. 1874. p. IIS. — Meyer, Kst-
lcrlcx. H. V.
Bartholus, s. auch Vidal.
Bartholus Falconctti, wird unter den
consules artiurn zu Florenz 1326/7 genannt,
Schulz, Dcnkm. d. Kst. des M. A. in Unter-
italien, IV 152.
Barthomieu, s. Bartholomieu.
Barthouts, Leendert, Maler, war 1623
553
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Bartlett — Bartolena
Bartlett, William H., engl. Landschafts-
maler und Zeichner, geh. 185S, Mitglied des
Inst, of Oil Painters, studierte auf der Ecole
d. b.-arts in Paris unter Geröme. Sein Ge-
mälde „Soft Persuasion“ in der Nat. Gal. in
Melbourne. Zahlreiche seiner feinen, schar-
fen Zeichnungen als Illustrationen zu den von
ihm selbst verfaßten Landschaftsschilderungen
im Art Journal, 1894, 247 — 51; 1897, 292 — 5.
Graves, The R. Acad. of Arts, I 135. — Ab-
bildungen in den Roy. Acad. Pictures 1891 ff. **
Bartlett, William Henry, bekannter
engl. Architektur- und topographischer Zeich-
ner, geb. am 20. 3. 1S09 zu Kentish Town,
f am 13. 9. 1854 auf einer Reise von Malta
nach Marseille. Er war anfangs für J. Brit-
ton beschäftigt, zu dessen „Picturcsque Anti-
quities of English Citics“ er eine Anzahl
Zeichnungen lieferte. Später unternahm er
zu wiederholten Malen Reisen nach dem
Orient und Amerika. Von der großen Menge
seiner Zeichnungen, die während dieser Rei-
sen entstanden, sind die meisten in Stahlstich
in folgenden Werken publiziert: „Das male-
rische und romantische Nordamerika“, nach
Bartletts Zeichnungen in Stahl gestochen von
H. A. Payne, Mit Text von N. B. Willis.
Ins Deutsche übertragen von Susemihl. Leip-
zig. 1840; „Walks about Jerusalem“. 1845;
„Forty Days in the Dcsert“, 1848; „The Nile
Boat.“ 1849; „The Ovcrland Route.“ 1850;
„Footsteps of our Lord.“ 1851; „Pictures
from Sicily.“ 1852; „The Pilgrim Fathers.“
1853. — Zwei Zeichnungen von ihm im British
Museum.
W. B e a 1 1 i e, Brief Memoir of the late W.
H. Bartlett, London 18.r>5. — W. Britton im
Art Journal, 1855 p. 24—26. — Redgrave,
Dict. of artists. — B i n y o n, Catal. of Drawinsrs
etc. in the British Mus., I 79.
B&rtlme, Meister, Maler in Bozen (1528 —
1542) verfertigte den berühmten gotischen
Flügelaltar für die Pfarrkirche zu Heiligen-
blut in Kärnten. Z?r. Frans Innerhofer.
Bartlome, Maler von Basel, 14S7 und 1495
urkundlich erwähnt. Werke seiner Hand sind
bisher nicht nachgewiesen.
D. Burckhardt bei Brun, Schweizer. Ksf-
lerlex. 1905. H. V.
Bartning, Ludwig, Maler in Grunewald
bei Berlin, geb. am 80. 4. 1870 in Hamburg,
Schüler von Schultzc-Naumburg. später in
Rom und Karlsruhe, war schon 1899 in der
Münchener Sezession mit den Landschaften
„Pappeln“ und „Herbst“ vertreten. In den
nächsten Jahren erschienen seine Bilder auf
den Sezcssionsausst. in Berlin, auch auf der
internat. Kstausst. in Dresden (1901 „Cam-
pagna“) und fanden wegen ihrer starken und
vielversprechenden Eigenart anerkennende Be-
achtung.
Kunst f. Alle 1900, 1902, 1905. — Katal. der
Berl. Sezession 1900, 1901, 1908; der internat.
Kstausst. Dresden 1901. **
Barto, Münzmeistcr in Erfurt im 10. Jahrh.
Dannenberg, Die deutsch. Münzen d.
sächs.-fränk. Kaiserzcit, 1876 p. 31. ••
Bartoccini, Bartolom me o, reproduzie-
render Kupferstecher, geb. 1S16 zu Perugia,
tätig zu Rom, woselbst er sich hauptsächlich
unter dem Einfluß deutscher Kupferstecher
der Amslcrschen Richtung bildete. Seine
Hauptblättcr sind nach Fr. Overbeck ge-
stochen.
Meyer, Kstlerlex. III. — Lupatelli,
Pitt. Pcrug. 1895 p. 90. H. V.
Bartoccini, Francesco, gen. il Gubbino,
Maler und Töpfer in Urbania, bester Schü-
ler des Tomaso Amantini (nach dessen Tage-
buch), ging infolge des abnehmenden Interes-
ses des Publikums für die Keramik zur Ma-
lerei über. Gemälde von seiner Hand be-
finden sich in Ferro und Cagli. Er heiratete
am 26. 11. 1630 Catcrina Centi.
R a f f a e 1 1 i, Maioliche Durantine p. 152.
E. Scatassa.
Bartoccini, Francesco, Bronzegießer in
Perugia, wo er 1723 im Aufträge des Abtes
Baldizzappi den bronzenen Hochaltaraufsatz
für die Basilica di S. Pietro goß u. ziselierte.
L’Apologetico II fase. 13 (1865). p. 59. *
Bartolam (da) B i e 1 1 a, Waffenschmied in
der 2. Hälfte des 16. Jahrh. Seine Bezeich-
nung auf einer Stabrunka im k. Hist. Mu-
seum zu Dresden. — Biella, Stadt in der
oberital. Provinz Novara.
Führer durch das K. hist. Mus. 3. Aufl. p.
151. — Zcitschr. f. hist. Waffenkunde II 315.
E. H.
Bartolamio. Ein mit Figuren geschmückter,
gotischer Altaraufsatz in zierlicher Holz-
schnitzerei, ehemals in Prcssana (Cologna Vc-
neta). jetzt im Privatbesitz in Venedig, trägt
die Signatur: Questa ancona ha fatto Barto-
lamio intaliatore di Verona 1470.
Rassegna d’arte, 1905 p. 109 (mit Abbild.). **
Bartolammasi, G i m i n i a n o, Zeichner aus
Modena, tätig in Mailand, t in Faenza um
1750.
B o n i, Biografia degli artisti, 1840. ••
Bartolanio, Fclice di Giuliano, Ma-
ler in Rom, um 1408 — 1499, nur urkundlich
bekannt.
A. B e r t o 1 o 1 1 i im Repert. f. Kstwissen-
schaft. VI 217. H. V.
Bartoldo, s. Bertoldo.
Bartoldus, P a p i r i u s und Simon, s.
Bartoli, P. u. S.
Bartolena, Cesarc, italien. Maler, geb.
1830 in Livorno, f daselbst 1903. Nachdem
er bereits in früher Jugend in Florenz unter
Pollastrini studiert hatte, nahm er an den
Befreiungskämpfen von 1848 als Freiwilliger
teil. Hierauf betätigte er sich zunächst als
Porträtmaler und seit 1859 auch als Schlach-
tenmaler, wobei er mit historischen Kriegs-
szenen begann, um dann zu jenem anekdo-
tisch-novellistischen Soldatcngcnrc überzu-
gehen, das durch Edmondo De Amicis in die
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Bartoli — Bartolini
Marc Aurel- und Trajansäulc (Meyer No.
276 — 352 und 353 — 380), die Serien der „An-
tichi scpolcri etc.“ (Meyer No. 381 — 190) und
„Pitture antiche delle grotte di Roma etc.“
(Meyer No. 526 — 600), letztere gemeinsam mit
seinem Sohne Franc. B. ausgeführt, ferner
die Gemmen des „Museum Odescalchum“
(Meyer No. 717 — 818) und die Bilder des vati-
kanischen Virgilcodex (Meyer No. 887 — 911);
aus der späteren italien. Kunst die Wieder-
gabe der reliefartigen Bilder aus Raffaels
Schule am Wandsockel unter den Fenstern
der Loggien des Vatikans (Meyer 942 — 953)
und in den Fcnstcrlcibungen der Stanzen
(Meyer No. 954 — 968), ferner Einzelblätter
und Folgen nach Fr. Albani, C. Maratta, A.
Carracci, Giov. Lanfranco, Poüdoro da Cara-
vaggio etc. Bezeichnet sind seine Arbeiten in
verschiedener Weise: P. B. F.; P. S. B. del.
ine.; P. S. B. S.; P. S. B. D. S.; Petr. S.
Bart, sculp.; Petrus Santus Bart, sculpsit; Pi.
San. Bart. — Nach Kristellcr (s. u.) wählt B.,
„dem Zwecke seiner Arbeit gemäß eine schnell
fördernde, leicht, aber mit regelmäßiger Li-
nienführung zeichnende Radiertechnik, die
ohne malerische Prätensionen, den Umriß und
alle Einzelheiten scharf hervorhebend, die
Formen des Reliefs flächenhaft wiedergibt“.
Meyer, Kstlcrlex. (mit ält. Lit. u. Oeuvre-
verz., vgl. dazu wegen der verschiedenen Aus-
gaben der einzelnen Folgen den Univ. Cat. of
Books on Art. 1870 I u. Suppl. v. 1877). — Ar-
chives de l'art franc. I 25, 2G, 37, 61, 154. —
Lupatclli, Pitt. Ferug. 3895 p. 74. — P.
Kristellcr, Kupierst, u. Holzschn. 1905. ***
Bartoli, Simone, italien. Kupferstecher,
der eine Reihe von Thesenumrahmungen ge-
stochen hat.
Hei necken, Dict. II p. 174. — Gandcl-
1 i n i, Notizie. — Le Blanc, Man. P. K.
Bartoli, s. auch damit verbundene Vor-
namen sowie Bartolo u. Bartolommeo.
Bartolini, Francesco, Maler von Siena,
geb. 1569, f 1609, Schüler des Franc. Vanni.
Von ihm eine Fran.cus Bartholinus Sen.sis
bez. und 1601 datierte Immaculata Conccptio
in S. Francesco zu Sarteano.
B r o g i, Invent. gener. d. Prov, d. Siena. 1897
p. 544. //. V.
Bartolini, Giuseppe, da Castel-Fiar-
do, Architekt von Loreto (?), um 1751, nur
bei Zani (Enc. met. III 101) erwähnt.
H. V.
Bartolini, Giuseppe Maria, Maler, geb.
1057 zu Imola, f 1725. Er war Schüler des
Lorcnzo Pasinelli und Cignani und hat für
verschiedene Kirchen seiner Vaterstadt und
der Romagna zahlreiche Altarbilder gemalt,
unter denen „das Wunder des St. Blasius“
in S. Domenico als eines der besten genannt
wird.
L a n z i, Storia Pitt. 5. Ed. V 1834 p. 169.
//. V.
Bartolini, L o r e n z o, italien. Bildhauer,
geb. am 7. 1. 1777 zu Vernio bei Savignano
(Toskana), f am 20. 1. 1850 zu Florenz.
Von Vernio, wo sein Vater Hufschmied war,
kam B. jung nach Florenz, arbeitete hier wie
in Volterra eine Zeitlang als alabastrajo
und ging 1797 nach Paris, wo er neben seiner
handwerklichen Tätigkeit anfing, künstlerische
Studien zu treiben und an dem etwas jün-
geren Ingres einen Freund fand. Durch ein
Relief „Kleobis und Biton“, mit dem er den
zweiten Preis der Pariser Akademie gewann,
lenkte er zuerst die Aufmerksamkeit auf sich.
Kurze Zeit nachher erhielt er von Denon, dem
Gcncralinspcktor der Pariser Museen, den
Auftrag zur Ausführung einer Büste Napo-
leons; für die Vendöme-Säule entwarf er das
Relief der Schlacht bei Austerlitz. 1808 sandte
ihn Napoleon nach Carrara mit dem Auftrag,
eine Schule für Bildhauer daselbst zu grün-
den; er blieb hier bis zum Sturz des Kaiser-
reichs, siedelte dann nach Florenz über und
ward nach dem Tode des Bildhauers Ricci
an dessen Stelle zum Professor an der dor-
tigen Akademie ernannt (1839).
B. w'ar nach Canova der gepriesenste ita-
lienische Bildhauer und galt in Italien als
der Begründer einer neuen Richtung der
Plastik. Er wrollte in der Skulptur etwas
Ähnliches, wie Ingres in der Malerei, eine
Belebung des Klassizismus, der die Kunst des
Empire beherrschte, durch das Studium der
Natur; er verlangte, daß die Plastik, um sich
von den Fesseln konventioneller Formen zu
befreien, den Weg der italienischen Quattro-
centisten einzuschlagen habe. In der Floren-
tiner Akademie geriet er mit den Anhängern
der alten Schule bald in heftige Konflikte.
Doch blieben seine Reformbestrebungen vor-
wiegend theoretischer Art ; seine eigenen
Werke stehen mit den Grundsätzen, die er
lehrte, keineswegs in völligem Einklang, viel-
mehr erscheinen sie noch vielfach im Ma-
nierismus der früheren Kunstepoche befangen
und bezeichnen, im ganzen genommen, kaum
einen wesentlichen Fortschritt über Canova
hinaus; jedenfalls steht B. der Manier des
letzteren in seiner nicht selten weichlichen,
zuweilen auch auf drastische Effekte ausgehen-
den Darstellungsweisc näher, als dem stren-
gen und einfachen Stil seines größeren Zeit-
genossen Thorwaldsen. Sein Ruhm wrar weit-
verbreitet, und zu verkennen ist nicht, daß
er in der italienischen Plastik eine lebendige
und fruchtbringende Bewegung hervorrief ;
seine begabtesten Nachfolger waren Giovanni
Dupre und Fcdi.
Nach Bartolinis Übersiedlung von Carrara
nach Florenz war seine erste bemerkenswerte
Arbeit die Statue eines Winzers, der Wein-
trauben keltert („rammostatore“), in der sich
vielleicht am meisten ein Anschluß an den
Charakter der Renaissanceplastik zu erken-
nen gibt. Florenz besitzt von den Werken
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Bartolino — Bartolo
selben Namens finden. Crowe und Cavalca-
selle (D. A. II 419), die nur die letztere, von
Bertoluzzi zuerst entdeckte und im Guida di
Parma p. 32 publizierte Inschrift kannten,
schrieben ihm daher nur die rohen Fresken
an den unteren Wänden zu, unter denen das
Fragment der hl. Lucia noch am besten er-
halten ist. und setzten dieselben etwa in das
Ende des 13. Jahrh. Wenn Bcrtolinus aber
die ganze Nische ausgcmalt hat, wie Lopez
(Battistcro di Parma, p. 28, 226) annimmt,
und wenn wirklich eine der dort vorkommen-
den Figuren den hl. Nikolaus von Tolentino
darstellt, der erst 1310 starb und durch eine
päpstliche Bulle von 1331 öffentliche Ver-
ehrung erlangte, so können diese Gemälde
frühestens um die Mitte des 14. Jahrh. ent-
standen sein. Die Umgebung des Hauptes
des Nikolaus mit einem Strahlenkränze an-
statt des Heiligenscheins spricht jedenfalls da-
für, daß sie vor der Kanonisation desselben,
die erst 1446 erfolgte, gemalt sind. — Viel-
leicht ist der Schöpfer dieser Fresken, wie
Bertoni und Vieini vermuten, zu identifizieren
mit jenem von Alizcri erwähnten Maler Bar-
tolomeo da Piacenza, der 1414 gemeinsam mit
Michele da Piacenza im Palazzo des Niccolö
Grimaldi zu Genua Wand- und Deckengemälde
mit Wildnisdarstellungen, figürlichen Kom-
positionen u. a. m. zur Ausführung brachte.
R o s i n i, Stör. d. Pitt. Ital. I 149. — Lopez,
II Battistcro di Parma p. 32 passim. — Crowe
u. Cavalcaselle, Gesch. d. Italien. Mal. II
419. — Meyer, Kstlerlex. III 722. — Ali-
z e r i, Not. dei Prof, del Disegno in I.iguria
(1870) I 215 f. — Ambiveri, Artist, piacent.
1879 p. 30 ff. — G. Bertoni u. E. P. V i -
c i n i in Rasscgna d'Arte 1903, p, 158 (mit
Nota 1). — (Mit Notizen von St. Lottici.)
Bartolino (Bartalino), Tesco, Holz-
schnitzer und Intarsiator von Pienza, tätig
in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. zu Siena. 1569
arbeitete er, nach Zeichnungen Riccios, ge-
meinschaftlich mit Benedetto da Montepul-
ciano, Baccio Descherini und Domenico de
Chiari an einem Teil des reichen Schnitz-
werks im Chor des Doms von Siena. Für
die Kirche von Ccrtano lieferte er einen Al-
tar, der später in die Sakristei von S. Ber-
nardo vor der Porta Tufi von Siena gelangte.
Er wird am 13. 5. 1572 erwähnt, wo Arbeiten
von ihm für die Universitä dei Notari begut-
achtet werden, und zuletzt am 5. 6. 1574, wo
Domcnico Capo und Benedetto Amaroni ein
von ihm geschnitztes Prunkbett auf 124 Gold-
scudi abschätzen.
Offenbar ein Sohn von ihm ist der Sicneser
Holzschneider Bernardino di Teseo B., der
am 22. 1. 1576 ein Gutachten über eine Ar-
beit des Ansano di Francesco abgibt.
Meyer, Kstlerlex. III. — M i 1 a n c s i, Sto-
ria dell’ arte toscana. 1873 p. 71, 201. — Bor-
ghesi c Banchi, Nuovi Documenti Senesi,
Äppcndice zu Milancsi 1898 p. 549, 551, 579,
589, 597. — Erculei, Catalogo ctc. d'Intaglio
(Rom 1885) p. 144. H. V.
Bartolino, s. auch Bartolini, Bartolommcj
und Bertolino.
Bartolo, Bildhauer in Florenz, stellt am 4.
10. 1449 den dem hl. Julius geweihten Altar
in der Kirche S. Miniato fra le torri in Flo-
renz auf. Er ist vielleicht identisch mit dem
Gehilfen Ghibertis Bartolo di Niccolö.
Rivista d’Arte III 90/1. H. V.
Bartolo, maestro, Maler von Trcviso, um
1651, nur bei Zani, Enc. met. III 102 erwähnt.
H. V.
Bartolo B r u n i, Maler, in der Florentiner
Malergildc 1353 erwähnt.
G u a 1 a n d i, Mcmorie, VI 17S.
Bartolo di Cristoforo di Frances-
co, Architekt, Bildhauer und Maler (?) in
Gubbio, wo er 1337 — 50 urkundlich erwähnt
wird ; 1338 war er mit Gian Angelo Donti
und anderen Meistern in der Kirche S. Maria
de’ Laici zu Gubbio tätig, wo er an der Aus-
führung einer verloren gegangenen Statue der
Madonna mit Kind und zwei Engeln betei-
ligt war.
Mazzatinti in Arch. stör, per le Marche
etc. vol. III, fase. 9—10, p. 1 — 47; vol. IV, fase.
13 — 14, p. 38. — L u c a r e 1 1 i, Guida di Gubbio
p. 456, 459. G. Degli Assi.
Bartolo di Donato, s. Donato Vencziano.
Bartolo da Firenze, Goldschmied in Rom,
mehrfach für den Vatikan tätig, erhält 1501
und 1502 Bezahlung für 2 vergoldete Bronze-
stiere und 1 Wappen des Papstes Alexander
VI. an der Fontäne am St. Pctersplatze.
M ü n t z, Les Arts ä la Cour d. Papes Inno-
cent VIII etc. 1898. **
Bartolo da Firenze, s. Gioggi, Bart.
Bartolo (oder Bartolomeo) da F o r 1 i, Ar-
chitekt in Maccrata, wo er 1286 — 89 den Neu-
bau des Palazzo del Comune und 1290 den-
jenigen des anstoßenden Palastes auszuführen
hatte.
F o g 1 i e 1 1 i, Conf. di stör, medioev. Macera-
tese (Torino 18851. — Colini-Baldeschi
in Atti c Mcm. d. R. Dcputaz. di stör. patr. per
le Marche, vol. VI (1903). V. Aleandri.
Bartolo, Francesco di, sizilian. Stecher
und Radierer der 2. Hälfte des 19. Jahrh.,
gcb. in Catania, Professor an der Akademie
zu Neapel, arbeitet außer nach fremden Vor-
bildern auch nach eigenem Entwurf (nament-
lich Bildnisse).
Meyer, Kstlerlex. III. — Gubcrnatis.
Dizion. 1889. H. V.
Bartolo di Fredi B a 1 1 i 1 o r i, sicneser Ma-
ler des Trecento. Man lernt den Künstler
am besten aus zwei Freskencyklen in S.
Gimignano (Collegiata u. S. Agostino) und
— für die Tafelmalerei — aus dem Bild des
Louvre (No. 1151, jetzt No. 54) kennen; das
letztere (von Venturi, Storia dell’ arte itali-
ana V 743 Barna zugeschricben) schließt sich
eng an Ambrogio Lorenzcttis schöne Präsen-
tation in der Florentiner Akademie (No. 154,
558
■ II
iik.«
Bartolo — Bartolom (m)eo
Ausgabe Crowe u. Cavalc., Milancsis u. Borghesi-
Banchis Doc. sen. P. Schubring.
Bartolo di Giovanni, Maler, wird 1410
als Mitglied der S. Lukas-Brudcrschaft von
Florenz aufgeführt.
Gualandi, Meniorie VI 178. H. V.
Bartolo, Giovanni, gen. R o s s o, s.
Rosso, Giov. d. B.
Bartolo, Jacomcllo di, Steinmetz aus
Venedig, ansässig in Ancona, erhielt 1457 für
Arbeiten an der Veste Roccacontrada (Arce-
via) bedeutende Zahlungen.
Rivista Miscna V 54. E. Scalassa.
Bartolo da Lobiano, Steinmetz in An-
cona, wo er 1495 gemeinsam mit Antonio da
Lobiano am Palazzo degli Anziani arbeitete.
Nuova Rivista Miscna IX 38. M. Morici.
Bartolo, Matteo di Giovanni, s. Mat-
teo di G.
Bartolo di Michele, s. Bartoluccio di
Michele.
Bartolo, N e n c i o (d. h. Lorenzo), Bild-
hauer und Architekt in Florenz um 1436, nur
von Zani, Enc. met. III 102 erwähnt.
Bartolo di N i c c o 1 ö, Bronzebildner in
Florenz, erhält als Gehilfe Ghibertis bei An-
fertigung der ersten, 1424 vollendeten Tür
des Baptisteriums eine jährliche Bezahlung
von 75 Goldguldcn (vgl. auch Artikel Bartolo,
p. 558).
Patch, Le Porte del battistcro di S. Gio-
vanni, Firenze 1774. H. V.
Bartolo di Paolo, Miniaturmaler von Ve-
nedig, um 1597, nur bei Zani, Enc. met. XIV'
266, mit Lob erwähnt. H. V.
Bartolo di RichodiLapo, s. Richo di L.
Bartolo dclla Roccacontrada, Stein-
metz aus Arcevia, der 1356 — 57 aus Rovigno
(Istrien) Marmorblöckc für den Bau des
päpstlichen Kastells zu Ancona herbeizuschaf-
fen hatte.
Nuova Rivista Misena V (1892) 55.
M. Morici.
Bartolo di R o m o 1 o, s. Romolo, B. di.
Bartolo, Taddeo di, s. Taddco di B.
Bartolo, s. auch Bartoli, Bartolommco und
Bortolo.
Bartolomaeus de Artusis de Crcmo-
na; ein Fresko, darstellend Maria mit dem
Kinde und dem hl. Leonhard (Halbfig.) in der
Cappella dcll’ Incoronata des Domes zu Man-
tua, trägt die Inschrift „d btolomeus de ar-
tusis de cremona fecit fieri die 26. 8. 1432“,
womit nur der Stifter gemeint ist.
Crowe u. Cavalcaselle, Gcsch. d. ital.
Malerei. Deutsche Ausg. 1873. V 444. II. V.
Bartolomaeus B r i x i c n s i s, s. Bartolo-
vieo da Brescia.
Bartolomaeus, s. auch Bartholomaeus, Bar-
tholomcus, Bartolo und Bartolommco.
Bartolome (el maestro), span. Bildhauer,
lieferte 127S neun Apostelstatucn in Lebens-
größe für die Hauptfassade der Kathedrale
von Tarragona.
Cean Bcrmudez, Dicc. I 95. ^
Bartolome, Maese, Goldschmied und Archi-
tekt, welcher von 1320 — 25 verschiedene Ar-
beiten in der Kathedrale von Gerona aus-
führte. Am 10. 5. 1325 erhielt er für seine
Mitarbeit an dem Altar allein 1000 sueldos.
Vgl. auch Berneö.
V i n a z a, Adic. I 23. M. v. B.
Bartolomi, Maler in Barcelona um 1374.
V i fi a z a, Adic. I 23.
Bartolome, maestro, Kunstschmied, der in
den 20er Jahren des 16. Jahrh. das köstliche
Gitter anfertigte, welches die Capilla real in
Granada abschließt. 1524 erhält er eine Zah-
lung für Arbeiten an dem Gitter vor dem
Hochaltar der Kathedrale in Sevilla. Auch
in Jaen scheint er tätig gewesen zu sein.
G e s t o s o, Artif. Scvill. II 362. — Cean
Bcrmudez, Dicc. I 95. — Lüer-Creutz,
Metallkunst I 161. — Marti y M o n s 6, Estud.
hist, artist. 77. M. v. B.
Bartolome, span. Waffenschmied in Valla-
dolid, dessen Signatur auf zwei von 1722 da-
tierten, meisterhaft ziselierten Büchsenschlös-
sem der Armcria Real zu Madrid zu lesen ist.
Cat&Iogo de la Real Armeria de Madrid
(1898) p. 329.
Bartolomei, L u c a, Töpfer in Urbania,
von P. Pungileoni, zuerst am 4. 2. 1542 er-
wähnt: schließt am 26. 2. 1543 mit den Mei-
stern Fedele di Giovanni, Francesco qu. Ber-
tini und mastro Merlini eine Werkstattver-
cinigung, aus welcher gute Arbeiten hervor-
gingen. Aus dem Kontrakte ist Art und Preis
der Arbeit ersichtlich. Nach einem weiteren
Dokumente lebte er noch 1567.
P. Pungileoni, Storia delle Maiolichc
Urbinati p. 337. — Rass. bibl. d'Arte ital. IV
202. E. Scalassa.
Bartolommeo, Maler in Florenz, 1236 er-
wähnt.
Vasari - Milanesi, Vite etc. I 264.
Bartolommeo, einer der ersten in Florenz
erwähnten Maler, soll um 1240 dort tätig ge-
wesen sein und wird in der älteren Kunstlite-
ratur als Urheber des Verkündigungsbitdes
in der S. Annunziata angenommen. Nach
Milanesi könnte er höchstens für ein etwa zu-
grunde gegangenes Original der jetzt dort be-
findlichen Verkündigung in betracht kommen.
Vasari - Milanesi, Vite etc. I 542.
Bartolomeo, Maler in Verona, urkundlich
erwähnt 1350.
P. Molment i, Stör, di Vencz. nella vita
priv. (1905) I 392. A. Baracchi.
Bartolomeo, Bildschnitzer in Venedig, ur-
kundlich erwähnt 1344 — 1371 als Guardian
Grande der Scuola Grande dclla Caritä.
P. P a o 1 e 1 1 i. Archit. c Scult. etc. in Ve-
nezia (1893) p. 81. A. Baracchi.
Bartolomeo, Maler in Venedig, urkundlich
erwähnt 1382.
Archivio Veneto XXXIII 400. A. Baracchi.
Bartolomeo (Fra). Abt von S. Felicc, Minia-
tor und Architekt in Bologna, begann 1384
unter Frate Andrea Manfrcdi den Bau des
Glockenturms von S. Maria dei Scrvi, Bologna.
560
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Bartolommeo
Mothes, Die Baukunst des Mittelalters, p.
496.
Bartolomeo, maestro, italicn. Architekt, er-
wähnt in einer Urkunde vom 18. 1. 1400 als
„homo valde fructuosus“, der damals beim
Baue der Stadtmauern von Reggio Emilia
beschäftigt war.
G. B. V e n t u r i in Atti e Mem. etc. per
l’Emilia (1883), ser. III, vol. II, p. 29 ff.
F. Malaguasi-Valeri.
Bartolomeo, Holzbildhauer in Venedig,
schnitzte 1463 die Laub- und Blumenorna-
mente an einem Kruzifix für die Kirche S.
Zaccaria.
P. Paolctti, Archit. c Scult. etc. in Ve-
nezia (1893) p. 63. A. Baracchi.
Bartolomeo, Bildhauer in Venedig, f vor
dem 3. 9. 1476.
Archivio V'eneto XXXIII 419. A. Baracchi.
Bartolommeo, Fra. „Bartolomeo et Sancti
di Paulo di Jacopo popolo di San Felicc“, am
28. 8. 1472 in Florenz geboren. Sein Vater,
Maultiertreiber und Wagenbesitzer (Fatto-
rino), aus Genua stammend, wurde 1478 in
Florenz ansässig und erwarb vor der Porta
S. Pier Gattolino ein Haus, wonach Barto-
lommeo familiär Baccio della Porta genannt
■wurde. 1485 trat er bei dem Maler Cosimo
Rossclli in die Lehre. Mit seinem dortigen
Mitschüler Mariotto Alber tinelli schloß er
enge Freundschaft, und sie beide taten 1492
eine gemeinsame Werkstatt in dem väter-
lichen Hause auf. Ein kurzer Bruch zwi-
schen beiden Freunden, ein erneutes Zusam-
menarbeiten, wiederum Trennung in den Jah-
ren der Bußpredigtendes Fanatikers Savonarola
bezeichnen den Wechsel der äußeren Verhält-
nisse. 1496 und 1497 verbrennt Bartolommeo
alle seine Bilder und Zeichnungen nicht streng
religiösen Inhaltes bei den von Savonarola
veranstalteten „Bruciamcnti dclle vanitä“.
1498 am 23. Mai wird der Fanatiker selbst
von der erregten Gegenpartei auf den Schei-
terhaufen gebracht und verbrannt. Barto-
lommeo zaudert noch, übernimmt den Auf-
trag eines Jüngsten Gerichts für den Kirch-
hof von S. Maria Nuova. 1500 bricht er
mitten in der Arbeit ab und tritt am 26. 7.
als Novize in das Dominikanerkloster zu
Prato ein. 1501 kehrt er als Fratc Bartolom-
mco nach Florenz zurück, wo er in S. Marco
weiterhin sein Leben verbringt. Anfänglich
entsagt er der künstlerischen Tätigkeit, offen-
bar nur im stillen für sich, wie die außer-
ordentlich zahlreichen Handzeichnungen er-
weisen, dieselbe übend. 1504 jedoch über-
nimmt er einen neuen Auftrag für ein Bild:
die Erscheinung der Maria vor dem hl. Bern-
hard, heute in der Akademie zu Florenz.
Mühselig offenbar, da er erst nach drei Jah-
ren das Bild abliefcrt, arbeitet er sich wieder
hinein. 1505 wird er zum Vorsteher der Ma-
lcrwerkstatt von S. Marco ernannt. Viel-
leicht um neue Anregungen zu gewinnen, geht
er im April 1508 nach Venedig. — Florenz
war damals gänzlich verlassen, Leonardo da
Vinci war nach Frankreich gegangen, Michel-
angelo weilte schon seit einigen Jahren in
Rom, Raffael hatte sich ebenfalls dorthin be-
geben. — Nach einigen Monaten kehrt er
zuiück, und nun beginnt eine außerordent-
lich rege künstlerische Tätigkeit. Um all die
Aufträge zu erledigen, zieht er seinen Jugend-
freund Albertinelli heran und errichtet mit
diesem 1509 in S. Marco eine große Werk-
statt. Das Werkstattzcichcn ist ein Kreuz in
zwei verschlungenen Ringen stehend. Am 3.
1. 1512 wird die Arbeitsgemeinschaft aufge-
löst, und der Frate ist auf geringere Gehilfen,
unter denen Fra Paolino und Giovanni Sogli-
ani voranstehen, angewiesen. 1514 begibt
sich Fra Bartolommeo nach Rom, wo er neue
Anregungen von Michelangelo und Raffael in
sich aufnimmt. Im Juli desselben Jahres
kehrt er malariakrank zurück und begibt sich
auf das Landgut der Dominikaner in Pian’ di
Mugnone zusammen mit Fra Paolino und
Fra Agostino. Anfang 1615 geht er über
Pistoja nach Lucca, seinen alten Freund Pag-
nini, der ihm dereinst nach seiner Einklei-
dung den ersten großen Auftrag zukommen
ließ, zu besuchen. Dort malte er seine große
Mater misericordiae. Zugleich ergeht eine
Aufforderung König Franz’ I. von Frank-
reich an ihn, nach Paris zu kommen. Am 4.
10. 1515 ist er wieder in Pian’ di Mugnone.
Am 30. 11. beehrt ihn Papst Leo X., der da-
mals seinen festlichen Einzug in Florenz, sei-
ner Vaterstadt, hielt, mit einem Besuch seiner
Werkstatt in S. Marco. Im Sommer 1517 ist
der Künstler wieder leidend in Pian’ di Mug-
nonc, wo er, wohl an einem erneuten Malaria-
anfall, am 31. 10. 1517 starb.
Die künstlerische Entwicklung des Meisters
gliedert sich durch genannte Ereignisse deut-
lich in vier Epochen. Die Jugendzeit (bis
1500), die durch den Eintritt ins Kloster
ihren Abschluß findet. Die zweite Lehrzeit
(1500 — 1508), wo im Anschluß an seine vene-
tianische Reise seine Maltechnik einen außer-
ordentlichen Aufschwung nimmt. Dann folgt
die erste Blütezeit (1508 — 1514). Der Stil
seiner letzten Epoche wird durch die starken
römischen Eindrücke bestimmt (1514 — 17).
Als die einzigen absolut echten Werke sei-
ner Frühzeit sind zu nennen : zunächst das
Porträt Savonarolas im Kloster von S. Marco,
wo in den hartgeschnittenen Zügen des gro-
ben, häßlichen Profils mit der großen Nase,
den geschwollenen Lippen und dem flammen-
den Auge der Fanatiker gut charakterisiert
ist. Bedeutsamer ist das 1498 begonnene
große Fresko auf dem Kirchhof von S. Maria
Nuova. Hier setzt Fra Bartolommcos außer-
ordentliche kompositioneile Begabung mäch-
tig ein. Er malt ein jüngstes Gericht feier-
lich groß von tiefrcligiöscm Geiste erfüllt.
KQnstlerlcxikon. Bd. II.
561
36
Bartolommeo
ohne jene Kleinlichkeit der Dctailbildung, die
im Quattrocento immer das große Ganze ver-
gessen ließ. Domcnico Ghirlandajos Fresko
der Krönung Mariae im Chor von S. Maria
Novclla mag das Vorbild gewesen sein. Aber
der Frate geht in der Disposition der Figuren
ganz bedeutend über dieselbe hinaus. In der
Himmelszone, die allein eigenhändig von ihm
vollendet ist, wagt er den bedeutsamen Schritt
aus der auch bei Ghirlandajo vorhandenen
flächenhaften Reliefkomposition in die Raum-
komposition. Gewiß war Leonardo da Vinci
in seiner Epiphanie als Entdecker der Raum-
werte in der Gruppenkomposition aufgetreten.
Das Jahrhundert hatte besonders in der
ersten Hälfte mit allen Mitteln der perspek-
tivischen Verkürzung und Überschneidung
auf dem Wege verstandesmäßiger Betrachtung
auf räumliche Wirkungen im Bild hingestrebt.
Das spätere Quattrocento hatte den Kampf
aufgegeben. Ghirlandajo bedeutet ein Zu-
rückgreifen auf Giottos Flächenkomposition.
Leonardo hatte das Problem des Raumes wie-
der aufgegriffen. Fra Bartolommeo sucht in
seiner Weise in die Tiefen des Raumes zu
dringen. Wenn Leonardo als Grundriß den
in die Tiefe gelegten Kreis annahm und auf
diesem die Raumpyramide errichtete, so ist
hier der nach vorn geöffnete Halbkreis ge-
geben. Die Jünger rechts und links bilden
zusammen einen Halbkreis. Starke Über-
schneidungen verstärken die räumliche Wir-
kung. Christus schwebt etwas erhöht im
Hintergründe am äußersten Rande des Halb-
kreises. Diese neu gewonnene Verwertung
der Tiefe zur Ausbreitung der Gestalten, oder
umgekehrt gesagt, diese Konstruktion des
Raumes mit Hilfe strenger, fast architektoni-
scher Entwicklung in bewußter Gliederung
ist außerordentlich wichtig geworden für die
große Komposition. Raffaels Disputa liegt
das gleiche Schema zugrunde, nur daß er
das, was Fra Bartolommeo hier bescheiden
begonnen, reicher ausgestaltet. Wenn wir die
einzelnen Gestalten prüfen, so entdecken wir
starke Reminiszenzen besonders an Lorenzo
di Crcdi und dessen schwere, volle Form-
gebung, während die Manier seines Lehrers
Rosselli vollkommen überwunden ist. Der
untere Teil des Bildes ist ebenso wie die
Engel von Albcrtinellis Hand vollendet. In
dem sehr ruinierten Zustand lassen sie immer-
hin die schwächere Hand erkennen. Auch
hier ist der auf Fra Bartolommeos Entwurf
zurückgehendc Grundgedanke der der räum-
lichen Figurendisposition im Halbkreis mit
starker Aushöhlung der Mitte.
Außerdem gehören dieser Zeit noch die
mit Hilfe Albcrtinellis vollendete Verkün-
digung im Dom zu Volterra (datiert 1497)
und die entzückenden kleinen Fliigclbildcr zu
einer Marmormadonna Donatellos in den Uf-
fizien mit der Geburt, der Darbringung im
Tempel auf der Vorderseite und der Verkün-
digung auf der Rückseite. Die Delikatesse
der Malweise ließe fast eine spätere Ent-
stehung vermuten, wenn nicht die ganze Sau-
berkeit der Arbeit, die solide Durchbildung
der Falten, die rundliche Bildung der Kopi-
typen ganz analog denen des Jüngsten Ge-
richts wären und ebenso wie diese stark an
Lorenzo di Credi erinnerten, auf den apch
«der landschaftliche Grund auf der Geburt hin-
weist. Das Triptychon in der Slg. Poldi-
Pezzoli von 1500 ist neuerdings als Alber-
tinelli erkannt und ist sicher von den Bild-
chen des Frate influenziert
Bei der sehr geringen Anzahl von Gemäl-
den sind wir nun auf eine andere Quelle zur
Erkenntnis von Fra Bartolommeos Entwick-
lung hingewiesen. Das sind seine sehr zahl-
reichen Handzeichnungen, mit denen beson-
ders die Uffizien, ferner der Louvre, das
Münchener Kupferstichkabinett und das Bri-
tish Museum in London reich bedacht sind.
Endlich kommt Weimar hinzu, wo in zwei
Bänden Zeichnungen des Frate und seiner
Werkstatt vereint sind. Fra Bartolommeos
Handzeichnungswerk, an Größe das aller an-
dern Renaissancemcister übertreffend, birgt
neben vorzüglichen Gewandstudien von ganz
hervorragender Schönheit, sorgsamen Krcidc-
und Rötelstudien nach der Natur, eine
außergewöhnlich große Zahl von Bildskizzen,
Kompositionsentwürfen. Das ist etwas ganz
Eigenartiges. Die Kompositionsskizze ist
eigentlich erst durch Leonardo da Vinci ge-
schaffen worden. Fra Bartolommeo und Raf-
fael sind darin seine besten Schüler. Zu-
meist mögen diese Skizzen während der Zeit
entstanden sein, als der Künstler, der seiner
künstlerischen Tätigkeit entsagte und still
für sich seinen bildnerischen Gedanken nach-
ging, dieselben in leichter Federskizze fcst-
hielt. Es sind vorzüglich Madonnenkompo-
sitionen, die Madonna mit Kind und Engeln,
die er in immer neuen liebenswürdigen Varia-
tionen hinwirft. Raffaels Madonnenkompo-
sitionen sind gewiß manches Mal von diesen
anmutigen, frischen Zeichnungen des Frate
angeregt. Was die Technik betrifft, so scheint
sie teils von Ghirlandajo, teils von Pcrugino
abzustammen: feiner Kreuzstrich, leichte
schwunghafte Linienführung. Anders deu-
ten seine sorgfältigen Studien in Kreide mehr
auf Lorenzo di Credi in der sorgsamen Be-
handlung und runden Formgebung und zu-
gleich etwas unbewegten Haltung. Bei der
weiteren Entwicklung sind es immer grade
die Zeichnungen, die den andauernden Fort-
schritt des Meisters besonders glänzend offen-
baren. Die nächste Epoche bringt in der
Skizze lebendigere Linienführung, frischere,
mehr leonardeske Kompositionsmotive, in der
Studie weitere, geschmeidigere Formgebung.
Die Zeichnungen der dritten Epoche — Kom-
562
• an
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Pllfe.
Bartolommeo
Bild dieser Reihe ist eine stehende Madonna
mit sechs Heiligen in der Kirche von S.
Marco zu Florenz (1509), wirkungsvoll in
der Kraft der Hclldunkelbeleuchtung, die ge-
schickt der Aufstellung des Bildes angepaßt
wird. Besonders interessant der schwebende
Engel rechts, der von oben her vom Licht
getroffen wird. Die nächste Redaktion, eine
Verlobung der hl. Katharina im Louvre
(1511) bringt eine neue kompositioneile Be-
lebung. Mit dem venezianischen Hclldunkel-
nischcnsystem vereint sich das Leonardeskc
Kompositionsprinzip der kraftvollen Raum-
pyramide. Maria ragt empor, ringsherum im
Kreis gruppieren sich die Gestalten räumlich
klar in der Tiefe. Dazu beleben sich die ein-
zelnen Figuren in lebensvollen Motiven mit
frischen Kontraposten. Den Höhepunkt die-
ses Themas bezeichnet die Vermählung der
Katharina im Pitti (1512). Der Reichtum
der Bewegungsmotive, die Lebendigkeit der
Gestalten, deren monumentale Bildung und
Gcwandbehandlung, dazu die prachtvolle
Raumgestaltung, bald durch die architek-
tonische Gruppierung der Gestalten, bald
durch das kraftvolle Helldunkel herausgeholt,
sind hervorragend. Bewegungskontraste wie
Licht- und Schattenkontraste geben ein außer-
ordentlich lebendiges Zusammcnspiel. Das ist
eine der großartigsten Altarkompositionen,
die die florentinischc Kunst geschaffen hat. Die
Madonna in Gloria in der Kathedrale zu Be-
sanqon (1511), nicht ganz eigenhändig mit
Hilfe Albertincllis ausgeführt, hat wieder
mehr malerische Reize. Besonders schön sind
die Aktfigur eines hl. Sebastian, eine Re-
miniszenz aus Bcllinis Konversation in der
Akademie von 1479 und ein pathetischer hl.
Bernhard. Das letzte Stück in der Reihe ist
eine hl. Anna sclbdritt inmitten von Heiligen
in den Uffizien, die nicht über die Unter-
malung herausgekommen ist. Die Kompo-
sition ist streng architektonisch und bei aller
Großartigkeit etwas nüchtern. Die Grenzen
der Kunst des Frate sind hier am besten zu
erkennen. Die Erfindung ist mangelhaft und
es fehlt an der nötigen Zusammenfassung.
Man merkt, jedes Motiv ist für sich mühsam
herausgearbeitet und eine Figur ist neben die
andere gestellt. Die Erfindungskraft versagt
bald. Und so ist auch die Zahl der behandel-
ten Themen gering. Außer dem vielfigurigen
Altarbild hat er nur noch die heilige Familie
im Grünen gegeben. Eine solche bei Conte
Visconti-Venosta in Mailand, eine bei Mond
in London, eine andere bei Earl Cowper in
Panshangcr (England). Verschiedene Köpfe,
Christus und Heilige in der Akademie zu
Florenz.
In der letzten Epoche wird der Stil des
Frate durch Michelangelo und Raffael be-
stimmt. Die Kraft der Hclldunkelmodellie-
rung und der Glanz der Lichtbehandlung, wie
sie so schön die unter venezianischem Einfluß
stehenden Werke der vorigen Epoche zeigen,
schwinden. Das Kolorit wird bunt und nüch-
tern und verliert die Kraft. Aber dafür wach-
sen die Proportionen der Gestalten ins Monu-
mentale, die Bewegungen werden im Geiste
Michelangelos machtvoll belebt: Starke Kon-
traposte, energische Haltung, kolossale Bil-
dungen; ein hl. Petrus und Paulus im La-
teran zu Rom, und ein hl. Markus in den
Uffizien, endlich jedoch die Mater miseri-
cordiae im Museum zu Lucca bezeichnen das
Emporwachsen der Kunst des Frate ins Un-
geheure. Auf letztgenanntem Bild sucht der
Künstler große Massenwirkungen zu wecken.
Auch da gruppiert der Künstler nach dem
System der Pyramide, die Scharen schieben
sich hintereinander in mächtigen Massen um
die stehende Maria. Ein lebendiges Licht
überstrahlt die Gestalten. Das Ganze hat et-
was Gequältes, Konstruiertes und trotz der
starken Belebung der Figuren eine gewisse
Leere des Ausdrucks und eine gewisse Arm-
seligkeit der Motive. Auch die Darbringung
im Tempel in Wien zeigt ähnliche Mängel.
Man bedauert, daß die malerischen Anlagen,
die der Frate nach Venedig entwickelte, hier
mehr und mehr verloren gehen. Man sieht
auch an letztgenannten Bildern eine gewisse
Freude an der lebendigen kraftvollen Licht-
behandlung.
Die beiden Hauptwerke dieser Epoche sind
ein Christus als Salvator mundi zwischen den
vier Evangelisten im Pitti und eine Bewei-
nung ebenda (beide 1516). Der Einfluß
Michelangelos tritt zurück und Raffaels milde
Weise klingt mehr durch. Das entsprach bes-
ser dem sanften Empfinden des Frate. Auf
crstcrcm die alte Figurenpyramide, Christus
auf erhöhtem Sockel stehend, vor einer fein
gezeichneten Nische, deren leichte Linie die
Gestalt in ihrer schönen Bewegung kräftig
heraushebt. Milde sanfte Linien durchbeben
den Körper; man wird an Raffaels Sixtini-
sche Madonna erinnert in dem Wurf des Ge-
wandes, in der Haltung der Figur. Die vier
Evangelisten, die die Pfeiler der Komposition
bilden, haben in ihrer Haltung in der gleich-
mäßigen Abwägung der Bewegungen etwas
Schematisches. Die Engel unten schließen
die Komposition nach unten ab. Das Ganze
hat gegenüber der einstigen weiträumigen und
der deutlichen Absicht der Komposition auf
räumliche Ausdehnung in die Tiefe hinein
etwas Flaches, Reliefartiges. Der Toncha-
rakter des Bildes ist licht durchsichtig, ent-
gegen dein tiefen Helldunkel etwa auf dem
großen Pittibilde von 1512. Das andere Mei-
sterwerk der späteren Zeit, die Beweinung
im Pitti, bedeutet den Höhepunkt an Aus-
druck, Verinnerlichung und edler Bildung.
Schlichte große Linienführung in den beiden
Profilen der Hauptpersonen, vornehme Därap-
564
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Bartolommeo
fung des Schmerzes ; ruhige Abwägung der
Massen gegeneinander, der Linien zueinan-
der. Johannes und Magdalena auch kompo-
sitionell nur Zutaten zu dem starken Kern
der Hauptgruppe, die vollkommen in sich ge-
schlossen ist: ein auf die Langseite gelegtes
rechtwinkeliges Dreieck.
Die anderen Hauptwerke der Spätzcit, zwei
sitzende Prophetengcstaltcn in den Uffizien,
eine kleine Verkündigung Mariae zwischen
Heiligen im Louvre, eine Himmelfahrt Mariae
in Neapel (von Fra Paolino vollendet) zeigen
übertriebene Steigerung der inneren Erregung.
— Ruhiger, geschlossener sind verschiedene
Madonnen. Eine Madonna zwischen Engeln
in Petersburg, eine hl. Familie in Galerie
Corsini zu Rom, eine ähnliche Komposition
mit der hl. Elisabeth in Richmond geben Va-
riationen der auf der Erde sitzenden oder
knienden Maria, zu vergleichen mit Raffaels
Canigiani-Madonna in München* Ein Chri-
stus als Gärtner und eine von Fra Paolino
vollendete Verkündigung in Pian’ di Mug-
none, beide al fresco gemalt, sind die Zeug-
nisse seiner Kunst, die Fra Bartolommeo
während seines Leidens dort hinterlassen hat.
Der Kreis der Darstellungen Fra Barto-
Iommeos ist, wie wir sehen, ein geringer.
Vorzüglich das vielfigurige Altarbild von
monumentalen Proportionen hat er mit eigner
Konsequenz wcitcrcntwickelt. Seine wenig
aus dem Frischen schöpfende Phantasie, sein
sanftes, etwas mattes Temperament bedurften
gewissermaßen eines Haltes, eines Gewichtes,
um den leichten Schwingungen seines Ge-
mütes lebendigen Ausdruck zu verleihen.
Sein durchaus religiöses Gemüt verlangte
nicht über die von der Kirche gestellten Auf-
gaben hinauszudringen. All seine Werke
haben etwas Zeremonielles, Feierlichernstes,
das manchmal sogar leicht in das Theatrali-
sche hinübcrspielt. Immerhin ersetzt die
durchaus edle Gesinnung und die vornehme
Zurückhaltung seines bescheidenen Geistes
wenigstens etwas doch, was ihnen an Leiden-
schaftlichkeit des Erfassens, Reichtum der
Erfindung zu vollkommener Größe fehlte. —
Von Schülern und Gehilfen sind neben Ma-
riotto Albcrtinclli, Fra Paolino, Giovanni
Antonio Sogliani u. a. zu nennen.
Verzeichnis der Gemälde
nach Standorten:
Berlin: Kaiser-Friedrich-Museum. No.
249 Himmelfahrt der Maria; bez. : orate pro
pictore. Aus dem Jahre 1508. — Besan-
C o n : Kathedrale. Madonna in Glorie mit
Heiligen und Stifter (Ferry Carondelet)
1511 — 12 gemalt mit Albcrtinclli, der auch
die Lünette mit der Krönung der Maria
(heute in Stuttgart) vollendete. — Flo-
renz: Uffizien. No. 1. Das Jüngste Gericht
(von S. Maria Nuova), 1498 — 99 mit Hilfe
Albertinellis ausgeführt. No. 1126 Jesaias
und No. 1130 Hiob (beide 1516). No. 1161
Darbringung im Tempel und hl. Familie. Auf
der Rückseite die Verkündigung. Flügel zu
einem Klappaltar ca. 1499. No. 1265 Heilige
Anna selbdritt, unvollendet, 1510 vom Kon-
vent der Republik Florenz bestellt. 1512 in
der Untermalung fertig. Pitti. No. 64 Be-
weinung (1516), No. 125 hl. Markus (ca.
1515), No. 159 Christus zwischen den Evan-
gelisten, bez. : Bartolomeus C. C. pinxit 1516.
No. 208 Vermählung der hl. Katharina zwi-
schen Heiligen. Bez.: orate pro pictore 1512.
No. 256 Heilige Familie (ca. 1516). Aka-
demie. No. 66 Erscheinung der Maria vor
dem hl. Bernhard (1504 — 07). No. 168 Chri-
stuskopf und neun Köpfe von Heiligen, bez. :
orate pro pictore 1511. Kloster S. Marco.
Christus in Emmaus: Fresko ca. 1507. Zwei
Madonnen in Halbfigur ca. 1515. Porträt Sa-
vonarolas ca. 1497. — Florenz (Um-
gebung) : Pian’ di Mugnone. Verkündigung
(1515), Christus als Gärtner, u. a. — Lon-
don: Slg. Mond. Heilige Familie. Slg.
Hertz. Heilige Familie. — Panshanger:
Slg. Cowper. Heilige Familie. Auf Rück-
seite: O. Fra Bartol. di S. Marco. . ., ferner
Apotheose des hl. Antonius. Farbenskizze. —
Richmond: Slg. Cook. Maria mit Elisa-
beth und Kind, bez.: F. Barto. or. pre. 1516.
— Luc ca: Dom (S. Martino). Madonna
zwischen hl. Johannes und Stephanus, bez.
Fris barthol. florentini opus 1509. oris predi-
cator. Museum. No. 12 hl. Katharina und
Magdalena in Verklärung (1508/9). — (Saal
III, 3) Mater misericordiae, bez.: MDXV. F.
Bartholomeus or. pre. pictor. Florentinus. —
Paris: Louvre. No. 1115 Christus als Gärt-
tier und Magdalena (ca. 1506). No. 1163
Verkündigung mit Heiligen, bez. F. Barto
Florcnt. oris pre. 1515. No. 1154 Verlobung
der Katharina, bez.: orate pro pictore MDXI
Bartholome Floren or prae. — Peters-
burg: Ermitage. No. 20 Madonna zwi-
schen Engeln. Bart. Fiorn. Ord. P. — Mai-
land: Conte Visconti-Vcnosta. Heilige Fa-
milie. — N e a p cl : Museum. Himmelfahrt
Mariae. 1516 mit Hilfe Fra Paolinos voll-
endet. — Rom: Lateran. Paulus und Pet-
rus. Letzterer 1516, unvollendet. Gal. Cor-
sini-nazionale. No. 579. Heilige Familie,
bez. : F. B. or. pr. 1516. — Volterra: Dom.
Verkündigung. Von Albertinelli vollendet.
Dat. MCCCCIIIC. — Wien: Hofmuscum.
No. 41 Darbringung im Tempel, bez.: 1510
orate pro pictore olim sacelle hujus novitio.
Vasari-Milanesi, IV 175. — Vasari-
Heitz (deutsche Ausg.) VI 27. — Mar-
chese, Memorie dei piü insigni pittori etc.
Domcnicani. II. — Crowc and Cavalca-
sellc, Hist, of painting in Italy, III 434 ff.
(deutsche Ausg. IV 439 ff.). — Ä. v. Zahn,
Jahrbücher für Kunstwissenschaft III 174 ff.
(„Die Handzeichnungen Fra Bartolommeos etc.“
565
Bartolommeo
von A. v. Zahn). — E. Frantz, Fra Barto-
lommeo della Porta. Regensburg, 1879. — Rio,
L’Art chr£tien. I. — M ü n d 1 e r, Essai d'une
analysc critique etc. Paris. 1850. p. 84 ff. —
Dohme, Kunst und Künstler. No. LIX. Fra
Bartolommeo (von Lücke). — Leader Scott,
Fra Bartolommeo. London 1881. — Archivio
storico d’arte III 73, 217, IV 118, Ser. II vol.
III, p. 87. — Rasscgna nazionale vol. VIII, p.
390 ff., vol. 110, p. 273—309, 462—500. — Au-
guste Castan, La physionomie primitive du
retable de Fra Bartolommeo ä la cathedrale de
Besangon. Besangon 1889 (cf. Cesare Pinzi :
Guida di Vitcrbo. Rom 1889.). — Archivio Stör.
Lombardo III 101 — 115, 258 — 269. — Nuova An-
tologia anno 34, fase. 665, p. 13 — 20. — Gior-
nale Ligustico vol. V, p. 81 — 127. — Fritz
Knapp, Fra Bartolommeo. Halle 1903 (mit
Abbildungen sämtlicher Bilder und zahlreicher
Zeichnungen). Frits Knapp.
Bartolommeo, Frate, s. auch Bartolommeo
da Bologna.
Bartolomeo di Alberto da Bergamo,
venczian. Steinmetz, arbeitete 1473 mit an-
deren Meistern in S. Michele zu Murano.
P. P a o 1 c 1 1 i, Archit. e Scult. etc. in Ve-
nezia (1893) p. 165, 167. A. Baracchi.
Bartolommeo d’Amandola, Maler um
1490. Von ihm erwähnt Ricci, Mem. stör. I
195, ein geringes Bild in der Kirche di S.
Agostino in Amandola. **
Bartolommeo d ’ A m i c o, Maler aus Castc-
lazzo, tätig in Genua um 1470.
Alizeri, Not. d. Prof. d. Disegno in Liguria,
vol. I 284, 294; VI 20/1.
Bartolommeo d ’ Andrea Bocchi, Maler
aus Pistoja, erhält 1450 den Auftrag auf ein
Gemälde für S. Bastiano di Piuvica und 1465
Zahlungen für Reparaturen an einem Altar-
werke in S. Trinitä in Florenz.
Rivista d’arte, 1904 p. 176/7. — Milanesi
in der Zeitschr. Buonaroti, 1885, Augustheft,
p. 109 ff.
Bartolommeo (Banco) d' Andrea della
Scarperia, Glasmaler, vielbeschäftigt für
den Dom von Pisa und erwähnt von 1455 —
1502. Im Jahre 1466 hatte er u. a. 7 Fenster
für den Camposanto daselbst zu machen.
Tanfani Centofant i, Artisti Pisani
(1897) p. 59 ff. ♦♦
Bartolommeo d’Andria di Somenti,
Holzschnitzer, arbeitete für S. Petronio in
Bologna, insbesondere an der mittleren Türe
der Fassade.
Rassegna d'Arte, 1901 p. 26.
Bartolommeo d’Angelo Donati, Holz-
schnitzer gegen Ende des 15. Jahrh., arbeitete
an den Boiserien und Sitzen im Saale und
in der Kapelle der Signoria in Florenz.
G a y e, Carteggio, I 577, 581, 587/8.
Bartolommeo (Bartoluccio) di Angc-
luccio dcl Signor Jacob o. War im
2. Semester 1390 Camerlengo der Peruginer
Malerzunft. Walter Bombe.
Bartolomeo di Antonio, Bildhauer, wird
1350 als Mitglied der S. Lukas-Bruderschaft
in Florenz aufgeführt.
G u a 1 a n d i, Memorie VI 179. H. V.
Bartolomeo di Antonio, Bildschnitzer in
Venedig, urkundlich erwähnt 1431 als „inta-
jator credentiarum“.
P. P a o 1 e 1 1 i, Archit. e Scult. etc. in Ve-
nezia (1893) p. 99. A. Baracchi.
Bartolommeo d i A n t o n i o. In die Zunft
der Miniaturisten zu Perugia eingeschrieben.
Wohnte daselbst im Quartier Porta Sole und
bekleidete zweimal das Amt des Camerlen-
gats, im 2. Semester 1451 und im 1. Semester
1457. Im 2. Sem. 1449 und 1459 war er
Massaio.
L’Arte dei Miniatori in Perugia (Giorn. di
Erud. Art. Vol. II 1873 p. 315). Walter Bombe.
Bartolomeo d i maestro Antonio „quon-
dam Budonis de Forlivio sartoris“. Die
erste Nachricht aus dem Jahr 1465 über diesen
Künstler gab C. Grigioni im Bullettino della
Societä fra gli Amici dell’ arte, Forli 1895
p. 134: Bartolomeo erhält 1467 Auftrag für ein
Tafelbild der Chiesa dei Santi Pietro e Paolo
di Picve Quinta (Forli), welches der Künst-
ler in wenigen Monaten fertigstellte. Die
letzte Nachricht von Bartolomeo datiert von
1477. Vermutlich ist er nicht identisch mit
dem Bartolomeo da Forft (s. d.), dem Schüler
des Francia, welcher Ende des 15. Jahrh.
lebte und darf auch nicht mit dem Bartolo-
meo di Sante Mercurioli (s. d.) verwechselt
werden. £. Calsini.
Bartolommeo d ’ A n t o n i o, Miniator in
Florenz im 15. Jahrh., schmückte zusammen
mit seinem Bruder Giovanni ein Lectionarium
für die Kathedrale S. Maria dei Fiore (jetzt
in der Laurenziana).
Milanesi, Storia d. miniatura ital., Firenze
1850, p. 164, 326. — Bradley, Dict. of Miniat.
(1887). P. d' Ancona.
Bartolommeo d ’ Antonio da Man-
tova, Maler in Bologna, in Notariatsakten
1884 genannt.
Arch. stör. d. arte, VII 370.
Bartolommeo di Antonio Nutoli, Bild-
hauer in Ancona, 1391 urkundlich erwähnt.
Nuova Riv. Misena, VI 37.
Bartolomeo da A q u i I a, italien. Maler in
Neapel ; erhielt 1328 Zahlung für Malereien,
die er in einer Kapelle der Kirche S. Chiara
ausgeführt hatte, die jedoch beim Barock-
urnbau dieser Kirche verloren gegangen sind.
Schulz, Denkm. etc. in Untcrital. IV, Doc.
CCCXC. — Crowe u. Cavalcaselle, Ital.
Mal. I 263. G. Ceci.
Bartolomeo da Arezzo, Maler u. Zeich-
ner, tätig in Rom, nach Zani, Enc. met. II
187, um 1560 — 70; noch 1578 daselbst er-
wähnt. Er gehörte mit zu jenen Bewunderern
Michelangelos, die in der Sistina nach seinem
jüngsten Gericht zeichneten.
F i o r i 1 1 o, Gesch. d. zcichn. Kstc. 1798 I
379. — Bertolotti, Artisti lombardi a Roma
(1881) II 294. H. V.
Bartolomeo di Bartolomuccio, Bild-
hauer in Orvicto, wo er 1337 einige der Mar-
566
Bartolommeo
mit einem ans S. Francesco zu Palermo in
das dortige Museo Nazionale gelangten Al-
tarwerke mit der Inschrift : Nra. Dna. de
Humilitatc. MCCCXXXXVI hoc opus pinsit
magister Btolomeu de Camulio pintor. Es
zeigt (in Tempera auf Goldgrund) die sit-
zende Gestalt der Madonna mit dem Christ-
kinde, in den Dreipaßzwickeln der Umrah-
mung eine Verkündigung und auf der Pre-
della zu beiden Seiten des Kreuzsymboles
Reihen von Büßern und betenden Stiftern
(ca. 30 Figürchen).
G. Di Marzo, La Pitt, in Palermo (1899)
p. 38 — 41. — S. V a r n i, Appunti artist. sopra
Levanto (1870) p. 46 f., 135 f. — H. Janit-
schek in Repertor. f. Kstwissensch. I 355 f. —
Meyer, Kstlerlex. III 52. — S u i d a, Genua
(Leipzig 1906) p. 42. — A. Venturi, Stör. d.
Arte Ital. V (1907) p. 999 f. *
Bartolomeo di Carlo Valentin i, Ma-
ler in Perugia, wo er nach Ausweis der dor-
tigen Malermatrikcl 1497 starb.
Mazzatinti in Rass. Bibliograf. II 212.
— Append. II al Boll. della R. Dcputaz. Umbra
di Stör. Patr. 1901, p. 109. G. Degli Assi.
Bartolommeo di Carlo di Valentin o,
Maler in Perugia. Bekleidete das Amt des
Camerlengo der Peruginer Malerzunft in den
ersten Semestern 1514 und 1524, war Prior
im 1. Bimester 1521. Vom Kardinallegaten
von Perugia erhielt er am 22. Scpt. 1515 das
Privilegium, alljährlich das Bild der Inquin-
tana zu malen. Erhält am 29. 10. 1511 einen
Dukaten für ein Altarbild in der Madonna di
S. Gilio (Egidio) vom Kloster S. Giuliana.
Für dasselbe Kloster verpflichtet er sich am
22. 10. 1515 eine Madonna mit S. Bernardo
und dem Täufer zu malen, und ein Parament
für die Madonna di S. Gilio.
Giomale scientifico letterario perugino 1861
p. 552. Walter Bombe.
Bartolomeo da Carrara, Maler um 1500 ;
sonst nicht weiter bekannt.
Campori, Memoric biogr. di Carrara 1873.
Bartolomeo da Carrara, Bildhauer, wird
1564 als einer der Gehilfen des Francesco
Moschino bei Gelegenheit dessen Statuenauf-
trags für die Kapelle der Incoronata (jetzt
Ranicri) im Pisaner Dom erwähnt.
Campori, Memorie biogr. di Carrara 1873.
— Tanfani Centofant i, Notizie di Ar-
tisti pisani 1897 p. 202. H. V.
Bartolomeo da Carrara, Maler des 17.
Jahrh., malte in den Grotten des Vatikan in
Rom.
Campori, Memorie biogr. 1873, 25. H. l\
Bartolomeo da Cassino, itaiien. Maler
in Mailand, 1481 als Mitglied der dortigen
„universitä dei pittori“ aufgeführt.
Torre, Ritratto di Milano, p. 82. — Arch.
Stör. Lombardo 1895 p. 408 ff.
F. Malagussi-Valeri.
Bartolommeo da Castiglioni, itaiien.
Maler des 16. Jahrh., von Vasari unter den
Schülern des Giulio Romano erwähnt.
Vasari - Milanesi, V 533.
Bartolommeo di C h e c c o, s. Bartolommeo
di Francesco.
Bartolommeo della Cisterna, Archi-
tekt in Udine; 1448 erhält Bartolommeo
Buon durch seine Vermittelung den Auftrag,
eine Madonna für den Palazzo pubblico in
Udine zu malen. Am 6. 6. 1457 wird ihm der
Neubau des Domes zu Cividale übertragen.
Der Bau war zur Hälfte vollendet, als eines
Nachts die Hälfte einstürzte. Er blieb dann
liegen, bis 1502 Pietro Lombardo den gotisch
begonnenen Bau in Renaissanceformen weiter-
führte; das schöne Portal Bartolommeos blieb
erhalten.
Mothes, Baukunst d. Mittclalt. in Italien
S. 519. — Rcpcrt. f. Kstwissensch. XVIII 187.
H. V.
Bartolommeo Coffanario, s. Bartolom-
meo di Giovanni.
Bartolommeo da Como, Maler, wird am
31. 8. 1492 in Neapel erwähnt. Er ist viel-
leicht identisch mit dem von Bertolotti 1478
als Mitglied der Accademia di S. Luca in
Rom erwähnten, sonst ebenfalls nicht weiter
bekannten Maler Bartolomeo da Napoli.
Filangieri, Indice deg. Artcfici I 133. —
Bertolotti, Ärtisti Bolognesi etc. in Roma
1885 p. 11. H. V.
Bartolomeo da Como, Steinmetz aus Sca-
ria in Valle d’Intelvi, fertigte, wie urkundlich
beglaubigt, 1509 die Marmorsäulen und Ka-
pitelle im Kreuzgang der Certosa von Far-
ncta bei Lucca. Er ist vielleicht identisch
mit dem von Paoletti (Archit. c Scult. dcl
Rin. in Venezia II 225) 1492 in Venedig nach-
gewiesenen Bartholomcus de Cumis.
Repertorium f. Kstwissensch. XXX 539. H. V.
Bartolomeo da Como, Goldschmied in
Rom, wo er 1545 gemeinsam mit einem spani-
schen Goldschmiede namens Alfonso dem
Papste Paul III. verschiedene Goldarbeiten
zu liefern hatte, die als Geschenke für einen
Gesandten des Schweizer Kantons Grau-
bünden bestimmt waren.
Bertolotti in Arch. Stör. Lomb. II 139 ;
und in Arch. Stor.-Art. di Roma I 31, 78.
G. Degli Assi.
Bartolommeo Corradini, s. Carncvale,
Fra.
Bartolomeo da Cremona, Stückgießer
der Republik Venedig, Vorgänger des Sigism.
Alberghetti. Vor seiner dortigen Tätigkeit
war er im Dienste der Stadt Ragusa (seit
1454), wo sich noch in der Dominikanerkirche
eine von ihm signierte und mit 1463 datierte
Glocke befindet. Er starb 1487.
Mitt. d. Ccntr.-Commission, N. F. XVII 20. —
Arch. stör. ital. scr. Va, tom. XV p. 316 ff. —
Paoletti di Osvaldo, Architett. e Scult.
del Rin. in Venezia, II 266.
Bartolommeo di David, Maler zu Siena,
t daselbst im Jan. 1544. Von seinen Arbei-
ten in öffentlichen Gebäuden und Kirchen
Sienas, die er in der Zeit von 1506 bis 1539
ausführte, haben wir nur noch urkundliche
568
I ■ I I II !■! I
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Bartolommeo
Meyer, Kstlcrlcx. III 6Q (mit alt. Lit.). —
E. B e r t a u x, L’Art dans lTtalie m6rid. I
(1904) p. 703, 705. — A. Venturi, Storia d.
Arte Ital. III (1904) p. 632, 660, 672. G. Ceci.
Bartolommeo da Foligno, s. Bartolom-
meo di Tommaso da F.
Bartolomeo da F o r 1 1, Maler, durch Mal-
vasia als Schüler des Francia aus dessen Re-
gistern festgestellt. Lanzi, Ticozzi, Rosini,
Orlandi wiederholen diese Mitteilung ohne
weitere Angaben, da Werke nicht bekannt sind.
Lanzi nennt ihn trotzdem „etwas trockner
als die Menge seiner Studiengenossen“. In
der Galleria Civica, Forli (bis Mitte des 19.
Jahrh. in S. Biagio, daselbst) befindet sich
eine Pieta (No. 100). bisher Bartolomeo da
Forli, jetzt Michele Lambertini zugeteilt.
Auch das ihm bisher zugeschricbcne Gemälde
No. 107 daselbst mit dem knienden Girolamo
wird nach meiner Bestimmung wieder dem
Baldassarre Carrari d. J. zucrtcilt. Die Nach-
forschungen Bertolottis in den römischen Ar-
chiven ergaben, daß ein Maler Bartolomeo
da Forli 1538 mit einem Mailänder Kauf-
mann im Streite lag. Nach Zani war Bar-
tolomeo 1510 tätig (vgl. auch Bartolomeo di
macstro Antonio u. Bartolomeo di Santo
Mercuriali).
M a 1 v a s i a, Felsina Pitt. I 56. — Lanzi,
Scuola BoIor. Epoca prima. — Ticozzi, Diz.
II 162. — Rosini, Stör. d. pitt. V, 120. —
Orlandi, Abcc. Pitt. 90. — C a s a 1 i, Guida
di Forli, 1838, 88. — Calzini e Mazza-
t i n t i, Guida di Forli 1893, 8L — Arch. stör,
d. Arte VII 190. E. Calzini.
Bartolomeo da Forli, s. auch Bartolo da F.
Bartolomeo di Francesco, italicn. Bild-
hauer, nach Zani 1400 — 1439 in Venedig tätig.
Zani, Encicl. III 105. A. Baracchi.
Bartolommeo di Francesco, Holzschnit-
zer in Florenz um 1420, hilft Brunelleschi
beim Modell für die Kuppel von Sa. Maria
dcl Fiore. — Vielleicht ist er identisch mit
einem schon 13S8 in Siena erwähnten Holz-
schnitzer Bartolommeo di Francesco, genannt
Caviccltio.
Vasari-Milanesi, Vite etc., II 353. —
M i 1 a n e s i, Docum. Scncsi, I 346/7. — L u -
sini in Arte Antica Senese (1904) p. 240. **
Bartolommeo di Francesco, genannt
Bartolommeo (Meo) di Checco da Firenze,
Bildhauer, geh. in Florenz, Schüler des 1453
+ Niccolö Baroncclli, wird zuerst 1431 als in
Ferrara wohnhaft erwähnt. 1451 — 1454 war
er daselbst als Gehilfe des Baroncelli und
nach dessen Tode als Gehilfe seines Sohnes
Giovanni mit Marmorarbeiten für die Posta-
mente der beiden später zugrund gegangenen
Bronzcstatucn des Niccolö und Borso d'Este,
in der folgenden Zeit hauptsächlich mit Ar-
beiten für den Campanile der Kathedrale von
Ferrara beschäftigt, wo er unter Oberleitung
des Pietro Benvenuto mit den Marmorarbei-
ten für das erste Stockwerk beauftragt war
(1458 vollendet). Bei der Marmorbckleidung
der zweiten und dritten Etage wird er durch
Albertino und Jacopo Rusconi ersetzt. 1458
fertigte er gemeinsam mit seinem Vetter Paolo
di Lucca die vier roten Marmorsäulen für das
Grabmal Papst Urbans III. in der Tribuna
der Kathedrale zu Ferrara (das Grabmal
wurde im 18. Jahrh. zerstört, die Säulen für
den Altar der Hl. Vincentius und Margareta
daselbst verwandt). 1461 arbeitete er mar-
morne Brunnendeckel für den Bclriguardo in
Ferrara. Uber seinen späteren Aufenthalt in
Rom, wo er in die Dienste Pius’ II. trat, fin-
det sich eine erste Notiz vom 26. 4. 1464.
(Vgl. auch d. Art. Bartolommeo da Firenze.)
Meyer, Kstlcrlcx. III (mit ält. Lit.). —
G r u y e r, L’art ferrarais. Paris 1897, II Reg.
H. V.
Bartolommeo di Francesco. Sein Na-
me findet sich unter den Mitgliedern der
Miniaturistenzunft in Perugia. Er wohnte
daselbst im Quartier Porta S. Angelo und
war im 2. Semester 1436 und 1452 Camer-
lengo. im 2. Sem. 1455 und 1481 Massaio
der Zunft. Das Amt des Priors bekleidete
er im 3. Bimester 1440.
L’Arte dei Miniatori in Perugia (Giorn. di
Erud. Art. Vol. II, 1873 p. 316). Walter Bombe.
Bartolommeo di Francesco, genannt „il
Pronto“, Maler in Siena um 1535, nur von
Zani, Enc. met. IX 140, erwähnt.
Bartolommeo di Francesco Almi, s.
Almi.
Bartolomeo di Francesco da Ber-
gamo (gen. Bartolomeo Bergamasco, nicht
zu verwechseln mit Bartolomeo Buon aus Ber-
gamo), Bildhauer in Venedig. Seit 1506 ar-
beitete er mit anderen Künstlern unter Lei-
tung des Tullio Lombardo in S. Marco am
architektonischen Dekor der Grabkapelle des
Kardinals Giov. Batt. Zeno. Ferner schuf
er für den Hochaltar der Kirche S. Geminiano
die drei jetzt in der Villa Nazionale zu Strä
befindlichen schönen Statuen und für S. An-
drea dclla Certosa 1524 vier kleine Bronze-
relicfs mit dem Wappen der Gucrini auf der
Umrahmung. Im selben Jahre erhielt er
außerdem von den Procuratori de Citra eine
Zahlung von 40 Dukaten für eine Statue der
hl. Magdalena, die für den von Donna Verde
di Martino dclla Scala gestifteten und dem
Macstro Guglielmo dei Grigi für S. Maria
dei Scrvi in Auftrag gegebenen Altar be-
stimmt war. Dieser Altar, an dessen deko-
rativer Ausstattung B. gleichfalls mitgearbei-
tet hatte, befindet sich jetzt in S. Giovanni
e Paolo, ebenso auch die Magdalcncnstatue,
indes hat diese Figur auf einem anderen Re-
naissancealtar derselben Kirche Aufstellung
gefunden. Endlich war nach Paolctti dieser
Bartolomeo Bergamasco (nicht aber, wie bis-
her nach Sansovino angenommen wurde, Bar-
tolomeo Buon) der Schöpfer der Statue des
hl. Rochus auf dem in seinen übrigen Teilen
570
Bartolorameo
heißt in einem Akt dieses Jahres, Piergentile
„quondam Bhartolomei pictoris de Urbino“;
vermutlich starb er um 1534.
Lanzi, Storia pitt. dcll’ Italia III. — A.
Alippi, Nuova Riv. Misena V (1892) 35,
VII (1894) 48 und 182. — E. Müntz, Chro-
niquc d. arts 1884, G9. — E. Scatass a, Ras-
segna bibl. d. arte it. I 1898, 198. — E. C a 1 -
z i n i, Urbino e i suoi monumenti 1897, 177,
196. E. Calzini.
Bartolomeo di G i a c o m o, italien. Archi-
tekt in Chieti (Abruzzen), wo er 1335 laut
Inschrifttafel den Campanile der Kathedrale
erbaute, ein schlankes Bauwerk gotischen
Stiles mit trefflichem Ornamentdetail.
B i n d i, Monum. stör, ed artist. degli Abruzzi
(1889) p. 642. — De Laurentiis, La Cattc-
drale di Chieti, p. 5. G. Ceci.
Bartolomeo di Giacomo da Firenze,
Bildschnitzer in Venedig, 1457 urkundlich er-
wähnt als Mitglied der Bruderschaft der
Scuola Grande di S. Marco.
P. Paoletti, Archit. e Scult. ctc. in Ve-
nezia (1893) p. 99. A. Daracchi.
Bartolommeo di G i o r d a n o, s. Giordano.
Bartolomeo di Ser Giovanni, Bildhauer
von Siena um 1337, nur bei Zani, Enc. met.
X 72, erwähnt. H. V.
Bartolomeo (di) Giovanni, Miniatur-
maler, wird 1351 als Mitglied der S. Lukas-
Bruderschaft von Florenz erwähnt.
G u a 1 a n d i, Mcmoric VI 178. H. V.
Bartolomeo di Giovanni, Maler in Pa-
dua, urkundlich erwähnt 1374. — Vielleicht
identisch mit einem gleichnamigen paduani-
schen Maler vom Ende des 14. Jahrh., der
den Beinamen Coffanario (Truhenmalcr)
führte.
Gloria, Doc. ined. intorno al Petrarca, p.
41. A. Moschctti.
Bartolommeo di Giovanni, Maler in
Florenz, bekannt geworden durch einen von
Bruscoli (s. u.) publizierten Vertrag mit dem
Prior der Hospitalkirche der Innocenti, da-
tiert vom 30. 7. 14SS, in dem der Künstler
sich verpflichtet, die 7 Prcdellcnbildcr zu
Ghirlandajos berühmtem Altar werk der An-
betung der Könige in den Innocenti noch bis
zum Oktober des Jahres zu malen. Mit die-
sem Dokumente ist ein fester Punkt in der
alten Streitfrage über Mitarbeit von Schüler-
hand an Ghirlandajos schönstem Altarwcrk
gewonnen. Mehrfach, in den letzten Jahren
besonders von Steinmann und Berenson, ist
auf die evidente Stilähnlichkeit zwischen den
Predellenbildern und dem im Hauptbilde im
Hintergründe dargcstclltcn Bethlchcmitischen
Kindermorde hingewiesen worden, und das
genannte Dokument nennt uns offenbar den
Namen dieses bevorzugten und geschickten
Schülers des Domenico. An den Kindermord
im Hauptbilde schließen sich nun stilistisch
unmittelbar ein paar Cassonebiider mit den
Darstellungen des Kindermordes und der Ver-
söhnung zwischen den Römern und den Sa-
binern, in der Colonna-Galerie in Rom, an.
Bernhard Berenson hatte schon vor dem Be-
kanntwerden des Kontraktes das Werk des
interessanten Künstlers, der nicht nur von
Ghirlandajo, sondern auch von Botticelli und
Piero di Cosimo Einflüsse erfahren hat, zu-
sammenzustellen versucht und nannte den da-
maligen Anonymus: Aluttno di Domenico.
Als Nachschrift konnte er seiner Studie noch
den ihm eben bekannt gewordenen dokumen-
tarischen Fund Bruscolis anfügen, mochte
aber doch den vorgeschlagenen Hilfsnamen
nicht ohne weiteres mit dem dokumentarisch
bekannt gewordenen Namen vertauschen.
Eine solche Reserve dürfte jetzt betreffs der
obengenannten Werke unnötig sein, aber das
weitere ihm stilkritisch zugcschricbene Oeuvre
bedarf noch der Überprüfung von mehreren
Seiten.
Beruh. Berenson in The Burlington Ma-
gazine, 1902 p. 6 ff. — G. Bruscoli, L’Ado-
razione dei Magi. Tavola di Dom. Ghirlandaio
nclla chiesa dcllo Spcdale dcgl’ Innocenti. Con
documcnti inediti. Per le N'ozze Cancvaro-Ri-
dolfi, Firenze, April 23, 1902.
Bartolommeo di Giovanni, s. auch Bar-
tolommeo di Nanni und Buon, B. di G.
Bartolomeo di Giovanni di Manno,
Maler, wird 1525 als Mitglied der S. Lukas-
Bruderschaft von Florenz aufgeführt.
G u a 1 a n d i, Memorie VI 179. H. V.
Bartolommeo di Giovanni di Uziodi
C i n a g 1 i a. Unter den im Quartier S. Pie-
tro ansässigen Mitgliedern der Perugincr
Malerzunft eingeschrieben. War Camerlengo
der Zunft im 1. Semester 1408.
Rass. Bibi, dell’ Arte Ital. II 219.
Walter Bombe.
Bartolomeo di Girolamo della Mas-
s a, s. Bartolommeo della Massa.
Bartolommeo della Grazia, s. Barto -
lommco (dcl) Palazzo.
Bartolommeo di Guidonc da Como,
Bildhauer, ist 1394 mit seinem Bruder Gio-
vanni für den Pisancr Dom beschäftigt.
Tanfani Centofant i, Notiz, di artisti
pisani 1897 p. 226. H. V.
Bartolommeo di Guido ne da Siena, s.
Meo da Siena.
Bartolommeo di J a c o p o, Bildhauer und
Holzschnitzer von Siena, lieferte 1418 ein ge-
meinsam mit Simone d’Antonio angefertigtes
Modell für die Florentiner Domkuppcl.
Vasari-Milanesi, II 351 Anm. H. V.
Bartolomeo di Jacopo di M artin o,
Florentin. Maler aus der Familie der Carucci,
2. Hälfte des 15. Jahrh., Schüler von Do-
menico Ghirlandajo, bekannt aber nur als
Vater des Jacopo da Pontormo. Er soll in
Valdarno und in Empoli gearbeitet haben.
Vasari-Milanesi, VI 245. H. V.
Bartolomeo da I m o 1 a, italien. Bronzegie-
ßer, dessen Signatur mit der Jahreszahl 1549
auf einer 1904 in Siena ausgestellten, mit
572
I maiiaa
• i m *i iw mm
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Bartolommeo
Wappen u. Laubwerkornamenten geschmück-
ten kleinen Glocke zu lesen war.
C. Ricci in Catal. gen. della Mostra d. ant.
arte Senese 1904 p. 184. G. Degli Assi.
Bartolommeo da Langasco, italien. Ma-
ler, wird 1236 in Genua erwähnt, sonst un-
bekannt.
A 1 i z e r i, Not. dei Prof, dcl Dis. in Liguria
(1870) I 120. H. V.
Bartolommeo dcl q. Leonardo, Maler
in Padua um 1441.
M o s c h i n i, Della pittura in Padova, 1823
p. 23.
Bartolomeo da Levanto, italien. Holz-
schnitzer, der als Mönch und Kaplan in Sar-
zana lebte und 1502 die dortige Cittadelle in
einem von seinen Zeitgenossen viel gerühm-
ten, kunstvoll geschnitzten Holzmodcll ab-
bildctc.
Neri in Giorn. Ligustico IV 304.
G. Degli Assi.
Bartolomeo da L i m i t o (auch dal Limite),
italien. Architekt ; nach Lamo geb. in Bologna
und 1517 Erbauer des dortigen Klosters S.
Salvatore, mit dessen plastischer Ausschmük-
kung der Bildhauer Bernardino da Milano
betraut wurde. Das jetzt als Kaserne be-
nutzte Bauwerk zeigt z. T. noch die glän-
zende, augenscheinlich von B. herrührende
Cinquecentoanlage. Im ersten Hofe sicht
man über dem zweigeschossigen Arkadcn-
umgange einen Relieffries von Fruchtfcstons
mit den Emblemen Christi und der Caritas
Christiana (Pelikan), sowie über den schlicht
aber vornehm profilierten kleinen Fenstern
des 2. Obergeschosses ein reiches Dachgesims
mit Konsolen und Rosetten in Terrakotta.
Inmitten dieses Hofes ist ein schöner Mar-
morbrunnen aufgestellt, dessen Pfeiler mit
Laubwerkornamenten verziert sind. Der
zweite Hof ist größer und noch reicher deko-
riert: Die Bogenwölbungen des Erdgeschosses
ruhen auf 24 Marmorsäulen, von denen die-
jenigen in den 4 Ecken des Hofes noch ver-
doppelt sind; über den Kompositcnkapitcllen
dieser Erdgeschoß-Säulen erheben sich die
jonischen Marmorsäulchen des 1. Oberge-
schosses, und über dessen Loggienbögen öff-
nen sich die schlicht umrahmten Fenster des
2. Obergeschosses, das schließlich von einem
hohen Architrave im Stile des 15. Jahrh. be-
krönt wird. Der noch größere, aber weniger
reich mit Marmor geschmückte 3. Hof ist
gleichfalls mit 2 Loggiengeschossen umgeben.
Das Ganze ist in einem vornehmen und doch
streng klösterlichen Stile ausgeführt. Die
von Trombelli erwähnten malerischen Deko-
rationen sind verschwunden.
Trombelli, Mem. istor. ctc. di S. Salva-
tore (Bologna 1752). — Lamo, La Graticola
di Bologna. — Z a n i, Encicl. XII, — . — Bian-
c o n i, Guida di Bologna. — Malaguzzi-
V a 1 e r i, L’Archit. a Bologna ncl Rinasc.
(1899) p. 177 ff. F. Malagucsi-Valeri.
Bartolomeo da L o d i, italien. Holzbild-
schnitzcr, tätig in Rom um 1498 — 99.
Bertolotti, Art. Lombardi a Roma I 32.
P. K.
Bartolomeo di Lorcnzo da Figline,
ital. Miniaturmaler. Eine Miniaturhandschrift
mit der ital. Übersetzung einiger Schriften des
Aristoteles gibt inschriftlich B. als Verfertiger
mit dem Datum 1425 an. (Questo libro c
scripto di mano di Bartolomeo di lorcnco da
fighine — Figline — computo a di 16 di
marzo 1425.) Die Handschrift enthält 53
Miniaturen, deren Stil offenbar florcntinisch
ist und die Hand eines Übergangsmeisters
zeigt, der vermutlich von Lorenzo Monaco
beeinflußt ist. Die Handschrift befindet sich
zurzeit im Kunsthandcl. Vielleicht ist B.
identisch mit einem Meister Bartolommeo di
Lorenzo, den Gualandi (Mcmorie VI 178)
aus dem Jahre 1388 erwähnt. Sivarsenski.
Bartolomeo de’ Lupoti, Miniator aus No-
vara, auch Schreiber und Buchbinder, tätig
im 16. Jahrh., f in Genua. Er signierte ein
Manuale des Archivs von S. Giorgio in Genua.
Mongeri, L’arte del minio nel Ducato di
Milano (Archiv. Stör. Lombardo XII 557). —
S. V a r n i, Appunti art. sopra Levanto etc. p.
29 u. 62. Genova 1870. P. d' Ancona.
Bartolommeo di Manfred i, s. Bartolo
di Fredi.
Bartolommeo da Mantova, Bildhauer u.
Stukkateur, nach Zani (Enc. met. XII 302)
um 1570, aus der Schule des Giulio Romano;
er war am Bau der 1536 — 43 errichteten her-
zogl. Residenz zu Landshut mit mehreren
seiner Landsleute beschäftigt.
L ü b k e, Gcsch. d. deutsch. Renaissance 1872
p. 524. H. V.
Bartolommeo di M a r i a n o, genannt il
Mondriano, Bildhauer zu Siena, führte 1450,
wahrscheinlich nach dem Entwurf des Na-
stagio di Guasparre, vor der linken Seiten-
türe von S. Giovanni in Siena die Zeichnung
des Fußbodens aus.
M i 1 a n e s i, Doc. Senesi. II 265. — Ders.,
Storia d. arte toscana. Ed. 1873 p. 85. — Guida
artistica di Siena, p. 35. H. V.
Bartolommeo della M a s s a, Holzschnit-
zer in Siena, erhält 1525 die ganzen Holz-
schnitzarbciten der Sakristei des Klosters von
S. Maria del Carmine in Auftrag und wird
noch 1544 als Sachverständiger betreffs der
Holzschnitzereien in der Kirche San Spirito
erwähnt.
Milanesi, Documenti Senesi, III 82; Arte
Toscana, p. 179. — Borghesi e Banchi,
Nuovi Doc. Sen. 1898. III 491. **
Bartolommeo di M a 1 1 i o 1 o, s. Mattioli, B.
Bartolommeo di Michelangelo, s. Ban-
dinelli, Baccio.
Bartolommeo di Michele, s. Bartoluccio
di Michele.
Bartolomeo dcl Milanese, Bildhauer,
wird am 1. 4. 1462 als in Rom für Pius II.
tätig erwähnt.
573
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Bartolommeo
Müntz, Les arts ä 1a cour d. papes 1878,
I 261. H. V.
Bartolomeo Milanese, Miniaturist und
Kalligraph, dessen Signatur „Bartolom. 1482.
Mediolanus“ zu lesen ist auf dem reich orna-
mentierten Titelblatte eines zweibändigen
Psalteriums in der Biblioteca Classense zu
Ravenna. Der Noten- und Textinhalt der
beiden fortlaufend paginierten Pergament-
codices ist mit einer Anzahl prächtig orna-
mentierter und figurierter, mehrfarbig auf
Goldgrund gemalter Initialen geschmückt.
(Die in Rot und Blau gehaltenen Initialen
bis fol. 38 des 1. Bandes und fol. 135 — 185 des
2. Bandes sind von anderer Hand.)
St. Lottici.
Bartolomeo (Meo) di Mino, Bildschnitzer
in Siena, wo er 1382 mit Bama di Turino etc.
die Arbeiten des Francesco und Giacomo dcl
Tonghio am Chorgestühle des Domes zu
Siena zu begutachten hatte.
M i 1 a n e s i, Doc. Scnesi (1854) p. 339 f. —
L u s i n i in Arte Antica Scncse (1904) p. 240. *
Bartolomeo da Modena, italien. Minia-
turist, 1265 in Bologna urkundlich erwähnt.
Malaguzzi-Valcri in Arch. stör, ital.,
scr. V, vol. XVIII, p. 243.
F. Malaguzsi-Valeri.
Bartolomeo da Modena, italien. Glocken-
gießer, goß laut Inschrift am 20. 11. 1352
eine der Glocken des Domes zu Carpi.
Campori, Gli artisti estensi 1855 p. 496.
H. V.
Bartolomeo da Modena, italien. Maler,
in der 2. Hälfte des 15. Jahrh. in Bologna
urkundlich erwähnt.
Malaguzzi-Valeri in Rassegna bibl.
d. Arte ital. I 3. F. Malaguszi-Valeri.
Bartolommeo (Fra) da Monte napoli,
Miniaturmaler und Dominikanermönch in Flo-
renz, malte 1455 auf Bestellung des Herzogs
Borso d’Este ein Graduale und ein Antipho-
narium, welche in den Besitz der Certosa von
Ferrara übergingen.
G r u y e r, L’art ferrarais, Paris 1897, II 435.
H. V.
Bartolommeo da Murano, s. Vivarim, B.
Bartolommeo di N a n n i, Pistoieser Maler,
tätig 1413. Findet sich im Priorista (63, 69).
T o 1 o m e i, Guida di Pistoia 1821 p. 155.
Walter Bombe.
Bartolommeo da Napoli, s. Bartolommeo
da Como.
Bartolomeo di N a s s c i o, Maler aus Fa-
briano, von dem im Oratorio di S. Mariano
zu Albacina (Marken) einige gemeinsam mit
Tommaso di Nasseio 1481 ausgeführte Fres-
kogemäide erhalten geblieben sind.
Nuova Rivista Miscna V (1892) 9. — Arte
c Storia IX 122 ff. M. Morici.
Bartolomeo di Ser Nereo. Maler in
Cittä di Castclio. Erscheint in einem Rogito
des Notars Marco di Vanni daselbst iin Jahre
1354 als Maler.
M a n c i n i, Cittä di Castclio 1832, II 51.
Walter Bombe.
Bartolommeo di N i c o 1 ö, Maler in Verona
um 1367 erwähnt, nach Zani, Enc. met XIX
138.
Bartolomeo di Niccolö Giovanni,
italien. Holzschnitzer und Intarsiator, war
um 1460 für den Herzog Borso d’Este bei der
Ausschmückung des Kabinetts des Lionello
im Palazzo Bclfiore in Ferrara mitbeschäftigt.
Gruycr, L’art ferrarais. Paris 1897. I 469.
558. H. V.
Bartolommeo da Novar a, s. Bartolino da
N. und Bartolomeo de’ Lupoti.
Bartolommeo di N u t o (Nutino), Maler in
Siena gegen Ende des 14. Jahrh. In der Aka-
dcmiesammlung zu Siena wird ihm eine Ma-
donna mit Kind, auf den Seiten 4 Heilige,
freilich ohne nähere Begründung, zugeschrie-
ben; Abbildung bei E. Jacobsen, Sicnesischc
Malerei des Trecento, Straßb. 1905 p. 55 u.
Taf. XXV. — Um die Mitte des Jahrh. be-
gegnet man einem Meo Nuti (s. dort) als
Capomastro in Orvieto. **
Bartolomeo di M. Pace, Goldschmied in
Forli, lebte nach den Ricordanze A. fol. 10
des Archivs von S. Mercuriale in Forli gegen
Ende des Quattrocento. In dem 1895 durch
Mazzatinti und 1904 in der Rassegna bibl.
dcH’ a. it. publizierten Dokument heißt es, daß
Abt Nicolö di Sancti von S. Mercuriale am
10. 4. 1495 dem Bartolomeo ein Kreuz von
Silber von 9 Pfund Gewicht innerhalb von
18 Monaten zu fertigen gab. „Bartolomeo
filius magistri Pasii aurifex de Forlivio“
wird noch 1488 und 1529 in den Akten des
Archivio Notarile in Forli vol. 92 fol. 137
und vol. 126 fol. 280 erwähnt.
G. Mazzatinti, Bull, della soc. fra gli
amici dell’ arte per la provincia di Forli 1895,
p. 149 und Rassegna bibliogr. dell’ a. ital. 1904
p. 87. E. Calsini.
Bartolommeo (del) Palazzo (auch della
Grazia oder della Riverenza), Maler und zu-
gleich Possenreißer am Hofe zu Ferrara unter
den Herzogen Borso und Ercolc, wird 1469 —
94 erwähnt. Auch als Bildhauer muß er ge-
legentlich tätig gewesen sein, denn es wird
von seiner Hand ein Wachs- oder Stucco-
porträt der Eleonore von Aragonien mit ihrer
kleinen Tochter Isabella vom Jahre 1478 er-
wähnt.
Cittadella, Not. rel. a Ferrara (1864) p.
215. — Adolfo Venturi, L’Arte Ferrarese
nel periodo di Ercole I d’Este. — Gruycr,
L’Art Ferrarais, II 135. — Repertor. f. Kstwis-
sensch. XXIV 492. •*
Bartolomeo di Paolo, venczian. Maler,
1389 zum ersten Male urkundlich erwähnt.
Um 1404 malte er für die Corpus Domini-
Kirche zu Venedig das jetzt im Museo Ci-
vico Corrcr befindliche Altarbild, dessen Rah-
mcnschnitzcrcien von Caterino di maestro
Andrea Moranzone ausgeführt wurden.
P. P a o 1 e 1 1 i, Archit. e Scult. etc. in Ve-
nezia I 80, Anra. 4. — Archivio Veneto XXXIII
574
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Bartolommeo
p. 401. — Jahrb. der preufi. Kstsammlgn. XXIV,
Beiheft p. 29. A. Baracchi.
Bartolomeo di Paolo da Teramo, ita-
lien. Goldschmied in Teramo (Abruzzen),
von dem in S. Flaviano zu Giulianova ein
1394 datiertes silbernes Reliquiar in Form
eines Armes (für Gebeine des S. Biagio) er-
halten geblieben ist, signiert „Bartholomeus
Sir Pauli de Teramo"; ebenso in der Pfarr-
kirche zu Casacastina ein silbervergoldeter,
mit Emailmcdaillons geschmückter Abend-
mahlskclch von 1426. Beide Werke waren
1905 in Chieti ausgestellt.
B i n d i, Artist! Abruzzesi (1883) p. 53. —
Rivista Abruzzcsc 1893 p. 54 ; 1897 p. 66. —
Catal. della Mostra d'arte antica abruzz. in
Chieti 1905, p. 141. — G. Pellicola in Ras-
scgna d’Arte 1905, p. 156. — A. Venturi,
Storia d. Arte ital. IV (1906) p. 899. G. Ceci.
Bartolomeo da P a v i a, Maler, tätig 1465
an den einfachen Deckenornamenten im
Chiostro Piccolo der Certosa in Pavia.
L. Beltrami, La Certosa di Pavia, Milano,
1907 p. 63 (Abb. p. 59). •*
Bartolommeo di P e r o, Maler in Siena um
1383, nur urkundlich bekannt.
Milanesi, Docum. Senesi I 33, 36, 37. **
Bartolomeo (maestro) di Pesaro, Töp-
fer, bat den Herzog Guidobaldo von Urbino
(f 150b) namens aller „pignatari“ von Pesaro,
allen Fremden in ihrem Stadtgebiete die Aus-
führung von Majolikaarbeiten zu verbieten. —
Wohl identisch mit dem nach Zani 1528 in
Pesaro tätigen Maler gleichen Namens.
Zani, Encicl. XV 68. — Passcri, Maioliche
Pesaresi, p. 17. E. Scatassa.
Bartolomeo da Pctritoli, Maler in San
Severino, 1445 urkundlich erwähnt als Emp-
fänger einer Zahlung für Ausführung einer
Wappenmalcrei.
Archivio Comun. di S. Severino, Camerlin-
gato 1445, c. 56. V. Aleandri.
Bartolomeo da Piacenza, italien. Bild-
schnitzer des 15. — 16. Jahrh., der die Rück-
lehnen des noch jetzt vorhandenen Chor-
gestühlcs von S. Sisto zu Piacenza mit histo-
rischen u. religiösen Darstellungen schmückte.
— In Arte e Storia IX 2 wird ein Bartolo-
meo da Busseto als an demselben Chorgestühl
tätig erwähnt, wohl mit Obigem identisch.
L. Mensi, Kunst^cschichtl. -Biograph. Mscr.
in Piacenza, Bibi. Passerini-Landi. St. Lottici.
Bartolommeo da Piacenza, s. auch unter
Bartolino da P.
Bartolomeo da Pian Castagnajo,
Franziskaner-Frate und Glasmaler in Siena,
wo er nach Zani noch 1461 tätig war; nach
Guardabassi soll er mit Fra Gualberto Giotti
und anderen Glasmalern an der Ausführung
des prächtigen, zum Teil vermutlich schon
um 1400 entstandenen St. Antonius-Fensters
der Unterkirche von S. Francesco zu Assisi
beteiligt gewesen sein.
Zani, Encicl. XV 104. — Guardabassi,
Ind.-Guida etc. dcll’ Umbria (1872). — F ra-
tin i, Stör. d. Bas. di S. Franc, di Assisi (1882)
p. 213 f. — C. d e M a n d a c h in Arch. stör. d.
Arte 1897, p. 69. — A. Venturi, Stör. d. Arte
ital., V (1907) 1083. *
Bartolommeo di P i c r o, Maler, 1415 in der
Florentiner Malerzunft genannt.
G u a 1 a n d i, Memorie, VI 178.
Bartolommeo di Pietro, Mönch von S.
Domenico in Perugia, Glasmaler zu Ende des
14. und Anfang des 15. Jahrhunderts, Sohn
eines Pietro di Giovanni aus der Familie
Accomodati in Perugia. Aus dem Testament
seines Vaters vom 8. 4. 1370 geht hervor,
daß B. schon damals seine Kunst ausübte.
In der Matrikel der Perugincr Malerzunft
von 1366 findet sich sein Name an zehnter
Stelle unter den im Stadtviertel von S. Pietro
ansässigen Mitgliedern. Am 18. 11. 1382 wird
er zum Sindaco des Klosters S. Domcnico
ernannt, 1413 zum Prior von Perugia (Nic-
colo Alessi, Elogia Virorum ill. Prcdicat. Ms.
der Comunale, Perugia 60), und 1420 war
er vielleicht schon tot, weil er in einer Ver-
sammlung des Kapitels am 27. 2. nicht ge-
nannt wird. Das gewaltige Chorfenster von
S. Domenico (21 m hoch und 8,5 m breit)
trägt seine Namensinschrift und das Datum
1411. Dieses großartigste Werk seiner Art
in Italien ist durch Francesco Moretti in
12jährigcr Arbeit, wie eine zweite Inschrift
angibt, 1879, bis auf wenige intakt gebliebene
Teile, leider völlig erneuert worden, so daß
die Frage, wie weit Bartolommeo di Pietro
daran beteiligt ist, nicht mehr mit Sicherheit
beantwortet werden kann. Die schon von
Mariotti (Lett. pitt. perug. p. 80) und neuer-
dings von Manzoni (Repertorium für Kunst-
wissenschaft XXVI, 1903 p. 120 ff.) verfoch-
tene Ansicht, daß B. nur den älteren Teil des
Fensters ausgeführt habe, gründet sich auf
den Bericht des Campanus im Leben Papst
Pius' II., demzufolge der Papst bei der Ein-
weihung der Kirche 1459 befahl, das große
Fenster hinter dem Altar mit einem künst-
lich, mosaikartig zusammengesetzten Glasfen-
ster (artificio et textura tcsellata opere vitreo)
zu verschließen. Man hat daher vermutet,
daß ein älteres und kleineres Fenster einer
Kapelle später an seine jetzige Stelle versetzt
und nach 1459 vergrößert worden sei. Tat-
sächlich zeigen die Darstellungen aus der
Legende des S. Giacomo im unteren Teile, der
die Inschrift trägt und von der Erneuerung
weniger betroffen wurde, einen altertümliche-
ren Stil und deutliche Anlehnungen an die
Weise des zu Anfang des Quattrocento in
Perugia tätigen Taddco Bartoli aus Siena.
An dem älteren Teil des Fensters ist außer
B. auch der Florentiner Mariotto di Nardo
beteiligt, der die Figur einer S. Caterina
1404 datiert und firmiert hat. Manzonis An-
sicht, daß auch Benedetto Bonfigli an dem
Werke mitgearbeitet habe, ist unzutreffend.
Manzoni Mariotti, s. Text. — P. V i n -
575
Bartolommeo
cento Marchese, Memorie Dom. II 530 —
44. Walter Bombe .
Bartolomeo di Pietro, Miniatur-, Mo-
saik- und Freskomaler in Orvieto, wo er
1410 zum ersten Male erwähnt wird mit einer
Kruzifixusminiatur, die er zu einem dem
Prctc Angclo di Pietro für den dortigen Dom
in Auftrag gegebenen Missale beisteuerte.
1417 arbeitete er dann mit Andrea di Gio-
vanni da Orvieto und 1424 — 26 wiederum mit
Giovenale da Orvieto an der Restaurierung
der älteren und an der Ausführung neuer
Mosaikbildcr an der Fassade des Domes.
Außerdem malte er 1425 im Dom an der
Wand neben dem Choreingange im Aufträge
des Ser Francesco Guidi die Legende der hl.
Katharina al fresco. Er lebte noch 1437.
L. Fumi, II Duomo di Orvieto (1891) p. 108,
140—142, 278 f., 370, 378, 392 f. *
Bartolomeo di Pietro, Holzschnitzer in
Perugia. War von 14S7 — 88 Gehilfe der Brü-
der Giuliano und Antonio da Sangallo bei
der Fertigstellung der Paneele im Refekto-
rium von S. Pietro, für deren Dekoration
(Intarsien, Rosetten etc.) Domenico del Tasso
am 27. 4. 1488 bezahlt wird. — Ein Bildschnit-
zer Bartolomeo fu Pietro wird 1475 in Ve-
nedig urkundlich erwähnt. (Archivio Vencto
1887, p. 415.)
Giom. di Erud. Art. Vol. I. Doc. 21 (Rossi).
Walter Bombe.
Bartolomeo di Pietro, Maler in Venedig,
urkundlich erwähnt 1510.
Archivio Vencto XXXIII 401. A. Baracchi.
Bartolommeo di Pietro da Cortona,
Bildhauer, Bruder des Urbano, mit dem er
um 1450 von Padua nach Siena übersiedelte.
Auf einer der beiden Inschrifttafeln an dem
Donatelloschen Relief mit dem Wunder des
Herzens im Santo zu Padua findet sich die
Inschrift: S di Pietro e Bartolom e suo, die
von C. v. Fabriczy auf die beiden Brüder ge-
deutet wird, die als Mitarbeiter Donatcllos
auch sonst beglaubigt sind. Am 19. 10. 1451
übernehmen er und Urbano den Auftrag, die
Kapelle der Madonna della Grazia im Sie-
neser Dom zu errichten. Er wird zuletzt
1453 in Siena erwähnt, als er mit seinem Bru-
der mit einem Grabmal für den Spitalvor-
stehcr Urbano beschäftigt ist.
C. v. Fabriczy in Repcrtor. f. Kstwissen-
sch. XII 103/4. — M i 1 a n c s i, Docum. scncsi
II 271 u. f., 4G0. — Ders., Storia dcll’ arte tos-
cana (1873) p. 138. H. V.
Bartolommeo di Pietro da Setti-
gnano, s. Baccelli , B.
Bartolomeo P i s a n o, vielbeschäftigter
Glockengießer des 13. Jahrh. in Pisa, von dem
mehrere signierte und z. T. datierte Glocken
erhalten sind, z. B. 2 im Campanile der Kirche
S. Paolo a ripa d’Arno, 1 im Turme von San
Francesco von Assisi, 1 in der Kirche San
Galgano (1244). Von weiteren und auch eini-
gen zerstörten Glocken gibt Morrona, Pisa
illustr. (2. Ausg. 1812) II 105 ff., 417 die In-
schriften an; im übrigen hier aber eine Ver-
wechslung mit Bartolommeo da Foggia.
Supino, Arte Pisana (1904) p. 68. — Gior-
nale Ligustico IV 300 ff., XVII 41 ff. — Arch.
stör. ital. scr. IV, tom. XI 320 ff.
Bartolomeo De Pistorio Me Fecit An.
Dom. 1532. Diese Signatur eines Pistojcser
Gießers (vermutl. von einer Glocke) überliefert
Zani, Enc. met. XV 185, ohne nähere Angaben.
Bartolommeo da P o 1 a, s. Palla, B. della.
Bartolommeo da Prato, genannt Bres-
cia n o, Maler in Mailand um 1470, stand
mit dem Mäcen Pigello und dem Condotticre
Bartolommeo in Beziehung, wird hauptsäch-
lich als Maler von Pferdeprunkgeschirr er-
wähnt, hat sich aber auch in Wandmalereien
betätigt. Reste von solchen in Cascina di
Mirabello an dem ehemaligen Landhause Por-
tinaris erhalten, die freilich nur eine ziemlich
schwache Hand verraten. Höher steht das
Votivbild der Capella Portinari, der Stifter
vor dem hl. Petrus Martyr kniend, aber die
Autorschaft Bartolommeos ist hier nicht völ-
lig gesichert.
Rassegna d’Arte, 1901 p. 165. — W. S u i d a
im Repert. f. Kstwissensch. 1902 p. 344. — M a -
laguzzi-Valeri, Pittori lombardi, Milano
1902, p. 152 — 162 (ausführlich). **
Bartolomeo da Reggio, Bildhauer, wird
1461 — 62 als in Rom für Pius II. tätig er-
wähnt.
Müntz, Les arts ä la cour d. papes 1878, I
262. H. V.
Bartolommeo da Reggio, s. auch Mai-
neri, B.
Bartolommeo da R i m i n i, s. Coda, B.
Bartolommeo della Rivcrcnza, s. Bar-
tolommeo Palazzo.
Bartolommeo del Rosa, s. Torregiani, B.
Bartolomeo da S a 1 1 r i, italicn. Mosaicist
und Stcinbildncr aus Mailand, tätig in Rom
um 1563.
Bertolotti, Art. Lombardi a Roma I 175
u. Artisti Svizzeri a Roma p. 20. P. K.
Bartolommeo da San Marco, s. Fra
Bartolommeo, p. 661.
Bartolomeo di Santa Maria For-
mosa, Maler in Venedig, urkundlich er-
wähnt 1463.
Archivio Veneto XXXIII 401. A. Baracchi.
Bartolomeo di Sante Mercuriali.
Maler in Forli, in einem Vertrag des Spinuzio
Aspini vom Dezember 1487 erwähnt „teste
Magistro Bartolomeo quondam Santis Mer-
curialis pictore“. Ein anderes Dokument
ohne Angabe der Herkunft vom 26. 1. 1475,
wodurch der Maler einen gewissen Giovanni
Albanese wegen einer Schuld von 10 Soldi
„pro rcsto picture unius tabule“ vorladen
läßt, betrifft ihn sicherlich. Am 31. 3. 148S
kauft er ein Stück Land, aber 1492 ist er
schon tot. C. Grigioni veröffentlichte ein Do-
kument mit dem Verzeichnis von B.s Hinter-
lassenschaft vom 6. 6. 1492 (sämtlich Gegen-
Bartolommeo
stände seines Ateliers) vermutlich für seine
Kinder Taddeo und Maria (vgl. auch Barto-
loineo di maestro Antonio u. Bartolomeo da
Forli).
Carlo Grigioni im Bullcttino etc. dell’
arte per la provincia di Forli, 1895 p. 134 u.
135 und in Rasscgna bibl. dell’ a. ital. II p. 257.
E. Calzini.
Bartolommeo da S. V i t o, s. Pietro da S.
Vito.
Bartolommeo da Siena, s. Meo da Siena.
Bartolommeo da Subiaco, Freskomaler
in Tivoli, 1313.
Attilio Rossi, S. Maria in Vulturella,
Roma 1905.
Bartolommeo da Tcramo, s. Bartolom-
meo di Paolo da T.
Bartolomeo del Tintore, italien. Minia-
turist in Bologna, wo er 1459 die von Nie.
Mamelini und Bart, di Ces. Panzacchi ge-
schriebenen „Statuti della Soc. dei Notai“ mit
Miniaturen schmückte; ebenso 1476 für die
Canonici von S. Salvatore ein Psalterium und
für die Kirche S. Petronio ein Missale. 1491
scheint B. bereits tot gewesen zu sein, da die
Bezahlung für Miniaturen, die er in einem
„innario novo“ und einem „manoalle novo“
ausgeführt hatte, damals an seine Erben ent-
richtet wurde ; nach Frati hingegen soll er
erst 1495 gestorben sein. In einer Urkunde
von 1479 über Miniaturen und Einbände B.s
zu Psalterien, Brcviarien, Missalen, Hym-
narien und Evangcliarien wird der Künstler
„dom.“ genannt, woraus Frati schließt, daß
B. Mönch gewesen sei ; sein Beiname „del
Tintore“ scheint darauf hinzudeuten, daß sein
Vater Giovanni von Beruf Färber war. In
einer Urkunde von 1461 wird B. als Ferraresc
bezeichnet. — Die im Bologneser Staats-
archive leider in arg ruinösem Zustande er-
halten gebliebenen „Statuti dei Notai“ von
1459 enthalten neben ornamentalen Rand-
leisten und neben einer Figur des hl. Augu-
stinus auf der ersten Seite in eleganter
Festonumrahmung vor allem die Darstellung
zweier einen Lorbeerkranz tragenden Putten-
figürchcn, die in ihrer lebendigen und graziö-
sen Zeichnung an analoge Motive Attavantes
erinnert. B. bekundet sich hier als Vertreter
eines Ubergangsstilcs, der die örtlichen Kunst-
traditionen in der Behandlung des herkömm-
lichen Laub- und Rankenwerkes der Rand-
leisten zu vereinigen suchte mit korrekterer
Zeichnung und mit dem in Bologna damals
erst zur Geltung gelangenden Renaissance-
geiste. — Von seinen Arbeiten für S. Pe-
tronio scheint nichts erhalten geblieben zu sein.
L. Frati, I corali d. basil. di S. Petronio in
Bol. (1896) p. 25. — Malaguzzi-Valeri
in Arch. Stör. Ital., ser. V, vol. XVIII, p. 243 IT.;
in Arch. stör. d. Arte ital. VII 12, 14; und in
Repertor. f. Kstwisscnsch. XXI 184 f. — H. J.
Hermann in Jahrb. der Kstsammlgn. des
Österreich. Kaiserh. XXI, T. I 190.
F. Malagussi-Valeri.
Bartolommeo di Tomaccllo, italien.
Maler, wird 1478 als Mitglied der S. Lukas-
bruderschaft in Rom erwähnt.
Müntz, Lcs arts ä la cour d. papes III 99,
102. H. V.
Bartolommeo Tommasi, Maler in Fer-
rara um 1396, nur urkundlich genannt.
Cittadella, Doc. cd illustr. Ferraresi, 1868
p. 145.
Bartolommeo di Tommaso, Maler, wird
1415 als Mitglied der S. Lukas-Bruderschaft
von Florenz aufgeführt.
G u a 1 a n d i, Memoric VI 178. H. V.
Bartolomeo, di Tommaso, Florentiner
Glasmaler, fertigte 1431/2 ein großes Fenster
mit kirchl. Darstellungen für das Baptisterium
von Pistoja. Reste des Fensters sind dort
noch erhalten. — Auch schon 1402 hatte er
Glasmalereien für S. Stefano in Empoli aus-
geführt.
Rivista d’Arte, 1906 p. 189. **
Bartolommeo di Tommaso, aus Vene-
dig, Goldschmied und Juwelier, tätig in Rom,
wo er am 3. 11. 1467 auf päpstliche Rechnung
als Gehilfe des Goldschmiedes Michele da
Bologna Zahlung erhält. 1484 überträgt ihm
Sixtus IV. die Anfertigung einer prächtigen
Tiara, deren Vollendung der Papst jedoch
nicht mehr erlebte (Zahlungen vom 27. 4., 3.
6. 1484). B. ist auch noch päpstl. Hofjuwclier
unter Innocenz VIII. und Alexander VI.
(Zahlungen an ihn im September 1500).
Müntz, Lcs arts ä la cour d. papes II 1879
p. 112 Anm. 6; III 1882 p. 243, 259; Innocent
VIII etc. 1893 p. 108, 234. H. V.
Bartolomeo di Tommaso da Foligno,
umbrischcr Maler, Patriarch der Schule von
Foligno und wahrscheinlich Lehrer des Nic-
colö Alunno. Urkundlichen Nachrichten zu-
folge 1425 und 1433 in Ancona ansässig,
leistete er 1444 mit zahlreichen anderen Bür-
gern von Foligno in letzterer Stadt den Treu-
eid. Ferner erfahren wir, daß er 1446 und
1447 seine beiden Töchter und seine Gattin
durch den Tod verlor u. daß er 1448 u. 1455
der Magdalenenkirche zu Foligno, die sein
Familienbegräbnis enthielt, wertvolle Stoffe
u. einen Kelch aus Kupfer und emailliertem
Silber stiftete. — Von seinen Gemälden ist
das früheste ein 1430 im Aufträge des Ri-
naldo di Corrado de’ Trinci, Dynasten von
Foligno, gemaltes Triptychon in der Colle-
giata di S. Salvatore zu Foligno, darstellend
die Madonna mit dem Christkinde und dem
knienden Stifter zwischen zwei Heiligen; die
jetzt in einem gemeinsamen Rahmen vereinig-
ten drei Bilder sind ihrer alten Inschrift mit
dem Datum 1430 leider verlustig gegangen. Die
Fassade von S. Salvatore hatte B. außerdem
mit einer Freskodarstellung der Flucht nach
Ägypten geschmückt. Ein die Legende der
hl. Katharina darstellendes Freskogcmäldc,
das B. im Kloster dieser Heiligen ausgeführt
hatte, ist neuerdings auf Leinwand über-
Künstlerlexikon. BJ. II.
577
37
Bartolommeo
tragen und in die Pinacoteca Communale zu
Foligna übergeführt worden. Zwei nach ur-
kundlichem Ausweis für die Kirchen S. Do-
menico u. S. Maria Maddalcna zu Foligno
gemalte Madonnenaltäre sind leider verloren
gegangen. — Späterhin war B. in Rom tätig,
und zwar arbeitete er 1451 in der „secunda
sala“ des vatikanischen Palastes u. 1451 — 53
im Palazzo di Campidoglio, wo er im Trep-
penhause ein Madonnenbild zu malen und im
großen Saale Friesmalcreien auszuführen
hatte. Aus der Berufung des Künstlers an
den römischen Papsthof ist zu schließen, daß
B. unter den umbrischen Meistern seiner Zeit
eine ehrenvolle Stellung eingenommen hat.
Crowe u. Cavalcaselle, Gesch. der
ital. Malerei 1871, IV 131 ff. — C i b o. N'iccold
Alunno (1872), p. 5 — 9, 31 — 33. — Müntz,
Les Arts ä la Cour des Papes (1878), I 93 f.,
131 — 150. — Faloci-Pulignani, Le Arti
e lc Lettcrc alla Corte dei Trinci (Foligno 1888) ;
sowie in Arch. stör, per le Marche e l’Umbria,
vol. IV, fase. 13 — 14, p. 124, 161 — 164 ; Augusta
Perusia II 129 u. Arte e Storia VI 3 ff. — Giorn.
di Erudiz. Artist. I 250 ; VI 2C8. — Nuova Ri-
vista Misena III 182; VI 36. — Nuova Anto-
logia 1907, p. 442 ff. G. Degli Assi.
Battolommeo di Tommc (di Tommaso
di Ser Giannino) genannt Pissitto, Bild-
hauer und Goldschmied zu Siena. Mit noch
vier anderen Meistern lieferte er seit 1375
einige der 0 erhaltenen Apostelgestalten in
den Tabernakeln der Turmkapelle am Pa-
lazzo communale daselbst. Am 24. 0. 1381
übernahm er in Gemeinschaft mit Ncllo di
Giovanni die Anfertigung von vier silbernen
Reliquienbehältem für die vier Heiligen des
Doms von Siena mit Vergoldung und Email-
Schmuck. Die letzte Arbeit, die von ihm er-
wähnt wird, ist 1404 ein Nimbus für den ver-
mutlich von ihm selbst gefertigten Petrus an
der erwähnten Kapelle.
M i 1 a n e s i, Doc. Sen. I 277, 279. 285, 289,
335, 351. — Dcrs., Storia dell’ arte Toscana
1873 p. 35, 65. — Donati in Arte Antica Se-
nese 1904 p. 348. H. V.
Bartolomeo Trcvisano, gen. Napoli,
Miniaturist in Venedig, wo er 16S4 die „Pro-
fcssionc“ einer Nonne mit geringen Minia-
turen ausmalte.
Nouv. Arch. Veneto, N. S., vol. II, parte I
p. 88 f. A. Baracchi.
Bartolomeo da Treviso, Maler in Fer-
rara, erwähnt 1467 — 73 unter Herzog Borso
und im Anfänge der Regierung Ercolcs I.,
beteiligte sich neben mehreren anderen Künst-
lern an den Festdekorationen der glänzenden
Hochzeit Ercoles I. mit Eleonore von Aragon
1473.
A. V e n t u r i, L’arte a Ferrara nel per. di
Ercole I d'Estc, p. 73/4. — Gruyer, L’art
ferrarais, s. Register. **
Bartolomeo da U d i n e, vcnczian. Archi-
tekt, Leiter des Kastellbaues zu Udine, ur-
kundlich erwähnt 1554.
P. P a o 1 e 1 1 i, Archit. e Scult. etc. in Ve-
nezia II 255. A. Baracchi.
Bartolomeo di V a n n i, Maler in Pistoja,
der 1356 eine urkundl. beglaubigte, aber lange
schon verlorene Tafel mit S. Giovanni Evang.
für den Hochaltar von S. Giovanni Fuorcivitas
in Pistoja lieferte.
L. Zdekaucr im Bullettino senese di Storia
patria VIII p. 176. — Miscell. Stör. Senese, vol.
IV p. 132. — C. v. Fabriczy im Repert. f.
Kstwissensch. XXIII 497. — G i g 1 i o 1 i, Pi-
stoia, p. 146.
Bartolomeo Veneto, venezian. Maler der
1. Hälfte des 16. Jahrh., dessen künstlerische
Persönlichkeit erst seit wenigen Jahren in
einigermaßen sicheren Umrissen bekannt ge-
worden ist, dank den Untersuchungen einiger
neueren Kunstforschcr u. insbesondere Adolfo
Venturis. Das früheste bisher bekannt ge-
wordene Werk B.s ist augenscheinlich eine
Madonna mit dem Christkinde, aus der Casa
Martinengo in Val Sansibio stammend, jetzt
im Besitze des Contc Dona delle Rose zu Ve-
nedig befindlich. Die Signatur dieses Bildes
lautet: „1502. 9 apr. Bartolamio mezo Ve-
nizian c mezo cremonese“. Viele seiner sti-
listischen Besonderheiten lassen sich von Giov.
Bcllini hcrleiten und sind auch für andere
Jugendarbeiten B.s charakteristisch; so für
die gleichfalls signierte und 1505 datierte Ma-
donna mit dem Christkinde in der Galerie zu
Bergamo u. für die beiden nahe verwandten
Madonncnbilder der Galleria Crespi zu Mai-
land u. der Akad. zu Venedig (letztere früher
dem Bissolo zugeschrieben). Andere Madonnen-
bilder aus dieser Frühzeit B.s sind diejenigen
der Sammlung Delaroff zu Petersburg und
des Palazzo Ducale zu Venedig, sowie (nach
Venturi) auch dasjenige mit dem eine jugend-
liche Heilige segnenden Christkinde im Mu-
seum zu Stuttgart (von einigen dem Marco
Basaiti, von anderen dem Vincenzo Catena
zugeschricben). — 1506 — 8 war B. in Ferrara
tätig, und zwar hatte er Maler- u. Vergolder-
arbeiten in den Gemächern der Lucrezia
Borgia auszuführen, für die er außerdem noch
einen Madonnenaltar mit Heiligen malte.
Aus dieser Zeit stammt die echt bez., 1506
dat. Beschneidung, ein wichtiges Bild des
Meisters, das auf der Akademie-Ausstellung
in London im Februar 1907 zu sehen war. In-
zwischen hatte B. seine Studien nach Ge-
mälden Giov. Bellinis (und vielleicht auch
nach solchen des Frate Marco Pcnsaben)
durch die Aufnahme anderweitiger Formen
ergänzt, namentlich aus Gemälden des Cima
da Conegliano. In Bergamo ist ihm nach
Venturi das Altarbild mit den Heil. Johannes,
Antonius Abbas, Antonius von Padua, Lau-
rentius und Nikolaus von Bari in der Galleria
Lochis zuzuweisen (dort dem Girolamo da S.
Croce zugeschricben) ; derselben Bergamasker
Zeit B.s entstammt auch die gleichfalls dem
Girolamo da S. Croce stilistisch nahestehende
heil. Katharina des Städelschen Institutes zu
Frankfurt a. M. — In der Bibliotcca Ambro-
578
Bartoloni — Bartolozzi
Zahlung für am Dom zu Orvieto geleistete
Arbeiten.
F u m i, II Duomo di Orvieto. 1891. H. V.
Bartoloni, s. Bartolucci, Mattia.
Bartolotti, Antonio, nach Zani (Enc.
met. II 05) eigentlich Anceschio oder Attcini
(genannt Tognino), Maler, gcb. um 1450 in
Correggio, + daselbst 1527. Er war, wie es
scheint, unter den zu Anfang des 16. Jahrh.
in Correggio ansässigen Malern der ange-
sehenste-und soll Lehrer des Correggio ge-
wesen sein. Werke seiner Hand sind nicht
mehr mit Sicherheit nachzuweisen ; zuge-
schrieben wird ihm ein A B D N D F
MCCCCCXI bczeichnetcs Fresko in der Ga-
lerie Estense zu Modena, Maria mit dem
Christuskind und einem Engel sowie den
Heil. Franziskus und Quirinus, welch letz-
terer ein kleines Votivmodell der Stadt Cor-
reggio trägt. Die Inschrift wird entweder:
„Antonio Bartolotti Da Novellara Dipintore
Fece“ oder: „Antonio Bartolotti de Nostra De-
votione Facta“ ergänzt. Dieses Fresko stammt
aus der abgerissenen Kirche San Quirino zu
Correggio und galt früher als Arbeit des
Correggio, für den Ad. Vcnturi das sehr über-
malte Bild (s. u.) von neuem in Anspruch
nimmt.
Meyer, Kstlerlcx. III. — L’Arte IV (1901)
p. 312/13 (mit Abb. des Bildes in Modena).
H. V.
Bartolotto, Camillo, lombard. Bildhauer,
am 9. 0. 1591 als tätig an der Kirche dei
Santi Quattro Coronati in Rom urkundlich
erwähnt.
Bertolotti, Artisti Lombardi a Roma.
1881. I 228. H. V.
Bartolozzi, Francesco, italicn. Maler und
Kupferstecher, geb. in Florenz 1727 als Sohn
des Goldschmiedes Gaetano B., begann seine
Studien beim Vater, dann an der Florentiner
Akad., wo er besonders eifrig Anatomie trieb
und, ebenso wie während eines Aufenthaltes
in Rom, nach der Antike zeichnete. Nachdem
er sich der Kupferstichkunst zugewandt und
in Florenz besonders durch das Kopieren von
Stichen Giacomo Freys nach Domenichino sich
vorgcbildet hatte, trat er 1745 in das Atelier
Joseph Wagners in Venedig ein. Hier arbei-
tete er unter des Lehrers Leitung und auch
schon selbständig für dessen Verlag. Die
Madonna del Casentino nach G. B. Piazzetta
z. B. ist bezeichnet : „F. Bart, sculp. J. Wagner
recognovit et vend.“, andere Stiche: „F. Bar-
tolozzi sculpsit. appo. Wagner Venezia.“ In
vielen seiner venczian. Arbeiten, besonders nach
A. Zucchi. Zuccarclli, Marco und Sebastiano
Ricci, G. B. Piazctta u. a. m., nähert sich B.
der leichten, flockigen, silbrig wirkenden Tech-
nik der Venezianer, die Tiepolo zu einer ganz
eigenartigen, vollendeten graphischen Aus-
drucksform entwickelt hat; er betont jedoch
immer mehr als jene die kräftige Linie und
die tiefen Schatten. Auch als Maler von
Miniaturporträts in Aquarell und als vorzüg-
licher Zeichner verschaffte sich B. schon in
Venedig Ansehen und eine Stellung, die ihm
möglich machte, sich hier zu verheiraten.
Durch Dalton, den Bibliothekar und künstle-
rischen Berater König Georgs III. von Eng-
land, der von ihm eine Reihe von Zeichnun-
gen Guercinos hatte stechen lassen, wurde er
1764 veranlaßt, nach England überzusiedeln.
Hier gut aufgenommen, wurde er bald zum
Mitgl. der Society of Artists, dann zum Kup-
ferstecher des Königs ernannt und 1769 in sei-
ner Eigenschaft als Maler und Zeichner in die
damals gegründete Roy. Acad. gewählt, für
die er auch das von Cipriani entworfene Dip-
lom für die Aufnahme der Mitglieder aus-
führte. In London stach B. zuerst für Dal-
ton die Guercino-Zeichnungen der kgl. Samm-
lung, sein erstes Werk in England, das
„Siience“ nach Annibale Carracci, den „slee-
ping boy“ nach Sirani u. a. m. Später arbei-
tete er für verschiedene private Auftraggeber
und für Verleger, besonders für Boydell und
eine Zeitlang auch für den Verlag, den er
seinem Sohne Gaetano eingerichtet hatte, der
aber bald aufgelöst wurde. In London traf
B. wieder mit seinem Landsmann G. B. Ci-
priani zusammen, mit dem er an der Florenti-
ner Akad. gemeinsam studiert hatte, und mit
dem ihn eine herzliche Freundschaft dauernd
verband. Auch zu Angelica Kauffmann, die
wie Cipriani in England mit großem Erfolge
tätig war, und zu verschiedenen Meistern
der englischen Kunst trat er in Beziehung.
Bald nach seiner Übersiedelung nach England
lernte B. die von Bylaert in Leyden und von
Dcmarteau in Paris ausgeübte, von Ryland und
Picot in England cingcführte Punktier- oder
Crayon-Manier (rcd-chalk manner) ken-
nen, die er von nun an sehr viel verwendete
und zu dem höchsten Grade der Vollendung
brachte. Cipriani und Angelica Kauffmann
begünstigten diese Technik, die sich für ihre
weichliche und süßliche, geleckte Formcngc-
bung besonders eignete und dem englischen
Gcschmackc vorzüglich zusagte. B. hat die
Crayonmanier in selbständiger Weise weitcr-
und umgebildct, indem er die Formen nicht
wie Demarteau u. a. zeichnerisch durch aus
Punkten gebildete Striche wiedergibt, sondern
sie malerisch — oder vielmehr miniaturartig
— flächenhaft mit breiten, zart vertriebenen,
duftig im Licht verschwindenden Massen fei-
ner Punkte modelliert. Er schafft so eine
neue Abart dieser Technik, die mit der alten
gehämmerten Punktiermanier, die Giulio Cam-
pagnola, später Lutma u. a. verwendet hatten,
Ähnlichkeit hat, und die man in England
als „stippled work“ zu bezeichnen pflegt.
Besonders die Stiche kleinen Formates, die
er oft auch in verschiedenen Farben auszu-
580
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Bartolozzi — Bartoluccio
schaft von anderen Stechern, wie Vivares,
Byrne, Browne, ausführen lassen. Meist aus
Gefälligkeit stach B. Blätter für Einladungen
und Eintrittskarten, besonders für Wohltätig-
kcitsvorstellungcn, Bälle u. dgl. (sog. benefit-
tickets), eine Gattung des Stiches, der er
durch seine leichte, duftige Formgebung und
seinen feinen Geschmack einen eigenen Cha-
rakter gegeben hat. Ernstere künstlerische
Absichten verfolgten die zahlreichen Nach-
bildungen von Zeichnungen alter Meister, für
die B. seine ganze technische Geschicklichkeit
aufgewandt hat. Der Auftrag Daltons zur
Reproduktion der Guercino-Zcichnungen gab,
wie schon erwähnt, den Anlaß zu seiner Be-
rufung nach England. Hier hat er dann noch
eine zweite Folge von Zeichnungen Guercinos
und anderer italien. Maler, besonders Ca-
stiglioncs, ausgeführt und sich bemüht, durch
verschiedene Techniken, durch Schabkunst
und Aquatinta, den Charakter der Originale
wiederzugeben. Besonders berühmt sind die
„Imitations of orig, drawings by Hans Hol-
bein in the Coli, of H. Majesty“ (1792), die
vornehmlich in Punktiermanicr und in Farben
ausgeführt sind. Als eigentliche Faksimiles
können sie nicht gelten, und sind als solche
wohl auch nicht beabsichtigt gewesen. B.
hat seine Vorlagen auch in diesem Falle ziem-
lich selbständig behandelt und ihnen einen
mehr bildmäßigen Charakter gegeben, dafür
dann neben viel Lob auch manchen Tadel hin-
nehmen müssen. Besondere Erwähnung ver-
dienen in diesem Zusammenhänge die vorzüg-
lichen Nachbildungen, die B. nach den Gem-
men der Sammlung des Herzogs von Marl-
borough angefertigt hat (2 Bdc., 1789 — 90).
Obwohl B. ein vorzüglicher, selbstständiger
Zeichner war, hat er doch nur wenige Blätter
nach seiner eigenen Erfindung gestochen, wie
den Market of Love (1795), Eros und Psyche
(1789), Caritas und Prudencc und einige an-
dere ähnliche Darstellungen.
B.s ganzes Werk hat sein letzter Biograph,
A. W. Tuer (Bartolozzi and his works, a biogr.
and descript. account of his life and carcer, Lond.
1882) in 2200 Mumm, zusammengcstellt. Ein neues
eingehendes, wie zu erwarten ist, sehr gründlich
gearbeitetes Verzeichnis bereitet Graf B a u d i
di V e s m e seit längerer Zeit vor. Von anderen
Schriften über B. sind zu erwähnen : Z a n i,
Enc. III 110 u. Anm. 57. — Mariette, AWce-
dario I 78. — Meyer, Kstlcrlex. — Gaz. d.
Beaux-Arts 1889, I 387. — Portalis-Bc-
r a 1 d i, I.es graveurs du XVIII« siede. I (1880)
98 ff. — L’Artc II (1899) 1197. — Bibliofilia I
(1899) 73. — B rin ton, Bartolozzi and his
pupils in England. London 1901. — J. T. Her-
bert Bailly, Fr. Bartolozzi, London 1907
(„The Connoisseur", Extra Number 3). P. K.
Bartolozzi, Gactano Stefano, italien.
Kupferstecher, Sohn des Francesco B., geb.
1757, lebte mit seinem Vater in London bis
1797, dann in Paris, wo er am 25. 8. 1821
starb. Er beschäftigte sich viel mit Musik —
die Sängerin Frau Vcstris war seine Tochter
— und nur nebenbei mit dem Kupferstich.
Das British Museum bewahrt eine Zeichnung
von ihm, das Bildnis des George Viscount Ma-
cartney nach W. Edridge. Von seinen Kupfer-
stichen werden nur erwähnt: das Bildnis der
Madame Recamier nach Cosway und eine
weibliche Aktfigur nach einer Zeichnung von
Ann. Carracci für Ottleys Italian School of
Design (London 1823). S. auch Francesco B.
Meyer, Kstlerlex. — Bryan, DIct. — B i n -
y o n, Cat. of drawings in the British Museum.
P. K.
Bartolozzi, Pietro, Maler des 18. Jahrh.,
in Rom tätig; nur erwähnt bei Zani, Enc. met.
III 110.
Bartolt van Hemmynghe (Hemmingen
bei Hannover), Baumeister, 1480 — 1509 ur-
kundlich genannt. Er wird bei dem Bau des
Zwingers zu Hannover (1492) unter den Mau-
rermeistern aufgeführt, kommt später vielfach
am Rathausbau daselbst vor (namentlich
1503) und wird zuletzt 1509 am Bau des
Brodscharrcns ebendort erwähnt.
M i t h o f f, Mittclaltcrl. Kstler. u. Werkmstr.
Nicdersachs. u. Westf. 2. Ausg. 1885. H. V.
Bartolucci, Giovanni, Maler in Siena
im 18. Jahrh., nach Zani, Enc. met. III 110. —
Vielleicht identisch mit einem bei Octtingcr,
Moniteur des dates, erwähnten Giov. Barla-
lucci, Maler und Architekt in Siena (1732 —
1802).
Bartolucci, Mattia, da San Bellin o,
hat die von Bibiena begonnenen Kuppelfres-
ken im Sanctuarium von N. D. di Vico bei
Mondovi (Piemont) laut Dokument 1746 fort-
geführt.
Rass. Bibliogr. d. arte it. II 134. — L. Me-
lano Rossi, The Santuario of the Madonna
di Vico, London, 1907.
Bartoluccio di A n g c 1 u c c i o, s. Barto-
lommeo di A.
Bartoluccio di Maestro Bartolo. In
die Zunft der Miniaturisten zu Perugia ein-
geschrieben. Wohnte daselbst im Quartier
Porta Sole und bekleidete das Ehrenamt des
Priors im 4. Bimester 1364.
L’Arte dei Miniatori in Perugia (Giorn. di
Erud. Art. Vol. II, 1873 p. 314). Walter Bombe.
Bartoluccio di Costanziolo, war Ca-
merlengo der Perugincr Malerzunft iin ersten
Semester 1377. In der Matrikel wird er nicht
genannt. Walter Bombe.
Bartoluccio (Bartolo) di Michele, Gold-
schmied in Florenz, Adoptivvater und erster
Lehrer des Lorcnzo Ghibcrti, Mitarbeiter
beim Konkurrenzrclicf für die erste Bronze-
tür am Baptisterium und den weiteren Ar-
beiten. Sein Tod fällt um 1422. Vasari will
Zeichnungen von ihm besessen haben, irrt
aber in der Angabe, daß Ghiberti an der Pa-
radiesestür in der Nähe seiner Künstlcrsig-
natur Bartoluccios Porträt angebracht habe.
Es ist dies in der Tat Ghibertis eigenes Por-
582
Bartsch
regne de l'Empercur Maximilien I. etc. Wien.
1798, mit Holzschnitten nach H. Burgkniair;
Images des Saints et Saintes issus de la Fa-
milie de l’Empercur Maximilien I., en une
suite de cent dix-ncuf planchcs gravees en
bois d’apres les dessins de Hans Burgkmair.
Wien. 1799.
Neben seiner schriftstellerischen Arbeit war
er unausgesetzt auch als Kupferstecher tätig;
ein vollständiges u. ausführlich beschreibendes
Verzeichnis der von ihm gestochenen Blätter
— die Zahl derselben beläuft sich auf 505 —
veröffentlichte sein Sohn Friedrich 1808.
Einige derselben hat B. nach eigener Erfin-
dung gestochen, die meisten nach Zeichnun-
gen verschiedener Meister, wenige nach Ge-
mälden. Den Grabstichel und die Radier-
nadel führte er mit gleicher Sicherheit und
verstand insbesondere, in seinen Kopien von
Stichen und Radierungen älterer Meister, die
verschiedenartigen Manieren derselben tref-
fend nachzuahmen. Außer diesen Kopien ge-
hören zu seinen besten Blättern die Faksimile-
Stiche nach Handzeichnungen Dürers und
Gucrcinos und die Tierstücke nach Roos,
Pottcr, Bereitem, van Bioemen u. a. Für
einige der letzteren, die nur Teile der Origi-
nalkompositioncn wiedergeben, erfand und
zeichnete Molitor die landschaftlichen Hin-
tergründe. Seine Blätter sind entweder mit
dem oben angegebenen Monogramm, oder den
Buchstaben: A. B.f A. B. f., A. B. sc. oder
mit den Abbreviaturen seines Namens: A.
Btch. und A. Btsch. bezeichnet.
Meyer, Kstlcrlex. III 78—82 (mit Aufzäh-
lung seiner Schriften und seines vollständigen
ocuvre). II. V.
Bartsch, Carl Frcderik, dän. Maler u.
Radierer, geb. am 19. 11. 1829, Schüler der
Kunstakademie in Kopenhagen, später an der
kgl. Porzcllanfabrik angestellt. Er hat Land-
schaften mit Tierstücken gemalt und einige
Blätter radiert, welche der Kopenhagcner
Kunstverein 1850 hcrausgab.
Meyer, Kstlerlcx. III (wo seine Radierun-
gen angeführt sind) nennt ihn fälschlich Chri-
stian B. und f 1867. — Weilbach, Nyt dansk
Kunstnerlex. I (1896). — Ausstellungskataloge
(Charlottenborg) 1848—1857 und 1877—1895.
A. R.
Bartsch, Else, Landschafts- und Blumen-
malerin in Breslau, Tochter des Ritterguts-
besitzers R. Bartsch in Lilienthal bei Bres-
lau, besucht etwa sieben Jahre die Kgl. Kunst-
schule in Breslau, an der sie darauf einige
Jahre als Hilfslehrerin tätig war. Seit 1903
selbständige Mallehrcrin. War kurze Zeit
Schülerin von Frau Wisinger-Florian in
Wien. Auf der Großen Kstausst. Berlin
1906 war sie mit 2 Gouachen: Kornblumen
und Märzblüten vertreten. £. Hintse.
Bartsch, Friedrich, Zinngießer in Bres-
lau, wird c. 1665 Meister. Stirbt 43 Jahre alt
am 26. 12. 1681. Sein Meisterzcichen eine
Hausmarke, darüber die Initialen FB. Stadt-
zeichen das Breslauer W. Von ihm eine
schöne große Zinnkanne auf Löwenfüßen vom
Jahre 1666 in der Innungsstubc der Weiß-
gerber in Breslau. £. Hintie.
Bartsch, Gustav, Porträt- u. Gcnremaler,
geb. am 12. 7. 1821 in Glciwitz (Oberschles.),
tätig in Blascwitz bei Dresden, vielgenannt
gelegentlich der Kunstausstellungen in den
60er und 70er Jahren des 19. Jahrh. Eine
Handzeichnung von ihm, Brandlöschung durch
Feuerwehr, in der Nationalgalerie, Berlin.
Dioskuren 1856 p. 6: 1860 p. 10, 417: 1861 p.
330 ; 1864 p. 10, 27, 165 ; 1868 p. 364 ; 1872 p.
306. — Katal. der Akadeinieausst. Berlin 1856,
1 860. — F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19.
Jahrh. **
Bartsch, Hans, Maler, lernt bei dem Ma-
ler Martin Bucella in Kanth in Schlesien und
bei Wenzel Buhl in Breslau u. wird 1637 in die
Breslauer Malerinnung aufgenommen. C. B.
Bartsch, Johann Gottfried, reprodu-
zierender Kupferstecher, Schönschreiber und
Zeichner, geb. zu Schweidnitz in Schlesien,
erhielt 1674 in Berlin die Stelle eines Hof-
kupfcrstechcrs, die er bis 1684 innehatte. In
den 90er Jahren finden wir ihn für den be-
kannten Breslauer Sammler Joh. Sigismund
von Haunold beschäftigt. Die Anzahl seiner
Blätter beläuft sich auf gegen 150, von denen
indes nur der geringere Teil sein Monogramm
trägt. Er stach u. a. 29 Platten nach Gemäl-
den der kurfürstl. Galerie in Berlin, außer-
dem namentlich Porträts. Mehrere von ihm
im Aufträge v. Haunolds angefertigte Manu-
skripte werden in der Breslauer Stadtbiblio-
thek aufbewahrt.
Le Blanc, Manuel I 183. — Nagler, Mo-
nogr. I No. 1632. — Jahrb. d. k. pr. Kstsannnlgn.
IV 126. — Mit Notizen von C. Buchwald. //. V.
Bartsch (Partsch, Pars), Johann Jo-
seph, Goldarbeiter in Olmütz, am 27. 10.
1715 von dem dortigen Paul Hanikh freige-
sagt, wurde am 13. 7. 1722 Meister und ist
1723 Besitzer des Hauses Elisabethstraße 6,
Verlorcnegasse 43. Er dürfte identisch sein
mit jenem Partsch. welcher 1723, gelegentlich
der Anfertigung seines Meisterstückes, einmal
Johann, das andere Mal Joseph genannt wird,
wobei ihm eine Geldstrafe auferlcgt wurde,
weil er die Zeit überschritten hatte, wogegen
er protestierte. Außerdem kommt er 1729
(26. März) vor und als Johann Partsch auch
1732 in einer Konsignation der Goldschmiede
in Mähren. Aus diesem letzteren Jahre ist
ein Verzeichnis der von ihm für den Abt des
Klosters Hradisch (bei Olmütz) gelieferten
„goldt Arbeuthcr Arbeit“ erhalten, welches
die Edelsteine und Fassungsarbeit aufzählt, in
Summe 2204 fl. 30 xr., wofür er am 6. 1.
1733 rund 2200 fl: erhielt. 1735 finden wir
ihn zweimal genannt. 1745 erscheint Joseph
Partsch, Weinhändler, früher Goldarbeiter,
als Besitzer des Hauses Oberring 18. Am
584
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Bartsch — Barucco
14. 1. 1766 ist Johann Partsch mit Tod ab-
gegangen.
C. S c h i r e k, Mitteil, des Mähr. Gew.-Mus.
in Brünn 1893 p. 2G und 30, 1894 p. 81. —
Ders., Punzierung in Mähren 1902 p. 39,
41 und 151. — K. k. Statthaltcrci-Archiv Brünn.
Faszikel F 38, G 85. — k.
Bartsch (Partsch), Joseph, Maler aus
Wölfelsdorf in der Grafsch. Glatz; malt 1753
die Minoritenkirche in Glatz aus und staffiert
1774 einen Altar in der Kirche in Habcl-
schwerdt. C. B.
Bartsch, Joseph, Maler in Breslau, er-
wirbt das Bürgerrecht am 6. 2. 1795.
E. Hintee.
Bartsch, Philipp Anton, Maler, geb.
am 12. 12. 1742 in Breslau, f daselbst 1788.
Malte Vögel, Blumen (eine Flora Silcsiaca)
und Landschaften. c. B.
Bartsch, Zacharias, tüchtiger Form-
schneider und Buchdrucker in Graz, wo er
wahrscheinlich kurz vor 1588 starb. Er gab
1567 die im Rittersaal des Landhauses al
fresco gemalten Wappen der steir. Landstände
in 166 Holzschnitten heraus. Diese Wappen
sind vor einiger Zeit bei einer Restaurierung
des Landhauses von den Wänden entfernt
worden. Vier Jahre später erschien bei ihm:
„Dav. Saxcn rhetoris Elcgiacon de Miseria
humanae vitae. Graccii Styriae metropoli ex
officina typographica Zachariae Bartschii
MDLXX.“ Ferner illustrierte er das Werk
von Sponrieb: „Wahrhafte Beschreibung des
Einzuges Carl II ... in Graz, 1571“ mit den
Abbildungen der 9 Triumphpforten, des Brun-
nens, dem Einritt und dem Turnier, sowie
zahlreichen Wappen in Holzschnitt. Für das
bei ihm erschienene Werk: „Des Ertzhertzog-
thumbs Khärndten verbessert und New auf-
gerichtc Policeyordnung, Graz 1578“ fertigte
er die Wappen und eine Randleiste, für die
„Kalender“ die Titelblätter in Holzschnitt.
Meyer, Kstlcrlex. III. — W a s 1 1 e r. Stei-
risch. Kstlcrlcx. 1883. H. V.
Bartscher, P., Maler zu Osnabrück, Anfang
des 19. Jahrh., königl. westphäl. Hof- und
Kabinettsmaler, versuchte sich um 1811 mit
Glück in der enkaustischen Malerei.
Nagler, Kstlerlex. I. H. V.
Bartsius, Willem, geb. in Enkhuizen etwa
1612, Sohn des dortigen „Pensionaris“ Pau-
lus Bartsius und der Frederickgcn Meynerts-
dr., kam 1634 in die Zunft in Alkmaar, wohnte
jedoch 1636 in Amsterdam und war 1639
noch am Leben. Seine Schwester Aecht war
die Frau von Pieter Potter. 1634 hat er ein
sehr verdienstvolles Schützenstück gemalt
für Alkmaar, noch jetzt im Museum daselbst.
Außerdem sind nur wenige seiner Porträts
und Genredarstellungen bekannt. Ein klei-
nes männliches Bildnis, ganze Figur, von
1634 war als von Willem Buytcwcch 1887 in
Mainz ausgestellt. In der Sammlung James
Simon in Berlin ist ein reizender Lauten-
schläger von 1633. Auch in einigen anderen
Privatsammlungen sind noch Werke seiner
Hand. Er bczeichnete seine Bilder mit sei-
nem vollen Namen oder mit den Initialen
W. B. Abraham Meyndcrtsz. war 1634 in
Alkmaar sein Schüler.
Oud-Holland XI 36 — 38. — Obrecns Ar-
chief II 41. — Ncderl. Kunstbode II 90. —
Krantm, De Levens etc.
C. IV. Bruinvis und E. IV. Mocs.
Bartuccio di Rustichcllo, Steinmetz
in Orvieto, wo er 1321 — 37 an der Ausfüh-
rung der Ornamentskulpturen der Domfas-
sade beteiligt war.
L. Fumi, II Duomo di Orvieto (1891) p. 28,
42, 55. •
Bartus, Stanislaw, poln. Porträtmaler,
geb. 1821 in Galizien, lebte in Lemberg, wo er
1859 starb. Seine Arbeiten in der Baworows-
kischen Bibliothek in Lemberg und sonst im
Privatbcsitz.
A n t o n i e w i c z, Katalog wystawy. Lwow
1894 p. 212. — Mycielski, Sto lat malarst-
wa w Polsce. — Singer, Kstlerlex. V. Nach-
träge. Z. Batoxvski.
Bartusch, ung. Maler 1505 in Brassö, Ung.
dokumentarisch erwähnt.
Archaeologiai Brtesitö, üj f. Budapest VIII
167. K. Lyka.
Bartzfeldt, Adolf, Glockengießer von Er-
furt, goß laut Inschrift 1638 die mit reichen
plastischen Friesverzierungen geschmückten
drei Glocken der Kirche zu Syrau.
Bau- u. Kstdenkmälcr d. Kgr. Sachsen, 188S
Heft 11 v. 82. H. V.
Baruan, Fernando, Maler in Sevilla,
1503 erwähnt.
G c s t o s o, Artif. Sevill. II 15. M. v. B.
Barucci, Pietro, italien. Landschafts-,
Genre- und Marinemaler, geb. am 20. 4. 1845,
ausgebildet unter Achillc Vertunni an der
Akademie in Rom, die ihm 1878 eine Me-
daille für Landschaftsmalerei verlieh; tätig in
Rom als Landschafter im Stile Vcrtunnis.
Unter seinen pittoresken Stimmungsland-
schaften aus der römischen Campagna und
den Bergen der Apcnnincn werden mit be-
sonderem Lob erwähnt die Gemälde „La pa-
ludc“, — „Castel Fusano“ (1883 in Rom
ausgestellt), — „Lake in the Apennincs“
(1893 in Chicago ausgestellt), — „I timo-
lcti di Maccaresc“ und „L’albucccto di Ca-
stcl Fusano“ (1901 in Rom ausgestellt).
Gubernatis, Diz. d. art. ital. viventi
(1889). — L’Art en Italie 1885, No. 46 p. 6. —
Katalog der Wiener Künstlcrhaus-Ausstellung
1894, p. 23 f. — L’Arte 1901, p. 182. — Natura
cd Arte 1901—2, II 95—104. — W i 1 1 a r d, Hi-
story of modern Ital. art (1902) p. 582.
G. Tulino.
Barucco, G i a c o m o, Maler, geb. 15S2 in
Brescia, tätig daselbst noch 1630. Lanzi er-
wähnt ihn unter den Manieristen der Palmes-
ken Richtung; er arbeitete vielfach gemein-
schaftlich mit Ant. Gandini und Camillo Ra-
ma (so im Hauptschiff der Kirche Carmini in
Baruch — Barvitius
Brescia die Propheten und Sibyllen; in S.
Domenico ebenda die 15 Mysterien — von B.
„li Gaudiosi“ — ; im Oratorio von S. Gio-
vanni das Leben Johannes des Täufers und
Johannes des Evangelisten in Fresko). In
S. Afra zu Brescia malte er über der Haupt-
tür das Inferno, in der Kirche Deila Miseri-
cordia ebenda die Kreuztragung.
Lanzi, Storia pittor. 5. Ed. 1834 III 205. —
Meyer, Kstlerlex. III (mit alt. Lit.). — Vita,
Catal. dell’ Esposiz. Bresciano 1878 p. 50. —
Commentari del Ateneo di Brescia 1896 p. 179 —
198. H. V.
Baruch, Salomon, Fayencier, erwirbt 1S03
die von Bcaumont in Ostrog bei Ratibor ge-
gründete Manufaktur für Steingut u. Wcdg-
wood-Warc. E. Hintxe.
Baruch, Samuel, Maler, geb. um 1823
in Frankfurt a. M., trat 1839 in die Kunst-
schule des Städclschen Instituts, verblieb dort
bis 1842, ging dann nach Antwerpen, um sich
unter Wappers weiter zu bilden. „Hat ein
Aufsehen machendes großes Gemälde „Die
Sintflut“ gemalt, ging später nach England
und hat nichts Hervorragendes mehr gelei-
stet.“ (Malß im Schülerverzeichnis der
Kunstschule.)
Schorns Kunstblatt 1847 S. 4 u. 88. Sehre y.
Baruel (Barruel), Jean Guillaumc
E u c li a i r e, Maler in Kopenhagen, gcb. am
20. 2. 1809, f am 6. 10. 1862. Sohn des cin-
gewanderten französ. Dekorationsmalers Jean
Matliicu Baru'cl. Studierte seit 1825 auf der
Kunstakademie und stellte von 1829 — 1S39
Porträts aus. übernahm später das Geschäft
des Vaters.
W e i 1 b a c h, Nyt Dansk Kunstncrlcx. •**
Baruffaldi, Francesco, Bildhauer in Mai-
land, wo er 1841 — 58 für den Dom die Sta-
tuen der Heil. Eugenius, Eutimius, Maximus,
Gactan und Margarete von Cortona schuf ;
von Caimi wird er 1862 als bereits verstorben
angeführt.
Caimi, Artisti nelle Prov. di Lombardia
(1862), p. 175. — Annali dclla Fabbrica dcl
Duomo di Milano, p. 244. E. Versa.
Baruffaldi, Giovanni Antonio, italien.
Maler, gcb. um 1796 in Ferrara, + 1832 in
Rom. Man kennt von ihm ein Madonnenbild
und ein umfangreiches Gemälde mit einer
Darstellung aus Tassos „Gcrusalemmc Libe-
rata".
G. Baruffaldi, Vite de’ pittori ctc. Fer-
raresi (1840) II 594. N. Tarchiani.
Baruffi, Alfrcdo (Barfredo), Zeichner
und Maler in Bologna, gcb. daselbst 1874,
autodidaktisch gebildet, besonders tätig für
künstlerischen Buchschmuck (Illustrationen,
Initialen, Einbanddecken, Exlibris usw.).
Seine bisherigen durch Phantasie und deli-
kate Ausführung bemerkenswerten Arbeiten
sind Illustrationen zu Alinaris Ausgabe von
Dantes „Divina Commedia“ und zur „Vita
Nuova", zu Tassos „Aminta“ usw. Als Ma-
ler beschickte er die Jahresausstellungen der
Bologneser „Societä Francesco Francia“ mit
verschiedenen Ölbildern und Aquarellen, dar-
unter z. B. „II primo bacio della primavera“.
The Studio 1901, XXII 166, 169 ; 1905, XXXIV
137 ff. (mit Abb.). — V. Pica, L’Artc decorat.
all’ Esposiz. di Torino 1902, p. 339 ; u. L’Artc
mond. all’ Esposiz. di Venezia 1905, p. 238 ff..
296 (Abb.). — Emporium (Bergamo 1904) XX
372 ff. — Kunst f. Alle XX (Kunst XI, 1904-5)
472 ff. G. Tutino.
Baruffi, Giovanni Giacomo, Holz-
schnitzer in Parma, wo er 1505 — 7 im Auf-
träge der Abtissin Cabrina Carissimi das
prächtige Chorgestühl der Kirche S. Ulderico
ausführte.
Scarabelli-Zunti, Mem. di B. Arti.
(Mscr. in Parma, Bibi. Palat.) Sl. Lottici.
Barulo, s. Barletta.
Barun (oder Buron), V i r g i 1 i o, bologn.
Freskomalcr, unter der Leitung des Prima-
ticcio in Fontainebleau 1538 — 1540 tätig und
da als Hilfsarbeiter von erstem Rang bezahlt.
Schüler des Ferrarescn Lorenzo Costa in Bo-
logna.
L a b o r d e, Comptes des Bätiments du roi I
132. — M a 1 v a s i a, Felsina pittrice I 60.
L. Dimicr.
Baruzzi, Andrea, s. unter Andrea di
Alessandro.
Baruzzi, Cincinnato, Bildhauer aus
Imola, arbeitete in Imola, Ferrara und Rom
und ließ sich schließlich in Bologna nieder,
wo er im Anfang des Jahres 1878 in hohem
Alter starb. B. war wohl ausschließlich Mar-
morbildner und gehörte als Schüler Canovas
der klassizistischen Richtung an. Grabdenk-
mäler von ihm auf dem städtischen Friedhof
zu Ferrara (Certosa). Erwähnt werden fer-
ner (Giornale Arcadico 1822, Vol. 15. p. 391,
1827, Vol. 35, p. 97 — 101) eine sitzende
Nymphe, einst im Besitz des Herzogs von
Bedford, und eine Marmorfigur Sylvia.
A v v e n t i, Guida per Ferrara 1S38 p. 226,
228. — Chroniquc des arts 1878 p. 44. — C.
Ricci, Guida di Ravenna, 1900 p. 30, 112.
Walter Bombe.
Barvitius, Anton, Architekt, geb. 1823 in
Prag, studierte in Wien unter Ed. v. d. Nüll,
bildete sich weiter aus auf einer Reise nach
Italien, während welcher er sehr genaue Auf-
nahmen von spätmittclaltcrlichcn und Früh-
rcnaissanccbautcn anfertigte. In Rom wurde
ihm 1854 die Leitung der Restauration am
österreichischen Gesandtschaftspalais. Palazzo
di Venezia, übertragen, welche Arbeit die po-
litischen Ereignisse von 1866 unterbrachen,
worauf B. nach Prag zurückkehrtc ; auf dem
Friedhofe von Volsan bei Prag führte er den
Bau einer großen Doppelgruft in modernisiert
romanischem Stile aus, deren Vorhalle mit
Fresken und Basreliefs geschmückt wurde.
Dann erbaute er mehrere Landhäuser bei
Prag, in Bubenc, u. leitete deren Dekoration
mit Grotesken, Fresko- u. Temperamalereien.
586
Barvitius — Bary
Meyer, Kstlerlex. III. — Zeitschr. f. bild.
Kst. IV 247, V 215. — Kunstchronik II 159.
H. V.
Barvitius, Victor, Maler, Böhmen, wurde
am 28. 3. 1834 als Sohn des Kassiers bei d.
Grafen Buquoy gcb. und besuchte die Prager
Malerakadcmie unter Rüben und Engerth.
Von Prag aus ging er nach Paris, wo er sich
1865 bis 68 auf hielt und im Gegensätze zu
den Prager Studien, die ihn vornehmlich auf
den großen historischen Stil verwiesen, dem
Genrebild widmete. Auf diesem Gebiete zog
Barvitius insbesondere Motive vor, in denen
er den edlen Schwung des Pferdes verwenden
konnte. Die Bilder fanden viel Anklang und
wurden zumeist nach Amerika verkauft. Auch
das kaiserliche Haus besitzt Werke von sei-
ner Hand. Nach Prag zurückgekehrt, führte
er, dem Einflüsse seiner ersten Meister fol-
gend, figurale Fresken aus. (Villa Lanna, Bu-
bentsch, — Rathaus in Weinberge, Prag u. a.)
— Ein schwieriges aber überaus dankbares
Gebiet erschloß sich Barvitius, als er zum
Inspektor der Gemäldegalerie des Vereins
patriotischer Kunstfreunde in Böhmen er-
nannt wurde. Als solcher hatte er auch die
Aufgabe, an der Malerakademie Perspektive
zu lehren, und die meisten namhaften Künst-
ler Prags waren seine Schüler.
Besonders wertvoll für die künstlerische
Geschichte Prags ist seine Festschrift: „Die
ersten 25 Jahre des St. Lukas- Vereines und
Rückblick auf die früheren Vereinigungen
bildender Künstler in Prag von 1848 — 95.“
Er starb den 9. Juni 1902 zu Prag.
Biographisches Jahrbuch u. deutscher Nekro-
log VII 102 (H. Schmeder). — Jahrbuch der
bildenden Kunst II 102. — Bohemia Nekrolog
1902. S. Scheglmann.
Barwell, Frederick Bacon, englischer
Genre- und Landschaftsmaler, gcb. in Nor-
wich, Schüler der R. Academy. In deren
Ausst. war er von 1855 — 1887 regelmäßig ver-
treten. Später stellte er nur noch selten aus,
z. B. 1894 im Inst, of painters in Oil Colours.
Er wohnte zuletzt in Swansea und muß 1897
gestorben sein.
Meyer, Kstlerlex. III 83. — Graves, The
R. Acad. of Arts, I 137. — The Years Art 1880 —
1897. •*
Barwell, Henry George, engl. Aqua-
rellmaler, tätig in Norwich, gcb. 1829, f am
9. 7. 1898, malte meist englische Szenerien,
die viel Beifall fanden. **
Barwig, Franz, Bildhauer, geb. zu Schönau
bei Neutitschein in Mähren am 19. 4. 1868,
besuchte die Wiener Kunstgewerbeschule von
1888 — 1897 und beschäftigte sich dann mit
kunstgewerblichen Arbeiten modernen Stils
in jedem Material und mit kirchl. Arbeiten
in Holz und Stein. Als Lehrer der k. k.
Fachschule für Holzbearbeitung in Villach
ist er gegenwärtig dem Lehrmittelbureau am
österr. Museum für Kunst und Industrie in
Wien zugewiesen.
K o s e 1, Dcutsch-österr. Künstler- u. Schrift-
stellerlex. I (1902). — Jahrbuch d. höheren Un-
terrichtswesens in Österreich (1907) S. 449.
IV. Schram.
Bary, Dav i d, wird 1661 als Maler in
Haarlem erwähnt.
v. d. Willigen, Les Artistes de Harletn 38.
E. W. Afoes.
Bary, Eduard Robert, Geschichtsma-
ler, geb. am 2. 12. 1813 zu Dresden, studierte
dort und in Düsseldorf, ging als sächsischer
Stipendiat Ende 1840 nach Italien, weilte in
Rom von Januar 1841 bis Sommer 1843, wo
sein Bildnis im Künstleralbum dat. 1. 5. 1843.
Seit Nov. 1849 war er Lehrer, seit 1853 Pro-
fessor an der Dresdener Akademie, t am 28.
6. 1875 in Dresden. Im Aufträge der sächs.
Reg. entwarf er den Karton zu einer großen
Glasmalerei für die Kirche in Wildcnfels im
Erzgeb.
W o 1 f g. Müller, Düsseldorfer Künstler,
S. 42. — Ponte Molle-Akten zu Roin. — Dres-
dener Akad.-Akten. — Bötticher, Malerwerkc
d. 19. Jahrh. (mit Verz. einiger Werke). — Kat.
d. Ausst. Dresdn. Maler 1800 — 1850 ; Dresden
1908. Friedr. Noack.
Bary, H e n d r i c k, um 1640 in Gouda ge-
boren, Sohn des Tabakhändlers Hendrick
Bary und Heyltje Aerts. Nachdem sein Va-
ter sehr bald nach seiner Geburt gestorben
war, heiratete seine Mutter am 28. 12. 1642
den Rotterdamer Willem Govertsz. Bosboom.
Wahrscheinlich hat der junge Hendrick also
seine Jugendjahre in Rotterdam verlebt. Er
wurde aber in seiner Vaterstadt zu einem
tüchtigen Kupferstecher von Reynier ä Per-
syn erzogen, für den er auch ein Blatt zur
Galeria Giustiniana gestochen hat. Sein äl-
tester datierter Stich, eine noch schülerhaft
behandelte Befreiung Petri nach Gysbert van
der Kuyl, ist von 1657. Schon viel erfreu-
licher ist ein Porträt, das er 1658 von seinem
Schwager Aernout Carlier stach. Von 1659
und 1660 sind zwei kleine Selbstporträts.
Am 6. 3. 1666 zahlte er seinen Jahresbeitrag
der Confrerie im Haag und am 10. 12. 1667
unterschrieb er deren Statuten. Nachher ist
er aber wieder nach Gouda gezogen, wo er
1672 — 1675 Fähnrich der Schützen und 1677
bis 1703 Zuchthausvater war. Da sein letzt-
datierter Stich von 1675 (Porträt des Pfar-
rers Simon Simonidcs) ist, scheint er in spä-
teren Jahren nicht mehr als Künstler tätig
gewesen zu sein. Vielleicht hat seine Ver-
heiratung in Gouda am 4. 2. 1676 mit der
Bürgermeisterstochter Margriete Suys dazu
beigetragen. Jedenfalls ist er 1683 als Holz-
händler daselbst erwähnt. Am 16. 2. 1707 wurde
er von seiner Wohnung in der Wachterstraat in
vornehmer Weise begraben. Von seinen sechs
Kindern hat sich keines der Kunst gewidmet.
In sauberer und eleganter Manier hat er mit
587
Bary — Barye
kräftiger Hand eine ziemlich große Zahl Por-
träts gestochen, unter denen hervorragen : die
Bildnisse von Hier, van Beverningk nach Jan
de Bacn, Joannes de Bout nach H. van Vliet,
Barth. Pracvostius nach A. Bäcker, Corn.
Tromp nach J. de Bacn, David Vlugh, Joh.
de Witt nach Caspar Netscher und nament-
lich das herrliche Porträt des Admirals de
Ruyter, nach F. Bol (1673). Weniger bedeu-
tend sind seine sonstigen Arbeiten, Genrodar-
stcllungen nach Pieter Aertsz, Frans van
Mieris u. a. und Buchtitel. Auch hat er sämt-
liche Illustrationen in R. de Graaf, De mu-
lierum organis gencrationi inservientibus, L-B.
1672 gestochen.
J. Oudaan, Roomscke Mogcntheid, Amst.
1664, Vorrede. — Obreens Archief II 12, IV
65, 67, 152, V 134, VI 65-69. — M tycr, Kst-
lcrlex. III 83 (Artikel von W. von Scidlitz).
E. W. M ocs.
Bary, P. de. Von ihm ist ein kleines Or-
namentblatt für Goldschmiede bekannt, be-
zeichnet: P. de Bary Anno 1727.
E. W. Moes.
Barye, Alfred, französ. Bildhauer, geh.
in Paris als Sohn des Antoine-Louis B. Aus-
gebildet in der Werkstatt seines Vaters, war
er hauptsächlich als Tier- und Bronzcbildner
im Stile seines Vaters tätig. So stellte er in
den Salons 1864 — 66 eine Anzahl Rennpferd-
Bronzen und 1874 eine Rebhühnergruppe aus;
1882 sah man von ihm eine Genrebronze, dar-
stellend einen italicn. Buffone des 16. Jahrh.
Bellier-Auvray, Dict. g<n. des Artistcs
u. Supplement. S. Larni,
Barye, Antoine-Louis, französ. Bild-
hauer, geh. am 24. 9. 1796 in Paris, f am 28.
6. 1875. Sohn eines Goldschmieds, kam mit
14 Jahren in die Lehre des Mctallgraveurs
Fourier, wurde 1818 in die Ecole des B.-Arts
aufgenommen, studierte zunächst unter der
Leitung Bosios (die Bildhauerkunst), dann
unter Gros (die Malerei). 1820 errang er
den Rompreis. Den ersten bedeutenden Er-
folg hatte er im Salon von 1831 mit der plasti-
schen Gruppe: „Ein Tiger, der ein Krokodil
zerreißt“ (Louvre-Mus.). Mit diesem Werk
und noch mehr mit dem folgenden : „Ein
Löwe im Kampf mit einer Schlange“ (im Sa-
lon von 1832) trat in der französischen Plastik
eine neue Richtung hervor, derjenigen ver-
wandt, die Gericault, der auf Baryes Entwick-
lung nicht ohne direkten Einfluß war, in der
Malerei verfolgte. Mit ihrer packenden Na-
turwahrheit und der leidenschaftlichen Ener-
gie in Ausdruck und Bewegung bczcichneten
diese Werke die entschiedenste Abwendung
von der bisher herrschenden akademisch kon-
ventionellen Manier. Bald nachher hatte B.
für den Herzog von Orleans eine Reihe von
Tafelaufsätzen in Bronze auszuführen, Sze-
nen von Tiger-, Löwen- und Bärenjagden, an
denen die Kraft und Kühnheit der Erfindung
ebensosehr, wie die Feinheit der Dctailbc-
handlung gerühmt werden. In die folgende Zeit
(bis 1836) gehören: Das Bronzerclief am
Postament der Julisäule auf dem Bastillcplatz,
das einen ruhig und majestätisch schreitenden
Löwen darstellt, die tote Gazelle und der Bä-
renkampf, die der Herzog von Orleans er-
warb, ein Elefant, für den Herzog von Ne-
mours, und die schöne Gruppe: „Ein junger
Löwe im Kampf mit einem Pferd“, für den
Herzog von Luynes modelliert. In den Sa-
lons von 1835 und 1836 waren der oben er-
wähnte „Tiger“ und der „Löwe im Kampf
mit der Schlange" in Bronze ausgestellt, spä-
ter wurden sic vom Staate erworben, jener
für das Ministerium des Innern, dieser für
den Tuilcriengarten.
1837 erklärte sich die akademische Jury des
Salons gegen die Richtung Baryes, indem sie
die von ihm eingesandten Bronzen nicht in
die Ausstellung aufnahm. Er hielt sich nun
10 Jahre lang vom Salon gänzlich fern, nahm
ein Patent als Bronzier und gründete als sol-
cher ein eigenes Geschäft. Eine Menge von
kleineren und größeren Bronzearbeiten ent-
stand in dieser Zeit, außer Tierdarstellungen,
die seine Spezialität blieben, auch kunstge-
werbliche Gegenstände, Vasen, Kandelaber
u. dgl., sowie einige mythologische Figuren,
die Grazien, Venus und Juno, die in ihrer
eigentümlichen, fein naturalistischen Behand-
lung kaum geringeren Beifall fanden, als die
Tierbildcr. Für die Kirche De la Madcleinc
lieferte er auf Bestellung die Marmorfigur
der hl. Clotilde, eine Arbeit, die allerdings
nicht verkennen läßt, daß der Künstler seiner
Aufgabe ziemlich fremd gegenüberstand.
Auf dem Feld seiner eigentlichen Begabung
trat B. 1847 mit einem großen Werke hervor,
in dem sich eine neue Phase seiner künstleri-
schen Entwicklung kundgab. Es stellte einen
ruhenden Löwen dar und zeigte die natura-
listische Kraft seiner früheren Darstellungen
mit einer stilvollen Größe der Auffassung ver-
bunden, die er in seinen späteren Arbeiten
fast durchgehends festhielt. Das Werk er-
langte große Berühmtheit und wurde mehr-
fach in Abgüssen reproduziert. (Einen der-
selben bestellte die Akademie der Künste in
Petersburg.) 1848 zum Direktor der Abtei-
lung der Gipsabgüsse im Louvre ernannt,
bezog B. daselbst ein Atelier, in welchem
während der folgenden Zeit die beiden Mei-
sterwerke entstanden: „Der Kentaur und der
Lapith“ (in der späteren Umarbeitung ge-
nannt : „Theseus im Kampf mit dem Kentau-
ren Bienor“) u. „Der Jaguar“. Beide Werke
wurden in Bronze ausgeführt ; das erstere be-
findet sich im Museum von Puy, das letztere
im Musee du Luxembourg zu Paris. Die
Vorzüge derselben beruhen ebensosehr in
der Gewalt des Ausdrucks und der Energie
der Bewegung, wie in jener Vereinfachung
588
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Barzaghi
der Formen, die dem Charakter derselben
Stil und Größe verleiht. Zugleich sind diese
Werke Musterleistungen der Bronzetechnik.
Im Louvre findet man die vollständigste
Sammlung dieser entzückenden Kleinbronzen
vereinigt. Natürlich sind sie begehrte Ob-
jekte auch für Privatsammler wegen der Fein-
heit ihrer Ziselierung und der Schönheit ihrer
Patina.
Von den übrigen plastischen Arbeiten Ba-
ryes sind noch zu nennen: die 4 Steingrup-
pen „Krieg und Friede“, „Stärke und Mäßi-
gung“ an der Fassade des Pavillon Dcnon
und Pavillon Richelieu des Louvre, die Gie-
belgruppe „Napoleon I. als Beherrscher der
Geschichte und der Künste" am Pavillon de
Sully des Louvre, die bronzene Reiterstatue
Napoleons I. in Ajaccio. Ferner zwei Jüng-
lingsstatuen (Allegorien von Flüssen) am
Eingang der Cour du Carrouscl im Louvre;
„Tiger einen Hirsch zerreißend“ im Museum
zu Lyon ; „2 Tiger im Kampfe mit Hirschen"
und „2 Löwen im Kampfe mit einem Eber
und eine Gazelle zerreißend“ vor dem Mu-
seum zu Marseille. Wie früher, widmete er
auch in späterer Zeit dem Kunstgewerbe ein
lebhaftes Interesse und entwarf für dasselbe
eine beträchtliche Zahl von Modellen, unter
denen das für eine große Pendule im Hotel
Pereire zu Paris (mit Apollo und den Ho-
ren) besonders gerühmt wird.
Wenn sich in Baryes Vorliebe für die
Bronze und in der leidenschaftlichen Be-
wegtheit seiner plastischen Darstellungen eine
gewisse Hinneigung zum Malerischen zu er-
kennen gibt, so hat der Umstand um so mehr
als charakteristisch zu gelten, daß er neben
der Plastik die Malerei selbst zu keiner Zeit
völlig aufgab. Seine Ölbilder, unter denen
sich zahlreiche Landschaften befinden, sind
nicht ohne koloristische Kraft, wenn auch
technisch unvollkommen : sie stehen gegen
die Aquarelle des Künstlers entschieden zu-
rück, die zum großen Teil, landschaftliche
sowohl, wie Ticrschildcrungen, von seltener
Vorzüglichkeit sind. Meisterhaft sind seine
Zeichnungen von Tieren, die in den letzten
Jahren, als er die Zeichen-Professur am na-
turgeschichtlichen Mus. in Paris übernom-
men hatte, in großer Zahl entstanden. Zu-
weilen hat er sich auch in Lithographie und
Radierung versucht.
Th. Silvestre, Hist, des artistes vivant» et
etrangers 1856. — Bellier-Auvray, Dict.
gen. des artistes de l’ccole frang. — V. Four-
n e 1, Les artistes frang. cont. 1884. — A. Ale-
xandre, Barye, 1889. — B a 1 1 u, L’oeuvre de
Barye, Paris 1890. — B 6 r a 1 d i, Graveurs du
XIX« s. (Radier, u. Lithogr.). — Chron. des
arts 1887 p. 293. — Mit Notizen von S. Lami. R.
Barzaghi, Francesco, Bildhauer in Mai-
land, gcb. am 10. 2. 1839, t am 21. 8. 1892,
ausgebildet an der Brera-Akademie unter
Giov. Strazza u. V. Vcla, wurde schon 1856
von der Akademie zu Bologna für seine Mar-
morgruppc „Herkules u. Antacus" durch einen
Ehrenpreis ausgezeichnet. Die Brera-Akademie
selbst, zu deren Leiter er später ernannt wurde,
prämiierte u. erwarb seine Marmorstatuen „Ju-
dith“, „Ecce Homo“ u. „II primo amico“. Für
den Mailänder Dom schuf er noch in seinen An-
fängerjahren die Statuen der Heil. Hilarius,
Wenzeslaus u. Adelaide. Seinen großen Ruf
erwarb er sich jedoch erst in der Pariser
Ausstellung 1878 durch seine 1863 bereits in
Mailand ausgestellte „Phrync“ und durch die
1869 vollendete „Mosca cieca" (Mädchen beim
Blindekuh-Spiele), graziöse weibliche Statuen
von feiner Realistik, Eleganz und Virtuosität
der Marmorbehandlung, die auch die späteren
Arbeiten ähnlicher Art auszeichnen. In dieser
Hinsicht seien noch die zu Beginn der 70er
Jahre entstandenen Bildwerke „Silvia“, „Va-
nerella“ (kleines Mädchen im seiden. Schlcpp-
kleidc) und „Kind mit Sonnenschirm“ (20mal
wiederholt), sowie die 1S81 in Turin prämi-
ierte „Innocenza“-Statue genannt. Unter sei-
nen Monumentalskulpturen verdienen hervor-
gehoben zu werden : Die Bildnisstatucn des
Raffaello Santi in der Gallcria Vittorio Ema-
nuele, des Pompco Litta auf der Freitreppe
des Palazzo Brera, des Francesco Hayez auf
der Piazza di Brera, des Alessandro Manzoni
auf der Piazza S. Fedele u. des Giuseppe
Verdi im Atrium des Scala-Theaters zu Mai-
land; ferner die Denkmäler für Nicolö Tom-
maseo in Venedig, für Francesco Dali' Ongaro
in Neapel, für König Vittorio Emanucle in
Genua, Bergamo, Lodi u. Udine, und endlich
das prächtige Reiterstandbild Napoleons III.
im Hofe des Mailänder Scnatorcnpalastcs, das
demnächst auf einem der öffentlichen Plätze
Mailands Aufstellung finden soll. Ein unvoll-
endet hinterlassenes Denkmal für Luciano
Manara vollendet B.s Schüler Enrico Cassi.
C. Boito in Nuova Antol. 1871, p. 406 f. —
Gubernatis, Diz. d. Art. ital. viventi (1889).
— Natura cd Arte 1892, p. 745 ff. — Illustraz.
Ital. 1892, II 135. — W i 1 1 a r d, Hist, of Mo-
dern Ital. Art (London 1902). E. Vcrga.
Barzaghi, J o 1 e, Landschafts- und Blumcn-
malcrin in Lugano, geb. 1866, Nichte und
Schülerin von Antonio Barzaghi-Cattanco,
stellte in London und Bern aus.
E. L. G i r a r d bei Brun, Schweizer. Kstler-
lex. 1905. H. V.
Barzaghi-Cattaneo, Antonio, Schweizer
Historien-, Genre- und Porträtmaler, gcb.
am 15. 3. 1837 zu Lugano, Schüler der Kunst-
akad. in Mailand, bildete sich weiter auf Rei-
sen nach Venedig und Florenz ; vorzugsweise
nahm er die Altvcnczianer zum Vorbild. Ur-
sprünglich für Porträt und Genre sich bestim-
mend, wurde er, nachdem sein Talent sich An-
erkennung errungen, durch größere Aufträge
auf die Monumentalmalcrei und das Fresko
geführt. Die ersten Arbeiten dieser Gattung
Barzelli — Basaiti
waren 1867 in der Kirche S. Spiridione zu
Triest die Einzelfiguren zwischen den Kom-
positionen eines Bilderfrieses (die letzteren
von G. Bertini). Einen Saal im Hotel Na-
tional zu Luzern hat er in Fresko mit weltli-
chen Darstellungen geschmückt. Sein erstes
Staffeleibild (1861) war eine Beatrice Cenci,
fast lebensgroß. Es folgten ein Tasso (im
Mus. zu Basel) und Die Republikaner in Flo-
renz. Beifall fand ein kleines Bild, welches
anfangs der 70er Jahre auf den Schweizer
Kunstausstellungen auftrat: Diana von Poi-
tiers, welche bei Franz I. für ihren verurteil-
ten Vater um Gnade bittet. Hier trat bereits,
neben den fein individualisierten Köpfen, an
Kleidern und Gerät ein ungemein prächtiges
und harmonisch gestimmtes Kolorit hervor.
Raschen Absatz fanden seitdem seine zum
Teil lebensgroßen Halbfiguren besonders von
Frauen, durch Üppigkeit und glänzende Kar-
nation anziehend. In Wien sah man 1873,
außer zwei Studienköpfen dieser Art (Page
und sinnendes Mädchen), ein interessantes
Genrestück: „Alte und neue Korresponden-
zen", ein Bildchen, reich und glänzend in der
koloristischen Wirkung.
Eine der bedeutendsten Arbeiten dieses ori-
ginalen Künstlers sind aber die beiden (1875
vollendeten) Fresken in der reformierten Kir-
che zu Horgen, zwei mächtige Kompositionen :
„Die Gesetzgebung Mosis an sein Volk“ und
„Die Bergpredigt Christi“. Das Kolorit ist
von ungewöhnlicher Brillanz und Pracht und
trotz der außerordentlichen Kraft der Kon-
traste von harmonischer Wirkung. Nach län-
gerem Aufenthalt in Mailand führten ihn die
80er Jahre nach Paris und London, wro er
5 Jahre verweilte, mit zahlreichen Bildnisauf-
trägen beschäftigt. In dieser Zeit entstand
eines seiner Hauptgemälde: Magdalena mit
dem Leichnam Christi. Seit 1896 lebt der
Künstler in Lugano; seine letzte größere Ar-
beit sind die Bilder für die Wandelhalle des
Parlamentsgebäudes in Bern.
Arbeiten von ihm besitzen folgende Mus. :
Basel, St. Gallen, Winterthur, die Brera in
Mailand und die Dore-Galcric in London.
Gottfried Kinkel in Meyers Kstlerlex.
III. — H. Appenzeller bei Brun, Schwei-
zer. Kstlerlex. H. V.
Barzelli, Antonio, italicn. Dekorations-
maler und Miniaturist des 16. Jahrh., gcb. in
Carpi, tätig daselbst für den Herzog Ercole II.
In einem Privathaus zu Modena soll sich eine
reich verzierte Zimmerdecke von ihm erhalten
haben.
Meyer, Kstlerlex. (mit ält. Lit.). H. V.
Barzelli, Giovanni, Architekt von Carpi,
blühte gegen Ende des 15. Jahrh. und starb
zu Anfang des 16. Jahrh. im Alter von 102
Jahren. Er war tätig für die Signoria seiner
Vaterstadt, wo er den einen der mit prächti-
gen Portiken nach der Piazza sich öffnenden
Paläste erbaut haben soll, sowie im Dienste
der Herren von Lionello und Marco Pico.
Meyer, Kstlerlex. — H. Semper, Carpi,
ein Fürstensitz der Renaissance. Dresden 18S2.
Fol. H. V.
Barzelli, Giovanni-Matteo (Giovan-
ni-Maria), Architekt u. Künstler in „Scagliola-
Technik“ aus Carpi, nach Zani (Enc. met. III
113), tätig um 1556 — 1567, Schüler von Ga-
vignani.
B o n i, Biograf, deg. Artisti. 1840. H. V.
Barzius, s. Bartsius.
Bas, Martin, s. Baes.
Bas, N i c h o 1 a s du, von Brüssel, malte
1695 für die Behörden des ehemaligen Hauses
der „Vrijen“ in Brügge ein Porträt Kaiser
Karls II. für den Preis von 6 1. 16 s. 6 d. g.
— Möglicherweise identisch mit dem Pariser
Maler Lebas, Nicolas; s. dort. James Weale.
Bas, Pedro, span. Bildh., geb. in Benimä-
met 1675, um 1700 in Valencia tätig. Schüler
des Conchillos u. eines Cucvas. Von ihm eine
hl. Magdalena in San Gregorio, Bildhauer-
arbeiten an dem Hauptaltar der Kapelle San
Pedro in der Kathedrale, sowie an einigen
Altartabcrnakeln in S. Juan del Mcrcado, ein
Prozessionsbild der hl. Monica in San Agu-
stin, und der Kalvarienberg in der Kirche des
Nonnenklosters der Santa Catalina de Sena
etc.
Cean Bermudez, Dicc. I 95. — Alca-
h a 1 i, Art. Valenc. 347. M. v. B.
Bas, 1 e, s. Lebas.
Basabe, Martin, span. Bildhauer zu Au-
leztia in Vizeaya. Von 1603 — 1606 arbeitete
er den dreigeschossigen Hauptaltar der Pfarr-
kirche von Guetaria in Guipuzcoa, mit Statuen
und Basreliefs aus dem Leben Christi. Für
die gleiche Kirche führte er in Stein einen
Salvator für 80 Dukaten aus. 1612 war er
schon tot. Cean Bermudez I 96 nennt ihn
Vicente B.
V i fi a z a, Adic. II 50. M. v. B.
Basacheni, s. Baschenis.
Basaiti, Andrea. Nur von Zani, Enc.
met. III 114 als Maler in Venedig um 1666
angeführt.
Basaiti, Marco, Maler, tätig zu Venedig
in der Zeit von 1500 bis 1621. Er unterzeich-
net : Basaiti, Baxaiti, Marcus Basitus oder
Baxiti. Vasari erwähnt zwei Künstler Marco
Basaritti und Marco Basaiti als tätig in Ve-
nedig in derselben Zeit (Vasari, Edit. Mila-
nesi 1878 III 628, 646) und schreibt dem
Marco Basarini außer anderen Werken Christi
Gebet in Gethsemane in S. Giobbe zu Venedig
(jetzt Akademie) zu; dem Marco Basaiti:
Die Berufung des Jacobus und Johannes in
S. Andrea della Certosa zu Venedig (jetzt
Akademie). Angesichts der Ähnlichkeit die-
ser beiden Werke hat man erkannt, daß Va-
sari sich irrt, und daß es sich um ein und die-
selbe Person handelt. Dagegen hat man be-
zweifelt (A. Venturi, Galleria Crespi-Milano
590
Basan
1900 p. 121), daß der venetianische Künstler,
der unter einer Darstellung einer Madonna
mit dem segnenden Kinde (Galerie in Stutt-
gart No. 429) unterzeichnet: „marcho d. ioa.
B. P.“ (wohl aufzulösen: Marcho, Schüler
des Johannes Bcllini) identisch sei mit dem
Maler, der gewöhnlich Basaiti genannt wird u.
Schüler des Alvise Vivarini war. Von Marco
Basaiti fehlen urkundliche Nachrichten, nur
hat man in einem Testamente 1526 die Be-
zeichnung: „Manoli Basaiti quondam ser De-
metri“ gefunden (Ludwig-Paoletti) und aus
dem Namen Demetrius erkannt, daß die Ba-
saiti, wie Vasari sagt, griechischer Abstam-
mung seien, womit es immerhin nicht ausge-
schlossen ist, daß Marco aus Friaul herkam
(wie Ridolfi und Zanctti behaupten), wo sich
viele griechische Familien niedergelassen hat-
ten. Die erste sichere Nachricht gibt uns die
Altartafel von S. Maria dei Frari, Cappella dei
Milanesi, von Alvise Vivarini, mit der In-
schrift: Quod Vivarine tua fatali Sorte nc-
quisti Marcus Basaitus nobile prompsit opus.
Das Gemälde ist 1503 angefangen worden, und
da Alvise Vivarini gleich darauf starb, mußte
Basaiti, der in anderen Werken als Schüler
des Vivarini sich offenbart, als der beste Ge-
hilfe der Werkstatt die Vollendung des Wer-
kes übernehmen. Die zwei vorderen Heiligen
des Bildes, Sebastian und Hieronymus, sind
nicht recht harmonisch mit der ganzen Kom-
position verbunden und stammen sicher von
Basaiti ; da sie aber ziemlich gut gearbeitet
sind, lassen sie annehmen, daß B. schon vor
1500 eine künstlerische Tätigkeit gehabt habe.
Doch ist cs schwer, die Werke anzugeben,
welche dieser Zeit angchören, weil der Künst-
ler sich niemals von einer gewissen Härte in
der Bewegung der Figuren und in den Far-
ben befreit hat. Zwei wirklich monumentale
Werke von B. sind uns geblieben : Die Be-
rufung des Jacobus und Johannes (Akademie
Venedig. No. 31), bcz. MDX M. BAXITI,
die einst den Hochaltar von S. Andrea dclla
Certosa zierte, und Christi Gebet in Gethse-
mane (Akad. Venedig, No. 69), bez. 1510 Mar-
cus Basitus, welches früher auf dem Altäre
des Hauses Fornari in S. Giobbe stand. Man
kann nicht sagen, daß B. hier mit Giambel-
lino gewetteifert hätte, da der letztere sein
großes Altarbild für S. Giobbe wenigstens 20
Jahre früher gemalt hatte. Ungefähr um
diese Zeit malte Carpaccio seine Darstellung
im Tempel für S. Giobbe. Jedenfalls mußte
B. von diesen zwei großen Künstlern, welche
damals Venedig beherrschten, eine Beeinflus-
sung erfahren haben; in diesen seinen beiden
Hauptwerken aber spürt man den Schüler des
Alvise Vivarini durch in den scharf umrisse-
nen Figuren, in den vereinfachten Flächen,
in den metallartig modellierten Gewändern,
den harten Faltenbrüchcn und der unnatura-
listischen Art der Beleuchtung. Eine ver-
kleinerte und im Gegensinn komponierte Wie-
derholung noch fast höherer Qualität befindet
sich in der Wiener Galerie, datiert 1515. Be-
sonders gelungen ist in diesen Bildern die
Landschaft, für die B., wie namentlich einige
kleinere Bilder zeigen, eine ganz besondere
Begabung besaß. Daher findet man bei ihm
auch eine starke Vorliebe für das Thema des
hl. Hieronymus in schöner Landschaft, ein
Bildvorw’urf, der vielleicht auch Alvise Viva-
rini, Cima und Lotto oftmals beschäftigt hat.
Der hl. Georg zu Pferde in S. Pietro di Ca-
stello in Venedig (jetzt Akademie), datiert
MCCCCCXX ist das letzte wichtige Werk
Basaitis; das Vorbild ist Carpaccio, aber das
Bild ist kraftlos in der Modellierung und
dunkel in der Farbengebung, das Werk eines
altgewordenen Meisters.
Wie die Porträts des Alvise Vivarini eine
große Abhängigkeit -zeigen von jenen des An-
tonello da Messina, so halten auch diejenigen
des B. denselben Typus fest, unterscheiden
sich jedoch durch die Härte der Modellierung.
Das männliche Bildnis, bez. M. Basaitus 1521,
in der Sammlung Morclli in Bergamo ist sein
letztes datiertes Bild. Von den ihm gehören-
den übrigen Werken seien noch folgende ge-
nannt: In der Galerie von Venedig: der hl.
Jacobus, bez. Marcus, der hl. Antonius, bez.
Basaiti, und der Leichnam Christi zwischen
zwei Engeln, später im Kloster von S. Maria
de’ Miracoli in Venedig. Im Museo civico
Correr: No. 34, Maria mit dem Kinde und
Stifter, bez. Marchus Bassaiti. Im Museo ci-
vico in Padua: No. 8, Maria das Kind ver-
ehrend zwischen den Heiligen Petrus und
Liberalis, bcz. Marchus Baxaiti P. Im Mu-
seum zu Berlin : No. 6, Klage um den Leich-
nam Christi, falsch bez.: Joannes Bcllini P. ;
der hl. Sebastian und Maria mit dem Kinde.
In der Pinakothek zu München: Maria mit
dem Kinde und Stifter zwischen den Heil.
Hieronymus und Sebastian. In der Galerie
von Budapest eine hl. Katharina; in der Gal-
lcria Crespi zu Mailand eine Madonna; in der
Gallcria Agliardi zu Bergamo eine Madonna.
Über den von Gust. Ludwig „Pseudo-Ba-
saiti“ benannten Künstler siehe den Artikel
Andrea B u s a t i.
Ridolfi, Maraviglie I 56 f. — Zanctti,
Pittura Veneziana I 98 f. — O. O c c i o n i,
Marco Basaiti, Venezia 1808. — Meyer, Kst-
lcrlcx. (mit alt. Lit.). — J. Lermolieff,
Kunstkrit. Stud. über italicn. Malerei. Die Gal.
zu München und Dresden ; Die Gal. zu Berlin ;
Die Gal. Borghese und Doria Panfili in Rom.
— Repertorium f. Kstwissensch. XX 1897 p.
301 ff. (G. Gronau, über ein Madonnenbild des
M. B.) ; XXII 1899 p. 455 ff. (P. Paolctti u.
Gust. Ludwig, Neue Bcitr. zur Gesch. d. vcnc-
zian. Mal.). — The Burlington Magazine V 574 :
VIII 33S ff. — Lion. Venturi, Le Origini
d. Pittura Venez. 1907. G. Fogolari.
Basan, Pierre Francois, französ.
59i
Basan — Baschenis
Kupferstecher und Radierer, geb. in Paris
am 23. 10. 1723, f daselbst am 12. 1. 1797,
Schüler von Jean Daulle und Et. Fcssard.
Obgleich er zahlreiche Blätter gestochen hat,
unter denen das beste La Guinguette nach
Gabr. de S. Aubin ist, war Basan doch in
erster Linie Kupferstichvcrlegcr. Er beschäf-
tigte in seinem Hause eine Schar der tüchtig-
sten Stecher seiner Zeit, und die Blätter, die
aus seinem Verlage hervorgingen, sind sehr
vorzüglich. 1760 ließ er eine erste Serie von
100 Blättern nach alten Meistern erscheinen.
1762 veröffentlichte er eine zweite Serie mit
150 Blättern, der vier weitere Serien, jede
100 Blätter umfassend, folgten, von denen die
letzte 1779 erschien. Dieses unter Mitarbei-
terschaft der besten Stecher der Zeit entstan-
dene Werk Basans ist ein glänzendes Zeug-
nis für den Geschmack der Kunstliebhaber
dieser Epoche. Ferner publizierte B. 1770
das wichtige Kabinett des M. de Choiseul
und 1781 dasjenige Poullains. Außerdem gab
er prächtig illustrierte Bücher heraus, dar-
unter als berühmtestes eine Ausgabe der Me-
tamorphosen des Ovid, deren Vignetten von
Le Mire und anderen zeitgenössischen Ste-
chern nach Zeichnungen von Moreau, Eisen
u. a. gefertigt sind. In seiner Eigenschaft als
Kunstverleger leitete B. zahlreiche Kunstver-
käufe, wie die von Bouchardon, J.-B. Le
Prince, van Loo, Mariette usw.
Neben all dieser vielseitigen Tätigkeit fand
B. noch Zeit zur Herausgabe eines Diction-
naire des Graveurs anciens et modernes, suivi
d’un catalogue des estampes gravees d'apres
P. P. Rubens, Paris 1767. Nach seinem Tode
setzten seine beiden Söhne das Geschäft fort ;
der jüngere derselben starb schon 1798; der
ältere, H. L. Basan , vermehrte noch bedeu-
tend den Verlagsfonds und veröffentlichte
darüber ein Verzeichnis.
L c Blanc, Manuel I. — Portalis et B e -
raldi, Les Graveurs du 18e siede I. —
M e y e r, Kstlcrlex. III. P. A. Lcmoisnc.
Basan, s. auch EaJuvius.
Basarini, M arco, s. Basaiti.
Basch, A r p ä d, ung. Maler und Graphiker,
geb. 1873 in Budapest, wo er anfangs in einer
Gewerbeschule studierte, später kam er nach
München zu Hollösy und nach Paris zu Bon-
nat u. J. P. Laurens. Frühzeitig arbeitete er
für ill. Zeitschriften und entwarf eine Reihe
Plakate (reprod. in The Poster u. Maitrcs de
l'Affichc). Ist derzeit in Budapest graphisch
tätig. K. Lyka.
Basch, George Heinrich, „berühm-
ter“ Kunst- und Porträtmaler und Kram-
bäudner in Bernstadt Kr. Oels, heiratet dort
am 1. 11. 1718 Anna Katharina, die Tochter
des Glasers Wilhelm Pohl. Muß sich zeit-
weise auch in Breslau aufgehalten haben, da
er hier am 17. 10. 1719 und 15. 5. 1730 tau-
fen läßt, während die Taufen von 1721, 1726,
1728 in Bernstadt stattfanden. Basch stirbt ,
in Bernstadt 49 Jahre 10 Monate 25 Tage alt,
wird begraben am 13. 11. 1740. E. Hintse.
Basch, Gyula (Julius), ung. Porträt- und
Gcnremaler, geb. 1851 in Budapest, kam ganz
iung zu Moritz von Schwind, dann aufs Po-
lytechnikum in Zürich, wo er das Ingenieur-
Diplom erhielt. Doch setzte er bald seine
künstlerischen Studien in Paris, Ecole des
Beaux-Arts 1873 — 74, 1885 bei Franz Paczka,
188S bei Horowitz in Wien fort. Inzwischen,
1S86, stellte er sein erstes, lebensgroßes Por-
trät in Budapest aus, dem dann Genrebilder,
wie „Habt acht“, „Die erste Uniform“, „More
patrio“ und Porträts, so des Tonkünstlcrs
David Popper, des Politikers Max Falk, fer-
ner einige bibl. Szenen, so „Jairi Töchtcrlein“
folgten. Lebt in Budapest. K. Lyka .
Baschenis, Antonio di Cristoforo,
Maler aus Averara, tätig in Bergamo, wo er
1613 urkundlich erwähnt wird.
Locatelli, Illustri Bcrgamaschi II (1S69)
93, Anm. *
Baschenis, Antonio di Giacomo, Ma-
ler aus dem kleinen Tale Averara bei Ber-
gamo, daher auch Baschenis d'Averara ge-
nannt, wird 1451 in Bergamo erwähnt.
Stammvater einer während des 16. und 17.
Jahrh. in Bergamo blühenden Künstlerfamilie.
P. Locatelli, Illustri Bcrgamaschi (1869)
II 85. Anm. — Commentari dcl Ateneo di Brescia
1876 p. 118—121. H. V.
Baschenis, Battista d'Antonio, Ma-
ler aus Averara, Sohn des Antonio di Gia-
como B., tätig in Bergamo, wo er 1490 und
1500 urkundlich erwähnt wird.
Locatelli, Illustri Bcrgamaschi II (1869)
86. •
Baschenis, Cristoforo, d. Ä., Maler von
Bergamo, Sohn des Simone B., wird am 30. 9.
1572 urkundl. erwähnt, an welchem Tage ihm
sein Neffe, der jüngere Cristoforo, auf 5 Jahre
in die Lehre gegeben wurde. B. d. Ä. scheint,
wie auch sein Neffe, nur Fresken gemalt zu
haben, sowohl in Kirchen als an Häusern zum
Schmuck der Fassaden. Von dem älteren
werden Fresken in den Kirchen S. Maddalena
u. S. Croce zu Bergamo, in der Pfarrkirche
von Santo Stefano und in der alten Kirche
von Gorlago (beide in der Umgegend von
Bergamo, letztere von 1570) erwähnt. Schü-
ler des B. war außer seinem Neffen noch
Giampolo Cavagna.
Meyer, Kstlerlex. III (mit ält. Lit.). —
P. Locatelli, Illustri Bcrgamaschi (1869) II
86 Anm. 4., 87 ff. — Commentari dcl Ateneo di
Brescia 1876 p. 118 — 121. — Catal. dcll’ Esposiz.
d’arte sacra. Bergamo 1898 p. 75. H. V.
Baschenis, Cristoforo d. J., da Averara,
Frcskomaler zu Bergamo, Sohn eines Antonio
di Simone de B., Neffe des Vorigen und sein
Schüler seit 1572, 1618 noch mit dem Schmuck
von Häuserfassaden beschäftigt, 1626 urkund-
lich als f angeführt. Von ihm die Fres-
ken mit Darstellungen aus der Legende des
593
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Baschenis — Baschet
hl. Benedikt im Klostcrhof von S. Benedetto,
bez. Christophorus Baschenis de Averaria
pinsit 1597, fünf Fresken mit der Geschichte
der hl. Susanna in der Torre der Familie Va-
cis zu Ossanesga, bez. und datiert 1604, sowie
ein Fresko der Verkündigung in der Kirche
S. Lucia in Bergamo.
P. Locatelli, Illustri Bergamaschi (1869)
II 86 ff. — Meyer, Kstlerlex. III. H. V.
Baschenis, E v a r i s t o, Maler und Prie-
ster, Sohn des Pietro d’Antonio B., ge-
boren am 4. 12. 1617 zu Bergamo, t daselbst
am 15. 3. 1677, wendete sich mit besonderer
Liebe der Gattung des Stillebens zu, wobei es
ihm in erster Linie um naturalistische Wahr-
heit zu tun war. Namentlich waren in dieser
Art seine Darstellungen musikalischer Instru-
mente als „unübertrefflich“ gerühmt und ge-
sucht. Doch kam cs ihm dabei auch auf ma-
lerische Anordnung an: die Instrumente lie-
gen auf oder lehnen an mit kostbaren Teppi-
chen bedeckten Tischen, dazwischen Vasen,
Bücher, Früchte, Blumen, Federn, plastische
Figuren, Noten usw. Außerdem malte er
auch genrehaft aufgefaßte Bildnisdarstcllun-
gen mit fast lebensgroßen Figuren und haupt-
sächlich phantastische Schlachtenbilder im
Stile des mit ihm befreundeten Jacques Cour-
tois, gen. Bourguignon, dessen Gemälde er
täuschend zu kopieren verstand. Wahrschein-
lich ist daher manches vermeintliche Original-
werk des letzteren als Kopie oder Nach-
ahmung Baschenis’ zu betrachten. Fast sämt-
liche Paläste und vornehmen Häuser von Ber-
gamo besaßen von seinen Bildern, doch waren
dieselben auch auswärts begehrt. In der
Bibliothek von S. Giorgio Maggiore zu Ve-
nedig sollen sich noch acht derartige Gemälde
befinden.
P. Locatelli, Illustri Bergamaschi (1869)
II 93 — 103. — Meyer, Kstlerlex. III. — Arte
e Storia XI 35/36. H. V.
Baschenis, Filippo di Simone, Maler
aus Averara bei Bergamo, 1544 im Trientini-
schen nachweisbar, wo er damals mit seinem
Vater Simone B. an den Totentanzfresken von
S. Vigilio zu Pinzolo (Val di Rcndena) ge-
malt zu haben scheint.
Arch. Stör, per Trieste, l’Istria e il Trentino
1884 p. 96—98. *
Baschenis, Giovanni Antonio, da
Averara, Maler in Brescia, wo er 1477
bis 79 urkundlich erwähnt ist. 1486 malte er
in Fuipiano bei Bergamo in der Casa Busi
(später Volpi) ein Freskobild, darstellend
die Madonna mit dem toten Christus.
Fenaroli, Art. Bresciani, Append. p. 304.
— Malaguzzi-Valeri, Pitt. Lombardi
(1902) p. 239. F. Malagussi-Valeri.
Baschenis, Pietro, Maler von Bergamo,
Sohn des Antonio di Cristoforo B. Sig-
nierte Madonncnbilder von 1616 in Bergamo
und 1624 in Locate sind verloren gegangen.
Dagegen sind von ihm erhalten : Allegorische
und dekorative Wand- und Deckenmalereien
im Archivio Municipale zu Bergamo, signiert
und datiert 1615.
P. Locatelli, Illustri Bergamaschi (1869)
II 93. H. V.
Baschenis, Simone, Maler aus Averara
bei Bergamo, bekannt als Schöpfer der mit
seinem Namen signierten, vom Juli 1519 da-
tierten, leidlich erhaltenen Totentanzfresken
an der Friedhofskapelle S. Stefano zu Cari-
solo im Val di Rendcna (bei Trient). Auch
die einige Jahrzehnte später entstandenen
stilverwandten Totentanzfresken an S. Vigilio
im benachbarten Pinzolo wurden augenschein-
lich von ihm ausgeführt, und zwar wohl unter
Mitwirkung seines Sohnes Filippo B., mit
dem er 1544 wiederum im Trentino nachweis-
bar ist. Jedenfalls mit ihm identisch ist jener
Simone de Averario, der am 6. 4. 1527 die
Frcskodarstellung der Caritä di S. Martino
an der Kirche zu Sacco im Valtcllin mit sei-
nem Namen signierte.
Arch. Stör, per Trieste, lTstria e il Trentino
1884 p. 96 ff.; 1886 p. 137—218. — Mala-
guzzi-Valeri, Pittori Lombardi (Milano
1902) p. 239. •
Baschenis, Simone di Filippo, Maler
aus Averara, Sohn des Filippo di Simone B.,
1590 in Bergamo urkundlich erwähnt.
Locatelli, Illustri Bergamaschi II (1869)
86, Anm. 3. *
Baschenoff, s. Boshenoff.
Baschet, Marcel Andre, Maler in Paris,
gcb. in Gagny (Seine-et-Oise) am 5. 8. 1862,
Schüler von J. Lefebvre und Boulanger an
der Ecole des Bcaux-Arts. Seine erste große
Arbeit war ein dekoratives Gemälde für das
Theätrc d’ Application (1888) in Paris. Dann
wandte er sich dem Porträt zu und hat eine
Reihe sehr eindrucksvoller, scharf gefaßter
Bildnisse hervorragender Persönlichkeiten ge-
schaffen. Auf der Expos, decennale, Paris,
1900, sah man 12 Bilder von ihm ; andere in
den Salonausst. 1889 — 1901 und in den letz-
ten Jahren, z. B. 1907, das Porträt seines Va-
ters und 1908 dasjenige Henri Rocheforts.
J. Martin, Nos peintres et sculptcurs. —
Kataloge des Salon seit 1889. — Gaz. d. b.-arts
1907, I 455. *•
Baschet, Nicolas, französ. Bildhauer in
Tours, wo er 1519 für Jean Thinel, den Se-
kretär des Königs und Gehilfen des General-
steuereinnehmers von Frankreich, eine Reihe
von Terrakottabildwerken auszuführen hatte.
Es waren dies 7 Bildnismedaillons, auf denen
Jean Thinel selbst und der Sohn des General-
steuereinnehmers, das verstorbene und das
regierende Königspaar und die Mutter des
regierenden Königs in Brustbildern darge-
stellt sein sollten, sowie außerdem eine be-
malte und vergoldete Statuengruppe, dar-
stellend die Madonna mit dem Christkinde
KQngtlerlexikon. Bd. II.
593
38
Baschiera — Baseggio
und den in Anbetung vor ihr knienden Auf-
traggeber selbst.
Nouv. Archivcs de l’art frangais 1879, p. 33 f.
5. Lami.
Baschiera, Nie colo di, Ingenieur und Ar-
chitekt, geb. zu Rom ; um 1760 in kaiserlichem
Dienste, Kommandant der Befestigungsbauten
von Mantua. Nach seiner Zeichnung wurde
1761 die schwerfällige Fassade des Domes
(S. Pietro) zu Mantua ausgeführt.
G. S u s a n i, Nuov. Prospetto delle Pitt. etc.
di Mantova 1830 p. 13. — Meyer, Kstlerlex.
(mit alt. Lit.). H. V.
Baschiera, Simone (cigentl. S. gen. Ba-
schiera), Goldschmied zu Pisa um die Mitte
des 14. Jahrh. Ihm, in Gemeinschaft mit den
Meistern Coscio di Gaddo und Nino Pisano
wurde von dem Werkmeister des Pisancr
Doms Bonaggiunta Maschari die Anfertigung
der silbernen figurenreichen Tafel für den
Hochaltar des Domes übertragen. Die Ur-
kunde vom 15. Mai 1358 ist noch erhalten.
Meyer, Kstlerlex. III. — Archivio storico
d. arte. Ser. II, Bd. I 344. — Tanfani Cen-
to f a n t i, Not. di artisti etc. Pisani (1897),
123 fl. H. V.
Baschiloff, Michael, russ. Maler u. Zeich-
ner, t Ende 1870 in Moskau, wurde 1854 von
der Petersburger Akad. für von ihm ausge-
stellte Genreszenen mit der silbernen Me-
daille prämiiert. In der Gal. Soldatenko sein
Bild „Der Bauer im Unglück“. Von ihm fer-
ner die Illustrationen zu „Kummer aus Ver-
stand“ von Griboiedoff, zu dem Roman „Krieg
und Frieden" von L. Tolstoi, zu den „Skizzen
aus dem Provinzleben“ von Schtschedrin u. a.
Ross. Bibliogr.11611. — Bulgakoff: Unsere Künstler
(russisch) I 81. IV. Ntumann.
B&schkirzewa, Maria Konstantinow-
n a, Malerin, Musikerin und Schriftstellerin,
geb. am 11. 11. 1860 in Gawronzi bei Pol-
tawa, f am 31. 10. 1884 in Paris, wurde, da
die Eltern getrennt lebten, von ihrem Groß-
vater mütterlicherseits erzogen und kam 1870
mit ihm ins Ausland. In Paris erhielt sie den
ersten Kunstunterricht, übte sich aber auch
gleichzeitig im Gesang und studierte die alten
Sprachen. 1877 wurde sic Schülerin von
Tony Rob. Fleury, dann von Rud. Julian und
arbeitete später unter der Leitung von Bastien-
Lepagc. Ihre ersten Arbeiten stellte sie unter
dem Pseudonym Marie Konstantinowna Russ
aus, später im Atelier „Giuliano“ unter dem
Namen Andrei. 1883 stellte sie unter ihrem
eigenen Namen aus „eine Pariserin“ (Pastell)
und „Jean und Jacques“, zwei bleiche Pariser
Knaben. Auf der Märzausstellung der Union
des femmes sah man ihr Bild „trois rire“, im
Salon die Bilder „Herbst“ und „Meeting".
1878 bereits begann sie zu kränkeln. Nach
ihrem Tode wurde eine Ausstellung ihrer Ar-
beiten veranstaltet. Sie hinterließ ein Tage-
buch, das 1887 in 2 Bänden auszugsweise von
A. Tcricr unter dem Titel: „Journal de Marie
Baschkirtzeff“ in der Bibliothek Charpenticr
veröffentlicht wurde. (Deutsch, mit biograph.
Einleitung von T. Lcssing; 2 Aufl. Oppeln
1900.) Die „Lettres de Marie B.“ erschienen
1891 in Paris.
Boahin. 3nuHKaon. (Grosse Encyklop.) II 709.
— Kunstchronik N. F. XVIII 245. — Meyers
Konvers.-Lex. — Catal. des Oeuvres de MUe. B.
1885 (Union des femmes peintres et sculpteurs). 4*.
Paris 1885. — J. Üastien-Lepage and his art. A Memoir
by Andre Theuriet . . and a Study of Marie B. by
Mat bilde Blind, London 1892. — F, Bournand,
Trois grandes artistes: Elis. Vig6e-Lebrun, Rose
Bonheur ct Marie BashkirtscfT, Paris 1906.
IV. Ntumann.
Baschta, Joh., goß (1589) ein Taufbecken
für die Kirche zu Castolovic (Böhmen).
Teige.
Basconi, L u i g i, Maler in Rom um 1786 ;
nur erwähnt von Zani, Enc. met. III 116.
Base (Basel), Andries van den, Bild-
schnitzer in Antwerpen, in der Zunft von
1685 — 99 mehrfach genannt.
Liggeren II.
Basebe, C., Porträtminiaturmaler u. Litho-
graph in London, stellte 1843 — 1879 in der R.
Academy ziemlich regelmäßig aus.
Meyer, Kstlerlex. III. — Graves, The
R. Acad. of Arts, I 137. *
Baseggi, Giovanni Battist a, Archi-
tekt von Mailand, geb. 1789, + am 19. 6. 1838,
Schöpfer des schönen Palazzo Mclzi an der
contrada del Monte daselbst.
B o n i, Biografia degli artisti. H. V.
Baseggio, Antonio, italien. Holzbild-
schnitzer, tätig in Ferrara um 1740.
Cittadella, Not. rel. a Ferrara 1864, I
703. P. K.
Baseggio, Giuseppe, Holzschnitzer, Sohn
und Schüler von Sante B. d. Ä., geb. um 1727
zu Rovigo, t am 2. 8. 1775 in Sinigaglia.
Er fertigte zu Rovigo verschiedene Holzsta-
tuen für Brüderschaften zu Prozcssionszwek-
ken und nach der Zeichnung seines Bruders
Massimino eine Statue der Maria für die
Kirche S. Concezione,- einige Zeit war er
auch zu Ferrara tätig.
B a r t o 1 i, Le Pitture etc. di Rovigo. p. 55,
322. — Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baseggio, Massimino, Ornament- und
Architekturmaler in Fresko, Sohn des Sante
B. d. Ä., geb. zu Rovigo den 13. 5. 1737, f
1813. Früh mit seinem Vater nach Ferrara
gezogen, lernte er dort unter dem Maler Giu-
seppe Facchinetti und dem Baumeister An-
tonio Foschini; er scheint später nach Ro-
vigo zurückgekehrt zu sein, da er dort viel-
fach tätig war. Er schmückte Fassaden von
Häusern und das Innere von Kirchen mit
architektonischen Darstellungen in Fresko,
farbig oder grau in grau. So in Ferrara die
Kirchen S. Maria de’ Servi und S. Agostino;
in Rovigo S. Bartolommeo u. S. Concezione,
wie auch das Theater Roncale. Auch in der
594
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Bascggio — Baset
Umgegend von Ferrara, in Lendinara usw.
war er tätig.
Meyer, Kstlerlex. III (mit ält. Lit.). H. V.
Baseggio (Basseggio, Basejo), Pietro,
Baumeister in Venedig. In einer nach seinem
Tode ausgestellten Urkunde vom 16. 9. 1361
(worin den drei Kindern des „Basejo" eine
Forderung an den Nachlaß des wegen Hoch-
verrats hingcrichtctcn Filippo Calcndario ge-
richtlich zuerkannt wird) „magister prothus
palatij novi" genannt. Nach derselben Ur-
kunde ist B. schon vor Calcndario gestorben,
der seine Beteiligung an der Verschwörung
des Dogen Marino Falicri am IG. 4. 1355 mit
dem Leben büßte. B. käme also nach Ur-
kunden als „Protomagister“ an dem 1340 be-
gonnenen Neubau des palazzo ducale bis spä-
testens 1354/55 in Betracht. Ob er aber auch
als der Schöpfer des Planes des neuen Dogen-
palastes, an dem in der langen Bauzeit des-
selben festgchaltcn wurde, anzusehen ist, läßt
sich nicht erweisen. Da in den Urkunden
gleichzeitig mehrere „protomagistri“ des Do-
gcnpalastcs genannt werden (so z. B. 1351 u.
1356 ein maestro Enrico oder Henricus als
„protomagister palacii" und „protomagister
Communis"), so können unter diesem Titel
auch nur die Obermeister der verschiedenen
an dem Baue beschäftigten Gewerke gemeint
sein. — Eine bis ins 14. Jahrh. zurückgehende
Tradition nennt den oben erwähnten Filippo
Calcndario (s. d.) als den eigentlichen Er-
bauer des Dogenpalastcs, wofür sich aber
nach den Veröffentlichungen Vitt. Lazzarinis
(s. Lit.) kein einziger urkundlicher Beweis er-
bringen läßt.
G i o. Cadorin, Parcri di XVI archit. in-
torno al pal. duc. di Venezia dopo l'incendio del
1577. Venezia 1837 p. 122—127, 160. — Lo-
re n z i, Monumcnti del pal. duc. I No. 80, 94 —
96, 98, 102 — 104. — Sclvatico, Archit. etc.
in Venezia, p. 108, 520. — M o t h e s, Gcsch. d.
Bauk. in Venedig. I 193, 242. — Zanotto,
Guida di Venezia, p. 120. — Ricci, Stör, dell’
archit. II 334 — 336. — Gualandi, Mem. orig,
ital. etc. 1843, VI 114. — P. Paolctti, Archit.
e Scult. del rinasc. in Venezia, 1893 I 10. — V.
Lazzarini, Fil. Calendario etc. (Nuov. Ar-
chiv. Veneto. IV 429 — 446) Venezia 1894. —
Repcrt. f. K.-W. XVIII 181, 438. - Möl-
me n t i, Stör, di Venezia nclla vita priv. 1905
I 357. ***
Baseggio, S a n t e d. Ä., Holzschnitzer, geb.
zu Venedig, f zu Ferrara um 1766, meist zu
Rovigo tätig. Ihm werden u. a. die Holzsta-
tuen der Hl. Bartholomäus und Benedikt in
der Kirche S. Madonna de’ Sabbioni und die
geschnitzte Kanzel in S. Francesco zuge-
schrieben.
B a r t o 1 i. Le Pitture etc. di Rovigo. p. 90,
92, 267. — Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baseggio, Santo d. J., Sohn und Schüler
des Giuseppe B., Holzschnitzer und Baumei-
ster, geb. zu Ferrara am 1. 11. 1749, 1793 zu
Rovigo, wohin er als Knabe mit seinem Va-
ter übergesiedelt war, noch am Leben ; aus-
gebildct in Rom. Seine geschnitzten Möbel,
Rahmen u. s. f. waren sehr gesucht; auch
führte er größere Arbeiten für Kirchen, z. B.
S. Bartolommeo zu Rovigo aus, wo er auch
das Theater Roncale neu herstellte.
B a r t o 1 i, Le Pitture etc. di Rovigo. p. 37,
157, 215, 326. — Meyer, Kstlerlex. H. V.
Baseilhac, Jacques, französ. Maler und
Graphiker, geb. 1874 zu Trebours (Hautcs
Pyrenees), f im Oktober 1903 zu Savigny-sur-
Orge. Er stellte mehrere Jahre im Salon de
la Societe Nationale des Bcaux-Arts aus, dar-
unter 1901 Illustrationen zu der Chanson des
Gcux sowie einige Zeichnungen.
Chronique d. Arts. 1903 p. 271. — Die Graphi-
schen Künste. XXVII. 1904. Mitteilgn. p. 80.
H. V .
Basejo, s. Baseggio.
Basel, F„ vläm. Bildschnitzer, wird 1730
als einer der Mitarbeiter des Theod. Verhagen
erwähnt bei Anfertigung des Chorgestühls
für die Kirche St. Jcan-Baptiste et Jean
l’Evangcliste in Mcchcln.
E. Marchal, La Sculpture etc. 1S95 p. 546.
H. V.
Basel, s. auch damit verbundene Vornamen
sowie Base.
Baseleer, Richard, Marinemaler, einer
der interessantesten unter den jungen mo-
dernen belgischen Malern. Nach anfäng-
lichen Ablehnungen von seiten des Publikums
wurde er durch seine erste Kollektivausstel-
lung in Antwerpen 1902, wo er Studien und
Gemälde in Pastell und öl zeigte, mit einem
Schlage bekannt. Er ist der Vcrherrlicher
der Unterscheide („Bcnedenschelde“) gewor-
den und weiß mit einer breiten impressionisti-
schen Technik Leben u. Treiben, Luft, Licht,
Wasser und alle atmosphärischen Reize in
feingestimmten Gemälden frisch und fesselnd
darzustellen. Von seinen Werken aus den
letzten Jahren seien genannt: De Garnalen-
vangst, De Visschers in den Morgen, Het
Kerkhof, De Bui (3 verschiedene Ansichten),
Het Dricluik der Antwerpsche Reede. Das
erstgenannte Bild, ein Pastell, sah man auch
auf der Düsseldorfer Ausst. 1904, das Ge-
mälde „Die Abreise" auf der großen Berliner
Ausst. 1907 und „Die Fischer“ auf der Jahres-
ausst. in München 1907.
Onzc Kunst, 1905 p. 69 ff., Artikel von V. d e
M c i j c r c, mit Abb. — Lemonnier, L’ecole
beige de peinture, Bruxelles 1906 p. 225. *•
Baseler, C o r n e 1 i s (de jonge) u. L u c a s,
Maler, 1554 als Mitglieder der St. Lukasgilde
in Antwerpen genannt.
De Liggcren I 186.
Basemont, s. Bazemont.
Baset, D. J a i m e, Maler, geb. in Valencia
1762. Schüler der dort. Akademie von S.
Carlos, die ihm 1782 — 89 verschiedene Preise
zuerkannte. Hauptsächlich Blumenmaler.
V i n a z a, Adic. II 50. — A 1 c a h a 1 i, Art.
Valcnc. 57. M. v. B.
595
38*
Baset — Basile
Baset, Macsc Pedro, span. Architekt, der
in Gemeinschaft mit Jaime Alfön 1476 den
got. Kreuzgang des Klosters auf dem Mont-
serrat ausführte.
V i ft a z a, Adic. I 23, M. v. B.
Basevi, George, (F. R. J. B. A.; F. R. S.;
F. S. A.), Architekt, geh. in London am 1. 4.
1794, f in Ely am 16. 10. 1845. Er war der
jüngere Sohn von George B., dessen Schwe-
ster Maria Isaac D’Israeli heiratete und die
Mutter des Benjamin D’Isracli, Earl of Bea-
consfidd, wurde. Erzogen in der Schule des
Dr. Burney in Greenwich, wurde er dann
Schüler des Architekten Sir John Soane 1811.
Im Jahre 1816 trat er seine Studienreise naclt
Italien und Griechenland an, wo er 3 Jahre
blieb. 1819 kehrte er nach England zurück
und errichtete bald darauf die St. Thomas-
kirchc in Stockport, Cheshire, und die Kirche
S. Mary in Greenwich, beide im romanischen
Stile. Zwischen 1825—40 entwarf und leitete
er den Bau der Häuser im Belgravc Square
(ausgenommen derjenigen an den Ecken).
Ferner leitete er den Bau des Thurloe Square
und anderer Häuser in South Kensington.
1S34 erweiterte er das Middlesex-Hospital
in London, 1835 gewann er den Wettbewerb
um den Bau des Fitzwilliam-Museums in
Cambridge und begann im nächsten Jahre die-
sen Bau, der sein Meisterwerk ist. Bei B.s
Tode, 1845, wurde C. R. Cockerell (R. A.) mit
der Vollendung des Baues betraut, befolgte
aber im allgemeinen die Pläne Basevis. In
dessen letzte Lebensjahre fällt auch noch ein
anderer wichtiger Bau, nämlich das Conscr-
vative Club House, in der S. James’ Street,
das er 1843 — 45 zusammen mit Sidncy Smirke
(A. R. A.) erbaute. Im letzteren Jahre hatte
er auch übernommen, den Carlton Club in
Pall Mall umzubaucn, aber noch vor Beginn
der Arbeit starb er plötzlich infolge eines
Sturzes bei Besichtigung des Glockenturmes
der Ely-Kathedralc. In den Jahren 1820 — 37
stellte er sechsmal in der R. Academy aus und
zwar hier auch die Entwürfe für Belgravc
Square u. das Fitzwilliam-Museum.
The Buildcr, 1845, vol. III p. 229, 209, 510. —
The Art Union, 1845 p. 345 (Nekrolog). — Civil
Engineer & Architect’s Journal, vol. IX, May
1846, p. 129; December 1840, p. 301. — Archi-
tectural Publication Society 's Dictionary of Ar-
chitccturc, 1853 p. 33. — Gaz. d. b.-arts, II Per.
XXXIII p. 199. — Graves, The R. Acad. of
Arts, I 13S. — Dictionary of Nat. Biography,
1908, I 1274. M. W. Brockwell.
Basgape, s. Bcscapt.
BashenoS, Wassili Iwänowitsch,
russ. Architekt, geb. am 1. 3. 1737 im Malo-
jaroslawschen Kreise des Gouvernements Ka-
luga; f am 2. 8. 1799 in Petersburg, erhielt
den ersten Unterricht in der Lateinschule in
Moskau, besuchte von 1751 an die Bauschule
des Fürsten Dmitri Uchtomski, dann die
Moskauer Universität und kam 1758 in die
Petersburger Kunstakad. 1760 wurde er Ge-
hilfe des Hofarchitekten Grafen F. Rastrelli
und 1761 zur weiteren Ausbildung nach Paris
geschickt. Nach einem Besuche Italiens kehrte
er 1765 nach Petersburg zurück u. wurde un-
ter Ernennung zum Artillerie-Kapitän am Hofe
mit der Bearbeitung verschiedener Projekte
beschäftigt, worunter das Projekt eines neuen
Kremls in Moskau das bedeutendste war. (Das
Modell kostete 60 000 Rbl., die Ausführung
war auf 30 Mill. Rbl. berechnet.) 1784 wurde
er zum Mitglied der Kunstakad. erwählt und
von Kaiser Paul zu ihrem Vizepräsidenten
ernannt. Von ihm stammt das Projekt zum
Palais im Katharinenhofschen Park mit der
Orangerie und dem Tiergarten ; in Petersburg
erbaute er das Arsenal (jetzt Gerichtsgebäude)
an der Liteinaja, das Arsenal im Kreml zu
Moskau u. das Palais in Zaritzina. Der Bau
des letztgenannten wurde von der Kaiserin für
unschön gefunden und B. aus dem kaiserl.
Dienste entlassen. 1792 wurde er begnadigt
und nach Petersburg zurückberufen, wo er ein
Palais für den Großfürstcn-Thronfolger aus-
führte, dem mehrere Gebäude für die Flotte
in Kronstadt folgten. Von ihm auch ein Ver-
such zu einer Gesch. d. bild. Künste in Ruß-
land.
Fiorillo, Kleine Schriften II 67. — Boatni.
3imwuon. Große Encyklop.) II 402. — Kunst u.
Kstler. VI 281, 283. W. Mettmann.
Bashkirtseff, s. Baschkirsnva.
Basile, E r n e s t o, italien. Architekt, geb.
am 31. 1. 1857 in Palermo, tätig daselbst als
Direktor des R. Istituto di Belle Arti und als
Architekturprofessor an dieser Akademie wie
an der Universität zu Palermo. Schüler sei-
nes Vaters Giov. Batt. Filippo B., wurde
Ernesto B. 1877 Hilfslehrer für Architektur
an der Scuola di Applicazione zu Palermo,
1880 — 90 Professor der Architektur an der
Scuola di Applicazione in Rom und errang
erste Preise mit Konkurrenzarbeiten für den
dortigen Palazzo di Giustizia (1884 — 87) und
für den Parlamentspalast (1884 — 89), und
gleichzeitig erbaute er dort das Palais des
Malers Villcgas. 1885 übertrug ihm die ita-
lien. Regierung Entwurf und Ausführung des
Nationaldenkmales für die Gefallenen von Ca-
latafimi (enthüllt 1892). 1888 entwarf er die
Monumentalbauten für den Zugang zur Ave-
neida da Libcrtaqao zu Rio de Janeiro. So-
dann wurden nach seinen Plänen die Bauten
der Esposizione Nazionale zu Palermo von
1891 — 92 errichtet. Seine Hauptwerke in
Palermo sind : Die Vollendung des von sei-
nem Vater entworfenen und errichteten Tea-
tro Massimo Vittorio Emanuele (1891 — 97),
die Palazzi Bordonaro, Francavilla, Patemö,
Beliella, die Villen Vincenzo Florio, Fassini,
Basile, das Grand Hotel Villa Igiea, das Sana-
torium für Lungenkranke u. die Adelskapellen
Nicosia, Guarnaschelli, Scalea, Gangi, Ala-
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Basile
gona; in Rom der Palazzo Antonio di Ru-
dini und die Villa Carlo di Rudini, in Cal-
tanissetta das Erlöser-Monument, in Cani-
catti das Theater und die Villa Lombardo, in
Licata der Palazzo Mutiicipale usw. Ferner
entwarf er die Pläne für die Esposizionc
Agricola in Palermo 1902 und die durch ein
Ehrendiplom ausgezeichneten Dekorationen für
die Ausstellungssäle der südlfchen Provinzen
in der Mostra Internazionale zu Venedig. Auf
der Mailänder Ausstellung 1906 erhielt er für
die von ihm ausgestellten Baupläne ein Ehren-
diplom und für den nach seinen Plänen aus-
geiiihrtcn Pavillon Florio den Grand-Prix.
Zur Zeit arbeitet B. in Rom am Baue des
neuen Sitzungssaales des Palazzo di Monte-
citorio, in Palermo am Baue der neuen Uni-
versitätsaula, des Sparkassengebäudes usw.
— Als Architckturschriftsteller veröffent-
lichte er: Sulla costruzione dei teatri (1883),
Sul Palazzo di Giustizia in Roma (1884), 11
monumento nazionale di Calatafimi (1885),
Su i mezzi alti a garantire la sicurczza dei
teatri in capo d’incendio (1883), Sul palazzo
dcl parlamento italiano (1890), Ulustrazione
dcl Teatro Massimo Vittorio Emanuele in
Palermo (1896). Er ist Ehrenmitglied vie-
ler italienischer Akademien und seit 1893 be-
ratendes Mitglied der Giunta Superiorc di
Belle Arti per clezione degli artisti. — In
allen seinen Bauten weiß er die Stilelemente
der älteren sizilian. Architektur mit den Mo-
tiven des modernen „Stile floreale“ in gra-
ziöser und korrekter Weise zu vereinigen.
Auf diesem Wege ist er zu einer charakteri-
stischen Eigenart gelangt, die seine Arbeiten
leicht von denjenigen anderer Architekten des
heutigen Italiens unterscheiden läßt. Als hoch-
begabter Zeichner bringt er in seinen Bauten
außerdem eine Dekoration von ebenso an-
mutigem wie erlesenem Geschmack zur Gel-
tung. Endlich ist er einer der ersten italicn.
Baukünstler, die sich auch auf dem Gebiete
der Möbelarchitektur erfolgreich betätigt ha-
ben.
Gubernatis, Diz. d. Art. ital. viventi
(1889). — Illustraz. Ital. 1891, I 222, 399. —
Natura ed Arte 1896 — 1906 an vielen Stellen.
— Arte e Storia IX 17 ff. ; XXV 134 ff. — W i 1-
lard, History of mod. ital. art (1902) p. 571.
— The Studio 1904, XXX 75 (mit Abb.). —
Nuova Antologia 1907, vol. 128, p. 166 ff. —
V. Pica, Esposiz. Venez. 1907, p. 36 ff., 42 ff.
(Abb.). — Cällari, Palazzi di Roma (1907)
p. 233. G. Tutino.
Basile, Francesco, Porträtmaler in Nea-
pel um 1700.
Zani, Enc. III 117. — Napoli Nobil. VII 12.
Basile Francese, s. Basilio Francese.
Basile, G e n n a r o, k. k. Hofmaler, wurde
1722 im Neapolitanischen geboren, malte 1756
im Schlosse Seeburg im Salzburgischcn das
Altarblatt „Der hl. Rupert“ und ließ sich
später dauernd in Brünn nieder, wo er am
22. 7. 1782 starb. Sein Bildnis befindet sich
im Schlosse Leopoldskron bei Salzburg. Von
seinen in Mähren ausgeführten Arbeiten sind
bekannt: Das Gemälde des hl. Nikolaus auf
dem Hochaltarblatt in Gr. Meseritsch, wel-
ches aber nicht mehr existiert und durch ein
neues von dem Iglauer Maler Franz Preiss
gemaltes Bild ersetzt ist, das Scitenaltarblatt
der schmerzhaften Muttergottes daselbst, das
Hochaltarblatt „Der hl. Wenzel“ in der Kirche
zu Swratka und das Hochaltarblatt „Der hl.
Martin“ in der Kapelle St. Michael, gemalt
1775. — Von ihm auch das Porträt des letz-
ten Abtes d. Bcncdiktinerklosters Kladran,
Amandus Streer, auf der Rückseite bez. G:ro
Basille pinx. 1770 (s. G. Schmidt, Eine Mieser
Chron. d. 18. Jahrh., Mies 1907 p. 111 [mit
Abb.]). (Notiz v. Br. Bischoff.)
Cerroni, Gcsch. der bild. Künste in Mäh-
ren u. Ö.-Schlesicn, III (Ms. des mähr. Landes-
Arch.). — Schweigel, Verzeichnis der Ma-
ler etc. in Brünn von 1588 — 1800 (Ms. des mähr.
Landes-Arch.). — W o 1 n <r, Kirchl. Topogra-
phie, Brünner Diözese III 53, 78 u. 88. —
Meyer, Kstlerlex. III. IV. Schram.
Basile, Giovanni Battista Filippo,
sizil. Architekt, geb. 1825 in Palermo, aus-
gebildet am dortigen Atenco, an dem er dann
nach Vollendung seiner Studien schon früh-
zeitig als Lehrer wirkte, sowie später in Rom
unter Tortolini, Venturoli, Cavalieri, Canina
etc. 1848 nach Palermo zurückgekchrt, wid-
mete er sich zunächst dem Studium der histo-
rischen Baudenkmäler Siziliens, um dann an
der bald nach 1860 in Palermo gegründeten
Architekten- und Ingenieurschule eine ordent-
liche Professur und schließlich das Direktorat
zu übernehmen. 1864 errang er bei der für
den Neubau eines Opernhauses in Palermo
ausgeschriebenen Preiskonkurrenz, in deren
Jury Gottfried Semper als Vorsitzender fun-
gierte, den ersten Preis. Mit der Ausführung
dieses größten Theaterbaues ganz Italiens, des
„Teatro Massimo“, war B. dann bis zu seinem
Tode (16. 6. 1891) dauernd beschäftigt. (Sein
Sohn Erncsto B. vollendete den Bau 1897.)
— Daneben schuf B. im Aufträge der italien.
Regierung die Entwürfe für die italienische
Abteilung der Pariser Weltausstellung 1878;
ferner für Palermo die Entwürfe zur Piazza
Marina und zur Piazzetta S. Spirito sowie für
die Villen Santocanalc, Cruillas, Favaloro etc. ;
endlich die Entwürfe für die Theaterbauten
zu Girgenti, Militello u. Marsala, für die
Cimiteri zu Monreale und Mistretta, für die
Villa pubblica zu Caltagirone etc. — Als
Schriftsteller veröffentlichte B. seit 1855 eine
Reihe ingcnieurwissenschaftlichcr und archi-
tekturgeschichtlichcr Bücher und Periodica.
Er war Präsident bezw. Ehrenmitglied zahl-
reicher gelehrter und künstlerischer Körper
schäften, Akademien etc.
Gubernatis, Diz. degli Artisti ital. viventi
(1889). — Kunstchronik 1891 p. 545. — Illustraz.
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Basiletti — Basire
Italiana 1891, 2. sein. No. 27 p. 4. — Napoli
Nobiliss. XIII 109. — A. R. Willard, Hi-
story of modern Italian art (1902) p. 570 — 73
(mit Abb.). *
Basiletti, L u i g i, Maler zu Brescia, gcb.
daselbst 1780, f 1860. Schüler von Santo
Cattaneo, bildete sich in Bologna und Rom
weiter aus. In Rom wurde er mit Canova
bekannt und malte dessen Bildnis. Nach
Brescia zurückgekchrt, gelangte er bald zu
Ansehen und fand reiche Beschäftigung. Im
Duomo Nuovo ist von ihm ein Altarbild, der
Schutzengel mit einem Knaben, oben Gott
Vater mit Engeln ; in der Galerie Tosio der
Tod der Niobiden. Ebendort befinden sich
auch mehrere Landschaften von ihm (Tempel
der Sibylle zu Tivoli, die Insel Ischia u. a.*) ;
eine der besten, La Cascata di Tivoli, in der
Brera zu Mailand. — Von ihm auch eine Ra-
dierung: Ausgegrabene römische Ruinen, qu.
Fol. und eine Lithographie: Das Grabmal des
Nero. 4.
Meyer, Kstlerlex. III. (mit ält. Lit.). —
C a m p o r i, Lettere. — Fenaroli, Diz. d.
art. Bresc. 1877, — Giorn. Arcadico, 1819 vol.
IV 102, 240, H. V.
Basili, G i a c o m o, Architekt von Palermo,
erbaute 1600 für Olivetaner Mönche daselbst
das Kloster S. Maria dcllo Spasimo.
H. Janitschek in Repertor. f. Kstwissen-
schaft. III. 1880 p. 14C. H. V.
Basili, Pier Angel o, Maler, geb. in
Gubbio nach 1550, t daselbst 1604. Schüler
und Nachahmer des Felice Damiani und des
Cristoforo Roncalli. Lanzi rühmt seinen Stil
und sein Kompositionstalent. Er malte 1593
im Aufträge der Stadt einen Gonfalone mit
den Figuren des S. Ubaldo und des Täufers,
der an Ort und Stelle nicht mehr existiert,
restaurierte 1600 die Madonna della Miseri-
cordia des Ottaviano Nelli in S. Agostino in
Gubbio, unter Hinzufügung von 8 neuen Fi-
guren, und malte gemeinsam mit Brunorino
1601 — 1602 Fresken im Presbyterium von S.
Crocc daselbst (zugrunde gegangen). Seine
Fresken im Kloster S. Ubaldo und eine figu-
renreiche Bergpredigt in der Kirche S. Mar-
ziale, mit reicher Architektur, waren beson-
ders geschätzt.
Raughiasci, Elenco de’ Profcssori Eugu-
bini in der Sienes. Ausg. des Vasari IV (am
Ende). — Ricci, Belle Arti a Gubbio, 1831
p. 16. — Lanzi, Storia pitt. 1834, II 114. —
Bonfatti, Mem. stör, di Ottav. Nelli, Gubbio
1843 p. 9. — Crowe u. Cavalcaselle,
Gesch. der ital. Malerei. D. Ausg. IV 99. —
L u c a r e 1 1 i, Guida di Gubbio, 1895 p. 449.
Walter Bombe.
Basilicata, A u r c 1 i o di, italicn. Bildhauer
aus Neapel (de regno Neapoli), bis 1539 in
Palermo urkundlich erwähnt.
Di M a r z o, I Gagini I 27, 474 ff. ; II 217 ff.,
221. E. Mauceri.
Basilicata, Francesco di, Architekt in
Palermo, Bruder des Aurelio di B., 1526—
1545 urkundlich erwähnt.
Filangieri, Indice degli Artcfici, Napoli
1891.
Basilicata, Pietro della, s. Afesa, P.
Basilio, Bildhauer in Venedig, f vor dem
20. 6. 1451.
Archivio Vencto XXXIII 419. A. Baracchi.
Basilio (Basilc) Francese, französ. Ma-
ler der 2. Hälfte des 17. Jahrh., tätig in Rom.
Von ihm daselbst eine Altartafel mit dem
hl. Nikolaus in der zweiten Kapelle der Kirche
Gesü e Maria. Nach Zani (Enc. met. III 117)
blühte der Künstler um 1710.
Meyer, Kstlerlex. III 99. H. V.
Basilio, N i c o 1 ö, sizilian. Miniaturist und
Holzschneider, dessen Bildnis sich im Museo
Gualdo zu Vicenza befindet ; ebenda auch
einige Arbeiten von seiner Hand. Sein Por-
trät trägt die Datierung 1650, aber es kann
zweifelhaft sein, ob dies das Jahr der Geburt
des Künstlers oder das Jahr der Entstehung
des Bildes anzeigt.
Nuovo Arch. Vencto VIII, parte II, p. 424 f.
A. Baracchi.
Baailio da Ravenna, s. Bosani, B. dci.
Basilio da la Ringhiera, Kunststicker
in Bologna, lieferte 1460 Arbeiten für die cap-
pella dei Notai in S. Pctronio in Bologna.
Repert. f. K.-W. XXI 177.
Baailisco, Andrea, Maler in Venedig, ur-
kundlich erwähnt 1444 — 1458, u. zwar mehr-
fach in Gemeinschaft mit dem Bildschnitzer
Gasparino Moranzonc.
Archivio Veneto XXXIII 401 ; XXXIV 204. —
P. Paoletti, Archit. e Scult. etc. in Venezia
(1893) p. 98. A. Baracchi.
Basilius (Wasyl), ruthcnischcr Maler in
Lemberg, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.
Er war Hofmaler des Königs von Polen, Jo-
hanns III. Sobieski, welcher im Januar 16S7
in der griechisch-katholischen Kirche zu Lem-
berg selbst mit der Königin Maria Casimira
der Vermählung des Künstlers beiwohnte.
Er malte meistens Altarbilder für ruthenische
Kirchen in Lemberg, Krcchöw, Krasnopusty
usw. Mehrere große Schlachtenbildcr aus den
türkischen Kriegen des Königs Sobieski, in
der Pfarrkirche zu Zcdkiew, sollen ebenfalls
von seiner Hand sein.
Bischof Andreas Zaluski, Epistolae hi-
storico-familiares 1 1010, 1011. — Rasta-
wieck i, Slownik mal. polskich I 50 ; III 129,
130. Dr. Georg Graf Mycielski.
Basille, s. Basile.
Basin, Maler und Vergolder zu Angers, er-
hält 1704 Zahlungen für im Stadthaus ausge-
führte Malereien.
C. Port, Artistes angevins. 1881. H. V.
Basin, Pierre, Werkmeister von Noyon,
1365 zum Sachverständigen über sämtliche
Bauarbeiten der Stadt ernannt.
B i r a r d, Dict. biogr. etc. 1872. H. V.
Basin, s. auch Bazin.
Basire, James I. Von den drei Kupfer-
stechern dieses Namens ist der älteste, gcb.
am 6. 10. 1730 zu London, f daselbst am 6. 9.
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Basire — Baspre
1802, der Sohn des Isaak B., der hervor-
ragendste. James besuchte Italien, zeichnete
in Rom nach Raffaels Werken, wurde um
1760 Stecher der Society of Antiquaries zu
London, 1770 der Royal Society daselbst. In
der Free Society of Artists bekleidete er die
Stelle eines Sekretärs. Richtige Zeichnung
und treue Grabstichelführung werden ihm
nachgerühmt. Hauptsächlich stach er Abbil-
dungen zu Werken historischen Inhalts und
Bildnisse.
Von selbständigem künstlerischem Wert
sind: Orestes und Pylades, nach B. West,
1771, und die Bildnisse von Lord Camden.
nach Reynolds, 1766, und Lady Stanhope als
„Schöne Büßerin“, nach West, 1772. Die 7
Blätter aus der Geschichte Heinrichs VIII.
sind merkwürdig durch das ganz ungewöhn-
liche Riesenformat der dazu verwendeten
Platten. Sic wurden auf Kosten der Lon-
doner Soc. of Antiquaries nach Gemälden des
16. Jahrh. in Windsor u. a. für das Werk:
Vetusta Monumenta (1747 — 1842, 6 Bde. Fol.)
auf Platten von meist etwa % m Höhe und
1 Vi m Breite gestochen: darunter besonders
das Champ de drap d’or (die Begegnung
Heinrichs VIII. mit Franz I. 1520, nach
Zeichnung von E. Edwards 1774). — Außer-
dem stach er die Raffaclschcn Kartons in
Hampton Court nach Zeichnungen von R.
Dalton, sowie 7 Bll., davon 5 Landschaften,
zu dem Faksimile-Werk nach Zeichnungen
Guercinos, das Boydell um 1765 hcrausgab.
B a s a n, Dict. — S t r u 1 1, Dict. — Huber
ti. Rost, Handbuch IX 298. — Z a n i, Encicl.
III 117. — Heller, Handb. — Le Blanc,
Manuel. — S. Redgrave, Dictionary 1878.
— Meyer, Kstlerlex. (mit Vcrz. der Stiche). —
Graves, Soc. of Artists. IV. v. S.
Basire, James II. Sohn des Vorigen, gcb.
am 12. 11. 1769 zu London, f am 13. 5. 1822
in Chigwell Wells, war ebenfalls Stecher der
Society of Antiquaries und der Royal Society.
Ihm gehören die 17 Bll. nach dem Teppich von
Bayeux, nach den Zeichnungen von C. A. Stot-
hard. Publishcd by the Society of Antiquarics
of London. Vol. VI. 1819—1828. gr. qu. Fol.
Strutt, Dict. — Z a n i, Encicl. III 117. —
Le Blanc, Manuel. — Redgrave, Dict.
(1878). — Meyer, Kstlerlex. W. v. S.
Basire, James III, Sohn des Vorigen, geb.
1796, f am 17. 5. 1869 zu London, war eben-
falls Stecher der Soc. of Antiquaries und
stach für Gough’s English Cathedrals.
Redgrave, Dict 1878. W. v. S.
Basire, I s a a c, engl. Kupferstecher, geb.
1704, f am 24. 8. 1768, der Vater des weit
bekannteren Stechers James I B. — Isaac war
Kartenstecher, machte aber gelegentlich auch
ornamentale Stiche, z. B. das Titelkupfcr zu
Bailey’s Dictionary 1755.
Redgrave, Dict 1878. IV. v. S.
Baskerville, Miß Margaret, Bildhaue-
rn in Australien, stellte auf der Third Annual
Exhibition of the Yarra Sculptors’ Society,
Melbourne 1901 die lebensgroße Statue eines
blumenpflückenden Mädchens („Gathering
Flowers“) aus.
The Studio. 1901. XXIII 145: H. V.
Baslin, französ. Goldschmied, um die Mitte
des 17. Jahrh. Von ihm die Ecken, Mittel-
stücke und Schließen des Einbandes einer
Pergamenthandschrift des Denis Gaultier: La
Rhetorique des Dieux (kl. qu. Fol., im Be-
sitz des kgl. Kupferstich-Kabinetts Berlin).
Er ist wohl identisch mit dem Goldschmied
Claude B., welcher für den Hochaltar von
Notre-Damc zu Paris silberne Leuchter an-
gefertigt hatte, welche jedoch im 18. Jahrh.
durch vergoldete kupferne des Philippe Cafieri
ersetzt wurden.
Repert. f. Kstwissenschaft. VIII 107. — Nouv.
Archiv, de l’art frans. 3° Serie, VI. 1890 p. 5.
Anrakg. 2. H. V.
Baso, D. B 1 a s., Töpfer in Sevilla, der im
18. Jahrh. feines Steingut (Halbporzellan)
fertigte.
G e s t o s o, Artif. Sevill. I 74. M. v. B.
Basoco, Diego de, span. Architekt, Bild-
hauer und Kunstschreiner, geb. zu Gordejuela
in Biscaya, + 1621 in Valladolid. 1597 er-
scheint er als Kurator der minderjähr. Söhne
des Isaac de Juni. 1602 erwirbt er ein Haus
in der calle del Sacramento in Valladolid.
1619 erhält er eine Zahlung für den Altar
(dessen bildnerischer Schmuck von Gregorio
Hernandcz stammte) und das Chorgestühl der
Franziskanerkirche in Aranzazu in Guipuzcoa.
1620 ist er Zeuge im Testament der Anna
Maria de Juni, Gattin des Benito Chamosso.
1621 übernimmt er die Ausführung des Hoch-
altars der Kirche S. Miguel in Fuente Am-
pudia, gibt aber, da er erkrankt, diesen Auf-
trag an Pedro Martinez de Colina ab, macht
am 16. 11. 1621 sein Testament und muß un-
mittelbar darauf gestorben sein. Aus seiner
Ehe mit Bcrnardina de Carvajal hatte er eine
Tochter Magdalena, die 1610 den Bildhauer
Agustin Castano heiratete.
Llaguno y Amirola, Not. III 178, —
Marti y Monsö, Est. hist, artist. 404.
Af. v. B.
Basoli, Antonio, Maler von Dekoratio-
nen und Architektur-Prospekten, zu Anfang
des 19. Jahrh., gebürtig von Bologna. In der
Akademie daselbst, dann in Rom durch eigene
Studien wcitcrgcbildet, hatte er seinerzeit mit
dekorativen Arbeiten in Palästen und für
Theater großen Erfolg.
Meyer, Kstlerlex. III. H. V.
Basotti, s. liassott i.
Baspr§, d c, französ. Maler des 18. Jahrh.,
nur bekannt durch ein signiertes Gemälde in
der Kirche von Saint-Gondon, darstellend
Maria und Johannes unter dem Kruzifix (Ic-
bonsgr. Figuren l.
Invcnt. gin. d. Richess. d'art de la France.
Prov. Monum. relig. I 212. H. V.
599
t ■ i
TI
1
all II
Bass — Bassan
Bass, Johannes, Kupferstecher, tätig in
Elbing und Danzig, laut Bezeichnung auf sei-
nen Stichen 1G16 — 1655. Man kennt von ihm :
ein Bildnis des Königs von Polen, Wladislaus
Jagiello, dat. 1638, und dasjenige des Israel
Hopp; eine Kopie nach dem Dürerschen Se-
bastianstich B. 55, eine solche nach J. Callot,
Durchgang der Israeliten durch das rote
Meer ; ferner einige Ansichten von Danzig
(1652j und Elbing (1655).
K. v. R 6 z y c k i. Die Kupferstecher Danzigs,
1S93 p. 8. H. V.
Bassa, F e r r e r, s. Ferrcr.
Bassaeus, N i c o 1 a u s, gab um 1570 zu
Frankfurt a. M. Stickmuster in Holzschnitt
heraus.
Bassaget, französ. Maler und Lithograph
des 10. Jahrh., stellt in seinen Genrebildern
mit Vorliebe das Leben der Kinder dar. Fer-
ner hat er nach eigener Erfindung die fünf
Sinne und eine Monge architektonischer De-
tails aus verschiedenen Stilen lithographiert,
Regnier nach ihm einige weibliche National-
typen. — Wahrscheinlich derselbe Künstler,
der im Salon von 1824 zu Paris ein größeres
Gemälde, Abraham und Isaak, ausstellte.
Gäbet, Dictionnaire. — Meyer, Kstlerlex.
H. V.
Bassalectus, s. Vassalettus.
Bassan, Johann, Maler aus Glogau ; ar-
beitete 1659 am Hochaltar des Domes in
Glogau und wird noch 1668 urkundlich . er-
wähnt. c. B.
Bassan, Israel, Blumen- u. Dekorations-
maler in Verona, + 1792, 42 Jahre alt.
Zannandreis, Le Vite dei pittori, scul-
tori etc. Veronesi, ed. G. Biadego, Verona, 1891
p. 461. •*
Bassan, Salomon, Blumen-, Frucht- und
Küchenstillebenmaler in Verona, f 1770 im
Alter von 74 Jahren. — Diego Zannandreis,
der veroneser Lokalforscher, sah von ihm um
1825 in der dortigen Gallcria Salvctti ein
kleines Stilleben und rühmt an B.s Blumen-
und Fruchtstücken die Grazie und Frische, an
den Küchenstücken den guten Aufbau und die
treue Naturnachahmung, die an niederländi-
sche Arbeiten derart erinnerte. Jetzt sind
seine Bilder verschollen. — Er war der Leh-
rer seines Sohnes Israel, der ihn an Kunst-
fertigkeit nicht erreichte.
Zannandreis, Le Vite dei pitt., seult. etc.
Veronesi, ed. G. Biadego, Verona 1981 p. 461.
6oo
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